Darmstädter Tagblatt 1934


13. Juli 1934

[  ][ ]

Knzelnummer 10 Pfennige


Tet
N
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
Del wöchentlich 7maligem Erſcheinen vom 1. Juli

bis 31. Juſl 2 Reichsmark und 20 Pfennig Ab=
tagegebühr
, abgeholt 2. Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmark frei Haus. Poſtibezugspreis
im Juli ohne Beſtellgeld monatlich 2.40 Reichsmart.
Richterſcheinen einzelner Nummern infolge höherer
Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugzpreiſes. Beſtellungen und Abbeſſellungen durch
Fermruf ohne Verbindlichkeit für uns.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 194
Freitag, den 13. Juli 1934.
196. Jahrgang

Die 22 mm breite Zeile im Anzeigentell, 1 mm hoch,
7 pfennig. Die 92 mm breite Zeilie im Textteil 1 mm
hoch 100 Pfennig. Platzaufſchlag (nach vorheriger Ver=
einbarung
) ſür Placſerung unter Text oder an be=
ſimmter
Stelle 25 % Nabatt nach Staffel C.privatanzelgen
ſeinſpaltig) das feit gedruckte Leberſchriſtzwort 20 Pfg.
ſedes weitere Wort 8 Pfennig. Familſen• Anzelgen
die 22 mm breiſte Zeile 1 mm hoch 0 pfennig.
poſſcheckonto: Franffurt a. M. 1301. Bankkonio:
DD. Bank und Darmſtädter und Nationalbank.

England im Schlepptau.
Die Maklerrolle, die Frankreich für England auserfah. Die Schwächen des franzöſiſch=rufſiſchen Oſtlocarno=
Planes. England bauk 1000 neue Kriegsflugzeuge.

Der Köder.
Perlinar über Frankreichs Abſichken.
DNB. Paris, 12. Juli.
Der Außenpolitiker des Echo de Paris befaßt ſich nochmals
mit den Londoner Beſprechungen Barthous und ſetzt die Abſichten
Frankreichs wie folgt auseinander:
Rußland habe ſich ſeit dem Herbſt ſechsmal an die franzöſiſche
Regierung gewandt und Vorſchläge für eine diplomatiſche und
militäriſche Zuſammenarbeit gemacht. Beim letzten Male habe
Frankreich nicht umhin gekonnt, näher auf die ruſſiſchen Wünſche
einzugehen. Daraus ſei der Plan eines Oſt=Locarno entſtän=
den
. Wenn Deutſchland und Italien dieſen Plan nicht annehmen
würden, dann werde die franzöſiſche Regierung trotzdem ihre Be=
mühungen
fortſetzen, um Rußland, die Kleine Entente, die balti=
ſchen
Staaten und die Balkanſtaaten zuſammen zu bringen. Dieſes
Abkommen würde aber mehr oder weniger den Stempel eines
Defenſivabkommens nach dem Muſter des Balkanpaktes tragen.
Barthou habe ſich für dieſen Fall in London volle Handlungs=
freiheit
vorbehalten. Es liege daher im Interete der engliſchen
Regierung, Rom und Berlin davon zu überzeugen, daß der franzö=
ſiſche
Plan nicht abgeändert werden dürfe. In dieſem Zuſammen=
hang
weiſt Pertinax noch darauf hin, daß der engliſche Geſandte
in Warſchau ebenfalls bei der polniſchen Regierung vorſtellig wer=
den
würde. Aus der Tatſache, daß die polniſche Regierung durch
den engliſchen Geſandten unterrichtet werde, müßten alſo tief=
gehende
Schlüſſe auf die franzöſiſch=polniſchen Beziehungen ge=
zogen
werden. Schließlich habe man in London noch beſchloſſen,
das Büro der Abrüſtungskonferenz im September einzuberufen.
Wenn aber bis Ende dieſes Jahres keine poſitiven Ergebniſſe
in der Abrüſtungsfrage erzielt würden, dann werde man die
Konferenz endgültig aufgeben.
Deukſchlands Gleichberechkigung
und der oſteuropäiſche Hilfeleiſtungspakk.
DNB. London, 12. Juli.
Die zuerſt von franzöſiſcher Seite geäußerte Vermutung, daß
Frankreich möglicherweiſe Zugeſtändniſſe an Deutſchland in der
Gleichberechtigungsfrage machen werde, wenn Deutſchland an dem
Oſtpakt teilnehme, wird heute von engliſchen Blättern kurz ge=
treift
.
Der diplomatiſche Mitarbeiter des Daily Telegraph ſchreibt:
Einer der Gründe, die die engliſche Regierung dazu veranlaßte,
hre platoniſche Zuſtimmung und ihre diplomatiſche Unterſtützung
ür ein echtes Oſt=Locarno zu verſprechen, ſei die Hoffnung, daß
in ſolcher Pakt möglicherweiſe einen Ausweg aus der gegenwär=
igen
verfahrenen Abrüſtungslage ſchaffen könnte. Sir John
Simon beſteht darauf, daß die Unterzeichnerſtaaten eines ſolchen
Paktes gleiche Rechte und Verpflichtungen genießen ſollen. Wenn
ſaher Paris dieſe Frage mit Berlin aufnehme, werde Deutſchland
n der Lage ſein, von neuem für die Anerkennung der deutſchen
hleichberechtigungsforderung durch Frankreich zu verhandeln.
Der diplomatiſche Mitarbeiter des News Chronicle, Vernon
Bartlett, meldet, es beſtehe jede Wahrſcheinlichkeit, daß das durch
ine Beteiligung Deutſchlands am Oſt=Locarno=Pakt verurſachte
uſätzliche Sicherheitsgefühl in Frankreich die franzöſiſche Regie=
ung
in die Lage verſetzen würde, ihre Stellungnahme gegenüber
er deutſchen Gleichheitsforderung neu zu erwägen. Die engliſche
Zegierung werde keine Zeit verlieren, Deutſchland die Vorteile
es Paktes darzulegen. Wichtige Entwicklungen ſeien
icht vor dem Herbſt zu erwarten, wenn die Sow=
etunion
vorausſichtlich Mitglied des Völker=
undes
iſt. Der Londoner franzöſiſche Botſchafter Corbin habe
en räteruſſiſchen Botſchafter Maiſchky über die guten Ergebniſſe‟
es Barthou=Beſuches unterrichtet. Reuter zufolge ſoll in den näch=
en
Tagen eine weitere Zuſammenkunft zwiſchen den beiden Bot=
haftern
ſtattfinden. Die hauptſächlichen Vorbereitungsmaßnahmen
ür den oſteuropäiſchen Pakt, würden von jetzt an von der Sowjet=
(nion übernommen werden, da Frankreich ſeinerſeits nicht, die
lbſicht habe, ihm beizutreten. In der nahen Zukunft ſei mit ruſ=
ſchen
Schritten in Berlin, Warſchau und Prag zu rechnen, und
itwinow werde ſeine gewinnenden Eigenſchaften hauptſächlich
uf Berlin konzentrieren.
Das Echo de Paris gehört zu den franzöſiſchen Zeitun=
n
, die ſtets am beſten informiert ſind. Es verfügt zum Quai
Orſay wie auch zum franzöſiſchen Generalſtab über die beſten
eziehungen. Was es anzudeuten oder zu ſagen hat, beſitzt faſt
imer hochoffiziöſen Anſtrich.
Auch jetzt hat das Echode Paris die internationale Debatte, wie
ſich an die Reiſe Barthous angeſchloſſen hat, um einige hoch
deutſamen Nuancen bereichert. Wir wiſſen zwar ſchon längſt,
die Sowjetunion in mehr oder weniger loſer Form in
n Kreis der Staaten getreten iſt, die zu den militäriſchen
erbündeten Frankreichs gehören, dies iſt aber noch niemals ſo
utlich wie jetzt vom Echo de Paris zum Ausdruck gebracht
orden. Das Blatt weiſt darauf hin, daß die Ruſſen angeblich
rſchiedene Male um ein militäriſches Bündnis mit Frankreich
worben haben und daß die Pariſer Regierung ſchließlich auf
e ruſſiſchen Wünſche näher eingegangen iſt. Die Tatſache
tes militäriſchen Zuſammenſpiels beider Staaten iſt damit
gegeben und es ergibt ſich die Frage nach den inter=
ationalen
Auswirkungen des mehr oder min=
r
verkappten Bündniſſes. Dieſe Frage werden alle
ölker ſtellen, das deutſche ebenſo wie das engliſche. England
t im Inneren Aſiens heute genau wie früher die Ruſſen
gen ſich, die natürlich ganz anders paktieren können, wenn ſie
ſſen, daß ſie ſich in jeder Beziehung auf Paris verlaſſen

können. England hat in der Vergangenheit alles verſucht, um
Rußland und Frankreich voneinander fernzuhalten. Es iſt jetzt
ſo weit gegangen, auf das Oſtlocarno poſitiv zu reagieren, um
mit Hilfe dieſes Paktes zu verhindern, was längſt Wirklichkeit
geworden iſt.
Das Spiel der Diplomaten wird jetzt einſetzen. In welcher
Richtung ſie ſich bewegen, deutet das Echo de Paris ziemlich
unverblümt an. Staaten, die vom Oſtlocarno nichts wiſſen
wollen, werden mit einem ſtarken Druck Frankreichs zu rechnen
haben. Sie werden außerdem erkennen müſſen, daß Frankreich
ſeinen Oſtpakt, wenn auch auf verkleinerter Baſis unter Dach
bringt.
Es iſt ganz gewiß nicht unintereſſant, einmal die
Front im Oſten abzutaſten, um feſtzuſtellen, ob
Staaten in dem von Frankreich beabſichtigten
Kreis miteinander harmonieren. Die Polen kön=
nen
dem Oſtlocarno keinen großen Geſchmack abgewin=
nen
, ſie haben ſich zudem mit Rußland direkt durch einen Nicht=
angriffspakt
geſichert und auch den Frieden nach Deutſchland
hin untermauert. Wegen des Wilna=Konfliktes ſcheinen Aus=
gleichsbeſtrebungen
im Gang zu ſein, während nach der Tſchecho=
flowakei
hinüber der Teſchener Streit nach wie vor um ſich
frißt. Zwiſchen Deutſchland und Litauen blieb, im
Rahmen einer derartigen Konſtruktion der Memelkonflikt,
an deſſen Ausräumung die Litauer offenbar nicht denken, ſo
daß ſchon aus dieſem Winkel heraus irgendeine Neigung zu=
gunſten
des Oſtlocarno=Paktes gar nicht aufkommen kann. Würde
man die Oſtprobleme noch genauer unter die Lupe nehmen,
dann ergäben ſich weitere Gegenſätzlichkeiten, die dem regionalen
Abkommen von vornherein jeden Wert nehmen müſſen, weil
die Beteiligten die Furcht nicht verlieren, daß
aus dieſen Konflikten heraus die Waffen=
anwendung
erwächſt, die in dem Regionalpakt
Frankreichs drohend verborgen liegt.
Weiter ergibt ſich die Frage, oh das franzöſiſche Syſtem
die bewährten unmittelbaren Nichtangriffsver=
träge
für alle Zeiten ausſchließt und ob ein Oſt=
locarno
jedem Staat volle Gleichberechtigung
bringt, eine Gleichberechtigung, über die wir uns in der
Vergangenheit in anderem Zuſammenhang ſehr eingehend ge=
äußert
haben.
England hat ſich durch den franzöſiſchen Außenminiſter
Barthou wieder einmal auf ein Gleis ſchieben laſſen, von
dem niemand weiß, wo es einmündet. Der Friede ſteht
ganz gewiß nicht an ſeinem Ende. Denn dann
brauchte man nicht zu gleicher Zeit das Rüſtungstempo überall
zu verſchärfen. Was ſoll aber ein Oſtlocarno, wenn gleichzeitig
einer der Hauptintereſſenten noch militäriſche Sicherheit in
Frankreich ſucht und findet. Es kann ſchließlich nur
das eine oder das andere geben: Sicherheit
durch militäriſche Vorbeitungen oder Sicher=
heit
durch gegenſeitiges Vertrauen, durch den
ehrlichen Willen, dem Frieden zu dienen. Das Vertrauen wird
aber gerade durch diejenigen zerſtört, die mit Sicherheitspakten
hanſieren gehen, gleichzeitig aber dieſe Verträge durch militä=
riſche
Bündniſſe und eine auffällige Aktivität ihrer General=
ſtabschefs
entwerten.
Rieſiges Aufrüſkungsprogramm
für die engliſche Luftflokke.
Kund 1000 neue Flugzeuge für Heer und Marine.
DNB. London, 12. Juli.
Das Aufrüſtungsprogramm für die engliſche Luftflotte, das
Baldwin vor der Sommervertagung des Parlaments mitteilen
wird, umfaßt Preſſemeldungen zufolge, u. a. folgende Maß=
nahmen
:
Die Gleichheit der engliſchen Luftſtreitkräfte mit der franzö=
ſiſchen
Luftflotte ſoll durch ein Fünfjahrprogramm bis zum Jahre
1940 hergeſtellt ſein. Bis zu dieſem Zeitpunkt wird die engliſche
Luftflotte etwa 4850 neue Geſchwader, d. h. rund 500 neue
Kriegsflugzeuge in Dienſt ſtellen, falls das Programm nicht durch
eine Aenderung in der internaitonalen politiſchen Lage einge=
ſchränkt
wird.
Die Erhöhung des engliſchen Luftfahrthaushalts im nächſten
Jahre wird vorausſichtlich eine Million Pfund betragen. Weitere
Erhöhungen werden in den darauffolgenden Jahren eintreten.
Die Luftſtreitkräfte der engliſchen Hochſeeflotte werden gleich=
falls
um etwa 400500 Flugzeuge verſtärkt werden. Die genaue
Zahl hängt jedoch von dem Ergebnis der nächſtjährigen Flotten=
konferenz
und davon ab, ob Amerika und Japan einer von Eng=
land
gewünſchten Einſchränkung ihrer Marineluftſtreitkräfte zu=
ſtimmen
.
Etwa 1215 neue Kriegsflugplätze ſollen in verſchiedenen
Landesteilen Englands errichtet werden, davon drei im Süden,
Südoſten und Oſten von London und ein vierter, ſtark geſchützter
Flugplatz für Bombenflugzeuge im Nordweſten der Hauptſtadt.
Gleichzeitig wird das Luftfahrtminiſterium einen intenſiven Re=
krutierungsfeldzug
für die verſtärkte Luftflotte durchführen.
Wahrſcheinlich wird auch die engliſche Territorialarmee mit
Kampf= und Verfolgungsflugzeugen ausgerüſtet und damit in den
Rahmen des allgemeinen Luftverteidigungsſyſtems einbezogen
werden.
* Herr Barthou hat nach ſeiner Ankunft in Paris, wie das
ſo üblich iſt, an ſeinen engliſchen Kollegen im Außenamt ein
Danktelegramm geſchickt und darin zum Ausdruck gebracht, daß der
(Fortſetzung auf Seite 2, erſte Spalte.)

Hyänen über Memel.
Von unſerem Berichterſtatter.
Br. Memel, den 10. Juli 1934.
Nach der gewaltſamen Beſeitigung der rechtmäßigen Memel=
regierung
arbeitet im Memelgebiet die Litauiſierungsmaſchine
mit Hochdruck. Zunächſt iſt das vom litauiſchen Gouverneur ein=
geſetzte
Direktorium Reiſgys an die Zerſchlagung des autonomen
Beamtenapparats herangegangen. Beamte, die nahezu ein Men=
ſchenalter
ihre Kräfte dem Memelland gewidmet haben, ſind
kurzerhand entlaſſen worden, weil ſie angeblichen ſtaatsfeind=
lichen
Parteien angehört haben. Bei anderen mußte der Vor=
wand
herhalten, daß ſie die litauiſche Sprache nicht beherrſch=
ten
, obgleich nach dem Autonomieſtatut beide Sprachen, deutſch
und litauiſch, als gleichberechtigt anerkannt ſind! Die Nachfolger
der Entlaſſenen ſind Litauer. Ob nun ſie die deutſche Sprache
beherrſchen, danach wird natürlich nicht gefragt, obwohl im
Memelgebiet jeder deutſch verſteht, und nur die wenigſten des
Litauiſchen mächtig ſind.
Das offizöſe Kownower Regierungsorgan, der Lietuvos
Aidas, hat die widerrechtliche Poſtenräuberei mit der höhniſchen
Bemerkung abgetan, daß nur die wahren Beſitzer ſich gemeldet
hätten. In Wirklichkeit iſt es jedoch ſo, daß ſich nun nach der
Abſetzung des Präſidenten Schreiber alle jene politiſchen Aas=
geier
und Schmarotzer aus ihren Schlupfwinkeln wieder hervor=
gewagt
haben, um wie Hhänen das Schlachtfeld abzugraſen
und ſich die beſten Poſten zu ſichern. Die Litauer haben es denn
auch für nötig gehalten, in Memel große Siegesfeiern abzu=
halten
und dabei Seiner Gnaden, dem Herrn Gouverneur,
wie es in einer Entſchließung hieß, ihren beſonderen Dank ab=
zuſtatten
, daß er ſie wieder an die Futterkrippe gebracht hat.
Im übrigen werden die aus ihren Aemtern vertriebenen
Memelbeamten mit wüſten Beſchimpfungen belegt. Der Lietuvos
Aidas ſpricht von ſchmutzigem Geſindel, das eigentlich ins
Gefängnis gehöre. Und der berüchtigte Großlitauer Simo=
naitis
, einer der Hauptakteure des Memelraubes, hat es
fertig gebracht, in einer dieſer Siegesverſammlungen von dem
abgeſetzten Landespräſidenten Schreiber, der über zwei Jahre
ſeine ganze Kraft in den Dienſt des Landes geſtellt hat, der das
Vertrauen der Bevölkerung auch heute noch beſitzt, und der
ſeinerzeit von den damaligen litauiſchen Gouverneuren auf die=
ſen
Poſten berufen wurde, als von einem Hergelaufenen zu
ſprechen. Wo in Wirklichkeit das Geſindel und die Hergelaufenen
ſitzen, zeigt ſich deutlich, wenn man diejenigen, die heute die
maßgebenden Poſten in Memel bekleiden, etwas näher unter die
Lupe nimmt.
Man braucht ſich nur Herrn Simonaitis anzuſehen, der für
beſondere Aufgaben in die Memeler Landesregierung berufen
wurde, und der jetzt zum Oberbürgermeiſter der alten deutſchen
Ordensſtadt Memel gemacht worden iſt. Simonaitis der früher
Landrat in Memel war, hat es mit ſeinen Amtspflichten nie
ſehr ernſt genommen. Die Spatzen pfeifen es in Memel von den
Dächern, daß er infolge ſeines leichtſinnigen Lebenswandels bis
über beide Ohren in Schulden ſteckt, und daß er wiederholt auch
Amtsgelder für ſeine perſönlichen Bedürfniſſe verwendet hat.
So erhielt der damalige Landrat einmal 5000 Lit ausgehän=
digt
, die er der Kreiskaſſe in Heydekrug abliefern ſollte. Er kam
aber damit nicht weiter als bis zu einigen Gaſthäuſern, und
ſchließlich vergaß er die Ablieferung des Geldes ganz, da er
ſie bei Alkohol mit lockerer Frauengeſellſchaft durchgebracht
hatte. Kein Wunder, wenn ihn ſelbſt die Litauer ablehnen, und
wenn ihm, als der Gouverneur ihn vor einigen Monaten zum
Führer der Litauer des Memelgebiets beſtimmte, prompt in
einer Verſammlung der ländlichen Vertauensleute der Litau=
iſchen
Organiſationen das einſtimmige Mißtrauen ausgeſprochen
wurde. Der neuernannte Stadtſchulrat Simaitis genießt
ebenfalls nicht den beſten Ruf, und der jetzige Direktor des
litauiſchen Gymnaſiums, Dr. Trukanas, mußte ſein Amt als
früherer Geiſtlicher infolge ſittlicher Verfehlungen aufgeben.
Dem neuen Präſidenten Reiſgys iſt bereits zweimal vom
memelländiſchen Landtag das Mißtrauen ausgeſprochen worden,
einmal als Landesdirektor und einmal als Präſidenten, weil er
ſein Amt dazu mißbraucht hatte, ſeine minderwertigen politi=
ſchen
Freunde zu ſchützen. So hat er damals z. B. ein Diſzipli=
narverfahren
gegen einen Moorvogt, der amtliche Gelder unter=
ſchlagen
hatte, einſtellen laſſen. Und kaum war er jetzt Präſident
geworden, als er ſich die Akten eines Diſziplinarverfahrens
gegen ein Mitglied ſeiner Regierung, gegen den Landesdirektor
Jonuſchaitis, kommen ließ, ſicher nur zu dem Zweck, auch
dieſes Verfahren unter den Tiſch fallen zu laſſen. Jonuſchaitis
war als Wieſenbaumeiſter beim Landratsamt in Heydekrug
angeſtellt. Weil er nicht imſtande war, dieſes Amt zu verwalten
und dem Kreis dadurch ungeheurer Schaden zugefügt wurde,
mußte das Amt einem Fachmann übertragen und er anderweitig
beſchäftigt werden. Dieſer für die Führung der Geſchäfte eines
Wieſenbaumeiſters unfähige Mann ſitzt natürlich ebenfalls nur
wegen ſeiner großlitauiſchen Einſtellung in der memelländiſchen
Regierung. Und auch er will offenbar ſeine Tätigkeit mit einer
Schiebung einleiten, da er ſich bereits angelegentlich für ein
Verfahren wegen Steuerhinterziehung gegen einen ſeiner politi=
ſchen
Freunde, den Großlitauer Labuttis, intereſſiert hat, deſſen
Akten ebenfalls durch das Direktorium von dem zuſtändigen
Amtsgericht angefordert ſind.
Derartige Beiſpiele für die litauiſche Korruptionswirtſchaft
im Memelgebiet und für die Minderwertigkeit der heutigen
Machthaber könnten noch beliebig vermehrt werden. Die memel=
ländiſche
Bevölkerung ſelbſt bis in die litauiſchen Kreiſe hinein,
will von ſolchen Führern natürlich nichts wiſſen. Der litauiſche
Gouverneur aber hält dieſe Kreaturen für geeignet, das deutſche
Memelland regieren und von ihnen die deutſche Kultur zer=
ſchlagen
zu laſſen.
Nach Artikel 1 des Memelabkommens hat Litauen das
Memelgebiet nur unter der Bedingung der Erfüllung der im
Memelſtatut vorgeſchriebenen Bedingungen von den alliierten
und aſſoziierten Mächten zugeſprochen erhalten. Die bedingungs=
loſe
Durchführung der Autonomie war überhaupt die Voraus=
ſetzung
für die Unterſtellung des Memelgebiets unter die
Souveränität Litauens. Nachdem Litauen die Autonomie prak=
tiſch
ſozuſagen beſeitigt hat, hat es damit auch ſeinen ſogenann=
ten
Rechtsanſpruch auf das Memelgebiet nach den Beſtimmung
gen des Abkommens verwirkt. Verantwortlich für das weiterg

[ ][  ][ ]

Seite 2 Nr. 191

Schickſal des Memelgebiets ſind in erſter Linie die Unter=
zeichnermächte
des Memelabkommens, Frankreich, England, Ita=
lien
und Japan. Die Mächte haben, wie das auch in der
deutſchen Note zum Ausdruck kommt, die Pflicht ſofort einzu=
ſchreiten
, um die Bevölkerung von den litauiſchen Schmarotzern
zu befreien und ein allgemeines Chaos zu verhindern.

(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
Meinungsaustauſch die gute Verſtändigung zwiſchen den beiden
Ländern auf das Glücklichſte entwickelt habe und daß der europä=
iſche
Frieden, der das gemeinſame Ziel der beiderſeitigen Be=
mühungen
ſei, durch dieſe Beſprechungen gefeſtigt worden iſt. Die
rauhe Wirklichkeit ſpricht allerdings eine andere Sprache, denn
überall wird mit Hochdruck aufgerüſtet. Eigentlich hätte das Er=
gebnis
von Barthous Londoner Reiſe ein Ausſcheiden weiterer
Rüſtungspläne aus der internationalen Diskuſſion ſein müſſen,
ſoweit ſie ſich auf die engliſche und franzöſiſche Aufrüſtung be=
ziehen
.
Eben iſt Herr Barthou in Paris wieder eingetroffen, da fan=
gen
die Engländer an, Einzelheiten aus ihrem Aufrüſtungspro=
gramm
zu veröffentlichen. Wie reimt ſich das über den Kanal
zuſammen? Gegen wen richtet ſich dieſe Aufrüſtung? Deutſchland
hat keine Luftflotte. Wer ſollte England denn vom Süden her
angreifen? Es iſt doch immerhin inrereſſant, daß wenigſtens die
engliſche Fachpreſſe ſo aufrichtig iſt, über die Angriffsmöglichkeiten
klar und offen zu diskutieren. Obwohl beide Generalſtäbe neuer=
dings
zuſammenarbeiten, ſieht es doch nicht ſo aus, als ob die
Entente cordiale um den kürzlich aus der Vorkriegspolitik
hervorgeholten Ausdruck auch einmal zu gebrauchen ſo herzlich
iſt, das gegenſeitige Mißtrauen verſchwinden zu laſſen.

Einladung Deukſchlands zur Flokkenkonferenz?

Ueber die Ergebniſſe der Londoner Beſprechungen des
franzöſiſchen Marineminiſters Piétri, der heute nach Paris zu=
rückkehrt
, ſchreibt der Intranſigeant, daß man auf die Frage,
ob Deutſchland zu der Flottenkonferenz von 1935 eingeladen
werde, keine genaue Auskunft erhalten habe. Der allgemeine
Eindruck ſei jedoch der, daß eine Einladung an Deutſchland
erfolgen werde. Der freundſchaftliche, ja herzliche Empfang der
gegenwärtig den deutſchen Kreuzern Königsberg und Leip=
zig
in Portsmouth zuteil werde, werde ſo ausgelegt, daß Eng=
land
damit den Wunſch habe ausdrücken wollen, die deutſche
Marine auf gleichem Fuß, wenigſtens was die Konferenz an=
belange
, zu behandeln.

* Pariſer Zwieſpälkigkeiken.
Von unſerem A=Korreſpondenten.

War Barthous Londoner Reiſe zeitgemäß? Die Frage wird
hier jetzt in allen politiſchen Kreiſen geſtellt. Man fragt ſogar
weiter, ob es taktiſch richtig war, England in dieſem Augenblick
eine Entſcheidung über die franzöſiſche Bündnispolitik nahe zu
legen. Es iſt gar nicht geklärt, inwieweit die franzöſiſche Bündnis=
politik
ſich mit dem Vertrag von Locarno vereinbaren läßt. Das
iſt einer der kritiſchſten Punkte der außenpolitiſchen Konzeptionen
Barthous..:
Aber die Londoner Reiſe iſt nicht der einzige
Prüfſteinder Politik der Regierung. Die Tagung des
Nationalrates der Kriegsteilnehmer in Paris wurde in den poli=
tiſchen
Kreiſen mit peinlicher Erregung erwartet, und man denkt
an ſie jetzt ohne Freude zurück.
Gewiß, man kann es nicht ſagen vor allem vor der Oeffent=
lichkeit
nicht , aber man empfindet das geſchloſſene Auftreten
der Frontkämpfer in der politiſchen Arena als äußerſt unan=
genehm
. Man will um keinen Preis zulaſſen, daß ſie zu den ein=
zelnen
politiſchen Fragen Stellung nehmen und ein Urteil über
die Politik der Regierung fällen. Nach dem Kriege iſt es den
franzöſiſchen Politikern gelungen, die Frontkämpfer als politiſchen
Faktor auszuſchalten. Die Redensarten und Begründungen, mit
denen das umgeben wurde, kann man ſchön und richtig oder auch
falſch finden. Die Auffaſſungen darüber gehen auseinander. Die
Tatſache aber bleibt, daß es im heutigen Frankreich nicht mehr
möglich iſt, die Frontkämpfer politiſch zu ignorieren, man empfindet
es in politiſchen Kreiſen vielfach peinlich, daß ein außerparlamen=
tariſcher
Faktor über die Politik der Regierung urteilt und die
Regierung gezwungen iſt, dieſem Urteil Rechnung zu tragen. Man
zieht ihr moraliſches Recht dazu nicht in Zweifel, aber diejenigen,
deren politiſche Bibel Montesquieu iſt, ſind in Verlegenheit. Und
ſie ſind zahlreich in der franzöſiſchen Kammer, darunter viele der
beſten Köpfe. Es iſt bekannt, daß die franzöſiſchen Frontkämpfer
nicht geneigt waren, ihre Zufriedenheit mit der Politik der Re=
gierung
Doumergue auszudrücken. Ein vernichtendes Mißtrauens=
votum
wurde mit knapper Not vermieden. Aber das eigentliche
politiſche Problem liegt tiefer. Und es wurde dadurch, daß es
einer geſchickten politiſchen Bearbeitung gelang, ein eklatantes

Volksdeutſches Zitat.

An die Auslandsdeutſchen! Ihr könnt
wieder erhobenen Hauptes und voll echten Stolzes zwiſchen
anderen Nationen wandeln, weil eure eigene Nation wie=
der
den Begriff Ehre kennt. Das Wunder iſt geſchehen:
Es iſt ein neues Volk erſtanden in der Heimat. Ihr Deut=
ſchen
draußen verfluchtet den Streit der deutſchen Länder
und Ländchen, den Zank der Parteien und Parteichen,
denn ihr kanntet nur Deutſchland und Deutſche. Die in
der Heimat ſind inzwiſchen zu Deutſchen geworden und
wollen nichts anderes ſein als Deutſche. Der Wunſch des
greiſen, verehrungswürdigen Reichspräſidenten, des Gene=
ralfeldmarſchalls
von Hindenburg, nach Einigkeit wurde
durch Adolf Hitler erfüllt. Nie in ſeiner langen Geſchichte
war Deutſchland ſo einig wie heute.
Reichsminiſter Rudolf Heß.

Bor der zwölfken Afrika=Expedikion.

Leo Frobenius erzählt.

Der berühmte Afrikaforſcher Geheimrat Prof.
Leo Frobenius, der im Herbſt dieſes Jahres
zu einer zwölften Afrika=Expedition aufbrechen
will, berichtete unſerer Rulo=Mitarbeiterin über
ſeine bisherige Forſchertätigkeit und von zu=
künftigen
Plänen folgendes:
Seit einigen Monaten bin ich aus Afrika zurück. Das
Wort hat für den, der nun bald ein dutzendmal die große
Heimkehrſtunde erleben durfte, einen tiefen Sinn. Es iſt ſein
Wort, das zur Rückſchau auffordert, den Blick leitet über eine
Kette von Erlebniſſen, Enttäuſchungen und Erfüllungen. Das
Wort bedeutet uns ſtets den Ausdruck der Dankbarkeit, die in
faſt zerſpringender Weiſe die Bruſt weitet.
Aus Afrika zurück. Der Blick gleitet rückwärts: das letzte
Mal die Fahrt durch die lybiſche Wüſte, das Jahr vorher der
beſchwerliche Ritt durch die ſommerlich heiße Sandwüſte, vor=
her
die langen Fahrten durch Südafrika bis über die erſte
Ansfahrt hinweg. Die erſte Ausfahrt, die 1904 zum Kongo

Mißtrauenspotum zu vermeiden, und daß es einer noch geſchickte=
ren
Polizei gelang, peinliche Inzidenten zu verhüten, nicht gelöſt.
Zwieſpalt in der Beurteilung der Londoner
Reiſe und Zwieſpalt in der geſamten Politik. In
dieſem pſychologiſchen Moment kam die außenpolitiſche Rede des
Reichsminiſters Rudolf Heß. Es iſt verſtändlich, daß ſie diejenigen,
die dazu in der Pariſer Preſſe Stellung nehmen mußten, in Ver=
legenheit
brachte. Das kam deutlich zum Ausdruck. Was aber nicht
zum Ausdruck kam und nur aus direkten Kontakt feſtzuſtellen iſt,
das iſt die Tatſache, daß wohl nur ſelten die Rede eines aus=
ländiſchen
Staatsmannes in Frankreich in ſo tiefe Schichten drang.

Ein Aufruf des Landesbiſchofs Dr. Dietrich.

EPH. Der Herr Landesbiſchof erläßt folgenden Aufruf und
Anordnung: Die Ereigniſſe des 30. Juni 1934 haben auch den
Blinden die Augen geöffnet und die einzigartige Größe des Füh=
rers
, die bei mir immer feſtſtand, aller Welt gezeigt. Er iſt uns
von Gott geſchenkt. Und wer jetzt nicht vorbehaltlos auf ſeine
Seite tritt, iſt böſen Willens: reaktionär. Ich wende mich an
die mir unterſtellten Geiſtlichen unſerer Landeskirche. Es iſt der
Wille des Führers, daß eine Deutſche Evangeliſche Kirche wird.
Er wartet ſeit den Julitagen des Jahres 1933 darauf. Theolo=
giſche
Streitigkeiten der Pfarrer haben es bis zur Stunde dazu
nicht kommen laſſen. Der Führer hatte lange genug gewartet.
Ich verbiete daher für den Bereich der Evangeliſchen Landeskirche
Naſſau=Heſſen jede Zugehörigkeit der Geiſtlichen zum Pfarrer=
notbund
und zur Pfarrerbrüderſchaft, oder die Mitwirkung an
der Bildung und Teilnahme an ſogenannten Freien Synoden.
Geiſtliche, welche bisher dazu gehörten, haben die Verbindung ſo=
fort
zu löſen.
Ich betone zum letztenmal, daß Bibel und Bekenntnis bis
zur Stunde keinen Augenblick in unſerer Landeskirche in Gefahr
waren, höchſtens bei jenen vermeintlichen Schutzherren einer
theologiſchen Exiſtenz heute‟. Geiſtliche, welche dieſer Verord=
nung
nunmehr nicht nachkommen, machen ſich nach § 2 des Kir=
chengeſetzes
über Dienſtvergehen der Geiſtlichen und Kirchenbeam=
ten
vom 22. März 1934 (Geſetz= und Verordnungsblatt. Seite 51)
eines Dienſtvergehens ſchuldig. Gegen ſie wird ein Diſziplinar=
verfahren
eröffnet mit dem Ziele der Entfernung aus dem
Kirchenamt.

