Darmstädter Tagblatt 1934


10. Juli 1934

[  ][ ]

Einzelnumme,
Dr
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
Bei wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Juſi

bis 31. Juli 2 Reichsmark und 20 Pfennig Ab=
tragegebühr
, abgeholt 2. Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmarl frei Haus. Poſfbezugspreis
im Jult ohne Beſtellgeld monatlich 2.40 Reichsmark.
Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge böherer
Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindlichkeſt für uns.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſiattet.
Nummer 188
Dienstag, den 10. Juli 1934.
196. Jahrgang

Die 22 mm breite Zeile im Anzeigenteil, 1 mm hoch,
2 pfennig. Die 92 mm breite Zelle im Textteil 1 mm
hoch 100 Pfennig. Platzaufſchlag (nach vorheriger Ver=
einbarungl
ſür Placlerung unter Text oder an be=
ſimmter
Stelle 25% Rabatt nach StaffelC.privatanzeigen
ſeinſpalig) das feit gedruckte Leberſchriftswort 20 Pfg.,
jedes weitere Wort 8 Pfennig. Famillen= Anzeigen
die 22 mm breſie Zeile 1 mm hoch 6 Pfennig.
Poſfſcheckkonto: Frankfurt a. M. 1301. Bankkonto:
DD= Banl und Darmſfädter und Nationalbank.

Die deutſche Friedens=Offenſive.

Gegen die friedloſen Kräfte, den Rüſtungswahnſinn
Wiederaufbau ſtakk
* Der Appell an die Fronkkämpfer.
Die Rede des ſtellvertretenden Führers Rudolf Heß iſt zu
einem Zeitpunkt gehalten worden, der den franzöſiſchen Außen=
miniſter
Barthou zu ſeiner Ueberfahrt nach London ſah, dem
aber unmittelbar eine Periode verſtärkter franzöſiſcher Rüſtun=
gen
, ſowie Kreditbewilligungen für Rüſtungszwecke voraufgingen,
neben denen wieder die ganz gewiß nicht beruhigend wirkenden
engliſch=franzöſiſchen Generalſtäblerbeſprechungen herliefen. Und
will man noch ein Moment hervorgreifen, das außerordentlich be=
zeichnend
für die ganze europäiſche Situation und für die ſchon
bis zur Siedehitze geſteigerte Phantaſie, namentlich der franzöſi=
ſchen
und engliſchen Bevölkerung, iſt, dann braucht man nur an
die Erfindungen von Wickhaem Steed über die Verſeuchung von
Paris mit Mikropen und Bazillen zu erinnern. Wir haben die
Veröffentlichungen des engliſchen Publiziſten als fauſtdicke Lügen
gebrandmarkt, aber die Durchſchnittsbürger jenſeits der deutſchen
Grenzen glauben alles, was, man über Deutſchlands böſe Abſich=
ten
verbreitet. Kommt hinzu, daß dem franzöſiſchen Bürger ſeit
Jahren eingeredet wird, daß Deutſchland von Rachegefühlen be=
ſeelt
ſei, und daß man ſeine Furcht noch durch die gigantiſchen
Rüſtungen gegen Deutſchland untermauert und verſtärkt hat.
Iſt es da nicht ein Leichtes, genau wie 1914 die Völker auf
eine abſchüſſige Bahn zu treiben, ohne daß ſie merken, welches
Spiel mit ihnen getrieben wird? Wenn unter dieſen Umſtänden
kein geringerer als Rudolf Heß ſeine warnende Stimme erhob,
ſich mit einem Appell an die Frontkämpfer wandte, die die
Schwere des Weltkrieges miterlebt haben, wenn er erneut mit
beredten Worten den deutſchen Friedenswillen unterſtrich, ja, zu
einer förmlichen deutſchen Friedensoffenſive anſetzte, dann iſt es
ſchon zu verſtehen, wenn trotz der Vernebelung aller Gehirne mit
militäriſchen Phraſen, wenn trotz der Auswirkungen einer mehr
dem Kriege als dem friedlichen Nebeneinanderleben der Vökler
dienende Propaganda überall ein erſtauntes Aufhorchen und Hin=
hören
zu verzeichnen iſt.
Wir ſind weit davon entfernt, die in der erſten Ueberraſchung
gefallenen=Aeußerungen der engliſchen und franzöſiſchen Preſſe
und die betont kühle Aufnahme Barthous in London, der hier
nur einen Höflichkeitsbeſuch abſtatten will, als bare Münze
hinzunehmen. Wir haben namentlich in Paris ſchon früh genug
die Hand zu ſpüren bekommen, die dafür ſorgt, daß die
Friedensrede von Rudolf Heß nicht die Miſſion
Barthous überſchattet. Das aber kann und wird uns
wiederum nicht hindern, die Bedeutung der Königsberger Rede
des ſtellvertretenden Führers mit doppelter und dreifacher Ein=
dringlichkeit
zu unterſtreichen.
Zum Frieden hak Rudolf Heß aufgerufen.
Er hat damit dem friedloſen Wirken beſtimmter Kräfte in
Europa etwas entgegengeſeßt, was ſich nicht ſo leicht hinwegdis=
kutieren
läßt, um ſo weniger als Rudolf Heß nicht irgendein
Mitglied der deutſchen führenden Schicht, ſondern der unmittel=
bare
Gefolgsmann des Kanzlers ſelbſt iſt, der in einer Unzahl
von Reden und bei den verſchiedenſten Anläſſen, nicht zuletzt bei
großen Staatsaktionen ſeinen unerſchütterlichen Friedenswillen
betont hat. Es hat Wochen und Monate gegeben, da ſah es ſo
aus, als ſei das deutſche Friedensangebot auf fruchtbaren Boden
gefallen. Eine ſtarke Enttäuſchung hat uns und allen Völkern
das Frühjahr 1934 gebracht, das ohne die erhoffte und erwartete
deutſch=franzöſiſche Einigung blieb. Statt deſſen kamen die exhor=
bitant
hohen franzöſiſchen Rüſtungskredite und manches andere,
ſo auch der Einzug franzöſiſcher Truppen in die Verteidigungs=
anlagen
an der franzöſiſchen Oſtgrenze, als ob morgen ſchon die
Geſchütze ſprechen ſollten. Wir wollen nicht überſehen, daß der in
Deutſchland lahmgelegte und zerſchmetterte Kreis der Verſchwörer
mitgewirkt hat, den Kurs Frankreichs uns gegenüber zu verſtei=
fen
. Aber der 30. Juni ſollte doch unſeren außenpolitiſchen Gegen=
ſpielern
die Augen darüber geöffnet haben, wo das deutſche Volk
ſteht, zu wem es hält, und welchen Weg es einzuſchlagen gedenkt
und förtſetzen will. Und das iſt der Weg des Friedens, den Ru=
dolf
Heß erneut ſehr genau markiert hat, wie er auch umgekehrt
den einmütigen Widerſtand der ganzen Nation gegen alle auf=
gezeigt
hat, die Deutſchlands Grenzen überſchreiten und das Spiel
mit militäriſchen Einmärſchen fortſetzen wollen. Und noch eins:
Wie ſieht es heuke in Europa aus?
Alle Völker ſtehen unter wirtſchaftlichen Sorgen ſehr ernſter
Natur. Selbſt Frankreich, das 77 Milliarden Franken in Gold
gehörtet hat, und das, wenn die Menge in Gold ausſchlaggebend
wäre, das glücklichſte Land Europas ſein müßte, bekommt die
Wirtſchaftskriſe mehr und mehr zu ſpüren. Sollten da nicht die
Völker mehr an den wirtſchaftlichen, nationalen und internatio=
nalen
Wiederaufbau denken, anſtatt an Pakte und Verträge, die
in ſich Militärbündniſſe und Verpflichtungen, das Schwert zu
ziehen, bergen? Deutſchland hat zu ſeinem Teil bereits unge=
wöhnlich
viel zum Wiederaufbau Europas beigetragen. Welches
Land kann Arbeitsbeſchaffungserfolge aufweiſen, wie das in
Deutſchland der Fall iſt? Hat nicht die deutſche Arbeitsbeſchaffung
ihre günſtigſten Ausſtrahlungen auf die Nachbarſtaaten ausgeübt?
Wenn wieder manche Rückſchläge zu verzeichnen ſind, ſo iſt das
doch nicht unſere Schuld. Intereſſen der Gläubiger und deren
Anſprüche haben hineingeſpielt und manches zerſtört, aber nicht
unſeren Willen, das begonnene Werk fortzuſetzen und zu krönen.
Wie Deutſchland, hat jedes andere Land ſeine Sorgen. Iſt es
da nicht geradezu irrſinnig, zur wirtſchaftlichen Not noch irgend
etwas anderes hinzuzufügen, was an 1914 erinnert? Wir wollen
dieſe Rückfälle nicht, und mit uns alle friedlichen Elemente Euro=
pas
und des Weltalls ebenfalls nicht. Das hat Rudolf Heß in
ſeiner Friedensbotſchaft, die ein Friedensbekenntnis des Kanz=
lers
, der Reichsregierung und des ganzen deutſchen Volkes iſt,
erneut unterſtrichen. Sie kam aus berufenem Munde. Wir dür=

und die Kriegsheher in Europa. Wirtſchaftlicher
Pakke und Verkräge.
fen wohl erwarten, daß ſie in Paris und London nicht ungehört
verhallt, und vor allen von denen, die es angeht und das ſind
die Führer der Nachbarſtaaten gewürdigt und zum Nutzen
aller aufgenommen wird.
Der Skellverkreker des Führers
bei den Landgewinnungsarbeiken in Schleswig.

Reichsminiſter Rudolf Heß (in der Mitte, barhaupt)
an einer Arbeitsſtelle der Deichbauten an der Weſtküſte Schles=
wig
=Holſteins, wohin er mit den Teilnehmern des Flensburger
Reichs= und Gauleitertages eine Beſichtigungsreiſe unternommen
hatte.
Engliſche Skimmen zur Rede des Skellverkrekers
des Führers.
DNB. London, 9. Juli.
Die Rede des Stellvertreters des Führers Rudolf Heß in
Königsberg findet in der engliſchen Preſſe allergrößte Beachtung.
Nationalſozialiſtiſche Aufforderung an die Frontſoldaten der
Welt und Friedensangebot an Frankreich lauten die Ueber=
ſchriften
des Daily Telegraph. Die Daily Mail meldet:
Herr Heß ſetzt ſich energiſch für eine Einigung mit Frankreich
ein, indem er ſich auf die Tatſache berief, daß die Frontſoldaten
aller Länder den Frieden wünſchen.
Beſonders beachtet werden die Aeußerungen Rudolf Heß über
Deutſchlands Verteidigungswillen gegen einen feindlichen Einfall,
die als Warnung an Frankreich gedeutet werden. Die Blätter
heben den ungeheuren Beifall hervor, die dieſe Worte, wie auch
andererſeits die Friedensaufforderung an Frankreich ausgelöſt
haben.
Die Times ſagt, die Rede von Heß ſei das Ereignis des
Tages, und widmet ihr zwei Spalten des Mittelblattes, unter der
Ueberſchrift Die Soldaten und der Frieden‟. Das Blatt hebt
hervor, daß die Rede mit einem zündenden Appell für den Frie=
den
ende.
Skarker Eindruck der Friedensrede Heß in Belgien.
DNB. Brüſſel, 9. Juli.
Der Friedensappell, den der Stellvertreter des Führers an
die Welt gerichtet hat, wird in der öffentlichen Meinung Belgiens
ſehr beachtet. Die geſamte Preſſe bringt lange Auszüge aus der
Rede. Kommentare liegen bis jetzt, wie gewöhnlich Montags,
noch nicht vor. Aus den großen Schlagzeilen der Blätter, in denen
der Hauptinhalt der Rede kurz und meiſt objektiv charakteriſiert
wird, und aus den zahlreichen Zwiſchenüberſchriften, mit denen
die einzelnen Teile eingeleitet werden, iſt zu erſehen, daß die
Rede eine ſtarke Wirkung ausgeübt hat. Verſchiedene Blätter un=
terſtreichen
die politiſche Bedeutung der Ausführungen des Reichs=
miniſters
Heß durch einen Hinweis auf die beſondere Vertrauens=
ſtellung
, deren er ſich beim Führer erfreut. Beſonderen Eindruck
hat die offene Art gemacht, mit der das deutſch=franzöſiſche Ver=
hältnis
in der Rede behandelt wird. Peinlich berührt ſind natür=
lich
die Kreiſe, die in den letzten Tagen verſucht haben, durch einen
maßloſen Hetz= und Lügenfeldzeug die belgiſche öffentliche Mei=
nung
gegen Deutſchland aufzubringen. Der marxiſtiſche Peuple‟
ſchwatzt von einer Bedrohung Frankreichs, die dieſe gewaltige
Rede angeblich bedeuten ſoll. Mit dieſem Urteil ſteht das
deutſchfeindliche Blatt erfreulicherweiſe ziemlich allein da. Es iſt
unverkennbar, daß die Rede eine erfolgreiche Gegenwirkung gegen
die Hetzkampagne der letzten Tage ausgelöſt hat.

Wo ſteht Amerika?
Von
Profeſſor Dr. Otto Hoetzſch.
Kürzlich, am 18. Juni, wurde der Kongreß der Vereinigten
Staaten geſchloſſen. Erſt im Januar kommt er wieder, aber
nachdem im November das ganze Repräſentantenhaus und ein
Drittel des Senats neu gewählt worden ſind. Bis Januar
1935 hat Präſident Rooſevel: freie Hand, mit ſehr großen Voll=
michten
, die das Haus ihm gewährt hat.
Auch in Amerika hat das Parlament hoffnungslos Einfluß
verloren. Der Präſident iſt Führer beinahe Diktator.
Aber man ſtellt oft mit Unrecht die amerikaniſche politiſche Ein=
richtung
den europäiſchen Parlamenten einfach gleich. Die Selb=
ſtändigkeit
, die Machtfülle des Präſidenten hat drüben ſchon in
der Verfaſſung tiefe Begründung und weiten Spielraum.
Andererſeits rechnet nun Rooſevelt auch mit einem Wahlkampf,
den die Republikaniſche Partei bereits lebhaft begonnen hat.
Entſcheidend wird der Erfolg für ihn ſein.
Im ganzen iſt dieſer bisher unzweifelhaft auf ſeiten des
Präfidenten. Er hat die Kriſenſtimmung gebändigt, das Volk
glaubi an Beſſerung und glaubt an ſeinen Führer. Bekanntlich
geht er der Wirtſchaftskriſe zu Leibe vom Preis her: höherer
Preis, Belebung der Kaufkraft uſw. Das Organ dafür, die
Polizik der ſogenannten NRA, will eine Art Staatsregierung
des Wettbewerbs, keine Staatswirtſchaft, nicht einmal eine
eigentliche Staatsplanwirtſchaft. Eine ſtaatliche Regelung des
Weitbewerbs, die die Produktion dem Bedürfnis anpaſſen ſoll,
und ziithin natürlich tief in die freie Wirtſchaft eingreift. Rund
vier Millionen Arbeitsloſe ſind dadurch, auch durch die Farmer=
hilfe
, untergebracht. Aber rund 10 Millionen oder annähernd
ſoviete Arbeitsloſe ſind noch vorhanden. Daher hat der Präſi=
deut
in der letzten Botſchaft eine Verſicherung gegen Arbeits=
loſigkeit
angekündigt, während zugleich neben der NRA das
Arbeitsbeſchaffungsprogramm (abgekürzt: CWA und PWA) mit
öffentlichen Arbeiten weiterläuft. Alles wird als proviſoriſch
empfunden, das zu beſeitigen iſt, wenn die Kriſe vorbei iſt.
Das Geſetz über die NRA gilt ja auch nur befriſtet bis 1935.
Daneven geht die Arbeit des energiſchen Landwirtſchaftsſekretärs
Wallgce für die Farmer: Agrarkredit, ja ſogar der Verſuch, die
landwirtſchaftliche Produktion zu regeln.
In der Praxis iſt ſo tatſächlich eine ſehr weitgehende Regle=
inentierung
der Volkswirtſchaft, verbunden mit weitgehender
Staatshilfe zur Kriſenbekämpfung, herausgekommen. Von
Europa aus iſt es ſchwer, ein Geſamturteil abzugeben, das man
ſicher auch in Amerika ſelbſt noch nicht hat. Die Kritik iſt leicht,
und daß vieles ungelöſt bleibt, eine Binſenwahrheit. Aber der
Geſamteindruck iſt, daß es materiell vielleicht einigermaßen auf=
wärts
geht, ſicher aber und vor allem ſeeliſch die Wirkung der
Kriſe überwunden iſt.
Für die gewaltige Arbeit, die dem Präſidenten obliegt, hat
er ſich zum Herrn des ganzen Geld=, Bank= und Börſen=
weſens
gemacht. Kontrolle und Einwirkung des Staates auf
die Banken und Börſen geht ſehr weit. Der Dollar iſt immer
noch nicht ſtabiliſiert, aber zu einer Inflation iſt man in den
fünf Viertel Jahren, in denen Amerika nun mit dem Papier=
döllar
arbeitet, nicht gekommen. Der Präſident hat die geſamten
Goldvorräte der Nation in ſeiner Hand (ſeit dem Währungs=
geſetz
vom 30. Januar). Er hält auch unbedingt von inflatio=
niſtiſchen
Maßnahmen zurück. Und mit großem Geſchick hat er
auch den Anſturm der Silberleute, die das Silber dem Gold
gleich ſetzen wollten, zwar nicht abgewehrt, aber ihm die Spitze
abgebrochen. Gewiß ſoll jetzt das Silber zu ¼ den Notenumlauf
decken und kauft der Staat für die dazu notwendigen Reſerven
Silber an. Aber der Präſident hat die Verwendung des Silbers
für die Währung vollſtändig in der Hand und er iſt durchaus
kein Bimetalliſt.
Das iſt im ganzen doch eine ſehr große Leiſtung,
auf dem Rieſenraum und mit dieſer verwickelten Volks= und
Kreditwirtſchaft! Darüber ſchwebt freilich die Sorge, ob für das
nächſte Jahr (das Staatshaushaltsjahr läuft in den Vereinigten
Staaten vom 1. Juli zum 1. Juli), alſo 1934/35 der Ausgleich
eines Budgets gelingen wird, auf dem dieſe rieſigen Laſten der
ſtaatlichen Kredithilfe, der Aufwendungen für öffentliche Arbei=
ten
, der ſozialen Laſten uſw. liegen. Und hier geht es nun in
das Ausland herüber mit der Frage: werden die Forderun=
gen
, die Amerika an fremde Staaten und Menſchen hat, be=
zahlt
?
In bezug auf die bekannten interalliierten Schulden iſt
das zum letzten Termin, 15. Juni, nicht der Fall geweſen. Be=
kanntlich
hat auch Rooſevelt nicht verhindern können, daß der
Kongreß im April das ſogenannte Johnſon=Geſetz annahm. Auch
dieſe Tatſache täuſcht nicht daüber hinweg, daß die Schuldenfrage
völlig auf dem toten Gleis angekommen iſt. Rooſevelt wird
wiſſen, daß Milliarden amerikaniſcher Anſprüche verloren ſind.
Die Gelegenheit für eine große, konſtruktive Löſung der Schul=
denfrage
in ihrer Geſamtheit iſt verpaßt!
Damit hängt weiter zuſammen, wie bekannt, die Handels=
politik
: Zinszahlung für Schulden iſt nur dem möglich, der
verkauſen und verdienen kann. Hier iſt nun in der Führung
der Vereinigten Staaten wenigſtens Linie und Willen zu
erkennen: von der erſten Anregung auf eine gemäßigtere Zoll=
politik
Amerikas an (aus dem Munde des bekannten Oberſten
Houſe im Januar 1933) über Ausführungen des genannten
Landwirtſchaftsminiſters zu dem Zollermächtigungsgeſetz vom
6. Juni. Das iſt eine ſehr wichtige Maßnahme. Der Präſident
hat danach das Recht, in den nächſten drei Jahren Handels=
verträge
ohne Einſchaltung des Kongreſſes mit Senkung oder
Erhöhung der beſtehenden Zölle bis zur Hälfte nach ſeinem
Ermeſſen abzuſchließen. Er kann mithin eine autoritäre
Haudelspolitik neuen Stils treiben.
Daß Rooſevelt auf Abbau der Zölle eingeſtellt iſt, iſt be=
kannt
. In ſeiner Botſchaft im März wies er auf den erſchrecken=
den
Rückgang der amerikauiſchen Ausfuhr hin. Der Weg frei=
lich
zu einer Aenderung, die für die Weltwirtſchaft im ganzen
wieder belebend wirken ſoll, iſt ſehr lang. Denn die Schwierig=
keiten
ſind eigentümlich ſtark. Gerade für die Amerika wichtigen
Länder exiſtiert ſchon ein hoher Ueberſchuß der Ausfuhr dahin.
Dieſe werden entſprechend hohe Forderungen an Amerika auf
Zollermäßigung ſtellen. Während mit ſteigender Konjunktur die
Einfuhr aus den Vereinigten Staaten in jene Länder von ſelber
ſteigt, muß Amerika, d. h. der Präſident, um der anderen Seite

[ ][  ][ ]

Seite 2 Nr. 188

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 10. Juli 1934

Einfuhrſteigerung zu ermöglichen, an große Agrar= und In=
duſtrieintereſſen
ſeines eigenen Landes herangehen. Das iſt
ein Sachſchwierigkeit, die man nicht überſehen darf, die aber
die Bedeutung des Zollermächtigungsgeſetzes nicht herabſetzt.
In gewiſſem Sinne eniſpricht dem die Einſtellung in der
Außenpolitik, die Rooſevelt im letzten Dezember bereits formu=
lierte
, daß von jetzt an es die beſtimmte Politik der Vereinig=
ten
Staaten ſei, nicht mehr zu intervenieren. Man hat
geſehen, wie wenig man in Mittel= und Südamerika mit dieſer
alten Interventionspolitik, womöglich auf Grund der Monroe=
doktrin
, vorwärts kommt. Praktiſch wird das beſtätigt gegen=
über
Kuba (Vertrag vom 30. Mai, mit dem dieſes wieder
ſonverän wurde), und den Philippinen. Selbſtverſtändlich lehnt
man auch alles, was an Intervention erinnert, in Oſtaſien ab.
Auf letzterem Gebiete hat Rooſevelt ſchließlich bei aller Zu=
rückbaltung
und Paſſivität die Intereſſen Amerikas gewahrt.
Als Japan im April die ſogenannte Monroedoktrin in Aſien
ausſprach, ſtieß es ſofort an eine unüberſteigbare Schranke mit
der Gegenerklärung der Vereinigten Staaten. Deren Wunſch iſt,
ebenſo wie der Englands, mit Japan zu einem Ausgleich
über Oſtaſien zu kommen, der nun in ſich ſchließt den Aus=
gleich
im pazifiſchen Raum und damit ſelbſtverſtändlich auch in
der Flottenfrage.
Scharf hat Rooſevelt immer die Diſtanz in der Ab=
rüſtungsfrage
gezogen, ſoweit ſie auf Europa beſchränkt
iſt, bzw. ſoweit er glaubt, ſie auf Europa beſchränken zu können.
Aber jeder praktiſche Schritt, ſei es in der Flotte oder Luftfrage,
zeigt ihm, daß dieſe Trennung ſo glatt nicht möglich iſt. Im
Vordergrunde ſteht ihm ſelbſtverſtändlich die Flottenfrage.
Auch Amerika hat die ihm im Londoner Vertrag von 1930
gelaſſenen Grenzen der Flottenrüſtung auszunutzen begonnen,
genau wie Japan. ein großes Neubauprogramm befindet ſich in
der Verwirklichung. Aber USA iſt ſchon in voller Verhandlung
in London, in den Vorbeſprechungen für die Flottenkonferenz
von 1935, die, um es noch einmal zu ſagen, in dem Trio Eng=
land
AmerikaJapan auch den Ausgleich über die fernöſt=
lichen
und pazifiſchen Fragen, oder wenigſtens einen Stillſtand
der Reibungen und Konflikte bringen muß.
Mit alledem iſt Amerikas Stellung zu Europa
bezeichnet. Es iſt aufs ſtärkſte mit ſich beſchäftigt und möchte von
Europg ſo wenig wie möglich wiſſen. Eine aktive Europa=
Politik treibt es nicht; es beſchränkt ſich auf eine im ganzen ſehr=
unwirkſame
Beachtung. Die Fäden aber, die wenige, vielleicht
dünne, aber nicht zerreißbare Fäden nach Europa einſchließ=
lich
Englands führen, wurden aufgezeigt. Sie laufen über die
Schuldenfrage, die zugleich die Weltwährungsfrage iſt, in die
Handelspolitik, die des eigenen Landes und die der Welt draußen,
und über die große Flottenfrage.
Das Amerika Franklin Rooſevelts iſt ein neues
Amerika und wird es mit jedem Zug mehr. Neu nach den
Generationen, die ſich auch hier miteinander meſſen. Neu im
Verhältnis von Staat und Wirtſchaft, in das der Staat immer
mehr eingreift. Neu in der Ideologie. Neu auch in der Verſchie=
bung
im Lande ſelbſt, inſofern als an die Stelle der tatſäch=
lichen
Hauptſtadt New York und des Oſtens immer mehr der
mittlere Weſten und der Süden treten. Geographiſch ſchon liegen
dieſe Teile Europa ferner als der Oſten. In ihrer Mentalität
ſind ſie durchaus Europa abgewendet. Aber: dieſe Elemente hat
der ſchon mehrmals genannte Landwirtſchaftsminiſter vor die
Frage geſtellt, den Farmer, den Tabakbauern, den Viehzüchter,
den Obſtzüchter uſw.: die Produktionskräfte und =möglichkeiten
der Welt, in der man leben wolle, anzupaſſen. Das hieße: ent=
weder
die Urproduktion abzuſtellen auf den inneren Bedarf
und dafür in der Gegenwart einen großen Teil der bisherigen
Pflanzungen aufzugeben, oder mit dieſer Produktion, die eine
Ueberſchußproduktion iſt, zu gehen und zu handeln hinein in
die Welt. Und das hieße dann: die Entſcheidung in der zoll=
politiſchen
Kernfrage, die ſo Europa mit der Welt verknüpft.
Wird eine ſolche Entſcheidung in dem großen Format, das nötig
iſt, im Laufe der Zeit kommen, vielleicht nach der November=
wahl
, die ohne Bweifel den Sieg, der Demokraten bringen wird?
Das weiß man nicht. Was man annehmen kann, iſt, daß
Rooſevelts Denken und Streben in der Richtung der Zuſammen=
arbeit
mit der Welt draußen geht, und was man weiß, iſt, daß
er ein Führer ſeines Volkes im großen Stil geworden iſt. Die
amerikaniſche Nation läßt ſich von ihm gern leiten, ſteht ſicher=
lich
in überwältigender Mehrheit hinter ihm. So verhältnis=
mäßig
wenig formell Revolutionäres in den Vereinigten Staa=
ten
in Rooſevelts erſtem Amtsjahre geſchah, ſo revolutionär
iſt alles das in der Praxis, in der Tat. Es iſt ein ſich um=
geſtaltendes
Amerika, und wer nun nach dem Programmpunkt
Nooſevelts: Blicke vorwärts ſeinen Bericht über das erſte
Amtsjahr lieſt: Auf unſerem Wege (auch ins Deutſche über=
ſetzt
), der ſieht eindeutig: Mann der neuen Generation und
Führer in ganz anderem Stile als irgendein früherer Präſident.
Rooſevelts Amtstätigkeit bis zum Schluß dieſes Kongreſſes
hat in vollem Umfange (für die Welt in den Folgerungen noch
gar nicht voll faßbar) gezeigt: auch für die Vereinigten Staa=
ten
iſt der Beginn 1933 der Beginn einer grundſätzlich neuen
Periode ihrer Geſchichte. Iſt es dann ein Wunder, daß ſich aus
alledem die Politik im Verhältnis zur Welt draußen noch gar
nicht in vollem Maße, in voller Stärke heraus entwickeln konnte?

Wiiheim der Juweiget,
dei Befreier der Nieverlande.
Zu ſeinem 350. Todestage am 10. Juli 1934.
Von Ernſt Anderle.
(akp) Am 10. Juli d. J. jährt ſich zum 350. Male der
Todestag Wilhelms I., Graf von Naſſau, Prinz von Oranien,
von der Geſchichte der Schweiger genannt. In eine wirre Zeit
hineingeboren, war er eine der leuchtendſten Erſcheinungen
dieſer Zeit. Er gehört, wie Schiller ihn in der Geſchichte des
Abſalles der vereinigten Niederlande charakteriſiert, zu den
hageren und blaſſen Menſchen, wie Cäſar ſie nennt, die des
Nachts nicht viel ſchlafen und viel denken, vor denen das furcht=
loſeſte
aller Gemüter gewankt hat. Die ſtille Ruhe eines immer
gleichen Geſichts verbarg eine geſchäftige feurige Seele, die
auch die Hülle, hinter welcher ſie ſchuf, nicht bewegte, und der
Liſt und der Liebe gleich unbetretbar war; einen vielfachen,
fruchtbaren, nie ermüdenden Geiſt, weich und bildſam genug,
augenblicklich in alle Formen zu ſchmelzen; bewährt genug, in
keiner ſich ſelbſt zu verlieren; ſtark genug, jeden Glückswechſel
zu ertragen. Menſchen zu durchſchauen und Herzen zu gewinnen,
war kein größerer Meiſter wie Wilhelm; nicht daß er nach der
Weiſe des Hofs ſeine Lippen eine Knechtſchaft bekennen ließ,
die das ſtolze Herz Lügen ſtrafte, ſondern weil er mit den Merk=
malen
ſeiner Gunſt und Verehrung weder karg noch verſchwen=
deriſch
war, und durch eine kluge Wirtſchaft mit demjenigen,
wodurch man Menſchen verbindet, ſeinen wirklichen Vorrat an
dieſen Mitteln vermehrte. So langſam ſein Geiſt gebar, ſo
vollendet waren ſeine Früchte; ſo ſpät ſein Entſchluß reifte, ſo
ſtandhaft und unerſchütterlich ward er vollſtreckt. Den Plan, dem
er einmal als dem erſten gehuldigt hatte, konnte kein Widerſtand
ermüden, keine Zufälle zerſtören; denn alle hatten, noch ehe ſie
wirklich eintraten, vor ſeiner Seele geſtanden. Als großer
Staatsmann und Feldherr zerſtreute Wilhelm ſein Gold mit
Verſchwendung, aber er geizte mit Sekunden. Der Schweiger
wurde er nicht mit Unrecht genannt, er verſtand es, verſchwiegen
zu ſein, wo dies nötig war.
Nicht verwunderlich, daß er auch die Befreiung der Nieder=
lande
mit unentwegter Energie berfolgte, bis es gelungen war.
Wilhelm, der am 25. April 1533 auf dem Schloſſe Dillen=
burg
geboren wurde, war der älteſte Sohn des Grafen Wil=
helm
des Aeltern von Naſſau und kam in früher Jugend ſchon
als Page an den Hof Kaiſer Karls V durch den er ſehr be=
ch
nach deſſen Abdankung empfahl er Wil=
günſtigt
wurde

Vom Tage.
Auf ſeiner Fahrt von Berchtesgaden nach München wurden
dem Führer am Sonntag überall und aus allen Kreiſen der Be=
völkerung
außerordentliche Kundgebungen bereitet, in denen der
Dank des Volkes für das tatkräftige, Staat und Volk rettende
Handeln des Führers am 30. Juni überzeugend und rührend zum
Ausdruck kam.
Reichsminiſter Dr. Goebbels ſpricht über alle deutſchen Sen=
der
am Dienstag, dem 10. Juli, von 20 bis 20,30 Uhr, über das
Thema Der 30. Juni im Spiegel des Auslandes.
Der nach der Sonnwendfeier am 23. Juni in Quentzin von
einem Stahlhelmer angegriffene und ſchwer verletzte SA.= Sturm=
führer
Molzahn=Quentzin iſt geſtern nacht ſeinen Verletzungen er=
legen
.
Der König und die Königin von Siam und ihre Begleitung
folgten am Montag nachmittag einer Einladung der Hitlerjugend
zu ſportlichen Vorführungen.
Auf dem Reichswohnungskongreß in München, der am Montag
vormittag in Anweſenheit des bayeriſchen Miniſterpräſidenten
Siebert eröffnet wurde, gab der Reichskommiſſar für das Sied=
lungsweſen
, Staatsſekretär Feder, einen umfaſſenden Bericht über
den Stand des deutſchen Siedlungsweſens und die Aufgaben der
Zukunft.
Das aus dem Haag nach Amſterdam zur Unterdrückung der
Unruhen entſandte Bataillon Infanterie iſt am Montag nach=
mittag
in ſeinen Standort zurückgekehrt. Vor dem Verlaſſen
Amſterdams fand ein Vorbeimarſch vor dem Bürgermeiſter ſtatt,
der dem Kommandanten im Namen der Bevölkerung für die bei
der Unterdrückung des kommuniſtiſchen Aufruhrs geleiſtete Hilfe
dankte. Bis Montag abend waren keinerlei Zwiſchenfälle ernſte=
ren
Charakters zu verzeichnen.
Im engliſchen Unterhaus teilte Sir John Simon mit, die
engliſche Abordnung für die 15. Tagung des Völkerbundes im
September werde aus ihm dem Außenminiſter ſelbſt, dem
Lordſiegelbewahrer Eden und dem Unterſtaatsſekretär für Schott=.
land. Skelton, beſtehen.

