Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 14
Freitag, den 12. Januar 1934.
197. Jahrgang
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Die franzöſiſche Oenkſchrift.
Auszug aus der „Limes”: Forderung nach Umwandlung der Reichswehr in eine Milizarmee, derminderung ſtürzen ſich wieder einmal die Ereigniſſe. Wer das herrliche
der Verbände und nach ſoforkigem Jukrafkreken eines wirkſamen Konkrollſyſtems.
Im Dienſt der franzöſiſchen Propaganda
* Die „Times” hat einen angeblichen Auszug aus dem Aide
memolre, das am Neujahrstag in Berlin überreicht worden iſt,
ver=
öffentlicht. Wenn man ſich die einzelnen Informationen genauer
anſieht und damit vergleicht, was die Franzoſen in den letzten
Jahren auf der Abrüſtungskonferenz geliefert haben und was über
das Alde memoire um die Weihnachtszeit herum durch franzöſiſche
Indiskretion bekannt geworden iſt, dann darf man wohl zunächſt
die Feſtſtellung treffen, daß hier wirklich nicht allzu viel neues
ge=
ſagt worden iſt, daß aber darüber hinaus dem Berichterſtatter der
„Times” offenbar abſichtlich ſehr viel falſches unterlaufen iſt, um
dem Aide memoire eine Bedeutung zu geben, die ihm gar nicht
zu=
kommt. Wir haben jedenfalls den Eindruck, als ob hier von der
„Times” aus der internationalen Preſſe das Stichwort gegeben
werden ſoll, die Denkſchrift nun ſo zu betrachten, als ob ſie geradezu
überwältigende Zugeſtändniſſe Frankreichs auf
abrüſtungspoliti=
ſchem Gebiet enthält, während doch die ganze Haltung Frankreichs
bisher immer in der Richtung ging, den franzöſiſchen
Rüſtungs=
ſtand zu erhalten, ſich aber auch darüber hinaus jede
Bewegungs=
freiheit auf rüſtungspolitiſchem Gebiet zu ſichern.
Wir haben in der letzten Zeit eingehend die franzöſiſchen
Preſſeſtimmen auf das unterſucht, was angeblich im Aide memoire
enthalten ſein ſoll, und haben, dabei feſtgeſtellt, daß wir wohl
kaumeinennennenswerten Schritt aufſachlichem
Gebiet vorwärts gekommen ſind.
Die gröbſte Enkſtellung
in dem „Times”=Artikel iſt wohl die, daß die Franzoſen bereit ſein
ſollen, nach neuen Zugeſtändniſſen Deutſchlands bis auf den
deut=
ſchen Stand abzurüſten. Jedenfalls geht aus dem „Times”=Artikel
ziemlich deutlich hervor, daß ſo etwas im Aide wemoire enthalten
ſein ſoll. Das können wir uns nicht vorſtellen. Das würde der
ganzen franzöſiſchen Rüſtungspolitik zuwiderlaufen. Im übrigen
haben wir nach wie vor den Eindruck, als ob Frankreich an
iden Vorſchlägen, wie ſie der
Abrüſtungskonfe=
trenz am 14. Oktober unterbreitet worden ſind,
feſthält, daß man die zu erwartende Abrüſtungsperiode
junterteilt und von uns eine neue Abrüſtung, alſo
die Umſtellung der Reichswehr in eine
Miliz=
armee verlangt, um auf dieſe Weiſe einen Vorwand zu er=
Thalten, die eigene Abrüſtung noch weiter hinauszuſchieben. Es iſt
jimmer davon die Rede geweſen, daß man eine vierjährige
Bewährungsprobe einſchieben will, bevor die Gegenſeite
an die Abrüſtung herangeht. Wenn wir uns aber einmal die
tech=
niſchen Bedingungen einer Umſtellung vom langdienenden Heer
auf ein Milizſyſtem vor Augen halten, dann ergibt ſich ſofort, daß
für die Umſtellung viele Jahre erforderlich ſind. Das weiß auch
ider franzöſiſche Oberſte Kriegsrat ſehr genau, der bei dem 4ide
memoire Pate geſtanden hat.
Im Augenblick iſt überhaupt auch unklar, was mit der 50pro=
Bentigen Verminderung der franzöſiſchen Luftflotte gemeint iſt,
die in dem „Times”=Artikel als beſonderes Entgegenkommen
ge=
wrieſen wird. Die franzöſiſche Preſſe hat, darüber bisher die
widerſprechendſten Meldungen gebracht, ſo daß man wohl Grund
zu der Annahme hat, daß hier in dem 4iüde mewoire bewußt eine
Unklarheit hervorgehoben iſt.
Alles in allem kommt es dem „Times”=Berichterſtatter nur
Darauf an, hier mit einer Miſchung von Falſchem und Richtigem
eine Atmoſphäre zu ſchaffen, die den franzöſiſchen Zielen dient,
mindeſtens aber erreichen will, daß nun die geſamte internationale
Preſſe über uns herfällt, wenn wir uns mit dem, was man uns
Rerviert hat, doch nicht einverſtanden erklären können.
Der angebliche Inhalt
des franzöſiſchen Aide memoire.
DNB. London, 11. Januar.
Die „Times” bringt eine Inhaltsangabe der franzöſiſchen
DDenkſchrift, die von ihrem Pariſer Korreſpondenten herrührt,
Wie er behauptet, ſoll es das Ziel der franzöſiſchen Vorſchläge
ſein, Gleichheit innerhalb eines Syſtems der
Sicherheit zuſtande zu bringen auf Grund eines
Abkom=
unens, das eine wirkſame Kontrolle und eine kollektive Garantie
aller vertragſchließenden Teile vorſähe. Der Korreſpondent
be=
gnügt ſich nicht, darüber zu berichten, ſondern macht ſich zum
Anwalt der Vorſchläge, indem er ſie als „beſtimmt geeignet” be=
Zeichnet, durch ſchließliche allgemeine europäiſche Abrüſtung zu
Lande und in der Luft bis auf den deutſchen Stand Gleichheit
Herzuſtellen, ſtatt durch eine Aenderung des deutſchen
Rüſtungs=
ftandes nach oben.
Mit Ausnahme eines Teiles ſeien die Vorſchläge ſo gut
tvie gleichlautend mit denen, die Frankreich in Genf
angenom=
men hatte, die aber niemals reſtlos veröffentlicht worden ſeien,
infolge des durch Deutſchlands Weggang verurſachten
Zuſam=
rnenbruches. Es ſeien
zwei Abrüſtungsperioden vorgeſehen.
Die erſte ſei die Uebergangsperiode, die zweite
ſtelle — ſagt der Korreſpondent — völlige Gleichheit der
Abrüſtung her.
Die Länge des erſten Abſchnittes (urſprünglich vier Jahre)
ſolle von der Dauer der Zeit abhängen, die Deutſchland brauche.
Zahl von 300 000 Mann gelte nach franzöſiſcher Auffaſſung als Freunde aus Bukareſt, die im politiſchen Leben Rumäniens
unannehmbar.
Frankreich verpflichtet ſich, während dieſer Zeit ſeine
Rüſtun=
der deutſchen umwandlung ähnliche Veränderungen in ſeiner Viel zu ſtark ſind die unwägbaren Einflüſſe, die im Charakter
Armee vorzunehmen. Da das Ziel Abrüſtung ſei, ſolle nach
fran=
zöſiſchem Wunſch
Deukſchland ſich verpflichken, Rüſtungsmakerial
Weder berzfelen nich zu Leiſeile.
Recht haben, Waffen für die neu einzuſtellenden 100 000 Mann keineswegs durch Rückſichtnahme auf hochgeſtellte Perſonen von
minderungen bei der SS., SA. uſw. verlangt (nicht, wie es
ge=
heißen habe, ihre Abſchaffung). Die Denkſchrift vertrete die
An=
ſicht, daß das Regime in Deutſchland innerpolitiſch ſo gefeſtigt. Garde hat, bei aller Trefflichkeit vieler ihrer Forderungen, noch
daſtehe, daß wenigſtens ein Teil der Formationen entbehrlich
ſei, die immer noch von den Franzoſen als militäriſch
verwen=
dungsfähig betrachtet würden und ihnen deshalb ſoviel Sorge
verurſachten.
Die Meldungen, wonach die franzöſiſchen Vorſchläge das
Angebot enthielten, 50 v. H.*der Militärflugzeuge
außer Dienſt zu ſtellen, ſeien zutreffend. Das Angebot, ſchah denn auch im Zeichen der Unterdrückung der unbequemen
ſei aber abhängig davon, daß andere Länder das
Gleiche tun. Der Korreſpondent meint, daß dieſe franzöſiſche
Forderung ſich nicht auf die Luftflotte Großbritanniens erſtrecke.
In Frankreich gebe man nämlich zu, daß die Abrüſtung der
engliſchen Luftwaffe bereits ſehr weitgehend durchgeführt ſei,
Es ſei auch möglich, daß der Vorſchlag der Abſchaffung
worden ſei, obwohl dies von einer internationalen
Kontrolle der zivilen Luftfahrt abhängig
ge=
macht werde.
Am Ende der erſten Periode, d. h. wenn die Angelegenheit
der Mannſchaftsbeſtände vollkommen geregelt worden ſei, trete
das franzöſiſche Verſprechen, etappenweiſe bis zum deutſchen
Stand abzurüſten, in Kraft.
Man könne, meint dazu der „Times”=Korreſpondent,
an=
nehmen, daß
Jalls die erſte Periode in befriedigender Weiſe
neuſcſen eit.
dieſer Prozeß mit ähnlicher Schnelligkeit durchgeführt werden
würde. Als eifriger und vorbehaltloſer Fürſprecher der
fran=
zöſiſchen Auffaſſung erklärt dann der Berichterſtatter, daß man
eine wirkliche und ehrliche Gleichheit anſtrebe, gehe klar daraus
hervor, daß die franzöſiſche Denkſchrift, falls beſchloſſen werden
ſollte, Waffen wie leichte Tanks während der erſten Periode
bei=
zubehalten, ohne weiteres vorausſetze, daß Deutſchland
auch das Recht auf den Beſitz leichter Tanks
habenſoll. Das Artilleriekaliberhoffe man auf
ein Höchſtmaß von 15 Zentimeter feſtzuſetzen.
Zum Abſchluß des „Times”=Berichts wird es als möglich
bezeichnet, daß im Laufe der Verhandlungen die franzöſiſche
Regierung ſich hier und da zu einigen Aenderungen der
Einzel=
heiten ihrer Vorſchläge bereitfinden werde. Es beſtehe aber
guter Grund für die Annahme, daß
dieſe Vorſchläge im weſentlichen die äußerſte
Grenze deſſen darſtellken, was Frankreich
zu=
zugeſtehen bereik ſei.
Die Dauer der erſten Periode ſei nach franzöſiſcher Auffaſſung
volkommen von der Energie abhängig, mit der
Deutſch=
land die Umwandlung der Reichswehr in eine
Milizarmee durchführe, während in der zweiten Periode
es in Deutſchlands Ermeſſen geſtellt ſei, die Erreichung der
Gleichheit durch Abrüſtung zu beſchleunigen, indem es ſeine
Nachbarn von ſeinem guten Willen und Friedenswunſch
über=
zeuge.
Wohl um dieſe Dinge dem engliſchen Publikum in dem
Licht großer Zugeſtändniſſe erſcheinen zu laſſen, bemerkt der
Berichterſtatter, das Bekanntwerden der Vorſchläge werde bei
der franzöſiſchen Rechten vorausſichtlich einen Sturm von
An=
klagen gegen die Regierung Chautemps auslöſen.
Engliſch=franzöſiſcher Konkingenkeſkreik.
Frankreich huft zurück.
EP. London, 11. Januar.
In der engliſch=franzöſiſchen Auseinanderſetzung über die
un=
gerechtfertigte Herabſetzung der engliſchen Einfuhrkontingente nach
Frankreich hat die franzöſiſche Regierung infolge der energiſchen
Stellungnahme des engliſchen Kabinetts einen haſtigen Rückzug
angetreten. Wie heute bekannt gegeben wird, hat das Auswärtige
Amt in Paris dem engliſchen Botſchafter Lord Tyrrell mitgeteilt,
daß die um 75 Prozent herabgeſetzten Kontingente „für einen ſehr
weſentlichen Teil der engliſchen Einfuhr” wieder auf den alten
Stand feſtgeſetzt werden würden. Die engliſche Regierung wartet
nunmehr nähere Mitteilungen darüber ab, was Frankreich unter
einem „ſehr weſentlichen Teil der engliſchen Ausfuhr” verſteht.
Sobald hierüber Einzelheiten vorliegen, wird die Lage ernent
geprüft werden.
* Die Regierung Takarescu in Rumänien
Von
C. von Kügelgen, Berlin.
In Bukareſt und ſeinem königlichen Vorort Sinaia über=
Sonnenland mit ſeiner leidenſchaftlichen Bevölkerung kennt, kann
ſich vorſtellen, welche Aufregungen ſie durchgemacht hat, nachdem
am 29. Dezember auf dem waldumrauſchten Bahnhof in Singia
um die tatſächliche umwandlung der Reichswehr in eine Armee Miniſterpräſident Duca unter den Schüſſen des Studenten
Con=
von 200 000 Mann () mit kurzer Dienſtzeit zu vollziehen. Die ſtantinescu zuſammenbrach. Da iſt es doppelt günſtig, gute
ſtehen, zu treffen. Man erhält von ihnen vor allem die
Ver=
ſicherung, daß, wie hoch die Wellen der Leidenſchaften auch
ſchka=
gen in keiner Weiſe zu vermehren und Schritt für Schritt mit gen mögen, der allgemeine Zuſtand Rumäniens derſelbe bleibt.
des Volkes und ſeiner führenden Schicht liegen, ſind auch die
perſönlichen Momente an maßgebender Stelle, die ſich nicht
ver=
ändert haben.
Damit kommen wir ſchon auf die Gründe der Ermordung
des ebenſo liebenswürdigen und anpaſſungsfähigen wie
ener=
giſchen und zielbewußten Politikers Duca zu ſprechen. Denn
die Eiſerne Garde, die er vor den Wahlen auflöſen ließ, übte
das ihm gegenwärtig verboten ſei. Es werde aber natürlich das ſcharfe Kritik an den beſtehenden Zuſtänden und ließ ſich auch
anzuſchaffen. Der von Frankreich vorgeſehene Kontrollausſchuß Angriffen zurückhalten. Daß es an Mißſtänden in Rumänien
lei=
ſolle ſofort eingeſetzt werden. Ferner würden beſtimmte Ver= der nicht fehlt, iſt nicht zu leugnen. Doch wird niemand
behaup=
ten können, daß ſie allein durch ſemitiſche Einflüſſe bedingt ſind,
wie ſtark auch das Judentum in Rumänien ſei. Die Eiſerne
nichts für den Aufbau des Landes getan und durch ihre
Dilziplinloſigkeit bewieſen, daß ſie auch kaum dazu fähig iſt.
Die Regierung Vaida Voevods glaubte dieſer ſtarken
natio=
nalen Strömung eine gewiſſe Unterſtützung nicht verſagen zu
ſollen. Das hat wohl letzten Endes auch zum Sturz der
Natto=
nalzaraniſten beigetragen. Die Neubildung der Regierung ge=
Rechtsnationaliſten. Die Liberalen unter Duca fanden ſich
ſchließlich bereit, die Regierung unter den vorgeſchriebenen
Bedingungen zu bilden. Dazu gehörte die Zerſchlagung der
Eiſernen Garde.
Man hat Duca das als eine Verzerrung des Wahlaktes
aus=
gelegt und den Liberalen brutale Wahlmache vorgeworfen. Als
aller Bombenflugzeuge in der Denkſchrift wiederholt. Beweis wurde angeführt, daß kein Averescaner und kein Jude
in das Parlament hineingekommen ſeien. Doch ſtimmen dieſe
Vorwürfe nicht: die Wahlen ſind für rumäniſche Verhältniſſe
frei geweſen. In Rumänien übt jedoch die Regierung, die zur
Veranſtaltung von Wahlen berufen iſt, ſtets eine ungeheure
An=
ziehungskraft aus, da ihren Anhängern die meiſten
Beamten=
poſten Konzeſſionen und andere Vorteile zur Verfügung ſtehen.
Dazu kommt das eigenartige Wahlrecht. Es ſchließt kleine
Par=
teien mit einem Stimmſatz unter 2 Prozent der abgegebenen
Stimmen überhaupt aus und gibt der Regierungspartei eine
ſichere erdrückende Mehrheit. Bei der Zerſplitterung der
Oppo=
ſition und der geringen Wahlbeteiligung mußten verſchiedene
Parteien verſchwinden.
Weite Kreiſe des Volkes haben ſich für die Wahlen
über=
haupt nicht mehr intereſſiert. Das iſt zu verſtehen, weil das
Parlament in Rumänien immer mehr zu einer Attrappe, einer
Art ſinnloſen Verzierung, geworden iſt. Es war wirklich
ziem=
lich gleichgültig, wer dort ſprach und was geſprochen wurde.
So ſteuerte der rumäniſche Staat, dem großen Zuge der Zeit
folgend, auf die Ueberwindung des Parlamentarismus los Der
Führergedanke, den gerade die Eiſerne Garde auf ihre Fahne
geſchrieben hatte, wäre durch Duca in ſtärkerem Maß als bisher
angewandt worden und iſt durch ſeine Ermordung in einer
tra=
giſchen Verkettung von Urſache und Wirkung zur Durchführung
gelangt.
Denn indem der König an Stelle des beſchränkten und
ver=
kalkten Angelescu, der als Notnagel eingeſprungen war, den für
rumäniſche Verhältniſſe jungen (43 jährigen) Handelsminiſter
Tatarescu zum Miniſterpräſidenten ernannte, tat er einen
grundſätzlich neuen Schritt. Es wurde nämlich nicht Tatarescu
wie ſeine Vorgänger mit der Bildung einer Regierung
beauf=
tragt, ſondern er wurde zum Miniſterpräſidenten ernannt
und zugleich als ſolcher vereidigt. Er hat ſich jetzt eine
Re=
gierung zu bilden. Das iſt nicht mehr parlamentariſches Syſtem,
ſondern Führergrundſatz. Unter dieſen Umſtänden iſt es zu
ver=
ſtehen, daß Titulescu nicht ſogleich ſeine Bereitwilligkeit erklärte,
als Außenminiſter mitzumachen, Tituleseu hat von jeher die
Allüren einer Primadonna gehabt und glaubte angeſichts ſeiner
großen Vergangenheit darauf beſtehen zu müſſen, nicht ernannt,
ſondern ſehr dringlich gebeten zu werden.
Da die eiſerne Garde das nationale rumäuiſche Moment
dem Internationalismus entgegenſtellte und gegen die
Ver=
gewaltigung Rumäniens durch das ausländiſche Finanzkapital
proteſtierte, ſetzten gleich nach der Ermordung Ducas franzöſiſche
Einflüſſe ein, um dieſe Gewalttat womöglich dem verhaßten
Nationalſozialismus in die Schuhe zu ſchieben. Es iſt
bezeich=
nend, daß zuerſt die Pariſer Preſſe dieſe bewußt falſche
Rich=
tung einſchlug und ihr dann erſt ein Teil der Bukareſter Preſſe
folgte. Die deutſche Bevölkerung Rumäniens, die zum Teil in
einer nationalſozialiſtiſchen Erneuerungsbewegung ſteht, hatte
mit der eiſernen Garde ebenſo wenig etwas zu tun wie der
Nationalſozialismus überhaupt. Die Deutſchen von ganz
Rumä=
nien haben bei den kürzlich abgeſchloſſenen Wahlen mit den
Liberalen zuſammengeſtimmt; und der Vorſitzende des „
Ver=
bandes der Deutſchen in Numänien”, Dr. Kaſpar Muth, konnte
ihnen für die bewieſene einmütige Diſziplin und
Gefolgſchafts=
treue ſeinen öffentlichen Dank ausſprechen. Damit iſt jeder
Ver=
ſuch, die Gewalttat Conſtantineseus mit nationalſozialiſtiſchen
Strömungen in Verbindung zu bringen, eindeutig widerlegt.
Einen Vertreter des Pariſer „Journal” iſt es bekanntlich
ge=
lungen, den Mörder Conſtantinescu im Gefängnis zu
inter=
viewen. Der Zweck war, ihn zu einem Geſtändnis zu
veran=
laſſen, daß die Eiſerne Garde mit ausländiſchen Doktrinen (wohl
mit „lHitlsrisme”) in Verbindung ſtehe Wahrheitsgetreu
er=
klärte der fanatiſche Student, er habe Duca erſchoſſen, weil er
nicht wünſche, daß ſein Land unter der Herrſchaft anderer
Länder lebe. Ausländiſche Strömungen intereſſierten ihn
durch=
aus nicht, da er allein auf rumäniſchenationaliſtiſchem Boden
ſtehe.
Es iſt unter allen Umſtänden für Rumänien ein Glück, daß
der junge lebhafte und energiſche Tatarescu an die Stelle des
Seite 2 — Nr. 11
Darmſtädter Taghlatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Januar 1934
alten Angelescu getreten iſt; denn dieſer hat ſeinerzeit als
Unterrichtsminiſter durch Bedrückung der Minderheitenſchulen
und Einführung bürokratiſcher Prüfungen und andere ſchädliche
Torheiten dem Volk großen Schaden zugefügt. Tatarescu hat im
Gegenteil als Unterſtaatsſekretär im Innenminiſterium nicht nur
die Minderheiten des Landes genau kennen gelernt, ſondern ſich
auch als ein verſtändnisvoller Politiker auf dieſem ſchwierigen
Gebiet bewährt. Dennoch bleibt er Vertreter der Altliberalen
Partei, die der Inbegriff konſervativen Chauvinismus iſt. Er
hat denn auch begonnen, durch die Einführung des
Belagerungs=
zuſtandes und der Zenſur, durch die Ankündigung ſchärfſter
Verfolgung der „verbrecheriſchen Nationaliſten” die Zügel
ſtramm anzuziehen. Man muß annehmen, daß die Regierung
Tatarescu im Inneren den Zentralismus hochhalten, auf
wirt=
ſchaftlichem Gebiet autarkiſchen Beſtrebungen nachgehen und die
Einfuhr möglichſt droſſeln wird. Nach außen hin wird, wie
man gewärtig ſein muß, Rumänien an der weiteren Feſtigung
der beſtehenden Bündniſſe arbeiten. Frankreich und die Kleine
Entente werden alſo die maßgebenden Faktoren in der
rumäni=
ſchen Außenpolitik bleiben. Und der Kampf gegen den
Reviſionis=
mus wird nicht nachlaſſen,
Es iſt unter dieſen Umſtänden nicht anzunehmen, daß die
Beziehungen zwiſchen Rumänien und Deutſchland enger und
wärmer werden. Doch ſoll man ſich davor hüten zu prophezeien
und die Bedeutung der liberalen Tradition zu überſchätzen. Wir
haben bei den nationalzaraniſtiſchen Regierungen das
Schau=
ſpiel gehabt, daß ſie, gerade, weil ſie nicht hundertprozentig in
franzöſiſchem Bann ſtanden, ſich oft bemühten, noch mehr als
100 Prozent aufzuweiſen, — ſei es auch nur, um die harten
Gläubiger in Paris milder zu ſtimmen. Man kann daher
an=
nehmen, daß die Liberalen in ſchwierigen Situationen in der
Lage ſein werden, größere Selbſtändigkeit zu zeigen, ohne ſich
dem „ſchrecklichen” Vorwurf der Deutſchlandfreundlichkeit
auszu=
ſetzen. Man kann gerechterweiſe annehmen, daß ein Mann wie
Miniſterpräſident Tatarescu vor allem die wirklichen Intereſſen
ſeines Landes im Auge hat und haben wird, und dieſe
Inter=
eſſen laufen, wenn man eine Geſundung Rumäniens ins
Auge faßt, auf wirtſchaftlichem und, in nicht allzuferner Zeit,
vielleicht auch auf politiſchem Gebiet mit denen Deutſchlands
zuſammen.
Neubildung desGeiſtlichenminiſteriums
nach dem Rückkritt des Kirchenminiſters Beyer.
DNB. Berlin, 11. Januar.
Amtlich wird durch den Evangeliſchen Preſſedienſt mitgeteilt:
Prof. D. Dr. Beyer hat ſein. Amt als Kirchenminiſter in
die Hände des Herrn Reichsbiſchofs zurückgegeben. Der Herr
Reichsbiſchof hat die Kirchenführer auf Samstag, den 13. Januar,
nach Berlin eingeladen, um ihre Vorſchläge zur Neubildung des
geiſtlichen Miniſteriums entgegenzunehmen. Der Herr
Reichs=
biſchof hat Prof. Beyer, ebenſo wie die bisher ihre Aemter
kom=
miſſariſch weiter verwaltenden Herren, Pfarrer Weber, Pfarrer
Klein und Dr. Werner, gebeten, die Geſchäfte bis zur Neubildung
des geiſtlichen Miniſteriums weiterzuführen.
Eine Rechtsverwahrung der Evang. Landeskirchen
von Bayern und Würkkemberg.
DNB. Nürnberg, 11. Januar.
Zu der Verordnung des Reichsbiſchofs vom 4. Januar 1934,
betreffend Wiederherſtellung geordneter Zuſtände in der Deutſchen
Evangeliſchen Kirche, teilt der Evangeliſche Preſſeverband für
Bayern mit, daß die Kirchenleitungen der evangeliſchen
Landes=
kirchen von Bayern und Württemberg den Vollzug dieſer
Verord=
nung abgelehnt und Rechtsverwahrung gegen ſie eingelegt haben.
Beindäter Ligang
der N5B9. und der Deutſchen Arbeitsfronk.
DNB. Berlin, 11. Januar.
Am Freitag, dem 12. Januar, beginnen in Weimar ſehr
bedeutſame Tagungen der Nationalſozialiſtiſchen
Betriebszellen=
organiſation (NSBO.) und der Deutſchen Arbeitsfront.
Auf einer Sondertagung des Geſamtverbandes der
Deutſchen Arbeiter (Arbeiterſäule der Deutſchen Arbeitsfront)
wird vor den Leitern der 14 Arbeiterbände, Staatsrat
Wal=
ter Schumann, in ſeiner Eigenſchaft als Führer des
Geſamt=
verbandes wichtige Ausführungen machen. Der NSBO.=
Tagung wird ſich am Samstag ein Kongreß der Deutſchen
Ar=
beitsfront anſchließen. Staatsrat Dr. Ley, der Führer
der Deutſchen Arbeitsfront, wird grundlegende
Ausfüh=
rungen vor allem über die Zielſetzung, über
die Arbeitsmethoden, die Pläne und
Arbeits=
gebiete der Arbeitsgemeinſchaft „Kraft durch
Freude” machen.
Ous Heioennädcen von Btinen.
Zum 125. Todestage von Johanna Sebus am 13. Januar.
Von Alfred Becker.
Ein Brief wird Ballade.
Am 13. Januar ſind es 125 Jahre her, daß Johanna Sebus
bei einer Ueberſchwemmung des Rheins den Tod in den Fluten
fand. Sie ließ ihr Leben für ihre Volksgenoſſen.
Und dem ſei, wer’s nicht ſingt und ſagt
Im Leben und Tod nicht nachgefragt.
So ſchließt Goethes mahnender Nachruf in der bekannten
Ballade. In ſeinem Nachlaß befindet ſich ein Brief, welchen
der Baron von Kleverberg an ſeine Freundin Chriſtiane von
Vernijoul geſchrieben hat. Es iſt ein Auszug dieſes
Unter=
präfekten über den ſchweren Eisgang des Rheins im Monat
Januar 1809. Goethe war durch die Aufzeichnungen von der
Schwere des Unglücks unterrichtet. Die Kunde von dem
gewal=
tigen Dammbruch des Rheins bei Griethauſen am 13. Januar
1809 verbreitete ſich ſehr ſchnell. Man ſuchte allenthalben zur
Linderung der Not freiwillige Spenden einzuſammeln. — Um
aber für reichliche Beträge noch beſonders Stimmung zu machen,
wandten ſich die Bewohner des Niederrheins
an den Weimarer Dichterfürſten, er möchte doch die
edle Tat der Johanna Sebus durch ein Gedicht der
Ver=
geſſenheit entreißen. Gern kam er dieſer Aufforderung nach. Er
dichtete die berühmte Ballade, die bereits am 29. Mai desſelben
Jahres gedruckt erſchien. — In der Tat liefen auch nach kurzer
Zeit anſehnliche Geldbeträge ein, ſo daß die Not der
unglück=
lichen Ueberlebenden bald gelindert werden konnte.
Der Damm zerreißt, das Feld erbrauſt . . .
Der Winter im Jahre 1808/09 war ſehr ſtreng. Früh trat
ſcharfer Froſt ein. Der Rhein war mit einer feſten Eisdecke
überzogen. Doch Anfang des Jahres 1809 kam Tauwetter.
Krachend brach das Eis auf. Die Eisſchollen wurden
ſtrom=
abwärtsgetrieben. Ueberall entſtanden durch den hohen
Waſſer=
ſtand Ueberſchwemmungen. Die Deiche wurden aufs höchſte
be=
anſprucht. Ungeheure Waſſer= und Eismaſſen brandeten gegen
ihre Wände. — Unterhalb von Cleve an der ſogenannten
„Spoy”, einer überaus gefährlichen Stelle, konnte der Deich dem
Druck nicht ſtandhalten. Es war am 13. Januar, als ſich die
Waſſermaſſen, Eisſchollen mit ſich reißend, weithin in die Lande
um Brienen und Griethauſen ergoſſen. Einem großen See glich
die ganze Gegend. Nur hier und dort lugten Baumkronen und
Vom Tage.
Reichspräſident von Hindenburg hat am Donnerstag den
Reichsaußenminiſter Frhr. v. Neurath zum Vortrag empfangen.
Die Rede, die Vizekanzler von Papen am Sonntag um 16.00
Uhr in Gleiwitz bei einer Veranſtaltung der Arbeitsgemeinſchaft
Katholiſcher Deutſcher hält, wird von den Sendern Breslau,
Mün=
chen und Köln übertragen werden. Die Dauer der Uebertragung
iſt auf etwa eine Stunde zu ſchätzen.
Das Reichswirtſchaftsminiſterium iſt zurzeit ſo ſtark belaſtet,
daß Beſucher künftig nur nach vorhergehender Vereinbarung eines
Termins, die nach Möglichkeit ſchriftlich zu erfolgen hat, empfangen
werden können.
Der „V.B.” veröffentlicht folgende Anordnung des
Reichs=
geſchäftsführers: Gegen das Tragen einfacher Hakenkreuze durch
Nichtmitglieder der NSDAP. werden keinerlei Einwendungen
er=
hoben. Dagegen iſt die Herſtellung, der Vertrieb und das Tragen
ſogenannter Sympathieabzeichen verboten.
Der litauiſche Geſandte in Berlin iſt am Donnerstag
vormit=
tag wegen der Lage im Memelgebiet zu einer Rückſprache in das
Auswärtige Amt gebeten worden. Hierbei ſind auch die
vorlie=
genden Meldungen über angebliche Abſichten litauiſcher Stellen
gegen die memelländiſche Autonomie zur Sprache gebracht
wor=
den. Der Geſandte hat ſolche Abſichten mit der Verwahrung
gegen ihre Verbreitung nachdrücklichſt in Abrede geſtellt.
Der deutſche Botſchafter beim Quirinal, von Haſſel, wurde
am Donnerstag abend von Muſſolini empfangen. Am Mittwoch
hatte Muſſolini eine Unterredung mit dem italieniſchen
Unter=
ſtaatsſekretär des Sekretariats des Völkerbundes, Pilotti.
* Eingeengke Berkehrshoheit.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Im gegenwärtigen Augenblick des Kampfes um unſere
militä=
riſche Gleichberechtigung muß darin erinnert werden, daß die
Hoheitsrechte des Reiches auf dem Gebiete des Verkehrs noch
im=
mer durch den Verſailler Vertrag ſtark eingeengt ſind, und daß
auch in dieſer Beziehung der Außenminiſter noch eine Offenſive
zugunſten der verkehrspolitiſchen Gleichberechtigung eröffnen muß.
Im Verſailler Vertrag iſt die Internationaliſierung
der deutſchen Ströme vorgeſehen. Es war früher ſo, daß
Deutſchland mit denjenigen Staaten, die die durch Deutſchland
führenden Flußläufe benutzten, Arbeitsgemeinſchaften auf einer
Vertrauensbaſis abgeſchloſſen hatte, und daß alle auftauchenden
Probleme gemeinſam gelöſt wurden. Dabei war es ganz
ſelbſt=
verſtändlich, daß die am Verhanblungstiſch ſitzenden Nationen
gleichberechtigt waren, und daß vor allem Deutſchland innerhalb
ſeiner Grenzpfähle auf ſeinen Strömen das tun und laſſen konnte,
was es für notwendig und zweckmäßig hielt, ohne daß es jemals
die Verkehrsintereſſen ſeiner Nachbarſtaaten irgendwie
beeinträch=
tigt hätte.
