Ginzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 9
Mittwoch, den 10. Januar 1934. 197. Jahrgang
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Polizeiſkandal in Frankreich.
Zweiſel an dem Selbſtmord Staviſkys. — Die franzöſiſche Offenklichkeit beſchuldigk die Polizei der Ermordung
Skaviſkys. — Staviſtys Tod von zahlreichen Perſönlichkeiten mit größker Erleichkerung aufgenommen.
Gerüchke um Skaviſkys Tod:
Erſchoſſen oder Selbſtmord?
* Paris, 9. Januar (Priv.=Tel.)
Um den Selbſtmard des Millionenbetrügers Staviſky
ſchwir=
ren die verſchiedenſten Gerüchte über die Drähte der Welt.
Staviſky ſoll am Dienstag früh im Krankenhaus an den Folgen
des Schuſſes, den er ſich ſelbſt vor feiner Verhaftung beigebracht
hat, geſtorben ſein. Er lag zuletzt im Krankenhaus von Chamonix.
Der Unterſuchungsrichter aus Paris kam zu ſpät. Staviſky iſt
alſo, wenn man der Meldung glauben darf, geſtorben, ohne das
Bewußtſein wieder erlangt zu haben. Damit verſchwindet der
Hauptangeklagte und Hauptzeuge in der Skandalaffäre des
Bayonner Leihhauſes. Es braucht nicht beſonders betont zu
werden, daß der Tod Staviſrys von zahlreichen Perſönlichkeiten
mit größter Erleichterung aufgenommen worden iſt. Das Dunkel
über die Zuſammenhänge und die letzten Urſachen des Skandals
wird wohl niemals ganz geklärt werden. Immerhin fordern
die Pariſer Blätter mit höchſter Eindringlichkeit, daß trotz dem
Verſchwinden Staviſkys volles Licht in die Angelegenheit
ge=
bracht werde und erinnern in dieſem Zuſammenhang an den
Panama=Skandal und die Dreyfus=Affäre.
In Paris will man nicht ſo recht an den Tod glauben.
Einer der am meiſten Belaſteten, der Bürgermeiſter von
Bayonne, der Abg. Garat, rief ſofort aus, als er von dem
Selbſtmord Kenntnis bekam, daß das völlig unmöglich
ſei, Staviſky ſei niemals der Mann geweſen, eine
derartige Handlung zu begehen. Er iſt nicht der
einzige Zweifler. Immer mehr macht ſich die Anſicht breit, daß
der Helbſtmord und Tod des Schwindlers fingierk
ſeien. Er habe ja ſchließlich keinen Anlaß gehabt, auf dieſe
Weiſe aus dem Leben zu gehen. Die Gefängniſſe ſeien ihm ja
richt unbekannt geweſen, er kenne ſich auch in den Mitteln aus,
um ſeine Lage als Häftling einigermaßen erträglich zu geſtalten.
Warum ſolle er alſo durch Selbſtmord aus dem Leben ſcheiden,
dpch nicht etwa aus Reue über ſeine Betrügereien — ein Mann
wie Staviſky habe kein Gewiſſen. Nicht zuletzt ſei er doch der
Mann mit den guten Beziehungen geweſen, der Mitwiſſer um
ſo viele Geheimniſſe, daß es ihm ein Leichtes geweſen wäre,
allerlei Druckmittel anzuwenden, um das Schlimmſte auch in
ſeiner im Augenblick hoffnungslos erſcheinenden Lage
ab=
zuwenden.
Das iſt die Meinung der Zweifler. Aber auch über
die näheren Umſtände des ködlichen Schuſſes gehen
die Meinungen auseinander.
Vor allem wird darauf aufmerkſam gemacht, daß nun nicht etwa
für die anderen Beteiligten die Affäre zu Ende ſei, weil
Staviſky ausgeſchieden. Und in dieſem Zuſammenhang taucht
gleichzeitig die Frage auf, ob es wirklich ein Selbſtmord war.
Der Ort des Selbſtmordes in Chamonix iſt in weitem
Um=
kreis abgeſperrt. Zahlreiche amtliche und halbamtliche
Meldun=
gen über den Hergang der Tat liegen vor. Aber ſelbſt dieſe
offiziellen Mitteilungen widerſprechen ſich untereinander. Die
eine Meldung beſagt, daß die Kugel durch eine Schläfe
gegan=
gen ſei. Dann heißt es wieder, Staviſky habe ſich in den Mund
geſchoſſen. Einmal ſind drei Kriminalbeamte Zeuge des ganzen
Vorfalls geweſen, dann ſollen außer dieſen und 4
Landgendar=
men, die das Haus beſetzt hielten, noch zwei weitere Perſonen
dabei geweſen ſein, nämlich ein ehemaliger Boxer namens Voix
aus Dijon und deſſen Geliebte, mit denen zuſammen Staviſky
nach Chamonix gekommen ſei. Nach einer anderen Lesart ſoll
ſich Staviſky ſogleich beim Erſcheinen der Polizei den tödlichen
Schuß beigebracht haben, dann heißt es wieder, daß, als die
Be=
amten die Tür zum Schlafzimmer hätten ſprengen wollen,
Sta=
viſky in dieſem Augenblick geſchoſſen habe. Nach dem amtlichen
Bericht ſoll ein Gendarm als erſter das Zimmer des
Selbſtmör=
ders betreten haben. Der Beamte hat aber ſelbſt in einem
Protokoll niedergelegt, daß er einen rückwärtigen Ausgang des
Hauſes beſetzt gehalten habe."
So gehen die Meinungen auseinander. Es finden ſich kaum
mehr als fünf oder ſechs große Informations= oder
Regierungs=
blätter, welche den Selbſtmord Staviſkys ihren Leſern als
feſt=
ſtehende Tatſache hinſtellen. Alle anderen Blätter, ob ſie nun
der Rechten oder der Linken angehören, zweifeln am Selbſtmord
Staviſkys oder ſtellen, wie die „Humanité” oder die „Action
Francaiſe”, rundweg die Behauptung auf, daß
Staviſky von den Poliziſten erſchoſſen
worden ſei. Dieſe Anſicht konnte man geſtern abend überall von
dem „Mann auf der Straße” hören. „Man muß die
Repu=
blik ſäubern!”, ruft heute der radikale „Quotidien” aus.
Selbſt ein ſo ſeriöſes Blatt wie der „lOrdre” ſchreibt: „Nehmt
euch in acht; das Volk beginnt bereits
Verach=
tung zu zeigen.” Als geſtern abend die Nachricht von
dem Selbſtmord Staviſkys bekannt wurde
er=
klärt das Blatt weiter, habe es nur wenige Menſchen
gegeben, die das geglaubt hätten. Man war
all=
gemein überzeugt, daß die Polizei ihn getötet
habe, da man an höherer Stelle ſeine
Enthül=
lungen befürchtete. — Der nicht minder ſeriöſe „Jour”
aber ſchreibt: „Selbſtmord — erklärt die Polizei;
Mord — erklärt die öffentliche Meinung.”
Vorläufig iſt aber ein Grund nicht recht zu
erken=
nen, warum man amtlicherſeits die Todesart
oder gar die Tatſache des Selbſtmordes
irgend=
wie entſtellen oder umdeuten ſollte. So ſind die
an=
gedeuteten Zweifel doch vielleicht mehr als wilde Gerüchte
anzu=
ſprechen, wie ſie bei derartigen Vorgängen niemals ausbleiben.
Die endgültige amtliche Darſtellung des Dramas in der Villa in
Chamonix wird zudem nicht mehr lange auf ſich warten laſſen.
Schwere Beſchuldigungen
gegen den Privakſekrekär des Miniſterpräfidenten
Chaukemps.
Die „Liberté” greift am Dienstag im Zuſammenhang mit dem
Bayonner Finanzſkandal den Privatſekretär des franzöſiſchen
Mini=
ſterpräſidenten, André Dubois, außerordentlich ſcharf an. Das
Blatt ſchreibt:
Im Innenminiſterium in der nächſten Umgebung des
Miniſter=
präſidenten finden wir eigenartige Helfershelfer, die geeignet
waren, den Erfolg der letzten Unernehmung Staviskys zu
erleich=
tern, das unter dem Namen „Autonome Gruppe für internationale
Arbeiten” bekannt iſt. Wir finden unter den
Verwaltungsrats=
mitgliedern den Privatſekretär des Miniſterpräſidenten, André.
Dubois, deſſen Tätigkeit ſich nicht nur auf den Sitz im
Aufſichts=
rat beſchränkte. Wir ſind in der Lage, behaupten zu können, daß
D. kürzlich an alle Landräte ein Schreiben mit ſeiner Unterſchrift
ſandte und ſie aufforderte, ihren Einfluß dahin geltend zu machen,
daß die Genoſſenſchaften die Anleihen der Autonomen Kaſſe
zeich=
nen möchten. Dieſes Rundſchreiben war auf Briefpapier mit dem
Kopfaufdruck des Innenminiſteriums geſchrieben.
Man erzählt, daß D. als Verwaltungsratsmitglied ein
jähr=
liches Einkommen von 90 000 Franken hatte.
Außerdem hat Herr D. in einem Schreiben an den damaligen
Landrat des Departements Eure et Loire, Joure, einen wenige
Tage ſpäter verhafteten Schwindler empfohlen. Joure iſt
telegra=
phiſch aufgefordert worden, dieſes Schreiben unverzüglich dem
Innenminiſterium wieder zuzuſtellen.
Das Blatt ſchließt mit der Frage: Kennt der Miniſterpräſident
den Verwaltungsratspoſten ſeines Privatſekretärs und war er
von den D’ſchen Schriftſtücken unterrichtet?
Umbildung des franzöſiſchen Kabinekks.
Die Umbeſetzung im Kabinett Chautemps, die infolge des
erzwungenen Rücktritts Dalimiers notwendig wurde, iſt
ver=
hältnismäßig reibungslos vor ſich gegangen. Der bisherige
Arbeitsminiſter Lamourenx iſt zum Nachfolger des
zurückgetre=
tenen Kolonialminiſters Dalimier ernannt worden. An die
Stelle von Lamoureux tritt der bisherigen Miniſter der
Handels=
marine Frot. Der Unterſtaatsſekretär im Innenminiſterium,
Ber=
trand, iſt zum Miniſter der Handelsmarine ernannt worden.
Damit waren die Umbeſetzungen im Kabinett beendet. Zu der
großen Umgeſtaltung des Kabinetts, wie ſie die Freunde
Her=
riots gewünſcht hatten, iſt es nicht gekommen. Paul=Boncour
bleibt weiterhin Außenminiſter. Miniſterpräſident Chautemps
hat es augenſcheinlich für klüger gehalten, die Umänderungen im
Kabinett auf das Mindeſtmaß zu beſchränken, um den zahlreichen
Gegnern des Kabinetts keine weiteren Angriffspunkte im Kampf
gegen die Regierung zu bieten.
im Zeichen des Staviſty=Skandals.
Der Wiederzuſammentritt des Parlaments ſtand am Dienstag
nachmittag ganz im Zeichen der Staviſky=Skandalaffäre. Unter
dem üblichen Zeremoniell übernahm der Alterspräſident
Grouſ=
ſau das Präſidium bis zur Wahl des neuen Kammerpräſidenten,
der auch diesmal der ſcheidende Präſident, der ſozialiſtiſche
Abge=
ordnete Bouiſſon, ſein wird.
Die Rede des Alterspräſidenten iſt inſofern von beſonderem
Intereſſe, als er die Bildung eines Oberſten Gerichtshofes in
Frankreich forderte, wie ein ſolcher bereits in den Vereinigten
Staaten beſtünde und dort ſeine Wirkſamkeit unter Beweis
ge=
ſtellt habe. Auch in verſchiedenen europäiſchen Staaten ſeien
ähnliche Gerichtshöfe errichtet worden. — Dieſe Forderung des
Alterspräſidenten iſt eine deutliche Anſpielung auf die
Schutzloſig=
keit der die franzöſiſchen Sparer in den letzten Jahren durch die
zahlreichen Finanzſkandale zum Opfer gefallen ſind. Es iſt gewiß.
kein Zufall, daß der Vorſchlag des Alterspräſidenten gerade heute
kam, wo das Land vollſtändig von der Staviſky=Affäre in Atem
gehalten wird.
Der zweite Teil der Rede galt der furchtbaren Eiſenbahn=
Kataſtrophe von Lagny, wo unter den über 200 Opfern auch zwei
Parlamentarier den Tod gefunden haben.
Dann ſchritt das Haus zur Wahl des Kammerpräſidenten.
Bouiſſon wurde wiedergewählt. Während dieſer Zeit herrſchte in
den Wandelgängen der Kammer ein Leben, wie man es nur bei
großen Anläſſen kennt. Natürlich iſt der Tod des Betrügers
Staviſky das Hauptgeſprächsthema. Von Mund zu Mund raunt
man ſich die Namen der Parlamentarier zu, die mehr oder weniger
in die Staviſky=Affäre verwickelt ſein ſollen.
Draußen, in der näheren und weiteren Umgebung des
Par=
lamentsgebäudes, haben beträchtliche Polizeiaufgebote
Aufſtel=
lung genommen. In dem fahlen Licht des Januarnachmittags
blitzen hinter den Pferdeleibern die Metallhelme der
Republi=
kaniſchen Garde hervor. Das Straßenbild iſt jedoch vollkommen
ruhig, und Kundgebungen hatten ſich nicht ereignet,
Chnnd Am Sceideiorgr.
Von unſerem Berichterſtatter.
X. Peking, Mitte Dezember 1933.
Marſchall Dſchiang Kai=ſchek, der Oberherr der chineſiſchen
Zentralregierung, führt rückſichtsloſen Kampf gegen die
Auf=
rührer in der Provinz Fukien. Die Aufſtändiſchen haben alle
erdenklichen Mittel eingeſetzt, und es iſt in dem unwegſamen,
durchſchnittenen Gelände nicht leicht, ſie richtig zu faſſen.
Kan=
tons „berühmte‟ 19. Rote Armee, die den Japanern 1932 bei
Schanghai zu ſchaffen machte, haben ſie verſtanden, auf ihre
Seite zu bringen. Es ſollte ums Ganze gehen. Die heiligſten
Symbole der Kuomintang wurden in Acht erklärt, man
ver=
brannte in Fukien die Bilder des „allverehrten Führers der
Republik China” Sun Yat Sens, und man entrollte eine neue
Fahne, um damit kund zu tun, daß es ſich um eine
Neugeſtal=
tung, um Begründung einer neuen Regierung für ganz China
handeln ſollte. Zu dem Zweck haben die Aufſtändiſchen auch
verſucht, wichtige Perſönlichkeiten der großen Volkspartei, der
Kuomintang, auf ihre Seite zu ziehen. Das iſt ihnen aber
bis=
her nicht gelungen. Es hat den Anſchein, daß die Bewegung
anfängt abzubröckeln, und daß es Dſchiang Kai=ſchek gelingen
wird, ſie mit ſeinen militäriſchen Mitteln niederzuwerfen.*
Zum erſten Male ſind hier auch von der Zentralregierung
Flugzeuge gegen den inneren Feind zur Anwendung gekommen,
man ſpricht von Tauſenden, die durch die Bomben der
Flug=
zeuge der Zentralregierung in Futſchau ums Leben gekommen
ſeien. Dieſe Tatſache hat ſehr böſes Blut in China gemacht.
Wo waren — ſo fragt man — dieſe chineſiſchen Kampfflugzeuge
bei dem Kampfe gegen die Japaner an der Großen Mauer? Wo
bei den Kämpfen um Schanghai, wo die chineſiſchen Truppen
und Niederlaſſungen, ſo ſchwer unter japaniſchen
Flugzeug=
angriffen litten?
Die Stimmung im ganzen Lande iſt zerriſſen. Stärker und
ſtärker zeigen ſich die Anhänger einer umfaſſenden Verſtändigung
mit Japan.
Auch in der Zentralregierung ſelbſt gibt es viele Anhänger
dieſes Gedankens, der der chineſiſchen Volksſeele ſo nahe liegt:
Da iſt ein übermächtiger, uns techniſch und militäriſch ſo weit
überlegener Gegner vor unſeren Toren. Natürlich wird es ein
etwas einſeitiges Bündnis geben, man wird den Japanern
viele. Konzeſſionen machen müſſen. Aber laß ſie doch kommen,
laß ſie die tatſächliche Herrſchaft im Lande ausüben, wenn ſie
uns Ruhe und Ordnung bringen. Kamen nicht ähnlich vor 250
Jahren die Mandſchus von außen und ergriffen die Macht und
verbreiteten eine Oberſchicht im Lande? Nun, und wo ſind jetzt
alle die Mandſchuleute? Du ſuchſt ſie vergebens, das
unzerſtör=
bare große chineſiſche Volk hat ſie aufgeſogen. So werden wir
auch mit den Japanern ſchließlich fertig werden.
Indeſſen, augenſcheinlich hat ſich die Zentralregierung anders
entſchloſſen. Sie war wohl ſchon auf dem Wege zur Anbahnung
eines Bündniſſes mit Japan. Man hatte unter dem in Japan
erzogenen chineſiſchen Politiker Huang Fu einen politiſchen Rat
für Nordchina dem dortigen, gleichfalls in Japan erzogenen
militäriſchen Oberbefehlshaber Ho Yin Chin zur Seite geſtellt,
und Verhandlungen mit Japan waren im Gange. Vielleicht
waren die Rückkehr und der ſtarke Einfluß von T. V. Song
maßgebend dafür, daß die Verhandlungen abgebrochen wurden.
Vielleicht wollte man mit Rückſicht auf die japanfeindliche
Stim=
mung im Süden nicht weitergehen, bevor der Aufſtand in
Fukien niedergeworfen war — genug, die Verhandlungen miz
Japan ſind offenbar nicht weitergeführt worden.
Japan hat das ſehr übel vermerkt. Es hat zunächſt gegen
die urſprüngliche Abſicht eine ziemlich ſtarke japaniſche Garniſon
in der Schlüſſelſtellung Chan Hai Kwan am Seende der Großen
Mauer zurückgelaſſen und dieſe alte bedeutſame Stadt zu einem
Freihafen gemacht, in den alle Güter aus Japan und
Mandſchu=
kuo zwangsweiſe zollfrei eingehen. So bekommt man in Shan
Hai Kwan billigſte japaniſche Güter: einen Sweater für drei
mexikaniſche Dollar (ca. 85 Pfg.), eine Kiſte Bier für 12 Dollar,
ein Pfund Lachs, das in Peking 1,60 Dollar koſtet, für 40 Cents.
Proteſte ſeitens der chineſiſchen Zollverwaltung wurden dadurch
beſeitigt, daß man die chineſiſchen Zollbeamten durch japaniſche
Gendarmerie aus den Zollgebäuden entfernte. — Aber das iſt
nicht alles. Offen wird in der japaniſchen Preſſe verkündet —
und japaniſche Staatsmänner von Rang und Ruf haben
ent=
ſprechende Gutachten offen abgegeben:
Jede Bewegung gegen die chineſiſche Zeutralregierung, die
im Innern Chinas entſteht, ſoll japaniſcherſeits moraliſch und
materiell unterſtützt werden, „um freundſchaftliche Beziehungen
mit dieſen pro=japaniſchen Kräften anzubahnen”.
So wird man kaum von einer erheblichen Stärkung der
Zentralregierung ſprechen können, wenn es ihr gelingt, nach der
Aufſtandsbewegung des Feng Yü Hſiang in Nordchina, nun auch
die in Fukien zu unterdrücken. Die Vorgänge in den großen
nach dem Innern Aſiens zu gelegenen chineſiſchen Provinzen
werden vielleicht auch in anderen Gegenden Chinas Schule
machen. Muß man doch bereits die Innere Mongolei und die
große Provinz Sinkiang als zurzeit tatſächlich für das
eigent=
liche China verloren anſehen, und viele Anzeichen ſprechen für
die Bildung eines großen Mohammedanerreiches in Weſtchina.
So werden vielleicht weitere Aufſtandsbewegungen nicht das
Ziel des Sturzes der Zentralregierung, ſondern lediglich das
einer Abſplitterung von ihr haben.
Als zwingende Notwendigkeit hat es die Zentralregierung,
die in ihrer ſchwierigen Lage vorläufig wunderbar ihre Nerven
behält, erkannt, die militäriſchen und induſtriellen Kräfte in
ihrem eigenſten Bereich, den Provinzen des Yangtſetales, weiter
auszubauen und methodiſch zu verſtärken und die
Verkehrs=
möglichkeiten ſtändig zu verbeſſern.
*) Dieſe Anſicht ſcheint durch die neueſten Drahtmeldungen
beſtätigt zu werden. Die Schriftl.
Nr. 3
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Januar 1934
Seite 2 —
Sämreice Miigieeset der Käbnuien
in die Staviſky=Affäre verwickelt.
Die radikalſozialiſtiſche Kammergruppe hielt am Dienstag
vormittag aus Anlaß des Wiederbeginns der parlamentariſchen
Arbeiten eine Sitzung unter dem Vorſitz des Parteiführers
Herriot ab, die aber ganz und gar im Zeichen des Staviſky=
Skandals ſtand. Bekanntlich gehören zahlreiche politiſche
Perſönlichkeiten die in die Stapiſky=Affäre
mehr oder weniger ſtark verwickelt ſind, der
radikal=
ſozialiſtiſchen Partei an. Der verhaftete Bürgermeiſter von
Bayonne Garat, war ſogar Ehrenpräſident der radikal=
ſoziali=
ſtiſchen Bezirksorganiſation und Hauptſchriftleiter des
radikal=
ſozialiſtiſchen Parteiblattes von Bayonne. Der zurückgetretene
Kolonialminiſter Dalimier war der Sitzung ferngeblieben. Der
ſchwer belaſtete Abgeordnete und früheren Verteidiger Staviſkys,
Bonnaure, mußte auf zahlreiche Fragen und Kritiken Antwort
geben. In der Angelegenheit ſeiner gemeinfam mit Staviſky
nach Budapeſt unternommenen Reiſe bat Bonnaure ſeine
Kol=
legen, ſich erſt mit dem Parteiführer ausſprechen zu dürfen. —
Auch der frühere Handelsminiſter Durand wurde mit zahlreichen
Anfragen überſchüttet. Ein Abgeordneter richtete an Herriot die
direkte Frage, ob die Parteikaſſe Unterſtützungen von Staviſky
erhalten haben. „Nein”, lautete die lakoniſche Antwort Herriots.
In einer Entſchließung gab die radikal=ſozialiſtiſche
Kammer=
gruppe dann ihre Zuſtimmung zu den energiſchen Kontroll= und
Unterſuchungsmaßnahmen des Miniſterpräſidenten Chautemps.
Es wurde verlangt, ſelbſt nicht vor den ſtrengſten Maßnahmen
innerhalb der Partei zurückzuſchrecken, falls ein Verdacht gegen
irgendein Mitglied beſtehen ſollte. — Wie es heißt, werden
mehrere Abgeordnete vor den Diſziplinar=Ausſchuß der Partei
herufen werden.
Verkrauliche Zuſammenkunft
dee vſierreiciſchen Heisegrfährer.
DNB. Wien, 9. Januar.
Unter dem Vorſitz Starhembergs traten am Dienstag
ſämt=
liche Bundesführer der Heimwehr zu vertraulichen Beſprechungen
zuſammen, denen man weitgehende politiſche Bedeutung beimißt.
In der Beſprechung ſoll, wie verlautet, über die
grundſätz=
liche Haltung der Heimwehrführung zu dem
ver=
ſchärften Kampf der Regierung gegen die
Natio=
nalſozialiſten beraten werden. Im Verlauf der Tagung
kam es u. a. auch zu einer längeren Unterredung zwiſchen
Bundes=
kanzler Dr. Dollfuß und Starhemberg.
Bekannt iſt, daß ſeit langem innerhalb der Heimwehr
ver=
ſchiedenartige Strömungen herrſchen und in den grundſätzlichen
politiſchen Fragen vielfach weitgehende
Meinungsverſchieden=
heiten beſtehen. Bezeichnend hierfür iſt die Erklärung des
ſtell=
vertretenden Landesführers von Niederöſterreich, daß die „
Vater=
ländiſche Front” immer häufiger gegen alle Grundforderungen
einer fasciſtiſchen Erneuerung verſtoße und heute nichts anderes
ſei, als eine Maske für die abſterbende Chriſtlich=Soziale Partei.
Die „Vaterländiſche Front” ſei nur eine Front der Parteipolitiker
aus Angſt vor den Nationalſozialiſten. Es werde jedoch nicht
mehr gelingen, den demokratiſchen und liberalen Kurs in
Oeſter=
reich unter irgendeinem Namen zu retten. Die Einheitsfront
aller jungen nationalen, fasciſtiſchen Kräfte in Oeſterreich wachſe.
In dieſem Kampfe gebe es kein Kompromiß innerhalb der
Heim=
wehren.
Aufruf des Winkerhilfswerks
an die deutſchen Skifkungen.
DNB. Berlin, 9. Januar.
Das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1933/34 bittet
die Verwaltungen aller deutſchen Stiftungen, die im Jahre 1933
und in den vorigen Jahren Ausſchüttungen nicht vorgenommen
haben, die Erträgniſſe ihrer Stiftungen der Reichsführung des
Winterhilfswerkes Berlin, Reichstag, bekannt zu geben. Soweit
dies möglich iſt, ſollen die geſamten Erträgniſſe dieſer Stiftungen
dem Winterhilfswerk zur Verfügung geſtellt werden, damit auf
dieſe Weiſe brachliegendes Volksvermögen zum Kampf gegen
Hunger und Kälte eingeſetzt werden kann,
Denus im Schleier.
Von Dr. Erwin Koſſinna.
Seitdem im November vorigen Jahres Venus, der
Nach=
barplanet der Erde, aus der hellen Dämmerungszone
herausge=
wandert iſt, ſchmückt dieſer weitaus glänzendſte aller Sterne den
abendlichen Himmel. Aber nicht funkelnd und glitzernd, wie
Si=
rius oder die anderen Fixſterne, vielmehr in ruhig mildem Lichte
leuchtet uns der Abendſtern. Sein magiſcher Glanz hat es den
Dichtern aller Zeitalter angetan, und Homer wie Richard
Wag=
ner preiſen ihn als den ſchönſten und lieblichſten aller Sterne.
Schon die Babyloner und Griechen des Altertums hatten aus
langjährigen Beobachtungen erkannt, daß Abend= und
Morgen=
ſtern derſelbe Weltkörper ſind, der bald öſtlich der Sonne ſteht
und dann als Abendſtern ſpäter untergeht, bald weſtlich derſelben
ſich befindet und als Morgenſtern früher aufgeht als unſer
Tages=
geſtirn.
Kein Planet kommt der Erde ſo nahe wie Venus. Aber wenn
ſie uns am höchſten iſt, verſchwindet ſie in den Sonnenſtrahlen und
wendet uns wie der Neumond die dunkle Seite zu. Ihre
Entfer=
nung von der Erde ſchwankt zwiſchen 40 und 257 Millionen
Kilo=
meter, alſo um das Sechsfache des Betrages, und man ſollte
da=
her annehmen, daß auch ihre ſcheinbare Helligkeit großen
Aende=
rungen unterworfen ſei. Das iſt aber nicht der Fall. Denn bei
großem Abſtande zeigt ſich Venus als nahezu volle Scheibe, bei
geringer Entfernung dagegen nur als ſchmale Sichel.
Im Laufe des Januar 34 verringert ſich der Abſtand des
Planeten von 62 Millionen auf 41 Millionen Kilometer.
Gleich=
zeitig wird die Venusſichel entſprechend größer, aber auch
ſchmä=
ler. Venus nähert ſich dann wieder der Sonne und verſchwindet
im Februar in der Abenddämmerung. Der Abendſtern hat jetzt
die Größe minus 4,1; er iſt alſo etwa zehnmal ſo hell wie Sirius,
deſſen Größe minus 1,6 beträgt, und übertrifft Aldebaran, den
Hauptſtern erſter Größe im Stier, um das Hundertfache an
Hel=
ligkeit!
Venus iſt der einzige Stern, deſſen Licht einen deutlich
er=
kennbaren Schatten wirft und der bei klarem Himmel auch am
hellen Tage ſichtbar iſt. Allerdings muß man ihre Stellung genau
kennen, um ſie aufzufinden. Blickt man zum Beiſpiel über ein
Fernrohr hinweg, das auf den Planeten eingeſtellt iſt, ſo iſt er
ohne weiteres auch mit bloßem Auge zu erkennen.
Man ſollte nun erwarten, daß der glänzendſte Stern des
Himmels im Fernrohr ein beſonders intereſſantes und dankbares
Objekt bieten und dem forſchenden Aſtronomen die Beſchaffenheit
ſeiner Oberfläche enthüllen würde. Gerade das Gegenteil iſt der
Fall. Von keinem der großen Planeten, die als auffallend helle
Sterne ihre Bahn am Himmel ziehen, wiſſen wir ſo wenig wie
von unſerem nächſten Nachbarn im Weltenraum, der Venus. Im
Vom Tage.
Das preußiſche Staatsminiſterium hat ein Geſetz beſchloſſen,
wonach in allen Fällen, in denen gegen einen Beamten in der
Zeit vor dem 2. Juli 1933 rechtskräftig auf Gefängnis= oder
Feſtungshaft von mehr als einjähriger Dauer, oder auf
Zuläſſig=
keit von Polizeiaufſicht erkannt wurde, der Beamte mit der
Rechts=
kraft des Urteils ſein Amt verloren hat.
Der Stabsleiter der PO., Dr. Ley, gibt folgendes bekannt:
In der letzten Zeit laufen Meldungen ein, daß Parteigenoſſen,
auch in führender Stellung, ſich öffentlich in Wort und Schrift
mit der zukünftigen Reichsreform beſchäftigen. Der Stellvertreter
des Führers, Rudolf Heß, hat mich gebeten, mitzuteilen, daß jedem
Parteigenoſſen in Zukunft bei ſtrengſter Strafe unterſagt iſt, ſich
in Wort und Schrift öffentlich mit Fragen der Reichsreform zu
befaſſen.
Am Dienstag wählte der Thüringiſche Landeskirchentag mit
51 gegen 3 Stimmen Kirchenrat Saſſe zum Landesbiſchof. Der
bisherige Landesbiſchof D. Reichardt tritt bekanntlich aus
Geſund=
heitsrückſichtigen am 1. März in den Ruheſtand.
Der Stadtpfarrer von Traunſtein, geiſtlicher Rat Joſeph
Stelzle, wurde auf Veranlaſſung der Politiſchen Polizei zu ſeiner
perſönlichen Sicherheit in Schutzhaft genommen, da er durch ſeine
Predigt am Dreikönigstag eine tiefe Empörung in der
Traun=
ſteiner Bevölkerung hervorgerufen hatte.
Vor dem Militärgericht der Hafenſtadt Varna begann ein
aufſehenerregnder Kommuniſten=Prozeß. Auf der Anklagebank
ſitzen ein Offiziersaſpirant, ein Deckoffizier, 20
Marineunteroffi=
ziere, 15 Gefreite, 20 Matroſen und 10 Zivilperſonen, die ſich
wegen Zellenbildung in der in Varna ſtationierten
Marineabtei=
lung, ſowie allgemeiner Verſchwörertätigkeit gegen die
bulga=
riſche Staatsordnung zu verantworten haben. Auf Grund des
Geſetzes zum Schutze des Staates hat der Staatsanwalt gegen 20
Angeklagte die Todesſtrafe beantragt.
In Anweſenheit des afghaniſchen Kriegsminiſters ſind geſtern
die wegen des Mordanſchlags gegen Nadir Schah zum Tode
ver=
urteilten 14 Perſonen hingerichtet worden. Unter den
Hingerich=
teten befinden ſich der Vater, der Enkel und einige Freunde des
Mörders Abdul Khalik.
Die britiſche Regierung wird bei der franzöſiſchen Regierung
im Laufe der Woche einen nachdrücklichen Proteſt gegen die
Ver=
minderung der Einfuhrkontingente für britiſche Waren und gegen
die Verdoppelung der Einfuhrzölle auf britiſche Kohlen erheben.
Der amerikaniſche Botſchafter in Paris teilt mit, daß die
franzöſiſche Regierung eine Erhöhung der Kontingente für die
Einfuhr amerikaniſcher Waren nach Frankreich um 300 Prozent
bewilligt habe.
Der erſte Botſchafter der Sowjetunion in Waſhington,
Troja=
nowſky, wurde vom Präſidenten Rooſevelt zur Entgegennahme
ſeines Beglaubigungsſchreibens empfangen. Die Frage einer
Liquidierung der ruſſiſchen Schulden an Amerika wird demnächſt
in Waſhington zwiſchen dem Auswärtigen Amt und Botſchafter
Trojanowſky geregelt werden.