Eine Anordnung der Arbeitsfronk.
Kein Berkauf von Einkriktskarken uſw. in Bekrieben.

DNB. Berlin, 12. Juli.
Das Preſſe= und Propagandaamt der DAF. gibt folgende
Anordnung des Leiters des Organiſationsamtes der DAF.
Claus Selzner bekannt:
In der letzten Zeit mehren ſich die Klagen, daß die Be=
triebe
von Vertreibern von Eintrittskarten, Abzeichen und allen
möglichen Zeitungen und Büchern in der unerträglichſten Weiſe
überlaufen werden. An ſämtliche Betriebsführer, Mitglieder
des Vertrauensrates und Zellenobleute ergeht daher die Anord.
nung, jeden Verkauf in ihrem Betrieb unter allen Umſtänden
ſtrengſtens zu verbieten. Eine Ausnahme iſt nur dann zuläſſig,
wenn eine ſchriftliche Genehmigung der zuſtändigen Kreis=
betriebszellenabteilung
oder des Kreiswalters der DAF. vor=
zu
bringen, iſt ſchriftliche Meldung an die zuſtändigen Dienſt=
ſtelle
haben keine anderen Dienſtſtellen das Recht, Verkaufs=
genehmigungen
oder Empfehlungen zu geben. In Fällen, wo
trotzdem verſucht wird, irgendwelche Gegenſtände an den Mann
zubringen, iſt ſchriftliche Meldung an die zuſtändigen Dienſt=
ſtellen
der DAF. zu machen.
Die Bezirksleitung der Deutſchen Arbeitsfront teilt hierzu
mit: Auf Anfrage teilt das Reichspreſſe= und Propagandaamr
der Deutſchen Arbeitsfront mit, daß ſämtliche Karten für die
Veranſtaltungen der NS=Gemeinſchaft Kraft durch Freude in
den Betrieben verkauft werden dürfen. Durch dieſe Anordnung
ſind alle früheren Bekanntmachungen, die das Gegenteil be=
ſagen
, widerrufen und es iſt keine Dienſtſtelle befugt, dem Kar=
tenverkauf
in den Betrieben irgendwelche Schwierigkeiten ent=
gegenzuſetzen
.

Die Errichtung und der Betrieb von Rundfunkempfangs=
anlagen
zur Aufnahme der Reichstagsrede des Führers am 13.
Juli iſt allen Volksgenoſſen ohne beſondere Genehmigung ge=
ſtattet
. Gebühren werden von der Deutſchen Reichspoſt nicht
erhoben, wenn die Anlagen nach Beendigung der Rede ſogleich
abgebaut werden.

Bunsgermchtgegen Sochrund eandervertcier

Vor der konſtikuierenden Sikung.

Der Reichskanzler hat am Donnerstag auf Vorſchlag des
Reichsjuſtizminiſters die Mitglieder des Volksgerichtshofs er=
nannt
. Der feierliche Zuſammentritt des Volksgerichtshofs er=
folgt
am Samstag, dem 4. Juli, vormittags 10 Uhr, im großen
Saale des Preußenhauſes, Eingang Prinz=Albrecht=Straße. Reichs=
juſtizminiſter
Dr. Gürtner wird die Einführungsrede halten und
die feierliche Verpflichtung der Mitglieder des Volksgerichtshofs
vornehmen.

* Das Reichskabinett hat am 24. April 1934 ein Geſetz zur
Aenderung von Vorſchriften des Strafrechts und Strafverfahrens
verabſchiedet. Hinter dem nichtsſagenden Titel der Vorlage ver=
barg
ſich aber eine unerhört ſcharfe Waffe gegen
Hoch= und Landesverräter. Ein Volksgerichtshof wird
nach dem Willen des Geſetzgebers vorgeſchrieben und wird, am
Samstag ſeine konſtituierende Sitzung abhalten. Er wird künf=
tig
alle Fälle zu bearbeiten haben, die ſich auf die erwähnten
Verbrechen beziehen.
Vorweg darf bemerkt werden, daß gegen die Urteile des
Volksgerichtshofs kein Einſpruchsrecht gibt, daß die Entſcheidun=
gen
endgültig ſind, und daß außerdem der Volksgerichtshof bei
der Urteilsfindung abſolut unabhängig von der Rechtſprechung
des Reichsgerichts iſt. Es ſind für das Volksgericht lediglich die
Beſtimmungen des Geſetzes vom 24. April maßgebend, die an die
Stelle der einſchlägigen Paragraphen des Strafgeſetzbuches ge=
treten
ſind.
Während bisher Hoch= und Landesverräter noch mit verhält=
nismäßig
milden Urteilsſprüchen rechnen konnten, wird künf=
tig
von der Todesſtrafe rückſichtslos Gebrauch
gemacht, wenn es im Intereſſe des Staates, des
Volkes, der Regierung, der Staatsordnung, des
Staatsweſens und der Landesverteidigung er=
forderlich
iſt. Es würde zu weit führen, wollte man im ein=
zelnen
die neugeſchaffenen Paragraphen noch einmal wiederholen.
Es genügt, darauf aufmerkſam zu machen, daß beim Hochverrat
ſchon die Vorbereitung einer ſtaatsfeindlichen Organiſation ge=
nügt
, um ein Todesurteil auszulöſen.

Der Volksgerichtshof wird noch eine Reihe von Fällen
abzuurteilen haben, die ſich auf die kommuni=
ſtiſche
Verſchwörung der letzten Jahre oder zu
Beginn dieſes Jahres beziehen. Auch verſchie=
dene
Akte des Landesverrats, die mit der kom=
muniſtiſchen
Bewegung zuſammenhängen, ſind
abzuurteilen. Das Gericht hat ſich auch mit den
jüngſten Ereigniſſen zu beſchäftigen. Es iſt damit
zu rechnen, daß in den jüngſten Wochen und Monaten noch ver=
ſchiedene
Todesurteile oder andere ſehr hohe
Strafen gefällt werden. Sie werden zuſammen mit der
Exiſtenz des Gerichtshofs überhaupt genügen, um jedem die Luſt
nach ſolchen Vergehen zu nehmen. Der Wille und die Abſicht
der Reichsregierung war es, nicht nur eine Waffe zu ſchmieden,
die auf Staats= und Volksfeinde niederſauſen, ſondern die auch
abſchreckend wirken ſoll, um von vornherein das zu verhindern,
was auf Grund des Aprilgeſetzes in der ſchärfſten Form zu ahn=
den
iſt.
Das Geſetz iſt nicht einer Laune entſprungen. Es lag aus
der Vergangenheit ſo viel Material vor, daß die Reichsregierung
förmlich gezwungen war, die bisherigen Strafbeſtimmungen gegen)
Hoch= und Landesverrat im Strafgeſetzbuch neu zu faſſen. Heutel
beſteht für jeden Gewißheit, daß ſein Leben auf dem Spiel ſtehty
mindeſtens aber ſeine perſönliche Freiheit auf Jahrzehnte, wenn
nicht gar lebenslänglich, falls ſich bei ihm Neigung zum Landes;
oder Hochverrat einſtellen ſollte. Auch für Menſchen, die aus
fanatiſchem Trotz gegen die Staatsform irgend wann einmall
Sturm zu laufen verſuchen oder ſo verkommen ſind, daß ſie ſich
in den Dienſt von Spionageorganiſationen ſtellen,
werden iſoliert bleiben, weil die geſetzlichen Beſtimmungen aus=
reichen
, die Gewinnung von Mitarbeitern bei ihrem unehrenhaf=
ten
Handeln zu verhindern. Das Geſetz wird dazu führen, Hoch=
und Landesverräter durch diejenigen zu entlarven, an die ſie ſich
zu wenden verſuchen. Es iſt ausdrücklich vorgeſchrieben, daß
Straffreiheit dort eintritt, wo derartige Unterneht
mungen verhindert werden. Das Geſetz wird alſo nicht
nur den inneren Frieden ſichern, ſondern uns gleichzeitig einen
wirkſamen Schutz gegen unterirdiſch arbeitende Feinde von außen
gewähren.

führte und zurück zur Aufſtellung des erſten Planes, den Erd=
teil
Afrika kulturgründlich zu erforſchen. Das war 1894 ge=
weſen
. Damals lenkte das Weſen und Denken unſeres Faches
der alte Baſtian und Baſtian empfing damals in behaglich
ſchmunzelnder Weiſe einen jungen Mann, der ihm den Plan
vorlegte, daß Afrika fachlich erforſcht werden müſſe. Damals
wurde eine Zeichnung aufgeſtellt, die heute noch vorhanden iſt.
Da war Afrika genau eingeteilt und es waren ſo und ſo viele
Mitarbeiter vorgeſehen, Baumann und wie ſie alle heißen, und
in zwanzig Jahren ſollte von einer ganzen Reihe von Männern
das Werk ausgeführt werden.
Die Abſicht war, eine möglichſt vollendete Ueberſicht über
die Kulturverhältniſſe des Erdteils zu gewinnen. Das Meiſte
von dem, was wir damals beſaßen, waren Zufallsgaben, war
heimgebracht worden von Ingenieuren, Offizieren, Beamten und
Miſſionaren. Nun ſollte das anders werden! Das war der
Gedanke des jungen Leo Frobenius! Der Gedanke wurde zu
Papier gebracht, in Karten gefaßt, geleſen und zu den Akten
gelegt.
Zehn Jahre vergingen 18941904. Der junge Mann ſitzt
am Schreibtiſch, reiſt von Muſeum zu Muſeum: immer deutlicher
wird das Bild, es entſteht in dieſer Zeit das, was wir heute
die Kulturkreislehre nennen, d. h. jene andere Welt=
anſchauung
, jene andere Methode, die nicht mehr dem vorigen
Jahrhundert angehörte, ſondern die nur der Zukunft etwas
geben konnte und unter der Vorausſetzung einer vollſtändigen
geiſtigen Umſtellung Bedeutung gewinnen konnte. Das waren
zehn Jahre der Arbeit. Ein großer Krieg entſtand gegen ihn,
die ganze Zunft begehrte auf. Es begann jener Krieg, der
33 Jahre dauerte und alles, was im Grunde genommen ſpäter
geſchaffen werden konnte, wurde ſtark, weil es im Kampf, weil
es im Ringen mit der Zunft, mit der Weltanſchauung des ver=
gangenen
Jahrhunderts ſich abzufinden hatte. Zehn Jahre
Arbeit und es wäre dann vielleicht geſchehen, daß das Letzte,
die Vollendung nicht erreicht worden wäre, wenn nicht eines
Tages ein gütiger und freundlicher Menſch dem jungen Mann
geſagt hätte: Entweder Sie machen, daß Sie herauskommen
nach Afrita oder Sie verkümmern. Das war 1904. Ja, heraus!
Der Plan dazu lag beim alten Baſtian und es geſchah wirklich.
Die erſte Fahrt begann im Jahr 1904 und 1906 kamen wir
vom Konge zurück mit gefüllten Taſchen, Tagebüchern, Skizzen
uſw. Aus Afrika zurück, das durfte ich damals zum erſten
Mal empfinden.
Wie hatten die Aerzte geſagt? Dieſer junge Frobenius iſt
viel zu krank, um nach Afrika gehen zu können. Aerztliche
Teſtate: er würde beim erſten Fieber ſterben. Er kam zurück
und hatte . . . Malaria. Aber er kam zurück. In Afrika dazu
noch die Kämpfe mit den Eingeborenen, die aufgeregt waren

durch die ſchweren Mißgriffe der Kautſchukhändler, das Vor=
dringen
in Gegenden, in denen noch nie ein Europäer war,
in die Welt eines Lebens, die noch in der Dichtung lebte, zu
Menſchen, die nur die Poeſie, nur den eigenen Stil und das
Weſen des Seins achteten.
Zum zweitenmal dann die Fahrt den Senegal hinauf nach
Timhuktu. Es fehlte ein genauer Ort, ein feſtſtellbarer Punkt
auf der Karte, wo, dieſe hiſtoriſche Vergangenheit gefunden
werden konnte. In Timbuktu hatte ein Mann geſchrieben von
einem Jüngling, der aus dem Weſten ſtammte, aber er wohnte
am Nordrand der Sahara.
Die dritte Reiſe führte zu dieſem Mann. Die Stätte wurde
gefunden.
Die vierte und fünfte zog vom Niger hinauf zum Nil. Es
ergab ſich die Herrlichkeit der Staatsgründungen und mächtiger
vorzeitlicher Erſcheinungen.
Aus Afrika zurück durften wir 1914, alſo zehn Jahre nach
der erſten Ausfahrt, zum ſechſten Mal wieder ſagen. Hinter
uns lag damals die Expedition in die Sahara, die uns vom
Kaiſer geſtiftet worden war.
Die ſiebente Reiſe führte über das Rote Meer, führte an
Kriegsſchiffen vorbei und dann folgte die achte in die Nubiſche
Wüſte. Die neunte Fahrt ging nach dem Süden des Erdteils
die zehnte nach Fezzan und jetzt die elfte Fahrt in die Lybiſche
Wüſte.
Damit war das gewonnen, was im weſentlichen der einmal
junge Menſch ſich erträumt hatte. Das Letzte war eine Sturm=
fahrt
, die meine Kameraden durchführen mußten.
Da war der Ungar Almaſy, ein Könner von großem
Schneid, ein ausgezeichneter Fahrer, ein erfahrener Wüſten=
mann
, da war Dr. Rothert, ein glänzender Leiter der Expedi=
tionsfahrten
, ein glänzender Photograph und dann Frau Pauli,
die Malerin und Zeichnerin, die die Felsbilder aufnehmen
mußte und es auch konnte.
Was wir gefunden haben, wiſſen wir heute: Es iſt das
Bindeglied zwiſchen den Urkulturen, deren Dokumente uns in
Europa, in Frankreich, in Nordſpanien und in Afrika, in den
Vüſten des Nordens und Südens aus der Eiszeit erhalten
ſind. Die Bindeglieder zwiſchen dieſer und dem Werden der
ägyptiſchen Kultur. Die Flächen, auf denen das zutage trat, von
denen wir die Dokumente dann aufnehmen konnten, ragen aus
der Eiszeit in das Jungſteinzeitliche hinein. Im großen und
ganzen liegt jetzt dieſer Erdteil kulturkundlich klar vor uns,
vielleicht klarer als irgendein anderer. Die Aufgabe, die ſich
der junge Menſch 1894, ausführbar durch eine Reihe von Män=
nern
, durch lange Zeiten hindurch dachte, iſt gelungen.
Aber eine Lücke iſt da, über die zu ſprechen heute nicht

[ ][  ][ ]

Freitag, 13. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 191 Seite 3

Der deuſcheMengeroeſcch m engand.

Engliſches Lob
über die deutſchen Seeleuke.
London, 12. Juli.
Die engliſche Morgenpreſſe widmet dem erſten Beſuch deut=
ſcher
Kriegsſchiffe ſeit dem Weltkrieg in England große und
durchweg freundliche Aufmerkſamkeit. Alle Zeitungen veröffent=
lichen
Bilder der deutſchen Kriegsſchiffe und Beſatzungen. Ueber
all wird hervorgeheben, daß die deutſchen Matroſen einen her=
vorragenden
Eindruck ſowohl bei
ihren britiſchen Kameraden als
auch bei der Bevölkerung von
Portsmouth gemacht haben.
News Chronicle ſchreibt:
Die deutſchen Matroſen haben
Portsmouth erobert. Vor weni=
gen
Jahren noch hätte dieſe
Nachricht die Welt in Beſtürzung
verſetzt. Aber heute, wo die
Königsberg und die Leipzig
beinahe im Schatten der be=
rühmten
Victory im Hafen
von Portsmouth Anker geworfen
haben, begrüßte die engliſche
Flotte den früheren Feind mit
Salutſchüſſen, mit offenen Ar=
men
. Ueberall ſah man engliſche
und deutſche Offiziere ſich freund=
ſchaftlich
unterhalten, während
die Mannſchaften beider Natio=
nen
Arm in Arm durch die
Straßen marſchierten, kleine
Schießkonkurrenzen auf der Ver=
gnügungsmeſſe
veranſtalteten
und zuſammen um die Militär=
kapelle
herumtanzten. Ueberall
ließen die engliſchen und die
deutſchen Matroſen das Ver=
gangene
vergangen ſein wir
hoffen für immer. Britiſche
Matroſen ſprechen ſelten ihre
Anerkennung für andere Flotten
aus, aber geſtern erklärten ſie,
daß die deutſchen Matroſen die
ſchneidigſten ſeien, die ſie jemals
geſehen haben. Der Bericht endet
mit den Worten: In Ports=
mouth
iſt die Flagge der Freund=
ſchaft
aufgezogen worden, und
jedermann wird hoffen, daß ſie lange gehißt bleiben wird.
ten: Die deutſch=engliſche Flottenentente‟. Das Blatt ſchreibt
u. a.: Die amtlichen engliſchen Beſucher auf den deutſchen
Schiffen wurden ſehr gaſtfreundlich empfangen.
Frühſtück beim deutſchen Botſchafter.
DNB. London, 12. Juli.
Der deutſche Botſchafter, Herr von Hoeſch, gab heute in der
deutſchen Botſchat; ein Frühſtück zu Ehren der Offiziere der Kreu=
zer
Königsberg und Leipzig‟. Daran nahmen die höchſten
britiſchen Flottenoffiziere und der Erſte Seelord, Sir Bolten
Eyres=Montes, teil.
Die Finanzlage Heſſens.
Der Monatsausweis über die Einnahmen und Ausgaben
des Landes Heſſen zum 31. Mai des laufenden Rechnungsjahres
1934 verzeichnet im ordentlichen Haushalt 9,324 Mill. Einnah=
men
und 15,979 Mill. Ausgaben, im Außerordentlichen Haus=
halt
0,003 Mill. Einnahmen und 0,012 Mill. Ausgaben. Dazu
bemerkt das Staatspreſſeamt:
Die vorſtehenden Abſchlußzahlen Ende Mai umfaſſen die
zwei erſten Monate des Rechnungsjahres 1934. Da zu Beginn
des Jahres ein großer Teil der Einnahmequellen noch nicht
fließt, die monatlichen Ausgaben aber ziemlich gleichmäßig
laufen, muß eine größere Spanne zwiſchen Einnahmen und
Ausgaben entſtehen. Ein Schluß auf das Ergebnis des Rech=
nungsjahres
läßt ſich aus dieſen Zahlen natürlich nicht ziehen.

Die franzöſiſchen Herbſtmanöver abgeſagt.
EP. Paris, 12. Juli.
Die großen franzöſiſchen Herbſtmanöver ſind aus Erſparnis=
gründen
abgeſagt worden, doch finden die vorgeſehenen regio=
nalen
Manöver ſtatt. Die bedeutendſten von ihnen werden vom
11. bis 13. September auf dem Manöverfeld von Valdahon in
Gegenwart der ausländiſchen Militärattachés abgehalten wer=
den
. Bei der jetzt getroffenen Entſcheidung iſt indeſſen zu
berückſichtigen, daß eine große Anzahl von Manövern bereits
im Frühling und Frühſommer abgehalten worden ſind.

Funkbild von dem Kreuzer Königsberg auf der Reede von Portsmouth.
Daily Mail überſchreibt ihren Bildbericht mit denm Wor= Ankerzeichnung des indiſch Japaniſchen Handels=
abkommens
.

Die indiſch=japaniſche Handelsabkommen wurde heute im
Foreign Office von Außenminiſter Sir John Simon und dem
Staatsſekretär für Indien, Sir Samuel Hoare, einerſeits und
dem japaniſchen Botſchafter Matſudeira andererſeits unterzeich=
net
. Der Wortlaut des Abkommen wird am nächſten Donners=
tag
gleichzeitig in London und Tokio veröffentlicht werden.
Japaniſch=mandſchuriſche Verhandlungen
zur Regelung der Mongoleifrage.
DNB. Tſchangtſchun, 12. Juli.
Zwiſchen der mandſchuriſchen und japaniſchen Regierung
ſind Verhandlungen über die Regelung der Mongoleifrage ein=
geleitet
worden. Die japaniſch=mandſchuriſche Militärkonvention
hat ſich auf das mandſchuriſche Gebiet beſchränkt. Die mandſchu=
riſche
Regierung erſtrebt jetzt eine Ausdehnung dieſer Kon=
vention
auf die innere Mongolei. Dieſes Gebiet, das demnächſt
auch dem mandſchuriſchen Kaiſerreich angegliedert werden ſoll,
ſoll im Falle eines ſowjetruſſiſchen Angriffs auf die mandſchu=
riſche
Herrſchaft durch die militäriſche Konvention geſchützt
werden.
Wie verlautet, hat die japaniſche Regierung ſich grundſätz=
lich
bereit erklärt, die Konvention auf die innere Mongolei aus=
zudehnen
, nachdem dieſe erneut an das mandſchuriſche Kaiſer=
reich
angeſchloſſen iſt.

meine Aufgabe iſt, aber wir kennen ſie und die Notwendigkeit,
dieſe Lücke noch auszufüllen.
Heute kann ich mitteilen, daß die zwölfte Expedition dieſer
Art und die letzte aller Vorausſicht nach, in dieſem Herbſt noch
den ſchwarzen Erdteil aufſuchen kann. Das verdanken wir
dem ausgezeichneten Verſtändnis der Regie=
rung
, die da will, daß Deutſchland in dem Ringen der Wiſſen=
ſchaft
der Welt auch auftritt und auch ſeinen Teil trägt. Das
verdanken wir der Zuſtimmungen, die heute die Zunft uns
allen mitgibt, und das verdanken wir vor allen Dingen einzel=
nen
Perſönlichkeiten. Da iſt der Stellvertreter des Führers,
Reichsminiſter Heß, der ja ſelbſt geborener Afrikaner iſt und
dem Unternehmen alles Intereſſe entgegenbringt. Auf ſeine An=
regung
iſt es zurückzuführen, daß unſer verehrungswürdiger
Reichspräſident aus ſeinem Dispoſitionsfonds eine nam=
hafte
Summe zur Verfügung geſtellt hat. Die deutſche Ford=
Firma hat uns 10 Wagen, die den bewährteſten Typ für Wüſten=
fahrten
darſtellen, bereitgeſtellt und von allen Seiten kommen
Beweiſe guten Willens, nicht nur vom Inland, ſondern auch
vom Ausland. Es iſt das letzte und zwölfte Mal, daß wir aus=
ziehen
und wir haben uns jetzt die Frage vorzulegen: was ſoll
das Endergebnis ſein?
Wenn der Menſch ſein Lebtag ſo Tag für Tag, Jahr für
Jahr ausgefüllt hat, wenn das Werk erreicht iſt, dann weiß
er, daß eines am Nötigſten iſt, der Nachwuchs.
Eine letzte Aufgabe bleibt ſtets: den Geiſt fortzupflanzen,
dieſen Geiſt, der vor nichts zurückſchreckt. Der Geiſt, der da
ſieyt, was nicht geſehen werden ſoll und ſich doch offenbaren
muß. Das iſt’s, worum es ſich handelt, das iſt die Lücke, denn
kein Werk iſt vollendet, das nicht auch die Kraft hat, in die
Zukunft hineinzuwachſen. Wir wollen draußen wieder das ver=
treten
, was wir ſind, und unſer Schickſal auf uns nehmen.

Roſen in die Sprache geſtreuk.
Die Roſe in Dichtung und Sprichwort.
Schon im Altertum galt die Roſe als Sinnbild der göttlichen
ffenbarung. Ihre Grundform war der Fünfſtern und barg in
eſer Form die fünf Geheimniſſe. Im Roſenbeete ſtrahlt Ge=
imnis
und in der Roſe liegt’s verborgen. Im Mariendienſt
urde die Roſe das Zeichen der jungfräulichen Mutterſchaft, und
Caria hieß die geiſtliche Roſe. In der alten deutſchen Sage
iſſen wir von Kriemhilds Roſengarten, und noch heute leuchtet
Abendſchein König Laurins roſenroter Roſengarten in den Do=
zmiten
dem beglückten Beſchauer, der auf der Talferbrücke in
zen ſteht.

Das Volkslied und das Sprichwort haben unendliche Be=
ziehungen
zwiſchen Liebe und Roſe aufgedeckt. Das Lied, das als
rheiniſche Volksweiſe 1829 zuerſt im deutſchen Notenſchatz erſchien,
ſingen wir noch heute:
Verſtohlen geht der Mond auf,
Blau, blau Blümelein.
Durch Silberwölkchen führt ſein Lauf.
Roſen im Tal=
Mädchen im Saal,
O ſchönſte Roſa!

Die ſchmerzliche Erfahrung, daß Roſen einzuheimſen nicht ganz
gefahrlos iſt, drückt das alte Volkslied mit der Betonung des
Trotzdem aus:
Wenn mich ſchon die Dornen ſtechen,
Will ich doch die Roſ abbrechen.
Wer die Roſen will abbrechen,
Muß nicht achten der Dornen Stechen."

Mit entſagungsvoller Weisheit rät Bernhardi in ſeinem Don
Juan:
Es gibt in dieſer Welt des Scheines
Kein dornenloſes Roſenglück.
Doch nicht beklag’ es, noch bewein’ es,
Zieh’ in dich ſelbſt dich ſtill zurück.

Meiſt wird die holde Geliebte mit den ſchönſten Blüten des
Jahres in Verbindung gebracht. Der oberſchwäbiſche Ländler, der
um 1830 bekannter wurde, heißt:
Roſeſtock, holderblüh!
Wenn i mei Dierndel ſieh’,
Lacht mir vor lauter Freud‟
s Herzerl im Leib.

Und ſehr poetiſch dichtet Karl Stieler:

Im Roſengärtlein deiner Wangen
War ich ein ſtiller Minnegaſt.

Leider iſt die Roſenzeit kurz: Ach, die Roſen welken bald!
Und dieſe Eigenſchaft fand ſinnvollen Ausdruck beim Tode einer
geliebten Tochter, dem Vater zugerufen:
Als Roſe lebte ſie das Leben einer Roſe,
Nur einen kurzen Morgen.

Leſſing hat in ſeiner Emilia Galotti den tragiſchen Tod der
Heldin mit trauriger Freude geſchildert als: Eine Roſe, die ge=
brochen
wurde, ehe der Sturm ſie entblättert.
Der Roſenkranz, einer Braut vor dem Hochzeitstag auf das
Haupt gedrückt, bedeutet den Abſchied von der ſorgenloſen Jung=
mädchenzeit
. Aber auch ein Daraufhinweiſen, wie Goethe ſagt:

Der Roſenkrone Munterkeit
Soll mich erinnern, daß auch mir
Im Lebensgarten wie vordem
Noch manche holde Zierde blüht.

Die Organiſakion der Wirkſchaftsführung
DNB. Berlin, 12. Juli.
Der mit der Führung der Wirtſchaft beauftragte ſtellvertre=
tende
Führer der Wirtſchaft Graf von der Goltz machte
heute vor Preſſevertretern Ausführungen über die Organiſation
der Wirtſchaftsführung. Graf von der Goltz führte etwa folgen=
des
aus:
Die in der Führung der Wirtſchaft tätigen Perſonen ſind alle
Männer des praktiſchen Lebens, welche beſſeres zu tun haben,
als etwa eine Organiſation als Selbſtzweck aufzubauen und zu
beſchäftigen. Immerhin ſind ohne die Wirtſchaftsorganiſation
entſcheidende Aufgaben der Wirtſchaft nicht zu löſen. Und es hat
ſich bereits gezeigt, daß in ſehr vielen Fällen durch die neue Or=
ganiſation
viele bisherige Verbände infolge Zuſammenlegung
überflüſſig werden konnten. Die Wirtſchaft iſt bekanntlich in 13
Hauptgruppen mit fachlichen Untergliederungen aufgeteilt. Regio=
nal
wird in den Treuhänderbezirken und ſpäter in den Reichs=
gauen
eine entſprechende Zuſammenfaſſung der 13 Bezirkshaupt=
gruppenführer
einſchließlich der Präſidenten der Induſtrie= und
Handelskammern und Handwerkskammern erfolgen.
Der Reichsſtand der Induſtrie iſt in dieſem Zuſammenhange
zu einer Reichsarbeitsgemeinſchaft und Ausgleichsſtelle der ſieben
induſtriellen Hauptgruppenführer in allen für dieſe Hauptgruppen
gemeinſamen Angelegenheiten geworden. Die Perſonenauswahl,
die zugleich auf die notwendige fachliche Eignung wie auf das
notwendige Vertrauen der nationalſozialiſtiſchen Bewegung Rück=
ſicht
zu nehmen hatte, war nicht einfach und verzögerte den Auf=
bau
. Immerhin iſt zu rechnen, daß Ende Juli die grundſätzlichen
organiſatoriſchen Arbeiten im weſentlichen beendet ſind.
Für eine nationalſozialiſtiſche Führerorganiſation der Wirt=
ſchaft
ergibt ſich von ſelbſt die Aufgabe, im Wege der Selbſtver=
waltung
den nationalſozialiſtiſchen Grundſatz zur Tat werden zu
laſſen, daß die Wirtſchaft dem Volke dient. Es handelt ſich dem=
gemäß
um keinen Intereſſenverband, geſchweige denn einen
Arbeitgeberverband, ſondern um eine geſetzliche Zuſammenfaſſung
aller deutſchen Betriebsführer für ihre bei der Führung der Be=
triebe
an ſie herantretenden wirtſchaftspolitiſchen Aufgaben. Eine
Ehrengerichtsordnung wird die völlige Ausmerzung
aller volkswirtſchaftlichen Schädlinge ermöglichen, die als Betrü=
ger
, Wucherer, Preistreiber oder dergleichen ſchuldig werden,
allerdings auch ſolcher Leute, die durch unbegründete Denunziati=
onen
um eigenen Vorteils willen Konkurrenten vor ein Ehren=
gericht
zu ſchleppen ſuchen. Eine ſolche Ehrengerichtsordnung ſoll.
ein Leiſtungsprinzip unter Ausſchaltung unanſtändiger Arbeits=
methoden
ermöglichen. Demgemäß ſind die wirtſchaftspolitiſchen
Verbände mit der für ſie geltenden Zwangsmitgliedſchaft auch
keine Kartelle mit marktregelnden Funktionen, ſondern haben in
dieſer Beziehung nur Aufgaben der Beobachtung.
Im übrigen iſt die Organiſation der Selbſtverwaltungsapparat
für eine nationalſozialiſtiſche Wirtſchaftspolitik. Der politiſche
Führer der Wirtſchft iſt der für die Wirtſchaft politiſch verantwort=
liche
Reichswirtſchaftsminiſter. Aber von ihm iſt die Organiſation
für eine nationalſozialiſtiſche und wirtſchaftlich vernünftige, un=
bürokratiſche
Durchführung des Willens der politiſchen Wirtſchafts=
führung
geſchaffen. Demgemäß iſt anzunehmen, daß beiſpielsweiſe
bei allen Anordnungen für die Exportförderung, Rohſtoffvertei=
lung
und Rohſtoffauswechſelung die Selbſtverwaltung der Wirt=
ſchaft
eine weſentliche Rolle ſpielen wird.
Darüber hinaus wird die Selbſtverwaltung der Wirtſchaft in
ihren eigenen Reihen die Fragen durcharbeiten und klären, die ſie
bedrücken oder die zur Förderung nationalſozialiſtiſcher Volks=
gemeinſchaft
und Volksverſorgung zu löſen ſind.
Gewiß iſt für die Förderung der Ausfuhr in jeder Richtung zu
arbeiten und, wie bei jeder anderen Gelegenheit, ſo auch hier zu
betonen, daß die deutſche Volkswirtſchaft willens iſt, mit dem Aus=
lande
Tauſchbeziehungen aufrechtzuerhalten und zu fördern. Ebenſo
ſicher aber iſt, daß ein nationalſozialiſtiſches Deutſchland ſich in die=
ſer
Richtung nicht von dem mangelnden Willen, deutſche Gegen=
werte
für die erwünſchte Einfuhr anzunehmen, abhängig machen
kann. Und ſo wird neben der Frage der Arbeitsbeſchaffung die
Frage einer Sicherung der wirtſchaftlichen Unabhängigkeit Deutſch=
lands
unter entſprechender Lenkung des Außenhandels und Stär=
kung
der innerdeutſchen Rohſtoffgrundlage Gegenſtand eingehender
Ueberlegungen auch der wirtſchaftlichen Selbſtverwaltung ſein. Ge=
wiß
und ſelbſtverſtändlich liegen auch hier, wie überall, die letzten
Entſcheidungen bei dem Führer und ſeinem Reichswirtſchafts=
miniſter
; aber fachlich vollendete und von nationalſozialiſtiſchem
Geiſte getragene Vorarbeiten der Wirtſchaft im engſten Einver=
nehmen
mit den maßgebenden Stellen erſcheinen für eine natio=
nalſozialiſtiſche
Wirtſchaft, die ſich für ihr Schickſal mitverantwort=
lich
fühlt, unerläßlich.
So tritt die techniſche Frage der Organiſation bereits weitz
zurück hinter den großen Aufgaben, die ſich mehr und mehr ab=
zeichnen
. Und ſo wird die Organiſation der Wirtſchaft keine über=
flüſſige
Organiſation äußeren Scheins, ſondern eine Organiſation
der Arbeit ſein.

