Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nummer 81
Freitag, den 23. März 1934.
196. Jahrgang
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Reichpiaoinent deraoſchiever eſchseint löu4
Weitere Geſeke: Aenderung und Ergänzung der Sinanzgeſekgebung. — Sicherung der Rohſtoffverſorgung.
Ordnung der Arbeit in öffenklichen Verwalkungen und Bekrieben. — Regelung der Heimarbeit.
Aufhebung des Nachtbackverbokes für die Zeit vom 1. April bis 1. September 1934.
Reichsekak ausgeglichen.
DNB. Berlin, 22. März.
Das Reichskabinett beſchäftigte ſich in ſeiner Sitzung vom
22. März in mehr als vierſtündigen Verhandlungen in der
Haupt=
ſache mit dem Reichsetat für 1934 /35. Der vom
Reichsfinanz=
miniſter vorgelegte und eingehend begründete Reichshaushalt für
das Rechnungsjahr 1934 wurde verabſchiedet. Der
Reichshaus=
haltsplan iſt ausgeglichen. Er ſchließt in Einnahmen und Ausgaben
mit rund 6,4 Milliarden Reichsmark ab. Die beiden Seiten des
Haushalts weiſen mithin gegenüber dem Haushaltsplan für das
Rechnungsjahr 1933 eine Steigerung um rund 500 Millionen
Reichsmark mehr auf, die auf der Ausgabenſeite insbeſondere durch
Ausgaben zur Abdeckung der Vorbelaſtung für die verſchiedenen
Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen bedingt iſt.
Ferner verabſchiedete das Reichskabinett ein Geſetz zur
Aenderung und Ergänzung von Vorſchriften auf
dem Gebiet des Finanzweſens. Der hauptſächlichſte
Zweck dieſes Geſetzes iſt, über verſchiedene Geſetze verſtreute
Vor=
ſchriften finanzieller Art in einer Weiſe umzugeſtalten, die den
erhöhten Anforderungen, die die
Wiederauf=
richtung des Wirtſchaftslebens an die
Finanz=
kraft des Reiches ſtellt, beſſer als bisher gerecht
wird. Zu dieſem Zweck werden u. a. das
Garantieſonder=
vermögen für Exportkredi te und der
Anleihe=
tilgungsfonds aufgelöſt, wobei jedoch Vorſorge
getroffen iſt, daß die Erfüllung der bisher mit deren Hilfe zu
bewirkenden Leiſtungen nicht beeinträchtigt wird.
Auch wird anſtelle der bisher nur einmaligen
Aus=
loſung der Anleiheablöſungsſchuld des Reiches
in Zukunft eine zweimalige Auslöſung zum 1.
Ok=
tober und zum 1. April erfolgen.
Unter den zahlreichen Vorlagen, die in der heutigen Sitzung
weiterhin vom Reichskabinett verabſchiedet wurden, ſind zu
nen=
nen: ein Geſetz über den Verkehr mit induſtriellen
Rohſtoffen und Halbfabrikaten, durch das die
Ver=
ſorgung der Induſtrie mit den lebenswichtigſten
Rohſtoffen in einer wirtſchaftlich möglichſt
gün=
ſtigen Verteilung ſichergeſtellt wird. Zu dieſem Zweck
werden Ueberwachungsſtellen für beſtimmte
Wa=
renarten errichtet.
Ferner ein Geſetz zur Ordnung der Arbeit in
öffentlichen Verwaltungen und Betrieben, ein
Geſetz über die Heimarbeit, ein Geſetz über den Verkehr
mit Tieren und tieriſchen Erzeugniſſen, ein Geſetz
über die einſtweilige Neuregelung des
Straßen=
weſens und der Straßenverwaltung, ein Geſetz über
die Aenderung der Vorſchriften über die
Ehrengerichtsbar=
keit der Rechtsanwaltſchaft, ein Geſetz über weitere
Maßnahmen auf dem Gebiete der Zwangsvollſtreckung und
ein Geſetz zur Aenderung des Geſetzes zur
Wiederherſtel=
lungdes Berufsbeamtentums. Danach ſollen u. a. auch
die 88 5 und 6 dieſes Geſetzes bis zum 30. September 1934 in
Geltung bleiben. Schließlich beſchloß das Reichskabinett, das
Nachtbackverbot für die Zeit vom 1. April bis 30.
Septem=
ber 1934 aufzuheben. Die Beratungen des Reichskabinetts über
eine große Anzahl weiterer Vorlagen werden am Freitag
nach=
mittag fortgeſetzt.
Reichsſtatthalterkonferenz beim Führer
Reichskanzler Adolf Hiller über die
ſtaaks=
polikiſchen Aufgaben der Reichsſtaithalter.
DNB. Berlin, 22. März.
Am 22. März fand in der Reichskanzlei eine Sitzung der
Reichsſtatthalter ſtatt, die den ganzen Vormittag in Anſpruch
nahm. Reichskanzler Adolf Hitler ſprach über die
ſtaatspolitiſchen Aufgaben der
Reichsſtatthal=
ter, wie ſie ſich aus der Durchführung des Geſetzes über den
Neuaufbau des Reiches vom 30. Januar ds. Js. ergeben.
Nach den Ausführungen des Reichskanzlers ſind die
Neichsſtatthalter, die der Dienſtaufſicht des
Reichsinnen=
miniſters unterſtellt worden ſind, die Träger des
Wil=
lens der oberſten Führung des Reiches, nicht
aber die Sachwalter der einzelnen Länder. Ihre
Aufgabe kommt nicht von den Ländern, ſondern
vom Neiche; ſie vertreten nicht die Länder
gegenüber dem Reiche, ſondern das Reich
gegen=
über den Ländern. Der Neuaufbau des Reiches erfordert
eine einheitliche klare und dauerhafte Konſtruktion der
Staats=
verwaltung mit logiſcher Gliederung der Verwaltungseinheiten
unier einer zentralen Reichsgewalt. Der Nationalſozialismus
hat die hiſtoriſche Aufgabe, das neue Deutſche Reich zu ſchaffen,
nicht aber die Aufgabe, die Länder zu konſervieren. Somit ſind die
Reichsſtatthalter in erſter Linie Hoheitsträger
der nationalſozialiſtiſchen Idee und
Sachwal=
ter des Nationalſozialismus, nicht aber
Ver=
waltungsträger eines beſtimmten Staates.
Der Reichskanzler trug den
Reichsſtatt=
haltern auf, dafür zu ſorgen, daß ein
ſelbſtän=
diges Vorgehen einzelner Partei= und
Dienſt=
ſtellen in wirtſchafts= und finanzpolitiſchen
Dingen überall unterbunden wird, da für die
Wirt=
ſchafts= und Finanzpolitik einzig und allein der
Reichswirtſchafts=
miniſter und der Reichsfinanzminiſter und für die Geld= und
Bankpolitik nur der Reichsbankpräſident zuſtändig ſeien. Ehe
Lokal= und Landesſtellen oder Dienſtſtellen in der Partei und
Parteiorganiſationen wirtſchaftliche oder finanzielle Anordnungen
treffen, müſſe in jedem Falle eine vorherige Klärung mit der
zentralen Reichsbehörde ſtattgefunden haben. Dies gelte
natur=
gemäß auch für alle anderen Verwaltungszweige. In dieſem
Zuſammenhang ſprach der Reichskanzler in längeren
Darlegun=
gen über die notwendige Einheit zwiſchen Staat und Partei.
Im Anſchluß an die Darlegungen des Reichskanzlers gab
Reichsinnenminiſter Dr. Frick noch verſchiedene
Verwaltungs=
anweiſungen bekannt, die die Durchführung der von dem
Reichs=
kanzler vorgetragenen Grundſätze gewährleiſten ſollen.
An den Beſprechungen nahmen ſämtliche Reichsſtatthalter,
der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Heß, der
preu=
ßiſche Miniſterpräſident General Göring, die Staatsſekretäre Dr.
Lammers und Funk ſowie der Stabsleiter des Stellvertreters
des Führers, Reichsleiter Bormann, teil.
Meldepflicht der Direktoren
und Zuerkennung der Hochſchulreife.
DNB. Berlin, 22. März.
Nach der Verfügung des Reichsinnenminiſteriums und der
Reichsleitung des Deutſchen Arbeitsdienſtes ſind die Direktoren
alles deutſchen Schulen verpflichtet, bis zum 20. März 1934 die
Namen und Anſchriften ſämtlicher Abiturienten an den für den
Schulort zuſtändigen Arbeitsgau bzw. bei den Abiturientinnen
an die zuſtändige Landesſtelle zu melden. Da bisher nicht alle
Direktoren ihrer Meldepflicht bis zum feſtgeſetzten Termin, am
20. März 1934, nachgekommen ſind, fordert die Deutſche
Studen=
tenſchaft die Direktoren, die die Meldung noch nicht vorgenommen
haben, auf, die Namen und Anſchriften der Abiturienten dem
zuſtändigen Arbeitsgau, die der Abiturientinnen der zuſtändigen
Landesſtelle bis ſpäteſtens zum 26. März 1934 zu überſenden.
Alle Abiturienten und Abiturientinnen werden darauf
hin=
gewieſen, daß ſie bei der Meldung zum Dienſthalbjahr eine
amtliche Mitteilung über die Zuerkennung der Hochſchulreife
vorweiſen müſſen.
* Neue Gewalkmaßnahmen
des Memelgouverneurs.
29 Beamke ſollen ſuspendiert werden. — Klarſtellung
der Beſchuldigungen.
Die Kownoer Regierung hat zwar durch ein ihr
naheſtehen=
des Nachrichtenbüro dementieren laſſen, daß ſie irgend welche
Ge=
waltmaßnahmen gegen das Memelgebiet plane, hat aber doch
dem Präſidenten des Direktoriums, Schreiber, eine Liſte von 29
Beamten unterbreitet, die nach ihrer Anſicht bis zum 23. März
vom Amte ſuspendiert werden müßten, weil ſie ſich in
ſtaatsfeind=
lichem Sinne betätigten. Man wirft 21 Beamten der
Landes=
polizei vor, politiſchen Organiſationen angehört zu haben, über
deren Mitglieder, wie aus den Beſchlüſſen der
Gerichtsorgani=
ſationen hervorgeht, Strafverfahren verhängt worden ſind dafür,
daß ſie Vorbereitungen getroffen haben, um mit Waffengewalt
einen Gebietsteil Litauen zu entreißen. Als das Direktorium des
Memelgebiets darauf nicht reagierte, hat der Gouverneur des
Memelgebiets am 20. März verlangt, daß der Präſident des
Di=
rektoriums bis zum 23. März die Beamten der autonomen
Be=
hörden von dem Dienſt zu ſuspendieren hat, gegen die
Strafver=
fahren eingeleitet worden ſind, ebenſo die 21
Landespolizeibeam=
ten, die den Organiſationen der chriſtlich=ſozialen
Arbeitsgemein=
ſchaft und der ſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft angehörten;
mit=
hin müſſen 29 Beamte von dem Dienſt ſuspendiert werden, unter
ihnen Dr. Neumann, Baron von der Ropp, Diplomlandwirt
Bro=
koph, der Präſident der Landwirtſchaftskammer, Rademacher, u. a.
Präſident Schreiber hat ſich, um zu beweiſen, daß die
Staats=
treue der memelländiſchen Beamten wie der Memelländer
über=
haupt nicht angezweifelt werden kann, dazu entſchloſſen, gegen die
28 Beamten, die auf der Kownoer Liſte ſtehen, ein
diſziplinari=
ſches Ermittlungsverfahren einzuleiten.
Das bedeutet keineswegs, daß er das vom Gouverneur gegen
dieſe Beamten vorgelegte Material, auch nur im entfernteſten
für ſtichhaltig hält. Er will lediglich mit dem
Ermittlungsver=
fahren zum Ausdruck bringen, daß er bereit iſt, den Nachweis
dafür anzutreten, wie unhaltbar die Vorwürfe und
Verdäch=
tigungen Litauens ſind. Er will weiter beweiſen, daß die
Me=
melländer dem litauiſchen Staat durchaus loyal gegenüberſtehen
und gar nicht daran denken, ſich zu irgendwelchen Handlungen
hinreißen zu laſſen, wie ſie ihnen jetzt in Form von
Ver=
leumdungen von litauiſcher Seite her unterſchoben werden. Das
Ermittlungsverfahren wird, ſo hoffen wir, beſchleunigt zum
Ab=
ſchluß gelangen, ſo daß ſchon innerhalb kürzeſter Friſt nicht nur
den Litauern, ſondern der ganzen Welt gezeigt werden kann, daß
an den Behauptungen des Gouverneurs auch nicht ein Wort wahr
iſt. Wir empfehlen dieſe Vorgänge ganz beſonders der
Aufmerk=
ſamkeit der Garantiemächte, zumal ſich auch hier wieder zeigt, daß
von Kowno her der unmißverſtändliche Verſuch gemacht wird, mit
höchſt anfechtbaren Methoden die Verpflichtungen über den
Hau=
fen zu rennen, die Litauen dem Memelland gegenüber
übernom=
men hat.
* Nach der römiſchen Konferenz.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
C. S. Budapeſt, 20. März 1934.
Nachdem ſich der von einer geſchäftigen Preſſe künſtlich
er=
zeugte Nebel um die Dreier=Konferenz von Rom ein wenig
ver=
zogen hat, läßt ſich jetzt ſchon mit einiger Klarheit erkennen,
wieviel, oder richtiger geſagt, wie wenig an wirklich Praktiſchem
bei dieſer Beſprechung der drei Regierungen erreicht worden iſt.
Es iſt kein Zufall und auch kein Verſehen, daß die
Kommen=
tare der Budapeſter Blätter viel mehr als die wirtſchaftlichen
die politiſchen Geſichtspunkte der Römer Konferenz erörtern und
kommentieren. Während in der Tat das wirtſchaftliche Ergebnis
höchſt mager genannt werden muß, kann nicht überſehen
wer=
den, daß die politiſchen Vereinbarungen allen gegenteiligen
Be=
teuerungen zum Trotz zunächſt doch gewichtiger erſcheinen.
In einer Rundfunkrede, die Miniſterpräſident Gömbös
unmittelbar nach ſeiner Ankunft in Budapeſt gehalten hat, konnte
man die recht bemerkenswerten Worte hören, die
Vereinbarun=
gen von Rom berechtigten zu der Hoffnung, daß nunmehr die
ungariſche Nation wieder die ihr gebührende Rolle im
Kar=
pathenraum werde ſpielen können. Wohl gemerkt: Gömbös ſprach
uicht vom Donaubecken, ſondern vom Karpathenraum, womit er
gewiß nicht nur zufällig, ſondern vielmehr ganz abſichtlich und
be=
wußt die Terminologie der ungariſchen Reviſionspolitiker
be=
nutzte. In gut unterrichteten Budapeſter politiſchen Kreiſen
glaubt man aus dieſer bedachten Redewendung ſchließen zu
kön=
nen, daß der Vertreter Ungarns in Rom hinſichtlich der politiſchen
das heißt reviſioniſtiſchen Entwicklungsmöglichkeiten Ungarns
beſtimmte Zuſicherungen erhalten habe. Dieſe Auslegung ſcheint
um ſo näherliegend, als der Miniſterpräſident in derſelben
Rede ausdrücklich betonte, daß man zwiſchen den Zeilen der
in Rom unterzeichneten Protokolle leſen müſſe, wenn man ſich
ein richtiges Bild von den eigentlichen Vorgängen und
Ergeb=
niſſen dieſer Konferenz machen wolle.
Aber auch die Budapeſter Preſſe läßt ſich aus Rom und
offenbar auch von der Ofner Burg dahin informieren, daß die
poliiiſchen Vereinbarungen von Rom eine nicht zu unterſchätzende
Bedeutung beſitzen, eine Bedeutung, die die machtpolitiſche
Stel=
lung Ungarns im Karpathenraum weſentlich zu feſtigen geeignet
ſeien. So bemerkt der im allgemeinen ſehr gut unterrichtete
Magyarsag, der über ſehr enge Beziehungen zu Italien
ver=
fügt, daß Gömbös die Protokolle von Rom um ſo eher und
leichter habe unterſchreiben können, als er wiſſe, daß am Ende
des Weges den er mit der Reiſe nach Rom begann, die
Reviſion winkt. Und wenn das viel verbreitete Blatt Peſti Hirlap
feſtſtellt, daß das heutige, in ſeinem Anſehen erſtarkte Ungarn
ſich gern für eine Sicherung der öſterreichiſchen Unabhängigkeit
einſetzen werde, aber nur ſofern Oeſterreich ſeinerſeits den
Kampf Ungarns um die Reviſion zu unterſtützen bereit ſei, ſo
zeigt dieſe Aeußerung, ebenſo wie die anderen oben angeführ,
ten, daß man in Ungarn berechtigt zu ſein glaubt, nach den
Römer Beſprechungen einen neuen Frühling der ungariſchen
Reviſionspolitik prophezeien zu können.
Es kann dabei nicht überſehen werden, daß die verſchiedenen
Aeußerungen der Budapeſter Preſſe ausdrücklich einen Gegenſatz
zwiſchen der Zuſammenarbeit zwiſchen Rom, Wien und
Buda=
peſt, ſogar mit Einbeziehung Frankreichs auf der einen Seite
und Deutſchlands auf der anderen Seite hervorheben, wobei auf
einmal Deutſchland auch Polen, Südſlawien und Rumänien an
die Seite geſtellt werden, als ob es ſich hier um ein
Bündnis=
ſyſtem handle, dem man nun in Rom ein anderes
entgegen=
zuſetzen verſucht habe, um das Gleichgewicht in Europa
auf=
rechtzuerhalten. Mag man auch bei ruhiger Ueberlegung ſehr
bald zu der Ueberzeugung gelangen, daß manche dieſer
Dar=
legungen und Kommentare mehr von Wunſchträumen als von
ſachlichen und tatſächlichen Momenten diktiert ſind, ſo kann doch
nicht überſehen werden, daß faſt die geſamte ungariſche Preſſe
den Verſuch macht, den römiſchen Vereinbarungen eine
außer=
ordentlich große politiſche Bedeutung zu geben und ſie
ausdrück=
lich auch in einen Gegenſatz zu Deutſchland zu ſtellen.
Ganz anders auf wirtſchaftlichem Gebiete. Hier kann die
ungariſche Oeffentlichkeit ihre ſchwere Enttäuſchung kaum
ver=
bergen. Hatte noch vor acht Tagen Miniſterpräſident Gömbös
bei ſeiner Abreiſe zur römiſchen Konferenz ungariſchen
Jour=
naliſten gegenüber erklärt, daß er mit großen Erwartungen nach
Rom gehe, ſo iſt jetzt feſtzuſtellen, daß es keine einzige Stimme
in Ungarn gibt, die, wenigſtens in wirtſchaftlicher Hinſicht, dieſe
Erwartungen als erfüllt anſieht. Es zeigt ſich vielmehr ſchon
jetzt, daß in den für Ungarn geradezu lebenswichtigen Fragen
der Weizenausfuhr und überhaupt der Verwertung der
ungari=
ſchen Agrarerzeugung bisher noch keine wirklich praktiſchen
Er=
gebniſſe erzielt werden konnten. Wenn in Rom beſchloſſen wurde,
die Adriahäfen Trieſt und Fiume in Zukunft für den
unga=
riſchen und öſterreichiſchen Tranſitverkehr ſtärker in Anſpruch zu
nehmen, ſo kommt dies lediglich der italieniſchen
Wiri=
ſchaft zugute, während Oeſterreich und Ungarn zunächſt ſogar
noch die Laſt größerer Inveſtitionen für die Einrichtung der
Freihafenzone in den genannten Städten auf ſich nehmen
müſſen. Darüber hinaus aber wurde Ungarn genötigt, ſogar
noch ſeinerſeits Opfer zu bringen, indem es die in den letzten
15 Jahren nach dem Zuſammenbruch in Ungarn mit großem
Koſtenaufwand errichtete nationale Induſtrie zugunſten der
öſterreichiſchen, bzw. der italieniſchen Induſtrie abbauen ſoll.
Einzelne ungariſche Blätter der Linksoppoſition nehmen denn
auch dieſe Verpflichtung zum Anlaß, ſcharfe Kritik an den
römi=
ſchen Protokollen zu üben, indem ſie darauf hinweiſen, daß hier
die Gefahr einer weiteren Anſpannung des Arbeitsmarktes liege,
Hente
Henop Romam!
Seite 2 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 23. März 1934
Engliſche Rückfragen in Paris.
Forlſekung des Meinungsauskauſches über die Abrüſtungsfrage. — London forderk Aufklärung von Paris
über die franzöſiſchen Sankkionsforderungen.
wodurch aber die wirtſchaftliche Lage Ungarns ſtatt eine
Ver=
beſſerung ſogar eine Verſchlechterung erfahre.
Es iſt eben, wie man jetzt wieder ſieht, doch nicht ſo
ein=
fach, Wirtſchaftspolitik zu treiben, wenn man die geographiſchen,
wirtſchaftlichen und ſonſtigen Gegebenheiten bewußt den
politi=
ſchen Zielſetzungen unterordnet oder gar opfert. Es kann daher
gar nicht überraſchen, daß ſogar der offiziöſe Peſter Lloyd noch
am letzten Tage der römiſchen Konferenz in einem ſehr
aus=
führlichen Artikel darlegte, daß Italien eigentlich bei Licht
be=
ſehen angeſichts der eigenen Autarkiebeſtrebungen im eigenen
Lande der ungariſchen Wirtſchaft wenig oder gar nichts bieten
könne. Am ſelben Abend aber ließ ſich derſelbe Peſter Lloyd
nur wenige Stunden vor Unterzeichnung jener Dreier=Protokolle
von ſeinem Sonderkorreſpondenten aus Rom berichten: „Der
Handelsverkehr Italiens, Ungarns und Oeſterreichs kann ſich
nicht auf ſich ſelbſt beſchränken, auch wenn die neue
Wirtſchafts=
einheit noch ſo eng iſt. Das Deutſche Reich iſt der größte
Ab=
nehmer der ungariſchen Produktion, und die Beziehungen zu
dieſem immer mehr zu vertiefen, iſt Ungarn in hohem Maße
erwünſcht.” Man ſcheint nun alſo doch auch in den Budapeſter
Redaktionsſtuben dahinter gekommen zu ſein, daß Deutſchland
nicht nur ein wichtiger, ſondern ſogar ein unentbehrlicher
Faktor beim Wiederaufbau Mitteleuropas iſt. Aus dieſer
Tar=
ſache aber folgt zwangsläufig eine ſtarke Verminderung des
Wertes auch der politiſchen Vereinbarungen. Denn ebenſo wie
Wirtſchaft allein, ohne Politik, niemals im heutigen Europa zu
einer Geſundung führen kann, ſo wenig kann eine Politik ohne
die Grundlagen oder Stützen einer den gegebenen Tatſachen
Rechnung tragenden Wirtſchaft zum Ziele führen. Daraus aber
ergibt ſich ganz von ſelbſt die Erkenntnis, daß die
Vereinbarun=
gen von Rom auf recht ſchwachen Füßen ſtehen.
*
Hräntteichs Miberſolg.
Donaupolikik ohne Deutſchland einfach unmöglich.
A. Paris, 21. März.
Die Beſprechungen in Rom haben — das wird allgemein
anerkannt — nicht die großen Ergebniſſe gebracht, die manche von
ihnen erwarteten. In Frankreich, wo man jede Bewegung der
italieniſchen Außenpolitik mit Mißtrauen verfolgt, ſollte man
darüber — man könnte es wenigſtens ſo glauben — nicht
be=
ſonders klagen. Es iſt aber nicht ſo. Paris iſt verſtimmt und
nicht ganz grundlos. Denn die franzöſiſche Außenpolitik erlitt
in Rom eine empfindliche Niederlage, die in der Rede
Muſſo=
linis ihren vollen Ausdruck fand. Und das in dem Augenblick,
als man in Paris auf einen Preſtigeerfolg ausging.
Die Annäherung zwiſchen dem italieniſch=
öſterreichiſch=
ungariſchen Block und der Kleinen Entente iſt geſcheitert, ſo
gründlich wie es nur möglich iſt. Und die Grenzen, die dem
Zuſammenwirken zwiſchen Italien, Oeſterreich und Ungarn
ge=
zogen ſind, ſind auch in Erſcheinung getreten. Mit einem
Wort, es erwies ſich wieder einmal die Abſurdität jeder
„Donaupolitik” ohne Deutſchland.
Für den franzöſiſchen Außenminiſter Barthou iſt das faſt
ein perſönlicher Mißerfolg. Der franzöſiſche Botſchafter in Rom,
Graf Chambrun, wird in der Rechtspreſſe recht ſcharf kritiſiert.
Er ſoll die Lage falſch beurteilt haben.
Muſſolinis Rede wies offen auf den Fehler der
franzö=
ſiſchen Auffaſſung hin. Man vertauſcht in Paris die
Stimmungs=
beſſerung, die ſich in der letzten Zeit zwiſchen Frankreich und
Italien manifeſtiert, mit der Löſung der franzöſiſch=italieniſchen
Probleme. Dieſe ſind ebenſo ungelöſt wie vor Jahren.
Muſſo=
lini ſelbſt hat es ausgeſprochen. Und im gegebenen Falle hätte
Frankreich auf die Konzeption der Kleinen Entente verzichten
müſſen, um aus der Verſtändigung mit Italien eine Realität
zu machen. Wobei es noch fraglich iſt, ob das genügt hätte. Von
dem Tauſchgeſchäft in der Abrüſtungsfrage iſt man jedenfalls
recht weit.
Unter ſolchen Umſtänden blickt man mit einiger Skepſis auf
die bevorſtehende diplomatiſche Rundreiſe des franzöſiſchen
Außenminiſters. Man fragt ſich, was aus den Verhandlungen in
Prag und in Warſchau ſich wird ergeben können. Die
Begeiſte=
rungsfähigkeit, über die man in Prag und in Warſchau verfügt,
hat gewiſſe Grenzen. Und das Mißtrauen gegenüber den
Kon=
zeptionen, die man aus Paris immer wieder lanciert, wird
immer größer.
Die Vereinigten Schweizer Bundesverſammlungen wählten
am Donnerstag vormittag den Nachfolger für den
zurückgetre=
tenen Bundesrat Häberlin. Im dritten Wahlgang wurde mit
141 von 214 gültigen Stimmen Ständerat Johannes Baumann
von Heriſau (von den Freiſinnigen und den Bauern= und
Bür=
gerparteien aufgeſtellt) zum neuen Mitglied des Bundesrats
ge=
wählt.
Kaum iſt die Bundesrats=Erſatzwahl vollzogen, iſt auch der
vielumſtrittene Vorſteher des eidgenöſſiſchen Finanz=Departements,
Bundesrat Muſy, von ſeinem Poſten zurückgetreten.
Das deutſche Volkslied.
Jahresſchlußkonzerk der Vikkoriaſchule.
Die Viktoriaſchule hatte Elternſchaft und Freunde der Anſtalt
im Rahmen der Vereinigung ehemaliger Viktoriaſchülerinnen zu
einem Vortrags= und Konzert=Abend eingeladen, der nach Form
und Art der Darbietung ein durchaus eigenartiges Gepräge trug
und in vorbildlicher Weiſe eine geiſtige Einheit in den
Mittel=
punkt der Betrachtung rückte: das deutſche Volkslied. Was an dem
Abend beſonders wohltuend auffiel, war ſeine zwangloſe und doch
wohlerwogene Geſtaltung als Gemeinſchaftsleiſtung von Lehrer
und Schüler, die bald auch die aufnehmende Schulgemeinde in
ihren Bannkreis zog und ſo ein Abbild im kleinen von einer
ech=
ten Volksgemeinſchaft vor Augen ſtellte. Das war kein blutleeres
Dozieren und ängſtliches Deklamieren unverſtandenen
Dichter=
wortes, ſondern das zündete hinüber und herüber und war ein
freudiges Geben und Nehmen, zumal auch der Humor gelegenen
Orts zu Wort kam. Geſchickt war auch die Einbeziehung der
Chor=
lieder in den Vortragsrahmen, ſo daß ſchon vermöge des
lebendi=
gen Wechſels von Geſang und geſprochenem Wort keine
Erſchöp=
fung aufkam und man am Schluß gar gern noch mehr gehört
hätte. Nach kurzer Begrüßung der Vertreter der Behörden, der
Herren Schulräte Repp und Born, durch Herrn
Oberſtudiendirek=
tor Dreſcher ſprach der Vortragende des Abends, Herr
Muſikober=
lehrer Hubert Samper, zum Thema des Abends. Er entwickelte
den Begriff des Volkslieds, für deſſen grundlegende Schöpfung
zu=
nächſt das Zuſammenwirken eines beſtimmten Dichters und eines
Tonſetzers anzunehmen iſt, das dann aber vom Volk
aufgenom=
men, in mündlicher Ueberlieferung weitergetragen und nach
per=
ſönlichen und zeitgegebenen Einflüſſen bereichert, gekürzt,
ver=
ſchlimmbeſſert oder veredelt wird. Sehr lehrreich war das
Auf=
zeigen ſolchen Wandels am Beiſpiel des berühmten Falkenliedes
des Ritters von Kürenberg, deſſen inhaltliche und ſtiliſtiſche
Va=
rianten über einen Zeitraum von einem halben Jahrtauſend
ver=
folgt werden konnten. Der Redner machte dann weiterhin auf
rhythmiſche und melodiſche Wandlungen des Deutſchlandliedes
und anderer Weiſen aufmerkſam. Beſonders aufſchlußreich waren
die gebotenen Beiſpiele der Veränderung des Liedes „O
Straß=
burg” bei den Wolgadeutſchen. Die Begriffe des Zurechtſingens
und Zerſingens wurden an dieſen und anderen Muſtern eingehend
geklärt. Wo Lied und Weiſe gedächtnismäßig fortgepflanzt
wer=
den (z. B. in Studentenkreiſen oder bei der SA.), da ſeien dieſe
Kräfte auch heute noch wirkſam. Im übrigen ſei ein gewiſſer
Volksliederpeſſimismus leider nicht unberechtigt. Wichtiger indes
ſei, daß wir überhaupt ſingen, „und dazu möge uns — ſo ſchloß
Herr Samper — das Dritte Reich unter Adolf Hitlers Führung
helfen!“ — Zum guten Glück ſtrafte der von Herrn Samper
ge=
leitete Singkreis der Viktoria= und Aufbauſchule dieſen Peſſimis=
*
„Augeftäfte Janrrionen.
Der Text der franzöſiſchen Antwort nach London iſt immer
noch nicht veröffentlicht. Deſto mehr wird darüber geſprochen. Nach
der engliſchen Preſſe iſt aber gar kein Zweifel mehr möglich, daß
auch die engliſche Regierung aus der franzöſiſchen Note nur ein
verkapptes Nein herausgeleſen hat, trotzdem aber noch weiter zu
kommen ſucht, mit Hilfe von Rückfragen. Dieſe Rückfragen ſind in
Paris zunächſt begrüßt worden. Die Freude hat aber nicht lange
gedauert. Jetzt wird vom Quai dOrſay abgewinkt und der
Verſuch gemacht, die Rückfragen entweder
abzu=
leugnen oder zu bagatelliſieren. Offenbar doch wohl,
weil den Franzoſen die Neugier der Engländer in
ihren Wirkungen unbequem zu werden droht.
Nach der Darſtellung der Engländer muß Frankreich ſo etwas
wie einen Plan „abgeſtufter” Sanktionen vorgelegt haben, die im
Falle eines Verſtoßes einer Macht gegen die Konvention mit einer
Beratung beginnen, ſich in einem Ultimatum fortſetzen und dann
mit einer weiteren Verſchärfung über Blockade, Boykott und den
Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen ſowie ſchließlich durch
gemeinſames „polizeiliches Vorgehen” gegen die widerſpenſtige
Macht im Kriege enden ſollen.
Soweit zu gehen, hat aber England keine Neigung. Der Plan
ſelbſt iſt von Frankreich ſchon in Genf vorgelegt worden. Er
zer=
faſert aber, ſobald man ſich ſeine praktiſche Anwendung einmal
vorzulegen ſucht. Denn die ganze Kontrolle würde dann
doch zu einer organiſierten Spionage unter dem
Deckmantel des Völkerbundes. Die weitere Frage
aber, wie denn die Böswilligkeit feſtgeſtellt
wer=
den ſoll: durch Mehrheit oder durch Einſtimmigkeit, bleibt
auch dann noch offen, und endlich müßte die
Voraus=
ſetzung ſein, daß dann ſelbſtverſtändlich das zu
kontrollierende Objekt bei allen Staaten den
gleichen Tatbeſtand umfaßt, alſogerade das, was
die Franzoſen nicht wollen. Selbſtverſtändlich alſo, wenn
die Franzoſen ſo genaue Antworten nicht geben möchten, weil ſie
dann endlich gezwungen wären, ſich klar zu
ent=
ſcheiden, ob ſie bereit ſind, ſelbſt abzurüſten und
Deutſchland die Gleichheit zuzubilligen.
