Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 189
Mittwoch, den 11. Juli 1934.
196. Jahrgang
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Der 30. Juni im Spiegel des Auslandes.
Verwilderung der Welkiourngliſtik. — Scharfer Prokeft des Reichspropagandaminiſters gegen die bewußke
und ſyſtemakiſche Bergiftung der öffenklichen Meinung. — Reichstegierung duldek keine
die Völker verhehenden „Apoſtel” mehr in Deukſchland.
* Abrechnung.
Reichsminiſter Dr. Goebbels ſprach vor genau vier Monaten
vor Vertretern der ausländiſchen Preſſe. Als Thema hatte er ſich
die Pflichten und Aufgaben der in Berlin anſäſſigen fremden
Journaliſten gewählt. Unter ſtarkem Beifall brachte er zum
Aus=
druck, daß es die Aufgabe der Korreſpondenten ſei gewiſſenhaft und
ſachlich über die Verhältniſſe in Deutſchland zu berichten und
da=
mit einen Beitrag für die Verſtändigung der Nationen
unterein=
ander zu liefern, vor allem auch dadurch zu erreichen, daß man
im Ausland Verſtändnis für die nationalſozialiſtiſche Revolution
und für das neue Deutſchland aufbringe. Es hat nicht lange
ge=
dauert, da war das, was die ausländiſchen Berichterſtatter durch
ihren Beifall ſür richtig erklärt hatten, bereits wieder vergeſſen.
Schon vor dem 30. Juni iſt von Berlin aus ſo mancher Bericht
nach London, Paris und anderen Hauptſtädten gegangen, der die
Dinge bei uns reichlich einſeitig darſtellte, ja oft ſogar bewußt
tendenziös zuſpitzte. Es kam dann der 30. Juni, es kam der 1. Juli
und nun gab es bei der Mehrzahl der ausländiſchen
Korreſpon=
denten in Berlin kein Halten mehr. Ihre Telegramme, die ſie
hin=
ausſchickten, waren nur zu oft die Grundlage für gehäſſige, von
Lügen und Entſtellungen triefende Artikel und Betrachtungen.
Es war höchſte Zeik.
daß Reichsminiſter Dr. Goebbels einmal das
Ber=
halken der ausländiſchen Preſſe in aller
Oeffenk=
üin
FFk
lichkeik auf das grundlichſte brandmattte.
Er hat mit ihrer Berichterſtattung über die deutſchen Verhältniſſe
ſo abgerechnet, wie das felten mit der Auslandspreſſe geſchehen iſt.
Er hat ihre Lügen zitiert und ſie mit ihren eigenen Waffen
ge=
ſchlagen. Er hat diejenigen Zeitungen, die ſich beſonders in der
Fabrikation von Lügen herportaten, beim Namen genannt.
Beſchämend für die Preſſe, deren Berichterſtattung Dr.
Goeb=
bels zurückweiſen mußte, iſt es, daß ſie es überhaupt dazu kommen
ließ, ſich der Gefahr einer öffentlichen Anprangerung auszuſetzen.
Es ſpricht nicht für die ausländiſchen Zeitungen und
Nachrichten=
agenturen, auf die Miniſter Dr. Goebbels verwies. Es iſt kein
Plus für die ausländiſche Journaliſtik, ſich im einzelnen
aufzäh=
len laſſen zu müſſen, wie ſehr ſie ſich im eigenen Lügennetz
ver=
jangen hat.
Das, was Dr. Goebbels vor mehreren hundert ausländiſchen
Journaliſten gefordert hat, iſt durch dieſe Art der
Berichterſtat=
ung nicht nur nicht erreicht, ſondern auch, ſoweit vielleicht Anſätze
dafür vorhanden waren, ſabotiert worden. Wie können Völker
zu=
einander finden und ſich gegenſeitig verſtehen, wenn das
Inſtru=
nent, das verbindend wirken ſoll, benutzt wird, um der Lüge zu
Triumphen zu verhelfen und die Völker aufeinander zu treiben?
Die Preſſe, die ſeit dem 30. Juni in Greuelmeldungen geradezu
zeſchwelgt hat, wobei aber die Art der Mitteilungen einer
Zei=
ung ſtets die andere Lügen ſtrafte, kann niemals mehr Anſpruch
ſarauf erheben, vom deutſchen Volk ernſt genommen zu werden.
Wer in ſeiner Berichterſtattung jede Sachlichkeit vermiſſen läßt,
ver Partei nimmt und von vornherein ſein Urteil fällt, wer
zu=
dem unter den ausländiſchen Journaliſten die Aufgabe ſeines
Be=
ufes von ſeiner perſönlichen Einſtellung dem deutſchen Volk
gegenüber nicht zu trennen weiß, hat zwiſchen ſich und der
anſtän=
digen Ieurnaliſtik eine Trennungslinie gezogen und hat ſich
da=
nit ſelbſt gerichtet.
Appell Dr. Goebbels
an die Anſtändigen aller Welt.
DNB. Berlin, 10. Juli.
Reichsminiſter Dr. Goebbels ſprach Dienstag abend um
Uhr über alle deutſchen Sender über das Thema: „Der 30.
ſuni im Spiegel des Auslandes‟. Die Rede hatte folgenden
Vortlaut:
Meine Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen!
Wenn ich heute abend zu Ihnen ſpreche, ſo möchte ich mich
ik Ihnen an das geſamte Ausland wenden. Ich rufe Sie alle
im Zeugen auf für einige, in der ganzen Journaliſtik
aſt beiſpiellos daſtehende Fälle der Lüge,
Ver=
eumdung und Verzerrung eines wahren
Tat=
eſtandes. Der 30. Juni iſt in Deutſchland reibungslos und
dne jede innere Erſchütterung verlaufen. Der Führer hat mit
iner Autorität und einer bewundernswerten Kühnheit die
Re=
ilte eines kleinen Klüngels von Saboteuren und krankhaften
hrgeizlingen blitzartig niedergeſchlagen. Die Ruhe und
Ord=
ung wurde dabei im ganzen Lande nicht geſtört. Das tägliche
eben ging ſeinen normalen Gang. Die Menſchen in Deutſchland
hren, als wäre nichts geſchehen, in ihre Ferien oder ſetzten ihre
rbeit ohne jede Unterbrechung fort. Das Volk in ſeiner
Ge=
mtheit aber begrüßte mit einem befreienden Aufatmen die
ret=
nde Tat des Führers, die Deutſchland und damit die ganze
ſelt vor ſchwerſten Kataſtrophen bewahrte. Eine ungeheure
Ver=
auenswelle ſchlug Adolf Hitler bei ſeinem mutigen Vorgehen
is der ganzen Nation entgegen. Wenn ſich etwas in
Deutſch=
nd geändert hat, ſo höchſtens, daß das Volk ſeitdem mit noch
ößerer Liebe und Anhänglichkeit dem Führer und dem von ihm
präſentierten politiſchen Regime zugetan iſt.
Es wäre anzunehmen geweſen, daß
die inkernakionale Wellprefſe,
die ja doch ihre beauftragten und gutbezahlten Vertreter in
Ber=
lin und anderen großen Städten des Reiches unterhält und
da=
mit die Möglichkeit hatte, ſich über die Vorgänge des 30. Juni
durch Augen= und Ohrenzeugen einwandfrei und objektiv
unter=
richten zu laſſen, mit der im internationalen Verkehr üblichen
Wahrheit und Klarheit auch dieſe Vorgänge dargeſtellt und
be=
urteilt hätte. Denn es iſt ja ihre Aufgabe, ihr Leſepublikum nach
beſtem Wiſſen und Gewiſſen zu unterrichten, um ihm damit die
Möglichkeit zu geben, ſich ein eigenes Urteil über die großen
politiſchen Bewegungsmomente unſerer Zeit zu bilden.
Was iſt aber ſtatt deſſen der Fall geweſen? Abgeſehen von
einer Reihe ſeriöſer Auslandszeitungen, die auch in dieſem Falle
die ruhige Ueberlegung und die Nüchternheit des Urteils nicht
verloren haben, iſt der übrige Teil der internationalen
Welt=
preſſe geradezu in einen
AA
Taunel bösmil
„Aiger Berhebung und hsſteriſcher
Berleumdung
hineingeraten. Man muß ſchon ein Uebermaß von krankhafter
Phantaſie ſein eigen nennen, um dieſen Spülicht feiger Lüge
überhaupt in ſich aufzunehmen, geſchweige ihn herzurichten. Das
deutſche Volk aber ſoll in dieſer Stunde der Abwehr und des
Proteſtes als Zeuge aufgerufen werden gegen die Böswilligkeit,
mit der man wieder einmal verſucht, Deutſchland und ſeine
Füh=
rung ſyſtematiſch in den Augen der Welt herabzuſetzen und zu
werunglimpfen.
K
Die deutſiahe Regierung haf bisher zu allen dieſen
ſkandalöſen Borgängen geſchwiegen.
Sie erachtete es als unter ihrer Würde, ſich mit dieſer Art von
boshafter und verleumderiſcher Journaliſtik auseinanderzuſetzen.
Sie hat die Vorgänge des 30. Juni mit einer beiſpielloſen
Offen=
heit dem eigenen Volke und der Welt dargelegt. Sie hat mit
nichts zurückgehalten und in allem der Wahrheit die Ehre
ge=
geben. Denn ſie war der Ueberzeugung, daß die Niederſchlagung
der Revolte von der Nation und von der Welt dann am beſten
verſtanden würde, wenn ihre Hintergründe und die daraus ohne
Eingreifen des Führers vermutlich entſtandenen Gefahren ohne
jede Vertuſchung der Oeffentlichkeit zur Kenntnis gebracht wurden.
Auch darin unterſcheidet ſie ſich von ihren Vorgängerinnen,
daß ſie die Dinge, die die öffentliche Kritik herausfordern, nicht
mit dem Mantel der Liebe zudeckt, ſondern ſie ohne jede
Rück=
ſicht den Augen des Volkes preisgibt, damit das Volk erkenne,
wie notwendig und richtig ihr Handeln iſt.
Die deutſche Preſſe hat der Regierung bei dieſem Beginnen
mit einer dankenswerten Diſziplin und Aufgeſchloſſenheit zur
Seite geſtanden. Sie hat damit bewieſen, daß die große
Er=
ziehungsarbeit, die der Nationalſozialismus und ſein Regime an
ihr geleiſtet haben, nicht ohne Früchte geblieben iſt. Der § 13
des Schriftleitergeſetzes vom 4. Oktober 1933 beſtimmt, daß
Schriftleiter „die Aufgabe haben, die Gegenſtände, die ſie
behan=
deln, wahrhaft darzuſtellen und nach ihrem beſten Wiſſen zu
beur=
teilen”. Und nach § 14 desſelben Geſetzes ſind ſie verpflichtet, aus
ihren Zeitungen alles fernzuhalten, „was die Ehre oder das
Wohl eines anderen widerrechtlich verletzt, ſeinem Rufe ſchadet,
ihn lächerlich oder verächtlich macht”.
Mit heuchleriſchem Pathos iſt ein großer Teil der
Auslands=
preſſe in den vergangenen Monaten gegen dieſes Geſetz zu Felde
gezogen. Sie behauptete, es ſtelle eine brutale Knebelung der
Meinungs= und Gewiſſensfreiheit dar. In Deutſchland könne kein
offenes Wort mehr gewagt werden. Die Wahrheit ſei aus der
Preſſe unſeres Landes verbannt. Jedenfalls aber haben
Regie=
rungen und Völker anderer Nationen von dieſem Geſetz auch ihre
Vorteile gehabt. Denn mit derſelben Strenge, mit der wir
darüber wachen, daß es im innerpolitiſchen Verkehr gewahrt und
geachtet wird, haben wir auch dafür geſorgt, daß es im
Slkwit
A
Berhaunts der deutſchen Preſſe zum Auslande
eingehalten wurde. Wir haben es nicht geduldet, daß
Staats=
männer anderer Nationen in der deutſchen Preſſe beleidigt,
herabgeſetzt und verächtlich gemacht wurden. Wir haben
mitleids=
los jeden Schriftleiter zur Rechenſchaft gezogen, der etwa
ver=
ſuchen wollte, das Verhältnis Deutſchlands zur Welt durch
jour=
naliſtiſche Privatfehden zu trüben oder zu ſtören. Jeder Miniſter
eines anderen Landes wird in Deutſchland mit derſelben Achtung
behandelt, wie der Miniſter des eigenen; denn wir ſind der Mei=
(Fortſetzung auf Seite 2, erſte Spalte.)
Reichskag für Freikag einberufen
zur Enkgegennahme einer Regierungserklärung.
DNB. Berlin, 10. Juli.
Der Reichstag iſt für Freitag, 13. Juli, 20 Uhr, einberufen
worden. Als einziger Punkt ſteht auf der Tagesordnung die
Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierung.
Die Sitzung des Reichstages wird von allen deutſchen
Rund=
funkſendern übertragen.
*
Das große deutſche Wunder.
Schwabendörfer vor Budapeſter Toren.
Von
Heinz Cramer.
Man hat es das große deutſche Wunder genannt, jenen
eigenartigen Vorgang des Zurückſindens zu deutſchem
Volks=
rum, der ſich innerhalb unſerer Minderheiten im
ſüdoſteuro=
päiſchen Raum nach dem Zuſammenbruch vom November 1918
vollzug. Und wie ein Wunder muß es auch anmuten, daß jene
Teutſchen, die alle Beziehungen zum Heimatlande eigentlich
ſchon abgebrochen hatten, in dem Moment zur Mutter
Ger=
mania heimfanden, als dieſe ſelbſt aus tauſend Wunden
blu=
tend, kaum in der Lage war, ihren verſprengten Volkskörpern zu
helfen. Man kann es faſt als ſymboliſchen Akt werten, jenes
Beiſpringen der Minderheiten im Augenblick höchſter Gefahr,
dieſes Bekenntnis zum deutſchen Volk, als das Volk ſelbſt in
Gefahr war, ſich zu verlieren. Man muß dabei bedenken, daß
wenigſtens die Teile deutſcher Minderheit, die zu ſogenannten
Siegerſtaaten kamen, alſo zu Rumänien und Südſlawien, ihr
Los erheblich hätten erleichtern können, hätten ſie auf ihr
Be=
kenntnis zum Volkstum derzichtet. Aber nein: gerade im
Zeit=
punkt der Not brach ein zum Teil verſchütteter Quell wieder
auf. Das große deutſche Wunder ...
Was in Südoſteuropa an geſchloſſenen deutſchen Siedlungen
vorhanden iſt, hat früher zum großen Teil zu Ungarn gehört
und iſt erſt durch das Friedensdiktar von Trianon an Rumänien
abgegeben worden. Ungarn hat mit Trianon nicht nur zwei
Dritiel ſeines Landes abgegeben, ſondern auch den
überwiegen=
den Teil nichtmagyariſcher Volksteile in neue Heimatländer
ziehen laſſen müſſen. Das iſt für Rumpfungarn inſofern doch
von erheblicher Bedeutung, als es dadurch beinahe zu eineur
Volksſtaat geworden iſt. Während das alte Großungarn nur
zu 50 Prozent aus Magharen, zu den reſtlichen 50 Prozent aus
Minderheiten beſtand, iſt das Verhältnis heute etwa 90 zu 10.
Aber dennoch iſt auch das jetzige Rumpfungarn noch
Heimat=
land für rund 600 000 Tcutſche.
Unmittelbar bis vor die Tore der Hauptſtadt des Landes
zichen ſich die deutſchen Siedlungen, die Schwabendörfer. An
den Ofener Bergen entlang dehnt ſich ein nach Zehntauſenden
zählendes deutſches Koloniſationsgebiet bis hin zum ſchönen
Plattenſee. Zu Fuß kann man die erſten Schwabendörfer von
Budadeſt aus erreichen und kann hier ſelbſt das deutſche
Wun=
der erleßen. Man könnte glauben, ins ſchöne Heſſenland verſetzt
zu ſein, wenn man Menſchen und Landſchaft ſieht. Die Dörfer
ſauber, ſehr ſauber ſogar, ſo daß manches reichsdeutſche
Bauern=
dorf ſich ein Vorbild daran nehmen könnte. Und das alles
angekleöt an dem ſchönen Hintergrund der Ofener Berge, an
denen dieſe vor rund 200 Jahren ins Land gekommenen
Kolo=
niſten einen guten Wein bauen. Die Dörfer ſelbſt machen einen
wohlhabenden Eindruck. Und tatſächlich fordert hier die
Wirt=
ſchaftskriſe auch noch nicht die Opfer, weil die Bauern in den
Schwabendörfern ſolide wirtſchaften und nichts ſo fürchten wie
Kredit und Schulden. Und die Menſchen: Blauäugige,
blond=
haarige Kinder ſpielen auf den Höfen. Die Frauen tragen über
ſchwarzen Sammetſchuhen blaue Strümpfe und abſtehende,
ſchwarze Röcke. Die Männer zu ſchwarzem Rock hohe, ſchwarze
Stiefel und davor eine Schürze. Trachten, ähnlich denen, die
man in Heſſen hier und dort noch trifft, ſind hier lebensechte
Wirklichkeit.
Eines allerdings fällt auf: Dieſer freundliche deutſche
Menſchenſchlag hat keinen Gruß für einen übrig. Kein „Grüß
Golt”, allenfalls ein freundliches Nicken, einen freudigen Blick,
wenn ſie den Deutſchen in einem vermuten. Warum? Sie wiſſen
nicht, ob ſie einen deutſchen Gruß wagen dürfen! Iſt es doch
heute in Ungarn ſo, daß einem reichsdeutſchen Beſucher in einem
Schwabendorf der Gendarm zu folgen pflegt, der von den
Be=
wohnern ſpäter wiſſen will, was jener Deutſche gewollt hat, was
er mit ihnen geſprochen. Da verzichtet man denn lieber auf einen
Gruß, auf ein Geſpräch, da begnügt man ſich mit einem
freund=
lichen Blick aus blauen deutſchen Augen. Damit ſind wir bei
dem traurigen Kapitel deutſcher Minderheitennot in Ungarn, bei
jener Trennwand, die Ungarn immer aufs neue zwiſchen einem
völligen deutſch=ungariſchen Verſtehen aufrichtet. Ein Umſtand,
der um ſo bedauerlicher iſt, als die deutſch=ungariſche
Zuſammen=
arbeit ſchon im Hinblick auf die Reviſion auf der Hand liegt,
um ſo trauriger als ein Teil der Männer, die für die ungariſche
Minderheitenpolitik verantwortlich zeichnen, von deutſchen Eltern
abſtammen, ſich heute aber magyariſcher gebärden als Magyaren.
Es gibt heute wohl kaum ein Land in Europa, das von
einem ſolchen Wahn beſeſſen iſt, die Minderheiten aufzuſaugen,
wie gerade Ungarn. Zu dieſem Zweck werden den Deutſchen die
ihnen geſetzlich zugeſicherten deutſchen oder gemiſchtſprachlichen
Schulen vorenthalten, wird in rein deutſch=ſprechenden Dörfern
ungariſcher Gottesdienſt gehalten, die Arbeit des
Ungarländiſch=
deutſchen Volksbildungsvereins gehemmt, wo es nur geht.
Da=
bei gehen die Ungarn geſchickt vor. Sie arbeiten mit Zuckerbrot
und Peitſche, und wer von ihnen gewonnen, wer ſein
Deutſch=
tum abgelegt hat, wird mit offenen Armen aufgenommen.
Be=
weis hierfür, daß höchſte Staatsämter mit Männern beſetzt ſind,
deren Namen, wenn auch magyariſiert, von der deutſchen Wiege
zeugen. Es iſt dabei heute ſchon ſoweit, daß Vater und Sohn
brieflich nicht mehr miteinander verkehren können, weil der
Vater nur deutſch zu ſchreiben gelernt hat und der Sohn
unga=
riſch. Bei einer ſo zwieſpältigen Erziehung iſt ein kultureller
Rückgang innerhalb der deutſchen Minderheit in Ungarn
zwangs=
käufig. Magyariſierung iſt Trumpf. Auch wenn Ungarn ſich ins
eigene Fleiſch ſchneidet. Daß es das tut, ſteht außer Frage.
Ein=
mal ſind die Deutſchen in Ungarn immer loyale Staatsbürger
geweſen. Außerdem iſt der deutſche Bauer mit ſeiner
neuzeit=
lichen Wirtſchaftsweiſe und ſeinem Fleiß für den ungariſchen
Bauern Vorbild und Anſporn zugleich.
Noch könnte Ungarn einlenken. Wer aber die Dinge kennt,
kann nicht hoffen, daß man in Budapeſt den Weg zur Vernunft
zurückfindet. Man gibt ſich lieber dem Angſttraum vom „
Pan=
germanismus” hin, läßt ſich Angſtſchauer über echt magyariſche
Rücken laufen, malt ſich Geſpenſter an die Wand und ſieht
da=
bei nicht daß die wirkliche Reviſion und damit die
Be=
friedung des Donauraums in immer weitere Ferne rückt.
Seite 2 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Juli 1934
Appell Dr. Goebbels
(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
nung, daß eine Schmälerung der Autorität auch einer fremden
Regierung ſich am Ende auch in einem allmählichen
Dahinſchwin=
den des Autoritätsgefühls im eigenen Lande ausiwrken würde.
Viele Länder Europas ſind in den vergangenen Monaten
von ſchweren politiſchen, ſozialen oder wirtſchaftlichen Kriſen;
heimgeſucht worden. Dieſe Kriſen übertrafen in ihrem Umfang
maiichmal die Niederſchlagung des geplanten Hochverrats vom
30. Juni um ein vielfaches. Trotzdem hat die deutſche Preſſe
ſie jedesmal mit der nötigen Zurückhaltung behandelt und
dar=
geſtellt und ſich lediglich mit der Veröffentlichung des rein
Tat=
ſächlichen begnügt. Sie hat niemals den Verſuch gemacht, aus
dem augenblicklichen Pech oder Unglück anderer Völker Vorteil
zu ſchlagen, und hätte ſie es getan, ſie wäre von der Autorität
des Staates daran gehindert worden.
Und wie hak die Auslandspreſſe dieſe noble Auf
faſſung von Journalismus ſeitens der deutſchen
Preſſe in den hinker uns liegenden Tagen
Jeder Journaliſt, der ols Auslandspertreter in Berlin oder in
einer anderen Stadt des Reiches die Augen und Ohren
auf=
machte, konnte unſchwer feſtſtellen, daß im ganzen Lande
die Ruhe und Ordnung keinen Augenblick
ge=
ſtört oder bedroht war, daß alles ſich ordnungsgemäß
abſpielte, daß das Volk in ſeiner Geſamtheit die Vorgänge im
Zuſammenhang mit dem geplanten Hochverrat mit einer
bei=
ſpielloſen Begeiſterung begrüßte, daß die Autorität des Führers
auch in den kleinen Kreiſen, die uns bisher reſerviert
gegen=
überſtanden, um ein vielfaches geſtiegen iſt, daß von einer Kriſe
des Regimes überhaupt nicht geredet werden konnte, daß es
vielniehr durch die Beſeitigung der Meuterer erſt ſeine letzte
Feſtigung erhalten hat. Was hat ein beträchtlicher Teil der Aus
landspreſſe und der ausländiſchen Sender daraus gemacht?
Lügg
Eine Lugenphankafie,
die in ihrer Bosheit nur noch verglichen werden kann mit dem
Greuelmärchenfeldzug, der während des Krieges gegen
Deutſch=
land inſzeniert wurde.
Allerdings war ſie diesmal miſerabel organiſiert. Man kann
den Inſpiratoren dieſer Hetze nur den guten Rat geben, in
Zukunft vorkommendenfalls beſſere Verbindung untereinander
aufrechtzuerhalten, weil ſonſt auch der blindeſte Leſer zu
arg=
tvöhnen anfängt, daß hier nach Strich und Faden gelogen wird
Während der „Daily Herald” am 6. Juli berichtet, daß
der Führer erſchoſſen worden ſei, wußte „Oeuvre” zu
vermelden, daß es überhaupt kein Komplott gegen Adolf
Hitler gegeben habe. Die „Republique” aber brachte zwe
Tage vorher die erſtaunenswerte Neuigkeit, daß Adolf Hitler
eine Diktatur im Namen der Reichswehr ausübe
und nur noch als ihr Beauftragter handle. Der „Matin”
mel=
dete am nächſten Tage, daß die Stellung des
Reichs=
kanzlers durch die jetzten Ereigniſſe ſtark geſchwächt ſei,
während der „Intranſigeant” gleich zwei Attentate auf
den Führer mitzuteilen wußte.
Nachdem alſo Adolf Hitler erſchoſſen worden war, wurden
auf ihn zwei Attentate verſucht, ſeine Stellung wurde dadurch
außerordentlich geſchwächt und als ſich obendrein noch
heraus=
ſtellte, daß gar kein Komplott gegen ihn beſtanden hatte, übte er
nunmehr im Namen der Reichswehr die Diktatur aus.
Am 7. Juli bringt der „Matin” einen Tatſachenbericht
von einem Augenzeugen, der als SS.=Mann bei der Verhaftung
in Wiesſee zugegen geweſen ſein ſoll. Danach iſt Adolf Hitler
überhaupt nicht nach Wiesſee gefahren. Er habe im Braunen
Haus geſeſſen, und die Verhaftung ſelbſt ſei durch Major Buch
vorgenommen worden. Ein ſeriöſes franzöſiſches Blatt alſo ſchenkt
dem ſogenannten Augenzeugenbericht eines myſteriöſen, vielleicht
ſelbſt erfundenen
S.=Mannes mehr Glauben, als dem Zeugnis
des Führers ſelbſt und ſeiner nächſten Mitarbeiter. Wir müſſen
alſo alle Geſpenſter geſehen haben oder traumgewandelt ſein, als
wir das Vorgehen des Führers in Wiesſee erlebten
Der Attentatsruhm des „Intranſigeant” läßt den „Figaro”
nicht ruhen. Und ſo erfindet er denn ein neues Privatattentat auf
den Führer. Der „Intranſigeant” hatte es auf eine Landſtraße
verlegt, der „Figaro” verlegt es zur Abwechſlung auf ein
Arbeits=
dienſtlager. Um dieſelbe Stunde weiß Rußland der Welt
mitzu=
teilen, daß Adolf Hitler nach dieſem Blutbad zweiſellos das
Aus=
land anfallen werde, während der Straßburger Sender feſtſtellte,
daß Deutſchland keineswegs in der Lage ſei, einen Krieg zu
un=
ternehmen.
* Es wallt das Korn weit in die Runde.
Bon Otto Karſtädt.
Dies Getreidemeer mit ſeinem rätſelhaften Grunde und
ſeinem Körnernicken und mit der Verheißung neuen Brotes iſt
die Geſchichte der Menſchheit ſelbſt. Korngeiſterſagen und
Kinderfabulieren umranken dieſen Nährbronnen der Zeiträume
und Geſchlechter von Ewigkeit her mit dichtem Geſpinſt. Das
Auferſtehen der Saat, das Keimen, das Wachſen, das Wallen
des Getreides und das Reifen in jedem Jahre ließ unſere
Ahnen in Ehrfurcht vor dem Wunder der Scholle ſtehen und
kührte zu kultiſcher Verehrung des Felderſegens. In den
Warnungsgeſtalten, mit denen wir heute die Kinder von
Blumen= und anderen Eroberungsfeldzügen ins buntgoldene
Meer zurückhalten, leben die uralten mythologiſchen Geſtalten
als dienende Kobolde noch fort, die Erinnerungen an
vor=
geſchichtliche, vermenſchlichende Schau unſerer Ahnen für alle
Zeiten in Gemeinſchaftsbewußtſein bewahrend.
Zwei Quellen für das Werden der Korngeiſter im
Phan=
taſieſchaffen der nordiſchen Raſſe ſind erkennbar: Wetter, Wolken
uns Wind und eine dunkle Erinnerung von Eingewandertſein
aus dem Norden her. Dem dunkeln Schoß der heiligen Erde
vertraut der Sämann ſeine Saat — und fühlte, daß Segen und
Gedeihen von oben, vom Lichte, von der Sonne und ihren
Ge=
ſchöpfen, den Wolken und Winden, kommt. Leben ſie aber nicht
alle: Lichtſtrahlen, Wolkengeſtalten, Windeswehen? Aus der
Wolke aber quillt der Segen, ſtrömt der Regen, zündet der Blitz,
verſiichnet der Hagel, aus ihr alſo ließen ſich die Geiſter, die
miün droben ihr Spiel in allerlei Tiergeſtalten treiben ſah,
befruchtend ins Korn nieder. Daher die Korntiere: der
Korn=
wolf, der Halmbock, die Roggenſau, der Kornſtier, der Hafer
bock, der Erbſenhund. Den Zuſammenhang mit
Witterungs=
erſcheinungen zeigen noch heute Ausdrücke wie Bullkater,
Wetter=
katze, Kattenſpor für Wetterwolken in Niederdeutſchland. Geht
der Wind durchs Korn, ſo ſagt man in Niederſachſen noch
immer: die Windkatzen laufen durchs Korn, die Wetterkätzen
ſpringen im Roggen herum. „Sucht keine Kornblumen im
Roggen!” warnt man im Holſteinſchen die Kinder, „ſonſt packt
euch der Bullkater!” Und wenn das Korn wogt und die Aehren
des weiß im Winde wallenden Blütenſtaubs harren, dann
ſo ſagt die Volksphantaſie — dann „wolkt” das Korn. Die
Einbildungskraft des Bauern ſieht noch heute die Wolken
ſequend und leibhaftig durch Korn gehen. Die Wolkentiere im
Getreide ſind ihre ſichlbaren Verkörperungen, die „
Korit=
vämonen‟. So ſieht ſie ſchon die Vedenmythologie: ein Dämon
Vitra oder eine große Zahl Vitras hauſten nach den
Sankrit=
ſagen im Aehrenfeld.
Vom Tage.
Der Reichswehrminiſter hat mit Rückſicht auf die von der
an=
haltenden Dürre betroffene Landwirtſchaft den Ausfall der für
den Herbſt vorgeſehenen Manöver und Truppenübungen
ange=
ordnet. Dabei ſprach auch die erhöhte Wald= und
Heidebrand=
gefahr mit, die eine planmäßige Durchführung der Uebungen in
Frage ſtellt.
Die ſämtlichen bayeriſchen Staatsminiſterien haben an alle
Staatsbehörden einen Erlaß herausgegeben, nach dem
Unter=
nehmer, die mit der Bezahlung von Sozialverſicherungsbeiträgen
aus Nachläſſigkeit rückſtändig ſind, bei der Auftragserteilung für
öffentliche Arbeiten nicht zu berückſichtigen ſind.
Der Kreuzer „Königsberg” hat am Montag nachmittag den
Kieler Hafen verlaſſen, um zuſammen mit dem in der Nordſee zu
ihm ſtoßenden Kreuzer „Leipzig” dem engliſchen Hafen
Ports=
mouth einen Beſuch abzuſtatten. Den Befehl über beide Schiffe
hat der Befehlshaber der Aufklärungsſtreitkräfte, Konteradmiral
Kolbe, der ſeine Flagge auf der „Königsberg” geſetzt hat.
Die „Arbeitsgemeinſchaft der Frankfurter katholiſchen
Stu=
dentenſchaft” hat dem Rektor der Univerſität mitgeteilt, daß ſie
ſich ſelbſt aufgelöſt habe. Der Rektor hat nunmehr die Streichung
der Arbeitsgemeinſchaft aus dem Korporations= und
Vereinsregi=
ſter der Univerſität verfügt.
Der „Intranſigeant” erfährt am 5 „JJuli, daß der
Führer von einem Heer von Spitzeln umgeben ſei und ſich deshalb
ſeine Briefe nur noch an die Adreſſe von Frau Goebbels ſenden
laſſe. Was um ſo gemeiner iſt, als der „Intranſigeant” damit dem
Führer durch Verrat dieſes Geheimniſſes die letzte Möglichkeit
nimmt, überhaupt unkontrolliert Briefe zu empfangen.
Der Moskauer Sender ſtellte feſt, daß der Führer nur
noch von der Bourgeoiſie gehalten werde. Leider hat er das Pech,
daß die Moskauer „Isveſtija” am ſelben Tage erklärt,
Adolf Hitler habe ſich durch ſein Vorgehen die bürgerliche
Maſſen=
baſis ſeiner Partei zerſtört. Bedauernswert iſt dabei nur das
ruſſiſche Leſe= und Hörpublikum, das ſich in dieſem Unfug
zurecht=
finden ſoll.
Havas” teilt der Welt mit, daß Hitlers Popularität
durch die letzten Ereigniſſe geſunken ſei. Was „Daily Expreß”
nicht ruhen läßt und ihn veranlaßt, zu entdecken, daß der Führer
nie mehr an der Spitze des deutſchen Volkes ſtehen könne.
Das=
ſelbe Blatt aber teilt zwei Tage vorher ſeinen Leſern mit, daß
im deutſchen Volke über die Maßnahmen Adolf Hitlers allgemeine
Zufriedenheit herrſche.
Um den Reichspräſidenken.
