Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſebenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 51
Mittwoch, den 21. Februar 1934.
196. Jahrgang
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* Der Tod eines Königs.
Beutſchinnd dramct vefenide Taftſione.
Von unſerem Berichterſtatter.
Ohne Kampfflugzenge und ohne angemeſſene Ausrüſtung mit Flugzeugabwehrgeſchühen keine nakionale
Sicherheit Deutſchlands.
Nolwendigkeik deutſcher
Gleich=
verealigang zur Laft.
Eine Unkerredung mit General Göring.
DNB. London, 20. Februar.
Die „Daily Mail” veröffentlicht eine lange Unterredung ihres
Sonderberichterſtatters Ward Price mit General Göring. Der
preußiſche Miniſterpräſident ſagte dabei u. a.: Deutſchland muß
eine defenſive Luftflotte haben, falls die anderen Großmächte nicht
bereit ſind, ihre Bombenflugzeuge aufzugeben, und ich glaube
nicht, daß ſie dazu bereit ſind. Wir haben gemeinſame Grenzen
mit Frankreich, Belgien, Polen und der Tſchechoſlowakei. Ich muß
zwiſchen 30 und 40 v. H. der geſamten Flugzeugſtärke dieſer
Län=
der haben. Dies iſt die beſcheidenſte defenſive Luftſtreitmacht, die
die nationale Sicherheit Deutſchlands ſchützen würde. Wir haben
keine Militärflugzeuge und auch keine Flugzeugabwehrgeſchütze.
Dieſe Tatſache macht die Reichswehr und die kleine deutſche
Küſtenverteidigungsflotte ſo gut wie zwecklos. Wenn es einem
un=
ſerer Nachbarn einfiele, uns anzugreifen, ſo könnten ſeine
Flug=
zeuge unſere Bevölkerung vernichten und unſer Gebiet zerſtören,
ohne daß er einen einzigen Soldaten über die Grenze ſchickt. Aus
dieſem Grunde verlange ich eine defenſive Luftſtreitmacht, die aus
Kampfflugzeugen beſteht, und eine angemeſſene Ausrüſtung mit
Flugzeugabwehrgeſchützen. Den
defenſiven Charakter dieſer beiden Waffenarken
unterſtrich der General noch in weiteren Ausführungen. Auf eine
Frage des Korreſpondenten erklärte er, die Behauptung, daß die
Opelwerke bereits Ueberſtunden machen, um Flugzeugmotoren
herzuſtellen, für völlig unrichtig und fügte hinzu, daß z. B. die
Opelwerke die Herſtellung ſolcher Motoren eingeſtellt haben. Der
General ſchilderte dann die Lage, die er bei Uebernahme des
Luft=
fahrtminiſteriums vorgefunden hatte: Es gab keine ſechs
erſtklaſ=
ſigen modernen Maſchinen in ganz Deutſchland. Unſer Perſonal
iſt von beſter Qualität. Unſere Organiſation auf der Erde iſt
wahrſcheinlich die beſte in der Welt. Aber unſer Flugzeugmaterial
bleibt an Beſchaffenheit noch weit hinter dem anderer Nationen
zurück. Als ich ins Amt kam, fand ich, daß die deutſchen
Luftver=
kehrslinien Maſchinen gebrauchten, die 10 und 11 Jahre alt
wa=
ren. Ich habe darauf beſtanden, daß die Betriebsſicherheit in den
Vordergrund der Erwägungen geſtellt wurde. Alle
Paſſazier=
maſchinen haben jetzt mehrere Motoren. Wir bauen jetzt nur
erſt=
klaſſige Paſſagiermaſchinen und haben einige im Auslande,
beſon=
ders in den Vereinigten Staaten, gekauft. Auf die Frage, ob nicht
die Reſerven an ausgebildeten Blugzeugführern
ſehr groß ſei, erwiderte General Göring: Wir haben getan, was
uns möglich war, um die Aufmerkſamkeit der deutſchen Jugend
auf die Wichtigkeit der Luftfahrt zu lenken. Alle Länder können
ihre Piloten in ihren Luftſtreitkräften ausbilden. Wir können
dies nur durch Sport tun. Unſere jungen Männer haben den
Gleitflug mit Begeiſterung aufgenommen und die beſten
Leiſtun=
gen der Welt dabei erzielt. Im Fliegen im Nebel haben unſere
Flugzeugführer ebenfalls nicht ihresgleichen, und wir haben die
beſte Organiſation auf der feſten Erde, ſoweit Wetterberichte,
wiſſenſchaftliche Apparate uſw. in Betracht kommen. Aber
die Tatſache, daß wir keine Lufkſtreikmacht haben,
beraubt uns vieler VBorkeile bei der Enkwicklung
der deutſchen Luftfahrl.
Eine angemeſſene Luftflotte für die Verteidigung Deutſchlands
mit unſeren eigenen Hilfsmitteln zu bauen, würde zwei Jahre
er=
ſordern, da wir unſere Fabriken würden umwandeln müſſen. Alte
Typen eingeſchloſſen, beſitzt Deutſchland jetzt rund 300
Zivilflug=
zeuge. Der Gedanke, daß ſie für einen Angriff auf ein anderes
Land benutzt werden könnten, das eine Luftſtreitmacht beſitzt, iſt
abſurd. Vor allem kann ein Zivilflugzeug nicht ſchnell genug
auf=
ſteigen. Man kann einen Kraftwagen für militäriſche Zwecke
ge=
eignet machen, wenn man ein Maſchinengewehr hineinſtellt. Aber
ein ſolcher Kraftwagen würde gegen einen regulären Panzerwagen
nichts ausrichten können. Dasſelbe gilt auch von den Flugzeugen.
Der Berichterſtatter fragte: Glauben Sie, als einer der großen
Ulieger des letzten Feldzuges, daß dasFlugzeug eine
ent=
ſcheidende Waffe im Kriege iſt?
Der General erwiderte: Gegen ein Land ohne
Luftvertei=
d gung wie Deutſchland iſt ſie ſicher entſcheidend. Die Frage, ob
er einen Krieg in Europa für wahrſcheinlich halte,
beant=
bortete der General: Ich bin kein Prophet. Aber niemand kann
leugnen, daß es eine ungeheure Menge von even=
1Uellen Kriegsurſachen gibt. Ich hoffe, es ſind noch
genug Menſchen am Leben, die ſich an den letzten Krieg erinnern
uid ſich klar machen, daß ein neuer Krieg, wu er auch beginnen
bürde, ſich ausbreiten würde, bis die europäiſche Ziviliſation
in einem allgemeinen Blutbade zugrunde ginge. Wenn alle
kutropäiſchen Staatsmänner wirkliche Führer wären wie in
Leutſchland, anſtatt unter der Herrſchaft demokratiſcher
Par=
ſeien und parlamentariſcher Cliquen zu ſtehen, dann würde der
Weltfrieden ſicher ſein. Denn dann würden ſie erkennen, daß der
Krieg keine Vorteile bringen würde. Ich ſage mit allem
Nach=
druck, daß
die enropäiſche Solidarikäk außerhalb des
Völker=
bundes geſucht werden muß,
der niemals ſeinen Charakter als Bund der Sieger gegen die
Beſiegten und als ein Bündnis zum Schutze der Siegesbeute
verloren hat. Am beſten wäre es, wenn alle Staatsmänner in
Europa alte Frontſoldaten wären. Der Friedenspakt, den wir
kürzlich mit Polen abgeſchloſſen haben, war nur möglich, weil
die Führer auf beiden Seiten den Krieg aus perſönlicher
Er=
fahrung kennen, und wünſchen ihren Ländern die Schrecken des
Krieges zu erſparen.
Der Berichterſtatter fragte ob General Göring einen neuen
Krieg zwiſchen Deutſchland und England, zum
Beiſpiel wegen der Kolonien für wahrſcheinlich halte.
Der General lachte geringſchätzig und ſagte: Wer daran
denkt, Krieg in Europa zu beginnen, um
Kolo=
nien in Afrika zu erlangen, muß wahnſinnig
ſein. Auch haben wir kein Gefühl der Rachſucht gegen
Eng=
land. Die Engländer ſind Angelſachſen und nahe
Blutsver=
wandte der Deutſchen, ein Punkt, auf den wir Deutſche großes
Gewicht legen.
General Göring fügte noch u. a. hinzu: Sie können es ſich
leiſten, uns zu vertrauen. Ein Mann, der erreicht hat, was
Adolf Hitler vollbracht hat, verdient, daß man ſeinem Worte
Glauben ſchenkt. Seine Politik iſt Frieden mit
Gleichberech=
tigung. Er hat Deutſchland gewonnen, weil er ſeinen
Ver=
ſprechungen immer treu geblieben iſt.
Edens Berliner Verhandlungen.
Deukſchlands Sicherheit Mitkelpunkt der Ausſprache.
Die erſte Etappe der Beſprechungen des engliſchen
Lord=
ſiegelbewahrers Eden in Berlin iſt beendet. Am Mittwoch
wer=
den die Unterhaltungen fortgeführt. Eden, der in der Nacht
vom Montag zum Dienstag mit dem Pariſer Nordexpreß in
Ber=
lin eintraf, hat in den Vormittagsſtunden des Dienstag eine
längere Beſprechung mit Außenminiſter von Neurath, den er
ja aus London gut kennt, gehabt. Zu dieſer Konferenz hatte
Herr Eden den britiſchen Botſchafter Phipps und Herr v.
Neu=
rath den Reichswehrminiſter v. Blomberg hinzugezogen.
Anthony Eden (Mitte), Englands Lordſiegelbewahrer,
mit dem engliſchen Botſchafter in Berlin, Sir Phipps, nach der
Ankunft in der Reichshauptſtadt.
Im Gegenſatz zum Pariſer Beſuch iſt alſo zunächſt nur ein
kleiner Kreis von Perſonen mobil gemacht worden. In Paris
ſah ſich Herr Eden faſt dem geſamten Kabinett, vom
Miniſter=
präſidenten über den Außenminiſter und Kriegsminiſter bis zum
Luftfahrtminiſter gegenüber. Angeſichts der zur Debatte
ſtehen=
den Materie war es ganz ſelbſtverſtändlich, daß auch der
Reichs=
wehrminiſter v. Blomberg zu Worte kommen mußte. Denn
ſo=
lange nicht einwandfrei feſtſteht, daß aus der Abrüſtung irgend
etwas wird — Anhaltspunkte dafür ſind bedauerlicherweiſe nicht
vorhanden —, können wir unſere eigene Sicherheit nicht
vernach=
läſſigen. Wir haben im Intereſſe unſerer Sicherheit unſere
An=
ſprüche bereits geltend gemacht, wenn ſie auch mehr als
beſchei=
den ſind.
Am Dienstag nachmittag wurden die
Beſpre=
chungen im Beiſein des Reichskanzlers
fortge=
ſetzt. Zuvor hatte der Außenminiſter v. Neurath dem engliſchen
Gaſt ein Frühſtück gegeben. Allgemein darf man feſtſtellen, daß
ſich die Beſprechungen auf beiden Seiten in der herzlichſten und
freundſchaftlichſten Weiſe abwickeln. Klar wurden noch einmal
die Geſichtspunkte herausgearbeitet, wie ſie im letzten Stadium
der deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen zutage traten. Es iſt
ſelbſtverſtändlich, daß auch das engliſche Memorandum eine
be=
ſondere Rolle ſpielte.
C. Brüſſel, 18. Februar.
Ein rüſtiger Mann, Ende der 50er, ſtürzt im Kletterfels
aus 12 Meter Höhe ab und wird viele Stunden ſpäter mit
zer=
ſchmettertem Hinterkopf aufgefunden. Ein männlicher Tod, auch
wenn der Unfall ſich nicht in den tiefen Bergſchründen der
Dolomiten ereignet hat, ein ſchlichter Tod, auch wenn es ſich
um einen regierenden Fürſten handelt. Albert I., König der
Velgier, hat geſtern in tragiſcher Weiſe und vollkommen
uner=
wartet ein Leben beſchloſſen, das an unvorhergeſehenen und
ſchweren Erlebniſſen reich war.
Erſt durch die Tatſache, daß der eigentliche Kronprinz und
vorbeſtimmte Nachfolger des allbekannten Königs Leopold im
Barte bei einer gelanten Affäre ſein Leben laſſen mußte, kam
der zweite Neffe auf den Thron und hat mit Würde und
Ge=
ſchick ſaſt 25 Jahre lang die ſchwierige Rolle des konſtitutionellen
Monarchen in einer nationalen Demokratie ausgefüllt. Hiſtoriſche
Ausmaße aber nimmt König Albert vor allem an, wenn wir
zurückdenken an das Schickſalsjahr 1914. Damals geriet dieſer
junge König aus deutſchem Blut — er hatte als Koburger eine
Mutter aus dem Hauſe Hohenzollern=Sigmaringen und war
verheiratet mit der Schweſter des deutſchen Heerführers
Rupp=
recht von Bayern — nicht nur in eine furchtbare verkehrte
Front, ſondern auch an die Stelle, wo die Waffen zuerſt ihre
eherne Sprache begannen. Im Weſten war Albert I. als
Perſonifizierung Belgiens in jenen vier Jahren unbeſchreiblich
beliebt und gefeiert, aber auch bei uns wird ſein Andenken
fortleben als das eines ritterlichen Gegners. Verſtrickt in
folgen=
ſchwere politiſche Bindungen, hat er wie ein Mann ſeine Pflicht
als der Erſte ſeines Landes auf ſich genommen und draußen
im Felde erfüllt ebenſo ſelbſtverſtändlich, wie er geſtern ſeine
Geſchäfte im Miniſterrat erledigt und ſich dann als einfacher
Sportsmann allein mit der Natur gemeſſen hat.
Belgien iſt im 19. Jahrhundert das kleine Muſterland der
modernen konſtitutionellen Monarchie geweſen und ſchien,
ähn=
lich wie die republikaniſche Schweiz oder die benachbarten
Niederlande, ein friedliches Idyll im Kampf der großen Mächte.
„Verſtärkt wurde dieſer harmloſe Eindruck durch die
welt=
männiſche Art, wie der langjährige Landesvater Leopold II.
ſeine Stellung zwiſchen den europäiſchen Höfen bezog und
ufauffällig ſeine Intereſſen und die ſeines Landes zu wahren
wußte, wie nur je ein Unternehmer die Intereſſen ſeines
Ge=
ſchäftes. Es gehört zu dieſem halbgemütlichen, halb mondänen
Bild des „Bürgerkönigs”, daß das Privatleben Leopolds ſich
zu großen Teilen an den Treffpunkten des internationalen
Ver=
gnügens abſpielte, von Cannes bis Nizza. Aber wie jener
andere Koburger und Lebemann auf dem Königsthron,
Eduard VII. von England, zugleich eine politiſche Geſtalt erſter
Größe in der Vorkriegsgeſchichte geweſen iſt, ſo konnte auch
„Onkel Leopold” beim Blumenkorſo nicht vergeſſen oder
ver=
geſſen machen, welche gefährlichen Spannungen das „neutrale‟
Belgien in Wirklichkeit durchzogen. Geboren 1830 aus einem
Kompromiß der Aera Metternich, ſollte dieſer parlamentariſche
Staat die ſchwerſten Gegenſätze innerhalb ſeiner Grenzen
über=
brücken: Zwei Nationen, die franzöſiſchen Wallonen und die
Flamen, teilen ſich in ſein Gebiet, zwei Weltanſchauungen rangen
vom erſten Tag an um die Führung, der katholiſche
Klerikalis=
mus und der Liberalismus Pariſer Muſters. Außerdem waren
die früh ſchon entwickelten Induſtriegebiete mit ihrer
Uebervölke=
rung von jeher heißer Boden für die ſoziale Frage, ſo daß
denn auch der Marxismus in Belgien eine beſonders große Rolle
ſpielte und erſtaunlich früh regierungsfähig geworden iſt. Doch
damit nicht genug, dank Leopolds ſchlauer Energie und
ſachver=
ſtändiger Anteilnahme am Weltgeſchehen, wurde das junge
Bel=
gien durch Erwerbung des Kongoſtaates auch eine beachtliche
Kolonialmacht, allerdings eine „Macht” auf Wohlverhalten unter
der naheliegenden Kontrolle der beiden großen Nachbarn
Eng=
land und Frankreich. Die Spannung, in die auf dieſe Weiſe
das kleine Belgien zu dem 40 Jahre jüngeren großen Deutſchen
Neich eines Tages kommen konnte, lag ſchon wie eine düſtere
Wetterwolke über dem Horizont, als im Jahre 1909 König
Albert den Thron beſtieg.
Wenn es wahr iſt, daß der konſtitutionelle Monarch, der
nach dem klaſſiſchen Wort aus der Zeit des Pariſer
Bürger=
königtums „herrſcht, aber nicht regiert” nur inſofern etwas gilt,
als er Perſönlichkeit beſitzt und menſchlichen Einſatz zu geben
hat, dann hat Albert I. dieſen Einſatz während des Krieges voll
gegeben. Er war in der Tat der einzige Vertreter der jungen
Generation unter den Fürſten des Jahres 1914, und er iſt der
einzige geweſen, der das Schickſal ſeines Volkes in Waffen als
Führer und Soldat geteilt hat bis in die Sümpfe Flanderns.
Und dafür hat ihn ſein Volk geliebt und betrauert heute ſeinen
Weggang wie den eines vertrauten Freundes. Allein auch im
Frieden hat König Albert, dem manche glänzende Eigenſchaft
ſeines Onkels abgehen mochte, den Ausgleich ſo vieler
allge=
meiner und in ſeinem Land beſonders zugeſpitzter Gegenſätze
nicht etwa leichthin umgangen, ſondern mit Ernſt und
Sachlich=
keit vorgelebt. Sein Bild hat wenig zu tun mit den höfiſchen
Erinnerungen, die in vielen Ländern ſchon wie eine ferne
Ver=
gangenheit hereinragen in das moderne Leben. Die
Einbil=
dungskraft der Romanſchreiber mag ſich leichter entzünden an
dem Schickſal gekrönter Häupter, die im Exil geſtorben ſind oder
noch leben. Aber dem Ausländer, der in dieſen Tagen und
Stun=
den die Trauer eines Volkes um des Landes erſten Bürger
mit=
empfunden hat, wird Albert I. gerade deshalb als ein
unge=
künſtelter Menſch unſerer Tage erſcheinen, weil er
eingeſtandener=
maßen mehr übrig hatte für Technik, Sport und die geiſtigen
Freuden von Kunſt und Wiſſenſchaft als für Hofbälle und den
Glanz der Zeremonien.
Es paßt zu dieſem Charakter und ſeinem ungewöhnlichen
Schickſal, daß der tote König in der kakhi=braunen Felduniform
des Weltkrieges auf ſeinem Ehrenbett ruht, während in der
Ecke ſeines Arbeitszimmers ſeine Bergſteiger=Ausrüſtung mit
Seil und Pickel liegt, die ihn ſo oft in die Alpen und die
afri=
kaniſchen Berge und geſtern noch auf ſeinen letzten einſamen
Weg begleitet hat.
Seite 2 — Nr. 51
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 21. Februar 1934
Zeverſahrang der Leiche Aideels t.
von Schloß Laeken nach dem Palais von Brüſſel.
Brüſſel, 20. Februar.
Die Leiche Königs Albert I. wurde am Montag abend von
Schloß Laeken nach dem Brüſſeler Palaſt übergeführt. Die
Ueber=
führung war ſehr eindrucksvoll. Die Spitze des Zuges bildete eine
Reiterſchwadron. Der mit einer Fahne bedeckte große Sarg ruhte
auf einer Lafette, die von ſechs ſchwarz verhüllten Pferden
ge=
zogen wurde. Rechts und links gingen die Adjutanten des Königs.
Hinter dem Sarg folgten die Prinzen Leopold und Karl.
Ihnen ſchloſſen ſich die übrigen Mitglieder des königlichen Hauſes
und die Würdenträger des Hofes an. Eine Reiterſchwadron ſchloß
das Trauergeleit. Am Grabe des Unbekannten Soldaten machte
der Zug eine Minute Halt. Dumpf tönte die große Glocke von
St. Gudula in das andächtige Schweigen. Am Schloß in Brüſſel
wurde der Sarg von der Geiſtlichkeit, unter der Führung des
Kardinalerzbiſchofs von Mecheln, in Empfang genommen und
dann ins Palais gebracht, wo der König bis zu ſeiner Beiſetzung
am Donnerstag aufgebahrt wird.
10 Könige im Trauergefolge.
* Brüſſel, 20. Februar. (Priv.=Tel.)
Die Einzelheiten für die feierliche Beiſetzung des belgiſchen
Königs Albert liegen nunmehr feſt. Am Freitag, 10 Uhr, werden
die Würdenträger des königlichen Hofes auf der Freitreppe des
Brüſſeler Schloſſes die prominenten Teilnehmer und
Leidtragen=
den begrüßen. Der Raum, in dem der tote König aufgebahrt iſt,
iſt mit Schwarz=Silber ausgeſchlagen. Alle Generale der Armee
und alle im Amt befindlichen und ehemaligen Staatsminiſter
werden in Staatsuniform und mit geſenktem Degen die
Ehren=
wache halten.
Um 10,30 Uhr wird Kronprinz Leopold die Gäſte der
Trauer=
feier begrüßen. Ihm wird dann der Kardinal von Mecheln mit
der weißen Miträ inmitten der geſamten hohen Geiſtlichkeit
vor=
anſchreiten und die Totengebete ſprechen. Offiziere der
verſchiede=
nen Waffengattungen werden darauf den Sarg über die
Frei=
treppe in den Vorhof tragen und auf die wartende Lafette ſtellen.
Um 11 Uhr beginnt der Trauerzug. Die Spitze eröffnet eine
berittene Abteilung der Gendarmerie, es folgt eine Schwadron
des Leibregiments des Königs mit Muſik, eine Batterie Artillerie
und eine Kompagnie Infanterie. Im Abſtand folgen die Fahnen
ſämtlicher belgiſcher Regimenter, die jeweils Abordnungen
ent=
ſenden. Es folgen der Große Generalſtab und das Offizierkorps.
Dem langen Zuge ſchließen ſich die Vertreter der Frontkämpfer
mit ihren Fahnen an, die Mitglieder der Oberſten Gerichtshöfe,
die Abgeordneten und Senatoren des Parlaments, die aktiven
Miniſter, die ehemaligen Miniſter, die Würdenträger des Hofes.
Unmittelbar darauf folgt die Lafette mit dem Sarg. Die Zipfel
des Leichentuches halten der Senatspräſident, der
Kammerpräſi=
dent, der Innenminiſter, der Juſtizminiſter und der
Kommandie=
rende General. Dem Sarg folgen Kronprinz Leopold, Prinz Karl,
Kronprinz Umberto von Italien, dann kommen die übrigen
Fürſt=
lichkeiten und Vertreter der Staatsoberhäupter — für Deutſchland
iſt Geſandter von Keller im Auftrag des Reichspräſidenten von
Hindenburg bereits nach Brüſſel unterwegs — zuſammen mehr
als 10 Könige und Kronprinzen. Den Beſchluß des Zuges bilden
die Vertreter der Univerſitäten, die Gouverneure, Delegationen
der Städte in ihren Amtstrachten, der Schulen und eine
Kaval=
lerie=Eskadron.
Der Zug führt zur Kathedrale von St. Gudula, wo die
Leiche des Königs feierlich eingeſegnet wird. Dann geht der Zug
zur Familiengruft im Schloſſe Laeken.
Schon jetzt hat der Zuſtrom der Fremden nach Brüſſel
einge=
ſetzt. Die Hotels in Brüſſel und Umgebung ſind bis zur letzten
Schlafgelegenheit ausverkauft. Für Fenſterplätze in den Straßen,
durch die der Trauerzug ſeinen Weg nimmt, werden phantaſtiſche
Preiſe gefordert und gezahlt.
Zu den prominenten Trauergäſten zählen die Könige von
Dänemark, von Bulgarien, von Siam, der Prinz von Wales, der
Kronprinz von Schweden, der Prinzgemahl der Niederlande, der
Thronfolger von Italien, Prinz Cyrill von Bulgarien, die
Groß=
herzogin von Luxemburg in Begleitung des Prinzgemahls Felix,
Prinz Olaf von Norwegen, Paul v. Jugoſlawien, Nikolaus von
Rumänien, zum Teil mit ihren Gemahlinnen. Frankreich
entſen=
det ſeinen Präſidenten Lebrun, Außenminiſter Barthou und
Kriegsminiſter Marſchall Pétain, Außenminiſter Beneſch vertritt
die Tſchechoſlowakei. Die Hoftrauer iſt bis zum 17. Auguſt
feſt=
geſetzt.
Japaniſcher Schritt in Waſhingkon.
Die japaniſche Botſchaft in Waſhington hat bei der
amerika=
niſchen Regierung zugunſten von 7 japaniſchen Staatsangehörigen
interveniert, die in Manila wegen Spionage verhaftet wurden.
Die amerikaniſchen Behörden haben trotz des japaniſchen
Schrit=
tes die Freilaſſung abgelehnt.
Vom Tage.
In Anweſenheit des Reichskanzlers und zahlreicher
Reichs=
miniſter fand geſtern abend im Ufa=Theater am Zoo die
Urauf=
führung des Filmes „Stoßtrupp 1917” ſtatt.
Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing geſtern den griechiſchen
Wirtſchaftsminiſter Exz. Pezmazoglou.
Anſchließend an eine Veröffentlichung der Vorſchriften über
den neuen Dienſtanzug der Politiſchen Leiter der NSDAP. gibt
der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß. im „Völkiſchen
Beob=
achter” bekannt, daß der Führer dieſen Politiſchen Leitern bis
einſchließlich Ortsgruppenleitern das Recht verliehen hat, zum
Dienſtanzug eine Piſtole zu tragen.
Der Generalrat der öſterreichiſchen Nationalbank. Hofrat
Stern, der jahrelang Finanzberater der Sozialdemokratiſchen
Par=
tei war und im Bankweſen eine erhebliche Rolle geſpielt hat, iſt
von der Polizei verhaftet und ins Gefängnis abgeführt worden.
Der vom Standgericht in Leoben wegen des Verbrechens des
Aufruhrs zum Tod durch den Strang verurteilte frühere
kommu=
niſtiſche Bürgermeiſter von Bruck an der Mur und Nationalrat
Koloman Walliſch iſt in der vergangenen Nacht 23,40 Uhr
hinge=
richtet worden. — Der zugleich mit Walliſch zum Tod verurteilte
Hubert Ruß wurde zu lebnslänglichem Kerker begnadigt.
Der polniſche Außenminiſter Beck hatte eine längere
Be=
ſprechung mit dem franzöſiſchen Botſchafter in Warſchau. Laroche,
in der er dieſem die Ergebniſſe ſeiner politiſchen Beſprechungen in
Moskau mitteilte.
Der franzöſiſche Außenminiſter Barthou empfing den polniſchen
Botſchafter Chlapowſki. Ueber den Inhalt der Unterredung wurde
amtlicherſeits nichts mitgeteilt.
In Barcelona, wo erſt vor zwei Tagen ein Fabrikbeſitzer von
einer bewaffneten Syndikaliſtenbande überfallen und ermordet
worden war, wurde am Dienstag wieder ein Unternehmer aus
dem Hinterhalt getötet. Die Preſſe fordert dringend Abhilfe gegen
das Treiben der Anarchiſten.
Jupans Pamgerfprang iis Miteineer.
Japaniſche Kreuzer manövrieren im Mikkelmeer.
Aufſehen erregende Demonſtrakionen.
NS.=Funk. Amſterdam. 20. Februar.
In den Niederlanden erregt die von Tokio aus angekündigte
Entſendung von zwei japaniſchen Kreuzern zu einer
Uebungs=
reiſe ins Mittelmeer großes Aufſehen. Das japaniſche
Geſchwa=
der wird Stambul, Athen, Marſeille und Barcelona anlaufen.
Auf der Rückreiſe wird der Geſchwaderchef Adis Abeba, der
Hauptſtadt Abeſſiniens, einen Beſuch abſtatten. Zum erſtenmal
in der Geſchichte werden alſo demnächſt japaniſche Kriegsſchiffe
in europäiſchen Gewäſſern manövrieren.
„Allgemeen Handelsblad” ſchreibt hierzu in einem
vielbeach=
teten Artikel, daß der Hauptanlaß des japaniſchen Flottenbeſuchs
in den Intereſſen zu ſuchen ſei, die ſich Japan in jüngſter Zeit
in Abeſſinien geſichert habe. Bekanntlich hat die abeſſiniſche
Regierung einem japaniſchen Syndikat vor kurzem
Bodenkon=
zeſſionen für den Anbau für Baumwolle erteilt. Japan ſei zur
Deckung ſeines Baumwollbedarfs auf die ausländiſchen Märkte
angewieſen und beabſichtige anſcheinend, ſich durch die Anlage
von Baumwollplantagen größten Umfanges in Abeſſinien
un=
abhängig zu machen. Im Zuſammenhang mit dem angekündigten
Beſuch des japaniſchen Geſchwaderchefs in Adis Abeba verlaute
daß demnächſt die Vermählung eines abeſſiniſchen Prinzen mit
einer japaniſchen Prinzeſſin kaiſerlichen Geblüts erfolgen werde.
„Allgemeen Handelsblad” unterſtreicht die Tatſache, daß die
japaniſche Politik in Abeſſinien, jenem für die britiſchen,
fran=
zöſiſchen und italieniſchen Intereſſen außerordentlich
empfind=
lichen Teil Afrikas, einen überaus kühnen Wurf gewagt habe.
Der angekündigte japaniſche Flottenbeſuch
rufe die Warnung Muſſolinis vor der gelben
Gefahr in Erinnerung. Die beabſichtigten japaniſchen
Flottenmanöper im Mittelmeer bewieſen, daß Muſſolini
ſeinen Ruf nicht grundlos an die Welt
gerich=
tet habe. Muſſolinis Warnung ſteht im gewiſſen Zuſammenhang
mit dem Auftreten Japans in Abeſſinien als
ge=
fährlicher Konkurrent der italieniſchen
Inter=
eſſen. Aus dieſem Grunde müſſe Italien als große
Mittel=
meermacht, die die Hegemonie in Nordoſtafrika erſtrebe, die
japaniſchen Flottenmanöver im Mittelmeer beſonders peinlich
empfinden. Ohne Zweifel bedeute der japaniſche
Flottenbeſuch, der unter ſo aufſehenerregenden Umſtänden
erfolge, eine unzweideutige Demonſtration, die
man nur mit der Reiſe des deutſchen Kanonenbootes „Panther”
nach Agadir im Jahre 1911 vergleichen könne. In dieſem
Zu=
ſammenhang ſei es intereſſant, daß einer der beiden Kreuzer,
die Japan nach dem Mittelmeer entſende, auch den Namen
„Panther” führe.
Hreiyent des Geiftes!
Von Werner Klau.
Das Schlagwort von der Freiheit des Geiſtes iſt in der
ver=
gangenen Epoche bis zum Ueberdruß mißbraucht worden. Es wurde
als Aushängeſchild verwandt, hinter dem ſich oft genug
geſchäft=
liche Spekulation, politiſche Zerſetzungsarbeit und moraliſche
Kor=
ruption breitmachten. Es war zur billigen Scheidemünze
gewor=
den und zuletzt zum ungedeckten Papiergeld. Im beſten Falle
ver=
barg ſich dahinter der Glaube, an eine präſtabilierte Harmonie,
an den Sieg der „Wahrheit”, des „Fortſchritts” der „beſſeren
Idee” bei einem allgemeinen Gewährenlaſſen der Geiſter. Dieſer
Glaube iſt tot, die Tatſachen haben ihn widerlegt oder doch
zu=
mindſt eingeſchränkt, das Wort von der Freiheit des Geiſtes hat
ſeine frühere Geltung verloren. Aber was ſteht als treibende Idee
hinter dieſem Umſchwung? Und was war der tiefere Sinn jener
unbedingten Geiſtgläubigkeit, die in der vergangenen Epoche ihre
Triumphe gefeiert hat?
Wir wollen nicht nach den geſchichtlichen Begleitumſtänden
fragen, unter denen der Glaube an den allgemeinen und
objek=
tiven Geiſt, an eine ewige Welt der Ideen, an einen von geiſtigem
Sinn erfüllten und auf geiſtiges Endziel hinſtrebenden Kosmos
erwachen, ſich feſtigen und zur Herrſchaft gelangen konnte: die
Feſtſtellung genügt, daß eine Linie von Platos Ideenlehre über
Chriſtentum, Scholaſtik und Renaiſſance bis zur Welt der
Aufklä=
rung und des idealiſtiſchen Humanismus führt — ihnen allen
ge=
meinſam iſt das logozentriſche Weltbild, das den „Geiſt” in den
Mittelpunkt ſtellt. Allerdings nahm dieſer Geiſt ſehr verſchiedene
Formen an; er war vielfach gebunden an dogmatiſch=religiöſe und
metaphyſiſche Vorſtellungen, und ſehr allmählich erſt näherte er
ſich jener reinen und abſtrakten Geſtalt, in der ihn die Aufklärer
und Rationaliſten zu begreifen pflegten. Trotzdem kann man ſagen,
daß mit Plato jene Entwicklung anhebt, die dann in der geiſtigen
Welt des achtzeihnten Jahrhunderts ihren Höhepunkt und im
neunzehnten Jahrhundert ihre breiteſte praktiſche Auswirkung
ge=
funden hat.
Es war die Entwicklung zur völligen Emanzipation des
Gei=
ſtes von allen Bindungen, zu einer Geiſtreligion großen und
um=
faſſenden Stiles, die ſich mit dem Glauben an einen unendlichen
Fortſchritt verband. Dahinter ſtand das Gefühl, daß die
Menſch=
heit mündig geworden ſei, reif zu einer neuen Freiheit des
Den=
kens und Handelns. Wir Heutigen, die wir nur den verdünnten
Aufguß dieſer Weltanſchauung, ihre flachen und epigonenhaften
Ausläufer unmittelbar zu ſpüren bekamen, können uns ſchwer eine
Vorſtellung von dem reinen und ſtarken Ethos machen, von dem
ſie noch im achtzehnten Jahrhundert getragen wurde. Dieſes Ethos
war aus dem Kampf gegen Bedrückung und Unfreiheit und gegen
die geiſtige Sterilität der herrſchenden Mächte erwachſen; und die
Menſchen, die damals das Morgenrot einer neuen Freiheit
auf=
leuchten ſahen, konnten nicht glauben, daß dieſe ſchwer erkämpfte
Freiheit jemals mißbraucht werden würde. Die Freiheit des
Gei=
ſtes war eine ſelbſtverſtändliche Forderung: man glaubte damit
einen Wettſtreit der beſten und ſchöpferiſchſten Kräfte zu entfeſſeln.
Aber das Ethos, von dem dieſe Vorkämpfer durchglüht waren,
verfiel in der Folgezeit; was nachblieb, war ein blaſſer,
dünn=
blütiger und doktrinärer Glaube an den Fortſchritt von
Wiſſen=
ſchaft und Geſittung. Seine geiſtigſte Aeußerungsform war ein
beziehungsfreier Wille zur Wahrheit, zur illuſionsloſen
Erkennt=
nis der Welt; in ſeiner populären, praktiſchen Faſſung aber wurde
er zum flachen Ziviliſationsoptimismus.
Dieſe Geiſtreligion des Abendlandes wurde bereits im
neun=
zehnten Jahrhundert nachhaltig erſchüttert. Die Stöße und
An=
griffe erfolgten von außen und innen. In der Bewegung der
Ro=
mantik kann man die erſte größere, noch ganz gefühlsmäßige
Reak=
tion auf die Herrſchaft des Rationalismus ſehen. Aber viel
fol=
genreicher war die Selbſtaufhebung und Selbſtzerſetzung der
Geiſt=
religion durch ihren Willen zur unbedingten Wahrheit. Kein
Ge=
ringerer als Friedrich Nietzſche hat dieſen Vorgang, der zuletzt
zum Zweifel am Wert, ja an der Möglichkeit einer abſoluten
Wahrheit, zum Nihilismus und zur Umwertung aller Werte
füh=
ren mußte, in unbarmberzig deutlicher Weiſe dargeſtellt; man leſe
daraufhin die ſpäten Schriften dieſes „letzten deutſchen
Philo=
ſophen‟. Das Weſentliche dieſes Prozeſſes war dies; die
empiri=
ſchen Wiſſenſchaften kamen ungewollt zu Entdeckungen, durch die
die Grundlagen des Idealismus und Rationalismus aufgehoben
wurden; ein neues Weltbild dämmerte herauf, in welchem der
„Geiſt”, und insbeſondere der ſpäte abendländiſche Geiſt, eine viel
beſcheidenere und weniger zentrale Rolle ſpielt als in den
Kon=
zeptionen früherer Zeitabſchnitte. Man erkannte die vielfachen
Bindungen und Bedingtheiten des Geiſtes; Bindungen und
Be=
dingtheiten völkiſcher, ſozialer, bluthafter triebmäßiger Art. Man
ſah die relative Belangloſigkeit der abendländiſchen Kultur
gegen=
über den rieſigen Aſpekten einer zeitlich und räumlich ſich immer
mehr erweiternden Menſchheitsgeſchichte. Man begann an den
Ab=
ſtraktionen „Fortſchritt” und „Menſchheit”, dieſen Grundpfeilern
der Geiſtreligion, zu zweifeln und ſie zu verwerfen; in dem Maße,
in dem man die Wirklichkeit entdeckte, verblaßte der
Sternenhim=
mel der ſpekulativen Ideen. Die geiſtig=ſeeliſchen Konſequenzen
waren verſchieden; Skeptizismus, Relativismus, Nihilismus auf
der einen, ein neues, diesſeitiges, lebensbejahendes Weltgefühl
auf der anderen Seite. Der Kampf zwiſchen beiden Richtungen
iſt noch nicht zu Ende gekämpft worden.
Aber ſtärker noch als die Erſchütterung von der Erkenntnis=
Beutſchfeinonches Mieigenfsier
in Oftufien.
Brunnenvergiftung durch Geſchäftemacher.