In Verſailles hat man nun dafür geſorgt, daß uns das Recht
der freien Verfügungsgewalt nahezu gänzlich genommen wurde.
Wir dürfen wohl auf unſeren Strömen Schiffahrt treiben. Wir
dürfen aber ohne Zuſtimmung der Stromkommiſſionen keinerlei
Bauten oder Flußregulierungen vornehmen. Für den Rhein iſt
die bekannte Rheinkommiſſion mit dem Sitz in Straßburg
gebil=
det worden, die uns in der Nachkriegszeit unendlich viel zu
ſchaf=
fen gemacht hat und in der ſelbſtverſtändlich wieder die Franzoſen
maßgebenden Einfluß beſitzen, obwohl ſie nur ein kurzes Stück eine
gemeinſame Rheingrenze mit Deutſchland haben. Wie man
be=
wußt daran gearbeitet hat, uns auch auf verkehrspolitiſchem
Ge=
biet ſtarke Feſſeln anzulegen, geht allein ſchon aus der
Zuſammen=
ſetzung der Zentralkommiſſion für den Rhein hervor. Sie umfaßt
19 Mitglieder. Deutſchland darf aber nur 4 Vertreter ſtellen.
Es hat 15 ausländiſche Vextreter gegen ſich, obwohl der Rhein ein
ausgeſprochen deutſcher Strom iſt. In der Kommiſſion ſitzen aber
nicht nur Deutſchland, Frankreich, die Schweiz und Holland, man
hat auch noch den Belgiern, Italienern und Engländern Sitze
ein=
geräumt, obwohl ſie mit dem Rhein nicht das geringſte zu tun
haben.
Genau ſo liegen die Dinge bei den übrigen deutſchen Strömen.
In der Elbekommiſſion ſind ebenfalls Engländer, Franzoſen,
Ita=
liener und Belgier zu finden. In der Oder= und Donaukommiſſion
ſieht es nicht anders aus. Der ausländiſche Einfluß auf unſeren
Strömen, vor allem aber die Ungleichheit in der Zuſammenſetzung
der Kommiſſionen, müſſen beſeitigt werden. Die Einwirkungen
der Siegerſtaaten auf unſer Verkehrsweſen haben wir in der
Ver=
gangenheit ſchon teilweiſe zurückdrängen können. Es iſt uns
ge=
lungen, den Luftverkehr von den läſtigen Feſſeln des Verſailler
Vertrags zu befreien, jedoch nur ſoweit die Verkehrsfliegerei in
Frage kommt. Aber auch hier ſind gewiſſe einengende
Beſtimmun=
gen geblieben. Nicht gelungen iſt uns bis heute, aus der paſſiven
Luftpolizei eine aktive Einrichtung zu ſchaffen. Auch die
Reichs=
bahn baſiert noch immer auf Geſetzen, die unter ausländiſcher
Ein=
wirkung zuſtande gekommen ſind. Wir dürfen wohl annehmen,
daß auch in abſehbarer Zeit für eine Befreiung unſeres Verkehrs
von den läſtigen Beſtimmungen des Verſailler Vertrags geſorgt
wird.
die Dächer der vereinzelt liegenden Gehöfte hervor. — Nach der
Chronik iſt das Unglück bereits in den frühen Morgenſtunden
geſchehen. Sturmglocken wurden geläutet und Notſchüſſe
abge=
ſeuert. Die Bewohner ſtürzten ſich aus ihren Betten. — Wohin
Zeitgenöſſiſche Darſtellung der Heldentat von Johanna Sebus.
auch der ſpärliche Schein ihrer Lampen fiel, überall war Waſſer.
Das gurgelnde Element umſtrömte die Häuſer, trat in die Keller
ein und bald auch über die Türſchwellen. — In knapp einer
Stunde boten Kirche und Häuſer des kleinen Dorfes Brienen
den An ik von Ruinen. — Brienen liegt etwa eine Stunde
Zwiſchenfälle in Leſkerreich.
Zwei Toke in Klagenfurk.
EP. Wien, 11. Januar.
Wie aus einer amtlichen Darſtellung hervorgeht, ereigneten
ſich am Mittwoch in verſchiedenen Teilen Oeſterreichs, ſowohl in
Wien wie an der ungariſchen Grenze und in Kärnten ernſte
Zwiſchenfälle, zumeiſt mit Inſaſſen der vom „Verein
Oeſter=
reichiſcher Arbeitsdienſt” unterhaltenen Arbeitslager. In Wien
wurden von der Sicherheitswache mehr als 250 Kundgeber aus
dem Arbeitsdienſt feſtgenommen, die angeblich teils zu Fuß, teils
in Kraftwagen, verſucht hätten, in die inneren Bezirke der Stadt
Wien zu gelangen. Bei einem Teil von ihnen habe man
Papier=
böller uſw. gefunden. — 144 Inſaſſen eines anderen Lagers
hätten, wie die amtliche Darſtellung weiter behauptet, verſucht,
ſich unter Führung des Lagerleiters einen Weg über die ungariſche
Grenze zu bahnen.
Den ſchwerſten Charakter hatten die Zwiſchenfälle in
Kärn=
ten, wo ſie ebenfalls den Angehörigen des „Vereins
Oeſter=
reichiſcher Arbeitsdienſt” die Hakenkreuzbinden getragen und
Hakenkreuzfahnen mit ſich geführt hätten, zur Laſt gelegt werden.
In Klagenfurt hätten — immer nach der amtlichen Darſtellung —
70 bis 80 Perſonen aus einem Arbeitslager ſich Ausſchreitungen
vor dem Gebäude der „Carinthia”, wo ſich die Druckerei des
„Kärntner Tagblatts” und mehrere chriſtlich=ſoziale Parteilokale
befinden, zuſchulden kommen laſſen. Ein von etwa 30
Kund=
gebern überfallener Schutzkorps=Mann, der zunächſt einen
Alarm=
ſchuß abgegeben habe, habe in Notwehr ſcharf geſchoſſen. Dabei
ſind zwei der Kundgeber getötet und einer verletzt worden.
Zahl=
reiche Kundgeber wurden verhaftet. — Weiter haben in Villach
in Kärnten etwa 40 Angehörige des Oeſterreichiſchen
Arbeits=
dienſtes unter Vorantragung einer Hakenkreuzfahne eine
Kund=
gebung veranſtaltet.
Grenzüberſchreitung öſterreichiſcher
Nakional=
ſozialiſten nach Ungarn.
EP. Budapeſt, 11. Januar.
In der Angelegenheit der nach Ungarn geflüchteten
öſterrei=
chiſchen Nationalſozialiſten fand heute mittag im
Außenminiſte=
rium eine Konferenz ſtatt, in der beſchloſſen wurde, die
öſterrei=
chiſchen Mitglieder des Arbeitsdienſtes als politiſche Flüchtlinge
zu behandeln. Es wird aber Vorſorge getroffen werden, daß
die Flüchtlinge in einer von der öſterreichiſchen Grenze weit
ent=
fernten Gegend untergebracht werden und daß ſie in Ungarn
keine Arbeitsmöglichkeit erhalten dürfen. Einer Meldung der
„Uj Nemzedek” zufolge haben die Flüchtlinge ſchon Ende der
letzten Woche einen Quartiermeiſter in der Perſon des
Inge=
nieurs Ernſt Materna nach Oedenburg geſchickt, der im
Zuſam=
menhang mit einer Hausſuchung im Wiener Büro des
Freiwilli=
gen Arbeitsdienſtes verhaftet, dann aber wieder freigelaſſen
worden war. Wie Materna erzählt, hätten die Flüchtlinge
wegen der unhaltbaren Lage in Oeſterreich ihr Heimatland
ver=
laſſen. In der Nacht zum Mittwoch haben etwa 200
national=
ſozialiſtiſche Arbeitsdienſt=Freiwillige die ungariſche Grenze auf
17 Laſtwagen überſchritten. Da das Güſſinger Lager, in dem ſie
ſich befanden, nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt
liegt, konnte die nach der Entdeckung der Flucht ſofort alarmierte
öſterreichiſche Gendarmerie die Flüchtlinge nicht mehr am
Ueber=
ſchreiten der Grenze hindern. Die 200 Flüchtlinge wollen, falls
die ungariſche Regierung ihrem Wunſche, für ihre
Unterbrin=
gung zu ſorgen und ihnen die Uebernahme von Arbeit zu
ge=
ſtatten, nicht nachkommen kann, die Budapeſter Deutſche
Geſandt=
ſchaft bitten, ihnen Geldmittel zur Reiſe nach Deutſchland zur
Verfügung zu ſtellen. — Wie „Az Eſt” ergänzend berichtet,
ver=
ſuchte noch eine zweite Gruppe öſterreichiſcher
Arbeitsfreiwilli=
ger, die ungariſche Grenze zu überſchreiten. Es ſind jedoch nur
vier Quartiermacher in Oedenburg eingetroffen; die übrigen
dürften ſich auf jugoſlawiſches Gebiet verirrt haben.
Aalionalſozialiſtiſche Führer
als Geiſeln ins Konzenkrakionslager verſchick.
DNB. Wien, 11. Januar.
Im Zuſammenhang mit den Papierböllerexploſionen, die ſich
am Mittwoch abend in Wien ereignet haben, wurden mehrere
nationalſozialiſtiſche Führer, darunter der zweite Bruder des
Gauleiters Frauenfeld, der Privatbeamte Richard Frauenfeld,
und der Sturmbannführer Klima als Geiſeln in das
Konzen=
trationslager Wöllersdorf verſchickt.
Wie die Abendblätter melden, dürften ſich die nach Ungarn
geflüchteten öſterreichiſchen Nationalſozialiſten nicht lange auf
ungariſchem Gebiet aufhalten. Es ſei damit zu rechnen, daß den
ohne Päſſe über die Grenze gekommenen Flüchtlingen ſchon in
nächſter Zeit die Weiterreiſe nach Deutſchland über die
Tſchecho=
ſlowakei ermöglicht werden wird.
von Cleve entfernt am Eingang des mit dem Rhein und Cleve
in Verbindung ſtehenden Spoy=Kanales.
„Hannecke” — ein deutſches Mädchen.
Johanna, geboren im Jahre 1791, war von ſechs Geſchwiſtern
das einzige Kind, das bei der Mutter blieb. Sie war recht die
Stütze ihrer Mutter, denn dieſe hatte ſchon frühzeitig den
Er=
nährer verloren. Von dem Vater, einem Bootsmann auf dem
Rhein, wird geſagt, daß er als braver Mann für die ſorgfältige
Erziehung der kleinen Johanna Sorge trug. Des Vaters
Schutz=
heilige — die Heilige Johanna — hatte ſich auch unſer Hannecke
zum Vorbild erwählt.
Mutter Sebus beſaß mit ihrer Tochter nur ein wenig
Gar=
tenland. Knapper Haushalt mußte alſo geführt werden. Um
die Zeit der Feldarbeiten war Johanna vom frühen Morgen
bis bald in die Nacht hinein auf dem Acker beſchäftigt. — Die
gute Mutter wurde ſchwachſinnig und befaßte ſich zuletzt faſt
nur noch mit ihrem Lieblingstiere, einer Ziege. — Johanna
wurde ihr eine liebevolle Pflegerin.
Wenn auch Johanna Sebus zu der geringeren Klaſſe der
Dorfbewohner gehörte, ſo war ſie doch unter den Bauernmädchen
wohl gelitten, Anſtand und Sitte verließen ſie niemals. War
es auf dem Tanzboden, in fröhlicher Geſellſchaft, oder auch bei
den gemeinſchaftlichen Arbeiten, immer ſah man mit
Wohl=
gefallen auf die züchtige Jungfrau. Die entbehrlichen Produkte,
die Garten und Feld einbrachten, ſchaffte Johanna in die
Stadt zu Markte. Gern ſah man das Mädchen dort. Jeder
kannte das Hannecke. Hatten die Hausfrauen etwas an den
Markteinkäufen zu loben, ſo folgte nicht ſelten die Frage „Das
iſt wohl vom Hannecken aus Brienen?” — Oftmals zog das
Mädchen vom Markte ſingend nach Hauſe, wenn man ihr
frei=
willig für ihre Waren einen höheren Preis gezahlt hatte. Ihr
Vertrauen in die Güte der Vorſehung war grenzenlos. Ihr
Gebetbuch trug die Inſchrift: „Gott iſt die reinſte Liebe!”
Opfergang.
Als dann am frühen Morgen des 13. Januar die Notſchüſſe
den Durchbruch des Deiches bei Cleverham verkündeten und ſich
die wogenden Waſſermaſſen mit ihren Eisſchollen auf das
un=
glückliche Dorf ſtürzten, wankte Johanna nicht. Ihr Entſchluß
war gefaßt. Sie wollte vor allem ihre Mutter
ret=
ten. Sie trug die geliebte Bürde auf dem Rücken, durchwatete
die Flut auf eine Entfernung von bald 200 Schritt und brachte
die Mutter mühſam an einer ſicheren Anhöhe. Auf dieſer
be=
fand ſich eine kleine Kapelle. Andere Anwohner hatten hier
oben auch ſchon eine Zufluchtsſtätte gefunden. Die Mutter war
gerettet. Hilferufe aus dem Sebusſchen Hauſe waren zu ver=
Freitag, 12. Januar 1934
Auswirkungen des Skaviſky=skandals.
Neue Verhafkungen. — Polizeipräfekt Chiappe
auf das ſchwerſte belaſtef.
EP. Paris, 11. Januar.
Die weitere Durchführung der Unterſuchung des Staviſky=
Skandals brachte heute vormittag die vom Bayonner
Unter=
ſuchungsrichter angeordnete Verhaftung der beiden in Paris ſehr
bekannten Journaliſten Dubarry und Aymard. Dubarry iſt
Direk=
tor der radikalſozialiſtiſchen Zeitung „La Volonté”, Aymard
frü=
herer Direktor und gegenwärtiger Mitarbeiter des
rechtsſtehen=
den Tardieu=Blattes „Libertée”, das in den letzten Tagen
beſon=
ders ſcharf die Aufklärung des Skandals verlangt hatte.
Dubarry wird beſchuldigt, zwei Millionen Franken von dem
Betrüger Staviſky empfangen zu haben, während ſich die
Zuwen=
dungen an Aymard insgeſamt auf 50 000 Franken belaufen.
Inzwiſchen iſt auch der Leiter der Anzeigen=Abteilung des
„Intranſigeant” ausführlich von der Polizei vernommen worden.
Polizeipräfekt Chiappe, der während der geſtrigen Vernehmung
des Bürgermeiſters von Bayonne ſchwer belaſtet worden war,
er=
klärte heute mit aller Schärfe, niemals in perſönlicher Beziehung
zu dem Betrüger geſtanden zu haben.
Die Vernehmung hat inzwiſchen ergeben, daß Staviſky ſo gut
wie nichts von ſeinen ergaunerten Millionen übrig gelaſſen hat.
Es wurden einige Schmuckſtücke im Werte von einigen
Hundert=
tauſend Franken ſowie die reiche Garderobe ſeiner Frau
vorgefun=
den, die es den Hinterbliebenen, falls keine Beſchlagnahme
er=
folgt, ermöglichen würde, einige Zeit das Leben zu friſten.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
auch, wie Chautemps weiter erklärt, eine „Reform der Moral” in
Frankreich notwendig.
Vorher hatte der Rechtsabgeordnete Dommange ſehr
ausführ=
lich die Geſchichte des Bayonner Finanzſkandals dargelegt. Der
zurückgetretene Kolonialminiſter Dalimier benutzte die
Gelegen=
heit, um noch einmal ſeinen guten Glauben öffentlich zu beteuern
und zu erklären, er habe nie mit Staviſky in irgendwelcher
Ver=
bindung geſtanden. Er ſei vielmehr ein Opfer des Schwindlers.
Zu erregten Zwiſchenfällen kam es, als der Angeklagte, Abg.
Rechtsanwalt Bonnaure, der ſich im Sitzungsſaal befand, da ſeine
parlamentariſche Immunität noch nicht aufgehoben iſt, ſich
eben=
falls rechtfertigen wollte. Die Kommuniſten verlangken unter
Lärmen, den Ausſchluß des Abgeordneten, und ein Kommuniſt
ſchrie ihm zu: „An den Laternenpfahl mit ihm!"
Der Abg. Dommange fordert zum Schluß den
Miniſterprä=
ſidenten zum Rücktritt auf, um zu ermöglichen, daß die
Unter=
ſuchung in aller Freiheit durchgeführt werden könne.
Die nächſte Sitzung der Kammer iſt auf Freitag, 8.30 Uhr
feſtgeſetzt.
Der Führer der Sozialdemokratiſchen Partei des Saargebiets,
Max Braun, iſt in London eingetroffen. Seine Aeußerungen
gegenüber dem Vertreter des „Daily Herald” laſſen keinen
Zwei=
fel darüber, daß Max Braun ſeine verbrecheriſche Tätigkeit auch
in London fortſetzt.
Der bisherige Danziger Völkerbundskommiſſar Roſting hat
nach Ablauf ſeiner Amtszeit am Donnerstag mittag mit dem
Berliner D=Zug in Begleitung ſeiner Gattin Danzig verlaſſen.
Das britiſche Luftfahrtminiſterium hat zehn
Windmühlen=
flugzeuge in Auftrag gegeben, die zunächſt probeweiſe bei
Uebun=
gen mit gewöhnlichen Militärflugzeugen zuſammenarbeiten ſollen.
Nr. 11 — Seite 3
dus franzäiſch ufſche Handelslkenen
unkerzeichnek.
DNB. Paris, 11. Januar.
Das franzöſiſch=ruſſiſche Handelsabkommen
wurde Donnerstag mittag im Außenminiſterium von dem
Sowjetbotſchafter Dowgalewſki und dem Leiter der ruſſiſchen
Han=
delsvertretung, Oſtrowſki, einerſeits, ſowie dem franzöſiſchen
Außenminiſter, dem Wirtſchaftsminiſter und dem
Unterſtaatsſekre=
tär im Wirtſchaftsminiſterium andererſeits unterzeichnet.
Außenminiſter Paul=Boncour erklärte anſchließend
Preſſevertretern, daß dieſes Abkommen den Abſchluß
zweijähriger Verhandlungen darſtelle. Die
Unter=
zeichnung des Abkommens ſei nicht nur für die
Wirt=
ſchaftsintereſſen der beiden Länder, ſondern auch
für die allgemeine Politik von Bedeutung. Die
Tragweite dieſer Politik, die Herriot begonnen habe und die
fort=
geſetzt werde, habe er, Paul=Boncour, am 15. Februar in der
Kammer bei der Ratifizierung des franzöſiſch=ruſſiſchen
Nichtan=
griffsabkommens unterſtrichen. Damals habe er erklärt, daß dieſes
Abkommen lebendig ſein und ſich voll auswirken müſſe.
Auch Botſchafter Domgalowſki betonte die politiſche
Tragweite des Wirtſchaftsabkommens, das einen
großen Schritt auf dem Wege der franzöſiſch=ruſſiſchen Beziehungen
darſtelle. Er ſei der Ueberzeugung, daß ſich dem
Nichtangriffs=
abkommen und dem Wirtſchaftsabkommen neue Fortſchritte
an=
ſchließen würden.
Abrechnung mit der Saar=Regierung.
Die Deulſche Fronk lehnt Staaksaufſicht über die lebenswichtigen Bekriebe des Landes einmükig ab. — Der
Regierungskommifſion das Recht abgeſprochen, in die Berhälkniſſe des Saarlandes nach 1935 einzugreifen.
Franzöſiſche Kammer im Zeichen des Skaviſkyſkandals
EP. Paris, 11. Januar.
Die heutige Interpellationsdebatte über die Staviſky=Affäre
hat in einer Atmoſphäre größter Nervoſität einen Andrang im
Palais Bourbon gebracht, wie man dies ſeit Jahren nicht mehr
erlebt hat. Das Haus iſt zum Brechen voll.
Die Sitzung begann mit der traditionellen Eröffnungsrede
des Kammerpräſidenten Boiſſon, die ganz auf die jüngſten
ſchwe=
ren Ereigniſſe eingeſtellt war. Der Kammerpräſident drückte die
Unruhe aus, in der das Land gegenwärtig lebe: Unruhe
ange=
ſichts des immer noch und trotz allen mutigen Anſtrengungen
be=
ſtehenden Budgetdefizits, Unruhe gegenüber der ungewiſſen
poli=
rtiſchen Lage. Unruhe ferner angeſichts der parlamentariſchen
rund miniſteriellen Unſicherheit, Unruhe angeſichts der tragiſchen
/Eiſenbahnkataſtrophe von Lagny, und zu alledem werfe heute
ſein neuer Skandal die aufregendſten Probleme auf. Werde der
franzöſiſche Sparer, an den ſich in dieſem Augenblick der Staat
rwende, um ſeine ſchwebende Schuld zu konſolidieren und damit
ſich überhaupt aufrechtzuerhalten, vollkommen die Beute der
2Waghalſigſten ſein? Die öffentliche Meinung horche erregt auf.
2Man könne ſie nur beruhigen, wenn man zu ihr klar und
deut=
lich ſpreche.
Darauf erklärte Miniſterpräſident Chautemps, nachdem
Bouiſ=
ſſion die Interpellation verleſen hatte, daß er die Diskuſſion der
IInterpellationen über die Eiſenbahnkataſtrophe für Freitag, den
19. Januar, und diejenigen über die Staviſky=Affäre ſofort
ſordere.
Schwere Anklagen des Miniſterpräſidenken
Chau=
kemps gegen das franzöſiſche Verwalkungsſyſten.
Nach Angriffen der Abgeordneten Lagrange und Monnet
ergriff in den Abendſtunden wider Erwarten Miniſterpräſident
Chautemps das Wort zu einer großen Rede. Der
Miniſter=
wräſident gab., offen die Fehler zu, durch die der Skandal des
Bayonner Leihhauſes möglich geworden ſei. Seine Rede war
eine ſchwere Anklage gegen die franzöſiſche
Werwal tung, wie ſie heute beſteht. Chautemps gebrauchte
rnehrmals die Wendung, daß die ſchlimmſten Fehler von den
ver=
mntwortlichen Behörden begangen worden ſeien. Er ging zunächſt
muf die Geſchichte des Bayonner Skandals und auf den Lebens=
Tauf und das Werk des Rieſenſchwindlers Staviſky ein. Er betonte
ofort, daß er mit aller Energie durchgreife und weder perſönliche,
mach Familienrückſichten kennen werde.
In parlamentariſchen Kreiſen ſah man in dieſen Worten eine
Heutliche Anſpielung auf den Schwager des Miniſterpräſidenten,
Den Generalſtaatsanwalt Preſſard. Der Miniſterpräſident mußte
wann anerkennen, daß der Schwindler Staviſky in engſter
Verbin=
wung mit der Sicherheitspolizei geſtanden habe und tadelte vor
ſallem die mehr oder weniger untergeordneten Verwaltungsſtellen
ſer Polizei, der Sicherheitspolizei, des Finanzminiſteriums uſw.
Wie eine furchtbare Anklage gegen das Syſtem klangen die
folgen=
ſoen Worte des Miniſterpräſidenten: „Es handelt ſich in dieſer
lelffäre um eine Kette von Nachläſſigkeit in allen Verwaltungen.
Es fehlte in der Verwaltung an Verantwortungsbewußtſein und
an Initiative. Eine vollſtändige Reform der gerichtlichen und
molizeilichen Dienſtſtellen werde ich durchführen.‟ Daneben ſei aber
Ein Warnungsſignal
für die Saatregierung.
DNB. Saarbrücken, 11. Januar.
Der Landesrat des Saargebietes befaßte ſich in ſeiner
heu=
tigen Sitzung mit dem ihm von der Regierungskommiſſion
zu=
geleiteten Verordnungsentwurf über die „lebenswichtigen
Be=
triebe” (Elektrizität, Gas und Waſſer). Die Verordnung ſchafft
die Möglichkeit, lebenswichtige Betriebe der ſtaatlichen
Auf=
ſicht zu unterſtellen, ferner im Notfall in die Preisfeſtſetzung von
Elektrizität, Gas und Waſſer einzugreifen, ſowie endlich die
Fortleitung elektriſchen Stroms in das Saargebiet zu regeln.
Die Deutſche Front lehnte den Verordnungsentwurf ab.
Ihr Redner, Abgeordneter Richard Becker, beſchäftigte ſich
ein=
gehend mit der Vorlage, wobei er eingangs ausführte, daß
eine derartige Verordnung nur dann einen Sinn hätte, wenn
ihre Ausführung ſich auf Jahre erſtrecke und dieſe Jahre ſich
auswirken könnten. Aber heute, wo uns nur 364 Tage von dem
Zeitpunkt trennten, an dem der Völkerbundsregierung durch
den Verſailler Vertrag ein Ende geſetzt ſei, habe die Verordnung
keinen wirklichen Wert mehr. Dazu komme, daß dieſer
Verord=
nungsentwurf mit einer verdächtigen Eile verabſchiedet werden
ſolle. Man müſſe zu dem Schluß kommen, daß beſtimmte Motive
die Vorlage veranlaßt hätten. „Wir als Vertreter der
Saar=
bevölkerung”, ſo betonte der Redner u. a., „haben die
Verant=
wortung dafür, daß auch nach dem 10. Januak 1935 die
Be=
völkerung des Saargebietes noch leben kann. Wir haben jetzt
ſchon alles zu unternehmen, daß die Rückgliederung ungehindert
und verhältnismäßig leicht vonſtatten geht. Die
Regierungs=
kommiſſion, deren Befugniſſe ſich nur noch auf 364 Tage
er=
ſtrecken, hat kein Recht, mit dieſer Verordnung in die
Verhält=
niſſe nach 1935 einzugreifen. Für ſie gibt es lohnendere
Auf=
gaben."
Scharfer Angriff im faarländiſchen Landesrak
auf Regierungskommiſſion und Marxiſten.
Im Landesrat griff am Donnerstag Abgeordneter Kiefer
von der Deutſchen Front ſcharf die Marxiſten und die
Regie=
rungskommiſſion an. Oft von toſendem Lärm der Linken
um=
brauſt, gab er abermals ein begeiſtertes Bekenntnis zum
deut=
ſchen Vaterlande ab. „Wir deutſchen Menſchen”, ſo rief er,
„tragen die Verantwortung in uns ſelbſt. Niemand hat das
Recht, über die Saarabſtimmung zu ſprechen, als wir
Abſtim=
mungsberechtigte ſelbſt. Keine Regierungskommiſſion hat das
Recht, uns die freie Meinungsäußerung zu nehmen, hat uns
doch der Verſailler Vertrag gegen unſeren Willen gezwungen,
uns über Abſtimmungsmöglichkeiten zu äußern. Und nun will
die durch den Verſailler Vertrag eingeſetzte
Regierungskom=
miſſion uns daran hindern?"
Kiefer ging auch mit der Regierungskommiſſion ins Gericht.
Er hielt ihr vor, was ſie alles im letzten Jahre ihres Beſtehens
noch tun könne, nachdem ſie es ſo lange verſäumt habe. Er
nannte dabei die Wiederherſtellung der Meinungsfreiheit, die
Sicherung des Schutzes in der Schulfrage, Arbeitsbeſchaffungen
und ſchließlich die umgehende praktiſche Vorbereitung der
Volks=
abſtimmung.
Ein Zeitdokumenk im Saargebiel.
dsk. Saarbrücken, 11. Januar.
Die heutige Ausgabe der „Saarbrücker Zeitung” kann
wirk=
lich als Zeitdokument beſonderer Art gewertet werden: In der
erſten Spalte ſteht ein Zwangsauflagebericht der Saarregierung,
der gemäß deren Anweiſung mit einer einſpaltigen Ueberſchrift
in Höhe von nicht weniger als 16 Zentimeter erſcheinen mußte.
Die Saarregierung ſcheint wirklich keine Propagandamittel
un=
benutzt zu laſſen, um der Bevölkerung klarzumachen, wie unſinnig
auch nur der Gedanke iſt, das gegenwärtig politiſche Syſtem im
Saargebiet aufrecht zu erhalten.
In der gleichen Ausgabe befaßt ſich die „Saarbrücker Zeitung”
mit den „unmöglichen Methoden” der
Saarregie=
rung. Sie kommt zu folgendem Ergebnis:
„Nach 14 Jahren Völkerbundspolitik im Saargebiet kann man
nur feſtſtellen: Es fehlt nicht nur jedes Vertrauen! Es beſteht nicht
nur ſchroffe Gegnerſchaft zwiſchen Regierung und Regierten! Die
menſchlichen Beziehungen ſind vergiftet. Die Atmoſphäre zu
ent=
giftenz kann der Regierungskommiſſion nicht mehr gelingen. Dieſer
Regierungskomiſſion unter ihrem jetzigen Präſidenten nicht!”
Verkagung der Abrüſtungsbeſprechungen
ſo guf wie ſicher.
EP. London, 11. Januar.
Die von engliſcher Seite angeregte Vertagung des
Wieder=
zuſammentritts des Büros der Abrüſtungskonferenz bis
vor=
läufig zum 29. Januar wird in engliſchen Regierungskreiſen
bereits als Tatſache angeſehen. Außenminiſter Sir John Simon
ſtattete heute dem Präſidenten der Abrüſtungskonferenz,
Hender=
ſon, der wegen Krankheit noch immer das Zimmer hüten muß,
einen Beſuch ab. Es verlautet, daß es in dieſer Beſprechung,
der auch der Völkerbundsdirektor Aghnides beiwohnte, zu einer
Einigung über die Vertagung gekommen iſt.
rehmen. Die Witwe van Beek erflehte Rettung. Johanna rief
Mutter, ich eile zur Hilfe der Frau van Beek und ihrer Kinder.
Danach werde ich Eure Ziege retten!“
Mit dieſen Worten eilte ſie hinweg. Vergebens bemühte
ſich die Mutter, ihre Tochter zurückzuhalten, denn beim letzten
Bang hatte ſich die Nachbarin auf die Knie geworfen und
ge=
rufen: „Johanna, willſt du, daß ich mit dieſen drei unglücklichen
Lindern untergehe? Rette uns! Ich bin zu ſchwach, um mich
ſolbſt zu retten!” Johanna wies ihr eine kleine Anhöhe, um die
Aber auch ſchon die Fluten ſpülten. Jetzt wollte ſie ihr
Ver=
ſwrechen einlöſen. Schon war ſie in der Mitte der brodelnden
Flut. Der am Ufer ſtehende Deichgraf Theodor Reymer rief ihr
mu: „Hannecke, liebes Kind, halte an, kehr zurück. Es iſt zu
efährlich. Du wirſt in dein Verderben laufen!” — „Ich muß
vetten!” war deutlich durch die toſenden Waſſer zu vernehmen.
„Fohanna ſetzte ihren Weg mühſam durch das entfeſſelte Element
ſort. Bald erreichte ſie auch den Hügel, wohin die Nachbarin
mit ihren 3 Kindern geflüchtet war. Doch die Waſſermaſſen
hatten die Anhöhe ſchon umkreiſt. Jede Hoffnung auf Rettung
merſchwindet. Die Frau van Beek ſtößt Schreckensrufe aus.
An=
geſichts des nahen Todes verhüllt ſie ihrer Kinder Augen mit
eänem Tuch. Vielſtimmiger Schrei! Johanna hat ſich in die Fluten
geworfen. Eine große Erſchütterung liegt über der Menge. Im
nächſten Augenblick treibt Johanna in einer Woge. Noch im Tode
llickt ſie hinüber zu dem Hügel, auf dem ſie ihre Mutter
ge=
wettet weiß.
Nachtrag.
Später wurde eines der 3 Kinder der Witwe van Beek als
reiche aufgefunden. Es hatte ſich an dem Gehörn der Ziege
trampfhaft feſtgehalten. Wenige Tage ſpäter fand man auch die
—diſche Hülle der Johanna Sebus in der Nähe des Kirchdorfes
vom Dörfchen Rindern. Dort wurde die kote Heldin beigeſetzt.
„en jüngſter Zeit iſt an der Kirche von Rindern einer
Erinne=
rungstafel angebracht.
Zur Aufführung der „Zauberflöke‟.
Oper von W. A. Mozart, Text von Schikaneder.