Die „Morning Poſt” hat Einblick in ein ganz geheimes
Teſta=
ment des Herrn Reichspräſidenten getan und dort entdeckt, daß
er Herrn von Papen zu ſeinem Nachfolger eingeſetzt habe. Der
„Daily Telegraph” meldet 24 Stunden ſpäter, daß der Herr
Reichspräſident im Sterben liege. Am ſelben Tage empfängt
Hindenburg den Führer und am folgenden Tage das ſiameſiſche
Königspaar in Neudeck. Infolgedeſſen ſieht ſich der „Mancheſter
Guardian” veranlaßt, mitzuteilen, daß der Herr Reichspräſident
zurücktreten wolle. Zur ſelben Stunde werden die
Danktele=
gramme des Generalfeldmarſchalls an den Führer und an den
preußiſchen Miniſterpräſidenten veröffentlicht.
Man ſollte meinen, daß damit den Lügenfabrikanten der letzte
Wind aus den Segeln genommen ſei. Aber fehlgeſchoſſen! Der
„Daily Expreß” hat des Rätſels Löſung gefunden: Die
Danktele=
gramme Hindenburgs wurden erzwungen mit der Drohung, daß
man, zwei der engſten Freunde des Reichspräſidenten ſonſt
er=
ſchießen werde.
Am ſelben Tage weiß der Straßburger Sender als letzte
Neu=
igkeit zu vermelden, daß Hindenburg bereits vor zwei Monaten
ein Einſchreiten gegen Göring, Goebbels und Roſenberg gefordert
habe, und überläßt es ſeinen Hörern, ſich zu erklären, wieſo nun
dieſes Einſchreiten gegen ganz andere Leute gerichtet wurde.
Ein rieſiges Feld ſenſationeller Lügenmeldungen ergibt ſich
vor allem für die engliſche Preſſe in bezug auf
das Haus Hohenzollern.
Danach hat der Kaiſer aus Trauer auf ſeinem Schloß in Doorn
eine ſchwarze Fahne gehißt. Der ehemalige Kronprinz und Prinz
Auguſt Wilhelm haben Hausarreſt erhalten. Zur gleichen Zeit
teilt der „Intranſigeant” mit, daß der ehemalige Kronprinz
auf=
gefordert worden ſei, Deutſchland ſofort zu verlaſſen, und im
Flugzeug bereits in Doorn eintraf.
Der Lügenkollege vom „Daily Telegraph” hatte das leider
nicht geleſen, und ſo paſſierte ihm das Mißgeſchick, zu erklären,
der ehemalige Kronprinz ſei in der Schweiz angekommen. Die
„Daily Mail” entſchied ſich indes für die Ankunft in Doorn,
während „Daily Expreß” in dieſem Falle zweifellos den Vogel
abſchoß mit der Mitteilung, Deutſchland ſei auf dem beſten Wege
die Monarchie wieder einzuführen, Adolf Hitler ſchwanke nur
noch zwiſchen dem ehemaligen Kronprinzen und dem Prinzen
Louis Ferdinand.
Was wird aus den Dämonen, wenn die Senſe klingt, wenn
Garbe auf Garbe gebunden, aufgemandelt, hinweggefahren wird
wenn heute die Maſchinen in wenigen Tagen aus dem Gewoge
weite Stoppelfelder als Reſte einſtiger Herrlichkeit hinterlaſſen!
Dann flieht der Dämon von Acker zu Acker, ſucht die Breiten,
wo noch Halme ſtehen, zieht ſich zuletzt in den letzten
Getreide=
reſt zurück — und früher — in manchen Gegenden noch jetzt —
ließ man ihm auf jedem Acker ein letztes Eckchen als Zuflucht
ſtehen. Wer es nicht tat, der mußte fürchten, daß der Geiſt mit
der letzten Garbe, in die er ſich ſonſt flüchtete, in die Scheune
kam und dann dort das Korn aß — woher dann die tauben
Aehren! Wo man keine Eckchen von Halmen mehr für die
Korngeiſter ſtehen läßt, da ſucht man ſie zu bannen, daß ſie
zicht ihr Weſen in den Speichern treiben. Der Mäher, der
den letzten Senſenhieb tat, das Mädchen, das die letzte Garbe
band, wurden mit Halmen umwickelt und mußten den „Auſtbock”
(Erntebock) darſtellen, oder es wird eine Puppe aus den Halmen
gebaut und auf das letzte Fuder gelegt.
Der Getreidehahn ſcheint ein Opfer für die Korndämonen
geweſen zu ſein. Er wurde auf einem Sechsſpänner mit
großem leeren Erntewagen zum Stoppelfeld gefahren und dort
von den Burſchen verbundenen Auges mit einem Senſenſchnitt
getötet. Wenn heute beim letzten Fuder der Erntekranz ſtatt
der Sagengeſtalt auf dem Korn liegt und der Hahnenbraten
dampfend auf dem Tiſche ſteht, ſo denken wir kaum noch an
die Urſprünge dieſer Sitte, oder wiſſen es doch nur noch in
einigen deutſchen Landſchaften, was ſie einſt bedeuteten.
Nun iſt es ein Zug der germaniſchen Sagenbildung, von
den Tiergeſtalten zu menſchlichen Weſen emporzuſteigen. Die
Ernteböcke und Wölfe erſcheinen darum in der nordiſchen
Mythologie bald als Tiere der Freya, der Beſchützerin des
Herdes und der Fluren. Ueber allen Geſtalten ſchwebt ſchon
die dunkle Vorſtellung von der „Großen Mutter” über dem
wallenden Korn.
Die Kornweiber oder Roggenmuhmen ſind unmittelbare
Ver=
menſchlichungen und nicht der großen Allmutter im Korn
gleich=
zuſetzen, Gewitterwolken als Regenmütter. Rauſcht der Wind
zur Reifezeit über Getreidemeer, wirbelt er in wilden Tromben
empor, ſo wird er beſonders ſichtbar, weil ſich blendend im
Sonnenglanze der weiße Blütenſtaub hellfärbend in das
Kreiſeln miſcht und ſtürzt: dann zieht die Kornmutter durchs
Getreide, die Weizenmuhme, die wilde Frau. Je nach der Land
ſchaft fährt ſie im Wolfs= oder Rüdengeſpann einher, reitet
durch die Saatfelder wie eine Königin oder rennt ſo ſchnell
wie das wildeſte Pferd durchs Feld. In der Hand trägt ſie eine
Peitſche oder einen Stecken, ihre Finger ſind feurig — hütet
euch vor der Roggnmuhme: ſo klingt es ſchon aus der Schil
derung ihrer Geſtalt!
Wie kann daneben ein Kornkind austauſchen? Das
Ernte=
s, des immer
kind iſt das Sinnbild 4
Der „Paris Soir” indes geht den Dingen auf den Grund,
Er hat von einem ganz ſicheren Gewährsmann erfahren, daß der
ehemalige Kaiſer den Nationalſozialiſten 35 Millionen zur
Ver=
fügung geſtellt habe, und er nun mit Recht erboſt ſei, daß ſie ihr
Verſprechen nicht einhielten und ihn wieder zum Kaiſer machten.
Wie ſtümperhaft aber dieſe engliſchen und franzöſiſchen
Mei=
nungsfabrikanten ſind, beweiſt Radio Wien am 1. Juli mit der
Mitteilung, daß alle Hohenzollern=Prinzen verhaftet worden ſind,
während Radio Straßburg erfährt, daß Prinz Auguſt Wilhelm
ins Ausland geflüchtet ſei. Nun aber wird „Daily Expreß” die
Sache zu bunt. Ohne ſich durch vorgefaßte Meinungen und
Dar=
ſtellungen in ſeinen eigenen Spalten irgendwie beirren zu laſſen.
ſpürt er die Wurzeln dieſer ganzen Entwicklung auf und findet
zu ſeinem Erſtaunen, daß die monarchiſtiſche Reſtauration ſeit
langer Hand vorbereitet war, daß ſie nicht etwa in
Potsdam=
oder Doorn ausgekocht — man ſehe, wie einfach und klar —,
ſon=
dern zwiſchen Muſſolini und Hitler in Venedig beſchloſſen
wor=
den ſei.
Helfe, was helfen mag, denken ſich nun die Sudelpreſſen und
nehmen ſich der Einfachheit halber reihum
alle deutſchen Reichsminiſter
vor. Am 1. Juli meldet „Information” die Verhaftung v. Papens=
Schwerin=Kroſigks und Seldtes, worauf der Wiener Rundfunk vor
Neid erblaßt und prompt und gottesfürchtig mitteilt, daß ſoeben
— man bedenke „ſoeben”, wie wahrheitsgetreu das klingt — alſo
der Reichsbankpräſident Dr. Schacht in Lichterfelde erſchoſſen
wor=
den ſei.
Während alſo der Wiener Sender nur mit einem erſchoſſenen
Reichsbankpräſidenten aufwarten kann, läßt Radio Straßburg ſich
nicht lumpen und richtet Herrn v. Papen hin. Und um das Bild
abzurunden, vernimmt er ganz deutlich Kanonendonner aus der
Richtung München.
Moskauer und Wiener „Maſſenerekukion”
Jetzt aber geht der Moskauer Rundfunk aufs Ganze und
er=
ſchießt in einer Maſſenexekution den ſächſiſchen
Miniſterpräſiſiden=
ten v. Killinger, General von Hammerſtein, Herrn von
Gleichen, den ehemaligen Reichsminiſter Treviranus, den
Chef der Heeresleitung General v. Fritſch und Graf
Hell=
dorf. Wohlgemerkt Männer, die im öffentlichen Leben eine Rolle
ſpielten oder ſpielen und bei denen ſich jedermann unſchwer davon
überzeugen kann, daß ſie noch außerordentlich lebendig
ſind.
Um nicht ſo leicht beim Lügen ertappt zu werden, läßt der
Sender in Wien eine Anzahl von hohen
Polizei=
offizieren erſchießen, obſchon er wiſſen müßte, daß nicht
ein einziger Polizeioffizier überhaupt etwas
mit der Meuterei zu tunhatte. Unterdes meldet
Straß=
burg, daß die deutſchen Städte menſchenleer ſind und durch die
Straßen bis an die Zähne bewaffnete Polizei und SA.
herum=
ziehen. — Von Rußland erfahren wir zur gleichen Zeit, daß die
Reichswehr in blutigen Kämpfen mit der SA. in Pommern,
Schleſien und Bayern liegt, bei denen es Tote und Verwundete in
Maſſen gegeben hat, worauf der Rundfunkſprecher in Moskau
ſchlicht und einfach die Konſequenz zieht und über den Aether den
Satz in die Welt hinausſchmettert: „In Deutſchland herrſcht
blu=
tiges Chaos!"
Dieſer Satz trifft ſich um dieſelbe Minute im Weltenraum mit
dem Satz des Prager Anſagers, der erklärt, daß in Deutſchland
völlige Ruhe herrſcht.
Mit dieſen primitiven Feſtſtellungen hat man alſo offenbar,
weil ſie ſich immer widerſprechen, kein Glück und ſo begibt man
ſich Prompt ins
Gebiek der hohen Polikik.
Der Wiener Sender erklärt, daß die deutſch eng
liſchen Transfer=Verhandlungen abgebrochen
worden ſind, weil alle Weiſungen aus Berlin plötzlich
aus=
blieben. Am ſelben Tag wird in London das
deutſch=engliſche Transfer=Abkommen
unter=
zeichnet.
Da lobe ich mir den Luxemburgiſchen Sender, der am 4.
Juli entdeckt, daß in Rumänien und Bulgarien in der Donau
maſſenhaft Leichen angeſchwemmt worden ſind.
Unterdes hat der „Intranſigeant” feſtgeſtellt, daß das
Pro=
pagandaminiſterium aufgehoben worden ſei. Eine Wiener Melz
dung geht gleich der Sache auf den Grund und weiß
mitzu=
teilen, daß Miniſterpräſident Göring am 30. Juni gerade zu der
Zeit, als der Propaggndaminiſter in einem anderen Raum
ſeines Hauſes vor der ausländiſchen Preſſe ſprach, höchſt
perſön=
lich in deſſen Dienſtzimmer eine Hausſuchung veranſtaltete.
Was kümmert es einen Journaliſten von Weltruf, daß in
Wirklichkeit, wie jedermann weiß, der preußiſche
Miniſterpräſi=
dent ſelbſt vor der ausländiſchen Preſſe ſprach, während der
Propagandaminiſter mit dem Führer zuſammen in Wiesſee war,
Man erſpare mir weitere Einzelheiten.
neuen Werdens. In der germaniſchen Vorſtellung kam es im
Boote als neugeborenes Kind auf einer Garbe liegend von
Norden her übers Meer. Der Stamm der Angeln, der von den
deutſchen Stämmen am weiteſten nordwärts wohnte, nahm es
auf und machte es zum erſten angliſchen König — eine
unbe=
wußte Erinnerung an die Einwanderung der
Germanen=
ſtämme aus nordiſchen Bereichen. So wurde im Schleſiſchen das
letzte Gebund einem Kinde ähnlich geſtaltet und feierlich von
Paten getauft. Die Binderin der letzten Garbe „kriegte die
Wiege” im nächſten Jahre. Warf ein Knecht ein Getreidefuder
um, ſo war ihm das Kornkind vom Wagen geſprungen.
Liegen=
gebliebene Halme ſind noch heute das „Wiegenſtroh” In der
deutſchen Schweiz findet man ein engelſchönes Kind unter
grünendem Klee als Zeichen eines fruchtbaren Jahres, ja es
werden die Neugeborenen draußen im Grünen als Geſchenk
gefunden und nicht wie im norddeutſchen Ammenmärchen vom
Storch gebracht.
Dies Erntekind wird nun eine lieblichere Geſtalt, wird
Kornbraut, Haferfrau, Weizenbraut und wird beim letzten Fuder
neben einem Bräutigam, von Brautjungfern umgeben, in
feier=
lichem Zuge auf den Hof gebracht, als ob es ſich um eine
wirk=
liche Hochzeit handle.
Frau Holle und Wodan wandeln übers Aehrenfeld. Für
Frau Holle ließ man auch nach der heiligen Dreizahl drei
Aehren ſtehen. Wodan aber fuhr mit ſeinem wilden Heere
im blütenſtäubenden Wind ſegnend über die Gefilde, ſchon eine
Geſtält von höherer Göttlſchkeit und von einer Erhabenheit, die
an Züge ſeines Bildes aus der Edda erinnert
Den heutigen Kindern aber ſchienen am meiſten noch die
alten Dämonen, die bloßen Vorſtellungen von Kornwölfen,
Hunden und wilden Weibern zu genügen, um die kleinen
Naſe=
weiſe aus dem Getreidefeld fern zu halten. Da hat die
Roggen=
muhme als Kinderſchreck all den andern Geſtalten den Rang
abgelaufen. Ihre Hündchen führen die im Feld laufenden
Kinder in ihre feurige eiſerne Umarmung. Auf ſchnellſten Roſſen
ſetzt ſie den Kleinen nach, puſtet ihnen die Augen aus, ſetzt ſie
zu ſich auf den Sattel, ſteckt ſie in ein eiſernes Butterfaß und
zerſtampft ſie darin, weshalb ſie in Pommern, wo ſie beſonders
boshaft auftritt, auch die Buttermuhme zubenamet iſt. Bald
iſt ſie ſchwarz, bald ſchneeweiß, ſie nährt ſich vom Korn, iß
aber beſonders gern die Halme, die über die andern
hinweg=
ragen. Erzürnt der Bauer ſie, ſo dörrt ſie ihm das ganze
Korn=
feld aus und zündet es manchmal ſogar an (Sinnbild der
Dürre und des Gewitters überm Korn).
Das Geiſtergeraum ums Kornfeld verſtummt, nur aus
Jahrtauſenden klingt es noch. Vorzeit und Gegenwart
über=
brückend, zu uns herüber. Das uralte Brauchtum aber lebt noch
ivenn auch in gewandelten Formen; heute wird es neu
ge=
heiligt: Erhalten wir es, wo wir nur können!
Mittwoch, 11. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 189 — Seite 3
Der Ekel kommk einem hoch
wenn man ſich jetzt, da die ausländiſche Preſſe insgeſamt
vor=
liegt, einen Ueberblick darüber verſchafft und dann damit
ver=
gleicht, wie vornehm, nobel und anſtändig
Vor=
gänge des Auslandes in der deutſchen Preſſe
behandelt werden. Dann kann man nur in Seelenruhe
ausrufen: Ach, was ſind wir Wilden doch für beſſere Menſchen!
Meine Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen! Ich wende mich
an Sie und mit Ihnen an die ganze Welt: ich frage die Welt, ob
ſie dieſe Methoden einer bewußten und ſyſtematiſchen Vergiftung
der öffentlichen Meinung billigt und ſich zu eigen macht. Ich frage
den anſtändigen ausländiſchen Journaliſten, ob er ſich durch das
gewiſſenloſe und hinterhältige Treiben ſeiner Berufskollegen
ßelbſt kompromittieren laſſen will. Ich frage jeden Mann der
Oeffentlichkeit, der noch ein Gefühl für Wahrheit und perſönliche
Sauberkeit im Verkehr von Menſchen und Völkern untereinander
beſitzt, ob dieſe Abirrungen und Verwilderungen der
Weltjour=
naliſtik rechtens ſein und in Zukunft den Umgangston unter den
Völkern abgeben ſollen? Ich glaube im Namen des ganzen
deut=
ſchen Volkes zu ſprechen, wenn ich mit Empörung und Entrüſtung
dagegen Proteſt einlege und mit aller Deutlichkeit erkläre, daß
die deutſche Regierung nichk gewillk iſt, weikerhin
ausländiſche Journaliſten in Deutſchland zu dulden,
die auf ſolche Weiſe die Völker gegeneinander hetzen und eine
Atmoſphäre heraubeſchwören, die jeder ehrlichen und
unvorein=
genommenen Beziehungsſetzung der Nationen untereinander
un=
möglich macht.
Das hat nichts mit der Freiheit der Meinung zu tun. Was
ſich hier austobt, iſt übelſte Art von Revolverjournaliſtik, die
kei=
nem Volke zur Ehre gereichen kann. Sie trifft nicht den, gegen den
ſie gerichtet iſt, ſondern den, der ſie betreibt. Mit einer
Skrupel=
loſigkeit ſondergleichen vergiften hier gewerbsmäßige
Lügen=
fabrikanten die Weltmeinung und die Völker ſelbſt müſſen am
Ende die Folgen davon bezahlen.
Danken wir ſelbſt dem Schickſal, das uns die Möglichkeit gab,
dieſe Art von Lügenjourneille in Deutſchland zu beſeitigen. Nur
ſo konnten wir unſeren inneren Frieden wiederfinden.
Die deutſche Preſſe und der deutſche Rundfunk können ſtolz
darauf ſein, daß ſie durch ihre Verpflichtung zu Staat und Volk
aus dieſer kompromittierenden Geſellſchaft herausgenommen
wor=
den ſind. Das deutſche Volk geht in Ruhe und Ordnung ſeiner
täglichen Arbeit nach. Es hat vor allen anderen Völkern, die ein
Gleiches tun, nur Achtung und Reſpekt. Es verfällt nicht in den
Fehler, dieſe anderen Völker mit ſolchen Journaliſten zu
verglei=
chen. Es weiß auch, daß es überall anſtändige und ſaubere
Preſſe=
männer gibt, die nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen der Wahrheit
dienen wollen. Vor der hier geſchilderten Art von
Lügenfabrikan=
ten aber wendet es ſich mit Ekel und Abſcheu ab und quittiert ihre
hyſteriſchen und pathologiſchen Wut= und Haßausbrüche nur mit
einem lauten und hörbaren „Pfui Teufel”.
Erfolgreiche Aolizeiakkion
gegen die illegale Kommuniſtiſche Parkei
im Bodenſeegebiet.
DNB. Karlsruhe, 10. Juli.
Die Landesſtelle des Reichsminiſteriums für
Volksaufklä=
rung und Propaganda jeilt mit:
Schon ſeit längerer Zeit konnte die Geheime Staatspolizei
feſtſtellen, daß mit Unterſtützung der Schweizer
Kommuniſten=
zentrale ſich beſonders in den Städten Singen, Radolfzell und
Konſtanz neue illegale kommuniſtiſche Zellen bildeten. Nach
gründlicher Ueberwachung und Vorbereitung wurde am Montag,
dem 9. Juli, in den erſten Morgenſtunden in allen drei Städten
und verſchiedenen anderen Orten unter Leitung des Geheimen
Staatspolizeiamtes ſowie des Bezirksamtes Konſtanz von der
geſamten Polizei, Gendarmerie und Kriminalpolizei unter
tat=
räftiger Mitwirkung der örtlichen SS=Formationen zahlreiche
Hausſuchungen durchgeführt, in deren Verlauf über 70 Perfonen
eſtgenommen wurden. Ein Teil der Feſtgenommenen wurde
vegen Beſitzes von verbotenen, durchweg von der Schweiz
ein=
geſchmuggelten Druckſchriften kommuniſtiſchen Inhalts oder
vegen kommuniſtiſcher Zellenbildung ins Gefängnis eingeliefert.
Auch bei führenden Induſtrieunternehmen wurden die
Beleg=
chaften zum Teil einer Kontrolle unterzogen, die völlig
rei=
dungslos verlief und ein befriedigendes Ergebnis hatte. In
Singen wurde eine im Speicherraum verſteckt gehaltene große
narxiſtiſche Bibliothek aufgefunden und beſchlagwahmt. Die
Fahne der ehemaligen Ortsgruppe der KPD. Wollmatingen
vurde ebenfalls ermittelt und ſichergeſtellt.
Techniſche Rundſchau.
Probleme um einen Goldſchaß.
Von Dr. Helmut Thomaſius.
Seit Jahren haben ſich wahre Ströme von Gold nach den
Bereinigten Staaten ergoſſen. Mengen dieſes Metalls ſind dort
ingehäuft worden, gegen die alle Schätze verblaſſen müſſen, von
ſenen uns Sage und Geſchichte berichten. Durch dieſe
Samm=
ung eines einzig daſtehenden Reichtums wurde eine techniſche
Frage aufgerollt, Mittel und Wege müſſen gefunden werden,
im ihn ſicher zu verwahren, um jeden Raub, jeden Diebſtahl
janz unmöglich zu machen. — Dieſe Frage iſt ſchon deshalb
licht leicht zu löſen, weil man ſich vorerſt einmal über einen
Lunkt klar ſein muß. Soll man die Unmengen von Barren, in
denen der ungeheure Schatz vorliegt, zerſtreuen, ſoll man alſo
Ine größere Anzahl von gut geſicherten Behältern ſchaffen, den
inen in dieſer, den anderen in einer anderen Stadt oder ſoll
lan das Ganze an einer einzigen Stelle ſammeln? Für beide
kandpunkte gibt es ein Für und Wider. Bei der Zerſtreuung
erringert ſich der Wert des einzelnen Schatzes. Das mag auf
iebe weniger anreizend wirken. Außerdem laſſen ſich die
Men=
n hin= und herſchieben, beliebig verändern. Die Räuber
iſſen alſo nicht, wieviel ſie im einzelnen Fall vorfinden werden
nd ob der Behälter, den ſie ſich gerade auserkoren haben, nicht
inz leer ſein wird. Bei der Zuſammenhäufung an einem
üzigen Ort hingegen läßt ſich die Bewachung leichter und
ein=
itlicher durchführen. Die Sicherheitseinrichtungen ſind beſſer
beobachten und zu prüfen. Nach langen und eingehenden
Er=
ägungen hat man ſich für
eine einzige große Schatzkammer
tſchieden, die alles Gold aufnehmen ſoll, das die Vereinigten
(aaten beſitzen. Bisher war dieſes zerſtreut. Es befand ſich
m größten Teil in den Banken und Münzſtätten zu New York,
hiladelphia, San Franzisco, New Orleans, Denver und
ealtle. Jetzt ſoll es nach Waſhington gebracht werden, wo die
ößte Schatzkammer erſteht, die die Welt jemals ſah. In ſie
jzudringen, wird ganz unmöglich ſein. Alles, was die Technik
Sicherungen geſchaffen und was Erfindergeiſt in reichlicher
enge erdacht hat, wurde auf das Sorgfältigſte geprüft. Das
ſte wurde auserwählt. Jeder Verſuch, an das Goldlager
ranzukommen, iſt ſchon von vornherein zum Scheitern verur=
It. Weit wird man hinabſteigen müſſen, um zur Schatzkammer
gelangen, ſoll doch alles Gold unterirdiſch gelagert werden.
der tiefen Grube, die man aushebt, wird
Barthous Paktpläne.
Verſailler Mekhoden. — Ein Nekz von Reginonal-, Sicherheits= und Hilfeleiſtungspakken zur Sicherung
der franzöſiſchen Hegemonie über Europa.
Abſchluß in London.
Eine Berlaukbarung des „Zoreign office‟
über die engliſch=franzöſiſchen Beſprechungen.
DNB. London, 10. Juli.
Die engliſch=franzöſiſchen Beſprechungen dauerten am
Diens=
tag vormittag über zwei Stunden. Das Foreign Office hat
dar=
über folgende Verlautbarung herausgegeben:
„Die in freundſchaftlichem Tone geführten engliſch=
franzöſi=
ſchen Unterredungen, die am Dienstag vormittag im Foreign
Office zu Ende gingen, geſtatteten es den beiden Regierungen, die
gegenſeitigen Anſchauungen über die zur Diskuſſion ſtehenden
Fragen zu würdigen. Dieſe Fragen erſtreckten ſich auf die
franzö=
ſiſchen Vorſchläge über zuſätzliche Maßnahmen zur Erlangung einer
gegenſeitigen Sicherheit in Oſteuropa, über die Zukunft der
Ab=
rüſtungskonferenz und auf die Vorbereitung der Flottenkonferenz
im Jahre 1935. Um die Erörterung über den letzten Punkt
fort=
zuſetzen, wird der franzöſiſche Kriegsmarineminiſter Piétri ſeinen
Aufenthalt in London um einige Tage verlängern.”
Piétri und der Erſte Lord der Admiralität Eyres=Monſell
wohnten am Dienstag vormittag den Beſprechungen im Foreign
Office bei. Der Zeitpunkt der nächſten Erörterung von
Flotten=
fragen iſt noch nicht beſtimmt.
z
* Der „Höflichkeitsbeſuch” Barthous in London iſt beendet.
Die Engländer haben darüber eine Mitteilung veröffentlicht, aus
der hervorgeht, daß drei Punkte zur Debatte ſtanden, und
zwar das von den Franzoſen propagierte Oſtlocarno, das
Schickſal der Abrüſtungskonferenz und die Vorbereitung
der Flottenkonferenz. Die Flotten konferenz
inter=
eſſiert uns zwar. Sie berührt uns jedoch nicht unmittelbar, weil
die Stärke der deutſchen Flotte vertraglich feſtgelegt iſt und weil
die größten deutſchen Schiffe über die Grenze der Waſhington=
Kreuzer nicht hinausgehen.
Was die Abrüſtungskonferenz anlangt, ſo bat die
Reichsregierung den Standpunkt Deutſchlands präziſiert. Es hat
darüber ein ausgiebiger Notenwechſel ſtattgefunden, der, obwohl
er zunächſt allerlei Hoffnungen weckte, ohne Ergebnis blieb, weil
die Franzoſen auf dem Gebiete der Gleichberechtigung
Deutſch=
lands und der damit verbundenen Konſequenzen jedes
Zugeſtänd=
nis ſchließlich glatt ablehnten. So lange die wichtigſte Macht im
Völkerbund auf dieſer Linie bleibt, kommt für uns eine Rückkehr
nach Genf nicht in Frage. Wir denken gar nicht daran, uns an
dem unwürdigen Genfer Spiel zu beteiligen. Infolgedeſſen wird
man in London auch in dieſem Punkt nichts zuſtande gebracht
haben, es ſei denn, daß Herr Barthou Neigung zur Nachgiebigkeit
gezeigt hat, wofür jedoch nicht der geringſte Anhatlspunkt
vor=
liegt. Dafür hat der franzöſiſche Außenminiſter ſeine Paktpläne,
vornehmlich ſeinen öſtlichen Beiſtandspakt entwickelt. Soweit man
der engliſchen Preſſe entnehmen kann, hat er bei den Engländern
aufmerkſame Zuhörer gefunden. Die letzte Eden=Rede läßt gewiſſe
Rückſchlüſſe auf die Antwort zu, die die Engländer dem
franzö=
ſiſchen Außenminiſter erteilt haben. England hat keine Neigung,
ſich an einem Oſtlocarno zu beteiligen und die Ruſſen noch als
Bürgen für den Locarnovertrag im Weſten einzuſchalten. Barthou
hatte gehofft, auf dieſe Weiſe die Sowjetunion für die
Verteidi=
gung der franzöſiſchen Grenzen zu gewinnen und umgekehrt die
Engländer zugunſten der Ruſſen aufmarſchieren zu laſſen. Aus der
Eden=Rede muß man entnehmen, daß Herr Barthou mit leeren
Händen nach Paris zurückkehrt. Die ihm naheſtehende Pariſer
Preſſe hat allerdings am Dienstag früh die Behauptung
aufge=
ſtellt, daß er einen allgemeinen Sicherheitspakt vorſchlagen will,
der den Locarnopakt umfaſſe, einen Mittelmeer= und Dardanellen=
Pakt, einen nordoſteuropäiſchen Vertrag, ſowie das Oſtlocarno
einſchließe. Das Syſtem Barthous ſolle ſo ſein, daß es von jedem,
der den Frieden wünſche, angenommen werden könne. Wer
ab=
ſeits bleibe, bringe damit zum Ausdruck, daß er an Revanche
denke.
Wie weit dieſe Behauptung der Pariſer Preſſe ſtimmt, läßt
ſich im Augenblick nicht kontrollieren. Vielleicht iſt die Information
nur auf Grund der aus London während des Beſuches recht
dürf=
tig gefloſſenen Mitteilungen zurechtgezimmert worden, um der
Offentlichkeit irgend etwas vorſetzen zu können.
Das franzöſiſche Pakkprogramm.
EP. London, 10. Juli.
Ueber die engliſch=franzöſiſchen Miniſterbeſprechungen iſt,
wie vorauszuſehen war, zum mindeſten auf engliſcher Seite
größtes Stillſchweigen bewahrt worden, ſo daß die Londoner
Preſſe ſich im großen und ganzen darauf beſchränken muß, den
äußeren Verlauf der Zuſammenkünfte zu ſchildern und die am
Abend ausgegebene amtliche Mitteilungen zu kommentieren.
„Times”, „Morning Poſt” und „Daily Telegraph” berichten
über=
einſtimmend, der größte Teil der geſtrigen Beſprechungen ſei
mit einer von Außenminiſter Barthou gegebenen Darſtellung
ſeiner Pakt=Pläne ausgefüllt geweſen.
Außer den beiden hinlänglich bekannten Regional= und
Hilfeleiſtungs=Pakten für Nordoſt=Europa (Oſt=Locarno) und das
Mittelmeergebiet, in denen weder England, noch Frankreich
be=
teiligt ſein ſollten, ſchlägt Barthou einen allgemeinen
kontinen=
talen Hilfeleiſtungs=Palt vor, der ſozuſagen den Schluß=Stein
des ganzen Paktgebäudes darſtellen würde und von allen
Teil=
nehmern aller anderen Pakte unterzeichnet werden ſolle. Dieſer
„General=Akt” ſoll die Verbindung zwiſchen dem Pakt=Syſtem
und dem Völkerbund ſowie mit dem Locarno=Vertrag, dem
Rußland beizutreten hätte, herſtellen. Dabei ſoll Barthvu
aus=
drücklich betont haben, daß England ſeine
Verpflich=
tungen aus dem Lncarno=Vertrag nicht weiter
auszudehnen hätte.
Die „Times” meint, es beſtehe kein Grund zu der
Annahme, daß durch Barthous Darlegungen die
ablehnende Haltung der engliſchen Regierung
gegen fede derartige Locarno ausbauende
Kom=
bination geändert worden ſei.
Doch franzöſiſch=engliſches Milikärabkommen?
„LOrdre” will im Zuſammenhang mit den Londoner
Beſprechun=
gen Barthous in Erfahrung gebracht haben, daß gewiſſe
Andeutun=
gen über franzöſiſch=engliſche Militärabkommen nicht ganz aus
der Luft gegriffen ſeien. Es handele ſich aber weniger um ein
Militärbündnis, als um die Auslegung der Artikel 2 und 5 des
Locarno=Paktes, d. h. um die genaue Feſtlegung, welche Truppen
England im Falle einer Verletzung von Artikel 42 und 43 des
Verſailler Vertrages Frankreich zur Verfügung ſtellen müſſe, und
um die Feſtſetzung der ſtrategiſchen Punkte, an denen dieſe
Trup=
pen zuſammengezogen werden ſollen. Man habe ferner die
Mög=
lichkeit in Erwägung gezogen, ſchon im voraus Stützpunkte für
die engliſchen Luftſtreitkräfte in Frankreich anzulegen.
Forkſehung der engliſch=franzöſiſchen
Flokken=
beſprechungen.
