Einzelnummer 10 Pfennige
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 23
Mittwoch, den 24. Januar 1934.
197. Jahrgang
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Grangoſtſce Mmwort nech m diefem Monnt
Prüfung der deutſchen Ankwork durch die zuſtändigen Reſſorks. — Umſchwung der Pariſer Preſſe.
Stimmungsmache für eine Erweikerung des Kreiſes der Verhandlungsparkner.
Der Blihableiter.
Die verſchiedenen franzöſiſchen Skandale haben die Regierung
Chautemps wieder in eine recht ungemütliche Stellung
hinein=
manövriert, was offenbar den Miniſterpräſidenten veranlaßt hat,
ſich in ſeiner Not an Paul Boncour zu wenden, der ihm wieder
Luft ſchaffen ſoll.
Allerlei Anzeichen deuten darauf hin, daß man am Quai
dOrſay durchaus nicht abgeneigt iſt, für eine Ablenkung der
Parlamentarier und öffentlichen Meinung von
den Skandalaffären zu ſorgen. Während man noch bis in
die letzten 24 Stunden hinein die deutſche Antwortnote mit einer
wenn auch gemeſſenen, Höflichkeit behandelte, iſt jetzt ein
un=
verkennbarer Stimmungsumſchwung zu
verzeich=
nen, der wohl auf einen Wink vom Pariſer Außenminiſterium hin
erfolgte.
Die ganze Abrüſtungsfrage will man jetzt zum Blitzableiter
machen. Sie ſoll erneut in den Vordergrund geſchoben werden, um
die öffentliche Aufmerkſamkeit auf dieſes Thema zu lenken. Man
will aber etwas Neuartiges bieten und da ſcheint man am Quai
dOrſay mit dem Gedanken zu ſpielen, zunächſt einmal
feſtzuſtel=
len, daß die Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen
Deutſchland und Frankreich viel zu tief ſind, um
überbrückt werden zu können und daß unter Umſtänden
ein Schlußſtrich darunter zu ziehen iſt.
Das würde alſo bedeuten, daß Frankreich die
Fort=
ſetzung der direkten deutſch=franzöſiſchen
Aus=
ſprache ablehnt und nunmehr nach einer Erweiterung des
Kreiſes der Verhandlungspartner ſucht, wovon unmittelbar nach
Ueberreichung der deutſchen Antwort ſchon einmal die Rede war.
Immer vorausgeſetzt, daß es tatſächlich zu dieſer Entwicklung
kommt und daß nicht im letzten Augenblick irgendwelche Momente
in die Erſcheinung treten, die eine neue Aenderung der
franzö=
ſiſchen Taktik auslöſen. Die Antwort der Franzoſen ſoll
in der nächſten Woche, wenn nicht gar ſchon Ende
dieſer Woche fertiggeſtellt werden. Die zuſtändigen
Reſſortminiſter haben Abſchriften des Dokuments erhalten. Sie
ſind in die Prüfung eingetreten und wohl auch gebeten worden,
ſich kurzfriſtig zu äußern.
In das ganze franzöſiſche Spiel würde es hineinpaſſen, der
Abrüſtungsfrage einen neuen Dreh zu geben,
etwa dergeſtalt, daß man nun mit den Engländern und
Italie=
nern ein Geſchäft gegen uns zuſtande zu bringen ſucht. Man denkt
daran, die Abrüſtungskonferenz ohne uns zu ſtarten,
die natürlich den Auftrag mit auf den Weg bekommen würde,
eine Konvention auszuarbeiten, durch die ſich die
Siegerſtaaten gegenſeitig nicht behindern
wür=
den, die aber auch uns keinerlei Handhabe
bie=
ten würde, zur Anwendung der
Gleichberechti=
gung zuſchreiten. Aber manches ſpricht doch wieder dagegen,
daß Rom und London dieſes Spiel mitmachen. Immerhin iſt es
nicht ganz ausgeſchloſſen, daß man am Quai d’Orſay neue Pläne
geſchmiedet hat und uns von einer anderen Seite her diplomatiſch
beizukommen ſucht, um unſere Stellung in Europa zu erſchweren
und dann daraus für die Erreichung ganz beſtimmter Ziele Nutzen
zu ziehen.
3
Der polikiſche Soldak.
In den Betrachtungen und Ueberlegungen Frankreichs zum
Abrüſtungsproblem ſpielen die nationalſozialiſtiſchen
Sturmabtei=
lungen heute die gleiche Rolle wie früher der Stahlhelm und die
übrigen vaterländiſchen Verbände. Die Angriffe und
Verdächti=
gungen der Vergangenheit haben wir noch nicht vergeſſen. Auch
Frankreich hat ſeine Gewohnheit noch nicht abgelegt, alle
Organi=
ſationen und Vereinigungen, die rein innerpolitiſchen Zwecken
dienen, aber ſtraff aufgezogen ſind, als verkappte militäriſche
Re=
ſerven hinzuſtellen. Infolgedeſſen nehmen auch SA. und SS. in
den deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen einen beſonderen Raum
ein.
In der franzöſiſche Preſſe iſt behauptet worden, daß die
Reichsregierung ſich bereit erklärt haben ſoll, in eine Begrenzung
der SA. einzuwilligen und deren Kontrolle durch die Gegenſeite
zuzugeſtehen. Wer die Abrüſtungsverhandlungen der letzten Zeit
aufmerkſam verfolgt hat und wer ſich noch an die Reden des
Reichskanzlers erinnert, der weiß ganz genau, daß eine derartige
Kontrolle nur auf der Baſis der Gegenſeitigkeit vonſtatten gehen
kann. Von einer Begrenzung kann aber gar keine Rede ſein, weil
die SA. zum Fundament des Staates gehört und einen
ausge=
ſprochen politiſchen Charakter beſitzt. Alles, was mit der
deut=
chen Innenpolitik zu tun hat, ſteht in keinerlei Zuſammenhang
mit der Abrüſtungsfrage, auch wenn ſich die ausländiſche Preſſe
auf einen Wink von oben her alle Mühe gibt, davon zu ſprechen,
daß die SA. beinahe das Zentralproblem der Abrüſtung ſei.
So hört man jetzt plötzlich von einem engliſchen „Kompromiß=
Vorſchlag”, wonach die SA. in die in Ausſicht genommene Miliz
eingeſchaltet werden ſoll, und zwar in der Weiſe, daß man
Deutſchland 300 000 Mann Reichswehr zugeſteht. Dieſe 300 000
Mann aber alljährlich aus der SA. genommen werden ſollen, ſo
daß dann in acht Jahren die ganze SA. durch die Reichswehr
auf=
geſogen ſein würde. Das würde aber bedeuten, daß ſich dann
Deutſchland verpflichten würde, jeden Nachwuchs in der SA. zu
un=
terbinden.
Dieſer Kompromißvorſchlag, wenn er wirklich in den
engli=
ſchen Ueberlegungen vorhanden ſein ſollte, geht ebenfalls von
fal=
ſchen Vorausſetzungen aus. Die SA. iſt eine Schutzſtaffel der
Natio=
nalſozialiſtiſchen Partei. Sie wurde gebildet, um die
Veranſtal=
tungen der Nationalſozialiſten gegen Störungen ihrer politiſchen
Gegner zu ſichern, und um vor allem auch ein Gegengewicht gegen
den Kommunismus abzugeben. Jeder, der mit der SA. einmal
in Berührung gekommen iſt, weiß, daß ſie eine ausgeſprochen
poli=
tiſche Kampftruppe iſt, die nur deswegen ſtraff organiſiert wurde,
um ihr eine politiſche Stoßkraft zu verleihen. Mit irgendwelchen
militäriſchen Formationen, ſelbſt wenn ſie noch ſo dürftig wären,
kann die SA. jedoch nicht auf eine Stufe geſtellt werden; erfolgt
doch ſchon keinerlei Auswahl der Mitglieder nach militäriſchen
Geſichtspunkten. Der SA. gehören Perſonen jeder Altersſtufe an.
In ihren Reihen befinden ſich geſunde und kranke Männer, die
für militäriſche Zwecke abſolut untauglich ſind.
Für die Reichsregierung kann es keine ernſthafte Debatte
we=
gen der SA. geben. Wenn in der deutſchen Antwortnote die SA.
erwähnt worden iſt, dann nur, in dem bereits gekennzeichneten
Sinne. Die Reichsregierung hat noch einmal den Charakter des
SA.=Mannes als politiſchen Soldaten umriſſen, den man in die
Abrüſtungsrechnung nicht mit einbeziehen kann.
Auch Seeabrüſtung?
Schuß der deutſchen Küſtenſtädte dringend
erforder=
lich. — Die alken Anlagen völlig unmodern.
Aus engliſchen Quellen kommt die Behauptung, daß die
Reichsregierung in ihren Verhandlungen mit Frankreich auch die
Frage der Abrüſtung zur See aufgeworfen haben ſoll. Da der
Inhalt der deutſchen Antwort von deutſcher Seite nach wie vor
vertraulich behandelt wird läßt ſich nicht feſtſtellen, ob die
eng=
liſche Information den Tatſachen entſpricht. Wenn man aber
ein Geſpräch über die Abrüſtung führt, dann iſt es u. E.
eigent=
lich ſelbſtverſtändlich, alles zu berückſichtigen, was für die
Ab=
rüſtung reif iſt oder in den Abrüſtungsrahmen hineingehört.
Die deutſch=franzöſiſchen Unterhaltungen haben fich, ſoweit
aus den franzöſiſchen Indiskretionen zu entnehmen iſt, bisher
im weſentlichen auf die Land= und Luftſtreitkräfte konzentriert.
Aber die deutſchen Grenzen ſind in der Nordſee und in der
Oſtſee ebenſo ungeſichert wie unſere Landesgrenzen Frankreich,
Polen und der Tſchechoſlowakei gegenüber. Auch die kleinſte
Flotte kann jederzeit die deutſchen Küſtenſtädte unter Feuer
neh=
men, ohne daß eine Gegenwehr möglich wäre. Die geringen
Ver=
teidigungsanlagen, die uns auf Grund des Verſailler Vertrages
belaſſen worden ſind, verdienen nicht einmal den Namen, den
man ihnen im Verſailler Diktat gegeben hat. Ihre geſamten
Anlagen ſind aller Welt bekannt. Außerdem ſind ſie unmodern
und zur Abwehr moderner Kriegsſchiffe überhaupt nicht zu
ge=
brauchen.
Wenn wir alſo von der Gegenſeite fordern, daß unſeren
Sicherheitswünſchen Rechnung getragen wird, dann müſſen wir
konſequenterweiſe auch die Seeabrüſtung mit zur
De=
batte ſtellen. Uns intereſſiert nicht, was zwiſchen den
See=
mächten an Verträgen vorhanden iſt. Uns intereſſiert lediglich
die abſolute Unſicherheit der Küſtengebiete, die ja vor einiger
Zeit durch franzöſiſche Flieger, die ſich auf dem Wege nach
Skan=
dinavien befanden, angeflogen wurden. Im Ernſtfall hätten wir
keine Möglichkeit gehabt, einen derartigen Angriff aus der Luft
auf unſere Seeſtädte abzuwehren, da es uns ebenfalls unmöglich
iſt, zu verhindern, daß man unter dem Schutz ſchwerer
Schiffs=
geſchütze große Expeditionskorps an den Mündungen der Elbe
und Oder landet.
Die Engländer könnten uns eigentlich dankbar ſein, wenn
wir tatſächlich die Seeabrüſtung zur Sprache gebracht haben
ſollten. Denn ſie befinden ſich ebenfalls unter dem unerträglichen
Druck der gewaltigen franzöſiſchen Flotte, mit deren Kampfkraft
ſich unausgeſetzt die engliſche Fachpreſſe beſchäftigt, die in jeder
Woche mindeſtens einen Artikel über eine Blockade der britiſchen
Inſeln durch franzöſiſche Unterſeeboote veröffentlicht.
Engliſche und ikalieniſche
Bermitklungs=
aktion
zwiſchen Deukſchland und Frankreich?
EP. Mailand, 23. Januar.
Wie die Zeitung „Sera” beſtätigt, wird ſowohl von der
Re=
gierung von Rom als auch von der engliſchen die Möglichkeit
ge=
prüft, jetzt eine Vermittlungsaktion zwiſchen dem deutſchen und
dem franzöſiſchen Standpunkt in der Abrüſtungsfrage einzuleiten.
In, den italieniſchen Regierungskreiſen glaube man beim
gegen=
wärtigen Stand der Dinge weniger an die Möglichkeit einer
tat=
ſächlichen Abrüſtung, als an einen vollſtändigen
Rüſtungsſtill=
ſtand, während deſſen eine umfaſſende politiſche Solidarität
an=
gebahnt werden ſollte als beſte Vorausſetzung für eine tatſächliche
Abrüſtung. In dieſem Sinne äußern ſich auch die maßgebenden
Blätter.
Der am Diestag nachmittag zu einer Sitzung
zuſammengetre=
tene Abrüſtungsausſchuß des engliſchen Kabinetts beſchäftigte ſich
vor allem mit den deutſchen Antwortnoten auf die engliſche Frage
und auf das franzöſiſche Aide memoire. Am Mittwoch findet eine
Vollſitzung des engliſchen Kabinetts ſtatt.
In der Sitzung des Ausſchuſſes ſoll, Reuter zufolge, ſehr
ein=
gehend auch die Frage geprüft worden ſein, ob die engliſche
Re=
gierung einen Vorſchlag machen könne, der zur Ausſöhnung
zwi=
ſchen der deutſchen Gleichheitsforderung und den franzöſiſchen
Sicherheitswünſchen führen könnte. Man glaube, daß
möglicher=
weiſe ein Vorſchlag zur Löſung dieſer Frage die am Mittwoch
nachmittag ſtattfindende Kabinettsſitzung beſchäftigen werde.
Außenminiſter Sir John Simons werde vielleicht in nächſter Woche
dem Unterhaus eine entſcheidende Erklärung abgeben.
Aus der Giftküche der Kominkern.
Die neuen Richklinien des EKKJ. — Haßbolſchaft
gegen das neue Deutſchland.
Von unſerem Moskauer Sonderberichterſtatter.
Moskau, im Januar 1934.
Die ſtarke Aktivität der ruſſiſchen Außenpolitik im Jahre
1933 und ihre Erfolge haben im Auslande vielfach den Eindruck
hervorgerufen, daß das Schwergewicht im Verhältnis des
Sow=
jetſtaates zur „kapitaliſtiſchen Umwelt” von dem Gebiet der
welt=
revolutionären auf dasjenige der nationalruſſiſchen Beſtrebungen
verlegt worden ſei, woraus man auf eine gewiſſe „
Verbürger=
lichung” der Moskauer Politik ſchließen wollte. Nun hat in
Moskau im Dezember 1933, nach einer Pauſe von über einem
Jahr, die 13. Plenartagung des Exekutivausſchuſſes der
Kom=
muniſtiſchen Internationale (EKKJ.) ſtattgefunden und „Theſen”
über „den Fascismus, die Kriegsgefahr und die Aufgaben der
kommuniſtiſchen Parteien” veröffentlicht, die verbindliche
Richt=
linien für das Handeln aller kommuniſtiſchen Parteien darſtellen
und auf das deutlichſte den unverändert weltrepolutionären
Charakter dieſer in Moskau reſidierenden und von Moskau
ge=
führten und geförderten Organiſation zeigen.
Hatte man auf der letzten EKKJ.=Tagung im Septemben
1932 in Moskau davon geſprochen, daß die „Periode der
rela=
tiven Stabiliſierung des Kapitalismus” ihr Ende erreicht habe,
daß aber „eine unmittelbar revolutionäre Situation” in den
wichtigſten kapitaliſtiſchen Ländern noch nicht zu verzeichnen ſei,
ſo verkündet man jetzt von Moskau aus mit dürren Worten,
daß überall die „revolutionäre Entrüſtung der werktätigen
Maſſen und ihre Bereitſchaft zum Sturz des untragbaren Joches
der ausbeuteriſchen Klaſſen” in ſtändigem Wachſen begriffen ſei
und daß die ungeheure Anſpannung der Klaſſengegenſätze und
des Antagonismus zwiſchen den einzelnen Ländern von „einer
ſolchen Reife der objektiven Vorausſetzungen der revolutionären
Kriſe” ſprächen, daß „die Welt gegenwärtig unmittelbar vor
einer neuen Epoche der Revolution” ſtünde. Eine ausführliche
Analyſe der Lage in allen wichtigen Staaten und in den
Kolo=
nien wird begleitet von Anweiſungen für die revolutionäre
Arbeit der kommuniſtiſchen Parteien.
Angeſichts der Entwicklung in Deutſchland, die im Jahre
1933 zur Niederwerfung des wichtigſten europäiſchen Vortrupps
der Komintern, der K.P.D, geführt hat, überraſcht es nicht,
daß die „Theſen” der Komintern von einem fanatiſchen Haß
gegen die nationale Erhebung in Deutſchland und das neue
Deutſche Reich erfüllt ſind. In dem gleichzeitig mit den Theſen
veröffentlichten Aufruf der Komintern gegen den „weißen
Terror” werden die unglaublichſten Greuelmeldungen über die
Zuſtände in den deutſchen Konzentrationslagern, über die
Maſſenhinrichtungen und Folterungen „deutſcher Revolutionäre‟,
über den Reichstagsbrand, die Wahlen vom 12. November uſw.
uſw. aufgetiſcht. Aber auch die Theſen ſelbſt ſuchen auf allen
Gebieten die deutſche Friedenspolitik auf das ſchamloſeſte zu
berdächtigen und gehen ſogar ſo weit, zu behaupten, der deutſche
Fascismus” rufe die internationale Bourgeoiſie auf, die
natio=
nalſozialiſtiſchen Landsknechte” zu einem Kampf gegen die
Sowjetunion „zu dingen” Auch die von dem Friedenswillen
des neuen Deutſchland zeugenden deutſch=polniſchen
Beſprechun=
gen werden von der EKKJ. als „gemeinſame Intrigen des
deutſchen und des polniſchen Imperialismus” gegen Moskau
bezeichnet.
Für den giftſprühenden Haß der Komintern gegen das
Dritte Reich ſpricht auch, daß die EKKJ. ſich in ihren Theſen
zwar für das Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker ausſpricht,
gleichzeitig aber unter der Behauptung, daß die „fasciſtiſche
deutſche Regierung, der größte Kriegstreiber, in Europa”, in
Danzig, im Saargebiet und anderwärts „Unruhe ſtiftet”, die
kommuniſtiſchen Parteien in Oſtoberſchleſien, Danzig und im
Saargebiet, ſowie in Oeſterreich auffordert, gegen den „Anſchluß
an das Henkerreich des deutſchen Fascismus” aufzutreten! Das
„Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker” denkt ſich die Komintern
offenbar in der Form einer „Danziger Sowjetrepublik” oder
einer „Sowjetrepublik Saar”!
Die Komintern verkündet, daß es von der „
Kampfbereit=
ſchaſt der Arbeiterklaſſe” und von „der erfolgreichen Arbeit der
kommuniſtiſchen Parteien” abhänge, wie ſchnell die „Herrſchaft
des bankerotten „Kapitalismus” durch das Proletariat geſtürzt
werde. Für dieſe Arbeit der Kommuniſten die die „Methoden
ſtrengſter Konſpiration” mit „größtmöglicher Erfaſſung der
Maſſen” verbinden ſollen, gibt die Komintern eingehende
Richt=
linien. Dieſe Richtlinien ſind ein offenes Programm der
Ver=
hetzung und der Zerſetzung, nach dem ſich auch die unterirdiſche‟
Wühlarbeit der zur Illegalität übergegangenen Reſte der K.P.D.
zu richten haben. In Deutſchland, ſo erklärt die Komintern
zwar, wachſe der revolutionäre Haß des Proletariats „in
weni=
ger offenen Formen”, indeſſen ſammle ſich in Deutſchland eine
nungeheure revolutionäre Energie in den Maſſen” und ein
„neuer rebolutionärer Aufſchwung” beginne bereits. Es iſt
ge=
rade im Hinblick auf die Illuſionen hinſichtlich der angeblichen
„Verbürgerlichung” der Sowjetpolitik ſehr bezeichnend, daß die
Komintern in dieſem Zuſammenhang ſtändig die „revolutionäre
Wirkung” des Sowjetſtaates und des „Aufbaues der
Sowjet=
wirtſchaft” betont und ſomit den unverändert weltrevolutionären
Zweck des ruſſiſchen Geſchehens offen hervorhebt. Während allein
in der Sowjetukraine Millionen von Werktätigen im
vergange=
uen Jahr am Hunger und ſeinen Folgen zugrunde gegangen
ſind, wagt es die Komintern, ihren Sektionen als eine der
wich=
tigſten Aufgaben vorzuſchreiben, daß ſie bei den „hungernden
und ausgebeuteten Maſſen der bürgerlichen Länder” die
gewalti=
gen wirtſchaftlichen und ſozialen „Errungenſchaften” des
Sowjet=
ſtaates zu „populariſieren” hätten.
Sehr energiſch wendet ſich die EKKJ. gegen die „defaitiſtiſche
Auffaſſung” gewiſſer ausländiſcher Kommuniſtenkreiſe bei der
Beurteilung der „Ausſichten der deutſchen Revolution”.
Die Kommuniſten müſſen vielmehr den „revolutionären
Ausweg” als den einzigen Weg aus der Kriſe betrachten und
dieſe Ueberzeugung auch den Maſſen einzuflößen verſuchen. In
dieſem Zeichen ſollen die Kommuniſten die Maſſenagitation
unter den Arbeitsloſen maximal verſtärken. Die Kommuniſten
ſollen in alle „Maſſenorganiſationen des Fascismus”
einzudrin=
gen berſuchen, in allen Arbeitsdienſtlagern revolutionäre
Pro=
paganda treiben uſw. Vor allem ſollen die Kommuniſten aber
Seite 2 — Nr. 23
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Januar 1934
ihre Propaganda auf die „Knotenpunkte der Kriegsmaſchine des
Imperialismus und Fascismus” konzentrieren, nämlich ihre
Agitation im Heer und Flotte verſtärken. Die Komintern ruft
auch zur Bildung von „Kampftrupps der Arbeiter” zur Abwehr
„terroriſtiſcher fasciſtiſcher Banden” auf. In weit ſtärkerem
Maße als bisher ſollen die Kommuniſten auf dem flachen Lande
unter den Bauern agitieren und dabei vor allem gegen die neue
Agrargeſetzgebung des Dritten Reiches Stellung nehmen, um ihr
die Geſichtspunkte des Klaſſenkampfes und den Gegenſatz
zwi=
ſchen Großbauer und Landarbeiter gegenüberzuſtellen.
Moskau hat aufs neue und in verſchärfter Form die Parole
der Weltrevolution ausgegeben. Wenngleich man im
Deutſch=
land der nationalen Erhebung ruhiger als in anderen Ländern
dieſe Tatſache ins Auge faſſen kann, zeigt ſie doch, daß
unermüd=
liche Wachſamkeit geboten iſt, um der geheimen Arbeit der
inter=
nationalen Giftmiſcher entgegenzutreten.
Ein neuer Balkan=Pakt
das Ergebnis der Kleinen=Enkenke=Konferenz.
EP. Agram, 23. Januar.
Die Konferenz der drei Außenminiſter der Kleinen Entente
iſt beendet. Im amtlichen Schluß=Kommuniqué wird erklärt, daß
die verſchiedenen Fragen geprüft wurden, welche die Intereſſen
der Staaten der Kleinen Entente berühren. Es ſei eine
voll=
kommene Uebereinſtimmung der Anſichten der
drei Miniſter in allen erörterten Fragen
feſtge=
ſtellt worden. Zur Erörterung ſeien geſtanden: die
Abrüſtungs=
frage, der Balkanpakt und die Beziehungen der
Staaten der Kleinen Entente zu ihren Nachbarn.
In allen dieſen Fragen ſeien Beſchlüſſe gefaßt worden. Das
Verhältnis zu Rußland und deſſen künftige Entwicklung
ſei ebenfalls Gegenſtand aufmerkſamer Prüfung geweſen.
Schließ=
lich wurde beſchloſſen, den Regierungen der drei Staaten die
An=
nahme der auf der Prager Wirtſchaftskonferenz gefaßten Beſchlüſſe
vorzuſchlagen. — Die nächſte ordentliche Tagung des Ständigen
Rates der Kleinen Entente wird im Mai in Bukareſt ſtattfinden.
Reviſionsfeindliche Tendenz des neuen Pakkes.
Als wichtigſtes Ergebnis der Konferenz des Kleinen
Verban=
des iſt, wie aus Konferenzkreiſen verlautet, die Genehmigung des
Entwurfes eines Balkan=Paktes, der in der vergangenen Woche in
Genf zwiſchen Titulescu und dem griechiſchen Außenminiſter
Maximos feſtgelegt worden ſei, wobei Maximos auch die
Voll=
macht der türkiſchen Regierung beſeſſen habe. Der Pakt ſoll auf
fünf Jahre abgeſchloſſen werden. Die vertragsſchließenden
Staa=
ten übernehmen die Verpflichtung, ſich die Sicherheit der Grenzen
gegenſeitig zu garantieren. Die urſprüngliche Formel einer
Ga=
rantie des Status quo ſei alſo durch die neue Bezeichnung erſetzt
worden.
In der Präambel wird, wie weiter bekannt wird,
hervorge=
hoben, daß der Vertrag gegen niemanden gerichtet ſei. Der Pakt
enthalte auch die Beſtimmung, daß alle internationalen
Pro=
bleme, die die vertragsſchließenden Staaten betreffen, erſt nach
gegenſeitiger Verſtändigung behandelt und daß die
Vertrags=
ſchließenden in ſolchen Fragen möglichſt einheitlich auftreten ſollen.
Die Ratifizierung des Vertragstextes ſolle bereits in den
nächſten Tagen, ſofort nach dem Abſchluß des Bukareſter Beſuchs
des bulgariſchen Königspaares, erfolgen. Während der
Anweſen=
heit des Königs Boris in Sinaja werde noch ein telephoniſcher
Meinungsaustauſch zwiſchen Belgrad und Sinaja ſtattfinden.
Da=
bei ſoll Bulgarien verſichert werden, daß der Vertrag ſich nicht
gegen Bulgarien richte und daß der Beitritt Bulgariens jederzeit
offen ſtehe.
Was die Beziehungen zu Rußland betreffe, ſo ſei in Agram
zwar keine offizielle Anerkennung Sowjetrußlands durch die Kleine
Entente beſchloſſen worden; dagegen würden die drei Staaten
Geſandte nach Moskau entſenden. Endgültige Beſchlüſſe über die
Beziehungen zu Rußland würden erſt ſpäter gefaßt werden.
Neuregelung der Offizierslaufbahn in Ikalien.
Scharfe Führerausleſe.
DNB. Rom, 23. Januar.
In der Sitzung des italieniſchen Heeresrates, deſſen Vorſitz
Muſſolini führt, wurde das angekündigte neue Beförderungsgeſetz
beſprochen. Dieſes Geſetz ſieht eine neuartige Löſung der
Offiziers=
ſaufbahn inſofern vor, als zwei verſchiedene Laufbahnen geſchaffen
werden, die der Kommandeure und der Nichtkommandeure. Durch
ſchnellere Beförderung der erſteren Gattung ſollen beſonders
be=
fähigte Führernaturen in die Lage verſetzt werden, ſchon in
ver=
hältnismäßig jugendlichem Alter an höhere Kommandoſtellen zu
gelangen. Die Laufbahn der anderen Offiziere ſoll darunter nicht
leiden. Im Gegenteil, auch deren Beförderungsverhältniſſe ſollen
gebeſſert werden.
Vom Tage.
Der Arbeitsdienſt knüpft an die Koloniſationsarbeit
Fried=
richs des Großen an. Er hat daher ſeine Reichsführerſchule in
Potsdam, der Stadt des großen Königs. Am heutigen
Mitt=
woch, dem Geburtstag Friedrichs des Großen, marſchiert die
Reichsführerſchule um 9 Uhr vor der Garniſonkirche auf. Der
Reichsarbeitsführer Hierl hält eine Anſprache und legt danach am
Grabe des großen preußiſchen Koloniſators einen Kranz nieder.
Ein Aufmarſch im Luſtgarten ſchließt ſich an.
Nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts wurden
im Jahre 1933 in den deutſchen Großſtädten im ganzen rund
209 000 Ehen geſchloſſen, das ſind rund 40 000 mehr als im Jahre
1932. Der größte Teil dieſer Zunahme der Eheſchließungen mit
rund 34 000 entfällt auf die Monate Auguſt bis Dezember. d. h.
alſo in die Zeit nach dem Inkrafttreten des Geſetzes zur
Förde=
rung der Eheſchließungen.
Der bisherige Hauptſtabsleiter der Landesbauernſchaft Heſſen=
Naſſau, Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Richard Görlach, iſt mit
ſo=
fortiger Wirkung zum Reichskommiſſar für das landwirtſchaftliche
Schulweſen ernannt worden. Als ſein Nachfolger wurde vom
Landesbauernführer Dr. Wagner der ſeitherige Stabsleiter der
Landeshauptabteilung II, Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Otto
Fin=
ger, ernannt. Der bisherige Tierzuchtdirektor Dr. Rodert wurde
zum Stabsleiter der Hauptabteilung II der Landesbauernſchaft
Heſſen=Naſſau ernannt.
Im Zuſammenhang mit dem großen Skandal beim Verkauf
der eſtländiſchen Kriegsſchiffe an Peru — zwiſchen dem Betrag,
den die Regierung von Peru gezahlt hat, und dem, den Eſtland
empfangen hat, klafft eine Differenz von 300 000 Dollars — wurde
in Riga der eſtländiſche, frühere ruſſiſche General Lebedew
ver=
haftet, der als Vermittler bei dem Geſchäft auftrat.
Der japaniſche Kaiſer hat am Dienstag das Rücktrittsgeſuch
des Kriegsminiſters Araki genehmigt. General Araki wurde zum
Mitglied des Oberſten Kriegsrats ernannt. Kriegsminiſter wurde
der Chef des Militärſchulweſens, General Hayaſchi, Chef des
Militärſchulweſens der ſtellvertretende Stabschef des
General=
ſtabs, Miſaki.
Schußhaft ein Grund zur Enklaſſung.
Die Verhängung der Schutzhaft, die durch die Verordnung
des Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und Staat ihre
geſetzmäßige Grundlage gefunden hat, ſpielte in den vergangenen
Monaten und ſpielt auch jetzt noch eine nicht unbedeutende Rolle.
Wie das Vd==Büro meldet, ſetzt in der „Deutſchen Juſtiz”
Dr. Werner Spohr auseinander, daß Rechtsmittel gegen die
Verhängung von Schutzhaft nicht ergriffen werden könnten. Das
ordentliche Gericht könne nicht angerufen werden, weil die
Ver=
hängung der Schutzhaft eine rein polizeiliche Maßnahme ſei.
Auch auf dem Umweg über eine Schadenserſatzklage könne die
erfolgte Verhängung von Schutzhaft nicht der Prüfung
des ordentlichen Richters unterſtellt werden. Als
Maßnahme der politiſchen Polizei könne die Verhängung der
Schutzhaft aber auch nicht vom Verwaltungsrichter
nachgeprüft werden. Von maßgebender Stelle ſei dargelegt, daß
im nationalſozialiſtiſchen Staat Geſetzgebung. Verwaltung und
Juſtiz nicht gegeneinander ſtänden, ſo daß alſo die Juſtiz
nicht=
politiſche Handlungen des Staates vom Grundgedanken einer
anderen Betrachtungsweiſe aus verneinen können.
Als einziger Rechtsbehelf gegen die
Ver=
hängung der Schutzhaft ſei die formloſe
Dienſt=
aufſichtsbeſchwerde gegeben.
Was das Arbeitsrecht und ſeine Verquickung mit der
Schutz=
haft anlange, ſo ſei auch unter Bezugnahme auf die bereits
vorliegende Rechtsſprechung feſtzuſtellen, daß Schutzhaft
ſo=
wohl ein Grund zur pflichtmäßigen wie auch
zur=”chtloſen Entlaſſung darſtelle. Dem wegen
ver=
hängter Schutzhaft friſtlos entlaſſenen Arbeitnehmer ſtehe kein
Einſpruchsrecht zu.
Erneute Herausforderung des Memeler Deutſchkums
DNB. Memel, 23. Januar.
Der Kommandant des Memelgebietes hat den
Hauptſchrift=
leiter des „Memeler Dampfbootes” Martin Kakies wieder
ein=
mal beſtraft, und zwar zur Zahlung von 5000 Lit. Geldſtrafe
oder 3 Monaten Gefängnis. Den Anlaß zu dieſer überaus
ſtren=
gen Beſtrafung hat der Kommandant in der Veröffentlichung
eines Berichtes geſehen, der unter der Ueberſchrift „Die Feier
des Beſetzungstages in Memel” in der Ausgabe des „Memeler
Dampfbootes” vom 17. Januar erſchienen iſt. Der Kommandant
folgert aus dieſer Veröffentlichung, daß ſie angetan iſt,
inner=
halb der Bevölkerung Verärgerung hervorzurufen und die
Autorität der Zentralregierung herabzuſetzen, weil in dieſem
Be=
richt vom 15. Januar als dem Tag geſprochen wird, an dem die
„Beſetzung” des Memelgebietes ſtattgefunden hat. Nach
Auf=
faſſung des Kommandanten hat aber der 15. Januar als der
Gedenktag der „Vereinigung” des Memelgebietes mit Litauen
zu gelten.
Die Polizei Herr der Lage.
EP. Paris, 23. Januar.
Die großen Kundgebungen gegen die Regierung im
Zuſammenhang mit dem Fall Staviſky haben ſich in der
ver=
gangenen Nacht in der Umgebungder Kammer fortgeſetzt.
Mehr als 2000 Menſchen verſuchten erneut gegen
das Palais Bourbon vorzudringen. Sie
errich=
teten Barrikaden, indem ſie die Schutzgitter der Bäume
und dieſe ſelbſt ausriſſen und Bänke zerſtörten. Der
Straßenbahn=
verkehr wurde vollſtändig lahmgelegt. Von verſchiedenen Fenſtern
des Boulevards St. Germain aus wurde die Polizei mit Waſſer,
ja ſogar mit Tinte, elektriſchen Glühlampen uſw. überſchüttet. Es
kam zu zahlreichen ſchweren Zuſammenſtößen. Im ganzen wurden
etwa 600 Perſonen verhaftet. Zahlreiche Kundgeber und etwa
20 Poliziſten erlitten Verletzungen.
Geſtern abend haben die kommuniſtiſchen und ſozialiſtiſchen
Beamten gegen die von der Regierung verfügte
Gehalts=
kürzung auf dem Rathausplatz und in deſſen Umgebung eine
Kundgebung veranſtaltet. Auch hier kam es zu ſchweren
Ausſchreitungen. Die Polizei ging mit großer Energie
vor; nicht nur unbeteiligte Männer, ſondern auch Frauen und
Kinder wurden von der Polizei verprügelt. Die Methoden des
unter der Leitung des Polizeipräfekten Chiappe ſtehenden Pariſer
Polizeikorps haben in allen Bevölkerungskreiſen große
Erbitte=
rung hervorgerufen.
Auch in Marſeille kam es zu Kundgebungen royaliſtiſcher
Studenten gegen die Regierung Chautemps.
Die Kundgebungen vor der Kammer haben ſich am Dienstag
abend wiederholt. Die Polizei blieb jedoch Herr der Lage.
Neue Tumullſzenen in der franzöſiſchen Kammer.
Zu den wüſten Krawallen kam es gleich zu Beginn der
heu=
tigen Nachmittagsſitzung in der Kammer, als der
Rechtsabgeord=
nete Henriot, der durch ſeine Angriffe gegen einzelne Mitglieder
der Negierung bereits in einer der letzten Sitzungen
Sturm=
ſzenen hervorrief, erneut die Kammertribüne beſtieg, um „
aus=
zupacken” und wiederum die Einſetzung einer parlamentariſchen
Unterſuchungs=Kommiſſion verlangte. Die geſamte Linke wollte
den Redner am Sprechen hindern. Minutenlang herrſchte
un=
beſchreiblicher Lärm, hervorgerufen durch das Pultdeckelgeklapper
der Linken, das die Rechte übernahm. Dazwiſchen hörte man
be=
leidigende Bemerkungen, die ſich die Links= und
Rechtsabgeord=
neten gegenſeitig zuriefen.
Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Baueſſe rief mehrmals
Hen=
riot zu, daß er ihn am Kammerausgang erwarte, um mit ihm
„abzurechnen‟. Der Abgeordnete verſuchte ſogar, auf die
Redner=
tribüne zu ſteigen, um ſeine Drohungen ſogleich wahrzumachen.
Der Lärm ſteigerte ſich noch, als die Kommuniſten begannen, die
Internationale zu ſingen. Inzwiſchen ſetzte Henriot ſeine Rede
fort. Er klagte die Regierung an, in die Staviſky=Angelegenheit
verwickelt zu ſein, was bei der Regierungsmehrheit mit neuem
Pultdeckelgeklapper beantwortet wurde. Schließlich blieb dem
Präſidenten nichts anderes übrig, als die Sitzung zu
unter=
brechen, die bald darauf unter verhältnismäßiger Ruhe wieder
aufgenommen wurde und mit einem Vertrauensvotum
für die Regierung endete.
Umbildung des ſpaniſchen Kabinetts.
DNB. Madrid, 23. Januar.
Durch den Rücktritt des Innenminiſters Abello iſt eine
Teilumbildung des Kabinetts eingeleitet worden. Abello hat bei
den letzten Wahlen kein Mandat erhalten. Nur aus Gründen
der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit war er bis jetzt
im Amt geblieben. Es verlautet, daß Lerroux heute abend dem
Staatspräſidenten folgende Löſung der Teilkriſe vorſchlagen
wird: Zum Innenminiſter wird der bisherige Kriegsminiſter
Martinez Barrios ernannt. An ſeine Stelle tritt der Abgeordnete
der Radikalen Partei Diego Hidalgo. Der bisherige
Innen=
miniſter Rico Abello wird Oberkommiſſar im Spaniſch=Marokko.
Hinſichtlich des Außenminiſters Pita Romero iſt noch keine
Ent=
ſcheidung gefallen. Jedoch ſteht feſt, daß für ihn das
Einver=
ſtändnis als Botſchafter am Vatikan eingeholt worden iſt. Die
Uebernahme dieſes Poſtens iſt nur eine Zeitfrage. Dann würde
Lerroux ſelbſt das Außenminiſterium mit übernehmen.
Der bevorſtehenden Ernennung des jetzigen Außenminiſters
zum Botſchafter beim Vatikan kommt eine beſondere Bedeutung
zu, da ſie ſeit dem Sturz der Monarchie im April 1931 den
erſten Schritt zu einer Wiederaufnahme normaler Beziehungen
Spaniens mit dem Vatikan darſtellt. Wie verlautet, wird der
Botſchafter zunächſt nur die Herſtellung eines Modus vivendi in
Rom zu betreiben haben. Hinſichtlich eines ſpäteren
Konkordats=
abſchluſſes bleiben die Bedingungen des Vatikans abzuwarten.
