Einzelnummer 10 Pfennige
9
P
A
N
Ner 4
A
Ait
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
Dei wöchentlich 7maligem Erſcheinen vom I. April
bis 30. April 2.— Reichsmart und 20 Pfennig
Ab=
tragegebühr, abgeholt 2.— Reichsmart, durch die
Ageniuren 2.20 Reichemark ſrei Haus. Poſibezugspreis
im April ohne Beſtellgeld monatlich 2.40 Reichsmark.
Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge höherer
Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſiellungen durch
Fernruf obne Verbindlichkeit für uns.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 92
Mittwoch, den 4. April 1934.
196. Jahrgang
Die 22 mm breite Zeile im Anzeigenteil. 1 mm boch,
7 pfennig. Die 92 mm breie Zelle im Texttel 1 mmm
hoch 100 Pfennig. Platzaufſchlag (nach vorheriger
Ver=
einbarung ſür Placierung unter Text oder an
be=
fimmter Stelle 25%o. Rabatt nach Tarlf. Prlvatanzeigen
ſeinſpaltig) das fetgedruckte Ueberſchriftewort 20 Pfg.
ſedes weliere Wort 8 Pfennig. Famillen • Anzelgen
die 22 mm breite Zeile 1 mm hoch 6 Pfennig.
Poſtſchechonto: Frankfurt a. M. 1301. Banllonte:
DD. Bank und Darmſſädter und Nationalbank.
Deutſchlands Friedenswille.
Unſere ganzen Kräfte für produkkive Zwecke. — Schuh der deutſchen Aufbauarbeik unerläßlich. — Nur aus
dieſem Grunde braucht Deukſchland eine Wehrmacht, die ſeinen Verkeidigungsanſprüchen genügk.
Führer=Inkerview
für die amerikaniſche Preſſe.
DNB. Berlin, 3. April.
Reichskanzler Adolf Hitler gewährte dem Berliner
Kor=
reſpondenten der Aſſocieted Preß, des großen amerikaniſchen
Nachrichtenbüros, Louis C. Lochner, der zu den angeſehenſten
und objektivſten Berliner Vertretern der Auslandspreſſe gehört,
eine Unterredung, die faſt eine Stunde währte. Im Laufe der
Unterhaltung entwickelte der Führer Gedankengänge über
ſein Verhältnis zu ſeinen Mitarbeitern über
ſein ſehnlichſtes Verlangen nach objektiver
Kritik, über ſeine enge Verbindung mit dem
Volke und andere wichtige Fragen. An der
Unter=
redung nahm auch der Auslandspreſſechef der NSDAP., Dr.
Hanfſtaengl, teil, der lange Jahre in Amerika gelebt hat und
ein ausgezeichneter Kenner amerikaniſcher Verhältniſſe iſt.
Reichskanzler Adolf Hitler wies einleitend darauf
hin, daß er ein
überzeugter Anhänger der perſönlichen Ausſprache.
der Mann=zu=Mann=Diplomakie.
ſei. Nichts ſei ihm lieber, als daß er die verantwortlichen
Führer der wichtigen Nationen einſchließlich Amerikas unter
vier Augen ſprechen könne. Die überlebte diplomatiſche Methode
des Notenaustauſches richte ſich ſelbſt durch die Tatſache, daß
trotz der Bemühungen der Diplomaten die Völker im Jahre
1914 in den größten Krieg der Geſchichte hineingeſchlitte
ſeien, obwohl er perſönlich überzeugt ſei, daß die Diplomaten
ſelbſt am meiſten überraſcht waren, als der Krieg tatſächlich
ausbrach.
Der Führer äußerte weiter:
Ein jeder Vertreter einer fremden Macht wird bei ſeiner
Ausſprache mit mir finden, daß ich mit abſolutem
Frei=
mut ſage, was Deutſchland bereit iſt, zu tun,
und daß ich meine Forderungen nicht höher
an=
ſetze als nötig iſt. Wenn ich z. B. ſage, daß wir eine
Wehrmacht von 300 000 Mann benötigen, ſo laſſe ich mich nicht
dazu herbei, nachher auf 250 000 herunterzugehen.
Ich will Deutſchlands Work und Unkerſchrift
wieder zur Gelkung bringen.
Unter keinen Umſtänden werde ich mich einem Diktat
unter=
werfen. Wenn ich einmal überzeugt bin, daß ein beſtimmter
Kurs der einzige und richtige für mein Volk iſt, ſo halte ich
ihn, komme, was möge. Und was ich tue, das tue ich offen.
Ich werde mich z. B. niemals dazu verſtehen, 150 000 Mann
als genügende Stärke nach Außen hin für unſere Reichswehr
zu akzeptieren und dann im Geheimen weitere 150 000 Mann
auszurüſten.
Ueber das Rüſtungsproblem wie es ſich durch
Frankreichs Weigerung, ſich dem engliſchen, italieniſchen und
deutſchen Standpunkt zu nähern, ergibt, äußerte der
Reichs=
kanzler u. a.: Niemand würde ſich mehr freuen, wenn die Welt
abrüſtete, als ich.
Wir möchken unſere ganzen Kräfle produkkiven
Zwecken widmen.
Wir wollen unſere Arbeitsloſen zurück in Arbeit führen.
So=
dann wollen wir den Lebensſtandard eines jeden
einzelnen erhöhen. Wir wollen unſere Sümpfe
aus=
trocknen und unproduktives Land urbar machen und verbeſſern,
unſer Volk nach Möglichkeit in die Lage ſetzen, ſich ſelbſt zu
verſorgen, dem Bauern ermöglichen, ein Maximum aus ſeinem
Grund und Boden herauszuholen, den Fabrikanten und
Induſtriearbeiter in den Stand ſetzen, möglichſt produktiv zu
arbeiten, unſerem Lande durch künſtliche Erſatzprodukte das,
was ihm an Rohmaterialien mangelt, nach Möglichkeit liefern.
Indem wir Straßen bauen, Kanäle graben, Sümpfe
aus=
trocknen, Dämme errichten und Schleuſen anlegen, leiſten wir
eine konſtruktive Arbeit, die wohl unſere Tatkraft beanſpruchen
kann.
Als Staatsmann, der für das Wohl ſeines Landes
verant=
wortlich iſt, kann ich es nicht zulaſſen, daß Deutſchland der
Mög=
lichkeit ausgeſetzt wird, daß etwa ein Nachbar es überfallen könnte,
oder Bomben auf unſere induſtriellen Anlagen abwürfe, oder einen
ſogenannten Präventivkrieg führte, nur um von den eigenen
inter=
nen Schwierigkeiten abzulenken. Nur aus dieſem Grunde — und
aus keinem anderen — fordern wir eine Wehrmacht, die den
Ver=
teidigungsanſprüchen genügt.
Auf die Frage, ob die Arbeitsbeſchaffung für jedermann
be=
deute, daß eine Proletariſierung ſtattfinden werde, mit anderen
Worten, ob ſich der Reichskanzler damit begnügen werde, daß
durch Arbeitsſtreckung zwar einem jeden ein Einkommensminimum
zugeſichert werde, daß jedoch größere Einkommen dann
verſchwin=
den würden, entgegnete der Reichskanzler:
Ganz im Gegenteil! Als erſten Schritt muß ich natürlich die
Geißel der Arbeitsloſigkeit beſeitigen. Sobald jedoch unſer Volk
wieder Arbeit hat, wird auch die Kaufkraft ſich heben, und dann
kommt als logiſcher
nächſter Schritt die Hebung des Lebensſtandards.
Wir wollen nicht ein primitives Volk werden, ſondern eines mit
dem höchſtmöglichen Lebensſtandard.
Ich gebe dem Amerikaner recht, wenn er nicht alles
gleich=
machen will, ſondern wenn er dem Prinzip der Stufenleiter hul=
digt. Nur muß einem jeden die Möglichkeit gegeben werden, die
Leiter zu erklimmen, auch glaube ich, daß es durchaus recht iſt,
daß zunächſt eine Erfindung das Gut des Erfinders ſein ſoll, doch
muß ſein Streben darauf gerichtet ſein, daß ſeine Erfindung der
Allgemeinheit zugute kommt.
Die erſte Fenſterſcheibe war ein Luxusartikel, aber heute fragt
jedermann nach Glas. Es wurde zu einem allgemeinen
Gebrauchs=
artikel. Die erſte Glühbirne war ein Luxusartikel, aber der
Er=
finder bezweckte, ſie einem jedem zugänglich zu machen. Der Zweck
und das Ziel eines jeden Fortſchrittes muß ſein, ein ganzes Volk,
ja die ganze Menſchheit, glücklicher zu machen.
Lochner durfte dann eine Anzahl Fragen ſtellen, deren Zweck
war, die Perſönlichkeit Adolf Hitlers dem amerikaniſchen Volke
beſſer verſtändlich zu machen.
Die Einſtellung des Reichskanzlers zur Krikik.
Was iſt Ihre Einſtellung, Herr Reichskanzler,
gegen=
über der Kritik, der perſönlichen wie auch der
preſſemäßigen?
Der Kanzler entgegnete ſofort:
Wiſſen Sie auch, daß ich einen ganzen Stab von
Sach=
kennern des wirtſchaftlichen, ſozialen und politiſchen Lebens um
mich verſammelt habe, deren einzige Aufgabe es iſt, Kritik zu
üben? Ehe wir ein Geſetz verabſchieden, zeige ich den Entwurf
dieſen Männern und frage ſie: „Bitte was iſt hieran falſch?"
Ich wünſche nicht, daß Sie einfach Ja zu allem ſagen. Sie
haben keinen Wert für mich, wenn Sie nicht kritiſieren und mir
ſagen, welche Mängel unſeren Maßnahmen unter Umſtänden
anhängen könnten. Ebenſowenig liegt es in meinen Wünſchen,
daß die Preſſe einfach nur das abdruckt, was ihr ausgehändigt
wird. Es macht keine Freude, 50 Zeitungen zu
leſen, die alle miteinander faſt denfelben
Wort=
laut haben. Im Laufe der Zeit werden unſere
Schrift=
leiter wieder ſo geſchult ſein, daß ſie eigene wertvolle Beiträge
zum nationalen Aufbau beiſteuern können. Eines kann ich Ihnen
jedoch verſichern, ich werde keine Preſſe dulden,
deren ausſchließlicher Zweck iſt, das zu
zer=
ſtören, was wir aufzubauen unternommen
haben. Wenn die Einſtellung eines Schriftleiters iſt, ſeine
eigene intereſſante Weltanſchauung der unſeren entgegenzuſetzen,
ſo ſei ihm geſagt, daß ich dann die modernen Möglichkeiten der
Preſſe ebenſo gebrauchen werde, um ihn zu bekämpfen. Den
Agenten fremder Mächte werde ich überhaupt
keine Möglichkeiten geben. Solche Agenten
ver=
letzen ihr Gaſtrecht. Ich heiße herzlich einen ausländiſchen
Korreſpondenten willkommen, der objektiv und ohne
Vorein=
genommenheit berichtet, was er in Deutſchland ſieht und hört.
Nur ſollte es ſich ein fremder Korreſpondent um ſeiner ſelbſt
und ſeines Renommees als Journaliſt willen angelegen ſein
laſſen, ſich nicht etwa der Notwendigkeit auszuſetzen, ſich ſelbſt
ſpäter zu dementieren, weil er die Wichtigkeit oder die
Zweck=
mäßigkeit der Maßnahmen unſeres Regimes nicht richtig
ein=
geſchätzt hat. Erinnern Sie ſich daran, wie die Preſſe ihre
Meinung über Richard Wagner ändern mußte!
„Während ich einerſeits Kritik wünſche”, fuhr der Kanzler
fort, „ſo beſtehe ich andererſeits darauf, daß diejenigen, die für
das Wohl des ganzen Volkes arbeiten, die Sicherheit haben
müſſen, daß ſie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können. Der
Fehler der Syſteme, die dem unſeren vorangingen, lag darin,
daß kein Miniſter oder Mann in verantwortlicher öffentlicher
Stellung wußte, wie lange er am Ruder bleiben werde. Das
führte dazu, daß er weder die Mißſtände, die ſeine Vorgänger
hinterlaſſen hatten, beſeitigte, noch ſich mit Plänen, die die
ferne Zukunft umfaßten, zu beſchäftigen wagte. Ich verſicherte
den Herren, die mit mir die Regierung übernahmen, ſelbſt
den=
jenigen, die nicht meiner Partei angehörten, daß ſie der
Stabi=
lität ihrer Aemter gewiß ſein könnten. Daraus ergab ſich, daß
alle freudig und mit ganzem Herzen bei der Sache waren, und
daß ihr Augenmerk lediglich auf eine aufbauende Zukunft
ge=
richtet war.
Des Führers Verhälfnis zu ſeinen Mikarbeikern.
Louis P. Lochner fragte dann: Herr Reichskanzler, es wird
manchmal behauptet, daß es unter den Herren Ihrer nächſten
Um=
gebung Männer gibt, die ſich an Ihre Stelle ſetzen möchten. Von
einem Ihrer prominenteſten Mitarbeiter wird z. B. behauptet,
daß er Ihre Maßnahmen zu durchkreuzen verſucht.
Seinen perſönlichen Eindruck nach dieſer Frage ſchildert
Loch=
ner mit folgenden Worten:
„Des Kanzlers Züge hellten ſich auf. Es ſchien, als ob die
Geſichter der verſchiedenen Männer, die ihm im Kampfe am
näch=
ſten ſtanden, an ſeinem Geiſte vorüberzogen und er ſich freute,
über das, was er innerlich ſah.”
Der Führer antwortete: „Ich weiß ja, daß Sie dieſe Frage
ſtellen, um mein Verhältnis zu meinen
Mitarbei=
tern klar zu ſtellen, und nicht etwa, weil Sie perſönlich deren
Loyalität in Frage ſtellen. Eswäre ja wirklich eine
Ver=
leumdung, irgendeinem der Männer, die Jahr um
Jahr zu mir geſtanden haben, zu unterſtellen, daß ſie
etwa den Wunſch hätten, mich herauszudrängen.
Die Welt hat nie ein ſchöneres Beiſpiel von
blin=
der Einfühlung erlebt, als das, welches meine
Mitarbei=
ter geben. Vielleicht liegt der Grund, warum Märchen dieſer Art
entſtehen, in der Tatſache, daß ich mich nicht etwa mit Nullen
um=
geben habe, ſondern mit wirklichen Männern. Nullen ſind rund.
Sie ſind die erſten, die abzurollen beginnen, wenn es ſchlecht geht.
Die Männer um mich ſind kantige, aufrechte
Män=
ner. Ein jeder von ihnen iſt eine kraftvolle
Per=
ſönlichkeit. Ein jeder hat ſeinen Willen und iſt von Ehrgeiz
erfüllt, Wenn ſie nicht derartig wären, ſo ſtänden ſie nicht, wo ſie
(Fortſetzung auf Seite 2, erſte Spalte.)
Deutſchlands
künfkige welkwirtſchaftliche Enkwicklung.
Um die Großraumwiriſchaft.
Von
Staatsſekretär Dr. Poſſe,
Reichswirtſchaftsminiſterium, Berlin.
Durch die geographiſche und geopolitiſche Lage Deutſchlands
empfinden wir Deutſche immer zuerſt und am empfindlichſten
alle Erkrankungen des internationalen politiſchen und
wirtſchaft=
lichen Lebens. So ſahen wir zunächſt unſere vordringlichſte
Auf=
gabe darin, einmal unſere eigene innere Wirtſchaft in Ordnung
zu bringen. Wir haben uns dieſer Aufgabe mit aller Kraft
zu=
gewandt, und wenn die nationalſozialiſtiſche Staatsführung
zuerſt daran ging, das politiſche Leben der deutfchen Nation
neu zu ordnen und ihm einen neuen Impuls zu geben, ſo hat
ſie damit — das haben ja gerade die letzten Ereigniſſe mit aller
Deutlichkeit gezeigt — die Notwendigkeit der wirtſchaftlichen
Neugeſtaltung keineswegs verkannt. Deutſchlands Wirtſchaft
wird organiſch, d. h. von Grund auf neugebildet. Wir knüpfen
wohl an Beſtehendes an, aber wir halten das in die neue
künftige Zeit nicht Mithineinpaſſende nur ſo lange, bis die aus
dem neuen Deutſchland herangewachſene neue Form vollendet iſt
und das Alte abgelöſt werden kann. Die neue
Wirtſchafts=
ordnung unterſcheidet ſich von der bisherigen in Deutſchland
hauptſächlich dadurch, daß die bisherige Wirtſchaft nur durch
Angebot und Nachfrage reguliert wurde, während im heutigen
nationalſozialiſtiſchen Staate die Staatsführung oberſter
Regu=
lator des Wirtſchaftslebens iſt und es von allen, den
Geſami=
intereſſen ſchädigenden Einflüſſen fernhält. Jeder einzelne in
der Wirtſchaft tätige Volksgenoſſe hat ſich im
nationalſoziali=
ſtiſchen Deutſchland gegenüber der Geſamtwirtſchaft und der
ge=
ſamten Nation verpflichtet zu fühlen.
Es gibt ſehr viele Menſchen die unbeſcholtene Idealiſten
ſind, ſolange die Intereſſen ihres Geldbeutels davon nicht
be=
rührt werden. Da Wirtſchaften für die meiſten Menſchen nichis
anderes bedeutet als Geld erwerben, hat es in der Wirtſchaft
nur wenig Idealiſten gegeben. Und darum konnte auch die
Wirtſchaft ein Eldorado für Eigennützigkeiten und Ichſucht ſein.
Der nationalſozialiſtiſche Staat hat die Verpflichtung gegenüber
der geſamten Nation an Anfang und Ende jeder wirtſchaftlichen
Betätigung geſtellt. Er duldet keine wirtſchaftliche Handlung,
die dieſer Verpflichtung entgegenſteht, und er hat vor dem
ein=
zelnen nicht Halt gemacht. Weil der Nationalſozialismus jeden,
der mit ihm in Berührung kommt, zu einem Bekenntnis zwingt,
zu einem Für oder Wider, darum kann der nationalſozialiſtiſche
Staat die Totalität für ſich in Anſpruch nehmen und darum
muß er ſich in jeden einzelnen Volksgenoſſen verankern. Das
geht nicht von heute auf morgen, aber dort wo die Wandlung
von innen heraus vollzogen iſt, dort ſind neue Menſchen in
ihrer Einſtellung zum Geſamtvolk und zum Staate entſtanden,
Menſchen, die nicht etwa unfrei ſind, ſondern die ſich freier
fühlen als unter jedem anderen Syſtem, die aber in all ihrem
Handeln wiſſen, daß Freiheit verpflichtet.
Nationalſozialiſtiſche Bewegung und nationalſozialiſtiſcher
Staat wirken unaufhaltſam auf die deutſchen Menſchen, bis die
große Wandlung aller Schaffenden reſtlos vollzogen iſt.
In=
zwiſchen iſt die Staatsführung daran gegangen, die deutſche
Inlandswirtſchaft aufs neue zu beleben. Der Staat hat große
Auſträge zur Belebung der inneren Wirtſchaft erteilt. Die
Be=
ſeitigung der alles eben niederdrückenden Arbeitsloſigkeit mußte
die erſte Aufgabe der nationalen Regierung ſein. Soweit dies
im erſten Regierungsjahr möglich war, iſt dieſe Aufgabe glänzend
gelöſt worden. Hand in Hand mit dieſen Beſtrebungen geht die
organiſatoriſche Neuordnung der deutſchen Wirtſchaft, gehen alſo
„Maßnahmen, die dazu angetan ſind, die deutſche Produktion zu
ſteigern, ein Gegeneinander zu verhindern und die organiſche
Aufwandsentwicklung der deutſchen Wirtſchaft im
Geſamt=
intereſſe ſicherzuſtellen.
Aber unabhängig von den großen erfolgreichen Anſtrengungen
zur Neuordnung unſerer inneren Wirtſchaft hat die
national=
ſozialiſtiſche Staatsführung nichts unterlaſſen, um auch die
außenpolitiſchen Beziehungen Deutſchlands aufs neue zu beleben.
Da Deutſchland zur Kräftigung ſeiner Inlandswirtſchaft gewiſſe
Schutzmaßnahmen gegen die ausländiſche Einfuhr nicht
ent=
behren konnte, iſt auch eine Neuorientierung der deutſchen
Handelspolitik notwendig geworden. Nach dem Scheitern der
Londoner, Weltwirtſchaftskonferenz vom Jahre 1933 iſt die
Blockierung zwiſchen geſunden. Nationalwirtſchaften in
raum=
wirtſchaftlicher Orientierung zweifellos die glücklichſte, wenn
nicht die einzige Löſung. Das gilt auch für die übrige Welt.
Es muß dabei geſagt werden, daß man unter einer
Großraum=
wirtſchaft nicht immer nur den Verkehr zwiſchen den
unmittel=
bar benachbarten Nationalwirtſchaften zu verſtehen braucht. Es
iſt an ſich durchaus denkbar, daß die großraumwirtſchaftlichen
Beziehungen auch auf räumlich entfernte Staaten hinübergreifen,
ebenſo wie es denkbar und ſogar wünſchenswert iſt, daß ſich
nach der Schaffung der einzelnen Großraumwirtſchaften, wie
wir ſie ſich bereits überall entwickeln ſehen, innige Beziehungen
zwiſchen den einzelnen großraumwirtſchaftlichen Blöcken,
viel=
leicht ſogar auf der Baſis der Meiſtbegünſtigung, ergeben werden.
Innerhalb der Großraumwirtſchaften allerdings dürfte das
Prinzip der Vorzugsbehandlung vorherrſchen. Es wird
not=
wendig ſein, daß die zu einander paſſenden und auf einander
angewieſenen Staaten ihre wirtſchaftlichen Beziehungen dädurch
vertiefen und ihre Ausdehnung ermöglichen, daß ſie ſich in ihrer
Erzeugung darauf einrichten, ſich gegenſeitig ergänzen zu können.
Wenn dieſe Neuordnung der ausfuhrorientierten Erzeugung
innerhalb der einzelnen Großraumwirtſchaften planmäßig und
ſyſtematiſch durchgeführt wird, dann wird die
Großraumwirt=
ſchaft das geeignete Mittel ſein, die heutige Wirtſchaftsdepreſſion
zu überwinden. Vorgänger der Großraumwirtſchaft sbildung
haben wir beiſpielsweiſe in Rußland — die U. d. S. S. R. ſtellt
ſelbſt eine Großraumwirtſchaft dar — und durch den Ottawa=
Pakt im Engliſchen Reich; auch die Vereinigten Staaten von
Nordamerika ſind als großraumwirtſchaftlich gerichtetes Land
anzuſehen.
Wenn Deutſchland heute daran geht, ſich rechtzeitig in die
weltwirtſchaftliche Entwicklung als rohſtoffarmes und von der
Seite 2 — Nr. 92
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 4. April 1934
Ausfuhr in hohem Maße abhängiges Land einzugliedern, ſo
be=
ſchreitet es dieſen Weg in erſter Linie in Beachtung ſeiner
Lebensnotwendigkeiten. Gerade Deutſchland kann durch ſeine
geopolitiſche und geographiſche Lage die Dinge nicht gehen laſſen,
ohne ſich einzuſchalten. Die deutſche Wirtſchaft braucht ein
großes wirtſchaftliches Gebiet, in dem ſie ihre Lebensbedürfniſſe
befriedigen kann. Wenn wir uns darum heute beſtreben,
vor=
ſichtig und zielbewußt unſere handelspolitiſchen Beziehungen
aufs neue zu ordnen, ſo wiſſen wir, daß wir das nicht nur aus
eigennationalen Gründen tun, ſondern darüber hinaus damit
zur Löſung der geſamten europäiſchen Frage und des Problems
der Weltwirtſchaft beitragen.
Friedrich Nietzſche hat einmal geſagt, daß jeder gute
euro=
päiſche Nationaliſt ein guter Europäer ſein muß. Das iſt richtig.
Ganz beſonders aber müſſen wir Nationalſozialiſten das für uns
in Anſpruch nehmen, denn gerade wir faſſen den Nationalismus
ſo auf, daß jedes Volk ſeine eigenen Dinge nach Kräften in
Ordnung bringt und in Ordnung hält. Wir wünſchen für uns
die Freiheit der Entwicklung unſerer Eigenart und wir ſichern
ſie den anderen zu und achten ſie bei ihnen.
Wie wir es in der Politik halten wollen, ſo iſt es auch
unſer Beſtreben in der Wirtſchaft. Wir hoffen, daß es uns
gelingt, unſere Bedürfniſſe mit den Bedürfniſſen anderer
Nationalwirtſchaften, mit denen zuſammen zu gehen für uns
die Vorausſetzungen günſtig ſind, in Einklang zu bringen. Sich
gegenſeitig glücklich ergänzende Erzeugungswirtſchaften können
die beſte Vorausſetzung günſtiger politiſcher Beziehungen und
damit auch des kulturellen Austauſchs und Zuſammenarbeitens
der Nationen ſein. Wenn wir dieſen Weg gehen und
vorbe=
reiten, dann erfüllen wir damit eine Miſſion, und zwar eine
Miſſion nicht nur als Nationalſozialiſten, ſondern auch als
gute Europäer.
Zührer=Inkerview
für die amerikaniſche Preſſe.
(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
heute ſind. Ich begrüße ihren Ehrgeiz. Wenn nun eine ſolche
Gruppe von machtvollen Perſönlichkeiten zuſammenkommt, ſo iſt es
unausbleiblich, daß einmal eine Reibung vorkommt. Aber noch
niemals hat ein einziger der Männer, die mir
Gefolgſchaft leiſten, verſucht, ſeinen Willen mir
aufzuzwingen. Ganz im Gegenteil. Sie haben in
bewunde=
rungswürdiger Weiſe ſich meinen Wünſchen untergeordnet.
Der Konkakt mit dem einfachen Mann.
Die letzte Frage Lochners lautete:
Herr Reichskanzler! In den Tagen, ehe Sie an die Macht
kamen, bewegten Sie ſich dauernd unter dem Volke und hatten
dabei ſtetigen perſönlichen Kontakt mit ihm. Wenn Sie heute
irgendwo erſcheinen, ſind die Straßen geſchmückt, werden
Will=
kommadreſſen überreicht, und werden Sie von den Spitzen der
Be=
hörden begrüßt. Wie bringen Sie es trotzdem fertig, ihre Hand
am Puls der Nation zu behalten? Wie halten Sie den Kontakt
mit dem einfachen Mann aufrecht?
Mit einem faſt jungenhaften Lachen antwortete der Führer:
Erſtens einmal, Sie ſollten meine Mittagstiſchrunde
oben in dieſem Gebäude ſehen. Sie würden bemerken, wie dort
jjeden Tag neue Geſichter auftauchen. Mein Haus iſt wie
ein Taubenſchlag. Mein Haus iſt ſtets offen für meine
Mitkämpfer, einerlei wie ſchlicht und einfach
ihre Verhältniſſe ſind. Unſere Organiſation reicht bis in
„die kleinſten Dörfer hinunter, und von überall her kommen die
Männer meiner Gefolgſchaft nach Berlin, um mich aufzuſuchen. Im
Verlauf der Tiſchrunde erzählen ſie mir dann ihre Sorgen und
Nöte. Sodann gibt es ſelbſtverſtändlich noch viele andere
Möglich=
keiten, mit dem Volk in Berührung zu bleiben. Ich erwähne nur
dieſe eine als ein charakteriſtiſches Beiſpiel.
Eines möchte ich jedoch betonen: Obwohl ich alle dieſe kleinen
Sorgen anhöre und aus einer Fülle von Einzelheiten mir ein
Ge=
ſamtbild der Lage mache, ſo laſſe ich es niemals zu, daß
mir der Ueberblick verdunkelt wird. Ich muß mein
Augenmerk immer auf unſer Hauptziel gerichtet haben
und mit unermüdlicher Zähigkeit verfolgen. Dieſes oder jenes
De=
tail gefällt mir vielleicht nicht. Zugegeben. Aber ich muß es
meinen Mitarbeitern überlaſſen, die kleinen Sachen zu bereinigen.
Wr verfolgen große Ziele. Unſere Hauptaufgabe beſteht darin,
dieſe Methoden zu verfolgen. Ich brauche vier Jahre, um den erſten
Abſchnitt unſeres Programms zu verwirklichen. Dann werde ich
weitere vier Jahre für den nächſten Abſchnitt benötigen uſw.
Wir erſtreben ein bedeutenderes, beſſeres,
glück=
licheres Deutſchland!
Von „Mteadeicen Mit
Jain zöcitien Reich
Das Schaffen Moeller van den Brucks.
Von Dr. Guſtav Steinbömer.
Dr. Guſtav Steinbömer, einer der beſten Kenner
Moeller van den Brucks, hat ſoeben in Reclams
Univerſal=Bibliothek zwei Werke dieſes „Propheten
des Dritten Reichs” herausgegeben: „Armin” und
„Freiherr vom Stein‟. Der glänzenden
Dar=
ſtellungskunſt Moellers reiht ſich würdig das
Nach=
wort (zu „Armin”) an, in dem Dr. Steinbömer
Moellers Perſönlichkeit und Werk ſchildert. Wir
entnehmen dieſem Nachwort einen Abſchnitt, der
ſich mit den beiden berühmteſten Werken Moeller
pan den Brucks befaßt.
Iu Italien hatte Moeller erfahren, daß in der Kunſt nur
Geſtalt wird, was im Lebendigen ſein ſinngebendes Vorbild
hat. So hatte er auch im Futurismus ſchon die nahende
poli=
tiſche Revolution gewittert. In der neuen Sicht, die er durch
ſein italieniſches Kunſterlebnis gefunden hatte, trat nun dem
Heimkehrenden die Kunſt des eigenen Bodens und des eigenen
Blutes vor die Augen. Und er entdeckte in der Kunſt des
deut=
ſchen Landes, das die Deutſchen zu einem zweiten Reich
mili=
täriſch und politiſch geeint hatte, er entdeckte in der Kunſt
Preußens eine einheitliche Willenshaltung. Dieſe einheitliche
Willenshaltung machte es ihm möglich, gegen alle
kunſthiſtori=
ſchen Gewohnheiten von einer preußiſchen Kunſt zu ſprechen.
Moeller nannte ſeine Entdeckung: „Der preußiſche Stil”. Hinter
dem Willen zu einer preußiſchen Form, deſſen künſtleriſcher
Aus=
druck der preußiſche Stil war, ſtand als lebendige Kraft die
preußiſche Idee. Ihre Urſprünge lagen in der Haltung und dem
Wirken eines deutſchen kolonialen Prieſteradels mit dem
Ge=
lübde zu Befehl und Dienſt, mit dem Maß für Rang und
Würde, mit dem Willen zur Freiheit und zur Herrſchaft und mit
dem erfahrenen Wiſſen um geſchichtebildende Mächte. In dem
großen Säkulariſierungsprozeß des ſiebzehnten und achtzehnten
Jahrhunderts mußte auch das kirchlich=religiöſe Ethos der
preu=
ßiſchen Staatsgründung umgedacht und neu gefaßt werden. Nun
hießen die Ordnungen ſeiner weltlichen Erneuerung: Freiheit
und Geſetz. Bei Kant und Fichte wurde das Geſetz die
über=
individuelle Verpflichtung eines Sollens, und Freiheit die
Er=
füllung dieſes Sollensgeſetzes der Pflicht. Die Spannung und
Entſprechung von Freiheit und Geſetz war Mitte und
Geheim=
nis des preußiſchen Weſens. Ihr gemäßer künſtleriſcher Aus=
Vom Tage.
Das geiſtliche Miniſterium der Deutſchen Evangeliſchen Kirche
hat ein Geſetz über die Bildung eines „Verbandes der
evangeli=
ſchen Kirchengemeinden im Bistum Berlin” beſchloſſen. Die
Lei=
tung des Verbandes, der eine Körperſchaft des öffentlichen Rechts
iſt, übernimmt der Biſchof von Berlin, dem ſechs vom Reichsbiſchof
ernannte Mitglieder, darunter vier weltliche, zur Seite ſtehen.
Stabschef Röhm wird auf Einladung des Hamburger Senates
der Stadt Hamburg am 14. April einen Beſuch abſtatten. Der
Miniſter kommt an dieſem Tage in Hamburg an und wird von
Vertretern des Reichsſtatthalters, des Senates, der SA. und SS.
begrüßt werden.
Das Budapeſter Honvedgericht verurteilte wegen Spionage
zugunſten eines Nachbarſtaates den tſchechoſlowakiſchen
Staats=
angehörgien Adalbert Beredczy, Beamter des tſchechoſlowakiſchen
Strombauamtes, zu 13 Jahren, den rumäniſchen Kaufmann
Her=
mann Jeremias zu 7 Jahren und den ungariſchen Staatsbürger
Georg Bajdik, geweſenen Polizeihilfsbeamten, zu zehn Jahren
Zuchthaus.
Der bulgariſche Miniſterpräſident Muſchanow wird demnächſt
eine Rundreiſe durch Europa antreten, um die Hauptſtädte jener
Länder aufzuſuchen, die für Bulgarien als Abſatzmärkte in Frage
kommen und um ferner in Paris und London über die Regelung
der ſchwebenden Schulden Bulgariens zu verhandeln.
Die italieniſche Regierung hat aus Anlaß der Oſterfeiertage
132 Strafverſchickte in Freiheit geſetzt.
Der Direktor der Völkerbundsabteilung für Abrüſtung,
Agh=
niden, iſt in London eingetroffen, um mit dem Präſidenten der
Abrüſtungskonferenz Henderſon über die am nächſten Dienstag
zu=
ſammentretende Sitzung des Büros der Abrüſtungskonferenz zu
beraten.
Die Türkiſche Nationalverſammlung hat den
Auslieferungs=
vertrag mit den Vereinigten Staaten ratifiziert und dadurch den
Weg für die Auslieferung Samuel Inſulls geebnet.
Der Staatshaushalt der Vereinigten Staaten weiſt für die
erſten neun Monate des laufenden Rechnungsjahres einen
Fehl=
betrag von 2 542 299 000 Dollar auf. Die Ausgaben belaufen ſich
in der gleichen Zeit auf 4 848 004 000 Dollar.
Beutſce Samangen an Amertd.
DNB. Waſhington, 3. April.
Das Staatsdepartement hat über die deutſchen Fälligkeiten
am 31. März 1934 folgendes Communiqué veröffentlicht:
Die auf Grund des deutſch=amerikaniſchen
Schuldenabkom=
mens vom 23. Juni 1930 am 31. März 1934 von Deutſchland zu
zahlende Summe in Höhe von 127 106 174 RM. ſetzt ſich
folgen=
dermaßen zuſammen:
1. Rate für Rechnung der Mixed Claims . 122 400 000 RM.
2. Halbjahreszinſen (5 Proz jährlich) für
die aufgeſchobenen Mixed Claims=Raten 2 550 000 RM.
3. Fällige Halbjahresrate für die
Beſatz=
ungskoſten gemäß dem
Moratoriums=
abkommen vom 22. Mai 32
1529 049 RM.
4. Halbjahreszinſen (3½ Proz. jährlich) für
die aufgeſchobenen Raten der
Beſatzungs=
koſten .
627 125 RM.
Die am 31. März 1934 fällige Kapitalrate für die
Beſatzungs=
koſten in Höhe von 9 300 000 RM. iſt von Deutſchland in
Ueber=
einſtimmung mit dem Schuldenabkommen aufgeſchoben worden.
Die deutſche Regierung hat der Regierung der Vereinigten
Staa=
ten mitgeteilt, daß ſie dem amerikaniſchen Schatzamt den
Gegen=
wert von 3 177 125 RM. in Dollar überweiſen werde. Dieſe
Summe iſt gleich den am 31. 3. 1934 fälligen Zinſen für die auf
Grund des Schuldenabkommens aufgeſchobenen Kapitalraten.
Von der Geſamtſumme, in Höhe von 3 177 125 RM. werden
2 550 000 RM. als Halbjahreszinſen für die aufgeſchobenen Mixed
Claimes=Raten und 627 125 RM. als Halbjahreszinſen für die
aufgeſchobenen Raten der Beſatzungskoſten gebucht werden.
Wie wir hierzu erfahren, hat die Reichsregierung den
Be=
trag von 3 177 125 RM. in Dollar an die Regierung der
Ver=
einigten Staaten gezahlt.
Fluchk aus dem Linzer Landgerichtsgefängnis.
EP. Wien, 3. April.
Nach einer amtlichen Meldung ſind aus dem Gefängnis des
Linzer Landesgerichtes die beiden nationalſozialiſtiſchen
Häft=
linge Ignatz Faſtner und Karl Straßmayr, ſowie drei
ſozialdemo=
kratiſche Häftlinge geflüchtet, unter ihnen der Schutzbundführer
Richard Bernaſchek, der am 12. Februar bei der Durchſuchung des
Linzer ſozialdemokratiſchen Parteiheimes auf die Polizei ſchießen
ließ und damit die Februarrevolte eröffnete. Gleichzeitig iſt der
Juſtiz=Oberwachtmann Dobler geflohen, der die Flucht der
Häft=
linge ermöglicht hat. Der Leiter des Gefängniſſes und die beiden
Wachorgane, die gemeinſam mit Dobler Dienſt machten, wurden
ſofort vom Dienſt enthoben. Wie verlautet, ſollen die Flüchtlinge
über die Grenze entkommen ſein.
druck war die preußiſche klaſſiſche Architektur, deren ſichtbarſte
Darſtellung die großartigen Entwürfe Friedrich Gillys und die
gelungenen Bauten Karl Friedrich Schinkels bildeten. In dieſer
Klaſſizität erkannte Moeller das Weſen des preußiſchen Staates
und erkannte damit überhaupt in der Kunſt ein Staatliches.
Auch in dieſem Buche, dem „Preußiſchen Stil”, ſind nicht die
einzelnen Fakten und Ergebniſſe das Weſentliche — es iſt nicht
ſchwierig, Einwände und Bedenken zu begründen — ſondern
das Entſcheidende iſt die völlig neue Poſition und Sicht. „Stil”
bedeutet hier nicht eine formaläſthetiſche Kategorie, ſondern den
Ausdruck einer inneren Haltung, die durch das Weſen eines
Staates bedingt iſt. Das macht die tiefe Wirkung dieſes Buches
aus auf eine Generation, die aus der Unbefriedigtheit einer
äſthetiſchen Verhaltung zur Welt herauswollte und der hier
zum erſtenmal hinter dem Aeſthetiſchen der Staat gezeigt
wurde. So wurde der „Preußiſche Stil” das repräſentative Buch
der Vorkriegsgeneration, die aus dem Aeſthetiſchen im Aufbruch
zum Staat war. Die Frontgeneration empfing durch das
un=
geheure Gemeinſchaftserlebnis des Krieges einen neuen
un=
mittelbaren Zugang und Anruf zum Staate. Es wäre unbillig
und unhiſtoriſch, an der einmaligen Gewalt und Großartigkeit
eines ſolchen Vorganges die geiſtesgeſchichtliche Leiſtung und
Bedeutung eines bahnbrechenden Vorkriegsbuches zu meſſen.
„Der preußiſche Stil” erſchien am Vorabend des Weltkrieges.
Er bekundete die Bereitſchaft einer Generation, die 1914 in dem
vierten Jahrzehnt ihres Lebens ſtand, aus der Unverbindlichkeit
äſthetiſcher Verhaltung in die Verpflichtung zu Volk und Staat
heimzukehren.
Moeller hatte die großen Erlebniskreiſe von Geſchichte,
von Blut und Boden, vom Weſen des Staates durchſchritten.
So ſtand er an der Schwelle, das Politiſche als das
über=
wölbende Univerſale und Totale zu erfaſſen, als der Krieg
ausbrach.
Es würde dem Bilde Moellers van den Bruck, das ſich aus
dieſer Entwicklung in konzentriſcher Klarheit aufbaut, eine
Weſensfarbe zum Verſtändnis fehlen, wenn wir ſein Verhältnis
zu Rußland übergehen wollten, weil es in der logiſchen
Gerad=
linigkeit ſeines Hauptweges nebenwegig erſcheint. Moeller hat
Rußland ſelbſt nicht kennengelernt. Er iſt ruſſiſchen Menſchen
nicht auf ruſſiſcher Erde begegnet, ſondern in Zürich, Paris und
Deutſchland, in der Schweiz beſonders ruſſiſchen Revolutionären,
die für den Umſturz in ihrem Lande nach weſtlichen Ideen
arbeiteten. Sie beſtärkten Moeller in ſeiner Abkehr vom Weſten
und in ſeiner Neigung zum Oſten, d. h. zu dem, was er für
den echten Oſten und das wahre Rußland anſah. Dieſes glaubte
er mit ſeiner Zeit am reinſten und tiefſten dargeſtellt in
Doſto=
jewſkij. Durch die Ueberſetzung ſämtlicher Werke Doſtojewſkijs,
bei der ihm ſeine Gattin und Schwägerin und Mereſchkowſki zur
Hand gingen, bemächtigte er ſich der ruſſiſchen Seeke. Er empfand
die ruſſiſche Seele dem Ausdruck des grenzenloſen Landes dieſer
Auswirkung des Erich=Koch=Plans.
Die erſte Induſtrie-Umſiedlung nach Oſtpreußen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Zu den großen Aufgaben, deren Erfüllung ſich der
Reichs=
kanzler geſtellt hat, gehört auch die Ver ärkung der
in=
duſtriellen Tätigkeit Oſtpreußens. Unſere
Oſtpro=
vinz ſoll mit einer großen Zahl wirtſchaftlicher Unternehmungen
ausgeſtattet werden, die dem oſtpreußiſchen Menſchenüberfluß
Be=
ſchäftigung geben. Auf dieſe Weiſe wird ein neuer Kreis von
Konſumenten geſchaffen, der in Oſtpreußen ſeßhaft bleibt und
hier unmittelbar wieder den Ueberſchuß landwirtſchaftlicher
Er=
zeugniſſe der oſtpreußiſchen Bauernbevölkerung aufnimmt. Darum
werden auch nach und nach aus dem überfüllten
We=
ſten Umſiedlungen nach Oſtpreußen vorgenommen.
Der Oberpräſident von Oſtpreußen, Erich Koch, hat einen
großen Induſtrialiſierungsplan aufgeſtellt, der ſich
allmählich auszuwirken beginnt. Eine Braunſchweiger
Konſervenfabrik wird in Marienwerder ein
Zweigunternehmen gründen. Die Aufbauarbeiten ſind
ſchon ſeit einiger Zeit im Gange. Man hat in dieſem Falle
ſtill=
gelegte Induſtrieanlagen benutzt. Es fehlen zurzeit nur noch die
Maſchinen, die aber auch ſchon im Anrollen begriffen ſind. Die
Konſervenfabrik wird zunächſt Gemüſekonſerven herſtellen. Nach
dem Erich=Koch=Plan ſoll eine größere Anzahl von Landwirten
in der fruchtbaren Weichſelniederung angehalten werden, die
ver=
ſchiedenſten Gemüſeſorten zu bauen. Mit einem halben Hundert
Bauern iſt bereits ein Lieferungsvertrag abgeſchloſſen worden.