Nach der Abreiſe Barthous am Dienstag nachmittag wurden
die engliſch=franzöſiſchen Flottenbeſprechungen zwiſchen dem
eng=
liſchen Außenminiſter Sir John Simon, dem engliſchen
Marine=
miniſter Sir Eyres=Monſell und dem franzöſiſchen
Kriegsmarine=
miniſter Piétri fortgeſetzt. Ein Communiqué über dieſe
Be=
ſprechungen, die ſich noch im Vorbereitungsſtadium befinden
ſol=
len, wurde nicht ausgegeben. Die Marineſachverſtändigen werden
am Mittwoch ihre Beratungen wieder aufnehmen.
Zuſammenkrikk des Büros der Abrüſtungskonferenz
im Sepkember.
Der Präſident der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, hatte am
Dienstag mit Barthou und dem amerikaniſchen
Sonderbotſchaf=
ter Norman Davis eine Beſprechung über die augenblickliche Lage
der Arbeiten der Abrüſtungskonferenz. Hierbei wurde feſtgeſtellt,
daß man das Büro der Abrüſtungskonferenz am zweckmäßigſten
im September, in den erſten Tagen der Völkerbundsſitzung
ein=
berufen würde.
Der franzöſiſche Außenminiſter Barthou iſt am Dienstag
nachmittag nach Paris zurückgekehrt.
eine Art von Granitberg,
wird eine dicke Mauer aus dieſem durch ſeine Härte ſich
aus=
zeichnenden Geſtein das Ganze umſchließen. Es wird ſchon an
und für ſich unmöglich ſein, ſich durch dieſen Wall ohne einen
ungeheuren Zeitaufwand, ohne beſondere Werkzeuge und vor
illem geräuſchlos hindurchzuarbeiten. Er wird aber trotzdem noch
durch einen zweiten Wall geſchützt, der ihn umkleidet. Dieſer
Wall beſteht aus Platten einer Stahllegierung eigner
Zuſam=
menſetzung, die ſich gleichfalls durch ihre ungeheure Härte
aus=
zeichnet. Auf dieſen erſten Gürtel folgt ein zweiter und dann
ein dritter. Zwiſchen den einzelnen Gürteln ziehen ſich
Zwiſchen=
räume entlang, die ſtändig hell beleuchtet ſind und von Wachen
beo achtet werden, die ſie überblicken können. Hinter dieſen
Wällen kommt erſt die eigentliche Mauer. Sie beſteht aus einem
vielfach übereinanderliegenden Geflecht von Stahlſtäben, die
wieverum aus einer beſonders widerſtandsfähigen
Eiſenlegie=
rung hergeſtellt ſind. In geringer Entfernung übereinander
lie=
gen Schichten von Stahlgittern, zwiſchen denen ſich Quer= und
Längsſtäbe entlangziehen. Das Ganze iſt in Zement gelagert,
der mehrfache Wände bildet. Derart eng ſind die Maſchen der
zohlreichen Gitter, daß es vollkommen unmöglich iſt, ſich
hin=
durchzuzwängen oder auch hindurchzulangen. Außerdem ſind ſie
in einer Weiſe gegeneinander verſetzt, die jede ſolche Bemühung
erfelglos machen würde. Auch an dieſen Eiſenzementmauern
muß jeder Verſuch ins Innere vorzudringen, ſcheitern. Nur
eine einzige ganz kleine Tür führt in die Schatzkammer und
dieſe kann nur zu einer ganz beſtimmten, genau eingeſtellten
Zeu geöffnet werden. Zu jeder anderen Zeit ſcheitert jeder
Verſuch, ihre Schlöſſer zu ſchließen oder ihren Flügel zu
be=
wegin. Wenn aber die Zeit zum Oeffnen gekommen iſt, müſſen
mehrere Beamte und Schlüſſel mitwirken, um ſie in Bewegung
zu ſetzen. Wie ein Eiſenblock von unwahrſcheinlicher Dicke
mutet der Türflügel an. Das Innere der Schatzkammer iſt in
verſchiedene Räume eingeteilt, die gleichfalls durch entſprechend
geſicherte Mauern voneinander getrennt ſind. Die Türen, die
von einer Kammer in die andere führen, beſtehen aus einem
ſtarken Stahlgitterwerk und beſitzen doppelte Schlöſſer. Zwei
Sclüſſel ſind für jede einzelne nötig, um ſie zu öffnen. In allen
Räumen ſind
äußerſt feinfühlige Mikrophone
verteilt, die auch das leifeſte Geräuſch aufnehmen und es nach
dem Ueberwachungsraum melden. Außerdem ſind noch die
mannigfachſten elektriſchen Sicherungen vorgeſehen. Alle Wächter
tragen Schußwaffen und ſind mit Tränengasbomben ausgerüſtet.
Der Goldſchatz der Vereinigten Staaten ſchläft alſo in guter
Hut. Er iſt ſo gut verwahrt, daß es vorausſichtlich überhaupt
niemals zu dem Verſuch kommen wird, ihn anzugreifen. Kein
Bohrer dringt durch die äußeren Stahlplatten. An den
mäch=
tigen Eiſenbetonmauern würden ſelbſt kräftige Sprengſtoffe ohne
die erwünſchte Wirkung bleiben. Niemand weiß, ſelbſt wenn er
durch den äußeren Wall hindurchkäme, ob er nicht beobachtet
wird, ob nicht Mikrophone oder andere Einrichtungen ſeine
An=
weſenheit melden. Da läßt man lieber die Hände davon. — Auch
ſonſt hat die Technik dem Schutze nicht nur von Banken, ſondern
von Zahlſtellen überhaupt, die anziehend auf Räuber wirken
könnten, ihre Aufmerkſamkeit zugewendet. Stets kommt es darauf
an, einmal das Leben des Kaſſierers und des weiteren das
Geld oder irgendwelche Wertſachen zu ſchützen. Zahlreiche
Ein=
richtungen der verſchiedenſten Art ſind für dieſen Zweck ſchon
erdacht worden. Ihnen hat ſich eine weitere hinzugeſellt, die
da=
durch wirkſam wird, daß für den Kaſſierer und ſeine Schätze
ein gemeinſamer Schutz entſteht. Die Wertſachen werden
ge=
wöhnlich im Geldſchrank aufbewahrt. Der Kaſſierer ſitzt davor.
Bei der neuen Vorrichtung kommt
eine Art von Panzerturm
zur Verwendung, der ſie beide umſchließt. Der Turm, der die
ungefähre Form eines Zylinders hat, beſteht aus Panzerſtahl
und kann in jedem Kaſſenraum angebracht werden. Sein Inneres
iſt vollkommen kugelſicher. Wenn ein Kunde kommt, der Geld
wechſeln oder ſonſtige Geſchäfte vornehmen will, tritt der
Kaſſie=
rer in den Turm hinein und ſchließt die Tür hinter ſich. Im
Junern befindet ſich das Geld. Es iſt darin aber auch ein
Schaltörett angebracht, das fünfzehn Knöpfe enthält. Durch
Drücken beſtimmter Knöpfe gleitet eine Schublade nach außen,
die einzige Gelegenheit zur Aufrechterhaltung des Verkehrs des
Inneren mit dem Auße raum. Ehe die Schublade wieder drin
iſt und eine Reihe ſonſtiger Vorſichtsmaßregeln getroffen ſind.
kann die Panzertür überhaupt nicht geöffnet werden, die den
Kaſſierer aus dem Turm entläßt. Ein Eindringen von außen
iſt gleichfalls vollſtändiy unmöglich, bevor die Schätze wieder
gut und ſicher verwahrt ſind. Vom Innern des Raums aus
läßt ſich durch Drücken von Knöpfen auch jederzeit Hilfe
herbei=
rufen. Bei irgendwelcher Bedrohung kann der Kaſſierer in
ſeinem Panzerturm ruhig warten, bis ſie kommt.
*Lexikon der Arbeitsordnung (Geſetz zur Ordnung der nationalen
Arbeit). Von Paul Hart. Heckners Verlag, Wolfenbüttel.
1934. Preis 1,40 RM. kart.
Wer ſich raſch und zuverläſſig über dieſe Magna Charta des
neuen Arbeitsrechtes einſchließlich der bis 13. April 1934 einſchl.
dazu ergangenen Durchführungsverordnungen unterrichten will,
für den dürfte dieſes als Wörterbuch ausgeſtattete
Nachſchlage=
werk, das in allem auf die betr. Seiten des Reichsgeſetzblattes
verweiſt, nicht gut entbehrt werden können. Auch die am Schluß
beigegebene täbellariſche Ueberſicht wird den Beifall eines zahl=
Juſtizrat Lindt=Darmſtadt.
reichen Leſerkreiſes finden.
Seite 4 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Juli 1934
Dieverlobung unſerer Tochter Eliſabeth
mit herrn dr.=Ing. Walter Nücker Meine verlobung mit Fräulein
geben wir hiermit bekannt.
Miniſterialrat i. R.
Konrad Löhlein Dr. med. h. c.
Mathilde Löhlein
geb. Freiin Löw von und zu Steinſurth
Lich, Oberheſſen
Juli 1934
Elifabeth löhlein gebe ich hiermit
(7496
bekannt.
Dr.=Ing. Walter Nücker
Tölklingen-Saar
Etzelnraße 28
Wäscheren
Mend Llesd t in duesii. Huicte
Jahnstr.
gegr. 1856
A
R
Todes=Anzeige.
Heute morgen wurde unſere geliebte
Mutter
Frau
Käthe Grebert
geb. Endner
von ihrem ſchweren Leiden erlöſt.
Hermine Grebert
Clara Grebert
Dr. Ludwig Grebert
Käthe Grebert, geb. Vogt
Heilwig Grebert
Hans Chriſtoph Grebert.
Darmſtadt, den 8. Juli 1934.
Die Beſtattung fand in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen biitet man
abzuſehen.
(7515
Unerwartet verſchied durch einen
töd=
lichen Unglücksfall unſer lieber einziger
Sohn, Bruder und Bräutigam
2
Gebtgeban
Wachtmeiſter der Landespolizei Mainz
im blühenden Alter von 25 Jahren,
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Spalt, nebſt Angehörige
Elfriede Rickes als Braut.
Darmſtadt, 10. Juli 1934, Wilhelmſtr. 8,
Butzbach, Ober=Modau, Hoxhohl, Ober=Ramſtadt,
Eſchollbrücken.
(7544I
Die Beerdigung findet ſtatt: Freitag,
den 13. Juli, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Waldfriedhof.
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DARMSTADT ERNST LUDWIGSTR.9
Annahme von Bedarfsdeckungsscheinen.
Statt beſonderer Anzeige.
In tiefer Trauer teilen wir mit, daß unſere
geliebte, ſiets treubeſorgteſte Mutter,
Groß=
mutter, Schweſter, Schwiegermutter und Tante
Frau
Eliſabeth Bernheim
geb. Kämmerer
nach kurzem ſchweren Leiden, mit den
Sterbe=
ſakramenten verſehen, verſchieden iſt.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Ober=Regierungsrat i. R.
Or. Ludwig Bernheim und Frau
und 2 Töchter.
Darmſtadi, Alicenſtr. 25.
Die Beiſetzung erfolgt wunſchgemäß in aller Stille.
Wir bitten, von Beileidsbeſuchen abzuſehen. ...
Dankſagung.
Für die bei dem Heimgang unſeres lieben
Entſchlafenen erwieſene herzliche Anteilnahme
jagen wir allen Freunden und Bekannten
unſeren herzlichſten Dank. Ganz beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Irle für die
troſtreichen Worte am Grabe, den Schweſtern
der Liebfrauengemeinde für ihre aufopfernde
Pflege, den Kameraden des Reichsbundes
ehem. Militärmuſiker, der Kam. Vereinigung
ehem. Heſſ. Garde=Dragoner 23, ſowie dem
Kavallerie=Verein in Darmſtadt für das
treue Gedenken.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Gertrud Böhme.
Darmſtadt, den 9. Juli 1934.
(7497
Dankſagung.
(Statt Karten).
Für die vielen Beweile herzlicher Teilnahme bei dem
Heim=
gange meines lieben Mannes, unſeres guten Vaters
Karl Herrmann
Maler= und Weißbindermeiſter
ſagen wir allen, die ihm die letzte Ehre erwieſen, innigſten
Dank. Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer Kornmann
für die troſtreichen Worte, der Maler= und Weißbinderinnung,
dem Geſangverein „Tiedertafel”, dem Bezirksverein „
Mathiiden=
höhviertel”, dem „Nadfahrerverein Darmſtadt” und dem
Doppel=
quariett „Rheingold” für die herrlichen Kranzſpenden ſowie
dem Bruder Sabinus von dem Herz=Jeſu=Hoſpital für die
auf=
opfernde Pflege während des langen Krankenlagers.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Thereſe Herrmann Wwe.
und Söhne.
Erbacherſtraße 13.
Jung. Mann,
30 J., led., ſucht
dieBekanntſchaft
ein. nett.
Mäd=
chens od. Witwe
zw. Freundſchaft.
Spätere Heirat
nicht
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Witwe, 50er J.
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müde, möchte ſ.
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Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier. Freiburg 251.
Frankfurt: Mittwoch, 11. Juli
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter. — 5.50: Stuttgark:
Gymnaſtik. — 6.15: Gymnaſtik. — 6.40: Zeit, Meldungen.
6.50: Wetter. — 6.55: Bad Bertrich: Staatl. Kurkapelle. Ltg.;
8.30;
Kapellmeiſter Schulze. — 8.15: Waſſerſtand, Wetter.
— 10.00
Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.45: Werbevortrag.
Nachr. — 10.10: Schulfunk: Hoio hofo, Geuſenglück. Hörfolge.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus. —
11.00:
Werbekonzert. — 11.40: Programm, Wirtſchaftsmeldungen,
Wet=
ter.
11.50: Sozialdienſt.
12.0: Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker. Ltg.: P. Diener.
13.00: Zeit, Nachr. Saardienſt.
13.10: Nachr. — 13.2
Serenaden, Wiegenlieder, Ständchen. (Schallpl.). — 13.50: Zeit.
Nachr. — 14.00: Hochzeit machen, das iſt wunderſchön. (
Schall=
platten). — 14.30; 3 mal 15 Minuten aus dem Sendebezirk.
15.30: Wetter. — 15.35: Wirtſchaftsbericht. — 15.50: Zeit,
Wirtſchaftsmeldungen.
16.00: Nachmittagskonzert. Ltg.: Rosbaud. — 17.30: Revierförſter
Dürrfeld: Tiere in Gefangenſchaft. — 17.45: Stunde der
Ju=
gend: Mann und Fahne. Hörfolge. — 18.20: Bauten aus
18.35:
Rhein=Schlamm. Bericht aus Erfelden. Zwiegeſpräch.
Junge deutſche Dichtung: Max Rieple. —
18.45: Wetter
Wirtſchaftsmeldungen, Programm, Zeit. — 18.50: Griff ins
Heute.
19.00: Volksmuſik. — 19.30: Dr. Oberhauſer: Der Wasgau.
20.00: Zeit. Nachr. — 20.10: Reichsſendung: Unſere
Saar=
den Weg frei zur Verſtändigung.
— 20.30: Kaſſel: Konzert.
21.00;
Das Schröder=Quartett vom Staatstheater Kaſſel. —
Tanzmuſik der Tanzkapelle Franz Renner. — 22.20: Zeit
22.45:
Nachr. — 22.35: Funkbericht zum Nürburgrennen.
Nachrichten aus dem Sendebezirk, Wekter, Sport. — 23.001
Nachtmuſik. — 24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 11. Juli
5.45: Hamburg: Wekter. — 5.50; Nachr. — 6.00: Berlin: Gym
naſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Berlin; Kapelle Arthur
Andrae. — In einer Pauſe gegen 7.00: Nachr. — 8.00:
Sperk=
zeit. — 8.45: Leibesübung für die Frau. — 9.40: Kindergym
naſtik. — 10.00: Nachr. — 10.10: Funkſtille. — 10.50: Fröhl.
Kindergarten.
11.15: Seewetterbericht. — 11.30: Für die
Frau: Praktiſche Winke für die Einkochzeit. — Belehrendes Spek
zeug für die Kinder. — 11.55: Wetter.
12.00: München: Funkorcheſter. Ltg.: Karl Liſt. — 12.55: Zeit
zeichen. — 13.00: Aus wenig bekannken Opern (Schallpl.).
Anſchl.: Wetter. — 2345: Nachr. — 14.00: Sperrzeit.
14.45: Glückwünſche und Programmdurchſage. — 15.00: Welter
Börſe. — 15.15: Kinderliederſingen. — 15.45: Fürs Krnd: Vomk
König, der die Sonne ſuchen ging. Märchen.
16.00: Hamburg: Das Funkorcheſter. Ltg.: Gerh. Maaß. — 17.15:
Zeitfunk. — 17.30: W. Linden: Goethes Italienfahrt. — 17.50
Aus der Frühzeit des deutſchen Liedes. Feierſtunde für Adam
Krieger, den Schubert des 17. Jahrhunderts. — 18.20: Karten
leſen für die Hitlerjugend.
18.40: Ferienreiſe, Auskunft Schalter 3, luſtige Schallplattenſtunde.
19.30: Neue Rätſel und Denkſportaufgaben.
20.00:
Kern=
ſpruch; anſchl.: Wetter u. Kurznachr.
20.10: Reichsſendung:
Frankfurt: Unſere Saar. Den Weg frei zür Verſtändigung.
20.30: Militärkonzert. Muſikkorps 1 der Landespolizei=Inſpeknon
Brandenburg. Ltg.: Polizer=Obermeiſter Hahn. — Dazw.: 21. 19‟
Der deutſche Hochſchulſport.
22.00: Weiter=, Tages= und
Sportnachr. — 22.30: Ober=Ing. Nairz: Viertelſtunde
Funk=
technik. — 22.45: Seewetterbericht. — 23,00; Berlin; Tanzmuſch
der Kapelle Gerhard Hoffmann.
Mittwoch, 11. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 189 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtedt, den 41. Juli 1934
Der Reichsſtakthalter in Heſſen:
Perſonalmeldungen.
Ernannt wurde der Landgeſtütsaufſeher
e. R. Heinrich
Bauer zu Darmſtadt zum Miniſterial=Amtsgehilfen bei der
Ab=
teilung Id (Finanzen) im Heſſiſchen Staatsminiſterium mit
Wir=
kung vom 1. Juni 1934.
In den Ruheſtand verſetzt wurde auf Nachſuchen: am 23. Juni
1934 der außerordentliche Profeſſor für Agrikulturchemie an der
Landesuniverſität Gießen Dr. Wilhelm Kleberger unter
An=
erkennung ſeiner dem Staate geleiſteten langjährigen
ausgezeich=
neten Dienſte mit Wirkung vom 1. Auguſt 1934 an; am 2. Juli
1934 die Kanzleiaſſiſtentin bei dem Heſſiſchen Staatsminiſterium,
Miniſterialabteilung für Bildungsweſen, Kultus, Kunſt und
Volkstum Dora Wendel unter Anerkennung der dem Staate
geleiſteten treuen Dienſte mit Wirkung vom 1. Oktober 1934.
Umgewandelt wurde: am 25. Juni 1934 die auf Grund des
§ 4 Abſatz 1 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des
Berufsbe=
amtentums vom 7. April 1933 (RGBl. 1, S. 175) und der Ziffer 8
zu 8 7 der Dritten Durchführungsverordnung zu dieſem Geſetz
vom 6. Mai 1933 erfolgte Entziehung des Lehrauftrages ſowie
jeder Lehrbefugnis des ordentlichen Honorarprofeſſors an der
Heſſiſchen Landesuniverſität Gießen Dr. Walter Kinkel in eine
Entziehung des Lehrauftrages ſowie jeder Lehrbefugnis im
In=
tereſſe des Dienſtes auf Grund des § 6 des vorerwähnten Geſetzes
in Verbindung mit dem Aenderungsgeſetz vom 23. Juni 1933
(RGBl. 1, S. 389) und der Ziffer 8 zu § 7 der vorgenannten
Durchführungsverordnung.
Heſiſches Staaksminiſterium:
Bekanntmachungen des Perſonalamtes.
Ernannt wurden am 16. Juni 1934 der Regierungsbauführer
Philipp Schwing aus Stammheim zum Regierungsbaumeiſter;
am 30. Juni 1934 der Werkmeiſter am Phyſikaliſchen Inſtitut der
Landesuniverſität Gießen Ludwig Willems zum techniſchen
Aſſiſtenten mit Wirkung vom 1. Juni 1934 an.
Uebertragen wurde: am 30. Juni 1934 dem Oberreallehrer
Adam Degreif an der Studienanſtalt in Mainz. zurzeit
kom=
miſſariſch an der Volksſchule in Mainz, eine Lehrerſtelle an der
Volksſchule in Mainz; dem Zeichenoberlehrer Auguſt Poths an
der Oberrealſchule in Mainz, zurzeit kommiſſariſch an der
Volks=
ſchule in Mainz, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule in Mainz;
beiden mit Wirkung vom 1. Juli 1934 an; am 4. Juli 1934 dem
Lehrer Karl Oeſtreich zu Nieder=Rosbach, Kreis Friedberg,
eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Ilbeshauſen, Kreis
Lau=
terbach; dem Lehrer Otto Sommerlad aus Ilbeshauſen,
Kreis Lauterbach, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu
Nie=
der=Rosbach, Kreis Friedberg; beiden mit Wirkung vom Tage
des Dienſtantritts an.
In den Ruheſtand verſetzt wurde auf Nachſuchen: am 30. Juni
1934 der Oberbibliothekar an der Univerſitätsbibliothek in
Gie=
ßen Profeſſor Dr. Georg Koch unter Anerkennung ſeiner dem
Staate geleiſteten langjährigen treuen Dienſte und mit beſonderer
Würdigung des im nationalen Intereſſe bekundeten Opferſinns
mit Wirkung vom 1. November 1934 an.
Aufruf an die Erwerbsloſen!
Volksgenoſſen! Jedem von euch wird noch in Erinnerung
ſein, welch rieſige Arbeit zur Linderung der Not die NS.
Volks=
wohlfahrt mit ihrem Winterhilfswerk auf ſich genommen hat.
Hunderte von freiwilligen Helfern haben in ſelbſtloſer Hingabe
ihre ganze Kraft daran geſetzt, daß die ſchrecklichen Sorgen von
euch ferngehalten wurden. Ein ganzes Volk hat einen heroiſchen
Kampf gegen Hunger und Kälte geführt!
Da wollen wir den Bauern nicht vergeſſen, jetzt, wo er mitten
in der Ernte ſteht, ihn, der ſo tatkräftig mit dazu beigetragen
hat, daß eure Not gelindert wurde. Jeder von euch hat die
lan=
gen Kartoffelzüge mit Tauſenden von Zentnern geſpendeter
Feld=
früchte geſehe=
reiten konnte. Jeder von euch weiß, daß Hunderte von Zentnern
von Getreide von den Bauern im Kreiſe Darmſtadt geſtiftet
wur=
den, neben all den Dingen, die unſere Volksgenoſſen in Stadt
und Land durch Spenden aller Art zur Milderung der Not
bei=
getragen haben.
Da gilt es auch von euch, zu tun, was in eueren Kräften
ſteht. Der Bauer braucht euch! Er hat geopfert nicht um des
Verdienſtes willen, aber wir wollen ihm zeigen, daß er auch nicht
umſonſt geopfert hat.
Darum geht der Ruf an euch:
Helft dem Bauern bei der Ernte!
Wir wiſſen, daß ein großer Teil von euch dieſem Rufe Folge
leiſten wird, aber wir wollen auch nicht, daß nur der immer
villige und hilfsbereite Arbeitsloſe ſeine Pflicht tut, ſondern daß
alle, die dazu körperlich in der Lage ſind und die Winterhilfe
m vergangenen Winter in Anſpruch genommen haben, und alle,
die ſie vielleicht im nächſten Winter wieder in Anſpruch nehmen
vollen, nunmehr auch ihre Opferbereitſchaft beweiſen.
Geht zu eueren Ortsgruppen der NS. Volkswohlfahrt und
neldet dort euere Hilfsbereitſchaft an und zeigt damit, daß es
uch mit der Volksgemeinſchaft ehrlich iſt! Volksgenoſſen, die ihre
Hilfe grundlos verſagen, können beim kommenden
Winterhilfs=
verk keine Berückſichtigung finden. Die Ortsgruppen der NS.
Volkswohlfahrt werden deshalb darüber wachen, daß unſerem
lufruf Folge geleiſtet wird.
Bei dieſer Gelegenheit ſei auch darauf hingewieſen, daß es
licht im Sinne unſeres Hilfswerks liegt, daß mit den Händen im
Schoß dem Winter entgegengeſehen wird, ſondern daß ſchon jetzt
lles verſucht wird, um der Not des Winters entgegentreten zu
önnen. Hierzu bieten die Holzleſetage beſte Gelenheit, und auch
ie Kinder ſind zu dieſer leichten Arbeit anzuhalten.
Insbeſon=
ere können auch Kinder Kinderreicher durch Aehren= und
Kar=
offelleſen zur Beſeitigung der gröbſten Not beitragen. Kindern
tachen ſolche Arbeiten bei der rechten Anweiſung oft Freude
nd wenig Mühe, und ſie ſind obendrein zu ſinnvollerer
Tätig=
it angewieſen, als dies bei zweckloſer Verſpieltheit der Fall ſein
innte.
Getreu dem nationalſozialiſtiſchen Grundſatz, daß der der
Ar=
eit und Brot hat, ſeinem notleidenden Bruder helfen ſoll, ſo viel
kann, getreu dieſem Grundſatz wollen wir für Hilfe beſorgt
in, aber wir ſehen es auch den ſpendenden Volksgenoſſen
gegen=
ber als unſere Pflicht an, daß in erſter Linie nur denjenigen
holfen wird, die ſelber mitgeholfen haben, die Not zu lindern!
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt Darmſtadt.
— Hohes Alter. Morgen begeht Herr Michael Nungeſſer,
eldbergſtraße 95, ein alter Abonnent des „Darmſtädter
Tag=
atts”, die Feier ſeines 79. Geburtstages. Herr Nungeſſer wurde
7 12. Juli 1856 zu Auerbach an der Bergſtraße geboren.
— Der Heſſiſche Sparkaſſen= und Giroverband hielt am 7. Juli
34 in Bingen a Rh ſeine zehnte ordentliſche
Hauptver=
mmlung ab. Die Verhandlungen leitete der
Verbandsvor=
ende Oberbürgermeiſter a. D. Rahn=Darmſtadt. Der
Ge=
äftsbericht und die Verbandsrechnung, ſowie der
Reviſions=
richt für 1932 und 1933 fanden einſtimmige Genehmigung. Als
rtreter des Deutſchen Sparkaſſen= und Giroverbandes ſprach
käſident Dr. Gugelmeier=Berlin über aktuelle Fragen.
n Bericht über die Landeskommunalbank=Girozentrale für
ſſen erſtattete Direktor Seipv. Einen weſentlichen Punkt
Tagesordnung bildete ein Vortrag des Landgerichtsrats
ilden=Berlin über die landwirtſchaftliche Entſchuldung.
— Hausfrauenbund. Es wird erneut darauf aufmerkſam
ge=
icht, daß Sprechſtunden für das „Hauswirtſchaftliche Jahr für
ädchen” regelmäßig Mittwochs von 10—12 Uhr durch Frau
ioſſe in der Geſchäftsſtelle des Hausfrauenbundes ſtattfinden.
— Für Naturfreunde. Seit einigen Tagen kann man am
ſolf=Hitler=Platz, am Garten der Rheingauer Weinſtube einen
anatbaum in vollem Blütenſchmuck ſehen. Um ſo
bewunderns=
rter iſt es weil dieſer Baum erſt jedes zweite Jahr ſein
Pracht=
wand anlegt und ſelten dieſen Blütenſtand erreicht, der in
eſem Jahre durch günſtige Witterung hervorgelockt wurde.
Neue Feuer= und Unfallmeldeanlage.
Darmſtadk beſitzt die modernſte Alarm- und Sicherungsanlage gegen Feuer und Unfall.
Inbekriebnahme der Anlage
Ann YonnerHag.
** Darmſtadt hat eine Notrufanlage erhalten, die mit den
modernſten Einrichtungen verſehen iſt. Am Donnerstag, 12. Juli,
wird die neue Feuer= und Unfallmeldeanlage der Stadt dem
öffentlichen Betrieb übergeben. Die Stadt entſchloß ſich mit
Rückſicht auf einen größtmöglichen Schutz für Perſonen und
Eigen=
tum ihrer Bewohner zur Erſtellung der neuen Anlage, nachdem
die alte Anlage ſchon längſt durch das ſeinerzeit verwendete
Kriegsmaterial betriebsunſicher wurde. Durch weitgehendes
Ent=
gegenkommen der Lieferfirma und in den Zahlungsbedingungen
und einen entſprechenden Zuſchuß der Brandverſicherungskammer
wurde nach längeren Verhandlungen die Erſtellung der
Neu=
anlage ermöglicht.
Der Direktor der Städt. Betriebe, Oberbaurat Nuß,
be=
tonte zu Beginn der Beſichtigung der Neuanlage, die geſtern
durch geladene Gäſte, unter denen ſich auch Bürgermeiſter Kopp
für die Stadt Darmſtadt befand, ſtattfand: Die ſeitherige
Feuer=
meldeanlage der Stadt Darmſtadt, die nun ſeit vielen
Jahrzehn=
ten beſteht, war ſtark überaltert. Sie beſtand in einer
Alarm=
einrichtung, die von den einzelnen Meldern über die Reviere
telephoniſch nach der Feuerwache über einen Klappenſchrank
gingen. Für den Fall, daß die Freiwillige Feuerwehr oder die
Reſerve=Mannſchaften der Berufsfeuerwehr alarmiert werden
mußten, mußten von der Feuerwache aus die betreffenden
Re=
viere, in denen die Züge wohnten, verſtändigt werden, die mit
Hilfe beſonderer Leitungen mit Induktionsantrieb Alarm gaben.
Ein beſonderer Mißſtand beſtand darin, daß die
Induktionsſpan=
nung nicht immer ausreichte, um ſämtliche Wecker zu betätigen,
und daß bei einer Störung durch Drahtbruch die geſamte
Alar=
mierung verſagte. Bei verſchiedenen Reparaturen und
Umlegun=
gen, weil die Feuerwehrleute verzogen waren, wurde auch
Kriegs=
material verwendet. Eine Ueberholung der Anlage machte ſich
ſchließlich nicht mehr bezahlt, da dieſe faſt ein Drittel der Koſten
einer neuzeitlichen Anlage ausmachten.
Inſpektor Hofmann gab dann eingehende Erläuterungen
zu der Feuer= und Unfallmeldeanlage, die ſofort praktiſch
vor=
geführt wurde.
Im Jahre 1933 beſchloß der Stadtrat der Stadt Darmſtadt
im Benehmen mit den Städt. Betrieben und der Feuerwehr die
Beſchaffung einer neuzeitlichen Feuermelde= und
Alarm=Anlage. Die Ausführung und Lieferung der
Appa=
rate wurde der Firma Elektrozeit AG., Frankfurt a. M.,
über=
tragen.
Dieſe Anlage iſt nach dem „Duplex”=Syſtem konſtruiert. Die
Syſtembenennung „Duplex” deutet an, daß die Feuermelde=
Anlage eine doppelte Sicherheit beſitzt, ſo daß alſo in jeder
Schleife 2 Meldungen zur abſolut gleichen Zeit aufgenommen und
wieder gegeben werden können. Die Anlage beſteht im
weſent=
lichen aus der Feuermelde= und Alarmzentrale, die das Herz der
ganzen Anlage iſt. Ferner aus 35 Straßen=Feuermeldern und
110 Feuer=Alarmweckern, ſowie der Leitungsanlage. Die geſamte
Anlage iſt in 2 Feuermeldeſchleifen und 4 Feueralarmſchleifen
unterteilt.
Die Feuermelde= und Alarmzentrale iſt im Stadthaus in
dem gleichen Raum mit der Städt. Fernſprechzentrale
unterge=
bracht. Die Meldungen werden von der Zentrale ſelbſttätig
auf=
genommen, in Typenſchrift mit der genauen Zeit (Tag, Stunde
und Minute) auf einem Papierſtreifen in Maſchinenſchrift
ge=
ſchrieben. Gleichzeitig wird die Meldernummer auf einem Tablo
in Transparentſchrift in der Zentrale ſowohl als auch in der
Feuerwache wiedergegeben. Die Schleifentablos in der
Feuer=
wache enthalten die Melderſtreifen mit der genauen Adreſſe der
einzelnen Melder, ſo daß der dienſttuende Feuerwehrbeamte den
unter der aufleuchtenden Meldernummer angebrachten Streifen
zur Kontrolle herauszieht, den Melderſtreifen dem Kaſten
ent=
nimmt, wodurch gleichzeitig völlig ſelbſttätig der Wachalarm
ein=
geſchaltet, ſomit alſo die Feuerwehr alarmiert wird. Der
Be=
amte übergibt den Melderſtreifen dem Löſchzugführer, worauf
dieſer nach dem betätigten Melder ausrückt. Dieſer Vorgang
wird ebenfalls in der Feuermeldezentrale im Stadthaus durch
Aufleuchten der hierfür in Frage kommenden Transparente
„Wache alarmiert” zur Kontrolle wieder gegeben. Das
aus=
rückende Fahrzeug betätigt wiederum ſelbſttätig einen Kontakt
und ſchaltet in der Zentrale das Transparent „Fahrzeug
aus=
gerückt” unter gleichzeitigem Abſtempeln der Uhrzeit auf dem
Papierſtreifen. Auf dieſe Weiſe iſt eine genaue ſchriftliche
Kon=
trolle von dem Eingang der Meldung bis zum Ausrücken der
Fahrzeuge auf dem Papierſtreifen möglich. Die
Feuermel=
der ſelbſt ſind über das ganze Stadtgebiet
gleichmäßig verteilt, ſo daß den Bürgern in jedem
Stadtteil die Möglichkeit gegeben iſt, in kürzeſter Zeit ein
aus=
brechendes Schadenfeuer zu melden.