— Franz Everth, der erſte Oberſpielleiter der ſtädtiſchen
Bühnen Köln, langjähriger Oberſpielleiter des Düſſeldorfer
Schauſpielhauſes und Mitarbeiter der Luiſe Dumont, wurde als
Nachfolger des mit dem Ende der laufenden Spielzeit
ausſchei=
denden Generalintendanten Dr. Praſch auf 2 Jahre berufen;
während eines vertraglichen Urlaubs von vier Wochen wird er
am Staatstheater München gaſtweiſe als Spielleiter und
Haupt=
darſteller tätig ſein.
Ueber Generalintendant Everth wird aus Köln noch
ge=
meldet: Franz Everth iſt von Geburt Norddeutſcher. Er ſtammt
aus einem Pfarrhaus in Schleswig=Holſtein. Die Anfänge ſeiner
Schauſpielzeit reichen bis nach Wien, wo er am Volkstheater als
jugendlicher Held tätig war. Sein Erfolg dort war ſo bedeutend,
daß er als erſter Held nach Mannheim und Wiesbaden verpflichtet
wurde, wo er gleichzeitig ſpielte. In den Jahren 1921 bis 1924
war er in Zürich als Schauſpieler und ſtellvertretender Intendant
tätig. Seine große Zeit als Regiſſeur begann am Düſſeldorfer
Schauſpielhaus unter Luiſe Dumont, der damaligen Leiterin des
Schauſpielhauſes. Er ſpielte vor allem den Tell und Wallenſtein.
Von ſeinen Inſzenierungen ſind Fauſt 1. und 2. Teil in glanzvoller
Erinnerung. Als im vorigen Jahre das Deutſche Theater am
Rhein gegründet wurde, wurde Everth die künſtleriſche Leitung
des Schauſpielhauſes in Köln anvertraut. Hier ſpielte er in der
letzten Zeit den Kurfürſten im Prinzen von Homburg und den
Volksfeind mit beſonders großem Erfolg.
Eine Schriftenfolge der Deutſchen Akademie.
Von Dr. Franz Thierfelder,
Generalſekretär der Deutſchen Akademie.
Vor kurzem erſchienen gleichzeitig in ſchweizer und
franzö=
ſiſchen Blättern recht unfreundliche Betrachtungen über die
Zu=
wahlen in den Senat der Deutſchen Akademie; man fand es
befremölich, daß in den „Kreis der Hundert” hervorragende
Vertreter der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung zugleich mit
unpolitiſchen Forſchern des Auslandsdeutſchtums eingetreten
waren und murmelte wieder einmal etwas von den Gefahren
des Pangermanismus, der hier unter dem Deckmantel kultureller
Beſtrebungen die Nachbarvölker bedrohe. Daß die ſatzungsgemäß
parteipolitiſche Neutralität einer wiſſenſchaftlichen Körperſchaft,
in deren repräſentativer Vertretung das deutſche Volk ſich der
Welt darſtellt, die Aufnahme von Führern der größten geiſtigen
Bewegung unſerer Zeit ganz ſelbſtverſtändlich bedingt, ſollte man
denen nicht ſagen müſſen, die ſich ſonſt ſo gern als Hüter der
Unvoreingenommenheit aufſpielen. Das unbeirrte Wirken der
Deutſchen Arademie für eine geiſtige Zuſammenarbeit der
Natio=
nen, die unbedingte Hochachtung, die ſie Weſen und Wert fremder
Volkstümer jederzeit gezollt hat, iſt durch Taten viel zu ſehr
er=
härtet, als daß das Vertrauen ihrer Freunde durch hämiſche
Verdächtigungen erſchüttert werden könnte. In dem Bewußtſein
ihrer hohen Verantwortung, den organiſchen Zuſammenhang
zwiſchen dem bewährten Alten und dem fruchtbaren Neuen zu
wahren, will und kann ſich die Deutſche Akademie nicht abſeits
von den großen Geſchehniſſen der Zeit in wiſſenſchaftliche
Lieb=
habereien und weltferne Sonderforſchungen einſpinnen. In
ihrer Gründung ſchon wurde etwas von dem Gedankengut
vor=
weggenommen, was heute zu einer Umgeſtaltung des deutſchen
Wiſſenſchaftsbetriebes geführt hat. Und weil ſie in Wahrheit
die ganzen Jahre ihres Beſtehens hindurch eine große innere
Freiheit des Handelns bewahrt hat und ſich nur von deutſchen
Geſichtspunkten im beſten Sinne des Wortes leiten ließ, iſt ſie
heute in erſter Linie befähigt, zum Mittler des Neuen
Deutſch=
land nach dem Auslande hin zu werden.
Sie erfüllt dieſe Aufgabe nach den Geſetzen, die ihre Arbeiten
beſtimmen. Sie kann und will nicht die Seele des Zweifelnden
oder Abweiſenden mit dem leidenſchaftlichen Schwunge der
poli=
tiſchen Werbung überwältigen, ſie will nicht das Gefühl in
Be=
wegung ſetzen, um den Verſtand nachſichtig zu machen und die
Kritik zu betäuben — ſie will nicht mehr als mit dem Beſinnlichen
ein ſachliches Geſpräch anfangen, ſie will nichts weiter als ſagen,
was war, was iſt und was vorausſichtlich geſchehen wird. Ihre
Wortführer ſind Menſchen, die an den Ereigniſſen der jüngſten
Zeit vielfach entſcheidend beteiligt waren, ob ſie der Bewegung
parteimäßig anhingen oder nicht, war nicht ausſchlaggebend.
Was ſie ſagen, iſt von Verantwortung erfüllt, wie ſie nach dem
glücklichen Gelingen einer Revolution mit ungeheurer Wucht
auf ihre Führer fällt. Faſſen wir es kurz zuſammen: Die
Deutſche Akademie will in der Schriftenreihe „Das Neue Reich”
darſtellen, wie dieſes nach den Stürmen des Frühjahrs immer
deutlicher Geſtalt anzunehmen beginnt, will es darſtellen
niemand zuliebe, niemand zuleide, als einen Beitrag zur
ge=
ſchichtlichen Wahrheit, die jetzt von den Gegnern des deutſchen
Volkes oft in ſo unerhörter Weiſe verfälſcht wird.
Die Schriftenreihe „Das Neue Reich” iſt für alle die
be=
ſtimmt, die das Bedürfnis haben, ſich über brennende Gegen=
wartsfragen raſch und zuverläſſig zu unterrichten. Gewiß
ent=
hält jedes der kleinen 48 Seiten ſtarken Hefte nur die perſönliche
Meinung eines Einzelnen, die weder eine Partei, noch ein
Mini=
ſterium oder einen Berufsſtand verbindlich feſtlegt. Aber bei aller
Freiheit im einzelnen haben die Herausgeber doch für die
Ein=
haltung der großen Richtlinien Sorge getragen, nach denen das
neue Deutſche Reich aufgebaut wird. So kann man ſagen, daß
der Schriftenreihe eine gewiſſe Autorität anhaftet, wie ſie
ähn=
lichen Veröffentlichungen nicht eignet. Die Reihe kam unter
per=
ſönlicher Anteilnahme und Billigung von Rudolf Heß, dem
Stell=
vertreter des Führers, zuſtande und darf deshalb von vornherein
auf beſondere Beachtung Anſpruch erheben.
Die erſten Hefte der Reihe ſind ſoeben erſchienen; Prof. Dr.
Haushofer, München, gibt einen inhaltsreichen und feſſelnden
Ueberblick über den „Nationalſozialiſtiſchen
Gedan=
ken in der Welt”; Reichsbankdirektor Dr. Döring, Berlin,
behandelt in einer Abhandlung, die von Reichsbankpräſident
Schacht eingeleitet iſt, und deren Ankündigung ſchon lebhaftes
Intereſſe in wirtſchaftlichen Kreiſen geweckt hat, die Frage
„Gold oder Papier?” Oberſt a. D. v. Oertzen, Berlin,
ſchreibt über die „Militäriſche Einkreiſung”:
„Deutſchland ohne Sicherheit”;
Reichswirtſchafts=
miniſter Dr. Schmitt, Berlin, legt in knappen, eindrucksvollen
Zügen ſein „Wirtſchaftsprogramm im neuen
Reiche” dar; das feſſelnde Thema „Sterben der weißen
Völker?” behandelt der Direktor des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes Dr. Burgdörfer, Berlin, während Staatsrat Prof. Dr.
Schmidthenner, Stuttgart, die „Grundlagen der
Bau=
kunſt im neuen Reiche” aufzeigt.
Eine weitere Reihe von ſechs Heften wird noch in dieſem
Jahre erſcheinen und folgende Gegenſtände behandeln:
Die deutſchen Katholiken von Bifchof D. Berning, Osnabrück;
Deutſchland von außen geſehen von Prof. Dr. Friedrich Böök, Lund,
Deutſchland ein Rechtsſtaat? von Juſtizminiſter Dr. Frank,
München;
Deutſche Dichter auf dem Scheiterhaufen von Dr. Schlegel,
Reichsſtelle zur Förderung des deutſchen Schrifttums;
Hitlers Außenpolitik, nach ſeinen Schriften und Reden
zuſammen=
geſtellt von Adolf Dresler, Stellv. Leiter der
Reichspreſſe=
ſtelle der NSDAP., München;
Deutſche Kulturpolitik im Auslande von Dr. Franz Thierfelder,
Generalſekretär der Deutſchen Akademie, München.
Die Deutſche Akademie verſpricht ſich von der Schriftenreihe
„Das Neue Reich” nicht nur für weite Kreiſe im Inlande,
ſondern auch für das nichtdeutſche Ausland eine günſtige
Wir=
kung. Zum exſten Male wird der Nationalſozialismus als
geiſtige Erſcheinungsform und als geſtaltende Kraft „
wiſſen=
ſchaftlich” wenn man will im Zuſammenhange dargeſtellt. Auch
Mittwoch, 24. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 23 — Seite 3
Engianen Sienang iin Gernen Dfien.
Wichtige Konferenz der Kommandanken der engliſchen See=, Land= und Luffſtreitkräfte Indiens, Auſtraliens
und Neuſeelands in Singapur. — Zuſammenarbeit zwiſchen Holland und England
für den Fall eines Krieges im Skillen Ozean.
der erſten von Admiral Byrd geführten Expedition in die Süd=
Prafang der lechälichen und kaktiſchen polarregionen. Baileh gedenkt von Neiw York direkt nach
Mos=
kau zu fliegen, und will dazu das größte amerikaniſche
Land=
flügzeug, eine dreimotorige Sikorski=Maſchine mit einer Flügel=
Verhälkniſſe.
ſpannweite von 34 Metern benutzen. Er wird von einem zwei=
EP. Singapur, 23. Januar.
Die Konferenz der Kommandanten der engliſchen See=, Land=
und Luftſtreitkräfte Indiens, Auſtraliens und Neuſeelands iſt am
Dienstag vormittag an Bord des engliſchen Flaggſchiffes „Kent”
zuſammengetreten. Zur Wahrung der Geheimhaltung der
Beſpre=
chungen ſind ungewöhnliche Vorſichtsmaßnahmen getroffen worden.
Die „Kent” iſt an einer unzugänglichen Stelle des Hafens
veran=
kert und wird ſtändig umkreiſt von Motorbooten, die kein anderes
Schiff herankommen laſſen. Die Zugänge zu dem Schiff werden
von Offizieren bewacht, und der Mannſchaft iſt es bei ſtrenger
Strafe verboten, auch nur die geringſte Aeußerung über die
Be=
ſprechungen zu machen. Den Vorſitz über die Konferenz führt der
engliſche Feldmarſchall Lord Allenby, der heute im Flugzeug aus
Java eintreffen wird. Die Reiſe Allenbys nach Holländiſch=
Oſt=
indien iſt ebenfalls mit einem geheimnisvollen Schleier umgeben.
Sie wird in Zuſammenhang gebracht mit dem hartnäckigen Gerücht,
daß für den Fall eines Krieges im Stillen Ozean eine
Zuſammen=
arbeit zwiſchen Holland und England geplant iſt. England ſoll
Holland ſeinen Beſitz in Oſtindien garantiert haben, und die Reiſe
Allenbys diene einer Prüfung der ſtrategiſchen und taktiſchen
Ver=
hältniſſe.
Die Konferenz der engliſchen Flottenchefs im Fernen Oſten,
die heute an Bord des Flaggſchiffs „Kent” zuſammentrat, ging
unter der Anweſenheit von einem Feldmarſchall, fünf Admirälen
und dem Oberſtkommandierenden der Land= und Luftſtreitkräfte
von Malakka vor ſich. Trotz der zur Wahrung der
Vertraulich=
keit der Beratungen getroffenen außerordentlichen Maßnahmen
verlautet, daß der Ausbau von Singapur zu einer Flottenbaſis
über die urſprünglichen Pläne hinaus den Hauptpunkt der
Be=
ratungen bildet.
Amerikaniſcher Flokkenausbau
zur Abwehr der gelben Gefahr.
Waſhington, 23. Januar.
Das Marinekomitee des Repräſentantenhauſes hat mit der
Beratung eines Geſetzentwurfes ſeines Vorſitzenden Vinſon
be=
gonnen, in dem ein Kredit von 380 Millionen Dollar zum Bau
von ſoviel Kreuzern und anderen Kriegsſchiffen gefordert wird,
als dies die Verträge von London erlauben. Die Bauperiode ſoll
ſich über 5 Jahre erſtrecken. — Der Chef der Marine=Abteilung,
Konteradmiral King, hat verlangt, daß die in dem Programm
ge=
forderten Kredite für den Bau von 1000 Marineflugzeugen
er=
höht werden müßten. Für die Sicherheit des Landes ſeien
minde=
ſtens 1600 Marineflugzeuge erforderlich.
Nach einer Reutermeldung aus Waſhington ſieht ein Plan
des ſtellvertretenden Marineminiſters H. L. Rooſevelt den
baldi=
gen Bau von 120 neuen Kriegsſchiffen mit einem Koſtenaufwand
von rund 616 Millionen Dollar vor.
Von den Anhängern des Präſidenten Rooſevelt wird betont,
der Hauptgrund für den Ausbau der Flotte auf den verträglich
zuläſſigen Höchſtſtand wurzele in der Ueberzeugung, daß Japan für
das Jahr 1936, wenn der Flottenvertrag erliſcht, eine ebenſo große
Flotte erſtrebt, wie ſie die Vereinigten Staaten oder
Großbritan=
nien beſitzen. Die Vorlage findet, ſo wird weiter betont, die „
un=
eingeſchränkte” Billigung des Präſidenten. Der Marineminiſter
erklärte, die Vereinigten Staaten können der übrigen Welt nicht
länger als „Abrüſtungsbeiſpiel” dienen.
Neue Flugprojekke: New York — Moskau.
AS. Die diesjährige Flugſaiſon über den Atlantik wird nach
den bisher vorliegenden Plänen, bereits Mitte März eröffnet
werden. Der Flieger, der die Saiſon zu dieſem Zeitpunkt
er=
öffnen will, iſt Hauptmann H. H. Bailey, der ehemalige Leiter
ten Piloten, einem Mechaniker und einem Funker begleitet
werden. Zur Deckung der Koſten des Flugs wird die Maſchine
außer der Poſt auch Fracht mitführen. Sollte der Flug gelingen,
ſoll er im Laufe des Jahres verſchiedene Male wiederholt werden.
Veröffenklichung des Geſehes.
DNB. Berlin, 23. Januar.
Im Reichsgeſetzblatt vom 23. Januar (Teil I. Nr. 77) wird
nunmehr das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20.
Januar 1934 veröffentlicht. Das Geſetz, deſſen weſentlichſter
In=
halt bereits am 16. Januar bekannt gegeben worden iſt, iſt vom
Reichskanzler, dem Reichsarbeitsminiſter, dem
Reichswirtſchafts=
miniſter, dem Reichsminiſter der Juſtiz, dem Reichsminiſter der
Finanzen und dem Reichsminiſter des Innern unterzeichnet.
Es gliedert ſich in ſieben Abſchnitte mit 73
Para=
graphen. Der erſte Abſchnitt iſt überſchrieben: „Führer des
Betriebes und Vertrauensrat”, der zweite Abſchnitt
„Treuhänder der Arbeit” der dritte Abſchnitt „
Be=
triebsordnung und Tarifordnung”, der vierte
Ab=
ſchnitt „Soziale Ehrengerichtsbarkeit”, der fünfte
Abſchnitt „Kündigungsſchutz”, der ſechſte Abſchnitt „
Ar=
beit im öffentlichen Dienſt” und der ſiebente Abſchnitt
„Schluß= und Uebergangsvorſchriften”.
Die Zahl der Vertrauensmänner, die dem
Füh=
rer des Betriebes aus der Gefolgſchaft beratend zur Seite ſtehen
und mit dem Führer und unter ſeiner Leitung den
Vertrauens=
rat des Betriebes bilden, beträgt:
in Betrieben mit 20—49 Beſchäftigten 2,
in Betrieben mit 50—99 Beſchäftigten 3,
in Betrieben mit 100—199 Beſchäftigten 4,
in Betrieben mit 200—399 Beſchäftigten 5.
Ihre Zahl erhöht ſich für je 300 weitere Beſchäftigte um einen
Vertrauensmann und beträgt höchſtens 10. In gleicher Zahl ſind
Stellvertreter vorzuſehen.
Weitere Einzelheiken aus dem Geſek.
Nachdem nunmehr der Wortlaut des Geſetzes zur Ordnung
der nationalen Arbeit im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht worden
iſt, iſt noch eine Reihe von bisher noch nicht allgemein
bekann=
ten Einzelvorſchriften hervorzuheben. Im erſten Abſchnitt
des Geſetzes wird beſtimmt, daß das Amt des Vertrauensrates
nach der regelmäßig am 1. Mai erfolgenden Verpflichtung
be=
ginnt und jeweils am 30. April des darauf folgenden Jahres
endet. Das Amt eines Vertrauensmannes erliſcht,
abgeſehen von der freiwilligen Amtsniederlegung, mit dem
Aus=
ſcheiden aus dem Betrieb. Die Kündigung des
Dienſt=
verhältniſſes eines Vertrauensmannes iſt
un=
zuläſſig, es ſei denn, daß ſie infolge
Still=
legung des Betriebes oder einer
Betriebsabtei=
lung erforderlich wird, oder aus einem Grunde
erfolgt, der zur Kündigung des
Dienſtverhält=
niſſes ohne Einhaltung einer Kündigungsfriſt
berechtigt. An die Stelle von ausſcheidenden oder zeitweilig
verhinderten Vertrauensmännern treten die Stellvertreter als
Erſatzmänner. Befinden ſich mehrere wirtſchaftlich oder techniſch
gleichartige oder nach dem Betriebswerk zuſammengehörige
Be=
triebe in der Hand eines Unternehmers, ſo muß dieſer zu ſeiner
Beratung in ſozialen Angelegenheiten aus den Vertrauensräten
der einzelnen Betriebe einen Beirat berufen.
Neue ſopanfeindiche Aeuberungen
eines ruſſiſchen Polikikers.
Die lange Reihe der japanfeindlichen Aeußerungen führender
ſowjetruſſiſcher Politiker iſt durch den Sekretär des Moskauer
Parteibezirks, Kaganowitſch, einem der engſten Mitarbeiter
Sta=
lins, um ein neues Glied vermehrt worden Kaganowitſch
erklärte in einer Rede zur Lage im Fernen Oſten, daß die
Beziehungen zwiſchen Japan und Rußland ſich
ſtändig verſchlechterten. Die Lage ſei aufs Aeußerſte
ge=
ſpannt und man müſſejeden Tag mit einem
japani=
ſchen Angriff rechnen. Kaganowitſch verwies dabei auf
den Ausbruch des erſten ruſſiſch=japaniſchen Krieges, als Japan
mitten aus den Verhandlungen heraus, ohne Kriegserklärung,
Port Arthur angegriffen habe, und erklärte, daß die
japani=
ſchen Generäle mit der Möglichkeit ſpielten,
jetzt wieder einen ähnlichen Schlag zu führen.
Die Sowjetregierung, betonte Kaganowitſch abſchließend, ſei
je=
doch nicht mehr die zariſtiſche Regierung; ſie ſei gegen alle
Mög=
lichkeiten gewappnet.
Der zweite Abſchnitt des Geſetzes, der die Funktionen
des Treuhänders der Arbeit umreißt, ſieht bekanntlich
vor, daß der Unternehmer eines Betriebes verpflichtet iſt, vor
größeren Entlaſſungen dem Treuhänder Anzeige zu erſtatten.
Größere Entläſſungen liegen dann vor, wenn in Betrieben mit
in der Regel weniger als 100 Beſchäftigten mehr als neun
Be=
ſchäftigte und in Betrieben mit in der Regel mindeſtens 100
Beſchäftigten zehn vom Hundert der im Betrieb regelmäßig
Be=
ſchäftigten oder aber mehr als 50 Beſchäftigte innerhalb von
vier Wochen entlaſſen werden ſollen. Ueber
die Zuſammenſehung des vom Treuhänder
der Arbeik zu berufenden Sachverſtändigen=Beirakes
beſagt das Geſetz, daß die Sachverſtändigen zu drei Viertel aus
Vorſchlagsliſten der Deutſchen Arbeitsfront entnommen werden,
die in erſter Linie geeignete Vertxauensleute der Betriebe des
Treuhänderbezirks unter Berückſichtigung der verſchiedenen
Be=
rufsgruppen und Wirtſchaftszweige in größerer Zahl in
Vor=
ſchlag zu bringen hat. Führer der Betriebe und
Vertrauens=
männer ſind in etwa gleicher Zahl in die Liſte aufzunehmen.
Ein Viertel der erforderlichen Sachverſtändigen können die
Treu=
händer aus ſonſt geeigneten Perſönlichkeiten ihres Bezirks
be=
rufen. Soweit durch Geſetze der Reichsregierung eine ſtändiſche
Gliederung der Wirtſchaft durchgeführt iſt, hat die Deutſche
Arbeitsfront die von ihr zu benennenden Sachverſtändigen im
Einvernehmen mit den Ständen vorzuſchlagen. Vor Beginn
ihrer Tätigkeit ſind die Sachverſtändigen durch
den Treuhänder der Arbeit zu vereidigen. Sie
haben zu ſchwören, daß ſie nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen
unparteiiſch das Amt eines Sachverſtändigen ausüben, keine
Sonderintereſſen verfolgen und nur dem Wohle der
Volks=
gemeinſchaft dienen werden. Für die Abnahme des Eides gilt
8 481 der Zivilprozeßordnung entſprechend. In den Vorſchriften
über die Betriebsordnung und die Tarifordnung iſt für
be=
ſtimmte Fälle noch die
Ernennung eines Sonderkreuhänders der Arbeit
vorgeſehen. Ferner kann der Reichsarbeitsminiſter
Sonder=
treuhänder zur Erledigung beſtimmter
Auf=
gaben beſtellen. Aus den Schluß= und Uebergangsvorſchriften
des Geſetzes, das in ſeinen weſentlichen Teilen bekanntlich am
1. Mai d. J. in Kraft tritt, iſt noch hervorzuheben, daß das
Anſtellungsverhältnis der bisherigen Treuhänder der Arbeit
vor=
behaltlich der Wiederernennung mit dem 31. März endet und daß
die Ueberführung der Stellung des Treuhänders der Arbeit in
das Reichsbeamtenverhältnis demgemäß bereits mit dem 1.
April 1934 in Kraft tritt. Durch die Schlußvorſchriften wird
ferner noch beſtimmt, daß, ſoweit in Betrieben, in denen nach
dieſem Geſetz eine Betriebsordnung zu erlaſſen iſt, eine
Arbeitsordnung nicht vorhanden iſt oder die vorhandene
Arbeits=
ordnung nicht den Vorſchriften dieſes Geſetzes entſpricht, eine
Betriebsordnung ſpäteſtens bis zum 1. Juli 1934 vom
Führer des Betriebes zu erlaſſen iſt. Bis zum
In=
krafttreten einer Betriebsordnung gilt die bisherige
Arbeits=
ordnung als Betriebsordnung weiter.
Geſch nt Dronang ver Manonnient Aven.
Die Stellung der Berkrauensmänner. — Die Funkkionen der Treuhänder. — Schaffung von Sachverſtändigen=
Beiräten. — Beſtellung von Sonderkreuhändern zur Erledigung beſtimmker Aufgaben.
ſeine Gegner können nicht leugnen, daß das nationalſozialiſtiſche
Weltbild eine eindrucksvolle Geſchloſſenheit zeigt und daß nur
der Unwiſſende oder Böswillige behaupten kann, es ſei eine
ver=
neinende, niederreißende Bewegung ohne ſchöpferiſche Fähigkeit,
die das deutſche Volk heute erfülle. Mancher Ausländer, der
den Nationalſozialismus bisher nur aus der verzerrten
Dar=
ſtellung einer voreingenommenen Preſſe kennen gelernt hat, wird
überraſcht Ideen finden, die ihn ſchon ſelbſt insgeheim bewegt
haben. Er wird erkennen, daß ein gut Teil deſſen, was
national=
ſozialiſtiſch iſt, ohne Schaden mit den Erkenntniſſen des
ge=
ſunden Menſchenverſtandes gleichgeſetzt werden kann, vor allem
aber wird er ſehen, daß nicht Barbarentum, Anbetung der rohen
Gewalt und Chauvinismus, ſondern völkiſche Verinnerlichung,
Ehrfurcht vor den ordnenden Kräften der Gemeinſchaft und
Achtung von jedem Volkstume die tragenden Säulen einer
neuen deutſchen Weltanſchauung ſind.
Wir haben es nicht nötig, den revolutionären Umbruch und
die darauffolgenden Monate in künſtlicher Beleuchtung
dar=
zuſtellen. Wenn wir einmal einen gewiſſen zeitlichen Abſtand
gewonnen haben, werden wir nicht faſſen können, daß all die
weltgeſchichtlichen Ereigniſſe der letzten ſechs Monate ohne
tiefere Erſchütterung des äußeren Lebens vor ſich gingen. Um ſo
tiefer waren die inneren, und es wäre ein Irrtum zu glauben,
daß jeder einzelne ſeinen inneren Kampf ſchon zu Ende
ge=
kämpft hätte. Im Schatten des Großen marſchiert das Kleine
und Allzumenſchliche; je weniger wir vor ihm die Augen
ver=
ſchließen um ſo raſcher werden wir es überwunden haben.
Des=
halb fehlt es auch in den einzelnen Heften nicht an kritiſchen
Aeußerungen gegenüber Zeiterſcheinungen, die ſich auf den
Nationalſozialismus berufen, ohne Fleiſch von ſeinem Fleiſche
zu ſein. Die wohlmeinende, hilfsbereite aufbauende Kritik des
Auslandes werden deshalb auch die Hefte der neuen
Schriften=
reihe nicht fürchten, ſondern ſie im Gegenteil begrüßen, da ſie
allein endlich über das traurige Niveau der augenblicklichen
internationalen geiſtigen Auseinanderſetzungen hinausführen
wird. Wer das ſeine tun will, Freunde für Deutſchland im
Auslande zu werben, weiß nun, wo ihm Mitſtreiter erwachſen
ſind. Möchten ihrer Legionen werden!
Von der Landesuniverſität. Der Rektor der
Landesuniver=
ſität ernannte den früheren Direktor der Stadtbibliothek Mainz,
den Gründer und langjährigen Leiter des Gutenberg=Muſeums und
der Gutenberg=Geſellſchaft, Profeſſor Dr. Velke, an ſeinem 80.
Geburtstag am 21. Januar wegen ſeiner Verdienſte um die
Landes=
univerſität und die Univerſitätsbibliothek zum Ehrenſenator der
Landesuniverſität. Der Rektor überbrachte, begleitet von dem
Kanzler und einigen Vertretern der Univerſität und der
Univer=
ſitätsbibliothek, dem in Gießen wohnenden greiſen Gelehrten das
Antoniterkreuz des Ehrenſenators.
Heſſiſches Landeskheaker.
Kleines Haus. — Dienstag, 23. Januar.
„Don Pasquale‟.
Komiſche Oper von Donizetti; neuer Text von O. J. Bierbaum.
Die in früheren Jahren gern gegebene Spieloper Donizettis,
die von ſeinen über 60 Opern etwa noch neben der „
Regiments=
tochter” und der „Favoritin” 90 Jahre ſtandhielt, verdankt ihre
noch immer gültige Beliebtheit der Komik des Stoffes, der
flüſſigen, eleganten Schreibart und dem Reichtum an melodiſcher
Erfindung. Auch heute hat ſie gut gefallen und wurde
ausge=
zeichnet gegeben.
Fritz Bohne hat ſie ſorgfältig einſtudiert, flott und
ſchmiſſig geleitet. Gleich die geiſtreiche, ſtimmungswechſelreiche
Ouvertüre ſchlug ein, und der berühmte Chor im letzten Akt
erhielt verdienten Beifall bei offener Szene. Hier war die Regie
A. M. Rabenalts vorzüglich, in anderen Szenen zuweilen
etwas übermodelliert, immer aber rege und erfindungsreich.
Das Stück hat eine Paraderolle, die Norina, in der Regina
Harre ſich einen ihrer größten Erfolge holte. Zwar mußte
auf manches, was ihr ſtimmlich und geſanglich als
Koloratur=
ſängerin mangelt, füglich verzichtet werden. Dafür aber ließ ſie
das ganze Feuerwverk ihres Sprühgeiſtes, alle Teufeleien
raffi=
nierter Koketterie los, womit ſie jede Szene geradezu elektriſierte
und groteske Wirkungen erzielte. Erneſto. Norinas Liebhaber,
befand ſich bei Peter Anders in beſter Hand, eine naive,
lyriſche Partie, die ihm vorzüglich liegt. Darſtelleriſch wie
geſang=
lich von gleich vortrefflicher Gewandtheit und Sicherheit erwieſen
ſich Heinrich Kuhn als Don Pasquale und Johannes
Drath als Doktor Malateſta, beide ſtilecht uno voll köſtlichen
Humor. K. Th. Ritzhaupt fügte ſich als Notar lobenswert
ein. Die Bühnenbilder von Elli Büttner ſind entzückend
und witzig auf die Drehbühne geſtellt; die Koſtüme aus 1840
v.H.
geſchmackvoll und kleidſam.
Frankfurker Muſitkbrief.
Georges Baklanoff, der große ruſſiſche Künſtler ſang zum
rſten Male in Frankfurt den Tonio im „Bajazzo‟. Dieſe Rolle
ſt die übliche Paraderolle riſcher Baritone; den Prolog hat
Zattiſtini geſungen. H. Schlusnus ſingt ihn. und ſogar N. Urbano
rſucht ihn zu ſingen. Das Geſangliche ſteht üblicherweiſe im
Nittelpunkt; die Des=Dur=Stelle im Prolog, mit dem zugegebenen
hen as, und das Duett mit Nedda geben Gelegenheit, Triumphe
es bel canto zu feiern. Der Menſch Tonio und ſein Schickſal
verſchwinden hinter dem klanglichen Relief. — Und nun
Bakla=
noff: Er geſtaltet erſchütternd die Tragödie des alten
Komödian=
ten Tonio, deſſen Lebensinhalt Nedda heißt und der an dieſer
Liebe, die ganz unerotiſch iſt, zerbricht. Wie ein armer
geſchla=
gener Hund läuft er neben dem Thespiskarren her, immer um
Nedda beſorgt, immer nur ſie im Auge. Als Nedda ihn nach dem
Duett ſchlägt, iſt ſie erſchüttert, wie ſie in das Geſicht des Armen
ſieht; ſie hat nicht gewußt, was ſie da innerlich angerichtet hat, wie
tief dieſes Gefühl zu ihr bei Tonio ſitzt. Und wie ſchließlich das
Schickſal über Nedda hereinbricht, da verliert dieſer Tonio faſt den
Verſtand. Als Nedda tot iſt, ſteht er inmitten der Bühne
ver=
ſchlingt einen Apfel, der ihm vor Entſetzen faſt aus dem Munde
fällt, und dann kommen, wie von einem Irrſinnigen, die Worte:
Die Komödie iſt aus. — Der Abend war unvergeßlich. D. W. Kn=
Uraufführung am Leipziger Stadttheaker.
Adolf Vogl: „Die Verdammten”.
„Die Verdammten”, eine einaktige Oper von dem Münchener
Komponiſten Adolf Vogl in zweieinhalbſtündiger Dauer,
Textdich=
tung von Hans Gumpenberg, wurde am Leipziger Stadttheater
uraufgeführt. Der Sohn des gefallenen Fürſten öffnet das
Fel=
ſengrab, um zu erfahren, daß der Glaube an den zu den Göttern
entrückten Heldenleib nicht ſtimmt. In ſeiner Verzweiflung will
er ſein Wiſſen dem Volk mitteilen, da weiß der alte Fürſt, ſein
Großvater, den Enkel zu beſtimmen, daß er, als der neue Führer,
dieſes Wiſſen um des Volkes willen für ſich behalten muß.
Abge=
ſehen von dem heiklen Moment und dem ſtrittigen im Stoff der
Dichtung iſt hier ein Wurf gelungen, das gleiche gilt auch von der
Muſik Vogls, deſſen Hauptſtärke der lyriſche Part iſt, klangſchöne,
blühende Muſik viel Streicherübermalung, Harfe im dramatiſchen
Part ſtark rezitativiſch. Die Leipziger Uraufführung, durch eine
ſehr ſtimmungsvolle Inſzenierung Hans Schülers und Karl Jacobs
und durch eine farbenreiche muſikaliſche Wiedergabe durch Paul
Schmitz getragen, fand ſtarken und lang anhaltenden Beifall=
II. A. R.
Ap. Im Werden und Wachſen. Aus einer Kindheit. Von
Niko=
laus Welter. 3. Auflage. (Verlag der Sankt=Paulus=
Druckerei, Luxemburg. Preis 2 RM.)
Der luxemburgiſche Dichter und Kulturpolitiker Verfaſſer
mehrerer in ſeiner Heimat wurzelnden proſaiſchen Schriften und
Dichtungen plaudert hier in gemütvoller und feſſelnder, mit
Hu=
mor gewürzter Weiſe von ſeiner Jugendzeit und wird nicht müde,
die Schönheiten ſeiner Heimat zu preiſen. Das hübſche Buch das
das Werden und Wachſen, eines ſchlichten Dorfjungen ſchildert,
wird von allen gerne geleſen werden, die ſich einen unverdorbenen
Geſchmack erhalten haben und Freude an einer gehalt= und
pietät=
vollen Lektüre haben. Die dritte Auflage des Buches beweiſt ſeine
große Beliebtheit.
Seite 4 — Nr. 23
Mittwoch, 24. Januar 1934
die Verfahrensordnung.
DNB. Berlin, 23. Januar.
Auf Grund der 8§ 34 und 46 des Schriftleitergeſetzes vom
4. Oktober 1933 haben die Reichsminiſter Dr. Goebbels und Dr.
Gürtner am 18. Januar 1934 eine Verfahrensordnung
für die Berufsgerichte der Preſſe erlaſſen, die im
Reichsgeſetzblatt vom 22. Januar 1934 veröffentlicht worden iſt.
Die Verfahrensordnung zerfällt in fünf Abſchnitte.
Im Abſchnitt 1 werden zunächſt die allgemeinen Vorſchriften
behandelt. Danach werden als Berufsgerichte der
Preſſe Bezirksgerichte am Sitz eines jeden
Lan=
desverbandes gebildet. Als Berufungsgericht wird in
Ber=
lin der Preſſegerichtshof eingerichtet. Die Vorſitzenden und die
Beiſitzer, die in einer durch das Los beſtimmten Reihenfolge
zuzuziehen ſind, werden auf die Dauer von drei Jahren berufen.
Als Beiſitzer kommen im allgemeinen Schriftleiter in Frage, in
einigen Fällen je zur Hälfte Schriftleiter und Verleger.
Der Abſchnitt 2 regelt das ehrengerichtliche
Ver=
fahren. Danach iſt u. a. ein ehrengerichtliches Verfahren wegen
Berufsvergehen, die ein Schriftleiter vor ſeiner Eintragung in
die Berufsliſte begangen hat, nur dann zuläſſig, wenn zu
er=
warten iſt, daß es zur Löſchung in der Berufsliſte führen wird.
Die Verfolgung von Berufsvergehen verjährt in fünf Jahren.
Gegen den Beſchluß, durch den einem
Schrift=
leiter die Berufsausübung vorläufig
unter=
ſagt wird, kann der Schriftleiter innerhalb
einer Woche Beſchwerde an den
Preſſegerichts=
hofeinlegen. Anzeigen wegen Berufsvergehens
eines Schriftleiters ſind bei dem Leiter des
Landesverbandes einzureichen dem der
Be=
ſchuldigte angehört. Der Leiter des Landesverbandes
kann dann das Bezirksgericht anrufen. Dieſes kann den Antrag
auf Eröffnung des ehrengerichtlichen Verfahrens jedoch als
un=
begründet zurückweiſen. Verwarnungen oder
Ord=
nungsſtrafen in Geld bis zu 100 RM. werden im
Beſchlußverfahren ausgeſprochen. Erachtet der Vorſitzende des
Bezirksgerichtes oder das Bezirksgericht im Beſchlußverfahren
eine Verwarnung oder eine Ordnungsſtrafe bis
zu 100 RM. nicht für ausreichend, ſo hat der Vorſitzende
Termin zur mündlichen Verhandlung vor dem
Be=
zirksgericht anzuberaumen. Gegen die Urteile des
Bezirks=
gerichtes iſt die Einlegung der Berufung durch den
Leiter des Landesverbandes in jedem Fall, durch den
Beſchul=
digten nur dann zuläſſig, wenn auf Ordnungsſtrafe auf Geld
über 100 RM. oder auf Löſchung in der Berufsliſte erkannt iſt.
Ueber die Berufung entſcheidet der
Preſſe=
gerichtshof.
Der Abſchnitt 3 behandelt das
Einſpruchsverfah=
ren gemäß § 10 S. 2 oder gemäß 8 11 S. 2 des Schriftleiter=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
geſetzes. Der Einſpruch iſt an den Leiter des Landesverbandes
zu richten, deſſen Entſcheidung angefochten wird. Hält das
Ge=
richt den Einſpruch für begründet, ſo hat es die angefochtene
Entſcheidung des Landesverbandes aufzuheben. Wird der
Einſpruchverworfen, ſo iſt Rechtsbeſchwerde an
den Preſſegerichtshof zuläſſig.
Im Abſchnitt 4 wird das
Kündigungsſchutzver=
fahren nach § 28 Nr. 3 des Schriftleitergeſetzes geregelt. Der
Abſchnitt 5 endlich enthält die wichtige Uebergangsbeſtimmung,
wonach der Beſchluß, durch den der Leiter des Landesverbandes
die Eintragung auf Widerruf in die Berufsliſte ablehnt, und der
Beſchluß, durch den auf Grund des Widerrufes die Löſchung
einer Eintragung in der Berufsliſte erfüllt wird, nicht
angefoch=
ten werden kann.
Skudenkiſche Weiheftunde.
DNB. Berlin, 23. Januar.
Die vom Allgemeinen Deutſchen Waffenring im
Einverneh=
men mit der Deutſchen Studentenſchaft am Montag, dem 29. 1.,
veranſtaltete Weiheſtunde findet in allen deutſchen
Hochſchul=
ſtädten gleichzeitig ſtatt.
