Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 8
Dienstag, den 9. Januar 1934. 197. Jahrgang
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Grangoniſcher Kaumenstat deer Tayonne.
Selbſtmordverſuch Staviskys. — Kabinett Chaufemps bleibl. — Rückkrikt des Kolonialminiſters Dalimier
nach dem Kabinektsral. — Steuerzahler fordern Haftbarmachung der Schuldigen.
Das Ergebnis des Kabinektsraks.
Die Regierung ſtellt ſich am Donnerskag der Kammer
EP. Paris, 8. Januar.
Der Kabinettsrat trat am Montag nachmittag zu der mit
großer Spannung erwarteten Kabinettsſitzung zuſammen, in der
die Staviſky=Affäre behandelt wurde. Der im Zuſammenhang mit
der Betrugsaffäre belaſtete Kolonialminiſter Dalimier wohnte
der Sitzung ebenfalls bei. Der Kabinettsrat dauerte annähernd
drei Stunden.
Nach Schluß der Sitzung wurde eine amtliche Mitteilung
aus=
gegeben, aus der hervorgeht, daß weder die Regierung Chautemps
ihren Geſamtrücktritt erklären werde noch Kolonialminiſter
Dali=
mier zurückgetreten iſt. In dem Communiqué wird u. a. an die
früheren Erklärungen Chautemps' erinnert, wonach Dalimier
ſei=
nen guten Glauben in der Angelegenheit Staviſky bewieſen habe.
Aus dem Wortlaut des Communiqués geht weiter hervor, daß die
Regierung Chautemps entſchloſſen iſt, den Kampf gegen die
Oppo=
ſition aufzunehmen. Die öffentliche Ausſprache im
Kammer=
plenum iſt für den Donnerstag feſtgeſetzt. Miniſterpräſident
Chau=
temps hat im Verlauf des Kabinettsrats auch die verſchiedenen
Maßnahmen mitgeteilt, die die Regierung bereits ergriffen habe
bzw. noch zu ergreifen gedenke, um Licht in die Angelegenheit des
Bayonner Leihhaus=Skandals zu bringen.
Dalinier zurückgekrelen.
Der Kolonialminiſter hat in den ſpäten Abendſtunden doch
noch ſeinen Rücktritt gegeben, der vom Miniſterpräſidenten
an=
genommen worden iſt. Der Rücktritt des Kolonialminiſters ſcheint
bereits im Kabinettsrat beſchloſſen worden zu ſein. Doch hat man
anſcheinend die Perſönlichkeit des Miniſters ſchonen wollen.
Die=
ſes Verfahren hat daher der Regierung geſtattet, in dem amtlichen
Communigué dem zurückgetretenen Miniſter das Zeugnis ſeiner
perſönlichen Ehrhaftigkeit auszuſtellen.
Helbſtmordverſuch Staviskys.
EP. Paris, 8. Januar.
Der Stavisky=Skandal hat eine
ſen=
ſationelle Wendung genommen.
Sta=
visky hat heute nachmittag verſucht,
Selbſtmord zu begehen. Er befand ſich
ſeit einigen Tagen in Chamonix, wo
ihn die Polizei heute aufſpürte. Als
heute nachmittag 16 Uhr 30 W.E.3.
zwei Gendarmen ihn verhaften
woll=
ten, ſchoß er ſich eine Kugel durch den
Kopf. Stavisky liegt nun im Sterben.
Die Gendarmen bewachten ſeit
mehreren Stunden die Villa, in die
ſich Stavisky geflüchtet hatte, und
wollten gegen 16 Uhr 30 zur
Verhaf=
tung ſchreiten. Als Stravisky die
Gen=
darmen im Türeingang ſah, zog er
einen Revolver aus der Taſche und
ſchoß ſich eine Kugel durch den Kopf.
Er verlor ſofort das Bewußtſein, ſo
daß die anweſenden Gendarmen der Meinung waren, er ſei tot.
Ein ſofort herbeigerufener Arzt ſtellte jedoch feſt, daß Stavisky
noch leicht atmete und erklärte, daß er noch einige Stunden leben
werde. Man werde ihm aber kaum das Leben retten können.
er habe gleichzeitig andeuten laſſen, daß er im Beſitze einer Liſte
von kompromittierten Perſönlichkeiten ſei, die nicht weniger als
180 Namen enthalte.
Die franzöſiſchen Skeuerzahler melden ſich.
Die Staviſky=Affäre hat die ſehr mächtige Nationale
Ver=
einigung der Steuerzahler wieder auf den Plan gerufen, die in
den letzten Monaten der Regierung ſehr hart zuſetzte, indem ſie
energiſche Maßnahmen zur Sanierung des Budgets forderten.
Sie beklagen heute die „tiefe Kriſe der Moral und des
Verant=
wortungsbewußtſeins, unter der das Land zu leiden habe”, und
fordern, daß ſämtliche Schuldigen und ihre Komplizen mit ihrem
perſönlichen Vermögen für die Schulden aufkommen müſſen. Die
Vereinigung droht am Schluß der Regierung, daß ſie allen ihren
Mitgliedern Anweiſung geben werde, keinerlei Steuern mehr zu
bezahlen, falls die Regierung nicht die energiſchſten Maßnahmen
treffe.
Paris unker dem Eindruck
des Zinanz=Skandals.
Selbſt das Kabinekt mit in den Skrudel gezogen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 8. Januar.
Das politiſche Leben Frankreichs ſteht ganz unter dem
Ein=
druck des Finanzſkandals. Selbſt die großen Probleme der
Außen=
politik ſind in einem Maße in den Hintergrund gedrängt, wie
man es ſich im Auslande wohl nur ſchwer vorſtellen kann. Jeden
Tag werden neue Einzelheiten bekannt, und es iſt wirklich
ſchwer, die Grenzen dieſer ſkandalöſen Angelegenheit feſtzuſtellen.
Daß ein wegen Hochſtapeleien mehrmals vorbeſtraftes
Indivi=
dium, das ſich nur proviſoriſch auf freiem Fuße befindet,
Zei=
tungen und Theater — ja, ſogar Parteikaſſen — finanzieren
kann, und zwar ſo, daß nicht einmal die Juſtiz dagegen vorgehen
kann, weil die kompromittierenden Akten und
Be=
weiſe regelmäßig verſchwinden, iſt nur die eine Seite der
An=
gelegenheit. Schlimmer noch iſt, daß führende Politiker Staviſky
naheſtanden, daß ſeine Verteidiger, ein früherer Juſtizminiſter
und ein früherer Innenminiſter, auch heute noch zu den
einfluß=
reichſten Politikern gehören. Und am ſchlimmſten iſt, daß das
Kabinett ſelbſt in den Strudel hineingezogen
wurde durch die Perſon des Kolonialminiſters Dalimier.
Es läßt ſich nicht leugnen, daß die Skandalaffären, die ſich
um den Namen Staviſkys gruppieren, zu den ſchwerſten gehören,
welche die Dritte Republik je erlebt hat, daß die Summen, die
verloren gingen, aſtronomiſch hoch ſind und zu allem ſich die
An=
gelegenheit noch international verzweigt. Und dennoch hat man
den Eindruck, daß die politiſchen Kreiſe und die Preſſe den Kopf
etwas zu ſehr verloren haben. Man könnte faſt von einer
Pſy=
chöſe ſprechen. Bei ſolchen Gelegenheiten — man denke nur an
die Panama=Affäre oder an gewiſſe Fälle während des
Krie=
ges — entſteht in Frankreich immer eine Panikſtimmung, die
alles mitreißt, Schuldige und Unſchuldige. Namen werden
ver=
antwortungslos genannt, und jedes Gerücht, von welcher Seite
es auch kommen möge, blind geglaubt.
Wie die Dinge jetzt ſtehen, iſt die Einſtellung der
Oeffentlich=
keit von großer Bedeutung; denn — man ſoll das nicht
ver=
geſſen —: das moraliſche Preſtige des ganzen Parlamentarismus
in Frankreich ſteht ſowieſo auf ſchwachen Füßen.
Viele glauben, daß ſchon aus dieſen Gründen das Anſehen
des Käbinetts durch die Hereinnahme von Politikern von
gro=
ßem Einfluß unentbehrlich ſei. Man ſpricht von der Teilnahme
Herriots an der Regierung. Das würde übrigens der
innen=
politiſchen Situation entſprechen. Die Frage iſt nur, ob es
ge=
nügt, das Kabinett umzugeſtalten, und nicht auch die
Umgeſtal=
tung der Regierungsmehrheit ſich als notwendig erweiſen wird.
Die Enkdeckung Staviskys.
Zur Aufdeckung des flüchtigen Staviſkys und zu ſeinem
Selbſtmordverſuch wird ergänzend berichtet, daß Staviſky in
Be=
gleitung eines übel beleumundeten und mehrfach vorbeſtraften
Mannes reiſte, deſſen Name allerdings noch nicht bekannt
ge=
geben worden iſt. Während Staviſky ſich bereits einen gefälſchten
Paß verſorgt hatte, der ſeine Flucht erleichterte, reiſte ſein
Be=
gleiter auf ſeinen richtigen Namen nach. Polizeibeamte
ver=
folgten deshalb auch zunächſt die Spur des letzteren, die nach
Chammonix führte. Die Beamten umſtellten das Haus, während
der Beſitzer verſuchte, ſich Einlaß zu verſchaffen. Er überſtieg
die Gartenmauer und klopfte au die Ladentür, ohne Antwort zu
erhalten. Während er eine Fenſterſcheibe eindrückte, um den
Riegel des Fenſters zu öffnen, fiel ein Schuß. Bald darauf
fand man Staviſky röchelnd in einem der Zimmer liegen. Der
Arzt ſtellte den Ein= und Ausſchuß am Kopfe feſt und erklärte,
daß Staviſky nur noch wenige Stunden leben werde.
180 Perſönlichkeiten kompromikkiert?
Die monarchiſtiſche „Action Frangaiſe” will von
einem Gerüchte wiſſen, wonach Miniſterpräſident Chautemps am
Samstag von einem Verbindungsmann Staviſkys aufgeſucht
worden ſein ſoll. Es handele ſich um einen bekannten
Rechts=
anwalt und Politiker, der mit dem Direktor der „Volenté”,
Dubarry, eng befreundet ſei. Durch dieſen Mittelsmann habe
Stavifky dem Miniſterpräſident mitteilen laſſen, daß er bereit
ſei, ſich gegen gemiſſe Zuſicherungen dem Gericht zu ſtellen. Aber
Vor neuen Gewalkmaßnahmen
des Dollfuß=Regimes.
Aufruf der Dollfuß=Regierung gegen die anwachſende
nalionalſozialiſtiſche Bewegung.
EP. Wien, 8. Januar.
Der öſterreichiſche Miniſterat hat in einer am Montag
abge=
haltenen außerordentlichen Sitzung ſchärfere Maßnahmen gegen
die Nationalſozialiſten beſchloſſen und erläßt einen Aufruf an die
öſterreichiſche Bevölkerung, in dem u. a. geſagt wird, die bisherige
Milde der Regierung ſei von den Nationalſozialiſten nicht
ver=
ſtanden und offenkundig als Schwäche gedeutet worden. Die
Re=
gierung ſehe ſich aber gezwungen, zu energiſcheren Maßnahmen
zu ſchreiten. In den Tagen ſeit Beginn dieſes Jahres ſeien nicht
weniger als 140 Sprengſtoffattentate verübt worden, was als
Antwort auf die Freilaſſung einiger Nationalſozialiſten und auf
die milde Haltung der Regierung zu werten ſei. Die Regierung
ſehe ſich deshalb gezwungen, einige energiſche Saiten aufzuziehen.
Es würden daher zum freiwilligen Schutzkorps ſtärkere
Abteilun=
gen einberufen werden, um die Polizei und Gendarmerie in ihrer
Arbeit zu unterſtützen. Gleichzeitig werden alle Oeſterreicher, die
guten Willens ſind, aufgefordert, ſelbſtändig die Regierung in
ihrer Arbeit zu unterſtützen.
* Simon in Rom.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Nom, Anfang Januar.
Auf dem neuen Kalender, der aus Deutſchland mit der
Zeitung gekommen iſt, ſteht unter dem heutigen Datum „Simeon”.
Es iſt alſo nur ein kleines, kaum betontes „E” zu viel im
Namen, ſonſt hätte man hübſch an dem Tage, an dem Sir John
Simon Rom wieder verläßt und an dem er vor der
internatio=
nalen Preſſe Worte der Weisheit verlauten ließ, ſo geiſtreich und
nett ſchreiben können, Simeon machte ſeinem Namenstage Ehre.
Ach — er hat dem Tage auch Ehre gemacht. Nennen wir
ihn ruhig Simeon. Denn der roſige, freundliche und
liebens=
würdige engliſche Außenminiſter, der uns „fremde Preſſe” heut
gegen Mittag in der engliſchen Botſchaft empfing, war kein
wichtiger Diplomat, der viel wußte und wenig ſagen durfte. Er
war eben nur Simeon. Simeon aber war — das kleine
Kon=
verſationslexikon behauptet es — der Sohn Jakobs und heißt
eigentlich „Erhörung‟. Da haben wir’s. Simon=Simeon konnte
gar nichts ſagen, weil er um Erhörung flehen muß, wenn er
regieren will. in dieſem fremden Albion mit ſeinem ururalten
Parlament. Und Erhörung kann er nicht haben, wenn er ſich
vorher feſtlegt. Und feſtlegen kann er ſich nicht, wenn man es
gar nicht von ihm verlangt. Und verlangt hat man gar nichts
— nämlich Muſſolini von Simon=Simeon —, weil die
Eng=
länder in der Genfer Frage ſich noch zu nichts entſchloſſen haben,
denn Herr Simon ſieht auch nicht gerade nach Entfchlüſſen aus.
Der Duce ſeinerſeits aber hat ganz andere Dinge im Kopf, als
ſie beim beſten Willen in Rom eigentlich ernſthaft beſprochen
werden konnten.
Alſo zunächſt in Sachen Simeon: Es iſt in Rom gar nichts
herausgekommen, was wichtig wäre. Nur eine Mitteilung könnte
ernſt genommen werden, die gefallen iſt, daß in der Frage Genf
von ſeiten Englands nichts zu erwarten ſei. Das klang auf dem
Boden der engliſchen Botſchaft, wo heute Sir Erik Drummond
herrſcht, der einſt den Völkerbund regierte, nicht ſehr befremdend.
Es fragt ſich nur, für welchen Preis man dem Duce doch
noch in Genf Wünſche erfüllt. Tatſächlich war alſo das ganze
Zuſammentreffen in Rom nur — Verzeihung, o Simeon — ein
Beriechen. Keiner wollte zahlen.
Man kann aus den Kommentaren der Oberauguren in der
italieniſchen Preſſe alles mögliche herausleſen, das ſich aber
immer nur auf den einen Nenner bringen läßt: Nix, Komma
Null. Es wird herumgeredet. Denn die vereidigten Herren, die
das Ohr des Meiſters zu haben pflegen, müſſen doch wenigſtens
informiert erſcheinen. Aber ſie ſind es nicht. Denn der Duce iſt
zwwar informiert — und wie gut, beſonders aus und über
Deutſchland —, aber er muß auch ſeinerſeits bremſen. Denn er
iſt zu gut informiert. Es konnte in Rom gar nichts
heraus=
kommen. Es konnte nicht. Denn der Duce weiß, er vielleicht
von allen allein, was heute das Deutſchland bedeutet. Die
andern Herren in London und Paris aber fangen erſt an, zu
ahnen, vielleicht erſchreckt zu fühlen, daß alles, aber alles, was
für die diplomatiſchen Verhandlungen oder Beſprechungen
bis=
her galt, nicht mehr zu werten iſt. Der römiſche Mißerfolg des
Beſuches Simons iſt der erſte klare Beweis dafür, daß alles,
was auf dem Boden und in der Luft von Verſailles gedieh,
durch das neue Deutſchland zum Welken und Verdorren
be=
ſtimmt iſt.
Der einzige, der außerhalb Deutſchlands dies bereits voll
erkannt hat, iſt Muſſolini. Deshalb kann er auch nicht mit
Simon zu einem Verſtändnis kommen. Solange London und
Paris noch mit den Gedanken „Typus Genf” denken, können ſie
die Lage nicht erfaſſen, können nur Fehler machen und müſſen
ſchließlich ſcheitern. Muſſolini hat bereits erfaßt, was der Kern
des Weſens „Deutſchland” iſt. Er verſteht und begreift. Aber in
ihm iſt der alte Satz vom „Sacro Egoismo” noch genau ſo
lebendig wir früher. Und wir wollen deshalb nie vergeſſen,
daß wir das Verſtändnis zwar zu ſchätzen haben, aber uns nie
darauf verlaſſen dürfen. In dieſem Jahre ſind zwanzig Jahre
vergangen, daß wir zum erſten Male zahlen mußten. Bei aller
Freundſchaft und Hochachtung, bei aller Aehnlichkeit in der
inne=
ren Entwicklung, bei aller Hoffnung auf Beiſtand oder wie man
es nennen mag: Sacro Egoismo!
Es gehört zum Kapitel „Simon in Rom” daß dieſe Dinge
ausgeſprochen werden. Denn ſie ſind an dem Faktum des
eng=
liſchen Beſuchs eigentlich zum erſten Male richtig in
Erſchei=
nung getreten. Hier lag der maßgebende Beſuch eines Mannes
vor, auf deſſen Mitteilungen der Duce Rückſicht nehmen mußte
und wollte. Denn Albion iſt — immer muß es betont werden —
für Italien maßgebend. Es wäre alſo die Möglichkeit gegeben
geweſen, (man hätte früher ſagen dürfen, die
Wahrſcheinlich=
keit), daß zwiſchen Italien und England ein Modus Vivendi
in gewiſſen Fragen verabredet worden wäre, — man denke an
die Zeiten von Chamberlain und Muſſolini —, der für die
nächſten Monate richtungweiſend in der Politik der Großmächte
und dem ſich zu entziehen auch einer ſtörriſchen deutſchen Politik
ſchwer geweſen wäre.
Nichts von alledem iſt erfolgt. Der Rombeſuch iſt ein
glat=
ter Verſager. Für Simon, aber auch für Muſſolini. Hinter dem
Wollen des Duce ſteht das Vertrauen eines großen Teils
Europas, aber das engliſche Parlament iſt ſelbſtändig — noch
— und Simon kann ſich nicht binden. Er will auch nicht, denn
er hat die Zeit noch nicht erfaßt. Er iſt kein Muſſolini und
kein Hitler, nicht einmal ein Macdonald, der wenigſtens das
politiſche Gefühl hat. Simon iſt nur ein alter Advokat, wie er
ſelbſt es betonte. Aber damit iſt in dieſem Europaſturz nichts
mehr zu machen. So mußte Rom leer ausgehen, ein wenig
an=
genehmes Gefühl für den Duce. Ein böſes für einen Teil
Europas, wenn es erwachen wird.
In Rom wurde dadurch, daß nichts beſchloſſen wurde, mehr
eutſchieden, als man in Paris im erſten Augenblick einſehen
wird. Es hat ſich gezeigt, daß das neue Deutſchland, auch ohne
Heute
Heder Roman!
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Januar 1934
Seite 2 — Nr. 8
daß es irgendetwas tut, einen Einfluß ausübt, dem ſich andere
nicht entziehen können, auch wenn ſie den Einfluß nicht zu
fühlen ſcheinen oder ſcheinen möchten. Ueber dieſes Thema muß
noch ausführlicher geſprochen werden. Ohne den Sohn Jakobs
Simeon, der „Erhörung” heißt. Denn um Erhörung handelt es
ſich, um Erhörung, die bei andern langſam, vielleicht ſehr ſpät
kommt, die aber das Weltbild wandelt, nicht im Schatten des
Fascismus ſondern in eigener Sonne.
Simon erſtaktei Bericht.
Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon hat ſeinem
Miniſterpräſidenten Bericht erſtattet. In den
nächſten Tagen wird die Informierung der zuſtändigen engliſchen
Reſſorts erfolgen. Es wird ein neuer
Gedankenaus=
tauſch mit den aus Berlin und Paris
herbeige=
rufenen Botſchaftern einſetzen. Darüber hinaus wird
aber auch die gegenſeitige Informierung mit den
anderen Regierungen ſicherlich ihren Fortgang nehmen.