Mit der „Zauberflöte” hat Mozart die erſte wirklich deutſche
er geſchaffen. Noch heute, nach 150 Jahren unveränderten
Er=
lges, iſt ſie ihr weſentlicher Typus neben Webers Freiſchütz und
dagners Meiſterſinger
Aus dem Singſpiel geboren, mit dem Volkslied vermählt,
be=
itt ſie als Märchen das Gebiet deutſcher Poeſie. Ihre Muſik
endet ſich vom Weſen der italieniſchen Oper ab. In freier
Ver=
idung aller muſikaliſchen Formen — Lied. Arie, Rezitativ;
anz, Marſch, Choral, Fuge: Duett, Terzett, Quintett, Chor —
und in der Charakteriſierung der Orcheſterbehandlung ſtellt das
Genie durch kühne Stilmiſchung ein ſelbſtändig geſchaffenes Neues
hin, gleich als ein vollendetes Meiſterwerk.
Es lohnt ſich, die Entſtehung dieſes merkwürdigen Werkes zu
verfolgen. Die Herkunft vom Singſpiel in der Art ſeiner „
Ent=
führung” iſt in manchen Familienähnlichkeiten noch erkennbar:
Tamino-Belmonte, Pamina—Conſtanze, Monoſtatos—Osmin. In
Papageno und Papagena klingen Harlekin und Colombine wohl
an. Mit der opera buffa haben dieſe Figuren jedoch nichts zu tun:
ſie ſind grunddeutſch: der Hanswurſt, Kaſperle und ſein Liebchen.
Ebenſo deutſch, ja erſt recht, ſind die ernſten Figuren. Etwas
kon=
ventionell hierzu ſteht die Königin der Nacht als Koloraturpartie.
Um ſo origineller ſind die Texzette der drei Damen und drei
Knaben erfunden. Der ſeriöſe Saraſtro=Baß mit den Seinen, als
das Freimaureriſche, bildet den Mittelpunkt des Ganzen.
Der Text hat ſonderbare Wandlungen durchgemacht. Es iſt
wenig bekannt, daß zwiſchen dem erſten und den beiden anderen
Akten ein tiefer Riß klafft. Nach Schikaneders Plan ſollte
ur=
ſprünglich eine Zauberoper — wir würden es jetzt Revue nennen —
für ein Vorſtadttheater entſtehen. Das Schema war ein Held und
ſein luſtiger Kamerad mit je einer Gefährtin aus dem Reich des
böſen Zauberers Saraſtro. Dieſer Stoff wurde alsdann mit
einer guten Fee, nebſt ihrer vom böſen Zauberer geraubten
Tochter und der zu ihrer Erlöſung verliehenen Zauberflöte
berei=
chert. Mozart hatte den erſten Akt bereits fertig komponiert, als
ein im Stoff ähnliches Stück eines Konkurrenztheaters mit dem
ſchönen Titel: „Kaſpar der Fagottiſt, oder die Zauberzither” zu
vollſtändiger Umänderung zwang. Mozart, der bekanntlich die
Textgeſtaltung all ſeiner Werke ſtark beeinflußte, hat hierbei nun
ſelbſt die Freimaurerei, deren Mitglied er war, eingeführt unter
der Marke ägyptiſchen Prieſtertums. Der Plan des Stücks wurde
völlig umgekehrt, ſonderbarerweiſe aber ohne den ſchon fertigen
erſten Akt einzupaſſen. Vom zweiten Akt an iſt der böſe Saraſtro
zum weiſen Prieſter, die eine gute Fee geweſene Königin der Nacht
zum böſen Widerpart Saraſtros gewandelt. Die drei Damen, im
erſten Akt noch liebenswürdige Abgeſandten der guten Fee,
wer=
den zu Intrigantinnen; die ihr auch zugehörigen Knaben treten
allmählig in Saraſtros Dienſte. Daß Papagenos Glockenſpiel,
Taminos Flöte aus dem Zauberkaſten der Königin ſtammen.
ſpäter aber bei den Prüfungen in Saraſtros Reich Verwendung
finden, ſchien ganz vergeſſen. Monoſtatos, gedacht als Diener
eines böſen Zauberers, tritt durch offenen Verrat von Saraſtro
zur Gegenpartei. In dieſer Zwieſpältigkeit des Stückes liegen
Schwierigkeiten der Regie. Der Komiker Schikaneder bedient ſich
einer teils flachen, teils aufgeblaſenen Sprache, entlehnt dem
üb=
lichen Theaterdeutſch und einigen Logen=Ausdrücken. Trotzdem
erſcheint das Kindliche und Kindiſche des Textes vielleicht aus
Gewöhnung, als ein Gegebenes, und Goethe behält Recht, „daß
die Menge der Zuſchauer Freude an der Erſcheinung hat, dem
Ein=
geweihten zugleich der höhere Sinn nich entgehen wird”.
Der höhere Sinn aber iſt klar in den drei Reichen, des Lichtes,
der Finſternis und des realen Menſchentums ausgedrückt. Die
Ethik iſt einfach; „durch Prüfungen geläutert, findet der redlich
Suchende wahres Glück.‟ Der Geſang der zwei Geharniſchten —
muſikaliſch ein auf einer Choralmelodie aufgebauter Contrapunkt
von höchſter Meiſterſchaft, den Moßart bezeichnenderweiſe als erſtes
Stück entwarf — könnte als Motto über dem ganzen Werke ſtehen.
* Mainzer Skadktheaker.
Puccinis „Madame Butterfly”.
Min mag über die Notwendigkeit der Wiederaufführung
die=
ſer Oper doch zweierlei Meinung ſein. Gewiß gehört Puccini zu
denjenigen ausländiſchen Komponiſten, die auch auf der deutſchen
Opernbühne gebührende Beachtung und Pflege fordern. Und
unſere Ablehnung richtet ſich nicht gegen das Geſamtwerk
Pucci=
nis, ſondern ausſchließlich gegen dieſes Werk, das mit ſeiner
un=
wahren, bis hart an die Grenze des Erträglichen getriebenen
par=
fümierten Süßlichkeit und ſeiner auf primitivſte äußerliche Effekte
geſtellten Machart unſerem deutſchen Empfinden eigentlich gar
nichts zu ſagen hat. So will uns die Wahl dieſes Stückes nicht
gerade glücklich erſcheinen. Sie war um ſo weniger begründet, als
uns eine überzeugende Vertreterin der Titelrolle zurzeit fehlt.
Denn Hildegard Weigels Vorzüge liegen doch auf einem ganz
anderen Gebiete, wenn man auch nicht gleich die unübertroffene
Leiſtung von Jovita Fuentes, die hier vor ein paar Jahren darin
gaſtierte, zum Vergleich heranholen darf. Fräulein Weigel lebt
als Künſtlerin in einer anderen Welt als in der kindlich=ſpieleriſchen
der kleinen Japanerin, und man glaubte ihr daher auch die beiden
letzten Akte eher als den erſten. Zudem fehlt der Stimme die
hier=
für unbedingt erforderliche Leichtigkeit; die Partie bewegt ſich
glücklicherweiſe auf lange Strecken in der Tiefen= und Mittellage,
die teilweiſe recht ſchön klangen, in der Höhe aber forciert ſie oft
ſo ſtark, daß die Stimme bedenklich tremoliert und die tonliche
Reinheit gefährdet. Um ſo beſſer konnte die geſangliche Leiſtung
von Hans Decker gefallen, der für ſein ſtrahlendes Organ hier
ausgiebige Betätigungsmöglichkeiten hat. Für die Dienerin der
Butterfly ſetzte Margarete Herbſt ihre prachtvolle Altſtimme ein,
den Heiratsvermittler formte Friedrich Kempf geſanglich und
darſtelleriſch ſehr erfreulich und ohne Uebertreibung. Eine
über=
aus ſympathiſche Figur machte Franz Larkens aus der Rolle
des Konſuls. Dazu kommen eine Reihe ſchöner Einzelleiſtungen
vielfach nur eviſodiſcher Art von Loty Kaundinya, Auguſt
Stier, Guſtav Neidlinger, Hans Berg, Karl Weber,
Ellen Büchler, Auguſte Läller und nicht zuletzt die reizende
Kinderrolle von Agatchen Höffner. Die muſikaliſche Leitung
hatte wieder Heinz Berthold, der es geſchmackvoll verſtand,
durch vielfach aufgeſetzte Lichter die Muſik vor dem völligen
Ab=
gleiten in tränendrüſenreizende Sentimentalität zu bewahren. Die
bewährte Spielleitung von Paul Weißleder war in gleicher
Richtung bemüht und belebte das Spiel durch reichhaltige
Einzel=
gedanken. Die in ihrer Art befriedigende Bühneneinrichtung der
früheren Inſzenierung iſt zweckmäßigerweiſe beibehalten worden.
Dr. B.
Seite 4 — Nr. 11
Deutſche Kulkurbeziehungen
zu Jugoflawien.
Von unſerem Berichterſtatter.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
U. H. Belgrad, im Januar 1934.
Das Erwachen der ſlawiſchen Völker aus jahrhundertelanger
„Geſchichtsloſigkeit” zu eigenem geiſtigen und politiſchen Leben
iſt einer der wichtigſten Faktoren des zwanzigſten Jahrhunderts.
Deutſchland kann allein aus dieſem Grunde nicht an der
ſlawi=
ſchen Frage teilnahmslos vorübergehen. Es ſtimmt nicht, daß
der Panſlawismus etwas „Einheitliches” darſtellt. In Wahrheit
haben wir es in der Welt der Slawen mit einer Fülle von
Strömungen und Beſtrebungen zu tun, die nur teils parallel,
ſonft aber gegeneinander verlaufen, und die man nicht einmal
geſchichtlich aufzeigen kann. Allein der überragende politiſche
Einfluß des Ruſſentums ſeit der Zeit Peters des Großen
er=
zeugt einen Panſlawismus mit einſeitigem ruſſiſchen
Ueber=
gewicht, dem ſich die Weſtſlawen, vor allem die Tſchechen
wider=
ſetzen. Dies zeigte ſich bereits deutlich auf dem Moskauer
Slawenkongreß von 1867. Zwar lebt iſoliert noch der Glaube
an den flawiſchen Föderalismus, insbeſondere in gewiſſen
Tei=
len der öſterreichiſchen Bevölkerung, der in den Wortführern
Polacki und Maſſaryk ſeinen beredten Ausdruck findet. Aber
ſelbſt Maſſaryk ſpricht von der Gefahr des Ruſſismus und lehnt
einen ſo weitgehenden Panſlawismus ab. Die Einigung der
deutſchen Stämme hat auf alle Verfechter des Slawentums einen
überaus ſtarken Eindruck gemacht. So entſtand vielleicht in einem
Hirn wie Polacki die ſlawiſche Gegenſätzlichkeit, das Eintreten
für einen Panſlawismus unter ruſſiſcher Führung. Aber ernſt
zu nehmen ſind dieſe Dinge nicht. Nicht allein die religiöſen
Strömungen (griechiſch=katholiſche, römiſch=katholiſche und
pro=
teſtantiſche Konfeſſion), ſondern auch die Gefahr der Ausnutzung
ſeitens der Reaktion des zariſtiſchen Rußland für innerpolitiſche
ruſſiſche Kämpfe und die geographiſche Zuſammenhangloſigkeit
der ſlawiſchen Länder wirken vorbeugend gegen einen ſo
weit=
gehenden Panſlawismus.
Zwiſchen den mächtigen Wällen der Oſtalpen, dort, wo die
ſteinernen Rieſen des ſchönen ſüdlichen Kärntens an die grünen
Täler und an die Hochketten der Karawanken und des Bachergebirgs
ſtoßen, treffen die Grenzen Deutſch=Oeſterreichs und Südſlawiens
zuſammen. Die Nordprovinzen Südſlawiens, Slowenien und
Slawonien, bilden mit dem ſich einſchiebenden Kroatien eine
wichtige Brücke, die Weſteuropa mit der Balkanhalbinſel
ver=
bindet. Es iſt eine ſehr bezeichnende Tatſache, daß gerade die
Südſkawen dieſe Grenze zu Deutſch=Oeſterreich ganz allgemein
als die Grenze nach Deutſchland bezeichnen. Das Land der
blauen Adria, alpiner Randkurorte und moderner Heilbäder,
einſamer Hochwälder und Denkmäler alter Kultur und Geſchichte,
Jugoſlawien, für Tauſende von Touriſten, die froh im Herzen
und im Gemüt nach herrlich verbrachten Ferien heimkehrten,
„das neuentdeckte Wunderland”, macht auf allen Gebieten des
Kulturlebens rieſenhafte Fortſchritte und ſcheut ſich nicht, im
an=
grenzenden Deutſchtum ein Vorbild ihres Wollens zu ſuchen.
Der entſtehende Nutzen liegt klar auf der Hand. Menſchen im
einzelnen und Völker im ganzen, die bereit ſind, neben die eigene
Kraft die der anderen zu ſtellen, werden nicht nur Förderer
ihrer eigenen Kultur ſein, ſondern auch Förderer der Weltkultur.
Es iſt darum durchaus erfreulich, daß man ſich in Deutſchland
damit befaßt, Südſlawien, die Seele ſeines Volkes, die hohe
Schönheit ſeiner Landſchaften kennen zu lernen.
Das Gefühl einer ſtarken, von Achtung getragenen, oft
impulſiv hervorbrechenden Sympathie für Deutſchland, für
deutſche Art und Arbeit, für das neue Deutſchland, wird jeder
Beobachter empfinden, der die Donauſchranke überſchreitet und
von Belgrad aus bis tief hinunter in den Süden des Balkans
mit dem gaſtfreundlichen Volk in engere Berührung tritt. In
Südſerbien wie in der Schumadia, in Makedonien und den
ſchönen, dalmatiſch=kroatiſchen Landſchaften, überall wird der
Reiſende erfahren, in welch hohem Maße man allem Deutſchen
Anerkennung und Bewunderung entgegenbringt. In den Kreiſen
der Gebildeten und Wohlhabenden trifft man viele, die auf
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
deutſchen Hochſchulen ſtudierten. Hohe Regierungsbeamte, aktive
Militärs, geiſtliche Würdenträger und einflußreiche Politiker
äußerten häufig, ſie dächten nicht im geringſten daran, den
Ein=
fluß des Deutſchtums in Südſlawien auszuſchalten.
Inmitten abwegigen Berglandes kann man auf Mädchen=
und Haushaltungsſchulen treffen, die ganz nach deutſchem Muſter
geleitet werden. Hier wird das deutſche Frauenideal, das wir
in Lette= und Fröbelhäuſern heranbilden, auf dem Boden
Süd=
ſlawiens erzogen. Im Zuſammenhang mit dem Schulweſen iſt
man eifrig beſtrebt, durch weitgehende Aufklärung nach deutſchem
Vorbild die Volksgeſundheit zu heben.
Es verlohnt ſich, auch von den Schönheiten dieſer Landſchaft
zu ſprechen. Belgrad, eine wachſende Großſtadt, iſt der geiſtige
Mittelpunkt der Südſlawen. Alte Kulturdenkmäler überall. Man
ſpürt aufs neue, welche verbindende Rolle von jeher der Balkan
hatte: hier trafen orientaliſche und abendländiſche Kulturen
aufeinander und befruchteten ſich gegenſeitig. Neben
aus=
gegrabenen hiſtoriſchen Siedlungen ſtößt man überall auf alte
Städte und Dörfer ſlawiſchen Lebens, die noch heute die Weiſe
der Jahrhunderte regiſtrieren und ihre Melodie innehalten. Das
ganze Land feſſelt durch die Buntheit ſeines ſo verſchiedenartig
zuſammengeſetzten Volkslebens. Es war und iſt ein
Verbin=
dungsland, durch das die Ströme geſammelter Volkskräfte ſich
Bahn brechen und ihren Eindruck zurückließen. Von den
Nord=
provinzen bis tief hinein in den Süden des Landes reicht ſehr
betont das ernſte charakteriſtiſche ſerbiſche Slawentum und in
den ehemals türkiſchen Provinzen — 500 Jahre waren dieſe
Gebiete von Türken beſetzt — vom montenegriniſchen Litorale
bis hinauf nach Bosnien, iſt die farben= und geſtaltenfreudige,
die gemächliche und eindringliche Lebendigkeit des
mohammeda=
niſchen Lebenskreiſes zu finden.
Auch für den Rundfunk gewinnen die Maſſen der
ſüdſlawi=
ſchen Bevölkerung von Tag zu Tag mehr Intereſſe. Zwar iſt die
Arbeit des Rundfunks hier außerordentlich ſchwierig. Es gibt
Provinzen (wie z. B. Slowenien), die 96 bis 97 v. H.
Leſe=
kundige haben, es gibt aber auch ſolche — und je weiter man
nach Süden kommt und den orientaliſch=osmaniſchen
Kultur=
einfluß ſpürt, um ſo größer wird dieſer Prozentſatz — die 80
bis 90 v. H. Analphabeten zählen. Jugoſlawien hat zurzeit drei
Sendeſtellen, die zum Teil auch in Deutſchland gehört werden.
Von Zeit zu Zeit werden große ſinfoniſche Konzerte aus dem
Ausland übertragen. Begeiſtert empfängt man aus Wien und
Berlin. Internationaler Programmaustauſch mit Deutſchland,
Polen, Ungarn, ſteht an der Spitze des Programms der
jugo=
flawiſchen Sender.
Es iſt wichtig für uns Deutſche, Südſlawien als ein Land
zu ſtudieren, in dem das Deutſche hoch im Anſehen ſteht.
Das neue Deutſchland zeigt denn auch ein erfreuliches Intereſſe
an einer Orientierung nach dem Oſten.
Neues ſowietrufſiſches Angebok
zum Berkauf der chineſiſchen Oſtbahn.
DNB. Tokio, 11. Januar.
Zur Ausſprache zwiſchen Außenminiſter Hirota und dem
ruſ=
ſiſchen Botſchafter Jurenew wird in japaniſchen zuſtändigen
Krei=
ſen erklärt, daß Rußland der Regierung in Toko ein neues
An=
gebot über den Erwerb der chineſiſchen Oſtbahn gemacht habe. Die
Ruſſen hätten den Preis erheblich herabgeſetzt. Da die japaniſche
Regierung die Oſtbahn nicht ſelbſt erwerben wolle, ſondern die
mandſchuriſche Regierung an dem Kauf der Bahn intereſſiert ſei,
habe Hirota den ruſſiſchen Vorſchlag der mandſchuriſchen
Regie=
rung zur Kenntnis gebracht.
Die geſamte japaniſche Preſſe berichtet, daß der Außenminiſter
in einer Note an China erklärt habe, eine Rückkehr des
Mar=
ſchalls Tſchanghſueliang in das politiſche Leben und ſeine
Ueber=
ſiedlung nach Nordchina könne zu neuen politiſchen und
militäri=
ſchen Verwicklungen zwiſchen beiden Ländern führen.
Die japaniſche Telegraphenagentur Schimbun Rengo glaubt
zu wiſſen, daß Tſchanghſueliang den Gedanken einer Ueberſiedlung
nach Peking aufgegeben habe.
Die Deutſche Erziehergemeinſchaft.
Empfang des Führerrings bei Dr. Frick.
Aus dem Reichsminiſterium des Innern wird mitgeteilt:
Am 9. Januar 1934 hat im Reichsminiſterium des Innern
unter Vorſitz des Reichsführers Senator Dr. v. Hoff eine
Beratung des Führerrings der DEG. ſtattgefunden, die ſich mit
der Entwicklung der organiſatoriſchen Lage in den letzten
Wochen und mit der am gleichen Tage veröffentlichten
Ver=
fügung des Reichsleiters des NSLB. beſchäftigte. Im Anſchluß
daran fand ein Empfang beim Herrn Reichsminiſter des Innern
Dr. Frick ſtatt, in deſſen Verlauf dieſer in Uebereinſtimmung mit
dem Führer und Reichskanzler an ſeiner bisherigen
Stellung=
nahme in der Frage der Organiſation der Deutſchen
Erzieher=
gemeinſchaft feſthielt. Darnach iſt die DEG nach wie
vor die vom Reichsminiſter des Innern
aner=
kannte Organiſation der Reichsfachverbände
auf dem Gebiet der Erziehung und des
Unter=
richts.
Wie auf anderen Gebieten Parteiorganiſationen und
Ge=
ſamtorganiſationen nebeneinander, jedoch unter Führung der
Parteiorganiſation ſtehen — z. B. Nationalſozialiſtiſcher
Studentenbund — Deutſche Studentenſchaft: NSBO — Deutſche
Arbeitsfront; NS.=Frauenſchaft — Deutſches Frauenwerk; das
Amt für Beamte bei der RL. — der Reichsverband der
Deut=
ſchen Beamten — ſo ſtehe auf dem Gebiet des Erziehungsweſens
die parteiamtliche Organiſation des NSLB. neben der
Geſamt=
erzieher=Organiſation, der DEG. Der NSLB. umfaſſe als
politiſch=weltanſchauliche Kampftruppe der Partei
ausſchließ=
lich Parteimitglieder, die DEG. dagegen als
gleich=
geſchaltete unter Führung der Parteiorganiſation ſtehende
Ge=
ſamtorganiſation alle deutſchen Erzieher.
Zur Klärung der noch offenen Fragen ſtellt der Herr
Reichsminiſter des Innern für die allernächſte Zeit eine
Be=
ſprechung mit den maßgebenden Parteiſtellen in Ausſicht und
erſuchte die DEG., ihm baldigſt Vorſchläge für eine weitere
Ausgeſtaltung der Organiſation der Deutſchen Erzieher im
Sinne ſeiner oben wiedergegebenen Auffaſſung zu unterbreiten.
Ein deutſches Jugendarchiv.
DNB. Berlin, 11. Januar.
Der Reichsminiſter des Innern Dr. Frick hat in den großen
Umbau eines umfaſſenden deutſchen Jugendwerkes durch die
kürzlich erfolgte Gründung des deutſchen Jugendarchivs einen
neuen Träger eingefügt. Durch Zuſammenlegung des Archivs
deutſcher Berufsvormünder und des Archivs für
Jugendwohl=
fahrt wurde unter verantwortlicher Führung von
Miniſterial=
direktor Dr. Buttmann eine Arbeitsſtätte geſchaffen, die dazu
beſtimmt iſt, der ſtaatlichen Jugendpolitik, der wiſſenſchaftlichen
Jugendkunde und der praktiſchen Jugendführung und =Hilfe in
gleicher Weiſe zu dienen. Auf dem Gebiete der Jugendarbeit
er=
fahrene Männer und Frauen werden in Kürze in den Beirat
berufen werden. Die Geſchäftsſtelle, zu deren Leitung Dr.
Hein=
rich Webler beſtellt wurde, iſt in Berlin W. 35,
Potsdamer=
ſtraße 120, untergebracht.
Skundung von Gehalksvorſchüſſen an Beamke.
Wie das Vd2=Büro meldet, hat der Reichsfinanzminiſter ein
Vorſchußmoratorium für die Reichsbeamten bewilligt. Der
Miniſter hat ſich damit einverſtanden erklärt, daß die im Januar
1934 fälligen Tilgungsraten der auf Grund der Richtlinien für
die Gewährung von Vorſchüſſen in beſonderen Fällen gewährten
unverzinslichen Gehaltsvorſchüſſe unter entſprechender
Verlänge=
rung der Tilgungsfriſt geſtundet werden, ſofern nicht die
Vor=
ſchußnehmer auf die Stundung verzichten. Für Januar 1934
be=
reits einbehaltene Tilgungsraten können gegebenenfalls
zurück=
gezahlt werden.
Eeeehs
Golt dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
inniafigeliebte Gattin, unſere herzensgute
Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwägerin
Frau Katharina Lehn
geb. Burggraf
im Alter von 43 Jahren in die Ewigkeit
abzurufen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Bernhard Lehn jun.
Die Beerdigung findet Samstag, den
13. Jan. 1934 auf dem alten Friedhof ſtatt.
Das Seelenamt findet Samstag, den
13. Jan. 1934, 8.15 Uhr in St. Ludwig ſtatt.
Am 7. Januar erlöſte ein ſanfter Tod unſere
liebe, gute Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter und Urgroßmutter
Frau Katharina Höhner
von ihrem langjährigen, mit Geduld
ge=
tragenem Leiden.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Emilie Berndt.
Darmſtadt, am 11. Januar 1934.
Die Beiſetzung fand auf Wunſch der
Ent=
ſchlafenen in aller Stille ſtatt.
Asthma
Arztlich. Sprechtag für
Asthmakranke in Frankfurt
Gatleutstraße 98, 1 Treppe
je 1. Samstag v. 8½/,-11/, Uhr.
Br. Fechter. (IV 217 Mackenſenſtraße
Bill Kerzen
1 Stück nur 7.3
3 Stück nur 20 5
Neu: Jedes Stück
mit Patentfuß, ſteht
ohne Leuchter. (a
Statt beſonderer Anzeige.
Am Mittwoch abend wurde unſer lieber Vater,
Schwieger=
vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Georg Wilhelm Böller
Landgeſſütsoberaufſeher i. R.
von ſeinem ſchweren Leiden erlöſt.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeih Ohl, geb. Zöller
Karl Ohl
Wilfried Ohl.
Buchſchlag, Schlitz (Oberh.), den 11. Januar 1934.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 13. Januar, vorm. 11 Uhr,
auf dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſkatt. (550
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei dem
Heimgang unſerer lieben
Entſchlafenen
Frau Eliſe Rahn
geb. Hirſchmann
ſagen wir allen auf dieſem
Wege unſeren herzlichſten
Dank. Ganz beſonders danken
wir Herrn Pfarrer Marx für
die troſtreichen Worte und
den Schweſtern
derJohannes=
gemeinde für ihre liebe,
auf=
opfernde Krankenpflege.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Borger
Familie Lotz.
Darmſtadt, Worms, 12. 1. 34.
Pallaswieſenſtr. 37. (561
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Weiblich.
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Original=
zeugniſſe einſenden.
Freitag, 12. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 12. Januar 1934.
Es muß weiter geholfen werden.
Aufruf an die Bevölkerung der Stadt Darmſtadi.
Für die Landbevölkerung werden noch getragene
Kleidungs=
ſtücke, Wäſche und Bettzeug dringend benötigt.
Es wird deshalb an ſämtliche hieſige Einwohner die
herzliche Bitte
gerichtet, ihre Beſtände an Kleidungs= und
Wäſche=
ſtücken, ſowie an Schuhen und Bettzeug nochmals zu
überprüfen und ſämtliche abgängige Sachen zu ſpenden.
Das Land hat der Stadt durch Hergabe von Kartoffeln
und Getreide geholfen, es hat deshalb auch Anſpruch auf
die Hilfe der Stadt. Gebe deshalb ein jeder, der geben kann.
um die Verbundenheit der Stadt mit dem Land zu beweiſen.
Es wird gebeten, die Spenden verpackt bereitzulegen, und der
Geſchäftsſtelle des Winterhilfswerks,
Wilhel=
minenſtraße 34. Erdgeſchoß. Nachricht zu geben. (
Fern=
ſprecher 4100, 4101.)
Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1933/34
für den Kreis Darmſtadt.
Fördert das Opfer des Zwilingspfennigs!
Handelskammerpräſident Dr. Lüer veröffentlicht folgenden
Aufruf:
In meiner Eigenſchaft als Präſident des Rhein=Mainiſchen
Induſtrie= und Handelstags, Sitz Frankfurt a. M., fordere ich
hier=
mit alle Einzelhandelsfirmen des Rhein=Maingebietes auf, ſich in
den Dienſt der vom Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1933/34
geſchaffenen Einrichtung des Zwillingspfennigs zu ſtellen. An der
Kaſſe jedes Ladengeſchäfts ſtehen die Opferbüchſen des
Winterhilfs=
werks und ſind bereit, die Spenden von Käufer und Verkäufer
auf=
zunehmen. Ein Erfolg der Zwillingspfennig=Sammlung iſt nur
dann zu erwarten, wenn der Einzelhändler ſich ſelbſt und in
glei=
cher Weiſe ſein Perſonal für die Spende einſetzt. Wie mir
be=
richtet wird, ſind einzelne Firmen in der Lage geweſen, volle
Büchſen nach wenigen Tagen ſchon abzuliefern. Die Käufer haben
ſich im allgemeinen nicht auf 1 Prozent des Kaufpreiſes beſchränkt
ſondern den Spendenbetrag durch 5= und 10=Pfennigſtücke nach
oben abgerundet. In einer großen Zahl von Geſchäften ſind aber
die Büchſen noch ungefüllt. Den Inhabern dieſer Geſchäfte muß
geſagt werden, daß jeder der ſich für die Zwillingspfennig=
Samm=
lung zur Verfügung ſtellt, auch die Pflicht hat, ſich perſönlich
da=
für einzuſetzen! Für jeden Kaufmann iſt es eine Ehre, für den
Zwillingspfennig ſammeln zu dürfen.
Es bedarf hoffentlich nur dieſes Hinweiſes, um die ſäumigen
Geſchäftsinhaber und ihre Angeſtellten zu höchſten Leiſtungen
an=
zuſpornen. Die Bitte um den Zwillingspfennig wird keinen
Kun=
den aus dem Laden treiben, ſondern vielmehr ein Band der
Ge=
meinſchaft um Käufer und Verkäufer ſchlingen. Ich hoffe, daß
namentlich in der vor der Tür ſtehenden Zeit der Inventur=
Ver=
käufe von allen Geſchäften wohlgefüllte Spendenbüchſen dem
Win=
terhilfswerk abgeliefert werden. gez. Dr. Lüer.”
Winkerhilfe durch Arbeitsbeſchaffung.
Mit dem Aufruf zur Arbeitsbeſchaffung wendet ſich die
Reichs=
regierung an alle. Wem es überhaupt möglich iſt, irgendeine
Ar=
beit zu vergeben, muß dies jetzt tun, denn wer jetzt hilft, hilft
doppelt. Auch die Ausführung kann während der Wintermonate
gründlicher ſein, als bei einſetzender Saiſon.
Beſonders die Beſitzer von Kraftfahrzeugen aller Art werden
hiermit gebeten ihre Fahrzeuge, die teilweiſe abgemeldet ſind und
teilweiſe des Winters wegen weniger benutzt werden, jetzt
gründ=
lich unterſuchen und aufarbeiten zu laſſen. Der Roſt iſt ein
ſchlim=
mer Nachbar und frißt mehr weg als viele wiſſen.
Verkehrs=
unfälle ſind faſt immer die Folgen von betriebsunſicheren
Fahr=
zeugen. Darum jetzt den Wagen oder das Motorrad in die
Fach=
werkſtätte. Geldmangel braucht die Vergebung der Arbeiten nicht
aufzuhalten, der Rechnungsbetrag kann auf Monate finanziert
werden.
Zum 80. Geburtstag des Generalſtaaksanwalis i. R.
Dr. Preekorius.
Der Herr Staatsminiſter hat dem hochverdienten Beamten
ein perſönliches Handſchreiben übermittelt, in dem er die
herz=
ichſten Glückwünſche der Heſſiſchen Staatsregierung zum
Aus=
druck bringt und der ausgezeichneten Dienſte gedenkt, die der
Beamte in ſeiner 45jährigen dienſtlichen Laufbahn, namentlich
uletzt in ſeiner zwei Jahrzehnte währenden Tätigkeit als
Gene=
ralſtaatsanwalt dem Lande geleiſtet hat. Auch zahlreiche
Rich=
er und Staatsanwälte haben anläßlich des 1. Heſſiſchen
Juri=
tentages ihrem früheren, allſeits beliebten Generalſtaatsanwalt
n einem gemeinſamen Schreiben ihre herzlichſten Glückwünſche
dargebracht.
Kraftfahrer!
Wir erinnern nochmals an die am Samstag. 13. Jan.,
im Motorhaus Starkenburg in Darmſtadt (früher Vereinigte
Geſellſchaft, Rheinſtraße 36), um 8 Uhr abends, ſtattfindende
Kundgebung des D. D. A. C.,
in der der Gauführer, Major Döhmer, über die Richtlinien
des D. D. A. C. ſprechen wird.
Erſcheinen aller Kraftfahrer iſt Pflicht!
Erledigt iſt je eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
lehrer an den Volksſchulen in Utphe, Kreis Gießen, und
Zermutshain, Kreis Lauterbach.
— Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Niebergalls. Datterich”
der, dank ſeiner köſtlichen Charakterzeichnung, trotz aller
Dialekt=
hwierigkeiten, in dieſer Spielzeit ſogar an großen
norddeut=
chen Bühnen durchſchlagenden Erfolg erzielen konnte, gelangt
durch die Spielgemeinſchaft morgen — Samstag — im Kleinen
Haus, zur Aufführung. Die Rolle des Drehergeſellen Schmitt
ſpielt für den ausgeſchiedenen Hans Harres erſtmalig Ernſt
Stöſel.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus
MechA. Jſaaa Anf. 19 ½4, Ende nach 22½ Uhr D11
Preiſe 0.70—5.50
Die Zauberflöte. Sumstag
13. Januar An: 19½ Ende geg. 22.45 Uhr. D. Bühne V 4
Preite 0.70—5.50
Grüfin Mariza. Sonnt.,g
14. Januar Anf 19½, Ende nach 22 Uhr Außer Miete),
Preiſe 050—3 0
Rigoletto. Kleines Haus Freitag
12. Januar Anf 20. Ende 22 45 D. Bühne K 9, Zuſatzm. 12
Preie 0 70—3.80
Die große Ehauce. Samstag
13. Januar Anf. 2., Ende 22 Uhr Außer Mietel.
Preiſe u.50, 1.00, 1.50
Datterich. Sonntag Anf. 15. Ende gegen 17½ Uhr. Außer Miete)
Preite 040—2.00
Prinzeſſin Allerliebſt.
14. Januar
Anf. 19½, Ende 22 Uhr
Töchter Ihrer Exzellenz.
—2,50
Nr. 11 — Seite 5
Die Pflicht zur Hilfe.
Habt Ehrfurchk vor dem Menſchen!—Skellt Euch in den Dienſt des Volkes!— Das allein iſt deutſcher Sozialismus!
Nehmt Euch ein Beiſpiel am Führer!
Adolf Hitler bezeichnet die Achtung vor der Perſon
als einen Grundſtein des nationalſozialiſtiſchen Staates. Er
ſchreibt in ſeinem Buch „Mein Kampf”: „Die Bewegung hat die
Achtung vor der Perſon mit allen Mitteln zu fördern; hat nie
zu vergeſſen, daß jede Idee und jede Leiſtung das Ergebnis der
ſchöpferiſchen Kraft eines Menſchen iſt, und daß Bewunderung
vor der Größe nicht nur einen Dankeszoll an dieſe darſtellt,
ſon=
dern auch ein einigendes Band um die Dankenden ſchlingt.
Der Kampf gegen Hunger und Kälte, den das
Winterhilfs=
werk im Herbſt des vergangenen Jahres eröffnet hat, hat mit
Fürſorge und Wohltätigkeit im alten Sinne nicht das geringſte
zu tun. Es iſt zwar in das Belieben der Spender geſtellt, ob
ſie ſich durch Gaben an dem Winterhilfswerk für die Bedürftigen
beteiligen, aber
es iſt zugleich ſozialiſtiſche Pflichk, den Rokleidenden
um des Bolkes willen beizuſtehen.
Im nationalſozialiſtiſchen Staat haben die ohne ihr
Verſchul=
den in Not geratenen Volksgenoſſen ein heiliges Recht auf die
Unterſtützung der Nation. Sie nehmen dieſe Hilfe nicht als
un=
tätige Almoſenempfänger entgegen, ſondern das Winterhilfswerk
Februar=Plaketke des Winkerhilfswerks.
Die eigenartige Spitzen=Plakette,
die im Monat Februar zugunſten des Winterhilfswerks verkauft
wird. Die Herſtellung der hübſchen Roſette erfolgt in
verſchie=
denen Teilen des Reiches.
iſt beſtrebt, auch die Notleidenden und Erwerbsloſen zu tätiger
Mitarbeit heranzuziehen. Darum iſt ſchon das Wort „Hilfe‟
nicht recht am Platze, denn in dieſem Sinne iſt ja jede
menſch=
liche Zuſammenarbeit gegenſeitige Hilfe.
Die tätige Mitarbeit der Bedürftigen iſt erforderlich, um
ihnen das Gefühl zu nehmen, daß ſie Bettler oder
Almoſen=
empfänger ſind. Milde Gaben kränken.
Nichl Geſchenke gibt derjenige, der opferk.
er bezahlt eine Schuld.
Es darf niemanden in Deutſchland geben, der das Gefühl hat,
gering geſchätzt zu werden, weil er ärmer iſt als der andere.
Der Führer ſelbſt hat in ſeiner Jugend Jahre der Not
durch=
gemacht. Auch heute kann ſich unter den Kindern der Aermſten,
die jetzt auf unſere
befinden, der dereinſt
ützung angewieſen ſind, ein Mann
r des Deutſchen Volkes ſein wird.
Menſchen ſind der größte Reichkum eines Landes.
Menſchlicher Wert beſteht unabhängig von Geld und Gut. Die
Zuſammenarbeit der Menſchen unſeres Volkes auf
wirtſchaftli=
chem, auf geiſtigem und auf allen anderen Gebieten hat nur das
eine Ziel, das Volk groß zu machen, indem jeder Einzelne auf
den richtigen Platz geſtellt wird, und ſeinerſeits zu der Größe
des Ganzen in tätiger Arbeit beiträgt.
Das vergangene Syſtem hat dieſe Aufgabe vernachläſſigt. Es
hat der nationalſozialiſtiſchen Regierung ein Volk hinterlaſſen,
deſſen Menſchen auf einem Tiefpunkt des moraliſchen und
kultu=
rellen Zuſtandes ſich befinden. Es hat nicht verhindert, daß
Millionen von Menſchen ohne Erwerb, ohne Arbeit und ohne
wirkliche Hilfe gelaſſen, zu Almoſenempfängern herabgewürdigt
wurden.
Es war die erſte Sorge des Volkskanzlers, den Kampf
gegen die Peſt der Arbeitsloſigkeit zu eröffnen.
Millionen von deutſchen Volksgenoſſen wurden durch ihn wieder
einer fruchtbaren Tätigkeit zugeführt. Der Winter, der die
Außenarbeiten behindert, hat das Tempo der Arbeitsbeſchaffung
vorübergehend gebremſt. Inzwiſchen iſt es unſere ſozialiſtiſche
Aufgabe, auf andere Weiſe dafür zu ſorgen, daß unſere
erwerbs=
loſen Brüder unterſtützt, daß ſie ſelbſt, ihre Frauen und Kinder,
vor Hunger, Kälte und anderen Leibesnöten beſchützt werden.
Gleichzeitig muß in ihnen, die vielfach mutlos und ſchlaff
ge=
worden ſind, wieder der zuverſichtliche Glaube an das
Leben, an ihr Volk und an ihre Berufung, für dieſes Volk
wirken zu dürfen, geweckt werden. Wir dürfen uns nicht
damit zufrieden geben daß dieſen Bedürftigen von einer
Be=
hörde ein paar Mark Unterſtützung gezahlt werden, ſondern wir
müſſen zu ihnen gehen, nach ihren Nöten fragen, und uns um
ſie kümmern. Der Nationalſozialismus hat dieſe Aufgabe, die
ſeit Jahrhunderten als Chriſtenpflicht verkündet wird, mit allen
Kräften in die Tat umgeſetzt.
Unſer Sozialismus der Tal
iſt gleichzeiltig prakkiſches Chriſtenkum.
Der Kampfgeiſt, der den Nationalſozialismus zum Siege
geführt hat, läßt nach dieſem Siege nicht nach. Er ergreift das
ganze Volk und entfeſſelt unerhörte Kräfte. Dieſe Kräfte, die
noch wachſen werden, je mehr die nationalſozialiſtiſche
Welt=
anſchauung das ganze Volk durchglüht, gilt es, zum Heile des
Volkes einzuſetzen. Der nationalſozialiſtiſche Kampfgeiſt iſt ein
Geiſt des Opfers. Nationalſozialiſt ſein, heißt Opfer
brin=
gen. Nicht ſinnloſe Opfer, ſondern Opfer, die das Volk fördern
und damit auch dem Einzelnen wieder Nutzen bringen. Wenn
heute ſo mancher ſagt, er habe genug geopfert, er ſei nicht
mehr imſtande, weitere Opfer zu bringen, ſo müſſen wir ihm
ſagen, daß das nicht wahr iſt. Man kann immer noch ein Glas
Bier weniger trinken, immer noch ein paar Zigaretten weniger
qualmen.
Wir ſind auf die
kätige Mitarbeit jedes Einzelnen
angewieſen. Er ſelber muß ſich überlegen, wie er es möglich
machen kann, noch mehr für die Volksgemeinſchaft zu tun. Es iſt
empörend, wenn gut bezahlte Angeſtellte immer wieder über die
kleinen Opfer jammern, die ſie in Geſtalt eines monatlichen
Ab=
zugs in Höhe von wenigen Mark oder gelegentlich des
Eintopf=
ſonntags bringen. Zu ihrer Entſchuldigung kann man höchſtens
annehmen, daß ihre Aeußerungen auf Leichtſinn und
Oberfläch=
lichkeit beruhen, denn wir wollen dieſe vielen noch nicht für
hartherzig und ſchlecht halten. Vom Nationalſozialismus aber
ſind ſolche Menſchen aber noch himmelweit entfernt.
Diejenigen die Nationalſozialiſten zu ſein glauben, müſſen
ſich ſtets ein Beiſpiel nehmen an den Opfern derer, die um der
Idee willen Leben und Geſundheit freudig hingegeben haben!
So viel wie ſie hat noch keiner von uns gegeben. Sie müſſen ſich
ein Beiſpiel nehmen an unſerem Führer, der ſein ganzes
Leben in den Dienſt des Volkes geſtellt hat. So viel wie er,
hat noch keiner von uns getan. Der Dank an den Führer, der
ſo oft in überſchwenglichen Reden, in ſchlechten Gedichten und
in törichten Ehrungen” aller Art zum Ausdruck kommt kann
allein dadurch erſtattet werden, daß jeder, der ſich zu Adolf
Hit=
ler bekennt, ſein ganzes künftiges Leben, ſein Einkommen und
ſeine Kräfte innerhalb und außerhalb des Berufes in den Dienſt
des Volkes ſtellt. Das allein iſt Deutſcher Sozialismus.
Deutſcher Reichskriegerbund „Kyffhäuſer”.
Landesverband Heſſen=Darmſtadt. — Kriegerkameradſchaft Haſſia,
Anläßlich ſeiner im Juni 1934 in Darmſtadt ſtattfindenden
60jährigen Verbandsfeier, verbunden mit dem
1. Heſſiſchen Soldatentag, hielt der Preſſeausſchuß der
Feſtleitung, unter Führung des Prof. Wentzel eine Sitzung ab,
an welcher von ſeiten der Führerſchaft der Kriegerkameradſchaft
Haſſia Generalleutnant v. Oidtmann, Exzellenz und
Landes=
finanzamtsdirektor Lindenſtruth, ſowie Vertreter der
Stadt=
verwaltung und der Tagespreſſe teilgenommen haben. Es wurde
beſchloſſen, die Feier nicht nur im Rahmen der Mitglieder der
Kriegerkameradſchaft Haſſia und Angehörigen aller Regiments=
und militäriſchen Vereine ſowie aller heſſiſchen Soldaten zu
be=
gehen, ſondern unter Beteiligung der Bevölkerung des geſamten
Heſſenlandes. Es ſteht zu erwarten, daß eine außerordentlich große
Teilnahme erfolgt. Die grundlegenden Richtlinien für die Feier
wurden feſtgelegt, ſo daß nunmehr die praktiſche Durchführung
der Vorarbeiten in vollem Gange iſt.
Inventdr-Verkauf-
Plakate
sind in unserer Ge chäftsstelle zu haben
DER VERLAG
— Filmabend des Bundes deutſcher Bibelkreiſe. Am
Sonn=
tag, dem 14. Januar, läuft im Feſtſaal der Eliſabethenſchule.
Eingang Riedeſelſtr., eine Film, der uns das Leben und Treiben
auf der Jubiläumstagung Pfingſten 1933 im Teutoburger Wald
zeigt, an der über 5000 Jungens teilnahmen. Der zweite Teil
ſchildert eine Großfahrt Deutſcher BK.ler nach Siebenbürgen.
um eine Gefallenen=Gedenkglocke einer verarmten
auslandsdeut=
ſchen Gemeinde zu überbringen.
100 000= und ein 50 000=RM.=Gewinn gezogen. In der Preuß. Klaſſenlotterie fiel am Donnerstag ein Gewinn von
1 000 RM. auf die Losnummer 233 910 und ein Gewinn, von
000 RM. auf die Nummer 158 055. Die erſte Abteilung des
s 233 910 wird in Viertelloſen in Berlin geſpielt, die zweite
teilung in Achtelloſen in Mecklenburg=Schwerin. Die Gewinner
50 000=RM.=Gewinnes wohnen zur einen Hälfte in Berlin,
anderen Hälfte in Braunſchweig. Sie ſpielten das Los in
Durchführung des Schriftleitergeſehes.
Wie der Bezirksverband Heſſen im Rhein=Main=Verband der
deutſchen Preſſe mitteilt, hat ein Großteil der Aufnahmeſuchenden
in den Reichsverband und in das Schriftleiterregiſter die
Unter=
lagen nur teilweiſe ausgefüllt oder unvollſtändig zurückgegeben.
Alle drei überſandten Fragebogen ſind verantwortlich
ausge=
füllt an den Schriftführer K. Böhmann. Darmſtadt,
Rhein=
ſtraße 23, ſchnellſtens einzuſenden. Bei der Häufung der Arbeiten
werden zunächſt die ordnungsgemäß eingegangenen Anmeldungen
bearbeitet; durch Leichtſinn der Bewerber notwendig werdende
Reklamationen können erſt ſpäter erledigt werden. Die Folgen
haben die Einſender ſelbſt zu tragen.
Frauenverein von Roken Kreuz für Deutſche über See
Wenn deutſche Männer und Frauen die engere Heimat
ver=
laſſen müſſen, um ſich in weiter Ferne ein eigenes Heim, ein
neues Deutſchland zu gründen, dann ſollten Liebe und Treue ihrer
hieſigen Volksgenoſſen ſie begleiten, ihnen helfen. Einſam liegen
die Farmen, es kommen Krankheiten, keine Hilfe iſt in
erreich=
barer Nähe, die Mutter ſteht ratlos am Bettchen ihres Kindes,
der Mann verzweifelt am Krankenlager der Frau! Es kamen
hilfeſuchende Briefe von drüben! Da ſetzte die Tätigkeit des
Frauenvereins vom Roten Kreuz für Deutſche über See ein,
tüch=
tige Rote=Kreuz=Schweſtern wurden hinausgeſchickt, gründlich
ausgebildet in der Behandlung der Tropenkrankheiten. Sie reiſten
von Farm zu Farm, brachten Licht und Sonne, wenn ſie mit Rat
und Tat eingreifen konnten. Die Wohnungen der Schweſtern
wurden zu kleinen Krankenhäuschen ausgebaut, die immer
auf=
geſucht werden, und mancher Deutſcher holte ſich dort Geneſung.
Im letzten Jahr konnten allein nach Oſtafrika vier Schweſtern
ausgſandt werden, von denen der Landesverband Heſſen die
Schweſter in Mbozi ganz betreut. Sie ſchreibt beglückte Briefe
und erzählt von vielen dankbaren Deutſchen. In Südweſtafrika
beſtehen die ſchönen Krankenhäuſer in Windhuk und
Swakop=
wund, Wöchnerinnenheim, Erholungsheim und Kindergarten ſie
ille müſſen erhalten bleiben, denn viele deutſche Mütter und
Kin=
der holen ſich hier neue Kräfte zu froher Arbeit, fühlen ſich dort
beſchützt vom deutſchen Vaterland.
Und hier muß die Heimat helfen, denn drüben gibt es
keine Krankenkaſſen und Verſicherungen, die jahrelange
Trocken=
heit brachte die meiſten Farmer in bittere Not, ſie können nichts
bezahlen. Da heißt es, für Freibetten ſorgen! Am Waterberg ſoll
ein kleines Krankenhaus eingerichtet werden, der Landesverband
Heſſen möchte dieſe Aufgabe übernehmen und hofft, daß ſich viele
Freunde finden, die gerne helfen. In unſerem nationalen
Vater=
lande, wo alle für einander eintreten, werden wir auch die
Deut=
ſchen über See nicht vergeſſen! Dieſen Volksgenoſſen in unſeren
früheren Kolonien weiterhin helfen zu können, iſt auch der Zweck
der Verauſtaltungen des Frauenvereins vom Roten Kreuz für
Deutſche über See.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte,
Kriegshinterblie=
bene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am Montag, dem
15. d. M., vormittags von 8—12 Uhr durch die Stadtkaſſe.
Gleichzeitig werden die Fettkarten für die Monate Januar und
Februar ausgegeben.
Seite 6 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Januar 1934
Süttns.
Senſalion im „Waheverkel”
Sie haben den Nordwind aus erſter Hand, die da am
Nord=
rand unſerer Stadt, ſie haben das Gas zwar nicht billiger, aber
näher als wir Binnenländer, aber nun haben ſie geſtern auch —
Alſo: geſtern ſind zwei ſtarke, ſchöne, große Rothirſche aus
dem Park ausgebrochen und ſind gegen den Nordrand
der Stadt vorgeſtoßen. Uebermut? Wohl kaum. Der Winter gibt
ihnen nicht allzuviel Kraft und Ueppigkeit zu ſolchen Streichen.
Vielleicht iſt der Ruf auch zu ihnen gedrungen, daß keiner hungern
und frieren ſoll, und da haben ſie an ſo etwas wie Winterhilfe
in eigener Regie gedacht. Jedenfalls ſind ſie aber nicht immer
hübſch auf dem Weg geblieben. Der Hunger hatte ihnen ſo viel
letzte Entſchloſſenheit gegeben, daß ſie draußen in der Nähe der
Frankfurter Straße die Zäune der Kleingärten durchbrachen und
in die Girten eindrangen.
Aber: des Lebens ungemiſchte Freude wird keinem Irdiſchen
zuteil. Auch den ſchönen wilden Hirſchen nicht. Wieſo auch?
Solch ſeltene Gäſte bleiben nicht lange unentdeckt Irgendwo
ſind ja immer Menſchen unterwegs, und am erſtaunlichſten bleibt
dabei, wie viele Menſchen plötzlich da ſind, wo etwas los iſt. Es
wimmelte. Das Nordend leerte ſeine junge und alte Jugend aus.
Wer weiß auch, wie viele noch nie einen lebendigen Hirſch geſehen
hatten? Und ietzt ſogar zwei, ſozuſagen in freieſter Freiheit, durch
Hecken und Zäune, über Aecker und Wieſen. Horrido! Schönes
Nordviertel, Bangertsviertel, Watzeviertel, du Urheimat aller
Müllergymnaſiaſten und Ziegelhutt=Indianer, wer, der als Bub
in dir daheim war, könnte deine weiten Flächen zwiſchen
Darm=
ſtadt und Arheilgen vergeſſen, die Büſche, die Weiher, den Lätſch,
die Bahndämme!) Verzeihung, der junge Mann ſchwärmt, und
inzwiſchen geſchieht nichts mit den Hirſchen. Ja doch, es iſt ſchon
etwas geſchehen. Als man ſie trieb und jagte, ein wenig wild
und nicht ganz reglementmäßig, flüchteten ſie zum SA.=Sportplatz
am Müllersteich. Dort ſind ſie nun eingeſchloſſen und in ſicherem
Gewahrſam bis morgen, nein, d. h. bis heute, da wir ja nun
ſchon heute haben, und jetzt ſind ſie wohl ſchon wieder in ihr
eigenes weites Revier eingeliefert, wo es — bedauerlicherweiſe —
zwar nicht ſo viel Futter gibt wie bei den Kleingärtnern, dafür
aber — erfreulicherweiſe — viel, viel weniger Menſchen.
Volk ohne Kinder —Volk ohne Zukunft.
Zur Ausſkellung „Geſunde Frau — Geſundes Volk”.
13. Januar bis 2. Februar Kunſthalle am Rheintor.
Der Wahrheit dieſes Wortes wird ſich bewußt, wer
ſehen=
den Auges durch die Ausſtellung „Geſunde Frau — Geſundes
Volk” geht, von der wir eine vielſagende Darſtellung „Der Storch
ſtreikt” veröffentlichen. Beiſpiele aus allen Zeiten und von
allen Völkern bezeugen die Richtigkeit des über dieſen Ausfüh.
rungen ſtehenden Wortes. Griechenland und Rom, einſt
Vor=
poſten wiſſenſchaftlichen und techniſchen Fortſchrittes, mußten
trotz des Hochſtandes ihrer Kultur untergehen; ſie unterlagen
und ſtarben, weil ihnen eines fehlte — die Jugend; die
Völ=
ker ſtarben aus oder vielmehr, wie der Bevölkerungspolitiker
Dr. Burgdörfer es nennt: „Sie wurden ausgeboren”,
Und immer wieder iſt die Weltgeſchichte letzten Endes
bio=
logiſch entſchieden worden. Und die ſie entſcheiden, ſind die
Mütter! Und Deutſchland? Der
Geburtenrück=
gang iſt ſeit Jahren zunehmend, die Schickſalsfrage
Deutſchlands geworden. Den 2 Millionen Geburten von 1900
ſtand 1930 1 Million Geburten gegenüber. Ernſthafte ſtatiſtiſche
Berechnungen laſſen für die nächſten Jahrzehnte ſchwärzeſte Be=
4.900.000
1800.000
11.600.000
H.700.000
bo00ooo
GEBURTENAUSFALL
IM WELTKRIEG
fürchtungen für ein „Volk der Alten” ein „Volk ohne Jugend‟
hegen, wenn nicht durchgreifende Veränderungen eintreten.
Sicherlich wird eine Beſſerung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe
einen Wiederanſtieg der Geburtenkurve mit ſich bringen.
Wich=
tiger aber als jedes äußere Moment iſt der Wille zum Kinde,
iſt die wieder lebendig werdende Ueberzeugung, daß die Kinder
die wahre Erfüllung der Ehe ſind.
Die Ausſtellung „Geſunde Frau — Geſundes Volk” in der
Kunſthalle am Rheintor wird am Samstag, dem 13. d. M., um
11 Uhr. feierlichſt durch Herrn Reichsſtatthalter Sprenger,
Herrn Oberbürgermeiſter Dr. Müller, ſowie durch die Spitzen
der Verbände und Organiſationen eröffnet. Anſchließend wird
der Herr Vorſitzende des hieſigen Aerztevereins durch eine
be=
ſondere Führung die Ziele und Zwecke der Ausſtellung dabei
näher demonſtrieren. Die Freigabe der Ausſtellung für den
all=
gemeinen Beſuch iſt auf 12 Uhr feſtgeſetzt.
An demſelben Nachmittag um 18 Uhr, wird Herr Dr. med.
Ende, Vorſitzender des Heſſiſchen Aerztebundes, einen Vortrag
über das Thema: „Geſunde Frau — Geſundes Volk” mit
an=
ſchließender Führung durch die Ausſtellung halten. Dieſer
Vor=
trag als Auftakt für die weiteren Sonderdarbietungen, welche
die Ausſtellung noch bietet, iſt ſehr wiſſenswert und lehrreich für
jedermann.
Polizeibericht.
Selbſtmord. Am Donnerstag machte ein 37jähriger Arbeiter
aus Darmſtadt im Walde in der Nähe des Heilig Kreuzes”,
durch Erhängen ſeinem Leben ein Ende. Ein langjähriges
Ner=
venleiden dürfte ihn zu dieſem Verzweiflungsſchritt getrieben
haben.
Von einem ſtürzenden Baum erſchlagen. Am Donnerstag
vormittag wurde der 46jährige Maurer Simon Seidel 4. aus
Meſſel beim Holzfällen im Meſſeler Walde von einem
ſtürzen=
den Baum erſchlagen und auf der Stelle getötet.
Diebſtähle. In der Maßſtabfabrik in der Eſchollbrücker Straße
wurde einer Arbeiterin während der Arbeitszeit eine goldene
Damenarmbanduhr geſtohlen. Wer kann über den Täter
An=
gaben machen? — In einer Wohnung des Hauſes
Eliſabethen=
ſtraße 1 wurde in der Zeit vom 24. Dezember bis 11. Januar
eine goldene Herrenuhr geſtohlen. Wer kann über den Verbleib
der Uhr Angaben machen?
Srenzlandskampf und auslandsdeutſche Schickſale.
Auslandsdeutſche in Nol.
Für das nakionale Ehrenopfer.
Die Frauenortsgruppe Darmſtadt des Volksbundes für das
Deutſchtum im Ausland hatte für geſtern abend zu einer
ein=
drucksvollen, ernſten Kundgebung für das nationale Ehrenopfer
des deutſchen Volkes eingeladen. Der Einladung waren
zahl=
reiche Vertreterinnen der NS.=Frauenſchaft des
Hausfrauenbun=
des, Luiſenbundes, Frauen=Vereins. Deutſch=Ev. Frauenbundes,
Kath. Deutſchen Frauenbundes, der Freundinnen junger
Mäd=
chen, des Roten Kreuzes über See, Verbandes der weiblichen
Angeſtellten, der Frauengruppe des VDA. und des NSLB.
ge=
folgt. Der Saal war mit den Fahnen des neuen Deutſchland
und den blauen Wimpeln des VDA., ſowie mit friſchem Grün
geſchmückt. Der Muſikzug der Standarte 115 unter Leitung des
Muſikzugführers Schlupp umrahmte den Vortragsabend mit
ausgezeichneten Darbietungen klaſſiſcher Muſik und Märſchen.
Die Hauptreferentin des Abends, Fräulein Heſſenauer, ſprach
im Auftrag des Reichsführers des VDA., Herrn Dr. Steinacher,
überaus lebendig über das Schickſal und die Not der
Auslands=
deutſchen. Tag für Tag weiß ſie durch Vorträge ihre
Zuhörerin=
nen und Zuhörer von der Notwendigkeit des treuen Eintretens
jedes Deutſchen für ſeine deutſchen Brüder im Ausland zu
über=
zeugen. Sie ſprach z. B. geſtern in Worms, ferner im
Kranken=
haus der Schweſtern, im Alicehoſpital, und wird morgen in
Mainz ſprechen.
Landesjugendführer Dr. Erckmann begrüßte im Auftrag
des Landesführers Heſſen des VDA., Staatsrat Block, die
Ver=
tretung der Geſamtfrauenſchaft der Stadt. Die Arbeit des
Bun=
des ſei mit Beginn des neuen Deutſchland in ein neues,
ent=
ſcheidendes Stadium getreten. Für die Menſchen des Dritten
Reiches gibt es nur das Band des Blutes, das verbindet zu einer
Einheit auf Leben und Tod. Aus dem Kernerlebnis des
Natio=
nalſozialismus bekennen wir uns zu den hundert Millionen
Deutſcher, die in der ganzen Welt leben. Was jenſeits der
Grenzen deutſch iſt, gehört zu uns. Draußen iſt ein ungeheurer
Kampf gegen unſere Stammesbrüder entbrannt. Auf manch
einſamem Bauernhof mußte ohne Waffe der deutſche Menſch ſich
behaupten. In dieſem heroiſchen Kampf leuchtet vor allem die
deutſche Frau in ihrem ſtillen Heldentum hervor. Dem
Gemein=
ſchaftsbewußtſein mit den Deutſchen im Ausland den Weg zu
ebnen, gilt die Arbeit unſerer Frauengruppe. Wir müſſen
drau=
ßen helfen, wo wir nur können. Das große Werk des deutſchen
Volkes kennt keine Staatsgrenzen. Der VDA. iſt nicht mehr
Verein, er iſt Volksbund, er will ſeinen deutſchen Brüdern helfen,
wo ſie auch leben. Heil Hitler!
Anſchließend ergriff die Referentin des Abends,
Fräulein Ilſe Heſſenauer=Kaſſel,
das Wort zu ihrem Vortrag über „Grenzlandkampf und
auslandsdeutſche Schickſale”, Sie definierte zunächſt
den Begriff des Auslandsdeutſchtums und fragte, wie es möglich
ſei, daß ein Bund beſteht, der für das Deutſchtum im Ausland
eintritt, der Geld ſammelt, um da draußen deutſche Schulen,
Krankenhäuſer, Kirchen uſw. zu erhalten oder neu zu erſtellen?
Ferne Sehnſucht und Wandertrieb lag dem Deutſchen von
je her. Durch Kriege wurden die Früchte der Arbeit in
frühe=
ren Jahrhunderten in Deutſchland oft wieder zunichte gemacht. So
fanden fremde Werber willige Ohren in Deutſchland. Gute
deutſche Bauern aus allen Gauen Deutſchlands zogen in dieſen
Jahrhunderten aus der Heimat, unter ihnen z. B. auch die
Sie=
benburger Sachſen, die zwiſchen Ungarn und Rumänien hin= und
hergeworfen wurden. Sie ſind heute noch die Deutſcheſten der
Deutſchen inmitten der fremden Völker. Sie wurden in Sumpf=
und Peſtgebieten im Banat angeſiedelt, ſie machten ſich aber die
fremde, unwirtliche Erde zu eigen, die deutſche blühende
Hei=
mat für ſie wurde. — Im Oſten ſaßen die Deutſchen ſchon
früh=
zeitig und ſiedelten deutſches Land. Deutſche zogen weiter über
das Meer nach den übrigen Weltteilen. Weitverzweigt iſt auch
das Deutſchtum in Sowjetrußland, das von jeher das ſchwerſte
Los hatte.
Referentin ging dann auf die unſäglichen Nöte gerade der
Deutſchen in Rußand und auf deren Selbſtbehauptungskampf
näher ein. Der Kaiſerin Katharina Werber fanden ſeinerzeit
viele Deutſche, deren Sehnſucht ſie in die Welt hinaus trieb, und
die nach verlockenden Verſprechungen bewogen wurden, nach
Ruß=
land auszuwandern. Zirka 8000 Familien, mit 27 000 Perſonen,
wanderten aus. Ein zähes, arbeitſames Bauernvolk ſchuf damals
die Wolgakolonie. Nach Jahrhunderten, im Jahre 1872, wurde
die Not ſo groß, daß viele Wolgadeutſche nach Amerika
abwan=
derten zumal in Rußland viele verſprochene Privilegien für die
Deutſchen einfach aufgehoben wurden. So wurde z. B. die
Ruſſi=
fizierung der deutſchen Schulen und die Eingliederung der
Deut=
ſchen in den ruſſiſchen Heeresdienſt angeordnet.
Alles verblaßte gegen die Leiden, die die Wolgadeutſchen im
Weltkrieg auszuſtehen heilen. Aller ruſſiſche Haß entlud ſich auf
ſie. Nach der Revolution 1917 in Rußland ging es immer mehr
abwärts mit den Wolgadeutſchen. 70 000 Menſchen verhungerten,
80 000 wanderten in Rußland umher. Der eiſerne Wille der
Wolgadeutſchen überſtand auch die ſchwere Zeit, und 1923 wurde
die Autonome Republik der Wolgadeutſchen gegründet. Aber die
Bolſchewiſierung der deutſchen Wolgabauern wurde ſyſtematiſch
und immer ſtärker betrieben. Das Leben der echten
Wolgadeut=
ſchen wurde unerträglich. 1929 begann eine troſtloſe
Völkerwan=
derung mit dem Ziele „zurück nach Deutſchland”. Hier war auch
keine Bleibe für die gehetzten Deutſchen aus Rußland, es ging
weiter nach Amerika. In lebendigen Bildern ſchilderte
Referen=
tin die grauſigen Schickſale zahlreicher in Rußland
zurückgeblie=
bener Deutſchen. —
Ein ähnlich wechſelvolles, ſchweres Schickſal hatten die
Schwarze=Meer= und Ukraine=Deutſchen. Seit 55 Jahren ſetzt ſich
der V. D. A. für die Gleichberechtigung der Auslandsdeutſchen mit
den Reichsdeutſchen ein, denn die Auslandsdeutſchen lieben ihr.
Deutſchland, bekannten ſich zu ihm, und auch für ſie gilt der
Grundſatz: Deutſcher kann nicht gemacht werden, er muß es von
Herzen aus ſein. Erſchütternd wußte Rednerin von dem Elend
und der Hungersnot der Deutſchen in Sowjetrußland zu berichten.
„Brüder in Not”, ſo gellt es uns entgegen! Grauenvolle
Schick=
ſale breiten ſich aus, Europa, die Welt, der Völkerbund ſchweigen.
Namenloſes, unbeſchreibliches Elend herrſcht in den Hungergebieten
Rußlands. Die Welt ſchweigt. Jeder ſollte ſich an der Hilfe für
dieſe Aermſten der Armen beteiligen. — Dank ſchulden wir allen
grenzlanddeutſchen Menſchen und den Auslandsdeutſchen für ihren
Glauben an Deutſchland.
Es iſt unmöglich, alle Unterdrückungen aufzuzählen, denen
Auslandsdeutſche heute ausgeſetzt ſind. Es ſei aber doch auf die
Unterdrückungen und Schäkanen hingewieſen, die die Deutſchen in
der Tſchechoſlowakei, im Hultſchiner Ländchen zu erleiden haben,
Ueberall wird verſucht, den Deutſchen ihr Deutſchtum zu entreißen.