Engliſche Kabinekksſihung über die Sankkionsftage.
EP. London, 22. März.
Die heutige Kabinettsſitzung war ausſchließlich einer
Erörte=
rung der Sanktionsfrage gewidmet. Sie hatte, wie von
unter=
richteter Seite verlautet, keinen abſchließenden Charakter.
Wahr=
ſcheinlich dürfte entwender ſchon am Freitag oder erſt am
Mon=
tag eine weitere Sitzung ſtattfinden, auf der dann beſtimmte
Be=
ſchlüſſe gefaßt werden ſollen. — Inzwiſchen wird der
Meinungs=
austauſch zwiſchen Paris und London fortgeſetzt.
Die Abrüſtungsfrage dürfte auch in der heutigen
Unter=
redung zwiſchen Sir John Simon und dem europäiſchen
Sonder=
geſandten des amerikaniſchen Präſidenten, Richard Waſhburg=
Child, berührt worden ſein. Hierbei hat es ſich jedoch um einen
rein informatoriſchen Gedankenaustauſch gehandelt.
Veröffenklichung der franzöſiſchen Ankworknoke
an England.
DNB. Paris, 22. März.
Die franzöſiſche Antwortnote in der Abrüſtungsfrage an
England wird vom Quai dOrſay am Freitag abend
ver=
öffentlicht.
Frankreichs Ankwork an Muſſolini.
Beſchleunigter Ausbau der Befeſtigungen Korſikas.
EP. Paris, 22. März.
Ueber die großzügigen Verteidigungsanlagen auf der Inſel
Korſika war es in letzter Zeit recht ſtill geworden. Jetzt plötzlich
lieſt man darüber in der franzöſiſchen Preſſe wieder einiges.
Sollte es ſich gewiſſermaßen um eine Antwort auf Muſſolinis
Sonntagsrede handeln?
mmmmmmmmmmmmmmm
der Führung, ſo muſtergültig geſungen wird, iſt unſer deutſches
Volkslied in guter Hut. Wie erquickend friſch klang aus den
jun=
gen Kehlen der homophone Satz „Guten Abend euch allen”, wie
innig der figurierte Satz (Walter Rein) des alten „All” mein”
Gedanken”, wie überzeugend in ihrer Schlichtheit die geiſtlichen
Volkslieder „Es flog ein Täublein weiße” und das ſalzburgiſche
„Still, ſtill”, wie gemütstief die beiden Vertonungen eines
Paſ=
ſionsliedes des Jeſuiten Spee „In ſtiller Nacht”, wie ernſt und
packend „Es iſt ein Schnitter” nach dem dreiſtimmigen Satz von
W. Rein! Ergriffen lauſchte man weiterhin dem altdeutſchen
„Wohl heute noch und morgen” (vierſtimmig) und der Vertonung
des Nicolai=Textes „Ich hab die Nacht geträumet”. Und wem
lachte nicht das Herz vor Freude, als echte deutſche Mädchenart
froh befreit oder gar neckiſch durchbrach in dem heſſiſchen
Reigen=
lied „Ich trag ein goldnes Ringelein” oder in dem kontraſtreich
polyphonen „Die Sonne ſcheint nicht mehr”, oder in dem
munte=
ren „Spinnt, ihr Mädchen”? Mit Aufmerkſamkeit hingen die
hun=
dert und hundert Augen der jungen Singeſchar am Lenkerblick
ihres Lehrers und ſangen ſo rein, ſo einheitlich geformt, ſo
teil=
nehmend, ſo deutlich und ſo wohl nach Licht und Schatten
abge=
tönt, daß man dem allen nur mit Genuß folgen konnte und die
Viktoria= und Aufbauſchule zu ſolchem Chor under ſolcher
Füh=
rung herzlich beglückwünſchen muß. Die in der feſtlich geſchmückten
Turnhalle der Anſtalt verſammelte zahlreiche Hörerſchaft gab
die=
ſer Ueberzeugung in langanhaltendem Beifall angemeſſenen Aus=
Dr. St.
druck.
Heſſiſches Landeskheaker.
Donnerstag, den 22. März 1934.
Die Zanberflöke.
Eine größere Anzahl von Opernkräften wird leider mit
Ende dieſer Spielzeit aus dem Verbande unſeres Landestheaters
ausſcheiden. Es häufen ſich daher in letzter Zeit die Gaſtſpiele,
die die ſo notwendige Ergänzung des Enſembles bezwecken.
Grundſätzlich iſt bei ſolchen Gaſtſpielen zu bemerken, daß die
Beurteilung in den ſeltenſten Fällen umfaſſend oder abſchließend
ſein kann, da in der jeweilig gezeigten Rolle der Künſtler ja
nur einen Ausſchnitt ſeiner Individualität und perſönlichen
Leiſtungsfähigkeit zu geben vermag. Andrerſeits wird zumeiſt
von ihm eine bedeutende Spanne ſeines künſtleriſchen
Aus=
drucksvermögens verlangt, das in den verſchiedenſten
Stilgebie=
ten der Oper ſich bewähren ſoll, und das aus der Einzelrolle
heraus zwingende Schlüſſe über das geſamte Rollenbereich und
damit ſeine Eignung für unſere Bühne oft nur ſchwer zuläßt.
Auch der heute gezeigte Fall einer Gaſtpamina iſt nicht ein=
Wie die Blätter berichten, iſt an der Oſtküſte der Inſel, alſo
der Italien zugekehrten Seite, mit der Anlage eines 117 Hektar
umfaſſenden Flugplatzes begonnen worden, der von Land= und
Waſſerflugzeugen benutzt werden kann und als Ergänzung des
bereits ſeit einiger Zeit im Bau begriffenen
Waſſerflugzeug=
hafens im Ajaccio gedacht iſt. Gleichzeitig werden die Arbeiten
an den Befeſtigungen der „Gruppe Porto=Vecchio” beſchleunigt
fortgeſetzt; dieſe Anlagen ſollen ſo eingerichtet werden, daß der
äußerſte Südzipfel der Inſel, den man offenbar von Sardinien
her bedroht glaubt, im Notfalle ſchnell geräumt werden kann.
In Paris gibt man ſich den Anſchein, als ob es ſich um ganz
harmloſe Vorgänge handele. Man erklärt die in ausländiſchen
Blättern erſchienenen Karikaturen, auf denen die Inſel Korſika
als eine einzige, mit Rieſengeſchützen geſpickte. Vaſtei dargeſtellt
werde, für lächerlich. Dieſe Abſchwächungsverſuche muten
aller=
dings etwas merkwürdig an, wenn in dem gleichen Atemzuge
ver=
ſichert wird, ein ziemlich ernſter Verſuch ſei in der Ausführung
begriffen, um Korſika in Verteidigungszuſtand zu verſetzen und
gleichzeitig alle Vorkehrungen für die Verſorgung der Inſel zu
treffen.
Neue Erklärung
des belgiſchen Miniſterpräfidenken
zu ſeiner Senaksrede.
EP. Brüſſel, 22. März.
Die Aufſehen erregende Abrüſtungsrede des belgiſchen
Miniſter=
präſidenten de Broqueville kam am Donnerstag nachmittag in dem
Außenpolitiſchen Ausſchuß der Kammer zur Sprache. Dieſer hatte
den Miniſterpräſidenten geladen, um ihn über die Umſtände zu
befragen, die zu ſeinen Erklärungen geführt hatten. De
Broque=
ville hat in langen Ausführungen die Neugierde der
Ausſchuß=
mitglieder befriedigt.
Seine Erklärungen ſind wegen ihrer Bedeutung
geheimge=
halten worden. Immerhin erfuhr man in den Wandelgängen der
Kammer, daß der Miniſterpräſident ſeine Rede auf Eindrücken
auf=
gebaut hatte, die er anläßlich ſeiner Reiſe nach Rom im Herbſt
letzten Jahres aus Unterredungen mit Muſſolini empfangen hatte.
Der Miniſterpräſident ſchloß ſeine Ausführungen mit der
Verſiche=
rung, daß Belgien die Notwendigkeit fühle, die
Einheits=
front der ehemaligen alliierten Mächte
aufrecht=
zuerhalten.
An dieſe Erklärung ſchloß ſich eine Debatte über die „
frei=
willige Neutralität Belgiens” an, für die ſich
ge=
wiſſe hervorragende Parlamentaxier eingeſetzt haben. Der
ehe=
malige Miniſterpräſident Poullet, ein Verteidiger dieſer Theorie,
gab dieſem Begriff folgende Deutung:
Belgien dürfe nur an Verhandlungen teilnehmen, an denen es
ein direktes Intereſſe habe, aber nicht an diplomatiſchen
Be=
ſprechungen, die ſeine Lebensintereſſen nicht berühren. Der
ſozia=
liſtiſche Abgeordnete Hubin hat dieſe Anſicht verurteilt, indem er
erklärte, daß Belgien aufs engſte mit Frankreich verbunden ſei.
Zum Schluß wandte ſich der Sozialiſtenführer Vandervelde unter
Bezugnahme auf den Abſatz 5 des Verſailler Vertrages gegen jede
Aufrüſtung Deutſchlands.
Zur Förderung des Baues von Not= und Behelfswohnungen
für die minderbemittelte Bevölkerung erhalten die Gemeinden
nach den Beſtimmungen des Reichsarbeitsminiſters zinsfreie
Reichsdarlehen, deren Höchſtſatz allgemein 1000 RM. für jede
Wohnung beträgt. Auf Anregung des Reichsarbeitsminiſters hat
ſich der Reichsfinanzminiſter neuerdings damit einverſtanden
er=
klärt, daß für Wohnungen kinderreicher Familien ein
Zuſatzdar=
lehen von 300 RM. gegeben wird.
Nach einer vom Miniſterpräſidenten Hertzog im
ſüdafrikani=
ſchen Senat abgegebenen Erklärung wird die Südafrikaniſche Union
in Berlin und Paris Botſchaften einrichten. Die Berliner
Bot=
ſchaft werde auch für Schweden zuſtändig ſein.
Zur Verſtärkung der engliſchen Garniſon in Singapur ſind
dort 300 Soldaten und mehrere Offiziere eingetroffen. Die
Mann=
ſchaften gehören einem Luftabwehrbataillon an.
Das Geſetz über das Verbot der Blauhemden iſt von der gegen
die Regierung de Valera eingeſtellten Mehrheit des Senates des
iriſchen Freiſtaates abgelehnt worden. Damit wird das
Inkraft=
treten des Geſetzes um 13 Monate hinausgezögert, falls nicht in
der Zwiſchenzeit Neuwahlen im Freiſtaat ſtattfinden.
deutig. Hertha Vogel vom Stadttheater in Saarbrücken machie
keinen üblen Eindruck. Eine junge friſche Stimme iſt ihr eigen,
die ſie techniſch gut verwendet und die vor allem in ihrer
großen Arie im Kopfregiſter ſehr zart und fein anſpricht.
Dar=
ſtelleriſch ſcheint ſie nicht ungeſchickt, wenn ſie auch im
allge=
meinen ſchon ihrer ſtattlichen Figur wegen zu einem etwas mehr
heroinenhaften Typ neigt, als ihn die zarte Mädchengeſtalt
dieſer Oper mit ihrer rührend=ſchlichten Melodie darſtellt. Eine
weitere Erprobung in etwas dramatiſcherem Fache, etwa als
Elſa, dürfte am Platze ſein. Die übrige Beſetzung war die alte
mit dem ſchönen Saraſtro Herrmanns, dem fein lyriſchen
Tamino von Peter Anders, dem luſtigen Papageno von
Johannes Drath und der zur Aushilfe aus Frankfurt
gehol=
ten koloraturgewandten Clara Ebers als Königin der Nacht,
in den wichtigſten Hauptrollen. Am Pult zeigte ſich
General=
muſikdirektor Friderich der köſtlichen Mozartſchen Partitur
als feinſinniger und beredter Anwalt. Ein gut beſetztes Haus
war beifallsfreudig und im Banne dieſer alten, aber ewig
jungen Muſikoper, dieſer ebenſo heiteren wie gemütbollen Muſe
unſeres großen deutſchen Klaſſikers.
K.
Perikles und Auguftus.
Vorkrag in der Vereinigung der Freunde des
humaniſtiſchen Gymngſiums.
In einem Vortrag, der, wie der Redner ſelbſt ausſagte, „mehr
als tauſend Jahre antiker Geſchichte” umfaßte, der ſich dabei
ſtän=
dig um eine Sinndeutung der Vergangenheit im Hinblick auf das
Geſchehen unſerer Gegenwart bemühte, verſuchte Herr Profeſſor
Dr. Fritz Taeger von der Landesuniverſität Gießen geſtern
abend in der „Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen
Gym=
naſiums” die Geſtalten von Perikles und Auguſtus erſtehen zu
laſſen. Was es erlaubt, dieſe beiden Ueberragenden und damit
letzlich Einſamen zuſammen zu behandeln, iſt ihre gleiche
Befähi=
gung und ähnliche Leiſtung als Führer ihrer Völker. Was ſie
hin=
gegen weſenhaft verſchieden erſcheinen läßt, erklärt ſich aus ihrer
jeweiligen zeitlichen und völkiſchen Sonderſtellung: Perikles,
Grieche des 5. Jahrhunderts, einer Epoche, die nach dem Ausgleich
zwiſchen der archaiſchen Bindung der griechiſchen Frühzeit und der
neuen Freiheit der klaſſiſchen Periode des Griechentums ſtrebte;
Auguſtus, Römer um die Wende unſerer Zeitrechnung, weniger
Neugeſtalter als Perikles, ſondern mehr Erneuerer einem Volke
gegenüber, das ſtaatlich und ſittlich gefährdet war.
Um nun die Leiſtung dieſer beiden großen Volksführer, denen
beide lange und meiſt friedegeſegnete Zeiten der Herrſchaft
be=
ſchieden waren, richtig herauszuarbeiten, griff Herr Prof. Dr.
Preitag, 23. März 1934
Beneſchs Rezepk.
Herr Beneſch, der ſich ſo gerne als der diplomatiſche
Beicht=
vater Europas betrachtet, fühlt ſich durch die jüngſte Entwicklung
vor allem der Verhandlungen zwiſchen Italien, Oeſterreich und
Ungarn, etwas beiſeite geſchoben und ſucht ſich nun wieder
ein=
zuſchalten. Dieſem Zweck diente die Rede, die er am Mittwoch
vor dem Auswärtigen Ausſchuß des tſchechiſchen
Abgeordneten=
hauſes gehalten hat. Die Rede iſt in ihrer Formulierung ſehr
vorſichtig abgewogen, läßt aber zwiſchen den Worten doch das
Gefühl der Beunruhigung herausleſen nicht nur über
die Art ſeiner Kaltſtellung, ſondern auch über
die Richtung der mitteleuropäiſchen Politik, die
ihn und die ganze Tſchechoſlowakei beiſeite zu drängen droht.
Wie weit das ſeine eigene Schuld iſt, laſſen wir unerörtert. Aber
vielleicht darf doch die Frage aufgeworfen werden, ob nicht die
Methoden, nach denen Herr Beneſch arbeitet,
heute überholt ſind. Er will für Oeſterreich ein
Rezept nach dem Grundſatz des geringſten
Wider=
ſtandes zuſammenbrauen. Deshalb lehnt er den
An=
ſchluß ab, allerdings mit der Einſchränkung, daß er
urſprüng=
lich ein Anhänger des Anſchluſſes geweſen ſei, aber ſich inzwiſchen
davon überzeugt hätte, daß bei dem Widerſtand — vor allen
Dingen Frankreichs und Italiens — dieſer Ausweg verbaut ſei.
Weſentlich ſchärfer legt er ſich gegen die Reſtauration
der Habsburger feſt, die er nicht nur für ſich, ſondern auch
für die Kleine Entente als undurchführbar bezeichnet mit dem
Zuſatz, hier gebe es keine Kompromiſſe. Auch die
italie=
niſche Löſung verneint er, wenn auch mit Rückſicht auf
Rom in der denkbar, höflichſten Form, und kommt ſo zu einer
europäiſchen Löſung auf der Grundlage des
Gen=
fer Protokolls und der Anerkennung der
Unab=
hängigkeit Oeſterreichs, wobei er den Gedanken hat, daß
alle intereſſierten Staaten, alſo auch Deutſchland und
ſelbſtver=
ſtändlich die Kleine Entente zur Rettung Oeſterreichs mobiliſiert
werden ſollen. Nur an das öſterreichiſche Volk ſelbſt
denkt er dabei nicht. Und das iſt einer der größten
Feh=
ler ſeiner Rechnung. Denn ſchließlich muß auch ein Volk ſelbſt zu
beſtimmen haben, was mit ihm werden ſoll. Und ſolange man
aus Angſt vor der Antwort dieſe wichtigſte Frage nicht einmal
zu ſtellen wagt, wird alles Herumkurieren an dem öſterreichiſchen
Problem nicht viel helfen.
Die Aufnahme der Beneſch=Rede in der Pariſer,
Wiener und Budapeſter Preſſe.
Die Ausführungen des tſchechoſlowakiſchen Außenminiſters
ſiſchen Preſſe als Ausdruck des Willens begrüßt, die
Unabhängigkeit Oeſterreichs um jeden Preis zu
wahren.
In der Wiener Preſſe findet die Beneſch=Rede einen
äußerſt lebhaften Widerhall. Die Blätter widmen der
Rede eingehende Betrachtungen, doch findet die Rede allgemein
deutlich Mißtrauen gegen die Abſichten der
Tſche=
choſlowakei durchblickt.
Die „Neue Freie Preſſe” ſchreibt, es ſei nicht leicht,
aus den Worten Dr. Beneſchs zu entnehmen, welche
poſi=
tiven Ziele er eigentlich vor Augen habe.
Wich=
tiger als die Erörterungen über die öſterreichiſche Unabhängig= ſicht, daß ſie einer der ausgedehnteſten Spionageorganiſationen
keit wäre für Oeſterreich geweſen, zuerfahren, wie denn
durch eine Politik des Verſtändniſſes Oeſterreich von den
ſchlimm=
ſten Schäden ſeiner Notlage befreit werden könnte und wie vor ten erſtreckte.
allem der ſchwere Mißſtand zu beſeitigen ſei, daß Oeſterreich
gegen=
über einer tſchechoſlowakiſchen Einfuhr von 158 Millionen nur eine
Ausfuhr von 63 Millionen nach der Tſchechoſlowakei erzielen daß Oberſt Dumoulin, der Offizier der Ehrenlegion iſt, vom
ruſſi=
könne.
Die chriſtlich=ſoziale „Reichspoſt” ſchreibt, der
tſche=
chiſche Außenminiſter verkenne die allgemeine Lage und
insbeſon=
dere den Charakter der Spannung zwiſchen Berlin und Wien.
Oeſterreich ſei ein deutſcher Staat, dem die
geſamt=
deutſchen Belange nicht weniger hoch ſtehen als der
Reichsregie=
rung. Italien und Ungarn ſeien Freunde Deutſchlands. Prag
ſei keineswegs berufen, gegenüber Wien, Rom
und Budapeſt als Schützer der deutſchen
Inter=
eſſen aufzutreten.
Die Geſamteinſtellung der ungariſchenPreſſe
zu den Ausführungen Beneſchs iſt nicht ſehr freundlich, da
aus ihnen Beneſchs Anſicht hervorgehe, die gegenwärtigen
Raum=
verteilungen im Donaubecken für alle Zeiten aufrecht zu erhalten.
Die Blätter ſtellen einſtimmig feſt, daß Beneſch eine
bemerkens=
bezeichnet z. B. „Magyarzag” die Rede Beneſchs als eine
tſchechiſche politiſche Extratour, die in Paris ihrer
Deutſchfreundlichkeit halber nicht wenig überraſchen werde.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 81 — Seite 3
Die neue Verfaſſung Oeſterreichs.
DNB. Wien, 22. März.
Die amtliche „Wiener Zeitung” macht in ihrer
Donnerstag=
ausgabe die aufſehenerregende Mitteilung, daß die
Bezeich=
nung Republik in der neuen Verfaſſung
Oeſter=
reichs nicht mehr vorkomme. Das amtliche Blatt der
Bundesverwaltung erklärt, von ausgezeichnet unterrichteter Seite
folgende Einzelheiten über Weſen und Inhalt der neuen
Ver=
faſſung erfahren zu haben:
Nach der neuen Verfaſſung werde Oeſterreich
ſchlechthin als Bundesſtaat bezeichnet, der aus der
unmittel=
baren Stadt Wien und aus den Bundesländern beſtehe. Die
Be=
zeichnung Republik entfalle, ſo daß der Staat wahrſcheinlich im
internationalen Verkehr als „Oeſterreich” bezeichnet werden
dürfte oder als „Bundesſtaat Oeſterreich”.
Die beſonderen Verfaſſungsgeſetze der 60er Jahre über die
Spionage=Affäre in Frankreich.
Ein Oberſt der Ehrenlegion bekeiligk. — Bis jekzt 16 Verhafkungen.— Henſakionelle Wendung in der Staviſky=
Affäre. — Zuſammenhänge zwiſchen Skaviſky und der Ermordung des Abgeordneken Ealmoks.
Grundrechte der Staatsbürger ſeien in die Verfaſſung
hineinge=
arbeitet. Dabei ſei die Preſſefreiheit gewiſſen
Ein=
ſchränkungen unterworfen worden, ebenſo das
Theater, der Rundfunk uſw. (Bisher beſtand bekanntlich
nach der alten Verfaſſung vollſtändige Zenſurfreiheit.) Dieſe
Be=
ſchränkungen, fährt das Blatt fort, bezwecken die
Aufrechterhal=
ung von Ruhe und Ordnung, Maßnahmen zur Bekämpfung der
Unſittlichkeit und zum Schutze der Jugend. Die Glaubens= und
Gewiſſensfreiheit ſei aufrechterhalten. Die Beſtimmungen
über die Stellung der katholiſchen Kirche ſeien
mit dem Konkordat in Uebereinſtimmung
ge=
bracht. Auch die Freiheit der Wiſſenſchaft und der
Kunſt ſei gewährleiſtet. Dabei ſeien lediglich die
Pflich=
ten betont, die aus einem öffentlichen Amt erwachſen. Die
Be=
ſtimmungen über die Zuſtändigkeit des Bundes und der Länder
in der Geſetzgebung ſeien noch nicht zu Ende beraten. Es ſollten
auch die Länder noch gehört werden, und zwar wahrſcheinlich zu
Beginn der kommenen Woche.
Aushebung
einer ſowiekruſſiſchen Spionagezenkrale.
Paris, 22. März.
Seit Monaten ſchleppt ſich eine
Spionageangelegen=
heit hin, in der bereits zehn Perſonen, darunter die Ruſſin
Frau Stahl und ihr Freund, ein Ueberſetzer im
Marinemini=
ſterium namens Profeſſor Martin, verhaftet worden ſind. Ferner
wurden ein amerikaniſches Ehepaar Switz verhaftet. Nach
zehn=
ſtündigem Verhör des amerikaniſchen Ehepaares Switz wurden
weitere ſechs Perſonen der Spionageangelegenheit, die mit der
Aushebung einer ſowjetruſſiſchen Spionagezentrale in Helſingfors
in Zuſammenhang ſteht, verhaftet, und zwar wurde der
penſio=
nierte Oberſt Dumoulin, der unter dem Decknamen de
Char=
ras eine Zeitſchrift „Armee und Demokratie” herausgab,
feſtge=
nommen. Ferner befinden ſich unter den Verhafteten ein In=
Dr. Beneſch vor den Außenausſchüſſen werden von der franzö= genieur der dem Kriegsminiſterium
unterſtehen=
den ſtaatlichen Munitionsfabrik, namens Obry,
und ſeine Frau. Obry hatte im Augenblick ſeiner Verhaftung
100 000 Franken Bargeld bei ſich. Der vierte Verhaftete
iſt ein rumäniſcher Chemiker namens
Watros=
law Reich, der ſich erſt vor kurzem in Frankreich hat
naturali=
ſieren laſſen. Ebenfalls feſtgenommen wurden die rumäniſche
eine kühle und kritiſche Aufnahme, wobei mehrfach Dentiſtin Riva Davidoppei, deren Freundin
Ma=
rycer und ein Bruder der letzteren. Eine aus
Beßara=
bien ſtammende Studentin namens Baila Englard iſt flüchtig,
doch fahndet die Polizei eifrig nach ihr.
In den Wohnungen der Verhafteten wurde
umfangreiches Material, ſo geheime Chiffreſchlüſſel,
Briefe und Bücher, beſchlagnahmt. Die Polizei iſt der
An=
auf die Spur gekommen iſt, deren Tätigkeit ſich nicht nur auf
Frankreich, ſondern auch auf England und die Vereinigten Staa=
Die bisherigen Ermittlungen ſollen bereits ergeben haben,
ſchen Spionagedienſt ein monatliches Gehalt von 5000 Franken
bezog und u. a. die geheimen Lehrpläne der Kriegsſchulen ins
Ausland geſchafft hat. Ingenieur Obry, der gleichfalls 5000
Fran=
ken monatlich erhielt, ſoll Fabrikationsgeheimniſſe der ſtaatlichen
Munitionsfabriken verraten haben. Reich bezog monatlich 3000
Franken; da er in einem phyſikaliſch=chemiſchen Laboratorium
be=
ſchäftigt war, konnte er Geheimniſſe über die Verwendung von
Giftgaſen verraten. Die Dentiſtin Davidovici hielt die
Verbin=
dung zwiſchen den Spionen untereinander und mit der Zentrale
in Helſingfors aufrecht, während die Studentin Englard mit
photographiſchen Arbeiten beſchäftigt war. — Beſonderes Aufſehen
erregte die Mitteilung, daß die Spionageorganiſation den Plan
für die induſtrielle Mobiliſierung des Pariſer Bezirks, der u. a.
auch die genauen Produktionspläne jedes einzelnen Werkes
ent=
hält, ans Ausland verkauft haben ſoll. Wie die Polizei ferner
bekannt gibt, ſind bisher im Zuſammenhang mit dieſer Affäre in
werte freundliche Note Deutſchland gegenüber gewählt habe. So Frankreich und im Ausland insgeſamt 250 polizeiliche
Unter=
ſuchungen durchgeführt und über 200 verdächtige Perſonen
ver=
nommen worden. In Frankreich ſelbſt ſind bisher 16 Perſonen
verhaftet worden.
Ausdehnung der Spionage=Organiſakion
auch auf England und Amerika.
Weiter wird angedeutet, daß auch in England ſelbſt
ſen=
ſationelle Entwicklungen bevorſtänden, da das in Paris
beſchlag=
nahmte Material wichtige Fingerzeige über die Ausdehnung der
Organiſation in England ergeben hätte.
Dem amerikaniſchen Juſtizminiſterium ſind Berichte der
franzöſiſchen Behörden über die Tätigkeit der in Paris
aufgedeck=
ten Spionage=Organiſation in den Vereinigten Staaten, an
deren Spitze das amerikaniſche Ehepaar Switz ſtand, zugegangen.
Die daraufhin angeſtellten Nachforſchungen haben ergeben,
daß aus verſchiedenen amerikaniſchen Munitionsfabriken
wich=
tige, die Landesverteidigung betreffende Geheimdokumente
ver=
ſchwunden ſind.
Wichlige Geheimdokumenke aus dem amerikaniſchen
Kriegsminiſterium verſchwunden.
EP. New York, 22. März.
In der Umgebung des Weißen Hauſes gibt man jetzt zu, daß
aus dem amerikaniſchen Kriegsminiſterium wertvolle
Geheim=
dokumente über die nationale Verteidigung verſchwunden ſind.
Man vermutet, daß die in Paris verhafteten Spione direkt oder
indirekt an dieſen Dokumentendiebſtählen beteiligt ſind.
Neue Enkhüllungen in der Skaviſky=Angelegenheik.
EP. Paris, 22. März.
Ein Theater=Coup ereignete ſich am Mittwoch abend in dem
Parlamentariſchen Unterſuchungsausſchuß für die Staviſky=
An=
gelegenheit. Der Abgeordnete Henriot, deſſen wiederholte
Inter=
ventionen in der Kammer weſentlich zur Aufrollung der ganzen
Schwindelaffäre beigetragen haben, wurde über die Herkunft
ſei=
ner Informationen vernommen. Er legte dabei einen
umfang=
reichen Aktenſtoß vor, durch den nicht nur neues Licht in die ſchon
bekannten Zuſammenhänge hineingetragen wird, ſondern auch
bisher als unantaſtbar geltende hochſtehende Perſonen belaſtet
werden.
Ferner ſoll durch dieſe Schriftſtücke ein Zuſammenhang zwiſchen
Staviſky und der vor einigen Jahren erfolgten Ermordung des
Abgeordneten von Guyana, Galmot, aufgedeckt worden ſein.
Gal=
mot hatte im Jahre 1926 die Verhaftung Staviſkys veranlaßt.
Kurze Zeit darauf ſtarb er in Cayenne. Ein Brief
Stavi=
ſkys, der drei Wochen vor dem Tod des Abgeordneten Galmot in
Cayenne eintraf, ſchloß er mit dem Satz: „Galmot wird erfahren,
was es heißt, ſich mir in den Weg zu ſtellen”. Man will daraus
ſchließen, daß der Abgeordnete auf Veranlaſſung Staviſkys
er=
mordet worden iſt.
In einem anderen Briefe iſt die Rede davon, daß einer der
bekannteſten Pariſer Rechtsanwälte, Henri Robert, ſich 20000
Franken habe bezahlen laſſen, um die Haftentlaſſung des
Kompli=
zen Staviſkys, Hayotte, zu erreichen. In dem Brief wird geſagt,
daß 20 000 Franken nicht zuviel ſeien für den
Prä=
ſidenten, wenn er die Angelegenheit
verſchlep=
pen wolle.
Taeger weit zurück und entwickelte die Entſtehung des griechiſchen
Staates von ſeinen Anfängen bis zur Vorherrſchaft Athens. Er
verbreitete ſich dann insbeſondere über die ſtaatlichen Ideen und
Maßnahmen Perikles, ſo Ausbau der Demokratie,
Bauernbefrei=
ung, Einſchränkung des Bürgerrechts zwecks Vermeidung fremder
Blutvermiſchung, Geſtaltung Athens zur ſtärkſten Lagerfeſte ihrer
Zeit und daneben zur ſchönſten Stadt der Welt.
Viele Gedanken des Perikles, namentlich auch ſeine
Gegen=
ſätzlichkeit zu Sparta, wurden vom Redner durch ausführliches
Eingehen auf Perikles Reden belegt. Dieſe Reden zeichnen uns
Heutigen das Bild des Griechentums anders als den Generationen
vor uns, die in ihm zu ſehr einen Traum von Schönheit und
Heiterkeit geſehen. Wir hören aus ihnen das eherne Geſetz
dröh=
nen: „der Einzelmenſch iſt nichts, der Staat alles‟. Durch dieſe
kraftvolle Einſtellung verſtand es Perikles auch, ſich der allzeit
regen Kritik ſeiner Zeitgenoſſen gegenüber zu behaupten. Jahr um
Jahr wurde er vom Volke wiedergewählt. Dennoch ſtarb ſein
Werk mit ihm, denn nur er hatte vermocht, die tief im
Griechen=
tum wurzelnden individualiſtiſchen Neigungen zu bezwingen.