Aus Braunſchweig wird ein Stamm von Arbeitern, vornehmlich
geſchultes Perſonal, nach Oſtpreußen überſiedeln. Im übrigen
werden oſtpreußiſche Erwerbsloſe eingeſtellt.
Der erſte Schritt zu einer verſtärkten Induſtrialiſierung
Oſtpreußens iſt damit getan. Im Laufe der nächſten
Monate und Jahre werden auch in anderen
Tei=
len Oſtpreußens wirtſchaftliche Betriebe
errich=
tet, die die Erzeugniſſe Oſtpreußens
verarbei=
ten und vielleicht auch dafür ſorgen, daß von
Oſt=
preußen aus ein ſtärkerer Export in die
Rand=
ſtaaten hinein erfolgt.
Entſchädigung enkeigneter deutſcher Bauern.
* Berlin, 3. April. (Priv.=Tel.)
Nach dem Friedensſchluß mit Rußland ſind im Gebiet der
Sowjetunion zahlreiche deutſche
Kriegsgefan=
gene als Arbeiter und Bauern zurückgeblieben.
Viele von ihnen ſind Reichsangehörige geblieben. Sie
haben alſo nicht die ruſſiſche Staatsbürgerſchaft erworben, konnten
infolgedeſſen auch jeweils den Schutz der Reichsregierung in
An=
pruch nehmen. Der neue bolſchewiſtiſche Wirtſchaftskurs,
vornehm=
lich die Auflöſung des bäuerlichen Beſitzes und die
Zuſammenfaſ=
ſung des Grund und Bodens zu Kollektivwirtſchaften, brachten
je=
doch für die ehemaligen Kriegsgefangenen ſchwere wirtſchaftliche
Schäden mit ſich, zumal ſie ſich in den letzten Jahren nach der
Revolution vielfach eigenen Beſitz und eigenes Vermögen erworben
hatten.
Die reichsdeutſchen Bauern in Rußland
wand=
ten ſich nunmehr beſchwerdeführend an die
Reichsregierung, zumal ſie wieder in die Heimat zurückkehren
wollten. Sie durften mit Recht die Forderung erheben, daß
ihnen der Gegenwert ihres Eigentums
ausge=
händigt würde. Denn nur das, was vor dem Friedensſchluß
mit Rußland reichsdeutſchen Eigentümern abgenommen worden
war, blieb auf Grund der beſtehenden Verträge entſchädigungslos,
wie auch umgekehrt die Ruſſen keinerlei Anſprüche wegen der
Be=
ſchlagnahme ruſſiſchen Beſitzes in Deutſchland mehr erheben
konnten.
Dieſe Vereinbarungen galten aber nicht für Enteignungen
nach Wiederherſtellung normaler Beziehungen. Rußland hat
jedoch immer wieder außerordentliche
Schwie=
rigkeiten gemacht und auch den wieder
abwan=
dernden reichsdeutſchen Bauern ihr Geld an der
Grenze abgenommen, weil nach den geſetzlichen ruſſiſchen
Beſtimmungen Bargeld nicht über die Grenze gebracht werden
darf. Jetzt iſt es der Reichsregierung gelungen, Rußland
zu einer Entſchädigung zu veranlaſſen. Nachdem
vor einigen Monaten ein Betrag von 100 000 Rubel durch die
ruſ=
ſiſche Staatsbank nach Deutſchland überwieſen wurde, ſind jetzt
noch einmal 100 000 Rubel bereitgeſtellt worden. Aus dieſen
Be=
trägen ſollen die zurückgekehrten reichsdeutſchen Bauern
abgefun=
den werden. Auf den einzelnen entfällt leider eine nur ſehr
ge=
ringe Summe. Mindeſtens ſteht die Entſchädigung in keinem
Ver=
hältnis zu dem, was ſich die Heimkehrer auf ruſſiſchem Boden
er=
arbeitet hatten.
breiten Nation gemäß. Zu einer praktiſchen Vertiefung und
Ueberprüfung ſollte es nicht mehr kommen. Sein Verhältnis zu
Rußland blieb literariſch beſtimmt, und dieſe Herkunft iſt auch
in Moellers ſpäterer politiſcher Beurteilung Rußlands bis in
das große Geſpräch mit Radek hinein ſpürbar.
Der Weltkrieg brachte dann für Moeller die völlige
Entſchei=
dung für das Politiſche. Der Krieg führte die in langen Jahren
geiſtigen Ringens herangereifte Entwicklung organiſch und raſch
ans Ziel. Dieſes echte, tiefe Wachstum gab Moeller die
Ueber=
legenheit, Sicherheit und Schärfe des politiſchen Blicks und
Urteils gegenüber den Allzuvielen, die nach Jahren ſaturierter
Gleichgültigkeit und äſthetiſcher Unbekümmertheit glaubten, ohne
innere Umkehr und geiſtige Wende ins Politiſche hinüberwechſeln
zu können. Freilich erlaubte der Kriegszuſtand Moeller keine
praktiſche Entfaltung. Als Landſturmmann war er in
verſchie=
denen unbedeutenden Stellungen für den Oſten tätig. Nur
durch die kleine, an Wilſon gerichtete Schrift „Das Recht der
jungen Völker” ſuchte er ſich in die großen Ereigniſſe
einzuſchal=
ten. Erſt mit dem Zuſammenbruch 1918 war für ihn die Stunde
gekommen, in die aktive Politik einzutreten. Denn durch ſeine
erlebte Erkenntnis des Politiſchen war er inmitten ſeiner
Gene=
ration der Einſame, der wirklich wußte, was geſchehen war,
war er der Einzelne, der geiſtig gerüſtet war für das, was
geſchehen mußte. Im Juni=Club ſammelte er die Gleichgeſinnten
um ſich, und im „Gewiſſen” ſchuf er der „neuen Front” eines
geiſtigen Nationalismus die ſcharfe literariſche und publiziſtiſche
Waffe. Aus allem, was er auf ſeinem Wege erfahren, aus der
deutſchen Menſchengeſchichte und der Bedeutung von Blut und
Boden, aus dem Erlebnis des preußiſchen Staates und der
Erſchütterung des Weltkrieges wuchs ihm nach der Zerſtörung
des zweiten Reiches: „Das dritte Reich‟. Es iſt ſein letztes
und bekannteſtes Buch geworden. Es iſt das Vermächtnis einer
älteren Generation, die in den Erfahrungen des Krieges
poli=
tiſch geworden war, an die junge heimkehrende Generation, die
in den Stahlgewittern des Krieges gereift war. Moeller iſt es
nicht vergönnt geweſen, den Krieg an der Front zu erleben.
So konnte er wohl ein Wiſſender und Künder ſein, aber es
mußte ihm verſagt bleiben, ein Täter des „Dritten Reiches”
zu werden. Moeller hatte ſeine eigene Generation überwindend
im Durchbruch von der äſthetiſchen zur politiſchen Haltung
be=
wußt den Staat gefunden, aber die junge Frontgeneration trug
ſchon im Unterbewußten aus dem Gemeinſchaftserlebnis in der
Hölle des Krieges den neuen deutſchen Staat in ſich. Ihr wurde
Moeller Erwecker zu erkennender Bewußtheit und geiſtiger
Gerüſtetheit. Er wurde als der Avantgardiſt aus einer
Ueber=
gangsgeneration der Mittler zwiſchen einer wiſſend gewordenen
Vergangenheit und einer ahnungsvoll aufſteigenden Zukunſt.
Moeller war der großer Anreger des Stoffes, aus dem die
deutſche Revolution ducch den „unbekannten Soldaten” Tat und
Wirkiichkeit wurde.
Mittwoch, 4. April 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
HSchan devtonl Singapore.
Japan plank Kanalbau durch die Malayiſche Halbinſel und Ausbau des Iſthmus von Kra, die nächſte
Nachbarſchaft von Singapore, zu einem Flokkenſkükpunkk.
Jupuns Anndori
auf den verſtärkken Ausbau Singapores
durch Großbrikannien.
Von unſerem OO=Korreſpondenten.
London, 3. April.
Aus Singapore iſt ſoeben in London eine Nachricht
ein=
getroffen, die in England eine nicht geringe Beunruhigung
her=
vorgerufen hat, und die ſchlaglichtartig die äußerſt geſpannte
Lage im Pacific und die zunehmende anglo=japaniſche Rivalität
im Fernen Oſten beleuchtet. Dieſe Nachricht beſagt, daß
Japan die Abſicht habe, die Malayiſche
Halb=
inſel zu durchſtechen, d. h. an deſſen engſter
Stelle einen Kanal zu bauen und auf dieſe Art und
Weiſe den britiſchen Flottenſtütztpunkt von Singapore ſo gut
wie bedeutungslos zu machen. Um den genauen Sinn dieſer
Nachricht zu begreifen, iſt es erforderlich, ſich die Karte
anzu=
ſehen. Nimmt man dieſe zur Hand ſo ſtellt man feſt, daß die
Malayiſche Halbinſel nur zu zwei Dritteln Großbritannien
ge=
hört, und zwar nur der ſüdliche Teil, der das Hinterland von
Singapore darſtellt, und der nördliche Teil, der die länglich
ge=
artete Südſpitze von Birma bildet. Zwiſchen beiden aber liegt
ſiameſiſcher Beſitz. Die engſte Stelle der geſamten Halbinſel
iſt der zu Siam gehörende Iſthmus von Kra. Hier iſt die
Halbinſel nur 50 bis 60 engliſche Meilen breit. Und auf dieſen
Punkt es nun, auf den Japan in ſeinem unaufhaltſamen
Vor=
dringen nach dem Weſten und Süden neuerdings ſeine
gefähr=
liche Aufmerkſamkeit gerichtet hat.
Ueber dieſen neueſten Expanſionsplan Japans teilt aus
Singapore der Korreſpondent des „Daily Expreß” folgende
Einzelheiten mit: da das Gebiet, durch welches der geplante
Kanal geſtochen werden ſoll, zu Siam gehört, iſt auch der
Kanalbau nominell als ein ſiameſiſches Unternehmen geplant;
doch er wird voll und ganz von Japan finanziert werden und
würde infolgedeſſen nichts anderes als einen
japaniſchen Flottenſtützpunkt in nächſter
Nach=
barſchaft von Singapore darſtellen. Der Plan iſt
quaſi eine Antwort Japans auf den verſtärkten Ausbau
Singa=
pores durch Großbritannien. Die Methoden mit deren Hilfe
Japan in dieſer, für England lebenswichtigen Gegend vorgeht,
entſprechen voll und ganz der bewährten japaniſchen Tradition:
genau ſo wie 1904 in Korea und 1929 in der Mandſchurei
ſchafft Japan zuerſt künſtlich eine Bedrohung japaniſcher
Intereſſen” und greift dann unter dem Vorwand, dieſe
Inter=
eſſen ſchützen zu müſſen, kurzerhand ein. Es gilt in Singapore
als offenes Geheimnis, daß die kürzlichen Unruhen in Siam
durch japaniſche Agenten künſtlich hervorgerufen worden ſeien,
und daß Japan weiterhin ſchon alle Vorbereitungen treffe, um
bei einer Wiederholung derartiger Ereigniſſe nach Siam eine
Flotte zu entſenden und in Bangkok japaniſche Truppen „zum
Schutze japaniſcher Handelsintereſſen” landen zu laſſen. Japan
hat es auch verſtanden, die geſamte Preſſe von Siam unter
ſeinen Einfluß zu bringen. Dieſes zeigte ſich deutlich während
der geheimen Konferenz britiſcher Admirale, die zu Anfang
dieſes Jahres in Singapore ſtattfand. Die geſamte ſiameſiſche
Preſſe veröffentlichte damals täglich heftige Angriffe auf
Eng=
land und kritiſierte die britiſche Politik im Fernen Oſten aufs
ſchärfſte.
In Kürze, bei der engliſchen Oeffentlichkeit, beginnt immer
mehr der Eindruck vorzuherrſchen, daß überall im Fernen Oſten,
wo Situationen entſtehen, die ſo oder anders für engliſche
Intereſſen unangenehm und bedrohlich ſind, dieſe ſich ſtets als
Ergebnis irgendwelcher japaniſcher Machinationen herausſtellen.
Ueberall iſt Japans verborgene Hand am Werke.
Der britiſche Flottenſtützpunkt von Singapore iſt Japan
natür=
lich aus vielfachen Gründen ein Dorn im Auge: erſtens
ver=
ſperrt er Japan den Weg nach Indien und dem Nahen Oſten
und zweitens beſchränkt er in weiteſtem Maße Japans
Be=
wegungsfreiheit im Pazifiſchen Ozean. Das große Intereſſe, das
Japan für die neuen Befeſtigungsarbeiten in Singapore
be=
zeugt, iſt daher nur zu begreiflich. Singapore wimmelt zur
Zeit, wie die engliſche Preſſe behauptet, von japaniſchen Spionen.
Unter dem Deckmantel von harmloſen Kaufleuten, Handwerkern
Barbieren und dergleichen verſuchen Japaner in großer Zahl
ſich in Singapore niederzulaſſen. Die britiſche Behörden
konter=
karrieren derartige Verſuche der Japaner beharrlich. Sie ſchützen
die Geheimniſſe von Singapore aufs Sorgfältigſte. Aber Japans
Intereſſe für dieſen Punkt iſt zu offenſichtlich, um überſehen zu
werden. Und die engliſche Nervoſität um ſeinen Beſitz von
Singapore wird daher mit jedem Tage größer.
Vor allem, ſollte der neueſte japaniſche Plan eines
Kanal=
baus durch die Malayiſche Halbinſel zur Wirklichkeit werden,
ſo würde dieſes für Englanv Ausblicke
eröff=
nen, die wie ein engliſches Blatt meint, „zu
ſchrecklich ſind, um ſie in ihren ganzen
Aus=
wirkungen auszudenken”. Falls irgend eine Macht und
im beſonderen Japan an dieſer Stelle einen Kanal bauen und
dieſen beherrſchen wollte, ſo wäre das für England „eine
über=
aus ernſte Tatſache‟. Zunächſt mal würde ein ſolcher Kanal
die geſamte Südküſte von Birma und die geſamte, zu
Groß=
britannien gehörende und ſich nördlich von Singapore erſtreckende
Küſte der Malayiſchen Halbinſel faſt ſchutzlos feindlichen
An=
griffen ausſetzen. Dann aber würde ein ſolcher Kanal natürlich
auch die Eiſenbahnlinie, die von Bangkok nach Singapore führt,
und die geſamte Malayiſche Halbinſel durchläuft in der Mitte
unterbrechen und England den Transport von Truppen
unmög=
lich machen. Ganz abgeſehen davon, daß in dieſem Falle auch
die Landung feindlicher Truppen mit Leichtigkeit vollzogen
wer=
den könnte. Auf Grund all dieſer militäriſch=politiſchen
Be=
fürchtungen, aber auch aus rein wirtſchaftlichen Erwägungen
heraus beantworten die Engländer den japaniſchen Plan eines
Kanalbaus durch die Malayiſche Halbinſel mit einem eigenen
Gegenplan: wenn ſchon an dieſer Stelle, ſagen ſie, ein Kanal
gebaut werden muß, ſo ſollen ihn nicht die Japaner, ſondern
die Briten bauen! Genau wie es ſeinerzeit beim Bau des
Suez=
kanals der Fall geweſen, ſolle ſich Großbritannien hier ſchleunigſt
die alleinigen Rechte ſichern; der Kanal würde für die britiſche
Schiffahrt, die den Handel im Fernen Oſten beſorgt, eine
Kür=
zung der Route um 1500 engliſche Meilen bedeuten; er würde
auch das geſamte Gebiet von Südbirma wirtſchaftlich heben;
er wäre alſo ohne Zweifel ein wirtſchaftliches Unternehmen,
das ſich raſch bezahlt machen würde; und England ſolle ſich
be=
eilen, in dieſer Frage zu handeln, ehe es andere tun und ehe
es ſich zu ſpät erweiſen könnte.
Japan verlangk die Abſchaffung des
Flotken=
ffühpunkkes von Singapore.
EP. Tokio, 3. April.
Wie die Blätter melden, beabſichtigt die japaniſche
Regie=
rung auf der nächſten Seeabrüſtungskonferenz die Abſchaffung
des engliſchen Flottenſtützpunktes in Singapore zu fordern. Die
japaniſche Forderung geht von der Vorausſetzung aus, daß durch
den Ausbau von Singapore das Gleichgewicht der Kräfte im
Fernen Oſten zu Ungunſten Japans verlagert werde.
Ein geheimnisvoller Spionagefall
in der engliſchen Marine.
Ueber einen geheimnisvollen Spionagefall in der engliſchen
Marine berichtet der „Daily Expreß‟. Das Blatt meldet, daß
wäh=
rend der kürzlich ſtattgefundenen Manöver an der Küſte von
Afrika ein geheim zu haltender Apparat an Bord eines
Schlacht=
ſchiffes photographiert worden ſei. Hierauf ſei ſofort an Bord
des Schlachtſchiffes eine Unterſuchungskommiſſion
zuſammengetre=
ten, worauf eine Perſon verhaftet wurde. — Nähere Einzelheiten
über den Fall werden von der Admiralität nicht ausgegeben.
Offizielle engliſch=japaniſche
Handelsverkrags=
verhandlungen.
Wie aus Regierungskreiſen verlautet, hat die japaniſche
Regierung ſich nunmehr nach dem Zuſammenbruch der privaten
engliſch=japaniſchen Textilverhandlungen bereit erklärt, mit der
engliſchen Regierung in direkte Handelsvertragsverhandlungen
einzutreten. Dabei ſöll die Lage der engliſchen Textilinduſtrie
eine beſondere Berückſichtigung finden. Die Verhandlungen
werden vorausſichtlich in London ſtattfinden, können aber kaum
vor Ende Mai beginnen.
Selkſame Aprilſcherze.
Aprilſcherz erregte am Zarenhofe Panik
am 1. April 1914.
(Der Brand von Moskau als Aprilſcherz Peters des Großen. —
Geheimnisvoller Unbekannter ſchmuggelte eine Thronentſagung
unter die Staatspapiere des Zaren Nikolaus II. — Aprilſcherz
über die Kaiſerkrönung Napoelons III.)
In einer alten Sammlung von Anekdoten war das Leben des
Zaren Peters des Großen, über das tauſende wahre oder gut
er=
fundene Geſchichten verbreitet ſind, wird erzählt, wie er einſtmals
ſich am 1. April mit dem Brand von Moskau einen „Scherz”,
machte. Peter der Große war, wie wir aus den Memoiren der
Markgräfin von Bayreuth, der Schweſter Friedrich des Großen,
wiſſen, ein derber Mann, der rauhe Scherze liebte. Die ſpätere
Markgräfin Wilhelmine hatte als junges Mädchen den Zaren
kennen gelernt, als er ihren Vater, König Friedrich Wilhelm I.
von Preußen, in Berlin beſuchte. Wenn man die Perſönlichkeit
des Zaren aus den Memoiren der Markgräfin kennen gelernt
hat, iſt man auch nicht darüber überraſcht, daß er ſeine gehorſamen
Untertanen auf recht derbe Weiſe am 1. April narrte. Er ließ
nach der Anekdotenſammlung in der Nacht vom 31. März zum
1. April auf einem großen Felde in der Nähe von Moskau große
Holzſtöße errichten, die mit Oel getränkt waren, um gut zu
bren=
nen. Soldaten ſperrten das Feld ab, damit kein Menſch vorzeitig
einen Einblick in die Maßnahmen tun und den Scherz des Kaiſers
verraten könnte. Am nächſten Morgen, als der 1. April graute,
ließ er die Holzſtöße in Brand ſtecken, ſo daß es den Anſchein hatte,
als ob ein ganzes Stadtviertel brennt. Berittene Soldaten
ſpreng=
ten durch die Straßen der Stadt und riefen: „Moskau brennt!”
Das Volk ſtrömte erſchreckt zuſammen; aber da tauchte der Zar
auf und rief: „April! April!‟ Dieſer recht derbe und kindliche
Scherz erhält allerdings dadurch eine gewiſſe Intereſſantheit, daß
er prophetiſch war, denn ungefähr ein Jahrhundert ſpäter ertönte
wieder der Schreckensruf: „Moskau brennt!‟ Diesmal aber war
es kein Aprilſcherz, ſondern furchtbare Wirklichkeit, denn die Stadt
wurde auf Befehl des Kommandeurs angezündet, um dem
ſieg=
reichen Vordringen des Kaiſers Napoleon I. in Rußland einen
Halt zu gebieten. Tatſächlich wurde der Brand von Moskau für
Napoleon ein ſchwerer Schlag, der ſeinen endgültigen Sturz
vor=
bereitete. Nach anderen Mitteilungen ſoll Peter der Große dieſen
Aprilſcherz in Petersburg in Szene geſetzt haben. Dies iſt aber
nicht wahrſcheinlich, da Petersburgg erſt auf ſeine Anregung
er=
baut wurde, und der „Scherz” noch nicht das nötige Aufſehen
er=
regt hätte.
Der ruſſiſche Zarenhof war ungefähr 200 Jahre ſpäter die
Stätte einer eigenartigen Panik, die durch einen „Aprilſcherz”
hervorgerufen wurde. Es ſind jetzt gerade 20 Jahre her. Es war
am 1. April 1914, kurz vor Ausbruch des Weltkrieges. Unter den
amtlichen Schriftſtücken, die täglich dem Zaren zur Unterſchrift
vorgelegt wurden, befand ſich an dieſem Tag eine Urkunde, die
der Zar, der alles vor der Unterſchrift genau durchlas, mit
Stau=
nen und Empörung ſah. Es war nämlich darauf ein Text, durch
den er ſeine Thronentſagung ausſprach. Es hatte ſich anſcheinend
jemand mit dem Zaren einen Aprilſcherz gemacht. Trotzdem erregte
dieſer, offenbar recht harmloſe Vorgang am Zarenhofe große
Panik, denn man fragte ſich entſetzt, wie es möglich war, daß eine
ſolche Urkunde unter die amtlichen Zarenſchriften gelangen konnte.
Dieſe Schriften befanden ſich in den Händen der treueſten Diener
des Zaren. Der Zar ſelbſt, ſeine Familie und ſein ganzer Hof
wurden aufs allerſchärfſte von der Ochrana bewacht, ſo daß kein
Unberufener in das Schloß oder gar in die Nähe des Zaren
ge=
langen konnte. Es wurde eine ſtrenge Unterſuchung angeordnet,
wie es möglich war, daß ein Außenſtehender einen derartigen
Aprilſcherz ausführen konnte. Wenn das möglich war, dann war
auch die Sicherheit des Zaren nicht gewährleiſtet, denn ebenſo,
wie dieſen harmloſen Anſchlag, konnte jemand auch einen weniger
harmloſen vorbereiten und durchführen. Die Unterſuchung, die
von der Ochrana geführt wurde, ergab nichts, denn die Beamten
der kaiſerlichen Schriftenabteilung waren über jeden Verdacht
er=
haben, und der geheimnisvolle Unbekannte wurde nicht entdeckt.
Die Tatſache ſelbſt wurde nur wenigen Perſonen bekannt. Der
Chef der Geheimpolizei leugnete, daß ſich ein deratiger „
April=
ſcherz” in den Gemächern des Zaren ereignet habe, und er konnte
es tun, denn die Beweiſe wurden ſofort vernichtet. Trotzdem aber
herrſchte, wie Hofbeamte wiſſen, in den nächſten Wochen am
Zarenhofe eine eigenartige Panikſtimmung, die zu einer
Ver=
ſtärkung des Geheimdienſtes führte. Auch dieſer Aprilſcherz wurde
nicht lange darauf Wirklichkeit.
Auch Frankreich hatte ſeinen „hiſtoriſchen” Aprilſcherz, der
allerdings damals nicht viel beachtet wurde. Es war um die Zeit,
als der Stern des Prinzen Bonaparte in Frankreich zu ſtrahlen
begann, ohne daß man die Entwicklung ahnen konnte, die dieſer
ehrgeizige Neffe des Korſen nehmen ſollte. Ein „Extra=Blatt”,
das als Aprilſcherz in Paris erſchien und die Kaiſerkrönung des
Prinzen ſchon zu einer Zeit verkündete, als davon noch keine Rede
war, kann auch nicht als ſehr originell und erfindungsreich
be=
zeichnet werden, denn der Prinz hatte in Napoleon I. ein
Vor=
bild, dem er nachahmen konnte, und es war auch für einen
poli=
tiſch Ungeſchulten nicht ſchwer, zu erraten, daß der Prinz mit dem
Plane umging, die Dywaſtie Bonaparte aufs neue auf den
fran=
zöſiſchen Kaiſerthron zu ſetzen, den Napoleon I. begründet hatte.
Man vermutete damals, daß der „Aprilſcherz” von dem Prinzen
Bonaparte, dem ſpäteren Kaiſer Napoleon III. ſelbſt in Szene
geſetzt worden war, da er daraus die Stimmung der Pariſer er=
Nr. 92 — Seite 7.
Auslälttor eutals.
Calais ſoll zu einem U-Book=Flokkenſtühpunkk
ausgebauf werden.
Während des Krieges war es zwar die Anſicht aller, daß die
Engländer niemals wieder aus Calais herausgehen würden. Sie
haben aber nach Kriegsende dieſen wichtigen franzöſiſchen
Kriegs=
hafen doch geräumt, obwohl, ſie ſich ſchon häuslich niedergelaſſen
und ſogar Kaſernen aufgeführt hatten. Es ſcheint aber alſo, ob
ſich die Franzoſen in freundſchaftlicher Ausſprache den
Engländern gegenüber verpflichtet hatten, ihrem
Hafen Calais keine militäriſche Bedeutung zu
geben. Denn ein Kriegshafen Calais wäre tatſächlich für
Eng=
land eine ſchwere Gefahr. Aber die Franzoſen ſind doch
in der Nachkriegszeit dazu übergegangen,
er=
hebliche Streitkräfte in Calais zu ſtationieren,
ſo daß dieſer Hafen zum Ausfallstor gegen England geworden
iſt. Jetzt wird bekannt, daß die Franzoſen aus
Ca=
lais einen großen Unterſeebootshafen machen
wollen. Das „Journal” behauptet, daß die erforderlichen
Bau=
arbeiten bereits in Angriff genommen worden ſeien. Dieſe „
Jour=
nal”=Meldung wird unzweifelhaft in England ſenſationell
wir=
ken. England weiß ſchon heute, daß es im Falle einer kriegeriſchen
Verwicklung mit Frankreich ſofort durch die franzöſiſchen U=
Boots=
geſchwader umklammert werden kann. Wenn jetzt noch
unmittel=
bar auf der anderen Seite des Kanals die modernſten
franzö=
ſiſchen U=Boote ſtationiert werden, dann braucht Frankreich nur
auf den Knopf zu drücken, um jederzeit den geſamten engliſchen
Verkehr durch den Kanal nach Amerika, Afrika und Indien zu
unterbinden.
Waffenſchmuggel nach Frankreich.
* Eine beſondere Spezialität verſchiedener Pariſer
Zei=
tungen iſt die Veröffentlichung ſenſationell aufgebauſchter
Mel=
dungen über den Waffenſchmuggel nach Frankreich. Nicht alles
entſpricht den Tatſachen, was von dieſer Preſſe gemeldet wird.
Vor allem gehören die Behauptungen in das Reich der Fabel,
die davon ſprechen, daß von deutſcher Seite her Waffen der
verſchiedenſten Art heimlich über die Grenzen gebracht würden.
Das ſind Erfindungen, die ſchon früher die Runde machten,
und auf die man jetzt wieder zurückgreift, um Deutſchland von
vornherein ein gewiſſes Maß von Schuld für den Fall neuer
blutiger Ausſchreitungen aufzubürden.
Aber ſoviel iſt aus der Fülle der Schmuggelmeldungen doch
richtig, daß extrem eingeſtellte politiſche
Grup=
pen in Frankreich — ſowohl auf der Rechten wie auf den
Linken — erhebliche Anſtrengungen machen um
in den Beſitz von Waffen zu gelangen.
Aus=
gangspunkt für den Schmuggel ſcheint Belgien zu
ſein. Auch die Beobachtungen der franzöſiſchen Behörden haben
ergeben, daß namentlich in dem belgiſchen
Waffen=
zentrum Lüttich Handfeuerwaffen aller Kaliber, ebenſo
Gewehre und auch Maſchinengewehre angeboten werden, und
daß ſich allerlei dunkle Exiſtenzen mit dem Verkauf derartiger
Schießgeräte beſchäftigen. Man erzählt ſich in Lüttich ſelbſt
allerlei Schauermärchen über einen großen Unbekannten, der
das Haupt aller Waffenſchmuggler ſein ſoll und der Waffen
gleich waggonweiſe über die franzöſiſche Grenze verſchiebt.
Das iſt ſicherlich übertrieben. Aber auf tauſend
Schleich=
wegen ſcheinen doch allerlei Waffenarten nach Frankreich hineins
zugelangen, ſei es, daß man die Waffen über die grüne Grenze
bringt, ſei es, daß man Frachtbriefe fälſcht und ſie per
Eiſen=
bahn befördert. Aber die franzöſiſche Grenzpolizei und die
Zollbeamten ſind außerordentlich ſcharf und ſie haben zudem
noch neue Anweiſungen bekommen, darauf zu achten, ob nicht
Einzelperſonen in ihrem Handgepäck Schußwaffen nach
Frank=
reich hineinzuſchmuggeln verſuchen. Aber die Erfahrungen, die
wir mit den Kommuniſten gemacht haben, haben den Beweis
geliefert, daß es doch immer noch Mittel und Wege gibt um
Waffen aus dem Auslande hereinzubekommen. Es iſt natürlich
mehr als ſchwer, mit irgendwelchen Ziffern über die Größe
und den Umfang dieſer geheimen Sendungen aufzuwarten. Aber
die politiſchen Verbände in Frankreich richten
ſich doch mehr und mehr darauf ein, daß eines
Tages zu den Waffen gegriffen werden muß.
Angeſichts der Mißſtimmung in allen Kreiſen der franzöſiſchen
Bevölkerung iſt es gar nicht ſo ausgeſchloſſen, daß es über kurz
oder lang doch wieder zu Ereigniſſen kommt, die ſich mit den
Tumulten auf dem Concordienplatz vergleichen laſſen, die aber
unzweifelhaft noch blutiger ausfallen werden.
kennen wollte. Das „Extra=Blatt” erregte aber kein Aufſehen=
Man lachte und ſagte: „April! April!”
* Darmſtädker Künſtler in Baden=Baden.
Die evangeliſche Stadtkirche in Baden=Baden war trotz des
ſonnigen Wanderwetters am Karfreitag nachmittag bis auf den
letzten Platz gefüllt. Unter der zielbewußten Stabführung des
Dirigenten Gſcheidlen kam die von Prof. Noack=Darmſtadt
bearbeitete Johannes=Paſſion von Händel zur Wiedergabe. Das
Werk wirkt in dieſer Bearbeitung durch reine
dramatiſch=
bewegte Schlichtheit wie eine volkstümliche Erzählung, ſtark,
packend. Neben der Baden=Badener Soliſtin Wilhelmine
Gſcheid=
len (Mezzoſopran) waren es beſonders die drei Darmſtädter
Künſtler, die an dem großen Erfolg Anteil hatten: Frl. Lilli
Rückwardt (Sopran), Heinrich Landzettel (Tenor),
Dr. Friedrich Noack (Baß).
Frl. Rückwardts Sopran kam bei den Arien ſchon zu voller
Entfaltung. Von allerſtärkſter Wirkung aber war die klare,
reine, ſchwingende Stimme der jungen, vielverſprechenden
Künſt=
lerin, der man nach dieſer Probe ihres Könnens noch oft in
Oratorien=Partien begegnen möchte, in dem weihevoll=ruhigen
Quartett=Schlußſatz.
Der Evangeliſt wurde von dem weichen, tröſtenden Tenor
Heinrich Landzettels, der auch den inneren Gehalt der Worte
voll ausſchöpfte, mit vollendeter Künſtlerſchaft in großer
Ein=
fachheit geſtaltet und die Baß=Partie (Pilatus, Jeſus) lag bei
Prof. Noack ſelbſt in den beſten Händen.
So kann Darmſtädter Kunſt einen ſtarken Erfolg verbuchen.
Lpd. Heidelberg. Profeſſor Dr. Joſt, ſeit 1919 als Direktor
des Botaniſchen Inſtituts wirkend, iſt im Alter von 69 Jahren
in den Ruheſtand getreten. Er iſt ein bekannter Pflanzenforſcher
der vorher längere Zeit in Straßburg gewirkt hat. In die Zeit
ſeiner Heidelberger Tätigkeit fällt vor allem der Ausbau des
Botaniſchen Gartens.
Graf =Alexander Stenbock=Fermor: Das Haus des Hauptmanns
von Meſſer”. (Leinen 2.40 RM. Werner Plaut Verlag,
Wup=
pertal=Barmen.)
Graf Alexander Stenbock=Fermor überraſcht mit einer ſorglos
ſpielriſchen Erzählung. In autobiographiſcher Form ein paar
Bil=
der aus einem mecklenburgiſchen Dorf. Draußen wird die
Nach=
kriegswelt geſchüttelt von den Ereigniſſen der Zeit — drinnen im
Hauſe des Hauptmanns von Meſſer, weit von der Stätte der
Ent=
ſcheidungen, in norddeutſcher Einſamkeit, iſt von den großen
Stür=
men kaum ein Lufthauch ſpürbar. Den kleinen Dingen des Alltags
iſt man liebevoll hingegeben. Wie aber hat der Verfaſſer ſie
ge=
ſehen und dargeſtellt! Stenbock gibt feſtem kurzen Zugriff, ohne
ſonderlichen Aufwand gutſitzende Skurrilitäten, er hat aus den
rlebniſſen zu ſeinem natürlichen Humor ſich
zurück=
gefunden.
Seite 4 — Nr. 92
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Todes=Anzeige.
Heute morgen entſchlief ſanft nach kurzer
ſchwerer Krankheit meine liebe,
treu=
ſorgende Mutter, Schwiegermutter,
unſere liebe Schweſter, Schwägerin und
Tante
Frau
geb. Holler
nach kaum vollendetem 62. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Otto Nikolai.
Darmſtadt, den 2. Apri. 1934.
(3873
Herrngartenſtr. 29
Die Beerdigung findet Mittwoch, den
4, April 1934, nachm. 3 Uhr, von der
Kapelle des Waldfriedhofs aus ſtatt.
Mittwoch, 4. April 1934
Für die liebevolle Teilnahme, die uns beim
Heim=
gange unſeres lieben, unvergeßlichen Entſchlafenen
zuteil wurde, ſagen wir herzlichſien Dank.
Lina Kolb, Liebigſtraße 77.
Fam. Ph. Eckſtein, Pareusſtraße 40.
Statt beſonderer Anzeige.
Am Oſterſonntag iſt meine liebe Frau,
unſere gute Mutter und Schweſter
Sophie Becker
geb. Riiſert
nach längerem Leiden im Alter von
65 Jahren ſanft entſchlafen.
Oberbaurat i. R. Wilhelm Becker,
Worms
Studienrat Dr. Roemheld, Hannover
Syndikus Dr. Müller, Worms
Oberſchulrat i. R. Ritſert, Darmſtadt
und Familien.
Worms, am 1. April 1934.
Die Beerdigung findet in Darmſtadt auf
dem alten Friedhof am 5. April um
(3868
11 Uhr ſtatt.
Nach über 7jähriger Ausbildung an Würzburger
Instituten und Kliniken und nach langjähriger Tätigkeit
als Chefarzt des Röntgeninstituts der A.O.K. Darmstadt
habe ich mich hier, Grafenstraße 24, als
Facharzt für innere Krankheiten
niedergelassen
Fernruf 4590 — Sprechzeit: 9½—11 und 5—5 Uhr
Röntgen-Untersuchung — Lichtbehandlung
Dr. med. F. Peitason
Zugela ssen zu allen Kran ken kassen
3693b
Am 29. März wurde uns meine liebe
Tochter, unſere gute Schweſter,
Schwä=
gerin, Tante und Nichte
Anna Engel
durch plötzlichen Tod entriſſen.
Die irauernde Familie.
Darmſtadt, Fez. am 31. März 1934.
Die Beerdigung fand in der Stille ſtatt.
Praxis verlegt
nach
Frankkurterstr. 16½, I.
Dr. Karl Rockemer
Facharzt für Hals-, Nasen- und
Ohrenkranke (3874b
Zurück!
Frauenarzt
Dr. Klaus Hoffmann
Annaſtr. 20 (*) Fernſpr. 53
Endivien
3 Stück 25 Pfg. Boden, 2 Kell.
Blumenkohl
Stück 28-35 Pfg.
Prachtvoll. gelb.
Pfd. 35 Pfg.
Faßbender, Beſichtigung nur
Häte
aller Art werden
gereinigt, gefärbt
u. faſſoniert. (a
9. Riffelffür Arzt oder
39 Grafenſtr. 39,
gegenüber der
Stadtkaſſe.
Nachruf.
Im Alter von 65 Jahren verſchied am
29. b. Mis. nach längerem, ſchweren
Leiden unſer früherer Mitarbeiter
Geschäfts-Empfehlung!
Meiner werten Kundſchaft und Nachbarſchaft,
den geehrten titl. Bauämtern und Herin
Archi=
tekten zur gefl. Mitteilung, daß ich mein Ge chäft
unter Mithilfe mneines Sohnes Heinrich ab
3. April d. Js. unter dem Namen
Jakob Schönig & Sohn
Beerdigungsgeſchäft, Bau= u. Möbelſchreinerei
ſowie alle in unſer Fach einſchließ ende
Unter=
haltungsarbeiten an Rolladen, Jalouſieladen
u. dergl. umbeizen und aufpolieren von Möbeln
weiterführe. — Es ſoll unſer eifrigſtes Beſtreben
ſein, unſere Kundſchaft nach jeder Richtung
zufriedenzuſtellen. — Für das mir ſeit 35 Jahren
gewährte Vertrauen dankbar, bitten wir höflichſt,
dasſelbe auch ferner uns beiden zukommen
zu laſſen.
Jakob Schönig & Sohn
Beerdigungsgeſchäft, Bau= u. Möbelſchreinerei
Klappacherſtraße 78. (3871
Heinrich Orth
Bräutigams Knoblauchsaft
der nach 10jähriger treuer Tätigkeit
in der Fabrik am 30. April 1927 in.
den Ruheſtand verſetzt wurde.
Wir werden dem Verſtorbenen ſiets
ein ehrendes Gedenken bewahren.
E. Merck, Darmſtadt.
Die Arbeiter=und Angeſtelltenſchaft
der Firma E. Merck
(3896
Zrztl. empfohl. bel: Arterienverkalk., hoh. Blutdruck, Rheuma,
Gicht,Asthma, chron. Bronchialkat. ,
Lungen-
leiden, Darm- u. Magenstörung., Würmern,
blutreinigend und appetitanregend.
1ſ; Flasche Rm. 2.70, 1ſ Flasche Rm. 1.45
Knoblauchöl i. Kaps. Rm. 1.55 p. Schacht.
S Zu haben in den Apotheken u. Drogerien.
A. Bräutigam & Co., Hamburg 8 probe!"
Bei Sterbefällen
Beerdigungsgeſchäft (145e
Georg Beſt
Telefon 987
Bismarckſtraße 21
25jähr. gut erz.
deutſches Mädel,
kath., berufstät.,
blond (r. ariſch)
möchte einen
ge=
bild., charakterv.
Herrn k. lernen
zw. ſpät. Heirat.
Auch Witw. m.
Kleinkind nicht
ausgeſchloſſ. Nur
ernſtgem.
Bild=
zuſchr. erbet. u.
O. 188 a. d. Geſch.
bei mir kauft. haf die Gewähr,
äußerst geschmackvoll und
preiswert bedient zu sei
Heinrichstr. 67. Annahme v. Bedarfsdeckungsscheinen
Alte Hüte
werden in allen
Kopfw. modern
umgearbeitet,
— u. 2.20 Mk.
Oldigs, (a
Hölgesſtr. 1 1. Lad.
Wer leidet
an unreinem Blut, unreinem Teint, Rheuma
oder anderen Stoffwechsel-Krankheiten?
Vulneral-Teenn
Pakete zu RM. 0.91, 1.77, 3.19
Bestandteile auf der Packung
Herst. Apoth. P. Grundmann, Berlin W 30, Geisbergstr. 38
In allen Apotheken zu haben (1V 1873
Damenhüte
werden modern
und billig
umge=
arbeitet. Nieder=
Ramſtädter=Str.
16, Hth., III. (b
V
Neckarſtraße 14
3 Büroräume i.
1. Stock per 1. 5.
ſowie die Part.=
Wohng. per 1.
z. vermiet. Aus
kunft daſ. 2. St
Beſichtig. zwiſch
11 u. 1 Uhr.
au=
ßer Sonntags
Sehr schöne
Geschättsräume
in belebter Lage, in groß. Eckhaus
zu vermieten. Ang u. O 217 Gschst.
Heinrichſtr. 40, 1. Stock
ſchöne 5 (6)=Zimmerwohnung zu
vermieten Anzuſehen von 3-5 Uhr.
Näheres bei Heck, Mathildenſtr. 23
2. Stock.
(3870b
Geräumiger
Snben
(
Lebensmittel=
geſchäft) in gut.
Lage, ev. mit 5=
Zim.=Wohng., p.
zu vermieten. (b
Off. O. 212 Gſch. (am Herdweg)
Per 1. Juli
zu vermieten:
6=Zimmer=
Wohnung,
Gartenbenutzg.,
ruhige Lage.
Näh. Geſchſt. (b
Zarter, gelber /Sonn. 6=Z.=Whg.
nebſt Bad, zwei
Blütenweißer zu verm. Evtl.
auch der ganze
Stock durchgeh
mit 12 Zim., 2
Romainſalat Küch., 2 Badez.,
4 Bod. u. 4 Kell
Telefon 700. (c zwiſchen 10 u. 4
mögl. Hügelſtr.
Nr. 15, Laden. (2
Elugbethen
ſtraße 21
Schöne
Sechs=Zimmer=
Wohnung,
Büro geeignet,
mit Garage, z.
1. Juli zu
ver=
mieten. Anfrag.