20 000 Polikiſche Leiter angekreten.
Generalappell der rhein-mainiſchen P9. Beſichki=
gung
durch den Stabsleiter der P9 und den Gauleiker
Vom Gaupreſſeamt wird uns geſchrieben:
Wenn es eine heute allgemein bekannte Tatſache iſt, daß der
Gau Heſſen=Naſſau in ſeinen dienſtlichen Anforderungen vom Poli=
tiſchen
Leiter immer ganz beſonders viel verlangt hat, dann hat
der heutige Tag den ſtolzen Beweis erbracht, wie ſtraff und vor=
bildlich
geſchloſſen Heſſen=Naſſaus Amtswalterkorps dieſe Beſich=
tigungen
zu eindrucksvollen Demonſtrationen der faſt hundert=
prozentigen
Einſatzbereitſchaft werden ließ. Wir bleiben das, was
der Kampf aus uns gemacht hat, erklärte Dr. Ley mit leuchten=
den
Augen, der unverhohlenen Anerkennung angeſichts unſerer
angetretenen Politiſchen Leiter. Steht und marſchiert
in dieſer Haltung auch in Nürnberg vor dem
Führer war Dr. Leys eindringliche Bitte, und wir wiſſen,
daß der Gau Heſſen=Naſſau in dieſer ſpontanen Bitte ihres Stabs=
leiters
eine hohe Verpflichtung ſieht, eine Parole, der mit aller
Kraft Ausdruck verliehen werden ſoll, wenn wir in einigen
Wochen den Stabsleiter an der Seite des Führers in Nürnberg
wiederſehen werden.
Gauleiter Sprenger hat ſeinen Politiſchen Leitern
dieſes Streben nach ſtetiger Verbeſſerung unſerer inneren und
äußeren Hältung im Dienſt und Privatleben in trefflich prägnan=
ter
Formel aus dem Herzen geſprochen, als er bei ſeiner Meldung
der zum Dienſt Angetretenen, auch die Parole des Gaues mel=
dete
: Der Gefolgsmann hat ſeine Treue durch
die Tat zu beweiſen.
Dieſer Appell war eine ſolche Tat, eine Tat ohne viel Worte,
ohne Propaganda, ohne viele Zuſchauer und alles Nebenſächliche,
Stumm wie die Tat, ſtill wie die Leiſtung ſtanden die Männer auf
den weiten Feldern in Limburg, Frankfurt und Bingen. Unter=
brochen
nur durch die Beifallskundgebungen zu den herrlichen
Worten des Stabsleiters, der eine Predigt unſerer Weltanſchau=
ung
bot, wie ſie kein Hörer vergeſſen wird. Die Zuſtimmungskund=
gebungen
der Politiſchen Leiter waren jedesmal am lauteſten,
wenn betont wurde, daß keine Stelle der Partei An=
griffe
und Schmähungen der SA. dulden werde.
So zeigte ſich auch bei dieſem Appell wieder, genau ſo wie in den
düſteren Wochenendtagen des letzten Juni, daß die Geſchloſ=
ſenheit
des Gaues Heſſen=Naſſau vorbildlich
genannt werden kann. Auch die allgemeine Beteiligung aller
Amtsleiter und Führer der SA., SS. und HJ. des Gaues an der
Beſichtigung unterſtrich dieſe Tatſache noch beſonders. Wenn wir
es nicht oft ſagen, ſo können wir es gerade anläßlich ſolcher Ge=
legenheiten
wie dieſe Beſichtigungen ſie boten, um ſonachdrücklicher
bekennen, daß jeder nationalſozialiſtiſche Aktiviſt des Rhein=Main=
Gebietes von Stolz erfüllt iſt, einem ſolchen Gau angehören zu
dürfen und in den Reihen ſolcher Männer Dienſt zu tun.

helm ſeinem Nachfolger Philipp II., der ihn zum Mitglied des
Staatsrats in Brüſſel und zum Statthalter von Utrecht, Zee=
land
und Holland ernannte, doch wurde er durch Argwohn

Wilhelm Prinz von Oranien.
(Nach einem Gemälde von Antonis Mor.)
Philipps und die Willkür des Kardinals Granvella dazu be=
wogen
, 1563 mit Grafen Egmond und Hoorne, dem König
ſehriftliche Vorſtellung zu machen und einen geheimen Bund zu

Das franzöſiſche Echo
auf die Rundfunkrede von Rudolf Heß.
EP. Paris, 9. Juli.
Die Rede des Stellvertreters Hitlers und Reichsminiſters
Rudolf Heß wird von der franzöſiſchen Morgenpreſſe in großer
Aufmachung und in den meiſten Fällen ſehr ausführlich wieder=
gegeben
. Insbeſondere finder große Beachtung die Stelle, in der
ſich Heß an Außenminiſter Barthou wendet, ſowie der Appell
an die franzöſiſchen Fronrkämpfer. Die Rede von Rudolf Heß
hat, den erſten Urteilen der Preſſe nach zu ſchließen, in Frank=
reich
beträchtliches Aufſehen erregt. Soweit die
Blätter redaktionell dazu nicht Stellung nehmen, ſondern ihre
eignen Berliner Korreſpondenten dazu ſprechen laſſen, drücken
ſie in großen Ueberſchriften, natürlich nur ſummariſch, ihr Urteil
aus. Es handelt ſich dabei gewiſſermaßen um die erſten Reaktio=
nen
auf eine, wie man hier betont, vollkommen unerwartete
außenpolitiſche Rede.
Der Matin überſchreibt ſeinen Berliner Bericht Ein
Appell des Reichsminiſters Heß für eine deutſch=franzöſiſche An=
näherung‟
. Das Echo de Paris gibt ſeiner Berliner Meldung
in mehreren Zeilen folgende Ueberſchrift: Was will Deutſch=
land
? Eine große pazifiſtiſche Rede von Rudolf Heß. Der
Reichsminiſter appelliert an die ehemaligen Frontkämpfer, um
den Frieden aufrechtzuerhalten. Figaro ſchreibt: Rudolf Heß
hält eine Rede zugunſten einer deutſch=franzöſiſchen Entente.
Das Petit Journal ſagt: Die Launen der Leiter des Dritten
Reiches. Eine unerwartete Rede von Rudolf Heß. Der Stell=
vertreier
des Führer predigt den Frieden und richtet einen
ſchwingenden Appell an die franzöſiſchen Frontkämpfer. Le
Jour überſchreibt ſeinen Bericht folgendermaßen: Ein politi=
ſches
Manöver der deutſchen Regierung. Nachdem Rudolf Heß
Frankreich verleumdet hat, reicht er uns im Namen Hitlers die
Hand hin.
Der Ami du Peuple ſchreibt endlich: Warum kennt uns
Heß ſo ſchlecht? Glaubt er wirklich, daß wir von militäriſchen
Spaziergängen in Deutſchland träumen? Sicherlich wiſſen die
ehemaligen Frontkämpfer, daß die Deutſchen ſich tapfer ſchlagen.
Aber neben den blutigen Erinnerungen, die unter Vorbehalten
die beiden Völker annähern können (das Blatt meint damit
die Ereigniſſe inneren Charakters) gibt es andere, die man
jenſeits des Rheins nicht auslöſchen könnte. Frankreich hat zu
ſehr am Körper und am Land gelitten, als daß es die erſten
Worte der Beruhigung mit Vertrauen anhören könnte.
Der Jour ſchreibt: Kein Franzoſe wird dieſen
herzlichen Worten nicht Gehör ſchenken wollen.
Wir fühlen alle, von welch moraliſchem Wert
eine deutſch=franzöſiſche Entente wäre. Aber die
Deutſchen vergeſſen immer, daß ſie uns nicht über die Vorteile,
ſondern über die Möglichkeiten einer Entente zu überzeugen
haben. Sie müſſen unſer Vertrauen gewinnen. Heß iſt dies
geſtern noch nicht ganz gelungen.
Deutſcher Schrikt in der Memelfrage.
DNB. Berlin, 9. Juli.
Die Reichsregierung hat im Hinblick auf die Vorkommniſſe
im Memelgebiet und die immer ſtärker hervorgetretenen recht=
lofen
Zuſtände eine Note an die Signatarmächte des Memel=
ſtatuts
gerichtet.
*
Die Reichsregierung hat in der vergangenen Woche die Auf=
merkfamkeit
der Signatarmächte der Memelkonvention: England,
Italien, Frankreich und Japan auf die fortgeſetzten Rechtsbrüche
Litauens im Memelgebiet aufmerkſam gemacht. Auf Grund die=
ſer
Konvention haben ſich die Garantiemächte verpflichtet jeder=
jeit
dafür einzutreten, daß der vertraglich ausbedungene Zuſtand
erhalten bleibt, der die Autonomie der Memelbevölkerung ſicher=
ſtellt
und eine klare Gewaltenteilung zwiſchen Litauen und der
memelländiſchen Selbſtverwaltung vornimmt. Der litauiſche
Gonverneur hat in der letzten Zeit die Selbſtverwaltung radikal
beſeitigt. Er hat das Direktorium kurzerhand abgeſetzt, hat zahl=
loſe
Beamte gegen Litauer ausgewechſelt. Er hat jetzt die Ab=
ſicht
, auch die Wirtſchaftsorganiſationen in litauiſchem Sinne
auszübauen. Alle dieſe Maßnahmen können nicht mit einer
ſeindſeligen Einſtellung der memelländiſchen Bevölkerung be=
gründet
werden. Man hat das zuerſt verſucht, hat aber dann,
obwohl viele Hausſuchungen und Vernehmungen
erfolgten, nicht den geringſten Anhaltspunkt dafür beigebracht,
daß im memelländiſchen Gebiet eine Abſchwörung gegen Litauen
vorhanden iſt. Es hat ſich das gerade Gegenteil herausgeſtellt,
daß die memelländiſche Bevölkerung dem litauiſchen Staat
durchaus lohal gegenüberſteht. Trotzdem iſt von litauiſcher Seite
die memelländiſche Selbſtverwaltung in Stücke geſchlagen und
damit ein Zuſtand völliger Rechtloſigkeit herbei=
geführt
worden.

ſchließen. Ein Jahr ſpäter rief Philipp ſeinen Miniſter wieder
zurück und Wilhelm nahm an dem Geſchehen wieder regen
Anteil und mäßigte zur Ruhe, beſonders nach dem Bilderſturm
im Jahre 1566 in Antwerpen, wo er das Amt eines Burg=
grafen
inne hatte. Mißgeſtimmt dadurch, daß Alba zum Statt=
halter
erwählt wurde, legte er ſeine Aemter nieder. Er begab
ſich nach Dillenburg, hatte jedoch mit Egmond noch vorher eine
Zuſammenkunft, der aber ſeine Verwarnungen verwarf. Einen
Verlorenen zu beweinen iſt unmännlich läßt Goethe in ſeinem
Trauerſpiel Egmont ihn ſagen, und ſo war es auch. Als ſich
nun Wilhelm öffentlich zum lutheriſchen Glauben bekannte,
wurden ihm ſeine Güter konfisziert, doch er rüſtete ſich nun zum
Kampfe. Am 23. Mai 1668 fielen ſeine Brüder Adolf und
Ludwig ſiegreich in Friesland ein, woſelbſt Adolf blieb, jedoch
die in Artois und Brabant eindringenden Heerhaufen wurden
von den Spaniern niedergeworfen und auch Ludwig unterlag
gegen Alba. Wilhelm warb hierauf ein neues Heer, mit dem
er ebenfalls keinen Erfolg hatte und mußte wegen Geldmangel
ſeine Truppen entlaſſen. Er gab jedoch ſeine Sache nicht auf,
gründete die Verbindung der Meergeuſen, warb 1572 ein Heer
von 17000 Mann, fiel in Brabant ein, aber als die fran=
zöſiſchen
Hilfstruppen ausblieben, zog er unverrichteter Dinge
anfangs des Winters an den Rhein zurück und mußte ſeine
Truppen entlaſſen. Im gleichen Jahre wurde er Statthalter von
Dordrecht, wo er ſich als großer Staatsmann und Feldherr
zeigte. Er trug viele Siege davon und erreichte auch endlich
im November 1576 durch die Genfer Pacifikation ſein lang er=
ſtrebtes
Ziel: Eine Einigung der Niederlande gegen Spanien.
1577 wurde das Friedensedikt beſchloſſen, als aber der Statt=
halter
Don Juan d’Auſtria gegen dieſes handelte, wurde Wil=
helm
von den Ständen um Hilfe gerufen und zum Ruwart
von Brabant erwählt. Um den Neid ſeiner Nebenbuhler zu
beſänftigen, mußte er die Wahl des Erzherzogs Matthias von
Oeſterreich dulden, behielt aber die Leitung der Staatsangelegen=
heit
. Nach neuen Unſtimmigkeiten ſchloß Wilhelm am 23. Januar
1579 zwiſchen den nördlichen Provinzen Holland, Zeeland,
Utreiht, Gelderland, Friesland Overyſſel und Groningen die
berühmte Union zu Utrecht, die der Grundſtein der Republilk
der vereinigten Niederlande war.
Während Wilhelms einſtige Verbündete Egmond und Hoorne
durch den Rat der Unruhen in Brüſſel 1568 durch das Schafott
hingerichtet wurden, ſetzten gegen Wilhelm zahlreiche Mord=
anſchläge
ein. Er ordnete ſich mit großer Einſicht dem Herzog
Franz von Anjou unter, um ſich die Hilfe Frankreichs zu
ſichern. Doch für ihn gab es dor den Mördern kein Entrinnen
mehr. Am 10. Juli 1584 wurde er auf der Treppe ſeines
Palaſtes in Delft durch einen Piſtolenſchuß mit drei Kugeln
von einem fanatiſchen Kaiholiken, Balthaſar Gérard, ermordet.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 10. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 188 Seite 3

Barkhou in London.
Kühle Aufnahme durch die engliſche Preſſe.
EP. London, 9. Juli.
Der franzöſiſche Außenminiſter Barthou iſt am Sonntag
abend 11.20 Uhr in Begleitung des Marineminiſters Piétri,
des Generalſekretärs im Quai dOrſay, Leger, und des Ab=
rüſtungsſachverſtändigen
Maſſigli in London eingetrof=
fen
. Der franzöſiſche Botſchafter in London Corbin, war den
Miniſtern bis Folkeſtone entgegengefahren. Auf dem Victoria=
Bahnhof wurden die franzöſiſchen Gäſte von dem engliſchen
Außenminiſter Sir John Simon und dem ſtändigen Unterſtaats=
ſekretär
im Foreign Office, Vanſittart, begrüßt. Zwiſchen den
beiden Außenminiſtern entſpann ſich eine kurze, aber herzliche
Unterhaltung. Einem Vertreter der News=Chronicle erklärte
Barthou, er ſei zu einem verhältnismäßig kurzen Höflichkeits=
beſuch
nach London gekommen.
Die engliſche Prefſe bereitete dem franzöſiſchen Außen=
miniſter
Barthou einen kühlen Empfang. Der Grundton der
Aeußerungen ging dahin, daß die Beſprechungen mit Barthou
kaum einen Fortſchritt in den Beziehungen in Europa bringen
werden. Uebereinſtimmend erklärten alle Zeitungen: Ein
Militärbündnis mit Frankreich kommt nicht in Frage.
Falls Außenminiſter Barthou heute zum Frühſtück die Be=
grünßungsartikel
der engliſchen Preſſe lieſt, dürfte ihm poli=
tiſch
geſehen der Appetit vergehen. Der Daily Expreß
wünſcht dem Beſucher einen guten Morgen und knüpft daran
die an die engliſche Regierung gerichtete Forderung, den törich=
ten
, verruchten Locarnovertrag, der nicht die Sympathien des
engliſchen Volkes beſitzt, aufzukündigen. Der Daily Telegraph
erklärt, Großbritannien ſtehe für Locarno ein, aber in allen
anderen Dingen behalte es ſeine abſolute Freiheit. Auf die
Schwächung des Völkerbundes und ſeines Hauptgrundſatzes von
der kollektiven Aktion ſei eine Paktomanie gefolgt, durch die
die Sicherheit, die als Rechtfertigung für jeden neuen Pakt vor=
geſchoben
warde, bisher nicht geſchaffen worden ſei.
Beginn der engliſch=franzöſiſchen Beſprechungen.
Die Beſprechungen zwiſchen dem franzöſiſchen Außen=
miniſter
Barthou und ſeinem engliſchen Kollegen Sir John
Simon haben am Montag vormittag im Foreign Office be=
gonnen
. Barthou war vom Kriegsmarineminiſter Piétri, dem
Generalſekretär des Quai d’Orſay, Leger, und dem Direktor für
politiſche Angelegenheiten, Maſſigli, begleitet, während auf eng=
liſcher
Seite noch der Lordſiegelbewahrer Eden, der Parlamen=
tariſche
Unterſtaatsſekretär im Foreign Office, Lord Stanhope,
und der Erſte Lord der Admiralität, Sir Bolton Eyres=Monſell,
teilnahmen.
An die Vormittagsbeſprechung zwiſchen dem fran=
zöſiſchen
Außenminiſter Barthou und dem engliſchen Außen=
miniſter
Sir John Simon, die über zwei Stunden dauerte, ſchloß
ſich ein von der engliſchen Regierung zu Ehren der franzöſiſchen
Gäſte veranſtaltetes Frühſtück im Carlton=Hotel an, an
dem neben den an der Zuſammenkunft im Foreign Office betei=
ligten
Perſonen, alſo Barthou, Sir John Simon. Piétri, Eden,
Stänhope und Sir Bolton Eyres=Monſell noch der franzöſiſche Bot=
ſchafter
Corbin. Kriegsminiſter Lord Hailſham, der Vorſitzende
der Abrüſtungskonferenz Henderſon, der ehemalige engliſche Bot=
ſchafter
in Paris, Lord Tyrrell, der Wirtſchaftsberater des
Foreign Office, Leith=Roß, zahleiche hervorragende Politiker aus
den in der nationalen Regierung vertretenen Parteien und meh=
rere
engliſche Admiräle teilnahmen.
Am Nachmittag wurden die Miniſterbeſprechungen im Foreign
Office fortgeſetzt. Während die Unterhaltung ſich am Vormittag
auf einen allgemeinen Ueberblick über die politiſche Lage Europas
erſtreckt hatte, ſollen am Nachmittag die Abrüſtungsprobleme und,
im Zuſammenhange damit, beſonders die Flottenfrage erörtert
worden ſein. Am Abend waren die engliſchen Staatsmänner
Gäſte der franzöſiſchen Miniſter bei einem in der franzöſiſchen
Botſchaft veranſtalteten Diner.
Engliſche Berlaukbarung über den Beſuch Barkhous.
Ueber die engliſch=franzüſiſchen Miniſterbeſprechun=
gen
, die insgeſamt 5; Stunden gedauert haben,
wurde am Montag abend eine Mitteilung ausgegeben, in
der auf den ganz beſondersfreundſchaftlichen Cha=
rakter
der Vormittagsunterredung hingewieſen wird, in der
Fragen von gemeinſamem Intereſſe für die
beiden Länder in Europa erörtert worden ſeien. Der
Meinungsaustauſch fei am Nachmittag zwiſchen den beiden
Außenminiſtern fortgeſetzt worden, während der franzöſiſche
Kriegsmarineminiſter Piétri und der Erſte Lord der Admira=
lität
, Sir Bolton Ehres=Monſell, in der Admiralität zu einer
Fühlungnahme für die Vorbereitung der Flotten=Konferenz zu=

Deutſche Landſchaftsmalerei
in zwei Jahrhunderken.
Man nimmt eine Fülle von Eindrücken aus dieſer Ausſtellung
mir nach Hauſe. Es iſt keineswegs ſo, daß die Abwandlung des
einen Themas der Landſchaft bei ſo vielen verſchiedenen
Künſtlern ermüdend wirkte. Im Gegenteil, man wird ſich hier
erſt einmal wieder klar, welche verſchiedenen Ergebniſſe Zeitſtil
und perſönliche Sehweiſe des Künſtlers bei ein und demſelben
Grundthema hervorbringen können.
Den erſten Bildern der Ausſtellung es ſind Darmſtädter
Arbeiten von Zentner, vom Ende des 18. Jahrhunderts
ſieht man gleich an, daß ſie im Atelier komponiert wurden. Das
hat nichts mit einem Studium der freien Landſchaft zu tun, ſieht
viel eher aus wie der Entwurf zu einem Gobelin. Die Bilder
meiſt Motive aus Darmſtadts näherer Umgebung bleiben ſehr
flächenhaft, nur einmal verſucht Zentner, mit einer in Kurven
verlaufenden Straße vom Vordergrund in die Tiefe zu führen.
Sein Zeitgenoſſe, der Darmſtädter Schönberger, arbeitet in
ſehr ähnlicher Weiſe, doch kann er ſchon manchmal ohne Staffage=
Figuren auskommen. Man hat dazu Arbeiten von Molitor
(Wien) und Wocher (Baſel) geſtellt, die verwandt erſcheinen.
Molitor iſt von ihnen farbig am belebteſten, er liebt es, den Blick
durch ſilbrig=weiße Flecken, z. B. von ſchäumendem Waſſer, zu fan=
gen
. Eine große Rolle ſpielen die Staffage=Gruppen bei unſe=
rem
Darmſtädter Meiſter Seekatz, ja, man hat faſt den Ein=
druck
, als ſei erſt um dieſe Gruppe herum die Landſchaft komponiert
worden, in ſorgfältig hintereinandergeſchobenen Schichten, die wie
Kuliſſen wirken. Die Landſchaft hat hier noch gar nicht ihren Zweck
in ſich ſelbſt. Ebenſo wie Seekatz ſehen ſeine Zeitgenoſſen, z. B.
W. F. Hirt und F. Hochecker eine Landſchaft: Den Vorder=
grund
ſchichtmäßig ſtark abgehoben gegen den Hintergrund. Inter=
eſſant
iſt in dieſer Gruppe ein Bild des Darmſtädters J. J. Bo=
gen
, eine feine kleine Winterlandſchaft, die einzige dieſer Art
unter den älteren Arbeiten. Die Schönheit einer Schneelandſchaft
reizte damals noch nicht zur Geſtaltung.
Von dem Meiſter der klaſſiſchen Landſchaft, dem Frankfurter
J. Ph. Hackert, ſehen wir eine ſchöne italieniſche Landſchaft,
ſehr deutſch anmutend; daneben eine Reihe von Arbeiten der bei=
den
älteren Robell, Ferdinand und Franz, von denen der er=
ſtere
manchmal in ſeinen Zeichnungen ſparſamer und flüchtiger
wird als ſeine Zeitgenoſſen, dabei aber doch noch immer präziſe

ſammengetroffen ſeien. Weitere Zuſammenkünfte
ſeien für Dienstag vormittag im Foreign Office und in der
Admiralität vereinbart worden.
Außenminiſter Barthou wird, wie urſprünglich vorgeſehen,
am Dienstag nachmittag nach Paris zurückkehren, während
Kriegsmarineminiſter Piétri noch mehrere Tage in London blei=
ben
wird, um die Flottenbeſprechungen fortzuſetzen.
England bleibt beim Locarno=Berkrag.
Zu der Lage in Deutſchland erklärte Außenminiſter Sir
John Simon im Unterhaus in Beantwortung einer Anfrage des
liberalen Abgeordneten Evans, die Ereigniſſe in Deutſchland
ſeien in der Preſſe berichtet worden und er habe dieſen Berich=
ten
zur Zeit nichts hinzuzuſügen. Auf eine weitere Anfrage
des Abgeordneten, ob die engliſche Regierung trotz der ver=
änderten
Lage in Deutſchland ihre Verpflichtungen aus dem
Locarno=Vertrag aufrechterhalten werde, oder ob die jüngſten
Ereigniſſe in Deutſchland den Standpunkt der engliſchen Regie=
rung
in dieſer Angelegenheit irgendwie beeinflußt hätten, ent=
gegnete
Sir John Simon, die Intereſſen Englands, die zu
dem Abſchluß des Locarno=Vertrages geführt hätten, ſeien durch
die innere Umwälzung in Deutſchland nicht geändert worden.
Auf alle Fälle müſſe England, nachdem es den Vertrag einmal
unterzeichnet habe, ihn auch erfüllen.
Mißglückker Eiſenbahnanſchlag auf die Strecke
Peking-Mukden.
DNB. Mukden, 9. Juli.
An der Strecke zwiſchen Kintſchau und Mukden der Eiſen=
Lahnlinie PekingMukden überraſchte eine japaniſch= mandſchu=
riſche
Polizeitruppe kurz vor dem Paſſieren des Expreßzuges
mehrere Chineſen, die mit dem Aufreißen der Gleiſe beſchäftigt
waren. Die Chineſen wurden nach heftiger Gegenwehr von der
Polizeitruppe überwältigt. Sechs Perſonen fanden bei dem
kurzen Feuergefecht den Tod.

ausſagt, was er ſieht. Franz Schütz, der wie die Vorhergehenden
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wirkt, geht von ſeiner
Heimat Frankfurt aus nach Genf und nimmt ſeine Themen aus
der Schweizer Landſchaft, an der ihn beſonders das Wilde, Zer=
klüftete
der Felſen, ein brauſendes Gebirgswaſſer zur Darſtellung
reizt.
Eine intereſſante Figur iſt J. F. Gout, im Goethekreis be=
kannt
und durch Kriegsrat Merck nach Darmſtadt empfohlen,
Theatermaler für Darmſtadt, Frankfurt und Wiesbaden. Auch die
Bilder, die wir hier von ihm ſehen, ſind ganz und gar Theater=
landſchaften
: mit viel antikiſcher Architektur, Bogen, Kuppeln,
Säulen, auch ſtrengen franzöſiſchen Gärten. 1782 wird er Hofmaler
in Bayreuth und reiſt in beſchaulichem Tempo von Darmſtadt
dorthin. Das Ergebnis dieſer Reiſe ſind eine Reihe von Bildern
von der Bergſtraße, der fränkiſchen Schweiz uſw., zu denen auch
die Zeichnungen vorhanden ſind, die er nach der Natur machte,
ſpäter im Atelier farbig ausführte und zum Teil mit Staffage=
Figuren verſah. Bei ihm iſt der Raum ſchon viel mehr durch=
gehend
, nicht ſo ſtark in Schichten geſehen.
Auch die deutſchſprechende Schweiz wurde in den Kreis der
Ausſtellung mit einbezogen, und ſo begegnen wir hier auch einem
ſo feinen Landſchaftsſchilderer wie Salomon Geßner, deſſen
kleine Bilder farbig ungemein reißzvoll ſind. Wenn er auch Einzel=
heiten
aufs Feinſte ausführt, z. B. Bäume, ſo ſieht er ſie doch nie=
mals
einzeln, ſondern im Zuſammenhang ihrer Gruppe, als grö=
ßere
farbige Einheit, ſo daß trotz des kleinen Formats nie ein
Zug ins Große fehlt. Viel lichter in den Farben, aber auch kühler,
nüchterner, trockener bleibt H. Fueßli, der ſchon ins 19. Jahr=
hundert
hineinreicht. Seine Bilder ſind nicht mehr Phantaſie=
produkte
, ſondern, wie er ausdrücklich vermerkt Vaprés nature‟
gezeichnet. Kleine Schmuckſtücke in den Farben ſind die Bild=
chen
von J. Bürgi, der die zarten Tinten eines abendlichen
Himmels ſehr fein wiedergibt. Seine Schüler, beſonders in der
Wolkenbildung ſehr von ihm abhängig, werden dann in den Far=
ben
viel heller und nüchterner, ebenſo die in ſeinem Stil ſchaffen=
den
deutſchen Künſtler: die Mainzer C. Schneider, J. Acker=
mann
, F. Simmler, der Frankfurter K. F. Kraul. Bei
ihnen allen hat die Landſchaft das Kuliſſenhafte ganz verloren,
ſie ſchildern die Natur licht, ein wenig nüchtern, behaglich, kurz
biedermeierlich. Man brauchte gar nicht die Staffage=Figürchen in
Biedermeiertracht im Vordergrund einiger Bilder zu ſehen, um
die Arbeiten in dieſe Zeit zu verweiſen. Mitten hinein in die
Biedermeier=Mälerei führen dann die Bilder des Wieners C. G.
Hammer und von C. F. Richter, letzterer in den Farben oft
etwas ſüßlich, in den Geſten ſeiner Perſonen überſchwenglich=
empfindſam
.
A.H.
(Fortſetzung folgt.)

Sowjekruſſiſcher Prokeft in Tokio.
DNB. Moskau, 9. Juli
Wie die Telegraphenagentur der Sowjetunion meldet, hat
Botſchaftsrat Raiwid von der Sowjetbotſchaft in Tokio im japa=
niſchen
Außenminiſterium Proteſt eingelegt gegen das unrecht=
mäßige
Kreuzen des japaniſchen Torpedobootes Numakaſi in
ſowjetruſſiſchen Hoheitsgewäſſern, gegen die unrechtmäßige Lan=
dung
von 65 Offizieren und Matroſen des japaniſchen militä=
riſchen
Erdöltransportſchiffes Erime auf Sachalin ohne Ge=
nehmigung
der Sowjetbehörden und ſchließlich gegen die Ueber=
fliegung
der Sowjetgrenze im Bezirk von Handas durch ein
japaniſches Flugzeug.
In politiſchen Kreiſen Tokios beſchäftigt man ſich lebhabt
mit der von ſowjetruſſiſcher Seite erhobenen Beſchuldigung, daß
ein Offizier des japaniſchen Generalſtabs, der gleichzeitig Chef
der japaniſchen diplomatiſch=militäriſchen Miſſion in Sachaljan
iſt, bei einem Empfang des ſowjetruſſiſchen Generalkonſulats
verfucht habe, Dokumente des ſowjetruſſiſchen Generalkonſuls
zu entwenden. Dieſe Behauptung hat in Kreiſen des japaniſchen
Kriegsminiſteriums größte Empörung hervorgerufen.
Man erklärt hier, der japaniſche Oberſt ſei ein Mann von
tadelloſer Führung. Die von ruſſiſcher Seite ausgeſprochene Be=
ſchuldigung
ſei geradezu ungeheuerlich. Der japaniſche Kriegs=
miniſter
hat den Chef der japaniſchen Armee in der Mandſchurei,
Chaſchikara, angewieſen, ſoſort einen Bericht über die An=
gelegenheit
zu erſtatten.
Von ſowjetruſſiſcher Seite wird dagegen behauptet, der japa=
niſche
Oberſt ſei während eines Empfangs im ruſſiſchen Gene=
ralkonſulat
plötzlich verſchwunden, er habe ſich unbefugterweiſe
in die oberen Räume des Generalkonſulats begeben, dort den
Schreibliſch aufgebrochen und verſucht, wichtige Dokumente aus
ihnen zu entwenden. Beim Verlaſſen des Zimmers ſei er von
eineu: Sekretär des Generalkonſuls überraſcht worden; man habe
ihm die Dokumente wieder abgenommen und ihn aus dem Ge=
bäude
verwieſen.

Die ſechs Bücher des Monals.
Die entſprechend den Mitteilungen der Reichsſchrifttumsſtelle
des Miniſteriums für Volksaufklärung und Propaganda ausge=
wählten
6 Bücher des Monats Juli ſind folgende:
Die 6 Bücher zu Fragen der Zeit: Ludw. Clauß;
Raſſe und Seele‟ Eugen Dieſel: Deutſchland arbeitet.
Walter Groß: Raſſenpolitiſche Erziehung. Jörg Lechlery
Vom Hakenkreuz. Gotthold Mühlner: Land ohne Kin=
der
, Land ohne Zukunft. Hubert Schrade: Das Deutſche
Nationaldenkmal.
Die 6 Bücher deutſcher Dichtung: Albert Bauer?
Das Feld unſerer Ehre. Felix Genzmer: Die Edda‟.
Das kleine Gedichtbuch. Georg Grabenhorſt: Merve,
Agnes Miegel: Die Fahrt der 7 Ordensbrüder. Hein=
rich
Zillich: Sturz aus der Kindheit.

Villa oder Siedlungshaus? Dieſe intereſſante Frage wird
im Juni=Heft der neuen linie in dem Beitrag Waldſiedlung
am Seeufer geklärt. Wen mehr das Thema Reiſe lockt, der
leſe Paul Fechters klugen Aufſatz Das Meer der neun Länder,
der das Lob der oft verkannten Oſtſee ſingt und mit hervor=
ragend
ſchönen Photos illuſtriert iſt. Des weiteren ſei aus der
Fülle der Beiträge die bunte. Sommerliche Bergfibel Zeichnun=
gen
und Verſe von Hubert Mumelter, hervorgehoben und der
reiche Modeteil mit unzähligen Tips für Sommer und Badereiſe.
Hans Schomerus: Kaiſer und Bürger. Geſtaltwandel deut=
ſcher
Herrſchaft in der Geſchichte‟. Hanſeatiſche Verlagsanſtalt,
Hamburg.
Dieſes Buch redet von Kaiſer und Bürger. Dennoch ſpricht es
nicht von Monarchie und Demokratie, nicht von Staatsformen,
ſondern von verſchiedenen politiſchen Räumen und Wirklichkeiten.
In einer umfaſſenden Schau gibt der Verfaſſer in dem vorliegen=
den
Werk eine Darſtellung jener Kräfte, die zur Bildung von
Reich und Gegenreich in der deutſchen Geſchichte geführt haben.
Ueberzeugend werden uns jene Kräfte vor Augen geführt, die im
Laufe der Jahrhunderte gegen die Herrſchaft des Reiches aufge=
treten
ſind und die Entwicklung der deutſchen Nation ſo verhäng=
nisvoll
aufgehalten haben. Wurde durch den mittelalterlichen
Kampf der Kirche der Staat ſchon in der Verfolgung ſeiner we=
ſentlichen
Aufgaben beengt, ſo waren es vor allen Dingen ſpäter=
hin
jene Kräfte der franzöſiſchen Revolution, die den Staat zur
Auflöſung trieben. Der Bürger wurde zum Träger des Liberalis=
mus
und des Kapitalismus und ſchuf jenen bürgerlichen Rechts=
ſtaat
, der ſich durch die ihm eigentümliche politiſche Ohnmacht
auszeichnete und letztlich den völligen Verfall aller Ordnungen
verſchuldet hat. Ihm ſetzt Hans Schomerus in dem vorliegenden
Werk den Staat der geſchichtlichen Wirklichkeit entgegen, deſſen
Herrſchaft in eigener hoheitlicher Würde über den Ordnungen
des völkiſchen und artgebundenen Lebens waltet.

Dentte Mdengiatneniaſtang iin sint.
Nicht nur bereits erreichter Beſchäftigungsſtand behaupkek, ſondern darüber hinaus eine beachkliche Zahl
weiterer Arbeitskräfte aufgenommen.

Wieder 47060 Arbeitsloſe weniger.
DNB. Berlin, 9. Juli.
Die Entlaſtung der Arbeilsloſigkeit hat im Juni, wie die
Reichsanſtalt für A. beitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung
berichtet, weitere Fortſchritte gemacht. Nach einem Rückgang um
rund 47 000 betrug die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemelde=
ten
Arbeitsloſen rund 2 482000. Die Abnahme wurde getragen
von den konjunkturabhängigen Wirtſchaftszweigen. In den Außen=
beruſen
hat dagegen die Arbeitsloſigkeit etwas zugenommen. Be=
deutſcü
bleibt, daß auch im Berichtsmonat wieder einige mit Groß=
ſtädten
durchſetzte induſtrielle Bezirke einen weiteren überdurch=
ſchnittlichen
Rückgang der Arbeitsloſenziffer zu verzeichnen haben,
ſo vor allem Groß=Berlin. Mit Rückſicht auf die bisherige günſtige
Entwicklung der Außenberufe und zur Deckung des Kräftebedarfes
in der Landwirtſchaft mußten die von der Reichsanſtalt geförderten
Notſtandsarbeiten etwas eingeſchränkt werden. Die Zahl der Not=
ſtandsarbeiter
iſt daher im Juni um rund 110 000 auf 392 000 ge=
ſunken
. Die Beſchäftigungsſchwankung bei den öffentlichen zuſätz=
lichen
Arbeiten konnte, indes in der Geſamtzahl der Arbeitsloſen
mehr als ausgeglichen werden. Demnach konnte die freie Wirt=
ſchaft
nicht nur den bereits erreichten Beſchäftigungsſtand behaup=
ten
, ſondern darüber hinaus im Laufe des Monats Juni eine be=
achtliche
Zahl weiterer Arbeitskräfte zum Teil infolge der mit=
telbaren
Wirkung der Arbeitsbeſchaffung aufnehmen.
Von der Geſamtzahl der unterſtützten Arbeitsloſen befanden
ſich 1078 000 in den Unterſtützungseinrichtungen der Reichsanſtalt
und rund 797 000 als anerkannte Wohlfahrtserwerbsloſe in der
gemeindlichen Unterſtützung, deren Belaſtung damit gegenüber
Ende Mai, weiter um rund 35 000 Arbeitsloſe abgenommen hat.
Unter den von der Reichsanſtalt betreuten Arbeitsloſen waren
rund 265 000 Hauptunterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſen=
verſicherung
und rund 813 000 Hauptunterſtützungsempfänger in
der Kriſenunterſtützung.