Alſo:
Roſen auf den Weg geſtreut
Und des Harms vergeſſen!
wie Hölty in ſeinen Lebenspflichten 1776 uns anempfohlen
hat.
Ebenſo ſagt Mahlmann in ſeinen Lebensfreuden:
Flüchtig verrinnen die Jahre:
Schnell von der Wiege zur Bahre
Trägt uns der Fittich der Zeit.
Noch ſind die Tage der Roſen,
Schmeichelnde Lüfte umkoſen
Buſen und Wangen uns heut;
Brüder, genießet die Zeit!
Wenn wir an unſre Jugend zurückdenken, ſo fällt uns ſicher
der Stammbuchvers ein, dem wir nicht entgangen ſind, oder den
wir auch einmal mit unſren ſchönſten Buchſtaben in das Poeſie=
Album der Freundin gemalt haben:
Roſen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken.
Marmor, Stein und Eiſen bricht,
Aber unſre Freundſchaft nicht.
Oder haben Sie vielleicht dieſen eingeſchrieben:
So wie die Roſen blühen,
So blühe ſtets dein Glück!
Und ſiehſt du Roſen blühen,
So denk' an mich zurück!
Lore Lenz.

Von der Univerſität Gießen. Der planmäßige außerordent=
liche
Profeſſor an der Landesuniverſität Dr. jur. Eduard Böt=
ticher
hat einen Ruf als perſönlicher Ordinarius für Bürger=
liches
und Wirtſchaftsrecht an die Univerſität Heidelberg zum
1. Oktober 1934 erhalten.

Lehmann, Walter: Vererbung und Raſſe. Selbſtunterrichtsbriefe
nach der Methode Ruſtin. 1. Brief mit 26 Abbildungen. Ver=
lag
Bonneß u. Hachfeld, Potsdam.

Das im Erſcheinen begriffene Unterrichtswerk wendet ſich in
der Hauptſache an alle diejenigen, die ohne Lehrer den Wiſſens=
ſtoff
erwerben wollen, den die höhere Schule ihren Schülern auf
dieſem Gebiete übermittelt. Das Bildermaterial wird ſo reich=
haltig
ſein, daß es die Anſchauungsmittel der Schule zum großen
Teil erſetzen kann. Die Darbietung des Stoffes iſt im beſten
Sinne allgemeinverſtändlich. Die Ausführungen werden auch
denjenigen klar, die nur über geringe biologiſche Vorkenntniſſe
verfügen. Dem Sinne der Methode Ruſtin gemäß begnügen ſich
die Unterrichtsbriefe jedoch nicht damit, den Wiſſensſtoff einfach
vorzutragen, ſondern ſie nötigen den Leſer zur energiſchen
Mitarbeit.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 191

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Juli 1934

E ntsnte

Todes=Anzeige.
Gott der Allmächtige hat meinen lieben
Mann, unſeren guten Vater, Schwieger=
vater
und Großvater
Herrn Lehrer i. R.
Georg Reeg
im 78. Lebensſahre von ſeinem ſchweren
Leiden erlöſf.
In tiefer Trauer:
Kath. Reeg, geb. Eitenmüller
Familie Lehrer Haupt.
Neu=Gſenburg, den 12. Juli 1934.
Die Beerdigung findet Samstag, den
14. Juli, 17 Uhr ſtatt. (7582

Zurück
Zahnarzt
Reitzel
Hermannstraße

Verreist
vom 14. Juli bls 6. Augus
Br. Mou. Ie Man
Facharzt f. Chirurgie u. Orthopädie
Georgenstraße B.

Verreist
vom 12. Juli ab UV7473
Dr. med. Blecher
Facharzt für Chirurgie und
Krankheiten der Harnorgane
Weyprechtstraße 18.

Dauerwellen
von
(7328a
Weißmann, Schulſtr. 3

Schöne (e
Salatgurken
Stück 19 Pf.,
Prachtvolle
Freiland=Tomat
2 Pfd. 40 Pf.
Rieſen=Zitronen
ſaft., 3 St. 15 3
Eingem. Gurken
2 Stück 15 .
Faßbender
Ludwigſtr. 6.
Saalbauſtr. 38.

ommer=
proſſen

Pickel, Miteſſer.
Nehmen Sie
unſer bewährtes
Mittel (a
Pohli=Crem
,90, 1.50 3.
Müller
am weißen Turm

Woog, 12. Juli
Waſſerhöhe am
Pegel 3,66 Mtr.,
Luftwärme 24
Celſius, Waſſer=
wärme
vormitt.
7 Uhr 242 Celſ
Woogspolizei=
Wache.

7

Küchenwunder
backt, bratet, dünstet, dämpft
auf kleiner Gaskocher-Flamme.
Küchenwunder‟ gehört in jed. Haushalt.
Beratung und Verkauf

A

Kirchstraße 17/19.
Wise
Küchen-Ausstattungen auf Ehestandsdarlehen

Guker Kaffee
ein Genuß
½ Pfund 1.10,
* Pfund 1.30,
Mokkamiſchung
1.50. (a
J. Schellhaas
Karlſtraße 50,
eig. Röſterei.

alle Farben
und Größen! (c
Sporthaus
Adelmann
Rheinſtr. 12½.
Feine
Maßſchneiderei
fert. im Monat
Juli Anzüge für
N 24. mit 2
Inprob. Repa=
raturen
. Ang. u.
F. 248 Geſchſt.
Wer
liefert Dam.= u.
Herren= Wäſche=
artikel
geg. erſt=
klaſſige
Maß=
anzüge

Ang. E. 243 Gſch.

Ang.=Katzen,
½ Jahr alt, ſo=
wie
eine 2 Jahr
alte Kätzin, rein
weiß.
Zoo=Behrens,
Eliſab.=Str. 35.

7

Gebrauchte
Motorrader
einige Gelegen=
heitskäufe
bei
Fahrzeug=
Schneider
Mühlſtr. 1.
Leichtmotorrad
gebr. geſucht.
Näh. Angaben
mit Preis unter
E. 242 Geſchſt.
Kleinwagen
Vierſitzer, 4120
PS ſehr gut er=
halt
. im Motor,
preiswert z. ver=
kaufen
. Beſichti=
ung
Freitag ab
6 Uhr, Samstag
ab 1 Uhr. Eliſa=
bethenſtraße
69.
4 PS. Opel=
Limouſine, tadel=
os
erhalt., bill.
zu verkf. Karls=
ſtr
. 28½, Laden.

Weshalb mehr Geld
ausgeben,
wenn man’s billiger
haben kann?
GEG-Famo8
das unübertroffene,
selbsttätige
Waschmittel kostet

das Normalpaket nur 30 Pf.
das Doppelpaket nur 58 Pf.
Bleichſoda . . . . . . . . . . . . Paket 0.12 Mk.
Solex, Waſch= und Bleichmittel . . 0.14
Kernſeife, gelb . . 200 gr I Stück von 0.10 an
preſſantſeife, für ſchmutz= u. ölhaltige Wäſche
250 gr=Stück 0.22
Cremefarbe, flüſſig, Borar, Waſchblau, Panamarinde,
Fleckenpulver, Fußbodenlackfarbe, Vorſtreichfarbe, Fußbodenöl,
Leinölſirnis, Pinſel.
Röſtkaffee . Pfd. 2.80, 2.40, 2.20 und 1.84 Mk.
GC6 Malzkaffee Pfd.=Pak. 0.43, ½ Pfd=Pak. 0.22
Deutſcher Volksreis . . . . . . . . Pfd. 0.18
Vitareis 100 gr=Paket 0.20, 50 gr=Paket 0.10
Rheinheſſ. Weißwein in 5 Lit.=Korbflaſchen
4 Liter v. Gl. 0.80
Weiche Cervelatwurſt (ſol. Vorr. reicht) Pfd. 1.30
Emmenthaler Käſe, großgel., vollf. 45%i. T. , 1.28
Himbeerſhrup, Zitronen, ſaure Bonbons, Pfefferminztabletten.
Fruchtdrops, Schokoladen, Keks, Brauſewürfel. (7586

müssen Sie jetzt, wenn Sie unterwegs
sind, einen Regen-Mantel haben,
denn man kann nie wissen!
BLUNIIA
hat ganz leichte moderne Mäntel aus
gummiertem Batist und Lederol, im-
prägniertem
Gabardine und Popeline.
Alle Mäntel sind tadellos in Schnitt
u. Oualität, und was die Hauptsache ist,
äußerst preiswert:
LEDEROL-u. GUMML-MAHTEL
8.50 9.50 17.- 12.- 14.50
WETTERF. GABARDINE-MANTEL
28.- 33. 38.- 43.- 48.-
POPELINE-MANTEL ,VALMELINE‟
federleicht, unbed. wasserdicht 2B.-
DEUSTERS SAKKO-ANZUGE
Marke Sonderklasse‟ . . . . AB. Auswahl, Oual. u. Verarb. unerreicht
DEUSTERS SAKKO-ANZUGE
Marke Meisterklasse‟ . 48.-, 38. höchst. Anspr. vollauf gerecht
DEUSTERS SP0RT-ANZüGE
2- u. Ztlg. für Sport u. Straße geeignet
19.50 25.- 28.- 38.- 48.-
FLANELL- und KNICKERB.-HOSEN
2.95 3.50 4.90 5.90 6.50
DEUSTERS TRAcHTEN-IOPPEN
4.50 5.90 6.90 8.50 9.50
DEUST. TUSSOR-u.LUSTER-IOPPEN
4.50 5.90 7.50 8.50 11.-
DEUST.WASCH-u.BAYERN-IACKEN
1.95 2.25 2.90 3.90 4.90
darum
Herren-Kleidung für den Urlaub
nur von

E

aru

Wanzen
Motten u. Käfer
veinichkei
100 %ig
nur T.Gas
Geruchlos, keine
Beſchädigung,
perſönl. Arbeit!
R. Joedecke,
Mackenſenſtr. 16.
Staatl. gepr. Des=
infektor
, amtlich
gepr. Schädlings=
bekämpfer
. Tel.
Nr. 2598. (*

Liebfrauenſtr. 46
leere2 Zimmer an
kinderl. Ehepaar
zu vermieten.
Zimmer
Küche, große
Räume, mit Zu=
behör
, a. Wunſchk
Garten, ſofort o
zum 1. Auguſt
vermieten an äl=
teres
Ehepaar o.
einzelne. Dame.
Peter=Fries=Str.
(Orangerieſtr.)
48, I.

2 Zimmer,
teilw. möbliert,
mit Küchen= Be=
nutzung
zu verm.
Näh. Geſchäftsſt.
Wilhelminen=
ſtr
. 38, gut möb.
Zimmer, fließd
Waſſ., Bad, Te=
lefon
, Zentral=
heizung
, zu ver=
mieten
.
S
Gut möbl. Zim.
per ſof. zu ver=
mieten
. Hügel=
ſtr
. 15, Laden.
Lauteſchläger=
ſtr
. 6, pt., möbl.
Zimmer z. verm
Stiftſtraße 91,
Hths., pt., möbl
ſepar. Zimmer.
Mühlſtraße 37
Schlafſtelle z
vermieten.

56=Zimmer=
Wohnung
mit all. Zubehö=
zum
1. 9., evtl.
1. 10. geſucht.
Angeb. m. Preis
unter E. 238 an
die Geſchäftsſt. (c
Geſucht: Großes
leeres Zimmer,
4X4 m. zum 15.
Auguſt oder 15.
Sept., parterre
od. 1. Etage, m.
Zentralheizg., in
ruh. Hauſe, von
alleinſtehender
ält. Dame. Mo=
natl
. bis 25 .
Ausführl. Ange=
bote
unt. E. 240
a. d. Geſchſt.
Junger Herr,
Dauermieter,
tagsüber berufl.
tätig, ſucht per
ſofort möbliert.
Zimmer, ev. mit
Penſion, m. Z.=
Heiz. und fließ.
Waſſ. ſow. Son=
nenbad
= Gelegen=
heit
, nur im
Zentrum. Preis=
ang
. E. 246 Gſch.

m.
G.
b.
(Warenabgabe nur an Mitglieder).

H.

aufe alte u. de=
K fekte Fahrräd.
u. Teile. Ang. u.
F. 2 Geſchſt.
Ein gebrauchter
Ausſtellſchrank
f. Lebensmittel=
geſchäft
ſofort
geſucht. Ang. u.
F. 3 Geſchſt. (c
Zelt,
gebr. (Klepper,
Schwarzhaupt o.
ähnl.) zu kaufen
geſucht. Ang. u.
E. 227 Geſchſt.
Eiſernes
Bett zu kaufen
geſucht. Ang. u.
E. 249 Geſchſt.

Wilhelminen=
ſtraße
22 ſchöne
5=Zim.=Wohng.
mit reichl. Neb.=
Räumen i. Erd=
geſchoß
z. 1. Okt.
zu verm. Näh.
Hausbeſitzer=
Verein. Tel. 560.
(a)

1=Zim.=Wohng.,
kleinere, zu ver=
mieten
. Nähere
Gardiſtenſtr. 1.
Hinterhaus.
4=Zimmer=
Wohnung.
Stock, per 1.
Auguſt zu ver=
mieten
. Näheres
Rheinſtraße 6.

n die Ferien!
nur mit Eugene-
DAUERWELLEN
Sie kosten nicht
mehr wie andere,
bilden aber eine
reine Freude für Sie,
denn nicht Sonne
noch Wasser beein-
flußt
die Schönheit
einer Eugene-Welle.
Fürdie empfindlich-
sten
Haare n u r
Eugene -Wellen.
Im Salon
KLEIN
Kirchstr. 8, Tel. 3686

Garlachs Gehwol-Präseruatlu-Hrem
Dieser Fußkrem verhütet Wund- und
Blosenlaufen, beseitigt Fußschweiß und
Schweißgeruch.
Erbältlich ig Apoiheken v. Orogerien Riu. 0.45, 0.83, 0.30

Wohnungs=
Nachweis
Eliſabethenſtr. 30
H. 1.St., f. Haus=
beſitzer
, Vermiet.
1. Mieter günſt.

Schöne abgeſchl.
3=Zim.=Wohng.
hat zu vermiet.
Heinrich Fabian
in Nied.= Kains=
bach
.

Großer Laden
in allerbeſter Lage geſucht, eventl.
Hauskauf. Eilangebote u. F. 1 an
die Geſchäftsſtelle.
7578c

Pelz-Spezialgeschäft
Aured Zimmermann= Schulstraße 4

Feine Maßkürschnerei
Fachmännische Bedienung

7570

Pfarrer i. R.
ſucht 5=Zimmer=
Wohnung, part.,
mit Manſarde
bis 15. Aug., er
1. Sept. Angeb.
m. Preisangabe
unter E. 241 an
die Geſchäftsſt. (e

2=Zimmer=
Wohnung
von kinderloſem
Ehepaar geſucht.
Preisang. unter
E. 245 Geſchſt.

O

Weiblich.

Frau
ucht Waſchen u.
Putzen od. Lauf=
ſtelle
. Angeb. u.
E. 207 Geſchſt.

Suche
2.3mal d. Woche
morgensBeſchäf=
tigung
. Ang. u.
E. 244 Geſchſt.

Männlich.

Jung. Mant
verh., erwerbsl.,
ſucht Beſchäftig.
gleich welch. Art.
Ang. E. 239 Gſch.

Tüten, Beutel,
Packpapier!
Tücht. Vertreter
geſ. H. Bickel=
haupt
,Frankfurt
M., Bürohaus
a. d. Oper, Ad.=
Hitler=Anl. 21.
Weiblich.

Tüchtiges
Alleinmädchen
in iſraelit. Haus=
halt
ſofort geſucht.
Vorzuſtell. 12 bis
2 Uhr Karlſtr. 37,
1.5Stock.

Heute treffen eins
Neue Oröpe Marocaine
Neue Bemberg-Muster
Neue Wollmusseline
Neue Künstlerkretonne
Neue Mattkrepps
Jetzt wieder größte Auswahl
Preise, die Sie überraschen werden

Die leistungsfäh. Stolf-Etage
am Bismarck-Denkmal (7577

Mädchen,
zuverläſſ., welch.
kochen u. Haus=
halt
führ. kann,
bei gutem Lohn
geſucht. Ang. u.
E. 237 Geſchſt.

Mädchen,
gut empfohlen,
bis 4 Uhr geſucht.
Hochſtraße 42, I.

Mädchen,
junges, zu Kin=
dern
3 X wöch.
gegen Klavier=
interricht
. Ang.
1. E. 221 Geſch.

Größere Automobilfabrik Mitteldeutſchlands
ſucht zum baldigen Antritt einen tüchtigen,
erfahrenen
MEISTER
für die Räderabteilung, der ſich auch in ſchwierig,
Verhältniſſen durchzuſetzen vermag. Reiche Er=
fahrungen
mit den modernſten Fabrikations=
methoden
, ſowie eine längere Werkſtattpraxis
im Serienbau und in der Einzelfabrikation
werden zur Bedingung gemacht.
Rur Herren, die an größte Selbſtändigkeit ge=
wöhnt
ſind, wollen ausführliche ſelbſtgeſchrie=
bene
Bewerbungen mit Lebenslauf, Zeugnis=
abſchriften, Lichtbild und Gehaltsanſprüchen
einreichen unter E. 247 Geſchäftsſt. (7562

Reichsſender Frankfurt
Kaſſel, Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Freitag, 13. Juli
5.45: Choral, Zeit, Wetter. 5.50: Stuttgart: Gymnaſtik.
6.15: Gymnaſtik.
6.40; Zeit, Meldungen. 6.55: Muß=
kaliſches
Bilderbuch (Schallpl.). 8.15: Waſſerſtand, Wetter.
8.20; Stuttgart: Gymnaſtik. 9.25: Nur Freiburg: Werbe=
konzert
. 9.45: Nur Freiburg: Eigene Sendung. 10.00:
Nachr. 11.00: Werbekonzert. 11.40: Programm, Wirt=
ſchaftsmeldungen
, Wetter. 11.50: Sozialdienſt.
12.00; Muſikzug der SA.=Standarte R 63. Ltg.: Muſikreferenk
der SA.=Brigade 49 Herm. v. d. Dovenmühle. 13.00;

14.00; Zigeuner und Koſacken. (Schallpl.). 14.30: Nur Frei=
burg
: Nachr. 14:40: Skunde der Frau: Mükter berühmker
Söhne. 15.30: Wetter. 15.35: Wirtſchaftsbericht.
15.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
16.00; Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.:
Hahn. 17.30: Mütterſchulung im NS. Frauenwerk. Warum
und wie? Zwiegeſpräch. 17 45: Kleine Unkerhaltung.
18.00: Srunde der Jugend: Nächtfahrt durch die Prärie. Eine
Erzählung. 18.25; Ueber die neue planmäßige Verkei=
lung
der Arbeitsplätze. 18.45: Wetter, Wirtſchaftsmeldun=
dungen
, Programm, Zeit. 18.50: Griff ins Heute.

Asthma
Arztlich. Sprechtag für
Asthmakranke in Frankfurt,
Gutleutstraße 98, 1 Treppe,
jed. Samstag v. 8½/,-1½/, Uhr
Dr. Fechter. (TVei7

Königsberg: Reichsſendung: Stunde der Nation: Eme Nacht im
Königsberger Blutgericht. 20.45: A baſſo porto. Am unteren
Hafen. Lyriſches Drama. 22.20; Zeit, Nachr. 22.35:
Funkbericht zum Nürburgrennen. 222.45: Nachr. aus dem
Sendebezirk, Wetter, Sport. 23.00: Vom Schickſau des
deutſchen Geiſtes: Friedrich und Katte. Dee Geburt der Pflicht,
Hörfolge. 24.00; Stuttgart: Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Freitag, 13. Juli
5.45: Hamburg: Wetter.
.50: Nachr. 6.00: Berlin: Gym=
naſtik
. 6.15: Tagesſpruch. 6.20: Kiel: Frühkonzerk. Kie=
ler
Orcheſtergemeinſchaft. Ltg.: H. Doering. In einer Pauſe
geg. 7.00: Nachr. 8.00: Sperrzeik. 8.45: Leibesübung für
die Frau. 9.40: Hermann W. Anders: Bauernnovelle.
10.00: Nachr. 10.10: Funkſtille. 10.50: Spielturnen
im Kindergarten. 11.15: Seewetterbericht. 11.30: Fr. Graf
Zedtwitz: Seeſchwalben. 11.45: K. Förſter: Gartenwünſche
und Siedlerſorgen. 11.55: Wekter.
12.00: Leipzig: Funkorcheſter. Ltg.: Fritz Schroeder. 12.55:
Zeitzeichen. 13.00: Aus aller Welt (Schallpl.). Anſchl.:
Wetter. 13.45: Nachr. 14.00: Sperrzeit. 14.45: Glück
wünſche und Programmdurchſage. 15.00: Wetter, Börſe.
15:15: Chineſiſcher Pavillon (Schallpl.)
16.00: Köln: Das große Funkorcheſter. Ltg.: Kühn. 17.00:
Bücherſtunde: Altes und neues Amerika. 17.15: Th. H=
Janſen: Hörer, kannſt Du leſen? 17.35: Reichsfeſtſpiele Heidel=
berg
. Ein Funkbericht. 17.55: Südſeezauber. In Wort und
Muſik. 18.25: Jungvolk, hör zu! Süddeutſcher. Humor
im Lied. 18.55: Das Gedicht; anſchl.: Weiter.
19.00; Breslau: Bunte Stunde mit den fünf Parodiſters und der
Funktanzkapelle. 20.00: Kernſpruch; anſchl.: Kurznachr.
20.15: Reichsſendung: Königsberg: Srunde der Nation: Eme
Nacht im Königsberger Blufgerichk. 20.45: Deipzig: Dr.
Ganzer: Genie im Angriff. Richard Wagner, der deutſche Revolu=
tionär
. 21.15: Deutſche Hausmuſik. 22.00; Politiſcher
Kurzbericht. (Aufn.). 22.10: Wetter=, Tages= u. Sporknachr.
22.35: Funkbericht von den deutſchen Hochſchulmeiſterſchaften in
Frankfurk a. M. 22.45: Seewetterbericht. 23.00: Breß
lau: Funktanzkapelle., Ltg.: Ilgner.

[ ][  ][ ]

Freitag, 13. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 191 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt

Darmſiadt, den 13. Juli 1934
Alk=Darmſtadt
Verein für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
425. Veranſtaltung.
Alt=Darmſtadt hat ſchon öfters durch Veranſtaltungen gezeigt,
daß es ſeine Aufgabe nicht darin erfüllt ſieht, die Geſchichte von
Vaterſtadt und Heimatland zu erfroſchen und für unſere Zeit
lebendig und wirkſam zu machen. Vielmehr nimmt es regen An=
teil
auch am heutigen Leben der Stadt. Vor allem das geiſtige
und künſtleriſche Leben, das in unſerer Stadt ſchon immer Pflege
und Förderung fand und dem Namen Darmſtadt einen guten
Klang gah, wird auch im Alt=Darmſtadtkreis erörtert und gewür=
digt
. Alt=Darmſtadt ſpürt den Pulsſchlag der neuen Zeit. Mit
Fug und Recht kann es ſeinen Blick gerade den Aufgaben unſerer
Tage zuwenden, weil es die Geſchichte kennt und damit die Kräfte,
aus denen heraus Darmſtadt wurde und auf denen Gegenwart
und Zukunft weiterbauen müſſen. Die Arbeit der Gegenwart
jeder Gegenwart iſt zugleich ein Kampf mit der Jugend. Das
Ende dieſes Kampfes iſt vorauszuſehen: die Jugend wird ſiegen.
Aber nur dann wird ihr Sieg vollkommen und ihre neue Arbeit
wertvoll ſein, wenn ſie auf den Schultern der Väter ſteht und
vollendet, was ſie begonnen haben.
Kürzlich brachten ein Vortrag und mehrere Führungen ernſt=
hafte
Auseinanderſetzung mit der Deutſchen Frühjahrsausſtellung,
heute las ein junger Darmſtädter Dichter, Hans Landmann,
Eigenes. Was er brachte, waren Skizzen, Momentaufnahmen,
irgendwo geſchaut und feſtgehalten. Es waren Lichter und Schat=
ten
aus dem Leben, das uns täglich, ewig wechſelnd und doch
gleichförmig, umbrauſt, und deſſen kleine Begebenheiten wir oft
gar nicht zu würdigen vermögen, weil Geſchäft und Beruf unſeren
Blick abziehen von der Mannigfaltigkeit des Lebens und Erlebens.
Harald, Straße und Das kleine Brüderchen waren ſolche
Augenblicksbilder, in denen ein kleines, beſcheidenes Erlebnis dar=
geſtellt
wurde. Ungleich tiefer griff Hans Landmann mit der
Geſchichtsſtunde und mit Am Kiosk. Hier war es nicht nur
Leben, geſehen und beſchrieben, ſondern hier brach das Schickſal
ein. Eine tiefe Tragik lag über der Arbeit des Geſchichtsprofeſ=
ſors
, der ſeinen Jungen voll echter Begeiſterung das Kriegserleb=
nis
ſchildert. Unfug iſt die Antwort der Klaſſe. Aber dennoch
trägt er einen Sieg aus dieſer Stunde davon: einen Schüler, einen
einzigen, den, der ſonſt immer zuerſt zu Streichen aufgelegt war,
hat er überwunden. So wie die Zeitungsfrau in Am Kiosk.
von ihrem Platz und ihrem Standpunkt aus ſich Gedanken über
ihre Beobachtungen macht, ſo verfahren wir alle wieder und wie=
der
. Aber hinter dem, was unſere Augen ſehen, ſteht oft ein
Schickſal, hart und unerbittlich, das die Beteiligten im Innerſten
trifft und bewegt wir aber ſehen nur das Aeußerliche und ur=
teilen
und verurteilen doch ſo gern!
Die Zuhörer und der 1. Vorſitzende dankten durch Beifall und
verſtändnisvolle Worte für dieſe Gaben des jungen Darmſtädters.
Stz.
Meldeſchluß
für die Sonderzüge zu den Kampfſpielen in Nürnberg
Zur Beteiligung an den zu den Deutſchen Kampfſpielen nach
Nürnberg verkehrenden Verwaltungsſonderzügen mit 60 v. H.
Ermäßigung iſt der Meldeſchluß nunmehr auf den 14. Juli feſt=
geſetzt
worden. Bis zum 14. Juli einſchließlich nehmen alle deut=
ſchen
Bahnhöfe ſolche Meldungen von jedermann entgegen.

Die Kleingärkner werben!
Am 15. Juli findet in ganz Deutſchland der Werbetag der
Kleingärtner und Kleinſiedler ſtatt. Die Bedeu=
tung
dieſes Tages liegt darin, die Oeffentlichkeit und die Klein=
garten
= und Kleinſiedlerwelt Deutſchlands von den Aufgaben des
Reichsbundes der Kleingärtner und Kleinſiedler Deutſchlands
e. V. in Kenntnis zu ſetzen. Der breiten Maſſe des Volkes muß
gezeigt werden, daß der Nationalſozialismus und die grund=
legende
Idee von R. W. Darré über die Verbundenheit von
Blut und Boden auch in den Kreiſen der Kleingärtner und Klein=
ſiedler
unter dem Grundſatz des Führerprinzips Einzug gehal=
ten
hat.
Der Reichsbund der Kleingärtner und Kleinſiedler Deutſch=
lands
e. V., der heute ſchon nahezu eine Million Mitglieder auf=
weiſt
, iſt in ganz Deutſchland die einzige von der Reichsleitung
der NSDAP., Amt für Agrarpolitik, anerkannte Organiſation
auf dem Gebiete des Kleingarten= und Kleinſiedlungsweſens. Es
iſt nicht mehr eine Intereſſengemeinſchaft, die früher ähnliche
Organiſationen darſtellten, ſondern er erzieht ſeine Mitglieder
zu vollwertigen Volksgenoſſen und Nationalſozialiſten, ſowie zur
Nutzung des ihnen anvertrauten Bodens gemäß den Darréſchen
Grundſätzen und der Idee: Gemeinnutz geht vor Eigennutz.
Der Werbetag, der in allen Teilen Deutſchlands Maſſenkund=
gebungen
und Sommerfeſte vorſieht, findet ſeinen Höhepunkt in
der großen Kundgebung der Berliner Kleingärtner und Klein=
ſiedler
auf dem Tempelhofer Feld. Hierbei werden Pg. Reichs=
ſiedlungskommiſſar
Staatsſekretär Feder, ſowie der Führer des
Reichsbundes, Pg. Dr. Kammler, das Wort ergreifen, deren
Reden leider auf die deutſchen Sender nicht übertragen werden
können, weil dieſe durch andere Uebertragungen in Anſpruch ge=
nommen
ſind.
Die im Reichsbund zuſammengeſchloſſenen Kleingärtnerver=
eine
werden aus Anlaß dieſes Werbetages am Samstag
abend, ihre Kleingärten feſtlich beleuchten und
mit Fahnen ſchmücken.
Die Bevölkerung wird auf dieſen Werbetag aufmerkſam
gemacht.
Wegen der Uebertragung der Reichstagsrede des Reichs=
kanzlers
findet die auf Freitag, den 13. Juli 1934. in den Bach=
Saal in Frankfurt a. M. einberufene Volksverſammlung, in der
der Reichsbiſchof ſprechen ſollte, nicht ſtatt. Sie wird in
Kürze nachgeholt werden.
STPA. Tag der Roſe. Gemäß § 1 Abſatz 4 Satz 2 des Geſetzes
über das Verbot von öffentlichen Sammlungen vom 3. Juli 1934
hat der Stellvertreter des Führers der NSDAP., Herr Reichs=
miniſter
Rudolf Heß, im Einvernehmen mit dem Herrn Reichs=
miniſter
der Finanzen die vom Amt für Volkswohlfahrt bei der
Oberſten Leitung der PO. für den 14. und 15. Juli 1934 vorge=
ſehene
Sammlung Tag der Roſe (Förderung des Hilfswerks
Mutter und Kind) als Ausnahme vom Sammelverbot zuge=
laſſen
.

Ein Jahr Berufserziehung.
Von A. Haid, ſtellvertretender Führer der Deutſchen Angeſtelltenſchaft.