Auch um zur Figur des Auguſtus überzuleiten, griff der
Red=
ner weit zurück in die Geſchichte der Mittelmeerſtaaten. Er zeigte,
wie durch die Etrusker dem alten, römiſchen Bauernſtaat die
grie=
chiſche Kultur vermittelt wurde. Er bewies, wie der Siegeslauf
des Hellenismus trotzdem die Sonderwelt des römiſchen Volkes
nicht überfremdete und wie gerade in ſtändigem Kampf um
völ=
kiſche Eigenart Roms große Figuren erwuchſen. Eine davon, wenn
auch nicht mit einem Cäſar gleichzuſetzen, war Auguſtus. Auch ihn
wollte der Redner in erſter Linie als Staatsmann zeigen und
ſchilderte daher ausführlich Auguſtus Maßnahmen zur Geſundung
der Agrauverhältniſſe, ſowie zur Hebung der beiden erſten Stände:
Senatoren und Ritter. Obgleich ſo gut wie ausſchließlich über die
Macht verfügend (gerade hierin ein Gegenſatz zu Perikles), fühlte
ſich Auguſtus doch, wie ſeine Schriften bezeugen, als
Wiederher=
ſteller vieler zur Zeit der römiſchen Republik gültigen
Inſtitutio=
nen. Sein innerlich gewandeltes Herrſchergefühl diktierte ihm eine
dem Hellenismus entgegengeſetzte Stellung zum
Gottmenſchen=
gedanken: er duldete ſeine göttliche Verehrung nur im Verband
mit dem Kult der heiligen Roma. Obwohl die Römer —
ebenſo=
wenig wie die Griechen des Perikles — die Aufgaben zu erfüllen
vermochten, die ihnen ihr Herrſcher vorgeſchrieben, obwohl ſie
ſchließlich den Orient über ſich triumphieren ließen, behielt
Auguſtus: Werk dennoch ſeine weiterwirkende Kraft, bis ſchließlich
unter Diokletian eine völlige Neuordnung des römiſchen Staates
erfolgte.
Der Vorſitzende der Vereinigung, Herr Oberſtudiendirektor
Dr. Liſtmann, eröffnete und ſchloß den Abend, er dankte dem
Redner für die Ueberfülle des Gebotenen, das ein Verarbeiten
in der Stille von jedem Hörer erfordere. Ein Schülerquartett des
Gymnaſiums trug durch einen muſikaliſchen Vortrag zu Ver=
Dr. R.
ſchönerung der Veranſtaltung bei.
* Des Aiſchylos „Perſer”
aufgeführt von Schülern des Mainzer Gymnaſiums.
Der hohe Wert von Schüleraufführungen ſteht unbeſtreitbar
feſt, es gibt eben einfach kein beſſeres Mittel, die Jugend
unmittel=
bar an ein Dichtwerk heranzubringen, als wenn man es durch ſie
ſelbſt wiedergeſtalten läßt. Die Aufführung von Sophokles” „
An=
tigone” und Plautus” „Miles” in früheren Jahren hatten ſo gute
Erfahrungen erbracht, daß es kein Wagnis mehr war, auch in
die=
ſem Jahre die Schüler der höheren Klaſſen des Gymnaſiums an
ein Drama der großen klaſſiſchen Zeit Athens zu ſetzen, zumal der
Ertrag einem Denkmal für die gefallenen Angehörigen der Schule
beſtimmt war. Der äußere Erfolg ſtellte ſich in kaum erhofftem
Umfange ein, ſo daß das Haus ſchnell ausverkauft war und man
ſich entſchließen mußte, das Werk zweimal hintereinander zu
ſpie=
len. Wieder hatten ſich die Primaner mit prächtigem Fleiß und
Ernſt dieſer Aufgabe angenommen, geleitet von Erich Keddy,
der ihnen auch im Vorjahre ein guter Führer in die Welt der
Bühnenkunſt geweſen war.
Ueber das Grundſätzliche bei heutigen Aufführungen antiker
Dramen haben wir bei den früheren Gelegenheiten ausführlich
geſprochen. Da nicht nur die räumlichen Vorausſetzungen ganz
andere ſind, iſt ein Kompromiß niemals zu vermeiden. Ob man
in der Moderniſierung des Bühnenbildes allerdings gleich ſo weit
gehen ſoll, wie es Helmut Obſtfelder getan hatte, iſt eine
an=
dere Frage. Die Chöre wurden nicht geſungen, ſondern geſprochen,
und zwar ohne Bewegung, wodurch für unſer heutiges Empfinden
das Wort ungleich ſtärker wirkt, das ſelbſt, in der Ueberſetzung
(von W. Leyhauſen) noch ganz unerhörte Wucht beſitzt.
Abſchat=
tierung durch zwei Halbchöre unterſtrich den Eindruck ſehr
glück=
lich. Ohne um Kleinigkeiten rechten zu wollen, muß doch ein
merkwürdiger Regiefehler feſtgeſtellt werden: die Symbolik der
drei Türen war an ſich gewahrt, doch zog am Ende der König mit
dem ganzen Chore ſtatt in den Palaſt, wie er ankündigt, vielmehr
in das Grab ſeines Vaters! Die Szene der Geiſtererſcheinung des
alten Königs kann man ſich auch wohl noch weſentlich ſtärker
den=
ken. Die Namen der Mitwirkenden blieben ungenannt und ſollen
es auch bleiben. Einige von ihnen konnten wir aus der
vorjähri=
gen Wiedergabe der plautiniſchen Komödie mit beſonderer Freude
wieder begrüßen. So vor allem den ausgezeichneten Vertreter
der ungemein ſchwierigen Botenrolle, mit der das Drama ſteht
und fällt. Alle anderen Mitwirkenden hielten ſich durchweg auf
gleicher Leiſtungshöhe und mögen ſich kameradſchaftlich in das
Ge=
ſamtlob teilen, daß ſie alle verdienſtlich an einer wahren
Helden=
gedenkfeier für ihre gefallenen Schulkameraden mitgewirkt haben.
Zu den Kompromiſſen gehört auch die Löſung der
muſikali=
ſchen Untermalung. Originalmuſik aus der Zeit des Aiſchylos
haben wir nur in einem Bruchſtück eines pindariſchen Hymnus,
nicht genug, um ein ganzes Drama, damit zu beſtreiten. Durch
den Verzicht auf ein geſungenes Chorlied iſt der Bedarf an Muſik
ja auch eigentlich verneint. Man hatte ſich jedoch entſchloſſen, das
Pathos des geſprochenen Wortes durch kurze. Inſtrumentalſätze
oder einzelne Töne noch weiter zu heben, eine Löſung, die zwar
gänzlich unantik iſt, ſich aber der gewählten Form der Darſtellung
recht gut anpaßte. Denn das Ziel einer heutigen Aiſchylos=
Auf=
führung kann nicht mehr möglichſte archäologiſche und philologiſche
Treue ſein, ſondern die Erfaſſung des geiſtigen Gehaltes. Und
das iſt trotz aller Zugeſtändniſſe doch gelungen.
Dr. B.
Terror.?
Der Geſamtverband deutſcher antikommuniſtiſcher Vereine e. V.
in Berlin hat nach dem Buch Dr. Ehrts: „Bewaffneter Aufſtand!”
nunmehr ein neues herausgebracht: „Terror”. Zuſammen mit
Hans Roden hat hier Dr. Ehrt ein Material geſammelt, das
ſtatiſtiſch den Terror erfaßt, der von marxiſtiſcher Seite ſeit 1918
verübt wurde. Es iſt ein Verdienſt des Geſamtverbandes
anti=
kommuniſtiſcher Vereine, daß die von ihm herausgegebenen
Schrif=
ten durch ihre klare Sachlichkeit den Durchſchnitt ähnlicher
Litera=
tur bei weitem überragen. Auch in dem vorliegenden Buch
be=
fleißigt ſich der Verfaſſer einer klaren, nüchternen Sprache, die die
Eindringlichkeit des Geſagten nur noch verſtärkt. Bis zur
Revo=
lution 1918 wird der Weg der Sozialdemokratie gezeigt, die unter
dem Mantel demokratiſcher Geſinnung die Revolution
vorberei=
tete. 1918 läßt der Marxismus die Maske fallen: Die KPD. ruft
zum Bürgerkrieg. Und während, die Kommuniſten das
Prole=
tariat planmäßig in kleinen und größeren Terrorakten für den
bewaffneten Umſturz ſchulen, wird dieſe Tätigkeit durch die
ſozial=
demokratiſchen Regierungen unterſtützt, die wenig oder gar nichts
gegen die Terroriſten unternehmen. SPD. und KPD., es iſt die
gleiche Gefahr in verſchiedenem Gewand. So weiſt das Buch nach.
Die Arbeiterfreundlichkeit der Marxiſten widerlegt es durch eine
Aufſtellung, aus der hervorgeht, daß 1931 von 100 Opfern
marxi=
ſtiſchen Terrors 80 dem Arbeiterſtand angehörten. Der immer
ſteigende Anteil der NSDAP. an den Toten und Verwundeten
zeigt in eindringlicher Weiſe die ſtetige Verſchärfung des
Kamp=
fes zwiſchen Nationalſozialismus und Marxismus. Und erſt im
März 1933 fällt die bis dahin ſteigende Kurve der Terroropfer
ſteil ab: Die Machtergreifung durch den Nationalſozialismus hat
den roten Terror gebrochen.
Wie ſo oft ſtellt auch in dieſer „Blutchronik des Marxismus”,
das Bildmaterial einen faſt noch ſchlagenderen Beweis dar als
die Worte. Vor dem Bild grauſam verſtümmelter Leichen
ver=
ſtummt der Einwand der „Notwehr gegen die
Kapitaliſtenſöld=
ner”. Und beim Ueberſehen dieſer Bilder ſteht auch vor dem
Un=
politiſchen, der abſeits von dieſem erſchütternden Treiben lebte,
die Frage auf: Was wäre geſchehen, wenn?
Doch dieſes Buch „Terror” iſt nicht geſchrieben, um rückwärts
zu ſchauen, um allein eine Chronik zu ſein. Es ſoll in erſter Linie
zur Aufklärung derer dienen, die immer noch mit zäher
Verbiſſen=
heit Greuelmärchen glauben oder gar in die Welt ſetzen zu müſſen
glauben. Dieſem Buch iſt in Deutſchland, vor allem aber auch
im Ausland der gleiche Erfolg zu wünſchen, der dem vorangegan=
. a.
genen „Bewaffneter Aufſtand” zuteil geworden iſt.
Die Blutchronik des Marxismus in Deutſchland. Von Dr.
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Freitag, 23. März 1934
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 23. März 1934.
Die NS. Volkswohlfahrk wirbk!
Die NS.=Volkswohlfahrt iſt gegenwärtig die einzige
Organi=
ſation der NSDAP., die noch Mitglieder aufnimmt. Wer in die
NS.=Volkswohlfahrt eintritt, hat Gelegenheit, vom erſten Tage
an in vorderſter Front Arbeit im nationalſozialiſtiſchen Sinne zu
leiſten.
Die NS.=Volkswohlfahrt braucht energiſche und tatkräftige
Mitarbeiter, die als politiſche Soldaten unter vollem Einſatz aller
Kräfte zu kämpfen bereit ſind. Die Arbeit der NS.=
Volkswohl=
jahrt iſt von allergrößter Bedeutung für das deutſche Volkstum.
Die NS.=Volkswohlfahrt war die Trägerin des
Winterhilfs=
werkes. Schon daraus iſt zu erkennen, von welch ungeheuerer
Be=
deutung die Arbeit für das geſamte deutſche Volk iſt.
Volksgenoſſen! Meldet euch noch heute als
Mitglied zur NS.=Volkswohlfahrt. Eure
Auf=
nahmeerklärung nimmt die jeweils zuſtändige
Ortsgruppe an.
Jedermann ſein eigener Skammbaumforſcher.
EPH. Kaum iſt ein Geſetz ſo ſehr dazu angetan, Ordnung in
das perſonelle Leben unſeres Dritten Reiches zu bringen, wie
das Geſetz, welches den Nachweis der ariſchen Abſtammung
er=
ſordert!
Fällt der Hauptanteil dieſer Forſchungen den Pfarrämtern
zu. ſo unterziehen ſie ſich gerne dieſen Anforderungen der neuen
Zeit! Denn was kann unſerer Kirche lieber ſein, als wenn ſie
auf die vielfältigſte Weiſe am Aufbau des Dritten Reiches
mit=
wirken darf! Immerhin aber muß von den Volksgenoſſen
erwar=
jet werden, daß ſie den Pfarrämtern entgegenkommen und ſie bei
der Erforſchung der Stammbäume und der verſchiedenſten Daten
mitwirken, ſoweit es ihnen nur möglich iſt!
In den meiſten Fällen dürfte es möglich ſein, die Namen und
ſämtliche Daten bis zu den Großeltern ſelber zu finden!
Quellen dafür ſind:
1. Eigenes Wiſſen, das durch das von Angehörigen und
Verwandten ergänzt werden kann.
2. Aufzeichnungen in Familienbibeln und
Gebet=
büchern in Familienbeſitz.
3. Grabſteine auf Friedhöfen, die meiſt viele
Aufzeich=
nungen über Geburt und Tod tragen.
4. Bürgermeiſtereien und Standesämter, die ſeit
den 70er Jahren auch alle Einträge in eigenen Büchern
führen.
Werden ſpäter hinaus die Pfarrämter in Anſpruch
genom=
men, dann empfiehlt ſich:
Schriftlicher Antrag. Dieſem Antrag iſt unter allen
UImſtänden beizufügen:
a) Name und genaue Anſchrift des Antragſtellers.
b) Genaue Angabe des Materials, das geſucht wird,
und der Namen und Daten, die ſchon bekannt ſind. Auf Grund
des vorhandenen Materials ſind die noch ausſtehenden
An=
gaben leichter zu finden.
e) Von der Ortsgruppen=, Kreis= oder Gauleitung
ordnungs=
gemäß beglaubigter Nachweis, daß die Angaben
für Parteizwecke benötigt werden.
Jeder Volksgenoſſe möge bedenken, daß täglich auf den
gro=
ßen Pfarrämtern Dutzende neuer Geſuche einlaufen. Jeder
Volks=
genoſſe erbittet ſofortige, dringliche Erledigung ſeiner Bitte! Das
geht natürlich nicht! Die Geſuche können nur dem
Ein=
gang nach berückſichtigt werden, wie das auf jedem amtlichen
Büro auch der Fall iſt! Darum, wenn die Angaben nicht ſofort
einlaufen:
Nicht gleich ſchimpfen oder gar mit
Maß=
nahmen drohen!
Die Pfarrämter erledigen alle Anträge gerne, doch muß
jeder Volksgenoſſe wiſſen, daß auch ein Pfarramt nicht
alles über dem Knie abbrechen kann!
Durch gegenſeitiges Verſtändnis und gegenſeitige Einordnung
werden alle Nachweiſe erledigt werden! Vor allem aber ſei
jeder ſein eigener Stammbaumforſcher!
Miniſterialabteilung für Bildungsweſen, Kultus, Kunſt
und Volkstum.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Engelſtadt, Kreis Bingen. Die
Dienſt=
wohnung iſt frei.
Zur Vorbereitung für die mittleren Stellen im
Landes=
finanzdienſt können 10 Anwärter zugelaſſen werden.
Voraus=
ſetzung für die Zulaſſung iſt der Nachweis der Primareife.
Be=
werber, die den Nachweis über eine erfolgreiche Teilnahme an
Einrichtungen, die dem Zwecke der Erziehung junger Leute aller
Volkskreiſe zur Volksgemeinſchaft im nationalſozialiſtiſchen Sinne
dienen, erbringen können, werden bevorzugt. Geſuche ſind bis
zum 25. März d. J. unter Beiſchluß einer entſprechenden
Be=
ſcheinigung, dem Nachweis der ariſchen Abſtammung, einer
Ab=
ſchrift des letzten Schulzeugniſſes und einer Darlegung der
per=
ſönlichen Verhältniſſe (Lebenslauf) an die Abteilung Td
(Finanzen) zu Darmſtadt einzureichen.
— Empfang der „Banda Fasciſta”. Heute mittag um 12.30 Uhr
trifft auf dem Paradeplatz vor dem Landesmuſeum die „Banda
Fasciſta”, die italieniſche Milizkapelle, die am Abend ein Konzert
im Großen Haus des Landestheaters geben wird, ein. Die
italie=
niſchen Gäſte, die in Uniform erſcheinen, werden durch
Kreis=
leiter Oberbürgermeiſter Wamboldt und einen Ehrenſturm der
SA. begrüßt. Zum Empfang ſpielt die Standartenkapelle. Die
Darmſtädter Bevölkerung iſt zu der Einholung der
Schwarzhem=
den eingeladen und wird gebeten, zahlreich zu erſcheinen, um der
italieniſchen Milizkapelle, deren deutſches Gaſtſpiel einen
Gegen=
beſuch auf die in Italien überall mit Begeiſterung aufgenommene
Konzertreiſe des Reichsſinfonieorcheſters (unter Leitung von
Franz Adam) darſtellt, die deutſchen Sympathien eindrucksvoll zu
beweiſen.
Heſſiſches Landestheater.
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Miiſte He Anf. 20. Ende 22 Uhr (Außer Miete).Freitag
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23. März / „Banda Fasciſta‟. Samstag
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23. März Anf. 20, Ende 22½ Uhr. (Außer Miete) dazu
Nummerkarten 151—250.
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24. März Anf. 20, Ende 22½ Uhr. (Außer Miete) dazu
Nummerkarten 251—500.
Preiſe 0.70—3.80
Der letzte Zeuge.
Niete) dazu
onntag
25. März
Nummerkarten 501—600.
Am Himmel Europas.
Preiſe 0.70—3.80
Kug
AIAAB.
ARäMNE
A
Nr. 81 — Seite 5
Wir ſchulen junge Hausfrauen.
Durch den kraftvollen Angriff der nationalſozialiſtiſchen
Re=
gierung auf die Arbeitsloſigkeit, durch die Schaffung von
Erwerbs=
möglichkeiten für junge Männer in den verſchiedenſten Berufen
und durch Gewährung der Eheſtandsdarlehen wird manchem jungen
Paar die Gründung eines eigenen Hausſtands ermöglicht. Viele
der jungen Mädchen und Bräute, die in nächſter Zeit in den
Ehe=
ſtand treten wollen, waren in außerhäuslichen Berufen tätig,
kom=
men aus Geſchäften und Büros. Da ſie meiſt ſchon bald nach der
Schulentlaſſung dort eintraten, blieb ihnen keine Zeit und
Ge=
legenheit, ſich die erforderlichen Kenntniſſe zur häuslichen
Wirt=
ſchaftsführung anzueignen. Ernſte und verantwortungsbewußte
Mädchen werden dieſen Mangel ſchwer empfinden, denn ſie wiſſen,
welch eine wichtige und bedeutſame Aufgabe es iſt, einem
Haus=
weſen vorzuſtehen, ſie wiſſen zugleich, wieviel Glück, Behagen und
Zufriedenheit in dem jungen Heim davon abhängen wird, ob ſie
ihren zukünftigen Pflichten darin werden genügen können. Je
be=
ſcheidener die Mittel ſind, um ſo geſchickter und tüchtiger muß die
Hausfrau wirtſchaften, um ſo ſorgſamer muß ſie berechnen und
ein=
teilen. Ohne Zweifel iſt die beſte Ausbildung für die zukünftige
Hausfrau die längere Mitarbeit in einem gut und ſparſam
ge=
führten Haushalt. Da vielen jungen Mädchen dazu die Zeit nicht
zur Verfügung ſteht, hat ſich der Hausfrauenbund
entſchloſ=
ſen, durch eine Einrichtung beſonderer Art eine neue Möglichkeit
zu ſchaffen.
Da die Küche des Hausfrauenbundes am 1. April
ihre Pforten ſchließt, ſtehen die ſeither von ihr innegehabten
Räume zu neuen Zwecken zur Verfügung. Hier in der ſchönen,
hellen Küche und dem großen, behaglichen Speiſe= und
Arbeits=
raum ſoll am 15. April der erſte Lehrgang für künftige
junge Hausfrauen beginnen. Unter der Leitung einer
tüch=
tigen Lehrerin ſollen junge Mädchen in einer zweimonatigen
Aus=
bildungszeit in die wichtigſten Zweige hausfraulicher Tätigkeit
10. Sonderveranſtalkung des
Winker=
hilfswerks des Deutſchen Volkes.
Die Reichswehr rufk!
Nachdem die Garde des Führers, die SS., vor kurzem
zugun=
ſten des Winterhilfswerkes ein Konzert veranſtaltet hat und, wie
der rege Beſuch bewies, damit einen außerordentlichen Erfolg
er=
zielte, wird nun unſere Reichswehr, die in würdiger Weiſe die
Tradition unſeres alten ruhmreichen Heeres pflegt, ſich am
Sams=
tag, den 24. März 1934, in den Dienſt der guten Sache ſtellen. Das
Muſikkorps des 1. (Heſſ.) Grenadier=Bataillons des 15. Infant.=
Regiments unter Leitung von Obermuſikmeiſter Ernſt Krauße
gibt an dieſem Tag, abends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ein
großes Konzert, deſſen Vortragsfolge beſonders gewählte
Muſik=
ſtücke enthält.
Eine ausgezeichnete Darbietung wird durch den Ruf der
Kapelle gewährleiſtet. Das Programm bringt in buntem Wechſel
klaſſiſche Muſik und Märſche. Ganz beſonderes Intereſſe darf es
durch die erſtmalige Darbietung von hiſtoriſchen Märſchen faſt
aller europäiſchen Staaten für ſich in Anſpruch nehmen.
Die Reichswehr ruft zum Kampf gegen
Hun=
ger und Kälte! Wir wollen ihr beweiſen, daß wir den Sinn
der Volksgemeinſchaft richtig verſtanden haben, und, wenn es gilt.
bereit ſind, zur Linderung der Not der ärmſten Volksgenoſſen
bei=
zutragen.
Darum auf zum Reichswehrkonzert am 24. März 1934 im
Städtiſchen Saalbau.
Der Vorverkauf hat bereits begonnen und es empfiehlt ſich
daher, ſich rechtzeitig mit Eintrittskarten zum Preiſe von 0,75 RM.
zu veiſehen. Karten ſind bei der Kreisführung und ſämtlichen
Ortsgruppen des WHW., beim Verkehrsbüro, Muſik=Arnold,
Ernſt=Ludwigſtraße, Völkiſche Buchhandlung. Rheinſtraße, und
Hugo de Waal zu haben.
Die amtliche Ablöſungsplakette und
Gedenkmünze der Reichsführung des
Winterhilfswerks
wird an diejenigen Volksgenoſſen
verausgabt, deren freiwillige
Ab=
züge vom Märzgehalt am Ultimo
März erfolgen. Die Plakette kann
auch von denjenigen Volksgenoſſen
erworben werden, die nachträglich
Opfer für den Kampf gegen Hunger
und Kälte bringen wollen.
Die=
ſelbe iſt bei den örtlichen
Dienſt=
ſtellen der N. S. V. erhältlich.
Rauft Baw. Bſtereler:
Helft dem Winkerhilfswerk, den kleinen
hilfsbedürftigen Volksgenoſſen eine
Oſterfreude zu bereiten!
eingeführt werden, die vorhandenen Kenntniſſe ſollen ergänzt und
bereichert werden.
Das Zuſammenleben der kleinen Arbeitsgemeinſchaft — es
iſt an 10 bis 12 Mädchen gedacht — ſoll möglichſt den Stempel des
Familienhaushalts tragen. Es ſoll ſich nicht darum handeln, in
einzelnen Unterrichtsſtunden verſchiedene Kunſtfertigkeiten und
Handfertigkeiten zu erlernen, ſondern ein wirklicher Haushalt mit
allen darin vorkommenden Arbeiten ſoll geführt werden. Die
Herſtellung guter, bürgerlicher Koſt, die geſchickte Verwertung von
Reſten, die Zuſammenſtellung eines geſunden Speiſezettels, die
große Wäſche, Bügeln und Ausbeſſern ſoll erlernt werden, wie es
der Haushalt ſpäter verlangt. Zeiteinteilung, das außerordentlich
wichtige Gebiet des ſparſamen und ſachgemäßen Einkaufs und
nicht zuletzt die vernünftige Einteilung des Wirtſchaftsgeldes ſollen
bedacht werden. Der Arbeitsplan ſoll, ſorgfältig durchdacht, eine
möglichſt gute Ausnützung der zur Verfügung ſtehenden Zeit
ge=
währleiſten. Bringen die jungen Teilnehmerinnen dann viel
Eifer, Hingabe und guten Willen mit, dann kann der Erfolg nicht
ausbleiben.
Der Koſtenbeitrag der Mädchen, der die geſamte Verpflegung
der Wochentage in ſich ſchließt, wird ſo niedrig wie möglich
ge=
halten.
Der Hausfrauenbund hofft, mit dieſer Einrichtung einem
dringenden Bedürfnis unſerer Zeit entgegenzukommen und jungen
Mitſchweſtern ein gutes hauswirtſchaftliches Rüſtzeug zu geben,
das ſie befähigt, in ihrem Heim zum Segen ihrer Familie und
damit ihres Volkes zu wirken.
Junge Mädchen, die den Wunſch haben, ſich an dem erſten
Lehrgang zu beteiligen, werden gebeten, ſich zu einer
unverbind=
lichen Beſprechung auf der Geſchäftsſtelle des Hausfrauenbundes,
Rheinſtraße 7 II., am Montag (26. März) von 4—6 Uhr
einzu=
finden.
Jahreshaupkverſammlung
des Heſſiſchen Evangeliſchen Fürſorgeverdandes.
Tnt
EPH. In Frankfurt a. M. fand unter ſtarker Beteiligung
der Mitarbeiter in der freien Jugendfürſorge, ſowie der
Ver=
treter der Behörden von Stadt= und Kreisjugendämtern und
der Kreisfürſorgerinnen und der Freunde der evangeliſchen
Jugendfürſorgearbeit die diesjährige
Jahreshauptver=
ſammlung ſtatt. In ſeinem Grußwort wies der Vorſitzende,
Pfarrer Grein=Arheilgen, auf die Bedeutung des
Berichts=
jahres für die geſamte freie Jugendfürſorgearbeit hin, die ſich
damit vollzog, daß das liberaliſtiſch=individualiſtiſch verſtandene
Recht des einzelnen Kindes auf Erziehung in leiblicher,
ſeeli=
ſcher und geiſtiger Hinſicht abgelöſt iſt durch das zum Durchbruch
gekommene und freudig bejahte Recht des Staates auf Erziehung
der geſamten Jugend. Aus dem Jahresbericht des
Landes=
jugendpfarrers Lic. v. d. Au ging hervor, daß von dem
Lan=
desverband der Dekanatserziehungsvereine
823 Zöglinge gegenüber 995 vom Vorjahre betreut werden.
Der Grund für den Rückgang der Geſamtzahl liegt teils in der
Auswirkung der Maßnahmen, die F.E. mit 19 Jahren
aufzu=
heben, teils in der Abwanderung vieler Jugendlicher zum F.A.D.
oder in der Landhilfe, aber ebenſo auch in der Tatſache daß mit
Rückſicht auf die ſchwierige Finanzlage heute ſeltener als früher
Fürſorgeerziehung durchgeführt wird. Der Herkunft nach
ver=
teilen ſich die betreuten Jugendlichen auf die einzelnen
Provin=
zen: aus Starkenburg 476, Oberheſſen 234, Rheinheſſen 95,
außer=
heſſiſche 18. Untergebracht ſind in Starkenburg 337, in Oberheſſen
442, in Rheinheſſen 44. Außerdem wurden noch etwa 180
Kin=
der von evangeliſchen Pfarrern außerhalb der
Dekanats=
erziehungsvereine betreut. Beſondere Erwähnung bedarf die
hohe Anzahl der von Dekanatserziehungsvereinen betreuten
Mündel. Bei der Landesgeſchäftsſtelle beim Evang.
Kirchl. Landesjugendamt waren im Berichtsjahr 767
Jugendliche zur Unterbringung und Betreuung gemeldet, 163
männliche und 604 weibliche. Die kurz bemeſſene Zeit erlaubte
es nicht, die nach den verſchiedenſten Geſichtspunkten ausgewertete
Statiſtik zu verleſen. Trotz aller Schwierigkeiten — hochgradige
Gefährdung durch Verkrüppelung, Geiſtesſchwäche oder
Willens=
loſigkeit und dadurch bedingte erſchwerte
Unterbringungsmöglich=
keit — konnten dankenswerte Erfolge erzielt werden. Auch die
Unterbringung von Pflegekindern, 33 im ganzen, in beſonders
ſchwierigen Fallen iſt zu nennen. Ganz beſonders wurde der
Arbeitsbereich der Adoptionsvermittlungsſtelle
aus=
gebaut. Im Berichtsjahr wurden 62 Adoptivkinder untergebracht.
Gerichtlich abgeſchloſſene Verträge fanden 58 ſtatt, während noch
in 80 Fällen Verhandlungen ſchweben. Die Zahl der geführten
Vormundſchaften beläuft ſich zurzeit auf 32. Mit 105
Eltern=
paaren wird zurzeit wegen Aufnahme eines Kindes verhandelt.
Zur Adoption gemeldet ſind nach Berückſichtigung der
notwen=
digen ſtrengen Bedingungen 84 Buben und 9 Mädchen. — In
den Anſtalten des Verbandes wurden im Berichtsjahr 104
Ju=
gendliche betreut, während die Zufluchten in Darmſtadt, Mainz
und Gießen 1270 Aufnahmen mit 20 123 Verpflegungstagen
auf=
zuweiſen hatten. — Nach der Ausſprache über den Jahresbericht
hielt ſodann Direktor Paſtor Wolff vom Stephansſtift in
Han=
nover, zugleich der 1. Vorſitzende des Allgemeinen Deutſchen
Für=
ſorgeerziehungstages ſeinen mit großer Spannung erwarteten
Vortrag über: „Welche Aufgaben erwachſen der freien
Jugend=
hilfe im Dritten Reich?” In ſouveraner Beherrſchung des
geſam=
ten Stoffgebietes, in ſcharfer Durchdringung des ganzen
Fragen=
komplexes unter nationalſozialiſtiſchen wie theologiſchen
Geſichts=
punkten gelang es dem Vortragenden, in ſeinem zweiſtündigen
Referat die geſpannt lauſchenden Zuhörer zu feſſeln, indem er
klar und ſcharf das Verhältnis der freien evang.
Jugendfür=
ſorgearbeit zur NSV. herausarbeitete und auf Grund der neueſten
Verhandlungen ein klares, anſchauliches, überſichtliches Bild
zeich=
nete, wie im Dritten Reich unter Führung der NSV. die evang.
Jugendfürſorgearbeit die ihr zugewieſene Arbeit, zu leiſten hat
auf Grund ihrer Erfahrung, ihrer Sachkenntnis wie ihrer
Lei=
ſtung und Einſatzbereitſchaft. Reichlicher Beifall lohnte den
Vor=
tragenden. Mit einem herzlichen Dankeswort für alle geleiſtete
Arbeit in opferbereiter Liebe und ſelbſtloſer Treue ſchloß der
Vorſitzende die angeregt verlaufene Verſammlung, die ebenſo wie
die vorhergehenden zukunftsweiſend und ermutigend für die
Ar=
beit auf alle Teilnehmer wirkte.
— Heſſiſche familiengeſchichtliche Vereinigung. In der letzten
Monatsverſammlung ſprach Studienrat Dr., R. Bonnet,
Frankfurt a. M., über „Methode und Zufall in der
Familienforſchung”. In bunter Folge führte der Redner
aus, wie für den Familienforſcher Methode und glückhafter Zufall
gleich wichtig ſind. Die Methode beginnt ſchon, ſobald der
For=
ſcher ſeine erſten Aufzeichnungen macht, indem er ſeine Funde
ſach=
gemäß ordnet, bei Befragung von Perſonen pſychologiſch richtig
verfährt, die einſchlägigen Quellen kennt und ausnutzt, die
Sach=
kenner für beſtimmte Forſchungsgebiete angeht und überhaupt
nicht erlahmt, um zum Ziele zu kommen. Dieſe ſtets bereite
Auf=
geſchloſſenheit für ſeine Forſchung wird ihm dann auch „zufällig”
manches in die Hände ſpielen. Der Redner gab dafür verſchiedene
Beiſpiele aus ſeiner Erfahrung, wie etwa die Nennung eines
heſ=
ſiſchen Soldaten namens Prieſter auf dem Heſſen=Denkmal zu
Frankfurt a. M., zwar nicht zu deſſen Ermittlung führte, wohl
aber zur Entdeckung eines anderen Zweiges der Familie Prieſter!
Wie ferner an einer Falſchmeldung in einem anderen Falle
we=
nigſtens etwas Richtiges iſt, das dann, richtig ausgewertet, zum
Erfolg verhalf. — Im Anſchluß an den Vortrag wurden von den
Anweſenden noch verſchiedene intereſſante Zufälle, die ihnen bei
ihren Forſchungen weiterhalfen, bekannt gegeben und es ſetzte
überhaupt eine rege Diskuſſion ein, in deren Verlauf insbeſondere
Herr Prälat D. Dr. Dr. Diehl intereſſante und für jedermann
be=
lehrende Ausführungen zu machen wußte.