Offenkliche Erörkerung des evangeliſchen
Kirchenſkreikes verboken.
Ein Erlaß des Reichsinnenminiſters.
DNB. Berlin, 9. Juli.
Der Reichsminiſter des Innern hat an die Länderregierungen
folgenden Erlaß gerichtet::
Der von der Reichsregierung und dem deutſchen Volk im
evangeliſchen Kirchenſtreit herbeigewünſchte Friede liegt bedauer=
licherweiſe
noch immer in der Ferne. Ungeachtet meiner wieder=
holten
öffentlichen Hinweiſe auf die Notwendigkeit einer Befrie=
dung
wird der Kampf erbittert weitergeführt und dadurch das
Aufbauwerk der Regierung gefährdet und gehemmt. Die Reichs=
regierung
hält nach wie vor daran feſt, daß es nicht Aufgabe der
Staatsbehörden iſt und ſein kann, ſich in innerkirchliche Angele=
genheiten
einzumengen, kann aber unter keinen Umſtänden zu=
laſſen
, daß durch die Fortſetzung des Kirchenkampfes ihr Ziel der
Schaffung einer wahren Volksgemeinſchaft gewollt oder ungewollt
untergraben wird.
Aus Gründen der öffentlichen Sicherheit, Ordnung und Ruhe
verbicte ich daher hiermit bis auf weiteres ausnahmslos alle den
evangeliſchen Kirchenſtreit betreffenden Auseinanderſetzungen in
öffentlichen Verſammlungen, in der Preſſe, in Flugblättern und
Flugſchriften und erſuche, die in Betracht kommenden Dienſtſtellen
unverzüglich zur Durchführung dieſes Verbotes mit den erforder=
lichen
Weiſungen zu verſehen. Amtliche Kundgebungen des Reichs=
biſchefs
bleiben hiervon unberührt.
Der Reichspräſident hat den Staatsſekretär im preußiſchen
Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung Dr. Wil=
helm
Stuckart unter Belaſſung in dieſer Stellung zum Staats=
ſekretär
im Reichsminiſterium für Wiſſenſchaft, Erziehung und
Volksbildung, die Miniſterialräte Dr. Helmut Bojunga und Rein=
hard
Sunkel vom preußiſchen Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt
und Volksbildung zu Miniſterialdirektoren im Reichsminiſterium
für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung ernannt.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 188

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 10. Juli 1934

S

hre Verlobung beehren sich anzuzeigen
Anna Zotz
Hans Blitz
Darmstadt, den 10. Juli 1934.

Heute, den 10. Juli, feiern die Eheleute
ſoh. Blitz und Frau Marie, geb. Benz,
Darmſtadt, Liebfrauenſtraße 91, das Feſt der
Silbernen Hochzeit!
Glückauf zur Goldenen!

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Heimgange unſeres lieben Entſchlafenen
Philipp Küſter
ſagen wir allen unſeren innigſten Dänk. Ganz
beſonders danken wir Herrn Pfarrer Weiß für
die troſtreichen Worte am Grabe, der Geſangs=
abteilung
der Metzger=Innung Darmſtadt für
den Grabgeſang, die Kranzniederlegungen der
Meiſterſöhne der Metzger=Innung, dem Lehrer
und Schülern des Meiſter=Prüfungs=Kurſus
1934 und dem Brieftauben=Zuchtverein 07536
und allen denen, die dem lieben Entſchlafenen
die letzte Ehre erwieſen haben.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:

7469

Philipp Küſſter
Metzgermeiſter.

Verreist
vom 12. Juli ab UT747
Dr. med. Blechen
Facharzt für Chirurgle und
Krankheiten der Harnorgane
Weyprechtstraße 14.

Beifedern-Reinigung
Eutmotten 1. Polstermöbel

Beittedern, Daunen
K.
Barchente, Drelle
Polstermöbel, Matratzen
Neuankertigung, Reparaluren

Z

AOTT
Magdalenenstr. 11 - Tel. 1084

Verſteigerung.
Mittwoch, 11. ds. Mts., vormitt.
10 Uhr beginnend, habe ich den
Auftrag, Delbilder u. Autogramme
von Hans Thoma u. verſch. anderen
Meiſtern, in meinem Lokal

Für 7jähr. , wohl=
erzogen
. Jungen
wird während d
Ferien an 3 Ta=
gen
wöch. mögl.
gleichalt., geſund.
Spielkamerad=
(in) geſucht.
Freie gute Ver=
pfleg
. wird ge
währt. Stadtteil
Oſtviertel. Anfr.
u. E. 161 Gſchſt.

Mod. Herrenklei=
dung
nach Maß,
Repartur. u. =
geln
billigſt. (a
G. Vetter, Nd.=
Ramſtädterſtr. 3.

Transporte
aller Art
bis zu 200 Ztr.
übernimmt
Laſtauto=Betrieb
Georg Schmitt.
Schwanenſtr. 15,
Telefon 2660. (a

Reiſenden
iſt Gelegh. geb.,
ſich an regelmäß.
Autotouren im
Umkreis von ca.
50 Km. zu betei=
ligen
. Anfr. u.
E. 166 Geſchſt.

4 Schleiermacherſtraße 4
gegen ſofortige Barzahlung zu
verſteigern.
Darmſtadt, den 10. Juli 1934.
Kunſt= und Auktionshaus
Philipp Kling
Telefon 4323
Telefon 4323
Annahme von Taxationen u. Ber=
ſteigerungen
aller Art. 6480
Vornehmer
Ainenbauplag une Purl
in ſchöner, ausſichtsreicher Lage
u. im projektiert. Bauplan am
Böllenfalltor zu verkaufen od.
zu verpacht. Anfr. unt. E. 162
an die Geſchä tsſtelle.

Maſſtv Stlber, ſowir mit 100 gr. Silbrr-
anflage
mit verſtärtters Mufltegsſtellen,
moderne, Iowere Inwelierware, geſ. geſch.
Maſter. 30 Jahre Garantie, zu äugerf
gänaigen Preiſen, zum Beiſpiel:
96rteil. Oarniſtnr, 100 gr. purſtilb. 7,6 24.
Auf Wanſch bie zu 10 Monatsraten.
Verlangen Sie Preisliſte und Katalog
unverbindlich, koſtenloe.
Paul Bchwahlen
Holingen=Köhſcheid
(TV7248)

K
V
R
direkt aus Holingen!

Kan

Winkel
Rheinstr. 28. (a

Woog, 9. Juli.
Waſſerhöhe am
Pegel 3,67 Mtr..
Luftwärme 23
Celſius, Waſſer=
wärme
vormitt.

7 Uhr 232 Celſ.
Woogspolizei=
Wache.

Ot

1= od. 2=Famil.=
Haus
geg. bar zu kau=
fen
geſucht. Ang.
u. E. 168 Geſch.

Statt befonderer Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden und Bekannten
die ſchmerzliche Nachricht, daß am 9. Juli nach
langem, ſchweren Leiden mein lieber, unvergeß=
licher
Mann, Bruder, Schwiegerſohn, Schwa=
ger
und Onkel
Herr Philipp Lortz
Metzgermeiſter
im Alter von 59 Jahren ſanft entſchlafen iſt.
Schmerzerfüllt:
Frau Anna Lortz, geb. Horcher
und Angehörige.
Darmſtadt, (Mackenſenſtr. 10), Asbach i. O.,
Hallſiadt b. Bamberg, den 10. Juli 1934.
Von Beileidsbeſuchen bitte abſehen zu wollen.
Beerdigung am Mittwoch um 4 Uhr, Waldfriedhof.

NSU. 300 ccm,
Satteltank, bill
zu verkaufen.
Philipp Bug,
Nieder=Klingen.

Köh
40 PS. Kabr.
fahrbereit, zu
verkaufen. An=
gebote
u. E. 174
a. d. Geſchäftsſt.
2/2 Sitz. DKW.
mit 2 Notſitzen,
tadellos erhalt.
preiswert von
Privat zu ver=
kaufen
. Ang. u.
E. 177 Geſchſt.

C. &K. STEINMETZ
Friseure der Dame und des Herren
7241a
Ludwigstr. 8 Telefon 714
Dauerwellen e Wasserwellen

Bonnenschutz
an jedem Fenſter anzubringen. (7485b
Brückner, Holzſtr., am Brunnen

Deckel
von Autokoffer
Sonntag abend
Eberſt. Darm=
ſtadt
verloren.
Finder wird un
ſof. Meldung od.
Abgabe geg. Be=
lohnung
gebeten.
Frankfurter=
ſtraße
38, II. (c

Schlafzimmer,
gut erhalt., mo=
dern
, zu kaufer
geſucht. Schriftl.
Ang. mit Preis
erb. unt. E. 155
Geſchäftsſtelle.

Füllofen,
amerik. oder iri=
ſcher
, gebr., nock
zut erh., ſofort
zu kauf. geſucht.
Ang. E. 165 Gſch.

Vierrad= Hand=
wagen
, mittel
ſtark, geſucht.
Ang. E. 154 Gſch.

Mädchenfahrral
zu kauf. geſucht.
Ang. unt. E. 153
Geſchäftsſtelle. (c

A
2/10 Hanomag,
la Verfaſſung, zu
veraufen. Nied.=
Ramſt.=Str. 177.

Ford-
Rolldach-
Limousine
nur RM. 1999.. W.
Fr. Rinner
Rheinstraße 30.

Opel=Limouſine
4/16 PS, prima
Motor, für den
Spottpreis von
150 zu ver=
kaufen
oder zu
vertauſchen geg.
gebr. Damen=
Fahrräder. Höf=
lein
, Bensheim,
Gartenſtraße 44.

Mueit
Dreirad= Liefer=
wagen
, Vorder=
und Hinterlader,
ab 795.. (a
Vertreter:
J. Donges&Wieſt
Heinrichſtr. 52.

Wohnungs
Nachweis (e
Eliſabethenſtr. 30
H. 1.St., f. Haus
beſitzer, Vermiet
u. Mieter günſt.

Riedeſelſtr. 39, I.
7=Zim.=Wohng.
zum 1. Oktober
z. vermiet. Näh.
im 2. Stock.
Heinrichſtr. 81, II.
ſchöne 7=Zimm.=
Wohnung per
Okt. zu vermie=
ten
. Anzuſehen
von 115 Uhr.
Näh. 1. Stock. (a

Viktoriaſtr. 33,
parterre, ſchöne
6=Zim.=Wohng.
per ſofort oder
1. Aug. zu ver=
mieten
. Näheres
daſelbſt 1. St. (b

A

Theodor=Fritſch=
Str. (Martinſtr.)
7, I., ſchone 5=3.
Wohng. m. Bad
u. Veranda am
1. Okt. zu ver=
mieten
. Beſichti=
gung
von 1113
ind 1617 Uhr.
Näh. parterre.

Schöne
5=Zim.=Wohn.
Wilhelminenſtr.
Nr. 28, Parterre,
mit Bad und Zu=
behör
zum 1. Okt.
zu verm. Miete
125 RM. monatl.
Ausk. Stadthaus,
Zimmer 72

Unsere große

Schöne 5=Zim.=
Wohnung
Roßdörferſtr. 72.
III., zwiſch. Inſel=
und Heidenreich=
ſtraße
, verſetzgs. p. 1. Okt.
zu vermiet. Ein=
zuſeh
. vorm. vor
11-12 Uhr. Näh.
dch. Albin Hoh=
mann
, Schlage=
erſtr
. 113, von
12 Uhr. Tele=
fon
3227.

In gut., älterem
Haus (Oſtv.) iſt
eine Part.= Woh=
nung
(4 Zimm.)
an ruh. Mieter
z. 1. Auguſt oder
ſpät. abzugeben.
Ang. E. 156 Gſch.

3=Zimmer=
Wohnung
mit Badezimm.,
Kattreinſtraße,
60., per 1.
Okt. 34. Näheres
Heidelberger=
ſtraße
106.

2 leere Zimmer
m. Küchenbenutz.
b. alleinſt. Dame
zu verm. Anzuſ.
Mittwoch: Land=
gr
.=Phil.=Anlage
Nr. 64, 2. Stock.

Karlſtr. 73½,pt.
ſchöne 5=Zimm.=
Wohng. m. Bad
u. reichl. Zubeh.
. 1. Okt. zu mo=
tatlich
81,20
z. vermiet. Näh.
Hausbeſitzer=
Verein. (a

Liebfrauenſtr. 46
(Döll), 2 leere
Zim. m. Küchen=
benutzg
. z. verm.

Zimmer,
Nebenraum und
Küche zu verm.,
Gardiſtenſtraße.
Näheres Weiter=
ſtädterſtraße
4,
Weis.

O

Eckhardtſtr. 18,
part, rechts, ein
möb. Manſard.=
Zim. mit elektr.
Licht ſofort zu
ermieten,

Schöne große Wohnung
8 Zimmer, mit Bad, Küche u. reich
lichem Zubehör, Zentralheizung
im Eichbergviertel, zum 1. Oktober
zu vermieten. Angeb unter B. 183
an die Geſchäftsſtelle.
(692a2

Mober Hausrofrang
in den hinteren Neubau-Räumen
zu besichtigen, ist sehr lohnend!
Sie finden Freude daran, all die
schönen Modelle zu sehen u. wer-
den
feststellen, daß Sie bei uns bei
grödler Auswahl nur Qualitälsmöhel
kaufen. Durch Ersparung hoher
Laden- und Betriebsspesen die
denkbar niedrigsten Preise.
MöpeleLich
(7482
Alexanderstraße 3.
Amtl. zugel. Verkaufsstelle für Ehedarlehen.

Wanzen
Motten u. Käfer
vernichkei
100 %ig
nur T.Gas
Geruchlos, keine
Beſchädigung,
perſönl. Arbeit!
R. Joedecke
Mackenſenſtr. 16.
Staatl. gepr. Des=
infektor
, amtlich
gepr. Schädlings=
bekämpfer
. Tel.
Nr. 2598. (a

Gut möbl. Zim.
per ſof. zu ver=
mieten
. Hügel=
ſtr
. 15, Laden. (=

Wilhelmſtr. 29
möbl. Wohn= u
Schlafzimmer zu
vermieten.

Frdl. 23=Zim.=
Wohnung
von ält., kinder=
loſ
. Ehepaar bei
angemeſſ. Miet=
preis
geſucht, ev.
auch in Vorort.
Ang. E. 163 Gſch.

Zimmer,
einfach möbl.,
vorübergehend
a. einige Wo=
chen
geſ. Ang.
u. E. 164 Gſch.

Gut möbl. ruh.
Zimmer
geſucht. Preisoff.
unt. E. 152 Gſch.

Wienerſtr. 72, p.
nöbl. Zimmer.

Mühlſtraße 37
1 oder 2 möbliert
Manſarden= Zim=
mer
mit Kochofen
und Gasherd zu
vermieten,

Geſucht f. Auguſt
halbmöb. Zimm.
bei anſt. Leuten.
is zu 12 Mark.
Beſſungen, Klap=
pacher
=, Orange=
rieſtr
. vorgezog.
Angeb. m. Preis
unt. E. 157 Gſch.

Allerserr
ſuch
zuverläſſige
Ruue.
Ausführl. Ange=
bote
unt. E. 176
1. d. Geſchäftsſt.

Fleiß. Mädchen
tagsüber in Ge=
ſchäftshaushalt

geſucht.
Guter Lohn.
Ang. E. 179 Gſch.

Männlich.

45=Zimmer=
Wohnung,
modern, m. Zu=
behör
, eventl. in
geteiltem Ein=
familienhaus
, v.
ruhig., kinderloſ.
Ehepaar für 1.
Okt. geſucht.
Ang. E. 159 Gſch.

Suche
zum 1. Sept. in
Nähe Joh.=Kirche
4-Zim.-Whg.
mit Zubehör.
Ang. E. 158 Gſch

Schöne
34-Zimm.=
Wohnung
von jung., ruhig
Ehepaar ſof. od.
z. 1. Auguſt zu
mieten geſucht
(mögl. Nordvier=
tel
). Ang. unter
E. 160. Geſchſt.

Aeltere
Dame ſucht als
bald oder ſpäter
23=Zi.=Wohng.
Preisangeb. unt.
E. 75 Geſchſt.

3 Zimmer
mit Küche ab 1.
Auguſt geſucht.
Kinderloſ. Ehe=
paar
. Preis 40
bis 50. Ang, u.
E. 35 Geſchſt.

Fräulein.
berufstätig, ſucht
einfaches, möbl.
Zimmer. Preis=
ang
. u. E. 170 Gſt.

Weiblich.

Suche per ſofort
tüchtiges (e
Mädchen.
Angeb. u. E. 169
a. d. Geſchäftsſt.

Mädchen.
fleiß., ehrlich, z
baldig. Eintritt
bis nach d. Spü=
en
geſ. Witt=
nannſtr
. 29, I.

Tüchtige
junge Frau od.
Mädch. wöchentl
12 Tage in kl.
Haushalt ge
ſucht. Ang. u.
F. 172 Geſchſt.

Laufmädchen
bis nach dem
Spülen geſucht.
Wenckſtr. 40.

Zentr.= Kranken=
geld
=Zuſchußkaſſe
Düſſeldorf,
Konkordiaſtr. 24,
ſucht f. Darmſt.
u. Umgeb. einige
Werber (innen).
Vorſt. am 10. 7.
v. 1012 u. 46
Uhr: Reſtaurat.
Handelshof.
Ludwigsplatz.

Leiſtungsfähiger
Großb. in Süß=
waren
und Kaffee
ſucht tücht., ſtrebſ.

der im Detail;
mögl. ganz Star=
kenburg
gut ein=
geführt
iſt. Ang.
von nur tüchtiger,
fleißiger Kraft u.
E 178 Geſchſt.

Exiſtenz!
Vertret. (innen)
ür Univerſal=
Hausmittel bei
ofortigem Bar=
verdienſt
geſucht.
Angeb. u. E. 180
a. d. Geſchſt. (c

Tücht. Friſeut
u. Friſeuſe
ſof. geſ. Bauer,
Liebigſtraße 7.

Gtenolypinin
flotte Maſchinenſchreiberin, per
ſofort geſucht. Angebote mitLebens=
lauf
und Zeugnisabſchriften unter
E. 125 an die Geſchäftsſtelle.

Dauermieterin.
Ruhige Dame
ſucht in gepflegt.
Haus ein ſchönes
leeres od. möbl.
Zimmer mit kl.
Kochraum oder
Küche. Anna= o.
Pet.=Gemeinder=
Straße bevorzgt.
Preisangeb. unt.
E. 167 Gſchſt. (c

Sichlonger
Zeugnisabſchriften
uſw. ſind für den Einſender wertvoll
u. werden in vielen Fällen dringend
benötigt. Unſere Auftraggeber wer=
den
daher gebeten, Bewerbungs=
Unterlagen jeweils ſchnellſtens zurück=
zuſenden
.
Auf Chiffre=Anzeigen keine Original=
zeugniſſe
einſenden.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 10. Juli 1934
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 10. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 188 Seite
Luftſchutz als Volksſchutz und Selbſtſchutz.

Wo geht die Reiſe hin?
600 Kinder verlaſſen Darmſtadk.
Morgen Mittwoch, um halb 9 Uhr vormittags, wird es auf
dem Mercksplatz ein reges und buntes Leben geben. Die NS.
Volkswohlfahrt hat für 600 Kinder aus Stadt und Kreis Darm=
ſtadt
Landerholungsſtellen bei oberheſſiſchen Bauern beſchafft. Die
Kinder werden in geſunder Landluft und bei herzhafter Bauern=
koſt
gekräftigt, und es iſt ihnen Gelegenheit gegeben, das länd=
liche
Leben in ſeiner intereſſanten Vielſeitigkeit kennen zu lernen.
Wahrlich, dieſe Kinder ſind zu beneiden!
Das iſt Sozialismus der Tat. Stadtkinder kommen aufs
Land, und es knupfen ſich Fäden fürs ganze Leben an, die die
ehemals beſtehenden Gegenſätze zwiſchen Stadt und Land für die
Zukunft unmöglich machen.
Wer möchte an dieſem Werk wohl nicht beteiligt ſein? Deine
Mitgliedſchaft in der NS. Volkswohlfahrt und deine Spenden für
das Hilfswerk Mutter und Kind laſſen auch dich daran teil=
nehmen
, Freude zu ſchaffen und mit aufbauen zu helfen an der
Geſundung unſeres Volkes!
Um 8,30 Uhr werden der Gauamtsleiter des Amtes für
Volkswohlfahrt. Pg. Bürgermeiſter Haug, und ein Vertreter
der Hitlerjugend auf dem Mercksplatz einige Worte an die Kin=
der
richten, die Zeugnis ablegen von der hohen Verantwortung,
die unſere nationalſozialiſtiſche Regierung der Jugend gegenüber
fühlt. Vom Mercksplatz aus marſchiert dann der Zug der Kinder
zum Bahnhof. Die Muſikkapellen des Muſikkorps der Heſſiſchen
Landespolizei unter Leitung von Muſikinſpizient Buslau und
der Standarte 115 unter Leitung von Muſikzugführer Willi
Schlupp begleiten den Zug mit klingendem Spiel. Die Be=
völkerung
Darmſtadts iſt aufs herzlichſte aufgefordert, an der
Feier teilzunehmen und den Kindern ein Stück Wegs das Geleit
zu geben.
Um 10,17 Uhr verläßt der Ferienzug mit Kindern, die für
den Kreis Hanau beſtimmt ſind, den Hauptbahnhof. Ein zweiter
Zug mit Kindern für den Kreis Gießen fährt 11,48 Uhr.
Die einen gehen, die anderen kommen.
Während 600 Kinder am Mittwoch morgen zur Reiſe ge=
rüſtet
auf dem Mercksplatz ſtehen, in Erwartung und Spannung
den nächſten Stunden und Tagen entgegenſehend, kehrt ein größe=
rer
Trupp Buben aus dem Uebungslager Rimdidim zurück. An=
ſchaulicher
wie die ſonnegebräunten Geſtalten es vermögen,
könnte wohl nichts die ſegensreiche Arbeit der NS Volkswohl=
fahrt
für unſere Jugend aufzeigen. Jeder, der alſo die heim=
kehrenden
Buben vom Rimdidim ſehen will, ſei ebenfalls um
8.30 Uhr auf dem Mercksplatz.

Zur Abſchlußfeier des Lehrkurſus
Darmſtadt

hatten ſich die ſämtlichen Kurſusteilnehmer, ſowie die Mitglieder
des Lehrtrupps III mit vielen Bewohnern der Häuſer, in denen
die Räume von den Lehrkurſusteilnehmern erbaut wurden und
wo theoretiſcher Unterricht erteilt worden iſt, faſt vollzählig im
Fürſtenſaal eingefunden. Der von ſchönem kameradſchaftlichem
Geiſt getragene Abend nahm den harmoniſchen Verlauf, den die
vergangene Erziehung von vornherein garantierte.

DIESISTNATIONALE
PFLICHT!

Luftſchutz
Siolimlergs
WERDE MITGLIED IM

Obertruppführer Hafner begrüßte die Teilnehmer und
ſprach in erſter Linie dem Kam. Zimmermann Dank und
Anerkennung dafür aus, daß er den Trupp dahin gebracht hat,
wohin er ihn haben wollte. Dem Trupp ſelbſt wünſche er, daß
er recht bald ſo viele Anhänger und Freunde gewinnen möge,
daß in abſehbarer Zeit die ganze Bevölkerung Darmſtadts im
Luftſchutz Selbſtſchutz ausgebildet iſt. Er dankte den Kurſus=
teilnehmern
für ihre Zeit und Opfer fordernde Arbeit, die von
beſtem Erfolg gekrönt war.

Ortsgrupenleiter Dr. Seidel ſprach dem Lehrtrupp III
den herzlichſten Dank der Ortsgruppe aus und verbreitete ſich
nochmals eingehend über Zweck. Notwendigkeit und Ziel der
Luftſchutztätigkeit überhaupt. Ein Ziel und eine Arbeit, die
zwingend notwendig wurde für unſere Zeit, in der das ſieghafte
Vorrücken der Technik dazu geführt hat, daß das, was ſie erreichte,
zum Teil zu einer Auswirkung kam, die anderes erreichte, als
das Beabſichtigte. Wir ſtehen im nationalſozialiſtiſchen Staat an
einer Wende der Lebensauffaſſung. Erſt wenn ſich das national=
ſozialiſtiſche
Denken reſtlos durchgeſetzt hat, wird die Unterſchei=
dung
zwiſchen Arbeiter der Stirn und der Fauſt ſich formen zu
einem Begriff deutſcher Arbeiter. Gerade das Zu=
ſammenwirken
der Kurſusteilnehmer aus beiden Lagern hat
uns in dieſer Richtung einen gewaltigen Schritt vorwärts ge=
bracht
. Wir haben gewirkt und gearbeitet im Sinne unſeres
Führers, dem wir gerade in dieſen Tagen aufrichtig danken da=
für
, daß er das deutſche Volk vor ungeheuren Wirrniſſen bewahrt
hat, und dem wir danken mit einem dreifachen Sieg=Heil!!!
Der Ortsgruppenleiter ſchloß mit herzlichem Dank an den Ober=
truppmeiſter
Nothnagel, der die praktiſche Arbeit des Kurſus
ſo ausgezeichnet vorbereitet hat.
Danach nahm der gemütliche Teil des Abſchiedsabends ſei=
nen
Anfang mit der Ueberreichung eines Erinnerungsgeſchenks,
das als Ausdruck des Dankes von Kam. Albrecht im Namen
des Lehrtrupps Rheinſtraße 75 dem Lehrer, Kam. Zimmer=
mann
, überreicht wurde, wofür dieſer in ſeiner kurzen, aber
friſch=herzlichen Art dankte.
Der unterhaltende Teil des Abends brachte dann eine ge=
radezu
überraſchende Fülle von Kunſt= und Artiſtenkräften in
Aktion, ſo daß das Programm des Abends von unerſchöpflicher
Fülle ward. Auf allen Gebieten betätigten ſie ſich. Beſonders
im Geſang, und hier war es der Lehrtrupp ſelbſt, der unter der
Leitung des Kam. Obertruppwart Hoffmann Ausgezeichnetes
leiſtete. Köſtliche Lieder ſangen ſie, und dazu wurde in vielen
Reden auch den anderen Trupplehrern Dank ausgeſprochen und
Auf Wiederſehen! zugerufen.
Die Namen aller freiwilligen Mithelfer im Programm des
Abends hier zu nennen würde zu weit führen, entſpricht auch
nicht der beſcheidenen Einſtellung der Kameraden, die gelernt
haben, der Sache zu dienen um ihrer ſelbſt willen und damit
der Volksgemeinſchaft. In einer längeren Schlußanſprache
faßte ein Teilnehmer noch einmal das in den 8 Tagen Erlebte
kurz zuſammen und verſicherte, daß alle, die an der intereſſanten
und vielſeitigen Arbeit teilnehmen durften und dabei viel ge=
lernt
haben, ſich, ſoweit erforderlich, gern weiter in den Dienſt
der Sache ſtellen, die im letzten Sinne Dienſt am Volk iſt. E=
ſprach
herzliche Dankesworte dem Obertruppführer Hafner und
dem Ortsgruppenleiter Obertruppführer Dr. Seidel aus. denen
die Durchführung des Lehrgangs in Darmſtadt zu danken iſt, und
dem Kam. Oskar Pick, der den Lehrkurſus trefflich in allen
M. 8t.
Einzelheiten vorbereitet hatte.

Aenderung der Bekannkmachung über die Aufhebung
der Handwerkskammer=Rebenſtellen
Daimſtadt und Friedberg.
Der dem Bezirk der Handwerkskammer=Nebenſtelle Fried=
berg
unterſtellte Kreis Friedberg wird der Handwerkskammer=
Nebenſtelle Offenbach/Main, die Kreiſe Büdingen und
Schotten werden der Handwerkskammer=Nebenſtelle Gießen zu=
geteilt
.

Hohes Alter. Frau Helene Helfmann Witwe, Kiesſtr. 10,
begeht Mittwoch, den 11. Juli, ihren 90. Geburtstag in geiſtiger
Friſche und Geſundheit.
Heſſiſches Landestheater. Jochen Poelzigs Abſchied
von Köln. Wie wir aus Köln erfahren, verabſchiedete ſich in
dieſer Woche der Spielleiter und Darſteller des Schauſpielhauſes,
Jochen Poelzig, der bekanntlich für die kommende Spielzeit als
Oberſpielleiter des Schauſpiels und Heldendarſteller an das Heſ=
ſiſche
Landestheater verpflichtet iſt, in einer Aufführung von Roß=
manns
Kriegsſtück Flieger vom Kölner Publikum. Die Preſſe
und das Publikum benutzten den Anlaß um den Künſtler der
ſich im Laufe einer vieljährigen Tätigkeit am Schauſpielhaus
außerordentliche Sympathien erworben hat. aufs herzlichſte zu
feiern. Ich hatte mir vorgenommen, ſchreibt z. B. der Refe=
rent
des Neuen Tags, bei dieſer Abſchiedsvorſtellung die Vor=
hänge
zu zählen und achtzugeben, wie viel Hände Blumen wer=
fen
. Aber ich habe es bald aufgegeben, das Maß der Dankbar=
keit
, der Erſchütterung und der Wehmut ſtatiſtiſch erfaſſen zu
wollen. Denn wie eine Brandung ſchlug der Beifall immer wie=
der
gegen den Vorhang. Blumen regnete es aus den Logen,
Blumen kamen aus dem Parkett. Und in einem Rückblick über
Jochen Poelzigs künſtleriſche Leiſtungen ſchreibt der Kölner Kri=
tiker
: Man wird immer denken: das war Poelzig, einer, der
zu ſeiner Rolle ein Verhältnis hatte, wie der Soldat zu ſeiner
Pflicht: Jenen bedingungsloſen Gehorſam gegenüber dem Not=
wendigen
, jene ſtets wache Scheu vor der Poſe, jene unermüd=
liche
Kontrolle über die Haltung, jene beſtändige Flucht vor
dem Pathos, jene heftige Abſcheu gegen das Sentimentale und
jenen leidenſchaftlichen Drang zum Echten. Beſtändigen, Selbſt=
verſtändlichen
, zum wortloſen Heldentum, zur gebändigten Männ=
lichkeit
, zum glaubhaft=gläubigen Menſchen. Das war Jochen
Poelzig; ein Soldat des Theaters, einer, dem kein ſchauſpiele=
riſches
Mittel fehlte und der doch immer ganz über dem Hand=
werklichen
ſtand, als ob er Wort und Gebärde ſich aus der Seele
holte, ſo ſpontan und leidenſchaftlich, als diene er einem Schick=
ſal
, das noch keiner vor ihm gelebt und vor ihm gedacht, das
ihn als erſten ausgeſucht hatte, um in ihm Geſtalt zu werden.
Wem das gelang, iſt das eine Schauſpielerperſönlichkeit? Ich
denke: Ja.
Telegrammwortzähler. Soeben iſt eine neue Berichtigung
zu dem vom Reichspoſtminiſterium herausgegebenen Telegramm=
wortzähler
erſchienen. Sie enthält u. a. die jüngſten Entſchei=
dungen
über die Auslegung der Beſtimmungen für Telegramme
in verabredeter Sprache. Die bisher erſchienenen Berichtigungen
werden allen Käufern des Telegrammwortzählers auf. Wunſch
unentgeltlich geliefert. Der Telegrammwortzähler ſelbſt iſt zum
Stückpreis von 50 Rpf. von der Druckſachenſtelle des Reichspoſt=
zentralamts
Poſtſcheckkonto Berlin 38 200 zu beziehen.

Likel, Orden und Ehrenzeichen.
p. Die Grundſätze über die Verleihung ſind im Reichsgeſetz
vom 7. April 1933 feſtgelegt.
Titel verleihen der Reichspräſident, die Reichsſtatthalter,
in Preußen der Miniſterpräſident in Vertretung des Kanzlers.
(Akademiſche Grade werden hierdurch nicht betroffen.)
Rettungsmedaillen kann nur der Reichspräſident
verleihen.
Treudienſtabzeichen verleihen die Landesregie=
rungen
.
In Ergänzung dieſer Beſtimmungen verordnet das Geſetz
vom 15, Mai 1934:::
Es dürfen weiter getragen werden: 1. Orden und Ehren=
zeichen
, die von einem ehemaligen Landesherrn bis zum
10. Auguſt 1919 verliehen ſind; 2. Orden und Ehrenzeichen die
von der Reichsregierung oder der Regierung eines ehemals ver=
bündeten
Landes für Verdienſte im Weltkrieg ver=
liehen
ſind, ſowie das Schleſiſche Bewährungsab=
zeichen
(Schleſiſcher Adler) und das Baltenkreuz;
3. Orden und Ehrenzeichen, die von einem ausländiſchen
Staatsoberhaupt oder einer ausländiſchen Regierung ver=
lieben
ſind, wenn die Genehmigung zur Annahme erteilt iſt,
worüber der Reichspräſident näheres beſtimmt; 4. Orden und
Ehrenzeichen, die von einer Landesregierung oder mit deren Ge=
nehmigung
verliehen ſind; 5. das Ehrenzeichen des Deutſchen
Roten Kreuzes (8 5).
Zugelaſſen ſind ferner die vom Kanzler beſtimmten Ehren=
zeichen
der nationalſozialiſtiſchen Bewegung, ſowie die von der
Reichsregierung genehmigten Sportehrenzeichen.
Mit Gefängnis bis zu 1 Jahr und mit Geldſtrafe oder mit
einer dieſer Strafen wird die unbefugte Führung in= oder
ausländiſcher Amts= oder Dienſtbezeichnungen, Titel und Wür=
den
, ſowie das Tragen ſolcher Orden oder Ehrenzeichen beſtraft.
Der gleichen Strafe verfällt auch, wer Abzeichen, die nach der
äußeren Form oder Tragweiſe den im 8 5 genannten Orden und
Ehrenzeichen ähneln, trägt, herſtellt, anbietet, feilhält, verkauft
oder ſonſt in den Verkehr bringt.