Das Schwergewicht des diplomatiſchen Betriebs liegt im
Augenblick in London.
In dieſer Woche wird man ſich aber auch in Berlin, noch
über die Grundzüge der Antwort an Frankreich
ſchlüſſig werden. In der ausländiſchen Preſſe werden ſchon
wie=
der allerlei Informationen vorbereitet, die zumeiſt aber nur
Verſuchsballone ſind. Ob im unmittelbaren Anſchluß an die für
Mittwoch vorgeſehene Kabinettsſitzung ſchon dem
fran=
zöſiſchen Botſchafter in Berlin eine Antwort erteilt wird, bleibt
abzuwarten. Wenn wir uns an das erinnern, was die Pariſer
Preſſe um die Jahreswende über den Inhalt des Aide memoire
veröffentlicht hat, dann will es uns ſcheinen, als ob doch noch
mancherlei in dieſer Denkſchrift einer näheren Eläuterung
be=
darf. Auf jeden Fall:
Der Gedankenauskauſch wird forkgeſetzk.
Es wird von allen Seiten wieder der Verſuch unternommen,
eine gemeinſame Plattform zu finden. Der italieniſche
Mini=
ſterpräſident ſcheint ebenfalls die Abſicht zu haben, einen neuen
Beitrag zum Thema Abrüſtung zu liefern, wobei allerdings ſchon
jetzt feſtſtehen dürfte, daß man alles beiſeite ſchieben wird, was
vorläufig unerfüllbar erſcheint und was nur in langſamer und
ſorgfältiger gegenſeitiger Aufklärungsarbeit ſpruchreif gemacht
worden iſt. Auf jeden Fall wird die Abrüſtung auch weiterhin
die europäiſchen Kabinette beſchäftigen, und an diejenigen, die
von dem geſteckten Ziel nicht abweichen wollen, allerhöchſte
An=
forderungen ſtellen. Das, was wir aus der franzöſiſchen Preſſe
über das Aide memoire erfahren haben, iſt allerdings geeignet,
entmutigend zu wirken, wenn nicht der eiſerne Wille vorhanden
wäre, nach immer neuen Möglichkeiten zu ſuchen, um die
beſte=
henden Schwierigkeiten zu überwinden. Dabei darf aber an der
Tatſache nicht vorübergegangen werden, daß
Vom Tage.
Der Maikowſki=Prozeß iſt nach zwölf Verhandlungswochen in
ſein Schlußſtadium getreten. Geſtern begann die große
Abrech=
nung des Staatsanwaltes mit den
kommuniſti=
ſchen Verbrechern, die in der hiſtoriſchen Nacht zum
31. Januar 1933 die SA.=Mänuer des Sturmes 33 in der
Wall=
ſtraße in Charlottenburg überfielen. Bei dieſem feigen,
plan=
mäßig vorbereiteten Feuerüberfall waren der Sturmführer
Mai=
kowſki und der Polizeioberwachtmeiſter Zauritz erſchoſſen worden.
Am 15. Januar beginnt die Verhandlung gegen mehrere
Wormſer Kommuniſten wegen Brandſtiftung im ſtädtiſchen
Feſt=
ſpielhaus in Worms und Bandendiebſtahls. Wegen
Koſtenerſpar=
nis und eines evtl. erforderlich werdenden Augenſcheintermins
wird das Mainzer Schwurgericht im Schöffengerichtsſaal Worms
tagen.
Der Verwaltungsrat der BJ3. hat in ſeiner Monatsſitzung
die üblichen internen Geſchäfte erledigt. Mehr Intereſſe riefen
die Erklärungen Dr. Schachts über die Maßnahmen Deutſchlands
zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit und die Feſtigung der
Wäh=
rung hervor. Von der Transferfrage war jedoch während der
ganzen Tagung nicht die Rede.
Nachdem Paraguay den Vorſchlag des Völkerbundes bezüglich
einer Verlängerung des Waffenſtillſtandes mit Bolivien im Chaco=
Konflikt abgelehnt hat, haben die paraguayiſchen Truppen ihren
Vormarſch gegen die bolivianiſche Armee wieder aufgenommen.
auch aus finanziellen Gründen nicht. Das Geld, das wir
be=
ſitzen, legen wir in der Arbeitsbeſchaffung viel vorteilhafter an.
Aber wir werden ſchließlich darauf abkommen müſſen, daß wir
das Ausmaß unſeer Landesverteidigung
wie=
der ſo geſtalten, wie wir es für notwendig halten.
Was durchaus nicht bedeutet, daß wir dabei das Ziel der
Ab=
rüſtung aus dem Auge verlieren wollen. Wir halten die
Ab=
rüſtung für das vordringlichſte Problem. Wir würden es
be=
grüßen, wenn die hochgerüſteten Staaten bereit wären, dieſes Ziel
mit vollen Segeln anzuſteuern. Aber ſolange dieſe Bereitſchaft
nicht vorhanden iſt, müſſen eben andere Wege beſchritten werden.
um aus dem Stadium der europäiſchen Unſicherheit
herauszukom=
men. Wir geben uns dabei der Erwartung hin, daß wir auch
weiterhin nicht allein kämpfen werden, ſondern daß es vereinten
Anſtrengungen gelingt, die laufenden diplomatiſchen
Beſprechun=
gen fruchtbar zu geſtalten und zu einem Ergebnis zu führen, das
auch die franzöſiſche Regierung vor ihrem Volke vertreten kann.
Der ſranzöſiſche Botſchafter bei Simon.
DNB. London, 8. Januar.
Der franzöſiſche Botſchafter in London, Corbin, hatte am
Montag nachmittag eine einſtündige Unterredung mit Sir John
Simon. Wie verlautet, wurden die Beſprechungen Simons mit
Muſſolini erörtert.
Deutſchland auf einen Skand abgerüftet hat, der
mit ſeinem Sicherheitsbedürfnis unvereinbar iſt.
und daß Deutſchland diejenige europäiſche
Na=
tion iſt, die mit gutem Recht von den anderen
eine Reduzierung ihrer Waffenlaſt erwartet
und verlangen wird. Iſt ſie nicht zu erreichen, dann muß
eben verſucht werden, im Rahmen der allgemeinen europäiſchen
Sicherheit auch für Deutſchland eine Formel zu finden, die uns
zufriedenſtellt. Ueber dieſe Formel unterhält man ſich ſeit
lan=
gem. Sie muß ſchließlich doch gefunden werden, weil es eben
auf die Dauer nicht angeht, einen Zuſtand in Europa
aufrecht=
zuerhalten, der auf der einen Seite ſchwer gerüſtete Nationen
mit allen Rüſtungsfreiheiten und Rechten ſieht, und auf der
an=
deren das abgerüſtete Deutſchland, das durch den Verſailler
Ver=
trag gehalten iſt, nur eine beſtimmte Anzahl Waffen zu beſitzen,
und das in eine immer unerträglichere Situation hineingerät,
weil es weiß, daß es in ſeiner Sicherheit auf das ſchwerſte
be=
droht iſt. Sobald ſich alle europäiſchen Völker einmal klar
darüber geworden ſind, daß wenigſtens in dieſem Punkte Wandel
geſchaffen werden muß, ſind wir ſchon ein gutes Stück weiter.
Es zeugt allerdings von böſem Willen, wenn man unſer
Sicher=
heitsbedürfnis zum Anlaß nimmt, uns Aufrüſtungsabſichten und
Revanchepläne zu unterſtellen.
Wir verlangen genau dasſelbe, was die anderen
für ſich in Anſpruch nehmen,
wobei noch immer zu beachten iſt, daß wir lediglich der
Ge=
fahr enthoben werden wollen, eines Tages zerdrückt
zu werden. Dieſe Gefahr beſteht, ſolange
Deutſchland von waffenſtarrenden Nachbarn
umgeben iſt. Wir haben durchaus nicht die Abſicht, uns die
gleichen Rüſtungen zuzulegen, wie die anderen. Wir können das
Außenminiſter Simon wird mit dem Vorſitzenden des
Völker=
bundsrates, Henderſon, im Laufe der Woche eine Unterredung
haben und ſich am 15. d. M. zur Teilnahme an der Sitzung des
Völkerbundsrats nach Genf begeben. Nach neueren Meldungen
wird der Unterausſchuß für die Abrüſtung am kommenden
Mitt=
woch oder Donnerstag zu einer Sitzung zuſammentreten.
Erneute Berkagung der Abrüſtungsverhandlungen?
Der Direktor der Abrüſtungsabteilung beim Völkerbund,
Aghnides, hat heute Genf verlaſſen und ſich nach London begeben,
um dort mit dem Präſidenten der Abrüſtungskonferenz, Henderſon,
die Situation der Abrüſtungsfrage zu beſprechen und um eventuell
die nächſte Sitzung der Konferenz vorzubereiten.
In Völkerbundskreiſen rechnet man nicht ernſthaft mit einem
Zuſammentritt der Abrüſtungskonferenz ſchon unmittelbar nach
der Ratstagung, die vom 15. bis 20. Januar dauern wird, da
vorläufig die Abrüſtungsfrage nach den hier vorliegenden
Infor=
mationen noch wenig geklärt iſt und die Konferenz, wenn ſie ſich
jetzt verſammeln würde, vor den gleichen Schwierigkeiten ſtünde
wie im November.
Aufruf des Winkerhilfswerks
an die deutſchen Skifkungen.
Das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1933/34 bittet
die Verwaltungen aller deutſchen Stiftungen, die im Jahre 1933
und in den vorigen Jahren Ausſchüttungen nicht vorgenommen
haben, die Erträgniſſe ihrer Stiftungen der Reichsführung des
Winterhilfswerkes Berlin, Reichstag, bekannt zu geben.
Sowei=
dies möglich iſt, ſollen die geſamten Erträgniſſe dieſer Stiftungen
dem Winterhilfswerk zur Verfügung geſtellt werden, ,damit auf
dieſe Weiſe brachliegendes Volksvermögen zum Kampf gegen
Hunger und Kälte eingeſetzt werden kann.
Dus Hiet min veit Oftgart.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Von den diplomatiſchen Verhandlungen der Ruſſen und Polen
in den baltiſchen Hauptſtädten iſt ſehr raſch der Schleier gezogen
worden, wenn auch Moskau noch bis in die letzten
Tage hinein krampfhafte Verſuche gemacht hat,
den Vorſchlag des Garantiepaktes abzuſtreiten.
Die Finnländer haben, obwohl ſie handelspolitiſch mit uns nicht
auf dem beſten Fuße ſtehen, in allen Oeffentlichkeit die an ſie
herangetragene Anregung, in einen baltiſchen Bund unter
ruſ=
ſiſch=polniſchen Führung und Schutzherrſchaft einzutreten,
abge=
lehnt. Lettland, Eſtland und Litauen ſchienen nicht ganz
abge=
neigt geweſen zu ſein. Aber gewiſſe Bedenken herrſchen auch hier
vor. Für die baltiſchen Staaten ſchließt ein derartiger
Ver=
trag eine Garantie ihrer Grenzen in ſich. Das Geſpenſt
eines plötzlichen Ueberfalls durch die
Bolſche=
wiſten würde zwar für einige Zeit gebannt. Es bleibt aber
doch immer noch der polniſch=litauiſche Gegenſatz
übrig, der ſicherlich im Rahmen derartiger
Vertrags=
verhandlungen, wie ſie von Moskau und Warſchau her
angeſtrengt werden, nicht aus der Welt zu ſchaffen iſt.
Polen denkt nicht daran, Wilna herauszugeben, und Litauen
ver=
zichtet nicht auf das von General Zeligowſky eroberte Gebiet.
Vorläufig ſteht alſo das ganze Projekt auf recht
ſchwachen Füßen. Aber die Ruſſenwerden ſo raſch
nicht locker laſſen. Sie wollen ihre
Rücken=
deckung weiter verſtärken, damit ſie im Oſten
für den Ernſtfall freie Hand haben. Bei dieſer
Ge=
legenheit können ſie auch ihrer deutſchfeindlichen Einſtellung
reichlich Spielraum geben. Sie treffen ſich dabei mit den
Ein=
kreiſungsbeſtrebungen Frankreichs. Alle unſere Verſicherungen,
daß wir nicht die geringſten feindlichen Abſichten gegen unſere
öſtlichen Nachbarn hegen, ſind auf unfruchtbaren Boden gefallen.
Man ſcheint im Oſten in einem wieder erſtarkenden Deutſchland
eine große Gefahr zu erblicken, die tatſächlich nicht beſteht und
niemals beſtehen wird, eben weil die deutſche Außenpolitik
abſo=
lut friedfertig iſt und der Nationalſozialismus die Einverleibung
fremder Raſſen glatt ablehnt. Trotzdem hat Rußland in den
Huaptſtädten der baltiſchen Länder Oberwaſſer. Nur ſollten ſich
einmal die Randſtaaten überlegen, ob ſie auf weite Sicht mit
einer Anlehnung an Rußland gut fahren. Die Ruſſen haben
ihre Abſichten auf die baltiſchen Länder bis
heute noch nicht aufgegeben. Sollten ſie eines Tages
Wladiwoſtok verlieren, ſo werden ſie einen
ver=
ſtärkten Drang nach der Weſtſeite entwickeln.
Auch die Polen möchten gerne an das baltiſche Meer heran. Wir
möchten annehmen, daß man ſchließlich doch dort, wo die Ruſſen
und Polen jetzt anklopfen, nicht ſo blind iſt, um ſich auf Verträge
einzulaſſen, die die baltiſchen Staaten in ein gewiſſes
Abhängig=
keitsverhältnis von Polen oder Rußland bringen. Bis jetzt
haben ſie mit uns keine ſchlechten Erfahrungen gemacht, wenn
ſie auch immer wieder zu einer Politik der Nadelſtiche
zurück=
kehrten und ſich zu Handlungen hinreißen ließen, die ihr
Ver=
hältnis zu uns trüben mußte.
Neuer Balkan=Pakt im Werden.
Die Europa=Reiſe des griechiſchen Außenminiſters Maximos
wird in Paris mit größtem Intereſſe verfolgt. Die heutigen
Blätter kündigen mit ſichtlicher Befriedigung die Unterzeichnung
eines Balkanpaktes an, der bereits in wenigen Monaten
erfol=
gen würde. An dem Pakt würden die Türkei, Griechenland,
Jugoſlawien und Rumänien teilnehmen. Seine Grundlage ſei
die Anerkennung der gegenwärtigen Grenzen gemäß den
Beſtim=
mungen der Friedensverträge. Die intereſſierten Staaten
be=
mühen ſich, ſchreibt der „Temps”, Bulgarien zum Beitritt in
die=
ſem Pakt zu beſtimmen; aber Bulgarien zögere noch, ſich au
einem Vertrag zu beteiligen, der die Anerkennung des Status
auo enthalte. Der „Temps” betont weiter, daß der neue
Mächte=
bund keineswegs ſich der Kleinen Entente anſchließen wolle; er
ſei ausſchließlich Balkan=Staatenbund, und in intereſſierten
Krei=
ſen betone man dies ausdrücklich, um keinerlei Mißverſtändniſſe
hervorzurufen.
Der Aufſtand in der Provinz Fukien
vor dem Zuſammenbruch.
Nach den Meldungen aus dem Hauptquartier Dſchiang Kai=
Scheks ſteht der Aufſtand in der Provinz Fukien unmittelbar
vor dem Zuſammenbruch. Mit der Einnahme von Yenping durch
die Nankingtruppen iſt der Weg nach Futſchau frei geworden,
und es wird damit gerechnet, daß die Nankingtruppen nach
kur=
zer Pauſe den Vormarſch auf die noch 60 Kilometer entfernte
Hauptſtadt Fukiens antreten werden. Wie weiter gemeldet wird,
laufen täglich Tauſende von Aufſtändiſchen zu den
Nanking=
truppen über.
Von Dr. Herbert Nette.
Das Weſen eines Volkes, das ſo einheitlich und ſo
viel=
geſtaltig, ſo wandelbar und ſo beſtändig iſt wie alles Lebende,
kann ſich in verſchiedenen Graden der Unmittelbarkeit und
Echt=
heit ausdrücken und verkörpern: im Staatlichen, in der Kunſt, in
der Sprache. Von dieſen Verkörperungen iſt die Sprache die
innigſte, untrüglichſte und weſensnächſte. Sie iſt ſo ſehr die
Mitte eines Volksweſens, daß ſie mit dieſem ſelbſt
zuſammen=
fällt und man nicht über das eine ſprechen kann, ohne das
andere oder im Unterſchied von dem anderen. Die Sprache iſt das
tiefſte, eben deshalb auch am tiefſten verhüllte Bild, ſie iſt das
Urbild eines Volkes. Damit iſt auch geſagt, daß dieſes Bild
nie voll ausdeutbar iſt.
Die Unerſchöpflichkeit einer lebendigen Sprache zeigt ſich in
ihrer Unendlichkeit nach zwei Richtungen, in die Vergangenheit
und in die Zukunft. Rückwärts reicht die Sprache in unbekannte
Tiefen, die unſer Blick nicht mehr erreicht. Aus ſolcher Ferne
und Tiefe kommt jedes Wort, das wir ſprechen, zu uns. An
jedem Wort hängt ein Hauch fernſter Geſchlechter und ihre
Stimme klingt in jedem Wort unhörbar noch einmal mit. Das
iſt eine unendliche Kette, ſo wirklich wie die Blutskette.
Dieſelbe Unendlichkeit weiſt die Sprache nach vorwärts auf.
Auf jedem einzelnen Punkt und in jeder Epoche iſt — wie
Humboldt einmal ſagt — die Sprache, gerade wie die Natur
ſelbſt, ſo daß der Geiſt immer noch Unbekanntes in ihr entdecken,
die Empfindung noch nicht auf dieſe Weiſe Gefühltes
wahr=
nehmen kann. „In jeder Behandlung der Sprache durch eine
wahrhaft neue und große Genialität zeigt ſich dieſe Erſcheinung
in der Wirklichkeit; und der Menſch bedarf es zur Begeiſterung
in ſeinem immer fortarbeitenden intellektuellen Streben und der
fortſchreitenden Entfaltung ſeines geiſtigen Lebensſtoffes, daß
ihm, neben dem Gebiete des ſchon Errungenen, der Blick in eine
unendliche, allmählich weiter zu entwirrende Maſſe offen bleibe.”
Jedes Wort weiſt geheimnisvoll nach rückwärts und
vor=
wärts und iſt ſelbſt immer in Bewegung im großen Meer der
Sprache. Die Worte verſinken und ſteigen. Sie ſinken herab in
Vergeſſenheit, wenn der Blick der Menſchen nicht mehr auf den
Dingen, die ſie ausſagen und dadurch ſchaffen, ruht. Sie ſinken
herab ins Tonloſe und werden abgegriffen und unkenntlich wie
wertloſe Münze. Und zugleich ſteigen andere, oder dieſelben
in anderen Kreiſen, auf. So durch den Anruf des Dichters der
ſie aus der Tiefe der Vergangenheit oder dem Gewühl des
Marktes nen entdeckt, der einen neuen Klang in ihnen ſpürt und
ſie mit einem neuen Sinn belehnt. Daneben gibt es viele andere
Gründe im allgemeinen Sprechen, durch die nicht nur der
Ver=
ſchleiß und das Abſinken, ſondern auch der Bedeutungswandel
in ſteigender Richtung bewirkt wird. Aus religiöſen, ſittlichen,
ſozialen, äſthetiſchen Anſchauungen ergeben ſich zu beſtimmten
Zeiten Einwände gegen irgendwelche Worte, man ſucht andere,
die Bedeutungen verengern oder erweitern ſich. So iſt der
Wort=
ſchatz in dauernder Wandlung begriffen.