Jawohl. Vor dem Einseifen u. Rasieren stets mit
NIVEACREME
oderOl einreiben, Selbst bei starkem Bart, bei
empindlicherHlaut wird daskasierenzurFreude
Seite 6 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 23. März 1934
9
BuRRUS!
Eine alte Melodie im modernen Allkag.
Pferdegetrappel iſt etwas Schönes.
Pferdegetrappel ſo ohne was dahinter,
Zwei müſſen’s ſein oder mehr, und die Hufeiſen ſingen ihre
Melodie auf dem Pflaſter; ein paar Takte lang wie zwei
Stim=
men auf gleicher Höhe dann aufgelöſt und hinter= und
gegen=
einander und dann wieder auf gleicher Höhe, immer im Wechſel.
Man hört die Melodie heute im Zeitalter des Autos nicht mehr
oft, aber man hat ſie noch ſo im Ohr von den gummibereiften
„Chaiſen” und „Equipagen” ſeligen Angedenkens. Als ſie
aus=
geſtorben waren, konnte man Pferdegetrappel nur noch hören
„mit etwas dahinter”, mit dem Rattern von Milchfuhrwerken,
Laſtwagen, Kohlenfuhren nämlich. Die „reine Melodie” ſchien
unwiederbringlich dahin und verloren, die „Chaiſen” verſtaubten
in Remiſen, die Gumibereifung war nur für das Auto
zuſtänd=
dig. Aus damit, fertig, töff—töff!
Sie werden wohl auch kaum mehr wiederkommen. (Ein
vor=
ſichtiger Menſch ſagt niemals „nie”.) Ihre Zeit iſt wie ſo vieles
andere vorbei auf dieſer Erde. Aber von neuem auferſtanden iſt
das Pferdegetrappel, das „ohne Beigabe” die reine Melodie‟.
Sie klang ein paarmal an mein Ohr, ohne daß ich ſie zuerſt recht
aufnahm. Wie hätte das Ohr an ſo etwas denken können? Aber
ſie wiederholte ſich ſie klang den einen Tag und klang den
an=
dern, es war ſchließlich unvermeidlich, daß das Ohr ſie voll und
bewußt aufnahm. und da ging ich zum Fenſter und ſah: Alſo
zwei Pferde im leichten Trab, zwei Pferde in Kummet und
Ge=
ſchirr, und dahinter — ein Kohlenwagen, ein veritabler
Kohlen=
wagen ohne Geräuſch, ohne Rumpeln, ohne Lärm, ein
Kohlen=
wagen auf Gummirädern. Jaja, dachte ich, was die Zeit alles
macht! Jetzt hatte ſie Kohlenwagen auf Gummirädern geſchaffen,
die Pferde trappeln, die Kohlen ſind da, ſie ſind ſo ſchwarz und
ſtaubig wie immer, Kohlen eben, alt und immer wieder modern.
aber ſie kommen jetzt auf Gummirädern. Die Chaiſen” und
„Equipagen” mit ihren Gummirädern ſind tot! Es leben die
Kohlenwagen mit Gummirädern! Pferdegetrappel iſt etwas
ſchö=
nes. Pferdegetrappel ohne was dahinter. Früher war es etwas
Feierliches, etwas Beſonderes, eine Hochzeitskutſche, ein Fürſt,
ein Baron, der beſtaunt durch die Stadt fuhr, heute klingt es im
ſchaffenden Alltag, vor der Proſa des Lebens — vor einem
Koh=
lenwagen. Jaja, die Zeit! Sie nimmt viel und ſie bringt viel.
Sie iſt unverwüſtlich. Gehen wir mit der Zeit!
Deutſche Vornamen.
„Welche Vornamen ſind bei uns üblich? Einige werden viel zu
häufig gegeben, auch greifen immer noch viele Deutſche zu Namen
ausländiſcher Herkunft. Unſere Vorfahren haben uns eine Menge
guter Namen hinterlaſſen, die wir zu ſelten nehmen: Adolf.
Al=
brecht, Alfred, Arnulf, Arnold, Bernhard, Bertold, Bertram,
Bruno, Eberhard, Eckhard, Edward, Edwin, Engelbert, Erwin,
Erich, Ferdinand, Gerhard. Gunter, Harald, Hildebrand, Horſt,
Hugo, Konrad, Kuno, Norbert, Oswald Robert, Raimund
Rein=
hard, Reinhold, Volker, Willibald. Wolfram Wolfgang; Adelheid,
Berta, Emma, Frida. Giſela, Gertrud. Gudrun, Hedwig.
Hilde=
gard. Ida, Ilſa. Ingeborg, Kriemhild. Kunigund Luitgard, Hulda,
Minna, Matilde. Walburg, Waldtraut, Wulfhild und noch viele
andere. Solche Namen müßten wieder gebräuchlich werden!!
— Heſſiſches Landesmuſeum — Paradeplatz. Die
Gemälde=
galerie des Landesmuſeums bleibt am Freitag, den 23. März 1934,
wegen der Vorbereitungsarbeiten zur Paſſionsausſtellung
ge=
ſchloſſen. Die übrigen Sammlungen können in der Zeit von 11 bis
13 Uhr unentgeltlich beſichtigt werden. Am Sonntag, den 25.
März 1934, iſt das Muſeum einſchließlich der Gemäldegalerie von
10 bis 13 Uhr geöffnet: am gleichen Tage wird die Paſſions=
Aus=
ſtellung dem öffentlichen Beſuch freigegeben.
Die Frühjahrs=Konferenz des „Starkenburger Hilfsvereins
für die Basler Miſſion” findet am Donnerstag den
5 April, in der Epileptiſchen Anſtalt zu Nieder=Ramſtadt ſtatt.
Vormittags um 9.30 Uhr iſt die Sitzung des Vorſtandes
nachmit=
tags um 215 Uhr allgemeine Konferenz. Nach einer Andacht von
Pfarrer Heß=Darmſtadt, wird Miſſionar Gloeckel=
Schwä=
biſch=Hall einen Vortrag halten über „Das Ringen um die Seele
des Afrikaners”. Miſſionar Gloeckel war bis 1932 in Kamerun,
zuletzt als Präſes. Nach dem Vortrag werden die Miſſionsfreunde
noch bei gemeinſamem Kaffee vereint bleiben. Die Kollekte iſt
für die Baſeler Heidenmiſſion beſtimmt.
— Geldaufbewahrung für Auslandsreiſende. Wie die
Reichs=
bahngeſellſchaft mitteilt, wird die ihr gehörige Deutſche
Verkehrs=
kreditbank AG. von Inländern, die ins Ausland reiſen, auch nach
den neuen Beſtimmungen über die Deviſenbewirtſchaftung noch
Gelder zur Aufbewahrung entgegennehmen. Wollen jedoch
Aus=
länder Zahlungsmittel hinterlegen, ſo könne dieſe wie das Vdz.=
Büro meldet, nur zur Gutſchrift auf ein Sperrkonto
entgegen=
genommen werden. Ueber dieſe Beträge kann der ausländiſche,
Reiſende in Zukunft nur durch Beibringung einer ſchriftlichen
Ge=
nehmigung des Landesfinanzamtes verfügen; in Zweifelsfällen
iſt das Landesfinanzamt Berlin zuſtändig.
— Dampfer=Expeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
(Aenderungen ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New
York (ab, Bremen=Bremerhaven): D. Berlin” ab Br. 29. 3., D.
„Eurova” ab Br. 30, 3. D. „Deutſchland” ab Hbg. 5. 4 D. „
Ham=
burg” ab Hbe 12. 4. Nach Halifax (Kanada): D. „Berlin” ab Br.
29. 3. Nach Weſt St. John (Kanada) (Frachtdampfer): D.
Augs=
burg” ab Hbg. 28. 3., ab Br. 29. 3. Nach Boſton=Philadelphia
(Fvachtdampfer): D. „Augsburg” ab. Hbg. 28. 3., ab Br. 29. 3.
Nach Nord=Amerika=Weſtküſte: D. Portland” ab Hbg. 21. 3., ab
Br. 24. 3. Nach Cuba: D. „Abana” ab Br. 22. 3., ab Hbg. 24. 3.
Nach New Orleans: D. „Riol” ab Br. 11. 4. Nach Mexiko: D.
„Seſoſtris” ab Hbg 3. 4., D. Sierra Ventana” ab Br. 12. 4., ab
Hbg. 14. 4. Nach Weſtküſte Mittelamerika und Mexiko: D. „Troja”
ab Hbg. 3. 4., ab Br. 4. 4. Nach Weſtindien: D.Agira” ab Hbg.
24. 3. ab Br. 26. 3. Nach Nordbraſilien: D. Anatolia” ab Br.
21. 4. ab Hbg. 24. 4. Nach Mittelbraſilien (Paſſagier= und
Fracht=
dampfer): D. „Sierra Nevada” ab Bremerhaven 25. 3., D. „Rio
de Janeiro” ab Hbg. 29. 3., ab Br. 39. 3. Nach dem La Plata
(Paſſagier= und Frachtdampfer): D. „Ilmar” ab Br. 17 3.. D.
„Sierra Nevada” ab Bremerhaven 25. 3., D. „Waterland” ab Br.
7. 4., ab Hbg. 11. 4.. Nach Südbraſilien: D. „Münſter” ab Hbg.
12. 4., ab Br. 14. 4. Nach Südamerika (Weſtküſte) via
Panama=
kanal: D „Odenwald” ab Hbg. 3. 4., ab Br. 4. 4.; via Magellan
Straße: D. „Roland” ab Hbg. 23. 3., ab Br. 24. 3. Nach den
Ka=
nariſchen Inſeln: D. „Arucas” ab Br. 24. 3., D. „Orotava” ab Br.
7. 4. Nach Oſtaſien: MS. „Saale” ab Br. 28 3., ab Hbg. 31. 3.,
D. „Preußen” ab Br. 4 4.. ab Hbg. 7. 4.. D. „Main” ab Br. 11. 4.,
ab Hbg. 14. 4. Nach Auſtralien: D. „Chemnitz” ab Hbg. 24. 3.,
ab Br. 26. 3., D. „Idomeneus” ab Hbg. 11. 4., ab. Br. 14. 4. Nach
der Levante: Zirka 8 Abfahrten im Monat. Afrika=Linien: Weſtl.
Rundfahrt um Afrika etwa 4wöchentlich; öſtliche Rundfahrt um
Afrika etwa 4wöchentlich. Weſtküſten=Hauptlinie etwa 4wöchentlich.
Frachtdampferdienſt Angola—Afrika-Kongo etwa 4wöchentliche
Abfahrten Vergnügungsreiſen: Frühjahrs=Mittelmeerfahrten:
3. Reiſe: D. „Gen, v. Steuben” ab Venedig 7. 4.: 4. Reiſe:
„Gen. v. Steuben” ab. Genua 26. 4. Madeira=Oſterfahrt: D.
„Stuttgart” ab Bremen 28. 3.
Sicherk Euch einen Breiflug
mit der Luft=Hanſa nach Mannheim
durch den Kauf von WHW.=Ofkereiern!
Mit uifferem Gazrer m
— Wo vor einem halben Jahr von der Autobahn nur eine
ſchmale Lichtung im Walde zu ſehen war, iſt heute der Einſchnitt
für die Autobahn in ſeiner vollen Breite hergeſtellt. Dieſe Stelle
am alten Griesheimer=Weg war der gegebene Platz für die Feier
zur Einleitung der Arbeitsſchlacht für das Jahr 1934, die von der
Kraftfahrbahn=Bauabteilung Darmſtadt zuſammen mit den
Bau=
arbeitern und den Unternehmern der beiden erſten Bauabſchnitte
veranſtaltet wurde. Als um 10.40 Uhr der Vorſtand der Bau=
Ab=
teilung Darmſtadt. Pg. Reichsbahnrat Daſer, den
Propaganda=
leiter für Heſſen, Pg. Trefz, und den ſtellvertretenden
Kreis=
leiter Pg. Reuter begrüßte, waren neben den tauſend alten
Arbeitern, die zum Teil von Anfang an bei der Reichsautobahn
mitgearbeitet hatten. 120 neue Arbeiter angetreten. Dieſe 120
Mann ſind das ſichtbare Zeichen für die Wiedereröffnung der
Ar=
beitsſchlacht. Es war für dieſe Volksgenoſſen, die zum Teil
jahre=
lang in der troſtloſen Lage eines Arbeitsloſen waren, eine
beſon=
dere Freude, vor dem Beginn ihrer Arbeit die Worte des Mannes
hören zu dürfen, der ihnen Arbeit und Brot wieder gegeben hat.
Außerdem beteiligten ſich an der Feier der Freiwillige
Arbeits=
dienſt vom Griesheimer Lager und der Fliegerſturm Darmſtadt.
Nach einigen von der Kapelle des FAD. geſpielten Märſchen ſprach
der Propagandaleiter Pg. Trefz über die troſtloſe Lage, die die
Regierung Adolf Hitler bei der Uebernahme der Macht vor
Jahresfriſt angetroffen hat. Ueber 2,6 Mill. Volksgenoſſen ſeien
ihrem grauen Elend entriſſen und wieder in den Rhythmus der
Deutſchen Arbeit eingeſchaltet worden. Mit dem heutigen Tage
eröffne die Reichsregierung den zweiten Teil der Arbeitsſchlacht
mit dem feſten Willen, weitere 2 Millionen Volksgenoſſen in den
Arbeitsprozeß einzugliedern.
Anſchließend begrüßte der Vorſtand der Kraftfahrbahn=
Bau=
abteilung Darmſtadt, Pg. Reichsbahnrat Daſer, alle Mitarbei=
die neue Arbeitsſchlacht.
ter an der Autobahn, die Kameraden der SA., des Fliegerſturms,
und des FAD. Er ſprach von den ſchwierigen Verhältniſſen, unter
denen die große Aufgabe der Reichsautobahnen begonnen und bis
zum heutigen Stand gefördert wurden. Aus den 700 Arbeitern,
die zum erſten Spatenſtich am 23. 9. 33 in Frankfurt a. M.
ange=
treten waren, ſind allein im Bezirk der Bauabteilung Darmſtadt
über 2000 geworden Beſonders begrüßte er die am heutigen Tage
neueingeſtellten Mitarbeiter. Wir wollen geloben, wie bisher,
unſere ganze Kraft der vom Führer geſtellten großen Aufgabe zu
widmen, ſie im Geiſt der Volksgemeinſchaft und Kameradſchaft zu
fördern bis das Werk vollendet iſt als ein Wahrzeichen des neuen
Deutſchlands.
Nach überleitenden Worten des Pg. Trefz erfolgte die
Ueber=
tragung von München. Die Feier ſchloß mit dem Horſt=Weſſel= und
dem Deutſchland=Lied.
Unter dem Pfeifen der Lokomotiven zog die Belegſchaft an die
einzelnen Arbeitsſtätten.
Für den ſüdlichen Teil der Autobahn fand aus gleichem
An=
laſſe eine Kundgebung auf den Sanddünen bei Lorſch ſtatt. Außer
der alten Belegſchaft nahmen die neueingeſtellten 200
Arbeits=
kameraden und der Freiwillige Arbeitsdienſt aus Bensheim,
Heppenheim und Lorſch an der ſchlichten Feier teil. Zur
Kund=
gebung ſprachen in einfachen kernigen Worten für die politiſche
Leitung der Kreisleiter von Bensheim, Bürgermeiſter Pg.
Brück=
mann, und für die Reichsautobahn. Dipl.=Ing. Pg. Karl
Jagers=
berger (KDAJ.).
In allen größeren Orten und auch in vielen kleineren des
Heſſenlandes fanden Feiern aus Anlaß des Beginnes der
Arbeits=
ſchlacht ſtatt. Es iſt uns leider nicht möglich, alle darüber
einge=
gangenen Berichte noch zu veröffentlichen.
Der Polizeibericht.
Schwerer Verkehrsunfall in Bickenbach. Am 22. 3. 1934
er=
eignete ſich kurz nach 11 Uhr am Eingang nach Bickenbach unweit
der Straßengabelung nach Jugenheim ein ſchwerer Verkehrsunfall.
Ein Laſtwagen mit Anhänger der Firma Oehlenſchläger aus
Wein=
heim a. d. B., Führer Ernſt Oehlenſchläger, kam aus Richtung
Eberſtadt und befand ſich auf der Heimfahrt. Als er die
Straßen=
gabelung Jugenheim paſſiert hatte, kam rechts aus einer
unüber=
ſichtlichen Seitenſtraße ein mit 2 Pferden beſpanntes
Bauernfuhr=
werk, dem Landwirt Philipp Balz aus Bickenbach gehörig, heraus.
Der Führer des Laſtkraftwagens bremſte jetzt ſtark und verſuchte
noch im letzten Moment hinter dem Bauernwagen
vorbeizukom=
men. Mit Rückſicht auf den kurz vorher niedergegangenen Regen
und das Abbremſen des Laſtzuges kam letzterer ins Schleudern
und erfaßte das Bauernfuhrwerk. Der Bauernwagen wurde
voll=
ſtändig zertrümmert, eine in der Nähe befindliche Straßenlaterne
wurde umgeriſſen. Der Lenker des Fuhrwerks ſowie ein Pferd
wurden verletzt. Eine Unterſuchung über die Schuldfrage iſt
ein=
geleitet.
Ein kompletter Schießſtand geſtohlen. Im Herbſt 1933 wurde
aus dem Hintergebäude des Hauſes Mornewegſtraße 43 in
Darm=
ſtadt ein kompletter grün angeſtrichener Schießſtand entwendet.
Der Schießſtand iſt Eigentum eines Darmſtädter Schießklubs und
war in dem vorgenannten Gebäude untergeſtellt. Er wurde
wahr=
ſcheinlich mit Laſtauto abtransportiert. Die Vermutung liegt nahe.
daß er in einem Lokal in Darmſtadt oder Umgegend aufgeſtellt iſt
und zu Schießübungen benutzt wird. Perſonen, die über den
Ver=
bleib des Standes Angaben machen können, werden erſucht, bei der
Kriminalpolizei Darmſtadt vorſprechen zu wollen.
Grober Unfug und erhebliche Sachbeſchädigung zur Nachtzeit.
In der Nacht zum 18. 3. wurden an verſchiedenen Gebäuden und
an zahlreichen Straßenlaternen der Hobrecht=, Hofmanns= und
Ma=
thildenſtraße ſowie im Grünen Weg Fenſter= und Glasſcheiben der
Laternen eingeworfen. Als Täter dürften radauluſtige Elemente,
die infolge übermäßigen Alkoholgenuſſes dieſe Sachbeſchädigungen
begangen haben, in Frage kommen. Da es ſich größtenteils um
ſolche Sachbeſchädigungen handelt, an denen die geſamte
Offent=
lichkeit auch ein Intereſſe hat, wird das Publikum um
Mitfahn=
dung nach den Tätern erſucht. Alle Perſonen, beſonders ſolche der
Nachbargrundſtücke, die bezüglich dieſer Rohlinge Angaben machen
können, werden erſucht bei der Kriminalpolizei Darmſtadt,
Hügel=
ſtraße 31/33, Zimmer Nr. 3, vorſprechen zu wollen.
Unzüchtige Handlungen an Kindern unter 14 Jahren Am
Mittwoch, 21. März, wurde der 40 Jahre alte E. M. aus
Darm=
ſtadt wegen Sittlichkeitsverbrechens an Kindern unter 14 Jahren
von der Kriminalpolizei feſtgenommen und dem Richter zugeführt.
Er kam in Unterſuchungshaft.
Aus dem Gerichlsſaal.
Aw. 10 Monate Gefängnis erhielt am
Donners=
tag ein Kaufmann aus Offenbach wegen wiſſentlich
falſcher Anſchuldigung. Gegen den Angeklagten, der in
Offenbach eine Lederfirma hatte, ſchwebte Ende 32. Anfang 33,
ein Konkursverfahren. Gerichtsbeſchluß war ſchon ergangen, war
indeſſen noch nicht rechtskräftig, als ſchon der Konkursverwalter,
ein Offenbacher Rechtsanwalt — der nach den Behauptungen des
Angeklagten ſein ärgſter Feind war — erſchien, und mit der
In=
venturaufnahme begann. Natürlich ging der Angeklagte dagegen
vor und es kam zu einer heftigen Auseinanderſetzung zwiſchen den
beiden, indem der Rechtsanwalt mit dem Revolver, der Kaufmann
mit dem Beil drohte, ſo daß der Gerichtsvollzieher, der dabei war,
einen Poliziſten holen ließ. Der erſchien, und empfahl dem
Ange=
klagten, ſich etwas ruhiger zu verhalten, andernfalls er ihn
feſt=
nehmen müſſe. Dieſer Vorfall ſpielte ſich im Dezember 1932 ab,
und im Juli 33 fiel es dem Angeklagten plötzlich ein, nachdem
et=
liche erfolgloſe Anzeigen zwiſchen ihm und dem Rechtsanwalt
ge=
wechſelt hatten, eine Eingabe an das Innenminiſterium zu
machen, in der er ſchlankweg behauptete, der Schupobeamte habe
ihn unrechtmäßig verhaftet und ihn der Freiheit beraubt. In
er=
ſter Inſtanz erhielt der Angeklagte ſieben Monate Gefängnis, und
erreichte nun heute mit ſeiner Berufung eine Heraufſetzung der
Strafe, denn das Gericht bezeichnete ſein Vorgehen als eine
Schur=
kentat, indem er einen Beamten auf dieſe ſcham= und haltloſe
Weiſe denunzierte.
Die Große Strafkammer verhandelte am Mittwoch
eine ganz intereſſante Sache gegen einen jungen Mann aus dem
Weſtfäliſchen, der ſich an ſein nichtangemeldetes Motorrad
kurz=
weg das Nummernſchild ſeines Freundes gemacht hatte und damit
in der Welt herumkutſchierte. Der Staatsanwalt hatte gegen ihn
Anklage wegen Urkundenfälſchung erhoben, denn zweifellos iſt die
vom Kreisamt geſtempelte Nummer eine Urkunde, die der
Ange=
klagte in dieſem Falle zu Unrecht verwendete. Er hatte aber
inſo=
fern Glück, als der Freund ſchon längere Zeit keine Steuern mehr
gezahlt hatte, und das Kreisamt daher den Stempel abgekratzt
hatte. Infolgedeſſen konnte die Nummer nicht mehr als Urkunde
gelten, ſo daß der junge Mann mit einer Geldſtrafe von 100
RM. davon kam, wegen Vergehens gegen das
Kraftfahrzeuggeſetz.
Rheuma • Gicht
Koptschmerzen
Ischias, Hexenschuß und Erkältungskrank-
heiten. Stark harnsäurelösend, bakterien-
tötend! Absolut unschädlich! Ein Versuch
überzeugtl Fragen Sie Ihren Arzt.
Aus der NSDAP.
NS.=Volkswohlfahrt der Ortsgruppe Gervinus.
Brotausgabe für die Hilfsbedürftigen der Ortsgruppe
am Freitag, den 23. d. M., vormittags von 9 bis 12 Uhr,
nach=
mittags von 3 bis 5 Uhr.
BNSDJ. Gruppe Referendare und Aſſeſſoren.
Am Freitag, den 23. März 1934, 17,30 Uhr, ſpricht Pg.
Refe=
rendar Sauerwein, im Amtsgericht, Saal 104, vor den
Be=
amten des Amts= und Landgerichts über das Thema „Das Weſen
des nordiſchen Menſchen”. Ich erwarte rege Beteiligung.
Arbeit und Erholung durch Seereiſen.
Infolge der überaus ſchwierigen Wirtſchaftslage iſt die deutſche
Seeſchiffahrt ſtark benachteiligt worden. Große Ueberſeedampfer
blieben unbeſchäftigt und Tauſende von deutſchen Seeleuten
wur=
den brotlos. Um ſie ihrem Beruf nicht zu entfremden, ſtellte ihnen
der Norddeutſche Lloyd Bremen den Dampfer „Stuttgart” und
das Motorſchiff „Rio Bravo” als Schulungsſchiffe zur Verfügung.
Auf ihnen haben Monate hindurch Matroſen, Heizer, Stewards
uſw. die Schulbank gedrückt. Verſtändlich iſt es daher, daß ſie alle
den dringenden Wunſch haben, wieder auf das Meer hinaus und
in Arbeit und Verdienſt zu kommen. Der Norddeutſche Lloyd will
deshalb den Schulungsbetrieb auf ſeinem 13 500 BRT. großen
Paſſagierdampfer „Stuttgart” unterbrechen und dieſes Schiff am
28. März, abends, zu einer 12tägigen Oſter=Sonderfahrt von
Bre=
merhaven aus nach Madeira und Liſſabon entſenden. Er hofft
dadurch mehreren hundert Seeleuten wieder Verdienſt geben zu
können, gleichzeitig aber auch vielen reiſefrohen Menſchen zu
volks=
tümlichen Preiſen den Genuß einer herrlichen Fahrt in ſüdliche
Breiten zu vermitteln und endlich durch die Ausrüſtung und
Ver=
proviantierung des großen ſchönen Schiffes den deutſchen
Binnen=
markt nicht unweſentlich zu beleben. Dieſe Tatſachen machen es
verſtändlich, daß ſich jede gelöſte Schiffskarte in Brot für deutſche
Familien umwandelt und dem Beſitzer einer ſolchen Karte die
Möglichkeit gibt, Erholung und Entſpannung auf einer glücklichen
Reiſe nach klimatiſch bevorzugten Gebieten zu verleihen.
C)Oſterpaketverkehr. Man tut gut, auch vor Oſtern die für
das Feſt beſtimmten Pakete, Poſtguter und Päckchen
recht=
zeitig einzuliefern, ſie gut zu verpacken, die Aufſchrift haltbar
anzubringen und den Beſtimmungsort beſonders groß und
kräf=
tig niederzuſchreiben. Auf den Sendungen darf die
vollſtän=
dige Anſchrift des Abſenders nicht fehlen. In Pakete und
Poſtgüter muß ein Doppel der Aufſchrift gelegt werden, auch für
Päckchen empfiehlt ſich dies. Hohlräume ſind mit Holzwolle uſw.
auszufüllen, damit die Sendungen bei der Beförderung in Säcken
und beim Stapeln nicht eingedrückt werden. Päckchen müſſen
deutlich als Briefpäckchen” oder „Päckchen” gekennzeichnet ſein.
So hergerichtete und rechtzeitig eingelieferte Oſterſendungen
wer=
den auch mit Sicherheit pünktlich zum Feſte ihr Ziel erreichen und
ihren Zweck erfüllen.
Vereins= und lokale Beranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Bezirk Starkenburg des Landesverbandes
Heſſen der DLKG. Die vom Bezirk angeſetzte
Hauptver=
ſammlung findet dienſtlicher Verhältniſſe halber heute 1 Stunde
früher, alſo um 19 Uhr, ſtatt.
Volksbund für das Deutſchtum im Ausland.
Frauengruppe Darmſtadt. Freitag, 23. März. um 16 Uhr,
Haupt=
verſammlung in der „Traube”, Anſchließend um 17 Uhr Vortrag
von Frau Henny Pleimes aus Frankfurt „Heilige
Mutter=
ſprache‟. Zu dem Vortrag Damen und Herren ſowie die Jugend
als Gäſte willkommen. Eintritt frei.
Karfreitagskonzert des Muſikvereins. Am
Karfreitag bringt der Muſikverein nach mehrjähriger Pauſe in der
Stadtkirche die Johannespaſſion von J. S. Bach zur Aufführung,
Die Leitung hat Generalmuſikdirektor Karl Friderich. Als
Einzel=
ſänger wirken mit: Suſanna Horn=Stoll, Darmſtadt Klara
Her=
ber, Darmſtadt, Walter Sturm, Bad=Ems. Paul Gümmer,
Han=
nover, Johannes Thiem. Darmſtadt. Um jedem den Beſuch zu
er=
möglichen, ſind die Eintrittspreiſe äußerſt niedrig gehalten. Die
Hauptprobe am Gründonnerstag iſt nur inaktiven Mitgliedern des
Vereins zugänglich.
Kunſknachrichken.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Städt Akademie für Tonkunſt. Die alljährlich
ſtatt=
findenden Schülexvorſpiele nehmen diesmal am 24. März, 4 Uhr
nachmittags, im Saale der Städt. Akademie, Eliſabethenſtraße 36,
ihren Anfang. Die übrigen Vorſpiele finden ſtatt: Samstag
abend um 8 Uhr, Sonntag um 4 und 8 Uhr. Montag. Dienstag
und Mittwoch jeweils um 10,30 Uhr vormittags, 4 Uhr
nachmit=
tags und 8 Uhr abends. Freunde der Akademie ſind herzlichſt
ein=
geladen, Programme für alle Veranſtaltungen zum Preiſe von
20 Pfg. ſind im Sekretariat der Akademie erhältlich.
Hilf auch du mit
an der Geſundführung des Volkes!
Treke bei zur NS. Volkswohlfahrt!
PRRILRINO LANOLIN-SEIEE
bewährt durch viele lange Jahre -bekannt als grundsolide Ware
Freitag, 23. März 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus Heſſen.
Turnerkagung des Kreiſes 17, Odenwald
Ueber 150 Vertreter der 60 Turnvereine des Kreiſes
Oden=
wald waren am Sonntag, 18. März, dem Rufe des Kreisführers
nach Groß=Umſtadt gefolgt, um in altgewohnter turneriſcher Art
Ausſprache zu halten.
Rückſchau wurde gehalten auf das verfloſſene ereignisreiche
Jahr 1933 mit ſeinem gewaltigen Geſchehen. Voll Dank und Stolz
blicken wir zu dem uns gottgeſandten Führer auf, der uns aus
tiefſter Not und Zerriſſenheit zu einem neuen Volk geformt hat,
zu einem Volk der Arbeit und der Zukunft, das auf den drei
ſtar=
ken Säulen: Blut, Boden und Gemeinſchaft aufgebaut iſt.
Wegweiſend für unſere Arbeit der Zukunft iſt allem das
Bei=
ſpiel des Führers, mit äußerſter Pflichterfüllung und Hingabe und
opferwilliger Mithilfe der neuen Form des Staates auch den
In=
halt zu geben.
Herzliche Begrüßungsworte ſeitens des Kreisführers, des
Bürgermeiſters der Stadt und Vertreters des Turnvereins Gr.=
Umſtadt und der von dem Geſangverein Sängerluſt vorgetragene
Chor „Wo gen Himmel Eichen ragen” von Heinrichs leiteten den
Turntag wurdig und ſtimmungsvoll ein.
Dann fand der ſtellvertretende Kreisführer allen anweſenden
Turnern aus dem Herzen geſprochene ehrende Worte für den erſten
Kreisführer Dr. Spalt, der in dieſen Tagen auf eine 10jährige
Tätig=
keit als Vertreter des Turnkreiſes Odenwald zurückblickt.
Dank=
erfüllt ſehen die Odenwaldturner zu ihrem Kreisführer auf, der,
mit reichem Wiſſen und Können ausgeſtattet, in jahrelanger
ziel=
bewußter Arbeit und opferwilliger Hingabe den Odenwaldkreis
aufgebaut und feſtgefügt hat.
In ſehr intereſſanten Ausführungen ſprach dann der
Diet=
wart über das Thema: „Von Jahn bis Hitler”. Er zeigte, wie
ſchon Fr. L. Jahn gleich Adolf Hitler ein Kämpfer für deutſches
Volkstum war und daß beide in der Reinhaltung des Volkstums
die Kräfte für die Erhaltung des Staates finden. Hitler endlich
erfüllt Jahns Sehnen und hat ihm in der Geſchichte den
gebühren=
den Platz angewieſen. Jahns Sehnſucht war die Sehnſucht des
deutſchen Volkes. Das Dritte Reich lebt fortan in den
Turner=
herzen.
Dann gab der Kreisführer ein anſchauliches Bild von der
Entwicklung und der Lage ſeit dem letzten Turntag. Der
Höhe=
punkt für das Turnerjahr 1933 war Stuttgart. Mit ihm hat die
DT. den Marſch ins Dritte Reich angetreten. Da konnte ſich der
Führer von der großen Kraft und Stärke, die der DT.
innewoh=
nen, überzeugen; dort hat ihm die DT. die Treue gelobt. Dieſes
gewaltige Erlebnis von Stuttgart gab uns die Gewißheit, daß die
DT. nicht beiſeite geſchoben, ſondern daß ihr beim Aufbau des
neuen Staates der Platz zugewieſen wird, der ihr aus ihrem
völ=
kiſchen Werden und ihrer völkiſchen Arbeit heraus gebührt. Aber
es war eins auch klar, daß die nationalſozialiſtiſche Revolution,
die in ſo kurzer Zeit derart grundlegende Umwälzungen
durch=
geführt hat, auch an der DT. nicht ſpurlos vorbeiging. Vier
Fra=
gen ſind es, die uns bewegen und die noch nicht reſtlos geklärt
ſind: 1. Das Verhältnis der DT. zur SA., 2. DT. und HJ., 3. DT.
und Frauenbewegung, 4. DT. und Reichsbund für Leibesübungen.