Das Wiederaufleben des deutſch=oſtaſiatiſchen Warenaustauſches
in der Nachkriegszeit hat wiederholt ein ſorgfältig abgekartetes
Intrigenſpiel derjenigen Kräfte gegen Deutſchland ausgelöſt, die
in dem deutſchen Kaufmann einen unbequemen
Kon=
kurrenten erblicken und voller Mißgunſt auf die deutſchen
Farben in den aſiatiſchen Gewäſſern ſehen, die ſie mit allen
Mit=
teln vertreiben möchten. Mit ziemlicher Regelmäßigkeit kehrten,
namentlich in den Jahren zwiſchen 1925 und 1930 Nachrichten
wie=
der, die irgendeinen harmloſen Vorfall oder eine Erfindung zum
Anlaß nahmen, um in tendenziöſer Weiſe antideutſche
Pro=
paganda in Oſtaſien, namentlich in China und
Japan, zu treiben.
Wir haben uns oft gegen dieſe Brunnenvergiftung zur Wehr
ſetzen müſſen, die zurzeit des chineſiſchen
General=
krieges unſere ganze Kraft im Fernen Oſten erforderte. Denn
gerade damals wurde ſyſtematiſch die Lüge in Umlauf
ge=
ſetzt, daß Deutſchland die verſchiedenen
Gene=
rale mit Waffen ausgerüſtet habe. Dabei hatte es ſich
zu Anfang dieſes Krieges wohl um deutſche Waffen
gehan=
delt, aber aus Beſtänden des Weltkrieges, die in
die Hände internationaler und beſonders
alli=
ierter Hände gerieten und dann nach dem Oſten,
aber auch nach allen anderen Plätzen verfrachtet
wurden, wo rege Nachfrage vorhanden war. Es konnte jeweils
nachgewieſen werden, aus welchem Kreiſe die in China
angetrof=
fenen Waffen ſtammten. Darüber hinaus aber hatte die
euro=
päiſche Waffeninduſtrie in den Siegerſtaaten laufend die neueſten
Kriegsmaſchinen nach dem Fernen Oſten verfrachtet.
Das alte Spiel der Brunnenvergiftung ſoll
jetzt erneut beginnen. Selbſtverſtändlich ſoll es wieder
Deutſchland ſein, das den Abfall eines Generals von der Nanking=
Regierung benutzt habe, um ihm Kriegsmaterial anzubieten.
Da=
mit dieſes Märchen glaubhafter erſcheint, wird poſitiv behauptet,
daß General von Seeckt den Vermittler geſpielt habe. Dann ſoll
es wieder der deutſche Militärattaché in Tokio geweſen ſein, der
Waffengeſchäfte abzuſchließen verſuche. Es verſteht ſich von ſelbſt,
daß der „handſchriftliche Brief des Reichskanzlers an einen der
chineſiſchen Unterführer” nicht fehlen darf.
„Financial Times” heißt die engliſche Zeitung, die ſich
dazu hergibt, derartigen Irrſinn zu verbreiten.
Daß ſie dieſe Information als bare Münze hingenommen hat, darf
man wohl bei der ſonſtigen Ernſthaftigkeit dieſer Zeitung gerade
nicht annehmen.
Jedoch iſt damit die Lügenflut noch nicht auf ihrem
Höhe=
punkt angelangt. Es wird auch noch friſch und frei behauptet,
daß Deutſchland in Mandſchukuo einen
Handels=
ſtützpunkt zu gewinnen trachte. Was man darunter zu
verſtehen labe, wird zwar nicht erklärt. Aber „Handelsſtützpunkt”
muß in den Augen Oſtaſiens eine verdächtige Aehnlichkeit mit den
„Stützpunkten” haben, die ſich England, Japan, Frankreich und
Amerika im Laufe der Zeit dort zu ſchaffen wußten. Es wird
aber gleichzeitig hinzugefügt, daß ein derartiges Beſtreben
Deutſchlands geſcheitert ſei.
Was man mit dieſem Märchen bezweckt, liegt eindeutig auf
der Hand. Man will in Oſtaſien, ſei es bei Chineſen, ſei es bei
Japanern — gegen uns Stimmung machen, treibt aber dieſes
Intrigenſpiel wieder nur aus Handelsneid. Der
Ausgangspunkt dieſer Hetze iſt doch nur die Tatſache, daß wir die
fernöſtliche Wirtſchaftslage ſtudieren, um eine Verbeſſerung
un=
ſeres Exports zu erreichen. Das gleiche unternehmen alle
ay=
deren Staaten, die mit Mandſchukuo im Warenaustauſch ſtehen.
Warum ſoll gerade uns das verboten ſein? Wir werden uns alſo
nicht um das Gewäſch und ausländiſche Zeitungslügen kümmern.
ſondern das tun, was unſeren Handelsbeziehungen förderlich iſt,
werden aber auch die Gelegenheit benutzen, um auf Grund
un=
ſerer vielfachen wirtſchaftlichen Beziehungen zu Oſtaſien die über
uns verbreiteten Märchen ins richtige Licht zu rücken.
Perſonalveränderungen im Reichsinnenminiſkerium.
DNB. Berlin, 20. Februar.
Im Reichsminifterium des Innern ſind der preußiſche
Re=
gierungspräſident Dr. Nicolai und die Miniſterialrat Dr. Gütt
zu Miniſterialdirektoren ernannt, gleichzeitig iſt der
Miniſterial=
direktor Gotthainer in den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt
worden. Miniſterialdirektor Dr. Nicolai iſt mit der Leitung
der politiſchen Abteilung, Miniſterialdirektor Dr. Gütt mit der
Leitung der Geſundheitsabteilung betraut worden, die lange
Jahre von dem verſtorbenen Miniſterialdirektor Dr. Dammanrl
geleitet wurde.
ebene her wirkte ſich das allgemeine Erlebnis des Weltkrieges und
der Nachkriegskataſtrophen im Bewußtſein des Abendlandes und
beſonders im deutſchen Volke aus. In dem Chaos und der Anarchie
dieſer letzten zwanzig Jahre wurde die Ohnmacht und Lebensfeind
lichkeit des „reinen” bindungsloſen Geiſtes offenbar. Eine zu
nächſt kaum ſpürbare, dann immer deutlichere Wandlung ſetzte
ein. War Jahrhunderte lang gelehrt worden, das Leben habe
dem Geiſt zu dienen, ſo kam jetzt ein entgegengeſetztes Ethos zum
Durchbruch: nun wurde der Ruf laut, der Geiſt habe dem Leber
zu dienen, ſonſt ſei er rechtlos und verdammungswürdig. Und
da=
junge gewandelte Deutſchland iſt als erſte von allen Nationen da
bei, dieſes neue Ethos in ſeinem Gemeinſchaftsleben zu verwirk
lichen. An die Stelle der Freiheit des Geiſtes tritt die Forde
rung nach ſeiner Verantwortlichkeit. Damit wird
der Schlußſtrich unter eine Epoche geſetzt, die zuletzt in Anarchie
endete.
Aber, und dies muß zuletzt gefragt werden: bleibt nicht die
Antitheſe vom freien und gebundenen, verantwortlichen Geiſt au
der Oberfläche der Dinge? Denn gleichgültig, wie man den Gei)
ſieht und will, als letzten Sinn und als Diener und Helfer de=
Lebens: er iſt. Und zwar nicht als lenkbares, zähmbares Etwas
ſondern als Elementargewalt, die die Menſchen und Völker er
greift und immer wieder in den Schmelztiegel der Wandlung
zwingt. Freiheit des Geiſtes, Verantwortung des Geiſtes; kein
Forderung kann die Tatſache aufheben, daß Geiſt ein tragiſche:
und kein nützliches Phänomen iſt. Daß ſeine Wirkung immer zu
gleich zerſtörender und aufbauender Natur iſt. Daß er ſich imme
gegen das Gewordene und ſchon Erſtarrte wendet, um das Kün?
tige vorzubereiten. Hinter der Forderung der Freiheit des Ger
ſtes verbarg ſich ein Optimismus, der vor der Wirklichkeit nich
ſtandhalten konnte. Die Forderung nach Verantwortung des Ger
ſtes, ſo notwendig ſie iſt, kann ebenſo wenig ſeine tragiſche Pro
blematik aufheben. Denn die Denker, Künſtler und Dichter, all
ſchöpferiſchen, vom Geiſt beſeſſenen Menſchen, dieſe eigentliche:
Organe der Zukunft, werden ſich zutiefſt nur ihrem eigenen Etho?
verpflichtet fühlen. Und ſie werden deshalb nie um die ſchmers
hafte und zerſtöreriſche Spannung zu ihrer Umwelt und um tra
giſche Konflikte herumkommen. Die Gemeinſchaft und der Staa
können ſich ihrer erwehren oder ſie gewähren laſſen. Zuletzt wir
es doch darauf ankommen, daß ſie, ſelbſt bereit zur Wandlung uſ.
Erneuerung, die ſchöpferiſchen Kräfte für ſich gewinnen.
p. Sonnenflecken. Die Sternwarte von Greenwich ſagt vor
aus, daß in dieſem Jahre infolge der Entwicklung der Sonnel?
flecken die Fortpflanzung der Wellen durch dieſes Himmelsereig
tis beeinflußt werde. Die ganze Tonleiter der mittleren Welle?
werde beſonders getroffen ſein.
Mittwoch, 21. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 51 — Seite 3
Oeſterreich trauert um ſeine Toten.
Die Trauerfeier für die Opfer der Erekukive. — Wiederaufhebung des Standrechts in ganz Oeſterreich
für Mitkwoch früh angekündigt.
wien iint Zeichen der Lruuer.
EP. Wien, 20. Februar.
Ganz Wien ſteht heute im Zeichen des Volkstrauertages,
der anläßlich der feierlichen Beſtattung der Gefallenen der
Exe=
kutive von der Bundesregierung angeordnet wurde. Auf den
meiſten Gebäuden wehen ſchwarze Fahnen. In den Fenſtern faſt
aller Häuſer der Stadt, durch die ſich der Trauerzug bewegen
wird, ſind brennende Kerzen aufgeſtellt. Die Fahnen auf den
öffentlichen Gebäuden ſind auf Halbmaſt gehißt; man ſieht die
Fahnen des öſterreichiſchen Staates Rot=Weiß=Rot, die Fahnen
des Heimatſchutzes Weiß=Grün. Von allen Türmen und Kirchen
läuten die Glocken.
Auf dem Rathausplatz, der in weitem Umfange abgeſperrt
iſt, bietet ſich ein düſteres Bild. Hier ſtehen die 50 Särge der
Gefallenen der Exekutive, jeder Sarg auf einem eigenen
Kraft=
wagen, der Trauerſchmuck trägt. Unter den Opfern befinden ſich
2 Polizeioffiziere, 22 Sicherheitswachbeamte, ein
Kriminalbeam=
ter, 5. Angehörige des Bundesheeres, 16 Heimatſchützler und 4
Mitglieder der Oſtmärkiſchen Sturmſcharen. Um die
Mittags=
ſtunde beginnt dann die
ſeierliche Einſegnung der Token
nach drei verſchiedenen Riten: Zuerſt nach dem evangeliſchen,
dann nach altkatholiſchem und ſchließlich nach römiſch=katholiſchem
Glauben. Nachdem das Oberhaupt der Evangeliſchen Kirche
Oeſterreichs und der Altkatholiſche Biſchof die Einſegnung
vor=
genommen haben, erfolgt die Einſegnung durch den Kardinal=
Erzbiſchof Innitzer. In langen Reihen bewegt ſich die katholiſche
Geiſtlichkeit entlang der langen Reihe der die Särge tragenden
Kraftwagen, bis zu dem unterhalb des Rathauſes errichteten
Altar. Am Altar ſelbſt hat das Domkapitel Aufſtellung
genom=
men. Auch die geſamte Militärgeiſtlichkeit iſt erſchienen. Es
ertönt dann das „Kyrie eleyſon”, und der Kardinal=Erzbiſchof
von Wien, Dr. Innitzer, ſchreitet zum Altar. Der Chor der
Wiener Staatsoper ſingt das „Miſerere” und hierauf das „
Li=
beva”. Kardinal Innitzer ſchreitet dann die Reihe der
Kraft=
wagen entlang und ſegnet jeden einzelnen Sarg ein.
Während der Einſegnung herrſcht im ganzen Lande
Arbeitsruhe.
Die Schulen haben um 12 Uhr geſchloſſen und auch die
Privat=
unternehmungen und die Behörden haben zwiſchen 13 und 14 Uhr
die Arbeit niedergelegt. Die Verkehrsmittel werden von 13 bis
13,05 Uhr ſtillgelegt.
Zur Linken des Altars hat der Bundespräſident Platz
ge=
nommen, ihm zur Seite ſteht der Bundeskanzler mit der
geſam=
ten Regierung. Vizekanzler Fey, in Uniform und hoch zu Roß,
hält vor der Reihe der Kraftwagen mit den Särgen; er wird
perſönlich den Trauerzug führen. Hinter der Regierung haben
die Spitzen der Behörden, das Offizierkorps, das Diplomatiſche
Korps und die Vertreter der Vereine und Verbände
Aufſtel=
lung genommen. Auf der Rechten des Altars ſteht die große
Zahl der Leidtragenden, über 400 Perſonen, deren Schluchzen
immer wieder die tiefe Stille übertönt. Der weite Platz vor
dem Rathaus iſt umſäumt von Abteilungen des Bundesheeres,
der Gendarmerie, der Sicherheitswehr, des Heimatſchutzes und
ſen übrigen vaterländiſchen Verbänden. Dahinter ſtaut ſich eine
unüberſehbare Menſchenmenge.
Nach der Einſegnung der Särge durch Kardinal Innitzer
be=
ritt der
Bundespräſidenk Miklas
die Tribüne. Mit ergriffener Stimme richtet er an die Opfer
den letzten Abſchiedsgruß. Er feiert das große Opfer, das von
den Toten gebracht worden ſei, ein Opfer, wie es nicht höher
von einem Menſchen gebracht werden könne, der ſein Vaterland
liebe und für es bereit ſei, auch ſein Leben einzuſetzen. Die
Toten, denen die heutige Stunde gelte, ſeien die Opfer
vor=
bedachter Untaten und unſeligſter Verirrungen. Ihnen gelte
nicht nur der Dank des Vaterlandes, ſie hätten auch den Dank
Europas verdient, denn wäre die Wiener Revolte gelungen,
hätten ihre Wirkungen weithin ganz Europa erſchüttert und in
Mitleidenſchaft gezogen. Das Opfer, das die Toten gebracht
hätten, ſei nicht umſonſt; die Toten mahnten die Ueberlebenden,
ihre ſchützende Hand über die Ehre und Freiheit Oeſterreichs zu
halten. Als letzte Ehre hefte er auf die Fahnen über den
Sär=
gen die Auszeichnungen, die den Toten noch verliehen wurden.
Bundeskanzler Dollfuß
gab in ſeiner Trauerrede bekannt, daß die Regierung für die
Hinterbliebenen und die Verletzten der blutigen Kämpfe ſorgen
werde. Sie hoffe, daß nun die Ruhe und Ordnung im Lande
wie=
der einkehren werden, und ſie habe deshalb als äußeres Zeichen
die Wiederaufhebung des Standrechtes ab Mittwoch früh 7 Uhr
angeordnet. Auch Dr. Dollfuß ſtellte die Behauptung auf, daß,
wäre die Wiener Revolte nicht niedergeſchlagen worden, ſie in
ihren Auswirkungen die größte Gefahr für ganz Europa bedeutet
haben würde. Das Blut der Opfer habe alle, die das Land
ver=
teidigt hätten, zu einer ewigen Kameradſchaft zuſammengeſchloſſen.
Die öſterreichiſche Regierung gelobe den Toten, dieſe
Kamerad=
ſchaft zu halten.
Damit fand die Totenfeier vor dem Rathaus ihr Ende.
Langſam formierke ſich dann der rieſige Leichenzug,
der ſich unter den Klängen des Trauermarſches aus Beethovens
„Eroica” über den Ring zum Schwarzenberg=Platz in Bewegung
ſetzte. Vor 3,30 Uhr, alſo faſt eine Stunde, nachdem er ſich auf dem
Rathausplatz zu formieren begonnen hatte, langte der Trauerzug,
der ſich durch ein dichtes Menſchenſpalier bewegt hatte, das ihn
mit entblößtem Kopf erwartete, am Schwarzenberg=Platz an. Die
Spitze bildete eine Abteilung berittener Polizei in Stahlhelm mit
gezogenem Säbel, die dem eigentlichen Leichenzug weit voranritt.
Dann reitete in großem Abſtand Vizekanzler Major Fey in
feld=
grauer Uniform mit langer ſchwarzer Trauerſchärpe auf einem
Rappen, mit gezogenem Säbel ſalutierend. Ihm folgen die
aus=
gerückten Truppen in militäriſcher Aufſtellung. Sie nehmen hinter
dem Denkmal des Fürſten Schwarzenberg, des Beſiegers
Napo=
leons, Aufſtellung, und hier nimmt Vizekanzler Major Fey die
lehke ſtumme Defilierung der Token
entgegen. Den Beginn des Trauerkondukts bilden ſieben
Blumen=
wagen, flankiert von Soldaten in feldgrauer Uniform, dicht
be=
laden mit Lorbeerkränzen und Blumengewinden, von denen
rot=
weiß=rote, ſchwarz=gelbe und grün=weiße Schleifen herabhängen.
Die Muſikkapellen ſind verſtummt; auch die Glocken haben zu
läu=
ten aufgehört. Jeder Verkehr ſteht ſtill. Tiefe Ergriffenheit
herrſcht überall. Und nun folgt langſam Kraftwagen auf
Kraft=
wagen mit den in rot=weiß=roten Fahnen eingehüllten Särgen.
Dreiviertel Kilometer lang iſt allein der Zug der Sargwagen, der
nun gemeſſen und feierlich an der dichtgedrängten und doch
toten=
ſtillen Menſchenmenge vorüberzieht. Jeder Wagen iſt von ſechs
Angehörigen der Formation flankiert, deren Mitglied der
Ge=
fallene war. Den 23 Wagen der Polizei folgt einer, den ſechs
Kriminalbeamte in Zivil umgeben. Die Reihe der Toten des
Bundesheeres eröffnet ein Wagen, den ſechs Offiziere flankieren.
Es folgen die Wagen der gefallenen Heimatſchützer, einer von
Angehörigen der Eiſenbahnerwehr und einer von
Lokomotivfüh=
rern umgeben. Schließlich kommen ſechs Wagen mit gefallenen
Heimatſchärlern.
Hinter dem letzten Sargwagen ſchreitet Bundespräſident
Mik=
las, hinter ihm Bundeskanzler Dr. Dollfuß und die geſamte
Bundesregierung. Es folgen das diplomatiſche Korps und
zahl=
reiche Vertreter der Behörden, die alle vor dem Gebäude der
Generaldirektion der Bundesbahnen auf dem Schwarzenberg=
Platz Aufſtellung nehmen. Ihnen ſchließt ſich der lange dunkle Zug
der Leidtragenden an, und den Abſchluß bilden wiederum
Forma=
tionen der Exekutive. Militäriſche Kommandos ertönen, eine
Ehrenſalve wird abgegeben. Dann erklingt die Bundeshymne.
die Beiſehung der Wiener Opfer.
Kurz nach 5 Uhr langte der Trauerzug am Zentralfriedhof
an. Rechts und links von der Zufahrtsſtraße brennen Fackeln.
An der großen Grabſtätte werden die Särge mit den Leichen
in einem Halbkreis aufgeſtellt. Hinter jedem Sarg nehmen die
Hinterbliebenen des Toten Aufſtellung. Erzbiſchof Innitzer gibt
den Toten den letzten Segen und ſpricht zu den Hinterbliebenen
Troſtworte. Nach gemeinſamem Gebet der Trauerverſammlung
werden dann die Särge unter Salutſchüſſen der in der Nähe
aufgeſtellten Kanonen in die Gräber geſenkt.
Franzöſiſche Befürchkungen
über die Enkwicklung in Oeſterreich.
EP. Paris, 20. Februar.
Die Pariſer Abendblätter beſchäftigen ſich heute mit den
öſter=
reichiſchen Problemen. Der Leitartikler des „Intranſigeant”
läßt ſehr deutlich durchblicken, daß die Thronbeſteigung des
Erzherzogs Otto in einem vereinigten
Oeſter=
reich=Ungarn eine Löſung wäre, die nicht von der Hand zu
weiſen ſei angeſichts der immer ſchwieriger werdenden Lage des
Bundeskanzlers Dr. Dollfuß. Immerhin gibt das Blatt zu, daß
ein ſolches Ereignis noch unberechenbare Folgen für die Zukunft
Mitteleuropas haben würde.
Der „Temps” ſpricht von einem „Unglück”, daß die
Heim=
wehr, die dazu da ſei, gegen den Nationalſozialismus den Kampf
aufzunehmen, in Wirklichkeit gegen den Schutzbund in einer ſo
tragiſchen Stunde vorgegangen ſei. Daß dieſes Unglück nicht
ver=
hindert werden konnte, ſei einer der bedauerlichſten Fälle in dieſer
kritiſchen Stunde Oeſterreichs.
Rückkriktsabſichken
des öſterreichiſchen Bundespräfidenken?
Die Pariſer Abendblätter veröffentlichen eine Wiener
Mel=
dung, daß der Bundespräſident Aziklas demnächſt
zurücktreten werde. Er ſei durch die blutigen
Er=
eigniſſetief betrübt und von den Todesurteilen
und deren Vollſtreckung ſtark beeindruckt. Er
wolle zurücktreten, jedoch nicht gegenwärtig, weil dies eine
Desavouierung von Dollfuß bedeuten würde. Deshalb wolle er
für ſeinen Rücktritt einen günſtigen Augenblick abwarten. Im
Falle ſeines Rücktrittes werde Dollfuß Bundespräſident werden.
Die engliſche Auslegung der Drei=Mächke=Erklärung.
Der „Evening Standard” beſchäftigt ſich in ſeinem heutigen
Leitartikel mit der von der engliſchen Regierung vertretenen
und von der engliſchen Preſſe ſyſtematiſch unterſtützten
Aus=
legung der Dreimächteerklärung, wonach England ſich darin
lediglich zu einer diplomatiſchen Unterſtützung verpflichtet. Das
Blatt weiſt darauf hin, daß in Frankreich und Oeſterreich die
engliſchen Verpflichtungen aus dieſer Erklärung als ſehr viel
weitergehend interpretiert würden. Die engliſche Regierung,
ſchreibt das Blatt weiter, weiß, daß dieſe Auslegung
falſch iſt. Sie weiß, daß es den Engländern gänzlich
gleichgültig iſt, ob Oeſterreich von Wien oder
Berlin aus regiert wird. Nichtsdeſtoweniger aber iſt
dieſe Erklärung gefährlich denn wenn es einmal deutlich wird,
daß England nicht die Abſicht hat, ſeine Worte durch Taten zu
unterſtützen, wird das Spottwort vom „perfiden Albion”
unver=
meidlich wieder aufgefriſcht werden.
Das Urkeil im Röchling=Prozeß.
Der wirklich Verurkeilte die franzöſiſche
Gruben=
verwaltung.
Im Prozeß gegen den bekannten ſaarländiſchen
Groß=
induſtriellen Kommerzienrat Hermann Röchling und ſeine
vier Mitangeklagten iſt heute vormittag von dem Oberſten
Gerichtshof des Saargebiets in Saarlouis das
Urteil gefällt worden. In allen weſentlichen
Punkten der Anklage — Aufhetzung der Bevölkerung,
Verſtoß gegen die Flugblattnotverordnung — erfolgte
Frei=
ſpruch. Lediglich wegen der vom Gericht
ange=
nommenen Beleidigung des Separatiſten
Dor=
ſcheid, der inzwiſchen die franzöſiſche
Staatsan=
gehörigkeit erworben hat, erkannte der Oberſte
Gerichtshof gegen Kommerzienrat Röchling auf
eine Geldſtrafe von 800 Fr., gegen Verlagsdirektor Hall
auf eine Geldſtrafe von 100 Fr. und gegen die drei Bergleute
Dibo, Merſcher und Dillmann auf Geldſtrafen von je 50 Franken.
In allen Fällen ſoll im Nichtbezahlungsfalle für je 50 Fr. 1 Tag
Haft treten. Die Urteilsbegründung befaßt ſich nur mit den rein
juriſtiſchen Fragen der Angelegenheit und geht auf die Tatſache
des von der Grubenverwaltung ausgeübten und während des
Prozeſſes von zahlreichen Zeugen eidlich beſtätigten Druckes auf
die Saarbergleute überhaupt nicht ein.
Im ganzen beſtätigt alſo dieſes Urteil des Oberſten
Gerichts=
hofes das Urteil der Vorinſtanz. Der wirklich Verurteilte iſt auch
nach dieſem Verfahren in der letzten Inſtanz die franzöſiſche
Gru=
benverwaltung, deren unerhörter und im tiefſten unmoraliſcher
Terror während dieſes Prozeſſes von allen Seiten grell beleuchtet
und gerichtsnotoriſch wurde.
Likerariſch Künſtleriſche Geſellſchaft.
Borkrag Dr. Rudolf Perard: Makthias Grünewald.
In der Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft ſprach Dr.
Fudolf Perard über die Perſönlichkeit und das Werk Matthias
Grünewalds.
Der Umriß der Geſtalt Grünewalds, ſo führte Dr. Perard
aus, iſt für uns ſchwank und ungewiß. Aus ſeinem Leben
lennen wir nur wenige Tatſachen. Sein Werk iſt es, das für ſein
Daſein zeugt. Wir können dieſes Werk durch etwa 25 Jahre
hrndurch verfolgen. — Das erſte uns bekannte Bild von der
Kand Grünewalds iſt eine etwa 1503 entſtandene Verſpottung
Chriſti. Im Formalen gehört es noch dem 15. Jahrhundert an,
doch deutet ſich ſchon eine neue geiſtige Subſtanz darin an. —
Das Hauptwerk ſeines Lebens, das der erſt 30jährige etwa in
den Jahren 1508—11 ſchuf, iſt der Iſenheimer Altar, deſſen
geiſtiger Gehalt die chriſtliche Heilsgeſchichte von Sünde und
Erlöſung iſt. Mit unerhörter Kühnheit geſtaltet Grünewald den
Stoff: ſchon in dem Verkündigungsbild geſchieht der Einbruch
des Geiſtes in die Körperwelt in der Geſtalt des Engels. —
Das Bild der Geburt Chriſti bei welchem Grünewald ſchwer
uen die geiſtige Einheit der beiden Bildhälften gerungen hat,
iſt ſehr verſchieden gedeutet worden. Dr. Perard ſieht in der
leinen Lichtgeſtalt auf den Tempelſtufen eine Maria mystica,
de ſich verehrend in ihren zukünftigen Zuſtand verſenkt,
um=
geben von einem emporwehenden Strudel der Bewegung. — In
ſchlichteſter Gebärde iſt auf der rechten Bildhälfte die ſchweigende
Eintracht von Mutter und Kind gegeben. — Das Auferſtehungs=
AId zeigt einen Gott, der aus eigener Machtvollkommenheit aus
diſcher Bindung in die Ferne ſeines geiſtigen Reiches
auf=
ſteigt. — Die Einſamkeit eines ungeheuren Schmerzes, der ſich
M den metaphyſiſchen Weltraum hinausbeugt, ſpricht aus dem
Paſſionsbild. Eine ähnliche Größe und Gewalt der
Schmerz=
gebärde, wie ſie hier erreicht iſt, hat eine Parallele nur im
Userk Michelangelos. — Starke Gegenſätze bilden die beiden
dnßeren Flügel des Altars: auf der einen Seite der dämoniſche
Spuk der Verſuchung des Hl. Antonius, auf der anderen die
ribefangen vorgetragene Legende vom Beſuch des Antonius bei
em Einſiedler Paulus.
An dem nächſten Werk, dem Schneewunder=Altar, überraſcht
der allem der bewußte Archaismus im Nebeneinander der Be=
9 benheiten und der ſchlichte Erzählerton. — Dagegen beſticht an
dem Münchener Bild „Mauritius und Erasmus” die irdiſche
Pracht der Gewänder und das höfiſche Gebärdenſpiel. Hier iſt
freies Gegenüber von modernen, in ſich gerundeten Perſön=
lichkeiten. — In dem Kopf des Hl. Sebaſtian am Iſenheimer
Altar dürfen wir wohl ein Selbſtbildnis des Meiſters vermuten.
Wir ahnen, daß ein gewaltiger Schmerz ſein Leben beherrſchte,
— ein rätſelvoller innerer Zwieſpalt ſpricht aus dieſem Geſicht.
Die Ausführungen Dr. Perards, die von ausgewählten
Lichtbildern begleitet waren, wurden von den zahlreichen
Zu=
hörern mit großem Intereſſe aufgenommen. A. H.
Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — 20. Februar.
„Undine
Romantiſche Oper von A. Lortzing.
Heute ſang Karl Köther als Gaſt auf Anſtellung vom
Stadttheater Nürnberg den Kühleborn, und gab durch das ſtarke
Intereſſe, das er ſich zu erringen wußte, dem Abend ein
beſon=
deres Gepräge. Mit ihm ſteht ein ausgereiſter Künſtler
vor=
nehmer Art auf der Bühne, der ſeine gefangliche und
dar=
ſtelleriſche Aufgabe überlegen beherrſcht. Seine ſchöne und
ge=
pflegte Stimme, die anfangs ſpröde klang, und ſich erſt auf den
Raum einſtellen mußte, gewann bald an Größe und Glanz.
Die gute äußere Erſcheinung, die Intelligenz ſeiner dramatiſchen
Geſtaltung, die hohe Kultur ſeiner geſanglichen Behandlung
er=
freuten und befriedigten in hohem Grade.
Wir hatten erwartet, daß er in einer Rolle Johannes
Draths gaſtierte, den er erſetzen ſoll. Aber nach ſeiner heutigen
Leiſtung iſt ohne weiteres klar, daß er auch in der italieniſchen
Oper, wie überhaupt ſehr vielſeitig verwendbar ſein wird.
v. H.
Seine Anſtellung wird empfohlen.
* Deutſche Paſſion 1933.
Bühnen=Uraufführung in Karlsruhe.
Das Hörſpiel „Deutſche Paſſion 1933” von Richard
Euringer, das am Gründonnerstag vorigen Jahres in der
Stunde der Nation urgeſendet worden war, erfuhr nunmehr in
Karlsruhe ſeine ſozuſagen „leibliche” Auferſtehung. Die
Bühnen=
bearbeitung ſtammt von dem Schulungsleiter des IV. Karl Kei;
nath. Neben der muſikaliſchen Verbindung der ſechs „Sätze‟
miteinander, die Walter Born glücklich gelöſt hat, und der
bühnenbildneriſchen Geſtaltung durch Rolf Gebhardt, dem
Baunkulturwart der HJ., ſchuf der Bearbeiter Keinath mit Hilfe
des veranſtaltenden deutſchen Jungvolks (Jungbann 1/2 109)
eine eindrucksvolle Inſzenierung, in die namentlich die einzelnen
darſtelleriſchen Leiſtungen im Zuſammenhang mit Sprechchor und
Maſſen erfolgreich eingeſetzt waren. Im Rahmen eines
Zwiege=
ſprächs zwiſchen dem böſen Geiſt, der auf den Schlachtfeldern
um=
geht, und einem Gefallenen, ſteigt viſionär das Geſchehen der
Jahre und Ereigniſſe aus dem Szenengebilde herauf, jenes
Ge=
ſchehen, für das zunächſt der Tod dieſer Helden auf dem
Schlacht=
feld ein ſinnloſes Schickſal geweſen zu ſein ſchien. Wer das
Hör=
ſpiel von der Stunde der Nation her kennt, wird ſich indeſſen dem
Eindruck nicht entziehen können, daß der Autor den tiefen Sinn
aller Kriegs= und Nachkriegsleiden an das Beginnen knüpft,
wel=
ches ſich darin kundgibt, daß ein Volk ſein Schickſal ſelber in die
Hand nimmt als Dank für das Opfer der Gefallenen. Streift die
Bearbeitung auch nicht ganz die Herkunft vom Hörſpiel ab, indem
manche der Gedanken hinter der Szene ausgeſprochen werden
muß=
ten und daher an Wirkungskraft einbüßten, ſo darf doch
angenom=
men werden, daß eine Freilichtaufführung dieſem Mißſtand
abzu=
helfen imſtande ſein wird, wie namentlich eine ſolche im Sommer,
wie man hört, im Heidelberger Schloßhof geplant iſt. Der
Aus=
ſtand betrifft freilich durchaus nicht die ausgezeichnet
einſtudier=
ten Leiſtungen der Sprechchöre und vor allem nicht die
Einzel=
darſtellung, an deren Spitze natürlich Karl Mathias (böſer Geiſt)
und Hans Müller (Kriegskrüppel), beide vom Landestheater,
ſtehen, neben denen noch Helmut Kurr (Gefallener), Lore
Peter=
ſen (Mutter) und Bernhard Haag (Toter und Prolet) zu nennen
ſind. An der eindringlichen Wirkung ſind auch Jungvolk,
Hitler=
jugend und Bund deutſcher Mädel in vorderſter Linie beteiligt
geweſen.
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Rudolf Stark: Die Jagdſtaffel — unſere Heimat. (Leipzig,
K. F. Koehler GmbH. Ganzleinen 3,90 Mk.)
Endlich ein Fliegerbuch nach dem Herzen aller! Rudolf Stark
iſt einer unſerer Beſten; in der Arrasſchlacht führt er ein
Ge=
ſchwader von 23 Flugzeugen gegen den Feind. Aber er will nur
einer von vielen ſein: Flieger mit Leib und Seele, junger Menſch
dem Schwingen gewachſen ſind, dem die Kameradſchaft der Staffel
zur Heimat wird, die er im Deutſchkand von 1918 nicht mehr
findet. Aus den ſchlichten, warmempfundenen
Tagebuchaufzeich=
nungen, die nur das letzte ſchwere Kriegsjahr umfaſſen, ſpricht
mit überzeugender Ehrlichkeit kühnes Draufgängertum, vornehme
Ritterlichkeit, aber auch feines Empfinden für die unendliche
Schönheit der Natur, hoch droben über und zwiſchen den Wolken,
ein Empfinden, das den ſpäteren Maler verrät, der die
lebens=
echten, künſtleriſch bedeutenden Kampfbilder ſchuf, die den Reiz
des Buches noch erhöhen. Eines der ſchönſten Geſchenkbücher für
alle, die am Flugweſen Intereſſe nehmen.
— Die geſunde glückliche Frau. Ein neuzeitlicher praktiſcher
Rat=
geber der ſeeliſchen und körperlichen Hygiene. Mit vielen
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und Mimik. Mit 70 Abbildungen. 166 Seiten. Kart. Mark
3,60. Eugen Rentſch Verlag. Erlenbach=Zch. und Leipzig.
Seite 4 — Nr. 51
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 21. Februar 1934
K
Donnerstag, den 22. Februar
feiert Herr Metzgermeiſter
Wil=
helm Bauer und ſeine Ehefrau
Elifabeth, geb. Mohr, Darmſtadt,
Wendelſtadtſtr. 22 das Feſt der
Silbernen Hochzeit. (2176
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Statt beſonderer Mitteilung.
Todes=Anzeige.
Am geſtrigen Vormittage wurde mein
lieber Mann, unſer Schwager und Onkel
Ober=Juſtizinſpektor
dervintane Surn
von ſeinem ſchweren Leiden durch einen
ſanften Tod erlöſt.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Gertrud Supp=Brand.
Darmſtadt, den 20. Februar 1934.
Die Beerdigung findet, nach dem Wunſche
des Verſtorbenen, in der Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen wird gebeten
ab=
zuſehen.
Gedächtnisfeier.
zu Ehren der Toten des Weltkrieges und
der für Deutſchlands Erneuerung Gefallenen
am Volkstrauertage, Sonntag, 25. Februar.
vormittags 11½ Uhr, im Kleinen Haus des
Heſſiſchen Landestheaters, veranſtaltet vom
Darmſtädter „Volksbund Deutſche
Kriegs=
gräberfürſorge‟.
Mitwirkende: Rudolf Wünzer von der
Pfalzoper in Kaiſerslautern, Hans
Bau=
meiſter vom Heſſiſchen Landestheater und
das Orcheſter des Heſſiſchen Landestheaters
(Leitung: Kapellmeiſter Bohne).
Am Flügel: Erwin Born.
Die Gedächtnisrede hält
Landesjugend=
pfarrer Lie, von der Au, Darmſtadt.
Eintrittskarten zu 0.30, 0.50, u. 1.00 Mk. ſind
auch im Vorverkauf ander Kaſſe des Kleinen
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Die Sieftrang voit Oütgen unw.
zur Beſtattung von Wohlfahrtspfleglingen iſt zi
vergeben. Lieferungsbedingungen ſind auf Zimmer 55
des unterzeichneten Amtes bis zum 26. Febr. 1934
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Die Anfertigung von Schulbänken für verfchiedene
ſtädtiſche Schulen ſoll auf Grund der
Verdingungs=
ordnung für Bauleiſtungen vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem unterzeichneten
Amte Grafenſtraße Nr. 30, I., Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Mittwoch, den 28. Febr. 1934,
10 Uhr, beider vorbezeichneten Dienſtſtelle einzureichen.
Darmſtadt, den 21. Februar 1934.
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Mittwoch, 21. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadi, den 21. Februar 1934.
Warnung!
In letzter Zeit wurde wiederholt feſtgeſtellt, daß verſchiedene
Perſonen das Winterhilfswerk in betrügeriſcher Abſicht
miß=
braucht haben.
Insbeſondere wurde ermittelt, daß Perſonen infolge
unrich=
tiger Angaben doppelt betreut wurden, oder das Winterhilfswerk
unberechtigt in Anſpruch genommen haben.
Gegen dieſe Perſonen wurde Strafantrag geſtellt.
Falls bei den im Gang befindlichen Ermittelungen weitere
Schädlinge des Winterhilfswerkes feſtgeſtellt werden ſollten, wird
gegen ſie Anzeige erhoben.
