Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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bie 2 Februar 2.— Reſchemarkt und 20 pfemnig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 44
Mittwoch, den 14. Februar 1934.
196. Jahrgang
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„uraſtonle Tialopler i Teftertela.
Erneukes Auflammen des Bürgerkriegs. — Erbikkerke Kämpfe in ganz Oefterreich. — Der Widerſtand der Schukbündler
enk=
arkungen der Regierung noch nichk gebrochen. — Rückſichtsloſer Einſak von Arkillerie
und Haubihen zur Unkerdrückung des Auſtro Marxismus.
Die Schlachk um gefkerreich.
Das hat Herr Dollfuß nun alſo glücklich erreicht, daß er das
ſchöne Oeſterreich in ein einziges Schlachtfeld
verwandelt hat. Nicht nur die Maſchinengewehre,
nein, auch die Feldgeſchütze und Haubitzen des
Bundes=
heeres ſind eingeſetzt worden. Alles zum Heile eines Syſtems,
das im Volke ſo gut wie nichts mehr, hinter ſich hat, ſondern ſich
nur noch auf die Bajonette ſtützen kann, und das alles im Namen
einer Staatsautorität, die langſam in ſich zuſammengebrochen
wäre, wenn ſie nicht mehr die moraliſche Unterſtützung des
Aus=
landes hätte.
Mit dem deutſchen Volke in Oeſterreich hat
bieſes Kabinett Dollfuß verzweifelt wenig zu
un. Es iſt beſtenfalls ein Haufen von Abenteurern, die jedes
Alugenmaß verloren haben und die Regierung zum Tummelplatz
ihrer Eitelkeiten machen, ohne Rückſicht darauf, was dabei aus
den Intereſſen des Landes wird, das ihnen einmal anvertraut,
war. Einige Monate einer Politik ſinnloſeſter Wut gegen den
Nationalſozialismus haben genügt, um alle Bande der
Zuſam=
mengehörigkeit zu ſprengen. Fürſt Starhemberg verſucht.
die Regierung an ſich zu reißen durch einen Verrat
an Dollfuß. Der Sicherheitsminiſter Fey wieder möchte
Dollfuß und Starhemberg überſpielen, und
Doll=
uß ſelbſt will ſich nicht kalt ſtellen laſſen und
kämpft um ſeine Poſition. Das Ganze ein ungeheures
Intrigen=
ſpiel, das vielleicht zuletzt in ſich zuſammengebrochen wäre, wenn
micht Fürſt Starhemberg die Gelegenheit einer kurzen Reiſe des
Bundeskanzlers nach Budapeſt benutzt hätte, um zu einem
ent=
ſcheidenden Schlag auszuholen. Auch das nur aus dem Mut der
Verzweiflung heraus, weil ſeine unterirdiſchen Geldquellen zu
verſiegen begannen und die Heimwehren, die in ihrem Anfang
einmal eine nationale Organiſation waren, heute nur noch ein
Haufen bezahlter Abenteurer ſind und eingeſetzt werden mußten,
weil die Mehrzahl ſonſt auseinander zu laufen drohte. Deshalb
der Kampf gegen die Sozialdemokratie, den Starhemberg
ein=
geleitet hat. Der Bürgerkrieg iſt in vollem Gange. Ein Kampf
aller gegen alle, ein Kampf der Regierung Dolfuß=Starhemberg
regen das ganze Volk iſt entbrannt. Denn wen hat dieſes
Kabi=
nett Dollfuß noch hinter ſich? Die Chriſtlich=Sozialen nur noch
um Teil, die Großdeutſchen gewiß nicht. Die Nationalſozialiſten
ſtehen mit bewundernswerter Diſziplin abſeits. Bleibt alſo für
Dollfuß nur noch der kleine Teil der Chriſtlich=Sozialen, die
be=
jahlten Heimwehren, dazu die ſtaatlichen Machtmittel. Das alles
unter der Attrappe des Kampfes für die Demokratie.
In grimmiger Ironie hat Reichskanzler Adolf Hitler vor
dem Reichstag ausgerufen: „In der Beziehung ſind wir Wilden
doch beſſere Demokraten”. In Deutſchland hat die angebliche
diktatoriſche Regierung Hitler mindeſtens viermal an das Volk
appelliert, und jedesmal ein unbegrenztes Vertrauensvotum
er=
dalten, zuletzt von einer Einſtimmigkeit, wie ſie in einem
parla=
nentariſch=demokratiſch regierten Lande überhaupt noch nicht
da=
geweſen iſt. Herr Dollfuß aber hat es nicht gewagt,
lich an das Volk zu wenden, weil er genau wußte.
aß er durch den Stimmzettel hinweggefegt
bürde. Er hat dafür das Land, das ihm
anver=
traut iſt, ins Unglück geſtürtzt, hat das Blut
ſei=
ter Volksgenoſſen ſeiner Stellung geopfert.
Niemand kann ſagen, wie dieſer Kampf ausgeht. Möglich,
aß die Regierung ſich durchſetzt. Ruhe und Frieden wird ſie aber
dem Lande nicht bringen können, höchſtens die Ruhe des
Fried=
hofes, und vor der Geſchichte bleibt Herr Dollfuß mit dem
Ver=
drechen des Brudermordes belaſtet.
Bom Wiener Kriegsſchauplak.
Wien das ſchöne Wien, iſt nicht mehr wieder zu erkennen.
En den Außenbezirken, namentlich in den bedrohten Stadtteilen,
derrſchen die Wehrmacht und die Polizei. In den anderen
Tei=
len der Bundeshauptſtadt ſind überall Sicherheitspoſten
aus=
geſtellt, die jeden irgendwie „verdächtig” erſcheinenden Menſchen
enhalten, wenn nicht ſofort zur nächſten Polizeiwache führen.
Einſam, verödet und tot liegen die Straßen da. Das Kriegsrecht
herrſcht in der Donauſtadt, und da iſt es gefährlich, mit dem
Militär, der Polizei oder den Garden Starhembergs in
Berüh=
ung zu kommen.
Ununkerbrochen rücken Milikärverſtärkungen
un den Selfen Neie.
Emmer wieder erdröhnt die Luft unter den Schlägen der
Ar=
iellerie. Kommt man der „Front” näher, dann kann man die
nunterbrochenen Einſchläge der Granaten und Minen leicht
er=
kennen. Dazwiſchen tacken die Maſchinengewehre. Verwundete
werden abtransportiert. Gefallene nach hinten geſchafft. Von
Zeit zu Zeit, aber nur ſehr ſelten, werden „Gefangene”, die man
inr irgendwelchen eroberten Gebäuden auftöberte oder auf der
Flucht erwiſchte, in die Gefängniſſe abgerollt. Was aber geht an
der Front vor ſich? Dürftig ſind die Nachrichten der
Befehls=
ſellen. Was ſie an die Gefechtsleitung melden oder was von den
eänzelnen Amtsſtellen kommt, iſt zenſiert und friſiert. Zwiſchen
den Zeilen ſteht manches, und daraus läßt ſich erkennen, daß ſich
die Mannſchaften in einem ſchweren, verluſtreichen
Kaupfnif den benfielen Nanffen.
befinden. Sie haben die Bundestruppen und Heimwehren immer
wieder aus gewonnenen Poſitionen herausgeworfen. Stets von
neuem mußten die Mannſchaften zum Sturm antreten, mußten
die Geſchütze des Bundesheeres vorgezogen werden, um die
Stel=
lungen der Marxiſten ſturmreif zu ſchießen. Aus den Verluſtliſten
ergibt ſich, daß die Artillerie wiederholt ſchwer ins Gedränge
gekommen iſt.
Was man in den letzten Jahren immer wieder von den
großen Wohnblocks in den Arbeitervierteln behauptete, hat ſich
in dieſem Kampf bewahrheitet.
Die Wohnblocks ſind reine Feſtungen
und als ſolche tatſächlich für den Republikaniſchen
Schutzbund errichtet worden, deſſen Mitglieder allein das
Recht hatten, die Wohnungen zu mieten. Eine jede Wohnung in
den rieſigen Gebäuden, die oft Flächen von mehr als 1
Quadrat=
kilometer bedecken, beherrſcht die rieſigen Höfe. Die Fenſter
ſind durch ſtarke Eiſenbleche — angeblich gegen
Ein=
bruchsgefahrt — geſichert, die Tore der Häuſer
ſind aus beſtem Stahl— angeblich gegen Staubgefahr. Die
Wohnungstüren ſind doppelt, ſo daß man in die
Zwi=
ſchenräume jederzeit kugelſichere Gegenſtände werfen kann.
Außer=
dem ſind die Tore ſo angeordnet, daß jeder, der ſie
paſſiert, ſofort von allen Seiten unter Feuer
genommen werden kann. Auf den Höfen ſind gewaltige
Waſchküchen mit mächtigen Betonmauern angeordnet, auch nur,
um in Ernſtfällen den Familien eine Zufluchtsſtätte zu
gewäh=
ren. Das Feſtungsartige dieſer Wohnblocks iſt den Mitgliedern
des Republikaniſchen Schutzbundes ſehr zuſtatten gekommen. Erſt
nach ſtundenlangem Trommelfeuer der Artillerie konnten ſie von
der Wehrmacht und der Polizei nach und nach genommen werden.
Nicht in einem Sturm, ſondern ſtückweiſe. Dieſe Feſtungen haben
dem Bundesheer und der Polizei am meiſten zu ſchaffen gemacht
und die meiſten Opfer gekoſtet.
Ungeheuere Blukopfer. — Zahlreiche Frauen
und Aiuder Muier den faen.
Heute läßt ſich noch nicht einmal ſchätzen, wieviel Blutopfer
der Bürgerkrieg bisher gefordert hat. Nicht nur die Toten und
Verwundeten des Bundesheeres, der Polizei und Heimwehren
ſind zu zählen, ſondern auch die Verluſte des Schutzbundes müſſen
erfaßt werden. Dann auch die Zahlen der Frauen und Kinder,
die in den Wohnblocks getötet oder unter den Trümmern der von
der Artillerie zuſammengeſchoſſenen Häuſer begraben liegen.
Grauenhafte Szenen müſſen, ſich in dieſen
Wohn=
blocks abgeſpielt haben. An den Fenſtern, auf den Dächern, in
den Kellern feuernde Schutzbündler. In den hinteren
Wohnräu=
men oder in den unterirdiſchen Waſchküchen eng zuſammengedrängt
Frauen und Kinder, in die eine Mine nach der anderen, Granate
auf Granate hineinjagt und blutige Opfer fordert.
Draußen im Lande iſt es nicht anders.
Auch hier tobt der Bürgerkrieg. Zwar behauptet die Wiener
Regierung, Herr der Lage zu ſein, behauptet, daß Verkehr, Poſt,
Telegraph und Telephon und Eiſenbahn verkehren, doch die
Nach=
richten über den Kampfverlauf in dieſen Gebieten und die
ſtarken Menſchenverluſte beweiſen, daß auch hier blutig
ge=
kämpft wird und die große Auseinanderſetzung
nicht beendet iſt. Faſt hat es den Anſchein, als ob die
Marxiſten im Gegenſatz zu Wien hier an Boden gewonnen
haben. Namentlich in Linz.
Bruderblut fließt in Oeſterreich, Deutſche
morden Deutſche. Ein Chaos, wie es
grauen=
voller nicht ausgedacht werden kann, und über
allem ſteht das Syſtem Dollfuß=Fey=
Starhem=
berg. Mit Gewalt ſucht ſich eine winzige Minderheit, die über
nichts anderes, als die bewaffnete Macht verfügt, gegen die
Mehrheit des Volkes durchzuſetzen. Jetzt wollen ſie die Marxiſten
zerſchmettern, um dann die glühend gehaßten Nationalſozialiſten
in die Knie zu zwingen. Doch das Gegenteil wird eintreten.
Das Blut, das jetzt fließt, wird das
öſter=
reichiſche Volk zu einer unlöslichen Einheit
zu=
ſammenſchmelzen, wird auch die Sozialiſten zur
Ver=
nunft bringen und ihnen den Weg dorthin weiſen, wohin ſie
ihre gemeinſamen Intereſſen führen.
Ungeheuerlich iſt die Schuld, mit der ſich die
jetzigen Machthaber in Wienbeladen haben. Dieſe
Männer, für die das geladene Gewehr der letzte Ausweg iſt,
beklagen ſich über die Nationalſozialiſten, durch die ſie ſich
an=
geblich bedroht fühlen. Nicht die Nationalſozialiſten ſind eine
Gefahr für Oeſterreich, eine Gefahr ſind die Starhemberg, Fey,
Dollfuß, die nicht ſchnell genug gebannt und beſeitigt werden
kann.
Erneukes Aufflammen
des Bruderkrieges in Wien.
Skandrecht jekzt auch über Titol verhängk.
Wien, 13. Februar.
Die zweite Hälfte der Nacht von Montag auf Dienstag iſt
ruhiger verlaufen als die Zeit vor Mitternacht, wenn auch zu
dieſer Zeit die Kampfhandlungen nicht vollſtändig aufhörten,
In den Bezirken Ottakring, Simmering und Döbling.
wo ſich die Schutzbündler in den großen Gemeindebauten
ver=
ſchanzt haben, wurden im Lichte von Scheinwerfern, wenn auch
in beſchränktem Maße, die Kämpfe fortgeſetzt, die in den
Morgenſtunden erneut aufs heftigſte ent;
brannten.
Artillerie= und Maſchinengewehrfeuer ſind ununterbrochen zu
hören. Die Regierung geht mit rückſichtsloſer Schärfe und mit
allen vorhandenen militäriſchen Mitteln unter beſonderem
Ein=
ſatz von Artillerie und Haubitzen vor. Im Verlauf der Kämpfe
gelang es Polizei und Militär, das Arbeiterheim im Bezirk
Ottakring zu beſetzen. Dafür flammte allerdings der Widerſtand
an anderen Stellen wieder auf. So hat bei den im gleichen
Be=
zirk liegenden Wohnbauanlagen Sandleiten, der Kampf
neuer=
dings begonnen. Bei einer Säuberungsaktion in
Florisdorf wurden 10 Wachbeamte und ein
Stabshauptmann getötet. Im gleichen Bezirk ſind
Panzerwagen eingeſetzt worden. In einer der dortigen
großen Wohnanlagen der Gemeinde Schlingerhof haben ſich
die Sozialdemokraten verbarrikadiert. Auch in
Meidling müſſen drei wiederum von den Roten
beſetzte Gemeindehäuſer erſtürmt werden. Im
Umſpannwerk in Ottakring iſt die militäriſche Beſatzung
einge=
ſchloſſen und wird von den Sozialdemokraten unter Feuer
gehal=
ten. In Simmering geht die Säuberungsaktion nur langſam vor
ſich. Der Schlachtviehhof in St. Marx iſt in die
Hände der Roten gefallen.
Ueber Tirol iſt das Standrecht verhängt worden.
Polizeiflugzeuge über Wien. — Arbeiter in den
peiſchen un duifſien Wderfaud Nergegangent.
In Ottakring explodierte durch einen Volltreffer ein
Gaſo=
meter. In dieſem Bezirke wurden Truppen von den Dächern
und einem Feuerwehrturm aus beſchoſſen, worauf die Truppen
zum Sturm einſetzten. Aus einem Gemeindebau eröffneten die
Roten ein ſcharfes Maſchinengewehrfeuer, worauf Haubitzen die
Stellung unter Feuer nahmen. Bei der Beſetzung eines
eben=
falls in dieſem Bezirk gelegenen großen Gemeindehauſes, das
durch Artilleriefeuer ſchwer beſchädigt war, wurden 50
Schutz=
bündler verhaftet, bei denen man volle kriegsmäßige Ausrüſtung,
jedoch keine Munition mehr vorfand. Im Simmering und an
der Oſtbahnſtrecke ſollen die Truppen im Laufe des Vormittags
die Oberhand gewonnen haben. Dagegen ſind die Kämpfe in
Florisdorf wieder ſtärker. Vier Polizeiflugzeuge ſind am
Vormittag aufgeſtiegen, um beſonders hier, die
kommuniſtiſch=
marxiſtiſchen Neſter auszukundſchaften. In den noch arbeitenden
Betrieben ſind die Arbeiter teilweiſe zum paſſiven Widerſtand
übergegangen. Mehrere hundert Schutzbündler, die verhaftet
ſind, ſollen vor das Standgericht geſtellt werden.
Starke Kampfkäligkeit.
Die Regierungstruppen haben im Bezirk Florisdorf
die Hauptwiderſtandsherde, den Schlingerhof,
die Hauptfeuerwache und das Städtiſche Bad, von
dem aus das Polizeikommiſſariat dieſes Bezirkes beſchoſſen
worden war, nach ſchweren Kämpfen genommen. Die
Schutz=
bündler halten noch den Tranſit= und Frachtenverkehrbahnhof
in Florisdorf beſetzt. Das Umſchaltwerk des Elektrizitätswerkes
in Florisdorf wird gegenwärtig von der Gartenſtadt aus von
den Schutzbündlern unter ſchwerem Maſchinengewehrfeuer
ge=
halten.
Im Vorort Jedleſee wurden Polizeibeamte von den
Roten gefangen genommen und gefeſſelt abgeführt. Bei den
Kämpfen auf der Hauptſtraße in Florisdorf ſoll es 15 Tote
gegeben haben, darunter den Bezirkshauptmann von Florisdorf,
Friedrich.
In Meidling ſind die Truppen von Schutzbündlern mit
Maſchinengewehren beſchoſſen worden.
Erbikkerke Kämpfe um das Arbeikerheim in Okkakring
Seit 18 Uhr iſt ein neuer Kampf um das Arbeiterheim in
Ottakring ausgebrochen. Wie es heißt, ſollen die
Sozialdemo=
kraten, die durch unterirdiſche Gänge in die Nachbarhäuſer
ge=
flüchtet waren, nachdem ſie von dort aus das Arbeiterheim
unter Maſchinengewehrfeuer genommen hatten, die ſchwache
Polizeibeſatzung wieder hinausgedrängt und das Heim erneut
beſetzt haben. Polizei geht nun erneut gegen das
Arbeiter=
heim vor.
Seite 2 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
in den ſozialdemokrakiſchen Wohnvierteln.
Nach 12 Uhr mittags iſt der Mitteltrakt des Karl=Marx=
Hofes unter dem Artilleriefeuer eingeſtürzt und wurde vom
Bundesheer in Beſitz genommen. In Florisdorf beginnt man
jetzt mit Haubitzen in das Gemeindeheim Schlingerhof zu
ſchießen. Dort war den Sozialdemokraten ein Ultimatum bis
12 Uhr mittags geſtellt worden. Da keine Uebergabe erfolgte,
wird jetzt verſchärft durchgegriffen.
Der Marx=Hof, um den ſich ſeit geſtern mittag heftige
Kämpfe entwickeln, iſt immer noch nicht ganz in den Händen der
(xekutive. Dort wird noch immer von einem Teil der Balkone
und Fenſter herunter geſchoſſen. Militär iſt jetzt in das
Ge=
bäude eingedrungen und führt eine Säuberungsaktion von
Korridor zu Korridor durch, wobei zahlreiche Perſonen, die ſich
an den Schießereien beteiligt hatten, verhaftet wurden.
Die Situation im ſogenannten Sandleitner=Hof iſt
an=
ſcheinend jetzt zur Nuhe gekommen.
51 Toke und 205 Schwerverletzte in Wien.
Auch die amtlichen Berichte geben jetzt zu, daß die Kämpfe
ſehr ſchwere Blutopfer fordern. Die Verluſte in Wien werden
jetzt mit 57 Toten und 205 Schwerverletzten angegeben. In
Wien iſt im Laufe des Tages keine weſentliche Aenderung
ein=
getreten. Für eine Anzahl von Bezirken ſind dringend
Verſtärkungen angefordert worden.
Eine neue halbamtliche Verluſtliſte der Kämpfe vom
Diens=
tag gibt in den erſten Nachmittagsſtunden für die
Sicherheits=
wache 11 Tote und 30 Verletzte, für das Schutzkorps 7 Tote
und 7 Verletzte und für das Bundesheer 5 Verletzte an.
Der früher faſt allmächtige Finanzreferent des Wiener
Ge=
meinderats, Breitner, und der Landesrat Petznek, der Gatte der
ſogenannten „roten Prinzeſſin” der Fürſtin Windiſch=Grätz,
einer Enkelin des Kaiſers Franz Joſeph, ſind am Dienstag
ver=
haftet worden.
In Graz ſind 600 Perſonen verhaftet worden.
Die Zahl der Token in Graz wird mit 70 angegeben.
Nach Berichten aus Linz haben ſich die Sozialdemokraten
wieder an der Stadtgrenze zu ſammeln begonnen. An
verſchie=
denen Stellen wird ein Kleinkrieg aus Fenſtern
ge=
führt.
Auch in Vöcklabruck iſt ein größerer Unruheherd
vorhanden.
Die Auszahlung der
Arbeitsloſenunter=
ſtützung iſt in Wien bis auf weiteres eingeſtellt
worden.
In Kapfenberg (Steiermark) haben die
Sozialdemo=
kraten die Bezirkshauptmannchaft geſtürmt und den
Bezirks=
hauptmann gezwungen, ihnen eine ſchriftliche Vollmacht zur
Ver=
waltung der benachbarten Stadt Bruck auszuſtellen.
24 Toke und 72 Schwerverletzte in Linz.
Die Stadt Linz iſt im großen bereits in den geſtrigen
Abend=
ſtunden geſäubert worden. Jedoch haben ſich die
Schutzbünd=
ler ſüdöſtlich von Linz an der Verbindungsbahn,
die von dem Hauptbahnhof an den Schiffswerften vorbei an die
andere Seite der Donau führt, und auf dem Freienberg von
neuem geſammelt. In der Nacht wurde ein umfaſſender
Angriff auf dieſen Raum beſchloſſen und mit
Ar=
tillerie vorbereitet, wobei auch Haubitzen in
Aktion traten. Die Kämpfe dauern noch an.
Nach bisherigen Berichten aus Linz ſollen 24 Tote und 72.
Schwerverletzte allein in dem Allgemeinen Krankenhaus feſtgeſtellt
worden ſein.
Die Skandgerichte an der Arbeik.
Die Standgerichte fangen bereits an, zu arbeiten. Das
Or=
gan des Heimatſchutzes, die „Abendzeitung”, teilt in ſeiner
Extra=
ausgabe mit, daß das Standgericht bereits zuſammengetreten iſt
und über die erſten acht Fälle verhandelt. Falls es zu
einem Schuldſpruch komme, würden die Verurteilten
un=
verzüglich gehängt werden. — In einer Ratskammerſitzung
des Landgerichts II war heute vormittag ein eigener
Stand=
gerichtsſenat eingeſetzt worden, vor den alle des
Auf=
ruhrs Beſchuldigten geſtellt werden ſollen. Drei
Schutzbündler, darunter ein Verwundeter, die im 16. Bezirk mit
der Waffe in der Hand feſtgenommen worden ſind und der
Ge=
tichtsbarkeit des Landgerichts II unterliegen, ſind dieſem
über=
geben worden.
In dieſen Februartagen, wenn ſich der Tag wiederum jährt,
an dem im Palazzo Vendramin in Venedig die Lebensfackel
Richard Wagners erloſch, umkreiſen unſere Gedanken mit
erneu=
ter Intenſität Weſen und Werk dieſes großen — ich will nicht
ſagen letzten — Repräſentanten heroiſch=germaniſcher Kunſt.
Und ſie grüßen im Geiſte das ſtille Frankenſtädtchen am roten
Main, das erſt durch den magiſchen Zauberbann Richard
Wag=
ners zu unerahntem neuem Leben aus dem Schlaf der
Jahr=
hunderte erweckt worden iſt: Bayreuth.
Unſere Blicke richten ſich auf den Hügel, von dem der
ſchlicht=
ſpuchtige rote Ziegelbau des Feſtſpielhauſes über das Tal blickt.
„Hier ſchließ ich ein Geheimnis ein”, ſagte der Meiſter, als er
den Grundſtein legte. Ein Geheimnis? Wer je offenen Herzens
und in vollhingegebener Kunſtbereitſchaft hier das Werk Wagners in
ſich aufgenommen hat, der weiß um dieſes Geheimnis. Ihm hat es
ſich entſchleiert, er weiß, daß hier der tiefſte, reinſte Sinn
dra=
madiſcher Kunſt beſchloſſen liegt. Das Drama, das Theater —
hier, auf dem grünen Hügel, wird der Geiſt der antiken Tragödie
beſchworen, aus dem es ſich entwickelte. Drama und Theater
er=
halten hier kultiſche Bedeutung.
Das, was vor mehr als ſechs Jahrzehnten Richard Wagner
in Bayreuth wollte und nach unſäglichen Kämpfen und
Anfein=
dungen zur Tat machte, hat gerade in unſeren Zeiten erhöhte
Bedeutung. Je mehr die deutſchen Bühnen von Wirtſchaftsnot
und dem Ungeiſt vergangener Jahre in ihrer Würde und ihrer
Exiſtenz bedroht waren, um ſo feſter, um ſo leuchtender erwies
ſich der Gedanke von Bayreuth: der Bayreuther Gedanke als die
ideale Pflegeſtätte großer dramatiſcher Kunſt, abſeits vom Dunſt
und Lärm des Weltwirrweſens, die den Einzelmenſchen zu ſich
ſelber zurückführi, zur Beſinnung und Selbſteinkehr, und die
Maſſe einigt zur Gemeinſchaft, die in demſelben künſtleriſchen
Lebensraum fühlt und atmet.
In dieſem erhöhten Sinne betrachtet, iſt uns Bayreuth und
ſein Feſtſpiel weit mehr als die bloße Darſtellungsbühne
Wag=
nierſcher Werke, auf der der dramatiſche Ausdruckswille Wagners
ſind die große bedeutungsvolle Linie ſeines eigenen Stils
un=
verfälſcht im Geiſte des Meiſters gepflegt wird. Längſt haben
mit dem gewaltigen Forſchritt bühnentechniſcher
Errungenſchaſ=
ten auch andere Bühnen ſich die einſt kaum zu bewältigende
Apparatur der von Wagner vorgeſchriebenen ſzeniſchen
Verwand=
lungen zu eigen gemacht und in einzelnen Fällen ihre techniſche
Erfüllung im Bayreuther Feſtſpielhaus beinah überflügelt. Aber
ſioch lebt hier die mündliche Erfüllung ſeiner muſikaliſchen und
ſzeniſchen Anweiſungen, bis auf dieſen Tag hat ſich das über=
Vom Tage.
Der Reichsminiſter des Innern hat den Großdeutſchen
Ver=
band der Feuerbeſtattungsvereine als die alleinige Organiſation
der Feuerbeſtattungsbewegung in Deutſchland anerkannt.
Auf Veranlaſſung der Amſterdamer Staatsanwaltſchaft iſt
der deutſche marxiſtiſche Schriftſteller Heinz Liepmann, dem es
vor einiger Zeit gelang, aus einem deutſchen Konzentrationslager
zu entfliehen und nach Holland zu entkommen, verhaftet worden.
Das ungariſche Kabinett iſt für Mittwoch unerwartet zu
einer Sitzung zuſammengerufen worden. Auf der Tagesordnung
ſtehen die Ereigniſſe in Oeſterreich.
Am Dienstag traf der polniſche Außenminiſter Beck in
Mos=
kau ein.
Der Direktor der franzöſiſchen Verſicherungsgeſellſchaft „
Con=
fiance” Guebin, der in den Stavisky=Skandal verwickelt iſt, ward
jach dem Verhör durch den Unterſuchungsrichter von Bayonne
verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Einige hundert
Neu=
gierige, die am Gefängniseingang warteten, gaben ihrem
Unwil=
len gegen Guébin durch Rufe Ausdruck.
Lord Strabolgi, der Vater des bekannten engliſchen
linksradi=
kalen Politikers Kenworthy, iſt im Alter von 80 Jahren
geſtor=
ben. Damit wird Kenworthy Lord Strabolgi und erhält einen
Sitz im Oberhaus, wo die Arbeiterpartei gleichzeitig ein neues
Mitglied gewinnt.
Nach vorläufigen Schähungen bisher 500 Tote.
Nach Informationen des Wiener Reuter=Vertreters dürfte die
Zahl der Todesopfer in ganz Oeſterreich bisher nicht unter 500
anzuſetzen ſein. Ins Wiener Allgemeine Krankenhaus ſind allein
98 Tote, darunter 25 Frauen, eingeliefert worden. Nach einer
D.N.B.=Meldung aus Wien hat ſich die Zahl der im Wiener
All=
gemeinen Krankenhaus ihren Verletzungen Erlegenen auf 123
er=
höht. Ferner ſollen in den Nachmittagsſtunden des Dienstags
100 Leichen in die Proſektur des Anatomiſchen Inſtituts in Wien
eingeliefert worden ſein.
Schwere Kämpfe um Skeyr.
Als ernſt wird die Lage in Steyr bezeichnet, wo jetzt ein
motoriſiertes Bataillon eingeſetzt worden iſt.
Heimwehrabtei=
lungen unter Führung Starhembergs ſind nach Steyr im
Vor=
marſch. Die Kämpfe waren den ganzen Tag über
außer=
ordentlich hart, da der Widerſtand des Schutzbundes
aus=
gezeichnet organiſiert iſt. Der Schutzbund iſt in Steyr in der
Be=
waffnung einer Berufstruppe beinahe gleichzuſtellen, allerdings
nur in den leichten Waffen. Er iſt mit modernen Karabinern,
Maſchinenpiſtolen und Handgranaten ausgerüſtet. Seine Stärke
wird auf 2000 Mann geſchätzt.
Die bedeutſamſte Stellung des Schutzbundes, auf der
ſoge=
nannten Enns, lag heute mittag unter ſchwerem Haubitzenfeuer,
durch das auch 4 Häuſer zerſtört wurden. Gegen 16 Uhr wurde,
unterſtützt durch Maſchinengewehrfeuer, die Stellung des
Schutz=
bundes aufgerollt. Ein Drittel der Beſatzung ſoll ſich ergeben
haben, während der Reſt ſich zurückzog. Unter den Verhafteten
befindet ſich auch der Bürgermeiſter der Stadt, Stadtrat
Sichel=
röder, der hier das Kommando geführt hatte.
An zwei Stellen der Stadt, darunter im Krankenhaus,
be=
haupten ſich noch Reſte des Schutzbundes.
Auch außerhalb der Stadt halten die Kämpfe noch an
meh=
reren Stellen an. Die Ortstelephonverbindungen ſind vielfach
geſtört. Da das Krankenhaus noch im Beſitze der Schutzbündler
iſt, mußte in der Stadt ein Reſervelazarett eingerichtet werden.
Unter den Toten befinden ſich auch ein Direktor der
Steyr=
werke, Willi Herbſt, der geſtern mittag in einem Kaftwagen
er=
ſchoſſen wurde, und eine Frau, die durch Bauchſchuß getötet
wor=
den war. Außer dieſen zwei Toten werden von Regierungsſeite
zehn Verletzte angegeben. Soweit ſich überſehen läßt, dürfte der
Schutzbund etwa 200 Verletzte, darunter 80 Schwerverletzte,
ge=
habt haben.
Am Spätabend zogen unter Führung
Star=
hembergs die aus Linz abmarſchierten Verſtärkungen
der Heimwehr in den ruhigen Stadtteilen
Steyrs ein.
In Bruck an der Mur iſt der Eiſenbahnverkehr
durch Aufreißen der Schienen unkerbunden worden.
Die Anlagen der Steyriſchen Waſſerkraft= und
Elektrizitäts=
geſellſchaft ſind von Marxiſten beſetzt. Aus den Grazer
Vorort=
gemeinden haben ſich die Marxiſten in die nahen Wälder
zurück=
gezogen. In Graz ſollen 24 Schutzbündler vor das Standgericht
kommen.
mächtige Fluidum Richard Wagners, von dem noch die wenigen
Ueberlebenden zu zeugen wiſſen, hier in überraſchender
Ein=
druckskraft erhalten — das unſchätzbare Verdienſt Frau Coſimas,
ſeiner Kinder und Freunde, der wahren Gralshüter, die dieſe
Tradition gehütet und lebendig fortentwickelt haben. Nirgendwo
auf der ganzen Welt iſt wie hier die eigenartige Atmoſphäre
un=
bedingter Hingabe an das dramatiſche Kunſtwerk, die in gleichem
Maße Mitwirkende wie Empfangende in ihren Bann zieht.
„Dienen! Dienen!‟ Der hingebungsvolle Ruf Kundrys hat ſich
jedem einzelnen derer, die nach jahrelanger Beobachtung und
Ausleſe zur Mitwirkung berufen worden ſind, einzuprägen.
Demut und Hingabe ſind die Grundvorausſetzungen des echten
Bayreuthkünſtlers. Werktreue, die nichts Anderes, nicht Höheres
will als die dramatiſche Abſicht des Meiſters, der ſich
begreif=
licherweiſe nur hier, in der unmittelbaren Einflußſphäre ſeines
Geiſtes, in ungetrübter Klarheit erhalten konnte, in möglichſt
voll=
kommener Reinheit zu erfüllen. Unverfälſcht von den
Eigen=
ſüchten reformſüchtiger Schauregiſſeure, von den Blendeffekten
gewiſſer Dirigenten, vom Stimmprotzentum der Heldentenöre.
Jede Note iſt heilig; auch die kleinſte verdient ihren Reſpekt!
Alle Sängereitelkeiten haben hier zu ſchweigen. Wer von den
Künſtlern ſich Bayreuth verſchreibt, weiß, daß er keinen leichten
Gang vor ſich hat — wo in aller Welt des gehetzten
Tages=
geſchäftsbetriebes der Opernhäuſer und der Stadttheater wäre
ein derartig intenſives Rollenſtudium und eine ſo bis ins
ein=
zelne, bis in die letzte Geſte gehende Probenarbeit möglich?
Aber dafür iſt der Lohn, der ihnen hier winkt, auch ein
beſon=
derer. Nicht, daß er etwa in hohen Gagen beſtünde; nicht, daß
ein „Erfolg” in Bayreuth ſogleich in alle Welt über die Ozeane
ausſtrahle! Die innere Beglückung iſt hier eine andere, eine
tiefere, und wer die Weihen von Bayreuth empfangen hat, fühlt
ſeinem geſamten künſtleriſch=menſchlichen Anſchauungskreis ein
beſonderes Fundament gegeben.