Sind das Unterſchiede und Wandlungen in der Zeit, ſo
treten dazu die Unterſchiede im Raum. Hierher gehören einmal
die mundartlichen Verſchiedenheiten, die, auch wenn wir von den
Ausſpracheunterſchieden ganz abſehen, groß genug ſind, wofür
namentlich aus dem Bereich der Pflanzenanmen viele Beiſpiele
angeführt werden könnten. Ferner gibt es Sonderſprachen: des
Jägers, des Seemanns, des Soldaten, des Studenten, des Gauners,
der Dirne, des Druckers, des Bergmanns uſw. Es gibt
ge=
ſprochene, geſchriebene, gedruckte Sprache und die Unterſchiede
ſind größer als es ohne weiteres ſcheinen möchte, da der
Ein=
fluß der Literatur, der Schule uſw, kaum nachprüfbar iſt oder
nur im großen. So kann man am heutigen Deutſch die
Aus=
wirkung deſſen feſtſtellen, was vor 150 Jahren im mitteldeutſchen
Neſte Weimar als Literaturſprache entſtand.
Das Geſamt einer Sprache feſtzulegen, formal durch die
Grammatik, ſtofflich im Lexikon, iſt ein Verſuch, der ſchon im
Altertum häufig gemacht worden iſt. Doch läßt ſich der
Rieſen=
organismus Sprache immer nur in ſkizzenhaftem Umriß
wieder=
geben und der geſamte Wortſchatz läßt ſich auch in den
vielbän=
digſten Wörterbüchern nicht vollſtändig theſaurieren und
auf=
ſtapeln. Dazu kommt ein weſentlicher Mangel, der allen
alphabe=
tiſchen Wörterbüchern gemeinſam iſt. Aus ihnen läßt ſich zwar
entnehmen, was ein beſtimmtes Wort früher bedeutet hat, wo es
her kommt und daraus laſſen ſich kulturgeſchichtliche Belehrungen
mancher Art gewinnen. Aber der wirkliche Reichtum, die
Viel=
fältigkeit und Fülle läßt ſich hier nicht finden. Um ihnen nahe
zu kommen, bedürfen wir einer Zuſammenſtellung aller
Aus=
drucksmöglichkeiten, die die Sprache für eine beſtimmte Sache,
einen beſtimmten Begriff bereitſtellt.
Ein ſolches Wörterbuch iſt zur Zeit im Erſcheinen begriffen:
Der deutſche Wortſchatz. Synonymiſch geordnet von
Prof. Franz Dornſeiff. Verlag Walter de Gruyter u Co.,
Ber=
lin. Dem Werk iſt ein Verzeichnis der Welt nach Gegenſtänden
und Beziehungen zugrunde gelegt und daran ſind die Wörter
ähnlicher oder faſt gleicher Bedeutung (Synonyme) aufgereiht.
Genau genommen gibt es ja in derſelben Sprachgemeinſchaft
nicht zwei Worte von genau der gleichen Bedeutung, weshalb
man Synonyme überſetzen kann als „beileibe nicht zu
ver=
wechſelnde Wörter”. Man denke an die bekannte, meiſt Bismarck
zugeſchriebene Anekdote, in der die Unterſchiede von ſpeiſen und
eſſen, hauen und ſchlagen, ſpringen und hüpfen, ſenden und
ſchicken einem Geſandten (aber keinem geſchickten) witzig
aus=
einandergeſetzt werden. Dieſe Unterſchiede können ſich auch auf
die Stilhöhe beſchränken und trotzdem groß genug ſein, wie etwa
zwiſchen Angeſicht, Antlitz, Geſicht, Freſſe.
In dem genannten Werk wird nun der Verſuch gemacht,
den ganzen Reichtum der deutſchen Ausdrucksmittel, ſowohl
Wörter wie ausführliche Redensarten, von der feierlich
geho=
benen Sprache bis herab zur Gebärde nach Begriffen geordnet
aufzuzeichnen. Im Unterſchied von den alphabetiſchen
Wörter=
büchern wird alſo nicht von den einzelnen Wörtern ausgegangen,
um deren Bedeutungen aufzuführen, ſondern von den Sachen
und den Begriffen und dafür die Bezeichnungsmöglichkeiten
ge=
ſucht. Dabei ſoll, wie es in der Vorrede weiter heißt, mög ichſt
alles aufgeführt werden: „Gottſeliges, Schnoddriges, Bäueriſches,
Fremdwörter, Papierenes, Menſchliches — Allzumenſchliches,
Derbes, was Snobs ſagen, die Backfiſche Soldaten, Schüler,
Kunden (rotwelſch), Seeleute, Studenten, Gelehrte, Jäger,
Bör=
ſianer, Pfarrer, Völkiſche, Rote, wie ſich der Gebildete
aus=
drückt im alltäglichen Verkehr, im Honoratiorendeutſch, in der
gehobenen Literaturſprache. Kurz, was tatſächlich gefagt wird,
nicht nur, was geſagt werden ſollte.”
Der Ausgangspunkt iſt hier alſo ſtets das Ausdrucksbedürfnis
des Sprechenden, die Betrachtungsrichtung geht von der Sache
zum Wort, ſtatt wie bei alphabetiſchen Wörterbüchern umgekehrt.
Für den Sprachwiſſenſchaftler ergeben ſich dadurch neue
Anregun=
gen für Wortforſchung, Stilkunde und Sprachvergleichung.
Zu=
gleich wird jedem Schreibenden und zumal dem Ueberſetzer eine
Hilfe geboten, die ſelten verſagen wird. Das „Wort auf der
Zunge” wird hier leicht gefunden werden. Damit ſind die Zwecke,
zu denen ein ſolches Buch dienen kann, nicht erſchöpft. Ueber die
dichtende Kraft des Volkes kann man ſich unterrichten, wenn man
ſieht, wie oft hundert verſchiedene Bezeichnungen für ein und
die=
ſelbe Pflanze in den einzelnen Gegenden im Gebrauch ſind, über
den Witz oder die Gemütstiefe des Volksmundes mag man ſich
durch unzählige Redensarten belehren laſſen, die hier
aufgezeich=
net ſind. Man kann ſich denken, daß ſich der Pſychologe von der
Sprache ſelbſt beraten läßt und dabei nicht ſchlecht fährt. So wird
er, um ein Beiſpiel aus hunderten herauszugreifen, unter dem
Stichwort „Beharrlichkeit” neben manchen anderen Reihen z. B.
die folgende finden, über deren Nuancen es ſich wohl nachzudenken
lohnt: „blindwütig, bockbeinig, bockig, eifrig, eigenſinnig,
eigen=
willig, fanatiſch, halsſtarrig, hartmäulig, hartnäckig,
leidenſchaft=
lich, querköpfig, radikal, ſtarrſinnig, ſteifköpfig, ſtörrig, ſtur, trotzig,
unbeirrbar, unbekehrbar, unbeugſam, unbeeinflußbar, unduldſam,
unentwegt, unerbittlich, ungehorſam, unlenkbar, unnachgiebig,
verbieſtert, verbiſſen, verbohrt, verhärtet, verhetzt, verrannt,
ver=
ſeſſen, verſtockt, widerſpenſtig, wütig” uſw.
Was Jakob Grimm einſt für ſein Wörterbuch erhoffte, daß es
ein nationales Erbauungsbuch werde, das möchte man auch einem
ſolchen Buch wünſchen. Und gewiß wird jeder, der mit ihm in
wirklichen Umgang tritt, daraus ein neues enges Verhältnis zur
eigenen Sprache gewinnen.
Dienstag, 9. Januar 1934
„Made in Japan”.
Das gigantiſche Wirkſchaftsringen zwiſchen Japan
und Großbrikannien.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 8. Januar.
Das ſoeben abgeſchloſſene Abkommen zwiſchen Japan und
Judien, das der Einfuhr japaniſcher Baumwollſtoffe nach Indien
vor der Hand eine gewiſſe Grenze ſetzt, bedeutet einen wichtigen
Markſtein in jenem gigantiſchen Wirtſchaftsringen,
das ſeit Jahren zwiſchen Japan und
Groß=
britannien tobt und das ſo oder anders auch die Wirtſchaft
ſämtlicher Länder der Welt in Mitleidenſchaft zieht, Begünſtigt
teils durch die Entwertung des Yen, teils durch die niedrigen
Löhne der japaniſchen Arbeiterſchaft und teils durch die
außer=
ordentliche Rührigkeit und Anpaſſungsfähigkeit der japaniſchen
Induſtrie, hat Japan ſeit etwa ſechs Jahren begonnen,
Eng=
lands Waren langſam aber ſicher nicht nur aus den
nichtbriti=
ſchen Märkten, ſondern auch und vor allem aus den Märkten
ſeines eigenen Weltreiches zu verdrängen. Japan produziert:
Seide, Baumwolle, Wolle, Kleidungsſtücke, Wäſche, Maſchinen,
Fahrräder, Grammophone, Uhren, Juwelierwaren elektriſche
Artikel, Spielzeuge und tauſenderlei Dinge mehr, die auch
Eng=
land fabriziert, aber alles zu weſentlich billigeren Preiſen als
fie in England oder in irgendeinem anderen Lande der Welt
hergeſtellt werden können. Ueberall im britiſchen Reiche wimmelt
es von den billigen Waren mit dem Aufdruck „Made in Japan”.
Selbſt die meiſten „typiſch engliſchen” Chriſtmas=Ueberraſchungen
trugen dieſes Jahr zu Weihnachten den Stempel japaniſcher
Herkunft. Und die Gefahr, die heute dem britiſchen Welthandel
ſeitens der verhaßten „Made in Japan”=Waren droht, iſt gewiß
unvergleichlich größer, als es vor dem Kriege die vielgeſchmähte
„Made in Germany”=Konkurrenz je geweſen iſt.
Die Rieſenoffenſive des japaniſchen Exporthandels ſetzte mit
beſonderer Stärke vor etwa Jahresfriſt, nach den erſten
Aus=
wirkungen der Yen=Entwvertung ein, und einen ungefähren
Be=
griff vom raſenden Tempo, in welchem das japaniſche
Wirt=
ſchaftsvordringen, in den britiſchen Reichsgebieten im letzten
Jahre vor ſich gegangen iſt, dürfte folgende Gegenüberſtellung
der einſchlägigen Ziffern für die erſten acht Monate der Jahre
1932 und 1933 geben.
Japan exportierte Waren:
nach
1933
1932
Indien
.. für 176 Mill. Mark 208 Mill. Mark
Und die Bedeutung dieſer japaniſchen Konkurrenz für England
wird erſt recht begreiflich, wenn man in Betracht zieht, daß zur
gleichen Zeit mit dem ſtarken Anwachſen der japaniſchen
Ein=
fuhr in die Länder des britiſchen Empire die Einfuhr mancher
britiſcher Waren in dieſe Gebiete in ganz erſchreckender Weiſe,
zum Teil um mehr als die Hälfte, zurückgegangen iſt.
In ſeinem Beſtreben, dieſem raſenden japaniſchen
Wirt=
ſchaftsvordringen irgendwie Einhalt zu gebieten, iſt England
vor mehreren Monaten mit Japan in Wirtſchaftsverhandlungen
eingetreten, mit dem offen eingeſtandenen Ziel, die Märkte
ſeines eigenen Weltreiches zwiſchen ſich und
Japan durch eine friedliche Uebereinkunft
auf=
zuteilen, bevor es zu ſpät iſt, d. h. bevor England aus
ſei=
nen eigenen Beſitzungen von Japan wirtſchaftlich vollkommien
verdrängt worden iſt. Zu ſolch einer wirtſchaftlichen
Verſtän=
digung mit Japan wurde die britiſche Regierung bereits ſeit
Jahr und Tag von ſämtlichen führenden Induſtriekreiſen
Eng=
lands gedrängt. Eine beſondere Beunruhigung aber zeigte
be=
greiflicherweiſe die Baumwollinduſtrie von Lancaſhire, da dieſe
unter der Wirtſchaftsoffenſive der Japaner natürlich in erſter
Linie zu leiden hat. Japans Baumwollexport hat den britiſchen.
im Laufe des letzten Jahres überholt, und Japan iſt zur Zeit
das größte Baumwollſtoffe etportierende Land der Welt. In
Zahlen ausgedrückt, ging die Entwicklung in den letzten 5
Jah=
ren in folgendem Tempo vor ſich. Es produzierten
Baumwoll=
ſtoffe:
Japan
Großbritannien
im Jahre
3671 Mill. Yards 1790 Mill. Yards
1929
1571
1930
2406
1413
1716
1931
2198
2031
1932
1568
1933 (8 Monate) 1549
Infolge der Tatſache nun, daß für die japaniſche, ebenſo
wie für die britiſche Baumwollinduſtrie der
indiſche Markt der bei weitem wichtigſte iſt, ſtand
für alle feſt, daß zunächſt ein Baumwollabkommen zwiſchen
Japan und Indien erzielt werden müßte und ehe ſolch ein
Ab=
kommen nicht abgeſchloſſen ſei, von den in London gepflogenen
anglo=japaniſchen Verhandlungen nicht viel erhofft werden
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
könnte. Die Bedeutung des ſoeben abgeſchloffenen indo=
japa=
niſchen Baumwollabkommens liegt alſo vor allem darin, daß ſie
den Weg zu einer allgemeinen britiſch=japaniſchen
Wirtſchafts=
verſtändigung freier geſtaltet. Vor, der Hand profitieren vom
Ab=
kommen allerdings weit mehr die indiſchen
Baumwollfabrikan=
ten, als diejenigen von Lancaſhire. Doch in der Richtung eines
Eindämmens des japaniſchen Dumping=Exports iſt durch
Ab=
ſchluß des Abkommens ohne Zweifel ein erſter und ſehr wichtiger
Schritt getan worden, und die von der Mehrzahl der engliſchen
Preſſe hierüber geäußerte Befriedigung iſt deshalb ſehr
be=
greiflich.
Ruſſiſch=franzöſiſche Völkerbunds=Verhandlungen.
EP. London, 8. Januar.
Wie der „Daily Herald” angeblich aus einwandfreier Quelle
erfahren haben will, finden zurzeit zwiſchen Paris und Moskau
Verhandlungen über den Beitritt Rußlands
zum Völkerbund ſtatt. Nach dem Blatt habe Rußland, ohne
ſich vorerſt feſtzulegen, einen derartigen Schritt von einer
durch=
greifenden Neugeſtaltung des Völkerbundes abhängig gemucht.
Die gegenwärtigen Verhandlungen ſollten angeblich einer
Klä=
rung dieſer Bedingungen dienen.
Nr. 8 — Seite 3
Luftrüſtungen Amerikas.
Ausbau des Küſten=Pakrouillendienſtes.
Bau eines neuen Lufiſchiffes?
EP. Waſhington, 8. Januar
Wie ſoeben bekannt gegeben wird, hat die amerikaniſche
Kriegsflotte der Conſolidated Air Craft Corporation einen
Auftrag auf Lieferung von 21 großen
Flug=
booten für den Küſtenpatrouillendienſt erteilt.
Die Koſten ſtellen ſich auf 1992 000 Dollar. Zwanzig Flugzeuge
desſelben Typs waren bereits im Vorjahre geliefert worden.
Admiral King, der Chef des Aeronautiſchen Büros, hat in
ſeinem ſoeben veröffentlichten Jahresbericht empfohlen, ſo ſchnell
wie möglich ein neues Lenkluftſchiff als Erſatz für
die verloren gegangene „Akron” zu bauen.
Die Unterzeichnung des ſowjetruſſiſchen Handelsvertrages, die
am Montag erfolgen ſollte, iſt aus bisher nicht bekannten
Grün=
den um ein bis zwei Tage verſchoben worden.
hand in Hand mit der Steriliſierung erbkranker Perſonen Förderung der erbgeſunden Familien.
2as Gerichksverfahren.
Geſamtbeurkeilung nur nach ſachlichen mediziniſchen
Grundjäken und nach den Erfahrungen
der ärzilichen Wiſſenſchaft.
beginnen, bei denen die Gefahr der Erzeugung erbkranker
Nach=
kommen nicht dringend zu befürchten iſt.
Dr. Gütt erklärte zum Schluß, daß mit der Steriliſierung
der erbkranken Perſonen allein die Geſundheit unſeres Volkes
nicht zu ſichern ſei, wenn es nicht gelänge, die erbgeſunden
Fami=
lien zu fördern und die für die Erhaltung unſeres Beſtandes
not=
wendige Zahl geſunder Kinder zu gewährleiſten. Diesbezügliche
poſitive Maßnahmen der Reichsregierung ſeien in Vorbereitung.
DNB. Berlin, 8. Januar.
Das Geſetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes iſt
bekannt=
lich am 1. Januar in Kraft getreten. Ein Kommentar zu dieſem
Geſetz, an dem der zuſtändige Referent im Reichsminiſterium des
Innern, Miniſterialrat Dr. Gütt, ſowie Prof. Rüdin=München
und juriſtiſche Sachverſtändige mitgearbeitet haben, wird in den
nächſten Tagen erſcheinen.
In einer Preſſebeſprechung im Reichsminiſterium für
Volks=
aufklärung und Propaganda ſprach am Montag mittag
Miniſterial=
rat Dr. Gütt über die Durchführung des Geſetzes, insbeſondere
über das Gerichtsverfahren. Die Rechtſprechung ſoll aufgebaut
ſein auf biologiſchem Denken, wobei es unmöglich iſt, alles in
juriſtiſche Formeln zu fagen. Das neue Recht ſoll nicht
forma=
liſtiſch oder losgelöſt vom Menſchen ſein, ſondern es ſoll der
Er=
haltung des Lebens und der Erhaltung unſerer Art und Raſſe
dienen. Bei der Beurteilung des Einzelfalles werden Richter
und Aerzte verantwortungsbewußt immer von zwei
Voraus=
ſetzungen ausgehen:
1. Die Steriliſierung iſt nur zuläſſig, wenn die Krankheit
ärztlich einwandfrei feſtgeſtellt iſt, und wenn
2. das Erbgeſundheitsgericht nach freier Beweiswürdigung
zu dem Ergebnis kommt, daß die Nachkommen mit großer
Wahr=
ſcheinlichkeit erbkrank ſein werden.
Dabei iſt die ethiſche Grundlage einer ſolchen Entſcheidung
eindeutig und klar: Es ſoll in der Zukunft erbkranker
Nachwuchs nicht mehr entſtehen, die Familie vor
unendlichem Leid, die Allgemeinheit aber vor
neuer Belaſtung bewahrt werden. Sofern dieſes Ziel
auf andere Weiſe erreichbar iſt, hält der Geſetzgeber die
Anwen=
dung des Eingriffs nicht für unbedingt notwendig. Es ſollen
darum Perſonen, die ſowieſo als dauernd
anſtalts=
bedürftig verwahrt werden, nicht ſteriliſiert werden,
wie es auch unbedenklich erſcheint, von Eingriffen
ab=
zuſehen, wenn Erbkranke ſich freiwillig in einer
Anſtalt verwahren laſſen. Wenn Gefahr für das
Leben beſteht, kann der Eingriff unterbleiben.
Grundſätzlich finden auf das Verfahren vor dem
Erbgeſund=
heitsgericht die Vorſchriften der Freiwilligen Gerichtsbarkeit
An=
wendung. Es ſind eine ganze Reihe von Beſtimmungen geſchaffen
worden, um jeden Mißgriff auszuſchließen. Beſonders
hervor=
zuheben iſt, daß das Geſamturteil immer nur nach ſachlichen
mediziniſchen Grundſätzen und nach den Erfahrungen der
ärzt=
lichen Wiſſenſchaft zu fällen iſt. Die Amtsärzte und Gerichte
weiden die Fälle nach ihrer Dringlichkeit zu
be=
handeln haben. So wäre z. B. nicht ſinngemäß, jetzt ſchon
ſofort Anſtaltsinſaſſen zu ſteriliſieren, die vielleicht erſt nach einem
Jahr aus der Anſtalt entlaſſen werden, oder mit Schulkindern zu
Nichkarier und akademiſche Prüfungen.
Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit:
Zur Klärung von Zweifeln, die darüber entſtanden ſind, ob
die zum weiteren Studium zugelaſſenen Studierenden
nicht=
ariſcher Abſtammung ohne beſondere Bedingungen als zu den
akademiſchen Prüfungen (Diplom=, Doktor=Prüfungen uſw.)
zu=
gelaſſen werden dürfen, hat der preußiſche
Kultusmini=
ſter Ruſt einen Erlaß herausgegeben, der ebenfalls auch
über andere, mit den Prüfungen nichtariſcher Studierender
zu=
ſammenhängenden Fragen Beſtimmungen trifft. Nach dieſen
Be=
ſtimmungen wird zukünftig folgendermaßen verfahren werden:
Zu den Prüfungen ſind diejenigen Reichsdeutſchen
nichtari=
ſcher Abſtammung unbeſchränkt zugelaſſen, deren Väter im
Welt=
kriege an der Front für das Deutſche Reich oder ſeine
Verbün=
deten gekämpft haben, ſowie Abkömmlinge aus Ehen, die vor
Inkrafttreten des Reichsgeſetzes gegen die Ueberfüllung deutſcher
Schulen und Hochſchulen vom 25. April 1933 geſchloſſen ſind, wenn
ein Elternteil oder zwei Großeltern ariſcher Abkunft ſind.
Fer=
ner ſind zu den Prüfungen zugelaſſen diejenigen Studierenden
nichtariſcher Abſtammung, die entweder zum Studium ſelbſt
zu=
gelaſſen ſind, oder denen das weitere Studium geſtattet iſt, und
zwar auf Grund des Ausführungserlaſſes des preußiſchen
Kultus=
miniſters vom 16. Juni 1933 zur Ausführung des Geſetzes gegen
die Ueberfüllung der deutſchen Schulen und Hochſchulen vom 23.
April 1933.
Weiter trifft der Erlaß die Beſtimmung, daß diejenigen
Studierenden nichtariſcher Abſtammung, die bei Durchführung des
erwähnten Ausführungserlaſſes vom 16. Juni 1933 bereits
exmatrikuliert waren und die ſonſtigen Vorausſetzungen zu einer
Zulaſſung erfüllen, auf Antrag mit Genehmigung des
preußi=
ſchen Kultusminiſters zu den Prüfungen zugelaſſen werden
kön=
nen. Allgemein ausgeſchloſſen von der Ablegung von
Prüfun=
gen ſind alle diejenigen Studierenden ariſcher oder nichtariſcher
Abſtammung, die aus der Liſte der Studierenden geſtrichen
wer=
den mußten.
*
Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt: Im Zuge der am
letzten Freitag bereits getroffenen Maßnahmen gegen gewiſſe
unbelehrbare Gegner des heutigen Staates mußte am Sonntag
Freiherr Max von Gemmingen in Beihingen (Oberamt
Ludwigs=
burg) in Schutzhaft genommen werden.
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Montag, den 8. Januar 1934.
Fünfkes Sinfonie=Konzerk.
Das erſte Sinfonie=Konzert des neuen Jahres war eine
künſtleriſche Großtat des Landestheaterorcheſters und ſeines
un=
ermüdlichen Leiters Karl Friderich. Werke der Spätromantik
aus den höchſten Höhen deutſchen Geiſtes, Werke, die nur aus
deutſchem Empfinden heraus entſtehen konnten, und demgemäß
in ihrer vollen Eigenart auch anderen Völkern verhältnismäßig
fremd bleiben müſſen. Und doch, welch ein Wechſel in der
Sehnſucht nach dieſer vornehmſten Kunſt! Wenn Michael Balling,
der uns Darmſtädtern Bruckner eigentlich als Erſter offenbart
hat, 1921 und 1924 die Achte von Bruckner zu Gehör brachte,
dann war das Große Haus bis auf den letzten Platz beſetzt,
und heute, wie viel leere Plätze im Sperrſitz. Muß es geiſtig und
künſtleriſch wirklich noch mehr bergab gehen, iſt es wahr, daß
Kino und Radio in einer ſo kunſtliebenden Stadt wie Darmſtadt
allmählich immer weitere Kreiſe abſtumpft gegen lebendige,
per=
ſönlich vermittelte höchſte Kunſt? Steht Friderich wirklich auf
einem verlorenen Poſten in einer geiſtig allmählich abſterbenden
Stadt. Der Blick in den Zuſchauerraum gab zu ſolchen düſteren
Gedanken wirklich Anlaß. Deun das Konzert war nach Inhalt
und Ausführung ſo ausgezeichnet, daß es höchſten
Anforderun=
gen entſprechen konnte.
Wir hörten zuerſt Pentheſilea, Sinfoniſche Dichtung nach
H. v. Kleiſts Trauerſpiel von Hugo Wolf. Es iſt das erſte
groß=
formige Werk des jungen Meiſters, in einer Zeit entſtanden, in
der er ſelbſt noch nicht ahnen konnte, daß er der unübertroffene
Schlußſtein in der Entwicklung des deutſchen romantiſchen
Lie=
ides ſein würde. Wer ſich bewußt iſt, wie ſpät Wolf erſt muſi=
Kaliſch erwachte, der muß ſtaunen über die unerhört raſche
Ent=
wvicklung, die von der erſten Beethoven=Verehrung über Richard
Wagner und Franz Liſzt zu einem ſo eigenen konzentrierten,
Traft= energie= und geiſterfüllten Werk zu führen vermochte.
Wolf iſt in einer Jutenſität von Kleiſt erfüllt, wie es nur
ſchwärmende Jugend vermag, und aus dieſem glühenden
Enthuſiasmus heraus quillt die dreiſätzige Sinfonie in ihrer
engen Programmbezogenheit, aber zugleich auch ihrer ſo
elemen=
taren Muſikalität, daß das Programm gar nicht nötig iſt, um
Das allgemein Menſchliche, was hinter den beſonderen
Begeben=
heiten ſich verbirgt, aufs klarſte zu empfinden. Trotz der engen
Beziehung zu Liſzts ſinfoniſchen Dichtungen, iſt doch auch der
AAnſchluß an die Hauptteile der herkömmlichen mehrſätzigen Sin=
Fonie in der Konzeption der Themen und ihrer Verarbeitung
Deutlich erkennbar. Friderich geſtaltete den verhältnismäßig
kurzen erſten Satz rhythmiſch äußerſt ſcharf und prägnant, die
ganz kurzen lyriſchen Strecken blieben nebenſächlich, um im
„Traum vom Roſenfeſt” dem zweiten Satz, das Glück und
Sehnen breit hervorzuheben, aus dem ſich dann in gewaltiger
Steigerung der breite dritte Satz herausarbeitet, in dem
kriege=
riſche und ſeeliſche Kämpfe, Wahnſinn und Vernichtung
dar=
geſtellt werden. Wolf meiſtert hier Form, geiſtige Tonſprache und
Orcheſterklang wie ein erfahrener Meiſter, das einzige, was auf
ein frühes Werk hinweiſt, iſt die zuweilen etwas überflüſſig
dicke Inſtrumentation. Friderich gab das Werk mit größter
Ueberzeugungskraft, er hat es ſchon andernorts aufgeführt und
iſt ihm ein berufener Künder, ſo daß man ſich nur wundern
kann, daß dieſe Sinfoniſche Dichtung Erſtaufführung für
Darm=
ſtadt war, wie ich auch in den langen Jahren, in denen ich in
München und Berlin jedes Sinfonie=Konzert hörte, der
Penthe=
ſileg nie begegnet bin.
Es folgte Bruckners „Achte”, das in etwa ſiebenjährigem
Ringen entſtandene Spätwerk des großen Sinfonikers, 1890
vol=
lendet. Iſt Bruckner ſtets ein ganz ins Innerſte gekehrter
Ton=
dichter, bei dem innigſte Religioſität, größte Menſchenliebe und
eine urgewaltige ſeeliſche Geſtaltungskraft ſtets die Triebfeder
des Schaffens ſind, ſo atmet die Achte trotz des C=Moll, trotz
großer aus den prägnanten und ſcharf rhythmiſierten
Kopf=
themen der Außenſätze entſtehender Entwicklungen und trotz des
energieerfüllten Scherzo doch ſoviel innere Ruhe und
Beſchau=
lichkeit, daß ſie zu dem Abgeklärteſten gehört, was der im Leben
ſo beſcheidene, im Schaffen ſo titanenhafte Meiſter uns geſchenkt
hat. Friderich formte die Sinfonie aus überlegener Kenntnis
und Beherrſchung der Partitur heraus. Wenn ich bei Bruckner=
Aufführungen ſtets mit Balling vergleiche, ſo deshalb, weil
letzterer derart künſtleriſch groß und impulſiv gerade Bruckner
nachſchuf, daß alle Einzelheiten als ſtarke Erlebniſſe mir heute
noch klar gegenwärtig ſind. Friderich gab jeden Satz als
groß=
möglichſte Einheit, vermied es, die zahlreichen
Tempoverſchie=
bungen zu ſehr gegeneinander zu ſetzen, dehnte z. B. im erſten
Satz rhetoriſche Cäſuren wie die in der Repriſe beim 2. Thema
nach Buchſtabe R nur gering, während Balling faſt wie
impro=
viſierend aus ſeinem leidenſchaftlichen Temperament heraus
ge=
ſtaltete. Dafür war bei Friderich oft die Herausarbeitung von
Gegenſtimmen und kleinen kontrapunktiſchen Motiven ſo klar,
wie wir es kaum je gehört haben, ebenfalls die dynamiſche
Kontraſtierung bis ins zarteſte Pianiſſimo. Ganz hervorragend
ſpielte das Orcheſter, daß man ſich einen noch ſtärkeren
Streicher=
körper wünſchen würde, iſt ſelbſtverſtändlich, daß hie und da die
Tenortuben kleine Intonationsſchwankungen hören ließen, waren
kleine nebenſächliche Schönheitsfehler, die Geſamtleiſtung war in
jeder Beziehung hervorragend und den wundervollen
Kunſt=
werken ebenbürtig. Begeiſterter Beifall gab dem herzlichen Dank
der Hörer und ihrem Verſtändnis für die außergewöhnliche Höhe
des Aßends Ausdruck.
EP.
Mainzer Liederkaſel.
1. Chorkonzert. Requiem von G. Verdi.
Das Intereſſe, mit dem man allgemein der erſten diesjährigen
Choraufführung entgegenſah, wurde nicht enttäuſcht. Abgeſehen
von der Wahl des Chorwerkes, des ſchon vor längerer Zeit hier
aufgeführten Verdiſchen Requiems, durfte man geſpannt ſein auf
den Einfluß, den die notwendige innere Umgruppierung des
Chores ſowie die Wahl eines neuen Leiters auf die Leiſtungen
der Liedertafel haben mußten. Es iſt eine Freude, feſtſtellen zu
können, daß alle die Kriſen der letzten Zeit an dem hohen Niveau
der Liedertafel nichts haben verändern können. Gewiß iſt der Chor
rein zahlenmäßig etwas gelichtet, und es wird ernſte Sorge der
Leitung ſein müſſen, für jungen Nachwuchs Sorge zu tragen. Aber
die Klangſchönheit und muſikaliſche Diſziplin iſt unerſchüttert
ge=
blieben. Will man abſtufen, ſo muß jetzt die Gruppe der
Männer=
ſtimmen an erſten Stelle ſtehen, und ihnen folgt in kurzem
Ab=
ſtand der Alt, während der Sopran in der Höhe zuweilen ſpitz
und hart klingt, ſo daß noch daran gearbeitet werden muß, die
neuen Mitglieder auch in dieſer Beziehung vollkommen in den
Chorkörper einzuſchleifen. Die tonliche und rhythmiſche Sicherheit
des Ganzen war wieder bewundernswert.
Verdis Requiem iſt nicht aus deutſchem Empfinden für eine
Totenmuſik geſchaffen, es haftet ihm ein ſehr erheblicher Zuſchuß von
opernhaftem Pathos an, das ſich in der Geſamtmodellierung
aller=
dings ſehr wirkungsvoll ausmacht und das Werk mit unerhörtem
Leben erfüllt. Es war deshalb ſicher in guter und geſchickter
Griff, wenn der neue muſikaliſche Leiter der Liedertafel,
Kapell=
meiſter Hans Schwieger, der doch von der Oper herkommt,
ſich als Erſtlingswerk gerade dieſes ausgeſucht hatte. Sein
Main=
zer Debut als Dirigent eines großen Chores mit einer ſolchen
Tradition wurde zu einem berechtigten Triumph. Einwandfrei
war Chor und Orcheſter zu völliger Einheit zuſammengeſchweißt.
Schwieger hat die bei Chordirigenten ſeltene, doch überaus
an=
genehme Eigenſchaft, ſeine Sänger anzuregen, ohne ſie durch eigene
Nervoſität aufzuregen.
Das Soloquartett, das vom Komponiſten ſehr dankbar
be=
handelt iſt, war in einer ganz ſeltenen Vollendung beſetzt mit vier
Stimmen, die in Klangfarbe ganz miteinander verſchmelzen. Die
geiſtige Führung hatte unbedingt der auch hier bereits ſeit
lan=
gem bekannte und nach Verdienſt geſchätzte Baſſiſt Profeſſor Albert
Fiſcher=Berlin, der ſeinen Part nicht nur wundervoll ſang,
ſondern auch tief durchgeiſtigte. Die ſonſtigen Soliſten ſtammen
von der Bühne, verſtanden es aber ausnahmslos ſich voll in den
Oratorienſtil einzufühlen. Wir nennen zuerſt die einheimiſchen
Künſtler: Marion Hundt, die Altiſtin, und Hans Decker, den
Tenor unſeres Stadttheaters, die beide ſich als ganz ausgezeichnete
Konzertſänger erwieſen und die man gern recht oft als ſolche
wieder hören möchte. Die Sopranpartie ſang die Wiesbadenerin
Hilde Singenstreu mit herrlich beſeelter und überaus
ſchmelzreicher Stimme. So wurde das erſte Chorkonzert zu einem
großen Tage für die Liedertafel, und wir wollen der um das
Muſik=
leben der Stadt hochverdienten Vereinigung wünſchen, daß das
Dr. B.
ein Omen für alle Zukunft ſein möge.
Seite 4 — Nr. 8
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Januar 1934
des NS8B.
DNP. Bayreuth, 8. Januar.
Der Reichsleiter des Nationalſozialiſtiſchen Lehrerbundes,
Staatsminiſter Schemm, teilt mit:
Am 4. Januar wurde in der Reichsleiter= und
Amtsleiter=
tagung der PO. die endgültige Feſtlegung der organiſatoriſchen
Grundlagen des NSLB. zum Abſchluß gebracht.
Der Leiter der PO., Pg. Dr. Ley, würdigte vollauf die
ge=
waltige Zukunftsaufgabe des NSLB. Er muß in allen ſeinen
Gliederungen eine durchaus zuverläſſige, ſchlagkräftige, im Dienſte
des Nationalſozialismus ſtehende Organiſation ſein. In vollſter
Anerkennung und Würdigung dieſer Notwendigkeiten fand die von
der Oberſten Leitung der PO. am 13. 12. 1933 erlaſſene
Ver=
fügung über das nationalſozialiſtiſche Erziebungsleben ſinngemäße
Auslegung.
Dieſe Ausführungsbeſtimmungen bringen klar und deutlich
noch einmal das ſchon am 8. 12. 1933 in einer von Dr. Frick,
Rudolf Heß, Dr. Ley, Dr. Schmitt und Schemm unterzeichneten
Verfügung erlaſſene Verbot zum Ausdruck, nach welchem ein
Wiederaufleben aufgelöſter oder in Auflöſung
befindlicher Verbände unbedingt verboten iſt.
Die geſamten Mitglieder des NSLB. (neun Zehntel
aller Erzieher Deutſchlands) ſtellen die gleichgeſchaltete,
aus den früheren Organiſationen gebildete
Geſamterzieherorganiſation, eben den NSLB. Die
Mitglieder des NSLB., die zu gleicher Zeit eingetragene
Mit=
glieder der NSDAP. ſind, werden laut Verfügung im Amt für
Erzieher (NSLF.) innerhalb des NSLB. zuſammengefaßt. Dieſe
Verfügung iſt im Lichte der Totalität der nationalſozialiſtiſchen
Staatsidee und im Hinblick auf die vom Führer ſo oft betonte
Totalität der Erziehungsidee auch eine Selbſtverſtändlichkeit. Sie
ſichert die Einheit des deutſchenErziehergedankens
und verneint das bunte Vielerlei der in der liberaliſtiſchen Zeit
beſtehenden Lehrerorganiſationen mit den verſchiedenſten, teils
parteilichen, teils materiellen, teils beruflichen, teils
ſtandes=
politiſchen Intereſſen.
Der NSLB. erklärt nachdrücklich wiederholt, daß ſich ſeine
Aufgaben auf der ideellen, völkiſchen, nationalſozialiſtiſchen,
ſach=
lichen und pädagogiſchen Ebene befinden. Niemals werden im
NSLB. im Hinblick auf ſeine hohe Erziehungsaufgabe ſtandes=
politiſche, materielle und wirtſchaftliche Fragen dominierende
Kraft beſitzen können. Wir verkünden das abſolute Primat
der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung auf
allen Gebieten der Organiſation des NSDL. Wir
wiſſen auch, daß die Proklamierung des Primats der
national=
ſozialiſtiſchen Weltanſchauung die Facharbeit bezüiglich ihrer
Qualität ſteigern wird.
Unter Hinweis auf die Verfügung vom 8. 12. 1933 und die
Ausführungsbeſtimmungen vom 4. 1. 1934 wird in der Verfügung
der Reichsleitung der NSLB zum Schluß betont, daß mit dieſen
beiden Verlautbarungen, welche die Unterſchriften der hierfür
zu=
ſtändigen Führer tragen, nur nach langen und ſchwierigen
Ver=
handlungen und vielen Mißverſtändniſſen endgültig für jeden
Leiter der verſchiedenen Gliederungen des NSLB. die
notwen=
digen Klarheiten geſchaffen ſind.
NSLB. und Reichsbund deutſcher Beamten.
Der Reichsführer des NSLB., Hans Schemm, gibt bekannt:
Auf Grund einer Vereinbarung mit dem Führer der
Beamten=
organiſation, Neef, gilt im Hinblick auf die organiſatoriſche
Ver=
ankerung von Erziehern innerhalb des Reichsbundes Deutſcher
Beamten die Beſtimmung, daß Erzieher Deutſchlands, die gewillt
ſind, innerhalb des Reichsbundes Deutſcher Beamten irgendeine
Aufgabe oder ein Amt zu übernehmen, Mitglieder des NSLB.
ſein müſſen.
Der Reichsbund Deutſcher Beamten lehnt mit Rückſicht auf die
in München getroffenen Abmachungen jeden deutſchen Erzieher
als Mitglieo ab, der nicht Mitglied des NSLB. iſt. Daraus
er=
gibt ſich, daß jeder deutſche Erzieher in erſter Linie die Aufgabe
hat, ſeine Mitgliedſchaft beim NSLB. zu erwerben.
Eine Verfügung Dr. Leys über die Eingliederung
der Lehrerſchaft in die NSSB.
DNB. München, 8. Januar.
Wie der Nationalſozialiſtiſche Lehrerbund, der neun Zehntel
aller deutſchen Erzieher als Einzelmitglieder umfaßt, mitteilt, iſt
zur Klärung und Vermeidung von Mißverſtändniſſen endgültig
von der PO. folgende Verfügung getroffen worden:
1. Der NSDB. iſt die parteiamtliche Organiſation des
deut=
ſchen Erzieherlebens. Er umfaßt alle als Mitglieder im NSLB.
organiſierten Erzieher.
2. Die in ihm befindlichen eingeſchriebenen Mitglieder der
NSDAP. ſind im Amt für Erzieher (NSLF.) zuſammengefaßt
und erhalten ihren geſonderten Ausweis (Mitgliedsbuch).
3. Die vom NSLB. getroffene Gliederung der Gaue, Kreiſe
und Ortsgruppen ſowie die entſprechend gegliederte Facharbeit der
Abteilung „Erziehung und Unterricht” gelten als zuſtändig.
4. Nochmals wird die Rückbildung aufgelöſter oder in
Auf=
löſung befindlicher Verbände ſtrengſtens verboten.
5. Selbſtändige, in den NSLB. als Fachſchaften nicht
einge=
gliederte wiſſenſchaftliche Fachverbände können mit den
gleichlau=
fenden Fachſchaften des NSLB. zum Zwecke der Verwertung ihrer
Leiſtungen in Verbindung treten.
gez. Dr. Robert Ley.
Die Neuordnung des evangeliſchen Jugendwerkes.
