Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlſcher mit 4 verſehenen Oriaſnal=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 37
Mittwoch, den 7. Februar 1934.
196. Jahrgang
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Geomelbontl derr Natse
Regierungserklärung Daladiers unker dem Schuh von Baionekken. — Skürmiſcher Verlauf der Kammerſihung. — Blukige
Ausſchreikungen auf den Skraßen und Plähen von Paris. — Kommzniſten errichken Barrikaden. — Bisher 3 Toke
und 150 Schwerverlekke. — Die Pariſer Garniſon zur Unkerſtühung der Polizei eingeſehl.
Befürchkungen und Vorſichksmaßnahmen
der Pariſer Regierung.
EP. Paris, 6. Februar.
Zum erſten Male ſeit der Unruhen=Periode, die mit der
Ent=
hüllung des Falles Staviſky begonnen hat und deren Ende noch
nicht abzuſehen iſt, befürchtet die Regierung blutige Unruhen in
Paris. Die Behörden befürchten, von den Volksmaſſen
überwäl=
tigt zu werden. Sie befürchten, daß das Volk von Paris, das
ſich heute auf die Straße begeben wird, den Polizeigürtel,
der nicht nur um die Kammer, ſondern auch um die
Miniſterien gelegt wird, durchbrechen könnte. Schon
ein=
mal, in den Tagen des Frankenſturzes im Jahre 1926, hat das
Pariſer Volk gedroht, die Abgeordneten in die Seine zu werfen.
Was den Kundgebungen heute einen beſonders ernſthaften
Charakter gibt, iſt, daß nicht mehr allein die Mitglieder
politiſch=
extremiſtiſcher Parteien ſich aktiv daran beteiligen, ſondern
zehn=
tauſende von ruhigen Parfſer Bürgern, die zuerſt aus Neugier
und ſpäter aus Sympathie die Kundgebung unterſtützten.
* Die Polizei hat angeſichts dieſes Maſſenaufgebots ſeit 48
Stunden ihre Porbereitungen getroffen. Es ſtehen ihr in Paris
14 000 Poliziſten zur Verfügung; außerdem iſt die geſamte
Mobil=
garde, wie bereits in den letzten Wochen und Tagen, mobiliſiert
worden. Ferner ſteht nicht nur die geſamte Pariſer Garniſon
alarmbereit, ſondern auch aus anderen Garniſonen ſind
Truppen=
verſtärkungen im Laufe des Montag in Paris eingetroffen.
Daladier mahnk die Pariſer Bevölkerung zur Ruhe.
Miniſterpräſident Daladier hat am Dienstagvormittag
folgen=
den Aufruf an die Pariſer Bevölkerung erlaſſen:
„Die Regierung appelliert an die Ruhe und Verſtändigkeit
der Pariſer Bevölkerung. Berufsmäßige Aufwiegler haben die
un=
wahrſcheinlichſten Gerüchte in Umlauf gebracht: Eine
Zuſammen=
ziehung von Truppen oder Material hat nicht ſtattgefunden.
Poli=
tiſche Gruppen und Frontkämpfervereinigungen haben für heute
Kundgebungen angeſetzt. Der Chef der Regierung fordert alle
Frontkämpfer, ſeine Kriegskameraden, auf, ihre Forderungen nicht
mit politiſchen Wirren zu verbinden. Er lädt ſie ein, nicht unter
Bedingungen zu manifeſtieren, die ſich nicht mit der Ruhe und
Würde vereinbaren laſſen. Die Regierung, die für die Ordnung
N
verantwortlich iſt, wird ſie auf alle Fälle aufrechterhalten.”
Dieſer Aufruf beweiſt aufs Neue, wie ernſt
man die Lage in Paris nimmt. Es ſcheint, als ob ſich
über Paris ſchwere Gewitterwolken zuſammenziehen.
Daladiers Programm.
Wiederherſtellung der Aukorikät. — Unveränderte
Muenalſf.
Das Kabinett Daladier trat am Dienstag nachmittag vor
das franzöſiſche Parlameut unter Umſtänden und in einer
Stim=
mung, die außergewöhnliche Maßnahmen erheiſchten. Die
Ver=
hältniſſe, unter denen die Regierung vor das Parlament trat,
wurden von einigen Blättern als revolutionäre bezeichnet. Die
Linksblätter reden einer autoritären
Links=
regierung das Wort. In dieſer erblicken die
Blätter der Oppoſition nichts anderes als eine
Linksdiktatur, der man ſo ſchnell wie möglich
den Garaus machen müſſe.
In ſeiner Regierungserklärung vor der Kammer,
die unter ohrenbetäubendem Lärm und Pultdeckelgeklapper vor
ſich ging, kündigte Daladier die Einſetzung eines
parla=
mentariſchen Unterſuchungsausſchuſſes, der ſich
aus Vertretern aller Parteien zuſammenſetzen ſoll, ſowie die
Wiederherſtellung der Autorität des
republi=
kaniſchen Staates und eine Erneuerung der
Be=
amtenſchaft und der Verwaltungsmethoden an.
Seine Hauptſorge gilt der Wiederaufnahme der
geſetz=
gebenden Arbeit in den Parlamenten. Die Geſetze
und der Haushalt müſſen unbedingt noch vor dem 31. März
ver=
abſchiedet werden
Außenpolitiſch „beſtätigt” die Regierungserklärung
aufs neue den Friedens= und Sicherheitswillen Frankreichs,
deſſen geſamte Politik ſich in folgende zwei Begriffe
zuſammen=
faſſen läßt: Internationale Zuſammenarbeit und
nationale Verteidigung, Treue gegenüber dem
Völkerbund und unſeren erprobten
Freund=
ſchaften.
Zum Schluß der Erklärung appelliert die Regierung
Dala=
dier, die ſich auf die „Autorität der Volksvertretung” ſtützt, noch
einmal an die Einigkeit der Kammer im Intereſſe der „
demokra=
tiſchen Methoden”.
Noch nie iſt eine Regierungserklärung unter ſo unruhigen
Umſtänden verleſen worden. In dem unerhörten Lärm konnte
nie=
mand ſein eigenes Wort verſtehen. Einige Abgeordnete ſchrien:
„Es lebe Chiappe!”, während die Sozialiſten und Kommuniſten
die Verhaftung des bisherigen Polizeipräfekten forderten. Rufe,
wie „Es lebe Sowjetrußland” wurden laut und mit Pultdeckeln
wurde geklatſcht.
Die Regieruugserklärung ging buchſtäblich in dem Ziſchen, dem
Schreien und den Zurufen auf der Rechten unter. Als Daladier
von den bereits ergriffenen Maßnahmen ſprach, ſteigerte ſich die
Unruhe zu einem ſolchen ohrenbetäubenden Lärm, daß ſelbſt die
Glocke des Präſidenten ſich als machtlos erwies. Präſident
Bouiſ=
ſon verließ daraufhin den Präſidentenſeſſel und hob damit die
Sitzung auf.
In dem Halbrund vor der Rednertribüne, auf der Daladier
unbeweglich ausharrte, entſpann ſich ein Handgemenge zwiſchen
verſchiedenen Abgeordneten, dem durch die Saaldiener ein Ende
bereitet werden mußte.
Nach der Wiederaufnahme der Sitzung und nach einer neuen
Demonſtration der Kommuniſten, die riefen: „Ins Gefängnis mit
Chiappe!”, konnte der Miniſterpräſident ſeine Erklärung zu Ende
führen, ohne daß man davon weſentlich mehr verſtanden hätte, als
die Ausführungen über die Außenpolitik. Am Schluß bereitete
die Linke Daladier eine begeiſterte Kundgebung, während die
Rechte und der rechte Flügel des Zeutrums ziſchten, henlten und
auf jeße mögliche Weiſe Lärm vollführten.
Daladier beſtehk die erſe Kraftprobe.
An die Verleſung der Regierungserklärung ſchloß ſich ſofort
eine Kxaftprobe zwiſchen dem Miniſterpräſidenten und der
Oppo=
ſition an. Offenbar in dem Wunſch einer uferloſen Ausdehnung
der Debatte vorzubeugen, beantragte Daladier, nur vier von
den 18 vorliegenden Interpellationen zu behandeln und die
übrigen auf ſpäter zu vertagen. Der Miniſterpräſident
ſtellte dazu die Vertrauensfrage. Die Rechte griff
daraufhin zur Obſtruktion und verlangte namentliche
Abſtim=
mung die etwa anderthalb Stunden dauerte, Mit 300 gegen
217 Stimmen wurde der Autrag des
Miniſter=
präſidenten angenommen. Darauf trat die Kammer
in die Ausſprache über die Interpellationen ein.
Verkrauenspokum in der Kammer.
Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde erneut der Schluß
der Ausſprache beſchloſſen. Nachdem Daladier die Vertrauensfrage
geſtellt hatte, ſtimmte das Haus mit 360:220 Stimmen für die
Vertagung ſämtlicher Interpellationen.
Luffſperre über Paris.
Die Regierung Daladier hat für Dienstag umfangreiche
Sicherungsmaßnahmen für den Luftraum über Paris getroffen.
Da die Regierung befürchtet, daß Rechtselemente aus
Flug=
zeugen regierungsfeindliche Flugblätter über Paris abwerfen,
hatte der Innenminiſter angeordnet, daß von den an der
Pari=
ſer Peripherie gelegenen Flugplätzen aus heute weder Militär=,
noch Pribatflugzeuge aufſteigen dürfen. Der regelmäßige
Poſt=
flugverkehr wurde von dieſer Maßnahme nicht betroffen.
Straßenſchlachk in Paris.
Setiegalneger ſchießen auf die demonſtranken.
Feier in Mafenffenf.
EP. Paris, 6. Februar.
Die für heute abend angekündigte Proteſtaktion nahm gegen
19 Uhr Pariſer Zeit in der Umgebung der Kammer einen
dro=
henden Charakter an. Die Kundgeber hatten ihre Kräfte auf
dem Concordienplatz konzentriert, von wo ſie verſuchten, gegen
die Kammer vorzudringen. Das Abgeordnetenhaus
war von einer dichten Menſchenmauer, beſtehend
aus Poliziſten, Mobilgarden zu Fuß und zu
Pferd, geſchützt. Auf dem Concordienplatz hatten ſich
in=
zwiſchen Zehntauſende von Menſchen angeſammelt, weitere
Zehn=
tauſend, ſtrömten von den großen Boulevards dem Platz zu.
Gegen 19 Uhr verſuchten die Kundgeber ihren erſten
Angriff auf die Polizei.
Sie hielten mehrere Autobuſſe an, zerſchlugen die
Fenſter=
ſcheiben und zündeten einen Wagen an. Als berittene Polizei
angreifen wollte, bewarfen die Menſchen ſie mit Steinen und
Glasſcherben. Die Pferde ſcheuten und die Polizei mußte unter
dem Johlen der Maſſen den Rückzug antreten. Der Autobus
brannte inzwiſchen lichterloh. Immer wieder riefen die
Kund=
geber: „Demiſſion! Demiſſion!‟ Dazwiſchen tönten die
Pfiffe, mit denen ſich die Führer der Polizei untereinander
ver=
ſtändigten. Mehrmals ging die Polizei gegen die Kundgeber mit
größter Schärfe vor, wobei es zahlreiche Verletzte gab.
Se
die Lage für die Polizei ſo bedrohlich.
daß ſie von der Schußwaffe Gebrauch machke.
Sie ſchoß zunächſt mehrere Salven in die Luft und feuerte dann
ſcharf auf die Menſchenmenge hinein. Es iſt
gegen=
wärtig nicht feſtzuſtellen, wieviel Tote es gegeben hat.
Augen=
zeugen ſprechen von 7 Toten, während andere nur einen Toten
unter zahlreichen Verletzten geſehen haben.
Um 20 Uhr verſuchte die Polizei, den Concordienplatz zu
räu=
men. Der Bevölkerung hat ſich eine ungeheure Erregung
bemäch=
tigt. Die Straßen hallen wider von Rufen: „
Mör=
der! Mörder! Demiſſion! Demiſſion!” Auch aus
der Volksmenge wurde wiederholt auf die Polizei und Truppen
geſchoſſen. Fortgeſetzt werden verletzte Poliziſten und Gardiſten
fortgetragen.
Paris hat heuke abend revolukionäre Szenen erlebk,
Nedes Nereſſer uis icfel den Riege.
in der Haupkſtadk ereignet hal.
Zur Stunde, um 21 Uhr, iſt die Pariſer Polizei
noch keinen Schritt weiter gekommen. Zehntauſende
beherrſchen die Straßen. Die bewaffnete Macht beſchränkt ſich
dar=
auf, die Zugangsſtraßen zur Kammer, zum Präſidentſchaftspalais
und zum Innenminiſterium zu verbarrikadieren.
Auf dem Concordienplatz dauern die blutigen
Aus=
ſchreitungen fort. Die Kundgeber haben neben dem Autobus
noch mehrere — man ſah drei — Privatautos
angehal=
ten und angezündet. Die Chauffeure konnten ſich
nur mit größter Mühe vor der Wut der
Menſchen=
maſſe in Sicherheit bringen.
Ein Meldefahrer der Polizei, der den Platz
über=
queren wollte, wurde von etwa 100 Menſchen umzingelt und
bei=
nahe gelyncht. Sein Rad ging in tauſend Stücke.
Glücklicher=
weiſe ging gerade berittene Polizei zu einem neuen Angriff vor
und befreite den Fahrer.
Die Demonſtranten hatten die Trottoirs um den Platz an
zahlreichen Stellen aufgeriſſen und bewarfen mit den Steinen die
berittenen Garden, die immer wieder angriff. Sie mußte ſtets
zu=
rückweichen, während die Kundgeber die Rue Tivoli beſetzten. Von
Zeit zu Zeit wurden Privatautos angehalten, um verletzte
De=
monſtranten abzufahren. Trotz ihrer Verluſte hielten die
Demon=
ſtranten aus. Die berittene Polizei griff mehrmals mit gezogenem
Säbel an. Oft ſpielten ſich
dramaliſche Szenen
ab. Die Ruhe des größten Teils der Polizei iſt bewundernswert.
Sie bildet einen Gürtel, vor dem ſich die größten Schreier
auf=
gepflanzt haben und die Polizei mit Schmährufen überſchütten,
Ruhig laſſen dieſe die Drohungen über ſich ergehen.
Es verlautet, daß es Senegalneger waren, die am
Concor=
dienplatz auf die Kundgeber geſchoſſen haben. Die Demonſtranten
gaben ihrem Abſcheu über die Haltung der bewaffneten Macht
immer wieder ungeſtümen Ausdruck. Beſonders die Jugendlichen
tun ſich hervor. Viele forderten dazu auf. Waffen zu holen.
In den Nachtſtunden bemühen ſich die Behörden, etwas Ruhe
unter die Bevälkerung zu bringen. Aber welche Mittel ſie auch
an=
wenden, die Bevölkerung verſteht ſie nicht. So wurden die onſt ſo
friedlichen Motorſpritzen der Feuerwehr, die verſuchten,
rückſichts=
los in die Meuſchenuenge hineinzufahren, angehalten. Ichläuche
wurden durchſchnitten und die Feuerwehrleute entwaffnet.
Der Autowagen einer Wochenſchaufirma wurde gezwungen,
einen verwundeten Kundgeber von allen Seiten und mitten auf
der Straße zu filmen. Hinter dem Verwundeten hielten die
Mani=
feſtanten, vom Fackelſchein beleuchtet, die Hände zum
Fasciſten=
gruß empor und riefen „Demiſſion! Demiſſion!”
Die Cafés und Kinos haben geſchloſſen.
Gegen halb 10 Uhr verſammelten ſich Kommuniſten und
Sozialiſten auf den großen Boulevards und
ſtie=
ßen revolutionäre Rufe aus, wie: „Alle auf die Straßen!
Ins Gefängnis mit Chiappe!”
Man befürchtet blutige Auseinanderſetzungen zwiſchen den
Demanſtranten und politiſchen Gegnern, vor allem mit den
ver=
ſammelten ehemaligen Frontkämpfern.
Mit dem Vorrücken der Nachtſtunden flaute die Revolte der
Pariſer Bevölkerung allmählich ab. An den Brennpunkten, dem
Concordienplatz, auf dem Platz vor der Oper, an den Kreuzungen
der großen Boulevards, vor dem Rathaus, im Quartier Latin
uſw., rotteten ſich immer wieder Tauſende zuſammen, die die
Straßen durchzogen, bis ſie von der Polizei, der Städtiſchen Garde
oder Truppen auseinander getrieben werden. Obwohl dieſe
Kund=
geber meiſt blau=weiß=rote Fahnen der Kriegsteilnehmerorgani=
Seite 2 — Nr. 37
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
ſationen mit ſich führen, und die Marſeillaiſe ſingen, haben ſich
Hunderte von Kommuniſten unter ſie gemiſcht, die die
Interna=
tionale anſtimmen und Schmährufe auf die Polizei ausſtoßen.
Zurzeit wendet die Polizei eine neue Taktik an. Sie läßt die
Demonſtranten unbehelligt und ſchreitet nur ein, wenn
Ausſchrei=
tungen drohen oder Zerſtörungen angerichtet werden. In der Rue
Tivoli haben die Kundgeber eine gewaltige Barrikade in Brand
geſteckt.
Im Marineminiſterium auf dem Concordienplatz
brach gegen 10 Uhr ein Feuer aus.
Man vermutet, daß es Demonſtranten gelungen iſt, unbemerkt
in das Erdgeſchoß einzudringen und Akten in Brand zu ſetzen.
Die Feuerwehr mußte bei ihren Löſcharbeiten von der Polizei
gegen die drohende Menge in Schutz genommen werden.
Gegen=
wärtig dauert der Brand noch an.
Unter den verwundeten Polizeibeamten befindet ſich auch der
ſtellvertretende Direktor der Pariſer Polizei Marchand, der die
Abſperrung auf dem Concordienplatz leitete.
Um Mikkernachk erneukes Aufflammen
Vom Tage.
Reichspräſident v. Hindenburg empfing am geſtrigen
Vor=
mittag den Beſuch S. M. des Königs von Schweden, der ſich auf
Süden einer
A.
in
Die im Jahre 1873 gegründete chriſtlich=konſervative Zeitung
„Der Reichsbote” hat jetzt ihr Erſcheinen als Tageszeitung
ein=
geſtellt. Das Blatt wird jedoch unter dem gleichen Namen vom
11. Februar ab als „Deutſch=evangeliſche Wochenſchrift”
fort=
geführt.
Die Regierungskommiſſion hat die nationalſozialiſtiſche
Ta=
geszeitung „Saarfront” auf die Dauer von drei Tagen verboten.
Der Grund zum Verbot wird in einem Artikel vom 2. Februar
geſehen, in dem darauf aufmerkſam gemacht wurde, daß die Paß
kontrolle zwiſchen dem Reich und dem Saargebiet in letzter Zeit
durch Emigranten vorgenommen werde.
Die durch die grundlegenden Warſchauer Beſprechungen des
Danziger Senatspräſidenten Dr. Rauſchning noch vor Weibnachten
vorbereiteten Wirtſchaftsverhandlungen zwiſchen Danzig und
Polen wurden am Dienstag in Warſchau aufgenommen.
Der Sicherheitsdirektor für Tirol übergibt der Preſſe die
amtliche Mitteilung, daß er im Laufe der letzten Tage die
Ver=
haftung von 100 Nationalſozialiſten verfügt hat. Unter den
Ver=
hafteten befinden ſich u. a. drei Univerſitätsprofeſſoren, zwei
pen=
ſionierte Hofräte, ein penſionierter Generalmajor, ein Richter und
mehrere Aerzte 109 Nationalſozialiſten aus ganz Tirol ſeien in
ein Konzentrationslager übergeführt worden.
Polizei zu ſchwach. — Einſaß von Infankerie.
Die Hoffnung, daß die Unruhen allmählich abflauen würden,
hat ſich als trügeriſch erwieſen. Um Mitternacht wird aus den
verſchiedenſten Stadtteilen ein neues Aufflammen der
Ausſchreitungen gemeldet. In der Nähe der Madeleine
haben die Demonſtranten den Boulevard auf ſeiner gan
zen Breite durch Barrikaden und Eiſengitter
ge=
ſperrt und ein halbes Dutzend Zeitungskioske in
Brand geſteckt. Von hier aus verſuchten die Maſſen, vor den
Präſidentenpalaſt zu ziehen, woran ſie jedoch bisher von der
Poli=
zei gehindert werden konnten.
Auch auf dem Concordienplatz kam es erneut zu
Zuſammen=
ſtößen mit der berittenen Polizei.
In der Rue Tivoli haben die Kommuniſten
Am Dienstag abend wurde ein amtliches ungariſches Com
munique veröffentlicht, wonach in Rom eine Vereinbarung zu
ſtande gekommen iſt, auf Grund deren Ungarn den diplomatiſchen
Verkehr mit der Sowjet=Union aufnimmt. Zwiſchen den beiden
Ländern werden nunmehr auch Handelsvertragsverhandlungen
eingeleitet werden.
Die amtliche engliſche Arbeitsloſenziffer für Januar
über=
trifft die bereits in den Vorausſagen zum Ausdruck gekommenen
Befürchtungen. Danach iſt die Zahl der Arbeitsloſen in der Be
richtsperiode um 164 000 geſtiegen. Sie betrug Ende Januar
2 389 000.
Die wegen Beteiligung an der Ermordung des japaniſchen
Miniſterpräſidenten Inukai zu langjährigen Zuchthausſtrafen
ver=
urteilten 20 Mitglieder einer geheimen Verbindung ſind
begna=
digt worden. Die Begnadigung erfolgte im Rahmen einer
be=
ſchränkten Amneſtie für politiſche Gefangene, die vom Kabinett
beſchloſſen wurde.
0i
Zahlreiche Barrikaden errichkef,
von denen herab ihre Redner die Bevölkerung zur
Revolte aufreizen. Verſchiedentlich verſuchten die
Demon=
ſtranten, die Polizei zur Verbrüderung zu bewegen. Aus dieſem
Grunde und da die Polizei auch den Maſſen nicht mehr gewachſen
iſt, wurden die in den Pariſer Kaſernen garniſonierten
Infante=
rieregimenter zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgeboten.
Man befürchtet, daß es zu weiterem Blutvergießen kommen wird
Bisher ſteht die Zahl der Todesopfer noch nicht feſt. Nach
einem vorläufigen Bericht ſind 3 Tote und 150 Schwerverletzte in
die Krankenhäuſer eingeliefert worden. In der Nähe der
Made=
leine haben die Demonſtranten ein Kaffee zum Lazarett
einge=
richtet, in dem ſich zahlreiche Verletzte befinden.
Das Hotel Claridge wurde von Kommuniſten belagert, die
zahl=
reiche Fenſterſcheiben einwarfen.
Sfurmangriff der Demonſtranken auf das
Außen=
miniſterium und die Kammer abgeſchlagen.
*. In ſpäter Nachtſtunde erfahren wir noch:
Kurz vor 12 Uhr Pariſer Zeit hat die Mobile Garde erneut
in die Menge hineingeſchoſſen. Sie hat zuerſt mit
Maſchinenge=
wehren Schreckſchüſſe abgegeben und daraufhin ſcharf geſchoſſen.
Die Kundgeber haben das Feuer erwidert. Es gab zahlreicht
Schwerverletzte, ſowohl bei den Poliziſten, als auch bei den De
monſtranten. Die Kundgeber wollten vom Concordienplatz aus
das Außenminiſterium und die Kammer im Sturm nehmen. Etwa
30 000 Demonſtranten befinden ſich trotz der ſpäten Nachtſtunden
noch auf dem Platz, der das Zentrum der Unruhen iſt. Die Mobile
Garde eröffnete dem Anſturm der Kundgeber gegenüber ein
wah=
res Schnellfeuer. Zahlreiche Verletzte wurden wenige Minuten
darauf vom Platz getragen. Die Kommuniſten und Sozialiſten
hatten ſich erneut den Kundgebern der äußerſten Rechten
ange=
ſchloſſen und zogen mit ihnen unter dem Ruf: „Einheitsfront” auf
den Platz. Die Lage wird von Stunde zu Stunde bedrohlicher.
* Mißgriffe Daladiers.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 6. Februar.
Der Auftakt der Regierung Daladier war nicht glücklich. Sie
ſollte mit Sanktionen, mit den erſten Ergebniſſen der
Reinigungsarbeit vor die Kammer treten. Die
Oeffentlichkeit will aber in den adminiſtrativen Maßnahmen,
mit denen Daladier ſeine Regierungsarbeit begann — oder
be=
ginnen mußte — nicht die Beweiſe der Energie und des
Durch=
greifens erblicken.
Die Neubeſetzung einer Reihe von wichtiger
adminiſtrativen Poſten verurſachte zwar Senſationen
genug, aber man will in ihr nicht den erſten Schritt für die
Beſtra=
fung der Verantwortlichen des Stavifkyſkandals ſehen, ſondern
nur ein politiſches Kompromißgeſchäft.
Insbeſon=
dere die Verabſchiedung des Pariſer
Polizei=
präfekten Chiappe machte einen ſchlechten Eindruck
Chiappe war der marxiſtiſchen Linken ein Dorn im Auge; man
warf ihm vor, ſich allzu ſehr in den Vordergrund zu ſtellen
und die Manifeſtationen gegen die Kammer nicht mit der nötigen
Energie unterdrückt zu haben. Aber all das bezieht ſich nicht au
die Staviſtyaffäre. Es iſt vielmehr allgemein bekannt, daß
ſeine Verabſchiedung darum unvermeidlich war,
weil ſonſt die Sozialiſten der Regierung ihre
Unterſtützung verſagt hätten. Die Folge dieſer
Preſ=
ſion war die Teilkriſe bevor noch die Regierung
vor die Kammer trat; der rechte Flügel des Kabinetts
ließ Daladier im Stich. Daladier iſt der Preſſion der
Sozia=
liſten ausgeliefert. Parlamentariſch geſehen unterſcheidet ſich ſeine
Regierung nicht von den früheren radikalſozialiſtiſchen
Regie=
rungen, die bei jeder Gelegenheit die ſozialiſtiſchen Stimmen
durch Konzeſſionen erkaufen mußten.
Gewiß, es iſt ungerecht, von einer Regierung zu verlangen,
„ſtark” und „neu” zu ſein und gleichzeitig allen Launen der
Kammer Rechnung zu tragen. Aber ſelbſt wenn man dieſe Lage
berückſichtigt, kann man die Anfänge Daladiers nicht
beſonders eindrucksvoll finden
Die haſtige Umbeſetzung wichtiger
Miniſter=
poſten, wie die des Finanzminiſters, läßt nicht auf ein
auf ſtarken Prinzipien ruhendes Programm
ſchließen. Die Umgeſtaltung des Kolonialminiſteriums in
ein Miniſterium für das überſeeiſche Frankreich — das bedeutet
die Unterſtellung Nordafrikas unter das Kolonialminiſterium —
erwies ſich als ein Mißgriff, ganz beſonders erſt recht, nachdem
de Jouvenel, der Urheber dieſer Reform, zurückgetreten war,
Und die überſtürzte Hereinnahme Paul=
Bon=
eours in das Kabinett iſt nur als eine
Konzeſ=
ſion an die Sozialiſten zu betrachten. Wenn wenigſtens
noch die diſſidenten Sozialiſten in die Regierung eingetreten
wären . . . Aber Daladier war es nicht vergönnt, in
irgendeiner Richtung etwas Neues zu ſchaffen.
Er übernimmt eine undankbare Aufgabe, und der einzige
Aktiv=
poſten ſeines Kabinetts iſt ſein perfönliches Preſtige. Man wird
bald ſehen, ob Daladier ſeine Kräfte nicht überſchätzte, als er
gleichſam bedingungslos die Regierungsbildung übernahm.
* Der Herr Doktor plauderk!
Ein lehrreich=heiteres Pokpourri.
Ein frohes Alter.
Von Dr. J. Kundt.
Ein 102jähriger gibt gute Ratſchläge.
Ein jeder wünſcht ſich, recht alt zu werden. Aber das i
doch nicht die Hauptſache. Die Hauptſache iſt, daß man alt wir
und ſich dabei ſo fühlt, wie ein kraftſtrotzender Jüngling. Natür
lich glaubt jeder, daß er im Alter ein ſolcher Jüngling ſein wi
und kann ſich gar nicht vorſtellen, daß er etwa ſo ausſchaue
könnte, wie der alte Meyer, der jeden Tag auf den Stock
ſtützt, mit kleinen Schritten vorüberwandelt. Ein einfaches
Mit=
für ein lebensluſtiges Alter hat einmal ein weltbekannter Arf
angegeben.
Kam da zu ihm ein 70jähriger, alter Herr und ließ
unterſuchen. Der Arzt ſagte: „Aber lieber Freund, Ihnen feh
doch gar nichts, ich finde nichts!”
Der alte Herr: „Ja, direkt krank fühl ich mich auch nich
Aber leider Gottes, ich halt gar nichts mehr aus. Wenn
mir mal vornehme einmal tüchtig auszugehen, werde ich ſche
nach etwa einer halben Stunde müde und muß in eine
Wagen nach Hauſe fahren.”
„Das iſt doch ganz natürlich. Sie ſind doch ſchon 70 Jahre alt
Der alte Herr: „Vielleicht können Sie mir doch etwas ve
ſchreiben. Sehen Sie, ich habe einen Freund, den Müller, de
iſt ſchon 71 Jahre alt. Und er erzählt immer, daß er gan
Nächte durchtanzt.”
Der Arzt: „Na, dann erzählen Sie’s auch.”
Das iſt die einfachſte Art, um jung zu ſcheinen. Viellei
iſt ſie ſogar nicht die ſchlechteſte. Denn wer die Energie he
jung ſcheinen zu wollen, der rafft ſich auch zuſammen und li
ſich vom Alter nicht ſo raſch beſiegen. Aber in der letzten Ze
geht man ja tatſächlich auch der „Krankheit” Alter zuleibe. Da
der Wiener Profeſſor Steinach durch gewiſſe Operationen au
alten Ratten junge macht, iſt ja längſt bekannt. Er hat ſich au
am Menſchen verſucht und — ja, was ſoll man denn da
ſagen? — die einen behaupten, daß es ihm beim Menſchen gei
o gelungen ſei wie bei den Ratten und die anderen wiederu
daß alles nur Hokuspokus iſt. Aber es iſt eher anzunehmen, d
Steinach mit ſeiner übrigens ganz einfachen Operation ſiche
lich doch Verjüngungen erzielt hat.
Vor einigen Tagen hat in Paris der Arzt Dr. Geuni
ſeinen 102. Geburtstag gefeiert, heiter und friſch. Da der
ehr=
würdige Doktor zu den alten gehört, die gelehrt ſind und gerne
ſchreiben, hat er ſchon vor zwei Jahren, zu ſeinem hundertſten
Geburtstag ein Buch verfaßt: „Die Kunſt, hundert Jahre alt
zu werden.‟ Darin wird angeführt, wie viele große Männer
ſehr alt geworden ſind und was ſie für beſondere Grundſätze
für das Altwerden hatten. Geuniot gibt auch eine Reihe guter
Lehren. Aber wenn man ſichs beſieht, dann gewinnt man nicht
die Ueberzeugung, daß dies genügt, um ſicher und angenehm alt
zu werden. Man muß ſchon auch ein bißchen dazu geboren ſein
Einige Ratſchläge wollen wir aber doch verraten.
Für ſehr wichtig hält Geuniot die morgendliche
Maſſage bis ins 130. Lebensjahr. Nur nicht faul und bequem
werden! Gegen Schlafloſigkeit, die ſo viele alte Leute quält, rät
er zur Unausgeſchlafenheit. Wenn man aufſteht, ohne genügend
ausgeſchlafen zu haben, dann ſchläft man ſicher abends ſchnell ein.
In der Bibel heißt es: „Weisheit iſt gut mit einem Erbgut.”
Für die Altersweisheit gilt das gleiche. Wer ein Erbgut beſitzt
alſo ein ſorgenfreies und behagliches Alter hat, der hat
beſon=
ders große/Ausſichten, einen Altersrekord zu ſchlagen. Freilick
gibt es auch Weisheit, die auch ohne Erbgut heiter und
lebens=
verlängernd iſt.
Man kann ſich auch irren!
Heitere Diagnoſen.
Viele Patienten verlangen vom Arzt, daß er gleich auf der
erſten Blick erkennt, was ihnen fehlt. Das iſt gerade ſo, als ob
ſie vom Uhrmacher verlangten, er ſoll ihnen ſagen, warum ihre
Uhr nicht geht, ohne daß er das Gehäuſe aufmacht und das
Werk ſieht. Aber es hat immer auch Aerzte gegeben und ſogar
berühmte Profeſſorca gegeben, die einen gewiſſen Blick oder
man kann fagen eine Naſe für die Krankheiten gehabt haben
und tatſächlich ſchon aus dem Geſicht oder an der Haltung oder
ſonſt irgendeinem Merkmale wie Sherlock Holmes erkannten,
was dem Patienten fehlt. Freilich gab es auch nicht wenige eitle
Profeſſoren und Aerzte, die gerne mit ihrem „unfehlbaren” Blick
kokettierten. Dann kam es recht häufig zu luſtigen
Mißverſtänd=
niſſen.
So kam einmal ein Mann zu einem berühmten Profeſſor
und ehe er noch den Mund aufgemacht hatte, wandte ſich der
Herr Dozent an ſeine Hörer und ſagte: „Sehen Sie dieſen Mann,
das iſt der Typus eines Menſchen, der keine Bewegung macht,
infolgedeſſen perfettet, einen ſtockenden Blutkreislauf aufweiſt
und wahrſcheinlich wegen Nichtgebrauch der Beine leicht
er=
müdet."
„Was ſind Sie?” wandte er ſich an den Mann.
„Landbriefträger”, war die Antwort.
Mittwoch, 7. Februar 1934
Der Führer ſpricht
zu den Skudenken.
DNB. Berlin, 6. Februar.
Anläßlich der Veröffentlichung der Verfaſſungen der
Reichs=
ſchaft der Studierenden, der Deutſchen Studentenſchaft und der
Deutſchen Fachſchulſchaft wird Reichskanzler Adolf Hitler am
Mittwoch, dem 7. Februar, um 12 Uhr mittags, in der
Philhar=
monie zu den Studenten ſprechen. Im Anſchluß daran wird
Reichsinnenminiſter Dr. Frick die neuen Verfaſſungen bekannt
geben.
DieGeburksſtundederReichsbürgerſchaft
Fotkfall der Staaksbürgerſchaft in den Ländern.
* Durch das Geſetz über den Neuaufbau des Reiches, das
der Reichstag am 30. Januar angenommen hat, ſind den
Län=
dern ihre Hoheitsrechte genommen worden. Damit iſt auch die
Staatsbürgerſchaft, die bisher ein überaltetes
Charak=
teriſtikum unſeres Verfaſſungslebens war, endgültig
fort=
gefallen. Es gibt in Zukunkt keine
Staatsbür=
ger mehr, ſondern nur noch Reichsbürger.
Wie amtlich mitgeteilt wird, hat der
Reichsinnenmini=
ſter jetzt eine Verordnung dazu erlaſſen, wonach die
Län=
derregierungen jede Entſcheidung auf dem Gebiete des
Staats=
angehörigkeitsrechtes von jetzt ab im Namen und im Auftrag des
Reiches treffen, wobei jedoch die deutſche Staatsangehörigkeit nur
mit Zuſtimmung des Reichsminiſters des Innern verliehen
wer=
den darf.
Dieſe Verordnung tritt am Mittwoch in Kraft. Sie iſt alſo
die eigentliche Geburtsſtunde des neuen deutſchen Staatsbürgers.
Vom Mittwoch an kann kein Land mehr eine Staatsbürgerſchaft
verleihen, ſondern nur noch die Reichsbürgerſchaft.
Das franzöſiſche „Sicherheitsbedürfnis
Hand in Hand mit der unentwegten Betonung des
franzöſi=
ſchen Sicherheitsbedürfniſſes durch die franzöſiſche Preſſe gehen
die weiteren Befeſtigungsmaßnahmen an der
Oſt=
grenze. Jetzt liegt wieder die Nachricht vor, daß das 23. und
das 158. Infanterie=Regiment in den Orten Drachenbronn und
Nieder=Brödern, alſo nur 7 und 9 Kilometer von der deutſchen
Grenze entfernt, in Garniſon gegangen ſind. In Neunhofen,
4 Kilometer von der pfälziſchen Grenze entfernt, zogen Teile des
153. Infanterie=Regiments ein.
Dieſe Tatſachen werfen ein bezeichnendes Licht auf die
fran=
zöſiſche Aufrüſtung und deren gegen Deutſchland gerichtete Spitze.