Ich warne daher jedermann vor jedem Mißbrauch des
Winter=
hilfswerks, da dieſer ſchwer, evtl. mit Zuchthaus beſtraft wird.
Ein Mißbrauch liegt auch dann vor, wenn jemand durch
Ver=
ſchweigung von Aenderungen in ſeinen Verhältniſſen weiter
un=
terſtützt wird, obwohl er aus dem Winterhilfswerk überhaupt
aus=
zuſcheiden hätte, oder nicht mehr im früheren Umfang zu
be=
treuen wäre.
Darmſtadt, den 21. Februar 1934.
Kreisführung des Winterhilfswerkes Darmſtadt,
Wilhelminenſtraße 34.
Gedächtnisſeier am Heldengedenkkag.
Am nächſten Sonntag, dem Heldengedenktag, vormittags 11.30
Uhr, hält der hieſige Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge
wie alljährlich eine ernſte Weiheſtunde im Kleinen Haus des
Heſſiſchen Landestheaters ab. Denen, die fürs Vaterland ſtarben,
iſt dieſer Tag in Dankbarkeit geweiht und ihrer wird in
feier=
licher Stunde in ganz beſonders inniger Weiſe gedacht, mögen ſie
im großen Kriege gefallen oder in den nicht minder
ſchickſals=
ſchweren Jahren danach für Deutſchlands Erneuerung den Tod
er=
litten haben. „Sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut, ſie gaben
es hin mit heiligem Mut für uns.” Im Mittelpunkt der Feier
ſteht, wie ſchon bekanntgegeben, die Gedenkrede, die, weil Herr
Gaupropagandaleiter Trefz infolge des Gauparteitages verhindert
iſt von Herrn Landesjugendpfarrer Lic. v. d. Au gehalten wird,
Sie wird durch Vorträge des Landestheaterorcheſters ſowie durch
Darbietungen des Herrn Haus Baumeiſter vom Heſſ. Landestheater
und des Herrn Rudolf Wünzer, eines vielen Darmſtädtern beſtens
bekannten Mitgliedes der Pfalzoper in Kaiſerslautern paſſend
umrahmt. Verſäume niemand, ſich rechtzeitig Karten für dieſe
Veranſtaltung zu beſorgen! Sie ſind ſchon jetzt an der Kaſſe des
Kleinen Hauſes erhältlich.
Auflöſung des Bundes Deutſcher Rechtspfleger.
Errichtung einer Nikolaus=Becker=Stiftung.
Die Vertreterverſammlung des Bundes Deutſcher
Rechts=
pfleger hat einſtimmig die Auflöſung des Bundes beſchloſſen.
Der Bundesvorſitzende Schlegel=Berlin ſtellte unter
allſei=
tiger Zuſtimmung feſt, daß dieſe Auflöſung infolge der gleich=
Zeitigen Ueberführung der Rechtspfleger in den Bund
National=
ſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten nicht eine Beendigung, ſondern
ſeine Vollendung der bisherigen Tätigkeit des Bundes bedeutet.
Die Vertreterverſammlung beſchloß die Errichtung einer
Stiftung, die in Erinnerung an den rheiniſchen
Berufs=
kameraden der Rechtspfleger, den Dichter des be=
Eannten Freiheitsliedes: „Sie ſollen ihn nicht haben, den freien
deutſchen Rhein” den Namen „Nikolaus=Becker=Stiftung deutſcher
Rechtspfleger” führen ſoll. Die Stiftung hat neben der Pflege
der Grabſtätte des Dichters in Hünshoven bei Aachen, auf der
die Rechtspfleger ſchon im Jahre 1899 einen Gedenkſtein
errich=
tt haben, und neben der Wachhaltung der Erinnerung an den
Dichter den Zweck, unverſchuldet in Not geratene
Berufskamera=
den und ihre Hinterhliebenen, ſowie ferner ſolche
Juſtizſuper=
numerare zu unterſtützen, deren Ernährer während der
Berufs=
ausbildung verſtorben ſind. Es ſoll ferner aus Stiftungsmitteln
die bisherige Einrichtung des Bundes zur Beratung von Rechts=
Hflegern in Fachfragen in Frankfurt a. M. weiter unterhalten
und ausgebaut werden.
Hohes Alter. Im Damenheim der Barmherzigen Schweſtern
äin der Nieder=Ramſtädter Straße feiert die Zeichenlehrerin i. R.
Fräulein Eliſe Bender heute in ſeltener geiſtiger und
körper=
licher Friſche ihren 91. Geburtstag.
— Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 — Wanderabteilung. Am
Sonntag unternahm die Wanderabteilung ihre erſte Wanderung
im neuen Wanderjahr, der als Schlußſtein das Wandererehrungs=
Feſt im Turnhaus folgte. Nach einem gemeinſamen Eſſen
be=
grüßte der Wanderwart Tb. Halmel die Teilnehmer und gab
einen Rückblick über die Beteiligung bei den vorjährigen
Wande=
rungen. Verſchiedene Umſtände brachten es mit ſich, daß die
Teil=
mahme nicht an die der Vorjahre heranreichte. So konnte er auch
nur ſechs Wanderern eine Auszeichnung aushändigen. Aber das
erfreuliche iſt doch, daß die alte Wanderſchar ſich immer wieder
Zuſammenfindet, um in treuer Gemeinſchaft die Schönheiten
un=
ſerer engeren Heimat zu koſten. Und ſo waren es auch wieder alte
Wanderfreunde, die diesmal zum 9 16 und 11. Male ausge=
Zeichnet wurden. Fritz Göbel zum 11. Male, Kurt Halmel zum
10. Male und Eliſ. Halmel zum 9 Male. Turner Elſer, der
Senior der Wanderabteilung, erhielt zum 8. Male, Turnerin
Kögel zum 7. Male und der Kameramann Berghaus, zum
Male die Dekorierungsnadel. Damit hat wieder ein Jahr
ſeinen Abſchluß gefunden, das allen Mitgliedern in guter
Erin=
werung bleiben wird. Gemeinſame Lieder, Muſikvorträge und der
Dank des Turnrates beendete die ſchlichte, aber ſehr nette und
unregende Feier.
Heſſiſches Landestheater.
21. Februar Alle gegen Einen — Einer fürAlle. 0.50— 4.50 Laungsaist
22. Februar Auf. 20, Ende nach 22. Deutſche Bühne II 10
Preiſe 0.70—5 50
Moua Liſa. Freitag
23. Februar Anf 20. Ende 22 Uhr D15
Preiſe 0.50—4.50
Die Hochzeitsreiſe. Kleines Haus MNtwoch. Anf. 20. Ende nach 22 Uhr. Zuſatzmiete II9
Preiie 0 80—4.50
21. Februar / Don Pasquale. Mie
22. Februar Auf. 20, Ende nach 22 Uhr. Zuſatziniete III8
Preiſe 0.70—3.80
Matheis bricht’s Eis.
Sreitag
20, Ende nach 22 Uhr. D.
Don Pasquale.
Bühne K 11, Zuſatzm. 12
Preiſe 0.80—4.50
Nr. 51 — Seite 5
Darmſtädter Porträts aus vier Jahrhunderten.
Ein Lob der Heimal. — Vom Kunſtſinn des Zürſtenhauſes und der Bürger der Reſidenzſtadl.
Vorbild und Mahnung: „Laſſen Sie ſich malen oder aushauen!”
dem Hermelinmantel, in ihren Beigaben, den Orden und Waffen,
und in Ausdruck und Haltung ſind ſie ganz im Stil jener ſinnen=
Bereinſardrisgeſchichte a. Heimättande frohen und theatraliſch=ſchwülſtigen Zeit gehalten. Eins der
ſchön=
ſten Rokokoporträts überhaupt, der ſchönſte Beſitz des Schloß=
416. Veranſtallung in „Alk=Darmſtadt”.
muſeums, iſt das Bildnis der Großen Landgräfin mit ihrem
Mohren von Antoine Pesne, dem Hofmaler, Friedrichs des
Ein Lob der Heimat gab der 1. Vorſitzende in ſeinen Begrü= Großen. Die Bilder des Prinzen Georg Wilhelm und ſeiner
Fa=
ßungsworten. Er zeigte, wie ein Geſchichtsverein Natur Kultur milie vor allem das ſchöne Familienbild, ſowie die „Darmſtädter
und Menſch der Heimat betrachtet, ſie in ihrem Werden und
Weſen zu verſtehen ſucht, verborgenen Wegen nachgeht und in
Volkstum und Heimat zugleich die Quellen unſeres Seins aufdeckt,
an denen allein unſere Kultur zu geſunden vermag. Wie die
künſtleriſche Kultur unſerer Ahnen auch uns heute wieder
Vor=
bild und Mahnung ſein kann, zieigte Herr Kunſtmaler Heinz
Hohmann in ſeinem Vortrag über
„Darmſtädter Porträts aus 4 Jahrhunderten”.
In der Einleitung wies der Redner darauf hin, wie ein
ge=
maltes Bildnis, durch das Auge eines Künſtlers geſehen und von
ſeiner Hand geſtaltet, die Perſönlichkeit des Dargeſtellten
inner=
licher erfaßt und weſensnäher vermittelt, als dies der
Lichtbild=
kunſt möglich iſt. Der Aufruf des Redners: „Laſſen Sie ſich malen
oder aushauen!” wurde beifällig aufgenommen.
Mit der Geſchichte des heſſiſchen Fürſtenhauſes iſt die
Ge=
ſchichte der Porträtmalerei in Darmſtadt eng verknüpft. Sie kann
in drei Zeitabſchnitte eingeteilt werden. Der erſte beginnt
zu=
gleich mit dem Aufzug des erſten Landgrafen in ſeiner Reſidenz
Darmſtadt. Aus dieſer Zeit ſind uns nur die Namen von Malern
überliefert, ihre Werke dagegen kennen wir nicht. Gut belegt iſt
der zweite Abſchnitt, der kunſtgeſchichtlich mit Barock und Rokoko
zuſammenfällt. Fiedler, Strecker und Hill haben in
die=
ſer Zeit ihre Werke geſchaffen. Von Fiedler beſitzen wir neben
einigen Selbſtporträts auch die Bildniſſe der Landgrafen Ernſt
Ludwig und Ludwigs VIII. In der farbenprächtigen Uniform,
Geſellſchaft im Freien” von Fiedler aus dem Landesmuſeum.
zo=
gen im Lichtbild vorüber. Zwei Bilder aus dem Kreis der
Emp=
findſamen, beide von Strecker gemalt, wurden gezeigt: das
lebens=
volle Bildnis von Goethes Freund Merck und ein Bildnis der
Karoline Flachsland, die freilich ihrem Bräutigam Herder
mit=
teilte, ſie ſei doch „arg dick” dargeſtellt. Herr Hohmann zeigte eine
Fülle von Bildern aus ſeiner Sammlung in ausgezeichneten
Wie=
dergaben. Sie alle kündeten von der hohen Künſtlerſchaft der alten,
Maler und vom Kunſtſinn des Fürſtenhauſes und der Bürger der
Reſidenzſtadt. Aber nicht allein die künſtleriſchen Werte deutete
der Redner, er öffnete darüber hinaus noch Blicke in die
Kultur=
geſchichte. Die Bilder ſind ja in ihrem äußeren Gewand auch die
beſten Urkunden vom Lebensſtil, beſonders von der Mode ihrer
Zeit. Außerdem belebten allerlei Züge und Ereigniſſe aus der
Geſchichte der Dargeſtellten die Bilder. Ein feinſinniger Künſtler
hat eine treue und dankbare Gefolgſchaft zu einem köſtlichen
Schatz unſerer Heimatkultur geführt. — Herr Dr. Tenner
ge=
dachte des 100. Geburtstages des Naturforſchers. Philoſophen und
Künſtlers Ernſt Haeckel und ſeiner Beziehungen zu Darmſtadt.
beſonders zu Dr. Ludwig Büchner. — Große Freude löſte die
Mit=
teilung aus, daß der Darmſtädter Forſchungsreiſende Freiherr von
Stein auf den Kauariſchen Inſeln ſeiner alten Heimat gedachte,
und dem Verein eine wertvolle Spende überwies.
Mit herzlichem Dank an die Redner des Abends und der
freundlichen Spender ſchloß der 1. Vorſitzende die Veranſtaltung.
H. K. Stürz.
Infankerieflieger.
In den ſchweren Kämpfen des Weltkrieges an der Weſtfront
wurden oft durch das furchtbare Feuer der gegneriſchen Artillerie
die deutſchen Stellungen dem Erdboden gleichgemacht.
Gasgrana=
ten verpeſteten die Luft, ſchwere Minen riſſen haushohe Löcher in
den zerfurchten Boden — als aber Truppen zum Sturm auf die
deutſchen Stellungen anſetzten, erwacht Leben aus den Gräben,
Maſchinengewehre tacken in die Reihen der Sturmtrupps,
Hand=
granaten reißen ſchnell Lücken in die Formationen. Doch der
Kampf wird den Deutſchen ſchwer, ſeit Tagen fehlt ihnen Proviant
und Trinkwaſſer, die Munition iſt knapp geworden, die feindliche
Artillerie hat ihr Feuer hinter die erſten deutſchen Reihen gelegt,
um jeden Nachſchub unmöglich zu machen. Da ſauſt plötzlich ein
Motor über den deutſchen Gräben, ein Flugzeug mit dem Zeichen
des Eiſernen Kreuzes taucht auf, ein deutſcher Infanterieflieger!
Brot, Fleiſchkonſerven und Trinkwaſſerkannen fallen dicht hinter
den Gräben zu Boden, durch Raketen werden Meldungen
abge=
ſchoſſen, die Kämpfer in der vorderſten Reihe atmen auf, denn
jetzt haben ſie wieder Verbindung mit anderen Truppenteilen und
genaue Anweiſung für den Kampf. Wieder folgt ein Angriff, jetzt
greift der deutſche Infanterieflieger ſelbſt in den Kampf ein, aus
20 Meter Höhe beſchießt er mit MG.=Feuer die anrückenden
Kolon=
nen, Handgranaten zerreißen die Reihen der Angreifer, der
Vor=
ſtoß ſtockt, der Sturmtrupp kehrt zurück in die Gräben.
Dieſen heldenmütigen Kampf deutſcher Infanterieflieger, die
nur wenig feindliche Flugzeuge abſchoſſen, weil ja ihre Aufgaben
ganz andere waren, ſchildert die jeden Mittwoch erſcheinende
„Deutſche Flugilluſtrierte”, Bisher unveröffentlichte,
ausgezeich=
nete Photos ergänzen den Text. (Verlag Berlin SW. 68,
Linden=
ſtraße 3.)
Für das Winkerhilfswerk im Monak März.
94i
*.
Die Plakette für alle die, die im Monat März das große
Winterhilfswerk durch Opfer unterſtützen.
Die NSV. will ein geſundes Volk ſchaffen,
Denke an Dein Kind, werde Mikglied!
Mütter, die NS-Volkswohlfahrt kämpft für Euch!
Werdei Mikglieder der NS-Volkswohlfahrt!
— Paulusgemeinde. Am Donnerstag abend wird im
Ge=
meindeſaal der Pauluskirche Paſtor Stoſch vom
Katharinen=
ſtift in Wittenberg an Hand von Lichtbildern ſprechen über
Evangeliſche Diakoniſſenarbeit unter dem ſüdlichen Kreuz”
Redner hat ſelbſt vor einigen Jahren das geſamte Arbeitsgebiet
in Braſilien bereiſt und wird aus eigener Anſchauung von dieſer
bedeutſamen Arbeit des Deutſchtums im Ausland erzählen. Nicht
nur Frauen, ſondern auch Männer, vor allem die Freunde des
Guſtav=Adolf=Vereins und des Vereins für Deutſchtum im
Aus=
land ſind herzlich eingeladen.
Für die Kraftpoſt Darmſtadt—Rhein wird vom 1. März
ab an der Abzweigung der Straße nach dem „Lager Griesheim”
(Gaſtwirtſchaft Kunz) eine Halteſtelle eingerichtet werden.
Heſſiſcher Soldalentag.
60jährige Verbandsfeier der Kriegerkameradſchaft
„Haſſia”.
In den Tagen des 9., 10. und 11. Juni d. J. werden in
Darm=
ſtadt anläßlich der 60jährigen Verbandsfeier der
Kriegerkamerad=
ſchaft Haſſia die ehemaligen Soldaten und Kameraden der
frühe=
ren heſſiſchen Regimenter zu einer großen Wiederſehensfeier ſich
zuſammenfinden. Bei der tiefen Verbundenheit der
Kriegerkame=
radſchaft Haſſia mit allen Kreiſen des heſſiſchen Volkes ſteht zu
erwarten, daß mit einer Beteiligung allerſtärkſten Ausmaßes zu
rechnen iſt. Lediglich aus den Reihen der Haſſiavereine ſind ſchon
jetzt über 15 000 Teilnehmer angemeldet. Die Anmeldungen
ſtei=
gen von Tag zu Tag. Die Feier wird ſich zu einem Volksfeſt
geſtalten im Geiſte einer großen Volksverbundenheit im neuen
Reiche. Darmſtadt, die alte heſſiſche Soldatenſtadt, iſt wohl
be=
ſonders dazu geeignet, die Soldaten und Kameraden der alten
und jungen Armee in ihren Mauern gaſtlich zu empfangen und zu
begrüßen. Aus dieſem Anlaß fand am letzten Samstag eine
Be=
ſprechung von ſeiten des Feſtzugausſchuſſes mit den zahlreich
ver=
tretenen Führern der örtlichen Vereine, Verbände und Innungen
in dem großen Saale der Gaſtſtätte „Eintracht” ſtatt. Der Führer
des Ausſchuſſes, Oberbauinſpektor i. R. Hummel, gab einen
Ueber=
blick über die Ausgeſtaltung des Feſtes und des Feſtzuges. Daraus
war zu entnehmen, daß bereits am Samstag, den 9. Juni. der
Verbandstag der Haſſia im Städtiſchen Saalbau ſtattfindet. Im
Laufe des Nachmittags werden die auswärtigen Vereine und Gäſte
auf dem Hauptbahnhof feſtlich empfangen werden. In der Feſthalle
findet alsdann ein großer Begrüßungsabend ſtatt, bei, welchem
ein überaus anregendes und erhebendes vaterländiſches
Weihe=
ſpiel zur Aufführung kommt. Die große Wiederſeheusfeier aller
Kameraden und ehemaliger Angehörigen der heſſiſchen und
ander=
weitigen Truppenteile wird am Sonntag, den 10. Juni, auf dem
Feſtplatz bei der Feſthalle ſtattfinden. Dortſelbſt iſt für
Unter=
haltung aller Art im weiteſten Umfange Sorge getragen. Aufdem
Feſtplatz befinden ſich große Bier=, Wein= und Kaffeezelte, in
wel=
chen ununterbrochen Muſikkapellen ſpielen. Im weiteren ſind eine
große Anzahl von Karuſſells aller Art vorhanden, ſowie Zucker=,
Schieß= und Schaubuden. Am Montag, den 11. Juni, folgt der
Ausklang des Feſtes. In den Nachmittagsſtunden findet ein
gro=
ßes Kinder= und Volksfeſt ſtatt und in den Abendſtunden auf dem
Feſtplatz ein großartiges Feuerwerk. Die ganze beſſiſche
Bevölke=
rung wird an dieſem Feſte teilnehmen und in Sonderzügen aus
allen Teilen des Heſſenlandes nach Darmſtadt befördert werden.
Der Glanzpunkt der feſtlichen Tage wird ein großer Feſtzug ſein,
an dem nicht nur die militäriſchen und Kriegervereine, ſondern
alle örtlichen Vereine, Innungen, Zünfte uſw., in
kameradſchaft=
licher Verbundenheit teilnehmen ſollen und werden. Es wurde
ausgeführt, daß der Zug ſelbſt als großer hiſtoriſcher Feſtzug
ge=
dacht iſt, in welchem beſondere Ereigniſſe unſerer ſtolzen
vater=
ländiſchen Geſchichte ſowie aus der Geſchichte der Entwicklung
deutſcher Arbeit, deutſchen Fleißes und deutſcher Kultur Gruppen
und Bilder vorgeführt werden ſollen. Es iſt beabſichtigt, aus dem
ganzen Heſſenlande, vom fernſten Vogelsberg bis zum Neckartal
die Träger und Trägerinnen der ſchönen deutſchen Trachten nach
Darmſtadt heranzuziehen. Ein beſonderer Teil wird der
Zuſam=
menſtellung von Gruppen aus der ruhmreichen Vergangenheit
un=
ſerer alten heſſiſchen Regimenter gewidmet ſein, ſo werden die
ehemaligen Leibgardiſten eine Gruppe ſtellen aus der 300jährigen
Vergangenheit ihres ſtolzen Regiments. Dieſem Beiſpiel werden
zahlreiche andere Regiments= und Kriegervereine folgen. Der
hiſtoriſche Feſtzug wird eine Ausgeſtaltung erhalten, wie er wohl
noch ſelten im Heſſenlande geſehen worden iſt. Darum bittet die
Kriegerkameradſchaft Haſſia um Mitwirkung aller Volksgenoſſen.
Aus der Verſammlung heraus wurde beſchloſſen, in aller Kürze
die praktiſchen Vorarbeiten weiterzuführen, um die Feierzu einem
guten Gelingen zu bringen.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Herta v. Hagen,
Schülerin von Mathilde Weber, die zur Zeit am
Operetten=
theater in Halle verpflichtet iſt, hatte in mehreren Operetten
außergewöhnliche Erfolge zu verzeichnen. Als Viktoria in
Vik=
toria und ihr Huſar” wurde ihr nachgerühmt, daß ſie „der Rolle
darſtelleriſch und ſtimmlich ſich gewachſen zeigte und durch die
Schönheit ihrer Stimme zu entzücken wußte”, in der Titelrolle
der „Gräfin Mariza”, „mußte ſie ihren exzentriſchen Tanz
drei=
mal wiederholen”, im „Vetter von Dingsda”, empfahl er ſich
durch „eine blendende Erſcheinung, durch ihr Material und
emp=
findungsvollen Vortrag”; auch im „Graf von Luxemburg”
machte ſie ſtimmlich einen ungemein großartigen Eindruck.
— Platzkonzert. Am Mittwoch, den 21. Februar, konzertiert
die Landespolizei=Kapelle unter Leitung von Muſikmeiſter
Bus=
lau von 12—13 Uhr auf dem Adolf=Hitler=Platz unter folgendem
Programm: Titanenmarſch von Storck. Quvertüre zu Stradella
von Flotow. „Ein Zellerabend”. Walzer über beliebte Melodien
von Zeller, Rigoletto=Fantaſie von Verdi, Glühwürmchen=Idyll
von Lincke, Parademarſch der Heſſiſchen Landespolizei von Hauske.
golddlatt-Gremes
Der ideale 4711 Schönheits-Geme
gibt IhnerHaut die so begehrke.
zart matte lonung und ist
die beste Puderuntenage
aib8
Maft
Seite 6 — Nr. 51
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 21. Februar 1934
A
BuRRUS!
Was du ererbt von deinen Väkern (u. Mükkern) haft
Unbedingt: die Tiere haben einen ausgezeichneten Inſtinkt,
der manchmal ſogar in Verſtand ausartet. Wenn beiſpielsweiſe
die Biene das regelmäßige Sechseck erfundeu hat (an dem ſich
noch heute mancher höhere Schüler zu einem guten Fünfer
hin=
plagt), die Katze wiederum die vereinfachte Methode, ſich mit
Spucke zu waſchen, der Floh ſchließlich die raffinierte Art der
Ernährung, den andern das Blut auszuſaugen; wenn die Kuh
eus eigener Gehirnſubſtanz entdeckt hat, daß es gut iſt, mit dem
Saufen aufzuhören, ſobald der Durſt gelöſcht iſt (was nicht
ein=
mal jeder Menſch weiß), und wenn der Hund herausgefunden
hat, daß es vorteilhaft iſt, ſich zu freuen, ſobald der Herr kommt,
und vor Dankbarkeit zu bellen, wenn er einen nicht durchbläut,
dann ſind das immerhin beachtenswerte Leiſtungen.
Wie geſagt, ſchneidet der Menſch nicht immer gleich gut ab.
Manchmal hat er leider weder Inſtinkt noch Verſtand. Beſonders
dann nicht, wenn er anfängt zu denken. Solange er jedoch noch
nicht denkt — alſo etwa im Buben= oder Mädchenalter — dann
zeigt er wenigſtens mitunter ganz ſchöne Anſätze zum Inſtinkt.
Nehmen wir beiſpielsweiſe die Spiele im Freien: Bickel,
Strichbock, Seilhüpfen, Ringelreihen u. ä. Woher in aller Welt
weiß dieſes Gezäppels, wann das eine Spiel an der Reihe iſt und
das andere aufzuhören hat? Wenn man ſie fragen wollte die
Herren Buben und die Fräulein Mädchen, ſie wüßtens beſtimmt
nicht. Sie tun’s eben einfach, ſobald die Zeit gekommen iſt. Das
nenne ich Inſtinkt! Denn wir Nichtmehrbuben und mädchen mit
allen unſeren Verſtandeskünſten haben davon ja keine Ahnung
mehr. Wir ſehen nur, daß unſere Jugend kraft ihres Inſtinkts
plötzlich überall dasſelbe Spiel ſpielt, als gäbe es überhaupt nichts
anderes.
Meiner Schätzung nach muß jetzt, wo man ſich noch ein
bißchen in die Hände blaſen muß, das Bickelſpiel drankommen.
Und wie kommt es dran! Vor der Schule, in den Pauſen und
wieder nach der Schule bis zum Dunkelwerden, „als und als”
und immer noch einmal: Läck und Zweitläck Allier und
Nix=
allier und Gix, mit dem „Lätſchkohn” dem „Mondachat” und dem
„eelgeleckte Kazedonier”. Löcher mit dem Abſatz in dem
Schul=
hof und überall, wo das Leder nur einigermaßen härter iſt als
der Boden, Bickel in der Taſche beim Aufſtehen, und Bickel in der
Taſche beim Schlafengehen. (Vorſicht, daß ſie in der
Rechen=
ſtunde nicht herausfallen, ſonſt erbt der Herr Lehrer billige Bickel
für die eigenen Buben!) Und ſo plötzlich, wie die Bickelwut
aus=
gebrochen iſt, ſo plötzlich hört ſie eines Tages auf. Es kommt
was anderes dran. Was, weiß ich im Augenblick nicht, da mir
der nötige Inſtinkt fehlt. Vielleicht „Weitbock” oder „Dobſchen”.
Jedenfalls bin ich überzeugt, daß euer Inſtinkt ſchon richtig
„funktionieren” wird. Und deshalb laßt euch jetzt um
Himmels=
willen nicht aufhalten. Zeit ſind Bickel! Dort iſt die „Kaut”,
und jetzt immer noch einmal: Läck! — Zweitläck — Drittläck! —
Wie ſchnell is nemlich eier Paus erum, ihr Buwe!
Aus den Darmſtädker Lichtſpielkheakern.
Belida.
„Der Polizeibericht meldet.” iſt ein nach dem Roman „Die
Frau im ſchwarzen Schleier” von Hedda Lindner gedrehter Film.
der eine ausgezeichnete gründliche deutſche Kriminalfilmarbeit
darſtellt. Selbſtverſtändlich gab der Roman nur die Idee und die
handelnden Perſonen. Im übrigen iſt der Film als durchaus
ſelbſtändige Arbeit zu werten. Walter Waſſermann ſchrieb das
Drehbuch und Georg Jacoby führte die Regie. Beiden zuſammen
iſt es gelungen, einen Kriminalfilm zu ſchaffen, der allen
Anfor=
derungen entſpricht, die an einen derartigen Film ſchlechterdings
zu ſtellen ſind. D. h. er baut zunächſt die Handlung ſachlich und
ſchafft von dem Augenblick des dramatiſchen Höhepunktes, des
Mordes an einem Buchenhagener Generaldirektor, eine Reihe
Situationen voll ſtärkſter Spannungsmomente, und zwar ſo, daß
nirgends der Eindruck des Gekünſtelten erſteht, vielmehr greifen
die einzelnen Phaſen der Unterſuchung ſowohl, wie zunächſt der
Indizienbeweiſe und ſchließlich der Nachweis der Unſchuld der
zu=
nächſt Angeklagten logiſch und überzeugend ineinander. Den
Höhe=
punkt erreicht die Filmhandlung in der Schwurgerichtsſzene, in
der ſchließlich ein Schuldiger feſtgeſtellt wird, an den zunä
wohl keiner der Beſucher gedacht hat, ebenſowenig wie die
Poli=
zei. Gleich gut wie der Bau und Ablauf der Handlung iſt die
Darſtellung in allen Einzelleiſtungen, zu der die Regie eine große
Reihe erſtklaſſiger Schauſpieler heranzog. Olga Tſchechowavor
allem, dann Johannes Riemann, ihr Verteidiger, Paul Otto
und Hanſi Nieſe, ebenſo wie Walter Steinbeck ſtellen ihre
ausgezeichnete Darſtellungskunſt in den Mittelpunkt der
Wieder=
gabe des Films. Auch Hugo Fiſcher=Köppe und Gerhard
Bienert verkörpern ausgezeichnet lebenswahre Tyven. 90
Helia.
* In Erſtaufführung läuft im Helia das hübſche Filmluſtſpiel
„Die Stimme der Liebe‟. Der Film iſt ſchon deswegen
beſonders reizvoll, weil Kammerſänger Marcel Wittriſch, der
lyriſche Tenor der Berliner Staatsoper, die Titelrolle lebendig
und warm ſpielt, und vor allem durch ſeine ausdrucksvolle
herr=
liche Tenorſtimme die Lieder und Schlager bei ausgezeichneter
Tonwiedergabe äußerſt wirkungsvoll werden läßt. Hinzu kommt
ein wirklich luſtiges Erleben des berühmten Kammerſängers, der
in ſeinem Privatleben keine Ruhe vor begeiſterten Anbeterinnen
findet, der aber ſchließlich ungewollt in wahrer Liebe entflammt
und auf Umwegen eine treue Lebensgefährtin findet. Nebenher
laufen noch die „Extravergnügen” ſeines Kammerdieners, die zu
neckiſchen Verwicklungen führen. Eine Reihe bekannt guter
Haupt=
darſteller wie Maria Beling. Maria Luiſe Claudius,
Vicky Werkmeiſter, Fritz Alberti, Oskar Sinna wirken
in dem Luſtſpiel von Paul Beyer mit, zu dem Ed. Künnecke
eine ſehr gute muſikaliſche Untermalung geſchaffen hat. — Ein
reichhaltiges Beiprogramm, insbeſondere ein origineller
Luſtſviel=
film an die Adreſſe der Hausfrau, die unbedingt zu einer
glück=
lichen Ehe die Beherrſchung der Kochkunſt braucht,
vervollſtändi=
gen das Programm.
— Rundfunk. Eliſabeth Diefenbach ſpielt heute
Mittwoch um 16 Uhr, im Südweſtdeutſchen Rundfunk Frankfurt
a M. das ſehr ſelten geſpielte Violinkonzert in D=Moll von Joh.
Sebaſtian Bach für eine Violine mit Orcheſter.
— Deutſches Feld=Ehren=Zeichen. Die Hauptverwaltungsſtelle
des „Deutſchen Feld=Ehren=Zeichens”, e. V. Hamburg 11. teilt
uns mit, daß laut Verfügung der Oberſten SA.=Führung vom
1 Februar 1934 das Verbot zum Tragen des „Deutſchen Feld=
Ehren=Zeichens” am Dienſtanzug aufgehoben iſt. Alle Träger des
„Deutſchen Feld=Ehren=Zeichens” mit der Beſitzeugnisnummer
10 001—20 000, die bisher noch nicht das „Deutſche Feld=Ehren=
Zeichen”, das Erkennungszeichen der Frontſoldaten des
Welt=
krieges, erhielten, werden gebeten, ihre jetzige Anſchrift unter
genauer Angabe ihrer Beſitzeugnis=Nummer der
Hauptverwal=
tungsſtelle des „Deutſchen=Feld=Ehren=Zeichen”. Hamburg 11,
Herrengraben 11/14, mitzuteilen, um den alten Kämpfern der
Bewegung aus den Jahren 1925/26 das Gedenkblatt des
Welt=
krieges nebſt Original des „Deutſchen Feld=Ehren=Zeichens” aus
dem „D.F.E.3.=Fonds” überreichen zu können.
Ueber dynamiſche Unkerſuchungen an Bauwerken
und Fahrzeugen
ſprach geſtern abend für die Vortragsgemeinſchaft techniſch=
wiſſen=
ſchaftlicher Vereine auf Einladung des Vereins Deutſcher
In=
genieure Privatdozent Dr. Gg. Reutlinger. Im großen
Hör=
ſaal des Phyſikaliſchen Inſtituts der Techniſchen Hochſchule hatten
ſich zahlreiche Zuhörer verſammelt. Der Referent zog zu ſeinen
Ausführungen neben erläuternden ſchematiſchen Lichtbildern und
mathematiſchen Formeln Verſuchsmodelle heran, er ſtreifte das
geſamte ingenieurwiſſenſchaftliche Gebiet und betonte, daß zur
Er=
faſſung der Schwingungsvorgänge auch das Geſamtgebiet der
Phyſik und Maßtechnik heranzuziehen iſt. Im einzelnen führte er
Beweiſe von der Geſetzmäßigkeit der Schwingungszeiten, erklärte
die Feſtigkeits= und Durchbiegungsberechnung ſowie das
ſchwin=
gungsfähige Syſtem hervorzuheben iſt, daß die Reſonanzfrequenz
mit ſehr großer Schärfe erzielt werden muß. Auf dem
Experimen=
tiertiſch waren — größtenteils von dem Referenten konſtruierte —
Schwingungserreger und Verſuchsmodelle aller Art aufgebaut, an
denen die Berechnungen demonſtriert wurden. Im Lichtbild wurde
die elektrodynamiſche Uebertragung der Schwingungserreger und
das Unterſuchungsverfahren für Meſſungen der Schwingungen von
Brücken und ihrer Einzelteile gezeigt. Schematiſche Darſtellungen
des elektrodynamiſchen Kleinſchwingungsmeſſers, ſowie der
Deh=
nungsmeſſer und der notwendigen Regiſtriergeräte wurden
er=
läutert. Weſentlich für eine erakte Berechnung iſt, daß ſämtliche
Geräte durchgeeicht ſind. Die Modellverſuche ſind gute Hilfsmittel
für die Schwingungsmeſſungen, die ſich auf Brücken, hohe
Ge=
bäude Schornſteine, Türme uſw. erſtrecken, Beiſpielsweiſe wird
die elaſtiſche Linie und die Eigenſchwingungszahl einer
Gitter=
trägerbrücke genau beſtimmt. Beſondere Aufnahmen zeigten das
Spektrum und die Reſonanzkurve. — Im zweiten Teil ſeines
Vor=
trags befaßte ſich der Referent mit der Berechnung der
Fundament=
einbauten. Es wurden in Darmſtadt z B. genaue
ſchwingungs=
techniſche Unterſuchungen am Stadtkirchturm vorgenommen. Den
Abſchluß des fachwiſſenſchaftlichen Referats bildete die
Unter=
ſuchung der Schwingungsvorgänge bei Straßenbahnwagen und
Kraftwagen, ſowie damit zuſammenhängend Stoßunterſuchungen.
Der ſchwingungstechniſche Aufbau eines Fahrzeuges wurde
ein=
gehend erörtert und hierbei das „Wogen. Zucken. Nicken, Drehen
und Wanken” der Fahrzeuge erklärt. Auch hier gaben die
Modell=
verſuche ein klares Bild. Die Berechnungen, die an den Modellen
angeſtellt werden, werden dann in die Praxis übertragen. Von
großem Einfluß hierbei iſt die Beſchleunigung bzw. Schnelligkeit
eines Fahrzeuges. Redner wies am Schluſſe darauf hin, daß die
Arbeiten, mit denen er ſich befaßt, ungeheuer große Perſpektiven
eröffnen, da es u. a. darauf ankomme, exakte Berechnungen über
die Belaſtung von Bauwerken uſw. zu erhalten. Zu allen
Forſchun=
gen iſt eine Beherrſchung der Meſſetechnik und des Geſamtgebiets
der Phyſik bis zum äußerſten unerläßlich. — Prof. Hüble gab
im Namen der Ortsgruppe Darmſtadt des Vereins Deutſcher
In=
genieure dem lebhaften Beifall der Zuhörer nochmals in ſeinen
Dankesworten Ausdruck.
20 Millionen Wimpelplakekken
zum zweiten B9A-Opferkag für das Winkerhilfswerk
Am 23. Februar, dem zweiten Opfertag des VDA. für das
Winterhilfswerk werden über 500 000 Schüler und Schülerinnen,
Hitler=Jugend und VDA.=Jugend die an dieſem Tage vom
Unterricht befreit ſind, im ganzen Reich für das Winterhilfswerk
ſammeln. An die Stelle der blauen Kornblume, die am erſten
Opfertag das Abzeichen der Spender war, tritt diesmal eine
weiße Metallplakette mit dem Blauen Wimpel des VDA.
20 Millionen dieſer Plaketten hat der VDA., in den
Not=
ſtandsgebieten der ſächſiſchen Induſtrie beſtellt. Ueber den
Um=
fang dieſer Beſtellung geben einige Zahlen ein anſchauliches Bild.
Das für die Herſtellung der Plaketten benötigte Weißblech könnte
eine Fläche von 18 000 Quadratmetern bedecken. Die an den
Plaketten angebrachten Nadeln wiegen 4400 Kiloramm, die
fer=
tigen Plaketten haben ein Geſamtgewicht von 33 Tonnen. Zu
ihrer Beförderung ſind 3½ Laſtwaggons der Reichsbahn oder 11
3=Tonnen=Laſtkraftwagen nötig. Die verſchwindend kleinen
Ge=
wichtsmengen der an den Plaketten haftenden Farbſtoffe
ſummie=
ren ſich zu einem Geſamtgewicht von 500 Kilogramm. Würde
man die fertigen Plaketten in einer Linie nebeneinander legen,
ſo würde man eine Entfernung von 655 Kilometern überbrücken
können; das entſpricht der Entfernung Köln-Berlin. So hat der
VDA. alle Vorbereitungen getroffen, eine neue große
Kund=
gebung des deutſchen Volkes für die gemeinſchaftsbildende Idee
des Winterhilfswerks ermöglichen zu können. Der Erfolg wird
auch diesmal der Mühe Lohn ſein.