E Kein Geld in gewöhnliche Briefe einlegen! Die einzig rich=
tige
Art, Geld mit der Poſt zu verſchicken, iſt die mit Poſtanwei=
ſung
, Zahlkarte oder Geldbrief. Wer einen größeren Zahlungs=
verkehr
unterhält, dem kann nur dringend die Einrichtung eines
Poſtſcheckkontos empfohlen werden. Er hat dann nur nötig, eine
koſtenloſe Ueberweiſung oder einen Scheck auszuſchreiben und den
gelben Scheckbrief mit 5 Pfg. frankiert in den nächſten Briefkaſten
zu werfen. Dieſe einfachen und ſicheren Geldverſendungsarten
werden aber leider von einem großen Teil des Publikums nicht
benutzt. Vor der Verſendung von Geld in gewöhnlichen Briefen
wird dringend gewarnt. Für in Verluſt geratene Einſchreibebriefe
werden höchſtens 40 RM. Erſatz geleiſtet, für beraubte Einſchreib=
briefe
beſteht dagegen keinerlei Haftung. Bei Verluſt oder Berau=
bung
gewöhnlicher Briefe haben Abſender und Empfänger immer
den Schaden zu tragen, weil die Poſt nicht haftet.

Tag der 100000.
Am 25./26. Auguſt findet in Frankfurt a. M. eine der größ=
ten
HJ.=Kundgebungen ſtatt, zu der der Reichsjugendführer Bal=
dur
von Schirach ſowie zahlreiche andere bedeutende Perſönlich=
keiten
des öffentlichen Lebens erſcheinen werden. Die Tage des
großen Treffens, zu dem 100 000 Hitlerjungen des Gebiets 13
Heſſen Naſſau aufmarſchieren und ein Treubekenntnis zum Führer,
zu Volk und Vaterland ablegen werden, ſollen die Größe und ur=
wüchſige
Kraft der Jugend des neuen Staates und ihre innige
Verbundenheit mit der geſamten Bewegung bezeugen. Dem
großen Ereignis geht eine HJ.=Ausſtellung auf dem Frankfurter
Meſſegelände voran. Sie wird am Sonntag, den 19. Auguſt,
11 Uhr vormittags, eröffnet werden und einen intreſſanten Ein=
blick
in die Arbeit der Oberbanne und die verſchiedenen Abtei=
lungen
der Gebietsführung (Organiſation, Sozialamt, Verwal=
tung
, ärztliche Betreuung, Schulung, Sport, Preſſe, Propaganda,
Rundfunk uſw.) vermitteln. Die Vorbereitungen für die Frank=
furter
Tage, über die wir fortlaufend berichten werden, ſind in
vollem Gange.

Feuetsgefahr beim Dreſchmaſchinenbekrieb.
Mit Erntebeginn muß auf die Feuersgefahr hingewieſen wer=
den
, die durch Aufſetzen von Stroh und Abfüllen in nächſter Nähe
der Lokomobile durch Funkenflug entſtehen kann. Nach der Ver=
ordnung
, die Dampfkeſſel betreffend, vom 8 November 1909, iſt
die Umgebung beweglicher, in Betrieb befindlicher Dampfkeſſel in
einem Umkreis von mindeſtens fünf Metern von allen anderen
als zur Heizung beſtimmten leicht entzündbaren Gegenſtänden
freizuhalten. Bei Zuwiderhandlungen können Brände und damit
ſchwere Nachteile entſtehen, deshalb iſt äußerſte Vorſicht geboten.

Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die achte Wan=
derung
führte in das Nahegebiet, nach Kreuznach und Bad
Münſter a. St., zwei Plätze, die ſchon wegen ihrer landſchaftlichen
Schönheit von Darmſtadt aus gern beſucht werden. Dementſpre=
chend
war auch die Zahl der Teilnehmer groß, insbeſondere noch
dadurch, daß es ſich um eine Familienwanderung handelte. Ein
Sonderzug brachte die Wanderſchar in raſcher Fahrt ans Ziel:
Baſtei, Rothenfels, Ebernburg und Rheingrafenſtein boten präch=
tige
Ausblicke in das ſchöne Nahetal und die weitere Umgebung.
Der Marſch ließ aber auch manchen Schweißtropfen rinnen, ſo daß
die ausgiebige Mittagsraſt im Schwan wohlverdient war.
Direktor Schäfer ſprach hier den beiden Führern, Klubgen.
Behrmann und Berntheiſel, den wohlverdienten Dank
aus für die gute Vorbereitung und befriedigende Durchführung
der Wanderung. Er erinnerte ferner an die erſte Wanderung der
Frauenabteilung des Klubs, die am 19. Auguſt ſtatt=
findet
, und forderte die Klubgenoſſen auf, ſich in den nächſten
Tagen auf der Geſchäftsſtelle bei Klugenoſſen Tillmann für die
Zweitagestour in die Schwäbiſche Alb nun endgül=
tig
einzuzeichnen, nachdem bereits 87 vorläufige Meldungen vor=
liegen
.

im Amt im Büro im Laboratorium im Rtelier zwiſchendurch brauchen
die ermüdeten Kerven eine Erfriſchung. Dann iſt eine gute Taſſe Kaffee das Richtige.
Suten Kaffee bereitet man durch die Beigabe von Mühlen Franck Spezial.
Dieſe appetitliche neuartige Kaffeewürze in Grießform gibt jedem Kaffee ſelbſt
feinſtem Bohnenkaffee mehr Kraſt, Külle, herrliches Kroma und
ſchöne goldbraune Farbe.
Bei verwendung von Mühlen Franck Spezial ſparen Sſe, weil man mit einer kleineren
Menge einer guten Sorte Bohnenkaffee ebenſoviel Eräftigen goldbraunen Kaffee herſtellen
kann, wie mit der bisher verwendeten größeren Kaffeemenge. Billiger Bohnenkaffee, Korn=
kaffee
und Malzkaffee brauchen einen Zuſatz von Bühlen Franck Spezial beſonders,

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 188

SüTth 2.
Poekiſcher Schwimmabend.
Wer in Darmſtadt einen Autobeſitzer zum Freund hat, der
es liebt, ab und zu einen Sommerabend am Rhein zu verbringen,
kommt, zu ſolchen Stunden eingeladen, zu einer ſeltenen Erfül=
lung
ſeines Daſeins.
Durch das Grüngold der Eichenallee brauſt der Wagen weſt=
wärts
, windet ſich an vollen Heuwagen vorbei durch die Ried=
dörfer
, unſere Blicke ſtreichen über Aehrenfelder und weite Wie=
ſen
o, du in Duft und Sonnenglaſt kochende Heimat zwiſchen
Melibokus, Donnersberg und Feldberg, du warmer Erdenſchoß
und ſteht zuletzt unter der ſchirmenden Hut der mächtigen Bäume
an der Nierſteiner Rheinfähre.
Der Strom empfängt die müden Leiber, trägt ſie in ſanfter
Hingebung, ſchenkt ihnen ſeine Friſche. Man ſchwimmt ins Abend=
rot
. In weiter Wellenſpur drehen am anderen Ufer die Schiffe
bei und gehen vor Anker. An der Häuſerzeile des Städtchens
vorbei flutet der Rhein, hämmern die Eiſenbahnzüge und hupen
die Autos. Wir ſind im Strom geborgen, ſchwimmen in ruhe=
vollem
Armesbreiten. Drüben zieht hinter der Bergkirche, die
ſtolz im grünen Rebgarten der Nierſteiner Glöck ſteht, der rot=
braune
Hang hoch, von genauen Zeilen durchſchnitten. In vio=
letter
Kühle öffnet ſich die Rehbacher Steig. Darüber aber fängt
ſich ein goldroter Sonnenabſchied im zierlichen Gewölk. Langſam
werden Waſſer und Himmel dunkel.
Dann am Ufer ſitzen in der lauen Sommernacht und beim
Herz= und Zungenlöſer Wein wenig reden, weil die geſegnete
Fülle dieſes Abends ſtill und dankbar macht gegen Mitternacht
auf der Heimfahrt den Odem der Felder ſpüren und ſich an den
huſchenden Strahlen der Blinkfeuer erfreuen mit ſich und der
Welt im Frieden halb ſchon im Traum, ins Bett ſinken, während
am Sternhimmel das Nachtflugzeug in beruhigendem Dröhnen
pünktlich heimzieht.

Aufeuf!

Die kirchlichen und wohlfahrtspflegeriſchen Verbände Deutſch=
lands
, die ſich vor Jahren zu dem Hilfswerk Brüder in Not zu=
ſammengeſchloſſen
haben, ſind in tiefer Bewegung über das ſchwere
Geſchick deutſcher Brüder und Schweſtern in der Sowjet=Union
bereits im Vorjahre vor das deutſche Volk getreten und haben zur
Hilfe gegen die bittere Not dieſer Volksgenoſſen aufgerufen. Das
deutſche Volk hat dieſen Ruf gehört.

So siehl es in Sowiebrußland aus.
Das Arbeitertum, die Zeitschritt der NSBO und DAF veröffenf-
lichte
dieses Bild, das die verwahrlosten Straßen in Leningrad
(St. Petersburg) zeigt.
Deutſche Bauern, ſeit mehr als hundert Jahren mit der Scholle
ihrer neuen Heimat an der Wolga, im Kaukaſus, auf der Krim,
in der Ukraine, in Wolhynien, in Sibirien und Turkeſtan verwur=
zelt
, ſind unter Wahrung der Treue zu dem Staat, deſſen Glieder
ſie geworden waren, trotzdem in Sprache, Glauben und Denken
gute Söhne ihres Volkes geblieben. Dieſe Treue zu Staat und
Volkstum wurde ſeit Beginn des Weltkrieges ihr Schickſal. Be=
reits
in den Jahren 1920/21, als eine furchtbare Hungersnot die
Sowjet=Union heimſuchte, brachte die deutſche Heimat dieſen Bau=
ern
Hilfe. Im Jahre 1933, als wiederum bitterſte Not dieſe deut=
ſchen
Menſchen traf und Tauſende an Hunger und Entbehrung ſtar=
ben
, erwachte von neuem das Bewußtſein der engſten Verbunden=
heit
zwiſchen den Deutſchſtämmigen und ihren Freunden und
Volksgenoſſen in allen Teilen der Welt. Tauſenden und Aber=
tauſenden
von Deutſchen konnte Geſundheit und Leben gerettet
und der Glauben an die Bande der Volkstreue geſtärkt werden.
Heute ruft wieder das Hilfswerk Brüder in Not alle Män=
ner
und Frauen und Kinder unſeres Volkes auf, ein Opfer der
Treue und der Verbundenheit durch Volkstum und Glauben, ein
Opfer der Dankbarkeit zugleich für die Rettung aus eigener
ſchwerer Volksnot zu leiſten und damit Tauſenden hungernder
Volksgenoſſen Hilfe zu bringen. Durch Uebereinkunft mit der
Torgſin=Einrichtung und durch beſondere Maßnahmen iſt unbe=
dingte
Gewähr dafür gegeben, daß die Sendungen zuverläſſig und
ſchnell in die Hand des richtigen Empfängers gelangen. Das
Hilfswerk Brüder in Not bittet um Geldſpenden für
die Tauſende von Anſchriften Notleidender. Aus allen Teilen der
Welt gehen dem Reichsausſchuß Brüder in Not Hilferufe von
Freunden und Verwandten dieſer Notleidenden mit der dringen=
den
Bitte um Hilfe zu. Das Hilfswerk iſt auch bereit, die Ver=
mittlung
von Ueberweiſungen zu übernehmen. Nur Geldanweiſun=
gen
kommen in Betracht; Warenſendungen können nicht geſchickt
werden. Alle Spenden werden erbeten auf das Poſtſcheckkonto
Berlin Nr. 85 000 Brüder in Not Berlin W. 35, Cornelius=
ſtraße
4b.
Reichsausſchuß Brüder in Not

Auch Radfahrwege werden gebaut! Der Generalinſpektor
für das deutſche Straßenweſen hat ſich im Rahmen der ihm zu=
gewieſenen
Aufgaben auch der Schaffung eines ausreichenden
Netzes von Radfahrwegen tatkräftig angenommen. Als erſte
Maßnahme wurde den ihm unterſtellten Wegebauverwaltungen
ein Betrag von 1000 000 RM. überwieſen ,aus dem noch in
dieſem Jahre der planvolle Ausbau von Radfahrwegen in An=
griff
genommen wird. Zunächſt kommt die Anlage ſolcher Rad=
fahrwege
entlang der Reichsſtraßen in Frage. Nach der neuen
Reichsſtraßenordnung verſteht man unter Reichsſtraßen diejenigen
Straßen, welche auch bisher dem Fernverkehr dienten und welche
der Verwaltung der Länder und Provinzen unterſtanden. Die
Wegebauverwaltungen werden beim Bau von Radfahrwegen im
Benehmen mit der allein berufenen Vertretung des Radfahr=
weſens
vorgehen. Auf Grund von Verhandlungen des General=
inſpektors
mit der Reichsbetriebsgruppe Bau in der Deutſchen
Arbeitsfront und mit dem Führer des deutſchen Radfahrerver=
bandes
iſt eine ſolche Vertretung in der Bildung begriffen. Die
Millionen von Radfahrern, welche im Verkehr bekanntlich eine
ſehr weſentliche Rolle ſpielen, werden dieſen Entſchluß ſicher leb=
haft
begrüßen

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Zoto Zreunde kamgft miit.
Stellt eure Lichtbildkunſt in den Dienſt der großen NSV.=
Aktion
Mukker und Kind!
Dies vermögt ihr durch Beteiligung an dem Photo=
Wettbewerb der N. S. V. Gauamtsleitung Heſſen=
Naſſau, Frankfurt a. M., Mainzer Landſtraße 42.
Bedingungen für die Teilnahme.
1. Es gilt, dem Gedanken der gigantiſchen Aktion der N.S.V.
Mutter und Kind durch Bilder Ausdruck zu verleihen. Beſon=
derer
Wert wird auf Bilder gelegt, die Mutter und Kind in
unſerem Heimatgau und die Arbeit der N. S.V. im Ein=
ſatz
für die Aktion Mutter und Kind zeigen.
2. Jeder deutſche Volksgenoſſe iſt zur Teilnahme an dem Wett=
bewerb
berechtigt.
3. Einzuſenden ſind Bilder (Poſitive) bis zur Größe 13:18 an die
Bildſtelle der Gauamtsleitung der N. S.V.,
Frankfurt a. M., Mainzer Landſtraße 42.
Letzter Termin für Einſendungen: 15. Juli 1934.
4. Die eingereichten Bilder (Poſitive) werden Eigentum der N. S. V.
Jeder Einſender berechtigt die N.S.V. ohne weiteres zur freien
Verwendung und Veröffentlichung ſeiner Bilder unter Namens=
angabe
des Herſtellers.
5. Die N.S.V. wird Eigentümerin der Negative (Platten oder
Filme aller prämiierten Bilder.
6. Als Preiſe werden ausgeſetzt:
1. Preis
. . 25. RM.
2. Preis
10. RM.
3. Preis . . . . . 5. RM.
5 Preiſe zu je 2. RM.
7. Die Entſcheidungen des Preisrichterkollegiums ſind unan=
fechtbar
.
8. Mit der Einſendung eines Bildes gibt der Teilnehmer zu er=
kennen
, daß er mit vorſtehenden Bedingungen reſtlos einverſtan=
den
iſt.
Im Zuſammenhang mit unſerem Preisausſchreiben verweiſen
wir auf die beiden bebilderten Druckſchriften unter dem Titel
Mutter und Kind (Preis 10 Pfg.) und O Mutter zart, ſchütz
meine Fahrt (Preis 40 Pfg.), die geeignet ſind, den Bewerber in
den tiefen Sinn der Aktion Mutter und Kind einzuführen. Beide
Schriften ſind bei den N.S.V.=Ortsgruppen zu kaufen.
Kreisleitung
des Amtes für Volkswohfahrt.
Darmſtadt.

Dienstag, 10. Juli 1934

An. der Hauuß.

Mit
dem täglichen
Fortſchritt

möge er auch auf den allerſchwierigſten Spezial=Gebieten liegen,
wird eine anſpruchsvolle Leſerſchaft in allgemeinverſtändlicher
Form durch die Spalten des Darmſtädter Tagblatts bekannt
gemacht. Die gute Tageszeitung iſt das Tor zur Welt, ein Tor,
das ſich allen öffnet, die das Darmſtädter Tagblatt leſen!
Stets arbeiten wir an der weiteren Vervollkommnung des
Inhaltes, denn wir wiſſen, daß unſere Zeitung für Anſpruchs=
volle
gedruckt wird, wir wiſſen, daß unſere unermüdlichen Be=
mühungen
durch die Weiterempfehlung unſeres Blattes belohnt
werden!

Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Mit einem Leichtſinn und einer Frechheit ſondergleichen
belog der junge, erſt 24jährige Friedrich Leinhard aus Semd,
bei Groß=Umſtadt, in einem Eheſcheidungsprozeß ſeines Arbeit=
gebers
das Gericht, indem er kurzerhand eine Sache abſtritt, die
ihm durch Zeugen einwandfrei zu widerlegen war. Das
Schwurgericht, das deswegen am Montag gegen ihn ver=
handelte
, war der Auffaſſung, daß mildernde Umſtände in keiner
Weiſe zu finden ſeien und veruruteilte ihn zu einer Zucht=
hausſtrafe
von 1½ Jahren. Die bürgerlichen Ehren=
rechte
werden ihm auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt. Da
er geſtändig iſt, wird ihm die Unterſuchungshaft voll angerechnet.

Wenn in Frankkurt . . . dann
WTRebstock, Braubschstrade ig

Der höchfte Schah.

Vom Herzog Lorenzo di Medici, dem Prächtigen in Florenz
(geſt. 1492), erzählt ſich das italieniſche Volk eine rührende Ge=
ſchichte
: Einſt beſuchte ihn Graf Eberhard im Barte, der Würt=
tembergiſche
Herzog, auf ſeinem an Schätzen der Kunſt und des
Goldſchmiedehandwerkes überreichen Schloß. Zuerſt zeigt ihm der
prunkliebende Schloßherr die geringeren Gegenſtände, von Saal
zu Saal aber gabs Schöneres und Koſtbareres zu ſchauen. Als
eine Steigerung kaum noch möglich ſchien, ſprach Lorenzo zu ſei=
nem
erlauchten Gaſte: Nun will ich euch meine ſchönſten Juwelen
zeigen‟. Dabei führte er ihn in ſein Wohnzimmer. Da ſaßen ſeine
beiden Söhne vor ihrem Erzieher, und ſeine Töchter, die unter
den Augen der Mutter ſpannen und ſtrickten. Meine Kinder
ſprach der Herzog, ſind mein teuerſtes Beſitztum. Gerührt gab
ihm der hohe Gaſt die Hand. Eltern, ob ihr arm ſeid oder reich:
habt ihr gute, geſunde Kinder, ſo ſeid ihr Königen gleich!
Aus Otto Zimmermann: Das Elternbuch.

Vereins- und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Vortrag. 2. Wiederholung. Infolge der großen
Nachfrage veranſtaltet das Städtiſche Gaswerk am Donnerstag,
dem 12. Juli 1934 einen Vortrag mit praktiſchen Vor=
führungen
. Es wird, gezeigt, wie einfach das Einkochen
und die Herſtellung von flüſſigem Obſt durch
Dampfentſaften mittels des Gasherdes geſchjeht. Dieſe
Methode, alſo ohne beſondere Geräte, fand anläßlich der bis heute
veranſtalteten Vorführungen bei den Hausfrauen großen Beifall.
Es iſt für jede Hausfrau eine beſonders willkommene Entlaſtung,
wenn ſie die Gläſer nur in den Gasbackofen zu ſtellen braucht und
den Einkochvorgang, ohne auf die Temperatur achten zu müſſen,
ſich ſelbſt überlaſſen kann. Waſſerbad und Einkoch=
apparat
ſind überflüſſig. Nach dem Vortrag iſt allen
Teilnehmern Gelegenheit geboten, Fragen und Wünſche zu äußern.
Der Beſuch wird daher beſtens empfohlen. Karten in der Aus=
ſtellung
, Eliſabethenſtraße 25½, koſtenlos erhältlich. (Siehe auch
heutige Anzeige!)

NSK. Der Reichsſchatzmeiſter gibt bekannt:
Um Mißverſtändniſſen vorzubeugen, wird feſtgeſtellt, daß die
Arbeitsbeſchaffungslotterie nicht, unter das vom Reichskabinett
am 3. Juli 1934 beſchloſſene Geſetz über das Verbot öffentlicher
Sammlungen jeder Art bis zum 31. Oktober d. Is. fällt.
Der Vertrieb der Loſe der Arbeitsbeſchaffungs=Lotterie, deren
nächſte Ziehung bereits am 21./22. Juli ſtattfindet, erleidet daher
keine Einſchränkung.
(gez.): Schwarz.
NSK. Der Reichsſchatzmeiſter hat die folgenden Anord=
nungen
erlaſſen:
Mit der Bearbeitung der finanziellen Angelegenheiten für
den Reichsparteitag 1934 wurde Reichsoberreviſor Georg Gradl
beauftragt.
Es wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß Aufträge, die
nicht die Gegenzeichnung, d. h. Beſtätigung des genannten Reichs=
oberreviſors
tragen, keine Rechtsgültigkeit haben. Eine Zahlung
von Rechnungen für ſolche Aufträge wird grundſätzlich abgelehnt.
Rechnungen von Lieferungen für den Reichsparteitag 1934
müſſen bis ſpäteſtens 10. September 1934 an die Organiſations=
leitung
für den Reichsparteitag 34, Abteilung Kaſſenverwaltung,
Nürnberg, Frauentorgraben 30, eingereicht werden, um die ord=
nungsgemäße
Abrechnung nicht zu verzögern.
München, 3. Juli 1934.
(gez.): Schwarz.
Achtung! Alte Garde!
Laut Anordnung der Reichsleitung wird mitgeteilt, daß nur
die zur Alten Garde gehören, die eine ununterbrochene Mitglied=
ſchaft
nachweiſen können und die die Mitgliedsnummer von 1 bis
100 000 beſitzen; ferner das goldene Ehrenzeichen der Reichslei=
tung
. Der ſeitherige Appell der Mitglieder von 1300 000 wurde
nur durchgeführt, um feſtzuſtellen, wer ſich ohne oder in Arbeit
befindet. Mithin gehören die Mitglieder über 100 000 nur zu den
alten Parteigenoſſen.
Der Chef des Stabes.
NSK. Der Chef des Stabes Lutze erläßt folgende Verfügung:
In Erweiterung der Urlaubsverfügung Nr. 16 694 vom 2. Juli
1934 genehmige ich, daß Angehörige der SA. ſich an S mmel=
urlaubsreiſen
in das Ausland beteiligen, ſofern dieſe Sammel=
reiſen
von nationalſozialiſtiſchen Organiſationen, wie NS. Volks=
wohlfahrt
, NS. Lehrerbund uſw., durchgeführt werden. Das Tra=
gen
des SA.=Dienſtanzugs bei Urlaubsreiſen in das Ausland iſt
in keinem Falle geſtattet.
München, 7. Juli.
Der Chef des Stabes:
(gez.): Lutze.
Reichstagung des NS. Lehrerbundes in Frankfurt a. M.
NSK. Vom 3. bis 5. Auguſt findet in Frankfurt a. M. die
diesjährige Reichstagung des Nationalſozialiſtiſchen Lehrerbundes
(NSLB.) ſtatt. Die Tagung wird am Freitag, 3. Auguſt, nach=
mittags
4 Uhr, mit der Eröffnung der Lehrmittel= und Buchaus=
ſtellung
eingeleitet, bei der der Reichsführer das Nationalſozia=
liſtiſchen
Lehrerbundes, der bayriſche Staatsminiſter H. Schemm,
ſprechen wird. Abends findet in der Frankfurter Feſthalle eine
große Saarkundgebung ſtatt.
Am Samstag vormittag werden ſechs führende Perſönlich=
keiten
der NSDAP. und des NSLB. kurze Vorträge in der großen
Feſthalle halten. Außerdem werden ſämtliche Reichsfachſchaftslei=
ter
programmatiſche Erklärungen ihrer Fachſchaft abgeben. Zum
Schluß wird Miniſter Schemm das Wort ergreifen.
Am Sonntag, 5. Auguſt, findet vormittags eine große Kund=
gebung
im Stadion ſtatt, bei der Reichsſtatthalter Sprenger,
Reichsminiſter Ruſt, Miniſter Schemm, Reichsjugendführer
Baldur von Schirach und Vertreter der Reichsregierung ſpre=
chen
werden.
Für Montag, 6. Auguſt, ſind Geſellſchaftsfahrten auf dem
Rhein, nach Heidelberg und in den Taunus für die Tagungsteil=
nehmer
vorgeſehen.
NS. Lehrerbund, Darmſtadt=Stadt.
Reichstagung in Frankfurt a. M. Die Karten zur Teilnahme
und den ſonſtigen Veranſtaltungen der Reichstagung müſſen jetzt
über die Kreisleitung beſtellt werden. Nachmeldungen können noch
abgegeben werden.
Die Organiſationsleitung der Reichstagung hat als Termin
für Nachmeldungen (Teilnehmer und Anſchlußkarten) nunmehr
den 9. Juli feſtgeſetzt. Bis zu dieſem Tag müſſen unbedingt alle
Nachmeldungen bei der Kreisgeſchäftsſtelle des NSLB. eingelau=
fen
ſein. Für ſpäter eingehende Nachmeldungen kann die Zuſen=
dung
der Karten vor den Ferien nicht garantiert werden.
Die Vertrauensleute der Schulen werden beauftragt, die Lehr=
kräfte
ihrer Schulen, insbeſondere die Mitglieder des NSLB., die
auf den monatlicheen Beitragsſatz von 1,25 RM. ermäßigt ſind,
auf die Möglichkeit der Nachmeldung Anſchlußkarte zu 1,50 RM.)
hinzuweiſen.
Die reſtlichen Beträge für die beſtellten Karten müſſen um=
gehend
auf der Kreisgeſchäftsſtelle, Kapellſtr. 5, eingezahlt werden.

Der Polizeiberichk.

Warnung vor einem Schwindler. In Darmſtadt und Um=
gegend
tritt ein Mann auf, der angibt, für das Nähmaſchinen=
und Fahrradgeſchäft L. u. M. Engel, dahier, Schuchardſtraße 8,
zu reiſen. Er bietet im Auftrage der Firma Nähmaſchinenöl uſw.
an und repariert unter denſelben Vorausſetzungen Fahrräder und
Nähmaſchinen. Von der Firma L. und M. Engel iſt ein ſolcher
Auftrag nicht erteilt. Beſchreibung: Ein Mann von ſchlanker
Geſtalt mit dunkelblondem Haar, trug ſchäbigen blauen Anzug,
grauen Filzhut mit ſchmutzigem Hutband.
Badediebſtahl am Woog. Am Montag, dem 2. Juli 1934, in
der Zeit von 17 bis 20 Uhr wurden in der Auskleidehalle auf
der Inſel am Woog einem Badegaſt aus deſſen dort aufgehängten
Kleidern eine Geldbörſe mit kleinerem Geldbetrag entwendet.
Wer kann Angaben machen? Sachdienliche Mitteilungen an die
Polizeidirektion Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 2, er=
beten
.
Wer kennt den Händler? Am Donnerstag, dem 5. Juli 1934,
gegen 20 Uhr, durchfuhr ein Obſthändler mit einem Lieferwagen
die Theodor=Fritſch=Straße und Umgebung und verkaufte Heidel=
beeren
, das Pfund für 20 Pfg. Die Kriminalpolizei hat an der Per=
ſon
dieſes Händlers ein beſonderes Intereſſe und erſucht ihr Mit=
teilung
zu machen, ſofern er bekannt iſt. Der Händler wird im
eigenen Intereſſe aufgefordert, raſcheſtens bei der Kriminalpolizei
zu erſcheinen.
Obſtdiebſtahl. In der Nacht zum Freitag, dem 6. Juli 1934,
wurden aus einem umfriedeten Garten am Beſſunger Forſthaus
von einem Dieb zirka 50 Pfund Pfirſiche entwendet. Wer hat den
Täter beobachtet? Sachdienliche Angaben werden beim Landes=
kriminalpolizeiamt
Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 34,
entgegengenommen.
Ihren ſtarken Verbrennungswunden erlegen. Am 5 Juli 1934
in den Vormittagsſtunden verſuchte eine Frau aus dem Oden=
wald
, anſcheinend in einem Anflug geiſtiger Umnachtung, ſich bei
lebendigem Leibe zu verbrennen. Sie wurde nach dem Stadt=
krankenhaus
Darmſtadt verbracht, woſelbſt ſie an ihren ſchweren
Wunden am 6. Juli verſtarb.
Fahrraddiebſtähle. Am 21. Juni wurde aus dem Hofe des
Hauſes Rundeturmſtraße 13 ein Damenrad. Marke Alemania,
Fabr.=Nr. 76 081, geſtohlen; am 25. Juni 1934 aus dem Vor=
garten
des Hauſes Hermannſtraße 4 ein Damenrad, Marke Pluto;
am 26. Juni 1934 vor der Fliegerſchule im Griesheimer Lager
ein Herrenrad, Marke Mifa, Fabr.=Nr. 135 338: in der Zeit vom

ſtraße 10 ein Herrenrad, Marke Weil, Fabr.=Nr. 1 202901; am
30. Juni 1934 vor dem Hauſe Sandſtraße 40 ein Herrenfahrrad,
Marke Herkules, Fabr.=Nr. 251928. An dem Fahrrad befand ſich
eine Aktentaſche mit Inhalt.; am 3. Juli 1934 aus dem Hausflur
des Hauſes Nieder=Ramſtädter Straße 53 ein Damenrad, Marke
Exzelſior/Exquiſt, Fabr.=Nr. 102 716.

Waldbrände können ungeheueren
Schaden anrichten!
Ein weggeworfenes Zündholz, achtlos weggeworfene
Zigarren= oder Zigarettenreſte rufen Waldbrände hervor!