Aber auch der Empfangende empfängt hier, abſeits allem
Haſten und Jagen, die Gnade der inneren Konzentration. Jene
Konzentration und innere Empfängnisfähigkeit, die notwendig
iſt zum wahren Erlebnis des Kunſtwerks. Bayreuth iſt nicht
das Theater der Snobs. Es iſt Weiheſtätte für die, die im
Er=
lebnis und durch das Medium der Kunſt Erlöſung und
Er=
höhung ihres Menſchentums ſuchen. Und die hier, in der
Be=
rührung mit dem Zauber von Bayreuth, ſich verſchmolzen fühlen
mit ihren Mitmenſchen zu einer einzigen geiſtigen Gemeinde. So
erfüllt ſich hier der Sinn, der erhabene, der antiken Tragödie.
Nicht aus perſönlicher Verbundenheit mit der muſikaliſchen
Aus=
drucksfülle des Wagnerſchen Werkes war im letzten
Feſtſpiel=
ſommer Adolf Hitler Tag um Tag Zeuge des ganzen erſten
Feſtſpielzyklus. Seine Anweſenheit, die ſich auch ſonſt in tätiger
Löbe über die neuen Führer Deutſchlands.
DNB. Brüſſel, 13. Februak.
Das katholiſch=konſervative Blatt „Libre Belgique”
veröf=
fentlicht am Dienstag eine Unterredung ſeines Berliner
Ver=
treters mit dem ehemaligen ſozialdemokratiſchen
Reichstagspräſi=
denten Löbe. Nach einer Schilderung ſeiner perſönlichen
Ver=
hältniſſe äußert ſich Löbe über die Umſtände ſeiner
Entlaſ=
ſung aus der Schutzhaft und erklärt dem Berichterſtatter
hierzu, daß er auf das Verſprechen, ſich nicht mehr politiſch zu
betätigen, freigelaſſen worden ſei. Es iſt mir leicht geworden,
erklärte Löbe, dieſes Verſprechen zu geben, weil ich der Anſicht
bin, daß meine politiſche Tätigkeit und diejenige meiner Freunde
endgültig abgeſchloſſen iſt. Die Geſchicke Deutſchlands vollziehen
ſich künftig auf einer neuen Ebene. In dieſer Beziehung
unter=
ſchreibe ich das Wort Hitlers: „Die Vergangenheit kehrt niemals
wieder”. Man würde mich für einen verächtlichen Ueberläufer
halten, wenn ich, nachdem ich während ſo langer Zeit für ein
anderes Ideal gearbeitet habe, mich von heute auf morgen in
einen begeiſterten Anhänger des Nationalſozialismus
verwan=
deln würde.
Ich bin aber objektiv genug, zuzugeben, daß die neuen Führer
Deutſchlands mit einem ſchönen Ungeſtüm Probleme in Angriff
genommen haben, die wir nicht haben löſen können, ich denke an
die Reichsreform, die Beſchaffung von Arbeit für die Arbeitsloſen
und die Winterhilfe, ein Werk, das von einem großen
ſozialiſti=
ſchen Geiſt erfüllt iſt. Das Agrarproblem ſcheint mir ebenfalls
mit viel Schneid angepackt worden zu ſein. Wenn es der neuen
Regierung gelänge, 6 000 000 Arbeitsloſe wieder einzuſtellen, ſo
wäre das eine Heldentat, die mir Achtung abnötigen würde.
Zur öſterreichiſchen Frage erklärte Löbe, daß niemand in
Deutſchland an einen Gewaltſtreich gegen Oeſterreich denke, auch
nicht Hitler. Gegen wen ſollte ſich im übrigen ein ſolcher
Ge=
waltſtreich richten, da doch die Mehrheit des öſterreichiſchen
Vol=
kes für den Anſchluß iſt. Dasſelbe gilt von der Saar. Die
Rückgabe dieſes Gebietes an Deutſchland vor 1935 würde eine
nnötige Spannung der deutſch=franzöſiſchen Beziehungen
ver=
hindern.
Zum Schluß erklärte Löbe, zu glauben, daß wir in fünf oder
zehn Jahren wiederkommen könnten, iſt ein Mythos. Ich möchte
meine Kameraden, die im Auslande leben, nicht entmutigen, aber
ſie ſelbſt wiſſen, was von der Rolle zu halten iſt, die ſie noch zu
ſpielen haben.
ruich
Verhafkung führender öſterreichiſcher
Alle ſozialdemokratiſchen Führer, mit Ausnahme der
Natio=
nalräte Dr. Deutſch und Bauer, die ins Ausland geflüchtet ſein
ſollen, ſind feſtgenommen worden. Wie beſtimmt verlautet, wurde
auch Bürgermeiſter Seitz in Haft genommen und ins
Polizeige=
fängnis eingeliefert. Auch der Präſident des Nationalrates, Dr.
Renner, und der Präſident des Bundesrates, Koerner, ſeien
ver=
haftet. Ferner wurden verhaftet: Bundesrat General Körner,
der militäriſche Sachverſtändige des marxiſtiſchen Republikaniſchen
Schutzbundes; die Gewerkſchaftsführer und
Nationalratsabgeord=
neten Forſtner und Weigl, letzterer gleichzeitig Präſident der
Wiener Arbeiterkammer, ferner der Präſident des Wiener
Land=
tages und Nationalratsabgeordneter Dr. Danneberg, der
Bundes=
rat und Sekretär der ſozialdemokratiſchen Fraktion im
National=
rat, Hofrat Schärf. Der Nationalratsabgeordnete Paul Richter,
der Landesrat von Niederöſtereich, Schneidmadl, und der
Bezirks=
vorſteher des 7. Gemeindebezirks von Wien, Eiſeg Maurer.
Unter den Verhafteten befinden ſich nunmehr auch der
Magiſtratsdirektor Hartl, die fozialdemokratiſchen früheren Ab
geordneten Ellenbogen und Glöckl, ſo daß jetzt mit
Aus=
nahme der früheren Abgeordneten Otto Bauer
und Julius Deutſch,die wahrſcheinlich nach der
Tſchecho=
ſlowakei geflüchtet ſind, ſich alle
ſozialdemo=
kratiſchen Führer in Haft befinden.
Budapeſter Echo.
DNB. Budapeſt, 13. Februar.
Die plötzlich eingetretenen dramatiſchen Ereigniſſe in
Oeſter=
reich haben in der ungariſchen Oeffentlichkeit ziemliche
Betroffen=
heit hervorgerufen, zumal Dollfuß bei ſeinem letzten Beſuch hier
den Eindruck zu erwecken beſtrebt war, daß ſeine Regierung an
innerer Feſtigkeit über jeden Zweifel erhaben ſei. Angeſichts
dieſes mit apodiktiſcher Sicherheit ausgeſprochenen Satzes war
man in Budapeſt auf eine ruhige Entwicklung der Dinge in
Oeſterreich vorbereitet, nicht aber auf dieſe plötzliche Wendung.
Die Zuverſicht, ob ſich das Kabinett Dollfuß angeſichts der
letzten Ereigniſſe durchſetzen werde, iſt hier lange nicht mehr ſo
groß, wie beim Empfang der Budapeſter Preſſe durch Dollfuß=
Förderung der Feſtſpiele auswirkte, bekundete weit mehr: die
tiefe nationale, die wahrhaft volkliche Bedeutungskraft des
Bayreuther Feſtſpielgedankens.
Hier, wo ein genialer Wille im genialen Werk ſich krönte,
iſt ein Hort deutſchen Kulturbewußtſeins, der muſikaliſche
Gegen=
pol zu Weimar. Der kultiſche Gedanke des deutſchen Theaters,
manifeſtiert am germaniſchen Kunſtwillen Richand Wagners,
ver=
wirklicht ſich zuerſt hier — in Bayreuth!
Dienste
Onroie
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Rigung
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vieder
Von Sergey von Markow.
Sergey von Markow, einſt Gardeoffizier im alten zariſtiſchen
Rußland, gehört zu den tapferen Söhnen ſeines Volkes, die es
verſtanden haben, ſich in der Fremde, ungeachtet aller
Schwierig=
keiten und Widerſtände, eine neue Exiſtenz zu zimmern.
Vertrie=
ben, verbannt, mit den Seinen im größten Elend, bietet ſich ihm
Gelegenheit, den Offiziersrock mit der Uniform eines
Schlafwagen=
ſchaffners zu vertauſchen. Das wird ſein Glück: Auf endloſen
Fahrten durch halb Europa lernt er die Welt von einem neuen
Geſichtspunkte aus ſehen, dem des Schlafwagenſchaffners. Eine
ſchriftſtelleriſche Begabung, ſchon früher in ihm lebendig, erwacht
und läßt ihn ſeine Dienſtfahrten nicht nur als Broterwerb machen,
er ſammelt zugleich Stoff — und ſo entſteht nach wenigen Jahren
ein Buch, wie es bisher noch nicht geſchrieben wurde: Die Welt im
Blickwinkel des Schlafwagenſchaffners.
Die Darſtellung ſolcher engen Umbildausſchnitte iſt immer
intereſſant, wenn der Verfaſſer dazu die erforderliche Feder zul
Verfügung hat. Markow beſitzt ſie, beſitzt eine feine Beobg
gabe und einen trockenen Humor und legitimiert ſich durch ſie auf
das Beſte für ſeinen neuen Beruf, den des Schriftſtellers. Da
lernt der Leſer das Perſonal der Schlafwagen, die Kollegen und
die Putzer, die geſtrengen Zollbeamten und die geriebenen
Schmuggler, die männlichen und weiblichen Reiſenden der
ver=
ſchiedenen Nationen, Geiſteskranke und ſogar Tote, Finanzleute
und Juden, Könige und Ariſtokraten, Dichter und Bühnenkünſtler
und ſonſtige Zeitgenoſſen kennen, und zwar immer von einem
Aſpekt aus, der uns ſonſt fremd iſt. Beſonders unterhaltend in
das Kapitel „Von Trinkgeld und ſonſtigen Dienſtgeheimniſſen”;
in dem ſich eine Fülle luſtiger und liſtiger Pſychologie offenbark=
Sehr ergötzlich iſt auch die Schilderung, wie Markow als
Schlafwagenſchaffner mit dem Dichter Franz Werfel ein
literari=
ſches Tauſchgeſchäft macht.
Alles in allem empfiehlt ſich Markows Schaffner=Kaleidoſkop
als eine flottgeſchriebene Unterhaltungslektüre, die ſicherlich den
Beifall aller derer finden wird, die mit eigenen Augen die eine
Seite des Lebens im Schlafwagen, nämlich die des Reiſenden
kennen.
Hdbg.
*) Verl
olitik. Berlin, Wien.
HAumtteics neues Geftchl.
Nicht nur Perſonenwechſel im franzöſiſchen Außenminiſterium. — Neue Grundlinien der franzöſiſchen
Abrüſtungspolikik. — Berſchärfung des Handelskonflikkes mit England.
Die Linke tut — wie ſie behauptet — alles, um die Arbeit
In Erwarkung der franzöſiſchen
der Regierung zu erleichtern. Sie wollte aber auf den
General=
ſtreik am Montag nicht verzichten. Dieſer Streik richtet ſich
nicht gegen die neue Regierung, ſondern er ſollte nur die Ant=
Aiwort auf die beuttcen Frugei.
wort auf das Verhalten der Rechtsparteien bedeuten. Die
Gewerkſchaften wollten ihre Kraft zeigen und auf dieſe Weiſe
Nach Meldungen aus Paris hat der franzöſiſche Außen= gegen die „fasciſtiſchen Verſuche” proteſtieren. Sie behaupten,
miniſter die Antwort auf das deutſche Memorandum fertig ge=
ſtellt und ſchon dem Präſidenten der Republik vorgelegt. Man
rechnet damit, daß das Schriftſtück noch im Laufe der Nacht
nach Berlin weitergegeben wird, damit es am Mittwoch dem
Reichsaußenminiſter übergeben werden kann.
Vielleicht hat ſich Herr Barthou deswegen ſo beeilt, weil
n in ſeinem Memorandum an den Präſidenten der
Abrüſtungs=
lonferenz ſchon beſtimmte neue Grundlinien der franzöſiſchen
Abrüſtungspolitik feſtgelegt hat, die er nun auch der deutſchen
Regierung zur Kenntnis bringen will. Die franzöſiſche Preſſe
bereitet denn auch ſchonend darauf vor, daß die Tonart ziemlich
ſcharf iſt, aber ſie erklärt, aus dem Memorandum würde ſich
egeben, daß im franzöſiſchen Außenminiſterium
nicht nur ein Perſonenwechſel erfolgt ſei.
Im gleichen Atemzug hat Frankreich auch den
Handels=
vertrag mit England gekündigt und dadurch den
Handels=
fenflikt mit England weſentlich verſchärft. Die Hoffnung, daß
eine Kontingentierung der Einfuhr die franzöſiſche
Handels=
bilanz entlaſten würde, hat ſich bisher als trügeriſch erwieſen,
zumal da die Engländer ſich dieſe willkürliche Einengung nicht
haben gefallen laſſen. Die Gegenmaßregeln haben die Franzoſen
ufs empfindlichſte getroffen und namentlich die Einfuhr von
Seide und Rohſeide geſtoppt, ſo daß die ganze Seideninduſtrie
einen ſchweren Schlag erhielt.
Engliſch=franzöſiſcher Handelskrieg.
Engliſche Zuſchlagzölle. — Frankreich kündigt
Schiffahris= und Handelsverktag.
Der engliſch=franzöſiſche Handelskrieg hat in der Nacht zum
dienstag begonnen, engliſcherſeits mit dem Inkrafttreten der
2prozentigen Zuſchlagszölle, franzöſiſcherſeits mit der Kündigung
des ſeit 1826 beſtehenden Schiffahrtsvertrages und des 1882
abge=
chloſſenen Handelsvertrages.
Wie die Blätter melden, wären die Dinge vielleicht nicht
ſo=
veit gediehen, wenn nicht Frankreich geſtern noch mit der
Kün=
digung dieſer Verträge gedroht hätte. Auch dann ſoll ſich
Außen=
miniſter Sir John Simon noch für eine gütliche Beilegung des
Wirtſchaftskonfliktes eingeſetzt haben, aber das Kabinett als
Gan=
ſes und vor allem Handelsminiſter Runciman vertreten die
Auf=
ſiaſſung, daß England ſich nicht einſchüchtern laſſen dürfe. So blieb
es bei den Zollzuſchlägen, worauf Frankreich mit der Kündigung
antwortete und worauf die engliſche Regierung vorausſichtlich
wieder mit neuen Vergeltungsmaßnahmen antworten wird. —
*
* Spiel mit dem Feuer.
Auch in Frankreich vollzieht ſich unaufhalfſam
eine Enkwicklung ...
Von unſerem A.=Korreſpondenten.
Paris, 13. Februar.
Die Situation der Regierung Doumergue iſt trotz ihrer
großen Volkstümlichkeit nicht leicht. Von ſeiten der Regierung
ſegt man das größte Gewicht auf die Einigkeit und
Zuſammen=
arbeit der ſo verſchiedenen politiſchen Kräfte, aus denen das
Kabinett beſteht. Die Parteien aber können ſo leicht auf den
innenpolitiſchen Kampf nicht verzichten. Die Gemüter ſind auch
viel zu aufgeregt dazu. Und die zahlreichen kleinen Inzidenten,
die ſich immer wiederholen, erſchweren aufs äußerſte die
Be=
friedungsarbeit der Regierung. Ein Teil der rechtsſtehenden
Elemente, die ſich in der kleinen Revolution gegen Daladier
am meiſten hervorgetan haben, konnten bisher ihre Erbitterung
gegen die Radikale Partei, die ſie für die blutigen Ereigniſſe
in Paris verantwortlich halten, noch nicht überwinden. Dieſe
Kreiſe unterſtützten zwar voll die Regierung der Nationalen
Einigung, aber nichtsdeſtoweniger verurſachen ſie ihr die größten
Schwierigkeiten.
Heſſiſches Landeskheater.
Großes Haus. — Dienstag, den 13. Februar.
Die Hochzeitsreiſe.
Schwank in 3 Akten von A. Mathews und A. Nichols.
Ein ſehr netter, liebenswürdig heiterer, leicht mit Pikanterie
urd ſtärker mit Sarkasmen über die Ehe gewürzter Schwank,
dem ſicher Lebensdauer zu prophezeien iſt. Und eine
aus=
gezeichnet gediegene und fein charakteriſierende, gewandte
Regie=
arbeit Heinz Stiedas.
Werner Lergen ſchuf in dem ausgezeichnet modellierten
Promenadendeck eines Ueberſee=Dampfers und in einer ſehr
hibſch und geſchmackvoll ausgeſtatteten Luxuskabine dieſes
Tampfers der flotten Handlung ſehr wirkſamen Rahmen. Und
mit der Handlung auch der Hochzeitsreiſe, d. h. eigentlich waren
es deren mehrere, oder doch kriſtalliſieren ſich aus der einen
ſcließlich drei Hochzeitsreiſen. Wovon zwei allerdings vorerſt
Uegitim ſind, die aber kurz vor dem letzten Fallen des
Vor=
hanges noch ihre Legitimität erhalten. Die Moral wird alſo
necht, oder doch nur vorübergehend und nur ein kleines bißchen
demoliert. Die beiden Autoren liefern damit den Beweis, daß
e* auch ſo geht, daß man trotzdem nicht zu verzichten braucht
Arf verwickelt heikle Szenen auf Situationskomik und auf
diebenswürdige Pikanterie; alles Dinge, die nun einmal zu
einem rechten Schwank gehören. Es gibt Ent= und
Bekleidungs=
enen, man ſieht ſogar ein nicht zuſammengehörendes Paar in
einer (!) Kabine ſchlafen und dergleichen mehr. Man hat
Wer vor allem eine köſtliche Ausleſe von Sarkasmen auf die
he, — wenn ſie ſchon 20 Jahre dauert, die von Paul
I2 aletzki mit dem Bruſtton der Ueberzeugung in die Debatte
geworfen wurden. Witzig und treffend.
Und Käthe Gothe, ſein Ehegeſponſt, fürtrefflich die Mrs.
Macepeace Witter verkörpernd, mußte ſie ertragen. Die
dant=
lairſte Rolle allerdings durfte Heini Handſchuhmacher
ielen. Sein beſchwipſter Mr. Adams war ebenſo originell und
luſtig wie ſein Liebhaber. Daß er in keine Phaſe ſeiner
Dar=
ſtellung irgendwie übertrieb, iſt erneuter Beweis ſeiner
ge=
egenen, ſtets neue Nuancen zeigenden Darſtellungskunſt.
dith Wien war ihm eine entzückende, im Schreien ebenſo
Die im Charme der Verliebtheit natürlich und ungekünſtelt
wielende Partnerin. Das zweite Paar fand in Hellmuth
2 Inzelmann und Beatrice Doering gediegene und tempe=
Iameutvolle Verkörperung, und das eigentliche Hochzeitsreiſe=
Michen gaben Heinz Langer und Lotte Barthel. Sehr
für die Erhaltung der demokratiſchen Republik zu ſtreiken.
Auf dem Papier nimmt ſich das nicht einmal ſo ſchlecht aus.
In Wirklichkeit aber ſpielt man mit dem Feuer, und dieſes
Spiel kann durch nichts entſchuldigt werden. Die Stimmung
der Maſſen wird noch weiter erregt und das Leben in Paris
noch weiter desorganiſiert. Die überlaſteten und übermüdeten
Behörden müſſen ſchon ohne Streiks mit den größten
Schwierig=
keiten kämpfen, um die Ordnung — wenigſtens oberflächlich —
aufrecht erhalten zu können. Denn ſie müſſen nicht nur die
politiſchen Leidenſchaften in Zaum halten, ſondern auch jene
Elemente, denen es allein auf Ruheſtörung und Plünderung
ankommt und die dazu ſyſtematiſch jede Gelegenheit ausnützen.
Der Streik begünſtigt ſie. Dagegen iſt es nicht ſicher, daß die
Sozialiſten durch die Streikparole ihre Autorität bei ihren
eigenen Anhängern erhöhen.
Frankreich kann ſich einer Entwicklung, die ſich in der ganzen
Welt bemerkbar macht, nicht entziehen. Die Entwicklung kann
höchſtens verlangſamt und in ruhigere Bahnen gelenkt werden.
Das iſt die eigentliche Aufgabe der Regierung Doumergue.
Allerdings iſt dieſe Regierung durch die laufenden
Angelegen=
heiten, auch durch die außenpolitiſchen, ſo beſchäftigt, daß ſie den
großen innenpolitiſchen Problemen für den Augenblick aus dem
Wege gehen muß.
Es iſt intereſſant, daß man hier jetzt immer mehr die
allerdings unkontrollierbare Behauptung hört, daß die Schlüſſe,
die man aus der Zuſammenſetzung des Kabinetts auf ſeine
Außenpolitik zieht, etwas übereilt ſind. Man betrachtet zwar
nach wie vor das Abrüſtungswerk als vorerſt nicht
durchführ=
bar. Man glaubt aber, daß die Ausſicht, durch direkte
Verhand=
lungen eine Verſtändigung zwiſchen Berlin und Paris
herbei=
zuführen, noch nicht aufgegeben ſei.
Frankreich ermunkerk Dollfuß=Regierung
zu einem Schrikt in Genſ.
Der franzöſiſche Miniſterrat beſchäftigte ſich geſtern eingehend
mit dem deutſch=öſterreichiſchen Problem. Außenminiſter Barthou
legte den Entwurf einer Note vor, die die Antwort auf die
öſter=
reichiſche Anregung, den Völkerbud mit der Angelegenheit zu
be=
ſchäftigen, enthält. Die Note, die vom Miniſterrat einſtimmig
gebilligt wurde, ſtimmt grundſätzlich der von der öſterreichiſchen
Regierung ausgehenden Anregung zur Aufrechterhaltung der
öſter=
reichiſchen Unabhängigkeit zu, ohne jedoch Einzelheiten zu prüfen.
— Die Antwort wurde dem öſterreichiſchen Geſandten von dem
franzöſiſchen Außenminiſter ſofort überreicht.
Sir John Simon zur Lage in Oefterreich.
Im engliſchen Unterhaus, verlas. Außenminiſter Simon am
Dienstag eine Mitteilung der öſterreichiſchen Regierung an den
engliſchen Geſandten in Wien mit der amtlichen Darſtellung der
Ereigniſſe. — Vorher hatte ſich der Außenminiſter noch zu dem
geplanten öſterreichiſchen Schritt beim Völkerbund geäußert. Er
betonte, daß der engliſchen Regierung am 8. d. M. ein Doſſier mit
den öſterreichiſchen Vorwürfen gegen das Reich zugegangen ſei, und
daß er am folgenden Tag dem öſterreichiſchen Geſandten Baron
Frankenſtein eine Antwort übergeben habe. In dieſer Antwort
werde ausgeführt, daß die engliſche Regierung die öſterreichiſche
Mitteilung zur Kenntnis nehme und nicht die Abſicht habe,
Oeſter=
reich von dem beabſichtigten Schritt abzuhalten. England, ſo
wird weiter darin ausgeführt werde ſtets für die Unabhängigkeit
Oeſterreichs eintreten, könne ſich aber andererſeits nicht in innere
Verhältniſſe Oeſterreichs oder eines anderen Landes einmiſchen,
müſſe aber auch Oeſterreich das Recht zugeſtehen, zu verlangen, daß
alle ſolche Einmiſchungen von dritter Seite unterbleiben. —
Ab=
ſchließend ſagte der Außenminiſter noch zu dem öſterreichiſchen
Schritt beim Völkberbund, der Rat werde vorausſichtlich
ver=
ſuchen, feſtzuſtellen, was Deutſchland zu Oeſterreichs
Anſchuldi=
gungen zu ſagen haben würde, und daß ſich daher die engliſche
Regierung jetzt zu dem ihr vorgelegten Material nicht äußern
könnte.
beredt und ſehr lebhaft und — ſehr verliebt! — Im Uebrigen
verzeichnet der Spielzettel noch eine Reihe kleiner oder ſtummer
Rollen, deren Vertreter ſich gut dem ſpielfreudigen Enſemble
einfügten, und die ſich mit einem Geſamtlob begnügen mögen.
Die gute Laune ſprang ſehr bald von der Bühne in den
Zuſchauerraum über, und das von Akt zu Akt mehr animierte
Publikum dankte durch herzliche Beifallsbezeugungen.
Ein voller Erfolg!
Zeitſchrift für Pilzkunde. Organ der Deutſchen Geſellſchaft für
Pilz=
kunde und der Heſſiſchen Landesſtelle für Pilz= und
Haus=
ſchwamm=Beratung, Darmſtadt. Redigiert und herausgegeben
von F. Kallenbach, Darmſtadt, unter Mitwirkung von
Hoch=
ſchulprofeſſor Dr. Killermann. 17. Band, Doppelhefte 1—4, 1933,
136 Seiten, 17 Kunſttafeln, jährlich 8,50 RM. Druck der
Hof=
buchdruckerei L. C. Wittich, Darmſtadt.
Der abgeſchloſſene Jahrgang der Zeitſchrift für Pilzkunde bietet
wiederum jedermann allerlei Schönes und Lehrreiches. Beſonders
die zahlreichen Kunſttafeln in ihrer vollendeten Wiedergabe
fin=
den immer wieder, auch im Auslande, den ſtärkſten Beifall. Eine
Reihe von Pilzberichten, von den Märkten, von den amtlichen
Beratungsſtellen uſw. ſind in den vorliegenden Heften enthalten.
Beſondere Aufmerkſamkeit iſt den Vergiftungen gewidmet, eine
ganz ausführliche Arbeit der immer noch rätſelhaften
Lorchel=
vergiftung. Verſchiedene Aufſätze klären über die
Cham=
pignonzucht auf und warnen vor übertriebenen Erwartungen
durch mögliche Erkrankungen der Kulturen, die faſt nie
ausblei=
ben. Eine Täublings=Beſtimmungstabelle dient der
praktiſchen Erkennungsarbeit im Walde. Eine Bunttafel führt
eine Reihe unſerer wichtigſten Speiſepilze vor Augen. Auch der
Tierfreund kommt auf ſeine Rechnung durch einen Aufſatz,
wel=
cher eine merkwürdige Beziehung zwiſchen Tier und Pflanze
be=
leuchtet, die Gallenbildung an Porlingen. Ein wirtſchaftlich ganz
außerordentlich wichtiges Gebiet iſt die Hausſchwamm=
Aufklärung, die ebenfalls gebührend berückſichtigt wird. Ein
Aufſatz unterrichtet über die Hausſchwamm=Einſchleppung durch
die Kohlen. Eine andere umfangreiche und gut bebilderte Arbeit
macht mit den gar nicht ſo ſeltenen und oft recht großen Schäden
bekannt, die der Wald=Hausſchwamm anrichtet.
„Der Deutſche Jäger”, 56 Jahrg. F. C. Mayer, Verlag,
Mün=
chen. Monatlich 1,80 RM.
Ein Ereignis erſten Ranges für jeden Jäger iſt das Erſcheinen
des neuen Preußiſchen Jagdgeſetzes, welches infolge ſeiner
vor=
züglichen Faſſung allgemein größte Beachtung findet. Jedenfalls
ſollte jeder Jäger ſich mit den Grundzügen dieſes vorbildlichen
Geſetzes vertraut machen. Erfreulicherweiſe bringt „Der Deutſche
Jäger” in Heft 5 laufenden Jahrganges den geſamten Wortlaut
des Geſetzes zum Abdruck. Von den zahlreichen Artikeln der
letz=
ten Hefte verdient beſondere Beachtung „Das Waldreh” von R. F
eine tiefſchürfende Abhandlung aus der Feder eines alterfahrenen
Praktikers. — Aus den verſchiedenen Spezialbeilagen ſei erwähut
unter „Waffe, Munition, Optik”: „Die Bedeutung des Geſchoß=
Nr. 44 — Seite 3
Praktiſche Arbeitskameradſchaft.
Von
Dr. Karl Wellthor, Berlin.
Vor einigen Tagen erfuhr die Oeffentlichkeit, daß der
Ruhr=
bergbau ſowie der Eiſenerzbau im Lahn= und Dillgebiet die
Kün=
digungsfriſt für die langgedienten Arbeiter, verlängert habe.
Während bisher zweiwöchige Kündigung beſtand, ſoll für
diejeni=
gen Arbeiter, die nach Erreichung der Volljährigkeit fünf Jahre
ununterbrochen in einem Betriebe tätig geweſen ſind, erſt mit
vierwöchiger Friſt gekündigt werden dürfen. In ähnlicher Weiſe
haben zahlreiche Einzelbetriebe anderer Wirtſchaftszweige —
gleichfalls aus freien Stücken — die Kündigungsfriſten für ältere
und betriebsverbundene Arbeiter verlängert. Es iſt dringend zu
wünſchen, daß dieſe Beiſpiele Schule machen, und daß nach kurzer
Zeit auch für die Arbeiter die Feſtſetzung einer längeren
Kün=
digungsfriſt Regel wird.
Bisher genoſſen nur die „Angeſtellten” eine angemeſſene
Kündigungsfriſt. Das Geſetz über den Kündigungsſchutz älterer
Angeſtellter ging bis zur ſechsmonatigen Friſt. In früheren
Jah=
ren iſt von Arbeitgeberſeite, gegen dieſe Beſtimmungen immer
wieder angegangen worden. Man verwies darauf, daß ein in
Schwierigkeiten geratenes Unternehmen außerſtande ſei, ältere
geringwertige Arbeitskräfte, für die eine angemeſſene
Beſchäf=
tigungsmöglichkeit nicht beſteht, und deren Gehälter
unverhält=
nismäßig hoch ſind, ein halbes Jahr durchzufüttern. Soweit es
ſtch bei dieſer Einſtellung nicht um die Geltendmachung des
über=
lebten „Herrn im Hauſe” — Standpunkts oder einfach um Mangel
an ſozialem Verſtändnis handelte, wird man zugeben müſſen, daß
der weitgehende Kündigungsſchutz für ältere Angeſtellte nicht mit
dem Klaſſenkampfcharakter in Einklang zu bringen war, den das
Verhältnis zwiſchen Unternehmer und Wirtſchaftsgehilfen nach
dem Willen des marxiſtiſchen Sozialismus und der in ſeinem
Geiſt arbeitenden Gewerkſchaften haben ſollte. Wenn von der
Sozialdemokratie nicht auch für die Arbeiter ein längerer
Kün=
digungsſchutz durchgeſetzt, ja nicht einmal entſchieden betrieben
wurde, ſo liegt das einfach daran, daß den Propheten des
Klaſſen=
kampfes jede menſchliche und ſoziale Annäherung zwiſchen Führer
und Gehilfen in der Wirtſchaft unerwünſcht war. Den aktivſten
Teil in der Gefolgſchaft der Gewerkſchaften bildeten die jungen
Arbeiter, die für keine Familie zu ſorgen hatten, und die ſich
ſchnell entſchließen — und dieſe Entſchlußfähigkeit behalten —
wollten, eine ſich ihnen bietende andere Stelle anzunehmen. Gab
es keine Bindungen, wie ſie durch die Gewährung einer längeren
Kündigungsfriſt an die Arbeiter geſchaffen worden wären, ſo gab
es auch keine moraliſchen Hemmungen gegen Streiks.
Es iſt natürlich kein Zufall, daß gerade die Unternehmungen
ganzer Bergbaubezirke mit der Gewährung einer längeren
Kün=
digungsfriſt vorangegangen ſind. Die bergbauliche Produktion iſt
innerhalb gewiſſer Zeiträume verhältnismäßig geringen
Schwan=
kungen ausgeſetzt. Der Unternehmer kann daher ziemlich genau
überſehen, wie ſich ſein Bedarf an Arbeitskräften innerhalb eines
Monats ſtellen wird. War aber ein ſolches Entgegenkommen wie
die Gewährung einer vierwöchigen Kündigungsfriſt im Bergbau
grundſätzlich möglich und iſt ſie trotzdem erſt jetzt verwirklicht
worden, ſozeigt das deutlicher als alles andere, wie
verhängnis=
voll der frühere Klaſſenkampfgeiſt für die Schaffung einer
natio=
nalen Schickſalsgemeinſchaft und einer praktiſchen
Arbeitskame=
radſchaft in den Betrieben geweſen iſt. Es muß jedoch
unumwun=
den zugegeben werden, daß die Nachahmung dieſes guten
Bei=
ſpiels in anderen Wirtſchaftszweigen weniger leicht iſt. Vielleicht
läßt ſich ein gangbarer Mittelweg in der Weiſe finden, daß in
Wirtſchaftszweigen oder auch Unternehmungen mit ſchnell und
ſtark wechſelnden Beſchäftigungsmöglichkeiten die verlängerte
Kündigungsfriſt an eine längere Beſchäftigungszeit als fünf Jahre
gebunden wird. Das Entſcheidende iſt, daß den als „Arbeiter”
im engeren Sinn des Wortes bezeichneten Wirtſchaftsgehilfen der
Stachel genommen wird, der mehr ſchmerzt als geringe Höhe des
Lohns, nämlich die Sorge, morgen oder doch nach wenigen Tagen
die Familie nicht mehr aus eigener Kraft ernähren, zu können.
Kameraden helfen ſich aus und tragen
unver=
meidbare Riſiken gemeinſam. Das iſt der Sinn
der neuen Arbeitsordnung.
Der Kapitalismus des neunzehnten Jahrhunderts hat nach
einem oft zizierten Wort „den Arbeitsmenſchen entwurzelt”.
Tat=
ſächlich galt in der Praxis nicht ſelten das böſe Wort: „Heute
hier, morgen da.‟ Es wäre aber falſch, wenn man dies für die
ganze Wirtſchaft ausſprechen wollte. In faſt allen Branchen gab
es einen Stamm altgedienter, durch zahlreiche Intereſſen und
per=
ſönliche Beziehungen betriebsverbundener Arbeiter. Nicht ſelten
bildeten einzelne Unternehmungen techniſche Spezialitäten
her=
aus, für die es nur einen ſehr kleinen Kreis von Facharbeitern
gab. Hier war die Bindung doppelſeitig: der Betriebsführer
konnte ſeinen hochqualifizierten Gehilfen nicht entbehren, und der
Gehilfe konnte kaum damit rechnen, anderwärts eine gleichartige
und ähnlich hoch entlohnte Stellung zu finden. Seltſamerweiſe
haben aber nicht nur die Berufe mit guten Beſchäftigungs= und
Verdienſtmöglichkeiten eine ſtarke Anziehungskraft auf ihre
Mit=
materials für die jagdliche Wirkung von Prof. Dr. Dencker
ſo=
wie eine intereſſante Bekanntmachung über die Verminderung
der Büchſenpatronen. „Der Gebrauchshund” iſt diesmal in Wort
und Bild dem Gebirgs= und dem Hannoveraner=Schweißhund
ge=
widmet. Für unſere Fiſcher” bringt u. a. Aufſätze von H. Hetzer
über „Hechtfiſcherei im Winter” und von H. Eder: „Die
Angel=
ſchnur”, ſowie Ratſchläge über die Behandlung der Angelgeräte
nach der Saiſon. — Erwähnung verdienen auch die
Jagdkynologi=
ſche, die Jagdrechtliche und die Jagdkundliche Rundſchau, und
nicht zuletzt — der humorvolle Roman aus dem Jägerleben:
„Was der Franzl im Preußiſchen erlebt hat”.