Der Zuſtand des javaniſchen Kriegsminiſters Araki hat ſich
erheblich verſchlechtert. General Araki leidet an ſogenannter
Lun=
gengrippe. Nach Auffaſſung der Aerzte beſteht Lebeusgefahr.
Weitere bewilligke Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen
im Rhein=Main=Gebiet:
Maßnahme:
Aufforſtung in der Gemarkung
Graßopperts=
hauſen . . . . ..
Dränage von Ackerländereien"
Profilerweiterung des Ortenberggrabens mit
Errichtung von hochwaſſerfreien Schutzdämmen
Entwäſſerung von Grundſtücken durch Dränage in
Schwabenrod . . . .......
Ausführung eines Drehſtromkabels zum Neubau
des Städt. Krankenhauſes Bad=Nauheim
Dränage und Bachregulierungen Gemeinde
Lohrheim . . . . . . .......
Aufforſtung i. d. Oberförſterei Reichenſachſen
Entwäſſerung von Acker= und Wieſenländereien
Gemeinde Kilianſtädten . . .....
Entwäſſerung eines Ortsteils durch Kanaliſierung
und Entwäſſerung von Wieſen Hüttengeſäß
Verbeſſerung der Trinkwaſſerverſorgung,
Rohr=
reinigung und Verſorgung von Kleinſiedlungen
mit Trinkwaſſer in Harleshauſen
Tagewerke:
2830
2334
730
2200
400
1620
1 432
5500
1360
2800
Fernrohr erſcheint dieſer Planet wie eine abſolut gleichmäßig
ge=
färbte, hellgelbe Elfenbeinkugel. Die leichten Schattierungen,
welche einzelne Aſtronomen gelegentlich auf ſeiner Oberfläche
er=
kennen wollten, haben ſich als optiſche oder phyſiologiſch bedingte
Täuſchungen erwieſen. Was wir von dem Planeten mit einiger
Genauigkeit angeben können, beſchränkt ſich darauf, daß er an
Größe, Dichte und Maſſe der Erde nahezu gleichkommt, von einer
Atmoſphäre umgeben iſt und ſomit auf den erſten Blick der Erde
ähnlich ſieht. Ein Vergleich beider Weltkörper ergibt aber auch
bemerkenswerte Unterſchiede in ihrer Beſchaffenheit.
Sehr große Helligkeit, Mangel an erkennbaren Flecken und
ſtarkes Hervortreten der Waſſerdampflinien im Spektrum der
Venus laſſen mit Sicherheit auf das Vorhandenſein einer
dich=
ten, waſſerdampfhaltigen Atmoſphäre ſchließen.
Eine völlig geſchloſſene Wolkenhülle umgibt die ganze Kugel, ſo
daß wir die eigentliche Oberfläche des Planeten überhaupt nicht
ſehen. Wir blicken vielmehr auf ein gleichmäßiges, blendend
hel=
les Wolkenmeer, wie es ſich auf der Erde zuweilen dem Beſchauer
von hohen Berggipfeln aus bietet. Von dem empfangenen
Son=
nenlicht ſtrahlt Venus nicht weniger als 59 Prozent zurück. Dieſe
auffallend hohe Albedo oder Weiße entſpricht derjenigen
un=
ſerer Wolken. Steht der Planet in unmittelbarer Nähe der
Sonne, ſo erſcheint die dunkle Venusſcheibe, von einem hellen
Saum umgeben, der nur dur Brechung der Sonnenſtrahlen
in einer Atmoſphäre zu erklären iſt. Die Unſchärfe der
Schatten=
grenze und das Herübergreifen der Hörnerſpitzen der ſchmalen
Venusſichel über den halben Umfang hinaus deuten ebenfalls auf
eine dichte, lichtbrechende Atmoſphäre.
Bei dem abſoluten Mangel an Flecken war eine zuverläſſige
Beſtimmung der Rotationsdauer und der Lage der
Venus=
achſe bisher nicht möglich. Im 17. Jahrhundert glaubte Dominico
Caſſini, Venus rotiere ungefähr ebenſo ſchnell wie die Erde.
Um 1890 gelangte der italieniſche Aſtronom Schiaparelli
auf Grund ſeiner ſorgfältigen Beobachtungen zu dem Ergebnis,
daß bei Venus die Dauer der Rotation gleich der ihres Umlaufs
um die Sonne ſei, mit anderen Worten, daß Venus der Sonne
immer dieſelbe Seite zukehre. Zwanzig Jahre ſpäter verſuchte
Belopolkski in Pulkowa, die Rotationsdauer durch
ſpektro=
graphiſche Meſſung der Rotationsgeſchwindigeit zu beſtimmen.
Aus den Linienverſchiebungen im Svektrum der Venus ſchloß er
auf eine Roationsdauer von 34 bis 35 Stunden. Dieſes Ergebnis
iſt aber durch neuere ſpektrographiſche Meſſungen von Lowell
auf dem Flagſtaff=Obſervatorium in Arizona nicht beſtätigt
wor=
den Die Frage der Venusrotation bleiht alſo noch ungeklärt.
Aus den aſtrophyſikaliſchen Ergebniſſen laſſen ſich aber
fol=
gende Schlüſſe ziehen. Daß Venus der Sonne ſtets dieſelbe Seite
zukehre, iſt ganz unwahrſcheinlich. Die enorme Einſtrablung und
Erwärmung auf der Sonnenſeite des Planeten, die Ankühlung
der Nachtſeite bis faſt zum abſoluten Nullpunkt (minus 273 Grad
Celſius) müßte zu großen Unterſchieden in der Wolkenbedeckung
ein eeind des Heinsärorksinänters
über die Behandlung nichkariſcher Arbeiknehmer.
Reichsarbeitsminiſter Seldte hat, wie jetzt bekannt wird,
unter dem 24. November den Treuhändern der Arbeit
Richt=
linien für die Behandlung nichtariſcher Arbeitnehmer in der
Wirtſchaft gegeben, in denen es heißt:
„Aus verſchiedenen Teilen des Reiches und auch von
Treu=
händerſeite ſind mir zahlreiche Fälle bekannt geworden, in denen
Betriebsvertretungen die Entfernung von jüdiſchen
Arbeit=
nehmern gefordert bzw. die Einſtellung ſolcher
Arbeitneh=
mer unterbunden haben.
In anderen Fällen iſt die Entlaſſung ſämtlicher jüdiſchen
Angeſtellten vor der Entlaſſung irgendeines ariſchen
Angeſtell=
ten verlangt worden. Betriebsvertretungen haben außerdem
ver=
ſucht, ihren Forderungen durch Androhung körperlicher Angriffe
Nachdruck zu verleihen.
In allen dieſen Fällen haben die
Betriebs=
vertretungen gegen die wiederholten
Verlaut=
barungen der Regierung verſtoßen.
Der Herr Reichswirtſchaftsminiſter hat ſich mit ſeinem
Schreiben vom 8. September an den Deutſchen Induſtrie= und
Handelstag gegen die Boykottierung nichtariſcher Firmen
ge=
wendet. Hieraus kann ohne weiteres abgeleitet werden, daß auch
den nichtariſchen Angeſtellten und Arbeitern der Schutz der
Regierung zuſteht.
Der Herr Reichsminiſter für Volksaufklärung und
Propa=
ganda hat ſich in ähnlichem Sinne geäußert und ausdrücklich
feſtgeſtellt, daß ja bekanntlich auch für die Juden keinerlei
Ausnahmegeſetze auf wirtſchaftlichem Gebiete
beſtehen.
Endlich verweiſe ich auf die Mitteilung vom 21. Oktober
d. J., die von dem Herrn Reichswirtſchaftsminiſter und mir im
Einvernehmen mit dem Herrn preußiſchen Miniſter des Innern
erlaſſen worden iſt, in der nochmals ausdrücklich gegen
Ein=
griffe von unberufener Seite in die Verhältniſſe der einzelnen
Betriebe Front gemacht wird.
Die obenbezeichneten Fälle werden hiervon betroffen.
In Einvernehmen mit dem Herrn Reichswirtſchaftsminiſter
erſuche ich die Herren Treuhänder der Arbeit, gegen
Eingriffe der geſchilderten Art ſeitens der Betriebsvertretungen
und anderer Stellen vorzugehen und für unbedingte
Aufrecht=
erhaltung der Ruhe in den Betrieben auch weiterhin zu ſorgen.”
Hillerjugend und VDA.
DNB. Berlin, 9. Januar.
Der Volksbund für das Deutſchtum im Auslande (VDA.) und
die Hitlerjugend geben folgende Erklärung ab: Die Eigenart der
volksdeutſchen Arbeit erfordert beſondere Organiſationsformen.
Um die reichsdeutſchen Schulen an ihr zu beteiligen, beſtehen an
den Schulen Stützpunkte der VDA.=Arbeit, die getragen werden
von Lehrern, Eltern und Schülern. Dieſe Schulgemeinſchaften
ſollen Vorkämpfer ſein für die volksdeutſchen Opferaufgaben und
Bildungsaufgaben im Rahmen der geſamten Deutſchtumsarbeit.
Sie wenden ſich mit ihrer Forderung an die geſamte
Schul=
jugend. (Im tätigen Dienſt kann ein Fünftel der Schülerſchaft
ſtehen.)
Die Hitlerjugend wird den VDA. darin unterſtützen,
ins=
beſondere bei großen Sammlungen (Opferwoche) und
Veran=
ſtaltungen, wie dem Feſt der deutſchen Schule. Die Hitlerjugend
wird ihre Mitglieder für den Dienſt in den VDA.=Gemeinſchaften
gegebenenfalls beurlauben. Der VDA. beteiligt ſich maßgeblich
an der volksdeutſchen Schulung innerhalb der Hitlerjugend. Um
die einheitliche Formung der deutſchen Jugend zu ſichern, ſollen
die jugendlichen Führer der VDA.=Schulgemeinſchaften, wie auch
ihre Mitglieder, möglichſt auch Angehörige der Hitlerjugend ſein.
Für die kameradſchaftliche Zuſammenarbeit ſind die Unterführer
verantwortlich.
Abkeilung Preſſe in der oberſten SA-Führung.
DNB. Berlin, 9. Januar.
Im Stabe der oberſten SA.=Führung iſt, wie der Völkiſche
Beobachter meldet, eine neue Abteilung Preſſe eingerichtet worden.
Zum Abteilungschef iſt mit Wirkung vom 15. Januar 1934 vom
Chef des Stabes der Brigadeführer Wilhelm Weiß, Chef vom
Dienſt des „Völkiſchen Beobachters”, ernannt worden. Ein
Son=
derreferat „Information” übernimmt als Referent der Oberführer
Gerhard Binz, der damit vom Stabe der Gruppe Berlin=
Branden=
burg in den Stab der oberſten SA.=Führung verſetzt wird. Der
Preſſereferent Oberſturmführer Joſeph Boſch übernimmt in der
neuen Abteilung das Referat Preſſeſtelle.
führen, was aber im Widerſpruch mit der Beobachtung ſteht. Auch
eine ſchnelle Rotation iſt wenig wahrſcheinlich. Der Planet
be=
ſitzt keine merkliche Abplattung. Es fehlen ferner auf der Venus
die Paſſatſtrömungen, die wir nicht nur auf der Erde, ſondern
auch bei Jupiter und Saturn mit großer Deutlichkeit
wahrnah=
men. Vermutlich beſitzt der Venusäquator eine erhebliche
Nei=
gung gegen die Bahnebene. Darauf deuten auch die
Temperatur=
meſſungen von Coblenz, und Campland mittels
Thermoele=
ment, welche zur Zeit der Beobachtungen für die Südhalbkugel
eine höhere Wärme ergaben als für die Nordhalbkugel. Dies
läßt ſich nur durch eine Neigung der Venusachſe gegen die Ekliptik
erklären.
Da wir weder die Länge des Venustages noch die Lage der
Venusächſe im Raum kennen, läßt ſich auch über die klima=,
tiſchen Verhältniſſe nur wenig ſagen. Venus erhält von
der Sonne doppelt ſo viel Wärme zugeſtrahlt wie die Erde, und
iſt daher ſicher erheblich wärmer. Es iſt anzunehmen, daß die
dichte Atmoſphäre die Wärmeunterſchiede zwiſchen den Polen und
dem Aequator in höhem Maße ausgleicht. Die enorme
Wolken=
ſchicht läßt vermuten, daß große Teile der feſten Venusoberfläche
mit Waſſer bedeckt ſind, welches bei hoher Temperatur ſtark
ver=
dunſtet und die Atmoſphäre mit immer neuen Dampfmaſſen
er=
füllt. Ein heißes, feuchtſchwüles, treibhausartiges Klima, wie
es auf der Erde für den tropiſchen Regenwald charakteriſtiſch iſt,
mag den größten Teil der Venusoberfläche beherrſchen. Aber
während auf der Erde auch in den trübſten und regenreichſten
Gegenden gelegentlich die Sonne durchbricht und andererſeits in
den Subtropen rieſige Wüſtengebiete meiſt wolkenlos bleiben,
reißt auf der Venus niemals die Wolkendecke auf. In dem ewigen
Dämmer dieſes Planeten wird nie die Sonne oder der
Sternen=
himmel ſichtbar. Und etwaige Venusbewohner würden den
pracht=
vollen Doppelſtern Erde=Mond, der alle anderen Sterne ihres
Himmels an Glanz weit übertrifft, nur ſehen, wenn ſie ſich über
die geſchloſſene Wolkenhülle erheben könnten. Ob. aber die
Ent=
wicklung höheren Lebens auf der Venus überhaupt möglich iſt,
entzieht ſich unſerer Kenntnis. Neuere Unterſuchungen über die
chemiſche Zuſammenſetzung der Venusatmoſphäre von Schoenberg
ſcheinen nicht gerade dafür zu ſprechen. Danach ſoll die
Venus=
atmoſphäre in ihren unteren Schichten hauptſächlich aus
Kohlen=
ſäure, in den oberen aus Waſſerſtoff beſtehen. Beides ſind aber
lebensfeindliche Gaſe.
Entwicklungsgeſchichtlich betrachtet iſt Venus noch ein junger
Planet und befinder ſich vielleicht in einem ähnlichen Zuſtande,
wie die Erde zur Steinkohlenzeit oder in noch früheren
geologi=
ſchen Perioden, die Hunderte von Millionen Jahren zurückliegen.
Doch erſcheinen ſolche Vergleiche ſehr gewagt, ſolange wir von
unſerem nächſten Nachbarn im Weltenraum ſo wenig wiſſen.
Spä=
teren Geſchlechtern bleibt es vorbehalten, die Rätſel dieſes ſeit
Ewigkeit verſchleierten Planeten zu löſen und ſein Weſen zu
er=
gründen.
Mittwoch, 10. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 9 — Seite 3
Die deutſch=franzöſiſche Ausſprache
Weder aus Paris noch aus Berlin Andeulungen über die Einſtellung der amllichen Kreiſe. — Franzöſiſche
Preſſe rechnet mit deutſchen Rückfragen.
Franzöſiſche Ueberkreibungen.
Die franzöſiſche Preſſe beſchäftigt ſich zwar lange und breit
mit dem Staviſky=Skandal, vergißt aber darüber nicht die
Außen=
politik, vornehmlich den deutſch=franzöſiſchen Gedankenaustauſch
über die Abrüſtung. Allmählich ſcheint einigen Blättern die Luſt
zu einer weiteren Verteidigung der franzöſiſchen Theſe zu
ver=
gehen. Man fordert infolgedeſſen den Abbruch der
Ver=
handlungen — eine Forderung, die aber vereinzelt
da=
ſteht und keineswegs in das taktiſche Spiel des franzöſiſchen
Außenminiſters hineinpaßt. Ihm kommt es ja darauf an,
Deutſch=
land in eine Lage hinein zu manövrieren, daß wir die Akten
ſchließen und Frankreich aus ſeiner Verantwortung für die
Ab=
rüſtung entlaſſen.
In der großen Preſſe iſt man ſich auch nach wie vor des
Ernſtes der diplomatiſchen Verhandlungen bewußt, wenn man
auch hier mit der Stange im Nebel herumfährt, weil weder
aus Paris nochaus Berlin Andeutungen über die
Einſtellung der amtlichen Kreiſe vorliegen. Daß
man in Paris mit einer Reihe deutſcher
Rück=
fragen rechnet, geht ſehr deutlich aus verſchiedenen
Kommen=
taren hervor.
Um nun die Lage des Außenminiſters etwas zu erleichtern,
ſucht das Pariſer „Journal” auf die luftpolitiſchen
Gegenſätze zwiſchen Deutſchland und Frankreich
einzugehen und die Dinge ſo darzuſtellen, als ob Deutſchland ſeine
Gleichberechtigung dazu benutzen wolle, ſich eine Luftflotte
zu=
zulegen, die ſtärker als alle Flotten ſeiner Nachbarn
zuſammen=
genommen ſein ſoll. Der Ausdruck „Uebertreibung” für dieſes
Beginnen iſt jedenfalls noch reichlich mild. Soweit wir aus den
Informationen der Pariſer Preſſe wiſſen, hat die Pariſer
Regie=
tung in ihrer Denkſchrift unter dem Beifall der Engländer
vor=
geſchlagen, die Luftflotten zu internationaliſieren. Dafür will
Frankreich als Gegenleiſtung 50 Prozent ſeiner Luftflotte
ab=
bauen. Später iſt allerdings behauptet worden, daß man die
50 Prozent nur in Reſerpe ſtellen wolle. Das würde die
Auf=
rechterhaltung des gegenwärtigen Rüſtungsſtandes bedeuten.
Daß wir mit ſolchen Abrüſtungsvorſchlägen
nicht einverſtanden ſein können, verſteht ſich von ſelbſt.
Eine ebenſo böswillige Unterſtellung iſt es, aus unſerem
berech=
tigten Anſpruch auf Gleichberechtigung herausleſen zu wollen.
wir dächten daran, eine Luftflotte zu bauen, die ſtärker iſt als
die aller unſerer Nachbarn zuſammen. Wir wollen lediglich eine
Sicherung gegen Ueberraſchungen aus der Luft, die ſich am
eheſten erreichen läßt, wenn man dazu übergeht, alle
Kriegsflug=
zeuge zu verbieten und unter Kontrolle zu verſchrotten.
Die Verkeidigung des Empire.
Neue engliſche Rüſlungspläne.
EP. London, 9. November.
Wie der „Daily Expreß” ankündigt, wird das unter dem
Vorſitz des Miniſterpräſidenten Macdonald ſtehende Komitee
für die =Verteidigung des Empire ſich mit dem vom Kriegs=,
vom Marine= und vom Luftfahrtminiſterium vorgelegten
Vor=
anſchlägen für das neue Budgetjahr befaſſen. Dieſe Voranſchläge,
die ausnahmslos gegenüber dem Vorjahre erheblich erhöhre
Ziffern aufweiſen, liegen bereits dem Schatzamt vor. Das
er=
wähnte Komitee umfaßt außer dem Miniſterpräſidenten noch den
Schatzkanzler, die Leiter der drei genannten Miniſterien und eine
Reihe militäriſcher Sachverſtändiger.
Für das Militärflugweſen werden zehn neue Flugzeug:
geſchwader gefordert; die Marine verlangt, wie bekannt den
Bau einer Anzahl neuer Schiffe, während vom
Kriegsminiſte=
rium Mittel für eine weitergehende Mechaniſierung und für
um=
faſſende Mauöver verlangt werden. Ueber die Abſicht, die
eng=
liſche Flugwaffe durch zehn neue Geſchwader zu verſtärken, iſt
bereits vor einiger Zeit gelegentlich einer parlamentariſchen
Debatte Mitteilung gemacht worden. Dieſe Verſtärkung der
eng=
liſchen Luftwaffe ſtellt ein Zugeſtändnis an die von einem Teil
der engliſchen Konſervativen nachträglich geltend gemachten
Luft=
rüſtungsforderungen dar.
Dieſe Zugeſtändniſſe ſind allerdings weit davon entfernt, die
von den extremen Freunden einer engliſchen Luftrüſtung erhobe=
nen Forderungen zu befriedigen. An erſter Stelle unter den
Befürwortern einer bis aufs äußerſte getriebenen Luftrüſtung
ſteht der Preſſe=Lord, Viscount Rothermere, der in ſeinen
Or=
ganen, vor allem der „Daily Mail”, ſeit Wochen einen
ent=
ſprechenden Feldzug betreibt, und der eine Verſtärkung der
engliſchen Luftflotte nicht um ein Geſchwader oder um einige
Hundert Flugzeuge, ſondern um einige tauſend Flugzeuge als
den Grundſtock einer künftigen großen engliſchen Luftflotte
ver=
langt.
Englands Verkrekung in Genſ.
Eden über die Zukunft des Völkerbundes.
DNB. Genf, 9. Jan.
Wie Reuter erfährt,
wird, der neu ernannte
Geheimlordſiegelbewahrer
Eden ebenfalls an der
am 15. Januar
beginnen=
den Tagung des
Völker=
bundsrates, die etwa eine
Woche dauern wird,
teil=
nehmen. Zweifelhaft
je=
doch iſt, ob Außenminiſter
Simon die ganze Woche
wegen der in London
ſtattfindenden Kabinetts=
und
Ausſchußbeſprechun=
gen über die Abrüſtung
in Genf bleiben kann,
doch beabſichtigt er, wie
ſeine Amtsvorgänger, an
den periodiſchen
Sitzun=
gen des Völkerbundsrats
teilzunehmen, ſo daß alſo
England, wie die „Daily
Mail” ironiſch vermerkt,
künftig in Genf mit zwei Zungen reden wird. — Henderſon wird
den Zeitpunkt für den Zuſammentritt des Büros des
Völker=
bundes nach Rückſprache mit den Regierungen feſtſetzen.
In einer Rede in Alceſter äußerte ſich Englands neueſter
Völ=
kerbundsvertreter Eden über die römiſchen
Beſpre=
chungen Simons und Muſſolinis, als deren „
wich=
tigſtes” Ergebnis er die Einigung darüber bezeichnete, daß die
Frage der Abrüſtung derjenigen der Reform des Völkerbundes
vorangehen müſſe. Dem Gedanken einer Reform des
Völkerbun=
des im gegenwärtigen Zeitpunkt bringt Eden ſehr wenig
Sym=
pathien entgegen. Vielmehr ſang er ein uneingeſchränktes
Lob=
lied auf den Völkerbund, den er und die engliſche Regierung nach
wie vor mit allen Kräften erhalten wollen.
* Angriffe Borahs.
Die Zeiten der mehr oder minder offenen Greuelpropaganda
des Auslandes ſcheinen noch immer nicht vorüber zu ſein. Daß
die Emigranten fortgeſetzt verſuchen, uns etwas am Zeug zu
flicken, nimmt uns nicht wunder. Es berührt aber doch
einiger=
maßen merkwürdig, wenn man jetzt feſtſtellen muß, daß der
be=
kannte amerikaniſche Senator Borah ſich im Auswärtigen
Aus=
ſchuß des Senats hinſtellt und an innerdeutſchen Verhältniſſen
Kritik übt, wie ſie unmittelbar nach dem 30. Januar im
Aus=
land gang und gäbe war. Senator Borah ſcheint ſeine Weisheit
aus der ausländiſchen Emigrantenpreſſe geſchöpft zu haben. Denn
ſonſt hätte es ihm nicht paſſieren dürfen, beſtimmte
geſetzgebe=
riſche Maßnahmen mit einer gehäſſigen Kritik zu belegen,
ob=
wohl die Vereinigten Staaten ſchon längſt die gleichen Geſetze
beſitzen. Es fehlen in ſeinen Ausführungen ſelbſtverſtändlich
nicht Hinweiſe auf Einkerkerungen und Marterungen der
poli=
tiſchen Gegner der nationalſozialiſtiſchen Bewegung.
Senator Borah würde gut daran tun, einmal eine
Rund=
reiſe durch Deutſchland zu unternehmen und die
Regierungsmaß=
nahmen ſowie ihre Auswirkungen zu ſtudieren. Er würde dann
zu einer anderen Auffaſſung kommen. Hat doch ſoeben ſelbſt
das Internationale Arbeitsamt in Genf ſich veranlaßt geſehen,
durch die Veröffentlichung der Ziffern über die deutſche
Arbeits=
loſigkeit in Deutſchland und deren Bekämpfung eine Anerkennung
der Regierungsmaßnahmen auszuſprechen. Es iſt den Herren in
Genf ſicherlich ſchwer geworden zuzugeben, daß unſere
ſozialpoli=
tiſchen Maßnahmen von Erfolg begleitet ſind. Sie ſind aber
dennoch ſo ſachlich geweſen, ſich nicht um die Märchen der
deutſch=
feindlichen Propaganda zu kümmern. Auch Herr Borah täte gut
daran, ſich zuverläſſige Informationsquellen zu nehmen und zu
einem ſachlichen Urteil durchzudringen.
Lenkk Finnland ein?
Sinniſche Bekrachlungen über das deutſch=finniſche
Wirkſchaftsverhälknis.
Die Zuſpitzung der handelspolitiſchen Beziehungen zwiſchen
Finnland und Deutſchland iſt ausſchließlich auf den Kurs der
Regierung in Helſingfors zurückzuführen, die mehr und mehr in
das engliſche Fahrwaſſer eingeſchwenkt iſt und kürzlich einen
Handelsvertrag mit Großbritannien abgeſchloſſen hat, der den
Ab=
machungen mit uns, namentlich dem Grundſatz der
Meiſtbegünſti=
gung zuwiderlief. Die eingeleiteten
Verſtändigungsverhand=
lungen ſind erfolglos geblieben. Es iſt dann zu unſerem
Be=
dauern zu Kampfmaßnahmen gekommen, die am 1. Januar in
Wirkſamkeit traten. Nun ſcheint man ſich aber doch der alten
deutſchfreundlichen Beziehungen des finnländiſchen Volkes zu
Deutſchland erinnert zu haben, die in der Kriegszeit beſonders eng
geknüpft wurden. Wir finden heute in der ſehr angeſehenen
finniſchen Zeitung „Auſi Suomi” eine längere Betrachtung zum
deutſch=finniſchen Wirtſchaftsverhältnis. Dieſer Artikel iſt
offen=
bar auf Veranlaſſung der Regierung in Helſingfors geſchrieben
und ſetzt ſich für eine Beendigung des Handelskrieges mit
Deutſch=
land ein. Er ſtellt feſt, daß beide Staaten allen Grund haben,
möglichſt bald wieder einen Handelsfrieden zu ſchließen.
Wir freuen uns, daß dieſer Standpunkt in der
Oeffentlich=
keit unterſtrichen worden iſt, und daß man auch in Finnland
durchaus nicht mit der jüngſten Entwicklung einverſtanden iſt.
Die Handelsvertragsverhandlungen zwiſchen Deutſchland und
Finn=
land ſind durchaus nicht abgebrochen; ſie ſind lediglich
unter=
brochen, ſo daß es alſo bei gutem Willen ohne Preſtigeverluſt
für den einen oder anderen Staat eine Kleinigkeit iſt, am
Ver=
handlungstiſch weiter zu ſprechen und zu einem Vertrag zu
kommen, der beiden Parteien Rechnung trägt. Von deutſcher
Seite iſt alles geſchehen, um eine Verſtändigung zu erleichtern.
Berlin iſt jederzeit bereit, die Beſprechungen fortzuſetzen,
aller=
dings muß Finnland dann auch die Vorausſetzungen ſchaffen,
daß wir künftig nicht ſchlechter behandelt werden als die Staaten,
mit denen Finnland Handelsverträge abgeſchloſſen hat.
Beſprechung der Reichsbank mit den Verkrekern
der Gläubiger.
DNB. Berlin, 9. Januar.
Da im Dezember dem Gläubigerausſchuß zugeſagt worden
war, ihm vor Neuabſchluß eines beſonderen
Zahlungsabkom=
mens mit der Schweiz und Holland Gelegenheit zur
Stellung=
nahme zu geben und die Regierungen der beiden genannten
Länder nunmehr an die deutſche Regierung zwecks Abſchluß
eines beſonderen Zahlungsabkommens herangetreten ſind hat
die Reichsbank die Vertreter der Gläubiger zu einer Sitzung
am 22. Januar in Berlin eingeladen. Es handelt ſich alſo hier
nicht um eine neue Transferkonferenz.
Januarkagung des Reichskages.
Erneuerung und Ausweikung des
Ermächtigungs=
geſehes!
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
In politiſchen Kreiſen wird angenommen, daß der
Reichs=
tag Mitte Januar zu einer kurzen Tagung zuſammentreten
wird, um das Arbeitsprogramm, das urſprünglich ſchon im
Dezember vorlag, zu erledigen. Damals wurde in erſter Linie
auf die Notwendigkeit einer Erneuerung und vielleicht auch
Ausweitung des Ermächtigungsgeſetzes hingewieſen, das
wahr=
ſcheinlich auch jetzt als wichtigſter Punkt auf der Tagesordnung
ſtehen wird. Dagegen ſcheint nicht, als ob das außenpolitiſche
Thema angeſchnitten werden ſoll, weil jedenfalls, ſoweit ſich
bis=
her überſehen läßt, die Entſcheidungen darüber noch nicht reif
ſind.
Anthony Eden.
Lord Byron
und der Clown Joſef Grimaldi.
Die nachfolgende auszugsweiſe Schilderung
iſt dem im Jahre 1853 in engliſcher Sprache
erſchienenen Buch „Die Erinnerungen des
Clowns Joſef Grimaldi” entnommen.
p. Bei einem Gaſtmahl, das Oberſt Berkeley im Jahre 1812
gab, lernte Grimaldi Lord Byron perſönlich kennen. Auf die
Vorſtellung durch den Gaſtgeber trat der Dichter auf Grimaldi zu
und belobte ihn in überſchwenglichen Ausdrücken ob ſeines großen
Talentes.
Nach dem Frühſtück brach die geladene Geſellſchaft zu einer
anſchließenden Haſenjagd im Revier des Gaſtgebers auf. Nach
einem Jagdergebnis von 27 Haſen ſetzten ſich die Gäſte zur
Mit=
tagstafel, Byron zur Linken von Grimaldi, an deſſen Seite ein
junger Adliger Platz nahm, den er ſchon im Covent=Garden=
Theater geſehen hatte. Letzterer fragte ihn, ob er Byron ſchon
früher kennengelernt habe. Da er verneinte, machte er ihn auf des
Dichters Eigenheiten aufmerkſam und riet ihm, wenn ihm dieſer
im Laufe des Mahles etwas anbiete, ſei es zu trinken oder zu
eſſen, ja nichts abzulehnen.
Gegen Ende des Mahles lud nun der Lord Grimaldi ein, ein
wenig Apfelkuchen zu eſſen. Mit lebhaftem Dank wurde das
An=
erbieten angenommen, als Mylord plötzlich an Grimaldi mit
ge=
künſteltem Erſtaunen die Frage richtete: „Wie, Sie nehmen keine
Sardellenſauce zu dem Apfelkuchen?” — „Sardellenſauce, Mylord?‟
war die Gegenfrage. — „Allerdings,” erwiderte Byron, „ſie iſt
vorzüglich bei Lachs, das muß ſie auch bei Apfelkuchen ſein!“
Der Tiſchnachbar auf der anderen Seite ſtieß Grimaldi mit dem
Ellenbogen an und erinnerte ihn ſo an die vorherige Ermahnung.
Joſef Grimaldi ſchickte ſich nun an, die Fiſchſauce auf den Kuchen
Su gießen. Nach vergeblichem Verſuch, einen Biſſen zu nehmen,
wandte er ſich dann in aller Förmlichkeit an Byron mit der
Bitte, bemerken zu wollen, daß „niemand mehr als er ſeiner
Liebenswürdigkeit gerecht werde. Indeſſen, trotzdem dieſes
Ge=
ſtändnis ſeinen ſchlechten Geſchmack beweiſe, könne er wirklich nicht
Sardellenſauce zu dem Apfelkuchen eſſen und bitte, ihn deshalb
zu entſchuldigen.” Byron nahm dieſe Entſchuldigung zur großen
Freude Grimaldis günſtig auf, während die übrige Geſellſchaft in
ein herzliches Lachen ausbrach, deſſen Grund ſich Grimaldi, wie
er ſagte, nicht zu erklären vermochte, wofern ſie nicht alle im
Einverſtändnis waren, dem Clown einen Poſſen zu ſpielen.
In ſpäterer Zeit (1816/17) begegnete Grimaldi oft Lord
Byron, und nicht nur im Covent=Garden=Theater, ſondern auch
bei zahlreichen Privatgeſellſchaften, zu denen er (Grimaldi)
ein=
geladen war. Sie wurden endgültig gute Freunde.