Die Teilnahme an der Berliner Feier im Sportpalaſt haben
außer zahlreichen anderen Ehrengäſten bisher zugeſagt: Der
Reichsaußenminiſter, der Reichsinnenminiſter, der
Reichswehr=
miniſter, der Reichswirtſchaftsminiſter, der preußiſche
Juſtizmini=
ſter, der Reichsjuſtizkommiſſar, mehrere Staatsſekretäre, die
Rektoren der Berliner Hochſchulen, die Gruppenführer Ernſt,
von Detten, von Moroſowitz, Fliegergruppenführer von Gronau,
Reichsſportführer von Tſchammer=Oſten und viele andere hohe
SA.= und SS.=Führer. Die Feſtrede hält Oberpräſident
Staats=
rat Wilhelm Kube. Außerdem werden ſprechen der Reichsführer
der Deutſchen Studentenſchaft, Dr. Stäbel, und der Führer des
Allgemeinen Deutſchen Waffenringes, Langhoff.
Ein japaniſches Zwerg=Unkerſeebook.
DNB. Tokio, 23. Januar.
Die japaniſchen Flottenbehörden machen zurzeit in Ito
Ver=
ſuche mit einem Zwergunterſeeboot, das nur neun Meter lang iſt,
und eine Beſatzung von vier Mann hat. Der Querſchnitt beträgt
zweieinhalb Meter. Es wird von elektriſchen Batterien getrieben
und ſoll bis auf rund 160 Meter Tiefe gehen können.
Ruſſiſcher Oſtchinabahn-Prokeſt in Tokio abgewieſen.
DNB. Tokio, 23. Januar.
Der Proteſt des hieſigen ruſſiſchen Botſchafters zu dem
angeb=
lichen Verſtoß japaniſcher Beamter und Militärperſonen gegen
die Rechte der Sowjetregierung an der chineſiſchen Oſtbahn wurde
von der japaniſchen Regierung zurückgewieſen, da er keinerlei
ausreichende Begründung enthalte.
tendafftand un der Snut
Aepiane.
Brandſtiftung nach Reichstagsmuſter.
In Saarbrücken war, wie gemeldet, am 3. und 5. Januar die
Filmvorführung „Flüchtlinge” dadurch geſtört worden, daß von
einem Kommuniſten im Zuſchauerraum fünf Flaſchen niedergelegt
worden waren, deren Inhalt, eine Flüſſigkeit, dazu beſtimmt war,
während der Vorführung Brände und ſomit eine Panik unter den
Beſuchern zu erzeugen. Wie der „Tag” nunmehr ergänzend
mel=
det, iſt die Befürchtung aufgetaucht, daß dieſer Verſuch nach der
ganzen Anlage in enger Verbindung mit der Brandſtiftung im
Reichstagsgebäude ſtehe. Die exploſive Flüſſigkeit ſei geruchlos.
Sie entwickele keinen Rauch, ebenſo wie die Flüſſigkeit, von der
noch Spuren nach dem Reichstagsbrande im Vollſitzungsſaal
ge=
funden worden waren.
Seit längerer Zeit wird im Saargebiet, ſo berichtet der
„Tag” aus Saarbrücken weiter, eine ſehr aktive Tätigkeit
ſozialdemokratiſcher Formationen beobachtet,
die auch mit den Kommuniſten und mit den
Emi=
granten in Verbindung ſtehen.
Man nimmt an, daß von dieſer Gruppe der Plan erörtert
worden iſt, durch kleinere Terroraktionen allmählich die
Vorbe=
dingungen für den Verſuch eines ſeparatiſtiſch=kommuniſch=
marxi=
ſtiſchen Aufſtandes zu ſchaffen. Der Volksverräter Max Braun hat
bekanntlich die Entſendung einer internationalen Polizeitruppe
in das Saargebiet propagiert. Die Vorausſetzung dafür könnte,
ſo befürchtet man im Saargebiet, geſchaffen werden, wenn es den
Separatiſten und Kommuniſten gelingen ſollte, durch Terroxakte
die Bevölkerung zu beunruhigen. Man muß erwarten, daß die
Regierungskommiſſion den Brandſtiftungsverſuch in dem
Licht=
ſpielhaus ſehr objektiv unterſucht und dabei die Parallelen zum
Reichstagsbrand und die Fäden zu den Aufſtandsabſichten der
Separatiſten und Kommuniſten beſonders aufmerkſam prüft.
Die Regierungskommiſſion des Saargebiets hat die
Auffüh=
rung folgender Theaterſtücke im Saargebiet nicht zugelaſſen:
„Heimatſcholle”, preisgekröntes Drama von Schare; „Brüder in
Ketten” von Hermann Marzellus und „Lehrer Zeſſinger”, ein
Südtiroler Notbild von J. Hieß. Außerdem wurde die
Vorfüh=
rung eines Lichtbildſtreifens „Adolf Hitler und die Geſchichte
ſei=
ner Bewegung” im Saargebiet nicht zugelaſſen.
Ein erneuter Grenzzwiſchenfall hat ſich im Stiftswald von
Saarbrücken=St. Arnual ereignet. Auf ſaarländiſchem Boden
wurden zwei Saarbrücker Bürger von einem lothringiſchen
För=
ſter beſchoſſen, ohne daß dazu irgendein Anlaß vorhanden geweſen
wäre. Es wäre wirklich an der Zeit, daß die
Regierungskommiſ=
ſion gegen derartige Grenzzwiſchenfälle entſchieden Verwahrung
einlegen würde.
Unſere liebe, herzensgute Schweſter,
Schwä=
gerin, Tante und Großtante
Fräulein Eliſe Ackermann
iſt nach kurzem, ſchweren Leiden im nahezu
vollendeten 70. Lebensjahre am 21. Januar
ſanft im Herrn eniſchlafen.
Im Namen der
tieftrauernden Hinterbliebenen:
Anna Schaaf.
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Darmſtadt, Taunusſtr. 25, den 22. Jan. 1934,
Frankfurt/M, Altadena, Kalifornien C. S. A.
Die Beerdigung findet am Donnerstag,
nachm. 1½ Uhr auf dem alten Friedhof ſtatt.
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Mittwoch, 24. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 23 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 24. Januar 1934.
Okko Alkendorf. 9berſtudienrak i. R.
Otto Altendorf ſah dem Tode ins Auge, beſtellte ſein Haus
und nahm Abſchied von den Seinen und ſeinen Freunden von dem
Tage an, an dem die Krankheit zum Ausbruch kam, zu einem
Zeit=
punkt alſo, wo weder die Aerzte noch die Angehörigen dem bis
da=
hin kerngeſunden, lebensvollen Mann das Ende vorausſagten.
Die letzten Monate widmete er der Niederſchrift der Chronik
ſei=
ner Familie — ein Buch der Erinnerung an ſeine rheinheſſiſche
Heimat und die wechſelvollen Schickſale ſeiner Vorfahren, ein
wahrhaftes Familienbuch, ein köſtliches Erbe. Ohne Klagen
er=
trug er die zunehmenden Schmerzen. Was er ſeit dreiviertel
Jahren klar vorausgeſehen, trat dann doch überraſchend ein: am
12. Januar verſchied er in Frieden, im 65. Lebensjahre.
Zu ſeinen Lebzeiten ſchon verband ſich mit dem Namen
Alten=
dorfs, wo er genannt wurde, ein feſter Begriff. „Starrſinnig”
nannte ihn parteipolitiſche Gegnerſchaft der Linken, um damit zu
entwerten, was ihr fremd und haſſenswert erſchien; die
unbeirr=
bare Sachlichkeit und Wahrhaftigkeit des Denkens und Fühlens,
des Glaubens und Strebens, die Altendorf vor allem andern
aus=
zeichnete. Er pflegte mit dem ſprachlichen Ausdruck ſo lange zu
ringen, bis er die Sache in der denkbar genaueſten Form traf.
und dann war es zugleich
u den Warie Die Gwohl die Gchädiale Derſ eief eu
dieſer Einheit beruhte die Eigenart dieſer ſeltenen,
außergewöhn=
lichen Perſönlichkeit.
Von hier aus verſtehen ſich die verſchiedenen Seiten ſeines
öffentlichen Wirkens. Vor allem ſeine Lehrtätigkeit, die ihn von
Darmſtadt an das Gießener Gymnaſium führte: 1917 wurde er
Direktor der Auguſtinerſchule zu Friedberg; von 1927 bis zu ſeiner
Ruheſtandsverſetzung am 1. Oktober 1933 führte er das Gymnaſium
zu Gießen. In ihrem Lehrer verſpürten die Schüler den Ernſt,
mit dem es ihm um die Sache, die er lehrte, zu tun war, die
Ge=
rechtigkeit, die ſich wie ſelbſtverſtändlich damit verband, und
er=
hielten ſo durch den Eindruck der Perſönlichkeit die beſte
Grund=
lage für ihr eigenes Leben und Arbeiten. Altendorfs Seminar
hat zu den beſten gezählt, die je in Heſſen beſtanden haben;
weit=
ſchichtige Erfahrung verband ſich in ſeiner Lehrtätigkeit mit einer
faſt unvergleichlichen Kenntnis und Beherrſchung der
vädagogi=
ſchen Literatur und der Schulpolitik des Reiches und der Länder.
Leidenſchaft zur Wahrheit iſt immer auch eine Leidenſchaft
des Gefühls. So iſt Altendorf ein feinfühlender Liebhaber der
Kunſt geweſen, freilich in der Art, daß das Unechte, Unwahre im
beſonderen in der „Moderne” überhaupt nicht an ihn herankam.
Er hat ſelbſt gedichtet und vor allem auch nachgedichtet (
Gedächt=
nis und Gelöbnis” zur Gefallenenehrung des Friedberger
Gym=
naſiums: die Antigone, den Hippolytos u. a. m.).
Insbeſondere aber war dieſer Mann, der, abhold jeder
vor=
gefaßten Theorie, die Wirklichkeit zu erfaſſen und zu geſtalten
ſtrebte, zu öffentlichem Wirken berufen; er tat es als Beamter
in führender Stellung im Heſſiſchen Philologenverein ſeit 1911.
im Landesverband der höheren Beamten Heſſens ſeit 1918, er war
einer der Gründer des Reichsbundes der höheren Beamten. Sein
Wirken ging damit weit über Heſſens Grenzen hinaus. Die
Staats=
umwälzung nach dem Kriege gefährdete und untergrub das
Be=
rufsbeamtentum; im Kampfe gegen dieſe zerſtörenden,
vaterlands=
feindlichen Tendenzen iſt Altendorf den höheren und darüber
hinaus allen Beamten Heſſens ein zielbewußter, nie ſich
verſagen=
der Führer geweſen, ſie alle ſind ihm über ſeinen Tod hinaus zu
unauslöſchlichem Dank verpflichtet. Bei ſeinem letzten öffentlichen
Auftreten, im Herbſt 1932 gelegentlich einer Jahresverſammlung
der heſſiſchen Philologen, hat er die Aufgabe, der er einen
weſent=
lichen Teil ſeiner großen Arbeitskraft gewidmet hat, mit Worten
umſchrieben, die zugleich ſein eigenes Weſen bedeuten:
„Sie kennen das ſchöne Wort: Deutſchſein heißt eine Sache um
ihrer ſelbſt willen tun. Sieht man ſich heute im Getriebe der
deut=
ſchen Welt um, ſo könnte man an ſeiner Wahrheit zweifeln! Aber
eine Forderung enthält das Wort, die ganz beſonders heute
be=
herzigt werden ſollte. Ohne rein ſachliche Einſtellung auf das Wohl
des ganzen Volkes in allen ſeinen Teilen kann auf die Dauer ein
Staat nicht verwaltet werden, können die ſtaatlichen
Arbeits=
leiſtungen, die den Beamten und insbeſondere den höheren Beamten
obliegen, nicht zum Wohle der Geſamtheit erfüllt werden. Warum
fordert man von den höheren Beamten eine wiſſenſchaftliche
Bil=
dung. Nicht bloß, weil ihnen dieſe die Beherrſchung des Stoffes
vermittelt, in dem ſich ihre Berufsarbeit bewegt, noch mehr
des=
wegen, weil ſie zur Sachlichkeit erzieht, — denn wiſſenſchaftliche
Arbeit iſt reine Sacharbeit, und wiſſenſchaftlicher Geiſt iſt ſachlicher
Geiſt, — zur Sachlichkeit, ohne die Berufsarbeit der höheren
Be=
amten nicht erſprießlich ſein kann. Dieſer Geiſt der Sachlichkeit
aber muß von oben ſorglich gehegt und gepflegt werden. Einſt iſt
er durch begabte deutſche Fürſten, unter denen die Hohenzollern
in vorderſter Linie ſtehen, in der deutſchen Beamtenſchaft
groß=
gezogen worden.
Es iſt Altendorf, der auf lange Jahre hindurch
geſchätz=
ter Mitarbeiter des Darmſtädter Tagblattes war, nicht mehr
ver=
gönnt geweſen, heute bei der Wiederherſtellung des
Berufsbeamten=
tums in dieſem Geiſte mitzuwirken, an der Verwirklichung ſeines
Lebensideals in einer neuen Zeit mitzuarbeiten. Er hat es zu
ſeiner Zeit getan, unbeirrbar, wahrhaftig, ein deutſcher Mann. I.
Bekannfmachungen des Verſonglankes.
Dem ehemaligen Direktor der Oberrealſchule zu Gießen.
Ober=
ſtudiendirektor i. R. Dr. Heinrich Schnell in Guntersblum
(Rheinheſſen), wurde in Anſehung ſeiner hervorragenden
Ver=
dienſte um das heſſiſche Schulweſen der Charakter eines „Geheimen
Schulrats” verliehen.
* Die Sprechſtunden des Herrn Staatsminiſters fallen am
Samstag, den 27. Januar, aus.
—Eine Gedenkpoſtkarte der Reichspoſt zum 30. Januar. Die
Deutſche Reichspoſt gibt zum 30. Januar, an dem ſich der Tag
der nationalen Erhebung zum erſten Male jährt, eine
Gedenk=
poſtkarte zu 6 Rpf. in beſchränkter Zahl heraus. Der Wertſtempel
in ſchwarz=brauner Farbe zeigt ein Doppelbild des
Reichspräſi=
denten und des Reichskanzlers. Auf dem linken Teil der
Vor=
derſeite befindet ſich ein Bild des denkwürdigen Fackelzuges durch
das Brandenburger Tor in Berlin. Der Vertrieb der Karten
durch die Poſtanſtalten beginnt am 29 Januar. Die Karten
kön=
nen mit den erforderlichen Zuſatzmarken auch nach dem Ausland
benutzt werden.
— Jahresfeſt des Odenwaldklubs. Wir werden darauf
auf=
merkſam gemacht, daß die Schmückung des Saales der
Woogsturn=
halle der Gartenbaubetrieb L. Kuhn (nicht Kühn) übernommen
hatte.
Hefſiſches Landestheater.
A
24. Januar Anf. 20. Ende 2½ Uhr B14
Preiſe 0.70—5.50
Tiefland. Donuerstag Anf 20. Ende nach 22 Uhr. Deutſche Bühne K 10
Preiſe 0.50—4.50
29 Januar Matheis bricht’s Eis. Kleines Haus Meiſteſe
25. Janua Anf. 20. Ende nach 22 Uhr. Zuſatzmiete III6
Preiſe 0.80—4.50
Don Pasauale. Freitag” , Auf. 20, Ende unch 22 Uhr. Zu /tmiete 1V 7
Preiſe 0.70—3.80
26. Januar Matheis bricht’s Eis.
Abſchied von Berlin.
des Berliner Wachdienſtes der 2. Kompagnie des Heſſ. 15. Inſ.-Rgks. — Ein Kameradſchaftsabend
beſchließt die Berliner Erinnerungen.
Reichsſtatthalter Sprenger
bei der heſſiſchen Wachkompagnie.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Anfang Februar wird die 2 Kompagnie des Heſſ. 15. Inf.=Rgts.
zum letzten Male mit klingendem Spiel durch die
Straßen Berlins marſchieren, aber nicht, um die Wache im
Palais des Reichspräſidenten oder im Reichswehrminiſterium zu
ſtellen, ſondern um den Zug zu beſteigen, der ſie wieder in ihre
Heimatgarniſon Gießen bringen wird. Das Vierteljahr des
Ber=
liner Dienſtes iſt um. Die Kompagnie ſcheidet aus der
Wacht=
truppe aus und macht einer nachrückenden ſüddeutſchen Formation
Platz. Iſt es auch für jeden Truppenteil, der nach Berlin verlegt
wird, eine beſondere Ehrung, ſo ſind damit doch erhebliche
An=
ſtrengungen für den einzelnen Mann verbunden. Denn neben der
üblichen weitergehenden militäriſchen Ausbildung bleibt nicht nur
der Wachtdienſt, der ſich nicht nur auf das Poſtenſtehen in der
Wilhelmſtraße oder vor dem Ehrenmal beſchränkt, ſondern wird
auch die Anweſenheit der Truppe bei den verſchiedenſten
Gelegen=
heiten, wie kürzlich bei der Kundgebung des Kyffhäuſerbundes,
verlangt, zu der jetzt die zum Aufbruch rüſtenden Heſſen befohlen
waren. Aber die freie Zeit iſt doch auch ausgenutzt worden.
Hauptmann Schiel, der Kompagniechef, hat dafür geſorgt, daß die
ihm anvertrauten Söhne des Heſſenlandes von der
Reichshaupt=
ſtadt mehr zu ſehen bekamen als nur die in der Umgebung
ver=
ſtreut liegenden Bierlokale.
Haupkmann Schiel hakke am vergangenen Monkag
eine Kaengden zun fenien Iidle Belif eu
einen gefelier und ugernungenen Felſanel.
ſein um ſich verſammen.
Sie waren bis auf den letzten Mann zur Stelle. Es traf ſich
günſtig, daß am gleichen Tage auch der Reichsſtatthalter
Sprenger in Berlin weilte, der einer an ihn ergangenen
Ein=
ladung Folge geleiſtet hatte. Neben ihm war der Stellvertreter
des Herrn Staatsminiſters, Ringshauſen; erſchienen, ferner
der Vertreter Heſſens beim Reich. Herr von Zengen
Ober=
finanzrat Schäfer von der Heſſ. Vertretung, Oberführer
Fied=
ler von der Brigade 32. Oberbürgermeiſter Dr. Krebs, der
Vorſitzende des Berliner Vereins der Heſſen, Miniſterialrat Dr.
Maurer, und der Schriftführer dieſes Vereins,
Miniſterial=
amtmann Kriegbaum, Fachſchulrektor Flittner,
Sport=
lehrer Sturm, ferner der ehemalige, jetzt zum
Reichswehrmini=
ſterium abkommandierte Bataillonskommandeur, Oberſt Klepke,
Generaloberveterinär Weber und Hauptmann Münch.
Hauptmann Schiel begrüßte mit herzlichen Worten die
Ehren=
gäſte und die Angehörigen ſeiner Kompagnie, während der
Reichsſtakthalter Sprenger
in einer längeren Anſprache auf den Kampf der Nationalſozialiſten
um die Eroberung des Staates einging und dabei feſtſtellte, daß
von Anfang an die Reichswehr von den Nationalſozialiſten aus
dem politiſchen Streit herausgelaſſen worden ſei, weil die
Reichs=
wehr unter allen Umſtänden intakt bleiben mußte. Der
Statt=
halter arbeitete dann noch die geiſtigen Berührungspunkte des
Nationalſozialismus und der SA. auf der einen und der
Reichs=
wehr auf der anderen Seite heraus. Adolf Hitler habe eine
Welt=
anſchauung gepredigt, die von Anfang an in den deutſchen Männern
verankert werden mußte. Darum habe er den politiſchen
Sol=
daten, den SA.=Mann, eingeſetzt, der die geſteckten Ziele erreichen
und ein Vorbild für die übrigen Volksgenoſſen ſein ſoll. Als
der Führer 1919 halbblind im Lazarett lag, ſei ſein erſter
Ge=
danke geweſen, ein neues, freies Deutſchland zu ſchaffen. Das
tiefe Geheimnis des nationalſozialiſtiſchen Erfolges ſei die
Ka=
meradſchaft und die Verbundenheit der Kämpfer geweſen, die
während des Kampfes durchhielten bis zum Tode. Die beſte
ſol=
datiſche Tugend habe die Nationalſozialiſten zum Erfolg gebracht,
und ſo ſolle es für alle Zeiten bleiben, daß der deutſche Mann
wieder zu ſeinen nationalen Gefühlen zurückehre und ſich alle
Deutſchen gemeinſam als Schützer von Heimat und Scholle, in
treuer Kameradſchaft bis zum Tode fühlten. Reichsſtatthalter
Sprenger brachte darauf ein dreifaches Sieg=Heil auf den
Gene=
ralfeldmarſchall von Hindenburg, den Führer im Weltkrieg, und
den Reichskanzler Adolf Hitler, den Gefreiten im Weltkrieg, aus.
—Worte tiefſter Kameradſchaft fand.
Aberſt Klepke, der frühere Kommandeur
des eie Hafglanfs des 1. ur Hicke.
der der Kompagnie und ihrem Führer höchſtes Lob zollte
beſon=
ders aber an den glänzenden Parademarſch vor dem
Reichspräſi=
denten im Sportpalaſt erinnerte, der allen, die ihn miterlebten,
zu einer bleibenden Erinnerung geworden ſei.
Zum Schluß erhob ſich Prof. Maurer, der Vorſitzende des
Heſſenvereins, der die heſſiſchen Soldaten ermunterte, ſtets
deut=
ſchen Geiſt zu zeigen und zu wahren. Um dieſe Reden
gruppier=
ten ſich die verſchiedenſten.
Darbielungen aus dem Kreiſe der Kompagnie.
Namentlich der Sport kam zu ſeinem Recht. Wieder zeigte die
zweite Kompagnie, daß ſie getroſt zu jedem Wettbewerb antreten
kann. Beachtliches leiſtete aber auch das feldgraue
Liederkränz=
chen, das für ſeine Darbietungen reichen Beifall erntete. Nicht
vergeſſen darf jedoch der Kamerad Burckhardt werden, der mit
ſeinen Späßen die Anwartſchaft auf einen freiwerdenden Poſten
in einem Varieté von Weltruf erwarb und mit ſeinen auf die
beſonderen Vorzüge beſtimmter Kameraden gemünzten Scherzen
ſchallende Heiterkeit auslöſte. Eine Hauskapelle beſtritt den
muſi=
kaliſchen Teil des Programms. Bei Volks= und Soldatenliedern
blieb die Kompagnie noch viele Stunden beiſammen.
„Warun habe ich noch keine Einladung
zu beſſfefie.
Lieber Volksgenoſſe, es iſt ja ſehr erfreulich, daß Sie der
Poſt. Abteilung Fernſprechweſen, etwas zu verdienen geben, aber
der Schriftleiter, bekanntlich ein vielbeſchäftigter Mann, kann
un=
möglich alle derartigen Anfragen verſönlich beantworten. Hier
alſo die Auskunft:
Alles, was über das Preſſefeſt geredet und geſchrieben
wird=
bedeutet zugleich eine Einladung an die weiteſte Oeffentlichkeit.
Es ſind zwar zahlreiche Einzeleinladungen an die Vertreter aller
Kreiſe der Bevölkerung ergangen, aber die umfangreichen
Vorbe=
reitungen zur Ausgeſtaltung dieſes einzigartigen Abends „Heimat
und Preſſe”, machen es begreiflicherweiſe unmöglich, jedermann
perſönlich zu bedenken. Wer gerne die künſtleriſch ausgeführte,
vom Verlag des Darmſtädter Tagblatts” hergeſtellte
Einladungs=
karte beſitzen möchte, kann ſie bei Abholung der Eintrittskarten
in der Geſchäftsſtelle unſeres Blattes entgegennehmen (ſolange
der Vorrat reicht), Bekanntlich mußte die Zulaſſung zum
Frank=
furter Preſſefeſt wegen Ueberfüllung, trotz höherer Eintrittspreiſe,
polizeilich geſperrt werden. Bei den volkstümlichen Eintritts=
Speiſen= und Getränkepreiſen des Darmſtädter Preſſeabends iſt
um ſo mehr anzunehmen, daß die Karten in kürzeſter Friſt
aus=
verkauft ſein werden.
Von den Empfängern der Einladungskarten hat als Erſter
Herr Staatsminiſter Jung
mit nachſtehendem Schreiben an die Feſtleitung geantwortet:
Für die Einladung zur Winterveranſtaltung der heſſiſchen
Preſſe, „Heimat und Preſſe”, danke ich. Selbſtverſtändlich nehme
ich gerne daran teil; insbeſondere begrüße ich, daß nunmehr der
Rahmen gefunden iſt, der auch den Volksgenoſſen, die den
frühe=
ren „Preſſefeſten” das Gepräge gaben, Gelegenheit bietet, ihrer
Verbundenheit mit allen anderen Volksgenoſſen ſichtbaren
Aus=
druck zu geben.
Heil Hitler!
gez.: Jung, Staatsminiſter.
— Richard Trunk in Darmſtadt. Einer der bekannteſten
Kom=
voniſten der Gegenwart, Richard Trunk aus Köln, der das
deutſche Lied und den deutſchen Männerchor um wertvolle Gaben
bereichert hat, gibt am Freitag im Mozart=Verein eine Ausleſe
ſeiner neueſten Schöpfungen. Maria Trunk, durch ihre
Kon=
zertreiſen weithin bekannt, ſingt 12 Lieder ihres Gatten, von
die=
ſem am Flügel begleitet. Von ſeinen Männerchören ſingt zum
erſtenmal der Mozart=Chor das bedeutendſte Stück aus der „Feier
der neuen Front” den „Horſt=Weſſel”.
Kredike und Spareinlagen.
Das Jahr 1933 hat mit ſeinem ſtarken politiſchen und
wirt=
ſchaftlichen Umſchwung einen weſentlichen Zuſtrom bei den
Sparkaſſen gebracht, der es ermöglicht, den Sparkaſſenkredit
allmählich wieder in der Linie aufzubauen, die er im Sommer
1931 infolge der hereinbrechenden Wirtſchaftskriſe verlaſſen mußte.
Die bisherigen Geſamtausweiſe der deutſchen Sparkaſſen laſſen
erkennen, daß im Jahre 1933 mehrere hundert
Mil=
lionen Mark zu den Sparkaſſen als neue Spargelder
hin=
gefloſſen ſind, und daß im ganzen die Einlagenbeſtände bei den
öffentlichen Sparkaſſen um ungefähr eine
Dreiviertel=
milliarde Mark ſteigen wird. Dieſes erfreuliche Bild
be=
ſtätigen auch die einzelnen Abſchlüſſe von Sparkaſſen, die in den
erſten Januartagen für das Jahr 1933 vorgelegt wurden. Sie
dokumentieren, daß nicht nur die Spareinlagen verſchiedentlich
noch um mehr als 10 Prozeut geſtiegen ſind, ſondern daß vor allem
auch die Zahl der Sparbücher erheblich zugenommen hat. Das
Anwachſen der Zahl der Sparbücher zeugt aber mehr
als die Höhe der Spareinlagen davon, wie ſtark das
Ver=
trauen zu den Sparkaſſen iſt, denn das Einkommen des
einzelnen Volksgenoſſen iſt im letzten Jahre trotz der eingetretenen
wirtſchaftlichen Belebung durchſchnittlich wohl nicht geſtiegen,
ſon=
dern es iſt, ganz im Sinne der Ziele der Reichsregierung, vor
allem die Zahl, derjenigen gewachſen, die überhaupt wieder zu
einer Einnahme gelangt ſind. Wenn nun aus dieſen Verhältniſſen
heraus die Zugänge an Sparbüchern verhältnismäßig größer ſind
als die Spareinlagen, ſo bekundet dies ein n ſtarken und
ver=
trauensvollen weitverbreiteten Sparwillen, der ſich im
Jahre 1934 noch in zunehmendem Maße weiter heben dürfte.
Wenn auch vorläufig noch die Verhältniſſe in den einzelnen
Be=
zirken und bei den einzelnen Sparkaſſen, verſchieden liegen, ſo
werden die Sparkaſſen auf dieſe Weiſe in die Lage verſetzt, an der
Arbeitsbeſchaffung und an der ſonſtigen
Kreditgewäh=
rung für die weiteſten Kreiſe der Wirtſchaft in erhöhtem Maße
mitzuwirken.
— Deutſche Trachten. In dieſem volkstümlichen Zeichen
be=
wegt ſich am 3. Februar die Veranſtaltung der Frauengruppe des
VDA. im Dienſte des Winterhilfswerks. Trachten= und
Gebirgs=
vereine in großer Zahl haben bereitwillig ihre Mitwirkung
zu=
geſagt, ſo daß ſich ein farbenprächtiges Bild ausbreiten wird, das
Beſucherinnen und Beſucher des Abends, noch beleben können,
wenn ſie ſich verſtändnisvoll in dieſen Rahmen einfügen. Die
„Verſtädterung” hat auf dieſem Volksfeſt nichts zu ſuchen. Wer
da weiß, wie begehrt die Karten für die VDA.=Veranſtaltungen
ſind, eilt zum Vorverkauf bei J. Ph. Leuthner am Weißen Turm,
der am Mittwoch beginnt.
— Reichsbund Volkstum und Heimat. Landſchaft
Rheinfran=
ken=Naſſau=Heſſen. Wir weiſen hierdurch empfehlend auf die
ge=
genwärtig (bis zum 3. Februar) im Gewerbemuſeum,
Neckar=
ſtraße 3, untergebrachte „Werbe=Ausſtellung heſſiſcher und
naſ=
ſauiſcher Kunſttöpfereien” hin. Dieſe Ausſtellung kämpft ſeit
Jahren in allen Teilen Deutſchlands für die Erhaltung und
För=
derung bodenſtändiger Handwerkskultur, die gerade, ſoweit es die
Töpferei angeht, innerhalb unſeres heſſen=naſſauiſchen
Kulturkrei=
ſes noch ſehr lebendig iſt. Das rege Intereſſe, das die Ausſtellung
hier gefunden hat, veranlaßt die Ausſtellungsleitung, täglich
nach=
mittags 5.30 Uhr einführende Vorträge anzuſetzen, denen eine
leb=
hafte Beteiligung zu wünſchen iſt.
— Brennmaterial für Empfänger von Sozialrentuer=
Unter=
ſtützung. An diejenigen Sozialrentner, die vom Wohlfahrts= und
Jugendamt neben ihrer Barunterſtützung eine Winterbeihilfe
(Briketts und Holz) beziehen, kommen die Gutſcheine für eine
weitere Rate zur Verteilung. Ausgabe: Nächſten Freitag,
den 26. ds. Mts., vormittags zwiſchen 8.30 und 12 Uhr. im
frühe=
ren Ludwigsbahnhof, Steubenplatz 13, Eingang 2. — Der
Unter=
ſtützungsausweis iſt vorzulegen.
Deutsche Emulsion e Scotts Emulsion e Eierlebertran e Vigantol-Lebertran e Biomalz mit Lebertran
von Ihrem Fachdrogisten!
Seite 6 — Nr. 23
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Januar 1934
Suken s.
Herr Zickel wird kurierk.
Herr Zickel leidet an chroniſchem Mißvergnügen. „
Katha=
rina”, ſagt er allabendlich, nachdem er den lieben langen Tag
ſeiner Frau auf die Nerven fiel, „ich muß mir ein bißchen
Be=
wegung machen . „Schon gut”, ſagt Frau Zickel, und hilft ihm
in den Mantel. Herr Zickel ſchreitet aus und hat und findet
keine Freude. „Katharina”, ſagt er bei der Wiederkunft, „ich
weiß nicht, was mir iſt, vielleicht haſt du die Liebe und machſt
Kamillentee‟. Aber auch dieſe Medizin hilft ihm nicht. Leiſe
flucht er in ſich hinein, als habe er den Vorſatz, wie ein
Teufels=
austreiber das in ihm rumorende Mißvergnügen zu
überwälti=
gen. Tags darauf iſt Herr Zickel wiederum mißvergnügt. Und
ſein Mißvergnügen iſt genau geartet wie das am Tag zuvor,
und jenes war genau ſo wie das am vorgeſtrigen Tag und ſo
weiter in die Vergangenheit hinein, und ſo wäre es wohl auch
geblieben bis zum Abend aller Tage des Herrn Zickel.
Frau Katharina Zickel iſt ein ſo braves Weib, daß ſie
er=
ſtaunlich lange unter ihres Gatten Mißvergnügen zu leiden
ver=
mochte. Nun aber iſt der Geduldsfaden geriſſen. Sie, die in
Demut ſchwieg, hebt an zu reden wie ein Staatsanwalt: „Ich
weiß, was dir iſt, mein lieber Mann! Du fühlſt dich wohl in
deinem Zuſtand, wenn du auch glaubſt, darunter zu leiden, und
wenn du ſo tuſt, als wollteſt du dich aus deinem Mißvergnügen
herauskurieren, ſo iſt das nicht ernſt zu nehmen — du wirſt alt
und mußt deine Schrulle haben! Nun ja, der eine iſt mißvergnügt,
der andere ſammelt Zündholzſchachteln — lieber aber ſollteſt du
mit Puppen ſpielen, als mir den Reſt meiner Ehe zur Hölle
machen!“
Herr Zickel macht ſich wieder einmal ein bißchen Bewegung,
überdenkt dabei das „Plädoyer” ſeiner Frau und . . wenn er
fortan auch nicht mit Puppen ſpielt, wenn er auch weder
Zünd=
holzſchachteln, noch Knöpfe, noch Margarinebilder ſammelt, ſo hat
er doch ein Steckenpferd geſattelt — er iſt vergnügt und guter
Dinge und fällt ſeiner Katharina nun noch ſo lange auf die
Ner=
ven, bis ſie erfährt, daß ſein Vergnügen wirklich echt und keine
Schrulle iſt.
Uebrigens ſoll es viele ſolcher Herren Zickel geben, und viele
Katharinas, die die Taktik der Frau Katharina Zickel ſich zu
eigen machen mögen.
Der Polizeiberichk.
Hausfrau, hüke deine Wäſche!
In der Nacht zum 19. Januar wurde eine größere Menge auf
dem Bleichplatz im Garten des Hauſes Heinrichſtraße 33 zum
Trock=
nen aufgehängte Wäſche geſtohlen. Es handelt ſich um: 3
Kinder=
bademäntel (weiß mit grünem und weiß mit gelbem Beſatz), 3
Tiſchdecken (Kaffeedecken mit Blumenmuſter und Hohlſaum), 1.30
mal 1,60 Meter, 1 grün, 1 gelb mit grün, 1 grau mit grün), 5
weiß= und blaukarierte Küchenhandtücher, gez. B. J., 2
Träger=
ſchürzen (1 graurot, 1 graublau geſtreift), 4 Schlupfhoſen (roſa,
blau, grün und beige), 2 Paar Herrenſocken (1 braun, 1 ſchwarz),
2 Paar Kinderſocken (beige), 2 Paar wollene beige
Kinder=
ſtrümpfe, 2 Paar baumwollene Kinderknieſtrümpfe (rötlich mit
bunter Kante), 59 hölzerne Wäſcheklammern. Nur dem Umſtand
halber, daß es am Vortage geregnet hatte, iſt es zu verdanken,
daß die Diebe nicht noch mehr Wäſcheſtücke erbeuteten. Die
Haus=
frauen werden künftig gut tun, wenn ſie nach Einbruch der
Dun=
kelheit ihre Wäſche nicht mehr im Freien laſſen, da nach den
Er=
fahrungen der letzten Woche die Diebe ihre Wäſchediebſtähle erſt
in der Dunkelheit ausführten, nachdem ſie am Tage wahrſcheinlich
bereits das Arbeitsfeld für ihr dunkles Treiben ſondiert hatten.
Wer kann über den Verbleib der Wäſche Angaben machen?
Kofferdiebſtahl. Am 20. Januar gegen 19 Uhr wurde während
des Rote=Kreuz=Feſtes ein vor der Garderobe im Städtiſchen
Saal=
bau aufgeſtellter Koffer entwendet. Es handelt ſich um einen
braunen Koffer, Größe 70 mal 40, Lederimitation. Wer kann
An=
gaben machen?
Fahrradbeleuchtungsdiebſtahl. Am 22. Januar, nachmittags,
wurde von einem Fahrrad in der Torhalle des Hauſes
Hügel=
ſtraße 5 der Dynamo abgeſchraubt und geſtohlen.
Fahrraddiebſtahl. Am 23. Januar gegen 16 Uhr wurde ein
vor der Sparkaſſe in der Rheinſtraße aufgeſtelltes Herrenfahrrad,
Marke WKC., Fabr.=Nr. unbekannt, geſtohlen.
— 35. Jahreshauptverſammlung der Kaufm. Stenographen=
Ge=
ſellſchaft. Die deutſche Stenographenſchaft (Ortsgruppe Kaufm
Stenographen=Geſellſchaft) hielt im Reſtaurant „Kaiſerſaal” ihre
35. Jahreshauptverſammlung ab, die ſich eines guten Beſuches zu
erfreuen hatte. Der Ortsgruppenleiter Wilhelm Weber
er=
ſtattete einen ausführlichen Jahresbericht, aus dem zu entnehmen
iſt, daß die Geſellſchaft, trotz einiger Einſchrankungen, weitere
Er=
folge zu verzeichnen hat. Ehrenmitglied Hans Stieler gab
einen Bericht über die gemeinſam mit Ehrenmitglied Jakob Schey
vorgenommene Kaſſenprüfung, die zu keiner Beanſtandung Anlaß
gab. Dem Rechner Heinrich Schröbel wurde Entlaſtung erteilt.
Der ſeitherige, langjährige Ortsgruppenleiter Wilhelm Weber
wurde einſtimmig wiedergewählt. Er ernannte die Mitglieder
des Führerrats, und ſeine weiteren Mitarbeiter. Als
Stellver=
treter des Ortsgruppenleiters wurde der langjährige,
verdienſt=
volle 2. Vorſitzende Jakob Mann beſtimmt. Der Voranſchlag für
1934 fand einſtimmig Annahme. Den Abſchluß des geſchäftlichen
Teiles bildete ein Gelöbnis des Ortsgruppenführers an die
bei=
den großen Führer, Reichspräſident v. Hindenburg und
Reichs=
kanzler Adolf Hitler. Mit dem Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes
fand der geſchäftliche Teil ſein Ende. Eine geſellige Unterhaltung
beſchloß die anregend verlaufene Verſammlung.
— Verſchärfte Richtlinien über die Durchführung der
Deut=
ſchen Kurzſchrift bei den Behörden. Nach den neuen Richtlinien
des Reichsminiſters des Innern wird von allen neu eintretenden
Beamten und Beamtenanwärtern von Beſoldungsgruppe 10 an
aufwärts die Kenntnis der Deutſchen Kurzſchrift verlangt.
Be=
reits angeſtellte Beamte von der gleichen Beſoldungsgruppe
auf=
wärts haben ſich, ſoweit ſie am 1. Oktober 1934 das 38.
Lebens=
jahr noch nicht vollendet haben, bis zu dieſem Zeitpunkt die
Kennt=
nis der Deutſchen Kurzſchrift anzueignen. Den übrigen wird
emp=
fohlen, die Deutſche Kurzſchrift leſen, wenn möglich ſchreiben zu
lernen. Der Reichsminiſter des Innern bat die Behörden, die
er=
forderlichen Maßnahmen ſo zu treffen, daß der 1. Oktober 1934
als Zeitpunkt für die erweiterte Anwendung der Deutſchen
Kurz=
ſchrift unbedingt innegehalten werden kann.