Den Sudetendeutſchen werden die Schulen geſchloſſen, die
Minder=
heitenrechte werden nicht beachtet, willkürliche Schikanen erſchweren
unſeren Brüdern im Ausland ihr Deutſchtum, Kinder deutſcher
Eltern werden tyranniſiert. Auch in Siebenbürgen haben die
Deutſchen unendlich Bitteres zu erleiden. Die Oſtmärker, die
Deutſchen in Polen haben kaum Schulen, kaum Lehrer, die
See=
len und Herzen der Kinder werden vergiftet. In Memel und
Litauen ſind die Verhältniſſe für die Deutſchen ebenfalls
unhalt=
bar. Unhaltbar iſt überall die Lage der Auslandsdeutſchen.
Mehr denn je iſt es nötig, die Deutſchen im Ausland
zu ſtützen.
Mehr denn je ſtehen die Grenz= und Auslandsdeutſchen im Kampf.
Der V. D. A. ſieht es als Fügung des Himmels an, daß an der
Spitze Deutſchlands ein volksdeutſcher Mann ſteht. Adolf Hitler
iſt ein Sinnbild der Verbundenheit jener Deutſchen, die durch die
Grenzen getrennt ſind.
Der V. D. A. hat eine beſondere Stellung im Staate er trägt
aber auch eine beſondere Verantwortung. Volkstum darf nie auf
Volkstum verzichten. Das Elend draußen kann geſtillt werden,
denn wo ein Wille iſt, iſt auch ein Weg. Wir haben nahezu
40 Millionen Auslandsdeutſche. Es muß endlich ſoweit kommen.
daß der V. D. A. nicht mehr zu betteln braucht, für das
na=
tionale Ehrenopfer für die Auslandsdeutſchen.
Auch wirtſchaftlich haben wir unſere Auslandsdeutſchen nötig. Der
Führer ſelbſt tritt ein für das nationale Ehrenopfer. Jeder
ein=
zelne müſſe überzeugt ſein, daß Hilfe unbedingt not tut. Mögen
ſich alle Frauengruppen an dem nationalen Ehrenopfer beteiligen,
die Spende für Einzelperſonen kann noch ſo gering ſein. Mögen
alle helfen, daß der V. D. A. den ihm vorgeſchriebenen Weg gehen.
kann, denn der V. D. A. verkörpert das Gewiſſen des deutſchen
Volkes. Alle müſſen ſich eng verbunden fühlen mit den deutſchen
Volksgenoſſen jenſeits der Grenzen. Rednerin ſchloß mit den
Worten Grimms: „Ich aber, mein Freund, ich weiß, daß meine
Kinder und mein Geſchlecht und das deutſche Volk ein und
das=
ſelbe ſind und ein Schickſal tragen müſſen.” „Volk=Heil — Heil
Hitler.” Begeiſtert wurde das Deutſchland= und Horſt=Weſſel=
Lied geſungen, mit dem die Kundgebung ausklang.
Sriſierkunft im Film.
Von ſeiten der Friſeur= und Perückenmacher=
Zwangsinnung Darmſtadt wurde am Donnerstag abend
im „Konkordiaſaal” im Rahmen eines Innungs=Sonderabends ein
kürzlich herausgekommener Großfilm gezeigt, der unter der
Be=
zeichnung: „Schönheit des Haares durch
Handwerks=
kunſt und Wiſſenſchaft” läuft. Der, um es vorweg zu
nehmen, ausgezeichnet aufgenommene und zuſammengeſtellte Film.
hat ſich die Aufgabe geſtellt, nicht nur techniſche Einzelheiten zu
bringen, ſondern auch grundlegende Begriffe zu zeigen, die dem
Fachmann und dem Laien in gleicher Weiſe intereſſieren. An der
Herſtellung des Films ſind beteiligt: die Kulturfilmabteilung der
„Ufa”, das kinematographiſche Inſtitut der Cbarité in
Berlin und das Schwarzkopf=Inſtitut für Haar=Hygiene.
Der Film läßt das Publikum einen feſſelnden Blick hinter die
Kuliſſen des Friſeur=Handwerks tun, und beweiſt, daß das
Hand=
werk ſich der Ergebniſſe der wiſſenſchaftlichen Forſchung bedient
und bedienen muß. Nach einleitenden Worten des Herrn
Innungs=
führers Kiefer und Hauptfachlehrer Brunnenberg=
Mainz, der in den Film einführte, lief der Film ab, der ſich in
drei Teile gliedert. Im erſten Teil ſah man Einzelheiten über
das Haar, ſeine Pflege, auch bei anderen Völkern, und ſeine
richtige Behandlung mit neuen Präparaten. Der zweite Teil
führt in anſchaulicher Weiſe u. a. das Ondulieren, die älteſte
Methode und die moderne Technik vor. Im dritten Teil erhält
man einen anſchaulichen Unterricht über die Dauerwellen, die
verſchiedenen Wickelmethoden, das Färben und Bleichen. Zum
Schluß wurden ſchöne moderne Friſuren in doppelter
Ver=
wendung als Tages= und Abendfriſur gezeigt.
Mikro= und Großaufnahmen. Zeitlupen= und Zeitraffer=
Bildſchnitte, kulturelle und techniſche Bilder vereinigten ſich zu
einer feſſelnden Bildfolge, der eine ſtattliche Zuhörerſchaft mit
ſichtlichem Intereſſe folgte.
Pp
Vereins- und lokale Beranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Verein der Pioniere und Verkehrstruppen,
Darmſtadt und Umgegend. Die nächſte
Monatsverſamm=
lung findet am Sonntag, den 21. Januar, nachmittags 4 Uhr, in
der Woogsturnhalle ſtatt. Es werden wichtige Fragen beſprochen
und Beſtimmungen, die für jeden einzelnen von einſchneidender
Bedeutung ſind, zur Kenntnis gebracht. Vollzähliges und
pünkt=
liches Erſcheinen wird erwartet. Ab 6 Uhr ſind Damen
willkom=
men, für etwas Unterhaltung iſt Sorge getragen.
Sektion Darmſtadt des Deutſchen und
Oeſter=
reichiſchen Alpenvereins. Auf den Vortrag von Frau
Dr. Nau über „Im Reiche der Viertauſender, Saas=Grat. Nadel=
Grat”, der heute abends 8.30 Uhr, im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=
Gymnaſiums ſtattfindet, wird an dieſer Stelle nochmals
aufmerk=
ſam gemacht. Die Mitglieder der Sektion Starkenburg ſind
höf=
lichſt eingeladen; eingeführte Gäſte ſind willkommen.
Mozartſaal, Schulſtraße 8. 20 Uhr, Freireligiöſe
Ge=
meinde Mitglied des A. d. G.: Vortrag „Die Bibel im Spiegel
neuzeitlicher Forſchung”,
Aus der NSDAP.
Verfügung.
Frauenſchaft.
Die Frauenſchaft des Gaues wurde bisher noch nach der alten
Einteilung in den beiden ehemaligen Gauen getrennt geführt.
Dieſer Zuſtand kann angeſichts der Einheitlichkeit des Gaues nicht
fortbeſtehen. Ich ordne daher an:
1. Die ſeitherigen Leiterinnen der Frauenſchaft, Frau Kirch für
Heſſen=Naſſau=Süd, Frau Brüchmann für Heſſen=Darmſtadt,
werden mit ſofortiger Wirkung von der Führung der
Frauen=
ſchaft beurlaubt.
2.Der Gaugeſchäftsführer Maus wird beauftragt, die Führung
zu übernehmen und die einheitliche Durchgeſtaltung für den
ge=
ſamten Gau vorzunehmen.
Die bisherigen Leiterinnen der Frauenſchaft arbeiten an
die=
gez.: Sprenger.
ſer Umorganiſation weiter mit.
Schulungskurſe finden ſtatt:
Samstag, 13. Januar: Darmſtadt, OG. Steinberg.
Montag, 15. Januar: Erzhauſen.
Dienstag, 16. Januar: Gräfenhauſen.
Betr.: Kommunalpolitiſche Tagung des Gaues Heſſen=Naſſau.
An der am Sonntag, den 14. Januar 1934 vormittags 10 Uhr.
im Hippodrom zu Frankfurt a. M. ſtattfindenden
kommunal=
politiſchen Tagung haben die Bürgermeiſter und
Beige=
ordneten des Kreiſes Darmſtadt, ſoweit ſie Parteigenoſſen ſind.
und außerdem die Fraktionsführer teilzunehmen!
Ortsgruppe VII, Gutenberg.
Freitag, den 12. Januar abends 8.15 Uhr:
Amtswal=
terſitzung im „Martinsglöckchen‟ Die NS.=Briefe ſind an
dieſem Abend abzurechnen. Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen
der Amtswalter iſt Pflicht.
Achtung! Funkwarte!
Am Freitag, den 12. Januar 1934, abends 20 Uhr. findet
in der Kreisrundfunkberatungsſtelle für alle Funkwarte des
Stadt= und Landkreiſes Darmſtadt eine dringende Beſprechung
ſtatt. Funkwarte, welche ohne berechtigte Begründung der
Be=
ſprechung fernbleiben, werden der Kreisleitung gemeldet. Die
Schulungskurſe in dem Realgymnaſium fallen bis auf weiteres
aus.
Ortsgruppe Darmſtadt Steinberg.
Am Sams tag, den 13. Januar, abends 8.30 Uhr, findet im
Saal „Zur Krone” Schuſtergaſſe ein Schulungskurſus ſtatt
ver=
bunden mit einer Mitgliederverſammlung. Es ſpricht der Kreis=.
ſchulungsleiter Pg. Borchert.
Kriegsbeſchädigte, Kriegerhinterbliebene, Kriegereltern.
Die Ortsgruppe der NS.=Kriegsopferverſorgung Damſtadt
fordert Euch auf, ſoweit Ihr noch nicht Mitglied ſeid, alsbald
Euren Eintritt in die NSKOV. erklären zu wollen. Keiner
unſerer Kameraden und Kameradenfrauen darf heute mehr
außer=
halb der großen Volksgemeinſchaft ſtehen. Dieſes ſind wir alle
unſerm großen Führer und Volkskanzler Adolf Hitler ſchuldig.
Wäre Adolf Hitler heute nicht an der Macht, wir bekämen alle
keine Rente mehr. Deshalb wollen wir Kriegsopfer Gott dafür
danken, daß er uns in letzter Stunde davor bewahrt hat.
Kriegs=
opfer, die einem Krieger= oder Regimentsverein angehören, können
in ihren Vereinen bleiben, müſſen aber, wenn ihre Rechte
ge=
wahrt werden ſollen reſtlos der NSKOV. beitreten. Denn in
Vertretungen uſw. iſt nur noch obengenannte Organiſation
zu=
ſtändig. Anmeldungen werden im Büro der Ortsgruppe,
Hinden=
burgſtraße 39, entgegengenommen.
Freitag, 12. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 11 — Seite 7
Aus Heſſen.
Aus dem Gemeinderat Michemadt.
Cd. Michelſtadt, 11. Jan. Vor Eintritt in die Tagesordnung
der geſtrigen öffentlichen Sitzung des Rates der Stadt Michelſtadt
gab Bürgermeiſter Dr. Leber einen kurzen Rückblick über das
vergangene Jahr. Er erwähnte u. a., daß im abgelaufenen Jahre
zwar keine nach außen ſichtbaren Erfolge ſeitens der
Gemeinde=
verwaltung und des Rates aufgezählt werden könnten, dafür ſei
aber doch eine gewiſſe finanzielle Entſpannung eingetreten. Auch
ſei die Arbeitsloſigkeit eingedämmt worden. Für die Bekämpfung
der Avbeitsloſigkeit im ganzen Reiche ſei ſehr bemerkenswert, daß
von ſeiten des Internationalen Arbeitsamtes dieſer Tage
be=
kannt gegeben wurde, daß Deutſchland bezüglich der Erfolge bei
der Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit an erſter Stelle ſtehe. Mit
friſchem Mut gehe es deshalb in das neue Kampfjahr hinein, hier
mit friſcher Kraft inſofern, als nun 5 neue Ratsmitglieder ihre
Mitarbeit beginnen. Weiter erwähnte der Bürgermeiſter, daß
demnächſt auch ein Bauprogramm dem Rat zur Beſchlußfaſſung
vorgelegt werden würde. Es handele ſich hier nicht um
Prunk=
bauten, mit denen man nachher protzen wolle, wie dies hier früher
gemacht worden ſei, ſondern um dringend nötige Wohnungen
für Volksgenoſſen, die heute noch in Wohnungen, die man nur
Spelunken bezeichnen könnte, hauſen würden. Bürgermeiſter Dr.
Leber begrüßte dann die neuen Mitarbeiter und verpflichtete ſie
durch Handſchlag an Eidesſtatt. Die neuen Ratsmitglieder ſind:
Uhrmachermeiſter Monſchein: Gg. Weber, Kohlenhandlung; Wilh.
Ihrig, Kaufmann; Bäckermeiſter und Ortsgruppenführer der NS.=
Hago, Meyer, und Sturmbann=Adjutant Fiſcher. Anſchließend
wurden die verſchiedenen Ausſchüſſe und Kommiſſionen
zuſammen=
geſtellt. Dann ſtand auf der Tagesordnung: Beſchlußfaſſung über
die Steuerbefreiung für neu errichtete Wohngebäude. Es drehte
ſich hier um die Steuerbefreiung von größeren Wohnungen, die
nicht unter den Begriff Kleinwohnung fallen und auf die die
Be=
freiungsvorſchriften für dieſe nicht Anwendung fänden. Die
größeren Wohnungen ſollen nach dem Vorſchlag der
Aufſichts=
behörde, dem ſich auch die Stadtverwaltung anſchließt, auch
Steuer=
befreiung genießen, auch wenn ſie nicht bis 31. Dezember 1933 im
Rohbau fertig waren. Jedoch müſſen dieſelben bis 31. Mai 1934
bezugsfertig werden. Der Vorſchlag wurde vom Rat einſtimmig
angenommen. — Beim nächſten Punkt: Beſchlußfaſſung über eine
Ermäßigung der Gewerbeſteuer aus Billigkeitsgründen im Falle
rückgängigen Ertrags erklärte der Bürgermeiſter, daß eine ſolche
Ermäßigung bisher von der Gemeinde immer abgelehnt worden
ſei, doch mache er für die Verwaltung den Vorſchlag, mit dem
Rech=
nungsjahr 1933 beginnend im Falle des Rückgangs des
Gewerbe=
kapitals bzw. des Gewerbeertrags um mindeſtens 20 Prozent die
Ermäßigung eintreten zu laſſen. Der Rat ſtimmt einſtimmig dem
zu, und der Bürgermeiſter erhält die entſprechende Ermächtigung.
Die Beſchlußfaſſung über die der Landeskommunalbank. Giro=
Bentrale, nach Eintritt der Gemeinde in den Umſchuldungsverband
zzu gewährenden Sicherheiten wurde vertagt, nachdem der
Bürger=
rmeiſter über die durch den Beitritt der Gemeinde zum
Umſchul=
dungsverband neugeſchaffene Lage die näheren Erläuterungen
ge=
geben hatte. — Zur Frage: Feſtſetzung der Gebühren der
Feuer=
viſitatoren gab der Bürgermeiſter den Vorſchlag des Kreisamtes,
wonach der Feuerviſitator an ſeinem Wohnorte 3 bzw. 4 RM. und
haußerhalb ſeines Wohnortes 4 bzw. 6 RM. erhalten ſoll, bekannt.
Hier wurde von der Feſtſetzung der Gebühren abgeſehen, und dem
Kreisamt ſollen die ſeitens des Rates beſtehenden Bedenken
mit=
ggeteilt werden — Weiter war die Gemeinde Steinbach an die
Ge=
rmeinde Michelſtadt um Gewährung eines Nachlaſſes auf die
rück=
ſſtändigen Schulbeiträge, die einen Betrag von 2202,25 RM.
aus=
rachen und bis auf das Jahr 1928 zurückreichen, herangetreten.
Dieſer Antrag wurde abgelehnt, da die Gemeinde Michelſtadt ſich
än gleicher finanzieller Lage befinde. — Zum Schluſſe der
Tages=
vordnung gab der Bürgermeiſter bekannt, daß auch die öffentlichen
BBetriebe ſich in Zukunft einer regelmäßigen Wirtſchaftsprüfung
runterziehen müſſen. Von ſeiten der heſſiſchen Regierung war hier=
Für als geeignete Stelle die Oberrechnungskammer vorgeſchlagen
worden, und der Rat erklärt ſich auch damit einverſtanden. — Mit
Ddreifachem Sieg=Heil auf den Führer und Volkskanzler wurde die
öffentliche Sitzung beſchloſſen.
Feldbereinigung Erzhaufen.
In der Zeit vom 17. bis einſchließlich 24. Januar 1934 liegen
aauf der Bürgermeiſterei Erzhauſen
die Bonitierungshandriſſe der Grundſtücke,
das Verzeichnis über die Abſchätzung der Spargelanlagen, die
in die Reichsäutobahn fallen,
ſowie Abſchrift der Beſchlüſſe über die Feſtſetzung der
Boden=
klaſſen und Stellung des Geländes für die Autobahn
gur Einſicht der Beteiligten offen.
Einwendungen hiergegen ſind bei Meidung des Ausſchluſſes
während der Offenlegungszeit ſchriftlich und mit Gründen verſehen
bei der Bürgermeiſterei Erzhauſen einzureichen.
Helbſt iſt der Mann.
* Eberſtadt=Villenkolonie, 11. Januar.
Vorbildliche Geiſtesgegenwart bewies dieſer Tage der Villen=
Seſitzer Major a. D. Stiebler, Standartenführer der SA.=
Meſerve Darmſtadt. Der Chriſtbaum, deſſen Kerzen zum letzten
Male im neuen Jahr leuchteten, geriet in Brand und mit
Blitzes=
ſchnelle breitete ſich das Feuer über den ganzen, ziemlich dürren
Baum aus, ergriff die Wandverkleidung und den Vorhang. Als
alter Militär verlor jedoch Major Stiebler keine Sekunde lang
ven Kopf, ſondern griff ſofort ſelbſt zu. Zuerſt ſchloß er das
Fenſter, um den Luftzug zu unterbinden, dann riß er mit feſter
Hand den brennenden Vorhang herunter und den Chriſtbaum zu
Boden, warf einen Teppich darüber und erſtickte ſo das Feuer,
phne die Brandwunden zu beachten, die er ſich im Geſicht und an
den Händen zuzog. Die Feuerwehr brauchte nicht in Anſpruch
genommen zu werden.
Griesheim, 11. Jan. Von dem Winterhilfswerk.
Um Dienstag wurde mit einer ſchlichten Feier, an der die Führer
ver Gemeinde und Führerinnen der Frauenvereine teilnahmen,
die hieſige Volksküche eröffnet. Der Amtswalter der hieſigen NS.=
Volkswohlfahrt, Pg. Mangold, dankte allen denen, die in
mühe=
voller Vorarbeit die Einrichtung der Volksküche ermöglicht haben,
purch die im Sinne des Führers der Kampf gegen Hunger und
Rälte ſiegreich zu Ende geführt werden ſoll. Beſonderer Dank
ge=
gührt Herrn Georg Sehring, der in ſeinem Hauſe Pfungſtädter
Straße 5 die Küche zur Verfügung geſtellt hat. Pg. Scherer hat
die Leitung der Küche, ihm ſtehen drei freiwillige Hilfskräfte zur
Seite. Wie ſehr die Küche einem Bedürfnis entſpricht, geht daraus
wervor, daß ſchon am erſten Tage 204 Portionen ausgeteilt
wur=
ben. Es wird eine kräftige Suppe ausgegeben. Als erſte
Mahl=
eeit gab es eine vorzügliche Reisſuppe. Jedesmal iſt eine
entſpre=
chende Portion Fleiſch mitverwendet. Die Bedürftigen haben
nur einen geringen Betrag zu bezahlen, und zwar eine Perſon
10 Pfg., zwei Perſonen 20 Pfg. und drei und mehr Perſonen
5 Pfg., ſo daß kinderreiche Familien beſonders gut bedacht
wer=
en. Auch die Bewohner des Schießplatzes werden verſorgt.
Vor=
ausſichtlich wird ihnen der Weg dadurch erleichtert, daß das Eſſen
r ſie gemeinſam geholt und ausgegeben wird. An alle Gemüſebau
reibenden Volksgenoſſen ergeht die herzliche Bitte, durch Spenden
von Gemüſe, Zwiebeln, Lauch und dergleichen das edle Werk der
Volksküche zu fördern.
G. Ober=Ramſtadt, 11. Jan. Beim Rodeln verunglückt.
Seim Rokeln erlitt ein hieſiger Junge einen Beinbruch. Er wurde
durch hilfsbereite Perſonen in die elterliche Wohnung verbracht.
Dd. Klein=Bieberau, 11. Jan. Lehrerwechſel. Mit
Be=
ginn der Schule im neuen Jahre wurde der ſeitherige Inhaber
nſerer Schulſtelle. Lehrer Löblein, nach Raibach verſetzt. An ſeine
Stelle trat Herr Lehrer Lohnes aus Ober=Nauſes.
Dd. Asbach, 11. Jan. Gemeinderatsſitzung. Der
Boranſchlag der Gemeinde für Rechnungsjahr 1934 wurde
ange=
rommen und liegt 8 Tage zur Einſicht offen, wobei noch Einwände
gemacht werden können. — Beerdigung. Vorgeſtern wurde
unter großer Beteiligung der Bevölkerung der im 70. Lebensjahr
ſtehende Georg Ruths, weit und breit bekannt als „Metzger=
On=
iel” zu Grabe getragen. Er hatte am 30. Dezember 1933 auf dem
Wege zu einer Hochzeit in Brandau einen Schlaganfall erlitten
und ſtarb am letzten Montag, ohne das Bewußtſein wieder erlangt
zu haben. Die zahlreiche Beteiligung bewies, welcher Beliebtheit
der Verſtorbene ſich in unſerer Gegend erfreute.
Was die Reichsbahn im Bezirk Mainz
zum neuen Jahre bringt.
Die Reichsbahn iſt entſchloſſen, auch im neuen Jahre ihre
Einrichtungen zu verbeſſern und den Perſonen= und Güterverkehr
nach Kräften zu beleben. Namentlich dem Perſonenverkehr, der
in den letzten Jahren einen erſchreckenden Tiefſtand erreicht hat,
gilt ihre Sorge. Schneller, bequemer und billiger ſoll das Reiſen
mit der Eiſenbahn werden.
1. Zugbeſchleunigungen im Sommerfahrplan 1934
Seit Monaten wird daran gearbeitet, den Oberbau auf den
wichtigen Strecken zu verſtärken, Vorſignaleabſtände zu
vergrö=
ßern und alle ſonſtigen Vorbedingungen zu ſchaffen, um die
Höchſtgeſchwindigkeit der Schnellzüge von 100 Km. pro Stunde
bis auf 120 Km. zu ſteigern. Sie wird ſich mit der Einführung
des neuen Fahrplans bei Schnellzügen auf folgenden Strecken
er=
höhen:
Frankfurt (Main) — Bingerbrück
Heidelberg
— Mannheim bisher 100, künftig 110 Km.
— Mz.=Kaſtel=
Mainz
— Worms
Ferner:
Bingerbrück — Koblenz, bisher 90, künftig 100 Km.
Mainz=Kaſtel — Aßmannshauſen, bisher 80, künftig 85 Km.
Aßmannshauſen — Niederlahnſtein, bish. 80, künftig 95 Km.
Es iſt außerdem eine Erhöhung der Geſchwindigkeit auf den
Nebenbahnen in Ausſicht genommen, ſo daß die Anſchlüſſe
ver=
beſſert, und damit auch die Reiſezeiten weiter verkürzt werden
können.
Zur Erreichung der ſogenannten kürzeſten Fahrzeit kann in
Ausnahmefällen die Geſchwindigkeit von 110 Km. bis auf 120
Km. geſteigert werden.
Die Beſchleunigung der Schnellzüge wirkt ſich wie folgt aus:
D2 fährt künftig von Frankfurt (Main) bis Baſel in 5 Std.
26 Min., gegen jetzt 6 Std. 46 Min.
D 191 (jetzt FD 191) legt die Strecke Baſel — Frankfurt (Main)
in 4 Std. 48 Min. gegen jetzt 5 Std. 50 Min. zurück.
D 108 von Holland hat künftig eine Reiſezeit Amſterdam—
Mün=
chen von 15 Std. 10 Min. gegen jetzt 17 Std. 07 Min. und
Amſterdam — Baſel 13 Std. 30 Min. gegen jetzt 15 Std.
48 Min., alſo über 2 Stunden weniger.
D 270 von Dortmund wird bis Baſel um 40 Min. und bis
Mün=
chen um 49 Min. beſchleunigt.
D 308 Dortmund — Baſel erhält eine um 2 Std. 37 Min.
kür=
zere Fahrzeit.
D 214 Frankfurt (Main) — Paris. Frankfurt ab 7.01 trifft mit
einer Reiſezeit von 9 Std. 32 Min. gegen jetzt 10 Std. 59
Min., alſo 1½ Stunden früher in Paris ein.
D 29 Paris ab 7.15 WESZ. hat zukünftig eine Reiſezeit von
9 Std. 28 Min. gegen jetzt 11 Stunden 16 Min., alſo faſt
2 Stunden weniger.
2. Kraftwagenverkehr.
Die Reichsbahn iſt Anfang 1933 dazu übergegangen, den
Laſtkraftwagen organiſch in ihren Verkehrsapparat einzugliedern,
um damit den volkswirtſchaftlich ſchädlichen Kampf zwiſchen
Schiene und Laſtkraftwagen abzuſchwächen.
Im Güterverkehr wurden im Lauf des Jahres 1933 in
ſtei=
gendem Umfange Laſtkraftwagen zur Bedienung des
Stückgutver=
kehrs in Betrieb genommen. Zurzeit laufen 1 Laſtkraftwagenzug
im Verkehr Mainz—Kaſtel-Biebrich Rhbf. und 4 Laſtkraftwagen
Mainz—Finthen, Milchbeförderung in Mainz,
Expreßgutbeſtät=
terei in Darmſtadt und Eltville—Schlangenbad. Von
Unterneh=
mern ſind zur Beförderung von Gütern auf den Strecken Mainz
—Frankfurt (Main), Mainz—Worms. Worms — Langmeil,
Worms-Ludwigshafen (Rhein) Worms—Mannheim und
Darm=
ſtadt—Frankfurt (Main) 6 Laſtkraftwagen gemietet. Demnächſt
werden noch 36 bahneigene Laſtkraftwagen in Dienſt
ge=
ſtellt. Durch den Einſatz der Laſtkraftwagen wird nicht nur der
Binnenverkehr für Stückgut zwiſchen den Hauptverkehrsplätzen
des rhein=mainiſchen Gebietes erheblich beſchleunigt, ſondern auch
für eine ſchnellere Zuführung der Stückgüter im Fernverkehr
ge=
ſorgt.
3. Bauliche Anlagen.
Bekanntlich wird ſeit 2 Jahren an der teilweiſen Freilegung
des Mainzer Tunnels gearbeitet. Durch die Freilegung wird die
Betriebsſicherheit weſentlich erhöht, und das reiſende Publikum
von der läſtigen Rauchplage befreit. Die Betriebsſicherheit wird
beſonders dadurch geſteigert, daß nunmehr die ſtark belegte
Strecke viel überſichtlicher wird. Es werden im neuen Einſchnitt
Signaleinrichtungen eingebaut, wodurch die Einfahrten in die
beiden Bahnhöfe weiter geſichert werden. Die Bauarbeiten haben
vollkommen neue techniſche Einrichtungen gebracht, da ſie in
die=
ſer Art zum allererſten Male ausgefuhrt worden ſind. Trotzdem
unter Aufrechterhaltung des Betriebes mit neuen techniſchen
Me=
thoden gearbeitet werden mußte, iſt es gelungen, die Arbeiten
ſo zu fördern, daß der Tunnel auf die geplante Länge von 300
Metern beinahe vollkommen freigelegt iſt. Unter Einſchluß der
reſtlichen Arbeiten belaufen ſich die Baukoſten auf rund 2
Mil=
lionen RM. Dieſe große Ausgabe wird ſich nicht nur durch die
Verbeſſerung der Sicherheit und Bequemlichkeit für das reiſende
Publikum, ſondern auch durch die Verringerung der
Bahnunter=
haltung nach Wegfall des Tunnels bezahlt machen.
Die Reichsbahndirektion hat noch einen weiteren größeren
Bauplan zur Steigerung der Betriebsſicherheit in Angriff
ge=
nommen, der 1,6 Mill. RM. koſten wird, namlich die
Beſeiti=
gung der Schienenkreuzung in Mainz=Süd. Hier kreuzen die
Gleiſe aus der Richtung von Guſtavsburg nach Mainz und von
Mainz nach Worms. Wenn es auch bisher der Wachſamkeit und
Zuverläſſigkeit des Perſonals gelungen iſt, einen
Zugzuſammen=
ſtoß zu verhüten, ſo hat es die Verwaltung für ihre Pflicht
ge=
halten, dieſen Gefahrenpunkt wenn auch mit erheblichen Mitteln
aufzuheben.
Für die Beſeitigung der Kreuzung muß ein neues Gleis nach
Worms geſchaffen werden, das auf die Außenſeite nach dem
Stadtpark gelegt und unterhalb der Guſtavsburger Rheinbrücke
in die Wormſer Strecke eingeführt wird. Trotzdem das Gleis
etwas näher an den Stadtpark heranrückt, werden die Natürreize
des dem echten Mainzer ans Herz gewachſenen Stadtparks nicht
beeinträchtigt. Die Terraſſe vor dem Stadtpark=Reſtaurant mit
der berühmten Ausſicht auf Rhein und Gebirge wird ſogar noch
verbreitert.
4. Allgemeine Tarifſenkung.
Und nun zuletzt das für viele Leute Wichtigſte:
Was beabſichtigt die Reichsbahn zu tun, um das Reiſen zu
verbilligen? Sie prüft vor allem die Möglichkeit einer
allgemei=
nen Senkung der Perſonentarife. Es wäre verfrüht, hierüber
nähere Angaben zu machen, nur ſo viel läßt ſich ſagen, daß die
Tarifſenkung wenn ſie in dieſem Jahre kommt, mindeſtens die
bisher auf Urlaubskarten gewährte Ermäßigung von 20 Prozent
betragen wird. Hoffentlich beſſert ſich die allgemeine
Wirtſchafts=
lage ſo, daß die Deutſche Reichsbahn den damit verbundenen
Ein=
nahmerückgang ſchon bald übernehmen kann.
Im Jahre 1934 werden bei ausreichender Beſetzung 19 ein=
und mehrtägige Verwaltungsſonderzüge gefahren. Das
Pro=
gramm beginnt mit einer am 15. April in Ausſicht genommenen
Frühlingsfahrt an die Bergſtraße und endet mit einer 8tägigen
Sonderfahrt nach München und Oberbayern. Als ſonſtige
Reiſe=
ziele ſind Baden=Baden, das Nahe= und Neckartal, mehrere Orte
in der Pfalz, Kaſſel mit Wilhelmshöhe, der Speſſart und der
Odenwald, der Hunsrück, die Eifel, Trier, das Maingebiet,
Mar=
bach am Neckar, Stuttgart und Tübingen vorgeſehen.
Drei Sonderfahrten ins Blaue werden unternommen. Die
erſte 8tägige Sonderfahrt hat Bremen, Bremerhaven, einen
Be=
ſuch von Norderney und Helgoland zum Ziel und führt auf dem
Rückweg über Hamburg. Vom 16. bis 23. Juni iſt eine
Sonder=
ahrt in die Schweiz geplant.
Kreis=Winkerwanderung der Odenwälder Turner.
Uralt iſt des Deutſchen Wander= und Reiſetrieb. Altes
ger=
maniſches Brauchtum lebt fort in einer allen ehemaligen
Mittel=
rheinern lieb gewordenen Einrichtung, der Winterwanderung.