Nach den letzten Meldungen ſoll die Ueberführung der
Turner=
jugend in die Hitlerjugend in den nächſten Tagen ſtattfinden Für
SA. und Turner werden Richtlinien kommen, die beiden Teilen
zum Vorteil gereichen. Des weiteren teilte der Kreisführer mit,
daß an Stelle des verzogenen Dietwarts Froberg Turnbruder
Reitz tritt. Zum Frauenturnwart wurde Frau Hedwig Henkel=
Stotz beſtimmt. Aus ihren Ausführungen durfen wir ſchließen,
daß wir endlich den richtigen Frauenturnwart gefunden haben.
Der Männerturnwart gab wichtige Aenderungen für das
Kreis=
feſt bekannt. Mehr wie ſeither tritt das Mannſchaftsturnen in
den Vordergrund.
Vom 3.—7. April ſoll wieder eine Freizeit für Jugendturner
ſtattfinden. Der Kreis hat ſeine Unterſtützung zugeſichert. 20—25
junge Turner, die Sinn für Geſang, Turnen, Muſik, Bereitſchaft
und Gemeinſchaft haben, ſollen hier geſammelt werden. Die
Ju=
gendfeſte werden dieſes Jahr an drei verſchiedenen Sonntagen
ſtattfinden, und ſind hierzu die Uebungen von den vorjährigen
grundverſchieden. Dann wurden die neuen Satzungen verleſen,
beraten und genehmigt. In dem Schlußwort richtete der
Kreis=
führer an die Vereinsvertreter den dringenden Appell, mit neuem
Glauben und neuer Kraft an die Arbeit zu gehen. Unſere Arbeit
geſchieht nicht um unſerer Organiſation willen, ſondern dem
deut=
ſchen Volke wegen, das der Führer aus tauſendfältiger
Zerſplitte=
rung zuſammengeführt hat. Mit einem „Sieg Heil” gelobten ihm
die Turner aufs neue unverbrüchliche Treue.
Dg. Arheilgen, 22. März. Freiwillige
Sanitäts=
kolonne. Der Schlußprüfung des Ausbildungskurſus unterzogen
ſich 70 Teilnehmer. Nach dem Ordnungsdienſt nahm Kolonnenarzt
Dr. Ritſert die theoretiſche Prüfung vor. Die praktiſche Prüfung
beſtand aus Anlegung verſchiedenartiger Verbände. Die
an=
ſchließende kritiſche Würdigung des Vorgeführten durch
Kolonnen=
führer Knecht von der Firma Merck hatte ein günſtiges Ergebnis.
Nach der Vorführung des Ueberſetzens mit belaſteten Tragbahren
über verſchiedenerlei Hinderniſſe beſchloß Kolonnenführer
Bern=
hard Schneider die Prufung mit dem Gelöbnis, daß die Kolonnen
des Roten Kreuzes treu und beſcheiden ihre Pflicht erfüllen
wür=
den an dem Platze, an den ſie geſtellt ſeien, aber auch mit Stolz
und dem Bewußtſein, als ſchlichte Sanitäter in der großen Gruppe
unſeres Führers Adolf Hitler ihre Pflicht tun zu dürfen zum Heile
des Vaterlandes.
Db. Urberach, 22. März Ortsſparkaſſe —
General=
verſammlung. Als Gäſte waren erſchienen die Herren
Kreis=
fachberater und Landwirt Michel, Habitzheim, und
Verbandsſekre=
tär Link, Darmſtadt. Letzterer gab einen zufriedenſtellenden
Be=
richt über ſeine Reviſion der Kaſſe ab. Anſchließend an ſeine
Erklärung für die Aufnahme in den Verband Rhein=Main=Neckar,
die in nächſter Zeit erfolgen ſoll, gab es unſchöne Debatten, die ſich
gegen einige Vorſtandsmitglieder richteten. Hierauf wurde die
Gleichſchaltung des Vorſtandes und des Aufſichtsrates
vorgenom=
men und genehmigt. Der größte Prozentſatz derſelben mußte
neuen und jüngeren Kräften Platz machen. Die Verwaltung hat
jetzt folgendes Bild: Vorſtand: Direktor Landwirt Joh. Peter
Lotz, ſtellv. Direktor Joh. Müller, Rechner Gg. Häfner, Georg Th.
Huther; Aufſichtsrat: Vorſitzender Werkmeiſter i. R. Heinrich Joſ.
Dutine, als Beiſitzer im Aufſichtsrat Landwirt Ad. Hch. Lotz,
Land=
wirt Valt. Lang, Baumaterialienhändler Franz Peter Groh und
Landwirt Karl Mickler.
Nr. 81 — Seite 7
Dus Areelts‟
beſchaffungs=
Progtamm
1994.
Unſer Schaubild
gibt einen Ueberblick über
die gewaltigen Summen.
die die Reichsregierung
laut der Rede des
Füh=
rers zur Verfügung ſtellt.
um die Wirtſchaft
anzu=
kurbeln. Die großen
Sum=
men werden bereitgeſtellt,
um 2 Millionen
Volks=
genoſſen noch in dieſem
Jahre in Arbeit und Brot
zu bringen.
SEHALTIGE BATTARHABEN
AfASTRAEE
WEHRERE MLLIONEN
zur TTElBERMäf4AHl.
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GEMALTISEMLLIONEN
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Ke
— Asbach (Kreis Dieburg), 22. März.
Entlaſſungs=
feier. Die hieſige Volksſchule veranſtaltete eine
Entlaſſungs=
feier. Ein fröh iches Kinderſpiel „Kinder lernt das ABC” leitete
die Feier ein. Anſchließend daran wurde von einigen Schülern
und Schülerinnen der oberen Jahrgänge ein Keulenſchwingen
vor=
geführt. Den Höhepunkt erreichte die Feier bei der Anſprache des
Lehrers Eiſenhauer, der die Kinder immer und immer wieder
er=
mahnte, mit Kindestreue an Elternhaus. Vaterland und Führer,
auch bis ins ſpäte Alter hinein, zu hängen. Als Erinnerung
wurde jedem Entlaſſenen ein Bild von dem Führer überreicht.
Einige Reigen leiteten zu dem Theaterſtück „Eine Entlaſſungsfeier”
über, das einige Lachſalven hervorrief. Mit einem Sieg=Heil auf
Volk und Führer Adolf Hitler ſowie dem Deutſchlandlied und
Horſt=Weſſel=Lied und mit den Dankesworten des Herrn
Bürger=
meitzers Lortz fand die eindrucksvolle Feier ihr Ende.
4l. Höchſt i. Odw., 22. März. Gemeinderat.
Bürger=
meiſter Göttmann gab bekannt, daß das Kreisamt einen früheren
Beſchluß genehmigt habe, wonach das 6. Ziel Gemeindeſteuer 1933
unter der Bedingung erlaſſen wevden ſoll, daß die übrigen 5 Ziele
bis zum 15. Mai ds. Js. beglichen ſind. Die im 6. Ziel enthaltenen
Kreis= und Provinzialumlagen fallen natürlich nicht unter dieſen
Erlaß. Dieſe beträchtliche Steuervergünſtigung war nur möglich
durch die geübte größte Sparſamkeit in der Gemeindeverwaltung
ſowie durch die wöchentliche Zuſchußleiſtung des Reiches zu den
Wohlfahrtslaſten in Höhe von 8500 RM. — Die Forderung der
Gemeinde Neuſtadt i. Odw. bezüglich der Geländeerwerbskoſten
zum Bahnbau Höchſt—Aſchaffenburg in Höhe von 15 651.— RM.
wurde anerkannt. — Die Rückſtände, an Forſtverwaltungskoſten
ſollen in der Weiſe geregelt werden, daß der Betrag in Höhe von
7068.— RM., auf 4 Jahre verteilt, neben den laufenden
Aufwen=
dungen abgetragen werden ſoll. Zu dieſem Zwecke wurde von der
Forſtbehörde ein jährlicher Mehrhieb von 150 Feſtmeter Holz
be=
willigt, ſo daß nur noch die Entrichtung eines jährlichen
Bar=
betrages von 567.— RM. erforderlich iſt. Der diesjährige
Ueber=
hieb von 428 Feſtmeter ſoll ſchon für dieſen Zweck Verwendung
finden.
Kaffee Sag billig?s
Nein, aber gut und gesunds
Em. Kirſchhauſen, 22. März. Gemeinderatsſitzung.
Der Voranſchlag für 1934 wird nach Verleſung und Durchberatung
genehmigt. Da es ſich bei den letzten Bränden zeigte, daß die
Schläuche nicht ausreichten, wird dem Antrag der Freiw.
Feuer=
wehr, auf Beſchaffung von weiteren 200 Metern Schläuchen,
zuge=
ſtimmt. Der Ziegenbockhalter wird auf ſeinen Antrag zur
Ver=
ſteigerung zugelaſſen.
Em. Aus dem Kreiſe Heppenheim, 22. März. Bei der
Ver=
teilung der diesjährigen Zuchthengſte auf die
ein=
zelnen Stationen, kamen in den Kreis Heppenheim an
Kaltblut=
hengſten, der Fuchs „Deutſchmeiſter” zu Georg Boch in Löhrbach
und der Fuchs „Uhland” zu Peter Jäger in Mörlenbach und an
Warmbluthengſten der Braune „Ajax” zu A. Zeiß 2. in Fürth.
t. Gernsheim, 22. März. Jahreshauptvexſammlung
des Turnvereins (DT.). Dietwart Allendörfer gab einen
Rückblick auf die Geſchichte der deutſchen Turnerſchaft.
Vereins=
führer Hotz erſtattete den Jahresbericht; er hob beſonders das
Verhältnis des Vereins zum Nationalſozialismus hervor. Die
einzelnen Berichte der Fachwarte gaben Einblick in die vielſeitige
Tätigkeit des Vereins. Auch der Kaſſenbericht iſt gut ausgefallen.
Der Beitrag wurde neu feſtgeſetzt. Mit einem dreifachen Siegheil
auf den Führer wurde die Verſammlung beſchloſſen. — Hohes
Alter. Am 25. März kann Brückenwärtex i. R. Badersbach
ſeinen 80. Geburtstag feiern.
— Gernsheim, 22. März. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 21 März — 0,29 Meter, am 22. März — 0.29 Meter.
— Hirſchhorn, 22. März. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 21. März 1,64 Meter, am 22. März 1,65 Meter.
Ex. Bürſtadt, 20. März. Am Montag abend hielt im
Gaſt=
haus „Zur friſchen Quelle” die hieſige, ſowie die benachbarte
Bobſtädter NS.=Frauenſchaft einen Werbeabend ab, der ſich eines
ſehr guten Beſuches erfreute. Frauenſchaftsleiterin Frl. Keller
entbot ſämtlichen Anweſenden ein herzliches Willkomm und galt
ihr ganz beſonderer Gruß der bewährten Kämpferin.
Kreisleite=
rin Frl. Guſtine aus Bensheim. Letztere ſtellte denn auch die
guten Fortſchritte der hieſigen Ortsgruppe feſt und ſprach ihren
Dank aus. Sodann wickelte ſich eine reiche Vortragsfolge ab
und ſprach aus jeder Nummer der unverfälſchte Geiſt des
deut=
ſchen Sozialismus: Treue zum Führer, Opfer= und
Hilfsbereit=
ſchaft gegenüber den notleidenden Volksgenoſſen. Anſchließend
ſprachen noch Frauenſchaftsleiterin Frl. Guſtine, ſowie Herr
Bürgermeiſter Dinges aus Bobſtadt über weitere Ziele der NS.=
Frauen und gaben der angenehmen Hoffnung Ausdruck, das ſich
noch recht viele Frauen der hieſigen Ortsgruppe anſchließen
möch=
ten. Zum Schluſſe gab die Kreisleiterin noch bekannt, daß die
Frauenſchaft des Kreiſes Bensheim die Patenſchaft für die Eltern
und Geſchwiſtern des in Lindenfels ermordeten Hitlerjungen Chr.
Crößmann üernommen habe.
e. Bad Wimpfen, 21. März. Sitzung der Amtswalter
der NS. Hago und G. H. G. der Ortsgruppe Bad Wimpfen.
Der Ortsgruppenleiter Pitſch machte nach der Begrüßung darauf
aufmerkſam, daß das von ihnen übernommene Amt jedem Arbeit
in Fülle bringen werde, daß aber nur Arbeit und nochmals Arbeit
zum Ziele führe. Es erfolgte die Einteilung der Stadt in Zellen
und Blöcke, und jedem Amtswalter wurde ſeine Arbeit in ſeinem
Block zugeteilt. In nächſter Zeit wird eine große NS. Hago=
Ver=
ſammlung ſtattfinden, in der Aufklärungsarbeit eingeleitet
wer=
den ſoll. Auch ſollen öfters Blockverſammlungen abgehalten
wer=
den, in denen jedem Mitglied jede gewünſchte Auskunft erteilt
werden ſoll. Die Ortsgruppe der NS. Hago zählt zurzeit 176
Mitglieder. Zum Schluß forderte Pitſch die noch Fernſtehenden
zum Anſchluß auf. — Hauptverſammlung des
Geſang=
vereins „Concordia‟. Ein beſonderes und bedeutſames
Ge=
präge gab dieſer Hauptverſammlung, daß Herr Lehrer Ripper zu
Beginn dieſes Monats den Taktſtock in die Hand des Städtiſchen
Kapellmeiſters, Herrn Herbert Reif, gelegt hat, ſo weſentlich dazu
beitragend, daß die „Concordia” mit der neuen Zeit geht.
Nach=
dem noch die Ernennung des langjährigen Vereinsführers (ſeit
1906!), des „Vaters Kubach”, zum Ehrenführer erfolgt und dem
zurückgetretenen Stabführer, Herrn Ripper, zum Dank als
An=
denken ein Rauchtiſchchen übereignet worden war, ergriff
Orts=
gruppenleiter der NSDAP., Herr Haſenmajer, das Wort und legte
die Beweggründe dar, die die Neugeſtaltung des muſikaliſchen
Lebens in unſerer Stadt erforderlich machten.
P. Nauheim bei Groß=Gerau, 19. März.
Voranſchlags=
beratungen. In ſeiner letzten Sitzung verabſchiedete der
Ge=
meinderat den Voranſchlag für das Rechnungsjahr 1934/35. Seit
langer Zeit war es wieder möglich, den Voranſchlag rechtzeitig,
d. h. vor Beginn des Rechnungsjahres, zu verabſchieden, wodurch
das Veranlagen der Steuerpflichtigen zur Vorauszahlung in
Wegfall kommt. Durch den ſtarken Rückgang der hieſigen
Er=
werbsloſen haben die Gemeindefinanzen eine weſentliche
Ent=
laſtung erfahren. Das Steueraufkommen wurde von 48 000 Mark
im Jahre 1933 auf 42 500 Mark herabgeſetzt. Die erzielte
Er=
mäßigung kommt in erſter Linie dem landwirtſchaftlichen und
ge=
werblichen Beſitz zugute. Die Steuerſätze wurden geſenkt, und
zwar für den landwirtſchaftlichen Beſitz um 16 Prozent, für das
Gewerbekapital um 14 Prozent und für den Gewerbeertrag um
7,5 Prozent. Die Sonderſteuer erfährt im Jahre 1935 eine
Sen=
kung um 20 Prozent. Am 1. April kommt die Getränkeſteuer in
Fortfall. Die Bierſteuer wird um ein Drittel geſenkt. Die
all=
gemeinen Verwaltungskoſten, ſind erheblich geſenkt worden. Die
Vergütungen an die Gemeindebedienſteten ſind gegenüber 1933
um 4000 Mark geringer. Zum Ausbau der Straßen ſoll bei
regu=
lärem Eingang der Einnahmen ein Betrag von 10 000 Mark
ver=
wendet werden. Die geſamten Einnahmen und Ausgaben
betra=
gen 153 800 Mark gegenüber rund 170 000 Mark im Jahre 1933.
Die Gemeindeſchuld beträgt zurzeit rund 350 000 Mark, die
jähr=
lich mit 18 500 Mark verzinſt und mit 7000 Mark amortiſiert
wird. — Da der Erntedanktag zum geſetzlichen Feiertag erklärt
worden iſt, beſchloß der Gemeinderat, die Kirchweih in Zukunft
am zweiten Sonntag nach Michaelis, am 7.. 8. und 14. Oktober,
abzuhalten.
Acc
H-Audirseinegassseigeinet
UIEAvfEEsehahEsendBerseret
d
11....
Wa (i2s:)
Zum Geſchirrwaſchen, Spulen und Reintgen Henke.
Seite 8 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Kreistagsſitzung in Groß=Gerau.
Be. Groß=Gerau, 22. März.
Kreisdirektor Dr. Straub eröffnete die Sitzung. Er gab
bekannt, daß die Mitglieder Dr. Schranz, Bonn=Trebur wegen
Wegzug ihre Aemter zur Verfügung geſtellt haben. An ihre Stelle
treten die Mitglieder Schlicht, Forſtmeiſter, Bonn, Bürgermeiſter,
Buſch, Ing., Daum, Lehrer i. R., Knobloch, Kraus, Müller, Stepp
und Treiber. Die neuen Mitglieder wurden ſodann von
Kreis=
direktor Straub vereidigt. — Die Taggesordnung: Punkt 1. Der
Beitritt zum Rhein=Mainiſchen Garantieverband G.m.b.H. wird
einſtimmig beſchloſſen. Zu Punkt 2 führt Kreisdirektor Dr. Straub
aus, daß Krug dem Kreisamt zugeteilt, er aber in ſtaatlicher
Verwendung ſteht. Da aber Krug jeden Augenblick abberufen
werden könne, wäre es vorteilhafter, wenn Krug vom Kreis
über=
nommen werden würde. Daraufhin wurde auch dieſer Antrag
ein=
ſtimmig angenommen und Krug wird zum
Kreisverwaltungsober=
ſekretär ernannt. Auch zu Punkt 3 macht Kreisdirektor Dr. Straub
einige Ausführungen; insbeſondere durch die ungünſtige Lage der
einzelnen Gebäude ſei das Arbeiten nicht ganz vorteilhaft. Es ſei
aus dieſem Grund zu einer Verhandlung mit der Stadt Groß=
Gerau gekommen, die Eigentümerin des Gebäudes iſt. Der Kauf
wurde beſchloſſen zu dem Preis von 30 000 RM. Nachdem
Kreis=
direktor Dr. Straub zu Punkt 4, Kreiskaſſenrechnung für 1932 Rj.
und Verwaltungsrechenſchaftsbericht für 1932 einige
Ausführun=
gen gemacht hatte, ſtellte das Mitglied Hühn den Antrag,
den=
ſelben zu genehmigen, da die Rechnungsprüfer den Bericht nach
ihrem beſten Gewiſſen und Wiſſen geprüft haben. Dem Antrag
wurde entſprochen. — Als nächſter Punkt ſtand auf der
Tagesord=
nung der Kreisvoranſchlag für 1934.
Hierzu nahm Kreisdirektor Dr Straub das Wort und
führte aus: Der Voranſchlag für 1934 Rj. zeigt einen Abſchluß in
Einnahmen und Ausgaben von 1 080 378 RM. Für das
Rech=
nungsjahr 1933 belief ſich der Abſchluß auf 1152 331 RM. Es
ergibt ſich ſomit eine weitere Droſſelung von 71 953 RM. Dieſe
Einſparungen konnten erzielt werden, trotzdem der Kreis teils
geſetzmäßig, teils freiwillig neue Laſten im Geſamtbetrage von
12722 RM. übernommen hat; ſo RM. 4200 als Anteil an dem
Schwarzbachpumpwerksverband, Mk. 4000 als Aufwand für
durch=
zuführende Steriliſation 2000 RM. als Zuſchuß zu der
Obſtbau=
inſpektion Darmſtadt-Bensheim—Groß=Gerau, und andere
klei=
nere Poſten. Die vorerwähnten Beträge hätten zum
überwiegen=
den Teil auf alle oder beſtimmte Gemeinden des Kreiſes umgelegt
werden können; im Intereſſe der angeſpannten Finanzlage der in=
Frage kommenden Gemeinden wurde jedoch die Uebernahme auf
die Kreiskaſſe vorgeſehen.
Die großzügigen Maßnahmen des Führers und der
Reichs=
regierung zum inneren Aufbau haben ſich auch im Kreis Groß=
Gerau ſehr günſtig ausgewirkt und zu einem ſtarken Auftrieb
ge=
führt. Beſonders die lebhafte Konjunktur der Opelwerke, ſowie
der Bau der Reichsautobahn Frankfurt a. M.—Mannheim, von
der im Kreis etwa elf Kilometer laufen, haben zuſammen mit der
Belebung der Geſchäftslage weitere induſtrielle Betriebe zur
Ein=
ſtellung vieler Volksgenoſſen geführt, die nach oft jahrelanger
Erwerbsloſigkeit nun wieder Arbeit und Brot und damit neuen
Lebensmut gefunden haben. Die günſtige finanzielle Auswirkung
des ſtarken Rückganges der Erwerbsloſen kommt in erſter Linie
den Gemeinden zugute, da ſie einmal die ſeitherigen
Unterſtüt=
zungsbeiträge nicht mehr aufzuwenden haben, außerdem die
Wie=
derbeſchäftigten — rein finanziell geſehen — durch Befriedigung
zurückgeſtellter Bedürfniſſe ihrer Familien, Leiſtung von Steuern
und Abgaben, ſowie Begleichung ihrer Rückſtände bei den
Gemein=
den, wertvolle Beiträge zur finanziellen Beſſerung und Geſundung
der Gemeinden liefern. Auf die Finanzlage des Kreiſes wirkt
ſich die Arbeitsaufnahme dieſer Volksgenoſſen nur langſamer und
auch nur in geringerem Umfange aus.
Das tatſächliche Steueraufkommen im Kreis bleibt im Rj. 32
nach Abſetzen der mit RM. 50 000 vorgeſehenen Steuerausfälle
und Erläſſe hinter dem voranſchlagsmäßigen Betrag noch mit Mk.
70 000 zurück. Die Reichsſteuerüberweiſungen ergaben im Rj. 32
einen Minderertrag von RM. 16000. Hierdurch verbleibt ein
Rechnungsreſt von RM. 236 066, von dem RM. 41 179 jedoch für
das Rj. 1934 als Kredit nicht mehr verfügbar ſind. Dieſe
erheb=
lichen Verminderungen der vorgeſehenen Einnahmen verurſachen
das ſtarke Abſinken des Reſervefonds auf rund 14000 RM. In
Das Spezial-Geschäßt
dieſen Zahlen drückt ſich deutlich der wirtſchaftliche und finanzielle
Tiefſtand des Rj. 1932 aus, deſſen Abſchluß eine der Grundlagen
für die Aufſtellung des vorliegenden Voranſchlags iſt.
Auf Erſuchen des Heſſiſchen Staatsminiſters hat der
Kreis=
ausſchuß beſchloſſen, in Kapitel IV — Kunſt und Wiſſenſchaft —
als Beitrag zur Unterhaltung des Heſſ. Staatstheaters Darmſtadt
einen Betrag von 3000 RM. in den vorliegenden Voranſchlag in
Ausgabe einzuſtellen. Da es ſich hier um eine laufende Ausgabe
handelt, der eine Einnahme nicht gegenüberſteht, muß dieſe
Auf=
wendung dem Reſervefonds entnommen werden.
Der Voranſchlag, der in der Kreisausſchußſitzung vom 8. März
nach eingehender Beratung einſtimmig angenommen wurde, wird
auch, nachdem das Mitglied ſeine Annahme empfiehlt, von dem
Kreistag einſtimmig feſtgeſtellt.
Zu Punkt 6: Feſtſetzung der Steuerausſchlagſätze für 1934 Rj.
wird beſchloſſen, die Ausſchlaggſätze wie im Vorjahr feſtzuſetzen.
— Hiermit war die Tagesordnung erſchöpft.
Achtung! Achtung!
Die Arbeitsſchlacht ſchafft weiteren Millionen
Volksgenoſ=
ſen Arbeit und Brot. Die ſeit langem ungewohnte
Ar=
beit kann Anlaß zu zahlreichen Unglücksfällen werden!
Faſt in jeder Stunde, Tag und Nacht, kommen in Deutſchland 33
Menſchen durch einen Unfall ums Leben. Wieviel Trauer und
Schmerz iſt damit verbunden, und wie groß iſt die Not, die manche
Familien erleben müſſen! Darum verhütet ſolche Unfälle, ſeid
vorſichtig! Nehmt auf der Straße und bei der Arbeit auf Eure
Geſundheit und die Eurer Mitmenſchen Rückſicht und beachtet die
Verkehrs= und Unfallverhütungsvorſchriften!
Ex Bürſtadt, 21. März. Schwerer Verkehrsunfall.
Am Dienstag abend, gegen 8 Uhr kam auf der Provinzialſtraße
Bürſtadt—Worms ein Laſtwagen, welcher ein Pferdefuhrwerk
überholen wollte, ins Schleudern und raſte mit voller Wucht gegen
einen Telegraphenmaſt. Der Lenker wurde durch die Wucht des
Anpralles herausgeſchleudert und erlitt einen Armbruch. Der
Sachſchaden iſt ſehr bedeutend.
Oberheſſen.
— Friedberg, 19. März. Zeitungszuſammenſchluß
in der Wetterau. Im 27. Jahre ihres Erſcheinens wurde die
im Verlag der Wetterauer Druckerei A.=G hergeſtellte „Neue
Tageszeitung” in Friedberg mit dem im Verlag Karl
Binder=
nagel erſcheinenden „Oberheſſiſchen Anzeiger” verſchmolzen. Die
„Neue Tageszeitung” war als Kampfblatt für die Landwirtſchaft
und den Mittelſtand gegründet worden. In ſeinem Abſchiedswort
brachte der Verleger zum Ausdruck, daß mit der
nationalſoziali=
ſtiſchen Revolution der politiſche und wirtſchaftliche Kampf ein
Ende gefunden habe und damit die Daſeinsberechtigung der
„Neuen Tageszeitung” als Kampfblatt für die Landwirtſchaft und
den Mittelſtand entfallen ſei.
— Gießen, 20. März. Das Jubiläumskonzert des
Bauer=
ſchen Geſangvereins (gegr. 1864) zum Beſten des
Winter=
hilfswerks am Samstag, 17. März, in der Aula, unter Leitung
des Prof. Dr. Stefan Temesvary nahm einen in
künſtleri=
ſcher Beziehung vortrefflichen Verlauf. Der trefflich diſziplinierte
Männerchor (gegen 100 Stimmen) folgte den Intentionen ſeines
Dirigenten ausgezeichnet. — Ausſprache, Rhythmik und Dynamik
ließen nichts zu wünſchen übrig. Aus dem abwechſlungsreichen
Programm der A=Capella=Chöre hinterließ einer, nach einer
Weiſe von Nikolai, von Temesvary geſetzter Chor („Der Tod und
das Mädchen”) einen tiefen Eindruck. Soliſtiſch betatigt waren,
von Temesvary feinſinnig begleitet „Frl. Schättler aus Gießen
(Violine) und Temesvarys Sohn Stefan Temesvary
(Flöte) und ernteten reichen Beifall. Der Chor und ſein
wohl=
verdienter Dirigent wurden begeiſtert gefeiert.
Freitag, 23. März 1934
Pam Büdertit
* Zwanzig Jahre Deutſches Ringen. Vom Weltkrieg über
Ver=
ſailles zur nationalen Erneuerung. Von Johann von
Rei=
chenbrand. Mit 193 Bildern und 15 farbigen Tafeln und
Karten. Paul Franke Verlag. Berlin 1934. 400 Seiten.
Das Buch hält, was der Titel verſpricht. Eine umfaſſende und
ſich doch nicht in Einzelheiten verlierende Darſtellung, die nicht
von den großen Geſichtspunkten abgeht. Das erſte Buch behandelt
die Vorgeſchichte des Weltkrieges und die Kriegshandlungen,
geo=
graphiſch gegliedert, das zweite Buch ſchildert den Niederbruch von
1918, den Kampf um Rhein und Ruhr und um die Tribute,
wäh=
rend die letzten Kapitel (Der Kampf um die Ehre und der Kampf
um die deutſche Seele) in knappen Sätzen das Werden der
natio=
nalen Erhebung umreißen und mit der Wiedergabe der beiden
großen, richtunggebenden Reden des Führers vom 21. März 1933
(Staatsakt in Potsdam) und vom 17. Mai 1933 (über die
Außen=
politik im Reichstag) den Leſer in die Zukunft der deutſchen
Sen=
dung hinübergeleiten.
Das dritte Buch enthält ein ganz neuartiges, ausgezeichnetes
und ausführliches Lexikon des Weltkrieges und der Nachkriegszeit,
das über alle möglichen Fragen, ergänzt durch Tabellen,
Ueber=
ſichten und graphiſche Darſtellungen Auskunft gibt. Das Werk
ſchließt mit einer Aufſtellung über die 25 (!) Reichsregierungen in
der Zeit ron 1914 bis 1933, eine in ihrer überſichtlichen
Sachlich=
keit erſchütternde Liſte aus einer überwundenen Zeit
parlamen=
tariſcher Farmen.
Was vielleicht den Hauptwert des Werkes ausmacht, ſind neben
der inſtruktiven Karte die faſt 200 klaren Bilder, die eine Sprache
für ſich reden. Unter ihnen, beſonders aus dem erſten Jahr der
nationalen Erhebung, viele noch unbekannte ganzſeitige Beigaben.
Das Buch gehört, um ein oft mißbrauchtes Wort hier mit voller
Berechtigung anzuwenden, zu den Büchern, die in keiner deutſchen
Hausbibliothek fehlen ſollten. Unſere Jugend wird aus ihm
ler=
nen können und ſich an ihm begeiſtern.
Adolf Stein, „Gift, Feuer, Mord”. Augenblicksbilder vom
Reichs=
tagsbrandprozeß. Herausgegeben vom Geſamtverband Deutſcher
Antikommuniſtiſcher Vereinigungen e. V., Berlin W.
Karton=
niert 0,85 RM.
Wie ein wirres Phantom ſind die Verhandlungen des
Reichs=
gerichts an uns vorübergegeiſtert. Man hat in die täglichen
Zei=
tungsberichte hineingeſehen, aber ſie waren lang, und der ganze
Reichstagsbrandprozeß dauerte Monate. Einer ſaß aber dabei,
deſſen Beobachtungsſinn und Geſtaltungskraft unübertrefflich ſind.
Täglich ſchrieb Rumpelſtilzchen (Major a. D. Stein) ſeine
Stim=
mungsbilder nieder. Sie ſind jetzt, um ein Anfangs= und ein
Schlußkapitel bereichert, in Buchform im Brunnen=Verlag, Berlin,
erſchienen: „Gift, Feuer, Mord! Augenblicksbilder aus dem
Reichstagsbrandprozeß von Adolf Stein. Hundert anſchauliche
Kleinigkeiten, die ſonſt Berichterſtattern entgehen und doch allein
den ſpröden Stoff lebendig machen, ſind darin Seite um Seite
enthalten. Welche Bedeutung dieſem Buch beigemeſſen wird,
er=
hellt daraus, daß die Herausgabe vom Geſamtverband Deutſcher
Antikommuniſtiſcher Vereinigungen e. V., Berlin W., beſorgt
wurde.
* Liebe und Ehe in Sowjetrußland. Von Dr. Hans Halm.
Ver=
lag Buchholz u. Weißwange, G.m.b.H., in Berlin=
Charlotten=
burg 2. 1933. 140 Seiten.
Hier ſpricht zu dem Leſer ein Kenner der Materie, der als
Profeſſor an der Univerſität Irkutsk jahrelang den
Kommunis=
mus und ſeine beſondere Seite, deren Darſtellung das vorliegende
Buch dient an der Quelle ſtudiert hat. Zugegeben, daß die
Lek=
türe des Werkes nicht erfreulich iſt, ſo liegt das daran, daß die
Zuſtände auf dem Gebiete der Ehe, Familie und der Sexualfrage
in Sowjetrußland zum Himmel ſchreien. Es iſt überaus gut, daß
dieſes Buch geſchrieben wurde, und man kann ihm nur die weiteſte
Verbreitung wünſchen, damit auch dem Blindeſten hier in
Deutſch=
land die Augen aufgehen über das, was wir erlebt hätten, wenn
der artfremde Bolſchewismus auch bei uns zum Sieg gekommen
wäre. Wir können Gott nicht heiß genug danken, daß uns vor
dieſer unendlichen Gefahr die nationale Erhebung bewahrt hat.