Fr. Tillmann
(Laden)
Telefon 2231. (a
5=Zim.=Wohnung
Erdgeſchoß.ℳ455
zuml.
Maibezieh=
bar,zu vermieten.
Anton, Mühlſtraße 28 ſtelle p. 1. Jult
Herrſchaftliche
5=
Zimmerwoh=
nung
in gutem Hauſe
mit Bad u. allem
Zubehör, p. 1. 7
zu vermiet. Näh
zu erfragen bei
Lein, Beckſtr. 91
4. St. Zu ſehen
ab 5 Uhr.
In guter
Wohn=
lage ſchöne
ge=
räumige ſonnige
nung
m. Küche,
Speiſe=
kamnmer, Bade=u
Manſardenzimm.
Balkon u. großer
Veranda, Keller
uſw. zum 1. Juli
an ruhige Mieter
preiswert zu
ver=
mieten.
Zuſchrif=
ten unt O. 206
Geſchäftsſtelle.
Eliſabethen=
ſtraße 48, I.
5 Zim. m.
reich=
lich. Zubeh. weg.
Sterbefall p. 1.
April zu verm.
Monatlich 90 ℳ.
Näh. im Laden Wohnung
daſelbſt.
(a
Gruner Weg 26,I Keller u. Boden
5=Zim.=Wohng.
mit allem Zube
hör zum 1. Juli
zu vermiet.
Vor=
mittags zu
be=
ſichtigen.
eden Morgen
4
unger!
Verſuchen Sie
dieſes Rezept
heute abend
Dank dieſer
bemer=
kenswerten Erfindung
kann man Falten zum
Verſchwinden bringen
und der Haut ihre
ju=
gendliche Schönheit
wie=
dergeben.
DieWiſſenſchaft iſt der
An=
ſicht, daß es der Verluſt der
Haut an gewiſſen
Aufbau=
ſtoffen iſt, der Falten und
welke Haut verurſacht.
Dieſe wertvollen. Stoffe
lönnen jetzt der Haut durch
die Erfindung des Wiener
Univerſitätsprofeſſors Dr.
Steiskal wieder zugeführt
werden.
Das genau nach Prof. Dr.
SteiskalsVorſchrift aus der
Haut junger,beſonders
aus=
gewählter Tiere gewonnene
„Biocel” enhält die Aufbauſtoffe leben= Haut mit der roſafarbigen Tokalon
der Hautzellen. „Biocel” iſt in der ro= Hautnahrung regelmäßig zu behandeln.
ſafarbigen Tokalon Hautnahrung ent= Schon nach kurzer Zeit werden Sie
halten. Durch deren Gebrauch kann eine eine erſtaunliche Veränderung in der
gealterte, welke Haut ernährt und ver= Klarheit und Friſche Ihrer Haut
be=
jüngt und en unreiner Teint klar und merken. Der dauernde Gebrauch dieſer
friſch gemacht werden.
Hautnahrung wird Ihren Teint über
Beginnen Sie noch heute abend, Ihre / alle Erwartungen hinaus verjüngen.
Jede Leſerin dieſes Blattes kann nun ein Gratis=Schönheitspächchen erhalten,
das 3 kleine Tuben Creme Tokalon für Tag= und Nachigebrauch und 4 Probepäckchen
von Tokalon Cold Cream Puder enthält. Anforderungen mit 8 Pfg. in Marken
für Portoſpeſen an: Aſche & Co., Hambuarg. Poſt Altona/E. Fiſchersallee 3 B.
Wohlungs=
Nachweis
Eliſabethenſtr. 30
H. 1. St., f.
Haus=
beſitzer, Vermiet.
u. Mieter günſt.
ſofort od. ſpäte: Moſerſtr. 11
2. Stock.
6=Zim.=Wohng.
m. Loggia,
Bal=
kon Veranda,
Aufzug. große
Schöne, große
Diele, fl. Waſſ.,
ſonnige
eingericht. Bad
Sieben=Zimmer=/9 Manſ.=Zimm.
Wohnung 2 Keller, groß
mit all. Zubeh., Speicher in frei.
Gartenbenutzg., u. ruhiger Lage
zum 1. Juli. — f. 145.— z. ver=
Anzuſeh. v. ½11/mieten. Beſicht.
bis ½1 Uhr vm. nach Vereinbar.
im Büro
u. von 6—7 Uhr
abds.: Heinrich= Dr. Brücher,
ſtraße 64, I. (alRheinſtr. 19. (a
5=Zim.=Wohng.
in
Morneweg=
platz 3, I und
Boelckeplatz 23, I
zu vermieten.
Näh. nach
Be=
ſichtigung durch
Ruf 204.
Schöne, ſonnige
5=Zim.=Wohng.,
1. Stock. m.
Bal=
kon, Badezimm.,
Fremdenzimmer
u. Zubehör, ruh.
freie Lage, in d.
Nähe der
Halte=
zu vermieten.
Klappacherſtr. 4,
part. Anzuſehen
von 11—1 Uhr.
Sonnige
5=Zim.=Wohng.
mit Bader. und
Zubehör
Land=
graf=Philipp=
Anlage 52, I. ab
1. 5. 34 zu
ver=
mieten. Anzuſeh.
v. 10—1 u. 4—6.
5=Zimmevwoh= (Wilh. Jäger=Str.
1, III., geräum.
5=Zim.=Wohng.
mit
Kohlenauf=
zug u. reichlich.
Zubehör z.
ver=
mieten. Näheres
Nd.=Ramſtädter=
Straße 57, I.
Schöne herrſchftl. bill. zu vermieten
5=Zimmer=
Wohnung
im 2. Stock zu
verm. Erfragen
Hügelſtr. 30, I. *
Schöne
5Zimmer
1. Stock. Bad, 2
kammer per ſof. elelektr. Licht. (
oder 1. Juli zu /Soderſtr. 6½, II.,
vm. Näh.
Land=
wehrſtr. 1. pt. (b
Blattpflanzen,Palmen,Kakteen
haben das ganze Jahr hindurch ein schönes frisches
Aus-
sehen, wenn man ihnen ab u. zu eine kleine Menge Nährsalz
Marinoe im Gießuasser
(1 St 2808
zuführt. Diese Düngung hat sich am besten bewährt.
Drogerien, Blumengeschäfte u. Samenhandlungen empfehlen
Mairol als den besten Pflanzendünger. Dose 50 Pfg.
Neu errichtete
2=Zimmer=Wohnung
Karlſtraße 20, zu
vermieren. Näh.
bei L. Netz, II.
Hobrechtſtr. 7
ſchöne 2=Zimm.=
Wohnung z.
ver=
mieten. Näh. zu
erfrag. zwiſchen
3 und 4 Uhr im
1. Stock. (C
Die erste Pllicht -
Dein Augenlicht!
Optiker
(23a
Spaethe
Schuchardstraße 11.
721
„Atkl
Sonnige
Zimmer
5—6=Zimmer=
„Kücheinſchöner! Wohnung
Lage an alleinſte: (Erdgeſchoß) mit
hendePerſon zum Garten. Heidel=
1 Maievtl. ſpäter berger=,
Neckar=
billig z. vermieten
Näheres Geſchſt.
K
Zentrum
Neubau freundl.
möbliert. Zimmer
Schleiermacher=
ſtraße 22,p. rechts
Sandſtr.=Gegend
zu miet. geſucht.
Angebote unter
O. 186 Geſchſt.
„Großes möbl.
Zimmer
mit 1 od. 2 Bett.
zu vermieten. Zu
erfr Geichſt.
Rheinſtr. 47, II.
möbl. Zimmer zu
vermieten
Riedeſelſtr. 72
möbliert. Zimmer
am Kapellplatz,
gut möbl. ſonnig.
Zimmer zu verm.
Friedrichſtr. 23,p.
ſchöne
Fünf=Zimmer=
Wohnung
m. Zubehör per
1. Juli d. J. zu
vermieten. Näh.
bei Ernſt Horſ.
Goddelau.
Tel. Nr. 4.
Scho. 5=Z.=Wohn.
in frei. Lg. z. 1.
Juli. Pr. 100ℳ.
Näh.: Heidelb.=
Str. 67,p. T. 4980.
12.
Geräumige
5=Zim.=Wohng.,
freie Lage,
Bal=
kon, Bad, reichl.
Zubehör, auf 1.
Juli zu vermiet.
10—12
—4
Näh. Geſchäftsſt.
Schöne, i.
Stadt=
innern gelegen
4=Zimmer=
Wohnung,
Stock, preisw
ſofort zu verm.
Anfrag.:
Mühl=
ſtraße 12.
Kla=
viergeſchäft. (b
4—5=Zimmer=
Wohnung
zu vermieten im
2. Stock.
Herd=
weg 66. E.
Luiſenſtraße 40,
Vorderh. I. Stoc
3 Zimmer und
Zubehör ℳ 60.—
Seitenbau I. St.
4 Zimmer und
Zubehör ℳℳ 50.—
Aliceſtr. 37, II.,
ſchön möbliertes
Zimmer ſofort zu
vermieten.
Mollerſtr. 29, II.,
gut möbl Zimmer
ſof zu vermieten.
Gut möbl. Zim.
per ſof. zu
ver=
mieten.
Hügel=
ſtr. 15. Laden. (a
Möbl. Zimmer
zu vermieten.
Grafenſtr. 8, II.
Kirchſtr. 12,III.r.
möbl. Zimmer
zu vermieten.
Saalbauſtr. 11,
gut möbl. Zim
mer preiswert z.
vermieten.
Wentd Alansd 41 8 dustl.
Zegr 1g56
Gut möbl. Zim.
per ſof. zu
ver=
mieten.
Hügel=
tr. 15, Laden. (a
Leer. Zimmer,
am liebſt. Part.,
geſucht. Off. u.
O. 190 Geſchſt.
Geräumige
4= od. 5=Zimmer=
Wohnung
in gutem Hauſe
z. 1. Juli geſucht.
(3 Erwachſene
pünkt.
Mietzah=
er.) Ang. unt.
O. 85 Geſchſt.
5-6=Zim=Wohn.
geſucht: gebe
chöne 4=Zimm.=
Wohng. in Tauſch.
jetzige Miete 37 ℳ.
Ang. O.194Geſch
Zim.=Wogn
mit Bad und all
Zubehör von
Be=
amtenfam (4
Er=
wachſene) zum 1.
7. od. früh mögl.
in Südoſtvierte
geſucht, part.
aus=
geſchl. Angeb. m
Preisang. erbet
u. O.145 Gſchſt.*
Kinderloſes
Ehe=
paar ſucht
2=Zim.= Wohn
bis1. Mai. Pün tl
Mietzahler, nicht
uber 30ℳ. Angeb.
unter O 201 Gſch
Zweiruh Damen
ſuchen.
3—4=Zim.= Wohn.
in gutem, abge
ſchlo ſenem Hauſe
Ang. O.197Gſchſt.
Suche neuherger
2—3=
Zimmer=
wohnung.
Preisangevote u
O. 213 Geſchſt.
4—5=
Zimmer=
wohnung
mit Zubehör zum
1. Jun d. J. oder
ſpäter
vonBeam=
tenfam. (2 Per
geſucht. Zuſchrif
ten mit Preis u.
O. 205 Geſchſt
Suche kl.
Häuschen
zu mieten, ſpät
Kauf nicht
aus=
geſchloſſen. Ang
u. D 200 Geſchſt.
1 oder 2 möbl.
Zimmer
nahe
Roßdörfer=
ſtraße geſ. Ang.
u. O. 208Gſchſt. (e
Gut möhliertes
Zimmer
mit Schreibtiſch
Nähe Heidweg=
Heinrichſtr., von
berufstät. Herrn
geſucht. Off u
2. 214 Geſchſt.
3=Zim.=Wohng.
mit Zubehör v.
kinderloſ.
Ehe=
paar z. 1. Mai
oder ſpäter
ge=
ſucht. Offert. m.
Preis u. O. 225
a. d. Geſchſt. (b
Penſ. Lehrerin
ſucht
2—3=Zimmer=
Wohnung
mit Küche und
Zubehör (keine
Teilwohn.) Ang.
mit Preisang. u.
O. 176 Geſch.erb.
Gut möblierte.
Zimmer
ge uicht.
Ausführ=
liche Angebote m.
Preis u. D. 204
Geſchäftsſtelle.
—
Berufstätiger
Ausländer ſucht
gut möbl.
Zimmer.
Zentrum bis
Nord. bevorzugt
Junger
berufs=
tä iger Herr ſucht
leeres ſeparates
Zimmer.
Angeb. u. H. 211
Geſchäftsſtelle.
Jung. Ehepaar
(Beamter) ſucht
der 1. 5. ſchöne
2=Zim.=Wohng.,
ev. auch Vorort.
Preisang. unter
O. 191 Geſchſt.
3=Zim.=Wohng. Biktorjaſtr. 42, II.
loſ. Ehepaar (Be=
Übernahme von Wer erteilt
Inſtandſ.=Koſten
Harmonika=
geſucht. Ang. u.
Penſ. Beamter
(Akademik., zwei
Perſonen) ſucht
ſonnige
3—4=Zimmer=
Wohnung
in beſter, ruhig.
Lage zum 1. 7.
od. früh.
Preis=
off. O. 178 Gſch.
Ruh., alleinſteh.
Beamtenwitwe
ſucht zum 1. 7.
kleine 3=Zimm.=
Wohnung,
Preis ca. 40 ℳ,
oder 2=Zimmer=
Wohnung mit
Bad. Offert. u.
O. 181 Geſchſt.
— Wittmann=
Matar fr.30,1 (a
K avierunterricht
Frau Nanny Kaiſer,
von ruh. kinder= Gedieg. Ausbild.
Theorie.
amt.) ev. gegen Hon. mäßig. 9
O. 182 Geſchſt.
2—3=Zi.=Wohn.
mit Küche
ge=
ſucht. Offert. u
O. 185 Geſchſt
Unterricht?
(Klaviertaſtat.)
in Darmſtadt o.
Griesheim. Off.
u. O. 180 Geſch.
Sonnige
2=Zim.=Wohng. Eintagskücken,
mit Zubeh von) Lohnbrut. (a
ruhigem Mieter GeflügelhofHaag
geſucht. Preis b. /Beſſunger Forſt=
40.— Mk. Off. haus, vorRoßdorl
u. O. 177 Geſch.
Mittwoch, 4. April 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 4. April 1934.
* Eiſerne Hochzeil.
Nicht oft hat man Gelegenheit, ein ſolches Feſt zu feiern, wie
das Ehepaar Johann Hatzenberger es geſtern begehen konnte.
65 Jahre lang ſind ſie miteinander durchs Leben gegangen, und
nun ſind ihre Kinder, Enkel und Urenkel gekommen, um mit ihnen
den ſeltenen Feſttag der eiſernen Hochzeit zu feiern. Die beiden
Jubilare, die den Ehrenplatz auf dem Sofa einnehmen, ſind trotz
ihres hohen Alters — Herr Hatzenberger iſt 90, ſeine Frau 88
Jahre alt — erſtaunlich rüſtig, „geſünder als wir”, verſichert eine
der Töchter. Herr Hatzenberger, deſſen Rock mit verſchiedenen
Aus=
geichnungen der Kriege 1866 und 1870/71 geſchmückt iſt, erinnert
ſich noch genau dieſer beiden Feldzüge. Und ſeine Frau erzählt,
daß ſie nun, wo die Frühlingsſonne ſo herrlich ſcheint, wieder ihre
gewohnten Spaziergänge aufnehmen werden. Beide entſtammen
ſehr langlebigen Familien — neben Frau Hatzenberger ſitzt ihr
ebenfalls hochbetagter Bruder, und ihr Gatte zeigt mit Stolz ein
Bild, das ihn mit ſeinen vier Geſchwiſtern zeigt: zuſammen ſind
dieſe fünf Geſchwiſter faſt 400 Jahre alt! —
Jetzt ſieht Herr Hatzenberger ſchon die 4. Generation
heran=
wachſen, zwei ſeiner Urenkel ſpielen um ihn herum, während er
davon erzählt. Von den fünf Kindern des Ehepaars Hatzenberger
ſind vier anweſend, dazu mehrere Enkel, von denen es im ganzen
neun gibt.
Von allen Seiten ſind Blumen und Glückwünſche zu dieſem
Tage eingetroffen Der Reichspräſident hat es ſich nicht nehmen
laſſen, ein eigenhändig gezeichnetes Schreiben zu ſenden, auch das
Heſſiſche Staatsminiſterium und die Landeshauptſtadt Darmſtadt
haben gratuliert, und der Kriegerverein Kampfgenoſſenſchaft 1893
überbringt die Glückwünſche des Großherzogs.
Man kann dem Ehepaar Hatzenberger nur von Herzen
wün=
ſchen, daß ihm die körperliche und geiſtige Friſche, in der es den
geſtrigen Tag erleben konnte, noch manches Jahr erhalten bleibt!
— Der Darmſtädter Generalappell im Film. Vom letzten
General=Appell der SA Reſ. I. bzw. des Stahlhelm B.d.F.,
am Sonntag vor Oſtern iſt ein wohlgelungener Film
aufgenom=
men worden Sowohl die Aufſtellung im Stadion, wie der Marſch
durch die Stadt, und die Parade auf dem Exerzierplatz ſind im
Laufbild feſtgehalten. Der Film wird am Donnerstag, dem
5. ds. Mts., abends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau in
Ver=
bindung mit einem Kameradſchaftsabend vorgeführt, zu dem das
Erſcheinen aller Kameraden Pflicht iſt. Selbſtverſtändlich ſind auch
die Damen der Kameraden und Freunde des Stahlhelms
ein=
geladen. Der Abend wird durch muſikaliſche Darbietungen der
Kapelle Mickley verſchönt werden.
— Evang. Männervereinigung der Petrusgemeinde. Auf der
nächſten Monatsverſammlung, die Dienstag, den 10. April, abends.
im Gemeindehaus Eichwieſenſtraße 8, ſtattfindet werden wir einen
allbekannten, geſchätzten Redner aus dem reichen Schatz ſeiner
Wanderererlebniſſe zu hören bekommen: Herr Prof. Kiſſinger wird
uns in ſeiner feſſelnden Art erzählen über „Allerlei Erinnerungen
von Wanderfahrten” und dabei im einzelnen zu ſprechen kommen
auf Gaſtſtätten, Totenbretter und Marterln, Wildſchützen und
Volksfeſte. Umrahmt wird der Vortrag von entſprechenden
muſika=
liſchen Darbietungen unſeres Poſaunenchores, ſo daß für die
Be=
ſucher ein genußreicher Abend bevorſteht.
— Reichsbund Volkstum und Heimat. Landſchaft Rheinfranken=
Naſſau=Heſſen. Im Auftrag des Fachamtes Tierſchutz ſpricht heute
abend im Fürſtenſaal bei Chriſt. Grafenſtraße 18, der
Landestier=
arzt Dr. Küthe über Inhalt und Bedeutung des
Reichstierſchutz=
geſetzes. Die Mitglieder des Reichsbundes Volkstum und Heimat,
ſowie alle Tierhalter und Tierfreunde, werden nochmals auf dieſe
Veranſtaltung aufmerkſam gemacht.
* Paul Maletzki wurde, wie wir ſoeben erfahren, unter
beſonders günſtigen Bedingungen an das Düſſeldorfer
Schauſpielhaus engagiert. Der Künſtler hat ſich in ſeiner
nunmehr 10jährigen ſtets erfolgreichen Tätigkeit am Heſſiſchen
Landestheater als Menſch und Künſtler wie ſelten einer
Sympathie und Freundſchaft erworben. Alle Theaterbeſucher
werden gleich uns das Ausſcheiden Paul Maletzkis aus dem
Verband unſeres Schauſpiels von Herzen bedauern. Der Schluß
der Saiſon wird Gelegenheit geben, das ausgezeichnete
künſt=
leriſche Wirken dieſes Mannes zuſammenfaſſend zu würdigen.
Heſſiſches Landestheater.
4. April Anf. 19½, Ende nach 22 Uhr. B17
Preiſe 0 70—5.50
undine Donnerstag
5. April An 14½, Ende 221 Uhr C19.
0.70 — 5.50
Zar und Zimmermann. Freitag.
6. April An 20. Ende gegen 22½ Uhr D18
Preie 0.70—5.50
Tiefland. Kleines Haus Mitch
4 April Anf. 30. Ende 22½ Uhr. Außer Miete).
Preie 0.70—3.80
Au Himrnel Europas. Daiteech
5. Apr! Anf. 20, Ende 221 D. Bühne K 14, Zu atzm. 12
Preiſe 0 70—3.8
Krach um Polanthe. Freitag
6. April Anf 20, Ende geg. 22 Uhr. (Außer Miet dazu
Kinderreiche Mütter Nummerkorten 1—50
Preiſe 0.70—3.80
Die Hochzeitsreiſe.
Nr. 92 — Seite 5
Die eyemangen Berufsſoldalen Heiſen Arbenxgtäte ſaffenl.
Führerkagung des Reichskreubundes ehemaliger Beruisſoldaken.
Auf der Führertagung des Reichstreubundes ehemaliger Be= in ausgezeichneter Weiſe, den ehemaligen Berufsſoldaten
klarzu=
rufsſoldaten ſtellte der Präſident des Bundes, Oberbürgermeiſter machen, wie auch nach dem Ausſcheiden aus dem aktiven Dienſte
Schwede, Koburg, unter lebhafter Zuſtimmung der anweſenden
Führer der Verbände und Ortsgruppen des Reichstreubundes feſt,
daß auch die ehemaligen Berufsſoldaten willens ſeien, in die
kom=
mende große Arbeitsſchlacht einzugreifen.
Jeder ehemalige Berufsſoldat wiſſe, ſo erklärte der
Bundes=
präſident, wie bitter es ſei, jahrelang auf einen Arbeitsplatz
war=
ten zu müſſen, und weil das jeder bitter empfunden habe, wiſſe
er, daß alle ehemaligen Berufsſoldaten Verſtändnis dafür haben
werden, wenn die nationalſozialiſtiſche Regierung zur Schaffung
von Arbeitsplätzen für junge ehemalige Berufsſoldaten und
andere arbeitsloſe Volksgenoſſen durch Herabſetzung der
Beamten=
altersgrenze freie Arbeitsplätze ſchaffe.
Die als Beamte angeſtellten ehemaligen Berufsſoldaten
hof=
fen, damit den übrigen Beamten ein Beiſpiel echter
Kamerad=
ſchaft und Volksverbundenheit zu geben; denn ſie werden durch
dieſe Maßnahmen wohl am härteſten betroffen, weil ihre
wirt=
ſchaftliche, ſoziale und familiäre Lage durch, die ſpäte Anſtellung
im Beamtenverhältnis weit ſchlechter iſt als die ihrer
vergleich=
baren Kollegen.
Im übrigen verlief dieſe Führertagung in vorbildlicher
ſol=
datiſcher Weiſe, getragen von nationalſozialiſtiſchem Geiſte. In
knappen, aber ſcharfen Zügen zeichnete der Bundespräſident die
politiſche Entwicklung und derzeitige politiſche Lage und das
Marſchziel und die Marſchrichtung. Er verlangte von allen
Mit=
gliedern des Reichstreubundes auch im Zivilkleide die gleiche
ſol=
datiſche Haltung wie während der aktiven Dienſtzeit. Das
Mit=
glied des Bundespräſidiums, General Bitthorn, verſtand es
Kameradſchaft der Tat, Wehrwille und ſoldatiſche Ueberlieferung
gepflegt werden können. Bürgermeiſter Piékarſki, Wiesbaden,
der gleichfalls dem Bundespräſidium angehört, zeigte in
eindrucks=
voller, richtunggebender Weiſe, wie die Organe des
Reichstreu=
bundes an den Kameradſchaftsabenden nationalſozialiſtiſchen Geiſt
erwecken, pflegen und vertiefen können. Von beſonderer
Bedeu=
tung waren die Ausführungen des Herrn Kameraden
Bäum=
linger, der ſich eingehend mit allen Fragen der Unterbringung
ausgeſchiedener Berufsſoldaten, im bürgerlichen Beruf befaßte,
wobei er unter anderem nachweiſen konnte, daß die
Zivilverſor=
gung nicht nur ihren Tiefſtand überwunden hat, ſondern in
erfreu=
lich ſtarkem Aufſchwunge begriffen ſei. Auch zeigte er die Wege
auf, die von den Organen des Reichstreubundes beſchritten werden
können, um auf dem wichtigen Aufgabengebiet des Bundes, der
Betreuung der ehemaligen Berufsſoldaten, die auf Anſtellung im
Staatsdienſt verzichtet haben und nun im ſchweren Exiſtenzkampf
des freien Erwerbslebens ſtehen, erfolgreich wirken zu können.
Man darf mit großer Genugtuung feſtſtellen, daß dieſe erſte
Führertagung des Reichstreubundes den Beweis dafür erbracht
hat, daß die Kameraden des Bundes, die 12 und mehr Jahre des
Lebens mit letzter Einſatzbereitſchaft dem Staate zur Verfügung
geſtanden haben, unter der kraft= und zielſicheren Führung ihres
Bundespräſidenten im alten Geiſte, aber mit neuem Schwung und
froher Begeiſterung an den Zielen arbeiten, die da heißen:
Alle für einen, Gemeinnutz geht vor Eigennutz,
alles für Deutſchland!
Schulungslehrgang des Hausfrauenbundes
für junge Hausfrauen.
Der Hausfrauenbund hat ſich vor einigen Tagen mit einem
Aufruf
„Wir ſchulen junge Hausfrauen”
an die Oeffentlichkeit gewandt. Darin wurde ausführlich der
Plan zu einem zweimonatigen Lehrgang dargelegt, in dem
junge Mädchen zur praktiſchen, ſparſamen und ſelbſtändigen
Füh=
rung eines Haushalts erzogen werden ſollen. Unter der Leitung
einer tüchtigen Lehrkraft ſollen in einer Arbeitsgemeinſchaft alle
im Haushalt vorkommenden Arbeiten erledigt werden; daneben
ſollen die wichtigen Gebiete des Einkaufens, der
Wirtſchaftsfüh=
rung, der Zeiteinteilung uſw. beſonders bedacht werden. Der
Lehrgang iſt in ſeiner Beſonderheit für junge Mädchen geeignet,
die aus außerhäuslichen Berufen kommen und daher keine Zeit
und Gelegenheit zur Erlernung hauswirtſchaftlicher Kenntniſſe
hatten. Der 1. Lehrgang beginnt am 16. April. einige
Anmeldun=
gen werden dazu noch angenommen. Junge Mädchen, welche den
Wunſch haben, daran teilzunehmen, werden zu einer
unverbind=
lichen Beſprechung am Mittwoch, dem 4. April, vorm. 11 Uhr, auf
die Geſchäftsſtelle des Hausfrauenbundes. Rheinſtraße 7, gebeten.
Bodenunkerſuchungsarbeiten
im Arbeitsdienft.
Wirtſchaftlich geſehen, iſt die Erringung der deutſchen
Brot=
freiheit eine der Aufgaben des Arbeitsdienſtes. Moore werden
trocken gelegt, der Nordſee wird Land abgezwungen, Wieſen und
Aecker erfahren durch die Arbeit der deutſchen Jugend eine
Stei=
gerung ihrer Ertragsfähigkeit. Dies alles ſind der Allgemeinheit
bekannte Aufgaben, die wir in ſtetiger Arbeit vollbringen.
Weni=
ger bekannt iſt, daß ein neues Arbeitsgebiet ſich all dieſen
hinzu=
geſellt hat: Die Bodenunterſuchung durch den Arbeitsdienſt. Der
deutſchen Wiſſenſchaft, die ſich mit der Bodenkunde befaßt, iſt es
Nadiumstrahlen zur
Lahrrslege!
Die radioaktivstrahlende Substanz der
biologisch wirksamen „Doramad‟-
Zahnpaste massiert nochlange nach dem
Putzen Ihr Zahnfleisch und läßt es kräftig
durchbluten. So werden die Zähne auf
natürlichemWege gekräftigt, sie bleiben
gesund und stets weiß, selbst wenn
man starker Raucher ist. Fragen Sie
Soden Zahnarzt und Dentisten!
(V3000)
* Skeuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. April 1934.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
1. April: Letzter Tag für die Entrichtung des Schulgeldes
für die Darmſtädter höheren Schulen und die
gewerb=
lichen Fortbildungsſchulen für den Monat März 1934
an die Stadtkaſſe. (Schonfriſt bis 10. April 1934.)
5. April: Abgabe der Beſcheinigung an die
Finanz=
kaſſe, daß die Summe der im Monat März 1934
abgeführten Steuerabzugsbeträge mit der Summe der
im gleichen Monat einbehaltenen Steuerbeträge
über=
einſtimmt. (Keine Schonfriſt.)
5. April: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
16. bis 31. März 1934 erfolgten Lohnzahlungen. Falls
die bis zum 15. März 1934 einbehaltenen
Lohnſteuer=
beträge den Betrag von 200.— RM. nicht überſtiegen
haben. Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1. bis 31. März 1934 erfolgten Lohnzahlungen.
(Keine Schonfriſt.)
5. April: Entrichtung der Bürgerſteuer, ſoweit dieſe im
Monat März 1934 von den Arbeitgebern durch
Lohn=
abzug einzubehalten und nicht bereits am 20. März
1934 abzuführen war. (Keine Schonfriſt.)
5. (8.) April: Ablauf der Schonfriſt für das am 25. (26.) März
1934 fällig geweſene ſechſte und letzte (gemeindliche)
Ziel der Gemeinde=, Kreis= und
Provinzial=
umlagen für das Rechnungsjahr 1933/34.
5. (8.) April: Ablauf der Schonfriſt für das am 25. (26.) März
1934 fällig geweſene ſechſte und letzte Ziel der
Filial=
ſteuer in der Stadt Darmſtadt für das
Rechnungs=
jahr 1933/34.
5. (8) April: Ablauf der Schonfriſt für das am 25. (26.) März
1934 fällig geweſene ſechſte und letzte Ziel der
Müll=
abfuhr= Straßenreinigungs= und
Kanal=
benutzungsgebühren, in der Stadt Darmſtadt
für das Rechnungsjahr 1933/34
6. April: Vorlage der Aufſtellung der Deviſengeſchäfte,
die von einem Unternehmen mit genereller
Geneh=
migung zum Deviſenerwerb im Monat März 1934
ge=
tätigt worden ſind.
10. April: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung des
Schul=
geldes für die Darmſtädter höheren Schulen und die
gewerblichen Fortbildungsſchulen für den Monat März
1934.
10. April: Anmeldung und Zahlung der
Börſenumſatz=
ſteuer, ſoweit dieſe im Abrechnungsverfahren zu
ent=
richten iſt.
10. April: Umſatzſteuer=Voranmeldung und =Vorauszahlung
für die monatlichen Zahler (für den Monat März 1934)
und für die Vierteljahreszahler (für das 1. Quartal
1934), Schonfriſt bis 17. April 1934.
Anmerkung: Wegen einiger mit dem Beginn des neuen
Rechnungsjahres zuſammenhängender Unklarheiten wird alsbald
eine Ergänzung des Steuer= und Wirtſchaftskalenders erſcheinen.
zu großen Säuregehalt beeinträchtigt wird. Beheben läßt ſich
die=
ſer Mangel durch Kalkzuſatz oder Entſäurung. Mit dieſer
Er=
kenntnis wird der deutſchen Landwirtſchaft eine ungeheure
Auf=
gabe geſtellt, gilt es doch, ganz ſyſtematiſch jeden Acker und jede
Wieſe unter die Lupe zu nehmen und zu unterſuchen, welche Wege
der Düngung für jede einzelne Fläche in Zukunft gegangen
wer=
den müſſen, damit nun das Letzte aus dem Boden herausgeholt
werden kann. Der Reichsnährſtand erfaßte ſofort, daß hier nur
eine großzügige Aktion einſetzen muß, und daß der Arbeitsdienſt
als Organiſation in der Lage iſt, dem Bauer und Gartenbeſitzer
zu helfen. Der Arbeitsdienſt kann auf das in ihn geſetzte
Ver=
trauen ſtolz ſein, durch Beteiligung an dieſen
Bodenunterſuchun=
gen die Vorausſetzungen für die neue Ertragsſteigerung zu
ſchaffen. Zu dieſem Zweck werden in den
Arbeitsdienſtabteilun=
gen Laboratorien eingerichtet, die in der näheren und weiteren
Umgebung des Standortes Aecker, Wieſen und Gärten auf Säure
und Kalkgehalt unterſuchen.
Eines der erſten Laboratorien, das verſuchsweiſe zu dieſem
Zwecke eingerichtet worden iſt, iſt das der Arbeitsdienſtabteilung
255/6 in Bensheim a. d. B. Als Träger der Arbeit tritt die
Lan=
desbauernſchaft Heſſen=Naſſau in Darmſtadt auf, die
wiſſenſchaft=
liche Arbeit hat die Landwirtſch. Verſuchsſtation in Darmſtadt
inne. Ein Trupp entnimmt ſyſtematiſch jedem Acker eine
Boden=
probe, die dann dem Laboratorium übergeben wird. In deſſen
Trocken= und Unterſuchungsräumen wirken Arbeitsfreiwillige, die
früher einmal als Laboranten oder auch in der Schule gelernt
haben, mit Reagenzglas, Pipette und einfachen Apparaturen
um=
zugehen. Auf ihre Gewiſſenhaftigkeit kommt es an. Sie wird
durch die feſte Ueberzeugung von der Notwendigkeit dieſer
Ar=
beit für den deutſchen Bauern und damit für unſer ganzes Volk
unterſtützt. Die gewonnenen Unterſuchungsergebniſſe werden
ſo=
dann in Pläne eingetragen. Frühere Architekten und
Plakat=
maler, die in der Großſtadt ihren Beruf ausübten und jetzt im
Arbeitsdienſt dem Vaterlande dienen, geben durch farbiges
An=
legen der Flächen den Plänen ein anſchauliches Bild von den
Bodeneigenarten. Dieſe Pläne werden von der
Landesbauern=
ſchaft ausgewertet werden.
Der Zweck dieſer Arbeiten iſt, die Eigentümer der
Grund=
ſtücke koſtenlos davon zu unterrichten, wie ſie ihren Boden, um
größere Erträge herauszuholen, düngen müſſen. Meiſtens iſt es
mangelnde Kenntnis von der Bodeneigenart, die den Bauern
verführt, falſch zu düngen. In Zukunft ſoll keine
landwirtſchaft=
lich genutzte Fläche aus Unkenntnis falſch behandelt werden. Es
iſt zu erwarten, daß durch die Hilfe, welche die Regierung dem
Bauernſtand angedeihen läßt, die wirtſchaftlichen Verhältniſſe
dieſes Standes ſich beſſern und er ſomit in die Lage verſetzt wird,
ſich zu intenſiverer Wirtſchaft zu entſchließen.
Arbeitsdienſt und Bauerntum arbeiten ſo gemeinſam an der
großen Aufgabe, die uns der Führer geſtellt hat, die
Brotfrei=
heit zu erringen. Es wird dieſe Arbeit ſpäter einmal ein
Ruhmes=
blatt in der Geſchichte des Arbeitsdienſtes bedeuten. Dje deutſche
Jugend unterzieht ſich ihr freudig und mit ganzem Erfolg, denn
ſie iſt felſenfeſt überzeugt, daß ihrer Hände Arbeit die Früchte
Oberfeldmeiſter Sunkel.
tragen wird.
— Bund Saar=Verein, Ortsgruppe Darmſtadt. Zu der am
5. April bei R. Dörr, Neckarſtraße 20 (Eiſenbahn) ſtattfindenden
Verſammlung, laden wir alle Saarländer und Mitglieder
herz=
lichſt ein. Wir bitten um zahlreichen Beſuch wegen der
Saarkund=
gebung am 17 4. 34 in der Städt. Feſthalle. Es dürfte Pflicht
aller ſein, im Intereſſe unſerer Saarheimat und der großen
Auf=
gaben, die noch bevorſtehen, jeweils die Zuſammenkünfte
regel=
mäßig zu beſuchen. Dieſe finden immer am erſten
Donners=
tag eines jeden Monats in oben genanntem Lokale ſtatt.
Willſt Du kämpfen ? Komme noch heuke
zur AS. Bolkswohlfahrk!
Kampf gegen Hunger und Kälke war die Loſung der
N. 5.5. in Winker. — Kampf gegen Elend und Nok.
Schuh von Mukker und Kind heißt heuke die Parole
der NS. Volkswohlfahrt.
Auch 2u mußt helfen! Werde Mitalied!
Die deTae!
MIiez
in größter Auswahl zu den billigsten Preisen.
Die Fachdrogerien lieferns
Fußbadepulver Hühneraugenmittele Schälkuren•
Ballen-
ringe-Fußpuder•Präservativkreme Einlegesohlen usw.
1424
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 92
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 4. April 1934
Bütſhs 4
Es iſt Sonntag=Vormittag, ungetrübt ſonnig iſt es unter
dem blauen Himmel, alles iſt Heiterkeit auf der Straße, ſelbſt
die Laternen ſcheinen zu tänzeln, den Menſchen gleich, die ſich
tänzelnd bewegen in den heiteren Rhythmen der
Promenaden=
muſik. Einer dieſer Menſchen — es ſind Hunderte, aber er fällt
in der Menge auf — iſt ein Mädchen im Sommerkleid . . . ja,
im Sommerkleid, obwohl trotz ungetrübter Sonne unter dem
blauen Himmel dieſer Sonntag nicht ſommerlich, ſondern kühl
wie ein ſonniger Tag im Nachwinter iſt. Ganz in Weiß iſt das
Mädchen gekleidet; hauchdünn iſt das Kleid, und das keſſe
Hüt=
chen hat die Form eines Sonnenhelms, als ſei es der eleganten
Garderobe einer braſilianiſchen Dame entnommen. Und den
größten Stolz trägt das Mädchen in ſeinem wirklich ſchönen
Geſicht zur Schau.
Manchmal kommt das Mädchen bei ſeinem Promenieren an
Damen vorbei, die ja, weiß Gott, an dieſem Sonntag, an dieſem
Sonnentag ebenfalls einen Fehlgriff getan haben in den
Kleider=
kaſten: ſie tragen Pelzmäntel wie im ſtrengſten Winter. Der
Stolz im Geſicht des Mädchens im Sommerkleid wird bei jeder
Begegnung um etliches größer, während die Pelzmanteldamen
ſo etwas wie ein Bedauern mit einer armen Irren in ihren
Mienen ſpielen laſſen. Das iſt ein ergötzliches Theater für den
Beobachter, der um das Mädchen im Sommerkleid ſich Gedanken
macht:
Kleiner Käfer, biſt zu früh gekommen, aber ſchön iſt’s doch,
dich ſchon zu ſehen als lebendigen Boten des Frühlings, ganz
in Blütenweiß! Ich hoffe ſehr, daß dich zu deiner ſommerlichen
Bekleidung die heute ſo ſchöne Sonne und nicht die Eitelkeit
veranlaßt hat — wenn aber die Eitelkeit den Anlaß gegeben,
ſoll wirkungslos bleiben mein guter Wunſch, daß dein ſchönes
Geſicht nicht verunziert werden möge durch eines Schnupfens
rötliche Erſcheinung auf deinem nun ſo ſtolz erhobenen Näschen;
Strafe muß ſein, auch für die Pelzmanteldamen, die übrigens
ſchon wie in winzigen Höllen in den Pelzen ſchwitzen.
Gerade eben ereignet ſich wieder einmal eine Begegnung
von Tüll und Pelz ... und der Beobachter glaubt rötlich
an=
gehaucht zu ſehen das ſtolze Näschen des Mädchens im
Sommer=
kleid.
Verunreinigung der Bürgerſteige durch Hunde. In der
letzten Zeit häufen ſich die Beſchwerden über Verunreinigung der
Bürgerſteige durch Hundekot. Nicht allein, daß derartige
Verun=
reinigungen vom Publikum ekelerregend und beläſtigend
emp=
funden werden, ſondern dieſe bilden auch eine Gefahr, daß
Paſſanten ausgleiten und ſich ernſtlich verletzen können.
Da=
neben beſteht auch die Gefahr von Krankheitsübertragungen auf
Menſchen. Anläßlich einer Veterinärkonferenz wurde darauf
hingewieſen, daß die Erkrankungen der Schlachttiere an
Echino=
kokken in Zunahme begriffen ſind und auch Menſchen in
vermehr=
tem Maße von dieſer Krankheit befallen worden ſein ſollen. Der
Echinokokkus iſt der ſogen. Hundebandwurm, den die Hunde beim
Genuß von Fleiſchabfällen erkrankter Tiere in ſich aufnehmen.
Durch die Beſchmutzung der Stiefel mit Hundekot, in dem
Band=
wurmeier enthalten ſind, können dieſe in die Zimmer getragen
und ſchließlich in den Darmkanal des Menſchen gelangen, wo
ſie dann häufig in den verſchiedenen Drysmen tödlich
verlau=
fende Erkrankungen hervorrufen. Die Polizei erſucht daher alle
Hundebeſitzer, im Intereſſe ihrer Mitmenſchen dafür Sorge zu
tragen, daß die Hunde ihre Bedürfniſſe auf der Fahrbahn
ver=
richten, und nicht dulden, daß die Tiere die Bürgerſteige
be=
ſchmutzen.
—Im Schloßmuſeum ſinden in dieſer Woche vormittags um
11 und 11.30 Uhr und nachmittags um 3 Uhr Führungen ſtatt.
Der Eintritt iſt für dieſe Woche auf 50 Pfg., für Studenten,
Schü=
ler und Militär auf 30 Pfg. ermäßigt.
— Blühender Aprikoſenbaum. Am Eingang des Hauſes
Feld=
bergſtraße 9 ſteht ein Aprikoſenbaum in voller Blüte und wurde
während der Oſterfeiertage von vielen Paſſanten bewundert.
— Waldbrand am Beſſunger Forſthaus. Um die
Mittags=
ſtunde des Dienstag brach in der Nähe des Beſſunger Forſthauſes
ein Bodenfeuer aus, das durch in der Nähe beſchäftigte
Wald=
arbeiter und die ſchnell herbeigerufene Berufsfeuerwehr bald
ab=
gelöſcht werden konnte, ehe größerer Schaden entſtand.
Berichtigung. Wir werden erſucht, richtig zu ſtellen, daß der
im geſtrigen Polizeibericht genannte Sittlichkeitsverbrecher Adolf
Müller im Hauſe Roßdörferſtraße 82 und nicht 84 wohnt.
Briefkaſten.
Jedes Anfrage iſt die letzie Bezugsquſtiung beizufügen. Anonyre Anfragen mirden
nicht heantwortet. Die Beantwortung eriolgt ohne Rechtäverbindlſchkelt.