Lord Byron galt, wie alle Welt weiß, für ſehr überſpannt,
und dieſer Ruf verliert nichts von ſeinem Gepräge, wenn man
Grimaldis Schilderung folgt:
„Manchmal”, ſo ſchreibt letzterer, „war Lord Byron in tiefe
Schwermut verſetzt, und in dieſem Falle machte er den Eindruck
eines troſtloſen Menſchen, denn ſein Geſichtsausdruck offenbarte
das größte Herzeleid. Zu anderen Zeiten war er ſehr
aufge=
räumt und ſchwatzte geiſtvoll und lebhaft. Gelegentlich konnte er
auch einen vollendeten Laffen darſtellen, indem er Hände und
Zähne zur Schau ſtellte, in einem Grade, der das gekünſtelte
Weſen lächerlich erſcheinen ließ. Aber immer, mochte er nun
ernſt oder freudig geſtimmt ſein, teilte er ſcharfe und beißende
Sarkasmen aus.
Byron perſönlich behandelte Grimaldi immer mit viel
Herab=
laſſung und guter Laune; oftmals unterhielt er ſich ganze
Stun=
den mit ihm. Als ihn die Beſchäftigung des Abends auf die
Bühne rief, erwartete er ihn in der Kuliſſe, und ſobald Joſef
wieder erſchien, nahmen ſie den Faden des Geſpräches wieder auf.
Grimaldi widerſprach ihm ſelten, aus Furcht, er möchte dann
den bitteren Spott ihm angedeihen laſſen, den er fortwährend
gegen andere zu ſchleudern beabſichtigte. Als beide von Themen
ſprachen, bezüglich deren ihm Byrons Anſicht unbekannt war,
ließ er ſich angelegen ſein, ſie zu erraten, bevor er ſeine Meinung
zum Ausdruck brachte. Da er wußte, daß Byron durch gewiſſe
Fragen lebhaft in Erregung geriet, fürchtete er, über irgendeine
derſelben mit ihm in Meinungsverſchiedenheit zu ſein, die ihm
hätte am Herzen liegen können.
Bevor Lord Byron England zu einer Reiſe verließ, von der
er nicht mehr zurückkommen ſollte — 1815 hatte Lord Byron
Miß Milbanke geheiratet, die ihn aber nach Geburt einer
Toch=
ter Ada verließ; die öffentliche Meinung ſchob Byron die Schuld
zu und er ging auf Reiſen —, ſchenkte er Grimaldi zur
Erinne=
rung an ſeine Freundſchaft eine ſilberne Schnupftabaksdoſe mit
der Inſchrift: „Geſchenk von Lord Byron an Joſef Grimaldi.”
Als Byron ihn zum erſten Male im Jahre 1808 hatte ſpielen
ſehen, ſandte er einen Boten in ſeine Wohnung mit der Bitte,
er möge ihm zu jeder Benefizvorſtellung einen Logenplatz ſenden.
Das geſchah regelmäßig, und immer erhielt am folgenden Tage
Grimaldi eine Fünfpfundnote.
Hölderlins=deutſche Sendung.
Im Mittelpunkt des Vortrages, den geſtern abend im
Rah=
men der Veranſtaltungen des Kampfbundes für deutſche
Kultur Prof. Dr. Karl Viétor hielt, ſtand Hölderlin
als der Dichter und Prophet des Vaterlandes und der völkiſchen
Gemeinſchaft. Als ſolcher galt er der deutſchen Kriegsjugend
als beſtätigender Dichter, deſſen Leben und Werk von der
glei=
chen Schickſalsbereitſchaft und dem heldiſchen Opferſinn erfüllt
war, der größer als alle anderen das heilige Vaterland gefeiert
hat. Wie eine Feuerſäule ſteht ſein aus unendlichen Leiden
ge=
borenes Bild deutſcher Art und Sendung als Wunſchbild vor
uns, bis dies Wunſchbild Volkswirklichkeit geworden iſt. — Wie
ſehr dieſer Dichter ſich nach der Volksgemeinſchaft verzehrte,
zeigte der Vortragende am Beiſpiel vieler Gedichte und
Hym=
nen, vor allem auch am „Hyperion”, den man durchaus als
poli=
tiſchen Roman auffaſſen müſſe. Auf dem Boden Griechenlands
handelnd, ſpricht und träumt er in Wirklichkeit von deutſchen
völkiſchen Taten und die Freundſchaft ſteht als Symbol der
Ge=
meinſchaft. In dieſem Roman und in Hölderlin überhaupt
ge=
ſchieht der Durchbruch des völkiſchen Gemeinſchaftsgefühls, der
deutſche Idealismus ſucht hier das Volk. Ebenſo ſpricht
Hölder=
lin in der heilig=nüchternen Sprache ſeiner Hymnen vom
Auf=
bruch der deutſchen Volkskraft zum Staat, am großartigſten in
ſeiner vaterländiſchen Prophetie „Germanien”, in der er den
Genius der Geſchichte wandern ſieht von Indien über
Griechen=
land nach Deutſchland. Der Träumer Hölderlin iſt der
poli=
tiſchſte und realiſtiſchſte unter den Dichtern. Er hat die großen
Entſcheidungen vorgeahnt, er hat die Völker als
Verwirklichun=
gen Gottes geſchaut, und hat auch in ſeiner Mahnung, das
Vater=
ländiſche über dem Kulturellen nicht zu verſäumen, die deutſche
Gefahr deutlich geſehen. Er wußte, daß die Kultur nie für ſich
allein beſtehen kann, auch nicht die Wurzel, ſondern die Blüte
eines Volkes iſt, und hat immer erneut die Zeit träumend
heraufbeſchworen, in der Deutſchland die friedvolle Herrſcherin
der Völker ſein würde.
Der Weg — ſo ſchloß der Vortragende — von der hohen
Viſion des Dichters bis zu den harten Dienſten des Alltags iſt
weit, aber die Aufgabe des Volkes iſt es, ſolche Symbole und
Verkündigungen aufzunehmen und in die Tat umzuſetzen. *
* Pearl S. Buck. Der junge Revolutionär. Zinnen=Verlag,
Leipzig.
Ein Roman, der viel zum Verſtändnis des gelben Menſchen
beitragen kann, der aber auch als erzähleriſche Leiſtung bedeutend
iſt. — Ein junger Bauernburſche ſteht ganz allein im Wirbel der
chineſiſchen Revolution, des Kampfes zwiſchen der alten und der
neuen Zeit. Wie er ſich ſelbſt und ſein Vaterland findet und wie
in ihm der Entſchluß reift, ſeinem Lande im Zeichen Chriſti zu
dienen, läßt uns die Dichterin mit ſtarker Unmittelbarkeit
er=
leben.
* Dietrich Speckmann, Menſchen in Moor und Heide. Paul Franke
Verlag, Berlin.
Des Dichters Erzählungskunſt iſt das Widerſpiel ſeiner
Hei=
matnatur: ſchlicht und ſtreng und doch voll Lebens= und
Schön=
heitsreichtum. In dieſen Erzählungen lebt ein kraftvoller
Opti=
mismus, eine ſtarke Lebensfreudigkeit, die auch im tragiſchen
Schickſal das Verſöhnende und in den Verdrießlichkeiten des Lebens
den wahren Humor findet. Hier ſind wirklich die tiefen Kräfte
unſeres Volkstums zu ſpüren. — Eine Fülle guter Bilder zeigt die
herbe Schönheit der Heidelandſchaft und die ſcharf ausgeprägte
Eigenart ihrer Bewohner.
Seite 4 — Nr. 9
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Januar 1934
Eine Denkſchrift der Saarregierung
auf die Beſchwerde der Deutſchen Fronk.
Saarbrücken, 9. Januar.
Die Staatsregierung hat jetzt dem Völkerbund als
Antwort auf die Beſchwerde der Deutſchen Front
eine umfangreiche Denkſchrift zugehen laſſen, in der ſie ihre
Politik zu rechtfertigen ſucht. Dieſe Denkſchrift hat man
ver=
ſchiedenen ſaarländiſchen Zeitungen als Auflagenachricht
zugehen laſſen, trotzdem ſie einen Umfang von zwei
Zeitungs=
ſeiten hat! Man macht den Verſuch, die Beſchwerden der Deutſchen
Front, hinter der mehr als 90 Prozent der Saarbevölkerung
ſtehen, als gegenſtandslos hinzuſtellen. In der Wahl der Mittel
bei der Beweisführung kennt man allerdings keine Skrupel. Es
iſt nicht ſchwer, alle Vorwürfe, die man vor allem der
ſaar=
ländiſchen NSDAP. macht, als gegenſtandslos zurückzuweiſen.
Wider beſſeres Wiſſen ſucht die Saarregierung die Dinge ſo
dar=
zuſtellen, als wenn die NSDAP. illegale Politik betreibe. Dabei
hat noch vor etwa einem Monat der Landesführer der NSDAP.—
Saargebiet, Staatsrat Spaniol. ausdrücklich erklärt, daß jeder
unnachſichtlich aus der Partei ausgeſchloſſen werde, der ſich vom
Weg der Legalität entfernt. Nach dieſer Anordnung iſt auch
gehandelt worden. Gerade dieſe Denkſchrift zeigt wieder
ein=
mal, wie ſehr die fremdländiſche Regierung des Saargebiets die
wahre Lage im Saargebiet verkennt.
Bemerkenswert iſt dabei, daß das ſaarländiſche
Mit=
glied der Regierungskommiſſion dieſem
Be=
richt ſeine Zuſtimmung verweigert hat. Man wird
zu dieſer Denkſchrift nur ſagen können, daß die Saarregierung
ſich wenigſtens die Beleidigungen der NSDAP., der
Saarbevöl=
kerung und damit des deutſchen Volkes hätte erſparen ſollen. Dem
Völkerbund liegen jetzt zwei ſich völlig widerſprechende
Denk=
ſchriften vor. Er wird darüber zu entſcheiden haben, ob er
ge=
willt iſt, den Wünſchen von mehr als 90 Prozent der ihm zu
treuen Händen anvertrauten Bevölkerung Rechnung zu tragen,
oder aber den Wünſchen einer kleinen Minderheit, die nicht mit
der Saarbevölkerung verwachſen iſt.
Der Schulkerror der franzöſiſchen Grubenverwalkung
dsk. Saarbrücken, 9. Januar.
Kommerzienrat Röchling hatte in einem Briefwechſel mit dem
Generaldirektor der Saargruben, Guilleaume, an deſſen gegebenes
Wort erinnert, daß keinerlei Druck ausgeübt werden ſolle, um die
Kinder der Bergleute in die franzöſiſchen Schulen zu zwingen. Er
hat die Forderung erhoben, daß der Generaldirektor auch heute zu
ſeinem Wort ſtehe und diejenigen zur Rechenſchaft ziehe, von denen
durch die eidliche Zeugenausſage erwieſen iſt, daß ſie einen
der=
artig unzuläſſigen politiſchen Druck auf die Bergleute ausgeübt
haben. In einer Liſte ſind die Schuldigen namentlich aufgeführt.
Der Generaldirektor der Saargruben hat jedoch eine Unterhaltung
über dieſe Frage abgelehnt und mitgeteilt, daß kein Anlaß zum
Einſchreiten beſtehe. — Daraufhin hat Kommerzienrat Röchling
den ganzen Schriftwechſel der Oeffentlichkeit unterbreitet. Daraus
ergibt ſich eindeutig, daß ein politiſcher Druck mit Wiſſen und
Willen der franzöſiſchen Bergwerksdirektion ausgeübt wird.
Zuchthausſtrafen gegen die Haupkrädelsführer
beankragt.
DNB. Berlin, 9. Januar.
Im Maikowſki=Prozeß ſtellte der Staatsanwalt am Dienstag
nachmittag gegen die 53 kommuniſtiſchen Angeklagten die
Straf=
anträge. Er beantragte gegen die drei Haupträdelsführer die
Höchſtſtrafe von 15 Jahren Zuchthaus, gegen weitere Angeklagte
zwölf, elf, acht und drei Jahre Zuchthaus. Gegen ſieben
Ange=
klagte wurden je zehn Jahre Gefängnis beantragt. Die
Straf=
anträge gegen die übrigen Angeklagten bewegen ſich zwiſchen ſechs
Monaten und neun Jahren Gefängnis.
In ſeinem Schlußwort vor der Stellung der Strafanträge
führte der Staatsanwalt u. a. aus:
Gewiß, der Kommunismus hat Schläge erhalten, von denen
er ſich in Deutſchland nicht mehr erholen wird. Aber hüten wir
uns vor der Großmut, auf die die Angeklagten ſpekulieren, die
aber zurzeit nichts anderes wäre, als unverantwortlicher
Leicht=
ſinn. Unſere Pflicht iſt es, den geſchlagenen Feind, der ruhige
Arbeit ſtören kann, niederzuhalten, bis ihm auch jede
Voraus=
ſetzung für ſein verhängnisvolles Wirken genommen iſt.
Nach der Stellung der Strafanträge wurde die Verhandlung
auf Donnerstag vertagt.
Am 6. Januar entſchlief nach ihrem langen Leiden
meine liebe Frau, meine gute Mutter
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Katharina Reitig.
Darmſtadt, den 8. Januar 1934.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den
11. Januar 1934, vormittags 11 Uhr auf dem
alten Friedhof, Niederramſtädterſtr, ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
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Darmſtadt, den 10. Januar 1934.
Aufruf zur Anmeldung für die Meiſterprüfung 1934
Wer im Jahre 1934 die Meiſterprüfung ablegen will, muß
ſeine Anmeldung hierfür bis ſpäteſtens 20. Januar
1934 bei der Heſſiſchen Handwerkskammer. Darmſtadt.
Hügel=
ſtraße 16 I, vollziehen.
Der Anmeldung iſt die ermäßigte Prüfungsgebühr
von 25 RM. beizufügen. (Poſtſcheckkonto der Heſſiſchen
Hand=
werkskammer: Frankfurt a. M., Konto Nr. 15 106.)
Schließlich iſt bei der Anmeldung noch mitzuteilen, ob
Zu=
teilung zu einem der von der Heſſiſchen Handwerkskammer in
allen Kreiſen veranſtalteten Meiſterprüfungs=
Vorbe=
reitungskurſe gewünſcht wird.
Auf Grund ihrer Anmeldung erhalten die
Meiſterprüfungs=
kandidaten alsbald weiteren Beſcheid.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 9 — Seite 5
— Miniſterialabteilung für Bildungsweſen, Kultus, Kunſt
und Volkstum. Erledigt ſind die Lehrerſtelle für einen
evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Weickartshain
Kreis Gießen (Dienſtwohnung iſt frei; der Lehrer ſoll möglichſt
den Organiſtendienſt verſehen können; die Lehrerſtelle für einen
Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in
Alten=Buſeck, Kreis Gießen (Dienſtwohnung iſt
vorhan=
den und beziehbar; die Schulſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Allertshauſen Kreis Gießen
(Dienſtwohnung iſt frei); eine Lehrerſtelle für einen
evangeli=
ſchen Lehrer an der Volksſchule in Bersrod, Kreis Gießen
(Dienſtwohnung iſt vorhanden und beziehbar) die Lehrerſtelle
für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in
Belters=
hain, Kreis Gießen (Dienſtwohnung iſt vorhanden und
bezieh=
bar); die Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der
Volksſchule in Oppenrod, Kreis Gießen (Dienſtwohnung iſt
vorhanden und beziehbar); die Schulſtelle für einen evangeliſchen
Lehrer an der Volksſchule in Meiches, Kreis Schotten (
Dienſt=
wohnung iſt vorhanden und frei),
— Goldene Hochzeit. Die Karl Emig Eheleute dahier,
Mauerſtraße 8, konnten am 6. d. M. ihr 50jähriges Ehejubiläum
begehen. Aus dieſem Anlaß erhielt das Ehepaar von unſerem
Volkskanzler Adolf Hitler ein herzliches Glückwunſchtelegramm,
ferner herzliche Glückwünſche von Sr. Königl. Hoheit Großherzog
Ernſt Ludwig unter Ueberreichung ſeines Bildes mit
eigenhän=
diger Unterſchrift.
— Ehrung eines alten, verdienten Buchdruckers. Der in
weiten Kreiſen durch ſeine Wirkſamkeit für die Allgemeinheit,
insbeſondere auf dem Gebiete der Wohltätigkeit, bekannte
Kor=
rektor Herr Friedrich Karl Heydt zu Traiſa durfte ſein
40jähriges Jubiläum der Zugehörigkeit zur C. F. Winterſchen
Buchdruckerei in Darmſtadt begehen. Zu einer Feierſtunde hatte
das Perſonal ſich im großen Setzerſaal zuſammengefunden. Herr
Direktor Fuchs ſprach in ſeinem und im Namen der Firma die
höchſte Anerkennung mit herzlichem Dank für die wertvollen
Dienſte aus, die der Jubilar 40 Jahre hindurch an den
verſchie=
denſten verantwortungsvollen Poſten geleiſtet habe. Mit
Ueber=
reichung verſchiedener Ehrenurkunden nebſt goldener Medaille
wünſchte er dem Jubilar fernerhin das Beſte. Im Namen des
Hauſes Winter entbot in beſonders warmherziger Weiſe Glück=
und Segenswünſche Herr Hans Winter. Der Chef des
Hau=
ſes ſei leider verhindert, ſelbſt hier zu ſein. Tief ergriffen
fand der Jubilar ſchöne Worte des Dankes für alle Anerkennung.
Wenn er auch mit einem gewiſſen bitteren Gefühl aus der Front
der Schaffenden trete, ſo tue er es mit ſeinem Lebenswahlſpruch:
„Befiehl dem Herrn deine Wege”. In dieſem Sinne wünſche
er Haus und Firma Winter wie dem geſamten Berufe altes
Blühen und Gedeihen und allen Mitarbeitern geſegnetes
Wohl=
ergehen.
— Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heim, Sandſtr. 24. Jeden Donnerstag, abends 8,15—10 Uhr:
Zu=
ſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gymnaſtik. Leitung: Frl. Irmgard Pätzold. Jeden zweiten und
vierten Mittwoch im Monat: Zuſchneiden. Donnerstag, den 11.
Januar: Zuſammenkunft.
Lachendes Heſſenmädel
aus Oberheſſen ruft die Starkenburger
Volksgenoſſen auf, den Heimatabend
Heſſiſch’ Volk bei Sang und Tanz
am 15. Januar im Kleinen Haus des
Heſſiſchen Landestheaters, zu beſuchen.
Sie iſt froh, daß endlich das Eis, das
ſich ſeit Jahren zwiſchen Stadt und Land
geſtaut hat, gebrochen iſt, daß der
deut=
ſche Bauer, im deutſchen Land wieder
ſeinen Platz an der Sonne einnimmt
und der Volksgenoſſe in der Stadt mit
freiem Blick den Wert des
Bauers=
mannes erkennt!
In buntem Reigen bei frohem Sang
und Spiel werden echte oberheſſiſche
Bauern die von unſerem Heimatdichter Georg Heß
zu=
ſammengefaßten Bilder heſſiſchen Volkstums lebendig auf die
Bühne bringen. Blut und Boden ſind die Quellen unſeres
deut=
ſchen Volkstums; dort, wo deutſche Bauerngeſchlechter ſeit
Jahr=
hunderten auf eigener Scholle ſitzen, dort hat ſich auch am
markig=
ſten die deutſche Sitte und Art herausgebildet. Aus ſolchen Orten
kernhaft deutſcher — heſſiſcher — Art kommen unſere Schwälmer.
Hüttenberger, Schlitzer, die von der Rhön, vom Vogelsberg.
Das lachende Heſſenmädel wirbt hier obendrein für das
Win=
terhilfswerk und die gleichfalls gemeinnützige Arbeit des
Reichsbundes Volkstum und Heimat, deſſen Aufgabe
und Ziel die Pflege deutſchen Volkstums iſt: Heſſen,
Volksgenoſ=
ſen, ſichert euch Karten, der Vorverkauf hat begonnen!
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus
Mittwoch
10. Januar
19½,Ende g. 22½. D. Bühne, Jugendr. 12, Gr. 1u. 2
Hänſel und Gretel, hierauf: Die Puppenfee.
Preiſe 0.70—5.50
Anf.20, Ende nach 22.45 Uhr. Deutſche Bühne. 08
Donnerstag
Preiſe 0.70—5.50
11. Januar / Wiener Blut.
Anf. 19 ½2, Ende nach 22½ Uhr D11
Freitag
Preiſe 0.70—5.50
12. Januar / Die Zauberflöte.
Kleines Haus
Anf. 20, Ende 22,45. D. Bühne I29 Zuſatzm. 11
Donnerstag
Preiſe 0.70—3.80
11. Januar / Die große Chanee.
Anf. 20, Ende 22.45 D. Bühne K 9, Zuſatzm. 12
Preiſe 0.70—3.80
12. Januar / Die große Chauce.
— Landestheater. Als nächſte Neueinſtudierung
eitet die Oper W. A. Mozarts große Oper „Die
überflöte” für Freitag, den 12. Januar, vor. Die
ſikaliſche Leitung hat der muſikaliſche Oberleiter Karl Friderich.
je Spielleitung ſowie das Bühnenbild, liegen in Händen von
verſpielleiter Hans Strohbach. Die Beſetzung iſt folgende: Maria
eining, Berta Obholzer, Martha Liebel, Anna Jacobs, Regina
trre, Suſanne Heilmann, Charlotte Krauß, Amella Bauer,
fer=
die Herren Dr. Heinrich Allmeroth, Johannes Drath, Theo
rrmann. Eugen Vogt, Heinz Schlüter, Joachim Sattler.
Grenzen des Frauenſportes.
Durch ſinnvollen Frauenſport wird eine Schädigung der Volksgeſundheit vermieden.
Spork. Turnen und Gymnaſtik der Frau.
Die Nachricht von dem Tode einer Schwimmerin, die ſich
79 Stunden lang im Waſſer aufgehalten hat, beleuchtet den
Rekordunfug in grellem Lichte. Es iſt anzuerkennen, daß von
ernſthaften Sportkreiſen derartig bedenkliche Senſationsſtückchen
als unſportgemäß verworfen werden. Gerade für die ſportliche
Tätigkeit der Frau ſind von der Natur Grenzen geſetzt, die
unbedingt beachtet werden müſſen, ſoll der Wert und der geſunde
Sinn, der in allen Formen der Leibesübungen ſteckt, erhalten
und gepflegt werden.
Der Frauenarzt Prof. Runge teilt die Leibesübungen in
drei Gruppen ein: Sport, Turnen und Gymnaſtik. Während
Sport und Turnen von Männern zuerſt betrieben wurden, iſt
die Gymnaſtik eine vor allem den Frauen angemeſſene Form der
Leibesübung. Bei dieſer Art der Körperkultur ſollen die Glieder
gelockert und entſpannt werden, die Bewegungen ſind weicher
und elaſtiſcher als beim Turnen. Grazie und Rhythmus ſtehen
im Mittelpunkt, und gerade dieſe Ausdrucksformen ſind es ja,
die dem weiblichen Körper Anmut und Schönheit verleihen.
Eine Kräftigung der Muskeln und Gewebe wird auch bei der
Gymnaſtik erreicht, aber die Uebungen ſind nicht auf grobe
Kraft, ſondern auf beherrſchte Kraft eingeſtellt. In ihrer
an=
gewandten Form, im Tanz, ſteht die Gymnaſtik ganz im Dienſt
des Rhythmus und der harmoniſchen Bewegung. Der Menſch
wird ſich ſeines Körpers bewußt und empfindet Freude und
Hingabe an ſeiner beſchwingten und zugleich gebändigten Kraft.
Beim Sport und beim Turnen folgt die Frau dem Beiſpiel
des Mannes. Damit iſt aber keineswegs geſagt, daß dieſe
Leibesübungen unweiblich ſind. Im Gegenteil es gibt
Sport=
arten, die ſich für das weibliche Geſchlecht ganz beſonders eignen.
Freilich Boxen und Ringen gehören nicht dazu. Man hat zwar
in früheren Jahren die Geſchmackloſigkeit begangen.
Damen=
ringkämpfe zu veranſtalten, aber dieſe Schauſtellungen, um ſolche
handelte es ſich meiſtens, waren im höchſten Grade unerfreulich.
Ein anderer Kampfſport, das Florettfechten, iſt dagegen wegen
ſeiner großen Anforderungen an Gewandtheit und Wendigkeit
für Frauen durchaus geeignet.
Schlittſchuhlaufen, Schwimmen, Skilaufen, Reiten und auch
Rudern ſind ebenfalls Sportarten, die je nach Gelegenheit und
Neigung gern von Frauen ausgeübt werden. Das eigentliche
Geräteturnen iſt für Mädchen im Schulalter als erzieheriſche
Uebung ſehr zweckmäßig. Bei erwachſenen Frauen würde aber
das Turnen am Barren und Reck nicht recht paſſend ſein, und
wird wohl auch wenig geübt. Auch Fußball kommt nicht in
Be=
tracht. Das Tennisſpielen dagegen iſt ein beſonders beliebter
Frauenſport. Er kräftigt nicht nur den weiblichen Körper,
ſon=
dern macht ihn auch gewandt und elaſtiſch. Gerade am
Tennis=
ſpiel laſſen ſich aber auch die Grenzen weiblichen Sportes gut
erkennen. Der Mann ſchlägt den Ball mehr mit Kraft, die Frau
mehr mit Schwung. Dieſer Schwung kann ihr ſo im Körper
liegen, daß ſie unter Umſtänden ſicherer und zuverläſſiger ſpielt
als der Mann. Andererſeits iſt die Frau in höherem Maß dem
Einfluß wechſelnder Stimmung ausgeſetzt. Sie iſt gewöhnlich
eine ſchlechte Verliererin, denn der ſportliche Ehrgeiz geht leicht
mit ihr durch und iſt nicht ſelten ſtärker als die Luſt und Freude
an der Leibesübung. Damit büßt aber jeder Sport den
wert=
vollſten Teil ſeines Sinnes ein. Sport heißt eigentlich Spiel.
Spiel ſoll aber Freude machen und nicht in eine Arbeit
aus=
arten, die nur den äußeren Erfolg kennt. Man wird hier
ein=
wenden, daß ſportliche Höchſtleiſtungen und Rekorde, ja jeder
ſportliche Sieg, nur durch ernſt genommene Sportarbeit möglich
ſei. Für den, dem der Sport Beruf geworden iſt, mag das gelten.
Wer zur Erhöhung der eigenen Lebensfreude und zur
Körper=
pflege Sport treibt, jagt nicht nach Siegen und Rekorden. Für
die Frau, die ihre Natur nicht verleugnen will, bleibt Sport
Spiel.
Körper und Seele der Frau haben höhere Lebensaufgaben,
und der Sport der Frau findet dort ſeine Grenzen, wo er die
Vorbereitung des Körpers zur Mutterſchaft nicht mehr fördert,
ſondern ſchädigt. In dieſem Sinne iſt eine Kräftigung der
Mus=
keln auch für die Frau durchaus erwünſcht, zugleich ſoll der
weib=
liche Körper dazu erzogen werden, die Muskeln entſpannen zu
können, und dieſe Entſpannung wird ſowohl durch die Gymnaſtik
wie durch viele Sportarten gefördert. Der Sportsmann ſteigert
die Muskelmaſſe ſeines Körpers auf Koſten des Fettes. Bei der
Frau darf die ſportliche Betätigung nie ſo weit gehen, daß ein
Schwinden der Fettlager an Hüften und Bruſt erfolgt. Die durch
Fetteinlagerungen bedingten Rundungen der weiblichen Formen
geben dem Frauenkörper nicht nur die Weichheit und Schönheit
der Glieder, ſondern auch wichtige Lebensſtoffe, deren ſie für die
Mutterſchaft und die Erhaltung der eigenen Geſundheit bedarf.
Neue Forſchungen haben gezeigt, daß in den Fettdepots ein für
die Frau außerordentlich wichtiges Vitamin geſpeichert wird.
Früher wurde oft behauptet, daß die weiblichen
Unterleibs=
organe durch gewiſſe Sportübungen geſchädigt werden. Es hat
ſich jedoch gezeigt, daß dies nur in ſehr geringem Maße der Fall
iſt. Das geſunde, junge Mädchen kann ruhig jeden Sport treiben,
der ihr zuſagt, und wird ſelbſt am beſten beurteilen können, wann
ſie ausſetzen ſollte. Verheiratete Frauen, Mütter, ſowie Frauen,
die an einem Frauenleiden gelitten haben, ſollten ſich vor
Wieder=
aufnahme einer Sportart ärztlich beraten laſſen. Vor jedem
ſen=
ſationellen Mißbrauch der Frauenkraft durch unnatürliche und
übertriebene Leiſtungen müſſen aber unſere Frauen unter
Um=
ſtänden auch gegen den Willen einzelner geſchützt werden. Der
Körper der Frau iſt anders als der des Mannes und dient einer
höheren Aufgabe. Daher ſind Grenzüberſchreitungen auf dieſem
Gebiete eine beſondere Schädigung der Volksgeſundheit.
Dr. Georg Kaufmann.
Bund Deutſcher Oſten
ſchreibt uns: Der Führer ſchreibt in „Mein Kampf‟: Damit
ziehen wir Nationalſozialiſten bewußt einen Strich unter die
außenpolitiſche Richtung unſerer Vorkriegszeit. Wir ſetzen dort
an, wo man vor 600 Jahren endete. Wir ſtoppen den ewigen
Germanenzug nach dem Süden und Weſten Europas und weiſen
den Blick nach dem Land im Oſten. Wir ſchließen endlich ab
die Kolonial= und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen
über zur Bodenpolitik der Zukunft.”
Das Schwergewicht der deutſchen Geſamtpolitik wird in
Zu=
kunft auf die Oſtpolitik gelegt werden. Zur erfolgreichen
Durch=
führung iſt jedoch die Bildung eines entſprechenden Volkswillens
unentbehrlich. Es muß daher allmählich jedem klar gemacht
wer=
den, was der Oſten iſt und was er für Deutſchland bedeutet.
Jeder muß wiſſen, daß Oſtdeutſchland alter germaniſcher
Volks=
boden iſt, daß deutſche Menſchen mit der Arbeit eines
Jahrtau=
ſends dem Oſten einen unzerſtörbar deutſchen Charakter
aufge=
prägt haben, daß der Oſten die ſchwerſten Leiden auf ſich
genom=
men hat, daß der Oſten in nationalen Notzeiten dem deutſchen
Volke die Freiheit gebracht hat und ihm heute Arbeit und
Brot geben kann, daß der Oſten alſo deutſches
Schick=
ſalsland iſt.
Im Frühjahr dieſes Jahres erteilte der Chef des
Außenpoli=
tiſchen Amts der NSDAP., Alfred Roſenberg, dem ſeit Jahren
bekannten, unermüdlichen Vorkämpfer einer ſtarken Oſtpolitik,
Dr. Franz Lüdtke, den Auftrag, die Oſtarbeit zuſammenzufaſſen
und den Bund Deutſcher Oſten aufzubauen. Dieſer Bund iſt
alſo berufen, die notwendige Aufklärungs= und Aufbauarbeit für
den Oſten zu leiſten. Die zahlreichen vorhanden geweſenen, ſeit
der Vorkriegszeit, vor allem aber ſeit Kriegsende einzeln
Oſt=
arbeit leiſtenden Verbände ſind heute im Bunde Deutſcher Oſten
zuſammengefaßt. Darüber hinaus ſoll aber jeder Deutſche,
gleich=
gültig, ob Weſt= oder Oſtmärker, durch ſeinen Eintritt die
Oſt=
politik der Regierung unterſtützen helfen. Es bedarf keiner
be=
ſonderen Hervorhebung, daß der BDO. die Grundſätze, die der
Führer in ſeinen großen Friedensreden aufgeſtellt und in
wel=
hen er jede gewaltſame Löſung der Grenzfragen abgelehnt hat,
beachtet und zur Geltung bringt.
Auch in Darmſtadt beſteht ſeit Monaten eine Ortsgruppe
des BDO. In ihr ſind die hieſigen Ortsgruppen der früheren
Oſtverbände, des Deutſchen Oſtmarkenvereins, des Bundes
heimat=
treuer Oſt= und Weſtpreußen und des Deutſchen Oſtbundes
be=
reits aufgegangen.
Wer im BDO. mitarbeitet, unterſtützt die Oſtpolitik der
Re=
gierung und hilft dem geſamten Deutſchland!
Zükkert die hungernden Vögel!
Denkt bei der Kälte auch an den
Kekkenhund!
Gebt ihm reichliche Streu, ein warmes Obdach,
beſonders gute Nahrung und gewährt ihm an jedem
Tag einige Stunden freien Auslauf!
— Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Für ihre nächſte
Ver=
anſtaltung am Montag, dem 15. Januar, hat die Litera=
riſch=Künſtleriſche Geſellſchaft den ausgezeichneten
Dichter Ernſt Wiechert, der kürzlich in die neugeſtaltete
Akademie der Künſte berufen wurde, zum Vortrag eigener Werke
gewonnen. Ernſt Wiecherts ſtarker, menſchlich erfüllter Roman
„Die Magd des Jürgen Doskozil” gehört zu den ſchönſten
Dich=
tungen des letzten Jahrzehnts, ſo daß es allen Kunſtfreunden eine
beſondere Freude ſein wird, den Dichter perſönlich zu hören. —
Am 20. Februar wird Kunſthiſtoriker Dr. Rudolph Perard
mit Lichtbildern in die herrliche Kunſt des deutſchen Meiſters
Mathias Grünewald einführen: am 19. März wird
Univerſitäts=
profeſſor Dr. Wilhelm Schüßler über „Bismarck als Prophet”
ſprechen.
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Das Schwurgericht verhandelte am Dienstag
gegen einen Landwirt aus Ober=Roden wegen
ver=
ſuchten Totſchlags. Der Angeklagte war mit einem
Nach=
barn über eine Wieſe, die beide für ſich beanſpruchten, in
Strei=
tigkeiten geraten und ging, als ſie ſich eines Tages wieder einmal
beſchimpften, wit der Senſe auf den anderen los. Zu
Tätlich=
keiten kam es indeſſen weiter nicht, und das Gericht kommt wie
der Staatsanwalt zu der Auffaſſung, daß verſuchter Totſchlag
hier nicht vorliege und erkennt lediglich wegen Bedrohung
auf ſechs Monate Gefängnis.
Die Große Strafkammer verhandelte am ſelben
Vor=
mittag gegen einen Kaufmann aus Reichelsheim
wegen Betrugs und Urkundenfälſchung. Einmal
hatte er einem Bäcker erzählt, er, der Bäcker, habe ihm noch
eine Schuld von etwa 450 Mark zu zahlen, und er erhielt auch
prompt das Geld, das die Frau indeſſen ſchon längſt bezahlt
hatte. In etlichen anderen Fällen hatte er ſich Blankowechſel
geben laſſen, die er viel höher ausfüllte, als der Ausſteller wußte
und wollte. Und zum dritten hatte er einkaſſierte Kundengelder
für ſich behalten und verbraucht. Das Gericht erkennt gegen ihn
wegen Betrugs und wegen fortgeſetzter Urkundenfälſchung und
Unterſchlagung auf insgeſamt zwei Jahre Gefängnis. Ein
Monat Unterſuchungshaft wurde ihm angerechnet.
Das Amtsgericht verurteilte u. a. einen Cafétier
von hier, der ſeine Möbel doppelt übereignet hatte, wegen
Unterſchlagung zu zwei Monaten Gefängnis.
Ein Heiratsſchwindler, der zu gleicher Zeit mit zwei
Mädchen anbändelte, von denen er indeſſen nur eines heiraten
konnte, während beide Mädchen Kinder von ihm hatten und
dem einen Mädchen noch ſein ganzes erſpartes Geld — nahezu
800 Mark — abgeſchwindelt hatte, wird vom Amtsrichter zu
ſechs Monaten Gefängnis verurteilt.
Ein 32jähriger Arbeiter von hier, der einen
14jährigen Drogiſtenlehrling in unſittlicher Weiſe beläſtigt hatte,
erhält wegen tätlicher Beleidigung drei Monate
Gefängnis und außerdem wegen ungebührlichen Betragens
vor Gericht — er behauptete nämlich, es ſei ihm „ganz piepe",
was er für einen Eindruck mache — eine Ordnungsſtrafe
von 3 Mark.
Die Große Strafkammer IIverurteilte am Dienstag
abend den Friſeur Guſtav Adolf Weiſe, den
frühe=
ren Geſchäftsleiter des NS.=Winterhilfswerkes
und Scharführer des Sturms 115 wegen
Be=
trugs in neun Fällen, teilweiſe im Rückfall,
und wegen Unterſchlagung und Untreue in vier
Fällen zu insgeſamt drei Jahren Zuchthaus und
210 Mark Geldſtrafe. Die Verhandlung fand bereits in
der vorigen Woche ſtatt und wurde nur vertagt, weil der
Sach=
verſtändige vor Erſtattung ſeines Gutachtens erſt eine gründliche
Unterſuchung des Angeklagten vornehmen wollte. Er kam zu der
Anſicht, daß der Angeklagte zwar Pſychopat, aber intelligent über
den Durchſchnitt und in vollem Umfange zurechnungsfähig ſei,
auch volle Einſicht in das Strafbare ſeiner Handlungen gehabt
habe. Nach langer Beratung kommt das Gericht zu der
Auf=
faſſung, daß der bereits ganz erheblich vorbeſtrafte Angeklagte
im Sinne des neuen Geſetzes ein gefährlicher
Gewohn=
heitsverbrecher ſei und erkennt deshalb auf
Sicher=
heitsverwahrung. Es werden ihm überdies die
bür=
gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf
Jahren aberkannt. Der Angeklagte, der bisher immer ſehr
milde beurteilt worden ſei, müſſe diesmal ſehr ſcharf
rangenom=
men werden, da er in ganz gemeiner Weiſe das Ehrenkleid, das
er trug, entehrte und beſchmutzte, und die Vertrauensſtellung, die
er inne hatte, zu ſeinen Taten mißbrauchte.
— Unſere Heimat zur Eiszeit. Ein Gebiet, das heute mehr
denn je beachtet wird, behandelt im kommenden Arbeitsplan der
Volkshochſchule Herr Dr. Heinrich Diehl. Er wird mit
vie=
len Lichtbildern darzuſtellen verſuchen, wie die Heimat ſich aus
dem Eis der Vorzeit emporentwickelte, wie Pflanzen und Tiere
auftreten, und wie ſchließlich der Menſch erſcheint. Die
aufſehen=
eregenden Funde zu Mauer bei Heidelberg, zu Mosbach bei
Wiesbaden, in Wallertheim in Rheinheſſen und auf dem
Linſen=
berg bei Mainz haben ja in der ganzen wiſſenſchaftlichen Welt
grundlegende Bedeutung gefunden. An die drei Vorträge, die
am 22. Januar beginnen, wird ſich am 11. Februar eine
Füh=
rung durch die paläontologiſche Abteilung des Landesmuſeums
ſchließen.
12I
AMstnef
Seite 6 — Nr. 9
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Januar 1934
Führerappell der HJ. des Gebiekes Heſſen=Naſſau.
Das Jahr 1934 wird gemäß der Neujahrsbotſchaft des
Reichs=
jugendführers Baldur von Schirach eine weitere Epoche in der
Entwicklung der HJ. zum kommenden Träger des neuen Staates
ſein.
Die Führer der HJ. und des Jungvolks, vom Gefolgſchafts=
und Fähnleinführer aufwärts, treffen ſich am 11. d. M. zu einer
Führertagung des Gebietes Heſſen=Naſſau in Frankfurt a. M. Das
Gebiet Heſſen=Naſſau umfaßt die Oberbanne 1 Frankfurt a. M.,
2 Limburg, 3 Starkenburg, 4 Oberheſſen, 5 Rheinpfalz.
Zu dieſer Führertagung, die unter der Leitung des
Gebiets=
führers Walter Kramer ſteht, erſcheint der Sonderbeauftragte des
Reichsjugendführers, der Obergebietsführer Hartmann
Lauter=
bacher. Er wird den Führern des jungen Deutſchlands Ziel und
Richtlinien des Kampfabſchnitts 1934 geben.
Oberbann Starkenburg, Darmſtadt, Zeughausſtr. 2. Tel. 2265.
Betr. Führertagung.
Alle zur Führertagung des Obergebietes für Donnerstag, den
11. d. M., nach Frankfurt a. M. befohlenen HJ.= und Jungvolk=
Führer verſammeln ſich pünktlich um 6.30 Uhr dort vor dem „Haus
der Moden”, auf dem Feſthallengelände.
Die Unterbannführer übergeben dortſelbſt um 6.40 Uhr
Stabs=
leiter Richter ſchriftliche Stärkemeldung, gegliedert nach
Gefolg=
ſchaften. Stamm und Fähnlein, und führen für evtl. Fehlende den
genauen Grund auf.
HJ.= und Jungvolk=Führer, die nicht im Beſitz eines
ord=
nungsmäßigen Ausweiſes ſind, erhalten einen proviſoriſchen
Aus=
weis bei Antritt.
F. d. R.: Richter, Stabsleiter. gez. W. Bloch, Bannführer.
Führerſchule des Oberbannes 3 der Hikler=Jugend.
Die Aufgabe, die der HJ. innerhalb der Aufbauarbeit im
Dritten Reich zugewieſen iſt, beſteht in weltanſchaulicher Schulung
und körperlicher Ertüchtigung der deutſchen Jugend. Um dieſes
Ziel zu erreichen, werden im Deutſchen Reich überall Führerſchulen
ins Leben gerufen, wo die Führer der HJ. für ihre
verantwor=
tungsvolle Tätigkeit entſprechend herangebildet werden ſollen.
Auch im Oberbann 3, Starkenburg, iſt eine ſolche Stätte der
Führerbildung, auf der in zirka dreiwöchigen Kurſen jeweils 30
bis 40 HJ.=Führer weltanſchaulich und volksſportlich ausgebildet
und geſchult werden, geſchaffen worden. Dieſe neue Führerſchule
befindet ſich in Zwingenberg a. d. Bergſtr., im ehemaligen Karl=
Ulrich=Heim, und wird am Sonntag in acht Tagen vom Herrn
Reichsſtatthalter, dem Gebietsführer und der Oberbannfübrung
feierlich eröffnet und ſeiner Beſtimmung übergeben werden.
Kommunalpolitiſche Tagung des Gaues Heſſen=Naſſau.
An der am Sonntag, den 14. Januar 1934, vormittags 10 Uhr,
im Hippodrom zu Frankfurt a. M. ſtattfindenden
kommunalpoli=
tiſchen Tagung haben die Bürgermeiſter und Beigeordneten des
Kreiſes Darmſtadt, ſoweit ſie Parteigenoſſen ſind und außerdem
die Fraktionsführer teilzunehmen!
Schulungskurſe finden ſtatt:
Mittwoch, den 10. Januar: Roßdorf.
Freitag, den 12. Januar: Arheilgen.
Samstag, den 13. Januar: Darmſtadt, OG. Steinberg.
Ortsgruppe Darmſtadt=Maintor (TV).
In der am 11. Januar 1934, abends 8.30 Uhr im „
Rummel=
bräu (Rheinſtraße) ſtattfindenden Verſammlung der Ortsgruppe
ſpricht Pg. Groß über „Eindrücke und Arbeitsverhältniſſe in
Sowjetrußland.
NSDAP., Ortsgruppe 2. Beſſungen.
Mittwoch, den 10. Januar 1934. abends 8.30 Uhr.
Mitglieder=
verſammlung in der Beſſunger Turnhalle. Pg. Ober=Ing. Groß
ſpricht über „Selbſterlebtes in Rußland”.
NS.=Frauenſchaft.
Die NS.=Frauenſchaft beſucht vollzählig die am 11. Januar
1934, abends 8 Uhr, im Städt. Saalbau ſtattfindende Kundgebung
des „Volksbundes für das Deutſchtum im Ausland . in Anbetracht
der Wichtigkeit der volksdeutſchen Fragen.
Die Frauen der Ortsgruppen Darmſtadt (Steinberg und
Mitte) treffen ſich am Donnerstag, den 11. Januar, um 8 Uhr in
der Hermannſchule (Eingang Karlsſtraße).
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Darmſtadt=Steinberg (I),
Ge=
ſchäftsſtelle Viktoria=Schule.
Kohlengutſcheinausgabe: D. A bis K Mittwoch, den 10.
Ja=
nuar 1934, von 3 bis 6 Uhr; Lbis 3 Donnerstag, den 11. Januar
1934, von 3 bis 6 Uhr.
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Darmſtadt=Rheintor (III).
Die Ausgabe der Kohlengutſcheine, Serie D. erfolgt am
Mitt=
woch, den 10 und Donnerstag, den 11. Januar 1934, in der
Ge=
ſchäftsſtelle, Rheinſtraße 62 (Bauernkammer).
NS.=Volkswohhlfahrt, Ortsgruppe „Maintor” (Johannesviertel).
Ausgabe der Kohlengutſcheine, Serie D, in der Dieſterweg=
Schule, Blumenthalſtraße. Donnerstag, den 11. Januar 1934,
vormittags 9 bis 12 Uhr, die Buchſtaben A bis einſchließlich G;
desgleichen nachmittags von 3 bis 6 Uhr die Buchſtaben H bis
ein=
ſchließlich L. Freitag den 12. Januar 1934, vormittags von
9 bis 12 Uhr, die Buchſtaben M bis einſchließlich S; desgleichen
nachmittags von 3 bis 6 Uhr die Buchſtaben Sch., Sp., St. bis
ein=
ſchließlich Z. — Ausweiſe ſind mitzubringen.
NSV., Ortsgruppe Darmſtadt=Mitte (IX).
Kohlengutſchein=Ausgabe für Januar: Mittwoch, den 10.
Ja=
nuar, vormittags 8 bis 12 Uhr. I bis L. von 2 bis 5 Uhr M
bis R: Donnerstag, den 11. Januar, vormittags 8 bis 12 Uhr,
S bis S. von 2 bis 5 Uhr T bis Z.
NS. Volkswohlfahrt, Ortsgr. 6 (Schloßgarten).
Die Ausgabe der Kohlengutſcheine findet ſtatt: A—F am
Donnerstag, dem 11. 1. 34, vorm. 9—12 Uhr, G—K, nachm. 2—5
Uhr. L—R am Freitag, dem 12. 1. 34. vorm. 9—12 Uhr, S—3
nachm. 2—5 Uhr. Die feſtgeſetzten Zeiten ſind einzuhalten, die
Ausweiſe ſind mitzubringen.
NS. Volkswohlfahrt, Ortsgr. Gervinus (8).
Die Ausgabe der Kohlengutſcheine findet wie folgt, ſtatt:
Mittwoch, den 10. 1., nachm. 2—5 Uhr. Buchſtabe F—J.
Don=
nerstag, den 11. 1., nachm. 2—5 Uhr Buchſtabe K—Q, Freitag,
den 12. 1 nachm. 2—5 Uhr. Buchſtabe R—S. Samstag, den
13. 1., nachm. 2—5 Uhr. Buchſtabe T—3. Die Ausgabezeiten ſind
genau einzuhalten, Ausweiſe mitbringen.
NSBO., Ortsgruppe Beſſungen 2 — Staatliche Aemter.
Am 15. Januar 1934 findet eine Mitgliederverſammlung im
großen Saale des Gewerkſchaftshauſes, Darmſtadt, Bismarckſtr. 19,
ſtatt. Es wird ſprechen Pg. von Oelhafen über die Geſchichte
der NSDAP. Beginn 20.30 Uhr. Alle Mitglieder haben zu
er=
ſcheinen.
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Bund Deutſcher Oſten. Am 10. Januar 1920
rat das Verſailler Diktat in Kraft. Polen beſetzte die ihm
zu=
geſprochenen Gebiete, Danzig und das Memelgebiet ſchieden aus
em Verband des Deutſchen Reiches aus. Anläßlich der
Wieder=
ehr dieſes Tages findet heute abend 8,30 Uhr eine Gedenkſtunde
m Muſikvereinsſaale ſtatt. Redner: Oberſtudienrat Dr. Türk=
Darmſtadt. Eintritt frei. Oſt= und Weſtmärker ſind eingeladen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Es wird auf die Anzeige des L. C. Wittich=Verlag,
betr. Autoliſten, in der heutigen Ausgabe aufmerkſam
ge=
nacht.
Aus den Buriſtädter Hictfpiergeniern
Helia.
„Des jungen Deſſauers große Liebe.”
Ein ausgezeichneter Film! Eine friſche, fröhliche, buntbewegte
Handlung voll Humor und Ernſt, beides in rechter Miſchung, weit
ab von Operettenhaftigkeit, aber doch heiter und ſchön. Ein Film
ſchöner Menſchen, in dem unzählige entzückende Bilder und
bunt=
bewegte Szenen um die hiſtoriſche Handlung ſich rahmen.
Hiſto=
riſche Handlung ſelbſtverſtändlich mit den dichteriſchen Freiheiten,
die notwendig ſind, um den Film ſowohl des unangenehmen
Bei=
jeſchmacks tiefer Tragik, wie kitſchiger Sentimentalität zu
enthal=
ten. Es iſt herzerfriſchend, wie die Annelieſe Foeſe, geſpielt von
der bildhübſchen Trude Marlen, gut und ſtandhaft bleibt und
dem Fürſtenliebhaber zu gegebener Zeit, ebenſo wie ſeinem
Hermann Speelmans, Willy Fritsch, Jacob Tiedtke (5)
im Ufa-Tonflm „Des jungen Dessauers große Liebe‟
ſtrammen Freund und Adjutanten je eine ſchallende Ohrfeige
appliziert. Es iſt friſch und forſch, wie die langen Kerls des
Fürſten von Anhalt=Deſſau marſchieren, muſizieren und ſingen „So
leben wir, ſo leben wir.” Friſch und forſch. mit beiden Beinen
feſt auf der Erde ſtehend, knotig mit den Hacken aufſchlagend
mar=
chiert Willy Fritſch — Leopold von Deſſau — durch die
Szenen, iſt in einer Perſon prachtvoller Soldatenführer, guter
Sohn, Liebhaber, ſchneidiger Offizier, und die Hauptſache, in jeder
Situation Menſch. Köſtlich auch Paul Hörbiger als Kaiſer
von Oeſterreich vornehm menſchlich, weaneriſch gemütlich, aber
doch Kaiſer. Gut auch Ida Wüſt als Fürſtenmutter, und eine
Prachtfigur der Sergeant Greſchke Hermann Speelmanns.
Kurz, die Darſtellung in der glänzenden Regie Arthur
Robin=
ſons eine ausgezeichnete Filmleiſtung. Wenn allerdings der
hübſchen Trude Marlen teſtiert werden ſoll, daß ſie die deutſche
Lilian Harvey iſt, ſo ſtimmt das nicht ganz. Auch nicht in dem
Verſuch, gleich dieſer ſingend, zwar nicht durch die Schloßtreppen
des Kongreſſes, ſondern durch den väterlichen Apothekerladen zu
tanzen. Es fehlt ihr am Temperament, die Quantität Queckſilber,
die die Harvey hatte. Es iſt aber auch nicht notwendig, unbedingt
die Lilian Harvey zu ſein. Dieſe junge Künſtlerin bringt ſoviel
perſönliche Vorzüge in ihre filmkünſtleriſche Laufbahn, daß ſie ſehr
bald ihren eigenen Typ darſtellen und behaupten dürfte. Sehr
nett auch Alice Treff als Prinzeſſin Marie von Heſſen, hübſch,
harmant und vornehm. Mit Jakob Tiedtke dem Apotheker=
Vater, ſchließt dann die Reihe der Künſtler, die den Film um
des jungen Deſſauers große Liebe, die mit viel ſzeniſchem
Auf=
wand gedreht wurde, ſo zu geſtalten, daß er in die Reihe der erſten
und beſten deutſchen Filmleiſtungen aufrückt.
Das Beiprogramm bringt eine Zuſammenſtellung von ſehr
intereſſanten Filmausſchnitten aus der Entwicklung der
Erobe=
rung der Luft durch die Technik in Frieden und Krieg und
wie=
der Frieden.
A
Orpheum.
Luſtiger Thoma=Abend.
Abſchiedsabend der Schlierſeer.
Am Dienstag abend feierten die Schlierſeer, die ſeit
Weih=
nachten Tauſenden von Darmſtädtern mit ihrem Humor ſchönſte
Stunden der Ausſpannung und der Freude bereitet haben, vor
ausverkauftem Hauſe (es mußten ſogar noch Stühle geſtellt
wer=
den!) ihren Abſchiedsabend, den die Anhänglichkeit der
Darm=
ſtädter zu einem Abend herzlichſten Dankes und ſtärkſten
Bei=
falls für ein ausgeſuchtes Abſchieds= und Dankesprogramm
wer=
den ließ.
Im Zwiſchenakt und vor Beginn ſpielten die meiſterlichen
„Drei”, der Schnegg von der Schlierach, der Hönig aus
Schlierſee und der Bauer von der Neureuth, auf, von nicht
endenwollendem Beifall zu immer neuen Zugaben begeiſtert.
Als erſtes Stück kam auf beſonderen Wunſch „Die
Braut=
ſchau” Bauernſchwank in einem Akt von Ludwig Thoma,
zur Aufführung. Köſtlich, wie die knappe Handlung zum
er=
warteten Ende geführt wird, denn was helſen „Schmuſer” und
ſon den Eltern herbeſtellte Bräute, wenn der Sohn im Stillen
mit der Erwählten ſeines Herzens längſt einig iſt. Xaver
Terofal (bei ſeinem Auftreten mit Jubel begrüßt), Mirzl
Staller Hermann Ehrhardt und Willi Soellner,
Fanny Mittermayr=Terofal und Joſef
Moos=
hofer gebührt der Hauptanteil an Stück und Beifall.
Den Höhepunkt des Abends bildete die kräftige,
herzerfri=
ſchende Wiedergabe von Ludwig Thomas berühmter
Nach=
laßgeſchichte „Die Dachſerin”. Die Szene wird zum
Tribu=
nal und Karl Mittermayr präſidiert als Oberamtsrichter
in der Maske von Ludwig Thoma einer denkwürdigen Sitzung
des Kgl. Bayeriſchen Amtsgerichts Dachau anno 1914.
Verhan=
delt wird die Frage, ob eine gewiſſe Redensart, die ſeit Götz
von Berlichingen klaſſiſch geworden iſt und in Bayern (nur in
Bayern?) zu den volkstümlichen Redewendungen des täglichen
Lebens gehört, als Beleidigung anzuſehen iſt oder nicht! Nun,
das Volksrecht, das Volksempfinden ſiegt und die Beklagte wird
freigeſprochen, die böſe Klägerin dagegen muß auch noch die
Koſten zählen. Kein Wunder, daß ſie am Schluß ſämtliche
An=
aber das gehört nicht hierher!
weſenden auffordert.
Mina Lang und Fanny Mittermayr, Terofal
ſtell=
ten die beiden feindlichen Nachbarinnen urwüchſig auf die Beine,
und um ſie herum gruppieren ſich mit Xaver Terofal ſelbſt
eine ſtattliche Reihe von Dachauer Typen, vom Rechtsanwalt bis
zur ſelbſtbewußten Berichterſtatterin des „Bayer. Vaterlandes”
ſeligen Angedenkens. Trefflich und treffend Stück, Spiel und
ſtumme Szenen, der Humor auf der Bühne und die Stimmung
im überfüllten Zuſchauerraum.
Zum Schluß gab es viel, viel Beifall und Blumen. Auf
Wiederſehen!
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsgulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkei:
V. S. Sollte in der Tat ein ſolcher Zinsſatz noch
ge=
fordert werden, ſo wäre eine Eingabe an den Reichskommiſſar
für das Bankgewerbe in Berlin SW. 19, Jägerſtraße 34—36. zu
richten.
C. L. in B. Briefkaſtenanfragen müſſen ſtets
Abonnements=
quittungen beigefügt werden.
Tageskalender.
(Ohne Verautwortung der Schriftleitung.)
Union: „Rakoczy=Marſch”
Helia: „Des jungen
Deſſauers große Liebe”. — Palaſt: „Cavalcade",
Reſi=Theater: „Kleiner Mann, was nun?‟,
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 9. Jan. Odenwald=Verein. Im
Gaſt=
haus „Zur Sonne” fand die Jahres=Generalverſammlung ſtatt,
die von den Mitgliedern zahlreich beſucht war. Nach Eroffnung
und Begrüßung durch den Führer des Vereins folgten Jahres=
und Kaſſenbericht. Die Vereinsleitung ſetzt ſich neben den
Bei=
ſitzern aus folgenden Mitgliedern zuſammen: 1. Führer:
Lingen=
bühl, Stellvertreter: Fink. Rechner; Horn, Schriftführer:
Schuch=
mann. Da der Verein in dieſem Jahre auf ſein 20jähriges
Be=
ſtehen zurückblicken kann, wurde beſchloſſen, das Jubiläum im
Laufe des Sommers im Rahmen eines Stiftungsfeſtes im
Gaſt=
haus „Zum goldenen Löwen” zu begehen und damit eine Ehrung
der noch lebenden 18 Gründer zu verbinden. Auch der alljährliche
beliebte Ausflug ſoll in dieſem Jahre wieder durchgeführt
wer=
den. — Winterhilfe. Die Sammlung anläßlich des
Eintopf=
gerichtes am Sonntag ergab in unſerer Gemeinde den ſchönen
Betrag von 670 RM. Bei der Straßenſammlung am vorigen
Sonntag waren rund 402 RM. eingegangen.
Erzhauſen. 9. Jan. Da der Sportverein 29 Erzhauſen am 7.
Januar ſpielfrei war, hatte der Vereinsführer den Verein zur
außerordentlichen Generalverſammlung einberufen. Zur
Einleitung gab Vereinsführer Georg Berbert kurz Bericht über
die Ziele des Sportes im neuen Deutſchland. Unter anderem
ſchilderte er die geſamte Sportbewegung und das höchſte Ziel, die
Jugendertüchtigung. Anſchließend verlas der Schriftführer das
alte Protokoll vom vorigen Jahre und gab einen kurzen Bericht
über die Tätigkeit vom verfloſſenen Jahre. Der Kaſſierer gab
dann ſeine Jahresbilanz, welche von den Kaſſenprüfern auch als
einwandfrei und ſauber geſchildert wurde. Alsdann ſchritt man
zur Neubenennung des Führers. Einſtimmig wurde der alte
Ver=
einsführer Georg Berbert wieder beſtimmt, welcher ſich ſeine
Mit=
arbeiter ernannte und ſie aufforderte, ſich alle tatkräftig einzuſetzen
für das große Ziel unſeres Führers. Unter Verſchiedenes kam zur
Sprache, einen Ball abzuhalten und den Tag noch zu beſtimmen.
Ferner wurde für den Voranſchlag 1934 der Beitrag erhöht auf
50 Pfg. für in Arbeit Stehende, für Arbeitsloſe 30 Pfg.,
Jugend=
liche 20 Pfg. und Schüler 10 Pfg. Mit einer Mahnung an alle,
ſich voll und ganz für den Verein und für das Volksganze
einzu=
ſetzen, ſchloß der Vereinsführer mit einem dreifachen Sieg=Heil
auf unſeren Volkskanzler Adolf Hitler die Generalverſammlung.
J. Griesheim, 9. Jan. Der Schulbetrieb wurde geſtern
wieder aufgenommen. Erſtmals fand zu Beginn der zweiten
Un=
terrichtsſtunde für beide Schulgruppen gemäß eines Ausſchreibens
vom 22. Dezember 1933 im Hofe der alten Schule und am Eingang
der Adolf=Hitler=Schule eine beſondere Weiheſtunde mit
Flaggen=
ehrung ſtatt. Die Weiheſtunde wurde mit dem Horſt=Weſſel=Lied
eingeleitet, worauf die ſchwarz=weiß=rote und die Hakenkreuzflagge
hochgezogen wurden. In der alten Schule, ſprach Herr Lehrer
Eiſenhauer und in der Adolf=Hitler=Schule Herr Rektor Mall zu
den Schülern über das vergangene Jahr, das als das
bedeutungs=
vollſte und ſchickſalsreichſte in der deutſchen Geſchichte zu betrachten
ſei, wobei beſonders der genialen Führung unter Adolf Hitler als
Reichskanzler gedacht und im Glauben an Gottes Kraft auf Mut
und Entſchloſſenheit der jungen Generation angeſpornt wurde, dem
kommenden Jahre mit Vertrauen entgegenzublicken in der
Bereit=
ſchaft, die ganze Kraft einzuſetzen, die nationalſozialiſtiſche
Revo=
lution weiterzuführen zum Segen von Volk und Vaterland.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 9. Jan. In das der evangeliſchen Jugend
gehörende Heim (ehemalige Jagdhütte) wurde in den letzten Tagen
eingebrochen. Die Täter ſcheinen es weniger auf
Ent=
wendung von Gegenſtänden abgeſehen zu haben. Deſto mehr iſt
aber demoliert, Koltern, Geſchirr und dergleichen wurden vor
die Türe geworfen. Die Türeingänge ſind verbarrikadiert, an der
Hütte ſelbſt wurden verſchiedene Beſchädigungen vorgenommen.
Aus einer hinterlaſſenen Zeichnung iſt zu erſehen, auf welche
Weiſe die Täter in die verſchloſſene Hütte eingedrungen ſind.
Verſchiedene hinterlaſſene Zettel, zum Teil mit Schreibmaſchine
geſchrieben, können vielleicht zur Ermittlung der Täter beitragen.
Es ſcheint ſich um einen Racheakt zu handeln. Strafanzeige gegen
Unbekannt iſt erſtattet. Zweckdienliche Mitteilungen über
Beob=
achtungen, die zur Ermittlung der Täter beitragen, bittet man an
die Bürgermeiſterei Nieder=Ramſtadt oder an die
Gendarmerie=
ſtation Ober=Ramſtadt zu melden.
f. Roßdorf, 9. Jan, Winterhilfs=Konzert. Das zweite
Winterhilfs=Konzert wird am nächſten Sonntag abend im Saale
„Zum Darmſtädter Hof” abgehalten. Die Ausführung erfolgt
durch die Geſangvereine „Sängerluſt”, „Concordia und „
Lieder=
ranz” unter Mitwirkung des Muſikzuges 4/115. Ein reichhaltiges
und abwechſlungsreiches Programm bringt eine Auswahl der
be=
ſten Männerchöre und Volkslieder, ferner Muſikſtücke aus den
be=
liebteſten Operetten und Märſche.
G. Ober=Ramſtadt, 9. Jan. Hohes Alter. In ſeltener
körperlicher Rüſtigkeit und geiſtiger Friſche vollendete Herr Peter
Dintelmann, Seiler, Schulſtraße hier, heute ſein 79.
Lebens=
jahr.
An. Groß=Zimmern, 9. Jan. Unfall. Eine Frau Schott
von Groß=Zimmern, die vom Ferkelmarkt von Groß=Bieberau kam.
wollte den letzten Teil ihres Weges mit einem ſie einladenden
Auto zurücklegen. Dabei wurde ſie von einem von Spachbrücken
kommenden Motorradfahrer erfaßt, zu Boden geſchleudert und
überfahren. Ihre Verletzungen waren ſo ſchwer, daß ſie nach
Die=
burg ins Krankenhaus verbracht werden mußte. Der
Motorrad=
fahrer, der von Dieburg iſt, kam mit dem Schrecken davon. — Der
Althändler Virſching von Klein=Zimmern wurde geſtern
nachmit=
tag auf der Groß=Umſtädter Straße von einem Auto überfahren
und ſchwer verletzt.
Do. Urberach, 9. Jan. Familienabend des Kath.
Männervereins. Mit einem Eröffnungsmarſch des
Muſik=
vereins „Harmonie” ſowie einem dargebrachten Chor des
Kirchenchores, wurde die Feier eingeleitet. Alsdann ergriff der
erſte Vorſitzende Kreis das Wort zur Begrüßungsanſprache mit
einem kurzen Rückblick auf die nun verfloſſenen 40 Jahre ſeit der
Gründung des Vereins. Als Referenten des Abends hatte man
den früheren Arbeiter=Sekretär Hack gewonnen, der in einem
über einſtündigen Vortrag, in einer ſogenannten Feierſtunde,
über das Thema „Advent des Lebens ſprach. Der ſinnvolle
Vor=
trag, der mit kirchlichen Liedern verbunden war, wurde von den
Zuhörern mit reichem Beifall aufgenommen. Herr Dekan Becker
fügte auch noch einige Worte an und empfahl ganz beſonders den
Anweſenden, in die Katholiſchen Vereine einzutreten. Nach einem
ſchneidigem Marſch ging man ſodann in den luſtigen Teil über,
indem über die Bühne luſtige Einakter des Jungfrauenvereins
ſowie des Jünglingsvereins, betitelt „Die Ameiſenvögel” bzw.
„Der Rekrut in der Wurſtkammer” vorgeführt wurden. Auch die
geſanglichen Einlagen von Frl. Gruber und Frl. Möller. „Das
trotzige bzw. heiratsluſtige Dirndl” wurden beifällig
aufgenom=
men. Zum Schluß dankte der erſte Vorſitzende allen Anweſenden.