Brieffaſfen.
Jdu Anfroge iſt die ſetzte Bezugsquittung beizufügen. Anonhme Anftragen wurden
nicht beantwortet. Dic Beantwartung erfolgt obne Rechtsverbindlichkeit.
R. H. Die in Nr. 15 erteilte Antwort bemißt ſich nach der
Inhalt der Anfrage. Der Ausdruck des Geſetzes iſt wenig ge
meinverſtändlich, deshalb war, wie geſchehen, die Erläute
rung nötig. Bei Mietzinsentrichtung nach Monaten iſt die Kündi
gung nur für Schluß eines Kalendermonats zuläſſig un
hat ſpäteſtens am 15. des jeweiligen Kalendermonats zu erfolge
Die Vorſchrift findet keine Anwendung, wenn der Mietzin
auf ein Jahr bemeſſen, aber in monatlichen Ter
minen zu entrichten iſt.
M. Sch. Invalidenrente erhält der Verſicherte, der das
Alte=
von 65 Jahren vollendet hat. So beſtimmt zurzeit das Geſetz.
E=
bleibt abzuwarten, ob inzwiſchen noch Veränderungen in der
S=
zialverſicherung eintreten.
W. 3. Sie können als Mieter natürlich verlangen, daß der
ordnungsmäßigen Gebrauch der Mietwohnung beeinträchtigend
Geräuſche ferngehalten werden. Dies dürfte in Sie zufriedenſtel
lender Weiſe durch Anbringung einer den Schall dämpfenden Vor
richtung, die der Hausbeſitzer herſtellen müßte, geſchehen können
A. St. H. 1. Verkaufsſtellen, in denen Waren zum Verkau
feilgehalten werden, dürfen in der Zeit bis 1. Juli 1934 nicht er
richtet werden. 2. Die Herſtellung an ſich iſt nicht unterſagt
3. Hier wäre eine Anfrage beim hieſigen Kreisgeſundheitsamt
empfehlen. 4. Auch dieſe Herſtellung an ſich wird wohl ge
ſtattet ſein. 5. Das Geſetz läßt natürlich Ausnahmen bei der
Geſetze zum Schutze des Einzelhandels zu. Ueber ſol=
Bewilligung der Aufmachung eines neuen Geſchäfts entſcheidet da
Kreisamt Darmſtadt. Es empfiehlt ſich, ſich in ausführliche
Begründung dorthin zu wenden.
Haffenpſiege und Beomirerangspontit.
Die Vortragsfolge des Herrn Dr. med. Sell im Rahmen
der Vortragsveranſtaltungen der Vereinigung für
Arbeitsbeſchaf=
fung und Eigentumswirtſchaft e. V. Darmſtadt fand geſtern abend
ihren Abſchluß mit dem hochintereſſanten Lichtbildervortrag über
Raſſenpflege und Bevölkerungspolitik. Die Mitglieder hatten ſich
im weißen Saale des Reſtaurants Chriſt (Grafenſtraße)
eingefun=
den, ſie wurden von Herrn Dr. Steder im Namen der
Vereini=
gung herzlich willkommen geheißen. Er gab bekannt, daß die
Ge=
neralverſammlung im Februar ſtattfinden werde, am nächſten
Vortragsabend wird über die Hygiene des Hausbaues Herr Dr.
Günther ſprechen.
Der Referent des Abends, Dr. Sell, wies eingangs darauf
hin, daß jeder Deutſche verpflichtet ſei, bei dem Aufbau ſeines
Vaterlandes mitzuhelfen. Volk und Raſſe werden immer beſſer,
je mehr jeder Einzelne ſich ſeiner Verpflichtungen gegenüber dem
Volke und der Raſſe bewußt iſt. Er definierte die Begriffe
Eugenik, Raſſehygiene, Raſſepflege. Raſſedienſt. Mit all dieſen
Ausdrücken iſt ein Wohlergehen des Nachwuchſes in Deutſchland
gemeint. Die „Ausmerze” bedeutet der Kampf gegen die Zucht
nicht vollwertiger Menſchen. Ausleſe dagegen die Zucht
vollwer=
tiger Menſchen. Weiter wurden die Begriffe Erbbiologie,
Erb=
geſundheit, der erweiterte Sinn des Wortes Blut und die
blut=
bedingten Lebensgeſetze erklärt. Auch Aufnordung, Entnordung,
Aufartung, Entartung ſind neue Worte der raſſiſchen Lehrſprache.
Die Lichtbildreihe, die dann folgte, befaßte ſich zunächſt mit
der Erbgeſundheitspflege. Der Beſtand des deutſchen Volkes
unter den Völkern ſoll gefördert und gewährleiſtet werden. Der
Geburtenrückgang in Deutſchland würde ſich kataſtrophal
auswir=
ken, wenn nicht mit allen Kräften für einen Geburtenanſtieg gegen
den Untergang des deutſchen Edelvolkes angekämpft werde. Das
deutſche Vaterland kann ſeine 60 Millionen Einwohner wohl
er=
nähren, ja es iſt im Stande, aus eigenem Boden 100 Millionen
zu ernähren. Weiter wurden an Hand inſtruktiver Lichtbilder
die Schwankungslinien und Kurven der Geburten= und Sterbefälle
erklärt, aus denen hervorgeht, daß die Kurve der Geburtenziffer
von der Jahrhundertwende (1900) ab ſtets rückläufig war
Eine Geburtenverminderung von nahezu 60 Prozent iſt gegen
die Jahrhundertwende feſtzuſtellen. Die Sterblichkeitskurve
na=
herte ſich ſomit der Geburtenkurve immer mehr. In manchen
Städten überſteigt ſogar die Sterbeziffer, die der Geburtenziffer.
Die weiteren Bilder befaßten ſich ebenfalls mit den
Geburten=
ziffern und mit dem Altersaufbau der Geſchlechter. Deutſchland
hat heute eine geringere Geburtenziffer als Frankreich. Nach den
„bereinigten” Geburten= und Sterbeziffern ergibt ſich die
bedenk=
liche Tatſache, daß wir beiſpielsweiſe bereits 1931 eine um 4
Pro=
zent höhere Sterbeziffer haben. Nach dieſen „bereinigten”
Zahlen=
feſtſtellungen fehlten 1926 2 Prozent Geburten. 1931 ſchon 23
Pro=
zent. Referent ging dann auf die Gründe des erſchreckenden
Ge=
burtenrückganges ein. Der Geburtenſturz hat mancherlei tiefere
Urſachen. Das deutſche Volk wird ſich ſelbſt vernichten, wenn nicht
jeder deutſche Menſch die Worte des Führers berückſichtigt, daß
ſtärkere Kinderzahl zum Aufſtieg des Volkes führe.
Als Gründe des Geburtenrückganges ſind die ſpäte
Verehe=
lichung, die Landflucht, Wohnungsnot, die Arbeitsloſigkeit und
der weltanſchauliche Verfall zu nennen. Weiter, ſind die
Groß=
ſtadte Brutſtätten der Geſchlechtskrankheiten. Die Ueberſteigerung
des Bildungsweſens bewirkte eine ſpätere Verehelichung. Zu
for=
dern ſei vor allem: Zurück zur Scholle, Rückkehr der Frau zu ihrem
eigentlichen Frauenberuf: Gattin und Mutter. Redner geißelte
die abwegigen Modetorheiten bei vielen Frauen und Mänern,
zeigte die Einwirkung des Geburtenrückganges auf die
Arbeits=
loſigkeit und erklärte die Raſſenbegriffe, wobei er die Judenfrage
ſtreifte.
Die Probleme der Vererblichung wurden an Hand draſtiſcher
Bilder behandelt, die eine zahlenmäßig höchſt betrübliche
Anſchau=
ung von dem Raſſenniedergang (Erbgeſundheit) durch vermehrte
Zunahme des erbkranken Nachwuchſes gaben. — Zur
Beſtander=
haltung des deutſchen Volkes ſind 4 Kinder in jeder
erb=
geſunden Familie nötig.
Weiter ſprach der Referent über die Auswirkungen beſonderer
Gifte auf den Nachwuchs und kam auf das Steriliſationsgeſetz zu
ſprechen. Er ſchloß mit dem Appell, der erbgeſunde Nachwuchs
möge gefördert werden, denn in Deutſchland gibt es noch große
wenig dichtbevölkerte Gebiete. Deutſchland kann ſeine Bewohner
aus eigener Scholle ernähren,
Herr Dr. Steder dankte in ſeinem Schlußwort dem Herrn
Referenten für ſeine lehrreichen und intereſſanten Ausführungen.
Aier.
Hilf dem bedürftigen Familie
Beide Binerylissate!
„Geſunde Frau — Geſundes Volk”
in der Kunſthalle am Rheintor.
„Der Zyklus über Diätkoſt.”
Ein großes Schreckensgeſpenſt iſt für manche Hausfrau der
Begriff Diät, noch größer aber die Abneigung gegen das Zu=
Hauſe=Kochen nach den Vorſchriften des Arztes, alſo gegen die
Diätkoſtherſtellung. Die Mühe des Arztes wird oft zur
Erfolg=
loſigkeit verurteilt, wenn Hausfrauen durch Unwiſſenheit Angſt vor
zu großer Mehrbelaſtung des Haushalts, ſich den Anordnungen
ent=
gegenſetzen. Jede Hausfrau kann ſich ohne beſonderen Aufwand
und mit gutem Willen aus dem täglichen Mittagstiſch eine
ein=
fache Diät herſtellen. Frau Pgn. Liſi Paupié. Mitglied der
NS.=Frauenſchaft — Diatſchweſter — will mit den Vorträgen aus
dieſem Gebiet den Hausfrauen zeigen, wie einfach und doch wie
wichtig das Beherrſchen der Diätkoſttechnik iſt. Mit großer
Aus=
dauer und Geduld hat ſich Frau Paupié in den Dienſt dieſer
gu=
ten Sache geſtellt. Auch der geſtrige Vortrag war ſehr gut
be=
ſucht, und die Zuhörerinnen waren ſehr dankbar für das
Ge=
hörte. Wir machen darauf aufmerkſam, daß der Zyklus morgen
mit dem Vortrag über „Nieren= und Tuberkuloſe=
Diät” einſchließlich „Fleiſchloſe Koſt”, um 16 Uhr ſeinen
Fortgang nimmt.
Fräulein Ilſe Block. Leiterin der Mütterſchule. Darmſtadt,
hat beſtimmt dem Intereſſe vieler Hörerinnen mit dem Thema
„Was die werdende Mutter in der
Mütter=
ſchule lernt” entſprochen. Da dieſes Thema beſonders wichtig
iſt, wird dieſer Vortrag höchſtwahrſcheinlich nächſte Woche
noch=
mals wiederholt werden.
Heute, um 18.30 Uhr, ſei auf den Vortrag mit anſchließender
Führung von Frauenarzt Dr. med. Schimmel hingewieſen.
Das Thema des Vortragenden behandelt „Die Blutungen
der Frau”.
Reichspoſtdirektion. Für die Bedienſteten und deren
Angehörige von den verſchiedenen Poſtanſtalten findet Dienstag,
den 30. Januar, abends 19,30 Uhr, eine ärztliche
Sonderfüh=
rung ſtatt.
— Stenographiſche Leiſtungen an den deutſchen Schulen. In
der erſten Hälfte des Februar findet unter Teilnahme aller
kurz=
ſchriftpflegenden Unterrichtsanſtalten ein Schülerleiſtungsſchreiben
ſtatt, das unter Billigung der Miniſterien von der Deutſchen
Stenographenſchaft veranſtaltet wird. Das Schreiben ſoll für die
Schuljugend ein Anſporn ſein zur Erlernung und Fortbildung in
der Kurzſchrift, die heute jeder Schulentlaſſene braucht, gleichviel
welchen Beruf er ergreifen mag. Das Schreiben ſoll bei den
Schülern Freude an ihren eigenen Leiſtungen hervorbringen und
die Liebe zur Kurzſchrift vertiefen. Die Preisträger erhalten
Ur=
kunden, die von Jahr zu Jahr ergänzt, einen wertvollen Nachweis
der kurzſchriftlichen Leiſtungsfähigkeit darſtellen. Den Beſten
win=
ken außerdem noch Bücherpreiſe.
— Petrusgemeinde. Die auf nächſten Freitag angeſetzte
Jahres=
verſammlung des Kirchengeſangvereins muß verſchoben werden und
findet jedenfalls vierzehn Tage ſpäter ſtatt. — Kommenden
Mon=
tag wird im Gemeindehaus ein Wohltätigkeitskonzert für unſere
Kinderſchule gegeben werden. Herr Muſikdirektor Robert Herber
hat mit feiner Kunſt ein erleſenes Programm klaſſiſcher Muſik
zu=
ſammengeſtellt, deſſen Vortrag durch den wohlgeſchulten und beſtens
bekannten Orthſchen Männerchor Beſſungen zweifellos einen
künſt=
leriſchen Genuß bringen wird. Zu unſerer Freude iſt es uns
ge=
lungen, auch Fräulein Grete Haſſelblatt=Hoſſing, deren klangſchöne
Stimme in angenehmer Erinnerung iſt, zur Mitwirkung zu
ge=
winnen.
Aus der Kauub.
Brokausgabe durch die hieſigen Orksgruppen
der NSB.
Am Freitag, dem 26. Januar, wird erſtmalig in ſämtlichen
Ortsgruppen der Stadt Darmſtadt an die durch das
Winterhilfs=
werk betreuten Bedürftigen Brot ausgegeben. Es erhalten;
Alleinſtehende Perſonen und Haushaltungen mit 1 und 2
Köpfen 2 Pfund Brot. Haushaltungen mit 3 und 4 Köpfen
4 Pfund Brot, Haushaltungen mit 5 und mehr Köpfen 6 Pfd.
Brot (4 und 2 Pfund).
Kücheneſſer erhalten kein Brot.
Die Bedürftigen werden von der Brotausgabe nicht mehr
beſonders benachrichtigt. Das Brot wird in allen hieſigen
Orts=
gruppen am Freitag, dem 26. I. M., von vormittags 8.30 bis
6 Uhr nachmittags, ununterbrochen ausgegeben. Beim
Brot=
empfang iſt die Ausweiskarte des Winterhilfswerks mitzubringen.
Fackelzug der Hikler=Jugend.
Fahnen heraus!
Heute, am 24. Januar, weiht der Reichsjugendführer Baldur
von Schirach 342 Hitler=Jugend=Fahnen.
Der hiſtoriſche und feierliche Akt in der Potsdamer
Garni=
ſonkirche wird um 19 Uhr als Reichsſendung auf alle deutſchen
Sender übertragen.
Der Oberbann Starkenburg erhält in Potsdam für ſeine
Banne 4 Fahnen. Dieſe werden am Freitag, dem 26. d. M.,
abends um 6 Uhr, vom Hauptbahnhof Darmſtadt feierlich
einge=
holt. Die geſamte Hitler=Jugend Darmſtadts, das Jungvolk und
der Bund Deutſcher Mädchen, ſowie Fahnenabordnungen der
Stu=
dentenſchaft, der Arbeitsfront, der SA., der SS. und des
Stahl=
helms, finden ſich um 5.45 Uhr am Hauptbahnhof ein und geben
der aus Potsdam zurückkehrenden Fahnenabordnung feierliches
Geleit zum Paradeplatz. Dort findet um 6.30 Uhr eine durch
Lautſprecher übertragbare Kundgebung der Hitler=Jugend ſtatt,
bei der Stabsleiter Richter und Oberbannführer Bloch ſprechen
werden. Die Feier wird umrahmt durch Darbietungen der
Spiel=
ſchar des Bannes 115 und der SA.=Kapelle Schlupp, ſowie
Fan=
farenmärſche des Jungvolks.
Die Darmſtädter Schulen bilden links und rechts der
Rhein=
ſtraße Spalier und reihen ſich nach Paſſieren des Fackelzuges zur
Feier auf dem Paradeplatz an.
Die Darmſtädter Bevölkerung iſt herzlichſt eingeladen und
die Einwohner der Rhein= und Nebenſtraßen ſind gebeten, ihre
Häuſer am Freitag, dem 26. d. M., zu beflaggen.
Der Gau=Geſchäftsführer.
Betr.: Arbeitsdienſt.
In letzter Zeit nehmen die Bewerbungen um Führerſtellen
im Arbeitsdienſt bei der Perſ.=Abtlg. des Arbeitsgaues einen
derartigen Umfang an, daß ich mich veranlaßt ſehe, nochmals
ausdrücklich darauf hinzuweiſen, daß Einſtellungen nur noch von
zuſtändigen Meldeämtern vorgenommen werden. Dieſelben
be=
finden ſich in Darmſtadt, Rheinſtraße 48, Mainz, Walpodenſtr. 21,
Wiesbaden. Delaſpeſtraße 4, Frankfurt, Große Gallusſtr. 17,
Zim=
mer 211, Limburg a. d. L., Am Kiſſel. Laut Verfügung der
Reichsleitung iſt das höchſtzuläſſige Alter auf 25 Jahre
feſt=
geſetzt
Eine Einſtellung kann nur als Arbeitsdienſtwilliger
erfol=
gen, nicht aber, wie vielfach angenommen wird, auf Grund
irgendeiner techniſchen oder militäriſchen Vorbildung direkt als
Führer.
Im Gaugebiet 25 (Heſſen=Süd) ſind alle Führerſtellen beſetzt
und werden auch in abſehbarer Zeit keine Neubeſetzungen
vor=
genommen.
Kampfring der Deutſch=Oeſterreicher im Reich.
Die Reichsführung in München hat mit ſofortiger
Wirkſam=
keit bis auf Widerruf eine Mitgliederſperre für
deutſch=öſterreichiſche Bundesbürger erlaſſen. Nicht
davon betroffen werden im Reich eingebürgerte Deutſch=
Oeſter=
reicher und ſonſtige Reichsdeutſche, die in treuer
Volksverbunden=
heit an dem gemeinſamen Befreiungswerk mitarbeiten wollen.
Zuſchriften ſind an die jeweilige Ortsgruppe des „Kampfringes”
oder an den Landesführer F. S. Langer, Frankfurt a. M., Große
Seeſtraße 39, Tel. 778 86, zu richten.
Der Kreisleiter, Pg. Zürtz, teilt mit:
NS.=Frauenſchaft.
Um falſchen Gerüchten vorzubeugen, teilt die NS.=
Frauen=
ſchaft, Ortsgruppe Darmſtadt, mit, daß die Geſchäftsſtelle der
Ortsgruppe ſich immer noch Rheinſtraße 48 befindet, nur die
Lei=
tung der Gau=Frauenſchaft iſt nach Frankfurt verlegt.
NS.=Frauenſchaft, OG. Darmſtadt Gervinus.
Der nächſte Arbeitsabend der Frauenſchaft, Ortsgruppe
Ger=
vinus, findet am Mittwoch, dem 24. Januar, im Reſtaurant
„Sodereck” ſtatt.
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Maintor.
Alle Gemeldeten, die bei uns Sachleiſtungsanträge auf
Klei=
der, Wäſche und Schuhe ſchriftlich niedergelegt haben, können ſich
melden, und zwar: Mittwoch von Buchſtaben A bis einſchließlich
K. Donnerstag von Buchſtaben L bis Z. Es kommen vorerſt
nur diejenigen in Frage, die bis heute noch keine Zuweiſungen
erhalten haben. Kinderſchuhe ſind keine vorhanden,
Nationalſozialiſtiſcher Lehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt.
1. Pflichtgruppe: Höhere Schule. Arbeitsſitzung:
Donners=
tag, 25. Jan., 16 Uhr, im großen Saale der „Krone .
Tagesord=
nung: 1. Vortrag des Pg. Dr. Maſer: „Biologiſche Grundlagen
der Eugenik”: 2. Mitteilungen; 3. Ausſprache.
Kreis Darmſtadt=Stadt und =Land.
Wahlgruppe Lichtbildweſen: Arbeitsſitzung: Mittwoch, 24,
Jan., 15 Uhr, im Gewerbemuſeum, Neckarſtraße 3, Saal 31.
BNSDJ., LG.=Bezirk Darmſtadt.
Gruppe Referendare und Aſſeſſoren.
Der angekündigte Vortrag des Pg. Dr. Graf findet am
Freitag, dem 26. 1. 34, um 15 Uhr, nicht im alten
Gerichts=
gebäude, ſondern am gleichen Tage und um die gleiche Zeit im
Naturkundeſaal (Nordbau) des Ludwig=Georgs=Gymnaſium,
Karl=
ſtraße 2, ſtatt.
Ref. Schmeel.
Kreisleitung Dieburg.
NS.=Filmveranſtaltungen:
Alle Ortsgruppen und Stützpunkte des Kreiſes Dieburg (an
Orten, wo kein Kino vorhanden iſt) melden mir innerhalb drei
Tagen, welcher Film und an welchem Tag derſelbe gewünſcht
wird, da ſonſt keinerlei Berückſichtigung in bezug auf Film und
Tag der Laufzeit erfolgen kann.
Schmalfilm: „U 9” das beſte Kampfſchiff während des
Weltkrieges, vom 8. bis 20. Februar.
Tonfilm: „Die letzte Kompagnie”, der bekannte Film aus
dem Soldatenleben, vom 12. bis 22. Februar.
Die Feſtſetzung des Films und des Termins behalte ich mir
H. Sachs, Kreisfilmwart, Zeilhard i. O.
vor.
F. d. R.: Burkhardt, Kreisleiter.
Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Wir machen auf die Anzeige „Der Abend der Preſſe‟,
27. Januar 1934, aufmerkſam.
— Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnenheim, Sandſtraße 24, jeden Donnerstag, abends 8.15
bis 10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch
im Monat:; Gymnaſtik, Leitung Frl. Irmgard Pätzold. Jeden
zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen und
Zuſchnei=
den. Donnerstag, den 25. Januar 1934: Beſprechung über die
Ausſtellung: Geſunde Frau — geſundes Volk.
Mir loſſe net nooch am klaane Woog.” Unter
dieſem Motto hält die Turngemeinde 1846. Woogsplatz, am
4. Februar 1934 ihre diesjährige große Damen= und
Herren=
ſitzung. Eine reichhaltige und bunte Ausleſe aller
Darbietungs=
arten wird jeden Beſucher beſtimmt einige frohe Stunden
er=
leben laſſen. Weitere Anzeigen folgen. Der Kartenvorverkauf beim
Hausmeiſter und in der Tageswirtſchaft der Turnhalle am
Woogs=
platz hat bereits begonnen.
Mittwoch, 24. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 23 — Seite 7
Dus Deffen.
Hängerkagung des Kreiſes Darmſtadt=Land
im Heſſiſchen Sängerbund.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 22. Jan. Als Gäſte waren erſchienen
der 2. Vorſitzende des Heſſ. Sängerbundes, Herr Schulrat Born=
Darmſtadt, ſowie der Provinzialvorſitzer, Herr Alles=Groß=
Gerau. Eingeleitet wurde die Tagung durch zwei von den
bei=
den hieſigen Geſangvereinen unter Leitung von Muſikoberlehrer
Samper=Darmſtadt vorgetragene Chöre „Mein Deutſchland
von Mangold und „Mahnung” von Heinrichs. Namens der
Nie=
der=Ramſtädter Sängerſchaft begrüßte Herr
Bürgermeiſtereiſekre=
tär Steuernagel die Erſchienenen. Kreisführer, Herr Willi
Lotz=Erzhauſen, erſtattete den Geſchäftsbericht. Er wies darauf
hin, daß der Kreis Darmſtadt=Land nach der Beſtandserhebung
vom November vorigen Jahres 34 Vereine mit rund 1700
Sän=
gern zahle und ſomit gegenüber dem Stande vom Vorjahre eine
Zunahme von 17 Vereinen mit rd. 1100 Sängern zu verzeichnen
habe. Anſchließend gab der Kreisrechner, Herr Willi Block=
Nieder=Ramſtadt, Bericht. Der Vorſitzende des Muſikausſchuſſes,
Herr Ad. Simmermacher=Darmſtadt, erſtattete Bericht
über den Verlauf des letzten Wertungsſingens in Weiterſtadt und
über die Beſchlüſſe des Ausſchuſſes für die fernere Geſtaltung der
Wertungsſingen. Wichtig iſt hierbei, daß von jetzt ab alle dem
Kreis angeſchloſſenen Geſangvereine an den Wertungsſingen
teil=
zunehmen haben. Für das diesjährige Wertungſingen werden
den Vereinen 3 Pflichtchöre zur Einſtudierung aufgegeben,
näm=
lich: 1. „Deutſchland! heil’ger Name” von Waldemar v.
Bauß=
nern, 2. „Mahnung von Heinrichs und 3. „Wach auf, du
deut=
ſches Land” von Walther. Von dieſen 3 Choren hat jeder
Ver=
ein einen in abwechſelnder Reihenfolge zu ſingen. Als
Austra=
gungsort des diesjährigen Gauwertungsſingens wurde
Eber=
ſtadt beſtimmt in Verbindung mit dem 40jahrigen
Vereinsjubi=
läum des Geſangvereins Germania. Es findet ſtatt am 24.
Jun I. J. Der ſtellvertretende Bundesvorſitzende, Herr Schulrat
Born=Darmſtadt, ſprach über die Umgeſtaltung der Dinge auf
dem Gebiete des Geſangvereinsweſens. Er betonte, daß der
Heſ=
ſiſche Sängerbund in ſeiner heutigen Geſtaltung als etwas
ande=
res anzuſehen ſei als nur als reine Sängerorganiſation. Er ſei
eine ſtaatliche, amtlich anerkannte Organiſation. Vor den
geo=
graphiſchen Grenzen Heſſens werde kein Halt gemacht werden
beim Aufbau des Bundesgebiets, die Zeit ſei vielleicht nicht mehr
allzufern, wo das Gebiet „Rheinfranken” dem Heſſ. Sängerbund
einverleibt würde. Auch der Provinzvorſitzer Alles nahm die
Gelegenheit wahr, zu den Sängern zu ſprechen. Unter Abſingen
der erſten Strophe des Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Liedes ſchloß
der Kreiswalter mit einem begeiſtert aufgenommenen Sieg=Heil
auf Führer und Vaterland die im übrigen ohne jeglichen
Zwi=
ſchenfall verlaufene Tagung.
Dg. Arheilgen, 22. Jan. Familienabend. Die
Orts=
gruppe der NS.=Frauenſchaft hatte ihre Mitglieder und deren
Angehörigen zu einem Familienabend eingeladen. Mit dem
„Badenweiler Marſch” eröffnete die Kapelle „Dorfmuſik” die
Vor=
tragsfolge. Nach dem gemeinſamen Geſang des Liedes „Frauen
mit deutſchem Herzen, ſprach die Frauenſchaftsleiterin Frau Kreim
herzliche Begrüßungsworte. In bunter Folge wechſelten dann
Darbietungen der Kapelle mit ſchönen Zither= und
Gitarrenvor=
trägen und ſonſtigem. Das von Mitgliedern flott aufgeführte
Theaterſtückchen „Der Punktroller” fand viel Beifall. Anſchließend
wurde Kaffee und Kuchen gereicht, und bei froher Unterhaltung
nahm der Abend einen gemütlichen Verlauf. —
General=
verſammlung des Geflügel= und
Kaninchenzucht=
vereins. Der Jahresbericht, den Vereinsführer Döbel
er=
ſtattete, zeigte, daß das Berichtsjahr ſehr arbeitsreich geweſen iſt.
Die Mitglieder konnten vorzügliches Material heranzüchten, und
auf den beſchickten 6 großen Ausſtellungen wurden zahlreiche
Ehren= und erſte Preiſe erzielt, was für den Verein als ein
ſchö=
ner Erfolg anzuſprechen iſt. Der Kaſſenbericht ergab ein Bild
geordneter finanzieller Verhältniſſe. Der Futterbezug der
Mit=
glieder war recht umfangreich. Anſchließend wurden die
Nach=
kommen der Zuchtſtämme des Vereins an die intereſſierten
Mit=
glieder vergeben.
E. Wixhauſen, 23. Jan. In einem von der NSBO.
veranſtal=
teten Vortragsabend gab Zellenleiter Stork bekannt, daß die
Ortszelle der NSDAP. bei Herrn Lehrer Volk eine Leihbibliothek
eingerichtet hat. Gegen eine niedrige Leihgebühr bekommt jeder
Volksgenoſſe dort Bücher über das dritte Reich geliehen.
0. Erzhauſen, 23. Jan. Im gut beſetzten Saal der Krone
ver=
anſtaltete die Ortsgruppe der NSDAP. den erſten
Schulungs=
abend. Redner war der Kreisſchulungsleiter Borchert. In
län=
gerer Rede feſſelte er die geſamte Zuhörerſchaft vom erſten bis zum
letzten Wort. Seine Worte ſchafften zunächſt einmal eine
Platt=
form. auf der ſich alle zukünftigen Schulungsabende aufbauen
ſollen. Er begründete den Wert der Schulungskurſe und ſprach
eingehend über das große Ziel der Volksgemeinſchaft. Alles
Per=
ſönliche hat zurückzutreten hinter dieſes Gemeingut des deutſchen
Volkes.
J. Griesheim. 22. Jan. D. T. Turnerſchaft
Gries=
heim. Hauptverſammlung. Nach dem Geſang des
Lie=
des „Ein Ruf iſt erklungen”, las der Dietwart Keller Worte
un=
ſeres früheren Deutſchen Turnführers Götz. Turner Kunz
be=
grüßte die Erſchienenen, und die Verſammlung ehrte die Toten,
die im letzten Jahre von uns gegangen ſind, Reifenrath und
Spar=
renberger, durch Erheben von den Sitzen und eine Minute ſtillen
Gedenkens. Turner Kunz wies in ſeiner Anſprache auf die
Be=
deutung des Jahres 1933 für die D.T. hin, betonend, daß die
Deutſche Turnerſchaft ſchon von jeher am Aufbau der deutſchen
Volksgemeinſchaft im Sinne Jahns gearbeitet hat. Deshalb haben
auch die Turner den Aufbruch der Nation ſo freudig begrüßt und
ihre tatkräftige Mitarbeit am Neubau des Reiches zur Verfügung
geſtellt. Den Turnern Valentin Röther und Karl Müller konnte
für 25jährige Mitgliedſchaft eine Ehrenurkunde des Vereins
über=
reicht werden. Nach der Berichterſtattung über die
Hauptver=
ſammlung anläßlich der Gleichſchaltung durch Turner Schott folgte
die Rechnungsablage durch Turner Senzel. Sehr aufſchlußreich
waren die Berichte des Oberturnwartes Widmaier und der
ein=
zelnen Turnwarte über die turneriſche Tätigkeit in ihren
Abtei=
lungen und Sachgebieten im Verein und bei Veranſtaltungen
aller Art. Turner Karl Aßmus erhielt für treue Turnarbeit den
Ehrenbrief des früheren Gaues. Ein Höhepunkt der Tagung war
die Schmückung der Fahne mit der Turnfeſtſchleife, die von leiſen
Muſikklängen begleitet wurde. Alle gaben ihren Gefühlen durch
das „Deutſchlandlied” Ausdruck. Darauf wurde den Siegern vom
Deutſchen Turnfeſt in Stuttgart: Willi Schaffner, Philipp
Schnei=
der und Heinrich Widmaier die Urkunden überreicht, ebenſo den
Siegern vom Gauſportfeſt in Griesheim. Nun wurde dem Fuhrer,
Turner Kunz, durch die Hauptverſammlung einſtimmig das
Ver=
trauen ausgeſprochen. Er beſtimmte dann zur Mitarbeit denſelben
Turnwart wie im letzten Jahre. Zum Schluß wurde noch zum
Beſuch des Filmes „Kreuzer Emden” und zu dem Vortrag über
Luftſchutz eingeladen. Auch wird am 24. Januar in den Germania=
Lichtſpielen der Turnfeſt=Film „Treu unſerem Volke”, laufen.
Er zeigt herrliche Bilder, und wer ihn bis jetzt geſehen hat, iſt
davon begeiſtert.
Traiſa, 22. Jan. Ein Siebenbürger=Abend. Ein
Dichter, ein deutſcher Dichter hat zu uns geſprochen, einer, der
um ſeines Deutſchtums willen Leid und Schmach ertragen mußte,
der ſeiner Voreltern Wahlheimat verlaſſen, vertrieben von einem
unerſättlichen Haß gegen alles, was deutſch iſt. Ein Deutſcher und
ein Dichter dazu. Die Zuhörer lauſchten ergriffen den von tiefem,
ſittlichen Ernſt getragenen beredten Worten Karl Klemens
Webers, der uns von den Sitten und Gebräuchen ſeiner Heimat
erzählte, der die Leiden dieſer von halbaſiatiſchen Völkern um=
gebenen Menſchen ſchilderte, der in eine Bitte ſeine Ausführungen
ausklingen ließ, in die Bitte, Helfer dorthin zu ſenden, junge
Menſchen, die als Lehrer des Deutſchtums deutſche Sprache und
Sitte erhalten helfen ſollen. Ernſte und heitere Dichtungen
We=
bers gaben dem Abend eine lyriſche Note.
Ober=Ramſtadt, 23. Jan. Nachdem ſich die Zuſammenführung
der beiden hieſigen, der Deutſchen Turnerſchaft angehörenden
Ver=
eine, nämlich des Turnvereins und der Turngeſellſchaft 1900 E.V.,
als unhaltbar herausgeſtellt hat, iſt dieſe Vereinsehe wieder
ge=
ſchieden worden. Die überaus rührige Turngeſellſchaft hat dann
auch ſofort wieder ſelbſtändig ihre Arbeit aufgenommen. In
ſei=
ner letzten Sitzung hat der Arbeitsausſchuß die Veranſtaltungen
für das nächſte Vierteljahr feſtgelegt. Neben einem von allen
Ab=
teilungen aufgenommenen und ſehr ſtark beſuchten Turnbetrieb
finden u. a. ſtatt: am 11. März ein großer Jahn=Abend mit
Werbe=
turnen und Aufführung zweier vaterländiſcher Feſtſpiele. Zu
einem ganz gewaltigen Schlage holt die Turngeſellſchaft dann auf
Oſtern aus, indem die Oſterfeiertage zu einer großen
Saarkund=
gebung benutzt werden. Einer der bedeutendſten Turnvereine des
Saargebiets, die Turngemeinde von Neunkirchen, die mehrere der
beſten Turner der Deutſchen Turnerſchaft beſitzt, iſt während der
Oſterfeiertage Gaſt der Turngeſellſchaft in Ober=Ramſtadt.
G. Ober=Ramſtadt, 23. Jan. Hohes Alter. Am 24. d. M.
vollendet Frau Peter Mink Witwe, Lichtenbergſtraße, ihr 84.
Le=
bensjahr. — Bauausſichten. Die Ausſichten auf
Wohnungs=
neubauten ſcheinen in dieſem Jahre hier wieder beſſere zu werden,
ſtehen doch bis jetzt ſchon mehrere Bauvorhaben feſt.
Cr. Semd, 23. Jan. Das älteſte hieſige Ehepaar,
Schreiner=
meiſter Heinrich Storck 5., und deſſen Ehefrau Katharine, geb.
Pfeiffer, feiern am kommenden Sonntag, den 28 d. M., bei
ziem=
licher geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit das Feſt der
Diaman=
tenen Hochzeit. Der Jubilar iſt nahezu 87, die Frau 82 Jahre alt.
HöchsroEwiAn
AIOO
8okarkiger Leuinnenkscheid
Dg. Hergershauſen, 22. Jan. Im vollbeſetzten Saale von
Gaſtwirt Hägny veranſtaltete der Kriegerverein eine ſchlichte
Feier anläßlich der Wiederkehr des Tages der Reichsgründung.
Nach einleitenden Worten des Vereinsführers Groß gab Herr
Lehrer Möſinger einen geſchichtlichen Ueberblick über die
Ent=
ſtehung des Deutſchen Reiches und zeichnete ein Bild bis zur
Jetztzeit. In dieſem Jahre erhalte der Reichsgründungstag einen
tieferen Sinn dadurch, da es unſerem Führer und Volkskanzler
Adolf Hitler gelungen ſei, das geſamte deutſche Volk im neuen
Reiche zuſammenzuführen. Im Mittelpunkt des Abends ſtand
ein Lichtbildervortrag von Herrn Lehrer Büchler. „Das
er=
wachende Deutſchland. In großangelegtem Vortrag gab der
Redner einen Einblick in alle wichtigen Ereigniſſe in Deutſchland
von der Reichsgründung bis zum heutigen Tage, von einer großen
Anzahl Lichtbilder wirkungsvoll unterſtützt. Begeiſtert wurden
Horſt=Weſſel=Lied und Deutſchlandlied von den Anweſenden
ge=
ſungen. Die Feier wurde umrahmt von ſchneidigen
Muſikvor=
trägen des Mandolinenklubs und zwei Chören des
Geſangver=
eins „Liederkranz”.
* Reinheim, 22. Jan. Der Turnverein Reinheim hielt
eine Monatsverſammlung ab. Es fand erſtmalig hierbei eine
Beratung über das Kreisturnfeſt, welches dieſes Jahr in
Rein=
heims Mauern gefeiert wird, ſtatt. Es iſt das 50. Gauturnfeſt,
und gleichzeitig durch die Neuorganiſation der Turnerſchaft das
Kreisturnfeſt des Odenwaldkreiſes. Es ſoll deshalb zu einer
ſchlichten, aber deſto eindrucksvolleren Feier ausgeſtaltet werden,
und findet am 30. Juni und 1. und 2. Juli ſtatt. Die diesjährige
Hauptverſammlung findet am 27. Januar, abends 8.30 Uhr, im
Vereinslokal ſtatt.
As Erbach, 23. Jan. Aus der Deutſchen
Stenogra=
henſchaft. Jahreshauptverſammlung der
Orts=
gruppe Erbach. Der Vorſitzende, Herr
Verwaltungsoberſekre=
tär. Stellweg, erſtattete einen ausführlichen Bericht über die
Vereinstätigkeit im abgelaufenen Jahre. Anſchließend an den
Ge=
ſchäftsbericht gab der Rechner die Rechnung für das letzte
Viertel=
jahr bekannt. Der ſeitherige Rechner, Herr Philipp Schöpp, ſah
ſich leider gezwungen, das ſeit 10 Jahren geführte Amt (als
Rech=
ner) niederzulegen. Zum Nachfolger wird Herr Georg Heim
er=
nannt. Auch der Vorſitzende ſtellte wegen Arbeitsüberlaſtung ſein
Amt zur Verfügung. Die Verſammlung beſtimmte einſtimmig
Herrn Philipp Michel zum erſten Vorſitzenden. — Am Sonntag
norgen fand eine Sitzung des Führerrates der
Kreis=
leitung ſtatt. Der Kreisleiter, Herr Stellweg, würdigte vor
Ein=
tritt in die Tagesordnung die gewaltige Umwälzung auf
ſteno=
graphiſchem Gebiet im vergangenen Jahr, alſo zu einem Zeitpunkt.
in dem 100 Jahre vorher unſer Altmeiſter Gabelsberger ſeine
„Anleitung zur Deutſchen Redezeichenkunſt oder Stenographie‟,
zum erſtenmale veröffentlichte. Als Zeichen der Treue zu unſerem
Führer wurde ein dreifaches „Sieg=Heil” ausgebracht. Ueber die
Tätigkeit im Kreiſe wurden die Mitglieder ſtets durch
Rund=
ſchreiben unterrichtet, dieſe Einrichtung ſoll auch in Zukunft
bei=
behalten werden. Mit der Bitte an die Vorſitzenden der
Orts=
gruppen, alle Anfragen umgehend zu erledigen, ſchloß der Leiter
den Geſchäftsbericht. Nach längerer Beratung der Kreisſatzung
durde dieſelbe vorbehaltlich der Genehmigung durch den
Gau=
leiter einſtimmig angenommen. Der nächſte Kreistag ſoll anfangs
Mai in Höchſt ſtattfinden.