N., hier. Zu der angeſchnittenen zweifelhaften Frage
möch=
ten wir in baldiger Rückſprache Stellung nehmen; werktags
vorm. 8.15 Uhr bei der Schriftleitung.
30 Jahre deutſche Luftſchiffertruppe.
Gründungs= und Wiederſehensfeier in Köln am 9. und 10. Juni 1934.
Durch die Allerhöchſte Kabinettsordre vom 27. März 1884
wurde die deutſche Luftſchiffertruppe gegründet und am 9. Mai,
dem eigentlichen praktiſchen Gründungstag, trat das „Ballon=
De=
tachement zur Aufſtellung von Verſuchen mit Kaptivballonen” in
Verlin erſtmalig zuſammen. Mit Kaptivballonen, ſo nannte man
die Feſſelballone, und Freiballonen verſah die Luftſchiffertruppe
ihren Dienſt, der neben der Beobachtertätigkeit auch Verſuche mit
Luftphotographie und Funkentelegraphie umfaßte. Um die
Jahr=
hundertwende ging man zum länglichen Feſſelballon Syſtem
Bartſch v. Sigsfeld=von Parſeval über, in deſſen Bedienung man
das in Berlin ſtationierte Luftſchifferbataillon Nr. 1 ausbildete.
Bei der Mobilmachung wurden 10 Feldluftſchifferabteilungen und
17 Feſtungstrupps aufgeſtellt; die Schwerfälligkeit des ganzen
Ap=
parates, verbunden mit der ungenügenden, praktiſchen Steighöhe
von nur 600 Metern ließen die damaligen 600=Kubikmeter=Ballone
während des anfänglichen Bewegungskrieges nicht zur Geltung
kommen. Man befürchtete ſchon allgemein ihre reſtloſe
Abſchaf=
fung, als der Stellungskrieg die eingehende und dauernde
Ver=
folgung aller Veränderungen im feindlichen Stellungsſyſtem
er=
forderte. Nach unermüdlichen Verſuchen wurde ein Ballon
ent=
wickelt, der bis mindeſtens 1000 Meter ſtieg; die Abteilungen
wurden mit Motorwinden und die Korbbeſatzungen mit
Fall=
ſchirmen ausgerüſtet. Das war die entſcheidende Wendung! Der
Feſſelballon war in kleineren, beweglichen Ballonzügen das Auge
der Artillerie, die Erkundung feindlicher Batterien und das
Ein=
ſchießen der eigenen Batterien war nunmehr durch eine hohe Warte
möglich geworden. Während des Krieges wurden allein 1870
Feſſelballone hergeſtellt. Ende 1918 ſtanden 56 Abteilungsſtäbe
und 184 Ballonzüge am Feind. Ueber 1000 Feſſelballone wurden
vom Feind vernichtet und über 800. Offiziere und Mannſchaften
der Feldluftſchiffertruppen ſtarben durch Fliegerangriff oder
Ar=
tilleriefeuer den Heldentod.
Erſtmalig zu den erſten Verſuchen des Grafen Zeppelin um die
Jahrhundertwende wurde auch ein Detachement zur Hilfeleiſtu
abkommandiert, und als im Jahre 1908 das Zeppelinluftſchiff
kriegsverwendungsfähig ſchien, wurden auch die erſten
Militär=
luftſchiffhäfen im Weſten eingerichtet. So wurde Köln vor
fünf=
undzwanzig Jahren Sitz des Luftſchifferbataillons Nr. 3 und im
September 1909 bezog das Militärluftſchiff 2. II die ſoeben
fertig=
geſtellte Luftſchiffhalle in Köln=Bickendorf, die ſchon wenige
Mo=
nate ſpäter der Mittelpunkt der ganzen geronautiſchen Welt wurde
durch die erſten Luftſchiffmanöver, woran vier Luftſchiffe gleich=
zeitig teilnahmen. Und von Köln aus fand auch der erſte
Luft=
ſchiffangriff der Welt ſtatt: In der Nacht vom 5. zum 6. Auguſt
1914 belegte das neue Kölner Militärluftſchiff 2 IV die Feſtung
Lüttich mit Bomben. Auch die erſten Kriegsfahrten nach
Antwer=
pen, Oſtende, Dover, Calais und Dünkirchen fanden von Köln
aus ſtatt.
Während des Krieges ſtellte die Luftſchiffertruppe 50
Luft=
ſchiffe in Dienſt ſie waren der Schrecken unſerer Gegner, denen
ſie ungeheuren Schaden zufügten und ſie zu ungeheuren
Gegenmaß=
nahmen zwang, ſo daß das ungünſtige Verhältnis zwiſchen
Ver=
luſten und Erfolgen die Oberſte Heeresleitung Mitte 1917
veran=
laßte, das Luftſchiff als Waffe über Land zurückzuziehen und nur
noch bei der Marine zu Angriffszwecken über See und
insbeſon=
dere im Aufklärungsdienſt zu verwenden. Von den eingeſetzten
Heeresluftſchiffen wurde 17 durch feindliche Einwirkung zexſtört,
darunter 3 Schiffe mit der geſamten Beſatzung 52 Offiziere
Fahr=
ingenieure Steuerleute, Maſchiniſten und Maſchinengewehrſchützen
der Luftſchiffertruppen ſtarben den Heldentod.
So hat die Luftſchiffertruppe im praktiſchen Dienſt mit
Feſſel=
ballon und Luftſchiff einen ſchweren, aber ruhmvollen Weg
be=
ſchritten, insbeſondere aber für den heute ſchon ſo hochentwickelten
Welt=Luftſchiffverkehr ungeheuer wertvolle Pionierdienſte geleiſtet
und ſo kann das deutſche Volk im 50. Jubiliäumsjahre mit Stolz
dieſer Luftkämpfer und Kulturträger gedenken.
Dies ſoll nach außen hin in dem vom „Verein ehemaliger
Luftſchiffer Köln” organiſierten „Gründungs= und
Wie=
derſehenstag am 9. und 10. Juni 1934 in Köln
ge=
ſchehen.
Köln war als Friedensgarniſon des Stabes des
Luftſchiffer=
bataillons Nr. 3 mit ſeiner /1. Kompagnie und im Kriege als
Standort der Luftſchiffererſatzabteilung Nr. 3 die Wiege der
rhei=
niſchen Lenkluftſchiffahrt, und ſo iſt es zu erklären, daß gerade die
rheiniſche Heimat über zahlreiche Angehörige der ehemaligen
Luft=
ſchiffertruppen verfügt. Sie alle werden ſich gerne ihrer
Dienſt=
zeit erinnern und alles dranſetzen, am Jubiläumstage die alte
Domſtadt wiederzuſehen.
Anſchriften ehemaliger Kameraden erbittet und Auskunft
jed=
weder Art erteilt der allbekannte ehemalige Werkſtättenvorſteher
der Kölner Luftſchiffhalle und jetzige Führer des „Vereins
ehe=
maliger Luftſchiffer Köln”, Flughafenverwalter Erich Genſicke,
Köln, Flughafen.
* Der böſe Finger braucht Ruhe.
Jeder weiß, was ein böſer Finger iſt. Jeder Handwerker
und Handarbeiter, die Köchin und die Hausfrau ziehen ſich öfters
kleine Fingerverletzungen zu, die ſich entzünden. Es tritt
Schwellung, Röte und Hitze ein. Es klopft in dem erkrankten
Fingerglied, und der ganze Finger wird ſchmerzhaft. Selbſt
Modedamen, die nichts tun als ihre Finger und Nägel pflegen,
haben von allzu eifrigem Maniküren oft Fingerverletzungen,
Umläufer Nagelbettentzündungen uw. Meiſt gelten ſolche
Ent=
zündungen nicht als beſonders beachtenswert. Man arbeitet
wei=
ter und wickelt höchſtens einen Lappen um den Finger, den man
womöglich noch mit irgendeiner desinfizierenden Flüſſigkeit
tränkt. Daß ſolche entzündliche Fingerverletzungen nicht leicht
Müde und abgespannt?
Dann: Kaffee Sag.
genommen werden dürfen, geht ſchon aus einer
Sanitätsanord=
nung des alten Heeres hervor, nach der alle Soldaten mit einem
böſen Finger (Panaritium) ſofort ins Lazarett einzuweiſen ſind. Die
Behandlung beſtand meiſt in heißen Seifenbädern und
Ruhig=
ſtellung in einem keimfreien Verband. Oft genügte die völlige
Ruhigſtellung durch eine Schiene ſchon zur Heilung. Iſt die
Ent=
zündung jedoch nicht nur oberflächlich, ſondern ſchon tiefer unter
die Haut gedrungen, ſo muß beizeiten geſchnitten werden, damit
die Eiterung nicht in die Sehnenſcheiden und Gelenke vordringt.
Gerade die Sehnenſcheiden ſind beſonders gefährdet. Sie ſtehen
untereinander in Verbindung, und die Erkrankung kann ſchnell
auf andere Finger übergreifen. Auch die Gefahr einer von
einem böſen Finger ausgehenden Blutvergiftung iſt nicht zu
unterſchätzen. Wenn nicht beizeiten eingegriffen wird, können
ſchwere Krankheiten, Fingerverſteifungen und Verkrüppelungen
der Hand die Folge ſein. Unſere Hände ſind aber unſere
unent=
behrlichſten Werkzeuge. Man ſoll nicht zu viel daran
herum=
doktern, auch keine desinfizierenden Mittel verwenden, ſondern
den Finger beſſer noch die ganze Hand, ruhigſtellen, den
ent=
zündeten Finger keimfrei verbinden, bis der Arzt die weitere
Behandlung anordnet.
Bericht der Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte.
Geſchäftsergebniſſe des Jahres 1933.
(Eingeklammert ſind die Zahlen des Jahres 1932 angegeben.)
Die Geſchäftsergebniſſe des abgelaufenen Geſchäftsjahres ſind
ſowohl auf der Einnahmenſeite wie auch auf der Ausgabenſeite
als günſtig zu bezeichnen. Die Einnahmen liegen weſentlich über
dem Voranſchlage, während die Ausgaben unter den
veranſchlag=
ten Summen geblieben ſind. Den Rücklagen konnten daher ſtatt
der erwarteten 141 Millionen RM. insgeſamt 172 Millionen
Reichsmark zugefuhrt werden. Dieſe erfreuliche Wendung im
erſten Jahre der Regierung Adolf Hitlers in Verbindung mit den
Sanierungsmaßnahmen der Reichsregierung durch das Geſetz vom
7. Dezember 1933 bieten Gewähr für die Geſundung dieſes
Zwei=
ges der Sozialverſicherung auf der Grundlage des
Anwartſchafts=
deckungsverfahrens.
Die Geſamteinnahme belief ſich auf 287,8 Millionen
(287,7 Millionen) RM. Der Voranſchlag wurde um beinahe zwölf
Millionen Reichsmark überſchritten. Der Tiefſtand der
Beitrags=
einnahme in den einzelnen Monaten des erſten Halbjahres 1933
iſt überwunden Das langſame, aber ſtetige Anſteigen in den
letz=
ten Monaten des Jahres 1933 läßt berechtigte Hoffnungen auf
eine günſtige Entwicklung im Jahre 1934 zu Dies um ſo mehr,
als die Beitragseinnahme für Januar 1934 bereits wiederum um
rd. 2 Millionen RM. höher iſt, als die durchſchnittliche
Monats=
beitragseinnahme im zweiten Hauojahre 1933 und die
Beitrags=
einnahme für Februar 1934 über 2 Millionen RM. höher iſt als
im Februar 1933.
Die Zinseinnahmen betrugen 121,6 Millionen (114,3
Millionen) RM. Die trotz gewiſſer Erleichterungen eingetretene
Vermehrung des Zinseingangs erklärt ſich nicht allein aus der
inzwiſchen eingetretenen Kapitalzunahme, ſondern iſt auch zu
werten als der Ausdruck einer langſam anſteigenden
Leiſtungs=
fähigkeit oder =Bereitſchaft der Schuldner.
Der Geſamtaufwand für die
Rentenleiſtun=
gen, Abfindungen und Beitragserſtattungen einſchließlich der
von anderen Verſicherungsträgern zu erſtattenden Beträge machte
im Jahre 1933: 243,1 Millionen (229,6 Millionen) RM. aus.
Nach dem Stande vom 31. Dezember 1933 betrug die monatliche
Rentenleiſtung 19,5 (16,5) Millionen RM. Die Aufwendungen
für einmalige Leiſtungen betrugen 15,4 Millionen (12,4
Mil=
lionen) RM. Die Steigerung für einmalige Leiſtungen entfällt
auf Beitragserſtattung an weibliche Verſicherte, die insbeſondere
wegen Heirat aus, der verſicherungspflichtigen Beſchäftigung
ausſcheiden; ſolche Anträge gingen 56 393 (47 939) ein. Die
Ent=
wicklung kann als günſtiges Zeichen für das arbeitsmarkt= und
bevölkerungspolitiſche Beſtreben gewertet werden, weibliche
Ar=
beitskräfte durch männliche zu erſetzen und Doppelverdiener aus=
zuſchalten; ſicherlich hat auch die Einführung der
Eheſtandsdar=
lehen obige Erſcheinung günſtig beeinflußt.
Am 31. Dezember 1933 liefen 206 971 (183 498) Ruhegelder
mit 28 116 (21 117) Kinderzuſchüſſen. 90 229 (81 037) Witwen=
und Witwerrenten und 35 967 (26 629) Maiſenrenten. Insgeſamt
waren im Berichtsjahre 126 727 (119999) Leiſtungsanträge zu
bearbeiten.
Es gingen 109 949 (118 639) Anträge von Verſicherten auf
Gewährung eines Heilverfahrens ein. Hiervon
ent=
fallen auf ſtändige Heilverfahren 66 607 (64 295), auf
nichtſtän=
dige Heilverfahren (z. B. Zahnheilverfahren) 43 342 (54 344). Es
wurden 37 182 (36 871) ſtändige Heilverfahren durchgeführt. Die
Kuren beanſpruchten durchſchnittlich in den Lungenheilſtätten 113
(112) Tage, in den übrigen Sanatorien und in den Bädern 31
(31) Tage. Die Zahl der Anträge auf Gewährung von Zuſchüſſen
zuHeilverfahren für tuberkuloſe, tuberkulosgefährdete und rachitiſche
Kinder vonVerſicherten und fürWaiſenrentenempfänger betrug 4973
(4 660). Zuſchüſſe wurden in 3 322 (3 527) Fällen bewilligt. Es
wurden für die Geſundheitsfürſorge insgeſamt 20,2 (21,9)
Mil=
lionen RM. aufgewendet.
Rund 40 v. H. der aufgewendeten Mittel dienten der
Be=
kämpfung der Lungentuberkuloſe.
Bei der Prüfung der Heilverfahrensanträge fanden
erbbio=
logiſche Geſichtspunkte die gebührende Berückſichtigung.
An dem weiten Aufgabengebiet der öffentlichen
Geſundheits=
fürſorge, der Erbkunde und Raſſenpflege hat ſich die RfA. wie
früher durch Zuweiſung von Geldmitteln an Zentralſtellen des
Reiches fördernd beteiligt.
Es war ſeit jeher das Beſtreben der RfA., die
Verſicherungs=
beiträge und Zinserträge, ſoweit ſie nicht für die
Verſicherungs=
leiſtungen benötigt wurden, der Wirtſchaft zu
produk=
tiven Zwecken wieder zuzuführen, und zwar möglichſt an die
Länder und Gebiete, aus denen ſie ſtammten.
Indem die RfA. dieſen alten Grundſatz auch im Berichtsjahr
getreu befolgte, war es ihr möglich, der Reichsregierung ihre
tätige Mitarbeit zur Verfügung zu ſtellen, um die
Arbeitsbe=
ſchaffung und die Ingangſetzung der Wirtſchaft wirkſam zu
för=
dern. Oeffentliche Arbeiten, ländliche Siedlung.
Eigenheimſied=
lung und ſonſtiger Wohnungsbau waren hauptſächlich die
An=
lagengebiete, wohin die Mittel im Betrage von über 100
Mil=
lionen RM. floſſen. Die Kanäle ihrer Verwendung umſpannen
das geſamte Reichsgebiet, ſo daß die belebende Wirkung ihres
Ver=
brauchs der geſamten deutſchen Wirtſchaft zugute kam; die
ſegens=
reiche Wirkung eines großen Sammelbeckens für Sparkapital,
deſſen örtliche Zuſtändigkeit und Intereſſe bis an die Grenzen
unſeres Reiches ſich erſtrecken, kommt klar zum Ausdruck.
Der Verwaltungskoſtenaufwand betrug 2.9 (2.9)
vom Hundert der Geſamteinnahme. Es verbleiben alſo 97,1 vom
Hundert dieſer Einnahme für die Zwecke der Verſicherung.
Aus der NSDAB.
NSDAP., Kreisleitung Bensheim.
Bund Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten
Die nächſte Ortsgruppenverſammlung findet am Samstag,
7. April, nachmittags 4 Uhr, im Bahnhofshotel Bensheim ſtatt.
Tagesordnung: 1. Verſchiedenes: 2. Vortrag des Herrn Dr. med.
Schuchardt. Leiter des Aerztlichen Kreisvereins Darmſtadt, über
„Die Erbgeſetze und ihre Auswirkung”. Bei der Wichtigkeit des
Themas wird auf vollzähliges Erſcheinen Wert gelegt.
Aus den Darmſtädter Lichkſpielkheakern.
Morgenveranſtaltung im Helia:
Am Rande der Sahara.
In den nördlichen Teil Afrikas, nach Tripolis und Tunis,
führt uns der Kulturfilm, den die Ufa unter Dr. Martin Riklis
Leitung am Rande der Sahara gedreht hat.
Eigentümlich berührt es uns, wenn wir hier römiſchen
Tem=
pelruinen. Ueberreſten rieſiger Amphitheater, kilometerlangen
Viadukten und römiſchen Triumphbögen mitten in der Steppe
be=
gegnen. Die heutigen Bewohner des Landes haben eine
Bau=
kunſt, die von der römiſchen denkbar verſchieden iſt. Zum Beiſpiel
macht uns der Film bekannt mit der unterirdiſchen Höhlenſtadt
Matmata, die, von oben betrachtet, etwa wie ein von
Granattrich=
tern zerfetztes Gelände ausſieht, aus dem nur ein Minarett
her=
vorragt. Bedürfnis nach Schutz vor den jähen
Temperaturunter=
ſchieden von Tag und Nacht hat die Bewohner zu dieſer
merkwür=
digen Bauweiſe veranlaßt. Faſt noch ſeltſamer mutet der Anblick
der Stadt Médenine an, die aus röhrenförmigen Häuſern, die oft
5—6 Stockwerke haben, gebaut iſt. Halsbrecheriſche Kletterkünſte
gehören dazu, um auf den außen heraufgeführten Hühnerleitern
zu den oberen Stockwerken zu gelangen. Daneben gibt es ſo
moderne Gebäude wie die Markthalle, um die manche europäiſche
Stadt die Bewohner Medenines beneiden könnte, und Radio fehlt
auch nicht.
Intereſſant ſind die Szenen, die der Film aus dem
Volks=
leben der Eingeborenen zeigt, etwa ein Begräbnis oder eine
Hoch=
zeit mit all ihren vielfältigen Vorbereitungen und Zeremonien.
Das Heiraten iſt dort ein teurer Spaß. Denn eine Frau koſtet
immerhin in unſerem Geid etwa 500—10 000 Mark, — die der
Ehemann allerdings auf Wunſch auch ratenweiſe abzahlen kann.
So eine arabiſche Frau hat’s überhaupt nicht leicht, — nicht nur,
daß der Mann ihr faſt alle ſchwere Arbeit überläßt, vor allem
peinigt er ſie durch ſeine Eiferſucht, die ihm zu ganz ſonderbaren
Maßnahmen treibt. So befeſtigt er z. B. an ihren Geräten zum
Teppichklopfen kleine Glöckchen, die durch ihr Geräuſch verraten,
ob die Frau fleißig bei der Arbeit iſt oder etwa andere Dinge im
Kopf hat.
Wie koſtbar in dieſem Land das Waſſer iſt, machen uns die
Bilder aus ſüdtuneſiſchen Oaſen begreiflich. Die Zeit in der die
Bewäſſerungskanäle für die einzelnen Gärten und Pflanzungen
geöffnet werden, wird, genau nach der Uhr bemeſſen, und die
Ziſterne wird ſtets mit einem geheimen Mechanismus
verſchloſ=
ſen. Intereſſant ſind auch die Bilder von der Gewinnung des
Palmweins und von der künſtlichen Befruchtung der
Dattelpal=
men. — Die Rahmenhandlung des Films trug nicht gerade zur
Abrundung der Wirkung bei; man hätte ſie gut entbehren können,
zumal der Film an ſich reich an ſtofflich Intereſſantem war und
wirklich zu feſſeln vermochte.
Franzöſiſche Aklankikpoft fünf Tage langſamer.
Im Anſchluß an die Meldung der Deutſchen Lufthanſa über
den letzten deutſchen Atlantikpoſtflug erfahren wir noch folgendes:
Während die deutſche Poſt erſt am 22. März Rio de Janeiro
verließ, um am 27. März ſchon in Berlin ausgetragen zu
wer=
den, war der Poſtſchluß für die franzöſiſche Poſtſtrecke der Aire
France bereits am 17. März in Rio de Janeiro. Auch dieſe Poſt,
die demnach fünf Tage länger unterwegs war, erreichte Berlin
am 27. März.
Dieſer außerordentliche Zeitgewinn, der durch Benutzung der
Lufthanſa=Poſtſtrecke erreicht wurde, zeigt am deutlichſten, mit
welcher Pünktlichkeit die kurze Laufzeit auf der deutſchen
Poſt=
ſtrecke eingehalten wird, obwohl der Dienſt der Deutſchen Lu
r=
hanſa erſt ſeit Februar im Betrieb iſt. Demgegenüber blicken
die Franzoſen auf eine jahrelange Erfahrung zurück. Sie ſind
trotzdem aber nicht in der Lage, den größten Abſchnitt dieſer
gro=
ßen Verbindung zu fliegen; denn bekanntlich wird die
franzö=
ſiſche Atlantikſtrecke mit Schnellbooten befahren, ſo daß ein
ge=
miſchter Flugzeug= und Schiffsdienſt ſtattfindet, während die
Lufthanſa von Anfang an unter Einſchaltung des
Flugſtützpunk=
tes „Weſtfalen” tatſächlich den Ozean regelmäßig überfliegt.
Vereins- und lokale Beranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Stenographie und Maſchinenſchreiben. In
die=
ſen beiden für jeden Kaufmann. Angeſtellten und Beamten ſo
wich=
tigen Fächern beginnen am Freitag, den 6. April, abends 7 und
8 Uhr, neue Kurſe im Ludwig=Georgs=Gymnaſium, Karlsſtraße 2;
auf die heutige Anzeige wird beſonders hingewieſen.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Beſſunger Lichtſpiele: Eine ganz tolle Sache‟.
Mittwoch, 4. April 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Rachrichten
Nr. 92 — Seite 7
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 3. April. Turnverein — Wanderung
nach dem Rimdidim. Ein zahlreiches wanderluſtiges
Völk=
chen fuhr in den frühen Morgenſtunden mit der Bahn nach Ober=
Ramſtadt. Unter Führung des Wanderwartes Isking ging es zu
Fuß nach dem Rimdidim, wo man um 12 Uhr eintraf. Auch den
älteren Mitgliedern war diesmal Rechnung getragen, indem ſie
mit einer Auto nach Steinau fahreen konnten. Ein kurzer
Fuß=
weg führte ſie nach dem Ziele, an dem ſie gleichzeitig mit den
Fußwanderern eintrafen. Auf Wunſch der älteren Mitglieder ſoll
dieſe Einrichtung auch für die Zukunft beibehalten werden. Nach
gemütlicher Mittagsraſt trennten ſich um 2.30 Uhr beide Gruppen.
Die Fußwanderer pilgerten über Lichtenberg zurück nach Ober=
Ramſtadt, von wo aus die Heimfahrt angetreten wurde. Die
Autofahrer fuhren nach Wembach, hielten dort noch einmal
Ein=
kehr, und dann ging es zurück nach dem Heimatort.
Br. Wixhauſen, 3. April, Sängerluſt=Konzert Unter
der vorzüglichen Leitung ſeines Dirigenten Gg. Jäger=
Frank=
furt a. M. brachte der Chor Kompoſitionen von Schubert,
Hein=
richs, Trunk, Silcher, Arnold, Pauli. Zöllner, Hermes und
Rhein=
taler in feiner Weiſe zu Gehör. Als Soliſtin bot Frl. Friedel
Heeſer=Frankfurt a. M. mit ihrer ſchönen Sopranſtimme den
zahl=
reichen Beſuchern einen beſonderen Genuß. In dem anſchließenden
Bunten Abend unterhielten Künſtler aus der Main=Metropole die
Zuhörer auf das angeregteſte Der jugendliche Xylophonſpieler
ſowie die Tänzerin konnten hier beſondere Lorbeeren ernten. —
Unglücksfall. Heute vormittag zwiſchen 11 und 12 Uhr
er=
eignete ſich auf der Frankfurter Landſtraße ein tragiſches Unglück.
Die beiden Kinder des Arbeiters Stahl von hier im Alter von 3
und 4 Jahren wollten die Chauſſee überqueren. Ein aus
Rich=
tung Arheilgen kommendes Auto ließen die Kleinen
vorüber=
fahren, hatten aber ein aus entgegengeſetzter Richtung kommendes
Motorrad nicht bemerkt; ſie wurden von dieſem erfaßt und erlitten
ſchwere Verletzungen an Geſicht, Kopf und Hals. Das eine der
unglücklichen Kinder mußte in bewußtloſem Zuſtand ins
Kranken=
haus überführt werden. Durch das ſcharfe Stoppen ſtürzte die
Soziusfahrerin ebenfalls und zog ſich am Kopf Verletzungen zu.
Die Polizei weilte am Unglücksort.
o. Erzhauſen, 3. April. Das herrliche Oſterwetter hat auch
dort, wo die Konfirmation ſtattfand, viel zur Feſtſtimmung
beigetragen. Hier hat die Konfirmation nicht ſtattgefunden.
Durch die Hereſtellung der Kirche findet der Gottesdienſt zur Zeit
im Gemeindehauſe ſtatt. Die Einſegnung der Konfirmanden ſoll
in der Kirche ſtattfinden und iſt deshalb für Pfingſten in Ausſtcht
genommen. Die Konfirmanden — 60 an der Zahl — ſind
hier=
über etwas verſtimmt, weil ihnen die Hoffnung auf Oſtern zur
Konfirmation enttäuſcht wurde. Die Entlaſſung aus der Schule
bleibt in ſchöner Erinnerung, denn der Lehrer hatte ſeine
treuen Schüler, welche er ſieben Jahre unter ſeiner Obhut hatte,
nochmals im „Frankfurter Hof” mit Eltern und Angehörigen
zu=
ſammenkommen laſſen, um eine würdige Abſchiedsfeier zu begehen.
Nach einer treffenden Anſprache an die Kinder und Eltern
brach=
ten die Schüler in abwechſlungsreicher Folge Sprechchöre, Gedichte
und Lieder zu Gehör.
Ek Pfungſtadt, 3. April, Goldene Hochzeit. Die
Ehe=
leute Adam Gunkel 1. Hillebergſtraße 32, begingen bei guter
Rüſtigkeit das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit.
F Eberſtadt, 2. April. Freitod. Unter beſonders
tragi=
ſchen Umſtänden hat ſich hier unmittelbar vor den Feiertagen ein
verheirateter Einwohner das Leben genommen.
4k Nieder=Ramſtadt, 3. April. Am Donnerstag wurden die
ſterblichen Ueberreſte des in weitem Umkreis bekannten
Landwir=
tes Heinrich Müller II. hier zur letzten Ruhe beſtattet. Er war
bekannt unte dem Namen „Brückenſcholz”. Mit Recht bezeichnete
ihn der Geiſtliche in der Leichenrede als lebende Chronik der
Ge=
meinde und des vorderen Odenwaldes. Dank ſeines guten
abſo=
lut zuverläſſigen Gedächtniſſes wußte er Beſcheid in allen Dingen.
Ueber alles, was für die ſpätere Zeit einmal von Belang ſein
könnte, machte ſich Müller Aufzeichnungen. Seine ſchriftliche
Hin=
terlaſſenſchaft iſt von bedeutendem Wert für unſere Nachfahren.
G. Ober=Ramſtadt, 3. April. In einer Verſammlung der
Milchabſatzgenoſſenſchaft gab, der Vorſitzende bekannt, daß das
Tuberkuloſe=Tilgungsverfahren eingeführt wird und jeder
Milch=
erzeuger gezwungen iſt, ſeine Milchkühe unter kreistierärztliche
Kontrolle zu ſtellen. Außerdem ſeien zur Reinigung der Milch
nur noch Wattefilter zu benutzen. Durch dieſe Maßnahmen werde
eine allen Anforderungen entſprechende Trinkmilch gewonnen und
damit der Milchverbrauch noch weſentlich geſteigert. — Zu
Oſtern haben hier nicht weniger als 6 Brautpaare den Bund fürs
Leben miteinander geſchloſſen.
— Ober=Ramſtadt, 3, April. Die Beſondere Ortskrankenkaſſe
hat in einer Vorſtandsſitzung ihren Geſchäfts= und
Rechnungs=
bericht verabſchiedet. Dem geſchichtlichen Teil des Berichtes iſt
zu entnehmen, daß die Kaſſe am 1. April auf ein 30jähriges
Be=
ſtehen als ſelbſtändiges Inſtitut zurückblicken konnte. Aus dieſem
Anlaß wurde beſchloſſen, die Jahreshauptverſammlung am 15.
April im Saalbau Suppes als öffentliche Feſtſitzung abzuhalten.
Die Wiederbelebung der Wirtſchaft dank der Maßnahmen unſeres
Volkskanzlers Adolf Hitler brachte der Kaſſe einen gegen das
Vorjahr um etwa 130 Mitglieder höheren durchſchnittlichen
Mit=
gliederſtand. Das Beitragsaufkommen war bei gleichen
Beitrags=
ſätzen um 15,7 Prozent höher als im Vorjahre, die durchſchnittliche
Beitragseinnahme pro Mitglied lag um 5.23 Prozent über dem
Vorjahr, eine Auswirkung der ſtärkeren Beſchäftigung. Dank der
günſtigen allgemeinen Entwicklung konnte die Kaſſe mit einer
Ver=
beſſerung des Kaſſenvermögens von rund 14 000 Mk. abſchließen,
ohne Berückſichtigung einer außerordentlichen Abſchreibung. Der
günſtige Abſchluß führte am 1. Oktober zur Einführung
bevölke=
rungspolitiſcher Leiſtungsverbeſſerungen, durch Erhöhung des
Hausgeldes für Kaſſenmitglieder mit Familienangehörigen und
Erhöhung der Zuſchüſſe für Familienangehörige in
Krankenhäu=
ſern auf 50 Prozent und ab 1. Januar 1934 zu einer
Beitrags=
ſenkung.
— Groß=Bieberau 3. April. Der ſeit einigen Jahren hier
tätige Bahnvorſteher Bayerländer wurde nach Reichelsheim i. O.
verſetzt als Verwalter, der Bahnlinie Reinheim-Reichelsheim.
Man ſieht ihn in hieſiger Gemeinde ungern ſcheiden, da er durch
ſein bereitwilliges Entgegenkommen recht beliebt war.
f. Roßdorf, 3. April. Georg Philipp Keßler I. Eheleute
erhielten anläßlich ihrer Goldenen Hochzeit nachträglich ein
Glück=
wunſchſchreiben des Herrn Reichspräſidenten ſowie die
Glückwün=
ſche der Staatsregierung und ein Geldgeſchenk übermittelt.
Saarkundgebungen
In Griesheim.
J. Griesheim, 2. April. Am erſten Oſterfeiertag ſtand
Gries=
heim ganz im Zeichen einer Saarkundgebung unter dem Motto:
„Zurück zu Deutſchland‟. Der Sportklub „Viktoria 06‟ Griesheim
empfing an dieſem Tage im Rahmen des vom Bezirk Main=
Heſſen im Deutſchen Fußball=Bund aufgeſtellten großen
Sport=
progvamms die 1. Fußballmannſchaft des FV. „Ingobertia” St.
Ingbert. Die Mannſchaft traf am Sonntag gegen 11 Uhr in
Gries=
heim ein und wurde mit klingendem Spiele in feierlicher Weiſe
vom Sportklub „Viktoria” in ihre Quartiere geleitet, die von den
Mitgliedern des Sportklubs „Viktoria” bereitgeſtellt waren. Die
Vereinsmitglieder verſammelten ſich nachmittags 1.15 Uhr im
Ver=
einslokal, von wo aus um 2 Uhr der gemeinſame Abmarſch nach
dem Viktoria=Sportplatz erfolgte. Auf dem Sportplatz fand dann
zunächſt ein Freundſchaftsſpiel zwiſchen der 1. Handballmannſchaft
des Sportklubs „Viktoria” und der Germanen” Frankfurt ſtatt,
das 7:3 zugunſten des Sportklubs „Viktoria” endete. Inzwiſchen
hatte ſich auf dem Sportplatz eine rieſige Zuſchauermenge
einge=
funden. Die Begeiſterung erreichte ihren Höhepunkt, als die
Fuß=
ballmannſchaft „Ingobertia” St. Ingbert des Spielfeld betrat. Der
Vorſitzende des Sportklubs „Viktoria”, Herr Ludwig Fiedler,
be=
grüßte die erſchienenen Gäſte und hieß insbeſondere die
Fußball=
mannſchaft von der Saar herzlich willkommen. Hierauf ergriff der
Bezirksleiter, Herr Dr. Grünewald, vom Bezirk Main=Heſſen des
Deutſchen Fußball=Bundes, das Wort zu einer herzlichen
Be=
grüßung. Herr Bürgermeiſter Feldmann=Griesheim hielt eine
kernige und zu Herzen gehende Anſprache. Er begrüßte im Namen
der Gemeinde Griesheim alle Erſchienenen und hieß insbeſondere
unſere deutſchen Brüder von der Saar herzlich willkommen. Die
Gemeinde Griesheim wolle heute beweiſen, daß ſie nach der
natio=
nalen Erhebung treu zu der Reichsregierung und insbeſondere zu
unſerem geliebten Volkskanzler Adolf Hitler,ſtehe. Um dieſen
Ge=
fühlen Ausdruck zu verleihen, veranſtalte die Ortsgruppe
Gries=
heim der NSDAP. am Abend in drei Lohalen Kundgebungen,
denen das Motto „Die Saar zurück zu Deutſchland” zugrunde liege.
Hierauf begann das Wettſpiel zwiſchen den beiden
Fußballmann=
ſchaften „Viktoria” Griesheim und „Ingobertia” St. Ingbert, das
nach muſtergültigem Verlauf 2:1 zugunſten von „Viktoria” endete.
Nach Beendigung des Wettſpiels zogen die Sportler mit
klingen=
dem Spiel nach dem Vereinslokal zurück. — Am Abend waren die
drei Säle. Zum Rebſtock”. „Zum grünen Laub” und „Zum
Bür=
gerhof”, in denen die Kundgebungen ſtattfanden, bis auf den letzten
Platz gefüllt. Die einmarſchierenden SA.=Stürme wurden mit dem
Badenweiler Marſch begrüßt. In den einleitenden Worten der den
Vorſitz führenden Amtswalter der NSDAP. wieſen dieſe darauf
hin, daß die Bewohnerſchaft von Griesheim die die Beſatzungszeit
miterlebt hat, ſehr wohl wiſſe, was es heiße, unter fremdem
Re=
gime zu ſtehen. Anſchließend nahmen die Redner des Abends das
Wort zu ihren Ausführungen. Sie wieſen darauf hin, daß, wenn
heute in allen Gauen des neuen Deutſchland Saarkundgebungen
ſtattfänden, dies nicht aus dem Grunde geſchehe, damit das
Aus=
land aufhorchen ſolle, ſondern aus dem einzigen Grunde, um der
tiefen Verbundenheit des neuen Deutſchland mit den Brüdern und
Schweſtern an der Saar nachhaltigen Ausdruck zu verleihen. Das
Programm und die Ziele der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung
fanden eingehende Würdigung. An die Saargäſte, die ſich
ab=
wechſelnd in die einzelnen Kundgebungs=Lokale begaben, erging
der Appell, das im neuen Deutſchland Geſehene und Gehörte ihrer
Heimat zu vermitteln, ihre Volksgenoſſen über den wahren
Zu=
ſtand im neuen Deutſchland aufzuklären und am Abſtimmungstage
im nächſten Jahre ihre Pflicht zu tun.
In Arheilgen.
Dg. Arheilgen, 2. April. Auch die hieſige Sportvereinigung 04
hatte ſich eine Fußballmannſchaft aus dem Saargebiet verpflichtet,
k. Roßdorf, 3. April. Zum Abſchied von Pfarrer
D. Berck wird uns geſchrieben: Zur Abſchiedspredigt im
Vor=
mittagsgottesdienſt am erſten Oſterfeiertag hatten ſich viele Hörer
eingefunden, ſo daß das Gotteshaus dicht beſetzt war. In
ein=
drucksvoller gewohnter Weiſe behandelte Herr Pfarrer D. Berck
Pſalm 118 Vers 17 und verſtand es, die Textworte als
Abſchieds=
worte in die Herzen ſeiner Gemeinde einzuhämmern.
Kirchen=
geſangverein und Poſaunenchor wirkten, im Gottesdienſt eifrig
mit. — Nahezu 11 Jahre wirkte Herr Pfarrer D. Berck in unſerer
Gemeinde. Während dieſer Zeit hat er ſich als treuer Seelſorger
um unſere Gemeinde gekümmert und unend ich viel Gutes getan:
dies alles anzuführen, würde hier zu weit führen. Herr Pfarrer
D. Berck ging ganz in ſeinem Berufe auf und war unermüdlich in
dem Beſtreben, im Einklang mit dem Kirchenvorſtand und der
Kirchengemeindevertretung das kirchliche Leben dahier zu heben.
Groß war ſein Weitblick und ſein ſoziales Verſtändnis für die
Nöte ſeiner Gemeindeglieder. Sein Bild wird allen, die mit ihm
arbeiten und ihn kennen lernen durften, unauslöſchlich in der
Er=
innerung haften bleiben. Nur ungern ſieht die Gemeinde ihren
Pfarrer ſcheiden. Es iſt der Herzenswunſch der Gemeindeglieder,
daß ſich Herr Pfarrer D. Berck noch lange Jahre einer guten
Ge=
ſundheit erfreuen möge zum Beſten und zur Freude ſeiner
Fa=
milie. „Nicht zuletzt verdienen auch die Verdienſte der Frau
Ge=
mahlin von Herrn Pfarrer D. Berck gewürdigt zu werden. Eine
ſchlichte Frömmigkeit, ein ſtarkes mütterliches Empfinden, eine
ſelbſtloſe Güte bilden die Grundzüge ihres Weſens und ließen ſie
als jahrelange Vorſitzende des Frauenvereins bei vielen
Beküm=
merten Helferin und Tröſterin werden. Ihr feines Frauentum
wurde auf das wertvollſte ergänzt durch einen klaren Verſtand
und ſicheren Blick für die Erforderniſſe in der Gemeinde. Man denke
hier nur an ihre aufopfernde, unermüdliche Tätigkeit während der
Kinderſpeiſungen. Auch ſie wird unvergeſſen bleiben in den
Her=
zen all derer, die ihr in Liebe und Verehrung zugetan ſind.
Dieburg, 3. April. Reichsluftſchutzbund. Die
hie=
ſige Ortsgruppe des Reichsluftſchutzbundes umfaßt gegenwärtig
490 Mitglieder. In 12 Orten wurden Stützpunkte errichtet, die
alle der hieſigen Ortsgruppe angegliedert ſind. In den nächſten
Tagen werden Werbeabende in Heubach und Dorndiel ſtattfinden,
in denen Herr und Frau Dr. Seidel ſprechen werden.
Außer=
dem hat die hieſige Ortsgruppe eine Bauberatungsſtelle für
Schutz=
raumbau geſchaffen, derest Leitung unentgeltlich Rat und Aus=
und zwar die Spielvereinigung 1910 Merzig, die am 1.
Oſterfeier=
tage in Lampertheim zu Gaſt war. Von Lampertheim kommend,
trafen die Gäſte am 1. Oſterfeiertage um 7.30 Uhr an dem Main=
Neckar=Bahnhof ein. Aus dieſem Anlaß hatten die Häuſer reichen
Flaggenſchmuck angelegt und boten den Gäſten damit ein
impo=
ſantes Bild. Zur Begrüßung der Saarländer hatten ſich die
Mit=
glieder und der Spielmannszug der Sportvereinigung ſowie die
SA.=Kapelle und die Einwohnerſchaft recht zahlreich eingefunden.
In einer herzlich gehaltenen Anſprache begrüßte Stellv.
Vereins=
führer Pg. Hettinger die Saarbrüder. Unter den Klängen der
SA.=Kapelle und des Spielmannszuges wurden die Gäſte nach dem
Gaſthaus „Zum goldenen Löwen” geleitet, wo man ſie mit
Quar=
tieren verſorgte, die die Einwohnerſchaft bereitwilligſt zur
Ver=
fügung geſtellt hatte.
Am Abend verſammelte man ſich im vollbeſetzten Löwenſaale
mit den Gäſten, um einige unterhaltende Stunden zu verleben.
Ge=
ſangverein „Frohſinn” und SA.=Kapelle umrahmten den Abend
mit ihren Vorträgen, während vier der Gäſte in flotter Weiſe
Volks= und Schlagerlieder ſangen und viel Beifall ernteten. In
warmen Worten wandte ſich Propagandaleiter Beigeordneter
Zeidler an die Gäſte. Dann ſprach der Reiſebegleiter der Gäſte
Herr Ehl=Merzig, herzliche Dankesworte für die liebevolle
Auf=
nahme und ſchloß mit einem Treuebekennntnis zum deutſchen
Vaterlande und ſeinem Führer.
Der Vormittag des 2. Feiertags wurde mit einer
Autorund=
fahrt ausgefüllt, wozu hieſige Autofahrer ſich in dankeswerter
Weiſe bereit erklärt hatten. Am Nachmittag verſammelten ſich
Gaſtgeber, Gäſte, die SA. Hitler=Jugend, Jungvolk und viele
Ein=
wohner am „Löwen”, und mit klingendem Spiel gings durch die
feſtlich geſchmückten Ortsſtraßen nach dem Sportplatz am Arheilger
Mühlchen, wo ein ausgezeichneter Beſuch zu verzeichnen war. Nach
dem Aufmarſch fand daſelbſt eine ſchlichte Kundgebung ſtatt.