Ct. Heubach, 9. Jan. Obſt= und Gartenbauverein.
Eines überaus guten Beſuches, erfreute ſich die Generalverſammlung
des Obſt= und Gartenbauverein Heubach, die im Rathausſaale
ſtattfand, und anläßlich derer Inſpektor Heſe vom
Landwirtſchafts=
amt Groß=Umſtadt einen ſehr intereſſanten Vortrag über den
Obſtbaum und ſeine Pflege hielt. Der Redner behandelte das
Setzen der Bäume, die Düngung und Bearbeitung des Bodens,
das Schneiden und Ausputzen der Bäume, und ganz beſonders
die Bekämpfung der Schädlinge durch mehrmaliges Spritzen,
Dieſe Ausführungen eines alten Praktikers auf dieſem Gebiete
fanden allſeitigen Anklang, ſo daß nach einer ausgiebigen
Dis=
kuſſion nach Schluß des Vortrags von den anweſenden
Obſtbaum=
beſitzern einſtimmig die intenſive Schädlingsbekämpfung durch
gemeinſchaftliches Spritzen für einen Gemarkungsteil beſchloſſen
wurde. Als ſolcher Abſchnitt wurde das überwiegend mit
Obſt=
baumanlagen bepflanzte Berggelände am Wingertsberg zum
Ver=
ſuche gewählt, doch können die Obſtanlagen in anderen Abſchnitten
auf Antrag der jeweiligen Beſitzer dieſelbe Behandlung erfahren.
Nachdem man dem Redner reichen Beifall zollte, fand die
eigent=
liche Jahreshauptverſammlung ihre Erledigung. Der erſte
Vor=
ſitzende A. Hofferberth gab Bericht über das abgelaufene
Ge=
ſchäftsjahr. Die Kaſſe war bereits durch den Vereinsvorſtand
vorgeprüft, und wurde dem Rechner Gg. Gruber 3. Dank und
Entlaſtung der Verſammlung zuteil. Gruber legte, um der
jüngeren Generation die Mitarbeit im Vorſtande zu ermöglichen,
ſein Amt nieder, und zollte ihm A. Luft herzliche Worte der
An=
erkennung für die dem Obſtbauverein in einer langen Reihe von
Jahren geleiſteten wertvollen Dienſte. Zum Rechner des Vereins
wurde Ad. Weber 2 beſtimmt. Da die Kaſſenverhältniſſe für die
heutige Zeit als günſtig angeſehen werden können, beſchloß man
einſtimmig die Anſchaffung einer neuen Baumſpritze.
— Hirſchhorn, 9. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 8. Januar 1,52 Meter, am 9. Januar 1.46 Meter.
— Gernsheim, 9. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Vegel am 8. Januar — 1.41 Meter, am 9. Januar — 1.49 Meter.
Mittwoch, 10. Januar 1934
Die Goldelie zoalzeit des utieſten 3A-Muunes.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 8 — Seite 7
Der Feſtgottesdienſt in der Himmelfahrtskirche zu München.
In voller körperlicher und geiſtiger Friſche konnte der älteſte SA=Mann, der 90jährige Truppführer
Georg Muenzel, die ſeltene Feier der Goldenen Hochzeit begehen.
Mianakid von der LeberſähwvennungsKalgfaofe bei Kolm.
Das geplatzte Zuleitungsrohr,
deſſen Waſſer ſich plötzlich mit ungeheurem Druck auf die Turbinenhalle des Stauwerks Urbeis
(Elſaß) warfen. Das Gebäude erlitt ſchwere Beſchädigungen, 9 Perſonen kamen in den Fluten um.
Aus Skarkenburg.
El. In Offenbach hatte eine ältere Frau vor ihrer
Arbeits=
ſtätte ihre Lohntüte verloren und bemerkte den Verluſt erſt, als
ſie in einem Geſchäft bezahlen wollte. Wie groß war ihre Freude,
als ſie in großer Aufregung nach Hauſe kam und dort ein
ehr=
licher Finder das Geld abgeliefert hatte. Zum Lohn erhielt er
einen Wintermantel. — Die Gattin des bekannten Landwirts
Dr. Dehlinger=Weilerhof, wurde zur Provinzialvorſitzenden
der Landwirtſchaftlichen Frauenvereine Starkenburgs ernannt. —
Das hohe Alter von 95 Jahren erreichte am Dienstag, den 9.
Ja=
nuar, Frau Eva Maria Heckmann, die älteſte Einwohnerin
von Unter=Moſſau. — Die durch den Froſt unterbrochenen
Ent=
wäſſerungsarbeiten an Gräben der Gemarkung Bürſtadt wurden
von 80 Mann wieder aufgenommen.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 9. Jan. Unglücksfall. Beim
Holzfällen im hieſigen Gemeindewald wurde dem Arbeiter Philipp
Jungblut durch Ausrutſchen beim Holzſpalten die rechte Hand
beinahe quer durchgehauen. Der Unglückliche wurde ſofort ins
Städt. Krankenhaus nach Darmſtadt gebracht. —
Schaden=
feuer. Geſtern abend gegen ½8 Uhr ertönte plötzlich das
Feuer=
ſignal. In dem Schlafzimmer des Fuhrunternehmers Martin
Keil war durch nahes Heranbringen von Bettzeug an den Ofen
Feuer ausgebrochen. Durch raſches Eingreifen einiger
Feuerwehr=
männer konnte das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt bleiben.
Ev. Mümling=Grumbach, 9. Jan. Aus der
Gemeinde=
ratsſitzung. Auf Antrag des Schulvorſtands genehmigte der
Gemeinderat, daß die Turnſtunden bei ungünſtigem Wetter im
Saal des Gaſtwirts Hofferberth gegen eine geringe Vergütung
abgehalten werden können. — Vom Forſtamt wurde der
Ge=
meinde eine außerordentliche Holzfällung von 400 Feſtmeter,
ver=
teilt auf zwei Jahre, genehmigt.
4s. Erbach, 9. Jan. Jahreskommers der
Frei=
willigen Feuerwehr. Wie Bürgermeiſter Lenz in ſeiner
Begrüßungsanſprache betonte, war die Feier ein im Sinne unſeres
großen Führers Adolf Hitler geeintes Ganzes. Nach der
Be=
grüßungsanſprache des Herrn Kreisfeuerwehrführers Eberhard
Müller überbrachte der Bürgermeiſter allen Kameraden nebſt
ihren Angehörigen die beſten Grüße der Vaterſtadt. Dem
Aus=
druck der Freude über die ſeltene Einmütigkeit fügte er den
Wunſch hinzu, daß auch die noch Fernſtehenden bald den Weg zur
Wehr finden möchten. Herr Lenz ſchloß ſeine Anſprache mit einem
dreifachen „Sieg=Heil” auf den Führer. Anſchließend fand die
Ehrung der Mitglieder für 25jährige und 10jährige treue
Dienſt=
zeit durch Herrn Kreisfeuerwehrführer Müller ſtatt.
Oberbrand=
meiſter Jäger widmete den Geehrten Worte des Dankes und
der Anerkennung. Die Feuerwehrkapelle trug ebenfalls ihr Teil
zum Gelingen des Familienabends bei, indem ſie unermüdlich
zum Tanz aufſpielte. — Aus der NS.
Kriegsopferverſor=
gung. Kamerad Fink eröffnete die erſte Kriegsopferverſammlung
im neuen Jahr mit Worten der Begrüßung und gab anſchließend
die Rundſchreiben der Bezirksleitung bekannt. In Zukunft
wer=
den alle Verſammlungen ſowie alle wichtigen Beſtimmungen der
Bezirks= und Reichsleitung im „Erbacher Kreisblatt”, unter
eigener, mit dem Kriegsopferzeichen verſehenen Rubrik
bekannt=
gegeben. Für den ſeitherigen Rechner Sulzbach, der ſein Amt
zur Verfügung ſtellte wurde Kamerad Weißmantel durch den
Obmann beſtimmt. Nach erfolgter Kaſſenprüfung wurde Herrn
Sulzbach Entlaſtung erteilt und der Dank der Ortsgruppe
aus=
geſprochen.
Eu. Hammelbach, 9. Jan. Der Geſangverein „Germania”,
hielt ſeine Generalverſammlung ab. Nach Worten der Begrüßung
durch den Vorſitzenden folgte ein eingehender Bericht über alle
Vorkommniſſe des verfloſſenen Jahres. Nach Schluß der
Ver=
ſammlung leitete der Sängergruß über zum gemütlichen Teil,
der durch einige Chöre verſchönert wurde. Am Samstag und
Sonntag war unſer Ort wieder das Ziel vieler Fremden. Außer
den fahrplanmäßigen Zügen verkehrten einige Sonderzüge, um
die große Anzahl Winterſportler in unſere Gegend zu befördern.
Bei denkbar günſtigem Wetter und guten Schneeverhältniſſen
herrſchte reges Leben und Treiben. Wald und Flur waren in
eine einzigartige Märchenlandſchaft verwandelt. Durch den
nie=
dergegangenen Schnee waren die Bäume, beſonders die Fichten,
über und über mit zartem Weiß beladen und boten dem
Be=
ſchauer ein prachtvolles Bild. Viele heruntergebrochene Spitzen
bewieſen, daß die Laſt zu ſchwer geworden war. Bei herrlichem
Sonnenſchein vergnügte ſich jung und alt und huldigte dem
Winterſport.
(7. Birkenau i. Odw., 9. Jan. Einen Schulungsahend hielt
die NSDAP. Ortsgruppe Birkenau, im Saal „Zum Birkenauer
Tal” ab. Geleitet wurde der Schulungsabend von dem Pg. Lehrer
Glaßer, der Kreisſchulungsleiter für den Kreis Heppenheim iſt.
Pg. Zahnarzt Jakob=Birkenau hielt einen kurzen Vortrag über
die innerpolitiſche Entwicklung im Jahre 1933, worauf der
Kreis=
ſchulungsleiter für den gleichen Zeitraum einen Rückblick über
die außenpolitiſche Entwicklung gab. Pg.
Kreisbetriebszellenob=
mann ſprach dann noch über die geiſtige Schulung des
deut=
ſchen Menſchen im Dritten Reich, worauf der
Verſammlungs=
leiter Pg. Bürgermeiſter Jakob das Wort erteilte, der in kurzen
Zügen eine Ueberſicht über die zur Arbeitsbeſchaffung bis jetzt
erlaſſenen Geſetze und Beſtimmungen gab. Zum Abſchluß hielt
Pg. Glaßer einen ſehr intereſſanten Vortrag über „Volk und
Raſſe‟.
Winkerſpork auf der Tromm.
Dk. Waldmichelbach, 9. Jan. Der letzte Sonntag ſtand im
Zeichen des Winterſportes. Auf allen Hängen und Mulden
unſe=
res Odenwaldes und ganz beſonders auf der Tromm herrſchte
reger Sportbetrieb und gar mancher ideale Abhang lud die
vor=
überziehenden Skiwanderer zum Stemmbogen und
Telemark=
ſchwung ein und war bald als Uebungswieſe dicht bevölkert,
Beſonders eifrige Skiſportler kamen am Samstag abend ſchon
mit ihren Brettern hier an, um den Sonntag voll ausnützen zu
können. Aber auch die Schneehaſerl und =Häſinnen, die erſt heute
früh aus den Städten Weinheim, Mannheim und Ludwigshafen
in die „Berge” kamen ſind noch voll und ganz auf ihre Rechnung
gekommen, denn das Wetter war prachtvoll und paßte ſo recht zu
der ſchönen Winterlandſchaft und zu dem idealen Sportgelände,
Eine Skiwanderung von der Kreidacher Höhe am Rudi=Wünzer=
Turm vorbei auf die Tromm war beſonders lohnend, denn der
auf den Bäumen feſtgefrorene Schnee zauberte einen Wald von
märchenhafter Schönheit. Leider wurde durch Schneebruch auf der
Tromm größerer Schaden angerichtet und gar manche Fichte von
mehr als Armesdicke war umgebrochen und zahlreiche Spitzen
unter der Laſt des Schnees geknickt. Auf der Tromm herrſchte wie
gewöhnlich an Sonntagen mit Winterſportmöglichkeiten
Hochbe=
trieb. Beſonders die geradezu ideale Uebungswieſe hinter der
Wirtſchaft Keil hatte wieder Hunderte von Sportlern angezogen,
die hier mit mehr oder weniger Geſchick Telemarkſchwung,
Stemmbogen uſw. übten. Die Sprungſchanze in der Nähe des
Ireneturms wurde noch von vielen gemieden, und nur einige
Mutige wagten manchmal den Sprung. Der Skiklub Weinheim
hat vor einigen Jahren dieſe Sprungſchanze erbauen laſſen. Vor
zwei Jahren bauten die Mitglieder des Weinheimer Skiklubs
die Sprungſchanze um Der Anlaufturm wurde auf das doppelte
erhöht, ſo daß nun Skiſprünge von 20 bis 25 Meter Weite
mög=
lich ſind. Der Sprungtiſch wurde fünf Meter zurückgeſetzt und die
Aufſprung= und Auslaufbahn verbreitert und verbeſſert. Die für
den letzten Winter vorgeſehenen Skiſprünge mußten leider wegen
der ſchlechten Schneeverhältniſſe ausfallen. Hoffentlich geſtatten
die Schneeverhältniſſe, daß in dieſem Winter Skiſpringen und
Streckenläufe ausgetragen werden können, denn die
Sprung=
ſchanze und das geradezu wie für den Winterſport geſchaffene
Ge=
lände auf der Tromm, auf der Kreidacher Höhe und auf den
Hän=
gen von Waldmichelbach und Siedelsbrunn verdienen es, in
wei=
teſten Kreiſen der Winterſportler bekannt zu werden. Gar
man=
ches Mal konnte man heute wieder die Redensart hören: „Da
brauchen wir jetzt nicht mehr ſtundenlang in den Schwarzwald zu
fahren. Hier auf der Tromm können wir für weniger Zeit und
Geld ebenſo gut Ski fahren.” Natürlich lockte der letzte Sonntag
auch viele Schauluſtige aus der näheren Umgebung an, denn für
viele unſerer Heimat iſt der Skiſport noch etwas Neues und gar
mancher wird durch das luſtige Treiben angeſteckt und probiert
auch. Am Abend kamen ſie herab ins Tal, die Skifahrer, — ein
luſtiges Volk — und nachdem ſie ſich nochmals an Speiſe und
Trank geſtärkt hatten, für das ja in Waldmichelbach beſtens
ge=
ſorgt iſt, fuhren ſie nach Hauſe. Nahezu 2000 Skifahrer hatten ſich
auf den Höhen und Bergen unſeres ſchönen Odenwaldes neue
Kraft und friſchen Mut für den Alltag geholt.
Bb. Bensheim, 9. Jan Familienabend. Der
Krieger=
verein Bensheim, der ſtärkſte Verein der Kreisſtadt und ihrer
zugehörigen Gemeinden, beging, wie alljährlich um dieſe Zeit,
am Samstag abend ſeinen Familienabend, der mit der feierlichen
Uebergabe der neuen Kyffhäuſer=Bundesfahne verbunden war, in
den Sälen des Hotels „Deutſches Haus”. Zahlreiche Ehrengäſte
waren zugegen. Nach Begrüßung durch den Vorſitzenden des
Ver=
eins, Kameraden Findling, und nach Einbringung der Fahnen
und dem gemeinſamen Geſang des Deutſchlandliedes, trug Herr
Kantz einen Vorſpruch „Notung” vor, worauf Kamerad Findling
einen Rückblick über die Vergangenheit des Kriegervereins gab,
an den er frohe Hoffnungen auf die Zukunft knüpfte, die in dem
Zuſammenſchluß im Kyffhäuſer=Bund gewährleiſtet ſeien. In
feierlicher Weiſe nahm er alsdann die Weihe der neuen Fahne
vor. Mit einer warm empfundenen Anſprache heftete Kamerad
Scherer=Auerbach darauf einen Hitlerwimpel an die neue Fahne.
er ſchloß ſeine Worte mit der Aufforderung zum gemeinſamen
Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes. Nach der Weihe der Fahne
wur=
den 6 Mitglieder mit dem Haſſia=Ehrenzeichen für 40jährige und
2 für eine 25jährige treue Mitgliedſchaft geehrt. 13 Mitglieder
erhielten Urkunde und Kriegsdenkmünze. Nun folgte ein
Film=
vortrag des Kameraden Profeſſor Ruhl über „Der Tag von
Potsdam”, deſſen ſchöne Bilder in lebendiger Weiſe den
denk=
würdigen Tag der Geburt des Dritten Reiches unſeres
Vater=
landes illuſtrierten. Weitere Lichtbilder zeigten, „Wo unſer
Füh=
rer lebt” und „Unſer altes Heer‟. Erſtere führten die Beſchauer
nach Berchtesgaden und in das ſchöne bayeriſche Alpengebiet am
Watzmann, letztere brachten für die Kameraden das
vorkriegszeit=
liche Soldaten= und Garniſonsleben in Erinnerung. Die
Dar=
bietungen des Abends wurden angenehm durch muſikaliſche
Vor=
träge der Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr umrahmt und
durchflochten. Eine Tellerſammlung zugunſten der Winterhilfe
für bedürftige Mitglieder zeitigte guten Erfolg. Mit einem
flot=
ten Tänzchen endete der ſchöne und harmoniſch verlaufene Abend.
B5. Bensheim, 9. Jan. Nach Oſthofen! Zwei
unver=
beſſerliche Schwätzer, die früheren Kommuniſten Jakob Schmidt
und Ludwig Görlinger von hier, die ſich abfällig über die
Hand=
habung des Winterhilfswerkes geäußert und unwahre
Behaup=
tungen verbreiteten, trotzdem ſie ſich ſelbſt reichlicher Unterſtützung
zu erfreuen gehabt hatten, wurden nach Oſthofen verbracht.
Familienkragödie in Offenbach.
Offenbach a. M., 9. Januar.
Eine furchtbare Familientragödie hat ſich heute mittag im
Hauſe Ziegelſtraße 27 abgeſpielt. Hierzu erfahren wir folgende
Einzelheiten:
Die 38 Jahre alte Ehefrau Auguſte Braun, Mutter von fünf
Kindern, ſtürzte ſich aus ihrer im zweiten Stock gelegenen
Woh=
nung auf die Straße, wo ſie bewußtlos liegen blieb. Die ſofort
herbeigerufene Rettungswache brachte die Frau ins Städtiſche
Krankenhaus, wo ein Unterſchenkelbruch, ein Schädelbruch und
ſchwere innere Verletzungen feſtgeſtellt wurden. Ihre Verletzungen
ſind lebensgefährlich. Als Kriminalpolizei in die Wohnung
ein=
drang, hot ſich ihr ein furchtbarer Anblick. In einem Zimmer
lagen die beiden 2 und 4 Jahre alten Kinder der Frau leblos
am Boden. Anſcheinend ſind die beiden Kinder von ihrer Mutter
erwürgt worden, darauf hinweiſende Merkmale konnten am Halſe
der Kinder gefunden werden. Man ſchaffte auch ſie ins
Kranken=
haus, doch konnte dort nur der Tod der beiden Kleinen
feſt=
geſtellt werden. Die drei übrigen Kinder waren vom Hauſe
ab=
weſend. Ueber die Urſache der furchtbaren Tat iſt noch nichts
bekannt. Die Frau hatte im letzten Sommer bereits ſchon einmal
einen Selbſtmordverſuch unternommen, indem ſie ſich mit ihren
beiden Kindern in den Main ſtürzte. Sie konnte damals gerettet
werden.
Em. Heppenheim a. d. B., 9. Jan. Hohes Alter. Ihren
88. Geburtstag beging bei gutem Befinden eine der älteſten
Ein=
wohnerinnen unſerer Stadt, Frau Andreas Weis Witwe. —
Herr Metzgermeiſter Vettel wurde 76 Jahre alt. Sein Freund,
Herr Sparkaſſenbuchhalter i. R. Philivpp Falter, beging am
glei=
chen Tage ſeinen 5. Geburtstag. —
Kameradſchafts=
abend. Der Motorſturm 35/M. 50 hatte zu einem in allen
Teilen wohlgelungenen Kameradſchaftsabend in den Saalbau
Kärchner eingeladen. Das reiche Programm bot neben den
Dar=
bietungen der Standartenkapelle 221 Bensheim ernſte und
hei=
tere Lieder zur Laute ſowie einen militäriſchen Schwank aus der
Vorkriegszeit „Die Inſtruktionsſtunde”, der wahre Lachſalven
in ſeiner Anſprache anklingen ließ.
D Biblis, 9. Jan. Geſtern nachmittag ereignete ſich in der
Holzſchneiderei V. Barth in der Bachgaſſe ein ſchwerer Unfall.
Beim Schneiden von Brennholz geriet, der Holzſchneider Joh.
Laubner in die Bandſäge, wobei ihm die rechte Hand
vollſtän=
dig zerſägt wurde. Er wurde ſofort ins Krankenhaus nach Worms
gebracht. — Die Firma Spengler aus Trebur nahm geſtern
wie=
der die Arbeit an dem Graben C der Gemeinde Biblis mit 80
Ar=
beitern auf. Dabei machte man die Feſtſtellung, daß in die am
Waldesrand ſtehende Bauhütte während der Arbeitseinſtellung
eingebrochen worden war, wobei verſchiedene Materialien und der
Verbandskaſten geſtohlen wurden. Für die Namhaftmachung der
Einbrecher iſt eine Belohnung ausgeſetzt worden — Auch die
Ar=
beiten an der Weſchnitz in der Gemarkung Biblis ſind geſtern
wieder mit ca. 100 Mann aufgenommen worden, ſo daß Biblis
zurzeit faſt vollkommen frei von Arbeitsloſen iſt.
Ck. Goddelau, 9. Jan. Das 12. Auszeichnungsfeſt
des Odenwaldklubs fand im Feſtſaal Rühl ſtatt. Insgeſamt
konnten 30 Wanderfreunde ausgezeichnet werden, und zwar wurde
die Auszeichnung wiederum von Profeſſor Kiſſinger=Darmſtadt
vorgenommen. Die Kavelle Heim=Gernsheim verſchönte die
Ver=
anſtaltung mit Konzertvorträgen und ſpielte anſchließend zum
Tanze auf. — Die erſte Wandertour führte nachmittags, wie
all=
jährlich, über den Kühkopf nach Stackſtadt, wo in Verbindung
mit einer kleinen Nachfeier die Auszeichnung der jüngeren
Generation vorgenommen wurde.
Warenhaus=Diebesbande ermitkell.
Diebſtähle in Mainzer und Frankfurter Warenhäuſern.
Mainz, 9. Januar.
Der hieſigen Kriminalvolizei iſt es gelungen, eine
Diebes=
bande feſtzunehmen, die im Laufe des vergangenen Jahres in
Mainz und Frankfurt a. M. in Warenhäuſern fortgeſetzt
Dieb=
ſtähle beging. In der Sache ſind bis jetzt ſieben Perſonen
feſt=
genommen worden, die als Diebe und Hehler überführt werden
konnten. Die Diebe, unter denen ſich drei Frauen befinden, gingen
raffiniert aus Werk, arbeiteten Hand in Hand und hatten ihre
Hehler vor den Warenhäuſern ſtehen, die ſofort das Diebesgut
in Empfang nahmen und verbargen. Die weiteren Ermittlungen
ſind noch im Gange.
— Mainz, 9. Jan. Wenn bei den günſtigen
Winterſportmög=
lichkeiten jung und alt hinauszieht ins Gebirge, dann bleiben
Unfälle nicht aus. So ereignete ſich auch auf der außerordentlich
ſtark beſuchten Platterſtraße, in der S=Kurve, ein ſchwerer
Rodel=
unfall. Infolge der ſtarken Vereiſung der Straße verlor der 22 Alfred Auguſtin aus Mainz die Herrſchaft über ſeinen
Rodelſchlitten und ſauſte in den Graben, wobei er ſich mehrmals
überſchlag. Mit ſchweren Kopfverletzungen mußte er ins
Städ=
tiſche Krankenhaus überführt werden.
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Reichsfinanzminiſter Graf Schwerin=Kroſigk bei der Gedenkanſprache während der Feier
in den Berliner Krollſälen,
die anläßlich des 100. Jahrestages des Beſtehens des Deutſchen Zollvereins gemeinſam vom
Reichsfinanzminiſterium und der Beamtenſchaft der Zollverwaltung abgehalten wurde.
Die „Padua”, eines der beiden letzten deutſchen Segelſchiffe,
hat die Fahrt von Hamburg nach Wallaroo (Auſtralien), wo es Getreide aufnimmt, in der
Rekord=
zeit von 66 Tagen zurückgelegt. Der frühere Rekord im Rahmen der jährlichen Rennen von Europa
nach Auſtralien oder umgekehrt war von dem tranzöſiſchen Segelſchiff „Crillon” aufgeſtellt worden.
Reich und Ausland.
Begeiſterung über den Hilfszug
„Bayern”.
Vom Beamtennachrichtendienſt wird dem Vdz.=
Büro mitgeteilt, daß die großzügige Spende der
deutſchen Beamtenſchaft, vertreten durch das Amt
für Beamte der NSDAP., die in der
Bereitſtel=
lung des Wunderwerks Hilfszug „Bayern”
be=
ſteht, von maßgebenden Stellen als
hervorragen=
der Beweis des Nationalſozialismus der Tat der
deutſchen Beamtenſchaft gewürdigt wurde. Der
Stabsleiter der PO. Dr. Ley und die anderen
Reichsführer haben dem Beamtenführer Neef und
Stabsleiter Reuſch ihren beſonderen Dank
ausge=
ſprochen. Dr. Ley kündigte an, daß die Deutſche
Arbeitsfront und andere Stellen dieſem Beiſpiel
folgen würden. Vor allem hat der Stellvertreter
des Führers, Reichsminiſter Heß, dem Werk zum
Dank an Neef beſondere Anerkennung gezollt.
Koblenz erhält ein Beſahungs=
und Garniſon=Muſeum.
Koblenz. In maßgebenden Kreiſen hat der
Plan, durch den Umbau der zum Schloß
gehören=
den Reithalle und der anſchließenden Stallgebäude
ein Garniſon= und Beſatzungsmuſeum zu erſtellen,
jetzt greifbare Geſtalt angenommen. Wie wir
hören, beſteht die Möglichkeit, daß ſchon in einigen
Wochen mit der Verwirklichung des Projekts zu
rechnen iſt. Für das Beſatzungsmuſeum ſind
um=
fangreiche Materialſammlungen angelegt. Auch
für das Garniſonmuſeum werden ſich die
Stadt=
verwaltung, die kameradſchaftlichen Vereine uſw.
bemühen, das Material zuſammenzutragen. Vor
dieſem Muſeum ſoll ein Garniſon=Denkmal
er=
ſtehen. Die Arbeiten ſollen bis Ende Herbſt
be=
endet ſein.
Beiſehung des Generals v. Falkenhayn
Emden. Am Montag nachmittag fand auf
dem Friedhof in Hage (Oſtfriesland) die
feier=
liche Beiſetzung des Generals von Falkenhayn
ſtatt. Bei der Trauerfeier, die im Schloß der
Fürſtin zu Inn und Knyphauſen in Luetetsburg
ſtattfand, ſah man außer den Verwandten und
Angehörigen des Hauſes den
Regierungspräſiden=
ten in Aurich, Rehfurt, mehrere höhere SA.=
Führer, Vertreter der Behörden u. a. m. Die
Andacht hielt Generalſuperintendent Schomerus=
Aurich. Dem Sarge, der den Helm und den
De=
gen des Verſtorbenen trug, folgte der Sturmbann
der SA.=Standarte 2 mit Sturmfahnen und der
Standartenkapelle. Unter den Kränzen, die dem
Sarge vorangetragen wurden, befanden ſich ſolche
des Kaiſers, des Kronprinzen, der Reichswehr
und der Generalität der alten Armee. Die große
Zahl hoher Orden, darunter auch der Pour=
le=
merite, wurde vom Präſidenten des oſtfrieſiſchen
Kriegerbundes, Rentmeiſter Franzen, dem
Dahin=
geſchiedenen vorangetragen. Auf dem Friedhof
Hage, wo SS. und SA. Spalier bildeten, hielt
Generalſuperintendent Schomerus nochmals eine
Grabrede und ſchilderte den Verſtorbenen als
pflichtgetreuen Soldaten. Für die SA. legte
Sturmbannführer Feltow einen großen
Lorbeer=
kranz am Grabe nieder.
Glück und Fall des Millionenbekrügers Skavifky
Oben: Frau Staviſky, die Gattin des einſtigen franzöſiſchen Finanzkönigs, vor ihrem bei einem
Schönheits=Wettbewerb in Cannes preisgekrönten Wagen. Der Polizei iſt es gelungen, den
Aufenthalt der Gattin des flüchtigen Staviſky ausfindig zu machen. Die Unterſuchung führte
eine Unmenge elegantes Gepäck, eine rieſige Garderobe und wertvollen Schmuck zutage, die
aber alleſamt nicht beſchlagnahmt werden konnten, da Frau St. nachwies, daß ſie aus ihrem
perſönlichen Vermögen ſtammen.
Unten: Die erregte Menge vor dem Leihhaus in Bayonne, deſſen zu Hunderten von Millionen
ausgegebene Schuldverſchreibungen ſich, jetzt als wertlos herausſtellen. Durch die Millionen=
Schwindeleien wurden Tauſende kleiner franzöſiſcher Rentner und natürlich viele aus Bayonne
ſelbſt ſchwer betroffen.
Zwei Kinder der Gefahr der Gasvergiftung
entronnen.
Simmern (Hunsrück). In dem Schlafgemach
einer Lehrerwohnung in Liebshauſen entiickelten
ſich in den Nachtſtunden Kohlenoxydgaſe, die die
beiden in dem Zimmer ſchlafenden Kinder des
Lehrers in Lebensgefahr brachten. Die Frau des
Lehrers hatte die beiden Kinder zu Bett gebracht
und den Ofen im Schlafzimmer nachträglich
noch=
mals mit Eierbriketts aufgefüllt. Durch ein
ſchab=
haftes Ofenrohr konnten die ſich bildenden Daſe
ins Zimmer gelangen. Zum Glück wurse das
äl=
teſte der beiden Kinder wach und veranlaßte durch
lautes Schreien, daß die in dem Hauſe weilende
Großmutter der Kinder herbeieilte, die Fenſter
öffnete und ſofort Hilfe herbeiholte. Das jüngſie
Kind hatte bereits das Bewußtſein verloren,
konnte aber durch den ſchnell hinzugezogenen Arzt
am Leben erhalten werden. Das ältere Kind
hatte nur leichte Beſchwerden davongetragen.
Eine inkereſſanke Verſteigerung.
m. Berlin. In New York kam es zu einer
intereſſanten Verſteigerung. Das Manuſkript der
amerikaniſchen Nationalhymne, das aus der
Fe=
der von Francis Scott Key ſtammt und von ihm
am 13. September 1814 an Bord eines Schiffes
komponiert und niedergeſchrieben wurde, als er
dort gefangen gehalten wurde, kam unter den
Hammer und erzielte einen Preis von 24 000
Dollars. Erſteher wurde der Kunſtſammler Dr.
A. S. W. Roſenbach aus Philadelphia. Er hat
es aber ſofort weiterverkauft, und zwar an die
Walterſche Kunſtgälerie in Baltimore. Auf der
gleichen Auktion wurde auch das Silberſervice
Napoleons, das er einſt ſeiner Schweſter Pauline
zu ihrer Hochzeit geſchenkt hatte, verſteigert. Doch
wurde das Service in einzelnen Stücken
verſtei=
gert und auf dieſe Weiſe in alle Winde zerſtreut.
Es erreichte immerhin den ſtattlichen Preis von
57 000 Dollars.
Amtseinführung des Berliner Biſchofs.
Berlin. Die Inthroniſation des vom Papſt
zum Biſchof von Berlin ernannten bisherigen
Biſchofs Dr. Nicolaus Bares von Hildesheim
findet am 2. Februar 1934, vormittags 10 Uhr,
in der St.=Hedwigs=Kathedrale ſtatt. Mit der
Inthroniſation ergreift der Biſchof Beſitz von dem
Bistum Berlin. Die weltliche Begrüßungsfeier
durch die Berliner Katholiken findet in
Verbin=
dung mit der Papſtkrönungsfeier am 11. Februar,
17 Uhr, im Sportpalaſt ſtatt.
Die „Begnadigungs=G.m.b.h.”