Heimakabende auf der „Grünen Woche‟
Liebe Landsleute!
Nicht wenige unter Euch werden in dieſem Jahre wieder nach
Berlin zur Grünen Woche fahren wollen, die vom 27. Januar bis
zum 4. Februar 1934 in den großen Ausſtellungshallen ſtattfindet.
Um der Verbundenheit von Stadt und Land im neuen Staat
be=
ſonderen Ausdruck zu verleihen, haben wir uns entſchloſſen, am
Sonntag, den 28. Januar 1934,
abends um 20 Uhr, in Halle IV, im Rahmen des Reichsbundes
Volkstum und Heimat einen
Heſſen= und Thüringer=Abend
zu veranſtalten und hoffen, daß recht viele von Euch an dieſem
Abend dabei ſein werden! Da wollen wir den Berlinern einmal
in Mundart und Volkstracht mit Lied. Spiel und Tanz von
un=
ſerer Heimat erzählen. Da wollen wir zugleich Euch, unſeren
Landsleuten, zeigen, daß wir auch in der großen Reichshauptſtadt
treu an Art, Sitte und Brauchtum unſerer Väter feſthalten.
Uebrigens werden auch die anderen deutſchen Stämme auf der
Grünen Woche ähnliche Heimatabende veranſtalten, und am
1. Februar ſoll ein Ständeſingen der deutſchen Jungmannſchaften
neue Quellen der Verbundenheit aller Stände und Stämme des
Reiches erſchließen. Der eine oder andere unter Euch wird es ſich
wohl nicht entgehen laſſen wollen, auch an dieſen Abenden dabei
zu ſein.
Alſo auf frohes Wiederſehen während der Grünen Woche!
Eure Landsleute in Berlin.
Ci. Erbach, 22. Januar. Hauptverſammlungder C
bacher Nationalſozialiſten. Die Ortsgruppe derNSDAP.
und ihre Untergliederungen hielten ihre
Hauptmitgliederverſamm=
lung ab, die die ſtädtiſche Feſthalle bis auf den letzten Platz füllte.
Der Ortsgruppenleiter Pg. Wilhelm Heim grüßte mit herzlichen
Worten den erſchienenen Kreisleiter Pg. Schwinn=Spreng mit
ſeinem Stabe und gab dann einen kurzen Rückblick über die in der
Heimatgemeinde geleiſtete Arbeit, die weſentlich gefördert auch
wurde durch die verſtändnisvolle Unterſtützung des Kreisleiters.
Die Zuſammenarbeit der politiſchen Leitung der Ortsgruppe und
der Führung der SA. muß als vorbildlich bezeichnet werden.
Be=
ſonderer Dank wurde auch dem Kaſſenwart Pg. E. Angele für
ſeine mühevolle Arbeit, der anſchließend den Kaſſenbericht erſtattet.
Pg. Diehl der Propaganda= und Preſſewart, entwirft ein
an=
ſchauliches Bild über Tatigkeit und Aufgabe der
Propaganda=
leiter. Den Bericht über nationalſozialiſtiſche Bauernpolitik
er=
ſtattet der landwirtſchaftliche Ortsgruppenfächberater Pg. Löw=
Erlenbach und verbindet damit erneut ein Gelöbnis des Vertrauens
der Odewwälder Bauern zu ihren Führern. Pg. Bürgermeiſter
Lenz berichtet als Leiter der kommunalpolitiſchen Abteilung und
weiſt beſonders auf den Wert nationalſozialiſtiſcher Schulung und
die freudige Mitarbeit eines jeden Volksgenoſſen hin. Ueber ein
beſonders reiches Arbeitsgebiet berichtet der Leiter der NS.=
Volks=
wohlfahrt Pg. Otto Müller; er beleuchtete vor allem den
Auf=
gabenbereich im Winterhilfswerk und forderte alle noch im
Er=
werbsleben ſtehenden Volksgenoſſen auf. Mitglied der NS.=
Volks=
wohlfahrt zu werden. Hierauf ergreift der Kreisleiter Pg. Schwinn
das Wort zu einer klaren großzügigen Anſprache, in der er einen
Ueberblick über die vom Kabinett Adolf Hitlers geleiſtete Arbeit
gab und die er mit der Mahnung zu weiterem treuen
Zuſammen=
halten ſchloß. Marſchlieder des Jungvolks auf Keſſelpauken und
Fanfaren, ſowie der gemeinſame Geſang des wuchtigen „Volk ans
Gewehr” leiten zur Weihe der neuen Fahne der Ortsgruppe über,
die der Kreisleiter in feierlicher Handlung vornimmt.
Ortsgrup=
penleiter Pg. Heim gedenkt nun noch in warmen Worten der für
das Vaterland Gefallenen, die Verſammlung weiht ihnen eine
Minute ſtillen Gedenkens, und das Erbacher Tonkünſtler=Orcheſter,
das in gewohnt guter Weiſe den muſikaliſchen Teil beſtreitet, ſpielt
das „Lied vom guten Kameraden . Ein Sieg=Heil auf das
ſchaf=
fende deutſche Volk, die nationalſozialiſtiſche Revolution und den
Führer ſchließt den Ehrentag der Erbacher Nationalſozialiſten ab.
Er. Stockheim, 22. Jan. Hier fand die Januarverſammlung
des Kreislehrervereins des NSLB. im Gaſthaus zum
Anker ſtatt. Kreisobmann Schäfer=Ebersberg leitete die
Ver=
ſammlung und gedachte eingangs der Gründung des 2. Reiches
und ſeines Kanzlers Bismarck. Dann hielt Herr Dr. Graf=
Rüſſels=
heim einen Vortrag über Vererbungslehre. Seine Ausführungen
galten der Einführung in die Mendelſchen Vererbungsgeſetze.
Verbunden mit einer Reihe intereſſanter Lichtbilder gelang es
dem Redner, ſich ſeiner ihm geſtellten Aufgabe ſehr gut zu
ent=
ledigen. Die gutbeſuchte Verſammlung dankte dem Redner durch
lebhaften Beifall. Nach der erſten Strophe des Horſt=Weſſel=
Lie=
des ſchloß Obmann Schäfer die Verſammlung.
— Lindenfels, 23. Jan. Im Rahmen der
Reichsarbeitsbeſchaf=
fung wird nunmehr die ſeit langem geplante Fahrſtraße nach
un=
ſerem idylliſchen Schwimmbad durchgeführt. Die erforderlichen
Zuſchüſſe ſind genehmigt, und in Kürze wird reges und emſiges
Treiben auf der Arbeitsſtätte manchem um ſeine Exiſtenz
bangen=
den Arbeiter Beſchäftigung und Brot bringen. Unſer herrliches
Schwimmbad aber, dieſes aus der Natur herausgewachſene, in die
Natur hineingeworfene Kleinod Odenwälder Landſchaftsreize wird
durch die Erſchließung für den Autoverkehr manchem
Sonntags=
bummler die Wahl des Zieles erleichtern und ihn mit ſeiner
Fa=
milie in ſeinen Bann ziehen.
Dk. Waldmichelbach, 22. Jan. Veranſtaltung. Die NS.=
Volkswohlfahrt veranſtaltete zugunſten der Winterhilfe einen
Wohltätigkeitsabend, der gut beſucht war. Die
Sturmbann=
kapelle eröffnete mit einem ſchneidig geſpielten Marſch den Abend.
Danach hieß der Ortsgruppenwalter der NSV. die Erſchienenen
herzlich willkommen und ſprach kurz über den Sinn und die
Be=
deutung des Winterhilfswerkes. Im Mittelpunkt der nun
folgen=
den Darbietungen ſtanden das Luſtſpiel „Der fahrende Schüler
im Paradies” von Hans Sachs, und das Singſpiel „Der
Protzen=
bauer” von O. Teich. Die Darbietungen wurden mit großem
Bei=
fall aufgenommen und ließen die Sorgen des Alltags für einige
Stunden vergeſſen.
Be. Büttelborn, 23. Jan. Den Gemeindeeinnehmer
überfallen. Der hieſige Gemeindeeinnehmer Barthel wurde
dieſer Tage, als er nach Büroſchluß nach Hauſe gehen wollte, von
einem hieſigen Einwohner von hinten angegriffen und
niederge=
ſchlagen. Der Ueberfallene wurde in ſchwerverletztem Zuſtande
in das Städtiſche Krankenhaus nach Groß=Gerau verbracht, wo er
noch heute in bedenklichem Zuſtande darnieder liegt. Der Täter,
ein hieſiger Einwohner, namens Klink, wurde in das Gefängnis
nach Darmſtadt eingeliefert.
P. Raunheim, 21. Januar. Der durch das Großfeuer in dem
Trockenwerk „Heſſenland”, entſtandene Gebäude= und
Sachſchaden iſt auf 30 000 Mark geſchätzt worden. Der Betrieb
erleidet keine Einſchränkungen. — In unſerer Gemeinde werden
im Laufe dieſes Jahres mehrere neue Wohngebäude errichtet. —
Aus Mainz und Rheinheſſen.
— Mainz, 23. Jan. Zur auswärtigen Werbung ſchrieb der
Mainzer Carneval=Verein ein neues Plakat aus. Es gingen
ins=
geſamt 51 Entwürfe ein. Das ſich aus 16 Herren zuſammenſetzende
Preisgericht trat am Donnerstag, den 11. Januar, abends,
zuſam=
nen. In über zweiſtündiger Kritik, gegenſeitigem
Meinungsaus=
tauſch und unter wiederholter Prüfung gelangte das Preisgericht
zu dem Ergebnis, daß für die Ausführung die Entwürfe des Herrn
Heinz Keßler und des Herrn F. K. Schwaderer in die
engere Wahl gezogen werden ſollen. Leider mußte der Entwurf
Schwaderer außer Konkurrenz bleiben, da er nicht friſtgemäß
ein=
gereicht war, die vorzügliche Arbeit wurde jedoch, da ſie überall
vollſte Anerkennung fand angekauft. Herr Schwaderer iſt
Schüler des Graphikers Prof. Fritz Loehr an der
Staats=
ſchule für Kunſt und Handwerk in Mainz.
Die Hilfe gegen Gicht und Rheumatismus
Sie wiſſen kein ſicheres Mittel gegen dieſe Plagegeiſter?
Ein=
ibungen, Packungen, Bäder, Salben uſw. lindern meiſtens nur
einige Zeit die Schmerzen, aber ſie packen nicht immer das
bel an der Wurzel.
Ich empfehle Ihnen ein wirklich erprobtes Mittel, und Sie
Uen es ſelbſt verſuchen, ohne daß es Sie etwas koſtet; aber ehe
h Iynen mehr ſage, leſen Sie die folgenden Briefe:
Vor einem Jahre bekam ich Ischiasleiden und war ſo weit,
aß ich ohne Stock kaum noch gehen konnte. Da las ich etwas von
chtoſint. Als ich eine Woche dieſe Kur durchgemacht hatte, konnte
ſchon den Stock in die Ecke ſtellen. Nach 4 Wochen war ich
voll=
indig geheilt und konnte die ſchwerſte Arbeit in der
Landwirt=
haft mitmachen. Auch bei Wetterumſchlag ſpüre ich nichts mehr.
Ich gehe in landwirtſchaftliche Stellung, welches mir früher meine
Geſundheit nicht erlaubte. Ich danke Ihnen für die erfolgreiche Kur
A. Z. in B.
uſw.
Ich kann nicht umhin, Ihnen meinen herzlichſten Dank für die
ausgezeichnete Wirkung der Gichtoſint=Tabletten bei Rheumaleiden
auszuſprechen. Ich bin alle Schmerzen los, ja ſelbſt die
Schwel=
lungen im Hüft= und Kniegelenk ſind verſchwunden und kann bei
meinem Alter von 64 Jahren jetzt bei jedem Wetter täglich
Fuß=
märſche von drei bis vier Stunden ohne Unterbrechung
unterneh=
men und ohne hernach Schmerzen oder Anſtrengungen zu verſpüren.
F. L. in G.
Gichtoſint hat mir ſehr gute Dienſte getan. Der letzte
Rheuma=
anfall im Januar d. J. war nach kurzem Gebrauch der Trinkkur
behoben. Ich habe nach zehnjährigem Leiden einen angenehmen
Winter verleben dürfen, wofür ich Ihnen von Herzen dankbar bin
O. J. in F.
Solche Brieſe beſitze ich über 15000 (notariell beglaubigt), und
nun hören Sie weiter:
Gicht und Rheumatismus können nur von innen heraus
wirk=
ſam kuriert werden durch Entgiftung des Blutes. Dieſes iſt
verun=
reinigt durch zurückgebliebene harnſaure Salze, und dieſe müſſen
heraus, ſonſt nützt alles Einreiben und Warmhalten nichts.
Zur Beſeitigung der Harnſäure dient das Gichtoſint.
Sie können koſtenlos und portofrei eine Probe Gichtoſint mit
weiteren Aufklärungen und genauer Gebrauchsanweiſung erhalten,
wenn Sie Ihre Adreſſe ſenden an: Gichtoſint=Kontor, Berlin SW.
Nr. 219, Friedrichſtraße 237.
(TV 1050
Zu haben in allen Apotheken.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die ehem. Beſatzungen der „Göben” und „Breslan” begeben ſich in das Ehrenmal Unter den Linden.
Hier wurde durch eine feierliche Kranzniederlegung in Anweſenheit des türkiſchen Botſchafters des
deutſchen Kreuzers „Breslau” gedacht, der bei Ausbruch des Weltkrieges ſich ebenſo wie der
Panzer=
kreuzer „Göben” im Mittelmeer befand und ſich heldenmütig durch die verfolgenden feindlichen
Geſchwader nach Konſtantinopel durchſchlug. Er wurde unter dem Namen „Midilli” in türkiſche
Dienſte geſtellt und ſank, nachdem er ſich in vielen Kämpfen bewährt hatte, am 20. Januar 191e
durch eine Mine bei der Inſel Imbros.
Voran eine Kapelle, ſammeln ſich die Teilnehmer des erſten Sonderzuges der Organiſation „Kraft
durch Freude” in München, um zum Winterſport hinaus ins Gebirge zu fahren.
Künftig werden überall ſolche Sonderzüge eingeſetzt werden, um den Städter hinaus in die freie
Natur zu bringen und allen Schaffenden Stunden der Erholung, ſei es im Bann der weißen Majeſtät,
ſei es unter der goldenen Sonne des blauen Sommerhimmels, zu gewähren.
an die Gattin des verſtorbenen Baumeiſters Trooſt.
Berlin. Reichsminiſter Dr. Goebbels richtete
als Präſident der Reichskulturkammer an die
Gat=
tin des Sonntag verſtorbenen Baumeiſters Paul
Ludwig Trooſt ein in herzlichen Worten gehaltenes
Beileidsſchreiben, in dem es u. a. heißt: Das junge
Deutſchland hat in Paul Ludwig Trooſt den
Mann verloren, der dazu berufen war, auf dem
Gebiete der Baukunſt wegbahnend einer ganzen
Künſtlergeneration voranzuſchreiten. Dieſer
Ver=
luſt iſt um ſo tragiſcher, als er zu einem Zeitpunkt
eintritt, an dem der Heimgegangene nach
jahr=
zehntelangem Kampf um ſeine künſtleriſche
Beru=
fung eben das Glück erlebte, vom Führer mit
großen, neuen Aufträgen zu künſtleriſcher
Geſtal=
tung berufen zu werden. Das einzige, was Sie
und uns dabei tröſten kann iſt die Tatſache, daß
der Verſtorbene wenigſtens in einer Reihe von
genialen Entwürfen die Größe ſeines Denkens und
Formens der Nachwelt übergeben konnte.
Staatsbegräbnis für Profeſſor Trooſt.
München. Die am Mittwoch vormittag
11 Uhr erfolgende Beiſetzung des Architekten des
Braunen Hauſes Prof. Paul Ludwig Trooſt im
Nördlichen Friedhof in München wird auf
Wei=
ſung des Führers als Staatsbegräbnis
durchge=
führt.
Jeder Frankfurker Studenk verzichtel
im Februar einmal auf das Mikkageſſen
Frankfurt. Die Frankfurter
Studenten=
ſchaft, die durch ihre Sammlungen für das
Win=
terhilfswerk bewieſen hat, daß ſie ihre vornehmſte
Aufgabe darin ſieht, den notleidenden
Volksgenoſ=
ſen in geiſtiger und materieller Hinſicht zu helfen,
hat ſich entſchloſſen, im Februar einmal auf ein
Mittageſſen zu verzichten. Das Geld, das dadurch
frei wird, wird in Form von Eſſenmarken
bedür=
tigen Volksgenoſſen zur Verfügung geſtellt. Es
werden im Betrage eines üblichen Mittageſſens
Opfermarken ausgegeben, die von der
Studenten=
ſchaft erworben werden. An dieſem Hilfswerk
werden ſich auch ſämtliche Profeſſoren und
Dozen=
ten der Johann=Wolfgang=Goethe=Univerſität
be=
teiligen. Auch die weiteren Kreiſe der
Frankfur=
ter Bevölkerung werden gebeten, die Studenten
bei ihrem Hilfswerk zu unterſtützen.
Der Au
in Weimat.
Abordnung aus dem Saarland auf dem erſten Reichsbauerntag in Weimar.
inglück=
Pariſer Staaksbegräbnis für die Opfer des 3
Gefährliche Kokainſchieberbande
unſchädlich gemachl.
Trier. In der vorigen Woche gelang es der
Polizei von Trier, zwei Tſchechen, die in
Luxem=
burg ihren Wohnſitz hatten, in dem Augenblick zu
überraſchen, als ſie drei anderen Perſonen in
Trier 260 Gramm Kokain verkaufen wollten.
Sämtliche fünf Perſonen wurden verhaftet. Die
Unterſuchung des Kokains ergab, daß in ihm
85 v. H. Zuſatzſtoffe enthalten waren. Die von
der Trierer Kriminalpolizei im Verein mit der
Luxemburger Kriminalpolizei angeſtellten
Ermitt=
lungen führten wenige Tage darauf zur
Verhaf=
tung des als Geldgeber auftretenden
Hinter=
mannes, eines luxemburgiſchen Gaſtwirts, in deſſen
Beſitz man noch etwa 24 Gramm Kokain vorfand.
Am Montag ſind in Trier im Auftrag der
Staats=
anwaltſchaft wiederum neue Verhaftungen
vorge=
nommen worden, ſo daß in dieſer Angelegenheit
aus Trier und Umgebung über zehn Perſonen, in
der Hauptſache Hehler und Verteiler, hinter
Schloß und Riegel ſitzen. Die Unterſuchung iſt
noch nicht abgeſchloſſen, und es ſcheint faſt ſo, daß
die Affäre noch weitere Kreiſe ziehen wird.
Schwabe notgelandet.
Berlin. Der auf einem Kapſtadt=Flug
be=
findliche deutſche Sportflieger Karl Schwabe, der
am Montag in Livingſtone landete, iſt am
Diens=
tag morgen zum Fluge nach Johannesburg
ge=
ſtartet. Nach einer telegraphiſchen Meldung
mußte der Flieger wegen orkanartiger
Regen=
ſtürme in Meſſina am Limpopo niedergehen.
Schwabe iſt auf dem Notlandeplatz glatt gelandet.
Die zehn Todesopfer der Flugzeugkataſtrophe von Corvigny wurden in Paris auf Staatskoſten
bei=
geſetzt. An den Trauerfeiern nahmen Vertreter der Regierung und des Parlaments teil.
Das Heilige Jahr.
Rom. Zur Teilnahme an den
Schlußfeierlich=
keiten des Heiligen Jahres an Oſtern ſind bis jetzt
über 60 000 Pilger aus aller Welt angemeldet.
Es wird jedoch für die Unterbringung von über
100 000 Pilgern vorgeſorgt, da man für die
Heilig=
ſprechung des Italieners Don Bosco einen
beſon=
ders ſtarken Zuſtrom der Gläubigen aus Italien
erwartet. Da der Petersdom höchſtens 70 000
Per=
ſonen faſſen kann, wird Pius XI. an Oſtern
ent=
weder erſtmals mit ſeinem Hofſtaat in feierlicher
Prozeſſion über den Petersplatz in die Kirche
ein=
ziehen, oder nach der Heiligſprechung der auf dem
Petersplatz verſammelten Menge von der äußeren
Loggia den apoſtoliſchen Segen erteilen.
Auch in Nepal große Berwüſtungen
durch das Erobeben.
Kalkutta. Die Befürchtung, daß das
Erd=
beben auch im Königreich Nepal große
Verwü=
ſtungen angerichtet hat, beſtätigt ſich. Die drei
größten Städte des Königreichs Nepal, nämlich
die Hauptſtadt Khatmandu ſowie Banda und
Pa=
tan ſind faſt vollkommen zerſtört worden. Ueber
die Zahl der Todesopfer liegen nähere Angaben
noch nicht vor, da die Verbindungen nur langſam
wiederhergeſtellt werden können. Der Zugverkehr
iſt völlig eingeſtellt worden. Einer amtlichen
Schätzung aus Patna zufolge, ſoll die Zahl der
To=
de Ipfer in der Provinz Bihar unter 4000 liegen.
Das Berliner Reitkurnier.
Berlin. Wie in den Vorjahren nimmt
un=
ſere Wehrmacht wieder einen hervorragenden
An=
teil an dem Programm des großen Berliner
Tur=
niers, das am 28. Januar am Kaiſerdamm
be=
ginnt. Außer der regen Beteiligung auf Grund
der Ausſchreibungen, wie ſie ſelbſtverſtändlich iſt,
wird eine große Schaunummer „Unſere
Reichs=
wehr” vorgeführt werden. Sie beginnt mit dem
Einmarſch einer Kompagnie der Wachtruppe mit
Muſik und Spielmannszug, die einen Parademarſch
und formale Bewegungen vorführt. Es folgt ein
verſtärkter Zug und ein MG.=Zug des 3. (preuß.)
Reiterregiments aus Rathenow mit einzelnen
Bil=
dern aus dem modernen Reitergefecht. Dann
ſchließt ſich die 11. reitende Batterie des 3. (preuß.)
Artillerieregiements aus Potsdam mit dem
Trom=
peterkorps der Abteilung mit artilleriſtiſchen
Vor=
führungen an. Ein Kraftfahrerzug zeigt darauf
in einer Quadrille die vollendete Beherrſchung des
das Pferd nicht ablöſenden, aber ergänzenden
Mo=
tors. Völlig neuartig iſt die Vorführung der
Ve=
teranen des Krieges, einer Reihe alter
Truppen=
pferde, die am Weltkrieg teilgenommen haben und
heute noch ein lebener Beweis ſind für die
Lei=
ſtungsfähigkeit deutſchen Pferdematerials und
ſei=
ner pfleglichen Behandlung durch die Truppe.
Von der Unkergrundbahn überfahren
und unverleßt geblieben.
Berlin. Wie Berliner Blätter melden, hat
ſich auf dem Untergrundbahnhof Senefelder Platz
ein aufregender Vorfall ereignet. Eine junge
Frau, die hart an der Bahnſteigkante ſtand,
er=
litt plötzlich einen Ohnmachtsanfall und ſtürzte
auf die Gleiſe, gerade in einem Augenblick, als
ein Zug einfuhr. Der Zugführer konnte nicht
mehr rechtzeitig bremſen, ſo daß mehrere Wagen
über die Frau hinwegrollten. Alle Zeugen des
Vorganges glaubten mit Beſtimmtheit, daß die
Frau den Tod gefunden habe. Als jedoch die
herbeigerufene Feuerwehr den Wagen anhob,
wurde die Frau zum allgemeinen Erſtaunen
völ=
lig unverletzt geborgen. Sie war ſo glücklich
zwi=
ſchen die Schienen gefallen, daß ſämtliche Wagen,
ohne ſie zu berühren, über ſie hinweggefahren
waren.
Zwei Tote auf der Landſtraße.
Mord oder Selbſtmord?
Wittenberge. Auf der Landſtraße
Oſter=
burg=Wittenberge, am ſogenannten Drüſedauer
Heuweg, fanden Fußgänger am Dienstag morgen
den Viehhändler Friedrich Beyer aus Aken (Elbe)
mit ſeinem völlig zertrümmerten Motorrad tot
auf. Neben ihm lag ein unbekannter Mann, der
durch einen ſchweren Schädelbruch ſchwer verletzt
war und bei ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus
ſtarb. Die bisherigen Unterſuchungen haben
er=
geben, daß Beyer durch einen Kopfſſchuß getötet
worden war. Die Piſtole lag neben dem
Motor=
rad. Da der Mitfahrer keine Ausweißpapiere bei
ſich hatte, konnten die Perſonalien noch nicht
feſt=
geſtellt werden. Man vermutet, daß Beyer, der auf
dem Seehäuſer Ferkelmarkt Vieh aufkaufen wollte,
gegen einen Baum gefahren iſt und aus
Verzweif=
lung ,darüber, daß der Sozius dabei ſchwer
ver=
letzt wurde, Selbſtmord verübt hat. Nicht ganz
ausgeſchloſſen iſt aber auch die Vermutung, daß
der unbekannte Mitfahrer den Viehhändler
hinter=
rücks erſchoſſen hat, um ihn zu berauben, und ſo
das Unglück verſchuldet hat, bei dem er ſelbſt den
Tod fand.
Ein 170-Millionen=Prozeß
um den verbrannten Dampfer „Atlantique‟.
Paris. Das Pariſer Handelsgericht fällte am
Montag ſein Urteil in dem Prozeß, den mehrere,
in der Hauptſache engliſche
Verſicherungsgeſellſchaf=
ten gegen die franzöſiſche Reederei angeſtrengt
ha=
ben, der der bei einem Brande ſtark beſchädigte
Ueberſeedampfer „Atlantique” gehört. Das
Ge=
richt verurteilte gemäß den Gutachten der
Sach=
verſtändigen die Verſicherungsgeſellſchaften zur
Zahlung der Verſicherungsſumme von rund 170
Millionen Fraucs.
Mittwoch, 24. Januar 1934
Seite 8 — Nr. 23
Zum Gedenken an den Unkergang der „Breslau”.
Zum erſten Male mit „Kraft durch Freude” zum Winkerſpork.
Reich und Ausland
Reichsminiſter Dr. Goebbels
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
So geschehen
Es gibt Menſchen, die ſtändig erfüllt ſind
von einem reichen Erleben, und andere, die
aus dem ſtets gleichen Trott des Alltags nicht
herauskommen. Das liegt nun keineswegs nur
an den äußeren Lebensumſtänden. Ein
See=
kapitän „erlebt” vielleicht weniger als ein
Tagelöhner in einem kleinen, gottverlaſſenen
Neſt, in dem man den Zeitgeiſt ſchnarchen
hören kann. Es kommt eben auf den
Men=
ſchen an, ſeine Erlebnisfähigkeit, es kommt
darauf an, ob er ſieht was um ihn herum
vorgeht. Das ſind nun ganz gewiß in den
ſeltenſten Fällen welterſchütternde Ereigniſſe.
Aber . . ." „auch kleine Dinge können uns
ent=
zücken”, ſie können uns nicht nur entzücken,
ſie können uns in dieſer Welt, deren Ordnung
ja auch ſchon von ſonſt ganz vernünftigen
Menſchen einer recht ſcharfen Kritik unterzogen
worden iſt, manchmal — Peſſimiſten ſagen
meiſtens — furchtbar ärgern, jedenfalls können
uns aber auch dieſe „kleinen Dinge” etwas
zum Nachdenken und Mitempfinden anregen,
was immerhin gelegentlich eine ganz nützliche
Beſchäftigung ſein ſoll. Deswegen wollen wir
uns hier an dieſer Stelle über dieſe kleinen
Dinge unterhalten, wobei wir uns an keine
Ordnung und Reihenfolge gebunden fühlen,
ſondern kreuz und quer in der Weltgeſchichte
herumſpäzieren, die ſich ihrerſeits bei ihren
komiſchen, tragiſchen und tragikomiſchen
Ein=
fällen ja auch nicht an Regel und Reihenfolge
hält. So werden wir jede Woche ein paar
Steinchen, ſo wie ſie der Wellenſchlag des
Lebens an den Redaktionstiſch ſpült, zu einem
Moſaik zuſammenfügen, dem es zum
minde=
ſten an Buntheit nicht fehlen ſoll. — Hiermit
wollen wir die Vorrede, die ja der eilige
Zeit=
genoſſe doch zu überſchlagen pflegt, ſchließen
und aufs Geratewohl mit einer ſonderbaren
Geſchichte anfangen, die ſich kürzlich in Cork
in Irland zugetragen hat:
In Deutſchland — um das
voraus=
zuſchicken — iſt man ſich ja heute, wie das
auch die Erörterungen über das Problem der
Strafvollſtreckung gelegentlich des Heſſiſchen
Juriſtentages gezeigt haben, in den
Regie=
rungsftellen daruber einig, daß eine Strafe
ſchließlich eine Strafe ſein ſoll und daß das
Zuchthaus nicht dazu da iſt ſeine im
allge=
meinen doch unfreiwilligen Inſaſſen im
Fuß=
ballſpiel zu vervollkommnen. Da es aber
anderswo, ob Sie es glauben wollen oder
nicht, auch Leute gibt, die freiwillig ins
Zucht=
haus gehen, geht aus beſagter Geſchichte hervor.
Zwei Falſchmünzer — damit Sie die Sache
auch glauben, wollen wir ihre Namen
ver=
zeichnen — alſo zwei Falſchmünzer, Herr
Thomans MeGrath und Herr Thomas
Sul=
livan, wurden zuſammen mit anderen
Unter=
ſuchungsgefangenen vor den Kadi gebracht.
Dieſer aber gab Anordnung, ſie am
kommen=
den Dienstag noch einmal vorzuführen. Die
Gefängniswärter ſammelten alle die andern
inzwiſchen verurteilten Gefangenen, um ſie
nach dem Unterſuchungsgefängnis
zurückzu=
führen. Aber die beiden Falſchmünzer
ver=
gaßen ſie. Dieſe beiden Herren ſahen ſich auf
einmal ganz allein im leeren Gerichtsſaal.
Noch eben im Mittelpunkt des allgemeinen
Intereſſes, ſaßen ſie jetzt verlaſſen da, und der
Gerichtsdiener, der dabei war, die Türen zu
ſchließen, forderte ſie brüsk auf, das Gebäude
zu verlaſſen. Ich glaube, daß ſich das wenige
Unterſuchungsgefangene hätten zweimal ſagen
laſſen. Anders die Herren Grath und
Sul=
livan. Sie entwichen eilfertig dem
brummen=
den Gerichtsdiener und liefen ſo ſchnell ſie
konnten, in Richtung des
Unterſuchungsgefäng=
niſſes. Dort hatte man inzwiſchen bei der
Ablieferung der anderen Gefangenen die
„Vergeßlichkeit”, entdeckt. Die Polizei
wurde benachrichtigt, Automobile mit
be=
waffneten Gefängnis=Beamten begannen die
Landſtraße abzuſuchen. Wie erſtaunt aber waren
die Beamten, als ihnen auf halbem Wege zum
Gefängnis ſchon die beiden Delinquenten
keu=
chend und ſchweißtriefend entgegengelaufen
kamen! Man fragte ſie, warum ſie denn die
Gelegenheit zur Flucht nicht benutzt hätten.
Aber Herr Grath und Herr Sullivan hatten für
dieſe Frage nur ein Achſelzucken. Sie hätten
keine Luſt, ein Leben zu führen, in dem ſie nur
die Rolle der von der Juſtiz Verfolgten ſpielen
könnten, und ſchließlich ſei die Sache ja auch
gar nicht ſo ſchlimm. Am letzten Dienstag hat
man ſie zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.
Welche Erfahrungen ſie jetzt im iriſchen
Zucht=
haus machen werden, läßt ſich natürlich ſchwer
vorausſagen. Hätte es ſich um Spanier
gehan=
delt, brauchte ſie jedenfalls auch der größte
Philantrop nicht zu bedauern. Im Land der
Torrero iſt es jetzt ſcheinbar ein Vergnügen, im
Gefängni, zu ſitzen trotz der herrſchenden
Ueber=
füllung. Die auch in Deutſchland bekannte
ſpa=
niſche Tänzerin La Argentina hat z. B. jetzt
eine Gaſtſpielreiſe durch die Gefängniſſe ihrer
Heimat angetreten. Sie will die Inſaſſen durch
zwei Stündchen mit ihrer edlen Tanzkunſt
er=
freuen. Die Tournee erſtreckt ſich auf ſämtliche
Strafanſtalten des Landes, wo ſie
ſelbſtverſtänd=
lich unentgeltlich „arbeitet”. Ob die Fama recht
behält, nach der die ſchön Frau aus politiſchen
Gründen ſich der nicht zu knappen Mühe
unter=
worfen habe, mehrere Wochen ihres Lebens
gewiſſermaßen hinter ſchwediſchen Gardinen zu
verbringen, läßt ſich ſchwer nachprüfen.
Jeden=
falls wird La Argentina vor keinem „ſchlechten”
Publikum tanzen, denn in den Gefängniſſen der
ſpaniſchen Republik ſitzen die Monarchiſten, die
Offiziere, nationale Politiker und ähnliche
„Elemente‟. Es iſt noch nicht ganz heraus, ob
die ſpaniſche Regierung trotz all ihrer betonten
Menſchenfreundlichkeit ſehr erfreut iſt über den
Entſchluß der berühmten Tänzerin. Jedenfalls
aber hatte ſie keine Handhabe, das tänzeriſche
Wohlfahrtswerk zu verhindern, und das iſt ja
ſchließlich für die Gefangenen der ſpaniſchen
Republik die Hauptſache.
Dabei fällt mir ganz etwas anderes ein:
Es iſt ſchon manchmal möglich, der heiligen
Hermandat ein Schnippchen zu ſchlagen, ohne
daß dagegen das geringſte zu machen wäre. Hatte
da kürzlich die Landjägerei von Ingolſtadt einen
ſogenannten Stopptag angeſetzt. Beamte
warte=
ten mit der Uhr in der Hand auf Autofahrer,
die die zuläſſige Geſchwindigkeit überſchritten.
Denn die Klagen über rückſichtsloſe Fahrer
hat=
ten in der letzten Zeit ſehr zugenommen. Um ſo
größer war das Erſtaunen, als die Stoppuhr in
keinem einzigen Falle mehr als dreißig
Kilo=
meter feſtſtellte. Ja, die Meſſungen ergaben ein
auffallend gemütliches Verkehrstempo.
Natürlich ging das nicht mit rechten Dingen
zu. Einige fixe Ingolſtädter Jungen hatten von
der polizeilichen Maßnahme irgendwie Wind
be=
kommen. So ſchnell es nur anging, nahmen ſie
weit draußen auf der Chauſſee Aufſtellung. Kam
ein Auto in Sicht, ſo verſperrte die Horde
recht=
zeitig die Straße, um die Ahnungsloſen vor der
Autofalle zu warnen, die ihrer einige Kilometer
weiter harrte. Faſt nie ſetzten die Automobiliſten
ihr Fahrt fort, ohne auf das verhinderte
Straf=
mandat eine kleine „Anzahlung” geleiſtet zu
haben.
Natürlich waren die hohen Behörden über
dieſe „Konkurrenz” ſehr erboſt und drohten, im
Wiederholungsfalle gegen die geſchäftstüchtigen
Jungens einzuſchreiten. Doch mußten ſie knurrend
die Sache auf ſich beruhen laſſen, da ſich kein
Ge=
ſetz herausfinden ließ, das die Warnung vor
Uebertretung einer Verordnung verbietet.
Woraus man erſieht, daß ſelbſt ſo ernſte
Dinge wie Strafvollzug und Juſtiz ihre heitere
Seite haben.
Till.
man ſich auf dieſem Wege beſſer ſtärken und
erholen kann als durch Herumſitzen, Nichstun
oder durch den Beſuch eines Kinos. Zu
Be=
ginn der nun ſchon ſeit einem halben Jahr
beſtehenden Kurſe glaubten viele, an die der
Ruf zur Teilnahme erging, daß ſie nach der
anſtrengenden Berufsarbeit ausruhen müßten
nicht aber noch Sport zu treiben. Fragt einmal
die Frauen, die ſchon ſeit langem unſere
Sport= und Schwimmkurſe beſuchen, ſie
wer=
den beſtätigen, daß ſie nach dem Uebungsabend
friſch und erholt ſind.
In vielen Stadtteilen Berlins und auch
ſchon in vielen Bezirken des Reiches ſind dieſe
Sportmöglichkeiten geſchaffen. Die Frauen aller
Erholung nach der Arbeit
Staate der Arbeit, ſoll jeder Deutſche die Ge=
Krdtt uurch FrEuue. legenheit haben, ſich nach der Arbeit zu
erho=
len und neue Kraft zu neuem Tagewerk zu
Von Emmi Teſſel,
Sportreferentin der Abtlg. für Frauenſachen
im Geſamtverband der deutſchen Arbeiter.
Der Sport, die Leibesübungen ſind ſeit
langem als Kraft= und Freudequelle bekannt,
aber genau wie Bildung und Kultur waren ſie
einer beſtimmten Schicht vorbehalten. So ſehr
auch die Sportbewegung im letzten
Jahr=
zehnt um ſich gegriffen hat, die breiten Maſſen
des Volkes konnten nicht erfaßt werden.
Durch die von der Deutſchen Arbeitsfront
geſchaffenen Abendkurſe iſt jedem deutſchen
Volksgenoſſen die Möglichkeit gegeben, an
allem, was für Geiſt, Seele und Körper
gebo=
ten wird, teilzuhaben. Im neuen Staat, im
ſammeln. Hierbei wird der Sport eine wichtige
Aufgabe erfüllen. Allerdings denkt man hier
nicht an Leiſtungsſport der Jüngſten und
ſport=
lich Leiſtungsfähigſten, ſondern an
Leibesübun=
gen Aller zur Erhaltung der Geſundheit und
zur Hebung der Arbeitskraft.
Die Abteilung für Frauenſachen in der
Deutſchen Arbeitsfront hat für alle Frauen,
ganz gleich welchen Alters, Sportkurſe
einge=
richtet. Schwimmen als Gebrauchsſport,
Gom=
naſtik und Turnen als Vorbeugung und als
Ausgleich gegen Berufsſchäden und zur
all=
gemeinen Kräftigung, Spiele zur Freude Aller,
Geſang zur Erhaltung unſerer Volkslieder.
Viele Frauen haben den großen Wert
die=
ſer Sportkurſe bereits erkannt. Sie wiſſen, daß
Maſſieren und Schütteln der Beine, die den ganzen Tag ſehr beanſprucht werden.
Luſtiges Momentbild aus einem
Schwimm=
kurſus für Frauen.