Wir dürfen mit Recht fragen, was dieſe
Truppenzuſam=
menziehung in unmittelbarer Nähe des
deut=
ſchen Gebietes zu bedeuten hat, da die Franzoſen längs
ihrer Grenze ein ungeheures und uneinnehmbares
Verteidi=
gungswerk aufgerichtet haben, wie es die Welt nie geſehen hat=
Auf der anderen Seite der Grenze iſt nicht nur das ganze
Rhein=
land entmilitariſiert, ſondern darüber hinaus liegt noch eine 50
Kilometer breite Zone rechts des Rheines, die von deutſchen
Sol=
daten nicht betreten werden darf.
Das franzöſiſche Sicherheitsbedürfnis treibt
merkwürdige Blüten. Alle Welt weiß, wie das
militä=
riſche Kräfteverhältnis zwiſchen Frankreich und Deutſchland liegt
und daß die franzöſiſchen Geſchütze der neuen
Verteidigungsanla=
gen ebenſo wie die Maſchinengewehre der Betonunterſtände längs
der Grenze weite Strecken deutſchen Gebietes beſtreichen und
unter Feuer nehmen können. Aber das alles genügt noch nicht.
Hat man unmittelbar am Ufer des Oberrheins auf elſäſſiſchem
Gebiet Unterſtände aller Art angelegt, die bei Hochwaſſer von
den Fluten des Rheins umſpült werden, ſo ſchiebt man jetzt ganze
Regimenter ſo dicht an die deutſche Grenze heran, daß ſie von
ihren Kaſernenfenſtern aus ohne weiteres feſtſtellen können, was
auf den Straßen der benachbarten deutſchen Ortſchaften vor ſich
geht.
Obwohl die franzöſiſche Grenzzone mit
Mili=
tär und Kriegsmaterial aller Art vollgeſtopft
iſt, ſpielt in der franzöſiſchen Preſſe die angeblich von dem
ent=
waffneten Deutſchland bedrohte franzöſiſche Sicherheit die
Haupt=
rolle. Man hat es auf dieſe Weiſe fertig gebracht, daß von der
Abrüſtung demnächſt nicht mehr geredet wird. Die franzöſiſchen
Ziele kennt man: Nur keinen Mann und kein Gewehr opfern.
Das kann uns aber nicht abhalten, immer wieder daran zu
er=
innern, daß wir das Recht haben, von den Unterzeichnern des
Verſailler Vertrages eine ſcharfe Abrüſtung zu fordern, daß wir
aber auch das gute Recht haben, angeſichts der
Vor=
gänge an der franzöſiſchen Grenze unſerem
Sicherheitsbedürfnis Geltung zu verſchaffen,
das die Franzoſen bisher nicht anerkennen wollen.
Ein andermal paſſierte demſelben Profeſſor eine noch
ſchlimmere Blamage. Er fragte den Patienten nach ſeinem
Be=
rufe und erhielt die Antwort: „Muſiker
„Sehen Sie) meine Herren, das iſt das typiſche Bild eines
Mannes, der ſeine Lungen überanſtrengt. Durch das Blaſen der
Blasinſtrumente tritt eine Vergrößerung der Lungen ein, die
dann unbedingt das Herz in Mitleidenſchaft zieht. Welches
Ju=
ſtrument blaſen Sie, guter Mann?”
„Die Violine.
Vor kurzem wurde ein berühmter Profeſſor aufs Land zu
einem reichen Bauern gerufen. Er erſchien mit ſeinen zwei
Aſſiſtenten am Bette des Bauern. Ohne viel zu unterſuchen, ſagte
er ſofort:
Wollen Sie, meine Herren, das ſchnurrende Geräuſch an
der linken Bruſthälfte beachten, um die richtige Diagnoſe zu
ſtellen?"
Darauf ſagte die Frau des Patienten:
„Entſchuldigen Sie ſchon, Herr Profeſſor, das iſt der
Dackel, der ſchläft bei meinem Mann unter der Decke. Und
der ſchnurrt ſo.”
Aber der Profeſſor ließ ſich nicht aus der Faſſung bringen.
„Da können Sie von Glück ſagen, liebe Frau, wenn es nicht
der Dackel wäre, ſo wäre ihr Mann unrettbar verloren.”
Eine ganz tolle Sache erlebte einmal der berühmte Gall, der
bekanntlich aus der Form des Schädels auf die Eigenſchaften des
Menſchen Schlüſſe zog. Er beſuchte eines Tages ein Irrenhaus.
Einer der Narren führte ihn herum und ſprach ſehr verſtändig
mit ihm.
Gall befühlte ihm daher den Kopf und ſagte:
„Hier finde ich keine Spur von Wahnſinn. Wie kommen Sie
ins Tollhaus, da Sie nicht das Organ der Narrheit haben, ja
nicht einmal mehr närriſch ſprechen?
„Hihi, das will ich glauben”, fagte der Narr. „An dem Kopfe
da, der auf meinen Schultern ſitzt, werden Sie nie ein Organ
der Tollheit finden. Sie müſſen nämlich wiſſen, das iſt gar
nicht mein Kopf. Er wurde mir nur aufgeſetzt, nachdem man
meinen während der Revolution abgehauen hatte.”
Aber das ändert alles nichts daran, daß tatſächlich viele
Aerzte ein fabelhaftes Ahnungsvermögen für die Art einer
Krankheit haben. Darum iſt ja Medizin nicht bloß ein Beruf und
eine Wiſſenſchaft, ſondern auch eine Kunſt, zu der man geboren
in muß.
Mittwoch, 7. Februar 1934
Darmſtidter Tagblatt / Heſſiiche Neueſte Nachrichten
Nr. 57 — Seite 3
Abrüſtungsdebatte im engliſchen Anterhaus
Engliſche Einſchalkungsverſuche in den dentſch=franzöſiſchen Gedankenauskauſch. — London wünſcht Führung
der Abrüſtungsverhandlungen. — Ernenke Anerkennung des deuiſchen Gleichberechkigungs=Anſpruches.
*
Engliſche Bermitklungsakkion.
Der engliſche Außenminiſter hat am Dienstag im Unterhaus
die ſchon vor einigen Tagen von der Londoner Preſſe verzeichnete
Nachricht beſtätigt, daß der Lordſiegelbewahrer Eden nach
Paris und Rom entſandt werden ſoll, um im
Sinne Englandsauf die einzelnen Regierungen
zugunſten einer Löſung des
Abrüſtungspro=
blems einzuwirken. Er hat bei dieſer Gelegenheit auch
den Standpunkt der engliſchen Regierung kurz
um=
riſſen und zum Ausdruck gebracht, daß ſie von einer
Fort=
ſetzung der deutſch=franzöſiſchen Ausſprache
nicht mehr allzuviel halte, alſo eine neue
Bemüh=
ung der engliſchen Regierung einſetzen müſſe. Er hat
dabei noch einmal herausgeſtrichen, daß es ſich Deutſchlands
An=
ſpruch auf Gleichberechtigung in der Abrüſtung nicht widerſetzen
könne und nicht widerſetzen dürfe. Er hat aber hinzugefügt, daß
an eine Abrüſtung bis auf den deutſchen Stand
nicht gedacht werden könne.
Allzuviel Neues hat er nicht mitzuteilen gewußt. Von
Inter=
eſſe iſt lediglich die Beſtätigung der engliſchenAbſicht,
ſich wieder einzuſchalten.: Dieſe Einmiſchung iſt vor
Wochen von Paris her ſtürmiſch gefordert worden. Mit ihr wurde
durch die Veröffentlichung der engliſchen Denkſchrift der Anfang
gemacht. Durch die Bekanntgabe des britiſchen Weißbuches wurden
die übrigen beteiligten Regierungen gezwungen, nun ihrerſeits
aus der Vertraulichkeit der Verhandlungen herauszutreten, ſo
daß die deutſch=franzöſiſchen Beſprechungen zunächſt ins Stocken
gerieten.
In einem Punkt möchten wir aber dem engliſchen
Außen=
miniſter ſchon jetzt widerſprechen. Wenn er behauptet, daß er eine
„ützlichkeit der deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen nicht mehr zu
erkennen vermöge, dann möchten wir doch darauf hinweiſen, daß
wir erſt am Beginn dieſer Auseinanderſetzungen
ſtehen. Bei der Hartnäckigkeit, mit der Frankreich ſeine Anſichten
verteidigt, müßte man ſich von vornherein auf eine lange Dauer
der Auseinanderſetzungen einrichten. Beſprechungen in größerem
und größtem Kreis ſind noch immer negativ verlaufen. Die
Ab=
rüſtungskonferenz ſelbſt iſt überhaupt ein großer Verſager
ge=
weſen. Warum England jetzt nervös wird, iſt nicht recht
einzu=
ſehen. In London hat man von 1918 bis heute ruhig zugeſehen,
wie ſich alle Welt mit den modernſten Waffen verſah und vor
allem die Franzoſen ihre Landesverteidigung in einem ungeheuren
Ausmaß ausbauten. Jetzt wünſcht England plötzlich ein flottes
Verhandlungstempo, obwohl noch eine ganze Reihe von Fragen,
die wir an die Franzoſen gerichtet haben, zu beantworten ſind.
In einem Punkt allerdings hat Herr Simon recht, wenn er
nämlich ſagt, daß die Zeit gegen die Freunde der Abrüſtung
arbei=
tet. Aber dieſe Zeit haben die Engländer Jahre lang
vorüber=
ſtreichen laſſen. Konnte man jahrelang die Aufrüſtung ertragen,
dann ſollte man eigentlich auch noch einige Monate Geduld zeigen
und abwarten, ob nicht ſchließlich doch noch aus den zweiſeitigen
Verhandlungen irgend etwas herausſpringt. Allzu optimiſtiſch ſind
wir ja nicht. Aber der Verſuch muß gemacht werden. Dadurch
ſtellen wir durchaus nicht in Abrede, daß das engliſche Dokument
einen wertvollen Beitrag bildet und daß ſich mit ihm im Rahmen
eines Einigungsverſuches mancherlei anfangen läßt.
Eine Fortſetzung der deutſch=franzöſiſchen Ausſprache bedeutet
aber durchaus nicht ein Beiſeiteſchieben des engliſchen Weißbuches.
Wenn ſich aber die Londoner Regierung mit aller Gewalt
ein=
ſchalten will, dann müſſen wir ihr auch die Verantwortung für
die weitere Entwickelung zuſchieben. Unſer Standpunkt zur
Ab=
rüſtung iſt klar und bekannt. Wir verlangen Gleichberechtigung
mit allen Konſequenzen, wobei wir durchaus nicht ſoweit gehen,
daß wir freie Bahn zugunſten eine Aufrüſtung bis auf den Stand
Frankreichs fordern. Wir haben ſogar Grenzen angegeben, die wir
für erträglich halten. Wir müſſen jetzt an unſere Sicherheit
den=
ken, ſolange die übrigen Nationen nicht bereit ſind, ihre
Waffen=
überrüſtung abzulegen.
Simon vor dem Unkerhaus.
Lendon, 6. Februar.
Das Unterhaus war am Dienstag in Erwartung der großen
Debatte über die Abrüſtungsfrage bis auf den letzten Platz
ge=
füllt. In der Diplomatenloge drängten ſich die Vertreter der
auswärtigen Miſſionen; u. a. bemerkte man den deutſchen
Bot=
ſchafter von Hoeſch, den italieniſchen Botſchafter Grandi, den
öſterreichiſchen Geſandten Baron Frankenſtein und die Vertreter
aller an den Beſprechungen über den Rüſtungsausgleich
beteilig=
ten Mächte.
Die Ausſprache wurde vom Außenminiſter Simon
eröffnet, der gleich zu Anfang ſeiner Rede daran erinnerte, daß
er in der Debatte vom 21. Dezember nicht in der Lage war,
eine Erklärung über die Politik der britiſchen Regierung
abzu=
geben, weil damals Verhandlungen mit anderen Ländern im
Gange waren. Er betonte, daß ſich die Lage jetzt „verändert und
entwickelt hat” und daß daher eine Prüfung der Lage möglich
und zweckdienlich ſei.
Der Zeitraum vertraulichen, zweiſeitigen
Meinungsaus=
tauſches ſei zweckdienlich geweſen, aber es ſcheine der britiſchen
Regierung, als ob dieſe Methode Gefahr laufe, nutzlos zu
wer=
den. Obgleich ernſte Meinungsverſchiedenheiten weiterhin
be=
ſtänden, habe eine genügend große Annäherung an eine
gemein=
ſame Grundlage und eine genügende Förderung ſtattgefunden,
um eine neue Belebung zur Verſöhnung von ſeiten der britiſchen
Regierung zu rechtfertigen.
Dies ſei der Grund für die Veröffentlichung des britiſchen
Weißbuches. Die Erörterungen der letzten Zeit, fuhr Sir John
Simon fort, haben klar und eindeutig zum Ausdruck gebracht,
daß der Schlüſſel für eine Abrüſtungsvereinbarung — wenigſtens
ſoweit Weſteuropa in Betracht kommt — in einer Uebereinkunft
zwiſchen Deutſchland und Frankreich liegt. Es würde aber, ſo
betonte der engliſche Außenminiſter, ein ſehr großer Fehler ſein,
wollte man aus dieſer Tatſache den Schluß ziehen, daß eine
Ver=
einbarung zwiſchen Frankreich und Deutſchland am beſten
da=
durch erreicht wird, wenn man es dieſen beiden Ländern
über=
läßt, eine ſolche Vereinbarung unter ſich ohne irgendwelche
Unterſtützung ausfindig zu machen.
In ſeiner Rede ſtellte Sir John Simon weiter feſt, „daß
man ſich Deutſchlands Anſpruch auf
Gleichberechti=
gung der Rüſtungen nicht widerſekzen kann und darf.
weil wenig Wahrſcheinlichkeit auf Frieden in der Welt beſteht,
wenn man verſucht, ein großes Land und eine große Raſſe unter
eine minderwertige Jurisdiktion zu ſetzen”. Dieſe Frage, ſo fuhr
der Redner fort, müſſe in dem neuen Abkommen enthalten ſein.
Desgleichen könne keine Löſung gefunden werden, auf einer
Grundlage, daß alle Nationen in der ganzen Welt ſofort alle
Waffen aufgeben, die Deutſchland unter dem Vertrag von
Ver=
ſailles vorenthalten ſeien. Wenn nicht bald Vereinbarungen
zu=
ſtandekämen, und Großbritannien in einer Welt unbeſchränkter
Rüſtungen leben müßte, ſo werde Großbritannien ſeine
Rüſtungs=
lage überprüfen müſſen. Die Zeit arbeitet gegen die
Freunde der Abrüſtung. Tapfere Worte ſeien vielleicht
anſpornender, aber weniger nutzbringend. Der britiſche
Plan ſei ein Verſuch, eine Grundlage für eine
Vereinbarung zu bieten.
Simon teilte hierauf mit, daß der Lordſiegelbewahrer Eden
möglichſt bald Paris und Rom beſuchen werde, um den britiſchen
Standpunkt darzulegen und die Anſichten der Regierungen über
das britiſche Schriftſtück in Erfahrung zu bringen.
Simon unterſtrich im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen,
daß jedes neue Abkommen ein gewiſſes „
Wieder=
aufrüſten” von ſeiten Deutſchlands ins Auge
faſſen müſſe, aber die britiſche Regierung würde mit
Wider=
ſtreben eine Regelung in Betracht ziehen, die Gleichberechtigung
ohne irgendwelche Abrüſtung in irgendeinem Teile der Welt
vorſehe.
Großbrikannien gehe keine neuen Bindungen ein,
werde jedoch ſein Aeußerſtes tun, um alle Verpflichtungen getreu
zu erfüllen, die es eingegangen iſt. Die britiſchen Vorſchläge, ſo
fuhr der Redner fort, bedeuteten einen wirklich ernſten
Fort=
ſchritt. Der nächſte Schritt ſei, ſicherzuſtellen, daß das britiſche
Weißbuch im Auslande völlig verſtanden werde, und daß
Groß=
britannien vollauf die Hauptpunkte der für andere Länder
be=
ſtehenden Schwierigkeiten erfaſſe. Im Zuſammenhang damit ging
Simon auf den bevorſtehenden Beſuch Edens in Paris, Rom und
Berlin ein.
Simon ſchloß ſeine dreiviertelſtündige Rede, indem er betonte,
daß es die Pflicht Großbritanniens ſei, eine neue Führung zu
bilden.
*
„Balkanverſkändigung”?
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Dr. S. Belgrad, 4. Februar 1934.
Am 3. Februar traten die Außeuminiſter von Südſlawien,
Rumänien, Griechenland und der Türkei in Belgrad zu einer
letzten „Redaktions=Konferenz” über den Balkan=Pakt zuſammen,
und ſchon 24 Stunden ſpäter konnten ſie offiziell mitteilen, daß
der Vertrag von ihnen paraphiert ſei. Die endgültige
Unter=
zeichnung des „Paktes der Balkanverſtändigung”, wie das neue
Vertragsinſtrument heißt, ſoll Ende dieſer Woche in Athen
er=
folgen. Bis dahin will man auch den genauen Wortlaut
geheim=
halten. Die Erklärungen, die die vier Außenminiſter am
Sonn=
tag abend gegenüber der Preſſe abgaben, haben ſich deshalb
auch auf das Grundſätzliche beſchränkt und brachten lediglich die
Genugtuung über das Zuſtandekommen des Vertrages zum
Ausdruck.
Der Schlußpunkt für eine lange Kette von ſchriftlichen und
mündlichen Verhandlungen, von zahlreichen Königsbeſuchen und
Reiſen der führenden Politiker aller ſüdoſteuropäiſchen Länder
ſteht alſo dicht bevor. Und wenn auch der Vertragstext als ſolcher
noch vertraulich behandelt wird, ſo iſt man doch heute ſchon
über die weſentlichſten Beſtandteile des Abkommens unterrichtet.
Der wichtigſte Punkt iſt die Gegenſeitigkeitsgarantie der
be=
ſtehenden Landesgrenzen, durch den der Status quo auf dem
Balkan geſichert werden ſoll.
Es iſt zugleich der Punkt, um deſſentwillen die
Unterzeich=
nung des Balkan=Pakts für Bulgarien unmöglich war, womit
das Vertragsinſtrument ſeinen allgemeinen Wert für die
Befrie=
dung Südoſteuropas in erheblichem Umfange verliert. Die
wei=
teren Vereinbarungen, die im weſentlichen auf eine möglichſt
intenſive politiſche und wirtſchaftliche Zuſammenarbeit der
Unter=
zeichnerländer abzielen, hätte Bulgarien ſicherlich auch
ſeiner=
ſeits gern akzeptiert. Es konnte aber unmöglich ſeine Zuſtimmung
zu Klauſeln geben, die das Ende jeder Reviſionsbewegungen
bedeutet hätten.
Das Bemerkenswerteſte an dem letzten Verhandlungsſtadium
war die auffällige Eile, die man in Ankara, Bukareſt und Athen
mit dem Zuſtandekommen des Balkanvertrages hatte, während
Südſlawien ſich in der letzten Phaſe betont zurückhielt. Das
hatte wohl ſeinen Grund darin, daß die ſüdſlawiſche Politik
bereits ſeit Jahresfriſt beſtrebt iſt, ſeine Beziehungen zu
Bulga=
rien nicht nur zu beſſern, ſondern zwiſchen beiden Ländern eine
wirkliche Verſöhnung herbeizuführen. Den Beſuchen der Könige
wurden in den letzten zwölf Monaten ungezählte Beſuche
priva=
ter Verbände und Vereine kirchlicher, nationaler, geſellſchaftlicher,
literariſcher und ſportlicher Art vorausgeſchickt, um zwiſchen
Belgrad und Sofia neue freundſchaftliche Anknüpfungspunkte zu
finden. Das Verhältnis zwiſchen Südſlawien und Bulgarien
ſchwankt ja zwiſchen Haß und Liebe. Denn beide Völker, die
miteinander aufs engſte ſprachverwandt ſind, betrachten ſich als
Brüder der gleichen großen ſlawiſchen Familie. Solange ſie
mit=
einander in Feindſchaft lebten, trug dieſe Spannung alle
An=
zeichen eines Bruderkampfes, der bekanntlich mit einer
Erbitte=
rung ſondergleichen geführt wird, der aber ſtets dazu neigt,
ab=
gebrochen zu werden und in das Gegenteil umzuſchlagen. Es
liegt auch auf der Hand, daß beide Völker, wenn es ihnen
ge=
lingen ſollte, die Streitaxt zu begraben, ungewöhnliche Vorteile
haben würden. Ein ſlawiſcher Staatenblock, der von der
adria=
tiſchen Küſte bis zum Aegäiſchen Meer reichen würde; hätte
ſticht nur die unumſtrittene Vorherrſchaft am Balkan inne,
ſon=
dern wäre auch außen= und militärpolitiſch ſo ſtark, daß er
freie Hände gegenüber den Großmächten hätte.
In Belgrad hat man das ſehr wohl erkannt, und es ſprechen
mancherlei Anzeichen dafür, daß man ſich auch in Sofia dieſer
Einſicht nicht verſchloſſen hat. Zugleich aber ſah man die hier
ſchlummernden Entwicklungsmöglichkeiten auch in anderen, an
der Entwicklung Südoſteuropas intereſſierten Hauptſtädten und
ſetzte deshalb alle Hebel in Bewegung, um mindeſtens das
Tempo der ſüdſlawiſch=bulgariſchen Annäherung zu bremſen.
Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, daß die Eile,
mit der die drei anderen Vertragspartner auch Südſlawien zur
Unterſchrift drängten, nicht zuletzt auf gewiſſe Anregungen des
Quai d’Orſay und des Prager Außenminiſteriums
zurückzufüh=
ren ſind.
Hinzu kam natürlich, daß das Intereſſe namentlich
Rumä=
niens und Griechenlands in der gleichen Richtung liegt. So
befürchtete man wohl in Athen, daß ein feſtgefügter ſüdſlawiſcher
Staatenblock auf Saloniki und das Aegäiſche Meer drücken
werde und daß dann Trazien, auf das die Bulgaren ohnehin
Anſpruch erheben gefährdet ſei. Rumänien aber iſt nach wie vor
um das Schickſal der Dobrudſcha beſorgt, auf die Bulgarien
innerlich niemals verzichtet hat. Für den Fall alſo, daß es den
* Nachbildungen mitkelrheiniſcher
Wandmalereien.
Schon ſeit Mitte Januar finden im Vorraum zur Aula der
Techniſchen Hochſchule Darmſtadt wöchentlich wechſelnde
Ausſtel=
lungen ſtatt, die der Oeffentlichkeit einen beſonders köſtlichen und
einzigartigen Beſitz des heſſiſchen Denkmalarchivs darbieten,
nämlich die originalgroßen, farbigen Nachbildungen von
Wand=
malereien aus dem mittelrheiniſchen Gebiet. Der Veranſtalter
dieſer Ausftellungen, Herr Geh. Rat Prof. D. Walbe gibt
Mon=
tags um 12.05 und 18.15 Uhr Erläuterungen zu den jeweils
aus=
geſtellten Blättern. Nachdem in den verfloſſenen Wochen die
früheſten mittelrheiniſchen Wandmalereien gezeigt worden waren,
machte es ſich die letzte Ausſtellung zur Aufgabe, den Uebergang
vom 13. zum 15. Jahrhundert darzutun. Bei ſeinen Führungen
am verfloſſenen Montag wies Herr Geh. Rat Walbe darauf
hin, wie ſich der in der geſamten Kunſt dieſer Jahrhunderte
wirkende Stilwandel vom Heroiſchen zum Gefühlsbetonten, vom
Ritterlichen zum Bürgerlichen, vom Märchenhaften zum
Rea=
liſtiſchen auch an unſeren mittelrheiniſchen Wandgemälden
ab=
leſen läßt. Von Wandmalereien im Dominikanerkloſter in
Wimpfen ausgehend, führte der Nedner zu ſolchen aus Oſtheim
und Laubach. Beſonderen Eindruck hinterließen die
Wand=
malereien aus der ſogenannten „Torhalle” des Kloſters Lorſch.
Nachdem Herr Geh. Rat Walbe an einer Geſamtaufnahme die
verſchiedenen, in Lorſch übereinanderliegenden Malſchichten
er=
läutert hatte, (die älteſte davon geht bis in karolingiſche Zeit
zurück), zeigte er eingehend die jüngſte Malſchicht (14. Jahrh.):
ein vielfiguriſches Engelkonzert zu einer Marienkrönung und
einer ganz einzigartigen Darſtellung Gottvaters, der den
auf=
erſtandenen Chriſtus im Himmel empfängt. Es war beſonders
verdienſtvoll, daß der Redner auch darauf hinwies, wie ſich mit
verhältnismäßig wenig Mitteln dieſe Torhalle (ehemals
Michaelskapelle) wieder, in ein benutzbares, feierlich ſchönes
Gotteshaus zurückverwandeln ließe. — Nicht minder nachhaltig
wie die Lorſcher Denkmäler wirkten auf die
Führungsteilneh=
mer die erſt ſeit 1916 bekannten reichen Wandmalereien aus der
Gruft in Michelſtadt i. O. Hier iſt — noch ganz von
mittel=
alterlichem Geiſt erfüllt — ein jüngſtes Gericht mit dem
Welten=
richter, den Fürbittern, den Auferſtehenden und Himmel und
Hölle dargeſtellt (1460). Eine Anna Selbdritt und ein hl. Georg,
derſelben Zeit entſtammend, werden als richtige Märchenbilder
aufgefaßt. In ſcharfem Gegenſatz zu dieſen phantaſievollen
Dar=
ſtellungen ſteht ein anderer Teil der Michelſtädter
Gruftaus=
malung, laut Inſchrift 1506 entſtanden. Die männlichen und
weiblichen Heiligen, die hier gegeben werden, verraten deutlich
die Kenntnis der gleichzeitigen deutſchen Malerei und Graphik.
insbeſonders Schongauers und Dürers, ſie ſind irdiſch,
wirk=
lichkeitsnah.
Die Ausſtellungen und Führungen werden während der
nächſten Wochen weiter fortgeſetzt.
Uraufführung in Königsberg:
„Die Galoſchen des Glicks”.
Im Neuen Schauſpielhauſe zu Königsberg fand die
Urauf=
führung der muſikaliſchen Komödie. Die Galoſchen des Glücks”
von Klaus Richter ſtatt. Der Verfaſſer, Profeſſor der Malerei,
der auch als Theaterwiſſenſchaftler lehrte, 1887 in Berlin
ge=
boren und u. a. Illuſtrator des Don Quixote” von Cervantes,
hat nicht etwa das Märchen von Anderſen für die Bühne
bear=
beitet, ſondern eine eigene Fabel erfunden, in der es ſich um
das Teſtament des Mynheers van Munſter handelt, deſſen
leib=
licher Erbe, wenn es ein Sohn iſt, ohne Bedingung erben ſoll.
Iſt es eine Tochter, ſo muß ſie dem vornehmſten Manne des
Landes die Hand zur Ehe reichen. Dieſer Mynheer ſoll
Ga=
loſchen des Glücks beſeſſen haben; man findet ein Paar alte
Stiefel, die ein Landſtreichermädchen als die Galoſchen des Glücks
trägt. Dies Mädchen, Cyane, gilt zunächſt im Hauſe van
Mun=
ſter als die Erbin, bis der Sohn des toten Mynheers als der
rechtmäßige Erbe auftritt. Dieſer Sohn und Cyane werden dann
Das Stück iſt etwa im Stile der
Volks=
am Ende ein Paar . ..
ſtücke mit Geſang gehalten und führt uns in zwölf Bildern durch
eine Welt von Romantik. Liebe, Spuk und Gegenwart. Ein
Gendarm tritt von Zeit zu Zeit vor den Voxhang und ſingt als
Zwiſchenſpieler. Otto Urack ſchrieb eine ſchöne Muſik. Das Stück
hat Einfälle und tänzeriſchen Rhythmus. Es kann als ein ſchon
brauchbarer Verſuch auf einem Wege gelten, der uns erneut zu
einem lebendigen Volksſtück führt. Die Uraufführung bei der
Klaus Richter ſelbſt die Regie hatte und die Bühnenbilder
ent=
warf, bei der Otto Urack dirigierte und Karin Vielmetter die
K. H. K.
Cyane gab, fand ſtarken Beifall.
Harold Nicolſen: Die Herrn der Welt privat. Roman. 426 S.
Societäts=Verlag, Frankfurt a. M., 1933.
Politiſche Bücher, die in der Zukunft ſpielen, haben dann
einen beſonderen Reiz, wenn ſie ein phantaſiebegabter, den Stoff
aus der Gegenwart beherrſchender ſachverſtändiger Autor ſo
ſpan=
nend ſchreibt, wie Harold Nicolſen, einſt Botſchaftsrat in Berlin.
Es geht um die große internationale Kriſis vom Frühſommer
1939. Ihren Ausgangspunkt ſtellt die Abu=Saad=Frage dar,
Perſiſche Konzeſſionen an das britiſche Weltreich, das dort für
Raketenflugzeuge und =bomben, ein beſonderes Erzvorkommen
ausbeutet. Schickſalsſchwanger, hätte ſich faſt ein anglo=
franzöſi=
ſcher Konflikt entwickelt, trotz Völkerbund und internationalen
Abkommen. „Die Laune Seiner Majeſtät des Zufalls”, wie ſich
einmal Fridericus Rex ausgedrückt hat, ſchafft heikle Situationen.
die denen durch diplomatiſches Ränkeſpiel heraufbeſchworenen
Verwicklungen in nichts nachſtehen. Zum Schluß droht eine
ſchwere Kataſtrophe, alle Welt, insbeſondere USA., geſchloſſen
gegen Albion aufzubringen. Aber amouröſe Beziehungen der
„Di minoris gentige” im Foreign Office und ihre Folgen
ent=
ſpannen die Lage und verſchaffen den Großen der Welt das im
Dr. L.
eigenſten Intereſſe erſehnte Happy end.
*Atlantis: (Länder, Völker, Reiſen). Verlag Bibliographiſches
Inſtitut AG., Leipzig.
Von einem reizvollen Hochzeitsbrauch der
Sieben=
bürger Sachſen erzählt Pfarrer Klaſter im Februarheft von
„Atlantis”. Am Tage nach der Hochzeit erhält die junge Frau
den Schleier angelegt, während ſie bisher nur den „Borten” einen
hohen, ſteifen Samtreifen tragen durfte. Dieſe alte Sitte, aus
dem deutſchen Mittelalter übernommen, wird noch heute in
Sie=
benbürgen geübt. Die prächtigen Photos H. Retzlaffs in
Kupfer=
tiefdruck geben ein lebendiges Bild von dem Brauch unſerer
Volks=
genoſſen. Franz Kugler, durch ſein Buch über Friedrich den
Gro=
ßen bekannt, kennen die wenigſten Mitbegründer der
Kunſtwiſſen=
ſchaft. Eine Einführung in das Weſen romaniſcher Kunſt in
Deutſchland zeigt ſeine Meiſterſchaft auf dieſem Gebiet. — Victor
Pleß erzählt in einem intereſſanten Brief aus Peking von dem
Charakter dieſer Stadt. — Japaniſche Plaſtik lernen wir durch
einen Bildbericht aus dem Shinyakuſhiji=Tempel kennen. Werner
Rickenbach plaudert über die Entſtehung der Rohſeide. Von
dem eigenartigen landſchaftlichen Reiz der Vulkane geben uns
Viktor Nocl und E. M. Schumacher Kunde. Kulturgeſchichtlich
ſehr intereſſant iſt der Beitrag des bekannten
Theaterwiſſenſchaft=
lers Joſeph Gregor über Bühnenwunder alter Zeit. Daneben
enthält das Heft wieder eine Reihe literariſcher Beiträge. +
Das Deutſchtum im Ausland. Dargeſtellt von Dr. Franz
Thier=
felder. Reclams Univerſal=Bibliothek Nr. 7226. Geheftet 35
Pfg. gebunden 75 Pfg.
Dieſes Werk gibt eine Beſtandsaufnahme des geſamten
Deutſchtums in der Welt. Das Auslandsdeutſchtum wird vom
nationalſozialiſtiſchen Staat in ſeiner ungeheuren Bedeutung
er=
kannt. Der volksdeutſche Gedanke umſpannt heute alle Glieder
des deutſchen Muttervolkes. Dr. Thierfelder iſt als Leiter der
Deutſchen Akademie in München wie wenige dazu berufen, die
Gedankengänge herauszuſtellen, und widmet ihnen eine größere
— auf Grund des neueſten authentiſchen Ma=
Einleitung, der er
terials — einen Ueberblick über das Grenzlanddeutſchtum in der
ganzen Welt folgen läßt
Seite 4 — Nr. 37
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 7. Februar 1934
Regierungen in Belgrad und Sofia gelungen wäre, aus der
makedoniſchen Frage, die zurzeit zwiſchen Bulgarien und
Süd=
ſlawien noch immer als Zankapfel liegt, eine Brücke zwiſchen
beiden Staaten zu ſchmieden, ſah man im übrigen in Oſteuropa
eigentlich nur Nachteile, vor allem aber eine Gefährdung des
Status quo und war deshalb um ſo eifriger befliſſen, Belgrad
für den „Pakt der Balkanverſtändigung” zu gewinnen.
Man hat hier zweifellos die in dem Abkommen
ſchlummern=
den Gefahren erſt erkannt, als es politiſch für einen Abbruch
der Verhandlungen mit den drei anderen Vertragsmächten zu
pät war. Heute iſt der Pakt paraphiert, und wir glauben, daß
die ſüdſlawiſche Regierung ſich dazu nicht leichten Herzens
ent=
ſchloſſen hat. Denn hier in Belgrad weiß man ſehr genau, daß
eine „Balkanverſtändigung” ohne die Unterſchrift Bulgariens
keine wirkliche Verſtändigung iſt, und man weiß ferner, daß
Bulgarien keine mehrſeitigen Verträge abſchließen kann, die jede
künftige Verbeſſerung ſeines territorialen Beſitzſtandes
unmög=
lich machen würden. Mit Südſlawien allein mag eine
Verſtän=
digung in der makedoniſchen Frage denkbar ſein. Ein förmlicher
Verzicht aber auf den Weg zum Aegäiſchen Meer? Ein
förm=
licher Verzicht auf die Dobrudſcha? Undenkbar für jeden, der
weiß, wieviel Erregung allein dieſe beiden Fragen in der
bul=
gariſchen Politik verurſacht haben. Belgrad rechnet deshalb
nuch nicht damit, daß die bulgariſche Regierung ſich zu einer
ſpäteren Unterzeichnung des Balkanpaktes bereit finden wird.
Wohl aber hofft man, daß die bulgariſche Regierung die
Zwangs=
lage der ſüdſlawiſchen Außenpolitik verſtehen und aus dem
Zu=
ſtandekommen des Viererabkommens keine Folgerungen ziehen
möchte, die einer ſüdſlawiſch=bulgariſchen Verſtändigung
abträg=
lich wären.
Bulgariens Skandpunkk unverändert.
EP. Sofia, 6. Februar.
In den ſpäten Abendſtunden wurde das Communiqué der
bulgariſchen Regierung über ihre Haltung gegenüber dem
Bal=
kan=Pakt veröffentlicht.
Der Standpunkt Bulgariens gegenüber dem Balkan=Pakt ſei
von Anfang an der geweſen, daß Bulgarien gerne bereit ſei,
Nichtangriffspakte im Rahmen des Völkerbundes und im Geiſte
des Kellogg=Paktes abzuſchließen, da es ſolche Vereinbarungen
als das geeignetſte Mittel für die Feſtigung des Friedens auch
zwiſchen den Balkanvölkern betrachte. Da aber alle
Nachbar=
ſtaaten Bulgariens es für richtig befunden hätten, eine andere
Methode anzuwenden, müſſe Bulgarien feſtſtellen, daß es auch
weiterhin davon überzeugt ſei, daß der von ihm vorgeſchlagene
Weg am meiſten mit den Völkerbundsprinzipien in Einklang
ſtehe.
