Einzelnummer 10 Pfennige
T
W
Tot4
Tädte
Tan
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
Bei wöchentlich 7maligem Erſcheinen vom 1. Februar
bis 28. Februar 2.— Reichtmark und 20 Pfennig
Ab=
fragegebühr, abgeholt 2.— Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmart frei Haus. Poſtbezugspreis
im Februar ohne Beſiellgeld monatlich 2.40 Reichsmark.
Nchterſcheinen einzelner Nummern infolge höherer
Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindlſchkeſt für uns.
Morgenzeitung der Landesbauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 40
Samstag, den 10. Februar 1934.
196. Jahrgang
Die 22 mm breite Zelle im Anzeigentell, 1 mm hoch,
2 pfennig. Die 92 mm breite Zelle im Textteil 1 mm
hoch 100 Pfennig. Platzaufſchlag (nach vorherſger
Ven=
einbarungl ſür Plazlerung unter Text oder an
be=
ſtimmter Stelle 25%. Rabatt nach Tarif. Privatanzeigen
ſeinſpallig) das feitgedruckte Ueberſchriftswort 20 Pfg.,
ſedes weltere Wort 8 Pfennig. Familen• Anzeigen
die 22 mm brelte Zeile 1 mm hoch 6 Pfennig.
poſiſcheckkonto: Frankfurt a. M. 1301. Bankkonio:
DD.= Bank und Darmſtädter und Nallonalbant.
Nauieit Boumetgae geonber.
Das „Kabineit der Nakionalen Einigung” von Marg uet bis Marin. — Waffenſtillſtand zwiſchen Herriok
und Tardien.
Die Mikarbeiter Doumergues.
EP. Paris, 9. Februar.
Die Miniſterliſte des ſoeben gebildeten Kabinetts
Doumer=
que lautet wie folgt:
Miniſterpräſident ohne Portefeuille: Doumergue.
Staatsminiſter ohne Portefeuille: Herriot (Radikal).
Tardien (Republk. Zentrum).
Juſtiz: Chéron, Senator (Rep. Union).
Außenminiſterium: Barthou, Senator (Demokr. Union).
Inneres: Albert Sarraut, Senator (Radikal).
Finanzen: Germain Martin, Abgeordneter (Republk.
Linke).
Krieg: Marſchall Pétain.
Luftfahrt: General Denain.
Poſt: Lamoureux, Abgeordneter (Radikal).
Kriegsmarine: Piétri, Abgeordneter (Linksrep.).
Oeffentliche Arbeiten, Flandin, Abgeordneter (Linksrep.).
Landwirtſchaft: Queuille, Abgeordneter (Radikal).
Handelsmarine: Bertraud, Abgeordneter (Radikal).
Kolonien: Laval, Senator (parteilos),
Nationale Erziehung: Berthod, Abgeordneter (Radikal).
Geſundheitsweſen und Sport: Louis Marin,
Abgeord=
neter (Demokr.=Republikaniſche Union).
Arbeit: Marquet (Neuſozialiſt).
Penſionen: Rivellet (Vorſitzender der Föderation der
ehemaligen Frontkämpfer).
Das Geſicht das Kabinekks Doumeraue.
EP. Paris, 9. Februar.
Die Bildung der Regierung Doumergue ging nicht ohne
Schwierigkeiten vonſtatten; ſie hatten ſich ſogar im Lauf des
Tages von Stunde zu Stunde vergrößert. Der äußeren Form
nach ſtellt die neue Regierung ein Kabinett der „Nationalen
Einigung” dar, denn die parteipolitiſche Grenze liegt auf der
Linken bei den Neuſozialiſten, auf der Rechten bei der Gruppe
Marin, ihrem äußerſten Flügel. Doumerque iſt es gelungen,
Marquet und Louis Marin, Herriot und Tardieu, unter einen
Hut zu bringen. Das Gerüſt der neuen Regierung bilden die
Radikalſozialiſten, die einige ihrer Mitglieder, die bereits in
den letzten Monaten Miniſterpoſten in den verſchiedenen
radi=
kalen Regierungen innehatten, auch diesmal wieder in die
Re=
gierung hineingebracht haben. Das ſo wichtige
Innenminiſte=
rium iſt dem radikalen Senator Albert Sarraut anvertraut
worden, der bereits in der Regierung der Nationalen Einigung
Poincarés den gleichen Poſten verwaltete.
Daß die Führer der Linken und der Rechten: Herriot
und Tardieu, Staatsminiſter ohne Portefeuille wurden,
hat eine beſondere Geſchichte. Und hier beginnt ſich bereits die
relative Gebrechlichkeit des neuen
Miniſte=
riums zu zeigen. Dieſe beiden Staatsmänner lieben ſich,
auch wenn ſie heute in einer und derſelben Regierung ſitzen,
darum nicht mehr als vor einigen Tagen, als ſie noch die
hef=
tigſten Angriffe gegeneinander richteten. Sie haben buchſtäblich
unter dem Druck der Verhältniſſe einen vorläufigen
Waffenſtill=
ſtand geſchloſſen.
Insbeſondere Herriot ſind die Ereigniſſe der letzten Tage
ſehr nahegegangen, und er iſt ſehr verbittert darüber, daß zwei
radikale Regierungen dem Druck der Straße weichen mußten,
obgleich im Parlament große Mehrheiten für ſie vorhanden
waren. Dieſes Verſagen des parlamentariſchen Syſtems hat der
Führer der Radikalen noch nicht verwinden können, um ſo
weniger als der Aufſtand eines großen Teils der Pariſer
Be=
völkerung, in der die Radikalſozialiſten nie recht Fuß faſſen
konnten, ihm Anlaß zu den ſchlimmſten Befürchtungen über das
Weiterbeſtehen des Parlaments gab.
Das einzig wirklich Neue und Bemerkenswerte in dem
Kabinett Doumergue iſt die Hereinnahme zweier
Tech=
niker in ſo wichtige Poſten wie das
Kriegs=
miniſterium und das Luftfahrtminiſterium.
Da=
mit wird ausgedrückt, welche Bedeutung die neue Regierung
gerade der Führung dieſer Miniſterien beimißt. General
Denain, der neue Luftfahrtminiſter, iſt gegenwärtig Chef
des Generalſtabs der Luftarmee. — Der 78jährige Marſchall
Pétain hat ſich an der Marneſchlacht ſeine größten Verdienſte
für Frankreich erworben und kam während der Kriegsjahre zu
den höchſten Ehren. Er iſt gegenwärtig Mitglied des Oberſten
Kriegsrats und Generalinſpekteur der franzöſiſchen
Luftſtreit=
kräfte.
Außenminiſter Barthou iſt ein alter Herr, der
ziemlich weit auf der Rechten ſteht und deſſen außenpolitiſche
Anſichten nicht weit von denen Tardieus entfernt ſein dürften.
Barthou hat bisher nichts veröffentlicht, was zu der
Vermu=
tung Anlaß geben könnte, daß er „neue Wege” in der
fran=
zöſiſchen Außenpolitik wie ſie z. B. Daladier vorſchweben,
ein=
ſchlagen werde.
Aber das neue Kabinett erhält ſein eigentliches Gepräge
und all” ſeine Kraft durch die Perſönlichkeit des Präſidenten
Doumergue. Daß der ehemalige Präſident der Republik in
dieſer ſchweren Stunde als der einzige Mann erſcheint, der das
Staatsſchiff durch den Sturm hinduchzuführen vermag, zeigt
einerſeits, wie arm Frankreich an Führerperſönlichkeiten iſt, die
ſich vom Parlament loslöſen können, wie ſehr die Parteipolitik
ein Land zur Verhandlungsunfähigkeit verurteilen kann,
andererſeits aber wie glücklich Frankreich meiſtens in der Wahl
ſeiner Staatspräſidenten iſt. Schon Poincaré, der
Staatspräſi=
dent des Krieges, iſt in ſchwerſter Stunde aus ſeiner politiſchen
Abgeſchiedenheit geholt worden, und hat es verſtanden, den
Franken und den franzöſiſchen Staat zu retten.
Heute liegen die Gefahren tiefer. Das ganze
franzöſiſche Staatsgebäude iſt erneuerungsbedürftig. Die
Wirt=
ſchaftskriſe bildet nur einen Teil der Aufgaben des heute
71jährigen Präſidenten. Wird ihm ſeine Aufgabe gelingen? Wir
wollen keine Vorausſagen machen; nur ein Vergleich zwiſchen
Peincaré und Doumerque ziehen: Poincaré war geachtet, weil
gefürchtet. Doumergue iſt nicht weniger geachtet, aber nicht, weil
man in ihm einen ſtarken und energiſchen Mann ſieht, nicht
weil man ihn fürchtet, ſondern weil man ihn liebt; weil er die
guten franzöſiſchen Eigenſchaften verkörpert: Sparſamkeit,
Ver=
nunft, Mäßigung, Güte und Heiterkeit.
Die Ankunft Doumergues in Paris iſt von
der großen Mehrheit des Volkes mit
Erleichte=
rung und Hoffnung aufgenommen worden. Man
erwartet von ihm einWunder. Erwill aber keineWunder
vollbringen, ſondern gute und ehrliche Arbeit leiſten.
Wenn ſich die Parlamentarier wehren, wird er wahrſcheinlich
nicht zögern, die Kammer aufzulöſen oder ſie für einige
Zeit in die Ferien zu ſchicken.
Dahin ſcheint ſich die parlamentariſche Lage zu entwickeln.
Die Aufgabe des Kabinetts Doumergue wäre in dieſem Falle
auf die Verabſchiedung des Budgets und einige ſehr wichtige
wirtſchaftliche Maßnahmen beſchränkt.
Kommuniſtiſche Kundgebungen
in franzöſiſchen Provinzſkädken.
DNB. Paris, 9. Februar.
In Nazaire, Lorient und Nevers veranſtalteten Kommuniſten
und Sozialiſten am Donnerstag Umzüge. Beſondere Zwiſchenfälle
ereigneten ſich nicht. In Lyon herrſcht in den Straßen, die von
gro=
ßen Menſchenmengen beſetzt ſind, ſtarke Erregung. Auf der einen
Straßenſeite verſammelten ſich Kommuniſten und ſonſtige
Anhän=
ger der Linken, auf der anderen Seite Mitglieder der
rechtsſtehen=
den Verbände. Am Abend begann die Polizei die Anſammlungen
zu zerſtreuen.
Zuſammenkrikk
des Kleinen Abrüſtungsbüros.
DNB. London, 9. Februar.
Der Engere Ausſchuß des Büros der Abrüſtungskonferenz
wird am 13. Februar unter dem Vorſitz Henderſons hier
zuſammentreten. Zu der Sitzung werden der tſchechoſlowakiſche
Vertreter, Außenminiſter Beneſch, die Vertreter Griechenlands,
Politis und Aghmides, ſowie der Generalſekretär des
Völkerbundes, Avenol, in London erwartet.
General 9:Duffy zum Präſidenken der Bereinigken
Irland=Parkei wiedergewählt.
DNB. Dublin, 9. Februar.
General ODuffy wurde Donnerstag in der erſten
Jahresver=
ſammlung der Vereinigten Irland=Partei unter großer
Begeiſte=
rung zum Präſidenten wiedergewählt. Alle Delegierten grüßten
ihn mit dem fasciſtiſchen Gruß. Darauf vertagte ſich die
Verſamm=
lung auf Freitag.
Moskauer Büro der Frankfurker
Mekall=
geſellſchaft geſchloſſen.
Sämkliche Angeſtellke verhafket.
DNB. Moskau, 9. Februar.
Das von der Metallgeſellſchaft AG. in Frankfurt a. M. und
deren drei Tochtergeſellſchaften in Moskau unterhaltene und dort
ſeit 1928 regiſtrierte Montagebüro wurde durch die
Sowjetbehör=
den geſchloſſen. Das geſamte Perſonal, einſchließlich des Leiters,
wurde verhaftet. Eine offizielle Benachrichtigung der
Metallgeſell=
ſchaft durch die Sowjetbehörden iſt nicht erfolgt. Es gelang bisher
nicht, die Gründe für dieſe Maßnahme zu erfahren.
Verhaftungen im Memelgebiek.
Litauiſches Vorgehen gegen die Sozialiſtiſche
volks=
gemeinſchaft.
DNB. Memel, 9. Februar.
Von der litauiſchen Staatsſicherheitspolizei wurde Freitag
früh in Memel eine große Aktion gegen die Sozialiſtiſche
Volks=
gemeinſchaft des Memeler Gebietes (Führer Dr. Neumann)
un=
ternommen. Faſt zu gleicher Zeit haben Polizeibeamte bei der
Memeler Geſchäftsſtelle der Sovog und bei einer Reihe von
Füh=
rern der Sozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft Hausſuchungen
vorge=
nommen.
Der Führer der Partei, Dr. Neumann, ſowie die Mitglieder
Erich Lappin, Heinz Klinger und Horſt Lomm ſind verhaftet
worden. Ob der Stadtverordnete Walter Pries, der ebenfalls
Mitglied der Sovog iſt, ſich noch in Haft befindet, läßt ſich
zur=
zeit nicht feſtſtellen. Tatſache iſt, daß er Freitag früh nach der
Hausſuchung von Polizeibeamten abgeführt worden iſt.
Welkmarkkpreiſe u. Dollarſtabiliſierung
* X Am 31. Januar iſt der neue Dollar, deſſen Wert auf
59,06 Prozent der alten Parität feſtgeſetzt wurde, in Kraft
ge=
treten. Wenn ſich auch die amerikaniſche Regierung durch Geſetz
einen Spielraum von 16 Prozent hat geben laſſen, indem die
endgültige Stabiliſierung des Dollars zwiſchen 50 und 60
Pro=
zent ſeines Goldwertes erfolgen kann, ſo liegt doch in der
vor=
läufigen Dollarſtabiliſierung auf 59,06 Prozent ein Vorgang von
weittragender Bedeutung. Denn die Spanne von 16 Prozent,
die die amerikaniſche Regierung ſich deswegen hat geben laſſen,
um mit ihr unter Umſtänden, wenn es nötig iſt, eine weitere
Erhöhung des Preisniveaus durchzuſetzen, ſpielt
währungspoli=
tiſch keineswegs die Rolle der voraufgegangenen, durch die
vorläufige Dollarſtabiliſierung beendeten Unſicherheit über die
bisherige Bewegung des Dollar. Es iſt an dieſer Stelle
wieder=
holt betont worden, daß die ganze Währungspolitik des
Präſi=
denten Rooſevelt in erſter Linie das Eine zum Ziel hat,
näm=
lich die Beſſerung des Preisniveaus. Dabei denkt Nooſevelt
nicht nur an die inneramerikaniſchen Preiſe, ſondern auch an
das internationale Preisniveau, an deſſen Geſtaltung die
Ver=
einigten Staaten von Amerika als einer der größten
Rohſtoff=
lieferanten maßgebenden Einfluß und infolgedeſſen auch ein
vornehmliches Intereſſe haben. Rooſevelt denkt in Preiſen und
ſtellt hiernach ſeine Währungspolitik ein; dabei befindet er ſich
keineswegs in ſchlechter Geſellſchaft, denn auch England verfolgt
eine Währungspolitik, die eine Neuordnung der
Währungsver=
hältniſſe der Welt bezweckt mit Rückſicht auf die
weltwirtſchaft=
liche Entwicklung gerade von der Preisſeite her. Nun gehen
allerdings die Anſichten über die Möglichkeit einer Beeinfluſſung
der Preiſe durch eine Devalvation ſtark auseinander, abgeſehen
davon, daß das Ausmaß, in dem die amerikaniſche
Preisent=
wicklung für das internationale Preisniveau maßgebend iſt,
ganz verſchieden beurteilt wird. Die bisherigen
währungspoli=
tiſchen Maßnahmen des Präſidenten Rooſevelt haben jedenfalls
in dieſer Richtung nicht den gewünſchten Erfolg gebracht, das
amerikaniſche Preisniveau hat ſich nicht um den Prozentſatz
ge=
hoben, der der Devalvation des Dollars hätte entſprechen müſſen.
Auf der anderen Seite bleibt zu berückſichtigen, daß die
vor=
läufige Dollarſtabiliſierung auf einem Wert von 59,06 Prozent
der alten Parität, im Vergleich mit der voraufgegangenen
Dollarbewegung auf einem noch niedrigeren Stande, mit
natür=
lichen Auftriebskräften der Wirtſchaft zuſammenfällt; gleichzeitig
ſollen aber in den Vereinigten Staaten mit den Mitteln, die
dem Staat durch die de kacto Stabiliſierung des Dollars von
ſelbſt in den Schoß fallen, der Wirtſchaft ſtaatliche finanzielle
Hilfskräfte zur Verfügung geſtellt werden, um ſie, wie auch in
anderen Ländern, durch finanziellen Einſatz des Staates zu
einer größtmöglichen Entfaltung zu bringen.
Um die Frage der Auswirkungen des neuen Dollarwertes
auf die Preiſe beurteilen zu können, wird man die Entwicklung
an den Weltrohſtoffmärkten nach der Vorrats= und Preisſeite
beachten müſſen. Nach einer Ueberſicht des Statiſtiſchen
Reichs=
amts ziehen die Weltmarktpreiſe der landwirtſchaftlichen und
induſtriellen Rohprodukte ſeit Ende November vergangenen
Jah=
res im ganzen wieder an, und im einzelnen iſt der
Preis=
rüickgang an faſt allen Märkten zum Stillſtand gekommen. Die
Befeſtigung der Weltmarktpreife ſcheint, und das ſtimmt mit der
befriedigenden wirtſchaftlichen Tendenz in einzelnen Ländern
der Welt überein, weitgehend darauf zurückzuführen zu ſein,
daß der Handel und die verarbeitenden Induſtrien der meiſten
Länder mit der Ergänzung ihrer ſtark zuſammengeſchrumpften
Lagerbeſtände begonnen haben und die Nachfrage infolgedeſſen
größer geworden iſt. Die ſichtbaren Vorräte der Welt in den
wichtigſten landwirtſchaftlichen und induſtriellen Produkten ſind
ſeit mehr als einem Jahre, nachdem ſie jahrelang eine
Steige=
rung erfahren hatten, erſtmalig wieder zurückgegangen.
Anfäng=
lich war dieſe Entwicklung faſt ausſchließlich auf die ſtarke
Einſchränkung der Erzeugung zurückzuführen. Aber
bemerkens=
wert iſt, daß im Laufe des Jahres 1933 mehr und mehr auch
eine Steigerung der Nachfrage zu dem Abbau der Vorräte und
damit zur Geſundung der Marktlage beigetragen hat. Beſonders
ſtark iſt nun der Abbau der Vorräte bei Zinn und Zink, aber
auch an faſt allen Märkten, ſo vor allem für Baumwolle, Seide,
Kautſchuk, Zucker, Kaffee, Tee, Kupfer, Erdöl und Benzin, hat
die Vorratsſtauung trotz vorübergehender verſchiedentlich gerade
in den letzten Monaten eingetretener Verſchlechterung der
Marktlage ihren Höhepunkt überſchritten. Das Statiſtiſche
Reichs=
ami ſchätzt den Rückgang der ſichtbaren Weltvorräte gegenüber
dem Höhepunkt 1932 nach Ausſchaltung der Saiſonbewegungen
bereits auf nahezu 15 Prozent. Nun hat ſich dieſer Abbau, der
übrigens nicht für Blei, Kakao und Getreide mit Ausnahme
von Weizen gilt, auf die Preisbewegung am Weltmarkt bisher
nur teilweiſe ausgewirkt. Insgeſamt liegen nämlich die
Welt=
marktpreiſe der landwirtſchaftlichen und induſtriellen
Roh=
produkten an der Jahreswende 1933/34 auf annähernd dem
gleichen Stand wie zu der entſprechenden Vorjahrszeit, d. h. die
bereits in 1932 und 1933 hervorgetretenen Anſätze zu einer
Ueberwindung des Preistiefſtandes an den Weltmärkten, die für
die Konſolidierung der weltwirtſchaftlichen Verhältniſſe genau
ſo wichtig iſt wie der Ausgleich der Währungen, ſind nicht von
Dauer geweſen. Dies hat ſeine Gründe vor allem in der ſtarken
Entwertung zahlreicher Währungen und dann in der
zuneh=
menden Beſchränkung der Freizügigkeit im internationalen
Han=
del. Die Tatſache, daß der amerikaniſche Dollar und das
eng=
liſche Pfund um 40 Prozent bzw. um ein Drittel entwertet ſind,
der japaniſche Yen ſogar um faſt zwei Drittel unter ſeiner
Pari=
tät bewertet wird, gibt einen Anhaltspunkt für die Stärke des
Heute
Reder Roman!
Seite 2 — Nr. 40
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 10. Februar 1934
Suutrr unu Hehgee leiften duſähliche Dimterhilſe.
Bisher 140-150 Millionen für WHW.
umgeſekl.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das deutſche Bäcker= und Fleiſchergewerbe hat beſchloſſen,
ſei=
nen Beitrag im Rahmen des Winterhilfswerkes durch eine
zu=
ſätzliche Leiſtung zu erhöhen. Alle Bäckerläden werden in den
näch=
ſten Tagen ein Plakat zeigen, das ein mit Aehren gekreuztes
Brot zeigt. Auch die Fleiſcher werden durch ein entſprechendes
Plakat auf die zuſätzliche Winterhilfe, die von ihnen kommt,
auf=
merkſam machen. Es wird ſich ſehr wahrſcheinlich ſpäter auch der
geſamte Kolonialwarenhandel anſchließen, deſſen Plakat einen
werbenden Kaufmann darſtellt.
Mit dieſer Ausdehnung des Winterhilfswerkes auf einzelne
Stände iſt ein völlig neuer Weg beſchritten. Es handelt ſich bei
den Opfern wohlgemerkt um zuſätzliche Leiſtungen, die umſo höher
zu veranſchlagen ſind, als gerade die hier in Frage kommenden
Stände auf dem Gebiet der Winterhilfe außerordentliche Opfer
gebracht haben. Die Bäcker haben das aus der Winterhilfe
ſtam=
mende Mehl unentgeltlich verbacken, haben Feuerung und
Per=
ſonal koſtenlos zur Verfügung geſtellt. Darüber hinaus hat jeder
Angehöriger des geſamten Lebensmittelhandels die Not durch
Zu=
wendungen an Bedürftige zu lindern geſucht, ohne daß davon das
WHW. in Kenntnis geſetzt wurde. Mit dieſer neuen Sonderleiſtung
legen die Genannten erneut den Beweis ab für die enge
Ver=
bundenheit der deutſchen Volksgenoſſen.
Eine Bilanz des Winkerhilfswerks
läßt ſich zur Zeit noch nicht ziehen. Zunächſt einmal iſt es
wich=
tiger, den bedürftigen Volksgenoſſen ſchleunigſt zu helfen, als
Sta=
tiſtiken anzufertigen. Als der Kanzler ſeinerzeit den Befehl zur
Errichtung des Winterhilfswerkes gab, wurde der Bedarf auf
rund 300 Millionen RM. geſchätzt. Durch die umfaſſende
Opfer=
tätigkeit des deutſchen Volkes ſind bis heute ſchon rund 140—150
Millionen RM. umgeſetzt worden. Die Leiſtungen ſetzen ſich aus
Bargeld, Lebensmitteln, Brennſtoff und Bekleidung zuſammen.
Bargeld erhälten die Unterſtützungsbedürftigen nicht. Das
ein=
laufende Geld wird ſofort zum Ankauf von Lebensmitteln
aus=
gegeben. Alle Bedürftigen werden ohne Rückſicht auf Konfeſſion
oder politiſche Vergangenheit aus dem WHW. verſorgt. Es
han=
delt ſich nicht ausſchließlich um Erwerbsloſe und deren
Familien=
angehörige, ſondern auch um bedürftige Kleinrentner, um
Kinder=
reiche und andere auf eine zuſätzliche Unterſtützung angewieſene
Volksgenoſſen. Rund 85 Prozent der unterſtützten männlichen
Per=
ſonen ſind Familienväter. Die bisher erzielten Erfolge im Kampf
gegen Hunger und Kälte ſind nicht hoch genug einzuſchätzen. Sie
zeigen, daß das deutſche Volk dem Ruf des Führers im Rahmen
ſeiner Kräfte Folge geleiſtet hat und daß es feſt entſchloſſen iſt,
den hungernden und frierenden Volksgenoſſen über den Winter
hinaus zu helfen.
Die Feierabendorganiſation der Deutſchen Arbeitsfront „Kraft
durch Freude” läßt ſchon in der nächſten Zeit die erſte Reihe
be=
dürftiger Arbeiter der Stirn und der Fauſt in einige der
ſchön=
ſten Teile des Reiches fahren. Am 17. Februar fährt ein
Son=
derzug von Leipzig ab, dem dann ein Zug aus Reichenbach
ange=
hängt wird. Rund 1000 ſächſiſche Arbeiter werden nach den
baye=
riſchen Orten Waldmühlen, Furth, Kötzing, Plattling,
Deggen=
dorf, Zwieſel, Bodenmais und Bad Eiſenſtein gebracht. Ende
Februar oder Anfang März wird, wie die Deutſche Arbeitsfront,
Bezirk Sachſen mitteilt, aus Heſſen ein Sonderzug mit 1000
heſſi=
ſchen Arbeitnehmern nach Sachſen kommen. Die Heſſen werden
im Schwabenberggebiet in der Umgebung von Neuhauſen,
Olbershau, Seiffen und Sayda untergebracht.
Ein Erlaß an die Landesjuſtizverwalkungen.
Berlin, 9. Februar.
Der Reichsminiſter der Juſtiz, Dr. Gürtner, hat am 6. 2.
an die Landesjuſtizverwaltungen folgenden Erlaß gerichtet:
Mit den Hoheitsrechten der Länder iſt auch die Juſtizhoheit
auf das Reich übergegangen. Seit dem 30. Januar d. J. gibt
es nur noch eine Juſtiz im Deutſchen Reich. Hiermit ſtehen wir
auch im Rechtsleben der Nation an einer Wende von
geſchicht=
licher Bedeutung; für die Landesjuſtizverwaltungen hat der
letzte Abſchnitt ihrer jahrhundertelangen Entwicklung und
Ar=
beit begonnen. Blicken wir zurück auf ihr Wirken, ſo erkennen
wir die Größe deſſen, was ſie für das Vaterland geleiſtet haben.
Wenn die deutſche Juſtiz — von trüben Zeiten abgeſehen — das
Vertrauen genoß, unbeſtechlich und mit Gerechtigkeitsſinn zu
wal=
ten, wenn die deutſche Juſtiz auch im Auslande in hohem
An=
ſehen und in dem ehrenden Rufe unterſchütterlicher
Zuverläſſig=
keit ſtand, ſo iſt dies überwiegend das Verdienſt der
Rechts=
pflege geweſen. Dies in der jetzigen Stunde vor aller Welt
an=
zuerkennen, iſt der Reichsregierung eine ehrenvolle Pflicht.
Damit, daß mit dem Inkrafttreten des Geſetzes vom 30.
Ja=
nuar d. J. das Reich Träger der Juſtizhoheit geworden iſt, iſt
eine einheitliche Reichsjuſtiz noch nicht geſchaffen. Ihr das Haus
zu bauen, in dem ſie hinfort heimiſch ſein ſoll, iſt Aufgabe der
nächſten Zeit. Die Schwierigkeiten, die die Vereinheitlichung der
Juſtizverwaltung bieten, dürfen nicht unterſchätzt werden;
leiten=
der Geſichtspunkt wird und muß bleiben, die Juſtiz vor jeder
Erſchütterung zu bewahren. Erſt wenn das
Reichsjuſtizminiſte=
rium das einheitliche Juſtizverwaltungsrecht geſchaffen und,
ſo=
weit notwendig, eine weitere Vereinheitlichung des materiellen
Rechts vorgenommen haben wird, kann das neue Haus bezogen
werden. Bis dahin führen die Landesjuſtizverwaltungen die
Geſchäfte als Auftragsverwaltungen nach dem Geſetz vom 30.
Ja=
nuar d. J. und den Durchführungsvorſchriften weiter.
Das Ziel bleibt das alte: Dem deutſchen Volke ein deutſches
Recht und eine volksnahe Rechtsſprechung!
Weitere günſtige Enkwicklung
ver Aroeltstäderttage iin Jannur 1934.
Frankfurt a. M., 9. Februar.
Die Preſſeſtelle des Landesarbeitsamtes Heſſen teilt mit: Die
Zahl der Arbeitsloſen im Bezirk des Landesarbeitsamtes Heſſen
lag Ende Januar d. J. um 13 562 niedriger als Ende Dezember
1933. Infolge des plötzlichen und ſtarken Kälteeinbruchs im Monat
Dezember v. J., der während des ganzen Monats angehalten
hatte, hatte ſich eine Zunahme der Arbeitsloſigkeit um rund 10 000
ergeben. Die Entwicklung im Januar iſt im Verhältnis zur
Wet=
terlage daher als äußerſt günſtig zu bezeichnen, da nicht nur die
im Dezember erfolgte Zunahme der Zahl der Arbeitsloſen
aus=
geglichen iſt, ſondern ſich darüber hinaus eine weitere beträchtliche
Abnahme ergeben hat. Die im Dezember vorübergehend
eingeſtell=
ten Außenarbeiten konnten im Januar zum größten Teil wieder
aufgnommen und dazu neue Maßnahmen aus den
Arbeitsbeſchaf=
fungsprogrammen der Reichsregierung und der wertſchaffenden
Arbeitsloſenfürſorge begonnen werden. Die Zahl der in
Außen=
arbeiten beſchäftigten Notſtandsarbeiter lag daher Ende Januar
gegenüber Ende Dezember wieder um faſt 10 000 höher. Die
gün=
ſtige Entwickelung im Januar ergibt ſich aber nicht allein aus
einer Wiederaufnahme von Außenarbeiten. Auch in den
konjunk=
turell beeinflußten Berufen iſt eine weitere ſtärkere Abnahme der
Arbeitsloſigkeit zu verzeichnen; ſo nahm die Arbeitsloſigkeit
allein in der Metallinduſtrie um rund 3250 ab. Es wurden Ende
Januar im Bezirk des Landesarbeitsamtes Heſſen 211824
Ar=
beitsloſe gezählt, davon waren 33 701 oder 15,9 v. H. Frauen.
Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres liegt die Zahl
der Arbeitsloſen um rund 120 700 oder 36,3 v. H. niedriger. Dieſe
Zahlen für Ende Januar zeigen damit noch ein günſtigeres Bild
als nach dem Stande von Ende November 1933. Da nicht
anzu=
nehmen iſt, daß der in den Sommer= und Herbſtmonaten erreichte
günſtige Stand in dieſem Winter noch weſentlich beeinflußt wird,
iſt für den Bezirk des Landesarbeitsamtes Heſſen bei Beginn der
dritten Etappe der Arbeitsſchlacht im kommenden Frühjahr mit
einem außergewöhnlich günſtigen Ausgangsſtand zu rechnen.
In der Arbeitsloſenverſicherung und Kriſenfürſorge wurden
Ende Januar 88 299 Hauptunterſtützungsempfänger gezählt, das
ſind 2359 oder 2,7 v. H. weniger als zu Beginn des Monats. Die
Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen ging im gleichen
Zeitraum um 7155 oder 8,3 v. H. auf 79 250 zurück.
Eine halbjährige Dienſtpflicht für die Skudenkenſchaft
Berlin, 9. Februar.
Laut Mitteilung des Amtes für Arbeitsdienſt der Deutſchen
Studentenſchaft führt die Deutſche Studentenſchaft ab Oſtern
1934 eine halbjährige Dienſtpflicht für alle diejenigen
Abiturien=
ten durch, die Oſtern 1934 die Hochſchulreife erhalten und zu
ſtudieren beabſichtigen. Abiturienten, die nicht zu ſtudieren
be=
abſichtigen, werden von der Dienſtpflicht nicht betroffen. Der
Dienſt beginnt am 5. Mai und umfaßt vier Monate
Arbeits=
dienſt und 6 Wochen SA.=Lagerdienſt.
Einfluſſes, der von der Verringerung des Goldwertes der
wich=
tigſten Valuten, ſeit Mitte 1932 im gewogenen Durchſchnitt um
etwa 15 Prozent, ausgeht.
Trotz alledem läßt ſich nicht verkennen, daß die Geſamtlage
an den Weltmärkten ſich gebeſſert hat, indem — mit einigen
Ausnahmen allerdings — eine Auftauung der Vorräte eingeſetzt
hat. Damit iſt eine weſentliche Vorausſetzung für eine Beſſerung
des internationalen Preisniveaus gegeben, zumal
erfahrungs=
gemäß bei einer durch echte Nachfrage begründeten
Aufwärts=
bewegung der Märkte die Lagervorräte einer Preisbefeſtigung
nicht unbedingt im Wege zu ſtehen brauchen. Auch im Monat
Januar des laufenden Jahres ſtanden die internationalen
Warenmärkte unter lebhafterem Geſchäft, und es iſt wohl bei
der ganzen Konſtellation damit zu rechnen, daß dieſe
Belebungs=
tendenzen anhalten werden. Inſofern kann man aber in der
Feſtſetzung eines neuen Goldwertes für den Dollar, obwohl das
amerikaniſche Währungsgeſetz jederzeit eine weitere Devalvation
um etwas mehr als 9 Prozent der alten Goldparität zuläßt,
einen wichtigen Schritt in der Richtung auch der Stabiliſierung
des internationalen Preisniveaus und ſeiner Beſſerung ſehen:
allerdings kommt ſehr viel darauf an, in welchem Ausmaß und
in welcher Zeitſpanne die Steigerung des amerikaniſchen
Preis=
niveaus gelingt und wie weit der Preisſtand in den im
Gel=
tungsbereich des Pfundblocks liegenden Gebieten ſich dem
an=
ſchließt. Präſident Rooſevelt erſtrebt eine Erhöhung der Preiſe
um 40 bis 50 Prozent, und wenn dies einmal erreicht iſt, ohne
daß das zwiſchen den Preiſen und der Währung notwendige
Gleichgewicht geſtört wird, ſo kann es nicht ausbleiben, daß die
damit eintretende Kaufkraft des Dollars auf der neuen Baſis
auch an den Weltmärkten zur Geltung kommt. Mit der dann
einſetzenden natürlichen Goldeinfuhr und Goldausfuhr werden
ſich Einflüſſe auf das Preisniveau derjenigen Länder ergeben,
die ebenfalls ein devalviertes Währungsſyſtem haben. Damit
wäre ohne weiteres die Möglichkeit einer Zuſammenarbeit
zwi=
ſchen den Vereinigten Staaten von Amerika und England
ge=
geben in dem Sinne, daß beide Länder mit den ihnen zur
Ver=
fügung ſtehenden, ſtarken währungspolitiſchen Mitteln auf eine
Steigerung des internationalen Preisniveaus hinarbeiten, zu
der es, wie oben ausgeführt, bei der augenblicklichen
Kon=
ſtellation an natürlichen Vorausſetzungen nicht fehlt.
Allerdings müßte ſich dann auch England zu einer de facto=
Stabiliſierung des Pfund Sterling entſchließen. England kann
es jetzt, nachdem die Unſicherheit der künftigen Dollarentwicklung
beſeitigt iſt, nicht mehr zulaſſen, daß der Dollar auf die Dauer
die Entwertung des Pfundes überſchreitet. Es wird vielmehr
auf eine Dollar=Pfund=Relation Wert legen, der der
Kaufkraft=
parität des neuen Goldwertes des Dollars entſpricht. Die
Ent=
wicklung des Preisniveaus an den Weltmärkten hängt alſo in
hervorragendem Maße davon ab, wie ſich die beiden Standard=
Währungen des Dollars und des Pfundes aufeinander
ein=
ſpielen werden, nachdem jetzt eine Revaloriſierung des Dollars
auf Grund des amerikaniſchen Währungs=Geſetzes nicht mehr
möglich iſt. Bei einer Erhöhung des Preisniveaus auf den
Weltmärkten würden natürlich die Länder mit
unveränder=
ter feſter Parität zunächſt den Vorteil haben, ihre Ausfuhr zu
erweitern, da die Kaufkraft der Rohſtoffländer ſteigt, während
auf der anderen Seite bei ihrer Einfuhr die Erhöhung des
Weltmarktpreisniveaus ſich erfahrungsgemäß erſt allmählich
auswirkt und ſchließlich auch auf das innere Preisniveau
Ein=
fluß gewinnt. Jedenfalls dürfte es für die Länder mit alter
Währungsparität wie auch Deutſchland das Beſte ſein,
gegen=
über dieſen Dingen eine abwartenden Haltung einzunehmen und
keine voreiligen Entſchlüſſe zu faſſen, die leicht zur
Außeracht=
laſſung der mindeſtens ebenſo wichtigen innerwirtſchaftlichen
Erforderniſſe führen könnten. Dies gilt umſomehr, als eine
künftige Währungsregelung, unbeſchadet ihrer Auswirkungen
auf das Niveau der Weltmarktpreiſe, nur dann einen Sinn
hat, wenn ſie eine klare rechneriſche Grundlage für den Wett=
E. B.
bewerb in der Weltwirtſchaft errichtet.
Vdz. Berlin, 9. Februar.
Das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit beſtimmt, daß
am 30. April 1934 die laufenden Tarifverträge und
Mindeſt=
entgeltsfeſtſetzungen der Fachausſchüſſe für Hausarbeit außer Kraft
treten, ſoweit nicht der Treuhänder der Arbeit oder der
Reichs=
arbeitsminiſter ihre Weiterdauer als Tarifordnung anordnen.
Einige Treuhänder haben, wie das Vdz.=Büro meldet, in den
letz=
ten Tagen kund werden laſſen, wie ſie ſich die Löſung dieſer
Auf=
gaben denken. So beabſichtigt der Treuhänder für Oſtpreußen,
Schreiber, die beſtehenden Tarife als Mindeſtlohnordnungen
je=
weils für den geſamten Berufszweig verbindlich zu machen.
Aus=
führlich hat auch der Bezirksleiter der Deutſchen Arbeitsfront in
Bayern, Kurt Frey, dargelegt, daß die Treuhänder wahrſcheinlich
ihre Tarifordnungen im weſentlichen an die bisher gültigen
Tarif=
verträge anlehnen werden.
Schatzgräber auf dem Meeresgrunde.
Von Dr. Helmut Thomaſius.
Von den Schätzen, die das Meer im Laufe der Zeiten
ver=
ſchlungen hat, iſt nicht allzuviel wieder an die Oberfläche
ge=
kommen. Ungeheure Werte liegen dort unten, die man früher
für immer verloren gab. Nur dann wenn ein Schiff in der
Nähe der Küſte und in ſeichten Gewäſſern geſtrandet war,
beſtand einige Ausſicht, etwas von dem wiederzuſehen, was
untergegangen war. Die alten Holzſchiffe zerfielen. Manches
wurde emporgetragen und an den Strand geſpült, anderes ließ
ſich mit Greifankern und ſonſtigen Hilfsmitteln erlangen. Die
Hoffnungen beſſerten ſich in dem Maße, wie ſich
die Technik des Tauchers
ſveiter entwickelte. Der Taucheranzug wurde erfunden,
wert=
volle Verfahren wurden ausgearbeitet, um den Tauchern ein
längeres Verweilen unter Waſſer zu ermöglichen, und um durch
die Eiſenhaut der Schiffsrümpfe ins Jnnere des Schiffskörpers
einzudringen. Dem mit der Tiefe zunehmenden Druck des
Waſſers wußte man durch geeignete Maßnahmen zu begnen.
Die Taucher wurden in ſtählerne Rüſtungen geſteckt.
Einſteig=
ſchächte wurden verſenkt, die ein leichteres Hinabkommen
ge=
ſtatreten. Verbindungen durch Fernſprecher wurden hergeſtellt.
Die Arbeitsſtätten wurden elektriſch beleuchtet. Durch dieſe und
weitere Fortſchritte der Technik wurde die Forſchungstätigkeit
angeregt. Mit Eifer wurde ermittelt, wo Schiffe geſunken waren
und welche Ladung ſie getragen hatten. Dabei ging man auf
Jahrhunderte zurück. Es wurde feſtgeſtellt, in welcher Tiefe ſie
liegen mochten und erwogen, ob es mit den gegenwärtig zur
Verfügung ſtehenden techniſchen Mitteln gelingen würde, zu
ihnen hinabzugelangen. Mancherlei Erfolge wurden erzielt, aber
auch verſchiedene Mißerfolge ſind zu verzeichnen. Sie beruhen
zum Teil darauf, daß es trotz der ſorgfältigſten Vorbereitungen
und einer weit vorgeſchrittenen Technik eben doch noch häufig
ſchwer hält, ins Innere der Schiffe einzudringen und dort zu
arbeiten. Decks müſſen durchbrochen und ſogar Stahlkammern
geöffnet werden, wurden doch die zur Beförderung
über=
nommenen Schätze beſonders gut verwahrt. Beſſer und einfacher
wäre es, wenn man
das ganze Schiff ans Tageslicht bringen,
es ins Dock ſchaffen und hier bequem in Arbeit nehmen könnte.
Das läßt ſich bei kleineren Schiffen und unter ſonſt günſtigen
Umſtänden durchführen, ſtößt aber bei größeren Ozeandampfern
und unter beſtimmten Verhältniſſen auf Schwierigkeiten. Die
Technik geht nunmehr daran, auch den Kampf gegen dieſe
auf=
zunehmen. Den Beweis hierfür bildet der gegenwärtig
vor=
liegende Plan zu einer Hebevorrichtung für Schiffe von
erheb=
lichen Ausmaßen. Er bezieht ſich auf eine Einrichtung von
be=
trächtlichen Abmeſſungen, die jedem vorliegenden Fall gerecht
werden ſoll, ganz gleich, ob ein größeres Schiff in der Nähe
der Küſte geſtrandet iſt oder ob es in erheblicher Tiefe liegt
oder ob es ſich um ein Wrack handelt. Die Bergung ſoll ſtets
möglich ſein. Es darf uns nicht wundern, daß dieſer Plan in
Amerika ausgearbeitet wurde, iſt doch gerade dort der Sitz
verſchiedener Geſellſchaften, die ſich die Ermittlung und
Auf=
ſuchung von geſunkenen Schätzen zur einzigen Aufgabe machen.