Altersſtufen tummeln ſich dort koſtenlos unter
Leitung von fachlich ausgebildeten Lehrkräften.
Der Beſuch, die ſich ſtändig erhöhende
Teil=
nehmerzahl beweiſen, daß die arbeitenden
Frauen einzuſehen beginnen, daß es gut iſt, einen
Ausgleich zur einſeitigen Berufsarbeit zu
ſchaffen; denn nur „in einem geſunden
Kör=
per wohnt ein geſunder Geiſt”.
In froher Gemeinſchaft turnen, ſpielen und
ſchwimmen unſere Frauen und Mädchen. Sie
erleben Stunden der Freude, die ſie die
Sor=
gen des Alltags vergeſſen laſſen und ihnen
eine Quelle der Kraft und der Lebensenergie
bedeuten,
Freude und Geſang neben ſachgemäßer
Ausgleichsarbeit, das iſt der Grundton.
Hier=
durch iſt mit einem Schlage erreicht worden,
daß die Leibesübungen, der Sport nicht mehr
Sache der wirtſchaftlich Bevorzugten, ſondern
Volksgut geworden ſind.
Freude durch körperliche Betätigung, die
dann wiederum neue Arbeitsluſt ſchafft.
wußten Sie das?
Die höchſte Großſtadt Deutſchlands iſt
Mün=
chen: es liegt 520 Meter über der
Meeresober=
fläche. Dann folgt Augsburg mit 490 und Ulm
mit 478 Metern. Am niedrigſten von allen
deut=
ſchen Großſtädten liegt Bremen: 2 Meter; dann
Hamburg mit 6 und Stettin mit 7 Metern.
*
Es wird viel zu wenig geheiratet in
Deutſch=
land. Die Zahl der Ledigen (allerdings
ein=
ſchließlich der Kinder und Greiſe) iſt um 8
Mil=
lionen größer als die der Verheirateten. Immer
noch iſt die Zahl der unverheirateten jungen
Mädchen größer als die der Junggeſellen.
Dds Kraeftäef.
Von K. R. Neubert.
Liebe, nichts als Liebe war es, die ihn
dazu verführte, ſeinen Aufenthalt in dem
teuren Berghotel länger auszudehnen, als
ſei=
ner Kaſſe zuträglich ſein konnte. Für die
Möglikhkeit, noch weitere acht Tage mit Gloria
zuſammen ſein zu dürfen, hätte er noch ganz
andere Dinge fertig gebracht.
Aber nun war der Traum aus. Gloria war
abgereiſt, nach England, und es gab wohl keine
Gelegenheit in dieſem Daſein, Gloria je
wiederzuſehen. Wann würde ihn das Schickſal
je nach London führen?
Es war aus! Nur die Erinnerungen blieben.
Und Glorias Armband, ja, das hatte er
auch noch. Nach dem letzten Tanz geſtern, als
die auf die Terraſſe flüchteten und ſich zum
Abſchied küßten, hatte ſie es ihm gegeben.
Ein Andenken! Ein wunderbares Andenken!
Ein goldenes, mit Brillanten beſetztes Arm=
Hand.
„Mit dieſem Armband!” dachte Job nun,
„könnte ich die Rechnung zehnmal bezahlen.”
Die peinlichſte Situation war wunderbar und
üiberraſchend einfach zu löſen, wenn er ſich von
Ddieſem Andenken trennte.
Aber wenn er jetzt das Armband verkaufte
oder.. Jawohl, das ließe ſich machen,
ver=
kaufen kam nicht in Betracht, Glorias
Anden=
ken verkaufen, unmöglich, aber als Pfand
konnte er es dem Hoteldirektor dalaſſen In
zwei Monaten konnte er es gewiß von
Mün=
chen aus einlöſen.
Alſo ließ er ſich beim Direktor melden.
„Ich ſchulde Ihnen nach dieſer Rechnung
zweihundertſechzig Reichsmark!” begann er, „ich
bin gekommen ..
Der Direktor lächelte verbindlich.
„— um Ihnen zu ſagen, daß ich höchſtens
die Hälfte zählen kann.” — — — Der Direktor
riß ganz erſchreckt die Augen auf. „Ich beſitze
nicht einen Pfennig mehr!” verſtärkte Job ſein
Geſtändnis.
„Ja, aber, aber. . .‟ ſtotterte der Direktor,
ſein Geſicht, färbte ſich langſam von einem
Graugelb zum tiefen Rot. „Herr!” ſchrie er
plötzlich, „was ſoll das heißen? Was denken
Sie ſich?"
„Nichts!” ſagte Job ergeben."
„Haben Sie nicht irgendwelche Wertſachen
bei ſich?” fragte der Direktor, nachdem ſich ſein
erſter Aerger gelegt hatte, „können Sie nicht
an Bekannte, Verwandte, telegraphieren?”
„Ich weiß niemand, ich habe niemand. Ich
bin hierhergekommen, um mir mal das große
Leben anzuſehen. Ich bin Kunſtmaler. Ich habe
endlich mal ein Bild verkauft. Sonſt hätte ich
mir dieſe Reiſe nicht leiſten können. Dieſe
halbe Reiſe, wenigſtens!” ſetzte er melancholiſch
hinzu.
Die Sache kann peinlich für Sie werden!“
agte der Direktor.
„Aber ich könnte Ihnen — wenn es wirklich
nicht anders geht — einen Wertgegenſtand als
Pfand hierlaſſen.”
„Warum ſagen Sie das nicht gleich?” lachte
der Direktor erlöſt auf.
„Ich trenne mich nur ſchwer von dieſem
Gegenſtand. Ich dachte auch nur für den
äußerſten Notfall daran.”
Er holte das Armband aus der Taſche. Der
Direktor unterſuchte es gründlich. Seine Miene
ſtrahlte. „Sie ſind ein merkwürdiger Menſch!”
wandte er ſich dann zu Job. „Sie bezichten
ſich hier geradezu der Zechprellerei und beſitzen
dieſen Wertgegenſtand, mit dem Sie gut
zehn=
mal die Rechnung begleichen könnten!"
Der Direktor entließ Job ſchließlich mit den
beſten Wünſchen für die Heimreiſe. Job begann
in ſeinem Zimmer ſofort zu packen. Nach einer
Viertelſtunde klopfte es. Der Direktor trat mit
noch einem Herrn in das Zimmer. „Verzeihen
Sie”, ſagte er förmlich, „Die Situation hat ſich
leider kompliziert.”
„Nanu!” lächelte Job, obwohl eine dumpfe
Ahnung von Unannehmlichkeiten ihn beſchlich.
Der Direktor wandte ſich an den anderen
Herrn. Es war der Hausdetektiv. „Jawohl!”
ſagte der Hausdetektiv ſehr entſchieden, „es iſt
gar kein Zweifel möglich. Ich habe das
Arm=
band auf den Abendgeſellſchaften wiederholt
bei Miß Gloria Wright geſehen. Es war mir
aufgefallen."
„Was ſagen Sie nun dazu?” fragte der
Direktor den erblaſſenden Job.
„Es ſtimmt. Miß Gloria wird das
Arm=
band ſicher öfter getragen haben. Am letzten
Abend jedoch” — er zögerte, „am letzten Abend
ſchenkte mir Gloria, Miß Gloria, dieſes
Arm=
band.”
Der Detektiv lachte höhniſch auf. Der
Direk=
tor runzelte die Stirn und ſah Job plötzlich
mit ganz anderen, ſtrengeren Augen an. „Der
Fall iſt verdächtig. Sie haben kein Geld, die
Rechnung zu bezahlen, der Gedanke, wie.
„Hören Sie auf mit dieſen Kombinationen!“
ſchrie Job. „Wenn ich in Ihrem Hotel ein
Armband ſtehle, werde ich nicht verſuchen, es
ausgerechnet in dieſem Hotel zu verpfänden.”
„Iſt auch ſchon vorgekommen”, meinte der
Detektiv geringſchätzig. „Vielleicht glauben Sie,
es ganz beſonders ſchlau anzufangen.”
Job verzweifelte. „Miß Gloria muß alles
beſtätigen. Ich habe ihre Adreſſe. Es muß
ſo=
fort telegraphiert werden.”
Als das Telegramm die Heimreiſende
unter=
wegs erreichte, ſaß Gloria mit ihrer Mutter
in ihrem Hotelzimmer. „Dein Armband?” fuhr
die Mutter erſchrocken auf, als dieſe das
Tele=
gramm geleſen hatte, „du ſagteſt mir heute im
Zuge, daß du es ins Etui gelegt hätteſt.”
Gloria erblaßte. „Ich muß mal nachſehen.."
antwortete ſie verlegen und öffnete einen
Kof=
fer. Das Etui war leer”.
„Tatſächlich!” ſtellte ſie, ſcheinbar überraſcht,
feſt, „ich muß das Armband beim letzten
Tanz=
abend dort verloren haben."
„Der Mann behauptet, du hätteſt es ihm
geſchenkt”, ſagte die Mutter und ſah Gloria
ſcharf an. Gloria lächelte plötzlich überlegen.
„Ein Mann, der die Hotelrechnung nicht
be=
zahlen kann! Das ſagt doch wohl genug gegen
ſeine Behauptung!”
„Allerdings!” mußte ihre Mutter zugeben.
Und ſo ging denn das Antworttelegramm ab:
„Armband fehlt. Behauptung des Mannes
rätſelhaft. Armband geſtohlen oder gefunden.”
„Wir wollen zu Ihrer Ehre das letzte
an=
nehmen!” ſagte der Hoteldirektor zu dem völlig
niedergeſchmetterten Job. „Im übrigen: in
unſerem Speiſeſaal gefällt mir eine Wand
nicht, iſt mir zu kahl. Sie werden uns ein
recht großes Bild malen, zum Ausgleich
unſe=
rer Forderung. Hoffentlich ſind Sie nun auch
wirklich Kunſtmaler.”
„Das bin ich — leider!” ſagte Job und
er=
gab ſich in ſein Schickſal.
Seite 10 — Nr. 23
Mittwoch, 24. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
FEpeeh Hark
* *
Die Geſchichte eines nächtlichen Abenteuers.
Von Maré Stahl.
Der Expreß hielt widerwillig auf der
klei=
nen Station. Die Lokomotive ſchnaufte ein
paar Mal verächtlich, und der Wald rundum
erſchrak etwas vor ihrem Ziſchen und rauſchte
auf. Der herbſtliche Wind blies den blauen
Dampf zwiſchen die Bäume und die
Dunkel=
heit ſchluckte ihn ein.
Dieſe kleine Station lag wie eine helle
Inſel mitten im ſchwarzen Wald. Der
Bade=
ort, zu dem ſie gehörte, lag ſehr weit fort,
nichts war davon zu ſehen, auch keine Straße,
die zu ihm hinführen konnte.
Nur ein paar Mietautos glotzten mit
feuri=
gen Augen auf den Zug, die Chauffeure
ſtan=
den in einer Gruppe zuſammen und blickten
auf den jungen Mann mit der kleinen
Leder=
taſche, der allein ausgeſtiegen war. Er zögerte,
er wollte gern nach dem Weg fragen, aber
dieſe Leute waren ſicher bemüht, ihn in
irgend=
ein Auto zu packen und mit ihm davonzuſauſen.
Aber er wollte hübſch langſam gehen, durch
raſchelndes Laub, an nächtlichen Feldern
vor=
bei und die ſcharfe klare Herbſtluft, die einen
ſo angenehmen herben Geruch hatte, daß man
ihn förmlich auf der Zunge ſchmeckte,
ein=
atmen.
Er ſchlug alſo auf gut Glück einen Weg
ein. Am Anfang war er von einigen Lampen
erhellt, dann tauchte er in die völlige Finſternis.
Er lächelte über ſich ſelbſt. So hatte er es
gewollt. Er wollte ausruhen, ganz weit ab vom
Lärm der großen Stadt. Ganz plötzlich hatte
ihn der Wunſch gepackt, heute nacht nicht in
Prag, ſondern in einem verſchollenen Neſt.
deſſen Namen er nicht kannte, zu ſchlafen.
Martin faßte ſeine kleine Taſche feſter und
ſchritt ſchneller aus. Er wußte nicht, ob er auf
dem rechten Weg war, aber eine Straße war
es jedenfalls, auf der er ging, allerdings eng
und holprig, aber ſo war das hierzulande.
Plötzlich gabelte ſich der Weg. Er ſtand eine
Weile ratlos. Dann ſteckte er ein
Streichhölz=
chen an, um den Wegweiſer zu ſtudieren, aber
der Wind blies es aus. Er war ſehr ärgerlich,
daß er keine Taſchenlampe bei ſich hatte.
Eine Weile horchte er in den Wind hinein.
Es war kein Laut zu hören, kein Ruf, kein
Räderrollen, kein Hundegebell — nichts, was
auf eine menſchliche Siedlung ſchließen ließ.
Martin überlegte. Es wäre beſſer,
zurückzu=
gehen nach der Station und einen Wagen zu
nehmen, aber er genierte ſich etwas vor den
Chauffeuren, außerdem wollte er nicht noch
ein=
mal den ganzen Weg machen. Nach kurzem
Beſinnen ſchlug er den linken Weg ein, der
befahrener ſchien.
Etwas von ſeiner ſchönen Ruhe war
ver=
lören gegangen. Er war etwas aus dem
Kon=
zept gebracht, ſeine idylliſchen Träume ſchienen
ſich nicht verwirklichen zu wollen. Ein paarmal
erſchreckte ihn das Knacken von Zweigen.
Manchmal huſchte es durch den Wald wie auf
leiſen Sohlen, ein Vogel ſchrie und Flügel
ſchlugen aufgeregt gegen Baumäſte. Martin
wurde nervös.
Es war nicht mehr zu verbergen, daß er
bollkommen falſch gegangen war. Er lehnte ſich
müde gegen einen Baum und ſchloß für einen
Augenblick die Augen. Als er ſie öffnete, ſah er
ein Licht ſeitab ſo tief zwiſchen den Zweigen
hängen, daß es unmöglich ein Stern ſein konnte.
Martin folgte ihm durch Unterholz und
wei=
ches Gras. Endlich ſtieß er an eine Mauer. Er
war geradezu glücklich. Jetzt konnte er nach dem
Weg fragen.
Langſam umkreiſte er die Mauer. Es war
totenſtill. Schließlich fand ſeine Hand ein
Pförtchen mit einem Glockenzug. Er zog mit
aller Gewalt.
Die Glocke gab einen bellenden Ton, der
ſich in der ſtillen Nacht ſeltſam laut und fremd
anhörte. Niemand rührte ſich. Er läutete
noch=
mals. Endlich wurde eine Lampe im Innern
des Gartens hell, eine Tür kreiſchte und
je=
mand kam den Gang auf das Tor zugeſchritten.
Martin kämpfte mit Befangenheit. Es war
ihm ſehr peinlich, mitten in der Nacht an
einem fremden Haustor zu läuten wie ein
Bettler. Aber, was ſollte er tun. Da ging auch
ſchon die Pforte auf und ein Mädchen ſtand
auf dem ſchwachbeleuchteten Weg. „Ach!”, ſagte.
er ganz überraſcht.
„Sie?”, rief das Mädchen leiſe und ſtreckte
ihm die Hand entgegen. „Und allein? Wo iſt
denn Frederik?”
Martin war verblüfft.
Er wollte ſagen, daß ſie ſich irrte, daß er
nicht das Vergnugen habe, ſie zu kennen, aber
das Mädchen fuhr ohne Unterbrechung fort:
„Sind Sie denn nicht mit dem Nachtzug
ge=
kommen?"
„Natürlich”, ſagte Martin, „das heißt
„Dann hat man Sie nicht geſehen” rief das
Mädchen, „Oh, wie gut, wie gut Bitte
kommen Sie durch dieſe kleine Tür, vorne iſt
Franz, ich will ihn vermeiden.”
„Bitte — ich wollte nur . . ." begann
Mar=
tin verwirrt, aber ſie ließ ihn nicht ausreden,
ſie ergriff ſeine Hand und zog ihn fort. „Reden
Sie jetzt nicht” bat ſie, „ich bin ja ſo froh,
daß ich Sie abgefangen habe, Sie müſſen mich
anhören, Sie ſind im Begriff, in eine Falle
zu gehen.”
Martin ſchrak zurück. Er zweifelte an dem
Verſtand dieſes Mädchens, aber ſie ſah ihn
zwar intereſſiert, aber ganz ruhig an. Er
be=
ſchloß, vorläufig zu ſchweigen, doch es rieſelte
ihm kalt den Rücken hinunter. Dabei wunderte
er ſich, daß er nicht umkehrte und einfach
wie=
der fortlief, von dieſem unheimlichen Haus
fort.
Sie tappte ſchweigend eine dunkle Treppe
hinauf. Dann öffnete ſie leiſe eine Tür und
ſie traten in ein großes Zimmer mit rieſigen
alten Möbeln. Ein mächtiges Bett mit
geſchnitz=
ten Säulen nahm die Mitte des Zimmers ein.
Die Fenſter waren vergittert. „Alſo doch eine
Wahnſinnige”, dachte Martin.
„Verzeihen Sie, wenn ich Sie hier
herein=
führe” ſagte das Mädchen und ſetzte ſich in
einen Seſſel. „Bitte nehmen Sie Platz. Es iſt
aber der einzige Ort, wo wir ganz ungeſtört
ſein können."
Martin ſetzte ſich benommen. Jetzt würde
er ſprechen. Schließlich konnte er doch nicht als
Stockfremder in die Geheimniſſe dieſer Frau
eindringen.
Aber er konnte den Mund nicht auftun.
„Ich muß mich beeilen”, fing das Mädchen
ſchnell und leiſe an, „Frederik wird bald
ge=
merkt haben, daß Sie ihm am Zuge entſchlüpft
ſind und zurückkommen. Dann iſt es zu ſpät.
Sie ſehen, daß man mich bewacht.” Sie wies
auf die Traillen an den Fenſtern. „Man will
mich eben zur Ehe mit Ihnen zwingen.
Ab=
geſehen davon, daß ich niemals Miquel
ver=
geſſen werde, würde ich ſowieſo nie darauf
ein=
gehen, denn man will Sie ausplündern.
Fre=
derik iſt nicht weniger als ein Räuber,
viel=
leicht ſogar etwas Schlimmeres, er würde Sie
beſeitigen, ſobald er Ihr Geld in den Händen
hat.”
Martin machte eine Bewegung. „Oh es iſt
ſo, zweifeln Sie nicht, er hat einen ganz
teuf=
lichen Plan ausgeheckt, um Sie auf natürliche
Weiſe ſo ſchnell als möglich verſchwinden zu
laſſen — glauben Sie, er verſteht ſeine Sache.”
Sie ſtand auf und trat ganz dicht auf ihn
zu. „Ich will Ihnen eins ſagen . . ." Sie
flüſterte ihm ins Ohr: „Frederik iſt ſchuld am
Tode Miquels, aber ich werde es ans Licht
bringen, ich!” Sie ſah ihn düſter an.
Er war ſo ſprachlos, daß er nichts ſagen
konnte. Das Mädchen war zurückgetreten.
„Frederik braucht Geld, um zu flüchten — Sie
verſtehen mich? .."
„Ich verſtehe kein Wort”, ſtammelte Martin.
Sie legte ihm die Hand auf den Arm.
„Faſſen Sie ſich. . . Ich verſtehe, daß Sie das
illes wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft.
Ich hätte Sie gerne vorbereitet. Ich wollte
tele=
graphieren, aber Franz begleitet mich
allent=
halben. Es war ein ganzer Zufall, daß ich
heute die Tür öffnete. Er war gerade im
Keller, um Wein heraufzuholen, — O, man hat
ein vortreffliches Diner für Sie bereitet — da
hat er die Glocke nicht gehört.
Martin ſprang auf. „Was ſoll ich tun?”
fragte er, „ich will hinaus.”
„Zögern Sie alles hin, das iſt das einzige,
was jetzt übrig bleibt. Sagen Sie, Sie
müß=
ten erſt Gelder flüſſig machen oder dergleichen.”
Sie lauſchte. „Da kommen ſie ſchon” ſchrie ſie
leiſe auf und ſtürzte ans Fenſter. Mechaniſch
trat Martin neben ſie. Unten fuhr ein Auto
vor, nur der Lenker ſaß darin.
Das Mädchen zog den Vorhang zu. „Um
Gottes willen, man darf Sie hier nicht ſehen,
verſtecken Sie ſich, gehen Sie auf Umdvegen
in den Speiſeſaal, niemand darf wiſſen, daß
ich Sie geſprochen habe.” Sie drängte ihn zur
Tür hinaus.
Draußen griff Martin ſich an den Kopf.
Das war ja alles Wahnſinn, er mußte fort,
fort ſo ſchnell als möglich. Zitternd tappte er
die ſchmale dunkle Treppe hinab. Das
unheim=
liche Haus war mit Gefahren geladen; hinter
jeder Ecke, jedem Mauervorſprung ſchien ſich
etwas auf ihn ſtürzen zu wollen. Was würde
geſchehen, wenn man ihn fand. Ihn, der ſolche
Geheimniſſe mit ſich forttrug.
Endlich war er unten. Er atmete vor
Augſt kaum, aber alles blieb ſtill. Der
Mond=
ſtand jetzt hell am Himmel. Die Gartenwege
lagen weiß da wie beſchneit. Er huſchte über
den hellen Weg. Es ſchien, als ob jemand ein
Fenſter aufſtieß, vielleicht war es das
wahn=
ſinnige Mädchen, vielleicht war es dieſer
Mör=
der Frederik, vielleicht würden ſie ſchießen.
Er rannte wie um ſein Leben. Da war er an
der Mauer, aber die Pforte war verſchloſſen,
aber er ſprang in die Höhe, zog ſich mit den
Händen herüber. Dabei hielt er die Taſche mit
den Zähnen feſt, ganz unbewußt hatte er ſie
mitgenommen.
Er rannte auf gut Glück in den Wald
hinein. Zweige ſchlugen ihm ins Geſicht. Er
ſtolperte ein paarmal und fiel, lief aber immer
fort. Dann kam er ganz plötzlich auf einen Weg.
Es ſah aus, als ob es langſam hell werden
wollte. Der Himmel wurde fahl. Ein paarmal
ſah er ſich um, aber es folgte ihm niemand.
Auf einmal ſah er die Station vor ſich
auf=
tauchen. Die Bogenlampen ſchwankten
über=
nächtigt in der Dämmerung.
Der Morgenſchnellzug wurde ſignaliſiert.
Ziſchend und unwillig hielt er auf der kleinen
Station. Der Stationsvorſtand beſah
miß=
trauiſch den zerzauſten Gaſt. Martin ſtieg
eilig ein.
Die Lokomotive ſtieß eine Flammengarbe in
den Morgenhimmel und donnerte zwiſchen den
Felswänden fort. Erſt ſah man noch den hellen
Schein der Fenſter auf den Felswänden, dann
nur noch die roten Schlußlichter, und dann
ſah man gar nichts mehr.
—
Tat
Kaffeeſatz,
ein gutes Reinigungsmittel.
(afp) Ebenſo wie die ausgelaugten Teeblätter
läßt ſich der Kaffeeſatz beſtens zu
Reinigungs=
zwecken im Haushalt verwenden. Er ſäubert
das Innere von Gläſern, die beſonders klar
wer=
den, desinfiziert Flaſchen von Parfüm, Oel und
Eſſig, die einen ſcharfen Geruch aufweiſen, und
reinigt gelblich gewordene Ofen= und
Wand=
kacheln. Auch ſchwarzgewordene Kaſſerollen
ſo=
wie fettige Herdumſätze laſſen ſich mit Kaffeeſatz
reinigen. Holzmöbel, die man damit abreibt,
ſehen wie neu aus. Viele Hausfrauen benutzen
die Reſtbeſtände aus der Kaffeemaſchine zum
Fegen der Parketten und Teppiche. Der feuchte
Kaffeeſatz ſaugt den Staub auf und bewirkt eine
geſundheitliche Säuberung.
Spitzen, die der jetzigen Mode gemäß einen
gelblichen oder ſandfarbenen Ton aufweiſen
ſollen, können zu dieſem Zwecke durch den zum
Sieden gebrachten Kaffeereſtbeſtand gezogen
wer=
den. Sogar Zimmerpflanzen werden erfolgreich
damit gedüngt. Heiß gemachter Kaffeeſatz, den
man in kleine Säckchen füllt, ergibt eine
ange=
nehme Kompreſſe, die beſonders lange vorhält.
Braune Wollgegenſtände, insbeſondere Filz und
dunkle Wachstuchſtreifen, laſſen ſich ebenfalls mit
Kaffeeſz reinigen.
Altes Vorurteil: hülfenfrüchte
Hind nicht ſchwer verdaulich!
Unſer zur Empfindſamkeit neigender Magen
iſt oftmals ſo eingeſtellt, daß die Verdauung von
Hülſenfrüchten Schwierigkeiten bereitet. So
konnte die vielfach vertretene und zum
geflügel=
ten Worte gewordene Anſicht, daß Hülſenfrüchte
ſchwer verdaulich ſind, aufkommen.
Dieſer Satz darf nicht kritiklos hingenommen
werden. An den Hülſenfrüchten iſt nämlich nur
die aus Zelluloſe beſtehende Schale ſchwer
verdaulich. Alte, mehrere Jahre lagernde
Hül=
ſenfrüchte ſind überdies etwas ſchwerer zu
ver=
dauen als die friſch in den Handel gelangenden.
Ferner muß erwogen werden, daß man
Hülſen=
früchte gerne mit ſchwer verdaulichen Gemüſen,
nämlich mit Kohl, Gurken und überdies mit
Eſſig verzehrt, was die Bekömmlichkeit ſolcher
Gerichte für ſchwache Mägen natürlich
herab=
mindert. Bei richtiger Kenntnis des
Sachver=
halts und dementſprechender Zubereitung
ge=
winnt man aus Hülſenfrüchten ſehr
wohlſchmek=
kende billige und nahrhafte Gerichte.
In der Erbſe ſind Eiweiß,
Kohlen=
hydrate und Fette enthalten, demnach die
wichtigſten Nährſtoffe, die der Körper zu ſeinem
Aufbau benötigt. Die weiße Bohne, in
Süddeutſchland Fiſole genannt, ſteht der Erbſe
an Nährwert um nichts nach. Die Erbſenſchalen
allerdings bilden einen für den Magen ſchwer
verdaulichen Ballaſt. Wenn Erbſengerichte lange
Zeit im Magen liegen und Beſchwerden hervor=
rufen, ſo wurden ſie jedenfalls mit der Schale
gegeſſen. Bei geſchälten Erbſen kann das nicht
zutreffen. Wichtig iſt, daß man geſchälte
Erbſen ſehr weich, nämlich breiartig verkocht.
Werden die Erbſen tags zuvor in Waſſer gelegt,
ſo daß ſie erweichen und aufquellen, ſetzt man ſie
überdies mit einer Meſſerſpitze Natron an, ſo
ergibt ſich ſchon nach 30—40 Minuten Kochzeit
ein breiartiger Zuſtand. Da Hülſenfrüchte
aus=
nahmslos reichlich Eiweiß enthalten, iſt
esdurch=
aus überflüſſig, eine Fleiſchbeilage
hinzuzugeben. Zu Hülſenfrüchten
ge=
hört ganz im Gegenteil Gemüſe.
Mohrrüben, Spinat, Grünkohl, Kartoffelbrei iſt
dem ſchwer verdaulichen Sauer= oder Rotkohl
unbedingt vorzuziehen. Auch geſchmorte oder
rohe Tomaten eignen ſich hierzu vortrefflich.
Kork,
ein hilfsmittel der hausfrau.
Die Wiſſenſchaft vermag heute die meiſten
Stoffe und Chemikalien auf künſtlichem Wege
herzuſtellen. Kork jedoch kann noch nicht
ſyn=
thetiſch erzeugt werden. Dieſer iſt die Rinde der
in Spanien und den angrenzenden
Mittelmeer=
gebieten vorkommenden Korkeiche. Seine
uner=
ſetzlichen Eigenſchaften, nämlich Luft= und
Waſ=
ſerundurchläſſigkeit, Iſolierfähigkeit und
niedri=
ges ſpezifiſches Gewicht räumen dem Kork
ge=
radezu eine Monopolſtellung ein. Wie oft man
Kork auch im Haushalt benötigt, wird der
Haus=
frau meiſt erſt dann klar, wenn ihr
Stöpſelvor=
rat aus irgendeinem Grunde zur Neige ging.
Ein ſolcher ſollte in jedem Haushalt vorhanden
ſein, da man den Kork zu vielerlei brauchen
kann.
Iſt der Stöpſel zu groß, ſo daß er ſich nicht in
den Flaſchenhals preſſen läßt, ſo darf man ihn
niemals ſchnitzen, da er ſonſt leicht zerbröckelt.
Man ſchneidet vielmehr einen Keil ein, drückt
den Korken zuſammen und kann ihn dann leicht
in die Flaſche einlaſſen. Alte Korke eignen ſich
vorzüglich zum Meſſerputzen. Das Putzmittel
wird in ſparſamer Weiſe auf einen Korken
ge=
ſchüttet. Mit einem Lappen verbraucht man
näm=
lich weitaus mehr. Der leicht mit Putzpulver
beſtaubte Kork wird über der Meſſerklinge hin=
und herbewegt. Von dem Putzmittel geht ſo nicht
ein Atom verloren. — Unter wacklige Möbel,
insbeſondere Tiſche und Lehnſtühle, legt, man
eine kleine Korkunterlage. Undichte Fenſter
laſ=
ſen ſich mit Kork leicht in Ordnung bringen.
In den Hals von Tuben, die eßbaren Inhalt,
z. B. Sardellen, Anchovis= oder Lachspaſte,
auf=
weiſen, ſoll ſtets ein winziges Korkplättchen
gelegt werden. Es iſoliert den Inhalt und
be=
nimmt den metallenen Beigeſchmack, den
empfind=
liche Gaumen ſonſt herausſpüren. Dasſelbe gilt
auch von Zahnpaſten. Will man Nadeln, Nägel
und Klammern vor dem Roſtigwerden ſchützen,
ſo legt man den Boden der Doſe, worin ſie
auf=
bewahrt werden, mit Kork aus. — Korkeinlagen
für Schuhe ſind allgemein bekannt.
Das Caichengeld
urs Kiltdts
alsErziehungsmittel
Von Eliſabeth Thielemann.
Vielleicht erſcheint es mancher Mutter unter
den heutigen Verhältniſſen direkt als
Wider=
ſinn, dem Kinde von den ohnedies ſo knappen
Mitteln, die ihr zumeiſt zur Verfügung ſtehen,
auch noch für ſeine eigenen Bedürfniſſe ein
Taſchengeld zu verabreichen. „Was mein Kind
braucht, erhält es ja von mir”, oder „Solk ich
ihm etwa Bedürfniſſe anerziehen, die es bisher
überhaupt nicht kannte? Ich halte Taſchengeld
für überflüſſig!” Und in einem dritten Falle,
wie es jüngſt in einem größeren Frauenkreiſe
geſchah, als dieſe Frage zur Sprache kam:
„... Taſchengeld, das fehlte gerade noch, bei den
Verführungen, denen unſere Kinder heute
über=
all ausgeſetzt ſind. Ich bin der Meinung, ſie
werden dadurch nur leichtſinnig und
anſpruchs=
voll!”
Gemach, liebe Hausfrau und Mutter, die du
ebenfalls in dieſer oder ähnlicher Weiſe auf die
obigen Worte reagierſt. Die Erziehung des
Kindes zum Geldausgeben ſoll hier gelehrt
wer=
den, und dieſes iſt meiner Meinung noch
ge=
rade heute, unter den ſchwierigen
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſen von größter Wichtigkeit für
ſein ſpäteres Leben.
Wenn wir unſere Kinder nach dieſer Richtung
hin nicht erziehen wollen und ſie immer nur vom
Sparenmüſſen hörten, ohne es je ſelbſt üben zu
können, aus eigenſter Erfahrung zu lernen,
würden ſie, eines Tages alleinſtehend, der
un=
geheueren Schwierigkeit des Einrichtens und
Auskommens auch mit beſchränkten Mitteln
Herr werden können? — Nein, liebe
Mit=
ſchweſtern, die Erziehung zum Umgang mit dem
Gelde iſt für das Kind nicht nur erwünſcht,
ſon=
dern direkt geboten, eine unbedingte
Not=
wendigkeit geworden. Es braucht auch nicht
viel zu ſein, was wir ihm regelmäßig an
Pfen=
nigen in die Hand geben, aber es muß ihm
ſelbſt überlaſſen bleiben, es in rechter Weiſe
ausgeben zu lernen. Mit anderen Worten:
neben dem Notwendigen und Nützlichen
ſoll und darf es auch von ſeinem Taſchengeld
das für ſich ſelbſt Angenehme ſchaffen dürfen.
Nehmen wir an, das Töchterchen erhält 30 Pf.
Taſchengeld und muß davon wöchentlich ſeinen
Bedarf an Federn, Bleiſtiften, Gummi,
Löſch=
blatt uſw. decken. Ein Drittel, alſo einen
Gro=
ſchen vom ganzen Betrag, darf es für ſeine
klei=
nen Annehmlichkeiten verwenden, ſei es für
Früchte, Schokolade uſw. Wieviel
ſchonungs=
voller wird das Kind mit ſeinem geſamten
klei=
nen Schulbedarf umgehen, um auch einmal für
größere Ausgaben etwas übrig zu behalten,
aus Eigenem den Eltern die Ausgabe für ein
Heft u. ä. m. zu erſparen. Ebenſo wird es bald
lernen, auf raſch genoſſene Leckereien zu
ver=
zichten, wenn es einmal dafür das
Puppenthea=
ter oder Kino=Kindervorführung beſuchen darf,
die erſt nach zwei= bis dreimaligem Verzicht auf
kleine Annehmlichkeiten möglich ſind. Natürlich
iſt ein gleichzeitig mit dem Taſchengeld
geſtif=
tetes Ausgabenbüchlein und eine womöglich
ver=
ſchließbare Geldkaſſette ein weiterer wichtiger
Faktor, dem Kinde den Wert des eigenen
Be=
ſitzes an Geld noch näher zu rücken. Wohl wird
anfangs das Sparenwollen, um beſſere
Dinge für den erübrigten Betrag zu erlangen,
mit dem =können des begehrlichen Kindes
noch ſehr oft kollidieren, das ja mehr noch wie
wir Erwachſenen dem verlockenden Einfluß all
der ausgeſtellten Herrlichkeiten in den
Geſchäf=
ten der verſchiedenſten Art erliegt. Hat es aber
erſt einmal eingeſehen gelernt, daß es ſich um
einen größeren Genuß, um einen höheren
Ge=
winn durch eigene Schuld brachte, weil es nicht
ſtark genug war, auf kleine Dinge Verzicht zu
leiſten, dann iſt auch der erſte Schritt zu
beſon=
nenem, überlegten Geldausgeben und damit der
erſte Sieg unſerer Erziehung nach dieſer
Rich=
tung hin errungen.
Lausbuben.
Luſtige Kinder-Anckdoten.
Er ſchreit.
Endlich kann es der Vater nicht mehr mit
anhören und er kommt ins Kinderzimmer:
„Verflixter Bengel! Willſt du wohl ſchlafen!
Warum ſchreiſt du in einem fort?
„Weil die Ratte nicht kommt!“
„Welche Ratte?” fragt der erſtaunte Papa.
„Mutti hat geſagt, wenn ich heute abend
ſchreie, kommt die große rote Ratte mit den
grünen Augen und ſetzt ſich auf mein Bett —
ich kann noch ſo ſchreien, die Ratte kommt
nicht.”
Begräbnis.
„Was macht ihr denn da, Kinderchen?”
„Mer ſpiele Begräbnis.”
„So — wen begrabt ihr denn?”
„Den Herrn Bürgermeiſchter.”
„Ei ei — was hat ihm denn gefehlt?”
„Schlecht war’ſch em.”
„Und da habt ihr gewiß den Arzt gerufen?
„Nee — mer hawwe ihn ſelber umgebracht.
Baden.
auf keinen Fall gehſt du heute zum
Baden!”
„Och, Papa!”
„Klagteſt du heute früh nicht über
Bauch=
ſchmerzen?“
„Och. Papa laß mich doch gehen — ich kann
ja auf dem Rücken ſchwimmen.”
Das Kamel.
„n Tag, Herr Müller!”
„n Tag, mein Junge — möchteſt du etwas
von mir?”
„Ach ja! Kann ich mal Ihr Kamel ſehen?”
„Mein Kamel? — Ich habe gar kein Kamel,
mein Junge.”
„Doch! Sie haben eins — ich weiß das von
neinem Papa."
„Guck mal einer an — hat es dein Vater
denn geſehen?”
„Jaja, geſtern abend — da iſt Papa nach
Hauſe gekommen und hat zur Mutter geſagt:
eben bin ich dem Kamel von Müller begegnet.”
Mittwoch, 24. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 23 — Seite 11
F ermpangen und emdraungen jaumeren 230 1.
Wiſſenſchaft: Vor 150 Jahren entdeckte Goethe den Zwiſchenkiefer
des Menſchen. — 190 Jahre Variationsrechnung.
100 Jahre Phenol. — 50 Jahre Tetanus= und
Diph=
theriebazillus. — 40 Jahre Peſtbazillus. — 75 Jahre
Spektralanalyſe.
Technik: 120 Jahre Lokomotive. — 100 Jahre
Schiffchen=
nähmaſchine. — 50 Jahre Blei=Akkumulator. — 30
Jahre Fernphotographie. — 25 Jahre tönende Funken.
Das Jahr 1934 bringt eine große Anzahl von Jubiläen
her=
vorragender Erfindungen und Entdeckungen. Beſonders auf dem
Gebiet der Wiſſenſchaft, das noch verhältnismäßig jung iſt, ſind
im vergangenen Jahrhundert ſoviel ungewöhnliche Leiſtungen
zu verzeichnen, daß die große Anzahl der Jubiläen nicht Wunder
nimmt. Eine bedeutſame Entdeckung ſtammt bereits aus dem
18. Jahrhundert und iſt mit dem Namen Goethes verknüpft.
Im Jahre 1784 — alſo vor 150 Jahren — gelang dem
Dichter=
fürſten die berühmte Entdeckung, daß auch der Menſch einen
Zwiſchenkiefer beſitzt. Die Kieferknochen ſind beim Menſchen mit
den Oberkiefern verwachſen, ſo daß man von ihnen nichts wußte,
zumal Spuren kaum vorhanden ſind. Es blieb dem genialen
Blick Goethes vorbehalten, dieſen Zwiſchenkiefer beim Menſchen
nachzuweiſen. Im Zuſammenhang damit mögen auch einige
große Entdeckungen erwähnt werden, die noch älteren Datums
ſind. Es ſind jetzt 320 Jahre her, daß Napier die Logarithmen
entdeckte. Im Jahre 1674 fand van Leeuwenhoeck die
Aufguß=
tierchen. Vor 220 Jahren ſtellte Fahrenheit den erſten
Queck=
ſilberthermometer her. Im Jahre 1744 entdeckte der berühmte
deutſche Mathematiker Euler die Variationsrechnung. Vor 160
Jahren, 10 Jahre vor Entdeckung des Zwiſchenkiefers, wurde
von Priſtley und Scheele der Sauerſtoff entdeckt und im ſelben
Jahre von Scheele allein das Chlor. Vor 95 Jahren fand Schönbein
das Ozon. Im gleichen Jahre machte Schwann eine für die
Entwicklung der Wiſſenſchaft von den Organismen höchſt
bedeut=
ſamen Entdeckung, nämlich die Zelle im Tierkörper. Fünf Jahre
vorher — alſo vor 100. Jahren — hatte Runge im
Steinkohlen=
teer das Phenol gefunden, Vor 85 Jahren fand Pollender den
Milzbrandbazillus.