[ ][  ][ ]

Dienstag, 10. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 188 Seite 7

Aus Heſſen.
Jahresfeſt
der Aiieder Hamnadier Anftälten.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 9. Juli. Wie alljährlich, erfreute ſich
auch das geſtrige Jahresfeſt der Nieder=Ramſtädter Anſtalten eines
ſehr guten Beſuchs, ein Beweis dafür, wie ſehr die ſegensreiche
Arbeit der Anſtalten an den von ihr betreuten kranken Menſchen=
kindern
in der Oeffentlichkeit geſchätzt und anerkannt wird. Weit
über 700 Beſucher waren zu verzeichnen. Das Feſt begann mit
einer Morgenfeier für die Anſtaltsgemeinde in der Halle der An=
ſtalten
und ſtand unter der Loſung des Bibelwortes Mark. 9/35:
So jemand will der Erſte ſein, der ſoll der Letzte ſein vor allen
und aller Knecht. Nachmittags fand alsdann der übliche Feſt=
gottesdienſt
in der Kirche zu Nieder=Ramſtadt ſtatt, dem eine große
Zahl Gäſte aus nah und fern beiwohnte. Die Feſtpredigt hielt
Herr Pfarrer Köhler=Darmſtadt, der er das Loſungswort des
Tages zugrunde legte. Weſentlich zur Verſchönerung der Feierſtunde
haben beigetragen der Poſaunen=, gemiſchte und Frauenchor der
Anſtalten, die unter der Leitung des Herrn Inſpektors Oberg ganz
Vorzügliches leiſteten. Anſchließend an den Feſtgottesdienſt fand in
den Räumlichkeiten der Anſtalten eine Nachfeier ſtatt, wobei die
über 700 Beſucher mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden. Wäh=
rend
der Feier nahm der Vorſitzende des Landesausſchuſſes, Herr
Pfarrer Heinrich Wagner=Darmſtadt, Gelegenheit, die Gäſte zu be=
grüßen
und auf die große Bedeutung der Anſtaltstätigkeit in ge=
eigneter
Weiſe hinzuwirken. Sein ihm beſonders eignes Redner=
talent
bewirkte, daß die ſehr intereſſanten Ausführungen mit gro=
ßer
Andacht aufgenommen wurden, oftmals auch von Heiterkeit
unterbrochen, wenn der Redner auf die ihm nur eigne Weiſe durch
eingeflochtene Worte und Gleichniſſe dazu veranlaßte. Herr
Pfarrer Paul=Traiſa überbrachte die Grüße und Glückwünſche des
Dekanats Eberſtadt und gleichzeitig auch ſolche des Landeskirchen=
amtes
. Sehr intereſſant waren dann noch die Ausführungen des
Feſtpredigers, Herrn Pfarrer Köhler=Darmſtadt. Er verbreitete ſich
im allgemeinen über die Segensarbeit der Anſtalten, und glaubte
die Nieder=Ramſtädter Anſtalten mit denjenigen der Bodelſchwing=
ſchen
Richtung in Bethel vergleichen zu ſollen. Ganz treffend war
ſein Ausdruck über die hieſigen Anſtalten durch die Bezeichnung
kleines Bethel von Heſſen. Der Direktor der Anſtalten, Herr
Pfarrer Schneider, erſtattete den Jahresbericht, der ein umfaſſen=
des
Bild über die Tätigkeit der Anſtalten im abgelaufenen Jahre
gab. Nach dem Stande vom 31. 3. 1934 wurden durch die Anſtal=
ten
betreut insgeſamt 463 Pfleglinge, darunter 230 Epileptiker,
163 Schwachſinnige, 43 ſogenannte halbe Kräfte, 14 Krüppellehr=
linge
und 13 Krüppelkinder. Auch bei der Nachfeier haben die ein=
zelnen
Chöre der Anſtalten ſehr zur Verſchönerung und Unterhal=
tung
beigetragen. Mit dem Chor der Poſaunen Der Herr iſt
mein Hirt fan die würdig verlaufene Nachfeier ihren Abſchluß.
Am Abend verſammelte der Direktor der Anſtalten nochmals die
geſamte Angeſtelltenſchaft der Anſtalten zu einem zwangloſen Bei=
ſammenſein
bei Lampionbeleuchtung mit Kaffee= und Kuchenbe=
wirtung
. Auch hierbei wirkte wiederum der Frauen= und Po=
ſaunenchor
mit. Dieſe Feier hatte inſofern ein beſonderes Gepräge,
als damit das 25jährige Dienſtjubiläum des Bürodieners Ernſt
Raſch verbunden wurde. Unter anerkennenden Worten des Herrn
Direktors für die Treue und Gewiſſenhaftigkeit, mit der der Ju=
bilar
25 Jahre lang ſeine Dienſte für die Anſtalten leiſtete, wurde
ihm ein Ruheſeſſel als Andenken überreicht. Ferner gedachte man
noch dreier Brautpaare im Kreiſe der Angeſtelltenſchaft durch
Ueberreichen je eines Korbſeſſels und eines Hochzeitspaares, das
eine herrliche Blumenkrippe erhielt. Sämtliche Gegenſtände ſtam=
men
aus der Korbmacherlehrwerkſtatt des Lehrlingsheims der An=
ſtalten
. Würdig und feierlich, wie immer, fand das Feſt ſeinen Ab=
ſchluß
. Man muß den Eindruck gewinnen, daß ſich die Arbeit der
Anſtalten zu einem Segen für die kranke Menſchheit auswirkt, die
Unterſtützung von allen Seiten verdient. Es iſt zu hoffen, daß der
Anſtaltsleitung die private Hilfe, der ſie zur Bewältigung ihrer
gewaltigen Aufgabe dringend bedarf, auch für die Zukunft nicht
verſagt wird.
J. Griesheim, 9. Juli. Wäſchediebſtahl. In einer der
letzten Nächte wurde aus dem Garten einer Hofreite in der Hof=
mannſtraße
einige Herren= und Damenhemden, ſowie ein weißer
Unterrock, die bei anderen Wäſcheſtücken noch in der Waſchbütte
eingeweicht waren, geſtohlen. Die im Garten aufgehängten
Wäſcheſtücke ließ der Dieb unberührt. Von dem Dieb. der mit den
Verhältniſſen genau vertraut ſein mußte, fehlt bis jetzt noch jede
Spur. Die hieſige Bürgermeiſterei weiſt in einer Bekannt=
machung
darauf hin, daß nach den geſetzlichen Beſtimmungen In=
haber
der Betriebe, bei denen Landhandel und Be= und Verar=
beitung
landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe vorliegt, verpflichtet ſind,
ſich bei ihrer zuſtändigen Kreisbauernſchaft, unter Benutzung eines
beim Ortsbauernführer erhältlichen Vordrucks bis zum 15. Auguſt
d. J. zu melden.
Eb. Eberſtadt. 9. Juli. Der Turnverein 1876 veran=
ſtaltete
am geſtrigen Sonntag ein Wertungsturnen, das als Vor=
ſchau
zum bevorſtehenden Kreisturnfeſt gedacht war. Während
das eigentliche Wertungsturnen nachmittags ſtattfand, wurde
abends auf dem Turnplatz in der Marktſtraße ein Sommerfeſt in
Verbindung mit turneriſchen Vorführungen und Volkstänzen der
Turnerinnen abgehalten.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 9. Juli. Kinderlandverſchik=
kung
. Am Mittwoch, den 11., kommen aus dem Bereich der hieſi=
gen
Ortsgruppe der NSV. insgeſamt 33 Kinder für 5 Wochen zur
Erholung aufs Land. Die Kinder werden in verſchiedenen Orten
in der Umgegend von Hanau untergebracht. Die Zuſammenkunft
ſum Abtransport iſt Mittwoch vormittag 8 Uhr auf dem Meß=
Ulatz zu Darmſtadt. Die Aktion des Jungvolks der HJ. auf
Werbung weiterer Pflegeſtellen hatte nochmals Erfolg. Es konn=
ien
neben den bereits geworbenen 50 Pflegefreiſtellen noch einige
Zinzugeworben werden. Wann die Kinder zum Erholungsaufent=
halt
nach hier kommen, ſteht noch nicht feſt. Es iſt aber damit
u rechnen, daß ein Teil noch im Laufe dieſes Monats kommt.
f. Roßdorf, 9. Juli. Unfälle. Auf der Provinzialſtraße
RoßdorfDarmſtadt unweit des Beſſunger Forſthauſes kam ein
Motorradfahrer aus Groß=Zimmern unter ſein Fahrzeug zu lie=
gen
. Das Motorrad kam infolge eines Reifendefekts und plötzliches
Abbremſen ins Schleudern und überſchlug ſich. Der im Beiwagen
ſitzende Mitfahrer konnte ſich durch Abſpringen retten. Paſſanten
halfen den Motorradfahrer aus ſeiner unglücklichen Lage be=
ſreien
. Die Verletzungen beſtehen in einer Knieverletzung und
Hautabſchürfungen, das Fahrzeug iſt leicht beſchädigt. In der
Peter=Gemeinder=Straße wurde eine Frau beim Ueberqueren der
Straße von einem Radfahrer angefahren, fiel zu Boden und trug
line Kopfverletzung davon.
Le. Groß=Umſtadt. 9. Juli. Am Sonntag, vom herrlichſten
Wanderwekter begünſtigt, unternahm die hieſige Ortsgruppe
es Odenwaldklubs ihre 8. Wanderung. Mit dem Zuge 6.59 vorm.
uhr man nach König i. Odw., hier begann die Wanderung über
Nomart und führte nach dem prachtvoll mitten im Walde gelege=
en
idylliſchen Ausflugsplatz Hainhaus. Nach zweiſtündiger Raſt
durde der Rückweg über den Geſundbrunnen nach König ange=
reten
. Der Zug 5.30 Uhr brachte die fröhliche Wanderſchar in die
deimat zurück.
Ay. König i. Odw. (Stahlbad), 8. Juli. Geſtern veranſtaltete
ie NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude einen Volkskunſt=
nd
Straußabend im Garten des Kurhauſes. Das vielver=
rechende
Programm veranlaßte ſtarken Zuſpruch, ſo daß die Ver=
nſtaltung
auch recht gut gelingen mußte. Tatſächlich waren die
larbietungen auch eine gut verſtändliche, aber auch hohe Volks=
unſt
Die zahlreiche Zuhörerſchaft war aufs angenehmſte ent=
juſcht
, über die vorzüglichen Leiſtungen aller Mitwirkenden. Mit
em Prinz Eugen=Marſch wurde das Programm eingeleitet. Es
ſechſelten Männerchöre, Sologeſänge namhafter Bühnenangehöri=
er
, Tänze und Orcheſtermuſik. Alle Darbietungen fanden unge=
euren
Beifall und langanhaltende Ovationen bedingten Zugaben.
Is beſonders gut gelungen, ſind die Vorträge des Overnſängers
Tenors) Herrn Koop (vom Heſſ. Landestheater) und der Chor
er Liedertafel König mit Orcheſterbegleitung An der ſchönen
lauen Donau zu erwähnen. Auch die Geſänge einer bekannten
onzertſängerin, die Tänze von Frl. Schellhas vom Stadttheater
rrefeld, ſowie die Volkstänze einer Odenwälder Trachtengruppe
uis Erhach fanden große Aufmerkſamkeit unter der Zuhörerſchaft.
ſer PO.=Kreiskapelle unter Leitung des Pg. Weißgerber ſpen=
ete
das dankbare Publikum reichen Beifall. Der Radetzky=Marſch
eſchloß den ſchönen Abend, an dem ſich viele Volksgenoſſen und
Henoſſinnen erfreuen durften.

Der große Beerfelder Pferde=, Fohlen=, Zuchtvieh=
Ziegen= und Schweinemarkt.
RM. Pferde bis 1300 RM. Der Handel in Schweinen war be=
friedigend
.
dee Hauptintdrrntag an 3. Jan.

m. Beerfelden, 9 Juli. Die Witetrung am heutigen Haupt=
markttag
war ſchön, ſie war zu ſchön. In den Morgenſtunden noch
einige Kühle für den Auftrieb, dann aber wieder eine drückende
Hitze, über die man ſich ehrlich freuen konnte im Hinblick auf die
günſtige Abwicklung des Marktes, die aber auch manche Beſchwer=
den
brachte für Menſch und Tier.
Der Hauptmarkt ſpielt ſich auf verſchiedenen Plätzen ab, und
man müßte darum eigentlich von zwei Märkten ſprechen. Der eine
begann ſchon tags zuvor und zog ſich mit kurzer Nachtpauſe hin=
über
zum kommenden Tag. Dies iſt der Markt, wie wir ihn bei
jedem größeren Volksfeſt erleben, reich an Kaufs= und Unterhal=
tungsgelegenheiten
. Dieſer Teil unſeres Marktes war ausgeſtaltet
wie noch nie, trotzdem ſoll nicht viel davon die Rede ſein, weil der
andere Markt, eigentlich beſſer genannt die
Zuchtpferde= und Fohlenſchau
und die Faſel=, Zuchtvieh=, Ziegen= und Schweineſchau,
viel Intereſſantes zu bieten vermögen.
Morgens war Empfang der auswärtigen offiziellen Markt=
gäſte
und der gleichzeitig erſcheinenden weiteren Marktbeſucher
mit Muſik am Bahnhof. In Scharen ſtrömte man nun nach dem
Marktplatz, einem ſehr ausgedehnten geeigneten Gebiet am Ende
der Sprengerſtraße, bald begannen die Arbeiten der Kommiſſionen=
Dieſe hatten es nicht leicht, denn im Lauf der Jahre hat ſich die
Praxis herausgebildet, auf dieſen Markt nur Tiere erſtklaſſiger
Art aufzutreiben, dies gilt insbeſondere für Pferde und Zuchtvieh.
Dabei ſeien nicht verachtet die ſchneeweißen Ziegen, die vom grü=
nen
Gras ſo maleriſch ſich abheben, auch nicht die Schweine, die
zum Kauf in unendlicher Auswahl vorhanden waren, auch Zucht=
ſchweine
waren gut vertreten. Der diesjährige Markt hat gezeigt,
daß auch chriſtliche Pferdehändler es vermögen, ein ausgezeich=
netes
und äußerſt zahlreiches Pferdematerial zur Stelle zu brin=
gen
, ſo zahlreich, wie es der Markt auch in ſeinen beſten Zeiten
wohl nicht überboten hat. Der Auftrieb an Zuchtvieh ſtand nicht
zurück hinter dem der Pferde.
Wertungsrichter und beſondere Marktgäſte.
Als die Prämiierungsarbeiten beendet waren, erſchien Landes=
bauernführer
Herr Dr. Wagner, ihm ließ Landesſtallmeiſter Dr.
Denker die mit erſten Preiſen ausgezeichneten Tiere vorführen.
In der Begleitung des Erſtgenannten war ſein Adjutant, Herr
Dr. Hirſch. Das Kreisamt war vertreten durch die Herren Regie=
rungsrat
Dr. Eibach und Regierungsrat Dr. Helmreich, das Tier=
zuchtamt
Darmſtadt durch Herrn Dr. Seeger und Herrn Inſpektor
Klaſſert.
Man ſah unſere getreueſten Marktbeſucher S. Erl. Graf Kon=
rad
zu Erbach=Erbach und Erbgraf Alexander zu Erbach=Erbach,
ferner Oekonomierat Fritſch=Dilshofen, von dem Landwirtſchafts=
amt
Michelſtadt die Herren Dr. Stark und Dr. König, Darmſtadt
Handel und Preiſe.
Mehrere der aufgetriebenen Faſel fanden Käufer Preis
380430 RM., Rindvieh wurde mit 180300 RM. bezahlt. Ge=
ſchäft
mittel. Die Kaufluſt war gedämpft durch die ungewiſſen
Futterausſichten. Schweinepreiſe: vierwöchiges Paar 20 bis 22
RM. ſechswöchige 30 bis 36 RM. acht= bis zehnwöchige 36 bis
42 RM., zwölfwöchige das Stück 29 bis 30 RM. Pferde waren in
allen Preislagen vorhanden, Fohlen im Werte von 225 bis 325

Vorarbeiten und Prämiierung dauerten bis gegen 3.00 Uhr,
bald darauf erfolgte.
die Preisverteilung.
Die Ergebniſſe laſſen wir morgen folgen.
Herr Dr. Seeger leitete dieſelbe ein, zunächſt durch einen
Dank an die Landwirte, welche den Markt durch rege Beteiligung
unterſtützten, der Eindruck der ganzen Veranſtaltung war ſchön und
gut, gewiß wirken ſich darin die Maßnahmen der Regierung aufs
Beſte aus. Das neue Faſelgeſetz bringt wohl vereinzelte kleine
Härten mit ſich, wird aber um ſo wohltätigere Folgen haben. Der
Tierzüchter muß ſich freimachen von den ausländiſchen Futtermit=
teln
. Redner beglückwünſcht die Züchter von Rot= und Fleckvieh
zu ihren Erfolgen, ſie ſollen in edlem Wettſtreit weiterſtreben.
Heil Hitler!
Von Bürgermeiſter Löb begrüßt, ſprach der
Landesbauernführer Or. Wagner
auf dem Metzkeil zu einer großen Menſchenmenge. Er ſprach zu=
nächſt
von den beiden wichtigſten Märkten in Heſſen, der eine ganz
im Norden, Alsfeld, und der andere ganz im Süden, Beerfelden.
Auf beiden Märkten war ſehr gutes Material zu ſehen, ſowohl
an Pferden wie an Rindern, das ſich gut mit anderen Märkten in
jeder Gegend Deutſchlands meſſen kann. Die Preiſe der landwirt=
ſchaftlichen
Erzeugniſſe regeln ſich im neuen Staate nach ganz an=
deren
Geſichtspunkten. Früher, wo einfach Angebot und Nachfrage
die Preiſe regelten, hatten die Juden durch Machen und ent=
ſprechende
Zeitungsnotizen großen Einfluß auf Abſatzgebiet und
Preis. Beſondere Maßnahmen werden für den Bauern getroffen,
weil er für die Bodenſtändigkeit und die Erneuerung des Volkes
garantiert. Die Erzeugniſſe des Bauern müſſen volkswirtſchaftlich
gerechte Preiſe erhalten, d. h., ſie müſſen ſo ſein, daß neben der
Unkoſtendeckung immer noch ein beſtimmter Arbeitslohn zurück=
bleibt
. Die Mißwirtſchaft der letzten 14 Jahre verlangte Sonder=
maßnahmen
für die Wiederaufrichtung des Bauernſtandes, und die
erſte davon iſt das Erbhofgeſetz. Die zweite Maßnahme iſt dann
das Reichsnährſtandsgeſetz, das ab 1. Auguſt in Wirkung tritt.
Durch dieſes Geſetz wird die ſo nötige Garantie für die Abnahme
der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe geſchaffen. Auch wird dadurch
die ſchwierige Aufgabe der Regelung der Preiſe auf dem Schlacht=
viehmarkt
für das ganze Jahr hindurch gelöſt. Der Redner betonte
dann, daß es unerläßlich iſt, jeden Betrieb auf die Bedürfniſſe des
Volkes einzuſtellen; es ſoll auf jedem Boden das gebaut werden,
was dort am beſten gedeiht. Wenn ſo weiter gearbeitet wird, wie
dies im letzten Jahr geſchehen iſt, ſo wird die Zinsknechtſchaft bald
nicht mehr herrſchen. Im ganzen Volk muß man ſich gegenſeitig an=
erkennen
. Der Bauer iſt mit ſeinem größten Geburtenüberſchuß unſer
ewiger Bluterneuerer und darf nicht vom Städten verlacht wer=
den
. Alle müſſen erkennen daß die Bewegung die Grundlage
von allem iſt, dann kann keine Gewalt und Macht uns von außen
erſchüttern. Dann gedachte der Redner der letzten innerpolitiſchen
Ereigniſſe. Er betonte, daß das Beiſpiel einzelner ſchlechter Füh=
rer
den Gütegrad der SA. nicht beeinfluſſen konnte, und daß
die SA. als ſolche vollkommen rein daſteht. Der Führer hat in
dieſen ſchweren Tagen bewieſen, wie er ſich mit allem für ſein ge=
liebtes
Volk einſetzt. Der Redner brachte dann ein dreifaches
Sieg=Heil auf den Führer aus, und die erſte Strophe des Horſt=
Weſſel=Liedes beſchloß die Rede.

SA- und SS-Reit- und Fahrkurnier
am 23. Juli 1934.
Ct. Erbach i. O., 9. Juli. In den letzten Tagen hat der Oden=
wälder
Reiterverein e. V., Erbach i. O., ſeine Ausſchreibungen für
das 21. Odenwälder Reiterfeſt am zweiten Wieſenmarkttage.
Montag, den 23. Juli 1934, herausgegeben. Aus denſelben geht
hervor, daß dieſe Veranſtaltung lediglich den SA.= und SS.= Rei=
tern
der SA.=Obergruppe 5 und dem entſprechenden SS.=Abſchnitt
vorbehalten ſind. Mit dieſem SA.= und SS.=Reiten iſt ein Schau=
fahren
verbunden und können in vier Konkurrenzen ſeitens der
SA.= und SS.=Reiter Prüfungen des braunen Leiſtungsbuches
abgelegt werden. Soweit wir hierzu noch erfahren konnten, ſind
die Meldungen in Konkurrenzen ſehr groß. In dieſem Jahre be=
ginnen
die Veranſtaltungen bereits vormittags 8.30 Uhr. Als
erſter iſt ein Findigkeitsritt vorgeſehen. Die SA.= und SS.=Reiter
haben ſich um die obengenannte Zeit an der Schule in Dorf Er=
bach
einzufinden, von wo aus der Ritt beginnt. Die zurückzu=
legende
Strecke beträgt 5 Klm. Den Reitern wird eine Skizze be=
kanntgegeben
. Nach dieſer Skizze haben ſich dieſelben zurechtzu=
finden
. Das vorgeſehene Gelände, welches von den Sachverſtän=
digen
des ORV. auserwählt wurde, bleibt jedoch Geheimnis.
Jedenfalls ſteht aber feſt, daß die Art des Geländes von Pferd
und Reiter große Leiſtungen verlangt. Das gebirgige Gelände
im Odenwald bietet hierzu die beſte Möglichkeit. In den Vor=
mittagsſtunden
, und zwar ab 10 Uhr, beginnen die Schaufahren
auf dem Sport= und Erholungsparke in Erbach. Vorgeſehen ſind
zwei Hauptgruppen, und zwar Gruppe Heſſ. Kaltblut ( Rheiniſch=
deutſcher
Typ) und Heſſ. Warmblut (Oldenburger Typ). Die bei=
den
Gruppen trennen ſich in Konkurrenzen für SA.=Reiter und
ſonſtige Teilnehmer. Bei der Gruppe Kaltblut kann nur als Zwei=
ſpänner
gefahren werden, währenddem die Warmblüter auch als
Einſpänner laufen können. Ein weiterer Austrag von Konkur=
renzen
findet in den Vormittagsſtunden nicht ſtatt.
Nachmittags um 1.30 Uhr findet der Aufmarſch ſämtlicher
Turnierteilnehmer ſtatt, und zwar erfolgt der Abmarſch auf dem
Adolf=Hitler=Platz. Hierzu wurde uns mitgeteilt, daß bereits
einige SA.=Reiterſtürme vollzähliges Erſcheinen zugeſagt haben.
Ein benachbarter Reiterſturm will mit 300 Pferden erſcheinen.
Daraus läßt ſich ſchließen, daß in dieſem Jahre ein Aufmarſch an=
läßlich
des Turniers ſtartfinden wird, wie ihn Erbach noch nicht
geſehen hat. An der Spitze des Aufmarſches wird die SA.=Kapelle
der Standarte 186 marſchieren, welche auch die Muſik bei den
Veranſtaltungen übernommen hat. Anſchließend an den Aufmarſch
der SA.=Reiterſtürme und der SA.=Reiterſtandarte 50 werden die
einzelnen Stürme in den Wettkampf treten. Die Stürme treten
nach der Reihenfolge der Nummern an, und es erhält jeder Sturm
etwa zehn Minuten Zeit. Bereits um 3 Uhr beginnen die Jagd=
ſpringen
der Klaſſe 4, und zwar für Anfänger und Fortgeſchrit=
tene
. Die Hinderniſſe betragen durchſchnittlich 80 Zentimeter, Im
Anſchluß an dieſe Springkonkurrenzen haben die bereits in den
Vormittagsſtunden prämiierten Geſpanne vorzufahren, und zwar
hat jeder Sieger drei Runden auf dem Hauptkampffeld zurückzu=
legen
. Hier können die Fahrer ihr Können zeigen und beweiſen,
daß ſie in der Lage ſind, der Verkehrsregeln Herr zu ſein. Zum
Schluſſe folgen erfreulicheweiſe in dieſem Jahre wieder zwei Ga=
loppreiten
. Erſteres iſt für Heſſ. Warmblut im Oldenburger Typ
und das letztere iſt für ſonſtige Reitpferde. Daß hiermit gute Lei=
ſtungen
gezeigt werden, iſt mit aller Beſtimmtheit anzunehmen.
Wenn man berückſichtigt, daß der Reitſport innerhalb der letzten
zwei Jahre bedeutend zugenommen hat, und daß die Felder bei
den letzt ſtattgefundenen SA.=Reitern und =Rennen ſtets über=
zählig
beſetzt waren, ſo darf wohl hier geſagt werden, daß die bei=
den
Schlußrennen der geſamten Veranſtaltung einen ſehr ſchönen
Abſchluß geben. Die Anzeigen für die Beſetzung der Rennen ſollen
gut ſein, da Nachfragen nach den Ausſchreibungen aus allen Ge=
genden
von Heſſen und darüber hinaus bei der Geſchäftsſtelle des
Vereins einlaufen. Sämtliche Konkurrenzen ſind mit wertvollen
Ehrenpreiſen ausgeſtattet, ſo daß auch die teilnehmenden Reiter
und Fahrer beſtimmt auf ihre Rechnung kommen. Letzten Endes
ſollen dieſe wertvollen Preiſe auch dazu dienen, die Landwirte
und deren Söhne noch mehr dazu anzuregen, ſich ebenfalls mitten
in die Reiterſache zu ſtellen, und ſich aktiv bei den einzelnen Rei=
terſtürmen
zu beteiligen, damit ſie das, was von einem Reiter
und Fahrer verlangt wird, auch erlernen können, im Intereſſe
ihrer eigenen Körperertüchtigung und zur Verhütung der Gefahr
der Mitmenſchen.

Cd. Michelſtadt, 9. Juli. Werbeabend des BdM. Die
Spielſchar des Untergaues 249 Odenwald veranſtaltete am Sams=
tag
einen Werbeabend Lied und Tanz aus deutſchem Land‟ Nach
den Klängen des eignen Orcheſters marſchierte die Spielſchar in
den Schmerkers Garten ein und nahm auf der Bühne Aufſtel=
lung
. Nach dem Sprechor Wir haben ein Recht und einigen Lie=
dern
begrüßte die Untergauführerin Angele die Erſchienenen mit
herzlichen Worten und erteilte dann der OObergauführerin das
Wort Dieſe legte nun in einer zündenden Anſprache das Arbeits=
gebiet
und den Zweck des BdM. im nationalſozialiſtiſchen Staat
klar Sie betonte u. a., daß der Zuſammenbruch und die Tat
der Novemberleute 1918 nicht von heute auf morgen gekommen ſei,
ſondern dies ſei durch eine jahrzehntelange Zerſetzungsarbeit im
deutſchen Volkskörper vorbereitet worden. Klaſſenkampf und Stan
delkündel uſw. ließen die Volksgenoſſen ſich nicht zuſammenfinden.
Die Begeiſterung beim Kriegsausbruch 1914 ließ hoffen, daß dieſe
Kluft verſchwunden ſei, doch es war ein Trugſchluß. Sache der
deutſchen Jugendführe und Führerinnen ſei es nun, die Jugend im
Geiſte der Volksgemeinſchaft zu formen, damit das Gift der Volks=
verhetzung
ſeine Wirkung verlöre und die derzeitigen Führer des
deutſchen Volkes dereinſt beruhigt die Führung an ihre Nach=
folger
, die heutige Jugend, abgeben könnten Die Rednerin
erntete am Schluſſe ihrer prägnanten Anſprache lebhaften Beifall,
der bewies, wie ſehr die Anweſenden mit ihren Ausführungen
einig gingen. An die Rede ſchloß ſich der Geſang des Liedes der
Hitlerjugend Unſere Fahne flattert uns voran an. Das wei=
tere
Programm des Abends beſtand dann noch in Heimatliedern,
Heimattänzen, Deutſche Walzer uſw. Sehr gut war auch das
Schattenſpiel Dornröschen Am Schluſſe des Abends ſprach die
Untergauführerin noch einige Worte zu den Anweſenden, dann
wurde die harmoniſch verlaufene Veranſtaltung mit dreifachem
Sieg=Heil auf den Führer Adolf Hitler und den Reichsjugend=
führer
Baldur von Schirach beſchloſſen.
Nieder=Kinzig, 9. Juli. Der Militär= und Schützenverein
(des Deutſchen Reichskriegerbundes Kyffhäuſer) Nieder=Kinzig
hält am kommenden Sonntag ſein Preisſchießen, verbunden mit
einem Waldfeſt auf ſeinem Schießſtand ab. Alle Kleinkaliber=
gewehre
ſind zugelaſſen. Das Schießen beginnt um 1 Uhr mittags.
Am Platze großes Bierzelt mit Stimmungsmuſik.
Fürth, 7. Juli. Am Sonntag veranſtaltete der Kraftſport=
verein
ein Werbe= und Schauſchwimmen im Rahmen des Aus=
ſchreibens
der Reichsſchwimmwoche. Unter günſtigem Wetter nahm
das Schwimmen einen guten Verlauf. Der Werbefeſtzug ſtellte
ſich unter Mitwirkung des B. d. M., HJ. und der geſamten Schul=
jugend
ſowie des Vereins am Bahnhof auf und marſchierte durch
die Ortsſtraßen nach dem Schwimmbad. Dort begrüßt durch den
Kreisſchwimmwart Gaß, der auf die Wichtigkeit des Schwimmens
hinwies, übernahm dann der Vereinsführer Dr. Lindenborn das
Wort, der nochmals eine eindringliche Mahnung an die Bevöl=
kerung
richtete und für den Eintritt in die Schwimmabteilung
aufforderte. Anſchließend ging man zu den einzelnen Uebungen
über, und wurden hierbei alle Arten von Schwimmen, auch Ret=
tungsſchwimmen
, vorgeführt, welches ſehr beifällig aufgenommen
wurde. Nun kam unſere Jugend, die ſehr gute Leiſtungen zeigte.
Hirſchhorn, 9. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
8. Juli: 1,48 Meter, am 9. Juli: 1.50 Meter.

Aus Rheinheſſen.

Mainz, 9. Juli. Tödlicher Unfall eines Main=
zer
Polizeibeamten bei Lindau. Wie uns aus Lindau
gemeldet wird, ſtieß am Sonntag beim ſogenannten Mauthaus in
der Nähe von Lindau der 25jährige Wachtmeiſter Georg Spalt
von der Landespolizei in Mainz, der mit ſeiner Braut auf dem
Motorrad fuhr, mit einem Kraftwagen zuſammen. Spalt wurde
mit ſo großer Wucht vom Kraftrad geſchleudert, daß er tot liegen
blieb. Seine auf dem Soziusſitz mitfahrende Braut wurde leicht
verletzt. Von den Inſaſſen des Kraftwagens, einer vierköpfigen
Familie aus Memmingen, trugen ebenfalls einige Verletzungen
davon.

Aus Oberheſſen.

Gießen. 9. Juli. Zum Pfarrer von Gießen er=
nannt
. Der Landesbiſchof der Evangeliſchen Kirche Naſſau=Heſſen
hat den Pfarrer Ludwig Anthes von der Bergkirche in Wies=
baden
zum Pfarrer der Luthergemeinde in Gießen ernannt.
Pfarrer Anthes wirkte ſeit 1928 in Wiesbaden. Er wird ſein
Pfarramt in Gießen am 1. Auguſt antreten. Der bisherige Pfar=
rer
der Luthergemeinde in Gießen, Pfarrer Lenz, kam als Seel=
ſorger
an das Eliſabethenſtift in Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 188

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 10. Juli 1934

Die Sierra Morena für Kraft durch Freude‟

Der Dampfer des Norddeutſchen Lloyd Sierra Morena
der bisher in Bremen aufgelegen hatte, wird jetzt für die NS=Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟
neu hergerichtet, um als Erſatz für die verunglückte Dresden neben der Monte Olivia die
Urlauberfahrten zur See auszuführen.

Eine neue Skromlinien-Schnellzugs=Lokomokive,

die eine Geſchwindigkeit von 140 Kilometern in der Stunde erreicht, wurde jetzt von den Borſig=
Lokomotiv=Werken für die Deutſche Reichsbahn geliefert.

Tropiſche Hitze und ihre Folgen.
Ueberall Rieſenfeuer und Waldbrände. Ungeheurer Schaden.

Reich und Ausland.
Schweres Auko=Unglück bei Bonn.
Bonn. Auf der Autoſtraße KölnBonn, in
der Nähe der Bonner Stadtgrenze, ſtieß ein mit
fünf Perſonen beſetzter Kraftwagen mit einem
Laſtkraftwagen zuſammen. Die fünf Inſaſſen des
Perſonenkraftwagens wurden ſchwer verletzt, einer
von ihnen, der Kraftwagenführer, iſt kurz nach
der Einlieferung in die Klinik geſtorben. Auch
der Fahrer und der Begleiter des Laſtkraftwagens
trugen erhebliche Verletzungen davon.

Großfeuer
in der Chemiſchen Fabrik Dollbergen.
Burgdorf (Hannover). Auf dem Grund=
ſtück
der Chemiſchen Fabrik Dollbergen, im Kreis
Burgdorf, entſtand Feuer, das raſch große Aus=
dehnung
gewann. Auf dem neben dem Eiſenbahn=
damm
gelegenen Fabrikgrundſtück brannte ein
etwa 30X12 Meter großer Schuppen nieder, in
dem leicht brennbare Stoffe zur Herſtellung von
Naphtalin lagerten. Außerdem wurde ein Oel=
tankwagen
vernichtet.

Baker und Mukker erſcheſſen.
Geſtändnis nach neun Jahren.
Minden. Am 29. Januar 1925 wurden der
damals 50jährige Bauer Sieveking und ſeine Frau
in Hille bei Minden erſchoſſen aufgefunden. Ver=
geblich
fahndete man nach dem Mörder. Nach neun
Jahren wurde jetzt der Mörder endlich in dem
Sohn Heinrich, der den Bauernhof übernommen
hatte, ermittelt. Er wurde vor etwa zehn Tagen
feſtgenommen und ins Gerichtsgefängnis eingelie=
fert
. Hier hat er am neunten Tage nach ſeiner
Feſtnahme ein Geſtändnis der ruchloſen Tat abge=
legt
. Angeblich fühlte er ſich damals von ſeinem
Vater zu knapp mit Geld gehalten. Als er des=
halb
Mehl verſchieben wollte, kam es zu einer
Auseinanderſetzung. Der Vater drohte mit der
Forke, und der Sohn ergriff einen Revolver, mit
dem er ſeine Eltern erſchoß.

Ein zweifacher Raubmörder verhaftet.
Thale (Harz). Die Kriminalpolizei ver=
haftete
nach längeren Ermittlungen den hier an=
ſäſſigen
Polen Joſeph Moſch, der vor einiger Zeit,
kurz hintereinander, eine Krankenſchweſter aus
Magdeburg namens Ingeborg Rackwitz und ein
junges Mädchen aus Schleſien an einſamer Stelle
überfallen, ermordet und beraubt hat. Die Leichen
der beiden Unglücklichen ſind gefunden worden,
der Mörder hat bereits ein Geſtändnis abgelegt.
An der Kampenwand abgeſtürzt.
München. Am Sonntag ſtürzte eine zwan=
zigjährige
Roſenheimerin namens Thereſe Neu=
berger
an der Kampenwand tödlich ab. Die Ver=
unglückte
hatte ſich in Begleitung ihres Bruders
befunden. Beide wollten den Mittelgipfel der
Kampenwand beſteigen. Durch Ausgleiten bei
der ſogenannten Hangelſtelle (Kurzer Riß) ſtürzte
die Neuberger 70 Meter tief ab und war ſofort
tot. Die Alpine Rettungsſtelle Hohenaſchau des
Deutſch=Oeſterreichiſchen Alpenvereins brachte, die
Leiche zu Tal.
Tödlicher Unfall bei einem Motorbootrennen
in Paris.
Paris. Im Verlaufe des am Samstag auf
dem großen See des Bois de Boulogne abgehal=
tenen
Nachtfeſtes, in deſſen Rahmen Motorboot=
rennen
ſtattfanden, ereignete ſich ein tödlicher Un=
fall
. Zwei Außenbordmotorboote, in denen drei
Amerikaner Platz genommen hatten, ſtießen in
voller Fahrt zuſammen und gingen auf der Stelle
unter. Zwei der Inſaſſen konnten rechtzeitig ge=
rettet
werden, der dritte hatte aber durch die
Schraube ſo ſchwere Verletzungen erlitten, daß
er kurz nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus
ſtarb. Ein Feuerwehrleutnant, der mehrere Male
nach einem der Inſaſſen getaucht war zog ſich
ebenfalls ſo ſchwere Verletzungen zu, daß er in
beſorgniserregendem Zuſtande in das Kranken=
haus
geſchafft werden mußte.
Schwerer Straßenbahnunfall in Lyon.
Paris. In einem Außenbezirk von Lyon
ſtießen infolge falſcher Weichenſtellung zwei
Straßenbahnwagen zuſammen. Zehn Perſonen
wurden verletzt, einige ſo ſchwer, daß ihr Zuſtand
Beſorgnis erregt.
Abenteuer Spen Hedins in Sinkiang.
Schanghai. Der Zivilgouverneur der Pro=
vinz
Sinkiang erklärte in einem Preſſeinterview
in Nanking, der Forſcher Sven Hedin ſei in Süd=
Sinkiang von Aufſtändiſchen unter General Mat=
ſchunging
entführt, aber ſpäter wieder freigelaſ=
ſen
worden; Spen Hedin befinde ſich gegenwärtig
wohlbehalten in Akſu.

Zum 60. Geburkskag von Prof. Limburg

Profeſſor Joſef Limburg,
der hervorragende Berliner Bildhauer, der vor=
nehmlich
die Bildniſſe von Päpſten und hohen
Kirchenfürſten geſchaffen hat, wird am 10. Juli
60 Jahre alt.

Mahnung des Reichsforft=

meiſters:
Verhindert Waldbrände!
Berlin. Durch die Waldbrände der letzten
Tage ſind ungeheure Werte deutſchen Volksver=
mögens
vernichtet worden. Die Urſache war in
den meiſten Fällen ſträflicher Leichtſinn und
Nichtbefolgung geſetzlicher Beſtimmungen. Vom
Reichsforſtmeiſter wird nachdrücklichſt darauf
hingewieſen, daß jegliches Umgehen mit Feuer,
insbeſondere Rauchen, Abkochen, Anzünden von
Lagerfeuern im Walde und auf allen durch den
Wald führenden Wegen verboten iſt. Zuwider=
handelnde
ſetzen ſich nicht nur empfindlichen
Strafen aus, ſondern ſind auch in jedem Falle
für den Schaden haftbar.
Jeder deutſche Volksgenoſſe, der ſich im Walde
aufhält, hat von ſich aus für den Schutz der deut=
ſchen
Forſten zu ſorgen und Leichtſinnige an ihrem
ſträflichen Tun zu hindern. Den Anordnungen
der Forſtbeamten und Waldhüter zum Schutze des
Waldes iſt unbedingt Folge zu leiſten; jeder=
mann
hat unverzüglich einen Waldbrand der
nächſten Forſt= oder Polizeidienſtſtelle zu melden
und iſt zur Hilfeleiſtung beim Löſchen verpflichtet.
Das zum Löſchen erforderliche Gerät (Spaten,
Hacke) iſt von der Bevölkerung zur Verfügung
zu ſtellen.