Die Melder beſtehen aus einem Laufwerk, deſſen
Typen=
kontakt die Nummer des Melders nach der Zentrale abgibt. Das
Melderlaufwerk iſt in einem Gußgehäuſe eingebaut und wird
durch Einſchlagen der Glasſcheibe, Oeffnen der Vorkaſtentür und
Ziehen des Zugriffes betätigt, wodurch der Apparat ſeine
Num=
mer nach der Feuermelde=Zentrale im Stadthaus ſelbſttätig
meldet. In dem unteren Teil des Feuermelders iſt ein
Mikro=
telephon angeordnet, das nur zur Abgabe von
Unfakl=
meldungen vorgeſehen iſt. Auch das Telephon kann erſt nach
Einſchlagen der Glasſcheibe und Oeffnen der Telephongehauſetur
benutzt werden. Der Vorgang einer Unfallmeldung wäre alſo
wie folgt:
Einſchlagen der Glasſcheibe zum Unfallmelder,
Oeffnen der Türe.
3. Abnehmen des Telephons,
4. Standortmeldung und Abgabe der Meldung.
Für die Alarmierung der Feuerwehr ſind die
Feueralarm=
wecker, die in 4 Feueralarmſchleifen verteilt ſind, vorgeſehen. Die
Unterteilung iſt derart, daß getrennt alarmiert werden können
die Berufsfeuerwehr, die Freiwillige Feuerwehr und die
Hilfs=
feuerwehr, ſo daß der Branddirektor in der Lage iſt, je nach der
Größe und Ausdehnung des Schadenfeuers die entſprechenden
Kräfte zu alarmieren und einzuſetzen.
Durch dieſe neugeſchaffene Anlage iſt die Stadtverwaltung in
die Lage verſetzt, allen Anforderungen, die durch Ausbrechen von
Großfeuer an ſie geſtellt werden, voll und ganz nachzukommen.
Ganz beſonders durch die Verbindung mit den Unfallmeldern iſt
ſie auch in der Lage, außer den Feuerwehrmannſchaften die
Sani=
tätsmannſchaften in kürzeſter Zeit nach dem Brandort bzw. nach
der Unglücksſtätte zu rufen.
Baurat Dr. Bambach von den Städtiſchen Betrieben
be=
tonte noch, daß die Neuanlage beſonders auch für den Luftſchutz
verwertbar iſt, und daß ein unbedingtes Funktionieren auch bei
Gewittern gewährleiſtet iſt, da ja die Leitungen unabhängig vom
Telephonamt ſind.
Der Leiter der Polizeidirektion, Oberregierungsrat Dr.
Jabſt dankte der Stadtverwaltung für die neugeſchaffene
Sicherungsanlage. Er wies auf die bei der Polizei befindlichen
beſonderen Notrufanlagen hin, die ebenfalls von der Poſt
unab=
hängige Telephonleitungen hat. In Darmſtadt ſei man jetzt
gegen alle Vorfälle geſichert.
Oberingenieur Bleſſing von der Lieferfirma, der
Elektro=
zeit AG., Frankfurt a. M., gab eingehende techniſche
Erläuterun=
gen bei praktiſcher Vorführung. Zu bemerken iſt vor allem, daß
mehrere Melder zu gleicher Zeit anrufen können, daß ferner
in=
folge ſinniger Einrichtung der Leitungsanlagen in Schleifen ein
Funktionieren der Meldeanlagen nicht ausgeſchloſſen wird,
ſon=
dern daß irgendwelche Defekte, ſeien es Drahtbrüche, Erdſchluß
oder dergleichen, ſich an dem Lichttableau anzeigen und abgeſtellt
werden können. Dabei funktioniert aber auf jeden Fall die
Meldeeinrichtung. Zum Schluß ſprach er beſonderen Dank den
Herren Baurat Dr. Bambach und Inſpektor Hofmann aus für ihre
Unterſtützung.
Ueber die Handhabung der Anlage
ſind klare, kurzgefaßte Anweiſungen an den in den Straßen
auf=
geſtellten, durch roten Anſtrich erkenntlichen Meldern angebracht,
die hier nochmals kurz erläutert ſeien. Mit den roten Meldern
in den Straßen kann man nicht nur die Feuerwehr, ſondern auch
bei öffentlichen Unfällen die Sanitätskolonne rufen. Deshalb
ſind ſie zweiteilig. Bei einer Feuermeldung muß man die obere
Scheibe des Melders einſchlagen, die Türe öffnen, nochmals eine
zweite Scheibe einſchlagen und dann an dem runden Griff ziehen.
durch den Zug am Griff iſt die Feuerwache alarmiert Sie wird
daraufhin in einigen Minuten beim Melder eintreffen. Der
Meldende muß beim Feuermelder ſtehen bleiben, damit er der
Feuerwache die Brandſtelle angeben kann. Bei Unfällen, die erſte
Hilfeleiſtungen durch die Sanitätskolonne beanſpruchen, ſchlägt
man die untere Scheibe des Melders ein, nimmt den Hörer
b und drückt auf den Knopf. Der daraufhin ſich meldenden
Stadttelephonzentrale muß dann die Meldung über den Unfall
gemacht werden. Dabei iſt auf die genaue Angabe der
Unfall=
ſtelle Wert zu legen.
Nach Inbetriebnahme der neuen Meldeanlage können Brände
nach wie vor unter Fernſprechnummer 600 der Feuerwache
ge=
meldet und die Sanitätskolonne vom Roten Kreuz unter
Fern=
ſprechnummer 400 gerufen werden.
Der Mißbrauch der Feuer= und Unfallmeldeanlage, die der
Allgemeinheit dient, wird ſtreng beſtraft und für die
Namhaft=
machung des Täters eine Belohnung von 50.— RM. ausgeſetzt.
Bei den Arbeiten der Neuanlage wurden Darmſtädter
Ar=
beitsloſe beſchäftigt, die Leitung der Arbeiten lag in Händen des
Oberingenieurs Stohr, von der Elektrizitäts=A=G. Frankfurt
a. M. Darmſtadt hat ab Donnerstag die modernſte Alarm= und
Schutzanlage, die ſo ausgebaut iſt, daß nach menſchlichem
Er=
meſſen in allen Notfällen ſofort geholfen werden kann.
Glückliche Reiſe!
Heute fahren 600 Ferienkinder mit Hilfe der NS.
Volkswohl=
fahrt zu den Bauern aufs Land. In einer eindrucksvollen Feier
nimmt die Bevölkerung Darmſtadts von ihnen Abſchied. Wir
möchten deshalb noch einmal auf die um 8.30 Uhr ſtattfindende
Kundgebung hinweiſen, bei der unſer Gauamtsleiter der NS.
Volkswohlfahrt. Pg. Bürgermeiſter Haug, ſprechen wird. Die
Bevölkerung iſt herzlich eingeladen, an dieſer Kundgebung
teilzu=
nehmen und 600 Kindern, die zum erſten Male im Leben
Reiſe=
fieber haben, das Geleit zum Hauptbahnhof zu geben. Wir
wün=
ſchen: Glückliche Reiſe!
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstraße Nr. 25.
Der Polizeiberichk.
Verkehrsunfall. Am 8. Juli 1934. gegen 14.45 Uhr, ereignete
ſich in der Karlſtraße ein Verkehrsunfall dadurch, daß ein
Rad=
fahrer, der vor einem Kraftwagen durch die Karlſtraße fuhr, beim
Einbiegen nach der Kiesſtraße kein Zeichen gab und dadurch von
dem überholenden Kraftfahrzeug angefahren wurde. Bei dem
Sturz zog ſich der Radfahrer erhebliche Kopfverletzungen zu ucd
mußte nach dem Stadtkrankenhaus überführt werden, wo er jedoch
nach Anlegung eines Notverbandes nach ſeiner Wohnung entlaſſen
werden konnte.
25 000 Reichsmark geſtohlen. Bei einem Hoteldiebſtahl in
einem größeren Badeort am Rhein fielen den Dieben 25 000 RM.
in Tauſendmarkſcheinen in die Hände. Beim Auftreten von
Per=
ſonen, die an Geldinſtituten oder in Geſchäften, dieſe
Tauſend=
markſcheine in Umlauf zu ſetzen verſuchen, wird dringend erſucht.
der nächſten Polizeibehörde Kenntnis zu geben. Wahrnehmungen
hierüber, die zur Aufklärung des Diebſtahls dienen können, nimmt
die Kriminalpolizei, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 12. entgegen.
Die täglichen Verkehrsunfälle. Am 10. Juli 1934. gegen 12
Uhr, ereignete ſich in der Rheinſtraße wieder ein Verkehrsunfall.
In der Nähe der Deutſchen Bank lief beim Ueberqueren der
Straße ein Fußgänger direkt in ein Motorrad, das nach Richtung
Schloß fuhr. Fußgänger und Motorradfahrer mußten verletzt
nach dem Stadtkrankenhaus verbracht werden.
Aus den Darmſtädter Lichtſpiel=Theakern.
Union=Theater: „Schweſter Angelika”.
Der Film „Schweſter Angelika” („Hinter Kloſtermauern”)
behandelt ein zum mindeſten hochintereſſantes und feſſelndes
Thema, ein Thema, das nicht alltäglich iſt in der Film= und
Theaterkunſt, deſſen filmiſche Durchführung aber durch die Schuld
der Regie auf manche Unmöglichkeiten, bzw.
Unwahrſcheinlichkei=
ten ſtößt, die allerdings nur dem auffallen, der die Bilder genau
beobachtet, und der ſich nicht daran ſtört, wenn er ſich ganz der
ſchauſpieleriſchen Leiſtung der Trägerin der Haupt= und
Doppel=
rolle Suzanne Marville hingibt. Ein Schweſternpaar, ſo ähnlich
im Aeußeren, daß ſelbſt der Geliebte ſie nicht zu unterſcheiden
vermag, ſo unähnlich im Charakter, ſteht im Mittelpunkt der
Filmfabel. Es ſei vorweg genommen, daß Suzanne Marville die
beiden Schweſtern ſpielt und in einer ebenſo ſchlichten, wie
ſchau=
ſpieleriſch und ſchauſpieltechniſch meiſterhaften Weiſe durchführt.
Sie allein ſchon rechtfertigt den Beſuch des Films. Das Schickſal
der beiden Schweſtern ſchwankt zwiſchen Kloſtermauern und
Ge=
fängnismauern. Das der einen erfüllt ſich nach wechſelvollem
Leben hinter den Kloſtermauern, das der anderen endet in der
großen Liebe. Carla, die letztere, iſt Pianiſtin und verdient ſich
als ſolche ihren Lebensunterhalt. Sie gerät in den Bann eines
Mannes, der ſie ausnützt und von dem ſie ſich in der
Verzweif=
lung durch einen Revolverſchuß trennt. Im Frauengefängnis
fin=
det ſie ihre Schweſter, die dort Gefängnisſchweſter iſt: Schweſter
Angelika. Um der Schweſter eine Zuſammenkunft mit dem
Ge=
liebten zu ermöglichen, den ſie auf der Flucht nach dem
Revolver=
ſchuß kennen und lieben gelernt, wechſeln beide die Kleidung und
Schweſter Angelika büßt für Carla die Gefängnishaft, die nach
mehreren Monaten durch Begnadigung endet. Nunmehr ſetzt, da
der Geliebte Carlas auf Angelika ſtößt und ſie für Carla hält,
die Tragik ein. Auch Angelika verliebt ſich in ihn. In ſtändigen
Verwechſelungen treffen nunmehr auch die beiden Schweſtern
auf=
einander. Angelika geht entſagend ins Kloſter und Carla zieht
mit dem Künſtler in die große Welt. Hugo Haas. Jack Mylong=
Münz. Martha Trojan, ergänzen das Enſemble der
Hauptdar=
ſteller. Das ganze Spiel iſt nicht frei von Sentimentalität, es
feſ=
ſelt aber, wie geſagt, durch die ſchauſpieleriſche Leiſtung der
Mar=
ville.
Im reichhaltigen Beiprogramm läuft neben der neuen
Wochen=
ſchau und einem Naturfilm, der die ſcheueſten Schilfvögel kennen
lehrt, ein hiſtoriſcher Film aus alten Zeitungen, deren
Schilde=
rungen wichtigſter Ereigniſſe aus den letzten 2—2½ Jahrzehnten
jeweils durch nebenherlaufende alte Filmſtreifen illuſtriert wird,
die inſofern von beſonderem Intereſſe ſind, als ſie zeigen, welch
un=
geheuere Entwicklung in verhältnismäßig kurzem Zeitraum Mode
und Auto, beſonders aber der Film zurückgelegt haben.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Schuls Felſenkeller: Heute Gartenkonzert.
Seite 6 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Juli 1934
Zum Tag der deutſchen Roſe!
Deutſche Jungen und Mädchen!
Der Führer hat die Sammlung für die N. S.V. am 14. und
15. Juli 1934 genehmigt.
Zwölf
kommen!
Millionen deutſcher Roſen werden zum Verkauf
Wenn ich mich in einem früheren Aufruf an die geſamte
Ge=
ſchäftswelt, die Aerzte, Rechtsanwälte, Behörden uſw. gewandt
habe, um zu erreichen, daß ſie alle ihnen zur Verfügung ſtehenden
Räume an dieſen Tagen mit Roſen ſchmücken, ſo wende ich mich
diesmal bewußt an dich, deutſche Jugend.
Ihr alle werdet am 14. und 15. Juli euren Opferſinn zu
be=
weiſen haben. Durch den Kauf einer Roſe erfreut ihr nicht nur
eure Mutter, ſondern vor allem helft ihr einem ſchwer
kämpfen=
den deutſchen Gewerbezweig, dem Gärtner.
Es darf in Heſſen=Naſſau am 14. und 15. Juli kein
Schul=
zimmer geben, das ihr nicht, deutſche Jungen und Mädchen. mit
den Roſen der N.S.V. geſchmückt habt.
Eure Lehrer werden euch mit gutem Beiſpiel vorangehen!
Und achtet vor allem auf folgendes:
Wer am 14. und 15. Juli eine Roſe der N.S.V. trägt, der iſt
ein Förderer der Beſtrebungen des neuen Deutſchland!
Ich weiß, daß die Jugend Heſſen=Naſſaus zeigen wird, daß ſie
in der Tat ſozialiſtiſch denkt und in hervorragender Weiſe
mit=
helfen wird, der N.S.V., dem deutſchen Gärtner und damit dem
deutſchen Volk ſelbſt zu helfen.
Heil Hitler!
gez. Müller=Scheld. Gaupropagandaleiter.
Aus der NSDAF.
Urlaubsfahrken mit „Kraft durch Freude‟
Vom 21. bis 29. Juli nach dem Allgäu.
Die Fahrt führt am Samstag, abends, über Triberg nach
Friedrichshafen dort Beſichtigung der
Zeppelin=
werft. Von Friedrichshafen nach Lindau. Stadtbeſichtigung
und gemeinſames Mittageſſen. Der Nachmittag führt die
Ur=
lauber in Urlaubsorte Oberſtaufen, Weiler,
Schei=
degg uſw. Rückfahrt Sonntag, den 29. Juli, über Stuttgart.
Fahrtkoſten 30.— RM.
Vom 28. Juli bis 5. Auguſt in den Schwarzwald.
Abfahrt Samstag nachmittag über Karlsruhe, Lörrach nach
Todtnau. Todtnau, am Fuße des Feldberges, iſt
Ausgangs=
punkt für wundervolle Ausflüge, nach St. Blaſien, Titiſee uſw.
Rückfahrt am Sonntag, 5. Auguſt, mit einem mehrſtündigen
Aufenthalt in Freiburg i Brsg., wo die Urlaubsfahrt mit
einem gemeinſamen Mittageſſen ihren Abſchluß findet. Koſten
30. — RM.
Vom 4. bis 12. Auguſt: Glatzer Bergland.
Abfahrt Samstag, 4. Auguſt, abends, ab Frankfurt, über
Halle, Dresden, Hirſchberg ins Glatzer Bergland.
Den Urlaubern werden in dem dortigen Bezirk reiche
Möglich=
keiten der Erholung in dem ſchönen Hochwald geboten, während
Ausflüge und Beſichtigungen Gelegenheit bieten, die Badeorte
und die dortige Heiminduſtrie kennen zu lernen. Rückfahrt
Sonn=
tag, 12. Auguſt, über Breslau. mit einer Führung durch die
alte ſchleſiſche Hauptſtadt mit ihren alten Bauten. Koſten
37. 50 RM.
Die Betriebswalter „K. d. F.” wollen ſofort obige
Urlauberzuge bekanntgeben und eifrigſt dafür werben. Wegen
der verſpäteten Bekanntgabe ergehen diesmal keine
Rundſchrei=
ben an die einzelnen Betriebe. Die Meldungen ſind uns
pünkt=
lichſt durchzugeben, zuerſt fernmündlich unter 2395/96, ſodann
ſchriftlich zu den angegebenen Terminen: Für Allgäu: bis
Freitag, 13. Juli, nachmittags 3 Uhr; für
Schwarz=
wald: bis Freitag, 20. Juli, nachmittags 4 Uhr; für
Glatzer Bergland: bis Freitag, 27. Juli,
nachmit=
tags 4 Uhr. Es wird wiederholt feſtgeſtellt, daß nur
Berufs=
tätige und Werktätige zugelaſſen ſind, die ohne unſere Hilfe nicht
in der Lage ſind, eine Urlaubsreiſe zu machen. Die
Betriebs=
warte „K. d. F.” müſſen bei der Auswahl der Bewerber nach
obigen Grundſätzen handeln. Schwerkriegsbeſchädigte
und Arbeitsinvaliden ſind beſonders zu melden, da für
ſie Wagen 2. Klaſſe bereitſtehen.
Heil Hitler!
N. S. G. „Kraft durch Freude.”
Die Stahlhelmkapelle in Darmſtadt iſt nicht aufgelöſt. Sie
iſt in den Nationalſozialiſtiſchen Frontkämpferbund (Stahlhelm)
überführt worden und wird augenblicklich daſelbſt umgebildet.
gez. Dröll, Kreisverbandsadjutant.
Für die Zeit vom 1. Juli 1934 bis 1. Januar 1935 haben
Neu=
gründungen von Ortsgruppen und Neuaufnahmen der im
Deut=
ſchen Frauenwerk gegliederten Verbände zu unterbleiben.
NSK. Aufgabe aller Verbände während der Zeit vom 1. Juli
1934 bis 1. Januar 1935 wird es ſein, eine gründliche
Ueberprü=
fung ihrer Organiſation in bezug auf Ordnung und Diſziplin,
ſowie Eignung und Zuverläſſigkeit der Führerinnen, entſprechend
den großen Aufgaben, die vor uns liegen, vorzunehmen, die
Zu=
ſammenarbeit untereinander zu einer kameradſchaftlichen und,
insbeſondere mit der NS. Frauenſchaft, zu einer noch beſſeren
auszubauen.
Allen Frauen, die die Ehre haben dürfen, am Aufbauwerk
unſeres Führers mitzuarbeiten, muß klar ſein, daß jede Arbeit
um ſo wirkungsvoller iſt, je beſſer die einzelnen Träger der
Ar=
beit in ihren Reihen Ordnung und Diſziplin haben.
Das Deutſche Frauenwerk muß ein Organismus werden, der
die unbedingte Geſchloſſenheit der deutſchen Frauenarbeit zum
Ausdruck bringt; deshalb muß die Zeit der Ruhe genutzt werden,
um dadurch die Einheitlichkeit in der Deutſchen Frauenarbeit zu
gewährleiſten. Für die Gliederungen der NSDAP. ergehen noch
beſondere Abmachungen.
Heſſiſches Schriftſtellertum.
Aus Anlaß des „Heſſiſchen Dichterkages” in Buhach i. H. am 11. Juli 1934
wird uns vom Führrerat des R. D. S. Gau Heſſen=Naſſau
ge=
ſchrieben:
Es iſt kein Neues mehr, daß die Landſchaft den Menſchen
bil=
det, und daß der ſchöpferiſche Menſch, vom Weſen der Landſchaft
durchdrungen und befruchtet, dann fähig iſt, dieſer Landſchaft das
an Geſtaltung zurückzugeben, was er ihr an Dank ſchuldet. Es iſt
auch kein Rätſel mehr, warum die jeweilige Landſchaft dem Kind
ihrer Scholle den Stempel aufdrückt: Der Acker trägt uns alle, wir
wachſen aus ſeinem Grund, wir ſteigen aus den aufgebrochenen
Spalten der Erde als Fortſetzung der Geſchlechter. Land und Blut
formen den Charakter, und ſo ergibt ſich das feſte Bild des erdiſch
gebundenen Menſchen, der wohl mit Wiſſen und Verſtand weit
über die Grenzen ſeiner Heimat hinauszugehen vermag — niemals
aber mit ſeinem letzten Herzſchlag.
Verſtänilich iſt, daß das Beſondere der heſſiſchen Landſchaft,
dieſer Uebergangslandſchaft, dieſer bezaubernden Miſchung von
Lieblichkeit und Gradheit, von bravem Fleiß und weſtlicher
Fröh=
lichkeit (nicht Ausgelaſſenheit!) auch ihren berufsmäßigen
Bild=
nern ausgeprägte Eigenheiten aufzwingt. Und ſo ſteht der
heſſi=
ſche Dichter eingebaut in das Land der Väter, ein Künder ſeiner
Wälder, Mulden, Hänge und Flüſſe. — ein Künder auch der
Schickſale, die von dem tapferen Herzen dieſer Menſchen getragen
werden.
Gedenken wir zuerſt der Toten, die ihren und ihres Landes
Namen weit hinaustrugen: Georg Büchner (1813—1837),
deſſen leidenſchaftliche Feder das heroiſche Trauerſpiel „Dantons
Tod” ſchrieb, dem das bürgerliche Trauerſpiel=Fragment „Wozzek”
folgte: — Ernſt Elias Niebergall (1815—1843), der,
mitten aus dem Herzen des Volkes ſchöpfend, den unſterblichen
„Datterich” wie ein Denkmal aufſtellte;
Otto Roquette
(1824—1896), der uns mit der nachromantiſchen Dichtung „
Wald=
merſters Brautfahrt” beſchenkte;
Alfred Bock (1859—1932),
der unermüdliche Erzähler und Schreiber vieler und gern
geleſe=
ner Romane und Geſchichten.
Der Aelteſte der Lebenden iſt der Lehrersſohn aus
Wald=
michelbach Adam Karrillon, geb. 1853, jetzt als Arzt in
Wiesbaden lebend. Seine urwüchſige treue Kraft, immer neu dem
Acker der Vorfahren entzogen, überträgt ſich klar und zwanglos
auf ſein Werk. Das Ländlich=Primitive weiß er geſchickt
ſchickſal=
haftem Geſchehen beizumiſchen, ſo daß die Bücher, die er ſeinem
Lande ſchenkte, voll urſprünglichen Lebens ſind.
Unleugbar ein Sohn ſeines Landes iſt ferner der 1884 in
Urberach bei Darmſtadt gebürtige Nikolaus Schwarzkopf.
Seine mannigfachen Erzählungen, vor allem ſein Grünewald=
Roman „Der Barbar”, heben ſich über den Durchſchnitt, und ſeine
ſtarke, oft eigenwillige Sprache trägt perſönlichen Charakter.
Bewundernswerte und echte Heimattreue zeigt uns der in
Hanau lebende Heinrich Philipp Tempel geb. 1893.
deſſen Roman „Heilige Erde” viel dazu beitrug, ſeine geliebte
Heimat auch in den Herzen anderswo Beheimateter aufglühen
und warm werden zu laſſen. Seine zuweilen faſt bibliſch ſchlichte
Sprache gibt dem Buch eine Ruhe, die der Leſer mit Glück
ein=
atmet. Auch ſeine Erzählungen und Jagdgeſchichten wiſſen zu
erfreuen.
Wilhelm Michel, geb. 1877, vemittelt in manchen
ſei=
ner Werke tröſtliche Ruhe, ſo in dem ſprachſchönen Buch „Geliebte
Welt”. Andere Arbeiten fordern freilich Mitſchwingen und
Ver=
ſtändnis für die beſondere Art ſeines kosmiſchen Empfindens.
Kraftvoll in Wort und Bild iſt Kaſimir Edſchmid,
1890 geboren. Der erprobte Schliff ſeiner Darſtellungskunſt wie
die packende Farbigkeit ſeiner Reiſeſchilderungen trugen ſeinen
Namen weit.
Rudolf G. Binding, geb. 1867, in ſeinen Novellen
zu=
weilen von zarteſtem Empfinden, weiß auch herzhaftere Töne zu
ſingen, wie ſeine „Moſelfahrt aus Liebeskummer” beweiſt, die
nie=
mand ohne Entzücken aus der Hand legen wird.
Alfons Paquet, geb. 1881, gab in vielen Schriften
ſchöngeiſtiger, politiſcher und ſozial=politiſcher Art Zeugen ſeines
tiefſchürfenden Denkens; er ſchöpft aus großem Reichtum.
Der nie ermüdenden Feder des Karl Eſſelborn, geb.
1879, verdanken wir unendlich viel in bezug auf Darmſtadts und
Heſſens Geſchichte, ganz abgeſehen von der Menge ſeines ſonſtigen
ſchriftſtelleriſchen Arbeitens.
Es ſeien ferner nicht vergeſſen die heſſiſchen Dichter und
Schriftſteller Heinrich Leis, geb. 1893, der feinſinnige Lyriker;
Auguſt Straub, geb. 1900, Max Orth, geb. 1883, Paul
Berglar=Schröer, geb. 1884, Fritz Uſinger, Friedberger
Kind, geb. 1895, Wilhelm Diehl, geb. 1871, der ſich große
Verdienſte um die „Blicke in die heſſiſch=darmſtädter Lande”
er=
warb. Carl Zuckmayer, geb. 1896, der kraftvolle Dramatiker
und Georg Heß=Leygeſtern, der mit ſeinen oberheſſiſchen
Men=
ſchen auf Wanderfahrten die Kenntnis echter Trachten und
geſun=
der Bauernſtücke vermittelt.
Daß auch die Lyrik ihre Wurzeln in der Tiefe des
Heimat=
bodens gründen kann und trotzdem, durchgeiſtigt und in
menſch=
liches Erleben überſetzt, weiten Kreiſen zugänglich zu machen iſt:
dafür iſt der 1896 in Wolfkehlen bei Darmſtadt geborene Paul
Appel Beweis genug.
Franz F. Geis, geb. 1888, bewahrt in ſeiner Lyrik mehr
den abſolut ſubjektiven Ton, weshalb viele ſeiner Lieder das
muſikaliſche Gewand verlangten und auch aus der Hand
bedeu=
tender Komponiſten erhielten. Seine Epen, Hymnen und
Feſt=
ſpiele wenden ſich dagegen ans Ganze, tragen heldiſchen Charakter
und ſind Zeugen einer feurigen Begabung.
Das ſelbe Feuer glüht beſonders auch in den vaterländiſchen
Gedichten des in Kaſſel lebenden, 1905 geborenen Walter Beſt,
der ſeine Feder deutſch und kernig zu führen weiß.
Graf Hermann Keyſerling, geb. 1880, rückte durch
die von ihm ins Leben gerufene „Schule der Weisheit‟
Darm=
ſtadts künſtleriſches Schaffen für lange Zeit ſtark in den
Vorder=
grund.
Kuno F. Graf v. Hardenberg, geb. 1871, erfreute
be=
ſonders durch ſein jüngſt erſchienenes Werk „Heſſenland” und ſeine
Textdichtung zu der Oper „Das Wahrzeichen” (Bodo Wolf), die in
Frankfurts Mauern ſpielt.
Um die mundartliche Dichtung machten ſich vor allem der
be=
gabte Lokalpoſſen=Dichter Heinrich Rüthlein, geb. 1896,
auch Georg Büchner, geb. 1862, ſowie Robert
Schnei=
der, geb. 1875, der bekannte Dialektdichter verdient.Hier ſei auch
Friede Düſterbehn=Reuting, geb. 1878, genannt, die ſich
um tiefere Mundartforſchung ſowie um Würdigung und
Verſtänd=
nis derſelben bemühte.
Als Vertreter der Dichtkunſt ſeien auch Heſſens Frauen
be=
grußt: Da iſt Minna Niebour, geb. 1863, die Verfaſſerin
einiger lebensſtarker Dramen; ferner Helene Chriſtaller, 1872
ge=
boren, deren freundliche Geſchichten und vom Leben kündende
Ro=
mane nicht nur in Deutſchland willigen Einlaß fanden; ferner
LilyHohenſtein, geb. 1896, die ſich durch ihren Roman. Das
Kind und die Wundmale” einen Namen machte; auch Meta
Schneider=Weckerling, deren Cornelia=Goethe=Roman am
bekannteſten iſt; und ſchließlich Dorothea Hollatz, geb. 1900,
deren Gedichte und Novellen ausgeprägte und unnachgiebige
Be=
gabung zeigen.
Unmöglich iſt es, alle die aufzuzählen, die ſich um das Land
Heſſen mit Wort und Schrift verdient zu machen wußten.
Nie=
mand der Nichtgenannten möge ſich zurückgeſetzt fühlen. Das
heſ=
ſiſche Land iſt gut und fruchtbar durchſetzt mit Denkern und
Dich=
tern, die nichts unterlaſſen werden, um dieſes Stück Erde herrlich
und immer neu zu geſtalten. Jeder wird erkannt haben, daß das
Land, daraus er wuchs, ſich fördernd und ſchützend um ihn ſtellt.
Schütze und fördere darum auch er ſein Land mit aller Hingabe
und Ergebenheit. Treue um Treue!
Auch der in ihren Berufen als Schriftleiter an heſſiſchen
Ta=
geszeitungen Wirkenden ſei in Dankbarkeit gedacht. Auch wollen
wir dankendes Gedenken jenen ſtillen geiſtigen Arbeitern
zuwen=
den, die in Bibliotheken und Archiven Tag für Tag mit den
Be=
rufenen von der Feder für Heſſens Scholle wirken. Zuletzt geht
unſer Gruß und Dank über die Heimatgrenze hinaus bis weit ins
Reich zu allen Brüdern und Schweſtern gemeinſamen Zieles mit
dem Gelöbnis guter fördernder Verbundenheit.
Und wenn aus Anlaß des Heſſiſchen Dichtertages” Heſſens
Dichter und Schriftſteller als Gäſte der Stadt Butzbach in den
Mauern dieſer Stadt verweilen, in einer mächtigen Kundgebung
gemeinſam mit dem Heſſenvolke der Träger deutſchen Schrifttums
in Wertſchätzung und Verbundenheit gedenken, dann wollen wir,
die wir uns an dieſem Tage mit den Trägern deutſchen
Schrift=
tums eins fühlen, dankbarſt anerkennen, daß deutſcher Raum,
deutſche Seele ohne Deutſchlands Dichter und Schriftſteller
un=
denkbar!
Wir grüßen das Volk der Dichter!
Aus Heſſen.
— Traiſa, 10. Juli. Odenwaldklub. Am kommenden
Sonntag, dem 15. Juli, vormittags, unternimmt die hieſige
Orts=
gruppe ihre 7. Wanderung. Sie führt durch unſere herrlichen
Wälder nach dem Botaniſchen Garten, woſelbſt ſich eine
Beſichti=
gung des Gartens anſchließt. Herr Garteninſpektor Keſſelring
wird die Führung durch den Garten ſelbſt leiten und ſein reiches
Wiſſen allen Teilnehmern vermitteln. Es wird eine zahlreiche
Be=
teiligung, insbeſondere der Familienangehörigen unſerer
Mit=
glieder, erwartet, auch Freunde des Klubs können ſich anſchließen
Abmarſch 7.30 Uhr am Schulhaus.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 10. Juli. Obſt= und
Gartenbau=
verein. Einen ſchönen, zugleich ſehr intereſſanten
Familien=
ausflug unternahm am letzten Sonntag der hieſige Obſt= und
Gar=
tenbauverein. Ein Sonderzug der Reichsbahn brachte die weit
über hundert Teilnehmer nach Bad Nauheim, wo ſie von dem
Kreisführer der Gärtnereivereinigung. Herrn Balzer aus
Steinfurth, in Empfang genommen wurden. Unter ſachkundiger
Führung wurden anſchließend die größeren Roſenanlagen
Stein=
furths einer eingehenden Beſichtigung unterzogen, Unterweiſungen
in der Sortenauswahl, der Zucht und Veredlung an Ort und
Stelle erteilt. Ein ganz beſonderes Augenmerk wurde den
Neu=
züchtungen gewidmet, von denen der Verein im Herbſte gelegent=
DONC.=Gautag in Bad Kreuznach.