Wie in politiſchen Kreiſen betont wird, müſſe der Abſchluß
des Balkan=Paktes eine weitere Beſſerung der Beziehungen
zwi=
ſchen Bulgarien und ſeinen Nachbarſtaaten keinesfalls verhindern.
Die bulgariſche Regierung ſei auch weiterhin bereit, die zur
Lö=
ſung der Streitfragen begonnenen Verhandlungen
weiterzufüh=
ren. Wenn auch Bulgarien an dem Balkan=Pakt auf
keinen Fall teilzunehmen gedenke, ſo ſehe es doch
nicht ein, warum es nicht möglich ſein ſollte, ſeine Beziehungen
zu den Nachbarvölkern viel beſſer zu geſtalten als bisher.
ka
Einſehung eines Mautstomintttärs
für die Danziger Stadtbürgerſchaft.
DNB. Danzig, 6. Februar.
Von zuſtändiger Danziger Seite wird mitgeteilt
Da die Danziger Stadtbürgerſchaft nicht aus Mitgliedern
zu=
ſammengeſetzt iſt, die die Durchführung der zur Behebung der Not
von Volk und Staat in der Stadt Danzig erforderlichen
Maßnah=
men gewährleiſten, hat der Senat zur Hebung dieſes politiſchen
Notſtandes den Stadtverordnetenvorſteher, Pg. Hans Eggert,
zum Staatskommiſſar für die Stadtbürgerſchaft eingeſetzt. Der
Staatskommiſſar hat die Aufgabe, anſtelle der Stadtbürgerſchaft
die dieſer obliegenden Beſchlüſſe zu faſſen. Durch die Einſetzung des
Staatskommiſſars wird ein ſchnelles und reibungsloſes Arbeiten
der Verwaltung der Stadt Danzig, frei von parlamentariſchen
Auswüchſen, im nationalſozialiſtiſchen Sinne, an dem es bisher
häufig gefehlt hat, gewährleiſtet.
Beileid des Stahlhelms zum Tod des Generals v. Horn
Der Bundesführer des Stahlhelms, Franz Seldte, hat an den
Deutſchen Reichskriegerbund folgendes Schreiben gerichtet:
„Im Namen des Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, ſpreche
ch dem Deutſchen Reichskriegerbund Kyffhäuſer zu dem ſchweren
Verluſt, den er durch den Heimgang ſeines langjährigen hochver
dienten und ritterlichen erſten Präſidenten des Generals der Ar
tillerie von Horn, erlitten hat, meine aufrichtigſte und tief emp=
„
fundene Teilnahme aus
Für die uns anläßlich unserer Vermählung
erwiesene Aufmerksamkeit sagen herzlichen
Dank.
Franz Heiligenthal und Frau
Heute ſrüh hat Gott in ſeinem
unerforſch=
lichen Ratſchluß unſer Liebſtes, unſer
ein=
ziges Kind
Dodo
im Alter von 4 Jahren zu ſich genommen.
In tiefer Trauer:
Wilhelm Brück u. Frau
Vera, geb. Hunold
Hedwig Hunold.
Darmſtadt, den 6. Februar 1934.
Steinbergweg 36
Beerdigung am Donnerstag, den 8.
Ve
bruar 1934, nachmittags 3 Uhr, auf den
alten Friedhof Nieder=Rämſtädterſtr. (1634
Nach langem, mit großer Geduld
er=
tragenen Leiden, iſt Dienstag früh mein
lieber Gatte, unſer lieber Vater und
Großvater
2
Jatob Jockel
ſanft entſchlafen.
In tiefer Trauer:
Marie Jockel, geb. Daab
Familie Wilhelm Städter
Reinheim, den 6. Februar 1934.
Die Beerdigung findet Donnerstag 2½ Uhr
(1653
nachmirtags ſtatt.
Todes=Anzeige.
Von kurzem ſchweren Leiden durch einen
ſanften Tod erlöſt wurde am Mittwoch,
den 31. Januar 1934 unſer treuer Freund
Karl Kübler
Schneider
nach einem arbeitskurzen Leben im Alter
von 20 Jahren,
In tiefer Trauer:
Seine Freunde.
Lengfeld, den 3. Februar 1934,
Die Beiſetzung fand auf dem hieſigen
(1624
Friedhof ſtatt.
Am Sonntag verſchied plötzlich der langjährige
Prokuriſi unſeres Hauſes
Uber 43 Jahre hat der Entſchlafene unſerem
Hauſe angehört. Wir verlieren in ihm einen
Mitarbeiter von ſeltener Treue, dem ſiets unſer
vollſies Vertrauen gehört hat und dem wir ein
ehrendes Gedenken über das Grab hinaus
bewahren werden.
Biblis, den 6. Februar 1934.
H. Kölſch Nachf. G. m. b. H.
1647
Aus einem ſchaffensreichen Leben wurde uns plötzlich
der langjährige Prokuriſt unſeres Hauſes
entriſſen. Der Entſchlafene war uns ſiets ein
leuch=
tendes Vorbild ſeltener Pflichterfüllung und ein
lieber Mitarbeiter. Wir werden ſein Andenken ſiets
hoch in (Ehren halten.
Biblis, den 6. Februar 1934.
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Mittwoch, 7. Februar 1934
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 7. Februar 1934.
Winkerhilfswerk
des deutſchen Bolkes 1933/34.
für den Kreis Darmſtadt.
Brolverkeilung.
Am Freitag, dem 9. Februar 1934, wird in den
hieſigen Ortsgruppen des Winterhilfswerks Brot an die
Hilfs=
bedürftigen abgegeben. Die Ausgabezeiten werden von den
ein=
zelnen Ortsgruppen beſonders bekannt gemacht.
Kampf den „Schwähern”.
Das Staatspreſſeamt teilt mit:
In letzter Zeit, beſonders ſeit Verkündigung des Geſetzes
über den Neuaufbau des Reiches, machen ſich wieder jene
Ele=
mente unangenehm bemerkbar, deren ganze Tätigkeit darin
be=
ſteht, ihrer mehr oder weniger lebhaften Phantaſie freien Lauf
zu laſſen und ihre Volksgenoſſen mit den unſinnigſten Gerüchten
zu überſchwemmen.
Wieviel beſſer wäre es wenn dieſe Gerüchtemacher ihre „
un=
bezähmbare Arbeitsfreudigkeit” ſtatt deſſen dazu benutzen wollten,
für das Volksganze nutzbringende Arbeit zu leiſten, und ſei es
auch nur, indem ſie ſich einen Maulkorb anlegten.
Aber all jene Schwätzer ſollen ſich geſagt ſein laſſen: Die
Re=
gierung ſieht nicht mehr länger dieſem volksſchädlichen Treiben
zu, ſondern wird mit allen ihr zu Gebote ſtehenden Mitteln
durch=
greifen und dabei auch vor der Anwendung ſchärfſter Strafen
nicht Halt machen.
Bekannkmachungen des Perſonalamls.
Ernannt wurde der Schleuſenverwalter Felix Malſy zu
Offenbach a. M. zum Strommeiſter, mit Wirkung vom
1. Januar 1934.
Uebertragen wurde am 15. Januar 1934 dem
Berufsſchul=
lehrer Heinrich Dern zu Butzbach, Kreis Friedberg, mit
Wir=
kung vom 9. Januar 1934 bis auf weiteres die ehrenamtliche
Lei=
tung der Berufsſchule daſelbſt; am 29. Januar 1934: der Lehrerin
Karoline Müller zu Darmſtadt eine Lehrerſtelle an der
Volks=
ſchule zu Beerfelden, Kreis Erbach, mit Wirkung vom Tage des
Dienſtantritts an; am 31. Januar 1934: dem Reallehrer
Hein=
ich Uhl und der Reallehrerin Dora Geriſch beide an der
Anſtalt für Geiſtesſchwache „Aliceſtift” zu Darmſtadt, eine
Lehrer=
ſtelle an der Volksſchule zu Darmſtadt, mit Wirkung vom 1. Febr.
1934 an.
In den Ruheſtand verſetzt wurde auf Nachſuchen, unter An=
Nr. 37 — Seite 5
1. April 1934.
Entlaſſen wurde am 23. Dezember 1933 der Rechnungsrat bei
der Miniſterialabteilung 1e (Landwirtſchaft) Heinrich
Eid=
mann auf ſein Nachſuchen, mit Wirkung vom 1. Dezember 1933
aus dem beſſiſchen Staatsdienſt.
Verbol bäuerlicher Trachten für
Faſtnachls=
veranſtalkungen.
Es iſt in früheren Jahren häufig vorgekommen, daß
bäuer=
liche Volkstrachten zu Koſtümen für Faſtnachtsveranſtaltungen
herhalten mußten. Wenn derartigen Verkleidungen auch keine
böſe Abſicht zugrunde liegen mag, ſo muß es in ländlichen
Krei=
ſen gleichwohl Empörung erregen, daß das Ehrenkleid des
deut=
ſchen Bauern als Mummenſchanz verwandt wird. Die Behörden
werden daher angewieſen, das Tragen bäuerlicher Trachten au
Maskenbällen und ähnlichen Faſchingsveranſtaltungen zu
verbie=
ten. Als Rechtsgrundlage iſt nötigenfalls die Verordnung des
Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und Staat heranzuziehen.
N5. Kriegsopferverſorgung —Skühpunkt I—Beſſungen
1. Kameradſchaftsabend.
Mit dem ſchneidig geſpielten Badenweiler Marſch wurde von
der Kapelle des Vereins ehemaliger Militärmuſiker der Abend
eingeleitet. Stützpunktleiter Kamerad Traum eröffnete die
Verſammlung und ſprach die Hoffnung aus, daß alle Kameraden
einige ſchöne Stunden verleben mögen. Hierauf ergriff Pg.
Ob=
mann Nungeſſer das Wort und kam auf Zweck und Ziel der
kameradſchaftlichen Abende zu ſprechen. Gerade wir
Kriegsbeſchä=
digten — ſo führte er aus — haben die Pflicht, in treuem
Zu=
ſammenhalten all das weiter auszubauen, zu dem in den
Schützen=
gräben und Unterſtänden während den Jahren des großen
Welt=
geſchehens 1914/18 der Grundſtock gelegt wurde. Wirkungsvoll
ernſt war das ſtille Gedenken der gefallenen Kameraden des
großen Krieges. Frau Volk ſprach dann ebenfalls herzliche
Worte über das Zuſammenhalten der Kameradenfrauen und
er=
innerte an die heroiſche Leiſtung des Führers in den verfloſſenen
15 Jahren. Den Erfolg ſehe man jetzt an den vielen freudigen
Geſichtern. Alle müßten mithelfen, gemäß den Worten: „Ein
Führer, ein Wille und ein Volk”. Kamerad Prinz erzählte in
humorvoller Weiſe Schwänke aus der alten lieben Soldatenzeit.
Seine Dialektvorträge fanden ebenſolchen Beifall, wie ſeine
Lie=
der. Stürme des Lachens erregte das mit Schunkelbewegungen
geſungene Lied von der „Lore. Zuſ Schlus fand noch Pg.
Kreis=
ſchulungsleiter Borchert markige Worte über das Weſen des
Nationalſozialismus. Mit einem begeiſterten „Sieg=Heil” aufden
Führer, dem Lied der Deutſchen und dem Horſt=Weſſel=Lied klang
der Kameradſchaftsabend harmoniſch aus.
— Hohes Alter. Heute, am 7. Februar, begeht Herr Adam
Mager, Schneider, Heinheimer Straße 77, in voller Friſche
Herr Mager nimmt noch lebhaften Anteil
ſeinen 83. Geburtstag.
an allen Ereigniſſen. Möge ihm ein ſchöner Lebensabend
beſchie=
den ſein.
2 Jſſaße Anf. 19½/ Ende 23 Uhr.
Aida. Deutſche Bühne I.5
Preiſe 0.70—5.50 Donnerstag
8. Februar Anf. 19, Eude nach 22 Uhr.
Die Zauberflöte. E15.
Preiſe 0.70—5.50 Freitag
9. Februar 19½, Ende 22. D. Bühne Jugendr. 14, Gr. 3 u. 4
Alle gegen Einen — Einer für Alle. 0.50— 4.50 Kleines Haus Donnerstag
A. Jſſ 0aa Anf. 20. Ende 22.45 Uhr.
Der letzte Zeuge. Zuſatzm, III7
Preile 0.70—3.80 Freitag Anf. 20, Ende nach 22 Uhr.
9. Februar / Don Pasquale. Zuſatzmiete UV 8
Preiſe 0.80—4.50
Heſſiſches Landestheater. In der morgigen Wiederholung
von W. A. Mozarts großer Oper „Die Zauberflöte” ſingt die
Königin der Nacht Suſanna Heilmann, die Parti der Pamina
den Tamino
Erna von Georgi, den Saraſtro Heinz Schlüter,
Peter Anders. Den erſten Knaben ſingt Ria Hellmund, den
zweiten Charlotte Krauß.
Der Leſerwettbewerb.
Die Preisarbeiten des deutſchen Journaliſten=Wetibewerbs „Mit Hitler in die Macht”
Wir ſetzen unſeren Leſerwettbewerb mit der Arbeit=C fort:
Arbeit C.
Im Kleinkampf der Winkerhilfe.
NSK. Neben der weltgeſchichtlichen Tat der deutſchen Führung
vom 14. Oktober, der kühnen Zerreißung des Genf=Verſailler
Lügengewebes, wirkte kein Gedanke, keine Handlung der
wieder=
erſtandenen nationalen Kraft des deutſchen Volkes ſo überzeugend
nach innen und nach außen wie das Rieſenwerk des Kampfes gegen
Hunger und Kälte, das ausgelöſt worden iſt durch die einfache
Willenskundgebung des Führers: „Niemand ſoll hungern und
frie=
ren!” Blättert in der Preſſe aller Zungen: Ihr findet über das
deutſche Ringen mit den Geſpenſtern des Kummers und des Elends
Stimmen der Achtung, Klänge kaum verhaltener Bewunderung
und auch — Töne eines leiſen Neids, auf dem Hintergrund der
neuen internationalen Klageweiſe: Vorbei, vorbei! Die Zeit iſt
wirklich vorbei, in der man dieſes Volk niederdrücken, ſchinden
und erpreſſen konnte. Aus allen Zeilen über das deutſche
Win=
terhilfswerk ſprach uns jedoch zunächſt der Zweifel an: Werden ſie
hinter der Fuhrung, die ſo gewaltige Dinge ausſpricht, gleichen
und feſten Trittes in den Kampf marſchieren?
Und dieſe Frage ward bejaht, als die erſten Streiche der
Frauen und Männer, der Mädel und Jungen eines Heeres von
Zehntauſenden, von Hunderttauſenden und ſchließlich von einer
Million gegen Hunger und Kälte fielen, als das ganze Volk,
nicht taſtend, ſtolpernd. zaghaft, ſondern ſicheren Willens ſeine
erſten Eintopfſonntage beging. Ja, aus dem bitteren Ernſt der
Forderung und der hingebungsvollen Bereitſchaft des Opfers
wurde ein Feſt, ein neues deutſches Familienfeſt. Und
wich=
tiger vielleicht als alles Auslandslob iſt aus den Reihen jener
Millionen, denen wir helfen wollen.
Deshalb bat ich einen aus der neuen Front dieſes Werkes,
mich bei ſeinem Wege als ehrenamtlicher Wohlfahrtspfleger und
Helfer mitzunehmen. Ich traf ihn unverſehens im Treppenhaus
im Geſpräch mit einer putzigen ältlichen Frau, rund heraus einer
„alten Jungfer”, und hörte, wie er ſagte: „Aber nein, Fräulein,
kein Almoſen! Nichts wegen deſſen Sie ſich ſchämen müßten. Es
iſt ein Geſchenk Adolf Hitlers für Sie!” Später erklärte er
mir: „Dieſen verſchämten Armen muß man die Winterhilfsſpende
regelrecht aufdrängen! Es ſind in Ehren grau und
arbeitsuntüch=
tig gewordene, hilfsbedürftige Volksgenoſſen, immer noch eiſern
gewillt, ſich mit buchſtäblich nichts in der Hand ſelbſt zu helfen.
Und gerade dieſe ſollen ſpüren, daß ſie nicht verlaſſen ſind.”
Dann ging ich mit ihm ein paar Häuſer durch, Sah und
hörte. Sah ein Elend und einen Jammer, der auch euch das kalte
Verwendung des Spendenſcheins zur Ermäßigung
laufender Steuern.
Ausſchneiden!
Aufbeben!
p. Nach § 6 des Geſetzes zur Verminderung der
Arbeits=
loſigkeit vom 1. Juni 1933 kann der Spender den Spendenſchein
derart verwenden, daß er bei Hingabe des Spendenſcheines
ver=
langt, daß der Annahmewert der Spende (bei Zahlungen der
ge=
zahlte Betrag) von dem Einkommen desjenigen Steuerabſchnitts
abgeſetzt wird, in dem die Spende geleiſtet wurde.
Nach § 35 der Durchführungsverordnung vom 24. Juli 1933
kann dieſes Verlangen nur bis zum Ablauf der
folgenden Friſten geſtellt werden: 1. wenn über
das Einkommen desjenigen Steuerabſchnitts, in dem die Spende
geleiſtet worden iſt, eine Steuererklärung abzugeben iſt und die
(allgemein beſtimmte oder für den einzelnen Fall verlängerte)
Steuererklärungsfriſt vor dem 1. Mai 1934 abläuft, bis zum
Ablauf der Steuererklärungsfriſt; 2. ſonſt bis
zum Ablauf des 30. April 1934.
Wird die Friſt verſäumt, ſowird die Nachſicht
nicht gewährt. Hat der Spender den Spendenſchein
hin=
gegeben und das vorgenannte Verlangen geſtellt, ſo iſt er daran
gebunden.
Heute und morgen (Mittwoch und Donnerstag)
oooe
ooo
ee Shragrlasenssskissianr
Im Sonderausſchank bis zum 13. Februar
1931erKreuznacher Breitenweg Riesling. Naturwein
per ½ Liter nur 353 (incl. Getr=Steuer)
(1623
Stellennachweismöglichkeiten für
Kaufmanns=
gehilfen auch im Januar günſtig.
Nach den Beobachtungen der Kaufmänniſchen
Stellenvermitt=
lung des Deutſchen Handlungsgehilfen=Verbandes verläuft der
Kriſenabbau im Beruf der Kaufmannsgehilfen auch weiterhin
normal. Sogar ein allgemein erwarteter, etwas größerer Zugang
neugekündigter Bewerber iſt ausgeblieben. Befürchtungen, daß
im Dezember, im Hinblick auf das Weihnachtsfeſt, alſo aus
ſozia=
len Gründen, zurückgeſtellte Kündigungen nachträglich im Januar
ausgeſprochen werden ſollten, waren demnach unbegründet. Im
übrigen verteilen ſich die wenigen, im Januar ausgeſprochenen
Kündigungen ziemlich gleichmäßig auf Wirtſchaftsgebiete und auf
Fachgruppen. Auch ſind nirgendwo Maſſenkündigungen einzelner
Betriebe beobachtet worden. Danach ſind alſo Zeichen einer auch
nur vorübergehend rückläufigen Entwicklung ſelbſt in der
mitt=
winterlichen, ſtellenvermittlungsmäßig kritiſchſten Zeit des Jahres
nicht erkennbar. Dem entſpricht voll und ganz der eigentliche
Stellenvermittelungserfolg im Januar. Aufträge zur Vorlage
von Bewerbungspapieren für offene Poſten ſind immer noch etwa
in der Höhe der Vormonate eingegangen. Die
Vermittlungsmög=
lichkeiten waren allerdings wieder ſtärker behindert durch teilweiſe
unbillige, vereinzelt auch unmögliche Bedingungen hinſichtlich des
Alters der in Vorſchlag zu bringenden Bewerber. Branchenmäßig
am günſtigſten waren die Vermittlungsmöglichkeiten in der
Me=
tallinduſtrie, hauptſächlich in den Unternehmungen der
Maſchinen=
branche. Für Abſchluß= und Inventurausverkaufsarbeiten wurden
Aushilfsſtellenangebote in größerem Umfange erteilt als in den
Vorjahren. Die mit dem Ziel, Ueberarbeit zu vermeiden, in den
Betrieben ſtreng durchgeführte Kontrolle hat alſo bereits Erfolge
gezeitigt.
— Volkstrauertag. Die hieſige Ortsgruppe des Volksbundes
Deutſche Kriegsgräber=Fürſorge iſt zurzeit dabei, die nötigen
Vorbereitungen zu treffen zur Feier des in dieſem Jahre auf
den 25. Februar (Sonntag Reminiſcere) fallenden
Volkstrauer=
tages, der diesmal zu Ehren der Toten des Weltkrieges und der
für Deutſchlands Erneuerung Gefallenen ſtattfinden wird. Im
Mittelpunkt der geplanten Veranſtaltung ſoll wieder eine
öffent=
liche Gedenkfeier im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
ſtehen. Die Gedächtnisrede hält Herr Gaupropagandaleiter Trefz.
— Evang, Stadtgemeinde. Mittwoch, den 7. Februar, abends,
findet der 5. Vortrag in der Schloßkirche ſtatt. Herr Pfarrer
Lautenſchläger ſpricht über: Das Opfer (Vom Tode Jeſu Chriſti
als dem Sühnopfer für unſere Sünden).
Grauen vom Scheitel bis zur Fußſohle jagte, wenn ihr ihnen
Auge in Auge gegenüberſtehen würdet. Sah aber und kann
auf=
richtig ſprechen auch von der neuen Zuverſicht, die ihre erſten
zartgrünen Keime durch den Schmutz der Vergangenheit in das
Licht des neuen Tages hineinreckte. Da war ein düſterer
Hinter=
aufgang. Treppen, Wände, vernachläſſigt, verſchmutzt, vergrämt,
wie zerfreſſen und zernagt von den Sorgen, die ſich hier
herauf=
ſchleppen und keinen Ausweg wiſſen, ſozuſagen die Wände vor
Verzweiflung hinankriechen. Eine Tür ging auf und ein Mann
trat vor: „Zu mir? Kommen Sie herein! Brauchen keine Angſt
zu haben vor „Mief”. Iſt gelüftet. Wir können ja heizen. Zum
erſtenmal ſeit dreieinhalb Jahren. Der erſte Zentner Kohle iſt
da. Und alle haben wir Bauchweh gehabt von dem Kartoffelpuffer.
Ladungsweiſe kam er aus der Küche. Das, das iſt wirkliche Hilfe,
hätte ich nicht mehr für möglich gehalten!” Nebenan klappert zu
unſere Ueberraſchung eine Schreibmaſchine. Wir ſehen durch die
Tür einen Mann bei der Arbeit. „Ich übe!, die Maſchine borgte
mir ein mitleidiger Nachbar. Irgendwann gibts doch nun auch
wieder Arbeit und da muß man auf dem Kieker ſein!” Er begann
uns ſofort etwas vorzuklappern. Das hörten ſich ſeine Frau und
vier kleine Kinder, zwei weitere waren in der Schule, mit
lachen=
den Augen an. Winterhilfsglück! „Aber wir wollten gar nicht zu
Ihnen”, ſagte mein Begleiter. Es geht einen Stock höher. Auf
dem Wege wendet er ſich zu mir: „Haben Sie geſehen, der Junge
hat doch wieder Mut.”
Und dann kam etwas Herzzerreißendes. Eine Treppe höher
wurde bei einer jungen Mutter, Witwe, unterernährt, mit hohlen
Wangen, heißen verzweifelten Augen ein Antrag nachgeprüft.
Mein Begleiter, gab der Frau ſeine Frühſtücksſtulle. Und das
Kind, ein zweijähriges, liebes, kleines Mädchen mit anklagenden
und tief ins Herz blickenden, ſehr traurigen Kinderaugen, bekam
ein Stückchen Schokolade. Die Kleine biß hinein, kaute, lutſchte
und — ſpie den Brei wieder aus, rieb erregt darauf mit den
Füß=
chen herum, als wollte es eine eklige Sache austilgen. Die Mutter
entſchuldigte: „Sie kennt noch keine Schokolade! Iſt doch was
Gutes, Marta! Sieh einmal, wie mir das gut ſchmeckt.”
Das
Mädelchen aber ſchüttelte mit dem Kopf. „Wirſt ſchon Schokolade
eſſen lernen. Kleine. Unbeſorgt!” lacht mein Begleiter. Aber iſt
es nicht herzzerreißend, daß . . . Doch, was gibt’s hier noch zu
ſagen. Was man hier ſieht, ſagt doch alles
Schriebe ich über dieſe Erlebniſſe weniger Stunden an der
Seite unſeres Mannes ein Buch, ihr würdet es mit Tränen der
Trauer und Tränen der Freude von der erſten bis zur letzten
Zeile leſen, auch wenn es mir nur ſchlecht geriete. Aber warum
nur darüber ſchreiben. Was ſoll ich tun? fragte ich den
Sol=
daten der neuen Front. Er lächelte ein wenia ſpitzbübiſch: Lauf
ſelbſt ein wenig mit, treppauf, treppab! Wir ſind ſchon jetzt eine
runde Million! Es gibt noch viel zu tun für die weniger
glück=
lichen Volksgenoſſen!
Appell der Regimenisvereinigung ehem. Zußark.
Regimenks Nr. 3 (Generalfeldzeugmeiſter).
** Der dritte Regimentsappell der Vereinigung Fußart.=
Regts. 3, Gfz., Darmſtadt, war der eindrucksvollſte der ſeit
Be=
ſtehen der Vereinigung durchgeführten Appelle, denn er erhielt
eine beſondere Note durch den Einzug der Abordnung der
Brüder=
vereinigung Mainz mit Fahne, die ein getreues Nachbild unſerer
altehrwürdigen, ruhmreichen Regimentsfahne iſt. Der Saal des
Reſtaurants „Reichshof”, in dem der Appell am 4. 2. ſtattfand, war
dicht beſetzt, ſo zahlreich waren die ehem. Fußartilleriſten der an
ſie ergangenen Einladung gefolgt. Unter den Marſchklängen der
ſtarkbeſetzten Polizeikapelle, die die muſikaliſche Umrahmung der
Veranſtaltung übernommen hatte, zog die Fahnenabordnung, mit
dem deutſchen Gruß von den Kameraden freudig empfangen, ein=
Der Führer der Vereinigung, Hauptmann d. R. Hofmann,
richtete herzliche Begrüßungsworte an die Mainzer Kameraden
und gab einige geſchichtliche Erinnerungen an die Fahne des
Re=
giments Generalfeldzeugmeiſter. Er unterſtrich die Treue aller
Schweren Artilleriſten ihrem Vaterlande gegenüber, für das jeder
Einzelne bereit war, ſein Leben einzuſetzen. Dieſe Treue halten
ſie auch heute ihrem Vaterlande und ſeinen großen Führern, dem
Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg und dem Herrn
Reichs=
kanzler Adolf Hitler. Ihnen galt das dreifache „Sieg=Heil
das begeiſtert eingeſtimmt wurde. Der Geſang des Deutſchland=
und Horſt=Weſſel=Liedes ſchloß ſich an.
Der Führer der Vereinigung begrüßte weiter die erſchienenen
Kameraden, namentlich zwei ehemals aktiven Offiziere des
Regi=
ments, die Herren Oberſt Weiß und Major Tidow. Er gab
dann einige interne Mitteilungen, u. a. daß die beiden nächſten
zwangloſen Stammtiſche bei Kam. Doll (Darmſtädter Hof) am
Mittwoch, 21. Februar, und Mittwoch, 7. März, ſtattfinden ſollen.
Der nächſte Appell wird vorausſichtlich an einem Sonntag des
April ſein.
Der ſtellvertretende Führer der Mainzer Vereinigung, Kam.
Gaßmus, gab ſeiner Freude über den ſchönen kameradſchaftlichen
Geiſt bei den Darmſtädter Schweren Artilleriſten Ausdruck und
dankte für die Einladung, der die Kameraden gern Folge geleiſtet
haben. Bekräftigt wurde der Dank mit einem kräftigen dreifachen
„Zu=gleich”,
— Kam. Studienrat Dr. Filtzinger=Mainz hielt
eine von glühender Vaterlandsliebe getragene Anſprache und trug
einen ſelbſtverfaßten Vorſpruch vor, in dem zum Ausdruck kam,
daß nach Jahren des Niedergangs jetzt Jahre des Aufbaues
kom=
men, dank unſerem Führer und Retter Adolf Hitler. — Einen
hochintereſſanten Lichtbildvortrag über die Entwicklung der
ſchwe=
ren Artillerie ſeit 1870 bis zu ihrer aufgezwungenen Zerſchlagung
hielt der ſtellv. Führer der Darmſtädter Vereinigung, Kam.
Stu=
dienrat Neeb. Der Vortrag war gleichzeitig eine Werbung zum
Beſuch des zweiten ſchweren Artilleriſtentages am 2.—4. Juni in
Dresden. Kam. Dr. Gotthron=Mainz, der freundlicherweiſe ſeinen
vorzüglichen Projektionsapparat mitgebracht und zur Verfügung
geſtellt hatte, zeigte anſchließend noch einige hübſche Lichtbilder
aus der alten Dreier=Garniſonſtadt Mainz, humorvolle
Erläu=
terungen dazu gab Kam. Striebich. Beſonderen Beifall fanden
Gruppenaufnahmen der Mainzer Dreier, Bilder der verſchiedenen
Kaſernen, in denen die jungen Fußartilleriſten den erſten.
mili=
täriſchen Gehverſuch ausprobten, und ferner die Photographien
von dem Ehrenmal des Regiments. Ein Kamerad hatte einen
Regimentskriegshund mitgebracht, der ebenfalls gezeigt wurde
und lebhaftes Intereſſe fand. Mit dem gemeinſamen Geſang dest
Artilleriſtenliedes war der offizielle Appell beendet, der dieſes
Mal eine beſondere umfangreiche Tagesordnung hatte. Unter
Marſchklängen verließ die Fahnenabordnung den Saal, die
Darmſtädter Kameraden blieben noch bei geſelliger Unterhaltung
im Austauſch alter Erinnerungen einige Zeit zuſammen, gar oft
erſchallte ein kräftiges „Zu=gleich”.
— Narren= und Faſtnachtslieder werden geſungen. Am
Don=
nerstag, dem 8. Februar, abends, verſammelt ſich der Günther
Simonyſche Singkreis in der Volkshochſchule. Es werden
Notenblätter ausgegeben. Wir laden alle an unſeren
Bemühun=
gen um die Deutſche Volksmuſik beteiligten zu dem Abend ein.
insbeſondere die Mitglieder des Reichsbundes für Volkstum und
Heimat. Keinerlei muſikaliſche Vorbildung iſt erforderlich, aber
wer ein Inſtrument beſitzt, bringt es mit in dieſen echten
Volks=
ſingkreis.
Schütt die Zugliere vor den nachkeiligen Einflüſſen
der Winkerkälte! Laßt ſie nie länger als erforderlich
und unbedeckl im Freien ſtehen! Sorgk für einen
gufen Hufbeſchlag der Pferde!
Vorbeugen mik
AaltaOAK
Seite 6 — Nr. 37
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 7. Februar 1934
Der Polizeiberichk.
Immer wieder Exhibitioniſten! SA.=Männer als Zeugen
ge=
ſucht. Am 23. Januar 1934. gegen 16 Uhr, wurden im Hofe des
Feierabendhauſes. Ecke Stift= und Landgraf=Georg=Straße,
meh=
rere Konfirmandrnnen von einem Exhibitioniſten beläſtigt. Der
Täter wird wie folgt beſchrieben: Etwa 1,70 Meter groß, 38—
Jahre alt. mittelſtark, volles Geſicht. Bekleidet war er mit
lan=
ger, enganliegender dunkelblauer Hoſe, ſchwarzem Ueberzieher
mit Samtkragen und rundem, graugrünem Hut mit eingedrücktem
Deckel. Ferner trug er ſchwarze Schuhe und ſchwarze
Tuchgama=
ſchen. Nach Vollendung ſeiner ſcheußlichen Handlungsweiſe
ent=
fernte er ſich fluchtartig durch die Stifts=, Erbacher= und
Mühl=
ſtraße nach der Dieburger Straße zu. Drei ihn verfolgende
Mad=
chen hielten Ecke Mühl= und Dieburger Straße zwei SA.=Männer
an, die nach entſprechender Mitteilung die Weiterverfolgung des
Täter aufgenommen haben ſollen. Wer war der Täter? Die
bei=
den SA.=Männer werden dringend erſucht, bei der
Kriminal=
polizei, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 4, vorzuſprechen.
Und noch einer! Zeugin geſucht. Am 5. Februar, gegen 16
Uhr, hat in der Torhalle des Hauſes Mühlſtraße 48 ein
Exhibi=
tioniſt ſein unſauberes Handwerk betrieben. Ein bis jetzt
unbe=
kanntes Mädchen, das den Vorfall bemerkte, machte einen SS.=
Mann des hieſigen Sonderkommandos auf den Exhibitioniſten
aufmerkſam, der den Täter, welcher flüchtig gegangen war, feſt
naym. Das Mädchen wird erſucht, bei der Kriminalpolizei,
Zimmer 5 vorzuſprechen.
Verkehrsunfälle. Am 3. Februar 1934. gegen 13.30 Uhr, kam
fahren. Der Motorradfahrar wurde verletzt und von der
Am 3. Februan
Rettungswache in ſeine Wohnung verbracht.
1934, gegen 17 Uhr, ſtießen zwei Perſonenkraftwagen aus Berlin
und Wurzburg an der Straßengabelung Roßdörfer= und Erbacher
Straße (Glasberg) zuſammen. Es entſtand nur Sachſchaden.
Beide Wagen mußten abgeſchleppt werden.
Diebſtähle an Fahrrädern und Zubehörteilen. Geſtohlen
wur=
den: Am 26. Januar 1934, gegen 19 Uhr, aus dem
Fahrradſtän=
der im Hofe der Techniſchen Hochſchule ein Herrenfahrrad, Marke
und Fabriknummer unbekannt. — Am 27. Januar 1934, gegen
17.30 Uhr, vor dem Hauſe Kirchſtraße 9 ein Herrenfahrrad,
Marke Alemannia, mit der Fabrikuummer 65 695. — Am 29.
Ja=
nuar 1934 aus der Toreinfahrt des Hauſes Roßdörfer Straße /
von einem Herrenfahrrad eine Boſchlampe. — Am 30. Januar
Uhr, aus dem Fahrradſtänder der Gewerbeſchule in der
Land=
graf=Philipps=Anlage ein Herrenfahrrad, Marke Mifa, mit der
Fabriknummer 516 025. — Am 30. Januar 1934, gegen 17 Uhr,
aus dem Hausflur des Hauſes Heinrichſtraße 11 ein
Herrenfahr=
rad, Marke Revolte, mit der Fabriknummer 673 957. — Am 31
Januar 1934, zwiſchen 12 und 18 Uhr, aus dem Hausflur des
Hauſes Wienerſtraße 40 ein Damenfahrrad. Marke Diamant, mit
der Fabriknummer 668 873. — In der Zeit vom 1. bis 5.
Ja=
nuar 1934 wurde von einem Motorrad in der Torhalle des
Hau=
ſes Ernſt=Ludwig=Straße 5 eine Zeituhr gewaltſam entfernt und
geſtohlen. Beſchreibung: Gehäuſe verchromt, weißes Zifferblatt,
ſchwarze arabiſche Zahlen, ſchwarze Zeiger, Glas drehbar und
mit einem roten Pfeil verſehen. Im Oberteil des Gehäuſes
be=
finden ſich zwei Löcher mit Schraubengewinden. Weiter
wur=
den geſtohlen: Am 2. Februar 1934, gegen 17,45 Uhr, vor dem
briknummer unbekannt. — Am 3. Februar 1934, zwiſchen 10.30
und 11.30 Uhr, vor dem Hauſe Landgraf=Philipp=Anlage 7 ein
Herrenfahrrad. Marke Patria, Fabriknummer unbekannt. — Es
kann nur immer wieder darauf hingewieſen werden, daß
Fahr=
räder tunlichſt unbeaufſichtigt nicht abgeſtellt werden ſollen.
Iſt das Kameradſchaft? In einer Fabrik in Darmſtadt wurde
einem Arbeiter aus dem verſchloſſenen Kleiderſchrank ein
Geld=
betrag von 7.30 RM. geſtohlen. Die Kriminalpolizei konnte den
Täter in einem jugendlichen Mitarbeiter feſtſtellen. Leider war
das Geld bereits verausgabt.