Sie verfügen über eigene Hilfskräfte, die ausſchließlich damit
beſchäftigt ſind, durch eingehende Studien zu ermitteln, wo in
früheren Zeiten Schiffe ſanken. Da es ſich bei vielen Ladungen
um ſehr beträchtliche Werte handelt, kann die Ausführung der
neuen Hebevorrichtung ſich ſchon dann lohnen, wenn nur eine
einzige Bergung gelingt. Wir müſſen uns dieſe Hebevorrichtung
als einen
rieſigen ſchwimmenden Kaſten
vorſtellen. Auf ſeiner quadratiſchen Plattform ſtehen ganze
Häuſer, Maſchinengebäude, Krane, und es können hier je nach
der Lage des Falls auch noch andere Einrichtungen aufgeſtellt
werden. Platz iſt reichlich vorhanden. Die Plattform ſetzt ſich
aus verſchiedenen Teilen zuſammen, aus Decks, die je nach der
Tiefe des Waſſers gehoben und geſenkt werden können. Das
geſtattet es, ſich den Verhältniſſen an der Küſte anzupaſſen. Der
Kaſten bildet jedoch nur die Umrahmung für die große, in
ſeiner Mitte befindliche, in die See hinabreichende Oeffnung,
über die ſich auf hohen Trägern aus Eiſenwerk ein Dach wölbt.
Auf dieſem Dach ſteht ein Maſchinenhaus für die
Kraft=
verſorgung eines gleichfalls dort aufgeſtellten Rieſenkrans, deſſen
langer Arm weit über Bord hinausragt. Außerdem befinden
ſich hier noch Steuerhäuſer. Unter dem Dach dieſes hohen
Auf=
baus hängt ein zweiter großer Schwimmkörper. Er befindet
ſich über dem großen offenen Quardrat, das, vom Kaſten
ein=
gerahmt, einen Behälter bildet, in dem die Oberfläche des
Meeres liegt. Auf dieſe kann er zu verſchiedenen Zwecken, auf
die wir ſogleich zurückkommen, herabgelaſſen werden. Am großen
Schwimmkaſten ragen Säulen tief ins Waſſer hinab, an denen
ſich unten Einrichtungen für die Fortbewegung des Ganzen
befindent. An weitausladenden Trägern ſind breite niedrige
Räder angebracht, die ſo gebaut ſind, daß man damit über
Löcher und ſonſtige Unebenheiten des Bodens hinwegkommt.
Hinter dieſen Rädern laufen am Traggeſtell motoriſch
ange=
triebene Raupenketten, die zur Fortbewegung in ſeichtem Boden
beſtimmt ſind. Vor dieſen Raupenketten iſt eine Art von
Mäh=
vorrichtung angebracht, die dazu dient, Gräſer und ſonſtige
Pflanzen dicht über dem Boden abzuſchneiden und auf dieſ
Weiſe einen freien Pfad für die Raupen zu ſchaffen. Sie
kön=
nen nicht mehr dadurch in ihrer Beweglichkeit behindert werden,
daß Meerespflanzen von ihnen aufgenommen und in ſie
hinein=
gezogen werden. Vor dieſen Mähern läuft, diesmal nach vorne
weit ausladend, je ein kleines Rädchen, vor dem ſich noch ein
Hebel befindet. Dieſer Hebel ſtellt eine Art von Fühler dar.
Sobald er an ein Hindernis anſtößt, wird durch ihn ſelbſttätig
eine Alarmvorrichtung, ausgelöſt, die auf die Gefahr
aufmerk=
ſam macht. Gleichzeitig aber wird, wiederum ſelbſttätig, der
Motor durch Abſchneiden der Stromzufuhr geſtoppt. Das Ganze
bleibt ſtehen. Taucher können dann das Hindernis beſeitigen
oder es kann auch durch Kursänderung umgangen werden. Auf
dieſe Weiſe fährt man ſicher, ohne daß eine beſondere.
Beobach=
tung des Meeresbodens nötig iſt. Wie weit
alle Einzelheiten durchdacht
ſind, läßt ſich daraus erkennen, daß ſogar Einrichtungen
vor=
geſehen wurden, die dazu dienen, um von oben her mit Hilfe
von Pfählen raſch Dämme zu errichten. Durch dieſe Dämme
ſollen Schiffe gegen den Anprall von Wogen geſchützt werden,
die durch ihn zerſtört werden können. Der zweite
Schwimm=
körper ſtellt eine ſelbſttätige Rettungs= und Bergungseinrichtung
dar, die ſich mit Hilfe eines Propellers im Waſſer fortbewegt.
Sie hat den Zweck, in geeigneten Fällen den Verkehr zwiſchen
Arbeitsſtelle und Küſte zu vermitteln. — Die Hauptaufgabe des
in Ausſicht genommenen Bergungsrieſen wird nicht darin
be=
ſtehen, die einzelnen Teile des geſunkenen Schiffes aus der Tiefe
emporzubringen, obſchon natürlich auch dies manchmal nicht zu
umgehen ſein wir, läßt ſich doch nicht jedes Schiff als Ganzes
heben. Wo immer aber es möglich iſt, ſoll das geſunkene
Fahr=
zeug an Land gebracht werden. Zu dieſem Zweck fährt der
Ber=
gungsſchwimmer an die Stelle, wo das Schiff liegt. Er wird
genau darüber gefahren, und man muß nunmehr verſuchen, es
unter Verwendung ſeiner reichlichen Hilfsmittel in irgendeiner
Weiſe vom Boden zu löſen und aufzunehmen. — Dazu ſoll vor
allem der gewaltige Auftrieb des großen Kaſtens dienen. Dieſer
allein wird jedoch nicht immer ausreichen. Um die
Schwimm=
fähigkeit zu vergrößern, dient für derartige Fälle der unter dem
Dach aufgehängte Kaſten als zuſätzlicher Auftrieb, deſſen Motor
und Propeller auch bei der Fortbewegung mitwirken. Es iſt
alſo bei dieſem Plan jeder denkbaren Möglichkeit Rechnung
getragen, und deshalb ſetzt man große Hoffnungen auf ihn.
Samstag, 10. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 40 — Seite 3
Dollfuß und Fürſt Starhemberg.
Rückkehr des öſterreichiſchen Bundeskanzlers aus Budapeſt. — Fürſt Skarhemberg ſchafft ſich neue Poſitlioner
Gründungsſperre für Zeikungen
Ui9 sumt 30. Seuleider berlangert.
Berlin, 9. Februar.
Der Präſident der Reichspreſſekammer. Amann, hat eine
Verordnung erlaſſen, durch die die Friſt, während der Zeitungen
und Zeitſchriften nicht gegründet werden dürfen, vorläufig bis
zum 30. September 1934 verlängert wird. Ausnahmen können
nur im Einzelfalle auf begründeten Antrag vom Präſidenten
der Reichspreſſekammer bewilligt werden.
Quarkiermeiſteramk in der SA. unker Heldte.
Der Stabschef der SA. erläßt nach der „Kreuzzeitung”
fol=
genden Befehl:
„Im Stab des Oberſten SA.=Führers wird ein
Quartier=
meiſteramt (Qu.) errichtet. Chef: Obergruppenführer Seldte.
Das Quartiermeiſteramt hat alle wirtſchaftlichen und
Für=
ſorgeangelegenheiten, ſoweit ſie nicht in das Arbeitsgebiet des
Verwaltungsamtes gehören, zu bearbeiten. Daneben wirkt es bei
den Vorarbeiten zum Einſatz der SA.=Reſerve II (im Korreferat
mit Führungsamt, Oberſtlandesführer II und Abteilung für
Ar=
beitsdienſt), des Arbeitsdienſtes und der Techniſchen Nothilfe mit.
Gliederung und Zuſammenſetzung des Stabes meldet
Ober=
gruppenführer Seldte möglichſt umgehend an die Oberſte SA.=
Füh=
rung. Der Stabschef (gez.) Röhm.”
Oberbürgermeiſter Fiehler Gruppenführer der 55.
Der Vorſitzende des Deutſchen Gemeindetags,
Oberbürger=
meiſter Karl Fiehler=München, iſt vom Führer zum Ehrenführer
im Range eines Gruppenführers der SS. ernannt worden.
Mit dieſer Ernennung wird ein alter Kämpfer geehrt, der
ſeit 1920 der NSDAP. angehört und beſonders in der letzten
Zeit dem Führer und der =Bewegung als der maßgebende deutſche
Kommunalpolitiker große Dienſte geleiſtet hat.
Der Erzbiſchof von Köln beim Reichskanzler.
Berlin, 9. Februar.
Der Reichskanzler empfing geſtern den Kardinalerzbiſchof
von Köln in zweiſtündiger Audienz.
Maßnahmen gegen die konfeſſionellen
Ingend=
verbände im Regierungsbezirk Düſſeldorf.
DNB. Düſſeldorf, 9. Februar.
Die Regierungspreſſeſtelle teilt mit:
Auf Grund mehrfacher Zwiſchenfälle hat die
Staatspolizei=
ſtelle Düſſeldorf im Intereſſe der öffentlichen Ordnung für den
Geſamtbereich des Regierungsbezirks Düſſeldorf eine Anordnung
getroffen, wonach den konfeſſionellen Jugendverbänden bis auf
weiteres jedes geſchloſſene Auftreten in der Oeffentlichkeit, das
Mitführen von Fahnen oder Wimpeln, das Tragen von
Bundes=
trachten, Kleidungsſtücken und Abzeichen, die den Träger als
An=
gehörige dieſer Organiſationen kenntlich machen, ſowie jede
ſport=
liche oder volksſportliche Betätigung unterſagt wird. Alle
ent=
gegenſtehenden Regelungen der Kreis= und Ortspolizeibehörden
treten damit außer Kraft.
Errichkung eines Amkes für
Sozial=
verſtcherang.
Auf Anordnung des Führers der Deutſchen Arbeitsfront, Dr.
Ley, iſt mit ſofortiger Wirkung das Amt für Sozialverſicherung
in der Deutſchen Arbeitsfront errichtet worden. Das
Tätigkeits=
gebiet des neuen Amtes erſtreckt ſich auf die geſamte deutſche
Sozialverſicherung. Leiter des Amtes iſt Brücker.
Das neue engliſche Kampfflugzeng.
EP. London, 9. Februar.
Ueber das am Mittwoch im Laufe der Unterhausdebatte
er=
wähnte neue engliſche Flugzeug mit der gewaltigen
Steigfähig=
keit von 7000 Metern in neun Minuten oder 25 Stundenmeilen
macht die Preſſe jetzt nähere Angaben. Danach handelt es ſich
um eine Hawker Super Füry Maſchine, von der bisher erſt zwei
Stück gebaut worden ſeien. Als Kampfflugzeug könnte dieſe
Ma=
ſchine innerhalb 20 Minuten nach dem Alarm jedes
Bomben=
flugzeug angreifen und ſomit das Syſtem der Luftverteidigung
in ganz neue Bahnen lenken. Andererſeits habe das Flugzeug
für Angriffszwecke keinen Wert, da es ein Einſitzer ſei, keine
Bomben mitführen könne und nur einen geringen Aktionsradius
beſitze. Es ſei eine ideale Verteidigungswaffe, ohne daß es in
irgendeiner Weiſe eine Bedrohung darſtelle.
Wankende Skaaksaukorikäk.
* Berlin, 9. Februar, (Priv.=Tel.)
Die Lage in Oeſterreich wird immer undurchſichtiger.
Bundes=
kanzler Dollfuß hat am Donnerstag abend ſeine Abreiſe aus
Budapeſt noch einmal verſchoben, angeblich weil ſeine
Unterhal=
tungen mit der ungariſchen Regierung und dem Budapeſter
ita=
lieniſchen Geſandten ihn ſo lange aufgehalten hatten. Er iſt erſt
am Freitag nachmittag in Wien wieder eingetroffen, wo ſich
in=
zwiſchen die Dinge ſehr raſch fortentwickelt haben.
Fürſt Starhemberg hat die Gelegenheit benutzt, um ſeine
Stellung zu befeſtigen. Er hat die Aktion, die er in Tirol
be=
gann, auch in den übrigen Ländern weiterbetrieben. Von Wien
aus wird zwar offiziös verſichert, daß ſie in voller
Uebereinſtim=
mung mit Dollfuß durchgeführt werden. Ihre Spitze richtet ſich
aber nicht nur gegen die Sozialdemokratie, ſondern mindeſtens
ebenſo ſehr gegen die Chriſilichſozialen, die ſich nicht einfach
bei=
ſeiteſchieben laſſen wollen, und ſich gegen eine Auflöſung zur Wehr
ſetzen.
Gleichzeitig iſt auch das Parteihaus der Wiener
Sozialdemo=
kraten beſetzt worden. Diesmal von der Polizei. Hier handelt es
ſich alſo um eine ſtaatliche Maßregel. Aber die Gegenſätze werden
nachgerade ſo groß, daß ſie Dollfuß über den Kopf zu wachſen
drohen. Dollfuß muß ſich irgendwie entſcheiden, ob er nach dem
Rezept des Fürſten Starhemberg regieren und dadurch den
italie=
niſchen Wünſchen entgegenkommen, oder ob er die
Sozialdemokra=
tie auflöſen will, wodurch die Kuliſſe der Demokratie, die er
bis=
her vor ſich aufgebaut hatte, endgültig in Fetzen gehen würde.
Die Baſis, auf der er ſteht, iſt nachgerade ſo ſchmal geworden, daß
im Augenblick niemand ſieht, wie er die von allen Seiten auf ihn
einſtürzenden Schwierigkeiten meiſtern will.
In der Berliner Börſenzeitung wird von offenbar ſehr gut
unterrichteter Seite ein Bild der öſterreichiſchen Zuſtände
ent=
wickelt, das zu dem Ergebnis kommt: „Bewaffnete Gruppen, die
ſich Heimwehr nennen und ſich bei ihrem Aufmarſch nicht in der
Funktion eines ſtaatlichen Organs oder einer amtlich eingeſetzten
Hilfstruppe befanden, marſchieren vor der legalen
Landesregie=
rung auf, Bajonett aufgepflanzt, Gewehr bei Fuß, und
unterbrei=
ten ihre Forderungen. Gleichzeitig umzingelt bewaffnete
Heim=
wehr ein Haus, in dem der chriſtlichſoziale Bauernbund tagt und
fordert von ihm beſtimmte Beſchlußfaſſung. Die Landesregierung
hat unter dem Druck der Waffen teilweiſe nachgegeben. Die
Bun=
desregierung in Wien hat darauf verzichtet, die Staatsautorität
zu ſchützen oder wiederherzuſtellen.”
Die Börſenzeitung zieht daraus den Schluß: Wenn ſie
der=
artige Eingriffe hingehen läßt, dann hat dieſe Regierung das
mora=
liſche und juriſtiſche Recht verloren, anderen Gruppen
entgegen=
zutreten, wenn dieſe, um dem Terror zu entgehen, ebenfalls zur
Illegalität greifen, — und ſie fügt an anderer Stelle hinzu, daß
Starhembergs Heimwehr ſowohl finanziell als auch militäriſch
von einer beſtimmten Großmacht beauftragt und auch
ausge=
rüſtet ſei.
Enkſcheidende Ausſprache
Dollfuß-Skarhemberg-Skeidle.
Skafthalier in Oeſterreich?
DNB. Wien, 9. Februar.
Bundeskanzler Dollfuß empfing in den Nachmittagsſtunden
den Bundesführer der Heimwehren, Starhemberg, den
Bundes=
kommiſſar Dr. Steidle und eine Reihe von Heimwehrführern. Die
Konferenz des Bundeskanzlers mit den Landeshauptleuten über
die Forderungen der Heimwehren nach Durchführung des
autori=
tären Regierungskurſes in den Bundesländern iſt auf Montag
verſchoben worden.
In der Regierungspreſſe wird Freitag abend erklärt, das
erſte Stadium zur Durchführung des autoritären
Regierungs=
kurſes ſei bereits abgeſchloſſen. Die Regierung plane eine
durch=
greifende Neugeſtaltung des geſamten öffentlichen Lebens und
angeblich die Ernennung der Landeshauptleute zu Statthaltern,
die unmittelbar dem Bundeskanzler unterſtellt würden und ohne
die hinderlichen Länderparlamente gemeinſam mit einem engeren
beratenden Ausſchuß die Führung der Bundesländer zu
über=
nehmen hätten.
Der Landbund gegen „aukorikäre”
Verfaſſungs=
änderungen.
Die „Neue Freie Preſſe” veröffentlicht eine Entſchließung
der Parteileitung des Landbundes, in der u. a. erklärt wird,
eine Aenderung der Landesvertretungen könne nur im Zuge
von Verfaſſungsreformen erfolgen, die auf legale Weiſe zuſtande
kämen. In ernſter Stunde appelliere der Landbund an den
Bundeskanzler, durch Umbildung der Regierung, die Volkskräfte
auf breiter chriſtlicher und nationaler Baſis zur
Zuſammen=
arbeit zu vereinigen.
Keine Waffenfunde bei der Wiener Sozialdemokrakie
Die polizeilichen Nachforſchungen nach Waffen bei der
Sozial=
demokratiſchen Partei ſind am Freitag vormittag fortgeſetzt
wor=
den. Beim Metallarbeiterverband und in den Vereinslokalen der
ſozialdemokratiſchen Arbeiterſchützenvereine wurden eingehende
Hausſuchungen vorgenommen. Auch der Keller des „Vorwärts”=
Gebäudes wurde einer eingehenden Unterſuchung unterzogen.
Entgegen den geſtrigen amtlichen Mitteilungen über das
Auffin=
den umfangreicher Waffendepots ſind nach polizeilicher Mitteilung
die Hausſuchungen bisher ergebnislos verlaufen. Es konnten
lediglich alte Stahlhelme und Bierflaſchen beſchlagnahmt werden.
Japan beruft pangſiakiſche Konferenz
zur Bildung eines aſiakiſchen Völkerbundes.
EP. London, 9. Februar.
Nach einer Meldung des „Daily Expreß” hat Japan ſeine
Vorbereitungen zur Einberufung eines Panaſiatiſchen Kongreſſes
beendet. Der Vorbereitungs=Ausſchuß werde bereits am
kom=
menden Samstag in Dairen zuſammentreten. Dieſer Ausſchuß
dürfte an alle aſiatiſchen Völker die Einladung
zugehen laſſen und außerdem einen groß angelegten Plan für die
Durchführung des Selbſtbeſtimmungsrechts für
alle aſiatiſchen Länder ausarbeiten. Das Endziel
die=
ſer Bewegung iſt die Schaffung eines aſiatiſchen
Völ=
kerbundes unter Japans Führung.
Der Korreſpondent des „Daily Expreß” in Tokio fügt ſeiner
Meldung hinzu, daß verſchiedene Führer der indiſchen
Unab=
hängigkeitsbewegung den japaniſchen Plänen großes Intereſſe
entgegenbrächten, daß aber andererſeits dieſe Projekte zu einem
Konflikt führen müßten zwiſchen Japan und den anderen
Län=
dern, die im Mittleren und Fernen Oſten Intereſſen hätten.
Eine eigenarkige Miniſterkriſe.
Jetzt hat es auch in Tokio eine Miniſterkriſe gegeben, die
allerdings auf politiſchem Gebiet kaum eine beſondere Auswirkung
haben dürfte, die nur wegen ihrer Gründe intereſſant iſt. Der
bisherige Handelsminiſter iſt zurückgetreten, und zwar wegen
eines Artikels, den er vor zehn Jahren verfaßt hat, der aber erſt
vor kurzem veröffentlicht wurde. Der Artikel behandelt die
ge=
ſchichtliche Entwicklung Japans in der Mitte des vorigen
Jahr=
hunderts und die Stellung des regierenden Kaiſerhauſes. Aus
ihm iſt jetzt Treuloſigkeit herausgeleſen worden, die den Miniſter
zum Rücktritt gezwungen hat.
„AUnſer Schwerk iſt geſchärft”.
DNB. Reval, 9. Februar.
Anläßlich der für heute vorgeſehenen Parade der Roten
Armee zu Ehren des 17. Parteikongreſſes erläßt, wie aus
Mos=
kau gemeldet wird, der Kriegs= und Revolutionsrat einen
Armeebefehl, in dem es u. a. heißt: „Angeſichts des 17.
Partei=
kongreſſes bekundet die Rote Armee ihre unbedingte Treue zur
Sache des Sozialismus, ihre Kampfbereitſchaft und ihre
Bereit=
ſchaft, in jedem Augenblick und gegen jeden Feind auszuziehen.
um die ſozialiſtiſche Heimat ſiegreich zu ſchützen. — Die Rote
Armee iſt die einzige Armee in der Welt, die nicht für den
Im=
perialismus beſtimmt iſt, nicht für die Eroberung fremden
Bo=
dens. Zuſammen mit dem ganzen Lande, zuſammen mit der
Par=
tei iſt die Rote Armee beſtrebt, den Frieden zu ſchützen. Aber
unſer Schwert iſt geſchärft und bereit, jeden zu treffen, der die
friedliche Arbeit des ſozialiſtiſchen Landes zu bedrohen verſucht.
Derjenige, der es wagen ſollte, unſere Grenzen zu überſchreiten,
wird vernichtet werden.”
Dichker=Ehrung.
Hermann Stehr 70 Jahre alt.
DNB. Am 16. Februar wird der ſchleſiſche Dichter Hermann
Stehr 70 Jahre alt. Aus dieſem Anlaß ſind in ganz
Deutſch=
land, beſonders in ſeinem Heimatlande Schleſien, zahlreiche
Feiern geplant, die ſämtlich unter Mitwirkung des Kampfbundes
für Deutſche Kultur durchgeführt werden. Der Kampfbund hat
ſich des Dichters Stehr beſonders angenommen, weil in ihm der
Geiſt des deutſchen Heimatſchutztums am ſtärkſten und klarſten
zum Ausdruck kommt. Im Mittelpunkt der Feiern wird die
Staatsfeier in Breslau ſtehen, die unter Leitung des
Kampf=
bundes für Deutſche Kultur am 21. Februar, im Konzerthaus
ſtattfindet. In Berlin wird der Geburtstag, durch eine
Matinee im Staatlichen Schauſpielhaus unter Leitung der
In=
tendanz der preußiſchen Staatstheater am 18. Februar gefeiert.
Es ſprechen Staatskommiſſar Hans Hinkel und der Präſident der
Reichsſchrifttumskammer. Dr. Hans Friedrich Blunck. An der
Veranſtaltung nehmen ferner teil der Reichsbund Volkstum und
Heimat, der Reichsverband Deutſche Bühne im Kampfbund für
Deutſche Kultur, der Börſenverein der Deutſchen Buchhändler
zu Leipzig, der Reichsverband der Deutſchen Schriftſteller und
die literariſchen Geſellſchaften, die in der Reichsſchrifttumskammer
vereinigt ſind.
Am Geburtstag ſelbſt feiert Oberſchreiberhau den
Dichter, und in Erfurt findet eine Feſtſitzung, veranſtaltet von
der Akademie gemeinnütziger Wiſſenſchaften, ſtatt. Gleichzeitig
feiert die Stadt Frankfurt a. M.
In Dittersbach in Schleſien, wo Hermann Stehr zur
Schule ging, wird am 10. ds Mts, die von ihm beſuchte Schule
feierlich auf den Namen Hermann=Stehr=Schule” umbenannt.
Am 14. Februar ſendet der deutſche Rundfunk in der Stunde der
Nation von 19 bis 20 Uhr eine Sendung „Huldigung für einen
Dichter”, die Hermann Stehr in den Mittelpunkt ſtellt. Andere
Städte in Schleſien wie Hirſchberg und Beuthen (
Ober=
ſchleſien) haben ebenfalls eigene Feiern, die vom Kampfbund für
Deutſche Kultur veranſtaltet und geleitet werden. Am 7.
Fe=
bruar bereits beginnt die Ausſtellung eines Sonderſchaufenſters
des geſamten deutſchen Buchhandels nach Entwürfen von Fritz
von Valtier. Das Schaufenſter zeigt die wichtigſten Werke
Her=
mann Stehrs und eine in den letzten Tagen von ihm genommene
Maske im Mittelpunkt.
* Mainzer Stadktheaker.
Peter Cornelius' komiſche Oper „Der Barbier von Bagdad”.
Die Aufführung des „Barbiers” bedarf keiner Begründung
mit lokalpatriotiſchen Gefühlen, dieſe Oper zählt zu den
aller=
beſten Vertretern der deutſchen Spieloper überhaupt. Es iſt
nun ſchon einige Jahre her, ſeit wir ſie zum letzten Male hier
ſahen und hörten, und die ſoliſtiſche Beſetzung hat ſeither ſo
völlig gewechſelt, daß eine Neueinſtudierung nötig wurde. Und
ſie wurde zu einem feſtlichen Erlebnis ſchönſter Art. Gegen
frü=
her hatte man nur inſofern eine Aenderung angebracht, daß
ein=
gangs die weniger bekannte zweite Ouverture in D=Dur geſpielt
wurde. Der muſikaliſche Leiter der Aufführung. Hans
Schwie=
ger, hat die zu dieſem Werke unbedingt erforderliche leichte
Hand, und man merkte ihm die innere Freude unverkennbar an.
Gleich neben ihm muß der Spielleiter Paul Weißleder
rühmlichſt genannt werden, der bei ſtraffſter Zuſammenfaſſung
doch außerordentlich viel geiſtreich=launige Regiegedanken brachte.
Der Vertreter der Titelrolle, Edmund Eichinger, war
ſtimmlich und darſtelleriſch in beſter Form und führte das
wun=
dervolle Finale mit herrlich ausladender Tongebung. Daß im
erſten Akt die Tiefen nicht ganz voll anſprachen, kann die
Ge=
ſamtleiſtung nicht herabſetzen. Gleichfalls ausgezeichnet
beſon=
ders in geſanglicher Hinſicht, war Hans Decker; Hildegard
Weigel darf die Rolle der Margiana zu ihren beſten
Leiſtun=
gen rechnen. In kleineren Rollen waren beſtens am Platze
Mar=
garete Herbſt. Friedrich Kempf und Hans Komregg, der
dem Kalifen allerdings eine humoriſtiſche Note gab, die der
Dichter ſo kaum beabſichtigt haben dürfte. Die vielbeſchäftigten
Chöre, geſchult von Mathias Bungart, klangen tonſchön und
exakt. Die anſprechenden Bühnenbilder zeigten, daß eine geſchickte
Hand auch mit vorhandenem Material Gutes und
Befriedigen=
des zu leiſten vermag. Das Publikum gab ſich dem frohen
Ge=
nuſſe dieſes unſterblich ſchönen Werkes willig hin und kargte
Dr. B.
nicht mit wohlverdientem Beifall.
Dr. Karl Menninger: Zahlwort und Ziffer. Ferd. Hirt 1934;
170 Abbildungen, 365 Seiten. Geheftet 7 RM., in Leinen 9 RM.
Der durch ſein geiſtvolles Büchlein „Rechenkniffe” bekannte
Verfaſſer hat ſeine umfangreichen Studien aus der Kulturgeſchichte
unſerer Zahlſprache und Zahlſchrift in einem neuen ganz
vor=
trefflichen Werk verdichtet. Für die vielen, welche die Zahlen und
das Zählen und Rechnen für das Trockenſte der Welt halten,
ge=
winnen dieſe ein ſo lebendiges Leben, daß ſie über ſo viel
unbe=
kannte und ungeahnte Streiflichter aus dem Leben und Werden
unſeres Volkes nur ſtaunen mögen. Aus der Fülle der Beiſpiele
eines nur: In unſerer Hochſprache iſt die „eins” noch
dreige=
ſchlechtig und deklinabel, anders im Griechiſchen, Lateiniſchen,
Go=
tiſchen u. a., hier ſind erſt die fünf bzw. die vier erſtarrt. Was bei
uns die Hochſprache abgeſchliffen, hat die volksnahe Mundart treu
bewahrt (en gan; zwien, zwo. zwa),
„Die Zählreihe eines Volkes iſt kein Gebilde, das am grünen
Tiſch des Geiſtes ausgeklügelt ward, ſondern ſie wurzelt im
glei=
chen Boden wie das Volk ſelbſt. Sie wächſt mit ihm langſam durch
die Jahrtauſende empor und läßt auch noch in ihrer vollen Reife
den Kundigen ihre Geſchichte in den Jahresringen leſen.”
Ein Kapitel aus der Sprachgeſchichte und indogermaniſchen
Sprachverwandtſchaft läßt uns erkennen, daß gerade die ſprachlich
widerſtandsfähigen Zahlwörter oft beſſer von der Geſchichte un=
— Hadude 10
beſſer als die älteſten Werkzeugfunde des Geologen.
Wer kennt mehr von dem Kerbholz als die bekannte
Redens=
art, wer weiß etwas von dem Vorhandenſein der vielen
ver=
ſteckten” Zahlwörter, wer vom Rechenpfennig, der Stellenſchrift
oder von der Bedeutung und Entdeckung der Null bei uns und bei
anderen Völkern?
Das Buch füllt dem Fachmann eine Lücke ſeiner Literatur und
gibt dem Laien den Gewinn einer tieferen Verbindung mit ſeinem
Volk und ſeinem Volkstum.
Tfd.
Graf Alexander Stenbock=Fermox: „Das Haus des Hauptmanns
von Meſſer‟. Einband und Schutzumſchlag von Erika Hanſen.
Kart. RM. 1,50, in Leinen RM. 2,40. Werner Plaut Verlag,
Wuppertal=Barmen.
Graf Alexander Stenbock=Fermor überraſcht mit einer ſorglos
ſpieleriſchen Erzählung. In autobiographiſcher Form ein paar
Bilder aus einem mecklenburgiſchen Dorf. Draußen wird die
Nachkriegswelt geſchüttelt von den Ereigniſſen der Zeit —
drin=
nen, im Hauſe des Hauptmanns von Meſſer, weit von der Stätte
der Entſcheidungen, in norddeutſcher Einſamkeit, iſt von den
großen Stürmen kaum ein Lufthauch ſpürbar. Den kleinen
Din=
gen des Alltags iſt man liebevoll hingegeben. Wie aber hat der
Ver=
faſſer ſie geſehen und dargeſtellt! Stenbock gibt mit feſtem kurzen
Zugriff, ohne ſonderlichen Aufwand, gutſitzende Skurrilitäten; er
hat aus den ſchweren Erlebniſſen zu ſeinem natürlichen Humor
ſich zurückgefunden.
* Will Veſper: Die Wanderung des Herrn Ulrich von Hutten.
Ein Tagebuchroman. Gütersloh. C. Bertelsmann. 9.—11.
Tauſend.
Ein ausgezeichneter Wurf! So bringt man das Wiſſen um
Leben und Streiten, Streben und Leiden eines unſerer größten
deutſchen Kämpfer der Reformation weiteſten Kreiſen bei. Kurz,
wie Tagebuchſkizzen im Drängen des Alltags hingeworfen werden,
gibt uns, nein ſeinem Freunde Crotus Rubianus der Ritter
Ulrich von Hutten einen Aufriß ſeines Denkens und Treibens von
1505, als er das Kloſter zu Fulda verließ, bis in ſeine letzten
Tage, 1523. Der Roman, der 1920 geſchrieben, iſt heute mehr
denn je zeitgemäß. Wie damals geht es auch heute um —
I.
Deutſchland.
Ruck Zuck in der Brieftaſche. Taſchenformat 75 Pfg., Franckhſche
Verlagshandlung, Stuttgart=0.
Die Güte eines Dinges erkennt man an Kleinigkeiten. Auch
hier, bei dem „Ruck Zuck in der Brieftaſche” gibt es ſo
Kleinig=
keiten, die zeigen, daß das ganze Spiel bis zu Ende durchdacht iſt.
Kleine Steine erſetzen die Figuren, die auf Reiſen und bei
Aus=
flügen nicht gut verwendbar wären. Auch haben dieſe Steine in
der Mitte ein kleines Loch, gerade groß genug, um die
Bleiſtift=
ſpitze hineinzuſtecken, und ſo kann man dann mit Leichtigkeit, auch
wenn man vielleicht ungeſchickte Finger hat, die Steine von Feld
zu Feld bewegen. Auch beſondere Würfel ſind da, kleiner als die
anderen Würfel, aber eben auch für Bahnfahrt und Brieftaſche
berechnet.
Seite 4 — Nr. 40
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 10. Februar 1934
Der Balkanpakk abgeſchloſſen.
Drei Verordnungen des Reichsbiſchofs
DNB. Athen, 9. Februar.
Der Balkanpakt iſt am Freitag hier von den Außenminiſtern
Rumäniens, Griechenlands, der Türkei und Südſlawiens
unter=
zeichnet worden. Er zerfällt in eine Präambel und drei Artikel,
Sein Inhalt läßt ſich dahin zuſammenfaſſen, daß die vier
unterzeichneten Länder ſich gegenſeitig ihre Balkangrenzen
garantieren. Sie verpflichten ſich, ohne vorherige gegenſeitige
Mitteilung keinerlei Aktion gegen jeden anderen Balkanſtaat,
der das Abkommen nicht unterzeichnet hat, zu unternehmen;
desgleichen ohne Zuſtimmung der anderen vertragsſchließenden
Parteien keinerlei politiſche Verpflichtung einem anderen
Bal=
kanſtagt gegenüber zu übernehmen. Das Abkommen tritt mit
der Unterzeichnung in Kraft. Jeder andere Balkanſtaat kann ihm
beitreten, nachdem ſein Antrag auf Beitritt durch die
vertrags=
ſchließenden Parteien einer wohlwollenden Prüfung
unter=
zogen worden iſt. In der Präambel heißt es u. a., daß der
Pakt abgeſchloſſen ſei, um zur Feſtigung des Friedens auf dem
Balkan beizutragen. Die vertragsſchließenden Parteien ſeien
feſt entſchloſſen, die Achtung der bereits beſtehenden
vertrag=
lichen Verpflichtungen und die Aufrechterhaltung der
gegenwär=
tig auf dem Balkan herrſchenden territorialen Ordnung zu
ſichern.
zur Sicherung einheitlicher Führung der Evangeliſchen
Kirche der Alkpreußiſchen Union.
DNB. Berlin, 8. Februar.
Der Reichsbiſchof hat in ſeiner Eigenſchaft als Altpreußiſcher
Landesbiſchof auf Grund ſeiner Verordnung zur Sicherung
ein=
heitlicher Führung der Evangeliſchen Kirche der Altpreußiſchen
Union drei wichtige Verordnungen erlaſſen. Durch die
Verord=
nung vom 5. Februar wird das Amt des Präſidenten ſowie des
weltlichen und geiſtlichen Vizepräſidenten des evangeliſchen
Kirchenrates aufgehoben und entgegenſtehende Beſtimmungen der
Verfaſſung und der Kirchengeſetze außer Kraft geſetzt.
Die beiden anderen Verordnungen, die am 3. Februar in
Kraft getreten ſind, regeln die Verſetzung von
Geiſt=
lichen im Intereſſe des Dienſtes ſowie der
Ver=
ſetzung in den einſtweiligen Ruheſtand und die
Beurlaubung kirchlicher Amtsträger. Danach
kön=
nen Geiſtliche bis auf weiteres im Intereſſe des Dienſtes durch
den Landesbiſchof aus dem von ihnen bekleideten Pfarramt
in ein anderes Pfarramt verſetzt werden. Gegen die Verſetzung
findet ein Einſpruch nicht ſtatt. Sie erfolgt unter Gewährung
der geſetzlichen Umzugskoſten.
Kirchliche Amtsträger können bis auf weiteres durch den
Landesbiſchof in den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt werden,
wenn die Vorausſetzungen für eine Verſetzung vörliegen, eine
erſprießliche Wirkſamkeit des kirchlichen Amtsträgers an anderer
Stelle fürs erſte jedoch nicht erwartet werden kann. Kirchliche
Amtsträger können im Intereſſe des Dienſtes durch den
Landes=
biſchof jederzeit beurlaubt werden. Auch gegen dieſe Maßnahmen
findet ein Einſpruch nicht ſtatt.
Ein Geiſtlicher kann während der Dauer des einſtweiligen
Ruheſtandes vom Provinzialbiſchof mit der Verrichtung
pfarr=
amtlicher Dienſtleiſtungen beauftragt werden. Der Landesbiſchof
kann die Wiederverwendung eines in den einſtweiligen
Ruhe=
ſtand verſetzten Geiſtlichen im Pfarramt zulaſſen. Der Geiſtliche
iſt verpflichtet, einer derartigen Verwendung Folge zu leiſten.
Während der Dauer des einſtweiligen Ruheſtandes erhält der
kirchliche Amtsträger ein Wartegeld in Höhe von 80 v. H. des
der Berechnung ſeines Ruhegehaltes zugrunde liegenden
Dienſt=
einkommens. Hat der kirchliche Amtsträger zur Zeit ſeiner
Ver=
ſetzung in den einſtweiligen Ruheſtand eine ruhegehaltsfähige
Dienſtzeit von 25 Jahren noch nicht zurückgelegt, ſo wird das
Wartegeld für jedes volle oder angefangene Jahr, das dem
kirch=
lichen Amtsträger an der Dienſtzeit von 25 Jahren fehlt, um
je 2 v. H. des ruhegehaltsfähigen Dienſteinkommens geringer
bemeſſen. Das Wartegeld beträgt jedoch wenigſtens 50 v. H.
des Dienſteinkommens.
Entgegenſtehende Beſtimmungen der Verfaſſung und der
Kirchengeſetze werden durch die Verordnung außer Kraft geſetzt.
Gott der Allmächtige hat unſere liebe gute Mutter
und Großmutter
Frau
Eliſe Gündner Witwe
nach kurzer Krankheit, verſehen mit den hl.
Sterbe=
ſakramenten, im Alter von 84½ Jahren zu ſich
genommen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Emma Lang, geb. Gündner
Ernſt Otto Gündner u. Familie
Emmy Kempf, geb. Lang
(1762
Joſef Kempf.
Feierliches Seelenamt Montag, 12. Februar, früh
2 Uhr in der Liebfrauenkirche.
Einſegnung nachmittags 3 Uhr Friedhofskapelle
Nieder=Ramſtädterſtraße.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
ungs Krankkeilen
hartnäckiger Husten,
Luft-
röhrenkatarrh,
Lungen-
verschleimung,
Bronchial-
katarrh, Asthma etc.
lin-
dert seit 25 Jahren der
schleimlösende
Uheims
Brud-u. Lungeniee.
Preis M. 1.20 inallenApothoken
Beſtimmt Beſſunger Apotheke, (V6‟
Hausbeſitzer!
Nur noch wenige Tage (1674b
Zewährung des
Reichszuſchuſſe=
von ca. 38% bei Anſchaffung von
Ofen, Herden, Keſſelöfer
Rheinſtr. 31
Ofen=Göbel Ruf 3594
Doppelherz ist das bewährte
Nervenaufbaumittel. Für
Wöch-
nerinnen, Nervöse, Erschöpfte
—und alle, die sich matt
Wund elend fühlen, gibt
Dl es kein besseres
Stär-
kungsmittel. Flaschen zu 1.95RM,
3.70 RM und 4,65 RM,
Doppelherz-Dragees 1,50 RM.
Zu haben in den nachstehenden
Drogerien: Adler-Drogerie Anton
Fischer, Frankfurterstr. 12—14
und Rheinstraße 12½, Friedr.
Schaefer, Ludwigspl. 7, Arheilgen:
Löwen-Drogerie Th. Brücher,
Darmstädterstraße 31. Eberstadt:
Hirsch-Drogerie Philipp Eysenbach.
Griesheim: Central-Drogerie
Phi ipp Engel X. Pfungstadt
Gustav Hess, Eberstädterstr. 32.
(TV1003)
Hartgrieß-Makkaroni.
Hartgrieß-Schnittnudeln
Eier-Schnittnudeln K .
Eier-Makkaroni K
Haferfocken
Aprikosen
3‟lo Rabatt in Marken
(auf alle Waren ausser Zucker)
Wer will im Frühjahr ein
neues Fahrrad kaufen?
Schreiben Sie uns, wir machen Ihnen
einen Vorschlag, der Sie begeistert,
(IV 83
Fahrradstricker, Brackwede- Bielefeld Nr. 216
Meine Kursel„Runst im Kanduerk‟
am Ludwigsplats a1ba
in
In Gold
Chemie und Bakteriologie
Aule Reparaturen und ellber
1½ Jahreskurs mit Abſchlußprüfg.
Büfett
für Herren und Damen.
zu kaufen geſucht. Ferrenrad
Beginn 9. April, (1735a Angeb. m. Größe noch gut ℳ 20.—
und Preis unter
G. 29 Geſchäftsſt. Damenrad
Hkad. Lebranstalt für Chemie
Gebrauchter, einige Male
ge=
ſtagtl. konzeſſioniert.
guterhaltener fahr., mit Gar.
ℳ 35.—
Schreibtiſch
Prof. Dr. Vaubel
(Diplomat)
Heinrichſtr. 98.
Darmſtadt
zu kauf. geſucht. B ENZ
HeEAALSER TTCHNKKUM
eure und Werkmeister
BAD PANKERKALEKT
Maschinenbau, Hektvotechnik,
Hugzeug-, Auto-u landmasch-Bzu
K
C.1. 272
Ang. mit Preis
u. H. 26 Geſchſt
Bambus=Stangen von 0.20 an
Peddigrohr 4—5 mm Im 0.05
Stuhlrohr Blauband, ¼ Pf. 1.20
Wickelrohr . . . . . 1 Pfd. 1.40
Stuhlſitze alle Formen, von 0.35 an
Bunter Baſt . . . . . von 0.10 an
Korb-Weinschenk
Schuſtergaſſe 10. (1030=
Anweben, anſtricken von Strümpfen
Strickerei Braunwartk
Schulzengaſſe 3 427 Teleſon 3360
Verchromen
Vernickeln (1197a
schnell, sauber und preiswert
Erb, Wrin.
Darmstadt, Pankratiusstr. 31
Witwer,
30 J., mit Kind,
ſucht liebes
Mä=
del, auch Witwe
m. Kind, zwecks
baldiger Heirat
kennen zu ler=/Wirklich billig
nen. Vermögen /Ballonrad mit
erwünſcht. Aus=ſel. Lichtanlage
6 Volt, 2
Jahr=
führl. Zuſchriften
mit Bild unter Gar. nur 45.-Mk.
ORI0
H. 2 Geſchſt. Karlſtr. 14/16 ſe
Moderne
Herrenkleidung
nach Maß.
Re=
paraturen und Gebrauchtes
bügeln billigſt. Herrenrad
G. Vetter, Nd.= geſucht v. Privat
Ramſt.=Str. 3. (a IOff. H. 25 Gſchſt.
Sprechender (c
Wellenſittich
billig zu verkfn.
Zoo=Erdmann,
Mühlſtraße, Ecke
Rundeturmſtr.
O
Gelegenheits=
kauf! Motorrad,
200 ccm. f. neu,
billig zu verkau
fen. Anzuſeher
Samst. u. Sonn
ag nachm. Glatz,
Neckarſtraße 26
4ſitzer 6=Zylind.=
Limouſine
in vorzüglichem
Zuſtand zu ver
aufen, ev. geg.