Sondergericht.
Aw. Am Dienstag verhandelte wieder das Sondergericht
bis in die ſpäten Abendſtunden lediglich Vergehen gegen die
Verordnung zur Abwehr heimtückiſcher
An=
griffe gegen die Regierung. Ein Taglöhner aus
Groß=Umſtadt, früherer Kommuniſt, der die
Winter=
hilfe verächtlich gemacht haben ſoll, wird mangels Beweiſes
frei=
geſprochen, da die drei Frauen, die als Zeugen auftreten,
der=
art verſchiedene Angaben machen, daß eine Verurteilung darauf
nicht begründet werden kann.
Es wird dann in nichtöffentlicher Verhandlung die
Proſti=
tuierte Babette Flor, eine gebürtige Bayerin, zu der
Höchſtſtrafe von zwei Jahren Gefängnis verurteilt,
weil ſie den Führer in ganz unglaublicher Weiſe herabgeſetzt
hatte. Da die Beleidigungen nichtöffentlich waren, konnte auf eine
höhere Strafe leider nicht erkannt werden.
Es erhält dann der Tanzlehrer Friedrich Lange,
ein gebürtiger Bielefelder, den wir ſchon einigemale die Ehre
hat=
ten, im Gerichtsſaal kennen zu lernen, und der über mindeſtens
ſieben Vorſtrafen wegen Betrugs uſw. verfügt, 10 Monate
Ge=
fängnis, weil er ſeine eigene, verkehrte Meinung über den
Reichstagsbrand im Gefängnis bei Zellenkollegen kundgetan
hatte. Anzeiger war ausgerechnet der im vorigen Jahre wegen
Totſchlags zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilte Andreas Sro.
aus Offenbach, der behauptet, er, als Nationalſozialiſt, habe die
Reden des Angeklagten nicht mehr mit anhören können. Auch der
Angeklagte bezeichnet ſich als alter Nationalſozialiſt, und es iſt
nur zu begrüßen, daß der Staatsanwalt ſich energiſch dagegen zur
Wehr ſetzt, daß derartige Leute Totſchläger und
Sittlichkeitsver=
brecher, und Hochſtapler, ſich dieſen Ehrennamen ohne weiteres
zu=
legten. Das Gericht kommt nach eingehender Beratung zu der
Auf=
faſſung, daß dem Zeugen Stöcker Glauben zu ſchenken ſei, weit
mehr als dem bisher immer als unwahr bekannten Angeklagten.
und erkennt auf die obengenannte Strafe.
Da das Urteil in der Nachmittagsverhandlung erſt am
Mitt=
woch nachmittag verkündet wird, werden wir darüber am
Don=
nerstag berichten.
Laut Mitteilung vom Oberſtaatsanwalt hat ſich der
Roßdör=
fer Kindsmörder Geis geſtern nachmittag ſelbſt gerichtet,
er hat ſich in ſeiner Zelle erhängt. — Die Unterſuchung gegen die
Frau geht weiter.
Mn 3e der Zeutſchland Merſahkl.
Kraftwagen bei der Rundſtrecken=Hochleiſtungs=Prüfung,
die ſich in Garmiſch=Partenkirchen an die Zielfahrt anſchloß. Im
Kreis: Hans=Joachim Bernet, der Geſamtſieger der
Deutſchland=
fahrt des NSKK und DDAC. der zum fünften Male die ſchwere
Winterprüfung gewann.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Vor der Großen Strafkammer begann am
Mon=
tag eine Verhandlung gegen den früheren Direktor (K. W.) und
den früheren Prokuriſten (. D.) der Gewerkſchaft Meſſel
wegen Untreue und Betrug und wegen
Bilanzfäl=
ſchungen. Mitangeklagt ſind ein Münchener Kaufmann und
Oelhändler (J. R.) und ein Kaufmann aus Frankfurt a. M. (P.
G.). 1920 war K. W. Direktor der Gewerkſchaft geworden und
blieb es bis zu ſeiner Erkrankung im Jahre 1929 Damals wurde
er penſioniert. J. D. war im Jahre 1921 als kaufmänniſcher
An=
geſtellter in die Gewerkſchaft gekommen und erhielt bereits im
Jahre 1922 Handlungsvollmacht, im Jahre 1924 Prokura. Von da
an leitete er den Oelverkauf. Die beiden Angeklagten waren
glänzend bezahlt. Es wird beiden zur Laſt gelegt, daß ſie
jahre=
lang an den Kaufmann J. R. weit unter dem vorgeſchriebenen
Preis Oele verkauften, daß ſie ihm überdies Geſchäftsgeheimniſſe
anvertrauten, indem ſie ihm den Kundenkreis der Gewerkſchuft
Meſſel zuführten, ſo daß R. bald die Lieferungen zu billigeren
Preiſen als die Gewerkſchaft ſelbſt ausführen konnte. Jahrelang
hatten die beiden Angeklagten ſo zum Nachteil ihrer Firma
gear=
beitet, erſt als der Direktor ausſchied, und der Prokuriſt, der. als
der Oelverkauf der Gewerkſchaft im Frühjahr an die Niederlage
der Gaſolin AG. in Frankfurt überging, mit übernommen worden
war, dann aber wegen irgendwelcher Dienſtwidrigkeiten friſtlos
entlaſſen wurde, kam man allmählich auf die Unregelmäßigkeiten
Es ſtellte ſich heraus, daß die beiden Angeklagten ſeit 1924 an der
Münchener Firma beteiligt waren, und daß ſie dieſe Firma, die
ſeit eben dieſem Jahre unter Geſchäftsaufſicht ſtand und ſpäter
einen Vergleich eingehen mußte, den ſie nicht einmal ausbezahlern
konnte, mit den Oellieferungen unter Preis, mit großzügigen
Krediten der Gewerkſchaft Meſſel — die geſamten Oellieferunger
erfolgten auf Kredit — und ſchließlich mit eigenem Bargeld zu
unterſtützen und zu halten ſuchten. Als ſchließlich alles nichts
mehr fruchtete, verſuchte man durch Hereinnahme von Wechſeln
das Schuldkonto abzudecken, man kaufte auch eine Tankſtelle und
ein vollkommen verbrauchtes und vernachläſſigtes Laſtauto, das
man ſchließlich mit Verluſt wieder verkaufen mußte. Der vierte
Angeklagte war ein kleiner Angeſtellter der Singer=
Nähmaſchinen=
fabrik in Kaſſel und ein Schulfreund des angeklagten Prokuriſten
J. D. Als D. einſah, daß bei dem Angeklagten J. R. nichts mehr
zu holen war, engagierte er ſich den vierten Angeklagten P. G.,
der gegen eine geringe Proviſion nun zum größten Teil die
Oel=
verkäufe übernahm, die bisher J. R. ausgeführt hatte. Den
Ge=
winn ſtrich der Prokuriſt D. ein. Das iſt in kurzem das, was die
Anklagebehörde den vier Angeklagten vorwirft. Der Prokuriſt D.
will von irgendwelchen Unredlichkeiten überhaupt nichts mehr
wiſſen. Wenn ihm irgend etwas vorgehalten wird, ſchiebt er die
Schuld auf den Direktor W. dem er von allem habe Rechenſchaft
ablegen müſſen. Direktor W. behauptet, er ſei durch eine
vexſön=
liche Angelegenheit, eine Frauengeſchichte, um die J. D. und J.R.
gewußt hätten, vollkommen in deren Macht geweſen, und hätte
daher mitmachen müſſen. Am harmloſeſten war wohl der vierte
Angeklagte, der von allem mehr Ahnung hatte, als vom
Oelver=
kauf, und dem der Prokuriſt J. D. ſein ehemaliger Schulkamerad
die größten Luftſchlöſſer vorgemalt hatte. Das ſei eine herrliche
Sache, habe er ihm einmal geſagt, an dem Dreck verdiene mas
ein wahnſinniges Geld. Das konnte wohl ſtimmen, wenn man es
derartig trieb wie der Angeklagte D. Die Anklageſchrift umfaß
allein 37 Seiten. Für die Verhandlung ſind etwa acht Tage
vor=
geſehen, und die Zeugenvernehmung wird wohl vor Mittwoch oder
Donnerstag kaum beginnen.
Briefkaſten.
Jor Anftage M die letzte Bezugegultung belzufigen. Anonyme Anfragen wurne
nſcht Seantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechteverbindlichkelt.
H. G. Es liegt in Ihrem eigenſten Intereſſe, daß Sie mit
der Kaſſe (Gläubigerin) wegen Anmeldung der Forderungen in:
Entſchuldungsverfahren ins Benehmen treten. Die
Entſchuldungs=
ſtelle wird keinen Anlaß haben, die Bürgſchaftsſchuld zu
über=
nehmen, da dies nicht in ihren Aufgabenkreis fällt. An der für
Sie beſtehenden Haftung wird durch das eingeleitete
Verfah=
ren nichts geändert.
H. B. in Darmſtadt. Der 1. Zug fuhr in der Nacht von=
30 April zum 1. Mai 1912 im neuen Hauptbahnhof in Darmſtad:
ein und kam von Frankfurt.
Auf das leere Bekt in Deinem Hauſe
ufe ein Ain genes eilfien Rifcheuifſe.
Alles, Was Tür die Wäsche gebraucht wird.
Alles, was für das Reinernachen von Nutzen Ist, erhalten Sle in der Ihnen bekannten Qualltät in der Fachdrogerie!
Es sei an dleser Stelle nur an dle Waschseifen, Seifenpulver, Flocken, an Blelchsoda, Waschblau und
Panamä-
holz erinnert. Ebenso an Scheuerbürsten, Scheuertücher, Sand, Möbelpolitur, Mopöl, Bohnerwachs usM
Alles vom Fachdrogisten-
[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 21. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 51 — Seite 7
Aus der NSDAP.
Bekannkmachung der Landesſtelle Heſſen=Raſſau
des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung
und Propaganda.
Durch das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und
Pro=
paganda iſt bei der obigen Dienſtſtelle ein Lichtbilderdienſt
eingerichtet worden. Es handelt ſich hierbei um Lichtbilderreihen
(ſtehende Bilder), die mit einem Vertragstext zur Verfügung
ge=
ſtellt werden. Die Vorträge ſind zu jeder Bildreihe zum Ableſen
fertig ausgearbeitet. Bisher ſind erſchienen:
1. Adolf Hitler, unſer Führer
2. Der Weg des Hakenkreuzes in der Welt
3. Das deutſche Volk will den Frieden
4. Das deutſche Handwerk
5. Die deutſche Reichsmarine
6. Der Generalangriff gegen die Arbeitsloſigkeit 40
7. Die Stellung der Frau im nationalen Staat 50
8. Blut und Boden
9. Wird Deutſchland ein 60=Millionenvolk bleiben? 50
Obrige Bilderreihen nebſt Projektionsapparat ſtehen allen
Gliederungen der NSDAP., den Formationen der SA., SS., des
Stahlhelm, HJ., des Arbeitsdienſtes, des Kyffhäuſerverbandes,
den Innungen, den Turn= und Sportvereinen, den Verbänden der
Arbeitsfront, den Frauenverbänden, den Privatvereinen und
Schulen innerhalb des Gaues Heſſen=Naſſau zur Verfügung, und
zwar betragen die Leihgebühren für eine Bildreihe 3 RM.,
für den Projektionsapparat 2,50 RM.
Anfragen ſind zu richten an die Landesſtelle Heſſen=Naſſau
des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und Propaganda,
Frankfurt a. M., Bürgerſtraße 9—11, Fernſprecher 33 336.
(gez.) Trefz.
Kraft durch Frende.
Arbeitsfrontanzüge.
Wir bitten ſämtliche von der Reichszeugmeiſterei zugelaſſene
Firmen, betr. Anfertigung von Arbeitsfrontanzügen an die Kreis=
Betriebszellen=Abteilung, Haus der Arbeit, Bismarckſtraße 19,
folgende Angaben zu machen:
60 Bilder.
50
40
40
50
45
1. Anzahl der im Betrieb beſchäftigten Arbeiter und Angeſtellte:
a) männliche Angeſtellte,
b) weibliche Angeſtellte,
c) männliche Arbeiter (Schneider),
4) weibliche Arbeiter (Schneiderinnen),
e) Heimarbeiter.
2. Preiſe.
3. Stoffmuſter.
Sämtliche Offerten ſind vorläufig für beide Teile unverbindlich.
Zachow, Kreiswart.
Betr. Stärkemeldung der SA.
Der Stabschef der Oberſten SA.=Führung hat an die
Dienſt=
ſtellen der SA. folgende Verfügung erlaſſen:
München, den 6. Februar 1934.
Seitens der PO. wird mitgeteilt, daß einzelne SA.=
Unter=
gliederungen ſeit einiger Zeit Angabe der Stärkemeldungen der
SA. an die PO. verweigern.
Da die PO. die Hilfskaſſenbeiträge einziehen muß, bedarf ſie
zur Kontrolle auch der Stärkemeldungen.
Dieſe ſind alſo wie bisher der PO. zugänglich zu machen.
Es iſt alſo jetzt möglich, bei den angeforderten Berichten die
genauen Stärkemeldungen bei allen OG./Stp. einzuſetzen.
Der Gauſchatzmeiſter.
Betr.: Beitrag für Rotes Hakenkreuz! Der Beitrag für die
Mitglieder des ehem. Roten Hakenkreuzes, beträgt nach wie vor:
0.80 RM. monatlicher Parteibeitrag, 0,30 RM. monatlicher
Hilfs=
kaſſenbeitrag.
Das Amt für Kriegsopferverſorgung.
Um jeglichem Mißverſtändnis bezüglich der Vereidigung zu
begegnen, wird nochmals darauf hingewieſen, daß die NS.=
Kriegs=
opferverſorgung e. V. keine Parteigliederung iſt, deren
Amtswal=
ter ſomit am 25. 2. 1934 nicht vereidigt werden.
Das Amt für Kriegsopferverſorgung iſt die Parteidienſtſtelle.
Lediglich die Amts= und Abteilungsleiter dieſer Gliederung
wer=
den vereidigt.
Kreisleitung Darmſtadt.
Betr. Perſonalbeſtand.
Sämtliche Nebenorganiſationen wie NSBO.. BDM., NSKV.,
HJ., NS.=Frauenſchaft, NS.=Volkswohlfahrt NS.=Hago melden
ſpäteſtens bis zum 21. ds. Mts. den geſamten Perſonalbeſtand ihrer
Geſchäftsleitung unter genauer namentlicher Aufführung der
ein=
zelnen Perſonen nebſt Angabe der Geſchäftsſtelle und etwaiger
Fernſprechnummer an die Kreisleitung der NSDAP. in
Darm=
ſtadt.
Ortsgruppe Darmſtadt Maintor.
Mittwoch, den 21. Februar, 20.30 Uhr: Appell ſämtlicher
politiſcher Leiter der Ortsgruppe im Aliceneck. Anzug:
Dienſt=
anzug.
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Maintor.
Betr. Ausgabe von Kleidern, Schuhen uſw. Alle
Unterſtütz=
ten, die Sachleiſtungen beantragt haben, können erſcheinen, und
zwar: Mittwoch, den 21. 2. 34, die Buchſtaben Z bis einſchließlich
M.; Donnerstag, den 22. 2. 34: die Buchſtaben L—A.
Ausgabe=
zeiten jeweils von vormittags 8.30—12.00 Uhr und nachmittags
3.00—6.00 Uhr. Ausweiſe ſind mitzubringen. Alle Helferinnen
wollen erſcheinen.
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe 2 (Beſſungen).
Bei der am 23. Februar ſtattfindenden Brotausgabe in der
Geſchäftsſtelle, Eſchollbrücker Straße 18, iſt außer der weißen
Meldekarte des Winterhilfswerkes die grüne Stempelkarte
mitzubringen.
NS.=Frauenſchaft, Ortsgruppe Schloßgarten.
Nächſte Zuſammenkunft am Mittwoch, den 21. Februar, 20
Uhr, in der Kyritzſchule, Emilſtraße.
Nationalſozialiſtiſche Kriegsopfer=Verſorgung.
Kreis Darmſtadt.
Am Mittwoch, 21. Februar, abends 8 Uhr, findet im Hanſa=
Hotel, Rheinſtraße, eine Sitzung ſämtlicher Stützpunktleiter,
Kaſ=
ſenwarte und Blockwarte ſtatt. Die Kameradenfrauen, die den
einzelnen Stützpunkten zugeteilt ſind, haben ebenfalls zu
erſchei=
nen! Erſcheinen iſt Pflicht!
Am 23. Februar, abends 8 Uhr, iſt
Kameradſchafts=
abend des Stützpunkts I (Steinberg) bei Sitte. Erſcheinen iſt
Pflicht!
Am 24. Februar, abends 8 Uhr, iſt
Kameradſchafts=
abend des Stützpunkts V (Waldkolonie) bei Reſt. Waldmann.
Erſcheinen iſt Pflicht!
Schutzſtaffel der NSDAP., SS. Nachrichtentrupp 33/XI.
Für obige Formationen erfolgen Neu=Aufnahmen bis zum
24. Februar 1934. Schriftliche Anträge (auch von Angehörigen
der Hitler=Jugend) umgehend an SS. Nachrichtentrupp 33/41
Darmſtadt, Wilhelmſtraße 6, II.
BNSDJ.. Gruppe Referendare und Aſſeſſoren.
Am Donnerstag, den 22. Februar 1934, 14 Uhr pünktlich,
ſpricht im Sitzungsſaal der II. Zivilkammer (altes
Gerichtsge=
bäude) Herr Obermedizinalrat Dr. Schmitt über das Geſetz zur
Verhütung erbkranken Nachwuchſes. Das Erſcheinen aller
Kame=
raden iſt Pflicht.
Referendar Schmeel.
Nieder=Ramſtadt.
Am Mittwoch, den 21. Februar 1934, findet abends 8 Uhr im
Großen Saal des Parteilokals „Zum goldenen Anker” eine
öffent=
liche Maſſen=Verſammlung der NSDAP. ſtatt, in der der Leiter
der Reichspropagandaſtelle Heſſen, Pg. Trefz, über das Thema:
„Treue, Diſziplin und Charakter, die Weſenszüge des
national=
ſozialiſtiſchen Führerkorps”, ſprechen wird. Es wird ſtärkſte
Be=
teiligung der Bevölkerung Nieder=Ramſtadts erwartet.
* Führerkagung des Jungbanns 1/115.
gm. Um 5 Uhr war Antreten am Paradeplatz. Darauf
mar=
ſchierte die geſamte Führerſchaft durch die Stadt zum Gymnaſium.
Nachdem alles Platz genommen hatte, zogen
Gebietsjungvolkfüh=
rer Heini Jung, Oberjungbannführer Schubert und der
Schulungsleiter des Oberjungbannes ein. Jungbannführer Hans
Eberhard Siebert begrüßte ſie und las darauf die Worte des
Führers an die Hitlerjugend in Nürnberg vor. Wir gedachten
dann mit Schweigen und Erheben von den Plätzen unſeres
unver=
geßlichen Heinzotto Jahn. H. E. Siebert erinnerte daran, daß er
die Leitung des Jungbannes ein halbes Jahr habe und dankte
allen denen, die ihm dieſes halbe Jahr geholfen hatten. Er bat
noch den Gebietsjungvolkführer, zu den Gerüchten, die über das
Jungvolk umgehen, Stellung zu nehmen. Darauf ergriff Heini
Jung das Wort zu einer faſt einſtündigen Rede. Er erklärte das
Auftreten der Gerüchte und gab die Umriſſe eines
Jungvolkfüh=
rers an, wie er ſein und wie er nicht ſein ſollte. Man glaubte, das
Jungvolk ſei die bündiſche Hitlerjugend. Er aber ſagte, daß das
Jungvolk der Nachwuchs der Hitlerjugend ſei. Dann wollte er in
Zukunft auf mehr Entgegenkommen vom Elternhauſe hoffen. Ein
Jungvolkjunge müßte wiſſen, warum er in den Jungvolkdienſt
geht. Er tadelte auch die alten Bünde, die, wenn ſie auch manches
Gute gehabt, in den Kampfjahren abſeits geſtanden hätten.
Jung=
bannführer Siebert erledigte dann den geſchäftlichen Teil. Das
ganze, das mit Geſängen und Märſchen des Spielmannszuges
um=
rahmt wurde, ſchloß mit einem Sieg=Heil auf den Führer und dem
Lied: „Unſere Fahne flattert uns voran!“ Die Wimpel und
Ban=
ner wurden auf dem Kapellplatz eingerollt.
Es gibt Frauen, die durch ihr
Bezanberndes kächeln bloßes Lächeln bezaubern
können. Und wenn man ſie
nach dem Geheimnis ihres Erfolges fragen würde, ſo könnten ſie es
wahrſcheinlich ſelber nicht erklären. Wir aber wiſſen es: der Zauber
ihrer Schönheit liegt vor allem in ihren ſchönen weißen Zähnen. Wenn
man ſie aber fragen würde, womit ſie ihre Zähne pflegen,
werden=
ſie wahrſcheinlich antworten: mit Chlorodont! Denn Chlorodont und s
ſchöne, weiße Zähne ſind für Millionen längſt ein Begriff geworden!
Bereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heimabende für ortsfremde Mädchen Freundinnenheim,
Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15—10 Uhr:
Zuſam=
menkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gym=
naſtik, Leitung: Fräulein Irmgard Pätzold. Jeden zweiten und
vierten Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden
Donners=
tag, den 22. Februar 1934: Treffen in den Ausſtellungsräumen
des ſtädtiſchen Gaswerkes, Eliſabethenſtraße 25½, pünktlich um
8.30 Uhr.
Vereinigung ehem. Fußart.=Regt 3 (GF3.) Es
wird auf die heute abend ab 19 Uhr im „Darmſtädter Hof”
ſtatt=
findende zwangloſe Zuſammenkunft aufmerkſam gemacht.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Chriſtengemeinſchaft. Heidelbergerſtraße 14,
20.15 Uhr: Oeffentlicher Vortrag J. Sydow, Hannover „Die Edda,
das heilige Buch der Germanen”.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 20. Febr. Generalverſammlung des
Krieger= und Militärvereins. Den Jahresbericht
er=
ſtattete Vereinsführer Beigeordneter Zeidler und machte die
er=
freuliche Feſtſtellung, daß die Zahl der Mitglieder im
Berichts=
jahre von 60 auf 250 angewachſen iſt. Der Kaſſenbericht des Kam.
Hahn zeugte von geordneten Finanzen. Dann ſprach Kam. Zeidler
über das Haſſia=Treffen in Darmſtadt, an dem ſich der Verein
vollzählig beteiligen werde, und wies darauf hin, daß demnächſt
im „Schwanen” ein großangelegter Kameradſchaftsabend
ſtattfin=
den ſolle. Anſchließend hielt ein Vertreter der Allianz=
Verſiche=
rung einen Vortrag über das Verſicherungsweſen bei der Haſſia.
— Auflöſung der Ortsgruppe der
Jungbauern=
ſchaft. Die Ortsgruppe hielt ihre Generalverſammlung, in der
die Auflöſung vollzogen wurde. Nach dem Jahresbericht durch
Schriftführer Heinrich Erzgräber und dem Kaſſenbericht des
Rech=
ners Wilhelm Benz ſprach Vereinsführer Knöbel, der ſeitherige
Provinzialvorſitzende, in kurzen Zügen über die Geſchichte und
Tätigkeit des Vereins in der Zeit ſeines 13jährigen Beſtehens
und gab bekannt, daß die Ortsgruppe aufgelöſt ſei. Die Auflöſung
ſei für die Neugliederung des Bauernſtandes notwendig. Die
Mitglieder ſeien der Ortsgruppe der Heſſen=Naſſauiſchen
Bauern=
ſchaft angeſchloſſen, an die auch der Reitplatz des Vereins übergeht.
o. Erzhauſen, 19. Febr. Wie verlautbart, tritt der neue
kom=
miſſariſche Bürgermeiſter G. Wannemacher dieſer Tage
ſei=
nen Dienſt an. Die Bürgermeiſterei hatte ſeither Beigeordneter
W. Lotz inne. — Im Laufe der nächſten Woche beginnt die
Her=
ſtellung der hieſigen evangel. Kirche. Die Arbeiten ſind
ſo=
weit vergeben und werden von hieſigen Unternehmern ausgeführt.
Vom nächſten Sonntag ab findet der Gottesdienſt im Evangel.
Gemeindehauſe ſtatt. Vorausſichtlich iſt die Kirche im Innern bis
zur Konfirmation noch nicht fertiggeſtellt, ſo daß auch die
Konfir=
mation im Gemeindehauſe ſtattfinden wird.
üt. Griesheim, 19. Febr. Unter großer Beteiligung der
Ein=
wohnerſchaft und der Griesheimer SA. wurde am
Sonntagnach=
mittag der SAR.=Anwärter Ludwig Feuerbach 2. zu Grabe
getragen. Ein ſchweres Leiden hatte den allſeits beliebten und
geehrten, kaum 30jährigen Mann aus ſeinem beſten Schaffen
hin=
weggeriſſen. Nachdem unter den Klängen der SA.=Muſikkapelle
die ſrerbliche Hülle des toten Kameraden unter geſenkten Fahnen
der Erde übergeben worden war, gedachte der Ortsgeiſtliche Pfr.
Wambold in warmen Worten des Nachrufs des ſo früh
Verſchie=
denen. Herzliche Worte des Troſtes fand der Geiſtliche für die
junge Witwe und die Angehörigen, deren einziger Ernährer der
Verſtorbene war. Sein Sturmführer, Truppführer Magor, feierte
den Toten als einen aufrechten deutſchen Mann. Die Standarte
143. der Reſerveſturmbann 1/143, die Griesheimer Stürme, ſowie
zahlreiche Freunde und Bekannte legten mit letzten Grüßen
Kranz=
ſpenden nieder und gelobten, dem Verſtorbenen ein gutes
Anden=
ken zu bewahren.
* Eberſtadt, 20. Febr. Zur Uebergabe der beiden
älteſten heſſiſchen SA.=Symbole an die Ortsgruppe
Eberſtadt der NSDAP. iſt zu berichtigen: Sturmführer Appfel
übernahm den Sturm erſt im Jahre 1924, nachdem der 1.
Sturm=
führer in Heſſen, Kamerad F. Stettner, zum
Abſchnittskomman=
deur ernannt worden war. — Sturmführer Appfel hat, dies in
ſeiner Rede auch ausdrücklich hervorgehoben. Außerdem hatte
Sturmführer Appfel nur die Sturmfahne von 1924 im Verwahr,
während der Wimpel beim Wegzug des Abſchnittskommandeurs
Stettner dem ſpäteren Fahnenträger der Sturmfahne übergeben
wurde, der ihn aufbewahrt hat, bis er geſtern durch den
Gau=
leiter, Reichsſtatthalter Sprenger, an die Ortsgruppe Eberſtadt
übergeben wurde. — Die Uebergabe zuſammen mit der Fahne
durch Sturmführer Appfel erfolgte lediglich aus techniſchen
Grün=
den. — Der Wimpel befand ſich während der ganzen Jahre
in Darmſtadt.
Ek. Pfungſtadt. 19. Februar. Bunter Abend der NS.
Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟. Der erſten
Ver=
anſtaltung der NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” war ein
voller Erfolg beſchieden. Hübſch dekoriert, prangte Vöglers
Saal=
bau in den Farben des Dritten Reichs. Nicht alle Beſucher
hat=
ten Platz gefunden, als Ortsbetriebszellenwart. Gunkel die
Erſchienenen begrüßte. Er führte u. a. aus, daß es Aufgabe der
Veranſtaltung ſei, den Beſuchern für geringes Entgelt einige
frohe Stunden zu bieten. Im Sinne der Arbeitsbeſchaffung würde
arbeitsloſen Künſtlern Verdienſtmöglichkeit gegeben. In der NS.
Gemeinſchaft wirkten mit die Damen Erika Seibert. Elſa
Fal=
kenſtein, Meta Ihrig und die Herren Willi Droſt, Max Zieſing
und Bill Bolly. Den muſikaliſchen Teil beſtritt die Kapelle
Wein=
gärtner. Das Programm beſtand, in den Hauptpunkten aus
Muſikſtücken. Tänzen, Rezitationen und humoriſtiſchen Vorträgen
in bunter Reihenfolge. Es ſteigerte ſich allmählich die
Stim=
mung. Bei einigen Nummern mußten ſogar Zugaben erfolgen.
Selbſtverſtändlich hatte der humoriſtiſche Anſager Derſt Herrn
Dollfuß und die Abrüſtung mit in ſeine Satire einbezogen. Bill
Bolly als muſikaliſcher Clown hatte gegen Schluß beſte Stimmung
hervorgezaubert.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 21. Febr. Hohes Alter. Der
beſonders in Jägerkreiſen beſtens bekannte Philipp Kraft kann
am Donnerstag dieſer Woche ſeinen 90. Geburtstag begehen.
G. Ober=Ramſtadt, 20. Febr. Förderung des
heimi=
ſchen Obſtbaues. Unter dem 6. Februar iſt eine
Polizeiver=
ordnung erlaſſen worden, die die Pflege der Obſtbäume und
ins=
beſondere auch die Bekämpfung der Obſtbaumſchädlinge einheitlich
regelt. Die Verordnung beſtimmt u. a., daß bis zum 15. Dezember
eines jeden Jahres die Beſeitigung der dürren Aeſte und
abgän=
gigen Obſtbäume zu erfolgen hat. Bis zum 15. März jeden Jahres
ſind alle Obſtbäume abzukratzen, zu bürſten und zu reinigen, die
Baumkronen ſachgemäß zu lichten, von allen dürren Aeſten zu
befreien und dürre Aeſte oder Bäume aus den Obſtanlagen zu
beſeitigen. Die Beſpritzung der Obſtbäume und ſonſtige geeignete
Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen werden von der Ortspolizei
angeordnet und zur Ueberwachung der Durchführung aller
Maß=
nahmen ein Ausſchuß, beſtehend aus dem Bürgermeiſter oder
ſei=
nem Stellvertreter, dem Ortsbauernführer, dem örtlichen Führer
für Obſtbau, zwei am Obſtbau intereſſierten Obſterzeugern und
einem Baumwärter, gebildet. — Reichszuſchüſſe. Die
In=
anſpruchnahme von Reichszuſchüſſen für Inſtandſetzungsarbeiten an
Gebäuden iſt auch hier recht lebhaft, ſo daß bei aufgehendem
Wet=
ter Handwerk und Gewerbe allenthalben Aufträge bekommen
wer=
den. Auch mehrere Wohnhausneubauten, ſind bis jetzt für dieſes
Jahr hier geplant.
Eine grossrügige Preisermässigung
ewinnung neuer Freun
ae Freude der treuen alten
Ua
Erhattlich in mehr als 2sooobeſchäften:
Erhältlich in mehr als 25oooßeſchäften
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 51
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 21. Februar 1934
Gründung des Landesverbandes des Dekorakeur=, Saktler= und Tapeziergewerbes
für das Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsgebiel.
In Anweſenheit des Präſidenten der Heſſiſchen
Handwerks=
kammer, Fritz Müller, Mainz, und des Reichsverbandes für
das Sattler= und Tapeziergewerbe, P Scholz, Berlin, des
Treuhänders der Fachverbände, Dr. Spitz, Wiesbaden, der
Syn=
dici der Kammer Frankfurt, Bouvoret und Stein, wie
ſämtlicher Innungsführer im Rhein=Mainiſchen Wirtſchaftsgebiet
wurde im Meiſterſaal des Handwerkerhauſes in Frankfurt a. M.
die Gründung des Landesverbandes des Dekorateur= Sattler= und
Tapeziergewerbes für das Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsgebiet
voll=
zogen.
Die Gründungsverſammlung leitete Verbandsführer Peter
Frölich. Darmſtadt, der in ſeiner Eröffnungsanſprache
aus=
führte, daß nachdem die Grenzen der Länder gefallen ſind, das
Dekorateur=, Sattler= und Tapeziergewerbe im Rhein=Mainiſchen
Wirtſchaftsgebiet eine einheitliche und kraftvolle berufsſtändiſche
Vertretung haben muß, die in dem neuen großen Verband ihren
Ausdruck finden ſoll. Der Heſſiſche Verband, der auf eine
erfolg=
reiche elfjährige Tätigkeit zurückblicke, iſt in den neuen Verband
aufgegangen. Es gelte, jeden Kollegen in dem großen neuen
Ver=
bandsbezirk zu erfaſſen, damit alle an den wirtſchaftlichen und
kulturellen Aufgaben mitarbeiten.
Der Präſident des Reichsverbandes Paul Scholz.
Ber=
lin, dankte für die Einladung und unterſtrich die Selbſthilfe des
Handwerks bei dem organiſatoriſchen Zuſammenſchluß. Jeder
ein=
zelne ſoll ſich einfügen in das Glied der Einheit ſeines
Berufs=
ſtandes. Zur Andeutung kam das Arbeitsbeſchaffungsprogramm
des Reichsfachverbandes und die Vorausſetzungen für die
Betei=
ligung an dem künftigen Erfolg dieſer Zielſetzung.
Der Präſident der Heſſiſchen Handwerkskammer, Fritz
Mül=
ler, Mainz. begrüßte die Gründung des neuen Verbandes. Bei
der Führung ſei neben der geiſtigen Fähigkeit auch die politiſche
Einſtellung grundlegend. In längeren Ausführungen wurden
be=
rufsſtändiſche und völkiſche Betrachtungen vom Standpunkt des
Handwerks in überzeugender Form entwickelt.
Der Treuhänder der Fachverbände, Dr. Spitz, Wiesbaden,
betonte in ſeiner Rede, daß das Gewerbe und die Innungen den
Willen zur Organiſation haben. Seine Unterſtützung findet die
Vereinheitlichung und Erweiterung des Verbandsgebietes. Um die
einheitlichen Auffaſſungen der beiden Kammern Darmſtadt und
Wiesbaden zum Ausdruck zu bringen, wurde eine Entſchließung an
den Führer des Reichsſtandes des deutſchen Handwerks, Herrn
Präſident Schmidt, Berlin, gerichtet.
Zur Mitgliedſchaft des neuen Verbandes bekannten ſich alle
anweſenden Innungsführer aus dem Rhein=Mainiſchen
Wirt=
ſchaftsgebiet.
Im Verlauf der weiteren Verſammlung wurde die Frage der
Zuſammenlegung der Reichsfachverbände aufgerollt und über die
Lohn= und Preisbildung verhandelt, wobei insbeſondere
feſtge=
ſtellt wurde, daß das Handwerk zum Schutze des Lohnes des
Ar=
beiters die von ihm wahrheitsgemäß errechneten Preiſe haben muß.
um ſeine eigene Exiſtenz nicht zu gefährden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 20 Febr Theaterabend.
Vor=
geſtern abend wurde durch Mitglieder des SS.=Sturmes Ober=
Ramſtadt dahier im Saalbau Fiſcher das Theaterſtück „Die 11
Schillſchen Offiziere” mit großem Erfolg aufgeführt. Der Beſuch
war überaus ſtark, die Leiſtungen der einzelnen Mitwirkenden
ohne Ausnahme hervorragend — Spar= und
Darlehns=
kaſſeverein e. G. m. u. H. Die Genoſſenſchaft wurde einer
eingehenden Reviſion durch den neuen Genoſſenſchaftsverband
„Rhein=Main=Neckar” unterzogen. Kaſſe und Buchführung wurden
in beſter Ordnung befunden. Aber auch in ſonſtiger Hinſicht waren
Beanſtandungen, abgeſehen von kleinen Verbeſſerungsvorſchlägen
verwaltungstechniſcher Art, nicht zu erheben. Für eine
ausrei=
chende, allen Anforderungen gewachſene Liquiditätsreſerve, iſt
Sorge getragen, auch ſind die notwendigen Reſerven und
Rück=
lagen für eventuelle Ausfälle gebildet.
f. Roßdorf, 20. Febr. Arbeitsmarkt. Geſtern haben
zahlreiche Erwerbsloſe an den Feldbereinigungsarbeiten wieder
Beſchäftigung gefunden, wodurch eine merkliche Entlaſtung des
Arbeitsmarktes eingetreten iſt. — Aus dem Gemeinderat.
Der Jagdbogen 2 der Gemeinde (Hundsrück) wurde von dem
ſeit=
herigen Pächter zur Verfügung geſtellt. Der Gemeinderat hat
für die reſtliche Pachtzeit, d. i. bis 31. Januar 1937, Friedrich
Richter in Traiſa als Pächter angenommen, der den Jagdbogen zu
den ſeitherigen Pachtbedingungen übernahm — Das im Beſitz der
Gemeinde ſtehende Doppelwohnhaus Ecke Wingert= und
Moltke=
ſtraße ſoll öffentlich verſteigert werden. —
Obſtbaumſchäd=
lingsbekämpfung. Nach der jetzt erlaſſenen neuen
Polizei=
verordnung für den Kreis Darmſtadt ſind alle Obſtbaumbeſitzer
verpflichtet, eine gründliche Reinigung ihrer Obſtbäume und
deren Beſpritzung vorzunehmen. Die unter dem Vorſitz des
Bür=
germeiſters gebildete Kommiſſion wird in aller Kürze einen
Ge=
markungsrundgang vornehmen und feſtſtellen, welche Baumbeſitzer
ihrer Verpflichtung bis jetzt noch nicht nachgekommen ſind.
Not=
wendig iſt in erſter Linie, daß die Bäume von allem dürren Holz
befreit, abgekratzt und gebürſtet werden. Wer der Aufforderung
der Polizeiverordnung nicht nachkommt, hat eine Geldſtrafe bis
zu 150 Mark zu gewärtigen; außerdem wird die Arbeit durch
Beauftragte der Gemeinde auf Koſten der Säumigen vorgenommen.