Bürgermeiſter Birkenſtock entbot den Gäſten die Grüße der
NSDAP. und der Gemeinde. Vor dem Fußballtreffen gegen die
Spielvereinigung Merzig fanden ſich die 1. Handballmannſchaften
des Turnvereins und der Sportvereinigung zu einem Lokaltreffen
zuſammen, das die Turner mit 4:1 für ſich entſcheiden konnten.
Dann erſchienen die Saargäſte, von den Zuſchauern gebührend
be=
grüßt, auf dem Platze, Stellv. Vereinsführer Pg. Hettinger
widmete dieſen nochmals warme Worte und überreichte ihnen im
Namen des Vereins ebenfalls ein Blumengebinde mit Widmung.
In Bürftadl.
Ex. Bürſtadt, 2. April. Der Verein für Raſenſport 1910
Bür=
ſtadt hatte am 2. Oſterfeiertag den FV. Güdingen (Saar) zu
einem Freundſchaftsſpiel verpflichtet und trafen die Gäſte bereits
am Sonntag abend hier ein, von einer gewaltigen Menſchenmenge
begrüßt, die dann nach Worten herzlicher Begrüßung durch den
erſten Führer des VfR. bei Muſikbegleitung das Deutſchlandlied
ſang. Im Saale „Zu den 3 Haſen” fand dann am Abend die
offi=
zielle Kundgebung ſtatt, nachdem den Gäſten die Quartiere
ange=
wieſen waren. Nach einem ſchnittigen Marſch hieß Herr Maſſoth
die Gäſte aus der Saar aufs herzlichſte willkommen und hob die
tiefe Vetbundenheit der deutſchen Volksgenoſſen mit den
Saar=
kameraden ganz beſonders hervor.
Am Montag vormittag war gemeinſchaftlicher Kirchgang, dem
ſich gegen 10 Uhr ein Spaziergang ans Waſſerwerk ſowie zum
Borheimerhof anſchloß. Die Saarkameraden konnten dabei die
Feſtſtellung machen, daß Deutſchland ein Volk von Brüdern iſt und
daß ein Jahr nationalſozialiſtiſcher Regierung bereits eine große
Wandlung vollzogen hat. Am Nachmittag fand dann ein
Fußball=
ſpiel zwiſchen der Saarmannſchaft Güdingen und dem VfR. ſtatt,
das verdient mit 0:1 Toren zugunſten der Gäſte endete. Im Saale
H. Bub verlebten dieſelben dann noch einige gemütliche Stunden.
kunft über Luftſchutzbauten gibt. — In Ober= und Nieder=Roden
fanden gleichzeitig Verſammlungen ſtatt, in denen Herr Dr.
Sei=
del bzw. Bezirksgruppenführer Velten die Mitglieder überzeugend
in das Weſen des Luftſchutzes einführten. Den drohenden
Gefah=
ren können wir nur eine Devenſivabwehr entgegenſetzen, deshalb
iſt es notwendig, daß alle Einwohner mit dem nötigen Wiſſen zur
Abwehr ausgerüſtet ſind. Die beiden Gemeindegruppen gehören
zur Ortsgruppe Langen, deren Führer die Verſammlung mit einem
dreifachen Sieg=Heil auf den Volkskanzler ſchloß. — Zum
Ab=
ſchluß des Winterhilfswerks war der Saal des „
Main=
zer Hof” dicht beſetzt von bedürftigen Volksgenoſſen, denen
reich=
liche Gaben aus der letzten Spende zuteil wurden. Dev Führer
des Hilfswerks, Herr Rechnungsrat Graf, dankte allen Gebern für
ihre Unterſtützung, beſonders der Frauenſchaft, die die ſchwierige
Sondierung der Spenden durchgeführt hatte, der Muſikkapelle des
DAD. für ihre Mitwirkung bei allen Veranſtaltungen ſowie dem
Verleger der Heimatzeitung, der die Bekanntmachungen des
Win=
terhilfswerkes unentgeltlich zum Abdruck brachte.
r. Babenhauſen, 3. April. Der älteſte Einwohner
unſeres Städtchens, Herr Rechnunsgrat, Wilh. Beck,
wurde am Oſterdienstag zur letzten Ruhe beſtattet. Er erreichte
ein Alter von 88 Jahren.
Dp. Zwingenbrg, 2. April. Einem Brauche unſerer
Vor=
fahren, dem wiedererwachten Licht und der Fruchtbarkeit der
Fluren ein Freudenfeuer zu bringen, entſprechend, verſammelte ſich
geſtern abend die hieſige Einwohnerſchaft zu einer gemeinſamen
Oſterfeier. Mit Marſchmuſik bewegte ſich ein ſtattlicher Zug
nach dem Lutziberg. Die Feier wurde eingeleitet durch den
ge=
meinſamen Geſang. Ich hab mich ergeben‟. Es folgte, während
das Oſterfeuer angezündet wurde, das Lied: „Flamme empor‟. Die
Feuerrede, von Pg.Engel gehalten, war ein Bekenntnis des
deut=
ſchen Menſchen zum deutſchen Volk. zum Führer und zum deutſchen
Vaterland. — Unſere Vorfahren haben bei ihrem Oſterfeuer der
Göttin Oſtera geopfert und um Fruchtbarkeit der Fluren gebeten
Wir deutſchen Menſchen opfern uns ſelbſt für Deutſchland. Auf
den erſten Vers des Deutſchlandliedes folgte der Feuerſpruch, von
Frl. Heydegger (B.d.M.) geſprochen. Mit dem Horſt=Weſſel=Lied
und einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer war der erſte Teil
beendet. Der zweite Teil beſtand aus Reigentänzen Liedern,
Feuerſpringen und einem Fackelzug nach Zwingenberg. Das
Oſter=
feuer war weithin in der Rheinebene ſichtbar.
R.
Zum Einweichen der 4Bäſche, zum Beichmachen des Waſſers: Henko Baſch= und Bleich=Soda!
Seite 8 — Nr. 92
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 4. April 1934
40 65 86 5: 3 642 115 * Edelpelzlierfarmen in Heſſen.
Bei der Anfang Februar 1934 durchgeführten Zählung der
Edelpelztiere wurden nach einer Mitteilung des
Landesſtatiſti=
ſchen Amtes in Heſſen 54 Edelpelztierfarmen ermittelt, von denen
allein 11 ſich im Kreiſe Friedberg befanden. Die größte Farm
Heſſens liegt im Kreiſe Bensheim; 33 dieſer Farmen befaſſen ſich
mit der Zucht von Sumpfbiber (Nutria), 17 Farmen mit der Zucht
von Nerzen; die übrigen Edelpelztierarten werden jeweils nur
in einer kleineren Zahl von Farmen gehalten. Der Geſamtbeſtand
an Edelpelztieren zu Anfang Februar 1934 betrug in Heſſen
über=
haupt:
Tiere insgeſamt im
männl. Tiere weibl. Tiere Febr. 34 Febr. 31
Silberfüchſe
Blaufüchſe
Nerze
Steinmarder
Edel= u. Baummarder
Waſchbären
Nutria
Amerik. Opoſſume
Rotfüchſe
Kreuzfüchſe
Dp. Zwingenberg, 3. April. In der hieſigen Gemarkung haben
an geſchützten Stellen einige Aprikoſen= und Mandelbäume ihre
Blüten entfaltet. — Am 1. d. M. waren 25 Jahre
ver=
floſſen, ſeit Herr Dr. med. Miſchlich ſeine ärztliche Praxis in
Zwingenberg ausübt. Zu dieſem Jubiläum wurden dem
Genann=
ten, der ſich großer Beliebtheit erfreut, zahlreiche Glückwünſche
und auch zwei Standchen dargebracht.
Em. Kirſchhauſen, 3. April. Gemeinderatsſitzung.
Das Schulgeld für Fortbildungsſchüler und =ſchülerinnen wurde
für 1934 auf 9 RM. feſtgeſetzt und folglich um 1 RM. erhöht. Die
Verteilung auf die einzelnen Gemeinden erfolgt entſprechend ihrer
Schülerzahl. Die Verpachtung des früheren Steinbruchs
Pfannen=
ſtihl an die Fa. Georg Menne wird gnehmigt. Ueber die
Feſt=
ſetzung des Bruchzinſes wird ſpäter beſchloſſen werden.
Em. Heppenheim a. d. B., 3. April. Sitzung des
Kreis=
tages. Die Sitzung wurde in Anweſenheit des Kreisleiters
der NSDAP. Dr. Hildebrandt durch Herrn Kreisdirektor Nanz
eröffnet. Nach Feſtſtellung der Beſchlußfähigkeit und
Verpflich=
tung des bei der letzten Sitzung fehlenden Mitglieds Riehl wurde
in die Tagesordnung eingetreten. Der Voranſchlag für 1934, der
trotz Rückgang des Steuerkapitals ausgeglichen werden konnte und
in Einnahme und Ausgabe mit 796 303 RM. abſchließt, wurde
auf Antrag des Mitglieds Heid einſtimmig angenommen. — Die
Ausſchlagsſätze für 1934 werden in gleicher Höhe wie im Vorjahr
erhoben. — Um einigen Hundert Arbeitern Verdienſtmöglichkeit
zu geben, ſoll die Weſchnitzregulierung von Fürth bis Birkenau
ausgeführt werden. Die notwendigen Mittel ſollen teils durch
Gewährung eines Zuſchuſſes ſeitens der Reichsanſtalt für
Arbeits=
loſenverſicherung und teils durch Aufnahme eines Darlehens in
Höhe von 210 000 RM. im „Arbeitsbeſchaffungsprogramm der
Reichsregierung bei der Rentenbankkreditanſtalt beſchafft werden.
Da der Kreisausſchuß der Aufnahme des Darlehens zugeſtimmt
habe, beantragt der Vorſitzende, auch die Genehmigung durch den
Kreistag, die einſtimmig erfolgt. — Bezüglich der Prüfung der
Kreiskaſſerechnung für 1932 Rj. wird der Kreisausſchuß
ermäch=
tigt, die Kreiskaſſerechnung für 1932 Rj., die noch nicht geſtellt
iſt, namens des Kreistags zu prüfen und dem Rechner Entlaſtung
zu erteilen, vorbehaltlich der Reviſion durch die
Oberrechnungs=
kammer. Ebenſo wird der Kreisausſchuß ermächtigt, den
Rechen=
ſchaftsbericht für 1932 entgegenzunehmen und zu genehmigen. —
Dem Beſchluß des Kreisausſchuſſes vom 22. Jan. 34, dem Rhein=
Mainiſchen Garantieverband mit 6000 RM. beizutreten, wird
zu=
geſtimmt — Der Kreistag erteilt ferner nachträglich ſeine
Geneh=
migung der vom Kreisausſchuß gebilligten und inzwiſchen
durch=
geführten Zuſammenlegung der Landkrankenkaſſen mit der
Allge=
meinen Ortskrankenkaſſe.
i. Viernheim, 2. April. Starker Rückgang der
Ar=
beitsloſigkeit. Mit Genugtuung konnte der
Ortsgruppen=
leiter Pg. Franzke anläßlich der Kundgebung des geſamten
Handwerks im Engel=Saal die Mitteilung machen, daß es dem
früheren Ortsgruppenleiter Pg. Adam Winkenbach, der
be=
kanntlich nach Hannover überſiedelte, gelungen iſt, für 400
ar=
beitsloſe Viernheimer in Hannover
Arbeitsmöglichkei=
ten und Verdienſt zu ſchaffen. Etwa 100 Maurer und
Zimmer=
leute ſind bereits zur Arbeitsaufnahme nach Hannover abgereiſt.
— Mit ſofortiger Wirkung wurde Polizeihauptwachtmeiſter Geora
Preuß nach dem Polizeiamt Offenbach a. M.,
Polizeihauptwacht=
ineiſter Auguſt Raubel vom Polizeiamt Gießen nach hier
ver=
ſetzt. — Die Mitgliederwerbung des
Reichsluft=
ſchutzbundes hatte ein erfreuliches Ergebnis zu verzeichnen.
1100 Perſonen ſind dem Luftſchutzbund beigetreten. Somit bildet
Viernheim eine eigene Ortsgruppe.
Schweres Mokorradunglück.
Der Sohn getötet, Vater ſchwer verletzt.
Kelſterbach, 3. April. Auf der Bergſtraße ereignete ſich am
erſten Oſterfeiertag kurz vor Heidelberg ein ſchwerer Unfall. Um
8 Uhr morgens ſtieß ein aus Frankfurt kommendes Motorrad mit
einem Stuttgarter Perſonenauto zuſammen. Hierbei erlitt der
Fahrer des Motorrades, der 23jährige Schmuck aus Kelſterbach
am Main, einen ſchweren Schädelbruch, dem er auf der Stelle
er=
lag. Der auf dem Soziusſitz mitfahrende 48jährige Vater des
Schmuck erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung und ſonſtige
Ver=
letzungen; er wurde in bedenklichem Zuſtand in das Heidelberger
Krankenhaus eingeliefert. Von den Inſaſſen des Autos wurde
niemand verletzt, doch kam der Lenker des Autos bis zur Klärung
der Schuldfrage in Haft; er ſoll vorſchriftswidrig gefahren ſein.
j. Viernheim, 2. April. Die Freilichtbühne
Viern=
heim, die im Vorjahre zum erſten Male in zweimonatiger
Spiei=
zeit mit Schillers „Tell” Tauſende und aber Tauſende von
Kunſt=
freunden begeiſterte, hat für dieſes Jahr das hiſtoriſche Drama
„Andreas Hofer” zur Aufführung auserſehen. Die Spiele ſollen
zu Pfingſten beginnen. Umbau= und Erweiterungsarbeiten der
herrlich im Walde gelegenen Bühne ſind in vollem Gange,
—Stockſtadt a. Rh., 3. April. Die hieſige Ortsgruppe der
NSBO. und DAF. hielt im Parteilokal eine gutbeſuchte
öffent=
liche Verſammlung ab. Pg. Scherer, Führer der DAF. des
Krei=
ſes Worms, ſprach über nationalſozialiſtiſches Ideengut und
deut=
ſches Arbeitertum. Die Rede wurde oft mit Beifall unterbrochen.
Ortsgruppenbetriebsobmann Pg. Merz verpflichtete anſchließend
verſchiedene Mitglieder, denen die Mitgliedskarte ausgehändigt
wurde. — Sitzung derpolitiſchen Leiter.
Ortsgrup=
penleiter Metzger gab verſchiedene neue Verfügungen bekannt. —
In der letzten Mitgliederverſammlung der hieſigen Turngemeinde
e. V. wurde Turner Auguſt Merz zum Vereinsführer gewählt. —
Durch das herrliche Oſterwetter begünſtigt, war der Kühkopf und
der Rhein das Ziel vieler Ausflügler. Auch Paddler waren auf
dem Rhein ſchon zu ſehen, und bald wird wieder der Rhein ein
ſehr belebtes Bild zeigen.
Ve. Groß=Gerau, 3. April. Ein ſeltenes Jubiläum.
Am erſten Oſterfeiertag feierte Bauſekretär Peter Kraus II. ein
ganz ſeltenes Jubiläum. An dieſem Tage jährte ſich zum 25. Male
der Tag, an dem Herr Kraus zum erſten Male anläßlich des
Oſterfeiertages den Poſaunenchor dirigierte. — Der S S.=Sturm
3/1/33 veranſtaltete in der Turnhalle ſein erſtes Konzert, das
einen ſehr ſchonen Verlauf nahm und, wie der Ortsgruppenführer
Schad (Groß=Gerau) betonte, die Schickſalsverbundenheit der
Be=
völkerung mit der ſchwarzen Garde Adolf Hitlers zeigte. Als
Kapelle hatte man die Heſſiſche Landespolizeikapelle Darmſtadt
unter der bewährten Leitung des Polizeimuſikmeiſters Buslau
verpflichtet. Immer wieder zeigte das Publikum durch reichen
Beifall ſeinen Dank Zum Schluß ſpielte die Kapelle noch zum
Tanze auf.
Eb. Langen, 2. April. Direktorwechſel bei der
Be=
zirksſparkaſſe. Mit Wirkung vom 1. April iſt der
Direk=
tor der Bezirksſparkaſſe Langen Georg Heinrich Görich nach faſt
42jähriger Dienſtzeit in den Ruheſtand getreten. Zu ſeinem
Nach=
folger wurde der bereits ſeit 1925 bei der Kaſſe tätige
Oberſekre=
tär Willi Gebhardt ernannt.
Dy. Sprendlingen, 3. April. Hohes Alter. Herr Wilh.
Hoffmann I. hier, Horſt=Weſſelſtraße wird am Donnerstag,
v. d. M., 82 Jahre alt. Der Jubilar iſt Gründer der Freiwilligen
Feuerwehr im Jahre 1879, wurde ſchon mehrmals für langjährige
Mitgliedſchaft ausgezeichnet und bewegt ſich als Ehrenmitglied
noch heute treu bei der ihm ans Herz gewachſenen Wehr, die ihren
alten Kameraden ehrt und achtet.
Db. Eppertshauſeen, 3. April. Luftſchutzbund. Nun fand
auch hier die erſte Verſammlung des Reichsluftſchutzbundes ſtatt
und erfreute ſich eines guten Beſuches, ein Zeichen, daß die
hie=
ſige Bevölkerung großes Intereſſe dieſer Sache entgegenbringt.
Herr Dr. Seidel, Darmſtadt, ſprach in aufklärenden Worten über
die Notwendigkeit des Luftſchutzes im Falle der Gefahr, über die
Verhaltungsmaßregeln bei einem Luftangriff uſw. Ganz
beſon=
ders aber wurde darauf hingewieſen, die Keller in
Luftſchutz=
räume auszubauen, um auf alle Fälle geſichert zu ſein. Mit den
üblichen deutſchen Schlußformeln wurde die intereſſante
Verſamm=
lung geſchloſſen.
Db. Urberach, 3. April. Jubiläum Schwarzkopfs.
Aus Anlaß des 50. Geburtstages des Dichters Nikolaus
Schwarz=
kopf, z. Z. wohnhaft in Darmſtadt, der ein Sohn hieſiger
Ge=
meinde iſt, wurde deſſen Geburtshaus im Erbſeneck feſtlich
ge=
ſchmückt. Schwarzkopf, deſſen Liebe und Verbundenheit zu ſeiner
Heimat unauslöſchlich iſt, beſucht heute noch alle paar Wochen
ſein Geburtsdorf. In ſeinem Roman „Die Häfner aus dem
Erbſen=
eck” ſchaffte er mit Innigkeit der Heimat und ganz beſonders
ſei=
nem Geburtsort eine bleibende Erinnerung aus ſeiner Jugendzeit.
Die Gemeindeverwaltung hat es ſich deshalb nicht nehmen laſſen,
ſeinem Dichterſohne zu danken.
Aus Rheinheſſen.
Ab. Worms, 3. April. Vom Auto totgefahren. Auf
der Bobenheimer Landſtraße in der Nähe der Siedlung Rohrlache
wurde der 8jährige Junge des Schreiners Hermann Noske aus
Worms von einem Perſonenwagen überfahren und ſo ſchwer
ver=
letzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Der Junge ſoll verſucht
haben, vor dem herannahenden Auto über die Straße zu ſpringen.
Dandann Samndfant w. m.
Kaſſel, Trier. Freiburg 251
Frankfurt: Mittwoch, 4. Auril
6.00: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter. — 6.05 und 6.30:
Gym=
naſtik. — 6.55: Zeit, Frühmeldungen. — 7.05: Wetter. —
7.10: Frühkonzert. Muſikſturm der SA.=Reſerve 1. Ltg.: Stickert.
8.15: Waſſerſtand, Schneeſportverhältniſſe. — 8.25: Stuttgart:
Gymnaſtik. — 10.00: Nachr. — 10.10: Jugendſtunde: Weltreiſe
mit Hinderniſſen. — 10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche
und Haus. — 11.00: Werbekonzert. — 11.40: Meldungen. —
1.50: Sonaldienſt.
12.00: Schallplatten: Ehrt Eure deutſchen Meiſter! Franz Liſzk
811—1886). — 13.00: Zeit, Nachr. — 13.10: Nachr.
13.20: Mittagskonzert. Das Funkorch. Ltg.: Caſpar. — 13.50:
Zeit, Nachr. — 14.00: Schallplatten: Unſere blauen Jungs!
14.30: 3 mal 15 Minuten aus dem Senderbezirk. — 15.30:
Gießener Wetterbericht. — Anſchl.: Obſervatorium Aachen:
Wetterbericht für das Eifel= und Moſelgebiet. — 15.40; Zeit,
Wirtſchaftsmeldungen. — 15.50: Wirtſchaftsbericht.
16.00; Trier: Nachmittagskonzert. Das Städt. Orcheſter in Tner.
Ltg.: Creutzburg. — 17.30: Soli unſere Tochter heute noch
einen Beruf erlernen? Zwiegeſpräch. — 17.45: Stunde der
Ju=
gend: BdM. erlebt eine deutſche Stadt. Hörfolge über Gelnhauſen.
18.20: Ernſt Junker: Neue Erziehungsformen. — 18.35: Deukſch
für Deutſche. — 18.45: Wetter, Wirtſchaftsmeldungen,
Pro=
grammänderungen, Zeit. — 18.50: Griff ins Heute.
19.00: Unterhaltungskonzert. Das Funkorch. Der Funkchor. Lta.:
Rosbaud. — 20.00: Zeit, Nachr. — 20.10: Frankfurt a. M.:
Reichsſendung: Unſere Saar. Den Weg frei zur Verſtändigung,
20.30: Stuttgart: Circe. Ueber allem Zauber Liebe! Ueber
aller Lieb und Treu! Phantaſtiſches Spiel mit Muſik nach
Calderon von Georg Fuchs. — 22.00: Zeit, Nachrichten. —
22.15: Stuttgart: Du mußt wiſſen. — 22.25: Nachrichten, Wetter,
Sport. — 22.40: Zwiſchenprogramm. — 23.00: Vom
Deutſch=
landſender: Tanzmuſik. Hans Bund und ſein Orcheſter. —
24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
Aaussandtanden
(Welle 1571)
Deutſchlandſender: Mittwoch, 4. April
6.00: Hamburg: Wetter für die Landwirtſchaft. — 6.05:
Wieder=
holung der wichtigſten Abendnachrichten. — 6.15: Berlin:
Gym=
naſtik. — 6.30; Wetter für die Landwirtſchaff. — Anſchl.:
Tagesſpruch. — 6.35: Königsberg: Frühkonzert. — In einer
Pauſe (gegen 7.00): Nachrichten. — 8.00: Sperrzeit. — 8.45:
Leibesübung für die Frau. — 9.40: Kindergymnaſtik.
10.00: Nachrichten. — 10.10: Ferienfunk: Geſtern war Vetter
Michel da. Hörfolge mit Volksliedern. — 11.15:
Seewetter=
bericht. — 11.30: Frau und Siedlung: 1. Praktiſches Wohnen.
2. Weibliche Arbeitshilfe auf dem Lande und in der Stadt. 12.00;
Wetter für die Landwirtſchaft; anſchl.: Glückwünſche.
12.10: Schallplatten: 1. Aus Operetten. 2. Walzerklänge. —
Anſchl.: Wetter für die Landwirtſchaft. — 12.55: Zeitzeichen,
13.00: Sperrzeit. — 13.45: Nachrichten. — 14.00:
Schall=
platten: 1. Kammermuſik. 2. Alte Inſtrumental=Duos für
Violine und Cembalo. — 15.00: Wetter, Börſe. — 15.15:
Jugendſtunde: Sagen aus deutſcher Landſchaft. — 15.30: Hans
Hickmann unterhält ſich mit Hellmuth Schlien über ſeine
muſi=
kaliſche Forſchungsreiſe durch die Sahara. Dazu:
Originalauf=
nahmen arabiſcher Muſik.
16.00: München: Veſperkonzert. Ltg.: Erich Kloß. Mitw.: Nif
Diehl „Sopran). — 17.00: Die Tageszeiten. Gedichte. —
17.30: Klaviermuſik. Am Flügel: Felix Erdel. — 18.05: Was
uns bewegt. Anſprache: Dietrich Graue. An der Orgel: Herbert
Münzel. — 18.25: Balladenſtunde. — 18.45: Präſident Dr.
Schlange: Der neue Spielplan d. Preuß.=Süddeukſchen
Staats=
lotterie. — 18.55: Das Gedicht. — Anſchl.: Wetter für
die Landwirtſchaſt.
19.00: Zeitfunk. — 19.10: Italieniſcher Sprachunterricht für
An=
fänger. — 19.45: Frankfurt: Reichsſendung. Unſere Saar. Den
Weg frei zur Verſtändigung. — 20.00: Kernſpruch. — Anſchl.3
Nachrichten. — 20.10: Militärkonzert. — 21.20:
Arbeits=
querſchnitt durch einen Groß=Tonfilm. (Aufnahme.) — 22.00;
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten. — 22.30: Ober=Ing.
Nairz: Viertelſtunde Funktechnik. — 22.45: Seewetterbericht.
23.00: Tanzmuſik. Hans Bund und ſein Orcheſter.
KOMAN
VON WERNEA
TREUENFEIS
11)
Urheberrechtsſchutz durch Herm. Berger, Roman=Verlag, Berlin SW. 68.
(Nachdruck verboten.)
„Wie wollen gerade Sie es verhindern können, Baron?”
fragte Hertha erſtaunt. Ein verräteriſches Zucken ſeiner
Mund=
winkel machte ſie ſtutzig.
Dunkle Röte ſtieg in Boris gebräuntes Antlitz. Faſt hätte er
ſich der geliebten Frau gegenüber verraten. Er lenkte ſchnell ein
und rief mit dem Ausdruck ehrlichſter Ueberzeugung: „Solch
herr=
liches Schloß wie der Greifenſtein zerſtört kein Feind. Das wäre
ſchlimmſtes Barbarentum!“
„Der ruſſiſchen Unkultur iſt alles zuzutrauen. Und dann,
lie=
her Freund, eigne ich mich mit meinen 20. Lenzen auch gar zu
ſchlecht für die eventuelle Rolle einer trauernden
Kriegers=
witwe,” fügte ſie mit ſchelmiſchem Lächeln hinzu und gab ihm
eine Roſe. „Hier, Boris. Tragen Sie dieſe Roſe im Gedenken
an mich. Sie ſei Ihr Talisman im Kampf. Und überlaſſen wir
alles andere einem weiſen Schickſal.”
Boris ergriff mit der Roſe Herthas Hand und küßte ſie
zärtlich.
„Sie ſind grauſam, unſagbar grauſam zu mir, Hertha. Doch
ich füge mich. Dieſe Roſe und meine Liebe zu Ihnen werden mich
unverſehrt durch alle Gefechte und Schlachten führen.
„Zum Siege Deutſchlands!” rief Hertha begeiſtert und ſtand
auf.
„Nicht Deutſchlands,” kam es mit ernſtem Kopfſchütteln aus
ſeinem Munde.
„Wie?” klang es erſtaunt zurück. „Nicht Deutſchlands? Und
das ſagen Sie als preußiſcher Reſerveoffizier? Ich verſtehe Sie
nicht, Baron.”
Boris hatte ſich ebenfalls erhoben und ſchritt an Herthas
Seite den Hang hinauf. Vom See her wehte ein kühler Luftzug.
Nach kurzem Schweigen ſagte er: „Ich will in dieſer
Abſchieds=
ſtunde, der letzten vielleicht, die mir dieſes Leben mit Ihnen
ver=
gönnt, ganz offen ſein und Ihnen anvertrauen, was niemand
hier weiß oder ahnt. Ich hätte ſchon längſt fort ſein müſſen. Doch
von Tag zu Tag und Stunde zu Stunde wartete ich auf Ihre
Rückkehr, um noch einmal in Ihre lieben Augen zu ſchauen und
Sie zum drittenmal zu bitten, mein Weib zu werden.”
Boris machte eine Pauſe. Es fiel ihm ſichtlich ſchwer, der
geliebten Frau die Wahrheit zu ſagen. Nur vor ihr ſchämte er
ſich der Komödie, die er hatte ſpielen müſſen. Ihr alles zu ſagen
war unmöglich. Sie hätte ihn verächtlich von ſich gewieſen und
für alle Zeit aus ihrer Erinnerung gebannt. Es genügte, wenn
er ihr mitteilte, warum er nicht auf deutſcher Seite kämpfte.
Alles weitere vertraute er einem gütigen Geſchick.
„Ich bin nicht von deutſcher Abſtammung, wie man hier
all=
gemein annimmr, ſondern geborener Kurländer. Als ſolcher habe
ich in der ruſſiſchen Armee dienen und dem Doppeladler Treue
ſchwören müſſen. Ich kann daher nicht für Deutſchland kämpfen,
ſo brennend gern ich es täte, ſondern muß mein Schwert für den
Zaren ziehen und als Batteriechef vielleicht mein eigenes
Beſitz=
tum in Trümmer ſchießen, wenn es die Gefechtslage erfordert.”
Hertha war überraſcht ſtehengeblieben.
„Und trotzdem wagen Sie es auch heute noch, um meine Hand
anzuhalten?” Ihre Augen blitzten ihn in ehrlicher Entrüſtung
an. Dieſe Wendung der Dinge hatte ſie nicht erwartet.
„Was hat Liebe mit Nationalität zu tun?”
„Bei mir ſehr viel. Ich werde nie das Weib eines Mannes
werden, von dem ich weiß, daß er ein Feind meines Vaterlandes
iſt und zu ſeiner Vernichtung beigetragen hat.”
„Was kann ich dafür, daß ich nicht als Deutſcher geboren bin
und Rußland mit Deutſchland Krieg führt?” kam es traurig aus
ſeinem Munde. „Die Stunde wird kommen, in der Sie hoffentlich
anders hierüber denken, Hertha. Deutſchland wird in dieſem
Kampfe unterliegen. Auch die beſtgeſchulte Armee kann einer ſo
bedeutenden Uebermacht, wie ſie die verbündeten Heere
darſtel=
len, auf die Dauer unmöglich ſtandhalten.”
„Die deutſche Armee iſt unbeſiegbar”, entgegnete Hertha aus
innerſter Ueberzugung. „Nur Verrat oder Mangel an Material
kann ſie zu Fall bringen.”
Boris zuckte ſtumm die Achſeln. Herthas Worte hatten im
Laufe der Unterhaltung einen immer erregteren Ton
angenom=
men. Die Grundverſchiedenheit des nationalen Empfindens war
ſpontan zum Ausdruck gekommen,
Sie legten wieder einen Teil des Weges ſchweigend zurück.
Herthas Wangen hatten ſich gerötet. Sie empfand plötzlich die
Gegenwart des neben ihr ſchreitenden Mannes als läſtig und
wünſchte ihn fort, obwohl er durch ſein offenes Geſtändnis an
Sympathie nichts bei ihr eingebüßt hatte.
Der Gedanke jedoch, daß er in wenigen Wochen an der Spitze
eines Truppenteils in Greifenſtein einziehen könnte und ſie ihm
dann als Feind unfreiwillig das Erbe ihrer Väter überlaſſen
müßte, war ihr unerträglich. Er verletzte ihren Stolz und erſchien
ihr wie eine herbe Demütigung.
Sie reichte Boris die Hand und ſagte: „Leben Sie wohl,
Baron. Ich fühle mich von der langen Reiſe ermüdet und möchte
gern einige Stunden ruhen. Möge Sie der Lenker der
Menſchen=
geſchicke vor den todbringenden Geſchoſſen meiner Landsleute
ſchützen und vergeſſen Sie nicht, daß ein deutſches Mädchen Ihnen
die Roſe an Ihrer Bruſt geſchenkt hat.”
Boris küßte tief bewegt ihre Hand und fragte: „Zürnen Sie
mir auch nicht, Hertha?‟
„Nein, Boris. Und wenn die ruſſiſchen Truppen die Fluren
und Anweſen hier ringsumher verwüſten und Sie können
Ein=
halt gebieten, dann gedenken Sie der letzten beiden Jahre, die
Sie bei uns froh und glücklich verbrachten und ſchützen Sie meine
Landsleute.”
„Das werde ich. So wahr ein Gott im Himmel iſt!” verſprach
er feierlich und fuhr mit bebender Stimme fort: „Und nun leben
Sie wohl, meine liebe, liebe Hertha. Mag kommen, was da will,
Meine Liebe zu Ihnen wird erſt mit meinem letzten Atemzug
enden.”
In ſeinen Augen ſchimmerte es feucht. Er küßte zum letzten
Male in leidenſchaftlicher Zärtlichkeit ihre ſchlanke Hand und
verließ mit ſchnellen, elaſtiſchen Schritten den Park, die Hoffnung
im Herzen auf baldige Erfüllung ſeines heißeſten Wunſches!
Um die Mittagszeit des 13. Auguſt befand ſich Kurt=Heinz mit
ſeinem Bataillon auf dem Marſche von Soldau über Borcherdorf
und Usdau nach Gilgenburg. Es war dies die Straße, auf der ſich
vor einigen Tagen die braven Soldauer vor den unfreundlichen
Granatgrüßen der Ruſſen in Sicherheit gebracht hatten.
Kurt=Heinz kehrte von einer Beſprechung, die Major
Stock=
mann mit den Kompagnieführern gehabt hatte, zu ſeiner am
Ende des Bataillons marſchierenden Kompagnie zurück, hielt quer
auf dem Sommerweg und ließ die Mannſchaften, die auf den
Zu=
ruf: „Achtung!” die Gewehre anzogen und die Köpfe rechts
ge=
nommen hatten, an ſich vorübergehen.
Stolz aufgerichtet ſchritt Glied für Glied an ihm vorbei. Hell
blitzend ruhten aller Augen in den ſeinen, als wollten ſie ſagen:
„Wir vertrauen dir. Führe uns, wohin du willſt!“
Ueber die Hälfte der vielfach recht bärtigen Geſichter war
ihm fremd und trug den Stempel der Großſtadt, jene
naturent=
wöhnte, blaſſe Geſichtsfarbe, die bald einem geſunden Braun wich.
Kurt=Heinz geſellte ſich zu Normann und Dr. Heinacher, die
den Schluß der Kompagnie bildeten.
„Na — was gibts Neues?” erkundigte ſich erſterer.
„Leider nichts. Wir kommen heute nach Gilgenburg ins
Quartier und marſchieren morgen nach Hohenſtein weiter.”
(Fortſetzung folgt.)
Mittwoch, 4. April 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Warum gehen Sie eigentlich ins Kino?
Hand aufs Herz! Meiſtens ſuchen Sie dort doch
ein bißchen Unterhaltung, irgend etwas
Leich=
tes, Freundliches, das Sie wieder lachen macht,
wenn Sie ſich tagsüber in Ihrem Büro oder
bei der Hausarbeit geärgert haben, oder auch
etwas ganz Ernſtes, Großes, das Sie aus
Ihrer eigenen Welt herausreißt, ſo daß Sie
mit den Menſchen auf der Leinwand erleben
müſſen und darüber Ihre eigenen kleinen
Küm=
merniſſe vergeſſen.
Meinen Sie wirklich, daß ſich damit die
Möglichkeiten des Films ſchon erſchöpfen?
Sicherlich nicht. Sehen Sie mal, ſo ein
Kultur=
film geht doch ſchon über das nur
Unterhal=
tende hinaus, da hat man doch hinterher das
Gefühl, daß man etwas Neues gelernt, über
dies oder jenes unterrichtet iſt, ob das nun
die Teppichweberei im Allgäu oder das Leben
in einem Ameiſenſtaat iſt. Und dann wiſſen
Sie doch gewiß auch, daß man den Film ſchon
in den Dienſt der Wiſſenſchaft geſtellt hat.
Den=
ken Sie mal an Zeitlupen=Aufnahmen, und was
für ſonderbaren Erſcheinungen man dadurch
auf die Spur gekommen iſt. Ich finde es ja
immer ſehr luſtig, wenn die Rennpferde
plötz=
lich ſo ganz langſam und elegant über die
Bahn ſchweben oder ein Kunſtſpringer eine
kleine Ewigkeit braucht, um von ſeinem 10=
Meter=Turm einen Salto ins Waſſer
auszufüh=
ren. Man macht ſich da im Augenblick nicht
ſo klar, daß es dieſe ſonderbare und ein bißchen
lächerliche Art der Aufnahmen war, durch die
man die „Technik” des Vogelflugs erforſchte,
rund durch die man z. B. den Laufſtil eines
-Mannes wie etwa Nurmi aufs genaueſte
feſt=
halten kann. — Sogar die mediziniſche
Wiſſen=
ſchaft hat ſich des Films bemächtigt. Da geht
man jetzt hin und filmt Operationen, die ganz
berühmte Chirurgen ausführen. Das iſt ja für
ſſo einen angehenden Mediziner ungeheuer
wich=
rtig und intereſſant zu ſehen. Na, und nun
be=
kkommen es nicht mehr nur die paar Leutchen,
Die gerade um den Profeſſor herumſtehen
dür=
fen, zu ſehen, ſondern der Film kann vor
vie=
len, vielen Studenten laufen.
Und neuerdings muß der Film noch zu ganz
anderen Zwecken dienen. Da las man doch
ikürzlich, daß in dem Zimmer der Villa in
Khamonix, wo Staviſky tot aufgefunden wurde,
ein Film gedreht worden iſt, mit deſſen Hilfe
mnan aufzuklären hofft, ob Staviſky durch eigene
wder fremde Hand den Tod fand. Na, mit
die=
ſer Frage wollen wir uns hier nicht weiter
museinanderſetzen. Ich wollte Ihnen nur
er=
zählen, daß dieſe Methode bei der Pariſer
Kriminalpolizei ganz gebräuchlich iſt. Der
Tat=
ort eines Verbrechens wird nicht nur einfach
photographiert, ſondern in einem Film
feſtge=
halten. Die Sachverſtändigen der Pariſer
Po=
lizeipräfektur ſind des Lobes voll über dies
Verfahren. Den Film kann man natürlich
be=
lliebig oft aufführen, auch wenn ſich die
Ver=
hältniſſe am Tatort ſchon ganz und gar
verän=
dert haben. Und dann, — ſo einen Film ſieht
man ſich beſtimmt viel ruhiger und nüchterner
an als den Tatort ſelbſt. Der hat ſelbſt für
den kühlſten und abgebrühteſten Sherlock=
Hol=
mes eine eigenartige, bedrückende Atmoſphäre,
Ddie ſich ihm mitteilt und ihn unmerklich
beein=
flußt. Abgeſehen davon, iſt doch ſolch ein Film
ein fabelhaftes Lehrmaterial, wie man es in
dieſer Form bisher überhaupt nicht gekannt
hat. — Ich bin geſpannt, wie ſich dieſe Methode
im Fall Staviſky bewähren wird.
Etwas allzu kühn ſcheint mir aber doch eine
andere Art, durch Filme Verbrechen
aufzuklä=
ren, — eine Art, wie ſie jetzt in der
kaliforni=
ſchen Stadt Paſadena angewandt wurde. Dieſe
ſchöne Stadt, die uns ſonſt nur wegen ihrer
be=
rühmten Sternwarte intereſſiert, hat
augen=
blicklich eine Senſation: ein Eiferſuchtsdrama
im Hauſe eines ihrer reichſten Bürger. Das
Das iſt der Mann im Auto
Von Karl Schatz.
Frau Mechler iſt ſoeben in ihr Auto
ge=
klettert. Sie hat ſich etwas verſpätet. Erſt
mußte ſie länger in der Bank warten, wo ſie
einen größeren Betrag erhoben hat, und nun
währte auch der Beſuch bei der Freundin über
die Zeit hinaus, die ſie dafür vorgeſehen hatte.
In dem Augenblick, als die junge Frau, die
ihren Wagen ſelbſt ſteuerte, den Motor
ein=
ſchaltet, reißt ein Mann die Tür der Limouſine
auf, drückt die Frau zur Seite und ergreift das
Lenkrad. Darüber erſchrickt Frau Mechler ſo
ſehr, daß ſie zunächſt nicht weiß, was ihr
ge=
ſchieht.
Der Mann ſteuert den Wagen mit einer
Kaltblütigkeit, als ſei er eigens dazu beſtimmt
worden.
„Was ſoll das bedeuten?” fragt ſchließlich
die junge Frau, die ſich von ihrem Schrecken
erholt hat.
Frau Mechler iſt nicht allzu ängſtlich. Es
kann ihr ja auch in der belebten Stadt nichts
vaſſieren. Wenn es nötig iſt, ruft ſie zum
Wagen hinaus, dann wird der unbequeme
EEin=
dringling ſich wohl ſchleunigſt entfernen. Aber
ſie iſt neugierig, was den veranlaßt, ſich ohne
weiteres zu ihr ins Auto zu ſetzen.
Der Mann biegt mit dem Wagen in eine
weniger belebte Straße ein und gibt mehr
Gas, ſo die Fahrt beſchleunigend.
„Sie werden es noch zeitig genug erfagren.
Vorläufig verhalten Sie ſich recht hübſch ſtill”,
antwortete der Gefragte.
„Sie ſind wohl verrückt?” entfährt es rau
Gericht kann ſich durchaus nicht über den Fall
klar werden. Einen Tag ſiehts ſo aus, als ſei
die ſchöne Jane die Mörderin ihres geliebten
Ronald, — dann wieder ſcheint alles dafür zu
ſprechen, daß Janes eiferſüchtiger Gatte der
Mörder iſt, — oder ſollte etwa der junge
Ro=
nald Selbſtmord verübt haben? Wie geſagt,
darüber iſt man ſich bei Gericht noch nicht klar.
Und da hat ſich nun eine Filmgeſellſchaft der
Sache angenommen und will durch
hervorra=
gende Schauſpieler und Schauſpielerinnen die
pſychologiſchen Hintergründe des Falles ſo
ge=
nau darſtellen laſſen, daß ſich daraus Schuld
und Unſchuld der Angeklagten ſonnenklar
erge=
ben ſoll. —
Ich glaube, dieſes merkwürdige Verfahren
dient wohl mehr der Senſation, als der
Gerech=
tigkeit. Jedenfalls ſtehe ich dieſer Art der
Verwendung des Films im Dienſte der
Krimi=
naliſtik ſehr mißtrauiſch gegenüber. Till.
Wiſſenswertes Allerlei.
Braſilien iſt nach einem Baum
ge=
nannt, der dort im Lande wächſt und
feuer=
rotes Holz hat. Man nennt ihn Braſilbaum,
denn Braſilo bedeutet Feuer.
In gewiſſen Gegenden Japans
ſtecken die jungen Mädchen das Haar in Form
eines Schmetterlings auf zum Zeichen, daß ſie
nun erwachſen und heiratsfähig ſind.