Am allererſchütterndſten lieſt ſich, wie weit die Zerrüttung der
Familie und Ehe in Rußland ſchon gediehen iſt, wie verzweifelt
das geknechtete ruſſiſche Volk unter dem marxiſtiſchen
Materialis=
nus leidet, der heute in Sowjetrußland Orgien feiert. H. W. W.
für wirklich gute und preiswerte Haushalt-
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Freitag, 23. März 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 81 — Seite 9
Rywenl eovenine iaor die deutſche Sagene du ſh!
Schwimmende Jugend=Großherberge im Hamburger Hafen.
Käptn Stau denkt zurück.
„Bei Kap Horn gehn Wellen wie Häuſer, / Da ſucht man
Mann am Steuer”, dieſe merklich ſchlingernden Verſe murmelt
Käpin Stau, Vergangenem nachſinnend, vor ſich hin, als wir
am Steuerrad des Dreimaſtſeglers ſtehen, der bei Blohm u.
Voß zur ſchwimmenden Jugendherberge umgebaut wird. Oft
haben Seemannshände dieſes Steuerrad feſt und ingrimmig
umklammert, wenn es galt, ſich der blinden Wut des Meeres
zu erwehren.
Auf ein wechſelvolles Geſchick blickt der Dreimaſter zurück.
Auf einer franzöſiſchen Schiffswerft in St. Lazaire lief er
1902 vom Stapel. Maréchal Suchét” hieß er damals. Später
fuhr er, den engliſchen Namen „Faith” tragend, unter
nor=
wegiſcher Flagge. Dann erwarb ihn die Hamburger Reederei
Laeizs, der er bis 1925 gehörte. „Pellworm” hieß er, viele
Jahre hindurch brachte er regelmäßig Salpeterladungen nach
Hamburg. Auf einer ſeiner vielen Fahrten von Nord nach
Süd, von Europa nach Amerika und Afrika geriet der alte
Drei=
maſter, wie Käptn Stau zu erzählen weiß, in große Seenot
und konnte nur mit Mühe geborgen werden. Zuletzt lag er,
ohne Maſten und Segel, als eine Art Wohnſchiff für beſondere
Bedarfsfälle auf dem Hamburger Schiffsfriedhof. Der alte
ver=
witterte Käptn Stau bewachte ihn und verbrachte in tiefer
Ab=
geſchiedenheit ſeine Tage damit, an ſeine glückliche
Fahrens=
zeit zurückzudenken.
Ein Geſchenk an die Jugend.
Vom Hamburger Hafenbetriebsverein wurde die „Pellworm”
dem Reichsverband für deutſche Jugendherbergen, Gau
Nord=
mark, geſtiftet. Der tätigen Anteilnahme des regierenden
Bürger=
meiſters Krogmann iſt es zu danken, daß die erheblichen Mittel,
die der Um= und Ausbau zur Jugendherberge erfordert, bald
bereit geſtellt wurden. Die bisher recht mangelhaften
Ueber=
nachtungsverhältniſſe für Jugendwanderer in Hamburg werden
die denkbar günſtigſte Umwandlung erfahren.
„Hein Godenwind” — unter dieſem Namen wird die
ſchwimmende Jugendherberge im Hamburger Hafen bald in ganz
Deutſchland allen wandernden Jungen und Mädchen bekannt
ſein. Bei Gorch Fock werden ſie dann nachleſen, was es mit
dem „Hein Godenwind. Admiral van Mosketonien” auf ſich hat.
Am 8. April werden 100000 Jungen und Mädel aufmarſchieren.
Ihnen wird der Reichsjugendführer Baldur v. Schirach, der die
Taufe vornimmt, das Geſchenk, ein wahres Schmuckſtück
über=
geben. Welche Arbeit erforderlich war, um aus der halb
ver=
ſchollenen „Pellworm” eine ſo wohnliche Unterkunft, einen Platz
zum Verweilen zu machen, werden dann nur wenige ermeſſen.
Ein Rundgang durch das Schiff.
Unweit der rieſigen Eiſengerüſte und Docks der Schiffswerft
Blohm und Voß, in einem ruhigeren Winkel, liegt der „Hein
Godenwind”, um ausgebeſſert und umgebaut zu werden. Sein
neuer weißer Anſtrich, unterbrochen durch einen blauen Zier=
ſtreifen, leuchtet in der Sonne. Neue Maſten ſind geſetzt und mit
Takelage verſehen worden; die Jungen und Mädel ſollen ein
richtiges, vollſtändiges Schiff ihr eigen nennen. Nach der Art
der Takelage, ſetzt mir Käptn Stau auseinander, ſei es eine
Polka= oder Polker=Bäk (die Schreibweiſe läßt er, gegen
ortho=
graphiſche Bedenken beneidenswert unempfindlich, mir frei).
Auch Rettungsboote, mehr der Vollſtändigkeit als des
Erforder=
niſſes wegen, zwei große Anker, Poſitionslaternen, ein richtiges
Steuerrad wird der „Hein Godenwind” haben. Nichts wird
fehlen, was notwendig iſt, um von Seefahrt zu träumen.
Käptn Stau führt mich durch das Schiff, deſſen obere
Länge rund 85 Meter beträgt, zeigt mir den breiten Aufgang
und den Schalterraum am Eingang. Hier melden ſich die Jungen
und Mädel, dann werden ſie zur Schreibſtube geſchickt, einem
einfachen, aber geſchmackvoll freundlich ausgeſtatteten Raum, wo
ſie ihren Schlafraum angewieſen behalten. Die Schlafräume,
im zweiten und dritten Deck gelegen, mit vorbildlichen
Toiletten=
anlagen verſehen, haben im ganzen 510 Betten. Sie können, da
ganze Schiffsteile in ſich abgeſchloſſen ſind, nach Bedarf unter
Jungen und Mädchen verteilt werden. Die Bettenzahl in den
einzelnen Räumen iſt verſchieden. In den meiſten ſind es 10
bis 12. Es gibt aber auch Räume, in denen ſich zwei, vier, ſechs,
acht, und andere, in denen ſich bis zu dreißig Betten befinden.
Maler und Anſtreicher ſind beſchäftigt, die Wände hell zu
ſtreichen und die Bettſtellen zu bronzieren.
Ueberall auf den Gängen und in den Räumen wird
ge=
hämmert, gehobelt und geſägt. Ein ſcharfer Geruch von Farbe
erfüllt das ganze Schiffsinnere, Licht= und Waſſerleitungen
werden gelegt. Die großen Keſſel werden für die
Zentral=
heizung hergerichtet. Tag für Tag arbeiten hundertſechzig
Hand=
werker, die, geräuſchvoll oder leiſe, „Hein Godenwind” von oben
bis unten umkrempeln. Daß er es ihnen nicht immer leicht
macht, zeigt mir ein kleiner Vorfall bei den Keſſeln, deſſen
Zeuge ich bin. Ein junger Arbeiter iſt in einen Keſſel
hinein=
gekrochen, um ihn auszumauern. Vergebens verſucht er, ſich
durch das Keſſelloch wieder herauszuzwängen, und es dauert
eine halbe Stunde, bis man ihn, nicht ohne einige
Hüft=
abſchürfungen, wieder herausgezogen hat.
Vier große helle Tagesräume, die von einem Hamburger
Künſtler mit Wandbilder geſchmückt werden ſollen, dazu ein
rieſiger Fahrradraum, die Küche und eine Selbſtkocherküche mit
elek riſchem Herd füllen das erſte Hauptdeck aus. Für fünf= bis
ſechshundert Perſonen kann gekocht werden. Für den
Herbergs=
vater, Kapitän Gabers, und ſeine Familie ſteht an Bord eine
geräumige Wohnung bereit. Zwei Helfer und ein Koch werden
ebenfalls auf dem Schiff wohnen. Auch Käptn Stau hat ſeine
kleine, aber behagliche Kabine ...
Manchmal erzählt Käptn Stau.
Weit iſt er herumgekommen, hat ſchon als Vierzehnjähriger
große Fahrten gemacht und ſich ſein Leben lang mit Meer und
Sturm herumgeſchlagen. Wenn er ins Reden kommt, weiß er
viel zu erzählen. Manchmal abends, wenn es einem der Jungen
oder Mädel gelungen iſt, ihn aufzutauen, wird er beginnen:
„Als wir damals um Kap Horn fuhren . . ." Und alle werden
in ſein zerfurchtes, gutmütiges Geſicht ſchauen und ſeinen
Wor=
ten lauſchen. Mancher Junge, der das Herz auf dem rechten
Fleck hat, wird nicht ruhen, bis der Traum von der Seefahrt
Wirklichkeit wird ..
Liegeplatz: Ueberſeebrücke.
An der Ueberſeebrücke, mitten im Hamburger Hafen, wird
„Hein Godenwind” zu liegen kommen. Die mächtigen
Duck=
dalben, an denen er angetäut werden wird, ſind bereits
ein=
gerammt. Dort wird der weiße Dreimaſter am Bug das
Ham=
burger Wappen und das der HJ., bald ſeine Maſten
empor=
recken und ſeine Fahnen flattern laſſen. Vom Deck aus werden
die jungen Wanderer, von denen viele zum erſten Male einen
großen Hafen ſehen, hinausſchauen auf das Treiben, werden
mit ſtaunenden Blicken an der Schönheit der ein= und
aus=
laufenden Ozeanrieſen hängen und voll Neugier dem Hin und
Her der kleinen Perſonenſchiffe, Kutter und Barkaſſen folgen.
Wenn ſie wieder davonziehen, werden ſie den Klang der
Schiffs=
ſirenen wie eine haftengebliebene Melodie mit ſich tragen,
„Hein Godenwind” wird nicht nur die größte ſchwimmende
Jugendherberge ſein, ſondern zugleich ſeinen jungen Gäſten auf
einzigartiger Weiſe zum Erlebnis werden.
Carl Dietrich Carls,
Man muß ſich zu helfen wiſſen!
(th) In einer amerikaniſchen Funkzeitſchrift plaudern bekannte
„Profeſſionals” des Mikrophons über ihre Erlebniſſe und
Erfah=
rungen, über Mißgeſchicke und Zwiſchenfälle, die ihnen bei ihren
Rundfunkvorträgen widerfuhren. Unter anderen erzählt auch ein
Profeſſor einer amerikaniſchen Univerſität, der bei den
Rundfunk=
hörern als lebendiger und eindringlicher Plauderer über
wiſſen=
ſchaftliche Pobleme beliebt iſt, über eine Erfahrung, die er einmal
vor dem Mikrophon gemacht hat.
Eines guten Tages ſtand er wieder einmal im Senderaum
und entwickelte auf Grund ſeines vor ihm liegenden Manuſkriptes
in gefälliger, volkstümlicher Art ſeine Gedanken zu einem
be=
ſtimmten Thema, als er beim Umwenden des Manuſkripts
plötz=
lich die niederſchmetternde Entdeckung machte, daß gerade die
wich=
tigſten beiden Blätter des Manuſkriptes fehlten. Sie enthielten
Ziffernmaterial, das den wiſſenſchaftlichen Kernpunkt ſeines
Vor=
trages bildete, und das er ſelbſtverſtändlich nicht im Kopfe hatte.
Wahrſcheinlich hatte er die beiden Blätter zuhauſe liegen gelaſſen
oder gar unterwegs verloren.
Was tun? Profeſſor M. iſt nicht nur infolge ſeiner langen
Rundfunkerfahrung mit der Radiotechnik ſehr vertraut, ſondern
auch ein begabter Geräuſchimitator. Nach kurzem Ueberlegen
be=
gann er fürchterlich zu keuchen, ſich zu räuſpern und ließ ein
lang=
gezogenes Geheul ertönen, womit er bei allen Hörern den
Ein=
druck einer Störung durch Rückkoppelung hervorrief. Eine halbe
Minute ſpäter brach er dieſes Geräuſch ab und las ſeelenruhig
von Blatt 6 ſeines Manuſkriptes an weiter.
Die Hörer wetterten prompt, daß ſie den geiſtreichen Vortrag
dank der widerlichen Rückkoppelei nur lückenhaft vernommen
hätten —
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Des Führers Appell: „An die Arbeit!“
Der Führer begibt ſich mit ſeinem Gefolge (in der Mitte Generaldirektor Dr. Dorpmüller, weiter
nach links Vizekanzler von Papen) an die Arbeitsſtelle Unterhaching.
Adolf Hitler bei ſeiner Rede.
Von Unterhaching bei München richtete der Führer ſeine große Rede an das deutſche Volk, die von
Millionen Volksgenoſſen am Lautſprecher miterlebt wurde.
Reich und Ausland.
Deutſchland bekeiligt ſich
an der Brüſſeler Weltausſtellung.
Berlin. Die Reichsregierung hat der
bel=
giſchen Regierung mitgeteilt, daß ſie die
Einla=
dung zur Teilnahme an der „Internationalen
Weltausſtellung 1935” annimmt. Zur
Durchfüh=
rung der erforderlichen Maßnahmen wurde vom
Reichswirtſchaftsminiſter im Einvernehmen mit
dem Reichsminiſter für Volksaufklärung und
Pro=
paganda der Geh. Regierungsrat Dr. Mathies zum
Reichskommiſſar für die Weltausſtellung beſtellt.
Die Büroräume des Reichskommiſſars befinden
ſich in Berlin W. 35, Viktoriaſtraße 34. Zum
ſtell=
vertretenden Reichskommiſſar wurde der Referent
im Reichsminiſterium für Volksaufklärung und
Propaganda, Dr. Bährens, ernannt.
Generalmuſikdirektor Ladwig F.
Dresden. Am Donnerstag früh verſtarb nach
kurzer Krankheit der Leiter des Dresdener
Phil=
harmoniſchen Orcheſters, Generalmuſikdirektor
Werner Ladwig. Er hat ein Alter von nur 35
Jahren erreicht. Der Dresdener Philharmonie
ſtand er erſt ſeit dem 1. September 1933 als
allei=
niger Dirigent vor.
Kirche durch Blitzſchlag vernichtet.
Pößneck. Im Laufe des Donnerstag
nach=
mittag gingen über die Pößnecker Gegend heftige
Gewitter nieder, die von ſchweren Hagelſchlägen
begleitet waren. Ein Blitz ſchlug in die Kirche des
Ortes Daumitzſch und zündete. Die Kirche wurde
völlig ein Raub der Flammen. Der 36 Meter hohe
Turm, der drei Glocken trug, ſtürzte krachend
zu=
ſammen. Auf dem Friedhof wurde durch den
ſtür=
zenden Turm und das Stein= und Balkenwerk der
Kirche großer Schaden angerichtet.
Die Einweihung des größken Schiffshebewerkes der Welk.
Vollſtreckung eines Todesurteils in Arnsberg.
Berlin. Wie der Amtliche Preußiſche
Preſſe=
dienſt mitteilt, iſt Donnerstag morgen in
Arns=
berg der durch Urteil des Schwurgerichtes in
Arnsberg vom 15. September 1933 wegen Mordes
zum Tode verurteilte Albert Heinz aus
Nieder=
ſchelden hingerichtet worden. Der preußiſche
Mi=
niſterpräſident hat von dem Begnadigungsrecht
keinen Gebrauch gemacht, weil Heinz mit
unge=
wöhnlicher Heimtücke und verbrecheriſcher
Hart=
näckigkeit etwa 2 Jahre lang ſeiner Ehefrau
Ar=
ſenik beigebracht und hierdurch allmählich ihren
qualvollen Tod herbeigeführt hatte.
Ein Knabe im Boot aufs offene Meer getrieben.
Bukareſt. Im Hafen von Conſtanza riß ſich
ein Ruderboot, in dem ein 12jähriger Knabe
ſpielte, vom Ufer los und wurde auf das Meer
hinausgetrieben. Der Unfall wurde erſt einen Tag
ſpäter bemerkt, worauf ſofort ein Waſſerflugzeug
auf die Suche geſchickt wurde, dem es gelang, den
total erſchöpften Knaben in letzter Minute zu
finden und an Bord zu nehmen.
Der Komponiſt Franz Schreker †.
Profeſſor Franz Schreker
ſſt am Vortage ſeines 56. Geburtstages an den
Folgen eines Schlaganfalles verſtorben. Schreker,
der einer der Pioniere der atonalen Muſik war,
leitete mehrere Jahre lang die Staatliche
Hoch=
ſchule für Muſik in Berlin. Von ſeinen Opern
ſind „Die Gezeichneten” und „Der Schatzgräber”
in vielen Aufführungen über eine große Zahl
deutſcher und ausländiſcher Bühnen gegangen.
Blick auf das gewaltige, in achtjähriger Arbeitzeit gebaute Werk mit den rieſigen Menſchenmengen,
die ſich zur Einweihung eingefunden hatten. — Im Kreis: Reichsverkehrsminiſter Eltz v. Rübenach
während ſeiner Eröffnungsanſprache.
Die Einweihung des größten Schiffshebewerkes der Welt in Niederfinow war nach der Rede des
Führers in Unterhaching das bedeutendſte Ereignis am Eröffnungstage des zweiten Jahres der
Arbeitsſchlacht. Dem feierlichen Akt der Einweihung wohnten neben den SA=Formationen
Ver=
bände und Arbeiter der Betriebe bei. Als Vertreter der Reichsregierung eröffnete der
Reichsver=
kehrsminiſter Eltz v. Rübenach dieſes modernſte und gewaltigſte Werk deutſcher Technik.
Rieſige Feuersbrunſt in Hakodate.
Die Stadk nur noch ein Trümmerhaufen. — 1000 Toke. — 50 Mill. hen Schaden.
Tokio. In der Stadt Hakodate, die faſt 200000
Einwohner zählt, iſt am Mittwoch eine rieſige
Feuersbrunſt ausgebrochen, die ſich immer weiter
ausdehnt. Allem Anſchein nach iſt das Feuer
da=
durch entſtanden, daß mehrere Schornſteine vom
Sturme umgeworfen worden waren.
Nachrichten über Einzelheiten von der
furcht=
baren Brandkataſtrophe in Hakodate laufen
bis=
her nur ſehr ſpärlich ein, da faſt ſämtliche
Ver=
ſindungen unterbrochen ſind. Aus dieſem Grunde
ſt auch eine genaue Feſtſtellung über die Zahl
der Opfer noch nicht möglich, man ſpricht jedech
von 1000 Toten und 15 000 Verletzten. Ein
furcht=
barer Sturm trägt zur Erhöhung der in der Stadt
herrſchenden Panik bei und verhindert die
Löſch=
arbeiten. Am Donnerstag morgen war noch kein
Nachlaſſen des Feuers zu beobachten. Das
Ge=
ſchäfts= und Vergnügungsviertel ſind faſt
voll=
ommen zerſtört. Das Gefängnis brannte bis auf
die Grundmauern nieder, ſo daß die Gefangenen
von Militärabteilungen aus der Stadt
herausge=
führt werden mußten. Das Militär iſt im übrigen
in weitgehendem Maße zu den Hilfsarbeiten
ein=
geſetzt.
Der Sturm, von dem das ganze Land betroffen
iſt, hat auch in Tokio leichte, aber ſehr ausgedehnte
Schäden verurſacht. Bei den
Verſicherungsgeſell=
ſchaften liefen bereits Schadensmeldungen aus
Hakodate im Betrage von 50 Millionen Yen ein.
In Hakodate ſind etwa 80 v. H. der Häuſer
durch die furchtbare Feuersbrunſt zerſtört worden.
Die Zahl der Obdachloſen wird auf mehr als
100 000 geſchätzt. Zahlreiche Flüchtlinge haben
Un=
terkunft auf den Fahrzeugen im Hafen geſucht.
Hakodate iſt die zehntgrößte Stadt Japans und
die größte Stadt nördlich von Tokio.
Tankdampfer auf der Seine in Flammen
Zwölf Tote?
Paris. An Bord eines =Petroleumdampfers
auf der Seine bei Rouen ereignete ſich eine ſchwere
Exploſion. Im Nu ſtand das ganze Schiff in
Flammen, ſo daß es unmöglich war, ſich ihm zu
nähern. Von der zwölf Mann ſtarken Beſatzung
hat man keine Lebenszeichen erhalten. Man
be=
fürchtet, daß alle in den Flammen umgekommen
ſind.
Schwere Ausſchreikungen
ſtreikender Tarichauffeure in New York.
New York. Das New Yorker Theaterviertel
war in der Zeit zwiſchen dem Schluß der
Vorſtel=
lungen und dem frühen Morgen der Schauplatz
heftiger Zuſammenſtöße zwiſchen der Polizei und
ſtreikenden Taxichauffeuren, die durch
Straßen=
pöbel weiteren Zuzug erhalten hatten. Sie ſuchten
jeden Taxiverkehr zu unterbinden, indem ſie die
Wagentüren abriſſen, die Inſaſſen ,darunter viele
Frauen in Abendkleidern, zum Ausſteigen
zwan=
gen und die Taxis demolierten, ſo daß der
mitt=
lere Broadway ſchließlich den Anblick eines
gro=
ßen Trümmerfeldes bot. Die Streikenden fuhren
in großen Omnibuſſen zu Hunderten nach dem
Theaterviertel, wo ſie ausſtiegen und ihr
Stö=
rungswerk begannen. Der Polizei gelang es
ſchließlich, die Demonſtranten in die Seitenſtraßen
abzudrängen. Jedoch kamen noch bis gegen
mor=
gen Ueberfälle von Streikenden, die ſich in
ele=
ganten Privatwagen befanden, auf
Nichtſtrei=
kende vor.
Große Bergſtürze in den Anden.
New York. Wie die „Aſſociated Preß” aus
Lima (Peru) meldet, wurden kürzlich durch
Wol=
kenbrüche rieſige Bergſtürze an den Steilhängen
nördlich von Lima verurſacht. Ein ſolcher
Berg=
ſturz, der eine Ausdehnung von fünf Meilen Länge
und dreiviertel Meilen Breite hatte, begrub das
ganze Dorf Chaccho. Verluſte an Menſchenleben
werden nicht gemeldet.
Dunkle Geſchäfte eines franzöſiſchen
Geſandtſchaftsſekrekärs in Sofial.
Sofia. Um die Schmuggelangelegenheit des
franzöſiſchen Geſandtſchaftsſekretärs und Konſuls
Gerardy iſt es in den letzten Tagen merkwürdig
ſtill geworden. Wie es heißt, hat der franzöſiſche
Geſandte im Auftrage ſeiner Regierung
Vorſtel=
lungen im Außenminiſterium erhoben, dahin zu
wirken, daß nicht noch mehr Staub aufgewirbelt
werde. Der aus Paris entſandte Kriminalrat iſt
zurückgereiſt, um ſeiner vorgeſetzten Behörde
Be=
richt zu erſtatten. Er wird Ende dieſer Woche
wie=
der in Sofia erwartet, um die Unterſuchung
abzu=
ſchließen und Gerardy nach Frankreich abzuſchieben.
Feſt ſteht, daß ſich Gerardy in Sofia neben den
zahlreichen Schmuggel= und Schiebergeſchäften auch
ſchwere Verfehlungen in der Kaſſenführung hat
zuſchulden kommen laſſen. Die Unterſchlagungen
werden mit über 1 Million Lewa angegeben. Zu
der Briefmarkenfrage melden noch die Blätter,
daß Gerardy nicht nur, wie es urſprünglich hieß,
eine Sammlung wertvoller Marken aus der
aus=
geliehenen Sammlung des Finanzminiſteriums
entwendet, ſondern das ganze Album behalten und
trotz mehrfacher Aufforderung des Miniſteriums
bis heute nicht zurückgegeben habe. Einige
Zei=
tungen wollen wiſſen, daß er die Sammlung im
Auslande verkauft habe, und fordern die
Regie=
rung auf, Erſatz und Entſchädigung zu verlangen
und rückſichtslos alle Schiebungen des Diplomaten
aufzudecken. Der Keller der Wohnung Gerardys
ſoll ein wahres Delikateſſengeſchäft darſtellen.
Die angebliche Enkführung in der
Hypnoſe.
Kopenhagen. In Ergänzung der Meldung,
wonach der Tiſchlermeiſter Pap aus Budapeſt von
der Schwedin Erie Helsberg in Hypnoſe verſetzt
und gezwungen worden iſt, ihr nach Schweden zu
folgen, läßt ſich Berlinske Tidende aus Göteborg
melden, daß die Angelegenheit kaum ſo romantiſch
ſein dürfte. Nach Informationen des Blattes
tra=
fen Frau Helsberg und Pap vor über einer Weche
in Göteborg ein, wo ſie in einer Privatvilla
meh=
rere ſpiritiſtiſche Sitzungen veranſtalteten.
Nach=
dem eine große Sitzung vor einigen Tagen zu
einem Fiasko wurde, trennten ſich die beiden.
Frau Helsberg reiſte nach England und Pap nach
Budapeſt, wo er nach Mitteilung an ſeine
Bekann=
ten in Göteborg am Dienstag eingetroffen ſein
ſoll.
Die Brüder Saß in Kopenhagen als Einbrecher
entlarvt.
Kopenhagen. In Verfolg der Unterſuchung
gegen die Brüder Saß iſt der Polizei ein
bedeu=
tungsvoller Fund geglückt. So wurden in dem von
den Brüdern in einem Penſionat in der Nähe des
Rathausplatzes bewohnten Zimmer hinter einem
Paneel etwa 3000 däniſche Kronen und 2000
fran=
zöſiſche Francs entdeckt, die in Batterien von
Ta=
ſchenlampen verborgen waren. Ferner wurden
verſchiedene Diebeswerkzeuge, ein Wachsabdruck
eines Geldſchrankſchlüſſels und eine Reihe von
Papieren mit Skizzen von Geſchäftsanlagen, über
Patrouillenzeiten der Polizei uſw. gefunden. Nach
dieſem Fund dürfte kaum noch ein Zweifel daran
beſtehen, daß die Brüder Saß ſich in Kopenhagen
als berufsmäßige Einbrecher betätigt haben.
Große Textilſchmugglerbande an der
ungariſch=
tſchechiſchen Grenze feſtgenommen.
Budapeſt. Die ungariſchen Grenzwachen bei
Balaſſagyarmat beobachteten in letzter Zeit einen
beſonders lebhaften Schmuggelbetrieb an der
tſchechiſch=ungariſchen Grenze. Vorgeſtern gelang
es ihnen, fünf Schmuggler ſamt ihrer Konterbande
feſtzunehmen, als ſie mit einem vollbeladenen
Laſt=
auto die Grenze zu überſchreiten ſuchten. Die
Schmuggler wollten flüchten und wurden von den
Grenzwachen beſchoſſen. Einer erreichte trotz einer
Schußverletzung tſchechiſches Gebiet. Die anderen
fünf ergaben ſich und wurden in Gewahrſam
ge=
nommen. Beſchlagnahmt wurden Textilwaren im
Werte von 33 000 Pengö.
Ein vermißtes Flugzeug nach 20 Monaten
aufgefunden.
Mendoza. Die Trümmer eines vor etwa 20
Monaten während eines Andenfluges mit neun
Perſonen verſchollenen Paſſagierflugzeuges
wur=
den am Donnerstag in den argentiniſchen Anden
in der Nähe von Puente del Ince aufgefunden.
Neben den Trümmern lagen auf der hoyen
Schnee=
decke die Leichen der neun Paſſagiere.
Siwebe.
Jaſteigen.
Für der
Veineter
ien mit
werden
Freitag, 23. März 1934
StSde!
Siltb Toaailtt
theit
Kon
M
Zußball in Starkenburg.
Wie wird’s mit Aufſtieg und Abſtieg?
Ueber dieſe beiden Fragen wurden ſchon die wildeſten Gerüchie
verbreitet; es darf deshalb einmal dazu Stellung genommen
wer=
den. Die von anderer Seite angeſchnittene Möglichkeit des
Ab=
ſtiegs von drei Vereinen ſcheidet abſolut aus. Im neuen
Spiel=
ſyſtem ſind für die Bezirksklaſſe 12 Vereine vorgeſehen, mit einem
Abſtieg von zwei Vereinen und entſprechendem Aufſtieg. Wenn
die Gruppen Südheſſen und Rheinheſſen nur elf Vereine ſtark
gemacht wurden, ſo lag das daran, weil man dem verſtärkten
Ab=
ſtieg aus der Gauliga Rechnung tragen wollte. Die Dinge liegen
nun ſo, daß die Gruppe Südheſſen mit keinem Zugang aus der
Gauliga zu rechnen hat, da die wahrſcheinlich abſteigenden
Gau=
ligiſten durchweg anderen Gebieten angehören werden. Es kann
alſo damit gerechnet werden, daß im kommenden Jahr die Gruppe
Südheſſen auf 12 Vereine erhöht wird, was aber möglicherweiſe
durch Zuteilung aus der Nachbargruppe Main=Taunus (
Sprend=
lingen!) geſchehen kann. Darüber iſt aber noch alles in der
Schwebe. Sicher iſt nur, daß mehr als zwei Vereine nicht
abſteigen, vielleicht ſogar auch nur einer.
Für den Aufſtiegder Gruppenſieger kann heute nur
geſagt werden, daß von den vier Gruppen Main=Heſſens nur zwei
Vertreter in die eigentlichen Endkämpfe mit den Vertretern der
Gruppen Saar und Pfalz gelangen werden. Es werden alſo erſt
innerhalb der vier main=heſſiſchen Gruppen Ausſcheidungsſpiele
ſtattfinden.
Die Lage in der 1. Kreisklaſſe.
Die Gruppe 1 nach dem 18. März 1934.
un. verl. Tore
Pkt.
Egelsbach
112:17
TSG 46 Darmſt.
39:30
Eberſtadt
40:34
Wixhauſen
42:32
Mörfelden
52:30
Roßdorf
44:31
Groß=Gerau
32:38
Ober=Ramſtadt
31:52
Griesheim
38:53
TG. 1875 Darmſt.
37:44
Union Darmſt.
22:57
Michelſtadt
35 55
Weiterſtadt
27.:55
Am kommenden Sonntag ſpielen:
SV. Groß=Gerau — TSGd. 46 Darmſtadt.
SV. Weiterſtadt — CS Ober=Ramſtadt.
Germania Eberſtadt — Viktoria Griesheim.
TGeſ. 1875 Darmſtadt — SV. Mörfelden.
SV. Roßdorf — Union Darmſtadt.
VfL. Michelſtadt — Union Wixhauſen.
Wie wir aus Mörfelden hören, rechnet man dort noch mit
einer Abſetzung des Spieles gegen Tgeſ. 1875.
Die Gruppe 3 nach dem 18. März.
Bnfke Aeſten weüfſgelnſch ſchon an Lonmenden Snnnag
fallen.
Die Spiele am 25. März:
SC. Dietzenbach — FSV. Groß=Zimmern; Germania
Baben=
hauſen — FC. 02 Dreieichenhain; SV. Offenthal — SV.
Nieder=
roden; Alemannia Jügesheim — FV. Eppertshauſen; SV.
Münſter — Germania Oberroden.
SC. Vikkoria Griesheim.
Fußball: Kommenden Sonntag begibt ſich die 1. und 2.
Mann=
ſchaft nach Eberſtadt zu den fälligen Rückſpielen. Will
Gries=
heim nicht noch mehr ins Hintertreffen geraten, dann wird es
allmählich Zeit, daß man ſich aufrafft. Die Mannſchaft hat das
Zeug in ſich, einen guten Fußball zu ſpielen, und geht nicht ohne
Ausſicht in den Kampf. — Die Alten Herren ſowie die Hand=
und Fußball=Jugend beteiligen ſich an den Kreis=
Frühjahrswald=
läufen in Darmſtadt. — Wir verweiſen jetzt ſchon auf den 1.
Oſter=
feiertag, wo Gäſte aus dem Saargebiet, der FV. Ingobertia St.
Ingbert, in Griesheim weilt. Der bereits ſchon vor etlichen
Jah=
ren mit ſeiner Handballmannſchaft hier zu Gaſt war. Die Spiele
werden im Rahmen von Saarkundgebungen durchgeführt,
letz=
teres hat die Ortsgruppenleitung der NSDAP. übernommen.