Wenig mehr als ein Jahr iſt vergangen, ſeit am 1. Juli 1933
die Angeſtellten unter nationalſozialiſtiſcher Führung ſtraff zu=
ſammengefaßt
wurden. Hand in Hand mit der Neuorganiſation
ging die Führung tatkräftig an die neben der Arbeitsbeſchaffung
wichtigſte Aufgabe: die Arbeits= und Berufserzie=
hung
. Die Oeffentlichkeit hatte ein Anrecht darauf, zu erfahren,
wie weit innerhalb der Kreiſe unſeres Volkes, die mitführend in
der Wirtſchaft tatig ſind, die Erziehung für Volk und Wirtſchaft
gediehen iſt; nur dann bekommt ſie ein Bild von den Schwierig=
keiten
und dem Umfang dieſer Arbeit.
Wie alle Erziehung, ſo muß auch die Fach= und Berufsaus=
bildung
von der Weltanſchauung des National=
ſozialismus
getragen ſein. Von hier aus mußte die Grund=
lage
für eine neue Arbeitsgeſinnung durch verantwortliche Ar=
beit
und berufliche Höchſtleiſtung gelegt werden. Zugleich iſt die
gewaltige Arbeit dieſes Jahres eine wertvolle Vorbereitung für
künftiges Wirken, deſſen Früchte ſich in den kommenden Monaten
und Jahren zeigen werden.
17 000 Helfer.
Vordringlich war die Heranbildung eines großen Stabes von
Mitarbeitern. Auf breiter Baſis wurden deshalb in allen Orts=
gruppen
berufs= und ehrenamtliche Mitarbeiter geſchult. Vor
allem in der Adolf=Hitler=Schule des Gaues Danzig
der NSDAP. erhielten berufsamtliche Mitarbeiter in acht drei=
wochigen
Lehrgängen die weltanſchauliche Vorbereitung für ihre
künftigen Führerpflichten. Dabei war von beſonderem Wert, daß
ſie zuſammen mit anderen Varteigenoſſen aus der PO. der
NSBO. und SA. ſich immer tiefer in das Ideengut des National=
ſozialismus
einleben konnten. In der Schule Auguſtabad=
Tollenſee ſtand die fachliche Schulung im Vordergrund. Hier
wurden insbeſondere 300 Bezirksobleute Jugendleiter, Stellen=
vermittler
, Fachgruppenbearbeiter in zwölf ausführlichen Lehrgän=
gen
in ihrer Arbeitspraxis tiefer eingeführt. Dieſe Schule findet
ihre Fortſetzung in der neueröffneten Albert=Forſter=
Schule in Berlin=Zehlendorf, in der zurzeit der erſte Lehr=
gang
mit 60 Mann durchgeführt wird. Dieſe Geſamtſchulung
geſchieht ſelbſtverſtändlich im engſten Zuſammenwirken mit Reichs=
ſchulungsamt
und Gauſchulungsleitern der Partei.
Auch die Schulung der ehrenamtlichen Kräfte
wurde intenſiv durchgeführt in Gau= und Landesführerſchulen der
Partei, und in Schulen der DA. wurden unter unmittelbarer
Einwirkung der Gauſchulungsleiter der Partei rund 1400 ehren=
amtliche
Ortsgruppenleiter, Jugendleiter. Berufserziehungs=
obmänner
für ihre Erziehungsaufgaben vorbereitet. Ihnen zur
Seite ſteht ein Berufserziehungsſtab von weiteren 15 000 ehrenamt=
lichen
Mitarbeitern, die auch ſchon zum Teil in Schulungswochen
und Kurſen für Sondergebiete geſchult wurden. So verfügt heute
die Deutſche Angeſtelltenſchaft über 17 000 berufs= und ehrenamt=
liche
Mitarbeiter, die das Korps der Ausbildner und ſomit das
eigentliche Fundament für die weltanſchauliche und berufliche Er=
ziehung
ihrer Mitglieder darſtellen.
Die an der Mitgliedſchaft geleiſtete Ausbildungsarbeit iſt
vielfältig in ihren Methoden und Hilfsmitteln: Arbeitsgemein=
ſchaften
, Abendkurſe, Vortrags= und Vorleſungsreihen, Wochenend=
lehrgänge
, Uebungsfirmen, dazu Arbeitsunterlagen, wie Schau=
käſten
, Tafeln, Filme, Lichtbilder, Arbeitsmappen, Vortragsent=
würfe
uſw.
2098 Arbeitsgemeinſchaften mit 82 480 Teilnehmern
vereinigten Gruppen von je etwa 40 Perſonen, um das techniſche
Arbeitskönnen im Erfahrungsaustauſch zu erweitern. Von dieſen
Arbeitsgemeinſchaften ſind 700 für die kaufmänniſchen, 124 für
die techniſchen, 529 für die weiblichen Angeſtellten und 563 für
Büro= und Behördenangeſtellte errichtet; weitere Arbeitsgemein=
ſchaften
ſchulen Werkmeiſter, Land= und Forſt= ſowie ſeemänniſche
Angeſtellte. Betriebsführer, die ſelbſt mitarbeiten oder zu gele=

gentlichem Beſuch ſich einfinden, konnten feſtſtellen, daß hier prak=
tiſche
Erziehungsarbeit in beſter Form geleiſtet wird.
Der weitaus größte Teil der Angeſtellten wurde erfaßt von
51 700 Lehrgängen mit 858 766 Teilnehmern.
Die Lehrgänge und Schulungskurſe dauern ¼ bis ½ Jahr
mit einer oder mehreren Wochenſtunden, die Vortragsreihen 5
bis 10 Abende. Solche Vortragsreihen wurden außer den er=
wähnten
Lehrgängen 2528 abgehalten mit 113 435 Hörern. In
Verbindung damit finden häufig Betriebsbeſichtigungen
zur anſchaulichen Ergänzung des Gehörten ſtatt. Ein richtiges
Bild von der gewaltigen Arbeit erhält man erſt, wenn man be=
denkt
, daß die meiſten dieſer Veranſtaltungen ſich über Monate
erſtrecken, und daß die Teilnehmer vorbildlich bis zum Schluß
durchhalten.
Eine weitere wertvolle Einrichtung ſind die
2000 Uebungsfirmen.
die kürzlich zur Deutſchen Uebungswirtſchaft, zuſammengefaßt
wurden. Hier arbeiten in Gemeinſchaften von etwa 35 Teil=
nehmern
(zuſammen alſo 70 000) Lehrlinge und junge Angeſtellte
in einem der Wirklichkeit getreu nachgebildeten
Betrieb, wobei die Berufsjugend nicht nur die innere Orga=
niſation
eines Betriebes, ſondern auch das Verhältnis eines Be=
triebes
zum anderen, des einen Wirtſchaftszweiges zum anderen
und zur Geſamtwirtſchaft kennen lernt.
An aller dieſer Schulungsarbeit nehmen die ſtellenloſen
Berufskameraden rührigen Anteil. Sie benutzen mit
Freude jede Gelegenheit, die gelockerte Verbindung zur alten
Berufsarbeit wieder feſter zu knüpfen. Mancher von ihnen war
in Gefahr, nicht nur die Verbindung zum Beruf, ſondern zur Ar=
beit
überhaupt zu verlieren, und nicht allen wird es möglich ſein,
wieder Anſchluß an die frühere Berufstatigkeit zu finden. In
Erkenntnis deſſen hat die Deutſche Angeſtelltenſchaft auch
eine großzügige Umſchulung
eingerichtet, die in allen Berufsgruppen ſchon beachtliche Erfolge
erzielt hat. Bei den weiblichen Angeſtellten wurde beſonders
darauf Bedacht genommen, daß ſie außer im Büro auch in Haus=
und Gartenwirtſchaft Verwendung finden können.
In unmittelbarem Zuſammenwirken mit den Auslandsorga=
niſationen
der Partei leiſtet die Deutſche Angeſtelltenſchaft zu=
gleich
Aufklärungs= und Berufserziehungsarbeit an
deutſchen Angeſtellten im Auslande Zahlreiche
auslandsdeutſche Angeſtellte haben die Adolf=Hitler=Schule beſucht,
und die 200 Auslandsortsgruppen der Deutſchen Angeſtellten=
ſchaft
ſind Stützpunkte fleißiger Berufsbildungsarbeit.
Insgeſamt wurden von den knapp 2 Millionen Mitgliedern
der Deutſchen Angeſtelltenſchaft nicht weniger als 1,5 Millionen
innerhalb dieſes Jahres an der Berufsausbildungsarbeit beteiligt.
Auch die Stellenvermittlung der Deutſchen Ange=
ſtelltenſchaft
läßt ſich ein enges Zuſammenarbeiten mit der Berufs=
erziehung
angelegen ſein, und nicht zuletzt ſtellt ſich in den Dienſt
der Berufsbildung die Preſſe der Deutſchen Ange=
ſtelltenſchaft
, von der manche Blätter in Auflagen von
mehr als einer halben Million erſcheinen. Sie vermitteln nicht
nur gründliches Fachwiſſen, ſondern ſchaffen auch mit an der
neuen Berufs= und Arbeitsgeſinnung.
Man raſtet nicht in der Deutſchen Angeſtelltenſchaft, weil man
nicht raſten will. Ein großer Erziehungsplan für das kommende
Winterhalbjahr iſt ſchon aufgeſtellt, ſo daß im Herbſt auch die
kleinſte Ortsgruppe mit beſtem Rüſtzeug an die neuen Aufgaben
herangehen kann. Unter ihrem Führer Albert Forſter,
deſſen engerer Mitarbeiterſtab ſich faſt ganz aus alten Kämpfern
der nationalſozialiſtiſchen Bewegung zuſammenſetzt, waren die
deutſchen Angeſtellten bemüht, ſich zu vollwertigen Arbeits=
menſchen
heranzubilden. Der Wille der Führung und die Einſatz=
bereitſchaft
der Gefolgsleute brachten in dieſem Jahre vollen Er=
folg
und verbürgen ihn für die Zukunft.

Aus den Darnftädter Lichſviel- Thegkern.
Belida: Pantoffelhelden.
In dem Untertitel dieſes Films. Der Meiſterboxer in
Nöten, iſt gleich die verfängliche Situation angedeutet, in der
ſich Freund Weiß Ferdl hier befindet. Er benützt geſchickt
die Aehnlichkeit ſeines Namens mit dem des großen Boxmeiſters,
um ſich unter dem Vorwand eines Meiſterſchaftskampfes für ein

paar Tage der allzu ſtrengen Oberaufſicht ſeiner energiſchen Gat=
tin
(Käte Haack) zu entziehen. Wehe aber, wenn er dann ge=
zwungen
iſt, tatſächlich im Ring gegen einen rieſenhaften Neger=
boxer
anzutreten. Die Szene dieſes Boxkampfes ſtellt in dem
Film den ſtärkſten Angriff auf das Zwerchfell der Zuſchauer dar!
Würdig behauptet ſich daneben der Pantoffelheld Nr. II (Paul
Henckels), den ſeine Frau durchaus zum Meiſterſchwimmer
machen will. Seinem Schwimmunterricht beizuwohnen, iſt wirk=
lich
ein ganz beſonderes Vergnügen! Außerdem gibt es noch
eine Menge komiſcher Situationen und Verwicklungen, ſo daß das
A-
Gelächter faſt nicht abreißt.

Aus der NSDAP.

Reichspropagandaleitung.
NSK. Der Leiter der Abteilung Rundfunk der Reichspropa=
gandaleitung
der NSDAP. hat an alle Gau= Kreis= und Orts=
gruppenfunkwarte
den folgenden Aufruf erlaſſen:
Am Freitag, dem 30. Juli d. J., abends 20 Uhr, ſpricht der
Führer im Deutſchen Reichstag über alle deutſchen Sender zur
geſamten Nation.
Für dieſen Tag iſt ein bisher noch nicht geweſener
Gemeinſchaftsempfang zu organiſieren. Alle
Funkwarte haben ſofort mit den notwendigen Vorbereitungen zu
beginnen und dafür Sorge zu tragen, daß auch dem letzten
Volksgenoſſen die Möglichkeit gegeben iſt, an dieſer bedeu=
tungsvollen
Rede des Führers teilnehmen zu können.
Heil Hitler!
Dreßler=Andreß, Hauptabteilungsleiter.
Landesmuſikerſchaft Heſſen=Naſſau des Fachverbandes B in der
Reichsmuſikkammer.
Die vorläufige Ausweiskarte des Celliſten Otto Scherer,
wohnhaft in Frankfurt a M.=Niederurſel. Am Urſelbach 4, Mit=
glied
der Ortsmuſikerſchaft Bad Homburg, wird als verloren ge=
meldet
und für ungültig erklart.
Die vorläufige Ausweiskarte des Muſikers Ludwig Dickel
wohnhaft in Offenbach a. M., Waldſtraße 11, Mitglied der Orts=
muſikerſchaft
Offenbach a. M., wird als verloren gemeldet und
für ungültig erklärt.
Alle Ortsmuſikerſchaften werden aufgefordert, die verloren
gegangenen Ausweiſe bei ihrem etwaigen Auftauchen einzuziehen
und an die Landesmuſikerſchaft Heſſen=Naſſau. Darmſtadt,
Mackenſenſtraße 21, abzuliefern.
Fichtmüller
Leiter der Landesmuſikerſchaft Heſſen=Naſſau.

* Eine Hanomag=Karawane hatte geſtern vormittag auf dem
Paradeplatz Aufſtellung genommen. Die ſchnittigen Wagen in
jeder Farbe fanden lebhaftes Intereſſe bei den zahlreichen Be=
ſuchern
dieſer Schau. Die verſchiedenſten Modelle 4/23 und 6/32
konnten beſichtigt werden. Neben Limouſinen mit feſtem Dach
ſtanden ſolche mit zurückſchiebbarem Dach. Entzückend war bei=
ſpielsweiſe
das 32 PS Kabriolett mit Ganzſtahl=Karoſſe, das auch
mit Schwingachſe verſehen iſt. Die größeren Limouſinen ſind mit
vier Türen und 6 Fenſtern verſehen. Alle Wagen haben den Vor=
zug
, außerordentlicher Bequemlichkeit und Geräumigkeit im In=
neren
. Dieſe Vorzüge ſind ſowohl bei den Serienwagen wie bei.
den Luxustypen feſtzuſtellen. Außer den Perſonenwagen waren
noch Schnell=Lieferwagen, ein Hanomag=Dieſel=Schnell= Transpor=
ter
und ein großer wendiger Omnibus aufgefahren.

Joder Anfrage iſt die letzie Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen wirden
nſcht beantwortet. Die Beaniwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.

H. H. Wenden Sie ſich bitte an die Polizei.

Die FahstusGrdge
erleichtert und verschönert Ihnen die SHELL-Tourenkarte. Uber 180 Tourenkarten
mit ausführlicher Beschreibung und Entfernungsangaben sind neben Stadt-, Straßen-
und Wetterkarten im SHELL-Reisedienst erschienen, der allen SHELL-Kunden auf
Wunsch zur Verfügung steht.

SE
2
RoI

DER VOLkOMMENE KUNDENDIENSTT

Die Ausgabe
der Karten
erfolgt an
den Tank-
stellen
, die
durch ein
SHELL. Reise-
dienstplakat

kenntlich ge-
macht
sind,

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 191

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Juli 1934

Brauchtum der Erntezeit.

Hihung der Haupkabkeilung II
ver Landesdanernſchaft geiſen Raffan.
Das erſte Arbeifsjahr.
LPD. Frankfurt a. M., 12. Juli.
In einer Sitzung der Hauptabteilung III der Landesbauern=
ſchaft
Heſſen=Naſſau, die vorgeſtern in Frankfurt ſtattfand, gab
Hauptabteilungsleiter Pg. Wirth den Rechenſchaftsbericht über
das erſte Geſchäftsjahr ſeit der Ueberleitung des ländlichen Genoſ=
ſenſchaftsweſens
in den Reichsnährſtand. In ſeiner Eröffnungs=
anſprache
betonte Landesbauernführer Dr. Wagner, daß prak=
tiſche
nationalſozialiſtiſche Wirtſchaftspolitik zuerſt im Reichsnähr=
ſtand
betrieben worden ſei. In der weiteren Arbeit in dieſer
Richtung dürfe jedoch nicht zerſchlagen werden, was in langen
Jahren aufgebaut worden ſei. Der Kampf gegen das Judentum,
der nach wie vor im Auge behalten werden müſſe, dürfe nur ver=
antwortlich
geführt werden.
In ſeinem großen Bericht wies Landeshauptabteilungsleiter
Wirth darauf hin, daß die Aufmerkſamkeit, die der Gauleiter
der Arbeit der Landesbauernſchaft ſtets widme, auch dieſer Sitzung
große Bedeutung ſogar über den Rahmen des Reichsnährſtandes
hinaus zukommen laſſe. Nirgends ſei der nationalſozialiſtiſche
Grundſatz: Gemeinnutz geht vor Eigennutz ſo verwirklicht wor=
den
, wie im landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſen. Bei einer
mit 75 Neueintritten 1214 Genoſſenſchaften umfaſſenden Mitglie=
derzahl
belaufe ſich die Bilanzſumme der Landesbauernkaſſe auf
36 500 000 RM. Eine 56prozentige Erhöhung des Kaſſenumſatzes
und eine 100prozentige Erhöhung im Ueberweiſungsverkehr be=
weiſe
eine beachtliche Steigerung in der Geſchäftstätigkeit. Die
Entwicklung der Termingeld= und der Kündigungseinlagen ſei zu=
friedenſtellend
, dagegen habe die Entwicklung der Spareinlagen
mit der vorſtehenden Entwicklung nicht ſtandgehalten. Bei der
Finanzierung der Viehmärkte ſei zur Zufriedenheit der Bauern
gezeigt worden, daß die richtige Benutzung des Handelswechſels
als Kreditinſtrument von Vorteil ſein konne. Die Verbindlichkei=
ten
bei der deutſchen Zentralgenoſſenſchaftskaſſe ſeien um 2 600 000
RM. zurückgegangen. Auch die Schuldzinsſätze für die einzelnen
Genoſſenſchaften ſeien fühlbar herabgeſetzt worden. Die Vereini=
gung
der beiden genoſſenſchaftlichen Warenanſtalten Darmſtadt
und Frankfurt bedeute für das landwirtſchaftliche Genoſſenſchafts=
weſen
im Rhein=Maingebiet einen erheblichen Fortſchritt. Rund
1329 Genoſſenſchaften mit 466 650 RM. Geſchäftsanteilen und RM.
4 680 000 Haftſumme gehörten dem genoſſenſchaftlichen Wareninſti=
tut
der Landesbauernſchaft an. Schon in den erſten vier Monaten
des laufenden Jahres ſei der Umſatz des geeinten Inſtituts um
vier Millionen RM. gegenüber dem Umſatz der beiden getrennt
arbeitenden Inſtitute in der gleichen Zeit des Vorjahrs geſtiegen.
Bis Ende Mai ſeien werktäglich 3000 Zentner Futtermittel, zu
Anfang Juni ſogar 4000 Zentner verkauft worden. Die Getreide=
erfaſſung
ſei um 33 Prozent angeſtiegen, die Umſätze in Dünge=
mitteln
um 35 Prozent. Bei Sämereien ſei beſonders der Mehr=
bedarf
an Luzerne von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahre zu
bemerken. Im Maſchinengeſchäft ſei in den erſten fünf Monaten
ein Mehrumſatz von 103 000 RM. zu verzeichnen, der ſich zum Teil
aus Lieferung von milchwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräten
ergebe. Das bedeutendſte Gebiet genoſſenſchaftlicher Verwertung
landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe liege auf dem Gebiete der Vieh=
abſatz
= der Milchabſatz= und der Eierabſatzgenoſſenſchaften. Bei
den beiden erſten Organiſationen ſei eine reſtloſe Umorganiſierung
zur Durchführung gekommen. Namentlich auf dem Gebiete des
Marktſchutzes habe hier die Hauptabteilung III in Verbindung mit
der Hauptabteilung II das Abſatzproblem einer erfolgreichen =
ſung
nahegebracht. Reichshauptabteilungsleiter Trumpf
dankte Landeshauptabteilungsleiter Wirth für ſeine aufopferungs=
volle
Tätigkeit. Die Widerſtände, die gegen den genoſſenſchaft=
lichen
Gedanken feſtzuſtellen ſeien und aus den Kreiſen kämen, die
ſich als aus der Inflation hervorgegangene Elemente in Form
eines wilden Handels zwiſchen Erzeuger und Verbraucher einſchal=
ten
wollten, müßten auf organiſchem Weg, durch einen Wett=
bewerb
, der auf dem Leiſtungsprinzip beruhe, beſeitigt werden.
Bei der kommenden großen Entſchuldungsaktion ſei das Haupt=
augenmerk
darauf zu richten, daß die Wirtſchaften, die ſich durch
die liberaliſtiſche Epoche hindurchgerettet hätten, nicht der Gefahr
einer allzu großen ſolidariſchen Verſchuldung erlägen. Der Ge=
danke
von Haftungsgenoſſenſchaften oder einer Trennung der Geld=
und Warenbewegung werde ſich auf keinen Fall ermöglichen laſſen.
Die kommende Ernte werde die Genoſſenſchaften und den Land=
handel
vor größere Aufgaben ſtellen als das Vorjahr mit ſeinen
Rekorderträgen. Jedoch ſei durch die Einlagerungspolitik der
Reichsſtelle die Volksernährung ſichergeſtellt. Der Abſatz der vor=
ausſichtlich
ſehr guten Ernte der Winzergenoſſenſchaften werde
durch Lombardierungsmaßnahmen ſichergeſtellt werden müſſen. In
Vorbereitung ſei ferner ein genoſſenſchaftliches Verſicherungs=
unternehmen
.
Pg. Heyſe, M.d.R. ging anſchließend nochmals auf das
gute Verhältnis zwiſchen Parteileitung und Reichsnährſtand ein,
das beſonders in unſerem Gau durch das tiefgehende Verſtändnis
des Gauleiters für alle landwirtſchaftlichen Fragen ſichergeſtellt
werde. Abſchließend dankte Landesbauernführer Dr. Wagner
den Rednern und betonte, daß die Ereigniſſe des 30. Juni ein
Beweis dafür ſeien, daß nur eine ſo ſtarke Führerperſönlichkeit
wie Adolf Hitler das Vaterland der Geſundung entgegenführen
könne.

Ferienzeit frohe Zeit! Man ſchreibt uns: Schon ſeit
Wochen freuen ſich Eltern und Kinder auf ſorgloſe Tage der Ent=
ſpannung
und Ruhe. Aber gerade da, wo eine Erholung drin=
gend
nötig: bei dem Geſchäftsmann, der ja keine Ferien kennt, bei
der Hausfrau und Mutter mehrerer Kinder, bei dem Beamten in
ſeinem täglichen Einerlei des Berufs, wie bei den Arbeitern der
Induſtrie und Wirtſchaft, iſt es ſchwer, ohne größere Geldmittel
ſich einige Ferientage zu verſchaffen. Da findet man in dem Licht=,
Luft= und Sonnenbad des Vereins für naturgemäße Lebens= und
Heilweiſe den geeigneten Ort für ſeine Freizeit. Zu jeder Tages=
zeit
findet man draußen Badegäſte, welche je nach Bedürfnis und
Temperament Ruhe und Unterhaltung, Spiel und Spaß ſuchen
und finden. Welche Beruhigung iſt es doch für eine Mutter, ihre
Lieblinge fröhlich ſpielen zu ſehen und ſich ſelbſt der Ruhe hinzu=
geben
. Das Köſtlichſte aber iſt doch die außerordentliche Kraft und
Geſundheit, welche wir durch den verſtändigen Gebrauch der Son=
nenbäder
mit in die kalten Wintertage nehmen können. Darum:
ſorgt vor! Benutzt eifrig die goldenen Sonnenſtrahlen, ſolange
ſie ſcheinen. Alle Auskunft im Licht= und Luftbad am Lichtwieſen=
weg
.

Wie helles Gold, wie lichte Bronze ſchimmern die Getreide=
felder
; jeder Halm beugt ſich unter den Aehren; die Körner ſind
hart geworden. Kornblume und Kornrade grüßen von den Rän=
dern
der Getreidefelder; eifrig huſcht der Hamſter durch die Flu=
ren
, wie leiſes Meereswogen geht es über die Felder. Greiſe und
Mütterchen erzählen den Enkeln die uralten Geſchichten von der
Kornfrau und vom Roggenwolf, die jetzt umherſtreifen, um kleine
Kinder in das Verderben zu ziehen, die ſich zu dicht an die Korn=
felder
wagen. Wieder einmal iſt die Erntezeit gekommen, kann
mit dem Schnitt begonnen werden.
In verſchiedenen Gegenden Deutſchlands iſt es noch heute
Brauch, daß die Erntezeit mit einem beſonderen Gottesdienſt, dem
Erntebittag, eingeleitet wird. Alle, die beim Einbringen der Feld=
früchte
tätig ſind, verſammeln ſich am frühen Morgen im Arbeits=

Froher Ernteſegen.

anzug in der Kirche, um eine kurze Predigt anzuhören. Vereinzelt
iſt auch das Choralblaſen vom Kirchtum nach jedem Erntetag noch
üblich. In Weſtdeutſchland will es in einigen Bezirken der Volks=
brauch
, daß der Schnitt des Getreides möglichſt an einem Feiertag
begonnen wird; anderswo iſt der Montag der beliebteſte Tag des
Erntebeginns. Nur, wenn beſonders unbeſtändiges Wetter iſt,
wird davon abgewichen. Auf keinen Fall jedoch ſoll mit dem Ge=
treideſchnitt
an einem Sonntag begonnen werden. In Süddeutſch=
land
will es der Brauch in manchen Gegenden, daß die erſten
Aehren durch ein Kind fallen.
Erntebräuche.
Die Erntezeit iſt für den Bauern die wichtigſte Zeit des ganzen
Jahres. Auch dies trägt dazu bei, daß die Landleute an den alten
Erntebräuchen beſonders feſthalten. Dieſe Bräuche ſind noch eben=
ſo
auf den großen Gütern im öſtlichen Deutſchland, beim Marſch=
bauern
, in den alten Bauernhäuſern Weſtfalens, in Sachſen, Thü=
ringen
, Bayern, Tirol, Kärnten, Deutſchböhmen und der Schweiz
anzutreffen. Vielerlei Bräuche hängen noch mit dem Einbringen
der erſten und der letzten Garbe zuſammen. In der Pfalz und in
Heſſen beſteht der Brauch, von den erſten Garben den Mäuſen
etwas hinzulegen. Dadurch ſo heißt es ſollen die Mäuſe von

Gemeinſchaftsempfang der Rede des Führers. Alle Darm=
ſtädter
Volksgenoſſen, die kein eigenes Rundfunkgerät beſitzen,
werden aufgefordert, heute abend um 20 Uhr auf dem Marktplatz
zu erſcheinen. Dort wird die Rede des Führers im Reichstag
durch Lautſprecher übertragen.

100 000=RM.=Gewinn fällt nach Rheinland und Hannover.
Ein Gewinn von 100 000 RM. fiel in der heutigen Ziehung der
Preußiſchen Klaſſenlotterie auf die Nummer 69 804. Das Los wird
in der erſten Abteilung im Rheinland, in der zweiten in Han=
nover
geſpielt, in allen Fällen Achtelloſe.
50 000 RM. Gewinn für Baden und Schleswig=Holſtein.
In der heutigen Vormittagsziehung der 4. Klaſſe der 43. (296.)
Preußiſchen Klaſſenlotterie wurde der Gewinn von 50 000 RM.
gezogen. Er fiel auf die Nummer 57 422 und wird in der erſten
Abteilung in Baden, in der zweiten Abteilung in Schleswig= Hol=
ſtein
geſpielt.

der allzu großen Vertilgung der Kornvorräte zurückgehalten wer=
den
. In anderen Bezirken werden den Vögeln Körner aus den
erſten Garben hingeworfen. Beim Aufladen des erſten Getreide=
fuders
darf nach altem Brauch in Nordweſtdeutſchland kein Wort
geſprochen werden. Grüne Tannenzweige über das Scheunentor
gewunden, ſichern nach dem Volksglauben in Franken und in der
Pfalz gutes Wetter während der Erntezeit. In Bayern und in
Deutſchböhmen ſoll das erſte Getreidefuder rückwärts in die Scheune
gefahren werden. Solange ein geladener Getreidewagen auf dem
Hofe ſteht, darf niemand unter dem Wagen durchkriechen, wenn in
der Erntezeit ein Unglück vermieden werden ſoll.
In vielen Teilen Deutſchlands, bis weit nach Böhmen und in
die Niederlande hinein darf nach altem Volksbrauch ein Getreide=
feld
nie vollſtändig abgeerntet werden. Wenigſtens einige Büſchel
Aehren müſſen ſtehen bleiben. Dadurch ſollen die böſen Dämonen
der Getreidefelder auf den Fluren gebannt bleiben, können alſo
nicht mit in die Scheunen einwandern, um dort Schaden anzurich=
ten
. Mit dem Stehenlaſſen von Getreidebüſcheln hängen auch noch
Zeremonien zuſammen: Im Oſten Deutſchlands umſpringen Kin=
der
dieſe Büſchel. Dieſe erhalten auch allerlei Ausſchmückungen,
In einigen Länderteilen von Nord= und Oſtdeutſchland werden die
letzten Garben mit Steinen beſchwert. Das ſoll nach dem Volks=
glauben
dazu beitragen, auch im nächſten Jahre eine gute Ernte
einzubringen. Einige volle Aehren von der neuen Ernte in den
Stall gehängt, ſoll das Vieh fruchtbar machen. Wer im nächſten
Jahre eine gute Ernte haben will, muß Körner der neuen Ernte
mit dem Saatgut vermiſchen. Häufig iſt auch der Brauch, daß
der letzte Erntewagen mit friſchen Zweigen und Blumen ausge=
ſchmückt
wird. Weiter iſt es vielfach Sitte, daß beim Einfahren
des letzten Fuders alle auf dem Hofe wohnenden Perſonen an=
weſend
ſein müſſen.
Ernteſprüche und Erntedichtung.
Eine für den Landmann ſo wichtige Erſcheinung wie die
Ernte mußte auch in der Poeſie und in Volksſprüchen mancherlei
Widerhall finden. Ungezählte Sprüche aus dem Sprachſchatz der
ländlichen Bevölkerung beziehen ſich auf die Ernte und die damit
verbundenen Arbeiten. Goethe ſagte: Ernten iſt beſchwerlicher
als Säen. In einem alten Spruch heißt es: Lobe die Ernte nicht,
bevor du ſie in die Scheune gebracht haſt‟. Daß in der Ernte
tüchtig gearbeitet werden muß, kommt in den Worten zum Aus=
druck
: Wer in der Ernte nicht hilft ſchneiden, der muß im Win=
ter
Hunger leiden und weiter: Wer zur Ernte ſchläft, wird im
Winter aufwachen. Von Hölty ſtammt das Verschen:
Sicheln klingen Mädchen ſingen
Unter Sichelklang,
Bis vom Mond beſchimmert.
Rings die Stoppel flimmert
Tönt der Ernteſang,
und Greif dichtete:
Es ſtöret die Aehren im Felde
Leiſer Hauch.
Wenn eine ſich beugt, ſo bebet
Die andere auch.
Es iſt, als ahnten ſie alle
Der Sichel Schnitt.
Die Blumen und fremden Halme
Erzittern mit.
Erntetanz, Erntekranz und Erntekrone.
Hier iſt es Brauch, einen Erntekranz zu winden, dort wird eine
Erntekrone hergerichtet. Erntekranz wie Erntekrone beſtehen in
der Regel aus Aehren, Kornblumen, Kornraden, Ackerwinde und
Rainfarn. Sie kommen entweder in die Wohnſtuben des Guts=
herrn
oder werden auch an den Giebel der Scheune gehängt, wo
ſie hängen bleiben bis an die Stelle der alten Erntekrone oder
Erntekranzes ein Erſatz kommt. Mit der Ueberreichung des Ernte=
kranzes
oder der Erntekrone haben die Schnitter und Erntearbei=
ter
das Recht auf das Entebier und den Ernteſchmaus erworben.
Im Oſten Deutſchlands wird die Erntekrone öfter mit brennenden
Lichtern überreicht. Die Erntekronen=Jungfer hat auch verſchie=
dentlich
das Vorrecht erworben, mit dem Gutsherrn oder Gutsver=
walter
den Erntetanz zu beginnen. Oft noch geht der Erntetanz
draußen im Freien vor ſich, auf dem Dorfplatz, unter der Ge=
meindelinde
oder auch auf einem abgeernteten Feld.

Aus Heſſen.
Traiſa, 12. Juli. Am 13. Juli begeht Frau Chriſtine Leiß=
ler
Witwe geborene Fiſcher ihren 80. Geburtstag. Frau Leißler
iſt körperlich und geiſtig noch ſehr rüſtig.
Ober=Ramſtadt, 12. Juli. Frau Joſefine Widerſchein
Wwe. begeht am Samstag, 14. Juli, ihren 83. Geburtstag in
geiſtiger Friſche und Geſundheit.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 12. Juli. Aus dem Gemeinde=
rat
. In der vorgeſtrigen Sitzung des Finanzausſchuſſes wurden
folgende Beſchlüſſe gefaßt: Mit Ausnahme der Fuhren ab Bahn=
hof
, die nach wie vor auf dem Wege der öffentlichen Verſteigerung
vergeben werden, ſollen die übrigen Gemeindefuhren abwechſelnd
von ſämtlichen hieſigen Fuhrunternehmern ausgeführt werden.
Für die Zeit vom 15. Juli bis Ende Oktober I. Js. ſoll ein Hilfs=
feldſchütze
eingeſtellt werden. Der auf die Dauer unhaltbare
Zuſtand des Gemeindeſportplatzes ſoll beſeitigt werden dadurch,
daß er für einige Zeit geſperrt und zwiſchendurch mit Grasſamen
eingeſät wird. Die durch das anhaltende trockene Wetter in den
Höhenlagen bedingte Waſſerkalamität ſoll dadurch behoben wer=
den
, daß das Begießen der Gärten möglichſt eingeſchränkt und zu
gewiſſen Zeiten ganz eingeſtellt wird.
f. Roßdorf, 12. Juli. In ſelten geiſtiger und körperlicher
Friſche beging Landwirt und Feldbereinigungskommiſſionsmit=
glied
Friedrich Löffler ſenen 70. Geburtstag. Herr Löffler,
einer vom alten Schrot und Korn, iſt noch täglich ſtets unverdroſ=
ſen
in ſeiner Landwirtſchaft tätig. Durch ſeinen urwüchſigen
Humor iſt Herr Löffler auch weit über die Grenzen Roßdorfs be=
liebt
. Der Geſangverein Sängerluſt und der Kirchengeſangver=
ein
ehrten ihren alten aktiven Sangesbruder und Mitgründer
durch ein Ständchen.
k. Dieburg, 12. Juli. Ein Wohltäter unſerer Stadt
iſt in St. Louis am letzten Sonntag im Alter von 77 Jahren ge=
ſtorben
. Herr Lorenz Dörr wanderte als junger Konditor nach
Amerika aus, gründete dort eine Konditorei, die ihn zum reichen
Mann werden ließ. Im Jahre 1929 war er mit ſeiner Gattin
hier anläßlich der Glockenweihe der Wallfahrtskapelle, für die er
die Mittel zur Verfügung geſtellt hatte. Die alten Glocken waren
bekanntlich dem Kriege zum Opfer gefallen. Zum letztenmal be=
ſuchte
er ſeine Vaterſtadt im Jahre 1931 bei der Einweihung der
renovierten Gnadenkapelle. Auch hier war er es geweſen, der
reichlich Mittel zur Verfügung geſtellt hatte. Die Gemeindever=
tretung
hat ihn damals zum Ehrenbürger ernannt. Mit ſeinen
hochherzigen Stiftungen hat ſich Herr Dörr ein dauerndes Denk=
mal
in ſeiner Vaterſtadt geſetzt.
r. Babenhauſen, 12. Juli. 50er=Geburtstagsfeier.
Ueberlieferungsgemäß feierten die 50er, Jahrgang 1884, mit ihren
Angehörigen gemeinſchaftlich ihren 50. Geburtstag im Gaſthaus
Zum Adler‟. Die Begrüßungs= und Gedächtnisrede für die Ge=
ſtorbenen
und Gefallenen hielt Kam. Hch. Perſchbacher; für
die auswärtigen Kameraden ſprach Herr Jakob Spiehl aus
Dresden, der die Sehnſucht nach der Heimat in tiefgefühlten Wor=
ten
pries. Den muſikaliſchen Teil des ſchön und harmoniſch ver=
laufenen
Abends hatten mehrere Mitglieder der NS.= Flieger=
kapelle
übernommen.
m Beerfelden, 12. Juli. Verunglückte Marktgäſte
Ein junger Bauer aus der Gegend von Fürth nahm auf
ſeinem Motorrad auf der Fahrt durch das Marbach=
tal
den 68jährigen Gaſtwirt Rauch aus Lindenfels mit. Kurd
hinter Hüttenthal wollte der Fahrer ein auch vom hieſigen Markt
kommendes Fuhrwerk überholen. Da kam von der Gegenſeite ein
Laſtwagen, der vorſchriftsmäßig auf der rechten Straßenſeite fuhr.
Trotz der Bemühung beider Fahrer, einen Zuſammenſtoß zu ver=
meiden
, prallte das Motorrad mit Wucht auf den Laſtwagen auf=
wobei
der mitfahrende Rauch ſehr ſchwere Verletzungen erlitt; der
Fahrer kam etwas gelinder davon. Auf der Fahrt ins Erbacher
Krankenhaus ſtarb Rauch. Der verunglückte Motorradfahrer wu.d
im Auto von ſeinen Angehörigen abgeholt.