Ef. Meſſel, 20. Febr. Hauptverſammlung des
Ge=
ſangvereins „Sängerbund=Eintracht”. Vor
Ein=
tritt in die Tagesordnung gedachte die Verſammlung durch
Er=
heben der im vergangenen Jahre verſtorbenen Sangesbrüder. Der
Vorſtand erſtattete ſodann den Geſchäftsbericht. Der Verein zählt
zurzeit 140 Mitglieder. Die Zahl der aktiven Sänger beträgt 63.
In ſeiner Anſprache wies der Vorſitzende darauf hin, daß der
Verein in dieſem Jahre auf ſein 75jähriges Beſtehen zurückblicken
kann, das am 15. Juli feſtlich begangen werden ſoll. Aus dieſem
Grunde ſei es erforderlich, daß ſich der Beſuch der Singſtunden
beſſern müſſe.
F. Dieburg, 19. Febr. Tödlicher Motorradunfall.
Auf der Straße von hier nach Gundernhauſen rannte geſtern
abend das Motorrad mit Beiwagen des Wolfgang Ganß gegen
einen Baum, wobei der das Motorrad lenkende Oberprimaner der
Oberrealſchule Carl Theodor Fuchs von Grünberg ſeinen Tod
fand. Herr Ganß, der im Beiwagen ſaß, kam mit Verletzungen
davon.
k. Dieburg, 20 Febr. Hohes Alter eines
Zwillings=
paares. Am Donnerstag begehen Herr Sebaſtian
Ster=
kel und ſeine Zwillingsſchweſter Katharina ihren 83.
Ge=
burtstag in verhältnismäßig guter geiſtiger und körperlicher
Ge=
ſundheit. Herr Sterkel iſt ſchon längere Zeit Witwer während
ſeine Zwillingsſchweſter es vorgezogen hat, ledig zu bleiben.
Milchabſatzgenoſſenſchaft. Am Sonntag abend ſprach
im „Grünen, Baum” Kreisbauernführer Michel= Habitzheim
über die Notwendigkeit des Milchgeſetzes. Weiter wurde das
Entſchuldungsgeſetz ſowie das Erbhofgeſetz beſprochen und darauf
hingewieſen, daß durch die kommende Beſeitigung der
Pachtlände=
reien und des Fiskusbeſitzes neue Erbhofbauern entſtehen werden.
Durch das neue Genoſſenſchaftsgeſetz werden demnächſt die beiden
hieſigen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften vereinigt werden.
Zum Schluß gab der Redner noch aus ſeinen Erfahrungen
Aus=
kunft über Kartoffelſorten und deren Saatwechſel.
r Babenhauſen, 20. Febr. Eine Puppenſchau hatte die
Cellba, die hieſige Celluloidwarenfabrik (Beſitzer Herr
Schö=
berl) in dem Lagerhaus der neuzeitlich eingerichteten Fabrik.
veranſtaltet. Die Ausſtellung enthielt eine prachtvoll
zuſammen=
geſtellte Muſterkollektion von Puppen, Püppchen und
Schwimmtieren, die für die Leipziger Meſſe beſtimmt ſind. Sie
bot nichts Geſchmackloſes oder Kitſchiges, ſondern ſtellte eine
wun=
dervolle Farbenſymphonie von kunſtvollen Werkerzeugniſſen dar,
auf die die Fabrikleitung und auch die Arbeiterſchaft ſtolz ſein
können. Die Puppenſchau war das Ziel vieler Beſucher und
ent=
zückte beſonders die Herzen der Kleinen, die ſich von den
reizen=
den, heiß erſehnten Puppenkindern gar nicht trennen wollten.
Br. Seckmauern. 20. Febr. Im evangeliſchen Gemeindehaus
in Sechmauern fand eine Paſſionsandacht mit Lichtbildvorführung
ſtatt. Ferner hielt Fritz Schmitt aus König einen ernſten Vortrag
über das Thema „Sturm um Chriſtus”. Wie alljährlich finden
auch dieſes Jahr ab kommenden Freitag wieder
Paſſionsandach=
ten ſtatt.
Dd. Asbach, 20. Febr. Verſammlung der NSDAP.
Vorgeſtern abend hielt der Stützpunkt Ernſthofen—Asbach eine
gut beſuchte Verſammlung ab. Nach der Eröffnung der
Verſamm=
lung durch Bürgermeiſter Lortz=Asbach, ſprach der
Kreisſchulungs=
leiter, Pg. Borchert=Darmſtadt. Das Thema lautete: „Durch Nacht
zum Licht.‟ Der Redner verſtand es, mit kräftigen, anſchaulichen
Worten die Zuhörer zu feſſeln. Reicher Beifall belohnte ſeine
trefflichen Ausführungen.
m. Beerfelden, 21. Febr. Ein alter Veteran. Herr
G. A. Daum von hier, konnte letzten Sonntag in körperlicher
und geiſtiger Friſche ſeinen 89. Geburtstag begehen, und da der
Jubilar einer der wenigen Kämpfer iſt, die die Kriege von 1866
und 1870/71 mitgemacht haben, ſo fehlte es an Ehrungen
mancher=
lei Art nicht. Reichspräſident v. Hindenburg ſandte eine
eigen=
händige Gratulation und einen Geldbetrag; auch unſer
Großher=
zog Ernſt Ludwig erfreute das Geburtstagskind durch ein
eigen=
händiges Schreiben und ein Bild. Natürlich vergaßen die hieſigen
Kameraden des Kriegervereins ihren alten Waffenbruder nicht
und ließen demſelben durch eine Abordnung die beſten Wünſche
darbringen. Herr Daum hat in den genannten Feldzügen an
mehreren Schlachten und Gefechten teilgenommen, und heute noch
lebt in dem wackeren Alten der Geiſt von damals.
t. Gernsheim. 20. Febr. Die heutige
Holzverſteige=
rung aus dem Gemeindewald hatte wieder zahlreiche
Steiglieb=
haber angelockt. Beſonders Rheinheſſen war ſtark vertreten. Die
Holzpreiſe waren wieder wie bei all den vorhergehenden
Verſtei=
gerungen gut. Das ganze Holz konnte an den Mann gebracht
werden.
Den Jahrestag der nationalſozialiſtiſchen Erhebung nahm die
Kreisleitung Lörrach bekanntlich zum Anlaß, dem
nationalſozia=
liſtiſchen Vorkämpfer, Profeſſor Dr. h. c. Karl Berger, der
Mitte Januar 1933 in Lörrach ſtarb, eine Tanne zu weihen. Die
an der Kreuzung der Rheinfelder—Adelhauſer Straße
befind=
liche Rieſentanne wurde von der Stadt als Denkmal dazu
aus=
erſehen. In einer ſchlichten Feier, an der ſich ſämtliche
Forma=
tionen der NSDAP. beteiligten und bei der Rechtsanwalt
Har=
rer die Weiherede hielt, wurde die Berger=Tanne der
Oeffent=
lichkeit übergeben. Aus dem Wortlaut der Weiherede entnehmen
wir folgendes: In Verehrung beugen wir uns vor den
Män=
nern, die in den langen Jahren des Kampfes im Glauben an die
ſieghafte Kraft der nationalſozialiſtiſchen Idee und an ihr
deut=
ſches Volk ihr beſtes Wiſſen und Können, ihre Perſönlichkeit, ja
den ganzen inneren und äußeren Menſchen hergaben und auf
dem Altar des Vaterlandes geopfert haben."
Zu dieſen Männern und Streitern unſerer Bewegung im
Alemannenland gehört unſer in der zweiten Hälfte des Januar
1933 zu unſerem größten Leidweſen von uns gegangene
hochver=
diente Parteigenoſſe Profeſſor Dr. h. c. Karl Berger, Karl
Berger war uns, als er im Jahre 1930 mit mir und anderen
Freunden nach reiflicher Prüfung und Ueberlegung und nach
innerer Vorbereitung für den Nationalſozialismus in die
Natio=
nalſozialiſtiſche Partei eintrat, kein Fremder mehr. Wir hatten
ihn im Laufe der Jahre als einen Maun kennen gelernt der
mit jugendlichem Feuer, beneidenswerter Leidenſchaft, mit
Kühn=
heit und Unerſchrockenheit in Wort und Schrift für den
natio=
nalen Gedanken und den Wiederaufſtieg ſeines Vaterlandes ſich
einſetzte. Daß Profeſſor Berger Nationalſozialiſt werden mußte,
das ergab ſich aus ſeinem ganzen ſturmbewegten Leben, in dem
er immer ohne Rückſicht auf perſönliches Fortkommen für wahre
politiſche, ſittliche und kulturelle Freiheit eintrat, alle Zerrbilder
dieſer Freiheit ablehnte, dem politiſchen Liberalismus und
Doktrinarismus den Kampf anſagte, und in dem er die tiefen
Zuſammenhänge herausſtellte von Volkstum und Perſönlichkeit,
Perſönlichkeit und Kunſt, Kunſt und nationaler Kultur. Aus
dieſer inneren Struktur heraus war Berger, der den regen
Frei=
heitsſinn der Rheinfranken in die Wiege gelegt bekommen,
ge=
radezu dazu geboren, das Lebensbild Friedrich v. Schillers zu
ſchreiben, des Dichters, der bis zur Erfüllung unſerer nationalen
Wünſche vom deutſchen Volk als der Herold unſerer nationalen
Einheit und Freiheit angeſehen wurde, und der auf Grund
eige=
ner innerer Läuterung einem weltbürgerlichen Geſchlecht ein
Er=
zieher wurde zu einer neuen Volks= und Staatsgeſinnung.
Ber=
ger war aus dem gleichen Grunde heraus aber auch berufen, das
Leben und Wirken eines anderen deutſchen Dichters, Theodor
Körners, des Helden und Sängers des deutſchen
Freiheits=
kampfes zur Niederwerfung der Macht Napoleons I., der
Nach=
welt zu überliefern. So wie wir Profeſſor Berger in dieſen
ſei=
nen Werken kennen lernten, ſo wahr, ſo treu und ſo mutig ſtand
er da als Freiheitskämpfer in der Nationalſozialiſtiſchen
Par=
tei, im Ringen um die äußere und innere Freiheit ſeines
Vater=
landes. Profeſſor Berger hat ſich willig in Reih und Glied der
Partei als politiſcher Soldat eingeſtellt, hat unentſchuldigt keine
Verſammlung verſäumt, hat immer, wenn die Partei ihn rief,
bei allen politiſchen und vaterländiſchen Anläſſen zu ſeinen
deut=
ſchen Volksgenoſſen geſprochen und hat im Kreis der
Intellek=
tuellen für die Ziele und den Machtanſpruch des
Nationalſozia=
lismus einen unerbittlichen Kampf geführt. Es war eine
außer=
ordentliche Tragik, daß unſer Freund den großen Tag des
end=
lichen Sieges, den er im Geiſte vorausſah und den er fühlte,
nicht mehr erleben durfte. Das, was Profeſſor Berger in der
Bewegung in ſeltener Opferbereitſchaft getan hat, wird
unver=
geſſen bleiben, unvergeſſen auch, daß er vor ſeinem letzten
ſchwe=
ren Gang zur Operation ſein politiſches Teſtament zu Händen
unſeres Kreisleiters und Bürgermeiſters Reinhard Boos
nieder=
gelegt hat, in dem er ſeiner höchſten Genugtuung darüber
Aus=
druck gab, daß er in dieſer ſelten großen Zeit leben und dienen
durfte, und in dem er uns beſtärkte in dem unerſchütterlichen
Glauben, in dem er einige Tage darauf zu ſeinen Vätern
ein=
ging, in dem Glauben an das kommende Dritte Reich und an
ſeinen heißgeliebten Führer Adolf Hitler.
Ex. Bürſtadt, 20. Febr. Hier wurde nun die
Eierſammel=
ſtelle für Bürſtadt in der Ernſt=Ludwig=Straße 29 errichtet und
wird dortſelbſt die Ablieferung jeden Mittwoch nachmittag vor ſich
gehen.
— Gerusheim, 19. Febr. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 18. d. M.: —1,24 Meter, am 19. d. M.: —1,28 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Be. Groß=Gerau, 20. Febr. Schwere Bluttat in Groß=
Gerau. Geſtern nachmittag ereignete ſich in Groß=Gerau eine
ſchreckliche Bluttat, die ein Todesopfer gefordert hat. Der 44
Jahre alte Hilfsarbeiter Eugen Luding ſuchte im Laufe des
Nachmittags die in der Helwigſtraße wohnhafte unverehelichte
Guſtel Schüter, mit der er ein Liebesverhältnis gehabt
haben ſoll, in ihrer Wohnung auf, wo er mit ihr eine heftige
Auseinanderſetzung hatte. Das Mädchen flüchtete im Verlaufe
dieſer Auseinanderſetzung auf den Speicher des Hauſes, wohin ihr
Luding folgte. Dort gab Luding auf ſie mehrere Schüſſe ab,
hier=
auf brachte er ſich ſelbſt einen Kopfſchuß bei. Schwerverletzt
wur=
den beide in das Städtiſche Krankenhaus Groß=Gerau verbracht,
wo Luding gegen 19.30 Uhr ſeinen Verletzungen erlag. Der
Zu=
ſtand des Mädchens, das einen Steckſchuß im Schädel und einen
Durchſchuß im Oberarm erhielt, iſt beſorgniserregend. Luding
war verheiratet und Vater dreier Kinder — Schweter
Un=
glücksfall. Als geſtern abend nach 8 Uhr der Arbeiter Jakob
Daum aus Nauheim in Begleitung eines Mädchens zu Fuß
nach Groß=Gerau ging, wurde er auf der Mainz—Darmſtädter
Landſtraße in unmittelbarer Nähe der Schwarzbachbrücke von
einem überholenden Motorradfahrer aus Darmſtadt angefahren.
Daum wurde auf die Chauſſee geſchleudert und erlitt außer
ſchwe=
ren Kopfverletzungen auch einen Beinbruch. Nach Anlegung eines
Notverbandes durch Dr. Lohr wurde er ins Städt. Krankenhaus
Groß=Gerau verbracht; ebenſo der Motorradfahrer, der erhebliche
Schädelverletzungen erlitt. Der Soziusfahrer kam mit geringeren
Verletzungen davon, mußte aber ebenfalls das Krankenhaus
auf=
ſuchen.
Dr. Sprendlingen, 19. Febr. Hohes Alter. Die älteſte
Einwohnerin unſerer Gemeinde, Frau Johannes Schäfer 16.
Witwe, geb. Heil, wird Donnerstag, den 22. Februar I. J., 91
Jahre alt. Die Iybilarin iſt noch ſehr rüſtig.
Tandenn Sumndlaut w. M.
Kaſſel, Trter, Freiburg 251
— Unſere Rundfunkprogramme werden wir, verſchiedenen
Anregungen aus dem Leſerkreiſe folgend, von beute ab jeweils
einen Tag früher erſcheinen laſſen. Aus dieſem Grunde erſcheint.
in der heutigen Ausgabe zum Uebergang ein Doppelprogramm.
Frankfurt. Mittwoch, 21. Februar
6.00: Choral. Zeit. — 6.05 u. 6.30: Stuttgart; Gymnaſtik. —
6.55: Zeit, Frühmeldungen. — 7.05: Wetter. — 7.10:
Früh=
konzert. — 8.15: Waſſerſtand, Vorbericht über die
Schneeſport=
verhältniſſe. — 8.25 Stuttgart: Gymnaſtik. — 10.00: Nachr.
10.10: Schuifunk. Mit einem Nautilus in die Tiefſee. Eine
natur=
kundliche Hörfolge von Heinz=Harald Trinius. — 10.45:
Prak=
tiſche Ratſchläge für Küche und Haus. — 11.00: Werbekonzert.
11.40: Programmanage Wirtſchaftsmeldungen. Wetterbericht,
Schneewetter= und Winterſportbericht — 11.50: Sozialdienſt.
12.30: Stuttgart: Mittagskonzert des Funkorcheſters. Lta.: Otto
Senfert. — 13.15: Zeit, Nachrichten — 13.25: Nachrichten aus
dem Senderbezirt. Wetterbericht. — 13.35: Mittagskonzert. Was
wir ſelten hören. (Schallplatten.) — 14.30: 3 mal 15 Minuten
aus dem Senderbezirk, — 15.30: Gießener Wetterbericht; anſchl.:
Wetter für das Eifel= u. Moſelgebiet. — 15.40: Zeit,
Wirt=
ſchaftsmeldungen. — 15.50: Wirtſchaftsbericht.
16.00: Nachmittagskonzert. Das Funkorcheſter, Ltg.: W. Caſpar, —
Einlagen: Alfred Färbach (Tenor) ſingt Rhem= u. Weinlieder. —
17.30: Aus. Zeit und Lebeſi. — 17.45: Stunde der Jugend!
Bunte Stunde. Mitw.: Die vier Fahrtenbrüder. — 18.20: Von
den Sorgen und Nöten der Proviſionsvertreter. Geſpräche. —
18.35: Deutſch für Deutſche. 18.45: Wetterber., Wirtſchaftsmeldg.,
Programmänderung, Zeit. — 18.50: Sozialdienſt.
19.00: Reichsſendung: Stunde der Nation: Bilder deutſcher Meiſter.
Bach, Mozart, Beethoven. — 20.00: Griff ins Heute. — 20.10:
Trier; Bunter Abend. Zu Gunſten des Trierer Winterhilfswerks,
22.00: Zeit. Nachrichten. — 22.15: Stuttgart: Du mußt wiſſen.
22.30: Nachrichten aus dem Senderbezirk, Wetter= u. Sportber,
22.40: München: Prof. Haushofer; Weltpolitiſcher Monatsber,
23.00: Stuttgart: Aeltere Tanzmuſik (auf Schallplatten). —
23.30: Kleine Stücke für Klavier von Schumann und Schubert.
2400: Nachtmuſik. Aus deutſchen Volksopern (auf Schallplatten).
Frankfurt: Donnerstag, 22. Februak
5.0: Choral, Zeit. — 6.05 u. 6.30: Gymnaſtik — 6.55: Zeit,
Frühmeldungen. — 7.05: Wetter. — 7.10: Frühkonzert auf
Schallplatten. — 8.15: Waſſerſtand, Vorbericht über die
Schnee=
ſportverhältniſſe. — 8.25: Stuttgart: Gymnaſtik. — 10.00:
Nachrichten. — 10.10: Nur Kaſſel: Werbekonzert. — 10.30:
10.45: Praktiſche Ratſchläge
Nur Kaſſel: Eigene Sendung.
11.46:
ſür Küche und Haus. — 11.00: Werbekonzert.
Programm, Wirtſchaft, Wetter, Schneewetter= und
Winterſport=
bericht. — 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Mittagskonzert auf Schallplatten. — 13.15: Zeit,
Nach=
richten. — 13.25: Nachrichten, Wetter. — 13.35: Stuttgart:
Märſche und Ländler. Stahlhelmkapelle. — 14.30: Nur Kaſſel:
14.40: Kinderſtunde: Grimm’s Märchen —
Nachrichten.
15.30: Gießener Wetterbericht; anſchl.: Wetter f. Eifel= und
Moſelgebiet. — 15.40: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. — 15.50;
Wirtſchaftsbericht.
16.00: München: Nachmittagskonzert. — Als Einlage (17.00)=
München: Klaus Stürmer erzählt: Alpines Notſignal — komme
gleich. — 17.30: Märchen und Legenden. — 17.45: Volkstüml.
Lieder. Ausf.: Haus Bäppler. — 18.00: Zwiegeſpräch:
Oeffent=
liche Arbeitsbeſchaffung für das koſmende Frühjahr. — 18.15:
Stuttgart: Familie und Raſſe. — 18.25: Stuttgart: Spaniſcher
Sprachunterricht. — 18.45: Wetter, Wirtſchaft, Progamm, Zeit.
18.50: Sozialdienſt.
19.00: Reichsſendung: Stunde der Nation: Der Kampf des
Amts=
walters der NSDAP. Eine Hörfolge. — 2.00: Griff ins Heute.
20.15: Warſchau; Konzert anläßl. des 124. Geburtstages von
Fr. Chopin.
— 20.55: Stuttgart: Operettenmuſik. — 22.00:
Zeit, Nachrichten — 22.35: New York: Kurt G. Sell:
Wo=
rüber man in Amerika ſpricht. — 22.30: Nachrichten. Wetter,
Sport — 23,00: Nachtmuſik. Kompoſitinen ſaarländiſcher
Kom=
poniſten. — 24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
Anpttandtnden
(Welle 1571)
Deutſchlandſender: Mittwoch, 21. Februar
Were e eheche e de ealſihe
Gegen 700: Nachrichten. — 800: Sperrzeit: — 8.45:
Leibes=
übung für die Frau. — 9.00: Berlin: Deutſches Volkstum:
Eine Streiffahrt durch Berliner Muſeen. — 9.40: Kindergymnaſtik.
10.00: Nachrichten. — 10.10: Deutſche Volksmuſik: Aus der
Geſchichte des Klaviers. — 10.50: Die Wiſſenſchaft meldet.
Rhythmik der Lebensprozeſſe und Vererbung. — 11.00: Zeitfunk.
11.15: Deutſcher Seewetterbericht. — 11.30: Stunde der
deut=
ſchen Hausfrau: Salate im Winter. — 11.50: Zeitfunk.
12.00: Wetter für die Landwirtſchaft. — Anſchl.: Glückwünſche.
12.10: Mittagskonzert auf Schallplatten: Unterhaltungsmuſik.
Anſchl.: Wetter für die Landwirtſchaft. — 12.55: Zeitzeichen der
Deutſchen Seewarte. — 13.00: Sperrzeit. — 18 45: Nachrichten.
14.00: Neue Operetten= und Filmmuſik (Schallplatten). —
15.00: Wetter Börſe. — 15.15: Jugendfunk: Brettl hupf!
Kurz=
hörſpiel von W. Zibaſo. — 15.45: Die deutſche Dichterakademie:
Emil Strauß. Aus: „Haus und Seele‟.
16.00: Frankf.: Nachmittagskonzert. — 17.00: Literariſche
Schreckens=
kammer. Ein Geſpräch zwiſchen H. Hagemeyer und 8. Payr.
1725: Ach, was iſt die Liebe . . . Ein kleines Liederſpiel aus
dem deutſchen Rokoko. — 18.05: Was uns bewegt. Mitw.: Gerh.
Miſch (Violinel, Fritz Adam (Orgel). — 18.30: Deutſch für
Deutſche: Dr. Günther: Die mündliche Rede als Stückwerk und
als Vollendung. — 18.50: Das Gedicht.
19.00: Reichsſendung: Stunde der Nation: Bilder deutſcher Meiſter:
Bach — Mozart — Beethoven. — 20.00: Kernſpruch. Anſchl.:
Wetter für die Landwirtſchaft und Nachrichten. — 20.10:
Mün=
chen: Prof. Dr. K. Haushofer: Weltpolitiſcher Monatsbericht. —
20.,30 Großes Militärkonzert. Muſikkorps des 3. Bataillons,
9. (Preuß.) Inf.=Regts., Spandau. Ltg.: Obermuſikmeiſter
Ber=
dien. In einer Pauſe (gegen 21.05): 10 Min. Geſchichten von
alten Haudegen. — 22.00: Wetter, Nachr., Sport. — 22.30:
Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik. — 22.45: Deutſcher
Seewetterbericht. — 23.00: Leipzig: Tanzmuſik d. Emdé=Orcheſters=
Deutſchlandſender: Donnerstag, 22. Februar
6.900: Hamburg: Wetter für die Landwirtſchaft. — 6.05:
Wieder=
holung der wichtigſten Abendnachrichten. — 6.15: Berlin:
Gymi=
naſtik. — 6.30: Hamburg: Wetter für die Landwirtſchaft. —
Anſchl.: Tagesſpruch. — 6.35: Berlin: Frühkonzert. — (Gegen
7.00): Nachrichten. — 8.00: Sperrzeit. — 8.45: Leibesübung
für die Frau. — 9.00: Schulfunk: Engliſcher Volkscharakter
imn Lied. — 9.40: R. von Rußwurm: Der Fakir. — 10.003
Nachrichteſt. — 10.10: Deutſche Sprache und Dichtung: „Gudrun”.
Hörſpiel von H. Haſenauer. — 10.50: Einführung in das Boxen.
11.15: Deutſcher Seewetterbericht. — 11.30: Länder der
Mitter=
nachtsſonne. Reiſebericht von Dr. Herrmann. — 11.50: Zeitfunk.
12.00: Wetter für die Landwirtſchaft. — Anſchl.: Glückwünſche.
12.10: Mittagskonzert auf Schallplatten. — Anſchl.: Wetter für
die Landwirtſchaft. — 12.55: Zeitzeichen der Deutſchen
See=
warte. — 13.00: Sperrzeit. — 13.45: Nachrichten. — 14.00:
Schallplatten: 1. Hugo Wolf. — 2. Virtuoſe Klaviermuſik. —
15.00: Wetter, Börſe. — 15.15: Tierſchutzfunk für Kinder: Von
Tieren, die Menſchen aus Lebensgefahr retteten. — 15.30;
Aller=
lei Kurzweil für Kinder: Vom Sonnenvogel und dem
Winter=
austreiben unſerer Vorfahren. — 15.45: Die deutſche
Dichter=
akademie: Emil Strauß. Aus: „Der nackte Mann.”
16.00: Leipzig: Muſikaliſche Koſtproben. Das Funkorcheſter. Ltg.:
Blumer. — 17.00: München: Klaus Stürmer: Alpines
Not=
ſignal — komme gleich! — 17.15: Haydn=Stunde.
Streich=
quartett F=Moll. Das Berber=Quartett (Aufnahme). — 17.40:
All
ſingt mit! Jugend bringt Euch Volkslieder. — 18.05:
Zeitfunk
18.15: Stunde der Scholle. Recht und Scholle
raktiſche Winke für Siedler und Landwirte. — Künſtlicher
Stakldünger. (Fortſetzung.) — 18.50: Das Gedicht.
19.00: Reichsſendung: Stunde der Nation: Der Kampf des
Amts=
walters der NSDAP. — 2200: Kernſpruch; anſchl.: Wetter
für die Landwirtſchaft u. Nachrichten. — 20.15: Berlin:
Reichs=
leiter Affred Roſenberg ſpricht über „Kampf der
Weltanſchau=
ung”.
21.15: Symphonte mit dem Paukenwirbel (Handn).
2200: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten. —
22.20: Kurt
G. Sell: Worüber man in Amerika ſpricht. (Aufnahme.! —
22.45: Deutſcher Scewetterbericht. — 23,05: Frankfurt:
Nacht=
muſik. Kompoſitionen ſaarländiſcher Komponiſten. Das Frank
furter Funkorcheſter. Ltg.: Hans Rosbaud und Soliſten.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 51 — Seite 9
Was würden Sie dazu ſagen, wenn Ihre
ſo=genzeitung, die Sie ſoeben zum Frühſtück
eßen, ſich nicht mehr mit papiernem
ſuiſcheln entfalten würde, ſondern Ihnen ihre
iir oder weniger erfreulichen Nachrichten
hauchdünner Seide darbieten würde? —
lächeln ungläubig? — Nun wir wollen
13 nicht gerade behaupten, daß wir die
Ab=
haben, demnächſt in ſo elegantem Gewande
Ihnen zu erſcheinen. Aber wenn Sie mit
hätzaugen und Kimono geboren wären und
Land der aufgehenden Sonne lebten, ſo
te Ihnen dies unwahrſcheinlich Klingende
leicht in nächſter Zeit paſſieren. Denn allen
utes geht man in Japan mit dem
Gedan=
um, die Zeitungen demnächſt auf Seide
brucken. Man würde damit gleich zwei
ſiegen mit einer Klappe ſchlagen, denn die
mſuhr von Zeitungspapier würde geſtoppt
d der Ueberſchuß der japaniſchen
Seiden=
bluktion verwertet. — Alſo eine Maßnahme.
einer Notwehr ſehr ähnlich ſieht und trotz
ſeidigen Anſcheins mit Luxus ſehr wenig
un hat.
Bährend ſich die Japaner ſchon die Köpfe
tbrechen, ob ſie ihre Zeitungen auf Papier
r Seide drucken ſollen, — während jeder
h uns am nächſten Verkaufsſtand ein
tzend verſchiedener Zeitungen erſtehen kann,
9s ihn ſo ein Begehren anwandelt, — da
es noch ein Land, wo überhaupt nur
einzige Zeitung erſcheint. — Sie finden
gar nicht ſo übel? — Nun, begeben Sie
nach Tibet, und genießen Sie dort die
rüge des Ein=Zeitungs=Syſtems! Es iſt
fräglich, ob Ihnen die Tendenz dieſer
ſitng zuſagen würde. Sie führt nämlich
ſen erbitterten Kampf gegen die Maſchine,
der ſie die Wurzel alles Wirtſchaftsunglücks
lickt. Für den Schriftleiter dieſer Zeitung,
übrigens den vielverſprechenden Titel:
biegel der Wechſelfälle aus allen Ecken der
ſ” trägt, lauern in jedem Schwungrad,
en Kolben und Treibriemen eine Unzahl
Dämonen, die es darauf abgeſehen haben,
Zalles erdenkliche Unheil zuzufügen. — Und
nnnt er dann mit der ganzen Gewalt ſeiner
begniſchen Beredſamkeit in ſeiner Zeitung
an dieſe Teufelsmachwerke an.
Unſer Kollege im fernen Aſien ſteht
übri=
s gar nicht ſo vereinzelt da im Kampf
gen die techniſchen Errungenſchaften unſerer
— In Indien haben die Brahmanen
ähnliche Sorgen und Bedenken, die ſich
taber gegen das Radio richten. Kein
Wun=
übrigens, nach dem, was ſich kürzlich dort
gnet hat. — Kommt eines ſchönen Tages
Richter Ragavachari, — eine prominente
rſönlichkeit in ſeinem Heimatdorf, — an die
brte eines buddhiſtiſchen Mönchskloſters
d erklärt kurzerhand, er wolle der Religion
er Väter, dem Brahmanismus, entſagen
b zum Buddhismus übertreten. Auf
Be=
gen geſteht er, daß die buddhiſtiſchen
Vor=
ſge, die er im Radio hörte einen ſo großen
mdruck auf ihn gemacht hätten, daß er ſich
blich zu dem Wechſel des Bekenntniſſes
ent=
ſoſen habe. — Darob große Beſtürzung im
aer der Brahmanen! — Die erſte Bekehrung
drahtloſem Wege! — Eine Entwicklung,
gar nicht abzuſehen iſt! — Soll man den
Hindus das Radiohören einfach verbieten? Das
würde der engliſchen Regierung, die ſich ſehr
für die Verbreitung des Rundfunks in Indien
einſetzt, ſchwerlich genehm ſein! — Bleibt nur
noch ein zweiter Ausweg: man packt den Stier
bei den Hörnern und bearbeitet den indiſchen
Rundfunkhörer ebenſo mit brahmaniſtiſcher
Propaganda, wie es bisher von buddhiſtiſcher
Seite geſchehen iſt. —
Da gerade eben von einem Stier mit
Hör=
nern die Rede geweſen iſt, fällt mir noch ein
Angriff auf den Rundfunk ein, der allerdings
wieder von ganz anderer Seite geführt wurde,
— nämlich ſeitens eines kräftigen Elentieres
oben in Alaska. Es kam nämlich auf ſeinem
Morgenſpaziergang an einer Sendeſtation
vor=
bei, und da auch in Alaska die guten
Haus=
frauen manchmal große Wäſche halten, ſo
hin=
gen gerade die Wäſcheſtücke einer Techniker=
familie auf dem Hof der Station. Weiß Gott,
was ſich mein Elentier bei den flatternden
bunten Fetzen dachte, — jedenfalls ging es zum
Angriff über und verſuchte die Wäſche mit
den Hörnern abzureißen. Daß das nicht ſo
ohne weiteres ging, erboſte das gute Tier
der=
maßen, daß es nun ſeine ganze Wut an der
drahtloſen Station ſelbſt ausließ, — und zwar
mit ſo durchſchlagendem Erfolg, daß der
Sendebetrieb für Stunden lahmgelegt wurde. —
Freuen wir uns alſo, daß wir in einer
Gegend zu Hauſe ſind, wo uns weder
wild=
gewordene Elentiere noch weiſe Brahmanen
am Rundfunkhören hindern! Dafür kann man
dann ſchließlich wohl in Kauf nehmen, daß
unſere Morgenzeitung noch auf ganz
gewöhn=
lichem Papier und nicht auf japaniſcher Seide
gedruckt iſt. — Oder ſind Sie darin etwa nicht
meiner Meinung?
Dill.
ber Hroße Kagektorirn.
Wie Calente entdeckt werden.
Von Adolf Reß.
Blitzartig leuchtet oft ein einziger Satz in
das Dunkel, das ſonſt vielleicht für immer über
einem Menſchenſchickſal ſchweben würde und läßt
aus Tauſenden heraus den ungewöhnlich
Be=
gabten erkennen. Freilich muß auch jemand da
ſein, der ſich dieſer Begabung bewußt wird.
Sonſt klingt auch der klügſte Ausſpruch
ver=
gebens.
„Jetzt zählt mir einmal die Zahlen von 1 bis
100 zuſammen!” ſagte eines Tages der Lehrer
zu ſeinen Schülern. Dieſe ſetzten ſich hin, ſeufzten
und fingen ſtöhnend an zu addieren. Aber ſchon
nach wenigen Minuten guckte der kleine Karl;
Gauß in die Luft. Erſtaunt fragte ihn der
Leh=
rer, ob er denn nicht zurecht komme. „Nein, ich
bin ſchon fertig”, antwortete Karl. Mit dieſen
fünf Worten begann für ihn der Aufſtieg zu
hohem Ruhm. Der Lehrer ſah ſich die Löſung
an und erkannte, daß der ſiebenjährige Junge
durch einen geradezu genialen Trick in noch
nicht drei Minuten die Aufgabe gelöſt hatte. Er
machte die Eltern auf die einzigartige Begabung
des Sohnes aufmerkſam. Dieſer erhielt eine
entſprechende Ausbildung und aus dem kleinen
Karl wurde ſpäter der berühmte Mathematiker.
und Direktor der Göttinger Sternwarte, Karl
Gauß.
In München ſtürzte, ein Haus ein. Unter
den Trümmern zog man auch einen
Glaſerlehr=
ing hervor, der durch einige kluge
Bemerkun=
gen auffiel. Nur wenige Minuten hatte ſich der
Induſtrielle Utzſchneider mit ihm unterhalten,
aber ſie genügten, um ſein Intereſſe zu erwecken,
das nun nicht mehr erloſch. Aus dem
verun=
glückten Lehrling Fraunhofer aber wurde unter
Utzſchneiders Förderung ſpäter einer der
größ=
ten Vertreter der wiſſenſchaftlichen und
tech=
niſchen Optik.
Groß iſt die Zahl frühzeitig ſich äußernder
Begabungen auf allen Gebieten der Kunſt. Von
dem Altmeiſter der chriſtlichen Malerei. Giotto,
wiſſen wir, daß er die Aufmerkſamkeit ſeines
ſpäteren Lehrers, des Malers Cimabues auf
ſich lenkte, als er, im Graſe liegend, die ihm
anvertrauten Schafe in allen Stellungen ſo
naturwahr zeichnete, daß ihn der Maler zur
Ausbildung mit ſich nahm und ihm ſo den Weg
zu ungeahnter Höhe ebnete.
Der ſchlichten Beſchäftigung des
Schweine=
hütens verdankt der große italieniſche Maler
Giovanni Segantini ſeine Entdeckung. Stets
nahm er Bleiſtift und Papier mit auf das Feld
ſeiner Tätigkeit. Da zeichnete er die ihm
an=
vertrauten grunzenden Vierfüßler von vorne,
im Profil und von hinten ſamt dem lieblichen
Ringelſchwänzchen. Zufällig ging jemand
vor=
bei und ſah aus den ungeſchulten Zeichnungen,
daß er hier ein ungewöhnliches Talent vor ſich
hatte. Von nun an ging es mit dem Knaben
aufwärts. Segantini hatte nach dem Worte
„Schaffe, Künſtler, rede nicht!” die Frage nach
ſeinen Fähigkeiten mit dem Bleiſtift
beant=
wortet.
Mit einem Schlage wurde auch Nicola
Pa=
ganini, der dämoniſche Geiger, ein berühmter
„Mann”. Mit ſechs Jahren erhielt er den erſten
Geigenunterricht von ſeinem Vater und machte
raſch ſo ungeahnte Fortſchritte, daß er in der
Kirche beim Gottesdienſt ſpielen durfte. Eines
Abends rief ihm der heimkehrende Vater zu:
„Beeile dich, Schlingel, zieh deinen Samtrock an
und nimm deine Geige, du ſollſt im Konzert
des Sängers Marcheſi ein Solo ſpielen.” Als
der damals neunjährige, kränklich ausſehende
Knabe das Podium betrat, ging eine Welle des
Erſtaunens durch die Schar der Zuſchauer. In
dem von ſchwarzen Locken umrahmten blaſſen
Geſicht begannen die großen fieberhaften Augen
zu funkeln. Nicola ſetzte den Bogen an, ſeine
Variationen über das franzöſiſche Volkslied
„Carmagnole” tönten durch den Raum. Je
wil=
der und ungezügelter der Bogen ſprang, deſto
erregter wurde die lauſchende Menge. Und als
der Knabe geendet hatte, toſte raſender Beifall
durch den Saal. Der Ruhm Taganinis war
be=
gründet.
Unvergleichlich der Aufſtieg Mozarts. In
Paris hatte der Siebenjährige den König durch
ſein Orgelſpiel entzückt; hier gab er auch 1763
ſeine erſten Kompoſitionen heraus. Während
ſeines Aufenthaltes in London, ein Jahr ſpäter,
ſchrieb Mozart ſechs Klavierſonaten, die er der
engliſchen Königin widmete. Zehnjährig,
kom=
ponierte er ſeine erſte komiſche Oper „La finita
ſimplice” und das noch heute aufgeführte
Sing=
ſpiel „Baſtien und Baſtienne”. Und mit 13
Jah=
ren wurde er zum Konzertmeiſter am
Salzbur=
giſchen Hofe ernannt.