Die Zugvögel ſind nicht die einzigen
Tiere, die im Frühling und Herbſt ihren
Aufenthaltsort wechſeln. Die Wale zum
Bei=
ſpiel ſchwimmen im Winter ſüdwärts und
kehren nach den nördlichen Gewäſſern erſt
zu=
rück, ſobald es Frühjahr wird. Die Bären
begeben ſich talwärts, wenn der Winter naht,
und am Mount Kenia in Afrika gehen die
wilden Elefanten in der heißeſten Zeit einige
Kilometer bergauf, um in der kälteren
Jahres=
zeit in die Ebene zurückzukehren.
Kutf erlte Berrafporraufgaue.
Das Bild ſtellt den Eingang zum Beſſunger Orangeriegarten von der Jahnſtraße dar.
Bitte achten Sie genau auf die Schatten und ſagen dann, zu welcher Tageszeit die Aufnahme
gemacht worden iſt.
Feuer Marm.
Von Heinz Scharpf.
Nichts iſt ſo abweſend wie die
Geiſtesgegen=
wart, beſonders bei Theaterbränden. Alles
hängt dann davon ab, ob die Feuerwehr auf
ihrem Platz iſt, um im Augenblicke der Gefahr
ſofort einzugreifen. Bruchteile von Minuten
ſpielen da eine Rolle. —
In einem Kinotheater rief plötzlich eine
ſchrille hyſteriſche Stimme „Feuer!”
Im Nu ſprang alles von den Sitzen auf und
drängte zu den Türen. Rückſichtslos ſtießen die
Stärkeren die Schwächeren zurück, Hilferufe
er=
tönten, Frauen wurden zu Boden getreten und
zwiſchen den Türen verkeilten ſich die Menſchen
zu ſchreienden Knäuel.
In dieſer kritiſchen Situation richtete die
Feuerwehr ihre kalten Waſſerſtrahlen auf die
Leute. Hätte ſie ſie um drei Minuten früher auf
ſie gerichtet, wäre aus dem Feuer weiter nicht
viel entſtanden.
Es brannte nämlich gar nicht.
Nur das Unvorhergeſehene verwirrt die
Men=
ſchen und führt leicht zu Kataſtrophen. Der
größten Gefahr vermag man ruhig ins Auge zu
ſehen, wenn ſie einen nicht überraſcht.
In einem ſchottiſchen Sommertheater brach
auf der Bühne Feuer aus. Das Publikum wurde
gebeten, in Ruhe und Ordnung das Theater zu
verlaſſen. Es beſtand nicht die geringſte Gefahr
für die Beſucher, nur einige Requiſiten hatten
Feuer gefangen, doch mußte die Vorſtellung auf
polizeiliche Verfügung abgebrochen werden.
Aber die Anweſenden wollten ſich nicht
ent=
fernen. Sie hatten ihre Plätze bezahlt — alſo
wollten ſie für ihr Geld wenigſtens ein bißchen
Feuersbrunſt auf der Bühne ſehen. Erſt als die
Polizei einſchritt, erhoben ſie ſich widerwillig
und begaben ſich langſam aus dem
Zuſchauer=
raum.
Da rief draußen jemand auf dem Gange:
„Das Eintrittsgeld wird an den Kaſſen
zurück=
gezahlt."
Das erzeugte eine Panik unter den Schotten.
Im Run auf die Kaſſen wurden viele
ver=
letzt. Insbeſondere ſolche mit Freikarten.
Allzuviel Geiſtesgegenwart iſt aber auch nicht
immer am Platze.
Ein Muſentempel war einmal zur Hälfte von
Geiſtesgegenwärtigen beſetzt.
Mit einmal verſpürte man einen heftigen
Brandgeruch im Hauſe. Von Unruhe ergriffen,
wollten einige Beſucher ihre Plätze verlaſſen und
nach den Ausgängen eilen.
Da erhoben ſich die Geiſtesgegenwärtigen von
ihren Sitzen und riefen wie aus einem Munde:
„Ruhe! Sitzenbleiben! Nicht die Köpfe
verlie=
ren! Weiterſpielen!”
Das verfehlte ſeinen Eindruck auf die Leute
nicht. Sie begaben ſich beruhigt auf ihre Plätze
zurück — und verbrannten dann alle.
Andere Länder, andere Sitten, andere Nerven.
In einer kleinen mexikaniſchen Stadt gab
eine Wandertruppe Vorſtellungen, deren Beſuch
zu wünſchen übrig ließ.
Wegen einer abfälligen Bemerkung, die tags
zuvor auf der Bühne gefallen war, wurde dem
Direktor von einer politiſchen Gruppe
ange=
droht, daß man am Abend das Theater
anzün=
den werde. Händeringend lief der arme Mann
herum und erzählte es jedem.
Am Abend ſteckten die Mexikaner ihre
Schieß=
eiſen ein und ſtrömten ins Theater. Schon vor
dem Beginn der Vorſtellung war das Haus.
beſ=
ſer geſagt, die Scheune, zum Berſten voll und
immer noch mehr Neugierige begehrten Einlaß.
Nach dem erſten Akt des Stückes ſahen ſich
die Senors um, ſchnupperten und ſchüttelten die
Köpfe: es brannte nicht. Sie fluchten und
ſchoſ=
en blaue Bohnen zur Decke.
Nach dem zweiten Akt brannte es noch
im=
mer nicht. Das Publikum erging ſich in
Fluch=
chören und begann Salven abzufeuern.
Nach dem dritten Akt verloten die Senors die
Geduld. Carrocco! ſie ſtürmten die Bühne und
verprügelten bei offenem Vorhang den Direktor.
Sie hielten die Ankündigung des Brandes
für einen Reklametrick.
Meichler. „Gleich halten Sie und entfernen
Sie ſich”, fügt ſie hinzu.
„Damit hat es noch ein wenig Zeit”, erklärt
der Eindringling. Die junge Frau will nach
dem Hebel greifen, um den Motor
auszuſchal=
ten. Ein eiſerner Griff des Mannes hindert ſie
daran.
„Laſſen Sie die Finger davon. Ich beſtimme,
wenn ich ausſteigen will”, ſagte er drohend.
Frau Mechler reibt ſich ihr ſchmerzendes
Handgelenk. Iſt der Menſch irrſinnig? Sie
ſchaut ihn genauer an.
Sein Geſicht iſt nicht häßlich, aber es liegt
ein Ausdruck darin, der in der jungen Frau
ein unbehagliches Gefühl erweckt. Sie denkt
nach, was ſie tun ſoll. Als ſie zum Fenſter
hinausſchaut, bemerkt ſie, daß ſie ſchon ein
wenig belebtes Stadtviertel erreicht haben. Die
Häuſer ſehen auch nicht gerade gut aus.
„Sie waren heute nachmittag in Ihrer Bank
und haben einen größeren Betrag erhoben. Ich
brauche dreitauſend Mark, die werden Sie mir
jetzt aushändigen.”
Die Worte des Mannes klingen wie ein
Befehl.
Trotzdem läßt ſich Frau Mechler nicht
ein=
ſchüchtern. „Ich denke nicht daran”, erklärte ſie.
„Ich kann mir ja auch den ganzen Betrag
aneignen, wenn Ihnen das lieber iſt . . . nur
. . es könnte für Sie weniger angenehm ſein,
als wenn Sie mir freiwillig geben, was ich
verlange”, ſagt der Mann mit zyniſchem
Lächeln.
„Das Geld habe ich nicht bei mir”, erklärt
die junge Frau. Aber ihre Worte klingen ſehr
unſicher.
Ein kurzes Auflachen des Mannes am
Lenk=
rad iſt die Antwort „Frau Mechler blickt wie=
der nach draußen. Es ſind nur wenige Kinder
zu ſehen.
Der Mann teilt ſeine Aufmerkſamkeit
zwi=
ſchen der Beachtung der Straße und der
Beobachtung der Frau.
„Ich ſchreie um Hilfe!”
Der Mann lacht nochmals kurz auf.
„Das wird Ihnen nichts helfen. Hier ſchreit
oftmals eine Frau in einem Auto. Zu
ver=
ſtehen iſt draußen nicht viel davon Aber
nun geben Sie mir das Geld . . . Ich könnte
Sie mit einem Fauſtſchlag betäuben und mir
Ihre Taſche aneignen, doch will ich mich mit
dreitauſend begnügen. Mehr brauche ich nicht.”
„Ich ſagte Ihnen ja ſchon, daß ich kein Geld
bei mir habe ich gab es meiner Freundin, für
die ich es abhob”, antwortet Frau Mechler auf
dieſe Forderung.
Sie will Zeit gewinnen. Vielleicht bietet
ſich doch noch ein Weg, der aus dieſer Situation
herausführt. Der Mann iſt ſcheinbar nicht
ge=
neigt, zum Aeußerſten zu ſchreiten.
Die Antwort des Menſchen läßt aber dieſe
Hoffnung zuſchanden werden.
„Sofort geben Sie mir das Geld. Ich habe
nicht mehr viel Zeit. Sie haben noch eine
Mi=
nute Bedenkzeit . .. dann
In den Augen des Sprechers liegt ein
har=
ter Glanz. Sein Mund preßt ſich feſt zuſammen
und das eckige Kinn ſchiebt ſich vor. Sein
Ge=
ſicht bekommt einen brutalen Ausdruck.
Frau Mechler, die den Menſchen beobachtet,
fühlt, wie ihr der Pulsſchlag ſtockt. Sie öffnet
ihre Handtaſche.
„Nun gut, ich ſehe, ich bin in Ihrer
Ge=
walt ... in der Gewalt eines Verbrechers.”
„Ihre freundlichen Bemerkunge
ſich ſchenken”, ſagt hämiſch der Mann, der jetzt
den Wagen in eine Straße lenkt, deren Häuſer
ein ziemlich verwahrloſtes Ausſehen zeigen.
In dieſem Augenblick fühlt er am
Hinter=
kopf etwas Kaltes. „Was ſoll das?” fragt er
und will nach der Hand der Frau greifen, die
hinter ihm liegt.
„Rühren Sie ſich nicht, ſonſt drücke ich ab”,
erklärt Frau Mechler ruhig. „Und nun fahren
Sie weiter, aber nach dorthin, wohin ich will.
Der geringſte Widerſtand oder die kleinſte
Be=
wegung kann zur Folge haben, daß mein
Re=
volver losgeht. Sie haben ſich dann die
Fol=
gen ſelbſt zuzuſchreiben.”
„Verflucht! Ich hätte die Taſche nehmen
ſollen. Aber das kommt davon, wenn man
be=
ſcheiden iſt.”
Willig folgt der Mann den Anweiſungen
der jungen Frau, und er iſt ängſtlich darauf
bedacht, keine Bewegung zu machen, die das
Schießeiſen zum Losgehen bringen könnte, das
ſo unheimlich ihm im Nacken ſitzt.
So führt die Fahrt wieder in das Zentrum
der Stadt zurück, bis ein Schupo im Blickfeld
auftaucht.
„Fahren Sie an den Beamten heran und
dann halten Sie” beſtimmt Frau Mechler.
Der Mann am Lenkrad gehorcht.
Frau Mechler winkt den Schupo herbei.
Er=
klärt die Situation mit wenigen Worten.
„Na, dann klettern Sie man wieder heraus,
ſie junger Mann”, ſagt der Beamte einladend.
„Das nächſte Mal müſſen Sie nicht nur
be=
ſcheiden ſein, ſondern auch weniger ängſtlich”.
erklärt Frau Mechler lachend. Sie zeigt dem
Mann einen Drücker, wie ſolche zum Oeffnen
der Türen gebraucht werden.
„Das war das Schießeiſen.”
Seite 10 — Nr. 93
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 4. April 1934
Ber gertiaftsracferge
Keorrllorr erufbel
Von Ferdinand Silbereiſen.
Daniel Defoe veröffentlichte im Jahre 1719
ſeinen berühmten Roman „Robinſon Cruſoe‟
der ſich im Fluge die ganze Welt eroberte und
auch noch jetzt ſeinen unverwüſtlichen Reiz bei
jugendlichen Leſern behauptet.
Dem Roman liegen bekanntlich die
wirk=
lichen Abenteuer des ſchottiſchen Matroſen
Alexander Selkirk zugrunde, der, nachdem er
ſich mit ſeinem Kapitän überworfen hatte, auf
ſeinen eigenen Wunſch auf die einſame Inſel
Juan Fernandez ausgeſetzt wurde, wo er vier
Jahre und vier Monate verweilen mußte, bis
im Auguſt 1709 Kapitän Rogers mit einem
Schiffe dort erſchien, ihn an Bord nahm und
nach England zurückbrachte.
Rogers ließ einen Bericht über ſeine Fahrt
nach dem Stillen Ozean erſcheinen und
er=
wähnte darin die ſeltſamen Erlebniſſe Selkirks.
Dadurch wurde Defoes Phantaſie zu ſeiner
muſterhaften Geiſtesſchöpfung, die zu den
un=
vergänglichen Zierden der Weltliteratur
ge=
hört, angeregt.
Es war bald in weiteſten Kreiſen bekannt,
daß Alexander Selkirk das eigentliche Urbild
des Robinſon Cruſoe ſei, und dieſe poetiſche
Verklärung ſeiner Abenteuer verſchaffte ihm
ein gewiſſes Anſehen in ſeinem ſchottiſchen
Heimatdorfe Largo, wo er ſeit ſeiner Rückkehr
in ärmlichen Verhältniſſen lebte, nachdem er
ſich mit der Tochter eines Hauſierers
verhei=
ratet hatte. Er wurde gewiſſermaßen die
lebende Sehenswürdigkeit des Dorfes. Da er
aber zur Arbeit keine rechte Luſt mehr hatte
und ſein luſtiger Schwiegervater auch lieber
im Wirtshaus ſaß und immer noch eins trank,
anſtatt ſein Hauſiergeſchäft fleißig zu
betrei=
ben, ſo erging es den beiden recht ſchlecht und
ſie ſahen ihren völligen unabwendbaren Ruin
vor Augen, als zum größten Glück Defoes
Roman ſie mit einem Male und Schlage aus
der bitteren Notlage rettete.
Beide ſaßen eines Tages mit trübſeligen
Geſichtern beiſammen und ſchimpften auf Gott
und Welt und über die ſchlechten Zeiten, ohne
einſehen zu wollen, daß ſie es doch eigentlich
nicht anders gewollt und verdient hatten
(Fleiß bringt Brot und Faulheit Not), da
fuhr eine elegante Kutſche durchs Dorf und
hielt vor dem armſeligen Häuschen an. Zwei
Knaben ſtiegen aus und dann eine
ſchwarz=
gekleidete Da e, die Witwe eines ſchottiſchen
Loros, weld, einigen Meilen von Largo auf
ihrem großen Gute wohnte.
„Wir wünſchen den Seefahrer Alexander
Selkirk zu ſprechen”, ſagte die Dame.
„Der bin ich, Mylady”, verſetzte der
ehe=
malige Matroſe, noch immer ein hübſcher
Burſche, wohlgebaut, groß und kräftig und
ebenmäßig gewachſen und von klaſſiſch=ſchönem
Schnitt des raſſigen Geſichtes.
„Ihr habt wirklich ſollange Zeit auf einer
einſamen Inſel der Südſee verweilt?”
„Jawohl, Mylady!”
„Und ein gewiſſer Defoe hat Euere
Erleb=
niſſe geſchrieben?”
„Das hat er getan!“
„Nun, meine beiden Knaben haben Defoes
Buch geleſen und ſind davon ſo begeiſtert, daß
ſie am liebten gleich ſelbſt ſolche Robinſons
werden möchten. Es war ihr heißer Wunſch,
das Urbild des prächtigen Robinſon perſönlich
zu ſehen und dieſe Freude konnte ich ihnen
ja leicht gewähren, da Ihr in unſerer
Nach=
barſchaft wohnt. Deshalb alſo ſind wir heute
hierber gefahren.”
Selkirk fühlte ſich ſelbſtverſtändlich ſehr
ge=
ehrt und geſchmeichelt durch dieſes ſeiner
Per=
ſon gewidmete Intereſſe.
„Dann müſſen die jungen Herren mich aber
auch als richtigen Robinſon ſehen” rief er
ver=
gnügt. „Schnell will ich mein Ziegenfellkoſtüm
anlegen, welches ich mitnahm, als ich die Inſel
Juan Fernandez verließ, auch kann ich Ihnen
noch einige andere Raritäten zeigen.”
Er entfernte ſich und kehrte nach einigen
Minuten zurück, gekleidet in das
Ziegenfell=
koſtüm, welches er ſich auf der Inſel ſo
mühe=
voll gemacht hatte, mit einer Fellmütze auf
dem Kopfe und ſeiner alten Flinte in der
Hand. Außerdem zeigte er noch einige andere
Sachen: ſein Beil, ſein Meſſer und ſonſtiges
mehr.
Dazu erzählte er von ſeinen Abenteuern
auf der Inſel. Die Dame bedankte ſich und als
ſie nach einer Stunde mit ihren zwei
bild=
ſchönen Knaben Abſchied nahm, drückte ſie dem
erſtaunten Selkirk einige Goldſtücke in die
Hand.
Nachdem ſie fort waren, rief der ehemalige
Matroſe freudig: „Drei Guineen hat ſie mir
gegeben — das iſt ja heute ein richtiger
Glücks=
tag!"
„Ich habe da eine prächtige Idee!” rief ſein
Schwiegervater, „führen wir ſie aus, lieber
Alex, dann ſind wir aus allen Schwulitäten
heraus und kommen bald zu Glück und
Wohl=
ſtand!“
„Ich glaube ſchon zu erraten, was du
meinſt,” ſagte der junge ſchöne Mann lächelnd,
„aber ſprich!"
„Du haſt bemerkt, mit welcher tiefen
Auf=
merkſamkeit, mit welchen leuchtenden Augen die
beiden Knaben dich anſchauten und an deinen
Lippen hingen!"
„Gewiß, ſie verſchlangen mich förmlich mit
ihren Blicken!”
„So werden Tauſende und aber Tauſende
anderer Knaben, und auch viele Erwachſene
dich neugierig anſchauen, wenn du als das
echte Urbild des berühmten Robinſon Cruſoe
dich ihnen zeigſt in deinem Ziegenfellkoſtüm.
Aber freilich nicht hier in Largo, in dieſes
weltentlegene Dorf kommen die Leute nicht.”
„Das iſt richtig. Hier iſt es beinahe ebenſo
ſtill wie auf der Inſel Juan Fernandez.”
„Wir müſſen in die weite Welt, in die
großen Städte. Ungeheuren Zulauf werden
wir haben und anſehnliche Einnahmen
erzie=
len, wenns auch nur zwei Penny koſtet, für
Kinder die Hälfte. Denn die Menge bringt es
ein, und eine Viertelmillion Pennyſtücke ſind
beinahe tauſend Pfund Sterling.
„Stimmt!“
„Du biſt alſo einverſtanden mit meinem
Plane?‟
„Selbſtverſtändlich! Ich bin die intereſſante
Sehenswürdigkeit und du ſollſt an der Kaſſe
ſitzen und das Geld einnehmen.”
Das ſo viel Vorteil und klingende Münze
verheißende Unternehmen wurde unverzüglich
mit allem Eifer ins Werk geſetzt.
Zuerſt bereiſten ſie Schottland, dann
beſuch=
ten ſie die Städte in England und hielten ſich
am längſten in London auf, wo auch Daniel
Defoe die Schauſtellung beſuchte und ſo die
perſönliche Bekanntſchaft Selkirks machte, den
er bisher nur aus dem Reiſeberichte des
Kapi=
täns Rogers gekannt hatte.
Am Eingang zu dem Lokal, in welchem
„Robinſon Cruſoe” in natura und in figura zu
ſehen war, prangten unter Glas und Rahmen
Selkirks Taufſchein und andere
Ausweis=
papiere, von deren unzweifelhafter Echtheit ſich
jedermann mit eigenen Augen überzeugen
konnte.
Der Zulauf des lieben Publikums war
ganz erſtaunlich und übertraf die kühnſten
Er=
wartungen. Beſonders fanden ſich überall die
Schulknaben ſcharenweiſe dazu ein; denn das
wirkliche leibhaftige Urbild des herrlichen,
un=
übertrefflichen Robinſon Cruſoe wollte doch ein
jeder von ihnen für ſein Leben gerne ſehen.
Fünf Jahre zogen ſo der bildſaubere,
ſtäm=
mige, ſtramme Matroſe und ſein pfiffiger
Schwiegervater umher und brachten ein nettes
Sümmchen zuſammen, womit ſie dann nach
Largo zurückkehrten, um dann dort fortan in
behaglichen Verhältniſſen zu leben.
Der Urenkel Selkirks, ein wohlhabender
Webermeiſter, bewahrte und zeigte noch im
Jahre 1806 in Largo das Ziegenfellkoſtüm, die
Fellmütze, die Flinte und ſonſtige Sachen ſeines
berühmt gewordenen=Vorfahren.
eit diertier Kaltd drerlktr autc
Man ſagt, daß junge Hunde und kleine
Kinder gewiſſe Aehnlichkeiten aufweiſen. Das
mag ſtimmen. Aber mit dem gleichen Recht
kann man auch Vergleiche anſtellen zwiſchen
Eltern und Hundebeſitzern. Es gibt Herrchen,
die den Hund eigens zum Verprügeln
an=
ſchaffen, und Väter, die den Kindern nur im
Zuſammenhang mit Ohrfeigen bekannt ſind.
Es gibt Frauchen, die ebenſo ihr Kind zum
Spielen auf die Straße ſchicken wie ſie den
Hund mal ſchnell alleine „Gaßchen gehen”
laſſen.
Von einem ſolchen Frauchen und einem
ſolchen Hund handelt unſre Geſchichte, die an
Aktualität noch dadurch gewinnt, daß ſie ſich
in Darmſtadt zugetragen hat. Schnauzerl beſaß
noch die ganze Unternehmungsluſt, deren ein
halbjähriger Pinſcher fähig iſt, und das
rein=
raſſige Blut ſeiner Ahnen pochte zu ungeſtüm
in ihm, als daß er den mittaglichen
Spazier=
gang allein dazu benutzt hätte, — aber laſſen
wir das. Schnauzerl entſchloß ſich, ſeine
Frei=
zeit nach dem Vorbild der Darmſtädter
menſch=
lichen Jugend zu geſtalten und begab ſich zum
Bummel auf die Peter=Gemeinder=Straße,
Doch ein Sprichwort, das vom reiferen Alter
gerne zitiert wird, ſagt: Wer ſich in Gefahr
begibt kommt darin um. Schnauzerl geriet vor
dem Schloß in einen Wortwechſel mit zwei
Individuen, deren einer unzweifelhaft die
brutalen Züge eines Boxers aufwies, während
das andere, ſchwarz wie die Sünde, entfernt
an einen Wolf gemahnte. Schnauzerl
ver=
ſuchte ſeine aufſteigende Unſicherheit hinter
frechem Kläffen zu verbergen, doch umſonſt
Er ſah ſich genötigt, den Schutz einer Mauer
aufzuſuchen, und ſelbſt das Ablenkungsmanöver
des Beinchen=Hebens zeitigte keinen Erfolg.
So hätte Schnauzerls Nachmittagsbummel
zweifellos in einer höchſt einſeitigen Beißerei
geendet, wenn nicht gerade ein weichherziger
Journaliſt (bitte nicht zu lachen) des Weges
einhergekommen wäre, der eindeutig die Partei
Schnauzerls ergriff. Unter Proteſt zogen ſeine
Gegner ab, und Schnauzerl verſuchte ſeine
Dankbarkeit durch ein verunglücktes Wedeln
mit dem Schwanz zum Ausdruck zu bringen.
Da man aber zur Verſchönerung den
Schnau=
zerlſchwanz abgeſchnitten hatte, verunglückte
dieſes Wedeln. Immerhin befand ſich
Schnau=
zerl jetzt wieder in gehobener Stimmung, die
allerdings ſofort abflaute, als er eine Kordel
ans Halsband gebunden bekam. Als er nun
gar auf das Stadthaus expediert wurde, wo
man an Hand ſeiner Steuermarke ſeine
Woh=
nung feſtſtellte, ſank Schnauzerls Laune unter
den Nullpunkt. Den Nachhauſeweg ſuchte er
durch allerlei Hundekniffe um jeden Preis zu
verlängern. Kein Stein, kein Baum, kein
Strauch, dem er nicht regſtes Intereſſe
ab=
gewonnen hätte.
Aber ſchließlich vollendete ſich doch ſein
Ge=
ſchick: Er ſtand vor Frauchen. Mit einer
Miene, aus der man das Bewußtſein leſen
konnte, daß jede gute Tat den Lohn in ſich
ſelber birgt, lieferte beſagter weichherziger
Journaliſt Schnauzerl zu Hauſe ein. Es
ver=
wundert kaum, daß Schnauzerl ſofort von der
Bildfläche verſchwand. Man muß ja nicht
immer im Vordergrund ſtehen.
Aber das, was Frauchen dann ſagte, war
der Grundbeweis der anfangs aufgeſtellten
Theſe (ſiehe oben). Frauchen ſagte nämlich die
klaſſiſchen Worte: Ja, es iſt ſchrecklich. Oft
kommt er erſt abends wieder, wenn ich ihn
mittags rauslaſſe. Und wenn er dann nicht
kommt, muß ihn mein Mann ſuchen.
Junge Hunde — kleine Kinder? Gewiß.
Bei beiden muß Herrchen die
Erziehungs=
methoden Frauchens ausbaden.
Wenn Frauchen dieſe Zeilen lieſt, iſt ſie
vielleicht böſe auf mich. Ob ſie aber Schnauzerl
in Zukunft ſelbſt beaufſichtigt?
Kauue
4
Der moderne Teetiſch.
Von Hanna Grabow.
Seitdem die jungen Frauen mit einer ſehr
beſcheidenen Ausſteuer in den Eheſtand treten
und ſeitdem man nicht mehr an großen
vier=
eckigen, ſondern an flachen runden Tiſchen in
der „gemütlichen Ecke” Tee trinkt, wird der
für Gäſte beſtimmte Tiſch ganz anders gedeckt
als in der guten alten Zeit, wo bei ſolcher
Gelegenheit der geſamte Beſtand an
Tiſch=
wäſche, Glas und Porzellan zutage kam.
Raumerſparnis, Sachlichkeit und der Zwang,
nicht zu große Koſten für Wäſchereinigung zu
verurſachen, ſind beim Decken des modernen
Teetiſches maßgebend. Um all das zu
bewerk=
ſtelligen, greift man heute gerne zu Gebilden
der Phantaſie. Wo dieſes anmutigſte und
liebenswürdigſte Kind der Kunſt zu Worte
kommt, kann es niemals öde und ärmlich
aus=
ſehen.
Als Teetiſchdecke wird heute im wahrſten
Sinne des Wortes das verwendet, was man
gerade beſitzt. Ein Stück Spitze, ein altes
Seidentuch, ein paar bunte Bänder ſind ebenſo
am Platze wie eine regelrechte Teedecke aus
Kunſtſeide oder Leinen. Weiſt der Tiſch eine
ſchöne Platte auf, ſo kann man ſie unbedeckt
laſſen. Man legt dann nur ein kleines rundes
Strickdeckchen, ein Gobelinmotiv oder einen
perlbeſtickten Streifen, etwa einen antiken
Klingelzug, als Verzierung in der Mitte auf.
Bei derartigen Abweichungen von der Regel
iſt ſelbſtredend viel Geſchmack nötig. Das oberſte
Gebot heißt hier: Einhalten farblicher
Ueber=
einſtimmung. Um dieſe durchzuführen, kann
ſo=
gar ein Stück Glanzpapier als Tiſchtuch
verwen=
det werden, doch muß es ſelbſtredend mit den
Taſſen und Papierſervietten, die heute durchaus
nicht mehr als „unfein” gelten, übereinſtimmen.
Eine handgearbeitete oder maſchinengefertigte
Strickdecke in bunter Färbung bietet den
Vor=
teil, auch nach der Mahlzeit auf dem Tiſche
verbleiben zu können. Sehr dekorativ wirken
ferner einzelne Spitzenſtreifen, beſonders wenn
man ſie über gleich breites Seidenband legt.
Selbſt gehäkelte oder geſtrickte. Wollketten
laſſen ſich verwenden. Gehäkelte Längsſtreifen,
den banddurchzogenen
Wäſcheſchrankverzierun=
gen unſerer Großmutter vergleichbar, dürfen
in dieſem Zuſammenhange nicht vergeſſen
werden. Derartige Tiſchdekorationen ſind billig
und unverwüſtlich zugleich. Man kann ſie
ſo=
wohl über eine Holzplatte als auch unter einer
Glasplatte verwenden.
Viele Hausfrauen verzichten gerne auf einen
richtig gedeckten Tiſch und legen für jeden
Gaſt nur ein kleines Sondergedeck auf.
Stroh=
matten, kunſtgewerbliche Deckchen, wollene
Vierecke, die in Franſen endigen, gehören zu
den neueſten Gebilden der Phantaſie, die bei
derartigen Anläſſen beſtens zur Geltung
kommen. Die handarbeitende Frau fertigt
ſich reizende Runddeckchen in verſchiedener
Grundfarbe mit abſtechender Randeinfaſſung
an. Wird auf jedes derſelben eine ſogenannte
Sammeltaſſe geſetzt, ſo ſieht ein ſolcher Tiſch
reizvoll und künſtleriſch aus, ohne daß der
Hausfrau beſondere Mühe und Arbeit
er=
wachſen. Der phantaſievolle Eindruck bietet für
unterbleibende Koſtbarkeiten reichlichen Erſatz.
Pelzſachen bei Wintersende.
Helle Pelzſachen werden gegen Ende des
Win=
ters meiſt unanſehnlich geworden ſein. Wir
können ſie ohne große Mühe ſelber reinigen,
in=
dem wir die Pelze glatt auf einen Tiſch legen
und dann mit Kleie, die wir mit heißem Waſſer
angefeuchtet haben, beſtreichen. Wir reiben den
Pelz darauf, mit einem Tuch, bis er wieder
trocken iſt. Hierauf wiederholt man dasſelbe
Verfahren mit trockener Kleie. Schließlich iſt der
Pelz dann auszuklopfen, bis er völlig trocken iſt.
Wir bewahren Pelzſachen während des
Som=
mers am beſten in mottenſicheren Papierſäcken
auf. Sonſt müſſen wir ſie in ſtaubſichere
Holz=
käſten tun, mit Mottenkugeln (Kampher)
ſchich=
ten und in Zeitungspapier einhüllen. Bevor wir
ſie im Herbſt wieder benutzen, müſſen wir ſie
für ein paar Tage an die friſche Luft hängen,
damit der Geruch ſich verliert, und ſie dann
tüch=
tig ausklopfen.
Warum? Warum?
Von Karl Friedrich Epp.
(afp) Heute iſt Donnerstag. Vati ſetzt ſich
den eleganten ſchwarzen Schlapphut auf. Der
ſtammt noch aus ſeiner Sturm= und
Drang=
periode und paßt gar nicht mehr zu Vatis jetzt
ſo geſetztem Weſen, er hätte ihn ja auch längſt
abgelegt, aber, aber . . . Donnerstags fährt
Vati in die Stadt und holt ſein Honorar. „Was
bringſt du mit?” fragt Bubuli, das Töchterchen.
„Buntes Klebepapier, gut, ja?” Und Vati
ſchiebt los.
Er muß eine große Strecke mit der
Stadt=
bahn fahren. Um kein Aufſehen zu erregen, hat
er längſt den Sturm= und Dranghut
zuſammen=
gerollt und in die Manteltaſche geſteckt. Die
Bahn iſt überfüllt. Vati gegenüber ſitzt eine
Frau, daneben ein Mann, beide recht nett
an=
gezogen, und am Fenſter ſteht ein Junge,
Fränz=
chen heißt er, und ſieht zum Fenſter hinaus.
Auf einer Station ſteht unſer Wagen direlkt
neben einer Lokomotive. Fränzchen hat Muße,
ſich die Maſchine aus der Nähe anzuſehen. Er
deutet auf den Dampfdom und den Ueberhitzer
und fragt: Warum hat dieſe Lokomotive zwei
Puckels, Onkel Max? Dabei ſieht er den Mann
neben der Frau an. Jetzt fährt unſer Zug
wei=
ter. Onkel Max hat natürlich nicht richtig
hin=
gehört, denn er redet mit Fränzchens Mutter.
Als der Junge ſeine Frage wiederholt, meint
Onkel Max: Damit ſie fahren kann! Neben
Vati ſitzt nun aber ein dünner Herr mit einem
Klemmer auf der Naſe, der eigentlich in einer
Zeitung las, aber doch dem Geſprach zwiſchen
Fränzchen und Onkel Max zugehört hat. Dieſer
Herr legt jetzt ſeine Zeitung fort, ſieht ſich
Fränzchen an und meint: das ſind keine „
Puk=
kels”, mein Junge. Zunächſt heißt es nämlich
„Buckel”, dann aber hat eine Maſchine auch
keine Buckel. Der eine Buckel bei der Maſchine
iſt der ſogenannte Dampfdom . . . . Fränzchen
ſieht den Herrn ſehr mißtrauiſch an. Der Dom,
ſagt er, is doch in’n Luſtjarten. . . . Ja, meint
der Herr, das iſt aber ein anderer Dom, das iſt
ja eine Kirche, aber der Buckel auf der
Loko=
motive . . Fränzchen fällt ihm ins Wort: Die
hat aber zwee Puckels, Onkel! — — Buckel,
Buckel! verbeſſert der Onkel. Zwei Buckel,
na=
ja! Der eine heißt der Dampfdom . . .
Fränz=
chen ſieht Onkel Max an: Will der mir
ver=
kohlen? Onkel Max tur ernſthaft: Nee, nee,
Fränzchen, hör mal zu, was der Herr ſagt, der
weeß et! Der gelehrte Onkel lächelt leiſe. Man
muß, ſagt er, immer verſuchen, auf alle Fragen
der Kinder einzugehen. Dadurch belehrt man
ſie, ohne daß ſie es gewahr werden . . . der
zweite Buckel iſt der Ueberhitzer! Fränzchen iſt
erſtaunt: Ueberhitzer, wat isn det? Der Onkel
wird ſichtlich verlegen, Onkel Max grinſt. Da
ſagt der Onkel ſchnell: Ueberhitzer iſt der zweite
Buckel auf der Maſchine, mein Kind! Franz iſt
es zufrieden. Aber wozu hat die Maſchine zwei
Puckels? ſetzt er das Verhör fort. Der Onkel
windet ſich in Verzweiflung, ehe er ſagt: Ja,
ſiehſt du, mein Junge, ohne den Dampfdom und
ohne den Ueberhitzer da kann die Lokomotive
nicht fahren. . . . Onkel Max brummt
ſelbſtzu=
frieden: Det hab ick ja jleich jeſagt! Ja, ſagt
der Herr, aber es war dem Kinde nicht klar
geworden, jetzt dagegen . . . Fränzchen holt zu
neuem Schlage aus: Onkel, aber warum haben
die Autos keine Puckels? Ja, ſagt der Onkel,
die Autos, die brauchen auch keine . . , das ſind
ja keine Dampfmaſchinen, ſondern
Benzin=
motore . . . ſieh mal, das iſt doch ſo: ein Ochſe
hat Hörner und kann ohne ſie nicht leben, und
ein Menſch lebt und hat keine Hörner. Franz
bedient prompt: Karln ſein Vater hat keine
Hörner und iſt doch. . . . Schnell fällt der Herr
ein: Aber Fränzchen, ſo was ſagt man doch
nicht . . . Aber Karln ſeine Mutter ſagt det!
behauptet Fränzchen. Alſo laſſen wir das!
bittet der Herr. Ein Auto braucht eben keinen
Dampfdom und auch keinen Ueberhitzer, ſonſt
würde es eben welche haben, nicht wahr? So,
und nun muß ich aber ausſteigen! Der Herr
er=
hebt ſich. Da meint Fränzchen: Onkel, weeßte,
wat det is: vorne turel, hinten ſtinkts? Der
Onkel wird direkt etwas böſe: Pfui, ſagt er.
Wie kann man nur ſo was ſagen! Is ja
jar=
niſcht dabei! erklärt Fränzchen beleidigt: Det
is eben een Auto!
Schon längſt hat das halbe Abteil
inter=
eſſiert der Unterhaltung zwiſchen Fränzchen und
dem Herrn zugehört, jetzt lacht .
Der Herr iſt ſehr entrüſtet. „Een” heißt das
nicht, mein Kind, ein ſagt m.. 2
will dem Herrn zu Hilfe kommen. Er rüffelt
Fränzchen an: Ein heeßt det! ſagt er
bekräf=
tigend. Fränzchen meint überlegen: „Heeßt”
heeßt det nicht. „Heißt” heeßt det, Onkel Max,
nich wahr, Onkel?” Ja, ſagt der Herr, „heißt”,
heißt es. Fränzchen, triumphierend zu Onkel
Max: Siehſte, der Onkel ſagt es auch: „heißt
heeßt et .."
Der Zug läuft auf einem Bahnhof ein. Der
Herr verläßt den Wagen. Na, fragt Onkel Max,
wozu hat nu die Lokomotive die Puckels?
Da=
mit ſe fahren kann! Hab ich et nicht jleich
je=
ſagt?
haſt du Cöne.. .!
Luſtige Muſik=Anekdoten.
Verlegenheit.
Königin Maria von Rumänien wurde
ſeiner=
zeit während ihrer Rundreiſe durch Amerika
auch in die Metropolitan=Oper geführt. Sie ließ
ſich einen Bariton, deſſen Stimme einen ganz
beſonderen Eindruck auf ſie gemacht hatte, in der
Pauſe vorſtellen.
Sie reichte ihm liebenswürdig die Hand und
ſagte:
„Sie haben eine ſehr ſchöne Stimme!”
„Ja.” gab der Sänger verlegen zur Antwort,
„das ſchon.”
Er zögerte einen Augenblick und fügte dann
hinzu:
„Aber Majeſtät haben auch eine ganz ſchöne
Stellung!”
Mittwoch, 4. April 1934
Reich und Austanv.
Berliger Oſterverkehr auf der Reichsbahn
Berlin. Außer den planmäßigen Fernzügen
ſind an den Hauptverkehrstagen in der Zeit vom
29. März bis einſchließlich 2. April von den
Ber=
liner Bahnhöfen insgeſamt 173 Vor= und Nachzüge
und 8 Sonderzüge abgefahren. Von den
Fahrkar=
tenausgaben der großen Berliner Fernbahnhöfe
ſind an den Hauptverkehrstagen in dieſem Jahre
250 568 Fahrkarten ausgegeben worden gegenüber
209 284 im Vorjahre. Es iſt alſo eine Steigerung
in dieſem Jahre um 20 v. H. gegenüber dem
Vor=
jahre zu verzeichnen. — Die S=Bahn beförderte
insgeſamt 3 620 000 (im Vorjahre 3 180 000)
Per=
fonen, ſo daß auch hierbei eine erhebliche
Steige=
rung des Verkehrs eingetreten iſt.
5A-Mann von einem
Handwerks=
burſchen erſtochen.
Tirſchenreuth. In der Nacht vom
Kar=
ſamstag zum Oſterſonntag wurde der verheiratete
SA.=Mann und Schneider Hans Uebelacker von
dem auf der Wanderſchaft befindlichen Metzger
Kopp von Neuſtadt am Kulm in Tirſchenreuth
er=
ſtochen. — Uebelacker ſchleppte ſich noch ungefähr
180 Meter weit bis zur Tür ſeiner Wohnung, wo
er nach wenigen Minuten verſchied. Kopp ging
flüchtig, wurde aber von einer SA.=Streife im
Wald bei Lengenfeld I in einer Mulde liegend
aufgefunden und ins Amtsgerichtsgefängnis
Tir=
ſchenreuth eingeliefert.
Großſeuer in Niederkaufungen.
Kaſſel. Aus dem am Oſtermontag
einge=
dämmten Brande eines Strohlagers auf dem
Grundſtück der Papierfabrik Niederkaufungen
ent=
wickelte ſich geſtern mittag ein Großfeuer, dem die
Häckſelfabrik und der geſamte in einem etwa 50
Meter langen und 15 Meter breiten Schuppen
auf=
geſtapelte Strohvorrat der Papierfabrik zum Opfer
fielen. Durch die Zerſtörung der Häckſelfabrik iſt
die Papierfabrik zu einer vorübergehenden
Still=
legung des übrigen Fabrikationsganges
gezwun=
gen. Der Schaden iſt beträchtlich.
Auto prallt gegen Straßenbahn.
Ein Toter, zwei Verletzte.
Hamborn. In der Nacht zum Dienstag kam
es auf der Kaiſer=Friedrich=Straße zu einem
fol=
genſchweren Verkehrsunglück. Ein mit mehreren
Perſonen beſetzter Kraftwagen" geriet bei dem
Verſuch, einem Radfahrer auszuweichen, ins
Schleudern und wurde mit großer Wucht gegen
eine Straßenbahn geſchleudert. Die linke Seite des
Kraftwagens wurde vollſtändig abgeriſſen und ein
Inſaſſe auf der Stelle getötet. Eine weitere
Per=
ſon trug lebensgefährliche Verletzungen davon,
während der Fahrer nur leicht verwundet wurde.
Von den Fahrgäſten der Straßenbahn wurde
nie=
mand verletzt.
Folgenſchweres Motorradunglück.
Köln. Ein folgenſchweres Motorradunglück
ereignete ſich am 2. Oſterfeiertag bei Etzweiler. In
einer Kurve wurde ein Spaziergänger von einem
Motorrad, das die Kurve nicht mehr nehmen
konnte, und zu weit nach links geriet, überfahren
und auf der Stelle getötet. Der Fahrer und ſein
Mitfahrer wurden auf die Straße geſchleudert.
Faſt im gleichen Augenblick nahte ein zweites
Motorrad, das auf das am Boden liegende erſte
Motorrad fuhr und ebenfalls umſtürzte. Von den
vier Motorradfahrern trugen zwei ſehr ſchwere
Verletzungen davon. Die beiden übrigen wurden
leichter verletzt.
Eine Chriſtus=Figur als Ehrenmal
für die im Weltkrieg Gefallenen.
Der Künſtler vor ſeinem Werk.
Bildhauer Paul Broniſch hat eine Figur des
reuzigten Jeſu Chriſti geſchaffen, die zur
Er=
terung für die Gefallenen des Weltkrieges in
Kirche von Flatow (Oſthavelland) aufgeſtellt
wird.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Rieſiges Schadenfeuer in Berlin.