* Brüſſel. In dem belgiſchen Juſtizſkandal
werden immer weitere unerhörte Einzelheiten
be=
kannt. So hat jetzt der Unterdirektor van Egeren
geſtanden, daß an der „Begnadigung gegen
Ho=
norar” auch noch andere hohe Beamte, unter ihnen
ein gewiſſer van Hecken, ein Polizeibeamter
ſo=
wie ein Buchhändler beteiligt waren. Vor allem
der Buchhändler ſcheint erheblich in die Gaunerei
verwickelt zu ſein. Ihm wurden „Liſten” von
Ge=
fangenen behändigt, aus denen er erſehen ſollte,
welche Gefangenen für eine „Begnadigung” in
Frage kamen, d. h. wo unter Umſtänden Geld zu
holen war. Der Buchhändler ging dann zu den
einzelnen Familien und hatte hier unter Vorweis
ſeiner guten „Beziehungen” viel Geld
herauszu=
ſchlagen. In Konferenzen wurden zuvor die
Be=
träge für die jeweilig beabſichtigte Begnadigung
feſtgeſetzt. Man richtete ſich dabei jeweils nach den
entſprechenden Ausſichten. Feſte „Tarife” gab es
nicht. Die Beträge ſchwankten zwiſchen 200 und
9000 Francs, im Durchſchnitt waren es 1000
Francs. Die einkommenden Gelder wurden dann
unter die Beteiligten verteilt.
Zwei Schulknaben werfen ſich vor einen D=Zug.
Dresden. Vermutlich aus Frucht vor Strafe
ließen ſich am Montag abend die beiden 13 und
14 Jahre alten Brüder Martin und Johann
Tiullak aus Niederau in der Nähe des dortigen
Bahnhofs von dem D=Zug Dresden-Leipzig
überfahren. Beide Knaben wurden auf der
Stelle getötet.
Abſturz eines Transportwagens.
Sechs Tote.
Rom. Bei dem Dorf Segni, im Diſtrikt
Vel=
letri, ſtürzte ein Transportwagen, mit dem 30
Arbeiter in eine Zementfabrik fuhren, einen
ſtei=
len Abhang hinunter. Obwohl der Anprall durch
einen Olivenbaum, der ſich auf der halben Höhe
des Hanges befindet, gemildert wurde, wurden
ſechs Arbeiter getötet; ſieben liegen im Sterben,
und die übrigen wurden mehr oder weniger
ſchwer verletzt. Einzig der Führer des Wagens
blieb unverletzt; er hat das Weite geſucht.
Maſſenpanik in Kioko.
70 Tote, 56 Verletzte.
Tokio. Bei der Verabſchiedung von zum
Frontdienſt eingezogenen Marinerekruten
ereig=
nete ſich auf dem Bahnhof von Kioto eine
furcht=
bare Maſſenpanik, bei der 70 Menſchen getötet
und 56 verletzt wurden. In dem ungeheuren
Ge=
dränge der auf dem Bahnhof verſammelten
Men=
ſchen wurde ein ganzer Haufen von Perſonen zu
Boden geworfen und von den nachdrückenden
Maſ=
ſen, die nicht auszuweichen vermochten, erdrückt,
Selbſtmord des Erbauers des Urbeiſer
Kraft=
werkes.
Straßburg. Der Ingenieur Scherrer, der
die Pläne für das Elektrizitätswerk am
Schwar=
zen See bei Urbeis in den Vogeſen ausgearbeitet
hatte, hat in ſeiner Wohnung in Mülhauſen
Selbſtmord verübt. In dem Kraftwerk hatten in
der vergangenen Woche 9 Perſonen den Tod
ge=
funden.
Einſturz einer Friedhofsmauer in Nordirland.
London. In Londonderry (Nordirland)
er=
eignete ſich vorgeſtern ein unheimlicher Vorfall.
Die ſeitliche Stützmauer eines an die katholiſche
Kirche Long Tower grenzenden Friedhofs, der ſich
neun Meter über dem Niveau einer anliegenden
Straße befindet, brach plötzlich in einer Breite
von 15 Metern ein. Dabei ſtürzten mit lautem
Getöſe große Mengen von Erdmaſſen wie eine
Lawine herab, vermiſcht mit menſchlichen
Schä=
deln und Gebeinen, geborſtenen Särgen und
zer=
brochenen Grabſteinen. Ein Paſſant wurde durch
einen herabſtürzenden Grabſtein am Kopfe
ver=
letzt. Auf dem Friedhof ſind mehrere iriſche
Hei=
lige beſtattet.
Von der Oft=Ausſtellung in Berlin.
Bauernküche mit Schönwalder Volkstrachten
auf der großen Oſt=Ausſtellung,
die zur Zeit vom Bund Deutſcher Oſten in Berlin
veranſtaltet wird.
Seite 8 — Nr. 3
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Januar 1934
Rekordfahrt des deutſchen Seglers „Padug”.
[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 10. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die Formenentwicklung der ehelichen Verbindung.
Vom Frauenkauf zur kirchlichen Einſegnung der Ehe.
Nach der unter den Rechtshiſtorikern über die Eheſchließung bei
den alten Germanen herrſchenden Anſchauung war dieurſprüngliche
Form der Verehelichung der Frauenkauf. Sie war weiter nichts als
ein bloßer Kaufvertrag zwiſchen dem Vater der Braut und dem
Freier. Aber ſchon Tacitus kennt dieſen eigentlichen Kauf nicht
mehr. Als Gegenſtand des Kaufgeſchäfts gilt da ſchon die
familienrechtliche Gewalt über die Frau, die ſogenannte „Munt”.
Dieſe Art der Eheſchließung iſt uns dann auch in ſpäteren
ge=
ſchichtlichen Quellen, vor allem auch durch die Volksrechte der
ſränkiſchen Zeit bezeugt. Mit dem Brautkauf, „Muntſcaz oder
Brietmiete”, war darnach die Braut aus der angeborenen
Munt=
ſchaft, der Familiengewalt des Vaters oder des Vormunds
en=
laſſen und trat nunmehr in das Geſchlecht und unter den Schutz
des Bräutigams. Dieſer Vertrag zwiſchen dem Vater oder dem
Vormund der Braut war gewiſſermaßen die Verlobung, und als
zweiter Akt folgte hierauf etwas ſpäter die tatſächliche Uebergabe
der Braut in den Beſitz des Bräutigams, die Heimführung.
Ueber Vorbereitung und Vollziehung ehelicher
Verbindun=
gen, über Heirat und Hochzeit in ritterlichen Kreiſen verdanken
wir nun dem Volksepos, in erſter Reihe den Nibelungen, eine
eingehende Darſtellung. Es iſt gar keine Frage, daß der Dichter
der Nibelungen — ſie ſind in der uns vorliegenden Geſtalt
um 1200 entſtanden — mit den Rechtsverhältniſſen ſeiner Zeit
höchſt vertraut iſt und ſich bemüht, ſie getreulich wiederzugeben.
Hören wir jetzt einiges über den Verlauf der Eheſchließung
zwiſchen Siegfried, dem Helden von Niderland, und der
bur=
gundiſchen Königstochter, der ſchönen Kriemhild. Da wirbt
zu=
nächſt Siegfried bei Kriemhildens Muntwalt, bei ihrem Bruder,
dem Burgundenkönige Gunther, um die Hand der Geliebten und
verſpricht dieſem hierfür ſeinen Beiſtand auf Gunthers Fahrt
nach Island, wo der König die ſtarke Brunhild als Gattin zu
gewinnen hofft. Daraufhin gelobt der König Siegfried „an die
Hand”, ihm ſeine Schweſter zum Weibe zu geben, und beide
bekräftigen ihr Verſprechen mit einem feierlichen Eide. Nach der
ſiegreichen Heimkehr der Helden von Island mahnt dann
Sieg=
fried den König an ſein Verſprechen, „er mande in ſiner triuwe‟,
wie das Gedicht ſagt. Daraufhin heißt man die Königstochter
„für den künic gan”. Ohne Begleitung ihrer Hoffräulein, allein,
erſcheint ſie im Saal, wo mit dem König das Hofgeſinde bereits
verſammelt iſt. Nun ergreift Gunther das Wort und bittet die
Schweſter, ſeinen Eid zu löſen und dem freiwillig die Hand zu
reichen, dem er ſie zugeſchworen hat. Den Namen des
Bewer=
bers nennt er der Schweſter noch nicht; trotzdem erklärt dieſe ſich
bereit zu tun, was der Bruder von ihr verlangt. Jetzt tritt
Sieg=
fried im Verein mit der Geliebten in den Ring der Ritter, und
in dieſem Kreiſe erfolgt hierauf die förmliche Erklärung der
Brautleute, einander als Eheleute angehören zu wollen. Das
Paar tauſcht hierauf Umarmung und Kuß, und dann begeben
ſich die Liebenden zum feſtlichen Hochzeitsmahl. Nach Schluß der
Tafel meſſen ſich die Ritter im fröhlichen Kampfſpiel, alsdann
wird das Hochzeitspaar feierlich in feine Gemächer geleitet, wo
der Ehevollzug, die Feier des Beilagers, ſtattfindet. Erſt am
nächſten Morgen erfolgt der feierliche Kirchgang der
Neu=
vermählten, um die Meſſe zu hören.
Uns fällt nun ohne weiteres auf, daß bei der Form der
Eheſchließung zwiſchen Siegfried und Kriemhilde, die offenbar
noch im 12. Jahrhundert in den höfiſchen Kreiſen Deutſchlands
die allgemein übliche war, der Einfluß der Kirche ſo vollſtändig
ausgeſchaltet iſt. Aber ſchließlich iſt es der Kirche, wenn auch
nur ſchrittweiſe, doch gelungen, ihre Mitwirkung bei der
Ehe=
ſchließung durchzuſetzen. Maßgebend ſind aber für uns Deutſche
in dieſer Hinſicht die Franzoſen geweſen, wie denn bekanntlich
die Lebensführung und die Anſchauungen der deutſchen höfiſchen
Kreiſe im 12. und 13. Jahrhundert in hohem Maße von unſeren
weſtlichen Nachbarn beeinflußt ſind. Die Ausbildung der kirch=
lichen Trauung iſt nämlich weſentlich auf franzöſiſchem Boden
vor ſich gegangen; und ſo iſt denn auch die erſte kirchliche
Trauung in deutſchen Hoftreiſen — das wird von einer Quelle
beſonders hervorgehoben — nach franzöſiſchem Vorbild
voll=
zogen werden. Es handelt ſich hier um die Vermählung Kaiſer
Ottos IV. mit der Tochter des 1208 ermordeten Königs Philipp.
mit Beatrix, auf dem Hoftage zu Würzburg 1209. Als Otto IV.
ſpäter nach dem Heimgang von Beatrix zu einer zweiten Ehe
mit Maria von Brabant ſchritt, da fand allerdings anſtelle der
kirchlichen eine Laientrauung ſtatt, und zwar durch den Grafen
von Holland. Der Ausſchluß der Geiſtlichkeit bei dieſem
feier=
lichen Akt iſt aber darauf zurückzuführen, daß Otto IV. damals
im päpſtlichen Bann ſtand.
Wenn nun, wie wir geſehen haben, die erſte kirchliche
Trauung in deutſchen Hofkreiſen erſt für den Anfang des
13. Jahrhunderts bezeugt iſt, ſo darf uns nicht Wunder nehmen,
daß um dieſe Zeit in Deutſchland in den niederen Kreiſen die
Laientrauungen noch durchaus im Schwange waren. Im „Meier
Helmbrecht”, einem Gedicht aus dem 13. Jahrhundert, das
uns das Leben und Treiben der öſterreichiſchen Bauern ſchildert,
treten, ähnlich wie wir es oben in den Nibelungen feſtgehalten
haben, Braut und Bräutigam zuſammen in den Ring, und hier
fragte „ein alter griſe” (ein alter Mann) erſt den Bräutigam
und dann das Mädchen, und zwar jeden dreimal, ob ſie
ein=
ander zur Ehe nehmen wollten. Und als beide die Frage bejaht
hatten, da gab er ſie zuſammen. Jetzt ſangen die Verſammelten
ein Lied, und dann trat der junge Ehemann als Zeichen des
Antritts der Herrſchaft ſeine Frau auf den Fuß.
Aehnliche Gebräuche trefſen wir dann auch bei den
ſchwä=
biſchen Bauern des 14. Jahrhunderts an. In dem Gedicht „von
Metzen Hochzeit” wird uns geſchildert, wie der junge Meier
Bärſchi (Berthold, Bartholomäus) die hübſche Metzi (Mechthild)
heiraten will. Da ſind es die beiderſeitigen Verwandten, die
zuſammenkommen und über die geplante Verbindung beraten.
Sie fragen dann das Brautpaar, ob ſie einander angehören
wollen, als beide dieſe Frage ausdrücklich bejahen, „wart diu
E geſchaffen an ſchuoler und pfaffen”. Vermittelt nun in
bäuer=
lichen Schichten bis zum 14. Jahrhundert ſtets noch ein Laie
als Fürſprecher die Trauung, ſo ſetzt ſich doch von da ab
all=
mählich, und damit möchten wir unſere Betrachtung ſchließen,
die kirchliche Einſegnung der Ehe auch in den bäuerlichen
Kreiſen durch.
Dr. T.
Feiner Juriſten=Nachwuchs.
(Wbr) Sofia. Unlängſt hat in der Sofioter Univerſität die
Prüfung von etwa ſechzig Rechtspraktikanten ſtattgefunden.
An=
ſcheinend haben ſich die angehenden Juriſten ihrer Sache nicht
ſicher gefühlt oder ſie betrachteten die Prüfung als ein
notwen=
diges Uebel, das man zwar pro forma, aber mit möglichſt
gerin=
ger Arbeitsleiſtung über ſich ergehen laſſen muß. Als das Thema
der ſchriftlichen Arbeit bekannt gegeben worden war, bekam einer
der Kandidaten einen „Krankheitszuſtand”, dergeſtalt, daß er den
Prüfungsſaal verlaſſen und auf die Ausführung der Arbeit
ver=
zichten mußte. Er fuhr aber keineswegs nach Hauſe, um ſich zu
pflegen, ſondern mit einem bereitgeſtellten Auto in größter
Ge=
ſchwindigkeit zu einem bekannten Anwaltsbüro. Dort ſaßen einige
ebenfalls bereitgeſtellte Schreibmaſchinen mit Beſatzung und —
einige gewiegte Rechtsanwälte. Ihnen wurde das Thema
ge=
nannt und im Handumdrehen hatten die gelernten Advokaten den
nötigen Dreh für die Ausarbeitung des Themas gefunden. Eine
hieb= und ſtichfeſte juriſtiſche Abhandlung wurde in die Maſchinen
diktiert und nach Ablauf einer Stunde lagen 60 Durchſchläge
be=
reit, jeweils mehrere Schreibmaſchinenſeiten enthaltend, mit einer
Bearbeitung des Prüfungsthemas, die ſich ſehen laſſen konnte. Im
Auto wurde ein Bote mit dieſen Bogen zur Univerſität geſchickt,
wo einige Mitverſchworene nur warteten, um die koſtbaren Blät=
(Copyright by Verlag Alfred Bechthold, Braunſchweig.)
(Nachdruck verboten).
2)
„Es iſt eigentlich ganz hübſch hier. Allein und einſam inmitten dieſes
raffinierten Komforts. Schade, daß alles untergeht. Ha, ha, da ſtehen
hunderte Champagner= und Weinflaſchen, alle noch ziemlich gefüllt.
Und da — und da?!. . . Damentaſchen liegen in großer Zahl umher.
Ja ja, in ſolchen Situationen vergißt man eben das Wichtigſte. Alſo ich
gehe nicht nach oben. Wenn alle gerettet werden, ſo kommt beſtimmt der
Kapitän noch einmal hierher. Aber das iſt ſo gut wie ausgeſchloſſen. Bei
dieſem Seegang?. . . Nein. Und dann der Stoß — die zertrümmerte
Bugwand!. . . Nicht nach oben. Keine feigen Männer ſehen — keine
hyſteriſchen Frauen hören. Nur nicht Zeuge von menſchenunwürdigen
Szenen ſein. Das würde mir die letzte Stunde trüben. Hier iſt Ruhe —
Ruhe.. ."
Immer,wieder greift ſeine Hand nach dem Glas. In ſeinen Augen
beginnt das Weinfeuer zu brennen.
Er erhebt ſich und ſtarrt nach dem Muſikpodium. Der Flügel iſt
geöffnet, die anderen Inſtrumente hängen an den Notenſtändern.
„Wie doch die Menſchen alles im Stich laſſen, wenn es ums Letzte
geht”, ſagt er. „Man denkt nur mehr an das nackte Leben, auf alles andere
wird großzügig verzichtet!”“
Jetzt erſt bemerkt er, daß das Waſſer ſchon im Saale ſteht. Es reicht
ihm bereits bis über die Schuhe.
Er geht zu dem Flügel, ſetzt ſ ich nieder und ſpielt Schubert’ſche
Weiſen. Ganz verträumt und piano.
Das Waſſer ſteigt.
Ein Ruf läßt den Mann plötzlich aufhorchen. Er wendet ſich um. Im
Saaleingang ſteht ein kleines, etwa vierjähriges Kind mit langem
blondem Lockenhaar. Es hält die beiden Händchen krampfhaft auf die
Bruſt gedrückt — in den weitgeöffneten Augen liegt maßloſes Erſchrecken.
„Mama — Mama!‟ Das Kind ſtößt die Laute in Angſt und Bange
hervor. Seine Blicke gehen ſuchend durch den Saal, und es achtet nicht
des Waſſers, durch das es watet.
Er geht auf das Kind zu und hebt es auf den Arm. Es iſt ein Mädchen
in Schlafkleidung.
„Dut biſt wohl der Mama fortgelaufen, Kleine?” fragt er freundlich.
„Ich hab’ ſo eine große Angſt”, erwiderte das Mädchen weinend.
Die böſen Menſchen haben mich geweckt. Da bin ich fortgelaufen.
Mama war nicht da. Ich weiß nicht, wo ſie iſt!“
„Aha”, ſagt der Mann. „Die Mama wird hier getanzt haben. Aber
beruhige dich, ſie kommt gleich wieder!“
„Warum kommt das viele Waſſer hier herein?”
„Ach, weißt du, goldiges Mädchen, der Saal war ſchmutzig. Er ſoll
durch das Waſſer ausgewaſchen werden!“
„Aber es iſt ſoviel davon da. . . Und es wird noch immer mehr!“
„Wie heißt du denn, Goldchen?”
„Eveline”, entgegnet ſie leiſe und ſchluchzend.
„Dann komm, Eveline, wir ſetzen uns dort drüben unter die Palmen.
Nun weine nicht, der Onkel iſt ja bei dir. Nicht wahr, du haſt mich doch
lieb?"
„Ja, Onkel!”
Vor einer Vitrine bleibt er mit ihr ſtehen,
„Hier haſt du Schokolade, Eveline. Da iſt auch Konfekt, dort ſind
Pralinen. . . Ach, wie viele Süßigkeiten. Siehſt du, die gehören alle dir.
Du kannſt eſſen davon, ſoviel du willſt. Wir ſind hier im Niemandsland,
nein, ich wollte ſagen: Schlaraffenland. . . Nimm dir, halte mal die
Armchen hoch!"
Er lädt dem Kind einen Stapel Leckereien auf.
„So, nun haſt du alles, was dein Herz begehrt!“
Die beiden ſitzen da und eſſen von den Süßigkeiten.
„Ach, du Kleines” beginnt er wieder, „deine Haare ſind Gold, deine
Augen ſchöne, leuchtende junge Sterne. Deine Haut iſt weich wie Samt.. .
Armes, kaum haſt du in die Welt geguckt und. . . ach, wie bitter iſt doch
das Leben!“
Das Kind läßt nicht den Blick von ſeinem Geſicht. Er hebt es hoch an
die Bruſt.
Das Waſſer reicht ihm ſchon bis an die Hüften.
Ein Rauſchen dringt in den Saal. Dazwiſchen verzweifelte Schreie.
Ohne Zweifel, das Schiff iſt verloren. Vielleicht hält es ſich noch eine
Stunde, aber auch in der nächſten Minute kann es ſchon auf den Boden
des Meeres ſinken.
Das Kind iſt ahnungslos. Es hat in dieſen Tagen nichts als Meer —
nichts als Waſſer geſehen. Es iſt ſich der Tragweite des entſetzlichen
Ge=
ſchehniſſes nicht bewußt.
„Onkel, gehſt du gleich mit zur Mama?” fragt es bittend. „Ich habe
eine gute liebe Mama!”
„Ja, ich gehe gleich mit zur Mama. Ach, ich freue mich, daß du bei
mir biſt, du kleines Engelchen.”
Er ſtreichelt ihr Haar, ihre Wangen. Eveline umſpannt mit ihren
kleinen Armchen ſeinen Hals, drückt ihr Geſicht an ſeine Wange.
„Ich möchte ſchlafen, Onkel. Ich bin ſo müde!”
„Komm, ich ſinge dir ein Liedchen!"
Das Kind hält die Augen geſchloſſen. Er arbeitet ſich mühſam durch
das Waſſer bis zu einer Palmengruppe. Jetzt reicht es ihm bis an die
Bruſt. Viele Gegenſtände ſchwimmen umher.
Er ſingt mit halberſtickter Stimme:
„Guten Abend, gute Nacht,
Mit Roſen bedacht.
Mit Näglein beſteckt,
Schlüpf unter die Deck.
Morgen früh, wenn Gott will,
Wirſt du wieder geweckt.
Schlafe ſelig und ſüß,
Schau im Traum’s Paradies!”
Eveline ſchlummert. Der Mann weint ſtill und demütig.
„Nein, Kind, du durfteſt nicht kommen. Du machſt mir dieſe Minuten
unſagbar ſchwer. An meiner Bruſt ruhte noch nicht ſo ein kleines Seelchen.
Soviel Wärme, wie du mir in dieſer Stunde gibſt, ſchenkten mir alle die
Jahre meines einſamen Lebens nicht. Was iſt es, was mir das Ende nun
ſo furchtbar macht? — Du darfſt nicht ſterben, kleine Eveline, nein, nein...
Gott, erhöre mich!. .. Gott, beſchütze das Kind!... Habe Erbarmen mit
dieſem ſchlafenden Engel. Ach, nun bin ich ſchwach — nun werde ich
wankend. .. Aber dort — dort?!. . . Iſt da nicht eine Tür?”
Seine tränennaſſen Augen entdecken einen Notausgang. Mit letzter
Kraft arbeitet er ſich durch das Waſſer, ſeine Arme umſpannen feſt das
Kind.
Das Spiel iſt zu Ende.
Norbert Stauf ſteht auf einem hohen Gerüſt, von ſeinen Aſſiſtenten
umgeben. Mit lautſchallender Stimme gibt er einige Befehle. Die Arme
hält er über der breiten Bruſt gekreuzt, die linke Hand umſpannt das
zer=
knitterte Drehbuch.
Der Tonphotograph und der Mixer erſtatteten Bericht. Dazwiſchen
klingt die monotone Stimme eines Aſſiſtenten:
„Ton in Ordnung!“
Nr. 9 — Seite 9
Sür den Erbhof.
Eine künſtleriſche Sammelmappe,
die auf Anregung des preußiſchen Juſtizminiſters geſchaffen wurde
und dazu dienen ſoll, die auf den Hof bezüglichen Dokumente
auf=
zunehmen.
ter in die „Zellen” zu bringen, die die Prüflinge im Laufe des
Vormittags in gemeſſenen Abſtänden beſuchen durften. In dieſen
„Zellen” waren die Schreibmaſchinenblätter inzwiſchen geſchickt mit
dem vorſchriftsmäßig dort befindlichen Papier vermiſcht und „
auf=
geſpießt” worden. Jeder Prüfling konnte ſich ein Exemplar
ab=
heben, durchleſen und in den Prüfungsſaal mitnehmen. Es wäre
vielleicht alles nach Wunſch gegangen, wenn die bulgariſchen
An=
waltskandidaten nicht in den uralten, jedem aus der Schulzeit
be=
kannten Fehler verfallen wären: die Mehrzahl begnügte ſich, das
Vorgedruckte ohne große Aenderungen glatt abzuſchreiben, ja, es
wurden ſogar eine Reihe „Eigenarbeiten” abgegeben, die Wort
für Wort übereinſtimmten. Das fiel der Prüfungskommiſſion auf.
Die Prüfungen wurden als nichtig erklärt, die 60 allzu Schlauen
wurden von der Univerſität verwieſen, während gegen die
hilfs=
bereiten Rechtsanwälte, die mit den Schwindlern unter einer Decke
ſteckten, ein Ehrengerichtsverfahren der Anwaltskammer
einge=
leitet worden iſt.
Die Schule der Großväker.
(—) London. Großväter gehen wieder zur Schule. — Das
iſt die neueſte Errungenſchaft auf dem Gebiete des Unterrichts in
England. Eine dort gegründete „Großväterſchule” will ältere
Herren über alle Fortſchritte der Wiſſenſchaften auf dem
Laufen=
den halten; und um zu regem Beſuche der Anſtalt anzureizen, wird
ein Schulgeld von nur einem Penny je Woche erhoben. Es finden
wöchentlich drei Unterrichtsſtunden ſtatt, in denen ausführlich
politiſche, wirtſchaftliche, techniſche, naturwiſſenſchaftliche, ſoziale
und künſtleriſche Fragen von Berufenen Lehrern vorgetragen
wer=
den. Nach Beendigung des Unterrichtes können die alten Herren
noch ein Stündchen bei einer guten Zigarre zuſammen bleiben und
plaudern. Und aus der Schule wird dann ein Klub. —
Die Schüler müſſen, das iſt Bedingung, über ſechzig Jahre
alt ſein. Jüngere Semeſter werden nicht aufgenommen. Bisher
haben ſich ſchon über zweihundert Teilnehmer angemeldet, die ein
lebhaftes Intereſſe für ihre ſpäte Schulzeit aufbringen. Der älteſte
„Schüler” hat bereits achtundachtzig Jahre auf dem Rücken, und
wenn er oder ein anderer dieſer Aelteſten das Wort ergreifen,
ſchweigen ehrfürchtig die „Küken” der Schule, die erſt ſechzig Jahre
zählen —
Außen und innen erlöſchen die gewaltigen Lampen. Mit nüchterner
Sachlichkeit wird über dieſes und jenes geſprochen.
Die Komparſen verlaſſen bereits in Scharen das Atelier. Die Stars
ſchminken ſich in ihren Garderoben ab. Architekten, Handwerker und
Arbeiter treten in Tätigkeit.
Im Oſten graut ſchon der Morgen, als Norbert Stauf mit ſeinem
Kabriolett nach Hauſe fährt. Er iſt übermüdet und abgeſpannt.
Eine Rieſenarbeit liegt hinter ihm. Er hat das ſeinige getan. Nun
mag die Welt über ſeine Schöpfung ſprechen.
II.
Zwei Tage ſpäter.
Wieder iſt es Nacht.
Draußen in Berlin=Dahlem ſteht eine kleine, aber prächtige Villa
inmitten eines reizenden Parks. Mächtige Tannen, Rotbuchen, Linden
und Eichen ſtreben auf zum Himmel.
In der Villa iſt nur ein Fenſter erleuchtet und zwar im erſten Stock
auf der Rückſeite. Hier iſt das Schlafzimmer Franz Erlers, des Faktotums
Norbert Staufs. Stauf hat dieſen prächtigen Beſitz vor zwei Jahren
er=
worben.
Franz Erler liegt, obwohl Mitternacht ſchon vorbei iſt, in ſeiner
Kleidung mit dem Oberkörper auf dem Bett. Die Beine hängen an der
Bettſeite herab. Auf dem Nachttiſch brennt ein kleines Lämpchen, deſſen
weinroter Schirm einen traulichen Schimmer in das Zimmer wirft.
Franz hält ein Buch in den Händen. Er lieſt einen ſpannenden
Kriminalroman. Auf dieſe Art Lektüre iſt er ganz erpicht. Aber er hätte
ſich wohl ſchon längſt zum Schlafen hingelegt, wenn nicht draußen ein
beängſtigendes Gewitter wütete. Denn während eines Gewitters ſchläft
Erler nicht. Nicht aus Furcht, bewahre, es iſt nur ſo ſeine Art.
Franz Erler hat eine feine Poſition bei dem Regiſſeur, die er nur
einem Zufall verdankt. Er war nach dem Kriege Pfleger in einem
Hoſpital geweſen, in dem Norbert Stauf ſich noch von einer ſchweren
Verwundung erholte. Erler hatte ſich damals ganz beſonders des
liebens=
würdigen Stauf angenommen und ihm unſchätzbare Dienſte erwieſen.
Damals war der Name Stauf noch unbekannt — ein Nichts unter
Millionen. Er hatte kurz vor dem Kriege eine Stelle als Dramaturg an
einer kleinen Provinzbühne innegehabt. Niemand kümmerte ſich um ihn,
er lag mit einem Schulter= und einem Beinſchuß einſam und verlaſſen
in einem weſtfäliſchen Hoſpital. Monate lang. Die Wunden wollten
ſchlecht heilen, ſie waren in der Schlacht lange Zeit Einflüſſen von Gas
ausgeſetzt geweſen.
Franz Erler verbrachte auch die freien Stunden zumeiſt in der
Ge=
ſellſchaft Staufs. Er fuhr den Verwundeten in die Stadtgärten und den
Stadtpark, ſpielte mit ihm Schach, las ihm vor, kurz: er ſah ihm jeden
Wunſch von den Augen ab. So bildete ſich zwiſchen den beiden mit der
Zeit ein ganz freundſchaftliches Verhältnis, trotzdem ſie ſo
verſchieden=
artigen Verhältniſſen entſtammten.
Norbert Stauf, deſſen Eltern lange tot ſind und der keine Geſchwiſter
beſitzt, fuhr 1921 nach einer längeren Kur im Taunus nach Berlin. Auf’s
Geratewohl. Es war Inflation. Seine Rente brachte ihm wenig ein. Kam
ſie in ſeine Hand, ſo war ſie gewöhnlich wertlos. Es folgte eine
ungeheuer=
lich ſchwere Zeit für ihn. Der Hunger nagte an ihm, Elend und Not
wichen nicht von ſeiner Seite. Das ſchlechte Leben, die Sorgen und die
ewige ergebnisloſe Jagd nach einer Anſtellung brachten ſeinen Körper
in Verfall, ſo daß er eines Tages, krank und erſchöpft, auf dem
Kurfürſten=
damm in Berlin zuſammenbrach.
Nach einem fünfmonatigen Aufenthalt, im Hoſpital wurde er von
dem ihm wohlgeſinnten Chefarzt zu einer längeren Kur in einen ruhigen
Badeort geſchickt.
Hier traf es ſich zufällig, daß Stauf einem früheren Kollegen
be=
gegnete, der nun eine leitende Stelle in der Berliner Filminduſtrie
be=
kleidete. Der einſtige Freund berief ihn nach Beendigung der Kur als
Regiegſſiſtent nach der Hauptſtadt.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 9
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Januar 1934
Die Kämpfe auf der Makke.
Die Mannſchaftskämpfe im Ringen im Gau 13.
Groß=Zimmern rückt auf.
Bezirk Darmſtadt=Mainz.
Mainz=Weiſenau — 88 Mainz 5:13. KrSpV. Bensheim—1910
Darmſtadt 8:9. Turngemeinde Dieburg-Vorwärts Groß=
Zim=
mern 4:13. Polizei Darmſtadt—Stemm= und Ringklub
Lampert=
heim 21:0.
In Mainz=Weiſenau trafen ſich in einem wegen Ueberfüllung
polizeilich geſperrten Saal die beiden Lokalrivalen und
Tabellen=
führer zu ihrem Rückkampf. Bei gut diſzipliniertem Publikum
verliefen die Kämpfe in einwandfreier Weiſe. 88 Mainz wurde
verdienter Sieger. Den Ringern, die ſehr anſtändig kämpften,
wurde für ihre Leiſtungen gebührender Beifall gezollt. Im
Leicht=
gewicht ſiegte Mundſchenk n. P., im Mittelgewicht Ditt nach 1½
Minuten. Die Sieger von Mainz waren Heukeroth und Nehren
n. P., Horn, Börner und Flick durch Schulterſiege.
In Dieburg war vor faſt 1000 Zuſchauern der Nachbar
Groß=Zimmern zu Gaſt. Ueber den Kampf iſt berichtet, ebenſo die
Treffen Bensheim-Darmſtadt 1910 und Polizei-Lampertheim.
Bezirk Nahe. Vom letzten Sonntag rückſtändige Reſultate:
Bingen-Kreuznach 7:12; Büdesheim-Kirn 21:0 für Büdesheim
(wegen Nichtantreten). Am 7. Januar: Kreuznach-Bingen=
Bü=
desheim 18:3; Kirn-Bingen 15:6.
Bezirk Frankfurt. Germania Hösbach — KSV. Neu=
Iſen=
burg 9: 6.