Vergiftung. Am 5. Februar 1934 wurde eine in der
Schul=
ſtraße wohnende Frau bewußtlos von ihren Angehörigen in der
Wohnung aufgefunden. Da vermutlich eine Vergiftung vorliegt,
wurde ſie durch die Freiw. Sanitätskolonne in das
Stadtkranken=
haus eingeliefert. Der Sachverhalt iſt noch nicht geklärt.
Stempelmarken geſtohlen. Bei einem Stempelverteiler in
Hannover wurden am 3. Februar 1934 mittels Einbruchs für
7555 RM. Stempelmarken geſtohlen. Es handelt ſich um Marken
n B
folgender Werte: 5. 10. 20. 50, 100. 300 und 500 RM.
tretungsfalle wird um Nachricht an die nächſte Polizeiſtelle
erſucht.
Eingliederung der Reichsfachſchaft Deutſcher Werbe
fachleute in die Reichskulkurkammer vollzogen.
Wie die Landesgruppe Heſſen der Reichsfachſchaft Deutſcher
Werbefachleute (NSRDW.) mitteilt, iſt am 26. Januar 1934 die
Reichsfachſchaft Deutſcher Werbefachleute in die
Reichskulturkam=
mer eingegliedert worden, und zwar die Fachgruppe
Werbefach=
leute (Werbeberater und Werbeorganiſatoren, Werbeleiter,
Werbe=
texter und Werbeſchriftſteller, Werbe=Aſſiſtenten uſw.) in die
Reichsſchrifttumskammer, die Fachgruppe Verlagswerbung (
Ver=
lags= (Anzeigen) Vertreter, Anzeigen=Propagandiſten, Werbeleiter
der Verlage) in die Reichspreſſekammer, und die Fachgruppe
Schaufenſter= und Ausſtellungsgeſtalter (Schaufenſterdekorateure,
Meſſe= und Ausſtellungsſtände=Herſteller, Plakat= und
Reklame=
maler (jedoch nicht Gebrauchsgraphiker und nicht Schildmaler) in
die Reichskammer der bildenden Künſte. Die Reichsfachſchaft
Deut=
ſcher Werbefachleute, iſt damit geſetzlich verankert,
Reichsfach=
ſchaftsführung und Fachſchaft bleiben wie bisher beſtehen. Sie iſt
als zuſtandige Berufszwangsorganiſation auf Grund des
Reichs=
kulturkammergeſetzes und der zu dieſem ergangenen
rungsverordnungen anerkannt. Alle Mitglieder der NSRT.
DW
ſind mit der Eingliederung in die Reichsulturkammer Mitglieder
der Deutſchen Arbeitsfront. Alle, die den vorgenannten
Berufs=
zweigen angehören, haben ſich bis ſpäteſtens 15. Februar 1934,
gleichviel ob ſie freiberuflich oder feſtangeſtellt tätig ſind, zwecks
Eingliederung in die Fachgruppen der zuſtändigen Einzelkammern
in der Reichskulturkammer anzumelden. Die bis jetzt bei der
N
RDW. geführten und angemeldeten
Reichsfachſchaftsmitglie=
der brauchen ſich nicht neu anzumelden, ſondern werden von der
Geſchäftsführung in die Einzelkammern eingegliedert. Wir machen
jedoch ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß ſich auch diejenigen
Angehörigen der vorgenannten Berufszweige zu melden haben
welche bisher anderen Organiſationen (z. B. RAV., VE.
A. DHV.
ſw.) angehören. Ferner wird darauf verwieſen, daß die
Einglie=
derung Vorausſetzung für die künftige Berufsausübung
obenge=
nannter Berufsgruppen iſt.
Anmeldeformulare ſind grundſätzlich nur an die Adreſſe der
Reichsfachſchaftsführung der NSRDW., Berlin W. 35, Tiergar
tenſtraße 15, zu richten. Erforderliche Auskünfte erteilt
bereit=
willigſt die Ortsgruppe Frankfurt a. M., 2
Wilh.
Breiden=
ſtein jun., Frankfurt a. M.. Blücherſtraße 20/22, Fernruf 30 101.
Auskünfte an außerhalb Frankfurts Wohnende erteilt die
Ge=
ſchäftsſtelle der Landesgruppenführung für Heſſen, Frankfurt a. M.=
Süd, Wormſer Str. 3, Fernruf 65 295.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechisverbindlichkei:
H. R. Nach der 4. Durchführungsverordnung über die
Ge=
währung von Eheſtandsdarlehen vom 2. Dezember 1933 mußten
Antragſteller, die in der Zeit vom 1. Juni 1932 bis 2. Juli 1933
geheiratet haben, den Antrag bis zum Ablauf des 10.
De=
ember 1933 bei der zuſtändigen Gemeindebehörde ſtellen.
Nach § 3 der Durchführungsverordnung vom 22. Auguſt 1933 iſt
aber der Reichsfinanzminiſter (Berlin W. 66, Wilhelmsplatz 1)
ermächtigt, Eheſtandsdarlehen ausnahmsweiſe auch dann zu
ge=
währen, wenn nicht jegliche Vorausſetzungen gegeben ſind, die
m Geſetz und in den Durchführungsverordnungen vorgeſchrieben
ſind, jedoch mit der Hergabe eines Eheſtandsdarlehens der Zweck
des Geſetzes (Verminderung der Arbeitsloſigkeit) erreicht wird
und Mittel für die Darlehensgewährung aus dem Aufkommen
an Eheſtandshilfe zur Verfügung ſtehen. Fragen Sie beim
Finanzamt Darmſtadt (Stadt) an, an wen Sie ſich in
ausführ=
licher Eingabe wenden müſſen, ob direkt nach Berlin oder das
Finanz= oder das Landesfinanzamt bier,
Zer 199 Munn iſt ser wagte Sohunft.
Aus den Darmſtädker Lichkſpielkheakern
Helia,
„Der Page vom Dalmaſſe=Hotel.”
Die Terra=Film=A.=G hat den Roman „Der Page vom
Dal=
maſſe=Hotel” von Maria Peteani verfilmt. Der Roman ſchildert
die Nöte des Alltags und das Glück, das über Nacht kam zu einen
kleinen Mädel, das ſchwer im Lebenskampf ſteht und ſich trotz
tapferen Behauptenwollens als Mädel nicht durchſetzen kann. Sie
ſattelt kurz entſchloſſen um und wird. Dank der Mithilfe einer
Freundin. Junge. Als Junge kann ſie ihr Alter um ein paar
Jahre herunterſetzen. Ihr jungenhafter Köxper iſt gut trainiert,
wie es bei den Mädels von heute wohl der Fall iſt, ſie wird
Lift=
boy im Dalmaſſe=Hotel. Selbſtverſtändlich führt das zu allerhand
heiteren Zwiſchenfällen in harmlos gebauten Situationen. Zwi=
ſchenfälle über die der kleine Page, Dank ſeiner vorzüglichen
Laune ſo lange glänzend hinwegkommt, bis ihm plötzlich bewußt
wird, daß er kein Junge, ſondern ein im Grunde reizendes kleines
Mädel iſt, der es wohl anſteht, ſich in einen der vornehmſten
Ho=
telgäſte zu verlieben. — Die Verfilmung des Romans hält, ſi
ziemlich eng an die tatſächliche Darſtellung, d. h. die reine
„Handlung des Romans iſt faſt reſtlos in den Film
übernom=
men. Das wenig pſychologiſche wird nur angedeutet und durch das
entzückende Spiel von Dolly Haas erſetzt. Eine ganz neue Note
ſeiner Darſtellungskunſt gibt Harry Liedtke als Liebhaber, in
einer Auffaſſung der Rolle, wie er ſie bisher noch nicht offenbarte.
Sehr reſerviert, ſehr vornehm und ſehr natürlich, nicht
theatra=
liſch. Dadurch wird das Spiel der beiden Träger der Hauptrollen
ſehr ſmypathiſch, das Ganze recht unterhaltend.
K4
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw: Die Große Strafkammer verurteilt in zweiter
Inſtanz einen Offenbacher Fuhrunternehmer wegen
fortgeſetzter Blutſchande, begangen mit ſeiner eigenen
weſentlich jüngeren Schweſter, zu 10 Monaten Gefängnis
d. h., es verwirft die Berufung des Angeklagten, der vergeblich
verſuchte, ſich den Anſtrich eines Biedermannes zu geben, und ſeine
beiden Schweſtern, die als Zeugen gegen ihn auftraten, in Grund
und Boden verdammte.
Ebenfalls verworfen wird die Berufung eines Offenbacher
Oelhändlers, der wegen falſcher eidesſtattlicher
Verſicherung anſtelle einen Monats Gefängnis zu
einer Geldſtrafe von 150 RM. verurteilt wurde. Zweifel
los iſt es ſehr unangenehm, wenn der Pfandmeiſter den „Kuckuck”
an ein ſchönes Sofa klebt. So behauptete der Angeklagte
kurzer=
hand, er benötige ſein Sofg als Bett für ſeinen Sohn, — der aber
gar nicht zu Hauſe war. So iſt der „Kuckuck” nun doppelt teuer
geworden.
Das Amtsgericht verhandelte unter anderem gegen einen
65jährigen Juſtizſekretar a. D. wegen Unterſchla
gung und Betrug, und gegen ſeinen 27jährigen
hoff=
nungsvollen Sprößling, ebenfalls wegen Betrug.
Der alte Mann hatte ſeinen Stolz darein geſetzt, den Sohn
Pfar=
rer werden zu laſſen, und die ganze Familie legte ſich die größten
Entbehrungen auf, um den Sohn ſtudieren zu laſſen. Der Vater
kam ſo ſchließlich dazu, an die 1000 RM., aus der Kaſſe eines
kleinen Penſionarvereins, die er als Vorſitzender und Rechner
verwaltete, zu unterſchlagen. Als die Sache bei einer Reviſion
her=
auskam, war die Not natürlich groß, und man mußte ſehen, wo
man Geld her bekam. Natürlich wollte man die Unterſchlagungen
nirgends eingeſtehen, und ſo erzählte man einer bekannten Frau
man brauche unbedingt Geld für Verwandte, und erhielt ſo 1000
RM. von ihr, um ſo leichter, als der junge Theologe der Tochter
dieſer Frau glühende Liebe vorſpiegelte. Aber er hatte bald ein
anderes und nach ſeinem Geſchmack netteres Mädchen kennen
ge=
lernt, das zudem einen zahlungskräftigen Vater beſaß, und bald
hatte er dieſem ſein ganzes Herz geſchenkt. Was Wunder, daß der
Vater dem hoffnungsvollen Theologen bald mit 1500 RM.
aus=
half. Aber auch hier kam man ſchnell auf ſeine Schwindeleien, und
der Vater zeigte ihn, um andere Mädchen vor ihm zu behüten, an
Der Jüngling behauptet mit kühner Stirn, das Geld ſei ihm „
rich=
tig aufgedrängt” worden, er hätte es gar nicht haben wollen. Der
Amtsrichter fuhrt in ſeinem Urteil aus, daß die Straftaten der
beiden erwieſen ſeien, daß ſie aber in Not begangen worden
ſeien, und, da die Strafe nicht mehr als ſechs Monate betragen
würde, unter das Amneſtiegeſetz vom November vorigen
Jahres falle. Er warnt aber den jungen Mann ausdrücklich vor
neuen derartigen Betrügereien, durch die er ſich ſein Leben dann
zweifellos vollends verpfuſchen würde.
Eine Witwe aus Eberſtadt muß ihr loſes Mundwerk
mit 50 RM. verſiegelt bekommen, und ein Ingenieur aus
dem Odenwald, der einen hieſigen Rechtsanwalt in einem
Brief auf das Gröblichſte beſchimpfte, einigt ſich auf gutes
Zu=
reden mit dem Beleidigten dahin, daß das Verfahren eingeſtellt
wird, wenn er bis zum 1. März eine Buße von je 100 RM.
an SA. und Stahlhelm bezahlt. — 300 RM. muß eit
Fuhrunternehmer bezahlen, der die heutige Regierung
be=
ſchimpfte.
Aw. Zwei nette Früchtchen ſaßen am Montag auf der
An=
klagebank des Bezirksſchöffengerichts: Ein junger
Friſeur und ein junger Seiler beide noch keine 1
Jahre alt, beide aus Pfungſtadt, beide aus guter Familie. Sie
ſchrieben einem Kaufmann aus Pfungſtadt einen anonymen
Brief; wenn er ihnen nicht zu der und der Zeit an einem
beſtimmten Platz 1000 Mark hinterlege, ſei er ſeines Lebens nicht
ſicher; und ein zweiter Brief ſagte ſogar, daß ſie ihn morden
und ſein Anweſen in Flammen aufgehen laſſen wollten. Zur
angegebenen Zeit ſchlichen ſie ſich dann an den bezeichneten Platz
Aber der Kaufmann hatte ſich nicht einſchüchtern laſſen. Ein
Kriminalbeamter in Zivil war auch an dem betreffenden Platz
und vor ſeinem erhobenen Revolver verging den beiden
Bürſch=
chen bald der Mut. Sie behaupten heute, ſie hätten das Geld
gar nicht wollen, ſie hätten dem Kaufmann nur Angſt einjagen
wollen. Der Staatsanwalt bezeichnet das als freche Lüge und
beantragt Beſtrafung wegen verſuchter Erpreſſung, aber das
Ge=
richt iſt der Anſicht, daß ihnen nicht nachgewieſen ſei, daß ſie es
nur auf das Geld abgeſehen hatten, und verurteilt beide wegen
verſuchter Nötigung zu je einem Monat Gefan.g
uis. Da ſie beide noch ſo jung ſind, wird ihnen eine
dreijäh=
rige Bewährungsfriſt zugebilligt.
Gemeinſames Vorführungsfriſieren
w
7
der zachſwhaft sriſeure und der Zthſeur=Bflichtinnung
In dem karnevaliſtiſch bunt geſchmückten Fürſtenſaal
veran=
ſtaltete geſtern die Fachſchaft Friſeure und die Friſeur=Pflicht
Innung einen ſehr ſtark beſuchten Friſurdemonſtrationsabend, der
im Zeichen des Karnevals ſtand. An langen Tiſchen arbeiteten
die Haarkünſtler an ihren hübſchen Modellen, die ſich unter den
gewandten Händen der Friſeure ſehr bald aus ſchwarz und
dun=
kelhaarig in blond oder weiß verwandelten. Wahre Kunſtwerke
entſtanden. Bevorzugt waren hiſtoriſche, Phantaſie= oder moderne
Friſuren. Die Aufgaben, die die Modekommiſſion den
Mitar=
beitern geſtellt hatte wurden ſo hervorragend gelöſt, daß aus der
karnevaliſtiſchen Friſurenſchau eine Groß=Demonſtration wurde,
und daß die Kollegen und die Fachſchaft wertvolle Anregungen
aus der gegenſeitigen Arbeit ſchöpfen konnten. Die Wahl und
Ausführung der einzelnen Friſuren ward jedem Mitarbeiter
über=
laſſen
Im Namen der Veranſtalter, des Fachbeirats der Fachſchaf=
Friſeure, Darmſtadt, in Verbindung mit der Modekommiſſion der
Friſeur=Pflichtinnung, begrüßte der Fachſchaftswart N. Meh
rings die zahlreich Erſchienenen, namentlich den Innungsführer,
Obermeiſter Ph. Kiefer, den 2. Vorſitzenden des Landesverbands
Obermeiſter Spang, und den Modekommiſſions=Obmann P.
Klein. Er wünſchte dem Abend guten Erfolg.
Nach Fertigſtellung der Friſuren gab Herr Trummer zu
den einzelnen Modellen kurze Erläuterungen. Er begrüßte es,
daß die Friſeurpflichtinnung und die Fachſchaft der Friſeure
heute zum erſten Male zuſammen die großzügige Veranſtaltung
durchführten. Es wurden im einzelnen gezeigt: Phantgſiefriſuren
Friſuren aus der Zeit des Rokoko, der Maria Antoinette, ein
Altgriechiſche Friſur, Biedermeier= und Karnevals=Haartrachten
und daneben moderne Friſuren (kleiner Knoten, Ohren frei,
Waſſerwellen uſw.) — tadelloſe fachliche Arbeiten.
Der Innungsführer, Obermeiſter Kiefer, wies in ſeiner
Anſprache darauf hin, daß es zum erſten Male gelungen ſei
einen gemeinſamen Demonſtrationsabend der Fachſchaft und
Pflichtinnung durchzuführen. Er ſprach ſeine Befriedigung über
die Arbeiten aus. Alle Kollegen ſeien zur Mitarbeit an dieſem
Abend aufgefordert worden, und er freue ſich, daß die erſchienen
ſind, auf die man die Hoffnung geſetzt habe. Gemeinnutz geht vor
Eigennutz gelte auch im Friſeurberuf. Keiner dürfe zurückſtehen
denn nur gemeinſame Arbeit führe zum Erfolg. Die Forderung
rung getroffen. Er dankte der Preſſe für ihre Unterſtützung und
ſchloß mit der Mahnung an ſeine Kollegen, ſich an den künftigen
Friſurdemonſtrationen ausnahmslos zu beteiligen.
Herr Trummer dankte dem Innungsführer für ſeine
Worte und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Zuſammenarbeit
auch in Zukunft die gleich gute bleibe.
Nach eingehender Beſichtigung der einzelnen Friſurmodelle
und nach einem Geſamtſchlußbild auf der Bühne, blieb man bei
Tanz noch einige Zeit zuſammen. Eine Kapelle muſizierte wäh=
rend des Friſiexens und während der Vorführungen.
Damen= und Herrenſitzung des Karnevalvereins Beſſungen
KVB. 05 eroffnet. Der urwüchſige Beſſunger Witz und Humo
durchlebte den wohlgelungenen Abend. Mit einem
Eröffnungs=
piel wurde die Sitzung eingeleitet. Nach humorvoller Begrü
ßung durch Obernarr Adolf Volz rollte ſich vor den Augen und
in den Herzen des erſchienenen Narrenvolkes ein ausgezeichnetes
Max Diehl, Hans Herter, Gg. Huhn, traten die bewahrten
Lie=
derdichter Rich. Münch. W. Götz, Lg. Göbel. Wilh. Hering. Gg
Schäfer und Gg. Simon auf den Plan und eroberten ſich in
Sturm die Herzen ihrer Zuhörer. Außer dieſen echt karnevaliſti
ſchen Nummern erfreuten uns Närrin Schellhaas mit ihren
rei=
zenden Tänzen und Närrin Rühl, Narr Minkler, Volk. Müller
und Duſſel mit ihren parodierenden humoriſtiſchen Vorträgen.
Narr H. Geil ſorgte für die ſtimmungsvolle Beleuchtung, und die
Kapelle unter Konzertmeiſter Reitz für die muſikaliſche
Unterhal=
tung. Alles in allem eine wohlgelungene Veranſtaltung, au
die KVB. 05 mit Stolz zurückblicken kann, und der Hauptdank
gebührt unſerem unermüdlichen Obernarr Adolf Volz.
Aus der NSDAP.
Schulungskurſe in Heſſen.
Mittwoch, den 7. Februar, in Bensheim a. d. B., 20.30 Uhr,
„Deutſches Haus
Erſcheinen aller Amtswalter, ebenſo der Schulungsobmänner der
betreffenden Kreiſe, iſt Pflicht. Beſuch der Parteigenoſſen und
Anhänger iſt erwunſcht. Es ſpricht Pg. Dr. Schmidt.
Kreisleitung Darmſtadt.
Schulungskurſe finden ſtatt:
Donnerstag, den 8. Februar, abends 8.30 Uhr, in Kranichſtein,
FFreitag, den 9. Februar, abends 8.30 Uhr, in Pfungſtadt,
Samstag, den 10. Februar, abends 8.30 Uhr. in Grafenhauſen.
Es ſpricht der Kreisſchulungsleiter Pg. Borchert. Anfang
pünkt=
lich 8.30 Uhr.
NS. Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Schloßgarten.
Um jeden Haushalt zu erfaſſen, werden von Mittwoch, den
7. Februar, ab die Zellen= und Blockwalter unſerer Ortsgrupp
in jeder Haushaltung vorſprechen, um die Pfundſpenden in
Ein=
zeichnungsliſten eintragen zu laſſen. Die Sammlung ſelbſt wird
am Montag und Dienstag nachſter Woche durchgeführt. Di
Hausfrauen werden gebeten, die Einzeichnung beim erſten
Vor=
ſprechen vorzunehmen und die Pfundpakete zum Abholen
bereit=
zuhalten.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Darmſtadt.
Am 8. Februar findet im Saalbau ein Vortrag von Pg. Dr
Ende. Kommiſſar der Aerztlichen Spitzenverbände Heſſens, ſtatt
„Wie muß die deutſche Frau als Urquelle des deutſchen Volkes
charakterlich und köorperlich ſich ſtählen?” Anſchließend: 1
Ortho=
päd. Gymnaſtik=Vorführungen, Leiterin Frl. v. Strzemieczmy,
2. Gymnaſtik und Tanz im Leben des Kindes, Lei=
M. D. Fr.;
terin Hilde Wolff, M. D. Fr. Die Kapelle Buslau hat ihre
Mitwirkung zugeſagt.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Gervinus.
Der nächſte Arbeitsabend der Frauenſchaft, Ortsgruppe Ger
vinus, findet am Mittwoch, den 7. Februar, im Reſtaurant
„Sodereck” ſtatt. Liederbücher ſind mitzubringen.
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Alt=Darmſtadt. Nächſte Veranſtaltung am 15. d. M.,
abends 8.15 Uhr, führt im „Fürſtenſaal” Herr Heinz Hohmann
„Wertvolle Darmſtädter Bildniſſe aus fünf Jahrhunderten” vor
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen.
Freundinnenheim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.17
bis 10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch
im Monat; Gymnaſtik Leitung Frl. Irmgard Pätzold. Jeden
zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen und
Zuſchnei=
den. Donnerstag, den 8. Februar: Hilfeleiſtungen bei
Unglücks=
fällen.
Reichstreubund ehemaliger Berufsſoldaten
Donnerstag, den 8. Februar, 20.15 Uhr, in der Reſtauratiof
„Zur Krone”: politiſcher Schulungs= und Kameradſchaftsabend
Die politiſche Schulung erfolgt durch den Kreisſchulungsleiter
Kamerad Borchert. Die Teilnahme wird ſämtlichen Mitgliedern
zur Pflicht gemächt. Nichtmitglieder können eingeführt werden.
Notiz in der Bundeszeitung beachten.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Palaſt=Lichtſpiele, Grafenſtraße. 15. 17 und 20.15 Uhr:
„Der heilige Franziskus von Aſſiſi.”
Reſtaurant Bender, Eliſabethenſtraße; Konzert und
Tanz. (Siehe Inſerat.)
Mittwoch, 7. Februar 1934
Aus Heſſen.
Die Zuſammenſehung der Pachtſchiedsgerichte
Heſien.
Cp. Auf Grund der Schiedsgerichtsordnung für
Parzellenſtreitig=
keiten für das Gebiet der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau
wur=
den die Kreisbauernführer zu Obmännern des Pachtſchiedsgerichts
beſtellt. Außerdem wurden durch den Landesbauernführer, ſoweit
die heſſiſchen Kreiſe in Frage kommen, zu Obmannſtellvertretern
eunannt für den Kreis Darmſtadt Wilhelm Brücher in
Arheil=
gen, für den Kreis Bensheim Georg Knapp 2 in Bensheim, für
den Kreis Dieburg Karl Breitwieſer in Schaafheim, für den
Kreis Erbach Friedrich Bock in Langen=Brombach, für den Kreis
Heppenheim Franz Emig auf Stöckelsbergerhof bei Kocherbach,
ir den Kreis Groß=Gerau Johann Daniel Ruckelshauſen in
Wallerſtädten und für den Kreis Offenbach Johann Hermann
Bonifer in Jüg
tlein Fcſlieil ide Se ra re erſen äik
Schweikard in Appenheim, für den Kreis Oppenheim Ernſt
Stallmann in Uelversheim und für den Kreis Worms Alb.
Stauffer in Ibersheim; für den Kreis Gießen Fritz Heſſe
in Hungen, für den Kreis Alsfeld Willi Georg auf Hellhof bei
Alsfeld, für den Kreis Büdingen Dr. Bäumer in Büdingen,
für den Kreis Friedberg Beigeordneter Heinrich Diehl in
Mün=
zenberg, für den Kreis Lauterbach Emil Rauſch in Weidmoos
und für den Kreis Schotten Emil Hofmann in Freienſee.
Außerdem gehören den Schiedsgerichten in jedem Kreis je ein
Verpächterbeiſitzer und Pächterbeiſitzer (nebſt Stellvertreter) an.
Dg. Arheilgen, 6. Febr. Turner=Ball Nach einigen
flotten Konzertſtücken der Kapelle Anthes, die den muſikaliſchen
Teil beſtritt, ſprach der Vereinsführer, Herr Lehrer Frank. Worte
der Begrüßung. Unter der Leitung von Frau Isking, von der
auch die Koſtüme ſtammten, hatten die Turnerinnen einige nette
Tänze einſtudiert, die recht flott dargeboten wurden. Die heiteren
Couplets des Turners Jakobi und der Tuxnerin Sophie Weſp
trugen viel zur Hebung der Stimmung bei. Turner Ludwig
Brü=
cher produzierte ſich als Jeremias Jammermeyer in einer äußerſt
humorvollen Hetzrede für die Junggeſellenſteuer.
E. Wixhauſen. 6. Febr. Im Gaſthaus „Zur Krone” fand eine
Verſammlung der Arbeitsopfer ſtatt. Es ſprach Landesleiter
Schneider vom Geſamtverband der deutſchen Arbeitsopfer über
die Aufgaben der Deutſchen Arbeitsopferverſorgung. Der Redner
hob hervor, daß die Arbeitsopfer ſowie die Kriegsopfer von dem
Verbande betreut werden. Die Deutſche Arbeitsopferverſorgung iſt
ein Zuſammenſchluß derer die ein arbeitsreiches Leben hinter ſich
haben und hierdurch der deutſchen Volkswirtſchaft Opfer gebracht
haben. Des Führers Kampf gegen die Not im deutſchen Volke
will die Deutſche Arbeitsopferverſorgung nach beſten Kräften
unterſtützen.
J. Griesheim, 6. Febr. Die NS.=Volkswohlfahrt hielt eine
Winterveranſtaltung ab, die durch die Mitwirkung der hieſigen
Geſang=, Turn= und Sportvereine ſowie SA.=Kapelle mit
Spiel=
mannszug volle Unterſtützung fand. Der Verkauf der Abzeichen,
der bereits am Samstag getätigt wurde, erbrachte den Erlös von
192 Mark. Dieſe Karten berechtigten auch zum freien Eintritt
bei der Abendveranſtaltung. Der Abend wurde mit dem Marſch
Preußens Gloria”, der SA.=Kapelle, unter Mitwirkung des
Spielmannszuges, eingeleitet. Pg. Pfarrer Mangold begrüßte
die Erſchienenen und freute ſich, daß ſo viele dem Rufe gefolgt
ſind. Die Aufgabe der Veranſtaltung ſei auch die, daß wir uns
zuſammenfinden und die NS.=Volkswohlfahrt durch die
Mitglied=
ſchaft unterſtützen. Das Kennzeichen der NSDAP. ſeien nicht
große Reden, ſondern Taten. Das Programm beſtand aus
Ge=
ſangsvorträgen der Geſangvereine „Frohſinn”, „Liedertafel” und
„Sängerbund=Germania”, turneriſchen Vorführungen der
Turner=
ſchaft, Freiübungen der Damenabteilung und Barrenturnen der
Turnerriege und kraftſportliche Darbietungen des wieder neu
ins Leben getretenen Kraftſportvereins. Den muſikaliſchen Teil
hatte die SA.=Kapelle, die von dem Spielmannszug des Krieger=
und Soldatenvereins unterſtützt wurde, übernommen.
Ek. Pfungſtadt, 6. Febr. Hohes Alter. Am Dienstag
(6. Febr.) beging Frau Eliſabeth Büttel Witwe ihren 81.
Ge=
burtstag.
G. Ober=Ramſtadt, 6. Febr. Der Obſt= und Gartenbauverein
hielt eine Verſammlung ab, in welcher Herr Lehrer Röſch einen
hochintereſſanten Vortrag über Obſtbaumſchädlinge hielt, der
durch ſehr gute Lichtbilder wirkungsvoll ergänzt wurde. Im
An=
ſchluß daran fand eine Ausſprache über die in dieſem Jahre
durch=
zuführenden Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen ſtatt. — Hohes
Alter. Am 7. d. M. vollendet Frau. Auguſt Ewald Witwe,
Kirchſtraße, bei verhältnismäßig guter Geſundheit ihr 79.
Le=
bensjahr.
k. Dieburg, 6. Febr. Tod auf der Straße. Die 60
jäh=
rige Witwe Ena Spieß, geb. Wolfenſtädter, wurde am Sonntag
abend gegen 7 Uhr tot auf der Straße, nahe ihrer Wohnung,
auf=
gefunden. Man nimmt an, daß die alleinſtehende Frau von einem
Unwohlſein befallen wurde und in der Nachbarſchaft Hilfe ſuchte,
wobei ſie der Tod ereilte.
r. Babenhauſen, 6. Febr. Seinen Jahresball feierte der
Geſangverein. Eintracht” im Saalbau „Deutſcher Hof”
Vereins=
führer Val. Willand und Chormeiſter Michael Sahm hatten
ein Programm zum Konzert aufgeſtellt, das ſich ſehen laſſen
konnte. Die Chöre verrieten gute muſikaliſche Schulung mehrere
wurden mit Begleitung des Orcheſters, von der NS.=
Flieger=
kapelle geſtellt, geſungen und ernteten ſtarken Beifall. Als gern
geſehener Gaſt und Soliſtin trug Frl. Hilde Grüning, eine
Schülerin der Städt. Muſikſchule Darmſtadt, mehrere Arien von
Puccini vor, für die ihr die Zuhörer reichen Beifall ſpendeten.
In gewandter, fein muſikaliſcher Form begleitete Frl. Irmgard
Ferrand alle Lieder.
Cg. Reinheim, 6. Febr. Kriegerverein Reinheim.
Familienabend. Pünktlich nahm das ſehr reichhaltige
Pro=
gramm ſeinen Anfang, mit dem Einleitungsmarſch „
Badenwei=
ler”, worauf Vereinsführer Schuchmann die Vertreter der Haſſia,
die Jubilare und Feſtgäſte willkommen hieß. Im Mittelpunkt
ſtand das Schauſpiel „Schlageter, ein deutſcher Freiheitsheld”,
das ſehr gut geſpielt wurde. Im 2. Teil marſchierte die alte und
die neue Vereinsfahne (Kyffhäuſer=Bundesflagge), letztere
ge=
tragen von jungen Damen, in den Saal zur Bühne, wo die Weihe
der neuen Fahne durch Kam. Fuchs, Groß=Bieberau, als
Bezirks=
vertreter der Haſſia, vorgenommen wurde. Die anſchließende
Ehrung der treuen Kameraden für 40= und 25jährige
Mitglied=
ſchaft ſowie die Verleihung von Haſſia=Ehrenmünzen leitete zum
Schluß des Programms über, die noch zwei luſtige Duoſzenen
„Die letzten zwei Taler” und „Sergeant Schneidig und Rekrut
Tölpel” enthielt.
X Fränkiſch=Crumbach, 6. Febr. Die hieſige Ortsgruppe des
Odenwaldklubs vereinigte, im Gaſthaus zur Linde ihre
Mitglieder und Freunde zum Wanderer=Ehrungsfeſt.
das guten Beſuch aufwies. Der Vorſitzende der Ortsgruppe, Herr
Gutspächter Schädler, betonte, daß man dieſes Jahr ſeit 1930
wieder einmal ein Dekorierungsfeſt halte, um damit den
Wün=
ſchen der Mitglieder, beſonders der Frauen, zu entſprechen.
be=
grüßte die Erſchienenen, namentlich den Vertreter des
Hauptaus=
ſchuſſes, Herrn Amtsgerichtsrat Becker. Dieſer überbrachte die
Grüße des Hauptausſchuſſes des Klubs, ſprach in ſeiner Rede von
deutſcher Wanderſehnſucht und von der Erfüllung der Ideale des
Odenwaldklubs durch die neue Zeit. Das Mitglied des
Haupt=
ausſchuſſes konnte ſpäter 21 eifrige Wanderinnen und Wanderer
mit dem Ehrenzeichen des Odenwaldklubs auszeichnen. Zur
Un=
terhaltung trug eine fleißige Muſikkapelle und Mitglieder der
Ortsgruppe mit Gedichtvorträgen und der Aufführung zweier
Bühnenſtücke, eines ernſteren. „Volk und Heimat”, und eines
hei=
teren, „Pink und Punk, die luſtigen Wandervögel”, bei.
Bauernvernichtung iſt immer Volkstod!
Von Prof. Dr. E. Baur. Müncheberg. f.
Den folgenden Aufſatz entnehmen wir mit Genehmigung des
Verlages J. F. Lehmann, München, der hochbedeutſamen Schrift
des berühmten Vererbungsforſchers „Der Untergang der
Kulturvölker im Lichte der Biologie” (geh. 1.
RM.). Durch den Tod dieſes Forſchers hat die deutſche
Wiſſen=
ſchaft einen ſchweren, unerſetzlichen Verluſt erlitten. In den
letz=
ten Jahren hatte ſich Baur in der Hauptſache praktiſchen
Züch=
tungsfragen zugewandt und eine Reihe wichtigſter Neuzüchtungen
waren ihm gelungen. Aber auch auf raſſenhygieniſchem Gebiete
war er einer der führenden Männer, was auch der folgende
be=
deutſame Aufſatz beweiſt.
Wir finden überall in dieſem Entwicklungsſtadium, in dem
wir Mitteleuropäer uns etwa ſeit 1900 befinden, eine ganz
be=
ſonders ſtarke Beſchleunigung der Landflucht und eine ganz
beſon=
ders bedrohliche Zuſammenballung der Völker in den Großſtädten
und eine raſch zunehmende Verödung des Landes. Dieſe verſtärkte
Landflucht hat im weſentlichen wirtſchaftspolitiſche Urſachen:
Mit einer gewiſſen Kulturhöhe, in der, wie eben ſchon geſagt,
wir Mitteleuropäer etwa ſeit der Jahrhundertwende uns
befin=
den, nimmt der Außenhandel und nimmt der politiſche Einfluß
von Großkapital, Handel und Induſtrie ſehr ſtark zu. Der
Außen=
handel wird quaſi Selhſtzweck, anſtatt als „notwendiges Uebel!
betrachtet zu werden. Während früher die einzelnen Völker und
noch früher ſogar die einzelnen Landſchaften innerhalb eines
Vol=
kes im weſentlichen autark waren, fangen in dieſer jetzt
erreich=
ten Kulturſtufe die einzelnen Völker an, ſich für beſtimmte
In=
duſtrien zu ſpezialiſieren. Die Entwicklung geht immer dahin, daß
die hochkultivierten induſtrialiſierten Stadtvölker einen von Jahr
zu Jahr größer werdenden Teil ihrer Lebensmittel vom Auslande
beziehen. Es wird dabei an Lebensmitteln nicht bloß das
einge=
führt, was die eigene Landwirtſchaft nicht erzeugen kann, ſondern
ſehr viel mehr, einfach weil irgend woher aus dem Auslande, bald
aus Neuſeeland, bald aus Kanada dieſe Dinge „billiger” bezogen
werden können. Daß das Ausland billiger liefert, braucht
durch=
aus nicht daran zu liegen, daß es beſſer und rationeller arbeitet,
ſondern es liegt tatſächlich meiſt daran, daß es klimatiſch
begün=
ſtigt iſt (für Friſchgemüſe z. B. Italien), oder daß es Raubbau
treibt (für Holz z. B. heute Rußland und Polen), oder daß ſeine
Landarbeiter außerordentlich anſpruchslos ſind, für Löhne und
unter Verhältniſſen arbeiten, für die kein heimiſcher Arbeiter zu
haben iſt (Soja in China).
Dadurch kommt aber raſch die heimiſche Landwirtſchaft in eine
ganz hoffnungsloſe Lage. Mit den zunehmenden Getreideeinfuhren
Noms aus Spanien. Nordafrika, Kleinaſien und anderen
Kolo=
nialgebieten ſchwanden die Bauern im Lande.