DNB. Berlin, 8. Januar.
Der Jugendführer der deutſchen evangeliſchen Kirche, Zahn,
hat folgende Bevollmächtigte zur Durchführung der Neuordnung
des evangeliſchen Jugendwerks und der Eingliederung in die HJ.
ernannt: Für das Obergebiet Weſt (im beſonderen die Gebiete
Ruhr=Niederrhein, Mittelrhein und Weſtmark), den
Provinzial=
jugendpfarrer Dr. Voß=Düſſeldorf. Für das Gebiet Mittelrhein
Provinzialjugendpfarrer Bergmann=Magdeburg; für das Gebiet
Oſtland: Provinzialjugendpfarrer Engelbrecht=Königsberg; für
das Gebiet Kurheſſen: Landesjugendpfarrer von der Au=Darmſtadt;
für das Gebiet Hannover (insbeſondere Braunſchweig); Pfarrer
Mikner=Braunſchweig; für das Gebiet Oſtſee: Pfarrer Richnow,
Finkenwalde bei Stettin.
Am 29. Januar 1934 veranſtalten die im Allgemeinen deutſchen
Waffenring zuſammengeſchloſſenen Verbände in allen deutſchen
Hochſchulſtädten eine gemeinſame Weiheſtunde, die dem Gedenken
an die vor einem Jahr erfolgte Machtübernahme durch den Führer
der nationalſozialiſtiſchen Bewegung gewidmet iſt. Dieſe große
Kundgebung wird in ihrer Geſchloſſenheit dem nunmehr einmütigen
Wollen und Handeln des geſamten deutſchen Waffenſtudententums
Ausdruck geben. Für Berlin findet die Weiheſtunde im
Sport=
palaſt ſtatt.
Die große Tagung der führenden Perſönlichkeiten in der
Deutſchen Arbeitsfront findet nunmehr endgültig am 13. Januar
morgens 10 Uhr in Weimar ſtatt. Der Führer der Deutſchen
Arbeitsfront und Stabsleiter der PO., Dr. Ley, wird
vrogramm=
matiſche Ausführungen über das Feierabendwerk „Kraft durch
Freude” machen.
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Für die anläßlich unſerer Vermählung erwieſenen
Aufmerkſamkeiten ſagen wir auf dieſem Wege
herzlichſſen Dank.
Karl Müller u. Frau
Emſ, geb. Freudenberger.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hates gefallen,
unſeren lieben Bruder, Schwager und
Onkel
Sertlt Grorg Hatyz
heute morgen nach kurzem, ſchweren
Leiden im Alter von 69 Jahren zu
ſich zu nehmen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Philipp Ruths,
Metzgermeiſter
Eliſab. Keller Ww.
Asbach=Obermodau, den 8. Januar 1934.
Die Beerdigung findet Mittwoch, 10. Januar,
um 2 Uhr ſiatt.
(447
Dankſagung.
Herzlichen Dank für die vielen Beweiſe inniger
Anteilnahme beim Heimgange unſerer lieben
Entſchlafenen.
Heinrich Stillinger.
Heute entſchlief nach kurzem Leiden mein lieber Mann, unſer
lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel
Feiſt Lehmann
im Alter von 88 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Reinheim, Paris, Frankfurt, Offendorf, Tel=Aviv, den
8. Januar 1934
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 10. Januar, um
2.30 Uhr vom Trauerhauſe aus ſtatt.
(454
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 9. Januar 1934.
Ehrung einer Neunzigjährigen.
B. Die ſeit langen Jahren verwitwete Frau Dorothea
Dries geb. Spatz, in Eberſtadt=Villenkolonie, konnte am 6.
Ja=
nuar dieſes Jahres das ſeltene Feſt ihres 90. Geburtstages in
geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit begehen. Sie entſtammt
einer alten Beſſunger Bauernfamilie, ihr Elternhaus ſteht noch
heute am Forſtmeiſterplatz in Darmſtadt. Aus Anlaß dieſes
ſel=
tenen Tages wurde ſie, beſonders auch als älteſte Einwohnerin
Eberſtadts, geehrt. Herr Bürgermeiſter Dr. Uecker überbrachte
die Glückwünſche der Gemeinde und des Staatsminiſteriums, in
deſſen Namen er eine Ehrengabe überreichte. Die Vorſitzende
der NS.=Winterhilfe und Frauenſchaft, Frau Katzenmeier,
überreichte einen großen Korb mit Lebensmitteln, Wein uſw.
mit den herzlichſten Glückwünſchen. Ebenſo Frau Pfarrer
Weiß=
gerber und Herr Pfarraſſiſtent Davidſohn namens der
Evangeliſchen Kirchengemeinde, die auch einen Korb mit allerlei
ſchönem Inhalt brachten. Die Gefeierte war über die
Glück=
wünſche ſichtlich erfreut und dankte in bewegten Worten. Dabei
gab ſie hochintereſſante Erinnerungen aus ihrem Leben. Ihr
Elternhaus habe damals noch inmitten von Aeckern geſtanden,
ihre Aecker und Wieſen hätten etwa dort gelegen, wo heute die
Artilleriekaſerne ſteht! Sie hat dann einen Muſiker geheiratet,
der jedoch ſchon vor vielen Jahren geſtorben iſt. Nach dem Kriege
iſt ſie nach Eberſtadt, Adolf=Hitler=Straße 137, gezogen, wo ſie
mit ihrer auch ſchon im 70. Lebensjahre ſtehenden Tochter ihren
Lebensabend mit einem in Anbetracht der allgemeinen gedrückten
ſozialen Lage auskömmlichen Einkommen als Sozialrentnerin
verbringt. Als Angehörige eines alten bodenſtändigen
Bauern=
geſchlechts war es ihr eine beſondere Freude, den Wiederaufſtieg
des Bauernſtandes erleben zu können. Möge ihr ein froher
Lebensabend beſchieden ſein!
Am Samstag abend hielt die Ortsgruppe Darmſtadt des
Reichsluftſchutzbundes in der Woogsturnhalle ihre erſte öffentliche
Werbeveranſtaltung mit Filmvorführung ab.
Eröffnet wurde der Abend durch den kommiſſariſchen
Orts=
gruppenführer Dr. Graf, der nach Worten der Begrüßung auf
den Zweck der Veranſtaltung hinwies. Erſchienen waren u. a. die
Referenten für Luftſchutz vom Miniſterium, von der
Polizeidirek=
tion und der Darmſtädter Induſtriellen=Vereinigung, die
Bezirks=
gruppenführung Starkenburg des ROB. und unter ihrem
Orts=
gruppenführer die geſamte Techniſche Nothilfe, die den Saaldienſt
übernommen hatte.
Der Redner des Abends, Herr Heimann, Werberedner der
Landesgruppe Heſſen/Rheinland=Süd des ROB., Frankfurt, gab,
ausgehend von den gewaltigen Luftflottenbeſtänden der
Deutſch=
land umgebenden Länder zunächſt ein Bild von der Schutzloſigkeit
und vor allem von der Luftempfindlichkeit unſeres Vaterlandes.
Der Redner, ſelbſt ehemaliger Kampfflieger, wußte dann durch
ſeine teilweiſe humorvollen und mit waſchechten Front= und
Flie=
gerausdrücken gewürzten Ausführungen das Intereſſe der Zuhörer
zu wecken und zu feſſeln, und ſeine Schilderungen über die moderne
Kampfes= und Angriffstaktik feindlicher Luftflotten waren
über=
aus eindrucksvoll. Ergänzt wurde das Geſagte durch einen
unge=
mein ſpannenden Film amerikaniſcher Luftmanöver, der kaum
glaubliche fliegeriſche Leiſtungen ſowohl im Bombenabwurf, wie
auch im Luftkampf zeigte. Im zweiten Teil ſeines Vortrags ging
der Redner ausführlich auf die der Zivilbevölkerung aus der Luft
drohenden Gefahren — Brand=, Briſanz= und Gasbomben — ein,
wobei er jedem Gefahrenmoment die möglichen und wirkſamen
Schutz= und Abwehrmaßnahmen, die von der zivilen Bevölkerung
getroffen werden müſſen, gegenüberſtellte. Wie ungemein wichtig
und wertvoll der Selbſtſchutz der Bevölkerung iſt und wie
verhäng=
nisvoll Gleichgültigkeit und Unkenntnis gegenüber den Gefahren
aus der Luft ſich auswirken müſſen, zeigte ein zweiter Film. in
dem im Rahmen einer groß angelegten Luftſchutzübung ein
Luft=
angriff auf Dresden vorgeführt wurde
Wort und Bild dieſes Abends dürften wohl jeden Beſucher
von der lebenswichtigen Frage des zivilen Luftſchutzes, und
beſon=
ders von den Beſtrebungen des RSB. überzeugt haben. Wenn
zwar der Beſuch der Veranſtaltung noch zu wünſchen übrig ließ,
ſo kann doch immerhin feſtgeſtellt werden, daß das allgemeine
In=
tereſſe für die Belange des zivilen Luftſchutzes in unſerer Stadt
Gk.
im Wachſen begriffen iſt.
— Hohes Alter. Fräulein Thereſe Stieler, Lehrerin
D., Nieder=Ramſtädterſtraße 30, Tochter des Majors Jakob
Stieler, begeht am 10. Januar 1934 in geiſtiger und körperlicher
Friſche ihren 80. Geburtstag. Die alte Dame, die 42 Jahre
lang an der hieſigen Volksſchule als Lehrerin tätig war, erfreute
ſich allgemeiner Beliebtheit.
— Vortrag Viétor. Heute abend findet in der Aula des
Realgymnaſiums der Vortrag von Univerſitätsprofeſſor Dr. Karl
Viétor über „Hölderlins deutſche Sendung” ſtatt,
den die Ortsgruppe Darmſtadt des KfdK. in ihrer Vortragsreihe
dieſes Winters veranſtaltet. Profeſſor Viétor iſt ein beſonders
guter Hölderlinkenner, und ſein Vortrag wird ſicher das Intereſſe
aller derer finden, die an der geiſtigen Neugeſtaltung der
Gegen=
wart mitarbeiten.
— Nationales Ehrenopfer. Der Abend des 11. Januar, an
dem um 20 Uhr im Saalbau Fräulein Ilſe Heſſenauer aus
Kaſſel über „Grenzlandskampf und
auslands=
deutſche Schickſale” ſpricht, muß ſich zu einer mächtigen
Kundgebung der Darmſtädter Frauen geſtalten, die damit ihre
Verbundenheit mit den Volksgenoſſen jenſeits der Grenzen
Aus=
druck verleihen. Bei dieſem Tag des Bekenntniſſes darf auch die
Jugend nicht fehlen, und die Darmſtädter Frauenverbände
erwar=
ten, daß in den oberen Schulklaſſen und den Jugendorganiſationen
ihr Ruf freudigen Widerhall findet.
Verſende kein Geld in gewöhnlichen oder eingeſchriebenen
Briefen! Immer wieder läßt ſich das Publikum dazu verleiten,
bares Geld oder Wertſachen in gewöhnlichen oder
eingeſchriebe=
nen Briefen zu verſenden. Es bietet hierdurch ungetreuen
Ele=
menten innerhalb und außerhalb der Poſtbeamtenſchaft Anreiz
und Gelegenheit, ſich auf eine verhältnismäßig bequeme und
leichte Weiſe Geld zu verſchaffen. Den Schaden trägt in der Regel
der Abſender; denn wird der Geldinhalt der Briefe entwendet,
ſo erhält er bei gewöhnlichen Briefen überhaupt keinen und bei
eingeſchriebenen Briefen nur dann Erſatz, wenn der ganze Brief,
alſo der Brief mitſamt dem Geldinhalt in Verluſt geraten iſt.
Wird der Einſchreibbrief dagegen nur ſeines Wertinhaltes
be=
raubt, ſo zahlt die Deutſche Reichspoſt nach den Beſtimmungen
des Poſtgeſetzes keinen Erſatz. Darum verſende kein Geld in
ge=
wöhnlichen oder eingeſchriebenen Briefen! Die einzig richtige Art,
Geld zu verſchicken, iſt Poſtanweiſung, Zahlkarte oder Geldbrief.
Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Die Heſſiſche
Spielgemein=
ſchaft, die — ein erfreulicher Beweis des nationalen
Wirtſchafts=
aufſchwunges — in dieſer Spielzeit 5 Mitglieder verlieren mußte,
die auswärts eine berufliche Anſtellung finden konnten oder ſich
nach auswärts verheiratet haben, mußte die für kommenden
Samstag angeſetzte Erſtaufführung der Büchnerſchen Dialektpoſſe
„Die Erbdante oder Familie Luſtig” nochmals abſetzen, da einer
der Hauptdarſteller erkrankt iſt. Dieſe Erſtaufführung iſt nun für
die Faſtnachtstage geplant, und es geht, um den günſtigen
Spiel=
tag nicht ausfallen zu laſſen, am Samstag, 13. Jan, 20 Uhr,
Niebergalls köſtlicher „Datterich” in Szene.
Großes Haus
Mittwoch
10. Januar
191 Ende g.22½3. D. Bühne, Zugendr. 1 2, Gr. 1u.3
Hänſel und Gretel, hierauf: Die Puppenfee.
Preiſe 0.70—5.50
Donnerstag
11. Januar
Anf 20, Ende nach 22.,45 Uhr. Deutſche Bühne. 08
Preiſe 0.70—5.50
Wiener Blut.
Kleines Haus
Anf. 20, Ende 221 D. Bühne k17, Zuſatzm. 10
Dienztag
Preiſe 0.80—4.50
9. Januar König für einen Tag.
Anf. 20, Ende 22 45. D. Bühne K9 Zuſatzm. 11
Donnerstag
Preiſe 0,70—3,80
11. Januar Die große Ehance.
Nr. 8 — Seite 5
Ruuonic und Tasone.
Erſte Veranſtaltung der „Alk=Darmſtadt”-Vereinigung für Ortsgeſchichte und Heimakkunde im Jahre 1934.
413. Veranſtalkung.
Heimakkreue erzählen.
„Rückblick und Ausblick” ſtand über der erſten Veranſtaltung
des Vereins im neuen Jahre. Der erſte Vorſitzende gab einen
Rückblick auf das vergangene Jahr. Dunkel hatte es begonnen,
unheilverkündendes Wetterleuchten zuckte am deutſchen Himmel
auf. Gefahr drohte deutſchem Land und Volk! Aber ſieghaft ging
nach der Nacht die Sonne auf, und herrlich leuchtend ging das
Jahr zu Ende. Was das neue Jahr uns bringen wird — wir
wiſſens noch nicht. Aber wir hoffen auf ein deutſches Jahr, auf
ein Jahr aufbauender Arbeit. Die Geſchichtsvereine als die
Hüter von Volkstum die Kenner von Werden und Sein der
Hei=
mat dürfen bei dieſer Arbeit nicht fehlen. Auch „Alt=
Darm=
ſtadt” will auf ſeinem Platz ſein: Alt=Darmſtadt arbeitet für
Neu=Darmſtadt und damit für Heimat, Volk und Vaterland.
Zwei Sterne ſtrahlen uns Deutſchen am Eingang ins neue
Jahr, zwei Sterne, um die uns die Welt beneidet:
Reichspräſi=
dent und Volkskanzler. Ihnen galt ein begeiſtertes Sieg=Heil!
Die Herren Stieſi d. Aelt, Anton und Röder
be=
richteten über die Vereinstätigkeit im vorigen Jahre.
Dankes=
worte des Vorſitzenden galten der fleißigen Arbeit dieſer
bewähr=
ten Helfer und der Treue aller Alt=Darmſtadt=Freunde. Auf
An=
trag des Herrn Geheimrats Hoffmann wurde mit
einmüti=
ger Zuſtimmung der ſeitherige Vorſtand aufs neue beſtätigt.
Den Vortrag des Abends hielt Herr Lehrer Eidmannüber
„Neujahrsbräuche‟
In eine Erzählung aus dem Odenwald waren alle die alten,
oft uralten Bräuche hineinverwoben, ſie erſtanden und wuchſen
auf aus dem Leben eines Dorfes, ſie entfalteten ſich von Stunde
zu Stunde in der dämoniſchſten aller Rauhnächte, der
Neujahrs=
nacht, da alle Geiſter los ſind und die Frage nach der Zukunft
die Menſchen bewegt, ſie führten hin zum mitternächtlichen
Glockenſchlag und klangen aus im fröhlichen Treiben des erſten
Tages im neuen Jahr. Eine Hirten= und Nachtwächtergeſchichte
wars und ihr Held der Handieter Schäfer. Der war Gänſehirt
und Heilkundiger und ſchließlich ſogar Nachtwächter der Ge=
meinde, ein rechter Hirte und Hüter, ein Wacher und Wecker,
Zwiſchen den Jahren dichtete er allemal einen Neujahrsſpruch,
Er ſchaffte und feilte und drechſelte, bis das Werk fertig war
und den Meiſter lobte durch den Mund ſeiner ſtaunenden
Anne=
gret. „Rückblick und Ausblick” war die Ueberſchrift.
Blitzſauber iſt das Dorf am Silveſter. Brezeln und Kuchen
die Menge hat das alte Backhaus geliefert, in den Gärten legen
die Bauern Strohſeile um die Obſtbäume gegen das Ungeziefer
und für eine gute Ernte. In der Spinnſtube treibt das junge
Volk ſein Weſen; rotbackige Aepfel werden geſchält, die Mädchen
werfen die Schalen über die Schulter und leſen aus Fall und
Lage den Namen des Zukünftigen, Blei wird gegoſſen, aus den
zwölf mit Salz beſtreuten Scheiben einer Zwiebel die naſſen und
trockenen Monate des Jahres gedeutet. Die Männer des Dorfes
ſitzen derweilen im Wirtshaus bei tüchtiger Mahlzeit. Der
Han=
dieter hat in Spinnſtube und Wirtshaus zugeſprochen, nun aber,
kurz vor Mitternacht, ſteht er in einem blauen Radmantel
wich=
tig unter den Dorfgenoſſen vor der Kirche. Ernſt klingt der
Glockenſchlag, feierlich bläſt der Handieter und ſingt das
Stunden=
lied, dann ſpricht er ſeinen Neujahrsſpruch. Die Glocken ſtimmen
in den Segen ein, dann krachen die Piſtolen und verjagen das
wilde Heer. Dem Bürgermeiſter und Lehrer aber ſingen die
jungen Leute: Jeſu gehl voran. — Am Morgen ſammeln die
Kinder mit gereimten Wünſchen ihre Neujährchen; eine
Rieſen=
brezel und ein Sonnenrad, ein Lebkuchen, in deſſen Mitte ein
neues Markſtück glänzt. Auch der Handieter und die Annegret
ſommeln, und als ſie fertig ſind, biegt ſich ihr alter Tiſch: ſie
ſind verſorgt für Wochen. — Die Zuhörer nahmen dieſes
Neu=
jahrsgeſchenk dankbar auf. Es war nicht tote Wiſſenſchaft,
ſon=
dern erlebtes Leben eines heimattreuen Odenwälders.
Herr W. Kaminſky erzählte launig und friſch vom „Spiel
des Zufalls” in ſeinem Leben. Der Vorſitzende gab noch einen
Ausblick auf die bevorſtehende Arbeit, dann las Herr Eduard
Göbel das Märchen „Zwölfe mit der Poſt” von Anderſen. Fein
zeichnete der Vorleſer die zwölf Reiſenden, die da in der
Neu=
jahrsnacht in einem Städtchen ankamen, um dort jeder nach
ſeiner Weiſe, je einen Monat zu verweilen — ein köſtlicher
Aus=
klang dies fürs neue Jahr verheißungsvollen Anfangs.
H. K. Stürtz.
Günſtige kaufmänniſche Skellenmarkklage
auch im Dezember.