Handball: Nachdem am letzten Sonntag die Handballer
ver=
gebens nach Weiterſtadt zum dortigen Turnverein gefahren waren
(W. trat nicht an) empfängt am kommenden Sonntag die
1. und 2. Mannſchaft die Sp Vgg. 04 Arheilgen. Beide
Gegner gehören der Bezirksklaſſe an, jedoch in Gruppen getrennt
und konnten in den letzten Verbandsſpielen gute Erfolge
erzie=
len. Es wird zu einem ſpannenden Kampf kommen, bei dem der
Sieger ſchwer vorauszuſagen iſt. Spielbeginn 2.15 und 3.30 Uhr.
— Wir geben jetzt ſchon bekannt, daß die Mannſchaft am 1.
Oſter=
feiertag vor dem Spiel der Saarländer gegen die Germania 94
Frankfurt ſpielen wird.
Im heutigen Vereinsabend wird Kreisſportwart
H. Lindner=Darmſtadt einen Vortrag halten. Es wird daher
er=
wartet, daß ſich die Mitglieder recht zahlreich einfinden. Beginn
8.30 Uhr im Vereinslokal „Zum Rebſtock”, Pfungſtädter Straße.
SV. 1910 Weiterſtadt — SC. Ober=Ramſtadt.
SV. Weiterſtadt empfängt am kommenden Sonntag, 15 Uhr,
SC. Ober=Ramſtadt zum fälligen Verbandsrückſpiel. Ober=
Ram=
ſtadt iſt eine ſtarke Kampfmannſchaft, die ſich nicht ſo leicht ſchlagen
läßt. Weiterſtadt muß wieder mit Erſatz antreten, aber die
Mann=
ſchaft wird ſich gehörig anſtrengen, um die Niederlage in Ober=
Ramſtadt, das Spiel endete knapp 3:2 für Ober=Ramſtadt.
wettzu=
machen. Es wird daher ein ſpannender Kampf zu erwarten ſein.
Vorher 2. Mannſchaften.
4. Darmſtädker Tiſchkennis=Blikkurnier.
Die Tiſchtennis=Abteilung des Sp.V. 1898 veranſtaltet am
kommenden Sonntag im Rummelbräu ihr 4. Darmſtädter
Blitz=
turnier. An dieſer Veranſtaltung nehmen neben SV. 98 noch die
drei beſten Vereine des Gaues teil. Es ſind dies T T.=Club
„Weſt” Frankfurt mit dem diesjährigen ſüddeutſchen Meiſter
Ull=
ſich, dann Blau=Weiß Mainz, die Inhaber der ſüddeutſchen
Mann=
haftsmeiſterſchaft, und die äußerſt ſpielſtarke Mannſchaft von
V. f. R. Mannheim. Der Beſetzung nach dürfte dieſes Turnier
ille vergangenen in den Schatten ſtellen. Eine weitere große
Gedeutung erhält das Turnier dadurch, daß es im Verlauf der
Kämpfe erneut zu einer Begegnung zwiſchen dem ſüddeutſchen
Meiſter Ullrich und dem Bezirksmeiſter Schardt kommen wird, die
ſeigen wird, wer zurzeit der tatſächlich beſte ſüddeutſche Spieler
ſt. Aber auch alle die anderen Kämpfe zwiſchen den Darmſtädtern
und ihren Rivalen aus Frankfurt. Mainz und Mannheim
wer=
ſen ihre Anziehungskraft auf die Zuſchauer nicht verfehlen. Der
Sieger im Mannſchaftskampf erhält einen Wanderpreis, der ſich
ſurzeit im Beſitze des Sp. V. 98 befindet. Falls die 98er=
Mann=
ſchaft den Sieg davonträgt, geht der Preis endgültig in ihren
Beſitz über. Turnierbeginn wird noch bekanntgegeben.
Originalbild vom Borkampf Neuſel — King Levinſty
in dew Hort.
Neuſel (rechts) und King Levinſky beim Schlagwechſel.
Walter Neuſel, dem glänzenden deutſchen Schwergewichts=Boxer,
iſt es gelungen, einen der gefürchtetſten Boxer Amerikas, King
Levinſky, nach Punkten zu beſiegen. Der Deutſche hat ſich mit
dieſem Sieg in die erſte Reihe der Weltboxer geſtellt.
Handball.
Tb. Frieſenheim - Polizei Darmſtadk.
Am kommenden Sonntag (15 Uhr) treffen ſich nun beide
Mannſchaften in dem Rückſpiel um die Meiſterſchaft des Gaues
13. Das Vorſpiel, das die Polizei=Elf am vergangenen Sonntag
in Ludwigshafen gegen Frieſenheim verlor, iſt von weittragender
Be=
deutung. Ein Sieg am Sonntag ſtellt das Verhältnis der beiden
Mannſchaften auf unentſchieden Ein Entſcheidungsſpiel auf einem
neutralen Platze wäre dann notwendig.
Um aber einen Sieg gegen Frieſenheim in dem zweiten Spiel
zu erkämpfen, muß die Darmſtädter Vertretung ein weit beſſeres
Spiel als am vergangenen Sonntag zeigen. Weniger in techniſcher
Hinſicht, denn man hat ia in Frieſenheim feſtſtellen können, daß
man bei dieſer Mannſchaft mit einem techniſch ſchönen Handball
nicht ſehr weit kommt, ſondern es heißt, kämpfen und nochmals
kämpfen. Das muß jetzt immer die Parole der Polizeielf ſein. Das
Spiel, das ſicher ſeine Anziehungskraft nicht verfehlen wird, iſt
unbedingt als offen zu bezeichnen, denn auch auf fremden Boden
gibt die Frieſenheimer Mannſchaft einen ſehr ſtarken Gegner ab.
Die Handball=Aufftiegſpiele beginnen!
Tv. Arheilgen — Tſchft. Griesheim (Rot=Weiß=Platz, 10.30 Uhr).
Um den Aufſtieg zur Gauklaſſe begegnen ſich am Sonntag
auf dem Platze an der Rheinallee die Turnvereine von Arheilgen
und Griesheim. Wer die Geſchichte der Handballbewegung unſerer
Heimat kennt, weiß, daß die Griesheimer Turner zu den Pionieren
zählen. Stets waren ſie in der oberſten Klaſſe der Turner
ver=
treten. Höchſte Blüte hatten die Griesheimer verſchiedentlich als
Gaumeiſter erreicht, und wir erinnern uns noch der Zeit. als
Seck=
bachs Deutſchmeiſtertitel über Griesheim ging Faſt beiſpiellos
ſteht der Weg da, den die Arheilger Turner nahmen. Sie
began=
nen vor einem Jahrzehnt das Handballſpiel, indem ſie in der
un=
terſten Klaſſe anfingen. Von Jahr zu Jahr wurde die Meiſterſchaft
erkämpft und damit der Aufſtieg in die nächſt höhere Klaſſe
er=
zwungen. Oben angekommen, wurde jährlich der erſte Platz
be=
hauptet. Nur in den weiteren Spielen über das alte Gaugebiet
hinaus hatte Arheilgen weniger Glück. In der verfloſſenen Runde
wollte es einmal ſcheinen, als ob der Stern verblichen ſei. Die
alten Kämpen wurden herangeholt und der Sieg errungen.
Die Arheilger Elf ſteht vollzählig am Sonntag: Schmidt;
Jakobi, Anthes; Spengler, Becker, Stein; Weitzel, Götz, Braun,
Weber, Fleck. — Griesheims Mannſchaft mit: Scherer:
Klin=
ger, Volkmann; Riehl. Müller, Schickel; Baſel. Menneckes.
Deu=
ker, Schupp. Wallhäuſer, hat leider das Pech, Mittelläufer und
Rechtsaußen erſetzen zu müſſen. Hierdurch haben ſich die Ausſichten
etwas zu Ungunſten Griesheims verſchoben. Trotzdem iſt die Lage
noch offen, denn die Stützen der Griesheimer ſind die beiden
Halb=
ſtürmer, rechter Läufer, linker Verteidiger und Hüter. Das Fehlen
Müllers wird ſich ſtärker bemerkbar machen, da die Arheilger
Elf weniger auf die Leiſtung einzelner Spieler eingeſtellt iſt, als
auf die Wucht eines geſchloſſenen Angriffs. Hierin ſind Götz und
Braun alte und erfahrene Spieler. In der Abwehr ſteht
gleich=
wertig jeder auf ſeinem Poſten. Jetzt winkt der Aufſtieg zur
Gau=
klaſſe und wir ſind daher geſpannt, mit welchen Leiſtungen die
beiden Mannſchaften aufwarten werden.
Handball im Kreis Odenwald.
Am kommenden Sonntag ſpielen:
Erbach — König 3.15 Uhr; Erbach 2. — Steinbach 2,
2.00 Uhr: Groß=Umſtadt — Nieder=Ramſtadt, 3.30 Uhr;
Groß=Umſtadt 2. — Lengfeld 2., 2.15 Uhr:
Reichels=
heim — Gundernhauſen 3.00 Uhr.
Schaukurnen des Ty. 1877 9ber=Ramſtadk.
Kommenden Samstag hält der Turnverein 1877 Ober=
Ramſtadt im Schützenhof ſein diesjähriges Frühlings=Schauturnen,
verbunden mit Schulentlaſſungsfeier, ab. Sämtliche Abteilungen
werden Ausſchnitte aus ihrem Uebungsbetrieb zeigen. Die
Tur=
ner ſtellen ihr Können am Gerät und ihre Körperbeherrſchung
in ſchönen Freiübungen unter Beweis. Die Turnerinnen mit
ihren vielſeitigen Darbietungen geben ein Bild von der richtigen
Körpererziehung und Ausbildung bei der Deutſchen Turnerſchaft,
die gerade dieſem ſchwierigen Gebiet ihre ſorgfältige
Aufmerk=
ſamkeit widmet. Frohe Jugend, die im Bewußtſein ihrer
zukünf=
tigen Aufgaben an Volk und Vaterland im fröhlichen Spiel und
ernſten Ordnungsübungen ihren Vorturnern folgt. bringen die
Schüler= und Schülerinnen=Abteilungen auf die Bühne. Ihnen
beſonders gilt dieſer Tag, denn viele von ihnen werden mit ihrer
Schulentlaſſung nun in die Reihen der Größeren eintreten.
Ver=
einsführer und Dietwart werden die Jugend auf die Bedeutung
dieſer Feier hinweiſen und zu den Eltern über die Ziele und
Auf=
gaben der Deutſchen Turnerſchaft ſprechen.
Einen ſchönen Beweis der freundſchaftlichen Beziehungen
geben die Turner der Felſing=Riege der Darmſtädter
Turn= und Sportgemeinde 1846. Sie haben für
die=
ſen Abend ihre Mitwirkung zugeſagt und führen mit ihren
Spitzenkönnern die Vollendung des deutſchen Geräteturnens vor.
So verſpricht dieſe Feier in ihrer Vielſeitigkeit und ihrem tiefen
Sinn ein echt deutſcher Abend zu werden der ſowohl der
körper=
lichen wie auch geiſtigen Erziehung des Menſchen gilt.
Gerätemannſchaftskampf der Turnvereine
Biebes=
heim, Urumſtadi, Goddeiau und Stockſtadt.
Zum vierten und letzten Mannſchaftskampf trafen ſich am
Samstag, die fünf beſten Turner der Turnvereine Biebesheim,
Crumſtadt, Goddelau und Stockſtadt in Crumſtadt. Die Turnhalle
war bis zum letzten Platz gefüllt, ein Beweis dafür, welches große
Intereſſe dieſem Schlußkampf entgegengebracht wurde. Der Führer
des Tv. Crumſtadt, Turner Krug, begrüßte nach dem Einmarſch
der Wetturner die zahlreich erſchienenen Turner und Turnerinnen
und gedachte des kürzlich verſtorbenen 2 Führers. Bürgermeiſter
Heyl übermittelte die Grüße des Ortsvorſtandes und Turner
Widmaier die der Kreisleitung. Unter der Leitung des
letz=
teren wickelten ſich die einzelnen Kämpfe dank der guten
Vorbe=
reitung raſch und reibungslos ab. Als erſtes Gerät wurde Barren
geturnt. Hier zeigte ſich ſchon, daß der Kampf um den 1. und
3. Platz ging. Tv. Biebesheim glangte hierbei in Führung, welche
auch nach dem Turnen am Querpferd, und den Frejübungen
bei=
behalten wurde. Die Entſcheidung um den 3. und 4. Platz war
bereits gefallen. Tv. Goddelau kam jedesmal dicht hinter
Bie=
besheim heran. Letzterer konnte jedoch ſeine Stellung nach dem
Reckturnen und dem Pferdeſpringen nicht mehr behaupten und
mußte den Sieg an den Tv. Goddelau abgeben. Sieger des
Wett=
kampfes wurde Tv. Goddelau mit 695 Punkten, ihm folgte Tv.
Biebesheim mit 692 Punkten, Tgm. Stockſtadt mit 620 und Tv.
Crumſtadt mit 602 Punkten. Endgültiger Sieger wurde Tv.
Biebesheim mit 2712 Punkten und erhält ſomit die Plakette.
Tur=
ner Widmaier nahm die Siegerehrung vor, und ſchloß mit
einem Gut Heil den in allen Teilen harmoniſch und echt
kamerad=
ſchaftlich verlaufenen Wettkampf. Die beiden Kampfrichter,
Tur=
ner Schneider und Schaffner aus Griesheim, verſahen ihr
ſchwieriges Amt gut. Die Turnerriege der Turnerſchaft Griesheim
zeigte am Schluß noch am Hochreck ein Schulturnen. Das
Deutſch=
land= und das Horſt=Weſſel=Lied beendeten den Abend.
Das Avus=Autorennen wird in dieſem Jahre erſt am
17. Juni ſtattfinden An dem zuerſt vorgeſehenen Termin. dem 27.
Mai, weilen eine Reihe der beſten internationalen Fahrer in
Italien, ſo daß das urſprünglich für den 17. Juni vorgeſehene
Keſſelbergrennen auf den 27. Mai vorverlegt wurde.
Tandann Saussfaut w. m.
Kaſſel, Trier, Freiburg 251
Frankfurt: Freitag, 23. März
6.00: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter, — 6.05 und 6.30:
Gym=
naſtik. — 6.55: Zeit, Frühmeldungen. — 7.05: Wetter. — 7.10:
Frühkonzert. Schrittmacher der Arbeitsfreude. — 8.15:
Waſſer=
ſtand, Schneeſportverhältniſſe: anſchl.: Wetter. — 8.25:
Stutt=
gart: Gymnaſtik. — 10.00: Nachr. — 10.30: Nur Freiburg)=
Nachr. — 10.50: (Nur Freiburg): Eigene Sendung. — 11.00:
Werbekonzert. — 11.40: Meldungen. — 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Mittagskonzert. Von guten und böſen Geiſtern. — 13.15:
Zeit, Nachr. — 13.25: Nachr., Wetter. — 13.35: Stuttgart:
Mittagskonzert der Kapelle Schacht. — 14.30: (Nur Freiburg):
Nachr. — 14.40: Stunde der Frau: Wir laſſen uns vor dem
Um=
zug beraten. — 15.30: Gießener Wetterbericht: anſchl.:
Obſer=
vatorium Aachen: Wetter für das Eifel= und Moſelgebiet. —
15.40: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. — 15.50: Wirtſchaftsbericht.
16.00: Nachmittagskonzert. Das Funkorch. Ltg.: Rosbaud. — 17.30:
Dr. Schulz: „Jacobi — Lavater — Baſedow Goethes frühe
Freunde.” — 17.45: Alte Bekannte ſtellen ſich vor. Szenenfolge
von H. Vollmer. — 18.00: Stunde der Jugend: Theater —
leicht verunglückt. Luſtiges vom Kinderlaientheater. — 18.25:
Köln: Engliſcher Sprachunterricht. — 18.50: Griff ins Heute.
19.00: Reichsſendung: Stunde der Nation: Stimmen der Grenze.
Land an der Saar. — 20.00: Nachr. — 20.10: Der ſchwarze
Domino. Komiſche Oper von Auber. — 21.40: Kurzgeſchichten
aus der Pfalz. — 22.00: Zeit, Nachr. — 22.15: Nachr.,
Wetter, Sport. — 22.35: Mannheim: Zwiſchenprogramm. —
23,.00: Albert Borſo: Die deutſche Klaſſik und der Blick auf
den vorgeſchichtlichen Menſchen. — 24.00: Stuttg.: Nachtmuſik.
aaudſtandtnden
(Welle 1571)
Deutſchlandſender: Freitag, 23. März
6.00: Hamburg: Wetter für die Landwirtſchaft. — 6.05:
Wieder=
holung der wichtigſten Abendnachr — 6.15: Berlin: Gymnaſtik.
6.30: Wetter für die Landwirtſchaft; anſchl.: Tagesſpruch. —
6.35: Kiel: Frühkonzert. — In einer Pauſe (gegen 7.00): Nachr.
8.00: Sperrzeit. — 8.45: Leibesübung für die Frau. — 9.00:
Volksliedſingen. — 9.40: Hans Eich: Die Geſchichte einer
Ele=
fanteniagd. — 10.00: Nachr. — 10.10: Vom Kakao bis
zur Katzenzunge. Hörbericht aus einer Schokoladenfabrik. —
10.50: Spielturnen im Kindergarten. — 11.15: Seewetterbericht,
11.30: Charlotte Köhn=Behrens: Ausblick auf die Frühjahrsmode.
11.45: Zeitfunk. — 12.00: Wetter für die Landwirtſchaft: anſchl.:
Glückwünſche. —
12.10: Buntes Allerlei (Schallpl.). — Anſchl.: Wetter für die
Land=
wirtſchaft. — 12.55: Zeitzeichen. — 13.00: Sperrzeit. — 13.45:
Nachr. — 14.00: Schallplatten: Muſik aus neuen Operetten.;
Wiener Lieder: Märſche. — 15.00: Wetter, Börſe. — 15.15:
6. W. von Meyenn: Zeitſchriftenſchau. — 15.35: Dr. Noelle:
Aus der Medizin unſerer Vorfahren.
16.00: München: Unterhaltungskonzert des NS.=Reichsſinfonie=Orch.
Ltg.: Adam. — 17.00: Zwiegeſpräch um Schallplatten, die nicht
alles bringen. — 17.30: Im blauen Revier. Zwei luſtige
Szenen. — 18.00: Werke von Mozart und Joſ. Haydn. —
18.50: Das Gedicht; anſchl.: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Frankfurt: Reichsſendung: Stunde der Nation: Stimmen
der Grenze: Land an der Saar. — 20.00: Kernſpruch: anſchl.=
Drahtl. Dienſt. — 20.15: Bunter Opernabend. Das Orcheſter des
Deutſchlandſenders. Ltg.: Lindner. — In der Pauſe (21.00):
E. T A. Hoffmann: Don Juan. — 22,00: Wetter=, Tages=
und Sportnachr. — 22.45: Seewetterbericht. — 23.00:
Königs=
berg: Nachtkonzert. Das kl. Funkorch. Ltg.: Wilcken.
Wetterbericht.
Die Störungstätigkeit über Mittleuropa läßt trotz
allge=
meinen Barometeranſtiegs noch kein beſtändiges Wetter
aufkom=
men. Bei veränderlicher Bewölkung, die zeitweiſe auch durch
Auf=
heiterung unterbrochen wird, geht ver inzelt noch immer etwas
Regen nieder
Ausſichten für Freitag, den 23. März: Wechſelnd bewölkt. mit
Aufheiterung, mild, vereinzelt leichte Regenfälle.
Ausſichten für Samstag, den 24. März: Etwas freundlicher, doch
noch nicht ganz beſtändig.
pauptſchriftleitung: Mudot Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudol Mauve= ür Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: MaxStreeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer, ür den Eandel: Dr C. 6 Quetſch: für Sport: Nar Böhmann: ür „Die
Gegenwart” Tagesſpiegel inBild und Wort: Dr. Herbert Nette, ür den
Anzeigen=
eil und geſchäftliche Milteilungen: Willy Kuhre, ſämntl. in Darmſtadt, D.A II. 34 23339
Truck und Verlag: L. C. Witlich. Darmſtadt. Rheinſtraße 23.
ür unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n icht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion Vormittags 12—1 Uhr nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Die Fortſchritte der deutſchen Induſtrieproduktion.
40 Prozent der Kriſenverluſte wieder aufgeholk. — Deutſchlands Ankeil an der Welkprodukkion erreicht
bereits wieder den Skand vom Jahre 1928.
Kräftige Zunahme der Produkkion
Beiliner uno Hrantfürter efferienootſe.
auch im Winker.
Im Gegenſatz zu den Erfahrungen früherer Jahre iſt die
deut=
ſche Induſtrieproduktion während des Winters 1933/34
jahreszeit=
lich kaum zurückgegangen. Die tatkräftige Förderung einer
gan=
zen Reihe von Induſtriezweigen, ſo des Baugewerbes und der
Kraftfahrzeuginduſtrie, durch Regierungsmaßnahmen ließ die
Pro=
duktion im Verlauf des letzten Jahres kräftig zunehmen.
Mengen=
mäßig ſind rund 40 Prozent des Kriſenverluſtes wieder aufgeholt
worden, womit Deutſchland, den Anteil an der Weltproduktion,
den es im Jahre 1928 innehatte, wieder erreichte. Die Produktion,
die ſonſt regelmäßig von Oktober/November eines Jahres bis zum
Januar/Februar des folgenden Jahres zurückging, hat ſich dieſes
Mal — wie im Wochenbericht des „Inſtituts für
Konjunkturfor=
ſchung” ausgeführt wird — ſo gut wie gar nicht vermindert. Der
„unbereinigte” Produktionsindex, der alſo die Einflüſſe der
Sai=
ſon noch enthält, ſtellt ſich für Januar 1934 auf 76,7 gegen 77,3
für November 1933 (1928 gleich 100 Prozent). Im Februar iſt,
nach den bisher vorliegenden Unterlagen zu urteilen, die
Produk=
tion bereits wieder geſtiegen
Die Parole der Arbeitsſchlacht im Winter, den Stand der
Produktion zu halten, der im Herbſt erreicht war, iſt erfüllt. Die
von Saiſoneinflüſſen bereinigte Produktionsrichtzahl, die die
kon=
junkturelle Entwicklung deutlicher wiedergibt als die unbereinigte,
iſt ſtark geſtiegen; ſie hat ſich von 71,9 im Oktober 1933 auf
vor=
läufig 77,8 im Januar 1934 erhöht (1928: 100). Der Wert für
Februar dürfte noch günſtiger liegen. Seit Januar 1933 hat die
deutſche Induſtrieproduktion um mehr als 23 Prozent
zugenom=
men; ſeit dem Kriſentief im Herbſt 1932 beträgt die Zunahme
ſo=
gar rd. ein Drittel. In einigen Induſtriezweigen und Gruppen
iſt die Erzeugung weit ſtärker geſtiegen, als es dem Durchſchnitt
entſpricht. Während nämlich die Produktion der Geſamtinduſtrie
in den letzten 12 Monaten rund 23 Prozent zunahm, hat ſich die
Erzeugung in der Funkinduſtrie um 280 Prozent, in der
Kraft=
fahrzeuginduſtrie um 130 Prozent, in der Bauwirtſchaft um 76
und in der Hausratsinduſtrie um 41 Prozent erhöht. In keiner
der großen übrigen Induſtriegruppen liegen Produktion und
Be=
ſchäftigung gegenwärtig niedriger als 1933. Lediglich das
Braue=
reigewerbe und die Pianoinduſtrie haben das Vorjahresniveau
noch nicht ganz erreicht. Die Produktion der Großeiſeninduſtrie
war im Januar d. Js. um 52 Prozent höher als im Januar 1933.
In der Induſtrie der Nichteiſenmetalle beträgt die Zunahme 35
Prozent. Weniger ſtark iſt die Erzeugung in den
Wirtſchaftszwei=
gen geſtiegen, die Induſtrieſtoffe mit allgemeinerem
Verwendungs=
zweck herſtellen, wie Papier, Kohle und Strom. Die
Verbrauchs=
güterinduſtrien, die nicht durch beſondere Maßnahmen gefördert
wurden, wie z. B. die Textil=, die Schuh= und die Nahrungsmittel=
und Genußmittelinduſtrie, haben am Aufſchwung gleichfalls
teil=
genommen. Der Anteil der Inveſtitionsgüterinduſtrie an der
ge=
ſamten Induſtrieproduktion iſt von 21 Prozent Anfang 1933 auf
faſt 30 Prozent Anfang 1934 geſtiegen. Seit Anfang 1933 iſt die
Erzeugung von Produktionsgütern um rund 35 Prozent geſtiegen,
während die Produktion an Verbrauchsgütern um 13 Prozent
zugenommen hat.
wirrſchaftliche Rundſchau.
Die Leiſtung der deutſchen Walzwerke im Februar. Die
Her=
ſtellung von Walzwerksfertigerzeugniſſen im deutſchen Zollgebiet
belief ſich im Februar 1934 (24 Arbeitstage) auf 590 322 Tonnen
gegen 569 433 To. im Januar 1934 (26 Arbeitstage) Die
durch=
ſchnittliche arbeitstägliche Herſtellung betrug im Februar 1934
24 597 To. gegen 21 901 To. im Januar 34, d. h. 12,3 Proz. mehr.
— Außerdem wurden im Februar d. Js. 46 142 To. „Halbzeug zum
Abſatz beſtimmt” hergeſtellt; im Januar 1934 waren es 58 035 To.
— Im Saargebiet betrug die Herſtellung an
Walzwerksfertig=
erzeugniſſen im Februar 1934 (24 Arbeitstage) 107 207 To. gegen
110531 To. im Januar 1934 (26 Arbeitstage). Die
durchſchnitt=
liche arbeitstägliche Herſtellung letrun im Fehruar d. J. 4467 To.
gegen 4251 To. im Januar 1934, d. h. 5,1 Prozent mehr.
Außer=
dem wurden im Februar 1934 9369 To. „Halbzeug zum Abſatz
be=
ſtimmt” hergeſtellt, im Januar d. Is waren es 9076 To.
Preisermäßigung beim Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Kohlenſyndi=
kat. Das Rheiniſch=Weſtfäliſche Kohlenſyndikat teilt mit: Der
1. April 1934 iſt ein Markſtein in der Geſchichte der deutſchen
Steinkohlenwirtſchaft, weil an dieſem Tage die Vereinigung der
Aachener Zechen mit dem Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikat
erfolgt. Es iſt damit unter entſcheidender Mitwirkung der
Re=
gierung ein langjähriger zerrüttender Preiskampf zwiſchen den
beiden Steinkohlenrevieren beendigt worden. Um die Früchte der
Vereinigung auch der Geſamtwirtſchaft zugute kommen zu laſſen,
hat das Rheiniſch=Weſtfäliſche Kohlenſyndikat den Beſchluß gefaßt,
zum 1. April eine allgemeine Senkung ſeiner
Reichskohlenver=
bandspreiſe um durchſchnittlich 0,25 RM. je Tonne eintreten zu
laſſen. Der Ruhrbergbau hat ſich trotz ſeiner großen
wirtſchaft=
lichen Notlage zu dieſem Schritt entſchloſſen, um in dem
gewalti=
gen Kampf der Regierung gegen die Arbeitsloſigkeit auch
ſeiner=
ſeits eine äußerſte Anſtrengung zu machen.
Koſtendeckungsbeitrag bei Exportverkäufen der Reichsſtelle
für Getreide. Die Reichsſtelle für Getreide, Futtermittel und
ſon=
ſtige landwirtſchaftliche Erzeugniſſe, Geſchäftsabteilzng, Berlin
SW. 11 teilt folgendes mit: Auf Grund der Bekanntmachung
vom 3. März 1934 Ziff. 13 über die Ausfuhr von
Müllereierzeug=
niſſen aus Weizen oder Spelz wird die RFG. für alle Verkäufe,
die ab Donnerstag, 22. März 1934, mit einem Maſchegehalt von
0.7 Prozent oder darüber abgeſchloſſen werden, einen Beitrag zur
Deckung der Koſten in Höhe von 0.50 RM. je 1000 Kilo erheben.
Arbeitstagung des deutſchen Einzelhandels in Weimar. Die
Hauptgemeinſchaft des Deutſchen Einzelhandels e. V., Berlin, in
der ſämtliche Landesverbände und Reichsfachverbände des
geſam=
ten Deutſchen Einzelhandels e. V. ebenſo wie die
Einkaufsgenoſſen=
ſchaften zuſammengeſchloſſen ſind, wird am 11. und 12. April eine
Arbeitstagung, verbunden mit einer Verwaltungsausſchußſitzung,
in Weimar abhalten.
Viehmärkke.
* Darmſtädter Viehmarkt vom 22. März. Aufgetrieben waren
200 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich auf Kl. a) 40—42 Pfg., b) 34
bis 39, c) 26—33, d) 20—25 Pfg. pro Pfund. Spitzentiere über
Notiz. Marktverlauf: geräumt.
Ferkelmarkt Groß=Gerau. Auftrieb: 667 Tiere. Ferkel
koſte=
ten 12—21 RM. pro Stück. — Der nächſte Ferkelmarkt findet am
Mittwoch, 4. April, vorm. 8.30 Uhr, auf dem Marktplatz zu Groß=
Gerau ſtatt.
Frankfurter Viehmarkt vom 22. März. Auftrieb: Rinder 50
(gegen 42 am letzten Donnerstagmarkt), Kälber 1161 (1072),
Schafe 154 (204), darunter 89 (122) Hammel, Schweine 703 (818).
Notiert wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber
Son=
derklaſſe — andere a) 47—48, b) 43—46, c) 36—42, d) 29—35:
Lämmer und Hammel b) 1. Stallmaſthammel 34—36, c) mittlere
Maſtlämmer und ältere Maſthämmel 31—33, d) geringere 28—30:
Schafe e) 34—35, f) 30—33, g) 23—29; Schweine a) 42—45, b) 42
bis 44, c) 40—44. d) 37—43, e) 35—41, f) und g) nicht notiert.
Im Preisvergleich zum letzten Donnerstagsmarkt zogen gute
Käl=
ber 2.00, geringe bis 6,00 und Schafe 3—4 Mark an: Hammel und
Schweine notierten unverändert. Bemerkungen: Bei den Kälbern
wurden in der Klaſſe a) 25, b) 85, C) 558 und d) 493 Stück notiert.
Von den Schweinen wurden zum Preiſe der Höchſtnotiz und
dar=
über verkauft: a) 4. b) 11, c) 15 und d) 2 Stück. Marktverlauf:
Kälber, Hammel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft. Schweine
ruhig, ausverkauft.
Die ſchon vorgeſtern in Erſcheinung tretende Zweiteilung der
Tendenz gab auch geſtern der Berliner Börſe das Gepräge. Im
Anſchluß an die Ausführungen des Führers waren die in der
letz=
ten Zeit ohne Grund vernachläſſigten Renten durchweg weiter
be=
feſtigt, da der Verkaufsdruck am Rentenmarkt weſentlich
nachge=
laſſen hatte und die Ablehnung jeder Währungsexperimente durch
den Führer zu Meinungskäufen in feſtverzinslichen Werten Anlaß
gab. Die Reichsſchuldbuchforderungen wurden etwa ¼ Prozent
und Reichsmarkobligationen ſowie Dollarbonds bis ½ Proz, höher
bezahlt. Neubeſitz eröffneten 15 Pfg. höher und waren im Verlauf
weiter 10 Pfg. befeſtigt. Auch Altbeſitz befeſtigten ſich um ½
Pro=
zent. Induſtrieobligationen gewannen bis 1½ Proz. Im Gegenſatz
zu den Rentenmärkten lagen Aktien heute erſtmalig
ausgeſpro=
chen ſchwach, da aus Publikums= und Provinzkreiſen zu den erſten
Kurſen Angebot vorlag. Die Rückgänge betrugen im allgemeinen
Anfangs 1—3 Prozent. Da das Material aber auf dem
ermäßig=
ten Niveau Unterkunft fand, war die Tendenz im Verlauf gut
ge=
halten. Stärker gedrückt waren die in den letzten Tagen
favori=
ſierten Montan= und Rohſtoffwerte. Montanwerte verloren bis 2,
Mansfeld 2½„Mannesmann 28. Proz. Braunkohlenwerte waren
ebenfalls bis 2 und Kaliwerte 2—4 Prozent gedrückt. Farben
büß=
ten 3 Punkte ein. Die übrigen Werte waren etwa 1—2 Prozent
niedriger. Nach den erſten Kurſen ergaben ſich teilweiſe leichte
Er=
holungen, die im Verlauf jedoch wieder zurückgingen, da
Farben=
aktien weiter nachgaben und ihren Verluſt auf 4½ Prozent
er=
höhten.