Halbverdeck
m. Pferd zu
tau=
ſchen. Anfrag. u
H. 15 Geſchäftsſt.
Grafenſtr. 20.
Die tägliche Zahn- und
Mundpflege mit Emsolith
wird Ihnen Freude machen!
Emsolith enthält das natürliche
Emser Quellsalz, das sich in
besondererWeise für die
Pfle-
ge und Gesunderhaltung der
Zähne und des Zahnfleisches
eignet,wie
injahrelangenwis-
senschaftlichen Forschungen
festgestellt wurde, daneben
eine sterile, äußerst
feinkör-
nige Boluserde, aber keine
Seife und Schlämmkreide,
die den Zähnen nur schaden.
Machen Sie einmal den Versuch,
Sie werden dann Emsolith genau
so schätzen wie bereits Tausende,
denen es heute unentbehrlich ist.
Tüchtiges,
zuverläſſiges,
kinderliebes
Alleinmädch.
perfekt in Küche
und Hausarbeit,
geſuchl.
Angeb. m. Zeug
nisabſchriften u.
Altersangabe u
H. 1 Geſchſt. (b
Männlich.
Markenartikel
Nährungs=
mittelbranche
Vertreterfirma
ſofork geſucht. (c
Off. H. 8 Gſchſt.
Wiederverkäufer
erhalten
Wochenlohn.
W. Fritz.
Kaffeeröſterei,
Mörfelden/Heſſ
5=Zimmer=
Wohnung
mit allem
Zube=
hör ab 1. Apxil
zu vermieten.
Herdwegviertel!
Off. u. G 56 Gſt.*
Roquetteweg 6,
part., 5 Zim. m.
Zubehör, wegen
Verſetzung per
1. April zu
ver=
mieten. Näheres
Stock.
Roquetteweg 6,I.
Zimmer mi
Zubehör per 1.
April zu
ver=
mieten. Näher.
2. Stock.
Laden
36 qm, Peter=Gemeinder=
Straße Ecke Mackenſenſtr.
allerbeſte Verkehrslage, für
Spezialgeſchäſt alsbald zu
vermieten.
4=Zimmer=Wohnung
daſelbſt, ab 1. April zu
ver=
mieten.
Näheres
Petele Gemeinder=Straße,
Eingang Mackenſenſtraße,
1. Stock, Schmitz.
Kinderbettſtelle
4 ℳ. Bettſtelle m.
Matratze 10 ℳ
Radio, Löwen=
Apparat, 3 Röhr
12.ℳ Näh.
Pallas=
wieſenſtr. 33, III
V
Elifabethenſtr. 29
AMOOETZ
I. 2gr. Räume für
Schirmgitter=
Netzempfänger
(Wechſelſtrom) la
Markenfabrikat
z. verkaufen!
Lieb=
frauenſtraße 78
Vorderh. pt. lks
Z A HNPASTA
ist Hüter Ihrer Zähne
In allen Apothekee, Drogerien u. Fachgeschäft. Große Tube (mit Patentverschluß) RM 0.90
Praxis, Büro od.
Einzelmieter pei
1. Februar zu
vermieten. Näh.
I., rechts 10—11
und 3—4 Uhr. (a
Anzug,
moderne.
Strei=
fen, Smoking
wie neu, beide
Maßarbeit, Gr.
46, gut erhalten,
Brautkleid
m. Schleier. Gr.
42/44, ſeiden.
Damenkleid
Größe 48, beide
neuwertig, bill.
zu verkauf.
An=
zuſehen v. 1—6
Uhr. Wo? ſagt
die Geſchäftsſt.
Eberstadt bei Darmstadt
Wirtschaftsanwesen
„Zur Stadt Heidelberg”, Heidelbergerſtr., in
außerordentlich vorteilhafter Lage, mit großen
Wirtſchaftsgarten uſw. unt. günſt. Bedingung.
preiswert zu verkaufen. Off. mit Angabe der
zur Verfügung ſtehenden Barmittel unter H 10
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl.
(1738b
Männlich.
Suche
für nachmittags
Beſchäftigung
auf Liefer= oder
Perſonenwagen.
Führerſchein
vorhanden.
Off. G. 246 Gſch.
Für 1. April
zu vermieten:
5 Zimmer.
Bad, große ged.
Glasveranda,
Manſ., ſep.
Spei=
cher, beſte
Wohn=
lage. Nah.
Haus=
beſitz.=Verein. (e
Wittmannſtr. 27,
I., ſchöne große
5=Zim.=Wohng.
mit Veranda,
Badezimm. u.
Manſ.=Zimmern
zum 1. April zu
vermieten. Näh.
Erdgeſchoß.
Zentrum.
Schone 4
Zim=
mer, 1. Stock. als
Büro oder
Woh=
nung zu vermie
ten. Näh. unter
H. 21 Geſchäftsſt.
Bergſtraße-Landfitz!
8 Zimmer, 6 500 qm Obſt= und
Gemüſegarten, ca. 200
Obſt=
bäume, preiswert zu ℳ 22000. ℳ 10000.-Anzahlung zu
ver=
kaufen durch: Wolff, Moos & Co.,
Immobilien, Bensheim a. d. Bergſtr.
((K617441
Faſt neuer
Staubſauger
umſtändehalber
preiswert
abzu=
geben. Diebur
gerſtraße 78, III
Gebr.
Nah=
maſchinen
ſehr bill. abzug.
Schuchardſtr. 10.
Laden.
Radio
(3 Röhren) mit
neuer
Anoden=
batterie, kompl.
noch in Betrieb
ſehr billig
abzu=
geben. —
Kies=
ſtraße 80½, I.
Guterh. Herren=
und Damen=
Fahrrad,
Ia Marke,
umſtändehalber
billig abzugeben.
Wienerſtr. 52,pt.
V
Oſtviertel!
4=Zimmer-
Etagen=Haus
mit Bad, reichl.
Manſ. u. Veranda
wegzugshalber
preisw. bei 6-8000
Mk. Anz. z. verk.
u. alsb. beziehb.
Näheres durch
P. Hellmund
Grafenſtraße 4
Telefon 538
Für
Einfamilien=
Doppelhaus wd.
Partner geſucht.
Erforderlich ca.
2000 ℳ. Off. u.
G. 247 Geſchſt.
Exiſtenz
oder
Berſchmelzung!
Fabrikation mit
laufenden
Auf=
trägen (Lage
un=
abhängig) wegen
Todesfall an
raſchentſchloſſen.
Käufer günſtig
abzugeben.
Er=
forderlich K 3500.—
Eilofferten unt.
H35 Geſchſt.
Nordviertel!
1X3= und 2X5=
Zimmerhaus m.
Werkſtatt f. 8000
ℳ zu verkaufen.
Anzhlg. 2000 ℳ.
Näheres:
Philipp Dorſt,
Hoffmannſtr. 21,
Telefon 1935.
Kt
Weiblich.
Geſchäftstochter,
19 J., im
Haus=
ſalt u. Geſchäft
erfahren, 1½ J.
Haushaltungs=
ſchule, ſucht per
5. März oder 1.
April paſſende
Stelle,
wenn möglich in
klein.
Geſchäfts=
haushalt. Off. u.
H. 33 Geſchäftsſt.
Junges
Mädel
in ungekündigt.
Stellg. ſucht ſich
z. verändern,
be=
bandert im
Nä=
hen u.
Kochkennt=
niſſe. Offerten u
5. 11 Geſchſt. (
O
Weiblich.
Ehrliche, ſaubere
Frau
ſucht ſtundenw.
Beſchäftigung.
Off. H. 6 Gſchſt.
Rechtſchaffenes,
fleiß. Mädchen,
nicht unter 20
Jahren, für den
Haushalt
tags=
über für ſofort
geſucht. Ang. u.
H. 22 Geſchäftsſt.
Tüchtige
Flickfrau
empfiehlt ſich in
u. außer Haus
Tag 1.80 ℳ. Off
G. 250 Geſchſt.
Ordentl., fleißige
Frau
od. Mädch.
täg=
lich 3—4
Stun=
den vormittags
geſucht. Off. mit
Lohnforderung
unt. H. 7 Gſchſt.
Dame,
routinierte Berkaufs= und Propa
gandakraft, erfahren in Büroarbeit
jahrelang leitende Stellung, ſucht bei
mäßigen Anſprüchen, auch aushilfs
weiſe Tätigkeit. Engliſch u. Franzö
ſiſch perfekt. Ang. u. H. 4 Geſchſt
üHfsfä.
R6
PEUM
gegenüber der
Hauptpoſt, 5—6
Räume 1. Stock.
jetzt Anw.=Büro,
3 Zim. 3. Stor
per 1. April od.
. Juli zu
ver=
mieten. Heſſiſche
Fahnenfabrik. (b
4—5=Zimmer=
Wohnung.
neu hergerichtet
ſchone, ſonnige
Lage — Nähe
Herrngarten —
zu vermieten.
Off. H. 24 Gſchſt.
Eliſabethenſtr.
Laden mit 2
Schaufenſtern zu
vermieten. Ang.
unt. F. 55 Gſch.
Ladeniotal
mit 4
Schaufen=
ſtern nebſt groß.
Werkſtatträum.
in der Gegend
Mühlſtr., hier,
zu vermieten.
Anfragen unter
E. 117 Geſch. (1
Laden,
auch als
Werk=
tatt geeign., mit
oder ohne 2=Zi.=
Wohng. zu
ver=
mieten. Daſelbſt
eine 3=Zimmer
Wohnung, part.,
bis 1. April zu
vermieten.
Tau=
nusſtr. 39, I. lks
Schöne 4=Zim.=
Wohnung
m. Glasveranda,
eingericht. Bad
Gas, Waſſer,
Elektriſch. Heiz.,
Innenkloſett, im
1. Stock, evtl. m.
Gartenanteil, z
1. Mai an ruh
Familie zu
ver=
mieten. Näheres
Geſchäftsſtelle.
Wendelſtadtſtr.
26, 11., möbliertes
Zimmer mit oder
ohne Penſion zu
vermieten.
Zwei ſchön möb.
Zimmer (a
abzug.,
Garten=
ſtadt. — Alfred
Meſſel= Weg 34.
Möbliertes
Zimmer
zu vermieten.
Schloßgaſſe 12.
Möbliertes
Zimmer
zu vermieten.
Aliceſtr. 3, part
Gut möbliertes
Zimmer
zu vermieten.
Telefon.
Neckar=
ſtraße 9, part.
Gut möbliertes
Zimmer
zu vermieten.
Mollerſtr. 29, II.
Gut möblierte=
Zimmer
zu verm.
Pan=
kratiusſtr. 26, I.
Schleiermacher=
ſtr. 18, pt., möb.
Zimmer zu vm.
Gut möbliertes,
gemütliches
Zimmer
zu verm.
Saal=
bauſtraße 77, I.
A
Große helle
Werkſtatt
geſucht. Ang. u.
H. 5 Geſchäftsſt.
Schöne
3=Zimmer=
Wohnung,
auch für
Büro=
räume geeignet,
zu vermieten.
Off. G. 244 Gſch.
3=Zimmer=
Wohng. per ſof.
oder ſpäter ge
ſucht. Ausführl
Angebote unter
H. 12 Geſchäftsſt.
In gutem Hauſ
gemütlich möbl.
Zimmer,
auf Wunſch beſte
Vollpenſion, ſof.
abzugeben. Näh.
Geſchäftsſtelle.
Roßdörferſtr. 77
5=Zim.=Wohng.
an ruhige
Fa=
milie p. 1. April
zu vermieten.
Näh. parterre
Möbliertes
Zimmer
m. Bad in
Neu=
bau z. 15. Febr.
od. 1. März zu
verm.
Eckhardt=
ſtr. 24, III. rechts.
4=Zimmer=
Wohnung
in gutem Hauſe
zum 1. Juli
ge=
ſucht. Pünktlich.
Mietzahler. Off.
u. H. 18 Geſchſt.
Aelteres Ehepaar
—ſucht ſonnige
2=Zimmerwohn.
evt. gegen Tauſch
geräum. 4=Zim.=
Wohnung. Ang.
u. H 28 Geſchſt.
Zum 1. Juli, ev.
früher, moderne
4=Zimmer=
Wohnung
mit Etggen= od.
Ofenheizung am
Stadtrand oder
Umgebung von
Beamt. geſucht.
Off. G. 223 Gſch.
Welchs
alleinſteh. Dame
oder Herr gibt
2—3 Zimmer
mit Küche ab
gegen
Verpflegung?
Offert. unt. H. 3
Geſchäftsſtelle.
Suche
1—2 Zimmer
mit Kuche zum
1. April ev.
frü=
her. Höchſtmiete
35 ℳ. Angeb. u.
H. 19 Geſchäftsſt.
Auf dem Lande!
Schöne 3—4=Zi.=
Wohng. in
ſchö=
ner, ruhig. Lage
zu miet. geſucht.
Angeb. m. Preis
unter G. 248 an
die Geſchäftsſt.
2—3 leere
Zimmer
ſofort geſucht
Off. H. 2 Gſchſt.
Möbliertes
Zimmer,
ungeſtört, evtl.
auch Wohn= und
Schlafzi.. Nähe
Bismarckſtraße
Viktoriaſtraße
zu miet. geſucht.
Off. H. 16 Gſch.
Gut möbliertes
Zimmer
mit 2 Betten
Nähe des
Brau=
nen Hauſes
ge=
ſucht. Angeb. u.
H. 17 Geſchäftsſt.
Boäcke
Fum, Wonkang
mit Bad, nach Möglichkeit
auch mit Zentralheizung, in
guter Lage gesucht.
Offerten mit Preisangabe
umgehend erbeten unter
M24 Geschäftsst. (1778
Sanstag, 10. Februar 1934
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 10. Februar 1934.
Bekannkmachungen des Perſonalamts.
Ernannt wurde: Am 25. Januar 1934: der Profeſſor an der
Hochſchule für Lehrerbildung in Frankfurt a. M. Dr. Gerhard
Pfahler zum ordentlichen Profeſſor für Pſychologie und
Pä=
dagogik an der Landesuniverſität in Gießen mit Wirkung vom
1. März 1934 an.
Volkzchule zu Heweſtein.” Deis enſt Mftung von Tage
des Dienſtantritts an, unter gleichzeitiger Uebertragung der
Lei=
tung der Volksſchule zu Heppenheim a. d. B. und unter
Ver=
leihung der Amtsbezeichnung „Rektor” für die Dauer letzterer
Tätigkeit; am 38. Jar
terialod Weichel. Sekretärſtelle bei der Adolſe
Hitler=Bauſchule in Darmſtadt unter Verleihung der
Amts=
bezeichnung „Oberſekretär” mit Wirkung vom 1. Januar 1934
an; am 30. Januar: dem Lehrer Rudolf Beyſel zu Metzlos,
Kreis Lauterbach, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu
Schlier=
bach, Kreis Dieburg, dem Lehrer Frauz Lotz zu Gorxheim Kreis
Heppenheim, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Bingen=
Büdesheim, dem Lehrer Adolf Friſter zu Eichelſachſen, Kreis
Schotteu, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Rimbach, Kreis
Heppenheim, letzteren mit Wirkung vom Tage des
Dienſt=
antritts an.
In den Ruheſtand verſetzt wurden: Am 29. Januar; die
Leh=
rerin an der Volksſchule zu Bürſtadt im Kreiſe Bensheim
Katha=
rina Halves; am 31. Januar: der Lehrer an der Volksſchule
zu Uelversheim im Kreiſe Oppenheim Friedrich Ros, der
Rek=
tor an der Volksſchule zu Lampertheim im Kreiſe, Bensheim
Georg Wedel, ſämtlich auf Nachſuchen und mit Wirkung vom
1 Februar 1934 an; am 29. Januar: Auf Grund des § 6 des
Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums vom
7. Aprik 1933 (RGBl. I, S. 175) der Oberbauſekretär i. e. R.
von der Kreisverwaltung Lauterbach Karl Knöpp mit
Wir=
kung vom 30. April 1934 an.
Verſetzt wurde: Am 29. Januar 1934: Auf Grund des § 5
des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums vom
7. April 1933 (RGBl. I S. 175) der Verwaltungsſekretär bei
dem Heſſiſchen Kreisamt in Oppenheim Johannes Voltz II. mit
ſofortiger Wirkung an das Heſſiſche Kreisamt in Büdingen.
Entlaſſen wurden: Am 27. Januar 1934: die Kanzliſtin Elſe
Seelbach, geb. Weſſinger, bei der Staatsanwaltſchaft in
Darm=
ſtadt auf Nachſuchen aus dem Staatsdienſt mit Wirkung vom
28. Februar 1934 an; am 6. Februar 1934: Auf Grund des § 4
des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums vom
April 1933 (RGBl. 1. S. 175) der Kreisdirektor in Bingen
Adolph Freiherr von Gemmingen=Hörnberg mit
ſofortiger Wirkung aus dem Heſſiſchen Staatsdienſt.
Umgewandelt wurde: Am 29. Januar 1934: die auf Grund
des 8 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des
Berufsbeamten=
tums vom 7. April 1933 (RGBl. I. S. 175) erfolgte
Dienſtent=
laſſung mit Wirkung vom 1. Juli 1933 des außerordentlichen
Profeſſors für theoretiſche Phyſik an der Techniſchen Hochſchule
zu Darmſtadt Dr. Johann Baerwald in eine
Ruheſtandsver=
ſetzung gemäß S 6 des vorgenannten Geſetzes.
— Akademiſcher Gottesdienſt. Der 4 akademiſche Gottesdienſt
dieſes Semeſters, der der Semeſterſchlußgottesdienſt iſt, findet
am nächſten Sonntag, dem 11. Februar 1934, vormittags 11 Uhr
c. t., in der Schloßkirche (Zugang vom inneren Schloßhof aus)
ſtatt.
Heſſiſches Landestheater.
10, Februar Anf 19½2, Ende geg. 22.45 Uhr. Aufer Mietel.
Gräfin Mariza.
Preie 0.50—4.50 Auf. 23 Uhr. (Außer Miete).
Preiſe 0.50—2.00
Großes Faſchingskonzert. Sonntag
11. Februar Anf. 15, Ende 16.45 Uhr (Außer Miete).
Preiſe 0.50—2.00
Hänſel und Gretel. Anf. 19½, Ende 22 Uhr. B18
Preiſe 0.50—4.50
Die Hochzeitsreiſe. Montag
12. Februar Anf. 15, Ende 15.45 Uhr. Außer Mie eſ.
Preiſe 0.20 0.40, 0.60
Die Puppenfee. Anf 19½, Ende nach 22 Uhr. (Außer Mtete).
Preiſe 0.70—5.50
Wiener Blut. Menetach
13. Februar Anf. 19½, Ende 22 Uhr, 4 14.
Preiſe 0.50—4.50
Die Hochzeitsreiſe. Mit
14. Februar Anf. 19, Ende geg, 23½ Uhr. B15
Preiſe 0.70—5.50
Lohengrin. Donnerstag Anf. 20, Ende 22½ Uhr. C14
15. Februar Alle gegen Einen — Einer fürAlle. 0.50—4.50 Wetee
16. Februar Anf. 19½, Ende 22½ Uhr. D. Bühne M 8.
Preiſe 0.70—5.50
Die Zauberflöte. Ka
N. Jſſß. Anf. 19½, Ende 22½ Uhr. E17.
HänſelundGretel hierauſs DieBuppenfee. 0.70,5.50 Garnntag
18. Februar Anf. 19, Ende 22½4 Uhr. D14
Preiſe 0.70—5.50
Undine.
Kleines Haus
Samstag
10. Februar
Anf. 20, Ende nach 22 Uhr. Außer Mietel.
Familie Luſtig oder: Die Erbtante, 0,50, 1.,1.50
Sonntag
11. Februar
Anf. 19½, Eude geg. 22½.
Der Wildſchütz.
Volksvorſtellung
Preiſe 0.50—3.00
Montag
12. Februar
Anf. 8.11, Ende 10.11 Uhr.
Bunter Abend.
(Außer Miete)
Preiſe 0.50—5.50
Mee
13. Februar
Auf. 20, Ende 22 Uhr.
Tanzabend.
Außer Miete).
Preiſe 0.50—2.50
Mitwoch
14. Februar
Anf. 20, Ende 22½3,
Der letzte Zeuge.
Deutſche Bühne 011
Preiſe 0.70—3.80
15. Februar 20, Ende nach 22 Uhr. D. Bühne K 11, Zuſatzm. 11
Preiie 0.80—4.50
Don Basquale. Wetag
16. Februar Anf. 20, Ende 22½ Uhr. Zuſatzmiete W9
Preiſe 0.70——3.50.
Der letzte Zeuge. Gaae
17. Februar Anf. 20, Ende 24 (Außer Miete).
Preiſe 0.70—3.80
Matheis bricht s Eis. Sonntag Jugendr. 1 u, II.
Auf. 15 Ende nach 17.45.
Preiſe 0.50 1.00 u. 1.50
Der Datterich.
18, Februar Anf. 20, Ende 22. (Außer Miete).
Preiſe 0.50—3.00
Die kleine Ehekomödie.
— Heſſiſches Landestheater. In dem am Roſenmontag, den 12.
Februar, im Kleinen Haus ſtattfindenden großen
Faſchingskaba=
rett wirken die Damen: Beatrice Doering, Käthe Gothe Maria
Reining, ferner die Herren: Dr. Heinrich Allmeroth, Johannes
Drath. Beppo Geiger, Heini Handſchumacher, Theo Herrmann,
Hannsgeorg Laubenthal, Ludwig Linkmann, ſowie das Tanzpaar
Bäulke, Max Buddenhagen mit ſeinen Soliſten und das
Solo=
quartett des Chors mit. In der Pauſe große Kappenpolonaiſe mit
Tanz und Gratisverteilung von Ueberraſchungen. — Am
Sonn=
tag, den 11. Februar, geht im Großen Haus zum erſtenmal „Die
Hochzeitsreiſe”, ein Schwank von Matheus und Nichols in Szene.
Mitwirkende ſind: Beatrice Doering, Lotte Barthel. Käthe Gothe,
Edith Wien, Heinrich Beſt, Heini Handſchumacher. Helmuth
Hin=
zelmann, Heinz Langer, Paul Maletzki, Erich Schudde, Ludwig
Schwartz. Die Spielleitung hat Oberſpielleiter Heinz Stieda; das
Bühnenbild wurde von Werner Lergen geſchaffen. — Auf
viel=
ſeitigen Wunſch des Publikums wird die Märchenover „Hänſel
und Gretel” von Engelbert Humperdinck in einer Nachmittags=
Vorſtellung am morgigen Sonntag im Großen Haus zu
volkstüm=
lichen Preiſen wiederholt. Kindermasken ſind ſelbſtverſtändlich
zu=
gelaſſen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 40 — Seite!
Ein Grußwort an Geiſtliche und Gemeinden.
Der Landesbiſchof
über die Aufgaben der Stunde.
Im „Geſetz= und Verordnungsblatt der Evangeliſchen
Landes=
kirche Naſſau und Heſſen” — das in Darmſtadt dem vorläufigen
Amtsſitz — ausgegeben wird, ſchreibt Landesbiſchof Lic. Dr.
Die=
trich das folgende Grußwort, das am kommenden Sonntag im
Haupt= und Nebengottesdienſt den Gemeinden in feierlicher Form
bekannt gegeben wird.
„Gott hat an unſerem Volke ein großes Wunder getan. In
entſcheidender Stunde hat er uns als ſein Werkzeug den Führer
geſandt. Die Mächte der Finſternis, die unſere höchſten Güter mit
Vernichtung bedrohten, ſind niedergeworfen. An Stelle von
Un=
ordnung, Parteihader und Klaſſenhaß iſt eine feſtgefügte Einheit
getreten. In kurzer Zeit ſind unerhörte Leiſtungen im Neuaufbau
eines ganzen Volkes vollbracht worden. Wir ſtehen mitten drin in
dieſem machtvollen Geſchehen.
Auch die evangeliſche Kirche nimmt an dieſem
gewalti=
gen Umſchwung teil, nicht nur, weil ſie Gott und dem Führer
un=
auslöſchlichen Dank ſchuldet, ſondern auch weil ſie ſich mit dem
Schickſal Deutſchlands gegenüber nicht neutral verhalten
kann. Die Kirche hat es freilich zunächſt mit den alten ewigen
Wahrheiten zu tun: mit dem Evangelium von Jeſus
Chriſtus. mit dem Reiche Gottes, mit Schöpfung, Erlöſung und
Heiligung, mit Sünde und Gnade, Tod und Auferſtehung. Das
ſind Dinge, die hoch über allem Wechſel der Zeiten ſtehen, für die
unſere Väter gekämpft und gelitten haben, und für die auch wir
unſer Leben einzuſetzen bereit ſind. Aber dieſelbe Kirche ſteht auch
auf Erden und damit in ihrem Volke. Sie muß in die Ge=
ſchichte ihres Volkes eingehen und ſich in Form, Sprache und
Brauch dem irdiſchen Wandel unterwerfen. Das Chriſteutum
wie das Dritte Reich ſind beide das Schickſal des deutſchen
Volkes. Die größten Zeiten unſerer deutſchen Geſchichte waren ſtets
mit der letzten Frage, der Frage nach Gott und Ewigkeit,
ver=
bunden. Darum darf es keine Kluft zwiſchen
evange=
liſcher und Volksbewegung geben. Kirche und Volk
müſſen ſich aufs neue begegnen und ſich beſſer verſtehen lernen als
bisher. Beide müſſen endlich erkennen, was ſie ſeit alters her
ein=
ander verdanken. Für die Kirche heißt das: Es kommt nicht auf
die unevangeliſche Ueberſpitzung theologiſcher Schulmeinungen und
die liebloſe Hervorkehrung konfeſſioneller Unterſchiede an, wofür
das Volk kein Verſtändnis hat, ſondern auf die
Verkündi=
gung des Evangeliums: es kommt nicht auf die
Beſchäf=
tigung mit Kirchenpolitik an, ſondern auf die Hilfe an
be=
drängten Volksgenoſſen.
Durch das Vertrauen des Herrn Reichsbiſchofs bin ich zum
Landesbiſchof der Evangeliſchen Landeskirche Naſſau=Heſſen
be=
rufen worden. Ich übernehme dieſes Amt im Bewußtſein meiner
Verantwortung und mit der Bitte um Gottes Beiſtand. Ich bin
nunmehr verpflichtet, über unſere Landeskirche und ihre
bekenntnismäßigen Grundlagen, wie ſie ihr in der
Reichskirchenverfaſſung Artikel 1. gewährleiſtet ſind, zu wachen.
Ich bin ferner verpflichtet, dafür zu ſorgen, daß die Kirche dem
Staat den Dienſt leiſten kann, den der Staat mit Recht von
ihr zum Wohle des Volksganzen erwarten darf. In dieſem Sinne
grüße ich die Geiſtlichen und Gemeinden unſerer Landeskirche und
ſchließe mich mit ihnen zuſammen in der Bitte:
„Hilf deinem Volke und ſegne dein Erbe‟ (Pfalm
28,0).
Landesbiſchof Lic. Dr. Dietrich beſtimmte den Amtsbereich
ſeiner bisherigen Pfarrſtelle zu ſeinem kirchlichen Sprengel.
Opferk am 11. Februar!
Die Faſchingszeit iſt da! Ueberall werden Feſte und
Ver=
gnügungen veranſtaltet. Auch Du. deutſcher Volksgenoſſe, haſt das
Recht. Dich zu freuen und fröhlich zu ſein, wenn Du Deine Pflicht
getan haſt. Denke aber daran, daß noch Millionen täglich von
Hunger und Kälte bedroht werden, wenn Du ihnen nicht hilfſt.
Jeder vierte Deutſche iſt auf die Hilfe des Winterhilfswerkes an=
gewieſen. Laß Deine Volksgenoſſen nicht im Stich! Wir brauchen
nicht Spenden, ſondern Opfer. Drei für einen — das iſt nicht
leicht, aber es geht, wenn jeder tief genug in den Beutel greift.
Erhaltet den Notleidenden den Glauben an ihr Volk! Sorgt durch
Opfer für ihr tägliches Brot! — Am 11. Februar muß jeder
Volksgenoſſe die Plakette des Winterhilfswerks tragen. Die drei
Roggenähren ſind das Symbol des täglichen Brotes, das keinem
ſein! Denkt daran am 11. Februar!
Zurzeit keine Einſtellung von Abikurienken
in die Landespolizei.
stap. Bewerbungen von Abiturienten um Einſtellung in die
Landespolizei können im Jahre 1934 keine Berückſichtigung finden,
da der Bedarf an dieſen Bewerbern für längere Zeit gedeckt iſt.
Der Odenwaldklub
in der Fronk des deutſchen Wiederaufbaus.
Der Odenwaldklub hatte im Auguſt 1933 ſeine Ortsgruppen
zu einer „Spende des Odenwaldklubs zur
Förde=
rung der nationalen Arbeit” aufgerufen. Dieſe
Auf=
forderung fiel auf äußerſt fruchtbaren Boden; die Sammlung
er=
gab bisher einen Betrag von über 2500 RM., und wird
fort=
geſetzt.
Allen Ortsgruppen iſt es weiterhin von der Klubleitung zur
Pflicht gemacht worden, das Winterhilfswerk durch
Samm=
lungen bei Veranſtaltungen aller Art zu unterſtützen und die
ge=
ſammelten Beträge, den örtlichen Stellen des Winterhilfswerkes
zuzuleiten. Die Ortsgruppen haben auch dieſer Aufforderung
in weitgehendem Maße entſprochen. Die Hauptkaſſe ſelbſt führte
außerdem über ihr Poſtſcheckkonto den Betrag von 300 RM. an
das Winterhilfswerk unmittelbar ab.
Der Odenwaldklub hat damit bewieſen, daß er, getreu ſeiner
Ueberlieferung, ſich bewußt beim Aufbau unſeres Vaterlandes in
Gz.
die vorderſte Front ſtellt.
Volkskanzkreffen.
— Am kommenden Sonntag, 11. Hornungs, findet wiederum
in Lichtenberg — wie alljährlich — das Faſtnachtstreffen
der Heſſiſchen Volkstanzkreiſe ſtatt. Alle dieſe Kreiſe ſtehen in
engſter Verbindung mit dem Reichsbund „Volkstum und Heimat”
(Landſchaftsführer Miniſterialrat Ringshauſen). Sie erfahren
nunmehr durch ihre Zuſammenfaſſung und Einordnung in das
große Heimatwerk eine gewaltige Förderung ihrer ſeitherigen
Ziele. Es werden in erſter Linie heſſiſche Stammestänze getanzt
werden, die, lange verachtet, und jetzt wieder in ihrer Bedeutung
erkannt und geſchützt, einen weſentlichen Beſtandteil heſſiſchen
Volkstums ausmachen.
Die Spielſchar der Volkshochſchule Darmſtadt hat ſich zur
Verfügung geſtellt mit einer kleinen Aufführung des „Vetter von
Bremen”. Das Volkstanztreffen beginnt um halb 12 Uhr im
Refektorim des Schloſſes Lichtenberg.
Ein Muſter=Luftſchukkeller.
* Der Reichsluftſchutzbund hat im Verein mit der Siadt
Darmſtadt in dem ſtädtiſchen Hauſe der Mackenſenſtraße 17 einen
Muſter=Luſtſchutzkeller eingerichtet, deſſen erſte Beſichtigung geſtern
nachmittag durch einen kleinen Kreis geladener Gäſte ſtattfand.
Die Beſichtigung war zugleich als Eröffnung bzw. Uebergabe des
Keliers an die Oeffentlichkeit gedacht. Die Oeffentlichkeit wird
an einigen Tagen der Woche, die noch bekannt gegeben werden,
den Keller beſichtigen können.
Eine Reihe ſtaatlicher und ſtädtiſcher Behörden waren bei der
Beſichtigung zugegen, u. a. Oberbaurat, Dr. Dieſenbach für
den Staat, Oberbürgermeiſter Wamboldt für die Stadt
Darm=
ſtadt, ſowie als Vertreter der Polizei Pol.=Komm. Laukart.
Der ſtellvertretende Ortsgruppenführer des Reichsluftſchutzbunds,
Ortsgruppe Darmſtadt, Dr. Graf, begrüßte die Erſchienenen und
führte erläuternd in die praktiſche Arbeit des
Reichsluftſchutzbun=
des ein. Dankbarſt ſtelle er feſt, daß die ſtaatlichen und ſtädtiſchen
Behörden den Beſtrebungen des Reichsluftſchutzbundes in
Darm=
ſtadt volles Entgegenkommen entgegenbringen. Den Keller habe
man möglichſt primitiv gehalten, um der Allgemeinheit eine
rich=
tige Vorſtellung über die Ausgeſtaltung eines ſolchen Raumes zu
geben. Selbſtverſtändlich ſeien alle Vorſchriften genau beachtet.
Die Einrichtung beſteht in einem Vorrat an
Nahrungs=
mitteln, in Waſchgelegenheit, Trinkwaſſer, Verbandsmaterial,
Notbeleuchtung (keine Kerze darf gebraucht werden). Behälter
mit Sägemehl oder Torf, Rettungsgerät. Sand und einem
Ab=
ort. Aeußerſt wichtig iſt ein zweiter — Notausgang —, der
mög=
lich diametral der Haupteingang gegenüberliegt. In dem Keller
befinden ſich weiter Sitzgelegenheiten und eine Liegeſtätte. Der
Keller faßt 15 Perſonen, nach der Berechnung, daß 3 Kubikmeter
Luft auf eine Perſon kommt. Jedes Haus ſoll ſolche Keller
an=
legen, denn dieſe ſind die einzige Möglichkeit des Schutzes vor
etwaigen Luftangriffen. Jedes Haus hat einen
Hausluftſchutz=
wart zu ſtellen, der von dem Reichsluftſchutzbund koſtenlos
aus=
gebildet wird. Der Bund zählt jetzt 10 000 Mitglieder, noch etwa
4000 bis 5000 Hausluftſchutzwarte werden ausgebildet.
Der intereſſante Muſterkeller iſt, wie bereits erwähnt,
durch=
aus primitiv gehalten, die Decken werden durch ſchwere
Baum=
ſtämme geſtützt, ähnlich einem früheren Feldunterſtand, ein
Fen=
ſter an der Seite iſt zugemauert, der Notausgang iſt von innen
und außen zu öffnen. Der Keller darf natürlich nicht für andere
Zwecke benutzt werden. Zweckmäßig iſt, wenn auch Decken für
äl=
tere und kranke Perſonen bereitgelegt werden. Die Ausrüſtung
und der Aufbau des Muſterkellers hat 200.— RM. gekoſtet, bis
zum 31. März wird ein Zuſchuß von 62 Prozent gewährt, ſo daß
der Hausbeſitzer jetzt nur 38 Prozent zu tragen hätte. Als
ſicher=
ſtes Mittel zur Gasbekämpfung gilt Chlorkalk, das allerdings
zeitlich beſchränkt haltbar iſt. Selbſtverſtändlich darf in einem
Luftſchutzkeller nichts unternommen werden, was den
Luftver=
brauch erhöht (alſo z. B. Rauchen iſt nicht geſtattet). Vorteilhaft
iſt die Anlage einer Entlüftungsanlage, durch die auch friſche Luft
durch einen Ventilator hereingeholt werden kann. Dieſe Anlagen
können gut in Neubauten vorgeſehen werden.
Der Muſterkeller iſt auch ſicher gegen etwaige Splitterwirkung
einſchlagender Granaten. Die Bauberatungsſtelle (Städt Hoch=
und Tiefbauamt) gibt gerne Aufkunft für die zweckmäßige Anlage
eines Luftſchutzkellers. Zur Ortsgruppe Darmſtadt gehören noch
25 Nachbarortsgruppen.
Oberbürgermeiſter Pg. Wamboldt dankte dem
ſtellver=
tretenden Ortsgruppenführer für ſeine Arbeit und ſeine
Erläu=
terungen, ſowie ganz allgemein dem Reichsluftſchutzbund.
Orts=
gruppe Darmſtadt, für die ſehr ernſte, im Dienſte der
Allgemein=
heit geleiſtete Vorſorge. Möge es uns erſpart bleiben, die
Kel=
ler praktiſch zu benutzen, ſo ſei es doch ein ernſtes Gebot, überall
dieſe Schutzkeller zu errichten.
Die übrigen Vertreter der Behörden ſtellten noch einige
Fra=
gen, die von den anweſenden Sachverſtändigen beantwortet
wurden.
Zum Schluß erläuterte der ſtellvertretende Ortsgruppenführer
Dr. Graf die Gasſchutzräume, die zwei Vorhäuge haben, die mit
Oel getränkt ſind und ſo abgedichtet ſind, daß ſie beim Verlaſſen
des Kellers kein Gas in dieſen einlaſſen. Der Keller ſelbſt iſt gut
abgedichtet. Den Muſterluftſchutzkeller, der vor allem den im
Luftſchutz zur Ausbildung befindlichen Perſonen gezeigt wird,
ſollte das Intereſſe jedes einzelnen finden — Es iſt übrigens
beabſichtigt an verſchiedenen Stellen der Stadt Groß=
Luftſchutz=
keller anzulegen, die mehreren hundert Perſonen im Notfalle
Unterſchlupf gewähren.
9 Maturitätsprüfung am Ludwig=Georgs=Gymnaſium. Bei
der vorgeſtern abgeſchloſſenen Prüfung wurden vier Schüler von
dem mündlichen Teil dispenſiert, was ſeit einer Reihe von Jahren
nicht der Fall war. Auch die übrigen zwanzig beſtanden.
p. Grundſteuer= und Gewerbeſteuerrahmengeſetz, Für das
Land Heſſen finden nach einer Verordnung vom 2. Februar
die genannten Geſetze für das Rechnungsjahr 1934 noch
keine Anwendung.
— Faſching für Große und Kleine im VDA. Der Faſching=
Sonntag bei buntem Programm, bei Kreppelkaffee und Tanz iſt
beſonders der Jugend gewidmet. Die Helferinnen und Helfer,
die während des Jahres beim Sammeln unermüdlich tätig ſind,
ſollen ſich einmal der Freude des Tanzes im großen Saale
wid=
men. Daß die Kleinen in den oberen Räumen herzhaft
beſchäf=
tigt werden, verbürgt die Tatſache, daß ſich 30
Kindergärtnerin=
nen bereit gefunden haben, das junge Volk zu erfreuen.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
aicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindliſchkeit.
M. G. B. Sie werden die Rückgabe des Apparates dann wohl
bis zur Zahlung der Proviſion (Zug um Zug) verweigern
können, wenn Sie nicht wegen des Proviſionsanſpruchs zu einer
zeitlich vorhergehenden Rechnungslegung
ver=
pflichtet ſind. Wegen käuflicher Erwerbung des Apparates
müß=
ten Sie mit dem Unternehmen in Verhandlung treten. Die
wei=
tere Frage (NB.) könnte nur nach mündlicher Rückſprache (
Werk=
tags vorm. 8 Uhr bei der Schriftleitung) beantwortet werden.
U aif ue Seie erden Wanranelelde Kudi chnict.
2. und 3. Dieſe Fragen wird das Reichsluftfahrtminiſterium
Ber=
lin W. 8, Behrenſtraße 68/70, beantworten können.
Seite 6 — Nr. 40
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 10. Februar 1934
Unſer Kapellchen und ſein Friedhof.
der Goikesacker am Kapellplakz und die Geſchichte der Skadkkapelle. — 1868 neu errichket. — Werkvolle
Skein=
zeugen alker Geſchlechter zu Chauſſeeſteinen zerſchlagen.
415. Beranſtalkung in „Alk=Darmſtadt”.
Verein für Orksgeſchichke u. Heimakkunde
Eine ſehr große Schar von Alt=Darmſtadt=Freunden war im
Fürſtenſaal zuſammengekommen, um den Vortrag eines
ausge=
zeichneten Kenners der Darmſtädter Stadtgeſchichte zu hören.
Der 1. Vorſitzende begrüßte mit herzlichen Worten den Redner
des Abends, Herrn Prälaten D. Dr. Dr. Diehl, als den
be=
rufenen Führer zu und durch Alt=Darmſtadt. So war denn auch
der Vortrag eine Wanderung durch die Jahrhunderte und eine
Führung zu einem geheiligten Ort des alten Darmſtadt. Herr
Prälat Diehl ſprach über:
„Unſer Kapellchen und ſein Friedhof”.
Der erſte Friedhof des mittelalterlichen Darmſtadt umgab die
Stadtkirche. Er erſtreckte ſich ſüdwärts nach der heutigen
Schul=
ſtraße hin und war nach Weſten begrenzt von dem alten
Pfarr=
hof, ſpäter der neuen Superintendentur und dem Beinhaus. dem
ſog. Kerner. Jede Sippe hatte auf dem Gottesacker ihre eigene
Begräbnisſtätte, die ein Stein mit dem Familienwappen
bezeich=
nete. Wenn das große Grab belegt war, wurden die Gebeine
herausgenommen und im Kerner aufbewahrt. Nur ſo iſt auch
die Menge der ſorgfältig aufgeſchichteten Knochen und Schädel
im bekannten Beinhaus an der Oppenheimer Katharinenkirche
zu erklären. 1571 wird ein neuer Friedhof vor dem Beſſunger
Tor erwähnt, es iſt der Kapellfriedhof. Der Stadtkirchfriedhof
wird indeſſen weiter benützt. Eine Beſtattung im
Kleinſchmidt=
ſchen Erbbegräbnis im Jahre 1781 ſcheint die letzte auf dem
alten Friedhof zu ſein. Der urſprüngliche Kapellfriedhof war
ſehr klein. Im Peſtjahr 1635 mußte er erweitert werden,
An=
fang des 18. Jahrhunderts wurde ein Soldatenkirchhof angelegt.
Dieſer erſtreckte ſich in einem langen ſchmalen Streifen längs der
heutigen Kapellſtraße. Das noch erhaltene Offiziersgrab mit
Helmzier an der Südwand der Stadtkapelle lag auf dem
Ge=
lände des Soldatenkirchhofs. Hier wurden die Toten in Reihen
beſtattet, während man für den Begräbnisplatz der Bürger der
Stadt die gute Sitte des Familiengrabes beibehielt. Ein
tie=
fer Sinn lag in dieſem Brauch; der Tod vereint alle die wieder,
die das Leben auseinandergeführt hatte, und die, die vor dem
im Leben waren, mit denen ihres Stammes. Zugleich war die
Ruheſtätte der Ahnen den Enkeln eine ernſte Mahnung,
recht=
ſchaffene und tüchtige Menſchen und würdige Nachfahren zu ſein.