Heinz Gumprecht: Die magiſchen Wälder. Roman. Verlag C.
Bertelsmann in Gütersloh. RM. 4,80.
Millionen deutſcher Soldaten erlebten das heilige Rußland.
Ruſſiſche Erde trank deutſches Blut in Strömen, ſibiriſche Steppe
erſtickte die Flüche der Hunderttauſende, die hinter Stacheldraht
der Hunger und Typhus dahinraffte. Wie deutſche Würde noch
vom geringſten Koſaken mit Füßen getreten wird, wie in
ſump=
figen Wäldern die Kolonnen der Kriegsgefangenen
zähneknir=
ſchend Sklavenarbeit leiſten, wo Kameradſchaft der einzige
Licht=
blick iſt und unverſtändliche Behandlung der entwichenen
Deut=
ſchen durch die eigenen Landsleute hinter der Front die letzte und
bitterſte Enttäuſchung, —das alles durfte in dieſem ſtarken Buche
ja nicht fehlen. Aber Gumprecht iſt nicht erſtickt und verfault in
den berüchtigten Gefangenenlagern am wilden Baikalſee. Ein
Künſtlerauge ſieht Rußland! Er hat das breite geheimnisvolle
Lächeln Aſiens erlebt und ſchenkt uns jetzt Stimmungsbilder, wie
wir ſie in ſolcher Wucht und Eindringlichkeit in der
Kriegslitera=
tur bisher nicht fanden.
Negerkinder deutſcher Mütter! Wir vergeſſen ſchnell. Lichtere
Zeiten laſſen Tage der Qual und Schande zurücktreten. Daß
noch vor wenigen Jahren am deutſchen Rhein farbige Truppen
eine für uns gramvolle Wacht hielten, haben nicht alle ins
Gedächtnis unſerer Zeit hinübergerettet. Noch weniger Menſchen
aber wiſſen von dem bleibenden Leid, das farbige Truppen, im
deutſchen Rheinland zurückgelaſſen haben. Die Zeitſchrift „Neues
Volk”, Blätter des Aufklärungsamtes für Bevölkerungspolitik
und Raſſenpflege, die wir an dieſer Stelle ſchon öfter beſprochen
haben, veröffentlicht in ihrem ſoeben erſchienenen Februar=Heft
einen erſchütternden und beſchämenden Bildbericht über die
Nach=
kommen farbiger Angehöriger der ehemaligen Beſatzungsarmee=
Dieſer Bildbericht, der uns die Reſte der Farbigen aus jenen
ſchändlichen Zeiten aufzeigt, arme, bedauernswerte Kinder, die
durch die Raſſeneigentümlichkeit ihrer Väter lebendes Wahrzeichen
eines des traurigſten Verrates der weißen Raſſe gegen ſich ſelbſt
ſind und auch bleiben, wirkt heute wie eine Senſation. Die
Zeit=
ſchrift müßte im Sinne unſerer heutigen Anſchauung über
Be=
völkerungspolitik und Raſſenpflege eine hunderttauſendfache
Ver=
breitung finden. — Ueber dieſen traurigen, aber bedeutungs
vollen Bericht hinaus enthält das Heft wiederum 47 Bilder, die
an Schönheit, aber auch an aufrüttelnder Wahrhaftigkeit dag
ſagen, was die wenigſten von uns wiſſen.
Seite 4 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 14. Februar 1934
glieder ausgeübt. Gerade bei der Heimarbeit in Gebirgsgegenden
und z. B. beim Bergbau im produktionstechniſch wenig
bevorzug=
ten Waldenburger Kohlengebiet haben die Angehörigen des
Be=
rufs eine Anhänglichkeit und Beharrlichkeit
ge=
zeigt, die aus materiellen Gründen nicht zu
er=
klären iſt. Es hat auch in der Hochblüte des bedenkenloſen
Kapitalismus echte Arbeitskameradſchaft zwiſchen dem Führer
und ſeinen Gehilfen gegeben.
Das klaſſenkämpferiſche Intereſſe des Marxismus daran, daß
der Arbeitnehmer möglichſt vogelfrei ſein ſollte, iſt durch eine
Entwicklung geſtört worden, die mit dem Kapitalismus ſelbſt
nichts zu tun hat. Die Wohnungsnot der erſten zehn
Nachkriegs=
jahre hat es den Arbeitern außerordentlich erſchwert, ihre
wirt=
ſchaftliche Freizügigkeit in der Praxis auszunutzen. Das ging
ſo=
gar ſoweit, daß hie und da ein Mangel an Arbeitskräften
eintre=
ten konnte, ohne daß es möglich war, dieſem Mangel alsbald durch
Verpflanzung von Arbeitskräften aus anderen Landesteilen
ab=
zuhelfen. Eine weitere Einſchränkung der Freizügigkeit entſtand
durch die Zunahme der ſtändigen Arbeitsloſenarmee. Für die
meiſten Arbeitskräfte beſtand nur die Wahl zwiſchen dem
Ver=
harren an der eingenommenen Stelle oder der Arbeitsloſigkeir.
Dieſe mehr oder weniger erzwungene Seßhaftigkeit war keine im
Innern verankerte Betriebstreue oder Arbeitskameradſchaft. Sie
hat jedoch vielleicht die Zahl derjenigen Arbeiter, die mehrere
Jahre ununterbrochen in einem Betrieb tätig ſind, und für die
zunächſt ein wirkſamerer Kündigungsſchutz eingeführt werden
kann, höher anwachſen laſſen, als es unter der früheren
tatſäch=
lichen Freizügigkeit der Fall geweſen wäre.
Es liegt im Geiſt des „Geſetzes zur Ordnung der nationalen
Arbeit” vom 20. Januar d. J., daß die Arbeitsbedingungen
mög=
lichſt innerhalb des Betriebes feſtgeſetzt werden ſollen, weil nur
dort jenes lebendige Solidaritätsgefühl beſteht, das unter
Kame=
raden zu herrſchen pflegt. Aber wie ſtets, ſo kann auch hier ein
einzelner Grundſatz nicht uneingeſchränkt durchgeführt werden.
Das erwähnte Geſetz hat in richtiger Einſchätzung der
Möglich=
keiten und Notwendigkeiten Vorkehrungen getroffen, daß einer
unerträglichen Verſchiebung des Wettbewerbsverhältniſſes
zwi=
ſchen gleichartigen Betrieben vorgebeugt werden kann. Der
ein=
gangs erwähnte Beſchluß der weſtdeutſchen Kohlen= und
Erzgru=
ben in der Kündigungsfrage beweiſt, daß ein gemeinſames Vor=
gehen gleichartiger Unternehmungen nützlich und notwendig ſein
kann. Es iſt ja häufig ſo im Leben, daß der Einzelne nicht allein
vorangehen möchte, aber bereit iſt, mit den anderen im gleichen
Tritt loszumarſchieren. Die Treuhänder der Arbeit, an
die in vieler Hinſicht außerordentliche Anforderungen geſtellt
werden, müſſen in ihren Bezirken und auch im Einvernehmen
untereinander im ganzen Reichsgebiet ſorgfältig abwägen,
wel=
cher Teil des Arbeitsverhältniſſes der Feſtſetzung unter den
Ar=
beitskameraden eines Betriebes überlaſſen werden kann, welcher
Teil dagegen höherer Rückſichten wegen für den ganzen
Wirt=
ſchaftszweig, innerhalb eines größeren Wirtſchaftsraums oder in
welchem anderen Rahmen geregelt werden muß.
Die Finanzlage Heſſens
Ende dezember 1933.
Begrüßungen des neuen heſſiſchen Landesbiſchofs.
Anläßlich ſeiner Ernennung ſind dem Herrn Landesbiſchof
ſolgende Telegramme zugegangen:
Es haben telegraphiert:
1. Der Herr Reichsſtatthalter Sprenger: „Ihre Berufung
veranlaßt mich, Ihnen meine beſten Wünſche zu übermitteln.
(gez.) Sprenger.”
2. Der Leiter der geiſtlichen Abteilung im preußiſchen
Kultusminiſterium, Miniſterialdirektor Jäger: „Die Nachricht
von Ihrer Berufung zum Landesbiſchof von Naſſau=Heſſen
er=
füllt mich mit großer Freude. Im Geiſte der Hingabe an die
Nation und des unbeugſamen Willens zum Ganzen iſt ein
gutes Stück Weg weiter zurückgelegt. Als der bewährte
national=
ſozialiſtiſche Kämpfer ſind Sie Bürge für eine glückliche
Weiter=
entwicklung der Heimatkirche im Sinne volksgebundenen
evan=
geliſchen Glaubens.
Heil.
Der Leiter der geiſtlichen Abteilung
im preußiſchen Kultusminiſterium.
(gez.) Jäger.
Nach dem amtlichen Ausweis ſtellt ſich die Finanzlage des
Landes Heſſen Ende Dezember 1933 im laufenden Rechnungsjahr
wie folgt: Im ordentlichen Haushalt ſind 54,1 Mill. RM.
Ein=
nahmen verzeichnet, und zwar aus 23,894 Mill. RM. Reichsſteuern
und 28,633 Mill. RM. Landesſteuern, von denen 11,176 Mill. RM
an die Gemeinden überwieſen werden, aus Ueberſchüſſen der
Be=
triebe 0,884 Mill. RM., aus der Rechtspflege 1,784 Mill. RM.,
aus Schule, Wiſſenſchaft, Kunſt und Kirche 0,194 Mill. RM. und
aus der übrigen Landesverwaltung 9,882 Mill. RM.
Die Geſamtausgaben Ultimo Dezember betragen 58,587 Mill.
RM., und zwar für allgemeine Verwaltung einſchl. Polizei 8,724
Mill. RM., für Rechtspflege 5,381 Mill. RM., für Verkehrsweſen
0.154 Mill. RM., für Schule, Wiſſenſchaft, Kunſt und Kirche 17.899
Mill. RM., für ſoziale Maßnahmen und Geſundheitsweſen 3,942
Mill. RM., für das Wohnungsweſen 0,001 Mill. RM., für
Schul=
dendienſt 3,052 Mill. RM., für Ruhegehälter 12,171 und für
ſon=
ſtige Ausgaben 7,263 Mill. RM.
Im außerordentlichen Haushalt ſtehen 0,907 Mill. RM.
Ein=
nahsten 1.963 Mill. RM. Ausgaben (darunter 1,240 Mill. RM.
für Wohnungsweſen) gegenüber.
Der Monatsausweis ſtellt, wie das Staatspreſſeamt dazu
mitteilt, das Ergebnis eines Monats dar, in dem keine
Landes=
ſteuern fällig waren. Das Zurückbleiben der Einnahmen um rund
eine halbe Million RM. gegenüber dem Vormonat findet darin
ſeine natürliche Begründung. Die monatlichen Ausgaben haben
nur eine unweſentliche Erhöhung erfahren; die ſchon früher
ge=
kennzeichnete finanzielle Entwicklung des Rechnungsjahres 1934
wird eingehalten.
Egasthenteah
Frl. Henriette Ganßert, Blumenthalſtr. 93, II.,
früher Wirtſchafterin des ſtädt. Verſorgungsheims,
Pallaswieſenſtr., feiert Mittwoch, den 14. Februar
in geiſtiger und körperlicher
Friſche ihren 20. Geburtstag. 1917.
Ein ſanfter Tod erlöſie am Freitag, den 9. Februar,
morgens 6 Uhr meinen innigſigeliebten, treubeſorgten
Mann, unſern herzensguten Schwager, Oheim und
Vetter
Zahnarzt
Beiet Surger
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
liebe Frau, Schweſter, Schwägerin und Tante
von ſeinem jahrelangen, mit unendlicher Geduld
ge=
tragenem Leiden.
In tiefer Trauer:
Eiſa Jaeger, geb. Kapff.
Katharine Gebelein
geb. Storck
in ein beſſeres Jenſeits abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Franz Gebelein.
Darmſtadi, den 13. Februar 1934.
Die Beerdigung findet ſtatt, Mittwoch,
den 14. Februar, nachmittags ½4 Uhr
auf dem alten Friedhof.
Darmſtadt, Schlageterſtr. 36, den 14. Februar 1934.
Die Feuerbeſtattung hat auf Wunſch desEntſchlafenen
in aller Stille ſtattgefunden.
Für Beileidsbeſuche wird herzlich gedankt.
Mt
Büia n. Arf Anddl.-8 wsMkt HrtM
Jahnstr. 4
gegr. 1856
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
fowie für die zahlreichen Kranzſpenden beim
Heimgange unſeres lieben, unvergeßlichen
Entſchlafenen
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Herrn Jakob Jockel
ſagen wir allen herzlichen Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Jockel, geb. Daab.
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Mittwoch, 14. Februar 1934
AAus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 14. Februar 1934.
Der Fahnengruß eine Ehrenpflichk.
Zur Beſeitigung von Zweifeln, die in der Oeffentlichkeit
iber den Fahnengruß beſtehen, gibt die Reichsregierung folgen=
Ses bekannt:
Für die Angehörigen der SA. beſteht die Verpflichtung,
ſämt=
eiche Sturmfahnen und Feldzeichen der SA., SS., des Stahlhelm
und der Polizei ſowie alle Fahnen der alten Armee zu grüßen,
Ferner die Fahnen der politiſchen Organiſationen der Bewegung
uund der Hitler=Jugend, ſofern ſie im geſchloſſenen Zuge
mit=
geführt werden; ausgenommen ſind die Kommndoflaggen der
SA. ſowie die Wimpel des Bundes Deutſcher Mädel und des
Jungvolkes. Für die Wehrmachtsangehörigen hat der
Reichs=
wehrminiſter angeordnet, daß die Fahnen der nationalen
Ver=
bände bei Aufmärſchen geſchloſſener Abteilungen oder öffentlichen
nationalen Kundgebungen zu grüßen ſind.
Es entſpricht dem Weſen wahrer Volksgemeinſchaft im
natio=
nalſozialiſtiſchen Staat und dem freudigen Bekenntnis zu ihr,
daß auch die übrige Bevölkerung ihr Verhalten dieſen
Beſtim=
mungen anpaßt. Jeder deutſche Volksgenoſſe wird es daher ohne
daß es hierzu beſonderer Vorſchriften bedarf, als ſeine
ſelbſtver=
ſtändliche Ehrenpflicht betrachten, den Fahnen der nationalen
Erhebung — der Hakenkreuzfahne und der ſchwarz=weiß=roten
Fahne — wenn ſie im geſchloſſenen Zuge oder bei einer
öffent=
lichen nationalen Kundgebung gezeigt werden, ſeine Achtung
durch Erheben des rechten Armes zu erweiſen, genau ſo wie es
ſchon immer für jeden guten Deutſchen Brauch und Sitte iſt, die
ruhmreichen Fahnen der alten Armee zu grüßen.
Der Reichsminiſter des Innern hat in einem Rundſchreiben
die oberſten Reichs= und Landesbehörden erſucht, ſämtlichen
Be=
amten, Angeſtellten und Arbeitern der öffentlichen Verwaltung
hiervon mit dem Hinweis Kenntnis zu geben, daß der
Fahnen=
gruß eine Ehrenpflicht ſei, der ſich niemand entziehen werde.
Bekannkmachungen des Perſonalamkes.
Die auf Grund des § 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung
des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 erfolgten
Entlaſ=
ſungen der Oberreallehr
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Gucfd che Bal berkäd is der Feckräftde Saläcſe
ſchule zu Mainz Sophie Levy, des Lehrers an der Volksſchule
zu Offenbach a. M. Heinrich Lichtenſtein, des Studienrats
an der Studienanſtalt und der Frauenſchule in Mainz Dr. Moritz
Lorge, der Oberreallehrerin an der Studienanſtalt und der
Frauenſchule in Mainz Johanna Sichel wurden am 5. Februar
1934 mit Wirkung vom 1. Juli 1933 an in
Ruheſtandsverſetzun=
gen auf Grund des S 6 des vorgenannten Geſetzes umgeändert,
Falſche Zwanzigmarkſcheine.
Das nachſtehende Schreiben des Reichsbankdirektoriums
über Merkmale falſcher Reichsbanknoten über 20 RM. wird zur
Kenntnis gebracht.
Reichsbank=Direktorium.
Berlin.
Vor kurzem iſt im Rheinland eine neue Nachbildung der
Reichsbanknoten über 20 RM. der Ausgabe vom 11. Oktober 1924
angehalten worden, deren Kennzeichen wir nachſtehend zur
ge=
fälligen Beachtung ergebenſt mitteilen:
Papier: Weicher und glatter als das echte.
Pflanzenfaſern: Fehlen.
Waſſerzeichen: Rückſeitig durch leicht gelblichen
Auf=
druck vorgetäuſcht, in der Durchſicht ſehr ſchwach ſichtbar.
Gemuſterte Blindprägung mit
Kontrollſtem=
pel: Vom Muſter ſind nur die gekreuzten Schräglinien
nach=
geahmt die Füllung dazwiſchen fehlt. Im Kontrollſtempel fehlt
hinter dem Teilworte „Ausfertigungs” der Bindeſtrich.
Vorderſeite: Grobähnlich. Das weibliche Bildnis iſt
im Ausdruck verſchwommen und mit ſpitzem Geſi” wiedergegeben.
Die Hauhe hat am oberen Rande eine nach oben ausgebuchtete
Spitze. Dem Haubenſchleier fehlt unten links, unterhalb des
Kinns, der auch echten Noten gut ſichtbare Schatten zur
Faltenbil=
dung. In der letzten Unterſchriftzeile berührt der vor der letzten
Unterſchrift ſtehende Buchſtabe „P” oben den ausladenden
Schwung des Buchſtabens „F” im vorſtehenden Namen „Fuchs”.
Auf echten Noten iſt an dieſer Stelle deutlich eine Lücke zu ſehen.
Rückſeite: Reinlich gedruckt. In den ſeitlichen Guillochen
ſind die an zweiter Stelle ſtehenden verdeckten Kreisſtücke mit
auf=
fallend offener Zeichnung geändert und nach der aufliegenden
Mittelguilloche zu ſcharflinig, auf echten Noten dem
an=
ſchließenden Graumuſter entſprechend, mit leichten Bogen
be=
grenzt.
Reihenbezeichnung und Nummer: G. 9629006
(veränderlich) mit ähnlichen Typen, rückſeitig mit grasgrüner,
ſtatt ſchwarzgrüner Farbe aufgedruckt.
Herſtellungsart: Steindruck.
Für die Aufdeckung der Falſchmünzerwerkſtatt, in der die
oben beſchriebenen Nachbildungen hergeſtellt werden, und
dahin=
führende Angaben hat die Reichsbank eine Belohnung bis zu
3000.— RM. ausgeſetzt. Mitteilungen, die auf Wunſch
vertrau=
lich behandelt werden, nimmt für Groß=Berlin
Kriminalkommiſ=
ſar Dr. Kattolinsky. Alte Leipziger Straße 16, Anruf: Merkur
3789, entgegen; für alle anderen Orte ſind die örtlichen
Polizei=
behörden zuſtändig.
Reichsbank=Direktorium. (Unterſchriften.)
— Hobes Alter. Am Freitag, den 16 Februar feiert Frau
Maria Wenz Wwe Clemensſtraße 7, ihren 78. Geburtstag in
voller Friſche und Rüſtigkeit.
Heſſiſches Landestheater.
14. Februar Anf. 19. Ende geg. 23½ Uhr B15
Preiſe 0.70—5.50
Lohenarin. Aennee
15. Februar Anf. 20, Ende 22½ Uhr. C14
Alle gegen Einen — Einer fürAlle. 0.50—4.50 Kee
16. Februar 8 Anf. 19½, Ende 22½ Uhr. D. Bühne M9.
Preiſe 0.70—5.50
Die Zauberflöte. *e Zauberflöte. Mtrtwoch
14. Februar ! Anf.2. Ende 2.— Deutſche Btlne 91.
reie 0.70—3.80
Der letzte Zeuge. Donnerstag
15. Februar 20, Ende nach 22 Uhr. D. Bühne K 11, Zuſatzm. 11
Perei e 80—4.50
Don Pasquale.
Preiſe 0.70—3.80
Anf. 20, Ende 22½ Uhr. Zuſatzmiete 1V9
Freitag
16. Februar /Der letzte Zeuge.
— Landestheater. Donnerstag, den 15. Febr., wird im Großen
Haus das ſowohl vom Publikum wie Preſſe mit größtem Beifall
aufgenommene Schauſpiel „Alle gegen Einen — Einer
für, Alle” von Friedrich Forſter wiederholt. — Am gleichen
Abend findet im Kleinen Haus eine Wiederholung von G.
Doni=
zettis komiſcher Oper „Don Pasquale” ſtatt. Die Beſetzung
iſt: Regina Harre, Peter Anders. Johannes Drath, Heinr. Kuhn,
Kurt Theo Ritzhaupt. Die Vorſtellung wird von dem
Südweſt=
deutſchen Rundfunk übertragen.
Nr. 44 — Seite 5
Die Roſette a.s Schmuckform.
ſichtig gezeigt wird, alſo der Stoff darunter weggeſchnitten wer=
Jum Jammelſonntag and To. Zeorugt. den müßte; ebenſo läßt ſich das Motiv natürlich für alle Formen
Die neue Plakette für das Winterhilfswerk, die am 18.
Fe=
bruar in ganz Deutſchland verkauft wird, hat bekanntlich neben
ihrer Werbung für das Winterhilfswerk einer deutſchen Induſtrie,
den Plauener Spitzenklöpplerinnen, in einer großangelegten
Hilfs=
aktion Brot und Arbeit verſchafft.
Sie bringt aber auch in dieſer Form zum erſtenmal ein
Ab=
zeichen, das man nicht nach dem Sammeltag von der Mantelklappe
fortnehmen und anderen Gedenkzeichen zugeſellend in den Kaſten
legen wird, ſondern ſie ſchenkt dem, der ſeinen kleinen Beitrag
gab, auch ein Schmuckſtück, das beſonders die Frauen gern dauernd
tragen werden. Als einzelne Roſette ſchmückt ſie wie eine
Knopf=
lochblume Mantel oder Jackenkleid und iſt dabei nicht vergänglich
wie eine leichte Stoff= oder Pavierblume. Die Plauener
Spitzen=
roſette iſt handwerklich ſchön und gediegen, aus Leinenfaden
ge=
ſtickt und geſpachtelt, alſo ein Stück deutſcher Werkkunſt. Und mit
dieſer wiedererweckten Freude an dem kleinen Einzelſtück deutſcher
Werkarbeit wird ſich automatiſch bei den deutſchen Frauen der
Wunſch einſtellen, ſchöpferiſch weiterzuarbeiten an der
ornamen=
talen Verwendung dieſes einen „Motives” in der
Zuſammen=
ſetzung zu größeren Schmuckformen. Hat man einmal damit
be=
gonnen, ſo kommt man auf ſo vielfältige Ideen der
Verwendbar=
keit, daß die fünf Millionen Roſetten eigentlich im Handumdrehen
vergriffen ſein müßten!
Da laſſen ſich reizende Motive zuſammenſtellen als Abſchluß
der Sommerbluſen und Kleider, ſei es als Halsabſchluß oder als
Inkruſtierung über der Schulter, wobei natürlich die Spitze durch=
von Einſätzen und Weſten verarbeiten. Während die ſo modiſche
Sammetblume immer mehr dem eleganten Abendkleid vorbehalten
bleibt, paßt dieſe Leinenſpitzenroſe gerade ſtofflich ſo ausgezeichnet
zu den jetzt kommenden Sommerſtoffen, beſonders zu Leinen.
Auch als Roſettenſchmuck für die kleinen Hüte gäbe ſie im
Sommer ein hübſches Motiv, gar nicht zu reden von ihrer
viel=
fältigen Verwendbarkeit als ſchmückender Einſatz in Leinendecken,
Beutel und Handarbeiten jeder Art. Doch muß natürlich auch hier
der Geſchmack unſerer Frauen die Ueberhäufung mit dem Motiv
vermeiden.
Es iſt vielleicht gut, in dieſem Zuſammenhang an den
Ur=
ſprung der Roſette als Schmuckform zu erinnern: Geläufig iſt ſie
den meiſten als Schmuckform der romaniſchen und gotiſchen
Got=
teshäuſer, beſonders als Fenſter über dem Portal. Weniger
be=
kannt vielleicht iſt ihr Vorkommen auf altgermaniſchen
Grabſtei=
nen vorchriſtlicher Zeit. Auf dieſen ſtellt die Roſette das
Son=
nenrad oder Jahresrad dar, das uralte Sinnbild des
Aufſtieges, der Neuwerdung.
Erſt wenn man ſich dieſe ſymboliſche Bedeutung der kleinen
Roſette klargemacht hat, wird man mit doppelter Freude im
Mo=
nat des ſteigenden Lichtes dieſe Zeichen der Neuwerdung tragen!
Gleichzeitig wird es aber in der deutſchen Frauenwelt die Freude
am Tragen der deutſchen Spitze wieder erwecken und damit einen
Bauſtein im Neuaufbau unſerer deutſchen Volkswirtſchaft bilden.
Denkt am 18. Februar daran.
Die Gauführung des Winterhilfswerkes.
Faſching in Darmſtadt und Umgegend.
Nach alter Gewohnheit gingen die Wogen des Faſchings in
den Straßen und auch in den Lokalen von Faſtnacht=Samstag bis
zum geſtrigen Faſtnacht=Dienstag beſonders hoch. Am Samstag
hatten viele Vereine Maskenbälle oder auch noch Kappenſitzungen
veranſtaltet, und, wie wir hören, waren ſämtliche
Veranſtaltun=
gen gut beſucht. Trotz des Ernſtes der Zeit, einer Zeit, in der
Opferfreudigkeit, Mithilfe an der Linderng der Not vieler
Volks=
genoſſen immer noch im Vordergrunde ſteht, ließ man ſich die
Freude am Faſching nicht nehmen. Freilich, die Geldausgaben
wurden nach Möglichkeit eingeſchränkt, was der guten Laune aber
nicht Abbruch tat. In den Straßen Darmſtadts amüſierten ſich
beſonders die Kinder, die das milde Wetter weidlich ausnützten,
und harmloſem Faſchingstreiben mit Pritſchenſchlag und Konfetti=
und Luftſchlangenwuri huldigten. Vielfach ſah man allerdings
auch Erwachſene in Koſtümen, ſeltener ganze Gruppen zu Fuß
oder im Wagen und Auto.
Der Roſenmontag=Abend ſah, wie immer, alle Lokale, ſowohl
im Zentrum der Stadt wie die ferner gelegenen, gefüllt und
teil=
weiſe überfüllt. Ueberall war Konzert und Tanz, und an dem
geſtrigen Dienstag der Ausklang. Wenn auch etwas übermüdet
und wenn auch der Geldbeutel ſchon ſtark angegriffen war, frohe
Stimmung, ausgelaſſene Laune herrſchte bis in die Mitternacht.
Und wie in der Stadt war es auch auf dem Lande. Selbſt in
den kleinſten Ortſchaften fanden Faſtnachtsveranſtaltungen ſtatt,
und unſere treuen Mitarbeiter haben uns auch über die kleinſte
Veranſtaltung pflichtgemäß berichtet. Schließlich war es aber
überall das gleiche, und der nachfolgende Bericht — aus einem
Ort der näheren Umgebung — dürfte für alle Landorte gelten:
„Die diesjährige Faſtnachtszeit blieb in ihren Veranſtaltungen
weit hinter denen der Vorjahre zurück. Auch der Beſuch der
Mas=
kenbälle war nicht immer gut zu nennen. Das karnevaliſtiſche
Leben und Treiben auf den Straßen beſchränkte ſich in der
Haupt=
ſache auf die Innenſtadt, ſo um den „Dalles” herum, und waren
es meiſtens Kindermasken, die durch Singen der alten
Karne=
valslieder etwas Leben brachten. Selbſt der Karnevalverein
ließ es mit zwei Bällen und einer Kappenfahrt ſein, Bewenden
haben, an der ſich Vereine und auch Private beteiligten. Viel
Volk belebte die Straßen, durch die die Kappenfahrt ihren Weg
nahm.” — Heute aber iſt.
Aſchermittwoch.
Verhängt ſind die goldenen Bilder in den Kirchen, verſchleiert
alles, was bunt, blank und lebendig iſt. Aſchenkreuze werden auf
die Stirnen gezeichnet, aber — man fühlt ſie!
Ein neuer
Abſchnitt des Jahres beginnt. Jeder geht in ſich. Es ſind ia nur
wenige Wochen noch, dann iſt Oſtern, dann erſteht die Erde neu
aus langem Winterſchlaf. Auch die Erde hält ſich ja zurück in
dieſen Wochen. Vielleicht möchte mancher Baum, mancher Strauch
ſchon hervorbrechen in ſtürmendem Frühlingsjubel, aber eine
ſtrenge Hand hält ihn zurück; noch iſt es nicht Zeit. Warten und
Abwarten iſt eine große Tugend.
Die Zeit des kargen Faſtens, der Enthaltſamkeit tut dem
Menſchen wohl. bringt ihm die ſo nötige Beſinnung auf ſich ſelbſt.
Wir können nehmen, welches Schickſal eines Menſchen wir wollen:
wo die Prüfungszeit, die Zeit der Faſten, an deren Beginn ein
grauer Aſchermittwoch ſteht, fehlt, da wird nichts Rechtes und
Großes aus ihm. Nicht von außen kann uns alles zuſtrömen,
von innen müſſen wir es aus uns ſelber herausholen. —
In Schränken und Truhen verſchwinden die bunten
Karne=
valskoſtüme, mit dem Faſtnachtsdienstag, dem „mardi gras”, dem
fetten Dienstag, iſt Schluß. Der Tiſch des Reichen unterſcheidet
ſich nur wenig von dem Tiſch des Armen, und das iſt wohl der
tiefe Sinne der Faſtenzeit. Auch die ſich ein üppiges Leben
lei=
ſten können, ſollen zu Beſcheidenheit und Einfachheit zurückgeführt
werden, zum mindeſtens für dieſe vierzig Tage vor Oſtern. In
ihnen ſoll Gleichheit ſein. Keiner ſoll ſich dem anderen überlegen
dünken; ein gleiches Geſetz iſt über uns allen. —
— Deutſcher Reichskriegerbund „Kyffhäuſer” —
Landesver=
band Heſſen=Darmſtadt, Kriegerkameradſchaft Haſſia. Am
Sams=
tag, den 17. ds. Mts, abends 8.30 Uhr, findet in der Gaſtſtätte
„Eintracht”, Eliſabethenſtraße (großer Saal). eine Beſprechung
ſtatt zwecks Ausgeſtaltung des hiſtoriſchen Feſtzuges
anläß=
lich der 60jährigen Verbandsfeier, verbunden mit 1. Heſſ.
Sol=
datentag in Darmſtadt. Die Führer der örtlichen Vereine,
Ver=
hände, Innungen uſw. ſind hierzu beſonders eingeladen worden.
Sollte in Unkenntnis der Anſchrift ein Verein nicht eingeladen
worden ſein, ſo holen wir dies hiermit nach und bitten
kamerad=
ſchaftlichſt um Erſcheinen.
E Mindeſtmaße für Poſtkarten und Druckſachen in
Karten=
form. Für Poſtkarten und Druckſachen in Kartenform ſind nach
der Verordnung zur Aenderung der Poſtordnung vom 11. Juli
1933 Höchſtmaße (14,8 Zentimeter in der Länge und 10,5
Zentimeter in der Breite) und Mindeſtmaße (105 in der
Länge und 7,4 Zentimeter in der Breite) mit der Maßgabe
feſt=
geſetzt worden, daß Sendungen bei denen dieſe Maße nicht
ein=
gehalten ſind, bis zum 31. Juli 1934 von der Beförderung nicht
auszuſchließen ſind. Wie ſchon für Briefumſchläge, hat die
Deutſche Reichspoſt jetzt auch die Aufbrauchsfriſt für Poſtkarten
und Druckſachen in Kartenform, die kleiner als das Mindeſtmaß
(10,5 mal 7,4 Zentimeter) ſind, bis 30. Juni 1935
ver=
längert. Dieſe Sendungen werden bis zu dieſem Zeitpunkt
auch dann befördert, wenn ſie unter die Maße von 10 mal 7
Zen=
timeter herabgehen.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte,
Kriegerhinter=
bliebene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am
Don=
nerstag, den 15. ds. Mts, vormittags von 8—12 Uhr, durch
die Stadtkaſſe.
Sind deutſche Wörter unwiſſenſchaftlich?
Viele Wiſſenſchaftler meinen es: ihre Bücher ſtrotzen von
„Fachausdrücken”, die kein Laie verſteht: dolichokephal,
brachy=
kephal, mesokephal, hyperdolichokephal, Orthosuarthie Textur.
Armer Laie, was fängſt du damit an? Nun beſieh die
Aus=
drücke, die Profeſſor Dr. Günther, der bekannte Raſſenforſcher
da=
für gebraucht; „langköpfig, kurzköpfig, mittelköpfig,
überlang=
köpfig. Gradkieferigkeit, Haargeſpinſt!
Verſteht das nicht jeder Deutſche. Sollte das unwiſſenſchaftlich
ſein?
Gelehrte, denkt an die Leſer!
Das Ankounglück in Mainz.
Zu dem bereits gemeldeten Autounglück, das zwei
Menſchen=
leben forderte, erfahren wir noch: Die Inſaſſen des Wagens, der
Bäcker Adolf Leiſer geboren 1896 in Dörzbach, wohnhaft in
Darmſtadt, der Flugzeugbauer Willi Hauf. geboren 1906 in
Darm=
ſtadt. Frl. Hedwig R. und Frau Sch. aus Darmſtadt hatten ſich
den Roſenmontagszug angeſehen und dann einen Rundgang durch
die Stadt gemacht. In den ſpäten Abendſtunden, etwa 10.30 Uhr,
wollten ſie nach Hauſe fahren und haben ſich in der Nähe des
Rheins nach dem Wege erkundigt. Offenbar haben ſie jedoch die
Auffahrt zur Straßenbrücke überſehen und gelangten an den
Rhein etwas unterhalb der Anlegeſtelle der Köln=Düſſeldorfer
Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft. Als der Fahrer das Waſſer
be=
merkte, wollte er den Wagen noch links herumſteuern, ſtürzte
jedoch über die Böſchung herab. Das Auto überſchlug ſich und
blieb ſeitlich liegen, ſo daß die Männer nach unten, die Frauen
nach oben zu liegen kamen. So kam es, daß die Frauen gerettet
werden konnten, während die Männer trotz des niedrigen
Waſſer=
ſtandes von etwa 70 Zentimeter erſtickten. Für die beiden
Frauen beſteht keine Lebensgefahr mehr.