Chopin war acht Jahre alt, als er zum erſten
Male mit großem Erfolge öffentlich auftrat.
Ein Jahr ſpäter war er bereits durch ſein Spiel
in den ariſtokratiſchen Salons von Warſchau
heimiſch. Mit zehn Jahren widmete er dem
Großfürſten Konſtantin eine ſeiner erſten
Kom=
poſitionen, einen Marſch, den dieſer häufig von
ſeiner Militärmuſik ſpielen ließ. Als er zwölf
Jahre alt war, ſtellte ſein Lehrer den
Klavier=
unkerricht ein, er behauptete, er könne ſeinen
Schüler nichts mehr lehren und ihn ohne
Ge=
fahr ſich ſelbſt überlaſſen.
Ueber Liſzts frühzeitige Begabung berichtet
ſein eigener Vater: „In ſeinem ſechſten
Lebens=
jahr hörte er mich ein Konzert von Ries in Cis=
Moll ſpielen. Er lehnte ſich ans Klavier, war
ganz Ohr. Am Abend kam er aus dem Garten
zurück und ſang das Thema. Wir ließen ihn es
wiederholen, er wußte nicht, was er ſang. Das
war der Anfang ſeines Genies!” Am 1.
Dezem=
ber 1822 war ſein erſtes größeres Konzert, durch
das er bei Kritik und Publikum beiſpielloſen
Erfolg errang. Jedes ſeiner weiteren Konzerte
bedeutete ein Ereignis. 1823 wurde er
zuſam=
men mit ſeinem Vater bei Beethoven
einge=
führt, und der Meiſter, der ſonſt eine ſtarke
Ab=
neigung gegen Wunderkinder hegte, beſuchte ein
Konzert des jungen Künſtlers. Dieſes Konzert
begründete Liſzts europäiſchen Ruf als
hervor=
ragenden Pianiſten: Beethoven küßte ihn auf
die Stirn. Der große Augenblick hatte über ſein
Schickſal entſchieden!
Entführung über das Dach.
Eine luſtige Aufnahme von Bauarbeiten im
Zentrum Berlins, wo große Steinfiguren von
der Faſſade eines Hauſes nicht ohne Mühe
weggenommen wurden. Die Figuren waren
durch die ſchweren Stürme der letzten Zeit
be=
ſchädigt worden und drohten herunterzuſtürzen.
benteuer auf dem
Ripplorenzug.
Erzählung von K. R. Neubert.
Mit dem Milchgeſpann vom Rittergut war
Bauer Maidorn morgens in das Städtchen
Fommen, wo er von der Bank ſechshundert
uis abhob, die er für einen Maſchinenkauf
ötigte. Eigentlich ſollte der Bauer Maidorn
mit dem Milchgeſpann wieder ins Dorf
fuckkommen, ſo war es ausgemacht, denn da=
Ech ſparte er ein Pferdegeſpann, das nun auf
m Acker konnte. Der Milchkutſcher hielt auch
e ganze Weile an der verabredeten Ecke, aber
idorn kam nicht. So fuhr der Milchkutſcher
ein ab. Maidorn war nur mal eingekehrt.
enm er ſchon mal im Städtchen war, mußte er
ch ſeinen alten Freund Koppitz, den Wirt vom
aren”, beſuchen. Sie hatten vor vielen Jah=
Zuſammen bei den Ulanen gedient. Bei
er Sachlage, alſo, da gehörte es ſich wohl, da
ſike man doch unmöglich am „Bären” vor=
Veigehen, noch dazu, wenn Koppitz breit und
ahlend in der Tür ſtand . . . ."
Vafür mußte Maidorn nachher ins Dorf lau=
Eine gute Stunde. Nicht mehr. Ihm aber
ſen ſie endlos. Der Bauer war guter Laune,
be immer, wenn er mit Koppitz bei einem
os chen Erinnerungen aus der Ulanenzeit her=
Noeholt hatte, aber ſonſt war er leider nicht
ganz taktfeſt. Es war ja nicht nur bei
ern Gläschen geblieben. Einen Ulanengalopp
ie er jetzt nicht reiten können. Am liebſten
ue er ſich für eine Weile in den Graben ge=
. Aber eine innerliche Anſprache: „Menſch,
Na, alter Ulan, du wirſt doch nicht?” hielt ihn
urecht. Von ſechs Bieren und fünf
Kirſch=
er? Lächerlich. An die beiden Allaſch mit
um dachte er nicht.
So ſchwankte er hin. Das Dorf ſchien ſich
ter weiter zu entfernen. Ein verhextes Dorf
Da ſah er den Kippwagenzug. Der Bauer
Mai=
dorn riß die kleinen, kirſchwaſſerſeligen Augen
auf. Hielt der Zug? Fuhr der Zug? Was war
mit dem Zug los? Oder was war mit ihm,
dem Bauer Maidorn, los? Da war irgend
et=
was mit einem anderen Mann an der Maſchine
herum. Der Bauer Maidorn ſtand und ſtarrte.
In ſeinem Hirn blitzte ein Gedanke auf. Er
lächelte pfiffig. Als ſich der Kipplorenzug nach
einer Weile wieder in Bewegung ſetzte, war der
Bauer auf die letzte Lore geſprungen.
„So komme ich raſch und bequem ins Dorf!“
dachte der Bauer. Dicht vor dem Dorfe, kaum
fünf Minuten von ſeinem Gehöft entfernt, wurde
ein Tonloch zugeſchüttet. Der Kipplorenzug
brachte zu dieſem Zweck Steine und Sandmaſſen
herbei, die jenſeits des Waldes von den
Arbei=
tern ausgeſchachtet wurden. Wenn der Bauer
Maidorn ſeinen Weizenacker umpflügte, konnte
er von dort die Arbeiter beobachten.
„Gewiß der Zugführer wird Augen machen!“
dachte er. „Gewiß, gewiß, es wird nicht erlaubt
ſein, aber es ſteht auch nirgends zu leſen, daß
das Aufſpringen auf Kipploren verboten iſt.
Wenn der Zug hält, ſpringe ich ab und gebe den
Mann in der Lokomotive eine von den drei guten
Zigarren, die mir Koppitz zugeſteckt hat. Schönen
Dank auch, werde ich zu ihm ſagen, und der
Kipplorenzug kam mir gerade recht!“ Als der
Zug dann aber hielt, hatte der Bauer das
Ab=
ſpringen vergeſſen. Er war nämlich eingeſchlafen.
Inzwiſchen rangierte die Lokomotive die zwölf
Kipploren auf das Gleis, das dicht am Tonloch
hinführte. Ein Arbeiter lief mit einem
Ham=
mer von Lore zu Lore und ſchlug die
Sicherungs=
haken auf. Zwei andere Arbeiter begannen nun
eine Lore nach der anderen umzukippen. Es ging
ganz automatiſch. Sie brauchten ſich nur gegen die
eine Seite der Lore zu ſtemmen. Mit dumpfem
Knirſchen ſtürzten die Sand= und Steinmaſſen
die Böſchung hinunter, in das blaugrüne Waſſer
des Tonlochs.
Als ſie bei der zehnten Loxe waren, entdeckte
femand den in der letzten Lore ſchlafenden
Bauern.
„Hallo! Kommt mal her!” winkt er die
an=
deren Arbeiter herbei. Sie ſtanden grinſend um
die Lore. Einer wollte Maidorn mit einem
Grashalm kitzeln, doch man hielt ihn davon
zu=
rück. Sie flüſterten, während ſie ſich das Lachen
verhalten mußten, dann ſtellten ſich drei
Män=
ner dicht an die Kipplore und riefen laut: „Ho
— ruck! Ho — ruck!” Sie verſuchten ſcheinbar,
die Lore umzukippen, aber vorher hatten ſie
wieder die Sicherungshaken vorgelegt, ſo daß ein
Umkippen des Kaſtens unmöglich war.
„Ho — ruck! Ho — ruck!” riefen ſie und
ſchie=
nen ſich anzuſtrengen. Die Kipplore wackelte.
Da erwachte der Bauer. Erſt reckt er eine Hand
über den Kipplorenrand, dann tauchte ſein
maß=
los erſtauntes Geſicht empor, auf dem ſchon im
nächſten Augenblick der Ausdruck des Entſetzens
lag. „Ho — ruck! Ho — ruck!” keuchten die
Ar=
beiter und rüttelten an der Lore. Auf der
an=
deren Seite gähnte das Tonloch. „Halt! Halt!”
ſchrie da der Bauer und verſuchte, ſich
aufzurich=
ten. „Seht ihr denn nicht? Wollt ihr ein
Un=
glück anrichten?"
„Ho — ruck!” ſtemmten ſich die Arbeiter
ge=
gen die Kipplore, als wären ſie taub. Maidorn
fuchtelte mit den Armen herum. „Hol euch der
Teufel!” ſchimpfte der Bauer, und der
Angſt=
ſchweiß verlte auf ſeiner Stirn. „Wollt ihr nun
endlich anhalten?” „Gut!” ſagte ein Arbeiter
wieder, „aber — Ihr ſeid ohne Fahrkarte
gefah=
ren. Wollt Ihr jetzt nachlöſen?‟ Der Bauer
at=
mete erleichtert auf.
„Nachlöſen? Jawohl! Natürlich. Ich löſe
nach! Alles was recht iſt. Ich bin gefahren, ich
will auch bezahlen. Hier — für jeden eine extra
gute Zigarre!‟ Er holte die drei Zigarren aus
ſeinem alten Lederetui, das er in der Bruſttaſche
trug.
„Schade!” dachte er. „Koppitz hat ſie ertra
für mich mitgegeben. Soll’ ne feine Marke ſein
Eine hätte ich ja geopfert, aber alle drei".
Er betrachtete ſie etwas wehmütig. Die Arbeiter
riefen nun nicht mehr Ho — ruck, ſondern
ſtarr=
ten erwartungsvoll auf die Zigarren, die
Mai=
dorn noch immer in der Hand hielt.
„Aber . . . aber . . ." begann Maidorn
plötz=
lich zu ſtottern und ſich aufgeregt umzuſehen, „wo
iſt denn mein Freund hin, mein Freund, ſagt
bloß, ihr Herren, habt ihr etwa . . .?‟ „Wir
haben niemand weiter geſehen!” murrten ſie
über die Unterbrechung.
„Ach du lieber Gott!” klagte der Bauer, „mein
Freund hat ja vorn auf der Kipplore gelegen,
wir ſind zuſammen aus der Stadt gekommen,
waren etwas müde, und da der Kipplorenzug
gerade an der Chauſſee halten mußte, haben wir
einfach die Gelegenheit benutzt. Mein Freund
iſt ein paar Loren vor mir aufgeſprungen."
„Ihr faſelt dummes Zeug!” wehrte einer ab.
— „Dummes Zeug!” fuhr der Bauer auf. Er
ſtand jetzt hochaufgerichtet in der Kipplore und
ſah jetzt aus wie ein Pfarrer, der von der
Kan=
zel herab der verſtockten Gemeinde predigt. . .
„Ihr habt ihn ins Waſſer gekippt!” ſchrie er.
„Unſinn!” beruhigte ein Arbeiter die anderen.
„Wir hätten ihn doch ſehen müſſen!“
„Klar! — Gib ſchon die Zigarren her!“
„Wir hätten ihn doch ſehen müſſen!” riefen ſie
durcheinander. — „Ihr habt eben geſchlafen bei
der Arbeit. Da ... d. . . liegt . . . ja . . . ſein .. .
Hut . . . an der Böſchung . . . ach herje, ach herje,
ach .
„Wo?” ſchrien die Arbeiter aus einem Mund
und ſtürzten von der Lore weg zur Böſchung.
Sie hatten alle plötzlich etwas Angſt. In einer
dumpfen Beſtürzung liefen ſie am Tonloch hin
und her. Starrten ins Waſſer. Sie ſtritten ſchon
lebhaft. „Er hat uns angeführt!” meinte der
klügſte unter ihnen. Als ſie ſich nun drohend
wieder der letzten Lore näherten, war der Bauel
Maidorn nicht mehr drin. Er hatte die Gelegent
heit benutzt, aus dem Kaſten zu klettern und dag
Weite zu ſuchen. Dort lief er über ein Feld. Jetzl
blieb er gar ſtehen, in ſicherer Entfernung, und
winkte mit den Armen.
„Mahlzeit!” klang ſeine Stimme herüben
Dann ſteckte er ſich eine von den drei gerettetet
Zigarren an.
Seite 10 — Nr. 51
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 21. Februar 1934:
Aoeerhtere Defe.
die Mittel der Spionage.
Neben der techniſchen iſt es die geiſtige
Krieg=
führung des geheimen Nachrichtendienſtes, der
Spionage, die eine unerſchöpfliche Geſchichte des
Gebrauches aller nur möglichen Mittel zur
Ver=
nichtung des Gegners darſtellt. Eine Liſte aller
Liſten, die im geheimen Nachrichtendienſt
An=
wendung finden, um Spionage oder
Gegenſpio=
nage zu leiſten, bei Durchſuchungen zu bluffen
und zu täuſchen, könnte viele Bände füllen. Die
Erfindungsgabe der männlichen und weiblichen
Spione kennt keine Grenzen. Ein Schachzug wird
durch einen anderen zu durchkreuzen verſucht, und
man kann ſagen, daß der geheime
Nachrichten=
dienſt durchgängig eine Geſchichte der
überliſte=
ten Liſt iſt.
die Aufträge, die ſie erhielt, beantwortete. Nun
war ſie keine Sekunde außer Aufſicht, und die
Bemühungen wurden belohnt. Man beobachtete,
daß ſie in einem benachbarten Orte ſich von
einem Friſeur die Haare ondulieren ließ, und
gewahrte, wie ſie ihre Antworten mit einer
Nadel auf eine Brennſchere ſchrieb. Die
Ober=
fläche der Brennſchere wurde dann mit einer
Ruß= und Fettſchicht bedeckt, ſo daß ſie ſo lange
im Friſeurladen unverdächtig liegen bleiben
konnte, bis ſie und mit ihr die Meldung abgeholt
wurde. Selbſtverſtändlich wurde dann der
Fri=
ſeur mitverhaftet.
Nur eine Wolkenkratzeranſicht.
Das Versteck der Nachrichten.
Ein raffinierter Einfall iſt es, wenn ein
Agent die geheimen Nachrichten, die er zu
über=
bringen hatte, auf ſeiner Brille über die Grenze
brachte. Er ſchrieb die Meldungen mit
unſicht=
barer Tinte auf ein Stück durchſichtigen
Glim=
iers, den er auf die Gläſer klebte. So gelang
es ihm geraume Zeit, Nachrichten aus einer
Nachrichtenzentrale in Bern zu liefern. Erſt
nach vielen vergeblichen Unterſuchungen,
nach=
dem ſich gegen ihn bereits ein Verdacht
einge=
ſtellt hatte, gelang es den franzöſiſchen
Grenz=
beamten, den Trick zu entdecken.
Der Erfindungsgeiſt der Spionage lebt ſich
in der Verwendung aller möglichen Gegenſtände
als Morſezeichenträger beſonders aus. Ein
Schweizer Stubenmädchen, Henriette S., das
jahrelang in verſchiedenen Schweizer Hotels
be=
dienſtet war, brachte einem Nachrichtenbureau
weſentliche Informationen. Sie arbeitete mit
der lange unentdeckt gebliebenen Liſt, in der
Empfangshalle die Zimmernummerntafel des
Hotels zu ſpäter Nachtzeit, wenn ſie nicht im
Ge=
brauch war, willkürlich zu ſtellen und ſo den
Agenten mit einem vereinbarten Schlüſſel ihre
Erkundungen weiterzugeben.
In Genf wurde ein Mann dadurch verdächtig,
daß er täglich mit der Poſt ein Exemplar einer
beſtimmten Zeitung erhielt, das regelmäßig an
den Rändern eingeriſſen war. Der
Gegenſpio=
nage gelang es ſchließlich, darauf zu kommen,
daß die Einriſſe Form und Syſtem von
Morſe=
geichen hatten.
Der Einfall, die geheimen Nachrichten auf
dieſe Art an die zuſtändige Stelle zu leiten, daß
man in den Ajour eines Taſchentuches mit einem
Bindfaden Morſezeichen einſtickt, iſt ebenſo
ori=
ginell und raffiniert, wie die Idee, auf die ein
Geheimagent in New York kam. Er
photogra=
phierte ſehr häufig abends ein und denſelben
Wolkenkratzer, von ein und derſelben Stelle aus,
Selbſtverſtändlich war immer nur ein Teil der
Fenſter beleuchtet und der andere dunkel. Um
aus dieſer Tatſache Morſezeichen zu gewinnen,
retuſchierte der Spion bei der Wiedergabe der
Bilder teils beleuchtete Fenſter hinzu, teils
be=
leuchtete hinweg. Der Zenſur fiel es ſchließlich
auf, daß er immer dieſelbe Wolkenkratzeranſicht
als Poſtkarte ſandte.
Winzige Bomben.
Eier aus der Schweiz.
Eines Tages berichtete ein franzöſiſcher Agent
in Lauſanne, daß eine gewiſſe Dame, die in
Frankreich wohnte, eine große Menge von Eiern
aus der Schweiz bezog. Wohl waren Eier in
Frankreich zu jener Zeit ſehr ſelten, und man
erfuhr auch, daß die Dame ſehr vermögend war
und für junge Leute an der Front ſorgte,
in=
dem ſie ihnen wöchentlich Pakete ſandte. Da der
Feind aber dauernd Nachrichten aus der
Ge=
gend bekam, in der dieſe Frau ihren Wohnſitz
hatte, wurde der Gegenſpionage auf franzöſiſcher
Seite befohlen, die Dame beſonders zu
beobach=
ten. Ihre Briefe wurden unter Zenſur geſtellt,
aber man fand keine Schrift mit unſichtbarer
Tinte. Auch die überhörten Telephongeſpräche
waren harmlos. Schließlich ſpielte man den
letz=
ten Trumpf aus und beſchlagnahmte die
Eier=
lieferungen. Innerhalb 24 Stunden löſten die
franzöſiſchen Chemiker das Geheimnis. Als
näm=
lich die Eier in eine gewiſſe Löſung von
Gall=
äpfel getaucht wurden, erſchien eine Schrift auf
den Schalen. Trotzdem wurde die Frau nicht
ſogleich verhaftet, ja man ſandte ihr die Eier
ſogar zu. Wollte man doch noch erfahren, wie ſie
Ein Bleiſtift iſt ſo klein, daß man ihn kaum
ſieht, wenn er durch die Luft fliegt und wenn er
einmal in einem Kohlenhaufen gerät, iſt er
überhaupt wie verſchwunden. Etwa acht
Zenti=
meter lange Bleiſtiftſtumpfe waren eine der
furchtbarſten und heimtückiſchſten Waffen der
Spionage. Dieſe kleinen Bleiſtifte waren
näm=
lich Bomben. Der Geheimagent geht zum
Bei=
ſpiel harmlos den Schiffskai entlang und wirft
dann in den Kohlenbunker eines Frachtſchiffes
den Bleiſtift. Und einige Tage darauf erfährt
man, daß dieſes Schiff auf der Fahrt
unterge=
gangen iſt. Die Technik war ſo weit gekommen,
den Exploſivſtoff auf die Größe eines
Bleiſtif=
tes zu komprimieren, der trotzdem ein Schiff
zerſtören konnte.
Mademoiſelle Tichelly hatte die Uebung, ihre
Spionage=Nachrichten auf dünne Blätter zu
ſchreiben, dieſe zwiſchen zwei Poſtkarten zu
legen, die dann feſt zuſammengeklebt wurden.
Erſt als es der Zenſur merkwürdig wurde, daß
ſie immer nur Poſtkarten und keine Briefe ſchrieb,
wurde der Schwindel entdeckt.
Schokolade=Export
im Dienſte der Spionage.
Die Schweiz war während des Weltkrieges
das Dorado der Spionage. Ein beſonders
liſti=
ger Gedanke des franzöſiſchen Geheudienſtes
war es, den unauffälligen Schweizer
Schokolade=
export in ſeine Dienſte zu ſtellen. Die
Schoko=
lade einer Firma in Zürich hat eine Packung,
auf der eine Sennhütte gezeichnet iſt. Unter
hundert von ſolchen Schokoladepäckchen war
im=
mer eines, bei dem auf die Almhütte ein rotes
Kreuz geſetzt war. Erhielt der franzöſiſche Agent
in Deutſchland eine Schokoladeſendung, ſo
inter=
eſſierte ihn nur das Päckchen mit dem roten
Kreuz. Oeffnete er es, ſo fand er auf der
Rück=
ſeite der Schokolade die erwartete
Chiffre=
order vor.
Dr. K. R.
Bre Seefchraktge
Fchrelor errt Tageouc)
Gefunden und veröffentlicht von H. A. Bopp.
Durch außergewöhnliche Umſtände ſind
wir in den Beſitz des Tagebuchs
ge=
langt, das die berühmte Seeſchlange ſeit
ihrem Auftreten im ſchottiſchen See Loch
Neß angelegt hat, und wir bieten unſeren
lieben Leſern ſcherzhaften Einblick in
das=
ſelbe.
1. Auguſt 1933.
Ich war zwar bisher nur gewöhnt, in
Mee=
restiefen zu hauſen; aber aus alter
Anhänglich=
keit an das ſeefahrende Volk der Engländer
habe ich mir zur Abwechſelung dieſen vierzig
Kilometer langen ſchottiſchen See ausgeſucht. Er
gefällt wir in ſeiner herben Verträumtheit recht
gut. Ich werde mich hier ordentlich tummeln und
den Leuten die ſchönen Lachſe wegfreſſen. Man
ſoll ſich nur ja hüten, mich für eine der
lächer=
lichen Seeſchlangen zu halten, die früher in der
Sauergurkenzeit der Zeitungen immer mal wie=
der auftauchten. Ich bin ein beſſeres Ungeheuer.
Die Leute ſollen an mir herumraten, bis ſie die
Platze kriegen. Aber necken will ich ſie und
er=
ſchrecken, daß es eine Art hat. Uebermorgen
ange ich damit an ..
1. November.
Fünfzig Menſchen, die von mir bis jetzt
ſahen, was ich ihnen von mir zu zeigen für
rich=
tig fand, haben die Regierung aufgefordert,
Ballone über dem See aufſteigen zu laſſen, die
ſich funkentelegraphiſch über mein Auftauchen
verſtändigen. Das wird ernſthaft. Aber ich habe
Zeit und kann die Leute warten laſſen ...
3. Auguſt.
Ein Verkehrsſchutzmann iſt mein erſtes Opfer.
Nein, wie reizend. Ich habe ſechsmal kurz
hin=
tereinander ein Stückchen meines langen Halſes
ſehen laſſen. Er hat immer wieder hingeſtiert.
Aber er konnte die Sache nicht richtig beſehen,
ſonſt hätte es ein Verkehrsunglück gegeben.
25. September.
Ich habe mir große Mühe gegeben, aber es
hat mich in der Zwiſchenzeit niemand entdecken
wollen. Außerdem war ich ein wenig faul, ich
liebe Faulheit. Heute aber ſind zwei Damen
unter beſonders günſtigen Lichtverhältniſſen
meiner anſichtig geworden. Gegen Damen muß
man auch als Monſtrum höflich ſein. Ich zeigte
ihnen minutenlang meinen feinen Kopf und
recht viel Hals. Sie waren, wie ich es nicht
an=
ders erwartet hatte, konſterniert.
12. Dezember.
Endlich ein Ereignis, auf das ich mir
viel=
leicht etwas einbilden kann. Ein ſchottiſcher
Ab=
geordneter, ein früherer Gardeoffizier (
natür=
lich ein Militär!), hat meinetwegen im
engli=
ſchen Unterhaus angefragt. Wie ich den
Miniſter für Schottland haſſe! Er hat giftig
er=
klärt, er ſtamme aus der Ebene und nicht wie
der Herr Abgeordnete aus dem Hochland, wo
man öfter ein zweites Geſicht habe. (Na warte!)
Der Premier war ebenſo häßlich. Er ſagte, das
Parlament ſolle, anſtatt ſich um mich zu
be=
kümmern, lieber dem Ungeheuer der
Arbeitsloſig=
keit zu Leibe gehen. Immer dieſer lächerliche
Wettbewerb! Aber ich bin dafür dem Eifer der
Preſſe und der Photographen überlaſſen worden.
27. Dezember.
Eine Menge Menſchen waren über die
Weih=
nachtstage hier. Tauſende. Die Hotels haben gar
nicht gereicht, und die geſchäftsgierigen
Hote=
liers wollen natürlich jetzt extra neue Kaſten,
womöglich noch in Luxusausführung, bauen. Die
hageren Ladys, die ich nicht ausſtehen kann,
haben mit ihren Feldſtechern den ganzen
geſchla=
genen Tag über den See geäugt. Ohne etwas zu
ſich zu nehmen, ſchrecklich! Ihre Männer haben
überall Kameras und Filmapparate aufgeſtellt.
Ich habe mich nicht gezeigt, Aetſch!
29. Dezember.
Ich liebe, Vollmondnächte. Sie machen ſo
wunſchlos glücklich. Aber man kann doch nicht
vorſichtig genug ſein. Beinahe wäre mir geſtern
nacht etwas paſſiert. Ich ſchlängele mich eben
vergnügt in der hellen Nacht durch das dürre
Farnkraut über die Landſtraße an den See
hin=
unter. Da kommt ſo ein fauchender, knatternder,
gemeiner zweirädriger Karren an, mit dem die
Menſchen ſichdas bißchen Zeit, wasihnenzum Leben
geblieben iſt, auch noch auf eine ſo widerwärtig
laute Weiſe verkürzen, und fährt um ein Haar
über mich hinweg. Ausgerechnet ein Student
der Tierarzneikunde, der darauf ſaß. Es iſt ja
einfach grotesk. Na, ich habe ihn auch ein paar
Sekunden lang vorwurfsvoll angeguckt, bevor ich
mit ſchönem Brauſen ins Waſſer ging. Er hat
inich dann auch beſchrieben: ſieben bis acht Meter
lang, mit mandelförmigen Augen ganz oben
auf dem Kopf und robbenähnlichen Floſſen.
Kitſch! Man ſollte lieber Warnungstafeln für
mich aufſtellen gegen dieſe ſtinkigen Fahrzeuge.
tritt überhaupt nicht auf, nicht einmal zu Pr-,
ben. Er möchte mit tiefſter Verachtung ſeinzs
Publikums allein ſein. (Recht hat er!)
Selb=
verſtändlich kann man dem Tier keinen Vorwunf
machen. Niemand hatte ihm einen Vertrag a
geboten.” So iſt es.
10. Januar.
Die Kritik im „Herald” hat doch gewirt
Ein Zirkusdirektor hat 20 000 Pfund demjenige
verſprochen, der mich lebend fängt. Na ja,
vei=
ſprochen ſchon, aber ob er mich kriegt! Aber wesn
es ein ſehr ſchöner junger Mann iſt oder Sm
ſehr ſtarker Junge, vielleicht, wer weiß,
vi=
leicht ſage ich nicht nein ..."
1. Januar 1934.
Den ganzen Tag ſchlecht gelaunt. Was mir
wohl das neue Jahr bringen wird? Ob ich nicht
doch beſſer wieder in die liebe offene See
zu=
rückkehre und dieſe ſchrecklich neugierigen
Men=
ſchen ihrem verdienten Schickſal überlaſſe, über
mich als unlösbares Rätſel nachzudenken? Ich
habe gar keine Angſt vor ihnen, aber die Sache
da mit den Abhörvorrichtungen, die ſie jetzt in
den See hinablaſſen wollen, um mein Kommen
zu erlauſchen, iſt mir ausgeſprochen peinlich. Ich
bin doch ſchließlich kein U=Boot.
Wir fordern Ihren.
NoP½=
Unſere Denkſportaufgabe.
Mißgeſchick mit glücklichem Ausgang.
4. Januar.
Ich hatte geſtern Filmpremiere in London.
Natürlich war alles da, was auf ſich hält. Wie
dämlich ſich die Leute angeſtellt haben, um ſo
gut wie nichts auf ihren Streifen zu bekommen.
Die Kritiken heute früh ſind recht lehrreich. Die
„Times” iſt natürlich wieder furchtbar ernſt,
ab=
ſcheulich ſachlich und ſo humorlos. Trotzdem ſie
dafür eintritt, mich weiter zu beobachten, geht
ſie mir auf die Nerven mit ihrer gräßlichen
Trockenheit. Die Kritik im „Daily Herald” finde
ich viel netter, ich habe direkt gekichert. Der
Mann ſchreibt ſehr richtig: „Die Filminduſtrie,
die um Siegfrieds=Drachen verlegen war, zog
aus, um ein wirkliches Ungeheuer zur Strecke
zu bringen. Der Film iſt einzigartig. Der Star
Der Lehrling ſoll in der
Futtergroßhandlu=
die ſchweren Gewichte vom Wiegeboden wiedn
hinunter ins Kontor bringen. Der kleine Keil
iſt unachtſam, und das 40=Pfund=Gewicht polten
mit großem Getöſe die Bodentreppe hinunten
um drunten auf den Steinen in vier Stücke.
zerbrechen.
Nachdem ſich der erſte Schreck gelegt hol
überlegt der pfiffige, kleine Burſche, wie ſich de
Mißgeſchick zum Guten kehren ließe. Er wie
die einzelnen Gewichtsſtücke und erkennt mn
Freude, daß jedes der vier Stücke eine vole
Pfundzahl wiegt. Eben kommt der Meiſt
dazu —
„Nicht ſchlagen.” Meiſter, ſchreit der klein
Lehrjunge, „das Vierzig=Pfund=Gewicht iſt zwa
kaputt, dafür kann man aber jetzt mit den vig
Stücken jede volle Pfundzahl bis zu vierz
Pfund auswiegen.”
Wie ſchwer waren die Stücke des Vierzi/
Pfund=Gewichts?
Jede Frau wird böſe,
gewürdigt wird. Und läßt ſich doch ein Buttel
brot ſo zierlich reichen, kann ſo nett und ſo ge
wenn der Mann ſich mit den Schuhen auf die
neue Couch legt und ſich mit ſeiner Zeitung in
entlegene Gebiete entfernt
wenn er meint, Einkaufen könne nur wenig
Zeit in Anſpruch nehmen und ſei außerdem ſehr
leicht ..."
wenn er der Anſicht iſt, daß er die Wirtſchaft
mit weniger Zeit und Geldaufwand viel beſſer
führen würde . . ."
wenn er behauptet, daß zum Ausgehen er ſtets
fertig ſei, während ſie immer, auf ſich warten
laſſe ..."
wenn er ihr ſagt, daß ſie kein einziges Kleid
habe, das ihr wirklich gut ſtehe
wenn er ſich wundert, wieſo ihre Freundin
Lotte, die den Haushalt nur mit einem kleinen
Hausmädchen führt, immer gut und hübſch
aus=
ſehe . . ."
wenn er von dem Aelteſten, der eine ſchlechte
Zenſur aus der Schule gebracht hat, oder
ſonſt=
wie zu Klagen Veranlaſſung gab, als von „
dei=
nem Sohn” ſpricht.
wenn er erklärt, daß jeder Mann das
Gegen=
teil von „ſeinem Typ” heirate und ſie, die klein
und dunkelbraun iſt, genau weiß, daß er im
Grunde die Großen, Blonden bewundert . . .
wenn er ſich ärgert, daß ihre Naſe glänzt,
und es doch um keinen Preis mag, daß ſie ſich
die Naſe pudert ..
wenn er an einer anderen Frau das ſchöne
Kleid bewundert, und dennoch innerlich ſehr
zufrieden iſt, daß ſie keine eitle Putzpuppe iſt.. .
wenn er an ihrer Kindererziehung viel
aus=
zuſetzen hat und nichts davon hören mag, daß
ſie in ſeiner Abweſenheit ſehr ungezogen
waren . . .
wenn er den Hochzeitstag vergißt, oder den
Tag, an dem ſie ſich kennen gelernt haben, oder
ihn gar mit einem anderen Tag verwechſelt.
Schü.
fällig angeboten ſein, daß wir es mehr genieß/
als jene ihren Leckerbiſſen. Und es iſt keine
wegs reine Geldbeutelangelegenheit, einen Ti
geſchmackvoll herzurichten; denn unſchönes E
ſchirr wird uns auch nicht geſchenkt, und en
formſchönes Service kommt uns keineswes
teurer zu ſtehen.
Die Werkkunſt hat ſich gerade mit dem Tid
beſonders befaßt. Und unter ihren Händen
ſo viel Schönes, Erfreuliches entſtanden, Taſſſ
an!
und Teller, Schüſſeln und Platten, Gläſer uf
B (
Kannen vom einfachſten gebrannten Ton bis
den wertvollſten Stücken hinauf. Zweckdienlit
Neu
keit und Formenſchönheit ohne überflüſſ!
Schnörkelei und doch das Auge erfreuend du
Farbe und Linie, fein geziert, wird ſelbſt dr
einfachſte Stück dem Tiſch zu immer wieder F/
frappierendem Schmuck.
Der Zug nach dem farbigen Tiſch, der me ½ Verba
dem zartfarbigen Teegedeck begonnen und au 13 im A
das Tiſchtuch ſchon übergriff, hat nun auch fan
biges Geſchirr gezeitigt. In Steingut, 9
Fayence, auch Porzellan, zeigt man ein en
zückendes Geſchirr, ganz unverziert, in zartrod
hellblau, maisgelb, in Linde, ganz ſchlicht un
glatt, von guter, kräftiger Form, flache Kug!
taſſen, bauchige Kannen, hübſch geformte Pk.0
ten und Schüſſeln und alles von ſpiegelndel
Glaſur überzogen. Wunderſchön ſieht das au
auf einem paſſenden Tiſchtuch mit etwas e9
ſchattierter Inkruſtation, zartroſa zu grün,
blau und umgekehrt, blau zu Linde, und wei
dann auch noch eine Lampe dazu paßt, der F
zum Geſchirr, der Schirm zum Gedeck .....
„Abhärtung‟
von haushaltsgegenſtänden.
Gläſer werden abgehärtet und gegen El
der Eiſch, des hauſes Mitte.
Mag der Tag die Menſchen noch ſo ſehr in
alle Winde ſtreuen, die Stätten ihrer
Wirkſam=
keit noch ſo weit ſie auseinanderführen — die
Tiſchzeit ſammelt die, die zueinander gehören,
eint die Familie zu erholendem und möglichſt
frohem Beieinanderſein. Und je ernſter das
Leben uns packt, je ſtrenger die Pflichten ſind,
die es uns auferlegt, um ſo mehr bedürfen wir
dieſer Erholungsſtunde bei Tiſch, die heute —
man kann wohl ſagen für den größten Teil der
Menſchen die einzige Ruhepauſe bedeutet. Nach
der Mahlzeit, ſei es mittags oder abends, wer
gönnt ſich da noch viel die Sieſta? Sind wir
von ſtrammen Pflichten dann befreit, ſo ſind wir
glücklich, noch eine Stunde für uns zu haben,
d. h. ein wenig Zeit zur Lektüre, der
Aufarbei=
tung unſeres eigenen Ich. Verbringen wir jedoch
ein Abendſtündchen mit lieben Freunden, ſo iſt
es wieder der Tiſch, um den wir uns gruppieren.
Ein wenig Obſt, eine Taſſe Tee, ein Schälchen
Mokka, ein Glas Wein — was es auch ſei, es
ſteht auf einem kleinen runden Tiſch und ſoll
uns ſtimmungbringend dargereicht werden.
Solche Zeiteinteilung aber verlangt von jeder
Frau, daß ſie der großen Notwendigkeit jeder
Ruheſtunde ſich bewußt den Ihren die Mahlzeit
mit allen Mitteln zu einer ſolchen zu geſtalten
ſucht. Und dazu gehört vor allem die
wohlüber=
legte Bereitung des Tiſches. Da gibt es
Men=
ſchen, die einen Gänſebraten ſo unſchön ſervieren
und ſo gedankenlos, daß er zu nichts anderem
als zu einer ſättigenden Angelegenheit herab=
flüſſe von Hitze faſt unempfindlich, wenn ju
ſie vor dem Gebrauch in einen großen Topf 2u
kaltem Waſſer auf den Herd und bei klein
Flamme langſam zum Kochen bringt. Das A‟
ſer muß dann langſam abkühlen.
Emailletöpfe bleiben unverwundbiA
wenn ſie nach dem Einkauf bis zum Rande /
füllt, auf die heiße Flamme geſtellt und mit O
Waſſer, dem ein Stück Soda beigefügt iſt, kock)”
Dann laſſe man ſie wieder langſam abkühlen.
Teppiche behalten Farbe und Feſtigkil
wenn man ſie jede Woche einmal mit heiß=
Waſſer und einem Zuſatz von Terpentin bür)e
Sie dürfen nur auf der linken Seite geklo)
werden und nicht zu häufig.
Badeſchwämme bleiben gebrauchsfäl
und verfilzen nie, wenn man ſie vor dem 0
brauch in kaltem Waſſer auswäſcht, dem m.
eine Taſſe Eſſig beigefügt hat. Das Verfah
iſt jede Woche einmal zu wiederholen.
Silberbeſtecke bleiben blank, wenn n‟
ſie in einer Aluminiumſchüſſel wäſcht und ſo n
nach dem Waſchen mit weißen Lappen trock 1en
Der Anſtrich des Fußbodens verl 10
weder Farbe noch Glanz, wenn er nicht gef ”l
ſondern feucht gewiſcht wird, und zwar iſt d2
nur kaltes Waſſer zu verwenden. Das Wach?!
ſichert ihm die Erhaltung der Oelfarbe, mit
er geſtrichen iſt.
Schuhſohlen. und Leder der Schuhe m
den erfolgreich gegen Reißen und Brechen
gehärtet, wenn man ſie jede Woche einmal
Lebertran einfettet. Doch dürfen bei farbeFl
Schuhen nur die Sohlen vorſichtig eingeſe
Schrt
werden.