Das brennende Fabrikgebäude
In Berlin=Neukölln brach in einer
Möbel=
fabrik ein gewaltiger Brand aus, an deſſen
Löſchung 450 Wehrleute 10 Stunden in Rauch
und Flammen arbeiteten. Trotz ihres
aufopfern=
den Einſatzes brannten ein Fabrikgebäude und ein
Holzſpeicher bis auf die Grundmauern aus.
*
Berlin. Die Brandſtätte auf dem
Holzlager=
platz am Mariendorfer Weg bildet einen
unge=
heuren Trümmerhaufen. Bis zum Dienstag mittag
daren noch immer drei Züge der Feuerwehr mit
den Aufrämungsarbeiten beſchäftigt, unterſtützt
von rund 30 Mann der Techniſchen Nothilfe. Der
Holzplatz, von dem das Feuer ſeinen Ausgang
nahm, bildet eine rauchende Trümmerſtätte. An
verſchiedenen Stellen glimmen noch einzelne
Holz=
ſtöße. An den Wänden des Fabrikgebäudes ſtarren
Träger in bizarren Formen in die Luft. Die
ge=
naue Entſtehungsurſache des Feuers iſt noch nicht
ermittelt. Der Schaden, der durch Verſi herung
ge=
deckt iſt, läßt ſich zurzeit noch nicht annähernd
ab=
ſchätzen. Neben den rieſigen Holzvorräten ſind faſt
ſämtliche Maſchinen und Werkzeuge der Fabrik
vernichtet worden.
Zum neuen Hilfswerk „Mukker und Kind”
Die ſchöne Plaſtik auf dem Marktplatz
der Lutherſtadt Wittenberg,
die als erſte deutſche Stadt ein Denkmal für
Mut=
ter und Kind aufſtellte. In eindrucksvoller Weiſe
hat der Künſtler dem Wollen des neuen
Deutſch=
land Geſtalt gegeben, das die Familie als die
Grundlage des Staates betrachtet und ihr ganz
beſondere Unterſtützung angedeihen läßt.
Drei Perſonen bei einer Segelparkie
erkrunken.
Lötzen. Bei einer Segelpartie auf dem
Lö=
wentien=See ſind am erſten Oſterfeiertag
nach=
mittags der Architekt Otto Born, der Zahnarzt
Arnold Baumann und deſſen Verlobte, Gertrud
Clos, ertrunken. Das Boot, in dem ſich fünf
Per=
ſonen befanden, geriet etwa 1000 Meter vom Ufer
entfernt in eine Böe und kenterte. Ein
Reichs=
wehrſoldat, der den Unfall bemerkt hatte, holte
Hilfe herbei. Bevor jedoch die Retter bei dem
ge=
kenterten Boot eintrafen, waren die drei
genann=
en Perſonen bereits untergegangen und
ertrun=
ken. Nur mit Mühe gelang es, die beiden anderen
Perſonen zu retten.
Abſchluß des „Heiligen Jahres”.
Rom. Mit der Heiligſprechung des Gründers
der Saleſianer=Kongregation Don Bosco am
Oſterſonntag und der Schließung der „Heiligen
Pforte” am Oſtermontag erreichte das außeror
dentliche Heilige Jahr 1933/24 ſeinen Abſchluß
Eine ungeheure Menge von Pilgern — man
ſchätzt ihre Zahl auf etwa 150 000 — und zahlloſe
Vergnügungsreiſende aus dem Ausland hatten ſich
in den letzten Tagen vor Oſtern in Rom
einge=
funden. Es genügten die Straßen der Hauptſtadt
kaum noch, um den gew ltigen Verkehr aufzu
nehmen. — Bei der Heitigivrechung Don Boscos
war die Peterskirche bereits um 7 Uhr morgens
überfüllt. — Auch am Oſtermontig war die
Teil=
nahme der Gläubigen an der Zeremonie des
Tages, der Schließung der „Heiligen Pforte‟
außerordentlich ſtark. Die Schließung der „
Hei=
ligen Pforte” ging in der herkömmlichen
ſymbo=
liſchen Weiſe vor ſich, indem der Papſt die erſten
drei Steine ſelbſt einmauerte.
In der Markinswand verſtiegen.
Innsbruck. In der Martinswand, der
be=
kannten ſenkrechten Felswand bei Innsbruck, von
der die Ueberlieferung erzählt, daß ſie ſchon
Kai=
ſer Maximilian beinahe zum Verhängnis
gewor=
den wäre, hat ſich ein Innsbrucker Kletterer
namens Hugo Niederlindner verſtiegen. Er konnte
ſich ſelbſt nicht mehr befreien. Nachdem die erſten
Rettungsverſuche durch andere Bergſteiger
ergeb=
nislos blieben, rückte am Abend die Innsbrucker
Feuerwehr aus, die im Lichte von Scheinwerfern
verſuchte, mit Hilfe von Leitern zu dem
Verſtie=
genen zu gelangen. Jedoch auch dieſer Verſuch
blieb ohne Erfolg. Niederlindner konnte ſich
wäh=
rend der Nacht an einem kleinen Bäumchen
feſt=
binden, ſo daß er vor dem Abſturz bewahrt wurde
Geſtern wurden die Verſuche, zu ihm zu gelangen,
und ihn aus ſeiner Lage zu befreien, wieder
auf=
genommen.
Tod in den Bergen.
Salzburg. Der Student Graf Clary unter
nahm mit ſeinem Freunde, dem Studenten Graf
Revertera, einen Ausflug auf den Geisberg. Als
die beiden verſuchten, über die ſteilen
Geisberg=
wände zu ſteigen, gerieten ſie auf eine 30 Meter
hohe Steilwand, die ſie umgehen wollten. Clary,
der voran ging, verlor den Halt und ſtürzte in die
Tiefe. Er erlitt einen Bruch der Wirbelſäule und
iſt bald darauf geſtorben.
Schneefall in Süd=Ungarn.
Budapeſt. In Südungarn und auf dem
ganzen Balkan ſchneit es ſeit geſtern morgen
un=
unterbrochen. Im Mecſek=Gebirge bei Fünfkirchen
liegt der Schnee bereits 10—15 Zentimeter hoch.
Aus Oſtſerbien und Rumänien werden
Schnee=
ſtürme bei einem Temperaturfall bis zu minus
3 Grad gemeldet.
28 Bauernhöfe eingeäſchert.
Urſache: Rauchen von Kindern.
Budapeſt. In einem Dorf in der Nähe der
Stadt Miſcholcz rauchten Kinder in einem
Wirt=
ſchaftsgebäude, während ſich die Eltern in der
Kirche befanden. Das Wirtſchaftsgebäude geriet
durch ein fortgeworfenes Streichholz in Brand.
Das Feuer breitete ſich infolge ſtarken Windes
raſch aus. Es entſtand ein rieſiges Flammenmeer,
in dem insgeſamt 28 Bauernhöfe vernichtet
wur=
den. Ein Bauer erlitt bei den Löſcharbeiten
er=
hebliche Verletzungen, die u. a. zum Verluſt des
Augenlichtes führten. Gegen die Eltern der
Kin=
der iſt wegen Fahrläſſigkeit eine Unterſuchung
ein=
geleitet worden.
Vater und Sohn bei einem Wirtshausſtreit
erſchlagen.
Budapeſt. In der Nacht zum Oſtermontag
gerieten in dem Landort Adony zwei Familien in
einem Wirtshaus in Streit. Vier Burſchen der
einen Familie ſchlugen mit einer Axt und
Knüp=
peln den Vater und einen Sohn der anderen
Fa=
milie nieder, während ſie den zweiten Sohn mit
14 Meſſerſtichen ſo ſchwer verletzten, daß er in
hoffnungsloſem Zuſtande ins Krankenhaus
einge=
liefert werden mußte. Die Täter und ihre
Ange=
hörigen wurden feſtgenommen.
Dorfbrand im Wilnagebiet.
Warſchau. In der Ortſchaft Ojucewicze im
Wilnagebiet brannten 20 Gehöfte nieder. 20 Stück
Vieh ſind in den Flammen umgekommen.
Oeſterlicher Eiſenbahnunfall in England.
London. Infolge des ungewöhnlich ſtarken
Oſterverkehrs ereignete ſich in der Nacht zum
Dienstag in der Nähe von Glasgow ein zweiter
Eiſenbahnunfall. Ein mit heimkehrenden
Aus=
flüglern beſetzter Zug ſtieß mit einer
Rangier=
lokomotive zuſammen, wobei 21 Perſonen verletzt
wurden, von denen ſechs in ein Krankenbaus
ab=
eliefert werden mußten.
Nr. 92 — Seite 11
Abenkeuerliche Ballonfahrt
zweier franzöſiſcher Ingenieute.
Paris. Eine abenteuerliche Ballonfahrt, die
amt Montag abend in Candas bei Amiens ihren
Abſchluß fand, haben zwei franzöſiſche
Ballon=
fahrer hinter ſich. Zwei junge Ingenieure waren
am Sonntag in der Nähe von Amiens
aufgeſtie=
gen, ohne anſcheinend über beſondere Erfahrungen
auf dem Gebiete der Ballonfahrt zu verfügen. Als
ſie in den Abendſtunden in unmittelbarer Nähe
von Amiens landen wollten, ſtießen ſie mit der
Gondel gegen eine elektriſche Leitung. Der Anprall
war ſo heftig, daß einer der beiden Inſaſſen, der
als einziger einige Führerkenntnis beſaß,
heraus=
geſchleudert wurde. Der Ballon, der dadurch
we=
ſentlich erleichtert war, gewann ſofort wieder an
Höhe und trieb die ganze Nacht über der Gegend
umher. Erſt am Montag ſackte er langſam ab.
Hierbei ſtieß die Gondel gegen eine Baumkrone,
ſo daß der Ballon vollkommen vernichtet wurde.
Der übriggebliebene Inſaſſe erlitt leichte
Ver=
letzungen, konnte ſich aber noch zur nächſtliegenden
Gendarmerieſtation begeben, wo er Bericht über
ſeine aberteuerliche Fahrt erſtattete. Die Leiche
ſeines unglücklichen Begleiters wurde nach langem
Suchen gefunden.
Das „Tſcheliufkin”=Flugzeug
bekeiligt ſich an der Rekkungsarbeit.
Moskau. Während bisher alle Bemühungen,
vom Feſtland aus mit den Schiffbrüchigen des
ge=
ſunkenen Eisbrechers „Tſcheljuſkin” in Verbindung
zu treten, geſcheitert ſind, iſt es den Schiffbrüchigen
auf der Eisſcholle nunmehr gelungen, eine
Ver=
bindung mit der Außenwelt herzuſtellen. Das von
der Tſcheljuſkin=Expedition mitgeführte und bei
dem Untergang des Eisbrechers aufs Eis gerettete
Flugzeug iſt nach wochenlangen Bemühungen zum
Starten gebracht worden und unter Führung des
Fliegers Babuſchkin in Kap Vankaren
eingetrof=
fen. Babuſchkin wird in einigen Tagen mit
Le=
bensmitteln, Medikamenten und Batterien für die
Funkſtation nach der Eisſcholle zurückkehren.
Der Vulkanausbruch auf Island.
Kopenhagen. Wie aus Reyjavik auf
Is=
land gemeldet wird, hielt die Tätigkeit des
Vul=
kans Skendarjökel während der Oſterfeiertage mit
unverminderter Stärke an. Die von dem Vulkan
aufſteigende Rauchſäule erreichte eine Höhe von
17 bis 20 Kilometer. In der Nacht zum Sonntag
ſetzte in verſchiedenen Ortſchaften ein heftiger
Aſchenregen ein. Am Sonntag war in Breidal der
Boden dick mit ſchwefelhaltiger Aſche bedeckt. Man
fürchtet, daß durch die Aſche die Vegetation in dem
betroffenen Gebiet ſtark in Mitleidenſchaft gezogen
wird. Der Breite=Fluß, der infolge des
Schmelz=
waſſers bereits am Samstag aus den Ufern trat,
ſoll inzwiſchen eine Breite von 10 Kilometern
er=
reicht haben. Es bildeten ſich verſchiedene
Neben=
arme des Fluſſes. Mächtige Eisblöcke wurden vom
Hochwaſſer talwärts getragen.
6 Perſonen bei einem Raubmord getöket
New York. Ungeheures Aufſehen erregt hier
ein grauenvoller Raubmord, der ſich in dem am
Stillen Ozean gelegenen Staat Waſhington in der
Nähe der Stadt Bremerton abgeſpielt hat. An
einem Nebenarm des Puget=Sound in der Nähe
von Bremerton beſaß der Millionär Frank F.
Lei=
der eine große Villa mit Park. Am Oſterſonntag
wurden nun der Beſitzer, ſeine Frau, das
Dienſt=
mädchen und drei Herren, die zu Oſtern als Gäſte
ſeladen waren ermordet aufgefunden. Das Innere
das Hauſes bot einen furchtbaren Anblick.
Offen=
bar haben ſich die überrumpelten Hausinſaſſen noch
zur Wehr geſetzt. Auf Grund der erſten Ergebniſſe
der polizeilichen Nachforſchungen nimmt man an,
daß zwiſchen der Bluttat und ihrer Entdeckung
etwa 36 bis 48 Stunden verfloſſen ſind. Sämtliche
Räume waren verwüſtet Schränke und Behälter
rbrochen und ausgeräumt. Die Räuber hatten
ihre Opfer an Händen und Füßen gefeſſelt.
150 Tonnen Kupfer aus einem Wrack geborgen.
Paris. Das italieniſche Bergungsſchiff
„Roſtro” hat, wie aus Rochefort gemeldet wird,
aus dem Wrack des im Jahre 1927 von einem
deutſchen Unterſeeboot verſenkten ſpaniſchen
Damp=
fers „Noviembro” 150 Tonnen Kupfer geborgen.
Schweres Kraftwagenunglück in Marokko.
Drei Tote.
Paris. Nach einer hier vorliegenden Meldung
aus Agadir (Marokko) raſte ein
Militärkraft=
wagen kurz vor der Einfahrt in die Stadt gegen
einen Baum und ſtürzte in einen tiefen Graben.
Die Inſaſſen, drei Fremdenlegionäre, Meyer,
Le=
bel und Bindijonk, wurden auf der Stelle getötet.
Deutſchlands älkeſter käkiger
Handwerksmeiſter.
Der 95jährige Karl Bohn
leitet in geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen
großen Betrieb als Klaviertaſten=Fabrikant in
Berlin. Der Jubilar kann noch in dieſem Jahre
ſein 80jähriges Handwerksjubiläum feiren.
Seite 12 — Nr. 92
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 4. April 1934
Stdeef Sateb Tatie Saefiere
Die Oſterfahrt der Polizei=Zußballer.
am 1. Oſterfeiertag:
Mannheim=Feudenheim — Polizei Darmſtadt 2:4 (1:0).
Unter ſehr ungünſtigen Platzverhältniſſen entwickelte ſich ein
durchaus ausgeglichenes Spiel, das die Polizeimannſchaft,
nach=
dem ſie ſich mit den Platzverhältniſſen vertraut gemacht hatte, in
der zweiten Halbzeit für ſich entſcheiden konnte.
am 2. Oſterfeiertag:
VfB. Ludwigsburg — Polizei Darmſtadt 3:2 (1:1).
Hierzu ſchreibt das „Stuttgarter Neue Tageblatt” durchaus
bbjektiv und zutreffend:
„Für den zweiten Feiertag verpflichtete der VfB. die bisher
in Ludwigsburg völlig unbekannten Poliziſten, die, wie auch der
Platzbeſitzer, tags zuvor bereits ein Spiel abſolvierten. Von
An=
fang bis zum Schluß war das Spiel ſpannend, ſo daß die Zuſchauer
voll und ganz auf ihre Rechnung kamen. Ludwigsburg, das mit
einigen Erſatzleuten antrat, zeigte gegenüber dem Spiel am
Vor=
tage in Eßlingen eine gute Leiſtung, die aber von der Darmſtädter
Meiſterelf noch überboten wurde. Wenn das Treffen trotzdem noch
zu Gunſten des Platzbeſitzers endete, ſo iſt dies einem glücklichen
Umſtand zuzuſchreiben, denn einmal vergaben die Gäſte einen
zu=
geſprochenen Elfmeter in echt ſportlicher Weiſe durch abſichtliches
Nichtverwerfen und zum anderen fiel der entſcheidende Treffer erſt
zu einem Zeitpunkt, als die Polizeielf infolge Verletzung des
Rechtsaußen und des rechten Verteidigers (es ſtanden nur noch
9 Mann im Felde) geſchwächt war. Trotzdem muß der Mannſchaft
ihr aufopferndes und mit großer Hingabe gezeigtes Spiel hoch
an=
gerechnet werden, wie auch der Geſamteindruck ein ſehr guter war.
Nach einigen Begrüßungsworten an die Gäſte gab der
Schieds=
richter. Hirſch=Bad Cannſtatt, der, abgeſehen von einigen
zweifel=
haften Entſcheidungen (Elfmeter) gut amtierte, den Ball frei und
ſchon erzwangen die Gäſte eine Ecke, die nach kurzem Geplänkel
darüber getreten wurde. Auf der anderen Seite geht ein
unſchein=
barer Flankenball des Ludwigsburger Linksaußen knapp über die
Latte. In der 14. Minute kommen die Gäſte durch unhaltbaren
Schuß in Führung und erſt nach einer Viertelſtunde gelingt den
Schwarz=Weißen der Ausgleich. Fünf Minuten ſpäter haben die
Darmſtädter abermals die Führung an ſich geriſſen, doch iſt die
Freude nur von kurzer Dauer, denn wenige Minuten ſpäter kann
Ludwigsburgs Halblinker durch raſches Erfaſſen der Situation
erneut gleichziehen.
Nach dem Seitenwechſel ſind es zuerſt wieder die Gäſte, die
tonangebend ſind, doch kommt Ludwigsburg von Minute zu
Mi=
nute mehr auf und diktiert den Gäſten das Spiel, wo aber alle
Angriffe an der Verteidigung ſcheitern. Eine Minute vor
Schluß=
pfiff läßt Ludwigsburgs Mittelläufer eine Bombe auf das
geg=
neriſche Tor los, die deſſen Hüter nicht mehr zu erreichen vermag,
wodurch die Gäſte eine knappe und dazu unverdiente Niederlage
einſtecken mußten.
Hierzu bemerkt der Berichterſtatter des Polizeiſportvereins
noch: Der vom Schiedsrichter verhängte Elfmeter wurde noch von
der auf 9 Spieler reduzierten Mannſchaft erkämpft und abſichtlich
nicht verwertet. Berechtigt war derſelbe allemal. Denn der rechte
Verteidiger drängte erſtmals den Polizeilinksaußen recht unfair
vom Ball und machte, als er mit dieſem zuſammen zu Fall kam,
noch am Boden liegend, Hand. Alſo war auch die Entſcheidung des
Schiedsrichters gerecht. Schwächen zeigte er lediglich bei der
Aus=
legung im Händeſpiel, z. B. angeſchoſſen und nicht angeſchoſſen.
Dieſe Schwäche verſtand die Gäſtemannſchaft glänzend
auszu=
nutzen.
Nach Spielabſchluß verbrachten beide Mannſchaften noch einige
recht vergnügte Stunden in echter Kameradſchaft.
SV. 98 Darmſtadt.
Ueber Oſtern weilte eine kombinierte Mannſchaft, beſtehend
aus Spielern der 2. und 3. Mannſchaft, in Bad Rappenau und
Kochendorf am Neckar, wo ſie Gegnern, die in der Kreisklaſſe I
eine führende Poſition einnehmen, gegenüberſtanden. Das Spiel
des erſten Tages gegen den vorausſichtlichen Meiſter VfB. Bad
Rappenau wurde 1:0 gewonnen. Im zweiten Spiel gegen
Sport=
freunde Kochendorf war die Elf durch Verletzungen uſw.
voll=
kommen umgekrempelt und mußte ſich eine 3:2=Niederlage
ge=
fallen laſſen. Den Darmſtädtern den Aufenthalt ſo angenehm wie
möglich zu geſtalten, war das Beſtreben beider gaſtgebenden
—re—
Vereine.
Saargäſte in Weikerſtadt.
SV. 1910 Weiterſtadt — SV. Lisdorf Saar 4:4 (1:1),
SV. 1910 Weiterſtadt hatte zum Oſterſpiel eine
Saarmann=
ſchaft. SV. Lisdorf, verpflichtet. Die Gäſte trafen bereits am
Samstag abends in Weiterſtadt ein. Nach einem gemütlichen
Bei=
ſammenſein am Abend und einem Beſuch der Autobahn fand am
Sonntag mittag ein Feſtzug unter Mitwirkung der Kapelle der
Feuerwehr und dem Spielmannszug der Turngemeinde durch die
geſchmückten Ortsſtraßen nach dem Sportplatz ſtatt. Bereits vor
Eintreffen des Feſtzuges waren ſchon viele Sportfreunde auf dem
Platze erſchienen, um unſere Brüder beim Fußballſpiel zu ſehen.
Vor dem Treffen ſpielte die Jugend gegen die Jugend der Polizei
Darmſtadt. Wohl keinem der Zuſchauer wird die Zeit lang
gewor=
den ſein, denn es war ein ſchönes Spiel, das ſich die beiden
Jugendmannſchaften lief, ten. Es endete 5:2 für Weiterſtadt. —
Die Gäſte aus dem Saargebiet betreten den Platz und grüßen
mit einem kräftigen „Sieg Heil” die beiden Fronten. Dem
Schieds=
richter ſtellen ſich beim Anpfiff zwei körperlich gleichſtarke
Mann=
ſchaften SV. Lisdorf hat Anſtoß, doch er wird bereits in
Läufer=
reihe abgeſtoppt. Beide Mannſchaften ſind ſichtlich nervös, und es
dauert einige Zeit, bis ſich die Mannſchaften zuſammenfinden
Die Gäſte werden durch ihr ſchnelles Flügelſpiel ſehr gefährlich im
Strafraum und es dauert nicht lange, bis die Leute von der
Saar führen. Weiterſtadt gleicht aus. Die Hintermannſchaften
beider Vereine müſſen oft eingreifen, denn der Kampf wogt auf
und ab. Bis zur Halbzeit wird zahlenmäßig nichts weiter
er=
reicht. Gleich nach Anpfiff kommt eine Flanke von rechts ſchön vor
das Gäſtetor und das Spiel ſteht 2:1 für W. Die Gäſte gleichen
ſofort wieder aus, jedoch W. reißt wiederum die Führung an ſich.
Die Gäſte laſſen etwas nach und die Platzbeſitzer erhöhen durch
einen Weitſchuß auf 4:2. Die Leute von der Saar raffen ſich jedoch
wieder auf, holen ein Tor auf und 10 Minuten vor Schluß glückt
ihnen ſogar der Ausgleichstreffer Das Spiel war eine „Erholung”
zwiſchen den Verbandsſpielen. Im Gegenſatz zu dieſen
Punkte=
kämpfen ſah man hier überhaupt nichts von Strafſtößen. Beide
Mannſchaften kämpften ritterlich und der Schiedsrichter hatte
leichtes Amt. Die 22 Spieler zeigten ſich wie echte Kameraden des
Sportes.
Oſterfußball in Egelsbach.
FC. Egelsbach 03 (1.) — FC. 02 Wacker Rödelheim (1.) 5:1.
FC. Egelsbach 03 (1.) — Sportfr. Rehlingen Saar (1.) 8:0.
Die Rödelheimer hatten eine 6:1=Schlappe vom Auguſt her
wettzunachen. Damals befanden ſich die Mannſchaften beider
Ver=
eine noch im Aufbau. In der Zwiſchenzeit hat Rödelheim ſeine
Mannſchaft weſentlich verſtärkt und außerdem die harte Schule der
ſtarken Frankfurter Bezirksklaſſen=Verbandsſpiele durchgemacht.
Egelsbach hat es etwas leichter gehabt. Seine Mannſchaft iſt zu
einer Einheit zuſammengeſchmolzen, deren Schlagkraft im
Darm=
ſtädter Gebiet zur Genüge bekannt iſt. Man war daher auf das
Zuſammentreffen beider Mannſchaften geſpannt. Egelsbach hat
bewieſen, daß ſeine Erfolge nicht etwa auf einer zu ſchwachen
Kon=
kurrenz in ſeiner Gruppe beruhen. Gewiß, es zeigte ſich auch in
dieſem Spiel, daß das Spieltempo in der Bezirksklaſſe raſcher die
Spielweiſe härter, die Ballabgabe ſchneller iſt. Egelsbach hatte
ſich bald in dieſe Situation hineingefunden und zeigte ſeine
ge=
wohnte produktive Spielweiſe. Genau beſehen, hat Rödelheim kein
einziges Tor geſchoſſen, da der Egelsbacher Verteidiger, der einen
hohen Ball unglücklich abgefangen hatte, für das Rödelheimer
Ehrentor verantwortlich zeichnet. Ein Rat ſei der Vereinsleitung
gegeben: Sorgen Sie bei Privatſpielen nur für Gegner, die in
der Bezirksklaſſe an der Spitze lagen oder der Gauliga angehören.
Einige Mißerfolge können ſehr förderlich ſein; „denn nichts iſt
ſchwerer zu ertragen, als ein Mangel an Niederlagen!”
Am Vortage hatte ganz Egelsbach im Zeichen einer
Saarkund=
gebung geſtanden. Vor 1200 Zuſchauern ſtanden ſich 2
Kreisklaſſen=
meiſter gegenüber. Wenn jedes Spiel in unſerem Gebiete in ſolch
ſportlichem Geiſte ausgetragen werden würde wie dieſes, müßte
bald alle Fußballgegnerſchaft verſtummen. Es war ein
Prova=
gandaſpiel im wahrſten Sinne des Wortes, das der an ſich ſchon
ſtarken Egelsbacher Fußballgemeinde ſicher neuen Zuwachs
ge=
bracht haben wird. Es gab nur eine Pechſträhne: Die Rehlinger
Saargäſte fanden einen in beſter Spiellaune befindlichen Gegner
vor, dem es in erſter Linie darauf ankam. Kombinationaszüge
vorzuführen. Auf Torerfolge kam es weniger an, die 8 Tore waren
dekoratives Beiwerk.
für das ganze Zimmer. Perwachs ist ja
so ergiebig, deshalb auch wesentlich
billiger. Zudem: je dünner Sie
auftra-
gen, desto schöner wird der Glanz und
dennoch glättefrei. Perwachs ist wirklich
das ideale Bohner- und Poliermittel für
jeden Haushalt.
„Ur Hädus
Perwachs jetzt auch farbig zu haben
u
Handelsſchüler
ſucht
Lehrſtelle
auf Büro oder
Lager. Angeb. u.
D 199 Geſchſt.
Weiblich.
Suche für mein
fleiß. Mädchen
gute Halbtags=
Stellung. Auch
zur Aushilfe.
Fr. Dr. S.,
Bismarckſtr. 53.
Tel. 3147.
Schweſter, 25 J.,
m. Staatsexam.,
Erfahr. in
Kran=
kenhaus= u.
Pri=
vatpflege, ſucht
paſſ.Wirk.=Kr. b.
Arzt od. Priv.=
Pflege auch
Ner=
venkr. Betät ſich
auch gerne miti
Haush. Gfl. Off.
O. 187 a.d. Gſch.
O
Weiblich.
Fleißig,, tücht ges
Mädchen
mit guten
Zeug=
niſen, ſ. Stelle
per ſofort oder
15 4. Ang. u.
O 218 Geſchſt.
Junge Frau ſucht
Laufſte le,
übernimmt alle
orkomme
deAr=
beit Bin voll
ſtändig una
hän=
gig, auch mittags
und abends Ang.
u. O. 203 Geſchſt.
Näh=
und Flicka beit
angenomm. Ang
u. O 202 Geſchſt.
Führende
Lebensversicherungs-
gesellschaft
mit modernen Einrichtungen und
Tarifen sucht für den dortigen
Bezick heivorragenden (T 3163
Lebensversicherungs-
Fachmann
Es kommt Direktionsvertrag in
Fra-
ge, veitrauliche Behandlung wicd
zuges chert.Bewerbungen
unterBei-
fügung von Lichtbild,
seibstge-
schriebenem Lebenslauf
Gehalts-
anspriche, Erſog nachweise pp.
unter F. A 253 an „Wefra‟
Frank-
furt a. M., Kaiserstraße s, erbeten.
R
Wohnhans
4 Zimmer, mit
großem.
Neben=
gebäude,
Obſtgar=
ten, Nordoſtoiert.
günſtig zu
ver=
kau en. Ang unt.
O. 198 Geſchſt.
Bei zwei Mille
Anzahlg. ſofort
beziehbares
Haus
mit Laden und
Wohng.
Darm=
ſtadt=Mitte zu
derkaufen. Off.
u. O. 174 Geſch.
Geſucht
für ſofort, eventl.
1. Mai, zuverläſſ.
in Küche u.
Haus=
arbeit erfahrenes
Mädchen m. gut.
Z ugniſſen,
tags=
über oder bis
nach d. Spülen.
Näh. Geſchä tsſt.
Männlich.
Schriftl Heimarbeit.
Verlag Vitalis,
München. II Men 71
Vie
Schreibmaſchine
und Buchhaltung
Fräulein
zurAus=
hilfe i. Maſchinen=
Fabrik zum 5.
ds. Mts. geſucht
Gefl. Ane bieten
mit Preisford. u
O. 215 Geſchſt.
Anderweitiger
Unternehmung.
wegen vermiete
meine
Wirtſch.=Räume
per 1. Juni. ev.
auch 1. Juli.
Nur ſolide,
tüch=
tige u.
kautions=
fähige Bewerber
Existenz
mit höchſte Einkommen, wollen ſich unt.
durch den Vertrieb unſeres patentiert. Angabe ihrer
Haushaliſchlagers. Ricſenumſatz Volks= Verhält. melden
tüml. Preis, unbedingte Notwendig= u. O. 216 Geſch.
keit. Seltene Gelegenheit m.t Be= Gute Exiſtenz!
triebsmitteln von ca. RM. 1000.— Stadt mit 8000
laufend hokes Eir kommen zu erzielen. Einwohn. Manu=
Angeb unt D O.392an D. Schu menn, faktur= u. Herr.=
Anzeige =Mitler, Düſſeldorf. (V,3880 Konfektion, über
(25 J. beſtehend.
BhetoiSpezialiſt Treuhänder Im. Wohnung an
fürAufnahmen u.
Amateurarbeiten
per ſofort geſucht.
Ang. unt. O 209
I
der zugl. Haus= 8000 Mk. Schöner Garten
Jüngeres —
Mädchen
für den Haushalt
geſ. Griesheim,
Pfungſtädter=
ſtraße 18.
Putzfrau
für Freitag
vor=
mittag geſucht.
Schuknechtſtr. 43,
part. rechts.
herrſchäfts= an die Ge chſt. (
diener
Darmſtadt
Som=
mer in
Ober=
bayern) zum 15.
April od. ſpäter werd geg Barauszahl. angekauft.
geſucht.
Bankgeſchäft L. Krämer,
Näh. Geſchäftsſt.
Ecke Luiſen=u Schuchardſtr. (740
geſucht zwecks ariſch. Geſchäfts=
Heſchäftsverkauf. mann unt. gün=
Gefl. Zuſchr. u. ſtigen Beding.
O. 175 Geſchſt.
O
2 kräftige
Hausburſchen
im Alter v 16—20
F., mit gut.
Zeug=
niſſen geſucht.
Bewerbungen u.
O222 an die Ge
ſchäftsſtelle. (E
meiſtergeſchäfte /Hypoth. Darleh ſi. Soder, neben
beſorgt und auch geſucht auf freien Botan. Garten,
etwas in der B uplatz u. Bau= zu verpachten.
Gärtn. bewand. ſparvertrag. Off Näheres;
Kies=
iſt (Winter in 0.149 Geſchſt ſtraße 135, pt.
Steuergutſckeine
Mk. 70000
an erſter Stelle a genilegtes
Miet=
obje t im Südoſten ge ucht.
Ange=
bote nur von Selbſtgeber unter
O. 49 an die Geſchſt.
(3603 4
ſofort zu
ver=
mieten. Anfr. u.
O. 183 Geſchſt.
Gutgehende
Gaſtſtätte
in ſerr gut. Lage
mit 4=Zimmer=
Wohnung, günſt.
zu verpacht. Für
Inventar ca. 4000
Mk. nötig. Gute
Exiſtenzmöglich=
keit, auch f.
Metz=
ger. Ang. u. D 195
Geſchäftsſt.
Zigarren= oder
Lebensm.=Geſch.
mit Wohng. zu
kaufen geſ. Ang.
u. O. 193 Geſch.
Kleines
Cafe
zu ver achten.
Off. O. 196 Gſch.
Marken
800 qm.
um=
zäunt, a.
Arheil=
gerweg zu verk.
Groth.
Hein=
heimerſtr. 63, III
Verkaufshäuschen,
eine Rolle
Sta=
cheldraht, ſowie
verſchied.
Werk=
euge billi zu
ver=
kauf. Schweitzer,
Kiesſtraße (6, I.
Cello
prima Inſtrum.
verkauft billig ab
4 Uhr nachmittags
Schützenſtr. 14, I.,
bei Schäfer
Großer, 6 teiliger
Haſenſtall
und Kaute Miſt
billig zu verkauf.
Bleichſtraße 1½-
Geb auchtes
Herrenrad
gebr. Damenrad.
Fahrradwerkſtatt,
Frankfu terſtr. 26.
Damen= und
Herrenrad
billig zu verkauf.
Soderſtr. 59.
Bllig zu verkf.
Matratzen
Diwan, Karlſtr.
43, Stb., 9—13 Uhr
Gutes
Damenrad
desgleich.
Herren=
rad billig zu verk.
Fritz Schmidt,
Bleichſtr. 32.
Rund chiff=
Nähmaſchine
nur zum Sticken
benutzt, ſpottbillig
abzugeben.
Georg Moll
Eliſabethenſtr. 25½
Anfie
Dielenſchränke
3 Stück, ſind
billig abzugeben
E. Wagner
Verſteigerer
Karlſtraße 41
Tel. 2943.
Der Darmſtädter Schwimmſpork
ſoll beſſer werden.
Großer Weiikampfabend am 28. April.
Nachſtehende gemeinſame Erklärung der
ſchwimmſporttrei=
benden Vereine Darmſtadts ging uns zu:
„In der Erkenntnis, daß heute eine engſtirnige Vereinspolitik
mit den großen Zielen des deutſchen Sports unvereinbar iſt,
ſon=
dern daß nur eine gemeinſame, kraftvolle Zuſammenarbeit nach
dem Führerprinzip aller derer, die dasſelbe wollen, zum Ziele
führen kann, geben die unterzeichneten Vereine folgende
Erklä=
rung ab:
Die zu Ende gegangene Winterrunde der Darmſtädter
Schwimmer und die Ereigniſſe der letzten Monate haben
ein=
deutig bewieſen, daß der Darmſtädter Schwimmſport einen
Rück=
ſchritt aufzuweiſen hat, der nur durch die gemeinſame Arbeit
aller überwunden werden kann.
Aus dieſem Grunde veranſtalten die unterzeichneten Vereine
am Samstag, den 28. April 1934, einen großen Wettkampfabend,
der auf der Grundlage des großen Verbandswettkampfes des
Deutſchen Schwimmverbandes, Klaſſe II, aufgebaut iſt, um
gleich=
zeitig auch den neuen Geiſt, der in Deutſchland eingezogen iſt,
auf ſportlichem Gebiet zu zeigen."
Nähere Einzelheiten werden noch bekanntgegeben.
Darmſtädter Turn= und Sportgemeinde 1846,
Darmſtädter Schwimmklub Jung=Deutſchland,
Löwer.
Polizeiſportverein, Brandſtädter.
Turngeſellſchaft 1875, Schmidt.
Radſpork.
Alter Herrenabend der Radſportler.
Der traditionelle, jährlich einmal ſtattfindende „Alte
Herren=
abend”, des Radſportbezirks 3 im rhein=main=heſſiſchen Gebiet
findet diesmal am Samstag, den 7. April, im Karlshaus zu
Frankfurt a. M., Seilerſtraße, abends 8.30 Uhr, ſtatt, zu dem der
Bezirk alle älteren Sportkameraden, die heute im neuen
Ein=
heitsverband der Deutſchen Radfahrer zuſammengeſchloſſen ſind,
herzlichſt einladet. Auch dieſer Abend wird ſich würdig an ſeine
vielen Vorgänger anreihen. So mancher frühere aktive
Sport=
kamerad, deſſen Name und Leiſtungen die Maſſen begeiſterte, wird
hier im Kreiſe gleichgeſinnter Sportler ſich einfinden und alte
Erinnerungen austauſchen. Es iſt ſehr anzuerkennen, daß die
Radſportler ihre alten großen Kämpen nicht vergeſſen, ſondern
die Verbundenheit und Kameradſchaft im Sport gerade durch
ſolche Zuſammenkünfte pflegen und den älteren Kameraden die
Gelegenheit geben, am Weiterbau des neuen Verbandes und am
Ausbau ihres ſchönen Radſportes immer wieder tätig zu ſein.
Weiterbericht.
Nach wie vor beſtimmt hoher Druck, der ſich von Island über
Skandinavien bis nach Polen erſtreckt unſere Wetterlage. Dem
iſobaren Verlauf entſprechend, herrſcht öſtliche bis ſüdöſtliche
Windrichtung vor, ſo daß bei Zufuhr vorwiegend kontinentaler
Luft das vielfach heitere und trockene Wetter noch anhält.
Ausſichten für Mittwoch, den 4. April: Vorwiegend heiter,
tags=
über warm, nachts friſch, trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 5. April: Noch keine weſentliche
Aenderung.
Kauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politit und Wirtſcha t: Rudo f Mauve; für Feuilleton. Reich
und Ausland und Heiſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für den Schlußdienſt: Andr as
Bauer: ür den Kandel: Dr. C. H. Quetſch: für Sport: Nar, Böhmann; ür „Die
Gegenwart: Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Gerber: Nette, ür den
Anzeigen=
teil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhte, ſämtl. in Darmſtadt. 2.A II. 34 23839
Truck uno Verlag: L. C. Witſich. Darmſtadt Rheinſtraße 2
Für unverlangte Manuffrivte wird Garanti der Rückſendung cht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die beutige Nummer hat 14 Geiten
TauSAO
OM
DRGM.
Neuartige
Feuerung
Sparsamsten
Brennstoffverbrauch
Dauerhafte
Ausführung
Hervorragende
Emaillierung
Jak. Scheid, Eisenhandlung, Kirchstraße 6
C. I. Wenz, Eisenhandlung, Elisabethenstr. 8
E. L. Göbel, Oefen u. Herde, Rheinstraße 31
Wilh. Hublitz, Eisenhandlung, Kirchstr. 18.
Küchenherd
zu verkaufen.
Liktoriaſtr. 53
Vorratsſchrank,
großer
Bett.
Schrank.
Waſch=
tiſch. Tiſch. Stühle
Büfett Kredenz,
Brandkiſte.
Eis=
ſchrank.
Küchen=
ſchrank zu
ver=
kaufen. Eliſab.=
Straße 52, I.
Wegen Verklein.
des Haushaltes
billig abzugeb.:
Sehr gute gebr.
Möbel,
wie Bettſt. mit
Matr
Kleider=
ſchrank. Vextiko,
Garderobe
Spie=
gel. Bilder etc.
Moſerſtr. 11, II.
Billig abzugeb.
Regulator,
einige
Klein=
möbel. —
Witt=
mannſtr. 14, I.
Guterhaltener
Holländer
preisw. zu
ver=
kaufen. Albach.
Viktoriaplatz 10.
Mod., guterhalt.
Kinderwagen
für 25.— z.
ver=
kaufen. Karlſtr.
34, Hth. part.
MMadolt
Eiche
1.50
Buche.
1.70
Kiefer
2.
p. Ztr. fr. Kell.
Faßfabrik Heim.
Arheilgerſtraße
Nr. 53/55. (*
ſchwarz.
Pland vorzügl.
Andere ſehr bill.
Pianol. Fiſcher,
Schlageterſtr. 79
Sehr gute, wen. Hlügr:
getragene
Herrengarderobe
Näh. Tel. 3147.
Guterhalt., gebr.
emaillierte
Badewanne
zu kaufen geſucht.
Angeb. u. D 207
Geſchäftsſt.
(Netzanſchluß) zu
kaufen geſucht.
Ang u. O 221
Geſchſt.
Hr.=Rad
zu kauf. geſucht.
erh., nur 280 ℳ. Preisang. unter
O. 179 Geſchſt.
zu kauf. geſucht.
Preisang, unter
zu verkaufen. O. 219 Geſchſt.*
Paddelboot
zu kauf. geſucht.
Preisang. unter
O. 192 Geſchſt.
Hektflaſchen
6 Pfennig, kauft
Zwickler,
Schwanenſtr. 12.
Radio — Tel. 1760. (
piano
geſucht. Preisoff.
u. O. 210 Gſchſt.
Nummer 92
Mittwoch, 4. April
Zaſamnenſchluß der deutſchen Milchwirtſchaft
Jufdinmehiaffense Berbrokang
Beininer and Kanrfätier efferienobrſe.
des Reichsminiſters für Ernährung
und Lansrielſchaft.
In Nummer 59 des Reichsgeſetzblattes erſcheint eine
Verord=
nung des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft, in
der alle bisher auf Grund des 8 38 des Reichsmilchgeſetzes und des
Reichsnährſtandgeſetzes erlaſſenen Verordnungen und
Anordnun=
gen zuſammengefaßt und auf eine einheitliche geſetzliche
Grund=
lage geſtellt werden: Nach der neuen Verordnung gliedert ſich der
Aufbau der deutſchen Milchwirtſchaft in Zukunft in
Milchverſor=
gungsverbände. Milchwirtſchaftsverbände und die deutſche
milch=
wirtſchaftliche Vereinigung. Zu Milchverſorgungsverbänden
wer=
den zur Regelung des Abſatzes und zur Verwertung von Milch
und Milcherzeugniſſen die Betriebe zuſammengeſchloſſen: 1. die
Milch erzeugenden, 2. die Milch bearbeiten oder Milcherzeugniſſe
(ausgenommen Schmelzkäſe, Milch= und Sahnedauerwaren)
her=
ſtellen, und 3. die Milch verteilen oder mit Milcherzeugniſſen
(ausgenommen Butter, Käſe ſowie Milch und Sahnedauerwaren)
handeln. Die Milchverſorgungsverbände werden untereinander
zu Milchwirtſchaftsverbänden zuſammengeſchloſſen. Die
Milch=
wirtſchaftsverbände werden wiederum untereinander zur deutſchen
milchwirtſchaftlichen Vereinigung (Hauptvereinigung)
zuſammen=
geſchloſſen. Die Hauptvereinigung umfaßt ſämtliche auf Grund
des § 3 des Milchgeſetzes gebildeten Zuſammenſchlüſſe. Die
Milch=
verſorgungsverbände und die Milchwirtſchaftsverbände und die
Hauptvereinigung ſind rechtsfähig. Innerhalb des
Milchwirt=
ſchaftsverbandes werden die Betriebe, in denen Butter oder Käſe,
die nicht im Betriebe ſelbſt erzeugt ſind, an Wiederverkäufer, an
Großverteiler (Großverteilervereinigung) zuſammengeſchloſſen.