— Familiengeſchichtliche Ausſtellung. In der Buchhandlung
Saeng, Kirchſtraße, ſtellt zur Zeit Herr Geheimrat Welcker
eine Anzahl von Büchern aus, die nicht für die Druckerpreſſe
be=
ſtimmt ſind: die Geſchichte der Familie Oſann. die Verflechtung
der Familie Oſann mit der Familie Hufeland, Weimar (man denkt
gleich an Goethe); Bilder aus dem Leben der Familie Backofen,
die eine Nürnberger Kaſtenmacherfamilie war. Die Backofen
kamen als Muſikanten hierher, wollten 1848 mit dem Mainzer
Adelsverein als die „Darmſtädter Vierzig” einen kommuniſtiſchen
Staat bilden und trieben’s toll. Geheimrat Welcker, glücklicher
Beſitzer von 28 Originalbriefen Goethes, hat dieſe Dinge mit
un=
heimlichem Fleiß zuſammengeſucht und eigenhändig bebildert; eine
Fundgrube für familiengeſchichtliche Pſychologie und Poeſie
neben=
bei, für zeitgeſchichtliche Merkwürdigkeit und politiſche
Hinter=
gründe. Manche Teile leſen ſich wie Novellen, Kindergeſchichten
ſind eingewoben. Briefwechſel in ſchier unüberſehbarer Fülle
(Friedrich Oſann verlobte ſich brieflich aus Paris mit ſeinem
Bäschen Laura Hufeland, der Tochter des berühmten Arztes),
Wir ſehen in ſtille Gelehrtenſtuben und in laute Familienfeſte.
Wenn ein Dichter einmal über dieſe Dinge kommt, kann aus einer
künſtleriſch äußerſt mageren Zeit ein großes Gemälde entſtehen
und dies wünſche ich dem eifrigen Sammler. Er hat außerhalb
ſeiner Familiengeſchichten in gleich fanatiſchem Eifer aus ſeinem
ehemaligen Berufsleben „Führende Männer im heſſiſchen
Eiſen=
bahnweſen und in der heſſiſchen Eiſenbahnpolitik” erforſcht und
zuſammengetragen; von ganz beſonderem Reiz aber dürfte noch
ſein das große Werk „Zwölf Reiſen in Italien”, ſelber
geſchrie=
ben, ſelber bebildert, offenen Auges überall und alles geſehen
aus einem beſonderen Temperament. Einen ſolchen Fleiß, eine
ſolche Wut zur Darſtellung findet man ſelten, und er verdient
ſchon, daß man öffentlich auf ihn hinweiſt. Die durchaus
zeit=
gemäße Ausſtellung zieht ſich etliche Wochen lang hin und wird
von Zeit zu Zeit gewechſelt. Man verſäume ſie nicht, erſt recht
nicht, wenn man Darmſtädter iſt. Nikolaus Schwarzkopf.
— Sektion Darmſtadt des D. und Oe. Alpenvereins. Herr
Apotheker Burkardt aus Bensheim ſprach in der letzten
Monats=
verſammlung über Hochtouren und Wanderungen in Hochtirol.
Oetztaler, Stubgier und Ortler Gruppe waren es, die
durchwan=
dert wurden. Wenn die Reiſe auch ſchon eine Reihe von Jahren
zurückliegt, waren die Schilderungen doch ſo lebhaft, als ob es
Eindrücke des letzten Sommers geweſen wären, und die Bilder
konnten auch friſch aufgenommen ſein, an der großen Natur
än=
dert ſich auch in Jahrzehnten nicht viel. In den Oetztaler Alpen
war es zuerſt die Wildſpitze, die von der Breslauer Hütte
erſtie=
gen wurde. Vernagt=Ferner, Hochjoch und Weißkugel folgten.
Im Ortler Gebiet war die Ortler=Spitze ſelbſt das Ziel, die von
der Payer Hütte aus erzwungen wurde, wo am Abend vorher
der Geburtstag des greiſen Kaiſers Franz durch Feuerwerk
ge=
feiert wurde. Von der Zufall=Hütte wurde der Cevedale
erſtie=
gen. Ueber Eiſſeepaß und Halleſche Hütte durch das Martelltal
ging es hinab nach Meran, das liebliche Landſchafts= und
Floren=
bilder wie auch maleriſche Tiroler Trachten bot. Das
Freundes=
trio, das die Reiſe gemeinſam ausführte, wandte, ſich wieder
nordwärts, vorüber an dem bekannten Sandwirtshaus im
Paſ=
ſeier, den Stubaier Alven zu, wo das Becherhaus, Wilder Pfaff,
Hoher Freiger und Zuckerhütel beſtiegen wurden. Lebhafter
Beifall der zahlreichen Verſammlung lohnte den Redner für ſeine
äußerſt lebendigen Ausführungen.
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Sinafutter o Einkenfutter o Prachtfinkenfutter o Kardinalfutter o Wellensittigfutter o Ebiskuit e Pana-
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142a
Seite 6 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 14. Februar 1934
Aus der NSDAP.
Jungvolk ſammelt für das Winterhilfswerk.
Am Freitag, den 16. Februar, und Samstag den 17. Februar,
führt der Oberjungbann I eine großangelegte Sammelaktion für
das Winterhilfswerk durch:
Jedem Jungvolkjungen iſt es zur Pflicht gemacht. 2 Laib
Brot für die bedürftigen Volksgenoſſen der Großſtadt Frankfurt
beizuſteuern.
Am 18. Februar findet auf dem Römerberg eine große
Kund=
gebung ſtatt, deren Programm noch bekanntgegeben wird.
Die Gauführung des Winterhilfswerks.
Kampfbund der deutſchen Architekten und Ingenieure
im Kampfbund für Deutſche Kultur e. V., München,
Gebietsleitung Heſſen=Naſſau.
Am 10. und 11. März findet der Tag der „Deutſchen Technik”,
in Leipzig ſtatt. Für den Bereich der Gebiete Baden
Rhein=
pfalz. Heſſen=Süd und =Nord, Koblenz, Trier und Thüringen iſt
der Gebietsleiter Heſſen=Süd (Frankfurt a. M., Adolf=Hitler=
Haus) als Beauftragter für den Sonderzug Frankfurt a. M.—
Leipzig beſtellt. Sämtliche Meldungen zur Teilnahme (auch
ge=
ſchloſſene Meldungen von Verbänden) ſind an die Gebietsleitung,
Frankfurt a. M., Adolf=Hitler=Haus, ſpäteſtens bis zum 26.
Fe=
bruar 1934 zu richten. Auskünfte werden von der Gebietsleitung
des KDAJ. (Adolf=Hilter=Haus, Gutleuteſtraße 8—12, 2. Stock,
Zimmer 36, Fernſprecher 30 381/41) erteilt.
Raſſenhygieniſcher Fortbildungskurſus in Gießen
am 17./18. und 24./25. Februar in Gießen.
Beginn am 17. Februar, nachmittags 5 Uhr, in der
Univer=
ſitätsaula. Ort der übrigen Vorleſungen wird jeweils
bekannt=
gegeben. Ausgabe der Quartierſcheine ab 4 Uhr am Eingang
zur Univerſitätsaula.
Hitler=Jugend, Oberbann Starkenburg.
Anordnung für die Vereidigung der Führer der HJ. und der
Führerinnen des BDM. am 24. und 25. Februar.
Die Vereidigung geſchieht durch den Rundfunk. Auf Wunſch
des Führers werden zuſammen mit den politiſchen Leitern auch
alle HJ.=Führer und BDM.=Führerinnen vereidigt.
Zur Teilnahme verpflichtet ſind: Die Führer der Hitler=
Jugend vom Kameradſchaftsführer einſchließlich aufwärts.
Die Führerinnen des BDM. in der HJ. von der
Mädel=
ſchaftsführerin aufwärts.
Die Führer des Deutſchen Jungvolks in der HJ. vom
Fähn=
leinführer einſchließlich aufwärts.
Der BDM. unterſteht an dieſen Tagen den Führern der HJ.
Einzelheiten folgen noch!
Die Eidesformel lautet: „Ich ſchwöre Adolf Hitler
unver=
brüchliche Treue, ihm und den mir von ihm beſtimmten Führern
unbedingten Gehorſam”.
Alle anderen vorher geplanten Veranſtaltungen der HJ.
fallen am 25. Februar 1934 aus.
Kreisleitung Darmſtadt.
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe der Schloßgarten.
Die Pfundſammlung findet am Mittwoch, den 14. Februar,
und am Donnerstag, den 15. Februar ſtatt. Die Helfer und
Helferinnen der NSV. und der NS.=Frauenſchaft, Ortsgruppe
Schloßgarten, des Königin=Luiſe=Bundes, des Roten Kreuzes, der
Inneren Miſſion und des Caritas=Verbandes wollen ſich am
Mittwoch und Donnerstag, vormittags 8.30 Uhr, auf der
Ge=
ſchäftsſtelle, Emilſtraße 1, einfinden. Größere Körbe ſind
mitzu=
bringen!
Ausweiſe für Frauenſchaftsleiterinnen.
Unter Bezugnahme auf die Anfragen in der letzten
Orts=
gruppenleiterſitzung erſuche ich die Ortsgruppen= und
Stützpunkt=
leiter, auch für diejenigen Frauenſchaftsleiterinnen Ausweiſe
aus=
zuſtellen, die nicht Parteigenoſſinnen ſind. Die ſämtlichen
vor=
läufigen Ausweiſe müſſen bis ſpäteſtens Montag, den 19.
Fe=
bruar, hier ſein.
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe der Gervinus.
Die bei der Einpfundſammlung beteiligten Amtswalter,
Hel=
fer und Helferinnen melden ſich zum Abholen der
Haushaltungs=
liſten und Einſammeln der Pfundſpenden am Mittwoch, den 14.
Februar, vormittags 9 Uhr, in der Geſchäftsſtelle.
Peſtalozzi=
ſchule. Die Einwohner der Ortsgruppe werden gebeten die
Pfundpakete mit Inhaltsangabe zu verſehen und zum Abholen
bereitzuhalten.
Ein Appell aller Werbefachleute von Darmſtadt und
Um=
gebung ſoll die am Donnerstag, den 15. Februar, bends, im
„Reichshof” ſtattfindende Pflichtverſammlung der Darmſtädter
Ortsgruppe der Reichsfachſchaft Deutſcher Werbefachleute ſein.
Die vor kurzem gemeldete Eingliederung der NSRDW. in die
Reichskulturkammer hat eine Lage geſchaffen, die es jedem
Werbeleiter, Werbeaſſiſtenten, Werbevertreter, Verlagswerber,
Heilmittelwerber und Schaufenſterdekorateur zur Pflicht macht,
dieſe Verſammlung zu beſuchen. Der Landesgruppenleiter Pg.
Rothkleyer erſcheint perſönlich und ſpricht über „Die
Auf=
gaben der NSRDW. in der deutſchen Werbung”,
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzie Bezugsquiitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
Sch., hier. Nein, nach dem Gebäudeinſtandſetzungsgeſetz
wer=
den Zuſchuß und Zinsvergütung nur dem Eigentümer gewährt.
Vereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnenheim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag abends
8.15 bis 10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten
Mitt=
woch im Monat: Gymnaſtik. Leitung: Frl. Irmgard Patzold.
Je=
den zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen und
Zu=
ſchneiden. Donnerstag, den 15. Februar: Singen.
iskum und Heimak, Landſchaft Rheinfranken-Naſſau=Heſſen.
Tagung der Führer der Sing=, Tanz= und Laienſpielſcharen in Frankfurk a. M.
Willen, nunmehr alle Einzelgruppen im großen Rahmen des
Reichsbundes zu einem einheitlichen und geordneten Einſatz zu
Rctlinen se uie saräufige Arocn. bringen.
Die Organiſation des Reichsbundes iſt in unſerer Landſchaft
jetzt in großen Zügen durchgeführt. Nun beſteht die Hauptaufgabe
darin, daß in allen Gauen unſerer Landſchaft die praktiſche
Volks=
tums= und Heimatarbeit in vollem Umfange auf allen
Teilgebie=
ten einſetzt. Eine wichtige Vorausſetzung hierfür, die Sammlung
des uralten Volksgutes, wie es im Volkslied und Volkstanz uſw.
vorliegt, iſt für unſer Gebiet, dank der rührigen Arbeit der Heſſ.
Vereinigung für Volkskunde, bereits zum größten Teil erfüllt
Nun gilt es, der geſamren Bevölkerung in Stadt und Land zu
zeigen, welch reiche Schätze an urſprünglichem Volksgut bei uns
vorhanden ſind. Die wichtigſten Kampfgruppen hierfür ſind die
Sing=, Tanz= und Laienſpielſcharen, die hinausziehen und
Volks=
lieder ſingen, einfache Weiſen ſpielen und voller Stolz auf ihre
Heimat die heimiſchen Tänze zeigen. Dieſe Gruppen treten nicht
auf, damit man ſie betrachte, ſondern damit man ihnen gleichteue.
Ihr Wille iſt nicht. Dinge zur Schau zu tragen, die eigens für ſie
gefertigt ſind, ſie wollen vielmehr erreichen, daß das, was ſie
ſin=
gen, von allen Volksgenoſſen geſungen wird, daß das, was ſie
tan=
zen, von allen Volksgenoſſen getanzt wird. So treten ſie überall
nicht als Schauſpieler, ſondern als Vorbilder auf.
Die Tagung in Frankfurt hat gezeigt, daß bereits 60 einzelne
Gruppen ſich ſeither mit der Pflege des Volksliedes, der
Volks=
muſik, des Laienſpiels und des Volkstanzes befaßt haben. Die
junge heranwachſende Generation der Kampfzeit hatte ſich hier
zuſammengefunden, beſeelt vom Willen, zu ernſter
Volkstums=
arbeit. Ein voller durchſchlagender Erfolg konnte aber dem
Wir=
ken dieſer Gruppen nicht beſchieden ſein, denn ſie arbeiteten
viel=
fach ohne innere Fühlung miteinander, oder wenn ſie zu
Verbän=
den zuſammengeſchloſſen waren, ſo zeigten ſich dieſe als zu klein,
um die mannigfaltigen Schwierigkeiten, die ſich ihnen
entgegen=
ſtellten, meiſtern zu können. Die Ausſprache auf der Tagung, in
der die Gruppenführer über ihre ſeitherigen Tätigkeiten
berich=
teten, ließ dieſe Mängel klar erkennen, aber zugleich auch den
Die Richtlinien, nach denen die zukünftige Arbeit geſtaltet
werden ſoll, faßte der Landſchaftsführer, Miniſterialrat
Rings=
hauſen, in begeiſternden Worten zuſammen. Wir müſſen, ſo führte
er aus, bei aller Volkstums= und Heimatarbeit zurückgreifen auf
die in den Tiefen des Gemütes wurzelnden Kräfte der Volksſeele,
In der vergangenen Zeit iſt das wertvolle Volksgut, wie es im
Volkslied und Volkstanz von unſeren Vorfahren geſtaltet worden
iſt, verkannt und mißachtet worden; erſt die nationalſozialiſtiſche
Bewegung, die planmäßig auf alles zurückgeht, was aus
heimi=
ſchem Blut und Boden entſprungen iſt, hat den Wert dieſer
un=
ſchätzbaren Güter wieder erkannt. Jeder Volksgenoſſe muß
die=
ſen Volksgütern nicht nur Verſtändnis entgegenbringen, ſondern
auch ihr Träger ſein. Dazu müſſen alle Sing=, Tanz= und
Laien=
ſpielſcharen mithelfen. Alle dieſe Gruppen müſſen ſich aus innerer
Ueberzeugung heraus in ihrer Arbeit in den Reichshund
eingie=
dern. Eine Volkskultur kann ſich nur ergeben durch Beiſpiel und
Opfer, durch Führung und Gefolgſchaft. Die Kampftruppen müſſen
hinausziehen ins Land und in die Stadt, ſie müſſen Vorbild ſein
als Kämpfer und trotzen allem Unverſtändnis; ſie dürfen ſich nicht
einſchüchtern laſſen durch Spott, noch ſich täuſchen laſſen durch
Scheinerfolge. Der Nationalſozialismus hat die V lkskultur=
Be=
wegung in ſein politiſches Denken und Wollen gezogen, nicht um
Faules und Morſches künſtlich am Lehen zm erhalten, ſondern
um natürlich Gewachſenes zu ſtärken. Es geht dabei um unſer
großes Vaterland, um Deutſchlands Sein oder Nichtſein. In
ge=
ſchloſſener Zielrichtung ſollen alle jungen Kräfte, die in den
ein=
gelnen Gruppen gewirkt haben, nunmehr in den Dienſt
national=
ſozialiſtiſchen Wollens geſtellt werden. Ueberall muß jetzt eine
rege Tätigkeit einſetzen zum Wohl unſeres großen Vaterlandes.
Die von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden
Ausführun=
gen des Landſchaftsführers wurden von der Verſammlung mit
reichem Beifall aufgenommen.
Mit einem dreifachen „Sieg=Heil” auf den Führer ſchloß die
anregende Tagung.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 12. Febr. Geſamtverband Deutſcher
Arbeitsopfer in der Deutſchen Arbeitsfront.
Mitgliederverſammlung. Nachdem der Zahlſtellen=
Ob=
mann Diefenbach die Tagesordnung bekannt gegeben hatte,
gedachte er der aus dem Leben geſchiedenen Mitglieder, deren
Andenken durch Erheben von den Sitzen geehrt wurde. Der
Zahlſtellen=Obmann gab den Geſchäftsbericht und der
Schrift=
führer den Kaſſenbericht für das Jahr 1933, denen Entlaſtung
erteilt wurde. Der Obmann gab noch bekannt, daß der
Volks=
kanzler Adolf Hitler die Schirmherrſchaft über die Opfer der
Ar=
beit übernommen hat. Der Reichsleiter der Opfer der Arbeit,
Pg. Eberling, wird am 1. Mai 1934, am Tage der nationalen
Arbeit, zwei Erholungsheime einweihen, in denen die
Mitglie=
der einen 4—6wöchigen Erholungsaufenthalt koſtenlos
verbrin=
gen können. Auch wird von der Verbandsleitung ein ſtaatlich
geſchütztes Abzeichen herausgegeben. Die Träger derſelben
er=
halten bei öffentlichen Veranſtaltungen Ehrenplätze. Auch die
Jugend wird in den Schulen erzogen, den Opfern der Arbeit
ge=
bührende Ehrung zu gewähren. Die Gleichſtellung der Opfer
der Arbeit mit Wohlfahrtsempfängern von ſeiten der
Wohlfahrts=
ämter iſt unterſagt. Die Verkehrsunternehmungen haben den
Trägern der Arbeit weſentliche Tarifnachläſſe zu gewähren.
1k. Nieder=Ramſtadt, 13. Febr. Reichszuſchüſſe für
Inſtandſetzungsarbeiten. Die Zahl der Anträge auf
Gewährung von Reichszuſchüſſen für Inſtandſetzungs= und
Umbau=
arbeiten hat einen ſolchen Umfang angenommen, daß eine raſche
Nachprüfung durck, das zuſtändige Hochbauamt Darmſtadt und die
Erteilung der Vorbeſcheide nicht möglich iſt. Aus hieſiger
Ge=
meinde ſind es allein nahezu 100 Anträge, die erſt in der letzten
Zeit eingereicht wurden und die noch ihrer Erledigung harren. Es
dürfte noch geraume Zeit vergehen, bis alle Anträge ihre
Er=
ledigung gefunden haben. Tatſache iſt jedoch, daß durch die
Ar=
beitsbeſchaffungsmaßnahmen der Reichsregierung die
Bauhand=
werker, namentlich die Weißbinder, gut beſchäftigt, und daß in
dieſen Kreiſen Arbeitsloſe nicht mehr zu zählen ſind.
An. Groß=Zimmern, 13. Febr. Generalverſammlung
des Männergeſangvereins. In ſeinen einleitenden
Worten wies der Vereinsführer auf Ziel und Aufgabe der
deut=
ſchen Männergeſangvereine im neuen Staate hin. In dem
Ge=
ſchäftsbericht gab der Vereinsführer ein Bild von der Tätigkeit
des Vereins und ſtreifte hierbei alle Gegenwartsfragen, die in die
Arbeit des deutſchen Männergeſangs hineingehen. Die Beiträge
wurden auf der ſeitherigen Höhe belaſſen. Auch über das
dies=
jährige Gauwertungsſingen, das hier in Groß=Zimmern am
4. Juni ſtattfindet, wurde geſprochen, die hierzu erſchienenen
Richt=
linien verleſen. Mit den Vorarbeiten ſoll alsbald begonnen
wer=
den. Die Vorſtandsbeſtimmung geſchah nach den Richtlinien der
neuen Satzungen.
Op. Dieburg, 13. Febr. Verkehrsunfall. In der
Rheingauſtraße wurde ein Arbeiter von einem auswärtigen
Lie=
ferwagen überfahren und am Kopf derart ſchwer verletzt, daß er
in das hieſige Rochushoſpital eingeliefert werden mußte.
— Groß=Bieberau, 13. Febr. Am 15. Februar begeht die
Witwe des Georg Ad. Vierheller, geb. Peter, in geiſtiger und
körperlicher Friſche ihren 90. Geburtstag.
— Hirſchhorn, 13. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
12. Februar 1,58 Meter, am 13. Februar 1,56 Meter.
— Gernsheim, 13. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
12. Februar —1,25 Meter, am 13. Februar —1,25 Meter.
Die Neuordnung im deutſchen Polizeihundeſport.
Die Neuordnung unſeres geſamten wirtſchaftlichen und
poli=
tiſchen Lebens, die mit frühlingsjunger Werdekraft Altes und
Morſches, Fremdes und dem deutſchen Menſchen Widerſprechendes
hinwegfegte, hat auch zu einer reſtloſen Umgeſtaltung des
deut=
ſchen Hundeſports geführt, die von allen denen freudig begrüßt
wird, die in der Einheitlichkeit und Ganzheit den Ausdruck
deut=
ſchen Willens, deutſchen Lebens überhaupt, erblicken. Aus der
großen Menge der Spitzenorganiſationen wurde ein kraftvoller
Verband geformt, der nunmehr die Belange des deutſchen
Hunde=
halters, =züchters und =abrichters wahrt, der auf dem
Führer=
prinzip aufgebaut, reſtlos mit den früher mehr oder weniger
egoiſtiſchen Intereſſenvertretungen von Gruppen und Grüppchen
aufgeräumt hat. Der „Reichsverband für das deutſche
Hunde=
weſen” iſt heute die einzig anerkannte Großorganiſation des
deutſchen Hundeſportes. In ihm ſind alle früheren
Raſſezucht=
vereine als Fachſchaften zuſammengeſchloſſen, während die
frühe=
ren Abrichtegruppen ſich zur Fachſchaft für das Schutz= und
Dienſt=
gebrauchshundeweſen zuſammengeſchloſſen haben. Die Fachſchaft
fur das Schutz= und Dienſtgebrauchshundeweſen dient dem
Ge=
danken, durch Schutz= und Polizeihundarbeit mit allen
hier=
für geeigneten Hunderaſſen einerſeits und dem
deut=
ſchen Hundeliebhaber die Möglichkeit zu bieten, ſeinen Hund
ſelbſt abzurichten, andererſeits, durch Arbeit mit und an dem
Hund der Verwendung des Gebrauchshundes beim Zoll, bei den
Sicherheitsorganen des Staates, bei Eiſenbahn und
Grenzſchutz=
dienſt uneigennützigen Dienſt zu leiſten. Polizeihundarbeit iſt
nicht Sport ſchlechthin, iſt nicht Tändelei aus Tierliebe, hat nichts
zu tun mit der Freude des Beſitzers an „Kunſtſückchen” ſeines
Tieres. Polizeihundarbeit iſt Wertarbeit, iſt Dienſt am Volk!
Wieviele Hunde retteten deutſchen Soldaten im Weltkrieg das
Leben! Wieviele Hunde ſchützten einſam patrouillierende Zoll=
und Polizeibeamte vor feigen, heimtückiſchen Ueberfällen!
Wie=
viele Hunde dienten der Klärung von gemeinen Verbrechen! Und
wieviele Hunde haben Verbrechen nicht zur Ausführung gelangen
laſſen, weil die Angſt des Verbrechers vor dem den Beamten
begleitenden Hund ſie daran hinderte! Wieviele Einbrüche ſind
unterblieben, weil das Haus, oder weil der kleine Garten des
Siedlers, der Stall des Schrebergartenbeſitzers von einem Hund
bewacht wurde! Würde man dieſe Werte errechnen können, es iſt
ein nicht zu verachtender Beſtandteil deutſchen Volksvermögens!
Vor der großen nationalen Erneuerung unſeres Volkslebens
beſtanden in Deutſchland ungezählte Gruppen und Grüppchen,
Verbände und Verbändchen, die alle, jeder für ſich, dieſem
Ge=
danken, dem deutſchen Gebrauchshundgedanken, dienten. Durch
dieſe Zerſplitterung, durch Kampf aus Selbſterhaltungstrieb,
durch viel vergeudete gute Kraft, durch gegenſeitige Kritik wurde
die Arbeit nicht geſteigert, konnte ſie niemals die wirkliche
Be=
deutung haben, die ihr zukommen mußte. Falſch angewendete
Ki Goie. Sienich cer e ei e eſe
dienſtbar zu ſein dem Volk. dem Vaterland, bindet alle. Die
Gruppen und Grüppchen, die Verbände und Verbändchen, die ſich
oft als Gegner gegenüberſtanden, ſie opferten freudig ihren
Ver=
band, ihre Selbſtändigkeit, ſie opferten ihre alten Namen, ſie ſind
zum Ganzen gekommen! Sie haben den Willen zur Einordnung
in den nationalſozialiſtiſchen Staat dadurch glänzend bewieſen!
Ihr Ziel iſt, durch gemeinſame Arbeit dem deutſchen
Gebrauchs=
hundegedanken zu dienen zum Wohle für Volk und Vaterland!
Die Gliederung der Fachſchaft entſpricht der Gliederung im
deutſchen Sportleben. An der Spitze ſteht der Reichsobmann.
Das Reichsgebiet iſt in Gaue, Bezirke, Kreiſe und in die
ört=
lichen Fachgruppen gegliedert. Die Fachſchaft vereinigt in ſich
die Beſitzer aller Hunderaſſen, die ſich zur Dreſſur eignen. Nur
der Fachſchaft und der ihr angegliederten Organiſationen iſt es
in Deutſchland geſtattet, Hunde aller Raſſen auszubilden und
amtliche anerkannte Prüfungen für alle Raſſen abzuhalten.
Wir rufen den deutſchen Hundebeſitzer auf, ſich einzureihen,
Mit=
arbeiter zu werden. In der Pflege ſportlicher,
kameradſchaft=
licher Beziehung, in der Aufklärung in allen Fragen der
Hunde=
haltung des Vexſicherungsweſens und in der Entwicklung und
Pflege deutſcher Schutz= und Polizeihundarheit ſieht die Fachſchaft
ihr Aufgabengebiet zum Wohle des Deutſchen Volkes.
Fachſchaft für das Schutz= und Dienſtgebrauchshundeweſen e. V.
Düſſeldorf.
Fachgruppe Darmſtadt. Heinrich Jäger, Fachgruppenführer.
Die lehte Verſammlung
der Gewerbe= und Handwerker=Bereinigung.
J. Griesheim, 13. Febr. Die Gewerbe= und Handwerker=
Vereinigung hatte ihre Mitglieder zu der letzten Verſammlung
mit der einzigen Tagesordnung „Auflöſung der
Ge=
werbe= und Handwerker=Vereinigung” in das
Gaſthaus „Zum Bürgerhof” eingeladen. Der Saal war
ent=
ſprechend des bedeutungsvollen Tages mit den verſchiedenen
In=
nungswappen des ortsanſäſſigen Handwerks, ſowie den Symbolen
des Dritten Reiches feſtlich geſchmückt. Der Führer der
Vereini=
gung, Schmiedemeiſter Nothnagel, begrüßte beſonders die
Herren Dr. Reif von der Handwerkskammer, der in Verhinderung
des Handwerkskammer=Präſidenten Müller erſchienen war,
Bür=
germeiſter Feldmann Beigeordneten Schrauth, Ortsgruppenleiter
Seibert, NS.=Hagoführer Budesheim und den Ortsgruppenwart
der Deutſchen Arbeitsfront, Guſtav Ley. An Hand von
verſchie=
denen Schriftſtücken gab er einen kurzen Rückblick über die
Ent=
wicklung ſeit Gründung am 5. April 1879 unter dem Namen
Lokal=Gewerbeverein Griesheim durch den damaligen
Burger=
meiſter Leber. 48 aktive Mitglieder traten bei der Gründung dem
Verein bei, die ſich aus allen Schichten der Bevölkerung
zuſam=
menſetzten. Um die Jugend im Handwerk weiterzubilden, wurde
im gleichen Jahre die Gewerbeſchule ins Leben gerufen. Im Jahr
1918 wurde die Schule vom Staat übernommen. Der Gewerbe=
und Handwerker=Vereinigung, die 55 Jahre am hieſigen Orte zum
Wohle des Handwerkerſtandes gewirkt hatte, hat das hieſige
Handwerk viel von ſeinem Aufbau zu danken. Die große Ge
werbeſchau im Juli 1929, anläßlich des 50jährigen Beſtehens, die
Reichshandwerkswoche im Jahre 1931, ſowie der große
Handwer=
ker=Feſtzug anläßlich der Reichshandwerkswoche im Herbſt des
verfloſſenen Jahres, ſeien der beſte Beweis dafur, daß das
Hand=
werk in unſerer Heimatgemeinde auf einer ſehr hohen Stufe
an=
gelangt ſei. Die heutige Verſammlung ſei nun die letzte, die die
Vereinigung abhalte, da nach einer Reichsverfügung vom
Dezem=
ber des letzten Jahres die Handwerkervereine aufzulöſen ſeien
und das Handwerk jetzt in den betreffenden Innungen ſeine
Ver=
tretungen habe. Die hieſige Vereinigung ſei die letzte, die im
Handwerkskammerbezirk Darmſtadt aufgelöſt werde. Das
vor=
handene Vermögen verfällt nach Paragraph 9 der Satzungen dem
Heſſiſchen Handwerkskammerverband deſſen Liquidator
Hand=
werkskammerpräſident Müller iſt. Damit aber das Vermögen,
welches reſtlos bei der hieſigen Volksbank angelegt iſt, dem
hie=
ſigen Geſamthandwerk erhalten bleibt, wurde nachſtehende
Ent=
ſchließung einſtimmig gefaßt und weitergeleitet. Dieſe lautet;
„Die Gewerbe= und Handwerker=Vereinigung Griesheim b. D.
wird auf Grund des § 9 der Vereinsſatzungen aufgeſöſt. Das
Ver=
mögen der Vereinigung wird verwendet unter Mitwirkung der
im Ort anſäſſigen Fachberater, unter Hinzuziehung des
Ortsgrup=
penleiters. Pg. Seibert. Es iſt darauf zu achten, daß das Geld
für das örtliche Geſamthandwerk verwandt wird.”
Verdienſtvol=
len Vorſtandsmitgliedern, ſowie den anweſenden Gäſten
über=
reichte der Führer als Erinnerung und mit einer entſprechenden
Widmung das Buch „Nationalſozialiſtiſche Revolution im
Hand=
werk”, herausgegeben von Handwerkskammerpräſident Müller.
Auch dem Führer W. Nothnagel wurde ein ſolches Buch im
Na=
men des Geſamtvorſtands und der Vereinigung durch den 2. Führer
H. Merker überreicht. Herr Dr. Reif ſprach alsdann über die
Auflö=
ſung der Vereinigung und Zukunft des Handwerks und bat, im
Rah=
men der Vereinfachung der Entſchließung zuzuſtimmen.
Orts=
gruppenleiter Seibert dankte für das überreichte Buch und
ver=
ſprach, dem Handwerk auch weiterhin ſeine Unterſtützung zuteil
werden zu laſſen, betonte aber gleichzeitig, daß er bei
Uebertre=
tungen ſcharfe Maßnahmen ergreifen werde. Anſchließend hielt
Herr Dr. Reif einen ſehr intereſſanten Vortrag über „Ziele
und Richtlinien im neuen Staate”, Bürgermeiſter
Feldmann dankte ebenfalls für das ſchöne Geſchenk und wünſchte
den neuen Organiſationen Glück und Segen. Er appellierte an
die Handwerker, gemäß den Richtlinien der Innungen zu
kalku=
lieren, damit der Handwerker auch in der Lage ſei. Erwerbsloſe
in Arbeit zu bringen und die Arbeiten nicht allein vom Meiſter
nebſt Angehörigen auf Koſten der Allgemeinheit, durch
Ueberſtun=
den uſw. auszuführen. Denn die von der Reichsregierung
be=
reitgeſtellten Zuſchüſſe ſollen lediglich bezwecken und werden auch
nur unter dem Geſichtspunkt an die Antragſteller verteilt, daß
möglichſt ſchnell und viele Erwerbsloſe eingeſtellt und beſchäftigt
werden. Die Gemeinde habe ſich bereits vor längerer Zeit bereit
erklärt, bei Einſtellung von Wohlfahrtsempfängern die ſozialen
Laſten des Unternehmers zu tragen. Zur Vermeidung und
Ab=
ſtellung ſolcher Mißſtände, die auch auf das geſamte Handwerk
überaus ſchädlich wirken, werden in nächſter Zeit
Betriebskon=
trollen vorgenommen. Zum Schluß dankte der Führer den
Red=
nern für ihre vortrefflichen Ausführungen und ſchloß die
Ver=
ſammlung mit einem dreifachen Sieg=Heil auf Vaterland und
Führer.
As. Erbach, 12. Febr. Vom Reichsluftſchutzbund. Der
erſte Schulungskurs der Ortsgruppe Erbach des
Reichsluftſchutz=
bundes iſt jetzt zu Ende gegangen. Es beteiligten ſich etwa 45
Mit=
glieder, die in 4 Vortragsabenden mit dem Weſen und den
Er=
forderniſſen des Luftſchutzes vertraut gemacht wurden. Mit
gro=
ßem Intereſſe folgten die Teilnehmer den Ausführungen der
Vor=
tragenden, die über folgende Themen ſprachen: 1. Feindliche
Luft=
wachen. 2. Die Luftgefahr für Deutſchland, 3. Spreng=, Brand=
und Gasbomben. 4. Luftſchutzvorbereitungen in der Familie,,?