Bekämpfung der Papageien=Krankheit.

Zur Begründung des in den letzten Tagen ergangenen Ge=
ſetzes
zur Bekämpfung der Papageienkrankheit wurde ausgeführt,
daß ſeit dem Jahre 1929 in Deutſchland 155 Erkrankungen an
Papageienkrankheit, darunter 31 Todesfälle, zu verzeichnen ſind,
und daß im Jahre 1934 in der erſten Hälfte allein in Berlin be=
reits
63 Erkrankungen und in Dresden etwa 30 feſtgeſtellt wurden.
Die Tatſache, daß dieſe gefährliche Krankheit, die zu einem
Fünftel von allen Fällen zum Tode führt, ſich immer mehr ver=
breitet
, gab der Reichsregierung Veranlaſſung zum Erlaß eines
Geſetzes zur Bekämpfung dieſer übertragbaren Krankheit.
Nach dem ergangenen Geſetz bedarf jeder, der Papageien oder
Sittiche gewerbsmäßig züchten oder mit ſolchen Tieren Handel
treiben will, der Genehmigung der unteren Verwaltungsbehörde.
Außerdem haben die Züchter und Händler über Erwerb und Ab=
gabe
von Papageien und Sittichen Buch zu führen. Dieſe Bücher
ſind der Polizeibehörde, dem beamteten Arzt und Tierarzt auf
Verlangen jederzeit zur Einſicht vorzulegen. Auch iſt der zuſtän=
dige
beamtete Tierarzt befugt, Beſtände und Zuchten von Pgpa=
geien
und Sittichen zu beſichtigen und auf ihren Geſundheits=
zuſtand
zu unterſuchen Die zur Unterſuchung erforderlichen Tiere
ſind ihm auf Anfordern zu überlaſſen.
Des weiteren ſind die Tierhalter bei mehrfachem Auftreten
von Erkrankungen oder Todesfällen von Papageien und Sittichen
in ihrem Beſtand oder in ihrer Zucht verpflichtet, der Polizei=
behörde
unverzüglich Anzeige zu erſtatten. Auch iſt (nicht nur von
dem Tierhalter) jede Erkrankung ſowie der Tod eines Menſchen
an der Papageienkrankheit ſowie jeder Verdachtsfall der Polizei=
behörde
unverzüglich anzuzeigen.

Erkrankte Tiere ſind abzuſondern und verendete Tiere dür=
fen
nicht vor der amtlichen Beſichtigung beſeitigt werden.
Für den Fall, daß die Papageienkrankheit feſtgeſtellt wird,
kann die Polizeibehörde die Vernichtung und unſchädliche Be=
ſeitigung
anſteckungsverdächtiger Tiere ſowie die nötigen Des=
infektionen
anordnen.
Zuwiderhandlungen gegen dieſes Geſetz ſind mit Gefängnis=
ſtrafe
bis zu 3 Jahren und mit Geldſtrafe bis zu 150 RM. be=
droht
. Beſtraft wird insbeſondere auch derjenige, der ſeiner im
Geſetz ihm auferlegten Anzeigepflicht nicht unverzüglich nach=
kommt
.
Die Beſtimmungen dieſes Geſetzes, daß diejenigen Perſonen,
die Papageien oder Sittiche gewerbsmäßig züchten oder mit ſol=
chen
Tieren Handel treiben, der Genehmigung der unteren Ver=
waltungsbehörde
bedürfen und Buch führen müſſen, treten erſt
am 1. Oktober d. J. in Kraft.
Die übrigen Beſtimmungen ſind bereits in Kraft getreten
Die Polizeidirektion hat als zuſtandige Polizeibehörde ihre
Beamten bereits angewieſen, Züchter und Händler von Papageien
oder Sittichen in eine Liſte aufzunehmen, damit die erforderlichen
Kontrollen vorgenommen werden können. Die Züchter und Händ=
ler
werden daher aufgefordert, ſich bei ihrem zuſtändigen Polizei=
bezirk
zu melden. Die angedrohten Strafen bieten Gewähr dafür,
daß die Händler und Züchter ſich ſofort melden. Es darf aber
auch darüber hinaus erwartet werden, daß in Fällen, in denen
Zweifel darüber entſtehen können, ob jemand als Händler oder
Züchter anzuſehen iſt, die Entſcheidung der Verwaltungsbebörde
oder der zuſtändigen Polizeibehörde eingeholt wird.

[ ][  ][ ]

Freitag, 13. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 191 Seite 7

Zur Tierſchau in Beerſelden.
m. Damit die Schweine= und Ziegenbeſitzer nicht vernachläſ=
ſigt
ſeien, wollen wir die erſten Preiſe auch für ihre Tiere hier
bekanntgeben.
Schweine (Veredeltes Landſchwein): Eber: 1. Preis Georg
Helm, Airlenbach, 2. Bekenhaub, Groß=Umſtadt. 2. Karl Meiſin=
ger
, Kirch=Brombach. Eber, 57 Monate alt: 2. Preis Johann
Adam Siefert, Airlenbach. 2. Peter Kaiſer, Airlenbach. Selbſt=
gezogene
Ferkel: 1. Preis Hch. Leonh. Siefert 1., Ober=
Sensbach. 2. Ihrig, Hetzbach. Händler=Ferkel: 1. Preis
Heinrich Raab, Rügesheim, 2. Schmitt, Zwingenberg.
Ziegen (drei= und mehrjährige): 1. Preis Karl Weil, Groß=
Umſtadt, 2. Peter Brücher, Groß=Umſtadt. Zweijährige: 1. Preis
Martin Fries, Groß=Umſtadt 2. Ludwig Nick, Groß=Umſtadt.
Einjährige: 1. Gg. Nick, Groß=Umſtadt. Fr. W. Siebert, Groß= Um=
ſtadt
. Bocklämmer: 1. Preis Fr. W. Siebert, Groß=Umſtadt.
1. Ludw. Nick, Groß=Umſtadt. 2. Joſ. Lippert, Reichelsheim. 2. Gg.
Fornoff, Steinbach, 2. Peter Hörr 6., Reichelsheim. Sammlungen:
1. Preis Groß=Umſtadt, 2. Steinbach, 3. Michelſtadt.
e. Bad Wimpfen, 11. Juli, Trichinenſchau bei einem
erlegten Wildſchwein. Welchen außerordentlichen volks=
geſundheitlichen
Wert die Trichinenſchau hat, zeigt uns die durch
Herrn Tierarzt Dr. Nuß von hier an einem erlegten Wildſchwein
vorgenommene Trichinenſchau. Er ſtellte Trichinen in großer An=
zahl
feſt, insbeſondere waren das Zwerchfell, das Herz und die
Zunge von dieſen gefährlichen Paraſiten durchſetzt. Das Tier
wurde ſelbſtverſtändlich vernichtet.
e. Bad Wimpfen, 10. Juli. Abſchied der Ferienkin=
der
. Dieſer Tage verließen 61 Ferienkinder aus dem Bayriſchen
Wald, nach ſechswöchigem Aufenthalt, geſtärkt, neu ausgerüſtet
und ſchwer beladen, unſer gaſtfreies Städtchen. Das Jungvolk be=
gleitete
die Gäſte unter Trommeln und Pfeifen zum Bahnhof. Es
war ein ſchönes Bild: die Ferienkinder zogen, geſchmückt mit Blu=
men
und Fähnchen, zum Bahnhof. Unſere Salinen ſpendeten den
Kindern Wimpfener Salz und ferner erhielten ſie drei ſchöne, aus
Ton gebrannte Wimpfener Wappen. Die Kinder waren ſo ſchwer
mit Paketen verſehen, daß dieſe die Pflegeeltern tragen mußten.
Vor dem Zug gab es rührende Abſchiedsſzenen, und die Tränen
floſſen reichlich. Zu erwähnen iſt, daß viele Jungens hier zum
erſtenmal dem Jungvolk zugeführt wurden; die Pflegeeltern
haben den Jungens verſprochen, ihnen die Uniform zu ſchenken,
wenn ſie treu zur Sache halten.
Hirſchhorn, 12. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
11. Juli: 1,49 Meter, am 12. Juli: 1,52 Meter.
Dp. Zwingenberg, 12. Juli Gemeinderatsbericht.
Es wurde beſchloſſen, bei der Heſſiſchen Brandverſicherungskam=
ner
ein Darlehen zum Zwecke der beſſeren Waſſerverſorgung, ins=
geſondere
Erweiterung des Rohrnetzes und Steigerung des
Waſſerdruckes. aufzunehmen. Weiter genehmigte der Gemeinderat
ür dieſe Zwecke die Anſchaffung einer neuen Pumpe. Der Ge=
neinderat
genehmigte die Umwandlung des von der Gruppen=
has
= und Elektrizitätswerks=A.=G. in Bensheim unterm 18. Sep=
ember
1933 gewährten zinsloſen Kredites in Höhe von 2660 RM.
n ein Darlehen.
Bb. Bensheim, 12. Juli. Schwerer Autounfall. Gegen=
iber
dem Kreisamt in der Rodenſteinſtraße überfuhr ein vom
kitterplatz kommendes, ſehr raſch fahrendes Perſonenautomobil
wei Kinder. Beide wurden ſchwer, aber nicht lebensgefährlich
erletzt und dem Hoſpital zugeführt. Der Fahrer des Autos ver=
or
dabei die Herrſchaft über ſeinen Wagen, der ſich zur linken
fahrbahn wendete, dort aber mit einem Bulldogg zuſammenſtieß.
Zeide Fahrzeuge wurden ſchwer beſchädigt. Die Inſaſſen des
lutos erlitten leichtere Verletzungen.

Heppenheim, 12. Juli. Die Leitung der Bergſträßer Feſt=
ſpiele
nach dem durchſchlagenden Erfolg, den das Holzamerſche
Freilichtſpiel Um Stadt und Volk gehabt hat, für die nächſten
Tage folgende Veranſtaltungen feſtgelegt: Samstag Sonderauffüh=
rung
für Schüler (Anmeldungen durch die Schulleiter rechtzeitig
erbeten), Sonntag, 15. Juli, Sonderſpiel für Hitlerjugend und
BdM. und Jungmädels. Am Sonntag abend große Fremdenvor=
ſtellung
auf dem hiſtoriſchen Heppenheimer Marktplatz. Die letzte
Aufführung iſt beſtimmt am 29. Juli.
Ex. Bürſtadt, 12. Juli. An den Folgen eines Hitz=
ſchlages
geſtorben. Der Landwirt Heinrich Lurg von
hier erlitt am Mittwoch nachmittag im Beiſein ſeiner Angehöri=
gen
einen Hitzſchlag beim Fruchtabmachen, an deſſen Folgen der
bedauernswerte Mann verſtarb.
Ex. Bürſtadt, 11. Juli. Skelettfunde. Bei den Ausſchach=
tungsarbeiten
zur hieſigen Waſſerleitung wurden am Dienstag
nachmittag, neben der katholiſchen Pfarrkirche intereſſante Funde
zutage gefordert. Die dort beſchäftigten Arbeiter ſtießen in einer
Tiefe von zirka 70 Zentimetern auf ein menſchliches Skelett, das
eine Länge von 2 Metern aufwies. Ebenſo wuchtig ſind auch die
übrigen Körpermaße. Rieſige Schenkel= und Armknochen, ſowie
eine fauſtdicke Wirbelſäule laſſen auf ungeheure Kräfte ſchließen.
Außerordentlich groß und auffallend iſt hier der breite und ſtarke
Unterkiefer, in dem noch ſämtliche Zähne in gut erhaltenem Zu=
ſtande
ſind. Bei dem erſten Hieb des Arbeiters wurde leider
der gewaltige Schädel zertrümmert. Weiter weſtlich wurden dann
am gleichen Tage noch weitere Funde zutage gefördert: beim Ver=
gleich
dieſer mit dem erſt gefundenen fallen um ſo mehr die Aus=
maße
der letztgefundenen auf. Irgendwelche andere Gegenſtände
wurden in unmittelbarer Nähe nicht gefunden, ſo daß vorläufig
keine näheren Anhaltspunkte vorhanden ſind. Auf weitere Aus=
grabungen
iſt man geſpannt.
Bm. Hofheim (Ried), 11. Juli. Verſchiedenes. Bei einer
Geräteübung der Feuerwehr wurde unter großer Zuſchauerzahl
die Verwendbarkeit der Hydranten der Waſſerleitung geprüft,
was ſehr befriedigend ausfiel. Beim Kreisturnfeſt der
Jugend in Leiſelheim war unſere Turnerjugend ſehr erfolg=
reich
. Beſondere Beachtung fand der ſchneidige Jugend= Spiel=
mannszug
. Unſere Schützen weilten am Sonntag beim
Gauſchießen in Kleinhauſen und brachten 1 goldene, 5 ſilberne
und 1 bronzene Gaunadel mit nach Hauſe. Der Krieger=
und Soldatenverein unternahm eine Geſellſchaftsfahrt
nach Bickenbach, wo man beim 60jährigen Stiftungsfeſte in guter
Kamevadſchaft ſchöne Stunden verlebte.
Be. Büttelborn, 12. Juli. Noch gut abgegangen iſt
geſtern ein Verkehrsunfall, der ſich hier ereignete. Ein hieſiger
Bauer, der mit ſeinem Fuhrwerk in der Richtung nach Groß=Gerau
fuhr, konnte plötzlich ſein ſcheuendes Pferd nicht mehr halten. Ein
zu gleicher Zeit kommendes Auto fuhr in den Wagen hinein. Die
Deichſel des Wagens durchſtieß die Windſchutzſcheibe. Außer eini=
gen
leichten Verletzungen haben keine Perſonen ernſteren Scha=
den
genommen. Das Pferd wurde am Kopfe nicht unerheblich
verletzt.

Aus Rheinheſſen.

Mainz, 11. Juli. Glimpflich verlaufener Ver=
kehrsunfall
. Ein Verkehrsunfall, der für die Beteiligten glück=
licherweiſe
glimpflich verlaufen iſt, ereignete ſich geſtern gegen
Abend auf der Kaiſerſtraße in Mainz. Ein Auto, das aus der
Leibnizſtraße kam und die Kaiſerſtraße überqueren wollte, wurde
von einem Triebwagen der Mainz=Wiesbadener Straßenbahn er=
faßt
und zwölf Meter weit mitgeſchleift. Die eine Seite des Autos
wurde vollſtändig zertrümmert. Wie durch ein Wunder blieb der
Fahrer außer einer geringfügigen Wunde am Finger unverletzt.
Ein Fußgänger, der auf dem Bürgerſteig ging, wurde von dem
mitgeſchleiften Auto erfaßt. Er wälzte ſich aber geiſtesgegenwärtig
auf die Seite und blieb ſo vor ernſterem Schaden bewahrt. Der
Straßenbahnwagen wurde leicht beſchädigt.

Heiſtſchee Bichteliag m Bausnc.
Skiflung zu einem Ehrenpreis für das beſte Berk.
heſſiſcher Dichkkunfk.
LPD. Hochſtimmung herrſchte in der Stadt Butzbach an dem
Tage, den ſie zu Ehren der heſſiſchen Dichter im Rahmen ihrer
Ständewoche veranſtaltete (11. Juli). Die ganze Bevölkerung
nahm an der Veranſtaltung des Dichtertages allerregſten Anteil,

dent, von den Verſammelten herzlich willkommen geheißen. Prof.
Dr. Horſt führte in vorbildlicher Weiſe die heſſiſchen Dichter
und Schriftſteller durch die mannigfachen Sehenswürdigkeiten der
Stadt Butzbach. Die Nachmittagsſerenade auf dem Marktplatz
klang aus in eine große Kundgebung des Reichsverbandes Deut=
ſcher
Schriftſteller, Gau Heſſen=Naſſau. Der Verbands=Gauführer
Dr. Hans Geiſow wies auf das Wollen, Sollen und Müſſen
des Dichters und Schriftſtellers unſerer Zeit hin. Es gelte, aus
dem großen Werden unſerer völkiſchen Lebenserneuerung das
große Werk zu ſchaffen, das in die Zukunft weiſt. Noch immer ſei
der Dichter Sendbote des Lebens; ſeine Aufgabe ſei das Ewige
zu geſtalten. Geiſt allein werde immer unfruchtbar bleiben; erſt
wenn er ſich mit der Form verbinde, werde die hohe Sendung,
der heilige Beruf des Dichters erfüllt. Der deutſchen Kultur ſei
nur zu helfen durch Arbeit an ſich ſelbſt. Wirken am Neubau
unſeres Seelenlebens im Sinne des Führers ſei die Aufgabe des
Dichters und Schriftſtellers.
Den Höhepunkt erreichte der Dichtertag, als Bürgermeiſter
Dr. Scheller einen Beſchluß des Rates der Stadt Butzbach
auf dem Feſtabend im ſtark überfüllten Saal des Heſſiſchen Hofs
bekannt gab, nämlich die Stiftung eines Grundſtocks zu dem Ehren=
preis
für das beſte Werk heſſiſcher Dichtkunſt. Er unterſtrich den
Wunſch der Stadt, daß dieſe Stiftung ein kleiner Bauſtein zu dem
Aufbau unſerer Kunſt werden möge. Profeſſor Dr. Otto Weide
hieß noch einmal die Dichter und Schriftſteller willkommen. Der
Dichtertag ſei ein froher Tag der Einkehr und Erholung. Aus den
Werken der Dichter könnten wir am beſten erſehen, was echte
Deutſchheit ſei. Willi Reichmann vom Staatstheater Wiesbaden
las mit wachſendem Beifall aus den Werken anweſender heſſiſcher
Dichter und Schriftſteller. Lebende Bilder aus der Geſchichte
Butzbachs löſten Beifallsſtürme aus. Kammermuſik und Schüler=
chor
gaben den Rahmen für den Feſtabend des Heſſiſchen Dichter=
tages
.
h. Grünberg, 7. Juli. 100 Jahre Bezirksſparkaſſe
Grünberg. Die hieſige Bezirksſparkaſſe kann in dieſem Jahre
auf ihr 100jähriges Beſtehen zurückblicken. An Stelle einer
größeren Jubiläumsfeier hat der Verwaltungsrat der Kaſſe den
Betrag von 200 Mark der NS.=Volkswohlfahrt für das Hilfswerk
Mutter und Kind überwieſen. In der diesjährigen Mitglieder=
verſammlung
, die ganz im Zeichen des Jubiläums ſtand, begrüßte
der Vorſitzende des Verwaltungsrates, Lehrer Böcher, die Vertre=
ter
der 40 Garantiegemeinden und die Vertreter der Aufſichts=
behörde
und des Heſſiſchen Sparkaſſen= und Giroverbandes. Die
Glückwünſche der Aufſichtsbehörde überbrachte Oberregierungsrat
Dr. Schönhals=Gießen. Für den Heſſiſchen Sparkaſſen= und Giro=
verband
ſprach Oberbürgermeiſter a. D. Rahn. Die Glückwünſche
der Stadt Grünberg überbrachte Bürgermeiſter Dr. Mildner.
Hierauf gab Lehrer Böcher einen Rückblick auf die 100jährige Ge=
ſchichte
der Kaſſe. Nach der jüngſten Bilanz betragen die Spar=
einlagen
2 190 095 RM. auf 3289 Sparbüchern. Der Jahresumſatz
iſt auf 13,7 Millionen Mark angewachſen. Der Reingewinn betrug
im abgelaufenen Geſchäftsjahr 32 000 RM. Direktor der Kaſſe iſt
Rudolf Diehl=Grünberg.

Röcke
in grau Shetland oder
rein Leinen, Seitenfalte,
Knopfgarnitur
3.95

Blusen
in Matterépe, Bemberg-
qual
. oder Kunstseide-
Georgette, eleg.-Ausführ.
5.95

un koue, Bad znd Wandenang
Strandhosen aus
Bade-Anzüge aus
Polostoff, in ver-
reiner
Wolle, für
Herren u. Damen Weuu : schieden, Farben Hauu

Bade-Anzüge aus
guter Wolle, ele-
ganter
Sitz. Marke
Juvena‟ ....

s Bade-Mantel
saus solldem
Frotté, moderne
Streifen . . . ..

In vornehmer Geſchäftslage Haus
mit kl. Laden, z. Zt. als
Einfamilien=Haus
bewohnt. Paſſend für jedes feinere
Geſchäft, auch für Arzt, Zahnarzt,
Rechtsanwalt, Notar uſw., geeignet.
Neueſt. Steuertaxe 39600, iſt für
25 000. bei größerer Anzahlg.
zu verkaufen und ſofort beziehbar.
Angeb. u. E. 250 Geſchäftsſt. (7581

Damen-Büstenhalter
aus Bretton-
Spitze, Rücken-
schluß
. . . .. C

9

Dam.-Hemdchen
Kunstseide, porös
od.m. Laufmaſche 1.40

Damen-Schlüpfer
Matt-Charmeuse,
feinmasch. Oual.
Damen-Unterkleid
Charmeuse, mit
geſticktem Maroc-
Motiv .....

Reisehut
aus Filztuchstreifen, in
weiß und allen Mode-
farben

3.95


D.-Kniestrümpfe
künstlicheWaſch-
seide
, II. Wahl. P
Damen-Strümpfe

künstliche Matt-
seide
, feinmasch.
Geuebe . . 125, 909

09

Damen-Söckchen
echt Macco,
Paar 0.58,
Herren-
Sport Strümpfe
moderne Muster
Paar 1.45,

10

Selbstbinder
sehr große
Muster-Auswahl
1.95, 1.50,
Pullover
meliert, ohne Arm
für Herren

Herren-Sportgürtel
aus Leder,
verschied. Aus-
führungen
O.75,
H.- Sporthemden
moderne Muster
3.95, 2.85,

Kind.-Polojacken
K‟- Kniestrümpfe
½ Arm
meliert, mit Jac-
quard
-Rd., Gr. 4-6 002 s für 5 bis 8 Jahre U
Kinder-Waschstoff-
Kinder-Spangenschuhe
kleidchen
weiß mit Orépe-
strapazierfähig

Gummisohle
Hau ? für 4 bis 6 Jahre 2.10
Größe 25126

Größe 27130 1.50

G

Rc

Rert

Blenaſteinhaus
4X3=Zimmer=
Haus, i. Nordv.,
für 15 000 ſo=
fort
zu verkauf.
Anzhlg. 6000 .
Alles Näh. durch
den Alleinbeauf=
tragten
Immob.=
Büro Karl Glenz
Kahlertſtr. 41.

Landgaſthof,
ſämtl. Inventar
(brauereifrei)
Gaſtzim., Saal,
Garten i. Oden
wald altershalb
für 16 000.,
Anz. 45000,
zu verkf. Näh.:
Ad. Dingeldein,
Landwehrſtr. 39,
Celefon 2067. (c

Lebensmittel=,
Feinkoſtgeſchäft
la eingerichtet
(Oſtviertel) für
2000. ſofort
abzugeb. Näh.:
Ad. Dingeldein,
Landwehrſtr. 39,
Telefon 2067. (e

1015 000 Mart
von tüchtig. Ge=
ſchäftsmann
geg.
hypoth. Sicherh.
geſucht. Stille o.
tätige Beteili=
gung
, evtl. An=
ſtellung
, wd. ge=
boten
. Ang. unt.
E. 208 Geſchſt.

Guterhalt. Sofa
weg. Platzmang.
bill. abzug., auch
gegen Schreiner=
arbeit
. Daſelbſt
1 eiſern. Kinder=
bettſtelle
mit 2
P. Kindermatr.
Roßhaar) bill
abzugeben.
Rückertſtr. 13.

Liege=
fkühle

größte Auswahl.
billigſte Preiſe!
Brückner
Holzſtraße,
im Brunnen. (a

2 hochf. polierte
Schlafzimmer
billig und gut.
Gg. Mederle
Bleichſtraße 27,
Werkſtätte. (a

TAulne
gebraucht. Möbel
1 Sofa, 4 Stühle,
1ält. Schreibtiſch,
1 Partie Spiegel,
1 kleiner Küchen=
ſchrank
. Tiſch,
2 Stühle. Aus
Herrſchaftshaus:
Antiker Dielen=
ſchrank
, vriginal
Prismenlüſter,
Barockkommode,
Kirſchb. Schreib=
kommode
uſw.
E. Wagner
Taxator
Karlſtraße 41.

Damen=
und Herrenrad
zu verkaufen.
Bleichſtr. 32.

Kaſſen=
ſchrank

doppelte Panze=
rung
, Ia Ver=
ſchlußſicherungl
f.
kleinen Betrieb.
E. Wagner
Taxator
Karlſtraße 41.

Schlafzimmer
Eiche mit Nuß=
baum
, ſehr ſchöne
Mod., ſehr billig
zu verkaufen. (a
Möbel u. Betten
Menger
Bleichſtraße 17.
Eheſtandsdarleh.

Adler 7
Schreibmaſchine,
gebr., gut erh.,
abzugeben.
Friedmann
Pet=Gemeinder=
Straße 5.

Oe heiß und krochen
... kuhe und naß
die zweckmäßige Kleidung können
Sie bei Stegmüller immer zu
günstigsten Preisen haben. Nie
brauchen Sie tief in das Porte-
monnaie
zu greifen!

Sport-Anzüge
57. 43. 26. 23.75 Sakko-Anzüge
64. 49. 29.50 19.50 Lederol- und Gummi-Mäntel
21. 14.50 9.75 6.90 Meteor, der imprägn., federleichte
Hochsommer-Mantel . . 28.75 Sport-Hosen
12. 8.50 5.75 2.95 Sommer-Hosen
14.50 9.75 6.50 2.95 Karierte Herren-Jankerl
8.95 6.50
1.95 3.95

HINTERM DARMSTADTER SCHIOSS-SCHOSSGRABEN 134134

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 191

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Juli 1994

Zur Beiſetzung des Prinzgemahl der Niederlande.

Der in Silber und Weiß dekorierte Leichenwagen
mit den ſterblichen Reſten des Prinzgemahls Heinrich auf dem Wege zu der in Delft gelegenen
Familiengruft des Hauſes Oranien=Naſſau.

Die Kränze des Reichspräſidenten von Hindenburg und der Reichsregierung,
die der deutſche Geſandte im Haag in der Vorhalle des Königlichen Palais an der Bahre des Pri=
gemahls
Heinrich niederlegte.

Reich und Ausland.
Der Oſtmarkwald brennk.
Wieſau, in der Oberpfalz. Kaum iſt der rie=
ſige
Waldbrand zwiſchen Mitterteich und Tirſchen=
reuth
eingedämmt, als auch ſchon die Schreckens=
kunde
von einem neuen Waldbrand die nördliche
Oberpfalz durcheilt. Eine halbe Stunde von
Wieſau entfernt, unweit der Stätte des vorgeſt=
rigen
Waldbrandes, brach am Mittwoch neuer=
dings
Feuer aus. Die Brandurſache iſt noch un=
bekannt
. Der Schaden iſt noch nicht zu überſehen,
da der Brand zurzeit noch andauert. Die Brand=
ſtelle
hat bis jetzt eine Ausdehnung von 150 zu
300 Metern. Der Brand hat gleichzeitig an meh=
reren
Stellen zu zünden begonnen. Die ſämt=
lichen
Feuerwehren der Umgebung, Arbeitsdienſt=
willige
aus verſchiedenen Lagern, die Belegſchaf=
ten
mehrerer Fabriken, die Einwohnerſchaft der
umliegenden Orte, SA.=Männer uſw. ſind gemein=
ſam
mit der Bekämpfung des verheerenden Ele=
msnt
beſchäftigt. Nähere Einzelheiten fehlen noch.

Die Kirchhainer Feſthalle niedergebrannk
Kirchhain. Aus unbekannter Urſache ent=
ſtand
in der Feſthalle unſeres Ortes ein Feuer,
das ſich mit großer Geſchwindigkeit ausbreitete,
ſo daß ſchon in wenigen Minuten die große Halle
in Flammen ſtand. Die Feuerwehr konnte gegen
die Feuersbrunſt nichts ausrichten. Die etwa
50 Meter lange und 20 Meter breite Halle iſt mit
Bänken und Tiſchen vollkommen ausgebrannt.

Der Rieſenbrand bei Forſt auf Brandſtiftung
zurückzuführen.
Forſt (Lauſitz). Unter dem Verdacht, den
großen Waldbrand bei Forſt gelegt zu haben,
wurde der 29 Jahre alte geiſtesſchwache Ortsarme
Richard Lehmann aus Groß=Bademeuſel, Kreis
Sorau, feſtgenommen. Er wurde in das Forſter
Amtsgerichtsgefängnis gebracht.
Urſprünglich hatte man angenommen, daß der
Brand, durch den 3000 Morgen Kiefernwald ver=
nichtet
worden waren, durch den Funkenflug aus
einer Lokomotive entſtanden war. Dieſe Ver=
mutung
hatte man jedoch bald fallen gelaſſen, da
bereits Tage und Wochen vor dem Ausbruch des
Waldbrandes in der Gegend von Groß= Bademeu=
ſel
zahlreiche kleinere Brandherde entdeckt wor=
den
waren. Da man Lehmann jedoch wiederholt
in der Nähe dieſer Brandherde geſehen hatte,
richtete ſich der Verdacht auf ihn. Im Kreuzver=
hör
leugnete er zunächſt die Tat ab. Als man
aber bei einer Leibesviſitation Streichholzſchach=
teln
, Papier uſw. gefunden hatte, bequemte ſich
Lehmann zu einem Geſtändnis. Als Grund für
ſeine Tat gab er an, daß er es gern brennen
ſehe.

Dieſes Plakat wirbt in ganz Deutſchland
für das Hilfswerk Mutter und Kind

Zu den Heidelberger
len.

Links: Otto Laubinger hat die künſtleriſche Leitung der Reichsfeſtſpiele in Heidelberg übernommen.
Rechts: Heinrich George inſzeniert den Urgötz und ſpielt den Götz von Berlichingen, weiterhin
den Dorfrichter Adam in Der zerbrochene Krug und den Franz Moor in Die Räuber.