Hierzu gehören auch die entſprechenden genoſſenſchaftlichen
Abſatz=
organiſationen für Butter und Käſe. Außerdem ſieht die
Ver=
ordnung noch die Errichtung von Fachvereinigungen vor. Als
ſolche wird zunächſt genannt die im Herbſt 1933 errichtete
Wirt=
ſchaftliche Vereinigung der Schmelzkäſeherſteller, während die
Wirtſchaftliche Vereinigung der Dauermilcherzeugung beſtehen
bleibt. Dieſe Fachvereinigungen ſind der Hauptvereinigung
un=
mittelbar unterſtellt. Alle vorgenannten Zuſammenſchlüſſe ſind
an die Weiſungen der Hauptvereinigung gebunden. Dieſe kann
Anordnungen und ſonſtige Maßnahmen der Zuſammenſchlüſſe
auf=
heben oder ihre Ausführung unterſagen. An die Weiſungen der
Milchwirtſchaftsverbände ſind die dieſen angeſchloſſenen
Milch=
verſorgungsverbände und ſonſtigen Zuſammenſchlüſſe gebunden.
Von beſonderer Bedeutung ſind ferner die Beſtimmungen der
Ver=
ordnung über die den Mitgliedern der genannten Vereinigungen
zur Verfügung ſtehenden Rechtsmittel und das
Schiedsgerichts=
weſen. Alle auf Grund des 8 38 des Milchgeſetzes gebildeten
Zu=
ſammenſchlüſſe ſtehen unter der Aufſicht des Reichskommiſſars für
die Vieh=, Milch= und Fettwirtſchaft. Dieſer hat die Belange der
Geſamtwirtſchaft und des Gemeinwohls wahrzunehmen und
dar=
über zu wachen, daß die Angelggenheiten der Zuſammenſchlüſſe
nach Geſetz und Satzung verwaltet werden. Die auf Grund
frü=
herer Anordungen gebildeten und vorhandenen
Milchverſorgungs=
verbände und Milchwirtſchaftsverbände bleiben mit den ſich aus
der neuen Verordnung ergebenden Aenderungen ihrer Gebiete
und Rechtsverhältniſſe beſtehen. Die Leitung der ſämtlichen
Zu=
ſammenſchlüſſe iſt nach dem Führergedanken geſtaltet, während die
Beteiligten in der Form von Verwaltungsräten in wichtigen
An=
gelegenheiten zur Mitwirkung herangezogen werden.
Ergebnis der Piehzählung in Heſſen.
El. Das Landesſtatiſtiſche Amt veröffentlicht jetzt das Ergebnis
der Viehzählung vom 5. Dezember 1933. Danach gab es (Zahlen
des Vorjahres in Klammern) in Heſſen:
57 411 (58 025) Pferde, 322 963 (316 302) Stück Rindvieh,
37 647 (40 297) Schafe, 387 682 (372 400) Schweine, 102 140
(98 512) Ziegen. 2 112 129 (2 148 873) Stück Federvieh und 3720
(2728) Bienenſtöcke.
Die Tierhaltung iſt in Heſſen begreiflicherweiſe am ſtärkſten
in der bäuerlichen Provinz Oberheſſen, und zwar bei allen
Tierarten, abgeſehen von den Ziegen, bei denen Starkenburg
mit etwas über 58 000 faſt doppelt ſo viel aufzuweiſen hat wie
Oberheſſen und viermal ſo viel wie Rheinheſſen. In Starkenburg
iſt die Ziege eben vielfach „die Kuh des kleinen Mannes‟ Daß
in Rheinheſſen die Schafhaltung verſchwindend gering iſt,
dürfte bekannt ſein. So gibt es in der Weinprovinz nur 83
Schafe gegen 27 531 im Weideland Oberheſſen und 10 053 in
Star=
kenburg.
Viehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 3. April. Auftrieb: 22 Ochſen, 10
Bullen, 321 Kühe oder Färſen, 336 Kälber, 704 Schweine. Notiert
wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 29—34,
b) 1. 26—28, c) 24—25: Bulleen c) 22—26: Kühe a) 25—29,
b) 19—24, c) 13—18: Färſen a) 25—35, b) 22—26; Kälber 40—
48, c) 30—39, d) 23—28: Schweine b) 43—46. c) 40—46, d) 38
bis 45. Marktverlauf: Rinder und Käller lebhaft, ausverkauft;
Schweine mäßig belebt, geringer Ueberſtand.
1. Auf dem Weinheimer Schweinemarkt am 31. März waren
zugeführt 294 Stück; verkauft wurden 254 Tiere. Bei amtlichen
Preisnotierungen koſteten Milchſchweine das Stück 9—17 RM.,
Läuſer das Stück 18—24 RM. Marktverlauf: gut.
Frankfurter Viehmarkt vom 3. April. Auftrieb: Rinder 790
(gegen 1269 am letzten Montagsmarkt) darunter befanden ſich 352
Ochſen, 43 Bullen, 205 Kühe und 190 Färſen. Kälber 211 (873)
Schafe 17 (51), darunter 14 (42) Hammel, Schweine 2667 (5109).
Notiert wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1.
34, b) 31—33, c) 28—30, d) 24—27; Bullen a) 30—31, b) 28—29,
c) 26—27. d) 24—25: Kühe a) 29—30, b) 26—28, c) 22—25,
d) 14—21: Färſen a) 34—35, b) 32—33, c) 28—31, d) 25—27;
Kälber Sonderklaſſe —, andere a) 50—52, b) 46—49, c) 40—45,
d) 33—39; Lämmer und Hammel b) 1. Stallmaſthammel 36,
c) mittlere Maſtlämmer und ältere Maſthammel 34—35; Schafe
nicht notiert; „Schweine a) 45—47, b) 44—47, c) 43—47, d) 41—
16, e) 37—44, f) — Sauen 37—41. Im Preisvergleich zum
letzten Montagsmarkt zogen Bullen, Kühe und Färſen je 1 RM.,
Kälber 2—3 RM. und Schweine 3—4 RM. an. Ochſen und
Ham=
mel blieben unverändert. — Bemerkungen: Bei den Kälbern
wurden in der Klaſſe a) 23. b) 30. c) 72 und d) 53 Stück notiert.
„Von den Schweinen wurden zum Preiſe der Höchſtnotiz und
dar=
über verkauft: a) 17. b) 130, c) 165 und d) 29 Stück. —
Markt=
verlauf: Rinder ruhig, nahezu ausverkauft; Kälber lebhaft,
Ham=
mel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft. Schweine rege,
aus=
verkauft.
Kleine Wirlſchaftsnachrichken.
Im März 34 wurden durch den Reichsanzeiger 274 (Februar
227) neue Konkurſe — ohne die wegen Maſſemangels
abgelehn=
ten Anträge auf Konkurseröffnung — und 67 (54) eröffnete
Ver=
gleichsverfahren bekanntgegeben.
Die Zulaſſungsſtelle der Frankfurter Börſe, Abteilung
Wert=
papierbörſe zu Frankfurt a. M., teilt mit, daß die Wiederzulaſſung
der RM. 1.30 Millionen Stammaktien der Gebrüder Adt AG. in
Wächtersbach und RM. 18,29 Mill. Aktien der Mansfeld AG. für
Bergbau und Hüttenbetrieb in Eisleben genehmigt wurde.
Die Jahresverſammlung der Deutſch=Italieniſchen
Handels=
kammer in Mailand beſchloß die Abänderung des Namens
Kam=
mer in. Deutſche Handelskammer für Italien”. Der vom
Syndi=
kus der Kammer Dr. Graeff erſtattete Jahresbericht läßt die ſtets
wachſende Bedeutung des Unternehmens im deutſch=italieniſchen
Handelsverkehr erkennen.
Wie wir erfahren, hat die Verwaltung der Bismarckhütte von
der Ruſſiſchen Handelsvertretung in Polen 7000 To. Feinbleche
und 9000 To. Starkbleche in Auftrag erhalten.
Nach der Oſterpauſe ſetzte die Berliner Börſe zunächſt recht
ruhig ein. Nur in einigen Werten war das Geſchäft etwas
leb=
hafter. Aus Publikumskreiſen überwogen jedoch die
Kaufauf=
träge, ſo daß ſich die Kurſe überwiegend in einem Ausmaß von
½—1 Prozent beſſern konnten, zumal am Monatsbeginn die
Ver=
kaufslimite nicht erneuert waren und die Nachfrage vielfach auf
leere Märkte ſtieß. Für die Börſe bedeutete die weitere
Steige=
rung der Farbenaktie um 38 Prozent und im Verlaxf um weitere
3 Prozent wieder eine Anregung. Der am Samstag
ſtattfinden=
den Bilanzſitzung ſieht man mit Intereſſe entgegen, da ſich die
Gerüchte von einer beſcheidenen Dividendenerhöhung erhalten.
Der Kupontermin trat infolge des ſtillen Geſchäfts kaum in
Er=
ſcheinung. Am Rentenmarkt waren lediglich Neubeſitz mit einer
Steigerung von 77,5 Pfg. kräftig gebeſſert. Altbeſitzanleihe lagen
unverändert. Reichsſchuldbuchforderungen wurden etwas höher
bezahlt, nachdem die 34er=Serie in dieſem Monat zur Rückzahlung
gelangt. Von Induſtrieobligationen überwogen die
Abſchwächun=
gen. Am Montanaktienmarkt waren bis auf die polniſchen Werte
Kursſteigerungen von ½—1 Prozent geregelt. Intereſſe zeigte ſich
ſpeziell für Eiſen= und Stahlwerte unter Hinweis auf die
weſent=
lich verbeſſerte Rentabilität in der Eiſeninduſtrie. Laura
er=
ſchienen dagegen mit Minus=Minus=Zeichen und gingen um 2½
auf 19 zurück. Im Verlauf war die Tendenz bei nachlaſſendem
Geſchäft gut gehalten. Farben, konnten ihren Gewinn infolge
Auslandsabgaben nicht halten und überſchritten, zeitweiſe ihre
letzte Schlußnotierung. Laurahütte erhöhten ihren Verluſt auf
faſt 4 Prozent. Chemiſche Heyden gewannen 1, Dt. Kabel gingen
auf 75 (72½) Dt. Telephon und Kabel kamen 2½ Prozent höher
zur Notiz. Von Textilwerten waren Bemberg bis 1½ Prozent
höher. Bremer Wolle verloren 4. Am Rentenmarkt lagen
Neu=
beſitz weiter feſt und insgeſamt 75 Pfg. höher.
Die Frankfurter Effektenbörſe eröffnete nach der
Oſter=
pauſe in freundlicher Haltung, verzeichnete aber, von wenigen
Spezialwerten abgeſehen, nur kleine Umſatztätigkeit. Vom
Publi=
kum lagen nennenswerte Kaufaufträge nicht vor, während die
Kuliſſe, nachdem ſie vor den Feiertagen größere Engagements
ein=
gegangen war, etwas Zurückhaltung an den Tag legte. Die
freundliche Haltung erfuhr durch günſtige Nachrichten aus der
Wirtſchaft eine Unterſtützung; viel Beachtung fand auch die durch
die franzöſiſche Preſſe verbreitete Stellungnahme Frankreichs zur
Abrüſtungsfrage. Bei etwas lebhafterem Geſchäft eröffneten am
Chemiemarkt JG. Farben um ½ Prozent höher und zogen ſpäter
um weitere / Prozent auf 143½ Prozent an. Daneben waren
Metallgeſellſchaft mit plus 2½ Prozent nach dem jüngſten
Kurs=
verluſt weiter kräftig erholt. Scheideanſtalt ſetzten ½ Prozent,
Deutſche Erdöl und Rütgerswerke je 78 Prozent höher ein.
Mon=
tanwerte lagen überwiegend feſter, ſo Gelſenkirchen und Harpener
um je 1½ Prozent. Stahlverein um 1½ Prozent, Phönix und
Rheinſtahl um je ½ Prozent. Rhein. Braunkohlen lagen mit
minus ½ Prozent leicht ermäßigt. Laurahütte gaben, nachdem
nunmehr dem Antrag auf Geſchäftsaufſicht ſtattgegeben wurde, um
2½ Prozent gedrückt. Elektrowerte tendierten durchwegs
freund=
licher; Schuckert gewannen 1 Prozent, Geſfürel / Prozent. AEG.
22 Prozent, lediglich Siemens gaben ½ Prozent nach. Im
ein=
zelnen eröffneten AG. für Verkehrsweſen 2 Prozent, Bemberg und
Deutſche Linoleum je 1½ Prozent, Gebr. Junghans 3 Proz. und
Zellſtoff Aſchaffenburg 8 Prozent feſter. Reichsbankanteile
ge=
wannen ¼ Prozent. Am Rentenmarkt hatten Neubeſitzanleihe bei
Eröffnung lebhafte Umſätze und lagen bei 23,80 Proz. um 65 Pfg.
gebeſſert. In der zweiten Börſenſtunde ſchrumpfte das Geſchäft
weiter zuſammen, jedoch hielt ſich das Kursniveau auf der Höhe
der erſten Notierungen. Der Rentenmarkt lag ebenfalls faſt
un=
verändert, nur Neubeſitzanleihe auf Gewinnabgaben hin um 10
Pfg. leichter. Länder= und Staatsanleihen waren behauptet.
Die Geſchäftsſtille, die ſchon den Mittagsverkehr beherrſchte,
hielt an der Abendbörſe weitgehendſt an. Indeſſen blieb
die Grundſtimmung freundlich und in wenigen Spezialpapieren
konnte ſich auch einige Umſatztätigkeit entwickeln. So waren am
Rentenmarkt Neubeſitzanleihe wieder beachtet und mit 23,80 leicht
erhöht. Am Aktienmarkt fanden JG. Farbeninduſtrie etwas
In=
tereſſe. Die Mehrzahl der Kurſe blieb aber gegen den Berliner
Schluß behauptet. Im Verlauf verſiegte das ohnehin ſchon geringe
Geſchäft vollkommen und die Kurſe einzelner Spezialpapiere
brök=
kelten etwas ab.
Weiterer Produkkionsanſtieg in der Kalkinduſtrie
des Lahnkals.
Die ſchon verſchiedentlich feſtgeſtellte Zunahme der
Beſchäfti=
gung in der Kalkinduſtrie des Lahntales hat ſich im März kräftig
fortgeſetzt. Ueberall iſt es zu Neueinſtellungen gekommen. Es iſt
gelungen, dem Lahnkalk, der erſtklaſſig iſt. neue Abnehmer,
beſon=
ders in Weſtdeutſchland, zu erſchließen und dort erfolgreich mit
anderen, auch ausländiſchen Erzeugergebieten in Wettbewerb zu
treten. Für die günſtige Entwicklung kann ein Diezer Werk als
erfreuliches Beiſpiel angeführt werden. Dieſes Werk hat von
Februar bis jetzt ſeine Belegſchaft von 65 Mann auf 173 Mann
erhöht. Es konnte neben ſtarkem Abſatz in Rohkalkſtein im März
ſeine ganze Produktion an gebranntem Kalk — rund 3200 To.
verkaufen. Die Aprilproduktion iſt bereits ausverkauft. Dieſe
Abſatzſteigerung hat dazu geführt, daß neue Bahnanſchlüſſe bis an
die Oefen heran gelegt und mit dem Bau von mehreren modernen
Schachtöfen mit Unterwindfeuerung in Kürze begonnen werden
ſoll. Auch die Kalkhydratanlage ſoll erheblich vergrößert
wer=
den. Durch dieſe Neubauten ſoll die Produktion auf monatlich
5000 To. gebranntem Kalk geſteigert werden. In dieſem Werk
werden alſo in Kürze weitere Neueinſtellungen erfolgen. Der
Entſchluß zur Erweiterung der Werksanlage zeigt, wie günſtig die
weitere Entwicklung der Wirtſchaft beurteilt wird d wie ſehr
auch bereits private Initiative dieſe Entwicklung zu fordern ſucht.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Das Aprilkontingent der Roggen= und Weizenmühlen. Der
Vorſtand der Wirtſchaftlichen Vereinigung der Roggen= und
Wei=
zenmühlen gibt im Reichsanzeiger bekannt, daß im Monat April
jede Mühle Roggen und Weizen in der Höhe des Märzkontingents
abzüglich 25 Prozent verarbeiten darf, wobei wie bisher ein
Aus=
tauſch von Roggen und Weizen im Rahmen der Kontingentmenge
nicht geſtattet iſt und Umtauſchmüllerei für Selbſtverſorger und
Deputatempfänger im Kontingent liegt. Die vom 1. 9. 33 bis
zum 31. 3.1934 und die ab 1. 4. 34 verarbeiteten Mengen werden
auf das endgültige Kontingent einer jeden Mühle verrechnet. In
der Bekanntmachung wird ferner mitgeteilt, daß die
Kontingen=
tierungsarbeiten und die Erledigung der anderen dringenden
Fragen unmittelbar vor dem Abſchluß ſtehen.
Befriedigende Entwicklung des Röhren=Abſatzes. Wie der
Röhrenverband mitteilt, hat ſich im Monat März das
Inlands=
geſchäft weiter befriedigend entwickelt und in einzelnen
Rohrſor=
ten, durch Arbeitsbeſchaffung und Jahreszeit begünſtigt, eine
fühlbare Zunahme erfahren. — Wenig verändert liegen dagegen
die Abſatzverhältniſſe auf den Auslandsmärkten. Immerhin ſind
aber gewiſſe Anſätze einer gebeſſerten Aufnahmefähigkeit
feſtzu=
ſtellen. So konnte der Auftragseingang im März durch
Herein=
nahme einiger größerer Beſtellungen über die Durchſchnittsziffer
der Vormonate geſteigert werden.
Tarifabbau beim RWE. für mittlere Kraftſtromabnehmer. Das
Rheinſich=Weſtfäliſche Elektrizitätswerk begrenzt von der erſten
Zählerableſung im Monat Juli 1934 an die Strompreiſe für die
Kraftabnehmer, ſoweit ſie auf Grund eines Vertrags beliefert
werden und mindeſtens 8400 Kwh. im Vertragsjahr beziehen, nach
oben hin derart, daß künftighin keiner dieſer Abnehmer bei Bezug
in Niederſpannung mehr als 11 Pfg. für die Kilowattſtunde und
bei Bezug in Hochſpannung mehr als 10 Pfg. pro Kilowattſtunde
zu bezahlen haben wird. Eine Tarifänderung wird nicht
vor=
genommen, ſondern die von der Preisbegünſtigung betroffenen
Abnehmer erhalten bei der Jahresabrechnung eine Vergütung ab
1. 7. 1934, die dem Unterſchied zwiſchen dem Vertragspreis und
den oben genannten Höchſtpreiſen entſpricht. Dieſer Preisnachlaß,
der ſich ſelbſtverſtändlich je nach den bisher bezogenen Mengen
und den dafür bezahlten Strompreiſen für die betroffenen
Abneh=
mer verſchieden auswirkt, ſenkt die beſtehenden Tarife in den
höch=
ſten Stufen um bis zu 24 Prozent bei niederſpannungsſeitiger
Entnahme und um bis zu 20 Prozent bei hochſpannunsgſeitiger
Entnahm”.
Produkkenmärkke.
Amtlicher Berliner Großmarkt für Getreide und Futtermittel
vom 3. April. Nach mehrtägiger Verkehrsunterbrechung ſtagnierte
das Geſchäft heute faſt völlig. Auf Baſis der erhöhten Feſtpreiſe
ſowie auf der Grundlage, die durch die Beſtimmungen über die
Ankaufspreiſe der Mühlen gegeben iſt, hat ſich das Geſchäft noch
nicht eingeſpielt, zumal der Markt nur ſpärlich beſucht war. In
Hafer lag einiges Angebot zu höheren Preiſen vor, während die
Käufer Zurückhaltung bekundeten. Auch Gerſten lagen ruhig, aber
ſtetig. Das Mehlgeſchäft war noch völlig unentwickelt.
Export=
ſcheine liegen ungefähr auf letzter Baſis.
Berliner Kursbericht
vom 3. April 1934
Oeviſenmarkt
vom 3. April 1934
Me H
Deutſche Bank u. 7
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
g675
63.25
64.50
29.—
33.625
30.25
129.875
68:25
81.125
145.50
120.—
Me
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben 1
Klöcknerwerke
Koksw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel l
116.—
101.75
142.25
67.50
100.50
93.50
78.50
26.875
115.25
99.25
68. 125
52.375
69.—
Meee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwverke
Weſteregeln Alkali I=
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. 1
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke.
f
61.50
145.25
22.50
45.25
115.—
22.50
103.75
79.
106.—
Währung Geld
Buenos=Aires 1 Pap. Peſo 0.631/ 0.6351
Kanada.
1 canab. Doll.
Japan
1 Yen
Kairo
1 äghpt. s
Sſtanbul
London
Neiv York
Rio de Janeirol
uruguahl
Amſterdam
Athen
Brüſfel
Budapeſt
Danzig
Helingfors
1 türk. *
L=Stg.
1 Dollar
1 Milreis
1 Goldpeſo
100 Gulden
100 Drachm.
100 Belga.
100 Pengö
100 Gulden
100 finn. Mk.
Brief
21.64
5. 676
57.78
11.f4 1178
64.96
18.54
10.38 10.40
58.51
20.08
21.08
3.053
34.28
66.53 166.67
8.57
47.30
Darmſtädter und Nationalbank Darmſtadt, Süae der Dresdner Bank
Frankfurter Kursbericht vom 3. April 1934.
„Mee
„ Gr. IIp. 1934
„ „ 1935
„ 1936
„ 1937
„ 1938
Gruppe I
6% Dtſch. Reichsanl.
v.27
6%o
5½%Intern. , v.30
6%Baden ... v.27
6%Bahern .. b. 27
6%Heſſen.... b. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen .. v.27
6%Thüringen v.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +:l,
Ab=
löſungsanl.. . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .. ..
69Baden=Baden.
6%Berlin ... v.24
68 Darmſtadt . . ..
6%Dresden., v. 26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v.26
62Mainz......
6%Mannheim v.27
6%München . v. 29
6%Wiesbaden v. 28
6%Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
103
100-,
97.5
93.75
921,
97.3
100
96
94.75
95
95),
94
106.5
95.5
921,
96.75
23.25
9.35
83
82.5
85.25
79.5
808
86.75
83.25
87.75
89
86
92.5
88.5
91.75
Pe
Hyp.=Bk. Liagu.
Komm. Obl. . ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
62 Landeskomm.=
Bk. Girozentr: f.
Heſſ. Gldobl. R.11
R.12
620
62Kaſi. Landeskrd.
Goldpfbr. ...."
62Naſſ. Landesbk.
5½% „ Liqu. Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
„Ausl. Ser. I
Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz),
3%Berl. Hyp.=Bk.
1½220 „ Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bk.,
5½2%o Lig. Pfbr.
Goldoblig.
62Frkf. Pfbr. Bk.
5½%0 u Lig.=Pfbr.
6%Mein.Hyp.=Bk.
5½%o n Lig.Pfbr.
62 Pfälz. Hyp.=Bk.
5½%0 „ Lig. Pfbr.
6SRhein. Hyp. Bk.
5½%0 n Lig. Pfbr
827
„ Goldoblig.
6% Südd. Boden=
Fred.=Bank ...
220 — Lig. Pfbr.
6%Württ. Hhp.=B.
93.75
92.5
91.5
95.5
115
22
93
93.5
92.5
91.75
88
92.5.
921
92.5
92".
94.5
94
93.25
92,5
91.
95.25
95.25
D
0 Dt. Linoi. Werkel
6SMainkrw. v. 26
16%Mitteld. Stahl.
2 Salzmann & Co.
62Ver. Stahlwverke
62Boigt & Häffner
3. 6. Farben Bonds/y
BBosn. L.E.B.
2.Inveſt.
2Bulg. Tab. v. 02
41½,20 Oſt. Schätze.
42Oſt. Goldrente.
Lovereinh. Rumän
41,70
4%Türk. Admint.
4 T. 1.Bagbad
Zollanl.
4½%ungarn 1913
19141
Goldr.
19101
4½Budp.Stadtanl.
4½Liſſabon
42 Stockholm
Aktien.
Mg. Kunſtziide Unie
A.E. 6.
..
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtoff
Bemberg, J.P..
Berl.Kraft u. Lichtſ.
Buderus Eiſen....
Cement Heidelberg /101
Karlſtadt
J. G.Chemie, Baſell
Ne
94.75
911,
30
86.5
79.5
117.5
8.25
21.75
4,
4.175
4.25
6.7
6
7.8
2.6
49‟
43
84
62,
31
100.5
44
69
129.5
74.25
1371,
ſChem.Werke Abert
Chade .........."
Contin. Gummiw.
Contin, Linoleum.
2aimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr. . ..
„ Erdöl
Dt. Gold= u. Silbe
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleum ..
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffé Widm.
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
„ Licht u. Kraft
Eichw. Bergwerk".
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (FJetter)
Felt & Guillegume
Frankfurter Hof”.
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ.felektr. Untern.!
Goldſchmidt Th. ..
Gritzuer=Kahſer.
Brün & Bilfinger „I=
HafenmühleFrkft.
Hauauer Hofbräuh.
Hanfwerfe Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Nempf.
bilpertArznaturfrb.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer ..
Hochtief Cſſen
Holzmaun, Phil. .
Zlſe Bergb. Stauim
59.5 Lech, Augsburg 80.5 Löwenbr. Münich. 204.5 26 Mainkr.=W. Höchſt. Mainz. Akt. Br. 66.5 75 Maunesm.=Röhren 68. 101.5 Mansfeld Bergb. 108 Metallgeſ. Fraukf. 82.5 245 Miag, Mühlenbaut. 26.75 Motoren Darzſtadt! 63 55.5 Reckarwerk Eöling. 94.5 142,5 pberbedarf ...n.. 16 61.75 Phönix Bergbau.. 53.75 Rh. Braunkohlen 1203.5 68I. „ Elektr. Stamn 101 Stahliverke. 64. Riebeck Montan. 89 Roeder, Gebr. .. 202 Rütgerswverke .... 61.5 Salzdetfurth Kali.I. 147 40
93 Salzw. Heilbronn./
Schöfferhof=Bind. /169.5 196 Schramm, Lackfbr. 35.25 40.5
65 Schuckert, Elektr. 104.25 Schwartz, Storchen 83 Siemtens e. Halske. 108.5
76. Reinigerwerk Sübd. Zucker=A. 6. 167.75 Thür, Liefer.=Geſ. 118 Weſtdte. Kaufhof.. 221. 43 nnterfranken ....
Wie Kee
Ver Ultramarin. .
Voigt & Haeffner.
Beſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Crebitanſt.
Vadiſche Bank. .
Bk. f. Brauinduſtr.
Paher. Hyp. u. W
Berl. Handelsgeſ..
„ Hypothekbk.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bank und Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank...
Frankf. Bauk. ...
Hyp.=Bank
Mein. Hhp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Hhp.=Bank.
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Württb. Notenbank
A.=G.f. Verkehrsſwv.
Allg. Lokalb. Kraftw/a5
72 Dt. Reichsb. Vz9/1131
Hapag ....."
Nordd. Lloyd..
Südd. Eiſenb.=Geſ
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung
„ Verein. Verſ. /245
Fraukona Rück=u. 90/1
Mannheim. Verſi
Otavi Minen
ſchantung Haudelsl
115
54,8
46
117
100
71.75
87
117
49.5
63.25
64.5
103
28.5
33.25
255
125
20
15.5
O
Rur noch 2 Tage Bis auf Weiteres Nur nochheute und morgen Es wird gelacht- gebrüllt-
geschrien in:
Uiktor und Vikloria Ein Spitzenfilm
deutscher Produktion:
Der Plüchtling aus
Unteßge (Ein Mädel ziebt sich Hosen
an und blufft die ganze Weit)
mit Renate Müller und
Hermann Thimig. Mittwoch, den 4. April 1934
GROSSES HAUS
Reue Kurse
für Anſänger, Fortbildung, Bedeschrift
beginnen
Freitag, den 6. April, abends 7
und 8 Uhr, im Ludwigs-Georgs-
Gymnasium, Karlsstraße 2
unt. Leitung staatl. gepr. Lehrer
Ke
I
täglich v. 17 bis 21 Uhr, im Hause
Karlsstr. 23, pt., nach der
Zehn-
finger-Blindschreibmethode.
A
Beginn: 3.45, 6.00 und B.20 Uhr
Waldesruh nute Kinderfest
mit Uberraschungen, Top’schlagen, Bonbonregen, Ponnyreiten, Tierschau usw.
Landestheater
Hauptm. B17 19.30 bis nach 22
Undine
Zauberoper von G. A. Lortzing
Darſteller: Reining, Krauß,
Liebel, Allmeroth, Blaſel, Kuhn,
Ritzinger, Schlüter, Vogt
Preiſe: 0.70—5.50
KLEINES HAUS
Außer Miete 20—22.30 Uhr
Am Himmel Europas
v. Schwenzen=Malina
Darſteller: Gothe, Wien,
Baumeiſter, Beſt, Gehre,
Hand=
ſchumacher, Langer, Lohkamp,
Laubenthal, Magel, Maletzki,
Schudde, Schwartz, Worret
Preiſe: 0.70—3.80
Bontafärlnner, Kacken
alle Einzelmöbel,
Matratzen — Deckbetten — Kissen
(2901a
zu bekannt billigen Preisen.
MORBEL-UERTRTEB HEERRHGEN
Eche Schul- und Karlsstraße
Annahme von Ehestandsdarlehen.
neue
Jagd-Gewehre, Modeue!
Der Kurzdrilling, leicht führig
jetzt nur RM. 245.—
Gebrauchteſſ Mod. Trumpf, ges. Kugelspan- //1 Stück nur 10.3
nung, hohe Vollendung
.. RM. 320.—
Gcleibs Starkenburs-Dural
Leichtmetall . . RM. 300.—
Fernrohr-Aufbau!
Alle Reparaturen!
billigſt zu verrt ! Robert Hübner
11 Ernst-Ludwisstraße 11 //Emrich
Waffen, Jagd und Sport
Mackenſenſtr. 9
Telefon 215. v
Seiſen=Lehner
maſchinen
mit Garantie
Foto-
Hügeistr. 18
(3898a)
NECETIN Taadtelien
WINKEI
Raliertlingen
gut und billig!
10 St v. 20 H an
Ia Raſierſeife
macht alte Kielde neu Reinigt und
28 Rheinſtraße 28 entglänzt! — in Drogerien 15 ₰.
Triumph=
Schreibmaſchine
bequeme Raten
Wilh. Heckmann
Mühlſtraße 72
Fernr. 1552 2309=
Beitfedern-Reinigung
Entmotten 1. Polstermöhel
Beitfedern. Daunen
Barchenie, Drelle -Ose
Polstermöbel, Matratzen
Neuanferüigung, Reparaturen
U
Magdalenenstr. 11 - Tel. 108
Die gute
Haushaltschere
in jeder Preislage, bei
M. Kattler
2845a) Stahlwaren, Rheinstr. 3
Romeria
die beste Rasierklinge
O,10 mm, hauchdünn
Bu
10 Stück
nur erhältlich
Parf, Tillmann
Elisabe henstr. 21. (1267
Goel Herau
Kesselöfen
Haushaltungs-
Gegenstände aller Art
kaufen Sie billig bei
Jacob Scheid
Ehestands-Bedarfs-Scheine
werden angenommen. (1342a
Jetzt im Frühjahr
eröffnet man am
vorteilhafte=
ſten eine
(II Hbg.3672
Heißmangelſtube
Dieſe prakt. Einrichtung fehlt
noch in Darmſtadt. Gering. Kap.
u. Anzahl erforderl. Koſtenl.
Ausk. u. Beſicht. bei H. Rogge,
Frunkfurt a. M., Schweizerſtr. 77,
Wäſchereimaſchinenfabrik
Engelhardt & Förſter GmbH., Tremen.
Löpfe
und alle modernen Haarersatzteile
werden angefertigt. — Mäßige
Preise. — Haare können gestellt
werden.
(22754
Dauerwellen-Salon
Philipp Gaydoul
Mühlstraße 7 Tele on 4467
zwisch. Dieburger u. Erbacherstr.)
Nuutlonbfag. Dirtskran
für bayeriſches Bierlokal geſucht
Ang. unt. O. 223 Geſchſt. (3894
Landskronſtraße 65, prt.
Freitag ab 10 Uhr
1 eichenes Büfett, 1 Ausziehtiſch in
ſchwerer Ausführung, 1 Partie
k einer Rehſtangen, 1 dreiteil.
nuß=
baum=pol e ter Spiegelſchrank für
Kleider und Wäſche, reſond. Ia
Ar=
ſeit. 1 Ruhebett, 1 Waſchtiſch, ein
Nachttiſch, 1 kleine weiße
Glas=
vitrine, kleine eichene Truh . 1
Ge=
ſchirrſ, rank 1 aroßer älter.
Küchen=
ſchrank, 1 Wrage mit Gewichten,
elekt, Lüſter und vieles Ungenannte.
E. Wagner
Berſteigerer
Annahme von Verſteigerungen
Telephon 2943.
Karlſtraße 41
Nähmaschine 115 RH.
fabrikneu, deutſche Weltmarke, auch auf
Teilzahl., Wochenrate 1.50 Mark
1. Ratenzahl. Juni 1934, koſtenl.
Näh=
unterr, Lief. fr. Haus, oh. Anzahle
Altmaſch in Zahlg. Annahme v Ehe
ſtandsdarl. Off u. D. 224Geſchſt. 257.
und kommt der Frühling dann ins Land!
Früher: Dumpfe, drückende Stimmung, ungläubige, verhetzte
Menſchen. Heute: Singend ziehen ſie zur Arbeitsſtätte, die früher ſo 200 gem m. elektr.
verbiſſenen Geſichter aufgeſchloſſen von neuem Glauben, von unbeug= Licht 170.— ℳ
barer Zuverſicht! Millionen marſchieren mit Spaten, Pflügen, Schaufeln,
Hämmern und den Waffen des Geiſtes in die große Arbeitsſchlacht! neuwertig, preis=
Die Wirtſchaftsbelebung bringt neue Kaufwünſche, Aufgabe des
Kaufmannes iſt es, Kontakt zu finden mit den neuen Verbraucher= Groß=Zimmern
wleder ganz
frische Sendung
eingetroffen
Riesenauswahl
BENZ
Grafenstr. 20
34702)
(RR
(Schitder
Gravierungen
Rheinstr. 19
bei
Kutc)
Gebrauchte
Schreib=
maſchinen
mit Garantie
billigſt z. verkfn.
Leonh. Luß
22 Rheinſtr. 22.
Fernſpr. 3409. (a
A
Verkf. D. K.W.=
Motorrad
180 ℳ. Dieburg,
Zuckerſtr. 24.
1 Zündapp
1 Imperia
550 ccm m. el. L.,
wert abzugeben.
Hei rich Buchsbaum
ſchichten. Durch wen könne er da erfolgreicher zu Tauſenden ſprechen Beineſtr. 39.
als durch die Anzeige im „Darmſtädter Tagblatt‟?
Wolferwißel
Olalalnen)
Japezieatbeilen,
Oekoralionen)
C.HERBER
Louisenstr. 36. Telefon: 1916
RIFEALSER TTCARKKUM
lieure und Werkmeister
BAD TRANKENAKDSER
Maschinenbau, Liektvotechniß,
Eugzeug, Auto- u landmasch-Bau
V
Wäſche=
Truhen
prachtv. Muſter,
größte Auswahl,
billigſte Preiſe!
Brückner
Holzſtraße,
am Brunnen. (a
Bonkersrafger
Gerüslslangen, Garienpiosten, Baumpfähle,
(3882b
Breller, Lalen, Rahmlunge
ztets große Vorräte, sehr preiswert abzugeben
Neue Henschke
Holzhandlung e Darmstadt
Ecke Landwehrstr. u. Kirschenallee. Tel. 1926/1927.
MUR Z TALEI
Ein Lustspiel nach dem
bekann en Theaterstück
„Valer sein dagegen sehr”.
Glück im
Schloss
Luise Ullrich, Richa
Romanowsky.
11
A
versagte, durch „UrrzL.S
werden, wenn alles
Stärke B beseitigt 1.60, 2.75. Gegen Pickel.
Mitesser Stärke A — Arztlich empfohlen.
Laufen Sie nichr länger so häßlich herum.
Partümeri Frank, Elisabethenstraße
Friedrich Schaefer, Ludwigsplatz 7 (II. BIn. 1904
Parfümerie Tillmann, Elisabethenstraße 21
Privat=
Auto=
vermietg., 4= u
5=Sitz. bill. Auch
a. Selbſtf. Auto=
Anton, Mühlſtr.
Wer nimmt dſe.
od. nächſte Woche
Beiladung
tachWiesbaden?
Maſſing. Hein=
Verloren
am Samstag a.
Amſterdam dem Friedhof
d. Teilſtrecke 2. Nied.=Ramſtädt.
Plätze in Klein= Straße 1
Hand=
wag. frei Mitte taſche. Inhalt:
April, Rückfahrt 1 Portemonnaie
Anfang Mai. und Brillenfut=
Off. O. 189 Gſch. teral. Abzugeb.
Herdweg 110. I
A
Luſdans Altss Hrand
Des Fachgeschäft für moderne
Geleuchtung und eicktrischen Heusret
Grofenstr. 26. Neben der Stadtkesse.
Kaff
UMION BANK
Rheinstr. 24, Fernr.: 100, 1010, 3000, 3001
Hufwerlung von Spareinlagen.
Den Altsparern wird biermit noch
ein-
mal zur Kenntnis gebracht, dass die
bs letzt noch nicht abgehobenen
28% lgen Aufwertungsbeträge bis zur
Hältte des Aufwertungsbetrages
frei-
gegeben und zur Auszahlung
bereit-
gestellt werden. Bereits geleistete
Teil-
zablungen werden auf die freigegebene
Hälfte autgerechnet. In Fällen besonderer
Not und tür bauliche Zweche werden auf
Wunsch auch höhere Beträge zur Ver
fügung gestellt.
Bei der Abhebung sind die alten
Spar-
bücher oder die s. Zt. erteilten roten
Ab-
rechnungszettel vorzulegen.
Selbstver-
ständlich können die treigegebenen Beträge
auch auf neue Sparkassenbücher
über-
tragen werden.
Nähere Huskunft wird bei unseren
sämt-
lichen Kassenstellen bereitwilligst erteilt.
Auszahlungsstelle befindet sich nur bei
unserer Hauptstelle Rheinstrasse 34.
Darmstadt, im März 1934.
Städtische Sparkasse Darmstadt
Kräckmann (st,3619
23. Tel. 2362. (a richſtr. 150, II
fahrrod Anhänger
für jeden Zwech geerönet
liefert
Geory Hohn- Darmstadt
(ahrradschlossermeister
Schwonenstr. 20
Süttt
HEIDELBERGLRSTR.89
Nur 3 Tage
Dick und Oof.
Kaurel und Hardy
„Die Teufelsbrüder”
Eine ſehr komiſche Oper nach „Fra Diavolo”
Cin Meiro=Gelbwyn=Mayer-=Film in Originalfeſſung
Elne aanz tolle ache
Preise: Mk. 0.40, O.60, 0.80, 1.00
Anfang: 3.30, 6.00, 8.20 Uhr
Lnbiiaimwmmmminmmmtgtantitwwiiawiinm
DEUTSCHE BANK
UND
DISCONTO-GESELLSCHAFT
Die A sionäre unserer Gesellschaft werden hierdurch zu der am
26. April 1934, vormittags 11 Uhr, in unserem Bankgebäude,
Ein-
gang Kanonierstraße 22-23, startfndenden
ordentlichen Generalversammlung
eingeladen. Aktionäre, die ihr Stimmrecht nach Maßgabe des F18
der Satzung ausüben wollen, müssen ihre Aktien oder die über
diese lautenden Hinterlegungsscheine einer deutschen
Effekten-
sirobahk
spätestens am 21. April 1934
bei unserer Effektenkasse in Berlin, Mauerstraße 26-27,
oder einer unserer Zweigniederlassungen
oder der Handel-Maatschappif H. Albert de Bary & Co. R. V..
Amsterdam C.,
gährend der üblichen Geschäftsstunden oder bei einem Norw
hinterlegen und bis nach der Generalversammlung belassen.
Im Falle der Hinterlegung bei einem Notar ist dessen Be
scheinigung über die erfolgte Hinterlegung in Urschrift oder in
beglaubigter Abschrift spätestens am ersten Werktage asch Ablauf
der Hinterlegungsfrist bei der Gesellschaft einzureichen.
Stimmkarten werden bei den Hinterlegungsstellen ausgchändige
Tagesordnung:
1. Jahresbericht über die Geschäfte der Gesellschaft und Jahres
rechnung mit den Bemerkungen des Aufsichrsrats.
2. Beschlußfassung über die Herabsetzung des Grundkapuals auf
RM 130000 000 in erleichterter Form durch Einziehung son
RM 14000 000 eigenen Aktien.
3. Beschlußfassung über die Genehmigung der Jahresbilanz sowie
über die Eaclastung des Vorstandes und des Autsichtsrats.
4. Satzungsänderungen. Anderung des 54 Abs. 1 entsprechend dem
Beschlusse zu Punkt 2 der Tagesordnung, Streichung der Worte
„sowie nach Abzug von 4% Dividende auf das eingezahlte
Grundkapital” in 5 11: Anderung der Bestimmungen über
Ver-
gütung und Tantieme des Autsichtsrars in f 14 Abs 1.
Anderung der Bestimmung über dev Ehrenprästdenten in 7 15
Abs. 1. Anderung der Bestimmungen über Hauptausschuß und
weitere Ausschüsse zwecks Aufhebung des Hauptausschusses
und Einrichtung von Beiräten bei Niederlassungen der
Gesell-
schatt in 7 17 Abs. 5 unter Streichung der Absätze 6. 7. 8. 9
des 7 17
Aufsichrstatswahlen.
K Wahl des Bilanzprüfen.
Berlin, dev 26 Mär 1934
DEUTSCHE BANK
D
DISCONTO-GESELLSCHAFT
Blinzig
Solmssen
Dawawtannttz ÄGzGtGrGUEHANBBIAEHaN