Latifundienbil=
dung. Menſchenarmut auf dem Lande waren die Folgen. Dies war
der Anfang vom Ende Roms. Der vielzitierte Satz „Latikundia
verdidere Romam” iſt nicht richtig: Die Bildung der Latifundien
war ſelbſt ſchon eine Folge des Verfalls, eine Folge der
Bauern=
vernichtung durch die verkehrte Agrarpolitik.
Bei den heutigen Kulturvölkern iſt dieſer Prozeß gehemmt
durch Zollmaßnahmen. Nur in wenigen Ländern, z. B. in
Eng=
land, hat die Vernichtung der Bauernbevölkerung ſchon einen
be=
drohlichen, ja faſt hoffnungsloſen Grad erreicht. Ueberall ſonſt
Bf. Brensbach, 6. Febr. Der Krieger= und Militärverein
hielt ſeine Generalverſammlung bei Mitglied Dölv ab. Nach der
Tagesordnung wurde beſonders der Führerwechſel beim
Kyff=
häuſer=Bund und die damit verbundenen neuen Verfügungen
und Befehle beſprochen. Da alle Mitglieder bei dienſtlichen
An=
läſſen die Hakenkreuzbinde und das Kyffhäuſer=Abzeichen tragen
müſſen, wurde die gemeinſame Beſchaffung von letzterem
beſchloſ=
ſen und bekam jedes Mitglied eine Beſcheinigung, die erſt zum
Tragen berechtigt, ausgehändigt. Zu dem 60jährigen Haſſiafeſt
im Juni in Darmſtadt wurden vorläufig 30 Teilnehmer gemeldet.
Ct. Heubach, 6. Febr. Deutſcher Turnverein.
Anläß=
lich der Verſetzung des Oberturnwartes bereitete die hieſige
deutſche Turnerſchaft in dankbarer Verehrung dem Scheidenden
eine würdige Abſchiedsſtunde. Im Saale von Ludwig Hild hatten
ſich Turnerinnen, Turner, der Vorſtand, die Handballmannſchaft
und die Turnerkavelle zahlreich eingefunden. Der Vorſitzende,
Bürgermeiſter Helmreich, würdigte in einer Anſprache die
Ver=
dienſte ihres langjährigen Oberturnwartes in den Reihen der
hieſigen Turnerſchaft und insbeſondere beim Zuſtandekommen der
muſtergültigen neuen Turn= und Spielplatz=Anlage. Er
über=
reichte dem Scheidenden ein Geſchenk zur ſteten Erinnerung und
gab weiter bekannt, daß der Verein den Namen ſeines verdienten
Turnwartes ehrend feſthalten wolle, indem der einſtimmige
Be=
ſchluß zur Pflanzung einer Adrians=Eiche draußen am Turnplatz
gefaßt wurde.
Aol-IolEddEAEN
Kif
Pfarrer
Mk.I:
11
nh984
4s. Erbach, 6. Febr. Von der NSKOV. Die gut beſuchte
Mitgliederverſammlung der Kriegsopferverſorgung wurde von
Obmann Fink in kameradſchaftlicher Weiſe geleitet. Nach
Be=
kanntgabe der Neueingänge erfolgte die Ausgabe der
Mitglieds=
bücher mit den Marken und die Verleſung der Rundſchreiben der
Gauleitung. — Ein jugendlicher Lebensretter. In
dieſen Tagen brach beim Spielen ein 5jähriges Mädchen in dem
tiefen Baſſin des Springbrunnens im hieſigen Luſtgarten auf dem
Eiſe ein. Dem 7jährigen Werner Hein gelang es gerade noch ſeine
Spielgefährtin an einem Fuß zu faſſen und aus dem eiſigen
Waſ=
ſer zu ziehen. Nach erfolgter Rettung rief der Junge Erwachſene
herbei, die ſich des Kindes weiter annahmen. Ohne das ſchnelle
Zugreifen wäre das Mädchen ſicherlich ertrunken.
Bg. Unter=Moſſau, 6. Febr. Theaterabend. Der
Turn=
verein (D. T.) veranſtaltete am Samstag und Sonntag in ſeinem
Vereinslokal einen Theaterabend. Zur Aufführung gelangte „Der
Fremdenlegionär” und „Die Maibowle‟.
Br. Seckmauern, 6. Febr. Am Sonntag führte der
Odenwald=
klub Seckmauern einen Ausflug durch die ſchöne Winterlandſchaft
nach der Konradsluſt aus. Eine Dame aus Frankfurt a. M., die
an dem Ausflug teilnahm, hielt eine Anſprache an die
Teilneh=
mer und erwähnte, es ſei zu begrüßen, daß nun auch das
Wan=
dern auf dem Lande mehr und mehr Platz greife und man ſich
intereſſiere für die Schönheiten des Landes.
m. Hebſtahl i. Odw., 6. Febr. Ergebnisloſe
Jagdver=
ſteigerung. Die hieſige Gemeindejagd wurde dieſer Tage zum
zweitenmale verſteigert. Gegen den ſeitherigen Pachtpreis von
3000 RM. wurden nur 600 RM. geboten, der Gemeinderat
ge=
nehmigte die Verſteigerung nicht. Dies iſt ſehr begreiflich, da die
Jagd reich auch an Hochwild iſt.
Gernsheim, 6. Febr. Selbſtmord unter dem
Rhein=
goldexpreß. In der Nähe des hieſigen Bahnhofes ließ ſich
geſtern nachmittag um 1.20 Uhr ein ungefähr 50 Jahre alter
Mann vom Reingeldexpreß überfahren. Seine Perſonalien
konn=
ten noch nicht feſtgeſtelt werden.
Be. Büttelborn, 6. Febr. Unter zahlreicher Beteiligung trug
man den Landwirt Ludwig Schilling, der im Alter von 86
Jahren abgerufen wurde, zu Grabe. Die Kameraden vom
Krieger=
verein gaben dem Verſtorbenen am Grabe 3 Ehrenſalven ab, und
legten an ſeinem Grabe einen Kranz nieder.
kämpfen die Bauern heute noch um ihre Exiſtenz. Solange wir
eine völlig freie, privatkapitaliſtiſche Wirtſchaft haben, ſolange
Handelsverträge als das Ergebnis eines langen, zähen Handelns
und Feilſchens zwiſchen den Intereſſentengruppen der Induſtrie,
des Handels und der ſtädtiſchen Konſumenten auf der einen Seite
und der Landwirtſchaft auf der anderen zuſtande kommen, wird
beſtenfalls erreicht, daß die heimiſche Landwirtſchaft etwas
lang=
ſamer zugrunde geht als ſonſt ihr Geſchick wäre. Aber unterliegen
muß ſie auf die Dauer beſtimmt in dieſem ungleichen Kampfe.
In allen Induſtrieländern, auch in jungen, wie den Vereinigten
Staaten, wandern die Bauern deshalb in großem Umfange ab.
Das Verhältnis von Stadt= und Landbevölkerung verſchiebt ſich
immer raſcher zuungunſten der letzteren. Da aber in allen
Kul=
turſtaaten, wie wir vorhin ſchon gehört haben, die Städte viel
weniger Kinder erzeugen als nötig ſind, um die Bevölkerung zu
erhalten, iſt das Land und im weſentlichen die Bauernbevölkerung
das Element, auf welchem überhaupt noch die
Volksvermeh=
rung beruht. Je größer der Prozentſatz der Bevölkerung iſt, der
in den Stadt= und Induſtriezentren wohnt, deſto geringer iſt die
Volksvermehrung. Die meiſten heutigen Kulturländer ſind nahe
an dem Punkt, wo die Bevölkerungszahl nicht mehr zunimmt,
ſon=
dern abnimmt. In Europa finden wir pro 1000 Einwohner in
den letzten Jahren folgende Geburtenüberſchüſſe (d. h. mehr
Ge=
burten als Todesfälle):
Deutſchland
6,5 (1930)
Schweden
3,0 (1929)
„ .
England und Wales .=
4,9 (1930)
Schottland
6.1 (1930)
..
Nord=Irland . ...
70 (1930)
Irland
5,7 (1930)
Frankreich mit Elſaß=Lothringen
2,4 (1930)
Elſaß=Lothringen . .."
75 (19
..
Dänemark
.. (6 (19391
...
Schweiz
.. 56 (1930)
1930)
Spanien ......
.: 117
Italien
12,/4 (1930)
Europäiſches Sowjet=Rußland . . 21,9 (19=
929)
Weißrußland ...
4 4389
...
Ukraine . . . . . . . . . . 170 (193
Dieſe Zahlen ſprechen eine ganz klare Sprache, und noch
deut=
licher wird die Gefahr, wenn man ſieht, in welchem Ausmaße im
Laufe der letzten Jahrzehnte die Geburtenüberſchüſſe in den
ein=
zelnen Ländern abgenommen haben. Bisher iſt noch jedes Volk,
das überwiegend ein Stadtvolk wurde, in dieſer Weiſe raſch
zu=
grunde gegangen.
Aber auch ſonſt bedeutet es für jedes Volk immer eine ſchwere
Gefahr, wenn es in der Lebensmittelverſorgung vom Ausland
ab=
hängig iſt. Ganz abgeſehen davon, daß es dann im Kriegsfall
ſtets früher oder ſpäter, ſo wie Deutſchland im Weltkriege,
aus=
gehungert und niedergezwungen wird, bedeutet jede große
Wirt=
ſchaftskriſe eine Gefahr. Wenn das Ausland wegen der Kriſe die
Exportwaren nicht mehr aufnimmt. beſteht auch keine Möglichkeit
mehr, den Lebensmittelimport zu bezahlen.
Oberhefiſcher Schäferkag in Laubach.
b. Laubach, 6. Febr. Der diesjährige Oberheſſiſche Schäfertag,
welcher vorgeſtern hier abgehalten wurde, erfreute ſich eines guten
Beſuches aus nah und fern. Den Auftakt des Schäferfeſtes bildete
eine Tagung des nunmehr in den Deutſchen Landarbeiterverband
eingegliederten Schäfervereins. Hierbei ſprach der Kreisleiter der
Deutſchen Arbeitsfront, Otto Braun=Laubach, über die
Neuorga=
niſation des Verbandes. Der Geſchäftsführer des Süddeutſchen
Schäferverbandes, Körner=Stuttgart, wies auf die große
volks=
wirtſchaftliche Bedeutung der Schafzucht hin. Ueber die Pflege
der Schafe und die Bekämpfung der die Schafzucht bedrohenden
Seuchen ſprach Kreisveterinärrat Dr. Metz=Schotten. Die Grüße
des Landesbauernführers Dr. Wagner überbrachte
Kreisbauern=
führer Straub=Rainrod.
Am Nachmittag bewegte ſich ein großer Feſtzug durch die
geſchmückten Straßen unſerer Stadt, der in 21 Schaunummern die
Schafzucht, ihre wirtſchaftliche Bedeutung und Ausſchnitte aus dem
ländlichen Volksleben zeigte. Die Schäfer boten in ihren bunten
Volkstrachten ein herrliches Bild. Bei dem anſchließenden
tradi=
tionellen Schäferlauf in der Schloßgarten=Allee wurden Wilh.
Köhler von hier Schäferkönig, Se
Schäferkönigin wurde Frl.
Vonder=
hielt darauf der
Verbandsbe=
heid=Villingen. Im „Schützenhof
zirksleiter des Deutſchen Landarbeiterverbandes, Pg. Kleiſt=
Frankfurt a. M., eine markige Anſprache an die Schäfer und
Gäſte. Dem Gemeindeſchäfer Konrad Köhler, der 25 Jahre im
Dienſte unſerer Stadt ſteht, überreichte Bürgermeiſter Högy ein
Geſchenk. Den Abſchluß des Schäferfeſtes bildete eine volkstümliche
Veranſtaltung „Deutſches Wort deutſcher Sang, deutſcher Tanz”
unter der Leitung des oberheſſiſchen Heimatdichters Gg. Heß=
Leih=
geſtern, welche großen Beifall fand.
Ce, Zell bei Bensheim, 6. Febr. H. S. B., Kreis
Berg=
ſtraße. Bei ſtrahlender Winterſonne folgten 40
Vereinsvor=
ſitzer dem Rufe des Kreishalters nach Zell, um in zwanglgſer
Ausſprache das Wohl und Weh der Geſangvereine zu beraten.
Nach erhebendem Chorvortrag des Zeller Männerchors
übermit=
telten O. Gr.L. Herr Knapp=Bensheim und Herr Chorleiter Peter=
Zell Grüße an die Verſammlung. Anknüpfend an den 30. Januar
ſprach Kreiswalter Beltz=Seeheim über die Verantwortung der
Vorſitzenden dem neuen Staate gegenüber und verbreitete ſich
eingehend über die kulturelle Bedeutung der Geſangvereine. Das
Horſt=Weſſel=Lied ſchloß ſich ans Heil auf den Führer an. Ernſter
war die Stimmung, als von der Vergreiſung der Geſangvereine
die Rede war, da die Jugend zumeiſt zu anderen Dingen benötigt
werde. Einmütig wurde der Kreiswalter gebeten, durch
Vermitt=
lung der Bundesleitung mit der SA.=Führung eine alle Teile
befriedigende Löſung zu ſuchen. Wertvolle Anregungen gab die
Beſprechung der überall zu gründenden Chorgemeinſchaft u. a.
Lieder verſtrich die Zeit ſo ſchnell, daß der Vortrag des
Kreiswalters über die Führerfrage in Vereinen zurückgeſtellt
werden mußte. Allgemeinen Beifall fand die Mitteilung, des
Vorſitzers Wachtel=Biblis, daß ſein Verein Frohſinn dem Kreiſe
Bergſtraße eine Fahne, die er günſtig erwerben konnte, geſtiftet
hat. Ein Sieg=Heil auf den Führer beſchloß die einmütig
ver=
laufene Tagung.
Em. Heppenheim d. B. 6. Febr. Zwecks Bildung einer
Eierſammelſtellſe der Eierverwertngsgenoſſenſchaft Worms
in Heppenheim fand im „Heſſiſchen Hof” in Anweſenheit des
Orts=
fachberaters für Geflügelwirtſchaft, Pg. Wolff=Fiſchweiher, der
örtlichen Vertreter der Bauernſchaften von Heppenheim und
Um=
gebung, der Vertreter des Einzelhandels und der Mitglieder des
Geflügelzuchtvereins eine gut beſuchte Verſammlung ſtatt. Herr
Friedrich Pick=Worms hielt einen Vortrag über das am 15.
Fe=
bruar in Kraft tretende Geſetz über den Verkehr mit Eiern und
die dadurch bedingte Errichtung von
Eierverwertungsgenoſſen=
ſchaften und örtlichen Eierſammelſtellen. Zum ehrenamtlichen
Sammelſtellenleiter für Heppenheim und Umgebung wurde Frau
Hohes
Diſtel=Drackert im „Heſſ. Hof” vorgeſchlagen.
Alter. Frau Jakob Friedrich Wwe, trat in ihr 90. Lebensjahr
ein. Jeglicher Witterung trotzend, begibt ſie ſich jeden Morgen
in altgewohnter Weiſe zur Kirche.
— Gernsheim, 6. Febr. Die Gernsheimer
Rhein=
fähreſtillgelegt. Die Rheinfähre mußte heute wegen
Treib=
eis ihren Betrieb einſtellen. Der Wagenverkehr wird über Worms
geleitet, Perſonen werden in Nachen übergeſetzt.
HOrTAHPMTHFLISAHIOTHHARLGT
wie: Sanatogen e Prornonta e Biornalz mit Lecithin e Rein-Lecithin e Ovornaltine e Leci-
Srrin e Doppelherz o nervenstärkende Kräuter
von lhrem Fachdrogisten.
12a
Seite 8 — Nr. 57
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 7. Februar 1934
Reich und Ausland.
Zum 25. Todestag Adolf Stöckers.
Adolf Stöcker,
der bedeutſame Theologe und Politiker, ſtarb vor
jetzt 25 Jahren, am 7. Februar 1909. In ſeinen
politiſchen Zielen darf Stöcker heute als ein
Vor=
läufer des Nationalſozialismus angeſprochen
wer=
den. Er bekämpfte ſchon ſeit 1877 die
Sozialdemo=
kratie und verſuchte, die Arbeiterſchaft zu
chriſt=
lichem nationalen Denken zu führen und ihre Lage
zu verbeſſern. Stöcker war 1874—1890 Hof= und
Domprediger in Berlin und gehörte zwiſchen 1879
und 1908 dem preußiſchen Abgeordnetenhaus und
dem Reichstag mehrmals an.
Aufobus von Gükerzug erfaßt.
Zehn Verletzte.
Burbach bei Siegen. Am Montag mittag
durchfuhr ein Poſtomnibus der Strecke Burbach—
Siegen die geſchloſſene Eiſenbahnſchranke, wurde
von einem Güterzug erfaßt und 20 Meter
mitge=
ſchleift. Der Omnibus geriet ſofort in Brand.
Unter großer Mühe gelang es, die zehn verletzten
Fahrgäſte aus dem brennenden Wagen zu retten.
Der Führer des Wagens war abgeſprungen und
wurde bewußtlos von der Unglücksſtelle getragen.
Auch die Lokomotive wurde betriebsunfähig und
mußte abgeſchleppt werden. Der Eiſenbahnverkehr
auf der Strecke Betzdorf—Siegen ruhte faſt zwei
ztunden.
Auto vom D=Zug erfaßt.
Neu=Ulm. An einem Bahnübergang in der
Nähe von Burlafingen (Schwaben) wurde am
Montag abend, kurz nach 20 Uhr, ein
Perſonen=
kraftwagen, der die geſchloſſene Bahnſchranke
durch=
fahren hatte, vom D=Zug 31 Stuttgart—München
erfaßt und vollkommen zertrümmert. Die Inſaſſen
des Wagens, Dr. Bellino aus Göppingen, Frau
Seitz und Frl. Roth, beide aus Stuttgart,
wur=
den ſchwer, aber nicht lebensgefährlich, verletzt.
Die elektriſche Lokomotive des D=Zuges entgleiſte
mit ihrer Laufachſe. Mit über zweiſtündiger
Ver=
ſpätung konnte der D=Zug ſeine Fahrt fortſetzen.
Das Gleis Ulm—Augsburg war auf ſechs
Stun=
den geſperrt.
Großfeuer in Bad Leynhanſen.
Bad Oeynhauſen. Im Betriebe der
Eichenmöbel=A.=G. Thomas Chriſtian Volkmann
brach am Dienstag morgen, gegen 6 Uhr, ein
Brand aus, der ſich innerhalb kürzeſter Zeit zum
Großfeuer entwickelte. Die Flammen ſind
kilome=
terweit ſichtbar. Zurzeit wütet das Feuer im
eigentlichen Fabrikationsgebäude. Es beſteht
we=
nig Hoffnung, den Bau zu retten. Man iſt
be=
müht, wenigſtens das Bürohaus vor den
Flam=
men zu bewahren.
mi
2 Millionen Schwarzhörer in England.
London. Die Zahl der engliſchen Rundfunk=
Schwarzhörer wird von der Poſtverwaltung auf
über 2 Millionen beziffert. Während die
Radio=
fabrikanten ſeit Monaten ein glänzendes Geſchäft
machen und kaum alle Aufträge bewältigen
können, geht die Zahl der eingetragenen
Rund=
funkhörer ſtändig zurück. Zur Bekämpfung dieſer
ſogenannten „Luftpiraten” haben die
Rundfunk=
behörden verſchiedene, bisher geheimgehaltene
Maßnahmen eingeleitet. U. a. ſind mehrere
Dutzend ſpeziell für dieſen Zweck gebaute
Auto=
mobile mit neuartigen Suchern ausgerüſtet
wor=
den und werden ſyſtematiſch ganz England
durch=
fahren, um die Schwarzhörer auszuſchnüffeln und
ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Daneben
er=
hofft man ſich von dieſen Maßnahmen auch eine
pſychologiſche Wirkung, zumal die engliſchen
Ge=
richte in der letzten Zeit gegen Schwarzhörer ſehr
ſcharf vorzugehen pflegen.
700 Todesopfer
bei einem Bergwerksunglück in der Mongolei.
Schanghai. Bei Pinglo ſind 700
Berg=
arbeiter bei einer Exploſion in einer
Kohlen=
grube ums Leben gekommen.
Eine halbe Milliarde Erdbebenſchäden in Indien.
Kalkutta. Der durch die
Erdbebenkata=
ſtrophe angerichtete Sachſchaden in der Bihar=
Oriſſa=Provinz beläuft ſich, wie ſich nunmehr
überſehen läßt, in deutſche Währung umgerechnet,
auf rund eine halbe Milliarde Mark. Ueber den
in Nepal und in anderen Bezirken entſtandenen
Schaden liegen noch keine abſchließenden Zahlen
vor.
Felsſturz auf der Akropolis.
Deukſchland gewinnk den „Preis der Nakionen”.
Die Offiziere der fremden Nakionen beim Einkopfgerichk.
Die Reiteroffiziere laſſen ſich das Eintopfgericht vom Koch überreichen.
Zu Ehren der an dem internationalen Reitturnier teilnehmenden ausländiſchen Offiziere gab der
Reichswehrminiſter am Sonntag ein Frühſtück, das, dem Charakter des Tages entſprechend, als
Eintopfgericht ſerviert wurde.
Oben: Die Ehrenloge während des Kampfes um den Preis. Von rechts nach links:
Miniſter=
präſident Göring, der Kanzler, Reichswehrminiſter von Blomberg, Vizekanzler von Papen,
Major Freiherr von Waldenfels, der Führer der deutſchen Reiter, und Oberleutnant Brandt,
der weſentlichen Anteil an dem deutſchen Erfolg hatte.
Unten: Die ſiegreichen deutſchen Reiter. Von links nach rechts: Oberleutnant Momm, der
Mann=
ſchaftsführer Major Freiherr von Waldenfels, Oberleutnant Haſſe, Axel Holſt und
Ober=
leutnant Brandt.
Zum 400. Jahreskag der Wiederkäufer=Bewegung in Münſter
Athen. In der Nähe des Erechtheions iſt
von der Akropolis ein Felsſtück abgeſtürzt, das
etwa 15 Tonnen wiegt. Da man mit weiteren
Felsſtürzen rechnet, ſind beſondere
Schutzmaßnah=
ien getroffen worden. Als Urſache wird ange
nommen, daß das Geſtein durch die anhaltenden
Regengüſſe der letzten Tage unterſpült worden
war.
nſter. Links: Knipperdolling. Rechts: Johann von
Die beiden Führer der „Wiedertäufer
Leyden. (Nach zeitgenöſſiſchen Holzſchnitten von Heinrich Aldegrever.)
Am 8. Februar 1534 ergriff die Schwarmbewegung der „Wiedertäufer”, die in Nordweſtdeutſchland
großen Anhang beſaß, die Macht in Münſter. Von verworrenen religiöſen Vorſtellungen ausgehend
errichteten die „Wiedertäufer” eine Schreckensherrſchaft unter ihrem Führer Johann von Leyden
der ſich „König des Himmliſchen Reiches” nannte. Zu den Zielen der „Wiedertäufer” gehörte
Ge=
meinſamkeit des Beſitzes der Frauen. Erſt eine Vereinigung des Biſchofs von Münſter mit anderen
nordweſtdeutſchen Fürſten führte zur Niederwerfung der „Wiedertäufer”,
Weikere Schreckensnachrichken
aus Korſika.
Paris. Ueber die Lawinenkataſtrophe von
Ortiborio wird noch folgendes bekannt: Die
Ka=
taſtrophe hat ſich bereits in der Nacht zum
Sonn=
tag, gegen 3.30 Uhr, ereignet. Ein italieniſcher
Schuhmacher, der in dem Dorf wohnt und der
Kataſtrophe entronnen iſt, hat am
Sonntagmor=
gen aus zwei Brettern notdürftig Schneeſchuhe
zuſammengezimmert und nach langen
Anſtren=
gungen, wobei er mehrmals ſein Leben riskierte,
den Ort Barchetta erreicht. Von da aus haben
Reiſende am Montagnachmittag die Kunde nach
Baſtia gebracht, da ſämtliche Telephon= und
Tele=
graphenverbindungen abgeſchnitten ſind. Sofort
wurde ein Hilfskorps zuſammengeſtellt. Am
Mon=
tagabend ſind noch Soldaten und zahlreiche
Zivi=
liſten zur Hilfeleiſtung nach der Unglücksſtelle
ab=
gegangen. In den Nachtſtunden zum Dienstag
haben die erſten Menſchen den verſchütteten Ort
Ortiborio erreichen können, von dem man
über=
haupt nichts mehr ſieht. Da, wo früher die
Häu=
ſer geſtanden haben, iſt alles durch ungeheure
Schneemaſſen bedeckt. Es wurde ſofort mit dem
Wegräumen der Schneemaſſen begonnen, aber es
dürfte noch Tage dauern, bis die Leichen
freige=
legt werden können. Nach den letzten
Berech=
nungen ſollen 39 Perſonen bei der Kataſtrophe
ums Leben gekommen ſein.
In den Nachtſtunden hat man auch Nachrichten
von anderen Dörfern erhalten, die durch die
großen Schneemaſſen vollſtändig von der
Außen=
welt abgeſchnitten waren. Jetzt iſt auch
Tauwet=
ter eingetreten; es regnet gegenwärtig, ſo daß
man eine neue Kataſtrophe, diesmal durch
Hoch=
waſſer, befürchtet. Die Bevölkerung im Innern
des Landes hat ſchwer unter den Unbilden der
Witterung zu leiden. Vielerorts fehlt es auch an
den notwendigen Lebensmitteln, da die Bewohner
ſeit Tagen keine Möglichkeit mehr hatten, ihre
Häuſer zu verlaſſen.
Aus Korſika, wo am Montag abend erſt die
Lawinenkataſtrophe von Ortiborio bekannt wurde,
kommen weitere Schreckensnachrichten. Bei der
Station Vizzazono hatten 15 Streckenarbeiter in
einer Hütte Schutz gegen den Schneeſturm geſucht
als plötzlich eine Lawine daherkam und das ganze
Häuschen unter den Schneemaſſen begrub. Die
15 Arbeiter liegen begraben unter dem Schnee,
und man hat die Hoffnung aufgegeben, ſie noch
lebend retten zu können. Aus Baſtia iſt um
Mit=
ternacht eine Abteilung Soldaten an die
Unglücks=
ſtätte entſandt worden.
Die Lawinen=Kakaffrophe
in den Apenninen.
Bologna. Die Zahl der Opfer der
Lawi=
nenkataſtrophe von Bolognola iſt auf 19 geſtiegen.
Viele Häuſer ſind zerſtört worden. Den
verein=
ten Kräften der Truppen und der Polizei ſowie
zahlreicher Freiwilliger iſt es gelungen, die
Zu=
gangsſtraßen zu dem bekannten Winterſportplatz
freizulegen. Die Lawine kam vom Monte
Saſſo=
tetto, offenbar durch einen Schneeſturm ausgelöſt,
und ging unter heftigem Getöſe zu Tal, nachdem
ſie eine Schutzmauer durchbrochen hatte.
Immer=
hin hatte die Schutzmauer die Wirkung, daß nur
ein Teil des Weilers Villa di Mezzo verſchüttet
wurde, darunter in Hotel; auch die Kirche wurde
beſchädigt.
Auch in den benachbarten Gebieten ſind die
Verheerungen ſehr ſchwer. Viele Flüſſe ſind in
den Marken über die Ufer getreten. Durch die
verſchiedenen Lawinenfälle in der Provinz Ascoli=
Ficono ſind acht Menſchen ums Leben gekommen.
Ein neues Lawinenunglück in den Apenxinen.
Acht Tote.
Ascoli. Eine Lawine hat einen Teil der
Ort=
ſchaft Canale di Montegallo verſchüttet. Acht
Per=
ſonen ſind ums Leben gekommen.
Aufklärung des Lindbergh=Mordes?
A.S. Der Polizei in Chicago gelang es
die=
ſer Tage, einen gefürchteten Banditen
feſtzuneh=
men, von dem ſie Aufklärung über die
Ermor=
dung des jungen Sohnes des Ozeanfliegers
Lind=
bergh zu erhalten hofft. Der verhaftete Bandit,
Verne Sankey, iſt ein gefährlicher „Spezialiſt”
für Entführungen. Er hat in den erſten
Ver=
hören bereits eingeſtanden, daß er die
Entfüh=
rung des Multimillionärs Charles Boettcher aus
Denver und eines Einwohners von St. Raul,
Haskell Bohn, organiſiert hat. Für die
Freilaſ=
ſung Boettchers erhielt der Bandit von den
Fa=
milienangehörigen des Millionärs 60 000 Dollar,
während er im zweiten Fall 12 000 Dollar
Löſe=
geld einſteckte. Sankey beging die Unvorſichtigkeit,
über ſeine Taten und Pläne in einem Tagebuck
Aufzeichnungen zu machen. Aus dieſen Notizen
ging hervor, daß er mit ſeinen Spießgeſellen im
Augenblick ſeiner Verhaftung die Entführung des
berühmten Boxers Jack Dempſey und des in
ame=
rikaniſchen Sportkreiſen nicht minder berühmten
Baſeball=Spielers Babe=Ruth vorbereitete. Das
größte Intereſſe der Polizei erregten jedoch
Ein=
tragungen, die Sankey am Tage der Entführung
des Lindberg=Babys gemacht hatte. Daraus ging
hervor, daß der Bandit an dieſem Tage von einer
Farm in Süd=Dakota, auf der er ſich damals
ver=
ſteckt hielt, zahlreiche Telephongeſpräche nach dem
Staat New Jerſey, wo die Familie Lindbergh
wohnte, geführt hat. Verſtärkt wird der
Ver=
dacht der Polizei durch die Tatſache, daß Sankey
bei ſeiner Verhaftung verſuchte, Seibſtmord durch
Vergiften zu begehen. Man glnubt daraus
ſchließen zu können, daß der Bandit noch, andere
ſchwere Verbrechen auf dem Gewiſſen hat.
Vor=
läufig wird Sankey ſich in verſ hiedenen Straten
der Union wegen der ihm zur Laſt gelegten
Ent=
führungen zu verantworten haben. In der
Zwi=
ſchenzeit ſoll durch Vergleichung der Handſchriften
ermittelt werden, ob die Karten und Briefe, die
ſeinerzeit dem Flieger Lindbergh nach der
Ent=
führung ſeines Kindes zugegangen ſin, von
Sankey= herrühren. Selbſt wenn ihm eine Be
teiligung an der Lindbergh=Affäre nicht nachge
wieſen werden kann, dürfte Sankey für den Reſt
ſeines Lebens ins Zuchthaus wandern,
Mittwoch, 7. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 37 — Seite 9
So geschehenzz
Die Kleinigkeiten, über die wir an dieſer
Stelle plaudern wollen, können wir heute mit
einem großzügigen Vorſchlag einleiten, der
zweifellos in der Darmſtädter Bevölkerung den
größten Beifall finden wird. Handelt es ſich
doch um nicht Geringeres als um ein
unfehl=
bares und überdies — billiges — Mittel, jung
zu bleiben, d. h. alt zu werden und dabei jung
zu bleiben. Wer hätte nicht insgeheim dieſen
Wunſch, und auf was für koſtſpielige Mittel
verfallen die Menſchen nicht, um dieſen Wunſch
zu verwirklichen! Sie denken nun vielleicht an
Verjüngungskuren à la Steinach und an all
die anderen umſtändlichen Mittel mit und ohne
Zuhilfenahme von Affendrüſen. Weit gefehlt!
Unſer Mittel iſt ſehr viel einfacher, billiger und
geſünder und mit etwas gutem Willen kann
es ſich jeder leiſten. Außerdem iſt die Jahre
zeit ganz die richtige, um die Verjüngungskur
einzuleiten. Schon ſehe ich im Geiſte Jung und
Alt, Männlein und Weiblein in Scharen zum
Woog ziehen, nicht zum Schlittſchuhlaufen, wie
Sie glauben werden, ſondern zu einem weit
ſportlicheren und beherzteren Unterfangen —
zum winterlichen Freibad! Sie ſchütteln den
Kopf, lieber Leſer, zu dieſem ſonderhe
Tun? Wenn Sie die Vorgeſchichte gehört
haben, werden auch Sie keinen Augenblick mehr
zögern, ſtracks zum Woog zu eilen und den
Kopfſprung in die Eisfluten zu riskieren. In
Norwegen nämlich iſt jetzt ein Streit entbrannt
über die äußerſt intereſſante Frage, wer mehr
aushalten kann: ein Wiking oder ein
See=
räuber. Touriſten, die in dieſem Sommer
etwa dorthin reiſen wollen, ſollen ſich nun nicht
etwa abſchrecken laſſen, es gibt natürlich weder
Wikinger noch richtige Seeräuber dort —
ge=
meint ſind vielmehr die Mitglieder zweier
konkurrierender Vereine, die das Freibaden
mitten im eiskalten Winter propagieren. Ein
Ingenieur hatte in der Preſſe feſtgeſtellt, daß
der älteſte Wiking, der noch immer Tag für
Tag in den Fluten des Meeres badet, ſelbſt
wenn das Eis aufgehackt werden muß, jetzt
66 Jahre alt iſt. Dazu ſchreibt der Bademeiſter
des Vereins der Seeräuber, daß dieſe ſich von
einer ſolchen lächerlichen Zahl überhaupt nicht
imponieren ließen. Der älteſte Seeräuber, ein
Profeſſor, iſt 89 Jahre alt! Er badet nach
wie vor den ganzen Winter hindurch. Die drei
nächſtfolgenden — ein Direktor, ein Großiſt
und ein Fahrſchullehrer — ſind 76 Jahre alt.
Dann folgt, die Mutter eines hohen Beamten
mit 73 Jahren. Ebenſo alt iſt eine
Etats=
rätin, eine Kaufmannsgattin und ein
Vorſtands=
mitglied vom Ruderklub. Mit 72 Jahren, die
durch einen Manufakturwarenhändler und
einen Ingenieur repräſentiert werden, ſchließt
die Liſte. Offenbar hält es der Bademeiſter
für unter ſeiner Würde, noch tiefer in der
Alterszahl herabzuſteigen. Das Seeräuberleben
ſcheint alſo wirklich die beſte Quelle zur
ewigen Jugend zu ſein. Vor einigen Jahren
ſtarb ein Seeräuber, der ſogar 93 Jahre alt
geworden war! — Ich hoffe, dieſe Zahlen
genügen, um jedermann von der Ernſthäftigkeit
unſeres Vorſchlags zu überzeugen. Alſo auf
zum Woog, ſolange die günſtige Witterung
noch anhält. Zu beachten iſt nur, daß in den
erſten Tagen die Badezeit einſchließlich Aus=
und Ankleiden die Dauer von einer Stunde
nicht überſchreiten ſoll. Dagegen ſollten auch
Anfänger von allen verweichlichenden Mitteln
(Mitnahme eines Tauchſieders uſw.) von
vorne=
herein Abſtand nehmen.
Daß übrigens in Norwegen noch andere
Rekorde als die hochbetagter Anhänger des
Eisbadeſports aufgeſtellt werden, beweiſt die
Geſchichte eines bekannten Osloer
Geſchäfts=
mannes, der dieſer Tage als Heiratsſchwindler
entlarvt wurde. Das gibt es leider ja auch
ſonſt, aber dieſer Mann ſchlug doch jeden
bis=
her bekannten Rekord, indem er nicht nur 200
Frauen „auf Lager” hätte, ſondern gleichzeitig
eine genaue Buchführung darüber führte, die
bei der Hausſuchung der Polizei in die Hände
fiel. Der Schwindler betrieb ſein übles
Hand=
werk ſeit 1921, und er hatte das Glück, niemals
angezeigt zu werden, da alle Frauen — bis
auf eine — den Gang zur Polizei und die
damit verbundene öffentliche Blamage ſcheuten.