Die Leiter der Schulen und die Führer der
Hitlerjugend und des Jungvolks werden beſon=
ders
dringend erſucht, aufklärend zu wirken.

Der große Waldbrand im Taunus.
Frankfurt a. M. Zu dem großen Wald=
brand
am Sonntag in den ſtädtiſchen Waldungen
am Taunus unterhalb des Sandplackens teilt die
Städtiſche Preſſeſtelle mit, daß etwa 3 Hektar
zwanzigjährige Fichtendickung abgebrannt ſind.
Nur mit größter Mühe gelang es dem Forſtamt
Homburg, mit Unterſtützung vieler Feuerwehren.
das Feuer zum Stehen zu bringen. Hierzu muß=
ten
viele Bäume eingeſchlagen werden. Der ent=
ſtandene
Schaden iſt beträchtlich. Die Brandurſache
iſt unbekannt. Man vermutet Fahrläſſigkeit von
Wanderern beim Rauchen. Die Brandſtelle liegt
an einem Hauptwanderweg nach dem Sandplacken
und Feldberg. Es wird erneut darauf hingewie=
ſen
, daß das Rauchen im Wald und im Sommer,
und ganz beſonders bei einer derartigen Hitze und

Trockenheit, geſetzlich verboten iſt. Wer aber trotz=
dem
das Rauchen nicht laſſen kann, wird dringend
gebeten, beim Umgang mit Streichholz und Zi=
garette
uſw. die äußerſte Vorſicht zu gebrauchen


Die Gifhorner Heide in Brand.
Gifhorn (Hannover). Ein großer Wald=
und Heidebrand brach am Sonntag nachmittag in
der Gifhorner Heide aus. Feuerwehren der be=
nachbarten
Ortſchaften und Freiwilliger Arbeits=
dienſt
wurden zur Bekämpfung aufgeboten, bei der
auch viele Ausflügler tatkräftig zugriffen. Nach
mehrſtündigen übermenſchlichen Anſtrengungen al=
ler
am Löſchwerk Beteiligten gelang es, das offene
Feuer zu erſticken, wenn auch auf weite Strecken
hin das Heideland in der Tiefe noch glüht und
ſchwelt. Große Flächen bieten ein troſtloſes Bild
verkohlter Birken und Kiefern. Dem Feuer ſind
annähernd tauſend Morgen Wald und Heide zum
Opfer gefallen. Der Brand wurde wahrſcheinlich
durch die Unvorſichtigkeit einiger Ausflügler ver
urſacht.

Der Wald bei Tröbih in Flammen.

Finſterwalde. Aus bisher noch ungeklär=
ter
Urſache brach am Tagebau der Grube Hanſa
ein großer Waldbrand aus. Das Feuer griff,
durch den ſtarken Weſtwind angefacht, mit unge=
heurer
Geſchwindigkeit um ſich. Die geſamten
Wehren der Umgebung ſowie der Freiwillige
Arbeitsdienſt aus Finſterwalde und Bad Erna
und die Teno Finſterwalde waren ſchnellſtens zur
Stelle. Trotzdem dehnte ſich das Feuer bis an die
Bahnſtrecke Halle-Kottbus aus. Eine in der
Nähe liegende Glashütte mußte von den Wehren
dauernd unter Waſſer gehalten werden. Durch
die ſtarke Rauchentwicklung und die große Hitze
wurden die Löſcharbeiten ſehr erſchwert. Es ge=
lang
aber den vereinten Kräften, die Flammen
an der Glashütte zum Halten zu bringen. Das
Feuer dürfte etwa 200 bis 250 Morgen Wald
vernichtet haben. Erſt in den ſpäten Abendſtun=
den
konnten die Wehrleute wieder abrücken, nach=
dem
Brandwachen zurückgelaſſen worden waren

Waldbrand auch im Kreis Rolhenburg
(Lauſih) ...
Rothenburg (Lauſitz). Auf einem Kahl=
ſchlag
des nördlich von Groß=Radiſch, bei Nieſkr,
(Oberlauſitz) gelegenen Berges Dubrau brach am
Samstag nachmittag ein Brand aus, der auf den

Wald übergriff. Nachdem es den Wehren ſowie
mehreren Arbeitsdienſtabteilungen und der Be=
völkerung
gelungen war, den Brand bis zum
Abend auf ſeinen Herd zu beſchränken, fachten
heftige Windhoſen am Sonntag nachmittag das
Feuer wieder an. Die Flammen griffen immer
weiter um ſich und gefährdeten auch die Ortſchaft
Groß=Radiſch, ſo daß Reichswehr eingeſetzt wer=
den
mußte. Am Abend war das Feuer ſo weit
eingedämmt, daß eine Gefahr nicht mehr beſtand.
Ergriffen wurde von dem Brand eine Fläche von
etwa 1000 Morgen. Die Urſache des Feuers iſt
nach nicht feſtgeſtellt.
... und in Berlin=Grunewald.
Zehn Löſchzüge am Platze.
Berlin. Geſtern nachmittag, gegen 2 Uhr,
brach wahrſcheinlich durch die Unachtſamkeit eines
Autofahrers, ein Waldbrand aus. Die Feuerwehr
griff mit 10 Löſchzügen ein. Trotzdem wurden
aber in kurzer Zeit etwa 4 Hektar Wald einge=
äſchert
, ſo daß nur noch die Baumſtümpfe ſchwarz
verkohlt daſtehen.
Der Waldbrand in Mecklenburg gelöſcht?
Waren. Die Gewalt des rieſigen Wald=
brandes
konnte in der Nacht zum Montag end=
gültig
gebrochen werden; bereits im Laufe des
Montag vormittag wurden die Löſcharbeiten be.
endet. Lediglich eine größere Brandwache von

etwa 600 Mann, die über das ganze verheerte
Gebiet verteilt wurde, blieb zurück, während die
anderen Löſchmannſchaften, Reichswehr, SA., SS.
uſw. in Laſtautos abtransportiert wurden.
Nach einer kurz vor Mitternacht vorgenom=
menen
Abſchätzung hat das vom Feuer ergrif=
fene
Waldgebiet eine Ausdehnung von etwa
85 Quadratkilometer. Aeußerſt wertvoller Baum=
beſtand
, der zum großen Teil erſt vor einem Jahr=
zehnt
angepflanzt worden war, iſt vernichtet. Der
zerſtörte Waldbeſtand hat einen Wert von
mehreren Millionen Mark.
Ein ganzes Dorf eingeäſcherk.
Paris. In der Sonntag nacht brach in dem
Dorf Fion bei Thonon ein Brand aus, der ſich,
vom Winde begünſtigt, raſch auf alle 20 Wohn=
häuſer
der Ortſchaft ausdehnte. Die Feuerwehr
ſtand dem Brand machtlos gegenüber. Die Be=
wohner
mußten unter Mitnahme des notwen=
digſten
Eigentumes flüchten. Es iſt noch nicht be=
kannt
, ob Opfer zu beklagen ſind.
Folgen der Hihe in England.
London. Infolge der Trockenheit ereigneten
ſich in England Hunderte von Wald= und Heide=
bränden
. Am Sonntag allein richteten Dutzende
ſolcher Brände großen Sachſchaden an. U a.
wurde, ein berühmter, über 320 Hektar großer
Rhododendron=Wald bei Chriſtchurch, mitſamt
einem wertvollen Beſtand von Goldfaſanen ein
Raub der Flammen
Der Waſſermangel wächſt mit der zunehmen=
den
Trockenheit und Hitze und beginnt bedrohliche
Formen anzunehmen. London beſitzt in ſeinen
Reſervoirs nur noch Waſſervorräte für
zwei Monate, und da für die nächſte Zeit
keine Niederſchläge zu erwarten ſind, werden be=
reits
Maßnahmen zur Rationierung des Waſſers
erwogen. In den ländlichen Bezirken liegen die
Dinge weſentlich ſchlimmer, und zahlreiche Ge=
meinden
ſind dazu übergegangen, diejenigen Ein=
wohner
, die den zur Verminderung des Waſſer=
verbrauchs
erlaſſenen Beſtimmungen zuwiderhan=
deln
, vor den Gerichten zur Verantwortung zu
ziehen. In vielen Fällen ſind bereits empfind=
liche
Geldſtrafen gegen derartige Uebeltäter ver=
hängt
worden. Die warme Witterung wirkt
auch belebend auf den Ausflüglerverkehr und führt
damit zu zahlreichen Straßenunfällen, Ueber das
Wochenende ſind nicht weniger als 15 Perſonen
bei Kraftwagenunfällen getötet worden.

London. Die Hitzewelle, die zurzeit über
England herrſcht, erreichte während des Wochen=
endes
ihren Höhepunkt. An manchen Orten wurde
die für England außerordentlich hohe Temperatur
von 32 Grad Celſius gemeſſen, die höchſte Juli=
temperatur
ſeit 41 Jahren. Nach Ausſagen der
Wetterpropheten iſt vorläufig noch kein Ende der
Hitze abzuſehen, die ſeit 15 Tagen ununterbrochen
andauert. Während des Wochenendes ſind Tau=
ſende
von Menſchen infolge Hitzſchlages zuſam=
mengebrochen
. Bisher werden fünf Todesopfer
gemeldet. In allen Landesteilen ſind große
Buſch= und Heidebrände ausgebrochen, die ge=
meinſam
von Polizei, Militär und Feuerwehr
bekämpft werden. Infolge des Waſſermangels iſt
es beinahe unmöglich, die Brände wirkungsvoll
zu bekämpfen. Auf dem engliſchen Truppenübungs=
platz
Alderfhot wurden 800 mit Stahlhelmen und
Gasmasken verſehene Soldaten zur Löſchung von
zwei großen Heidebränden herangezogen. Außen=
miniſter
Sir Jon Simon und ſeine Frau betei=
ligten
ſich an der Bekämpfung eines Buſchfeuers
in der Nähe von Thadworth, in der Grafſchaft
Surrey. Die Küſtenſtadt St. Andrews in Fife
wurde von einem Wirbelſturm heimgeſucht, der
den ganzen Ort in eine Sandwolke hüllte.

Ueberſchwemmungen in Neuſeeland.
Wellington. (Neuſeeland). Außerordent=
lich
ſchwere Regenfälle, wie ſie Neuſeeland ſeit
langem nicht erlebt hat, haben große Ueber=
ſchwemmungen
verurſacht. In Nordauckland ſtehen
viele Straßen unter Waſſer. Die Eiſenbahnlinien
und Landſtraßen ſind, auf weite Strecken über=
ſchwemmt
. Mehrere Familien mußten in der
Nacht mit Hilfe von Booten aus ihren unter
Waſſer ſtehenden Häuſern geborgen werden.
Gewitterſtürme über Portugal.
Portugal. Weite Teile Portugals wurden
während des Wochenendes von Gewitterſtürmen
heimgeſucht. Vier Perſonen wurden durch Blitz=
ſchläge
getötet. In Braganza wurde das Poſtark
vom Blitz getroffen und teilweiſe zerſtört.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 10. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 188 Seite 9

Der Mann, der die Welt vergiltet.
Das Rätſel löſt ſich. Der ködliche Schneeſturm im Macpherſon Hokel. Raffinierter Rauſchgiftſchmuggel
Schon wieder kommt er mit ſeinem Schnee an. Iſt der gute
White irgendwie nicht mehr ganz richtig im Kopf? Iſt er krank
Ein Berbrechen an der Menfchheit.
und iſt dieſes auch der Grund ſeines furchtbaren Ausſehens?

4)

Von E. T. A. Hay.

(Nachdruck verboten!)

Inhalt der bisher erſchienenen Teile:
Der internationale Rauſchgifthandel iſt über die ganze
Welt verbreitet. Der Unbekannte, der an der Spitze
dieſes Rauſchgiftſyndikates ſteht, führt den Spitznamen
Prinz. Ueberall hat er ſeine Opfer. Die Polizei und
Kontrollſtationen aller Welt ſuchen ihn und ſind im
Kampf gegen ihn. In Macpherſons Hotel in London,
in das der Verfaſſer zufällig gerät, gehen merkwürdige
Dinge vor. Die Menſchen dort ſcheinen alle zu ſchlafen.
Eine Zigarettenverkäuferin fällt in unerklärlichen
Traumzuſtand, der ſich in der vierten Nachmittagsſtunde
plötzlich ändert.

Das Hotel erwacht.

Ehrlich geſagt, iſt es der Gedanke an das Mädel, der mich
hinunter in die Halle treibt.
Ich habe das Gefühl, das irgendein dunkles und trauriges
Schickſal hinter ihr ſteht.
Ich will ſie noch einmal ſprechen.
Sie muß mir verraten, was dieſer ſeltſame Anfall zu be=
deuten
hatte.
Aber was bedeutet das?
Das ganze Hotel iſt wie verändert.
Das Hotel iſt ganz plötzlich erwacht. Die Menſchen ſchlafen
nicht mehr. Ueberall herrſcht plötzlich das regſte Leben.
Der Lift jagt unabläſſig hinauf ... hinunter ..
Die Gänge ſind voller Menſchen. Gäſte und Perſonal. Das
Perſonal iſt dienſteifrig, lebendig, höflich.
Aus der Bar kommt Gelächter und Stimmengewirr.
Ich kann einen Blick in die Hotelküche werfen. Was iſt in
dieſe Burſchen gefahren?
Da wird gebraten, geſchmort und angerichtet. Nie ſah ich
eifrigere Köche ... nie mehr Leben ... nie mehr Betrieb.
Und die Geſichter all dieſer ſchläfrigen Angeſtellten.
Sind das dieſelben Geſichter?
Sind das dieſelben Mienen?
Nichts mehr von Schlaf und Energieloſigkeit.
Die Geſichter ſind geſpannt, fröhlich. Die Augen blitzen voll
Feuer. Alle ſcheinen plötzlich ein Verjüngungsbad genommen, ſich
im Jugendbrunnen gebadet zu haben.
Die Boys mit den greiſenhaften Geſichtern ſind wieder fröh=
liche
, ausgelaſſene Knaben geworden. Der Beamte an der Rezep=
tion
ſchläft nicht mehr. Er unterhält ſich laut und eifrig mit
einem neuen Gaſt.
Die Boys ſchleppen die Koffer des neuen Gaſtes als trügen
ſie leichte Pappkartons.
Der Portier macht eine Verbeugung vor mir, als er mich
ſieht. Er iſt plötzlich elaſtiſch wie ein Jüngling. Sein Gang iſt
federnd und ſeine Miene fröhlich. Irgendein Zauberſtab, muß
dieſe ſchläfrigen, mißlaunigen, brummigen Angeſtellten des Hotels
berührt haben.
Aber nicht nur die Angeſtellten, ſondern auch die Gäſte ſind
wie verändert.
Die Halle iſt voll lachender, ſchwatzender Menſchen.
Ich ſehe die Dame mit dem vielen Schmuck, die bei meinem
Eintreten in das Hotel müde und apathiſch in ihrem Seſſel ſaß
und mich dann durch ihr unbegründetes, hyſteriſches Lachen er=
ſchreckte
. Auch dieſe Frau muß von dem ſeltſamen Zauberſtab
berührt ſein, denn ſie tanzt mit einem jungen Menſchen nach einer
Melodie, die ſie ſelbſt vor ſich hinſingt, durch die Halle.
Und das in England, in dem ſteifen old England!
Das Hotel und all ſeine Bewohner ſind von einem Extrem
in das andere gefallen.
Dieſe Ausgelaſſenheit, dieſer Munterkeit, dieſe abnorme, auf=
gepulverte
Stimmung wirkt im Grunde genommen genau ſo un=
heimlich
und unnatürlich auf mich wie der vorherige Zuſtand ...
Ein Freund von mir, aber wie ſieht er aus ...!
Meine Freundin, die Zigarettenverkäuferin, finde ich nicht.
Gut, ich werde auf ſie warten. Ich muß jetzt unbedingt wiſſen,
was hier geſpielt wird.
Ich merke, es iſt ein Teufelsſpiel.
Aber was für ein Teufelsſpiel?
Ich ſchlendere durch die Halle, durch die Bar, durch die
Speiſeſäle.
Ueberall dasſelbe Bild.
Lärm, Betrieb, Leben. Ein Hotel des Südens könnte dieſes
Hotel ſein. Aber kein Hotel des Nordens. Kein Hotel in England.
Wer kennt nicht dieſe ſteifen Hotels in London?
Hier iſt es anders!
Alles ſcheint ſich untereinander zu kennen.
Und ſelbſt das Verhältnis vom Perſonal zu den Gäſten ſcheint
ein freundſchaftliches zu ſein. Gäſte und Perſonal ſcherzen mit=
einander
als ſeien ſie alle liebe, nette, alte Bekannte .
Hallo, Mr. Hay!
Ich fahre zuſammen.
Wer ruft mich da?
Ich bin keine ſo bekannte Perſönlichkeit, daß mich die halbe
Welt kennt. In England bin ich überhaupt erſt zum zweiten
Male ...
Ein Herr hat ſich aus ſeinem Klubſeſſel erhoben und winkt
mir zu. Ein hagerer Herr mit ſcharfem Geſicht und in einem
etwas ſchlotternden Anzug ſteckend.
Ich forſche in ſeinem Geſicht.
Irgendwie kommt er mir bekannt vor, aber nein, das
kann nicht ſein ..."
Kennen Sie mich nicht wieder, old Boy? ſagt der Herr
und ſtreckt mir ſeine Hand entgegen.
Dieſe Stimme? Himmel, ich kenne die Stimme!
Aber dieſe Stimme gehörte Mr. Percy White ...
Dem dicken White, wie er überall hieß.
Ich lernte ihn in Genf kennen. Waren beide Berichterſtatter
bei dieſem großen Welttheater.
Zum Teufel, das iſt doch nicht White? Der dicke White‟?
Der gemütlichſte und phlegmatiſchſte aller Reporter in Genf.
Whites Geſicht war rund wie ein Vollmond.
Ein ewig lächelnder Vollmond!
Dieſes Geſicht iſt ſcharf, von irgendeiner Krankheit verheert.
Die Augen liegen tief in den Höhlen ..
Dieſer Mann iſt ein Totenſkelett im Smoking.
... Und doch bin ich White! Der dicke White, ſagt der
Herr lächelnd.
Es iſt ein trauriges Lächeln, das mir ans Herz greift.
Menſch, White! Was iſt mit Ihnen los? Wie ſehen Sie
tus? Haben Sie eine Hungerkur durchgemacht, um ſchlank zu
verden? ſcherze ich und drücke ihm die Hand.
White lächelt. Es iſt ein bitteres Lächeln.
Nein, keine Hungerkur. Ich bin in einen Schneeſturm ge=
katen
und dieſer Schneeſturm bedeutet das Ende vom dicken
White
Ich ſtarre ihn verblüfft an und ... verſtehe kein Wort.

Tödlicher Schnee ...

Schnee= oder Kokshotel, mein Junge! Was Koks iſt, weißt
du doch?
Ich ſpringe unwillkürlich auf und ſchlage gegen meine Stirn.
Bin ich mit Blindheit geſchlagen geweſen?
Schnee, Koks oder ... Kokain.
Ja, Kokain, das iſt die Löſung des Rätſels.
White lacht bitter. Ja, mein Junge, wußteſt du das nicht.
Ich dachte, du wäreſt hergekommen, um über das Rauſchgift einen
hübſchen, netten Artikel zu ſchreiben. Hier findeſt du das beſte
Material über alles, was Rauſchgift heißt ..
Ich geriet zufällig hierher. Hatte keine Ahnung von dieſer
Note des Hotels. Als ich heute mittag ankam, machte das Hotel
den Eindruck eines Totenhotels und jetzt ... iſt das ein Betrieb
für London ...!"
Alle Leute die hier wohnen und verkehren, ſind ſchwere
Kokainiſten. Andere Gäſte kommen hier eigentlich gar nicht her.
Aber auch die Angeſtellten ſind alle mehr oder weniger dieſem
Laſter verfallen. Ich kann mir denken, daß das Hotel und die
Angeſtellten am Tage ſchliefen. Die Direktion geſtattet den An=
geſtellten
erſt um 4 Uhr, Kokain zu nehmen .. ."
Vier Uhr? rufe ich erſtaunt aus. Jetzt begreife ich,
warum die hübſche Zigarettenverkäuferin ſo viel Wert auf die
Feſtſtellung legte, daß es 4 Uhr ſei ... 4 Uhr!
White fuhr fort: Wer vor 4 Uhr Koks nimmt, fliegt un=
weigerlich
von den Angeſtellten heraus, und davor haben dieſe
armen Rauſchſüchtigen eine furchtbare Angſt, denn nirgendwo
in London können ſie ſo leicht zu ihrem angewöhnten furchtbaren
Gift kommen wie hier.
Und ... und .. . plötzlich wurde White erregt und ſeine
Stimme hatte einen Ausdruck ungeheurer Qual, ... und ohne
Koks zu leben, iſt furchtbar ... ja, furchtbar .. .!"

Rauſchgift in aller Welk!

Ich ſah beſtürzt auf White.
Seine Worte verrieten mir, daß auch er von dem ſchrecklichen
Laſter ergriffen war.
Mein Himmel, auch Sie . . . entfuhr es mir unwillkürlich,
und ich ſah entſetzt auf White.
Er lachte grimmig.
Auch ich. Und eigentlich bin ich ein Opfer meines Berufs.
Ich wollte hinter das große Geheimnis des Rauſchgiftſyndikates
kommen. Ich wollte wiſſen, wie es organiſiert iſt. Ich wollte ein
Buch darüber ſchreiben . . . ich wollte . . . was wollte ich alles
. . . und nichts iſt daraus geworden , nichts, als ein Wrack ..."
ein menſchliches Wrack, und dieſes Wrack heißt White . . . Percy
White
Er hatte recht. Er war wirklich ein Wrack. Ein körperliches und
geiſtiges. Nie tat mir ein Menſch mehr leid, wie dieſer White.
Aber wenn Sie darüber ſchreiben wollten, brauchten Sie
das Zeug doch nicht zu nehmen oder ſich doch wenigſtens nicht an=
zugewöhnen
! ſagte ich erregt.
Lieber Freund, das ſagen Sie ſo einfach. Das iſt ja das
Teufliſche an all dieſen Rauſchgiften, daß ſie in ſo raſend kurzer
Zeit zur Sucht werden. Zuerſt nimmt man ein paarmal aus
Neugierde. Bei allen Höllen, man muß doch wiſſen, wie ſo etwas
wirkt. Die Wirkung iſt ja auch toll. Man fühlt ſich nach dem

verfluchten Zeug wie neugeboren. Man hat das Gefühl, daß
man jetzt erſt weiß, was Leben heißt. Pah bisher, das war ja
kein Leben, das war ja ein elendes Vegetieren. Alle Gefühle
ſind ins Tauſendfache geſteigert. Glück, Liebe, Schönheit. Jetzt
begreift man erſt, was das heißt. Man will nach den Sternen
greifen, und jetzt kann, ian es .. . man hält ſie in der Hand
Man kann König und Bettler ſein. Harun al Raſchid oder Ro=
binſon
. Himmel, jetzt iſt die Welt erſt ſchön. Alle Träume ſind
erfüllt. Nichts Häßliches gibt es auf der Welt mehr. Ausgelöſcht
ſind alle Sorgen, Kummer und Leid. Nichts als Schönheit, Glück
und Freude.
Hören Sie auf . . .", ſagte ich ein wenig ärgerlich. Sie
benehmen ſich wie ein Narr!
Pah, alle Leute, die Sie hier ſehen, ſind ſolche Narren. Und
was für Leute ſind es, die Sie hier ſehen: Adel, Großinduſtrielle,
Künſtler. Jetzt haben ſie nur noch einen Gott. Den Gott des
Schnees. Ihre Geſchäfte vernachläſſigen ſie, Frau und Kind be=
deuten
für ſie nichts mehr. Politik eine Chimäre, das Leben ein
Nichts. Nur das eine noch . . . Schnee . . . weißer Schnee
Kokain . . .! Hier Kokain. Wo anders Opium, Haſchiſch, Heroin
Rauſchgift in aller Welt. In England, Amerika, Frankreich.
Kein Staat iſt zu klein, als daß nicht eine Gemeinde der Rauſch=
ſüchtigen
in ihr beſtehen könnte. Eine Gemeinde, die bereit iſt,
für ihren Gott zu ſtehlen, zu betrügen, zu morden. Eine Ge=
meinde
, die keinen anderen Lebensinhalt mehr hat als .. .
Rauſchgift!
Verbrecherkonſerenzen ..."
Aber warum tut die Polizei nichts gegen den Rauſchgift=
handel
? Warum ſchließt ſie zum Beiſpiel nicht dieſes Hotel?
Warum verhaftet ſie nicht alle Händler? Warum läßt ſie Rauſch=
gift
durch die Zölle . . .?
Jetzt lacht White laut auf.
Das internationale Rauſchgiftſyndikat hat eine der vorbild=
lichſten
Schmugglerorganiſationen der Welt. Mit ungeheuren
Geldmitteln ausgerüſtet, durchbricht ſie alle gegen ſie aufgerichteten
Schranken. Wo nicht Beſtechung hilft, da hilft Gewalt. Wo es
nicht offen geht, da wird Liſt angewandt. Dieſes Syndikat kauft
ſich die genialſten verbrecheriſchen Köpfe in aller Welt, und in
andauernden Konferenzen werden immer neue Schmugglermetho=
den
erſonnen, um das Gift in alle Länder der Welt wieder und
wieder zu pumpen. Faſt kein Schiff läuft einen Hafen an das
nicht in irgendeinem Verſteck Opium, Kokain oder Heroin mit in
den Hafen bringt. Der Kapitän weiß nichts davon, auch nicht
der Steuermann und kein Offizier. Aber da iſt vielleicht unter
den Paſſagieren eine alte Greiſin, die, ſchwerhörig, ſich vom Zoll=
beamten
ins Höhrrohr tuten läßt, daß ihr Gepäck unterſucht ſei
und nichts Verdächtiges gefunden ſei. Sie kann paſſieren und nie=
mand
weiß, daß ſie in ihrem Höhrrohr eines der ſchrecklichſten
Gifte an Land ſchmuggelt.
. . . Heroin. Da geht ein Paſſagier an Bord, der ſich den
Arm gebrochen hat und nun den gebrochenen Arm in einer Gips=
bandage
trägt. Kein Zollbeamter wird dem Mann etwas tun,
und doch iſt ſein Arm nicht gebrochen, aber dafür trägt er unter
dem Gipsverband Kokain . . . Kokain in Mengen. Von einem
alten ſchmutzigen Frachtdampfer wird eine Ladung ſchlecht ge=
wordener
Konſerven, alten Papiers, zerriſſener Taue und alten
Gerümpels abgeholt. Alte ſtinkende Abfälle, aber der Trödler
kann es gebrauchen. Gibt noch ein paar Pfennige dafür. Der
Zollbeamte wird dieſen Dreck nicht allzu ſorgfältig unterſuchen.
Er kennt das. Er weiß, daß täglich von den Schiffen ſolcher alter
Plunder abgeholt wird.
Aber er ahnt nicht, daß in dieſen aufgebeulten, ſchlecht ge=
wordenen
Konſervenbüchſen Kokain, Morphium oder Heroin iſt.
Er ahnt nicht, daß jenes abgegriffene Stück Tau mit großer Kunſt
hergeſtellt iſt und im Innern einen Schlauch birgt, der mit
Rauſchgift gefüllt iſt. Ein Dampfer ſticht in See. Er hat 200
Zuchttauben an Bord. Niemand ahnt, daß dieſe Zuchttauben in
Wirklichkeit Brieftauben ſind.
Fortſetzung folgt.

geschichten aus adler Welt

Wiſſen Sie, wie man dieſes Hotel nennt? fragt mich White
in wenig ſpäter, als wir in einer Ecke der Hotelbar beim Cock=
ail
ſitzen.
Macpherſons Hotel!
Blödſinn! Hotel Schnee!

Das Brok rekkeke ihm das Leben ..."
(y) Keswick. In Zukunft wird Herr Cooper aus Keswick
in Cumberland das Brot noch ehrfurchtsvoller betrachten und be=
handeln
, als andere Menſchen es gewiß alle tun. Denn: derweil
wir das Brot als Nahrungsmittel ſchätzen, iſt es für Cooper ein
Lebensrettungsgegenſtand geweſen.
Cooper war zu den Blea=Crag ausgezogen und hatte mit dem
Ruckſack auf dem Buckel einen der höchſten Gipfel beſtiegen. Als
er aber oben angelangt war, verlor er das Gleichgewicht und
rutſchte ab er fiel und fiel: 15 Meter tief. Seine Freunde, die
das von ferne beobachteten, wagten nicht mehr hinzuſchauen. Er
mußte tot ſein. Doch als ſie näher kamen, erhob ſich Cooper auf
der Felsplatte, die ſeinen weiteren Fall aufgehalten hatte. Ihm
war nichts Ernſtliches geſchehen. Und warum?
Weil er ein ganzes Brot im Ruckſack hatte! Als er auf der
Felsplatte landete, hatte ſich der Ruckſack ſo verſchoben, daß das
Brot genau unter Coopers Genick lag. Das Brot wurde zermalmt,
minderte aber den ganzen Fall derart, daß Cooper ohne ernſthafte
Verletzungen davonkam.
Der falſche Adjukant des Marineminiſters.
(e.r.) Athen. Ein flotter junger Mann, der viele Erfolge
bei der jüngeren Weiblichkeit verbuchen konnte, hatte ſich als Ma=
rineoffitzier
ausgegeben, obgleich er Schüler des Polytechnikums
war. Sehr bald gelang es dem Marineoffizier nun auch, das
Herz einer hübſchen Griechin zu gewinnen, die alsbald allen ihren
Freundinnen voller Stolz von ihrem ſchmucken Liebhaber erzählte.
Dieſe wollten aber nicht ſo recht an die begeiſterten Erzählungen
glauben, denn der Herr Marineoffizier erſchien niemals in Uni=
form
. Weil er ſich gerade im Urlaub befinde, und überhaupt
gefalle ihm ſein grauer Anzug viel beſſer als die Uniform. . . .
Aber ſiehe da: Eines Tages erſchien der junge Mann dann
doch als ſchmucker Marineoffizier verkleidet. Alle kleinen Mädchen
waren begeiſtert, und am meiſten natürlich ſeine Angebetete. Um
bei dieſer Gelegenheit zu beweiſen, welch’ einflußreiche Stellung
er einnehme, lud er großſpurig alle Anweſenden zu einer Spazier=
fahrt
mit der Barkaſſe des Marineminiſters ein. Geſagt, getan:
Der kleine Gernegroß telephoniert alſo als Adjutant des Herrn
Marineminiſters mit dem Hafenamt und fordert die ſofortige
Stellung einer Barkaſſe zu dienſtlichen Zwecken.
Die Art des Anrufs aber machte den Beamten des Hafen=
amtes
ſtutzig, und vorſichtshalber forderte er eine Beſtätigung vom
Marineminiſterium an, wo man natürlich von nichts wußte.
Pünktlich zur angegebenen Zeit erſchien im Hafenamt der Herr
Adjutant des Marineminiſters, um ſeine Barkaſſe in Emp=
fang
zu nehmen und ſeine jungen Damen ſpäzieren zu fahren. Aber
ſtatt das mit der Barkaſſe tun zu können, wurde er ſelbſt von zwei
Marineſoldaten in Empfang genommen und abgeführt!
In den jungen Mädchenköpfchen aber zerfloß ein ſchöner
Traum von einer Hafenrundfahrt und einem jungen, ſchneidigen
Marineoffizier. . .

Spanferkel-Maſſenkod.

(x) New York. Das berühmte Wirtſchaftsbarometer iſt
wahrlich keine reine Freude für diejenigen, deren Daſein unmit=
telbar
von ihm abhängi iſt. Das beweiſt wieder einmal die Lage
auf dem amerikaniſchen Schweinemarkt. Die Schweinepreiſe
ſind in Amerika in der letzten Zeit derart geſunken, daß die Be=
herrſcher
dieſes Marktes aus lauter Verzweiflung ihre Hände mit

den dazugehörigen Wurſtfingern ringen. Um den Preis einer
Ware höherzuſchrauben, gibt es im kapitaliſtiſchen Syſtem nun ein
wirkſames Mittel: man bringt Nachfrage und Angebot künſtlich
in ein kraſſes Verhältnis dadurch, daß man die Ware ſelten macht.
Und das haben die amerikaniſchen Schweinekönige ſoeben getan:
nicht weniger als 5 Millionen Spanferkel wurden in der letzten
Zeit in den Vereinigten Staaten vom Leben zum Tode befördert.
Nicht einmal die modernen Einrichtungen der großen Schlacht=
häuſer
in Chicago waren auf dieſes Maſſenſchlachten vorbereitet,
ſo daß der größte Teil der Opfer gewiſſermaßen an Ort und Stelle
elektriſch geſchlachtet werden mußte. Zudem war es ein mehr als
ſchwieriges Problem, die geſchlachteten Tiere auf dem Markte un=
terzubringen
. Nachdem man das Fett an die Seifenfabriken ver=
kauft
hatte, hoffte man, das Fleiſch an Kunſtdüngerfabriken los
werden zu können. Aber die Preiſe für Kunſtdünger in den Ver=
einigten
Staaten ſind ebenfalls ſo niedrig, daß dabei nicht einmal
die Schlachtkoſten herausgekommen wären. Und ſo hat man die
toten Spanferkel einfach verſcharrt . . .
Es gibt ſelbſt in Amerika Leute, die der Meinung ſind, den
Millionen notleidender Arbeitsloſer hätte mit dieſen Spanferkeln
eine große Freude bereitet werden können. Soweit haben natür=
lich
die Herren Fleiſchkönige nicht gedacht. Und es gibt wohl
keine beredtere Satire und Groteske auf das in Amerika noch gel=
tende
liberaliſtiſche Wirtſchaftsſyſtem als dieſer Maſſentod der
5 Millionen Spanferkel ..."

John Dillinger gehts guk.