Skykengräber wurden aufgefunden.
m. Berlin. Eine ruſſiſche Expedition, die
von der Transkaukaſiſchen Akademie der Wiſſen=
ſchaften
ausgerüſtet worden war, fand in der Um=
gebung
des Dorfes Belanlan, unweit der Grenze
der Republik Aſerbeidſchans, eine Reihe von al=
ten
Gräbern, die nach dem Urteil der Expeditions=
teilnehmer
den Skyten zuzurechnen ſind und ein
Alter von rund 2500 Jahren haben dürften. Die
Skyten, die um die Zeit von 600 bis 400 v. Chr.
auf der Höhe ihrer Macht ſtanden, genoſſen einen
ausgezeichneten Ruf als Bogenſchützen und Rei=
ter
. Vielfach wurden in den Gräbern auch Ske=
lette
von Pferden gefunden, dabei aber auch wun=
derbare
Waffen und Schmuck aus Bronze. Häu=
fig
waren auf den Gegenſtänden, die Köpfe von
Schlangen und ſeltſamen Vögeln eingraviert. Es
iſt nicht ausgeſchloſſen, daß ſich hier, an dem Fund=
ort
der Gräber, ſeinerzeit der Mittelpunkt der
Kupferſchmiedekunſt der alten Skyten befunden
hat.
Schweres Grubenunglück.
Drei Tote.
Eſſen. Auf der Zeche Friedrich Heinrich in
Mörs ereignete ſich am Mittwoch, um 18 Uhr, ein
ſchweres Grubenunglück, über das die Bergbehörde
folgenden amtlichen Bericht herausgibt: Geſtern
nachmittag brach in einem Stoßbau des Flözes 9
beim Umkippen eines Bergewagens, wobei wahr=
ſcheinlich
der Ausbau umgeſchlagen wurde, über
dieſer Stelle plötzlich das Hangende herein. Drei
Bergleute, die Hauer Niemitz, Flegel und Zapp,
gerieten unter die hereinbrechenden Steine und
verunglückten tödlich. Die Leichen ſind inzwiſchen
geborgen worden.
Zwei Bergleute tödlich verunglückt.
Dortmund. Auf der Zeche Adolf von
Hanſemann, in Mengede, verunglückten am Mitt=
woch
zwei Bergleute tödlich. Bei Benutzung der
Fördereinrichtung fiel ein ſchwerer Gegenſtand,
vermutlich ein losgelöſter Bolzen, auf den För=
derkorb
und traf den darauf ſtehenden Schlepper
Schymi ſo ſchwer am Kopf, daß er ſofort tot war
und in den Sumpf fiel. Bei dieſer Gelegenheit
wurde der Hauer Enkelmann ebenfalls mitgeriſ=
ſen
. Letzterer konnte noch ſchwer verletzt aus dem
Sumpf geborgen werden. Er ſtarb auf dem Wege
zum Krankenhaus.
Tödlicher Abſturz im Tennengebirge.
Salzburg. Bei einer Klettertour auf dem
Findling im Tennengebirge iſt der 19 Jahre alte
Rudolf Fuchs aus Salzburg an einer ſteilen Fels=
wand
abgeſtürzt Er blieb mit zerſchmetterten
Gliedern tot liegen.

Mord in der Hypnoſe.
Eine Berufungsklage vor dem Oberſten Gericht
in Warſchau.
Warſchau. Beim Oberſten Gericht in War=
ſchau
iſt eine Aufſehen erregende Berufungsklage
eingelaufen. Ein Ukrainer namens Flet war ſei=
nerzeit
wegen Ermordung eines Polizeibeamten
zu lebenslänglicher Gefängnisſtrafe verurteilt
worden. In der Berufungsklage wird jetzt von
der Verteidigung erklärt, Flet habe den Mord in
der Hypnoſe begangen. Er beſitze eine mediumartig
veranlagte Natur und ſei von irgendeiner Seite
als Mordwerkzeug ausgenutzt worden. Aus die=
ſem
Grunde fordert die Verteidigung eine Unter=
ſuchung
des Verurteilten durch Sachverſtändige.

Ein Sonnenbrand mit Todesfolge.
Annweiler (Pfalz). Ein ganz ſeltener
Todesfall iſt hier zu verzeichnen. Ein erſt 19 jäh=
riger
Gehilfe des Friſeurmeiſters Joſef Herbſt zog
ſich im Annweiler Freibad einen Sonnenbrand
im Geſicht durch Unvorſichtigkeit zu und wurde vor
etlichen Tagen infolge Verbrennung ins hieſige
Bezirkskrankenhaus übergeführt. Dort iſt der
junge Mann nun geſtorben. Er ſtammte aus Lin=
dau
am Bodenſee.
Mit dem Floß gekentert und ertrunken.
Kempten. Im Moorbad Buchenberg geriet
ein mit drei Sommergäſten beſetztes Floß ins
Schwanken. Die drei Perſonen ſtürzten ins Waſ=
ſer
. Eine Lehrerin konnte zwei von ihnen, zwei
Kinder, retten, während der Vater der Kinder er=
trank
. Die Mutter war vom Ufer aus Zeugin des
Unglücks.
Gefährlicher Moorbrand in Weſtböhmen.
Prag. Seit Mittwoch wütet bei Katharina=
dorf
in Weſtböhmen ein Moorbrand, der gefähr=
liche
Ausmaße angenommen hat. Zahlreiche
Moorgründe, aus denen die Kurſtädte Karlsbad
und Franzensbad ihre Moorerde beziehen, ſind be=
reits
vom Feuer erfaßt worden. Die Feuerwehren
erwieſen ſich machtlos, ſo daß Militär aufgeboten
werden mußte, das durch Ausheben tiefer Gräben
das Feuer einzudämmen verſucht.
Italieniſches Flugzeug beim Einfliegen abgeſtürzt.
Vier Tote.
Rom. Auf dem Verſuchsflughafen von Monte=
celio
bei Rom ſtürzte beim Einfliegen ein Ca=
proni
=Bombenflugzeug (Typ Ca. 120) aus unbe=
kannter
Urſache ab und verbrannte. Die Be=
ſatzung
von vier Mann fand den Tod. Sie be=
ſtand
aus dem bekannten Einflieger der Firma
Caproni, Antonini, ſowie einem Fliegerleutnant
und zwei Monteuren.

Der Skark in die 25 000 Meter.
m. Berlin. Der Plan der Amerikaner.
einem Stratoſphärenballon in die phantaſtiſch
mutende Höhe von rund 25 000 Meter aufzuſt
gen, ſcheint nun tatſächlich unmittelbar vor
Verwirklichung zu ſtehen. Aus Rapid City ko
men Meldungen, denen zufolge jetzt der Ball /
der mit ſeinen 85 000 Kubikmetern Faſſungsv
mögen der größte aller ſeiner Artgenoſſen
dürfte, von der Frau des Gouverneurs des St
tes South Dakota offiziell und feierlich geta
wurde. Bei dem Taufakt wurde aber nicht et
eine Flaſche Champagner verwandt, ſond
zunftgemäß eine Flaſche flüſſiger Luft.
ſtolze Ballon erhielt den Namen Explorer. 2
es heißt, warten die Ballonfahrer nur noch
günſtiges Wetter, um dann von dem feſtgelee
Startplatz in der Steilſchlucht in den Black H
aufzuſteigen. Der Ballon wird, wie wir ber
melden konnten, von dem bekannten amerike
ſchen Luftſchiffer Major Kepner geführt wer
Sein Freund und Mitarbeiter Hauptmann
vens wird ihn auf dieſer tollkühnen Fahrt in
Regionen, in die noch niemals ein Menſch gele
iſt, begleiten. Die verſchiedenen Prüfungen,
an dem Ballon und an der Gondel vorgenom
wurden, ſind zur Zufriedenheit des Konſtrukte
wie auch der Piloten ausgefallen. Der Plan
Aufſtiegs ſteht in ſeinen Einzelheiten ſchon
und iſt größtenteils auch bekannt. In der Spe
von vier Stunden ſoll der eigentliche Aufſtieg
endet werden. Dann wollen die Ballonfa
vier Stunden in der Stratoſphäre bleiben,
dort die verſchiedenen wiſſenſchaftlichen Meſſun
vorzunehmen, und in weiteren vier Stunden
dann der Abſtieg wieder vor ſich gehen. Der
lon, der in den Goodyear=Zeppelin=Werken he
ſtellt wurde, verfügt über eine Gondel mit
Gewicht von 204 Kilogramm und dem D
meſſer von 2,50 Meter.
Rekordhiße auch in Frankreich.
Paris. Die Hitze in Frankreich ſtellt
reiche Rekorde auf. So wurde vorgeſtern
das Obſervatorium in Saint Maur, einer Pa
Vorſtadt, eine Temperatur von 33,6 Grad
Schatten gemeſſen. Das Seinewaſſer weiſt bei
nem Durchfluß durch Paris eine Temperatur
25,5 Grad auf. Die Waſſermenge, die am
gangenen Dienstag von den Pariſern verbre
wurde, beträgt 861000 Kubikmeter, eine Me
wie ſie ſeit vielen Jahren nicht mehr verzei
wurde. Dennoch iſt für Paris ſelbſt eine T
waſſernot, nicht zu befürchten. Die Reſeri
werden durch Quellwaſſer mit täglich rund 37
Kubikmeter gefüllt; die Filteranlagen können
lich 600 000 Kubikmeter liefern. Was in 9
und anderen Orten an Bier und anderem Al
in dieſen Tagen getrunken wird und ſtat
nicht erfaßt werden konnte, ſtellt ohne Zu
einen Rekord dar, der alle anderen diesjäh
Rekorde in den Schatten ſtellen dürfte.
rend man in Paris ohne Sorgen eine Witter!
änderung erwartet, macht ſich in zahlreichen
deren Gegenden Frankreichs bereits ein beä
gender Waſſermangel bemerkbar. So iſt zu
der Norden des Landes nur ſehr unzureichen!
Trinkwaſſer verſorgt. Vielerorts mußte in
letzten Tagen eilends durch neue Pumpan
und andere Maßnahmen für eine Vermel
und Sicherſtellung der Waſſerreſerven Sorg
tragen werden. Vor allem klagt die Land
ſchaft in vielen Teilen des Landes über
Trockenheit und den dadurch hervorgeru
Waſſermangel. Auch die Wald= ,Heide= und
brände nehmen infolge der Trockenheit in be
lichem Umfange zu.
Franzöſiſches U=Boot auf Felſen aufgelau
Paris. Das franzöſiſche Unterſeeboot
ſey, das zurzeit mit zwei anderen franzo
Unterſeebooten an der portugieſiſchen Küſte
Kreuzfahrt unternimmt, iſt an der Mündun
Tejo auf Felſen aufgelaufen. Nach längere
mühungen konnte das Boot jedoch wieder
gemacht werden.
Peſtausbrüche in der Mandſchurei.
Mukden. Die in der Mandſchurei per
auftretenden Ausbrüche der Peſtkrankheit,
dieſem Jahre früher als ſonſt ſich bem
machen, haben in den verſchiedenen Teile
Mandſchurei insgeſamt bereits 17 Todesopf
fordert. Die Behörden haben alle Maßn
ergriffen, um eine Ausbreitung der Krankh
verhindern.

[ ][  ][ ]

Freitag, 13. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 191 Seite 9

Panderungen durch Odenwald, Bergſtraße und Neckartal.

Otzberg und Breuberg.
Mit dem früheſten Zug heißt es in Lengfeld anrollen.
iſt muß man bei dem ſchattenloſen Aufſtieg zum Otzberg
viel Sonne trinken. Reinheim liegt hinter mir, und ich
ke einen Gruß nach dem dicken Bollwerk und dem Schloß
tenberg, wo die wohl geborgenen Kurgäſte vermutlich noch
fen. Vor mir ſteht der Otzberg, trutzig und ſtark, wie ein
nfroher Arbeitsmann mit breiten Schultern und der ge=
ften
Arbeitsſchürze, wobei die beſtellten Felder die Streifen
en. Er kam mir ſchon wuchtiger vor, wenn dunkles Ge=
ergewölk
ſich mit ſeinem Mauergrau vermiſchte, Eugen
cht hat ihn ſo gemalt als heute, da ein heiterer Himmel
e Seide als Hintergrund ſpannt. Noch ſieht neben dem
ſigen Bergfried der Turm der katholiſchen Kirche wie ein
elchen aus, und man hat den Eindruck, als ob ſich die paar
schen da droben hilfeflehend und ſchutzſuchend an die ſtarke
r anlehnten. Am Bahnhof Lengfeld bade ich mich im Linden=
nehme
am Eingang des wohlhabenden Ortes dumpfen
ß aus Muſterſtällen entgegen, durchſchreite das alte Rathaus,
ſich über die Straße ſpreizt, ſo daß der Weg nach Wiebels=
den
ſchmuckloſen Bau durchſchneidet. Hinter Lengfeld ſteige
in einer halben Stunde gemächlich zur alten Feſte auf. Ich
ue mich um und blicke nach Norden über die dunklen Dächer
gelds hinweg in die weite Ebene, wo ſich Rechteck an Recht=
ſchiebt
, kenntlich gemacht durch verſchiedene Farbtöne, für
z, viele Bezirke der Arbeit und der Hoffnung, für uns alle
ſetzten Grunde wertvolle Teilchen deutſcher Erde, da ja alle
swohlfahrt vom Feld und ſeinem Ertrag abhängig iſt.
o haben mich die kleinen, ſauberen Fachwerkhäuschen des
ings aufgenommen, die ſich zu winkeligen Gäßchen reihen
den unbeugſamen Berg hinanklettern. Die dreimal er=
erte
katholiſche Kirche in ihrem leuchtenden Rot nimmt ſich
ein Wolkenkratzer aus neben den beſcheidenen Trabanten.
ch dabei ſteht ein Häuschen, das ſich bemüht, mit ſeinem
rrand meinen Hutrand zu überragen. Man könnte meinen,
ieſer Stadt hätte der Weihnachtsmann ſich ſeine Modelle
Kinderſpielzeug ausgeſucht. Holunderpracht empfängt mich
Burgeingang. Im Hofe iſt es kirchenſtill. Aber was muß
in Leben geweſen ſein, als zur Sonnenwende 90 Hitler=
en
hier beimlodernden Feuer ihr Treuegelöbnis erneuerten!
auch der hohe Mauerkranz es verhindert haben, daß die
Unmen weithin ins Land leuchteten, wenn ſie ihre lohende
nung in die Herzen dieſer Jugend getragen haben, dann
dieſes Johannisfeuer auf dem Otzberg nicht vergeblich
ert.
Den Namen Otzberg kann ich nicht erklären. Früher war
roße Mode, jedes nOd oder Ot mit dem Göttervater
1 in Verbindung zu bringen. Da aber Odin in unſerer
nd gar nicht verehrt wurde, ſondern den Nordgermanen
1y war, haben wir den ſchönen Namen Odenwald ent=
rn
müſſen, und der Otzberg kann kein Odinsberg ſein. Auch
der Jagd nach einem Otto, der dem Otzberg ſeinen Namen
en haben könnte hat man kein Glück gehabt. Wer aus
Wort Oed heraushört und Oedland überſetzt, kann mich
ſowenig überzeugen wie der Erklärer, der den Namen
eeuentdeckten römiſchen einitas Auderiensis bei Dieburg mit
em Berg in Verbindung bringt.
der Otzberg iſt ein Revolutionskind der Erde, ein Baſalt=
vulkaniſchen
Urſprungs, ein Bruder des Roßbergs. Der
hende, ſchwer angreifbare Berg rief ſchon in älteſten
n die Bewohner der Ebene bei Kriegsnot hinter den
enden Ringwall. Auch als Verſammlungsort und Opfer=
mag
vor vielen Jahrhunderten der Otzberg gedient haben.
der mächtige Baſaltklumpen, ein Beherrſcher der Gegend,
rte ohne weiteres zu Befeſtigungsanlagen heraus. Urſprüng=
tbernahm
er den Schutz wertvoller Beſitzungen der Abtei
a, dann, an die Pfalz verkauft, ſicherte er die Verbindung
dem pfälziſchen Weinheim nach dem Maintal. Die Katz=
rei
der Kurfürſten von der Pfalz und der heſſiſchen Land=
In um den Beſitz der Feſte iſt leicht begreiflich. Ich muß
für den Heſſen Partei ergreifen, der es nicht überwinden
e, daß ihm inmitten ſeines Gebiets ein anderer gleichſam
Hohn die Zunge herausſtrecken konnte. Aber immer wieder
der Otzberg an den Pfälzer zurück, bis bei dem großen
emachen des Jahres 1803 der Zankapfel dem Heſſen zuge=
zen
wurde.

Wanderung über den Otberg und Breuberg
uand Käaf 2.
Sonntagskarte Höchſt. Fahrpreis ab Oſtbahnhof 1,70 Mk.
Fahrt mit der Odenwaldbahn nach Lengfeld. Zeichen rot=weiß
zum Ort, auf Feld= und Wieſenpfaden zur Stadt Hering und
der Feſte Otzberg (368 Meter, Brunnen, Turm Weiße Rübe‟,

DoR.uMSTANT

Jit
Rt
ege
bneche.
(enins"

1:170ooe

DHeuBNr
Afnn

S

Aöcnst

Keusch

Rurs4.

Ausſicht). Nach Hering zurück, Zeichen e weiß in öſtlicher Rich=
tung
zum Wald. Ueber den Heidelberg (360) Meter) und den
Hetſchbacher Tunnel nach dem Rondell. Im Wald ſteigend
zum Heidenſtock, hier rechts ab gemeinſam mit A rot nach 3½
Stunden Breuberg. (Ritterſaal, Zeughaus, Ausſicht). Zeichen A rot
nach Neuſtadt, über die obere Mümlingbrücke bis zur Kreuzung
mit Zeichen rot=weiß=rot, dieſes rechts ab auf Fahrweg nach
Duſenbach. Auf Fußpfad durch Wieſen nach 5 Stunden Höchſt
im Odenwald. (Kirche von 1568, ehem, Kloſtergebäude, teilweiſe
erhalten) Rückfahrt über Wiebelsbach.
Die Zugehörigkeit zur Pfalz brachte im Dreißigjährigen
Krieg über die Feſte ſchweres Unglück. Friedrich V, von der
Pfalz hatte ein kurzes Gaſtſpiel als König von Böhmen ge=
geben
. Nach der Beſiegung dieſes Winterkönigs wurde der
Krieg in ſeine pfälziſchen Stammlande getragen. Auch der ab=
gelegene
Otzberg wurde nicht verſchont. Als Tilly mit ſeinen
Bayern anrückte, verrichtete die kleine Beſatzung, etwa 60 Sol=
daten
und einige Bauern, Wunder der Tapferkeit, ſie ſchlug
mehrere Stürme ab, ſchließlich erlag ſie der Uebermacht und dem
Hunger. Mit ihrem wackeren Oberſten Julius von der Tann
erhielt ſie ehrenvollen Abzug bei der Uebergabe. Ludwig V.
von Heſſen bekam den Otzberg zur Entſchädigung für die in
ſeinem Land verübten Verwüſtungen. Am Ende der furchtbaren
Glaubenskriege ſetzte ſich Marſchall Turenne durch Liſt und
Trug in den Beſitz des Otzberg, der Weſtfäliſche Friede machte
die Pfalz wiederum zur Herrin der Feſtung.
Die Ruine iſt eine Anklage gegen die heſſiſche Verfügung
vom Jahre 1826, die gebot, die Gebäulichkeiten von Holz auf
Abbruch zu verſteigern, die übrigen von Stein dem Einſturz
preiszugeben. Die ſtarke Wehrhaftigkeit der äußeren Befeſtigungs=
anlagen
blieb unerſchüttert. Aus der Mitte des hochgelegenen
Burghofes reckt ſich der Bergfried empor, ein rauher Geſelle mit
einer Mauerſtärke von 3,5 Meter. Der Zugang war urſprüng=
lich
nur durch eine Leiter möglich, die im Notfall hochgezogen
wurde. Der Volksmund nennt den dicken Kerl die Weiße
Rübe‟. Dieſen Namen haben ihm eingebracht die heute nicht
mehr vorhandene kegelförmige Abdeckung und die grelle Weiß=
heit
ſeines Verputzes. Der Palas, jetzt ein zweigeſchofſiges
Gebäude, hat im Laufe der Zeit ſein Ausſehen nicht zu ſeinem
Vorteil verändert. Eine Sehenswürdigkeit iſt der tiefe Zieh=
brunnen
mit hohem Tretrad, mit Wellbaum, Waſſerrinne und
Kettenrad. Immer wieder gleitet die brennende Kerze hinab,
um die bodenloſe Tiefe zu demonſtrieren. In der freundlichen
Gaſtſtätte im Erdgeſchoß des Kommandantenhauſes erzählt
mir die Förſterin von froher Jugend, die hier eine ſchöne Her=

berge gefunden hat; und den Zukunftsplänen zur Ausnutzung
der vorhandenen Baulichkeiten.
Der Name der kleinen Stadt Hering macht mir immer
noch Schwierigkeiten. Daß das Wort nichts zu tun hat mit dem
ſalzigen Bändiger des Katzenjammers, auch wenn in dem Stadt=
wappen
drei Heringe ſchwimmen bedarf keines Beweiſes. Bis
ins 16. Jahrhundert hinein wird die Stadt auf der Höhe
Herings genannt. Von der Behauptung aus, daß Genetive von
Perſonennamen zur Beziehung von Oertlichkeiten nicht ſelten
ſeien, ſucht man denn nach einem Hari, der die Stadt gegründet=
haben
ſoll. Auch die landläufige Erklärung, Hering ſei aus
Höhenring zuſammengezogen, erſcheint mir nicht ſchlagkräftig.
Waldesſchatten und die ſichere Wegbezeichnung des Oden=
waldklubs
beglücken meinen Gang nach dem Breuberg. In
der Spanne eines Sonntags kann ich als Wanderer zwei
ganz verſchiedene, eigenartige Burgen des Odenwaldes kennen
lernen. Von Zeit zu Zeit wird der Breuberg ſichtbar. Man
ſieht, daß man in weiter Umkreiſung ſein Ziel erreichen muß,
aber von ſteilem Anſtieg befreit bleibt. Hochſtämmige Buchen
haben hier ſtattliches Revier. Neben meinem grünen Teppich=
weg
, in den ſich manchmal Radrinnen ſenken, ſind Mutter und
Kind mit Heilbeerpflücken beſchäftigt. Mühſam iſt es, die ein=
zelnen
Beeren zu pflücken, die wilde Ernte mit dem Rechen, die
die Pflanzen zerſtört, iſt verboten. Niederes Gehölz geſtattet.
einen Blick nach Sandbach, dann umfängt mich wieder die
Schönheit des Buchenwaldes. Lange Arme der Sammler greifen
nach lachenden Himbeeren, Bienen umſummen die Brombeer=
blüten
. Aufdringliche Hinweiſe für Autos locken nach einem
Terraſſen=Café. Ich gehe den ſteinigen Weg zur Burg weiter
und betrete eine Wehranlage, die zu den ſchönſten Hochburgen
Deutſchlands gehört und dem Kenner die ganze Entwicklung
des Burgenbaus vom 12. bis 17. Jahrhundert vorführt. Die
liebliche Lage der Burg auf dem ins Mümlingtal vorgeſchobenen
Rotſandſteinkegel, Umfang und Wucht des Mauerrings und die
Unverſehrtheit der eigenartigen dem Geſchmack wechſelnder
Jahrhunderte gerecht werdenden Bauteile lohnen den bequemen
Aufſtieg. Die ſchon in vorgeſchichtlicher Zeit vorhandene Flieh=
burg
wurde im 12. Jahrhundert abgelöſt durch eine Wehr=
anlage
, die die Beſitzungen der Abtei Fulda im Plumgau
ſchützen ſollte. Das wirre Spiel der Erbteilungen hat die Burg
ſchließlich in den gemeinſamen Beſitz der Fürſten von Löwen=
ſtein
=Wertheim=Roſenberg und Erbach=Schönberg gebracht. Durch
den tiefen, aus dem Sandſteinfelſen gehauenen Graben, in dem
heute Kühe weiden, die gewaltigen Ringmauern und feſten
Ecktürmen war der Breuberg unangreifbar. Am Burgtor fällt
mir der Kopf eines frechen Kerls auf, der dem Ankömmling
die Zunge herausſtreckt. Das Volk nannte ihn den Breilecker
und brachte in einer Sage den Namen der Burg mit ihm in
Verbindung. In Wirklichkeit iſt es ein in ſeiner Geſte noch
recht vornehmer Trutzkopf, der den anrückenden Feind ver=
höhnen
will. Die Buchener hatten da auf ihrer Stadtmauer einen
derberen Geſellen, der dem nahenden Gegner die entblößte Rück=
ſeit
entgegenhielt. Goethe in Stein! Im Schloßhof iſt es heute
ſtill. Vom hohen Baume werden gerade die Kirſchen herunter=
geholt
. Noch iſt fröhliche Jugend ausgeblieben, die hier oben
eine luftige Herberge hat. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört
der Ritterſaal im Kaſimirbau. Eigenartig iſt der plaſtiſche
Schmuck der Stuck=Decke. Das Mittelfeld zeigt in 32 paarweiſe
geordneten und fein ausgeführten Wappen den Stammbaum
des Erbauers. Neben dieſem ariſchen Nachweis hat der Künſtler
den halben Ovid lebendig werden laſſen, und in dieſes Gemiſch
von ritterlichen und olympiſchen Hoheiten hat er ſo derbe Sze=
nen
menſchlicher Schwäche hineingeſtellt, daß das Mädchen, das
für 10 Pfg. die Führung übernimmt, immer wieder rot wird.
Wer müßte nicht lachen über den kecken Relieffries an den Wän=
den
, der einen Wagenkorſo der antiken Götter darzuſtellen
ſcheint, ganz zu ſchweigen von den ſtarkwelligen Grazien? Wie
Fremdkörper wirken in dieſem Raum ein römiſcher Viergötter=
ſtein
und ein römiſcher Kopf. Ueber dem ſchönen Lor des
Löwenſteinſchen Zeughauſes tritt mir die Halbfigur eines zie=
lenden
Armbruſtſchützen entgegen. Im Oſten liegt die alte Burg.
In der Mitte des inneren Burghofes erhebt ſich der 25 Meter
hohe, um 1200 aus mächtigen Buckelquadern erbaute Bergfried.
Beſteigt man ihn, ſo hat man nicht nur ein Fliegerbild von
der ganzen Burganlage, ſondern eine herrliche Rundſicht. Der
alte Nadbrunnen, deſſen kreisrunder Schacht eine Tiefe von
85 Metern hat, ein Werk des Brunnenmeiſters Knopf, ſpielt in
der Volksſage eine große Rolle. Aus dieſem Brunnen ſollen
die Kinder im Odenwald kommen. Deshalb habe man während
des Krieges große Angſt gehabt, eine Fliegerbombe könne den
Breuberg zerſtören. Der Brunnen iſt uns aber erhalten ge=
blieben
, und er hat jetzt erſt recht große Zukunftsaufgaben, BK.

Schſe Mafiden der Uungerend=
Gaſtſtätte Jagdhaus‟. Dieburg
Ideal im Dieburger Wald gelegen, abſeits der
StraßeDarmſtadt Dieburg, öſl. Abhang d. Mainzer
Buckel, km=Stein 41,8. Gut bürgerl. Küche, Kaffee
Kuchen, Bierausſchank. Kinderbeluſtigung.
Beſ. Heinrich Bahde, Tel. Dieburg 313. F 5245
N
Schwimmbad
an der Bergstraße ist in Jugenheim (5878a
Kurhaus HotelGoldene Krone‟
Großev Park, Zimmer mit fließendem Wasser.
Pension von 4.75 RM. ab. Kaffee mit Konditorei.

Hine Mgsee
Naturſchwimmbad im Stettbacher Jalf
(10 Minuten von Jugenheim). Reſtauration, Fremden=
zimmer
, Wochenende, Auto=Parkplatz.
FS7u1
Samstag und Sonntag Konzert.

Mainee

Hervös-Erschöpfte
Spozlalkuranstalt Hofhelm l. Taunus 5
bei Frankfurt a. M.
Telefon 214 I. u. II. Klasze / Ermäliste Preise
Praspokie durch S.-N. D. H. Schulze-Hahlenee
Vervenarnt

herrlich, inmitten Wiesen und
Wald, gelegene
lslstätte und Penslon
Tsthaus Einsiedel
Wildpark, Tel. Darmstadt 44)
Erholungssuchenden ange-
Jen Aufenthalt bei vorzüglich.
legung zu mäßigem Preis. Ge-
ger
Gesellschaftssaal Park-
Tankstelle, M. Schnellbacher.

haus u. Henſ. Zur Poff.
au bei Lichtenberg im odenwald
über Darmſtadt II) (V 7099
e Metzgerei u. Landwirtſchaft
onspr. 3., Sagl. 10 Min. z.
immbad Lichtenberg. Direkte
usverbindg, ab Adolf=Hitler=
Tel. 43, Amt Viedern=
1i. 5. Beſ. Foh. Hofferberth.

ſſerſportler, Schulen uſwp.
t zum Rhein! Fahrzeuge ſteh.
Sicherheit im Gaſthaus Zur
* ung Kornſand vor derOppen=
* Fähre,5 Min. v. Strandbad.
Halteſtelle, Gartenwirtſchaft,
leg. u. Uebernachtg. gut u. bill.
Febur 07. Beſ.: Joſ, Wehner.
(V7100)
*

Privat=Penſion
Tagdhaus Airlenbach
Poſt Beerfelden i. Odlv.
Erholung=u. Ruheſuchenden beſtens
Beſ. Scharfe
empfohlen.
(4346
Tel. 300. Amt Beerfelden.

Idyll. geleg, Erholungsplätzchen iſt
direkt am Lei=
Kailbach i. O. ninger Park.
Fürs leibliche Wohl ſorgt die
Waldeslust. Penſionspr. ab 3.,0
Tel. Nr. 7. (V6980) K. Hieronymus.

ſam Leininger
Kailbach j. O. Wildpark).
Gaſthof Zum Hirſch
Gute Verpfl. a. eig. Landwirtſchaft
zu 3.30 pro Tag. Bad im Hauſe.
Schöne Gartenlaube. o. Tel. Nr. 6.
Teoz.
Beſ.: Otto Müller,

Gaſthaus und
Zur Linde‟
Penſion
gegen=
a
.Nechar. Um=
über
Eberbach geb. b. herrl.
Laub= u. Nadelwäld, Liegew., mod,
ren, Haus behagl. Zim.m.fl.Waſſ.,gt.
bürg. Küche. Penſpr 3,50. Beſ.Gg. Münch

Waldkatzenbach (Odw.)
500688 m über dem Meer. ( 6381
Gaſthof u. Benſ. ZumKatzenbuckel
Eig. Metzgerei. Zimmer m. fließ.
Waſſer, Bad, Liegehallen, Tel. 43.
Strümpfelbrunn. Beſ. H. Ruhl,

Gras=Ellenbach,
15 Min, v. Bahnſt, Wahlen i. O..
Gaſthaus
u. Benſion Zur Dorflinde‟
Neu erbaut! Bad i. Hſ. Herrliche
Ausſicht v. allen Zimmern. Beſte
Verpfleg. Mäßige Preiſe. 4 Mahlz=
n
7319)
Beſ.: Hans Zöſt.

Wirkliche Erholung finden Sie in
Waldkatzenbach i. Odenwald
im Gaſthof Zum Adler
neu hergerichtet.) Volle Penſ. 3.50
Beſ. 3. Köbler, Tel. 44, Strümpfelbrunn.
(r6g8s)

Nendorf=Meſpelbrunnim Speſſart.
Gaſth. u. Penſion Engel, gegr. 1830
empfiehlt ſich allen Touriſten und
Erholungsſuchenden. Dir. an Wieſe
und Wald gelegen. Groß. Garten,
ſchöne, luft. Fremdenzimmer, gut
bürgerl, Verpfleg, aus eig, Land=
wirtſchaft
u. Bäckerei. Penſion b. 4
reichl. Mahlzeiten 3.50. Tel. 17.
Amt Heimbuchental. Beſ. M. Kempf.
(F7521)

E
W
Een

Luftkurort im ſüdl.oden=
Eiterbach wald (Amt Heideberg).
Gaſthaus
u. Penſion Goldener Pflug.
Der richtige Ort für Erholungsbedürftige!
Keine Durchgangsſtr. Wald, Wieſe,
Waſſer, Penſion 38.50 (Bim, mit
F.Waſſ.), Tel.3 Heilig=Kreuzſteinach.
V7317) Beſ.:Ernſt Hechmann, Metzgerm.

Einen ſchdnen Landaufenthalt
(F71os
finden
Sie in Zell bei Bensheim im
Gaſt=
haus
Zum Luhlen Grund
Penſionspreis bei 4 Mahlz. 3.
Schöne Ausflüge! Garten b. Hauſe.
Beſitzer: Karl Neckermann,

Kurhaus
Zur Tromm Fürthi. O.
Volle Penſion ab 2.80 bei guter und
reichl. Verpflegung, Tel. 376. 15 Min.
b. Bahnhof. Beſ. 6g. Strauß. (r s6gs

Auf Ins schöne Maintal
Frendenberg, Perle des Maintals,
umgeben v. Tannen= u. Laubwald,
ſchön, Freibad, bietet herrl. Sommer=
aufenth
. Gaſthaus u. Penſion Zur Roſe‟.
Beſ.: H. Will. Schöne Fremdenz, fließ.
Waſſ., gute Verpfleg. Penſionspreis
13.30 RM. an. Proſpekt gratis. (F731

Tenor)

Erholung

in Klingenberg
GaſthofGoldenes Faß
Penſionspr. 3.50. Wochenend 8.00.
4 Mahlz., gute Küche neueing. Zim.
m. fl. W. Fr., ruhige Lage i. n. Nähe
d. Mains u. Schwimmbad, 3 Min
A. Spall.
v. Wald. Tel. 402.

Sommerfriſche
Heigenbrücken i. Speſſart
Hotel Lindenau
ſonnige Lage freundliche Fremden=
zimmer
mit fließ. Waſſer (kalt und
warm), gedeckte Terraſſe, Wald und
Liegewieſe, Penſionspreis 3.80 bis
4. bei 4 Mahlzeiten.
(r5ezs
Telephon 19. Beſitzer: W. Sauer.