Die ſtändig zunehmende Einwohnerzahl erforderte 1759 und 1799
Erweiterungen des Friedhofs nach Oſten und Süden. Für die
Zugezogenen, für Beamte Handwerksburſchen und Angehörige
eines anderen Bekenntniſſes wurde ein Nebenkirchhof angelegt.
Auch hier gab es nur Reihengräber, durch die zwar die ſoziale
Gleichheit gezeigt, der alte ſchöne Gedanke des Familiengrabes
aber totgeſchlagen wurde. Die Darmſtädter gelangten durch das
Beſſunger Tor zu ihrem Friedhof. Vom Hoſpital, der ſpäteren
Schule”, führte eine Lindenallee zum Soldaten= eine zweite zum
Hauptkirchhof. Unter den Linden wurden die Hingerichteten ver=
ſcharrt. 1828 wurde der Friedhof geſchloſſen und der neu
ange=
legte an der Nieder=Ramſtädter Straße in Benutzung genommen.
Die vielen aus alter Zeit erhaltenen Friedhofskapellen haben
eine zweifache Entſtehungsurſache. Die einen waren früher
Kir=
chen, die nach der Reformation nicht mehr als ſolche benutzt
wur=
den und nach Einführung der Leichenpredigten wieder zur
Gel=
tung kamen. Die in jener Zeit überaus langen Leichenreden
brachten das Bedürfnis mit ſich, überall auf den Friedhöfen
Kir=
chen zu errichten, wo noch keine waren, um Pfarrer und
Trauer=
gemeinde vor Wind und Wetter zu ſchützen. So entſtanden z. B.
die Friedhofskapellen von Schlitz, Laubach (abgeriſſen) und
Gießen. Auch die Darmſtädter Kapelle war urſprünglich nicht
Kirche, ſondern Totenkapelle. Sie hat eine ſeltſame
Entſtehungs=
geſchichte. Um 1600 hat der Leib= und Zeltſchneider Bierlein
wegen eines Vergehens Kirchenbuße zu tun. Als Hofbeamter aber
will er dieſer öffentlichen Schande entgehen und läßt dafür die
Ka=
pelle bauen. Obwohl ſich zwar die Gemeinde über ſein
Unter=
nehmen freut, er ſich aber auch mit Gott verſöhnen muß, wird
ihm dennoch die Kirchenbuße nicht erlaſſen; er muß mit einem
Beſen und einem brennenden Licht während der Predigt unter
der Kanzel ſtehen. Bierlein rächt ſich, indem er in der im
Roh=
bau fertiggeſtellten Kapelle weder für Fenſter noch für
Einrich=
tung ſorgt. Auch die Erben verweigern den weiteren Ausbau,
den 1657 die Stadt übernimmt. Totenkapelle iſt ſie bis 1714,
von da an iſt ſie Soldatenkirche für das Schrautenbachſche
Regi=
ment bis 1768, wo Ludwig IX. den Militärgottesdienſt in die
Stadtkirche verlegt. 1770 wird den Darmſtädter Reformierten
die Kapelle überlaſſen. Sie blieb reformierte Kirche bis zur
Ver=
einigung der Lutheriſchen und Reformierten in der unierten
Ge=
meinde. Obwohl die Kapelle in einem üblen Zuſtande war,
hatten die Darmſtädter eine beſondere Vorliebe für dieſes
„Krötenloch”. Stadtpfarrer Ewald ſetzte ſich 1857 für eine
Er=
neuerung des Kirchleins ein, aber die Stadt als Eigentümerin
entſchied ſich für einen völligen Neubau. 1868 wurde die alte
Kapelle abgebrochen und ohne die Anweſenheit eines Pfarrers
der Grundſtein des neuen Gotteshauſes gelegt, das 1870
einge=
weiht wurde. Zwei Jahre vor dem Abbruch der alten traulichen
Kapelle mit ihrer Vorlaube hat man die Grabſteine des alten
Friedhofs zu Chauſſeeſteinen zerklopft! Wertvolle Zeugen der
Vergangenheit, die als Grabſteine ganzer Familien ger dezu
Fa=
milienurkunden waren, ſind in einer Zeit ohne Ehrfurcht in
un=
verantwortlicher Gleichgültigkeit zerſtört worden. Nur wenige
haben ſich an ihrer alten Stelle und auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädter Straße erhalten. Die wenigen Reſte auf dem
heutigen Kapellplatz zwiſchen wucherndem Buſchwerk und unter
alten Bäumen ſollen an uns beſſere Hüter finden!
Die Zuhörer waren der Führung aufmerkſam gefolgt und
dankten mit herzlichem Beifall. Der 1. Vorſitzende faßte den
Dank in Worte. Wieder iſt das alte Darmſtadt mit ſeinen
Men=
ſchen und Bräuchen lebendig geworden, dank der lebendigen
Dar=
ſtellung des Redners. — Herr Eduard Göbel las mit guter
Geſtaltungskraft „Abt Vogler und C. M. von Weber”, eine kleine
Geſchichte von Hch. Eidmann, die in glücklichen Tagen im
Hauſe Voglers beginnt und am Grabe des großen Muſikers auf
dem alten Friedhof endet.
Verein ehem. 117er, Darmſtadt. Der Vereinsführer,
Kame=
rad Helmſtädter, leitete die Verſammlung und erſtattete Bericht
über das abgelaufene Vereinsjahr, aus dem mit Genugtuung
ent=
nommen werden konnte, daß eine außerordentlich rege
Vereins=
tätigkeit im Berichtsjahr entfaltet wurde, und daß dieſe Arbeit
ganz im Zeichen der nationalen Erhebung ſtand. Die finanzielle
Lage des Vereins iſt gut. 21 Mitglieder konnten im Berichtsjahr
neu aufgenommen werden. Durch Tod hat der Verein 4
Kamera=
den im Jahre 1933 verloren. Insgeſamt hat der Verein ſeit ſeinem
Beſtehen 27 Kameraden durch den Tod verloren. Das Andenken
an die verſtorbenen Kameraden wurde in eindrucksvoller Weiſe
und durch Erheben von den Plätzen geehrt. Einen breiten Raum
im Geſchäftsbericht nahm die Erſtellung und die Einweihung des
Regimentsehrenmals in Mainz ein. Aus den Ausführungen des
Vereinsführers ging hervor, daß das Denkmal reſtlos bezahlt iſt,
und daß die Ortsgruppe Darmſtadt den Betrag von rund 1200
RM. für das Denkmal aufgebracht hat. 25 Vereinskameraden
wurden für ihre Sammeltätigkeit im Intereſſe des Denkmals mit
einer Ehrenurkunde belohnt. Der Verbandsführer, Kamerad
Oberſtleutnant a. D. Henrici, ſprach im Namen des
Hauptverban=
des der Ortsgruppe Darmſtadt ſeine volle Anerkennung für die
geleiſtete Arbeit aus und dankte insbeſondere dem Vereinsführer
für ſeine muſterhafte Amtsführung, die bei Kamerad Helmſtädter
in beſten Händen liege. Den Rechenſchaftsbericht erſtattete der
Kaſſenführer, Kamerad Hellermann für die Vereinskaſſe, und
Kamerad Stork für die Begräbniskaſſe. Zum Vereinsbeirat wurde
Kamerad Verwaltungs=Oberinſpektor Ring durch den
Vereins=
führer beſtimmt. Unter großem Beifall der Verſammlung wurde
Kamerad Philipp Wieſer zum Ehrenmitglied des Vereins
er=
nannt, womit einem verdienten Vereinskameraden die
entſpre=
chende Ehrung zuteil geworden iſt. Schließlich wurde noch
angeord=
net, daß die monatlichen Pflichtverſammlungen von jetzt ab uicht
mehr am erſten Freitag des Monats, ſondern am erſten
Sams=
tag des Monats ſiattfinden. Nach Eriedigung weiterer
vereins=
geſchäftlicher Angelegenheiten ſprach der Vereinsführer den
Mit=
gliedern des Vereinsbeirates und allen anweſenden Kameraden
den Dank des Vereins für ihre Treue zum Verein aus und forderte
zur weiteren Kameradſchaftsarbeit im Sinne unſeres Führers und
Frontkameraden Adolf Hitler auf.
Der Polizeibericht.
Tödlicher Anfall beim Rodeln.
Am Mittwoch nachmittag tummelte ſich die Schuljugend von
Groß=Bieberau am Ortsausgang Richtung Brensbach auf der
Rodelbahn. Zwei zwölfjährige Mädchen trennten ſich nach
eini=
ger Zeit von den übsigen Kindern und fuhren auf einem
Schlit=
ten einen ſtark abfallenden Feldweg hinunter. Auf halbem Wege
verloren ſie infolge der eingenommenen hohen Geſchwindigkeit
die Gewalt über den Schlitten. Kurz vor einem Abhang fuhren
ſie gegen einen ſtark aufgeworfenen Maulwurfshügel. Durch
den ſtarken Anprall wurden die zwei Mädchen vom Schlitten und
den Abhang hinunter auf einen zirka 1½ Meter tiefer liegenden
Acker geſchleudert. Das eine der Mädchen, die 12 Jahre alte
Schüle=
rin Emma Hörr, ſchlug dabei mit dem Kopf aus die aus dem
Schnee hervorſtehenden Ackerſchollen und blieb bewußtlos liegen.
Gegen Abend verſtarb das Kind im Eliſabethenſtift in
Darm=
ſtadt, wohin es ſofort nach dem Unfall gebracht worden war.
Vorſicht! Wäſchediebe bei der Arbeit! Am 31. Januar,
abends, nach eingetretener Dunkelheit wurden aus dem Garten
des Hauſes Bismarckſtraße 57 folgende Wäſcheſtücke geſtohlen;
1 Bettüberzug, weiß, 1 Badetuch, 2 Oxfordherrenhemden, weiß
mit blauen Streifen. 1 graue Herrenunterhofe mit weißem
Futter, 1 Oxforddamenhemd, gelblich mit blauen Streifen
Im Freien aufgehängte Wäſche muß bei eintretender Dunkelheit
abgenommen werden.
Handwagendiebſtahl. In der Nacht zum 2. Februar 1934
wurde aus der Hofreite Kaſinoſtraße 16 ein vierrädriger
Hand=
wagen geſtohlen. Beſchreibung des Wagens: Der Kaſten iſt
dunkelgrün, die Räder ſind braun geſtrichen. Ein Rad iſt faſt
neu, während ein anderes einen Felgenbruch aufweiſt. Die
Spur=
weite beträgt, außen gemeſſen, 0,75 Meter. Wo iſt der Wagen
geſehen worden?
Ein Autofledderer. In der Nacht zum 1. Februar, zwiſchen
2.30 und 3.30 Uhr, wurden aus einem in der Luiſenſtraße
zwi=
ſchen Schuchard= und Eliſabethenſtraße aufgeſtellten
Perſonen=
kraftwagen folgende Gegenſtände geſtohlen: 1 braune Lederhaube.
1 weiße Leinwandhaube, 1 brauner Stoffgürtel, 1 Brille mit
Etui, 1 ſchwarz=weiß=roter Wimpel, 1 Hakenkreuzwimpel, 1kleine
braune Pfeife, 1 Paar weiße Handſchuhe, 1 Taſchenlampe und
1 Schal. Wer hat um die fragliche Zeit irgendwelche
Beobach=
tungen gemacht?
Selbſt den Rodelſchlitten geſtohlen. Am Sonntag, dem 4 2
zwiſchen 13 und 14 Uhr, wurde aus einem Hofe in der
Kahlert=
ſtraße ein Zweiſitzer=Rodelſchlitten geſtohlen.
Aus dem Gerichtsſaal.
Der berüchtigke Ein= und Ausbrecher Philipp Riedel
mit 10 Jahren Zuchthaus beſtraft.
Aw. Ein guter Fang glückte in der Nacht vom 13. auf 14.
Juli vorigen Jahres der hieſigen Polizei und man muß es
lobend hervorheben, daß es nur der Aufmerkſamkeit eines in
der Schuchardſtraße wohnenden Friſeurs zu danken iſt, daß in
jener Nacht nicht der Juwelierladen Jäger in der Ernſt=Ludwig=
Straße ganz und gar ausgeräumt wurde. Beſagter Friſeur
hatte ſchon zwei Nächte vorher einen Mann beobachtet der nach
langem Warten an der Ecke der Ernſt=Ludwig= und
Schuchard=
ſtraße in den Heaghof in der Schuchardſtraße einſtieg, um nach
einigen Minuten wieder herauszuklettern. Dasſelbe beobachtete
er in der Nacht des 23. Juli, d. h., da wartete er klugerweiſe
nicht erſt, bis der Mann, der diesmal irgend ein Paket bei ſich
hatte, wieder herauskam, ſondern benachrichtigte gleich die
Poli=
zei. Dieſe ſtieg hinterher und entdeckte in dem Neubau des
Juweliergeſchäfts auf dem Boden einen Mann in Hemdsärmel
mit Handſchuhen an und den ſchönſten Einbruchswerkzeugen
neben ſich, fein ſäuberlich ausgebreitet. Erſt nach dreimaligem
Anruf entſchloß ſich der am Boden Liegende, aufzuſtehen und die
Hände hochzuheben. Auf die wiederholte Frage, was er hier zu
ſuchen habe, meinte er dann ſchließlich, er habe hier ſchlafen
wollen! Er gab ſich dann als ein gewiſſer Stein aus. Auf der
Kriminalpolizei ſtellte aber dann ein anderer Siſtierker, der ihn
kannte, feſt, daß es der in den Verbrecherannalen Darmſtadts
berühmte Philipp Riedel, der berüchtigte Ein= und
Aus=
brecher und Löffelſchlucker, war. Riedel, knapp 37 Jahre alt,
hat bereits 17 Vorſtrafen von hervorragender Qualität hinter
ſich. Schon mit 14 Jahren begann Riedel ſeine Laufbahn, mit
23 Jahren bekam er die erſte große Strafe von 10 Jahren
Ge=
fängnis, und nun dauerte es natürlich nicht mehr lange, bis er
im Zuchthaus ſaß. Im Dezember 1932 erließ man ihm —
unbe=
greiflicherweiſe — ſieben Jahre Zuchthaus, die er noch zu
ver=
büßen hatte, wenn er ſich fünf Jahre lang gut führen würde.
Natürlich tat er, das nicht. Mit ſeiner Verhaftung an jenem
Tage hörten mit einem Schlag die großen Einbrüche in
Darm=
ſtadt auf, und man vermutet — nachweiſen kann man ihm
lei=
der nur noch einen Einbruch in den ſüddeutſchen Glaswerken —,
daß er zu einem großen Teil dabei mitwirkte. Der Angeklagte
gibt natürlich, wie das von jeher ſeine Art war, nichts zu. Er
ſei mit ſeinem Mädchen — namens Elli — zufällig in jenem
Hausflur geſtanden, ſo behauptet er heute, denn Elli ſei von
vorübergehenden Bekannten gefrotzelt worden, und das habe ihr
nicht gepaßt. Wer und was Elli eigentlich des weiteren iſt, kann
er natürlich nicht ſagen, und merkwürdigerweiſe iſt Elli auch
nirgends aufzufinden. Beſonderes Pech iſt auch, daß einige
ſei=
ner Werkzeuge genau ſo gezeichnet ſind, wie die Werkzeuge in
ſeiner Werkſtatt, und daß ferner ſein Stiefvater den Ruckſack,
den man bei ihm fand, als den ſeinen erkannte. Heute
beſtrei=
tet der Stiefvater das zwar, aber man merkt es ihm an, daß er
nicht die Wahrheit ſagt, In ſeinem Ruckſack fand man auch
Glas=
ſchneider und einen Diamanten, von den ſüddeutſchen Glaswerken
herſtammend. Philipp vergießt in der Verhandlung eine
Un=
maſſe wahrer Krokodilstränen und behauptet jammernd, die
Po=
lizei wolle ihn nur ſchlecht machen, es ſei gar nicht wahr, was
ſie ſage. Es hilft ihm nichts, das Gericht erkennt gegen ihn auf
10 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverluſt, und
außerdem, da er ein erblich belaſteter, gefährlicher
Gewohnheitsverbrecher ſei, auf
Sicherungsver=
wahrung. Ein düſteres Kapitel hat damit — wie der
Staats=
anwalt ſagt — hoffentlich abgeſchloſſen.
Das Bezirksſchöffengericht verurteilte am gleichen
Tage einen Kaufmann aus Hofheim wegen
Unter=
ſchlagung, Urkundenfälſchung und Betrugs in
verſchiedenen Fällen zu insgeſamt 10 Monaten
Gefäng=
nis. Der Angeklagte hätte Beiträge zur Lebensverſicherung
unterſchlagen und in anderen Fällen Quittungen gefälſcht und
das Geld für ſich behalten. Da er heute geſtändig iſt, werden ihm
ſieben Wochen Unterſuchungshaft angerechnet.
*
Wir berichtigen aus unſerem Bericht in der Nummer vom
Mittwoch, dem 7. Februar, daß nicht ein
Fuhrunterneh=
mer, ſondern ein Tiefbauunternehmer aus Offenbach
wegen Blutſchande zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt wurde.
Auf Deinem Boden ſkehk ein leeres Bekk.
das Deinem Nachbarn ſehll.
Gib es dem Winkerhilfswerk!
Aus der NSDAB.
Reichsleitung.
Die Vereidigung der Amtsleiter.
Der Rundfunk wird am 22., 23. und 24. Februar in der
Stunde der Nation von 19—20 Uhr auf die Vereidigung
hin=
weiſen, und zwar folgendermaßen:
22. Februar, von 19—20 Uhr, ein Hörſpiel, welches den Kampf,
den der unbekannte Pg. und der kleine politiſche Leiter in
der Vergangenheit zu führen hatte, zeigt.
23. Februar, von 19— 20 Uhr: Rede des Stabsleisers der
Ober=
ſten Leitung der PO., Dr. Robert Ley.
24. Februar, von 19—20 Uhr, ſpricht Pg. Alfred Roſenberg.
Hitler=Jugend.
Eingliederung in die Hitlex=Jugend.
Der Landesbevollmächtigte für Heſſen, Lie, v. d. Au, teilt
mit: Der Führerrat des Heſſenbundes hat geſtern den
Be=
ſchluß gefaßt, den Vertrag über die Neuordnung des Evang.
Jugendwerkes und Eingliederung in die Hitler=Jugend vom 19.
Dezember 1933 auf Grund der Genehmigung vom 30. Januar
1934 alsbald durchzuführen.
Hitler=Jugend.
Für ſämtliche Angehörige der Hitler=Jugend beſteht von
Sonntag, den 11. Februar, bis Mittwoch, den 14. Februar 1934,
unbedingtes Uniformverbot.
Reichstheaterkammer.
Gemäß § 15 der Durchführungsbeſtimmungen zum
Reichs=
kulturkammergeſetz vom 1. November 1933 wurde der
Einheits=
verband deutſcher Tanzlehrer e. V. laut Vertrag vom 29. 1. 1934
nach ausdrücklicher Genehmigung des Herrn Präſidenten der
Reichstheaterkammer dem Deutſchen Chorſängerverband und
Tän=
zerbund e. V. unter Gruppe 3b freie Tanzlehrer als ſelbſtändige
„Fachſchaft Tanzlehrer” angegliedert.
Der Geſchäftsführer (gez.): Dr. Aßmann.
Deutſcher Chorſänger=Verband und Tänzerbund e. V.
Anordnung. Durch Vertragsabſchluß vom 29. Januar
1934 bildet der Einheitsverband, deutſcher Tanzlehrer e. V. im
Deutſchen Chorſänger=Verband und Tänzerbund e. V., Berlin, die
für den Geſellſchaftstanz im Sinne des Reichskulturkammer=
Geſetzes in Zukunft die allein maßgebende Fachſchaft.
Im Einvernehmen mit dem Herrn Präſidenten der
Reichs=
kulturkammer wird gemäß §8 4—6 der „Erſten Veropdnung” zur
Durchführung des Reichskulturkammergeſetzes vom 1. Nov. 1933
angeordnet, daß alle im Deutſchen Reich anſäſſigen berufstätigen
Tanzlehrer — ſoweit dies noch nicht geſchehen iſt — bis ſpäteſtens
den 28. Februar 1934 bei dem Leiter der zuſtändigen Fachſchaft,
Pg. Heinrich Fiſcher, Berlin=Lankwitz, Langkofelweg 3, ſich
an=
zumelden haben.
Der Verbandsleiter: Carl Schönherr.
Techniſche Nokhilfe.
Wochenprogramm.
Montag, 12. Febr., Dienstag, 13. Febr., Mittwoch, 14. Febr.:
Dienſtfrei.
Donnerstag, 15. Febr., 18.30 Uhr: Führerbeſprechung im Marſtall;
19.30 Uhr: Antreten aller nicht uniformierten Nothelfer im
Marſtall zur Allgemeinübung;
20.00 Uhr: Antreten des Spielmannszuges zur Uebung im
Marſtall;
20.30 Uhr: Geſamtprobe des Muſikzuges in der „Reichskrone‟
(Mühlſtraße 5);
21.00 Uhr: Führerkurſus.
ebrug ring Zug l. II. ill und der
Nachrichten=
abteilung Zug I und II ſowie des Spielmannszuges im
Marſtall zum Ausmarſch.
Samstag, 17. Februar: Dienſtfrei.
Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Union=Theater.
* Eine friſch=fröhliche Film=Operette „Ihre Durchlaucht
die Verkäuferin” läuft zur Zeit im Union=Theater. Die
Handlung lehnt ſich, filmiſch geſchickt erweitert, eng an die
Büh=
nenoperette „Meine Schweſter und ich” an, ſie iſt mit
einſchmei=
chelnden flotten Schlagertexten durchſetzt, von denen einige: „Sag
mir, was du lieſt”, „Ich lade Sie ein Fräulein” und „Mein Mädel
iſt nur eine Verkäuferin” die bekannteſten ſind. Liane Haid als
junge, hübſche, verwöhnte Durchlaucht und Verkäuferin quirlt
durchs Leben und durch den Film, daß es eine reine Freude iſt,
ſie findet ihren Partner, der ſie bändigen kann und ſchließlich
heimführt, in Willi Forſt. Eine Sonderdampferfahrt von Lindau
aus auf dem Bodenſee mit Bordmuſik und Tanz weckt ſo nebenbei
ganz leiſe Sehnſucht nach den Freuden der warmen ſonnigen
Mo=
nate. Schalk und Humor beleben den Film, bei dem in den
Neben=
rollen noch eine ganze Reihe bekannter Künſtler mitwirken. Er
atmet Heiterkeit und Fröhlichkeit und iſt ſo recht geſchaffen, gute
Laune zu bringen. — Ein gutes Beiprogramm und die reichhaltige
Wochenſchau geht dieſem Film voraus.
Vereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
„Alt=Darmſtadt”=Verein. Am 15. d. M. abends
8 Uhr, führt uns Herr Heinz Hohmann wertvolle „
Darm=
ſtädter Bildniſe aus fünf Jahrhunderten” im
Lichtbild vor. Gäſte können durch Mitglieder eingeführt werden.
Konzert des Ludwig=Georgs=
Gymna=
ſiums. Am Donnerstag, den 1 März, veranſtaltet das Ludwig=
Georgs=Gymnaſium einen Feſtabend: „Kampflieder aus
alter und neuer Zeit‟. Zur Darbietung kommen
Sprech=
chöre eine Probe altgriechiſcher Chormuſik. Weiterhin
Lands=
knechtslieder, Soldatenlieder aus dem Siebenjährigen Krieg, aus
den Freiheitskriegen, aus dem Krieg 1870/71. dem Weltkrieg.
Ge=
ſänge der Gegenwart, SA.=Lieder. Eine ſolche Folge
Marſchlie=
der von Tyrtaios bis Baldur v. Schirach, von friſchen Stimmen
vorgetragen, ſpricht einen beſonderen Genuß.
Mozart=Verein. Faſching im Mozart=Haus am
Diens=
tag, den 13. Februar. Für Kinder um 16 Uhr, für Mitglieder um
21 Uhr.
Kriegerkameradſchaft Germania.
Un=
ſere Monatsverſammlung findet heute Samstag.
abends 8.30 Uhr, im Vereinslokal bei Kd. Gunder,
Schloßgarten=
platz, ſtatt, und werden die Kameraden aufgefordert, reſtlos zu
erſcheinen.
Heute abend 20.11 Uhr: Maskenball im Städt.
Saal=
bau: „Mit der Liedertafel in den Zauberwald.”
Der Große Maskenball des Schmetterlings=
Klub 05 findet heute abend im Rummelbräu ſtatt.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heidelberger Straße 14, 20.15 Uhr: Oeffentlicher
Vortrag Dr. Hermann Heisler, München: „Der menſchliche
Eigen=
nutz und ſeine Ueberwindung.”
Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Es wird auf die heutige Anzeige des Städtiſchen
Leihamts hingewieſen.
Samstag, 10. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 40 — Seite 7
Aus Heſſen.
Gegen Sabokageverſuche
un Auſcau ver Milchererſchaft:
Der Beauftragte des Reichskommiſſars für die Milchwirtſchaft
für den Milchverſorgungsverband, Rhein=Main. Birkenholz,
er=
läßt folgende Anordnung:
Von gewiſſer Seite wird aus eigennützigen Gründen verſucht,
mittels Flugblattverteilung an Milcherzeuger den Aufbau der
Milchwirtſchaft abſichtlich zu ſtören. In dieſen Flugblättern führt
man aus dem Zuſammenhang herausgenommene Teile von Reden
und Zeitungsartikeln an und will ſo den Anſchein erwecken, als
ſei die Neufaſſung des Milchgeſetzes und die Anordnungen des
Reichskommiſfars für die Milchwirtſchaft für die Milcherzeuger
ohue Bedeutung. Die Abſichten der Herausgeber dieſer
Flugblät=
ter, die aus durchſichtigen Gründen weder den Namen des
Verfaſſers noch des Druckers tragen, ſind eigennütziger
Art. Solche Flugblätter ſtören den Neuaufbau in der
Milchwirt=
ſchaft. Es iſt bezeichnend, daß derartige Flugblätter bei einem
be=
triebſamen jüdiſchen Handzentrifugenhändler beſchlagnahmt
wer=
den konnten. Die Staatspolizei hat ſich bereits dieſer
Angelegen=
heit angenommen.
Ich weiſe ausdrücklich darauf hin, daß die Anordnungen und
Maßnahmen, die für den Neuaufbau der Milchwirtſchaft
heraus=
gegeben werden, für alle Milcherzeuger, die Milch in Verkehr
brin=
gen, Gültigkeit haben. Ein jeder Milcherzeuger iſt
ver=
pflichtet, ſich in den wirtſchaftlichen Aufbau einzugliedern.
Ich werde gegen alle diejenigen, die verſuchen, die
Durchfüh=
rung dieſer außerordentlich wichtigen Aufbauarbeiten zu
ſabotie=
ren, mit aller Schärfe und mit allen Mitteln vorgehen. Der
Neu=
aufbau der Milchwirtſchaft wird nicht im Intereſſe von
Einzel=
verſonen, ſondern zum Wohle der Geſamtheit des deutſchen Volkes
vorgenommen.
Ds. Arheilgen, 9. Febr. NSDAP.=Schulungsabend.
In einem eingehenden Referat beſchäftigte ſich Kreisſchulungsleiter
Pg. Borchert mit dem Weſen des Nationalſozialismus, deſſen
Ur=
zelle im Schützengraben des Weltkrieges liege, wo durch die
Kame=
radſchaftlichkeit wahrer Sozialismus getätigt worden ſei. Aus
der Erkenntnis des Wortes der ſchaffenden Arbeit ſei mit dem
Tage der nationalen Arbeit ein wahrer Feiertag entſtanden und
auch des Bauern und Handwerkers habe man gedacht. Der Führer
habe es als ſeine wichtigſte Aufgabe betrachtet, die ungeheure
Ar=
beitsloſigkeit aufzuhalten, und die ergriffenen Maßnahmen zur
Arbeitsbeſchaffung haben in dem gewaltigen Rückgang der
Ar=
beitsloſenziffer einen geſunden Erfolg gezeitigt. Die
überzeugen=
den Ausführungen des Redners fanden ſtarken Beifall.
J. Griesheim, 9. Febr. Schützenverein Griesheim
— Hauptverſammlung. Der Führer erſtattete einen
ein=
gehenden Bericht über das abgelaufene Jahr und wies
insbeſon=
dere auf das Ziel des Vereins hin. Aus den Berichten der Warte
ging hervor, daß auf allen Gebieten ausgezeichnete Arbeit
ge=
leiſtet wurde. Der Führer wurde erneut mit der Vereinsleitung
betraut, der wiederum ſeine Mitarbeiter berief.
— Nieder=Beerbach, 9. Febr. Der hieſige Turnverein
veran=
ſtaltet am kommenden Sonntag abend in ſeiner Turnhalle einen
„Großen humoriſtiſchen Abend” mit anſchließendem Tanz. Es wird
beſonders betont, daß der Abend nichts mit einer karnevaliſtiſchen
Veranſtaltung zu tun hat. Nur beſte Darmſtädter Kräfte wirken
bei der Veranſtaltung mit.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 9. Februar. Holzpreiſe. Bei der
geſtern ſtattgefundenen Holzverſteigerung war die Nachfrage ganz
enorm, eine Tatſache, die die Preisbildung weſentlich beeinflußte.
Es wurden erlöſt für Buchen=Scheiter je 2 Rm. 19—22 RM.,
Kie=
fern=Scheiter (ganz beſonders begehrt) 17—19 RM. je 2 Rm. —
Die Holzhauerei im Gemeindewald iſt beendet. Die Zahl der
Ar=
beitsloſen erhöht ſich dadurch aber kaum, weil die meiſten in der
Holzhauerei beſchäftigten Perſonen bereits anderweit
unterge=
bracht ſind.
G. Ober=Ramſtadt, 9. Februar. Reichsluftſchutz. Im
Gaſthaus „Zur Poſt” fand eine Verſammlung des Stützpunktes
Ober=Ramſtadt des Reichsluftſchutzbundes ſtatt. Der
Stützpunkt=
leiter für Ober=Ramſtadt, Pg. Lehrer Gevert, eröffnete dieſelbe
und hieß die Erſchienenen willkommen. Er gab die Mitarbeiter des
hieſigen Stützpunktes bekannt. Dies ſind Bürgermeiſtereiſekretär
Henkel als ſtellvertretender Stützpunktleiter, Poſtſekretär Kehr als
Kaſſenwart, Gemeindebauaufſeher Kehr als Werbewart. Nach
ein=
leitenden Ausführungen über die Einrichtung ſogenannter
Haus=
luftſchutzkeller, ſprach Bauaufſeher Kehr über die Ausführung der
praktiſchen Arbeiten bei der Anlage von Schutzräumen. Dabei
wurde auch auf die Anlage von größeren Kellern in unſerer
Ge=
meinde hingewieſen (ſogenannten Sammelkellern) Wer größere
Koſten bei der Anlage von Schutzräumen aufwendet, erhält im
Rahmen des Arbeitsbeſchaffungsprogramms, einen 50prozentigen
Reichszuſchuß, ſowie eine 4prozentige Zinsvergütung auf die Dauer
von 6 Jahren. Nach eingehender Behandlung dieſer Frage fanden
ſich hierfür mehrere Intereſſenten. An die geſamte Einwohnerſchaft
ergeht nochmals die Aufforderung, die Arbeit des Stützpunktes
durch Erwerb der Mitgliedſchaft größmöglichſt fördern zu helfen.
Le, Groß=Umſtadt, 9. Febr. Geſtern verſtarb der
Zimmer=
meiſter Nikolaus Vogel von hier. In weiten Kreiſen war der
Verſtorbene wegen ſeines unermüdlichen Fleißes und ſeiner
Strebſamkeit ein gern geſehener Handwerksmeiſter. Mit ihm
ſchei=
det der letzte Veteran aus dem Kriege 1870/71 aus unſerer Stadt.
Ct Heubach, 9. Februar. Jahreshauptverſammlung
des Kriegervereins. Der Vereinsführer, Kamerad Nahm,
gab nach kurzen Begrüßungsworten einen Rückblick über die
Ver=
einstätigkeit im abgelaufenen Geſchäftsjahr und widmete den 1933
verſtorbenen Kameraden Adam Wolf und Peter Wolf 7. ein ſtilles
Gedenken. Dem Rechner Magſam, der ſein Amt bereits 22 Jahre
innehat, wurde Dank und Entlaſtung erteilt. Für 25jährige
Mit=
gliedſchaft konnte Kamerad Serg. Buchheimer ausgezeichnet
wer=
den Weiter wurden einige Kameraden als bedürftig zur
Ein=
reichung einer Unterſtützung in Vorſchlag gebracht. Von einer
Ver=
einsveranſtaltung ſoll vorerſt Abſtand genommen werden.
Er. Mümling=Grumbach, 9. Febr. Die hieſige Ortsgruppe des
Odenwaldklubs hielt ihre 7. Dekorierung der eifrigſten
Wanderer gelegentlich des letzten Klubabends ab. Der Führer der
Ortsgruppe, Herr Schäfer, hielt eine Anſprache und bat die
Mit=
glieder, im neuen Wanderjahr ſich rege an den Wanderungen zu
beteiligen.
Ci. Erbach, 9. Februar. Vom Kreistag und
Kreis=
ausſchuß. Durch Entſchließung des Staatsminiſteriums wurden
berufen in den Kreistag die Herren Heinrich Wider=Ober=
Sens=
bach, Jakob Siefert=Reichelsheim ſowie Auguſt Eckert=Steinbach
und in den Kreisausſchuß Herr Ludwig Neff=Bullau als Mitglied
und Herr Franz Arzt=Michelſtadt als ſtellvertretendes Mitglied.
— Zuſammenſetzung des Pachtſchiedsgerichts im
Kreiſe Erbach. Nach der Schiedsgerichtsordnung für
Parzel=
lenſtreitigkeiten iſt der jeweilige Kreisbauernführer Obmann des
Pachtſchiedsgerichts zum Obmannsſtellvertreter wurde vom
Lan=
desbauernführer für den Kreis Erbach Friedrich Bock=Langen=
Brombach ernannt. Verpächterbeiſitzer iſt Friedrich Wilhelm Jäger
von Ober=Moſſau, ſein Stellvertreter Johann Bär 2.=Steinbuch.
Zum Pächterbeiſitzer berufen wurde Adam Hoffarth=Rehbach, und
zu ſeinem Stellvertreter Adam Straub in Ober=Moſſau. —
Fa=
milienabend des Männergeſangvereins „
Tu=
gendbund‟. Der Männergeſangverein „Tugendbund” hielt
un=
ter ſeinem neuen Chorleiter, Herrn Hermann Friedrich, einen
beſtens gelungenen Familienabend ab. Den herzlichen
Begrü=
ßungsworten des Vereinsführer Stegmüller folgten in buntem
Wechſel Chordarbietungen und Solovorträge verſchiedener
Mit=
glieder. Den Herren Philipp Grenz, Auguſt Abbe und Karl
Hüb=
ner wurde als Anerkennung für langjährige Sangestätigkeit je
ein hübſches Bild überreicht — Hohes Alter. Geſtern feierte
Frau Margarete Eich, geb. Schwöbel, ihren 89. Geburtstag.
* Wiſent und Elch im alten Deutſchland.
Das neue Preußiſche Jagdgeſetz hat für alle deutſchen Länder
Intereſſe, denn es ſoll — dem Vernehmen nach — mit
ländlich=
bedingten Abweichungen den Rahmen des Reichsgeſetzes bilden.
Das neue Preußiſche Jagdgeſetz vom 18. Januar 1934 ſchafft
vier große Schutzgebiete für das Wild; in dieſen „Bann=
For=
ſten” — wie es im alten Deutſchland hieß — werden auch Wiſent
und Elch wieder eine Heimſtätte finden.
Römiſche und griechiſche Schriftſteller haben vor bald 2000
Jahren die erſten Nachrichten über unſer Vaterland aufgezeichnet;
dort finden wir auch Angaben über die Tierwelt in Deutſchlands
Urwäldern. Der berühmte Feldherr Julius Caeſar hat bei ſeinem
Bericht über den Wildſtand unſerer Heimat ſich ſcheinbar durch
einen der germaniſchen Reiter, die in ſeinem Heere dienten,
mit=
unter einen „Bären aufbinden” laſſen, wie er brummender und
gewaltiger gar nicht gedacht werden kann.
Caeſar erzählt uns zunächſt von dem Einhorn; er ſchildert es
als großes, hirſchähnliches Tier mit einem einzigen Horn auf der
Stirn zwiſchen den Gehören, dieſes Horn aber veräſtelte ſich an
der Spitze in eine reiche Krone, die ſich mit einer Palme
verglei=
chen ließ.
Das zweite Fabeltier iſt der Elch, fabelhaft allerdings nur
in der Beſchreibung Caeſars, die aber hier ſo ungeheuerliche
For=
men annimmt, daß ich es vorziehe, dem großen Römer ſelbſt das
Wort zu geben: „Der Geſtalt und den bunten Flecken nach iſt der
Elch einem Damhirſche gleich, doch etwas größer und ohne Hörner.
Die Beine haben weder Knöchel noch Gelenke, daher er ſich weder
der Ruhe wegen niederlegen, noch, wenn es durch einen Zufall
hin=
ſtürzt, ſich aufhelfen und emporrichten kann. Ein Baum, an den
er ſich anlehnt, dient ihm zum Ruhelager. Merken die Jäger aus
der Spur, wo ein ſolches Tier ſeine gewöhnliche Ruheſtätte hat,
ſo untergraben ſie entweder alle Bäume in dieſer Gegend, oder ſie
ſchneiden den Stamm ſoweit durch, daß der Gipfel aufrecht ſtehen
bleibt. Wenn ſich das Tier nach ſeiner Gewohnheit anlehnt, ſo
wirft es durch ſein Gewicht den nur noch ſchwach ſtehenden Stamm
um und fällt mit ihm zu Boden.” Caeſar hat auch den „Ur”, den
Auerochſen, erwähnt; bei deſſen Schilderung iſt er aber
glimpf=
licher davongekommen. Plinius erwähnt neben dem Ur auch den
„Wiſent”: der Wiſent ſtand vorne höher als hinten, hatte einen
Bart, eine Mähne und kurze Hörner, während der Ur einen
wage=
rechten Rücken hatte, und wohl zottig, aber doch mähnenlos war.
Der Ur trug lange Hörner, die zu Trinkgefäßen verarbeitet wur=
den, indem man ſie am Rand mit Silber einfaßte. Sie dienten
unſeren Vorfahren bei feſtlichen Gelagen als Trinkgefäße.
Noch im Jahre 1070 waren Ur und Wiſent in unſeren
Wäl=
dern heimiſch; der Mönch Ekkehard von Sankt Gallen erzählt, daß
das Fleiſch von Ur und Wiſent auf den Kloſtertiſch kam.
Zwei=
hundert Jahre ſpäter — um 1205 — berichtet der ſchwäbiſche
Dich=
ter Hartmann von der Aue, daß Urſtiere und Wiſente ſich mit
gräulichem Brüllen herausforderten, und mit wildem Grimm
mit=
einander kämpften. Auch aus dem weingeſegngeten Rheingau
weiß die Nonne Hildegardis von Bingen (geſtorben 1180) über
den Wiſent zu berichten: von ſeiner Schnelligkeit und ſeinem
wohlſchmeckenden Fleiſch. Das Nibelungenlied erzählt von
Sieg=
frieds letzter Jagd:
„Danach ſchlug Herr Siegfried einen Wiſent und einen Elch,
Starker Ure viere und einen grimmen Schelch.”
Einige Ortsnamen gehen auf die großen Wildarten zurück,
die einſt unſere Wälder bevölkert haben: „Schelklingen in
Würt=
temberg. Urſpringen bei Karlſtadt am Main, Wiſent bei
Regens=
burg. In dem „Neuburger Wald” in Niederbayern kamen Ur,
Wiſent und Elch noch im 15. Jahrhundert vor; der gelehrte Abt=
Rumpler von Vormbach erwähnt, daß ſich unter ſeinem Wildſtand
befinden „uri et biſones et alces”. In der Cronik eines Chiemſee=
Kloſters iſt nach Angabe von Peetz bezeugt, daß ein Urſtier erlegt
worden ſei, deſſen Haut ſo groß geweſen ſei, daß auf ihr 15
Män=
ner nebeneinander zu liegen vermochten. Ob da nicht doch ein
bißchen Jägerlatein mit untergelaufen iſt?
In Norddeutſchland wird der „Ur” im Jahre 1568 zum letzten
Male erwähnt, dem Wiſent dagegen war ein längeres Daſein
beſchieden. Der letzte Wiſent wurde anno 1735 auf preußiſchem
Boden durch einen Wildſchützen erlegt. Der Wiſent zog ſich in die
ruſſiſchen Wälder bei Bialyſtock zurück, wo bei Ausbruch des
Welt=
krieges 770 Wiſente im Leibgehege des Zaren ſtanden. Die roten
Banditen haben auch dieſe Wildart ausgerottet.
Im Jahre 1927 wurde ein Wildſchutzpark in Springe bei
Han=
nover angelegt; je ein weiterer Wiſentpark beſteht in Schweden
und in Ungarn. Es ſind Beſtrebungen im Gange, in Vorpommern
auf der Halbinſel Darß in dem dortigen „Urwald” dem Wiſent
und dem Elch eine neue Heimat zu ſchaffen; ebenſo in der „
Schorf=
heide”, in der „Romintener Heide” und bei Tilſit.
Möchten dieſe Beſtrebungen guten Erfolg haben, um uns
die=
ſes gewaltige Wild aus den germaniſchen Wäldern zu erhalten.
Dr. Ludwig Roth.
Dk. Waldmichelbach, 9. Febr. Für die Mitglieder der NSDAP
und ihrer Untergliederungen, der Ortsgruppen Waldmichelbach
und Affolterbach, und der Stützpunkte Siedelsbrunn,
Schönmatten=
wag, Wahlen und Gras=Ellenbach fand im Parteilokal
Walden=
berger ein Kreisſchulungskurs ſtatt, der ſehr gut beſucht
war. Leider war der Kreisſchulungsleiter Glaſer=Birkenau
in=
folge anderweitiger ſtärkſter Inanſpruchnahme am Kommen
ver=
hindert. Nach der Eröffnung durch Ortsgruppenleiter Strauß hielt
Ortsgruppenſchulungsleiter Schwab=Waldmichelbach ein
inter=
eſſantes Referat über unſere außenpolitiſche Lage und ſtreifte im
beſonderen die letzten Vorgänge in Oeſterreich und in Frankreich
im Gegenſatz zu der ruhigen innerpolitiſchen Entwicklung in
Deutſchland unter der Führung Adolf, Hitlers. Danach ſprach
Kaſſenwart der PO. Lehrer Müller=Affolterbach über die
inner=
politiſche Lage in Deutſchland und ſchilderte nochmals in kurzen
Zügen die Bedeutung des 30. Januar für unſer Vaterland. — In
einer erweiterten Vorſtandsſitzung des Odenwaldklubs,
Ortsrguppe Waldmichelbach, wurde der Wanderplan für das
Jahr 1934 feſtgelegt. Um die Monatswanderungen der geſamten
Bevölkerung zugänglich zu machen, wurden größtenteils
halb=
tägige Ringwanderungen vorgeſehen, die ſelten oder nur ganz
geringe Unkoſten verurſachen.