Winterſonnenwende, Neues Jahr, das feiern die Odenwälder
Tur=
ner nun ſchon über ein Jahrzehnt auf einer Höhe inmitten ihres
Kreisgebietes, auf der Böllſteiner Höhe. Zwar wird kein
Jul=
feuer abgebrannt. Aber mächtig loht immer wieder turneriſche
Begeiſterung zu vaterländiſchem Tun, wenn ſich die Turner und
Turnerinnen nach froher Wanderfahrt durch winterliche
Land=
ſchaft dort oben treffen. Und gerade heute ſind vaterländiſche
Wanderfahrten notwendiger denn je, in einer Zeit, wo ſich das
deutſche Volk wiedergefunden. Aus Winters Nacht und Not zu
neuem Licht, aus menſchlichem Kleinmut und Verzagtheit herauf
zu neuem Streben und Wirben, das iſt der tiefere Sinn der
Win=
terwanderung. Echt deutſch iſt auch die enge Verknüpfung der
Wanderfahrten mit Lied und Geſang. So feiern die Odenwälder
Turner auch dieſes Jahr wieder, am 2. Sonntag, dem 14. des
Eismonds. Um 12 Uhr treffen ſie ſich in Böllſtein. Altbebannte
Turnſchweſtern und Turnbrüder begrußen ſich freudig und
wün=
ſchen ſich nachträglich ein herzliches Proſit Neujahr. Eine
mun=
tere Freiübung in winterlicher Höhenluft wird die Feier
ein=
leiten. Und dann ſammelt der Kreisjugendwart alle ſeine
ge=
treuen Wanderer bei Lied und Wort und Spiel und Volkstanz
im Heiſtſchen Saale. Auch diesmal wird es wieder ſchön werden.
Strömt herbei! „Friſch gewagt und friſch hinaus”, das iſt
ger=
maniſcher Sinn.
hervorragend bewährt bei
Rheuma • Gicht
Kopfschmerzen
Ischias, Hexenschuß und
Erkältungskrank-
heiten. Stark harnsäurelösend,
bakterien-
tötend! Absolut unschädlich! Ein Versuch
überzeugtl Fragen Sie Ihren Arzt.
Dd. Rodau, 11. Jan. Nächſten Sonntag hält der BDM. einen
Theaterabend ab. Es werden zwei Stücke aufgeführt, die unter der
Leitung von Frau Lehrer Schuchmann einſtudiert worden ſind.
B. Günterfürſt, 11. Jan. Generalverſammlung des
Soldaten= und Veteranenvereins. Der Führer, Bürgermeiſter Fay=
Haiſterbach, eröfnete die Verſammlung und ehrte im Verlaufe
dieſer den ſeitherigen 1. Vorſitzenden, Kamerad Jakob Holſchuh,
der nun ſchon ſeit Gründung des Vereins im Jahre 1888 deſſen
Geſchicke leitete, dadurch, daß er ihn zum Ehrenvorſitzenden
er=
nannte. In einer Anſprache würdigte er die Verdienſte des
Kame=
raden, der auch vor kurzem als Ehrenmitglied in den
Bezirksvor=
ſtand des Bezirks Erbach der K.K. „Haſſia” berufen wurde. Er hob
beſonders hervor, daß der Verein wohl die Kriſenzeit kaum
über=
ſtanden hätte, wenn nicht die Führung in den Händen des
Kame=
raden Holſchuh gelegen hätte.
e. Bad Wimpfen, 11. Jan. Unter großer Beteiligung aus allen
Kreiſen der Bevölkerung wurde Oberbohrmeiſter i. R. Karl Fink
zu Grabe getragen. Ueber 40 Jahre war er im Ausland (
Rumä=
nien, Frankreich, Skandinavien) ſowie in Thüringen, Bayern und
Baden als Oberbohrmeiſter tätig und hat überall, ausgeſtattet
mit einem reichen Schatz von Erfahrungen und Kenntniſſen, ſeinen
ſchweren Beruf erfüllt. Als der Krieg mit Rumänien ausbrach,
kam er nahezu zwei Jahre in Kriegsgefangenſchaft, wo er ſchwere
Mißhandlungen und Strapazen ertragen mußte, von denen er ſich
in ſeinem Lebensabend nicht mehr erholen konnte. Der
Verſtor=
bene war weit über ſeine Heimatgemeinde Hohenſtadt hinaus
be=
kannt und geachtet.
Bb. Bensheim, 11. Jan. Der hieſige Kampfbund für deutſche
Kultur, dem die Gruppen Auerbach und Lorſch angehören,
veran=
ſtaltet einen Zyklus von Vorträgen, denen das Thema „Das
gei=
ſtige Profil des neuen Deutſchlands” zugrunde liegt. Zum
vor=
geſtrigen erſten Vortragsabend war Herr Pfarrer Senn gewonnen
worden, ein bekannter katholiſcher Kanzel= und
Verſammlungs=
redner. Die beiden großen Säle des Deutſchen Hauſes waren bis
zum letzten Platz gefüllt. Studienrat Krauskopf leitete den Abend
mit einer Anſprache ein, in der er von der bis 1918
zurückliegen=
den Zeit ſprach und die Zwecke und Ziele des Kampfbundes
er=
läuterte, die in einem Aufbau beſtehen, zu dem Stein auf Stein
zuſammengetragen werden müſſe. Pfarrer Senn gedachte ſeiner
40 Jahre zurückliegenden Schulzeit auf dem Bensheimer
Gym=
naſium, kam dann aber mit ernſten Worten auf den Oſtermorgen
des deutſchen Volkes zu ſprechen, der uns durch Hitler bereitet
wurde. Die große Zeit, in der wir jetzt leben, ſei kaum zu faſſen,
und in letzter Stunde ſei uns durch Gott ein Retter in Hitler
er=
ſchienen. Dann ſprach Senn über das Volk der Juden, die ihren
Meſſias verderben wollten, von Gott aber ſelbſt verdorben
wur=
den. Aber immer noch bildeten die Juden eine große Macht, die
ſich in Hetzarbeit und Wühlarbeit zeige. Pfarrer Senn ſprach
als=
dann über das, was gekommen wäre, wenn uns kein Hitler
er=
ſtanden wäre. Früher habe es 38 einzelne Parteien gegeben, heute
ſei es aber nur eine einzige; das ganze deutſche Volk ſei zu einer
Volksgemeinſchaft geeint. Der erſte Teil ſeiner Rede klang dann
aus in dem machtvollen „Die Parteien ſind tot, es lebe die
Volks=
gemeinſchaft!”. Nach einer längeren Pauſe ſprach Herr Pfarrer
Senn dann noch über das eigentliche Thema des Abends: „Wir
ringen um die deutſche Seele.” In geradezu poetiſcher Redeweiſe
behandelte er dabei die Frage: „Was muß denn nun im neuen
Reich, in dem wir leben, anders werden?” Hitler könne nur
er=
folgreich ſein, wenn wir ſelbſt neu würden. Jetzt beginne nun der
Kampf um die deutſche Seele; das deutſche Volk müſſe wieder ein
poetiſches Volk werden. Der Materialismus iſt der Tod der Poeſie
und Deutſchland ſei arm geworden an Poeſie und Freude durch
den Materialismus, deſſen Führer der Jude ſei. Das „erkenne
dich ſelbſt” ſei heute mehr, denn je eine Notwendigkeit. Die von
einem erhabenen, poetiſchen Schwung getragenen Ausführungen,
die auch vom Paradies der Familie redeten, fanden brauſenden
Beifall aller Zuhörer, und ſchloſſen mit dem Gelöbnis, für die
deutſche Seele ringen zu wollen.
Em. Hofheim (Ried), 11. Jan. Frecher Diebſtahl. Die
Scheibgehilfin der hieſigen Bürgermeiſterei legte zwecks
anderwei=
tiger Arbeit für kurze Zeit ihre Armbanduhr am Schalter der
Ge=
meindekaſſe nieder, wo ſie nach kurzer Zeit verſchwunden war. Der
Dieb konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. — Hohes
Alter. Am 12. Januar begeht Lehrer i. R. Johann Strohauer
in guter Friſche ſeinen 78. Geburtstag.
LPD. Offenbach, 11. Jan. Die Wahnſinnstat einer
Mutter in Offenbach. Wir wir zu der furchtbaren Tat der
Frau Braun, die ihre beiden Kinder erwürgte und ſich dann aus
dem Fenſter ſtürzte, noch erfahren, iſt die Frau bis zur Stunde
noch nicht vernehmungsfähig. Frau Braun hat noch zwei Stunden
vor der Tat mit ihrem Mann geſprochen, der dann in den Wald
ging, um Holz zu ſammeln. Die beiden jüngſten Kinder blieben
allein in der Wohnung zurück, während die älteſten Kinder in der
Stadt waren. Kurz nach 12 Uhr erſchien die zwölf Jahre alte
Tochter Johanna in der elterlichen Wohnung. Frau Braun fiel
über das Kind her und wollte es erwürgen. Sie hatte ihm
be=
reits ein Handtuch um den Hals gelegt, das Kind ſetzte ſich aber
mit aller Kraft zur Wehr und rief laut um Hilfe. Darauf
dran=
gen Nachbarn in die Wohnung. Im gleichen Augenblick ſprang
Frau Braun aus dem Fenſter. Es wird angenommen, daß ſie die
Tat in einem plötzlichen Wahnſinnsanfall begangen he
Oberheſſen.
LPD. Gießen, 11. Jan. Wechſel in der Leitung des
heſſiſchen Pflanzenſchutzdienſtes. Der Leiter des
Pflanzenſchutzdienſtes in Heſſen und der Heſſiſchen Hauptſtelle für
Pflanzenſchutz an der Univerſität Gießen. Privatdozent Dr Anpel,
iſt unter Ernennung zum Profeſſor mit Wirkung vom 1. April ab
um Direktor des Inſtituts für Pflanzenkrankheiten bei den
Preu=
ßiſchen Landwirtſchaftlichen Verſuchs= und Forſchungsanſtalten in
Landsberg a. d. Wartbe berufen worden.
Seite 8 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Januar 1934
Die Rauhreif Kakaſtrophe im Ober=Erzgebirge.
Schwerer Schiffszuſammenſtoß auf der Themſe.
Die unter der Eislaſt zuſammengebrochenen Bäume.
Jetzt erſt vermag man in die noch immer mit einem dichten Eispanzer umgebenen Wälder des oberen
Erzgebirges einzudringen. Ueberall bietet der Forſt den Anblick der Zerſtörung. Ringsum liegen
die von der Eislaſt zertrümmerten und abgebrochenen Bäume. Andauernd brechen weitere nach, da
während der Nebel die Eisbildung auf den Aſten immer neu einſetzt. Vieler Wochen angeſtrengteſter
Arbeit wird es bedürfen, um die Holzmaſſen abzufahren, die laut Beſchluß der Forſtämter an die
Hilfsbedürftigen abgegeben werden ſollen.
Der völlig zerſtörte norwegiſche Frachtdampfer „Erling Lindoe‟.
Auf der Themſe ereignete ſich ein ſchwerer Zuſammenſtoß zwiſchen dem japaniſchen Dampfer „Hakome
Maru” und dem norwegiſchen Frachtdampfer „Erling Lindoe”, der mit Kohlen beladen war. Der
Japaner, der gerammt wurde, ſank ſofort, während der Norweger nur mit ſchweren Beſchädigungen
und mit beträchtlicher Schlagſeite geborgen werden konnte.
Dem Gedenken der koken Helden
vom 9. Januar 1923.
Speyer. Aus Anlaß der vor zehn Jahren
erfolgten Erſchießung des Separatiſtenführers
Heinz Orbis und Genoſſen im „Wittelsbacher Hof”,
zu Speyer fand am Ehrenmal von Franz
Hel=
linger und Ferdinand Wiesmann, auf dem Neuen
Friedhof, eine kurze Trauerfeier ſtatt. Neben
einem Sturm Speyerer SA. war eine Abordnung
des Bundes Oberland erſchienen, dem Hellinger
angehört hatte, ferner eine Abordnung der SS.=
Standarte Hellinger=München. Unter den
Anwe=
ſenden bemerkte man weiter Brigadeführer
Schwitzgebel, ſeinen Adjutanten Röhrig, Vertreter
der Speyerer SA.=Führung und der politiſchen
Leitung, ſowie den Oberbürgermeiſter der Stadt.
Am Ehrenmal ſprach SA.=Gruppenführer Krauſer=
München, ferner ein Angehöriger der Hellinger=
Standarte, die beide Kränze niederlegten. Weiter
wurden im Auftrage des Stabschefs Röhm, des
Reichsleiters der SS., ferner von der
Kreislei=
tung der SA. Speyer und der Stadtverwaltung
am Ehrenmal Kränze niedergelegt. Unter
Vor=
antritt des Muſikzugs 3/17 Speyer ging es dann
in geſchloſſenem Zug nach Speyer. Am Abend
wurde die Opferſchale des auf dem Marktplatz
er=
richteten Pylons in Brand geſteckt. Um 7 Uhr
zog die SA.=Kapelle mit einer Ehrenwache auf.
Eine große Volksmenge hörte ſtehend das Lied
vom guten Kameraden. Den Abſchluß bildete ein
Zuſammenſein der Kameraden der beiden
Gefal=
lenen im „Wittelsbacher Hof”,
Schweres Unglück
im Hafen von Blaardingen.
Ein deutſcher Leichter geſunken. — Zwei Tote.
Rotterdam. Ein folgenſchwerer
Unglücks=
fall ereignete ſich am Mittwoch nachmittag im
Vulcan=Hafen von Vlaardingen, wo die für
Deutſchland beſtimmten Eiſenerzladungen aus den
Seeſchiffen in die Rheinkähne umgeladen werden.
Plötzlich brach einer der Bindungsträger an einem
der beiden großen fahrbaren Kräne, die die
größten europäiſchen Hafenkräne ſind, und ein
großer Teil der über das Waſſer
hinausgeſcho=
benen Ladebrücke brach in ſich zuſammen. Der
Ausleger, eine Laufkatze und ein Greifer, in dem
ſich gevade 28 Tonnen Eiſenerz befanden, fielen
mit donnerndem Getöſe auf den deutſchen Leichter
„Altſtadt”, in den Eiſenerz aus dem neben ihm
liegenden Dampfer „Baldur” geladen werden
ſollte. Die „Altſtadt” brach mitten durch und
ver=
ſank zum größten Teil mit der Ladebrücke in die
Tiefe. Hierbei kamen zwei Hafenarbeiter, die ſich
an einem kleinen, an der Laufkatze angebrachten
Häuschen befanden, ums Leben. Die Zuſchauer
des Unglücks mußten ſich darauf beſchränken, die
beiden auf der „Altſtadt” befindlichen deutſchen
Schiffer, von denen einer bewußtlos war, in
Sicher=
heit zu bringen. Der Dampfer „Baldur” wurde
durch die herabſtürzende Eiſenkonſtruktion auf
einer Seite beſchädigt. Der Zuſammenbruch des
Krans rief im Vlaardinger Hafen eine Panik
hervor. Man glaubte zuerſt an ein
Eiſenbahn=
unglück. Die ganze Nacht waren die Feuerwehr
und die Bergungsgeſellſchaften mit der Hebung
der verſunkenen Kranteile beſchäftigt. Bisher iſt
es nicht gelungen, die Laufkatze mit den beiden
Getöteten zu bergen.
Anklageerhebung gegen die Verantwortlichen
für den Brand des Dampfers „George Philippar”.
Paris. Die große Welle, der öffentlichen
Meinung über gewiſſe Gerichtsmethoden, die durch
den Staviſky=Skandal ans Licht gebracht wurden,
haben die Gerichtsbehörden veranlaßt, doppelten
Eifer zu zeigen. So wurde am Montag in der
Angelegenheit des „George Philippar” jenes
franzöſiſchen Luxusdampfers, der am 16. 5. 1932
im Indiſchen Ozean abbrannte, wobei 40
Per=
ſonen den Tod fanden, ſieben Anklagen
ausge=
ſprochen, u. a. gegen den Chefingenieur der
Ge=
ſellſchaft „Meſſageries Maritimes”, der das
Schiff gehörte, gegen die Direktoren der Ateliers
et Chantiers de la Loire, die das Schiff
erbau=
ten, und gegen fünf Ingenieure und
Kontroll=
beamte.
Anläßlich ſeines Aufenthaltes in Kairo beſuchte
der Führer des Deutſchen Luftſportes, Loerzer,
die Eliern des Stellvertreters des Führers Rudolf
in Alexandria. Das Bild zeigt vor der
d Präſident Loerzer, in der
Schwabe, dahinter der Vater
Führers, Heß.
Wirtſchaftspolikik am Südpol.
Die beiden amerikaniſchen Expeditionen nach
dem Südpol unter Führung von Byrd und
Ells=
worth verurſachen den Engländern ſehr viel
Kopf=
zerbrechen. Man glaubt in London nicht, daß die
beiden Forſcher und ihre Hintermänner von
rei=
nem Forſchungsdrang in die Polarregionen
ge=
trieben worden ſind; man hält es vielmehr für
ſehr viel wahrſcheinlicher, daß wirtſchaftliche und
politiſche Motive dahinter ſtecken. Jedenfalls
wünſcht England nicht bei einer eventuellen
Ent=
wicklung im Südpolargebiet hinter Amerika
zu=
rückzuſtehen, und der bekannte engliſche
Polarfor=
ſcher Hauptmann Erneſt Miles=Joyce, der an den
Expeditionen Scotts und Shakletons
teilgenom=
men hat, wird noch in dieſem Jahr,
augenſchein=
lich mit Unterſtützung offizieller Stellen, eine
Südpolarexpedition ausrüſten. Wie die amerika=
niſchen Expeditionen, wird auch die engliſche
Expe=
dition Flugzeuge mit ſich führen und mit allen
modernen Errungenſchaften ausgeſtattet ſein.
Ihre Koſten belaufen ſich ſchätzungsweiſe auf
2½ Millionen RM., während die beiden
ameri=
kaniſchen Expeditionen etwa 4 Millionen RM.
koſten.
Brände in Havanna.
Havanna. In den Werkſtätten und
Lager=
räumen der Eiſenbahn brach an vier verſchiedenen
Stellen Feuer aus, von dem man annimmt, daß
es vorſätzlich angelegt worden iſt. Eine große
Menge rollenden Materials wurde vernichtet. Der
Bevölkerung bemächtigte ſich große Aufregung.
weil die Gefahr beſtand, daß die großen
Benzin=
lagertanks vom Feuer ergriffen wurden. Nur
dadurch, daß der Wind umſprang, wurde eine
Kataſtrophe verhütet.
Reich und Ausland.
Amerikaniſches Feldarkillerie=Regimenk
erbitket ein Bild Hindenburgs.
Philadelphia. Das amerikaniſche
Feld=
artillerieregiment 108 hatte den Wunſch
ausge=
drückt, ein Bild des deutſchen Reichspräſidenten
Generalfeldmarſchall v. Hindenburg zu erhalten.
Dieſem Wunſche iſt Rechnung getragen worden.
Während einer eindrucksvollen militäriſchen Feier
überreichte der Militärattaché der deutſchen
Bot=
ſchaft in Waſhington, Generalleutnant v. Bötticher,
dem Regiment ein Bildnis des Reichspräſidenten
mit deſſen eigener Unterſchrift. Der Kommandeur
des Regiments, Oberſt March, erklärte, als er das
Bild entgegennahm, jeder Soldat der
Vereinig=
ten Staaten bewundere Hindenburg wegen ſeiner
Pflictrreue zum Vaterland.
Die erſte Adolſ=Hikler=Glocke
im Oberweſterwald.
Hachenburg. Den Bemühungen des
Bür=
germeiſters Dönges von Norken und der
Opferwil=
ligkeit der Einwohnerſchaft iſt es gelungen, die
Anſchaffung zweier Bronzeglocken zu ermöglichen,
die in Kürze erfolgen wird. Die Glocken ſollen
die Jahreszahl 1933. zur Erinnerung an die
Auf=
richtung des Dritten Reiches tragen, und die eine
Glocke mit dem Bildnis des Reichspräſidenten von
Hindenburg, die andere mit dem des
Reichskanz=
lers Adolf Hitler geſchmückt werden. Die kleine,
rührige Oberweſterwaldgemeinde wird damit die
erſte ſein, die in der hieſigen Gegend eine Adolf=
Hitler=Glocke ihr eigen nennen kann.
Von einem Bullen erdrück.
Frankenheim (Rhön). Einem ſchweren
Unfall fiel der in den fünfziger Jahren ſtehende
Landwirt Wilhelm Rauch zum Opfer. Als er den
bei ihm ſtehenden Gemeindebullen putzte, riß ſich
das ſonſt gutmütige Tier los und drückte Rauch
an die Wand, ſo daß dieſer ſchwere innere
Ver=
letzungen erlitt. An den Folgen des
Unglücks=
falles iſt Rauch kurz darauf geſtorben.
Beſuch des Präſidenken Loerzer
bei den Elkern des Skellverkreters
des Führers Rudolf Heß.
Ein Bild von der Eiſenbahnſchau im Leipziger Hauptbahnhof.
Im Hauptbahnhof von Leipzig veranſtaltet die Reichsbahn gegenwärtig eine Ausſtellung, die einen
Ueberblick über den modernſten Stand der Verkehrstechnik bietet. Beſonderen Anklang findet der
Führerſtand in der Schnellzuglokomotive, auf dem ſich jeder Junge ſelbſt wie ein Lokomotivführer
vorkommen kann.
Hier findet der Reichsbauernkag ſtakk.
Die Feſthalle in Weimar, der Schauplatz des erſten Reichsbauerntages,
der vom 20. bis 21. Januar in Weimar abgehalten wird.
Hierbei wird ſich der Reichsnährſtand in eindrucksvoller Form zu ſeinen Zielen und Aufgaben im
Dienſte der deutſchen Volksgemeinſchaft bekennen.
Jeder einmal Lokomokivführer.
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 11 — Seite 9
258 Freiwillige fahren in den Tod. — Die heroiſche Tragödie vor
Texel.
(Schluß.)
„Klar zum Gefecht!”
Noch waren nicht alle Minen über Bord, da eröffnete auf
8000 Meter der engliſche Kreuzer das Feuer.
Meldung an Flottenchef durch E=Signal: werde in 014
Alpha Zuſatzzahl 6 von feindlichen Streitkräften gejagt.”
15 Seemeilen ſüdweſtlich von Haaks=Feuerſchiff, auf der
Höhe von Texel, begann der Verzweiflungskampf der
Halb=
flortille Thiele.
Volldampf voraus fuhren die Torpedoboote dem um vieles
überlegenen Feind entgegen. Wollen ſie etwas erreichen, mußten
ſie ihm trotz der geſteigerten Gefahr nahe ſein, denn die
Reich=
weite ihrer Geſchütze war der der engliſchen weit unterlegen.
Als ſie zum Angriff übergingen, war noch keines von ihnen
getroffen. Der Feind hielt die über Bord gehenden Minen
für Torpedos und machte deshalb in Zickzackkurſen
Ausweich=
manöver, was ſeine Artilleriewirkung erheblich beeinträchtigte.
Erſt, als die deutſchen Boote auf dreitauſend Meter heran
waren, ſchlugen bei ihnen die erſten Treffer ein. Doch das
Kriegsglück ſchien ihnen hold. Gleich nach Beginn des Gefechts
hüllte eine ſchwarze Rauchſäule den einen engliſchen
Zer=
ſtörer bis zur Maſtſpitze ein.
Aber es war keine Zeit mehr, zu überlegen, ob es die Wirkung
eines Torpedotreffers von „S. 118” war oder ob ein eigenes,
engliſches Torpedo im eigenen Rohr explodiert war. Nun hatte
man Tuchfühlung, und ein mörderiſcher Kampf ſetzte ein.
Zehn Minuten ſpäter ſank als erſtes Boot „S. 115”
Kapi=
tänleutnant Mushake, unter den Salven des engliſchen
Keruzers in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Jetzt waren auch die
engliſchen Zerſtörer nahe herbei, und der Kampf löſte ſich in
wilde Einzelgefechte auf. Drei Zerſtörer nahmen „S. 118” und
„S. 119” aufs Korn, ein weiterer Zerſtörer und der Kreuzer
fielen über „S. 117‟ her. Bald ſtiegen auch aus dieſem Boot
durch mehrere Treffer im achteren Heizraum dichte Rauchwolken
auf, und im raſenden Schnellfeuer der „Undaunted” ſank es nach
wenigen Minuten.
Aber „S. 119” hatte dem engliſchen Führerſchiff Rache
ge=
ſchworen und eilte mitten durch deſſen Geſchützfeuer heran.
Bis auf 800 Meter.
„Torpedo — fertig — los!”
Und noch näher, trotz Tod und Verderben bis auf 300
Meter:
„Zweites Torpedo — fertig — los! — Drittes Torpedo —
fertig — los!”
Jetzt erkannten auch die Engländer die Gefahr für ihr
Führerſchiff und hart drehte,der Kreuzer ab. Nur weniger Meter
liefen die Torpedos an ihm vorbei.
„S. 119” wurde von einer Granate getroffen. Der Maſt mit
der Flagge ging über Bord. Vom Vorderſteven und von der
Kommandobrücke flogen die Splitter. Doch das Boot hielt aus.
Wußten die in der Heimat, was hier geſchah? Der
Funk=
ſpruch der Halbflottille war von der Flottenleitung nur
unvoll=
ſtändig abgenommen. Konnte man nochmals rufen?
Der Halbflottillenchef gab dem anderen Boot, das ſich noch
hielt, „S. 118” durch Zuruf Befehl:
„Aus Gefecht laufen. Funkſpruch an Flottenleitung
wieder=
holen!"
Kapitänleutnant Beckert drehte im Zickzackkurs mit hoher
Fahrt ab und wich dem feindlichen Feuer längere Zeit aus,
bald aber holt der hinter „S. 118” herjagende Kreuzer das Boot
ein. Dem Kommandanten wird ein Bein weggeriſſen. Er
klam=
mert ſich an die Kommandobrücke und gibt weiter die Befehle.
Aber auch ſein Boot bricht im Feuer des Kreuzers und eines
Zerſtörers zuſammen. Das Torpedoboot ſinkt.
Vierzig Mann ſpringen im letzten Augenblick über Bord.
Aber nur zwei von ihnen wurden am nächſten Tag von einem
Fiſcherfahrzeug aufgenommen, nachdem ſie ſich in ein treibendes
Dingi gerettet hatten. Nun wehrte ſich nur noch das
Führer=
boot verzweifelt gegen die Uebermacht. Hilfe war ausgeſchloſſen.
Auch nach dem erſten Funkſpruch ſchon hatte die Flottenleitung
nichts unternehmen können. Wieder rächte ſich der alte Fehler
der Führung, das rechtzeitige Vorſchieben von
Aufnahmeſtreit=
kräften geradezu grundſätzlich zu unterlaſſen.
Zwar hatte man vorgehabt, ſchon in der vergangenen
Nacht, die Schlachtkreuzer nach der Doggerbank vorſtoßen zu
laſſen. Aber, als ſich auf „Seydlitz” die Beſchädigung einer
Tur=
bine bemerkbar machte, verſchob man das ganze Vorhaben.
So war die
Halbflottille „Thiele” auf ſich ganz allein angewieſen.
Drei Boote lagen ſchon auf dem Grund. Die Beſatzung ver=
wundet, tot, ertrunken; nur ein paar kämpften noch mit den
Wellen.
Das letzte Boot „S. 119” mit dem Halbflottillenchef an Bord
ſah das gleiche Schickſal handgreiflich nah vor Augen, aber es
hielt aus bis zum letzten Augenblick.
Jetzt fiel der Engländer mit all ſeinen fünf Schiffen über
„S. 119‟ her. Von allen Seiten krachte, ziſchte und ſplitterte es.
„Zerſtörer in Feuerlee. Auf 300 Meter.”
„Schmidt ans M.=G.! ſchallte es von der Brücke.
Der Torpedomatroſe Schmidt ſprang ans Maſchinengewehr,
richtete es auf den nahen Kreuzer.
Tack=tack=tack=tack=tack=tack=tack.
„.. fünf, ſechs, acht, neun, zehn, elf . . ." zählte
Torpedo=
matroſe Schmidt und rief dann auf die Brücke hinauf:
„Elf Mann außer Gefecht geſetzt!
„Wieviele Torpedos ſind noch da?"
„Eins. Letztes. Im mittleren Rohr!”
„Letztes Torpedo — fertig — los!“
Torpedooberſteuermann Bauer ließ das letzte Torpedo aus
dem Rohr. Aber die Ausführung des Befehls konnte er nicht
mehr melden. Ein wenig in die Knie geſunken, blieb er ſtehen.
Der Kopf ſank auf das Ausſtoßrohr. Die Splitter einer
ein=
ſchlagenden Granate hatten ihn getötet. Die Hälfte des
Deck=
perſonals war gefallen,
fünfundzwanzig Treffer hatten „S. 119” bereits zerfetzt.
Aber nur einer hatte den Kohlenbunker durchſchlagen und ein
Dampfrohr beſchädigt, ſo daß die Backbord=Maſchine ſtoppen
mußte.
„Steuerbordmaſchine äußerſte Kraft voraus!”
„Ruder klemmt hart Steuerbord!” kam es zurück.
Korvettenkapitän Thiele war im Rücken verletzt,
ſchwerver=
wundet lag der Kommandant des Bootes, Oberleutnant zur
See Windel, in einer Ohnmacht. Doch bald erwachte er aus
ſeiner Bewußtloſigkeit und ſchaute ſich um. Rings alles ein Bild
der Zerſtörung und des Todes.
„Wer iſt noch da?"
Neben ihm ſtand Leutnant zur See Guillaume:
„Starke Schmerzen, Herr Oberleutnant?”
„Guillaume,
Sprengpatronen anſchlagen! Es iſt aus!”
Leutnant Guillaume ſah traurig an ſich herab:
„Ich werde es veranlaſſen. Ich ſelbſt kann leider nicht
mehr.
Er war an beiden Armen ſchwer verwundet. Mühſam ging
er durch das Schiff, gab die notwendigen Befehle. Als er
zurück=
kam, war der Kommandant tot.
„Wo iſt Kapitän Thiele?”
Als er den ſchwerverwundeten Halbflottillenchef fand,
mel=
dete er dieſem:
„Sprengpatronen angeſchlagen!“
Korvettenkapitän Thiele nahm ſeine letzte Kraft zuſammen:
— Schiff — — !"
„Alle Mann — — aus dem — — — dem —
Doch das letzte Wort ging in ohrenbetäubendem Krachen
unter. Wieder hatte ein Volltreffer eingeſchlagen.
Noch einmal machte Leutnant Guillaume ſich auf den Weg.
Matroſen ſtützten ihn. Er ſah nach und ſtellte feſt, daß alle
Sprengpatronen gezündet hatten. Was noch lebte, ging aus dem
Schiff.
„Los, los, ſchnell, Grunewald, es iſt keine Zeit mehr zu
ver=
lieren,” ſagte Leutnant Guillaume.
„Nach Ihnen Herr Leutnant, ich bin unverletzt.”
Da ließ ſich Leutnant Guillaume ins Waſſer gleiten.
Obermaſchiniſt Grunewald ſtellte die noch intakte
Backbord=
maſchine auf äußerſte Kraft und verließ als letzter das Schiff.
Im Kreis raſte S. 119” dahin, immer noch beſchoſſen das
verlaſſene Boot die Engländer. Bis es ſchließlich auch ſank".
Jetzt ließen die engliſchen Zerſtörer Boote herab und
ver=
ſuchten die wenigen, die noch lebten und mit den Wellen rangen,
zu retten.
Aber nur zwei Offiziere von denen einer bald ſeinen
Wunden erlag, elf Deckoffiziere und Unteroffiziere und
21 Mann fiſchten ſie auf. Zweihundertundfünfundzwanzig
Mann waren als Helden gefallen.
Nur dreiunddreißig überlebten die „Todesfahrt der Halbflottille
Thiele” und kamen kriegsgefangen nach England. Unter ihnen
als einziger Offizier Leutnant zur See Guillaume. Auch der
letzte Mann, der das letzte Boot verließ, Obermaſchiniſt
Grune=
wald, wurde gerettet.
Am Abend ſandte der deutſche Flottenchef ein
Hilfslazarett=
ſchiff von Helgoland nach Haaks=Feuerſchiff, um etwa noch im
Der Ehrendolch der SA.
Stabschef Röhm hat aus Anlaß des neuen Jahres einigen
be=
vährten höheren SA.=Führern einen Ehrendolch verliehen, der
die Widmung trägt: „Alles für Deutſchland. In herzlicher
Kame=
radſchaft Ernſt Röhm.” — Unſer Bild zeigt den Gruppenführer
der SA.=Gruppe Brandenburg, Stabsrat Karl Ernſt, einen der
Ausgezeichneten, mit dem neuen Ehrendolch.
Waſſer treibenden Schiffbrüchigen Hilfe zu bringen. Die
„Ophelia” erhielt den Befehl, das Schlachtfeld von Texel „in
der Umgebung von 52 Grad 51 Minuten Nord und 3 Grad
45 Minuten Oſt” abzuſuchen.
Aber die Engländer verhinderten dieſe Rettungsarbeit.