Nun iſt er aber doch „hochgegangen”, wie es
in der Verbrecherſprache heißt. Er hatte ſich
für ſeine neueſte „Braut” gerade einen
ſeide=
gefütterten koſtſpieligen Frak ſchneidern laſſen,
für den er jetzt allerdings kaum Verwendung
haben dürfte. Siggaard — ſo heißt der
Be=
trüger — arbeitete übrigens fabelhaft
groß=
zügig. Damit ſoll nicht geſagt ſein, daß er nur
Frauen mit 10 bis 20000 Kronen Vermögen
nahm, im Gegenteil, er verſchmähte auch die
kleinen braunen Hundertkronenſcheine nicht;
aber dafür tat er eines unbedingt; er holte
mmer vorher eine Detektivauskunft ein. Von
ſeiner letzten „Braut”, die ihm etwas von einem
20 000=Kronen=Vermögen erzählte, erfuhr er
auf dieſe Art und Weiſe, daß ſie ſogar für
rund 100 000 Kronen gut war. Damit aber
nicht genug, war Siggaard auf ſeinen eigenen
inanziellen Ruf derart bedacht, daß er von
Zeit zu Zeit unter falſchen Namen über ſich
ſelber Detektei=Auskünfte einholte, und da ſie
regelmäßig ausgezeichnet ausfielen, wußte er
ja, daß die Heiratskandidatinnen nicht ſtutzig
werden konnten, wenn ſie denſelben Weg
be=
ſchritten, und der groß angelegte Schwindel
konnte weitergehen! Bisher hat die Polizei
feſtgeſtellt, daß ſich die erſchwindelten Summen
auf weit über 100 000 Kronen belaufen.
Ein=
mal hatte er das Pech, daß ihn gleich drei
Frauen auf einmal beſuchten, er verſtand es
aber geſchickt, den Spektakel abzubiegen. Bleibt
die intereſſante Frage: was für Frauen
bevor=
zugte der Schwindler? Nun, im allgemeinen
Lehrerinnen und Krankenſchweſtern, weil ſie
vermutlich über ein ſicheres Einkommen
ver=
fügten. In ſeiner beſchlagnahmten „
Buch=
haltung”, findet ſich aber auch eine Baroneſſe
ſowie eine Reinemachefrau! Die jüngſte ſeiner
Frauen iſt 22, die älteſte 51 Jahre alt. Man
muß ſchon ſagen, daß dieſer mit allen Waſſern
gewaſchene Heiratsſchwindler ſein dunkles
Ge=
ſchäft nicht ohne Geſchick betrieb. Es iſt nur
zu hoffen, daß ihm hiuter ſchwediſchen
Gar=
dinen (d. h. eigentlich ſind wir ja in
Nor=
wegen) die Reue ob ſeiner bisherigen
Uebel=
taten packen wird.
Aber kommen wir von dieſer unerquicklichen
Geſchichte, auf eine harmloſere und luſtigere:
z. B. auf die Geſchichte von dem Haſen mit
Bar=
geld, der im Teutoburger Wald geſucht wird.
Dieſe Geſchichte fiel mir ein, als ich heute las,
daß in Seattle (USA.) der Mann geſtorben iſt,
der den Ehrennamen „Weltmeiſter des
Jäger=
lateins” führte. Von ſeiner Jugend bis in ſein
ſpätes Alter iſt er ein begeiſterter Jäger
ge=
weſen, aber noch ſchöner als ſeine Jagderfolge
waren die Geſchichten, die er darüber erzählte,
und die anerkanntermaßen von niemanden
über=
troffen werden konnten. Dieſer Mann würde
ſich beſtimmt im Grabe herumdrehen, wenn er
die beſagte Geſchichte von dem Haſen mit
Bar=
geld hören könnte, denn eine ſchönere hat er
wohl auch nicht erfunden und überdies hat ſie
den Vorzug, wahr zu ſein. Wie der Haſe zu
dem Geld kam? Kürzlich kehrte eine
Bauers=
frau, die in Bielefeld den Markt beſucht hatte,
durch den Wald in ihr Heimatdorf zurück.
Plötz=
lich bemerkte ſie dicht am Wege einen fetten
Haſen, der ſich in einer Schlinge gefangen hatte.
Das war ein willkommener Braten. Raſch zog
die Bäuerin die wollene Strickjacke, die ſie über
ihren Kleidern trug, aus, warf ſie dem Haſen
über und machte ſich dann daran, die Schlinge
zu löſen. Dabei benutzte Meiſter Langohr aber
einen günſtigen Augenblick, um zu entwiſchen,
und zwar mit der Jacke, in deren einer Taſche
ſich ein Betrag von 800 Mark befand, den die
Beſitzerin ſich am Morgen von der Sparkaſſe
ge=
holt hatte. Die ſo ſchnöde Beſtohlene machte
Mitteilung von ihrem Verluſt bei der nächſten
Förſterei, und ſeither hat eine allgemeine Suche
nach dem Neſt des einzigen Haſen wohl auf der
ganzen Welt eingeſetzt, der ſich des Beſitzes von
baren 800 Mark erfreuen kann. Allerdings
dürfte ihm die warme Wolljacke in den kalten
Wintertagen noch wertvoller erſcheinen.
Zum Schluß noch die kurze Ermahnung an
den geneigten Leſer, über den Scherzen nicht
den Ernſt und über den Kleinigkeiten nicht
unſer großes Projekt zur Heraufſetzung des
Darmſtädter Durchſchnittsalters zu vergeſſen!
Till.
Muſſolinis
faules Bohnchen
und die tapfere Uehrerin.
Muſſolini, Italiens allmächtiger
Regierungs=
chef, hat Vaterſorgen, denn ſein „Jüngſter”
namens Romano Muſſolini, der erſt wenige
Monate die Schule beſucht, iſt ein wenig faul
und zerſtreut. Der Vater wird durch wichtigere
Angelegenheiten abgehalten, ſich um die
Schul=
aufgaben des kleinen Muſſolini zu kümmern,
und die Mutter, Donna Rachele, iſt eine ſanfte
Frau, die über den wilden Knaben nicht immer
Aufſicht üben kann. Der kleine Romano gilt in
der ganzen Umgebung als der Anführer aller
Knaben, wenn es gilt, Indianer zu ſpielen oder
andere Kinderſpiele zu üben. Denn Romano
hat vom Vater nicht nur das Temperament,
ſondern auch die Energie geerbt. Dieſe guten
Eigenſchaften wirken ſich aber, wie es bei
Kin=
dern häufig vorkommt, an falſcher Stelle aus
und hindern den Knaben, ſich mit rechter Liebe
und Aufmerkſamkeit ſeinen Schulaufgaben zu
widmen. Bei den jüngſten Herbſtprüfungen
ge=
nügte Romano Muſſolini den Anforderungen
der Schule in keiner Weiſe, und unter normalen
Umſtänden war es nicht möglich, ihn in die
höhere Klaſſe aufſteigen zu laſſen. Nun war
guter Nat teuer, denn ſchließlich iſt auch ein
faules Söhnchen Muſſelinis durch ſeine „
ver=
wandtſchaftlichen” Beziehungen noch eine
beach=
tenswerte Perſönlichkeit. So denken wenigſtens
ſicherlich die meiſten Menſchen, die glauben, es
mit den Mächtigeren der Erde nicht verderben
zu dürfen. Die Lehrerin Romanos aber war
anderer Anſicht. Sie iſt, wie italieniſche und
engliſche Blätter erzählen, eine tapfere Freu,
die den Wahlſpruch hat, daß alle Schüler nach
gleichem Recht behandelt werden müſſen. Sie
hatte den kleinen Sohn des Diktators ſtets
er=
mahnt, etwas fleißiger und aufmerkſamer zu
ſein. Als aber alle guten Ratſchläge und
Er=
mahnungen nichts fruchteten, ließ ſie ihn — wie
wir es nennen — kurzerhand „ſitzen‟. Er wurde
nicht in die höhere Klaſſe verſetzt. Muſſolini
war von den geringen Schulleiſtungen ſeines
Söhnchens nicht gerade entzückt. Am nächſten
Tage wurde dem Direktor der Schule, die
Ro=
mono beſucht, die amtliche Mitteilung
über=
bracht, daß der Duce die Lehrerin ſeines
Soh=
nes zu ſprechen wünſche. Die tapfere Lehrerin,
die ohne Anſehen der Perſon ihr Amt ausübt,
war ein wenig zaghaft, als ſie das prächtige
Palais beſuchte, wo Muſſolini ſeine
Regie=
rungsgeſchäfte führt. Sie wurde ſofort vor den
Diktator vorgelaſſen, der ſeinen faulen Sohn bei
ſich hatte. Wenn die Lehrerin gefürchtet hatte,
daß ſie den Zorn des mächtigen Mannes auf
ſich geladen hatte, ſo wurde ſie ſchon bei den
erſten Worten des Duce auf das angenehmſte
enttäuſcht. Muſſolini hieß ſie in freundlichſter
Weiſe willkommen und dankte ihr dafür, daß ſie
ſich nur von den Grundſätzen der Gerechtigkeit
leiten ließ. Dabei ſagte er zu ihr:
„Sie ſind für mich eine ganz neue und
unge=
wöhnliche Erſcheinung. Leider glauben alle
Leute, daß ſie mir wunder was für ein
Ver=
gnügen bereiten, wenn ſie meine Kinder
ver=
wöhnen und bevorzugen. Behandeln Sie
mei=
nen Jungen nur weiter wie jeden anderen
klei=
nen Faulpelz und ſorgen Sie dafür, daß er
etwas Ordentliches lernt. So iſt es recht und
ſo ſoll es weiter bleiben.” Bei dieſen Worten
zog er den kleinen Romano, der ſich hinter dem
hohen Stuhl ſeines Vaters verſteckt hatte,
her=
vor und fragte ihn: „Haſt du gehört, was ich
eben geſagt habe? Merke dir das, wenn du
nicht fleißiger wirſt, wirſt du ewig ſitzen
blei=
ben.”
Romano gelobte nun mit trotzigen Augen
Beſſerung, und er mußte in Gegenwart des
Vaters der Lehrerin verſprechen, daß er in
Zu=
kunft zu Klagen keinen Anlaß mehr geben
werde. Der Duce überreichte der Lehrerin jetzt
zum Dank einen Blumenſtrauß, und
überglück=
lich verließ die tapfere und gerechte Frau das
Palais.
Wußten Bie das?
Auf 100 Einwohner kamen 1932 4,6
Tele=
phone und 33,4 Geſpräche im ganzen Jahr. Die
meiſten Fernſprecher — 11,07 auf 100
Einwoh=
ner — beſitzt Berlin, an zweiter Stelle folgt
München=Paſing mit 10, an dritter Hamburg=
Altona mit 9,4 und ſchließlich Bremen mit 9,3.
Die wenigſten Telephone gibt es im Ortsnetz
Gelſenkirchen mit 2,6, in Mühlheim=Ruhr mit
3,0 und in Bochum mit 3,4 Anſchlüſſen auf 100
Einwohner.
Auf die Perſpektibe kommt es an. . .
.. beim Photographieren und auch ſonſt im Leben. Sonſt werden aus Mücken Elefanten, aus
kleinen Widerwärtigkeiten turmhohe Hinderniſſe und aus Schneeklumpen gewaltige Eisberge. So
hat ſich auf dieſem Bild, das ein ſcherzhafter Photograph aus der Froſchperſpektive aufnahm, der
Pariſer Platz in eine Polarlandſchaft verwandelt, in der das Brandenburger Tor hinter den
Schnee=
maſſen faſt verſchwindet.
Geſchichte
dreier Bekunden.
Von Arnold Nolden.
Dieſe kurze Geſchichte, der die lange Geſchichte
iner wahrhaften und ehrlichen
Männerfreund=
chaft vorausgeht, will nur über das Ende
die=
r Kameradſchaft, über ihre letzten drei
Sekun=
en berichten. Ob man bei einer Zählung aller
ener Augenblicke, die im Zuſammenleben
wweier Menſchen wichtig und bedeutungsvoll
ind, ob man bei einer ſolchen Zählung dieſe
drei letzten Sekunden als beſonders kritiſche
der aber als die ſchönſten und höchſten
Augen=
licke hervorheben ſoll, darüber mag das Gefühl
es Leſers entſcheiden. Den Bewohnern der
Lagune, die gewohnt waren, Amos und Andy
nit einem einzigen Namen und in einem
Atem=
uge zu nennen, mußte ein Ende wie dieſes
ußerordentlich bedenklich erſcheinen.
Die beiden Reiherjäger pflegten morgens,
ſevor ſie mit Büchſe und Flinte in die
La=
une gingen, im offenen Meer zu baden.
Die=
r Gewohnheit folgten ſie auch am letzten Tage,
n der letzten Stunde ihrer Freundſchaft. Sie
baren an ihren Strand hinausgegangen, der
uf der Nordſeite der Inſel lag, verborgen
hin=
er ſalzigen Stauden und trockenen Kakteen.
In dieſem Morgen glich das Meer wirklich
einem grünen Spiegel, türkisfarben und
durch=
ſichtig. Aber gerade weil das Meer heute dieſe
Eigenſchaft hatte, wurden Gefühl und Gewiſſen
des armen Andy vor eine unmenſchlich harte
Aufgabe geſtellt.
Doch zur Sache: Amos, heute wie immer der
flinkere, war bereits ins Waſſer geſprungen
und untergetaucht, als der langſamere Andy,
noch mit dem Auskleiden beſchäftigt, und in
ſeiner bedächtigen Art das Meer überſchauend,
etwas völlig Unerwartetes und Entſetzliches in
eben dieſem transparenten Meer entdeckte. In
der Tat war das, was er entdeckte, ſo
unge=
heuerlich, daß der ſonſt ſo ruhige Mann für
einen kurzen Augenblick ſeine Faſſung verlor
und die Augen ſchließen mußte. Danach aber
kam eine ſtählerne Klarheit in ſein
Bewußt=
ſein.
Andy hatte in der hellen Durchſicht des
Waſ=
ſers nur ein unheimliches, wie zu einem
grau=
ſamen Lächeln erſtarrtes Maul und die
unſäg=
liche Kälte eines kleinen Auges geſehen, aber
er kannte beide Zeichen nur zu genau; das war
der Hai. Es war ein großer Hai, ein ganz
gewaltig großer Hai. Das Untier zielte in
ruhigen Stößen auf den ahnungslos badenden
Amos zu.
Andy verſuchte nicht, die Entfernung
zwi=
ſchen dem Raubtier und ſeinem Opfer
abzu=
ſchätzen, ob es drei oder vier oder fünf Meter
ſeien, er wußte und dachte nur: in drei
Sekun=
den iſt alles geſchehen, längſtens in drei
Se=
kunden.
Und in drei Sek. nden — nach Andys
Ge=
fühl und Schätzung — geſchah wirklich alles,
was noch zu ſchildern iſt.
Durch ſeinen Kopf tanzte ein Wirbel
grauen=
hafter Gedanken, die ebenſo ſchnell wieder
ver=
dunkelten, wie ſie hell wurden. Der einzige
deutliche und dauerhafte Gedanke war der: in
drei Sekunden, und ich kann ihn nicht retten!
Was in drei Sekunden alles gedacht und
ge=
tan werden kann, war zu wenig, einen
Men=
ſchen vor einem Hai zu retten, aber es iſt zu
viel, um es in hundert Zeilen zu ſchildern.
Andry wollte zunächſt ſchreien, ſeinem
Freunde ein Wort zurufen, das ihm ſchnell und
doch eindringlich die G ahr ſeiner Lage
anzei=
gen ſollte. Aber er fand nicht nur nicht das
geeignete Wort, ſondern ehe er es überhaupt
ausſprechen konnte, drängte ſich ihm eine
wahn=
ſinnige Vorſtellung auf: der Badende ahnte ja
noch nichts von der Gegenwart des Ungeheuers.
Ein plötzlicher Schrei mußte ihn ſo ſehr erſchrecken.
daß unter Umſtänden ſeine Kraft vollends
er=
lahmte, daß er in ſeiner Aufregung und
Rat=
loſigkeit irgendeine falſche Bewegung machte,
die die Gefahr nur noch vergrößerte. Andy
unterließ alſo das Schreien,
Vielleicht war bis zu dieſem Entſchluß die
erſte Sekunde verſtrichen. Andy erlebte in
die=
ſer kurzen Sekunde zuſammengedrängt alles
das, was andere in Millionen Sekunden, in
Stunden, Tagen und Wochen auszuhalten haben,
wenn ſie einen geliebten Menſchen aus einer
Gefahr erretten wollen. Er erduldete den
gan=
zen Zwieſpalt von Wollen und Nichtkönnen, er
ſah ſich einem jener hoffnungsloſen Fälle
gegen=
über, wo auch ein frommer Betrug nicht mehr
helfen kann.
Trotzdem aber griff er — ſchätzungsweiſe zu
Beginn der zweiten Sekunde — zu ſeinem
Riflegewehr. Er legte es auf den Hai an. Nicht,
als ob ihm die Nutzloſigkeit ſolcher Handlung
nicht klar geweſen wäre. Ein Kindergewehr
auf einen Rieſen angelegt, das war der
Ver=
gleich, den er ſelber gebrauchte, als er den
Vor=
fall vor Gericht ſchilderte. Nein, die
Sinnloſig=
keit ſeiner Handlung war ihm tatſächlich
be=
wußt. Er glaubte, unbedingt etwas tun zu
müſſen, obwohl ihn jetzt jener einzige deutliche
Gedanke, daß eine Rettung ausgeſchloſſen ſei,
vollkommen beherrſchte. Andy war ein geübter
Jäger, er konnte ſich auf ſein Gewehr verlaſſen
und den Hai treffen, wenn er wollte. Und
wollte er es etwa nicht, als er nun endlich und
wirklich die Kugel abſchoß?
Halt, zwiſchen dem Willen und der Tat lag
eine Pauſe, wo der tolle Tanz der
Ge=
danken in ſeinem Kopf völlig aufhörte,
ſozu=
ſagen erſtarrte, und aus der Erſtarrung ein
dunkler, unbekannter Inſtinkt emporwuchs, der
den Mann ſo leitete, daß er die Richtung
ſei=
nes Büchſenlaufes um einige Zentimeter
ver=
änderte. Es war ein ſeltſames, unbegreifliches
Geſchehen:
Andy ſchoß ſein Gewehr ab, und die Kugel,
die den Hai treffen ſollte, tötete den Freund.
Sie traf ihn mitten in den Kopf.
Andy ſah den Kopf plötzlich untertauchen
und das Waſſer ſich rot färben. Dann drehte
er ſich um und ging und ging, mit einer
ent=
ſetzlichen Leere in ſeinem Herzen, in die Stadt
zurück.
Seite 10 — Nr. 37
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 7. Februar 1934
Baſtelei und Bogelſchutz.
Eine reizvolle Aufgabe für unſere Zugend.
Von Forſtaſſeſſor E. Zeh, Heppenheim a. d. B.
Welcher junge Baſtelkünſtler will ſich nicht
einmal in den Dienſt des Heimatſchutzes ſtellen
und ein gutes Werk verrichten für den
lebendi=
gen Schmuck unſerer Gärten, Felder, Wieſen und
Kleiber am Futterrabmen.
Wälder, für unſere unterhaltſamen Freunde aus
der Vogelwelt? Wer möchte ſich die Gelegenheit
entgehen laſſen, einmal aus nächſter Nähe
Ge=
haben und Verhalten der gefiederten Kleinwelt
bis hinauf zum großen Buntſpecht ungeſtört
be=
obachten zu können? Ich zweifle nicht an der
Freude, mit der ſich meine jungen Baſtelfreunde
ans Werk begeben. Die Form des Stayſchen
Futterrahmens iſt ohne weiteres erſichtlich aus
den Abbildungen. Die hintere lotrechte Kante
mißt bis zum Dachende 20 cm., die Breite 12 cm
Die Tiefe des Rähmchens, ſt verſchieden, je nach
der Stärke der verwendeten Brettchen, etwa 4 cm.
Zweckmäßig nimmt man etwas ſtärkeres
Mate=
rial. Die Tiefe des Hohlraums für die
Futter=
maſſe beträgt annähernd 3 cm. Um eine beſſere
Verbindung von Rahmen und Futtermittel zu
erzielen, zieht man noch 2 Querhölzer durch. Das
Ende des einen iſt im Bilde zu erkennen. Das
Dächlein läßt man etwas vorſpringen. Eine nicht
zu ſtarke Anflugleiſte und eine Schranbe zum
Aufhängen vervollſtändigen den Rohbau unſeres
einfachen Fütterungsapparates.
Zur Innenausſtattung begibt man ſich in die
Küche. In einer Pfanne läßt man etwa ¼ Pfd.
ſalzloſen Rindertalg zergehen und fügt in
belie=
biger Miſchung die Delikateſſen für den Vogel=
ſchnabel bei: 2—3 Handvoll Hanf= und
Sonuen=
blumenkörner kleingeſchnittene Wal= und
Häſel=
nüſſe, Ameiſenpuppen, eine Handvoll
Haferflok=
ken, die das Futter bindig machen. Die Miſchung
wird tüchtig verrührt und nicht zu früh
eingeſtri=
chen, widrigenfalls das Fett abſackt und die obere
Körnerſchicht zu leicht abbröckelt. Schon nach
we=
nigen Stunden iſt die Maſſe hinreichend erſtarrt,
um unſeren Fütterrahmen in geſchützter Lage im
Garten an einen Baum oder an ein Balkongitter,
womöglich einem Fenſter gegenüber, anbringen
zu können.
Wir brauchen nicht lange zu warten. In
bun=
ter Reihenfolge ſtellen ſich ein: die wohl
allge=
mein bekannte Kohlmeiſe, die graubraune
Non=
nenmeiſe mit dem ſchwarzen Käppchen, die
zier=
liche Blaumeiſe, Schmiedemeiſter Kleiber mit dem
kräftigen Schnabel (ſ. Bild), der zutrauliche
Buch= und der behäbige Grünfink, in der Nähe
des Waldes und in größeren Gärten unſere drei
einheimiſchen Buntſpechte und gar der buntge
fiederte Eichelhäher. Auch der oft nicht zu
Un=
recht mißachtete Sperling erſcheint auf der
Bild=
fläche. Doch iſt ihm auf die Dauer der immerhin
recht anſtrengende Halt am Futterrahmen zu
un=
bequem, ſo daß er bald wieder ſeinen ſchmuckeren
Verwandten das Feld überläßt, nicht gerade zu
unſerem Leidweſen. Macht ſich Freund Spatz
den=
noch zu breit, ſo entferne man einfach die
Anflug=
leiſte. An dem herunterbröckelnden Futter
Specht und Kleiber hauen mit mächtigen
Schna=
belhieben gewaltig ein auf die ſchmackhafte
Futterſchicht, ſo daß ein erklecklicher Teil
her=
unterfliegt — tun ſich weitere Vögel,
insbeſon=
dere das wenig ſcheue Rotkehlchen, die zierliche
Heckenbraunelle, junge Buchfinken, die den
An=
flug noch nicht wagen, gütlich. Eines Tages
er=
tappte ich ſogar Strick, mein rotes Eichhörnchen,
den raffinierten Nußſpezialiſten, am
Futterrah=
men (S Bild)
Strick, das Eichhörnchen.
Yogis und Fakire.
Kunſtſtücke indiſcher Zauberer.
Von Theodor Alexander.
Man verwechſelt ſehr oft Fakire mit den
Yogis, die brahmaniſchen Glaubens ſind,
wäh=
rend die Fakire Mohammedaner ſind. Das Wort
Fakir heißt ſoviel wie Derwiſch.
Wenn mein Dampfer in indiſchen Häfen lag,
hatte ich immer wieder Gelegenheit, die
Kunſt=
ſtücke der Fakire und Yogis zu ſehen, die nach
dem Einlaufen in den Hafen an Bord kamen
und den Paſſagieren ihre intereſſanten
Vorſtel=
lungen gaben. Während die Fakire zumeiſt nichts
anderes ſind als beſonders geſchickte
Zauberkünſt=
ler, üben die Yogis Fähigkeiten aus, deren
Kenntnis auf uralte Schulung in brahmaniſchen
Klöſtern zurückgeht. Die Fakire arbeiten zumeiſt
mit ganz gewöhnlichen Tricks, auch mit
präpa=
rierten Geräten.
Im Hafen von Bombay kam jedoch ſtets ein
aus Madras ſtammender Yogi an Bord, der gauz
offenſichtlich die Fähigkeit beſaß, eine größere
Anzahl von Zuſchauern in Hypnoſe zu verſetzen.
und zwar Leute ganz verſchiedener Lebensweiſe
und Anlage, wie etwa weibliche Paſſagiere, kühle
und nüchterne Engländer, Schiffsoffiziere und
robuſte und derbe Matroſen. Wie mir auch unſer
Schiffsarzt verſicherte, iſt es bis jetzt keinem
ein=
zigen wiſſenſchaftlichen und nichtwiſſenſchaftlichen
Hypnotiſeur in Europa gelungen, derartige
Maſ=
ſenſuggeſtionen und =hypnoſen, noch dazu unter
freiem Himmel, durchzuführen. Denn jede andere
vielleicht gar übernatürliche Deutung dieſer
Er=
ſcheinungen muß natürlich abgelehnt werden.
Der zerſtückelte Knabe.
Der Yogi kam an Bord und breitete auf dem
harten Promenadedeck der erſten Klaſſe einen
etwa zwei Meter im Geviert betragenden
Tep=
pich aus. Selbſtverſtändlich gab es auf unſerem
Schiffsdeck keine Oeffnungen oder Klappen, aus
denen ein Menſch hervorkommen und
verſchwin=
den konnte.
In ſeltſamer Weiſe bewegt nun der Inder die
Hände über dem Teppich. Dieſer wird immer
bauchiger, bewegt ſich, endlich kriecht ein kleiner
Junge unter dem Teppich hervor. Der Yogi
nimmt nun aus ſeinem Sack ein langes Seil und
läßt mich das Gewebe prüfen. Ein ganz
gewöhn=
liches, aber geſchmeidiges, indiſches Hanfſeil. Nun
ſchleudert der Mann das Seil hoch in die Luft
Es fällt wieder zurück auf Deck. Noch einmal
Das Seil bleibt irgendwo hängen. Keineswegs
in der Nähe unſeres Maſtes. Der kleine Junge
ergreift nun das untere Ende des frei in die
Luft ragenden Taues und klettert wie ein Affe
in die Höhe. Immer höher, endlich verſchwindet
er unſeren Blicken. Wir hören noch ſeine Stimme,
ein ängſtliches Weinen. Der Yogi kommt nun in
große Erregung, nimmt aus ſeinem Sack ein
großes Meſſer und ſchleudert es in die Luft. Auch
das Meſſer fällt nicht mehr zu Boden. Die
Stimme des Knaben ſchreit auf, vergeht in einem
leiſen Wimmern. Nach und nach fallen die
ein=
zelnen Gliedmaßen des Knaben aus der Luft au
das Deck. Blutend und verſtümmelt, zuletzt der
Kopf mit ſtarrem Ausdruck, die Augen
ge=
ſchloſſen.
Der Inder nimmt die Gliedmaßen, wirft ſie
in ſeinen Sack, ſchüttelt dieſen, gerat dann
wie=
der in krampfhafte Zuckungen ſeines hageren
Körpers. Endlich legt er den Sack auf das Deck.
und der Junge kriecht munter und geſund
her=
vor, natürlich, um ſofort von den begeiſterten
Paſſagieren reichliche Trinkgelder einzuſammeln
Der Yogi lehnt erſchöpft an der Wand und
verfolgt mit mißtrauiſchen Blicken den Jungen.
Das leere Lichtbild.
Unſer Funker wollte, als wir wieder einmal
in Bombay lagen, die Erſcheinung
photographie=
ren. Er ſtellte ſeinen Apparat zurecht. Zu
unſe=
rer Verwunderung ließ ſich der Yogi dieſe
Vor=
bereitungen ruhig gefallen. Das Merkwürdige
aber war, daß mein Freund während dieſer
Vorführung nicht die Entſchlußkraft aufbrachte,
den Auslöſer des Avvarates zu betätigen. Seine
Hand war wie gelähmt. Das Vorhaben erſchien
ihm einfach als unwürdig. Irgendein ſtärkerer
geheimnisvoller Wille hielt ihn davon ab, die
Aufnahme zu machen. Wahrſcheinlich ſtand er
ganz unter dem Banne des Inders.
Als wir das nächſte Mal in den Hafen kamen
und der Yogi wie gewöhnlich an Bord kam,
ſtell=
ten wir den Apparat, mit einem Selbſtauslöſer
verſehen, auf die Reling, genau auf den Fakir
gerichtet, einen zweiten Aparat auf dem oberen
Deck, gegen den Himmel gerichtet. Beide
Aus=
löſer mußten nach einigen Minuten ſich ſelbſt
betätigen.
Das Kunſtſtück erfolgte nach gleicher Art und
Weiſe, wie wir es oft geſehen hatten. Mit
fieber=
hafter Neugierde entwickelten wir in der
Bord=
dunkelkammer die Plätte. Wir ſahen den Fakir
in ſeiner krampfhaften Verzückung mit ſeltſam
geweiteten, ſtarren Augen, die Paſſagiere vor
dem Yogi, alle zur Höhe ſchauend. Aber nichts
von einem Seil, nichts von einem Jungen oder
zerſtückelten Gliedmaßen. Dafür ſahen wir unter
dem kaftanartigen Gewand des Inders einen
Kinderfuß hervorragen. Der Junge war, wenn
auch nicht in der Luft, tatſächlich vorhanden.
Die glühende Kette.
Eines der intereſſanteſten, nicht auf
ſugge=
ſtiver Täuſchung beruhenden Fakir=Kunſtſtücke ſah
ich einmal in Kalkutta. Zwei Fakire kamen an
Bord und brachten ein Kohlenbecken mit, das ſie
am Vorſchiff auf einer eiſernen Platte
aufſtell=
ten. In dieſem Holzbecken machten ſie eine
un=
gefähr vier Meter lange eiſerne Kette glühend.
Nun packte der eine der beiden Männer die
Kette mit einer Zange und wand ſie dem
ande=
ren um den nackten Leib. Dieſer ſtand, ohne mit
der Wimper zu zucken, aufrecht da, während die
Haut rings unter den glühenden Kettengliedern
verbrannte. Sein Körper, der ſchon vorher von
alten Narben und Brandwunden bedeckt war,
ſchwoll an und die Luft ſtank von verbranntem
Fleiſch. Das war nicht zu vergleichen mit den
Kunſtſtücken, die oft in Eiſenwerken gezeigt
wer=
den, bei denen Arbeiter mit bloßen Händen
glü=
hende Schienen einen kurzen Augenblick
anfaſ=
ſen, wobei die Verdunſtung der naſſen Haut eine
Rolle ſpielt. Hier brachte ſich der Fakir echte,
furchtbare Brandwunden bei und ertrug die
ent=
ſetzlichſten Schmerzen.
Wachſender Baum, rollende Teller.
Nach dieſer Vorführung zog der zweite
Faki=
ein Meſſer hervor, ſchnitt ſich in den Arm,
be=
netzte einen Stab mit dem herausſchießenden
Blut, ſteckte dann den Stab in ein Häufchen
Erde, das er ſich in einem kleinen Bündel
mit=
gebracht hatte. Man ſah, daß die Leute gewohnt
waren, ihre Kunſtſtücke an Bord von Schiffen
vorzuführen, wo es naturgemäß keine Erde gab.
Der Stab wuchs zuſehends unter der Hand des
Fakirs, trieb Zweige und Blätter, einige Blüten
öffneten ſich vor den Augen der Zuſeher, und
kleine Früchte wurden immer größer. Zum
Schluß brach der Fakir einige friſche Feigen von
dem Bäumchen und gab ſie uns zu koſten. Dieſes
Kunſtſtück beruht natürlich auf fabekhafter
Fin=
gerfertigkeit, häufigem Auswechſeln der
einzel=
nen Blätter und Blüten.
Da war ſchon das Kunſtſtück eines echten
Yogis intereſſanter, der in den Salon der erſten
Klaſſe kam, ſeine Hände über alle möglichen dort
herumliegenden Gegenſtände hielt und ſie dazu
brachte, herumzurollen. Es begannen bronzene
Aſchenbecher vom Tiſch zu fallen, Bücher fielen,
wie von unſichtbarer Hand hervorgezogen, aus
den Regalen, Teller rollten über den Boden. All
das findet wohl ſeine Erklärung in magnetiſchen
Kräften, die heute dem gebildeten Europäer
keineswegs mehr übernatürlich erſcheinen.
Vergangenheit, Zukunft und Uhr.
Was mir ſelbſt aber und allen Bekannten, die
ich befragte, unerklärlich iſt und was ich mit
eigenen „Augen geſehen habe, war folgendes:
Wir lagen mit unſerem Dampfer im Hafen von
Colombo. Ein Yogi bat mich, ſeine Kunſtſtücke
den Paſſagieren zeigen zu dürfen. Aus
Erkennt=
lichkeit wollte er mir nachher meine
Vergangen=
heit und Zukunft zeigen. Ich gab gern die
Er=
laubnis, ſind doch dieſe Leute zumeiſt arme
Teu=
fel, und das bißchen Verdienſt iſt ihnen zu
gön=
nen. Außerdem war es ja für unſere Paſſagiere
eine angenehme Zerſtreuung während der heißen
Liegezeit im Hafen. Nach der Vorführung kam
der Yogi in meine Kajüte. Er ſtellte eine
Räucherkerze auf eine kleine Kupferpfanne und
entzündete ſie. Dann nahm er ein Gefäß mit
dickem, ſchwarzem Kaffeeſud und goß eine ölige
Flüſſigkeit hinein. Schweigend ſaßen wir uns an
dem kleinen Tiſch meiner Kammer gegenüber.
„Du wirſt jetzt deine Vergangenheit ſehen,
o Herr! Blicke in dieſes Gefäß!”
Ich ſah in dem bläulichen Schimmer des
öli=
gen Kaffeeſudes zuerſt nichts als meine Augen
und das Spiegelbild meines Geſichts. Langſam
begann ſich ein Bild zu formen. Das war. doch
das kleine Häuschen in der kleinen Stadt, in der
ich geboren wurde — der Garten, ein dunkles
Zimmer — ein Sarg, Lichter — da lag doch
mein — ſchon verſchwindet das Bild, bevor ich
erkennen konnte, wer im Sarge lag, Ringe
bil=
den ſich, ich ſehe einen Frauenkopf, traurige,
ſchwarze Augen — nun bilden ſich wieder Wellen
— ein neues Bild — ich ſehe mich im Waſſer
treiben, ein gekenterter Schiffsrumpf im
Hinter=
grund — das war doch damals, als wir — wird
denn die ganze Vergangenheit an mir
vorbei=
ziehen? — Eine Zelle mit einem Fenſtergitter —
das war doch im Krieg, damals in England,
Hypnoſe?
„Jetzt wirſt du die Zukunft ſehen, Herr, aber
ſei ſtark, die Zukunft iſt hart und unerbittlich!“
Ich ſehe ein Bett, Männer in weißen Kitteln,
mich ſelbſt krank und elend. Mit der letzten Kraft
meines unfreien Willens ſchiebe ich die Schale
zur Seite, die Luft war von dem ſüßlichen
Räu=
cherwerk geſchwängert, mein Kopf ſchmerzte.
Abends vermißte ich meine goldene Uhr! Ich
hätte doch noch länger in die Zukunft blicken
ſollen und — beſſer aufpaſſen.
Btrohmöbel und Handweberei.
In den meiſten Dingen haben wir ſo
feſt=
ſtehende Begriffe, daß jahrelang daran
feſt=
gehalten wird. Bis dann plötzlich einmal
jemand einen kühnen Verſuch macht, mit dem
er beweiſt, daß es auch anders geht.
So glauben wir, Strohmöbel gehören in
einen Garten, eine Veranda, Strohmöbel haben
etwas Sommerliches, Kühles, und wenn ſie in
ein Zimmer kommen ſollen, dann höchſtens in
ein Wartezimmer bei einem Arzt. Da hat man
ſie gern, weil ſie abwaſchbar ſind, und Bazillen
und Krankheitskeime ſich nicht feſtſetzen können.
Ein paar ſehr gute Stilmöbel, die man in
letzter Zeit wieder gern in den Vordergrund
ſtellt, haben uns aber ſchon die gute Wirkung
von Stroh auch an Zimmermöbeln vor Augen
geführt — da iſt das franzöſiſche Bett mit
Stroheinlage, das wir ſehr gern auch für
Schleiflackmöbel als Modell nehmen, da ſind
die herrlichen Queen=Anne=Seſſel in Stroh
und edlem Mahagoniholz —, ſie ſprechen eine
eigne Sprache. Auch in moderner Form können
Strohmöbel, als Seſſel, Bett und Nachttiſch
ſehr hübſch, geſchmackvoll und gemütlich ſein
und durchaus neben jedem Polſterſeſſel, neben
jeder modernen Seſſellöſung beſtehen.