Am 11. Februar
erinnern Dich die drei Roggenähren der
Winker=
hilfsplakekke an die Noi des deutſchen Bolkes!
Bringe Dein Opfer!
e. Bad=Wimpfen, 9. Febr. Lebensmüde. Vorgeſtern
nachmittag gegen 5 Uhr wurde hinter Bad=Wimpfen im Tal an
dem Wege nach Jagſtfeld ein Mann im bewußtloſen Zuſtand
auf=
gefunden. Er wurde in das hieſige Krankenhaus eingeliefert. Der
zugezogene Arzt Dr. Engel ſtellte feſt, daß der Mann Gift
getrun=
ken hat und Selbſtmord begehen wollte. Er hatte bis geſtern das
Bewußtſein nicht wieder erlangt und wurde deshalb in das Städt.
Krankenhaus nach Heilbronn übergeführt. Aus ſeinen Papieren
geht hervor, daß es ſich um den Schriftſteller Paul W. Schrodter,
geboren am 8. Juli 1898 in Leipzig, handelt.
e. Bad=Wimpfen, 9. Febr. Die an den Mündungen des
Ko=
chers und der Jagſt liegenden benachbarten Gemeinden Kochendorf
und Jagſtfeld wurden unter eine Verwaltung geſtellt und
ver=
einigt. Der Gemeinderat der vereinigten Gemeinden ſchlug den
zuſtändigen Stellen als gemeinſamen Ortsnamen „Bad
Friedrichs=
hall” vor. Dieſer Name hat hiſtoriſche Bedeutung, Friedrichshall
wurden die Saline genannt, das eingegangene Steinſalzwerk und
das Solbad Jagſtfeld. In der Nähe von Friedrichshall liegen
zwei weitere Salinen: Ludwigshall in Bad=Wimpfen im Tal die
noch im Betrieb iſt, und Clemenshall bei Offenau, die vor einigen
Jahren einging. „Wilhelmshall” iſt die Saline bei Rottweil,
während „Wilhelmsglück” das frühere Salzbergwerk bei Hall
be=
zeichnet.
Dp. Zwingenberg, 9. Febr. Die 50.
Hauptverſamm=
lung des Deutſchen Turnvereins. Zwingenberg wurde
mit einer Begrüßungsanſprache des Vereinsführers Seeger und
mit einem Prolog, von Fräulein Ilſe Schneider ausdrucksvoll
vorgetragen, eröffnet. Anſchließend richtete der Ehrenvorſitzende
und Mitbegründer des Vereins, Herr Wilhelm Kiſſel, einige
ermahnende Worte an die Verſammlung. Hierauf erſtattete der
Vereinsführer den Jahresbericht. Der Beſuch der Uebungsſtunden
iſt im verfloſſenen Jahre trotz Dienſt bei der SA., SS. uſw. ein
reger geweſen. Der Turner Diefenbach weiſt auf die
Notwendig=
keit hin, daß die Handballmannſchaft immer zur Stelle ſein müſſe,
um Erfolge zu haben. Der Turner Daniel Machleid erteilte den
Kaſſenbericht. Beanſtandungen wurden nicht erhoben. Sodann
wurde der Turn= und Spielplan für 1934 aufgeſtellt. Hierauf
wur=
den einige neue Mitglieder in den Verein aufgenommen. Unter
Verſchiedenes” wurde die Feier des 50jährigen Beſtehens des
Vereins beſprochen.
Em. Heppenheim a. d. B., 9. Febr.
Selbſtanſchlußbe=
trieb. Für das Heppenheimer Ortsnetz wurde die Einführung
des Selbſtanſchlußbetriebes beſchloſſen und ſoll in nächſter Zeit
zur Einführung gelangen. — Nach Oſthofen kamen Franz
Rothmund und Johann Gerhard Guthier aus der Fürtherſtraße.
Letzterer wegen Beleidigung der Reichsregierung und der NS.=
DAP. — Der Film vom Reichsparteitag in Nürnberg: „Der
Sieg des Glaubens”, deſſen Vorführung jetzt ſtattfand,
hinterließ bei der in Maſſen erſchienenen Bevölkerung einen
tie=
fen und unvergeßlichen Eindruck. Die Organiſation der NSDAP.
ſowie verſchiedene Vereine nahmen geſchloſſen an den
Vorführun=
gen teil.
— Gernsheim, 9. Februar. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 8. d. M.: —1,13 Meter, am 9. d. M.: —1,16 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
— Hirſchhorn, 9. Februar. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 8. d. M.: 1,52 Meter, am 9. d. M.: 1,50 Meter —
jeweils morgens 5.30 Uhr.
m
Der Heſſiſche Staaksminiſter
an den ſcheidenden Gießener Oberbürgermeiſter.
Gießen, 9. Febr. Der Heſſiſche Staatsminiſter Jung hat an
den am 1. April in den Ruheſtand tretenden Oberbürgermeiſter
Dr. Keller=Gießen unter dem 5. Februar ein Schreiben
gerich=
tet, in welchem er zunächſt den Empfang der Mitteilung über
den Uebertritt des Oberbürgermeiſters in den Ruheſtand beſtätigt.
Dann ſagt der Staatsminiſter in ſeinem Schreiben weiter: „In der
großen Spanne Zeit von über 27 Jahren haben Sie Ihre beſten
Kräfte dem Wohle der Provinzialhauptſtadt Gießen und ihrer
Bevölkerung gewidmet. Während voller 20 Jahre ſtanden Sie
die=
ſem aufſtrebenden Gemeinweſen, das Sie dabei durch ſchwerſte Zeit
hindurchzuführen hatten, als Oberbürgermeiſter vor. Wenn die
Stadt Gießen weniger als andere Städte unter den Nöten der
Nachkriegszeit gelitten hat, ſo verdankt ſie dies gewiß auch Ihrer
Tatkraft und Ihrer umſichtigen Leitung. Der Stadtrat hat durch
die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Sie verehrter Herr
Oberbürgermeiſter, Ihre Verdienſte in ſchöner Weiſe gewürdigt.
Gerne ſpreche auch ich Ihnen für die langjährigen treuen Dienſte
meine Anerkennung aus: zugleich danke ich Ihnen für die guten
Wünſche, die Sie mir mit Ihrem gefl. Schreiben vom 6.
Januar=
freundlich übermittelt haben. Möge es Ihnen vergönnt ſein, den
nach arbeitsreicher Amtszeit wohlverdienten Ruheſtand viele
Jahre hindurch zu genießen und ſich dabei des weiteren Aufſtieges
unſeres wieder erwachten deutſchen Volkes zu erfreuen.
Heil Hitler!
gez. Jung.”
Ex. Bürſtadt, 9. Febr. Noch gut abgelaufen iſt am
Donners=
tag vormittag ein Verkehrsunfall auf der Provinzialſtraße
Bürſtadt—Worms. Herr Pol.=Direktor Eichel befand ſich mit
Standartenführer Pg. Schäfer auf dem Heimweg, als ein
da=
vor befindliches Auto plötzlich ſtoppte und der Wagen quer über
die Straße zu ſtehen kam. Durch dieſes plötzliche Hindernis war
der hintere Wagen gezwungen, ebenfalls abzuſtoppen, wobei der
Wagen infolge der glatten Fahrbahn rutſchte und umſchlug. Das
Auto erlitt dadurch erbebliche Beſchädigungen und mußte
abge=
ſchleppt werden. Perſonen kamen keine zu Schaden. — Am
Sonn=
tag wurde die neue Kyffhäuſerfahne des hieſigen Krieger=
und Soldatenvereins feierlich enthüllt. Am Gefallenen=Ehrenmal
hielt Herr Kreisführer Findling, eine kurze Anſprache und
nahm anſchließend die Weihe der Fahne vor, worauf im Lokal
Zur Krone” 20 Mitglieder für 40jährige und 2 für 25jährige
Mitgliedſchaft durch Ueberreichung der Kyffhäuſerplakette geehrt
wurden. Mit einem ſchneidigen Marſch klang die Feier aus.
Da. Egelsbach, 7. Febr. Turngemeinde. (D.T.)
Gene=
ralverſammlung. Der Jahresbericht ergab ein erfreuliches
Bild. Der Mitgliederzahl nach iſt der Verein ſtärker geworden,
ganz bedeutend in den Kinderabteilungen, die auf über 200
Kna=
ben und Mädchen angewachſen ſind. Auch die Frauen=Abteilung
für ältere Frauen, die nunmehr 5 Jahre beſteht, iſt gleichfalls
größer geworden. Der finanzielle Teil des Berichtsjahres hat
zu=
friedenſtellend abgeſchloſſen Turnbruder Wicht iſt auch für
weiter=
hin als Vereinsführer beſtimmt. Die übrigen Turnratsmitglieder
blieben ſämtlich in ihrem Amt. Als nächſte Veranſtaltung iſt eine
Vereinswanderung durch die Koberſtadt geplant. Die Tgde, tritt
in dieſem Monat in das 50. Jahr ihres Beſtehens ein.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Ah. Oſthofen (Rhh.), 9. Febr. Ein Bravo dem
muti=
gen Lebensretter! Beim Spielen am Seebach war ein
dreijähriges Kind in den jetzt ziemlich Waſſer führenden Bach
ge=
fallen. Der ältere Bruder konnte die Rettung nicht durchführen.
Gerade noch zur rechten Zeit kam der Schwerkriegsbeſchädigte (100) Georg Deibert. In voller Kleidung ſprang er in das
eiskalte Waſſer und konnte ſo durch entſchloſſenes Handeln unter
Hintanſetzung ſeines eigenen Lebens bzw. der Geſundheit das
Kind vom Tode des Ertrinkens retten.
Ab. Bingen a. Rh., 9. Febr. Vier Brüder mit 309
Lebensjahren! Vor, kurzem berichteten wir an anderer
Stelle aus Kreuznach von einer langlebigen, alſo ſehr geſunden
Familie. Die fünf Geſchwiſter (drei Brüder und zwei Schweſtern)
Förſter zählen zuſammen nicht weniger als 412 Lebensjahre,
im Durchſchnitt alſo 82 Jahre. Das iſt ein ſehr beachtliches Alter.
Dieſer Fall kommt jedenfalls nicht oft vor. Nun hören wir aus
dem Binger Stadtteil Büdesheim, daß es auch dort eine an
Lebensjahren ziemlich alte Familie gibt. Es ſind die vier
Brü=
der Röſch, die 83, 83, 74 und 70 Jahre, zuſammen 309
Lebens=
jahre, erreichen. Ihr Durchſchnittsalter beträgt 77 Jahre. Alle
vier Männer erfreuen ſich einer beſtaunenswerten Friſche und ſind
noch im Feld und Weinberg tätig.
Oberheſſen.
b. Gießen, 9. Febr. Rückkehrvom Wachregiment in
Berlin. Die 2. Kompagnie unſeres Reichswehr=Bataillons, die
unter Führung des Kompagniechefs Hauptmann Schiel während
der letzten drei Monate Dienſt beim Wachregiment in Berlin tat,
kehrte geſtern vormittag in die hieſige Garniſon zurück. Unter
Vorantritt der Muſikkapelle marſchierten die Soldaten durch die
von Menſchen dicht umſäumten Straßen zur Kaſerne.
Die Vene Jaut
zu 20 Jabcetten à0.3g
[ ← ][ ][ → ] Seite 8 — Nr. 40
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sptel mit dem Jode.
„Ruckuck”—-oder „Das ſchnelle Meſſer”.
Von Bruno Brehm.
Einige Wochen vor Ausbruch des ruſſiſch=japaniſchen
Krie=
ges wurde das Tſchernomorſk’ſche Ulanenregiment in Liau=yang
ausgeladen und mußte, da ſich in der Kopfſtation die
Trans=
porte geſtaut hatten, einige troſtloſe Tage in dem unweit des
Bahnhofs gelegenen Barackenlager verbringen. Die Offiziere
waren am meiſten verſtimmt darüber.
Während ſie untätig beiſammen hockten, erhob ſich der
Leut=
nant Butuk und fragte wie von ungefähr, wie lange das
Regi=
ment hier noch warten müſſe, bevor es weitergehe.
„Vielleicht noch drei oder vier Tage”, ſagte Baron
Bilder=
ling, der Regimentsadjutant.
Und wann der Alte zur Beſprechung zum Korpskommando
vor müſſe?
„Morgen. Er wird bielleicht zwei Tage ausbleiben.”
Butuk hielt die Hand Bilderlings feſt: „Dann ſpielen wir
morgen Abend. Wer mitſpielt oder wer auch nur zuſieht, muß
ſchweigen. Soll ich dir ein neues Spiel — für dich ein neues,
für uns ein uraltes — zeigen?"
„Ein verbotenes Spiel? Ein Hazardſpiel?” fragte
Bilder=
ling raſch.
„Alle ſchönen Spiele ſind verboten”, erwiderte Butuk. „Wirſt
du ſchweigen?”
„Ich verſprech es dir, ich werde ſchweigen.”
„Gut, dann hol ich dich morgen abend um die gleiche
Zeit ab."
Am nächſten Abend ging Bilderling mit Butuk durch das
Lager. Ueber die im Mondlicht flimmernde Schneefläche ragten
aus der Ferne dunkel die mächtigen Mauern von Liau=hang,
wie ein Tannenzapfen ſtand der mächtige, ſteinerne
Pagoden=
turm über der Stadt. Sie kamen an den Poſten vorbei, verließen
das Lager, ſahen die kleinen Pferdchen einer Koſakenabteilung,
die dicht zuſammengedrängt, mit Schnee zugedeckt, hinter dem
Bahndamm lagerten und hielten auf ein dunkles Gebäude, ein
Magazin zu, vor dem eine Gruppe von Offizieren ſtand.
Bis=
her war Butuk jeder Frage mit „Du wirſt ſchon ſehen”
aus=
gewichen.
„Alles fertig”, ſagte einer der Offiziere zu Butuk, „der
Feldſcher iſt auch ſchon da."
„Dann beginnen wir mit dem Ausloſen.”
Die Offiziere ſtellten ſich im Kreiſe auf, Butuk zählte ab —
mit einem Kinderreim: „Ich und du . . ." Die Offiziere lachten,
als Stabskapitän Karpow übrigblieb, vortrat, Butuk die Hand
auf die Schulter legte und ſagte: „Wir zwei — als die Erſten!“
Butuk nahm Bilderling bei der Hand: „Schau dir einmal
dieſen Schuppen von innen an.‟ Das Magazin war faſt ganz
leer, durch ein Fenſter fiel Mondlicht in den Raum. Ein
Fähn=
rich verhängte es — die Tür wurde geſchloſſen.
„Siehſt du jetzt etwas?” fragte Butuk.
„Nicht die Hand vor den Augen.”
„Dann iſt es gut.” Sie gingen wieder hinaus. Ein
Unpar=
teiiſcher gab Butuk einen Revolver, der Stabskapitän verſchwand
im Magazin.
„Wenn ich bis zehn gezählt habe”, ſagte der Unparteiiſche
zu Butuk, „Dann gehſt du. Im gleichen Augenblick, in dem
Karpow ruft, haſt du zu ſchießen!“
Bilderling wollte fragen, aber alle Kameraden waren ſo
aufgeregt, daß ihm keiner eine Antwort gab. Der Unparteiiſche
zählte: „Eins, zwei . . . drei . . . zehn!“
Butuk ſprang aus dem Kreis, riß die Tür auf, die andern
warfen ſie ſofort hinter ihm ins Schloß.
Alles hielt den Atem an und lauſchte.
„Kuckuck!” klang es aus dem Magazin und ſchon krachte der
Schuß.
Die Offiziere riſſen die Tür auf, blaß, atemlos, mit
ver=
ſtörtem Geſicht trat Butuk aus dem Magazin.
„Und der Kuckuck?” fragte jemand.
„Hier iſt der Kuckuck”, ſagte Stabskapitän Karpow und trat
aus der Tür, ein wenig verlegen und doch froh, daß es ſo gut
gegangen war.
„Da — den Revolver!” Butuk reichte dem Stabskapitän den
Revolver.
„Jetzt kammt die Revauche=Partie”, erklärte er Bilderling
raſch, ehe er in den Schuppen verſchwand.
„Das iſt ein Kuckuck”, ſagte einer der Offiziere, „den noch
nie jemand getroffen hat — weiß Gott, wo Wladimir
Michaelo=
witſch herumflättert!“
Der Unparteiiſche zählte, Karpow, der noch eben ganz ruhig
geweſen war, zitterte merklich mit der Hand.
„Zehn!” Karpow ſpringt vor, die Tür wird aufgeriſſen
und hinter ihm zugeworfen.
„Kuckuck ſein iſt leichter als ſchießen”, ſagt ein Offizier.
„Kuckuck!” hören alle. Ein Schuß! Ein Schrei!
„Getroffen! Feldſcher!”
Karpow kommt herausgetaumelt und wirft den Revolver
hin. Die Pferdedecke wird vom Fenſter geriſſen, die Offiziere
dringen in den Schuppen ein — dort in einer Ecke liegt Butuk
und ſtöhut.
„Bauchſchuß!” ruft einer, „raſch ins Spital.”
Bilderling weiß nicht, was er tun ſoll. „Was wird der
Oberſt ſagen?”
„Das werden wir hören! Jetzt verſchwinden und ſchweigen!“
Der Adjutant geht mit Karpow hinter der Bahre drein:
„Wie konnteſt du das tun?”
„Das iſt das Spiel. Wladimir Michaelowitſch übrigens hat
ſchon ein paar Kuckucke erlegt, es hat eben heute einmal ihn
getroffen."
Sie liefern den Unterleutnant Butuk im Diviſionslazareti
ab und dann geht Bilderling allein in ſeine Kanzlei, in der es
noch nach Kerzen und Tannennadeln riecht.
Am nächſten Morgen ſaßen der gedrungene Stabskapitän
Karpow und der ſchmale baltiſche Baron am Bette des
Unter=
leutnants und berieten zu dritt, was ſie dem Oberſt ſagen
ſollten.
„Solch unſeliges dummes Spiel!” wiederholte Bilderling
immer wieder, „ich verſteh einfach die Urſache nicht. Das iſt
doch reine Selbſtvernichtung!”
„Das iſt das wahre Spiel mit all ſeiner Gefahr, das iſt
das höchſte Spiel, weil es um Leben und Tod geht”, ſagte
Karpow.
Butuk konnte nur ganz leiſe ſprechen: „Es iſt ein uraltes
Spiel bei uns unten in Südrußland, ſchon die Griechen haben ein
ähnliches von den Thrakern erwähnt und aufgezeichnet.”
„Das ſchnelle Meſſer”, ſagte Karpow und Butuk nickte.
„Das ſchnelle Meſſer?” fragte Bilderling, „ich habe davon
nie etwas gehört.”
„Weil ihr Balten nur immer den Tacitus und die
Ger=
mania leſet. Aber auch von allen Völkern, die einſt im heutigen
Rußland wohnten und deren Enkel wir ſind, haben die Alten
geſchrieben — nur weiß faſt niemand etwas davon”, ſagte
Buruk. „Es war immer dasſelbe — die ſpielten damals auch
Kuckuck.”
Butuk konnte nicht weiterſprechen, er hielt den Mund offen
und ſchloß die Augen, die Schmerzen preßten ihm die Lenden
zuſammen.
„Das ſchnelle Meſſer”, ſagte Karpow, die Hand des
Unter=
leutnants ſtreichelnd, „wurde ſo geſpielt. Mitten beim
Trink=
gelage ſprangen die Thraker auf, knüpften ein Seil mit einer
Schlinge um einen Aſt und legten darunter einen runden, leicht
beweglichen Stein. Dann ſtellte ſich ein Mann auf den Stein.."
„Du vergißt zu ſagen, daß dieſer Mann durch das Los
be=
ſtimmt wurde”, warf der Unterleutant mit ſchwacher
Stimme ein.
„Dann alſo ſtieg der ausgeloſte Mann auf den Stein, legte
ſeinen Kopf in die Schlinge und bekam ein ſcharfes Meſſer in
die Hand."
Nachrichten des Skandesamts Darmſtadi.
Geſtorbene. Am 27. Januar: Riehl, Karl Ludwig,
Schloſ=
ſer, 42 Jahre, Liebigſtraße 71: Schmidt Margarete.
Diako=
niſſe, 77 J., ledig. Erbacher Straße 25. — Am 28 Januar:
Böhm, Philipp, Friſeurmeiſter, 72 J., Kiesſtraße 70. Emig,
Eliſabeth. Flickerin, 52 J., ledig. Roßdorf. hier Stadtkrankenhaus;
Wettig, Otto Albin Paul, Ingenieur, 32 J. Mollerſtr. 29. —
Am 29. Januar: Kinz, Vitus Hilfsarbeiter, 69 J. Woogsſtr. 1.
— Am 30. Januar: Hammel, Roſine Sofie, geb. Dimmler,
Ehe=
frau des Reichsbahnlademeiſters, 50 J.. Hügelſtraße 59 — Am
1. Februar: Vetter Peter verh., 61 J.. Poſtſekretär i. R.,
Müllerſtraße 36; Eberle. Anna Barbara, geb. Herth. Ehefrau
des Poſtſchaffners, 42 J., Grüner Weg 13: Heinz. Paulina,
geb. Kraus. Ehefrau des Weichenſtellers. 51 J., Schwanenſtr. 67;
Kumpf, Ludwig Auguſt Hilfsarbeiter, verh., 63 J.. Beſſunger
Straße 66: Penck, Erika Waltraude, 3 J., Tochter des
Betriebs=
beamten, Riedlingerſtr. 43; Lanz Emma Bertha. geb. Roth,
Witwe des Lehrers i. R., 75 J., Seekatzſtr. 10; Schwinn,
Luiſe, geb. Roßmann, Ehefrau des Oberrechnungsrats, 54 J.,
Niebergallweg 21. — Am 2. Februar: Roth. Louiſe Adelheid
Lina, geb. Krug, Witwe des Regierungsſekretärs. 65 J..
Taunus=
ſtraße 53: Daum, Margarete, geb. Roßmann, Ehefrau des
Bürgermeiſters und Landwirts, 57 J., Ober=Modau, hier Alice=
Hoſpital: Adam Heinrich, Fabrikarbeiter, ledig. 64 J..
Waſchen=
bach, Eliſabethenſtift; Leopold, Auguſte, Witwe des
Auktiona=
tors, 80 J., Katharine Chriſtiane Louiſe, geb. Mack,
Alexander=
ſtraße 7. — Am 3. Februar: Deußinger. Hedwig, Margarethe.
geb. Heim, Ehefrau des Feuerwehrmannes. 26 J., Kaupſtr. 52. —
Am 4. Februar: Schmitt, Eliſabethe, geb. Weber, Witwe des
Oberbahnaſſiſtenten, 69 J., Saarbrücken, hier, Martinspfad 72,
Pankratiusſtraße 12; Hofmann, Amalie, geb. Babel. Witwe
des Schriftſetzers, 51 J., Taunusſtr. 28; Eitelbach, Karl
Chriſtian Wilhelm. Prokuriſt, verh., 65 J., Holzhofallee 7. — Am
5. Februar: Löbich, Peter, Gärtner, 45 J.. verh., Gräfenhauſen,
hier, Hermannsſtr. 6. — Am 6. Februar: Beck, Eva, geb. Schott,
Witwe des Schloſſers. 79 J., Mackenſenſtr. 33; Brück, Ingeborg,
Hedwig Maria, 4 J., Tochter des Finanzpraktikanten, Steinberg=
Weg 36: Rauth, Johannes, 4., Schuhmacher, 55 J.,
verhei=
ratet, Fränkiſch=Crumbach, hier Stadtkrankenhaus. — Am
7. Februar: Hörr, Emma, Schülerin. 12 J., Tochter des
Fabrik=
arbeiters, Groß=Bieberau hier, Eliſabethenſtift. — Am 8. Febr.:;
Gündner, Eliſabeth geb. Maus. Witwe des Schreinermeiſters,
84 J., Herdweg 64: Neumer. Daniel. Fabrikarbeiter, verw.,
76 J., Schloßgaſſe 6. — Am 9. Febr.: Bitſch. Maria, 1 Jahr,
Tochter des Bäckers. Mühlſtraße 25.
Kirchliche Nachrichken.
Evangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte.
Samstag, 10. Februar.
Stadtkirche. Abends 8,30 Uhr: Abendandacht.
Sonntag, 11. Februar, Eſtomihi.
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Vogel. Vorm. 11,15 Uhr:
Kindergottesdienſt. Pfarrer Heß. Nachm. 5 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarrer
Lauten=
ſchläger. Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 bis 4 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet
Eingang Nordtüre.
Stadtkapelle. Vorm. 8,30 Uhr: Morgenandacht. Pfarrer Heß. Vorm. 10 Uhr:
Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wagner. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt der
Markus=
gemeinde. Pfarrer Vogel. — Mittwoch, 14. Febr., abends 6 Uhr: 1. Paſſionsandacht.
Pfarrer Bogel.
Schloßkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Dr. Bergér. 11.15 Uhr:
Akademiſcher Gottesdienſt. Hochſchulpfarrer Junker.
Berein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte: Donnerstag, 15, Febr., abends
8 Uhr: 1. Paſſionsandacht. Pfarrer Lautenſchläger.
Martinskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Köhler. Vorm. 11 Uhr:
Kindergottesdienſt für die Martinsgemeinde Oſt. Pfarrer Beringer. Abends 6 Uhr:
Abendgottesdienſt. Pfarrer Dr. Bergér.
Mittwoch, 14. Febr., abends 8 Uhr: 1. Paſſionsandacht in der Kirche, Pfarrer
D. Waitz.
Johanneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Marx. Borm. 11,15
Uhr: Kindergottesdienſt.
Mittwoch, 14. Febr., abends 8 Uhr: Paſſionsandacht. Pfarrer Marx. Die
Jo=
hanneskirche iſt wochentags von 8 bis 5 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 9,30 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt. Pfarraſſiſtent Junker, Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Junker. — Dienstag, 13. Febr., abends 8 Uhr: Bibelſtunde.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Weiß. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt für beide Bezirke. Pfarrer Weiß. Abends
6 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarrer Irle,
Bibelſtundenſaal der neuen Trainkaſerne. Vorm. 9,30 Uhr: Gottesdienſt. Pfarrer
Irle. — Mittwoch, 14. Febr., abends 8 Uhr: 1. Paſſionsandacht. Pfarrer Weiß.
Pauluskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer A. Müller. Vorm. 11,15
Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer A. Müller. — Mittwoch, 14. Febr., abends 8 Uhr:
1. Paſſionsandacht. Pfarrer Wolf. — Die Pauluskirche iſt wochentags von 9—5 Uhr zu
ſtiller Andacht geöffnet. Eingang Hauptportal.
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Dr. Grünewald. Vorm. 11,15 Uhr:
Kindergottesdienſt. — Donnerstag, 15. Febr., abends 8 Uhr: 1. Paſſionsandacht.
2. Veranſtaltungen.
Stadtgemeinde: Gemeindehaus (Kiesſtr. 17). Sonntag, 11. Febr., abends 8 Uhr:
Familienabend der Markusgemeinde.
Martinsgemeinde: Gemeindehaus (Liebfrauenſtr. 6). Mittwoch, 14. Febr.,
nachm. 2 Uhr: Handarbeits= und Strickſchule. — Donnerstag, 15. Febr., abends 8 Uhr:
Mädchenvereinigung Weſt. — Freitag, 16. Febr., abends 8 Uhr: Hauptverſammlung
der Männervereinigung und der Nothilſe. — Samstag, 17. Febr., nachm. 2 Uhr:
Hand=
arbeits= und Strickſchule.
Martinsſtift (Müllerſtr. 28). Montag, 12. Febr., abends 8 Uhr:
Monatsverſamm=
lung der Helferinnen des Frauenvereins. — Dienstag, 13. Febr., abends 8 Uhr:
Kirchen=
chor. — Donnerstag, 15. Febr., abends 8 Uhr: Mädchenvereinigung Oſt. — Freitag,
16. Febr., abends 8 Uhr: Mütterabend Oſt.
Saal der Kleinkinderſchule (Mauerſtr. 5). Donnerstag, den 15. Febr., abends
8 Uhr: Poſaunenchor.
Fohanuesgemeinde: Gemeindehaus (Kahlertſtr. 26). Montag, 12. Febr., abends
8 Uhr: Kirchenchor und Mütterabend. — Dienstag, 13. Febr., abends 8 Uhr:
Mädchen=
bunb und Jungenſchaft. — Mittwoch, 14. Febr., nachm. 2 Uhr: Strickſchule: 2,30 Uhr:
Nähnachmittag. — Freitag, 16. Febr., abends 8 Uhr: Kurrende.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Sonntag, 11. Febr.,
abends 8,15 Uhr: Familienabend des Kirchenchors. — Montag, 12. Febr., abends 8,30
Uhr: Kirchenchor. — Donnerstag, 15. Febr., abends 8 Uhr: Mütterabend.
Petrusgemeinde: Gemeindehaus (Eichwieſenſtr. 8). Montag, 12. Febr., abends
8,15 Uhr: Jungvolkabend. Abends 8,15 Uhr: Weibliche Jugendſchar. — Dienstag,
13. Febr., abenbs 8,15 Uhr: Kirchenchor. — Mittwoch, 14. Febr., nachm. 3,30 Uhr:
Mädchenjungſchar. — Donnerstag, 15. Febr., abends 6—8 Uhr: Poſaunenchor. Abends
8 Uhr: Mütterabend. Abends 8,15 Uhr: Chriſtliche Pfadfinderſchaft (Heim:
Eichberg=
ſtraße). — Freitag, 16. Febr., abends 8 Uhr: Mütterabend. Abends 8,15 Uhr:
Kirchen=
chor. — Samstag, 17. Febr., nachm. 3 Uhr: Bubenjungſchar. Abends 7.30 Uhr: Singefr.
Paulusgemeinde: Gemeindeſaal unter der Kirche. Montag, 12. Febr., abends
8 Uhr: Jugendbund. — Dienstag, 13. Febr., abends 8 Uhr: Kirchenchor. — Donnerstag,
15. Febr., abends 8 Uhr: Mütterabend. — Freitag, 16. Febr., abends 8 Uhr:
Haupt=
verſammlung des Kirchenchors. — Samstag, 17. Febr., abends 8 Uhr:
Jugendverei=
nigung.
Eliſabethenſtift (Erbacher Str. 25). Ev. Sonntagsverein: Sonntag, 11. Febr.,
nachm. 4 Uhr: Vereinsſtunden.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde. Vorm. 11 Uhr;
Kindergottesdienſt. Nach. 3,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr Bringmann. — Montag, nachm.
4 Uhr: Miſſionsarbeitsſtunde. Abends 8,30 Uhr: Männerabend. Herr Bringmann. —
Dienstag, nachm. 4 Uhr: Frauenbibelſtunde. Abends 8,30 Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde.
Herr Markſvort. — Mittwoch, abends 8,30 Uhr: Gemiſchter Chor. — Donnerstag, abends
8.15 Uhr: Miſſions=Lichtbilder. Miſſionar Michſel. — Freitag, abends 8 Uhr: Bibelſtunde
in der Beſſunger Mädchenſchule. Herr Neuber. — Samstag, abends 8 Uhr: Poſaunenchor.
Fugendbund für E. C. (Mühlſtr. 24). Sonntag fällt die Jugendbundſtunde für junge
Männer aus. Nachm. 4,45 Uhr: Jugendbundſtunde für junge Mädchen. — 5.45 Uhr:
Gebetsſtunde für junge Mädchen. — Montag, abends 8,30 Uhr: Singeabend. —
Diens=
tag, abends 8,30 Uhr: Gemütliches Beiſammenſein der jungen Mädchen. — Mittwoch,
nachm. 3 Uhr: Kinderbund und E. C.=Jungſchar für Mädchen. Abends 8 Uhr:
Gebets=
ſtunde für junge Männer. Abends 8,30 Uhr: Vortrag für junge Männer von Herrn
Bringmann. — Samstag, nachm. 3 Uhr: Kinderbund und E. C.=Jungſchar für Kuaben
Bund deutſcher Bibelkreiſe, Jungenſchaft Darmſtadt (Heim: Kahlertſtr. 26. Horſt:
Mathildenplatz 9). Samstag, 10. Febr., nachm. 4 Uhr: Pflichtkreis im Heim. — Montag,
12. Febr., nachm. 4,30 Uhr: Treuburg im Horſt. — Mittwoch, 14. Febr., nachm. 4 Uhr:
Siegfried im Horſt. — Donnerstag, 15. Febr., abends 8 Uhr: Heliand im Horſt. —
Frei=
tag, 16. Febr., abends 8,15 Uhr: Bibelbeſprechung mit Pfarrer Köhler im Horſt. —
Samstag, 17. Febr., nachm. 4 Uhr: B.=K. im Heim.
Deutſcher Bund der Mädchen=Bibelkreiſe (M.=B.=8.), Eliſabethenſtr. 16, III. Stock.
Dienstag, 13, Febr., nachm. 5 Uhr; Kreis II. Frl. Schäfer, — Freitag, 17. Febr., abends
Samstag, 10. Februar 1934
Die erſten Kinder, die als „Deutſche” geboren wurden
Die Neugeborenen in der Berliner Charité,
die nach Inkrafttreten des Geſetzes über die deutſche Staats
bürgerſchaft jetzt nicht mehr als „Preußen”, ſondern als „Deutſche‟
in das Standesamtsregiſter eingetragen werden.
Butuk machte eine Handbewegung, zum Zeichen, daß er
nun fortfahren vvolle. „Dann tanzten die Männer um den
Baum herum”, keuchte er mit ſchwacher Stimme, „dann ſprang
ganz unerwartet einer aus dem Kreis und ſtieß den Stein,
weg. Gelang es nun dem in der Schlinge hängenden Mann
nicht, das Seil rechtzeitig mit dem Meſſer zu durchſchneiden,
ſo ſpurde er erwürgt.”
Bilderling wußte nichts zu antworten, er ſaß neben dieſen
beiden Menſchen, deren Sprache er verſtand, wie neben zwei
gänzlich fremden Weſen, mit denen es keine Verſtändigung gab
Der Arzt trat ein und machte den beiden Beſuchern ein
Zeichen zu gehen: „Wladimir Michaelowitſch wird durch das
Sprechen zu ſehr angeſtrengt.”
Sie ſtanden draußen auf dem Gang und warteten auf den
Arzt. Karpow, der doch den Schuß auf den Freund abgegeben
hatte; bedauerte wohl deſſen Schickſal, machte ſich aber nicht, den
geringſten Selbſtvorwurf, als hätte das, was geſchehen wat
genau ſo kommen müſſen wie es gekommen war.
Der Arzt kam und zuckte die Achſel: „Da wird nichts mehr
zu machen ſein. Die Leber iſt verletzt, ich glaube nicht, daß
Wladimir Michaelowitſch das Neue Jahr erleben wird.”
Die Furcht Bilderlings vor einer Unterſuchung der Ang
legenheit durch den Oberſt war grundlos geweſen, denn tags
darauf wurde das Regiment alarmiert und gegen die Grense
vor geſchoben. In einem der erſten Erkundungsgefechte
geri=
es in einen japaniſchen Hinterhalt und verlor über die Hälfte
der Offiziere. Und als der Tod Butuks ſpäter einmal zur
Sprache kam, war niemand da, der darüber etwas hätte ſagen
önnen.
8 Uhr: Leiterinnenkreis. — Samstag, 18. Febr., nachm. 3,30 Uhr: Kreis TV. (K1. Lichter
Frl. Böcklen. — 5 Uhr: Kreis III. Frl. Becht.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen: Freundinnenheim, Sandſtr. 24
Jeden Donnerstag, abends 8,15 bis 10 Uhr: Zuſammenkunft. — Jeden zweiten und
vierten Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
3. Gemeindeämter.
Ev. Wohlfahrtsdienſt: Gemeindehaus. Kiesſtr. 17, Vorderh., 1 Treppe.
Sprech=
ſtunden vorm. von 10—12 Uhr und nachm. (außer Samstags) von 5—6 Uhr.
Fern=
ſprecher 4584.
Gemeindeamt für Kirchenſteuerängelegenheiten: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17
Hinterhaus, Saal 3. Geſchäftsſtunden vorm. von 8 bis 12 Uhr und nachm. von 3 bis
5,30 Uhr außer Dienstag= und Freitagnachmittag. Fernſpr. 2379.
Zahlſtelle für das Kirchnotgeld: Gemeindehaus. Kiesſtr. 17, Hinterhaus, Zimmer 4.
Zahltage: Montag, Mittwoch und Donnerstag vorm. von 9—12 Uhr.
Diakonenſtation für männliche Kraukenpflege: Heidelberger Str. 21. Fernſpr. 2883.
Diakoniſſenſtationen: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17; Martinsſtift, „Müllerſtr. 24
Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6; Gemeindehaus, Kahlertſtr. 26: Gemeindehaus.
Eich=
wieſenſtr. 8; neben der Pauluskirche, Ohlyſtr.
Evangeliſches Arbeiterſekretariat (Feierabend, Stiftsſtr. 51):
Rechtsauskunfts=
ſtelle. Sprechſtunden vorm. von 10—1 Uhr, Fernſpr. 2288.
Privatpflegeſtation des Heſſiſchen Diakonievereins, Freiligrathſtr. 8, Fernſpr. 245,
Auswärtige Gemeinden.
Schloßkapelle Kranichſtein. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Pfarraſſiſtent Göbel.
Evgl. Kirche Griesheim. Sonntag, 11. Febr., vorm. 10 Uhr: Predigtgottesdienſt,
Pfarrer Mangold. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Bibelſtunde,
Pfarraſſiſtent North.
Friedenskirche. Sonntag, 11. Febr., vorm. 10 Uhr: Predigtgottesdienſt. Pſart
aſſiſtent North. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt.
Eogl. Kirche Traiſa. Sonntag, 11. Febr., vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Voru.
11 Uhr: Kindergottesdienſt der Gr.
Eogl. Kirche Ober=Ramſtadt. Sonntag, 11. Febr., vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt
Montag: Poſaunenchor. — Dienstag 6—7 Uhr: Bücherausgabe. 8,30 Uhr: Kirchenchof
Mittwoch, 5 Uhr: Mädchenjungſchar. — 8,15 Uhr: Bibelſtunde. — Donnerstag, 8 Uh
Nähabend im unteren Rathausſaal für die Winterhilfe. (Frauenabend in der Kinder
ſchule füllt aus.) Helferinnen im Pfarrhaus. — Freitag: Mädchenverein.
Evgl. Kirche Roßdorf. Sonntag, 11. Febr., vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdien
Vorm. 11 Uhr: Chriſtenlehre. — Montag, 5 Uhr: Jungſchar Mädchen ält. Gruppe
8 Uhr: Frauenverein. — Dienstag: Kirchengeſangverein. Poſaunenchor. — Mittuoch
3 Uhr: Jungſchar Mädchen jüng. Gruppe — Freitag: Mädchenbund.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Vereinigung evangeliſcher Freikirchen Deutſchlands.
Evgl. Gemeinſchaft, Schulſtr. 9. Sonntag, 11. Febr., vorm. 10 Uhr: Predigtgoltes
dienſt. Prediger Beihelmann. Vorm. 11 Uhr: Sonntagsſciule. Nachwr. 3 Uhr: Jungſchur
Abends 8 Uhr: in Sceheim: Geiſtlicher Liederabend (Abfahrt 7 Uhr). — Diensta
8 Uhr: Jugendabend. — Donnerstag, abends 8,15 Uhr: Bibelſtunde.
Evgl. Gemeinde gläubig getaufter Ehriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17. Sonntag
11. Febr., vorm. 9.30 Uhr: Predigtgottesdienſt. Prediger Hähnel Vorm. 10.30 Uh
Kindergottesdienſt. Abends 8,15 Uhr: Evangeliſation. — Dienstag, abends 8,15 Uhr
Jugendſingen. — Mittwoch, abends 8.15 Uhr: Bibelſtunde. — Freitag, abends 8,30 11
Gebetsſtunde.
Methodiſten=Gemeinde, WSendeiſtadtſtr. 38. Sonntag, 11. Febr., vorm. 11 u1*
Sonntagsſchule. Abds. 8 Uhr: Predigtgottesdienſt. — Montag, abends 8 Uhr: Jugen/
bund. — Mittwoch, abends 8 Uhr: Vibel= und Gebetsſtunde.
Die Ehriſtengemeinſchaft, Heidelberger Str. 14 (nächſt Heinrichſtr.) Sonntag
11. Febr., vorm. 10 Uhr: Menſchenweihehandlung mit Predigt. Vorm. 11.,30 Uhe
Kinderſonntagshandlung. — Mittwoch, 14. Febr., vorm. 7,45 Uhr: Menſchenweihehauu
lung. — Donnerstag, 15. Febr., vorm. 10,30 Uhr: Menſchenweihehandlung. — Gan/s
tag, 17. Febr. 20,30 Uhr: Bibelabend (Altes Teſtament). Pfr. Thielemann.
Chriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt, Mollerſtr. 40. Sonntag, 11. Febr., vor
Uhr: Andacht. Nachm. 4 Uhr: Evangeliumsverkündigung. — Dienstag, abends 8,5
Uhr: Bibelſtunde. Prediger Kruſt.
Heilsarmce, Schulzengaſſe 3: Sonntag, 11. Febr., vorm. 9,30 Uhr: Heiligung
verſammlung. Vorm. 11 Uhr: Kinderverſammlung; nachm. 6 Uhr: Kinderverſammluxig
abends 8 Uhr: öffentliche Heilsverſammlung. — Dienstag, abends 8 Uhr Soldaten
verſammlung. — Mittwoch, abends 8 Uhr: öffentliche Heilsverſammlung Nachmn.
und 4 Uhr: Kinderverſammlungen. — Donnerstag, abends 8 Uhr: Heimbundſtunde.
Freitag, abends 8 Uhr: Heiligungsverſammlung.
Chriſtlich=wiſſenſchaftliche Vereinigung (Christian Science Society, in Darmſtä)
lula der Adolf=Hitler=Bauſchule, Reckarſtr. 3. Gottesdienſte jeden Sonntag vorn
10 Uhr: und jeden Mittwoch abends 8.15 Uhr: Thema am 11. Febr. Geiſt: Golder
Text: Epheſer 5:9.