Lichtbildervortrag: Moderne Flugzeuge, ihre Waffen und die
Ab=
wehr. 6. Chemiſche Kampfſtoffe. 7. Die Gasmaske (mit praktiſchen
Vorführungen) Beſonders der Lichtbildervortrag zeigte in ein”
dringlichen Bildern, wie die anderen Völker in der Luft gerüſtel
ſind. Der nächſte Schulungskurs findet im kommenden Monat
ſtatt. — Der letzte Schulungsabend der SA. fand im Kgffe‟
Glenz ſtatt. Es ſprachen der Ortsgruppſchulungsleiter Pg.
Flek=
kenſtein=Erlenbach über: Der Vertrag von Verſailles, insbe
ſondere über die Kriegsſchuldlüge, Herr Pg. Diehl=Erbac
über: Innenpolitik und der Referent für Luftſchutzweſen, SA.*
Anwärter Lamberth= über: Die Luftwaffen der Nachbarvölker
Mittwoch, 14. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 44 — Seite 7
Arbenstagung dei Lanoftauen.
Der Reichshauernführer
uder die Aufgaden der Bauerint.
Im Auftrage Adolf Hitlers hat der Reichsbauernführer und
Reichsernährungsminiſter R. Walther Darré in wenigen
Mo=
naten das früher in Hunderte von Organiſationen zerſplitterte
deutſche Bauerntum zu einem einheitlichen und feſten Block
zu=
ſammengefaßt. Der Nationalſozialismus iſt die Weltanſchauung
des organiſchen Staatsgedankens, und ein organiſch aufgebauter
Staat iſt nur möglich, wenn das Bauerntum Trä
zellen des Staates und Volkes
ge=
ſund ſind. Schon aus dieſer Folgerung können wir die ungeheure
Bedeutung erkennen, die der Nationalſozialismus zwangsläufig
der bäuerlichen Frau, der Erhalterin des bäuerlichen
Lebens, zuweiſen muß. Wenn die Bedeutung der bäuerlichen
Frauenarbeit bisher noch nicht in ſo ſtarkem Maße hervorgetreten
iſt, ſo lag das in erſter Linie an der beſonderen Geſetzlichkeit des
Ablaufes der nationalſozialiſtiſchen Revolution, denn die
Revo=
lution als ſolche iſt in jedem Falle ein ſtaatspolitiſcher Akt und
damit vom Manne getragen. Aus der Revolution aber muß ſich
die Evolution, d h. die Entwicklung, herauskriſtalliſieren,
wenn die neue Idee fruchtbringende Neuformen hervorbringen
will. Innerhalb dieſer Entwicklung aber wird der
Frauen=
arbeit in jedem Falle beſondere Bedeutung zufallen.
Um auch im Rahmen der gewaltigen Aufgaben, die der
Reichsnährſtand für Deutſchlands völkiſche Zukunft zu leiſten hat,
den Landfrauen die Grundſätze und Richtlinien ihrer
zukünf=
tigen Arbeit bekanntzugeben, hatte der Reichsbauernführer und
Reichsernährungsminiſter R. Walther Darré die Reichs= und
Lan=
desabteilungsleiterinnen für das Fachgebiet „Landfrau” nach
Ber=
lin berufen. In der feſtlich mit Tannengrün und dem Symbol des
neuen Deutſchland geſchmückten Halle der Reichshauptabteilung I
des Reichsnährſtandes nahm der Reichsbauernführer und
Reichs=
ernährungsminiſter R. Walther Darré im Beiſein führender
Per=
ſönlichkeiten Stellung zu den grundſätzlichen Fragen ländlicher
Frauenarbeit, die wir nachfolgend im Auszug wiedergeben.
„Im Stadium der nationalſozialiſtiſchen Revolution iſt der
Frau eine zweitrangige Stellung zugewieſen geweſen. Doch erhält
dieſe Frage in dem Augenblick. wo man vom Standpunkt der
Ent=
wicklung an das Problem der Frau herantritt, ein anderes Geſicht.
Denn über allen ſtaatspolitiſchen Erwägungen von der
Beteili=
gung der Frau am öffentlichen Leben bleibt letzten Endes die
eine Tatſache immer beſtehen, daß der Mann, dieſer Träger des
öffentlichen politiſchen Lebens, durch den Akt der Geburt von der
Frau kommt und wieder zur Frau zurückkehren muß, um zeugend
die Geſchlechter ins Leben zu rufen, die die von ihm in ſeinem
politiſchen Leben geſchaffenen Werte begreifen und erhalten ſollen
und weiterreichend an die ihnen wieder folgenden Geſchlechter
übergeben im ewigen Kreislauf des Seins. Unſere Frauen und
unſere Mädchen ſind und bleiben die Erhalter unſerer
Raſſe durch die Jahrhunderte hindurch während
es des Mannes Aufgabe iſt, dieſe Tatſache im Kampf der Völker
und Raſſen untereinander zu behaupten. Dieſe natürliche
Ord=
nung aber wurde vom Juden zerſtört. Durch den Liberalismus iſt
der Sinn für dieſe natürliche Ordnung verloren gegangen. Auf
keinem Gebiet des völkiſchen Daſeins ſind die liberaliſtiſchen
Grundgedanken von ſo verheerender Wirkung geweſen wie gerade
auf dem Gebiet der Frau. Sinn und Weſen der Frau bleibt immer
das, was von Gott in den Mittelpunkt ihres Daſeins gerückt
wurde: Empfängnis und Zeugung. Geſunde Staaten haben noch
immer dieſe Aufgabe der Frau reſtlos bejaht und von hier aus
ihre Bewertung innerhalb der Volksgemeinſchaft geſtaltet und ſind
damit zu einer natürlichen Ordnung der Geſchlechter im
Volks=
körper gekommen. Natürlich iſt es. wenn man die Dinge des
Geſchlechts als Aufgabe betrachtet. Des Juden Verbrechen lag
da=
rin, daß er dieſe Dinge als eine Angelegenheit des perſönlichen
„Vergnügens herausſtellte. Die jüdiſche Zerſetzung unſerer Sitten
im Verlaufe des 19. Jahrhunderts hat vielfach bewirkt, daß eine
moralinſaure Abkehr von allen Dingen, die mit dem Geſchlecht der
Frau zuſammenhingen, als beſondere Sittlichkeit bezeichnet wurde.
Während noch um 1806 ein Nachſchlagewerk über den Adel feſtſtellt,
daß Kinderreichtum das Kennzeichen der adligen Frau ſei,
be=
trachtet hundert Jahre ſpäter die „Dame von Welt”
Kinderreich=
tum als einen Luxus, eine Dummheit oder ein peinliches Verſehen.
Zeitgenöſſiſche Sittlichkeitsapoſtel möchten am liebſten ein junges
Mädchen, das harmlos erklärt, ſie heirate deswegen, weil ſie ſich
auf Kinder freue, aus der Geſellſchaft ausſchließen und ſteinigen.
Wir waren in vergangener Zeit ſo weit, daß unſere jungen
Mäd=
chen entweder vollkommen blind in die Ehe hineinſtolperten oder
der erotiſchen Aufklärung des Judentums überlaſſen wurden.
Darum iſt es wichtig, nun einmal feſtzuſtellen, wo nach dem
Akt der nationalſozialiſtiſchen Revolution ſich evolutionäre
Anſatz=
punkte für eine neue deutſche Einſtellung zur Frau ergeben
könnten. Dabei wird man grundſätzlich von Anfang an ſich
dar=
über klar ſein müſſen, daß für die Beurteilung dieſes Problems
zwiſchen ländlicher und ſtädtiſcher Bevölkerung unterſchieden
wer=
den muß. Und zwar deswegen, weil die moderne Stadt erſt
mög=
lich wurde, als der Liberalismus als Weltanſchauung ſich
durch=
geſetzt hatte. Hier begegnet man oft einem allgemeinen Irrtum in
der Beurteilung von Urſache und Wirkung. Nicht die
Erfin=
dung der Maſchine leitete das liberale Zeitalter ein, ſondern
der Durchbruch der liberalen Weltanſchauung riß
die rechtlichen Schranken nieder, die bis dahin einem ſe
tigen Ausleben des wirtſchaftlichen Ichs entgegengeſtanden hatten,
und ermöglichte damit erſt die Vorausſetzung, um Städte entſtehen
zu laſſen. Der Boden unſerer ſtädtiſchen Kultur iſt weitgehend
ausſchließlich liberal in ſeiner Wurzel. Wir hegen aber die Ueber=
Zeugung, daß es dem Nationalſozialismus gelingen wird, dem
ſtädtiſchen Teil unſeres Volkes auch wieder ſeine urſprüngliche
bodenſtändige Wurzel im kulturellen Leben bewußt werden zu
laſſen. Umgekehrt ſteht feſt, daß trotz des vergangenen liberalen
Jahrhunderts ſich unter der Landbevölkerung uralte Sitten und
Gebräuche bis auf den heutigen Tag lebendig erhalten haben und
Zweifellos alſo evolutionäre Anſatzpunkte für eine deutſche
Ent=
wicklung der Frauenfrage bieten können. Wir dürfen uns aber
nicht in den Gedanken verrennen, alles, was von der Stadt kommt,
grundſätzlich abzulehnen, ſondern auch die guten Gedanken
erken=
nen, die die ſtädtiſche Bevölkerung der deutſchen Frau gebracht
hat. Für die Frau des Reichsnährſtandes kommt es zunächſt darauf
an, das Gute, was ſich noch auf dem Lande an altdeutſcher
Sitte und altdeutſcher Geſittung erhalten hat, wieder zu ent=
Decken, zu pflegen und es mit dem
Grundgedan=
ken nationalſozialiſtiſcher Auffaſſung zu durch=
Oringen. Die Frau auf dem Hofe, von der Bäuerin
bis zur Magd. muß vom Reichsnährſtand aus als
Menſch betreut und wieder zum Bewußtſein
deut=
ſchen bäuerlichen Frauentums gebracht werden.
Das Reichserbhofgeſetz iſt geſchaffen worden, um die
raſſen=
rnäßige Erhaltung unſeres Volkes und damit ſeine Behauptung
im Kampfe der Völker untereinander zu ſichern. Die Erbhöfe
ſol=
ken das raſſiſche Beſtehen unſeres Volkes gewährleiſten, alſo ſtän=
Sig das garantieren, was bei der Ehe der Städterin immer mehr
eine Frage des Zufalls oder der Umſtände ſein wird; zum andern
Aber auch, daß auf dem Erbhofe dem geborenen Kinde eine ſeinem
Weſen nach beſtmögliche geſunde Aufzucht ermöglicht werden ſoll.
Damit wird für die Bäuerin das Problem der Raſſe, der
Bluts=
reinheit und der Aufzucht ihrer Kinder in den Vordergrund ihres
Denkens geſtellt. Ich habe hier bewußt das vielfach verläſterte und
vielen außerordentlich unangenehme Wort „Zucht” gebraucht.
Aber weder die Wutausbrüche hyſteriſcher Frauen noch die
Begei=
terungszuſchriften jener die den heiligen Zuchtgedanken für ihre
Serſonlichen erotiſchen Hemmungsloſigkeiten mißbrauchen wollten,
Haben mich an der gedanklichen Folgerichtigkeit dieſer Erkenntnis
arre machen können. Man kommt um die Tatſache nicht herum,
Daß man die Ehe entweder in ichbezüglichem Sinne als reine Pri=
Hakangelegenheit oder aber als einen Dienſt an der Zukunft des
Volkes anſieht. Der Erbhof als ſolcher iſt vom deutſchen Volke
aber nicht wegen ichbezüglicher Eheverhältniſſe geſchaffen worden,
hondern wegen der Erſtellung raſſiſch wertvoller und geſunder
Rinder. Wenn man eine Ehe zum Zwecke der Kindererzeugung
bchließt und gleichzeitig einem nationalſozialiſtiſchen Staat
ange=
hort, der ſich bewußt zur germaniſchen Raſſe bekennt, dann bleibt
einem auch nichts anderes übrig, als für den Blutsquell der Na=
Kion, für den Erbhof, den Grundſatz der Zucht unter allen Um=
ſtänden, zu bejahen. Zucht iſt nichts anderes als Zeugung im
Wiſſen. Der Erbhofgedanke wird ſich im deutſchen Volk nur
be=
haupten können, wenn ſein raſſiſcher Kerngedanke als Blutsquell
und damit als züchteriſches Prinzip zur ſelbſtverſtändlichen
Vor=
ausſetzung ſeines Daſeins wird. Dieſes Wollen aber bedeutet
den ausgeſprochenſten Gegenſatz zur bisherigen jüdiſchen
eroti=
ſchen Freizügigkeit. Ich behaupte mit vollem Bewußtſein und bin
überzeugt, daß kommende Jahrzehnte mir Recht geben werden,
daß die folgerichtige Durchdenkung des Problems der Zucht auf
dem Erbhof eine weitgehende Neugeſtaltung alles deſſen nach ſich
ziehen wird, was wir heute als Sitte und Anſtand, als
Schick=
lichkeit und Geſittung zu betrachten gewohnt ſind. Am Ende
die=
ſer Entwicklung aber wird als abſchließende Erkenntnis ein Satz
ſtehen, den ich heute bereits ſo formuliert ausſprechen möchte:
„Sittlich iſt, was der Arterhaltung des
deut=
ſchen Volkes förderlich iſt; unſittlich iſt, was
dem entgegenſteht! Zwei Geſetze ſind in alten
Bauern=
gebieten ſeit der Vorzeit unſern Bauern immer lebendig
geblie=
ben: die eine, daß der Bauer heiratet, um Kinder zu bekommen,
und die andere, daß der Bauer geſunde Kinder haben will.
In dieſem Zuſammenhang iſt es auch notwendig, ſich über die
ver=
heerenden Wirkungen des Liberalismus auf dem
hauswirtſchaft=
lichen Gebiet der Landfrau klar zu werden. Vor dem Einbruch
des Liberalismus war das Gebiet der bäuerlichen
Hauswirt=
ſchaft auf die Selbſtverſorgung abgeſtimmt. Damit iſt zum
Aus=
druck gebracht, daß die Tätigkeit in dieſen Hauswirtſchaften keine
Angelegenheit der Rentabilität darſtellte, ſondern eine den
Not=
wendigkeiten dieſer Hauswirtſchaften ſich anpaſſende Tätigkeit
bil=
dete. Es war mithin die Aufgabe der Bäuerin, als geiſtige und
praktiſche Leiterin dieſer Hauswirtſchaft diejenigen weiblichen
Hilfskräfte arbeiten zu laſſen, die für eine geſunde Entwicklung
der Hauswirtſchaft notwendig waren. Mit dem Einbruch des
Liberalismus wurde die urſprünglich geſchloſſene Hauswirtſchaft
den Geſetzen des Marktes ausgeliefert. Die Hauswirtſchaft der
Bäuerin wurde dem Rentabilitätsgrundſatz unterworfen. Damit
wurde das Hilfsperſonal der Bäuerin in ſeiner Anzahl nicht mehr
bedingt von der Ernährungsmöglichkeit des Hofes, ſondern
aus=
ſchließlich davon, ob im Rahmen der Rentabilität des bäuerlichen
Betriebs die einzelnen Hilfskräfte noch zu verantworten ſeien.
Im Verlaufe dieſer Entwicklung wurde damit die Hausarbeit
als ſolche immer mehr auf die Perſon der Bauersfrau vereinigt,
die damit zu einem Laſttier der Hausarbeit auf dem Bauernhof
herabſank. Logiſcherweiſe konnten die kulturellen Aufgaben der
Bäuerin von ihr nur ungenügend behandelt werden. Und ſo hat
hier der Liberalismus ein Austrocknen unſerer bäuerlichen
Kul=
tur durch die Arbeitsüberlaſtung der Bäuerin verſchuldet.
Des=
halb müſſen wir darauf hinarbeiten, eine handwerkliche
Entla=
ſtung der Bauersfrau zu ſchaffen. Nicht für oder gegen die
Ma=
ſchine iſt darum die große Frage, denn wo die Maſchine in der
bäuerlichen Hauswirtſchaft eine Entlaſtung der Bauersfrau oder
ihres weiblichen Hilfsperſonals im Gefolge hat, iſt ſie in jedem
Falle ein Segen. Groß iſt das Arbeitsgebiet der deutſchen
Land=
frauen. Die Arbeit wird erfolgreich ſein, wenn ſie in echtem
nationalſozialiſtiſchen Sinne vollzogen wird.”
Im weiteren Verlauf der Tagung ſprach
Reichshauptabtei=
lungsleiter Reinke über die Grundſätze der praktiſchen Arbeit.
Die Rede des Reichsbauernführers habe gezeigt, daß die Arbeit
der Abteilungsleiterinnen C und D. in der
Reichshauptabtei=
lung I hauptſächlich eine Erziehungsaufgabe darſtelle. Dieſe
Auf=
gabe könne nur von bäuerlichen Menſchen ausgeführt werden, die
um die Belange des deutſchen Bauerntums wiſſen, die durch ihr
Blut mit der Scholle des Bauern feſt verknüpft ſeien. — Im
An=
ſchluß daran ſprach Frau v. Rheden und Fräulein Förſter
über den Aufbau der von ihnen geleiteten Abteilungen des
Reichsnährſtandes. In kurzen Vorträgen wieſen dann Fräulein
Annemarie Köppen und Frau Elli Heeſe auf die Bedeutung
der Preſſe für die zu leiſtende praktiſche Arbeit hin. Fräulein
Stüwe hielt einen durch Lichtbilder ergänzten, ſehr
anſchau=
lichen Vortrag: „Das Lichtbild im Dienſt unſerer Arbeit”.
Alle Reden und Vorträge wurden mit größter Begeiſterung
aufgenommen; man ſpürte die Freude über die Loslöſung des
deutſchen Bauerntums aus der liberaliſtiſchen Gedankenwelt und
über das Wiederfinden echt deutſcher, bäuerlicher Lebensformen.
Der Wortlaut der Rede des Reichsminiſters Darré wird in
dem März=Heft der „Deutſchen Agrarpolitik”, veröffentlicht
werden.
Dr. Sprendlingen, 12. Febr. Goldene Hochzeit
Mitt=
woch, den 14. Februar, feiert Wilhelm Schäfer VI. Aufſeher
i. R., und Ehefrau Dorothea, geb. Schäfer, das Feſt der
Gol=
denen Hochzeit in ſeltener Friſche. Der Ehemann Schäfer war
50 Jahre bei der Stadt Frankfurt als Pflaſterer und dann als
Aufſeher tätig und lebt in dem wohlverdienten Ruheſtand.
Offenbach, 13. Febr. Schlägerei auf einem
Masken=
ball. — Das Feſtabgebrgchen. In der Nacht zum
Sonn=
tag betrat ein Offenbacher Zuſchneider namens Müller den
Saal=
bau, in dem der frühere marxiſtiſche, jetzt gleichgeſchaltete
Ruder=
verein „Vorwärts” einen Maskenball veranſtaltete. Er äußerte
dabei zu einer Gruppe Nationalſozialiſten: „Mit der Geſellſchaft
gebe ich mich nicht ab.‟ Darauf wurde er von dem SS.=Mann
Dung aufgefordert, den Saal zu verlaſſen, und als er ſein
Ein=
trittsgeld zurückverlangte, beförderte ihn Dung kurzerhand auf
die Straße. Müller packte unterwegs ein Bierglas und ſchlug es
auf der Straße dem Dung mit ſolcher Wucht auf den Schädel, daß
Dung eine klaffende Wunde davontrug. Dung zog darauf zur
Abwehr ſeine Piſtole und gab, daraus einen Schuß ab, der den
Müller in den Bauch traf. Müller wurde von der Rettungswache
nach dem Städtiſchen Krankenhaus geſchafft, wohin auch Dung
wegen ſeiner erheblichen Kopfverletzung geſchafft werden mußte.
Auf Anordnung der Polizei wurde die Veranſtaltung wegen der
herrſchenden Erregung im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit
ab=
gebrochen und der Saal unter Einſatz des Sicherheitskommandos
geräumt. Bei den beiden Verletzten beſteht, keine Lebensgefahr.
Es wird hierzu noch mitgeteilt, daß Müller in keiner Beziehung
zur NSDAP. ſteht.
Oberheſſen.
h. Groß=Karben, 12. Febr. Verheerendes Großfeuer
in Groß=Karben. Ein verheerendes Großfeuer brach
ge=
ſtern mittag in dem Anweſen des Landwirts Jean Lanz infolge
Kurzſchluß aus. In wenigen Minuten ſtanden Scheune
Stallun=
gen und Wirtſchaftsgebäude in hellen Flammen. Die großen
Heu= und Strohvorräte, ſowie die landwirtſchaftlichen
Maſchi=
nen und Geräte gaben dem wütenden Element reichliche
Nah=
rung. Mit vereinten Kräften bekämpften die Feuerwehren aus
Groß=Karben, Klein=Karben, Kloppenheim und Okarben, ſowie
die Vilbeler Motorſpritze und die Kreismotorſpritze aus
Fried=
berg das raſende Element. Mit Mühe konnte ein
Ueberſprin=
gen des Feuers auf das Wohnhaus und die anliegenden Gebäude
verhindert werden. Scheune und Stallungen wurden bis auf
die Grundmauern zerſtört. Das Vieh konnte noch rechtzeitig
in Sicherheit gebracht werden. Der entſtandene Schaden iſt ſehr
groß.
Welterberichl.
Der Luftdruck iſt über Deutſchland ſehr ſtark angeſtiegen und
hat allgemein zum Aufklaren geführt. Die vom Weſten
vor=
dringende Erwärmung zuſammen mit einer neuen Islandſtörung
wird aber durch eine Kaltluftwelle, die vom Norden
Skandina=
viens bis nach Polen und Oſtdeutſchland gewandert iſt,
aufgehal=
ten. Die Temperaturverhältniſſe zwiſchen Tag und Nacht werden
ſich wieder verſchärfen, ſo daß mit Nachtfroſt zu rechnen iſt.
Ausſichten für Mittwoch, 14. Februar: Teils neblig, dunſtig, teils
heiter, tagsüber milder, nachts Froſt, trocken.
Ausſichten für Donnerstag, 15. Februar: Fortdauer der Wetterlage.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudol Mauve: für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer: für den Sandel: Dr. C. H. Quetſch: für Sport: Karl Böhmann; für „Die
Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette: für den
Anzeigen=
eil und geſchäftliche Milteilungen: Willy Kuhle, ſämtl. in Darmſtadt. D. A I. 34: 23606
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird. Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 42. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Nachdruck verbofen
Ohne Gewähr
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
12. Februar 1934
4. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 224386
2 Gewinne zu 5000 M. 234734
6 Gewinne zu 3000 M. 31087 35385 136481
6 Gewinne zu 2060 M. 185285 288510 388587
8 Gewinne zu 1000 M. 21795 24407 47836 341198
40 Gewinne zu 500 M. 14436 17051 30233 60564 95548 108995
155729 176811 185741 186135 194770 200698 219736 222690 225901
297667 309328 316592 341122 363996
380 Gewinne zu 800 an. 3767 6560 6565 6333 1464 10269 10606
2893 16627 17604 18105 18299 19398 27788 29538 30189 35219
36710 38484 38630 39699 46540 47720 48011 50483 54274 54996
35351 66923 58001 61923 62378 63817 63931 64770 65448 65966
70061 72281 72811 74652 76567 77203 80293 85917 87206 90621
94416 95386 96625 98521 99888 100563 105617 105648 106126
109824 114530 116378 122947 125689 129160 129644 129942 131836
183124 133627 f36130 135697 138560 139529 141371 142882 143248
148673 149572 150802 151559 153136 158674 161648 161729 162660
162780 168802 165275 168556 167482 176408 177007 177121 177215
179496 185516 185677 189284 189388 190197 190739 190911 191524
192073 201132 204 100 205884 211714 212353 214258 216955 224770
226262 230473 232740 2330 10 243162 245450 245850 246328 247256
247580 251738 262621 260368 263876 271760 271754 273074 276370
277186 279656 283285 286942 285971 280786 294773 296519 296950
297164 297702 301062 301344 302428 304243 309549 315660 316303
316380 316496 319515 323646 326765 327701 331119 334028 337408
337736 338867 343903 345405 346318 346355 349277 349334 351397
352408 352917 353156 354617 357677 358099 360779 364624 365403
366534 367030 367080 369975 373386 373392 377610 381010 382580
385473 385769 388693 389309 389766 398308 3994 19 399660
12. Februar 1934
4. Ziehungstag
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Oewinne zu 6000 M. 352171
6 Gewinne zu 3000 M. 110220 203208 335470
8 Gewinne zu 2000 M. 38722 51053 211056 300662
16 Gewinne zu 1000 M. 94634 173618 206645 240766 281047 304441
306598 371420
52 Gewinne zu 500 M. 18484 20112 28570 39046 39959 73644
100230 108121 128118 128407 141539 160692 163044 187412 196403
203028 245628 256866 267114 271273 291895 318768 326177 326807
348629 354339
330 Gewinne zu 300 M. 3763 4753 6028 7377 7459 9434 13486 18384
21104 24648 25876 26548 26625 30244 30608 30674 32577 33955
37353 39193 41881 43590 46517 48415 51214 56161 66235 66448
58041 63778 69817 77778 80977 81433 83487 83872 89346 90441
91607 92343 94714 98012 98490 102117 104465 106264 105439
106672 107646 114058 120040 124937 125278 128142 128336 129278
133836 135276 137191 137783 140284 145751 147261 150201 151168
152326 162879 153366 157036 159281 161973 163049 173196 176874
180488 184240 188973 190360 193524 197665 199131 200513 203843
203941 204076 207861 211693 212311 213059 213705 219666 222231
225313 226978 227084 227909 2331 16 233151 236656 238891 239228
240329 247831 248161 253427 253651 254637 257132 258104 260322
260699 263605 264 143 264645 265286 266974 271693 276616 276541
283020 284805 286514 294487 295892 295957 301329 304 153 307141
307341 310149 310366 311999 313184 313321 317930 318049 324587
327204 329566 330762 333818 337345 342572 344613 346673 348887
352767 353900 354 177 363054 363561 365580 366528 367278 367719
374106 376249 376586 380793 382929 382988 383245 386616 388030
389464
20 Tagesprämien.
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei Prämien zu je 1000 RM
gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher Nummer in den
beiden Abteilungen I und II:
73857 106697 132289 135806 154842 160687 240526 268344
337972 341441
Im Gewinnrade verblieben: 2 Gewinne zu je 1000000, 2 zu je
300000, 2 zu je 10-0 0, 2 zu je 750.0, 2 zu je 5 000, 8 zu ie
8 000, 12 zu je 20000), 34 zu je 10000, 184 zu je 5000, 336 zu je
3000. 492 zu je 2000, 872 zu je 1000, 2596 zu je 500, 17044 zu
„h 500 Ta 8rämin ir ie 1900
Rundſunk-Brogramme.
Frankfurt: Mittwoch, 14. Februar
6.00; Choral, Zeit, Wetter. — 6.05 und 6.30: Gymnaſtik.
6.55: Zeit, Frühmeldungen. — 7.05: Wetter. — 7.10:
Stutt=
gart: Frühkonzert (Schallplatten). — 8.15:
Waſſerſtandsmel=
dungen, Schneewetter= und Winterſportberichte. — 8.25:
Stutt=
gart: Gymnaſtik. — 10.00: Nachrichten. — 10.10:
Mann=
heim: Schulfunk: Columbus. Ein geſchichtliches Hörbild.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus. — 11.00:
Werbekonzert. — 11.40: Programm, Wirtſchaftsmeldungen. Wet=
1
Schneewetter= und Winterſportbericht. — 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Mannheim: Katzenmuſik und Katerdichtung. Eine
Aſcher=
mittwoch=Hörfolge mit Muſik, von Dr. Wilh. Fraenger. —
13.15: Zeit, Nachrichten. — 13.25: Nachrichten. Wetter. —
13.35: Stuttgart: Mittagskonzert des Stuttgarter
Kammerorche=
ſters. Ltg.: Edith Heinemann. — 14.30: 3 mal 15 Minuten aus
dem Sendebezirk. — 15.30; Gießener Wetterbericht. — Anſchl.:
Obſervatorium Aachen: Wetterbericht für das Eifel= und
Moſel=
gebiet. — 15.40: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. — 15.50:
Wirt=
ſchaftsbericht.
16.00: Nachmittagskonzert. Das Funkorcheſter. Ltg.; Dr. Reinhold
Merten. — 17.45: Aus Zeit und Leben. — 18.00:
Stutt=
gart: Stunde der Jugend. Wir ſingen und ſpielen unſere Muſik.
18.25: Vortrag. — 18.45: Wetter, Wirtſchaftsmeldungen,
Pro=
gramm. Zeit. — 18.50: Sozaldienſt.
19.00: Stunde der Nation: Arbeiter, hör' zu. Der Platz an der
Maſchine. Arbeiter 602. Hörſpiel von H. Bierkowſki. Spielltg.;
Dr. H. Engler. — 20.00: Griff ins Heute. (Nachrichten.) —
20.10: Stuttgart: Die Naſe des Heiligen. Funkballade von
Fritz Mettenleitner. — 20.45: Stuttgart: Sinfonie Nr. 4,
F=Moll, op. 36 von Tſchaikowſky. Geſpielt vom Südfunkorcheſter.
21.30: Stuttgart: Jenſeits der Meere. Auslandsdeutſche
Dich=
tung und Muſik. — 22.00: Zeit. Nachrichten. — 22.15:
Stutt=
gart: Du mußt wiſſen. — 22.25: Nachrichten, Wetter. Sport.
22.45: Kleine Unterhaltung. — 23.00: Berlin:
Unterhaltungs=
konzert des kleinen Funkorcheſters. Dir.: Steiner. — 24.00;
Stuttgart: Nachtmuſit.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 14. Februar
6.00: Hamburg: Wetter für die Landwirtſchaft. — 6.05:
Wieder=
holung der wichtigſten Abendnachrichten. — 6.15: Berlin:
Gym=
naſtik. — 6.30; Hamburg: Wetter für die Landwirtſchaft. —
Anſchl.: Tagesſpruch. — 6.35: Königsberg: Frühkonzert. — In
einer Pauſe (gegen 7.00); Nachrichten. — 8.00: Sperrzeit. —
.45: Leibesübung für die Frau. — 9.00: Deutſches Volkstum:
H. Volfmann: Kunſtlieder wandern ins Volk. — 9.40:
Kinder=
gymnaſtik. — 10.00: Nachrichten. — 10.10: Deutſche
Volks=
muſik: Junge Muſiker am Werk. — 10.50: Kurd Kißhauer:
Wir und die Sterne. — 11.15: Deutſcher Seewetterbericht. —
11.30: Stunde der deutſchen Hausfrau: Vom Tagesplan der
Hausfrau. — 11.50: Zeitfunk. — 12.00: Wetter für die
Land=
wirtſchaft. — Anſchl.: Glückwünſche.
12.10: Mittagskonzert auf Schallplatten. — Anſchl.: Wetter für
die Landwirtſchaft. — 12.55: Zeitzeichen der Deutſchen Seewarte.
13.00: Sperrzeit. — 13.45: Nachrichten. — 14.00: Schön iſt
die Welt! (Schallplatten). — 15.00: Wetter= und Börſenberichte.
15.15: Liſel Otto: Allerlei Kurzweil für Kinder — 15.45: Alte
deutſche Chroniken. Aus der Sächſiſchen und der Thüringiſchen
Weltchronik 1934.
16.00: Hamburg: Konzert. Ltg.: Adolf Secker. — 17.00: Ede
rettet die Lackfabrik. Kurzhörſpiel von Werner Lange. — 17.20:
Virtuoſe Klaviermuſik. Am Flügel: Marg. Anſorge. — 17.45:
H. W. v. Meyenn: Zeitſchriftenſchau. — 18.00: Das Gedicht.
18.05: Was uns bewegt. Anſprache: Prof. Dr. Schönemann.
An der Orgel: W. Drwenſki. — 18.30: Deutſch für Deutſche:
Dr. Günther: Deutſcher Wert im deutſchen Ausdruck.
19.00: Breslau: Stunde der Nation: Der Platz an der Maſchine.
Ein Hörſpiel von H. Bierkowſki. — 20.00: Kernſpruch. —
Anſchl. Wetter für die Landwirtſchaft und Nachrichten des
Draht=
loſen Dienſtes. — 20.10: Orcheſterkonzert mit Soliſten. — In
Pauſe (21.00): Minnelieder. Zwiegeſpräch aus „Des Knaben
Wunderhorn”. — Anſchl.: Fortſetzung des Romantiſchen Orcheſter=
— 22.00: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
22.30: Ob.=Ing. Nairz; Viertelſtunde Funktechnik. — 22.45:
Deutſcher Seewetterbericht. — 23.00; Breslau; Nachtkonzert der
e. Ltg.; Riſchka.
Seite 8 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 14. Februar 1934
Forſtbeamke ſtifteken dem Deutſchen 2r
10
ein Zlugzeug,
Die feierliche Uebernahme des Klemm=Eindeckers „St. Hubertus” durch die Luftſportler
in der Halle des Flughafens Staaken bei Berlin.
Beiſehung eines Opfers der Pariſer Unruhen.
Unter Beteiligung einer außerordentlich großen Menſchenmenge fand in Paris die Beiſetzung des
Leutnants der Reſerve Roubaudi ſtatt, der während der Unruhen an der Spitze einer Frontkämpfer=
Demonſtration erſchoſſen wurde. — Unſer Bild zeigt den Trauerzug am Arc de Triomphe, unter
dem ſich das Grabmal des Unbekannten Soldaten befindet. Auffallend iſt unter den das Spalier
bildenden Perſonen die große Zahl derer, die dem Toten durch fasciſtiſchen Gruß die Ehre erweiſen.
Reich und Ausland.
Luftpoſt Südamerika-Berlin in 3 Tagen.
Eine deutſche Rekordleiſtung.
Berlin. Mit der Leiſtung des Heinkel=
Schnellverkehrsflugzeuges He. 70 der Deutſchen
Luft=Hanſa, das Montag nachmittag, um 18.20
Uhr, auf dem Flughafen Tempelhof eintraf,
wurde der erſte planmäßige Luftpoſtflug von
Süd=
amerika nach Deutſchland in Rekordzeit beendet.