Verbringen Sie Ihren Urlaub in
Wertheim a. M.
Gaſthaus Penſion Engel
Tel. 13 Ph. Kreßmann. Tel. 13
Apfelwein aus eig. Kelterei. Alein=
ausſchank
v. naturreinen Weinen
des bad. WeinbauverbandesZentral=
heizung
, f.Waſſer warm u. kalt. Bad
im Hauſe. Eig,Schlächterei, Penſion
v. 3.50 an. Neuumgebautes Geſelle
ſchaſtszimmer für 100 Perſ. (7714711

Privat=
venſion
Pilla Waldeck
Neckarſteinach.
Gut bürgerl. Haus, in ſchönſter Lage;
mit Blick auf die 4 Burgen, Neckar u.
Feſte Dilsberg, Sonnige u. ſchattig,
Gart,=Terraſſen, Bad i. Hſ., Strand=
bad
i, nächſt. Nähe. Penſion ab 3.50,
Geſchw. Binkele.
Fraus

Gaſtſtätte

Heaargerach Benſion
Krone-Poſt
Terraſſen=Reſtaurant.
Erſtklaſſig Billig! Penſion 3,50.
Proſpekte- Garage=Saal= Kegel=
bahn
Tel. 49. 2Min. v.Neckar. Wh9ib

gegenüb. Kloſter
Kleinheubach M.
Engelberg
Strandbad Schloßpark!
Löwenſteiner Hof
Führ. Haus a. Platze! Anerk. beſte
Verpflg. Penſionspr. 3.50 b. 4Mahlz.
Beſ.: A. Cosfeld. Tel. 421, Amt Miltenberg
(67os)

er (Schmarz=
Heuendurg nald).
der jährlich an Beliebtheit zuneh-
mende
Luftkurort. Keine Kurtaxe.
Prospekte dureh Verkehrs-Verein
und alle Reisebüros.
Falis

DAS DEUTSGHE VERUNGUNGSBAB
Helbad 34-370C.- Luntkuurort 450-750 dNIK
O
BERGBAHNN

Aet

Sachtermaltung oder Kuwerelin Uunaobas
h
und alle Kelssboros, in Berin auch im MMiabac.
be der Gedächinlaleltahe neben Bopbeets. 1CTolelen: Eien

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 191

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Juli 19:

Gemeinde Neu=Weſkeel.
Zur Einweihung des neuen Bauerndorfes.
DNB. Norden. In der Nordweſtecke des Deutſchen Reiches,
an der Nordſceküſte, ging in dieſen Tagen ein Dorf ſeiner Vollen=
dung
entgegen. Die Einweihung dieſer erſten Neugründung einer
Gemeinde im Dritten Reich kann im ganzen Reiche Anſpruch auf
Beachtung erheben. Vor nunmehr faſt 600 Jahren wurde vom
Blanken Hans blühendes Bauernland in einer Sturmflut ab=
geriſſen
. Bis faſt an die Stadt Norden riß das Meer die gewal=
tige
Leybucht, jene Einbuchtung an der oſtfrieſiſchen Küſte, an der
vor Jahrhunderten die Schiffe Claus Störtebekers ihren Unter=
ſchlupf
fanden. Generationen haben in hartem, zähem Ringen das
Meer wieder zurückgedrängt. Kleine Polder in Größe von 150 bis
200 Hektar wurden nach und nach eingedeicht. Der große Wurf
gelang jedoch erſt in den letzten Jahren. Im Zuſammenhang mit
dem Bau des ſogenannten Ley=Siels, das zur Regulierung des
Binnenwaſſerſtandes und zur Entwäſſerung des Hinterlandes dient,
wurden rund 500 Hektar Marſchland vom Meere abgeriegelt.
Nichts lag näher, als dieſes dem Meere abgerungene Land
an Siedler abzugeben. Doch die bauernfeindlichen Regierungen
des niedergeworfenen Syſtems gingen andere Wege. Sie bewirt=
ſchafteten
das Land ſelbſt und gaben es teilweiſe nur an Pächter
in Parzellen bis zu 40 Hektar Größe ab. Unmittelbar nach der
Machtübernahme durch den Bauernkanzler Adolf Hitler wurden
die Vorbereitungen zur Beſiedlung getroffen.
Heute ſteht das neue Dorf!
45 Bauern und Arbeiter ſind hier ſeßhaft geworden. Sie
können die bevorſtehende Ernte in faſt fertiggeſtellte Bauten ein=
bringen
. Neben 32 Bauern konnten ſich hier 13 Arbeiter und
Handwerker niederlaſſen. Bei der Verteilung ging man vernünf=
tigerweiſe
von dem Grundſatz aus, daß der Arbeiter das Land in
erſter Linie mitgewonnen habe und auch ſomit ein Recht bei der
Verteilung haben muß. Die Stellengröße der neuen Bauernhöfe
iſt verſchieden und ſchwankt zwiſchen 20 und 90 Morgen. Die Größe
richtet ſich nach der Schwere der Böden, ſowie nach den Wünſchen
und der wirtſchaftlichen Stärke der ausgewählten Siedler.
Die Bauten des neuen Dorfes paſſen ſich dem Charakter der
oſtfrieſiſchen Landſchaft an. Wenngleich ſie verſchieden groß ſind,
ſo iſt doch die einheitliche Bauform gewahrt. Hunderte von Bau=
handwerkern
arbeiten ſeit Monaten auf den Bauſtellen und in den
Werkſtätten. Mehrere Millionen Mauerſteine werden von den
Binnenſchiffen und Fuhrleuten herangeſchafft. Wie ſegensreich ſich
der Siedlungsbau auf die Arbeitslage auswirkt, kann man in der
Umgebung des Siedlungsortes ſchnell erkennen. Eine neue Schule
mit Lehrerwohnung wird das Dorfbild ergänzen.
Wo vor Jahrhunderten das Dorf Weſteel ſtand, ſteht bereits
jetzt Neu=Weſteel. Dieſes Dorf wird, wie alle Dorfneugründungen
des Dritten Reiches, nach dem Grundſatz:
Bauern und Arbeiter ſind die Grundpfeiler des Staates,
gegründet. Es ſei erwähnt, daß das Siedlungsgebiet nur einen
geringen Teil der geſamten Bucht ausmacht und noch mehrere Tau=
ſend
Hektar gewonnen werden müſſen, um zahlreichen wartenden
Arbeitern und Bauern die Möglichkeit zur Seßhaftmachung zu
geben."
Auch die Siedlungstätigkeit und die Gründung neuer Gemein=
den
in anderen Teilen Oſtfrieslands macht rege Fortſchritte. So
entſtehen im Kreiſe Leer, in den Gebieten des Kloſtermoors, zwei

Zum 50. Jahreskag der Gründung der Kolonie
Kamerun.

Vor 50 Jahren: Am 14. Juli 1884 wurde auf Anordnung des
Kaiſerlichen Kommiſſars Dr. Nachtigal durch ein Kommando des
Kanonenbootes Möwe die deutſche Flagge in Kamerun gehißt
und damit das Kamerungebiet unter den Schutz des Deutſchen
Reiches geſtellt. (Nach einer Skizze des an der Flaggenhiſſung
beteiligten Leutnants z. S. Mandt.)

neue Dörfer, in denen bereits 12 Bauerngehöfte mit einer Land=
zulage
bis zu 60 Morgen von den neuen Bauern übernommen
worden ſind. Weitere 3000 Morgen ſind z. T. in Bewirtſchaftung
genommen; der Bau von 40 weiteren neuen Bauernhäuſern wird
in Kürze beginnen. Im Kreiſe Aurich werden noch in dieſem Jahr
bei Brockzetel 20 neue Siedlungen begonnen, während die Regie=
rung
noch die Flächen der Domänen Schoo und Adlershof= Tönjes=
grund
zur Beſiedlung freigegeben hat.

Sport, Splel und Jucnen.

Das Kreisfeſt der Turner in Arheilgen.

Das Diekweſen in der Turnerſchaft.

Die Feſtage des 14. und 15. Juli.
Die Feſtfolge ſieht folgendes vor:
Samstag, den 14. Juli:
4,00 Uhr nachm.: Beginn der Schwimwettkämpfe im Ge=
meindebad
Am Mühlchen
5,00 Uhr: Feierſtunde zur Eröffnung des Feſtes
im Feſtſaal Zum Löwen.
6,30 Uhr: Kampfrichterſitzung im Schwanen, ( Männertur=
nen
). Riegenführer und Rechner für Männerturnen
(Beſprechung und Einteilung) auf dem Turnplatz
hinter der Turnhalle.
Kampfrichterſitzung in der Turnhalle ( Frauentur=
nen
), Riegenführer und Berechner für Frauenturnen
(Beſprechung und Einteilung) in der Turnhalle
(Jahnzimmer).
8,00 Uhr: Umzug der Ortsvereine nach dem Feſtplatzgelände.
9,00 Uhr: Feſtabend im Zelt. (Turneriſche Vorführungen.)
Ausklang des Feſtabends mit dem Großen Zapfen=
ſtreich
.
Sonntag, den 15. Juli:

5,00 Uhr
6.30 Uhr
7.30 Uhr:
8,00 Uhr:
8,30 Uhr:
9,00 Uhr
11.30 Uhr:
2,00 Uhr:
3,00 Uhr:

5,00 Uhr:

vorm. Weckruf.
Beginn des Wetturnens der Turner ( Feſtplatz=
gelände
).
Beginn des Wetturnens der Turnerinnen ( Turn=
platz
hinter der Turnhalle),
Fortſetzung d. Schwimmwettkämpfe Am Mühlchen.
Beginn des Alters= und Jugendturnens ( Feſtplatz=
gelände
).
Wettfechten im Saale Zum Schwanen.
Vereinsriegenturnen.
Feſtzug.
Schauvorführungen auf dem Feſtplatz (Turner,
Altersturner, Staffelläufe, Freiübungen der Tur=
ner
und Turnerinnen, Volkstänze. Fechten).
Siegerbekanntgabe.

Der Heag=Fahrplan zum Kreiskurnfeft.
Am Feſtſonntag früh 5,16 Uhr fährt der erſte Wagen zum
Kreisturnfeſtort Arheilgen ab Adolf=Hitler=Platz. Für den Feſt=
ſonntagabend
hat die Heag zwei Spät=Sonderzüge, und zwar ab
Arheilgen 0,07 Uhr und 0,37 Uhr eingelegt.
Für den Feſtſamstag hat die Heag eine Erweiterung des
Fahrplanes für Spätzüge leider nicht vorgenommen, trotzdem
dies für erforderlich erachtet wird. Die Darmſtädter Feſtbeſucher
müſſen daher am Samstagabend den Zug 23,37 Uhr zur Rückfahrt
benutzen.
Der 2. T.-Kreisführer rufk auf!
Gleichzeitig mit den Tagen des Kreisturnfeſtes in Arheilgen
am 14. und 15. Juli fallen auch die Tage der deutſchen Roſe zu=
ſammen
. Keinen Turner, keine Turnerin, ſollte man ohne das Zei=
chen
der Verbundenheit ſehen. Zeigt, daß wir als Turnerſchaft
dem Rufe des Führers folgen. Schmückt euch mit der deutſchen
Roſe und wir wollen dieſe als Ehrenzeichen zum Kreisturnfeſt
tragen.

1034 Ruderer und Steuerleute mit 188 Booten wurden
aus 72 Vereinen für die großen Rudertage vom 20. bis 22. Juli
in Mainz gemeldet. An dieſen Tagen werden in Mainz die deutſche
Meiſterſchafts= und Kampfſvielregatta in Verbindung mit der 50.
Mainzer Jubiläums=Regatta ausgetragen.
Hans Schönrath ſtand am Mittwochabend in London dem
Auſtralier Cook gegenüber. Der Kampf nahm ein ſchnelles Ende,
denn ſchon in der dritten Runde ſtoppte der Ri=grichter das Tref=
ſen
zugunſten des Auſtraliers.

Die Völkiſche Ausſprache am Kreiskurnſeſt.
Von Bezirksdietwart Ernſt Gorr.
Es iſt nicht übertrieben, von einem Siegeslauf des Diet=
weſens
in der Turnerſchaft zu reden. Ernſthafte Verſuche waren
unter dem Einfluß Vater Benders hie und da ſeit Jahren gemacht
worden. Doch fehlte in einer Zeit geiſtiger Volkszerriſſenheit der
einheitliche Zug und damit jeder durchſchlagende Erfolg.
Die Ausrichtung deutſchen Geiſtes im nationalſozialiſtiſchen
Aufbruch, die gründliche Reinigung von volksfremden (jüdiſchen)
Beſtandteilen räumte alle Hinderniſſe der Erfaſſung des deutſch=
bewußten
Turners und der deutſchbewußten Turnerin von der
körperlichen und geiſtig=ſeeliſchen Seite her aus dem Weg. Der
Gedanke der Dietarbeit war mit einem Schlage eine Macht ge=
worden
.
Die werktätige Dietarbeit bekam Auftrieb durch einen zwei=
ten
Faktor. Dem Reichs=Turn= und Sportführer von Tſchamer
und Oſten war es gelungen, den reichsdeutſchen Teil des Deut=
ſchen
Turnerbundes der DT. zuzuführen.
Im deutſchen Turnerbund, dem älteſten Verband auf deut=
ſchem
Boden mit Arierparagraph (Ausſchluß von jüdiſchem und
farbigem Blute) war das Dietweſen ſchon über 25 Jahre ver=
ankert
. Aus ſeinen Reihen berief von Tſchamer nach Neujahr den
Reichsdietwart Kurt Münch, ſowie zahlreiche Dietwarte
an führende Stellen. Auf dieſe Weiſe konnte der im allgemeinen
Aufbruch ausgelöſte Geiſtesſchwung mit der notwendigen Erfah=
rung
untermauert werden.
Die DT., mit ihr der Main=Rheinbezirk, ſteht in dieſem
Monat im Zeichen der Kreisturnfeſte, mit denen erſtmalig eine
Völkiſche Ausſprache verbunden iſt.
Welches iſt ihr Sinn?
Der Turner, der an Reck und Barren, zu Wurf und Lauf.
zu Schwimmen und Fechten, der zu friedlichem Wettkampf um den
ſchlichten Eichenkranz, den höchſten Siegespreis Jahnſchen Tur=
nens
, herantritt, ſoll zeigen, daß er auch geiſtig die Grundfragen
deutſchen Volkstums, deutſchen Turnertums, erfaßt hat. In dieſer
Ausſprache, die 23 Minuten in Anſpruch nimmt, ſoll kein totes
Wiſſen ausgekramt werden; es dreht ſich nur um die ewig= wah=
ren
, in ihrer Größe letzthin doch ſo einfachen Kernfragen volklichen
Gedeihens oder Verderbens. Mit ſchlichten Worten, wie der Schna=
bel
gewachſen, wird friſch losgelegt und nach drei Sätzen weiß
der erfahrene Dietwart, wes Geiſtes Kind vor ihm ſteht.
Das Entſprochen der Prüfung bedeutet eine Beſcheinignug.
daß der Prüfling ſeeliſch=ſittlich würdig erſcheint, als Repräſen=
tant
deutſchen Turnertums, als Träger des turneriſchen Sieges=
preiſes
.
Nur ſelten und dann ſchweren Herzens wird das Urteil ge=
fällt
: Nicht entſprochen. Langjährige Erfahrung beſtätigt, daß
der Grund faſt immer in einem Mangel an ſittlicher Fun=
dierung
liegt.
Im Main=Rheinbezirk wurde die Völkiſche Ausſprache erſt=
malig
durchgeführt am 1. Juli für den Odenwaldkreis in Rein=
heim
. am 8. Juli für Groß=Frankfurt in Praunheim. Die Ergeb=
niſſe
im Odenwald ſtanden nicht im mindeſten zurück gegenüber
den vielleicht wortgewandderen Großſtädtern am Main.
Turner und Dietwarte des Kreiſes Darmſtadt können am
nächſten Sonntag ſoweit ſie ihre Schuldigkeit getan der
Völkiſchen Ausſprache in Arheilgen getroſt entgegen ſehen.
Von einer Prüfung der Turnerinnen muß in Anbetracht der
heurigen zahlreichen Meldungen aus techniſchen Gründen abge=
ſehen
werden.
Zur Gewährleiſtung einer reibungsloſen und raſchen Abwick=
lung
der Ausſprache iſt es Pflicht der Dietwarte, ſich reſtlos und
pünktlich zur Verfügung zu ſtellen.

Der Mindeſteinſatz für Totaliſator=Wetten iſt jetzt auf
Grund einer Verfügung von Staatsrat Litzmann auf 1,25 RM.
herabgeſetzt worden, was ſich zweifellos günſtig auf die Umſätze
auswirken wird.

TG5. 46 Darmſtadt.
Fußball=Uebungsſpiel an der Rheinallee.
Am kommenden Sonntag wird die Darmſtädter Turn=
Sportgemeinde, wie alljährlich in der Sommerpauſe, ein Fußk
Uebungsſpiel ſtattfinden laſſen, wobei der Zweck verfolgt u
die beſten Kräfte für die neue Saiſon herauszufinden. Der Le
der Abteilung hat die 22 beſten Spieler in A= und B=Mannſe
eingeteilt, die ſich genau einem Wettkampf entſprechend gegenü
ſtehen. Um der großen Hitze aus dem Wege zu gehen, iſt der
ginn auf vormittags 9,30 Uhr feſtgeſetzt. Wir geben nachſtehen)
Beſetzungen der beiden Mannſchaften bekannt.
A=Mannſchaft. Dreß: Weiße Hoſe ohne Trikot.
Eidmann; Weicker, A. Finger; Dörner, Kolb, Vogelme
Müller, K. Gans, Delp, H. Hamm.

B=Mannſchaft. Dreß: Rote Hoſe ohne Trikot.
Schupp: Wettengl 1., Wettengl 2.; Wacker, Waldhaus, Sck
Meiſer, Reininger, Hirſchfeld, Müller, O. Ketterers.
Die mit verſehenen Spieler ſind neu eingetreten.
Spieler, die nicht bei den Aufſtellungen berückſichtigt
können während dieſer Zeit auf dem Uebungsfeld trainieren.

Klubkampf ASC. I1 Polizei I Merck Darmſta

Leichtathletiſche Bereinswekkkämpfe des
Weikerſtadt.

Kommenden Sonntag den 15. Juli, vormittags 9 Uhr, fi
auf dem Sportplatz am Arheilger Weg die leichtathletiſchen
einswettkämpfe, verbunden mit Erringung des Wanderpr
für Aktive (Inhaber Ph. Schwarz) und für Jugend (Inh
Adam Hamm) des Sportvereins 1910 Weiterſtadt ſtatt. Es
men folgende Kämpfe zum Austrag:
4. Aktive: Dreikampf: 100 Meter, Weitſprung und K1.
ſtoßen (15 Pfd.) (Wanderpreis). Einzelkämpfe: Diskuswe
Speerwerfen und Hochſprung. B. Jugend: Dreikampf: 100 M
Weitſprung, Kugelſtoßen (10 Pfd.) (Wanderpreis.) Einzelka=
wie
bei Aktiwe. ( Schüler: Die Schüler ſtarten in 4 Kle
Kämpfe für alle Klaſſen gleich. 75 Meter, Schlagballweitwurf
Weitſprung.
Die Kämpfe ſind offen für ſämtliche Vereinsmitglieder
innerhalb des Vereins aktüv tätig ſind. Abends Tanzn
mit Siegerehrung bei Hamm.

Die neunte Etappe der Tour de France führte
Donnerstag über 227 Km. von Gap nach Digne. Etappenſ
wurde wieder der Franzoſe Vietto nach einer Fahrzeit
8:08,/44 Stunden vor Molinar und Trueba. Als beſter Deut
belegte Geyer den 15. Platz. Die übrigen Deutſchen kamen au
letzten Plätzen ein. Buſe traf an 38., Stöpel an 39., Riſch a=
und Kutſchbach an 42. Stelle ein. Im Geſamtklaſſement iſt Der
land dadurch in der Länderwertung auf den vierten Platz zu
gefallen.
Rieſenziffern werden jetzt von der 2000=Km.=Fahr
kannt. In den einzelnen Gruppen werden 901 Solo=, 187 Se
wagenmaſchinen und 650 Wagen an den Start gehen.
Rieſenbeteiligung erfordert ſelbſt bei Minutenabſtänden
Startzeit von elfeinhalb Stunden. 150 000 Mann der Motor
und des NSKK. werden zur Streckenſicherung bereitſtehen. J
Großſtädten werden Lautſprecher das Publikum kilometer
über den Verlauf unterrichten.
Wolf Hirth. der bekannte Motor= und Segelflieger
ſich als einziger Deutſcher an dem Rieſen=Flugzeugrennen Lo
Melbourne beteiligen, das am 21. Oktober geſtartet wird.

Gewinnauszug
4. Klaſſe 43. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lofterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verk

Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Numme.
in den beiden Abteilungen I und II

1. Ziehungstag
11. Juli
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 300
gezogen
2 Gewinne zu 3000 M. 289869
2 Gewinne zu 2000 M. 117437
8 Gewinne zu 1000 M. 31245 165237 194579 194939
20 Gewinne zu 800 M. 168502 168806 188199 216003 231
299796 306486 341891 364847 380544
52 Gewinne zu 500 M. 27053 33086 34001 82296 120130 12
130078 133270 136834 146256 161008 176617 181447 198777 20
219460 222546 224274 239040 286372 294172 300415 317057 32
353506 399276
174 Gewinne zu 400 M. 5400 7498 17729 20783 21029 27502 2
30429 38526 40792 56534 60892 65987 70446 73059 73643 7
77026 78713 96690 109230 110628 112492 112493 120384
126282 127659 134630 136774 136943 145033 162282 153021
161976 166305 171606 172507 174625 175452 175893 177323 17
187258 187310 191169 196881 298009 238618 234757 243561 24
256686 266005 269317 271779 272939 284289 285809 288141 29
302219 307974 317258 319481 323404 324101 325596 330667 33
338079 341532 342682 346770 354651 363126 363638 369171 37
376162 383955 384625 392842 393042 393450 397337
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 300
gezogen
2 Gewinne zu 3000 M. 6279
6 Gewinne zu 2000 M. 21286 232219 385470
8 Gewinne zu 1000 M. 216984 249790 350702 351356
18 Gewinne zu 800 M. 118019 190455 198302 206017 28
305049 323065 329029 386456
56 Gewinne zu 500 M. 20102 54275 67659 75121 115775 12
136458 143506 144872 156043 165445 233115 239679 242825 25
956116 271702 276783 281061 311070 317748 328890 343392 35
359753 366694 379462 380999
168 Gewinne zu 400 M. 5215 6963 12792 18473 19378 28371 2
31370 33000 46041 50721 56297 59534 64820 67284 77036 8
88512 90798 90809 103778 111241 111421 111425 131686 13
137133 137262 142719 148340 148355 158368 168668 177821 18
186185 191648 193672 197132 198110 204468 205883 208517 21
213879 216991 217878 218871 219375 220984 223488 227074 22
228332 235155 240374 248782 252346 253920 256265 25707325
268414 279363 285051 289865 293638 294412 296961 300234 30
325523 338649 345710 354511 356705 364524 366031 368206 36
374361 377143 378400 385399
20 Tagesprämien.
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei Prämien zu je 1000
gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher Nummer in
beiden Abteilungen I und II:
8109 20698 24176 45359 100705 111873 330213 33
357145 370960

Wetkerbericht.
Die Entwicklung eines Tiefs über Mitteleuropa hat den h
Druck nach Norden abgedrängt, ſo daß ſich das Wetter leicht 1
ſelhaft geſtaltet und die Temperaturen etwas abſinken.
Vorausſage für Freitag und Samstag: Wechſelnd bewölkk,
zwiſchenzeitlicher Aufheiterung, ſchwül, etwas kühler, Nei!
zu Gewitterſchauern.

[ ][  ][ ]

9.4

In Ermangelung nennenswerter Orders von ſeiten der Ban=
nkundſchaft
und einer dadurch ausgelöſten Zurückhaltung der
liſſe blieb es zu Beginn der Berliner Börſe ſehr ſtill. Dieſe
itwicklung muß vor allem mit der Reiſezeit in Verbindung ge=
acht
werden, die größte Teile des an der Börſe intereſſierten
blikums von den Effektenmärkten fernhält. Es muß aber feſt=
ſtellt
werden, daß Abgaben nur in normalem Ausmaß erfolgen
d das Publikum an ſeinem Aktienbeſitz feſthält, zumal die
ichrichten aus der Wirtſchaft ſtimmungsmäßig einen durchaus
rundlichen Grundton erzeugen.
Von letzteren iſt u. a. der Bericht der Adlerwerke für 1933 zu
wähnen, der eine ſtark gebeſſerte Liquidität und eine Umſatz=
igerung
um 50 Prozent verzeichnet. Einige Maſchinenfabriken
richten über größere Auslandsaufträge, auch die bereits geſtern
meldeten höheren Produktionsziffern im Stahlverband fanden
achtung. Am Montanmarkt waren über ¼ Prozent hinaus=
hende
Kursveränderungen nach beiden Seiten kaum zu bemer=
r
; lediglich Rheinſtahl büßten / Prozent ein. Bezeichnend für
Unzulänglichkeit einer Beurteilung der Tendenz an Hand der
irſe iſt die Abwärtsbewegung bei Ilſe um 4½ Prozent, die auf
Angebot von nur 3 Mille erfolgte. Genußſcheine waren dem=
iolge
2 Prozent mitgezogen. Andererſeits konnten Rheinbraun
Prozent höher bewertet werden. Kaliwerte lagen uneinheitlich.
Von den Chemie=Papieren bleiben von Heyden bevorzugt und
anten nochmals / Prozent gewinnen. In JG. Farben hält ſich
sGeſchäft in engſten Grenzen, bei einem relativ geringen Um=
von
nur 36 Mille lag der Anfangskurs ½ Prozent unter Vor=
zsſchluß
.
Im Verlauf gaben die Kurſe an den Aktienmärkten infolge
Geſchäftsloſigkeit meiſt um Bruchteile eines Prozentes nach.
büßten Farben und Gesfürel je ¼ Prozent ein, Siemens war
Prozent gedruckt. Zu den wenigen feſteren Papieren gehören
biag plus ¼ Prozent. Auch der Rentenmarkt verkehrte in ſehr
ler Haltung. Hypothekengoldpfandbriefe hatten kaum nennens=
rte
Veränderungen aufzuweiſen, Kommunalobligationen neig=
leicht
zur Schwäche. Von landſchaftlichen Goldpfandbriefen
d 6prozentige Heſſen plus ¼ Prozent erwähnenswert. Etwas
undlicher veranlagt waren Provinzanleihen, von denen Pom=
rn
und Brandenburger um je ½ Prozent, ſowie 28er Nieder=
eſien
um 1 Prozent höher zur Notiz kamen.
An der Frankfurter Börſe hält die große Sommerſtille an.
ſondere Anregungen waren auch heute nicht vorhanden, ſo daß
ezialbewegungen nirgends hervortraten. Immerhin erfolgen in
en Papieren noch Anlagekäufe. Eine gewiſſe Stütze erhält die
rſe von der zurzeit außerordentlich flüſſigen Geldmarktlage. Im
genſatz zu den Vortagen war die Kursentwicklung heute unein=
tlich
, die Abſchwächungen ſind in den meiſten Fällen in der
ingen Umſatztätigkeit begründet. Am Chemiemarkt bröckelten
rbeninduſtrie ¼ Prozent, Deutſche Erdöl 1 Prozent ab. Elektro=
rte
lagen zumeiſt noch feſt, ſo gewannen Licht und Kraft 1 Pro=
t
. Siemens 1½ Prozent, Lahmeyer ½ Prozent, Schuckert und
G. je ¼ Prozent und Chade 2 RM. Elektr. Lieferungen in
paſſung an den geſtrigen Berliner Rückgang 4 Prozent ſchwä=
ferner
gaben Bekula ½ Prozent nach. Montanaktien lagen
einheitlich, etwas ſchwächer eröffneten Rheinſtahl (minus
zzent), Mannesmann (minus ½ Prozent), Harpener (minus ¼
zzent), Ilſe Genuß waren mit minus 1½ Prozent mehr ge=
ckt
, dagegen zogen Buderus, Gelſenkirchen, Phönix ſowie
nsfeld bis ½ Prozent an. Schiffahrtswerte gingen bis ¼ Pro=
zurück
. Von Zellſtoffaktien Waldhof behauptet, während
haffenburger ihre Kursſteigerung um ¼ Prozent auf 61 Pro=
t
fortſetzten. In der zweiten Börſenſtunde hielt die Geſchäfts=
gkeit
weitgehendſt an und die Kurentwicklung war weiterhin
leichmäßig bei allerdings nur minimalen Veränderungen.
Rentenmarkt zogen ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen um ¼
zent auf 92½ Prozent an, ſonſt ergaben ſich in den variablen
rten keine Veränderungen. Am Pfandbriefmarkt lagen die
ſe zumeiſt unverändert, es beſtand aber überwiegend kleine
hfrage. Stadt= und Staatsanleihen waren ruhig und kaum ver=
ert
.
Die Abendbörſe litt zwar unter Auftragsmangel und hatte
gemäß wieder nur minimale Umſatztätigkeit aufzuweiſen, die
nmung war aber in Erwartung der morgigen Führerrede und
ierungserklärung im Reichstag zuverſichtlich. Die Kuliſſe übte
eſſen einige Zurückhaltung. Die Kurſe zeigten bei Eröffnung
Vergleich zum Berliner Schluß kaum eine Veränderung, hier
da traten allerdings geringprozentige Rückgänge ein. Im Ver=
fe
hielt die Geſchäftsſtille an bei gut behaupteten Kurſen, Far=
induſtrie
holten ½ Prozent ihres ¼prozentigen Anfangsrück=
ges
wieder auf. Den Rentenmarkt lag freundlich, aber gleich=
5 ruhig.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Die Kohlenproduktion in Heſſen. Die monatliche Statiſtik
Kohlenproduktion des Volksſtaats Heſſen weiſt für den Monat
i 3934 folgende Zahlen nach: An Rohbraunkohlen wurden ge=
ſert
85 220 Tonnen, davon wurden 78 010 Tonnen zu Schwele=
rodukten
weiterverarbeitet. Aus den verſchwelten Kohlen
den gewonnen: 4581,920 Tonnen Rohteer, 647,750 Tonnen
htöl aus Schwelgaſen 13 025 Tonnen Koks, ohne die Schwel=
ſtände
des Meſſeler Kohlenſchiefers.
5 Prozent Dividende bei Roehm u. Haas AG., Darmſtadt. Der
vinn in 1933 ſtellt ſich auf 128 076 RM. und erhöht ſich um den
trag auf 234 026 RM. Wie i. V. werden 5 Prozent Dividende
ihlt (damals aus 117 041 Gewinn). Anlageabſchreibungen be=
bruchten
124 452 (166 902) RM. Aus der Bilanz: Beſtände
(0,87), Warenforderungen 0,57 (0,56), Konzernforderungen
(0,22), Bankguthaben 0,24 (0,10), andererſeits AK. 2,0, geſetz=
e
Reſerve 0,17 (0,16) Rückſtellungen 0,2 (0,2), Wertberichti=
gskoſten
0,25 (0,3), Warenſchulden 0,25 (0,28).
Der Eiſenſteinbergbau an Lahn, Dill und in Oberheſſen im
ti. Der Berg= und Hüttenmänniſche Verein zu Wetzlar teilt
Fwd. mit: Belegſchaft, Förderung und Abſatz ſind im Juni
ter geſtiegen. Die Belegſchaft betrug Ende Juni 2106 (2034)
inn, die Juni=Förderung 52 134 ((49 262) Tonnen, der Juni=Ab=
35 323 (54 714) Tonnen. Zu berückſichtigen iſt allerdings, daß
Mai 23, der Juni aber 26 Arbeitstage hatte. Der Hinweis
Rohſtoffkommiſſars, daß im Siegerland, Lahn=Dill=Gebiet und
erheſſen eine Mehrförderung von rund 60 000 Tonnen im
ſnat gegenüber der heutigen Förderung möglich iſt, dürfte im
ammenhang mit der deutſchen Deviſenlage mit dazu dienen,
die Mehrförderung mit allen Kräften angeſtrebt wird. Die
ſſten Zahlen des Jahres 1927 mit 4300 Mann Belegſchaft und
10 Tonnen Monatsförderung ſind noch lange nicht erreicht.
von der Kontrollſtelle des Notſtandsgebietes ausgearbeiteten
en Bedingungen für die Unterſtützung von großzügigen Unter=
ungsarbeiten
liegen z. Zt. der zuſtändigen Behörde zur Ge=
migung
vor. Mit den Bohrarbeiten, die in erſter Linie für
Lahn=Dill=Gebiet in Betracht kommen, iſt begonnen worden.
Deutſcher Eiſenhandel AG., Berlin. Die Geſamtumſätze der
kten Beteiligungen der Geſellſchaft ſtellten ſich ohne die Um=
ihrer
Unterfirmen in 1930 auf 103,55 Mill. RM., in 1931 auf
1, in 1932 auf 47,455 Mill. RM. und ſtiegen 1933 wieder auf
4 Mill. RM. Das Geſchäftsjahr 1933 hat zwar mit 11879 RM.
C. Verluſt von 0,45 Mill.) keinen nennenswerten Reingewinn
racht, alle Unkoſten und Abſchreibungen konnten aber gedeckt
den, und es iſt darüber hinaus ein erheblicher Fortſchritt in
Richtung der Wiedererſtarkung des Unternehmens, wie auch
einzelner Beteiligungsgeſellſchaften zu verzeichnen. Anlageab=
elbungen
erforderten 0,04 (0,03 und 0,87 auf Beteiligungen)
4. Der Reingewinn wird zur Verminderung des Verluſtvor=
les
auf 441 456 RM. dienen. Beteiligungen ſtehen mit 10,02
5) Mill. zu Buche, Konzernforderungen 2.415 (2,73), ſonſtige
derungen 0,68 (1.11), andererſeits bei 9.0 AK. und 1,02 geſetz=
Reſerve, Rückſtellungen 1,016 (1.208), Hypothekenſchulden
(1,52), Warenſchulden 2.30 (1.25), Konzernſchulden 2,0 (2,33),
ikſchulden 0,47 (1,06). Die Umſätze der direkten Beteiligungen
en im 1. Halbjahr 1934 eine weſentliche Steigerung erfahren,
für das laufende Jahr unter gleichbleibenden Verhältniſſen
befriedigenderes Ergebnis zu erwarten iſt. GV. 30. 7.