Advent=Gemeinde, Sandſtraße 10. Samstag, 9 30 — 11.30 Uhr: Geieinjand
Gottesdienſt. — Sonntag, 20 Uhr: Bibelſtunde. — Montag nachmittag: Tabeaſtun
— Miltwoch), 15 Uhr: Religionsunterricht ür Kinder. — Donnerstag nach)mitte1
Tabcaſtunde. — Freitag, 20 Uhr: Gebets= und Erbauungsſtunde.
Deaesſweder Trre Tabofp
9
Nummer 3
Hochſchulbeilage des Darmſtadter Cagblatts
Samstag, 10. Februgr
Der 7. Februar 1934.
Die Bedeutung dieſes Tages für die Zukunft der deutſchen
Studenten läßt ſich ſchon aus dem Wortlaut der drei
Verfaſ=
ſungen ahnen. Wirklich verſtehen kann dieſe Bedeutung wohl
nur derjenige, der die Entwicklung der deutſchen Studentenſchaft
miterlebte, der den Kampf einer deutſchgearteten
Studenten=
generation gegen Mißverſtehen und offene Feindſchaft mit
durch=
kämpfte, der den Unterſchied zwiſchen heute und einſt aus eigener
Erfahrung meſſen kann.
Die drei Verfaſſungen vom 7. Februar ſtellen das Ergebnis
einer kämpferiſchen Entwicklung dar, das in ſeinen Konſequenzen
weitergehend iſt, als es überhaupt erhofft werden konnte. Mit
der Verkündung des Verfaſſungswerkes iſt die Reichsſchaft
der deutſchen Studierenden exiſtent. Sie gliedert
ſich in Hochſchulſtudenten= und Fachſchulſtudentenſäule in
Studen=
tenſchaft und Fachſchulſchaft. Ueber die
Di Dr HEede Setcerfd der Fcäauf dente
herbeigeführt worden. Nachdem die nationalſozialiſtiſche
Auf=
faſſung vom Studenten ſich in Deutſchland Bahn gebrochen hatte,
war dieſe Vereinigung der ſtudierenden Jugend zu einer großen,
ſch ſelbſt verwaltenden Gemeinſchaft zwar zur organiſatoriſchen
ſatwendigkeit geworden. Aber nachdem ſie heute zur Tatſache
geworden iſt, verſteht man die ſtolze Freude derer, die in zäher
m den
ue ſprang
n Stein
Mant
huede
en dieſen!
en zwei
n9 94
urch de
auf der
Nationalſozialiſtiſchen Studentenbundes geweſen wäre, der ſchon
1931 der Deutſchen Studentenſchaft den Führer ſtellen konnte.
Meadi BäcenegDin der Sse Seuner änrgde
leiſtende Arbeit der Reichsſchaft, ſo iſt ſtärkſter Ausdruck dieſes
Vertrauens die Selbſtverwaltung, mit der die Studentenſchaft
und die Fachſchulſchaft in weiteſtgehendem Maße betraut worden
ſind. Die Diſziplin und die politiſche Reife, die der
National=
ſozialiſtiſche Studentenbund in den Studenten herangebildet hat,
rechtfertigt dieſes Vertrauen und wird es auch in Zukunft
recht=
ſertigen. Und der Beifall, der die Ernennung Dr. Stäbels zum
ſeichsſchaftsführer begleitete, war ebenſo ſehr Ausdruck der
Freude wie des Gefolgſchaftswillens.
Die Gliederung der ſtudentiſchen Aufgabe in
Wiſſenſchafts=
dienſt, in körperliche und politiſche Schulung liegt dem ganzen
Verfaſſungswerk zugrunde. Und zum Träger dieſer großen
Auf=
gabe der Erziehung zur Pflichterfüllung gegenüber Volk und
Staat iſt die Studentenſchaft geworden. Wenn Fachſchulſchaft und
Studentenſchaft verſchiedene Verfaſſungen erhalten haben, ſo liegt
das an der Verſchiedenheit der Arbeitsbedingungen. Es iſt der
gleiche Geiſt und die gleiche Aufgabe, die beiden zugrunde liegt:
der Geiſt des Natio alſozialismus.
Mein Een e elche en erle er aen gef
bleibt, entwickelt ebenſo ſehr eine lebendige Arbeit wie die
Not=
wendigkeit eigener Initiative. Und Dr. Frick erklärte in ſeiner
Rede ja ausdrücklich, daß gerade dieſe Form der
Selbſtverwal=
ung die dem deutſchen Studenten gemäße iſt.
Der organiſatoriſche Rahmen der Arbeit iſt mit prägnanten
Srichen umriſſen worden. Ebenſo Erziehungsmittel und
Er=
zehungsform. Pölitiſche Schulung, SA. und Arbeitsdienſt ſtehen
mit Naturnotwendigkeit im Vordergrund. Sie ſind und bleiben
die Faktoren, die das ſtudentiſche Leben im nationalſozialiſtiſchen
Staat beſtimmen. Der organiſatoriſchen Arbeitseinteilung kommt
ür die zukünftige Arbeit beſondere Bedeutung zu. Hier iſt denn
auch manche Unklarheit, die noch beſtand, beſeitigt worden und die
einzelnen Inſtitute und Verhände haben ihre Aufgabe präziſe
zu=
gewieſen bekommen. Die politiſche Erziehung liegt in den Händen
des Garanten nationalſozialiſtiſchen Geiſtes an den Hoch= und
Fachſchulen; die politiſche Erziehung liegt beim
Nationalſozia=
liſtiſchen Studentenbund. Die Erziehung zum wehrhaften und
örperlich geſunden Menſchen iſt dem SA.=Hochſchulamt
übertra=
gen. Dies iſt ſeine weſenhafte und lohnende Aufgabe. Der
Wiſſen=
ſchaftsdienſt, die Verbindung von Berufsnotwendigkeit mit
völki=
ſcher Verpflichtung iſt den Fachſchaften aufgegeben; in der
Fach=
ſchulſchaft werden beſondere Fachgruppen zu dieſem Zweck gebildet.
Die Zuſammenfaſſung all. dieſer Pflichten ergibt die große
ſtudentiſche Aufgabe der Gegenwart und der Zukunft. Aus dieſer
Plicht aber iſt den deutſchen Studenten ein ſchönes und
ehren=
volles Recht zuteil geworden: Als ſich ſelbſtverwaltender Teil des
Volksganzen mitzubauen an der Geſtaltung der deutſchen Zukunft.
So bedeutet der 7. Februar einen Lohn für die Arbeit der
Vergangenheit und eine Pflicht für die Arbeit der Zukunft. Denn
vieles iſt in der neuen Verfaſſung erſt gefordert und vieles iſt
ſo=
mit noch zu leiſten, bis die Verfaſſung und ihre Bedeutung zur
deutlich ſpürbaren Auswirkung kommt. Darum bedeutet der
ſ. Februar nicht den Abſchluß einer Entwicklung in dem Sinne,
daß nun ſatte Geruhſamkeit da einziehen kann, wo bisher
kämp=
ſeriſcher Wille herrſchte. Mit der Verfaſſung iſt der Kampf um
eine gemäße Exiſtenzform vom nationalſozialiſtiſchen Staat mit
dem Vertrauen belohnt worden, dem deutſchen Studententum die
Erziehung der zukünftigen Führung in die Hand zu geben. Der
Lohn, die Erfüllung der ſtudentiſche Hoffnung, die der Führer mit
dieſer Verfaſſung gab bedeutet Pflicht. Darum an die Arbeit.
Der ſchöne und erhebende Tag der Verfaſſungsverkündung iſt
vorüber. Der kommende Tag ſchon ſoll den deutſchen Studenten
kaw.
an der neuen Arbeit ſehen.
Der Führer ſpricht.
In der Philharmonie drängen ſich in feſtlich erregter
Stim=
mung die Menſchen. Alle Plätze ſind beſetzt. Auf der Bühne, von
der aus dem Schmuck blühender Azaleen und Flieder das rieſige
Hakenkreuzbanner grüßt ſtehen die Fahnen der Berliner
Kor=
borationen. Vor dem Rednerpult ſteht die Standarte der Horſt=
Weſſel=Standarte, ein ernſtes Mahnzeichen dafür, daß erſt ſchwerer
und blutiger Ernſt zu dieſem Tag ſtudentiſcher Ehre führen konnte.
Es iſt ein Tag ſtudentiſcher Ehre. Denn die Vertreter der
Deutſchen Studentenſchaft, die die erſten Reihen des Saales füllen.
wiſſen, daß heute der Führer zu ihnen ſpricht, daß er heute gerade
an ſie ſeine Worte richtet, und ſie fühlen ſich ihm noch näher, noch
verbundener als ſonſt.
So tritt der Führer in den Saal, gefolgt von der
Reichsregie=
rung. Und das Gefühl von Verbundenheit, von der
Gemeinſam=
keit ernſter Arbeit duldet keinen lauten Jubel. Stumm recken
ſich ihm die Arme entgegen, ernſt und doch ſo froh. Und ſtill und
Ernſt, aber doch das Licht der Freude im Auge, grüßt der Führer
zurück. Er ſitzt mitten unter den Studenten. Kaum zehn Plätze
trennen uns von ihm.
Dann ſpricht er. Und er ſpricht zu uns. Er ſpricht zu den
deutſchen Studenten. Er weiß von dem Erleben des einzelnen ſo
Aut wie von der Sorge der ganzen Gemeinſchaft. Er weiß um die
Differenzen zwiſchen Söhnen und Eltern, er weiß um das
Unver=
ſtehen der Lehrer gegen die Schüler. Und er gibt den Studenten
das ſtolze und mutige Wort mit: Was ſchadet das, wenn daraus
neues Leben für das Volk entſpringt. — Begeiſterter Beifall dankt
ihm für dieſes Wort. Nein, es ſchadet nichts. Es mußte ſein. Und
heute iſt der Tag der Erfüllung gekommen, an dem der Führer
den Studenten die Hand reichte, an dem ſein Innenminiſter in
ſeinem Namen dem Studenten ſeine Aufgabe im Volk anwies.
Hitler ſpricht. Die Augen der Studenten hängen an ihm Sie
biſſen, daß er ihr Wille iſt. Und ſie fühlen, daß ihn dieſer Wille
Mit ihnen verbindet. Das unſichtbare Band zwiſchen Führer und
Gefolgſchaft, nur ſelten ward es dem Studenten ſo zum Bewußtſein,
wie in dieſer Stunde, da Hitler gerade an ſie ſeine Mahnung richtete.
Als der Führer den Saal verließ, blieb etwas von ihm bei
dem Studenten zurück. Sein Wille und ſeine heilige Ueberzeugung:
Alles für das Volk.”
Die ſtudenttſchen Derfaſſungen.
Derfaſſung der Reichsſchaft
der Studierenden.
Stück 1. Die Deutſche Studentenſchaft und die Deutſche
Fachſchul=
ſchaft bilden zuſammen die Reichsſchaft der Studierenden an den
deutſchen Hoch= und Fachſchulen.
Stück 2. Der Reichsſchaftsführer wird vom Reichsminiſter des
Innern ernannt.
Stück 3. Die Reichsſchaft verbindet die Deutſche
Studenten=
ſchaft und die Deutſche Fachſchulſchaft zur Zuſammenarbeit in den
gemeinſamen Aufgaben. Die Formen der Zuſammenarbeit
be=
ſtimmt der Reichsſchaftsführer. Die Reichsführer der Deutſchen
Studentenſchaft und der Deutſchen Fachſchulſchaft ſtehen ihm für ſeine
Aufgaben zur Verfügung. Er kann ihnen beſondere Aufträge
er=
teilen. Die Ausführung der gemeinſamen Aufgaben iſt
ausſchließ=
lich Sache der Deutſchen Studentenſchaft und der Deutſchen
Fach=
ſchulſchaft.
Der Reichsſchaftsführer hat das Recht, an allen
Veranſtal=
tungen der Deutſchen Studentenſchaft und der Deutſchen
Fachſchul=
ſchaft teilzunehmen; er iſt zu ihnen einzuladen.
Stück 4. Nach vollzogenem Aufbau erläßt der Reichsminiſter
des Innern die endgültige Verfaſſung auf Vorſchlag des
Reichs=
ſchaftsführers.
Derfaſſung der Deutſchen
Studentenſchaft.
Wir geben die Verfaſſung, die in 8 Teilen 25 Stücke umfaßt,
auszugsweiſe wieder.
1. Teil: Zuſammenſetzung.
Die Deutſche Studentenſchaft iſt der Zuſammenſchluß der
deut=
ſchen Studentenſchaften an den Hochſchulen des geſchloſſenen
deut=
ſchen Sprachgebietes.
Zuſammenſchlüſſe deutſcher Studenten an Hochſchulen
außer=
halb dieſes Gebietes werden durch beſondere Abkommen Glieder
der Deutſchen Studentenſchaft.
Studentenſchaften ſind die nach dem Reichsgeſetz vom 22. April
1933 gebildeten oder ihnen entſprechenden Zuſammenſchlüſſe von
Studenten deutſcher Abſtammung und Mutterſprache.
Deutſche Studenten, die nicht Reichsdeutſche ſind, übernehmen
während ihres Aufenthaltes, an einer reichsdeutſchen Hochſchule
durch die Zugehörigkeit zur Deutſchen Studentenſchaft keine
Pflichten, die den Geſetzen ihres Staates widerſprechen. Sie bilden
eine beſondere Gruppe in der Deutſchen Studentenſchaft.
2. Teil: Aufgabe.
Die Deutſche Studentenſchaft iſt die Vertretung der
Geſamt=
heit der Studenten. Sie ſteht dafür ein, daß die Studenten ihre
Pflichten in Hochſchule, Volk und Staat erfüllen. Vor allem hat
ſie die Studenten durch die Verpflichtung zum SA.=Dienſt und
Arbeitsdienſt und durch politiſche Schulung zu ehrbewußten und
wehrhaften deutſchen Männern und zum verantwortungsbereiten
ſelbſtloſen Dienſt in Volk und Staat zu erziehen. Durch lebendige
Mitarbeit an den Aufgaben der Hochſchule ſichert ſie die unlösliche
Verbundenheit von Volk und Hochſchule und einen im Volke
wur=
zelnden, an Leib und Seele ſtarken und geiſtig tüchtigen
gkademi=
ſchen Nachwuchs.
Sie verbindet die deutſchen Studenten im Reiche und jenſeits
der Grenzen untereinander und pflegt würdige Beziehungen zu
den Studentenſchaften des Auslandes und zu den ausländiſchen
Gäſten an den deutſchen Hochſchulen.
Die Erziehung zur Wehrhaftigkeit liegt bei dem SA.=
Hoch=
ſchulgmt.
Die politiſche Erziehung innerhalb der Deutſchen
Studenten=
ſchaft iſt dem Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbund
an=
vertraut.
Im Rahmen ihrer Aufgabe verwaltet und verantwortet die
Deutſche Studentenſchaft ihre Angelegenheiten ſelbſt. Unter
Aus=
ſchluß jeder auch bekenntnismäßiger Sonderung wahrt ſie die
Ein=
heit und Geſchloſſenheit der ſtudentiſchen Arbeit.
3. Teil: Aufbau.
Grundzellen der ſtudentiſchen Arbeit ſind die
Studentenſchaf=
ten an den Hochſchulen. Die Deutſche Studentenſchaft gibt ihnen
verbindliche Richtlinien für die Arbeit, wahrt ihnen jedoch
unbe=
ſchadet des allgemeinen Aufſichtsrechts die Selbſtändigkeit in den
örtlichen Fragen.
Mehrere Studentenſchaften bilden einen Kreis
An der Spitze des Kreiſes ſteht der Kreisführer. Er wird
vom Reichsführer der Deutſchen Studentenſchaft ernannt. Vor
ſeiner Ernennung ſind die Führer der Studentenſchaften des
Kreiſes zu hören.
Jedes Mitglied einer Studentenſchaft gehört der Fachſchaft
ſeines Fachgebietes an. Die Fachſchaften haben die Aufgabe die
Studenten auf den pflichtbewußten, uneigennützigen Dienſt in
ihrer künftigen Berufsgemeinſchaft vorzubereiten.
4. Teil: Führung.
Der Reichsführer der Deutſchen Studentenſchaft wird vom
Reichsſchaftsführer der Studierenden an den deutſchen Hoch= und
Fachſchulen ernannt und vom Reichsminiſter des Innern beſtätigt.
Der Reichsſchaftsführer kann den Arbeitskreis zu Vorſchlägen für
die Ernennung auffordern.
Die Amtszeit des Reichsführers der Deutſchen Studentenſchaft
beträgt ein Jahr; ſie kann höchſtens zweimal verlängert werden.
Der Reichsführer kann von dem Reichsſchaftsführer im
Einver=
nehmen mit dem Reichsminiſter des Innern vorzeitig abberufen
werden, wenn die Verhältniſſe in der Deutſchen Studentenſchaft
oder Staatsnotwendigkeiten dies erfordern.
Der Reichsführer vertritt die Deutſche Studentenſchaft
allein=
verantwortlich nach innen und außen. Er beſtimmt die Richtung
der Arbeit.
Der Reichsführer wird durch Arbeitskreis, Kammer und
Ver=
bändebeirat beraten und unterſtützt.
Ständige Mitglieder des Arbeitskreiſes ſind:
a) der Reichsführer des Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Stu=
dentenbundes.
b) der Reichsführer der Deutſchen Fachſchulſchaft,
() der Führer des Allgemeinen Deutſchen Waffenringes.
0) der Obmann des Verbändebeirates,
e) die beiden Aelteſten.
Zwei weitere Mitglieder kann der Reichsführer der Deutſchen
Studentenſchaft beſtimmen.
Aelteſter wird jeder Reichsführer, wenn er nach
ordnungs=
mäßig beendeter Amtszeit ausſcheidet. Die Zahl von zwei
Ael=
teſten darf nicht überſchritten werden. Wird ſie überſchritten,
ſo ſcheidet der am längſten im Amt befindliche Aelteſte aus.
Die Kammer beſteht aus den Mitgliedern der Reichsleitung
des Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbundes und aus
den Kreisführern. Der Reichsführer der Deutſchen
Studenten=
ſchaft kann Vertreter von Aufgabengebieten (bis zu 6 an der
Zahl), die ſich mit der Arbeit der Deutſchen Studentenſchaft
be=
rühren, zu den Beratungen der Kammer hinzuziehen. Die
Mit=
glieder des Arbeitskreiſes und die Hauptamtsleiter nehmen an
den Sitzungen der Kammer mit Rede= und Antragsrecht teil
Der Verbändebeirat beſteht aus je einem Vertreter der
Kor=
porationsverbände und der nationalen politiſchen Verbände, die
ſich die Erziehung ihrer Mitglieder zur Einordnung in die
Volks=
gemeinſchaft durch SA.=Dienſt. Arbeitsdienſt und Leibesübungen
zur beſonderen Aufgabe machen. Die Mitglieder des
Verbände=
beirats werden auf ein Jahr ernannt. Er beſtimmt aus ſeiner
Mitte einen Obmann für die laufende Verbindung mit dem
Reichsführer und für die Vertretung der Aufgaben der Verbände
im Arbeitskreis. Die Sitzungen des Verbändebeirats werden
vom Reichsführer anberaumt und geleitet.
5. Teil: Studententag.
Der Deutſche Studententag iſt die jährliche Kundgebung der
Deutſchen Studentenſchaft. Er hat die Aufgabe,
Reichsführer und Gefolgſchaft zu verbinden,
die im vergangenen Jahre geleiſtete Arbeit
zuſammenzu=
faſſen und die kommenden Aufgaben zu bezeichnen.
die unlösliche Verbundenheit der deutſchen Studenten mit
allen Schichten des Volkes zu bekunden,
die Amtsträger zu ſchulen.
ſtudentiſche Fragen in Arbeitsgemeinſchaften zu beraten,
deren Zahl, Art und Aufgaben der Reichsführer feſtſetzt,
Der Reichsführer beſtimmt den Kreis der Teilnehmer am
Deutſchen Studententag.
6. Teil: Vermögensverwaltung.
Der Haushaltsplan wird vom Reichsführer nach Beratung in
der Kammer dem Vermögensbeirat vorgelegt, der ihn genehmigt
und in Kraft ſetzt. Er iſt ebenſo wie die Jahresrechnung im
Amtsblatt der Deutſchen Studentenſchaft zu veröffentlichen.
Alle Arbeit in der Deutſchen Studentenſchaft iſt
ehren=
amtlich.
7. Teil: Gerichtsbarkeit.
Der Spruchhof entſcheidet über Rechtsſtreitigkeiten innerhalb
der Deutſchen Studentenſchaft. Er beſteht aus einem
rechtskun=
digen Hochſchullehrer als Vorſitzer und vier Beiſitzern. Seine
Mitglieder und deren Stellvertreter werden durch die Kammer
ernannt.
Der Oberſte Ehrenrat iſt zuſtändig in allen Fällen, in denen
ein Amtsträger der Deutſchen Studentenſchaft einer
Amtspflicht=
verletzung beſchuldigt wird oder der Achtung, die ſein Amt
er=
fordert, nicht würdig erſcheint.
Der Oberſte Ehrenrat beſteht aus 5 Mitgliedern. Sie
wer=
den durch die Kammer ernannt. Der Vorſitzer muß ein
rechts=
kundiger Altakademiker ſein.
Spricht der Oberſte Ehrenrat einem Amtsträger die
Fähig=
keit zur Bekleidung ſtudentiſcher Ehrenämter ab, ſo iſt er von
ſeinem Amte ſofort abzuberufen.
8, Teil: Schlußbeſtimmungen.
Aenderungen der Verfaſſung bleiben dem Reichsminiſter des
Innern vorbehalten.
Die Derfaſſung
der Deutſchen Fachſchulſchaft
Stück 1. Die Studierenden (Beſucher, Schüler) deutſcher
Abſtammung und Mutterſprache einer in das
Fachſchulſchaftver=
zeichnis eingetragenen Fachſchule bilden die Fachſchulſchaft dieſer
Schule.
Das Fachſchulſchaftsverzeichnis wird beim Reichsminiſterium
des Innern geführt. Ueber die Aufnahme in das Verzeichnis
entſcheidet der Reichsminiſter des Innern nach Anhörung der
zuſtändigen Landesregierung und des Reichsführers der
Deut=
ſchen Fachſchulſchaft.
Stück 2. Als Studierende im Sinne des Stücks 1 gelten
Perſonen über 17 Jahre, die an einem mindeſtens
zweiſemeſtri=
gen Lehrgang mit vollem Tagesunterricht teilnehmen.
Stück 3. Die Fachſchulſchaften der einzelnen Fachſchulen ſind
in der Deutſchen Fachſchulſchaft zuſammengeſchloſſen.
Stück 4. Die Deutſche Fachſchulſchaft bildet mit der
Deut=
ſchen Studentenſchaft zuſammen die Reichsſchaft der Studierenden
an den deutſchen Hoch= und Fachſchulen. Die Reichsſchaft
ver=
bindet die Deutſche Fachſchulſchaft und die Deutſche
Studenten=
ſchaft zur Zuſammenarbeit in den gemeinſamen Aufgaben.
Stück 5. Die Deutſche Fachſchulſchaft iſt die Vertretung der
Geſamtheit der Studierenden der deutſchen Fachſchulen.
Die Deutſche Fachſchulſchaft ſteht dafür ein, daß die
Studie=
renden ihre Pflicht in Schule, Volk und Staat erfüllen. Vor
allem hat ſie die Studierenden zu ehrbewußten und wehrhaften
deutſchen Männern und zum verantwortungsbereiten ſelbſtloſen
Dienſt in Volk und Staat zu erziehen.
Die Erziehung zur Wehrhaftigkeit liegt beim SA.=
Hoch=
ſchulamt.
Die politiſche Erziehung innerhalb der Deutſchen
Fachſchul=
ſchaft iſt dem Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbund
anvertraut.
Im Rahmen ihrer Aufgabe verwaltet und verantwortet die
Deutſche Fachſchulſchaft ihre Angelegenheiten ſelbſt; ſie hat dabei
die Zuſtändigkeiten der Fachſchulverwaltungen zu beachten. Unter
Ausſchluß jeder auch bekenntnismäßiger Sonderung wahrt ſie die
Einheit und Geſchloſſenheit der fachſchulſchaftlichen Arbeit.
Stück 6. Deutſche Studierende, die nicht Reichsdeutſche ſind,
übernehmen durch ihre Zugehörigkeit zur Deutſchen
Fachſchul=
ſchaft keine Pflichten, die den Geſetzen ihres Staates
widerſpre=
chen. Sie bilden eine beſondere Gruppe in der Fachſchulſchaft.
Stück 7. Grundzellen der Arbeit ſind die örtlichen
Fachſchul=
ſchaften. Das Nähere über ihre Einrichtung und ihren Aufbau
wird durch Landesverordnung, die Verfaſſung der Deutſchen
Fachſchulſchaft und die Satzungen der örtlichen Fachſchulſchaften
beſtimmt.
Die Deutſche Fachſchulſchaft gibt den örtlichen
Fachſchulſchaf=
ten verbindliche Richtlinien für die Arbeit, wahrt ihnen jedoch
unbeſchadet des allgemeinen Aufſichtsrechts die Selbſtändigkeit in
den örtlichen Fragen.
Stück 8. Die Deutſche Fachſchulſchaft iſt nach Kreiſen und
nach Fachſchularten gegliedert. Der Reichsführer der Deutſchen
Fachſchulſchaft beſtimmt die Gliederung im einzelnen. Er kann
für die einzelnen Fachſchularten beſondere Aemter errichten.
Stück 9. Der Reichsführer wird vom Führer der Reichsſchaft
der Studierenden an den deutſchen Hoch= und Fachſchulen
er=
nannt und vom Reichsminiſter des Innern beſtätigt. Der
Reichs=
führer vertritt die Deutſche Fachſchulſchaft allein verantwortlich
nach innen und außen. Er beſtimmt die Richtlinien der Arbeit,
Stück 10. Der Reichsführer wird durch einen Arbeitskreis
beraten und unterſtützt. Ständige Mitglieder des Arbeitskreiſes
ſind:
a) der Reichsführer des Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Studentenbundes oder ſein Vertreter,
b) der Reichsführer der Deutſchen Studentenſchaft oder ſein
Vertreter.
Der Reichsführer der Deutſchen Fachſchulſchaft kann vier
weitere Mitglieder ernennen.
Stück 11. Der Reichsführer kann die Leiter der Kreiſe und
der Aemter für die einzelnen Fachſchularten der Deutſchen
Fach=
ſchulſchaft zu einer beratenden Kammer vereinigen.
Stück 12. Nach vollzogenem Aufbau erläßt der
Reichsmini=
ſter des Innern die endgültige Verfaſſung auf Vorſchlag des
Reichsführers der Deutſchen Fachſchulſchaft.
Die drei Verfaſſungen tragen das Datum vom 7. Fehr. 1934
und ſind unterzeichnet vom Reichsinnenminiſter Dr. Frick.
Verantwortlich: Karl Auguſt Weber=Darmſtadt.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
rierevier.
Ein neuer Muf
Blick auf den neuen Bahnhof Oberhauſen,
der jetzt dem Verkehr übergeben wurde. Das Gebäude, das in ſeiner Linienführung ſtark an den
vorbildlichen Bahnhof von Stuttgart erinnert, vereinigt Zweckmäßigkeit mit ſchlichter Schönheit.
Von den deutſchen Skimeiſterſchaften bei Berchkesgaden.
Die ſiegreiche Mannſchaft des Infanterie=Regiments Xl (Freiberg=Sachſen),
die den 18=Kilometer=Patrouillenlauf mit der glänzenden Zeit 2:04,39 gewann.
Sefte 10 — Nr. 40
Reich und Ausland.
Der Führer der deutſchen Skudenken.
Dr. Oskar Stäbel
iſt nach Verkündung des neuen Studentenrechts
vom Reichsinnenminiſter Dr. Frick zum
Reichs=
ſchaftsführer der Studierenden an den deutſchen
Hochſchulen und Fachſchulen ernannt worden.
Die letzte Fahrt des Generals v. Horn.
Berlin. Der langjährige Führer des
Kyff=
häuſerbundes, General der Artillerie von Horn,
wurde Freitag nachmittag auf dem Invaliden=
Friedhof zur letzten Ruheſtätte getragen.
Un=
überſehbar waren die Kränze, die dem
Verſtor=
benen als letzte Grüße auf den Sarg gelegt
wur=
den. Um 3 Uhr nachmittags fand in der bis
auf den letzten Platz gefüllten Gnadenkirche eine
Trauerfeier ſtatt. Ehrfurchtsvoll grüßten die
Anweſenden durch Erheben von den Plätzen die
Witwe des Verſtorbenen, und noch einmal
erho=
ben ſich die Trauergäſte, als der greiſe
Feldmar=
ſchall von Mackenſen erſcheint, und zum dritten
Male, als Vizekanzler v. Papen als Vertreter
des Reichskanzlers Adolf Hitler dem Toten die
letzte Ehre erweiſt. — Nach der Gedächtnisrede
des Geiſtlichen wurde der Sarg von
Reichswehr=
ſoldaten aus der Kirche getragen. Auf dem Weg
zum Invalidenfriedhof bildete die Ehrenkompanie
des Kyffhäuſerbundes von Berlin=Brandenburg
das Ehrenſpalier, und am Ende der Scharnhorſt=
Straße entboten 2000 Kyffhäuſerfahnen aus allen
Landesteilen Deutſchlands ihrem ehemaligen
Führer den letzten Gruß. — Am Grabe hielt der
Pfarrer der Gnadenkirche eine kurze Gedenkrede,
dann wurde der Sarg in die Gruft gelaſſen, die
Fahnen ſenkten ſich, das Lied vom guten
Kame=
raden erſcholl und drei Ehrenſalven donnerten
über das Grab hinweg.
Großfeuer in einer Kloſteranfkall.
Mindelheim. In der Mädchenabteilung
St. Maria der Heil= und Pflegeanſtalt Ursberg
brach Freitag früh ein Brand aus, der raſch um
ſich griff. Der Mittelbau mit der Kappelle fiel
dem Feuer zum Opfer. Sämtliche Kinder
konn=
ten gerettet werden. Die im Kloſter ſelbſt aus
Schweſtern gebildete Feuerwehr trat dabei zum
erſten Male in Aktion. Der Brand wurde dann
im Verein mit der SA. und dem Arbeitsdienſt
von Thannhauſen mit fünf Motorſpritzen
be=
kämpft. Es handelt ſich um Brandſtiftung. Ein
31 Jahre altes, ſchwerverkrüppeltes tſchechiſches
Mädchen, das jedoch geiſtig normal iſt, hat das
Feuer gelegt. Es hat die Tat bereits geſtanden.
Ueber die Motive iſt noch nichts bekannt.
Ein wükender Bulle.
richket ſchweres Unheil an.
Die Tochter getötet, Vater und Sohn
erheblich verletzt.
Marburg. Als in dem Dorfe Anzefahr,
bei Kirchhain, der Landwirt Lauer auf ſeinem
Hof einen Bullen vorführen wollte, wurde dieſer
wütend, drang auf ſeinen Herrn ein und
ſchleu=
derte ihn unter die Sämaſchine. Sohn und
Toch=
ter des Landwirts, welche ihrem Vater zu Hilfe
eilen wollten, wurden gleichfalls von dem
wüten=
den Tier angegriffen. Die Tochter wurde dabei
umgerannt und von dem Bullen mit Hörnern
und Hufen ſo ſchwer verletzt, daß ſie nach wenigen
Minuten verſtarb. Ihr Bruder ergriff die Flucht
über einen Gartenzaun, wurde jedoch vom Bullen
verfolgt, der den Zaun durchbrach. Hinzueilende
Nachbarn konnten ſchließlich den jungen Mann
retten, indem ſie das Tier einfingen. Die
Ver=
letzungen von Vater und Sohn ſind erheblich.
Führerin des deutſchen Frauenſporks.
Frau Henni Warninghoff=Hannover
iſt mit der Leitung des neugegründeten
Frauen=
ausſchuſſes für Leibesübungen, für Frauen und
Mädchen im Reich beauftragt worden.
Schwerer Verkehrsunfall.
Vier Menſchen in höchſter Lebensgefahr.
Gelnhauſen. Ein ſchwerer Verkehrsunfall,
der vier Menſchen in höchſte Lebensgefahr brachte,
ereignete ſich am Donnerstagmittag zwiſchen den
Kreisorten Höchſt und Wirtheim, auf der
Frank=
furt-Leipziger Landſtraße. Drei Holzarbeiter
aus dem Joßgrund=Kreisorte Mernes, G..
Zieg=
ler, E.*Siebel und K. Lingenfelder, waren mit
dem Kraftwagen eines Landsmannes in
Geln=
hauſen beim Kreisart zur Unterſuchung geweſen
und befanden ſich auf der Rückfahrt, als an einer
abſchüſſigen Stelle unterhalb der zweiten
Kreu=
zung der Straße durch die Speſſartbahn
Gelnhau=
ſen-Bieber die Steuerung des Wagens verſagte.
Der Wagenlenker, der infolge der Glätte der
Straße ſehr vorſichtig gefahren war, vermochte
nicht mehr, den Wagen von der Gefahrenſeite —
am Hang einer 17 Meter tiefen Böſchung läuft
in unmittelbarer Nähe der Straße hier die
Kin=
zig — abzubringen. Das Gefährt blieb an einem
Buſch hängen und ſtürzte, ſich überſchlagend, den
Abhang hinunter. Knapp 10 Meter vor dem
Flußbett blieb es liegen. Durch raſch
herbeige=
eilte Paſſanten konnten ſeine Inſaſſen, die wie
durch ein Wunder vor einem ſchrecklichen Tod
be=
wahrt geblieben waren, geborgen werden. Sie
wurden in das Krankenhaus in Salmünſter
ver=
bracht. Während der Wagenlenker mit heiler
Haut davongekommen war, erlitt Lingenfelder
einen Schlüſſelbeinbruch, Ziegler erhebliche
Kopf=
verletzungen und Siebel eine Rippenquetſchung
und gleichfalls Kopfverletzungen. Lebensgefahr
beſteht bei keinem der Verletzten, die allerdings
durch den Schreck geſundheitlich ſtark erſchüttert
ſind.
Im Walde verirrk.
Tragiſcher Tod einer jungen Frau.
Oberwieſenthal. Ein hier zur
Erho=
lung weilendes Ehepaar aus Berlin war mit dem
Rodelſchlitten nach Tellerhäuſer gefahren. Trotz
mehrfacher Warnungen machten ſich beide am
Abend auf den Weg, um durch den Wald die
Sachſenbaude zu erreichen. Dabei kamen ſie vom
Wege ab und irrten die ganze Nacht im Walde
umher. In den Morgenſtunden brach die Frau
vor Erſchöpfung zuſammen. Der Mann verſuchte,
Hilfe zu holen, verirrte ſich aber von neuem. Er
wurde ſpäter von Gäſten der Sachſenbaude
auf=
gefunden. Die Frau fand man tot an der Stelle,
wo der Mann ſie verlaſſen hatt. Der Mann
liegt ſchwerkrank darnieder. Es handelt ſich um
die Eheleute Wendelſtadt aus Berlin, im Alter
von etwa 30 Jahren.
Der Mörder des Hiklerjungen Bloecker
hingerichkek.
Drei Todesſtrafen in lebenslängliches Zuchthaus
umgewandelt.
Hamburg. Die vom Hanſeatiſchen
Sonder=
gericht gegen Arthur Retslag wegen Mordes
ausgeſprochene Todesſtrafe iſt am Freitagmorgen
im Hofe des Unterſuchungsgefängniſſes durch
Handbeil vollſtreckt worden. Der
Reichsſtatthal=
ter hat von ſeinem Gnadenrecht keinen Gebrauch
gemacht, da die Ermordung des Hitlerjungen
Bloecker eigenſtes Werk des Kommuniſten
Rets=
lag iſt. — Bei den im gleichen Mordfall zum
Tode Verurteilten Karl Fiſcher, Wilhelm
Hell=
wig und Karl Dettmer hat der Reichsſtatthalter
von ſeinem Gnadenrecht Gebrauch gemacht und
die Todesſtrafe in lebenslängliche
Zuchthausſtra=
fen umgewandelt, weil dieſe drei Verurteilten
als verführte Opfer der gewiſſenloſen Hetze der
Kommuniſtiſchen Partei anzuſehen ſind.
Eiſenbahnanſchlag aufgedeckk.
Prag. Auf der ſtark befahrenen
Eiſenbahn=
ſtrecke Prag-Pardubitz wurde bei der Halteſtelle
Walle ein Eiſenbahnanſchlag verübt. Aus dem
Gleis waren zwölf Schrauben entfernt worden.
Ueber die gefährdete Strecke waren bereits einige
Schnell= und Perſonenzüge gefahren, doch hatte
ſich glücklicherweiſe kein Unglück ereignet. Die
Stelle des Anſchlags befindet ſich oberhalb eines
ſteilen Abhanges an der Elbe, ſo daß es im Falle
einer Entgleiſung zu einer Kataſtrophe hätte
kommen müſſen. Als Täter wurde der
Infante=
riſt Syriſte verhaftet, der am Montag in Prag
deſertiert war. Er hat bereits ein Geſtändnis
abgelegt und erklärt, daß er die Schrauben um
Mitternacht mit einem Schraubenſchlüſſel
heraus=
gedreht habe, den er in der Halteſtelle Walle
entwendet habe. Er habe ſich durch den Anſchlag
an dem Streckenwärter rächen wollen, der ihn
aus ſeinem Dienſtlokal gewieſen hatte.
Aus Rache erſchoſſen.
Oppeln. Als der Landwirt Retting in
Falkowitz bei Oppeln am Donnerstag abend ſich
zum Abendeſſen niederſetzte, krachte plötzlich ein
Schuß, der aus dem Garten durch das Fenſter der
Wohnſtube abgegeben worden war. Retting brach
tödlich getroffen zuſammen. Er hinterläßt Frau
und 10 Kinder. Nach den bisherigen
Ermitt=
lungen der Mordkommiſſion handelt es ſich
wahr=
ſcheinlich um einen Racheakt. Von den Tätern
fehlt jede Spur.
Samstag, 10. Februar 1934
Winkergewitter und Slurmſchäden
in Breslau.
Breslau. Nach Mitternacht ging über
Breslau ein Wintergewitter mit ſtarkem
Schnee=
ſturm nieder. Die Feuerwehr wurde im Laufe
des Abends mehrfach alarmiert, um
Sturmſchä=
den zu beſeitigen. U. a. ſtürzte auf dem Gebäude
des Kabaretts „Kaiſerkrone” ein 15 Meter hoher
eiſerner Schornſtein um. Er fiel auf einen
an=
deren Schornſtein, der gleichfalls zuſammenbrach
und durch das Oberlicht in den Saal des
Kaba=
retts ſtürzte. Einer. der Gäſte, ein Kaufmann aus
Liegnitz, erlitt eine Kopfverletzung und mußte
ſich in ärztliche Behandlung begeben.
Fünf Todesopfer des Sturmes
in Dänemark.
Tauſende von Häuſern beſchädigt.
Kopenhagen. Der Sturm, der am
Don=
nerstag Dänemark heimſuchte, war von
orkanar=
tiger Stärke. Der angerichtete Schaden läßt ſich
noch nicht überſehen. Die Zahl der beſchädigten
Häuſer in ganz Dänemark geht in die Tauſende.
Gewaltig iſt die Zahl der umgewehten Bäume,
Mühlen und Schornſteine. Der Sturm hat
ins=
geſamt fünf Todesopfer gefordert. — Auf der
In=
ſel Fünen iſt ein Arbeiter beim Freilegen einer
durch Baumſturz geſperrten Straße von einem
fallenden Baum erſchlagen worden. Ein alter
Mann iſt bei der Ausbeſſerung des beſchädigten
Daches vor Anſtrengung geſtorben. Groß iſt die
Zahl der während des Sturmes verletzten
Per=
ſonen. — In Kopenhagen mußten acht
Fuß=
gänger und mehrere umgewehte Radfahrer
ärzt=
liche Hilfe in Anſpruch nehmen. Der
Eiſenbahn=
verkehr erlitt erhebliche Verſpätungen, da
umge=
ſtürzte Bäume die Schienen verſperrten.
Zahl=
reiche Schiffe ſind auf Grund geraten. Bei
Thy=
boroen ſtrandete ein ſchwediſcher Dampfer, deſſen
zwanzigköpfige Beſatzung mit der Rettungsleine
an Land gebracht werden mußte. Im Hafen von
Kopenhagen riß ſich ein 5000 Tonnen großer
Dampfer von der Vertäuung los und wurde vom
Sturm hin= und hergetrieben, bis er nach drei
Stunden von einem Schlepper wieder vertäut
werden konnte.
Windſtärke 12 auf der Schneekoppe.
Breslau. In ganz Schleſien tobt heftiger
Sturm. Auf der Schneekoppe herrſcht
Wind=
ſtärke 12. Zahlreiche elektriſche Leitungen wurden
zerſtört.
Das Urteil im Detmolder Beſtechungsprozeß.
Detmold. In dem großen
Beſtechungs=
prozeß gegen den am Donnerstag morgen durch
Selbſtmord aus dem Leben geſchiedenen
ehema=
ligen Direktor Nolte des Elektrizitätswerkes
Lemgo und ſeine Mitangeklagten wegen
Be=
ſtechung wurde Freitag morgen, um 3.30 Uhr, das
Urteil der Großen Strafkammer verkündet. Der
Angeklagte Iff. Direktor der Zweigniederlaſſung
Hannover der Kohle=A.=G. Magdeburg, wurde
wegen aktiver Beſtechung zu 6 Monaten
Gefäng=
nis verurteilt, ein Angeklagter erhielt 1000 RM.
Geldſtrafe bzw. 4 Monate Gefängnis, drei
wei=
tere Angeklagte 300 RM. Geldſträfe bzw. 2
Mo=
nate Gefängnis. Gegen den letzten Angeklagten
wurde das Verfahren eingeſtellt.
Entſprungener Verbrecher wieder erwiſcht.
Straubing. Ein guter Fang gelang der
Straubinger Polizei durch die Feſtnahme eines
Burſchen, der 18 Monate Gefängnis abzuſitzen
hat und wegen Betrugs und Verdachts des
Raub=
mordes von mehreren Polizeibehörden
Deutſch=
lands geſucht wird. Der Verbrecher wurde in
einer Straubinger Privatwohnung geſtellt. Sein
richtiger Name iſt Johann Bernard.