Von Natal—Pernambuco in Braſilien
bis nach Berlin hat die erſte ſüdamerikaniſche
Luftpoſt nur 3 Tage 8 Stunden und 40
Minuten gebraucht. Die Poſt hatte Natal—
Pernambuco am Freitag, 9. Februar, 9.40 Uhr,
verlaſſen. Am gleichen Tage erreichte der
Dor=
nier=Wal „Taifun” der Deutſchen Lufthanſa
den Flugſtützpunkt „Weſtfalen”, um am
näch=
ſten Morgen mit dem Heinkel=Großkatapult
abge=
ſchoſſen zu werden und nach Bathurſt (Brit.=
Gambien) zu fliegen. Am Nachmittag des 10. 2.
war damit die zweite Etappe des 3100
Kilo=
meter langen Atlantikweges überwunden. Am
Tage darauf wurde Spanien erreicht, wo die
Ha. 70 die Südamerika=Luftpoſt übernahm und ſie
in einem über 2640 Kilometer führenden Fluge
über Stuttgart nach Berlin brachte. Die
planmäßige Poſtlaufzeit iſt alſo ganz bedeutend
unterboten worden. Zurückgelegt wurden
insge=
ſamt über 9100 Kilometer. Berückſichtigt
man, daß der Hinflug vollkommen planmäßig
ver=
lief, d. h. daß die feſtgeſetzte Flugzeit eingehalten
wurde, ſo darf man wohl ſagen, daß die beiden
erſten Flüge ein hervorragendes Ergebnis
zei=
tigten.
Der Reichspoſtminiſter beglückwünſcht die Luft=
Hanſa.
Berlin. Der Reichspoſt= und
Reichsver=
kehrsminiſter hat der Lufthanſa zum guten
Ge=
lingen des erſten Hin= und Rückfluges auf der
neuen Luftpoſtlinie Deutſchland—Südamerika
beſte Glückwünſche ausgeſprochen, unter lebhafter
Anerkennung der Leiſtungen aller an dem Erfolg
Beteiligten, insbeſondere der Beſatzungen der
Flugzeuge und des Dampfers „Weſtfalen”.
Abſchluß der Deutſchen Skimeiſterſchaften 1934.
Die glanzvolle Siegerehrung,
die den großartigen Abſchluß der Skimeiſterſchaften
in Berchtesgaden bildete.
Alfred Stoll
gewann den Kombinationslauf
und damit den ſtolzen Titel
„Deutſcher Skimeiſter 1934‟.
Papft=Krönungsfeier
in der Reichshaupkſtadk.
Der neue Biſchof von Berlin Dr. Bares (links)
und Nuntius Orſenigo. — Im Vordergrund eine
Büſte des Papſtes.
Im Berliner Sportpalaſt fand anläßlich des 12.
Krönungstages des Papſtes Pius Xl. eine
ein=
drucksvolle Feier ſtatt, die gleichzeitig der
welt=
lichen Begrüßung des neuen katholiſchen Biſchofs
der Reichshauptſtadt, Dr. Bares, galt.
Eremplariſche Strafe
für einen Baumfrevler.
Frankfurt a. M. Die Gerichte ſcheinen
jetzt mit aller Strenge gegen die Elemente
vor=
zugehen, welche ſich durch Diebſtähle von Blumen
und Abſchneiden von Zweigen in öffentlichen
An=
lagen und Parks gegen die Allgemeinheit
ver=
ſündigen. So hat vorgeſtern das Jugendgericht
einen 19jährigen Gärtnerburſchen zu einer
Ge=
fängnisſtrafe von 3 Monaten verurteilt, weil er
anfangs Dezember, bevor der Tag angebrochen
war, ſich im Oſtpark zwei Säcke mit
Tannen=
zweigen abgeſchnitten hatte, um die geſtohlenen
Zweige zu Adventskränzen zu verwenden. Als
er mit ſeiner Beute den Park verließ, wurde er
von einem Parkwächter geſtellt. Das Gericht
verurteilte den bisher Unbeſtraften zu der, wie
der Richter in der Urteilsbegründung betonte,
ſchweren Strafe von 3 Monaten Gefängnis, weil
alle, die es angeht, ſich merken ſollen, daß jetzt
ſolche Beraubungen an Pflanzen und Sträuchern,
die zur Freude und Erholung für die
Allgemein=
heit und zum Schmuck des Stadtbildes gepflanzt
wurden und dem allgemeinen Schutz übergeben
ſind, aufs ſtrengſte geahndet werden. Das Gericht
habe aus dieſen Gründen auch von der
Befür=
wortung der Strafausſetzung abgeſehen.
Selbſtmord des Sedſchiner Mörders.
Glogau. Der Sedſchiner Mörder, der
Land=
wirt Oskar Walter, der, wie gemeldet, nach 14
Jahren, des Mordes an ſeiner Frau überführt
werden konnte, hat in der vorvergangenen Nacht
Selbſtmord verübt. Er wurde am Dienstag früh
in der Zelle des Gerichtsgefängniſſes
Kontopper=
hängt aufgefunden. Die Tat hat er mit einem
Schnürſenkel begangen, wahrſcheinlich weil er
am Dienstag in das Glogauer Gerichtsgefängnis
übergeführt werden ſollte.
Schupo als Faſſadenklekkerer.
m. Berlin. In der Nacht zum Montag
ſpielte ſich in der Schlangenbader Straße in
Wil=
mersdorf, im Weſten Berlins, ein einzigartiger
Fall einer Verhaftung eines Einbrechers durch
einen Polizeibeamten ab. Paſſanten hatten
ge=
gen die Mitternachtsſtunde einen jungen Mann
beobachtet, der in auffälliger Weiſe um ein Haus
herumſchlich. Bald darauf erklomm der
jugend=
liche Einbrecher an einer Latte den zweiten Stock
des Hauſes und drückte dort ein Fenſter ein. Man
hatte ihn abſichtlich nicht geſtört, und holte jetzt
erſt einen Polizeibeamten herbei. Der Beamte
ſuchte unter vielem Läuten und Klopſen in das
Haus zu gelangen. Aber niemand meldete ſich.
Da trat der Beamte kurz entſchloſſen ſelbſt als
Faſſadenkletterer auf und ſtieg auf dem gleichen
Weg wie der Einbrecher in die Wohnung. Nach
einigem Suchen fand er dann den Burſchen, der
ſich in einem Zimmer eingeſchloſſen hatte. Der
Inhaber der Wohnung lag im Krankenhaus, und
ſeine Frau war ausgegangen. Wie ſollte nun der
Beamte den auf friſcher Tat ertappten Einbrecher
abführen? Alle Türen waren verſchloſſen, und
die übrigen Hausbewohner meldeten ſich auch
nicht. Da rief der Beamte kurzerhand die
Feuer=
wehr an, die unverzüglich anrückte. Jetzt wurde
eine Leiter aufgekurbelt, und Einbrecher und
Polizeibeamter kletterten über die Leiter „
ein=
trächtig” zur Straße hinunter. Dann ging es mit
dem Einbrecher, der übrigens ſchon allerlei
zu=
ſammengepackt hatte, hinter „Nummer ſicher”.
Bei einer Notlandung im Nebel abgeſtürzt.
Berlin. Auf dem Wege von Gießen nach
München ſtürzte am Montag nachmittag, bei dem
Verſuch einer durch den Nebel erzwungenen
Not=
landung, das Sportflugzeug D 1858 ab und erlitt
ſchwere Beſchädigungen. Der Inſaſſe Dr. Noll
zog ſich dabei Kopfverletzungen zu und mußte in
das Krankenhaus nach Nürnberg eingeliefert
werden.
50 000 Beſucher der Pfalzausſtellung
in Berlin.
Am Sonntag abend ſchloß die Ausſtellung
„Die Pfalz im neuen Reich. — Schau der
deut=
ſchen Weſtmark” im Berliner Europahaus ihre
Pforten. Der bereits zu Beginn der Ausſtellung
ſehr zufriedenſtellende Beſuch nahm in den letzten
Tagen noch bedeutend zu, ſo daß eine
Geſamt=
beſucherzahl von 50 000 verzeichnet werden kann.
Die Ausſtellung iſt daher als, ein großer Erfolg
der Pfalz zu buchen. Beſonders gut ſchnitt auch
der Pfälzer Wein ab. Im Laufe der drei Wochen
wurden rund 20 000 Liter ausgeſchenkt. Ob und
wann die Ausſtellung auch in München gezeigt
wird, ſteht noch nicht feſt.
Beſtätigtes Todesurteil.
Leipzig. Das Reichsgericht verwarf am
Dienstag die gegen das Urteil des Erfurter
Schwurgerichts vom 11. Dezember 1933 eingelegte
Reviſion als unbegründet. Damit iſt der Kellner
Johann Gansdorf, wegen Mordes und ſchweren
Raubes rechtskräftig zum Tode verurteilt. De=
Angeklagte hatte am 2. Februar 1933 die 65
jäh=
rige Ehefrau Schaar in ihrer Erfurter Wohnung
mit einem Bügeleiſen erſchlagen und 230 RM.
geraubt."
Erdrutſch=Kataſtrophe in den Marken.
Rom. Die auf den außergewöhnlichen
Schnee=
fall der vorletzten Woche einſetzenden Regengüſſe
haben in den Marken eine Erdrutſch=Kataſtrophe
verurſacht. Am Dienstag morgen iſt eine
ge=
waltige Erdmaſſe auf den Weiler San Lazzero.
in der Gemeinde Foſſombrone, an der Landſtraße
Rimini-Rom niedergegangen und hat vier
Wohnhäuſer verſchüttet. Zum Glück hatten von
den 35 Bewohnern viele ſchon die Häuſer
ver=
laſſen und ſind dadurch dem Tod entronnen. Die
Daheimgebliebenen ſind rettungslos verloren.
Man zählt bereits elf Tote, von denen fünf
ge=
borgen werden konnten. Von Peſaro und den
umliegenden Gemeinden ſind Miliz, Feuerwehr
und Rote=Kreuz=Abteilungen zur Hilfeleiſtung
bgegangen. Die Landſtraße Rimini—Rom
wurde gleichfalls auf einer Länge von 200
Me=
tern mit gewaltigen Erdmaſſen verſchüttet. Der
Fluß Metauro wurde durch die Erdmaſſen
ge=
ſtaut, ſo daß er ſich einen neuen Weg ſucht.
21 Tote bei einem Schiffszuſammenſtoß.
Peking. Ein chineſiſches Minenboot ſtieß
bei Amoy mit einem chineſiſchen Frachtdampfer
zuſammen. Der Dampfer ſank ſofort, 21 Perſonen
ertranken, 80 konnten gerettet werden.
Schlacht zwiſchen Weißen und Neger.
New York. Blutige Kämpfe ſpielten ſich in
Fernando, im Staate Miſſiſſippi, zwiſchen Weißen
und Negern ab. Mehrere hundert Weiße ſuchten
das Gerichtsgebäude zu ſtürmen, um zwei Neger
zu lynchen, die der Mißhandlung eines jungen
Mädchens ſchuldig ſind. Sie ſtießen dabei auf
eine Gruppe Neger die zum Gericht zogen, um ihre
ſchwarzen Raſſegenoſſen zu befreien. Der Kampf
zwiſchen den beiden Gruppen dauerte den ganzen
Tag über und war am Abend noch nicht beendet.
Man befürchtet, daß es auf beiden Seiten
zahl=
reiche Tote und Verletzte gegeben hat. Das
Ge=
richtsgebäude war unterdeſſen von Truppen mit
einem Stacheldrahtverhau umgeben worden,
hin=
ter dem Maſchinengewehre in Stellung gebracht
wurden. Die zur Bewachung des Gerichts
auf=
gebotenen Soldaten begnügten, ſich damit, aus
ihrer befeſtigten Stellung heraus dem Kampf
zwi=
ſchen Weißen und Negern zuzuſchauen, ohne
ein=
zuſchreiten.
Schwere Gefängnismenkertei.
Waſhington. Eine Meuterei brach
vor=
geſtern nachmittag in einem Gefängnis des
Staa=
tes Waſhington in Wallawalla aus. Die
Ge=
fangenen überwältigten einige Wärter, wobei durch
Meſſerſtiche ein Beamter getötet und zwei ſchwer
verletzt wurden. Bei dem Verſuch, aus dem
Ge=
fängnis auszubrechen, wurden die Sträflinge von
der Mauer aus unter Maſchinengewehrfeuer
ge=
nommen. Neun Gefangene wurden getötet. Es
wurden Truppen aufgeboten, um die Ruhe im
Gefängnis wiederherzuſtellen.
Mittwoch, 14. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 44 — Seite 9
Ueber das, was die Romanleſer und =
leſe=
rinnen bei ihrer Lektüre am heftigſten ſuchen
und am höchſten ſchätzen, haben wir an dieſer
Stelle ſchon vor einigen Wochen berichtet.
Da=
mals jedoch bezogen wir uns auf eine Umfrage,
die bei engliſchen Leihbüchereien veranſtaltet
worden war, und ſomit ſind die Ergebniſſe
jener Enquete, die, kurz geſagt, darauf
hinaus=
liefen, daß die Jugend Sachlichkeit, ältere
Da=
men aber Romantik und unglückliche Liebe über
alles ſchätzen, nicht ohne weiteres auf unſere
Verhältniſſe übertragbar. Aber warum ſollen
wir nicht mit einer ähnlichen Statiſtik für
Darmſtadt und Umgebung aufwarten können?
Vielleicht kommen dabei ganz andere Ergebniſſe
zutage. Vielleicht findet ſich ein Pſychologe, der
das Material zu einer Doktorarbeit über „Die
Anforderungen der heſſiſchen Leſerſchaft an einen
Zeitungsroman unter beſonderer
Berückſichti=
gung der Provinz Starkenburg” (1. weibliche
Leſer, 2. männliche Leſer. Unterabteilung a) in
geiſtiger, b) in ſeeliſcher Hinſicht . . . uſw.)
ver=
arbeitet. Aber auch wenn die Ausbeute wider
Erwarten nicht zu ſo reichem wiſſenſchaftlichen
Befund führen ſollte, ſo wird ſie in jedem Falle
ausreichen, um bei der Prüfung und Auswahl
unſerer Romane in Zukunft wertvolle
Finger=
zeige zu leiſten. Wir richten alſo hiermit an
alle unſere Romanleſer und =leſerinnen die
Frage, welcher oder welche Romane, die in
letzter Zeit im „Darmſtädter Tagblatt”
erſchie=
nen ſind, ihnen am beſten gefallen oder ihnen
den ſtärkſten Eindruck hinterlaſſen haben. Eine
Begründung dieſes Urteils, das ganz perſönlich
gehalten ſein ſoll, iſt nicht notwendig, aber
natürlich ſehr erwünſcht, wie überhaupt alle
Be=
merkungen, die über die Einſtellung des Leſers
zum Roman in der Zeitung Auskunft geben.
Zur Auffriſchung der Erinnerung fügen wir
hier die Titel der im vergangenen Jahre bei
uns veröffentlichten Romane nochmals in
zeit=
licher Reihenfolge auf. Es waren die folgenden:
Die goldenen Schlüſſel. Von H. L. Rumpf.
Die vom Neunerhof. Von Paul Bergenholt.
Auch du wirſt mich einmal beglücken.
Von H. A. von Byern.
Das Rätſel Choriander.
Von Georg von der Gabelentz.
Der letzte Atemzug.
Von Hellmuth Quaſt=Peregrin.
Die Fahrt ins Blaue. Von Hans Hirthammer.
Gelb gegen Weiß. Von Kondor.
Im Zirkel der Liebe. Von Paula Wild.
Die Meiſterſpionin. Von Paul Oskar Höcker.
Der fremde Gaſt. Von Stefan Utſch.
Wem Romane aus früherer Zeit beſonders
lebhaft in Erinnerung geblieben ſind, ſollte auch
das mitteilen; denn wenn man ſich noch nach
Jahr und Tag an einen Zeitungsroman
erin=
nert, ſo beſagt ja ſchon dieſe Tatſache genug.
Im übrigen hoffen wir, daß die zünftigen
Romanleſer mit derſelben Leidenſchaft an die
Berantwortung dieſer an ſie geſtellten
Ge=
wiſſensfrage herangehen, mit der ſie ſich auf
die Fortſetzung eines ſpannenden
Kriminal=
oder Liebesromans ſtürzen. Wir hoffen es nicht
zuletzt im Intereſſe der Leſerſchaft ſelbſt, die
hier die beſte Gelegenheit hat, Wünſche zu
äußern und mitzuwirken, daß ſie auch in
Zu=
kunft den Roman in der Zeitung findet, den
ſie ſucht. Daß dabei, da die Geſchmäcker nun
ein=
mal verſchieden ſind, ſehr verſchiedene Urteile
zum Vorſchein kommen werden, iſt
ſelbſtver=
ſtändlich, und vielleicht können wir in einigen
Wochen das Material an dieſer Stelle
gemein=
ſam ſichten und dabei feſtſtellen, daß es auch hier
einige große Gruppen von Leſern gibt, wie man
ja auch die Romane in beſtimmte Arten
eintei=
len kann (Liebesroman, Abenteurer=, Kriminal=,
Geſellſchaftsroman, geſchichtlicher Roman uſw.).
Gemeinſam aber iſt allen dieſen Arten des
Romans, daß es darin anders, entweder ſchöner
oder großartiger oder unwahrſcheinlicher zugeht
als im Leben, jedenfalls in dem Leben, wie es
ſich im allgemeinen abzuſpielen pflegt. Selbſt
die ſchönſten und romantiſchſten Dinge ſehen ja
im Leben ganz anders aus als im Roman: die
Einbrecher ſind im Leben weniger unheimlich,
die Detektivs weniger findig, die großen Loſe
weniger häufig, die Chefs weniger reich und
heiratsluſtig, und ſelbſt die armen
Bürofräu=
leins ſind nicht immer ſo märchenſchön wie im
Roman, und infolgedeſſen heiraten in
Wirklich=
keit auch nur 0,07 Prozent aller Stenotypiſtinnen
ihren Chef, während es im Roman oder im
Kino mindeſtens 70 Prozent tun. (Die in
Frankreich vorgenommene ſtatiſtiſche Feſtſtellung,
der dieſe Zahl von 0,07 Prozent entnommen iſt,
beſagt überdies noch, daß ſolche Ehen am
häu=
figſten in kleinen und mittleren Betrieben
vor=
kommen, in den großen Betrieben dagegen ganz
fehlen.)
Vielleicht iſt es aber ganz gut, daß ſich die
Wunſchträume der meiſten Menſchen nur in der
Phantaſie (in der eigenen oder der des
Roman=
ſchriftſtellers) erfüllen, Denn auch die Erfüllung
ſelbſt ſieht im Leben meiſtens etwas anders
aus als im Roman. Ein reizendes Beiſpiel für
dieſen Unterſchied zwiſchen Poeſie und
Wirklich=
keit liefert die Geſchichte von dem ritterlichen
Leuchtturmwächter von San Franzisko.
Die amerikaniſchen jungen Mädchen haben
ein neues Ziel ihrer weltabgewandten Gedanken
gefunden, nämlich den Leuchtturm. Früher war
die Südſee das Ziel aller Mädchenträume, und
als die Flucht des Deutſchen Dr. Ritter nach den
Galapagosinſeln bekannt wurde, wollte alles
nach den Galapagos aufbrechen. Es war ein
großes Glück, daß eine Fahrt nach den
Galapa=
gosinſeln immerhin mit Unkoſten verknüpft iſt
und langer Vorbereitungen bedarf, denn ſonſt
wären Dr. Ritter und ſeine Gefährtin nicht
lange in ihrer Einſamkeit geblieben. Eine
Zei=
tung ſchrieb: „Die amerikaniſchen Mädchen
wol=
len den Broadway nach den Galapagos
ver=
legen.” Inzwiſchen haben die jungen
Amerika=
nerinnen ein leichter zu erreichendes Ziel
ge=
funden, das ihnen auch Einſamkeit und
Welt=
flucht verbürgt. Der Leuchturmwärter von San
Franzisko, wo die neue Schwärmerei ausbrach,
wird mit Heiratsanträgen geradezu überhäuft.
Er hat im letzten Jahre nicht weniger als 1200
mal die Mädchen aus den beſten Familien
hei=
raten können. In allen Briefen wurde davon
geſchwärmt, dem Leben der Großſtadt zu
ent=
ſagen und über den rauſchenden Meereswogen
an der Seite eines ſtarken Mannes ein Leben
der Einſamkeit zu führen.
Der Leuchtturmwärter, der über viel Humor
verfügt, nahm alle dieſe ſentimentalen
Liebes=
briefe nicht ſehr ernſt. Es macht ihm Spaß, zu
ſehen, wie falſch die romantiſche Vorſtellung von
dem Leben eines Leuchtturmwärters iſt. Vor
einiger Zeit landete bei ihm ein Motorboot, mit
dem einige wohlhabende und völlig ſorgloſe
Mädchen einen Sturmangriff auf den
Leucht=
turm machten, um den Wächter zu einer
Ant=
wort zu zwingen. Der ritterliche Wächter half
den jungen Mädchen aus ihrem Boot und
er=
klärte ſich bereit, eine von ihnen bei ſich zu
be=
halten und unter Umſtänden zu heiraten. Er
machte aber bald darauf aufmerkſam, daß die
Poeſie des Leuchtturms nur in Romanen und
Novellen lebe. In Wirklichkeit ſei das Leben
des Wärters harter Arbeit und großer
Verant=
wortung gewidmet. Von Weltflucht und
Schwär=
merei über rauſchenden Meereswogen könne bei
der anſtrengenden Tätigkeit nicht viel die Rede
ſein. Ein junges Mädchen blieb tapfer bei dem
Wärter, der auf ſeinem kleinen Eiland ſeine
eigene Welt hatte. Die Wirklichkeit ſah
aller=
dings anders aus, als die Poeſie. Die Roman=
tik täuſchte, denn von dem Gefühl der erhabenen
Einſamkeit konnte in der angeſtrengten
Tätig=
keit nicht viel übrig bleiben. Am Tage gab es
Arbeit in Hülle und Fülle, und am Abend war
das junge Mädchen ſo müde, daß es geradezu
ins Bett fiel. Dabei konnte es vor Furcht nicht
ſchlafen, denn es war nicht gewohnt, ganz
ein=
ſam zu leben, und der Wächter kümmerte ſich,
wie er vorher erklärt hatte, um ſie in keiner
Weiſe. Das Mädchen ſollte erſt eine Probezeit
beſtehen, bevor es an zärtliche Gefühle denken
konnte. Der Wärter wollte von ſeiner „
Probe=
braut” nicht eher etwas wiſſen, als ſie ſich in
der Einſamkeit wirklich bewährt hatte. Die
Probebraut” war geheilt. Als die Zeit um war.
kehrte ſie reumütig wieder nach San Franzisko
in die Ziviliſation bewohnter Städte zurück.
Jetzt erklärte ſie, daß nicht hundert Elefanten
ſie nach dem Leuchtturm bringen würden.
Wenn man will, kann man auch in dieſer
Ge=
ſchichte einen Romanſtoff ſehen, allerdings würde
es ein ſatiriſcher Roman, in dem mehr die Rede
von den Schwächen und Lächerlichkeiten der
Men=
ſchen und weniger von ihren romanhaften
Tu=
genden und erträumten Vorzügen wäre. Solche
Romane aber pflegen, zumal wenn man ſich ſelbſt
ein ganz klein wenig getroffen fühlt, gar nicht
beliebt zu ſein. Oder täuſchen wir uns darin?
Nun, auch darüber werden die Antworten auf
unſere oben geſtellte Frage wohl einiges
ent=
halten. Alſo nochmals: um zahlreiche
Beteili=
gung wird gebeten!
Till.
1).
Eine unnütze Sorge der Eltern. Wieſo entſteht Linkshändigkeit?
In der erſten Zeit ſind alle Kinder doppelhändig.
Linkshändig iſt nicht Krankheit.
Die neueſte Forſchung hat ſich eingehend
mit der Linkshändigkeit mancher Kinder
beſchäf=
tigt, die den Eltern, deren Kinder linkshändig
ſind, oft viel Sorgen bereiten. Es iſt nämlich
die Anſchauung verbreitet, daß „Linkshänder”
nicht normal oder nicht ſo tüchtig ſind, wie die
„Rechtshänder” d. h. die Kinder, die die rechte
Hand hauptſächlich gebrauchen. Dieſe weit
ver=
breitete Anſicht iſt unrichtig, und alle Sorgen
der Eltern linkshändiger Kinder ſind
unberech=
tigt. Die Linkshändigkeit iſt ziemlich weit
ver=
breitet. Ungefähr 3—4 Prozent der Menſchen
bevorzugen die linke Hand. Die Pſychologen
haben feftgeſtellt, daß Verbrecher in höherem
Grade linkshändig ſind als Nichtverbrecher,
und zwar beträgt die Zahl nach
Unterſuchun=
gen des italieniſchen Pſychologen Lombroſo
bei Männern 14 Prozent und bei Frauen
un=
gefähr 20 Prozent. Schon aus dieſen Zahlen
geht hervor, daß auch die größere Kriminalität
bei Linkshändern nicht ſehr erheblich genannt
werden kann. Auf der anderen Seite gibt es
auch hervorragende Genies unter den
Links=
händern; die bekannteſten ſind Menzel und
Leonardo da Vinci. Sehr viele Künſtler
ſind „doppelhändig”, ſie können alſo den
Pin=
ſel mit beiden Händen gleichmäßig gut
hand=
haben. In manchen Schulen wird ſogar
ſyſtematiſch Doppelhändigkeit beim Malen,
Zeichnen und Modellieren gelehrt, um der
Er=
müdung der einen arbeitenden Hand
vorzu=
beugen. Die Erfolge auf dieſem Gebiete ſind
ſehr gut. Beſonders Tadd in Philadelphia hat
dieſe Art der Arbeit bei Künſtlern mit
gün=
ſtigen Ergebniſſen bei ſeinen Schülern gepflegt,
ein Zeichen dafür, daß auch die
Linkshändig=
keit angelernt werden kann. Vom erſten Tage
der Geburt an iſt Linkshändigkeit niemals
vorhanden. In der erſten Zeit ſind alle Kinder
doppelhändig. Auch darin kann ein Beweis für
die Tatſache geſehen werden, daß die
Links=
händigkeit nicht eine den betreffenden Menſchen
im ſchlechten Sinne charakteriſierende Tatſache
iſt. Wieſo entſteht nun in der Folgezeit bei
manchen Kindern die Linkshändigkeit? Die
Urſache hierfür iſt in dem Gehirn zu ſuchen.
Die linke Hälfte des Gehirns wird durch die
linke Halsſchlagader, die mehr Blut aufnimmt,
ſtärker mit Blut verſorgt. (Die linke
Hals=
ſchlagader kann dreimal ſoviel Flüſſigkeit
auf=
nehmen wie die rechte.) Durch dieſe beſſere
Ernährung der linken Gehirnhälfte erhalten
die von dieſer beherrſchten Muskeln und
Ner=
ven, nämlich die der rechten Seite des Kör=
pers, eine viel beſſere Ausbildung und
Kräf=
tigung. Daher ſind auch oft die rechte Hand
und der rechte Fuß größer als die
ent=
ſprechenden Körperteile der linken Seite. Die
Ueberlegenheit der rechten Körperteile über die
linken verhält ſich wie 10:9. Umgekehrt iſt es
bei den Linkſern, bei denen durch unbekannte
Einflüſſe die rechte Hirnhälfte beſſer ernährt
wird. Unbekannt iſt, ob noch andere Urſachen
für die Linkshändigkeit maßgebend ſind.
Viel=
leicht ſpielt auch die Gewöhnung eine Rolle.
Es läßt ſich aber kein Grund erkennen, warum
linkshändige Kinder in irgendeiner Beziehung
minderwertiger ſein ſollen als rechtshändige.
Bemerkenswert iſt die Tatſache, daß die
Ur=
völker viel mehr linkshändig waren als die
heutigen Kulturvölker. Man konnte aus
Werk=
zeugen der Steinzeit erkennen, daß mehr als
60 Prozent der Menſchen Werkzeuge für
Links=
händer benutzten. Offenbar hängt dieſe
Tat=
ſache mit der Entwicklung des menſchlichen
Gehirns zuſammen. Eine Urſache für
Befürch=
tungen, die Eltern von linkshändigen Kindern
hegen, iſt aber nirgends zu entdecken. Im
all=
gemeinen ſind Linkshänder genau ſo tüchtig
oder untüchtig wie normale Rechtshänder.
I. N. F.
1Dir fordern
Ihren Ropf!
Unſere Denkſportaufgabe.
Eine ſehr elegante junge Dame betritt ein
Seidenhaus und kauft für 12 Mark einen Reſt
Seide, zum Schal, wie ſie ſagt. Sie will mit
einem Hundertmarkſchein bezahlen. Der
Verkäu=
fer gerät in Verlegenheit und bittet um wenige
Minuten Geduld, um das Geld wechſeln zu
laſſen. Die junge Dame wartet und läßt ſich
dann 88 Mark herausgeben. Mit verbindlichem
Gruß verſchwindet ſie.
Wenige Minuten ſpäter kommt der Nachbar
ſchreckensbleich angeſtürzt: „Der Schein, den ich
Ihnen vor kurzem wechſelte, iſt falſch.” Ohne
weiteres bekommt er ſeinen Verluſt erſetzt,
wäh=
rend ſich der Seidenverkäufer hinſetzt und ſeinen
Schaden berechnet. Er kommt zu einem höchſt
betrüblichen Reſultat. Wieviel Geld hat er
ein=
gebüßt bei dieſem Geſchäft mit der jungen
Dame?
Das weiße
Abendkleid.
Von Udo Wolter.
„Ihre Zeichnungen ſind zurückgekommen”,
ſagte Peter Alvenſted ſachlich. Er trat von dem
Mädchen fort, zu den Regalen, als ob er irgend
etwas ſuche. Ein wenig vorgebeugt, ſaß
Bri=
gitte Groper in dem breiten, gewichtigen Seſſel
und dachte an die Worte, die Peter ihr ſoeben
geſagt. Wieder „Sie” und „gnädiges Fräulein”,
nachdem man ſich drei Monate ſchon das Du
ge=
boten. Um eines läppiſchen Streites wegen, den
man vor einigen Tagen gehabt.
Mechaniſch nahm ſie die Mappe mit den
ab=
gelehnten Modeentwürfen, blätterte ſie flüchtig
durch. Plötzlich ſah ſie ſchroff auf.
„Ich habe hier drei neue Vorſchläge. Für
ein Ballkleid. Ganz in Weiß, mit mattgelben
Spitzen abgeſetzt.” Sie breitete die Blätter auf
dem Tiſch aus, lächelte ein wenig ſpöttiſch, mit
einer unmerklichen Traurigkeit.
Alvenſted hatte das Blatt mit dem
Haupt=
entwurf in die Höhe denommen und betrachtete
es eindringlich. So konnte ſie ſein Geſicht nicht
ſehen. „Sie hatten — früher — ſchon einmal
von dem Entwurf geſprochen.”
Sie fühlte, daß ſie jetzt vielleicht nur ein
gutes Wort geben müſſe, damit alles vergeſſen=
Vielleicht wartete er darauf. Eines Streites
wegen ging man nicht auseinander. Und ſie war
wohl auch ein wenig trotzig geweſen. Die
Stimme Peter Alvenſteds brach das Schweigen.
Er legte die Blätter auf den Tiſch, ſchob ſie
ihr zu.
„Nicht brauchbar”, ſagte er kühl.
Mit einem Ruck erhob ſie ſich.
„Du biſt ein Schuft, Peter”, ſagte ſie leiſe.
„Du willſt die Entwürfe gar nicht vorlegen.
Weil wir uns gezankt haben. Ich könnte mich
natürlich bei der Direktion deines Modehauſes
beſchweren.” Sie packte die Zeichnungen
zuſam=
men. „Aber wozu. Ich finde überall Arbeit.
Doch daß ich dich erſt jetzt ganz kennen lerne,
Peter.
Alvenſted ſtarrte ihr nach. Daß ſie ihn erſt
jetzt ſo ganz kennen lernte. . . Grimmig nahm
er den Bleiſtift zur Hand.
Erregt und ſchön ſtand Brigitte vor dem
Spiegelſchrank, daß ihre Geſtalt von allen
Sei=
ten widergab. Sie nahm den Mantel, trat
noch=
mals vor das Glas. Es gab wenige Kleider wie
dieſes. Sie wußte das.
„Gerd”, ſagte ſie ernſthaft. „Nimm deine
zu=
dringlichen Augen weg. Aber trotzdem. . . Wie
findeſt du mich?‟
„Unlogiſche Zumutung” antwortete Detlevſen
trocken. Er trat näher. „Aber wenn du es
wiſ=
ſen willſt: — herausfordernd ſchön. Wie lange
haſt du dazu geſpart, kleine Brigitte?"
Sie ſah zu ihm auf: „Seit wann fragt man?”
„Daß du das nötig haſt”, Detlevſen war
wirklich zornig. „Dein verdammter Eigenſinn.
Alles könnteſt du von mir ." Ungeſtüm beugte
er ſich vor. „Wenn ich dich jetzt küſſe, kleine
Brigitte?"
„Ohrfeigen ſind keine angenehme Sache‟,
ſagte Brigitte ſeelenruhig. Bisher warſt du ein
netter Kerl, Gerd.” Sie ſchloß den Mantel, zog
noch einmal kurz die Kappe zurecht. Was hatte
ſie eigentlich gegen den Jungen. Um
ihretwil=
len war er mit Peter auseinandergekommen.
Weil er zu ihr gehalten. Natürlich war das
nicht ohne Selbſtſucht geſchehen, wie dieſer
Augenblick wieder bewieſen. Aber was tat das.
Sie wußte es ſelber nicht.
So fuhr man dann hinüber zu den großen,
erleuchteten Sälen.
Die Kapelle brach ab. Langſam gingen ſie
an ihren Tiſch zurück. Mit einem kurzen
Seiten=
blick muſterte Detlevſen das Mädchen, ſchob ihr
den Seſſel zurecht.
„Du haſt gewußt, daß Peter hier ſein würde.”
Brigitte nickte.
„Zuſammen wollten wir hier hingehen. Wir
hatten das ſo beſprochen.” Sie ſah ſein zorniges
Geſicht. „Nicht böſe ſein, Gerd. Aber ich hatte
mich ſchon damals ſo auf dieſen Ball gefreut.
Darum wollte ich ihn auch beſuchen . . .", ſie
zö=
gerte ein wenig, „trotz dieſer Geſchichte mit
Pe=
ter. Es hat mit ihm nichts zu tun.”