Mittwoch, 21. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Schnmann=Theaker Frankfurk a. M.
Voll=Varieté! „Dynamit” das ſenſaiionelle
rama auf einer Luxusjacht wird teils im Film
Sturm auf dem Meer, Haifiſchjagd uſw.) gezeigt,
ils auf der Bühne flott geſpielt. Akrobatik bie=
In Betz u. Co. mit ausgezeichneter Präziſion.
benſo, doch nicht ſo atemraubend, dafür nach dem
ſotto „Kraft und Humor am laufenden Band”
Ind die Arbeiten der beiden Burleys gelungen
hen muſikaliſchen Teil beſtreitet neben dem
Schu=
ann=Orcheſter ein Muſikclowntrio. Alte, gern
ge=
hene Bekannte, die vorzüglichen Tänzertrio:
ſrneſt, Yvonne und Vilma (originell der Tanz
Zeitlupe‟). Eine Viertelſtunde unterhielt uns
it köſtlichem Humor und Witz Peter Piet, als er
e ſeiner Schauſpielertätigkeit, ſeinen Beſuchen
* Oper, ſeinen Erlebniſſen als Mieter und
an=
res mehr erzählte.
Auch der Sport
wird „Kraft durch Freude” geben.
Pg. Neukirch
urde als Stellvertreter des Reichsſportführers
Ddie große Organiſation „Kraft durch Freude‟
ekuufen, um eine enge Verbindung zwiſchen dem
Ort und der im Aufbau begriffenen Feierabend=
Organiſation zu ſchaffen.
Reich und Ausland.
Tagung der NS.-Gemeinſchaft
„Kraft durch Freude‟
Frankfurt a. M. Die NS.=Gemeinſchaft
Sraft durch Freude”, die dazu berufen iſt, die
fseizeit aller ſchaffenden Deutſchen zu geſtalten,
ut durch eine Großtagung aller Mitarbeiter, die
m 17. und 18. d. M. ſtattfand, einen kräftigen
Anftrieb erhalten. Landesobmann Pg. Willi Becker
nutte alle Kreisbetriebszellenobmänner,
Kreis=
yrrte und Gaureferenten „Kraft durch Freude‟
yſammenberufen, und auch der Amtsleiter des
ärlturamtes der KdF., Vizepräſident der
Reicho=
u turkammer Pg. Hans Weidemann=Berlin, war
chienen. Den Auftakt bildete ein Standkonzerr
ur Adler=Werkskapelle auf dem Römerberg. zu
am ſich Hunderte von Volksgenoſſen eingefunden
urten. Hieran ſchloß ſich eine Beſichtigung der
Urſtadt mit ihren hiſtoriſchen Reiſttümern. Um
530 Uhr begann die Arbeitstagung im „Haus
er Arbeit” in der Bürgerſtraße. Die
Gaureferen=
ſer erſtatteten Bericht über das bisher Geleiſtete
uup über die Pläne in ihrem Arbeitsbereich. Pg.
Wambach ſprach über „Reiſen, Wandern und
Ur=
arb”, Pg. David Müller über den ganz neuen
Gdanken „Schönheit der Arbeit”, Pg. Demmer
iher „Ausbildung und Erziehung‟. Dann ergriff
B. Weidemann das Wort zu grundſätzlichen
ursführungen. Dabei drückte er auch ſeine
Be=
tedigung über die bereits erzielten Ertolge aus.
Zum Schluß ſprach Landesobmann Pg. Willi
ßicker nochmals ausführlich über den geſamten
ſragenkomplex. Ein gemeinſam eingenommenes
lhendeſſen, an dem auch der Oberbürgermeiſter
g. Dr. Krebs teilnahm,v ereinigte nochmals die
eilnehmer. Im Anſchluß an das Eſſen erfolgte
in Beſuch von Bad Homburg, wo die Teilnehmer
zit einem gut gelungenen Schubert=Abend,
aus=
eführt durch das NSBO.=Landes=
Sinfonieorche=
e, überraſcht wurden.
Die Sonntagsveranſtaltungen wurden durch
men gemeinſamen Beſuch der Kunſtausſtellung
m Frankfurter Künſtler im Rahmen der NS. „Kraft durch Freude” in der
Jung=
ofſtraße eingeleitet. Gleichzeitig fand auf dem
ſoetheplatz ein Doppelkonzert der Muſikzüge der
aubetriebszellenabteilung und der Straßenbahner
at. Am Nachmittag wurden die Taunusorte Bad
omnburg, Königſtein, Kronberg und Eppſtein
uchfahren. Dabei bekamen die Gäſte einen tiefen
inblick in die Schönheiten unſeres
Heimatge=
rges. Der Abſchluß der Tagung wurde am
Sonn=
ig abend im Saalbau gefeiert. Pg. Cornelius
itte mit ſeinem ausgezeichneten Sinfonieorcheſter
ir eine ausgiebige Unterhaltung der Gäſte
ge=
rgt. Auch Gauleiter Sprenger war
erfreulicher=
eiſe zu dieſer Abſchlußfeier erſchienen. Dieſe
Zu=
mmenkunft, die auf die Teilnehmer den beſten
ſindruck gemacht hat, wird wohl viel dazu
bei=
agen, daß auch innerhalb der einzelnen Kreiſe
e Geſtaltung des Feierabends lebendig betrieben
wd. erhalten wird.
Ein „Werner=Benmelburg=Cager”
am Maln.
Frankfurt a. M. Der Führer des
Arbeits=
zues 28 (Franken), in deſſen Lagern Rothenfels,
ohr. Neubrunn ſich der Dichter und Intendant
s Südweſtfunks Werner Beumelburg im
Auf=
ag des Reichspropagandaminiſteriums und der
eichsleitung des Deutſchen Arbeitsdienſtes zum
tudium des Arbeitsdienſtes nahezu eine Woche
uſhielt, hat den Dichter in den Ehrenvorſtand
)s Verbandes der „Förderer der
Arbeitsdienſt=
ger im Arbeitsgau 28” berufen und gleichzeitig
ſtimmt, daß das auf Burg Rothenfels am Main
legene Arbeitsdienſtlager fortan den Namen
Verner=Beumelburg=Lager” trägt.
Nr. 51 — Seite 11
Unglückskag.
Bildtelegramm von der Spuren=Suche auf dem Unglücksfelſen bei Marches les dames,
wo der Monarch ſein tragiſches Ende fand.
Exploſions=Unglück
in Hannover.
Die Trümmer des Wohnhauſes.
das durch eine Gasexploſion
völ=
lig zerſtört wurde. Neun
Per=
ſonen wurden zum Teil ſchwer
verletzt.
Das Abzeichen
der Leipziger Frühjahrsmeſſe 1934.
Dieſes Abzeichen zuſammen mit der Ausweiskarte
berechtigt die Teilnehmer der Leipziger
Früh=
jahrsmeſſe 1934, die am 4. März feierlich eröffnet
wird, zum Beſuch der Stände.
Schukzhaft für einen unſozialen Menſchen
Uſingen. Gelegentlich der Roſettenſammlung
des WHW. kam es in Obernhain zu einem
be=
dauerlichen Zwiſchenfall. Der in guten
Verhält=
niſſen lebende Landwirt Auguſt Schollenberger
zeigte dem Sammler eine kalte Schulter und lehnte
die Abnahme einer Roſette ab. Als daraufhin
ſeine Tochter das Abzeichen kaufen wollte, geriet
Schollenberger in Wut und ging gewaltſam gegen
den Sammler vor, den er ſchließlich aus ſeinem
Haus drängte. Unter den Einwohnern des Ortes
entſtand wegen des rückſichtsloſen Verhaltens
Schollenbergers, der für die Not ſeiner
Volksge=
noſſen kein Verſtändnis zeigte, große Erregung,
ſo daß ſich die zuſtändigen Stellen veranlaßt ſahen,
ihn in Schutzhaft zu nehmen.
28 Kokainſchieber im Bezirk Trier
verhafkei.
Trier. Noch immer dauern die Verhaftungen
in der Trierer Kokainſchieberaffäre an, die
ſeiner=
zeit durch die Feſtnahme von fünf Perſonen
auf=
gedeckt worden iſt. Die Verdachtsmomente werden
gewiſſenhaft von der Trierer Kriminalpolizei
ge=
prüft, die bisher 28 Perſonen verhaftet hat; dieſe
ſtammen zum Teil aus Trier, zum anderen aus
der Eifel und von der Moſel. Letzthin wurden acht
weitere Mitglieder der Bande feſtgeſtellt und nach
Erlaß eines Haftbefehls in das Gefängnis
einge=
liefert. Die Eröffnung des Verfahrens gegen die
Kokainſchieber kann erſt nach dem völligen
Ab=
ſchluß der polizeilichen Ermittlungen, die jede
Woche neue Belaſtungsmomente zutage fördern,
durchgeführt werden.
Generaldirektor Prof. Dr. Bonk
im Gefängnis geſtorben.
Heidelberg. Generaldirektor Prof. Dr.
Heinz Friedrich Bonk, der vor einigen Tagen
we=
gen Deviſenſchiebung und Steuerhinterziehung
dem Heidelberger Amtsgefängnis zugeführt
wor=
den war, iſt dort, wie jetzt mitgeteilt wird, am
vergangenen Samstag an einem Schlaganfall
ge=
ſtorben.
Sich ſelbſt gerichtet nach dem Giftmordverſuch
an der Schwiegertochter.
Minden i. W. Der 57jährige Schmied
Depp=
meier aus Quetzen war wegen Giftmordverſuches
an ſeiner Schwigertochter in das
Amtsgerichtsge=
fängnis von Petershagen eingeliefert worden.
Nachdem er dort auch einen früheren
Giftmord=
anſchlag auf ſeinen Sohn und deſſen Frau
zuge=
geben hatte, erhängte er ſich in ſeiner Zelle.
Depp=
meier war ſeit Jahren mit den jungen Leuten
ver=
feindet.
Raubüberfall auf einen Steuereinnehmer.
Paris. In Marſeille wurde Dienstag früh
ein Steuereinnehmer in ſeinem Automobil von
acht Räubern überfallen. Die Banditen hielten
den Kraftwagen an und zwangen den Steuerein= der zur Zeit mit einer Segelflug=Expedition in
nehmer unter Vorhaltung von Revolvern, ihnen
zwei Säcke auszuliefern, von denen der eine 180000
Franken enthielt. Die Räuber entkamen mit ihrer
Beute.
Rieſige Kapitalverſchiebung
rechkzeitig verhindert.
Düſſeldorf. Der Düſſeldorfer
Zollfahn=
dungsſtelle gelang es, eine große
Kapitalverſchie=
bung — es handelte ſich um einige hunderttauſend
Mark — rechtzeitig zu verhindern. Der Bankier
und Warenhausbeſitzer Luſtig aus Neuſtadt a. d.
Saale, der ins Ausland geflüchtet iſt, hat mit
größter Geriſſenheit verſucht, den Erlös aus ſeinen
Effekten und Immobilien aus Deutſchland
her=
auszuziehen und ins Ausland zu verſchieben. Nach
mühevoller Arbeit konnte die hieſige
Zollfahn=
dungsſtelle die Einzelheiten der geplanten
Kapi=
talverſchiebung aufdecken und die Ausführung der
Tat verhindern. Leider konnten die Mithelfer des
Luſtig, die Pferdehändler Grünbaum, Frankfurt,
und Bongartz, Weſel, über die holländiſche Grenze
entkommen.
Eine fette Beute.
Vorbach. Steuerbeamte hielten hier einen
Lieferwagen an, der nicht weniger als 748 Kilo,
ausländiſchen Tabak und Zigaretten geladen hatte,!
die über die Grenze geſchmuggelt werden ſollten.”
Der Führer des Kraftwagens behauptete, von dem
Inhalt des Wagens keine Ahnung gehabt zu
haben. Der Lieferwagen, der einem in Metz
woh=
nenden Gay Gilbert gehörte, wurde beſchlagnahmt,
außerdem natürlich die Ladung, die einen Wert
von 10 000 Franken darſtellt.
Helbſtmord
eines deutſch=amerikaniſchen Brauers.
Der Präſident der Firma Anheuſer=Buſch Inc.,
des größten Brauereiunternehmens der
Vereinig=
ten Staaten, Auguſt A. Buſch, hat ſich im Alter
von 68 Jahren in ſeinem Landhaus Grants Farm
bei St. Louis erſchoſſen, da ſein
Geſundheitszu=
ſtand ſeit langem zu wünſchen übrig ließ. Auguſt
Buſch war der Sohn des im Jahre 1857 aus Mainz
ausgewanderten Brauers Adolf Buſch, der ſich in
den Staaten mit der Tochter eines
Brauereibe=
ſitzers in St. Louis, Lily Anheuſer, vermählte und
den größten Brauereibetrieb Amerikas aufbaute.
Das Unternehmen überſtand den Weltkrieg und
ſogar die Prohibition und hat heute, nachdem es
bei der Wiederaufnahme der Bierbrauerei 7,5
Millionen Dollar für die Moderniſierung der
An=
lagen ausgegeben hatte, einen Auftragsbeſtand,
der ſeine Produktionsmöglichkeiten weit überſteigt.
Der Verſtorbene hatte ſich ſeit vielen Jahren
da=
für eingeſetzt, die amerikaniſchen „Salvons” und
„Speakeaſies” durch Biergärten nach deutſchem
Muſter zu erſetzen.
Schweres Eiſenbahnunglück in Spanien.
Paris. Wie Havas aus Sevilla berichtet, iſt
am Dienstag früh bei Villanueva de ja Reina in
der Provinz Cordoba ein Sonderzug, in dem ſich
1900 Zuſchauer der am Sonntag in Madrid
ver=
anſtalteten Fußballwettſpiele auf der Heimreiſe
befanden, mit dem D=Zug Madrid—Sevilla
zu=
ſammengeſtoßen. Nach den erſten Meldungen ſoll
die Zahl der Toten fünf, die der Verletzten 100
betragen. Man befürchtet aber, daß ſich die Zahl
der Opfer noch erhöhen wird.
88 Toke bei einem Wirbelſturm.
Paris. Nach einer Mitteilung des
Kolonial=
miniſteriums wurde die Stadt Morondava auf
Madagaskar am 10. Februar von einem heftigen
Wirbelſturm heimgeſucht. Viele öffentliche und
private Gebäude ſind ſtark beſchädigt worden.
Gleichzeitig wurden durch eine Springflut
meh=
rere Brücken fortgeriſſen und große Verheerungen
in den Pflanzungen angerichtet. Insgeſamt ſind
88 Eingeborene ums Leben gekommen.
Zehn Frauen bei lebendigem Leibe verbrannt.
Brookville (Penſylvanien). In einem
Feierabendheim, das für die Angehörigen von
früheren Kriegsteilnehmern errichtet worden war,
brach ein Brand aus, der mit raſender
Schnellig=
keit um ſich griff. Sämtliche Löſchverſuche
ſcheiter=
ten, da die Hydranten infolge der Kälte
einge=
froren waren. Zehn Frauen, Angehörige von
Kriegsteilnehmern, ſind bei lebendigem Leibe
ver=
brannt.
Deutſcher ſtellt in Braſilien
neuen Segelflugrekord auf.
Der deutſche Segelflieger Heinz Dittmar,
Rio de Janeiro weilt, ſtellte dort einen neuen
Höhen=Weltrekord für Segelflugzeuge auf. Er
er=
reichte eine Höhe von 3850 Meter über dem
Erd=
hoden.
Sefte 12 — Nr. 51
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 21. Februar 1934
Souh Sater Tti Sebiene
Talenkenſuche in SA. S5 und HJ.
Beachtenswerte Hinweiſe für die Maßnahmen, die vom
deut=
ſchen Sport zu ergreifen ſind, um eine möglichſt ſtarke Mannſchaft
für die Olympiſchen Spiele 1936 herauszubringen, macht der
be=
kannte deutſche Hochſpringer und Zehnkämpfer W. Ladewig im
„Völk. Beobachter”. Ladewig regt an:
1. Die Suche nach dem „Unbekannten Sportler” muß in der
SA. anfangen. Der weitaus größte Teil aller jungen Männer,
vor allem der leiſtungsfähige Teil, iſt in der SA. organiſiert. In
den Stürmen wird mindeſtens einmal in der Woche geturnt. Es
wird ſich bald herausſtellen, wer von den Leuten auf irgendeinem
ſportlichen Gebiete etwas leiſtet. Der Sportreferent meldet ſie dem
Sturmführer und dieſer überweiſt ſie auf ein halbes Jahr einem
anerkannten Sportverein, falls der Betreffende nicht ſchon einem
Verein angehört. Nach Ablauf dieſer Zeit wird über den Mann
ein Gutachten angefertigt, aus dem zu erſehen iſt, ob ein weiteres
Training mit dem Ziel des Olympias angebracht erſcheint. Die
Leute haben während der Trainingszeit an den Sturmappellen
teilzunehmen, von jedem anderen Dienſt ſind ſie aber befreit.
2. Die Sportfeindlichkeit, die man heute noch vielfach in der
SA. und der SS. trifft, muß beſeitigt werden. Viele
Sturmfüh=
rer haben heute noch eine völlig falſche Auffaſſung von einer
ſportlichen Spitzenleiſtung. Vielfach iſt es Gedankenloſigkeit,
mei=
ſtens eine abſolute — Unkenntnis, die ſolche ſportfeindliche
Ein=
ſtellung hervorbringt. Der Sport als Mittel zur Pflege eines
ge=
ſunden, leiſtungsfähigen Körpers iſt heute allgemein anerkannt.
Eine „planmäßige Belehrung der SA. und SS. über Sinn und
Zweck der Olympiſchen Spiele” wäre deshalb angebracht.
3. Die Vereinigung der Sportjugend mit der HJ. muß ſo
ſchnell wie möglich erfolgen. Das letzte Olympia hat gezeigt, daß
auch ganz junge Menſchen Olympiaſieger werden können. Wir
müſſen alſo auch die älteren Jahrgänge der H. J. genau ſo für die
Olympiavorbereitung erfaſſen wie die SA. bzw. SS. Die
Rege=
lung könnte ganz ähnlich erfolgen. Wenn eine befriedigende
Lö=
ſung der Frage HJ. — Sportjugend nicht bald gefunden wird, iſt
zu fürchten, daß der beſte Teil der deutſchen Jugend den
Olym=
piſchen Spielen verloren geht.
4. Auf allen Schulen trifft man Könner, findet man Talente
auf den verſchiedenſten Gebieten. Sie ſind nicht immer irgendwo
organiſiert. Nach meiner Erfahrung hat man für dieſe Jugend
bisher überhaupt noch nichts getan. Dieſe Schüler ſollte man von
oben her veranlaſſen, in einem anerkannten Verein zu trainieren,
weil die Uebungsgelegenheiten der Schulen meiſtens ungenügend
ſind und die Schule nicht Zeit für ein ſportgerechtes Training hat.
5. Dieſe Ausführungen legen das Schwergewicht der Olympia=
Vorbereitungen in die Vereine. Nicht aus vereinsmeierlichen
Gründen. In den Vereinen iſt das ſportliche Wiſſen und die
ſport=
liche Erfahrung aufgeſpeichert. Sie ſind die Keimzelle, in der ſich
das ſportliche Talent bildet und müſſen in jeder Hinſicht ideell
und finanziell unterſtützt werden. Sie ſollen ſich dafür eine ſcharfe
Kontrolle des Reichsſportführers gefallen laſſen.
Ringen im Gau Südweft.
Kraſtſportverein Neu=Iſenburg — Sportklub Eiche 01 Hanau 8:9.
Turngemeinde Dieburg — Athl.=Club Mainz=Weiſenau 15:3.
Im Bezirk Frankfurt waren am Schluſſe der Kämpfe KSV.
Neu=Iſenburg und Sportklub Eiche 01 Hanau punktgleich an der
Spitze Beide trugen zur Ermittlung des
Gaumeiſterſchaftsanwär=
ters einen Stichkampf in Eckenheim, als neutraler Ort, aus Wie
es bei ſolchen Begegnungen üblich iſt, traten beide in ſtärkſter
Aufſtellung an und hatten eine große Anzahl Schlachtenbummler
als Begleiter mitgebracht, die ſich nicht immer ganz einwandfrei
verhielten, was auch verſchiedene Saalverweiſe zur Folge hatte.
Leider mußte auch ein Ringer von Neu=Iſenburg im letzten Kampf
wegen Unſportlichkeit beim Kampf disqualifiziert werden. Daß
ein Kampfleiter bei ſolchen Begegnungen keinen guten Stand hat,
ſei nur nebenbei bemerkt. Das Ergebnis dieſer Entſcheidung
lautete 9:8 für Hanau, wieder ein Beweis der beiderſeitigen
Stärke.
Es tritt ſomit am kommenden Son tag Eiche 01
Ha=
nau in Mainz als Gegner von Athl.=Sportvereinigung 88 Mainz,
dem Bezirkserſten des Bezirks Darmſtadt=Mainz, an. — Drei
Un=
entſchieden, ein Punktſieg, zwei Schulterſiege und die vorgenannte
Disqualifikation ergab dieſes harte Treffen.
Recht einſeitig war der letzte Kampf als Nachbutgefecht im
Bezirk Darmſtadt=Mainz zwiſchen Turngemeinde Dieburg und
Athl.=Club Mainz=Weiſenau, das mit 15:3 für Dieburg endete.
Weiſenau ſiegte im Mittel durch Kauth nach Punkten und im
Schwergewicht konnte Haag durch unentſchieden gegen Bopp einen
Punkt erringen. Wick, Ohl, Benzel und Dotter ſiegten durch
Schulterfälle und Wick O. nach Punkten für Dieburg. Dieſes
Tref=
fen verlief bei gutem Beſuch fair.
Als erſten Kampf nach den Serienkämpfen trug Stemm= und
Ringklub Lampertheim einen Freundſchaftskampf zugunſten der
Winterhilfe gegen Eiche Sandhofen aus, der neben einem
ausge=
zeichneten Rahmenprogramm ſehr ſchönen Sport zeigte. Das
ge=
räumige Lokal hatte einen guten Beſuch aufzuweiſen. Neben dem
Geſangverein, der durch klangſchön zu Gehör gebrachte Chöre den
Abend verherrlichen half, ſei die dreiköpfige Artiſtengruppe
be=
ſonders erwähnt. In dem Ringkampf blieb Sandhofen mit 14:6
Sieger. Einen Ueberraſchungsſieg brachte Bade Sandhofen über
Kettler zuſtande, als letzterer ſchon haushoch in Führung lag. Die
übrigen Siege entſprachen den Leiſtungen.
Der „Kilometer lancé” das bekannte Schweizer
Ge=
ſchwindigkeitsrennen auf Skiern, wurde am Montag in St.
Moritz ausgetragen. Angeſichts der verſchiedenartigen Ausrüſtung
der Teilnehmer wurden zwei Klaſſen eingeteilt. In der Klaſſe
der Teilnehmer mit Spezialausrüſtung ſiegte der Oeſterreicher
Gaſperl der für die 100 Meter eine Durchſchnittsgeſchwindigkeit
von 129.263 Stdkm. erreichte. Der Sieger der Klaſſe 2, der
Schweizer Vullier, kam auf 125,546 Stdkm.
In Solleftea, dem Schauplatz der Haupt=Fis=Rennen,
iſt in der Nacht zum Dienstag ſtarker Schneefall eingetreten, ſo
daß alle Vorbedingungen für eine einwandfreie Durchführung der
Wettbewerbe vorhanden ſind. Die Veranſtaltung wurde am
Dienstag nachmittag feierlich eröffnet. Der 18=Kilometer=
Lang=
lauf am Mittwoch wird in dem 30 Kilometer entfernten kleinen
Ort Granige ausgetragen. Am Start werden ſich 180 Teilnehmer
aus allen Ländern der Welt einfinden. Die deutſche Mannſchaft
iſt in kleinen Bauernhäuſern ausgezeichnet untergebracht und
be=
findet ſich in beſter Stimmung.
der Sporigroſchenl.
Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten hat jetzt über die
Verwendungszwecke des „Sportgroſchens”, der einen werivollen
Beſtandteil der im Herbſt errichteten Stiftung „Hilfsfonds für
den deutſchen Sport” bildet, herausgegeben. Die eingenommenen
Gelder dienen in erſter Linie der Olympiavorbereitung, aber
gleichzeitig ſollen ſie auch den Grundſtock, zu einer Hilfskaſſe für
etwaige Unfälle und Not bilden. Für den Sportgroſchen, der bei
allen Veranſtaltungen der Turn= und Sportvereine als Zuſchlag
zum Eintrittsgeld in Höhe von 5, 10 und 20 Pfennig, je nach der
Höhe des Kartenpreiſes, erhoben wird, erhält der Spender eine
Quittung, die gleichzeitig als Gutſchein für den Eintauſch der
amtlichen Sportſammelbilder gilt. Dieſe Sportbilder, die als
bild=
liche Ergänzung zum Text der drei großen Sammelwerke „
Natio=
nalpolitiſche Erziehungsarbeit im neuen deutſchen Reich”. „
Lei=
beserziehung im Altertum und Mittelalter” und „Die Geſchichte
der Leibesübungen in Deutſchland” gedacht ſind, werden in Reihen
zu 25 Stück herausgebracht und müſſen dann von den Sammlern
an den vorgezeichneten Stellen in die drei Bände eingeklebt
wer=
den. Jeder Band des Werkes „Sport, Turnen und Staat” wird
250 Bilder aufweiſen. Damit aber noch nicht genug, mit dem
Er=
werb der Bilder iſt gleichzeitig eine Sparkaſſe verbunden, 40
Pro=
zent des für die Bilder gezahlten Betrages werden gegen
Rück=
gabe der Kontrollſtreifen=Marken zurückerſtattet. Der
Reichsſport=
führer wurde bei dieſer Anordnung von dem Gedanken geleitet,
denjenigen Volksgenoſſen, die auf dieſe Weiſe ihr Intereſſe an der
deutſchen Turn= und Sportbewegung tätig gezeigt haben, den
Be=
ſuch der Olympiſchen Spiele zu erleichtern. Die Einrichtung des
Sportgroſchens ſollte ſich alſo für alle Beteiligten zum Vorteil
auswirken, einmal wird dem deutſchen Sport geholfen, und als
Gegenleiſtung erhält der ſportlich intereſſierte Zuſchauer neben
dem wertvollen Nachſchlage= und Bildwerk noch die Gelegenheit
zur Anlage einer Olympiaſparkaſſe zu ſeinen Gunſten, die eine
Höhe von 30 Mark erreicht, wenn der Sammler ſämtliche 750
er=
ſcheinenden Bilder erworben hat.
Tabellen=Geflüſter
aus den ſüd- und ſüdweſtdeutſchen Fußbal=Gauen.
Der vergangene Sonntag brachte nunmehr ſchon einem
zwei=
ten Verein das endgültige Verhängnis: Der SC. Freiburg erlitt
in Mühlburg eine weitere Niederlage und muß abſteigen. Neben
Germania Kaſſel nun alſo ſchon der zweite Kandidat.
Bemer=
kenswert in beiden Fällen iſt, daß es ſowohl den Freiburgern
als auch den Kaſſelern während der ganzen vergangenen
Spiel=
zeit nicht gelungen iſt. über den letzten Platz hinauszukommen.
Ein Meiſter wurde dagegen auch diesmal noch nicht geboren.
Boruſſia Fulda hätte zwar dazu die beſten Ausſichten gehabt, ſie
konnte ſie aber nicht ausnützen, da ſich der VfB. Friedberg in
ſeinem Kampf gegen die Boruſſen als ſtärker erwies. Die
Nie=
derlage der Boruſſen war aber nicht die einzige Ueberraſchung
dieſes ereignisreichen Sonntags. Das Verſagen der Offenbacher
Kickers, der Frankfurter Eintracht des Mühlheimer SV., des
SV. Waldhof und von Weſtmark Trier, die ſämtlich als
Favo=
riten geſtartet waren und Punktverluſte erlitten, kam genau ſo
überraſchend. Trotzdem vollzog ſich ein Führungswechſel nur im
Gau Baden, wo der VfR. Mannheim den SV. Waldhof
über=
flügelte.
Als Meiſterſchaftsanwärter ſind
anzuſpre=
chen: Im Gau Südweſt der Tabellenführer Offenbacher Kickers
mit 23:11 Punkten, Wormatia Worms mit 21:11 und FK.
Pir=
maſens mit 21:13 Punkten; im Gau Baden der Tabellenerſte
VfR. Mannheim mit 19:11, SV. Waldhof mit 17:9 und
Frei=
burger FC. mit 16:10 Punkten; im Gau Württemberg Union
Böckingen als Spitzenreiter mit 20:8. Stuttgarter Kickers mit
19:9 und VfB. Stuttgart mit 18:10 Punkten; im Gau Bayern
1860 München mit 26:38, 1. FC. Nürnberg mit 25:9 und vielleicht
noch FC. Schweinfurt 05 mit 24:12 Punkten; im Gau
Nord=
heſſen Boruſſia Fulda mit 23:7 und SC. Kaſſel mit 22:10
Punk=
ten, und im Gau Mittelrhein die beiden Tabellenerſten
Mülhei=
mer SV. und Köln=Sülz mit je 22:10, VfR. Köln mit 21:11 und
Eintracht Trier mit 20:12 Punkten.
Bereits dem Abſtieg verfallen ſind. Hermannia
Kaſſel und Sport=Club Freiburg.
In ſchwerer Abſtiegsgefahr befinden ſich noch:
Al./Ol. Worms mit 9:21, Sportfreunde Saarbrücken mit 13:25,
Phönix Ludwigshafen mit 16:20 und Boruſſia Neunkirchen mit
16:18 Punkten (Gau Südweſt); FC. Pforzheim mit 12:14. VfL.
Neckarau mit 13:17 und Karlsruher FV. mit 14:16 Punkten
(Baden); VfR. Heilbronn mit 8:19. FC. Birkenfeld mit 11:17,
SC. Stuttgart mit 10:16 und SSV. Ulm mit 12:16 Punkten
(Württemberg); FC. München mit 9:23, Würzburg 04 mit 11:25,
FC. Bayreuth mit 12:22 Jahn Regensburg mit 13:21. ASV.
Nürnberg und Wacker München mit je 14:20 Punkten (Bayern);
Kurheſſen Marburg mit 9:23 und Sport Kaſſel mit 9:21
Punk=
ten (Nordheſſen); Fortung Kottenheim mit 6:26, Rhenania Köln
mit 9:25 und FV. Neuendorf mit 10:22 Punkten (Mittelrhein).
Nicht mehr als zwei Niederlagen haben nur noch
1860 München und Kickers Offenbach aufzuweiſen da Boruſſia
Fulda, SV. Waldhof und Mülheimer SV. diesmal zum dritten
Male geſchlagen wurden.
Ein gutes Torverhältnis beſitzen: Weſtmark Trier
53:28, Boruſſia Fulda 51:23, Mülheimer SV. 40:17, Köln=Sülz
47:25, FK. Pirmaſens 52:26. Union Böckingen 41:19, 1860
Mün=
chen 38:13 und VfR. Mannheim 35:18.
Ein ſchlechtes Torverhältnis haben: Fortuna
Kottenheim 22:58 Hermannia Kaſſel 26:55. Kurheſſen Marburg
31:56. Sport Kaſſel 35:57, SC. Freiburg 19:46, Würzburg 04
20:41 und FV. Neuendorf 30:46.
FV. Gräfenhauſen—TSV. Meſſel.
Zum 1. Spiel der Rückrunde muß Meſſel am kommenden
Sonntag mit zwei Mannſchaften nach Gräfenhauſen. Das
Vor=
ſpiel wurde von der 1. Mannſchaft 3:1 und der zweiten 5:1
ge=
wonnen. Ob eine Wiederholung dieſer Reſultate möglich iſt,
er=
ſcheint ſehr fraglich, zumal Meſſel in den beiden letzten Spielen
nicht überzeugen konnte. Die Abfahrt erfolgt um 11 Uhr am
Vereinslokal mit Omnibus. Anhänger haben Gelegenheit, die
Mannſchaft zu begleiten, müſſen ſich jedoch vorher bei Gaſtwirt
Heberer einzeichnen, da nur wenige Plätze zur Verfügung ſtehen
und evtl. für weitere Fahrgelegenheit geſorgt werden muß.
Reichsbahn Darmſtadt — TSG. Erzhauſen 3:2 (0:1).
Nach ſiebenwöchiger Pauſe trat Reichsbahn erſtmals wieder
auf den Plan und war infolgedeſſen kaum wieder zu erkennen.
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Ganz beſonders im Sturm herrſchte eine unbeſchreibliche
Zer=
riſſenheit, während Läuferreihe und Verteidigung immerhin nosh
einigermaßen gefallen konnten.
Erzhauſen überraſchte ſehr angenehm, denn es ſpielte mit
um=
geheuerem Eifer und beſitzt außerdem eine Anzahl guter
Einzel=
ſpieler. Trotzdem war Reichsbahn zunächſt in der gegneriſchen
Hälfte, konnte aber nichts erzielen. Langſam geſtaltete dann
Ers=
hauſen das Spiel offen und konnte durch groben
Stellungsfehle=
der Verteidigung und des ſonſt recht guten Torwartes der
Reichs=
bahn das Führungstor erzielen. Darmſtadt verſuchte nun mi
Macht den Vorſprung aufzuheben, mußte aber gleich nach der
Pauſe noch ein zweites Tor hinnehmen, nachdem Stromberger au.
der Torlinie ſtehend, einen ſcharfen Strafſtoß durch Köpfler im=
Aus gelenkt hatte. Nun ſtellte man um und nahm Frieß 2. in d5i
Läuferreihe, der dann ſeine Seite vorzüglich hielt. Ganz
allmälb=
lich gewann nun Reichsbahn wieder etwas Boden und erziels
durch Hartmann den erſten Gegentreffer. Es beſtand nun immer
hin die Ausſicht, wenigſtens einen Punkt zu retten, was dann b=ei
einem Gedränge auch Stromberger gelang. Das dritte Tor um)
damit der Sieg war Glücksſache. Ein ſcharfer Schuß Stromberger;
traf die Unterkante der Latte und ſprang hinter dem Torwam
Erzhauſens zur Erde. Ein Unentſchieden wäre eigentlich gerechter
geweſen Hauptſache war aber, daß das Spiel, mit Ausnahme einer
Rauhbeinigkeit von Frenß 2., ſehr anſtändig geführt wurde, waß
auch Herrn Ihrig als Unparteiiſchen die Arbeit erleichterte.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 42. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar ſe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
19. Februar 1934
10. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 282664
2 Gewinne zu 5000 M. 890173
6 Sewinne zu 3000 m. 106698 261719 315473
6 Sewinne zu 2000 M. 122141 298155 386005
16 Gewinne zu 1000 M. 73492 101499 171100 178668 188528 227304
234260 291486
70 Bewinne zu 500 M. 13057 13487 20727 21917 76162 77337
83470 97859 98266 103880 130998 133006 145108 162110 190296
196720 220720 223422 259184 265910 267898 268779 277406 583814
280065 319986 328347 329319 330361 337539 3486 17 366662 363826
373546 399135
364 Gewinne zu 300 M. 951 1492 3099 7042 7430 10180 10708
12933 13024 15088 18274 18638 21536 21644 26908 28760 30877
31995 39600 42869 45320 45449 47028 52688 62767 63060 53251
53727 65186 56162 57324 58621 60070 60891 63491 63686 66223
67905 71442 73293 73316 78820 83263 83827 83864 84198 85762
86266 87911 88650 93584 96586 107172 110946 115195 117398
118322 126036 126658 127632 128211 128486 129317 131606 140564
142659 148045 148063 150386 153576 166051 157119 157924 158039
159658 167392 167786 167882 170541 171413 171507 171733 178124
183347 184261 184803 186296 187626 188427 191156 192299 196426
196707 197906 198328 208682 209030 210075 211661 2131 18 214238
215188 215838 216073 216193 216458 220569 221647 224146 228637 I
228916 233039 241307 246767 248029 255492 255707 256047 258261
260069 262196 262696 262833 262969 263199 263512 265364 270112
272127 276438 278874 281176 288059
189624 291248 292124 296768
297161 297834 300471 301138 302886 304748 308301 310946 312868
314907 320337 322871 323369 328476 329356 330201 330790 332784
334867 336109 338133 346948 346366 349784 351876 352307 355735
356442 360676 363722 369972 378396 379259 382937 383611 384167
392963 393138 393233 393602 393584 393769 396507 397647 398619
10. Ziehungstag
19. Februar 1934
In der heutigen Nachmmagszſehung wurden Gewinne über 150.M,
gezogen
2 Oebinne m 10000 . 37101
2 Oewinne zu 5000 M. 62916
2 Ocwinne uu 3000 M. 366868
6 Oewinne zu 2000 M. 157936 209470 280421
24 Gewinne zu 1000 M. 23050 67603 103781 147954 148040 177685
288348 291072 303612 311713 349324 882734
44 Sewinne m 500 M. 7180 7950 8318 27137 42218 49813 gos00
117622 118523 137684 146966 249023 254842 261081 288709 289278
317054 328518 345826 364962 360281 394730
292 Gewinne z 300 M. 3449 5430 5868 6598 8664 12009 14177
14452 17757 21409 25616 28996 32371 32469 33066 38498 41758
45536 47739 48116 62263 62494 65284 60946 67710 68067 73269
77453 78970 79667 80438 81461 83589 84560 86225 87761 88860
89466 96537 97829 100254 104386 107262 112687 116947 117149
117948 120702 121817 122013 122452 126231 130696 132239 134243
136888 140567 142571 142836 144901 146040 148437 148653 149238
150624 164236 168122 170642 170805 173406 176264 180721 184723
185991 189122 189643 189855 191626 193181 196349 197036 198480
203197 206420 206747 212499 216140 217236 218421 221509 230721
231271 232693 240476 241848 245989 247924 261278 251392 252219
254218 260119 261531 263428 263930 266821 270369 276676 277101
278586 279614 281613 285009 2864 10 290556 290886 302632 306632
314236 317097 317679 321263 326015 328078 329286 332721 340700
344387 348101 352822 365894 357147 357201 357889 363476 372818
372853 374093 380939 38 1437 382989 386168 392632 394686 396252
399742
Nummer 51
Mittwoch, 21. Februar
GeſſNeueſte Nachrichten
Die Leipziger Frühjahrs=Meſſe 1934.