Nach den Beobachtungen der Kaufmänniſchen
Stellenvermitt=
lung im Deutſchen Handlungsgehilfen=Verband iſt die
Stellen=
marktlage auch im Dezember von einem ſtarken Vertrauen in die
Wiedergeſundung der Wirtſchaft beherrſcht. Ganz im Gegenſatz
zur Gewohnheit früherer Jahre, von der auch ausgeſprochene
Konjunkturzeiten keine Ausnahme machten, erfolgten noch
un=
mittelbar vor dem Feſt Einſtellungen in beachtenswertem
Um=
fange. Erfreulich iſt, daß an dem Optimismus nunmehr auch das
weſtliche Induſtriegebiet ſtärker beteiligt iſt als in den letzten
Monaten. In Nordweſtdeutſchland, namentlich in den
Hanſaſtäd=
ten, freilich iſt — bedingt durch das Darniederliegen hauptſächlich
des Export=, Reederei= und Speditionsgeſchäfts — nunmehr eine
leicht rückläufige Entwicklung der Vermittlungsmöglichkeiten
ein=
getreten; doch iſt in der Bewerberbewegung auch hier kein Grund
zur Beſorgnis vorhanden. Der Neuzugang gekündigter Bewerber
jedenfalls iſt, wie überall im Reiche, außerordentlich gering.
Branchenmäßig am begünſtigſten waren das Bank= und das
Ver=
ſicherungsgewerbe, die Textilinduſtrie und — allerdings nur
teil=
weiſe — der Textilhandel. Ausgeſprochen gute
Vermittlungsmög=
lichkeiten beſtanden im Lebensmitteleinzelhandel. Die Kauf= und
Warenhäuſer haben in der Mehrzahl enttäuſcht inſoweit, als ſie
für das Weihnachtsgeſchäft doch wieder überwiegend weibliche
Aushilfskräfte eingeſtellt haben. Auch großinduſtrielle Werke, die
in nennenswertem Umfange Arbeitereinſtellungen vornehmen
konnten, ſtellten für die Werkſtattſchreibereien und Lohnbüros
jauptſächlich nur weibliche Hilfskräfte ein. Die Unterbringung
bewährter Parteikämpfer machte dagegen, ſoweit ſie beruflich
er=
fahren, weitere Fortſchritte.
Der Geſamtabſchluß des Arbeitsergebniſſes der
Kaufmänni=
ſchen Stellenvermittlung im DHV. für das Jahr 1933 läßt vom
Beginn des Frühjahres an eine ſo ſtetige Aufwärtsentwicklung
erkennen, daß mit Sicherheit auf eine weitere Beſſerung im Jahr
1934 geſchloſſen werden darf.
e e Me
(43
Schlachlfest i Barth’s Weinstuben
Woran ſterben die Menſchen?
Todesurſachenſtatiſtik 1932 im Volksſtaat Heſſen.
EI. Im Jahre 1932 ſtarben in Heſſen 14 286 Perſonen, 7224
männlichen und 7062 weiblichen Geſchlechts. Den größten
An=
teil an der Todesurſache hatten Krankheiten der
Kreis=
lauforgane, das ſind zumeiſt Herz= und
Herzmuskelkrankhei=
ten, ſowie Arterienverkalkung. Ihnen fielen 2352 Menſchen zum
Opfer. Es folgen Krebs und dergleichen, der bei 1947
Perſonen, 857 männlichen und 1090 weiblichen, zum Tod führte.
Sozuſagen eines natürlichen Todes, nämlich an
Alters=
ſchwäche, ſtarben 1777 (796 m., 981 w.) Perſonen. Es folgen
Krankheiten des Zentralnervenſyſtems und der
Sinnesorgane (vorwiegend Hirnblutung, Gehirnembolie) mit
1712 (850 m., 862 w.), Krankheiten der
Atmungs=
organe (hauptſächlich Lungenentzündung) mit 1476 (807 m.,
669 w.), Infektions= und paraſitäre Krankheiten
1415, Krankheiten der Verdauungsorgane 794,
Krankheiten der Harnwege und Geſchlechtsorgane 428 (249 m.,
179 w.), allgemeine Krankheiten 299, davon 208
Zuckerkrank=
heit. Krankheiten der Schwangerſchaft, Entbindung und
Wochenbett 87 Frauen; Neugeborene ſtarben 539 (312 m.,
227 w.), Blutkrankheiten (zumeiſt Anämie und Leukämie) 95
(56 m., 39 w.), angeborene Mißbildungen 79, Hautkrankheiten
24, Krankheiten der Bewegungsorgane 16, darunter 13 Männer;
chroniſche Vergiftungen 10. darunter 9 Männer.
Durch äußere Einwirkung, alſo auf gewaltſame
Weiſe, kamen 1932 in Heſſen 790 Menſchen ums Leben. Von
dieſen endigten durch Selbſtmord 359 Perſonen, die zu mehr
als zwei Dritteln Männer waren. Die meiſt gewählte
Selbſt=
mordart iſt das Erhängen, 168 (137 m., 31 w.). Ermordet
wur=
den 35 Perſonen, tödlich verunglückt ſind 396 Menſchen,
und zwar überwiegend Männer, davon durch Verkehrsunfälle
201, durch Ertrinken 72, durch Stürze 65, verhungert iſt eine
Frau, vom Blitz getötet wurden 6 Perſonen, durch elektriſchen
Strom 8, an ihren Kriegsverletzungen ſtarben 2 Männer.
Mit der ziemlich hohen Zahl von 446 für diejenigen, deren
Todesurſache nicht oder ungenügend angegeben iſt, ſchließt dieſe
bittere Statiſtik.
— Ordnung und Sauberkeit in den Zügen. Von der
Reichs=
bahn wird mitgeteilt: Aus den Kreiſen des reiſenden Publikums
wird erneut auf die Rückſichtsloſigkeit ſolcher Reiſenden
hinge=
wieſen, die ohne ſchützende Unterlage ihre Füße mit der
beſchmutz=
ten Fußbekleidung auf Bänke und Polſter legen, unoekümmert
darum, daß die Kleidung anderer Reiſender beſchmutzt oder die
Einrichtung der Wagen beſchädigt wird. Durch eine
verſtändnis=
volle Mitarbeit aller Reiſenden bei der Bekämpfung dieſer
lei=
der immer noch weit verbreiteten Unſitte würde die Reichsbahn
in ihrem Streben nach Aufrechterhaltung von Ordnung und
Sauberkeit weſentlich unterſtützt werden, und mancher Reiſende
würde dadurch, ohne daß die Reichsbahn ſelbſt zu ſchärferen
Maßnahmen ſchreiten müßte, zu etwas mehr Rückſichtnahme auf
ſeine Mitreiſenden und auf das Eigentum der Reichsbahn, das
ja zugleich auch Eigentum der Allgemeinheit iſt, erzogen werden
können.
„Seid guk zu den Tieren!”
Als ich durch die Straßen lief, ein wenig verſonnen, ein
wenig gedankenlos dem bewegten Leben ringsum zuſchauend und
ihm doch innerlich frend, trat mir die Anſchrift. Seid gut zu
den Tieren!” entgegen. Wie ein beſonders lauter Anruf war mir
dieſe Aufforderung, und ich wandte mich einer ſtillen
Seiten=
ſtraße zu, um den aufgeſchreckten Gedanken nachzuhängen.
Kein Widerſpruch war in mir, o nein, ganz im Gegenteil.
Dieſe Aufforderung war richtig, gut. vortrefflich. Aber es war
noch irgend etwas in dem Wort, das unbefriedigend war, nur
wußte ich es im Augenblick nicht, ſondern fühlte es nur.
Im Grunde ſprach es eine Selbſtverſtändlichkeit aus. Denn
es iſt ja die natürlichſte Menſchenpflicht, gegen ein ſchutzloſes
Weſen gut zu ſein. Sogar ein Tier iſt gegen das andere nicht
grauſam. Es befriedigt ſeinen Hunger, aber es quält nicht. Und
iſt es geſättigt, ſo geht es an jedem anderen Lebeweſen
gleich=
gültig vorüber. Anderſeits fehlt dem Tier das keineswegs was
wir gut ſein nennen. Es kennt Mutterliebe, es weiß
Hilfs=
bereitſchaft zu erweiſen. Wie viel mehr alſo muß es im Menſchen
liegen, gut zu den Tieren zu ſein, die ihm überantwortet ſind!
Wieviel beſondere Eigenſchaften hat er denn — von ſeiner Seele
abgeſehen — dem Tier voraus, wenn nicht die Güte, die er
bewußt pflegt und als ſittliche Pflicht empfindet! Uebter die
Güte nicht, ſo erniedrigt er ſich ſelbſt. Wenn
trotz=
dem dieſe Anſchrift notwendig oder nützlich zu ſein ſcheint —
wäre ſie es nicht, ſo wäre ſie wohl nicht da — ſo iſt das
eigent=
lich gar nicht ſehr ſchmeichelhaft für die Menſchen.
Für die Menſchen! Ja, das iſt der Gedanke, der ſich im
Un=
terbewußtſein und im Gefühl angemeldet hatte. Müßte es uns
nicht auch immer wieder eingehämmert werden: Seid gut zu den
Menſchen! Oder iſt das eine Selbſtverſtändlichkeit, die längſt
ſchon erfüllt iſt? Gern will ich es glauben, daß es ſchon erfüllt
Aber ich war doch eben erſt Zeuge geworden, wie häßliche
Worte des Haſſes gefallen waren, wie ſich Klatſch betätigte, der
mitleidlos in den Staub zog, was dem andern vielleicht heiliges
Gut iſt. Ich hatte geſehen, wie ſich hämiſch die Geſichter verzogen,
als einem ein Mißgeſchick zuſtieß, und wie ſich keine Hand rührte,
ihm zu helfen. Ich hatte geſehen, wie Kinder am Teich Enten
fütterten und Mütter ganz zärtliche Fürſorge zu ſein ſchienen für
die fremden Tiere; aber gleich darauf hatten dieſelben Frauen
einander Klatſchgeſchichten zugeraunt, die nur Häßliches zu
be=
richten wußten von Menſchen, denen ſie vielleicht im nächſten
Augenblick Freundſchaft heucheln.
„Seid gut zu den Tieren!‟ Es iſt ein richtiges, gutes, ein
vortreffliches Wort. Aber es gibt ein größeres: „Seid gut!”
Nämlich auch zu den Menſchen! — Allerdings iſt es wohl
das Schwerere!
Die Melodien der deutſchen Hender
in der Nacht zum 15. Januar.
Entſprechend dem Luzerner Wellenplan werden die Sender
der einzelnen Länder in der Nacht zum 15. Januar auf die neuen
Wellen umgeſtellt. Damit ſich in dieſer Nacht die einzelnen
euro=
päiſchen Rundfunkſender leichter verſtändigen können, iſt für jeden
einzelnen Sender eine beſonders charakteriſtiſche Melodie beſtimmt
worden, die zu wiederholten Malen durchgegeben wird. Damit iſt
den Hörern die Möglichkeit gegeben worden, ihre Tabellen
ab=
zuſtimmen. Die deutſchen Sender behalten ſelbſtverſtändlich ihre
alten Pauſenzeichen. Die Melodien werden in der Zeit vom 14.
Januar, 23 Uhr, bis zum 15. Januar, 8 Uhr vormittags,
durch=
gegeben.
Für Königswuſterhauſen, Berlin und Königsberg ſind
Volks=
weiſen beſtimmt worden, nämlich für Königswuſterhauſen „Ueb‟
immer Treu und Redlichkeit”, für Berlin „Gold und Silber lieb‟
ich ſehr” und für Königsberg „Horch, was kommt von draußen
rein”. Schubert=Lieder werden von den Sendern Frankfurt
und Mühlacker durchgegeben, und zwar „Unter einem
Flie=
derbaum” und „Am Brunnen vor dem Tore‟. Breslau wird
den Hohenfriedberger Marſch von Friedrich dem Großen ſenden.
Für Gleiwitz iſt vorgeſehen „Mein Schleſierland”, für Köln „Ein
rheiniſches Mädchen” für München „O du mein Edelweiß”, für
Leipzig. In einem kühlen Grunde”, für Hamburg „Auf der
Ree=
verbahn”, für Heilsberg das Maſurenlied („Wild flutet der See‟),
für Hannover „Die luſtigen Drei” für Nürnberg „Glühwürmchen=
Idyll” und für Augsburg „Die kleine Garde‟
Aus der NSDAP.
Hitler=Jugend.
Oberbann Starkenburg, Darmſtadt, Zeughausſtr. 2. Tel. 2265.
Betr. Führertagung.
Alle zur Führertagung des Obergebietes für Donnerstag, den
11. d. M., nach Frankfurt a. M. befohlenen HJ.= und Jungvolk=
Führer verſammeln ſich pünktlich um 6.30 Uhr dort vor dem „Haus
der Moden”, auf dem Feſthallengelände.
Die Unterbannführer übergeben dortſelbſt um 6.40 Uhr
Stabs=
leiter Richter ſchriftliche Stärkemeldung, gegliedert nach
Gefolg=
ſchaften, Stamm und Fähnlein, und führen für evtl. Fehlende den
genauen Grund auf.
HJ.= und Jungvolk=Führer, die nicht im Beſitz eines
ord=
nungsmäßigen Ausweiſes ſind, erhalten einen proviſoriſchen
Aus=
weis bei Autritt.
F. d. R.: Richter, Stabsleiter. gez. W. Bloch, Bannführer,
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe I (Steinberg), Geſchäftsſtelle:
Viktoria=Schule.
Kohlengutſcheinausgabe: D. A bis X. Mittwoch,
den 10. 1. 34. von 3—6 Uhr. L bis 3 Donnerstag, den 11. 1. 34,
von 3—6 Uhr.
Seite 6 — Nr. 8
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Januar 1934
Ausbildung von Reikern.
Die Arbeitslofiakeit nach Alkersklafſen.
Das furchtbare Grubenunglück in Böhmen richtet die Aufmerkſamkeit auf Schutz= und
Vorkehrungs=
maßnahmen gegen ſolche Unglücksfälle. Sehr weſentlich iſt es, daß bei ſolchen Kataſtrophen auch
gleich geübte Rettungsmannſchaften zur Hand ſind. Der Ausbildung nach dieſer Richtung hin wird
daher in Deutſchland größte Beachtung gewidmet. — Unſer Bild führt uns in die modernſte
deutſche Bergſchule in Eisleben. Hier werden die Schüler eingehend in der erſten Hilfeleiſtung bei
Unfällen unterwieſen. Die Bergſchüler erlernen das Anlegen von Verbänden, die Durchführung
von Wiederbelebungsverſuchen an Vergifteten uſw.
Unter den besten Arbeitsaräften die grösste Arbeitstasigkeit!
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Eine Gliederung der Arbeitsloſen nach ihrem Lebensalter ergibt ein erſchütterndes Bild. Gerade
die Menſchen, die in der Vollkraft ihrer Jahre ſtehen und am meiſten berufen ſind, zu ſchaffen,
werden von der Arbeitsloſigkeit am härteſten betroffen. In den Altersklaſſen von 26—40 Jahren
werden 40 Prozent Erwerbsloſe gezählt. In den Altersklaſſen über 60 Jahre dagegen nur 30
Pro=
zent, und doch haben gerade dieſe Menſchen einen arbeitsfreien Lebensabend verdient.
Was die Polizei meldet:
Aus Heſſen.
Wer iſt der Tote? In der Nacht zum 7. Januar wurde auf
der Eiſenbahnſtrecke Mainz—Wiesbaden, ungefähr 200 Meter von
der Unterführung Mainz—Mombach entfernt, eine männliche
Leiche, vermutlich ein Student, aufgefunden. Beſchreibung des
Toten: Etwa 25 bis 27 Jahre alt. 1,70 Meter groß, ſchlank, langes
ſchmales Geſicht, langes, zurückgekämmtes dunkelblondes Haar,
blaue Augen, abſtehende Ohren, bartlos, ſchmale Hände,
Backen=
kotteletts, im Unterkiefer Eckzähne vorſtehend. Bekleidung: blaue
Baskenmütze, braunweiß geſtreiften Pullower, blauer
Kammgarn=
rock, kurze braun=weiß geſtreifte Hoſe, braun=graue Sportſtrümpfe,
ſpitze, guterhaltene, braune Halbſchuhe. Trenchcoatmantel,
gelb=
weißes Seidenhemd mit Firmenzeichen C. Werner Bluſt, Freiburg,
Netzhemd mit Firmenzeichen A. Lichtenſtein, Freiburg (Baden),
Taſchentuch mit Wäſchezeichen H. K. Portemonnaie mit 3.42 RM.,
Schlüſſelbund mit 4 Schlüſſeln in Lederetui. Wer kennt den
To=
ten? Nachricht erbittet die Kriminalpoiizei Mainz oder die
Ver=
mißtenzentrale Darmſtadt.
Vermißt. Seit 2. Januar wird der 17jährige
Schreinerlehr=
ling Ernſt Erwin Schmidt aus Darmſtadt vermißt.
Beſchrei=
bung: Etwa 1,65 Meter groß, ſchlank, friſches Geſicht, blaue Augen,
dunkelbraunes Haar, vollſtändige Zähne. Bekleidung iſt
unbe=
kannt. Er iſt feſtzuhalten.
Inſeratenbetrüger. Im Sommer d. J. erſchien ein gewiſſer
Theodor Berghaus aus Stuttgart bei mehreren Darmſtädter
Geſchäftsleuten und warb Anzeigen für eine Speiſekarte für die
Wirtſchaft zur „Krone‟. Er gab dabei an von dem
Wirtſchafts=
beſitzer geſchickt zu ſein. In mehreren Fällen ließ er ſich eine
größere Anzahlung geben. Die Speiſekarten hat er aber bis heute
noch nicht geliefert. Wer wurde von dem Betrüger ebenfalls
ge=
ſchädigt? Geſchädigte wollen ſich bitte umgehend auf der
Krimi=
nalpolizei, Zimmer 12, melden.
Unterſtützungsbetrüger. Am 4. Januar trat in den
Nachmit=
tagsſtunden im Roquetteweg ein Darlehnsſchwindler auf, der den
Anwohnern vorſchwindelte, daß er früher Direktor von größeren
Firmen geweſen ſei, den Weltkrieg als Offizier mitgemacht habe
und gegenwärtig erwerbslos und mittellos ſei. Er ließ ſich
Reiſegeld für nach Wiesbaden geben. In einem anderen Falle
gab er an, Landwirt zu ſein, der nach Dortmund fahren wolle,
um ſich eine neue Exiſtenz zu ſchaffen. In beiden Fällen traf er
ſich, nachdem er Unterſtützungen erhalten hatte, mit einem andern
Mann auf der Straße, mit dem der Schwindler anſcheinend Hand
in Hand arbeitete. Beſchreibung des Betrügers: Etwa 55 Jahre
alt, 1,70 bis 1,75 Meter groß, meliertes Haar, er trug ſchwarzen
Mantel, Knickerbockerhoſen und grauen Lodenhut. Der andere
Betrüger iſt etwa 1,70 Meter groß, hat blondes Haar, trug braune
SA.=Hoſe, braune Stiefel, Sakkorock, war ohne Kopfbedeckung.
Wer kennt die Betrüger? Vor ihrem Auftreten wird gewarnt.
Geſchädigter geſucht. Wem wurde anfangs November 1933, in
der Grafenſtraße, vor dem Auto= und Motorradgeſchäft Donges
u. Wieſt, ein Herrenfahrrad. Marke Veteor, geſtohlen? Der
Eigen=
tümer wird erſucht, umgehend bei der Kriminalpolizei,
Hügel=
ſtraße 31—33, Zimmer 34, vorzuſprechen.
Wer kann Angaben machen? Am 8. Auguſt v. J. wurde in
der Rheinſtraße ein neues Herrenfahrrad mit Ballonbereifung und
gelben Felgen geſtohlen. Dies Fahrrad wurde in den letzten
Ta=
gen im Roßdörfer Wald, in der Nähe des Heuwegs, von einem
Spaziergänger unter Laub verſteckt aufgefunden. Der Sattel iſt
umgetauſcht. Die Muttern an den Rädern ſowie die Schrauben
an der Bremſe ſind entfernt. An dem Fahrrad war von dem Dieb
ein fremder Dynamo angebracht worden. Perſonen, die
irgend=
welche Wahrnehmungen über den Täter gemacht haben, werden
er=
ſucht umgehend auf der Polizeidirektion. Zimmer 34.
vorzu=
ſprechen. Alle Angaben werden auf Wunſch vertraulich behandelt.