Sehr hübſch iſt die Verwendung von
hand=
gewebtem Stoff als Möbelbezug. Er wird
immer etwas ſtrengeren Stil wahren und iſt
in ſeiner Unverwüſtlichkeit beſonders wertvoll
Gerade die Dauerhaftigkeit der guten
Hand=
webereien, gepaart mit der Erfahrung, wie
ſehr man unter überlebten Möbelformen leidet.
ſollte uns lehren, nur ſehr gute, bequeme und
formſchöne Möbel mit Handweberei zu
be=
ziehen. Möbel, deren Stil zeitlos iſt.
Reinigen der berſchiedenenStoffe.
Baumwollſtoffe: Weiße Baumwollſtoffe
wver=
den gekocht und wie Wäſche behandelt. Farbiges,
ſoweit es waſchecht iſt, wird in kalter
Seifen=
lauge durchgedrückt, links aufgehängt und feucht
gebügelt.
Leinenſtoffe: Weißes Leinen kann ebenfalls
gekocht werden, während man farbige
Leinen=
ſtoffe wie farbige Baumwollſtoffe behandelt
Leinen wird niemals geſtärkt, da es bei
feuch=
tem Bügeln meiſt ſchon ſteifer wird als einem
lieb iſt. Bunte Leinenſtoffe trockne man im
Schatten.
Seidenſtoffe gibt man trocken in den kalten
oder lauwarmen Seifenſchaum, drückt das
Stück locker durch — nicht reiben — ſpült es
dann mehrmals in kaltem Waſſer aus, ſchlägt
es nur für wenige Minuten ein und bügelt
ſofort auf der linken Seite. Bei farbigen
Seidenſtoffen, von deren Farbechtheit man nicht
ganz überzeugt iſt, ſetzt man gern einen Löffel
Eſſig zu.
Wollſtoffe wäſcht man in einer Löſung von
Panamarinde. Man hat zuvor ein Päckchen
Pauamarinde mit kocheudem Waſſer übergoſſen
und den Abguß abkühlen laſſen. Erſt dann
gibt man das Wollkleid hinein und läßt es
mehrere Stunden — ebtl. über Nacht — darin
ſtehen. Reiben und „waſchen” iſt nicht nötig,
es ſei denn, daß beſondere Schmutz= oder
Fett=
ſtellen ein Ausreiben erfondern. Kalt
aus=
ſpülen und aufhängen und in feuchtem
Zu=
ſtand von links bügeln.
Waſchſtoffe, ſeien es Seide Leinen= oder
Baumwollgewebe, ſollte man, bedor man ſie
verarbeitet, durchwaſchen, um zu vermeiden,
daß ſpäteres Eingehen des Stoffes den Sitz
des Kleides oder der Bluſe beeinträchtigt.
M. HI.
Bücher für die Frau.
Von Clara Viebig iſt ein neues Buch „
In=
ſel der Hoffnung” erſchienen. (Deutſche
Ver=
lagsanſtalt, Stuttgart und Berlin.)
Es wird darin ein etwas außergewöhnliches
Schickſal eines jungen Menſchen geſchildert, der
durch Jugenderlebniſſe aus der vorgezeichneten
Bahn geworfen, nun durch tiefſte Niederungen
der Arbeitsloſigkeit auf einen Wächterpoſten au
einer einſamen antarktiſchen Inſel verſchlagen
wird. In den Schilderungen dieſer einſamen
Jahre, in denen Hans Pfahl, der Offiziersſohn,
nur in Geſellſchaft von Robben. Pinguinen und
anderen Tieren lebt, und in der Art, wie das
Leben der Pflanzen gezeichnet iſt, liegt die
größte Stärke des Buches, das in einem
Be=
kenntnis treuer Vaterlandsliebe und einem
ſtarken Gefühl für die Sendung des jungen
deutſchen Menſchen ausklingt.
„Der Mann, der Greta Garbo liebte” von Joſef
Maria Frank, erſchienen im Univerſitas=
Verlag, Berlin.
Es iſt nicht, wie man erwartet, der große
Mann, der Geldfürſt, der ſich leiſten kann, eine
Frau wie dieſe anzubeten — es iſt ein kleiner,
armer Familienvater, langjähriger
Bürovor=
ſteher, dem ein geſchenktes Kinobillett die
voll=
kommene Wendung ſeines Lebens bringen ſoll.
Niemals hat er zuvor einen Blick in dieſe
Flimmerwelt getan, die ihn nun faſziniert und
packt und nicht mehr losläßt, bis er nach
man=
nigfachen Erlebniſſen, die gar eine Reiſe nach
Amerika einſchließen — zu ſeinem alten Leben,
zur Vernunft und zu ſeiner Frau zuruckfindet.
Ein Büchlein, das man in einem Zuge
durch=
lieſt und behaglich dabei ſchmunzelt.
„Die Schweſtern Rhode” von Elſe Rabe.
Univerſitas=Verlag. Berlin.
Hier wird uns ein Familienroman gegeben,
der in ſeiner Kleinmalerei des Alltagslebens zu
einem Zeitdokument wird, das darum wichtig
wird, weil im raſchen Wechſel der Zeitläufte
Augenblicke darin feſtgehalten ſind, die wir
vielleicht ohne dieſes Buch zu raſch vergeſſen
würden Es wird darin im Nebeneinander von
funf Töchtern fünferlei Lebensſchickſale von
Mädchen einer Zeit geſchildert. Ihre Klagen,
ihre Freuden, ihr Schweres und ihr Schönes
geben klarer, als jede ſtatiſtiſche Darſtellung es
zu tun vermöchte, ein Bild, das uns erkennen
läßt, wie richtig und gut es iſt, daß an de
Lebensgeſtaltung der Mädchen von heute
gear=
beitet wird. Das Buch zu leſen, muß jede
Frau, vor allem jede Mutter heranwachſendet
Töchter intereſſieren.
Mittwoch, 7. Februar 1934
darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 37 — Seite 11
Der Berliner Preſſeball im Zeichen des Winkerhilfswerks.
200 Rundfunk-Empfangsgeräte für die Apfer des Krieges und der Arbeik.
Miniſterpräſident Göring an der Lostrommel des Winterhilfswerks.
Der diesjährige Berliner Preſſeball wich von allen ſeinen Vorgängern weſentlich ab. An Stelle der
Tanzweiſen ausländiſcher Herkunft traten zum Teil alte deutſche Walzer und Ländler, an Stelle
üppiger Speiſen aber gab es ſchmackhafte Eintopfgerichte, wie überhaupt der Ertrag des ganzen
Abends für das große Winterhilfswerk geſpendet wurde.
Die Verteilung der Geräte bei der Feier.
Im Haus des Berliner Rundfunks fand eine Feier für die Opfer des Krieges und der Arbeit ſtatt,
bei der nach muſikaliſchen Darbietungen und Anſprachen 200 Rundfunk=Empfangsgeräte zur.
Vertei=
lung gelangten. Dieſe Apparate konnten durch die Stiftung „Für die Opfer des Krieges und der
Arbeit” bereitgeſtellt werden, zu der anläßlich des Geburtstages von Dr. Goebbels aufgerufen
worden war.
* 7
29 Jayte Juer handl.
Von unſerem Berichterſtatter.
A. Port Said, Anfang Februar 1934.
Im Jahre 1859, alſo vor nunmehr 75 Jahren, wurde der
franzöſiſche Vicomte de Leſſeps, der übrigens ſpäter zuſammen mit
ſeinem Sohne in den bekannten Panama=Skandal verwickelt
wurde, vom Vizekönig von Aegypten, Ismael, mit dem Bau des
Suezkanals beauftragt. 10 Jahre ſpäter, im November 1869,
fand dann die feierliche Eröffnung des Suez=Kanals, der den
Iſthmus von Suez zwiſchen dem Mittelländiſchen und dem Roten
Meer durchſchneidet, ſtatt.
Man muß anerkennen, daß dieſer Bau für die damalige Zeit
ein unvergleichliches Meiſterwerk darſtellte. Die Ausbaggerung
des Kanalbettes bis zu einer Tiefe von 10 Metern war mit ſehr
vielen Schwierigkeiten verknüpft.
Als Durchgangsland zum Indiſchen Ozean hat Aegypten ſeit
der Eröffnung des Suez=Kanals, der Port Said und Suez
ver=
bindet, wachſende Bedeutung erlangt. Es nimmt daher auch nicht
wunder, daß die Einweihung des Kanals im Jahre 1869 mit
großem Gepränge verbunden wurde. Der damalige Vizekönig
von Aegypten, Khedive Ismale, hatte nicht weniger als 34000
Ehrengäſte zu einer Reihe prunkvoller Feierlichkeiten eingeladen.
Ein Galadiner löſte das andere ab, Bälle und Theater=
Veran=
ſtaltungen jagten ſich. Die berühmteſten Sänger und
Schauſpie=
er der damaligen Zeit waren zur Verſchönerung der
Feſtlich=
keiten hinzugezogen worden. Ja, ſogar der bekannte italieniſche
Komponiſt Guiſeppe Verdi erhielt vom Vizekönig den Auftrag,
aus Anlaß der pomphaften Einweihungsfeierlichkeiten des Suez=
Kanals eine Oper zu ſchreiben und aufzuführen. So entſtand die
Oper „Aida”. Intereſſant iſt die Tatſache, daß auf Befehl des
Khediven den prominenteſten Ehrengäſten, 4000 an der Zahl und
darunter auch der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm von
Preußen und die franzöſiſche Kaiſerin Eugenie, keinerlei
Aus=
gaben erwachſen durften. Jede vorgelegte Rechnung wurde von
der ägyptiſchen Regierung anſtandslos beglichen. Man kann ſich
vorſtellen, daß keiner der geladenen Gäſte ſich den Kopf darüber
zerbrach, woher der Vizekönig die Mittel zur Bezahlung der
Ver=
anſtaltungen, die man ſich ſelbſtverſtändlich nicht hatte entgehen
laſſen wollen, überhaupt hernahm. Die Feſtteilnehmer, die es
ſich gutſchmecken ließen und die Gelegenheit billigen Amüſements
wahrnahmen, hatten keine Ahnung, daß dieſe märchenhaften
Feſt=
lichkeiten das ſchon ſo reichlich erſchöpfte Land um die letzten
Mittel ſchröpfte. Vizekönig Ismael war ein Blender. Hinter
ſeiner liebenswürdigen Gutmütigkeit, die er zur Schau trug,
ver=
barg ſich eine nur ſehr mittelmäßige Bildung. Als unentwegter
Optimiſt meinte er, mit Hilfe des Suez=Kanals einen Goldſtrom
in ſein Land gelenkt zu haben. Ismael hatte die Mehrzahl der
Kanal=Aktien in ſeinen Beſitz gebracht. Als er aber ſchließlich
vor Schulden nicht mehr ein und aus wußte, glaubte er ſich
durch die Veräußerung ſeines Aktienpaketes ſanieren zu können.
Dieſe Aktienverkaufsgeſchichte hat im Grunde genommen den
Engländern das Tor zu ihrer Herrſchaft am Nil erſt geöffnet.
Jsmael hatte ſeine Anteile zunächſt den Franzofen zu einem
Preiſe von vier Millionen Pfund angeboten. Den Franzoſen
er=
ſchien dieſer Betrag zu hoch und ſie verlegten ſich aufs Handeln.
Immer wieder erſchienen Abgeſandte aus Paris, die den Preis
zu drücken verſuchten. In dem Augenblick, als der Khedive
be=
reits geneigt war, ſeine Forderung zu ſenken, erfuhr der Chef
der engliſchen Regierung von dem Aktienverkauf. Er
durch=
ſchaute ſofort, daß ſich hier eine Gelegenheit zu einer politiſchen
Aktion von großer Tragweite bot.
Da das engliſche Parlament, das für die Bewilligung der
erforderlichen Kaufſumme von vier Millionen Pfund zuſtändig
war, nicht ſogleich zu einem Entſcheid zu bringen war, ließ ſich
der engliſche Miniſterpräſident im Hinblick darauf, daß ein ſo=
fortiges Zugreifen erforderlich war, die Kaufſumme
bevor=
ſchuſſen. Er hatte ſich in, der Auffaſſung, daß das
Parlament=
ſeinen Schritt ſpäter gutheißen würde, nicht geirrt. Das Geld
wurde telegraphiſch an Ismael überwieſen und ſo gelangte denn,
da der Vizekönig von Aegypten ja den Löwenanteil in Händen
hatte, der Beſitz des Suez=Kanals praktiſch an England. Damit
aber auch wurden nicht nur Aegypten, ſondern auch der Sudan
und die im Bereich des Suez=Kanals liegenden Länder unter
den Einfluß Englands gebracht.
75 Jahre ſind ſeit dem Baubeginn des Suez=Kanals und
65 Jahre ſeit ſeiner Vollendung vergangen. Der einſt ſo gefeierte
Erbauer Ferdinand v. Leſſeps geriet als Greis in den Strudel
das Panama=Kanals und wurde von ihm hinweggeſchwemmt.
Der Khedive Ismael aber wurde ſehr bald des Landes
ver=
wieſen und iſt im hohen Alter völlig vergeſſen in Neapel
ge=
ſtorben.
England ſchöner und bunter — aber nur auf den
Briefmarken ...
(—) London. Englands Briefmarken ſollen ſchöner und
bunter werden. Die Poſtbehörden haben bereits mit einer großen
Druckerei einen Abſchluß gemacht, der ſich auf die Verwendung
neueſter Buntdruckmethoden bei Briefmarken bezieht.
Böſe Zungen verſichern, daß die engliſche Poſt auf dieſe Weiſe
ein erhebliches Defizit hereinholen will, indem ſie die
Briefmar=
kenſammler reizt, ſich auf die neuen, bunten Marken, zu ſtürzen.
Ein paar Millionen Briefmarken — allein für Sammelzwecke im
In= und Ausland — und das Minus in den engliſchen Poſtkaſſen
iſt erheblich kleiner geworden.
Copyright by Verlag Alfred Bechtbold. Braunſchweig.
(Nachdruck verboten).
29.
Im Rittertal herrſcht Freude und Sonnenſchein.
Eines Tages läd Udö von Geiben Norbert Stauf zu einem Beſuch
in ſeinem Hauſe ein. Es iſt ein Sonntagnachmittag, als die beiden auf der
Terraſſe der Burgvilla beiſammen ſitzen. Stauf iſt überraſcht von dem
prachtvollen Beſitz des Induſtriellen. Geiben hat den Gaſt durch das Haus
geführt und ihm alles Sehenswerte gezeigt. Nun nehmen ſie gemeinſam
den Tee ein und plaudern über dieſes und jenes.
Endlich erhebt ſich Geiben.
„Kommen Sie bitte mit, Herr Stauf”, ſagt er freundlich, „Ich habe
Ihnen noch etwas ſehr Wichtiges zu unterbreiten!“
Er führt den Gaſt in ſein Arbeitszimmer und bittet ihn, Platz zu
nehmen. Er ſelbſt läßt ſich in einem Seſſel am Schreibtiſch nieder. Beide
ſitzen in ganz geringer Entfernung nebeneinander.
Auf dem Schreibtiſch Geibens liegt ein ganzer Stoß uralter vergilbter
Folianten, mit denen er ſich einige Minuten ruhig und gelaſſen zu ſchaffen
(nacht. Das Einglas ſchimmert vor ſeinem Auge, die Züge in ſeinem
ha=
geren Geſicht ſcheinen noch ſchärfer geworden zu ſein. Die gepflegten
Finger der langen ſchlanken Hände blättern in alten Schriftſtücken. Dann
ſcheint er plötzlich in Nachſinnen zu verſinken.
Stauf beobachtet ihn aufmerkſam. Weſen und Charakter des Mannes
da vor ihm haben ihn gefeſſelt ſeit der Stunde, als er ihn zum erſten Male
ſah. Er weiß, daß Geiben viel Geheimnisvolles und Rätſelhaftes an ſich
hat, weiß, daß er eine Sondernatur iſt, wie ihm noch keine begegnet iſt.
Er hat eine große Achtung und Verehrung für ihn und es erfreut ihn das
Wiſſen, daß Geiben an ſeiner Perſönlichkeit viel Anteil nimmt und daß
er ſeinein Schaffen und Streben viel Intereſſe entgegenbringt.
Da reckt ſich Geiben plötzlich auf und richtet den Blick auf ihn.
„Sie werden, Herr Stauf”, beginnt er, „ſicheroft darüber nachgedacht
haben, welche Mötive zu dem herzlichen Verhältnis zwiſchen mir und der
Familie Dingkela geführt haben, nicht wahr?”
„Ihre Frage muß ich allerdings bejahen, Herr von Geiben. Ich
glaubte jedoch, in Ihrem Beſtreben, mit guten und lieben Menſchen
befreundet zu ſein, eine Erklärung zu finden”, antwortet Stauf.
„Nein, das iſt nicht ganz richtig. Ich könnte ſicher mit vielen netten
Leuten befreundet ſein, wenn ich mir Mühe darum gegeben hätte. Aber
ſch bin von Natur aus etwas menſchenſcheu veranlagt. Woran das liegt,
weiß ich nicht. Ich glaube, daß mein Weſen in vielen Teilen krankhaft iſt,
denn ich habe heute abſolut keine Urſache mehr, mich vor den Menſchen
zu fürchten. Ich liebte von jeher die Stille und Einſamkeit, obwohl ich
licht verſchweigen will, daß immer eine große Sehnſucht in mir
ſchlum=
merte, jemanden um mich zu haben, mit dem ich meine Gefühle teilen
könnte. Ich haſſe nichts mehr als das Oberflächliche, das Konventionelle,
das Seelen= und Geiſtloſe! . . . Ich konnte urſprünglich nicht ahnen, als”
ch meine Beziehungen zur Familie Dingkela anknüpfte, daß mir einmal
aus dieſem Hauſe die volle Befriedigung meiner geiſtigen Sehnſucht
rwachſen würde.”
Stauf ſchweigt. Die Darlegungen des Induſtriellen ſind zu myſtiſch,
um eine Antwort darauf zu geben.”
„Es iſt Ihnen bekannt”, beginnt Geiben wieder, „daß ich bei der
Taufe Liſas Pate geſtanden habe. Da alſo zwiſchen dem Mädchen und
mir ein gewiſſes verwandtſchaftliches Verhältnis beſteht, erachte ich es als
eine ſelbſtverſtändliche Pflicht, Ihnen noch vor der Hochzeit als
zu=
künftigem Gatten Liſas ein Geheimnis anzuvertrauen, das nur ich kenne,
von dem Sie aber nach Lage der Dinge unterrichtet ſein müſſen, weil ich
gerne in Zukunft zwiſchen Ihnen und mir eine klare ungetrübte
Atmo=
ſphäre wiſſen möchte!”
„Ihr Vertrauen ehrt mich ſehr, Herr von Geiben!” Stauf iſt
ge=
ſpannt auf den weiteren Fortgang des Geſprächs.
„Es iſt auch mein herzlichſter Wunſch, mit Ihnen befreundet zu
wverden”, ſagt nun Geiben und wendet ſich mehr dem Gaſt zu. „Nicht
nur aus dem Grunde, weil ſie Liſa, die mir ans Herz gewachſen iſt,
heiraten wverden, nein, weil ich Sie außerordentlich ſchätze und viel für
Sie empfinde!“
„O, Herr von Geiben, ich würde glücklich ſein, wenn ich Ihr
Wohl=
wollen und Ihre Freundſchaft genießen könnte!” erwidert Stauf ſichtlich
erfreut.
„Wir werden uns gut verſtehen können, deſſen bin ich gewiß.
Kommen wir nun zur Sache. Ich möchte Sie noch vorher bitten, die
Mitteilung, die ich Ihnen zu machen habe, vertraulich zu behandeln,
wenigſtens inſoweit, als interne Angelegenheiten berührt werden, die
meine Familie und überhaupt unſer Geſchlecht betreffen!“
„Ich weiß das Vertrauen, das Sie in mich ſetzen, zu würdigen!“
Geiben ſitzt nun ſehr würdevoll vor dem Schreibtiſch. Er ſchlägt ein
handgeſchriebenes Buch auf und wirft einen kurzen Blick auf die erſte
Seite. Dann wendet er ſich wieder Stauf zu.
„Es wird vielleicht romantiſch, vielleicht auch märchenhaft klingen,
was ich Ihnen erzähle. Sie dürfen ſich nicht beirren laſſen, ich habe für
meine Darlegungen ganz eindeutige und überzeugende Belege. Die
Familie von Geiben hat aus allerfrüheſter Zeit in ſtaunenswerter Weiſe
ihre Überlieferungen erhalten und die Tradition in ſolchem Maße
ge=
pflegt, wie es kaum genauer bei fürſtlichen Geſchlechtern geſchehen ſein
dürfte. Ich habe z. B. eine Schrift hier liegen, die in Latein niedergelegt
und von meinem Ahnen Reinald von Geiben im 12. Jahrhundert verfaßt
worden iſt. Bitte, Herr Stauf, ſehen Sie und überzeugen Sie ſich ſelbſt!“
Stauf kann einen erſtaunten Ausruf nicht unterdrücken. Er nimmt
die Chronik zur Hand und muß die unwahrſcheinliche Behauptung
Geibens beſtätigen.
„Das iſt ja ungemein intereſſant”, ſagt er und reicht die Schrift
zurück.
Geiben lächelt vor ſich hin. Dann zeigt er mit der rechten Hand auf
den Tiſch. „In den vielen Folianten, die Sie hier ſehen, iſt die ganze
Hiſtorie unſeres Geſchlechts erhalten. Ich habe ſie eigens für dieſen Ihren
Beſuch hierher gelegt. Noch nie ſprach ich darüber zu anderen Menſchen.
Sie ſind der erſte, der einen Einblick in die Materie bekommt. Wenn ich
alle die Stunden, die ich mit dem Studium und der Sichtung dieſer
Schriften verbrachte, zuſammenzählen würde, ſo dürfte dieſe meine
Lieblingsbeſchäftigung wohl ſchon Jahre beanſprucht haben. Ich habe
mir die große Mühe gegeben, einen Auszug aus allen dieſen Schriften
anzufertigen, indem ich in der Form eines Expoſés alle wwichtigen
Eu=
eigniſſe und Begebenheiten, die ſich im Laufe der Jahrhunderte in meiner
Familie zutrugen, herausgriff und aufzeichnete. Das überſetzen fiel mir
mitunter recht ſchwer, aber man bekommt ſo allmählich einen guten Blick
für den Stoff und deſſen Bewältigung, wpenn man mit Luſt und Liebe
bei der Sache iſt. So habe ich nun eine ziemlich genaue Überſicht übe
unſeren Stamnmbaum und alles Wichtige, was ſich in ihm abſpielte. Die
alte Stammburg derer von Geiben hat auf dieſem Berge geſtanden. Die
Ruinen ſind noch vorhanden. Die Burg iſt erſtmalig im 10. Jahrhundert
erſtanden. Sie wurde dreimal zerſtört, aber immer wieder aufgebaut.
Was man heute noch ſieht, ſind die letzten Zeichen eines ganz natürlichen
Verfalls!” Geiben lehnt ſich aufatmend zurück, greift in die Taſche und
hält Stauf ein mit Zigaretten gefülltes Etui hin. „Bitte ſehr — oder
wenn Sie Zigarren wünſchen?"
„Danke — ich rauche gern Zigaretten!” Nachdem ſich der Gaſt
bedient hat, nimmt Geiben ebenfalls eine und drückt ſie nachläſſig zwviſchen
die Lippen.
Staufs Feuerzeug blitzt auf, und er ſteckt beide Zigaretten in Brand.
Daun wartet er aufmerkſam, mit ſtarkem Intereſſe den weiteren Bericht
Geibens ab.
„Sie ſverden wiſſen, Herr Stauf, daß von hier aus jenſeits der
Schlucht, die das Rittertal mit dem Rheintal verbindet, ein Berg iſt,
der dieſem, auf dem die Burgvilla ſteht, in ſeiner Höhe und Beſchaffenheit
ſtark ähnelt. Auf dieſem Berg hat früher die Burg des Geſchlechtes derer
von Dingkela geſtanden!“
„Herr von Geiben, das iſt ja unglaublich!” ruft Stauf überraſcht aus=
„Soll ich Ihnen beſiegelte Dokumente zeigen, die meine Angaben
beſtätigen?"
„Nein, nein, ich zweifle nicht. Entſchuldigen Sie meine vorigen
Worte!”
„Na, Sie ſollen ſich ſpäter von allem überzeugen!— Dieſe Burg de=
Dingkelas hieß früher Stromburg!“
„Wenn ich nicht irre, nennt man den Berg heute Stromberg!"
„Sehen Sie, ja, Sie haben recht! Ich ließ vor zuvei Jahren mehrere
Arbeiter aus meinen Külner Fabriken auf einige Zeit hierherkommen,
mit denen ich auf dem Stromberg Ausgrabungen machte. Ich habe
tat=
ſächlich noch ganz deutliche Spuren von jener Burg entdeckt. So legte
ich unter anderem die Grundmauern frei, die vollſtändig überwachſen
waren. Ich habe darauf beim Kreis bewirkt, daß man jene Bergſpitzc als
Schutzgebiet erklärte!"
„Weiß die Familie Dingkela von Ihren Entdeckungen?"
„Nein, ich hielt ſie bis dahin geheim. Sie werden, wenn ich Ihnen
nachher alles erklärt habe, die Gründe kennen, die mir einſtweilen
Schweigen geboten. Es wird Ihnen nur ſehr verſtändlich ſein, daß ich
mir vor etwa zwanzig Jahren das Haus an dieſem Platze erbauen ließ,
wo früher meine Ahnen durch Jahrtauſende gelebt haben.” Er zieht den
Rauch ſeiner Bigarette einigemale tief in ſich ein und läßt ihn langſam
aus Mund und Naſe ſtrömen. Dann fährt er fort: „Durch intenſives
Studium der Chroniken in all den Jahren meines Aufenthalts hier hat
ſich mir ſo ganz allmählich ein klares Bild über die Zuſammenhänge der
Geſchehniſſe innerhalb meiner Familie in alten Zeiten ergeben. Im
12. Jahrhundert lebts auf der Burg, deren Ruinen hier unweit meines
Hauſes ſtehen, Ritter Manfred von Geiben. Seine einzige Schweſter
Ottilie ehelichte Ritter Guntram von Dingkela von der Stromburg. Dieſe
beiden Geſchlechter müſſen wohl von jeher ſtets ſehr herzliche
freund=
chaftliche Beziehungen unterhalten haben, und ſo iſt es nicht
verwunder=
lich, daß die durch die Heirat geſchaffenen verwandtſchaftlichen Bande die
Familien noch enger zuſammenſchloß. Jene Ottilie miß ſehr ſchön
ge=
weſen ſein und große Liebe für Guntram von Dingkela empfunden
haben.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 12 — Nr. 37
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 7. Februar 1934
UütrSb Tolgat
Ruf nach der Jugend.
Aber die „alken” Kämpfer
nichkt vergeſſen!
Der Ruf nach der Sportjugend geht durch alle Sportländer,
gerade in dem Augenblick, wo die Rüſtungen für die Olympiſchen
Spiele voll eingeſetzt haben. Ein Land, ſo ſagt man ſich, in dem
nicht die Jugend das erſte Glied in der Gefechtsaufſtellung bildet.
ann nicht ſiegen. Gerade die Jungen verfügen über die gläubige
Beſeſſenheit, die Wunderleiſtungen möglich macht, wie ſie von den
Siegern in Berlin verlangt werden. Neben dieſen
wohlbegrün=
deten Ueberlegungen kommt aber der Ruf nach der Jugend oft
genug aus einer erzwungenen Schwäche. Wo die wackeren Streiter
fehlen, ſollen ſie mit der Magie allzu lauten Rufens beſchworen
werden. Ob ſolches Vorgehen, das in allen Ländern bis zu einem
gewiſſen Grade im Schwung iſt, im ſachlichen Jahre 1936 von
Er=
folg ſein wird, muß ſtark in Zweifel gezogen werden. Selbſt wenn
der letzte heranwachſende Menſch auf die Laufbahn geſtellt würde,
iſt damit nicht geſagt, daß über Nacht und entgegen dem
ordnungs=
mäßigen Verlauf der Dinge Weltmeiſter erſtünden. Stärker als
aller Wunderglaube ſcheint uns denn doch der Glaube an die
Realitäten zu ſein, und eine ſportliche Realität iſt es, daß ein
Big Bill Tilden immer noch gegen die Beſten zu ſiegen verſteht,
während viele ſeiner ehemaligen Bezwinger im Nebel des
bürger=
lichen Geldverdienens verſchwunden ſind.
Es wäre eine Sünde gegen den deutſchen Sport, wollten wir
in der heißen Liebe zu der heranwachſenden Jugend jene
ver=
geſſen, die bis zur Stunde die Träger unſerer Hoffnung geweſen
ſind. Bei den beiden letzten Olympiſchen Spielen ſtand immer
wieder Erwin Casmir auf der Planche im Endkampf gegen die
lateiniſche Fechtergarde. Er ſtand als einſamer Fürſt, der ſeine
Gefolgsmannen ſchon lange verloren hatte, ohne Schildträger und
Rufer im Streit. Und er, der Aelteſte, zog mit olympiſchen Ehren
nach Hauſe. Die vielen Jungen aber, die mit dem Meiſter einmal
und auch oft die Klingen kreuzten, ſie haben von dem Geiſt des
Europafechters nicht viel verſpürt. Keiner iſt bis zur Stunde
ge=
kommen, um das Erbe anzutreten, wiewohl es doch ſchon hohe
Zeit geworden iſt. Da hilft kein Wunderglaube. Wenn große
Gegner der deutſchen Fechter zu beſigen waren, dann mußte ſich
mit ergrauendem Haar immer wieder einer aufmachen: Erwin
Casmir.
Der Glaube an die Jugend iſt wichtig. Er ſoll auch im
deut=
ſchen Sport die große Verheißung ſein. Aber darüber darf das
edle Gut nicht verſchleudert werden, das bei den alten
ſieggewohn=
ten Sportleuten liegt. Ueberhaupt iſt das Alter kein Begriff, das
zum Alp für den in Reife gekommenen Sportsmann werden darf.
Altern im Sport iſt Mangel an Wille, iſt eine aus dem
Menſch=
lichen geborene Schwäche. Gibt es nicht „ſteinalte” engliſche
Fuß=
balleracks mit der Verſpieltheit von Gaſſenjungen?
Mag auch die Schnellkraft der Muskeln nachlaſſen, bei den
älteren Meiſtern iſt immer die Weisheit, die der ſtärkſte Antrieb
bleibt, wo Menſchen um ein Ziel kämpfen. Dieſe Tilden und
Casmirs gewinnen vielleicht nicht mehr aus der Aufwallung
ihrer heißen Herzen, das mag die Fülle der Kampfjahre ihnen
ge=
nommen haben, ſie ſiegen aus dem klugen und treffſicheren
Ab=
wägen des Verſtandes, der in ſeiner Wirkung ſtetiger iſt al= das
plötzliche Aufflackern eines jugendlichen Willens. Denn dieſes
Auf=
flackern iſt vergänglich, jene Kraft aber iſt das Erbgut einer
Sportnation. Die Geſetze der Weisheit und Erfahrung können
eingeſchloſſen werden in ein Käſtchen. Was der Tennismeiſter
Tilden weiß, kann zum Vermächtnis werden. Und auch Casmirs
großes ſportliches Sein wird zum dauerhaften Vermögen der
deutſchen Fechter, wenn auch nur einer an ſeiner Seite
heran=
wächſt, der für die Lehren des Meiſters empfänglich iſt.
Wir alle wollen die ſieghafte deutſche Sportjugend, aber ſie
kann nicht durch das magiſche Wort herbeigezaubert werden.
Deshalb dürfen die nicht vergeſſen werden, die berufen ſind, die
jungen Soldaten zum Sieg zu führen, weil ihnen ſelbſt das
Sie=
gen zum gewohnten Handwerk geworden war.
Handball im Kreis Odenwald.
Die Ergebniſſe vom 4. Januar.
Reinheim — Lengfeld
5:4 (5:2).
Kl.=Zimmern — Gr.=Bieberau 777 (3:4).
Die Beſtmannſchaft der Kreisklaſſe 1 („Nord‟) TV. Reinheim
konnte das letzte Spiel gegen Lengfeld knapp gewinnen. Der
Be=
ginn des Spieles ſchien für die Platzelf verheißungsvoll, denn in
kurzen Abſtänden gelingt es ihr vier Tore zu ſchießen. Jetzt
kommt Lengfeld, das erſatzgeſchwächt ſpielt, zu Wort und kann
zwei Tore aufholen, denen Reinheim bis zum Seitenwechſel noch
ein Tor entgegenſetzt. Nach Wiederanpfiff läßt Reinheim ſtark
nach und konnte ſich kaum mehr zu erfolgverſprechenden Aktionen
zuſammenfinden, während die Gäſte jetzt die beſſere Partie
lie=
ferten und auf 5:4 aufholten. Beiderſeits wurde reichlich hart
gekämpft.
Kl.=Zimmern holte gegen Gr.=Bieberau ein Unentſchieden,
dank dem wuchtigeren Sicheinſetzen und dem großen Eiſer heraus.
Den feineren Handball ſpielten indeſſen die Gäſte, nicht zuletzt
auch ruhiger. Daß Kl.=Zimmern noch gleichziehen konnte, lag
ſchließlich auch daran, daß der Gäſtetorhüter nach einer Verletzung
nicht mehr auf der Höhe war.
Am kommenden Sonntag ſpielen: Steinbach — Erbach, 3 Uhr;
Steinbach 2. — Erbach 2. 1.45 Uhr; Momart — König, 3 Uhr;
Nieder=Klingen — Kl.=Zimmern, 3 Uhr; Gundernhauſen
Spachbrücken, 3 Uhr; Lützel=Wiebelsbach — Mümling=Grumbach,
3 Uhr: Böllſtein — Zell. 3 Uhr; Fr.=Crumbach — Reichelsheim,
2.30 Uhr.
TAV. Eppertshauſen — Tgde. Oberroden 1:1 (0:1).
Dieſes Rückſpiel endete wie das Vorſpiel unentſchieden. Es
litt ſtark unter dem hohen Schnee, was auch aus dem niedrigen
Torverhältnis ſpricht. Oberroden legt gleich von Anfang an
mäch=
tig los, ſo daß Eppertshauſens Verteidigung alles aufbieten muß,
den gegneriſchen Sturm in Schach zu halten. In der 12. Minute
bekam der abſeitsſtehende Stürmer Fiſcher den Ball und ſchoß
über den, bei der Abwehr ausgleitenden, Torwart zum erſten
Treffer für Oberroden ein. Eppertshauſen ging nun aus ſich
her=
aus, konnte aber bis zur Halbzeit nichts mehr erreichen. Nach
Wiederbeginn erreichte der Kampf ſeinen Höhepunkt.
Epperts=
hauſen ſpielte auf Ausgleich, aber der hilfloſe Sturm konnte ſich
nicht durchſetzen. Oberroden hielt ſo das Ergebnis bis 7 Minuten
vor Schluß, wo der Ausgleichstreffer fiel. In dem gegneriſchen
Strafraum wurde der Rechtsaußen Tüncher regelwidrig zu Fall
gebracht. Den verhängten Strafwurf ſetzte Frz. Müller unter dem
Jubel der zahlreichen Zuſchauer unhaltbar in die rechte Torecke.
Von den beiden Mannſchaften konnte Oberroden beſſer
ge=
fallen, ganz beſonders im Sturm. Bei dem hohen Schnee wirkte
ſich das geſchloſſene Vorgehen und kurze genaue Zuſpiel gut aus.
während Epvertshauſen mit ſeinem raumgreifenden Flügelſpiel
nicht zur Geltung kam. Auch ſollten einige Spieler der Gaſtgeber
mehr mit dem Ball ſpielen, als mit dem Munde Schiedsrichter
von DöK. Mühlheim konnte im großen ganzen gefallen, Reſerven
5:0 für Eppertshauſen.
Skeding Nachfolger von Edmund Neuendorff.
Reichsſportführer v. Tſchammer und Oſten hat in ſeiner
Eigen=
ſchaft als Führer der Deutſchen Turnerſchaft Oberturnwart
Ste=
ding=Bremen zum ſtellvertretenden Führer der DT. als
Nach=
folger des zurückgetretenen Dr. Edmund Neuendorff ernannt.