Tabelle des Bezirks Darmſtadt=Mainz.
88 Mainz
9 Kämpfe 15 Punkte
Mainz=Weiſenau".
Vorwärts Groß=Zimmern
Tgde. Dieburg
Polizei Darmſtadt
StuRCl. Lampertheim
KSV. 1910 Darmſtadt
KSV. Bensheim
Knappe Ergebniſſe im Kreis Darmſtadt.
1. Bezirk: Seeheim — Darmſtadt 95 21:0 Punkte.
Arheilgen — Pfungſtadt 11:9 Punkte.
2. Bezirk: Werſau — Ober=Ramſtadt 10:8 Punkte.
Schaafheim 1. — Groß=Zimmern 2. 11:7 Punkte.
Der drittc Kampfſonntag der Vorrunde nahm einen
einwand=
freien Verlauf; nur blieben einige Ueberraſchungen nicht aus.
Die Kämpfe Darmſtadt 95 — Seeheim war durch das
unſport=
liche Verhalten verſchiedener Ringer von 95, ſchon vor Beginn
durch Ueberſchreiten der Wartezeit 21:0 verloren. Aber auch über
dem ausgetragenen Freundſchaftskampf waltete ein Unglücksſtern,
da 2 Ringer verletzt die Matte verlaſſen mußten und ſo nur durch
das Federgewicht die Ehrenpunkte gerettet wurden.
Auch im Kampfe Arheilgen — Pfungſtadt fiel der Sieg von
Arheilgen äußerſt knapp aus, denn 3 Schulterſiege und 1
Punkt=
ſieg Arheilgens konnte Pfungſtadt 3 Schulterſiege entgegenſetzen.
In Werſau — Ober=Ramſtadt ſtanden ſich zwei gleichſtarke
Mannſchaften gegenüber, doch hätte bei richtiger
Mannſchafts=
aufſtellung Ober=Ramſtadt den Sieg erringen können. So gingen
aber für Ober=Ramſtadt ſchon 3 Punkte an der Waage
ver=
loren, was jedenfalls für die Zukunft eine Lehre iſt. Werſau
errang dann noch 1 Schulter= und 2 Punktſiege und ſtellte hiermit
den Geſamtſieg ſicher
Im Kampfe Schaafheim — Groß=Zimmern 2: konnte
Schaaf=
heim durch 3 Schulterſiege und 2 Unentſchieden den Geſamtſieg
erringen, während Groß=Zimmern 1 Schulter= 1 Punktſieg und
2 Unentſchieden errang. Hier wäre vor allen Dingen der
unent=
ſchiedene Kampf des Alterkläſſlers Fröhlich gegen den ſtarken
Steigerwald zu erwähnen.
Handball im Kreis Odenwald.
Die Ergebniſſe vom 7. Januar 1934:
Klein=Zimmern — Reinheim . . .
Groß=Umſtadt — Groß=Bieberau ..
Böllſtein — Michelſtadt".
Richen — Heubach
Gundernhauſen — Pfaffen=Beerfurth
Semd — Fränkiſch=Crumbach . .
4:4 (3:4).
6:7 (5:3),
8:3 (5:2),
6:4 (3:3),
3:1 (1:0),
5:2 (0:2).
Das teilweiſe vereiſte Spielfeld in Klein=Zimmern läßt beide
Mannſchaften nicht ſo recht zur Entfaltung kommen, doch ſah man
ein immer noch ziemlich flottes Spiel. Zunächſt liegt Reinheim
mehr im Angriff, doch kam Klein=Zimmern. das mit nur 9 Mann
das Spiel begann, als es komplett ſtand, mehr auf und ſorgte für
einen wechſelvolleren Spielverlauf. Reinheim ſpielt in der zweiten
Spielhälfte etwas zerfahrener und hatte Glück, einen Punkt mit
nach Hauſe zu bringen.
Auch in Groß=Umſtadt beeinträchtigt der glatte Boden
das von beiden Mannſchaften gewohnt flotte Spiel. Im
Feld=
ſpiel zeigt ſich die Platzelf während der erſten Halbzeit leicht
über=
legen. Nach Seitenwechſel wird Groß=Bieberau beſſer, kommt zum
Ausgleich und in der letzten Minute noch zum Siegestreffer. —
In Böllſtein hat Michelſtadt, das mit nur 9 Mann
er=
ſchien, natürlich einen ſchweren Stand. Hier hat der Schiri noch
nicht berichtet. — In Richen halten ſich beide Mannſchaften bis
zur Pauſe die Waage. Nachher hat die Platzelf mehr vom Spiel,
geht in Führung und behält ſie bis zum Schlußpfiff. —
Gun=
dernhauſen zeigte auf eigenem Platz die reifere Spielweiſe
und ſiegt verdient. Auf beiden Seiten macht der glatte
Boden des vereiſten Spielfeldes manche ſichere Sache zunichte
Aus allen Spielen wird von anſtändiger Spielweiſe berichtet,
nur beim Spiel Semd—Fränkiſch=Crumbach ſoll ſehr hart um
Punkte gekämpft worden ſein. Hier lagen die Gäſte bis zum
Sei=
tenwechſel bei leichter Ueberlegenheit mit 2:0 in Führung. Nach
der Pauſe wird man unter ſich uneiniger, die mitgebrachten
Schlachtenbummler hätten ſich beſſer ruhiger verhalten. Semd geht
jetzt mehr aus ſich heraus und wirft noch 5 Tore.
Am kommenden Sonntag ſpielen (Beginn 2,30 Uhr):
Mo=
mart — König, Lengfeld — Groß=Umſtadt. Reinheim — Nieder=
Klingen. Michelſtadt — Mümling=Grumbach, Heubach —
Schaaf=
heim. Altheim — Richen, Spachbrücken — Reichelsheim.
Gun=
dernhauſen — Semd, Reinheim 2. — Reichelsheim 2. (1.15 Uhr),
Fränkiſch=Crumbach — Groß=Bieberau 2.
Schießſpork.
Schützengeſellſchaft „Weidmannsheil” Darmſtadt.
Die Schützengeſellſchaft Weidmannsheil hatte wie alljährlich
ihr Jahresſchluß=Schießen mit einem Weihnachtsſchießen
verbun=
den. Beteiligt haben ſich 22 Schützen, deren Leiſtungen ſehr gut
waren. Sieger wurde Jungſchütze Erich Dimunſch mit 513 Ringen
vor Hans Kappel 504 R., Karl Henkelmann 502 R. J. Hafner
498 R., H. Wetzſtein ſen. 485 R. Als Preiſe wurden Lebensmittel
ausgegeben, die ſehr großen Anklang bei den Schützen fanden.
Schützenkönig wurde Karl Henkelmann mit 637 R., er erhielt
gleichzeitig den Wanderpokal mit 632 R. Den Pokal für Alt=
Schützen über 60 Jahre errang K. Wagner mit 296 R. Die
Schützengeſellſchaft Weidmannsheil kann auf einen guten Abſchluß
des Jahres 1933 zurückblicken und wird 1934 nicht aufhören, den
kameradſchaftlichen Geiſt und den Schießſport zu pflegen.
Um den „Goldpokal von St. Moritz” wurde am Dienstag das
Internationale Eishockeyturnier mit vier Spielen eröffnet. Der
deutſche Meiſter, Berliner Schlittſchuhclub ſchlug im erſten Spiele
den Wiener Eislaufverein überlegen 3:0 (0:0, 2:0, 1:0). Die
üb=
rigen Ergebniſſe: Queens=Club London — Rapid Paris 2:1,
H.C. Mailand — E.H.C. St. Moritz 3:2; L.T. C. Prag —
Buda=
peſter E.V. 6:3.
Ungarn nimmt den Länderkampf ernſt.
Wie ernſt der Ungariſche Fußball=Verband den am
kommen=
den Sonntag im Frankfurter Stadion ſtattfindenden Länderkampf
gegen Deutſchland nimmt, geht daraus hervor, daß er die am
Sonntag nach dem Gaſtſpiel des FTC. Budapeſt in Stuttgart
durch den Verbandskapitän Fabian aufgeſtellte Mannſchaft nicht
ohne weiteres akzeptiert hat. Obwohl dieſe Mannſchaft ſehr
ſpiel=
ſtark aufgeſtellt war, hat ſie doch nicht den vollſtändigen Beifall
der ungariſchen Fußballgewaltigen gefunden.
In Budapeſt fanden am Montag im Verbandsvorſtand
ein=
gehende Beratungen ſtatt, deren Ergebnis war, daß man ſich
ent=
ſchloß, eine Expedition von 15 Spielern nach Frankfurt zu
ent=
ſenden und die Mannſchaft ſelbſt erſt an Ort und Stelle in
Frankfurt aufzuſtellen. Feſt ſteht jetzt, daß der Mittelläufer
Sa=
roſi vom FTC. nicht ſpielen wird, aus dieſem Grunde wurde für
die Reiſe nach Frankfurt die geſamte Läuferreihe von Ujpeſt
be=
rückſichtigt. Polgar vom FTC. kommt als Verteidiger oder
Sturmführer in Frage.
Die fünfzehn Vertreter Ungarns, aus denen in Frankfurt die
endgültige Elf ausgewählt wird, ſind:
Tor: Hada (Ferenczvaros) oder Denes (3. Bezirk);
Ver=
teidiger: Polgar (Ferencvaros), Biro (3. Bez.), Toerös (
Phö=
bus) oder Sternberg (Ujpeſt); Läufer: Seres, Szücs. Szallay
(alle Ujpeſt), oder Strigau (Phöbus); Sturm; Fenypeſi (3.
Bezirk), Vinze, Teleki (beide Bocſkai), Toldi (Ferenczvaros),
Titkas (Hungaria) und evtl. Polgar (Ferenczvaros),
Rot=Weiß, VfR. Darmſtadt.
Für kommenden Sonntag hat der Vorſtand die Spiele der
Re=
ſerven und erſten Mannſchaft abſetzen laſſen, um den Spielern
Gelegenheit zu geben, das Länderſpiel gegen Ungarn in Frankfurt
zu beſuchen. Die 1. Schülermannſchaft ſpielt an dieſem Tage in
Frankfurt vormittags gegen Merkur und benutzt zur Fahrt ein
Auto, das anſchließend zum Länderſpiel fährt. Mitglieder, Freunde
und Gönner unſeres Vereins können ſich an dieſer billigen Fahrt
beteiligen. Eintragungen Zigarrenhaus Löffler (
Blumenthal=
ſtraße) bis ſpäteſtens Freitag.
V.f. R. Beerfelden—SV. 1920 Höchſt 2:3 (2:2).
Bei herrlichem Winterwetter fand auf den ſchneebedeckten
Höhen Beerfeldens das Spiel ſtatt. Der Kampf war wechſelvoll
und lebhaft mit kritiſchen Situationen vor beiden Toren. Bei
einem Gedränge vor dem Höchſter Tor prallte der Ball an einem
Gäſteſpieler ab und B. kam zu einem billigen Führungstor.
Poſt=
wendend gleicht Fleckenſtein durch ſchönen Flankenſchuß aus. Kurz
darauf erzielt B. den 2. Treffer gegen den ſtark durch die Sonne
geblendeten H. Tormann. Nicht lange ließ der Ausgleich auf ſich
warten. Mittelſtürmer Hallſtein zog einen Ball ſchön über den
Kopf eines Gegners ins Tor. 15 Minuten nach der Halbzeit ſtellte
Thierolf das Ergebnis auf 2:3 für Höchſt. Die Gäſte verpaßten
einige Torgelegenheiten, und dann läßt der Kampf merklich nach.
Kurz vor Schluß gab es noch einen Elfmeter für B., den Rudolf
unter lebhaftem Beifall meiſterte. In der Höchſter Elf tat jeder
ſeine Pflicht; hervorzuheben ſei die unermüdliche Leiſtung von
Gut. Bei Beerfelden war der Tormann gut, der außerdem durch
ſein anſtändiges Benehmen auffiel.
Von 8 Spielen hat nun Höchſt 10 gewonnen und 2
unentſchie=
den gehalten mit einem Torverhältnis von 21:6. — 2.
Mann=
ſchaften. Bei dieſem Spiel trat Höchſt nur mit 9 Mann an,
die es fertig brachten, zu ſiegen (Grobe 2 und Jung 1 Tor).
SC. 1928 Ober=Ramſtadt—Union Wixhauſen 1:1 (1:0).
Trotz des vereiſten Platzes lieferten ſich beide Mannſchaften
einen äußerſt ſpannenden Kampf, der durch einen Herrn aus
Rüſ=
ſelsheim ſehr gut geleitet wurde. Nach etwa 20 Minuten erzielte
der Halblinke der Gaſtgeber durch Prachtſchuß das Führungstor,
dem die Gäſte nach der Pauſe durch Strafſtoß den Ausgleich
ent=
gegenſetzten. Beide Mannſchaften waren ſich etwa gleichwertig.
Ober=Ramſtadt arbeitete aber die beſſeren Torgelegenheiten
her=
aus und hätte deshalb einen knappen Sieg verdient gehabt. Der
vorzügliche Gäſtetorwart rettete ſeiner Mannſchaft den einen
Punkt. Die Gäſte hatten eine gut eingeſpielte Elf zur Stelle, die
den beſten Eindruck hinterließ. Beim Gaſtgeber lieferte die
ge=
ſamte Elf ein recht gutes Spiel; nur ſollten ſich einige Spieler das
zu lange Ballhalten abgewöhnen.
Tiſchkennis.
SV. 98 — TTC. Frankfurt.
Heute Mittwoch abend 8.30 Uhr findet im Rummelbräu das
erſte Spiel um die Kreismeiſterſchaft zwiſchen den 1 Mannſchaften
des SV. 98 und des TTC. Frankfurt ſtatt. Die Frankfurter
Mannſchaft konnte ihre ſeitherigen Spiele ohne Punktverluſt für
ſich entſcheiden. Man kann darauf geſpannt ſein, wie ſich die
Mannſchaft des SV. 98, die mit denſelben Spielern wie in der
vergangenen Saiſon antritt, gegen dieſe jungen Kräfte durchſetzen
wird. Eintritt frei. Das Training beginnt bereits um 7.30 Uhr,
Kotatent A Taiel werr
Land ohne Märchen.
(l) Moskau. Eine Sowjetzeitung hat ausgerechnet, wieviel
ſtaatliche Inſtitute und Fabriken mit der Herſtellung von
ſinn=
vollem oder auch nur gewöhnlichem Kinderſpielzeug beſchäftigt
ſind. Nicht zu ſagen: etwa anderthalb Dutzend. Klangvolle
Na=
men. Häuſer voll Akten. Wälder von Plänen. Aber Spielzeug
wird nicht fabriziert. Spielzeug heißt Defizitware, es wird nicht
hergeſtellt oder nur in geringen Mengen. Selbſt Maxim Gorki,
der Alles=Begutachtende, hat dreingewettert, ja, ſogar die Witwe
Lenins iſt hervorgetreten. Und nun iſt die Regierung ſelbſt ins
Zeug gefahren, will ſagen ins Spielzeug. Sie hat herausgefunden,
daß Kinder gern ſpielen, daß ſie damit ſogar beſtimmte
Vorſtel=
lungen verbinden. Nur kommt man ihnen mit Spielzeug nicht
entgegen. Es wird geplant und geplant. Und iſt mal ein Plan
von den anderthalb Dutzend Inſtanzen beſtätigt, haben die
Fa=
briken kein Material. Kinderſpielzeug?, fragen verächtlich und
kalt die ſtaatlichen Lieferanten von Holz= Preßpappe, Blei oder
Zink. Und ſo geht es immerzu. Ein Land nicht nur ohne
Spiel=
zeug, ein Land auch ohne Märchen. Alte Märchen dürfen nicht
verbreitet werden, weil ſie doch „nur” Märchen ſind, und neue
ſind noch nicht geſchrieben.
Ein merkwürdiger Tiger.
(*) Amſterdam. Zwei Damen aus Perlak auf Sumatra
haben kürzlich, wie das niederländiſche Kolonialblatt „Deli
Cou=
rant” meldet, auf dem Wege nach Medang in der Nähe von
Sta=
bat ein ſehr eigenartiges Abenteuer erlebt, über das nicht nur
alle Leſer, ſondern auch die Zoologen den Kopf ſchütteln werden.
Die beiden Damen hatten die Abſicht, eine Freundin, die
Frau eines Plantagenbeſitzers, zu beſuchen und waren ohne
männ=
liche Begleitung im Auto losgefahren. Mitten im Urwald auf
der Straße hatte ſie eine Panne und ſtiegen beide aus, um nach
der Urſache zu ſuchen und die Panne zu beheben. Plötzlich, als
beide unter der Kühlerhaube knieten, kniff die eine die andere in
den Arm und wies mit ſchreckerfüllten Augen auf den Weg. Dort
kauerte, keine zwanzig Meter von ihnen entfernt, ein prächtiger
Tiger und ſah intereſſant dem Treiben der beiden Frauen zu.
Mit einem Satze waren die erſchrockenen Frauen im Inneren
des glücklicherweiſe verſchloſſenen Wagens, ſchloſſen die Türen ab
und harrten mit Entſetzen der Dinge, die da kommen ſollten, —
denn beide woren nicht bewaffnet. Und ſiehe: auf lautloſen
Pfo=
ten kam nunmehr der rieſige Tiger an den Wagen heran,
beſchnup=
perte ihn, man möchte faſt ſagen: ſachperſtändig von allen Seiten,
wobei er nicht die geringſte Notiz von den zitternden und
beben=
den Inſaſſinnen nahm, beſah ſich auch unter der aufgeſchlagenen
Kühlerbaube den Motor, und verſchwand dann mit einem
mäch=
tigen Sprunge, — im Maule ein Kiſſen, das die eine Dame
wegen des ſteinigen Straßengrundes beim Niederkauern draußen
unter das Knie geſchoben hatte.
Wirtſchaftskriſe auch in Robinſons Reich.
(—) London. Die Wirtſchaftskriſe greift allmählich auch
auf die entlegenſten Gebiete über, die bisher kaum in ihrer
be=
ſchaulichen Ruhe geſtört wurden. Wer kennt nicht die durch
Defoe bekannte Inſel im Stillen Ozean, auf der Robinſon Cruſoe
ſeine Abenteuer erlebte? Die wenigſten haben ſich aber vielleicht
klar gemacht, daß dieſes ſagenhafte Eiland, dieſe Märcheninſel
unſerer Jugend, wirklich exiſtiert. Tatſächlich leben dort 67
Ein=
wohner, gewiſſermaßen im Paradies, denn die Ruhe in Juan
Fernandez wird nur einmal im Jahre geſtört, und zwar zu
Neu=
jahr, wenn das Touriſtenſchiff Beſucher aus England und dem
nahen Chile bringen. Dieſe „Störung” iſt den Einwohnern
indeſſen durchaus erwünſcht, denn ſie bringt Verkehr und
natür=
lich auch Geld. Die Beſucher beſichtigen alle Sehenswürdigkeiten.
die ſie aus den Büchern Defoes in der Erinnerung haben, ſie
kriechen in Robinſons Höhle und kaufen zum Schluß noch dies
oder jenes zur Erinnerung. Die beſten Geſchäfte aber machte
bisher die Poſt, denn die von Markenſammlern vielbegehrten
Poſtzeichen werden ſtets ſo reichlich gekauft, daß der Ertrag die
Verwaltungsſpeſen für ein ganzes Jahr deckt. — Glückliches
Ei=
land!” wäre man verſucht, auszurufen, doch in dieſem Jahre hat
die Wirtſchaftskriſe auch hier ihren Einzug gehalten. Es iſt
nämlich kein Neujahrsſchiff auf Robinſons Inſel eingetroffen!
Die Welt iſt zu arm geworden, um ihre Träume und Märchen
ſich etwas koſten laſſen zu können.
Das iſt der Fluch der böſen Tak!
(k) Waſhington. Es iſt heute nicht mehr abzuſchätzen
auf wieviele Jahre jemand früher ins Gefängnis gekommen wäre
in den USA., wenn er die verwegene Idee gehabt hätte, die „
In=
ternationale” zu ſingen oder eine rote Fahne aufzuziehen. Nun
iſt auf einmal alles ganz und gar anders. Auf jedem der 496
da=
für in Frage kommenden Ueberſeedampfern muß eine ſchöne rote
und abſolut kommuniſtiſche Fahne vorhanden ſein, ſeit die „
nor=
malen Beziehungen” zu Sowjetrußland wieder aufgenommen ſind.
Doch damit nicht genug: die Bordkapellen ſind angewieſen, die
„Internationale” recht fleißig zu üben, damit ſie in der Lage ſind.
nit dieſen einſt ſo verhaßten, aber vom neuen Freund ſo geliebten
Klängen das Herz der Sowjets zu erfreuen.
Die rote Flagge ſoll — nach den Anweiſungen — immer
dann gehißt werden, wenn ein Sowjetdampfer einen
amerikani=
ſchen Dampfer begrüßt. Und wenn es einer ruſſiſchen
Schiffs=
kapelle einfallen ſollte, die Klänge der Sternbannerhymne über
das Waſſer zu ſenden, dann muß ſich die amerikaniſche
Schiffs=
kapelle bequemen, die aufreizenden Klänge der „Internationale‟
zu intonieren.
Niemals hörte man ſo oft die „Internationale” in
Amerika, und gar auf Kriegs= und anderen ſtaatlichen Schiffen,
wie in dieſen Tagen. Die Poliziſten auf der Straße und auf den
Hafenbooten horchen mit geſträubten Haaren auf, wenn ihnen
mehr oder weniger richtig die Klänge des Liedes vom roten
Ruß=
land ans Ohr dringen. Doch dann beſinnen ſie ſich auf die
Re=
gierungsanweiſung. . .
Rundſunk=Brogramme.
Frankfurt: Mittwoch, 10. Januar
10.10: Schulfunk: Deutſche Balladen.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
16.00: Köln: Nachmittagskonzert. Operette — Tonfilm. Mitw.?
Das Funkorcheſter, die Funktanzkapelle und Soliſten.
18.00: Köln: Deutſch für Deutſche. Dr. E. Kurt Fiſcher: Süd=
und weſtdeutſche Familiennamen.
18.20: Köln: Raſſe iſt entſcheidend.
18.35: Aus Zeit und Leben.
19.00: Stunde der Nation; Arbeit als deutſches Schickſal. Ein
funkiſcher Film aus geſtern und heute. Von Horſt Sleſina.
20.10: München: Oeſterreichiſches Konzert des NS.=Reichs=
Sym=
phonieorcheſters, Ltg.: Franz Adam.
22.45: Köln: Unterhaltungsmuſik.
23.00: Köln: Eine Anton=Dvorak=Stunde. Das Funkſtreichquartett,
24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 10. Januar
9.00: Berlin: Schulfunk: Eine Streiffahrt durch Berliner Muſeen.
9.40: Kindergymnaſtik. 10.10: Vormittagskonz. 11.00: Zeitfunk.
11.30: Praktiſche Ausführung von Djätverordnungen. Zwiegeſpräch.
14.45: Kinderſtunde: Wir haben uns Alt=Berlin angeſehen.
15.10: Gertrud Barre=Siegener: Deutſche Kinder in Südweſtafrika,
15.45: Tiergeſchichten. Aus: Reinecke Fuchs.
16.00: Köln: Nachmittagskonzert.
17.00: Heitere Plauderei über: Möchten Sie gern mit den Fingern
eſſen? — 17.15: Zeitfunk.
17.25: Studenten im Arbeitsdienſt.
17.40: Phantaſie für 2 Klaviere Es=Moll von Chr. Sinding zu
ſei=
nem 77. Geburtstag.
18.05: Was uns bewegt. — 18.30: Deutſch für Deutſche. Dr. J.
Günther: Krieg oder Friede mit den Fremdwörtern?
19.00: Stunde der Nation. Köln: Arbeit als deutſches Schickſal.
Ein funkiſcher Film aus geſtern und heute v. H. Sleſina.
D.00: Kernſpruch. — 20.10: München: Oeſterreichiſches Konzert.
Das N. S.=Reichs=Sinfonie=Orcheſter. Ltg.: Franz Adam.
Mitw.: Die Bürgerſängerzunft unter Dr. Hans Sachſſe.
22.30: Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
23.00: „Beflügelte‟, Tanzmuſik.
Wetterbericht.
Ausſichten für Mittwoch: Dunſtig und bewölkt mit Aufklaren.
Nachts Froſt und trocken.
Ausſichten für Donnerstag: Fortdauer der Wetterlage.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Fenilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann; für
den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für „Die
Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigen=
teil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtl. in Darmſtadt D.A. XII. 23362,
Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird. Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 9
Mittwoch, 10. Januar
Aufwärtsentwicklung der weſtdeutſchen Induſtrie.
Skeigender Auffragseingang. — Einſtellungen neuer Arbeitskräfte.—Inbekriebnahme ſtillgelegter Anlagen
und Fabrikwerke.
Erfreuliche Belebung.
Der Aufſtieg der deutſchen Wirtſchaft hat nun auch die
Ent=
wicklung im weſtlichen Induſtriegebiet maßgeblich und fühlbar
be=
einflußt. Ueberall iſt neues Leben ſpürbar. Der Eingang an
Auf=
trägen ſteigt und ſetzt ſich um in Einſtellungen neuer
Arbeits=
kräfte und die Inbetriebnahme ſtillgelegter Anlagen und
Fabrik=
werke.
So konnten beiſpielsweiſe die „Vereinigten Stahlwerke” als
das größte Montanwerk Europas durch die Beſſerung der
Wirt=
ſchaftslage bis zum 1. Dezember ſeit dem Tiefſtand des
Wirtſchafts=
lebens nicht weniger als 16 500 neue Arbeitskräfte einſtellen und
ihre Belegſchaft damit um 16 Prozent erhöhen.
Auf einer Anzahl ſtillgelegter Betriebe konnte die Arbeit
wiedev aufgenommen werden. Auch im Bergbau machte ſich eine
ſtarke Belebung bemerkbar. In Siegerland z. B. gab die ſtärkere
Verwendung von inländiſchen Erzen die Möglichkeit auf den
Gruben „Vereinigung Petersbach” und „Silberwieſe” ſowie auch
auf der Grube „Luiſe” die Förderung wieder aufzunehmen. Im
Steinkohlenbergbau kamen durch die Wiederinbetriebnahme
eini=
ger ſeit faſt zwei Jahren ſtillgelegter Schachtanlagen viele
Berg=
leute in Arbeit und Brot. Auf dem Gebiete der
Gasfernverſor=
gung ſind im Zuſammenhang mit der Ruhrgas A.=G. größere
Ar=
beiten in Angriff genommen worden, die auch für die Zukunft die
Einſtellung noch weiterer Arbeitskräfte erwarten laſſen.
Ins=
geſamt ſichern dieſe Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen mehreren
tau=
ſend Arbeitern für längere Zeit Beſchäftigung.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Gute Ausſichten für das Frühjahrsgeſchäft in Pirmaſens.
Das Weihnachtsgeſchäft brachte der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie
einen zufriedenſtellenden Abſchluß des Jahres 1933. Ein großer
Teil der Schlußaufträge vor dem Feſt konnte nicht mehr oder
wenigſtens nicht rechtzeitig ausgeführt werden. Auf Grund
opti=
miſtiſcher Berichte der Schuhvertreter aus dem Reich iſt
anzuneh=
men, daß das Frühjahrsgeſchäft eine weitere ſtarke Belebung
bringen wird. Ein Teil der Schuhhändler konnte im
Weihnachts=
geſchäft die Lager reſtlos räumen, auch die geringe Zahl der
Rück=
ſendungen iſt ein gutes Zeichen. Die Nebenbetriebe der
Schuh=
induſtrie (Leiſten=, Kartonnagen= und Schuhmaſchineninduſtrie)
haben ebenfalls einen neuen Aufſchwung erfahren. Die
Schuh=
induſtrie im Landbezirk belebte ſich allerdings, nicht im ſelben
Maße wie in der Stadt Pirmaſens. Dieſe Tatſache iſt aber auf die
ſchon vorher gebeſſerte Beſchäftigung in jenen Bezirken
zurückzu=
führen.
Deutſche Gold= und Silberſcheideanſtalt vorm. Roeßler,
Frank=
furt a. M. Die GV. genehmigte den Abſchluß für 1932/33 mit
wieder 4 Prozent Dividende. Aus dem AR. iſt außer Georg
Schwarz auch Dr. Max von der Porten ausgeſchieden.
Neu=
gewählt wurde Rudolf Euler von der Metallgeſellſchaft
Frank=
furt a. M. Die Verwaltung erklärte auf Aktionärsanfrage, daß
das letzte Geſchäftsjahr recht gut war, auch das laufende ſei noch
gut. Trotzdem müſſe man den Geſchäftsbericht etwas
zurückhal=
tend abfaſſen, denn die Scheideanſtalt hänge ſtark vom Export
ab, und hier lägen größere Schwierigkeiten vor. Das Ausland
habe in größerem Umfange eigene Induſtrien errichtet, eine
Ge=
fahr, die in Deutſchland noch nicht genug erkannt werde. Das
laufende Jahr bringe wahrſcheinlich ein etwas ſchlechteres, aber
immerhin noch gutes Ergebnis.
Ausweis der Schweizeriſchen Nationalbank. Nach dem
Aus=
weis der Schweizeriſchen Nationalbank vom 6. 1. 1934 beträgt der
Goldbeſtand unverändert 1998 Mill. Schweizer Franken. Ebenſo
halten ſich die Golddeviſen mit 17,5 Mill. auf der Höhe von Ende
Dezember 1933. Bei den Wechſeln finden wir eine Abnahme um
1,9 Mill. auf 33,8 Mill. Die Schatzanweiſungen der
Bundesbah=
nen, die im letzten Ausweis noch mit 15 Mill. figurierten, ſind
wieder vollſtändig aus dem Portefeuille der Notenbank
verſchwun=
den. Die Wechſel der Darlehenskaſſe, werden unverändert mit
58,3 Mill. ausgewieſen, während bei den Lombardvorſchüſſen eine
Abnahme um 7 Mill. auf 87,7 Mill. eingetreten iſt. Obwohl der
Notenumlauf der letzten Dezemberwoche ſich verhältnismäßig nur
gering ausdehnte, hat in der erſten Januarwoche der
Notenrück=
fluß mit 73 Mill. ungefähr das gleiche Ausmaß wie in den beiden
Vorjahren angenommen. Der Notenumlauf ging auf 1436 Mill
zurück. Die täglich fälligen Verbindlichkeiten nahmen um 42 auf
726 Mill. zu. Notenumlauf und täglich fällige Verbindlichkeiten
waren mit 93,22 Prozent durch Gold und Golddeviſen gedeckt.
1933 war ein ſchlechtes Honigjahr. Nach den Erhebungen der
zuſtändigen Stellen war im Jahre 1933 die Zahl der
Volltracht=
tage, das Trachtwetter und die Bienenweide nicht ausreichend, um
eine gute Honigernte zu erzielen. Man muß demzufolge von einer
Honigmißernte ſprechen, wenn auch die Ernte in Süddeutſchland
— außer Württemberg — etwas beſſer war als im Norden. Die
Ernte 1933 liegt um etwa 3 Mill. Kilogramm unter dem an ſich
ſchon niedrigen Ergebnis von 1932. Pro Bienenvolk wurden rund 7,8
Kilogramm Honig im Durchſchnitt gewonnen. Trotz der ſchlechten
Ernte kann der Bedarf bis auf weiteres noch aus einigen
Ueber=
ſchußgebieten gedeckt werden. Im übrigen haben die Lieferſtellen
meiſt für die Befriedigung des laufenden Abſatzes Vorſorge
ge=
troffen.
Produfkenmärkke.
Berliner Großmarkt für Getreide und Futtermittel vom 9.
Januar. Bei ausreichendem Angebot Geſchäft erneut ruhig. In
der Provinz ſind Verwertungsmöglichkeiten für Brotgetreide auf
Baſis der Feſtpreiſe vereinzelt weniger ſchwierig. Von den
fracht=
günſtig gelegenen Stationen werden verſchiedentlich etwas beſſere
Umſätze erzielt. An der Küſte blieb der Abſatz unbefriedigend.
Mehlgeſchäft beſchränkt ſich auf Lokoware. Die Angebots= und
Preisverhältniſſe für Hafer ſind wenig verändert. Gerſte liegt
unverändert ruhig.
Piehmärkte.
Rinder=Nutzviehmarkt in Gießen vom 9 Januar. Der heutige
Rinder=Nutzviehmarkt in Gießen war mit 557 Stück Großvieh, 121
„Freſſern und 134 Kälbern zum Verkauf beſchickt. Das
Handels=
sgeſchäft verlief ſchleppend. Es koſteten Milchkühe oder hochtragende
Kühe 1. Qualität 280—400 RM., 2. Qualität 180—220 RM.