Im blumenreichen Kurgarten fand am Samstag der Gautag
mit dem Eintreffen weiterer Zielfahrer und der ſtattfindenden
Große Bekeiligung aus allen Bezirken
Kundgebung ſein Ende. Die Ortsgruppe Bad Kreuznach
be=
grüßte jeden einzelnen Zielfahrer mit einem Willkommtrunk
und überreichte den mitankommenden Damen der Sportkameraden
des Gaugebieks.
einen Roſenſtrauß. So war die allgemeine Stimmung bald ebenſo
feſtlich wie der wundervolle Rahmen, in dem ſich die Tagung
ab=
ſpielte. Der Höhepunkt des Gautages war gleichzeitig der Schluß;
Machkvolle Kundgebung für den Gedanken des 99AC.
die Kundgebung des Nachmittags, verbunden mit der von Gau=
Es war der erſte Gautag des DDAC., Gau 15 „Weſtmark”.
Der erſte und doch ſchon ein großer Erfolg. Einhundertfünfzig
Kraftfahrer hatten ſich bis zum Freitag beim Club angemeldet.
Beim Verſand der Ausſchreibung hatte man ebenfalls mit großer
Beteiligung der MSA. und des NSKK. gerechnet, die jedoch
in=
folge des derzeitigen Urlaubs leider ausfallen mußte. So alſo
kann der DDAC. aus ſeinen eigenen Reihen einen großartigen
Erfolg verbuchen, um ſo mehr, als viele der Zielfahrer doch recht
erheblich lange Strecken zurücklegen mußten, um ins ſchöne Bad
Kreuznach zu kommen!
Schönſtes Sommerwetter herrſchte an beiden Tagen in der
ſchönen Naheſtadt, ſo daß die Veranſtaltung in allen Teilen einen
ausgezeichneten Verlauf nehmen konnte. Schon zu der
Sportwart=
beſprechung am Samstag waren nahezu 30 Ortsgruppen mit faſt
100 Sportwarten erſchienen. Fragen der Organiſation und des
weiteren Aufbaues des DDAC. wurden in dieſer Sitzung
beſpro=
chen. Der Abend vereinigte alle Teilnehmer zu einem
Kamerad=
ſchaftsabend im Kurhaus, der in echt rheiniſcher Geſelligkeit
har=
moniſch verlief. Die Ortsgruppe Kreuznach, die übrigens
ihrer=
ſeits alle Vorbereitungen an Ort und Stelle bis ins kleinſte
ge=
troffen hatte, veranſtaltete am Samstagnachmittag noch einen
Blumenkorſo mit 25 Fahrzeugen durch die Stadt bis zur
Zielkon=
trolle, der ſehr beifällig aufgenommen wurde und damit der
Ver=
anſtaltung, die ſchon jetzt ſehr im Zeichen der in wenigen Tagen
beginnenden Roſenſchau ſtand, den Stempel der Geſelligkeit, der
Freude und der Kameradſchaft aufdrückte.
ſportleiter Dr. Schoor vorgenommenen Preisverteilung. Die
Ergebniſſe finden unſere Leſer am Schluß des Berichts, Landrat
Rademacher begrüßte ſodann die Kraftfahrer der „Weſtmark”
und des Saargebiets im Auftrage der Staats= und
Kommunal=
verwaltung. — Anſchließend hielt der Gauführer, Major a. D.
Döhmer eine Anſprache, in der er allen Beteiligten den Dank
der Gauführung zum Ausdruck und zwei Telegramme zur
Ver=
leſung brachte, die die Gauführung an Obergruppenführer
Hühn=
lein und an den Präſidenten des DDAC., Frhr. von Egloffſtein,
geſchickt hatte. Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer,
den Reichspräſidenten und das Vaterland endete die denkwürdige
Kundgebung des DDAC.
Ehrenpreiſe erhielten:
A) Ortsgruppen mit der größten Fahrzeugzahl: Ortsgruppe
Kai=
ſerslautern und Ortsgruppe Pirmaſens, je 21 Fahrzeuge.
B) Ortsgruppenwertung nach Zahl der Fahrzeuge mal Klm.:
Ortsgruppen: Pirmaſens 2018 Punkte, Saarbrücken 1560 P.,
Kaiſerslautern 1194 P., Offenbach 976,8 P., Ludwigshafen
965, 9P., Darmſtadt 884,4 P., Völklingen 792 P., Koblenz
778 P.. Zweibrücken 720 P. Bensheim 640 P., Frankenthal
562,5 P., Rüſſelsheim 522,5 P., Worms 408 Punkte.
Die Punktzahl der übrigen Ortsgruppen zeigt folgende
Reihen=
folge: Ahrweiler, Gernsheim, Neuwied, Neuſtadt, Lauterecken,
Trier, Alf. Mainz und Bad Kreuznach.
Die Preiſe des Nationalblattes erhielten die Ortsgruppen
Offenbach und Ludwigshafen.
lich ſeiner Sammelbeſtellung mehrere einführen wird. Der
Nach=
mittag war der Beſichtigung Bad=Nauheims gewidmet. Für die
vielen Teilnehmer, denen die Anlagen des Badeortes noch fremd
waren, bedeutete es ein Ereignis. Dieſer Ausflug hat ſeinen
Zweck ſicherlich nicht verfehlt.
G. Ober=Ramſtadt, 9. Juli. Vom Schwimmbad. Dank des
hochſommerlichen Wetters hat ſich der Beſuch in unſerem ſchönen
Schwimmbad in letzter Zeit ſehr gehoben und beſonders herrſchte
am vergangenen Sonntag ein recht lebhafter Badebetrieb. Zu den
Badenden zählen wie immer auch in dieſem Jahre wieder viele
auswärtige Gäſte. — Reichsluftſchutzbund. Augenblicklich
findet hier eine nochmalige intenſive Mitgliederwerbung ſtatt,
denn die für den zivilen Luftſchutz wichtigen Aufgaben können nur
dann reſtlos gelöſt werden, wenn alle dabei zuſammenhelfen.
Des=
halb iſt auch die Mitarbeit im Reichsluftſchutzbund eine nationale
Pflicht. Es darf daher erwartet werden, daß ſich bei dieſer
erneu=
ten Werbung noch recht viele Volksgenoſſen zum Erwerb der
Mit=
gliedſchaft entſchließen. — Zurzeit läßt die Gemeinde die
Ober=
flächen verſchiedener Ortsſtraßen und Fußſteige mit einem
Kalt=
aſphaltbelag neu herrichten. Damit wird erfreulicherweiſe auch
der läſtigen Staubplage entgegengearbeitet.
k. Dieburg, 9. Juli. Firmung. Am Samstag nachmittag
um 5 Uhr traf Herr Biſchof Dr. Ludwig Maria Hugo von Mainz
hier ein und wurde am Portale der Pfarrkirche feierlich
empfan=
gen. Nach dem Einzug in die Kirche hielt der Biſchof eine kurze
Anſprache. Am Sonntag ſpendete er dann tauſend Kindern das
hl. Sakrament der Firmung, und zwar von Dieburg, Grube
Meſſel, Babenhauſen, Münſter Groß=Zimmern. Groß=Umſtadt,
Dorndiel, Mosbach, Radheim, Hering und Klein=Zimmern. Zu
Ehren des hohen Beſuches hatten die Häuſer Flaggenſchmuck
an=
gelegt.
4x. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg (V. J.H.), 10. Juli.
Sängertreffen. Am Sonntag fanden ſich die Sänger im
Unterkreis zu einem Wertungsſingen ein. Sängergruß,
Begrü=
ßung durch Obmann Adam Rodenhauſer und kleiner Maſſenchor
„Mahnung” von Heinrichs) leiteten auf dem Marktplatz bei
ſtrah=
lendem Sonnenſchein die kleine Feier ein. Anſchließend begrüßte
Kreischormeiſter Göbel in bekannter kerniger Weiſe die
Sanges=
brüder. Die nun folgenden Liedvorträge — und Zugaben —
ver=
rieten fleißige Arbeit, ſo daß am Schluſſe durch den berufenen
Vertreter eine gute Kritik feſtgeſtellt werden konnte.
Ey. Eppertshauſen, 10. Juli. Von der NS.=
Frauen=
ſchaft. Am Sonntag veranſtaltete die hieſige NS.=Frauenſchaft
im renovierten Ederſchen Saale einen Tanzabend. Unter der
Lei=
tung der Frauenſchaftsführerin, Frau Pgn. Blaſchek, tanzten
einige Mädchen recht anſprechende Reigen und Einzeltänze. Die
Leiterin ſelbſt gab Proben ihres ganz beachtlichen Könnens durch
Einzeltänze. Durch dem Tag entſprechende Liedervorträge wurde
das Programm vervollſtändigt. Die Darbietungen fanden bei den
zahlreich Anweſenden lebhaften Beifall. Auf Wunſch ſoll die
Ver=
anſtaltung wiederholt werden. — Firmung. Am Samstag fand
für den Bezirk Ober=Roden die Firmung ſtatt. Die Firmlinge von
Eppertshauſen, Urberach und Nieder=Roden wurden gleichfalls in
Ober=Roden gefirmt. Die 104 Firmlinge von Eppertshauſen
fuh=
ren mit ihren Angehörigen in einem Sonderzug nach Ober=Roden
und zurück. Am Sonntag fand die Firmung für den Bezirk
Die=
burg daſelbſt ſtatt. Prüfung des Gasrohrnetzes. Die
Heag läßt zurzeit ſämtliche Hausanſchlüſſe des hieſigen
Gasrohr=
netzes einer eingehenden Prüfung und Ausbeſſerung unterziehen.
Dr. Beedenkirchen. 9. Juli. Heute vollendet Daniel
Oberndörfer in körperlicher und geiſtiger Friſche ſein 78.
Lebensjahr. Obwohl der älteſte Wanderer der Ortsgruppe
Bee=
denkirchen=Felsberg des Odenwaldklubs, iſt er der Treueſten einer.
Hirſchhorn, 10. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
9. Juli: 1,50 Meter. am 10. Juli: 1,46 Meter.
Gernsheim, 10. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
9. Juli: —8 Meter, am 10. Juli: —17 Meter,
A
Mittwoch, 11. Juli 1934
Siegerliſte
beim Reit= und Fahrkurnier Beerfelden.
In letzter Nummer wurde mitgeteilt, wie einzelne aus den
Stürmen mit Schleifen ausgezeichnet wurden, es folgen hier die
Ergebniſſe der eigentlichen Preisverteilung am Schluß der
Veran=
ſtaltung.
Eingeleitet wurde ſie durch einen Gruß aus dem Munde des
Herrn Bürgermeiſters Löb, darauf ergriff der Vorſitzende des
Preisgerichtes, Herr Auguſt Willenbücher, das Wort und würdigte
die Bedeurung des Geſchehens am Vor= und Nachmittag und ſchrit:
tur Preisverteilung.
1. Dreſſurprüfung der SA.=Stürme.
Geldpreiſe erhielten: SA.=Reitertrupp Erbach. Reiterſchar
Etbach und Reiterſchar Moſſau, SA.=Reitertrupp Beerfelden. SA.=
Reiterſturm 6/50 Waldmichelbach, Abt. 1 und 2. Reiterſchar
Lan=
gen=Brombach. — Die Führer der Stürme: Weihert, Siefert,
Bär und Kredel, erhielten je eine Ehrengabe.
2. Vielſeitigkeitsprüfung: Patrouillenreiten und Springen.
An jedem Patrouillenritt beteiligten ſich drei Reiter, bei der
Preiszuerkennung wurde der Führer der Patrouille genannt,
dem=
entſprechend geſtaltete ſich die Preisverteilung wie folgt:
1. Preis (Geld=Preis und Ehrengabe) Nr. 4, 5, 12. Führer
Marquardt. 2. Preis (Geldpreis und Ehrengabe) Nr. 37, 38, 39,
führer Willhelm. 3. Preis (Geldpreis und Ehrengabe) Nr. 16, 17,
22. Führer Ewald, 4. Preis (Geldpreis und Ehrengabe) Nr. 9.
11, 85, Führer Reinheimer, 5. Preis (Geldpreis und Ehrengabe)
Nr. 13, 14, 15, Führer Matthes. 6. Preis (Geldpreis und
Ehren=
gabe) Nr. 28, 29, 30. Führer Hörr.
3. Die von den Stürmen gebotenen Schaunummern
wurden je mit einer Ehrengabe bedacht,
4. Jagdſpringen.
Die Preiſe beſtanden in Geldpreiſen, zu denen bei den erſten
Preiſen noch Ehrengaben hinzukamen.
Klaſſe 1: 1. Preis Seb. Michel, Waldmichelbach. 2. Auguſt
Wilhelm, Beerfelden. 3. Gg. Olt, Haiſterbach. 4. Ad. Hanſt, Unter=
Moſſau.
Klaſſe 2: 1. Preis Auguſt Wilhelm Beerfelden 2. Nik.
Schäfer, Hiltersklingen. 3. Gg. Sattler, Wahlen. 4 Phil. Hotz,
Gammelsbach. 5. Hch. Axt, Hoxhohl. 6. Gg. Olt, Hetzbach.
Klaſſe 3: 1. Preis Hch. Müller, Lengfeld. 2. Fr.
Rein=
heimer, Reiſen. 3. W. Waydelin, Habitzheim.
5. Jagdſpringen.
Klaſſe 1: 1. Preis Hch. Müller, Lengfeld. 2. W. Waydelin.
Habitzheim.
6. Galopprennen.
Klaſſe 1: 1 Preis Hch. Ewald, Erbach. 2. Wilhelm,
Beer=
felden, 3. Gg. Weber, Brandau.
Klaſſe 2: 1. Preis Hch. Axt, Hoxhohl. 2. Hch. Weyrauch,
Ober=Moſſau.
Klaſſe 3: 1. Preis W. Waydelin, Habitzheim. 2. Gg. Leonh.
Helm, Güttersbach.
Geſpann=Prüfungen.
a) Zweiſpänner:
Klaſſe 1. Oldenburger: 1. Preis Weber, Brandau.
2. Gg. Kredel, Elsbach. 3. Hch. Eckert, Unter=Moſſau. 4. Gg.
Bräu=
nig, Waldmichelbach.
Klaſſe 2. Belgier: 1. Preis J. A. Schäfer 3.,
Airlen=
bach. 2. Gg. Kaiſer, Airlenbach, 2. J. Eifert, Beerfelden.
Fahrer=
preis: Weber, Brandau, Züchterpreis: Val. Rothermel. Unter=
Moſſau. Züchterpreis: Gg. Kaiſer, Airlenbach.
—
Sonder=
klaſſe: 1. Aug. Wilhelm, Beerfelden.
b) Einſpänner:
Klaſſe 1: 1. Preis Gg. Weber Brandau. 2 Gg. Kredel,
Elsbach. 7. Gg. Weber, Brandau. 4. Ad. Bär 2., Langen=
Brom=
bach, 5. J. A. Siefert. Airlenbach, 6. P. Dexheimer, Erbach.
7. Sonderpreis: W. Eifert, Beerfelden.
Klaſſe 2: 1. Preis W. Kredel, Langen=Brombach. 2. Ph.
Hotz, Gammelsbach, 2. Ad. Walter, Erbach. 3. W. Eifert,
Beer=
felden.
Pramnterangsergeontffe in Beeifeiven.
Pferde.
ende
Bei den Prämiierungen haben wir jeweils die 1. und 2.
Preis=
träger berückſichtigt.
1. Kaltblüter. Mutterſtuten mit Fohlen: 1. Preis: Peter
Büchler, Brensbach. 3b Preis: Leonh. Eitenmüller, Ober=Oſtern.
3c Preis: Jakob Volk, Würzberg. — Dreijährige Fohlen, Klaſſe 2a
in Heſſen gezogen: 2. Preis: Georg Kaiſer, Airlenbach. Klaſſe 2b,
außerhalb Heſſens gezogen: 2a Preis: J. A. Schäfer 3.,
Airlen=
bach. 2b Preis: Peter Büchler 1., Brensbach. Zweijährige Fohlen,
außerhalb Heſſens gezogen: 1. Preis; Philipp Baumann,
Rohr=
bach. Familien: 2. Preis: Peter Kaiſer, Falken=Geſäß (3 Köpfe).
2. Warmblüter. Mutterſtuten mit Fohlen: 1. Preis:
Adam Siefert, Airlenbach. 2. Preis: Georg Helm, Airlenbach.
2. Preis: Wilhelm Michel, Beerfelden. — Dreijährige Fohlen, in
Heſſen gezogen: 1. Preis: Georg Siefert, Airlenbach. 2. Preis:
Georg Bräunig, Waldmichelbach. Nicht in Heſſen gezogene:
1. Preis: Georg Weber Brandau. 2. Preis: Peter Arras Ober=
Oſtern. Zweijährige Fohlen: 1. Preis: Georg Kredel, Elsbach.
2 Preis: Wilh. Weber 2. Brandau. Familien: 1. Preis: Adam
Siefert Airlenbach.
4
E
Zimmern.
B. Einzelpferde. 1. Preis;
2. Preis: Müller, Mannheim
Mann u. Co., Albig.
Rindvieh.
Heſſiſches Fleckvieh.
Bullen. 1. Preis: Joh Adam Schäfer 3., Airlenbach.
2. Preis: Ludwig Siefert, Airlenbach. 2. Preis: Joh. Gg. Joſt,
Groß=Umſtadt
Aeltere Kühe. 1a. Wilhelm Michel, Beerfelden. 1b. Joh.
Adam Schäfer, Airlenbach. 2a. Adam Siefert, Airlenbach. 2b.
Wilh. Michel, Beerfelden.
Jüngere Kühe. 1. Preis: Ludwig Siefert, Airlenbach.
1. Preis: Wilh. Michel, Beerfelden. 2. Preis: Joh. Adam
Schä=
ſer, Airlenbach, 2. Preis Adam Siefert. Airlenbach.
Rinder. 2. Preis: Ludwig Siefert, Airlenbach. 2. Preis:
Ludwig Kredel, Airlenbach.
Familien, beſtehend aus 1 Muttertier und mindeſtens
von dieſem ſtammenden über 1 Jahr alten Nachkommen 1.
Preis: Ludwig Kredel, Airlenbach. 2. Preis: Ludwig Siefert,
Airlenbach. 2. Preis: Adam Siefert, Airlenbach.
Sammlungen von Züchtern, beſtehend aus mindeſtens
6 Stück 1. Preis: Wilh. Michel, Beerfelden. 2. Ludwig Siefert,
Airlenbach.
Sammlungen von Zuchtvereinen. 1.
Rinderzucht=
verein Airlenbach. 2. Ludwig Kredel, Airlenbach.
Odenwälder Rotvieh.
Bullen. 2. Preis: Georg Helm Airlenbach.
Kühe mitzund mehr Kälbern. 1. Preis: Joh. Adam
Siefert 3., Airlenbach. 2. Preis: Gg. Helm, Airlenbach.
Kühe mit zwei Kälbern. 1. Preis: Gg. Helm,
Airlen=
ſach. 2. Preis: Ludwig Sattler, Airlenbach
Rinder, nicht tragend. 1. Preis: Joh. Adam Siefert 3.,
Airlenbach. 2. Preis: Joh. Adam Siefert 3. Airlenbach
Familien. 1. Preis: Joh. Adam Siefert 2., Airlenbach.
Preis: Gg. Helm, Airlenbach.
Sammlungen von Züchtern. 1. Preis: Gg. Helm,
Air=
enbach. 2. Preis: Ludwig Sattler, Airlenbach.
Ans Oberheſſen.
h. Butzbach, 10. Juli. Aufder Urlaubsreiſe in den
od. Der hieſige Schupobeamte Gg. Spalt, der ſich mit ſeiner
rau auf dem Motorrad auf einer Urlaubsreiſe befand, iſt am
jodenſee tödlich verunglückt. Er rannte in ein Auto und erlitt
ſchwere Kopfverletzungen, daß er nach kurzer Zeit ſtarb. Seine
Zeifahrerin kam mit leichten Verletzungen davon.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 189 — Seite 7
Die Regenausſichten nach den Bauernregein.
Von Prof. Dr. C. Kaßner.
* Bei den beſonders in den Ferien und im Urlaub üblichen
Geſprächen über das Wetter werden gewöhnlich auch einige
Bauernregeln aufgetiſcht. Wenn man aber einwendet, daß ſie oft
nicht zutreffen, ſo erhält man die Antwort: „Ja, aber
manch=
mal trifft’s doch!” Und damit glaubt man, den Gegenbeweis
geliefert zu haben. Mit ſolchen Mitteln zur Wettervorherſage
iſt’s wie mit den Karten beim Kartenlegen; auch da ſtimmt’s ja
manchmal! Wer ſich mit ſolchen „Hilfsmitteln” begnügt, ſollte
einmal — und die Ferien bieten ja Zeit dazu — für jeden Tag
des Urlaubs ein beliebiges, natürlich jahreszeitgemäßes Wetter
im voraus aufſchreiben und es dann mit dem wirklichen
verglei=
chen; auch da wird er feſtſtellen: manchmal ſtimmt’s. So hat
ein=
mal der Kölner Meteorologe Hermann Klein nicht weniger als
65 v. H. Treffer erzielt, als er als Vorherſage nur annahm:
mor=
gen ſo wie heute!
Da nun der Regen in der Reife= und Erntezeit der
Acker=
pflanzen eine große Rolle ſpielt, ſo iſt es begreiflich, daß es gerade
für dieſe Zeit eine beſondere Zahl von Bauernregeln gibt, die von
Regen oder Trockenheit an beſtimmten Heiligentagen auch für die
Folgezeit Regen oder Regenmangel in Ausſicht ſtellen. Von all
dieſen Wetterregeln ſollen hier nur die verbreitetſten zugrunde
gelegt werden, und um nicht zu weit auszuholen (zumal ſolche für
den ganzen Sommer ſehr unbeſtimmt lauten), nur die vom Juni
und Juli.
Zu Anfang Juni iſt der wichtigſte Tag der des heiligen
Me=
dardus (8. Juni), und dann der der heiligen Margarete (10.).
Von ihnen heißt es:
Wie’s Wetter iſt am Medardustag,
Bleibt es ſechs Wochen noch danach.
Schier dasſelbe gelten mag
Von Sankt Margaretentag.
Hieran ſchließt ſich der 11. Juni:
Regnet’s am Sankt Barnabas,
Schwimmen Trauben in das Faß.
Weiter:
Tritt auf Sankt Johann (24. Juni) Regen ein,
So wird der Nachwuchs nicht gedeih’n.
Und dann kommt am 21. der in hohen Ehren ſtehende
Sieben=
ſchläfer, obwohl es z. B. in Berlin noch nie länger als an 18
Ta=
gen hineinander geregnet hat.
Wenige Tage ſpäter heißt es:
Regnet’s am Liebfrauentag (2. Juli)
Währt noch 40 Tag die Plag.
Aber damit noch nicht genug, folgt am 10. Juli die
Bauern=
regel:
Wie’s Wetter am Siebenbrüdertag,
So iſt’s noch 50 Tag danach.
Schließen wollen wir die Regeln mit der für den zweiten
Sankt Margarethentag (20. Juli):
Regnet’s an Sankt Margaret
Vier Wochen lang der Regen ſteht.
Wenn man ſich nun am Kalender auszählt, wie weit ſich der
Einfluß jedes dieſer Heiligentage erſtreckt, ſo folgt:
Medardus bis 20. Juli,
t. Margarethe bis 22. Juli,
Barnabas bis in den Herbſt zur Traubenleſe,
S
Johann bis etwa Mitte Juli,
Siebenſchläfer bis 16. Auguſt,
Liebfrauentag bis 12. Auguſt,
Siebenbrüder bis 30. Auguſt und
St. Margaret bis 18. Auguſt.
Bei genauerem Zuſchauen erkennt man, daß ſich meiſt mehrere
der Wirkungszeiten überdecken, ſo vom 2. bis 22. Juli zeitweiſe
4 bis 6, ebenſo 4 vom 22. Juli bis 12. Auguſt. Faſt ſcheint es alſo,
als ob man ſich ſeiner Sache nicht ſicher war, und deshalb möglichſt
viele Helfershelfer heranzog.
Was folgt nun nach dieſen Regeln für den jetzigen Sommer?
Gehen wir von den Berliner amtlichen Wetteraufzeichnungen aus,
ſo hat es danach am 8. Juni abends ſchwach (0,1 Millimeter)
ge=
regnet, alſo hätten wir bis etwa zum 20. Juli täglich ſchwachen
Regen zu erwarten. Am 10. Juni regnete es nachmittags ſtark
(1,8 Millimeter), alſo Regen bis zum 22. Juli. Der 11. Juni war
trocken, ebenſo der 27., wogegen der 24. Juni mäßigen (1,4
Milli=
meter) und der 2. Juli leichten Regen brachte, wonach wir alſo
bis Mitte Auguſt ſtets den Regenſchirm mitnehmen ſollten.
Die Ausſichten für die nächſte Zeit wären demnach alſo recht
trübe, aber ich glaube jetzt werden die Anhänger der
Bauern=
regeln ſich mit den Worten tröſten: „Die ſtimmen ja doch bloß
manchmal! Das habe ich ja immer geſagt!”
Spoct, Spiel und Jucnen.
Das Kreisturnfeſt in Arbeilgen.
auf dem großen Turnfeſtgelände an der Bahnlinie Darmſtadt—
Frankfurt beginnen. Auf dem gleichen Platze treten um 8.30 Uhr
Am 14. und 15. Juli 1209 Teilnehmer
Altersturner und Jugend an, während die Turnerinnen um 7.30
Uhr auf dem Turnplatze hinter der Turnhalle zu ihren
Wettkämp=
fen antreten. Die Fechter beginnen um 9 Uhr im Schwanenſaale
bei den Einzel= und Mehrkämpfen.
die Klingen zu kreuzen und die Schwimmer beenden ihre Wett=
Das Meldeergebnis zu den vielſeitigen Wettkämpfen des
erſten Kreisturnfeſtes in Arheilgen ſtellt ſich dem der
vorange=
gangenen Gauturnfeſte, wie die frühere Bezeichnung lautete,
wür=
dig an die Seite. Neben den 15 Mehrkämpfen für Männer, Frauen
und Jugend, zu denen allein
1100 Wettkämpfer bzw. Wettkämpferinnen antreten.
tragen noch die einzelnen Fachgebiete, wie Schwimmen und
Fech=
ten ihre Kreiswettkämpfe aus, die eine Beteiligung von rund 150
aufweiſen. Das Vereinsturnen in Muſterriegen vereinigt noch
einmal 400 Turner und bei den Sondervorführungen der
Turne=
rinnen dürften etwa 200 vertreten ſein.
Die Borſchau.
Der 12= und 10=Kampf der Oberſtufe weiſt 54 Teilnehmer auf,
im 12=Kampf Mittelſtufe treten 87 Turner in Wettbewerb und im
12=Kampf der Unterſtufe fanden 125 in der Meldeliſte Aufnahme.
In der Oberſtufe ſind es altbewährte Kämpfer, die ſich
gegenſeitig den Rang ſtreitig machen. Der vorjährige 1. Sieger
Blumenſchein (Darmſtadt 46) hat in dem Rüſſelsheimer
Lüttge=
mann jedenfalls einen ernſthaften Rivalen, doch zeigen auch
Bechtholdt und Stephan (beide Birkenau) gute
Formverbeſſerun=
gen auf. Auch wird ſich wieder ein ganz hervorragender Könner
der Turnkunſt, nämlich Fiedler=46 Darmſtadt, um die Siegerehren
bewerben. Es iſt aber auch nicht ausgeſchloſſen, daß mit
Ueber=
raſchungen zu rechnen iſt. zumal diesmal die volkstümlichen
Uebungen den Ausſchlag geben werden.
Im 10=Kampf der Oberſtufe wird wohl aus der Ausleſe von
17 Bewerbern keiner an die Leiſtungen des Vorjahrsſiegers Benz=
Rüſſelsheim heranreichen, und auch diesmal dürfte er mit großem
Punktvorſprung vor dem zweiten als Sieger hervorgehen.
In der Mittelſtufe iſt die Vorausſage ſchwer, und ob Fuchs,
Jugenheim, der, nach der Rangliſte vom Vorjahre, die beſten
Aus=
ſichten haben ſollte, ſich durchſetzt, muß abgewartet werden. Die
ſchwerſte Gegnerſchaft dürfte hier Ober=Ramſtadt ſtellen, aber auch
die Langener und Erfeldener Vertretung dürfen nicht außer acht
gelaſſen werden.
Die Kämpfe in der Unterſtufe ſind offen zu halten, und wäre
es vermeſſen, einen Sieger im voraus zu beſtimmen.
Die drei Altersklaſſen,
die je einen Neun= und Siebenkampf beſtreiten, ſind in der
Kon=
kurrenz in dieſem Jahre ſehr gut beſetzt. So dürfte im jüngeren
Jahrgang des Neunkampfes dem vorjährigen 2. Sieger Kunz (Tgſ.
1875 Darmſtadt), nachdem der 1. Sieger nicht antritt, ein ſchwerer
Stand beſchieden ſein. Im Siebenkampf iſt die Lage ſehr
verwor=
ren und der Sieger wird erſt nach der Entſcheidung des
Kampf=
gerichtes genannt werden können. Letzteres gilt für den Neun=
und Siebenkampf der 2. Altersklaſſe. In der 3. Altersklaſſe dürfte
man als Sieger im Neunkampf Dautenheiwer, Büttelborn, im
Siebenkampf Gerhardt, Darmſtadt 46, nennen und damit wohl
eine Vorentſcheidung getroffen haben.
Die Jugend.
die eine ſehr ſtarke Zunahme der Wettkämpfer verzeichnet,
be=
ſtreitet einen Fünf= und Silebenkampf und iſt aber hier der
vor=
ausſichtliche Sieger auch nicht im geringſten jetzt zu beſtimmen.
Auch bei den
Turnerinnen
ſind, in Anbetracht der ſtarken Teilnahme, die ſich gegen
das Vorjahr verdoppelt hat, die Siegerinnen aus den
Meldeliſten nicht feſtzuſtellen und erſt der entſchiedene Kampf wird
ſie beſtimmen müſſen. Wohl ſteht feſt, daß auch hier eine ſcharfe
Konkurrenz in Wettbewerb gegenſeitig tritt.
Das erſte Kreis=Wettfechten
ſieht im Florett der Damen und Herren nur die Unterſtufe
ver=
ſammelt; es haben bei erſteren Frl. Kientz=TV. Rüſſelsheim, bei
den letzteren Werner Kreutzberger=Darmſtadt, die meiſten
Sieges=
ausſichten.
Die Schwimm=Wettkämpfe
haben in letzter Minute eine ſtärkere Beteiligung gefunden, wie
man anfangs annahm. Die Sieger dürften die
ſchwimmſporttrei=
benden Vereine von Darmſtadt in der Mehrzahl ſtellen.
Ergänzend zur Vorſchau ſei bemerkt, daß
2u
alle Wertkämpfe.
mit Ausnahme des Schwimmens, das bereits am Samstag, dem
14. Juli, nachmittags 4 Uhr, beginnt am Samstag, dem 15. Juli,
vormittags, ausgetragen werden und für die Turner um 6,30 Uhr
kämpfe ebenfalls am Sonntag früh im Gemeindebad.
Um 11 Uhr Vereinsturnen der Männer auf dem großen
Feſt=
platzgelände.
Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß in Arheilgen
ſpan=
nende Turnwettkämpfe zu ſchauen ſind, deren Beſuch allen
Freun=
den der Turnerei nur empfohlen werden kann.
is.
7
Der 1.4.-Kreisführer ordnet an!
In allen Turnvereinen des Kreisgebietes ſind am
Freitag=
abend, dem Vorabend des 1. Kreisturnfeſtes, den 13. Juli,
Pflicht=
verſammlungen der Vereinsmitglieder abzuhalten. Es iſt im
be=
ſonderen auf die Bedeutung des Kreisturnfeſtes hinzuweiſen. Den
Wettkämpfern, Riegenführern, Kampfrichtern und Rechnern ſind
die jeweiligen Beſtimmungen zum Feſt, wie ſie in der Fachpreſſe
und durch Rundſchreiben bekannt geworden ſind, bekannt zu geben.
Sämtliche Vereinsdietwarte treten zu den Wettkämpfen der
Turner am Sonntag, dem 15. Juli, vorm. 6.30 Uhr. in Arheilgen
an. Einteilung zur völkiſchen Ausſprache geſchieht durch den
Kreis=
dietwart.
Ar4
R
Daraſtädter Zurn= und Sporkgemeinde 1846.
Amtswalterappell auf Donnerstag verſchoben.
Der für Mittwoch abend vorgeſehene Appell ſämtlicher
Mit=
glieder der TSG. 46, die irgendeine Funktion im Verein
aus=
üben, wird auf Donnerstag, abends 8,30 Uhr, verſchoben, da am
Mittwoch Schulungskurſe der Partei ſtattfinden. Das Erſcheinen
am Donnerstag iſt für alle Amtswalter des Vereins unbedingte
Pflicht.