Diebſtahl? Zwiſchen 23. und 28. Dezember wurde aus einem
eingefriedigten Garten bei Traiſa eine gußeiſerne, grün
ange=
ſtrichene Waſſerpumpe mit einem 8 Meter langen 1½zölligen
Rohr geſtohlen. Wer kann Angaben über den Verbleib des Rohrs
machen? Vor Ankauf wird dringend gewarnt.
Wem gehört das Reſerverad? Am 24. Dezember wurde in
Lollar (Oberheſſen), am Ortsausgang nach Gießen, ein
Reſerve=
rad zu einem Perſonenkraftwagen in der Nähe einer
Leunatank=
ſtelle aufgefunden. Die Scheibe iſt außen gelb. mit 2 dünnen und
einem dicken roten Streifen. Die Innenſeite der Scheibe iſt
dun=
kelrot. Die Bereifung trägt keine Firmenbezeichnung und iſt an
einer Stelle defekt. Sachdienliche Mitteilungen erbittet die
Lan=
deskriminalpolizeiſtelle Darmſtadt.
Fahrraddiebſtahl. Am 5. Januar, gegen 18.45 Uhr, wurde
vor der Hauptpoſt, in der Rheinſtraße, ein Herrenfahrrad, Marke
Adler, Fabriknummer 860 496, geſtohlen.
Diebſtahl. Auf einer Bauſtelle am Darmbach. in der
Pallas=
wieſenſtraße, wurden von einem Handkarren die beiden Räder
ab=
montiert und geſtohlen. Wer kann Angaben machen?
Entzogene Gewerbeerlaubnis. Dem Kraftdroſchkenhalter Karl
Peter Willand in Darmſtadt, Lichtenbergſtraße 23, wurde auf
Grund des § 5a und e der Polizeiverordnung über das
öffent=
liche Kraftdroſchkenweſen in Darmſtadt vom 7. Mai 1931. die
Er=
laubnis zum Betriebe des Kraftdroſchkengewerbes entzogen.
* Schwurgericht.
1w. Wieder hatte das Schwurgericht am Montag einen
Meineid zu verhandeln. Diesmal war es die 53jährige
Frau des Schäfers Karl Greb aus Bensheim. Die
Frau war in zweiter Ehe mit dem Schäfer verheiratet, und kurz
nach dieſer Verheiratung mußte die Frau den Offenbarungseid
leiſten, bei dem ſie abſichtlich die Hauptſache vergaß. Die beiden
Ehegatten gerieten aber bald in Streitigkeiten, und es dauerte
nicht lange, da zeigte die „lobenswerte und liebende Ehefrau”
ihren Mann wegen Anſtiftung zum Meineid bei ſeinem Sohne
an. Das Verfahren mußte indes wieder eingeſtellt werden, ſtatt
deſſen machte nun der Mann Anzeige gegen die Frau wegen
Meineids. Die Folge iſt ein Jahr und ein Monat
Zucht=
haus für die Frau, die heute alles zugibt. Ihr Mann habe ſie
aber angeſtiftet dazu, behauptet ſie. Er beſtreitet zwar alles, und
das Gericht kommt auch zu der Ueberzeugung, daß die Frau eine
Anſtiftung wohl kaum nötig hatte, daß der Mann ihr aber nach
beſten Kräften beigeſtanden habe, und erkennt gegen ihn auf
ein Jahr Gefängnis. Beiden werden die bürgerlichen
Ehrenrechte auf 5 Jahre aberkannt.
Das Bezirksſchöffengericht verurteilte am ſelben
Tag den jungen Gärtnergehilfen Johannes Klein,
der ſchon ſchwer vorbeſtraft iſt, mit nicht weniger als ſechs
Jah=
ren Zuchthaus, weil er bei ſeinem Dienſthern, einem Gärtner,
einen Schrank aufgebrochen und daraus Geld geſtohlen hatte,
wegen Diebſtahls im Rückfall zu zwei Jahren
Zuchthaus.
Herr Karl Leonhard, Kaufmann. Hügelſtraße 69 pt.,
erſucht uns mitzuteilen, daß er mit dem wegen kommuniſtiſcher
Umtriebe Verurteilten gleichen Namens nicht identiſch iſt.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkel:
O. E., Feldbergſtraße. Nach der Verordnung vom 10. Oktober
932 (Reichsgeſetzblatt 1932, I. S. 49. 6/7) begründet der Umſtand,
daß Invalidenrenten auf Grund der Notverordnungen vom 8. Dez.
1931 oder 14. Juni 1932 anderweit feſtgeſetzt oder zum Ruhen
ge=
racht wurden, keinen Anſpruch auf Erhöhung von
Ver=
ſorgungsleiſtungen aus einer Reichsbahnarbeiterpenſionskaſſe.
lbt. B, der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft, aus der
Zuſatzver=
ſorgungsanſtalt des Reichs und der Länder oder aus der
Verſor=
gungsanſtalt der Reichspoſt (Abſ. 1). Abſatz 1 findet entſprechende
Anwendung auf andere Leiſtungen, die als Verſorgung aus
öffent=
lichen Mitteln gewährt werden und bei deren Bemeſſung die
Lei=
ſtungen aus der Sozialverſicherung berückſichtigt werden. Die
oberſte Verwaltungsbehörde kann näheres und Ausnahmen
anordnen.
Der Dieburger Einbruch aufgeklärt.
Der größte Teil des Geldes wieder herbeigeſchafft.
LPD. Wie gemeldet, wurde vor einigen Tagen in Dieburg ein
ſchwerer Einbruch bei einem Metzger verübt, bei dem von den
Tätern 6000 RM. erbeutet wurden. Nachdem es vor einigen Tagen
gelungen war, einen der Täter, Peter Meurer, feſtzunehmen,
konnten nunmehr auch ſein Komplize und die Hehler ermittelt
und feſtgenommen werden. Es handelt ſich um den polizeibekannten
30 Jahre alten Rudolf Neubauer. Neubauer wurde von
Frank=
furter Kriminalbeamten auf der Kaiſerſtraße erkannt und
über=
raſchend feſtgenommen. In ſeinem Beſitz wurde ein Teil des
ge=
ſtohlenen Geldes vorgefunden. Ein weiterer Teil konnte bei den
Mittelsmännern der Täter beſchlagnahmt werden. Der größere
Teil des Geldes konnte ſomit wieder herbeigeſchafft werden.
Neu=
bauer hat ſich von einem Teil des Geldes neu eingekleidet und
er hat bis zu ſeiner Feſtnahme flott gelebt."
Bereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Alt=Darmſtadt. Nächſte Veranſtaltung: 18. d. M.,
20.15 Uhr, im Fürſtenſaal: Lichtbildervortrag der
Kunſthiſtori=
kerin Frl. M. Frölich über: „Die baugeſchichtliche
Entwicklung Darmſtadts bis 1700‟ Gäſte können
durch Mitglieder eingeführt werden.
— Vereinigung der Freunde des
humaniſti=
ſchen Gymnaſiums. Die nächſte Winterveranſtaltung findet
ſtatt am 19. Januar, 20 Uhr, im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=
Gymnaſiums. Univerſitätsprofſſor Dr. Hans Oppermann
wird ſprechen über „Caeſar als Führergeſtalt‟ Wir
machen auf dieſen aktuellen Vortrag aufmerkſam und laden zu
zahlreichem Beſuch ein.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Union: Volldampf voraus”. — Helia: „Des jungen Deſſauers
große Liebe‟. — Palaſt: „Die kalte Mamſell”,
Reſi=Theater: „Kleiner Mann, was nun? —
Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Es wird auf die Anzeige des L. C. Wittich=Verlag,
betr. Autoliſten, in der heutigen Ausgabe aufmerkſam
ge=
macht.
Aus Skarkenburg.
EI. Reichsjugendführer Baldur von Schirach hat der
Führer=
ſchule des Gebietes Heſſen=Naſſau in Diez=Oranienſtein den
Namen des für die nationalſozialiſtiſche Revolution gefallenen
Pfungſtädter Hitlerjungen Chriſtian Crößmann verliehen. —
Wie zuverläſſig verlautet, iſt geplant, in Auerbach a. d. B. ein
weibliches Arbeitsdienſtlager zu errichten. Die Verhandlungen
über die Räumlichkeiten ſind noch nicht abgeſchloſſen. — Beim
Auf=
ſtellen eines elektriſchen Leitungsmaſtes an einem Neubau in
Heuſenſtamm brach das friſche Mauerwerk, an dem der Maſt
befeſtigt war, und Elektroinſtallateur Haller aus Dietzenbach, der
ſich an dem Maſt feſtgeſchnallt hatte, ſtürzte zu Boden und trug
innere Verletzungen davon. — Mitten im Odenwalddorf
Hain=
ſtadt hatte Jagdpächter Schröder das Glück, einen prächtigen
Blaufuchs zu erlegen, der ſicherlich aus einer Fuchsfarm entwichen
iſt. — In Hainſtadt mußten wegen der ſtark auftretenden
Diphtherie auf Anordnung des Kreisgeſundheitsamtes die
Schu=
len geſchloſſen und alle Vereinsveranſtaltungen verboten werden.
— Der Veterinärarzt Dr. Hellwig, der mehr als 10 Jahre in
Reichelsheim tätig war, hat am 1. Januar den Poſten eines
Schlachthofdirektors in Hanau übernommen. — In Bürſtadt iſt
der letzte Veteran von 1870/71 und älteſte Ortsbürger Martin
Brenner im 92. Lebensjahr geſtorben.
Dg. Arheilgen, 8. Jan. Film= und
Lichtbildervor=
trag. Der vom Hausbeſitzerverein Arheilgen am Samstag im
„Weißen Schwanen” veranſtaltete Filmabend nahm einen äußerſt
intereſſanten Verlauf. Mit einleitenden Worten begrüßte der
Vereinsführer die zahlreich Erſchienenen. Er betonte, daß es
heute nicht mehr erforderlich ſei, Proteſtkundgebungen zu
veran=
ſtalten gegen Steuerlaſten und dergleichen. Unſere heutige
Regie=
rung zeige großes Verſtändnis für die Lage des Hausbeſitzes und
bemühe ſich, die Fehler vergangener Zeiten wieder gut zu machen.
Heute würden mit den Mitteln der ehemals vergeudeten
Sonder=
gebäudeſteuer die Häuſer inſtandgeſetzt und damit
Verdienſtmög=
lichkeiten für das Handwerk geſchaffen. Die
Hausbeſitzerorganiſa=
tionen ſtellten ſich freudig bei der Durchführung des
Wirtſchafts=
programmes der Regierung zur Verfügung und würden zu ihrem
Teil alles tun, um den arbeitslofen Volksgenoſſen Arbeit und
Brot zu ſchaffen. Hierauf ergriff der Redner des Abends, Herr
Major a. D. Freiherr von Maſſenbach, das Wort. Er ging
aus von der jetzigen Kräfteverteilung der Nationen in bezug auf
die Luftwaffe und zeigte in anſchaulichen Zahlen und Bildern,
welcher Gefahr ſich Deutſchland bei Angriffen ſeiner Gegner
gegenüberſieht. Deutſchland ſei es verſagt, ſich durch Luftwaffen
gegen etwaige Angriffe zu ſichern. Es beſtehe nur die
Möglich=
keit, durch den ſogenannten zivilen Luftſchutz den Gefahren der
Luftangriffe vorzubeugen. In Wort und Bild behandelte der
Redner die durchzuführenden Maßnahmen auf dieſem Gebiete. —
Die weiteren intereſſanten Ausführungen und recht anſchaulichen
Filme waren der Erhaltung des deutſchen Hausbeſitzes, unſeres
wertvollſten Volkskapitals, gewidmet. Sie zeigten, wie ſich die
Vernachläſſigung der Häuſer und Wohnungen in wirtſchaftlicher
und geſundheitlicher Hinſicht bitter rächt. Zum Schluß ſprach der
Führer des Vereins dem Vortragenden ſeinen und des Vereins
herzlichen Dank aus für den lehrreichen Vortrag und gab der
Hoffnung Ausdruck, daß die Erſchienenen aus dem Dargebotenen
manche Lehre und Anregung gezogen haben möchten. — Der
Er=
trag einer Sammlung im Anſchluß an die Verſammlung wird der
Winterhilfe überwieſen werden.
E. Wixhauſen, 8. Jan. Bei der letzten Winterhilfsſammlung
am 7. Januar wurden hier 135 Reichsmark geſpendet.
Griesheim, 8. Jan. Kameradſchaftsabend des
R. 2/143. Der Reſerveſturm 2/143 hielt im „Grünen Laub”
ſei=
nen Kameradſchaftsabend ab. Nach Begrüßung der SA.=
Kame=
raden und deren Angehörigen durch den Sturmführer Magor
übernahm Kamerad Kurz die Leitung des Abends. Kamerad
Schott gedachte alsdann in einem tiefdurchdachten Prolog der SA.
und ihrer Bedeutung für das Dritte Reich unter ihrem großen
und genialen Führer Adolf Hitler. Einige Lieder für Sopran,
geſungen von Frau Teſſi Magor, vaßten ſich dem Abend
vortreff=
lich an, ebenſo auch die Lieder für Bariton, vorgetragen von
Kame=
rad P. Nothnagel. Rezitationen von Kamerad Kunz ſowie zwei
Duette, geſungen von Frl. Feldmann und Frl. Rühl, reihten ſich
würdig in den Abend ein. Mit einer Riege der Turner am Reck
ſowie einem Brunnentanz der Turnerinnen wartete die
Turner=
ſchaft in bekannter Güte auf. Für den nötigen Humor ſorgten
Kamerad Merker und Frau mit wohlgelungenen Solis und
Duet=
ten. Ein luſtiger Schwank „Vier von der Infanterie”, verfaßt
von Kamerad Magor, ſtellte hohe Anforderungen an die
Lach=
muskeln der Zuhörer. 12 junge Rekruten, dargeſtellt von
Tur=
nerinnen der Turnerſchaft, tanzten als Vorſpiel zu dieſem Schwank
einen ſchneidigen Marſch. Die Kapelle unter Führung des
Kame=
raden Müller paßte ſich einſchließlich des Spielmannszuges in
ausgezeichneter Weiſe dem Abend an.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 8. Januar. Obſt= und
Garten=
bauverein. Am Donnerstag, den 11. Januar, nachmittags,
findet unter der Führung des Obſtbauinſpektors Behne=Darmſtadt
ein Gemarkungsrundgang ſtatt. Anſchließend, etwa gegen 4 Uhr
nachmittags, wird alsdann im Vereinslokal Gaſthaus „Zum
Löwen” eine Beſprechung abgehalten, wobei auch über die Frage
des Beſpritzens der Obſtbäume auf dem Wege des Arbeitsdienſtes
geſprochen werden ſoll.
Dengtag, 9. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 8 — Seite 7
Straßenbahnunglück in Liverpool.
In Liverpool entgleiſte ein Straßenbahnwagen, ſauſte in ein Geſchäft und ſtürzte um. Eine Tote
und 38 Verletzte waren zu beklagen.
Amerikas größkes U-Book.
Vor einigen Wochen lief das neueſte und größte U=Boot der amerikaniſchen Marine „Cachalot”,
vom Stapel. Zur Zeit macht es ſeine erſte längere Probefahrt durch, bei der es auf ſeine
Schnellig=
keit und Wendigkeit hin geprüft wird.
Epangeliſche Jugend auf Schloß Lichkenberg.
b. Schon immer war das Dreikönigstreffen auf Schloß
Lich=
tenberg ein gern beſuchtes Treffen evangeliſcher Jugend. So
lei=
ſteten auch in dieſem Jahr 500 Jugendliche dem Rufe unſeres
Landesjugendpfarrers Lic. v. d. Au Folge und kamen mit allen
möglichen Transportmitteln auf das Schloß Lichtenberg Dort
wurde das Treffen mit einer Andacht von dem
Landesjugend=
pfarrer begonnen. Die beiden Worte „Dein Gott hat ſein Reich
in dir aufgerichtet” und „des Herrn Wort bleibet in Ewigleit”,
bildeten den Mittelpunkt der Anſprache. Im anſchließenden
Sin=
gen wurden Kampflieder der Kirche geſungen. Das Referat von
Pg. Lehrer Stoll=Darmſtadt über die Gemeinde und Volk im
Lichte der äußeren Miſſion arbeitete die Begriffe „Volk und
Ge=
meinde” klar heraus, was in den anſchließenden
Gruppenbe=
ſprechungen noch vertieft wurde. Am Mittag ſprach der
Landes=
jugendpfarrer an Stelle des verhinderten Herrn Prälaten über
die gegenwärtige Lage. Er überbrachte zunächſt die Grüße des
Herrn Prälaten und ſprach dann von der bevorſtehenden
Einglie=
derung in die HJ. Er betonte, da noch nicht alles geklärt ſei, die
Befehle ſeien abzuwarten und keine eigenmächtigen Abmachungen
zu treffen. Er wies weiter darauf hin, daß nach der eventuellen
Eingliederung das Jugendwerk mit ſeinen Mitgliedern über 18
Jahre beſtehen bleibt. Selbſtverſtändlich werde er in ſeiner
Eigen=
ſchaft als Landesjugendpfarrer auch in Zukunft zu Treffen und
Freizeiten einladen, was mit ſtürmiſchem Beifall von ſeiten der
Jugend begrüßt wurde. Anſchließend führte die Ev. Kampfſchar
aus Rüſſelsheim die Totentänze von Lippl auf. ein Laienſpiel, das
meiſterhaft dargeſtellt wurde. Eine Andacht, welche in der
Schloß=
kapelle von stud. theol. Alt=Rüſſelsheim gehalten wurde, und bei
welcher die erlernten Lieder ihre Verwendung fanden, beſchloß
das ſchöne Treffen, welches noch lange in aller Erinnerung
blei=
ben wird.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 8. Jan. Nationalſozialiſtiſche
Kriegsopferverſorgung. Die gemeinſchaftliche
Orts=
gruppe Nieder=Ramſtadt=Traiſa=Waſchenbach hatte zu einer
öffent=
lichen Verſammlung in den Saa lvon Gaſtwirt Fiſcher dahier
ein=
geladen. Nach herzlichen Begrüßungsworten des
Ortsgruppen=
walters Pg. W. Block führte der Redner des Abends, der Pg.
Schaab zu Frankfurt a. M., u. a. folgendes aus: Der Wunſch
des Führers, des Volkskanzlers Adolf Hitler, ſei von vornherein
geweſen, daß den Kriegsopfern, die im neuen Staate die erſten
Bürger der Nation, die Ehrenbürger des Staates ſeien, geholfen
werde. Dieſer Standpunkt ſei neuerdings auch wieder auf der
erſt letzthin ſtattgefundenen Führertagung in München voll und
ganz anerkannt worden. Es ſei heute ſchon ſicher, daß die
Ver=
ſorgungsgeſetze zugunſten der Kriegsopfer umgearbeitet bzw.
er=
gänzt würden. Dieſes Wohlwollen der Reichsregierung erfordere
aber auch Pflichten von ſeiten der Kriegsopfer. Es muß heute von
ihnen gefordert werden, daß ſie ſich reſtlos hinter den Führer
ſtellten, ohne Unterſchied der früheren Parteizugehörigkeit oder
des politiſchen Bekenntniſſes. Genau wie damals draußen auf den
Schlachtfeldern echte Kameradſchaft geübt worden ſei, müſſe dies
auch heute bei den Kriegsopfern der Fall ſein, in echtem
national=
ſozialiſtiſchem Opferwillen müßten ſich alle zuſammenſchließen zu
einer Familie, zu einer großen Volksgemeinſchaft. Dazu gehöre,
Ddaß Mann für Mann und jedes Kriegsopfer gewonnen werde für
die Organiſation. Der Redner ermahnte die noch abſeits
Stehen=
den, beizutreten, ehe es vielleicht zu ſpät ſein könnte, denn es könne
ſehr leicht die Möglichkeit eintreten, daß in Bälde eine
Mitglieder=
ſperre verhängt würde. Zum Schluß ſeiner mit großer
Aufmerk=
ſamkeit aufgenommenen Rede. verbreitete ſich Pg. Schaab noch
über verſchiedene wichtige Organiſationsfragen.