Die Umſchichtung des Wertpapierbeſitzes, die ſich bereits
vor=
geſtern in Auswirkung der Führerrede bemerkbar gemacht hatte,
blieb auch an der geſtrigen Frankfurter Börſe, in Front,
nachdem ſchon im Vorbörſenverkehr lebhaftere Rentennachfrage
zu verzeichnen war. Indeſſen war die Publikumsbeteiligung
nicht ſo groß, als man angenommen hatte, ſo daß ſich das Geſchäft
hauptſächlich innerhalb der Börſe ſelbſt abwickelte. Die Kuliſſe
und zum Teil auch das Publikum ſetzten ihre Tauſchoperationen
fort, auch kamen einige Verkäufe zur Ausführung, deren
Auswir=
kung ſich in einer recht ſchwachen Haltung am Aktienmarkt zeigte.
Ganz beſonders die in letzter Zeit geſtiegenen Spezialpapiere
wur=
den ziemlich hart betroffen, büßten doch JG. Farben 2½ Prozent,
Th. Goldſchmidt 3 Prozent, Rütgerswerke, Deutſche Erdöl je 1½
und Scheideanſtalt 1 Prozent ein. Daneben lag insbeſondere der
Elektromarkt ausgeſprochen ſchwach. An der Spitze ſtanden
Lah=
meyer mit minus 5 Prozent; ferner gaben Geſfürel 3 Proz.,
Sie=
mens, Schuckert und Felten je 2 Prozent nach, Rhein. Elektro
Mannheim lagen 1½ Prozent und AEG. ½ Prozent niedriger.
Bergwerksaktien tendierten ebenfalls ſchwächer, und zwar verloren
Mannesmann und Klöcknerwerke je 1½ Prozent, Gelſenkirchen,
Harpener Rheinſtahl und Stahlverein je 1 Prozent, nur Phönix
konnten ſich behaupten. Von Kaliaktien gaben Aſchersleben zwei
Prozent nach. Matt lagen auch Schiffahrtswerte, wo Hapag 1½
Proz. und Nordd. Lloyd 1 Proz. verlogen. Im übrigen eröffneten
Reichsbankanteile und Kunſtſeideaktien je 1 Prozent, Daimler 4
und AG. für Verkehrsweſen ½ Prozent niedriger. Zement
Heidel=
berg kamen nach zweitägiger geſtrichen Geld=Notiz geſtern mit 105
Prozent zum Kurs nach zuletzt 99 Prozent. Der Rentenmarkt wies
beſonders für umgetauſchte Dollarbonds feſte Haltung und
leb=
hafteres Geſchäft auf, wobei ſich durchſchnittliche Erhöhungen von
½—1 Prozent ergaben. Deutſche Anleihen lagen wider Erwarten
ruhiger als an der Vorbörſe, waren aber ebenfalls leicht erhöht.
Im Verlaufe blieb die Tendenz für Aktien ſchwächer
Die Abendbörſe, hatte zwar nur kleines Geſchäft, doch
machte ſich nach den ſtarken Kursrückgängen im geſtrigen
Mittags=
verkehr eine gewiſſe Beruhigung bemerkbar. Verkaufsaufträge
lagen nur noch ganz vereinzelt vor; andererſeits zeigte ſich auf
manchen Marktgebieten ſeitens der Kuliſſe etwas
Rückkaufsnei=
gung. Die Berliner Schlußkurſe erfuhren daher vielfach eine
leichte Erholung. Farbeninduſtrie zogen um ½ Prozent an. Hier
und da bröckelten die Kurſe auch noch etwas ab. Der Rentenmarkt
wies nur kleine Umſätze auch bei gegen den Mittagsſchluß gut
be=
haupteten Kurſen auf. Neubeſitzanleihe waren im Verlauf leicht
befeſtigt.
Der deutſch=däniſche Handelsverkrag
vor dem zolterhing.
Das däniſche Folkething nahm am Mittwoch die erſte Leſung
der Vorlage über die Ratifizierung des am 1. März 1934 in
Ko=
penhagen unterzeichneten deutſch=däniſchen Handelsvertrages mit
dem dazu gehörenden Schlußprotokoll vor. In Vertretung des
erkrankten Außenminiſters empfahl Landwirtſchaftsminiſter
Bor=
ding die Ratifizierung des Vertrags. Der Vertreter der Bauern=
Linken maß beſonders den Beſtimmungen des Vertrags auf dem
Gebiete der Viehausfuhr nach Deutſchland große Bedeutung bei,
wobei er von einem glücklichen Beginn ſprach. Der deutſche
Ab=
geordnete Dr. Schmidt=Wodder führte u. a. aus, der vorliegende
Vertrag bedeute zwar für keine der Parteien eine entſcheidende
Erleichterung der wirtſchaftlichen Lage, er zeige jedoch die
deut=
liche Tendenz zur Ausgleichung des Intereſſes der beiden Länder,
ſoweit dies möglich ſei. Von dieſem Standpunkt aus könne er den
Handelsvertrag mit Befriedigung begrüßen. Die Vorlage wurde
einem Ausſchuß überwieſen.
Produkkenmärkke.
Berliner Kursbericht
vom 22. März 1934
Deviſenmarkt
vom 22. März 1934
Berl. Handels.Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Vi
63.50
65.50
29.—
33.25
29.25
130.25
62.—
19.—
80.—
152.—
119.50
Deutſche Erdö.
klektr. Liefewung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerte
Geſ.f.elektr. untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerle
Korsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppe
Hst
100.—
139.375
66.25
101.—
95.25
76.—
74.375
115.—
66.50
96.50
68.—
47.25
69.—
Kanee
Rütgerswerke
Salzdetfurtb Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Srahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſa 1Lin=
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werte 1104.—
Nf
58.375
148.—
21.50
43.75
116.—
65-—
21.50
100.125
32.50
89.50
77.75
Buenos=Aires
Kanada
Japan
Kairv.
Iſtanbut
London
1
New Yort
Rio de Janetro
Urugugh.
Amſterdam
Athen.
Brüſſel
Budape
Danzig
Heſſingfors
Währung
1 Pap. Peſo
1 canad. Doll.,
1 Yen
1ägypt. 4 13.12:
1 türk. *
12.Stg.
1 Dollar
1 Milreis
1 Goldpeſo
100 Gulben
100 Drachm.
100 Belga.
100 Peng!
100 Gulden
100 finn. Mk
Hurmſtaster and Harionarbänt Sürmftade, Fillale ort Orescher Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 22. März 1934.
Kenee
Gr. IIp. 1934
„ „ „ 1935
„ „ „ 1936
„ „ „ 1937
„ 1938
„
Gruppe!
*
3%6 Dtſch. Reichsanl.
8% „ „ 27
5½%Intern., v.30
6%Baden ... v.27
6%Bayern .. v. 27
6%Heſſen. . . . v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen .. v.27
6%Thüringen v.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ungsſch. 4,
Ab=
löſungsanl.:....
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Deutche
Schutzge=
bietsanleihe.
5%Baden=Baden.
6%Berlin ... b.24
68 Darmſtadt ..
6%Dresden .. v.26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v.26
6%Mainz.. ..
6%Mannheim v.27
69München v. 29
6%Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbl.
68 „ Goldoblig.
5½%Heſſ. Landes.
hyp.=Bk.=Liquid
zo2.75
100.
97I.
93),
92
97.2
100.1
96
932,
94.75
96
94.
105-,
96
93
96
22.475
9.55
83
82.75
82.75
79
80.75
86
82
96
89
92.5
28.5
91:I.
/43 %Geſ. Landes,
Hyp.=Bk. Ligu.=
Komm. Obl. . ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R. 11
R.12
62o
62Ka). Landeskrd.
Goldpfbr. ... .
6%Naſſ.Landesbt.
5½% Liqu. 2bl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
4Ausl. Ser. I
*Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6%Berl. Hyp.=B1.
5½% „ Lig.=Pfbr.
6% Frlf. Hyp.=Bl.
5½%0 „Lig. Pfbr..
Goldoblig
6%
6% Frif. Pfbr.=Bl.
½%0 „ Lig.=Pfbr.
62Mein.Hyp.=Bl.
5½%0 „ Lig. Pfbr.
6% Pſälz. Shp.,Bi.
2 „ Lig. Pfbr.
3Rhein,Hyp. Bi.
15½% Lia. Pfbr.
162
Golboblig.
6% Südd. Boden=
Cred.=Bank..
5½% — Lig. Pfbr.
6%Württ. Hhp.=B.
31
93.75
91.75
91.5
95
114,
21.25
91.5
91.75
92
82
88.25
91.5
817.
91.25
92.5
94.5
93.55
S21.
93.25
91.5
S2.75
94.5
We
62Dt. Linol.Werke
16%Mginkrw. v. 26
6%Mitteld. Stahl. 88
6% Salzmann cCo.
6%oVer. Stahlwerke
6% Boigt & Häffner
3. G. Farben Bonds
5%Bosn. L.E.B.
5% „ L.Inveſt.
52Bulg. Tab. v. 02/
4½20 Oſt. Schätze.
42,Oſt. Goldrente.
15%vereinh. Rumänl, 5.5
4½%
420
42 Türk. Admin..
1.Bagdad
429
425
Zollanl.
4½%üngarn 1918
1914
4½.%
Goldr.
420
1910
420
4½Budp. Stadtanl.
4%Liſſabon
4 2a Stockholm
Aßtien.
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. 6.
...
AndregeNoris Bahn
Aſchaffba. Brauerei
Zeliſtofi
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen.
Cement Heidelbere
Karlſtabt..
5. G.Chemie. Baſeil
....... 81: Conun. Gummiw. Contin. Linoleum 84 Daimler=Benz 76”, Dt. Atl. Telegr. 80 Erdöl ...... 1114 117.8 Dt. Gold= u. Silber= ſcheide=Anſtalt. 183.5 14.75 Linoleum 14.75 Dortm. Ritterbräu Lnckerhoffé Widm. 29 Eichbaum=Werger. Elekt:. Lieferg.=Geſ. Licht u. Kraft
4.5
4.15
6”).
6”.
7.9
8.2
8.05
43.5
58.5
29.5
41.75
61".
130
78.25
1104.25
13770
Echw. Vergwe!.
eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Zetter)
Fel & Guillegume
Frankfurter Ho).
Gelſenl.Bergweri.
Gei.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th
Gritzner=Kayier.
Grün & Bufinge
Da enmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen
Harpene: Bergbau
Henninger gempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.
Zlſe Berab. Stamm
„ Genüſſe
Junghans ......"
157),
152.75
54.75
46.75
78
78
100
103.75
223
29
E5.5
139
61.75
E6.5
161.
57.5
25
207
381.
95
111
En
74.25
143
119.5
41.25
Mae
Aſchersleben .!.
Klein, Schanzlin.
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Knorr C. H. .... ..
Lahmeyer & Co. ..
Laurahütte ....
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Maintr.W. Köchſt
Mainz. Akt. Br...
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Mansfeld Bergb.
Metallge), Frankf.
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Motoren Darmſtadt
Neckarwert Cßling.
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Afe
115
186
/4151,
22:,
91.5
210
74.25
E5
68
S3.5
77,
—
90
14.5
52
208.5
86
93.5
79.75
147.5
*2.5
1c4.75
144.
e8
20.75
99.75
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Tresdner Ban
Frank” Bant.
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Mein Shp.=Ban”.
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsban!=An
Rhein Hhp.=Ban.=
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79 Dt. Reichsb. Vze/1122),
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Südd Eiſenb.=Ge
—
Aluanz u. Stuue.
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Verein. Verſ.
Frankona Rück=u. Ml.
Mannheim Verſich.
120
1u8
46.5
118
100.75
88.5
42.75
83.5
65.5
84
83.75
81
80
152.25
113.25
73.55
67.5
1021),
2921.
33.75
71.5
257.25
Aaa
20
Mannheimer Getreidemarkt vom 22. März. Weizen inländ,
(76—77 Kilo) 20,10—20,20, franko Mannheim; „Weizen inländ.
franko Vollbahnſtation des Erzeugers Bez. 9 per März 19,50, Bez.
10 per April 19,70, Bez. 11 per Mai 20,00: Roggen, ſüdd., (71—72
Kilo) 17.10—17,20, frei Mannheim; Roggen franko
Vollbahn=
ſtation des Erzeugers Bez. 8 per März 16,50, Bez. 9 per April
16,80; Hafer inländ. 16—16,25: Sommergerſte und Pfälzergerſte
18—18,50 (Ausſtichware über Notiz), Futtergerſte 16,50—17, Mais
inländ. im Sack 19,25—19,50, Erdnußkuchen prompt 16,75—17,00;
Soyaſchrot prompt 15,25; Rapskuchen 14,50; Palmkuchen 15,00;
Kokoskuchen 17,00; Seſamkuchen 17,00; Leinkuchen 17,25—17.50;
Biertreber mit Sack 15,25—15,50; Malzkeime 13—13,50;
Trocken=
ſchnitzel ab Fabrik 9,50—9,75, Rohmelaſſe 8,50, Steffenſchnitzel 11,
Wieſenheu loſes 6—6,40, Rotkleeheu 6,40—6,60, Luzernekleeheu
7.60—7,80, Preßſtroh Roggen=Weizen 2,20—2,40, desgl. Hafer=
Gerſte 1,80—2,00; gebünd Stroh Roggen=Weizen 1,40—1,60, do.
Hafer=Gerſte 1,20—1.,60, Weizenmehl Spezial Null mit
Austauſch=
weizen per März 29,70, per April 30,00: Weizenmehl Spezial 0
aus Inlandsweizen per März 28,20, per April 28,50; Roggenmehl
70—60prozent. 22,25—23,00: desgl. pfälziſches und ſüdd. prompt
23,25—24,25; Weizenkleie feine mit Sack 10.25; desgl. grobe mit
Sack 10.50—10,75; Palmkuchen 14,75—15: Roggenkleie 10,25—11;
Weizenfuttermehl 11,25—11,50; Roggenfuttermehl 11,50—12,00;
Weizennachmehl 15—15,25; desgl. IV B 16—16,25. Tendenz: Ruhig
bzw. ſtetig.
Berliner Getreide=Großmarktbericht vom 22. März. Das
An=
gebot hat ſich erneut verringert, jedoch war andererſeits die
Nach=
frage auch nur klein. Grundſtimmung weiter ruhig, obwohl
ver=
ſchiedentlich geſtrige Preiſe nur ſchwer durchzuholen waren. In
Brotgetreide verlief die Umſatztätigkeit recht ruhig. Am
Hafer=
markte lauten die Forderungen unnachgiebig. Gerſten liegen eher
etwas ruhiger. Mehle finden laufend beim Konſum Unterkunft.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Bei der pfälziſchen Schuhinduſtrie hat das Oſtergeſchäft
nun=
mehr voll eingeſetzt. Die zunehmende Nachfrage, namentlich nach
Pirmaſenſer Erzeugniſſen, iſt nicht zuletzt auf die Pfalzausſtellung
in Berlin zurückzuführen, deren Erfolg ſich erſt in den folgenden
Monaten voll auswirken wird.
Am 23. März findet eine Verhandlung vor dem
Oberlandes=
gericht Köln in der Frage der Auslegung der Dollarwertklauſel
der Anleihe Serie B der Ver. Stahlwerke ſtatt. Auch das
Düſſel=
dorfer Landgericht wird ſich noch einmal, und zwar am 28. März,
mit der gleichen Angelegenheit befaſſen. Es handelt ſich hierbei
um die Berufung der Vereinigten Stahlwerke gegen das Urteil
des Amtsgerichts Düſſeldorf vom 27. Juli 1933.
In der pfälziſchen Diamantenſchleiferei kann nun endlich über
eine weſentliche Beſſerung des Auftragsbeſtandes berichtet
wer=
den. Die gegen den Auslandsboykott ergriffenen Maßnahmen
beginnen ſich nun auszuwirken.
In der Geſellſchaftsverſammlung des Deutſchen Zementbundes
wurde Direktor Otto Heuer=Heidelbergg einſtimmig zum
Vorſitzen=
den des Deutſchen Zementbundes und damit zum Führer der
Deut=
ſchen Zementinduſtrie gewählt.
Der Londoner Goldpreis betrug am 22. März für eine Unze
Feingold 136 Schill. 2 Pence gleich 86,8744 RM., für ein Gramm
Feingold demnach 52,5343 Pence gleich 2,79 307 RM. Zu dieſem
Preiſe wurden geſtern 440 000 Lſtrl. umgeſetzt.
100 Schilling 47.20 7.30
Otav: Minen
Schantung Handelsl 44
das Sie jetzt zum
Frühjahr von uns
erwarten. In zwei
Sonder-
Schaufen-
stern und in unserer
Spezial-Abteilung finden Sie
eine überaus große Auswahl.
schöner Frühjahrs-Kleidung!
Uni und melierte Stoffe mit
mo-
dernem Revers, ganz ge-
.... 19.75
füttert .
Shetland oder Fresko, flotte
jugendliche Macharten, ganz
gefüttert
In englischen Stoffen, die neueste
Form, Halbgurt, ganz auf
kunst-
seide Marok gefüttert.
Stichelhaar, elegt. Machart,
be-
sonders gut ausgearbeit. Armel,
ganz auf kunsts. Marok gefüttert
Kostüme
Shetland, Schneiderform, mit
modern ausgearbeiteten
Ar-
mein
19.75
Fancy oder Shetland, sportliche
Formen in grau, sand und allen
Modefarben
29.50
Freitag, 23. März 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
TEuEhrEis Gatoot
Urheberrechtsſchutz durch Herm. Berger,
Zum Geleit!
„Wieder einer wie ſie alle ſind! Ein Kampf zwiſchen Liebe
und Eiferſucht, Leidenſchaft und Entſagung, Irrungen und
Reibungen, bis endlich die ausgleichende Löſung kommt, die der
Heldin ihren Helden gibt.”
So dachte ich, als mir der Schriftſteller Werner Treuenfels
ſeinen Roman „Der Geiſt von Tannenberg” mit der Bitte
vor=
legte, ihm ein Geleitwort zu geben. Dann las ich und las,
wurde gefeſſelt und gepackt, und als ich das letzte Blatt aus der
Hand tat, blieb ich noch lange in Gedanken verſunken.
Das war mehr als ein Roman. Der Boden, auf dem die
Figuren der Dichtung wandern, war das blühende Oſtpreußen
und die Zeit das Jahr 1914, in dem die ſlawiſche Sturmflut
heranwogte, um unſer deutſches Vaterland zu vernichten. Ein
Weltgeſchehen — die ſtolzeſte Zeit deutſcher Geſchichte! Der
germaniſche Rieſe erhob ſich zum Schutz ſeiner Heimat.
Partei=
hader und Klaſſenhaß verſtummten. Die Flamme der
Vater=
lands= und Heimatliebe loderte auf und in Einigkeit ſchloſſen
deutſche Männer und Frauen die Reihen zum Abwehrkampf.
Die alles ſchildert ergreifend und ſpannend der Roman.
Er führt uns in den oſtpreußiſchen Grenzkrieg hinein und
er=
reicht ſeinen Höhepunkt in der geſchichtlich treuen Darſtellung
des gewaltigen Ringens in der Schlacht bei Tannenberg.
Das tiefe Empfinden und die Treue der deutſchen
Volks=
ſeele leben auf und wir ſpüren die ungeheure Kraft und den
opferfreudigen Willen, den das deutſche Volk zu entfalten
ver=
mag, wenn es gilt, das Leben einzuſetzen für die Ehre und
Freiheit des bedrohten Vaterlands.
Ein Roman, der ſo wahrheitsgetreu die guten und edlen
Seiten des deutſchen Volkscharakters zum Ausdruck bringt.
kommt uns allen zur rechten Zeit als Mahner. Deshalb wünſche
ich dem echt deutſchen Werk des Herrn Werner Treuenfels,
daß es ſeine Wanderung antreten möge durch die deutſchen
Gaue, hinein in die kleinſte Hütte. Es ſoll dem deutſchen Volk
erzählen, von der Kraft, die es entfaltet hat, als noch der „Geiſt
von Tannenberg” in ihm lebte, und ihm zum Bewußtſein brin=
Roman=Verlag, Berlin SW. 68.
(Nachdruck verboten.)
gen, daß dieſer Geiſt wieder bei uns einkehren muß. Nur,
wenn wir in Einigkeit zuſammenſtehen und ſtolz ſind auf unſer
Deutſchtum, werden wir wieder frei und geachtet ſein in der
Welt.
(gez.) von Francois
General der Infanterie.
1.
Der ſchrille Klang der Hotelglocke weckte Kurt=Heinz von
Ehrenfels aus dem Schlummer. Er kleidete ſich an und trat auf
den Balkon ſeines Zimmers hinaus.
Vor ihm lag verträumt das Oſtſeebad Travemünde, dem
heute durch die Schlußkämpfe der Kieler Woche und des
Inter=
nationalen Tennisturniers ein beſonders ereignisreicher Tag
bevorſtand.
Kurt=Heinz reckte wohlig die Arme und ließ den Blick über
die im Sonnenglanz ſchimmernde See in die Ferne gleiten. Zu
dieſer Stunde rückte ſeine Kompagnie zum Felddienſt aus. Die
Spielleute an der Spitze ging es mit klingendem Spiel durchs
Städtchen, geführt von Leutnant Normann, dem er während
des kurzen Urlaubs ſeine Pferde anvertraut hatte.
Feldwebel Hedemann, die allzeit getreue, dienſteifrige Seele,
blieb mit den Revierkranken und Kammerarbeitern zurück,
durchſchritt prüfenden Auges das verlaſſene Kompagnierevier,
notierte gefundene Unregelmäßigkeiten und begab ſich zur
Er=
ledigung der ſchriftlichen Arbeiten ins Büro.
Dies alles ſah Kurt=Heinz in Gedanken ſo deutlich, als wäre
er ſelbſt dabei und nicht meilenweit, durch die ganze Länge
der Oſtſee, von ſeiner Garniſon getrennt.
Ueber ein Jahr führte er nun ſchon als Oberleutnant die
zehnte Kompagnie. Es konnte für ſein Soldatenherz nichts
Schöneres geben, als ſeine Jungens, wie er die Mannſchaften
liebevoll nannte, in die Geheimniſſe der Kriegskunſt einzuweihen
und für den Tag vorzubereiten, an dem es nicht mehr Spiei,
ſondern blutiger Ernſt ſein würde, der Feind nicht mehr
an=
genommen, ſondern tatſächlich vorhanden war.
Nr. 81 — Seite 13
Dann mußie es ſich zeigen, ob die tagaus tagein geleiſtete
Arbeit richtig geweſen, ſie dem Gegner gewachſen und, möge es
der ewige Schlachtenlenker geben, überlegen waren.
Wann wird dieſer Tag kommen? Lag er noch in weiter
Feine oder ſtand er ſchon näher, als alle ahnten, hofften und
erwarteten? Der Tag der Erkenntnis des Erwachens und des
Siegs oder der Ernüchterung, Enttäuſchung und des
Unter=
gangs?
Kurt=Heinz ſtrich ſich mit kurzer Handbewegung über die
Stirn, als wolle er läſtige Gedanken verſcheuchen, die ſo gar
nicht in die friedfertige Ruhe des wundervollen Julimorgens
paßten. Er glitt von der Brüſtung und begab ſich zu dem auf
der Terraſſe des Kurhauſes gedeckten Frühſtück.
Nach dem Studium der Morgenzeitungen ging er zu den
Tennisplätzen, wo Gräfin Reichenberg, ſeine Partnerin im
Doppel, mit einer Engländerin um den Senatspreis im
Ein=
zelſpiel ſtritt. Nach zweiſtündigem Kampf konnte er mit ihr als
Siegerin den Platz verlaſſen.
Auf der Strandpromenade und in den Badeanſtalten
herrſchte munteres Treiben. Ein fortwährendes Kommen und
Gehen belebte die zu den Kabinen führenden Stege und zeigre
farbenfrohe Bilder.
Die Nähe des neben ihr ſchreitenden Kurt=Heinz wirkte auf
Gräfin Hertha anheimelnd, beglückend. Das ſtündliche
Zu=
ſammenſein mit ihm in den Turniertagen hatte ſeine Perſon
ihr ſeltſam nahegebracht, ſo nahe, wie keinen anderen Mann
bisher. Alle waren ihr gleichgültig geweſen, hatten ſie über den
Grad konventioneller Höflichkeit hinaus nicht zu erwärmen
ver=
mocht. Ihr Inneres war ſtets unberührt geblieben. Nun aber
fühlte ſie zum erſtenmal, daß jemand Macht über ſie zu
ge=
winnen begann. Ein widerſtrebendes und doch wonniges Gefühl
beſeelte ſie.
Als beide am Abend auf der Reunion in einer der
Blumen=
niſchen ſaßen, hob Kurt=Heinz ſein Glas und ſagte: „Auf noch
ſo manchen gemeinſamen Sieg, Hertha.”
Die Gläſer klangen leiſe aneinander und ſtimmten ihre
Herzen auf den gleichen volltönenden Akkord tiefinneren
Ver=
ſtehens. Umgeben von den lärmenden, fröhlichen Menſchen
empfanden ſie zum erſtenmal die Wonne ſeeliſcher
Zuſammen=
gehörigkeit.
„Hoffentlich iſt uns in Hamburg der gleiche Erfolg
beſchie=
den” brach Kurt=Heinz das kurze Schweigen. Er hatte mit
ſeiner Partnerin die Meiſterſchaft im Doppel und das
Herren=
einzelſpiel gewonnen. „Ich fürchte jedoch, es wird uns ein
Strich durch die Rechnung gemacht: denn der politiſche
Hori=
zont ſieht ſehr trübe aus. Das Gewitter kann täglich
los=
brechen."
„Sie ſehen zu ſchwarz. Die Mobilmachung der engliſchen
Flotte bedeutet noch keinen Krieg, ſondern iſt nur eine
Prä=
ventivmaßnahme. Oeſterreich wird ſeine ſerbiſche
Angelegen=
heit ſchon allein in Ordnung bringen.”
„Wollen’s hoffen. Würde mich jedenfalls freuen, in dieſem
Jahr endlich um den Homburger Kaiſerpreis ſtarten zu können.”
(Fortſetzung folgt.)
Pakef 24 Pfg., Doppelpaket Hür.
Reichswehr im Kampfe gegen Hunger und Kälte!
10. Sonder=Veranſtaltung des W.=H.=W.
am 24. März 1934 im Städtiſchen Saalbau, abends 20 Uhr
Träger der Veranſialtung: Muſikkorps des I. (Heſſ.)
Grenadier=Bataillon 15. Infanterie=Regiments
Leitung: Obermuſikmeiſter Ernſt Krauße
1. Königsmarſch v. Rich. Strauß. — 2. Eine Fauſt=Ouvertüre
Borlragsfolge: v. Rich. Wagner. — 3. I. Ungariſche Rhapſodie (an Hans von
Bülow) v. Franz von Liſzt. — 4. Große Fantaſie aus „Die Walküre” v. Richard
Wagner. — 5. Ouvertüre v. S. M. Friedrich II. — 6. a) Marſch aus der Zeit
Friedrichs des Großen: b) Heeresmarſch 1/10 (Mollwitz 1714) v. S. M.
Fried=
rich II. — 7. Zwei Märſche für Fanfaren, Trompeten u. Keſſelpauken: a)
Reichs=
ritter=Fanfare v. Prager; b) Adolf=Hitler=Fanfare v. Frantzen. — 8. a) Heſſiſcher
Fahnenmarſch (Heeresmarſch 1/105), bearbeitet von K. Krauße; b) Altheſſiſcher
Reitermarſch (Heeresmarſch III/141), bearb. v. K. Krauße; c) Marſch des Heſſ.
Leibgarde=Inf.=Regts. 115 (Heeresmarſch II/238), bearb. v. Hauske. (Der
Kom=
poniſt der Märſche a, b und e iſt Landgraf Ludwig VIII.) — 9. Hiſtoriſche Märſche
europäiſcher Staaten mit beſonderer Berückſichtigung der Trompeten u. Pauken
nach altem Gebrauch, zuſammengeſtellt v. Adolf Boetge: a) Einleitung, b) Aus
Wales (1292), c) Aus Niederlanden (1626, altniederländiſches Kriegslied),
d) Aus Sachſen (1729, Marſch ein ſächſ. Dragoner=Regts.), e) Aus England
(Mitte des 16. Jahrh.), 1) Interade (1813/1815), 8) Aus Rußland (1750.
Schif=
ferlied), h) Aus Dänemark (Der tapfere Landſoldat), 1) Aus Frankreich (
Sig=
nal=Marſch), k) Aus Schweden (Bauern=Marſch), 1) Aus Oeſterreich (1789,
General Laudon), m) Der Pappenheimer (30jähriger Krieg), n) Aus Italien
(Berſäglieri), o) Aus der Türkei (Janitſcharen=Marſch), p) Feſt ſteht und treu
die Wacht am Rhein. — 10. Der Große Zapfenſtreich: a) Locken zum Großen
Zapfenſtreich, b) Großer Zapfenſtreich, c) Zapfenſtreich der berittenen Truppen,
1.. 2., 3. Poſt, d) Zeichen zum Gebet, e) Gebet, 1) Abſchlagen nach dem Gebet,
g) Ruf nach dem Gebet, h) Deutſchlandlied, 1) Horſt=Weſſel=Lied.
Eintrittspreis 75 Pfennig
Vorverkaufsſtellen: Kreisführung des Winterhilfswerks, Wilhelminenſtr. 34; ſämtliche
Orisgruppen des Winterhilfswerks; Verkehrsbüro; Völkiſche Buchhandlung, Rheinſir.;
Hugo de Waal, Rheinſtr.; Chr. Arnold, am weißen Turm.
Seite 14 — Nr. 81
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 23. März 1934
A
Ab heute in Erataufführuns
O
Heute letzter Tag
Eine neue großartige Film-Schöpfung: A Der Weiterfolgsfilm:
Die größte schauspielerische
Leistung seit Jahrzehnten:
Landestheater
Sechs Frauen
und ein König
Ein blendendes unterbaltend.
Meisterwerk. (F3407
Das unerhörteste Sittenbild
aus dem heutigen Hmerika
Revolution
der Jugend
Dieser großartige Film wird
gespielt von Studenten einer
amerikanischen Hochschule.
Freitag, den 23. März 1934
GROSSES HAUS
Außer Miete 20—22 Uhr
Gr. Faſchiſtiſches Orcheſter Dopolavoro
„Citta di Chieti”136. Legione M. V. 5.N.
Banda Fasciſta
72 Muſiker
Leitung: Cav. C. M. Valenti
Preiſe: 0.50—3.50
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Nach der Traumdichtung von
Gerhart Hauptmann.
Noch nie erschloß der Tonfilm eine so
ge=
heimnisvolle und märchenschöne Welt.
Vom ersten Augenblick an ziebt das
wechselvolle undmystisch beschwingte
Geschehen des Hannele-Films die
Zu-
schauer in seinen Bann. Schauspieler
großen Formats und ein wunderbar
begabtes Kind gestalten die
Traum-
welt die mit den erlesensten Mitteln
der Filmkunst unserer Tage
ver=
lebendigt wird.
Hauptdarsteller: Inge Landgut,
Käthe Hauck, Theodor Loos.
I
Film=Morgenleier
Sonntax, 25. März, vormittags 11.15 Uhr
Das Geheimnis
dei NDratfcläne
Ein früherer Seeoffzier, Herr Oberleutnant z. See
d. R. Vaibinger, Ludwigsburg, hält den
begleitenden Vortrag.
Bau=- und gefabrvolle Fahrt der weltberühmten
U-Deutschland unter Kapitän König. Nur Original-
Hufnahmen von unantastbarer Echtheit, die
während der 105 tägigen Kaperfahrt des zum
U=Krenzer umgebauten Schiffes von seinem Führer
Korvetten-Kapitän Meusel aufgenommen wurden
und aus außenpolitischen Gründen 12 Jahre lang
nicht gezeigt werden durften. (V3422
KLEINES HAUS
Außer Miete. Nummerk. 151-250
20—22.30 Uhr
Am Himmel Europas
Luſtſpiel v. Schwenzen=Malina
Darſteller: Gothe, Wien,
Baumeiſter, Beſt, Blech, Gehre,
Handſchumacher, Langer,
Loh=
kamp, Laubenthal, Magel,
Ma=
letzki, Schudde, Schwartz,Worret
Preiſe: 0.70—3.80
Café Oit
Hügelstraße 4794a
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Große Ochsengasse 6
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