Die für Donnerstag abend vorgeſehene Paddlerverſammlung
fällt aus. Ein neuer Termin wird noch bekanntgegeben.
Bei der Mannheimer Kajak=Regatta am Sonntag wurde
Otto Sommer im Einer=Kajak hinter Dörrſchuck=Karlsruhe und
Schröder=Saarbrücken, Dritter. Im Zweier=Kajak langte es
Her=
zig=Sommer unter 9 Booten noch zu einem guten 4. Platz.
lubkgmpf
Leichkathletik=Kluorampf im Hochſchulſtadion.
Heute abend 19 Uhr findet im Hochſchulſtadion der
Leicht=
athletikklubkampf SV. Merck — Polizei=SV. 2. — ASC. 2. ſtatt.
Eintritt frei. Reihenfolge der Wettkämpfe: 100 Meter,
Hoch=
ſprung. 110 Meter Hürden, Kugelſtoßen, 4 mal 100 Meter,
Schleu=
derball. 1500 Meter, Weiſtſprung, Olympiſche Staffel, 10 mal 4
Rundenſtaffel.
Schieß=Spork.
Gauſchießen in Meſſel.
Bei dem bei Joh. Heinrich Laumann 2 ſtattgefundenen
Gau=
ſchießen des Kreiſes Rodgau — Untergau Südheſſen=Pfalz —
wur=
den bei guter Beteiligung folgende Preiſe geſchoſſen:
Sondergruppenpreis: KKS. Nieder=Roden mit 189 Ringen.
1. Gruppenpreis: KKS. Münſter mit 161 Ringen. 2.
Gruppen=
preis: „Tell” Eppertshauſen mit 156 Ringen. 3. Gruppenpreis:
K.
* Nieder=Roden mit 156 Ringen. Den Wandergruppenpreis
erhielt „Tell” Eppertshauſen mit 184 Ringen.
Gaumeiſterſchaftsſchießen: 1. Hans Siegl, Eppertshauſen, mit
162 Ringen.
Klaſſenſchießen: Altersklaſſe (Medaillen): 1. Joh. Scharf,
Eppertshauſen, mit 60 Ringen. — Sonderklaſſe: 1. Hartig=
Nieder=Roden, mit 67 Ringen.
1. Klaſſe: 1. Joſ. Mergert,
Ober=Roden, mit 62 Ringen. — 2. Klaſſe: 1. Jakob Laumann,
Meſſel, mit 64 Ringen — Ferner wurden bei dem internen
Preis=
ſchießen eine hohe Punktzahl erreicht, ſo daß ſich jeder Sieger nur
unter ſtarker Konkurrenz einen Preis erringen konnte. — Nach
ſchönem Verlauf des Tages und einer Rede des Kreisſportleiters
Wüſt=Eppertshauſen in der er beſonders auf die neuen
Schieß=
ſportbeſtimmungen hinwies, fand das Schießen ſeinen Abſchluß.
Weiterberichl.
Der hohe Druck macht trotz fallenden Barometerdrucks ſeinen
Einfluß weiter geltend. Infolge der ſtarken Erhitzung des
Feſt=
landes dürfte es allerdings ſpäter zur Bildung lokaler
Wärme=
gewitter kommen.
Ausſichten für Mittwoch, den 11. Juli: Noch vielfach aufheiternd,
ſpäter aufkommende Bewölkung mit vereinzelter
Gewitter=
neigung.
Ausſichten für Donnerstag, den 12. Juli: Teils bewölkt, teils
auf=
heiternd. ſchwül, Neigung zu Gewitterſtörungen.
Seite 8 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Juli 1934
Reich und Ausland.
Großfeuer in der Univerſikät Freiburg.
Freiburg (Breisgau). Im Dachgeſchoß der
Univerſität Freiburg brach am Dienstag mittag
Feuer aus, das ſich bei der Trockenheit raſch
aus=
dehnte. In knapp 20 Minuten ſtand die große
Kuppel der Univerſität in Flammen. Es wurde
Alarm „Großfeuer”, gegeben.
Das Feuer im Dachgeſchoß der Freiburger
Uni=
verſität iſt noch nicht zum Stillſtand gekommen.
Das große Kupferdach über dem Eingang der
Uni=
verſität iſt mit großem Getöſe auf die Straße
ge=
fallen. Die Flammen waren auf den weſtlichen
und ſüdlichen Flügel übergeſprungen. Die
Feuer=
wehr ſchlug am öſtlichen Flügel mehrere
Oeff=
nungen in das Dach, um auch von innen den
Brand mit mehreren Schlauchleitungen bekämpfen
zu können. Das Gebälk des weſtlichen und
ſüd=
lichen Flügels iſt eingeſtürzt. Die Brandſtelle
bietet ein troſtloſes Bild. Vor allem die auf der
Weſtſeite gelegene, große, mit wunderbaren
Wand=
gemälden geſchmückte Aula iſt in ein
Trümmer=
feld verwandelt worden. Mehrere Perſonen
muß=
ten ſich wegen Rauchvergiftung, Schnitt= und
Brandwunden in ärztliche Behandlung begeben.
Dank der aufopfernden Hilfe des Rektors, des
Lehrkörpers und der Studenten iſt ein großer Teil
der im Dachgeſchoß untergebrachten Literatur in
Sicherheit gebracht worden. So konnte faſt das
ganze volkswirtſchaftliche Seminar und der größte
Teil des rechtswiſſenſchaftlichen Seminars
gebor=
gen werden. Das Archiv des
Zeitungswiſſenſchaft=
lichen Inſtituts gilt als verloren. Man nimmt
an, daß ein Kurzſchluß im Lichtſpielraum den
Brand verurſacht hat.
Rieſiger Waldbrand in der Oberpfalz.
Nürnberg. Ein rieſiger Waldbrand iſt am
Montag mittag in der Nähe von Mitterteich, an
der Bahnlinie Wieſau — Tirſchenreuth
ausge=
brochen, der ein etwa 200 Tagwerke großes
Wald=
gebiet vernichtete. Sämtliche Feuerwehren der
ganzen Umgebung ſowie die Arbeitsdienſtlager
von Marktredwitz, Waldſaſſen, Mitterteich und
Tirſchenreuth wurden zu Hilfe gerufen. Auch
Ziviliſten beteiligten ſich an den Löſcharbeiten.
Insgeſamt über 1500 Perſonen nahmen an der
Bekämpfung des Brandes teil. Gegen 19 Uhr war
die größte Gefahr beſeitigt. Bei dem vernichteten
Waldbeſtand handelt es ſich teils um Staatswald,
teils um Privatwälder. Eine Perſon, die im
Ver=
dacht ſteht, durch Leichtſinn den Brand verurſacht
zu haben, wurde verhaftet.
Kavalleriekag in München.
Haus in eineen hamburgiſchen Walddorf
in die Luft geflogen.
Selbſtmord durch Gas als Urſache des Exploſions=
Unglücks.
Hamburg. In einem einzeln ſtehenden
Hauſe in dem hamburgiſchen Walddorf Volksdorf.
hat ſich am Montag abend eine Gasexploſion
er=
eignet. Das Haus iſt in die Luft geflogen. Die
Bewohner des Hauſes und mehrere zu Beſuch
wei=
lende Perſonen wurden unter den Trümmern
begraben. Die Feuerwehr hat mehrere
Schwer=
verletzte unter den Trümmern hervorgezogen. Die
Aufräumungsarbeiten ſind noch im Gange.
Hamburg. Das Exploſionsunglück in
Volks=
dorf hat drei Todesopfer gefordert. Fünf
Per=
ſonen wurden ſchwer verletzt. Die Toten ſind der
Beſitzer des Hauſes, der kriegsblinde Lehrer
Weſtphal, deſſen Schwiegermutter und eine Frau
Rabe, die zu Beſuch bei Weſtphal weilte.
Hamburg. Als Urſache der Gasexploſion,
die zum Einſturz des Hauſes in Volksdorf führte,
wird, angenommen, daß der kriegsblinde
Haus=
beſitzer Weſtphal in ſelbſtmörderiſcher Abſicht den
Hauptgashahn im Keller geöffnet hat, worauf ſich
dann durch irgendeinen Umſtand das Gas
ent=
zündet hat. Durch die Exploſion ſind die
Außen=
mauern auseinandergedrückt worden, ſo daß das
Haus in ſich zuſammenſtürzte. Weſtphal wurde
bei den Aufräumungsarbeiten im Keller des
Hau=
ſes tot aufgefunden. Das Haus das fünf Zimmer
enthielt, wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Bayeriſche Ulanen in den Uniformen
der anläßlich des vom 7. bis 9. Juli in München veranſt
der Kavallerie
veranſtaltet wurde.
Waldbrand in der Pfalz.
Neuſtadt a. d. H. Montag abend, gegen
8 Uhr, brach im Hambacher Gemeindewald,
un=
terhalb der Kellerhütte, ein Waldbrand aus. Es
gelang den vereinten Bemühungen der
Feuer=
wehren von Neuſtadt, Hambach und Diedesfeld,
das Feuer in der elften Abendſtunde
niederzu=
kämpfen. Etwa ein Morgen Kiefernjungwald fiel
dem raſenden Element zum Opfer. Die
Ent=
ſtehungsurſache iſt bis jetzt noch ungeklärt, doch
dürfte wohl Fahrläſſigkeit in Frage kommen.
Zehn Jahre Koblenzer Weindorf.
Koblenz. So weit die deutſche Zunge klingt,
iſt die Stätte rheiniſcher Fröhlichkeit und
wein=
ſeliger Freude am Deutſchen Eck, das Koblenzer
Weindorf, als wahrer Quell der Lebensfreude und
humorvoller rheiniſcher Art geſchätzt und beliebt.
Seit zehn Jahren leuchten nun in den Abend= und
Nachtſtunden die Lampions auf, und der Wein
wird hier in vollen Zügen genoſſen. Aus Anlaß
des zehnjährigen Beſtehens des Koblenzer
Wein=
dorfes fand Samstag abend eine
Jubiläumsver=
anſtaltung ſtatt, die in allen Teilen bei überaus
zahlreichem Beſuch wohlgelungen iſt und den
Auf=
takt für das diesjährige rheiniſche Winzerfeſt im
Weindorf Koblenz darſtellt.
Manfred von Brauchitſch auf dem Nürburgring
verunglückt.
Trier. Der bekannte deutſche Rennfahrer
Manfred von Brauchitſch iſt am Montag abend,
bei einer Uebungsfahrt auf dem Nürburgring,
verunglückt. Der Wagen wurde kurz vor der
be=
kannten Quiddelsbacher Höhe aus einer Kurve
ge=
tragen und überſchlug ſich. Die Maſchine fiel
da=
bei wieder auf die Räder; v. Brauchitſch wurde
zwar nicht aus dem Wagen geſchleudert, brach ſich
aber durch ——den heftigen Anprall gegen das
Steuerrad und die Karoſſeriewand mehrere
Rip=
pen und einen Arm. Er wurde ſofort ins
Ade=
nauer Krankenhaus gebracht. Sein Zuſtand iſt
durchaus unbedenklich, doch wird er einige Wochen
ausſetzen müſſen. Der Wagen wurde nur
gering=
fügig beſchädigt.
Zwei Tote bei einem Motorradunglück.
Freiſing. Auf der Rückfahrt von der
Lands=
huter Fürſtenhochzeit rannte der Schreinermeiſter
Fritz Schollweck aus Freiſing in voller
Geſchwin=
digkeit gegen eine Steinmauer. Der Soziusfahrer
Johann Linseiſen war auf der Stelle tot,
Scholl=
weck ſtarb wenige Stunden nach dem Unfall.
Millionenbetrüger feſtgenommen.
Warſchau. Die polniſchen
Sicherheitsbehör=
den haben in Lemberg zwei Ausländer, die
In=
duſtriellen Schembeck aus Wien und Tutter aus
der Tſchechoſlowakei feſtgenommen. Es werden
ihnen Millionenbetrügereien, die ſie in Polen
ver=
übt haben, zur Laſt gelegt. Der dritte Beteiligte
an dieſen unſauberen Geſchäften, Ludenfeld hat
vor kurzem in einem Lemberger Hotel
Selbſt=
mord begangen.
Die Erfinderin des Jimmy macht eine Millionen=
Erbſchaft.
Los Angeles. Die Erfinderin des Jimmy=
Tanzes, Hilda Grey, mit ihrem wahren Namen
Marianne Michalſka, die in ihrer Jugend mit
ihren Eltern aus ihrer polniſchen Heimat nach
den Vereinigten Staaten auswanderte, iſt
plötz=
lich Miterbin eines Millionen=Vermögens
gewor=
den. Ihr dritter Mann, Victor de Saa, der
At=
taché im venezolaniſchen diplomatiſchen Dienſt iſt,
hat das Vermögen ſeines Onkels in Marokko
ge=
erbt. Dieſes Vermögen wird auf eine Million
Dollar geſchätzt.
Staviſty=Komplizen als Mädchenhändler
Paris. An Bord des deutſchen Dampfers
„Cap Arcona”, der auf ſeiner Fahrt nach Buenos
Aires am Montag in Boulogne vor Anker ging,
befindet, ſich eine minderjährige Franzöſin, die
von Mädchenhändlern nach Südamerika
ver=
ſchleppt werden ſollte. Den franzöſiſchen
Behör=
den war bei der Bordkontrolle aufgefallen, daß ſich
ein junges Mädchen, Fräulein Sorret, nach
Bue=
nos Aires einſchiffte, die kaum 18 Jahre alt ſein
konnte. Da der Paß aber in Ordnung war und
das Alter mit 21 Jahren angegeben wurde, konnte
die Ausreiſe nicht verhindert werden. Weitere
Ermittlungen ergaben aber, daß der Paß gefälſcht
und daß ein früherer enger Mitarbeiter Staviſkys,
ein gewiſſer Batteſti, der ſich faſt ausſchließlich
mit Mädchenhandel beſchäftigt, das Mädchen
un=
ter dem Vorwand, ihr eine Stellung als
Privat=
ſekretärin in Argentinien zu verſchaffen, an Bord
gelockt hatte. Das franzöſiſche Konſulat in Buenos
Aires wurde angewieſen, das Mädchen bei der
Ankunft in Gewahrſam zu nehmen und ſofort nach
Frankreich zurückzubefördern.
Automobil=Unfälle
bei dem Radrennen rund um Frankreich.
Paris. Auf der erſten Alpenetappe des
Rad=
rennens rund um Frankreich gab es zwar nicht ſo
ſehr bei den Radrennfahrern, aber bei der
Auto=
mobilkarawane, die die Rennfahrer begleitet,
zahlreiche Unfälle. Etwa zehn Kraftwagen der
Preſſe erlitten Beſchädigungen. Zwei von ihnen
verbrannten. Die „Humanité” meldet, daß es
mehrere Verletzte gab; nach einer bisher noch
un=
beſtätigten Meldung ſei ſogar ein Todesopfer zu
beklagen.
Der Rieſenwaldbrand in Meckſenburg.
Das Blammenmeer bei Waren.
Am Samstag nachmittag iſt in den Forſten bei Waren in
Mecklenburg ein Waldbrand ausgebrochen, der in ſeinen
Aus=
maßen und Wirkungen mit der größte Brand ſein dürfte, den
wir auf dieſem Gebiet in Deutſchland erlebt haben. Das ganze
rieſige Gebiet zwiſchen dem Städtchen Waren und Neuſtrelitz
war ein einziges Flammenmeer. Und erſt am Montag
morgen konnte man die größte Gefahr als beſeitigt anſehen,
erſt zu dieſer Stunde konnten die Löſchmannſchaften nach faſt
48ſtündiger durchgehender angeſtrengteſter Arbeit zum Teil
wenigſtens wieder abrücken. Sämtliche Feuerwehren der im
Umkreis liegenden Ortſchaften,
Reichswehr und Polizei und
nicht zuletzt ſtarke Kommandos
der SA. und SS. haben an den
umfangreichen Löſcharbeiten
teilgenommen die
Reichsſtatt=
halter Hildebrandt perſönlich
leitete. Am Sonntag war der
Löſchdienſt ſoweit durchorgani=
ſiert, daß dank der zahlreichen
Brandwachen, die ausgeſtellt
worden waren, und mit Hilfe
der Sportflieger, die ebenfalls
in beträchtlicher Zahl eingeſetzt
wurden, alle ausbrechenden
Teilfeuer in dem Waldgebiet
ſofort entdeckt und an Ort und
Stelle eingedämmt werden
konnten. Die Landespolizei aus
Neuſtrelitz und Roſtock ſowie
die Reichswehr aus Güſtrow
Schwerin und Roſtock waren
alarmiert worden. Die
ver=
ſchiedenen Kommandos waren
zum Teil vom Samstag morgen
bis zum Sonntag abend
un=
unterbrochen am Brandort tätig,
bis ſie dann durch die
Ab=
teilungen der SA. und SS.
abgelöſt werden konnten.
Reichs=
ſtatthalter Hildebrandt hatte am
Sonntag die Anordnung
ge=
troffen, daß das brennende
Waldgebiet ſyſtematiſch „
abge=
jeder neu aufflackernde Brand
ſogleich im Keime erſtickt. Am
bezeichnet werden. Die Kommandos der einzelnen Truppen= ſinden.
und Polizeiverbände konnten mit ihren Laſtkraftfahrzeugen
wieder abrücken, nachdem ſie eine geradezu fabelhafte Leiſtung in Speck betroffen worden. Das Dorf war ringsum von
brennen=
übernommen.
Ungeheuer aber iſt der Schaden, der durch dieſes
Rieſen=
ſeuer angerichtet wurde. Nur zum Teil läßt er ſich jetzt ſchon
überſehen. Nach den erſten vorſichtigen Schätzungen dürfte aber
die Summe von. 2 Millionen RM. überſchritten ſein. Vor
allem wird von den Forſtbeamten in den nächſten Tagen auch
erſt feſtgeſtellt werden können, welchen Schaden das Feuer in
dem Wildbeſtand des betroffenen Gebietes verurſacht hat. Denn
gerade in dieſen Abſchnitten war der Wildbeſtand beſonders
loertvoll. Immer wieder ſind die Löſchkommandos auf die
ver=
brannten Kadaver von Hirſchen, Rehen und Wildſchweinen
ge=
ſtoßen, und auch die Aufräumungskommandos treffen dauernd
auf tote Tiere. Die Tiere waren durch den Brand in eine
furchtbare Panik hineingeraten. In wilden Rudeln ſtürzten
ſie ſich aus brennenden Teilen des Waldes heraus, um dann
aber ebenſo geſchloſſen in einen anderen brennenden Teil hinein=
Vom Waldbrand in Mecklenburg.
kämmt” wurde. So wurde das In den Forſten bei Waren wurden 6000 Morgen Hochwald durch Feuer vernichtet. Durch Einſatz
gefährlich ſchwelende Feuer und von Reichswehr, SA, SS und Techniſcher Nothilfe gelang es, das Feuer einzudämmen. Unſer Bild
zeigt Reichswehrſoldaten bei der Löſchung des brennenden Waldbodens.
Montag morgen konnte die Löſchaktion als im Ganzen beendet zurennen und ſo in den wütenden Flammen den Tod zu
Ganz beſonders aber ſind auch die Einwohner des Dorfes
den vergangenen zwei Tagen vollbracht hatten. SA. und SS. dem Wald eingeſchloſſen und ſo von der Außenwelt faſt völlig
haben dann am Montag ſelbſtändig die Brandſchutzwachen abgeſchnitten. Entſetzliche Szenen ſpielten ſich da am Samstag
achmittag im Dorf ab, als die Gefahr für die Bewohner
tat=
ſächlich am größten war. Sämtliche Männer waren an den
Löſcharbeiten beteiligt. Die Frauen und Kinder hatte man zu=
ſammen in dem bekannten ſchönen alten Schloß untergebracht.
Sie ſollten ſpäter in Kähnen über den Speckenſee gebracht
werden, um ſo dem Flammentod zu entgehen. Immer näher
aber kam das Feuer, immer näher rückten die Flammen und
ſchon hatte der Zaun des Fiſcherhauſes drunten am See Feuer
gefangen. Da brach unter den Frauen und Kindern eine wahre
Panik aus. Die Frauen begannen laut zu ſchreien, die Kinder
jammerten, und eine große Zahl der Frauen ſank zum Gebet
in die Knie. Wie durch ein Wunder ſprang da im letzten
Augen=
blick der Wind um, und ſo war das Dorf gerettet und auch das
wunderſchöne Schloß entging der Vernichtung durch die Flammen.
Insgeſamt iſt ein Gebiet von vielleicht 8 Kilometer Länge
und etwa 3 Kilometer Tiefe völlig vernichtet worden. Nach
einer anderen Schätzung wurden rund 100 Quadratkilometer
Wald durch den Brand in Mitleidenſchaft gezogen. Der
Baum=
beſtand, der erſt vor einem Jahrzehnt angepflanzt worden war,
ſtellte einen großen Wert da. In Charlottenhof wurde am
Sonntag der 35jährige Schafhirt Joers wegen fahrläſſiger
Brand=
ſtiftung verhaftet, weil er am Waldrand auf einer ausgedörrten
Grasnarbe ſeine Pfeife ausgeklopft hatte. Joers wurde dem
Amtsgerichtsgefängnis zugeführt.
Auch aus anderen Teilen des Reiches wurden Wald= und
Feldbrände in großer Zahl gemeldet. So brannte es in der
Niederlauſitz, in Gingſt auf Rügen vernichtete ein Großfeuer
einen Gutshof mit ſämtlichen Gebäuden, wobei das Vieh zu
Hunderten in den Flammen umkam. Und auch in der Nähe
Berlins war am Sonntag nachmittag ein rieſiger Waldbrand im
Grunewald ausgebrochen. Die Berliner Wehren wurden in die
10. Alarmſtufe verſetzt, da eine unmittelbare Gefahr beſtand.
Die Feuerwehren von Wilmersdorf, Spandau, Zahlendorf und
Charlottenburg wurden nach dem Brandgebiet in Marſch geſetzt.
Bis die Wehren an Ort und Stelle eingetroffen waren, ſtanden
bereits Hunderte von Quadratmetern in hellen Flammen. Ein
heftiger Nordwind trieb die gefährlichen Funken in immer neue
Abſchnitte der ausgedehuten Schonung hinein. Die zahlreichen
Sonntags=Ausflügler flüchteten in wilder Haſt vor den
Flam=
men. Wie überall machte ſich bei den Löſcharbeiten beſonders
die Waſſerknappheit bemerkbar. Auf dem Wannſee wurde ein
Feuerlöſchboot in Alarm geſetzt, das nun mit rieſigen
Waſſer=
maſſen dem Brand zu Leibe ging. Kommandos der Schutzpolizei
ſperrten in weitem Umfang das Waldgebiet ab, während die
Löſchmannſchaften brennende Bäume fällten und große
Sand=
wälle gegen ein Umſichgreifen des Feuers aufwarfen. Aber erſt
gegen Abend war das Feuer nach angeſtrengter Löſcharbeit
einigermaßen abgedämmt. Ein Zug der Feuerwehr ſowie der
Techniſchen Nothilfe hielten über Nacht die Brandwache. Der
abgebrannte Waldabſchnitt gehört zu den ſchönſten und
beſuch=
teſten Waldgebieten des Grunewalds. Wahrſcheinlich iſt das
Feuer durch eine achtlos weggeworfene Zigarette entſtanden.
Eine Unmenge von Unterholz und Tauſende ſchöner Bäume ſind
durch die Flammen vernichtet worden.
Auch in anderen Vororten Berlins ſind zahlreiche
Wald=
brände ausgebrochen, die teilweiſe ſehr wertvollen Baumbeſtand
vernichtet haben. So brach im nördlichen Waldſtück der
Deut=
ſchen Kampfbahn ein großes Schadenfeuer aus. Hier wurden
zwei Frauen verhaftet, die aller Wahrſcheinlichkeit nach durch
ein achtlos weggeworfenes Streichholz den Brand zu
verant=
worten haben. In den Frohnauer und Friedrichshagener Forſten
im Oſten Berlins ſind ebenfalls rund 7000 Quadratmeter
wert=
voller Wald abgebrannt.
In der Oberlauſitz mußten bei einem großen Schadenfeuer
im Waldgebiet bei Rothenburg neben den Feuerwehren auch
ſtarke Kommandos des Arbeitsdienſtes eingeſetzt werden. Auch
die Reichswehr iſt in Alarm verſetzt worden. Hier ſind etwa
1000 Morgen Wald abgebrannt.
Mittwoch, 11. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 189 — Seite 9
racht
Nubtt
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meter
gume
wa.
an
Frand!
örrten
Nun hat er ſich doch einmal entſchließen
müſſen, das Zeitliche zu ſegnen, der gute Zaro
Aga. Oft genug hat er die Welt alarmiert mit
der Nachricht von einer ſchweren Krankheit und
ſeinem bevorſtehenden Ableben. Aber bis jetzt
hatte er doch immer im letzten Augenblick noch
kehrt gemacht und war ins Leben zurückgekehrt,
um weiter ſeiner Umwelt und den Aerzten, die
ſich die Köpfe über ihn zerbrachen, ein Rätſel
und Wunder zu ſein.
Wie alt er nun eigentlich war, ob 120, 140
oder gar, wie die kühnſten Behauptungen lauten,
160 Jahre alt, und ob es eine bewußte
Irrefüh=
rung oder nur eine Trübung des Gedächtniſſes
war, wenn er ſich für älter ausgab, als er
wirk=
lich war — ob das Yoghurt=Eſſen oder ſeine
Nieren, von denen er nach den neueſten
Nach=
richten drei beſaß, ihm dieſe wunderbare
Lang=
lebigkeit verliehen haben —, das ſind alles
Fra=
gen, über die Sie ſich, wenn es Ihnen Spaß
macht, jetzt noch ordentlich den Kopf zerbrechen
können.
Ich finde, das Wunderbarſte an dieſem Fall
Zaro Aga iſt dies: Daß da noch ein Menſch lebte,
der ſchon auf der Welt herumlief, als all die
Geſchehniſſe vor ſich gingen, die Sie und ich und
unſere Eltern nur aus dem Geſchichtsbuch
ge=
lernt haben. Da haben dieſe Ereigniſſe als tote
ſchwarze Buchſtaben vor uns geſtanden, vielleicht
hat ein Lehrer es verſtanden, die Buchſtaben für
uns lebendig werden zu laſſen, er hat uns von
Jena und Auerſtädt und der Erhebung von 1813
erzählt, ſo als ob er das alles miterlebt hätte. Als
ob — ſehen Sie, und dieſer Menſch Zaro Aga,
der erſt vor ein paar Tagen ſtarb, der ſaß
tat=
ſächlich damals ſchon da unten in der Türkei und
guckte dem Lauf der Welt zu — wenn er auch
wahrſcheinlich nicht gerade von Jena und
Auer=
ſtädt was gehört hat.
Es berührt uns doch immer ſeltſam — Ihnen
iſt es ſicher auch ſchon ſo gegangen —, wenn wir
ſo irgendeinem Zeugen der Vergangenheit
ge=
genüberſtehen und uns unſere Gedanken darüber
machen, was der ſchon alles mitangeſehen hat.
Sind ſie ſchon einmal über das Forum in Rom
gegangen? Nein? Na, ich auch nicht — und
ſo=
weit brauchen wir uns auch gar nicht zu begeben.
Man braucht nur hier über unſeren Marktplatz
zu gehen, der Turm von der Stadtkirche und der
Weiße Turm gucken uns noch mit derſelben
Ge=
mütsruhe zu, wie ſie unſeren Urgroßeltern und
Ur=Urgroßeltern in Krinolinen und Puder=
Perücken zugeguckt und dabei mit Wehmut an
die Zeit der Schnabelſchuhe und bunten Wämſer
und Baretts gedacht haben.
Aber all dieſe Türme und Mauern ſind
ſchließ=
lich nur tote und ſtumme Kuliſſen der
Ver=
gangenheit. So eine alte Schwarzwaldtanne, die
auch etliche hundert Jahre auf dem Buckel hat,
iſt ſchon wieder was anderes. Die lebte und
wuchs, ſenkte ihre Wurezeln in den Boden und
bekam im Frühjahr ihre friſchen grünen
Spitzchen, damals gerade ſo wie heute. Nur
wundert ſie ſich wahrſcheinlich jetzt ſehr über
un=
ſere merkwürdigen Verkleidungen und findet,
daß die bunte und unternehmungsluſtige Tracht
der Landsknechte und fahrenden Schüler, die in
ihrem Schatten Raſt gemacht haben, ſich
bedeu=
tend maleriſcher ausgenommen hat.
Eigentüm=
liches Gefühl, ſich an ſo einen Stamm
anzu=
lehnen, an dem gewiß manches Mal ein Jemand
vorbeigezogen iſt, der es ganz natürlich fand, die
kurioſen Ritterrüſtungen zu tragen, die wir
heute im Landesmuſeum lächelnd beſtaunen.
Ganz ſoweit wie ſo eine alte
Schwarzwald=
tanne oder der Hildesheimer tauſendjährige
Ro=
ſenſtock oder all die „tauſendjährigen” Linden
und Eichen in unſerem deutſchen Land guckte der
gute Zaro Aga ja nun nicht in die
Vergangen=
heit hinein. Immerhin hätte er uns, wenn wir
mal die unwahrſcheinliche Zahl 160 für ſein
Al=
ter anſetzen, noch von Friedrich dem Großen
er=
zählen können, wenn er in Deutſchland, und nicht
in der Türkei das Licht der Welt erblickt hätte.
Um aber die franzöſiſche Revolution miterlebt
zu haben, hätte er gar nicht ſo alt zu ſein
brauchen — und ein Zeitgenoſſe Goethes iſt er
ganz ſicherlich geweſen, wenn auch die beiden
niemals von einander gehört haben. Als die
Revolution von 1848 über Deutſchland hinging,
war er ſchon ein reifer, erfahrener Mann, und
die Kriege von 1866 und 1870/71 konnte er ſchon
mit der Abgeklärtheit eines Greiſes betrachten.
Schade, daß er kein Geſchichtsbuch verfaßt hat
ich könnte mir vorſtellen, daß das ſehr
inter=
eſſant ausgefallen wäre.
Till.
Heckteufel
treibt Schabernack.
Ein fröhlicher Spaziergang durch den
Anzeigen=
teil alter Zeitungen.
Von E. K. Burg.
Eine Fundgrube für Neckteufeleien aller Art
iſt der „Kleine Anzeigenteil”, in dem ſich das
Einmaleins des täglichen Lebens am
unver=
fälſchteſten ſpiegelt.
In den 30er Jahren verlangte etwa ein
Ber=
liner Verlagsbuchhändler 15 Reiſende für „
Si=
biriens Totenfelder” mit nachweisbar guten
Verkaufserfolgen.
Eine Quelle mehr oder weniger derber Späße
die nach dem deutſch=franzöſiſchen Kriege
zahl=
reich auftauchenden Heiratsanzeigen. So findet
ſich in einem Kölner Blatt: „Ein junger
Kauf=
mann mit eigenem Engrosgeſchäft ſucht
ver=
mögende Schwiegermutter, welche ihrer Tochter
einen muſterhaften Gatten mit ſonnigem Herzen
zum Weihnachtsgeſchenk machen will.”
Die, ach ſo geliebte „Sonne im Herzen” ſchien
alſo damals ſchon!
Sehr anpaſſungsfähig bietet ſich in der
glei=
chen Zeitung ein heiratsluſtiges Jüngferlein
an: „Eine junge Dame, 22 Jahre alt, von
ein=
nehmendem Aeußeren, auf Wunſch
muſi=
kaliſch, wünſcht ſich zu verheiraten.”
Ein ausgeſprochen angenehmer
Heiratskan=
didat iſt zweifellos auch der Urheber dieſer
ſäch=
ſiſchen Anzeige: „Bisher unverheirateter
Ge=
richtsbeamter, rüſtig, ſtramme Figur, 1,96 Meter
groß, Kinderfreund, ſucht ähnliche
Lebens=
gefährtin.”
Auch der Stellenmarkt von anno Tobak
wimmelt von den luſtigſten Seltſamkeiten. So
lautet es in einer Münchener Zeitung aus dem
Jahre 1893: „Mädchen geſucht nach Köln am
Rhein. Muß ſehr gut kochen, auch Kuchen und
Dampfnudeln, und vorkommendenfalls alles
mit anfaſſen.”
Ein Fürther Blatt, aus dem Jahre 1878
macht das verlockende Angebot: „Ein
Hausmäd=
chen, das Luſt zu einem Bäcker hat, kann
ſich melden.”
Der Lebensmittelmarkt einiger ländlichen
Zeitungen verzeichnet folgende Kurioſa: „Heute
abend von 6 Uhr ab verkaufe ich meine
Kalbshaxen ſowie meinen
Schweine=
bauch in altgewohnter Güte.”
„Selbſtgebaute junge Kartoffeln und dito
Matjesheringe” empfiehlt ein Peter
Schlunk.