U=Boote und Kreuzer ſtellten das Lazarettſchiff, beſchlagnahmten
es und brachten die Beſatzung kriegsgefangen nach England.
„So ſchmachvoll” ſchreibt das Marinearchiv in ſeiner
amt=
lichen Seekriegsdarſtellung”, endete der einzige Fall des
Welt=
krieges, in dem britiſche Streitkräfte mit einem wirklichen
Laza=
rettſchiff, d. h. mit einem für ſolche Zwecke des Seekrieges
be=
ſtimmten und entſandten Schiff des Gegners zuſammentrafen.”
Langſam und in ſchwere Gedanken verſunken, diktierte am
nächſten Tag der ſtellvertretende Chef des Admiralſtabes einem
Schreiber die wenigen Worte, die der Heimat vom 17. Oktober
berichteten:
nachmittags gerieten unſere Torpedoboote „S. 115‟,
„S. 117‟, „S. 118‟ „S. 119‟ . . . in Kampf mit dem engliſchen
Kreuzer „Undaunted” und vier Zerſtörern. Nach amtlichen
eng=
liſchen Nachrichten wurden die deutſchen Torpedoboote zum
Sinken gebracht und von ihren Beſatzungen 31 Mann in
Eng=
land gelandet.”
Kein Wort mehr, kein Name.
Erſt am 20. Oktober berichtete das amtliche WTB. in einer
Meldung aus London etwas ausführlicher:
„Der Kreuzer „Undaunted” und vier Zerſtörer, die am 18.
Oktober in Harwich ankamen, berichten über den Kampf in der
Nordſee folgendes: Wir verließen Harwich am Sonnabend zu
einem Patrouillendienſt. Es gelang, die deutſchen Schiffe zum
Kampf zu zwingen, die tapfer gegen die Uebermacht fochten. Die
großen Geſchütze der „Undaunted” eröffneten das Feuer auf fünf
Meilen. Der Kreuzer, der durch die Begleitſchiffe gegen
Tor=
pedoangriffe geſchützt wurde, richtete das Feuer gegen zwei
eindliche Boote während die britiſchen Zerſtörer die anderen
beſchäftigten. Die deutſchen Torpedoboote ſanken nacheinander,
bis zuletzt tapfer kämpfend. Das Gefecht dauerte anderthalb
Stunden.”
Wie ſich dieſe anderthalb Stunden hölliſchen und heroiſchen
Kampfes abſpielten, das haben wir in allen Einzelheiten erſt
Jahre ſpäter erfahren. Sie waren ſo, daß die Halbflottille
„Thiele” und alle Mann, die mit ihr in den Tod fuhren, ein
Anrecht darauf haben, für immer unvergeſſen zu bleiben.
Copyright by Verlag Alfred Bechthold, Braunſchweig.
(Nachdruck verboten).
4)
„Ich warte mit Spannung auf die Aufführung!“
„Nun, ich verſchaffe dir ſelbſtverſtändlich eine Karte zu der Premiere.
Alſo es ſpielt erſtmalig in einem meiner Filme ein Kind eine bedeutende
„olle. Ich habe mich in den letzten Wochen ſehr oft mit dem Mädelchen
eſchäftigt. Es iſt ein derart goldiges und reizendes Ding, in das ich mich
wirklich verliebt habe. Und das wollte ich dir noch ſagen, lieber Franz:
„Ich müßte Kinder haben, eigene — liebe, nette, herzige Kinder. Ich glaube,
baß Kinder ſehr viel Glück bringen, ich meine ſeeliſches Glück. Ich bin zu
einſam, ich ſehne mich nach Wärme, nach Liebe und Güte, ach, ſo ein
Kind. . . ich bin ärmer als ein Bettler!“
Nun lacht Erler laut. „Ich habe es ja ſchon hundertmal geſagt: es
ehlt dieſem Hauſe die Frau. Die Kinder kommen dann von ſelbſt. Das
iſt doch die einfachſte Sache von der Welt!“
„Das nennſt du einfach? — Eine ſonderbare Auffaſſung!"
„Na, es gibt wohl ſelten Männer, die wie du Gelegenheit haben,
unter den beſten und ſchönſten Mädchen zu wählen!“
„Die Ehe iſt eine ganz ernſte Angelegenheit, Franz. Für viele Männer
vielleicht nicht, aber für mich. Ich bin ein ganz ſonderbarer Kauz. Und
die Frauen von heute ſind auch zum größten Teil ganz ſonderbar, in
erſter Linie die modernen. Sie lieben heute dies und morgen jenes. Es
gibt zuviele Beiſpiele, die abſchreckend wirken. Man wird leicht miß=
4rauiſch. Geſetzt den Fall, ich habe eine Frau, die mich liebt. Ich bin ein
nnaufmerkſamer Menſch Damen gegenüber, ich kann mir nicht helfen.
Eine Frau müßte ſehr, ſehr nachſichtig mit mir ſein. Sie müßte mich
außerordentlich ſtark lieben, wenn ſie mit mir glücklich werden wollte.
Frauen wollen nicht vernachläſſigt werden. Und mein Beruf zwingt mir
biel Arbeit auf. Über Probleme, die ich beim Schaffen eines Filmes zu
ſöſen habe, grüble ich bei Tiſch, in Geſellſchaft, auf der Straße, im Bett,
vo ich gehe und ſtehe. Ich kann nicht gebunden ſein, das iſt es. Ich kann
ſnich nicht verpflichten, auch daran iſt nichts zu ändern. Eine Frau müßte
mich nehmen, wie ich bin, ſie müßte viel Verſtändnis für mich haben und
dürfte vor allen Dingen nicht eigenſinnig und egoiſtiſch ſein. Auch nicht
leinlich und nicht eiferſüchtig, denn ich bin beruflich darauf angewieſen,
dauernd mit ſchönen Frauen zu verkehren. Ich habe zwangsläufig ſehr
biele geſellſchaftliche Verpflichtungen. . . Die Ehe wäre alſo beſtimmt für
mich ein gewagtes Experiment — und ich möchte mich durch eine ſchlechte
Heirat nicht unglücklich machen!” Stauf lächelt vor ſich hin.
„Friſch gewagt iſt halb gewonnen”, verſetzt Erler. „Du biſt, wie mir’s
ſcheint, ein wenig zu vorſichtig.”
„Man kann in einer ſolchen Sache nicht vorſichtig genug ſein. Ich
bange um meine Ruhe, ja, um meine Nuhe. . . Und dann habe ich in
bezug auf die Ehe ſo ein ſchönes Ideal vor mir ſchweben. Es mag daran
liegen, daß ich das Leben ſo ernſt nehme, ich möchte eine gute Harmonie
in meiner Familie haben, wenn ich ſchon eine gründe. Sie ſoll mir der
Hort ſein, wo ich mich erhebe, wo ich ſagen kann: das iſt mein Beſitz —
hier werde ich geliebt, ganz und gar geliebt!. . . Und dann Kinder. ..
Ach Gott, Franz, ich möchte, ich hätte Kinder, die mich und meine Frau
ſo liebten, wie ich meine Mutter und meinen Vater geliebt habe — und
eine Frau, die mich ſo liebt, wie meine Mutter meinen Vater geliebt hat.
Viekeicht bin ich ſo anſpruchsvoll, weil ich einmal ſolche Eltern mein
Eigen nannte — und weil ich als Kind ſoviel Liebe gehabt habe."
Er legt ſich wieder das mit Kölniſch Waſſer getränkte Seidentuch auf
die Stirn. Er hat ganz leiſe und eindringlich geſprochen.
Franz Erler iſt ergriffen. Nur um etwas zu ſagen, meint er:
„Wenn du dich morgen noch nicht ganz wohl fühlſt, ſo konſultiere
einen Arzt!”
„Das iſt ſinnlos, Franz. Ich weiß, daß mir ein Arzt nicht helfen
kann. Ich bin eigentlich nicht krank. Meine Natur iſt arg kompliziert, eine
augenfällige Krankheit iſt nicht vorhanden. Ich muß eine längere Zeit
Ruhe haben. Ubermorgen reiſe ich ab. Zwei Monate will ich mir einmal
gönnen. Ende Auguſt wird der neue Film in Angriff genommen, dann
müſſen die Vorarbeiten dazu und das Drehbuch fertig ſein. Ich muß jetzt
mal aus Berlin heraus. Schon die Luft hier regt mich auf!”
„Wohin geht es denn?”
„Das weiß ich ſelbſt nicht!“
„Nanu !. .. Übermorgen reiſen und noch nicht der Reiſeplan fertig?"
„Ich fahre nicht in einen Badeort — diesmal nicht. Ich ſuche mir
ein ganz ruhiges Fleckchen Erde. Habe ich es gefunden, ſo bleibe ich. Man
ſoll mich nicht kennen. Ich will keine Verpflichtungen haben. Ich gehe
ganz allein. Meine Freunde wiſſen von nichts. Ich lege mir ſogar einen
anderen Namen zu. Wenn ich Station mache, ſchreibe ich dir, aber meine
Adreſſe übermittelſt du niemand. Du kannſt mich ja brieflich über alles
Wichtige auf dem Laufenden halten. In der Villa geht alles ſeinen
ge=
regelten Gang weiter. Die Haushälterin verſieht ihren Dienſt wie
ge=
vöhnlich. Bringe alſo morgen das Gepäck in Ordnung!“
„Großes Gepäck oder kleines?”
Großes! — Ich weiß nicht, wo ich lande — und auf alle
Bequem=
ichkeiten möchte ich nicht gerne verzichten!“
„Sehr wohl!”
„Nun möchte ich ſchlafen. Jich glaube, daß ich jetzt ruhen kann.
Ent=
ſchuldige Franz, daß ich dich noch ſo ſpät bemühte. Gute Nacht!“
Am nächſten Tage bereitet ſich Norbert Stauf auf die Reiſe vor. Sein
elegantes Zwölfzylinder=Kabriolett ſteht vor der Garage. Ein Arbeiter
aus einer Autowerkſtatt putzt das Gefährt. Franz Erler iſt eifrig mit
Verpacken beſchäftigt.
Der Regiſſeur iſt frohgelaunt wie ſelten.
„Es hat einen eigenartigen Reiz”, ſagte er zu Erler „ſo ins Blaue
zu fahren. . . Man iſt neugierig, was ſich für Eindrücke bieten werden.
Das Fühlingswetter iſt ja prächtig. Der Fremdenverkehr hat noch ſeine
mäßigen Grenzen. Es iſt überall noch ruhig. Ich fahre dem Weſten zu —
jawohl, dem Weſten zu. . . Nun ſteht alles noch in herrlichſter Blüte,
Prächtig — prächtig. . . Ich freue mich ſehr auf dieſe Fahrt.”
„Und bis zum Juli ſoll die Reiſe dauern?”
„Nein, ich komme in vier Wochen nochmal auf einige Tage zurück.
Zur Uraufführung des Films „Menſchen in Not”. Ich habe die Abſicht,
dann noch einen Monat nach dem Süden zu fahren. Aber davon kann
man jetzt noch nicht reden. Ich will mal alles der Zeit überlaſſen.”
Stauf läßt ſich noch in einem Taxi in das Verliner Zentrum fahren.
In einigen Geſchäftshäuſern am Kurfürſtendamm macht er Einkäufe.
Hier und da trifft er gute Bekannte. Von ſeiner Abſicht, mehrere
Wochen Berlin zu verlaſſen, ſpricht er nicht.
Später geht er noch zum Romaniſchen Café an der Kaiſer Wilhelm=
Gedächtniskirche. Er ſetzt ſich an eines der großen Fenſter, die eine Sicht
über die Terraſſe auf den großen Platz vor dem Café Zoo und den Ufa=
Palaſt geſtatten. Ganze Reihen Autos wogen an ſeinem Auge vorbei.
Der Lärm der Weltſtadt dringt bis in die ſtillen Räume des Lokals.
Faſt alle Tiſche des Cafés ſind beſetzt. Die Künſtler aller Gattungen
haben hier ihr Stammlokal. Es iſt der Sammelpunkt der Boheme.
Viele Blicke ſind auf den weltbekannten Regiſſeur gerichtet, der ſich
mit einem alten Kellner unterhält und ſeinen Tee ſchlürft. Es entwickelt
ſich folgendes Geſpräch zwiſchen den beiden:
„Wie geht es noch dem alten Bergmann?” fragt Stauf.
„Mein Gott, ſein Vertrag mit den Reinhardbühnen iſt ſchon ſeit
einem halben Jahr abgelaufen. Er iſt blutarm — bewohnt ein Stübchen
im Norden.”
„Und Anders?”
„Er rechnete mit einem Engagement bei der Volksbühne. Aber es
iſt nichts draus geworden. Geſtern ſagt er mir, er habe ſeit vier Wochen
nichts Warmes mehr gehabt. Ich gab ihm ein Deutſches Beefſteak.”
„Der arme Kerl. Kommt die Schauſpielerin Karſten noch her?”
„Ja. Gewöhnlich jeden zweiten Tag trinkt ſie eine Taſſe Kaffee bei
uns. Aus ihr will auch nichts rechtes mehr werden. Ja, ja, ſie iſt ſchon über
die vierzig. Sie ſagt, ſie zähle zum alten Eiſen. . . Ich nehme ihr kein Geld
mehr ab, ſie ſieht ſehr unterernährt aus!"
(Fortſetzung folgt.)
[ ← ][ ][ → ]Seite 10 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Januar 1934
SAlzs. Sal Aa Atbt
Ungarns endgültige Elf.
für den Frankfurker Länderkampf.
Ing. Fabian, der offizielle Reiſebegleiter der ungariſchen
Fußball=Nationalmannſchaft, iſt bereits in Frankfurt a. M.
ein=
getroffen. Von ihm erfahren wir, daß die Ungarn am
Sonn=
tag das Länderſpiel gegen Deutſchland im Frankfurter Stadion
nunmehr endgültig mit der folgenden Mannſchaft beſtreiten
werden:
Hada
(Ferenczvaros)
Sternberg
Biro
(Ujpeſt) (3. Bezirk)
Seeres Szücs
Szalay
(alle Ujpeſt)
Fenypeſi
Sztrigan Polgar
Toldi Titkos
(3. Bez.)
(Bocskai) (Ferenczv.) (Ferenczv.) (Hungaria)
Der einzige noch nicht endgültig beſetzte Poſten iſt der des
Torhuters; für Hada kommt hier auch noch Denes (3. Bezirk)
in Frage. Die Ujpeſt=Spieler ſind aus Nordafrika gleich nach
Frankfurt gefahren, die übrigen Spieler treffen gemeinſam am
Samstag nachmittag, von Budapeſt kommend, in der Mainſtadt
ein.
Perſönliches von den Spielern.
Hada, der Tormann, iſt erſt 20 Jahre alt. Er ſteht vor
der — aus naheliegenden Gründen hinausgeſchobenen —
Reife=
prüfung am Gymnaſium, iſt alſo ſozuſagen noch Primaner. Hada
gilt aber heute ſchon als einer der beſten Torhüter des
Kon=
tinents. —
Sternberg, der rechte Verteidiger, iſt mit ſeinen 28
Jahren der Senior der Mannſchaft. Er iſt auch ſchon
verhei=
ratet. Im Zivilberuf — faſt alle ungariſchen Berufsſpieler”,
haben noch einen Zivilberuf — iſt er Beamter bei einer
Buda=
peſter Radio= und Glühlampenfabrik.
Biro, der linke Verteidiger, zählt erſt 22 Jahre. Er
be=
ſchäftigt ſich als Maſchinenarbeiter in einer Textilfabrik ſeiner
Heimat.
Szalay, der rechte Läufer, iſt eben erſt großjährig
ge=
worden. Wie Sternberg wird er als Beamter in der bereits
genannten Radio= und Glühlampenfabrik beſchäftigt.
Szücs iſt gleichfalls in der Radiofabrik tätig. Der
Mittel=
läufer der ungariſchen Mannſchaft iſt gerade 20 Jahre alt. Man
ſieht, daß Ungarns Nationalmannſchaft erſtaunlich jung iſt.
Seres, der linke Läufer, 21 Jahre alt, arbeit wie ſeine
Ujpeſt=Kameraden bei der offenſichtlich ſehr ſportlich eingeſtellten
Radio= und Glühlampenfabrik.
Fenyvaſi hat 23 Jahre hinter ſich und iſt Beamter.
Sztrigan, der Halbrechte der Mannſchaft, iſt ein ſehr
junger Spieler, der jetzt zum erſten Male für die
Natiorkmann=
ſchaft genannt wurde.
Polgar ſpielt in der Nationalelf Mittelſtürmer, während
er in ſeiner Vereinsmannſchaft als Verteidiger ſteht. Der
kräf=
tige, junge Mann, der als „Tank” ſeiner Elf bezeichnet wird,
ſteht im 20. Lebensjahre und abſolviert zur Zeit das letzte Jahr
der Handelsſchule.
Toldi, Polgars Vereinskamerad, iſt 22 Jahre alt und hat
ſoeben ſein Militärpflichtjahr hinter ſich. Er hat jetzt einen
Poſten als ſtädtiſcher Beamter gefunden.
Titkos, der einzige Hungaria=Vertreter in der National=
Elf, verſieht den Linksaußenpoſten. Er zählt als 26jähriger
Ehe=
mann zu den älteren Semeſtern der Mannſchaft. Im Zivilberuf
iſt er ſelbſtändiger Tiſchler.
Ment uch 4 Jaaf
13 Deutſche und 9 Ungarn auf dem Feld.
Ge//t Dieſer Satz klingt zunächſt etwas unverſtändlich. Er findet
aber ſeine Erklärung darin, daß unter den ungariſchen Reprä=
4AK, ſentativen zwei Banater Schwaben befinden. Die Familien von
Biro (zu deutſch: Bier) und Toldi (Tunikold) ſind ebenſo wie
die des diesmal nicht in der National=Elf vertretenen Auer (un=
7
gariſch Avar) deutſchen Urſprungs. Ihre Vorfahren wanderten
7 vor längerer Zeit aus dem Schwabenland ins ungariſche Banat
ein. Selbſtverſtändlich müſſen dieſe. Schwaben” in ihrer Natio=
K nalmannſchaft als waſchechte, naturaliſierte Ungarn gelten.
Spielverlegungen im Südheſſen=Bezirk.
Von den eigentlich für den kommenden Sonntag angeſetzten
Spielen
Polizei Darmſtadt — Haſſia Dieburg
VfR. Bürſtadt — Olympia Lorſch
Urberach. Darmſtadt 98
Olympia Lampertheim — FV. Bensheim
Starkbg. Heppenheim — Germania Pfungſtadt
in der Bezirksklaſſe Südheſſen werden einige wegen des
Länder=
ſpieles verlegt werden. So ſteht bereits feſt, daß das Spiel in
Urberach ausfällt. Auch das Spiel in Darmſtadt iſt noch fraglich.
Wir kommen daher erſt morgen auf das Reſt=Programm zurück,
zumal in den unteren Klaſſen die Verhältniſſe ähnlich liegen.
Aus dem Kreis Starkenburg.
Wie uns der Bezirksſpielwart, Herr Dr. Schmidt, ſoeben
mitteilt, ſoll im Gegenſatz zu unſerer Nachricht in der
Montags=
ausgabe das Urteil aus dem Spiel Tgeſ. 75 — Tgeſ. Ober=Ramſtadt
überhaupt noch nicht endgültig gefällt und den Parteien nicht
zugeſtellt ſein. Wir geben von dieſer Tatſache gerne Kenntnis
und betonen, daß uns die in Frage ſtehende Information vom
Bezirkspreſſewart zugegangen war. Vergleiche auch deſſen Bericht
in anderen Zeitungen.
Der Lokalkampf der Ringer.
Kraft-Sp. Darmſtadt 1910 — Polizei-SB. Darmſtadt.
Dem Zuſammentreffen der beiden Ortsrivalen bringt man
ſtets lebhaftes Intereſſe entgegen, ſo auch diesmal dem Rückkampf
am Sonntag vormittag 11 Uhr in der Turnhalle,
Soderſtraße 30. Bei dieſen Begegnungen ging es nicht nur um
eine günſtige Placierung in der oberſten Klaſſe, ſondern
haupt=
ſächlich um die Vormachtſtellung im Darmſtädter Kraftſport. Seit
der erſten Begegnung vor drei Jahren endeten ſie alle mit
wechſelndem Erfolg: zweimal gewann „Polizei”, zweimal „1910‟
und ein Treffen endete unentſchieden. Nach Punkten gerechnet
ſteht die Geſamtwertung auf 5:5.
Nimmt man die diesjährigen Verbandskämpfe zum Maßſtab
der Stärke, dann müßte man den Ordnungshütern die beſſeren
Chancen einräumen, denn ſie ſtehen in der Tabelle günſtiger als
die „10er”, Außerdem haben ſie in ihrer Mannſchaft im
Halb=
ſchwer und Schwer Plus von eventuell 6 Siegespunkten
auf=
zuweiſen. Mit dieſem müſſen die Platzherren rechnen, denn
Eben=
bürtiges haben ſie nicht entgegenzuſetzen. Vom Bantam= bis
Mittelgewicht kann man die beiderſeitigen Vertreter als
gleich=
wertig betrachten. Für die „10er” gilt es alſo in den erſten fünf
Gewichtsklaſſen einen Vorſprung herauszuholen. Dies bedeutet
zweifellos eine ſchwere Aufgabe für ſie, wenn man berückſitigt,
daß auch in dieſen Klaſſen die Gäſte gute Leute ſtehen haben.
Das Treffen erſcheint alſo offen, und die Tagesform der
Ringer auf beiden Seiten kann entſcheiden. Hoffen wir, daß die
Kämpfe in ſportgerechter Weiſe verlaufen, damit dem ſchönen
Ringkampfſport neue Freunde zugeführt werden. Die Turnhalle
iſt ab 9,45 Uhr geöffnet, und wir bitten die Beſucher, dies bei
der Kartenlöſung zu beachten.
Heute abend, 9 Uhr, im Trainingslokal Ringer=
Ver=
ſammlung, wozu alle Ringer und alle Vereinskameraden vom
Veranſtaltungsdienſt zu erſcheinen haben.
Unſere Länderſpiel=Preisfrage
in der Donnerstags=Ausgabe „Wer ſiegt: Deutſchland
oder Ungarn?” hat im Fußbällager die intereſſanteſten
Vorausſagen ausgelöſt. Aus der Fülle der Einſendungen geht
zwar hervor, daß die Mehrzahl der Sachverſtändigen der
Natio=
nal=Elf ein Plus zuſpricht, aber auch einige Peſſimiſten auf einen
knappen Sieg der ungariſchen Gäſte ſetzen. Einſendungen
noch bis Samstag nachmittag 3 Uhr an die
Sport=
redaktion.
Hanevatt.
Sb. 98 Darmſtadt — SB. Wiesbaden.
Die am Sonntag begonnene Rückrunde konnten die 98er
durch das gewonnene Rüdesheimer Spiel ſiegreich beginnen. Nun
iſt im Verlauf der weiteren Spiele ihnen Gelegenheit in ganz
beſonderem Maße gegeben, ihren Tabellenplatz zu verbeſſern, da,
mit Ausnahme des Spieles gegen Schwanheim, ſämtliche Spiele
in Darmſtadt zum Austrag kommen. Der nächſte Sonntag bringt
nun die Begegnung der beiden alten Rivalen 98 und SV.
Wies=
baden. Gerade das Vorſpiel anfangs Dezember hat gezeigt, daß
die Wiesbadener wieder eine ſehr beachtliche Spielſtärke beſitzen
und nur mit einem ganz geringen Torunterſchied beſiegt werden
konnten. Die Lilienträger haben ſich nun in den letzten Spielen
wieder zu einer geſchloſſenen Einheit eingeſpielt, ſo daß man
ihnen bei den kommenden Spielen ein Plus zuſprechen kann.
Spielbeginn mit Rückſicht auf das Länderſpiel 11 Uhr
feſtgeſetzt.
Weitere Spiele: 2. Mſch.—Polizei 2., Stadion, 3 Uhr. 3. Mſch.
—Tv. Egelsbach 2., Stadion, 1.45 Uhr.
Turnkreis 18 (Darmſtadt).
Die Turnarbeit für 1934 beginnt.
Die erſte Zuſammenkunft zur gemeinſchaftlichen Ausbildung
ſt Leitern und Leiterinnen von Turnerinnen=
Abteilung vorbehalten, für die von der Kreisfachleitung
zum Sonntag, den 14. Jan., ein Kreis=Uebungstag
angeſetzt iſt. Der Uebungsplan ſieht die Bekanntgabe der Frei=
und Geräteübungen ſowie Tänze für das nächſte Kreisturnfeſt
vor. Beginn vorm. 8,30 Uhr inder Turnhalle der
Turn=
gemeinde 1846 Darmſtadt. Am Nachmittag findet am
gleichen Ort die Jahrestagung der Vereins=Frauenturnwarte ſtatt.
Es ſei noch erwähnt, daß zu dem Turnkreis 18 (Darmſtadt)
auch alle Vereine der politiſchen Kreiſe Groß=
Gerau, Bensheim und Heppenheim zählen und zu
den vom Turnkreis 18 angeſetzten Uebungstagen die betreffenden
Vereinsfachwarte zu entſenden ſind.
Tiſchkennis.
SV. 98 — Frankfurter TTC. 7:2.
Der Frankfurter Tiſch=Tennis=Club hatte in ſeiner Gruppe
ohne Niederlage die Spiele beendet. Zum erſten Spiel um die
Kreismeiſterſchaft traf er auf den vorjährigen ſüddeutſchen
Ver=
einsmeiſter SV. 98 Darmſtadt, der auch dieſes Jahr mit 7:2
Spielen Sieger blieb. Man hätte von der Frankfurter
Mann=
ſchaft mehr erwartet, da ſie aus dem Zuſammenſchluß mehrerer
Frankfurter Vereine entſtanden iſt. Die „98er” traten zum großen
Teil mit den bereits vom vorigen Jahre bekannten Spielern an;
doch auch der Nachwuchs bewährte ſich. Allerdings merkte man
ſämtlichen Spielern an, daß ſie in dieſer Saiſon nur wenig
Gelegenheit zum Training hatten. Das Rückſpiel dürfte in
8 Tagen in Frankfurt ſtattfinden.
Reunſtälle und Reiter.
Erſte Betrachkung zur kommenden Rennzeit.
Die nationalſozialiſtiſche Führung im deutſchen Rennſport iſt
mit allen Mitteln beſtrebt, Vollblutzucht und Rennſport aus dem
Tiefſtand der letzten Jahre emporzuheben. Es war ein tragiſches
Verhängnis, daß gerade in den Jahren, da die deutſche
Vollblut=
zucht Spitzenpferde wie Oleander, Alba, Ferro und Alchimiſt
her=
vorbrachte, die Wirtſchaftsnot immer ſtärker in Erſcheinung trat
und Deutſchlands Rennſport bis in die Grundfeſten erſchütterte.
Doch auch bei den Rennleuten iſt der Glaube an die Zukunft
ge=
weckt worden. Das von Obergruppenführer Staatsrat Litzmann
geforderte Vertrauen wird ihm von den ſeiner Führung
Unter=
ſtellten uneingeſchränkt entgegengebracht.
Das gilt ganz beſonders für die Reiter, deren unſichere
wirt=
ſchaftliche Verhältniſſe beſondere Schutzmaßnahmen erheiſchen.
Schon dadurch, daß ſie, wie auch Trainer und Stallangeſtellte, in
der Oberſten Behörde vertreten ſein werden, iſt ihre Stellung im
Rennbetrieb des neuen Deutſchland gekennzeichnet.
Richt=
linien für die Ausſtellung von Reitlizenzen, die
eine Schutzmaßnahme für die deutſchen Reiter darſtellen, ſind
be=
reits ergangen. Danach können nur Ausländern (auch Trainern),
die vor dem 1. Auguſt 1914 in Deutſchland tätig geweſen ſind, die
abgelaufenen Lizenzen bis auf Widerruf weiter erteilt werden.
Weſentliche Veränderungen treten dadurch nicht ein. Außer dem
Ungarn Sajdik, der bereits vor einigen Wochen eine
Verpflich=
tung nach Wien an den Rennſtall des Barons Springer annahm,
wird man kaum jemand in der kommenden Rennzeit vermiſſen.
Willi Hauſer, der Meiſter unſerer Hindernisreiter, hat ſchon
vor Jahren die deutſche Staatsangehörigkeit erworben.
In früheren Jahren gab es von einer zur anderen Rennzeit
vielfachen Reiterwechſel. Verſchiedene große Ställe verpflichteten
faſt von Jahr zu Jahr einen anderen Jockei. Nur der Stall A u.
C. v. Weinberg hielt über 15 Jahre lang an Otto Schmidt
feſt. Es erſcheint beinahe überflüſſig, zu betonen, daß „Otto” auch
in dieſem Jahre die blau=weiße Jacke anziehen wird; allerdings
im jeweils erforderlichen Wechſel mit dem jungen G Streit.
Aber auch faſt alle andern großen Ställe halten für 1934 an ihren
vorjährigen Reitern feſt. E. Grabſch, der Steuermann des
großen Alchimiſt, wird wieder für die Farben des Hauptgeſtüts
Graditz tätig ſein, und zwar in Gemeinſchaft mit dem jungen
R. Schmidt, der mit Arjamann den Großen Preis von
Ham=
burg gewinnen konnte. Der Stall der Freifrau S. A. v
Oppen=
heim hat natürlich wieder den ausgezeichneten W. Printen
verpflichtet, der ſich zu einem wirklichen Klaſſejockei entwickelt hat.
E. Böhlke reitet für den Stall R. Haniel; P. Ludwig für
den Stall Nemo. Hans Blume die Schwergewichte aus dem
Stall des Trainers A. v. Borcke. Noch nicht entſchieden iſt, wer
die Mehrzahl der Pferde des Stalles Landswerth ſteuern wird,
der durch die Aufnahme der Erlenhofer ſich ſtark vergrößert hat.
Raſtenberger, der die Erlenhofer im Vorjahr ſteuerte, iſt ſoweit
bekannt, noch an keinen Stall gebunden. In L. Varga, J.
Sta=
roſta und R Kaiſer ſtehen dem in dieſem Jahre F. Föſten
unterſtellten Stall P. Mülhens drei reiterliche Kräfte zur
Ver=
fügung. K. Narr iſt wieder für den Stall der Frau Irmgard
v. Opel tätig. Sonſt darf man noch die Verbindung W. Genz
— Trainer V. Leibert. W. Höllein — Trainer G. Reinicke,
A. Lommatzſch — Trainer K. v. d. Bottlenberg. J. Pinter
— Stall Rösler, J Svehla — Trainer A., Horaleck. W.
Tar=
ras — Trainer W. Palmer, R. Zachmeier — Geſtüt
Ebbes=
loh erwähnen. Von unſeren führenden Hindernisreitern iſt W.
Hauſer noch nicht gebunden. J. Unterholzner reitet für
den Stall von Trainer A. v. Borcke, W. Wolff für den Stall
P. de Nully=Browm, H. Müſchen für den Stall von Trainer
R. Johnſon jr.
Die heutige Nummer bat 12 Seiten.
Gewinnauszug
4. Klaſſe 42. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
1. Ziehungstag
10. Januar 1934
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
2 Gewinne zu 3000 m. 237310
8 Bewinne zu 2000 M. 232085 232478 303212 382930
14 Gewinne zu 1000 M. 13864 38624 190196 230738 334e48 344544
Rifé
20 Gewinne zu 800 M. 182 6345 70429 249027 250196 250254
265481 283130 379467 389631
60 Gewinne zu 600 9. 3245 6929 8708 32488 50308 52529 58174
63673 64262 79435 84159 87609 97296 103902 117079 161628 166687
172932 182543 183378 196674 198361 228899 244678 308122 316433
330128 336492 373936 394384
162 Gewinne zu 400 M. 67 3234 15781 25394 28902 29269 30690
31806 36063 36380 39106 41086 41607 47924 69390 69488 81818
69197 80506 84446 99647 103989 117134 124116 131683 133848
136576 146326 147926 148078 151067 153835 158012 159448 160805
174541 195419 195627 198174 211254 212219 216601 226623 228261
232153 2371653 239198 250294 265485 259029 2693 76 262131 268112
276704 276061 278121 279476 288614 291057 299686 300499 317896
320984 323436 327982 333032 333984 335452 336036 345620 346898
362486 356165 368362 374213 383627 386496 389076 396587 396981
399344
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 m. 82750
4 Gewinne zu 3000 M. 227014 298986
8 Gewinne zu 2050 M. 124600 223146 285422 293477
14 Gewinne zu 1000 q. 76392 97418 216156 311048 348791 354218
370667
18 Gewinne zu 800 M. 17077 75008 79238 176090 188808 208489
242370 323858 389776
52 Gewinne zu 600 M. 11104 29001 31927 45546 60027 60119
66910 70517 97404 106259 160225 163362 167104 181584 203747
234366 277063 300333 304761 307615 312666 316516 336188 354800
366132 394331
198 Gewinne zu 400 M. 2839 4849 4919 5100 6816 7767 13482 16633
18872 23786 25596 28080 45947 50093 60145 54014 62217 63659
68176 70811 75222 76282 78761 88022 89435 94656 95071 96976
106770 109914 112209 114117 118727 119717 119813 120307 126166
139239 141064 145612 149235 149617 150899 154984 157041 163958
166468 167660 187562 187926 190228 196074 200768 204815 216067
221070 221268 222508 224628 226039 227690 228166 234700 235414
238634 250376 251853 252091 254646 256580 276206 280606 294326
306173 315605 315862 320578 323103 329123 333541 338670 343547
347640 347776 352828 354066 361063 362107 367020 371968 374371
376073 377436 378970 379812 389680 393845 397107 399544
20 Tagesprämien.
Auf jede gezogene Nummer ſind 2 Prämien zu je 1000 RM
gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher Nummer in den
beiden Abteilungen I und II.