Sie folgte ſeinem Blick. Drüben ſaß Peter
mit einer blonden, ſchlanken Frau in eifrigem
Geſpräch. Verſchiedene Male ſchon waren ſie
aneinander vorübergetanzt.
Getrieben von einer großen Traurigkeit,
er=
hob ſie ſich, ging hinaus in den Wintergarten.
Sie wollte allein ſein. Gerd ſah nicht einmal
auf.
Sie lief mit jemand zuſammen, achtete nicht
der entſchuldigenden Worte. Es war, als ob ſie
ſich jetzt entſcheiden müßte. Immer hatte ſie ſich
belogen dieſe ganzen Wochen. So konnte das
nicht weitergehen mit Gerd.
Sie wandte ſich. Da kam Peter den Gang
hinunter, blickte ſich ſuchend um. Jäh ſchoß ihr
das Blut zum Herzen, dann riß ſie ſich
zu=
ſammen.
Langſam kamen ſie aufeinander zu. Er
ſeinem ſchwarzen Abendanzug, ſie in ihrem
wei=
ßen Kleid. Immer hatte es gut ausgeſehen,
wenn ſie mit Peter getanzt hatte. Mit einem
kleinen Lachen in den Zügen blieb er vor ihr.
ſtehen.
„Wenig hat man von dir gehört, Brigitte.
Wie geht es dir?"
„Danke, Peter. Ich bin verlobt . . . Mit
Ger=
hard Detlevſen.”
Sein Geſicht wure ſtarr. Langſam nahm er
die Hand zurück, ging den Gang hinauf.
Unbe=
weglich ſtand ſie und ſah ihm nach. Plötzlich lief
ſie. Ein Zweig packte ihr Kleid, ſie riß ſich los.
„Peter”, ſagte ſie atemlos. „Peter . . Ich.
Weiter kam ſie dann nicht. Unklar erinnerte ſie
ſich unter ſeinem Kuß, daß er einmal ſchlecht an
ihr gehandelt, daß er es nicht verdiente. Sie
wollte das vergeſſen.
Peter Alvenſted gab ſie frei. „Das Kleid”
ſagte er haſtig, „das Kleid, kleine Brigitte.
Sie ſah an ſich herunter, bemerkte den
lan=
gen Riß.
„... zu Hauſe habe ich noch einmal das
gleiche Modell. Wenn ich nicht geglaubt hätte,
daß du mit Gerd . . ., dann hätteſt du es ſchon
lange bekommen, und einen ungeheuren
Ent=
ſchuldigungsbrief dazu. Seit Wochen liegt es
ſchon.”
Niemals war er ſchlecht geweſen, niemals
gemein.
„Ohne Maß?” fragte die kleine Brigitte
ſtreng. So viel Glück war in ihrer Stimme, daß
er dicht an ſie herantrat. Langſam glitten ſeine
Hände über ihre Schultern. „So aus dem
Ge=
fühl heraus”, ſagte er langſam. „Und mit gutem
Augenmaß
Wie ſie in den Saal traten, tanzte Detlevſen
mit der blonden Frau. Sie lächelten ſich zu.
Seite 10 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 14. Februar 1934
Dre Ferürtg ues Gorues.
WDie Frankreich ſeine 6oldmilliarden ſchützt.
Eine Stadt 80 Meter
unter der Erde.
Fünfhundert Meter von der Pariſer Oper,
dem Zentrum des Großſtadtlebens, das Tag
und Nacht vom Verkehr der
Viermillionen=
ſtadt umbrauſt wird, befindet ſich die Bank von
Frankreich. Das Rieſengebäude dieſes
Finanz=
inſtituts, das eine Oberfläche von mehr als
drei Quadratkilometer bedeckt, birgt ein
Ge=
heimnis in ſich — das Geheimnis des
fran=
zöſiſchen Goldes.
der größte Goldſchatz der Welt.
Frankreich rühmt ſich, den größten
Gold=
ſchatz der Welt zu beſitzen. Allerdings iſt dieſe
Goldmaſſe nicht alleiniges Eigentum der
Fran=
zoſen; viele ausländiſche Mächte haben ihren
Goldſchatz der Bank von Frankreich übergeben,
wobei der Anteil der Ausländer, je nach den
verſchiedenen, Angaben, zwiſchen 12 und 40
Prozent ſchwankt.
Selbſtverſtändlich muß ein ſo rieſiges
Ver=
mögen gegen jede Möglichkeit geſchützt werden.
Die Direktoren haben in den Jahren 1914 und
1918 genug Lehrgeld gezahlt und die damaligen
Erfahrungen nutzbringend verwertet.
Als am 4. September 1914 eine deutſche
Ulanenpatrouille zwölf Kilometer vor Paris
erſchien und die Regierung fluchtartig die
Haupt=
ſtadt verlaſſen mußte, um nach Bordeaux zu
fahren beſtand die Gefahr, daß der ganze
Goldſchatz den Deutſchen in die Hände fallen
könnte. Die zveite Kriſe brach im Jahre 1918
aus, als das Ferngeſchütz ſein Bombardem.nt
der Pariſer Hauptſtadt begann. Damals gab
es nur ſieben Meter tiefe Keller in der Bank
von Frankreich, und die Gefahr einer
Ver=
nichtung der geſamten Anlage war einem
Zu=
fall überlaſſen.
Die unterirdiſche Feltung.
Heute beſteht dieſe Gefahr nicht mehr. Die
Arbeiten, die im Jahre 1925 begonnen und
vor kurzer Zeit beendet wurden, haben aus
dem Goldtreſor der Bank von Frankreich eine
in jeder Beziehung uneinnehmbare Feſtung
gemacht.
Tauſend ausgewählte Arbeiter, die unter
der Pflicht tiefſter Verſchwiegenheit
angewor=
ben wurden, haben eine unterirdiſche Feſtung,
80 Meter unter der Erde, erbaut, die gegen
jede Möglichkeit geſichert iſt. Eine ganze Stadt
iſt hier entſtanden, die, zweieinhalb Monate
hermetiſch von der Außenwelt abgeſchloſſen,
exiſtieren kann.
Ein bis in die kleinſte Einzelheiten
aus=
gearbeitetes Syftem ſchützt die unterirdiſche
Stadt vor jedem Angriff. Da in einem
Zu=
kunftskrieg vor allem mit Fliegerangriffen
ge=
rechnet werden muß, ſo ſind die Abſtiegswege
in den Treſor mit großem Geſchick angelegt.
Von den ebenerdigen Räumen der Bank führt
kein direkter Weg in die Tiefe. Wer in den
Treſor will, muß mindeſtens in ſechs
ver=
ſchiedene Aufzüge umſteigen, die alle
mitein=
ander durch gepanzerte Gänge verbunden ſind.
Im Falle eines Alarms hat jeder der vielen
tauſend Angeſtellten, vom Generaldirektor bis
zum letzten Türſteher, ſeine genaue Vorſchrift,
nach der er vorzugehen hat.
Das 10 Connen ſchwere Stahltor.
Eine Anzahl der Beamten beſetzt, ſchwer
bewaffnet, die Eingänge, und nur einige
hundert Auserwählte begeben ſich in den
Vor=
raum zum Haupttreſor, wo ſich der Goldſchatz
befindet. Zu dieſem führt ein rieſiges
Stahl=
tor, 10 000 Kilogramm ſchwer und drei Meter
breit. Nur drei Beamte der Bank von
Frank=
reich kennen das Geheimnis, das die Schlöſſer
dieſes Tores zum Oeffnen bringen kann. Iſt
dies geſchehen, ſo öffnet ſich ein ſchmaler
Durch=
gang, der nur für eine Perſon Raum zum
Durchſchreiten läßt. Durch dieſen Gang begeben
ſich die Auserwählten in den Treſor, der einen
Umfang von 4000 Quadratmeter hat. Hier
befindet ſich alles, was notwendig iſt, um eine
zweieinhalbmonatige Belagerung zu
über=
dauern. Wenn alle Auserwählten im Treſor
ſind, ſchließen die drei Beamten, die im Beſitz
des Geheimſchlüſſels ſind, den Stahlblock, und
der Treſor mit ſeinen Schätzen und ſeiner
Be=
völkerung iſt von der Außenwelt abgeſchnitten.
200 Menſchen unter der Erde.
In dem abgeſchloſſenen Stahltreſor, der den
Umfang eines kleineren Bankgebäudes hat,
können die zweihundert ſorgfältig
ausgewähl=
ten Beamten wie in einer Stadt leben. Das
Gewölbe iſt mit jedem Komfort der Neuzeit
ausgeſtattet. Rieſige Schlafſäle, getrennt für
beide Geſchlechter, dienen zur Nachtruhe. Es
gibt geräumige Speiſeſäle, Geſellſchaftsräume,
ein Kino, große Lebensmittelmagazine und
Maſchinen zur fortlaufenden Erzeugung von
Sauerſtoff.
Die Verbindung mit der Außenwelt wird
durch geheime Kanäle, in denen
Radio=
antennen verborgen ſind, aufrechterhalten.
Ent=
ſprechend der franzöſiſchen Beſonderheit iſt ein
wichtiges Augenmerk den kulinariſchen
Ge=
nüſſen zugewendet. Eine rieſige Küche, die mit
Dieſelmotoren verſehen iſt, und ein beſonders
beſtimmter Küchenchef ſorgen für ein
ab=
wechſlungsreiches Menü. Auch gegen Giftgaſe
iſt ein Schutzſyſtem vorgeſehen, das die
her=
metiſche Abſperrung der geheimen
Lüftungs=
kanäle vorſieht; falls dies nicht nützen ſollte,
wird ein neuer geheimnisvoller Apparat, die
Erfindung der franzöſiſchen Geniedirektion, in
Tätigkeit geſetzt, der imſtande iſt, eine
Luft=
ſtrömung zu erzeugen, durch die das Gas
wieder an die Oberfläche getrieben werden ſoll.
Das Geheimnis der drei.
Was aber ſoll geſchehen, wenn die
zwei=
einhalb Monate Belagerung vorüber ſind, ohne
daß Hilfe von außen kommt? Soll der Treſor
mit allen ſeinen Inſaſſen eher in die Luft
ge=
ſprengt werden, bevor man ſeine Schätze dem
Feind oder den Revolutionären übergibt?
Oder beſteht ein geheimer Tunnel zur Seine,
durch den die Eingeſchloſſenen entweichen
können?
Auf alle dieſe Fragen wiſſen nur drei Leute
die Antwort. Es ſind dies die drei hohen
Be=
amten, die das Geheimnis des Treſorſtahltores
kennen und in deren Hände das Schickſal des
größten Goldſchatzes der Welt gelegt iſt.
R. B.
Gehkterlklrabgehrodrerherrrraß
der filzige hühnerthorir. — Eine alte nordgermaniſche
Bauerngeſchichte.
Nirgends wird uns germaniſches
Bauernleben ſo wundervoll anſchaulich
geſchildert, wie in den altnordiſchen
Sagas. Die folgende von Dr. Joh.
Hoffmann bearbeitete Geſchichte vom
Bauern, der ſein Heu nicht verkaufen
wollte, iſt ein ſehr lebendiger
eigen=
artiger Beitrag zum Thema:
Ge=
meinnutz geht vorEigennutz.
Der Winter wurde je länger deſto härter,
und bei manchem der Bauern ſchaute die Not
zu allen Ecken heraus. Es war im März, da
kamen zwei Pächter zu Blundketil; ſie waren
noch am leidlichſten geſtellt in Geldfachen, und
doch war ihnen jetzt das Heu ausgegangen
und ſie baten um Hilfe. Der Bauer antwortete,
er habe nichts vorrätig, und noch mehr von
ſeinem Vieh wolle er nicht ſchlachten. Sie
frag=
ten nach, ob er vielleicht Leute wiſſe die Heu
zum Verkauf hätten. Er ſagte, es fielen ihm
keine ein. Sie drangen in ihn und ſagten, ihr
Vieh würde ſterben, wenn ſie bei ihm nicht
Hilfe fänden. Er meinte, das ſei ihre eigene
Schuld: „Uebrigens hat man mir berichtet, der
Hühnerthorir habe wohl Heu zu verkaufen.”
Sie erwiderten: „Von ihm bekommen wir
nichts, außer wenn du mit uns gehſt; dann
wird er gleich verkaufen, wenn du Bürgſchaft
für uns übernimmſt.” Er antwortete: „Das
kann ich tun und mit euch gehen; es iſt nur
billig, daß die verkaufen, die Vorrat haben."
Sie machten ſich früh am Morgen auf den
Weg. Es blies ein Nordwind, ein recht kalter.
Bauer Thorir ſtand gerade draußen vor dem
Hauſe. Er ſah die Leute auf die Hofmauer
zureiten, da ging er hinein, ſchloß die Tür
hinter ſich und ſchob den Riegel vor. Er ſetzte
ſich zum Frühſtück. Jetzt wurde an die Tür
geklopft. Der kleine Helgi fing an und ſagte:
„Geh hinaus, Pflegevater! Es werden dich
Leute beſuchen wollen”. Thorir ſagte, er wolle
zuerſt eſſen. Der Knabe aber lief hinter dem
Tiſch hervor, ging zur Tür und hieß die
drau=
ßen freundlich willkommen. Blundketil fragte,
ob Thorir drinnen ſei. Er ſagte, ja. „Da ſag
ihm, er möge herauskommen.‟ Der Knabe tat
ſo und ſagte, Blundketil ſei draußen
gekom=
men und wolle ihn ſprechen. Thorir
antwor=
tete: „Wonach hat wohl Blundketil hier zu
ſchnüffeln? Soll mich wundern, wenn er was
Gutes bringt! Ich habe keine Geſchäfte mir
ihm.‟ Der Knabe ging hin und ſagte, Thorir
wolle nicht herauskommen. „Ach ſo” ſagte
Blundketil, „dann wollen wir hineingehen."
Sie gingen in die Stube. Man begrüßte ſie,
nur Thorir ſchwieg. „So liegt die Sache”, ſagte
Blundketil, „wir möchten Heu bei dir kaufen,
Thorir!” Thorir antwortete: „Dein Vieh iſt
mir nicht lieber als meines!” Blundketil ſagte:
„Es macht ſich mal ſo, mal ſo!” Thorir
ant=
ſvortete: „Warum haſt du reicher Mann
Heu=
mangel?” Blundketil ſagte: „Ich habe nich:
eigentlich Heumangel; ich will für meine
Päch=
ter kaufen, die hilfsbedürftig ſind. Ich möchte
ihnen gern etwas verſchaffen; wenn es zu
haben wäre.” „Es wird dir völlig frei und
unverwehrt ſein, andern das deine zu
ſpen=
den, aber nicht das meine!” Blundketil
ant=
wortete: „Ich will es nicht als Geſchenk
er=
bitten; laß den Kreisvorſteher Odd den
Kauf=
preis in deinem Namen beſtimmen, und
oben=
drein will ich dir noch Geſchenke machen.”
Thorir ſagte, er habe kein Heu zu verkaufen:
„Und ich will auch keines verkaufen!
Da ging Blundketil hinaus und ſeine
Be=
gleiter und der Knabe Helgi mit ihnen. Da
fing Blundketil an: „Wie iſt’s, hat dein
Pflegevater kein Heu zum Verkauf oder will
er nicht verkaufen?‟ Der Knabe erwiderte:
„Gewiß hat er, wenn er nur will!” Blundketil
ſagte: „Führ uns einmal zu dem Heu hin.”
Er tat ſo. Nun berechnete Blundketil das
Fut=
ter für Thorirs Vieh, und es wollte ihm
ſcheinen, auch wenn bis Allding (d. h. Mitte
Juni) hin im Stalle gefüttert würde, ſo
wür=
den doch fünf Fuder übrig bleiben. Darauf
gingen ſie wieder hinein.
Blundketil ſagte: „Mir will’s ſo ſcheinen
mit deinem Heuvorrat, Thorir, daß ein guter
Poſten übrig bleiben wird, auch wenn all dein
Vieh drinnen gefüttert wird bis zum Allding,
und dieſen Reſt möcht ich kaufen.” Thorir
er=
widerte: „Was ſoll ich da im nächſten Winter
haben, wenn der ebenſo wird oder noch
ſchlimmer?” Blundketil antwortete: „Ich biete
dir an, dir im Sommer Heu zu verſchaffen.
ebenſoviel und genau eben ſo gutes wie das
hier, und es dir ins Haus führen.” Thorir
antwortete: „Wenn euch jetzt das Heu nicht
langt, was werdet ihr da im Sommer beſſer
dran ſein? Aber ich weiß, du biſt ſo viel
mächtiger, daß du mir das Heu wegnehmen
kannſt, wenn du willſt.” Blundketil antwortete:
„So iſt’s nicht gemeint. Du weißt, Silber deckt
alle Schulden hier zu Land; damit bezahle ich
dich.” Thorir antwortete: „Ich begehre dein
Silber nicht.” „So nimm an Ware (d. h.
Woll=
ſtoff), was der Vorſteher Odd dir zu Handen
berechnet.” „Es ſind hier wenig Arbeiter”
ſagte Thorir, „und ich ſelbſt habe keine Luſt
zum Hin= und Herziehen und will mich mit
ſo etwas nicht abrackern.” Blundetil erwiderte:
„So will ich dir’s heimbringen laſſen.” Thorir
ſagte: „Ich habe nicht Räume dazu, daß man
ſicher ſein könnte, daß es nicht verdorben geht.”
Blundketil antwortete: „Ich will Häute dazu
geben und die Ware ſo einſchlagen, daß nichts
geſchieht.” Thorir antwortete: „Ich will nicht
das Getrampel von anderen Leuten in meiner
Wohnung haben.” Blundketil entgegnete: „So
ſoll es den Winter über bei mir ſein und ich
will’s in Verwahrung haben." „Ich kenne dein
Schönreden”, ſagte Thorir, „und ich will kein
Geſchäfte mit dir!” Blundketil ſagte: „Dann
um ſo ſchlimmer! Wir werden
nichtsdeſto=
weniger das Heu mitnehmen, magſt du es auch
verbieten. Den Wert legen wir an ſeine Stelle.
Wir wollen’s uns zu nutze machen, daß wir in
der Mehrheit ſind.‟ Da ſchwieg Thorir, und es
wurde ihm bös zu Mute. Blundketil ließ
Stricke holen und das Heu zuſammenbinden,
danach luden ſie die Laſten auf die Pferde und
führten das Heu weg. Aber für Thorirs Vieh
hatten ſie es reichlich berechnet.
Jetzt iſt es zu erzählen, was Thorir
an=
fing. Er machte ſich auf den Weg, und ſein
Pflegeſohn Helgi mit ihm. Sie ritten nach
Breitfarm. Odd hieß ihn freundlich willkommen
und fragte, was es Neues gäbe. „Neueres hab”
ich nicht vernommen als den Raub.” „Was
für ein Raub war das?” ſagte Odd. Thorir
erwiderte: „Blundketil hat mir all mein Heu
weggenommen, ſo daß ich jetzt gänzlich
ent=
blößt bin. Ich möchte gern deinen Schutz haben.
Die Sache geht auch dich an, da du der
Vor=
ſteher hier im Kreiſe biſt, du haſt das Krumme
gerad zu machen.” Odd fragte: „War es ſo,
Helgi?‟ Dieſer ſagte, Thorir entſtelle gewaltig.
Er beſchrieb dann, wie es zugegangen war,
Odd antwortete: „Da miſche ich mich nicht ein.
Ich hätte es auch ſo gemacht, wenn ich’s nötig
hätte.” Thorir antwortete: „Es iſt wahr, wie
Lichtersparnis.
Von Liſa Werner.
„Laßt doch nur brennen, ich komme gleich
wieder herein . . ." dieſe und ähnliche
Aus=
ſprüche in manchem Haufe verraten zur
Ge=
nüge, wie wenig eigentlich auch eine ſonſt recht
ſparſame Hausfrau ermeſſen kann, wie ſehr ſie
täglich am Familieneinkommen ſich
ver=
ſündigt. Das mag zwar ſehr hart klingen
und ihr als ein völlig ungerechtfertigter
Vor=
wurf erſcheinen, dennoch iſt es Tatſache, daß
ſie ſich dieſes Vergehens immer wieder
ſchul=
dig macht, wenn ſie die Beleuchtung eines
Raumes nicht verlöſcht, ſobald ſie nicht mehr
gebraucht wird.
Es mag nicht immer angenehm ſein, zum
ſo und ſovielten Male das Gaslicht wieder zu
entzünden oder den Schalter zur elektriſchen
Beleuchtung „anzuknipſen”. Sie hat vielleicht
beide Hände vollbepackt, wenn ſie vom
Schlaf=
oder Wohnzimmer zur Küche oder aus einem
anderen Raum hinüber oder hinaus zu einem
von dieſen huſcht. Aber Minuten völlig
un=
nützer Brenndauer kommen zu anderen,
eben=
ſolchen und ſummieren ſich dann in derartigem
Maße, daß ſie ſchließlich beim Erſcheinen der
Monatsrechnung eher an einen
Berech=
nungsfehler oder Defekt an der
Gas=
oder elektriſchen Zuleitung glaubt, als daran,
daß ſie ſelbſt den unerhört hohen Betrag
durch ihren ſo geringfügigen Mehrverbrauch
beim öfteren Brennenlaſſen verſchuldete.
„Viel wenig machen aber eben auch hier
ſchließlich ein „Viel”, zu ihrem eigenen Schaden,
was die ſolchergeſtalt belehrte Hausfrau künftig
mit Leichtigkeit ſelbſt feſtſtellen kann, wenn ſie
nun ſorgſam für ſofortiges Verlöſchen aller
nicht dringend benötigter Beleuchtung ſorgt.
Dazu gehört auch die mehrarmige
Zimmer=
krone, die Stehlampe mit 2—3 Glühbirnen, die
Doppelbeleuchtung mit Hänge= und Stehlicht,
ſowie Serienſchalter u. a. m. Wie leicht ſind
an dieſen Beleuchtungskörpern, zur Erſparnis
Birnen mit weit geringerer Leuchtkraft oder
Kerzenſtärke, wie bisher, angebracht, die einzeln
gebrannt, im Laufe der Zeit jedoch große
Er=
ſparniſſe gewährleiſten. Im Notfall aber doch,
wenn alle zuſammen entzündet, die gewünſchte
helle Beleuchtung bei wichtigen Arbeiten oder
eintreffenden Gäſten herſtellen. Selbſt
Neu=
beſchaffung dieſer Glühbirnen gleicht ſich bald
durch Erſparniſſe aus, die mit ihrem
regel=
rechten Gebrauch die Hausfrau machen kann —
vorausgeſetzt, daß ihre Familienglieder mit ihr
in dieſer Art Sparſamkeit wetteifern.
es im Sprichwort heißt: „Der üble Gefährt
kommt vom eigenen Herd!‟ Damit ritt Thorir
davon und Helgi mit ihm. Er kam nach Haus
und war gewaltig unzufrieden.
Nanu, was iſt denn hier vor lich
gegangen?
Bitte überlegen Sie, ehe Sie das Blatt
herumdrehen!
Senvsoßels zeuifteg tog u!
jpuzueg Seibignwleg reapl uie TBiee guig zeſun
— 12/B:1eßuv usgvps Sitaiejeia usgvg guu
unvageßulgvg guvwinnegilc gun =gaaus Togn
zwogß uei4er 43g u: 2ig zuans ue9aaß eiG
WDasdasDorzimmerausplaudert
Noch bevor wir eine Wohnung betreten,
be=
kommen wir einen Eindruck von den Menſchen,
die darin leben. Klingelknopf. Namenſchild, die
Tür ſpiegelnd vor Sauberkeit — oder ſtaubig
und ungepflegt, erzählen mehr, als man ſich
vorſtellen kann. Die Pforte bildet nicht nur den
Eingang zu den Räumen, ſondern ſie führt auch
nach oben, zum Aufſtieg für den Mann, den
treuſorgenden Ernährer. Man weiß ſchon
drau=
ßen, in was für ein Haus man kommt.
Be=
tritt man aber das Vorzimmer, dann iſt man
ſich völlig klar über Geiſt und Kultur, die in
der Wohnung herrſchen. Es iſt kein Abſtellplatz
für überflüſſig gewordene alte Möbel, und nicht
dafür eingerichtet, um Wäſchebeutel, ſchadhafte
Truhen, Nähmaſchinen und ähnliche Dinge
auf=
zunehmen. In dieſe Diele gehören keine
Sieges=
trophäen, keine Lorbeerkränze und keine
Photo=
graphien. Je ſachlicher und einfacher ſie iſt,
um ſo mehr entſpricht ſie dem Zweck, und um ſo
einfacher iſt der Eindruck, den ſie hervorruft.
Sie ſollte einen ſachlichen Charakter haben, eine
Lampe, die leuchtet, die dem Eintretenden Licht
genug ſpendet, damit er ſieht, wohin er tritt,
dem Oeffnenden genügend ſcheint, um zu
erken=
nen, wer kommt. Eine Matte iſt einem Teppich
vorzuziehen. Eine Kleiderablage macht es dem
Beſucher möglich, Hut und Mantel dorthin zu
hängen, wohin ſie gehören. Das Vorzimmer
verrät jede Stimmung — Freude, Trauer,
er=
zählt von Harmonie, von der ſorgenden Hand
der Hausfrau oder vom Gegenteil. Das bedenke
Schü.
die Hausfrau.
hautatmung.
Die Atmung iſt der lebensnotwendige
Körpervorgang, bei dem dem Blut Sauerſtoff
zugeführt und nach der Verbrennung
Kohlen=
ſäure ausgeſtoßen wird. Während z. B. die
Amphibien beſonders im jungen Zuſtand meiſt
durch die Haut atmen, ſpielt ſich der Vorgang
beim Menſchen in der Hauptſache in der
Lunge ab. Jedoch iſt auch die Haut des
Men=
ſchen in erheblichem Umfange an der Atmung
beteiligt. Das geht daraus hervor, daß ein
Menſch, deſſen Haut durch Verbrennung zu
etwa ein Drittel für die Atmung unbrauchbar
gemacht iſt, ſterben muß.
Wir haben alſo alle Urſache peinlichſt auf
eine ungeſtörte Funktion der Haut zu achten.
Sie iſt individuell verſchieden und dieſer
Ver=
ſchiedenheit daher auch die Pflege anzupaſſen=
Die Haut reguliert die Wärmeverhältniſſe
des Körpers durch direkte Wärmeabgabe und
Abſonderung von Schweiß. Treten geruchlich
wahrnehmbare Sekretionen auf, ſo müſſen
dieſe unbedingt bekämpft und beſeitigt werden.
Dazu gibt es nur ein Mittel: Baden, täglich
einmal, wenn nötig auch zweimal baden!
Ein Zuſatz von Seeſalz oder Staßfurtel
Salz wirkt desinfizierend; und wer es ſich
leiſten kann, ſollte ſofort nach dem Bad den
Körper mit einem Toileiteneſſig oder einer
anderen Spezialflüſſigkeit abreiben, um die
Poren zu ſchließen. Kalte Duſchen können
hier=
für einen gewiſſen Erſatz bilden.
Von größter Wichtigkeit iſt ein häufiger
Wechſel der Wäſche. Die Kleider ſind nach
dem Tragen ſofort luftig aufzuhängen und erſt
nach gründlicher Lüftung aufzubewahren.
Nur ſtrengſte Reinlichkeit vermag dem Uebel
wirklich zu ſteuern, die Anwendung von
Par=
füm würde es nur verſchleiern, ihm ſelbſt und
ſeinen Folgen aber nicht helfen.
Nummer 44
Mittwoch, 14. Februar
latte
Die Handelsbilanz des Jahres 1933.
Der deutſche Außenhandel nach Erdkeilen und Ländern. — Werkmäßiger Rückgang der Lebensmikkeleinfuhr.
Die Außenhandelsumſätze ſind im Jahre 1933 ebenſo wie im
Beſamtergebnis auch im Verkehr mit den einzelnen Ländern
Eberwiegend zurückgegangen. Aus europäiſchen Ländern iſt die Beininer and Hrautfätier efſellensorfe.
Sinfuhr im ganzen um 8,7 Prozent, aus Ueberſee um 10,3 Proz.
geſunken. Aber innerhalb dieſer beiden Gruppen, d. h. bei den
inzelnen Ländern, war die Entwicklung ſehr verſchieden.
Wäh=
end die Einfuhr von Lebensmitteln dem Werte nach um rund
8 Prozent geſunken iſt, hat ſich der Wert der Einfuhr von
Roh=
ſEoffen auf dem Stand des Vorjahres halten können. Am
ſtärk=
ſen abgenommen hat die Einfuhr aus Ländern, die Getreide nach
Deutſchland liefern, ſo insbeſondere aus Rußland, Rumänien und
Urgentinien. Stärker vermindert war daneben auch die Einfuhr
rus Dänemark, den Niederlanden, Spanien, der Tſchechoſlowakei,
Braſilien und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Zugenom=
mien hat die Einfuhr, abgeſehen von dem Saargebiet, vor allem
rus Finnland (Holz), Schweden (Eiſenerze), Kanada (Weizen,
Kupfer. Erze) Auſtralien mit Neuſeeland (Wolle), Uruguay
Wolle) und Peru (Mineralöle). Nach europäiſchen Ländern iſt
vie Ausfuhr insgeſamt um 18,2 Prozent, nach Ueberſee nur um
21 Prozent geſunken. Der überdurchſchnittlich ſtarke Rückgang
ves europäiſchen Abſatzes beruht auf der ſtarken Schrumpfung des
Kußlandsgeſchäftes. Schaltet man Rußland aus, ſo beträgt der
Kückgang des Europaabſatzes nur 12,5 Prozent. Der Anteil der
Aeberſeegebiete an der deutſchen Ausfuhr hat ſich von 19 Prozent
vn Vorjahr auf faſt 22 Prozent erhöht. Beſonders ungünſtig war
ie Abſatzentwicklung, abgeſehen von Rußland, nach den Ländern
Mittel=, Oſt= und Südoſt=Europas. Nicht ganz ſo ſtark hat aber
uch die Ausfuhr nach Nord= und Weſteuropa ſowie
Großbritan=
ien abgenommen. Zugenommen hat innerhalb Europas im
ge=
augen Umfang in der Hauptſache nur die Ausfuhr nach Irland
Stalien, Danzig und Portugal. Die günſtigere Entwicklung des
Ueberſee=Abſatzes ergab ſich im weſentlichen im Verkehr mit den
merikareſchen Ländern, und zwar insbeſondere Südamerika. Der
Abſatz nach Braſilien hat hier mit faſt 60 Prozent die größte
Zu=
ahme aufzuweiſen. Nach Kanada und den Vereinigten Staaten
on Amerika iſt die Ausfuhr dagegen geſunken. Verhältnismäßig
ark (minus 21 Prozent) iſt der Abſatz nach Britiſch=Indien
zu=
äickgegangen. Eine ſtärkere Zunahme weiſt die Ausfuhr nach der
Sürkei und nach Paläſtina auf. Die Verminderung des Abſatzes
tach den Entwertungsländern war gegenüber dem Vorjahr etwas
eringer (minus 8 gegen minus 12 Prozent, ohne Berückſichtigung
des Rußlandgeſchäftes).
Die deutſche Handelsbilanz ſchloß im Jahre 1933
in Verkehr mit Europa mit einem Ausfuhrüberſchuß von 1520
Rillionen RM. im Verkehr mit Ueberſee mit einem
Einfuhr=
berſchuß von 846 Millionen RM. ab. Gegenüber dem Vorjahr
it der Ausfuhrüberſchuß im Handel mit europäiſchen Ländern um
(27 Millionen RM. geſunken, im Handel mit Ueberſee iſt eine
Verminderung des Einfuhrüberſchuſſes um 197 Millionen RM.
äängetreten. Im Verkehr mit europäiſchen Ländern hat der
Aus=
ſtuhrüberſchuß faſt durchweg abgenommen. Eine nennenswerte
Uktivierung (Steigerung der Ausfuhr= bzw. Verminderung des
Einfuhr=Ueberſchuſſes), ergibt ſich lediglich im Handel mit den
Kiederlanden, Italien und Spanien. Im Handel mit
Großbri=
jannien iſt der Ausfuhrüberſchuß geſunken. Eine verhältnismäßig
karke Aktivierung der deutſchen Handelsbilanz ergab ſich im
Ver=
jehr mit den amerikaniſchen Ländern.
Zuſammenſchluß in der Sperrholzbranche.
Nach jahrelangen Bemühungen iſt es endlich gelungen. zwecks
Heſundung der Verhältniſſe am Sperrholzmarkt ein
Gegenſeitig=
eitsabkommen zwiſchen den am Sperrholzverkauf intereſſierten
Verbänden — führend der Verband der deutſchen
Sperrholzhänd=
ere. V., Berlin — und der Intereſſengemeinſchaft deutſcher
Sperrholzfabrikanten (IDS.) zuſtande zu bringen.
Dieſes Abkommen (Hannover=Vertrag) welches, ſoweit
er=
ſorderlich, noch weiter ausgebaut werden ſoll, bringt u. a.
insbe=
ondere auch im Handel ab 1. 1. 1934 einheitliche Preiſe, Rabatte
Swie Lieferungs= und Zahlungsbedingungen für die Verbrau=
Her, und kommen Händler=Einheitspreisliſten in aller Kürze zur
Ausgabe.
Wie in allen Gauen hat der Verband der deutſchen
Sperr=
olzhändler unter weitgehendſter Anlehnung an die Gebiete des
Treuhänders der Arbeit auch für das hieſige Gebiet die
Errich=
tuung einer Bezirksgruppe beſchloſſen und durchgeführt. Dieſe
Gruppe führt die Bezeichnung „Heſſen=Pfalz” mit dem Sitz
m Frankfurt a. M., umfaſſend die Gebiete: Freiſtaat Heſſen,
Heſſen=Naſſau, Nahe und Pfalz. Ueber 60 Firmen aus genannten
Gebieten haben ſich bereits der neuen Bezirksgruppe angeſchloſſen.
Zum Leiter derſelben wurde L. Meinhold, Frankfurt am
Main, Eſchersheimer Landſtraße 376 — vereid. Sachverſtändiger
bei der Induſtrie= und Handelskammer für das Rhein==Main.=
Wirtſchaftsgebiet —, gewählt, und von dieſem gemäß den
Richt=
ſänien des Verbandes in die Leitung berufen: J. Kleinſchmitt
im Fa. Anton Dauer, Mainz=Weiſenau, als Stellvertreter, Dr.