Es ſteht feſt, daß John Dillinger einer der gemeinſten Ver=
brecher
unſerer Zeit iſt, daß er ein Dutzend Morde auf dem Ge=
wiſſen
hat und bisher der Polizei auch wenn ſie ihn ab und zu
einmal fing immer wieder Schnippchen ſchlug.
Er iſt ſo gefährlich, daß die Polizei den Auftrag erhielt, ſo=
fort
auf Dillinger zu ſchießen und ihn erſt dann zu fragen, ob er
ſich ergebe.
Man ſollte meinen, es gebe niemanden in Amerika, den man
mehr haßte, als dieſen Dillinger. Aber wer wird aus dieſen
Amerikanern und dieſen Amerikanerinnen vor allem klug? Man
hat erfahren, daß er in dieſen Tagen ſeinen 32. Geburtstag feiere,
ein wenig unbequem in einem Verſteck, verfolgt und geſucht von
der Polizei, aber immerhin nicht auf dem elektriſchen Stuhl oder
hinter Gittern.
Auch nicht im Grabe, wie man nach den der Polizei zugelei=
teten
Informationen über den erfolgten Tod Dillingers anneh=
men
konnte.
Ein Beweis dafür, daß er lebt: da lebt in Gallen in Ohio
eine ſeiner Bräute, Eulalia Callendar, von der man aber ſowenig
weiß, daß man ſie nicht einmal verhaften konnte. Sie bildet jetzt
den Mittler zwiſchen Dillinger und der ſeltſamen amerikaniſchen
Welt, die ihm zum 32. Geburtstag gut 10 000 Glückwünſche zu=
kommen
ließ. Vor der Polizei ſagte ſie kürzlich aus: Dillingers
Schweſter, die in Maywood in Indiana verheiratet iſt, hat mir
ſoeben geſchrieben. Sie hat von John gehört und es geht ihm
gut. Aber ſeine Adreſſe hat ſie mir nicht mitgeteilt und ſchreibt,
ſie wiſſe ſie auch nicht, obwohl ſie ſie ſo dringend haben müſſe,
denn es liege ſo viel Poſt für ihn bereit!
Dillinger geht es gut. Nun weiß die Welt es ja. Und dig
Polizei wird ſich freuen. . .

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 188

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 10. Juli 1934

SüdotrSatd Ti ltbte

Der neue Weg des Hochſchulfportes.

1933 1934 1936.
Der Sport an den deutſchen Hochſchulen hat im Jahre 1933
mancherlei Richtungsänderungen durchgemacht. Kurz nach der
nationalſozialiſtiſchen Revolution ſchien jene Strömung die Ober=
hand
zu gewinnen, die in der Ablehnung des olympiſchen Gedan=
kens
und der ſportlichen Hochleiſtungen faſt hundertproßentig auf=
trat
die Einebnung der Laufbahnen forderte und allein den Ge=
ländeſport
in ſpezialiſierter Form für diskuſſionsfähig erklärte.
Selbſt der Verſuch wir erinnern uns an entſprechende Ver=
öffentlichungen
zwiſchen echtem Sportgeiſt und Soldatengeiſt
eine künſtleriſche Kluft zu ſprengen, wurde unternommen. In aller
Erinnerung ſind noch die Diskuſſionen vor der Entſendung der
deutſchen Studentenabordnung zu den Turiner Studentenwelt=
meiſterſchaften
. Der Reichsſportführer griff dann, mit ſicherem
Blick für die ſonſt unausbleibliche Entwicklung, ein, und die
Wandlung war ſo deutlich, daß ſie überall mit Freude begrüßt

Unſer beſter Ruderer.

Sache der Studentenſchaft ſelbſt und damit des Staates wird.
Wenn die Olympiſchen Spiele von 1936 daraus noch nicht viel
werden ernten können, dann um ſo ſtärker die Olympiſchen Spiele
von 1940.
Praktiſch wird
die Umgeſtaltung
folgendes Ausſehen tragen:
An allen Hochſchulen werden, durch die beſten Sportlehrer
und Trainer, die den örtlichen Amtsleitern für Leibesübungen
zur Seite ſtehen, vom erſten Semeſter an ſportliche Trainings=
gemeinſchaften
aufgebaut und ihre Teilnehmer ſyſtematiſch von
Semeſter zu Semeſter zur höchſten Leiſtungsmöglichkeit heran=
gebildet
. Die auf ſportlichem Gebiet leiſtungsfähigſten Hoch=
ſchulen
werden Keimzellen für muſterhafte Vorbildarbeit und
daneben Zentralausbildungsinſtitute für künftige Turn= und
Sportlehrer ſein. Auf dieſe Weiſe werden ſich Praxis und The=
Nach 25 Jahren wieder 9ld=England.

Dr. Herbert Buhtz vom Berliner Ruderclub,
der in der Henley=Regatta auch den Endlauf im Einer ſicher gewann.
Er wiederholte damit ſeinen Sieg von 1932.

Fred Perry=England (rechts) und Jack Crawford=
Auſtralien nach ihrem Endſpiel um die Meiſterſchaft
im Herren=Einzel.

wurde. Später ſtagnierte die Entwicklung unter dem noch unge=
klärten
Verhältnis zwiſchen Sport und Verbänden, bis im Laufe
dieſes Jahres die allmähliche Klärung einſetzte. Jetzt werden die
Anſprüche, die aus den verſchiedenen Bezirken der deutſchen
Lebensgemeinſchaft und aus der Wiſſensvermittlung an den Hoch=
ſchulen
an die Studenten geſtellt werden, kontingentiert und auf=
einanderabgeſtimmt
. Dabei iſt die Rolle der Leibesübung der
Studierenden nach dem Willen des Führers feſtgelegt und ihre
Durchſetzung erfolgt planmäßig. Mögen ſich heute noch hie und da
Hemmungen herausſtellen, ſie werden in gemeinſamer Arbeit der
zuſtändigen Stellen bald beſeitigt ſein.
Die Leibesübung an den deutſchen Hochſchulen erfaßt ſowohl
die Maſſe der Studierenden, wie ſpeziell die Veranlagten für den
Wettkampf. Einige Hochſchulen gehen ſchon forſch an die Arbeit.
angeſpornt durch die großartigen Erfolge des amerikaniſchen und
italieniſchen Hochſchulſpordes. Erfreulich iſt z. B. das Leben, das
auch im Darmſtädter Hochſchulſport in den letzten
Wochen erſproß und hier beſonders günſtige Bedingungen vor=
findet
. Wir wiſſen, daß die Olympiſchen Spiele 1936 von der Neu=
organiſation
der Leibesübung an den deutſchen Hochſchulen noch
nicht in dem Maße befruchtet werden können, wie das in anderen
Ländern der Fall iſt, aber der Weg, den jetzt der klarſichtige Hoch=
ſchulſportführer
Georg Fiſcher in dem nachſtehenden Aufſatz im
Reichsſportblatt umreißt, wird für die Zukunft die erwarteten
Erfolge reifen laſſen. Heute verfügen wir über einen ſtarken
Stamm olympiareifer Studentenſportler, die gerade in dieſen
Tagen die Welt durch ihre Leiſtungen aufhorchen ließen. Sie wer=
den
den Sportgeiſt in unſerem akademiſchen Nachwuchs anfeuern
=ö=
und zur beſten Leiſtung für Deutſchland beflügeln.
Hochſchule oder Berein?
In der Studentenſchaftsverfaſſung, die der Führer am
7. Februar 1934 verkünden ließ, wurde der Deutſchen Studenten=
ſchaft
ausdrücklich das Recht der Selbſtverwaltung und damit der
Selbſtverantwortung zugeſtanden. Auf dem Gebiet des Hochſchul=
ſportes
lagen die Verhältniſſe trotz des guten Willens aller Be=
teiligten
beſonders ſchwierig, da ein großer Teil der von den ört=
lichen
ſtudentiſchen Aemtern für Leibesübungen erfaßten Studie=
renden
nebenher noch Mitglied von außerhalb der Hochſchule.
ſtehenden bürgerlichen Vereinen war. Dieſe Tatſache widerſprach
erziehungspolitiſch und ſachlich dem Neubau der Hochſchulen. Denn
einmal iſt die körperliche Erziehung ein notwendiger Beſtandteil
der geſamtſtudentiſchen Erziehung und nicht zu trennen von der
Hochſchule eine Abſonderung der Studenten wird unmöglich
gemacht durch Arbeitsdienſtpflicht, SA.=Dienſt und politiſche Schu=
lung
, zum anderen verlor die Studentenſchaft Ueberſicht und
planmäßige Wirkungsmöglichkeit imn der Heranbildung leiſtungs=
fähiger
Wettkämpfer.
Es gibt keinen günſtigeren Boden für eine ſyſtematiſche ſport=
liche
Erziehung als den der Hochſchule. Hand in Hand arbeiten
dort die Inſtitute für Leibesübungen an einer alle Studenten um=
faſſenden
ſportlichen Allgemeinausbildung zuſammen mit den
Aemtern für Leibesübungen, welche die ſportlich talentierteſten
Studenten in regelmäßigen Trainingszeiten und Wettkämpfen
allmählich zu Spitzenkönnern heranbilden. Einſeitiges Heraus=
heben
der körperlichen Leiſtung verwirft die Studentenſchaft eben=
ſo
wie die Zulaſſung von Nichtnationalſozialiſten zu Trainings=
gemeinſchaften
. Kommt noch die Erwägung hinzu, daß der beſon=
dere
Ausbildungsgang der verſchiedenen Wiſſenſchaftsgebiete mit
der ſportlichen Ausbildung auch rein zeitmäßig in Einklang ge=
bracht
werden kann, ſo geht klar hervor, daß der bürgerliche Ver=
ein
für alle dieſe Grundbedingungen der ſportlichen Erziehung
des Studenten keine Verantwortung übernehmen kann.
Bis zur nationalſozialiſtiſchen Revolution war vielleicht keine
andere als die Vereinslöſung denkbar, und wir rechnen es den
Vereinen hoch an, ſich damals für den Studentenſport eingeſetzt
zu haben. Wir geben uns auch keiner Täuſchung hin, daß in der
heutigen Zuſammenſetzung der ſtudentiſchen Wettkämpfer die Ver=
eine
an deren ſportlicher Ausbildung ſtarken Anteil haben. Wenn
wir aber für die Zukunft die Gewähr für leiſtungsfähigen Olym=
vianachwuchs
aus den Reihen der Studentenſchaft übernehmen
ſollen, müſſen wir heute ſchon anfangen, den deutſchen Hochſchul=
wort
grundlegend dahin zu reformieren, daß er ausſchließlich

orie gegenſeitig befruchten. Die zur Trainingsgemeinſchaft ver=
pflichteten
Studenten ſtarten nur für ihre Hochſchule als dem
Mittelpunkt ihrer geſamtpolitiſchen Erziehungsſtätte. Es wird
ein reger Wettkampfverkehr gegen fremde Mannſchaften auf=
recht
erhalten, um ſtets die Verbindung mit allen übrigen
ſporttreibenden Stellen zu gewährleiſten. Denn erſt in harten
Sportkämpfen, die ſich in Hinſicht auf Leiſtungshöhe der Geg=
ner
allmählich ſteigern müſſen, erzieht man Olympia=Anwärter.
Auch dafür liegen die Bedingungen im Hochſchulſport denkbar
günſtig, weil die ſtudentiſchen Auswahlmannſchaften faſt aller
Nationen über erſtklaſſiges Material verfügen und regelmäßig
ſtudentiſche Weltmeiſterſchaften aller ſportlichen Zweige ſtattfin=
den
. Die deutſche Hochſchule muß eine ſichere Quelle für unſeren
Olympianachwuchs werden, wie es z. B. in Amerika der Fall iſt,
ohne daß auf unſeren nationalſozialiſtiſchen Hochſchulen die Gefahr
der Vereinzelung und einſeitigen Rekordſucht beſteht.
Für die Beſeitigung aller techniſchen und finanziellen Schwie=
rigkeiten
zur Schaffung eines auf ſich ſelbſt geſtellten Neuaufbaues
im deutſchen Hochſchulſport hat der Staat ſeine tatkräftige Hilfe
in Ausſicht geſtellt, aus der Erwägung heraus, daß der deutſche
Student auch auf dem Gebiete des Sportwettkampfes die Farben
des neuen Deutſchlands nach innen und außen würdig vertre=
ten
ſoll.
Das Verhältnis von Verein und Hochſchule wird alſo in Zu=
kunft
nicht mehr in gegenſeitigen Kompetenzſtreitigkeiten liegen,
ſondern in geſunder Konkurrenz unter Wahrung der verſchiedenen
Aufgabengebiete. Alles für Deutſchland!
Georg Fiſcher.
Wichkige Regelbeſtimmungen im Fußball
Der International Board tagte.
Karl Koppehel berichtet in Nr. 26 des Kicker über die
letzten Beſchlüſſe des International Board, der höchſten Regel=
kommiſſion
, die in Cannes tagte, u. a.: Aus der Beratung der
Spielregelfragen intereſſieren uns die Beſchlüſſe um die Regel 12.
Die unterſchiedliche Auffaſſung in dieſer Frage iſt jetzt beſeitigt
und die Regel ſelbſt durch eine Einſchaltung im ſechſten Satz der
Regel 12 klargeſtellt. Es heißt jetzt:
Ein Spieler, der aus dieſem oder einem anderen Grunde
das Spielfeld verlaſſen hat, oder ein zu ſpät kommender
Spieler darf dieſes nur betreten, wenn der Ball aus dem
Spiel iſt und muß ſich beim Schiedsrichter melden.
Damit iſt jetzt amtlich feſtgeſtellt, daß auch der Spieler welcher
verſpätet ins Spiel kommt, ſich zu melden hat, um eintreten zu
können. Damit entſteht aber ſofort die nächſte Frage: Was ge=
ſchieht
, wenn zu ſpät oder wieder eintretende Spieler ſich nicht
melden? Hier gab es unterſchiedliche Auslegungen. Die Englän=
der
, als Regelväter, ſchickten ieden Spieler, der die Meldung ver=
ſäumte
, wieder vom Spielfeld und ſetzten das Spiel mit einem
Schiedsrichterball fort. Die FJFA.=Regelkommiſſion aber hatte
feſtgelegt, daß eine Nichtanmeldung unſportlichen
Betragens gleichzuſetzen iſt, alſo einen Freiſtoß be=
dingt
, der Spieler aber im Spielfeld bleiben darf. Dieſer Auf=
faſſung
der FFFA.=Kommiſſion hat ſich der International Board
jetzt angeſchloſſen, indem er in einer amtlichen Entſcheidung feſt=
ſtellt
: Kehrt ein Spieler auf das Spielfeld zurück oder kommt
ein Spieler zu ſpät, ohne ſich beim Schiedsrichter zu melden, ſo
muß, er verwarnt werden. Begeht er, abgeſehen davon, einen
weiteren ſchwereren Regelverſtoß, ſo iſt er der Regel entſprechend
zu beſtrafen.
Es iſt alſo feſtgeſtellt, daß ein zu ſpätkommender oder
vorübergehend ausgeſchiedener Spieler ſpiel=
berechtigt
bleibt, aber gegen die Ordnungsvorſchrift ver=
ſtößt
, wenn er ſich nicht anmeldet bzw. zur unrechten Zeit eintritt
Wenn alſo ein ſolcher Spieler hereinläuft und den Ball mit
der Hand ſpielt, ſo verwirkt er einen Strafſtoß, wenn er der
verteidigenden Mannſchaft angehört und den Ball im Strafraum
ſpielt. Der Freiſtoß wegen dieſes unberechtigten Spieleintritts
wird von dem Strafſtoß wegen Handſpiel übertroffen.

In einer weiteren amtlichen
Entſcheidung zur Regel 13,.
mit welcher eine weitere Regelauslegung der FJFA.= Regelkom=
miſſion
anerkannt wurde, wird dann geſagt: Wenn das
Spiel wegen unſportlichen Betragens unter=
brochen
worden iſt (Regel 13. Satz 3), muß es wieder
durch einen Freiſtoß zu Gunſten der anderen Par=
rei
eröffnet werden gleichgültig, ob der Spie=
ler
nur verwarnt oder vom Spielfeld geſchickt
wurde. Sinngemäß geht aus dieſer amtlichen Entſcheidung
und die Ausſprache beſtätigte dieſe Abſicht hervor, daß
das Spiel bei einer Verwarnung wegen unſportlichen Be=
tragens
nicht immer unterbrochen zu werden braucht.
Es beſteht dazu kein Zwang, denn ſonſt würden die Vorteil= Be=
ſtimmungen
in der Regel ſehr oft übergangen werden müſſen. Das
aber liegt gerade nicht im Willen der Männer, welche die Spiel=
regeln
feſtſetzen. Ein Spieler, der unſportlich han=
delt
, kann alſo ohne Spielunterbrechung ver=
warnt
und vom Felde geſchickt werden. Das iſt eine
ſehr wichtige Beſtimmung, die unſeren Schiedsrichtern
eine weitgeſteckte Macht gibt und deshalb weiſe ange=
wendet
werden ſollte.
T5p. Meſſel.
Um die Spielſtärke ſeiner Fußballmannſchaften zu heben, hat
der Vorſtand des Vereins ſich nach einem geeigneten Trainer um=
geſehen
. In der Perſon eines bekannten Spielers des SV. 98
Darmſtadt iſt nun dieſer Mann gefunden. Es iſt zu hoffen, daß die
Spieler den Entſchluß des Vorſtandes zu würdigen wiſſen und die
Uebungsſtunden pünktlich und regelmäßig beſuchen, damit die
Opfer des Vereins und die Arbeit des Trainers nicht vergeblich
ſind. Die erſte Uebungsſtunde findet am Donnerstag, den
12. Juli, abends 7.30 Uhr. ſtatt. Sämtliche Aktiven und Jugend=
lichen
des Vereins haben ſich pünktlich in Sportkleidung auf dem
Sportplatz einzufinden.
Ernennung eines Unkerbeaufkragken des Reichs=
Fafilfers rHeſel.
Dpa. Der Gaubeauftragte des Reichsſportführers für den Gau 13,
Gruppenführer Beckerle, Frankfurt a. M., hat den Leiter des
Staatlichen Turn= und Sportamtes Verwaltungsdirektor Löwer,
zum Unterbeauftragten für die Heſſiſchen Teile des Gaues 13 und
gleichzeitig zum Verbindungsmann zur Heſſiſchen Regierung er=
nannt
.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Dienstag, 10. Juli
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit. Wetter 5.50: Stuttgart:
Gymnaſtik. 6.15: Gymnaſtik 6.40: Zeit, Meldungen.
6.50: Wetter. 6.55: Bad Ems: Frühkonzert. Ltg.: Kapell=
meiſter
Hans Leger. 8.15: Waſſerſtand. Wetter 8.20:
Stuttgart: Gymnaſtik. 9.25: Nur Freiburg: Werbekonzert.
9.45: Nur Freiburg: Eigene Sendung. 10.00: Nachr.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus. 110o=
Werbekonzert. 11.40: Programm, Wirtſchaftsmeldungen, Wet=
ter
. 11.50: Sozialdienſt.
12.0: Schallplatten: Ehrt Eure deutſchen Meiſter. 13.00:
Zeit, Nachr. Saardienſt. 13.10: Nachr. aus dem Sendes
bezirk. 13.20: Mannheim: Das Philharmon. Orcheſter. Ltg.:

Mittagskonzert (Fortſetzung). 14.30: Nur Freiburg: Nachr.
14.40: Stille Gefährten des Hauſes. Von Menſchen und Pflanzen
19.30: Wetter 15.35: Wirtſchaftsbericht. 15.50: Zeit,
Wirtſchaftsmeldungen.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. 17.00.
Deutſchlandſender: Das Reichsjugendabzeichen der H3 ſund des
BdM. 17.15: Deutſchlandſender: Deutſche Kraftwagen im
Kampf um den großen Preis von Deutſchland auf dem Nür=
burgring
. 17.35: Schrammelmuſik. 18.00: Dr. Cornelius:
Nordiſches Sternenwiſſen vor 4000 Jahren. 18.15: Aus
Wirtſchaft und Arbeit. Kurzbericht. 18.25; Italieniſch.
18.45: Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Programm, Zeit. 18.50:
Griff ins Heute.

Aichn enche De eteie elchendeif Hade ie
von Alfred von Beckerath. 21.G: Unterhaltungskonzert.
Das Funkorcheſter. Ltg.: Dr. Merten u. a. 22 00: Kaſſel:
Kleine Unterhaltung. 22.20: Zeit, Nachr. 22.35: Stutt=
gart
: Du mußt wiſſen. 22.45: Nachr. aus dem Sendebezirk.
Wetter, Sport. 23.00: Lieder und Klaviermuſik von Klein=
meiſtern
der Romantik. 24.00: Nachtmuſik. (Schallpl.).
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Dienstag, 10. Juli
5.45: Hamburg: Wekter. 5.50: Nachr. 6.00: Berlin: Gym=
6.15: Tagesſpruch. 6.20: Leipzig: Muſikzug der
naſtik.
Standarte 101, Meißen, Lta.: Muſikzugführer Steinbach
In einer Pauſe gegen 7.00: Nachr 800: Sperrzeit 8.45:
Leibesübung für die Frau. 9.00: Sperrzeit. 19.00: Nachr.
10.10: Funkſtille. 10.30: Wilhelm von Oranten, der Befreier
der Niederlande, ein Deutſcher, im Smegel ſeiner Zeit! 10.50:
Fröhl. Kindergarten. 11.15: Seewetterbericht. 11.30:
Lieder von Franz Schubert 11.55: Wetter.
12.00: Leipzig: Dresdner Soliſtenenſemble 12.55: Zeitzeichen.
13.00: Aus 1001 Nacht (Schallpl.). Anſchl.: Wekter. 13 45:
Nachr. 14.00; Sperrzeikt. 14.45: Glückwünſche und Pro=
grammdurchſage
. 15:50: Wekter, Börſe. 15.15: Für die
Frau: Vom Eheſtandsdarlehen ſeiner Erlangung und Verwen=
dung
. 15.40: Mia Munier=Wroblewſka: Unter dem wech eln=
den
Mond. Geſchichte vom Werden, Wachſen und Vergehen eines
kurländiſchen Geſchlechts.
16.00: Stuttaart: Funkorcheſter. Ltg.; Otto Senfert. 17.00:
Jugendſporkſtunde: Das Leiſtungsabzeichen der HJ und des BdM.
17.15: Deutſcher Kraftwagen im Kampf um den Großen Preis
von Deutſchland auf dem Nürburgring. 17.35: Kraft aus dem
Meere. Zwiegeſpräch. 17.55: An das Meer. 18.25: Zeil=
funk
. 18.35: Hauptſchriftl. Fritzſche: Polit. Zeitungsſchau.
18.,55: Der häusliche Krieg. Over in einem Akt von Fr. Schubert.
20,00: Kernſpruch; anſchl.: Wetter, Kurznachr. 20.15: Aus
der St. Katharinenkiche Breslau: Reichsſendung: Stunde der
Naion: Deutſches Orgelkonzert. 20.45: Breslau: Arbeiter,
hört zu! Menſchen, wie wir alle ſind. 22.00; Welter= Tages=
und Sportnachr. 22.25: Polizeioberleutnant von Majewſk:
Die Leibesübungen der Poltzei. 22.45: Seewetkerbericht.
23.00: Hamburg: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Zebich.

Delierbeichl.

Obwohl infolge der ſtarken Erwärmung das Barometer lang=
ſam
fällt, bleibt die Schönwetterlage unter dem Einfluß des hohen
Druckes vorerſt noch erhalten. Später dürften ſich jedoch lokale
Gewitterſtörungen bemerkbar machen.
Ausſichten für Dienstag: Noch vielfach heiter, heiß und trocken.
Ausſichten für Mittwoch: Aufkommende gewitterdrohende Bewöl=
kung
, im ganzen jedoch noch Fortdauer des ſommerlichen
Wetters.

[ ][  ][ ]

Nummer 188

latte

Dienstag, 10. Juli

Die Frühkartoffel=Zufuhr geſichert.
der Reichsnährſtand überwacht die Preisgeſtalkung. Nur der feſtgeſehte Mindeſtpreis iſt als feſter
Abgabepreis zu werken.

Eine Warnung an Wucherer.
Die um das Monatsende Juni und den Anfang dieſes Monats
eingetretene Knappheit an Frühkartoffeln, die durch die große
Trockenheit und erhebliche Froſtſchäden in einem Teil der Anbau=
gebiete
hervorgerufen wurde, darf jetzt als endgültig beſeitigt be=
zeichnet
werden. Dadurch, daß im Rheinland mit der Frühkartof=
felernte
um etwa 3 Wochen früher begonnen werden mußte, weil
in dieſem Gebiet keine alten Kartoffeln beſchafft werden konnten
und dadurch, daß bei den Mittelſorten der Uebergang etwas
ſchwierig war, entſtand vorübergehend Knappheit, die aber durch
Vereinbarungen mit dem Auslande beſeitigt werden konnte. So
wurde Holland eine erhebliche Kontingentserhöhung zugeſtanden,
die täglich 35 Waggons außerhalb des Kontingents beträgt. Mit
Italien, das vergeſſen hatte, ſein Kontingent anzumelden, wurden
die Zollſchwierigkeiten innerhalb 24 Stunden beſeitigt. Italien
liefert täglich 4060 Waggons. Mit Belgien iſt ebenfalls eine Er=
höhung
des Kontingents vereinbart worden, und zwar iſt die Zu=
fuhr
bis auf weiteres, vorausſichtlich bis Ende dieſer Woche, auf
50 Waggons täglich geſteigert worden. Nach dieſer Zeit iſt mit
einem entſprechenden Zugang aus deutſcher Ernte zu rechnen. In
Südweſtdeutſchland konnten entſtandene Schwierigkeiten aus eige=
ner
Kraft überwunden werden. In Hamburg hat ſich die Situ=
ation
ebenfalls durch die Lieferungen aus dem Hintergebiet ge=
klärt
. Hamburg liefert inzwiſchen ſchon wieder nach Berlin. In
Leipzig entſtand ebenfalls durch den geſteigerten Fremdenverkehr
durch das Bundesſchützenfeſt, das etwa 150 000 Perſonen nach
Leipzig brachte, vorübergehende Knappheit, die aber ebenfalls be=
ſeitigt
iſt. Bemerkenswert iſt im übrigen, daß in der Reichshaupt=
ſtadt
die Bezirke Neukölln und Prenzlauer Berg ſich mit der vor=
übergehenden
Knappheit am beſten abzufinden verſtanden. Das
Gerede von der Einführung einer Kartoffelkarte, das von einzel=
nen
kleinen und nicht legitimen Händlern ausgeſtreut wurde, iſt
vollkommen grundlos. Geſchäfte, die die Knappheit zu einer Preis=
ſteigerung
auszunutzen verſuchten ſind wegen unrechtmäßiger
Preiserhöhung geſchloſſen worden. Der Reichsnährſtand betrachtet
es nicht nur als ſeine Aufgabe, dem Erzeuger einen gerechten
Preis zu gewähren, ſondern nachzuweiſen, daß er im Dienſte der
Geſamtheit ſteht. Jede Preisüberbietung wird er mit allen Mit=
teln
zu verhindern wiſſen.
Der feſtgeſetzte Mindeſtpreis iſt als feſter Abgabepreis zu
werten. Wenn vereinzelt verſucht wird, höhere Preiſe zu nehmen,
ſo erbittet der Reichsnährſtand ſofortige Mitteilung, um einſchrei=
ten
zu können,
* In den letzten Tagen iſt vielfach die Beobachtung gemacht
worden, daß verſchiedentlich die zutage getretenen Schwierigkeiten
bei der Verſorgung der Großſtadtbevölkerung mit Frühkartoffeln
von einigen auf den Eigennutz eingeſchworenen Händlerkreiſen zum
Anlaß genommen wurden, um die Kartoffelpreiſe förmlich in die
Höhe zu jagen und die ſich bietende Konjunktur auszunutzen.
Dort, wo die Bevölkerung wachſam genug war, iſt dieſen Elemen=
ten
ſchleunigſt das Handwerk gelegt worden. Es gibt eine größere
Anzahl von Kartoffelhandlungen, die ihre Pforten für immer ge=
ſchloſſen
haben. An ihren Türen klebt ein behördliches Plakat, das
auf die wucheriſchen Machenſchaften des Ladenbeſitzers hinweiſt.
Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß die Polizei nicht überall
zur Stelle ſein kann. Infolgedeſſen hat die Bevölkerung ſelbſt mit=
zuwirken
und diejenigen zur Anzeige zu bringen, die ſich noch im=
mer
dem Wahn hingeben, daß das Käuferpublikum ihnen ſchutz=
los
ausgeliefert ſei und daß ſie willkürlich die Preiſe nach oben
drücken können. Die Zeiten, daß ſei erneut zum Ausdruck gebracht,
ſind endgültig vorbei. Heute wird dafür geſorgt, daß der Erzeuger,
alſo der Landwirt, ſoweit es ſich um Nahrungsmittel handelt,
einen gerechten Preis für ſeine Mühe erhält, daß aber auf der
anderen Seite dieſer Preis auch mit der Leiſtungsfähigkeit der
Käufer im Einklang ſteht. Aus dieſem Grunde wird vom Reichs=
nährſtand
der Markt der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe fortlau=
fend
beobachtet und für eine geſunde Preisbildung geſorgt. Wer
dieſe Arbeit des Reichsnährſtandes zu durchkreuzen verſucht, wer
vorübergehende Schwierigkeiten ausnutzt, um ſeinen Geldbeutel
möglichſt raſch zu füllen, iſt ein ausgeſprochener Feind des Volkes.
Er verläßt die Volksgemeinſchaft. Er gibt damit alſo ſeine Rechte
preis. Perſonen, die ſich dem Wucher hingeben, reihen ſich von
ſelbſt in die Reihe der Volksſchädlinge ein, die auf jeden Fall rück=
ſichtslos
auszumerzen ſind. Hier hat aber das kaufende Publikum
mitzuwirken. Es macht ſich mitſchuldig, wenn es übertrieben hohe
Preiſe hinnimmt und dadurch mithilft, den Markt in Unordnung
zu bringen.
Die letzten Tage haben gezeigt, daß der Staat nicht mit ſich
ſpaßen läßt. Wo ſollen wir ſchließlich hinkommen, wenn von neuem
die unterirdiſche Arbeit der Wucherer einſetzen kann und von Er=
folg
gekrönt wird. Sie haben, wie ſich das in den letzten Tagen
herausſtellte die Verbraucherkreiſe kopfſcheu zu machen verſucht, ſie
haben von Kartoffelkarten geredet und damit eine völlig unbe=
gründete
Nervoſität hervorgerufen und die ſo von ihnen geſchaf=
fene
Situation dann benutzt, um unrechtmäßige Gewinne zu er=
zielen
. Das Käuferpublikum ſollte dieſen Händlern, ſoweit ſie den
Armen der Gerechtigkeit entgangen, eine gebührende Antwort er=
teilen
.
Die Reichsregierung hat nach einer Veröffentlichung im
Reichsanzeiger den Kartoffelzoll bis zum 31. Juli d. J. von 6
auf 2 RM. je Doppelzentner ermäßigt.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt. Aufgetrieben waren: 609 Schweine.
Die Preiſe ſtellten ſich auf b) 4146, c) 4147, d) 4046 Pfg.
Pro Pfund. Es wurden verkauft in der Klaſſe b) 125, c) 382, 0) 48
Stück. Marktverlauf lebhaft, geräumt, ausverkauft.
Frankfurter Viehmarkt vom 9. Juli. Auftrieb: Rinder insge=
ſamt
1335 (gegen 1236 am letzten Montagsmarkt), darunter befan=
den
ſich 450 Ochſen. 124 Bullen, 396 Kühe und 365 Färſen. Kälber
633 (469), Hammel 54 (36), Schafe 11 (7), Schweine 3439 (3964).
Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a1)
3334, b) 3132, c) 2830, d) 2327. Bullen a) 2930, b) 27
bis 28, c) 2526. d) 2224. Kühe a) 2930, b) 2528, c) 19 bis
24. d) 1118. Färſen a) 3334, b) 3132. c) 2730, d) 2226.
Kälber a) 4345, b) 3842, c) 3237, d) 2331. Lämmer und
Hammel, b1) 3234, c) 2831. Schafe e) 3031, f) 2428.
Schweine a1) 50, a2) 45. b) 4447 c) 4346, d) 4045, g1) 36
is 40, g2) 3235. Im Preisvergleich zum letzten Montagsmarkt
ſogen Schweine um 4 RM. an, Bullen und Kühe ſowie Kälber
rotierten unverändert, während Ochſen und Färſen je 1 RM. und
Hammel 2 RM. verloren. Marktverlauf: Rinder ruhig. Ueber=
tand
. Kälber, Hammel und Schafe ruhig, ausverkauft. Schweine
eege, ausverkauft.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton: J. V.
Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: J. D.
Dr. C. 5. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den Handel:
Dr. C. 6. Quetſch; für den Sport Karl Böhmann; für Die Gegenwart! Tagesſpiegel
in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette: für den Anzeigenteil und geſchäftliche Mit=
teilungen
: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VI. 34. 22377. Truck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Berliner Börſe ſtand geſtern unter dem ſtarken Eindruck
des Friedensappells des Stellvertreters des Führers, der weit
über die innerpolitiſche Bedeutung hinausging. Kursmäßig war
die Rede aber infolge des geringen Ordereingangs weniger von
Einfluß. Auch die Kuliſſe hielt ſich infolge des ſtillen Geſchäftes
zurück, zumal aus der Wirtſchaft, abgeſehen von dem befriedigen=
den
Bericht des Rheiniſchen Braunkohlenſyndikats und der Ruhr=
gas
=AG. keine neuen Anregungen vorlagen. Die Tendenz war auf
Anlagekäufe des Publikums überwiegend freundlicher, wovon be=
ſonders
der Rentenmarkt Nutzen ziehen konnte. Höſch=Obligationen
befeſtigten ſich um 2½, Krupp gewannen 13. Auch Umtauſchobli=
gationen
lagen freundlich.r Reichsſchuldbuchforderungen wurden
½ Prozent höher bezahlt. Reichsanleihen waren wenig verändert.
Am Aktienmarkt waren ſpeziell Tarifwerte gefragt, die etwa bis
1 Prozent gewannen. Darüber hinaus waren Rekula um 1½ und
Charlotenburger Waſſer um 1½ gebeſſert. Montanwerte lagen bei
Schwankungen von ½ Prozent uneinheitlich. Dagegen wurden
Braunkohlenwerte durchweg höher bezahlt. Erdöl und Eintracht
gewannen ie 1½, Kaliwerte lagen umſatzlos. Von chemiſchen Aktien
waren Heyden 2 Prozent befeſtigt, Farben ſetzten ½ niedriger ein.
Elektrowerte waren um Prozentbruchteile gebeſſert. Auch Gas=,
Kabel=, Auto= und Metallaktien wurden bis ½ Prozent höher be=
zahlt
. Berlin=Karlsruher Induſtriewerte ſetzten ihre Aufwärts=
bewegung
um 2 Prozent fort. Berger Tiefbau verloven 2½. Bre=
mer
Wollkämmerei wurden 3½ Prozent höher bezahlt. Verkehrs=
aktien
lagen etwas freundlicher, Schiffahrtswerte dagegen unein=
heitlich
. Bankaktien waren meiſt befeſtigt. BEW. gewannen 1½.