21021 81089 101786 110982 116320 158621 276611 316613
356078 357624
Rundſunk=Brogramme.
Frankfurt: Freitag. 12. Januar
10.30: Nur für Freiburg: Werbekonzert. .
10.50: Nur für Freiburg: Eigene Sendung.
14.30: Nur für Freiburg: Nachrichten.
14.50: München: Stunde der Frau: 1. Frau Dimpfinger ſchließt
ſich aus. Hörſpiel von H. K. Schauer. — 2. Mein Kind
hat Heimlichkeiten.
16.00: Köln: Nachmittagskonzert. 1. Aus einem alten Liederbuch.
— 2. Eine ſpannende Geſchichte, Friedrich Schnack: Das
Lotterielos. — 3. Klavierquintett in F=Moll, von Brahms.
18.00: Köln: Engliſcher Sprachunterricht.
18.20: Köln: Warum Familienforſchung?
18.35: Die Entwicklung der Hauptverkehrslinien im vorderen Orient
ſeit dem Weltkrieg. Bericht von Dr.=Ing. Karl Klinghardt.
19.00: Berlin: Stunde der Nation. Konzert: Hugo Wolf — Anton
Bruckner. Mitw.: Vier Geſangsſoliſten. Orgel, Berliner
Funkorcheſter, Bruno Kittelſcher Chor, Dir.: Bruno Kittel.
20.10: Großes buntes Unterhaltungskonzert. Funkorch, u. Soliſten.
22.45: Stuttgart: Unterhaltungsmuſit.
23.00: Breslau: Nachtmuſik der Schleſiſchen Philharmonie.
24.00: Schickſal des deutſchen Geiſtes „Geſandter a. D. Gerhard
von Mutius: Leſſing. — Anſchl.: Muſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Freitag, 12. Januar
9.00: Schulfunk: Neue Lieder der jungen Generation.
9.40: Plattdütſch Ringelranken. Gedichte von Rudolf Tarnow,
10.10: Schulfunk: Mein lüſt’ges Wien! Lieder zur Laute.
10.50: Spielturnen im Kindergarten.
11.30: Für die Frau. Gepflegtſein trotz Hausarbeit.
11.45: Zeitfunk.
15.00: Mädelſtunde: Arbeitermädel helfen den Allerjüngſten. (Aufn.)
15.45: Tiergeſchichten Felſen: Die Gans Eulalia.
16.00: München: Veſperkonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Liſt.
17.00: Tierſchutz und Schule.
17.20: Der internationale Fußballſport im alten und neuen Jahr,
17.35: Trio von Enzo Maſetti.
18.05: Wer muß nun zahlen? Rechtsfragen für jedermam.
18.25: Käthe Raumer; Frauen in der Deutſchen Arbeitsfront.
19.00: Stunde der Nation. Berlin; Hugo Wolf — Anton Bruckner.
Mitw.: 4 Geſangsſoliſten, Orgel. Berliner Funkorcheſter.
Bruno Kittelſcher Chor. Dir.: Bruno Kittel.
20.00: Kernſpruch Anſchl.: Ergötzliches mit Kurt Götz! Das
Mär=
chen. — Der Mörder.
21.00: Militärkonzert. Trompeterkorps des 4. Preuß. Reiter=Regmts
22.30: Kurd Kißhauer: Wir und die Sterne.
23.00: Breslau: Nachtkonzert der Schleſiſchen Vhilharmonie.
Neues vom Winkerſpork.
Die Wetterlage unverändert.
In den deutſchen Bergen iſt die Schnee= und Wetterlage faſt
unverändert. Es hat in der Nacht zum Donnerstag und am
Donnerstag morgen nicht geſchneit. Die Wetter= und
Sport=
verhältniſſe ſind unverändert. Im Schwarzwald, in der
Schwä=
biſchen Alb und in den Zayriſchen Alpen lagen die Temperaturen
am Donnerstag morgen in einer Höhe von 900 Meter etwas
über Null.
Welierbericht.
Wenn ſich auch der hohe Druck zunächſt noch auf die
Wetter=
lage auswirkt, ſo wird er aber durch die neue Störung, die ſich
immer ſtärker entfaltet, nach und nach abgebaut. Warmluft
ſchiebt ſich öſtlich vor und wird neben Bewölkung auch
Tempe=
raturanſtieg verurſachen. Späterhin wird es auch zu
vereinzel=
ten Niederſchlägen kommen.
Ausſichten für Freitag, den 12. Januar: Aufkommende Dunſt=
und Wolkenbildungen, allmählich Rückgang des Froſtes, noch
meiſt trocken.
Ausſichten für Samstag, den 13. Januar: Vielfach dunſtig und
bewölkt, weitere Temperaturzunahme, einzelne Niederſchläge.
Winterſportmöglichkeiten.
Vogelsberg: Hoherodskopf: Klar, minus 9 Grad. 30 cm.
Pulverſchnee, ſehr gut. — Herchenhainer Höhe: Raufreif, minus
9 Grad, 24 cm., leicht verharſcht, ſehr gut.
Rhön: Waſſerkuppe: Klar, minus 1 Grad, 35 cm., Pulver,
ſehr gut. — Gersfeld: Klar, minus 10 Grad, 15 cm., Pulver,
ſehr gut. — Ellenbogen: Klar, minus 10 Grad. 30 cm., Pulver,
ſehr gut. — Dammersfeld: Klar, minus 3 Grad, 25 cm., Pulver,
gut. — Kreuzberg: Klar, minus 2 Grad, 30 cm., Pulver, ſehr gut.
Sauerland: Winterberg: Klar, minus 5 Grad, 34 cm.,
ge=
körnt gut.
verharſcht, Ski ſehr gut. Rodel mäßig.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; ſür Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann: für
den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für „Die
Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigen=
reil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtl. in Darmſtadt D. A. XII. 23362,
Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Nummer 14
Freitag, 12. Januar
GeſſNeueſte Nachrchten
Die Lage der Rhein=Mainiſchen Wirtſchaft.
Völlig unker dem Eindruck eines überraſchend guken Weihnachtsgeſchäfkes.
Der dezember=Berichl.
Der Dezember ſtand, wie in der Rhein=Mainiſchen
Wirtſchafts=
zeitung ausgeführt wird, völlig unter dem Eindruck eines
über=
raſchend guten Weihnachtsgeſchäftes. Allenthalben, kommt zum
Ausdruck, daß die Kaufkraft der breiten Bevölkerungsſchichten ſich
über Erwarten gebeſſert hat. Dies wirkte ſich nicht nur im
Ein=
zelhandel, ſondern ganz beſonders auch bei den Herſtellerfirmen
aus, die durchweg bis zu den Feiertagen ſelbſt mit
Weihnachts=
aufträgen beſchäftigt waren.
Förderung und Abſatz im Erzbergbau haben, in ihrer
Aufwärtsbewegung allem Anſchein nach vorerſt einen gewiſſen
Abſchluß gefunden, die künftige Entwicklung wird nicht ungünſtig
beurteilt. Die Baſaltinduſtrie des Weſterwaldes hofft auf
größere Aufträge im Zuſammenhang mit dem Bau der
Autobah=
nen. Die dortige Baſaltkleininduſtrie brachte die
Reichs=
bahnaufträge zur Ablieferung und arbeitet gegenwärtig auf
Vor=
rat. Die oberheſſiſche Baſaltinduſtrie war ausreichend beſchäftigt.
Die Einigungsverhandlungen in der Toninduſtrie werden
vorausſichtlich im Januar zum Abſchluß gebracht werden können.
Bezüglich der Jahresabſchlüſſe für 1934 hielten ſich die meiſten
Fir=
men noch zurück. Die allgemeine Beſſerung der Geſchäftslage in
der Stahlinduſtrie hat ſich weiter, verbreitert, allerdings
ging der Export etwas zurück. Die Beſchäftigungszunahme in der
heſſiſchen Metall= und Maſchineninduſtrie hielt an,
die Auftragsbeſtände ſind zum Teil ſogar entgegen der
Saiſonten=
denz angewachſen. Im Automobilgeſchäft war der Abſatz
verhältnismäßig gut, was zum Teil wohl auf die ab. Januar
1934 in Kraft tretenden Preisſchutzbeſtimmungen zurückzuführen
iſt. Kleine Typen wurden bevorzugt. Die Betriebe ſind in
glei=
chem Umfange beſchäftigt wie während der Saiſonſpitze, die
Aus=
fuhr war behauptet. Die Geſchäftsbelebung in der elektrotechniſchen
Starkſtrominduſtrie hat angehalten. Das
Weihnachts=
geſchäft brachte der Edelmetall= und
Schmuckwaren=
induſtrie ſteigende Umſätze, während das Gold= und
Silber=
geſchäft weiter zurückging. Infolge der Umſtellungen in den
Spal=
tenbreiten der Zeitungen hat ſich das Geſchäft der
Schrift=
gießereien und Meſſinglinienfabriken
vorüber=
gehend etwas belebt. Im Baugewerbe mußten alle
Rohbau=
arbeiten wegen des Froſtes unterbrochen werden. Eine Reihe von
Bauvorhaben kann durch die nun geſchaffene Möglichkeit der
Zwi=
ſchenfinanzierung durchgeführt werden. Die Schwierigkeiten im
Ausfuhrgeſchäft der Offenbacher Lederinduſtrie haben ſich,
beſonders durch Dollarentwertung und Beſchränkungen im
Zuſatz=
ausfuhrverfahren, verſchärft. Im Inlande wurde Leder für
Marſchſtiefel lebhaft, leichtere und Lackleder nur ſchwach abgeſetzt.
Die Kälte kam der Schuhinduſtrie zugute, die Ausſichten für
das Frühjahr ſeien günſtig. In Lederwaren und Reiſeartikeln
herrſchte Hochbetrieb, dagegen hat das Geſchäft im
Portefeuille=
lederhandel diesmal etwas früher nachgelaſſen. Das
Schaum=
weingeſchäft konnte aus der Steuerregelung Nutzen ziehen,
ein großer Teil der Aufträge konnte aber wegen des Froſtes nicht
erledigt werden. In der Weinbrandinduſtrie zeigte ſich
Nachfrage nach den hilligſten Sorten. Der Auftragseingang in den
Klein= und Mittelbetrieben der Tabakinduſtrie, war recht
ſchlecht, auch in der Großinduſtrie iſt der Wertumſatz im Abgleiten.
Das Geſchäft in den meiſten Sparten des Einzelhandels war
ſehr gut. Die Beſchäftigung im Frankfurter Hotelgewerbe hat ſich
über den ſaiſonmäßigen Rückgang hinaus verſchlechtert, in
Wies=
baden traten gegen den Vormonat keine Veränderungen ein.
Die Frühjahesſaiſon
in der deutſchen Induſtrie.
Die deutſche Wirtſchaft bereitet ſich gegenwärtig auf die dritte
Phaſe der Arbeitsſchlacht vor. Die erſte Phaſe im Frühjahr und
Sommer 1933 hatte die Aufgabe, die Arbeitsloſigkeit ſchlagartig
zu vermindern. In der zweiten Phaſe im Herbſt und Winter 1933
kommt es darauf an, trotz der ſaiſonmäßig abwärts gerichteten
Kräfte das Erreichte zu halten. Die dritte Phaſe, beginnend im
Fruhjahr 1934, ſoll — unterſtützt vom Saiſonaufſchwung der
Wirt=
ſchaft — erneut eine entſcheidende Entlaſtung des Arbeitsmarktes
herbeiführen.
Im folgenden iſt dargeſtellt, wie ſich die Produktion der
ein=
zelnen Induſtriezweige im Frühjahr, ſaiſonmäßig zu entwickeln
pflegt. Unterſcheidet man die Induſtriebranchen danach, wie ſie
ſich in der Frühjahrsſaiſon verhalten, ſo ergeben ſich nach Angaben
im Wochenbericht des Jaſtituts für Konjunkturforſchung folgende
Gruppierungen: 1. Induſtrien ohne ausgeprägte Saiſonbelebung.
DDazu gehören die Großeiſeninduſtrie, Maſchinenbau,
Elektroindu=
ſtrie und Papierinduſtrie. 2. Induſtrien mit einem
Saiſonrück=
ggang im Frühjahr, z. B. Kraftſtoffinduſtrien (beſonders Kohle,
/Elektrizität) ferner einige Induſtrien der Muſikinſtrumente
(Pianos), für Funkgerät ſowie für manche Zweige der
Genuß=
mittelinduſtrie (etwa Fiſchkonſerveninduſtrie, Zuckerraffinerie,
Brennerei, Süßwareninduſtrie), 3. Induſtrien mit einem
Saiſon=
mufſtieg im Frühjahr — wichtigſter Vertreter dieſer Gruppe iſt die
BBauwirtſchaft. Im Gefolge der eigentlichen Bautätigkeit bewegen
lich die Induſtrien der Bauſtoffe ſowie einige für die
Innenaus=
ſtattung arbeitende Branchen. Auch die Bekleidungsinduſtrie
ein=
ſchließlich der Schuh= und Lederwareninduſtrie belebt ſich im
Früh=
jahr in gewiſſem Umfange. Verhältnismäßig ſtark iſt der
Saiſon=
mnſtieg im Frühjahr im Fahrzeugbau ſowie in den hiermit
zuſam=
menhängenden Zweigen, wie z. B. der Bereifungsinduſtrie.
Im Verlauf des Jahres 1933 hat ſich die Saiſonbewegung der
Deutſchen Induſtrie entſcheidend gewandelt: 1. Die Belebung ging
Beitlich weit über den April hinaus. Die (von Saiſonſchwankun=
„en unbereinigte) Indexziffer der Induſtrieproduktion ſtieg bis
Juni ununterbrochen an und ſetzte dann von Auguſt bis November
Die raſche Aufwärtsbewegung fort. 2 Eigentlich ſaiſonmäßige
Kräfte ſcheinen hierbei jedoch keine entſcheidende Rolle geſpielt zu
Haben. Die Saiſoninduſtrien” haben zwar ihre Erzeugung von
1932 auf 1933 ſtärker als alle anderen Induſtriegruppen erhöht,
mach dem üblichen „Saiſonſchlüſſel”, errechnet, hätte jedoch die
Frühjahrsbelebung nur etwa 3 bis 4 Prozent betragen. Entſchei=
Dend dürfte die konjunkturelle Zunahme, der Induſtrieproduktion
geweſen ſein. —
Allzu großes Gewicht für den Fortgang der Arbeitsſchlacht im
Frühjahr 1934 wird man der eigentlichen Saiſonbelebung (die
Emmer nur 3 bis 6 Prozent der Produktion im Winter betrug)
micht beilegen dürfen. Es wird vielmehr entſcheidend darauf an=
Fommen, über den Saiſonanſtieg hinaus zu einer daeuernden, d. h.
alſo konjunkturellen Produktionsſteigerung zu gelangen.
Biehmärkke.
Darmſtädter Viehmarktbericht vom 11. Januar. Auftrieb:
125 Kälber. Preiſe: 28—33 Pfg. (c—b), Spitzentiere über Notiz.
Marktverlauf: geräumt
Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 11. Januar. Aufgetrieben
waren: 40 Rinder, 1004 Kälber, 195 Schafe, darunter 144 Ham=
„el, 775 Schweine. Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht
in RM.: Kälber a) 43—41, b) 37—42, c) 32—36, d) 24—31;
Ham=
mel und Schafe b1) Stallmaſthammel 29—30, c) mittlere
Maſt=
ämmer und ältere Maſthammel 27—28, d) geringere Lämmer
ind Hammel 25—26: Schafe e) 26—27, f) 24—25, g) 19—23;
Schweine b) 47—49, c) 45—48 d) 44—48. Marktverlauf: Kälber,
Hammel und Schafe mittelmäßig, geräumt: Schweine ſehr ſchlep=
Hend, ausverkauft. — Fleiſchgroßmarkt. Beſchickung: 1000
Viertel Rindfleiſch. 138 ganze Kälber, 24 ganze Schafe bzw.
Ham=
mel 543 Schweinehälften. Preis für 1 Zentner friſches Fleiſch in
MM.: Ochſen= und Rindfleiſch 1) 48—52, 2) 44—48: Bullenfleiſch
16—50; Kuhfleiſch 2) 35—40. 3) 25—30; Kalbfleiſch 2) 60—70, 3)
52—60; Hammelfleiſch 60—65; Schweinefleiſch 1) 65—70.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Berliner Börſe eröffnete geſtern in freundlicher und
für Spezialwerte ſogar feſter Haltung. Maßgebend hierfür dürfte
ſein, daß die Glattſtellungen ihr Ende gefunden haben und
ande=
rerſeits die flüſſige Veranlagung des Geldmarktes zu
Neuanſchaf=
fungen anregt. Dazu kommt eine Reihe günſtiger Momente aus
der deutſchen Wirtſchaft, wie z. B. die Mitteilung über einen
ge=
ſteigerten Güterverkehr, eine weitere Ermäßigung der Umlage
beim Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlen=Syndikat und ſchließlich der
erfreuliche Quartalsbericht der Vereinigten Stahlwerke.
Aller=
dings vermochte letzterer die vorbörslich geäußerte Erwartung auf
ein lebhafteres Geſchäft in Montanwerten zunächſt nicht zu
er=
füllen. Das Hauptintereſſe konzentrierte ſich jedoch wieder auf
den Rentenmarkt, wobei beſonders Altbeſitzanleihe bevorzugt
wer=
den. Man verweiſt dabei angeſichts der bevorſtehenden
Konver=
tierung auf den feſten Kurs der Anleihe, wobei auch erwähnt wird,
daß ohnedies eine Konvertierung mit rückwirkender Kraft (
be=
kanntlich werden bei der Anleihe die auflaufenden Zinſen
zuge=
ſchlagen) undiskutabel ſei. Der Kurs kam zunächſt mit 97½, ſpäter
ſogar mit 98½ Prozent zuſtande. Mitgezogen wurden
Reichs=
ſchuldbuchforderungen, die etwa 8 Prozent höher umgingen. Aber
auch Neubeſitzanleihe waren erneut ſtark gefragt und bis 197
Prozent gebeſſert. Stahlvereinsbonds eröffneten 1½ Prozent über
Vortagesſchluß. Am Geldmarkt waren unveränderte
Tagesgeld=
ſätze von 4½ bzw. 4½, vereinzelt von 4 Prozent, gefordert. Der
Dollar wurde mit 2,68½ etwas leichter genannt, während das
engliſche Pfund mit 13,70 unverändert lag. Im Verlaufe traten
auf den meiſten Marktgebieten leichte Abſchwächungen ein. Der
Privatdiskont lag mit 3½ unverändert.
Die Frankfurter Börſe eröffnete geſtern mit einem
wei=
terhin ſtärkeren Geſchäft am Rentenmarkte. Das Anlagebedürfnis
des Publikums iſt in unvermindertem Umfange, zu beobachten,
zumal die Geldmarktlage recht flüſſig iſt. Reichsanleihen ſtanden
weiter im Vordergrunde, vor allem Altbeſitz, die ſchon zu Beginn
½ Prozent höher notierte. Neubeſitz eröffnete 15 Pfg. feſter und
ſtellte ſich im Verlaufe auf 19,80 nach 19 40 Prozent. Späte
Reichs=
ſchuldbuchforderungen gewannen, 8 Prozent. Das Geſchäft in
Dollar=Bonds und umgetauſchten Reichsmark=Anleihen war auch
geſtern recht lebhaft, und die Kurſe zogen durchſchnittlich um ½
Prozent an. Der Aktienmarkt war im Gegenſatz zum
Renten=
geſchäft recht vernachläſſigt. Die erſten Notierungen lagen zwar
meiſt noch eine Kleinigkeit über den Schlußkurſen der vorgeſtrigen
Abendbörſe, im Verlaufe bröckelten ſie jedoch um ½—1 Prozent ab.
Im weiteren Verlaufe wurde das Geſchäft auch am Rentenmarkte
ruhiger, Altbeſitz konnten ſie jedoch um weitere ½ Prozent
er=
höhen, auch ſpäte Schuldbücher gewannen noch ¼ Prozent, Neubeſitz
blieben behauptet. Gegen Schluß bröckelten die Kurſe aber ab,
Altbeſitz 973 nach 98½, Neubeſitz 19,50 nach 19,80. Der
Aktien=
markt lag überwiegend ſchwächer. Stärker gedrückt waren JG.
Farben 127½—125¾, Bekula 122½—121, im übrigen bröckelten
die Kurſe um ½—½ Prozent ab. Feſter lagen Reichsbank mit
plus 1½ Prozent. Von Schiffahrtswerten lagen Hapag 1 Prozent
höher, Nordd. Lloyd ſpäter wieder abbröckelnd. Staats= und
Län=
deranleihen lagen ruhig und behauptet. Stadtanleihen
vernach=
läſſigt und bis ¼ Prozent niedriger Gold= und
Liquidations=
pfandbriefe lagen uneinheitlich bei Abweichungen um 4—½
Pro=
zent nach beiden Seiten. Kommunal=Obligationen waren
durch=
weg um ½—½ Prozent leichter. Von fremden Werten notierten
Ungarn und Türken etwas feſter. Tagesgeld blieb zu 3 Prozent
unverändert leicht.
Mangels beſonderer Anregungen verkehrte die Abendbörſe in
ſtiller Haltung, zumal auch vom Publikum nur kleine Nachfrage
nach deutſchen Anleihen vorhanden war, während die Kuliſſe
Zu=
rückhaltung übte. Die deutſchen Anleihen konnten ſich gegen die
niedrigen Berliner Schlußkurſe befeſtigen, und zwar Altbeſitz um
¼ Prozent und Neubeſitzanleihe um 10 Pfg. Späte
Reichsſchuld=
buchforderungen gingen zu ca. 95 Prozent um. Das Geſchäft
er=
reichte aber kein nennenswertes Ausmaß. Ohne daß eine
Bele=
bung des Geſchäftes zu verzeichnen war, konnten ſich im Verlaufe
einige Werte etwas erhöhen, ſo Bekula um insgeſamt 1 Prozent,
Rütgerswerke um 2 Prozent und Rheinſtahl um 2 Prozent. Von
Renten gingen Neubeſitzanleihe um Bruchteile eines Proz. zurück.
Wayrangsemdertängen iin Jahte 190s
Das wichtigſte währungspolitiſche Ereignis im Jahre 1933
war die Aufgabe des Goldſtandards in den Vereinigten Staaten.
Der Konkurrenzvorſprung, den England im internationalen
Han=
del durch die Entwertung des Pfundes ſeit Herbſt 1931 inne hatte,
iſt von den Vereinigten Staaten mit der fortſchreitenden
Entwer=
tung des Dollars mehr al saufgeholt worden. Gegenüber den
„Pfund= und Dollarländern” hat aber Japan mit ſeiner um mehr
als 60 Prozent entwerteten Währung immer noch entſcheidende
Exportvorteile. Die Loslöſung des engliſchen Pfundes von der
Goldwährung hatte infolge gleichgelagerter Wirtſchaftsintereſſen
vieler Länder, wie im Wochenbericht des Inſtituts für
Konjunk=
turforſchung ausgeführt wird, faſt zwangsläufig zu einer
Gruppen=
bildung in der internationalen Währungspolitik geführt. Im
Frühjahr 1933 entſtanden mit der Aufgabe des Goldſtandards
durch die Vereinigten Staaten neue Intereſſentengruppen unter
den Ländern. Dieſer fortſchreitende Zerfall der Goldwährung und
die daraus entſtehende Unruhe in den an Feſtwährungen
inter=
eſſierten Ländern führten in Europa zur Bildung des ſogenannten
Goldblocks. Neben dieſen drei Währungsgruppen verſuchte ein
Teil der mittel= oſt= und ſüdoſteuropäiſchen Länder, eine
ſelbſtän=
dige Währungspolitik zu führen. Schließlich hat im Fernen Oſten
Japan — unabhängig von den anderen Währungsgruppen — eine
eigene Währungspolitik getrieben.
Im Verlauf des Jahres 1933 war die Bewegung eines Teiles
jener Valuten, die ſich zunächſt an der engliſchen Währungspolitik
orientiert hatten, nicht mehr einheitlich nach der Kursbewegung
des Pfundes ausgerichtet. Mit der fortſchreitenden Entwertung
des USA.=Dollars geriet aber auch die Kanadiſche Währung, die
ſich ſeit Herbſt 1931 an die Entwicklung des Pfundkurſes angelehnt
hatte, erneut unter Druck und ſuchte ſtärkeren Anſchluß an die
Dollarwährung. Dagegen ſuchte das ſüdafrikaniſche Pfund, das
bis Ende 1932 nahezu auf der Goldparität gehalten worden war
und damit im britiſchen Empire eine Sonderſtellung eingenommen
hatte, Anfang 1933 den Anſchluß an das engliſche Pfund. — Die
amerikaniſche Währungspolitik zwang vor allem aum dem
ameri=
kaniſchen Kontinent ſelbſt zu einer Reviſion der Währungspolitik.
Die Pfundvaluta iſt in 1933 gegenüber dem Stand vom
De=
zember 1932 im großen und ganzen ſtabil geblieben, während ſich
der Dollar ſeit dem Frühjahr 1933 ſtändig entwertete. Pfund= und
Dollarländer haben nunmehr untereinander kaum mehr einen
ent=
ſcheidenden Währungsvorſprung, wohl aber beide gemeinſam
ge=
genüber den Ländern mit nicht entwerteter Valuta. Dagegen hat
Japan mit ſeiner bis auf weniger als 40 Prozent der Goldparität
entwerteten Währung immer noch einen beträchtlichen Vorſprung
gegenüber Dollar und Pfund.
Bemerkenswert iſt bei alledem, daß, abgeſehen von Japan, in
keinem Lande bisher die Abkehr von der Goldwährung zu einer
Erhöhung der Großhandelspreiſe über den Stand vom 1. Halbjahr
1931 (vor Ausbruch der Kreditkriſe) geführt hat. Gegen
Jahres=
ende lagen die Großhandelspreiſe meiſt noch unter dem Stand vom
1. Halbjahr 1931. Lediglich in Japan ſind die Großhandelspreiſe
(Oktober 1933) um etwa 30 Prozent über den Stand vom 1.
Halb=
jahr 1933 geſtiegen.
Mannheimer Produktenbericht vom 11. Januar. Weizen
in=
länd. (76—77 Kilo) frei Mannheim 19,95—20,00, Feſtpreiſe franko
Vollbahnſtation des Erzeugers per Januar: Bezirk 9 19.20,
Be=
zirk 10 19,40, Bezirk 11 19,70; Sommerweizen (80 Kilo) 20.10 bis
20,30; Roggen ſüdd. (71—72 Kilo) frei Mannheim 17.00—17.20,
Feſtpreiſe franko Vollbahnſtation des Erzeugers per Januar:
Be=
zirk 9. 16,40, Bezirk 8 16.10; Hafer inländ. 14,75—15,00
Sommer=
gerſte inländ. 18.00—19.00 (Ausſtichware über Notiz) Pfälzer
Gerſte 18,00—19.00 (Ausſtichware über Notiz), Füttergerſte inländ.
17.25—17,50. Mais (La Plata) mit Sack 20,00. Erdnußkuchen
prompt 16,75—17,00, Soyaſchrot prompt 15,00—15,25, Rapskuchen
14,50, Palmkuchen 15,50—15,75, Kokoskuchen 17.50 Seſamkuchen
17.00, Leinkuchen 17.25—17,50. Biertreber mit Sack 17,75.
Malz=
keime 14,50, Trockenſchnitzel ab Fabrik 10,00 Rohmelaſſe 8,50,
Wie=
ſenheu loſe 6,60—7,00 Rotkleeheu 6.60—7,20. Luzernekleeheu 8,00
bis 8,20, Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,00, Hafer=Gerſte 1,80
bis 2,00, geb. Stroh Roggen=Weizen 1,40—1.60, Hafer=Gerſte 1.20
bis 1,40; Weizenmehl Spezial 0 mit Austauſchweizen per Januar
29,40. per Februar 29,70. per März 30,00, dito aus Inlandsweizen
per Januar 27,90, per Februar 28,20, per März 28,50;
Roggen=
mehl (70—60prozentig) nordd. prompt 22.50—23,50 dito pfälz. und
ſüdd, prompt 23.25—24,25, feine Weizenkleie mit Sack 10,75 grobe
Weizenkleie mit Sack 11,25, Roggenkleie 10,50—11,50,
Weizen=
futtermehl 12,00 Roggenfuttermehl 11.50—12,75, Weizennachmehl
15,50, Heſſenſchnitzel 11,25, Weizennachmehl IV B 16,50.
Berliner Kursbericht
vom 11. Januar 1934
Oeviſenmarkt
vom 11. Januar 1934
Berl. Handels. Gef
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
R
58.50
60.50
29.75
27.25
134.—
46.—
13.25
70.—
152.—
114.50
Mei e
Hektr. Lieferung
F. 6. Farben
Gelſ. Bergwerte 58.75
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen und 7
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Korsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
M
Mate
90.125
66.25
69.875
113.—
58.75
86.75
61.—
38.75
66.—
Menge
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali 11
Laufho
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Anrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werte
17.125
52.50
152.—
1e.
38.25
415.—
18.50
29.
78.—
72.50
89.—
Buenos=Aires
Kanada.
Japan
Kairo
Iſtanbul
London
New York
Rio de Fanerro
uruguah
Amſterdam
Athen
Brüſfel
Budapeſt 1
Danzig
Heluingfors
Mie
1 Pap. Beio
1canad. Doll.
1Yen
1ägypt.
1türk. 2
1 2.Stg.
1 Dollar
1 Milreis
Goldpeſo
100 Gulden
100 Drachm.
100 Belge
100 Bengs
100 Gulden
100 finn. Mk.
Geld
0.648
2e7
0. 809
14.045
1.981
13.865!
2.677
0.226
188.58
58.27
81.47
6.044
Brien
0.652
2883
0.917
14.075
1.275
13.695
2. 683
0.228
1.389/1.401
168.92
2.3981 2.400
58.39
zu.83
6.056
Italien
Jugoſlawien
Kovenhagen
Liſſabon
Sslo
Paris
Prag
Fsland
Rigg.
Schwei
Sofia.
Spanien
Stockholm
Tallinn (Eſtl.
Wien
Währung
100 Lire
100 Dinar
100 Kronen
100 Escudos
100 gronen e
100 Francs
100 Tſch. Kr.)
100 isl. Kr. ſe
100 Lats
100 Franken
100 Leva
100 Peſetas
100 Kronen
100 eſtl. gr
100 Schilling
GeldBrief
21.98 22.02
5.664 5.,676
60.94
12.45
16.41
12.45
61.79
60.02
61.09
3.007
34.52
70.43 k0.57
75.22/
147.20 147.30
6l.08
12.47
68.63 68. 77
16.45
12.47
6f.91
80.18
S1.a8
3.05s
24.58
5.38
Surmſtaster ans Harionatbant Bürisktast, Wlhan br oresbher Sunt
Frankfurter Kursbericht vom 11. Januar 1934.
Steuergutſcheine
„ Gr. IIp. 1934
„ 1935
*
„ . 1986
„. 1937
„„ 1938
Gruppe!
6%Otſch. Reichsanl.
v.27
68
5½% ntern. ,„v.80
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6% Preuß.S v. 27
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Dtſch. Anl. Ausl
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68.
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93),
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94.5
98
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95
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98
19.5
9.7
85.5
79.
82
84
86.5
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88
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93.75
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93.5
33.5
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1910
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5.3
5.1
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19
35
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Januar 1934
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Rakoczy-Marsch
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——2
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