Englands Hoffnung auf das Blaue Band
London. Der engliſche Rieſendampfer, für
deſſen Fertigſtellung die Regierung der
Vereinig=
ten Cunard= und White=Star=Schiffahrts=
Geſell=
ſchaften 3 Millionen Pfund zur Verfügung ſtellen
wird, ſoll bereits im Herbſt vom Stapel laufen
und wird dann vorausſichtlich im Herbſt 1935 in
Dienſt geſtellt werden. Sofort nach ſeinem
Sta=
pellauf wird der Kiel des Schweſterſchiffs gelegt
werden. Zu dem Bau dieſes Schiffes hat die
Regierung einen Zuſchuß bis zu 5 Millionen
Pfund bewilligt. Darüber hinaus wird ſie ſich
mit einem Kapital bis zu 1½ Millionen Pfund
an der neuen nordatlantiſchen
Schiffahrtsgeſell=
ſchaft beteiligen. Dieſe Beſchlüſſe der Regierung
begrüßt die Preſſe in langen Leitartikeln; dabei
wird allgemein die Hoffnung ausgedrückt, daß
England mit den neuen Rieſenſchiffen das Blaue
Band des Ozeans zurückerobern werde.
Der kommiſſariſche Präſidenk der
Kunſt=
akademie F.
Der Bildhauer Prof. Auguſt Krauß,
der im letzten Jahre mit der Wahrnehmung der
Geſchäfte eines Präſidenten der Akademie der
bildenden Künſte beauftragt worden war, iſt in
Berlin plötzlich geſtorben.
S mstag, 10. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 40 — Seite 11
MSeeeT
Atte Tie Tagltete
Deutſche Ski=Meiſterſchaften.
Chriftl Crank gewinnk auch Slalomlauf
une wito geurſche Ni merſternnt.
Die erſte Deutſche Ski=Meiſterſchaft der Damen iſt
entſchie=
den. Dieſer Meiſterſchaftswettbewerb beſtand in einem
Ab=
fahrts= und einem Slalomlauf. Nachdem Chriſtl Crantz aus
Freiburg i. Br. am Donnerstag in großem Stil und mit
erheb=
lichem Zeitvorſprung den Abfahrtslauf gewonnen hatte, ging ſie
am Freitag entgegen den Erwartungen eines Teiles der
Fach=
leute auch im Slalomlauf als Siegerin durchs Ziel, und damit
war ihr die Meiſterſchaft ſicher. Die Schwarzwälderin hat ſich
den Titel mit der höchſt erreichbaren Punktzahl von 200 geholt,
ſie erwarb ſich damit aber nicht nur den kleinen Goldenen Ski,
der für die Meiſterſchaft ausgeſetzt war, ſondern auch den vom
Reichsminiſter Seldte geſtifteten Ehrenpreis für die
Meiſter=
ſchaft der Damen. Schließlich fiel ihr auch noch der Preis zu,
den der bulgariſche Geſandte in Berlin, Tſchaprachikow, für den
Damen=Slalomlauf ausgeſetzt hatte, weil an dieſem Wettbewerb
auch bulgariſche Läuferinnen teilnahmen.
Zum Slalomlauf waren die 16 beſten Damen aus dem Ab=
WNerus ſhwſern bik. i der Scwefſf acd Wskicke der
Beginn des Rennens wegen ſeiner außerordentlichen Hinderniſſe
noch einmal umgeſteckt werden mußte. Technik und
Stehver=
mögen wurden auf das äußerſte beanſprucht. 22 Tore waren zu
legen. Schon im erſten Lauf legte Chriſtl Crantz mit 1:16
Minu=
ten die beſte Zeit vor. Liſa Reſch, eine der ſchärfſten
Rivalin=
nen, kam bei 1:18,4 Minuten bereits jetzt nicht mehr mit. Die
übrigen Läuferinnen waren aber noch weit langſamer. Leni
Gruber und Käthe Grasegger hatten auch noch das Pech, aus
der Bahn zu kommen und in eine Gruppe von Zuſchauern zu
raſen. Frl. Gruber verletzte ſich dabei leicht und mußte aufgeben,
während Käthe Grasegger auf Wunſch des Reichsſportführers
den Lauf noch einmal wiederholen durfte. Im zweiten Lauf
waren beſſere Zeiten möglich, da jetzt der Schnee bereits glatt
gefahren war. Chriſtl Crantz ſtellte jetzt mit 1:14,9 Minuten
die Tagesbeſtzeit. Ihr am nächſten kam Käthe Grasegger, Frau
Baader büßte durch mehrere Stürze wertvolle Zeit ein, und die
übrigen Läuferinnen kamen auch nicht recht mit.
Willi Bogner
gewinnk den 18=Kilomeker=Langlauf.
Der Kampfſpielſieger im 18=Kilometer=Langlauf. Willi
Bog=
ner aus Traunſtein, hat auch den Langlauf der Deutſchen Ski=
Meiſterſchaften gewinnen können. Der Erfolg Bogners war aber
gleichzeitig auch ein Erfolg der Skiſchule am Eckbauer, des
Olym=
vialagers unter der Führung des Norwegers Rolf Kaarby, dem
ja auch Bogner einiges zu verdanken hat.
In Berchtesgaden war das Thermometer über Nacht
erheb=
lich geſtiegen. Leichter Schneefall ſetzte ein, und ſchon am
Vor=
abend wurden die Läufer angeſichts des Föhns, der über die
Berge ſtrich, von „Wachsſorgen” geplagt. Der Schnee pappte und
Hebte. Unter dieſen Umſtänden wurde natürlich der Lauf
be=
ſonders ſchwierig. Die Strecke war in ein Gebiet gelegt, das
als größten Durchmeſſer nur drei Kilometer hatte, ſo daß alſo
die Zuſchauer die ſchönſten Möglichkeiten hatten, den Lauf zu
verfolgen. Mit ihren vielen Schwierigkeiten war die Strecke
eines Meiſterſchaftsrennens durchaus würdig.
Vom frühen Morgen ab, als die erſten der über 250
Teilnehmer geſtartet waren, war die Tribünenanlage, am
Sauoatt.
Sporkvgg. Arheilgen — Sb. 98 Darmſtadt.
Dieſem Spiel ſieht man überall mit größtem Intereſſe
ent=
gegen. Wenn auch SV. Darmſtadt ſein Spiel am vergangenen
Sonntag gegen Polizei überraſchend hoch mit 4:1 verlor, ſo iſt
noch lange nicht zu ſagen, daß die Elf ſchlechter geworden wäre.
Wir wiſſen, daß die Mannſchaft ſchon immer ein gutes techniſches
Können beſaß und auch heute einen durchſchlagskräftigen Sturm
beſitzt, in dem vor allem die flinken Außenſtürmer hervortreten,
Die Mannſchaft hat nunmehr auch mit — allen Sportlern
bekann=
ten, früheren Internationalen — Wunderlich einen
ausgezeichne=
ten Trainer erhalten, und jeder Spieler wird ſich beſonders
an=
ſtrengen, um vor den Augen ſeines zukünftigen Leiters ehrenvoll
zu beſtehen. Für die Arheilger Mannſchaft iſt dieſes Spiel nicht
leicht. Verliert ſie dasſelbe, wird die Abſtiegsgefahr immer
dro=
hender. Um dieſer Gefahr zu entgehen, wird auch ſie gewaltige
Anſtrengungen machen. Es iſt deshalb mit einem intereſſanten
Spiel zu rechnen, das ſeine Anziehungskraft nicht verfehlen wird.
Die Spiele beginnen nunmehr um 14,30 Uhr. Beide Mannſchaften
treten in ſtärkſter Aufſtellung wie folgt an:
Sportverein 1898:
Bärenz
Eßlinger Kugel
Geyer
Schnegelberger Frey
Mahr Orlemann Seyffert Böhme Hebeiſen
Preuſch
Bauer Schwerdt Rückrich Fleck
Reitz Becker Bohl
Traſer
Barnewald
Körber
Spvgg. Arheilgen:
FC. Union Darmſtadt — Germania Eberſtadt.
Zum Verbands=Rückſpiel erwartet Union am kommenden
Sonntag nachmittag 3 Uhr auf der Rennbahn Germania
Eber=
ſtadt. Die Gäſte haben gerade bei den letzten Spielen Punkte
geſammelt. Das Vorſpiel, gleich zu Beginn der Verbandsrunde,
dürfte noch jedem Anhänger in guter Erinnerung ſein und war
eines der ſchönſten und faixſten Spiele bis jetzt. Aller
Voraus=
ſicht nach dürfte ſich das Spiel am Sonntag zu einem
außer=
ordentlich ſpannenden Kampfe geſtalten, da auf der einen Seite
Eberſtadt den Anſchluß zur Spitzengruppe und auf der anderen
Seite Union den zur Mittelgruppe nicht verſäumen will. Union.
welche bei dieſem Treffen den Vorteil des eigenen Platzes für
ſich hat, wird trotzdem alles hergeben müſſen, um den Gäſten von
der Bergſtraße die Punkte ſtreitig zu machen. Da die
beiderſei=
tigen Begegnungen immer große Anziehungskraft ausübten und
ſich die Mannſchaften ſtets ſpannende Kämpfe lieferten, dürfte
ſich ein Beſuch lohnen. — Vorher (1.15 Uhr)
Reſevermannſchaf=
ten. Jugend — Jugend Germania Pfungſtadt, Rennbahn. 10
Uhr, Verbandsſpiel; Schüler — Schüler Germania Pfungſtadt,
Rennbahn. 9 Uhr, Verbandsſpiel.
Turngeſ. 75—SV. Ober=Ramſtadt.
Auf dieſes Treffen, das morgen vormittag 11 Uhr an der
Kranichſteiner Straße ſtattfindet, ſei nochmals hingewieſen. Da
beide Mannſchaften in der Endgruppe der Tabelle zu finden
ſind, wird es zu einem ſpannenden Treffen kommen, deſſen
Aus=
gang als offen zu bezeichnen iſt. Vorher, um 9 Uhr, ſpielen die
2. Mannſchaften.
Schwimmabkeilung des Roi=Weiß, V.ſ.R.
Am Faſtnachtmontag fällt die Schwimmſtunde nicht aus.
Da das Training nunmehr unter Leitung des
Sport=
lehrers Bertling ſtattfindet, ſind alle
Sportſchwim=
mer verpflichtet, reſtlos zu erſcheinen.
Konletti.
„Reſi” Franz Berufsſpieler.
Einen wenig ruhmreichen Abſchluß hat die ſportliche
Lauf=
bahn des alten Fürther Fußballkämpen Andreas Franz
ge=
funden, der zuletzt dem VfR. Heilbronn angehörte. Der Fürther,
der zehnmal das Trikot der deutſchen Nationalmannſchaft trug
und mit ſeinen 37 Jahren einer der älteſten Aktiven in
Süddeutſch=
land, überſiedelte vor mehreren Wochen nach Heilbronn und ſchloß
ſich dort dem VfR. 1896 an Dieſer Uebertritt zog allerdings eine
Unterſuchung nach ſich, bei der ſich herausſtellte, daß der
Vereins=
wechſel nicht einwandfrei war. Der Gau=Rechtswart des Gaues
Württermberg hat nun in der Angelegenheit folgendes Urteil
gefällt:
„Franz wird gemäß den Amateurbeſtimmungen zum
Berufs=
ſpieler erklärt. Der VfR. Heilbronn wird wegen Verſtoßes gegen
die Beſtimmungen mit ſofortiger Wirkung bis zum 30. Juni 1934
aus dem Deutſchen Fußball=Bund ausgeſchloſſen. Gegen den
Ver=
einsführer erübrigt ſich eine weitere Maßnahme durch die
in=
zwiſchen erfolgte Amtsniederlegung, die Mitglieder König und
Schiffer (VfR. Heilbronn) werden für dauernd aus dem DFB.
ausgeſchloſſen.”
Wie wir erfahren beabſichtigt der gegenwärtige Führer des
VfR. Heilbronn, den Verein aufzulöſen. Das Gauligaſpiel gegen
Feuerbach, das für den 11. Februar angeſetzt war, fällt aus.
Fußball in der Halle.
Hallen=Handball iſt nicht mehr unbekannt und hatzſich gut
ein=
gebürgert. Hallen=Fußball iſt aber immerhin etwas ziemlich
Neues, wenn man von verſchiedenen mißlungenen Verſuchen der
letzten Jahre abſieht. Für das Dortmunder Hallenſportfeſt am
18. Februar wurde aber jetzt ein Hallen=Fußballkampf zwiſchen
Schalke 04 und einer Dortmunder Stadtmannſchaft
abgeſchloſſen.
Meiſterruderer heiraten und ziehen ſich vom aktien Sport zurück.
Nach dem mehrfachen deutſchen Einer=Meiſter Willy Dohmen=
Guben, der bereits Ende des vorigen Jahres geheiratet hat und
ſeinen Titel nicht mehr verteidigen wird, will ſich nunmehr auch
Gerhard Boetzelen verheiraten. Gleichzeitig mit ſeiner
Hoch=
zeit mit Urſula von Döring wird auch Boetzelen den aktiven
Ru=
derſport aufgeben. Boetzelen, feierte ſeinen größten Erfolg im
ſiegreichen Olympia=Vierer des Berliner Ruderklubs in Los
An=
geles. Nicht mehr im Rennboot wird auch Walter Meyer=
Tan=
germünde, der ebenfalls in der Mannſchaft des Berliner RC.
die Goldene Olympia=Medaille mit errang, nach ſeiner ſoeben
bekanntgegebenen Verlobung tätig ſein.
Ein ſeltſamer Ringkampf.
Bei einem Ringkampf zwiſchen dem Kanadier Ben Sherman
und dem Nordamerikaner Henry Irslinger in Johannesburg
(Südafrika) ging es recht lebhaft zu. Obwohl es bei dem Kampf,
der im Freien vor ſich ging, unaufhörlich regnete, gerieten die
beiden Gegner derartig in Hitze, daß in der vierten Runde
Sher=
man ſeinen Kopf in die Taue verwickelte. Irslinger ergriff den
Kopf ſeines Gegners und klemmte ihn derartig in die Taue
hin=
ein, daß der Kanadier in Gefahr war, erwürgt zu werden. Einer
ſeiner Sekundanten wollte ihm zu Hilfe kommen, wurde aber
durch einen Fauſtſchlag Irslingers außer Gefecht geſetzt. Hierauf
griff der Schiedsrichter, ebenfalls ein Ringer ein, warf den
Amerikaner zu Boden und ſetzte ſich auf ihn. Irslinger verlor nun
jedes Intereſſe an Sherman und ging zum Angriff auf den
Schiedsrichter über, der aber Unterſtützung aus den vorderſten
Reihen der Zuſchauer erhielt und Irslinger niederkämpfte. Dann
wurde Irslinger disqualifiziert und Sherman zum Sieger
aus=
gerufen.
Bis heute 10 ahe
Weinberg von einer großen Zuſchauermenge umlagert. Von den
gemeldeten Läufern vermißte man an bekannteren nur die
Nor=
weger Kobberſtadt und Hoff. Die Ankunft der Läufer verzögerte.
ſich etwas, denn der Schnee behinderte naturgemäß beſonders die
zuerſt geſtarteten Läufer. Viele hatten ſich auch „verwachſt”
Um ſo verblüffter war man, als der mit Nr. 58 geſtartete Willi
Bogner bereits als Elfter durchs Ziel ging, und als ſeine Zeit
von 1:29,09 Stunden verkündigt wurde. Schon in dieſem
Mo=
ment ſtand es ſicher, daß nur Bogner der Sieger ſein könnte. Auch
der Breslauer Leupold, die beiden Bayern Motz und Reiſer, die
alle an dem Olympiakurſus im Eckbauer teilgenommen hatten,
liefen ein hervorragendes Rennen und belegten die nächſten
Plätze. Von den übrigen Bewerbern ſah man ebenfalls gute
Leiſtungen. Beſonders zu bemerken iſt, daß in dieſem Falle die
ſpäter geſtarteten Läufer einen kleinen Vorteil hatten, da der
Schnee wieder etwas härter gefahren worden und damit
ſchneller war.
Die Heeres=Meiſterſchaft für Hoch= und
Mitkel=
gebirgskruppen
ſah den Oberpionier Seeweg vom Pionier=Batl. 7 München
als den beſten Läufer. Er belegte im Geſamtklaſſement des
Langlaufes in 1:35,34 Stunden den achten Platz. Ganz zum
Schluß ſah man noch eine Glanzleiſtung des außer Konkurrenz
geſtarteten Norwegers Rolf Kaarby, der mit 1:25,55 Std.
die Zeit des Siegers noch beträchtlich unterbot.
10. Akademiſche Welk=Winkerſpiele.
Gukes Abſchneiden der Deutſchen im Langlauf.
Die 10. Akademiſchen Skiwettkämpfe aller Länder nahmen am
Freitag in dem im Berner Oberland gelegenen Wengen ihren
Anfang. Den Auftakt beſorgte der 18=Km.=Langlauf, zu dem ſich
30 Läufer eingefunden hatten. Sieger wurde etwas überraſchend
der Japaner Jigoſhi, der die Strecke, die einen
Höhenunter=
ſchied von 400 Meter aufwies, in 1:15:47,2 zurücklegte. Die an
dieſer Konkurrenz beteiligten deutſchen Studenten ſchnitten recht
günſtig ab. Der Münchener Stützel kam in 1:17:23,2 als beſter
Deutſcher auf den fünften Platz. Von den übrigen Deutſchen
be=
legten Dehmel in 1:19:39,6 den 9., Büchel in 1:20:04,2 den 11.
und Dr. Ziegler in 1:24,8 den 12. Platz.
Deutſcher Sieg im Abfahrksrennen.
Am Freitag nachmittag nahmen in Wengen die 10.
Akademi=
ſchen Welt=Winterſpiele mit dem Abfahrtsrennen ihren Fortgang.
Dieſer Wettbewerb geſtaltete ſich zu einem großen Erfolg für die
deutſchen Teilnehmer. Unter 60 Läufern, von denen 10 wegen
leichterer Unfälle ausſcheiden mußten, blieb der Münchener
Xaver Kreiſer auf der ſehr ſchwierigen Strecke in der ſehr
guten Zeit von 5:28,4 Min. überlegener Sieger. Aber auch die
nächſten Plätze — mit Ausnahme des dritten — wurden von
Deut=
ſchen belegt. Dr. Vetter=Freiburg endete als Zweiter, ſein
Lands=
mann Stober wurde Vierter und Mächler=München ging als
Fünfter durchs Ziel.
Schweizer Ski=Meiſterin verunglückt.
Die Schweizer Damen=Mannſchaft für die FJS.=Rennen in
St. Moritz iſt ihrer beſten Läuferin beraubt worden. Beim
Trai=
ning in St. Moritz kam die Schweizer Meiſterläuferin Mimi
v. Arx=Zogg (Aroſa) durch die Unvorſichtigkeit eines
Ski=
läufers ſo unglücklich zu Fall, daß ſie ſich einen Knöchelriß zuzog,
der ſie auf Wochen außer Gefecht ſetzt.
muß Ihre Nachricht über die Beteiligung an der kleinen
Preis=
frage der Fußballer „Wie ſpielen ſie am Sonntag?”
bei der Sportredaktion eingegangen ſein!
S0 ſtehen ſie beim Handball=Lokalderby!
Sporlverein 98 — Polizei
am Sonntag nachmittag 14.30 Uhr auf dem Stadion.
Bei dem morgigen Handballkampf ſtehen ſich beide
Mann=
ſchaften wie folgt gegenüber:
Zopf
Dittmar
Klöß Feick
Stahl
Walter
SV. 98:
Henß
Förſter
Fiedler
Delp
Koch Werner
Ploch
Rothermel Spalt Villhardt Huber Leonhardt
Unmacht
Daſcher
Pfeifer
Polizei:
Kipfer
Die 98er müſſen Freund, die Poliziſten Sommer erſetzen. Es
iſt trotzdem mit einem offenen Spiel zu rechnen. Die Grünen
führen zwar die Tabelle an, können ſich einen Punktverluſt jedoch
nicht leiſten, denn am nächſten Sonntag haben ſie noch gegen
Wiesbaden anzutreten. Nachdem das Spiel in Herrnsheim
ver=
loren ging, beſteht immer noch die Möglichkeit, daß die 98er mit
Polizei punktgleich kommen können. Es ſollte ſich daher kein
Sportfreund dieſen intereſſanten Kampf auf dem Stadion
ent=
gehen laſſen. Gewinnt die Polizei, ſo iſt ſie Meiſter, und die
hieſige Sportgemeinde wird dieſe Meiſterſchaft den Grünen von
Herzen gönnen, denn ſie ſind nun einmal in dieſem Jahr auf
ganz beſonderer Höhe,
Die franzöſiſche Reikerabordnung
über ihren Berliner Aufenkhall.
Hauptmann Clavé, eines der hervorragendſten Mitglieder
der franzöſiſchen Reiterabordnung auf dem Berliner Reitturnier,
erklärte nach ſeiner Rückkehr nach Paris, daß er die Auffaſſung
aller ſeiner Kameraden weitergebe, wenn er betone, daß ſie der
äußerſt herzliche Empfang, der ihnen in Berlin von allen Seiten
bereitet wurde, tief gerührt habe. Die Organiſierung des
Tur=
niers ſei vorbildlich geweſen. Die Zuſchauer hätten ſich ſehr
ſportlich gezeigt und die Leiſtungen der Ausländer ebenſo
bei=
fällig aufgenommen wie die ihrer Landsleute. Man habe ſie im
erſten Hotel der Stadt untergebracht, und von allen Seiten habe
man ſich ſehr beſorgt gezeigt, daß es ihnen an nichts mangele,
Rundſunk=Programme.
10.10:
18.00:
18.20:
19.00:
2.00:
20.15:
AR
24.00:
10.10:
11.30:
12.10:
15.15:
15.45:
16.00:
17.05:
17.20:
18.05:
20.10:
23.00:
Frankfurt: Samstag, 10. Februar
Schulfunk: Gazi Muſtafa Kemal. Hörfolge.
14.30: Stunde der Jugend: Von Kilometerſteinen, Zigeunern und
angehaltenen Autos.
15.10: Stuttgart: Lernt morſen!
16.00: Nachmittagskonzert.
Stimme der Grenze.
Wochenſchau. — 18.35: Stegreifſendung.
Vom Deutſchlandſender: Stunde der Nation: Leben und
grandioſe Taten des Kaſpers Larffari. Nach den Werken
des Grafen Pocei, zuſammengeſtellt von Alfred Prugel.
Muſik von Karl Knauer.
Nachrichten. — 20.10: Saarländiſche Umſchau.
Von Elf. Uhr elf bis Dreiundzwanzig Uhr elf. Ein
karne=
valiſtiſcher Rundfunktag.
Fortſetzung des karnevaliſtiſchen Rundfunktages.
Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Sonnabend, 10. Februar
Schulfunk: Werkſtunde. Heften in mehreren Lagen auf
Band oder Schnur. — 10.50: Fröhlicher Kindergarten.
Dr. Ernſt A. Struß und Redakteur Ott: Die chemiſche
Induſtrie. — 11.50: Zeitfunk.
Schulfunk: Feierſtunde. Geiſtliche Muſik am Wochenend.
Jugendfunk: Was gibt’s dem Neues zu leſen.
Diplomkaufmann: K E Weiß: Wirtſchaftliche Wochenſchau,
Köln: Tanzmuſik. Leo Eyſoldt mit ſeinem Orcheſter.
Guſtav Schäfer: Sportwochenſchau.
Zur Unterhaltung: Ludwig Manfred Lommel: Sender
Run=
xendorf bereitet den Tag des Rundfunks vor.
Wunſchkonzert. — 18.50: Glockengeläute der St. Gereon=
Kirche Köln. — 19.00: Stunde der Nation: Lebenslauf
und grandioſe Taten des Kaſpers Larifari. Hörfolge nach
dem Grafen Pocci von Alfred Prugel. Muſik: K. Knauer,
So, und heute iſt Feierabend! Zwei fröhliche Stunden.
Funkball. Veranſtaltung der Funkdienſt=G. m. b. H. Kapelle
Kermbach und Kapelle Held und Soliſten.
Weiterbericht.
Auf dem Feſtland hat ſich hoher Druck ausgebreitet. In ſeinem
Bereich bleibt das Wetter vorwiegend trocken, nur wird durch die
noch herrſchende Weſtluft vorübergehend wechſelhafte Bewölkung
auftreten. Temperaturen nachts wieder um den Gefrierpunkt.
Ausſichten für Samstag und Sonntag: Teils wolkig, teils heiter,
tagsüber milder, nachts leichter Froſt, vorwiegend trocken.
Wieder Neuſchneefälle.
Neuſchnee wird am Freitag wieder aus allen deutſchen
Ge=
birgen gemeldet, ſo daß die Winterſportverhältniſſe wieder eine
Auffriſchung erfahren haben. Teilweiſe erhöhte ſich die Schneedecke
um 20 cm. und da auch ein leichter Froſt eingetreten iſt, ſind die
Bedingungen zur Ausübung des Winterſportes in hohem Maße
gegeben.
Vogelsberg: Hoherodskopf: Dunſtig, —6 Grad, 55—60 cm. Schnee,
5 cm. neu, Pulver, Sport ſehr gut. — Herchenhainer Höhe:
Heiter, —2 Grad, 25 cm., 5 cm. neu. Pulver, Sport gut.
* Darmſtädter Hütte, 8. Februar.
Schnee= und Witterungsbericht von der Darmſtädter Hütte im
Schwarzwald (1025 Meter).
Bei nordweſtlichem Wind und ſonniger Witterung morgens
8 Grad Kälte. Schneehöhe 70—80 cm. Schneedecke an Süd= und
Weſthängen leicht verharſcht. Abfahrten nach Oſten und Norden
mit Pulverſchnee. Weitere Neuſchneefälle ſind nach Wetterlage zu
erwarten.
Hauptſchriftlettung: Rudol) Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchat: Rudol Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer: ſür den Kandel: Dr. C. H. Quetſch: für Sport: Karu Böhmann: für „Die
Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Gerbert Nette: für den
Anzeigen=
eilund geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtl. in Darmſtabt. D.A I. 34: 23606
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Samstag, 1 0. Februar
900 Millionen RM. Spareinlagen.
Jurdaus in 2033.
Die Einlagen der deutſchen Sparkaſſen im Dezember.
Auch im Dezember hat ſich die günſtige Bewegung der
Spar=
einlagen weiter fortgeſetzt. Obwohl ſaiſonmäßig eine
Verminde=
rung der Spareinlagen zu erwarten war, waren die Einzahlungen
(408,1 Mill. gegen 401 8 Mill. RM.) im November bei den
deut=
ſchen Sparkaſſen im Dezember um 11,4 Mill. RM. größer als die
Rückzahlungen (— 396,7 Mill. gegen 342.0 Mill. RM.).
Einſchließ=
lich 86,3 Mill. Zins= und 29,5 Mill. RM. Aufwertungsgutſchriften
haben ſich die Spareinlagen im Berichtsmonat um 127,2 Mill.
RM. auf 10 808,3 Mill. RM. erhöht. Auch die Giroeinlagen der
deutſchen Sparkaſſen haben ſich trotz der jahreszeitlichen Anſprüche
befriedigend entwickelt. Der Rückgang von nur 17,6 Mill. RM.
liegt erheblich unter der Einlagenminderung von 1932 und 1931.
Für das ganze Jahr 1933 betrug demnach der
Einzahlungsüber=
ſchuß rund 360 Mill. RM. Dieſes Jahresergebnis iſt der beſte
Beweis dafür, daß das Vertrauen der Spareinleger, das in der
Julikriſe 1931 ſtark erſchüttert worden iſt, im Berichtsjahr den
deutſchen Sparkaſſen voll entgegengebracht wurde. Die in der
De=
zemberſtatiſtik erſcheinenden 86,3 Mill. RM. Zinsgutſchriften ſtellen
nur einen Teil der am Jahresſchluß den Spareinlegern
gutge=
brachten Zinſen dar Die Geſamthöhe der Jahresabſchlußzinſen
wird man für das Jahr 1933 für alle deutſchen Sparkaſſen auf
390 Mill. RM. ſchätzen können. Unter Berückſichtigung dieſes
Zins=
betrages ſowie aus der Aufwertungsrechnung übertragenen 1542
Mill. RM. und des Einzahlungsüberſchuſſes von 357,7 Mill. RM.
ſind alſo den Spareinlagen der deutſchen Sparkaſſen rund 900
Mill. RM. zugewachſen. Einſchließlich der Giroeinlagen, die ſich
1933 um 136,9 Mill. RM. erhöhten haben die Geſamteinlagen
der deutſchen Sparkaſſen 1933 über 1 Milliarde RM. zugenommen.
Die in der Kriſe unterbrochene. Sammeltätigkeit der deutſchen
Sparkaſſen konnte alſo 1933 zum Wohle der deutſchen Wirtſchaft
wieder erfolgreich fortgeſetzt werden.
Wieder Beſſerung des Kohlenabſakzes im Januar.
Wenn auch die Abrufe in den Hausbrandſorten nach
Beendi=
gung des Froſtes im Dezember zunächſt noch anhielten, ſo iſt doch
der Abſatz in das unbeſtrittene Gebiet merklich zurückgegangen,
und zwar von 108 500 Tonnen im Dezember auf 99 000 Tonnen im
Januar. Dagegen hat der Verſand in das beſtrittene Gebiet nach
Wiederaufnahme der Schiffahrt merklich zugenommen von 82,500
Tonnen im Dezember auf 105 000 Tonnen im Januar. Der
Ge=
ſamtabſatz betrug nach den vorläufigen Feſtſtellungen 204 000
Ton=
nen arbeitstäglich gegen 191 000 Tonnen im Dezember. Die
Feier=
ſchichten wegen Abſatzmangels haben ſich in den letzten Monaten
1933 fühlbar vermindert. Mit dem Rückgang des Abſatzes in den
Hausbrandſorten ſtieg die Zahl der Feierſchichten im Januar
lang=
ſam wieder an. Die Belegſchaftszahlen betrugen im November
215 974, im Dezember 217 365 und im Januar 218 247. Man
er=
wartet, daß eine monatliche Kälteperiode wahrſcheinlich
Beſtel=
lungen zu ſofortiger Lieferung auslöſen wird, zumal bei den
Händlern kaum Lagerbeſtände vorhanden ſind. In der Induſtrie
ſcheint, in der großen Linie geſehen, der eingetretene Aufſchwung
anzuhalten, wenn auch der durch den Froſt hervorgerufene
Still=
ſtand in der Beſchäftigung einiger Induſtriezweige den
Arbeits=
markt belaſtet hat. Es iſt aber zu erwarten, daß für das
Früh=
jahr die neuen Maßnahmen der Reichsregierung in der
Arbeits=
beſchaffung auch für das Kohlengeſchäft eine weitere Belebung zur
Folge haben werden.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Blei=Hüttenproduktion im Jahre 1933. Die Blei=
Hütten=
produktion der Erde ſtieg im Jahre 1933 nach den Berechnungen
der Statiſtiſchen Abteilung der Metallgeſellſchaft AG. auf 1.18
(1.15) Mill. Tonnen, die Dezemberproduktion nahm gegenüber
November auf 0,117 (0,116) Mill. Tonnen zu. Für die einzelnen
Erdteile betragen die entſprechenden Zahlen (in Mill. Tonnen):
Amerika 0,529 (0,526) bzw. 0,059 (0 062), Aſien 0.096 (0 094) bzw.
0,008 (0,008), Afrika 0,015 (0,014) bzw. 0,002 (0,002), Auſtralien
0,210 (0,184) bzw. 0,016 (0,015) und Europa 0,330 (0,335) bzw.
0,032 (0,030) davon Deutſchland 0,117 (0,095) bzw. 0,011 (0,011).
Die Zahlen für Afrika, Aſien und Europa ſind teilweiſe geſchätzt.
Im Tagesdurchſchnitt betrug die Erzeugung 3232 (3152) bzw. 3765
(3863) Tonnen.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Berliner Börſe war wieder recht ſtill, da von
Publikums=
ſeite keine nennenswerten Kauforders eingetroffen waren und
ſich auf der anderen Seite die Kuliſſe ebenfalls ſehr zurückhielt.
Trotz des kleinen Geſchäfts war die Tendenz bei recht
uneinheit=
licher Kursbildung bemerkenswert widerſtandsfähig, wobei die
erfreuliche Entwicklung am Arbeitsmarkt und die Hoffnungen, daß
es endlich gelingt, in Paris eine verhandlungsfähige Regierung
zuſtande zu bringen, mitgeſprochen haben mögen.
Beachtet waren in erſter Linie Reichsanleihen, Altbeſitz
er=
öffneten ½ höher, auch Neubeſitz waren 10 Rpfg. und im Verlauf
weitere 5 Rpfg. gebeſſert. Dagegen waren Induſtrieobligationen
und Reichsbahn=Vorzugsaktien um 28 Prozent gedrückt. RM.=
Obligationen und Reichsſchuldbuchforderungen waren wenig
ver=
ändert. Am Aktienmarkt waren Montanwerte bis auf Rheinſtahl
und Schleſ. Bergbau durchweg ½ Prozent niedriger. Von
Braun=
kohlenwerten verloren Ilſe Genuß 2. Punkte. Kaliwerte waren
mangels Umſatzes geſtrichen. JG. Farben eröffneten auf die
Beſſe=
rungen im Stickſtoffgeſchäft ½ höher. Die übrigen chemiſchen Werte
bröckelten leicht ab. Am Elektromarkt wurden Gesfürel auf
Ab=
ſchlußerwartungen / höher bezahlt. Auch für Felten und Siemens
zeigte ſich etwas Intereſſe, während AEG. wieder ½ Prozent
nach=
gaben Dt. Telephon u. Kabel verloren 2. Autowerte lagen weiter
freundlich, ausgeſprochen feſt tendierten Maſchinenaktien.
Schwarz=
kopf und Orenſtein plus 1½, Berlin=Karlsruher plus 2.
Metall=
werte waren auf günſtige Abſatzmeldungen bis 1 Prozent befeſtigt.
Kunſtſeidenaktien litten unter Gewinnrealiſationen. Papier= und
Zellſtoffwerte waren wieder überwiegend gedrückt. Dagegen
konn=
ten ſich Brauereiaktien etwas erholen.
Im Verlauf war die Tendenz bei größeren
Publikumsauf=
trägen ausgeſprochen feſt. Im Vordergrund ſtanden
Maſchinen=
aktien und Montanwerte. Orenſtein ſtiegen um 3 Prozent,
Schwarzkopf um 3 und Berlin=Karlsruher Induſtrie=Werke
eben=
falls um 3 Punkte gegen vorgeſtern.
*
Im Gegenſatz zu den Vortagen war das Geſchäft an der
geſtri=
gen Frankfurter Börſe etwas lebhafter. Das Publikum iſt mit
Aufträgen, beſonders am Rentenmarkte, hervorgetreten und auch
die Kuliſſe ging in größerem Umfange Neuengagements ein, ſo
daß ſich die Tendenz, nachdem die erſten Kurſe meiſt etwas gedrückt
waren, freundlich entwickeln konnte. Eine Anregung ging von der
günſtigen Entwicklung am Arbeitsmarkte aus, und auch das
leb=
hafte Stickſtoffgeſchäft im Januar wurde beachtet. In
außenpoli=
tiſcher Hinſicht machte die Beruhigung in Paris und die
bevor=
ſtehende Bildung einer neuen Regierung einen guten Eindruck.
Das größere Geſchäft bei Beginn der Börſe hatte der Rentenmarkt,
wo Altbeſitz ½ Prozent höher eröffnete. Neubeſitz waren nach
un=
verändertem Beginn bei 19,60 um 20 Pfg. höher, ſpäte
Reichs=
ſchuldbuchforderungen und Stahlverein=Bonds lagen behauptet.
Reichsmark=Obligationen waren verhältnismäßig ſtill, aber doch
um ½—½ Prozent gebeſſert. Am Aktienmarkt eröffneten JG.
Far=
ben und Deutſche Erdöl gut behauptet. Montanwerte lagen meiſt
etwas niedriger, ſo gaben Klöckner und Phönix je 3 Prozent,
Mansfelder 8 Prozent, Ilſe Genuß 1½ Prozent nach, nur
Har=
pener gewannen 3 Prozent und Rheinſtahl ½ Prozent. Auch
Elek=
trowerte waren uneinheitlich, Gesfürel plus ½ Prozent. Schuckert
plus ½ Prozent, dagegen Siemens und Lahmeyer je minus ½
Prozent, Bekula minus ½ Prozent. Transportwerte wieſen
eben=
falls unregelmäßige Kursbildung auf. Nordd. Lloyd und
Reichs=
bahn=VA. je — ½ Prozent, Hapag gewannen ½ Prozent und
All=
gem. Lokal und Kraft 1½ Prozent. Im einzelnen waren
Reichs=
bankanteile 1 Prozent und Daimler Motoren ½ Prozent höher.
Am Rentenmarkt erhöhten ſich Altbeſitz um weitere ½
Pro=
zent auf 97½ Prozent. Neubeſitz auf 19,75 nach 1960.
Die Abenbörſe erfuhr in Fortſetzung der Tendenz des
Mittags=
verkehrs eine weitere Befeſtigung. Die Umſatztätigkeit war auf
Grund von eingetroffenen Kundenorders relativ lebhaft, da auch
die Kuliſſe recht regen Anteil am Geſchäft nahm. Die Berliner
Schlußkurſe konnten ſich bei Eröffnung der Abendbörſe meiſt um 4
bis ½ Prozent erhöhen, wobei das Hauptintereſſe weiterhin den
Bergwerksaktien galt. Auch JG. Farben, Daimler Motoren und
einige andere Werte waren beachtet.
Im Verlaufe wurde das Geſchäft im Hieblick auf das
Wochen=
ende ſtiller und die Kurſe bröckelten hier und da eine Kleinigkeit
ab. die Stimmung blieb aber durchaus zuverſichtlich. Die Börſe
ſchloß überwiegend mit Kursbeſſerungen um ¼—½ Prozent im
Vergleich zum Berliner Schluß.
Der Ausweis der Reichsbank.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 7. Februar 1934 hat
ſich in der verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalanlage der
Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapieren um
59,8 Mill. auf 3533,2 Mill. RM. verringert. Im einzelnen haben
die Beſtände an Handelswechſeln und Handelsſchecks um 33,2
Mill auf 2811,5 Mill. RM., die Lombardbeſtände um 92 Mill.
auf 71,6 Mill. RM. und die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um
29,7 Mill. auf 18,1 Mill. RM. abgenommen, dagegen die
Be=
ſtände an deckungsfähigen Wertpapieren um 12,5 Mill. auf 312,2
Mill. RM. zugenommen. Die Beſtände an ſonſtigen Wertpapieren
blieben mit 319,8 Mill. RM. nahezu unverändert.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
140,0 Mill. RM. in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen und
zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 126,3 Mill. auf
3332,2 Mill. RM. derjenige an Rentenbankſcheinen um 13,7 Mill.
auf 358,2 Mill. RM. verringert. Der Umlauf an Scheidemünzen
nahm um 19,7 Mill. auf 1408,5 Mill. RM. ab. Die Beſtände der
Reichsbank an Rentenbankſcheinen haben ſich auf 50,7 Mill. RM.
diejenigen an Scheidemünzen unter Berückſichtigung von 2,0 Mill,
RM. neu ausgeprägter und 3,3 Mill. RM. wieder eingezogener
auf 2687 Mill. RM. erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 528,1
Mill. RM. eine Zunahme um 30,5 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 19,4 Mill. auf 363,6 Mill. RM. vermindert. Im einzelnen
haben die Goldbeſtände um 21,7 Mill. auf 354,5 Mill. RM.
ab=
genommen und die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 2,3
Mill auf 9,1 Mill. RM. zugenommen.
Die Deckung der Noten betrug am 7. Februar 10,9 Prozent
gegen 11,1 Prozent am Ultimo Januar d. Js.
Whike Star und Cunard Line.
Die ſeit langem ſchwebenden Verhandlungen über den
Zu=
ſammenſchluß der nordatlantiſchen Dienſte der White Star Line=
und der Cunard Line ſind abgeſchloſſen worden. Eine
entſpre=
chende Erklärung wurde im engliſchen Unterhaus von einem
Ver=
treter des an dem Zuſammenſchluß beteiligten Schatzamtes
abge=
geben. Das Schatzamt wird nunmehr die Fertigſtellung des im
Bau ſteckengebliebenen Rieſendampfers der Cunard Line
finan=
zieren. Im ganzen werden der neuen Geſellſchaft aus öffentlichen
Mitteln für dieſen Zweck drei Millionen Pfund zur Verfügung
geſtellt werden. Dieſe Summe wird in drei Raten bezahlt und
durch neu auszugebende Aktien der Einheitsgeſellſchaft geſichert
werden. Man rechnet damit, daß die Arbeit an dem
Rieſen=
dampfer im nächſten Monat wieder aufgenommen werden können.
Produkkenmärkke.
Mainzer Getreidegroßmarkt vom 9. Februar. Je 100 Kg. loko
Mainz (Großhandels=Einſtandspreis) notierten bei rückläufiger
Tendenz in RM.: Weizen 19,60, Roggen 16,90, Hafer 14,60 bis
14,85, Braugerſte 17,50—18. Induſtriegerſte 17,25. Malzkeime 14,
Weizenmehl ſüdd. Spez. 0 30 10, Roggenmehl 0—60 Prozent nordd.
23—23,50, ſüdd. 24—24,50, Weizenkleie fein 10,90, dto. grob 11,40,
Roggenkleie 10,75—11,50, Weizenfuttermehl 12. Biertreber 16,50
bis 16,75 Soyaſchrot 15,15, Trockenſchnitzel 9,75.
Berliner Großmarktbericht vom 9. Februar. Mit Rückſicht auf
bevorſtehenden Wochenſchluß Unternehmungsluſt weiter gering.
Offertenmaterial zur Befriedigung der Nachfrage ausreichend,
auf Baſis der niedrig gezahlten Preiſe der letzten Zeit beſteht
ver=
einzelt Kaufneigung. Preisbewegung für Exportſcheine vermochte
keine Anregung zu bieten. Am Mehlmarkte nur geringe
Bedarfs=
käufe. Haferangebot nach den Preisrückgängen der letzten Tage
etwas geringer, Konſum disponiert aber weiter ſehr vorſichti4.
Gerſte ruhig.
Kleine Wiriſchafisnachrichken.
Von den Handwerkskammern zu Berlin wird darauf
hinge=
wieſen, daß Arbeitsgeſuche von ſelbſtändigen Handwerkern nur
mit Namensnennung und bei Nachweis ſelbſtändigen Gewerbes
veröffentlicht werden ſollen. Die Kammer verſpricht ſich davon,
daß auf dieſe Weiſe die Schwarzarbeit weſentlich eingeſchränkt
wird.