Die neue Woche hatte wenig Anregung für die Frankfurter
Börſe von der Kundenſeite her, da die Bankkundſchaft nur kleinſte
Aufträge erteilte, allerdings iſt die Stimmung für Renten und für
gute Dividendenpapiere weiterhin freundlich. Das Hauptgeſchäft
wird für Rechnung des Auslandes auf Sperrmarkkonten und aus
dem Anlagebedürfnis des letzten Zinstermins beſtritten. Trotz der
Geſchäftsſtille war die Kursentwicklung überwiegend etwas feſter,
geſtützt auf die weitere politiſche Beruhigung und auf günſtige
Meldungen aus der Wirtſchaft. Von Elektrowerten waren Tarif=
papiere
bevorzugt, dabei gewannen Bekula 1 Prozent, Gesfürel
1½ Prozent daneben Siemens 3 Prozent und Schuckert ½ Prozent
höher. Am Chemiemarkt zogen Metallgeſellſchaft 1 Prozent,
Deutſche Erdöl ½ Prozent an, Farbeninduſtrie dagegen nur knapp
gehalten. Von Montanwerten eröffneten Rheinſtahl 1½ Prozent,
Klöckner ½ Prozent, Harpener und Mansfeld je ½ Prozent höher,
Stahlverein lagen ¼ Prozent niedriger Schiffahrtsaktien verkehr=
ten
uneinheitlich, Nordd. Lloyd minus ½ Prozent, Hapag ¼ Pro=
zent
freundlicher. Reichsbankanteile zogen um ¼ Prozent an. Sonſt
waren Deutſche Linoleum etwas beachtet und ½8 Prozent höher,
auch Conti Gummi 1½ Proz. feſter, Zement Heidelberg und Zell=
ſtoff
Waldhof je ¼ Prozent gebeſſert. Sonderbewegungen traten
am Aktienmarkte nicht hervor. Der Rentenmarkt lag ſehr ruhig.
Späte Reichsſchuldbuchforderungen (92½) etwas freundlicher, Alt=
beſitz
(94½) dagegen eine Kleinigkeit niedriger. Der Markt für
Ruſſenwerte verzeichnete einen Rückſchlag auf Hinweiſe, daß die
letzte Steigerung ſachlich nicht begründet war. Gulden=Ruſſen fie=
len
von 1½ auf 7 Prozent zurück.
Am Rentenmarkt blieb es ſtill bei unveränderten Kurſen für
Altbeſitz und Stahlverein=Bonds, während ſpäte Schuldbücher er=
neut
½ Prozent und Reichsmark=Anleihen ebenfalls ½ Prozent an=
zogen
. Der Pfandbriefmarkt lag allgemein freundlich bei um ½
bis ½ Prozent anziehenden Kurſen, Stadtanleihen und Staats=
renten
waren meiſt unverändert. Von fremden Werten waren
Schweiz. Bundesbahn=Anleihen höher geſucht.
Auch die Abendbörſe wies eine freundliche Haltung auf, hatte
aber infolge der nur wieder kleinen Publikumsbeteiligung mini=
male
Umſatztätigkeit zu verzeichnen. Das Kursniveau blieb im
Vergleich zum Berliner Schluß widerſtandsfähig. Im Verlaufe er=
gaben
ſich bei anhaltender Geſchäftsſtille keine Veränderungen von
Belang. Auch am Rentenmarkt herrſchte ſtarke Geſchäftsloſigkeit
bei gehaltenen Kurſen.

Die Preisſpannen im Eier=Kleinverkauf.
Im Zuge der Neuordnung der landwirtſchaftlichen Märkte iſt
bei zahlreichen Erzeugniſſen in der marktmäßigen Behandlung
eine viel größere Stetigkeit eingetreten; das unkontrollierbare Auf
und Ab in der Anlieferung und in der Preisbewegung des börſen=
mäßigen
Marktes iſt geſchwunden. Es haben ſich aber hier und da
noch Gewinnvorſtellungen erhalten, die durchaus auf dem über=
wundenen
liberaliſtiſchen Marktgedanken baſieren. Es geht nicht
an, daß die Erfolge, die die neue Marktordnung bei der Verkür=
zung
der Transportwege und bei der Zuſammendrückung der Groß=
verteilerſpanne
erzielt hat, verloren gehen durch eine zu ſtarke Be=
harrung
der Kleinhandelsſpanne. Schon früher war feſtzuſtellen,
daß beiſpielsweiſe bei weichenden Preiſen im letzten Verkauf nur
ſehr zögernd und dann auch noch unvollſtändig die Abwärtsbe=
wegung
mitmachten; insbeſondere galt dies ſtets von der Saiſon=
bewegung
des Eiermarktes. Auch hier muß die Spanne bis ins
letzte Geſchäft hinein elaſtiſcher und gerechter werden; Gewinnvor=
ſtellungen
, die früher vielleicht eine Berechtigung hatten, müſſen
verſchwinden. Die betreffenden Kreiſe hätten es ſich ſonſt ſelbſt zu=
zuſchreiben
, wenn zum Schutze des deutſchen Verbrauchers und ſeiner
möglichſt vorteilhaften Verſorgung mit den wichtigſten Nahrungs=
mitteln
andere, ſchärfere Maßnahmen eingeleitet werden müßten.
Wenn der Großhandelspreis beiſpielsweiſe in der Kurmark
für Eier der Klaſſe A gegenwärtig 8½ und für B 7½ Pfg. be=
trägt
, dann iſt im Ladengeſchäft für beſte Ware ein Preis von
9½ bzw. 8½ Pfg. angemeſſen. Es geht nicht an, daß bei dem er=
folgreichen
Zuſammendrücken der Großverteilerſpanne die Verrin=
gerung
der Spannen dadurch unwirkſam wird, daß man allzu groß=
zügig
die Kleinverteilerſpanne anſetzt.
Die Hausfrauen müſſen von ſich aus darauf achten, daß ihre
Verſorgung mit Eiern nicht darunter leidet, daß in einigen Krei=
ſen
noch unberechtigte Gewinnvorſtellungen in Uebung ſind.

Frankfurter Getreidemarkt vom 9. Juli. Die Lage des Ge=
treidegroßmarktes
iſt weiterhin ruhiger geworden, die Grundſtim=
mung
bleibt aber feſt. Indeſſen iſt die Nachfrage der Mühlen an=
geſichts
des Ueberganges vom alten ins neue Erntejahr weſentlich
ſtiller geworden, auch hat ſich das Angebot allſeits verſtärkt. Be=
ſonders
Schiffsweizen und Hafer waren reichlich offeriert, Roggen
in alter Ernte iſt nur knapp, doch wird in den nächſten Tagen mit
neuem Roggen gerechnet; der Schnitt in unſerem Gebiet iſt in
vollem Gange. Die Preiſe für Weizen, Roggen und Hafer gingen
etwas zurück. Neue Wintergerſte wurde noch nicht notiert, die ge=
zeigten
Muſter ſind weiter ſehr ſchön; man wartet den in Ausſicht
ſtehenden Feſtpreis ab. Von Mühlennachprodukten zogen Nach=
mehle
und Roggenkleie etwas an, ölhaltige Artikel lagen ruhig
bei unveränderten Preiſen. Die Strohpreiſe gingen um 20 Pfg. zu=
rück
. Es notierten: Weizen 208210, Roggen 185, Hafer 202,50 bis
205,00, Weizenmehl Feſtpreisgebiet W. T 28,90 dto W. VII 28,60,
Roggenmehl Feſtpreisgebiet R. IIII und R. VI je 25,25, Weizen=
mehl
IV B. 16,7517,00, Weizennachmehl 16,2516,50, Weizen=
futtermehl
12,50, Weizenkleie fein 11,40. grob 11,75, Roggenfutter=
mehl
1313,25, Roggenkleie 12,50, Soyaſchrot 15,80, Erdnuß=
kuchen
17,20, Palmkuchen 15,70, Treber 16,75, Heu 10,5011, Wei=
zen
= und Roggenſtroh drahtgepreßt oder gebündelt 2,702,90, Kar=
toffeln
: 1. Sortierung 7, 2. Sortierung 3,80 RM. per 50 Kg.
bei Waggonbezug.
Mannheimer Getreidemarkt vom 9. Juli. Weizen inländ.,
7677 Kilo frei Mannheim 21,2021,30; desgl. franko Voll=
bahnſtation
des Erzeugers per Juli Bez. 9 20,10 ( Mühleneinkaufs=
preis
20,50), Bez. 10 20,30 (20,70), Bez. 11 20,60 (21); Roggen
ſüdd, franko Vollbahnſtation des Erzeugers Bez. 8 17,30 ( Mühlen=
einkaufspreis
17,70), Bez. 9 17,60 (18). Wintergerſte neue, 1820,
Mais im Sack 19.5019,75. Erdnußkuchen 17,20, Soyaſchrot 16.
Rapskuchen 14,50, Palmkuchen 15,70, Kokoskuchen 17,70, Leinkuchen
17,60, Biertreber mit Sack 15,50, Rohmelaſſe 9. Wieſenheu (loſes)
1011, Luzernekleeheu 1111,60, Stroh, Preßſtroh Roggen= Wei=
zen
2,603, dto. Hafer=Gerſte 2,603,80, dto. geb. Stroh. Roggen=
Weizen 2,202,60, dto. Hafer=Gerſte 2,202,40, Weizenmehl Spe=
zial
Null, Type 563, Feſtpreisgebiet 11 29,25, 10: 29,15. 9: 29,0),
7: 28,85, Type 610 Preisgebiet 9: 25,75, 8: 25,25, Weizenkleie,
feine mit Sack 11,25, dto. grobe mit Sack 11,75, Roggenkleie 12.
Weizenfuttermehl 12,50 Roggenfuttermehl 12,75, Weizennachmehl
15,7516, desgl. 4b 16,75. Tendenz: ſtetig.
Berliner Getreidegroßmarktbericht vom 9. Juli. Nach der zwei=
tägigen
Verkehrsunterbrechung war die Umſatztätigkeit weiter ge=
ring
. Faſt in allen Artikeln bekundete man eine abwartende Hal=
tung
. Die Angebotsverhältniſſe wieſen keinerlei Veränderungen
auf. In Brotgetreide verlief das Geſchäft ruhig

Berliner Kursbericht
vom 9. Juli 1934

Oeviſenmarkt
vom 9. Juli 1934

Berl. Handels= Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Beromann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl1

65.5
26.375
30.
23.
128.5
68.

93.
133.5
132.5

Keeu
Elektr. Lieferung
5. 0. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.felektr untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Korsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.

Ne
87.25
149.375
59.
108.5
103.75
72.125
66.
28.5
70.625
92.,875
64.
45.5

Weeen e
Polhphonwerke.
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtbte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Mkali
Agsb.=Nnrb.Maſch.
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke.

Fe
16.875
39.125
171.
21.
40.
128.
63.
11.75
122.5
30.
91.
77.125
107.625

Währung
Aeghpten täghpt.s 13,02
1 Pap. Peſo Geld Brief!
13.05 Italien Währung
100 Lire I= Geld
21.56 Re
27.60 Argentinier 0.598 B 0.602 Japan 1 Yen 0.7491 0.751 Belgien. 100 Belga 158.61 58.78 Jugoſlawien 100 Dinar 5.6641 5.676 Braſilien 1 Milreis 0.184 0.188 Lettland 100 Lats 77.42 77.58 Bulgarien 100 Leva 3.047 3.053 Norwegen 100 Kronen 63.51 63,63 Canada. 1 canad. Doll 2.532 2.538 Oeſterreich
Portugal. 100 Schilling 48.45 48.55 Dänemar! 100 Kronen ſ! 56.44 56.56 100 Eseudos 11.51 11.53 Danzig. 100 Gulden 81.72 81.88 Schweden 100 Kronen S5. 13 65.27 England 1 2=Stg. 12.64 12,67 Schweiz
Spanien 100 Franes a152 g1.69 Eſtland 100 eſtl. Kr. 69.53 169.,67 100 Peſetas 34.27 34.33 Finnland 100 finn. Mk. 5.59= 5.601 Tſchechoſlowk. 100 Tſch.=Kr.
1 türk. 8 10.44 10.38 Frankreich 100 Franken 16.50 16.54 Türkei!. 1.9911 1.9as Griechenland 100 Drachm. 2.497 2.503 ungarn 100 Pengö Holland. 100 Gulden 189.73 170.07 Nruguah 1 Goldpeſo 0.gg9 1.001 Fsland 100 isl. Kr. 57.19 57.31 Ver. Staaten 1 Dollar 2.510 2.516

Surmſtädter und Harlondiount Barmftabt, Billate ber Arestner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 9. Juli 1934.

Steuergutſcheine
Gr. IIp. 1934
. 1935
. 1986
. 1937
1938
Gruppe 1 ..
6%Dtſch. Reichsanl.
v.27
69
5½%Intern., v.30
63Baden ... v.27
69Bahern .v.27
6%Heſſen ....v. 29
6%Preuß. St. v.28
69 Sachſen .b.27
6%Thüringen v.25
69 Dt. Reichsbahn
Schätze ........
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ........!.
Dtſch. Anl. Ausl.
, Ablöſung
(Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
69Baden=Baden.
6%Berlin ...v.24
6%Darmſtadt . . . .
6% Dresden.. v. 26
6%Frankfurt a. M.
Schätze b.29
v. 26
6%
6%Mainz.. . . . . . .
63Mannheim v. 27
68München b.29
6%Wiesbadenv. 28
6%Heſſ. Landesbk.
6% Goldoblig.

103
163.7
1021.
99.5
97.5
101.3

104),
1011
94.75
90.5

86.75
81.55
77.25
83.25
79.25
W
85.25
82
89.5
85

5½% Heſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liguid.
43%
Komm. Obl. ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
60 Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f
Heſſ. Gldobl.R.11
R.12
69Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. ..
69Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu.=Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser, I
Ser,Ik/113
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bk.,
5½% Lig.=Pfbr.
69
Goldoblig.
6%Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
6%Mein. Hyp.=Bk. 88.5
5½%0 Lig.=Pfr.
68 Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6SRhein,Hhp.=Bk.
5½% Lig=Pfr.
Golboblig. 88
6% Südd. Boden=
Cred.=Bank..
½% n Lig=Pfbr.
62Württ. Hyp.=B.

81

Rré
90.5
887,

95.5
18.25
88.5
89
88.75
89
84.25
88.5
900
90.5
91.5
91.25
90.55
80.5
91
811,

T8BDaimler=Benz.
6% Dt. Linol. Werke
6½Mainkrw. v. 26
69Mitteld. Stahl
6SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerke
6%Voigtc Häffner
J. G. Farben Bondsl:
5%Bosn. L. E. B.
5% L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½2 Oſt. Schätze
4%0 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½7
43Türk. Wdmin.
1.Bagdad
Zollanl.
4½ %üngarn 1913
4½% 1914
Goldr.
1910
47
4½Budp.Stadtanl.
42Liſſabon
42Stockholm
Aßtien.
Accumulat. Fabrir 175.25
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. ........
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei 88
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr. 122
Bemberg, F.P.. .. 67.75
Berl. Kraft u. Licht 1
Buderus Eiſen. ...
Eement Heidelberg /1
Karlſtadt 125.5

4.3
6.75

61.25
05
561,
431.
74.5
108.5

7.G.Chemie, Baſell141,5
Chem.Werke Abert
Chade (A=C) ...../188
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr. /109
Erdöl ....../117
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum.
Dortm. Ritterbrät
Dyckerhoffck Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk /235
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder //106.5
J.6.Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Gelſenkirch. Bergw.
Geſtf.elektr. Untern
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer. . . 21.5
Grün & Bilfinger 1198
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
HarpenerBergbau.
Henninger, Kempf!1
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!1
Holzmann, Phil.
Slſe Bergb. Stamm
Genüſfel;

70.5
133.25
47.
207
71.5
99
78.25
86.5
/108.75
40.5
52.5
149
39.5
66
53
108
68
75.5
93
35
103.75
109
34.5
101.75
59.5
128,

Kue 2
Lali Chemie .....
Kali Aſchersleben .
Klein, Schanzlin
Klöcknerwerke ...
Knorr C. H.....
Konſerven Braun
Lahmeyer & Co.
Laurahütte ..
Lech, Augsburg:
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf
Miag, Mühlen
Moenus
Motoren Darm
Neckarwert C
Oberbedar
Park=u. Büre
Phönix Ber
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stammſ;
Stahlwerke
Niebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ..
Salzdetfurth Kalt.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halskel
Reinigerwerkel
Südd. Zucker=A. G.
Thür. Liefer=Geſ.)

z19s,
52
70.5
195
37
Aage
88.5
226.5
62,5
64
7.5
86.5
63
60.5
67

107
46
233.5
161.25
91
89
381,

178.25
30"
90
93

79

Miee
Ver. Stahlwerke ..
Ver. Ultramarin .
Voigt & Haeffner
Beſtdte. Kaufhof
Weſteregeln Kali./1
Zelſtoff Waldhof
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank. ..
Bk. f. Brauinduſtr.
Bayer. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Gypothelbt.
Comm. u. Privatbl
Dt. Ban u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban!
Frankf. Bant.
Hyp.= Bank
Mein Hyp.=Banl.
Pfälz. Hhp.=Ban
Reichsbank=An=
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Württb. Notenbonk
A.-G.j. Veriehrswv.
Allg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. Reichsb. Vzgl;
Hapag ......."
Nordd. Lloyzd.. ..
Südd Eiſenb.=Geſ.

Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung ../207
Verein. Verſ. /223
Frankona Rück=u. M/169
Mannh. Verſich. . .! 35
Otavi Minen
13.75
Schantung Hanbelsl

Nfe
40
120
20*
129.5
46.5
45.25
113.5
102.5
go
116
58
63
74.5
65.5
68
70
2547,
109.5
100

115
111-,
26.25
5521,

[ ][  ]

Nur 3 Tage:
DIENSTAG, MITTWOCH,
rakätte BONNERSTAS zeigen
wir, vielen vielen Wünschen entsprechend,
einen der schönſten Filme in Neuaufführung

2. Wie derholung!

Hortrag

1. Flüssiges Obst durch Dampfentzaften
2. Einkochen
billig, sauber und schnell in der Gasküche.
Donnerstag, den 12. Juli 1934, findet abends 8 Uhr im Vortrags-
saal
des städt. Gaswerks, Elisabethenstraße 25½, ein Vortrag mit
praktischen Vorführungen statt. Karten kostenlos erhältlich.
Direktion der städt. Betriebe.
st. 7447)

HansAlbersn
Bomben auf
Monte Carlo

Anna Sten, Heinz Rühmann, Ida
Wüst, Peter Lorre u. die Comedien
Harmonlsts.
Jeder kennt noch die berühmten vieige-
sungenen
cchlager dieses Films.
Das Ist die Liebe der Matresen‟
Wenn der Wind weht ... . . ."
Oersäumen Sie diesen Film, den alle Kino=
fieunde
immer wieder sehen wollen nicht
wir spielen ihn
WUR 3 TAGE
Gine Oerlängerung ist unmöglich!

Jeite
Nr. 188

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 10. Juli 1934

Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe

(Nachdruck verboten)

Jetzt war ſie in die Enge getrieben und fiel in Tränen auf=
gelöſt
auf denſelben Diwan, auf den Harald ſie am vorigen Abend
ſo ſorglich und tröſtend gebettet hatte. Sie begriff, daß ſie nun
mit der Sprache heraus mußte, und geſtand faſt alles.
Sie geſtand, daß ſie ſich durch das Verſprechen einer glänzen=
den
Tournee und von anderen verlockenden Schilderungen habe
bewegen laſſen, in die Reiſe nach Buenos Aires zu willigen. Aber
ſie konnte beſchwören, ſie habe nicht geahnt, daß Larmi kein rich=
tiger
Graf ſei.
Das erſchien den beiden Beamten glaubhaft; denn warum
hätte ſich die Tänzerin in ihrer geſicherten Lage als Freundin des
Kommerzienrats Krauſe, über den beide Beamten Beſcheid wuß=
ten
, auf ein gefährliches Abenteuer mit einem verfolgten Ver=
brecher
einlaſſen ſollen? An ihrem anfänglichen Leugnen war
natürlich die Angſt vor Herrn Krauſe ſchuld. Sie war eben auch
auf den ſchönen Hochſtapler hereingefallen.
Wo und wann haben Sie Borch kennen gelernt? fragte.
Kulicke plötzlich.
Hier im Hotel .... ganz zufällig .. . . geſtern abend. Er hat
ſich an mich herangemacht.
Das ſtimmte mit den Ausſagen des Hotelperſonals überein.
Lohmann wandte ſich wieder an den Kommerzienrat: Sie ſind
ja geſtern abend ſchon mit beiden zuſammengeweſen, Herr Kom=
merzienrat
. Welchen Eindruck haben Sie?
Ich war durchaus überzeugt davon und habe von Anfang
an keinen Augenblick daran gezweifelt, ſtieß Herr Krauſe hervor,
der vor Eiferſucht ganz kalte Hände hatte und um alles in der
Welt nicht wollte, daß Thea ſich einbildete, er wäre geſtern auf
ihre Lüge mit dem Jugendfreund hereingefallen, die ja doch nur
ühr Anbandeln hatte vertuſchen ſollen. Jetzt war es ja herausge=
kommen
, er hatte neben ihr gewohnt und gar nicht in Wannſee!
Lohmann hielt Thea die fünftauſend Mark aus ihrer Taſche
hin: Wie kommt es, daß Sie ſo viel Geld bei ſich tragen? Haben
Sie es von Borch?
Er hat mir noch fünftauſend Mark geſtohlen! entfuhr es
Thea in einem Gemiſch von Angſt und Entrüſtung.
Lohmann ſah fragend den Kommerzienrat an.
Es wird ſtimmen, antwortete Herr Krauſe, dem das Ver=
hör
immer unerträglicher wurde. Jetzt nur nicht noch mehr De=
tails
, dachte er.
Wenn Sie die Herkunft des Geldes beſtätigen, Herr Kom=
merzienrat
, meinte Lohmann verbindlich und gab Thea ihr Geld
zurück.
Krauſe nickte. Die ganze Sache iſt äußerſt peinlich, Herr
Kriminalkommiſſar, ſowohl für mich, wie für Fräulein v. Olten.

Ich glaube Ihnen verſichern zu können, daß Fräulein von Olten
nicht wußte, wer der ſogenannte Graf war. Ich kann ihr das auf
keinen Fall zutrauen und kenne ſie ja ſchon einige Zeit.
Der Beamte zwinkerte ihm zu.
Gewiß, Herr Kommerzienrat, und wenn die Dame uns alles
offen erzählt, wird ſie auch weiter keine Unannehmlichkeiten
haben.
Die Tänzerin hatte ſich gefaßt.
Daß überhaupt jemand hat glauben können, ich hätte ge=
wußt
, daß der Graf ein Hochſtapler war, iſt geradezu eine Beleidi=
gung
! rief ſie. Er hat mich ja ſelbſt geprellt.
Im nächſten Augenblick bereute ſie ihre Worte; denn nun
gingen die Beamten auf die zehntauſend Mark ein, und Haralds
großzügiges Benehmen vom vorigen Abend kam auch zur Sprache.
Wozu brauchten Sie geſtern abend ſo dringend die zehn=
tauſend
Mark? fragte Kulicke.
Ich brauchte ſie eigentlich gar nicht ſo ſchnell. Es war mehr
Eigenſiſinn, und weil Herr Krauſe ſie mir doch verſprochen hatte.
Wollten Sie das Geld zu einem beſtimmten Zweck haben?
Gott . . . nein. Zu nichts Beſtimmten. Man hat doch
Schulden, und ich wollte auch gern etwas Geld in der Hand haben.
Das iſt für unſereins wichtig . man weiß doch nie
Lohmann ſchwieg. Das klang alles ganz glaubhaft, und
ſchließlich war es einerlei, was Thea mit dem Geld vorgehabt
hatte. Und wenn ſie es ſich von Herrn Krauſe erſchmeichelt hatte,
um ihn ſitzen zu laſſen das ging in erſter Linie den Kom=
merzienrat
an, und ſo lange der ſchwieg
Herr Krauſe ſchwieg wirklich. Ihm fing ja an, etwas zu
ſchwanen mancherlei ſogar , aber was ging es dieſe Poli=
ziſten
an, was er ſeinen Freundinnen ſchenkte! Wenn er es ſich
leiſten konnte. Es war ihm nur angenehm, daß der Schmuck nicht
erwähnt wurde; denn er genierte ſich doch vor den beiden Beam=
ten
, dieſer verheulten kleinen Tänzerin, die ihm jetzt lange nicht
mehr ſo hübſch vorkam, ſo wertvolle Geſchenke gemacht zu haben.
Je eher dieſes Thema verlaſſen wurde, deſto beſſer. Es fehlte ja
gerade noch, daß er über ſeine früheren Geſchenke ausſagen mußte
und ſchließlich noch alles an die große Glocke kam!
So hatte er ſich zweimal zu Theas Komplicen gemacht, aller=
dings
einmal, ohne es zu wiſſen, und das andere Mal, ohne zu
ahnen, wie weit.
Nachdem ſie noch einige Fragen über Borch und ſein Verhal=
ten
geſtern abend und heute beim Tee geſtellt hatten, ſchloſſen die
Beamten das Verhör und unterſuchten Theas Gepäck.
Die Tänzerin hatte ſchon aufatmen wollen, aber nun fuhr
es ihr kalt in d
lieder der Schmuck!

Herr Krauſe ſtand am Fenſter und trommelte nervös an die
Scheiben. Thea ſaß auf dem Diwan und verfolgte die Kriminal=
kommiſſare
mit ängſtlichen Augen.
Die Geheimpoliziſten ſtießen bald auf die Schmuckſachen, und
ihren geübten Augen konnte die Unechtheit nicht entgehen. Sie
zeigten ſich lächelnd die falſchen Brillanten.
Gut gemacht . . . . wenn man ſolche Arbeiten nicht ſo gut
kennen würde . . . meinte Kulicke.
Bühnenſchmuck, ſagte Lohmann achſelzuckend, und die Etuis
wanderten in die Koffer zurück.
Die beiden Kriminalkommiſſare ſtanden allein in Haralds
verlaſſenem Zimmer.
Wie heißt die eigentlich wirklich? fragte Kulicke. Thea von
Olten iſt doch nur ihr Bühnenname. Ich werde morgen mal nach=
ſehen
.
Brauchen Sie nicht, ich weiß es auswendig. Mieze Saft
aus Rixdorf. Vater iſt Kutſcher. Liegt nicht Beſonderes gegen
ſie vor.
Sie unterſuchten das Zimmer.
Glauben Sie an die Fahrt nach Südamerika? fragte Loh=
mann
gedehnt.
Nein, ſagte der andere, dazu ſcheint er zu oft und zu deut=
lich
davon geſprochen zu haben."
Um uns auf eine falſche Fährte zu locken? Das müßte ſich
der Mann doch eigentlich ſelbſt ſagen, daß wir darauf nicht her=
einfallen
. Am Ende iſt er nun gerade
Es hilft nichts. meinte Kulicke, wir haben keine beſtimm=
ten
Anhaltspunkte. Wir müſſen jede Möglichkeit ins Auge faſſen
und überall hintelephonieren. Vor allem natürlich an alle Häfen
und alle Schiffe. Gut, daß wir die dratloſe Telegraphie haben.
Das wird der Alte auf unſere Meldung hin ſchon beſorgt
haben, erwiderte Lohmann.
Selbſtverſtändlich. Es wär gut, wenn ein paar von uns
ſelbſt nach den Schiffen ſähen, die er noch erreichen kann. Vor
allem nach den amerikaniſchen. Lohmann nickte. Fraglos!
ſtimmte er bei.
Der Rotblonde wurde nachdenklich. Bei allem dem iſt es
doch unbegreiflich, murmelte er, wo der Burſche hingekom=
men
iſt.
Sie ſahen ſich an. Beide dachte in demſelben Augenblick an
den Chauffeur und verſtanden ſich,
Himmeldonnerwetter! knurrte Lohmann. Er hätte am
liebſten mit dem Fuß geſtampft, aber er hatte ſich zu gut in der
Gewalt.
Jedenfalls iſt der Cheuffeur zu nebenſächlich, um etwa in
den Rapport aufgenommen zu werden, bemerkte Kulicke in gleich=
mäßigem
Ton.
Viel zu nebenſächlich, wiederholte ſein Kollege und öffnete
mit einem Nachſchlüſſel Haralds großen Koffer. Obenauf lag wie
ein Abſchiedsgruß ein beſchriebenes Blatt. Es ſtanden nur Noten
darauf.
Lohmann hatte früher einem Geſangverein angehört und konnte
Noten leſen. Er ſummte die Melodie vor ſich hin. Kulicke ſab
ihm über die Schulter und verſuchte neugierig mitzubrummen.
Plötzlich ertappten ſich beide Kriminalkommiſſar dabei, daß ſie da=
ſtanden
und das ſchöne Lied ſangen:
Wem Gott will rechte Gunſt erweiſen,
Den ſchickt er in die weite Welt.
Fortſetzung folgt.

Erstaufführung für Darmstadkt!
Das hervorragende Filmwerk

In Neuaufführung
die große unvergeßliche Filmleistung

Heute leizter Tag

Schwener Angena
MA
(Hinter Kloſiermauern)
SUZANNE MARVILLE
in einer Doppelrolle.
Hugo Haas Jack Mylong-Münz
Martha Trofan.

Liebe und Entsagung sind die
Kernpunkte eines Schwesternpaares
Hinter Klostermauern.

Mit leidenschaftlicher Anteilnahme, tiefster
innerer Ergriffenheit und freudigster Be-
wegung
verfolgt man die in mächtiger
Spannung vorwärts drängende Handlung.
Originalaufnahmen aus dem Kloſter
St. Veith.
(V7466
Reichhaltiges Beiprogramm.

Charlotte Ander, Viktor
de Kowe, Fritz Kampers

u. a. m. in:

ein Lieb
geht um
die Welt
Im Beiprogramm:
KEN MAVNARD
in dem sensationellen
Wild-West-Film:
Ueberfall In Virginla‟
Beginn: 5.50, 5.45, 8.15 Uhr.

Sagent uufn kant.
Am Mittwoch, den 13. Juli, vormittags 8.30 Uhr,
ſpricht auf dem Mercksplatz der Gauamtsleiter des
Amtes für Volkswohlfahrt
Pg. Bürgermeiſter Haug und
ein Vertreter der Hitlerjugend
zu den in Erholung fahrenden 600 Kindern aus
Darmſiadt und Umgebung. Im Anſchluß hieran mar=
ſchieren
Buben und Mädels unter dem klingenden Spiel
zweier Muſikkapellen zum Hauptbahnhof.
Die Bevölkerung Darmſitadts wird zu dieſer ein=
druckevollen
Veranſtaltung aufs herzlichſte eingeladen.
Amt für Volkswohlfahrt, Kreis Darmſtadt.

des weltberühmten
Darstellers
reifste Leistung.
Weitere Darsteller:
Angela Salloker
Franz Aickllsch
Margarete Kupfer
Max Gülstorfk
u. a. m,

Anfangszeiten:
5.45, 6.00, 8.20 Uhr.

Privat=Penſion
Tagolhaus Airlenbach
Poſt Beerfelden i. Odiv.
Erholung= u. Ruheſuchenden beſtens
empfohlen.
Beſ. Scharfe
Tel. 300. Amt Beerfelden II434

2 hochf. poliert
tet koſtenlos um Schlafzimmer
Lautſprecher, billig und gut
auch Einzelteile, 69. Mederlt
a. d. Geſchſt. (c Werkſtätte.
Stahl-u. Holzbetten
ihlfeder
EISUn. zuriege-Mäträfzen Schlafrimm, an alle
Teilzahl. Hatalog frei. Eisenmöbeltabrki Suhl, 7h.
(Ngd. 3302)

Ingenieur,
ſtellungslos, bit=
Radioapparat,
Kopfhörer, evtl.
Angeb. u. E. 171/ Bleichſtraße 27

Bau=
intereſſenter

Aus dem Abbruch
der Mannheimer
Gummifabrik
billig abzugeben:
Zimmertüren
Fenſter in Holz
und Eiſen
Klappläden
Miſtbeetfenſter
für Treibh.uſer
uſw Zuerfragen
dortſelbſt.

Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

Dertontonaut
Morgen, Mittwoch, den 11. Juli 1934
Großes Militär=Konzert
ausgeführt vom Muſikzug der Standarte 115.
Leitung: Muſikzugführer W. Schlupp. 7475
Eintrit frei! Anfang 4Uhr. W. Hohlfeld.

SChreihmaſch.-
Heparaturen
preiswert.
Leonhard Lutz
22 Rheinstr. 22
Fernruf 340). (a
Die kluge Haus=
frau
kocht ihren
Pudding, Reis=
brei
und Kakao
mit ((
Mager=Milch
Liter 6 Pfg.
Milch=Roth,
Ecke Landgraf=
Georgſtraße und
Langgaſſe.

Aeiztorper
AusdemAbbruch
der Mannheimer
Gummifabrik
ca. 49 St. Hei=
körper
, neuwertig
preiswert abzu=
geben
. Erfr. dort=
ſelbſt
. Tel. 43012.

Zu verkaufen:
2 handgeknüpfte
Smyrna=Tepp.,
der eine 2½X5
m. 1 Louis XV.=
Salon, 1 Kaſſen=
ſchrank
, 6 Leder=
ſtühle
, 1 Radio
(110 V. Gleich=
ſtrom
). Zu erfr.
Herdweg 62.

Zwei gut erhalt
Herrenräder
eins für Knaben
geeignet, billig
abzugeben.
Bleichſtraße 32.

Spottbillig
zu verk.: Divan,
Matratz. Karls=
ſtr
. 43, Stb., v.
bis 6 Uhr.

Partie neue und
gebr.zugerichtete
Schiefer
illig abzugeb.*
Hoffmannſtr. 21

Gebr. Küche
zu verkaufen.
Heidelbergerſtr.
108½, III.
(c

Gebrauchte
Schreib=
maſchinen

mit Garantic (a
billigſt zu verkf.
WINKEL.
28Rheinſtraße 28

2

Nähmaſchine,
Hand= und Fuß=
betrieb
, abzuge=
ben
. Bismarck=
ße
41.

Eisſchrank
(klein) zu verl
Brandgaſſe 6, pt

Damenrad,
Halbballon, faſt
neu, ſehr billie
zu verkaufen.
Alicenſtr. 2. Ecke
Frankfurterſtr.

1 Büfett,
1 Sofa, 1 Gas=
herd
, noch ſehr
gut erhalten. zu
verkaufen. Näh.
Geſchäftsſtelle.

Prachtvolle
Rinderwagen
günſtig zu ver=
(*
kaufen.
Gütting.
Schuchardſtr. 10

Mädchenkleider,
große Porzellan=
platten
zu verk.
Dieburgerſtr. 28,
parterre.

Speiſezimmer
ich. mit Nußb.
eich. Schreibtiſch
all. gute Schrei
nerarbeit, verkf
ehr bill. Schrei
nerei Uhland,
Hügelſtr. 29.

Handkarren
2=Rad, faſt neu,
zu verkauf. Vik=
toriaſtr
. 64, Ht

Gartenhütte,
neu, billig zu
verk. Frankfur=
terſtraße
48.

Küchenabfall
an Meiſtbieten=
den
ab 1. Auguſt
abzugeben. (b
Angebote an
Diakoniſſenhaus
Eliſabethenſtift.