Nun beginnt eine Epoche weſentlichſter Entdeckungen, durch
die die Menſchheit in bisher ungeahntem Maße gefördert wurde.
Es ſind im Jahre 1934 grade 75 Jahre her, daß von Bunſen
und Kirchhoff die Spektralanalyſe entdeckt wurde. Damit wurde
die Möglichkeit geſchaffen, einen Teil der Himmelsrätſel zu
entſchleiern und in das Weſen der Materie einzudringen. Neben
den wiſſenſchaftlichen Großtaten der Kopernikus, Galilei
Kepp=
ler, Newton gehört die Entdeckung der beiden deutſchen Forſcher
zu den bedeutſamſten Ereigniſſen der Wiſſenſchaft. Die
Spektral=
analyſe iſt bekanntlich die Methode, die Zuſammenſetzung
chemi=
ſcher Körper aus dem Spektrum aufzuweiſen, das ſie zeigen,
wenn man ſie z. B. in der Flamme des Bunſenbrenners
ver=
dampft. Man hat durch dieſe Methode, die z. B. noch ein
drei=
milliardenſtel Gramm Natronſalz nachzuweiſen ermöglicht,
zahl=
reiche unbekannte chemiſche Elemente entdeckt, wie das Argon,
Helium, Neon, Krypton, Gallium, Indium, Cäſium und Thallium.
Zugleich konnte man einen Einblick in die Beſchaffenheit der
fernen Geſtirne und Welten tun. Man konnte feſtſtellen, daß ſich
in der Sonnenatmoſphäre Eiſen, Nickel, Natrium, Aluminium,
Kupfer, Zink uſw. befindet. Ferner gelang es durch
Verſchie=
bungen, die die Linien im Spektrum nach Violett oder Rot
zeigen, die Geſchwindigkeit von Sternen zu beſtimmen. Durch die
berühmte „Rotverſchiebung” mancher Sterne wurde die Theorie
von dem „explodierenden Weltall” aufgeſtellt, da ſich manche
Weltſyſteme mit unvorſtellbar großer Geſchwindigkeit von uns
entfernen. Endlich gelang mit Hilfe der Spektralanalyſe, die von
Tag zu Tag eine größere Bedeutung erlangt, einen Einblick in
das Weſen der Materie zu gewinnen.
Durch die Verbeſſerung des Mikroſkops gelangen die
Ent=
deckungen vieler Krankheitserreger. Es ſind jetzt 50 Jahre her,
daß von Nikolaier der Tetanusbazillus entdeckt wurde. Kurz
vorher hatte Koch den Cholerabazillus gefunden und einige Zeit
ſpäter — im Jahre 1884 — wurde von Löffler der
Diphtherie=
bazillus entdeckt. Zehn Jahre ſpäter fand Yerſin den
Peſt=
bazillus. Endlich war vor 15 Jahren, im Jahre 1919, ein
epochaler Erfolg zu verzeichnen. Der engliſche Phyſiker
Ruther=
ford konnte in dieſem Jahre zum erſten Male ein Atom zer=
trümmern. Damit erhielt die Atomwiſſenſchaft einen gewaltigen
Aufſchwung. Die Theorie wurde praktiſch bewieſen. Es ſetzten
nunmehr zahlreiche Verſuche ein, die Alphaſtrahlen des Radiums,
die Rutherford verwendet hatte, durch künſtliche Strahlen zu
er=
ſetzen. Der Erfolg war bedeutend. In den 16 Jahren, die ſeit
der erſten Atomzertrümmerung vergangen ſind, ſind neue, ans
Wunderbare grenzende Methoden gefunden worden, deren
Be=
deutung für Menſchheit und Welt noch nicht abzuſehen iſt.
Mit der Bedeutung der zahlreichen wiſſenſchaftlichen
Ent=
deckungen, die hier in Auswahl genannt worden ſind, können
ſich die techniſchen Errungenſchaften nicht meſſen, die im Jahre
1934 ihr Jubiläum feiern. Es ſind 120 Jahre her, daß
Stephenſon ſeine erſte brauchbare Lokomotive baute. Mit dieſem
Tage begann im Weltverkehr eine neue Epoche, wenn es auch
noch viele Jahre dauerte, ehe die Bedeutung dieſes neuen
Ver=
kehrsmittels voll erkannt wurde. Vor 100 Jahren konſtruierte
Hunt die erſte Schiffchennähmaſchine, die revolutionierend auf
dem Gebiete der Schneiderei wirkte. Fünf Jahre ſpäter erfand
Biſchof die Gasfeuerung. Die Erfindung des Blei=Akkumulators
durch Sinſteden, die im Jahre 1854 erfolgte, hatte gleichfalls
große techniſche Bedeutung. Gleichfalls vor 80 Jahren wurde
von Geſſiot die Entladungsröhre erfunden. Eine Erfindung, die
für das praktiſche Alltagsleben großen Wert erlangte, machte
Fiſcher, als er vor 80 Jahren das erſte Fahrrad mit Tretkurbel
baute. So entſtand damals die eigentliche Form des Fahrrades,
die ſie noch heut aufzuweiſen hat, wenn auch die Tretkurbel
viel=
fach verbeſſert und ihre Einrichtung zu dem weſentlichen Teil
des Fahrrades gemacht wurde. Das Prinzip der Bewegung durch
Drehung der Räder hat erſt jetzt ſeine Vollendung erfahren
können. Vor 70 Jahren wurde von Holtz und Töpler die
In=
fluenzmaſchine erfunden. Fünf Jahre ſpäter erbaute Werner
Siemens die erſte elektriſche Eiſenbahn und legte ſo den Grund
für die große Entwicklung unſeres Straßen=, Nah= und
Fern=
verkehrs. Es ſind jetzt dreißig Jahre her, daß der Breslauer
Profeſſor A. Korn die Fernphotographie erfand. Es war eine
verhältnismäßig einfache Methode, die mit den heutigen
raffi=
nierten Syſtemen der Fernübertragung von Bildern nicht viel
gemeinſam hatte. Auf wiſſenſchaftlich=techniſchem Gebiete war
dieſe Erfindung aber ein ungewöhnlicher Fortſchritt, und
Pro=
feſſor Korn gilt mit Recht als ein Bahnbrecher auf dieſem
Sondergebiete der Technik. Vor 25 Jahren erfand der deutſche
Phyſiker M. Wien die „tönenden Funken”. Endlich konſtruierte
vor 10 Jahren Flettner ſein Rotorſchiff, das eine neue Art der
Fortbewegung auf dem Waſſer bedeutete. An die Stelle der
Segel wurden rotierende Säulen geſetzt. Dieſe Erfindung konnte
ſich zwar nicht durchſetzen, wenn auch noch hier und da
Rotor=
ſchiffe im Gebrauch ſind. Der Grundſatz aber, nach dem ſie
ge=
baut ſind, iſt neu und ausbaufähig. Eine gewiſſe Bedeutung
iſt der Erfindung weder in techniſcher noch in praktiſcher
Be=
ziehung abzuſprechen. Das letzte Jahrzehnt war erfüllt von
großen Fortſchritten auf dem Gebiete der drahtloſen Wellen,
des Tonfilms, des Fernſehens und des Radios. Es wird einer
ſpäteren Zeit vorbehalten ſein, hier zu ordnen und zu ſichten.
Karl Anders.
Das Rechk aufs Bellen.
(tz.) Chikago. Der Richter Leon Edelmann hat ſoeben
ein Urteil gefällt, das zwar den Beifall vieler Tierfreunde
fin=
den dürfte, das aber weniger dem Geſchmack der unmittelbar
Betroffenen entſprach.
Ein Hundebeſitzer war verklagt worden, weil ſein Tier durch
nächtliches Bellen die Ruhe der Anwohner empfindlich ſtörte.
Darüber empört, verlangten ſie ſelbſtverſtändlich Maßnahmen,
um das Tier zum Schweigen zu bringen. Der Richter aber war
anderer Anſicht. Er führte in ſeinem Urteil aus, daß man dem
Hund nicht das „Recht der freien Meinungsäußerung” nehmen
könne. Immerhin hatte er aber doch ſoviel Einſicht, dem
Beklag=
ten „anzuempfehlen”, ſeinen Hund ſo abzurichten, daß er ſeine
„Meinung” zu anderen Stunden ausbellen möge, Fragt ſich nur,
ob der Hund damit einverſtanden iſt.
Was nun die um ihre Ruhe gebrachten Nachbarn machen
werden, davon iſt überhaupt nicht die Rede. Vielleicht nehmen ſie
die „freie Meinungsäußerung” nun auch für ſich in Anſpruch ..."
Filmſtars im Dienſt des Winkerhilfswerks.
Lucie Engliſch gibt in einem Berliner Kino Autogramme.
Neben ihr ſteht der Führer der Reichsſachſchaft Film, Carl Auen.
In 200 Kinotheatern der Reichshauptſtadt gaben hervorragende
Filmkünſtler Autogramme, deren Erlös dem Winterhilfswerk
zu=
floß. Keiner von den Stars wollte zurückſtehen, um auch auf
die=
ſem Wege ſeinen Teil dazu beizutragen, minderbemittelte
Volks=
genoſſen gegen Hunger und Kälte zu ſchützen.
Klub der badenden Großmütker in London.
(—) London. Es iſt kein Geheimnis, daß England die
merkwürdigſten Klubs der Welt heherbergt. Angefangen beim
Verein der roſaroten Orchideenzüchter bis zu dem Klub . .. der
badenden Großmütter.
In Plymouth exiſtiert dieſer einzigartige Klub tatſächlich.
Zur=
zeit hat er allerdings nur fünf Mitglieder, weil es nicht ſo viele
Großmütter gibt, die, wie es die Klubvorſchrift verlangt, das
ganze Jahr hindurch baden können.
Alle Mitglieder — und auch das iſt eine Vorſchrift — müſſen
über 60 Jahre alt ſein. Zwei dem Klub jetzt angehörende Damen
zählen ſogar weit über 70. Sie baden Tag für Tag, im Sommer
und im Winter, und verſichern, ſich dabei triſch und munter zu
fühlen.
Selbſthilfe in Peru.
(i) Rio de Janeiro. „Hilft dir die Behörde nicht ſo
hilf dir ſelbſt”, ſo dachten die Einwohner des peruaniſchen
Dor=
fes Tamboraque, das etwa 100 Km. von der Hauptſtadt Lima
entfernt im Gebirge liegt.
Sie rotteten ſich eines Morgens, bis an die Zähne
bewaff=
net, zuſammen und ſtürmten das nahe Bergwerk, nachdem ſie
ſich ſchon monatelang in ſchriftlichen Eingaben und mündlichen
Vorſtellungen vergebens über die Rauch= und Abgaſebeläſtigung
durch dieſes Induſtrie=Unternehmen beſchwert hatten. Die
Be=
triebsleitung hatte dieſe Eingaben in den Papierkorb geworfen
und die mündlichen Beſchwerden mit einem bedauerlichen
Achſel=
zucken abgetan. Die Bauern ſchlugen in dem Bergwerk nach
ge=
glücktem Sturm alles kurz und klein, was nicht niet= und
nagel=
feſt war. Sie konnten erſt am nächſten Tage durch
herbei=
gerufenes Militär wieder hinausgeworfen werden, wobei fünf
Perſonen getötet und zwölf mehr oder weniger ſchwer verwundet
wurden.
Aber die Tamboraquer haben vorläufig erreicht, was ſie
wollten: ſie haben derart gehauſt, daß der Betrieb des
Berg=
werks erſt in einigen Wochen wieder aufgenommen werden kann!
Beefralbe.
Noman von Stfanutſch
Sat
Copyright by Verlag Alfred Bechthold. Braunſchweig.
(Nachdruck verboten).
15)
Es iſt abends zehn Uhr. Einige Sterne blicken zwiſchen Wolken
hervor. Der aufgehende Mond wirft ein ſchwaches Licht über die
Land=
ſchaft.
An dem Eingang der Laube hängen Lampions, die den Garten mit
magiſcher Beleuchtung füllen.
Hagenfeld, der Sohn des Hauſes, iſt ſchlechter Laune, daher kommt
es, daß er immer wieder zum Glaſe greift, um durch einen Rauſch in
Stimmung zu kommen.
Ein Grammophon ſorgt für Muſik. Die Geſellſchaft iſt ausgelaſſen
fröhlich. Wenn luſtige Scherze ertönen, ſo lacht Hagenfeld gezwungen;
es iſt ihm anzumerken, daß ihn etwas bedrückt.
„Hallo, du machſt ein Geſicht wie’n eingeſperrter Kater!” ruft ihm
Hagenfeld wird verlegen, ſenkt ein wenig den Kopf und antwortet:
„Ich habe dieſe Nacht durchgekneipt, entſchuldigt, wenn ich nicht ſo
recht bei der Sache bin!“
„Seit acht Tagen bechert er wie ein Brauer — trinkt den Wein
gleich literweiſe”, ſagt ein anderer.
„Ja, ja!” ruft ein langer Student, der heute — es iſt Samstag —
auf einen Tag von Bonn nach Hauſe gekommen iſt, „dein Vater kann auch
ſagen, wenn er drei ſolcher Gäſte hätte, wie du einer biſt, wäre er in zwei
Jahren ein gemachter Mann. Dann könnte er den Laden hier zumachen
und ſich zur Ruhe ſetzen.”
„Langſam — langſam, ſo ſchlimm iſt’s nicht”, verteidigt ſich
Hagen=
feld.
„Schlimm genug, wenn man nicht mehr aus dem Tran
heraus=
kommt”, ſtichelt der Student weiter. „Du fehlſt bei uns in Bonn, mein
Lieber. Wir würden dich zum König des Weines krönen!“
„Habe nie Luſt verſpürt, zu ſtudieren!"
„Ich rede doch nicht vom Studieren. Menſch, deine Leitung iſt
defekt!. .."
Die anweſenden Damen kichern.
„Werde nicht unleidlich mit deinen Redensarten”, ſagt Hagenfeld.
Unleidlich? — Du verdirbſt der ganzen Korona mit deiner Miene
den Spaß!”
„Wenn ich euch nicht gefalle, ſo will ich gehen!“
„Gibt’s nicht, alter Freund. Jetzt will er auch noch kneifen.
Hier=
geblieben!. . . In die Kanne, Füchschen!. . . Luſtig ſollſt du ſein. Unſer
Freund Herbert hat die erſte Etappe zur Ehe hinter ſich. Das muß
be=
goſſen und bejubelt werden. Wenn er Hochzeit hat, bummele ich ein
ganzes Semeſter ab. Proſit!“
Einige lachen, die anderen rufen „Bravo!” Stimmen ſchwirren
durcheinander. Dazwiſchen bellt einer:
„Wo bleibt das Grammophon? — Noch einmal: Es rauſcht der
Wald ſo ſchön — es rauſcht der Wald ſo ſchön. . ."
„Ein ſchmiſſiger Walzer”, verſichert ein dicklicher, ſchon älterer
Junggeſelle.
Die Gläſer klirren aneinander. Vor dem Hotel ſauſen auf der
Rhein=
ſtraße lichtſpeiende Maſchinen daher. Von fern grüßen hochragende
Bergſpitzen herüber, auf denen ſtolz und erhaben Burgen thronen.
Motorboote ſchießen in raſcher Fahrt über die Fluten des Rheins. Dumpf
heulen Sirenen von anlegenden Perſonendampfern. Auf der
Pro=
menade ergehen ſich ſcharenweiſe die Kurgäſte an dieſem lauſchigen
prachtvollen Sommerabend. Man hört Sprachen aus aller Herren
Länder.
In der Laube erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt. Man trinkt
auf die nächſte Verlobung.
„Kommt niemand in Frage als unſer alter Freund Hagenfeld”,
verſicherte der Student. „Es lebe Liſa Dingkela, die Perle des
Ritter=
tales.”
„Man merkt, daß du lange nicht mehr in der Gegend geweſen biſt”,
kichert einer.
Wie meinſt du das?” fragt der Student und macht ein verdutztes
Geſicht. Hagenfeld beißt ſich auf die Lippen.
„Nun, ich rede nur ſo. . . Es hat ſich in den letzten Wochen im Rittertal
vieles verändert!“
„Ein Berliner iſt dort — der hat unſeren Freund ausgeſtochen”.
ſagt der dicke Junggeſelle mit trauriger Miene. „Hoffen wir alſo auf eine
andere Verlobung. Die Liebesaktien Hagenfelds notieren gar nicht mehr
an der Amor=Börſe.”
„Ein Berliner?‟ Der Student reißt die Augen auf. „Aber mein
Freund, vor einem Berliner gibſt du dich geſchlagen? — Nun ſtreue Aſche
auf dein Haupt!”
„Iſt ja Quatſch, was der da redet!” fährt Hagenfeld verärgert auf.
„Liſa hat nichts mit dem Berliner zu tun!“
„Na, na, vorgeſtern hat ſie mit ihm eine Tour nach allen großen
weſtdeutſchen Bädern gemacht!“
„Wer ſagt das?” Hagenfeld ſchnellt von ſeinem Platz auf und nimmt
eine drohende Haltung ein.
„Rege dich doch nicht ſo auf,” erhält er zur Antwort. Tatſachen ſind
nicht aus der Welt zu ſchaffen. Die letzte Nacht um 1 Uhr ſind die beiden
zurückgekehrt. Ich habe ſelbſt den Wagen des Berliners geſehen. Fräulein
Liſa ſaß Seite an Seite mit ihm neben dem Steuer!“
Hagenfeld läßt ſich wieder auf ſeinen Stuhl nieder. Er verſucht zu
lächeln, doch ſein Geſicht iſt verzerrt und glühendrot. „Mag ſie tun, was
ihr beliebt. Verpflichtungen hat ſie mir gegenüber keine!"
Der Zwölfzylinder hat es Fräulein Liſa angetan!” behauptet
der Dicke.
„Ja, ja, der Zwölfzylinder!” echot es im Chor.
„Dem widerſpreche ich!” ſchreit der Student und ſchlägt mit der
flachen Hand auf den Tiſch. „Alle Achtung vor Fräulein Liſa. Hut ab,
wenn man ihr begegnet. Wenn ſie mit dem Berliner auf Reiſen geht,
ſo muß er perſönlich Eindruck auf ſie gemacht haben. Da ſpielt ein Auto
keine Rolle. Ich möchte dieſen Berliner beneiden, jawohl, beneiden.
Bleibt dir alſo, mein Freund, nichts anderes übrig, als weiter Ausſchan
zu halten. . . Du haſt die Wahl, viele Mädchenherzen ſchlagen dir in
Sehnſucht und Liebe entgegen!‟ Den letzten Satz ſpricht der Student
mit Pathos.
Nun ſtimmt einer das Lied an:
„Wer wird denn weinen, wenn man auseinander geht. . ." Die
anderen ſingen den Refrain zu Ende mit.
„Gott ſei dank, daß wieder Stimmung da iſt!” ſchreit der Dicke.
„Nun Schluß mit dem Quark — hier wird Verlobung gefeiert. Fangt
nur nicht noch einmal an, ungemütlich zu werden!“
Wieder ſpielt das Grammophon. Einige Paare treten aus der Laube
und tanzen nebenan auf dem Raſen unter Linden.
Als Hagenfeld ſich aus der Laube entfernt, fällt das weiter nicht auf.
Er wendet ſeine Schritte dem Rheine zu und wandert ſtromaufwärts.
Auf ſeiner Stirn liegen Falten, die Lippen ſind zuſammengepreßt, die
Augen glühen fanatiſch und haßerfüllt.
Hagenfeld, der Sohn des reichen Hoteliers, hat den erſten großen
Kummer in ſeinem Leben.
VII.
In dem Germania=Filmpalaſt in Berlin ſteht bereits alles im Zeichen
der kommenden Uraufführung des Groß=Tonfilms „Menſchen in Not”.
In den Elektrowerkſtätten der Geſellſchaft arbeiten ſeit Tagen Techniker
und Monteure an Rieſentransparenten, die den Palaſt an den Tagen
der Aufführungen mit Licht überſchütten werden. „Menſchen in Not” —
die Bedeutung dieſes Wortes wird in Berlin eine Zeitlang
Tages=
geſpräch ſein. Nur noch eine kurze Weile, und der Titel des Films ſpricht
in brennenden Buchſtaben auf dem Rieſendach und an der Vorderfront
des Palaſtes. Er raſt als Lauflicht ſenkrecht, waggerecht, — immer wieder,
von Sonnenuntergang bis in die tiefe Nacht hinein, in roten, grünen,
blauen und violetten Farben, hunderttauſende Augen bezwingend.
Große eindrucksvolle Plakate, von erſten Künſtlern entworfen,
be=
decken bereits die Litfaßſäulen der Hauptſtadt, bunte Szenenbilder aus
dem Film feſſeln die Menſchen, die maſſenweiſe im Gewoge der
Welt=
ſtadt vor den Ankündigungen ſtehen.
Die Reklametrommel wirbelt bis in die Lande hinein. Preſſe und
Rundfunk ſprechen von einem ſeltenen künſtleriſchen Ereignis. Am blauen
Frühlingshimmel fliegen in phantaſtiſcher Höhe Flugzeuge dahin; in
Sturz= Gleit=, Tief= und Steilflügen ziehen die todesmutigen Piloten
mit Rieſenbuchſtaben immer wieder die bedeutungsvollen Worte „
Men=
ſchen in Not” in Nebelſchrift in den Ather.
Der Verkehr ſtockt für Minuten. Die Blicke der Menſchen heben ſich
zum Himmel.
Uraufführung des Films „Menſchen in Not!”
Noch acht Tage, und die Tore des Filmpalaſtes öffnen ſich.
Der Generaldirektor Störmer vom Germania=Film ſitzt in ſeinem
Studio mit einigen Herren von der Propagandaabteilung beiſammen.
Die Konferenz hat faſt zwei Stunden gedauert.
Alſo, ich ſpreche Ihnen allen im Namen der Geſellſchaft meinen
aufrichtigen Dank aus”, beſchließt Störmer die Sitzung. „Ich freue mich,
Ihnen ſagen zu können, daß die propagandiſtiſchen Arbeiten in die beſten
Hände gelegt worden ſind. Es iſt das Möglichſte getan worden, um das
Publikum auf den neuen Tonfilm aufmerkſam zu machen. Die Preſſe
hat uns in ſehr erfreulichem Maße unterſtützt. Das Intereſſe für den Film
iſt außerordentlich groß. Wir können alſo getroſt der Uraufführung
ent=
gegenſehen. Den Vertrieb des Films in der internationalen Welt hat die
Paramount übernommen. Sind die Einladungen an die in= und
aus=
ländiſche Preſſe erfolgt?‟ Er wendet ſich zu einem jungen Herrn, der
neben ihm ſitzt und einen Stapel Akten vor ſich liegen hat.
„Jawohl, ſchon vor acht Tagen”, meldet der Sekretär Störmers.
„Gut. Und wie ſteht’s mit dem Vorverkauf der Karten für die
Ur=
aufführung?"
„Der Vorverkauf iſt abgeſchloſſen. Alle Karten ſind vergeben!“
„Schön. Ich rechne damit, daß wir einen Monat lang täglich ein
beſetztes Haus haben.” Störmer ſtößt einige Schreiben, die vor ihm
liegen, auseinander und wendet ſich dann wieder an den Sekretär:
„Eine Nachricht von dem Produktionsleiter iſt noch nicht eingetroffen?”
„Neiu, bis heute noch nicht!”
„Das iſt ja rätſelhaft!“ Der Generaldirektor lehnt ſich auf ſeinem Sitz
zurück und zieht nervös an ſeiner Zigarre. „Seit Wochen weiß man nicht,
wo er ſich aufhält!“
(Fortſetzung folgt.)
Seite 12 — Nr. 23
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Januar 1934
Aottäldtert!
Bei der Tagung des Reichsſportführer=Ringes.
Der Reichsſportführer hatte für Montag die
Gaubeauftrag=
ken zu einer beſonderen Ausſprache nach Berlin geladen.
Da=
durch war es dieſen möglich, auch an der am Dienstag vor ſich
gehenden Tagung des Reichsſportführer=Ringes und der
Fach=
verbände teilzunehmen. In dieſer Tagung gab der
Reichsſport=
führer einen ausführlichen Rückblick über die im Jahre 1933
ge=
leiſtete Arbeit und anſchließend einen Ausblick über die
bevor=
ſtehenden Aufgaben des Jahres 1934.*Hier ſteht die
Pro=
klamation des Reichsbundes für
Leibesübun=
gen an erſter und wichtigſter Stelle. Durch den
Zu=
ſammenſchluß aller im Reichsſportführer=Ring arbeitenden
Ver=
bände im 2. chsbund für Leibesübungen wird die Einheitsfront
des deutſch Sports geſchaffen. Schon in den nächſten Tagen
werden die Ausführungsbeſtimmungen dieſes Bundes, der am
30. Januar 1934 ins Leben=tritt bekannt gegeben.
Da=
mit iſt für alle Leibesübungen der Ausgangspunkt zur
Anglei=
chung unter einheitlichen Geſichtspunkten geſchaffen.
Im Anſchluß an die Ausführungen des Reichsſportführers
erläuterte Regierungsbaumeiſter March den Plan des neuen
Olympia=Stadions im Grunewald.
Der Geſchäftsführer des Hilfsfonds für den Deutſchen Sport
gab einen Ueberblick über die von ihm zu leiſtende Arbeit, die
bereits im vollen Umfange im Reichsbund in Tatigkeit tritt.
Der Führer der Deutſchen Sportpreſſe, Dr. Bollmann,
gab dann die Erklärung ab, daß auf Grund des
Schriftleiter=
geſetzes die Deutſche Sportpreſſe in den Reichsverband der
Deut=
ſchen Preſſe eingegliedert worden iſt und nunmehr die
Sport=
ſchriftleiter ausſchließlich durch Fachausſchüſſe im Reichsverband
vertreten werden. Die Sportpreſſe iſt demnach nicht
mehr eine geſonderte Fachſäule im
Reichsfüh=
rer=Ring. Durch die ſtraffe Zuſammenfaſſung der Sportpreſſe
und durch das Schriftleitergeſetz iſt die Gewähr gegeben, daß
zwiſchen Sport und Preſſe ein enges
Vertrauens=
verhältnis beſtehen bleibt und damit auch weiter eine
gedeihliche Zuſammenarbeit geſichert iſt.
Als Abſchluß der Vormittagsſitzung wurden noch
Erklä=
rungen über die geplante Zuſammenarbeit mit
der SA. und HJ. gegeben.
Am Nachmittag wurde die Tagung mit einem Referat des
Fußball=Führers, Kriminaldirektor Linnemann, über
die Zuſammenarbeit zwiſchen den Bezirksbeauftragten und
Fach=
ſchaftsführern fortgeſetzt. Es folgten dann kurze Referate über
die Auslandsarbeit und die internationalen Beziehungen des
deutſchen Sports, ſowie über die Aufgaben des Sportarztes in
der körperlichen Erziehung. Den Berichten ſchloß ſich eine
Aus=
ſprache an, nach deren Beendigung ſich die Teilnehmer zur
Olym=
pia=Kundgebung des Deutſchen Leichtathletik=Verbandes ins
Herrenhaus begaben.
Es wurde noch zwei Telegramme abgeſchickt, und zwar
an Reichsinnenminiſter Dr. Frick: Die aus allen
Teilen des Reiches zur Tagung des Reichsſportführer=Ringes in
Berlin verſammelten Sportbeauftragten und Führer der
deut=
ſchen Turn= und Sportvereine grüßen den verehrten
Reichs=
innenminiſter und danken ihm für das bisher der deutſchen
Turn= und Sportbewegung gegenüber zum Ausdruck gebrachte
Intereſſe.”
Ein zweites Telegramm ging an den Stabschef Röhm;
„Die heute aus allen Teilen des Reiches zur Tagung des
Reichs=
ſportführer=Ringes in Berlin verſammelten Sportbeauftragten
und Führer der deutſchen Turn= und Sportvereine grüßen den
Stabschef und geloben, ihre ihnen unterſtellten Mitglieder,
be=
ſonders die Sport und Turnen treibende deutſche Jugend, in dem
herrlichen revolutionären Geiſt der SA. zu erziehen.
Gruppen=
führer Tſchammer und Oſten.”
Aufruf des Reichsſporkführers
zu den Deutſchen Winkerkampfſpielen.
In wenigen Tagen, am Freitag, dem 26. Januar, wird die
Winterſportwoche der Deutſchen Kampfſpiele mit dem Start zum
18=Kilometer=Langlauf ihren Anfang nehmen. Dieſe erſten
Deut=
ſchen Kampfſpiele im neuen Deutſchen Reich haben eine
Be=
ſetzung gefunden, wie ſie beſſer nicht gedacht werden kann. Vom
26. Januar bis Montag, den 29. Januar, werden die beſten
deut=
ſchen Skiläufer ihre Kräfte im Langlauf, in der Kombination,
im 50=Kilometer=Dauerlauf und im Spezial=Sprunglauf meſſen.
Gerade der letzte Wettbewerb am Sonntag, dem 28. Januar,
von der gewaltigen, landſchaftlich wohl ſchönſten Schanze
Deutſch=
lands, der Wurmbergſchanze bei Braunlage, wird Tauſenden von
Zuſchauern Gelegenheit geben, ſich von dem fortſchreitenden
Kön=
nen unſerer deutſchen Winterſportler überzeugen zu können.
An=
ſchließend an die Skikämpfe werden ſich in Schierke unſere beſten
deutſchen Eishockey=Mannſchaften, aus allen Gauen kommend, im
Kampf um die Meiſter= und Kampfſpielwürde gegenüberſtehen.
Am Donnerstag, dem 1. Februar, bis Sonntag, den 4. Februar,
folgen dann die mit den deutſchen Meiſterſchaften verbundenen
Kampfſpielwettbewerbe im Rodeln, Bobfahren, Eisſchießen.
Eis=
ſchnellaufen und Eiskunſtlaufen. Auch in dieſen Sportarten
kämp=
fen die Beſten um Sieg und Kampfſpiel=Meiſterwürde.
Dieſer Kampf der Meiſter in unſeren ſchönen Harzorten
Braunlage und Schierke ſoll ſeine letzte Bedeutung aber ſchon
darin finden, daß Deutſchlands Jugend vor einer begeiſterten
und zahlreichen Zuſchauermenge ihr Können zeigt.
„Ich rufe daher die ganze deutſche Turn= und Sportgemeinde
und ihre Anhänger auf, nach unſerem ſchönen Harz zu kommen,
um Zeuge unſerer Deutſchen Winterkampfſpiele im neuen
Deut=
ſchen Reiche zu ſein.
Von der Reichseiſenbahn ſind weitgehendſte Ermäßigungen
zugebilligt worden und Sonderzüge von den verſchiedenſten
Städten bereitgehalten. Der Harzer Verkehrsverband hat durch
Einrichtung eines geſonderten Kraftwagenverkehrs dafür Sorge
getragen, daß alle Zuſchauer ſchnellſtens zu den verſchiedenen
Kampfſtätten kommen können. Der Harz iſt bereit, nun auf
Wie=
derſehen in Braunlage — Schierke!
Hans von Tſchammer=Oſten,
Reichsſportführer.
An „Einen, der mitgeſchwommen iſt”: Ihre „Neuigkeiten”
ſind älter als Sie, und ihre „Hoffnungen” unbegründeter als der
Verdacht, daß Sie nur aus Mut Deckung hinter der Anonymität
geſucht hätten.
Schwere Strafe gegen einen unfairen Fußballſpieler. Eine
exemplariſche Strafe verhängte das Gericht in Epinal gegen einen
unſportlichen Fußballſpieler, der während eines Wettſpiels einen
Gegner ſo unfair anging, daß dieſer das Bein brach. Dem
Ver=
letzten mußte das Bein abgenommen werden. Der unſportliche
Fußballſpieler wurde zu 50 Franken Strafe und 50 000 Franken
Schadenerſatz verurteilt.
Koßmann=SC. Freiburg ein Jahr geſperrt. Der Spieler
Koßmann, der zuſammen mit dem Studenten=Nationalſpieler
Gäßler den bekannten linken Sturmflügel des SC. Freiburg
bil=
dete, iſt von ſeinem Vereinsführer aus dem SC. Freiburg
aus=
geſchloſſen und auf ein Jahr geſperrt worden. Koßmann hatte ſich
beim ſonntäglichen Gauligaſpiel gegen den VfL. Neckarau ſo ſehr
vergeſſen, daß er einem Mitſpieler eine Ohrfeige gab, weil dieſer
ſelbſt auf das Tor geſchoſſen hatte, anſtatt ihm, Koßmann, den
Ball zuzuſpielen.
Der Ertrag der Winterhilfſpiele im Gau Südweſt. Wie der
Sportbeauftragte für den Gau 13 (Südweſt) Gruppenführer
Beckerle, mitteilt, haben die Fußball=Winterhilfſpiele, in dieſem
Gau die ſchöne Summe von 8000.— RM. ergeben. Der Betrag
wurde der NS.=Volkswohlfahrt überwieſen.
Zum erſten Male geſchlagen!
Kanadas Vertretung für die Eishockey=Weltmeiſterſchaften in
Mai=
land, die Saskatoon Quakers, lieferten dem Berliner
Schlitt=
ſchuh=Club zwei Treffen, von denen ſie das erſte wohl mit 2:0
gewannen, das letzte aber nach einem hinreißenden Spiel mit 3:1
verloren. Unſer Bild hält einen Spielmoment vor dem Berliner
Tor feſt.
Fußball
idtekampf Berlin - Prag 0:5.
Abwehr vor dem Berliner Tor.
Zuhreelägung der Hanafporiier
in den Gauen 13 und 14. — 1934 alle Groß
veranſtalkungen im Saargebief.
ſchen Kanu=Verband ſtatt. Der neue Gauführer, H. Heyter,
ver=
pflichtete nach einem kurzen Rückblick auf die erfolgreiche Arbeit
im alten Kreiſe die anweſenden Vereinsführer durch Handſchlag
zur Mitarbeit innerhalb der neuen Gaue. Die Berichte der
Fachwarte gaben ein günſtiges Bild. In der Punkttabelle führt
— wie im Vorjahre — wieder der Poſtſportverein Frankfurt, der
ja auch in Fräulein. G. Wenzel einen Europameiſter ſtellen
konnte. Im bevorſtehenden Sportjahr trägt die neue Gaugruppe
ihre Hauptveranſtaltungen im Saargebiet aus. Die wichtigſten
Termine ſind:
6. Mai: Langſtreckenwettfahrt, Saarlouis: 13. Mai; Beginn
der Pfingſtwanderfahrt auf dem Neckar: 27. Mai:
Langſtrecken=
wettfahrt Speyer-Ludwigshafen; Langſtreckenwettfahrt in
Er=
felden: 10. Juni: Langſtreckenwettfahrt auf dem Schluchſee 17.
Juni: Kurzſtrecken=Regatta in Saarbrücken: 24. Juni: Gau=
Lang=
ſtreckenwettfahrt in Mettlach (Gau=Meiſterſchaft) 1. Juli;
Kurz=
ſtrecken=Regatta in Mannheim; 8. Juli; Kurzſtrecken=Regatta in
Frankfurt a. M.; 15. Juli: Gaumeiſterſchafts=Kurzſtrecken=Regatta
in Mainz; 22. Juli: Deutſche Langſtrecken=Meiſterſchaften auf dem
Starnberger See; 29. Juli; Kampfſpiel=Regatta in Nürnberg;
19. Auguſt: Europameiſterſchaften in Kopenhagen: 26. Auguſt:
Langſtreckenwettfahrt „Rund um Rappenwörth”; 2. September:
Gauſtafette auf dem Altrhein in Erfelden.
100 Meter Kraul in 57,6 Hek.
Weißmüllers Rekord in Gefahr.
Eine ſeit Jahren im 100 Meter Kraulſchwimmen nicht mehr
erreichte Zeit bildete die Senſation des großen
Hallenſchwimm=
feſtes das der New York=Athletic=Club veranſtaltete. Der
jugend=
liche Peter Fick bisher noch nicht ſonderlich hervorgetreten,
wartete mit der großartigen Zeit von 57,6 Sekunden auf. Dieſe
iſt nur um zweizehntel Sekunden ſchlechter als der beſtechende
Welt=
rekord, denn Johnny Weißmüller am 17. Februar 1929 in Miami
aufſtellte.
Bei den Deutſchen Hallen=Tennismeiſterſchaften ſiegte der
deutſche Meiſter Eottfried v. Cramm über den Bremer
Kuhlen=
kampf 6:0. 6:1 und rückte damit in die zweite Runde vor.
Zuam=
men mit Frau Sperling=Krahwinkel ſchlug v. Crammm im
Ge=
miſchten Doppel das Paar Frl. Hagen/Niels Körner mit 6:4, 6:4.
Ungarn hat offiziell die Einladung Deutſchlands-zu den
Olympiſchen Spielen 1936 angenommen.
Ringen im Gau 13.
Bezirk Darmſtadt—Mainz.
Athl. Cl. Mainz=Weiſenau—1910 Darmſtadt ausgefallen.
Tgde. Dieburg—Stemm= u. Ringel. Lampertheim 15:3,
KSV. Bensheim—Athl.=Sportvereinigung 88 Mainz 5:14,
Polizei Darmſtadt-Vorwärts Groß=Zimmern 6:14.
In den Mannſchaftskämpfen der Rückrunde nahmen die
Kämpfe ihren gewohnten Verlauf und ergaben die erwarteten
Reſultate, wenn auch bei manchen Treffen etwas hoch, ſo für
Polizei gegen Groß=Zimmern. Zu ernſtlichen Verſchiebungen in
den Tabellen iſt es nicht gekommen. 1910 Darmſtadt war nicht
angetreten und ſo fallen die Punkte an Mainz=Weiſenau. Ein für
dieſen Ausfall auszutragender Freundſchaftskampf findet nach den
Serienkämpfen ſtatt.
Bei ſehr gutem Beſuch ſiegte Dieburg in überlegener Weiſe
gegen St.= u. RCl. Lampertheim. Dieburg, das in ſeinen letzten
Kämpfen Haare laſſen mußte, revanchierte ſich auch hier für ſeine
Vorkampfniederlage. Lampertheim, das gewiß kein ſchlechter
Gegner iſt, hat aber ſeine Erfolge beſonders auf heimiſcher Matte
errungen.
88 Mainz trug in Bensheim ſeinen Rückkampf aus und ſiegte
auch erwartungsgemäß, allerdings nicht ſo hoch, wie im
Vor=
kampf. Bensheim gab an der Waage ſchon 6 Punkte durch
Ueber=
gewicht ab. Horn im Schwergewicht für Mainz ſiegte nur knapp
nach Punkten. Heukeroth, Schunk. Guthmann und Groß ſiegten
entſcheidend für Mainz, Deckert und Roth für Bensheim.