Die deutſch=ſchweizeriſchen Verhandlungen über ein Verrech=
nungsabkommen
. Nachdem am Dienstag nachmittag im Parla=
mentsgebäude
in Bern nochmals eine Konferenz ſtattgefunden
hatte, die ſich mit der Redaktion eines Entwurfs für das geplante
deutſch=ſchweizeriſche Verrechnungsabkommen befaßte, iſt nun der
Text des ſchweizeriſchen Entwurfs von der Handelsabteilung des
Volkswirtſchaftsdepartements endgültig feſtgelegt worden und
wird der deutſchen Regierung übermittelt. Der Zeitpunkt der
Wiederaufnahme der direkten deutſch=ſchweizeriſchen Verhandlun=
gen
zur Ausarbeitung des Vertrags wird nun davon abhängen,
ob die deutſchen Unterhändler einen Gegenvorſchlag ausarbeiten
oder den ſchweizeriſchen Wortlaut als Verhandlunggrundlage
wählen werden. Vor Ende nächſter Woche rechnet man nicht mit
einer Entſcheidung. Es iſt geplant, daß das Abkommen am
1. Auguſt mit rückwirkender Kraft ab 1. Juli in Kraft treten ſoll.

Produkkenmärkke.

Mannheimer Getreidemarkt vom 12. Juli. Weizen inländ.,
7677 Kilo, frei Mannheim 21,2021,30; desgl. franko Vollbahn=
ſtation
des Erzeugers per Juli Bez. 9 20,10 ( Mühleneinkaufs=
preis
20,50), Bez. 10 20,30 (20,70), Bez. 11 20,60 (21); Roggen,
Feſtpreis franko Vollbahnſtation des Erzeugers per Juli Bez. 8
17.,30 (Mühleneinkaufspreis) 17,70, Bez. 9 17,60 (18); Winter=
gerſte
, neue, 1820; Mais im Sack 19,5019,75; Erdnußkuchen
1720; Soyaſchrot 16: Rapskuchen 14,50; Palmkuchen 15,70:
Kokoskuchen 17,70; Leinkuchen 17,60; Biertreber mit Sack 15,50
bis 16; Malzkeime 1415; Rohmelaſſe 9; Wieſenheu (loſes) 10
bis 11; Luzernkleeheu 1111,60; Stroh, Preßſtroh, Roggen= Wei=
zen
, 2,603; desgl. Hafer=Gerſte 2,602,80; Stroh, geb. Stroh,
Roggen=Weizen, 2,202,60; desgl. Hafer=Gerſte 2,202,40; Wei=
zenmehl
, Spezial 0, Type 563, Feſtpreisgebiet 11: 29,25, 10: 29,15,
9: 29,05, 7: 28,85: Roggenmehl 7060proz. nordd., Type 610,
Preisgebiet 9: 25,75, 8: 25,25; Weizenkleie, feine mit Sack, 11,25;
desgl. grobe mit Sack 11,75; Roggenkleie 12; Weizenfuttermehl
1212,50; Roggenfuttermehl 12,75; Weizennachmehl 15,7516;
Weizennachmehl 4 B. 16,75. Tendenz: ſtetig.
Berliner Getreidegroßmarktbericht vom 12. Juli. Im großen
und ganzen iſt die Situation kaum verandert. Das erſthandigé
Angebot iſt in Anbetracht der Feldarbeiten nur gering, anderer=
ſeits
nimmt man noch in Erwartung der Bekanntgabe der Feſt=
preiſe
eine abwartende Haltung ein. Bortgetreide bei ruhigem Ge=
ſchäft
ſtetig, Anregungen vom Mehlmarkte waren nicht zu ver=
zeichnen
. Hafer erneut feſt bei recht knappem Offertenmaterial.
Gerſten nach wie vor gut behauptet, obwohl teilweiſe vierzeilige
Wintergerſten bevorzugt werden, finden auch zweizeilige Unter=
kunft
. Durch ziemlich feſte Haltung zeichneten ſich ferner Export=
ſcheine
aus.

Diehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 12. Juli. Aufgetrieben waren:
182 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für a) 3235, b) 2731, c) 23
bis 26, d) 2022 Pfg per Pfund. Spitzentiere und geringe Tiere
nicht notiert. Es wurden notiert in der Klaſſe a) 37, b) 48, c) 49
und d) 26 Stück. Marktverlauf: ſchleppend, geräumt.
Mannheimer Kleinviehmarktbericht vom 12. Juli. Zufuhr:
6 Kälber, 28 Schweine, 280 Läufer und 141 Ferkel. Preiſe pro
Stück: Ferkel bis ſechs Wochen 69 RM., über ſechs Wochen
1417 RM.; Läufer: 1820 RM. Marktverlauf: ſchleppend.
Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 12. Juli. Auftrieb: Rin=
der
insgeſamt 218 (gegen 159 am letzten Donnerstagmarkt) dar=
unter
befanden ſich 70 Ochſen, 8 Bullen, 46 Kühe und 94 Färſen.
Kälber 1326 (926), Hammel 41 (37), Schafe 29 (46), Schweine 724
(287). Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.:
Ochſen c) 2630, d) 2025. Bullen d) 2225. Kühe c) 1823,
d) 1017, Färſen d) 2026. Kälber Sonderklaſſe , andere a)
3944, b) 3338, c) 2732, d) 1826. Lämmer und Hammel
b2) 3234, c) 2931, d) 2527. Schafe nicht notiert. Schweine
a) 4546, b) 4446, c) 4245, d) 3844, e) 3240, f) und g)
Im Preisvergleich zum letzten Donnerstagsmarkt gaben beſte Käl=
ber
23, geringe 56 RM. nach, Hammel blieben unverändert,
Schweine zogen 23 RM. an. Die Preiſe ſind Marktpreiſe für
nüchtern gewogene Tiere und ſchließen ſämtliche Speſen des Han=
dels
ab Stall für Fracht=, Markt= und Verkaufskoſten, Umſatz=
ſteuer
ſowie den natürlichen Gewichtsverluſt ein, müſſen ſich alſo
weſentlich über die Stallpreiſe erheben. Fleiſchgroßmarkt. Beſchik=
kung
: 1021 Viertel Rindfleiſch, 246 ganze Tiere 11 ganze Ham=
mel
876 Schweinehälften. Preis für 1 Zentner friſches Fleiſch in
RM.: Ochſen= und Rindfleiſch I 4852, II 4448. Bullenfleiſch
4650, Kuhfleiſch II 3640, III 2530. Kalbfleiſch II 6570,
III 5564. Hammelfleiſch 7075. Schaffleiſch nicht notiert. Schwei=
nefleiſch
1 5865. Geſchäftsgang des Fleiſchgroßmarktes: ruhig.

Gute Beſchäftigung in der Baumwollweberei.
Der Geſamtverband Deutſcher Baumwollwebereien E. V. bes
richtet: Die ſchon in früheren Monaten gemeldete ſtarke Beſchäf=
tigung
der Baumwollweberei hat auch im Monat Juni angehalten,
Die Nachfrage war außerordentlich lebhaft und überſtieg zum Teil
die durch den normalen Bedarf gegebenen Grenzen. Es wurden
vielfach große Abſchlüſſe unter dem Vorbehalt genügender Devi=
ſenzuteilung
bis zum Jahresende getätigt. Die Rohweberei dürfte
bis weit ins vierte Quartal ausverkauft ſein. Dagegen liegen
die Verhältniſſe bei buntgewebten Artikeln und ausgerüſteten Ge=
weben
ſehr verſchieden. Auch in Spezialinduſtrien wie z. B. in der
Gardinen= und Tüllweberei war ein verhältnismäßig lebhaftes
Geſchäft zu verzeichnen, während die Spitzenweberei einen umſatz=
mäßigen
Rückgang meldet.
Während ein Teil der Abnehmerſchaft ſich im Vertrauen auf.
eine günſtigere Entwicklung unſerer Deviſenlage und der damit zu
erwartenden Behebung der Rohſtoffverknappung auf die Deckung
des normalen Bedarfs beſchränkte, läßt ſich andererſeits nicht ver=
kennen
, daß ein nicht unbedeutender Teil der Käufe der Ab=
nehmerſchaft
ungewöhnliche Vorratskäufe waren. Eine wirkliche
Bedarfsdeckung liegt bei gewiſſen Induſtrien, z. B. bei der Auto=
und Pneumatik=Induſtrie vor, die einen geſunden erhöhten Ver=
brauch
an Baumwollgeweben haben. Ebenſo iſt es unverkennbar,
daß der Rückgang der Arbeitsloſigkeit und die damit verbundene
Erhöhung des Volkseinkommens weiten Schichten der Bevölke=
rung
die Möglichkeit zu einer längſt fälligen Bedarfsdeckung ge=
geben
hat. Immerhin darf nicht verſchwiegen werden, daß die von
der Deviſenzuteilung abhängige Rohſtoffverſorgung ihren Ein=
fluß
auf die einzelnen Betriebe der Baumwollweberei auszuüben
beginnt, ohne daß es jedoch bisher zu größeren Betriebseinſchrän=
kungen
gekommen wäre.
Die Auslandskonkurrenz machte ſich auf dem inländiſchen
Markt wieder weniger bemerkbar, eine Erſcheinung, die letzten,
Endes gleichfalls auf den Mangel an Deviſen zurückzuführen iſt,
Leider muß aber auch feſtgeſtellt werden, daß die Ausfuhrmög=
lichkeiten
der deutſchen Baumwollweberei immer ungünſtiger ge=
worden
ſind, ſo daß trotz aller Bemühungen von einer Belebung
des Exportgeſchäftes nicht geſprochen werden kann.

Die deutſche Rohzinkproduktion ſtellt ſich nach Berechnungen
des Statiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft im Juni 1934 auf
5450 To. gegen 5541 To. im Mai.
In der Woche vom 24. 6. bis 30. 6. 34 (5/o Arbeitstage)
ſind bei der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft 703 791 Güterwagen
geſtellt worden gegen 696 336 in der Vorwoche (6 Arbeitstage)
und 631888 in der entſprechenden Woche des Vorjahres (5¾ Ar=
beitstage
. Für den Arbeitstag im Durchſchnitt berechnet, lauten
die entſprechenden Zahlen 110 287, 116 056, 107 100. Nicht recht=
zeitig
geſtellt wurden 654 (791) Güterwagen.
Vom 23. Juli ab ſind an der Frankfurter Börſe von den
Aktien der früheren Krauß u. Comp., Lokomotivfabrik, nur noch
ſolche Stücke lieferbar, die auf die neue Firma Lokomotivfabrik
Krauß u. Comp.J. A. Maffei AG. abgeſtempelt ſind. Vom
gleichen Tage ab erfolgt die Notierung im Amtlichen Kursblattz
unter der neuen Firma.
Die Verordnung vom 17. 2. 34 iſt dahingehend geändert wor=
den
, daß unter Frühkartoffeln Speiſekartoffeln zu verſtehen ſind,
die vor dem 31. Juli jeden Jahres geerntet werden. Nach der
bisherigen Faſſung war der Stichtag der 20. Juli.
In der belgiſchen Baumwollinduſtrie ſchweben zurzeit Ver=
handlungen
über die Bildung von Kontingentierungskartells, da,
laut Meldung des Konfektionär die Produktionskapazität man=
gels
ausreichender Aufträge nur zu 60 bis 65 Prozent ausgenutzt
werden kann.
Der Londoner Goldpreis betrug am 12. 7. 34 für eine Unze
Feingold 137 ch 11½d 87,2931 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 53,2255 Pence 2,80654 RM.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton. Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. 6. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VI. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 231
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.

Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Oeviſenmarkt
vom 12. Juli 1934

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

Deutſche Erdöl
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.

117.
87.5
149.625
60.
107.625
106.
75.125
60.25
124.125
71.875
94.
64.5
45.625

Weene
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

Va
15.5
39.25
163.5
23.
40.
124.25
60 25
12.
122.125
92.
78.875
111.75

Aegypten
Argentinjen
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland

Mie
1 äghpt. 2
Pap. Peſo
100 Belga
Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm
100 Gulden
100 isl. Kr.

e
13.02
0.603
58.62
0.184
3.041
2.53.
58.44
81.72
12.64
69.53
5.584
2.497
57.15

13.05
0.607
58.74
0.196
3,053
2.538
56.56
81.88
12.67
69,67
5.59
16.50 16.54
2.503
169.73/ 170.07
57.31

Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowk.
Türkei
ungarn
Uruguay
Ver. Staaten

Me Geld Brief 100 Lire 21.58 21.62 1 Yen 0.749 0.751 100 Dinar 5. 664 5. 676 100 Lats 77.42 77.58 100 Kronen 63.49 63.61 100 Schilline 48.45 148.55 100 Escudos 11.50 11.52 100 Kronen 8s. 13 65.27 100 Francs 81.62 81.78 100 Peſetas 34.32 34.38 100 Tſch.=Kr. 10.44 10.46 1 türk. 2 1.991 1.995 100 Pengö 1 Goldpeſo 0.999 1.001 1 Dollar. 2.512 2.518

arionatbant Suriftade, Billaie di Bresoner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 12. Juli 1934.

Kee
Gr. IIp. 1934
1935
1936
1937
1938
Gruppel ....
6%Dtſch. Reichsanl.
v.27
6%
5½%Intern., v.30
69Baden ... v. 2
69Bahern ..b.27
6%Heſſen .... b. 20
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..b. 27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ... . . . . .
5% Dt. Reichspoſt
Schätze .......
Dtſch. Anl. Ausl.
+½⁄ Ablöſung
(Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6%Baden=Baden.
6%Berlin ... b.24
6%Darmſtadt . . .
6½Dresden.. v. 26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v. 26
6SMainz. ....:
6%Mannheim v. 27
6%München v. 29
6%Wiesbadenv. 28
6%Heſſ. Landesbk.
6% Goldoblig,

103.65
1031,
102,5
99.5
97.75
101.25
93
91.25
91.75
93
91.75
106½,
92
90

101:I.
Aa
95.15

9.2
9
81.5
81.25
76
79.25
83.25
78
82
85.25

89.5
85

Pe
hyp.=Bk.=Liquid.
43%
Komm. Obl. ...
69 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig
60 Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
R.121
62Kaſ. Landeskrd.
Goldpfbr. . . . ..
6%Naſſ. Landesbk.
5½%0 Liqu.=Obl
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser.
Ser,II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz
6%Berl. Hhp.=B!
5½% Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bk..
5½%0 n Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
GFrkf. Pfbr.=Bk.
Lig.=Pfr.
63Mein. Hyp.=Bk.
5½% Lia=Pfr
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½0 Lig.-Pfbr.
6%Rhein. Hyp.=Bk
5½% Lig.=Pfr.
Goldoblig.
60 Südd. Boden=
Cred.=Bank 91).
5½% n Lig.=Pfbr.
6%Württ. Hyp.=B.

89

M.5
90

80I.
81"
90.5
88.75
89.25

95.25
112.5
18.25
88.5
89
89
89.25
89.25
89
91
89
90.25
91.5
91"
91
91
88.25
3

Wee
6% Dt. Linol.Werke
6%Mainkrw. v. 26
6%Mitteld. Stahl
6% Salzmann cCo.
6%Ver. Stahlwerke
6% Voigtc Häffner
F. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E.B.
5%
L.Inbeſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½%0 Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
475
4½Türk. Amin..
4% I.Bagbad
420
Zollanl.
4½ %üngarn 1913
1914
4½%
Goldr.
1910
42
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon
4½ Stockholm
Aktien.
Accumulat. Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G.
AndreaeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.. . .
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Cement Heidelber=
Karlſtadt

90.
96
90
91.5
Fais
117.75
13
13
9.5
Ree
Zis
4:
78
6.95
6.95
7.5
44
50.75
96
177
62.75
23.5
104.5
92.5
60.5
122
66I,
142,
108.5
125.5

FG.Chemie, Baſell
Chem.Werke Albert
Chade (A=C) .....
Contin. Gummiw. .
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl ......."
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum ..
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffc Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder ..
F. G. Farbeninduſtr
inmech. (Jetter.
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Gelſenkirch. Bergw
zeſ. f.elektr. Unter,
zoldſchmidt?
Gritzner=Kayſer..
rün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen
HarpenerVergbau.
Henninger, Kemp
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil.
Ilſe B=rgb. Stammſ;
. Genüſſel

Nfe
70.75
471.
47
111
117.5
208.75
6Gl,
98
110.55
233
40
52.5
106
149/,
39.5
66.25
59.75
107.5
21.65
76.5
Rrke
108
109.25
74.5
162

A
125,761

Me
Kali Chemie ...
Kali Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ..
Klöchnerwerke.
Knorr C. H....
Konſerven Braun
Lahmeyer & Co.
Laurahütte.
Lech, Augsburg:
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz Akt.=Br.
Mannesm.=Röhre
Mansfeld. Bergb
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbar
Moenus
MotorenDarmſtadt
Neckarwerk Eßling.
Oberbedar
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau,
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm!
Stahlwerke ..
Riebeck Montan. . .
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ...
Salzdetfurth Kali".
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind../
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storcher
Siemens & Halskel=
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Thür, Liefer.=Geſ..

Vif
124.5
52.75
197

18.75
231
n2.75
68
64.5
18
86.25
63
60.55
69
98.5
107
46‟½
236.5
102
91.75
94.5
39

181.5
29.25
80
93
1542,
50
187
79

Mee
Ver. Stahlwerke ..
Ver, Ultramarin.
Voigt & Haeffner
Weſtdte. Kaufhof
Weſteregeln Kali.
Zelſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditan
Badiſche Bank
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Hypothekbk.
Comm. u. Privatbk.
Ot. Ban1 u. Dise.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban!
Frankf. Bank. .
Hyp.=Ban
Mein, Hhp.=Bat
Pfälz. Hyp.=Ban1.
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr.
Württb. Notenk
A.=G.f. Verkehrs
Allg. Lokalb. Kraft
7% Dt. Reichsb. V
Hapag

Nordd. Llotzd.,
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung ...
Verein. Verſ.
Frankona Rück= u. 9
Mannh. Verſich. . . 34

Otavi Minen
13.25
Knte

Re
40.5
120
23.25
125
48!4
46
114
105
69
89.75
116
58.5
62
74.5
65.5
79.25
72.75
73.5
71
15414
109
100
64
117
111
27.55
317=
52

209.5
220
110

[ ][  ]

Nr. 191

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Juli 1934

22)

Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe

(Nachdruck verboten)

Dem Borddetektiv wurde es wieder ungemütlich. Dummer.
Einfall mit dem Ingenieurſpielen, dachte er.
Es handelt ſich, fuhr Dr. Lerſe im Ton wiſſenſchaftlicher
Gründlichkeit fort, für mich um das Unterwindgebläſe. Ich würde
zwar auch gern über Ihren Türbolüfter Näheres hören, aber vor
allem haben Sie hier, ſoviel ich weiß, ein Unterwindgebläſe nach
dem neuen Syſtem Körting. Ueber die Konſtruktion bin ich na=
türlich
vollſtändig im Bilde. Wie bewährt ſich nun das neue
Syſtem in der Praxis?
Hoffentlich beſſer als meines, dachte Fürſt verzweifelt, ſonſt
kommen wir nie nach New York, falls man ſo ein Gebläſe zum
Fahren braucht. Er griff nach der erſten beſten Ausrede.
Ja, beſter Herr Doktor, ſagte er, ich muß wirklich erſt
meinen Kollegen fragen, ob ich ſo ohne weiteres darüber ſprechen
darf. Fabrikationsgeheimniſſe, wiſſen Sie ..."
Lerſe lachte laut auf.
Das muß ich ſagen! Sie ſind gewiſſenhaft! Eine Sache, die
ſeit einem Jahr in jeder techniſchen Zeitſchrift bis ins kleinſte
beſchrieben ſteht. Das müſſen Sie doch als Fabrickingenieur am
beſten wiſſen. Wollen Sie mir nicht auch noch den Schulz= Waſſer=
gohrkeſſel
als Geheimnis hinſtellen, den jeder Student im Examen
auswendig können muß?
Fürſt war wütend. Er fühlte ſich ſchwer blamiert. Jeßt
hur weg!
Ich werde meinen Kollegen bitten, Ihren Wunſch ſo bald
wie möglich zu erfüllen. Meine Stellung an Bord iſt nicht ſo
einfach, wie Sie denken. Einen Augenblick
Damit verab=
ſchiedete
er ſich und ging.
Kopfſchüttelnd blickte Dr. Lerſe ihm nach.
Ein merkwürdiger Ingenieur, murmelte er vor ſich hin."
Dreizehntes Kapitel.
Guten Abend, Herr Graf!
Abends beim Eſſen waren alle Plätze beſetzt, nur an dem ameri=
kaniſchen
Tiſch war noch ein leerer Stuhl. Auch Theodor Renner,
der ſo lange ſeine Kabine gehütet hatte, war erſchienen und ſaß
hinter Dr. Lerſe am Nachbartiſch, faſt Rücken an Rücken mit ihm.

Nicht weit davon hatte Kulicke ſeinen Platz ſo gewählt, daß er
beide beobachten konnte.
Renner iſt endlich auch auferſtanden, hatte Reinhold Fürſt
dem Kriminalkommiſſar kurz vor Tiſch zugeflüſtert. Beobachten
Sie ihn und Lerſe. Einer von beiden muß es ſein, wenn Borch
überhaupt an Bord iſt, woran ich nach wie vor zweifle.
Kulicke ſah ſich in dem prunkvollen Saal um, der von Lich=
tern
und Spiegeln blitzte. Ja, der Kollege hat recht, die beiden
kamen vor allem in Frage,
Er verglich, und der Vergleich fiel zu Renners Ungunſten
aus. Theodor Renner war, was man einen ſchönen Mann nennt,
groß, ſchlank und dunkel. Aber ſeine auffallende Eleganz war zu
neu, ſein glattraſiertes Geſicht mit dem Monokel wirkte ſo an=
maßend
und herriſch wie ſein Auftreten. Er ſchien von ſeinen
Tiſchnachbarn kaum Notiz zu nehmen und nur ab und zu eine
kurze, blaſierte Bemerkung ins Geſpräch zu werfen.
Nein, daneben ſtach Dr. Lerſe doch angenehm ab mit ſeiner
zurückhaltenden Verbindlichkeit, ſeinen unauffälligen, gewandten
Formen. Er war gewiß auch tadellos angezogen, aber mit der
diskreten Selbſtverſtändlichkeit, die den Mann auszeichnet, der in
einer wohlhabenden Familie mit Traditionen aufgewachſen iſt.
Er gefiel auch ſofort ſeinen Tiſchgenoſſen. Es dauerte nicht lange,
und Dr. Lerſe war der Mittelpunkt der Unterhaltung, da er auf
jedes Thema in ſeinem leichten Plauderton mit treffenden Be=
merkungen
eingehen konnte.
Da ſieht man doch, was akademiſche Bildung ausmacht, dachte
Profeſſor Knickmeier, der neben Dr. Lerſe ſaß und in einem luſti=
gen
Wortgefecht mit ihm ſeinen ſarkaſtiſchen Witz leuchten laſſen
konnte, der ihn zu Hauſe berühmt und gefürchtet gemacht hatte.
Sehr angenehmer Nachbar, monologiſierte er, begreife nur
nicht, warum er ſo wenig von dem guten Bordeaux trinkt.
Kulicke hatte ſich für Theodor Renner entſchieden, beſchloß,
aber auch Dr. Lerſe vorläufig im Auge zu behalten.
Als das Eſſen zu Ende war, ging er daher auf Herrn Ren=
ner
und Dr. Lerſe zu, der in eifrigem Geſpräch mit Profeſſor
Knickmeier an ſeinem Platz ſtand. Renner ſaß noch und ſchlürfte
etwas hörbar den Reſt ſeines geſchmolzenen Pückler=Eiſes. Kulicke
verzog ſpöttiſch die Lippen und warf einen raſchen Seitenblick nach

Renners Hals. Verdächtig hoher Kragen, ſtellte er feſt, man kann.
nichts ſehen. Noch dazu unmodern. Der einzige Schatten in Herrn
Renners Schönheit war in der Tat ein zu langer Hals.
Kulicke ſtäubte Dr. Lerſe mit der Hand die Schulter ab und
ſagte: Entſchuldigen Sie, Herr Doktor, Sie haben ſich da ein
wenig weiß gemacht. Dabei ſah er blitzſchnell in Lerſes Hals=
kragen
. Keine Spur von Warze, dachte er. Natürlich!
Der junge Fabrikbeſitzer hatte raſch den Kopf gedreht und
Kulickes Blick aufgefangen. Er ſchien im Augenblick nicht recht zu
wiſſen, was der andere wollte. Dann aber beſann er ſich.
O, ich danke Ihnen vielmals, Herr Krüger, ſagte er. Sie
ſind wirklich ſehr aufmerkſam.
Sie ſind es ja gegen mich auch geweſen, erwiderte Kulicke
freundlich.
Ach ſo, auf der Treppe" Dr. Lerſe konnte nicht ganz
ernſt bleiben.
Da erhob ſich Herr Renner und drehte ſich ſcharf um, ſo daß
er Lerſe dicht gegenüberſtand. In dem Geſicht des jungen Doktor=
ging
eine merkwürdige Veränderung vor, wie ein freudiges Wie=
dererkennen
.
Guten Abend, Herr Graf, rief er, Sie auch hier! Das
nenne ich eine Ueberraſchung. Haben Sie ſich ſo kurzerhand ent=
ſchloſſen
, nach Amerika zu fahren?"
Theodor Renner reckte ſeinen athletiſchen Körper und ſtarrte
den Sprecher eine Sekunde lang überraſcht an. Dann hatte ſein
Geſicht wieder denſelben blaſierten Ausdruck wie vorher. Er ſetzte
das Monokel feſter und ſagte ſehr kühl:
Bedaure . . . Irrtum ., wir haben uns noch nie geſehen.
Pardon, beeilte ſich Lerſe etwas verlegen zu erwidern
dann hat mich eine verblüffende Aehnlichkeit getäuſcht.
Jedenfalls. Renner erwiderte Dr. Lerſes leichte Verbeu=
gung
mit einem kaum ſichtbaren Nicken und ging weg.
Höflicher Herr, meinte Knickmeier trocken. Bewunderns
würdige Kinderſtube!
Kulicke hatte den Auftritt mit größtem Intereſſe beobachtet
Graf ? dachte er. Graf.
Ich ſcheine mich wirklich mit meiner Kurzſichtigkeit mal wie
der geirrt zu haben, ſagte Dr. Lerſe. Aber ich hätte darauf ge
ſchworen, daß er mir vor kaum acht Tagen in einem Berliner
Kabarett an einem ſehr luſtigen Abend als italieniſcher Graf vor
geſtellt worden iſt.
Als italieniſcher Graf? fragte Külicke.
Ja, ich glaube, Graf . .. na, den Namen habe ich natürlic
vergeſſen. Irgendwas auf i war es. Es muß wohl ein Irrtun
ſein. Obwohl, merkwürdig iſt es .. . ſolche Aehnlichkeit!
Vielleicht wollte er nicht wiedererkannt ſein, meinte Knick
meier. Sehr beglückt ſah er nicht aus, als Sie ihn anredeten.
Jedenfalls iſt er kein Graf, miſchte ſich Kulicke wieder ein
Er heißt Theodor Renner und iſt aus Freiburg.
Na ja, lachte Profeſſor Knickmeier, vielleicht hat er ſic
an dem Abend vor ein paar kleinen Mädels als Graf aufgeſpielt
und das iſt ihm nun peinlich. Das wird des Rätſels Löſung ſein.

(Fortſetzung folgt.)

Heute letzter Tag Heute letzter Tag Schweſter
Angelika
Hinter Klostermauern
Susanne Marvllie
in einer Doppelrolle. Der ſchwarze
Walfiſch
Des groß. Filmschauspielers
Emil Jannings
reifste Leistung (F7551

Heute leizter Tag

Der Film der deutschen
Segelfliegerei.

Ein Film echter Kamerad-
schaft
und voller Humor.

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Ferienzeit
schönste Zeit!

Woman sie auch verbringt, überall ist’s
schön. Haben Sie nun auch zweckent-
sprechende
Kleidung? Auf alle Fälle
gehen Sie vor Ihrer Abreise noch
einmal zu Artmeier. Dort erhalten
Sie für wenig Geld stets das Richtige!

Nicht vergessen: bei Wagner essen!

Volles Gedeck 75 Pf., im Abonn. 65 Pf
Spelsehaus Wagner, Kirchstraße 12. (7564

auch gen
Wuahre junger Bslep

gibt grauen Haaren Jugendfarbe wieder, iſt waſſerhell.
Unſchädlich. Seit 35Jahren erprobt, vontauſendenPro=
feſſoren
, Aerztenuſw. gebraucht und empfohlen. Durch
ſeine Güte Weltruf erlangt! Preis Mk. 5.70, ½ Fl.
Mk. 3.. Für ſchwarze Haare u. ſolche, welche ſchwer
ännehmen: Extra ſtark Mk. 9.70, ½ Fl. Mk. 5.,
Ueberall zu haben. Parfümeriefabrik Exlepäng,
(F6811
G. m. b. H., Berlin W 62 A. 131.

TaNEIEHEbt

ine Komikerin voll
IENNF 1040 Talent und Charme.
der weltbe-
L0UIS GRATEURR rähmte Tenor
R. Arthur Roberts.
Heinz Rühmann

Die Vorbereitungen zur
Urlaubsreise
sind schon die beste Vorfreude.
Alles wird bedacht und
dann haf man plötzlich ver-
gessep
, die gewohnten Süßig-
keiten
seiner beliebten Marke
mitzunehmen!!
Nicht überall ist MOST erhältlich
packen Sie deshalb einige der
handlichen, kleinen Packungen in
den Koffer im Liegestuhl oder
im Strandkorb schmeckt MOST
nochmal so gut!

Abt. Herren-Kleidung Leichte Trachtenioppen
3.90 5.50 8.75 11.50 Leinen-Jacken, weiß und farbig
7.50 9.50 10.50 12. Kletterwesten in allen Farben
4.25 5.50 11.50 12.50 Knicker- und Wanderhosen
3.80 5.80 8.50 11. Lüster- und Tussor-Jacken
4.80 7.50 10.50 14.50 Helle Sommerhosen
4.50 8. 12. 15. Flotte Sport-Anzüge
17.50 26.50 34. 44. Leichte Regen-Mäntel
6.90 11.50 15.50 19.50 Schöne Sporthemden, Binder, Pullovor,
Gürtel, Sportstrümpfe.
Lelchte Hüte und Mützen u. v. a. m. Abt. Knaben-Kleidung Sport- und Polohemden
0.90 1.50 2.25 2.90 Wasch-Blusen, einf. u. gestreift
1.10 1.75 2.50 3.25 Wasch- u. Sommerhosen
1.25 1.90 2.75 3.50 Kittel- und Einknöpf-Anzüge
2.50 3. 3.75
2. Trachten-Joppen . . . . . . . . ab RM. 2.
Hosen ab RM. 1.10 Träger ab RM. 0.35
Müte; Tücher Finge, Loferl Loden-Mäntel und Umhänge, Pullover,
Kletterwesten, Sporthosen, Sport-
anzüge
in großer Auswahl

Bade

Hosen,-Trikok,-Schuhe,
-Mützen.
Sporkhosen, indanthren
aus Sporttuch, khaki, grün,
rot blau, weiß,
schuarz Bll. 0.95
kaufen Sie am vorteilhaftesten
im
(7548
Sporthaus Adelmann
Rheinstraße 12½
22 Jahre Fachgeschäftt

Auto-Ruf
STTO

Fahrten nach auswärts bei
billigster Berechnung!
Tag-und Nachtdienst

Koffer-
Reise-Artikel
besonders preiswent!

Beachten Sie unser
Spezialfenster in der
Ernst-Ludwigstraße.

H. Rosenthal
Ludwigsplatz.

A

Sonnenschutt
an jedem Fenſter anzubringen. (/4
Brückner, Holzſtr., am Brunne

Peter-Gemeinderstraße 19
und in Frankfurt: Kaiserstraße 21
nahe Frankfurter Hof‟

TAMmipt

Darmstadt

Dem Ratenkaufabkommender
Hess. Beamtenbank angeschlossen

Neueingang in
Reſten aller Art 5
Laden Luiſenſtr. 36.
Reſte

NEGETIN

macht alte Kieide: neu! Reinigt
entglänzt! In Drogerien 15 % (V

Nächste Woche Ziehunz

Arbeitsbeschaffungs-
Lotterie
Einzellos 1 M., Doppellos 2/0
11Lose 10M. UV 756

Lolkerie-
Einnahme

Kdlp

Darmstadt, Schul

tr. 15.