In einer kleinen märkiſchen Zeitung aus
dem Jahre 1889 iſt folgende Anzeige zu leſen:
„Am erſten Oſterfeiertag wurde mir, während
ich in der Kirche war, der Betrag von
4 Mark aus meiner zu Hauſe gelaſſenen Hoſe
geſtohlen.”
Ein mecklenburgiſcher Ladeninhaber hat
fol=
gendes zu verkünden: „Eine in Gedanken
liegen gebliebene Gänſebruſt ſowie
eine Wurſt können bei mir abgeholt werden.”
Ein unbedingt wirkſames Haarwuchsmittel
gab Veranlaſſung zu folgender Anzeige, die in
Pommern das Licht der Welt erblickte: „Meine
Frau, der die Haare ſo furchtbar ausgingen, iſt
durch Gebrauch dieſer einen Lieferung
voll=
ſtändig davon befreit, was ich mit
wärmſtem Dank bezeugen kann.”
In einem ſächſiſchen Blatt aus dem Jahre
1887 meldet ſich ein ſtellungsloſer Reiſender mit
den Worten: „Ein neunjähriger Reiſender
in Spiritus ſucht für ſeinen verſtorbenen
Chef einen Prinzipal in obiger Flüſſigkeit.”
So äußert ſich nur wahre Pietät.
Dieſe Blütenleſe läßt ſich nach Belieben
fort=
ſetzen, denn auch die moderne Zeitung iſt nicht
ſicher vor dem Schabernack des unfreiwilligen
Humors, der auch den Beſten und Würdevollſten
nicht verſchont. Selbſt Homer ſoll ja nach dem
Zeugnis des Horaz bisweilen geſchlafen haben.
Seldhrüutaf Birürereldrriert.
viele indiſche Dörfer bedroht. — Die Jagdbeſtimmungen gelockert.
Starke Zunahme der Eingänger.
In den letzten Wochen und Monaten iſt in
ganz Südindien ein ſtarkes Anwachſen der Zahl
der wilden Elefanten zu beobachten. Vor allem
im Coimbatore=Diſtrikt ſind die
Elefantenher=
den wieder zu einer ernſten Gefahr und
Be=
drohung für die Dörfer und Pflanzungen
ge=
worden. Man hat bereits die Jagdbeſtimmungen
ſtark gelockert, um wenigſtens den Abſchuß der
Eingänger zu ermöglichen, die die ſtärkſte
Ge=
fahr ſind und in wenigen Tagen unabſehbaren
Schaden anzurichten vermögen.
Der Eingänger iſt ein Elefant, der wegen
irgendeines körperlichen oder geiſtigen Defektes
(auch das gibt es ja bei den Tieren) von der
Herde ausgeſtoßen worden iſt und nun allein ſein
Leben, verärgert und mißmutig, ſtets
angriffs=
luſtig und immer böſe, zu verbringen verſucht.
Genau ſo wie das plötzliche ſtarke Anwachſen
der Herden ganz unerklärlich iſt, ſo weiß man
auch keine Deutung dafür, weshalb die Zahl der
Eingänger ununterbrochen ſteigt.
Heute gibt es in jedem Walddiſtrikt
minde=
ſtens 2 bis 3 derartige wüſte, rauf= und
zer=
ſtörungsluſtige Lebeweſen, deren Exiſtenz allein
ſchon auf Kilometer Entſetzen und Schrecken
ver=
breitet.
Feſt ſteht, daß eines der Tiere bis heute ſchon
16 Menſchen getötet hat. Man weiß ferner von
einem Fall, wo ein Elefant einen Menſchen, den
er eine Stunde lang jagte, mit dem Rüſſel ge=
gen einen Baum ſchleuderte, ſo daß der
Unglück=
liche ſofort tot war.
Bei Satyamangalam wurden Wegearbeiter
von einem Eingänger bei ihrer Arbeit geſtört
und vertrieben. Er folgte ihnen auch bis in eine
Höhle, in die ſie ſich geflüchtet hatten, und
bom=
bardierte ſie mit Steinen und Holz, als er ihnen
nicht, tehr zu folgen vermochte.
Im Nilgiris bei Segur Chat haben zwei
Eingänger das Auto des Vizepräſidenten der
Nilgiris=Geſellſchaft und den Wagen des
Offi=
ziers für das Geſundheitsweſen überfallen.
Die Madras=Regierung gibt durch die
Diſtrikt=Behörden Jagdſcheine heraus, die früher
nur ſehr ſchwer zu bekommen waren und einzig
gegen gewiſſe Garantien gegeben wurden.
Auch heute macht man formelle Vorbehalte,
aber im allgemeinen wird nach dem Grundſatz
gehandelt, daß alle Einzelgänger beſeitigt
wer=
den dürfen, von denen nachgewieſen iſt, daß ſie
bereits Dörfer angegriffen haben.
Wie man der Elefantenplage ſelbſt begegnen
will, läßt ſich noch nicht überſehen. Dieſe
Maß=
nahmen ſind zurzeit noch Gegenſtand eingehender
Beratungen, da man ſie mit dem beſtehenden
Schutzgeſetz für wilde Tiere in Einklang zu
bringen genötigt iſt. Nie ſprach man in
Süd=
indien mehr von wilden Elefanten als in dieſen
Wochen.
Die Zeit der Getreideernte iſt gekommen.
Die Wochen, in denen das reife Getreide eingefahren wird, bringen dem Landmann den Lohn für
die Arbeit eines Jahres. Aber ſie bringen auch reichliche Plage, und keine Hand darf feiern,
wenn der Himmelsſegen rechtzeitig geborgen werden ſoll.
WDußten Sie das ſchon?
Man lieſt bisweilen in der Zeitung: „Dem
Landwirt Sch. hatte ein Iltis oder ein Wieſel
mehrere Kücken geraubt und um dieſe Tiere
zu fangen, ſtellte man ein Tellereiſen auf.
Wer ſaß am anderen Morgen im Eiſen? —
Ein Igel. Lachend gab man dem Tiere die
Freiheit wieder.‟ Das war falſch, denn man
hatte im Eiſen den richtigen Räuber erwiſcht.
Der ſonſt ſehr nützliche Jgel frißt Eier von
Bodenbrütern, junge Hühner, Enten und
Gänſe. In Hühnerfarmen, Faſanerien u. dgl.
darf man den Igel nicht dulden.
Eine reizende blaue Blume unſrer Wieſen
im Juni iſt der Ehrenpreis, im Volksmund
Männertreu genannt. Der Vogtländer
nennt dieſe hübſche Blume Kaffeetaſſen!
Warum Männertreu? Die Blüten fallen ſehr
leicht ab, und da böſe Zungen dies von der
Männertreue ebenſo behaupten, iſt die
Er=
klärung gegeben.
Ein intereſſantes Nagetier iſt der Biber.
Die Biber fällen mit den Nagezähnen Bäume,
ſchichten große Reiſighaufen auf, die „Burgen”
Sie ſtauen durch Dammbauten das Waſſer an,
um die Eingansöffnung zur Burg unter
Waſſer zu ſetzen. Familien= und Ortsnamen
erinnern an das Vorkommen der Biber in
Deutſchland. Dieſe Tiere haben heute in
Deutſchland nur noch eine Freiſtätte in der
Elbe und Mulde bei Deſſau. Der Beſtand der
Kolonie beträgt etwa 250 Stück. Es gibt
noch zahlreiche Biber in Canada.
Der Retter
von Worpswede.
Von Karl Heinrich Mohr.
„Komm herab, Anton, es iſt Beſuch im
Atelier!“
„Herr oder Dame?"
„Ein Herr.”
„Schön. Ich komme, Lieschen. Laß ihn
Platz nehmen. Du weißt ja.”
„Schon gut. Nimm dir Zeit, Alterchen.”
Nach dieſem kurzen Zwiegeſpräch, das Anton
Specht, der Landſchaftsmaler, durchs
Haus=
telephon mit ſeiner Frau hatte, erhob er ſich
aus ſeinem Ruheſeſſel, griff nach ſeinem Stock,
zupfte ein wenig an Binde und Rock herum
und begab ſich gemeſſenen Schrittes auf den
Weg.
Nur ſelten geſchah es, daß „Beſuch” ſich
meldete. War ein ſolcher angeſagt, ſo wußte
man, daß es ein Sorgenkind vom Vetter
Hel=
mut war, dem gütigen Hamburger Arzt und
Menſchenfreund, das dieſer heraus nach
Worps=
wede, dem Künſtlerparadies und Spechts
zwei=
ter Heimat, geſandt hatte.
Im Atelier erwartete den Maler ein junger
Menſch. Anton Specht trat, nachdem er die
Tür hinter ſich geſchloſſen hatte, drei Schritte
vor. Er ſtand dor dem Fremden, zeigte ihm
ſein ſilbern umrahmtes, ausdrucksvolles
Künſt=
ler=Antlitz und bot ihm mit einem einladenden
„Grüß Gott!” die Rechte. Zittrig betteten ſich
kalte, ſchmale Finger in ſie, eine müde Stimme
antwortete:
„Mir lebt kein Gott. Verzeihen Sie — ich
weiß nicht recht —
„Setzen wir uns”, unterbrach Specht. „Wie
alt ſind Sie?‟
„Ich bin 23 Jahre alt. Mein Name iſt —.”
Der Maler winkte unwillig ab: „Tut gar
nichts zur Sache. Erzählen Sie mir von ſich.
Sie waren recht krank, wie ich vermute?"
„Ich bin es noch. Ich fühle das — obwohl
der Doktor ſagt, ich ſei vollkommen geſund.
Mag ſein, daß meine Organe funktionieren
wie die jedes anderen Menſchen. Aber: ich
habe keine Freude mehr am Leben! ——
Ver=
ſtehen Sie das?”
„Nein.”
„Herr! Ich bin der Verzweiflung nahe!”
ſtieß der junge Mann heraus und fuhr
unbe=
herrſcht fort: „Ich weiß, daß es töricht, frivol
war, Sie hier aufzuſuchen, Sie zu behelligen!
Auch Sie werden mir nicht helfen können,
Herr Specht, Sie kennen ja die Not nicht, die
große, ſeeliſche Not! Sie ſind ein
gottbegnade=
ich
ter, ein ſchaffender Künſtler, und ich
bin eine jammervolle, heruntergekommene,
haltloſe Geſtalt, vom Schickſal zermürbt und
im Begriff, dies Leben, das keines Hundes
würdig iſt, zu beenden!“
Des Malers Antlitz ruhte unverwandt au
der Geſtait des jungen Mannes, ein mildes
Lächeln umſpielte ſeine Lippen.
Der Erzähler rückte ungeduldig auf ſeinem
Stuhl hin und her, holte nach einigem Zögern
ein winziges Fläſchchen aus der Rocktaſche,
beſah es, lachte kurz und ſchrill auf und ließ
es ſodann in die linke obere Weſtentaſche
gleiten.
Anion Specht nahm von dieſem Tun keine
Notiz. Er nahm ſeinen Stock auf, ging zum
Fenſter und zog mit einem kurzen, ſcharfen
Ruck die Gardinen auseinander. Heller Tag
verdrängte ſogleich die bis dahin herrſchende
Dämmerung und ergoß ſich über den jungen
Menſchen. Der Maler ſtand mit dem Rücken
gegen das Fenſter.
„Warum tun Sie das? Soll ich gehen?”
fragte erſchrocken ſein Beſucher und näherte
ſich ihm, als wolle er ſich verabſchieden.
„Noch nicht, bitte. Sie ſollen ſchauen. Was
ſehen Sie?”
„Licht! Viel Licht! Eine ſchöne Welt, Herr
Specht! — Wohl dem, dem es vergönnt iſt,
ſie mit ungetrübten Augen zu ſchauen, mit
unbelaſteten Sinnen zu erfaſſen!
— — Warum
foltern Sie mich ſo? Erlauben Sie mir, daß
ich jetzt gehe.”
„Noch eins, junger Mann” hielt Specht
zurück, „ſehen Sie dieſen Torſo von Gemälde —
dort, zwiſchen den beiden Pfeilern an der
Atelierwand?”
„Mit einer Schafherde im Vordergrund?”
„Ganz recht! Das iſt mein letztes
be=
gonnenes Werk. Es wird nie vollendet werden!“
„Und warum wollen Sie es nicht
voll=
enden?”
„Ich kann es nicht vollenden! Weil ich —
„gottbegnadeter und ſchaffender Künſtler”,
erblindet bin!“
„Sie ſind — — erblindet?!‟ Der junge
Menſch ſackte zuſammen wie vom Donner
gerührt.
Mit mächtiger Stimme fuhr Anton Specht
fort: „Ich ſtand, acht Jahre ſind es her, auf
der Höhe meiner Schaffenskraft, im beſten
Mannesalter und mit tauſend Plänen im
Kopf, als mich jene unheilvolle Krankheit
be=
fiel, die mir für immer das Augenlicht
raubte! Die mich herausriß aus einer Welt
voll Licht, voll Schönheit, Leben,
Schaffens=
freude — und hinabſtieß in den Abgrund
ewiger Finſternis!!“
„Und das — das — — haben Sie —
ertragen?!
Wortlos ſtanden beide einander gegenüber.
Dann antwortete Anton Specht ruhig und mit
klarer Stimme: „Ich bin, wie Sie ſehen, über
all dem nicht zerbrochen, obwohl mir nichts
Schlimmeres hätte widerfahren können. Ich
habe auch — das verſichere ich Sie, junger
Mann — keine Minute daran gedacht, mein
Unglück durch ein Verbrechen zu krönen! —
Reden wir jetzt nicht mehr von mir. Sie
haben mir gewiß noch manches zu ſagen von
Ihren eigenen Nöten, die Sie, wie Sie meinen,
der Verzweiflung nahebringen. Ich will
Ihnen helfen, junger Mann!”
Tiefe Schamröte verfärbte deſſen bleiches
Geſicht. Er erfaßte mit beiden Händen des
blinden Malers freie Linke. Er neigte ſich
über ſie, küßte ſie lange und innig.
So wie nur ehrliche Reue, erlöſende ung
unendliche Dankbarkeit es vermag.
Seite 10 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Juli 1934
Gerlade Sahrtzere.
Die Zeitdlienſtübermittlung der Reichsbahn.
Unheimlich ſtill, unendlich lang ſind die
weißgetünchten Gänge in dem Gebäude der
Reichsbahndirektion in Berlin. Dumpf hallen
die Schritte. Mühſam findet man ſich in dieſem
Irrgarten von Zimmerfluchten zurecht, ehe man
vor der unſcheinbaren Tür ſteht, hinter der ſich
das Wunderwerk befindet, die „
Zeitdienſtüber=
mittlung der Deutſchen Reichsbahn".
Es iſt ein Zimmer von beſcheidenſten
Aus=
maßen, zweifenſtrig und nur mit den
notwen=
digſten Möbeln, einem Tiſch und einem Stuhl
verſehen. Rechts und links ſtehen große, faſt bis
an die Decke reichende Schalttafeln mit, einer
verwirrenden Anzahl von Hebeln. Uhrticken tönt
in die Stille. Bedächtig ſchwingen die Pendel
der drei großen Uhren in ganz gleichem Takt hin
und her.
Schnell die Gelegenheit wahrgenommen! Hier
kann man ſeine Uhr um die berühmte Minute
reguliern, die das Zuſpätkommen verſchuldet hat;
denn hier gibt es die genaue Bahnzeit. Alle drei
Uhren, die große Hauptuhr, die die
mitteleuro=
päiſche Zeit zeigt (M.E.Z.=Uhr), und die beiden
elektriſchen Uhren gehen bis auf Bruchteile einer
Sekunde genau. Von hier aus erhalten täglich
rund 12000 Uhren im Bereich des
Reichsbahn=
netzes die „genaue Bahnzeit”.
Schon fünf Minuten vor acht Uhr morgens
ruht auf ſämtlichen Leitungen der Reichsbahn
der geſamte Telegrammverkehr; denn pünktlich
auf die Sekunde, zwei Minuten vor acht Uhr,
betätigt die M.E.Z.=Uhr den erſten Kontakt zum
Rufzeichengeber, an den die Fern= und
Bezirks=
leitungen im ganzen Reich angeſchloſſen ſind.
Selbſttätig werden die Morſeapparate in München,
in Königsberg, in Flensburg oder in Frankfurt
von hier aus eingeſchaltet und nehmen das
M. E.3.=Zeichen des Gebeapparates auf. Ueber
eine Minute lang ergeht in Morſezeichen der
Ruf M.E.3. . . . M.E.3. . . . M.E.3., bis
50 Sekunden vor 8 Uhr ein zweiter Kontakt von
der Uhr in Tätigkeit geſetzt wird. Der
Gebe=
apparat wird abgeſchaltet und auf den
Morſe=
apparaten im ganzen Reich erſcheint ein langer
Strich. Genau um 8 Uhr wird der Strich
unter=
brochen. Die Unterbrechung erſcheint auf den
Papierſtreifen der Morſeapparate — und in die=
ſem Augenblick iſt es auf die Sekunde 8 Uhr
morgens. Sechs Sekunden nach 8 Uhr erſcheint
noch einmal ein dreimaliges M.E.3.=Zeichen als
Schluß, dann iſt die tägliche
Zeitdienſtübermitt=
lung beendet. Sämtliche Uhren auf den
Bahn=
höfen der Deutſchen Reichsbahn zeigen die
ge=
naue Bahnzeit.
Genauigkeit iſt hier alles. Mit geringſten
Bruchteilen einer Sekunde wird hier gerechnet.
Und da die drei Uhren in der Zeitdienſtangabe
mit Kontakten belaſtet ſind, die geringe
Ab=
weichungen verurſachen können, hat man noch
ein Wunderwerk, das unter allen Umſtänden
zu=
verläſſig iſt.
Im tiefen Keller, in einem Raum, der keinen
Erſchütterungen ausgeſetzt iſt und immer die
gleiche Temperatur von 25 Grad Wärme
auf=
weiſt, ſteht die aſtronomiſche Uhr, ein Wunder
an Ganggenauigkeit. Sie iſt durch eine
Pendelſteue=
rung mit den drei Uhren der Zeitdienſtangabe
verbunden und ſorgt durch einen
Elektromagne=
ten dafür, daß die drei Pendel mit dem ihrigen
gleichen Takt halten.
Die Zeit der aſtronomiſchen Uhr wird mit
der der Neubabelsberger Sternwarte und dem
Nauener Zeitzeichen verglichen. Ein
Regiſtrier=
apparat zeigt durch Lochungen auf einem
Papier=
ſtreifen die einzelnen Zeiten nebeneinander an,
auch die der aſtronomiſchen Uhr. So läßt ſich
durch Vergleichung die genaue Zeit bis auf
kleinſte Bruchteile einer Sekunde feſtſtellen.
Schon bei Abweichungen von einer
Zehntel=
ſekunde wird die aſtronomiſche Uhr durch
Auf=
legen dünner Silberplättchen auf das Pendel
reguliert.
Den ganzen Tag über iſt das Zimmer der
Zeitdienſtängabe verſchloſſen. Die Mechanismen
von größter Genauigkeit machen die Menſchen
überflüſſig. Nur am frühen Morgen, wenn man
auf ſämtlichen Bahnhöfen Deutſchlands auf die
genaue Bahnzeit wartet, iſt ein Mechaniker
an=
weſend. Er ſoll im Falle einer Störung für die
Uebermittlung des Zeitzeichens durch den
Hand=
morſeapparat ſorgen. Doch es iſt ein ruhiger
Poſten: — der Handmorſeapparat iſt noch nie
in Tätigkeit geweſen, noch immer haben über
12000 Uhren die genaue Bahnzeit rechtzeitig
erhalten.
Adolf Neß.
Büuerl berdoteke.
Von Heinz Scharpf.
Jeden Tag kam der berühmte Profeſſor für
Seelenforſchung an der kleinen Bucht vorüber,
in der auf einer großen Tafel zu leſen ſtand:
„Baden verböten! Zuwiderhandelnde zahlen
drei Mark.”
Trotzdem ſah man hier öfters Leute
herum=
ſchwimmen.
Hm, dachte der Profeſſor jedesmal, ſo iſt
der Menſch, nicht fünf Minuten entfernt
be=
findet ſich die öffentliche Badeanſtalt, aber es
reizt ihn, an dieſer verbotenen Stelle ſich ins
Waſſer zu begeben, wie es ihn lockt, verbotene
Wege zu gehen, an verbotenen Plätzen zu
an=
geln oder Rad zu fahren.
Es gab hier dasſelbe Waſſer, dieſelbe Luft,
denſelben Blick in die Landſchaft wie in der
Badeanſtalt, in die der Eintritt zwanzig
Pfen=
nige koſtete, während das Baden an dieſem Ort
auf drei Mark zu ſtehen kam. Kein
Vernunft=
grund ſprach alſo dafür juſtament den See hier
zu benützen, es war einfach die Luſt am
ver=
botenen Tun, die ſchon zum erſten Sündenfall
geführt hatte.
Eines Tages, als das Ufer einſam und
ver=
laſſen dalag, erfaßte den Profeſſor der
Experi=
mentiertrieb. Er wollte einmal am eigenen
Leibe die Luſtgefühle ausprobieren, die
ver=
botenes Baden verlieh. Streng wiſſenſchaftlich
zu Werke gehend, zückte er erſt einmal ſein
Notizbuch, um die Reſultate der Unterſuchung
gewiſſenhaft darin zu verzeichnen. Jedes
Luſt=
gefühl wollte er mit einem Strich, jedes
Un=
luſtgefühl mit einem Punkt regiſtrieren.
Er entledigte ſich ſeines Rockes, doch fand
er keinen Haken, ihn daran zu hängen. Punkt!
Auch gab es keine Bank, darauf man ſich zum
Ausziehen ſetzen konnte. Punkt! So ließ er
ſich ächzend nieder ins Gras, das an der
ge=
wählten Stelle leider etwas feucht war, ſo daß
es ihm fühlbar den Hoſenboden näßte. Punkt!
Der Gelehrte legte die Kleider umſtändlich
zuſammen, die ſtaubigen Schuhe natürlich auf
das friſche Hemd, die goldene Uhr ganz oben
drauf, und an den Kleiderhaufen vorſichtig
an=
gelehnt die brennende Pfeife, wie eben die
Herren Profeſſoren dieſe Dinge zu erledigen
pflegen. Dann watete er erwartungsvoll ins
Waſſer hinein, wobei er den Schlamm
auf=
rührte, daß es ſich weit hinaus trübte. Punkt
— Patſch! trat er hierauf in ein Loch, rutſchte
aus und plumpſte der Länge nach hin, doch
geiſtesgegenwärtig das Notizbuch hochhaltend.
Dabei bekam er von dem ſchmutzigen Waſſer
eine ausgiebige Koſtprobe zu ſchlucken. Pfui
Teufel, waren das die Vorzüge verbotenen
Badens? Der enttäuſchte Forſcher verzeichnete
gleich drei Punkte hintereinander. Auch
Schna=
ken ab es hier viel zahlreicher als in der
An=
ſtalt, wo ſie ſich auf mehrere Opfer verteilen
konnten. Punkt! Plötzlich verſpürte er in der
warmen Brühe eine kalte Strömung. Puh.
waren hier unterirdiſche Quellen, Strudel?
Punkt! Dann ſchlängelte ſich etwas um ſeine
Wade. Eine Schlange oder ein Schlinggewächs?
Dem Profeſſor wurde unheimlich zumute, doch
wöllte er den begonnenen Verſuch um keinen:
Preis aufgeben.
Nach Aufzeichnung einiger weiterer Punkte
durchfuhr ihn ein neuer Schreck. Wenn jetzt
je=
mand am Ufer vorbeikam und ihm die
Klei=
der raubte? Die Uhr blitzte einladend in der
Sonne. Er ſtrebte eilig ans Land, nicht ohne
noch einmal gurgelnd zu verſinken, und kam
gerade noch zurecht, um das Feuer zu löſchen,
das ſeinen Rock aus der brennenden Pfeife
er=
griffen hatte. Punkt!
Das alſo war in Wirklichkeit das ganze
Ver=
gnügen am verbotenen Baden. Als der
Pro=
feſſor ſeine Notizen kurz überflog, zählte er
ſiebenundzwanzig Punkte und noch keinen
ein=
zigen Strich, der ein Luſtgefühl angezeigt hätte.
Bei den Leuten, die hier badeten, handelte es
ſich eben nur darum, der Behörde ein
Schnipp=
chen zu ſchlagen. Sie reagierten auf dieſe Weiſe
das Unluſtgefühl ab, das ihnen eine geſetzliche
Anordnung verurſachte.
So ſtand der berühmte Gelehrte ſinnend
und frierend da und vermißte ein Handtuch,
Punkt, vermißte die Klingel, den Bademeiſter
herbeizuläuten, Punkt, die Duſche die das
ſchmutzige Waſſer vom Körper wegſpülte, Punkt,
Punkt, und wieder Punkt.
Da ſah er jemanden des Weges kommen, es
war der Landjäger, Raſch wollte er ins Hemd
ſchlüpfen, aber in der Eile fuhr er in die
Unterhoſenbeine, und als er dann das Hemd
verkehrt anhatte, vermißte er darin den
Kra=
genknopf, der ſich erſt ſpäter im Schuh wieder
vorfand, als ſeine große Zehe daranſtieß. Vor
Schmerz ſprang der Diener der Wiſſenſchaft im
Kreiſe umher und trat dabei auf die Uhr, die
knirſchend das Zeitliche ſegnete. Da ſtand auch
ſchon der Landjäger vor ihm.
Der Gelehrte wollte ihn aufklären, daß er
nur im Dienſte der Forſchung gebadet hatte,
aber der Mann des Geſetzes verhielt ſich wie
alle robuſten Naturen der Seelenforſchung ge=
Zahl’n S.” fragt er,
genüber ablehnend. „
Der Profeſſor zahlte.
„oder kommen s mit
Punkt! Wobei er ſich erinnerte, auch ſonſt beim
Zahlen niemals ein Luſtgefühl empfunden zu
haben.
Unter dem friſchen Eindruck des Erlebten
ergänzte er dann im Weitergehen ſeine
Wahr=
nehmungen. Sie ſollten das Material geben zu
einer tiefſchürfenden Studie: Ueber den Reiz
des Verbotenen.
Mitten im beſten Denken ſtörte ihn ein
Ge=
ſchrei und Gelächter, das aus der Richtung der
Bucht kam. Er begab ſich dahin zurück und ſah
gerade einige junge Leute ins Waſſer ſteigen.
„Jungens.” rief der Profeſſor, „haltet ein,
was reizt euch, gerade hier zu baden? Wie die
Unterſuchungen einwandfrei ergaben, badet es
ſich in der Badeanſtalt viel angenehmer. Dort
bezahlt Ihr bloß 20 Pfennige, hier koſtet das
Baden drei Mark.”
Die Jungens grinſten.
„Es mangelt euch nur an der nötigen
Ein=
ſicht und Erfahrung —” wollte der Profeſſor
fortfahren, ſo weit kam er jedoch nicht.
„Es mangelt euch nur an —
„An die 20 Pfennig”, riefen die munteren
Knaben und ſtürzten ſich ins Waſſer.
Das 6ift der Siftſchlangen.
(afp) Wie Verſuche ergeben haben, iſt das
Gift der Giftſchlangen gegen Giftſchlangen und
ungiftige Schlangen der gleichen Gattung
un=
wirkſam. Die Gifte der Giftſchlangen haben eine
verſchiedene Wirkung. Das Gift der Colubriden,
zu denen die Kobra gehört, iſt ein Nervengift
und erzeugt Atmungslähmung, dasjenige der
Vipern iſt blutzerſetzend. Die größten
Giftmen=
gen auf einmal liefert, die bösartige Lacheſis
alternatus, und zwar 0,55 ccm, während die
Klapperſchlange z. B. nur 0,1 ccm erzeugt.
Chrann
in der hinderituve.
Bubi will immer die erſte Rolle ſpielen.
„Hört mal alle, was ich ſage!” —
Geltungs=
bedürfnis und ſchlechte Erziehung. —
Gemein=
ſchaftsgefühl von früh auf. — Die Gefahren
des Einzelkindes.
(ptd.) Wir kennen ihn alle, den ſüßen, kleinen,
braunen oder blonden Burſchen, der wie ein
Feldherr in der Kinderſtube ſteht und alle
tyran=
niſiert: Vater, Mutter, die Geſchwiſter und die
Spielgenoſſen! Im innerſten Herzen geben wir
Eltern es zu: Der Bub iſt herzig, wie er ſo
ver=
ſteht, ſeinen Willen durchzuſetzen, wie er die
Fäuſtchen ballt oder einen mit dem ſonnigſten
Lächeln einzuwickeln verſucht! Ja, man iſt leicht
gewillt, hier einmal ein Auge zuzudrücken
aber man darf es doch nicht!
„Alſo, wenn die Kinder nicht ſo wollen wie
ich, dann macht mir die ganze Sache keinen Spaß,
dann gehe ich nach Hauſe”, erklärt der
Fünfjäh=
rige bei einer Kindergeſellſchaft kategoriſch, und
leider geben meiſtens die anderen Kinder nach
und fügen ſich dem kleinen Tyrannen!
Woher kommt das nun, daß Bubi — bei
Mädels findet man das natürlich genau ſo —
immer die erſte Rolle ſpielen will? Iſt es ein
überſteigerter Geltungsdrang? Meiſtens ſind es
Einzelkinder, die ſich zu Tyrannen entwickeln,
denn das Einzelkind wächſt ja nicht in dem
Gemeinſchaftskreis der Geſchwiſter auf, wo ſich
ſolche ſchlechten Angewohnheiten abſchleifen —
das Einzelkind iſt ja faſt immer mit
Erwach=
ſenen zuſammen, die ſchon von vornherein den
Kindern den Gefallen tun — einmal, weil’s halt
der Einzige iſt oder aber aus Bequemlichkeit!
Denn es iſt ja viel leichter, dem Kind den
Wil=
len zu tun, als einmal energiſch zu werden und
etwas abzuſchlagen, was dann womöglich mit
Ge=
brüll beantwortet wird. Hier iſt die Gefahr für
das Einzelkind groß.
Kinder machen ſich gern einmal wichtig — das
muß man nicht ſo tragiſch nehmen! Sie entdecken
ja täglich in ihrem Leben etwas Neues, ſie
fin=
den das Leben und ſich ſelbſt ſo intereſſant, daß
ſie auch ſich ſelbſt wichtig nehmen. „Hört mal
alle zu, was ich ſage.." Ach, wie ſchön iſt es,
wenn man mal ganz allein im Kreis der
Spiel=
kameraden ſprechen kann und dann womöglich
alles beſtimmen darf. Schüchterne Kinder laſſen
ſich aber von ſo einem kleinen Tyrannen leicht
zur Seite drängen, ſie werden unſicher und
un=
ſelbſtändig — vielleicht auch denkfaul, denn das
lebhafte, draufgängeriſche Kind denkt ja für ſie!
Hier muß aufgepaßt werden!
„Hach, was die Lotte ſich immer tut —
da=
bei iſt ſie doch ſelbſt nur ein Kind!” ſagte die
kleine Brigitte ganz empört, als Lotte ſich er=
Angenehme Abkühlung.
laubte, auch einmal eine eigene Meinung zu
ha=
ben. In dem „nur ein Kind” lag für den kleinen
Tyrannen das ganze Leid verborgen.
Recht=
haberiſche Kinder empfinden das Abhängigſein
von Erwachſenen als einen Makel!
Hier hat die neue Zeit ein gutes Werk getan:
der Sinn für die Gemeinſchaft iſt geweckt
wor=
den! Die Tyrannen in der Kinderſtube
verſchwin=
den mehr und mehr. Dadurch, daß die Kinder
heute ſchon in früher Jugend lernen, daß män
ſich in eine Volksgemeinſchaft einzuordnen hat,
daß der Einzelne zum Wohl des andern
zurück=
treten muß, werden ſich die Geltungsgelüſte bald
legen. Ein Kind, das ſich z. B. in der
Hitler=
jugend als Tyrann aufſpielen würde, würde
ſchnell lernen, daß es in dieſem Punkt nichts zu
lachen gibt. Bedingungslos dem Führer folgen,
ſo heißt die Parole!
Und doch ſollten die Eltern bei noch nicht
ſchulpflichtigen Kindern dieſes „ſich wichtig
machen” nicht allzu ernſt nehmen. Ein klein
bißchen protzen, ein klein bißchen mal „den
großen Mann ſpielen” — das tun alle Kinder
gern. Nur die anderen zu tyranniſieren, iſt
ge=
fährlich. Hier muß eine energiſche Mutter
ein=
greifen! Bei Einzelkindern iſt die Gefahr groß
viele Geſchwiſter halten den kleinen Tyrannen
ſchon in Schach!
Senta Neckel.
Pürſiche in verſchiedener
Zubereitung.
Ueberall locken die ſamthäutigen Pfirſiche
zum Kaufe und zudem zu Preiſen, die es jeder
Hausfrau geſtatten, ſie öfter bald in dieſer, bald
in jener Form auf den Tiſch zu bringen. Am
köſtlichſten ſchmecken ſie jedoch roh genoſſen, nur
geſchält und in Streifchen geſchnitten. Doch auch
als Pfirſich=Salat, zu dem man gleiche
Teile Pfirſiche und Gartenpflaumen verwendet.