Mettenheimer in Fa. Anton Hartmann u. Sohn, Frankfurt a. M.,
als Wirtſchaftsberater, W. Magold in Fa. W. Gilbert,
Frank=
ſurt a. M., als Kaſſenführer. Ferner wurden durch den Leiter
2 Obmänner für die feſtgelegten Untergebiete beſtellt, darunter
eir das Gebiet Freiſtaat Heſſen, Provinz
Starken=
urg (ohne Kreis Offenbach a. M.) Kurt Ellermann in
Fa. Heſſiſche Sperrholz= und Furnier=Geſellſchaft, Darmſtadt,
uiſenſtraße 6, für alle Spezialgeſchäfte und ſonſtigen Händler,
die nach Art und Umfang ihrer Geſchäfte zur Branche gehören.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Die Kohlenproduktion in Heſſen. Die monatliche Statiſtik
der Kohlenproduktion des Volksſtaates Heſſen weiſt für den
Mo=
nat Januar 1934 folgende Zahlen nach: An Rohbraunkohlen
wur=
den gefördert 89 944 To., darunter wurden 84 085 To. zu
Schwe=
ereiprodukten weiterverarbeitet. Aus den verſchwelten Kohlen
wurden gewonnen: 4870,680 To. Rohteer, 699,220 To. Leichtöl aus
Schwelgaſen, 14 271 To. Koks, ohne die Schwefelrückſtände des
Meſſeler Kohlenſchiefers.
Die Lage im Weinbau am Mittelrhein. Die Arbeiten in den
Weinbergen haben durch die Unbilden der Witterung in den
letz=
ien Wochen eine unliebſame Unterbrechung erfahren. Schnee
und Regen haben dem Boden genügend Feuchtigkeit zugeführt.
Die Rodungen von Neuanlagen, das Schiefern und Düngen
wer=
den bei dem Anhalten des jetzt eintretenden milden Wetters
wie=
der ermöglicht. Der Jungwein hat ſich gut geklärt, und die Pro= 8ö3
hen des 1933ers berechtigen zu den beſten Hoffnungen. Das
Wein=
geſchäft iſt unterſchiedlich. Die Preiſe erfuhren eine kleine Auf= 6SBaden ..:b.27
wärtsbewegung und hielten ſich im Durchſchnitt in den bei den 6%Bayern . v.27
letzten größeren Verſteigerungen erzielten Lagen.
Regionale Arbeitsteilung zwiſchen Bank für deutſche Induſtrie= 6%Preuß. St. b.28
Ohligationen und Landes=Gewerbebank für Südweſtdeutſchland.
Wie mit anderen mittleren Regionalbanken, ſo hat die Bank für
eutſche Induſtrie=Obligationen auch mit der Landesgewerbebank
ſir Südweſtdeutſchland ein Abkommen getroffen, nach dem dieſe
Uinerhalb ihres Tätigkeitsgebietes Kreditgeſuche für das Berliner / Dtſche, Anl. Ablö=
Iinſtitut bearbeiten ſoll. Durch derartige Maßnahmen will die
lenduſtriebank vermeiden, bei der Gewährung langfriſtiger Ge= Deutſche
Schutzge=
werbekredite in Konkurrenz mit den Kreditbanken zu treten.
Produkkenmärkke.
Amtlicher Berliner Großmarkt für Getreide und Futtermittel 6%Frankfurt a. M.
om 13. Februar. Abſchlüſſe nach wie vor auf Deckung des
not=
wendigſten Bedarfs beſchränkt. Gegenüber vorſichtiger Nachfrage,
ie durch Feiertage am Rhein noch eine Verringerung erfahren 89Mannheim v.27
at, war Offertenmaterial als reichlich zu bezeichnen.
Forderun=
gen unverändert, nicht immer mit Geboten in Einklang zu brin=
Nen. Mehlgeſchäft bewegte ſich in ruhigen Bahnen der letzten
eit. Haferangebot am Platze mäßig; Preiſe vermochten ſich bei
(iniger Konſumnachfrage zu behaupten. Geſchäft in Gerſte
ſchwierig.
Die Berliner Börſe war geſtern weiter befeſtigt, aber
etwas ſtiller als vorgeſtern, wobei zweifellos der rheiniſche
Kar=
neval mitgeſprochen haben mag. Aus Publikumskreiſen war
wie=
der eine Reihe von Kaufaufträgen für Spezialitäten
eingetrof=
fen. Die Anfangsnotierungen lagen meiſt 0,5—1 Prozent über
den vorgeſtrigen Schlußnotierungen. Von günſtigem Einfluß auf
die Stimmung waren die beſſere Beſchäftigung der
Baumwoll=
webereien, ſowie Verlautbarungen über vorausſichtlich
befriedi=
gende Abſchlüſſe der großen Verſicherungskonzerne. Starkes
In=
tereſſe zeigte ſich für Farbenaktien, die auf Meldungen über eine
bevorſtehende Aufſichtsratsſitzung 0,75 Prozent höher bezahlt
wur=
den. Die Bewegung dieſes Papieres veranlaßte auch die Kuliſſe
im Verlauf zu Neuengagements, ſo daß die Tendenz weiter
freundlich blieb. Am Montanaktienmarkt konnten Mansfelder
Bergbau bei einem Umſatz von 90 000 RM. mit 357—35½ nach
34½ geſtern einſetzen. Die übrigen Montanwerte waren bis ein
halbes Prozent befeſtigt. Auch Braunkohlenaktien lagen mit
Aus=
nahme von Ilſe, die 2 Prozent gegenüber der letzten Notiz
ver=
loren, freundlicher. Kaliaktien waren weiter gebeſſert.
Salzdet=
furth ſtiegen nochmals um 2 Prozent. Elektrowerte lagen
unein=
heitlich und ruhiger. Größere Umſätze entwickelten ſich in AEG.,
die unverändert waren. Von Tarifwerten waren Bekula, (plus
¼ Proz.) beachtet. Im Verlauf war die Tendenz unter Führung
einiger Spezialitäten weiter feſt. Im Vordergrund ſtanden
Ber=
lin=Karlsruher Induſtriewerke, die gegen vorgeſtern 2½, Conti
Gummi, die 2,25. Deutſcher Eiſenhandel, die 3,75 und BMW., die
1,75 gewannen. Farben überſchritten den Kurs von 130.
Mans=
feld zogen bis 37 nach 34,5 an. Kolonialwerte waren auf
Ent=
ſchädigungshoffnungen weiter feſt. Am Rentenmarkt konnten
Neubeſitz ſich um 15 Pfg. erholen; dagegen waren Altbeſitz 0,75
Prozent gedrückt. Kaſſarenten waren eher ſchwächer.
Hypotheken=
pfandbriefe waren bis 0,5 Prozent gedrückt.
*
Die Frankfurter Börſe eröffnete geſtern mit einem ſich
in ſehr engen Grenzen bewegenden Geſchäft, doch blieb die
Grund=
ſtimmung an allen Märkten freundlich. Für das ſtille Geſchäft
ſind als Grund die Faſchingsfeiern im Rheinland und in Teilen
von Süddeutſchland anzuſehen. Am Markt ſelbſt wurden die
Er=
eigniſſe in Oeſterreich lebhaft diskutiert. Etwas größere Umſätze
hatten Farbeninduſtrie, die aber für den geſamten Aktienmarkt
eine gewiſſe Anregung boten. Der Kurs war zur erſten Notiz
um 8 Prozent feſter und zog ſpäter um weitere ½ Prozent auf
1293 Prozent an; daneben waren auch Rütgerswerke um 98
Pro=
zent und Deutſche Erdöl um ½ Prozent befeſtigt. Montanwerte
lagen zwar nicht ganz einheitlich, aber doch überwiegend
freund=
lich. Mansfelder Bergbau bei lebhafteren Umſätzen um ½ Proz.,
Rhein, Braunkohlen um ½ Proz., Gelſenkirchen und Phönir um
je ½ Proz. gebeſſert; andererſeits verloren Stahlverein 58 Proz.,
Klöcknerwerke und Kali Aſchersleben je ½ Proz. Elektroaktien
wieſen ebenfalls unregelmäßige Kursbildung auf. Am
Renten=
markt war das Geſchäft minimal. Reichsanleihen eröffneten
etwas niedriger, ſo Altbeſitz um ½ Proz. und Neubeſitz um 10 Pf.,
während, ſpäte, Reichsſchuldbuchforderungen bei 94½ Proz.
be=
hauptet lagen. Vollkommen ohne Geſchäft, aber unverändert
ten=
dierten aus Dollarbonds umgetauſchte Reichsmark=Anleihen. Im
Verlaufe war die Haltung an faſt allen Märkten uneinheitlich
und die Geſchäftsſtille blieb unvermindert beſtehen, abgeſehen
von einigen Spezialbewegungen.
Infolge des herrſchenden Ordermangels hatte die geſtrige
Abendbörſe, faſt keine Umſätze aufzuweiſen. Die freundliche
Stimmung, die ſchon dem Mittagsverkehr das Gepräge gab, hielt
an, und hier und da zeigte ſich nach einigen Spezialaktien auch
etwas Nachfrage. Im allgemeinen lagen die Anfangs zur Notiz
gekommenen Werte meiſt unverändert. Am Rentenmarkt lagen
Altbeſitzanleihe 0,25 Prozent unter Berliner Schluß, im übrigen
herrſchte Geſchäftsſtille. Auch im Verlauf war von einer
Ge=
ſchäftstätigkeit keine Spur. Merkwürdigerweiſe kamen jedoch eine
Unzahl von Kurſen zur amtlichen Notiz, die aber meiſt nomineller
Art waren und einer gewiſſen Faſchingslaune entſprangen. Im
Vergleich zum Berliner Schlußſtand wieſen ſie Abweichungen von
½—¼ Prozent nach beiden Seiten auf.
„Frankfurker Meſſe” im Herbſt jeden Jahres.
Bekanntlich hat Frankfurt a. M. ſeit dem Jahre 1929 ſeine
allgemeine internationale Meſſe eingeſtellt, um zu Fachmeſſen
und Fachausſtellungen überzugehen. Mit der Einflußnahme der
nationalſozialiſtiſchen Regierung auf eine dem neuen Geiſt
ent=
ſprechende Umgeſtaltung der deutſchen Wirtſchaft iſt auch eine
zentrale Regelung des deutſchen Meſſeweſens durch den „
Werbe=
rat der Deutſchen Wirtſchaft” in Angriff genommen worden, um
Zerſplitterungen zu vermeiden. Der Weberat hat deshalb verfügt,
daß als die internationale deutſche Meſſe nur noch die Leipziger
Meſſe beſtehen bleiben ſoll. Alle anderen Meſſen und
Ausſtellun=
gen ſollen ſich als regionale Meſſen und Ausſtellungen auf
be=
ſtimmte, der Struktur ihrer Wirtſchaftsum
Wirtſchaftszweig beſchränken, beſonders umfänglich angelegt
wer=
den und internationale Bedeutung gewinnen können. Soeben iſt
nun in Verhandlungen zwiſchen dem Werberat und der
Wirt=
ſchaftsvertretung der Stadt Frankfurt a. M. die Vereinbarung
getroffen worden, daß in Frankfurt a. M. im Herbſt jeden Jahres
— erſtmalig 1934 — eine Reihe von Fachmeſſen, die ihren
fach=
lichen Rückhalt in den Vorzugsinduſtrien des ſüdweſtdeutſchen
Wirtſchaftsgebietes finden, zur jährlich wiederkehrenden
Frank=
furter Meſſe vereinigt werden. Hiermit wird eine Tradition
wieder aufgenommen, welche in wechſelnden Formen der Stadt
Frankfurt a. M. ſeit Jahrhunderten eigen iſt. Die Stadt
Frank=
furt iſt bevorzugt berufen, als Metropole des dicht beſiedelten
und induſtriell vielſeitig durchgeſtalteten ſüdweſtdeutſchen
Wirt=
ſchaftskreiſes alljährlich den Schau= und Umſchlagplatz der
Haupt=
erzeugniſſe dieſes Gebietes abzugeben. Es wird ſich hierbei
vor=
wiegend um die Weiterführung der in den letzten Jahren
veran=
ſtalteten „Südweſtdeutſchen Möbelmeſſe” handeln, ſowie um
Fach=
abteilungen für Textilien, für Haus= und Küchengeräte, für
Le=
der, Spielwaren und Tabak. Neben dieſer regelmäßigen, im
Herbſt wiederkehrenden „Frankfurter Meſſe” werden, über das
Jahr verteilt, auch in Frankfurt a. M. Fachausſtellungen
veran=
ſtaltet, ſo 1934 die „Rhein=Mainiſche Braune Frühjahrsmeſſe‟
im Mai, die Hafenbautechniſche Ausſtellung” im September, die
„Südweſtdeutſche Funkausſtellung” im Oktober und die „
Reichs=
ausſtellung für Edelpelztiere, Hunde und Katzen aller Raſſen” im
Dezember, und für den Mai 1935 die große Qualitätsſchau „Die
Rhein.=Mainiſche Wirtſchaft”. Für den September 1934 iſt
nun=
mehr vorgeſehen die diesjährige „Frankfurter Meſſe”.
Mainzer Viehmarkt vom 13. Februar. Auftrieb: 41 Ochſen,
24 Bullen, 520 Kühe oder Färſen, 283 Kälber, 694 Schweine. Es
wurde notiert pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1.
26—30, b) 1. 22—25: Bullen b) 20—26; Kühe a) 24—29. b) 19
bis 23, c) 12—18: Färſen b) 22—34; Kälber b) 33—38, c) 26
bis 32, d) 15—25; Schweine b) 47,5—51, c) 46—51, d) 46—51.
Marktverlauf: Rinder anfangs lebhaft, ſpäter abflauend,
lang=
ſam geräumt: „Kälber rege, langſam ausverkauft. Schweine
ruhig, Ueberſtand.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Im Jahre 1933 wurden insgeſamt 13 346 (i. V. 26 033)
Fla=
ſchen Schaumwein im Werte von RM. 82 000 nach Deutſchland
eingeführt, während die Ausfuhr 208 492 (162 708) Flaſchen im
Werte von RM. 557 000 erreichte. Der Hauptanteil von 145 659
Flaſchen ging nach Großbritannien, die USA. nahmen 16 066 und
Holland 9265 Flaſchen ab.
Die Reichsſtelle für Deviſenbewirtſchaftung hat angeordnet,
daß der Grundbetrag der allgemeinen Genehmigungen für die
Wareneinfuhr im Monat März 1934 nur his zur Höhe von fünfzig
Prozent in Anſpruch genommen werden darf.
Aus dem Aufſichtsrat der Dyckerhoff u. Widmann AG.,
Wies=
baden, iſt Bankdirektor Dr. Hans Pilder, Berlin, ausgeſchieden.
— Aus dem AR. der Main=Kraftwerke AG., Frankfurt a. M.=
Höchſt, trat Landrat Dr. jur. Julius Mülhens aus.
Nachdem die Adam Opel AG., Rüſſelsheim, ihre Belegſchaft
mit 10 000 Mann den Winter über unverändert beibehalten hat,
konnten im neuen Jahre bisher weitere 1200 Arbeiter neu
ein=
geſtellt werden.
Der Londoner Goldpreis betrug am 13. Februar 1934 für
ein Unze Feingold 136 Schill. 11 Pence gleich 87,0448 RM., für
ein Gramm Feingold demnach 52,8237 Pence gleich 2,79 855 RM.
Zu dieſem Preiſe wurde Gold im Werte von 795 000 Pfd. Sterl.
verkauft.
Berliner Kursbericht
vom 13. Februar 1934
Deviſenmarkt
vom 13. Februar 1934
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Llohd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gas
Nife
67.—
67.50
29.—
31.875
31.—
140.—
43.75
82.75
155.—
118.50
Meuſte
Elektr. Lieferung 97.625
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke 61.625
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr. 89.75
Mannesm. Röhr 63.75
MNaſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
7Us0
129.75
97.875
91.25
74.875
69.75
117.—
61.75
44.—
68.—
Mate
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Kaufho
Verein. Stahlwerke
Beſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. 1
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Vin
56.25
156.50
22.375
41.-
117.50
63.—
19.75
106.25
26.
83.75
70.875
98.50
Buenos=Aires
Kanada
Japan
Kairo
Iſtanbul
London
New Yort
Rio de Faneirolt
uruguah
Amſterdam
Athen
Brüſſel
Budapeſt
Danzig
Helingfors
Währung
1 Pap. Peſo
1 canad. Doll.
1 Yen
1 äghpt.
1türk.s
12=Stg.
1 Dollar
Milreis
1 Goldpeſo
00 Gulden
100 Drachm.
100 Belga.
100 Pengö
100 Gulden e
100 finn. Mk.
Geld
0.S511 0.855
2.508
0.757
13.08
2.004
12.70
2.522
d.213
1.289
Brieff
2.508
0.759
13.11
2.01=
12.73
2.528
0.215
1.29
185,18 188.52
2.307 2.411
58. 19 158.31
g1.32 21.48
5.S141 5.626
Italien
Jugoſlawien
Kopenhagen
Liſſabon
Oslo.
Paris
Prag
Fsland
Riga
Schweiz
Sofia
Spanien
Stockholm
Tallinn (Eſtl.
Wien
Bährung
100 Lire
100 Dinar
100 gronen
100 Escudos
100 Kronen /63.84
100 Franes
100 Tſch.=Kr.
100 isl. gr.
100 Lais
100 Franien
100 Leva 3.047
100 Peſeta
100 Kronen ſe
100 eſtl. Kr.
100 Schilling!”
21.94
56.74
11.59
16.35
12.44
57.49 b
80.02
60.77
83.87
65.58
Geld Briel
ſa1.s98
5. 664/ 5. 676
E6.g6
11.81
63.96
16.49
12.46
57.81
10.18
5o,93
2.a53
33,93
65.32
69,08 65.22
47.20 147.30
Fürmktädter and Kariokarbaut Sartktagt, Wihane or Btesdner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 13. Februar 1934.
Keseee
„ Gr. IIp. 1934
.. 1935
„
„. 1936
„ . . 1937
„ 1938
GruppeI
6% Dtſch. Reichsanl.
v.27
5½0 Itern., v.80
6%Heſſen. . . . v. 29
6% Sachſen .. b.27
6% Thüringen v.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4/,
Ab=
löſungsanl.. . . . .
ſungsſch. (Neub.)
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlin ... v. 24
6% Darmſtadt . . . .
6%Dresden .. v.26
Schätze v. 29
v.26
6SMainz. ...
6%München . b. 29
6%Wiesbaden v. 28
6%Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig,
5½%Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid
102.25
10G),
95,
93‟,
92
871,
100-,
95.5
96
95
108.5
95.5
93
96.5
19.4
9.55
71.5
3.
345
85.5
89
86
91.5
88.5
9u:/,
Pe e
Hyp.=Bk. Liqu.
Komm. Obl. ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G.Pf.
16% „ Goldoblig.
6%Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl.R.111
R.12
82 Kaſſ.Landestd.
Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½%0 „ Ligu,. Obl.
Dt. Komm. Sam=
Vne Hirget Rin..
FAusl. Ser.
„Ausl. Ser. II1
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6%Berl. Hyp.=Bk.
%o „ Lig.=Pfbr.
8SFrif. Hyp.=Bk.,
5½% „ Lig. Pfbr.
88
Goldoblig
GFrkf. Pfbr. B.
5½%0 v Lig.=Pfbr.
6%Mein.Hyp.=Bk.
„ Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hhp.=Bk
„ Lig. Pfbr.
8SRhein,Hyp. Bk.!
½%0 Lig. Pfbr.
Golbdoblig
69 Südd. Boden=
Cred.=Bank.
5½%0 — Lig.Pfbr
6%Württ. Hyp.=B.
93
94.25
114
18.25
92.5
91.75
90),
S1.n5
9ui),
92
92.5
94.5
93.55
92.5
91.75
90
95.5
92.75
95.25
Mdee
1830 Dt. Linol.Werkel
183Mginkrw. v. 28
82Mitteld. Stahl.
6% SalzmannckCo.
6% Ver. Stahlwerke
6% Boigt & Häffner
J. 6. Farben Bondsl1
BBosn. L.E.B.
L. Inveſt
%Bulg. Tab. v. 02
432% Oſt. Schätze.
14%Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%0
42Türk. Wmin.
1.Bagbad
429
Zollanl.
4½Büngarn 1913
4½% „ 1914
Goldr.
1910
42
4½Budp.Stadtanl. 48.75
42Liſſabon
42 Stockholm
Aktien.
Alg. Kunſtziide Unie
A.E.G.
Andrege Noris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei!
Zellſtoff 37.5
Bemberg, J. P.. ..
Berl. Kraft u. Licht/125.5
Buderus Eiſen.. ..
Cement Heidelberg!
Karlſtadt.
F. G. Chemie, Baſell134
89.75
95
96½
88.75
6.25
6”)=
6.3
6.35
3.
43.5
31
96
64.75
a5.75
54
87
Chem.Werke Abert.
Chade ........."
Conkin. Gummiw..
Contin. Linoleum.
Daimler=Benz ....
Dt. Atl. Telegr. .
..1
Erdöl .."
Dt. Gold= u. Silber
cheide=Anſtalt.
Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Onckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Schw. Bergwerl.
eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J.6. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guilleaume
Frankfurter Hof.
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilfinge: 1200
Haſenmühle Frkft.,
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Berobau
Henninger, Lempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs Aufferm
Hirſch Kupfer
Hochtief Eiſen 105.25
Holzmann, Phil. . . / 59.5
Ilſe Bergb. Stamml143
Genüfſel112.5
Junghans
Va
161.5
154
84
45
122.5
107.5
178.25
48
77.5
89.75
87.65
215
33.5
130
38.25
6i
91
34.75
70
Kue
Aſchersleben.
glein, Schanzlin
Klöcknerwerke.
Knorr C. o.
Lahmeher & Co. ..
Laurahütte
..
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt. Br..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ.Frankf.
Miag, Mühlenbau.
Motoren Darmſtadt
Neckarwer Eßling.
Oberbedar
Phönix Bergbau..
Rh. Braunkohlen .I=
Elektr. Stamm
Stahlwerke..
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ....
Salzbetſurth Kali".
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.., 14
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.: 1101.5
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske. /1
Reinigerwerke
Sübd. Zucker=A. 6.
Thür. Liefer.=Geſ..
Kaufhof .........
Unterfranken .....
116.5
206
72.5
68
64
36.75
91
14.5
48.75
200.5
89.75
81.5
55”Iy
178
80
146.5
„Ver. Stahlwerke .
Ver. Ultramarin. /118
Voigt & Haeffner.
Beſteregeln Kali. 1117
Zellſtoff Waldhof.
46
Allg. Dt. Creditanſt. 46.5
Badiſche Bank. . /122
Br. f. Brauinduſtr.
Bayer, Hyp. u. W./ 79.55
Berl. Handelsgeſ.
Hypothelbl. /122
Comm. u. Privatb.) 52.75
Dt. Bant und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe!
76.5
Dresdner Ban! 67.5
Frankf. Ban1.
Hyp.=Ban/ 82.75
Mein Hhp.=Ban1. 8
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=Ant. /1658),
Rhein. Hyp.=Ban1. 120
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Württb. Notenbank/100
A..G. Vertehrsw
Alg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. Reichsb. Bzgl112.5
Hapag
Nordd. Llohzd.
32,5
Südd Eiſenb.=Geſ. 48‟
Allianz= u. Stutg.
Verſicherung ... /235
„ Verein. Ver
Frankona Rück=u. M
Mannheim. Verſich. 20
Otavi Minen
15
Schantung Handelsl —
Seite 12 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 14. Februar 1934
5)
Roman von Wilhelm Schneider.
(Nachdruck verboten.)
Während dieſer Jagd auf Baggenſen hatte ich noch andere
Dinge feſtgeſtellt, ſeltſame Tatſachen, von denen bisher kein Menſch
etwas wußte. Baggenſen arbeitete nicht allein, er hatte
Helfers=
helfer. Ich hatte ſogar die Namen dieſer beiden Menſchen in
Er=
fahrung gebracht. Obgleich ich auch ſie während meiner Jagd nicht
zu Geſicht bekam, wußte ich, daß es ſich um Brüder handelte: es
waren gebürtige Dänen und ſie hießen Horn. Der eine Olaf mit
Vornamen. Ganz zuletzt, als ich Baggenſen ſchon aus den Augen
verloren hatte, kam mir noch eine merkwürdige Kunde: ein alter
Chineſe vertraute mir an, daß die beiden Horn keineswegs
Brü=
der ſeien, ſondern ein Geſchwiſterpaar. Der jüngere der beiden
wäre ein Mädchen, das allerdings ſtets Männerkleidung trage.
Zu meinem Leidweſen gelang es mir nicht, einen Beweis für dieſe
Behauptung zu finden . . .
Vor zwei Jahren hatte ich meine Aufzeichnungen abgeſchloſſen
— eine keck hingeworfene Reportage — und war nach Europa
zu=
rückgekehrt, um mein Buch unterzubringen und in Deutſchland
einen Poſten anzutreten. Noch auf der Heimreiſe kam mir ein
Ge=
rücht zu Ohren: Baggenſen ſei in Tokio als Spion verhaftet und
ſofort erſchoſſen worden. Dann las ich es auch in der Zeitung, es
war eine kurze Notiz. Die Welt kümmerte ſich nicht darum.
Ob=
gleich der ganze Oſten wußte, wer der Mann war und was für eine
bedeutungsvolle Arbeit er geleiſtet hatte — in Europa kannte man
kaum ſeinen Namen. Ich war es geweſen, der durch den „Mann,
den man nicht ſieht”, die Kunde von Baggenſen zum erſtenmal
nach Europa getragen hatte.
Und nun ſaß er neben mir.
Noch hatten wir nicht die deutſche Küſte erreicht, als wir ſchon
in heftiges Schneetreiben hineinflogen. Hin und wieder ſackten
wir in Luftlöcher. Doch der Rauſch, der mich erfüllte, wuchs von
Minute zu Minute. Gefahr, Gefahr! Ich liebte ja die Gefahr.
Wir flogen blind.
Baggenſen ſchlief friedlich. Schon über Roeskilde war er
ein=
geſchlafen. Was für eine Aufgabe war es, die ihn nach Europa
zurückgetrieben hatte? Selbſtverſtändlich etwas mehr als eine
„ſentimentale Laune‟. Den Weg über Kopenhagen hatte er
ge=
wählt, um die Heimat wiederzuſehen, der Weg über Deutſchland
hatte unzweifelhaft Sinn und Ziel. Dieſer Mann reiſte nicht, um
ſich zu zerſtreuen. Was wollte Baggenſen in Europa?
Daß er ſich bereits mit den feindlichen Vorpoſten herumſchlug,
das bewies mir das eben Erlebte in Kopenhagen. Er hatte den
Schotten als Agenten niederer Klaſſe bezeichnet und angedeutet,
daß MacGown ihn in höherem Auftrag beobachte.
Und er „brauchte” jemanden, ſo hatte er ſich ausgedrückt, für
ſeine „Europa=Angelegenheit” brauchte er jemanden. Und dieſer
Jemand war ich. Ich fieberte. Undenkbar, daß ich ihm zur Seite
ſtehen ſollte, daß ich mit ihm kämpfen durfte. Es war ja immer
Kampf um den Mann, immer Abenteuer. Nein, einem Idyll
flo=
gen wir beſtimmt nicht entgegen.
Ein herrlicher Flug! Endlich hellte es ſich wieder auf, wir
kamen aus dem Schneetreiben heraus. Wieder verſchneite
Land=
ſchaft in klarer Luft, wieder einzelne Lichter verſchlafener Dörfer
und kleiner Städte. Dann erkannte ich den kreiſenden Lichtkegel
des Berliner Funkturmes. Ich ſah auf die Uhr: zwei und eine
halbe Stunde waren wir geflogen.
Unter uns die Rieſenſtadt mit den Lichtgirla iden der
Stra=
ßenzüge. Dann die blauen und roten Lichter des Flughafens
Tem=
pelhof. Eine Kurve, und ſchon gingen wir im Gleitflug hinunter,
ſetzten ſacht auf, ſchoſſen über den Boden und landeten vor dem
Zentralgebäude.
Baggenſen war ſchon während des Fluges über Berlin wach
geworden. Als der Motor ausſetzte und wir im Gleitflug
hinun=
tergingen, legte er ſeine Hand auf meinen Arm und lächelte
mir zu.
„Hören Sie, Munk, ich habe aus gewiſſen Gründen meinen
guten alten Namen für Europa abgelegt. Ich bin einſtweilen kein
anderer als ein gewöhnlicher Miſter Gordon aus Cleveland, USA.,
verſtanden? Es iſt möglich, daß ſich da unten jemand bei Ihnen
erkundigt. Wir haben uns zufällig in Kopenhagen kennengelernt,
wenn man es genau wiſſen will: in einer Bar. Und das Flugzeug,
das haben wir gemeinſam gechartert, weil es ſich herausſtellte,
daß wir ſchnell nach Berlin mußten, und weil ja ſowas zu zweien
immer billiger kommt.”
„Allright, Miſter Gordon”, ſagte ich.
Bei der Kontrolle im Flughafen bemerkte ich, daß Baggenſen
einen amerikaniſchen Paß vorwies. Während der Beamte mit
großer Sorgfalt die vielen Stempel und Viſen prüfte, beſchäftigte‟
ſich Baggenſen damit, ſeine kleine Pfeife zu ſtopfen und langſam
in Brand zu ſetzen. Neben dem Beamten ſtanden einige Herren
und unterhielten ſich, es ſchien mir ſo, als ob ſich keiner von ihnen
um uns kümmere. Das ſtellte ſich aber ſofort als Täuſchung
her=
aus, denn als der junge Mann uns die abgeſtempelten Papiere
mit höflichem Dank zurückgab, richteten ſich wie auf Kommando
aller Blicke auf uns. Einer der Herren trat vor und bat
Baggen=
ſen in engliſcher Sprache, ihm in ſein Dienſtzimmer zu folgen. Ich
beobachtete, daß auch die anderen Herren hinter Baggenſen in
die=
ſem Zimmer verſchwanden.
Hm, der erſte Graben, über den man hinwegſpringen mußte.
Nun bemerkte ich, daß einer zurückgeblieben war, ein
weißhaa=
riger, freundlicher Herr mit einem Spitzbart. Er trat höflich auf
mich zu, reichte mir die Hand, nannte mich beim Namen und
er=
innerte mich daran, daß er mir erſt vor wenigen Monaten
behilf=
lich geweſen wäre. Als Zeitungsmann hatte ich ja oft genug die
Hilfe behördlicher Organe in Anſpruch nehmen müſſen.
„Es freut mich ſehr, Herr Munk”, ſagte er, „Sie gerade jetzt
in dieſer Situation wiederzuſehen. Bitte, wollen Sie nicht einen
Augenblick Platz nehmen?” — Wir ſetzten uns in den Vorraum.
„Ich habe Sie eben an die kleine Gefälligkeit erinnert”,
be=
gann er von neuem, „mit der ich Ihnen damals dienen konnte.
Deshalb bitte ich Sie, es nicht als Beläſtigung aufzufaſſen, wenn
ich einige Fragen ſtelle, die Ihren Begleiter, Miſter Gordon,
be=
treffen. Sie kommen mit dem gleichen Flugzeug, ſind Sie Miſter
Gordon bekannt?”
Ich nickte ihm unbefangen zu und antwortete genau das, was
mir Baggenſen aufgetragen hatte.
Der alte Herr fuhr ſich durch den Spitzbart. „So . .. hm. ja
ja . . . die Sache iſt nämlich etwas eigenartig, muß ich Ihnen
ge=
ſtehen."
„Wieſo, eigenartig?”
„Sehen Sie, Herr Munk, es iſt ja bekannt, daß Sie ein
ge=
wiſſes Buch geſchrieben haben. Ich ſelbſt habe es geleſen. Es hat
mich ungemein gefeſſelt. Dieſes Buch handelt von einem gewiſſen
Abenteurer, der Baggenſen heißt.”
„Stimmt. Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Herr
Kommiſſar."
„Nun ja, Sie werden es gleich ſehen. Eine beſcheidene Frage,
Herr Munk. Kennen Sie Baggenſen perſönlich? Ich weiß ja, daß
Sie in Ihrem Buch behaupten, ihn nie geſehen zu haben. Aber
trotzdem — vielleicht haben Sie ihn ſpäter perſönlich
kennen=
gelernt.”
Ich lächelte und ſchüttelte den Kopf. „Ich weiß wirklich nicht,
was dieſe Fragerei zu bedeuten hat, Herr Kommiſſar.”
„Hm — ich will offen ſein, Herr Munk, wir halten nämlich
dieſen Herrn, dieſen Miſter Gordon".
„Für Baggenſen?”
Ich lachte hell auf.
„Ja, Herr Munk, verzeihen Sie, ich muß es Ihnen ſagen.
Ich kenne Sie ja und bin überzeugt, daß in dieſem Falle
Offen=
heit das einzig Richtige iſt. Wir haben nämlich vor einer guten
Stunde ein Telegramm aus Kopenhagen bekommen, ein — auch
das will ich Ihnen offen ſagen — anonymes Telegramm. Dieſes;
Telegramm hat folgenden Inhalt: es ſei ſo gut wie ſicher, daß
heute nacht der bekannte Reiſeſchriftſteller Lauritz Munk mittels
Flugzeugs in Berlin eintreffen würde. In ſeiner Begleitung
befände ſich der berüchtigte Abenteurer Jens Peter Baggenſen,
Dieſer Mann nenne ſich Gordon und beſitze einen falſchen Paß.”
Ich lachte. „Hoho da hat ſich jemand einen reizenden Witz
erlaubt, Herr Kommiſſar. Iſt Ihnen denn nicht bekannt, daß
Baggenſen überhaupt nicht mehr am Leben iſt? Man hat ihn
vor zwei Jahren in Tokio ſtandrechtlich als Spion erſchoſſen.”
„Das — wird beſtritten, Herr Munk.”
Intereſſant. Woher wiſſen Sie es?”
„Kann ich Ihnen leider nicht verraten.”
„So na ja, möglich iſt alles. Ich halte es nicht für
aus=
geſchloſſen, daß Baggenſen damals tatſächlich den Japanern
ent=
wiſcht iſt.”
(Fortſetzung folgt.)
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22/Abteilung A. Nr. 1661, gemäß 8 31 Abſ. 2 H. G.B.
Abfallholz! und 8141 F G. G. von Amts wegen zu lö/d en=
1.50/ Der Inhaber Johannes Schäfer oder die ſonſtigen
1.70 Intereſſenten werden hiermit aufgefordert, he‟
Kiefer . . 2.— etwaigen Widerſpruch gegen die Löſchung bis zun
Ztr. fr. Kell. /1. Juni 1934 geltend zu machen.
Darmſtadt, den 10. Februar 1934.
Amtsgericht Darmſtadt.