Ueber Polizei Darmſtadt-Vorwärts Groß=Zimmern iſt
be=
richtet.
Bezirk Nahe: Athl.Cl. Oberſtein—Athl. Ver. Kirn 15:4,
ASV. Kreuznach—ASV. Waldböckelheim 13:5.
Im Bezirk Frankfurt wurde die Begnung zwiſchen Eiche 01
Hanau und Germania Hösbach wegen des am 28 Januar
ſtatt=
findenden Winterſportfeſtes des Main=Speſſart=Kreiſes
vorver=
legt. Als Abſchied aus dem Gau 13 beſiegten die Hösbacher noch
einmal den Tabellenzweiten Hanau mit 9:8. Eine ſehr große
An=
zahl Zuſchauer hatte ſich eingefunden, um dieſem letzten Treffen
beizuwohnen. H„,sbach, das die Tabelle anführt, iſt aber bei den
Endkämpfen um die Gaumeiſterſchaft nicht mehr mit von der
Partie, da es zum Gau Bayern übergeht. An ſeiner Stelle nimmt
der Tabellenzweite Hanau an dem Schlußrennen teil. Der 2.
Be=
zirk wird ſich noch lange und gerne an die Hösbacher Germanen
erinnern. Glück auf auch im neuen Wirkungskreis!
Die Kreiskämpfe Kreis Mainz: Ligaklaſſe: Athl.Cl.
Mainz=Koſtheim—Athl. Cl. Mainz=Biſchofsheim 12:8, KSV. Hagen
Worms—SV. Alemannia Nackenheim 18:3. A=Klaſſe: KSC.
Bieb=
rich-KSC. Hellas Mainz 2. 8:11. KSC. Amöneburg—Athl. Cl.
Mainz=Weiſenau 2. 12:6.
Monte=Carlo=Fahrer in Stuttgart.
Infolge Vereiſung der Strecke Reutlingen—Freudenſtadr
mußten die aus Athen kommenden Monte=Carlo=Fahrer am
Dienstag über Stuttgart fahren. Von den fünfzehn in München
geſtarteten Fahrern kamen vierzehn in Stuttgart an, einer blieb
auf der Strecke. Als Erſter traf in Stuttgart ein um 6.18 Uhr
in München geſtarteter Spanier um 8,30 Uhr ein; er hatte alſo
die 232 Kilometer lange Strecke nahezu im 100=Kilometer=Tempo
zurückgelegt.
*
Das Eilenriederennen bei Hannover, der erſte Lauf zur
Deut=
ſchen Motorrad=Straßenmeiſterſchaft, mußte aus techniſchen
Grün=
den auf den 15. April verlegt werden.
Cartonnet, der franzöſiſche Weltrekordſchwimmer, ſtartet am
3. und 4. Februar bei einem internationalen Schwimmfeſt in
Berlin.
Rundfunk=Programme.
10.10:
10.30:
14.30:
14.40:
14.50:
17.00:
18.00:
18.25:
19.00:
20.00:
20.10:
21.30:
22.45:
23.00;
0.15:
9.00:
9.40;
10.55:
11.30,
11.50:
15.05:
15.45:
16.00:
17.00:
17.20
18.05
18.30:
19.00:
W.0
20.05:
21.00:
21.30:
22.30:
23.00
Frankfurt: Mittwoch, 24. Januar
Schulfunk: Karl der Große und ſeine Paladine. Börfoloe
(Nur Trier): Eigene Sendung.
(Nur Kaſſel): Nachrichten.
Lorenz Eismeyer: Zehn Minuten Verbehrserziehung.
Konzert. — 16.00: Köln: Dichtung wrrd Volkslied.
Köln: Leichte heitere Kammermuſik. Das Funkorcheſter und
Soliſten. — 17.45: Zeit und Leben.
Köln: Stunde der Jugend: Die ewige Flamme.
Köln: Deutſch für Deutſche.
Muſikaliſche Raritäten (Franz Liſzt.) Das Funkorcheſter. Ltg.?
Hans Rosbaud.
Umv.=Prof. Dr. Haushofer: Weltpolitiſcher Monatsbericht.
München: Wanderer ins Jenſeits. Aus ſtillen Heimen und
Betſälen. — 21.00: Vom Deutſchlandſender: Beethoven=
8. Sinfonie, F=Dur, op. 93. Das Orcheſter des
Deutſch=
landſenders. Drr.: Erwin: Lindner.
Minna Magdalena. Eine Szene von Kurt Götz.
Köln: Nachtmuſik.
Köln: Beethoven: 1. Streichquartett op. 59 Nr. 3. —t
2. Klavierſonate op. 106.
Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 24. Januar
Berlin: Schulfunk: Hohenzollern zu Hauſe. Hörfolge.
Kindergymnaſtik. — 10.10: Vormittagskonzert.
Zur Erinnerung an das Gefecht auf der Doggerbank.
Stunde der deutſchen Hausfrau; Mein Haushaltsbuch,
Zeitfunk. — 14.45: Kinderfunk: Thüringiſche Sagen.
Jugendfunk: Herbert Norkus und die Jungen vom
Beußel=
kietz. Ausſchnitte aus dem neuen Buch von Arnold Littmann.
Gemütliche Verſe. Joh. W. v. Goethe; Hans Sachſens
poe=
tiſche Sendung.
München: Veſperkonzert. Ltg.: Erich Kloß.
Prof. Wegener und A. Forſtreuter: Ein Beſuch in Littorick.
Originalkompoſitionen für Mandolinen=Orcheſter. Von Henzé.
Orgelkonzert. H. G. Görner (Orgel).
Dr. Günther: Neues Rundgeſpräch mit den Hörern.
Aus der Potsdamer Garniſonkirche: Fahnenweihe der Hitlev=
Jugend durch Reichsjugendführer von Schirach.
Kernſpruch.
Uns ſind Altar die Stufen der Feldherrnhalle.
Totengedenk=
ſtunde der jungen Generation am Jahrestag der Ermordung
des Hitlerjungen Herbert Norkus (gef. am 24. 1. 32).
8. Sinfonie von Beethoven. Dirigent: Edwin Lindner.
Das Blaue vom Himmel. Zwei ſchwindlige Szenen (Aufn.).
Obering. Nairz; Viertelſtunde Funktechnik.
Köln: Aus dem kammermuſikal. Schaffen Beethovens.
Weiterbericht.
Da durch die nördliche Störung etwas milde Luft nach dem
Feſtland vorgelangt, entſtehen zeitweiſe verbreitete Dunſt= und
Wolkenbildungen. Im weſentlichen wird ſich aber der hohe Drud
behaupten und das trockene Wetter mit Nachtfroſt fortbeſtehen
laſſen.
Ausſichten für Mittwoch: Teils neblig, bedeckt, teils
aufkla=
rend, noch Nachtfroſt und trocken.
Ausſichten für Donnerstag: Abgeſehen von ſtarken
Dunſtbil=
dungen noch keine weſentliche Aenderung.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann: für
den Handel: Dr. C. H Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer: für „Die
Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigen=
eil und geſchäftliche Mitteilungen: WillyKuhle ſämtl. in Darmſtadt D A XII 23362.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird. Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
Nummer 23
Mittwoch, 24. Januar
Neueſte Nachrichten
Vom deutſchen Weinbau und Weinhandel.
Ergebniſſe der erſten Frühjahrs=
Verſteigerungen.
Ah. Wie immer in jedem Jahre um dieſe Zeit, ſetzten Mitte
des Monats die Frühjahrs=Weinverſteigerungen ein, die ſich bis
zum Sommer hinziehen. In dieſen Monaten finden beſonders
be=
deutungsvolle Naturweinausgebote, ſo im Rheingau, in der
Rheinpfalz und an der Moſel, ſtatt. Als erſte haben die großen
Trierer Naturweinverſteigerungen ſtattgefunden. Das Ergebnis
dieſer ſechstägigen Ausgebote war nicht ganz einheitlich. An den
erſten vier Tagen gingen zahlreiche Nummern zurück bzw. ihr
Ausgebot unterblieb. Erſt die beiden letzten Tage brachten mehr
Leben ins Geſchäft, als die beſten Qualitäten der Mittelmoſel auf
den Markt kamen. Dieſe wurden denn auch zu befriedigenden bis
guten Preiſen zugeſchlagen. Die niedrigſte Preisgrenze im
Ver=
laufe der 6 Verſteigerungstage war 710 RM. (für 1932er Moſel=
und Saarwein), während die höchſten Bewertungen für 1932er
Moſelwein erfolgten, und zwar 4620 und 4670 RM. das Fuder
(960 Liter), Bernkaſteler Doktor Ausleſe und 4380 RM. für
Brauneberger Nonnenlay feinſte Ausleſe. Im Durchſchnitt
wur=
den bezahlt für das Fuder 1932er Moſel=, Saar= und Ruwerwein
1205 RM., für 1931er 1415 RM. Sehr ſchöne Preiſe für 1921er
Flaſchenweine brachten Canzemer Berg Ausleſe (Saar) mit 7,00
bis 7.50 RM. die Flaſche. 1931er Flaſchenweine, in kleinen Poſten
angeboten, waren wenig begehrt, wie auch die 1931er Faßweine
größtenteils zurückgingen. Bei dieſem Jahrgang erreichte der
Bernkaſteler Doktorwein ebenfalls den höchſten Preis, und zwar
3000 und 3030 RM. das Fuder. — Von den Weinverſteigerungen
erwartet man übrigens eine lebendige Auswirkung für das
frei=
händige Weingeſchäft. An der Mittelmoſel konnten weitere
Winzervereine größere oder kleinere Poſten ihrer 1933er Ernte
abſetzen, wobei, wie auch in allen übrigen Fällen, die Preiſe von
durchweg 600 bis 1500 RM. das Fuder gang und gäbe ſind. Für
den Jahrgang 1932 werden ähnliche Preiſe angelegt. 1931er ſind
bei einzelnen Verkäufen zu 700 bis 1100 RM. abgegangen. An
der Saar wurden bei leichter Zunahme der Nachfrage
verſchie=
dentlich 750 bis 950 RM. für die 1000 Liter erlöſt und für 1932er
in zwei Fällen 650 bis 700 RM.
In der Rheinpfalz zeigen die Preiſe Neigung zum
Stei=
gen, wobei aber der Handel vorerſt noch zurückhält. Bei der
Feſtigkeit des Weinmarktes und angeſichts der ſchon ziemlich
knappen Weinvorräte in erſter Hand muß man aber ſchon mit
ge=
wiſſen Preiserhöhungen rechnen. Gefordert werden für die
klei=
neren Konſumweine der Südpfalz und Oberhaardt etwa 470 bis
550 RM. die 1000 Liter je nach Lage, und zwar für Jungweine.
Dieſe erzielten an der Mittelhaardt zwiſchen 650 und 1500 RM.
Im Hinblick auf die Faſchingszeit kommen auch wieder vermehrte
Umſätze von Flaſchenweinen, die ſich allerdings nicht zu teuer im
Preis ſtellen dürfen, zuſtande. 1933er Unterhaardter Weißweine
werden zu 550 bis 650 RM. verkauft. An der Ober= und
Unter=
haardt iſt mit dem zweiten Abſtich der 1933er begonnen worden.
An der Nahe ſind vor allem die Jungweine gefragt. Sie
koſten 600 bis 800 RM., aber auch darunter und darüber.
In Rheinheſſen hielt die Geſchäftsbelebung an. 1933er
Weißweine wurden in Konſumſorten durchweg zu 600 bis 700
RM. die 1200 Liter verkauft, für beſſere Lagen bezahlte man 650
bis 750 bis 850 RM. und mehr. Die Forderungen ſind heute
teil=
weiſe höher. Neue Rotweine wechſelten zu durchweg 500 bis 550
RM. ihren Beſitzer. Im Ingelheimer Bezirk wurden für 1933er
Portugieſer bis 700 RM. und für Burgunder bis 1500 RM. je
Stück bezahlt.
Im Rheingau brachten 1933er 800 bis 1000 RM. die 1200
Liter und am Mittelrhein 1932er 650 bis 850 RM., 1933er
800 bis 850 RM. die 1000 Liter. 1930er, 1931er und 1932
Ahr=
weine ſtellten ſich auf 650 bis 860 RM. die 100 Liter.
Vorläufiges Handelsabkommen Deutſchland - Chile.
Am 22. Januar 1934 iſt vom Staatsſekretär des Auswärtigen
Amtes und dem chileniſchen Geſandten in Berlin ein vorläufiges
Abkommen über den Handels= und Zahlungsverkehr zwiſchen dem
Deutſchen Reich und der Republik Chile unterzeichnet worden.
Das Abkommen, das in den nächſten Tagen im Reichsanzeiger
veröffentlicht wird, regelt die Handels= und
Schiffahrtsbeziehun=
gen zwiſchen den beiden Staaten auf der Grundlage der
Meiſt=
begünſtigung. In dem Abkommen ſind außerdem Vereinbarungen
über die Auftauung der in Chile eingefrorenen deutſchen
Forde=
rungen aus dem Wirtſchaftsverkehr getroffen. Die Auftauung
dieſer Forderungen erfolgt in der Hauptſache durch die
Einräu=
mung von Einfuhrgenehmigungen für Chileſalpeter nach
Deutſch=
land in Höhe von 106 000 Tonnen, ein Betrag, der durch
zuſätz=
liche Beſtellungen und Aufträge Chiles in Deutſchland noch um
weitere 24 000 Tonnen erhöht werden kann, ferner durch zuſätzliche
chileniſche Kupferlieferungen und durch Lieferungen ſonſtiger
chileniſcher Erzeugniſſe. Das Abkommen, das für die Dauer des
laufenden Düngemitteljahres, d. h. bis zum 30. Juni 1934,
be=
friſtet iſt, wird vom 1. Februar 1934 an vorläufig angewendet
werden.
Die Lage am Saar=Eiſenmarkk.
Der franzöſiſche Markt liegt zurzeit ſtark darnieder, ein
Zu=
ſtand, der nicht nur ſaiſonmäßig bedingt iſt. Der Bedarf iſt gegen
das Vorjahr in allen Gattungen um etwa 50 Prozent
zurück=
gegangen. Entſprechende Arbeitseinſchränkungen werden daher
auch von den einzelnen franzöſiſchen Märkten gemeldet. Auf dem
Saarmarkt iſt keine Veränderung zu verzeichnen, die Lage auf
dem franzöſiſchen Markt wirkt ſich natürlich entſprechend auch auf
dem Saarmarkt aus. Auch auf dem deutſchen Markt iſt das
Ge=
ſchäft etwas ruhiger geworden, was zum Teil zweifellos auf die
Jahreszeit zurückzuführen iſt. Der Geſchäftsrückgang wird daher
nur eine vorübergehende Erſcheinung ſein, zumal von dem
Ar=
beitsbeſchaffungsprogramm der Regierung und den Aufträgen der
Reichsbahn eine erneute Belebung erwartet werden darf. Auf
dem Exportmarkt haben die Preiſe eine weitere Steigerung
er=
fahren, ſie ſind nach einzelnen Ländern geſtaffelt, die Lage wird
auch hier zuverſichtlich beurteilt. Bei dem Geſchäft in
gußeiſer=
nen Röhren iſt eine Aenderung nicht zu verzeichnen.
Produkkenmärkke.
Berliner Produktenbericht vom 23. Januar. Geſchäftslage
kaum verändert. Da Konſumbelebung nicht eingetreten iſt, findet
herauskommendes Angebot nur ſchwer bei Mühlen und Handel
Unterkunft, zumal Lagerraumverhältniſſe noch keine Erleichterung
erfahren haben. Preiſe nominell unverändert, Forderungen und
Gebote weiter ſchwer in Einklang zu bringen.
Verwertungsmög=
lichkeiten für Exportſcheine auch gering. Weizen= und
Roggen=
mehle nur in Lokoware aufgenommen. Haferangebot reichlich,
und da auf Untergebote wenig Zuſagen erfolgen, bleibt Abſatz
un=
befriedigend. Gerſte geſchäftslos.
Viehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 23. Januar. Aufgetrieben waren
489 Rinder, darunter 24 Ochſen, 8 Bullen, 457 Kühe oder Färſen,
266 Kälber, 714 Schweine. Marktverlauf: Rinder mäßig belebt,
langſam geräumt; Kälber ruhig, ausverkauft: Schweine mäßig
belebt. Ueberſtand. Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht
in RM.: Ochſen a1) 25—29, b1) 20—24; Bullen c) 21—25; Kühe
a) 24—27, b) 20—23, c) 10—16; Färſen a) 24—32: Kälber a) 33
bis 38, b) 25—33, c) 18—24; Schweine b) 50—52, c) 47—52,
d) 46—51.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Nachdem ſich bereits gegen Schluß der vorgeſtrigen
Frankfur=
ter Abendbörſe eine etwas zuverſichtlichere Tendenz entwickelt
hatte, beteiligte ſich das Publikum an der Berliner Börſe
ge=
ſtern weiter mit Kauforders am Geſchäft. Neben der Flüſſigkeit
des Geldmarktes trugen hierzu verſchiedene anregende Nachrichten
aus der Wirtſchaft bei, insbeſondere wurde die Steigerung der
Reichsſteuereinnahmen im Zuſammenhang mit der allgemeinen
Wirtſchaftsbelebung günſtig beurteilt. Hatte am Vortage zudem
die leichte Erkrankung des Reichspräſidenten etwas verſtimmt, ſo
wurde die Mitteilung über die Geſundung mit Befriedigung
auf=
genommen. — Das Geſchäft hielt ſich allerdings weiter in engſten
Grenzen, ſo daß ſchon geringſte Umſätze ſtärkere
Kursveränderun=
gen nach beiden Seiten hervorrufen konnten. So gaben
beiſpiels=
weiſe Conti Gummi auf ein Angebot von nur 3 Mille um 3
Pro=
zent nach. Orenſtein u. Koppel büßten, vermutlich aus
Gewinn=
mitnahmen, 1½ Prozent ihrer letzttägigen Gewinne wieder ein.
Um 1¾ Prozent gebeſſert waren Bemberg, wobei man auf die
aus=
ſichtsreichen und erfolgverſprechenden Verhandlungen hinſichtlich
einer Kombination von Kunſtſeiden mit Flachsgarnen hinwies.
Montane waren bis ca. / Prozent gebeſſert. Auch
Braunkohlen=
werte lagen eher feſter. Im weiteren Verlauf der Börſe traten
infolge der Geſchäftsſtille an den „meiſten Aktienmärkten leichte
Abſchwächungen ein. Montane gaben faſt durchweg um ca. ¼
Prozent nach, lediglich Rheinſtahl waren im gleichen Ausmaß
ge=
beſſert. Reichsbank büßten ½ Prozent ein, Bemberg verloren ¼
Prozent ihres anfänglichen Gewinnes, Chade minus 3,50 RM.
Lediglich Farben waren weiter lebhaft gefragt und um % Prozent
gebeſſert. Am Rentenmarkt blieben Hypothekenpfandbriefe bei
kleinem Geſchäft wenig verändert. Kommunale kamen
gelegent=
lich ½—½ Prozent höher an.
*
Die Frankfurter Börſe eröffnete zwar ruhig, konnte aber
eine freundliche Grundſtimmung aufweiſen. Das gebeſſerte Echo
der Auslandspreſſe über die Abrüſtungsfrage, die höheren
Reichs=
einnahmen als Folge der unverkennbaren Wirtſchaftsbelebung und
die leichte Geldmarktlage boten der Tendenz gegenüber der
außer=
ordentlichen Geſchäftsſtille eine gute Stütze. Von der Kundſchaft
lagen nur in wenigen Fällen Aufträge vor, dagegen verharrte die
Spekulation in ihrer Zurückhaltung. Die Kursentwicklung zeigte
gegenüber den Notierungen vom Vorabend kein einheitliches
Ausſehen, doch hielten ſich die Abweichungen nach beiden Seiten
in beſcheidenem Rahmen. Etwas mehr unter Druck ſtanden
Schuckert mit minus 2 Prozent, auch Siemens bröckelten ¼
Pro=
zent ab, während die übrigen Elektropapiere meiſt gut behauptet,
Gesfürel ½ Prozent höher lagen. Von Montanwerten ſetzten
Gelſenkirchen und Phönix je ¼ Prozent höher ein.
Farbenindu=
ſtrie gaben zunächſt ½ Prozent nach, konnten aber ſpäter dieſen
Rückgang wieder ausgleichen. Deutſche Erdöl gewannen /
Pro=
zent, Reichsbankanteile waren um ½ Prozent erholt. Am
Schiff=
fahrtsaktienmarkt waren Hapag mit minus ½ Prozent mehr
ge=
drückt, Nordd Lloyd gaben ½ Prozent nach. Von Zellſtoffwerten
gingen Waldhof um ¼ Prozent zurück. Im einzelnen lagen Conti
Gummi matt und etwa 3 Prozent niedriger, auch Chadeaktien
büßten 3,50 RM. ein. Der Rentenmarkt lag ebenfalls ſehr ſtill,
lediglich in umgetauſchten Reichsmark=Anleihen lagen ſeitens der
Kundſchaft kleine Anlagekäufe vor. Die Kurſe waren aber kaum
verändert. Reichsanleihen: Altbeſitz ½ Prozent feſter, Neubeſitz
und ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen behauptet. Im Verlaufe
blieb das Geſchäft an allen Märkten ſehr ſtill. Von Aktien
konn=
ten ſich Harpener um ½ Prozent, Schuckert um ¼ Prozent
er=
holen. JG. Farben blieben, ohne Veränderung (124 Prozent).
Reichsbankanteile gaben ½ Prozent nach.
Auch die Abendbörſe lag infolge des Mangels an
Kundſchafts=
aufträgen nahezu geſchäftslos, nachdem ſchon im Mittagsverkehr
nur geringe Umſatztätigkeit feſtgeſtellt werden mußte. Die
Stim=
mung war jedoch widerſtandsfähig, und lediglich auf Grund der
Geſchäftsſtille bröckelten vereinzelt die Kurſe am Aktien= wie am
Rentenmarkt geringfügig ab. So u. a. JG. Farben um ½
Pro=
zent, 6 Prozent Stahlverein=Bonds um ¼ Prozent. Im großen
und ganzen lagen aber die Berliner Schlußkurſe behauptet.
Reichs=
anleihen und Reichsmark=Obligationen ſowie Dollar=Bonds lagen
ruhig und kaum verändert. Im Verlaufe konnten ſich JG. Farben
wieder befeſtigen, und bis zum Schluß der Börſe glichen ſie ihren
Anfangsverluſt wieder aus. Im übrigen traten keine
Verände=
rungen mehr ein, nur Neubeſitzanleihe bröckelten geringfügig ab.
Die deutſchen Weripapiere an der New Yorker Börſe
Die deutſchen Anleihen wurden im vergangenen Jahre an den
New Yorker Börſen etwas lebhafter umgeſetzt als im Jahre 1932.
Die Umſätze betrugen (in Mill. Dollar): 1933: 262,2, 1932: 255,8,
1931: 292,8, 1930: 154,4. Demnach wurde das Handelsvolumen
des Jahres 1931 indeſſen noch nicht wieder erreicht. Im einzelnen
zeigte die amerikaniſche Tranche der Young=Anleihe mit 47,7 (43,3)
Mill. Dollar das größte Geſchäft, von der Dawes=Anleihe wurden
dagegen nur 29,2 (36,6) Mill. Dollar umgeſetzt, von den
Dollar=
emiſſionen der Rentenbank=Kreditanſtalt 24,9 (25,5) Mill. Von
den induſtriellen Anleihen dominierten Vereinigte
Elektrizitäts=
werke Weſtfalen und Rheiniſch=Weſtfäliſche Elektrizitätswerke,
auch die Dollar=Anleihen der Stadt Berlin und ihrer
Kommunal=
betriebe haten verhältnismäßig lebhaften Handel.
An deutſchen Aktien wurden 1933 nur noch die des RWE. und
des Norddeutſchen Lloyd notiert. RWE.=Aktien, die am
Jahres=
ende 21½ Dollar gegen 15½ Dollar Ende 1932 notierten, wurden
im Umfange von 2160 Stück gegen 3900 bzw. 3500 bzw. 9300 Stück
in den Vorjahren umgeſetzt. Die Umſätze in Nordlloyd=Aktien=
Zertifikaten erreichten im letzten Jahre einen Umfang von 10 600
(7100 bzw. 15 900 bzw. 46 630) Stück.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Termin für die Beſprechungen der Reichsbank mit den
Vertretern der mittel= und langfriſtigen Auslandsgläubiger iſt
vom 22. auf den 25. Januar verlegt worden, und zwar auf Wunſch
engliſcher und amerikaniſcher Vertreter, denen ſich ſchweizeriſche
Vertreter angeſchloſſen haben.
Die Bank für Deutſche Induſtrie=Obligationen in Berlin hat
nun auch unter Berückſichtigung der von maßgebenden Stellen des
Rhein=Mainiſchen Wirtſchaftsgebietes geäußerten Wünſchen in
Frankfurt a. M. eine eigene Vertretung errichtet. Die
Frankfur=
ter Vertretung iſt für die Bearbeitung der eingehenden
Kredit=
anträge aus Heſſen=Naſſau und dem Volksſtaat Heſſen zuſtändig.
Die deutſche Rohzinkproduktion ſtellte ſich auf Grund der
Be=
rechnungen des Statiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft AG. im
Dezember 1933 auf 4518 To. gegen 4580 To. im November. Die
Produktion während des ganzen Jahres 1933 betrug rd. 50 600
To. gegen rd. 43 800 To. im Jahre 1932.
Für 1933 rechnet man, obwohl die endgültigen Zahlen noch
nicht vorliegen, mit einem Zementabſatz von 3,518 Millionen
Ton=
nen gegen 2,8 Mill. Tonnen im Vorjahre und 3,7 Mill. Tonnen
in 1931 bzw. 6,7 Mill. Tonnen im Rekordjahr 1928.
Im Anſchluß an die außerordentliche Generalverſammlung der
Harpener Bergbau A.=G., Dortmund, wurden in einer
konſti=
tuierenden Aufſichtsratsſitzung Generaldirektor Dr. Friedrich Flick
zum Vorſitzenden des Aufſichtsrates, Dr. Voegler zum erſten
Stell=
vertreter und Dr. Tengelmann zum zweiten Stellvertreter
ge=
wählt.
Um den Winzer beim Abſatz ſeiner Erzeugniſſe zu
unter=
ſtützen, hat die Weinvermittlungsſtelle Deutſcher
Weingenoſſen=
ſchaften G. m. b. H. ihren Sitz von Eltville nach Frankfurt a. M.
verlegt. Durch die Stelle ſoll beſonders der unmittelbare Verkauf
von Weinen vom Weinbauer an den Verbraucher vermittelt
werden.
Wie der Fwd. hört, begann Anfang dieſer Woche bei der
Adam Opel A.=G., Rüſſelsheim, die volle Produktion für die neuen
Opelwagen, wodurch ab 22. ds. Mts. die mit 10 000 Mann über
den Winter gehaltene Belegſchaft um 1000 Mann erhöht wurde.
Die bisher verkürzte Arbeitszeit wird für die Geſamtbelegſchaft
auf täglich 72 Stunden in der 5=Tage=Woche erweitert. Ab
näch=
ſter Woche ſoll die Arbeitszeit noch erhöht werden.
Die Holzhydrolyſe A.=G., Heidelberg, hat ein Verfahren zur
getrennten Gewinnung der monomeren Zuckerarten aus
natür=
lichen Pflanzenſtoffen zur Patentierung angemeldet.
Ueber das Vermögen, des Kaufmanns Bemi Goldſtaub
in Leipzig, Inhaber der gleichnamigen Rauchwaren=
Großhand=
lung, iſt das Konkursverfahren eröffnet worden. Die
Verbindlich=
keiten belaufen ſich auf 1,1 Mill. RM. Zum Konkursverwalter
iſt Rechtsanwalt Dr. Hans Reerink ernannt worden. Termin zur
Beſtellung eines Gläubigerausſchuſſes und zur Prüfung der
an=
gemeldeten Forderungen iſt auf den 19. Februar 1934 anberaumt.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 23. Januar 1934 für eine
Unze Feingold 132 sh 9 d — 86,98 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 51,21 Pence — 280 RM. Zu dieſem Preis wurden am
freien Markte 1 360 000 Pfund Sterling Gold gehandelt, wovon
der Hauprteil wiederum nach USA. gegangen ſein dürfte.
Berliner Kursbericht
vom 23. Januar 1934
Oeviſenmarkt
vom 23. Januar 1934
Me H
Deutſche Bank u. 7
Disconto=Geſ.
Dresdner Banl
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Ne
55.25
59.50
27.50
29.125
27.625
133.125
43.25
73.—
151.—
112.50
Deutſche Erdöl.
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Geu. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben ſ=
Klöcknerwerke
Koksw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
401. —
91.75
124.—
56.50
89.25
86.375
67.125
67.50
109.—
57.50
85.50
59.75
36.25
58.70
Keee
Rütgerswerke
Salzbetfurth Kalt
Kaufhof=
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali 11
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werte
50.75
145.—
16.625
37.875
109.—
55.—
15.50
15.75
78.125
71.50
89.—
Buenos=Aires 1 Pap. Pei
Kanada
Japan
Kairo
Iſtanbul
London
New Yort 1 Dollar
Rio de Janetrol1 Milreis
1 Goldpeſo
uruguan
Währung /
1canad. Doll.
19en
1 Sgypt.
1türk. 9
1 2.Sta.
Athen
Brüſſel
Budapeſt
Danzig
Helungfors
Amſterdam 100 Gulden
100 Drachm.
100 Belg:
100 Bengd
100 Gulben
00 finn. Mk.
Rat
0.681
2.592
0.783
13.47
1.278
13.09
2.611
0.224
1.339
168.58
2.396
58.34
g1.42
5.ri94
Krief
0.685l
2.589/3
0.795
12.50
1.392
13.12
2.623
0.226
1.401
168.32
2.400
58.46
zu.sg
5.6061
Italien
zugoſlawien
Kopenhagen
Liſſabon
Sslo
Paris
Prag
Fsland
Rigg.
Schweiz
Sofia.
Spanien
Stockholzm
Tallinn (Eſtl.)
Vien
Währung /Geld‟
100 Lire 21.98 22.02
00 Dinar 5.664
100 Kronen 58.49 58,61
100 Eseudosl11.94 111.96
100 Kronen 65.78 65.92
100 Francs 16.44
100 Tich. Kr. 12.475
100 isl. Kr 59.24
100 Lats 80.02
100 Franlen /81.10
00 Leva
100 Peſetas k4,72
100 Kronen 67.53
100 eſtl. Kr 71.23
100 Schilling/47.20
3.047
Brieſs
5.676
16.48
12.493
59.36
80.18
81.26
3.053
84.78
67.67
72,07
47.30
Durmſtäoter und Kartonatoant Burmkadt, Miltate Wi Stesgner Sant
Frankfurter Kursbericht vom 23. Januar 1934.
Kee
„ Gr.IIp. 1934
„. 1935
„
1936
„ 1937
„ 1938
GruppeI
6 % Dtſch. Reichsanl.
v.27
6%
5½% ntern. ,„ v.30
68Baden ... v.27
6%Bayern .. v.27
6%Heſſen: . . v.29
6% Preuß. S v. 28
6% Sachſen • v.27
6%Thüringen 7 7
Otſch. Anl. Auslo
ungsſch. 4½/,Ab
öſungsanl. . ..
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Deutſche Schutzge
bietsanleihe .. .
6%Baden=Baden.
6%Berlin ... v.24
6%Darmſtadt . . . .
6%Dresden .. v. 26
62 Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
28
6%
68Mainz.
8BMannheim v. 27
6%München . v. 29
6%Wiesbaden v.28
9He Landesbl.
59
Goldoblig.
6½½ beſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid.=
102.25
100-.
V.
92
97
100.1
95.5
95.5
95.25
96
94.75
106,
94.5
92.75
96.25
19
9l=
81
ais
81.7*
84.5
83.5
88
88
86
92.5
89
93
Wee Hee
Hhp.=Bk. Liau.=
Komm. Obl. . ..
62 Preuß. Landes=
Pfb. Anſt. G.Pf.)
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R. 11/
R.19
6%
6%Kaſſ. Landestrd.
Goldpfbr. .....
%Naſſ. Landesbl.
5½% „Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. I
4Ausl. Ser, II
Di. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6%Ber . Hyp.=Bk.
% „ Lig.=Pfbr.
88Friſ. Hyp.=Bl.,
5½%0 — Lig. Pfbr.,
% Goldoblig.
%aFr. ”. Pfbr.=Bk.
5 ½,%o „ Lig.=Vfbr.
62 M ein.Hhp.=Bl.
Lig. Pfbr.
5½
6%P. lz. Hyp.=Bi.
5½% Lia. Pfbr.
6%Rhe n. Hyp. Bi.
5½% Lig. Pfbr.
olboblig.
6%0
16% Südd, Boden=
Cred.=Ba
5½% „ Lig. P br.
6%Württ. Hhp.=B
86
92.75
92.5
93.5
96
113.75
18.25
93
93
91.9
89.25
92.5
33.5
93.25
94.5
93.5
93:
93,
95.75
92.5
95.5
Ma
8% Dt. Linol. Werke
68Mauntrw. v. 26
62Mitteld. Stahl.
62Salzmannc Co.
62 Ver. Stahlwerie
6% Voigté Häfſner
J. G. Farben Bondsl.
5%Bosn L.E. B.
2. Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½%0 Oſt. Schätze.
4%Sſt. Goldrente.
Sovereinh. Rumän
4½%
420 Türk. Admin.. .
1420
1.Bagdad
Zollanl.
420
4½%üngarn 1913
1914
4½%
Goldr.
425
19100
470
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon
42, Stockholm
Aktien.
R.0. Kunſtzu de Unie
A. E. G.
AndregeNorisBahn
Aſchaffba. Brauerei
Zelſtoff
Zemberg, J. P....,
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. ..
Cement Heidelberg
Karlſtadt.
3. G. Chemie, Baſel
8875
94.5
9G),
72.75
77
112:/,
3.425
3.15
5.48
40.5
27.75
Chem.Berte Abert
Chade
.....".
Contin. Gummiw..
Contin. Linoleum
Daimler=Genz
Dt Atl. Telegr. .
Erdöl
...!=
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum.
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhofic Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Gei.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer.
Eßling. Maſchinen
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guillegume
Frankfurter Hof.
Gelſenl. Bergwert.
Geſ.ſeleftr. üntern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kayſer...
Grün & Bilfinger .!
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerle Füſſen.
Harpener Vergbau
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer
Hochtie Eſſen
Holzmann, Phif.
Zlſe Bergb. Stamm
Genüfſelt
Junghans ......
14
151.5
37.75
112.75
100.5
1170
46.75
70.5
91.5
98.5
215
25‟,
38.5
123.75
53
Je
29
85.75
98.5
34.75
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102
6S
uos
1Kal Cheuie .
Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerle
Knorr C. H..
Lahmener & Co. „I
Laurahütte
Lech, Augsbur
Löwenbr. M
Mantr.-D
Mainz. Art
Mannesm.. 9
Mansfeld Ber
Metallgel,Frank”
Miag. Mühlenbau.
Motoren Darmſtadt
Nedarw 1Cßlng.
Oberbedar
Phönix Bergbau
Rh. Braun ohlen .11
Elekt: Stamm
Stahlwerte.
Riebeg Montan
Roeder. Geb.
Rütgerswerie
Salzderurth Ka
Salzw. Heilbronn 1185.5
Schöiferhoſ=Bind 1176
Schramm Lackfor
Schucker Elektr
Schwarz Storchen
Siemens & Halske. 1142.5
„ Reinigerwerkel. 50
Südd. Zucker=A. G./1
Thür. Liefer.=Geſ..
Kaufhof
Vfe
Käns
109
19
205
69.75
59
59.5
28.5
65.5
40
Unterfranken
s0.75
26.
99
24
186.5
16.25 I
e Ke
Ver. Ultramarin. . .
Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Di. Credllanſt.
Badiſche Baut....
Bl. 1. Brauinduſtr.
Bayer Hhp. u. W.
Berl Handelsge
Sypothekbt.
Comm. u. Privatb
Dt Ban jund Disc.
Di. Efi. u. Wechſe!
Dreödner Bank 59.5
Frank” Bonk.
Hyp.=Bau!
Mein Hup.=Bant
Pfälz. Hyp. Bauk
Reichsbanl=An
Rhein Hyp.=Bant.
Südd. Bod.=Cr. Bl.
Wür b. Notenbaukl=
A.-G. Vertetrsw.
Allg. Lotalb. Kraftw
720 Dt. Reichsb. Vzel.
Hapag.
Nordd Lioyd.
Südd. Eiſenb.=Gei.
Alltanz: u. Stung.
Verſicherung ../228
„ Verein Veri. /236
Frankona Rück=u. M/116
Mannheim.Verſich.
Otavt Minen
Schantung Handelsl
ei
109
94.5
11.
87.75
120
55.25
165‟
1141,
100
65
91
111.25
75
20
[ ← ][ ]Seite 14 — Nr. 23
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Januar 1934
Bis auf Weiteres
Hente letzter Tag
Der ganz große Erfolg!
Kans Westmar
Einer von Vielen.
Ein deutsches Schicksal aus
dem Jahre 1929, nach dem
Buch:
Korst Wessel
von H. H. Ewers.
Jugendliche haben Zutritt.
Das große Filmlustspiel
Die Sonne geht auf
(Schön ist jeder Tag,
den Du mir schenkst
Marie Luise)
Hauptdarsteller:
Charles Kullmann, Reva
Holsey, Fritz Kampers u. v. a.
Jugendliche haben Zutritt.
Hente letzter Tag
Der preisgekrönte Film
des Jahres 1955:
Grün ist die Heide
ein echter deutscher
Heimatfilm nach Motiven
von Hermann Löns.
Hauptdarsteller:
Camilla Spira, Theodor Loos,
Peter Voss. (F1040
Jugendliche haben Zutritt.
40 Mr.
Anzahlung auf
Göricke=, Mifa=
und Falter=
Fahrräder,
Nähmaſchinen,
Sprechapparate
u. Uhren
aller Art.
Güt ing
Schuchardſtr. 10.
Beginn: 3.45, 6.00 und B.20 Uhr.
GroßesHaus 2—2230 Uhr
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Keine Vorſtellung
Achtung!
Wichtig f. Klassenlotterie-Spieler!
Zwar war Bismarck kein Freund des Lotteriespiels;
er pflegte ein Los einen Narrenzettel zu nennen.
Dieses Motiv haben sich „Die 20 Schlierseer” für
einen originellen Dreiakter zu Nutzen gemacht,
welchen die Truppe schon über 600 Male spielte.
„Das Maderl mit den 4 Nullen‟ heißt dieses lustige
Spiel aus Oberbayern und wird heute Mittwoch und
Donnerstag im Orpheum von den „Schlierseern‟
gespielt. Diese köstliche Geschichte eines
Lotterie-
loses, sollte keiner versäumen, umsomehr jederl
Klassenlotterie-Spieler für die beid.
Vorstel-
lungen eine besondere Preisvergünstigung genießt.
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Sonntag 11.2. 34,4 Uhr 11, Stadthalle Mainz.
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Karl Wilhelm Voegele, Kaufmann in Darmſtadt. —
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Dächert Wwe. Belida Beſſunger Lichtſpiele
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