Beide geſchält und geviertelt, mit einer
erkal=
teten, dickſämigen Vanilleſoße gemiſcht, mit
Zucker oder Süßſtofflöſung, ſowie 1 Teelöffel
Rum oder Arrak gewürzt und einige Stunden
zugedeckt ſtehen gelaſſen, iſt er ganz köſtlich im
Geſchmack. Eine Pfirſich=Reisſpeiſe iſt
ebenfalls ein wohlfeiler Nachtiſch, zu der man
¼ Pfd. Reis in Milch dick ausgequollen, mit
Vanillezucker gewürzt und wie oben geſüßt,
lagenweiſe mit in Scheiben geſchnittenen
Pfir=
ſichen in eine Glasſchüſſel füllt. Am nächſten
Tag geſtürzt, gebe man dazu Himbeer=,
Kirſch=
oder einen anderen Fruchtſaft. Pfirſich=
Gelee iſt für Sonn= und Feſttage eine ganz
köſtliche Erfriſchung, zu der man die geſchälten,
halbierten Pfirſiche mit einem Gelee von halb
Waſſer, halb Apfelwein und Gelatine (auf ½
Ltr. Flüfſigkeit 6—8 Blatt rote Gelatine) gut
geſüßt, rechnet. In Glasſchale gefüllt und mit
halbierten Mandeln garniert, gebe man ſie mit
Schlagſahne zu Tiſch. Delikat iſt jedoch auch
eine Pfirſich=Torte, zu der man Mürbteig
in der Springform bäckt, mit halbierten
Pfir=
ſichen belegt und mit einem Geleeüberguß aus
verdünntem Sauerkirſchſaft, mit Rum oder
Ar=
rak gewürzt und 6 Blatt (auf ½ Ltr. gerechnet)
Gelatine übergießt, den man erſtarren läßt.
Vereinfachtes Abkühlen
von Lebensmitteln
2
und Getränken.
Von Hildegard Brunner.
Hat man keinen Eisſchrank zur Verfügung, ſo
bedarf es der Anwendung verſchiedener
Hilfs=
mittel, um die erwünſchte ſchnelle Abkühlung von
Lebensmitteln und Getränken zu erzielen.
Das Waſſer iſt ein unentbehrlicher Helfer
dabei. So genügt z. B. zum Abühlen von
Ge=
tränken: Limonade, Bier, Milch, Kaltſchale,
Kaffee, Tee u. a. m., das Einſtellen der in einer
Schüſſel oder Krug aufbewahrten Flüſſigkeit in
ein großes Becken mit Waſſer, dem man noch
1 Eßlöffel Salz und ebenſoviel Salmiakwaſſer
beifügt. Die Wirkung wird außerdem noch
un=
terſtützt, wenn man das Becken in Zugluft ſtellt
und ein in das Waſſer reichendes, mehrfach zu=
ſammengelegtes Hand= oder Wiſchtuch auf das
zugedeckte Gefäß legt. Hat man ein
Badezim=
mer zur Verfügung, ſo kann auch noch die Wanne
als Friſchhalter benutzt werden, die man ſoweit
mit Waſſer füllt, daß die hineingeſtellten
Ge=
fäße bis zur Hälfte mit Waſſer bedeckt ſind.
Bier Wein und Mineralwaſſer
in Flaſchen kann man ebenfalls ſehr ſchnell
abkühlen, wenn man ſie zuvor mit Wiſchtüchern
oder ſauberen Lappen recht dick umwickelt, die
man entweder mit Gummi oder Bindfaden
zu=
ſammenhält, um ſie in eine Schüſſel mit kaltem
Waſſer zu ſtellen. (Ebenfalls der Zugluft
aus=
ſetzen.)
Wer jedoch eine Kochkiſte oder =haube oder
Etagentopf im Beſitz hat, kann auch dieſe als
Friſchhalter verwenden. Und zwar wird dann
ein Topf (zu unterſt) mit zerklopftem Rohreis
gefüllt und darauf nun der mit den
abzuküh=
lenden Lebensmitteln oder Getränken gefüllte
Topf geſtellt und nun verdeckt in die Kochkiſte
verſenkt, die feſt geſchloſſen gehalten wird. Beim
Etagenkocher kann man auf dieſe Weiſe mehrere
Töpfe mit den verſchiedenſten Lebensmitteln und
Getränken übereinander kaltſtellen, da ja die
übergeſtürzte Iſolierhaube die warme
Außen=
temperatur fernhält.
Bücher für die Frau.
Paula Siber v. Groote, Referentin im
Reichs=
miniſterium des Innern, „Die ſilberne
Straße”, Novelle. — „Zweiſame Stille‟.
Ge=
dichte. Verlag von Martin Warneck,
Berlin WV 9.
In der Novelle „die ſilberne Straße” erzählt
Paula Siber v. Groote die einfache Geſchichte
einer Fürſorgeſchweſter, deren Lebenslinie
durch erſchütternde Erlebniſſe zweimal ſo
ge=
brochen wird, daß ihr endlich nur der Weg
über die „ſilberne Straße” des Fluſſes in den
Tod bleibt. Aus einem warmen
Frauen=
herzen heraus iſt das geſchrieben und will zu
Miterleben und Mitempfinden aufrufen. Es iſt
gewiß kein Buch, das leichthin geſchrieben
wurde, und das macht ſeinen Wert aus, wenn
auch eine zwingende Form des Ausdrucks noch
nicht gefunden iſt und manche ganz lyriſche
Stellen den Rahmen der Novelle ſprengt, auc
oft ein Ereignis — innerer oder äußerer
Art — zu weitläufig auseinandergeſetzt wird,
anſtatt daß es ſchlicht geſchieht. Etwas
Aehn=
liches iſt von den Gedichten „Zweiſame Stille‟
der gleichen Verfaſſerin zu ſagen, in denen ein
echtes Gefühl ſpricht und in denen ſich ein
Menſch in ſeinem Verhältnis zur Narur, zu
ſeinen Mitmenſchen, zu Gott darzuſtellen ſucht.
In der Geſtaltung dieſer Gedanken iſt abel
noch keine ganz eigene Form gefunden worden
der Einfluß von Rilkes früher Lyrik iſt noch
deutlich ſpürbar.
Der Ausweis
Die erſte Juliwoche.
Die erſte Juliwoche zeigte bei der Reichsbank normalen
Ver=
lauf. Von der Ultimoinanſpruchnahme der Kapitalanlagen
floſ=
ſen 224 Millionen RM. wieder zurück, das ſind 38 Prozent der
Ultimoinanſpruchnahme gegen 40 Prozent im Vorjahre. Im
ein=
zelnen nahmen die Beſtände an Handelswechſeln und Schecks um
91 auf 3301 Millionen RM., an Reichsſchatzwechſeln um 45 auf
26 Millionen RM. und an Lombardforderungen um 98 auf 73
Millionen RM. ab. Dagegen ſtiegen die Beſtände an
deckungs=
fähigen Wertpapieren, die bereits in der Vorwoche um 16
Mil=
lionen RM. zugenommen, weiter um 10 auf 371 Millionen RM.
Zum Teil hängt dieſe Steigerung wiederum mit der Konverſion
zuſammen. Es wurden einige Poſten an Neubeſitzanleihen
aufge=
nommen. Der Notenumlauf ging um 145 Millionen auf 3632
Mil=
lionen RM. zurück, der Umlauf an Rentenbankſcheinen um 9 auf
336 Millionen RM. An Scheidemünzen floſſen 43 Millionen RM.
in die Kaſſen der Reichsbank zurück. Neu ausgeprägt wurden
2 Millionen und eingezogen 1 Million RM. Zu erwähnen iſt noch
ein Rückgang der ſonſtigen Aktiven um 20 auf 580 Millionen RM.
im Zuſammenhang mit Rückzahlungen auf den Reichskredit. Der
Gold= und Deviſenbeſtand hat ſich wiederum infolge der täglichen
Repartierungen gehalten. Der Goldbeſtand hat einen
geringfügi=
gen Rückgang um 56 000 RM. erfahren, während der Beſtand an
deckungsfähigen Deviſen um 244 000 RM. geſtiegen iſt. Insgeſamt
beträgt der Beſtand an Gold und deckungsfähigen Deviſen rund
77 Millionen RM. Er deckt den Notenumlauf mit 2,1 Prozent
gegen 2 Prozent in der Vorwoche. Der geſamte
Zahlungsmittel=
umlauf beträgt 5581 Millionen RM. gegen 5402 Millionen RM.
zur gleichen Zeit des Vorjahres.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Zuckerfabrik Rheingau AG., Worms. Dieſe Rohzuckerfabrik.
deren Kapital von 3.131 Mill. RM. ſich faſt ganz im Beſitz der
Süddeutſchen Zucker AG., Mannheim, befindet, veröffentlicht für
das ſechs Monate umfaſſende Zwiſchengeſchäftsjahr per 28. 2. 34
keinen Bericht. Der Bruttoertrag wird auf 1,50 (im ganzen Jahr
1932/33 1.66) Mill. beziffert, wozu 0,03 (0,08) Mill. Zinſen uſw.
treten. Löhne und Gehälter erforderten 0,23 (0,64),
Abſchreibun=
gen auf Anlagen 0,17 (0.22) Beſitzſteuern 0,22, ſonſtige
Aufwen=
dungen 0,63 Mill. Einſchließlich 42 015 (36 235) RM. Vortrag
er=
gab ſich ein Reingewinn von 298 232 (292 495), woraus wieder
8 Prozent Dividende ausgeſchüttet wurden, und zwar im
Gegen=
ſatz zur Südd. Zucker nicht p. r. t., da die Berichtszeit die ganze
Zuckerkampagne wie im vollen Geſchäftsjahr 1932/33 umfaßte. In
der Bilanz erſcheinen u. a. Vorräte 0,24 (0,28) Forderungen 3,49
(2,85), darunter 3,44 an Südd. Zucker; andererſeits Rücklagen 0,56
(0,17) Anlageamortiſation unverändert 0,21, Verbindlichkeiten
0.17 (0,16) Mill.
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſellſchaft. — Anſteigende
Verkehrs=
ziffern im neuen Jahre. Dem Aufſichtsrat der Süddeutſchen
Eiſen=
bahngeſellſchaft, Darmſtadt, wurde der Abſchluß für das
Geſchäfts=
jahr 1933 vorgelegt. Infolge des im Berichtsjahre noch weiter
rückläufigen Verkehrs blieb das Geſamtergebnis hinter dem des
Vorjahres zurück. Wie der Fwd. erfährt, wird von der
Ausſchüt=
tung einer Dividende abgeſehen. (J. V. 3 Prozent Dividende aus
636 955 RM. Reingewinn.) — Im laufenden Jahre zeige der
Ver=
kehr eine ſteigende Tendenz, ſo daß für 1934 ein günſtigeres
Er=
gebnis erwartet werden könne.
Belebung auf dem Saareiſenmarkt durch deutſche Aufträge.
Der franzöſiſche Markt iſt nach Mitteilung des Vereins zur
Wah=
rung der gemeinſamen wirtſchaftlichen Intereſſen im Saargebiet,
was Stab= und Formeiſen angeht, nach wie vor unbefriedigend.
In Grob= und Feinblechen iſt die Lage etwas beſſer. Der
Saar=
markt hat eine gewiſſe Belebung dadurch erfahren, daß die
weiter=
verarbeitende Induſtrie aus dem übrigen Deutſchland Aufträge
erhalten hat. Das Aufkommen von Aufträgen aus der Saar ſelbſt
iſt nach wie vor gering. — Die Lage auf dem deutſchen Markt iſt
weiter als günſtig zu bezeichnen. Dieſe Aufträge — insbeſondere
für Stabeiſen — bilden das Rückgrat der befriedigenden
Beſchäf=
tigung der Saarwerke. Auch der Exportmarkt hat eine gewiſſe
Belebung erfahren, wenn auch hier die Preiſe immer noch zu
wünſchen übrigen laſſen, dies insbeſondere in den Gebieten, in
denen die Konkurrenz der untervalutariſchen Länder auftritt.
Ausweis der Schweizeriſchen Nationalbank. Nach dem
Aus=
weis der Schweizeriſchen Nationalbank vom 7. 7. 34 verzeichnen
die Goldwerte neuerdings eine beſcheidene Zunahme um 1,5 auf
1647,6 Mill. Die übrigen wichtigeren Aktippoſten, die auf
Halb=
jahresende zum Teil nennenswerte Zunahmen aufzuweiſen hatten,
wurden bereits in der erſten Woche weſentlich abgetragen. So
wurden die Lombardvorſchüſſe durch Rückzahlung von 22,9 Mill.
SFr. unter den Stand vom 23. 6. auf 77,5 Mill. zurückgeführt.
Der Notenumlauf liegt mit 1341 Mill. um 94,3 Mill. unter der
Höhe des 7. 7. 1933, die Notenrückwanderung ſeit Halbjahresſchluß
beträgt 35 Mill. gegen 51,9 bzw. 24,1 Mill. in der gleichen Zeit
der Jahre 1933 und 1932, ſie iſt auf Abzahlung im Aktivgeſchäft
zurückzuführen. Die täglich fälligen Verbindlichkeiten haben in
der Berichtswoche ungewohnterweiſe um 4,5 auf 450,5 Mill.
ab=
genommen. Notenumlauf und täglich fällige Verbindlichkeiten
waren am 7. 7. mit 91,96 Prozent durch Gold und Golddeviſen
gedeckt.
Vor einer Stabiliſierung von Dollar und Pfund? In New
Yorker inflationiſtiſchen Kreiſen iſt man über die Baſler
Be=
ſprechungen des Gouverneurs der Federal Reſerve Bank, Harriſon,
etwas beunruhigt, da man befürchtet, daß der amerikaniſche
Finanzmann über die baldige Stabiliſierung des Dollars und des
engliſchen Pfundes Verhandlungen einleiten werde. Harriſon iſt
bekanntlich aus Anlaß der Juli=Sitzung des Verwaltungsrats der
BJ3. nach Baſel gekommen und verhandelte bisher beſonders mit
dem in Baſel anweſenden Gouverneur der Bank von England,
Montagu Normann.
Produkkenmärkke.
Marktbericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
(Bergſtr.) vom 9. Juli. Pfirſiche 9—17 Pfg., Aprikoſen 24—30,
Birnen 18—20, Aepfel 7—20, Johannisbeeren 9—11,
Stachel=
beeren 4—11, Himbeeren 22—30, Zwetſchen 22—27, Pflaumen
2, Reineklauden 14, Sauerkirſchen 6—10, Türk. Kirſchen 11
dis 13, Bohnen 12—17.
Berliner Getreidegroßmarktbericht vom 10. Juli. Seitens der
andwirtſchaft lag auch heute wieder nur in geringem Umfange
Offertenmaterial vor, ſo daß trotz im allgemeinen nur mäßiger
lufnahmeneigung die Grundſtimmung als ſtetig zu bezeichnen
dar. Der Brotgetreide narkt lag ruhig. Verſchiedentlich wird neuer
toggen offeriert, nennenswerte Abſchlüſſe dürften bisher aber
aum zuſtande gekommen ſein. Hafer recht widerſtandsfähig, die
ſtimmung iſt unverkennbar freundlicher. Von Wintergerſten
wer=
en noch immer zweizeilige bevorzugt, jedoch ſind teilweiſe
Forde=
ungen und Gebote weiter nur ſchwer in Einklang zu bringen.
xportſcheine ſtetig, Mehle unverändert ruhig.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
erantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
id Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe für den Schlußdienſt: Andreas
auer, für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann; für
Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Unzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
A. VI. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
ir unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rickſendung nicht übernommen
prechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr,
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
der Reichsbank.
Berliner und Frankfurker Effektenbörſe.
Nachdem die Berliner Börſe bereits in den letzten Tagen eine
ſtetig freundliche Verfaſſung bei allerdings geringen Umſätzen
ge=
zeigt hatte, trat heute erſtmals wieder eine etwas kräftigere
Be=
lebung des Geſchäfts in Erſcheinung. Hierzu mögen verſchiedene
Anregungen beigetragen haben. Größte Beachtung findet die
er=
neute kräftige Abnahme der Arbeitsloſenziffer, obwohl die Zeit
der ſaiſonmäßigen Entlaſtung eigentlich ſchon vorüber iſt. In
Nachwirkung des günſtigen Eindrucks, den der Bericht des
Rheini=
ſchen Braunkohlenſyndikats ausgelöſt hat, waren in Werten dieſes
Induſtriegebietes verſtärkte Anlagekäufe des Publikums zu
beob=
achten. Auch Tarifwerte waren weiter begehrt, da die Stimmung
für dieſe Papiere durch den Bericht der Oberpfalzwerke AG. für
Elektrizitätsverſorgung mit einer Stromabſatzbeſſerung von zirka
13 Prozent einen neuen Impuls erhielt. Montane lagen ebenfalls
iberwiegend feſter, wobei auf einen Lagebericht von Höſch=Köln=
Neueſſen verwieſen wurde, der eine Ausnutzung der Kapazität von
60 Prozent gegenüber 30 Prozent bis vor kurzem feſtſtellte. Das
genannte Papier zog bis auf 74½ (plus 1½) an. Harpener
ge=
wannen ½ Prozent, Klöckner zirka 1 Prozent. Von
Braunkohlen=
werten waren Eintracht um 3½ Prozent, Rheinbraun um 1
Pro=
zent feſter. Von Kaliaktien wurden Werte des Salzdetfurtkonzerns
nach dem heute erfolgten Dividendenabſchlag 1½ Prozent
niedri=
ger bewertet. Bei relativ geringen Umſätzen kamen Farben
½ Prozent höher an. Am Elektromarkt fallen Elektr Lieferungen
mit einer Steigerung von 6 Prozent auf, da die vorhandene
leb=
hafte Nachfrage auf einen ziemlich leeren Markt ſtößt. AEG.
kamen ½ Prozent, Lahmeyer 2½ Prozent höher zur Notiz. Von
Tarifwerten ſind Thüringer Gas mit plus ¼ und Bekula mit plus
½ Prozent hervorzuheben.
Die Frankfurter Börſe hatte weiterhin eine feſte
Grundſtim=
mung. Zwar haben die Umſätze noch keine nennenswerte
Verbrei=
terung erfahren, immerhin war das Geſchäft heute, beſonders in
einigen Spezialwerten, etwas belebter. Vom Publikum lagen nur
in minimalem Umfange Aufträge vor Hauptgeſchäftsträger waren
auch heute wieder einige Auslandskäufe auf Sperrmarkkonten,
wovon beſonders der Elektromarkt profitieren konnte. Eine
Son=
derbewegung hatten Elektr. Lieferungen, die bekanntlich in den
letzten Tagen auf Befürchtungen eines Dividendenausfalls
erheb=
lich gedrückt waren. Offenbach haben ſich in dieſer Hinſicht die
Aus=
ſichten etwas gebeſſert, denn dieſes Papier zog nach vorgeſtern
abend noch 86¾ Prozent ſprungartig auf 92 Prozent an und hatte
auch beachtliche Umſätze aufzuweiſen. Hiervon wurden auch die
übrigen Elektropapiere etwas mitgezogen. Lahmeyer gewannen
Prozent, Bekula und Gesfürel je 8 Prozent, Licht und Kraft
Prozent, daneben lagen Schuckert und AEG. je ½ Prozent
höher, nur Siemens waren nur knapp behauptet. Für die
Geſamt=
börſe war die weitere erhebliche Verringerung der
Arbeitsloſen=
ziffer von Anregung, ebenſo wie einige günſtige Nachrichten aus
der Wirtſchaft und der auch etwas beſſere Reichsbankausweis für
die verfloſſene Woche eine Stütze gegenüber der herrſchenden
Ge=
ſchäftsſtille boten. Am Montanmarkt eröffneten Harpener,
Klöck=
ner und Rheinſtahl je 1 Prozent feſter, die übrigen Werte lagen
gut behauptet. Kaliaktien notieren heute ausſchließlich Dividende,
Salzdetfurt lagen 1½ Prozent niedriger, die übrigen aber gut
gehalten. Schiffahrts= und Transportaktien erhöhten ſich bis
½ Prozent, Hapag um 1 Prozent, ferner zogen Kunſtſeidenaktien
und Reichsbankanteile ½—½ Prozent an. Von Zellſtoffwerten
Aſchaffenburger 1 Prozent, Waldhof ½ Prozent feſter.
Chemie=
aktien lagen verhältnismäßig ſtill. Farbeninduſtrie plus ½
Pro=
zent. Scheideanſtalt und Deutſche Erdöl je plus ½ Prozent. Am
Rentenmarkt war das Geſchäft ſehr klein, es zeigte ſich auf keinem
der Marktgebiete zunächſt nennenswerte Nachfrage, die Kurſe
lagen aber meiſt gut behauptet.
An der Abendbörſe herrſchte bei Eröffnung ſtarke
Geſchäfts=
loſigkeit, die Stimmung war aber weiterhin zuverſichtlich und
feſter, wobei die letzten Nachrichten aus der Wirtſchäft und vom
Arbeitsmarkt nachwirkten. Zunächſt lagen die Berliner
Schluß=
kurſe meiſt unverändert, teilweiſe wurden ſie auch mäßig
über=
ſchritten, ſo bei Farbeninduſtrie. Ohne daß die Umſätze
weſent=
lich größer geworden wären, war die Haltung im Verlaufe weiter
feſt. Beſonders Werte mit Valutencharakter waren beachtet. Die
Börſe ſchloß überwiegend zu den ſchon feſteren Berliner
Schluß=
kurſen. Renten traten demgegenüber in den Hintergrund, lagen
aber voll behauptet.
Berliner Kursbericht
vom 10. Juli 1934
Schweizeriſche Ausführungsbeſtimmungen
zum deutſch=ſchweizeriſchen Transfer=Abkommen.
Zur Beſeitigung von Mißverſtändniſſen gibt die eidg.
Han=
delsabteilung zu den deutſch=ſchweizeriſchen
Zahlungsvereinbarun=
gen bekannt, daß der freie Zahlungsverkehr mit Deutſchland bis
auf weiteres nur mit Bezug auf Waren eingeſchränkt iſt, die aus
Deutſchland auf Grund einer Einfuhrbewilligung importiert
wer=
den. Wo dieſe Bewilligung nicht notwendig iſt, bleibt die
Be=
zahlung frei. Waren, die auf Grund einer Einfuhrbewilligung aus
Deutſchland eingeführt werden, ſind vorläufig nicht an die
Schwei=
zeriſche Notenbank zu bezahlen, ſondern der Kaufpreis iſt zu deren
Verfügung zu halten. Der Bundesrat wird beſtimmen, wann die
zurückgehaltenen Beträge der Nationalbank zu überweiſen ſind. In
Abweichung von den vorſtehenden Grundſätzen dürfen für deutſche
Waren vom Empfänger Nachnahmebeträge der Bahn und Poſt
auch dann eingelöſt werden, wenn die Einfuhr von Waren einer
Bewilligung unterliegt und der Empfänger einen
Verpflichtungs=
ſchein wegen Zurückhaltung der Bezahlung unterzeichnet hat.
Deutſcher Genoſſenſchaftskag vom 9. bis 12. Sepk.
in Baden=Baden.
Der 70. Deutſche Genoſſenſchaftstag findet in dieſem Jahr in
Baden=Baden vom 9.—12. September ſtatt. Gleichzeitig kann der
Deutſche Genoſſenſchaftsverband in dieſem Jahr auf ſein 75
jähri=
ges Beſtehen zurückblicken. Die Tagung ſteht unter dem Zeichen
der Auswirkungen des Arbeitsbeſchaffungsprogramms der
Reichs=
regierung. Die Unterſtützung der Maßnahmen der Reichsregierung
durch weitgehende Verſorgung des Handwerks, Handels und
Ge=
werbes mit den nötigen Krediten zur natürlichen Ankurbelung
der Wirtſchaft werden den Mittelpunkt der Verhandlungen bilden.
Biehmärkke.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 10. Juli. Auftrieb: Rinder
insgeſamt 902, darunter 49 Ochſen, 33 Bullen 820 Kühe oder
Färſen, ferner Kälber 357, Schweine 712. Es notierten pro
Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a1) 27—30, c) 24—26.
Bullen c) 20—24. Kühe a) 23—28, b) 15—22, c) 11—14. Färſen
a) 28—32, b) 22—27. Kälber b) 30—40, c) 24—29, d) 15—23.
Schweine b) 44—47 c) 42—46, d) 42—45. Marktverlauf: Rinder
ruhig, großer Ueberſtand. Kälber ruhig, langſam geräumt.
Schweine rege, ausverkauft.
Schweinemarkt in Alsfeld. Der geſtrige hieſige Schweinemarkt
hatte einen Auftrieb von 620 Ferkeln zu verzeichnen. Bei flottem
Handel entwickelte ſich guter Abſatz. Man bezahlte für 6—8
Wochen alte Ferkel bis zu 15 RM., 8—10 Wochen alte Tiere 16
bis 19 RM., 10—12 Wochen alte 19—23 RM.
Frankfurter Pferdemarkt vom 10. Juli. Am geſtrigen
Pferde=
markt waren 297 Tiere aller Gattungen angetrieben. Trotz guter
Qualität der meiſten zum Verkauf aufgeſtellten Tiere war der
Handel langſam und die Preiſe etwas gedrückt. In Schlachtpferden
beſtand Ueberangebot, ſo daß die Preiſe bis zu 20 RM. pro
50 Kg. Schlachtgewicht nachgaben. Der nächſte Pferdemarkt findet
am 20. Auguſt ſtatt.
A
Kleine wirtſchaftsnachrichten.
Das Reichsfinanzminiſterium hat zur Pflege der
Markterwei=
terung durch die Reichsbank eine neue Tranche
unverzins=
liche Reichsſchatzanweiſungen per 15. 6. 35 zum Satze
von 4 Prozent zum Verkauf geſtellt. Da die Laufzeit dieſer
Emiſ=
ſion unter einem Jahr liegt, ſind die Abſchnitte lombardfähig.
Ne=
benher läuft, wie ſchon ſeit längerer Zeit die Emiſſion per 15. 11.
34 zum unveränderten Satz von 4½ Prozent.
Ab 10. 7. 34 gelten folgende Preiſe für Metallhalbzeug (in
RM. je 100 Kg. für Abſchlüſſe auf 100 Kg.): Kupfer: Bleche 74
(74,25), Rohre 90 (90,25), Drähte und Stangen 67 (67,25).
Der Londoner Goldpreis betrug am 10. 7. 34 für eine Unze
Feingold 138 sh 0—½ d — 87,311
4 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 53,2577 Pence — 2,80712 R
Der Schweizer Bundesrat hat in ſeiner geſtrigen Sitzung
be=
ſchloſſen, mit Rückſicht auf die zu erwartende Kartoffelernte die
Kartoffeleinfuhr zu kontingentieren. Die Kontingente ſollen durch
das Finanz= und Zolldepartement feſtgeſetzt werden.
Oeviſenmarkt
vom 10. Juli 1934
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ. 1
Dresdner Bank
Hapag
Nordb. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Vaff
62.25
65.5
31. 125
23.5
129.—
68.—
94.625
134.5
133.75
M
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Berawerke
Geftf.elektr. untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Mik
91.—
149.5
58.875
109.—
105.—
74.—
59.5
124.—e4
71.5
93.25
64.875
45.—
Orenſtein & Koppell
Polyphonwerke
Nütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte, Raufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke *
Rf
39.875
162.—er
21.875
39.75
122.—er
61.—
11.75
123.625
29.—
91.—
m.5
110.—
Aegypten
lrgentinjen
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada
änemar
Danzig
ngland
Er
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland
Durmſtädter and Kallonmlvant Burmkadt, Fitldte orr Areiyner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 10. Juli 1934.
Kee
„Gr. IIp. 1934
935
..
193e
„
„ . 1937
1938
„Gruppe1 ....
6%Dtſch. Reichsanl.
v.27
5½%Intern.,b.30
6%Baden ... b.27
69Bahern „v.27
6%Heſſen ....b.29
83 Preuß. St. b.28
Sachſen .„.b.2
6%Thüringen v.27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze nkatlt.
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ....
Otſch. Anl. Ausl.
* I, Ablöſung
„. (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
1%Baden=Baden.
69Berlin ...v.24
69Darmſtadt . ..
6%Dresden.. v.26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
69
b.26
Jandealnt. ch
25Mannheim
München v.29
6%Wiesbadenv. 28
6%Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
193.65
103.75
321
99.5
97.6
101.3
22,
91.25
95:),
9.2
81.75
76.75
78.7
83.25
*
89.5
85
5½% Geſ.
Landes-
hyp.=Bk.=Liquid.
35
Komm. Obl. ..
6%Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Golboblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
R.12
6% Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. ....
6%Naſſ. Lanbesbk.
5½%„ Liqu.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Ank.
Ausl. Ser
„Ser,II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6¾Berl. Hyp.=Bk.
Lig.=Pfh.
½%
82Frkf. Hyp.=Bk.,
5½ % Lig=Pfb.
Golboblig.
6%Frkf. Pfbr.=Bk.
Lig=Pfr.
in. Hhp.=Bk.
Lig.=Pf.
63
Hyp.=B
äßz.
Lia=Pfbr.
BRhein.=Hhp.=Bk.
g.=Pfr.
* Golboblig.
Südd. Boden=
Cred.=Bank ....
5½% „ Lich.=Pfb=
6%Württ. Hyp.=B.
81
90.5
88
8875
95.75
113
18.25
88.5
8
3
91.5
31
88.25
917,
91.75
Wd
Dt. Linol. Werke
3Mainkrw. v.28
MMitteld. Sta
6SSalzmanneCo.
68 Ver. Stahlwerke
6%VoigtckHäffner
F. G. Farben Bonds
5 %Bosn. L. E. B.
%, L.Invei
78Bulg. Tab, b.
4½% Oſt. Schätze
Oſt. Goldrente
BSvereinh.Rumän
45
7½
47
4¾Türk. Abmin..
5 1.Bagdad
Zollanl. .
4½Büngarn 191
191
S Gobs
1910
½Budp. Stadtanl.
4%Liſſabon
42Stocholm
Aßtien.
Nccumulat. Fabrik 175.5
Uag. Kunſtzibe Unie
.E. G. ........
indreges
risBahn !
Aſchaffbg. Brauer
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F.P...
Berl. Kraft u. Licht
Buberus Eiſen. ..
Eement Heibelberg
Karlſtadt /1
9075
96.5
80
78),
61.5
58.75
122
68,5
143.25
25
1o8.25
125.5
Aae Re
Chem. Werke Albert
Chabe (A=c) .....
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz...."
Dt. Atl. Telegr.
Kif ee
Dt. Gold=u
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleum ...
Dortm. Ritterbrä.
Dyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk „/236
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleiche:
Fahr, Gebrüder
F.6. Farbeninduſtr
Feinmech. (Fetter,
Felt. & Guillegume
Frankfurter Hof ..
Gelſenkirch. Bergw.
Geſ.felektr. unter
Goldſchmidt Th. .
Gritzner=Kahſer.
Grün 8 Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
harpenerBergbau.
Henninger, Lempf
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil.
Ilſe Bergb. Stamm
70.25
134.5
59
47.5
110‟
117.5
2o8
0-1,
3
80
91.5
109.5
40
52.5
K
/14
33.5
66
54
108:,
68.5
21.25
8
25.5
33.
105.5
4.5
59,
129
Genüffel 127,5
ſ
Kali Chemie .....
Kali Aſchersleben
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ....
Knorr C. H.......
Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co. .!
Laurahütte ....."
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz Akt.=Br. .
Mannesm.=Röhr
Mansfeld. Bergb.
ſetallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
oenus ........
MotorenDarmſtadt
Neckarwert Eßling.
Oberbedar ... . .."
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau.
Rh. Braunkohlen,
Elektr. Stamm
Stahlwerke .
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ....
Salzdetfurth Kali
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Glektr.
ſchwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerke
Südb. Bucker=A. G.
Thür. Liefer.=Gef.
124.5
52
1.75
35
A
A
39.5
72
61.5
64
8.5
A
60.5
68.5
65.5
105
46.25
*
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89
391,
178,5
33.55
18‟
79
unterfranken
Ber. Stahlwerke
Ver, Ultramarin ..
Haeffner
eſtote. Kaufhof.
Beſteregeln Kali,
Zelſtoff Waldhof..
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr.
Bayer, Hyp. u. A
Berl. Ha.
delsge
pothetbr.
Comm. u. Privatbl.,
dt. Banz u. Disc.,
Dt. Eff. u. Wechſel
dresdner Ban!.!
Frankf. Bank. ..
Hyp.=Bank
Mein Hyp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Ban!.
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Bank.
d. Bod.=Cr. B.
Bürttb. Notenbankl=
A.=G.t. Verlehrsw.
Alg. Lokalb. Kraftw
% Ot. Reichsb.Vzo
Hapag .........."
Nordb.
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Südd. Eiſenb.=Geſ.
99.75
35
125
4
1102.75
718
58
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154.5
109.5
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27.25
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Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung . . 1209.75
Verein. Verſ.
19.21
Frankona Rückeu. Ml328.5
Mannh. Verſich.
Otavi Minen ...
41.25
Schantung Hanbelsl 47