Starke Beſchickung der Meſſe, ein Zeichen des Verkrauens in die Zukunft der deutſchen Volkswirtſchaft.
die meiſe ſcäfft Arbent.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Leipziger Frühjahrsmeſſe 1934, die Reichsminiſter für
lksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels am 4. März
er=
net, wird vorausſichtlich um mehr als 800 Firmen ſtärker
be=
gickt ſein als 1933. Die Geſamtausſtellerzahl hat bereits 7200
ugen 6417 im Vorjahre überſchritten. Es gibt kein beſſeres
Zei=
on dafür, daß die deutſchen Betriebsführer das Vertrauen in die
irene Kraft und in die Zukunft der deutſchen Volkswirtſchaft
pedergewonnen haben.
Die Leipziger Meſſe hat als größte internationale
Muſter=
dau von Fertigwaren und Maſchinen in dieſem Jahre beſondere
Arfgaben zu erfüllen. Mit ihren ſtarken, den In= und
Auslands=
iſſatz fördernden Kräften wird ſie den Auftakt zu der
Frühjahrs=
fenſive gegen die Arbeitsloſigkeit bilden. Sie ſoll die in= und
usländiſchen Einkäufer von dem unterrichten was deutſche
Ar=
bit im erſten Jahre des neuen Reiches geſchaffen hat. Mehr als
1000 Ausländer werden anweſend ſein und die Gaſtfreundſchaft
genießen, die Leipzig ſeit 700 Jahren ſeinen Meſſebeſuchern
ge=
uhrt hat. In den Jahren guten Geſchäfts brachte eine einzige
eipziger Frühjahrsmeſſe dem deutſchen Arbeiter eine
Beſchäfti=
ung von 21,9 Millionen Arbeitstagen. Wieder die gleiche Menge
Aibeit zu ſchaffen, iſt Aufgabe aller an der bevorſtehenden
Früh=
ahrsmeſſe 1934 Beteiligten.
Kohlenförderung des Ruhrgebiekes.
Im Januar 1934 wurden insgeſamt bei 25,71) Arbeitstagen
(39 806 To. Kohlen gefördert gegen 7 059 063 To. bei 23,823)
lbeitstagen im Monat Dezember 1933 und 6 543 030 To. bei
576 Arbeitstagen im Monat Januar 1933.
Arbeitstäglich betrug die Kohlenförderung im Januar 1934
gr 2694) To. gegen 296 3502) To. im Dezember 1933 und 254 000
im Januar 1933.
Die Kokserzeugung des Ruhrgebietes, ſtellte ſich im
ſanuar 1934 auf 1 622 110 To. (täglich 52 326 To.), im Dezember
933 auf 1564 038 To. (50 453 To.) und auf 1443 546 To. (46 566
.) im Januar 1933. Kokereien ſind auch Sonntags in Betrieb.
Die Brikettherſtellung hat im Januar 1934
insge=
uit 360 321 To. betragen (arbeitstäglich 14 020) gegen 339 171
o. (14 2392) im Dezember 1933 und 275 701 To. (10 703 To.) im
ſanuar 1933.
Die Beſtände der Zechen an Kohle, Koks und
Freßkohle (das ſind neben den auf Halde — auch Zechenhäfen
liegenden Mengen noch die in Türmen oder auf dem Löſchplatz
eiindlichen bzw. die bereits in Eiſenbahnwagen oder Kähne
ver=
adenen, aber noch nicht verſandten Brennſtoffe einſchließlich Koks
nd Preßkohle, letztere beide auf Kohle berechnet) ſtellten ſich
inde Januar 1934 auf rund 9,93 Mill. To. gegen 10,18 Mill. To.
inde Dezember 1933. Hierzu kommen noch die Syndikatsläger in
jühe von 949 000 To.
Die Geſamtzahl der angelegten Arbeiter ſtellte
ch Ende Januar 1934 auf 218 247 gegen 217 365 Ende Dezember
93 und 207 390 Ende Januar 1933.
Die Geſamtzahl der Feierſchichten wegen
Ab=
atzmangels belief ſich im Januar 1934 nach vorläufiger
Er=
ſittelung auf rund 472 000. Das entſpricht etwa 2,16
Feierſchich=
erzauf einen Mann der Geſamtbelegſchaft (1,89 im Dez. 1933).
1 Vorläufige Angabe, bei deren Ermittelung der katholiſche
ſiertag als Teil eines Arbeitstages bewertet worden iſt.
2 Berichtigte Zahlen.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Niedrigere Frachtſätze für Brennſtoffe nach dem Sieg=,
Lahn=
ud Dillgebiet. Bekanntlich iſt in der Nachkriegszeit der bei der
Siegerländer Schwereiſeninduſtrie zu beobachtende. Niedergang
roßenteils durch die weit überzogenen Brennſtoff=Frachten
ver=
tnacht worden. Die Reichsbahn hat ſich nunmehr bereit erklärt,
ſie bisher rund 40 Prozent über Vorkriegsſtand liegenden
Fracht=
itze für die Brennſtoffeinfuhr in das Sieg=Lahn=Dill=Gebiet mit
Nrkung ab 20. Februar um 16—18 Prozent zu ſenken. Dieſe
grifſenkung ſtellt eine beachtenswerte Hilfe für die
Eiſengewin=
ungs= und =Verarbeitungsinduſtrie, indirekt aber auc fur den
dergbau des Gebietes dar. Nach Meinung in Induſtriekreiſen
ann indeſſen eine wirklich kräftige Belebung des Siegerlandes
iſe dann erreicht werden, wenn die Frachtſätze wenigſtens auf
en Friedensſtand geſenkt werden. Nach der jetzigen Ermäßigung
iegt die Durchſchnittsfracht vom Ruhrgebiet nach dem Siegerland
och rund 50 Rpfg. je Tonne über dem Stand von 1913.
Erhöhte Schmalzverwendung bei der Margarineherſtellung.
Vie der FWD. erfährt, erſcheint im Reichsanzeiger vom 21. Febr.
in dritte Verordnung des Reichsminiſters für Ernährung und
landwirtſchaft über die Verwendung inländiſchen neutralen
öchweineſchmalzes bei der Herſtellung von Margarine und
Kunſt=
veiſefett. Danach wird die Margarineinduſtrie verpflichtet, in
en Monaten März, April und Mai 1934 12½ Prozent derjenigen
Nenge Margarine und Kunſtſpeiſefett, die der Betrieb in dieſem
ſeitraum herſtellt, an inländiſchem neutralem Schweineſchmalz
ei zumiſchen.
Abwehrverband gegen Einfuhrrabatte nach Oeſterreich. Von
ntereſſierten Spediteuren ſind für Güter, die über Trieſt nach
Leſterreich eingeführt werden, insbeſondere Kaffee, Tee Kakao,
ſewürze, Baumwolle, Einfuhrrabatte bewilligt worden. In
Ham=
urg und Bremen hat ſich jetzt ein Hanſeatiſcher Abwehrverband
ſebildet, der in gleicher Höhe und für dieſelben Waren, für die
ugunſten Trieſts Zahlungen geleiſtet werden, auch zugunſten der
eutſchen Häfen Hamburg und Bremen Erſtattungen zahlen wird.
dierdurch wird die bisherige Wettbewerbsanlage der Häfen
intereinander wieder hergeſtellt.
Keine Verlängerung des Umtauſchangebots für Aktionäre der
Char=
oitenhütte und der Mitteldeutſchen Stahlwerke AG. Wie wir
er=
ahren, iſt nicht beabſichtigt, das Umtauſchangebot für Aktionäre
er Charlottenhütte und der Mitteldeutſchen Stahlwerke AG.
ſber den ſeinerzeit feſtgeſetzten Termin, dem 28. Februar 1934,
ſiraus zu verlängern. Für die Mittelſtahl=Aktionäre beſteht
ierdings weiterhin eine Verwendungsmöglichkeit ihrer Aktien,
Is die Maxhütte verpflichtet iſt, auf Verlangen auf RM. 100.—
Nrttelſtahl=Aktien RM. 600.— Maxhütte=Aktien herauszugeben.
Dieſe Umtauſchmöglichkeit iſt aber weſentlich ungünſtiger als die
Urzeit laufende, weil die 8prozent. Dividendengarantie für dieſe
Aitien erſt vom 30. Sept. 1934 an wirkſam wird.
Produkkenmärkke.
Berliner Geireidegrsßmarktbericht vom 20. Februar.
Grund=
timmung erneut ſtetiger. Preisbeſſerungen nur vereinzelt und
usbeſondere für Roggen zu verzeichnen. Angebot in Brotgetreide
Sreichend andererſeits aber Belebung der Nachfrage
unverkenn=
dr. In Mehlen Umſatztätigkeit kaum gebeſſert. Hafer liegt
Keeig. Gerſte findet in guten Qualitäten, allerdings meiſt zu
ge=
lückten Preiſen, Aufnahme.
Biehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 20. Februar. Auftrieb: 43 Ochſen.
Bullen, 601 Kühe oder Färſen, 295 Kälber, 811 Schweine. Es
darde notiert pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1.
30. b) 2. 19—24: Bullen c) 20—26: Kühe a) 24—28, b) 19
bis 23, c) 12—18; Färſen a) 20—32; Kälber b) 33—37, C) 27—
d) 20—26. Schafe nicht notiert. Schweine b) 47—50, c) 45—
d) 45—49. Marktverlauf: „Rinder mäßig belebt, geringer
Veberſtand: Kälber mäßig belebt, geräumt: Schweine mäßig
bellebt, Ueberſtand.
Die letzten, auch von uns ſchon erwähnten Betrachtungen
einer Großbank über die Effektivverzinſung der Renten haben das
Publikum in zunehmendem Maße veranlaßt, ſich den
Renten=
werten zuzuwenden. Das Publikum iſt ebenfalls erfreulicherweiſe
zu der Auffaſſung gekommen, daß eine geſunde Entwicklung der
Börſe für abſehbare Zeit durch den Erfolg des
Zinskonverſions=
programms bedingt ſein wird. Aus dieſen Ueberlegungen heraus
waren geſtern Renten an der Berliner, Börſe überwiegend
befeſtigt. Die umgetauſchten Reichsmark= Obligationen waren
teilweiſe bis 0,5 Prozent höher; auch Reichsſchuldbuchforderungen
wurden über den letzten Kurſen gehandelt. Sowohl die Altbeſitz=
Anleihe als auch die Neubeſitz=Anleihe konnten höher eröffnen.
Am Markt der Induſtrie=Obligationen konnten Ver. Stahl weiter
anziehen, während die übrigen etwas ſchwächer lagen. Der
Aus=
landsrentenmarkt war einheitlich befeſtigt. Intereſſe beſtand
hauptſächlich für Rumänen und Mexikaner. Am Aktienmarkt
hatten die Kaufaufträge geſtern nachgelaſſen. Die Tendenz war
nicht ganz einheitlich. Gefragt waren in erſter Linie Papiere mit
betontem Rentencharakter, wie Reichsbankanteile, die 1½ Proz.
gewannen, ferner Tarifwerte: Bekula ſtiegen um 1. RWE. um ?
Prozent; Charlottenburger Waſſer lagen nach dem
Dividenden=
abſchlag 1½ Prozent ſchwächer. Weiteres Intereſſe zeigte ſich auch
für Kunſtſeidenwerte unter Hinweis auf die ſchon mehrfach
er=
wähnten günſtigen Abſatzmeldungen. Aku ſtiegen bei Käufen der
Arbitrage um 3½ Proz. und Bembergg um 1½ Proz.
Montan=
werte waren meiſt um ½—1 Prozent gedrückt; Braunkohlenwerte
lagen ruhig. Kaliaktien waren 1—2 Proz. ſchwächer. Auch
Far=
ben bröckelten um ½ und im Verlaufe um weiteres ¼ Prozent ab.
Am Elektroaktienmarkt war die Haltung uneinheitlich, aber doch
überwiegend abgeſchwächt. Die Veränderungen betrugen etwa
0,5 Prozent. Im Verlauf litten Aktien weiter unter
Gewinnmit=
nahmen. Die vorgeſtrigen Notierungen wurden um etwa 1—1½
Prozent unterſchritten. Schuckert verloren 2½ Prozent, Hoeſch 2,
Goldſchmidt 2 Prozent: Muag gingen auf 44½ nach 47 zurück.
Nach einem ruhigen Vorbörſenverkehr eröffnete die amtliche
Frankfurter Börſe mit einer uneinheitlichen Tendenz. Die
Beteiligung des Publikums hielt ſich in beſcheidenem Rahmen,
während die Kuliſſe meiſt kleine Glattſtellungen vornahm.
In=
deſſen blieb die Grundtendenz freundlich, wobei die letzten
günſti=
gen Nachrichten aus der Induſtrie und Wirtſchaft, die eine gewiſſe
konjunkturelle Belebung erkennen laſſen, einen guten Rückhalt
boten. Das Geſchäft beſchränkte ſich auf einige Spezialwerte, die
aber der Geſamtbörſe nur wenig Anregung verliehen. Im
Vor=
dergrunde ſtanden am Aktienmarkt aus dem bekannten Grunde
Kunſtſeideaktien, ſpeziell Aku, die um insgeſamt 3 Proz. anzogen;
Bemberg ſtellten ſich um 1½ Prozent höher. Daneben waren
Reichsbankanteile weiter gefragt und ½ Prozent feſter.
Montan=
aktien lagen überwiegend etwas, ſchwächer bei durchſchnittlichen
Einbußen von ½ Prozent; darüber hinaus verloren Buderus 1½
Proz., Rheinſtahl 1½ und Harpener 1 Proz., andererſeits waren
Klöckner (plus ½ Proz.) noch etwas höher. Farbeninduſtrie
er=
öffneten ½ Proz. niedriger und bröckelten ſpäter weiter etwas ab.
Elektrowerte uneinheitlich; es verloren Felten und Schuckert je
1½ Proz., während Elektr. Lieferungen, Siemens und Bekula bis
½ Prozent anzogen. Schiffahrtsaktien waren etwas gedrückt.
Ha=
pag um ¼. Nordd. Lloyd um 28 Prozent; Reichsbahn=VA. lagen
mit 112½ Prozent unverändert. Im einzelnen befeſtigten ſich
Daimler Motoren und Zement Heidelberg um je ½ Prozent,
wo=
gegen Deutſche Linoleum und Ph. Holzmann je ½ Prozent
ver=
loren. Am Rentenmarkt waren lebhafte Umſätze in Reichsmark=
Obligationen zu verzeichnen.
Nach der etwas unſicheren Haltung von geſtern mittag zeigte
die Abendbörſe bei Eröffnung eine freundliche Stimmung.
Zwar lagen, von der Kundſchaft keine größeren Aufträge vor,
immerhin führte ſchon kleine Nachfrage zu Kursbeſſerungen. Da
auch die Kuliſſe etwas Rückkaufsbedürfnis hatte, waren die
Um=
ſätze an manchen Spezialmärkten etwas lebhafter. Im
Vorder=
grunde ſtanden am Rentenmarkt Neubeſitzanleihe, die bei
lebhaf=
tem Geſchäft zunächſt 20 Pfg. und ſpäter weitere 5. Pfg. anzog.
Späte Reichsſchuldbuchforderungen und Altbeſitzanleihe ſowie
Reichsmark=Obligationen lagen dagegen ſtill, aber gut behauptet.
Von Aktien waren Farbeninduſtrie etwas lebhafter.
Berliner Kursbericht
vom 20. Februar 1934
Rheiniſche Hypothekenbauk. Mannheim.
Das Inſtitut legt als erſte ſüddeutſche Hypothekenbank ſeinen
Abſchluß zum 31. Dezember 1933 vor. Der Reingewinn beträgt
1153 413 (1 283 587) RM. Hiervon ſollen 50 000 RM. für
ge=
meinnützige Zwecke verwandt und 13 413 (18 587) RM. dem
Be=
amten=Unterſtützungsfonds zugewieſen werden. Die 10 016800
(9 751 800) RM. Stammaktien erhalten wieder 7 Prozent, die
5000 RM. Vorzugsaktien unverändert 6 Prozent Dividende.
Ein=
ſchließlich 209 452 RM. Vortrag bleiben 255 939 RM. für neue
Rechnung. Die im Vorjahre mit 260 000 RM. bzw. 180 000 RM.
bedachten Rückſtellungskonten I und II erhalten keine Zuweiſung.
Die Kriſe auf dem Grundſtücksmarkt hielt unverändert an,
indeſſen konnte das Inſtitut ſeine feſte, innere Fundierung weiter
kräftigen. Zu dem Geſchäftsergebnis haben wiederum „beſondere.
Umſtände”, diesmal nämlich die Wertſteigerung des
Effektenbe=
ſitzes durch höhere Rentenkurſe, weſentlich beigetragen. Die
Schrumpfung des Geſchäftsumfanges ſetzte ſich in vermindertem
Maße fort, der Darlehensbeſtand ermäßigte ſich um 8,7 (i V.
17.0) Mill. GM., der Geſamtumlauf an Pfandbriefen und
Kom=
munalobligationen um rund 7,8 (17,0) Mill. GM. Der
Kapital=
markt zeigte dank der Fürſorge der Reichsregierung und der
Reichsbank eine fühlbare Erleichterung, die in den Kurſen der
Rentenwerte deutlich zum Ausdruck kam. Allerdings reichte die
Kursentwicklung noch nicht aus, um daraufhin das
Darlehensge=
ſchäft wieder aufnehmen zu können. Die vom Darlehensnehmer
zu leiſtende Effektivverzinſung erſchien für die gegenwärtige
Wirt=
ſchaftslage nicht tragbar. Ein erſter, wenn auch beſcheidener
An=
fang mit dem Neugeſchäft wurde zum Jahresſchluß gemacht. Die
Hauptarbeit im Berichtsjahre bezog ſich auf die Verwaltung des
vorhandenen Darlehensbeſtandes. Die Liquidität konnte aufrecht
erhalten werden. Die Hoffnung, daß hinſichtlich des
Zinſenein=
ganges im Vorjahr ein gewiſſer Tiefpunkt erreicht ſei, hat ſich im
weſentlichen verwirklicht. Die Zinsrückgänge haben ſich nicht
mehr weſentlich erhöht. Die Zahl der durchgeführten
Zwangs=
verſteigerungen, aber auch der neu eingeleiteten, geſetzlich nicht
beſchränkten Zwangsverwaltungsverfahren, bleibt erheblich
hin=
ter der Vorjahreszahl zurück. Stärkſte Widerſtandsfähigkeit der
Kriſe gegenüber zeigten wiederum die Grundſtücke mit kleinen und
mittleren Wohnungen. Auf dem Gebiete der Landwirtſchaft war
der Kleinbetrieb im allgemeinen in einer beſſeren Lage, als der
Großgrundbeſitz. Die Geſundung des Grundbeſitzes hänge im
weſentlichen von einer Löſung des Steuer= und Zinsproblems ab,
wobei — zum mindeſten für den Althausbeſitz — das
Schwer=
gewicht nicht ſo ſehr in der Zinsfrage, als bei der Beſteuerung
liege. Die Abfindung der Pfandbriefe und Komm.=Obligationen
alter Währung geht dem Ende zu.
Nom. RM. 232 800 eigener Aktien wurden mit einem
Erlös=
von RM. 280 130 veräußert; von einer Einziehung der
Vorrats=
aktien ſoll vorläufig abgeſehen werden. Eigene Pfandbriefe mit
Komm.=Obligationen erhöhten ſich auf 13,81 (10,33) Millionen.
Auf die Beteiligung an der Internationalen Boden=Kreditbank
Baſel wurden weitere 20 Prozent eingezahlt und vollſtändig
ab=
geſchrieben. Die Erfolgsrechnung weiſt u. a. (in Mill. RM.) aus:
Zinſen von Hypotheken 18,84 (20,02), Kommunaldarlehen 2,47
(2,29); andererſeits erforderten Abſchreibungen und
Wertberich=
tigung 4,32 (3,21), Zinſen und Hypotheken=Pfandbriefe 17.10
(17,98), auf Kommunal=Obligationen 127 (1,65). Die Bilanz
zeigt unter anderem Bankguthaben 7,82 (6,74), eigene Pfandbriefe
und Kommunal=Obligationen zum Nennwert von 13,81 (10,33)
mit 10,40 (7,29); eigene Aktien — Nennwert 2,02 (2,25) — mit
1,61 (1,80), Hypothekendarlehen auf Feingoldgrundlage 289,68
(299,05), Kommunal=Darlehen 35,97 (35,31); dagegen bei
unver=
ändert 12.005 Grundkapital, unv. 6,5 Reſerve Rückſtellungen 4.07
(3,62). Wertberichtigung 5,24 (4,12), Hypothekenpfandbriefe
288,53 (298.30), Kommunal=Obligationen 31,30 (29,40) Zinſen
anteilige 1,90 (2,0), fällige 5,56 (3,30). Generalverſammlung am
28. Februar.
Kleine Wirtſchaftsnachrichlen.
Der vom Statiſtiſchen Reichsamt errechnete Aktienindex ſtellte
ſich im Durchſchnitt der Woche vom 12.—17. Februar auf 73,89
gegen 72,77 in der Vorwoche. Das Kursniveau der 6prozentigen
feſtverzinslichen Wertpapiere belief ſich im Durchſchnitt auf 91,47
gegen 91,66.
In der o. GV. der Kammgarnſpinnerei Leipzig, die den
Ab=
ſchluß für 1933 genehmigte, teilte die Verwaltung mit, daß ſich die
Entwicklung im neuen Geſchäftsjahr im gleichen Rahmen wie im
abgelaufenen Jahr gehalten hat. Es liegen Aufträge vor, die
die Beſchäftigung des Werks für die nächſten Monate ſicherſtellen.
die Aufträge ſind zu auskömmlichen Preiſen hereingenommen
worden.
Oeviſenmarkt
vom 20. Februar 1934
Me He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Veromann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Re
66.—
67.—
28.125
32.—
30.—
49.—
22.75
83.—
154.50
120.50
Mie
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.,
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
M
100.—
131.75
63.—
95.—
26.875
70.125
117.—
65.375
89.875
67.25
44.25
Orenſtein & Koppell 69.25
Polyphonwerke / 21.—
Rütgerswerke 56.625
Salzdetfurth Ka // 155.75
Kaufho
19.875
Verein. Stahlwerkel 42.25
Weſteregeln Alkali 117.—
Agsb.=Nnrb. Maſch. 67.75
Baſalt Linz
19.50
Berl. Karlsr. Ind. 108.—
Hohenlohe=Werke / 25.—
Lindes Eismaſch. 83.25
BogelFelegr. Draht/ 68.50
Banderer=Werke. 99.75
Buenos=Aires
Kanaba
Japan
Kairo
Iſtanbuu
London
New Yort
Rio de Jaueiro
uruguah.
Amſterbam
Athen
Brüſſe!
Budapeſt
Danzig
Helſingfor?
Währung /
1 Pap. Peſo
1canad. Doll.
1 Yen
1 äghpt.
1 türk. *
1 S=Stg.
1 Dollar
1 Milreis
1 Golopeſo
100 Gulden
100 Drachm.
100 Belga
100 Pengö
100 Gulden
100 finn. Mk.
Rt
2.507
0.784
13.235
12.855
2.527
0.216
1.2g
188.531
2.396
ei.62
5.694
Riet
0.6531 0.657
2.513
0.766
13.a265
2.00 2.012
12.385
2.533
0.218
1.291
65.27
2.300
50.52 59.64
21.ng
5.706
Ftalien
Jugoſlawvien
Kopenhagen
Liffabon
Oslo
Paris
Prag
Fslaud
Riga
Schwe
Sofia
Spanien
Stockholm
Tallinn (Eſtl.
Wien
Währung Geld”
100 Lire.
100 Dina
100 Kronen
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Tſch.=Kr.
00 isl. Kr.
100 Lais ſ
100 Franlen ſa
100 Leva
100 Peſeta
100 Kronen
100eſtl. Kr.
100 Schilling!4
22.01
5.864
57.59
11.71
64.79
15.39
10.38.
56.34
9.92
83.97
66.48
66.93 69.07
47.20
Brief
22.05
5.678
57.71
11.73
64.21
1S.53
10.30
58.46
ſe0,0s
80.87 91.03
3.047 3.058
94.03
66.62
47.20
Burmſtaster ans Kättokalant Burmktägt, Finlale drt Atescher Bunft
Frankfurter Kursbericht vom 20. Februar 1934.
Steuergutſcheine
Gr. IIp. 1934
1935
1936
„ 1937
1988
GruppeI
6%Dtſch. Reichsanl.
v.27
5½20 Intern. , v.30
63Baden ... v.27
69Bayern .. b.27
6%beſſen. ... v.29
6% Preuß. St. v. 28
62Sachſen .. v.27
6%Thüringen v.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4:/.
Ab=
löſungsanl.. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlit ... b.24
6% Darmſtadt . . . .
„6BDresden.. v.26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v.26
8SMainz.. ...
88Mannheim v. 27
62München . v.29
6%Wiesbaden v.28
6%Heſſ. Landesbk.
69
Golboblig.
5½%Heſſ.
Landes=
hyp.=Bl.=Liquid
102.25
1100.
9721,
93”,
371,
100
96.25
92.75
93.5
96
94
105.5
96
92.25
19.3
9.25
84.75
77.5
so.2s !
We
Hyp.=Bk. Liqu.=
Komm. Obl. . ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
2 Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R. 11
6%
„ R.12
6% Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. ... ..
6SNaſſ. Landesbk.
15½% „ Liqu. Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser. I
FAusl. Ser. II
96.25 Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
69gBerl. Hyp.=Bk.
% „ Lig.=Pfbr.
DFrkf. Hyp.=Bk.,
½2%0 „ Lig. Pfbr.
Goldoblig
Frif. Pfbr.=Bk.
20 „ Lig.=Pfbr.
Mein.Hhp.=Bk.
533%o n Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig.Pfbr.
6½Rhein. Hyp. Bk.
z% „ Lia. Pfbr.
„ Goldoblig.
6% Südd. Boden=
Cred.=Bank ....
5½% „ Lig. Pfbr.
6%Württ. Hyp.=B.
92
31
85
85.5
92.75
91.
91.25
Wede
62Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
16%Mitteld. Stahl.
62 Salzmann cCo.
62Ber. Stahlwerke
62Boigt & Häffner!
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L.E.B.
2.Inveſt.
3%Bulg. Tab. v. 02
4½%0 Oſt. Schätze.
4%Oſt. Golbrente.
Vvereinh. Rumän
1413%
„
48Türk. Admin.
114,5 147 — 1.Bagdadl
4½ „ Zollanl..
18.25 14½%ungarn 19131
4½2 „ 1914
92 145
Goldr.
91
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4%0
91.75
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9221,
98
89
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80.75
81.55
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12.5
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5.1
42
6.3
Gel.
6.4
6.5
6.75
4½Budp. Stadtanl.
425Liſſabon
4½ Stockholm
Aktien.
erig. Kunſtzüide Unie
A.E. 8. ..... ....
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P... .
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen...
Eement Heidelberg
Karlſtadt.
J. 6.chemie, Baſeil!
43
83
521I.
30
96.5
69.5
38:1,
48
129
79
90.5
157
Chem.Werke Abert)/ 61.5
Ehabe ..........
Contin. Gummiw.. 1155
Contin. Linoleum.
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
Erdö!
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheibe=Anſtalt.
„ Linoleum ...
Dortm. Ritterbräu
Ohckerhoffe Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer!
irßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guillegume
Frankfurter Hof.
Geiſenk. Bergwerk=
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1214
73.5
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37.5
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59
90.75
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„„ Verein. Verf./2
Frankona Rückeu. M
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ſchantung Qaud
42.25
120
46.8
46‟I.
19
51.5
s6
65
84.5
86
24.25
123
170
65
96‟.
1121
28.75
33.5
244
246.5
14.25
45
Seite 14
51
Roman von Wilhelm Schneider.
12)
(Nachdruck verboten.)
Er ballte die Fäuſte und ſtöhnte leiſe in ſich hinein.
Alſo das war es!
„Das müſſen Sie mir genau erzählen, Baggenſen.”
Er ſchwieg und ſtarrte zu Boden. Endlich raffte er ſich auf.
Er ſchien alles abſchütteln zu wollen.
„Nicht jetzt”, ſagte er hart und rauh, „ich kann und will es
Ihnen noch nicht ſagen, lieber Munk. Ich erwarte eine
Gelegen=
heit, eine beſondere Gelegenheit ... dann muß Rhoda dabei ſein.
Verſtehen Sie mich jetzt?‟
Langſam dämmerte es in mir auf, was er von mir wollte.
Es erſchütterte mich.
Und nun blitzte er mich an mit ſeinen verquälten Augen.
Seine Lippen bebten. „Ich ſehe, daß Sie mich verſtehen, Munk.”
Jt
„Rhoda gibt mir die Schuld am Tode ihres Bruders. Und ich
ſelber kann mich nicht freiſprechen von dieſer Schuld. Ich habe
nicht daran geglaubt, daß ich mich ſo .. ..
„Was wollten Sie ſagen, Baggenſen?”
„Daß es mich ſo — ſo treffen würde — ſo tief ins Mark. . ."
Mich packte leidenſchaftliche Erregung. Ich begriff ſeine große
Not, er war gefangen in ſich ſelbſt, gefangen in ſein Schuldgefühl.
Alles ſtürzte über ihm zuſammen.
„Baggenſen”, ſagte ich, „Sie können auf mich zählen. Ich will
mir große Mühe geben, Ihnen zu helfen. Sie dürfen nicht daran
zugrunde gehen. Es iſt unſinnig. Es muß wieder hell um Sie
wer=
den. Jeder Menſch lädt eines Tages eine große Schuld auf ſich.
Man muß darüber hinweggehen, man darf ſich nicht verſtricken
in das Netz der quälenden Gedanken. Man muß ſich frei machen
und es ſühnen durch große Arbeit an der Menſchheit. Und das tun
Sie doch, Sie haben doch ein Ziel.”
Er atmete tief auf: „Ja, das habe ich. Das Ziel ſteht
unver=
rückbar feſt. Ich liebe dieſes gelbe zertretene Volk dort hinten im
Oſten. Und ich will dieſem Volke die Freiheit bringen, die ihm
gebührt. Ich arbeite nicht um Geldes willen, das wiſſen Sie,
Munk.”
DlelL1
„Das weiß ich.”
„Aber mein Ziel iſt noch größer. Im fernen Oſten lauert die
Gefahr eines Weltbrandes: Sie wiſſen es genau ſo gut wie ich.
Gelingt es den Japanern, China zu erobern, dann iſt der
Welt=
brand da, der Europa verſchlingt. Ich, ein einzelner Menſch, muß
es verhindern. Alle ſind ſie mit Blindheit geſchlagen, ich muß ſie
ſehend machen.”
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
„Ja, Bäggenſen, das iſt Ihre Aufgabe. Sie dürfen einfach
nicht krank und elend werden, Sie müſſen darüber hinweggehen.
Ich will Ihnen helfen, daß Sie darüber hinwegkommen.”
Ich reichte ihm die Hand, und er ſchlug ein.
„Ich danke Ihnen, lieber Munk. Ich wußte, daß ich an den
Rechten kommen würde.”
Wir ſetzten uns nebeneinander auf das Sofa und rauchten.
Ich fühlte: eine ſchwere Laſt war von ihm abgefallen. Er ſagte
mir, daß er, nachdem er mein Buch geleſen hätte, auf den
Ge=
danken verfallen wäre, ſich mir anzuvertrauen. „Wiſſen Sie,
Munk, Sie ſind ein feiner Kerl — ich las es zwiſchen den
Zei=
len. Und nun ſehe ich, daß ich mich nicht getäuſcht habe.
„Baggenſen — Sie ſind alſo nach Europa gekommen, um ſich
freizumachen von dieſem Schuldgefühl. Es hat Sie zermartert.
Vor allen Dingen hofften Sie, daß Rhoda Ihnen verzeihen
würde.
„Sie kann es nicht.”
„Warum nicht? Ich habe geglaubt, daß auch in ihr die große
Flamme iſt. Sie hat doch jahrelang an Ihrer Seite gekämpft . . .
„Das hat ſie. Aber die Flamme, die hat ſie ſelbſt erſtickt
Begreifen Sie das?
„So ſehr hat ſie ihren Bruder geliebt?”
„Ja, über alles.”
„Sie hat damals — das ſind ſo meine Vermutungen, lieber
Baggenſen — gleich nach dem Tode Ihres Bruders den Oſten
verlaſſen. Iſt es ſo?‟
„Ja.”
„Und Sie wollen ſie von neuem gewinnen, wieder mit Ihnen
zurückzukehren?‟
„Das will ich.”
De
„Sie weigert ſich?
„Nicht nur das.
Ich ſtand ſchnell auf und blickte ihm feſt in die Augen: „Sie
lieben Sie, nicht wahr?
Sein Kopf ſank nach vorn. „Ich liebe ſie.”
„Baggenſen — was fordert ſie von Ihnen? Sie fordert etwas
— ich fühle es.”
Er antwortete nicht.
Ich trat dicht an ihn heran, ſein Geſicht war jetzt wieder ſo
leblos wie vorhin, als er bei mir eintrat.
„Was fordert ſie?” wiederholte ich meine Frage, „es iſt
etwas Unſinniges, was ſie fordert. Stimmt es?
„Ja", kam es leiſe und rauh von ſeinen Lippen, „es iſt
un=
faßbar. Ich — ich kämpfe mit ihr.”
Haſtig erhob er ſich und ging an mir vorüber auf die Tür zu.
„Gute Nacht”, ſagte er, „morgen müſſen wir weiter. Hier
ſind wir nicht ſicher. Es handelt ſich ja nicht nur um die Frau
— es ſind ja noch die anderen, die großen Jäger.
„Baggenſen, ſagen Sie mir die Wahrheit, jetzt in dieſem
Augenblick: was will Rhoda von Ihnen?”
Nach einer kurzen Pauſe antwortete er mir. Es war ſo
ſelt=
ſam, daß ich es zunächſt nicht faſſen konnte. „Sie behauptet, ich
hätte ihren Bruder bewußt in den Tod geſchickt.
„Nein...
Mittwoch, 21. Februar 1934
„Doch, das behauptet ſie. Und ſie hat dafür auch Beweiſe-”
„Beweiſe?” ſtammelte ich faſſungslos.
„Jawohl, Beweiſe.”
Nochmals legte er mir die Hand auf die Schulter. Dann —ß
er die Tür auf und ſchlug ſie vor mir zu.
6. Nie Zuſchauer geweſen.
Als ich erwachte, lag draußen ein grauer Frühmorgen. If
ſah auf die Uhr: neun vorüber. Eine Weile ſtand ich am
Fe=
ſter. Ueber der Moldau und den jenſeitigen Höhen der „Kleä;
ſeite” lagerte Morgennebel.
Ich hatte wenig, aber ausgezeichnet geſchlafen, und ein
helle=
freudiges Lebensgefühl war in mir. Vergeſſen die Stunde in Ou
Nacht, fortgewiſcht wie ein Traum! Was hatte mir Baggenſie
eigentlich erzählt? Kampf mit einer Frau? Oh, darüber wür)
er hinwegkommen. Ein ſolcher Mann wurde mit allem fert n
Schuldgefühl — Sühne: leere Worte für den Kämpfer für grof
Ziele. Weiter!
Als ich meine Toilette beendet hatte, lag der ſtrömende FL..
in der hellen Morgenſonne. Ein zartblauer Frühlingshimn,
wölbte ſich über Kleinſeite und Hradſchin. Rechts unter mir die
breite Karlsbrücke mit den Türmen und den vielen Heiligen
figuren, dichtes Menſchengewühl zog darüber hin.
Mir fiel eine gute Zeit ein, die ich früher hier in Prag va
lebt hatte. Es war Frühling und Sommer geweſen. Mondnäc
auf dem Hradſchin, unter uns der ſchimmernde Strom. Wein u
Muſik und ein liebes Mädchen. Janka! Eine weißblonde Böhm m.
nur ein wenig ſchwermütig. Muſikſtudentin. Aber dann ha
ſie geheiratet, hatte ſich von mir getrennt. Wir hatten uns 130
gehabt, obgleich keines des anderen Sprache verſtand. Vorbe,
— weiter!
Ich pfiff leiſe vor mich hin. Es war der Schlager, den Tin
allabendlich auf der Bühne in Kopenhagen geſungen hatte. Tine
Es griff mir ans Herz, ſekundenlang! — und ich mußte es ch
würgen. Zärtlich und lieb war ſie geweſen, behutſam und leie
Aber dann war das andere gekommen. Schwamm darüber.
Vo=
bei — weiter!
Ein feiner kleiner Kerl, dieſer Inger Berglund in Berki
Nicht mein Typ, das zierliche Porzellanfigürchen. Aber wundn
volle Augen und ein flinker Geiſt. So draufgängeriſch der game
Menſch.
Ob Rhoda ihr etwas hinterlaſſen hatte? Irgendeine Nad
richt? Es wäre großartig, wenn ſie jetzt hier wäre. Konnte ma
ihr nicht ſchreiben? Hatte ich nicht ein ganz klein wenig Sehn
ſucht nach ihr? Seltſam. .
In dieſem Augenblick trat Baggenſen in mein Zimmer.
war im Pelz und trug den Hut ſchon auf dem Kopfe. Nichts meß
von geſtern abend. Der alte, friſche Menſch. Seine hellen Auge
hatten Glanz, lächelnd kam er auf mich zu.
„Fenſter auf”, ſagte er und reichte mir die Hand, „drauße
iſt Frühling. Wir müſſen unſere Naſen gen Süden halten, dan
iſt’s richtig.
(Fortſetzung folgt.)
John Boles in
MEINE LIPPEN
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DIE STIMME
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Mittwoch, 21. Februar 1934
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