Ste=
ding wird auch das Amt des Oberturnwartes weiterhin
ver=
walten.
Sieger der Viererbob=Meiſterſchaft.
Zußball.
Olympia Hahn — SV. 29 Erzhauſen 4:4 (3:2).
Erzhauſen mußte vor dieſem Spiel morgens 5.30 Uhr zum
SA.=Dienſt nach Weiterſtadt antreten. Von dort brachte ſie das
Auto durchfroren nach Hahn. Das Treffen ſelbſt ſpielte ſich auf
vereiſtem Schneeplatze ab. Hahn konnte in der vierten Minute
den erſten Treffer erzielen. Gleich darauf glich Erzhauſen aus.
Bei der Pauſe ſtand das Spiel 3:2 für Hahn. Nach Seitenwechſel
wurde das Spiel aufgeregt und E. konnte nach einer Viertelſtunde,
trotzdem der Halblinke durch eine etwas harte Entſcheidung des
Schiedsrichters des Feldes verwieſen wurde und der Linksauße
vom Platz getragen wurde, mit 43 die Führung übernehmen.
Jetzt kämpfte Hahn mit allen Mitteln und konnte auch noch
gleich=
ziehen Als der Schiri abpfiff, mußte er von Erzhauſen noch in
Schutz genommen werden, trotzdem er Erzh. benachteiligte.
2. Mannſchaften 2,3.
SV. 1919 Lengfeld — Spgg. Gr.=Umſtadt 7:1 (3:0).
„Auf dem mit hohem Schnee bedeckten Sportplatz in Lengfeld
traf man ſich zum Rückſpiel. Seit drei Jahren war es Lengfeld
nicht mehr gelungen, einen Punkt gegen Gr=Umſtadt zu erobern.
Die erſte Viertelſtunde ſah die Gäſte leicht im Vorteil. Die
Mannſchaft gab alles her, um zu Erfolgen zu kommen, war dann
aber völlig erſchöpft und konnte die zahlreichen Angriffe
Leng=
felds nicht mehr aufhalten. Drei Treffer mußte Gr.=Umſtadt in
der erſten Hälfte hinnehmen. In regelmäßigen Abſtänden fielen
nach der Pauſe noch vier weitere Tore. Viele gute Gelegenheiten
wurden noch vergeben. Durch einen Elfmeter kam der Gegner zum
Ehrentor, 7:1 mußten die Gäſte die größte Niederkage der
dies=
jährigen Verbandsſpiele mit nach Hauſe nehmen.
Das Spiel der zweiten Mannſchaften endete mit 9:0 für
Lengfeld.
Kommenden Sonntag, 14.30 Uhr, ſteigt das
bedeu=
tungsvolle Spiel der Klaſſe, Lengfeld
Höchſt. Gelingt
Höchſt ein Unentſchieden, dann iſt es Meiſter; verliert es, fällt die
Meiſterſchaft an Schaafheim. Es iſt aus dieſem Grunde mit einem
ſehr ſpannenden Kampf zu rechuen, zumal Lengfeld noch die 4:1=
Niederlage des Vorſpiels in Höchſt wettzumachen hat. Kein
Fuß=
ſallaz hänger ſollte ſich dieſes Spiel entgehen laſſen. — 2.
Mann=
ſchaften 13 Uhr.
„Wispo 5” mit Wieſe am Steuer beim Nehmen einer Kurve
auf der Bobrennbahn von Schierke, wo die letzte Meiſterſchaft der
diesjährigen Winterkampfſpiele ausgetragen wurde.
Von den Ringer=Makken im Gau 13.
Im Unterbezirk Darmſtadt=Mainz iſt jeßt 88 Mainz durch
ſeinen 17:2
Sieg über 1910 Darmſtadt Meiſter dieſes Bezirks
und ſomit Heſſenmeiſter. Es war dies keine leichte Aufgabe für
dieſe Mannſchaft, zumal ihr gleich der erſte Kampf eine
Nieder=
lage beſcherte. Allerdings hatte zu Anfang der Bantamgewichtler
Heukeroth noch keine Startberechtigung. Durch dieſe Niederlage
nicht entmutigt, ſondern aufgerüttelt, nahm ſie in den folgenden
Kämpfen mit Elan manches harte Bollwerk. Denn es ſind gerade
in dieſem Bezirk alles auserleſene Mannſchaften, die mehrere
Jahre die Spitze beherrſchten und teilweiſe in den
Gruppen=
kämpfen um die Deutſche ein ernſtes Wort mitgeſprochen haben.
Es ſei nur an den mehrjährigen Kreismeiſter Groß=Zimmern
er=
innert, dem auch Mainz nur ein Unentſchieden abtrotzen konnte.
Der Rückkampf beider Mannſchaften ſteht noch aus und wird am
kommenden Samstag in Groß=Zimmern vonſtatten
gehen. Ein ſehr ſchwerer Gang gerade an dieſem Tag der Mainzer
Faſtnacht. Eine eventuelle Niederlage kann den Gäſten auch den
Titel nicht mehr abſtreitig machen, denn im Verlauf der Kämpfe
hat ſich die Mannſchaft zu ſehr diſtanziert.
Der letzte Kampf gegen 1910 Darmſtadt war eine leichte Sache
für Mainz, obwohl 1910 kein zu verachtender Gegner iſt und ſchon
mancher erſtkläſſigen Mannſchaft ein Rätſel aufgegeben hat. Die
Gäſte kamen mit Erſatz, und ſo war ein Sieg ſchon vorweg
aus=
geſchloſſen und trug auch 88 Mainz mit 17:2 den Sieg davon.
„Einen ebenſo fairen und ſchönen Kampf lieferten ſich Mainz=
Weiſenau und KSV. Bensheim. Die Mainzer Vorſtädter, die
an=
fangs die Tabelle anführten, fielen aber ſpäter durch ihre zwei
Niederlagen gegen Mainz und eine in Groß=Zimmern etwas
zu=
rück und ſtehen an zweiter Stelle. Auch ſie haben am Sonntag bei
dem Kampf Hervorragendes geleiſtet, obwohl zwei ihrer beſten
Kräfte pauſieren. Nur ein 14:6=Sieg gelang den gewiß nicht
ſchlechten Bergſträßern. Das Ergebnis des Kampfes war 14:6 für
Weiſenau.
Hart war noch einmal der Kampf zwiſchen Polizei Darmſtadt
und Turngemeinde Dieburg, die ſich aber auch am Schluſſe die
Punkte nur teilen konnten, 8:8 iſt eines der knappſten Reſultate.
und bleiben ſomit beide Mannſchaften auf ihrem Tabellenſtand
Im Bezirk Frankfurt erzielte Neu=Iſenburg durch einen Sieg
über Eckenheim mit 11:6 Gleichſtand an der Spitze mit Hanau.
Der Stichkampf am 18. Februar wird den Sieger ergeben, der in
der Zwiſchenrunde um den Gaumeiſter gegen 88 Mainz anzutreten
hat. Hiermit hat auch dieſer Bezirk mit ſehr wechſelvollen
Re=
ſultaten ſeine Kämpfe beendet.
Haupkverſanmlung
imn Durnſäidler Foſderk Eiun 12194.
Bei dem raſchen Ablauf der ſportlichen Ereigniſſe bleibt nur
ſelten Zeit zur kritiſchen Betrachtung vergangener
Entwicklungs=
ſtadien. Kein Wunder, wenn daher bei der Hauptverſammlung
ausgiebig davon Gebrauch gemacht wird, die zurückliegende Zeit in
ihren markanteſten Merkmalen wieder aufzurollen. Der
langjäh=
rige Vorſitzende und heutige Führer des Darmſtädter Radſport=
Clubs, Hugo Brunner, unterzog ſich bei ſeinem diesjährigen
Bericht der Mühe, nicht nur das vergangene Vereinsjahr, ſondern
auch die Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren
darzuſtel=
len und zu würdigen. Er kam zu dem Ergebnis, daß trotz mancher
Hemmungen der Verein auf dem beſten Wege iſt, ſeine ehemalige
Mitgliedsſtärke von 700 wieder zu erreichen, und er heute ein in
ſich gefeſtigtes Gefüge darſtellt, das, aufgebaut auf breiteſter
Ba=
ſis, Gewähr für eine ruhige, ſtetige Weiterarbeit im Sinne de
neuen Zeit und im Sinne der ſportlichen Ideale bietet.
Gleich=
zeitig iſt damit aber auch das große Verdienſt gekennzeichnet, das
ſich der bewährte Führer des D. R. C. erworben hat. Der
Darm=
ſtädter Radſport=Club wird ſowohl der ſportlichen Breitenarbeit,
wie Spitzenleiſtungen gerecht. Die Berichte der Fachwarte legten
teils von wirklich hervorragenden Erfolgen (Rennſport), teils
aber auch von noch nicht fertiger Arbeit (Saalſport) Zeugnis ab.
Die Rennſportabteilung, zahlenmäßig und ſportlich heute mit an
der Spitze ſtehend, hatte im verfloſſenen Sportjahr eine Reihe von
Erfolgen aufzuweiſen, die ſich in der Folge durch den Zugang
ſtar=
ker Kräfte noch weſentlich erhöhen dürften. Die
Saalſportabtei=
lung unter ihrem Fachwart V. Schwarz weiß ebenfalls von
einem planmäßigen Ausbau zu berichten, ſo daß man auch dort
bald von abgeſchliffenen Leiſtungen ſprechen darf. Ganz
erfreu=
lichen Aufſchwung hat die Hauptabteilung, Tourenfahren, zu
ver=
zeichnen. Hier iſt das Gros des Vereins zuſammengefaßt, und
der Tourenfahrwart Becker ſen, hat gewiß ſeine Freude, wenn
es mit einer oft erſtaunlich großen Anzahl Fahrer und
Fahre=
rinnen hinausgeht in die freie Natur, in die engere und weiter
Umgebung unſerer Heimat, die immer wieder Neues bringt.
Bild=
ausſchnitte aus den einzelnen Abteilungen ſind in ſtets
wechſeln=
der Folge in den Schaufenſtern der Gold= und Silberſchmiede
Schneider, Ernſt=Ludwigsſtraße, und Kaffee Stork.
Grafen=
ſtraße, ausgehängt.
Der Vereinsführer Hugo Brunner wurde erneut beſtätigt
und ihm und ſeinen Mitarbeitern für ihre oft recht mühevolle
Arbeit wärmſter Dank ausgeſprochen. Zu ſeinem
Mit=
arbeitern für das kommende Vereinsjahr berief der Vereinsführe
als Stellvertreter Herrn W. Stork ſowie die ſeither ſchon tä
tigen Fachwarte Schwarz (Saalſport), Hch Becker ſen. (
To=
renfahren), von ihm ſelbſt wird vorläufig die Abt Rennſport
führt, Schriftführer: Freudenberger, Zahlmeiſter: Ft
Bauer, Jugend= und Zeugwart: E. Mohr; Preſſe und Wer=
Klöß ſen, und Röder.
bung,
Mit einem Sieg=Heil auf unſere Führung und dem Abſingen
des Bundeslieds ſchloß die in allen Teilen harmoniſch verlaufene
Jahresverſammlung.
Rr
Der Reichsſportführer hat in einem Telegramm
den Führer des Deutſchen Skiverbandes für die bisherigen
Lei=
ſtungen der deutſchen Skiläuſer im In= und Auslande ſeine vollſte
Auerkennung ausgeſprochen.
Eine neue Gruppeneinteilung wurde bei den
Eis=
hockey=Weltmeiſterſchaften in Mailand getroffen, nachdem durch
Oeſterreichs 0:1=Niederlage gegen Italien beide Nationen mit
Deutſchlaud vunktgleich geworden waren. In der Zwiſchenrunde
ſpielt jetzt Deutſchland zuſammen mit Kanada und Frankreich in
der Gruppe 3. Im erſten Spiel trafen ſich bereits Kanada und
Frankreich, wobei die Kanadier überlegen mit 9:0 (4:0, 5:0, 0:0)
ſiegreich blieben.
Fred Perry brachte gelegentlich des in Adelaide
ſtattfin=
denden Tennis=Länderkampfes England — Auſtralien dem
Auſtra=
lier Crawford mit 6:4, 6:2 eine neue Niederlage bei.
Rundſunk=Programme.
10.10:
104
14.30:
16.0
1.45
18.0:
18.25:
19.00:
20.10:
3.0:
*
20
900:
9.90
1100
15.15:
15.45:
1600:
1700:
17.20.
18.05:
19.0:
20.30:
23.00:
Frantfurt: Mittwoch, 1. Februar
Schulfunk: Von deutſchen Segelfliegern. Hörberſcht.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
Rld Minuten aus dem Sendebezirk.
Nachmittagskonzert des Funkorcheſters, Ltg.: Dr. Merten.
Zeit und Leben.
Stuttgart: Stunde der Jugend: 1. Eme Zeltnacht mit Löwen.
2. Gefahrvolle Schmetterlingsjagd.
Vom Deutſchlandſender: Fliegerbomben. Kurzhösſpiel wn
Werner Plücker.
Stunde der Nation: Winter im Berchtesgadener Lawd.
Deutſche
Heeres= SA.= und SS.=Skimeiſterſchaften 1934.
Aber der Vater iſt dagegen. Heitere Hörfolge von H. Stratz.
Zrüſſel: Europäiſches Konzert.
Ludwig Hebold: Feierabend des Arbeiters.
Faſtnacht im Schwarzwald.
Stuttgart: Nachtſchwärmer. Luſtges muſikal. Potpourt
Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 7. Februar
Schulfunk: Die deutſche
ndſchaft im Lied.
Kindergymnaſtik.
Vormittagskonzert,
10.10.
Zeitfunk. — 11.30: Adele Lüderitz=Ramelow: Haushalt für
Anfänger —
11.50: Zeitfunk.
Kinderſtunde: Tierſchutfunk. — 15.30: Kmnderfunk: Prmm
Karneval und ſein Hofſtaat werden gewählt.
Arbeiter erzählen.
Robert Reinhold: Der Tod im Schacht.
Leipzig: Nachmittagskonzert. Das Funkorcheſter Ltg.: Blumer,
rbomben. Kurzhörſpiel von Werner Plücker.
M
zum Tee. Kapelle Willfried Krüger.
Röſſelſprung nach Noten. Eine luſtige Rätſelſtunde.
München: Stunde der Nation: Winter im Berchtesgadener
Lar
R
eutſche Heeres=, SA.= und SS.=Skimeiſterſchaften
1934 — 20.10: Wagner=Anerdoten.
Aus Wagners Werten. Das Orcheſter des Deutſchlandſenders.
Ltg.: Edwin Lindner. — In der Pauſe etwa 21.10):
Un=
ſterblichkeit. Ein erdachtes Geſpräch von Paul Ernſt
Stuttgart: Nachtſchwärmer. Ein luſtiges muſikaliſches
Pot=
pourri. Das Südfunkorcheſter u. Soliſten. Ltg.: Görlich.
Weiterberichl.
Im Grenzbereich zwiſchen hohem Druck im Weſten und tiefem
Druck im Nordoſten fließt fortgeſetzt ozeaniſche Luft nach dem
Kontinent, die das Wetter neblig=wolkig geſtaltet und ſtellenweiſe
auch zu leichteren Niederſchlägen führen dürfte. Doch wird ſich
auch zeitweilig der hohe Druck noch auswirken, ſo daß nachts die
Temperaturen etwas unter den Gefrierpunkt zu liegen kommen.
Ausſichten für Mittwoch: Neblig, wolkig, nachts Temperaturen
unter, am Tage über Null, meiſt trocken.
Ausſichten für Donnerstag: Keine weſentliche Aenderung.
D e
Verantwortlich ür Politi und Wrtſcha t: Rudol Maupe: ur Feutlleron, Reich
und Ar
Ausland und Heſſiſche
Nachrichten: Max Streels; jür den Schlußdienſt: Andr gs
Bauer
den Kandel:
Quetſ
ch: für Sport: Kar Böhmann. ür „Die
egenwarte Tagesſviegel in Bild und Wor
t: Dr Herbert Nette
ür den
Anzeigen=
eilund geſchäftü
Mitteilungen: Billy Kuh e ſämtl. in Darmſtadt. D A I. 34 23606
Lruck und Verlag: L. C. Bittich Darmſtadt Rheinſtraße 2
für uuverlangte Manuffrivte wird Garanti der Rückſendung n ich” übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
Nummer 37
Mittwoch; 7. Februar
latte
Die wirtſchafttiche Lage im Januar 1934.
Belebungszeichen in verſchiedenen
Branchen.
Auf Grund der Berichte der deutſchen Induſtrie und
Handels=
kammern, Handwerkskammern und Wirtſchaftsverbände zeigt die
allgemeine wirtſchaftliche Lage im Januar 1934 folgendes Bild:
Wenn man berückſichtigt, daß der Januar im allgemeinen als
ſai=
ſonſtiller Monat anzuſehen iſt, ſo kommt der Feſtſtellung beſondere
Bedeutung zu, daß die Geſamtbeurteilung auch dieſes
Monats ein den Umſtänden entſprechend gutes Bild
ver=
mittelt. Insbeſondere machen ſich in den verſchiedenen Branchen
als belebendes Moment die Vornotierungen für das
Frühjahrs=
geſchäft bemerkbar. Demgegenüber wird nach wie vor in allen
Induſtriezweigen ein Stillſtand des Auslandsabſatzes gemeldet.
Im Steinkohlenbergbau hat die Förderung im
Ver=
gleich zum Vormonat zugenommen. Auf dem Weltmarkt iſt ein
ſcharfer Wettbewerb zu verzeichnen. Im oberſchleſiſchen
Bergbaugebiet ergab ſich infolge des warmen Wetters ein
Rückſchlag. Im Braunkohlengebiet iſt die
Produktions=
ziffer gehalten worden. In der Großeiſeninduſtrie iſt
über keine weſentliche Veränderung zu berichten, wenngleich auch
in dieſem Monat ſich das Arbeitsbeſchaffungsprogramm der
Reichsregierung weiter ausgewirkt hat. Das
Roheiſenin=
landsgeſchäft iſt weiter befriedigend. Optimiſtiſch beurteilt
wird auch der Erzmarkt. Die Lage im Eiſengroßhandel
iſt unverändert. Beſondere Fortſchritte im Inlandsgeſchäft hat
die Maſchineninduſtrie aufzuweiſen. Die
Automobil=
induſtrie konnte ihre erhöhte Produktionsziffer nicht halten.
Der Metallmarkt weiſt eine ſchwächere Tendenz auf,
da=
gegen hat ſich die elektrotechniſche Induſtrie dauernd
günſtig entwickelt. Der Stand der chemiſchen Induſtrie
weiſt keine Aenderung auf. In der Textilinduſtrie ſind
günſtige Umſätze zu verzeichnen. In der Konfektion iſt die
Nachfrage geſtiegen. Gut durchgeſetzt hat ſich die
Holzwirt=
ſchaft. Die Vorkriegspreiſe ſind wieder erreicht.
Der Baumarkt iſt verhältnismäßig gut beſchäftigt. In
der Nahrungsmittelinduſtrie iſt das Geſchäft ruhiger
eworden, die Lagerhaltung hat leicht zugenommen. Durch
Maßnahmen der Regierung ſind gewiſſe Preisſenkungen
einge=
treten. In der Schiffahrt iſt eine Verkehrsbelebung
feſtzu=
tellen. An den Banken und Börſen trat nach einer
Ge=
ſchäftsſtille zu Monatsbeginn ein Anziehen der Kurſe ein,
ins=
beſondere iſt eine gute Ueberwindung des Jahresultimo zu
ver=
zeichnen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Der Erzbergbau im Lahn=Dill=Gebiet. Die Aufwärtsbewegung
im Erzbergbau des Lahn=Dill=Gebietes macht nach dem Bericht
des Berg= und Hüttenmänniſchen Vereins e. V. Wetzlar, weiter
gute Fortſchritte. Inzwiſchen hat eine ſtärkere Nachfrage nach
Eiſen=
erzen, wenn auch zunächſt nur nach guten Sorten, ſeitens der
Hüt=
tenwerke eingeſetzt. Einige Neuabſchlüſſe ſind bereits zuſtande
ge=
kommen. Wenn der Bedarf der Hochöfen weiter ſteigt, darf auch
eine allmähliche Abnahme der Hallenbeſtände erhofft werden. Die
Belegſchaftsziffer iſt gegen den Monat Dezember leicht
angeſtie=
gen. Trotz erhöhter Förderung überſtieg der Abſatz dieſe um
mehrere tauſend Tonnen, was auf die Beſſerung der
Verſandver=
hältniſſe zurückzuführen iſt.
Eiereinfuhr und Meldepflicht. Die von der Reichsſtelle, für
Eier, Berlin C. 25. Alexanderplatz 2, angeforderte Meldung über
die Einfuhr von Eiern in den Jahren 1932 und 1933 iſt bisher
nur von einem Teil der Importeure, und dann größtenteils auch
noch unvollkommen, gemacht worden. Die Importeure werden
hiermit zum letztenmal aufgefordert, der Reichsſtelle für Eier
für jeden einzelnen Monat und nach den einzelnen
Herkunftslän=
dern getrennt — die Eiereinfuhr anzugeben. Importeur im Sinne
dieſer Aufforderung iſt nur derjenige, der die Ware im Ausland
kauft und ſie auch in ausländiſcher Währung zu zahlen hat.
Einigung über die Einordnung in den Reichsnährſtand. Der
Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft, R. Walther
Darre, und der Reichswirtſchaftsminiſter Schmitt ſind über vom
Reichsnährſtandsgeſetz berührten Gruppen der Induſtrie, des
Han=
dels und Handwerks einig geworden. Es wurde richtunggebend
feſtgelegt, daß die erwähnten Wirtſchaftsgruppen in ſich ſtraff
or=
ganiſiert werden und für die Fragen der Marktregelung vom
Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft, im übrigen
vom Reichswirtſchaftsminiſter geführt werden. Die Feſtlegung
der Einzelheiten erfolgt in aller Kürze.
Frankfurter Börſe. Vom 7. Februar 1934 ab werden die von
der Caiſſe Commune abgeſtempelten Stücke der 4½proz. Oeſterr.
Staats=Schatzanweiſungen ausſchließlich Zinsſchein Nr. 19 und
31: 4proz. Oeſterr. Goldrente ausſchließlich Zinsſchein Nr. 45 und
din Wgle Sageſtenie zun Aaif augchlieiſch
aeſ.
Zinsſchein Nr. 24 und 37 an der Frankfurter Börſe gehandelt
und notiert.
Konſervenfabrik Johann Braun AG., Pfeddersheim bei
Worms. Wie der FWD. erfährt, war wie allgemein in der
Kon=
ſerveninduſtrie, ſo auch bei der Geſellſchaft die
Geſchäftsentwick=
lung im laufenden Jahr durch höhere Einkaufspreiſe der 1933er
Ernte beeinflußt. Angaben über das finanzielle Ergebnis ſind erſt
nach Ablauf der noch ausſtehenden drei Verkaufsmonate möglich.
Die finanzielle Lage iſt gegen das vergangene Jahr unverändert,
Die Geſellſchaft iſt ſehr flüſſig, Bankſchulden ſind nicht vorhanden
(i. V. 4 Prozent Dividende). Mit der Neuregelung für die
ge=
ſamte deutſche Konſerveninduſtrie wird die endgültige
Marktge=
ſundung durch Beſeitigung der Ueberproduktion und
Schleuder=
preiſe erwartet,
Umtauſchangebot der „Miag‟. Die Migg Mühlenbau und
In=
duſtrie AG., Braunſchweig, bietet den inländiſchen Beſitzern der
7proz. Dollaranleihe von 1926 einen Umtauſch an, und zwar für
je 1000 Dollar Nennwert nebſt Zinsſcheinen fällig 1. 6. 94 und
folgende je 3000 RM. Nennwert neuer, mit 5 Prozent jährlich
verzinslicher auf den Inhaber lautender
Reichsmarkſchuldver=
ſchreibungen mit Zinsſcheinen fällig 1. 6. 34 und ſolgende. Es ſind
zertifizierte und nicht zertifizierte Dollarbonds zugelaſſen, ſoweit
ſie bis zum 15. 3. bei der Deutſchen Golddiskontbank aufgeliefert
werden, ohne Rückſicht auf den Zeitpunkt des Erwerbs.
Berliner Produktenbericht vom 6. Februar. Im
Getreidever=
kehr hat ſich nichts geändert, Bei geringem Beſuch war die
Ab=
ſchlußtätigkeit unbedeutend, da man erſt weitere Entwicklung
be=
züglich Erleichterung der ſtatiſtiſchen Poſition abwarten will.
An=
gebot in Brotgetreide auf Baſis der Feſtpreiſe reichlich, zweite
Hand mit Offerten etwas vorſichtiger. Preisveränderungen nicht
zu verzeichnen, Exportſcheine ſtetig. Am Mehlmarkte nur kleine
Bedarfskäufe. Hafer bei behaupteten Forderungen ausreichend
offeriert. Konſumnachfrage gegenüber der Vorwoche wieder
ge=
ringer, Gerſte unveränderte Marktlage.
Biebmärkfe.
Ladi de Gechlene ich z eche eiſef d di
Preiſe auf gleicher Hſiöhe hielten. Auch Schlachttiere waren au
dem Markt im Preiſe etwas nachgebend. Der nächſte Pſerdemarkt
findet am 5. März ſtatt.
Berliner und Frankfurker Effektenbörſe.
Obwohl ſich an der Grundtendenz der Berliner Börſe auch
geſtern nichts änderte, zeigte das Kursniveau kein ganz
einheit=
liches Bild, da ſowohl von ſeiten des Publikums als auch der
Kuliſſe Teilrealiſationen und Gewinnmitnahmen erfolgten.
Ins=
beſondere gilt dies natürlich für die in den letzten Tagen
favori=
ſierten Werte, ſo z. B. Berliner Maſchinen, die um 2 Prozent
nachgaben. Andererſeits waren aber auch erneute
Kursſteigerun=
gen zu beobachten So konnten die ſchon vorgeſtern in den
Vorder=
grund des Intereſſes gerückten AEG. erneut / Prozent gewinnen,
Deutſche Atlanten ſogar 2½ Prozent höher ankommen. Der
divi=
dendenloſe Engelhardt=Abſchluß hatte, obwohl er nicht
uner=
wartet kam, eine Abſchwächung der Aktie um 4½ Prozent zur
Folge, wodurch auch die übrigen Werte des Marktes mitgezogen
wurden (Schultheiß minus 2X Prozent). Der bereits vorgeſtern
bekanntgewordene Abſchluß der Snia Viscoſa regte weiter
zu Käufen in Kunſtſeidewerten an, ſo daß Aku ihre
Aufwärtsbe=
wegung um 1½ Prozent und Bemberg um ½ Prozent fortſetzen
konnten. Verhältnismäßig wenig beachtet blieben geſtern
Mon=
tane, die mit Ausnahme von Rheinſtahl und Stahlverein bis zu
½ Prozent nachgaben. Das Gleiche gilt auch für
Braunkohlen=
papiere. JG. Farben gingen zum erſten Kurs von 129 recht
leb=
haft um, bröckelten allerdings im Verlauf um ¼ Prozent ab. Die
variabel gehandelten Bankaktien kamen durchweg feſter zur Notiz,
doch hielten ſich die Umſätze in dieſen Papieren in recht engen
Grenzen. Am Rentenmarkt blieb es vorerſt noch ſehr ruhig, und
es hat auch nicht den Anſchein, als ob ſich an der Geſchäftsſtille
der letzten Tage etwas ändern würde. Von den deutſchen Renten
büßten Altbeſitz 15 Rpfg. und Neubeſitz 5 Rpig. ein Dagegen
machte ſich wieder etwas lebhaftere Nachfrage für
Reichsſchuld=
buchforderungen bemerkbar, von denen die ſpäten Fälligkeiten um
zirka ½ Prozent höher umgingen.
Der amtliche Frankfurter Börſenverkehr ſtand faſt
ausſchließ=
lich unter dem Zeichen einer ziemlich weitgehenden Zurückhaltung
bei Publikum und Kuliſſe. Das geringe Volumen der
Kaufauf=
träge und ein gewiſſes Abebben der Neuengagements hatten meiſt
kleine Rückgänge zur Folge, die im allgemeinen aber kaum über
Prozent hinausgingen. Man kann es als Zeichen für die
er=
bebliche Widerſtandskraft der Börſe in ſich betrachten, wenn ſich
die Kursverluſte in der genannten, engen Grenze hielten.
Ledig=
lich am Montanmarkt waren die Abſchwächungen etwas größer.
So verloren Gelſenkirchen, Buderus, Rheinſtahl und Phönix von
—1 Prozent, indeſſen fielen Mansfelder Bergbau mit plus ½
Prozent und Stahlverein mit plus ½ Prozent aus dem Rahmen
heraus. Elektrizitätswerte hielten ſich in der Grenze der
nor=
talen Abſchwächungen, Elektr. Lieferungen minus ½ Prozent,
iemens minus ½ Prozent, dagegen Gesfürel behauptet. AEG.
½ Prozent höher. Eine kleine Erhöhung zeigten Kunſtſeidenwerte,
AKU. plus ½ Prozent, Bemberg plus ½ Prozent, vermutlich im
Zuſammenhang mit den geſteigerten Abſatziffern für 1933. Im
übrigen eröffneten Reichsbank ½ Prozent höher, dagegen Hapag
Prozent. Deutſche Linoleum und L. Tietz je
Prozent,
Zell=
ſtoff Waldhof ½ Prozent und Daimler Motoren 88 Prozent
nie=
driger. Auch JG. Farbeninduſtrie gaben um ³ Prozent nach.
Der Rentenmarkt litt ebenfalls unter dem wenig
umfang=
reichen Geſchäft. Altbeſitzanleihe gaben ¼ Prozent,
Neubeſitzan=
leihe 10 Pfg. nach, letztere konnten ſich aber bald erholen. Späte
Reichsſchuldbuchforderungen waren gefragt und ½ Prozent höher.
Von Ausländern lagen Ungar. Goldanleihe weiter etwas
nie=
driger. — Im Verlaufe hielt die Geſchäftsſtille an allen Märkten
unvermindert an. Während Renten ziemlich behauptet blieben,
bröckelten Aktien meiſt weiter ab.
Die im Mittagsverkehr vorherrſchende ſchwächere Stimmung
wich an der Abendbörſe einer etwas zuverſichtlicheren Haltung
und die Abſchwächung des Kursniveaus kam zum Stillſtand. Auf
der ermäßigten Baſis zeigte ſich hier und da kleines Kaufintereſſe.
ſo daß die niedrigen Berliner Schlußkurſe meiſt gut behauptet
waren, zum Teil auch leichte Beſſerungen aufwieſen. So konnten
ſich Harpener um ½ Prozent, Daimler um ¼ Prozent erholen,
während JG. Farben mit 128 Prozent unverändert eröffneten.
Auf erneut feſte Meldungen aus Amſterdam zogen AKU. um 7
Prozent an. Das Geſchäft war an allen Märkten nach wie vor
gering. Am Rentenmarkt lagen umgetauſchte Reichsmark=Anleihen
eher etwas niedriger, von deutſchen Anleihen ſetzten Altbeſitz nur
knapp behauptet ein. Im Verlaufe war die Kursgeſtaltung
unein=
heitlich und meiſt wieder etwas leichter.
Reichseinnahmen und ausgaben
im Dezember.
Eine Mitkeilung des Reichsſinanzminiſteriums.
Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums im Dezember
1933 (Angaben in Millionen RM.) im ordentlichen Haushalt die
Einnahmen 561,6 (im November 489,6) und die Ausgaben 589,9
(471,3); mithin ergibt ſich für Dezember eine Mehrausgabe von
28,3 (im Vormonat Mehreinnahme von 18,3). Da die Einnahmen
in den Monaten April bis Dezember 4527,7 und die Ausgaben
im gleichen Zeitraum 4364,8 betragen haben, ergibt ſich für Ende
Dezember eine Mehreinnahme von 162,9 (für Ende November
eine ſolche von 191,2), Der aus dem Vorjahr übernommene
Fehl=
betrag von 1654,6 vermindert ſich um die vorgeſehene
Schulden=
tilgung von 75,0 auf 1579,6. Unter Berückſichtigung dieſes
Fehl=
betrags ſtellt ſich das Defizit Ende Dezember 1933 auf
1416,7 (1396,7 Ende November).
Im außerordentlichen Haushalt wurden im Dezember 2,1
(1,6) verausgabt, ſeit Beginn des Rechnungsjahres 16,9, während
Einnahmen wiederum nicht ausgewieſen werden. Der vom letzten
Rechnungsjahr her vorhandene Beſtand von 37,1 vermindert ſich
daher auf 20,2. Für beide Haushalte einſchließlich
der aus dem Vorjahr übernommenen
Fehlbe=
träge bzw. Beſtände errechnet ſich für Ende
De=
zember ein Defizit von 1396,5 (Ende November 1374,4),
Der Kaſſenſollbeſtand des Reichs belief ſich am
31. Dezember 1933 auf 1746,0 (30. November 1696); davon ſind
1716,0 (1688,0) verwendet worden. Es war daher Ende Dezember
bei der Reichshauptkaſſe und den Außenkaſſen ein Beſtand von
30,0 (8,0) vorhanden.
Die auf Reichsmark (Goldmark) lautende Reichsſchuld
belief ſich am 31. Dezember 1933 auf 8380,4 gegenüber 7684,2 am
30. September 1933, darunter 1043,8 (1043,2)
Reichsſchuldbuchfor=
derungen auf Grund des Kriegsſchädenſchlußgeſetzes, 3644,2
(3793,0) Anleiheablöſungsſchuld des Reichs mit
Ausloſungsrech=
ten, 616,5 (632,7) Anleiheablöſungsſchuld, ohne Ausloſungsrechte,
408,8 (408,9) Rentenbankdarlehen und 177,4 (178,5) Schuld bei
der Reichsbank. Das auf fremde Währungen lautende
Schuld=
kapital ſtellte ſich am 31. Dezember auf 1900,0 (2579,5), ſo daß
die geſamte Reichsſchuld mit 10 280,5 (10 263,7) ausgewieſen
wird.
Die ſchwebende Schuld des Reichs belief ſich am
30. Dezember auf 2032,6 gegen 2051,9 am 30. November 1933.
Von Steuergutſcheinen waren in den gleichen Zeiträumen 1215.2
bzw. 1148,1 in Umlauf.
Kleine Wirtſchaffsnachrichten.
Laut Ermittlungen des Statiſtiſchen Reichsamtes ſtellten ſich
in der Woche vom 29. Januar bis 3. Februar 1934 die Indizes für
Aktien auf 71.44 gegen 70,02 in der Vorwoche, für 6 Prozent
feſt=
verzinsliche Wertpapiere auf 91,76 gegen 91,84.
Die Süddeutſche Zinkblechhändlervereinigung hat ihre Preiſe
mit Wirkung vom 6. Februar 1934 um zirka 1½ Prozent erhöht.
nachdem eine Ermäßigung um zirka 2 Prozent am 16. Januar
1934 vorausgegangen war.
Der Januar=Abruf in Stickſtoff war lebhaft und erreichte ſeinen
Höhepunkt am Stichtag, dem 20. Januar 1934. Sowohl der
Ab=
ſatz im Monat Januar als auch der Abſatz in dem bis jetzt
abge=
laufenen Teil des Düngejahres — Juli 1933 bis Januar 1934
übertrifft denjenigen der gleichen Zeit des Vorjahres erheblich.
Zu Beginn des Berichtsmonats — am 5. Jan. 34 — wurden auch
die neuen Stickſtoffpreiſe bekanntgegeben, die eine Senkung von
ſt 7 Prozent zeigen und rückwirkend fur alle Lieferungen ab 1,7.
1938 gelten.
Die Wirtſchaftsſtelle für Kraftfahrzeugreifen (Wikrafa) hat
auch beim RWM. den zwangsweiſen Beiſchluß der beiden
Außen=
ſeiter des Gummireifenkartells beantragt. Das RWM. hat
zu=
nächſt Einigungsverhandlungen angeordnet.
Am freien Markt in London wurde geſtern Gold im Werte
von 1 500 000 Pfund Sterling zum Preiſe von 139/3 sh pro Unze
Feingold verkauft.
Berliner Kursbericht
vom 6. Februar 1934
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Frankfurter Kursbericht vom 6. Februar 1934.
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Seite 14 — Nr. 37
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Mittwoch, 7. Februar 1934
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