3. Qualität 100—150 RM. Schlachtkühe 1. Qualität 100—230 RM.,
2. Qualität 40—100 RM., ½—½jährige Rinder 50—100 RM.,
*2—2jährige Rinder 70—150 RM., tragende Rinder 170—300
RM., Kälber 18—25 Pfg. je Pfund Lebendewicht.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 9. Januar. Aufgetrieben
wären 33 Ochſen, 9 Bullen, 527 Kühe oder Färſen, 332 Kälber
und 764 Schweine. Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht in
RM.: Ochſen a1) 26—31, b) 21—25; Bullen c) 23—26; Kühe
a) 23—28, b) 18—22, c) 15—16; Färſen a) 23—34; Kälber a) 34
bis 38, b) 25—31, c) 18—24; Schafe nicht notiert; Schweine
b) 50—52, C) 48—52 d) 47—51. Marktverlauf: Rinder ruhig,
Tangſam geräumt; Kälber ſchleppend. ausverkauft; Schweine mäßig
belebt, Ueberſtand.
Frankfurter Pferdemarkt vom 9. Januar. Der erſte
dies=
rährige Pferdemarkt hatte einen mittleren Auftrieb von nur etwa
250 Pferden. Der Handel ſetzte zunächſt zögernd ein, im Laufe des
Vormittags entwickelte er ſich jedoch zufriedenſtellend. Gegen
MMittag dürfte etwa die Hälfte der Tiere ihren Beſitzer gewechſelt
haben. Die Preiſe zogen an und bewegten ſich zwiſchen 600 bis
T50 RM. für leichtere Zugpferde und 900—1050 RM. für ſchwerere
Tiere und Pferde norddeutſchen Schlages. Schlachttiere waren im
Verhältnis zur Nachfrage wenig angetrieben. Der nächſte
Pferde=
markt findet am 5, Februar 1934 ſtatt.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Berliner Börſe bewahrte geſtern trotz des ſtark
ge=
ſchrumpften Geſchäftes eine bemerkenswerte Widerſtandsfähigkeit.
Aktien waren nur vereinzelt etwas niedriger, wobei man wieder
Sperrmarkoperationen beobachten wollte. Farben bei Aufnahmen
der Hausbank des Konzerns ½ Prozent höher. Reichsbank
ver=
loren 1½. Recht feſt lag eine Reihe von Spezialitäten. Südd.
Zucker gewannen weitere 3¾, Bank elektriſcher Werte waren 1½,
Berger 2½ und Akkumulatoren 1½ höher. Verkehrswerte lagen
feſter, nur Lloyd minus ½. Am Montanmarkt waren
überwie=
gend Abſchwächungen bis zu ½ Prozent feſtzuſtellen. Rheinſtahl
verloren 1 Prozent. Recht feſt lagen Braunkohlenwerte. Rhein=
Braun plus 2½, nur Ilſe minus 2. Am Elektroaktienmarkt war
die Tendenz uneinheitlich. Lieferungen gewannen 1¾, RWE.
er=
reichten bei 100 Mille Umſatz mit einer Steigerung von 1½
Pro=
zent den Parikurs. Bekula verloren 1½. Textilwerte waren
ein=
heitlich auf die günſtigen Marktberichte aus der Textilinduſtrie
½ bis 1 Prozent befeſtigt. Weiteres Intereſſe beſtand für Draht=
und Kabelwerte. Tagesgeld war weiter entſpannt. Der Satz
ſtellte ſich auf 4¼, 4½ und ganz vereinzelt 4 Prozent. Am
Valu=
tenmarkt war der Dollar mit 2,69,7 und das Pfund mit 13,73 zu
hören. London=Kabel ſtellt ſich auf 5,09½. Im Verlaufe
bröckel=
ten die Kurſe leicht ab. Die vortäglichen Notierungen wurden
vereinzelt bis 1 Prozent unterſchritten. Feſter lagen Erdöl.
Ober=
koks, RWE. waren insgeſamt 1½ Prozent höher. Reichsbank
waren 23 niedriger. Am Rentenmarkt lagen Neubeſitz weiter
lebhaft und erneut 10 Pfg. höher. Länderanleihen waren
teil=
weiſe gehalten, teilweiſe etwas leichter, dagegen 29er
Mecklenbur=
ger 97 nach 95½. Die Young=Anleihe gab um ½ Prozent nach.
Am Markt der Hypothekenpfandbriefe waren keine nennenswerten
Veränderungen zu bemerken, Kommunal=Obligationen lagen
freundlicher.
„Wenn ſich auch das Tempo der Anlagekäufe ſeit den erſten
Tagen des Januar etwas verlangſamt hat, ſo kommt
überraſchen=
derweiſe doch immer und immer wieder ziemlich beachtliches neues
Anlagebedürfnis für feſtverzinsliche Werte an der
Frankfur=
ter Börſe zum Vorſchein. Die Kurſe von hochſtehenden Renten
werden verſchiedentlich getauſcht in niedriger ſtehende Papiere.
Durch ſolche Tauſchoperationen ſetzten ſpäte
Reichsſchuldbuchforde=
rungen um 58 Prozent, Neubeſitzanleihe um 15 Pfg. niedriger ein,
während Altbeſitz gut behauptet war. Außerordentlich lebhaft und
feſt waren dagegen Reichsmark=Obligationen und einige Dollar=
Bonds, die 1 bis 2 Prozent anzogen, darüber hinaus gewannen
6 Prozent Preußen (57) 3 Prozent. Man hörte Rhein=Elbe=Union
mit 86, Bewag mit 85½ und Rentenbank=Kreditanſtalt mit 86
Prozent. Auslandsrenten geſchäftslos. Für Pfandbriefe beſtand
immer noch Nachfrage, doch blieben die Kurſe zumeiſt wohl
unver=
ändert. Aktien lagen uneinheitlich und überwiegend
vernach=
läſſigt. Farbeninduſtrie bewegten ſich zwiſchen 127½ (127½) bis
127½. Deutſche Erdöl ½ Prozent. Scheideanſtalt trotz der
vorſich=
tigen Aeußerung in der geſtrigen Generalverſammlung ½ Prozent
höher. Sehr feſt waren Südd. Zucker mit 2½ Prozent Steigerung.
Am Elektromarkt waren AEG. mit einer Erhöhung um 1 Prozent
ſehr beachtet, daneben Siemens 1 Prozent höher, aber Bekula 1
Prozent, Schuckert ½ Prozent und Gesfürel ¼ Prozent leichter.
Am Montanmarkt war das Bild uneinheitlich, auch waren die
Umſätze weniger groß. Rheinbraun lagen 1½ Prozent,
Laura=
hütte ¼ Prozent, Ilſe Genuß 1 Prozent. Mansfeld /8 Prozent
Buderus ½ Prozent höher, während Mannesmann 1 Prozent,
Klöckner ½ Prozent, Ilſe Stamm nach Pauſe 1½ Prozent und
Gel=
ſenkirchen ½ Prozent verloren. Schiffahrtswerte bröckelten ab, ſo
Hapag um ½ Prozent und Nordd. Lloyd um 3 Prozent. Auch
Kunſtſeidewerte etwas leichter, Aku minus ¼ Prozent.
Die Abendbörſe nahm einen recht ruhigen Verlauf, doch war
die Stimmung nicht unfreundlich. Infolge des nur kleinen
Ein=
gangs von Kundenaufgaben zeigte auch die Kuliſſe keine
nennens=
werte Aktivität. Etwas größer war die Nachfrage nach deutſchen
Anleihen, von denen Neubeſitz ihren hohen Mittagsſchluß um
wei=
tere 5 Pfg. verbeſſerten, auch Altbeſitz lagen geringfügig höher
Dagegen waren ſpäte Reichsſchludbuchforderungen vernachläſſigt
und mit 94½ Prozent nur knapp behauptet. Reichsmark=
Obliga=
tionen und Dollar=Bonds ruhiger bei behaupteten Kurſen. Von
Aktien ſetzten JG. Farben zunächſt unverändert ein, waren aber
ſpäter bei kleinſtem Umſatz um ¼ Prozent freundlicher. Im
übri=
gen blieben die Berliner Schlußkurſe behauptet. Elektriſche
Liefe=
rungen kamen im Verlaufe um 1½ Prozent feſter zur Notiz. Der
weitere Verlauf blieb ruhig. Farbeninduſtrie bröckelten ¼
Pro=
zent ab, auch deutſche Anleihen konnten ihre Anfangsgewinne nicht
behaupten, Altbeſitz lagen ſogar ½ Prozent niedriger. Pfandbriefe
blieben auf Mittagsbaſis unverändert.
Der Ausweis der Reichsbank.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 6. 1. hat ſich in den
verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalanlage der Bank in
Wechſeln und Schecks. Lombards und Wertpapieren um 364,3
Mil=
lionen auf 3625,8 Mill. RM. verringert. Im einzelnen haben die
Beſtände an Handelswechſeln und =ſchecks um 210.4 Mill. auf 2966,7
Mill. RM. die Lombardbeſtände um 120,6 Mill. auf 62.,7 Mill.
RM. und die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um 43,4 Mill. auf
5.3 Mill. RM. abgenommen, dagegen die Beſtände an
deckungs=
fähigen Wertpapieren um 10,0 Mill. auf 269,4 Mill. RM.
zuge=
nommen. Die Beſtände an ſonſtigen Wertpapieren liegen mit.
321,7 Mill. RM. unverändert.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
198,9 Mill. RM. in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen und
zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 178,9 Mill. auf
3466.1 Mill. RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um 20,0 Mill.
auf 371,6 Mill. RM. verringert
Der Umlauf an Scheidemünzen nahm um 61,2 Mill. auf
1446.1 Mill. RM. ab. Die Beſtände der Reichsbank an
Renten=
bankſcheinen haben ſich auf 37,3 Mill. RM., diejenigen an
Scheide=
münzen unter Berückſichtigung von 4,1 Mill. neu ausgeprägter und
0.2 Mill. RM. wieder eingezogener auf 237,0 Mill. RM. erhöht.
Die fremden Gelder zeigen mit 495,7 Mill. RM. eine Abnahme um
144,2 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 4.0 Mill. auf 399,6 Mill. RM. erhöht. Im einzelnen haben die
Goldbeſtände um 3,0 Mill. auf 389 2 Mill. RM. und die Beſtände
an deckungsfähigen Deviſen um 1,0 Mill. auf 10,4 Mill. RM.
zu=
genommen.
Die Deckung der Noten betrug am 6. Januar 11,5 Prozent
gegen 10,9 Prozent am Ultimo Dezember vorigen Jahres.
Erhöhung des engliſchen Whiſky=Konkingenks in USA.
Die engliſch=amerikaniſchen Verhandlungen über eine
Er=
höhung des engliſchen Kontingents an Whisky gegen engliſche
Zu=
geſtändniſſe haben zu einem vollen Erfolg geführt. Das engliſche
Kontingent für die Whiskyeinfuhr nach den Vereinigten Staaten,
das für die erſten 4 Monate nach Aufhebung der Prohibition rund
600 000 Gallonen betrug und bereits im erſten Monat erſchöpft
war, iſt verdoppelt worden. Gleichzeitig hat England den
ameri=
kaniſchen Anteil an der Einfuhr von Schinken und Speck von 6 auf
7,6 Prozent erhöht, was ſchätzungsweiſe einen Unterſchied von
200 000 Pfund ausmacht.
Nach der Beilegung der Schwierigkeiten mit den Vereinigten
Staaten beabſichtigt die engliſche Regierung, wie die Blätter
mel=
den, nunmehr auch die Bereinigung der engliſch=franzöſiſchen
Diffe=
renzen, die ſich aus der Kürzung der engliſchen Einfuhrkontingente
durch Frankreich ergeben haben, zu forcieren. Wie verlautet,
wird die engliſche Regierung gegen dieſe Kürzung offiziell in Paris
Einſpruch erheben. Falls Frankreich ſich nicht zur
Wiederher=
ſtellung der Kontingente verſteht dürften die
Handelsvertragsver=
handlungen zwiſchen den beiden Ländern auf erhebliche
Schwierig=
keiten ſtoßen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichlen.
Eine ganze Reihe heſſiſcher Sparkaſſen kann auf ein
hundert=
jähriges Beſtehen zurückblicken. So konnten kürzlich die Städtiſche
Sparkaſſe in Offenbach und die Bezirksſparkaſſe Mathildenſtift in
Friedberg ihr hundertjähriges Beſtehen feiern. Weitere
hundert=
jährige Sparkaſſen ſind die Bezirksſparkaſſen Nidda. Ortenberg,
Schotten und Laubach.
Die Reichsſtelle für Deviſenbewirtſchaftung hat angeordnet,
daß der Grundbetrag der allgemeinen Genehmigungen für die
Wareneinfuhr im Monat Februar 1934 nur bis zur Höhe von
50 Prozent in Anſpruch genommen werden darf.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 9. Januar 1934 für eine
Unze Feingold 126 sh 8½ d — 86.,80 RM., für ein Gramm
Fein=
gold 48,89 Pence — 2,79 RM. Für dieſen Preis wurden 830 000
Pfund Sterling Gold verkauft.
Berliner Kursbericht
vom 9. Januar 1934
Oeviſenmarkt
vom 9. Januar 1934
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordb. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Clektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Vaff
57.50
60.—
30.50
32.125
28.375
135.25
46.25
13.50
71.
153.75
114,75
Mee Vee
Elektr. Lieferung
F. 6. Farben
Gelſ. Bergwerie
Geſ.f.elektr.Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Korksw. Chem. Fab=
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppe.
92.—
126.50
59.—
89.875
90.75
69.—
71.—
113.50
59.25
89.—
62.
39.50
61.—
Kee
Rütgerswerke 53.75
Salzdetfurth Kali
Kaufho
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali 11
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werte
afe
151.—
15.75
38.—
114.75
55.—
17.—
90.50
18.50
78.—
73.875
91.—
Buenos=Aires
Kanada
Japan.
Kairo.
Iſtanbul
Sondon
New York
Rio de Janero
Uruguah
Amſterdam
Athen
Brüſſel
Budapeſt
Danzig
Helumgfors
Währung
1 Pap. Peio
1canab. Doll.
19en.
Tägypt. 4 1
1 türk. *
12.Stg.
1 Dollar
Milreis
1 Goldpeſo
100 Gulden
00 Drachm.
100 Belgo
100 Pengö
100 Gulden
100 finn. Mr.
Gelt
0.640
2.582
0.877
14.985
1.978
13.885
2.893
0.226
1.399/1
188.731 1
2.396
91.49
6.0441
Ri
o.S46
2688
9.8i9
14.,09s
1.e62/
13.715
2.6981
0.228
.401 12
169.07
2.400
58.26 58.38
2u. 65
6.05o
Italien
Jugoſlalvien
Kopenhagen
Liſſabon
Oslo
Paris
Prag
Fsland
Rigg
Schwei
Sofia
Spanien
Stocholm
Tallinn Eſtl.
Wien
Währung
100 Lire
100 Dinar
00 Kronen
100 Escudos
100 Kronen 6
100 Francs
100 Tſch. Kr.
100 isl. Kr. 6
100 Lats
100 Franken
100 Leva
100 Peſetäs s
100 Kronen
100 eſtl. gr
100 Schilling
Geld)
22,o1
5.664
Si1.04
12.46
58.73
16.41
112.46
51.54
eo.02
S1.17
3.0a7
Brief
2.05
5.676
61. 18
12.48
68.85
8.45
12.48
62.06
80.18
81.33
3.053
34.57 24.63
ro.53 50.,57
75.37/
MM.20
75.53
47.30
Surmſtaster und Hariskatoant Sarifragt, Flldte ot Sresoher Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 9. Januar 1934.
Kenene
Gr. IIp. 1934
„ 1988
„ 1936
„ „ 1937
„ 1938
GruppeI
6%Dtſch. Reichsanl.
v.27
5½% ntern.nb.30
6%Baden ... v.27
6%Bahern .. v.27
68Heſſen. . b.29
6% Preuß. S v. 28
6% Sachſen . d.27
8SThüringen
Dtſch. Anl. Ausl
ungsſch. 4”/,Ab
öſungsanl. ..
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Deutſche Schutzge
bietsanleihe ...
6% Baden=Baden.
69Berlin ... b.24
68 Darmſtadt . . .
6% Dresden.. v. 26
62Frankfurt a. M.
Schätze v.29
v.26
6%
68Mainz.
6%Mannheim v.27
6%München . v.29
6%Wiesbaden v. 28
328Ge ſt Landesb!.
52 „ Goldoblig.
61 % Geſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liguib.=
102.25
100,
96‟..
93).,
92"
96.9
99.95
942).
94.75
96 2
95.5
R
106.5
V
93.25
94.5
19.1
9.325
88
82.5
83
59*
86.25
aI.s
89.55
86.75
93.75
89"
93
DWe
Hyp.=Bk. Liqu.=
Komm. Obl. ...
6% Preuß. Landes=
Pfb. Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
6%Landeskomm.
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl.R.11
R.12/
600
62Kaſſ. Landeskd.
Goldpfbr. .....
6%Naſſ. Landesbl.
5½%0 „ Ligu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
FAusl. Ser. I
FAusl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
60Ber., Hyp.=Bk.
5½% „ Lig=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bi..
5½%0 „ Lig. Pfbr.,
„ Goldoblig.
9 Frtſ. Pfbr.=Bl.
5 ½ % n Lig.=Pfbr.
ein.Hyp.=Bl.
533 „ Dig.Pfbr.
6%P lz. Hyp.=Bk.
1 5½%0 Lig. Pfbr.
6%Nhe n. Hhp. Bi.
5½%0 Lig.Pfbr
olboblig.
826
6% Südd Boden=
Cred.=Ba
5½%0 „ Lig. ibr
zWürtt. Hyp.:B
91.5
31
87
33.
93.25
93.45
111.25
Win
69Dt. Linol. Werke
163Mainkrw. v. 28
62Mitteld. St ihl.
6% Salzmann ECo.
62 Ver. Stahlwerke
62 Voigte Häffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L.E.B
L.Inbeſt.
BBulg. Tab. v. 62
4½% Oſt. Schätze.
4%Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Numän
4½%
140
42 Türk. Admin.
149,
1.Bagbad
470
Zollanl. .
4½%üngarn 1913
1914/
4½%
Goldr.
1910
48
4½Budp.Stadtanl.
42Liſſabon
42Stockholm
Aktien.
Alg. Kunſtzlide Unte
A. E. G. ........
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtof!
Bemberg. J. B.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen..
Eement Heidelberg
Karlſtadt
15. 6. Chemie, Baſellt
77a5
95.5
92.25
82.75
72
114.8
11:
110.
6.25
12.25
18.5
4
3.35
3.3
5.75
4.85
41.5
33
80
42
28.5
46.5
122.
75
83
Ase
Ven
Chade .
Contin. Gummiw.: 11
Contin. Linoleum.
Daimler=Benz
Dt. Atl. Tel
„ Erdöl
Dt. Gold=u.
ſcheide=Anſt
Linoleum
Dortm. Nitte
Dyckerhoffc9
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieſerg.=Geſ.
Licht u. Kraſt)
Eſchw. Bergwer” .
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr. 11
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guillegume
Frankfurter Hof ..
Gelſenk. Bergwert.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. .
Gritzner=Kahſer...!
Grün & Bilfinger :111
Hafenmühle Frkft..
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.!
Harpener Bergbau
Henninger Kempf 11.
HilpertArmaturfrb. *
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtie Eſſen ....!10
Holzmann, Bhif...
Zlſe Bergb. Stamml1:
Genüſſel4
Junghans .......!
Fali Chemie —.
Aſchersleben
glein, Schanzlin .
glöchnerwerke ....
Knorr C. H... .
Lahmeyer & Co. ..
Laurahütte ......"
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt. Br.. .
Mannesm.= Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ,Frankf.
Miag. Mühlenbau.
Motoren Darmſtadt
Reckarwert Eßling.
Oberbedarf
Phönix Bergbau.
Rh. Braun ohlen.!
Elektr. Stamm
Stahlwerke
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerle ..
Salzdetfurth Kal./
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfbr.
Schucker: Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske. /1
Reinigerwerke
Südd. Zucker-A. 6./1
Thür. Liefer.=Geſ..
Kaufhof.
nuterfranken....
7a
114
42.25
59.25
113
20.
217.75
72:I.
62.25
65.5
40
Wer Kue
Ver Ultramarin.
Voigt & Haeffner.
Beſteregeln Kali..
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Credtkanſt.
Badiſche Ban1.. ..
Bi. f. Brauinduſtr.
Baher. Hhp. u. W.
Berl. Handelsgef.
„ Hypothekbl..
Comm. u. Privatb.
Dt. Bantund Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe!
Dresdner Ban.
Franki. Ban1.
Hyp.=Ban!
Mein. Hyp.=Ban1
Pfälz. Hyp.=Ban)
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Ban1.
Südd. Bod.Cr. Bl.
Bürtib. Notenbankl
A..G. Vertelrswv.
Allg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. Reichsb. Vzgl.
Hapag ......
Nordd. Llohd.
Südd Eiſenb.=Geſ.
38
105
115.5
4814
45
98.75
81
88
120
57.f
66
82.5
87‟
9ö
91.5
164.5
118
75
Seite 12 — Nr. 9
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Januar 1934
Dirr AosenwAnete FnSekammE
K.I A A4 K Ab beute
Ein menschlich packendes und
überwältigen-
des Werk in deutscher Sprache:
Heute Premiere
CamillaHorn
Hente und folgende Tage
Das große historische Filmwerk der Ufa aus
der Zeit des großen Preußen-Königs:
zwei Namen von Klang und Weltruf in den Hauptrollen
eines der schönsten Tonfilme dieses Jahres:
FINER
DER FILM
GENERATION
mit Diana Wypyard u. Clive Brook.
Die Handlung dieses interessanten
Film-
werkes ist eine Parade der letzten 55 Jahre,
beginnend mit der Silvesternacht 1900 und
endigend mit der Silvesternacht 1955.
In allen Weltstädten der Erde war dieser
Film monatelang auf dem Spielplan.
Daxu dau gute Beiprogramm.
Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Städt. Akademie für Tonkunſt
Darmſtadt, Eliſabethenſtr. 36
Leitung: Otto Krebs.
Im Hauptfach nur Einzelunterricht.
Freie Wahl des Lehrers und der
Unter=
richtszeit. Unterricht an Kinder und
Er=
wachſene zur Pflege guter Hausmuſik.
Berufliche Ausbildung bis zur
künſt=
leriſchen Reife. Seminar zur Vorbereitung
für die Heſſiſche Staatsprüfung für
Muſiklehrer. Opernſchule. Orcheſterſchule.
(st. 239
Eintritt jederzeit.
Ein Meisterwerk der Filmkunst, das singt und klingt, das mitreißt und packt.
Weitere Darsteller: Tibor von Halmay, Ellen Frank,
Anton Pointner, Paul Wagner u. a.
Regie: Gustau Fröhlich.
Ein Filmwerk, das ungarische Leidenschaft in Musik und Spiel, in
Landschaft und Volksszene atmet. — Die berühmten Klänge des
Rakoczy-Marsches wechseln ab mit den bald schwermütigen, bald
feurig-lebenslustigen Weisen melodiöser Volkslieder und Tänze.
Vorher das besonders gewählte Beiprogramm.
(V 483
Beginn; 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Des
Jungen
Bessduers
große Liebe
mit
Trude Marlen, Ida Wüst,
Speelmans, Waldau,
Tiedtke, Hörbiger
Die bunte Zeit malerischer Uniformen, in
denen es sich nicht nur flott marschieren,
sondern auch tanzen und lieben ließ, erwacht
zu neuem Leben in diesem
großen Ufa-Ausstattungsfilm
voller Musik, Stimmung und
herzerfrischender Ausgelassenheit.
49.30 b. geg. 22.30
Großes Haus
Deutſche Bühnel
Bund deutſcher Oſten
Gedenkſtunde
am 10. 1. abds. 8.30 Uhr
Muſikvereins=Saal,
Wilh.=Gläſſingſtt 24
Redner: Oberſtudienrat
Dr. Franz Türk.
Darmſtagt.
Eintritt frei!
Eintritt frei!
Oſt= und beſonders Weſtmärker
(488
ſind eingeladen.
Siklub Darmſtadt Odenwald
Unſere Mitglieder, Angehörige und
Freunde treffen ſich, wie im
Rund=
ſchreiben mitgeteilt, zur Feier des
31jährigen Beſtehens unſerer
Ge=
meinſchaft am Samstag, 13. Januar,
abends 20.30 Uhr, im Fürſtenſaal,
Grafenſtraße, Künſtleriſche
Dar=
bietungen und Tanz.
Unkoſten=
beitrag 70 Pfennig.
(490
Wissenschaftlich studiertes
Handlesen
der im In- und Ausland berühmten
Meister-Pspcho-Chirologin von
Weltruf. Frau Dir. Schaefer,
Baden Baden—Stuttgart. 18jährige
Prasis, 75000 Hände geprütt.
Aus-
kunft in allen Lebensfragen kar
Damen u. Herren, Sprechst. 2-7 Uhr
Peter-Gemeinderstr. 6, I., Vdh. /374a
Heute
leizter Tag!
Ein Programm
das Sie nicht
versäumen
durfen!
Kleiner Mann
was nun?
Hertha Thiele-Herm. Thimig
Viktor de Kowa - Ida Wüst
Ab morgen
Ein reizendes Lustspiel
Kaiser-Walzer
(Heut mach die Welt Sonntag
für mich)
Martha Eggerth
P. Hörbiger
Szöke Szakali
491
W. Eichberger
Jugendliche zugelassen!
„Mitmann:
Matur fr.s0 I. a
Heſiſches
Landestheater
Mittwoch
10. Januar 1934
Kleines Haus
Jugendring 12
Gruppe 4 u.2
Hänſel und Gretel
Hierauf: Die Puppenfee
Preiſe 0.70—5.50 M.
Keine Vorſtellung
im
Varieté-Festspiele
UErALUT
Mittwoch, 10. Januar und 1
Heure folgende Tage, 20½4 Uhr:
Die gr. Schau des Staunens u. Lachens
mit den Stars der Skala, Berlin, u. and.
Ida Mag’s
Seekadetten?
Marine-Manöver in der Luit!
6 Girl-Schönheiten unter Führung ihrer
Trainerl.-Die deutsche Weltattraktion
zweier Kontinente!
Singende u. tanz. Mysterien?
eine moderne Illusions-Reuue, vorgef.
von Gebr. Uferini, Söhne des Großh.
hess, Hotkünstl. Alfred Uferini.
3 Cartellas 3
8Munderhunde! Die gr. Uberraschung!
Kiliy Mark Compagnle
eine Parodie auf d. Tag des Pferdes.
2 Alexander 2
Pippo u. Moska
eine feuchtfröhliche Angelegenheit!
25 deutsche Künstler!
Heine Preise 809 bis 2.- Mk.
Karten Verk.-Büro. H. de Waal.
Probieren Sie diese 38orten Zigarren:
Weltfaktor . . . 109
Farbenscala . . . 10
Richtfest . . . . 128
jede für sich eine Höchstleistung.
S. AOSEPH
Rheinstr. 20. (480) Tel. 657.
Geſchäftsempfehlung!
Meiner werten Kundſchaft und
Nachbarſchaft zur gefl.
Kennt=
nis, daß ich ab heute meinen
Dam.eu. Herrenfriſterſalon
eröffnet habe. — Es iſt mein
Beſtreben, die Kunden nach
ihrem Wunſche zufrieden zu
ſtellen. Empfehle mich beſtens
in moderner Bubikopfpflege,
Dauerwellen und
Herrenbedienung
Hochachtungsvoll
Franz Köhler
Friſeurmeiſter
Pankratiusſtraße 1
494) nebenCafé Petermann
Dazu das große unter haltende Ufa-Beiprogramm
Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Ein Schüler
mit Kureschriftkenntnissen, der gar noch
maschinenschreiben kann, hat es an
Ostern bei der Stellungsuche besonders
leicht. Auch kommt er rascher vorwürts
im Beruf. Lassen Sie daher Ihren Sohn
oder Ihre Tochter in den jetst beginnenden
besonderen Schülerkursen bei uns
duus-
g bilden. Anmeldung und Beginn
Donners-
tag, den 11. Januar, nachm. 18½ Uhr,
im Saal 10 der Ballonschule. 456
Deutsche Stenografenschaft Ortsgruppe 1861.
Mahnung!
Die Arbeitgeber werden hiermit aufgefordert,
die Beiträge zur Kranken= und
Arbeitsloſenver=
ſicherung, ſowie die Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe
für den Monat Dezember 1933 bei Meidung der
Koſtenberechnung bis zum 12. Januar 1934
ein=
zuzahlen.
Die freiwilligen und unſtändigen Mitglieder
werden ebenfalls aufgefordert, die Beiträge für
Monat Dezember 1933 bis zum 12. Januar 1934
(2a
zu entrichten.
Allg. Ortskrankenkaſſe Darmſtadk-Stadt.
Zachow, Vorſitzender.
In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Jakob
Grünebaum, Lederwarenhändler in Worms, ſoll eine
Abſchlags=
verteilung erfolgen. Dazu ſind Rm. 5520.32 verfügbar. Zu
berück=
ſichtigen find Rm. 18401.08 nicht bevorrechtigte Forderungen. Das
Ver=
zeichnis der zu berückſichtigenden Vorderungen kann auf der
Geſchäfts=
ſtelle des Amtsgerichts Worms eingeſehen werden.
(4s2
Worms, den 8. Januar 1934.
Der Konkursverwalter: Bros, Rechtsanwalt.
(nn.
Schilder
Gravierungen
Bheinstr. 19
bei
Rutic)
UNION BANK
Rheinstr. 24, Fernr.: 100, 1010,3000,3001
Soeben erschlenen!
AUTolSTe Mirtzo
Enthält die Meldungen (Ab- und Zugänge) von Kraftfahrzeugen jeder
Art der 18 Kreise des Volksstaats Hessen (Kennzeichen: VS, VR, VO)
für dle Zeit vom 16.—31. Dezember 1933. Diese Meldungen sind sonst
nicht zugänglich, also nur durch uns erhältlich.
Die Auto-Listen enthalten die Angaben in folgender
Reihen-
ſolge: Name, Beruf, Wohnort des Kraftfahrzeugbesitzerz,
Fahr-
zeugart, Hubraum in ccm und PS (bei Lastkraftwagen:
Eigen-
gewicht in kg und PS), Fabrikat und Motornummer. Fabrikneue
Fahrzeuge sind durch + kenntlich gemacht. Die Meldungen sind
geordnet nach den drei Provinzen (VS, VR VO) und Kreisen,
und innerhalb dieser nach Fahrzeugarten. Abgemeldete
Fahrzeuge werden besonders geführt.
Die Autolisten sind unentbehrllch, weil sie laufend
neuestes Adressenmaterial
liefern. Sie erscheinen alle 14 Tage, also monatlich zwel Listen.
Die spätestens am 8. eines Monats ausgegebene Liste enthält die
Meldungen vom 16.—30. (31.) des voraufgegangenen Monats und
die spätestens am 23. eines Monats ausgegebene Liste die
Mel-
dungen vom 1.— 15. des gleichen Monats.
Bezugsprels:
1. Bei Bezug aller Meldungen sämtllcher 18 Krelse für
12 Monate: zum monatlichen Pauschalprels von
RM. 15.—.
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzelne Krelse
und Städte, gleichob für einen odermehrere Monate, zu
Staffel-
preisen, die wir bei uns zu erfragen bitten.
L. C. WITTICH VERLAG •DARMSTADT
„Runst im Kandwerk”
am Ludwigsplatz außs
ſeigene Muster in gehämm.
Silberschmuck.
Milchvieh=Aukkion
ca. 30 hochtrag. Herdbuch=Kühe u.
Rinder veranſtaltet i. Auftr. der
Oſtpr.=Holl. Herdbuch=Geſellſchaft,
Königsberg/ Pr., Händelſtr. 2, von
d. Nutzviehbeſchaffung e. G.m.b.H.,
Frankf. a. M.,
Bockenheimerland=
ſtr. 25, am Montag, 15. Jan. 1934,
vorm. 11 Uhr, in Frankfurt a. M.,
Landwirtſchaftshalle, Oſtendſtr. 30.
Der Verkauf erfolgt gegen
Bar=
zahlung od. beſtätigte Schecks. Es
gelangen nur hochwertige, geſunde
Leiſtungstiere zur Verſteigerung.
(IV.468)
Schuhe
von
Kattwinkel
man weiß, was man hat!
Schuhib, Kaitwinkel s Ca,Rückeriskr. 27