Die Erhöhung des Diskontſatzes der Bank von Frankreich von
2½ auf 3 Prozent wird von der Preſſe als Schutzmaßnahme gegen
den Goldabfluß bezeichnet, der in letzter Zeit infolge der
Wäh=
rungspolitik der Vereinigten Staaten einen beunruhigenden
Cha=
rakter angenommen habe. Der Wochenausweis der Bank von
Frankreich vom 2. 2. weiſt einen Goldabgang von 194 Mill. Fr.
auf, der in dieſer Woche noch ſtärker ſein dürfte.
Vom Verband für ſechseckiges Drahtgeflecht. Die
Bemühun=
gen des Verbandes für ſechseckiges Drahtgeflecht um einen
An=
ſchluß der noch außerhalb ſtehenden vier Werke haben den Erfolg
gehabt, daß bereits zwei dieſer Firmen für den Beitritt gewonnen
werden konnten. Die Verhandlungen mit den beiden anderen
Wer=
ken werden als günſtig bezeichnet, ſo daß der Fortbeſtand des
Ver=
bandes auf der bisherigen Grundlage als einigermaßen geſichert
bezeichnet werden darf. — Die Beſchäftigungslage iſt zur Zeit
in=
folge der jahreszeitlichen Einflüſſe ziemlich lebhaft und weiſt
gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres eine leichte Beſſerung
auf.
Guter Erfolg des Umtauſchangebotes für die Ruhrgas=
Dollar=
bonds. Ebenſo wie andere Geſellſchaften hatte auch die Ruhrgas=
AG., Eſſen, Ende vergangenen Jahres den inländiſchen Beſitzern
ihrer Dollarbonds ein Angebot auf der Grundlage 3 RM — 1
Dollar gemacht. Wie der DHD. erfährt, iſt von dieſem
Umtauſch=
angebot großer Gebrauch gemacht worden. Von der insgeſamt 12
Mill. Dollar betragenden Anleihe ſind nämlich Stücke im
Geſamt=
betrag von rund 4 Mill. Dollar. bzw. 30 Prozent des
Geſamtan=
leihebetrages zum Umtauſch angemeldet worden. Der ſich aus dem
Umtauſch ergebende Buchgewinn von annähernd 5 Mill. RM. ſoll
bereits der Ertragsrechnung für 1933 zugute gebracht werden.
Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken AG., W.=Elberfeld.
Meldun=
gen holländiſchen Urſprungs über den vorausſichtlichen Abſchluß
der Vereinigten Glanzſtoff=Fabriken AG. ſind nach Informationen
des Fwd. mit Vorbehalt aufzunehmen, ſoweit darin die Rede von
den zu erwartenden finanziellen Ergebniſſen des Jahres 1933 iſt.
Die Abſchlußarbeiten bei der Geſellſchaft ſind noch im vollen
Gange. Daß angeſichts der ſchon im Vorjahre erörterten Frage
einer durchgreifenden Bilanzbereinigung (die nur mit Rückſicht auf
die unüberſichtliche Lage auf dem Kunſtſeidenmarkt und das
Feh=
len zuverläſſiger Bewertungsmaßſtäbe für die Beteiligungen im
Zuſammenhang mit der völligen Unſicherheit der
Weltwirtſchafts=
verhältniſſe zunächſt zurückgeſtellt wurde) an die Ausſchüttung
einer Dividende nicht gedacht werden kann, liege auf der Hand,
zumal ſchon im Vorjahre ein Verluſt einſchließlich 4,70 Mill. RM.
Vortrag in Höhe von insgeſamt 10.19 Mill. RM. ausgewieſen
wurde, zu deſſen Deckung die im übrigen noch für
Wertberichtigun=
gen auf Beteiligungskonto verwendete geſetzliche Rücklage
aufge=
löſt werden mußte. Der Abſatzrückgang im 1. Halbjahr 1933 konnte
infolge einer erfreulichen Belebung in der 2. Jahreshälfte
reich=
lich wieder wettgemacht werden, es ſei daher in den letzten
Mo=
naten des verfloſſenen Jahres gelungen, nicht nur zahlreiche
Neu=
einſtellungen vorzunehmen, ſondern teilweiſe auch die
einge=
führte Kurzarbeit wieder aufzuheben, ſo daß die Steigerung der
Zahl der Arbeitsſtunden weſentlich über das Ausmaß der
zahlen=
mäßigen Vermehrung der Belegſchaft hinausgebe. Bezogen auf
die Stichtage 1. 1. 33 und 1. 1 34 ſei die Geſamtlohnſumme um
20 Prozent geſtiegen. Auch im laufenden Jahr habe ſich das
Ge=
ſchäft verhältnismäßig befriedigend geſtaltet.
Goldſendungen für Amerika. Aus New York wird gemeldet:
Der Dampfer „Bremen” hat geſtern 10 Millionen Dollar Gold
mitgebracht. Die „Berengaria” wird heute mit 24 Millionen
Dol=
lar Gold erwartet. Dies ſind die erſten Goldſendungen aus
Europa, ſeitdem der Präſident den Dollar entwertet hat. Die
Dampfer „Deutſchland” und „Paris” werden in der nächſten Woche
40 Millionen bzw. 8 Millionen Dollar mit bringen. Der
Damp=
fer „Waſhington” brachte geſtern 5 400 000 Dollar in Goldbarren,
die die Bank von Frankreich an die Bundesreſerve Bank von New
York überweiſt.
Berliner Kursbericht
vom 9. Februar 1934
Deviſenmarkt
vom 9. Februar 1934
Me H
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Eleltr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
94.—
65.—
66.50
28.75
31.25
30.125
137.—
45.625
18.—
78.—
152.50
116.625
Köln=Neueſſen 72.— Phil. Holzmann 68.— Kali Aſchersleben 116.— Klöcknerwerke 6o. Koksw. Chem. Fabr. 87.50 Mannesm. Röhr Maſch.=Bau=Untn. Orenſtein & Koppell 64.625 „eee He Rütgerswerke 53.25 Salzbetfurth Kali 154.875 Kaufho 22.25 Verein. Stahlwerke 40.50 Weſteregeln Alkali Agsb.=Nnrb. Maſch. 58.50 Baſalt Linz 19.— Berl. Karlsr. Ind. 104.— Hohenlohe=Werke 25.— Lindes Eismaſch. VogelTelegr. Draht 68.50 Wanderer=Werke 95.50 Währung Radte Brief Währung / Dii Briel Buenos=Aires 1 Pap. Peſo 0.853 0.657 Italien 100 Lire 2r.25 21.99 *
Kanada 1eanad. Doll. 2.527 2.533 Fugoſlawien 100 Dinar 5.664 5.676 Japan
Yen 0.7621 0.764 Kopenhagen 100 Kronen = 57.14 57.26 Kairo 1 äahpt. * 13.185 13.195 Liſſabon 100 Escudos 1.85 i169 Iſtanbul türk. * 1.993 1.997 Oslo 100 Kronen 64. 24 64.36 Lonbon 1 2.Stg. 12.798 12.815
Paris 100 Franes 16.43 16.47 116.— New Yort 1 Dollar 2.547 2.553 Prag 100 Tſch.=Kr. 12.44 2.46 Rio de Janeirol! 1 Milreis 0.214 0.216 Island 100 isl. gr. 57.84 57.96 Uruguah Goldpeſo 1.299 1.301 Niga 100 Lais 80.02 to.18 Amſterdam 100 Gulden 167.93 168.27 Schweiz 100 Franlen 30.72 80.88 Athen 100 Drachm. 2.307 2.411 Sofig. 100 Leva 3.047 2.053 Brüſſel 100 Belga 58.16 58.39 Spanien 100 Peſeta ſ9 33.97 34.03 85.— Budapeſt 100 Pengö Stockholm 100 Kronen 65.98 (66.12 Danzig 100 Gulden e1.32 21.48 Tallinn (Eſtl. 100 eſtl. Kr. 69.18 69.32 Helſingfors 100 finn. Mk. 5.6441 5. 656
Wien 100 Schilling 47.20 /47.30
Suraftadter and Karioharbant Barmktast, Willne orl Otrssher Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 9. Februar 1934.
Keeee
Gr. IIp. 1934 102.25
„. . 1935
„. 1938
1937
1938 92
Gruppe1
6% Dtſch. Reichsanl. 1100.1
v. 27
5½%Intern.nb.30
69Baden ... v.27
6%Bayern .. b.27
6%Heſſen. . . . v. 29
6%0 Preuß. St. v. 28
6% Sachſen .. b.27
6%Thüringen b.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch.
FAb=
löſungsanl.. . ...
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlin ... b.24
6% Darmſtadt . . .
6% Dresden.. v.26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v.29
v.26
6SMainz.
6%Mannheim v.27
6%München . v. 29
6ſWiesbaden v.28
6%Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
5½%Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid
106‟
97.25
93‟),
97.1
95.5
93.25
94
96
94.25
106‟
95.25
93.75
97.25
192.
9.4
71
79
79.25
84.5
82.5
85.25
88
92.25
90
91:,
43%Geſ. Landes,
Hhp.=Bk. Liqu.
Komm. Obl. . .
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
„ R.12
82 Kaſſ.Landeskrd.
Goldpfbr. . ...
%Naſſ. Landesbk.
5½%0 „ Liqu. Obl.
93
31
85.75
85.75
93
Bo
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.Anl.
Ausl. Ser. II.
FAusl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
95"
114.5
18:1.
6%Berl. Hyp.=Bk.
20 Lig.=Pfbr.
82,Frif. Hyp.=Bk.
5½%0 „ Lig. Pfbr.
Goldoblig.
Frkf. Pfbr.=Bk.
„ Lig.=Pfbr.
83Mein.Hyp.=Bk.
1 5½% „ Lig. Pfbr.
3%0 Pfälz. Hyp.=Bk.
5½%0 7 Lig. Pfbr.
%Rhein. Hyp. Bk.
½% „ Lig. Pfbr.
„ Goldoblig.
6%0 Südd. Boben=
Cred.=Bank ....
5½%0 „ Lig. Pfbr.
6%Württ. Hyp.=B.
92
Iae
91
88,
92.25
9s"
92.25
92:),
94.5
93.5
92.5
91.75
90.5
95.25
92.5
94,75
Wd
62 Dt. Linol.Werke
62Mainkrw. v. 26
63Mitteld, Stahl.
6% SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerke
6%Voigt & Häffner
3. G. Farben Bonds
9Bosn. L.E. B.
2. Inveſt.
5 %Bulg. Tab. v. 62
4½% Oſt. Schätze.
4%Oſt. Goldrente.
Bvereinh. Rumän
4½%
42Türk. Admin..
1.Bagdad
Zollanl.
4½ %üngarn 1913
1914
4½%
„ Goldr.
1910
42
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon
42, Stockholm
Aktien.
Alg. Kunſtziide Unte
A.E.G. .........
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbo. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P. ..
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. ...
Eement Heidelberg
Karlſtadt
3.S.Chemie, Baſell
Nef
95
90I.
89
77.5
115.9
13.5
13.5
6.5
20.75
19
4.75
10
4.05
4
6.25
6.1
5"I.
6.3
6
47.75
40
84
45.5
301),
96
63.5
37.5
45.75
123
73.75
86
98
134,65
Re 77 Mue Wie K 40.5 Chade .......... Aſchersleben. Ver. Ultramarin. a17 Contin. Gummiw., 15 glein, Schanzlin .. Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali. Contin. Linoleum . Alöcknerwerke ...." 60.5 1uu8 Daimler=Benz .... 5. Knorr C. H. ...." 185 Zellſtoff Waldhof. 47. Dt. Atl. Telegr. .
„ Erdöl 130.5
1105.5 Lahmeher & Co. .1112.5
Laurahütte ... Allg. Dt. Creditanſt. 46.25 Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide=Anſtalt. 177,5 Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.. 205.5 Badiſche Bank..
Br. f. Brauinduſtr. 122
96.5 Linoleum.
Dortm. Ritterbräu 47.25
78.5 Mainkr.=W. Höchſt. 72.75 Bayer. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ. 79.5
92.75 Oyckerhoffc Widm. Mainz. Akt. Br. Hypothelbk. Eichbaum=Werger. Mannesm.=Röhren 62.75 Comm. u. Privatb. 52 Elektr. Lieferg.:Geſ. Mansfeld Bergb. 32.75 Dt. Bank und Disc. 85 Licht u. Kraft 103 Metallgeſ. Frankf. 74.25 Dt. Eff. u. Wechſel Eſchw. Bergwerk. 210 Miag, Mühlenbau, Dresdner Ban! 66.5 EFßling. Maſchinen. 31 Motoren Darmſtadt Frankf. Banl. 85 Faber & Schleicher Reckarwer Eßling. 91 Hyp.=Ban! 86 J.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guillegume 127.5
37.25
59,75 Oberbedar ......
Phönix Bergbau.. 13.25
47.75 Mein Hhp.=Ban
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=Ant. 86.25
1e6 Frankfurter Hof. Rh. Braunkohlen 199.5 Rhein. Hyp.=Bant 116.5 Gelſenk. Bergwerk. 60SI, Elektr. Stamm 94 Südd. Bod.=Cr.B! Geſ.felektr. Untern. 86 Stahlwerke. 88.5 Württb. Notenban aoo Goldſchmidt Th.
Gritzner=KLahſer... 51.5 Riebeck Montan.
Roeder, Gebr. 80 A.-G. Verlehrsw. 65 Grün & Bilfinger J200 Rütgerswerke.. 53.5 Allg. Lokalb. Kraftw S6.25 Hafenmühle Frkft. Salzdetſurth Kali". 79 Dt. Reichsb. Vzc 112.5 Hanauer Hofbräuh. Salzw. Heilbronn. 190 Hapag 28.75 Hanfwerke Füſſen. 40 Schöfferhof=Bind.. /175.5 Nordd. Llohzd.. 31 Harpener Bergbau 90 Schramm Lackfor. Südd Eiſenb.=Gef. Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm. 99.5
66.5 Schuckert Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske. 1 vor
80
145.75 Allianz= u. Stuttio.
Verſicherung Hirſch Kupfer .
Hochtief Eſſen.. 104.5 Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Thür. Liefer.=Geſ..
Kaufhof ....... s0
184 „ Verein. Verſ. 243
Frankona Rück=u. M Holzmann, Phil..
Slſe Bergb. Stamn
„ Genüſſe
Junghans ....... 67.25
110.5 80
22.5 Mannheim. Verſich.
Otavi Minen 36.5 nnterfranken .. ..." Schantung Handels
konnt
Der W
m. Im
hafen
menſtadt
zimat zu
za mein
Als ich
nden Ti
gte der II
m hörte
nut, den
Sie ſpr
fale Fen
ve eine 2
immen we
vferhalb
nich einen
m. Kopel
Dann
ſit dem Sd
und wollen
ihr egal
Geld
der ſcho
em Kram
Nr. 40 — Seite 13
ROMAN VON WILHELM SCHNEIDER
(Nachdruck verboten.)
1. Abſchied von Tine.
Auf der Veſterbrogade fiel mir Sophus Arreboe ein. Er hatte
eine kleine Bar am Rathausplatz und ich mochte ihn gern;
außer=
dem konnte ich dann den vier Kameraden, mit denen ich ſchöne
Abende verbracht hatte, Lebewohl ſagen.
Der Winter war noch einmal zurückgekommen in dieſen
März=
tagen. Im abendlichen Schneegeſtöber lief ich eine ganze Stunde
um Hafen herum und kreuz und quer durch die engen Gaſſen der
Innenſtadt. Diesmal fiel es mir beſonders ſchwer, mich von der
Heimat zu trennen. Auf wielange? Ich wußte es nicht. Morgen
ging mein Zug.
Als ich bei Sophus eintrat, ſaß die Geſellſchaft wie immer am
Tunden Tiſch in der Ecke. In der ſchummerigen Beleuchtung
klim=
perte der kleine Klavierſpieler etwas aus einer verſchollenen Oper,
unan hörte es kaum. Sophus hatte ſeinen Leuten einen Punſch
ge=
braut, den ich noch nicht kannte: er war grün und roch nach Heu.
Sie ſprachen ſofort über Tine und gaben mir gute Ratſchläge;
Palle Fenſen, der gefürchtete Theaterkritiker — im Leben mild
wie eine Lamm — fragte mich, ob ich nicht endlich zu Verſtand
kommen wolle. Und Vve Grön, der ſcharfe Leitartikler, der aber
außerhalb ſeiner Redaktion keiner Fliege ein Leid antat, nannte
inich einen „Hornochſen”. Sie wußten ja nicht, daß ich im Begriff
war, Kopenhagen zu verlaſſen.
Dann kam Sophus Arreboe von der Theke herüber, er ſah mich
merkwürdig von der Seite an. „Hallo”, ſagte er, „eben iſt Tine
mit dem Schotten hier geweſen. Sie fahren morgen nach Aberdeen
und wollen dann gleich heiraten. Daß ſie kontraktbrüchig wird,
iſt ihr egal und dem Schotten auch. Der Direktor ſoll platzen! Das
iſt ne Marke, deine Tine!"
Ich kippte das feurige Heu hinunter und knurrte etwas vom
Teufel und ſeiner Großmutter.
Sophus lachte. Es kam heraus wie aus dem Heidelberger Faß.
Er klopfte mir väterlich auf die Schulter und meinte, die Tine
würde es noch bereuen. Von mir wiſſe man, wer ich ſei. Vom
Schotten ahne man, daß er ein Subjekt wäre, auch wenn er noch
ſoviel Geld beſäße. Im übrigen horſte der Pleitegeier beſonders
in der ſchottiſchen Wollinduſtrie. Hoffentlich würde ich den „
gan=
zen Kram” zu einem Liebesroman verarbeiten, ſo einem modernen
„Werther”. Gerade mit Liebesgeſchichten könne man viel Geld
verdienen . . ..
Ich kämpfte mit mir, ob ich ihm eine runterhauen ſolle.
Nach dem dritten Glas kam ein Mann zur Tür herein, ich
hatte ihn noch nie hier geſehen. Sophus ſtarrte ihn an, als ob ihm
Hamlets Geiſt auf der Terraſſe von Kronborg erſchienen wäre.
Auch wir muſterten den Mann.
Er ging an die Bar, der Keeper mixte ihm etwas. Zunächſt
ſah er dem Mixer zu, aber dann dauerte es ihm zu lange; er
be=
gann auf= und abzuwandern, anſcheinend in Gedanken verloren,
mit einem ſeltſamen Lächeln um den Mund. Seinen ſteifen Hut
hatte er noch immer auf dem Kopf, und den Pelz hatte er auch
nicht abgelegt. Eine ſehr eindrucksvolle, große und breite
Erſchei=
nung. Das Haar ſtand ihm voll an den Schläfen, ich konnte im
dämmerigen Licht des Raumes nicht erkennen, ob es blond oder
grau war. Er hatte ein markantes, gutgeſchnittenes, ſchmales,
etwas knochiges Geſicht und klare, graublaue Augen unter einer
hohen Stirn. Immer noch lag ein Lächeln um den Mund. Es
ging etwas Seltſames und Geheimnisvolles von ihm aus, das
fühlten wir alle, die anderen haben es mir ſpäter beſtätigt. Es
war geballte Kraft, die ſtets auf dem Sprunge ſteht, in ihm, und
eine lauernd=abwartende, geiſtige Ueberlegenheit. Wer war dieſer
Mann?
Dr Keeper ſchob ein gelbes Getränk über den Tiſch. Der Mann
ſchnupperte daran, kippte es hinunter, brummte etwas mit rauber
Stimme, während er ein Geldſtück aus der Taſche holte, legte
ſalu=
tierend die Hand an den Hut, ging ſchnell an uns vorüber, nickte
Sophus Arreboe freundlich zu wie einem guten alten Bekannten
und verſchwand durch die Tür.
Kaum war er draußen, als Sophus ſeine Fauſt auf den Tiſch
niederſauſen ließ. „Jungens”, ſtieß er hervor, „ich will nen Beſen
freſſen, wenn das nicht ..."
Dabei ſah er mich an, als ob er mich im nächſten Augenblick
knockout ſchlagen wolle. Langſam kam er wieder zu ſich.
„Lauritz” ſchrie er mich an, „kennſt du ihn nicht?”
„Keine Ahnung.”
„Was, du kennſt ihn nicht?!“
„Nie geſehen. Komm doch endlich raus mit der Sprache!“
Faſſungslos ſchüttelte der andere die Hängebacken. „Mann,
du mußt ihn doch kennen — du haſt doch ein Buch über ihn
ge=
ſchrieben."
„Ich?‟
„Ja — du — das iſt doch J. P. B., wie du ihn nennſt. Jens
Peter Baggenſen. Dein China=Baggenſen, mit dem du ſoviel Geld
gemacht haſt!"
Es war mir ſo, als ob mir Sophus einen heftigen Schlag vor
den Kopf verſetzt hätte, mein Schädel dröhnte. Unmöglich, was er
da erzählte! Baggenſen war doch . . . ."
„nen Vogel haſt du”, ſtammelte ich aus mir heraus. „
Bag=
genſen haben ſie doch vor zwei Jahren in Tokio ....
Weiter kam ich nicht. Die anderen waren aufgeſprungen und
ſtanden wild geſtikulierend um mich herum. Ove Grön ſchrie mir
ins Geſicht, ich ſolle doch endlich zu mir kommen und mich nicht
wie ein alter Schafskopf benehmen. Es würde doch überall
er=
cühlt, daß Baggenſen noch am Leben ſei; man habe ihn in Tokio
niht erſchoſſen, ſondern einen andern
„Ich wette zehn zu eins, daß er’s iſt”, donnerte Sophus
Arre=
bee, „ich hab' dir immer geſagt, daß ich ihn perſönlich kenne. Kurz
nach dem Krieg war er ein paar Wochen in Kopenhagen und da iſt
er jeden Abend zu mir gekommen und hat einen gehoben. Er hat
ſich faſt gar nicht verändert. Habt ihr geſehen, wie er mir
zuge=
nickt hat?"
Ich ſtammelte etwas und rang nach Atem.
„Da hat er nun n dickes Buch über Baggenſen geſchrieben”,
triumphierte Palle Jenſen, „hat ſich durch den Mann
hochgerap=
pelt, — und wenn der Kerl plötzlich leibhaftig vor ihm ſteht,
dann macht er in die Hoſen.”
„Mann”, ſchrie ich Palle an, „ich muß mich doch erſt erholen!
Ich hab’ ihn doch nie geſehen und Bilder gibt es auch nicht von
ihm.”
Palle lachte ſpöttiſch auf. „Das ſind die Herren
Kriegsbericht=
erſtatter!“
„Oh”, brummte ich wütend, griff nach meinem Mantel und
chlug krachend die Tür hinter mir zu.
In weichen, dicken Flocken fiel der Schnee vom Himmel. Der
Rathausplatz war wie ausgeſtorben. Aber dann ſah ich ihn: er
ging drüben auf der anderen Seite, langſam und bedächtig, mit
hochgeſchlagenem Pelz. Als er um die Ecke bog, holte ich ihn ein.
Ich war ſo erregt, daß ich mir nichts überlegte.
Ich ging dicht an ihn heran und griff an den Hut. Er ſtutzte,
blieb ſtehen und muſterte mich etwas erſtaunt mit ſeinen großen,
hellen Augen.
„Verzeihung”, ſagte ich, „Sie waren doch eben bei Sophus
Arreboe. Sophus behauptete ſteif und feſt, Sie ſeien J. P. B....."
Nun geſchah etwas Seltſames: eine Sekunde lang ſchloß er die
Augen und lächelte. Dann ſah er mich groß und forſchend an und
ſchüttelte den Kopf. „Weiß nicht, was Sie wollen”, brummte er
und ging weiter.
„Ich biß die Zähne aufeinander und folgte ihm auf dem Fuße.
„Ich bin Lauritz Munk”, ſagte ich, „ich habe ein Buch über
Sie geſchrieben, Herr Baggenſen. Es iſt möglich, daß Sie’s nicht
geleſen haben. Ich könnte es Ihnen ins Hotel ſchicken. Vielleicht
lachen Sie ſich halbtot. Das iſt ja faſt immer ſo, wenn man die
Biographie lieſt, die jemand über einen ſchreibt. Ich hoffe ſogar,
daß Sie ſich amüſieren; es wäre mir unangenehm, wenn Sie ſich
ärgern würden. Das Buch heißt: Der Mann, den man nie ſieht.
Ich hatte nämlich, wie die vielen anderen, nicht das Vergnügen,
Sie zu Geſicht zu bekommen. Sie müſſen zugeben, daß es etwas
ſchwierig iſt; Sie entwiſchen einem immer. Daß ich Sie allerdings
in Kopenhagen, unſerer gemeinſamen Vaterſtadt, kapern würde,
das hätte ich mir nicht träumen laſſen.”
Ich ſprudelte das alles ſo heraus, um ihn feſtzunageln. Er
ging ruhig weiter, hörte mir zu und ſchmunzelte vor ſich hin. Ich
zweifelte nicht mehr daran, daß ich es tatſächlich mit Baggenſen
zu tun hatte. Es machte mich ſehr glücklich.
„Sie müſſen mir verzeihen”, begann ich von neuem, „es iſt
ſelbſtverſtändlich eine ziemliche Frechheit, wenn ſich jemand
erdrei=
ſtet, das Bild eines Mannes zu malen, den er nie geſehen hat und
von dem er nur vom Hörenſagen weiß.”
Er brummte etwas, was ich nicht verſtand, aber er
ſchmun=
zelte immer noch.
„Ich denke”, ſagte ich endlich, „wir ſollten ruhig irgendwo
einer Flaſche den Hals brechen. Es wäre gut für uns beide, Herr
Baggenſen.”
(Fortſetzung folgt.)
ONkEC
DEIEEIG
SpeichT.
Heidelbergerſtraße 14 (nächſtHeinrichſtraße)
3 öffentliche Vorträge
Diele grosse Cien
in dieser Jahreszeit? Dann
füttert
derHühnerhalterbe-
stimmt das in Deutschland
meist gekaufte Kraftfutter
Muskatol
Dr. Hermann Heisler, München
Pfarrer in der Chriſtengemeinſchaft,
Samstag, den 10. Februar 20¼ Uhr:
Der menſchliche Eigennutz und ſeine Ueberwindung.
Sonntag, den 11. Februar 20½ Uhr:
Der Einzelne und ſein Volk.
Montag, den 12. Februar 20¼ Uhr:
Ueberwindung des Zudentums im Chriſtentum.
Freiwillige Unkoſtenbeiträge.
Steinzeugwaren.
U
Bergisches Kraftfutterwerk G. m. b.H
Düsseldorf-Hafen
(TV 81
Die Lieferung von Steinzeugwaren für den
Kanalbau im Rechnungsjahr 1934, ſoll auf Grund
der Reichsverdingungsordnung vergeben werden
Leiſtungsbeſchreibungen und Bedingungen lieger
bei dem ſtädt. Tiefbauamt, Darmſtadt, Grafenſtr. 30
Zimmer Nr. 6, während der Dienſtſtunden zur
Ein=
ſicht offen. Auch werden dort die Angebotſcheine
abgegeben.
Angebote ſind bis Donnerstag, den 22. Februar
I. J., 10 Uhr bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 9. Februar 1934.
Verſteigerung
im Städtiſchen Leihamt, Kirchſtraße 9
Mittwoch, den 14. Februar und Donnerstag, der
15. Februar ds. Js., jeweils nachmittags 3—5 Uhr
Verſteigerung der bis Ende Januar ds. Js.
ver=
fallenen Pfänder: Brillanten, Gold= u.
Silber=
waren, Uhren, Herren= und Damenkleider,
Wäſche uſw.
(st. 1782
Darmſtadt, den 9. Februar 1934.
Städt. Leihamt.
Verſteigerung Nr. 10.
Tiefbauamt.
(sb.1777
Nutzholzſubmiſſion.
(Letzte Verſteigerung Förſterei Kalkofen.)
Donnerstag, den 15. Februar, vormit
tags 9 Uhr, wird in Arheilgen (Wirtſchaft zum
Schwanen) aus Forſtort VI Bernhardsackerſchlag
30, 31 und Täubcheshöhle (ſämtl. Kieſernholz)
ver=
ſteigert:
Scheitholz im: 545,8 Buche, 50 Eiche;
Knüppel=
holz rm: 167 Buche, 17 Eiche, 85 Kiefer;
Reiſer=
holz 1. Kl. rm: 90 Buche, 19 Kiefer.
Das Holz iſt vor der Verſteigerung einzuſehen.
Mit H geſchlagene Nummern kommen nicht zum
Ausgebot. Auskunft für Bernhardsackerſchlag durck
Förſter Heger, Forſthaus Kalkofen (Tel. Meſſel 7)
für Täubcheshöhle Förſter Hirſch, Weiterſtadt (Tel.
(177
21) und uns.
Darmſtadt, den 8. Februar 1934.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.
Magf u. Dreikgorzoetiteigerang Mr.u
Verſteigerung Nr. 11.
Freitag, den 16. Februar, vormittags
10 Uhr, wird in Meſſel (Wirtſchaft Joh. Hch.
Lau=
mann 2.) aus Forſtort VI Zinkeneck 2, V
Leimen=
grund 7 verſteigert:
Scheitholz rm: 384,6 Buche, 31,2 Hainbuche,
120.8 Eiche, 45 Eſche, 2 Birke, 45 Erle, 14 Ulme;
Knüppelholz rm: 84 Buche, 17 Hainbuche,
37 Eiche, 6 Eſche, 15 Erle: Reiſerholz I. Kl. rm
87 Buche, 14 Hainbuche, 10 Eche.
Das Holz iſt vor der Verſteigerung einzuſehen
Mit II geſchlagene Nummern kommen nicht zum
Ausgebot. Auskunft durch Förſter Wex, Meſſeler
Falltorhaus (Tel. Meſſel 3) für Zinkeneck 2, Förſter
Bayerer, Forſthaus, Kr. Buche (Tel. Langen 514
(178
für Leimengrund 7.
Darmſtadt, den 8. Februar 1934.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.
Letzte Verſteigerung.
Donnerstag, den 15. Februar 1934, vor
mittags 9 Uhr beginnend, werden in der
Turn=
halle am Woogsplatz in Darmſtadt öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert:
Das Nutzholz aus dem Staatswalddiſtrikt
Hegwieſe der Föiſterei Heiligkreuz, das
Brenn=
holz aus den Staatswalddiſtrikten Stockſchlag 22
und Haſenruhe 24 der Förſterei Beſſ. Forſthaus
ſo=
wie aus den Staatswalddiſtrikten Baſſinteil 2. 13.
15. 16 und verſchiedene der Förſterei Städt. Tanne,
ſowie aus den Diſtrikten Grabenſtück und
Eichbaum=
eck des Philipp=Hoſpital=Waldes.
Es kommen zum Ausgebot:
Nutzholz:
Langholz. Fichte la 0.18 fm, Ib 1.32 fm
Derbſtangen, Fichte 2. Kl. 21 Stck., 3. Kl. 239 Stck.
Reisſtangen, Fichte 4, Kl. 260 Stck., 5. R1. 315 Stck.
6. Kl. (Bohnenſtangen) 160 Stck.
7. Kl. 110 Stck., 8. Kl. 50 Stck.
Brennholz:
Scheiter irm ca. Buche 70, Eiche 55, Eſche2, Kiefer 70
Knüppelirm ca. Buche 90, Eiche 75, Eſche1, Kiefer 80
rm ca. Weymouthskiefer 20.
Blau geſtrichene Nummern kommen nicht zum
Ausgebot. Es wird empfohlen das Holz vorher
an=
zuſehen, da nachträgliche Beſchwerden über die
Be=
ſchaffenheit nicht angenommen werden. Nähere
Aus=
kunft erteilen die Herren Förſter Klipſtein,
Darm=
ſtädter Forſthaus, (Fernruf 3859), Leyerer Beſſ.
Forſthaue (Fernruf 2666), Lehr, Darmſtadt, Beſſunger=
(178
ſtraße 117.
Darmſtadt, den 7. Februar 1934.
Heſſiſches Forſtamt Darmſtadt.
Der diesi. Anfall an Eichen (257 fm 3.—9. Kl.),
Fichten (50 fm), Kiefer (204 fm 1b —4b Kl.)
und Lärchenſtammholz (6,74 im) ſoll verkauft
werden. Angebote werden bis zum 21. ds. Mts.
vormittags 10 Uhr auf das Stadthaus Zimmer 46
erbeten. Näheres daſelbſt.
Darmſtadt, den 9. Februar 1934. (st.1775
Städt. Güterverwaltung.
fürs tägliche Leben durch
die immer wirkungsvolle
„Rlein=Anzeige‟
im
Darmſtädter Cagblatt
Masken!
Prima Trachten
Große Auswahl,
billig! Werner,
Volkstheater,
Alexanderſtr.
3. Stock.
2 elegante
Damenmasken
2 2.50 zu
verlei=
hen. —
Blumen=
thalſtr. 109, II. I.
Elegante Dam.=
. Herr.=Masken
bill. zu verleih.
Ludwigſtr. 10,II.
K
RM. 6000.—
gegen erſtſtellige
Sicherh. v.
Pri=
dat z. leihen
ge=
ſucht. Offert. u.
H. 20 Geſchſt.
Guker
Bau=
ſparverkrag
S. ſofort geſ.
Off. H. 27 Gſch.
Gecrlr!e
Hammer: Café
und Weinstuben
Täglich
Karnev, Konzert
bei
(1771
Frohsinn u. Humor.
deber Fastnacht
tägllch
Rellzer!
Brauurer
2. Schul
Samstag, Sonntag und Dienstag
3 Tage Karneval
irn Hotel
Zur Post
arn Hauptbahnhof
1741
mit der guten Stimmungskapelle Geiß.
Badesta!
Herrlicher Ausflugsort
ladet zum Besuche ein Gis
oooo0ooooeeeeoe
Hailerfaal-Reſtaurant-Fürftenſaal
Samstag, Sonntag und Dienstag
großes Faschingstreiben
n sämtlichen unteren Räumen
O 2 Musik-Kapellen O
u768b) Telefon 276.
rafenstraße 1
Seite 14 — Nr. 40
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
2
1
4A.
Bis auf Weiteres
Der große Heiterkeitserfolg:
Gretel zieht das
große Los
mit Lucie Englisch und Hans
Brausewetter.
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr.
Au1
Morgen Sonntag 4 Uhr
„Der Froschkönig‟
Maskenprämiierung bis zu 10.-ℳ
Preise ab 20 Pfg.
Karten: Kiosk am Verk.-Büro
Auch gehen wir in die Weinſtube
Mutti Krauß
Taunusſtraße 6
Kate
Birngarten
Alezanderstr. 19 (1760
Samstag — Mittwoch
durchgehend geöffnet!
KONZERT
1! Heute Samstag !!
mit Prämjierung
„Zur Harmonie‟, Beſſungen
Es ladet freundlichſt ein: Der Wirt.
Rügel-
Caféltt straße
WDährendderFastnacht-
tage bleibt das Café die
ganse Nacht geöffnet!
Auss
jamstag -Sonntag -Montag-Dienstag
die gemütlichen Karnevalsabende
der
Bockshiie!
Für Humor und Stimmung sorgt
die beliebte
(1770
Fastnachts-Hauskapelle Hartmann
Hauptdarsteller:
Paul Kemp, Adolf Gondreil, Hilde von Stolz
(F1763
und Ery Bos.
Riut
Kappenabend
Ia Stimmungs-Kapelle.
LUDWIGMISCHLICH
Rest. „Zum Güterbahnhof‟
Bismarckstraße 123.
4 Tage Fasching
CAFE OPER
Täglich nachmittags ab 3 Uhr
Kinder-Masken-Feste
unter Leitung des bestbekannten und allseits beliebten
Puppenspielers ROBERT MAV — als „Rübezahl”, u. a.:
Kasperlspiele, Ballonschlacht, Sahnewettessen,
Schneeball-
toben u. s. w. Prämiierung schönster Kinder-Masken.
Täglich abends ab 881 Uhr
Jahrmarkts- u. Wiener Prater-Rummel
in den entsprechend originellst
dekorier-
ten Räumen Riedel Reek mit
seinem Orchester spielt.
Kein Eintritt — nur Verzehrkarte.
Karnebal im Union=Café!
Rheinſtraße 4—6
Telefon Nr. 1292
Während der Faſtnachttage ab 4.30
Stimmungs=Konzert
Durchgehend geöffnet!
Kein Preisaufſchlag!
Nach wie vor die Oeviſe:
Die guie Taſſe Kaffee nur im „Union”
Heute Samstag und Sonntag
Hoch geben die Wogen des Frohsinns in diesem
ent-
zückenden Verwechslungs-Schwank der seinen Höhepunkt
bei einem echten bayerischen Faschingsfest erreicht.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Metzel=
ſuppe
Gaſtſtätte W. Petri
Arheilgerſtr. 50. (1764
CAFE HAUPTpOST
Mittelpunkt des Darmstädter Karnevals
An allen 4 Tagen
JUBEL •TRUBEL
in den festlich geschrnückten Räurnen
Nachmittags und abends TANZ
Glftbud-Bar!
Harry RIsch sorgt für rheinische Stimmung
Die ganze Nacht geöffnet • Eintritt 50 Pfennig
Jeden Abend 11.11 Prämiierung der schönsten Maske.
Sonntag abend 8 Uhr bis ein-
Ratskeller-Gaststätte, Marktplatz schlteßlleh Dlenstas
O Karnevalistisches Künstler-Konzert 0
Ballonschlacht u. Ueberraschung. Dienstag nachmittag ab 4 Uhr Kafſee-Konzert. Der Eintritt ist frei.
(1761
Die Weine sind gut und preiswert, in der Küche nur das Beste.
Großes Faſchings=Kabarett
im Kleinen Haus am Roſenmontag
Muſikaliſche Leitung: Max Buddenhagen.
Mitwirkende: Beatrice Doering, Käthe Gothe,
Maria Reining, Dr. Heinrich Allmeroth, Joh.
Drath, Beppo Geiger, Heini Handſchumacher,
Theo Herrmann, Hansgeorg Laubenthal, Ludwig
Linkmann, das Tanzpaar Bäulke und das
Solo=
quartett des Chors.
In der Pauſe große Kappenpolonaiſem. Tanz
Gratisverteilung von Ueberraſchungen.
Maskenkoſtüme erwünſcht. (F1754
HotelRest. Alte Post
am Weißen Turm
In den närrisch prachtvoll dekorierten Räumen der
„Alten Post‟
von Fastnacht-Samstag bis Fastnacht-Dienstag
Großer
Fastnachts-Rummel
mit verstärktem Orchester unter persönlicher
Mitwirkung des Herrn Obermusikmeist. Rühlemann
Fastnacht-Sonntag, -Montag, -Dienstag
nachmittags von 4—7 Uhr KONZERT
Sekt im Glas-
STIMMNUNSSFROHE SCHMUCKE RAUME ERFULLT
VON DEN KLANGEN EINER HEITEREN MUSlK
ERWARTEN SIE ZU DEN.
KocmkadeWdew imn
Horel Barmslkererttiet
KEIN WEINZWANG • TISCHBESTELLUNGEN ERBETEN
1 I. STOCK: MOKKA-, LKKOR- UND SEKT-DELE
— KONZERT —
d749
R
Bürgerhof
Eintritt frel Eliſabethenſtr. 2 Elntritt frei
Samstag ab 7.30 Uhr Sonntag ab 6 Uhr
Montag ab 7.30 Uhr Dienstag ab 4 Uhr
2 Kapellen-Tanz
prachtvolle Dekorationen, bis —2 4773
R
Kbb
Restauration Ritter Georg
Ludwigshöhstraße 35
Heute grosser Lumpenabend
Schönster Lump wird prämiiert. Anfang 19.31 Uhr.
Es ladet ein Seppel Unger.
Goldkrone „Luxus”
das Klingenwunder,
0,08 mm breite Schneide,
10 Stück . . . . 1.50 Mk.
Ein Meiſterwerk deutſcher
Technik, nur erhältlich
Parfümerle Tillmann
Eliſabethenſtr. 21. (1269a
Die neu
Adler-Räder
sind fabelhaft schön
und billig. Alte
Räder werden
ein-
getauscht.
Bequeme Zahlung.
MülleraOber
Rheinstr. 38. (1769
Großes Haus 19.30b. geg. 22.45
Heſſiſches
Landestheater
Samstag
10. Februar 1934
Außer Miete
Preiſe
10.50, 1.00, 1.50
Kleines Hauszo b. nach 22.30 Uhr
Außer Miete
Preiſe
0.50—4.50 Mk.
Anfang 23 Uhr
Außer Miete
Gräfin Mariza
Operette von Emmerich Kalman )
Muſikaliſche Leitung: Fritz Bohne
Spielleitung u. Tänze der Soliſten:
Sigurd Baller a. G.
Tänze der Tanzgruppe: Alice Zickler
Bühnenbild: Edward Suhr a. G.
Darſteller: Bauer, v. Georgi,
Gmeiner, Liebel, Dr. Allmeroth,
Beſt, Buddenhagen,
Handſchu=
macher, Hinzelmann, Kuhn,
Link=
mann, Schwartz
Großes Faſchingskonzert
Preiſe 0.50— 2.00 Mk.
Familie Luſig
oder Die Erbtante
Dialektpoſſe von Dr. Georg Büchner
Spielleitung: Eduard Göbel
Dargeſtellt durch die Heſſiſche
Spielgemeinſchaft
efe
Ramstädter-
MEHDEROEM u. Kiesstraße
Karneval 9 10 100 4 und 30
Samstag, den 10., Sonntag, den 11., Dienstag, den 13. Februar
Sonntag und Dienstag 2 Kapellen
(1774
Großes Faschingstreiben
Kapelle „Die Kniebohrer‟. Leitung: Philipp Breitwieser
1 Tritt frei! Leiter der Veranstaltung: Richard Hinz.
e Paschingstreihen e Herrngarten Caſé e
Täglich karnevalist. 1 Sonnt., Mont., Dienst. ab 3 Uhr Kinder-Maskenball
Stimmungs-Musik. mit vielen Ueberraschungen und Belustigungen.
Karnevaf
im
Bahnhof-Hotel
Samstag, Sonntag und
Dienstag abend
Hotel-Restaurant Merz
— Rheinstraße 50 —
Sonntag und Dienstag
Karnewalistisches Konzert
gegenüber
RUAMELBRÄU der Besthalle.
Achtung — Heute abend 8 Uhr 11 Minuten ist der
Große Maskenball des
1905 Schmetterlings-Klubs 1905
Sonntag und Fastnacht-Dienstag in sämtlichen Räumen
Eintritt frei.
Tanz u. Konzert Anfans 8.11 Uhr