Ortsgruppen=
walter Pg. W. Block zollte dem Redner herzliche Dankesworte und
ermahnte die Anweſenden. im Sinne der Ausführungen zu
han=
deln. Die SA.=Kapelle Sauerwein=Roßdorf umrahmte die
Ver=
anſtaltung mit Muſikſtücken und Militärmärſchen.
f. Roßdorf, 8 Januar. Vortrag. Am Freitag, den 12.
Ja=
nuar, findet im Saale „Zur Sonne” ein Kameradſchaftsabend der
Nat.=Soz. Kriegsopferverſorgung ſtatt, in dem Bezirksleiter Pg.
Schaab aus Frankfurt a. M. ſprechen wird. — Konzert. Die
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Roßdorf, veranſtaltet am
Sonn=
tag. den 14. Januar, nachmittags, im Saale „Zum Darmſtädter
Hof” ein Konzert. Der Reinertrag findet reſtlos Verwendung
zu=
gunſten der örtlichen Winterhilfe.
Cg. Reinheim, 8. Januar. Deutſches Jungvolk,
Stamm Otzberg, Sing= und Spielabend. Das Programm war ſehr
reichhaltig, wurde durch eine Anſprache des JV.=Führers L.
Büch=
ler eingeleitet und flott abgewickelt. Mit beſonderem Beifall
wurde die eingeflochtene Inſtruktionsſtunde bedacht, mit den
humorgewürzten Einfällen größte Heiterkeit auslöſend. Das
Ge=
dicht: „Icke” mußte wegen Erkrankung des betreffenden Herrn
ausfallen. Mit einem kurzen Schlußwort endete zu ſpäter Stunde
der ſchöne Abend.
— Reinheim, 8. Jan. Odenwaldklub Reinheim. Das
Wanderer=Ehrungsfeſt muß dieſes Jahr ausfallen. Die
Ueber=
reichung der goldenen Abzeichen erfolgt am Ziele der am 14. d.
M. ſtattfindenden Familienwanderung nach dem Lichtenberg. Zu
dieſer Familienwanderung ſind alle Mitglieder nebſt Familien
frdl. eingeladen. Nähere Mitteilung erhalten die Mitglieder
noch bei dem am Mittwoch, den 10. d. M., im Klublokal (Stahl)
ſtattfindenden Klubabend.
Dd. Neunkirchen. 8. Jan. Vom Winterſport. Ueber
Sonntag herrſchte auf der Neunkirchener Höhe ein überaus guter
Winterſportbetrieb. Schon am Sonntag morgen waren mehrere
Omnibuſſe und zahlreiche Privatwagen mit Sportluſtigen hier
oben angekommen. Bei guten Schneeverhältniſſen bot ſich den
Sportlern Gelegenheit, ihre Kunſt auf Ski und Rodel zu
probie=
ren. Auch der Rauhreif, der auf den Bäumen laſtet, iſt für ſich
allein ſchon eine Sehenswürdigkeit und man glaubt ſich in dieſer
wundervollen Landſchaft ins Hochgebirge verſetzt.
Cd. Michelſtadt, 8. Jan. Winterhilfe=Konzert der
andespolizeikapelle. Für die Winterhilfe gab am
Samstag die Landespolizeikapelle unter Stabführung des
Poli=
ei=Muſikmeiſters Buslau ein Konzert. Der Beſuch war
verhält=
ſismäßig gut gegenüber anderen ähnlichen Veranſtaltungen der
letzten Zeit, doch hätte der Saal in Anbetracht des guten Zweckes
and beſonders der hohen Qualität der Darbietungen bis auf
den letzten Platz gefüllt ſein müſſen. Das Programm war ſehr
abwechſelungsreich zuſammengeſtellt. Märſche wechſelten ab mit
Ouvertüren aus bekannten Opern, wie „Rigoletto”. „Dichter und
Bauer”. „Fliegende Holländer, „Vogelhändler” uſw. Das
be=
neiſterte Publikum verlangte dauernd Zugaben, die auch
reich=
lich gewährt wurden, und bedauerte es jeder, als das Konzert
zu Ende war, jeder hätte gerne noch länger zugehört. Mit dem
Deutſchlandlied und dem Horſt=Weſſel=Lied, das von den
An=
weſenden begeiſtert mitgeſungen wurde, war der ſchöne Abend
zu Ende.
Odenwälder Bereinigung für Kunſt und Wiſſenſchaft.
Cj. Erbach, 8. Januar. Herr Studienrat Dr. Eſcher=Mainz
ſprach über „Antike Stätten im öſtlichen Mittelmeergebiet‟ Der
Vor=
tragende gab einen bunten und vielfältigen Reiſebericht von der
letzten „Hellasfahrt für Lehrer und Schüler deutſcher Gymnaſien”,
die mit dem Hapagdampfer „Ozeana” von Genua über Tunis,
Sizilien, Malta, Leptis Magna nach Griechenland und zurück nach
Venedig führte. An Hand eines außerordentlich reichen und gut
gewählten Bildmaterials führte der Redner zu den intereſſanten
prähiſtoriſchen Kultſtätten der Inſel Malta, zu den großen
Herr=
ſcherſitzen Mykenge und Tiryns in der Argolis, zu dem Bezirk des
Heilgottes Aſklepios in Epidauros mit ſeinem wunderbar
erhal=
tenen griechiſchen Theater und dem hoch in den Bergen liegenden
Heiligtum des Apollo in Delphi. Anſchließend wurde der Beſuch
der Ruinenſtätte des alten Karthago geſchildert und die
impoſan=
ten Ruinen der griechiſchen Tempel von Agrigento, der
Feſtungs=
anlagen und der Theater von Syrakus gezeigt. Von dort führte der
Vortrag wieder nach Afrika, und zwar in die von den Italienern
in ſorgfältiger Arbeit dem Wüſtenſande entriſſene römiſche Stadt
Leptis Magna. Mit dieſen vorbildlich durchgeführten
Ausgrabun=
gen errichtet Italien bewußt eine große Erziehungsarbeit; es
macht den Gegenwartsitaliener mit den Großtaten ſeiner
römi=
ſchen Ahnen bekannt und ſtellt ſo nicht nur eine geſchichtliche Brücke
zwiſchen Vergangenheit und Gegenwart her, ſondern ruft damit
vor allem ein ſtarkes Nationalbewußtſein und ein zielſtrebendes
Zukunftswollen hervor. Als Abſchluß wurden Bilder von Athen
und ſeiner Akropolis gezeigt, die zum größten Teil auf die
her=
vorragenden Aufnahmen des bekannten Photographen Hege
zurück=
gehen. Neben dem rein wiſſenſchaftlichen Material kam auch das
reiche Leben der Mittelmeerhäfen mit ihrem Gemiſch von Völkern,
Trachten und Gebräuchen voll zur Geltung. Die zahlreichen
Zu=
hörer dankten mit lebhaftem Beifall.
Er. Mümling=Grumbach, 8. Januar. Der hieſige Zweigverein
des Odenwaldklubs hielt ſeinen Klubabend ab. Die Anſchaffung
eines Wimpels wurde beſchloſſen. Im letzten Wanderjahr haben
zehn Mitglieder und eine Schülerin die nötige Punktzahl beim
Wandern erreicht, um eine Auszeichnung zu erhalten. Die
Deko=
rierung ſoll beim nächſten Klubabend vorgenommen werden.
Die Landesfilmſtelle der NSDAP. brachte geſtern nachmittag für
die Schüler einige ſchöne und lehrreiche Filme: „Tierleben
inmit=
ten der Großſtadt”. Markt in Albanien” „Ein Spaziergang mit
Robert Stolz durch Wien”, einen reizenden bunten Film:
Stu=
dien aus Hagenbecks Tierpark”. Große Heiterkeit erregte der Film:
„Luſtige Matroſenſtreiche‟. Den Abſchluß bildeten eine Reihe
Bil=
der aus dem Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit. Abends lief für
Erwachſene der Spionagefilm: „Die unſichtbare Front”.
Bn. Hirſchhorn, 8. Jan. Sanitätskolonne —
The=
aterveranſtaltung. In ſeiner Begrüßung an die
erſchiene=
nen Gäſte wies der Kolonnenführer Ferdinand Hofmann darauf
hin, wie das alte lang vergeſſene Wort „Gemeinnutz geht vor
Eigennutz” heute überall wieder Geltung bekommen hat, nicht nur
für die Organiſation des „Roten Kreuzes”, welche ſeither auf
dieſem Standpunkte feſthielt, und daß das Rote Kreuz zu ſeinem
Teil Trager und Verbreiter der Deutſchen Volksgemeinſchaft ſein
will. Nicht Rechte, ſondern Pflichten ſeien die Aufgabe der
Ko=
lonne, welche ſich dieſe von jeher und nicht nur jetzt in Hirſchhorn
als eine Lebensaufgabe geſtellt habe. Die Theaterveranſtaltung
ſei berufen, dieſen Standpunkt nach außen hin zu dokumentieren,
und habe ſozuſagen als ein Opfertag für die Freiwillige
Sani=
tätskolonne vom Roten Kreuz zu gelten. Ueber Rang= Standes=
und Religionsunterſchiede hinweg erblicke die Organiſation vom
Roten Kreuz nur den Bruder oder die Schweſter. Deshalb richtete
er auch den Appell an die Anweſenden, dte idealen Aufgaben,
welche ohne ein Entgelt und ohne einen Dank verwirklicht
wür=
den. zu unterſtützen. Das Programm wickelte ſich mit ſeinen drei
Darbietungen: „Mutterlied im Bettlerkleid”, „Der unfreiwillige
Bräutigam”. „Der dunkle Punkt” raſch ab.
t. Gernsheim, 8. Januar. Familienabend des
Krie=
ger= und Militärvereins. Nach Einmarſch der Fahne
er=
öffnete die ſchneidige Kapelle durch den Marſch „Alte Kameraden”
den Abend. Der erſte Führer begrüßte die Erſchienenen und kam auf
den Zweck des Abends, der zugunſten der Winterhilfe veranſtaltet
wurde, zu ſprechen. Major v. Wangenheim von der Krieger=Kam.
Haſſia nahm die Ehrung verſchiedener verdienſtvoller Kameraden
vor. Zunächſt übermittelte er die Grüße Seiner Exz. v.
Oydt=
mann. Kamerad Phil. Al. Schmitt erhielt für beſondere Leiſtung
in der Kriegsopferverſorgung das Haſſia=Ehrenkreuz. Die Haſſia=
Ehrenmünze wurde den Kameraden L. Werner. Seb. Borger und
Valt. Egry verliehen. Durch den Verein erhielten weitere ſieben
Mitglieder den ſilbernen Ehrenbrief für 25jährige Mitgliedſchaft.
Major v. Wangenheim hielt dann einen intereſſanten Vortrag
über die Schlacht von Verdun. In ausführlichen Worten und an
Hand von Lichtbildern ſchilderte er dieſe fürchterliche Schlacht.
D. Biblis, 8. Jan. Tödlicher Unglücksfall. Ein
ebenſo bedauerlicher wie ſchrecklicher Unfall ereignete ſich am
Sonntag mittag um 1 Uhr am Ortsausgang von Biblis auf der
Landſtraße nach Groß=Rohrheim. Der 38 Jahre alte Autobeſitzer
Koch aus Bürſtadt, der allſonntäglich die Bürſtädter Fußballer
und ihre Anhänger fährt, wollte an ſeinem langſam fahrenden
Wagen eine Kühlerſchraube feſtſchrauben, wobei das Auto zur
Seite rutſchte und ihn an einen Chauſſeebaum drückte. Er erlitt
dabei ſo ſchwere innere Verletzungen, daß er auf dem Transport
ins Krankenhaus verſtarb. Die Fußballer und ihre Anhänger
waren ſehr niedergeſchlagen. Ein Bibliſer Laſtwagenbeſitzer
be=
förderte die Wageninſaſſen nach Pfungſtadt weiter. Der
Ver=
unglückte hinterläßt Frau und zwei Kinder.
Aus Rheinheſſen.
El. Die Provinzialſtraße Schwabsburg—
Mommen=
heim iſt bis 1. Februar geſperrt. Umleitung über Nierſtein—
Nackenheim-Lörzweiler. — Auf den Richtigen iſt in
Pfedders=
heim ein 2000=Markgewinn der NS.=Wohlfahrtslotterie gefallen.
Der SA.=Mann Amendt, der vor einem Jahr durch Schüſſe eines
Kommuniſten ſchwer verletzt worden war, iſt der glückliche
Ge=
winner. — Ein junges wertvolles Pferd verendete dem Landwirt
Ph. Keller 6. in Spießheim. Dem Eigentümer entſteht ein
empfindlicher Schaden, da er nicht in der Verſicherung iſt. — In
Guntersblum fiel der 10jährige Karl Janz vom Gerüſt der
Scheune auf die Tenne, wo er bewußtlos mit einer
Gehirnerſchüt=
terung liegen blieb. — Am Donnerstag, den 11. Januar, begehen
die Eheleute Adam Büttel 1. in Eich Goldene Hochzeit. — Die
älteſte Frau von Gundheim, Witwe Barbara Baas beging
am Sonntag ihren 90. Geburtstag. — Das 98. Lebensjahr
vol=
lendete am Montag in Dienheim Georg Friedrich Lehmann.
Das Ereignis wurde durch den Südfunk übertragen.
Prinz Karneval im neuen Reich.
Erſte Herrenſihung des Mainzer Carneval=Vereins.
Mainz. 8. Jan. „Humor und Frohſinn macht uns alle gleich.
Sieg=Heil Prinz Karneval im Dritten Reich!”
„Rheinzauber”, ein ſtimmungsvolles Vorſpiel voll köſtlichen
Humors und gedankentiefer Lebensweisheit, leitete den erſten
Feſtabend des Mainzer Carneval=Vereins ein. Dr. Fauſt, der
ewig Suchende, dem nicht einmal Mephiſto die verwegenen
Wünſche erfüllen kann, fällt auf ſeiner abenteuerlichen Fahrt nach
Mainz in den Rhein. Und dort, tief unten in den grunen
Flu=
ten, bei Vater Rhein und ſeinen Töchtern, findet er die
Er=
löſung ſeiner Sehnſucht und — den Prinzen Karneval, den er
der darob hocherfreuten Mutter Moguntia wiederbringt.
Die Nöte der Mainzer in Vergangenheit und Gegenwart
wurden in der von Max Waſſerburg verfaßten Eröffnungsſzene
mit echt rheiniſcher Fröhlichkeit verklärt und überwunden. Die
noch in lebhafter Erinnerung ſtehende vielfarbige Beſatzung, die
den Mainzern ſo manche bittere Stunde bereitet hatte,
ver=
ſchaffte ihnen einige Minuten ungetrübter Heiterkeit. Die
un=
ſchönen Wellblechbaracken am Rheinufer, die „Reſte der eiſernen
Front”, werden hoffentlich bald verſchwinden, und die gewaltigen
Kranen auf dem neuen Speichergebäude werden endlich den
Fremdenverkehr heben.
Nach einleitenden Worten des Präſidenten Bender, der
zu Beginn der eigentlichen Sitzung beſonders als Ehrengäſte den
Provinzialdirektor Dr. Wehner, den Oberbürgermeiſter Dr.
Barth, den Beigeordneten Schloimann und den
Reichsbahnvize=
präſidenten Dr. Schneider begrüßte, nahm der närriſche Sekretär
Glückert das Wort und weckte mit altgewohnter Meiſterſchaft
Stürme des Beifalls und donnernde Lachſalven. Den neuen
Be=
hörden legte er ans Herz:
„Ihr Herren all erſtrebt am Rhein,
Die Lieblinge des Volks zu ſein.
Es hat, bleibt Ihr der Narrheit fern,
Der Mainzer Euch nur halb ſo gern!“
Lebhaften Widerhall und freudige Zuſtimmung fand auch ſeine
Huldigung an das großherzögliche Haus.
Nach gutem alten Brauch beſtiegen die Vertreter der
Be=
hörden die „Bütt”. Provinzialdirektor Dr. Wehner hielt eine
launige Anſprache, in der er nicht verſäumte, dem großen
Füh=
rer Deutſchlands ſeinen erſten Gruß zu ſchicken. Brauſender
Bei=
fall begrüßte dann den Oberbürgermeiſter Dr. Barth, der in
humorvoller Weiſe verſprach, ſich bemühen zu wollen, der
närri=
ſchen Kultur der Mainzer würdig zu werden und zu beweiſen,
daß „die Wilden vom Ueber=Rhein doch gute und mitunter
bil=
dungsfähige Menſchen ſind‟,
Dann öffneten ſich in Liedern und Reden die Schleuſen
rhei=
niſchen Frohſinns. Sprudelnder Mutterwitz, untermiſcht mit
manch gutmütigem Spott und treffender Satire, vereinte ſich
mit Geſangs= und Tanzvorführungen zu einem farbenbunten
Bild, das von der Liebe zur heimiſchen Erde und zum großen
deutſchen Vaterlande überſtrahlt wurde, getreu den Worten des
närriſchen Sekretärs: „Die Heimatliebe iſt jedenfalls — der Stolz
des Mainzer Karnevals.”
Aus Oberheſſen.
El. Das Rätſel, welches Raubtier in den Wäldern um
Gießen Rehe reißt, ſcheint ſich nun aufzuklären. Durch friſche
Spuren im Schnee wurde im nahen preußiſchen Gebiet feſtgeſtellt,
daß es ſich um wildernde Hunde handelt, die leider noch
nicht erledigt werden konnten. — Auf der Jagd bei Saaſen muß
der Mühlenbeſitzer Möſer von Gießen geſtürzt ſein, wobei ihm ein
Schrotſchuß in den Unterleib drang. Er ſtarb eine Stunde nach
der Einlieferung in die Klinik. — Bei den Treibjagden in der
Nähe von Kirtorf wurden 3 Wildſchweine, darunter ein
ſchwerer Keiler, erlegt. — Der Gemeinde Rockenberg bleibt
die Ortsapotheke erhalten, nachdem ſich ein Bad=Nauheimer
Apo=
thekenbeſitzer bereit erklärt hat, ſie als Filialbetrieb zu
über=
nehmen.
h. Glauberg b. Büdingen, 8. Jan. Mit der Errichtung eines
Freilichtmuſeums auf der 270 Meter hoch gelegenen Glauburg
wird dieſelbe zu einer großen Sehenswürdigkeit werden, ſo daß
es nicht ausgeſchloſſen iſt, daß der Führer Adolf Hitler
im kommenden Sommer die hiſtoriſche Ausgrabungsſtätte
beſich=
tigen wird. Durch die kürzlich von Reichsſtatthalter Sprenger
ge=
gründete Stiftung von 20 000 RM. iſt die Wiederherſtellung der
alten Wohnburg nunmehr geſichert. Außerdem ſoll die Glauburg
zu einem Naturſchutzgebiet erklärt werden. Die Glauburg iſt die
einzige Stätte in Deutſchland — ja vielleicht in ganz Europa —,
wo man ſo fäuberlich übereinander geſchichtet die Kulturen vom
Beginn der neueren Steinzeit (etwa 5000 v. Chr.) über ältere
und neuere Bronzezeit, Eiſenzeit, ſowie keltiſche und germaniſche
Periode vorfindet. Das Ausgrabungsgelände, welches früher der
Stollberg=Wernigerodeſchen Herrſchaft gehörte, ging kürzlich in
den Beſitz des heſſiſchen Staates über.
Vom Vogelsberg, 8. Jan. Der Fremdenverkehr
iw Sommer 1933 in unſerem Heimatgebirge hat ſich
allge=
mein auf ſeiner vorjährigen Höhe gehalten. Eine weſentliche
Zu=
nahme iſt nur in Schotten und Laubach zu bemerken. Schotten
z. B. hatte im Sommer 1933 1351 Gäſte, gegenüber 818 in 1932,
die Zahl der Uebernachtungen ſtieg von 1669 auf 2022. In
Lau=
bach waren es im Sommer 1933 841 Fremde. gegenüber 325 in
1932. Hier ſtieg die Zahl der Uebernachtungen von 580 auf 1447.
In den Orten Alsfeld, Bad=Salzhauſen und Ilbeshauſen haben
ſich die Zahlen gehalten, während in Lauterbach, Schlitz,
Herchen=
hain, Büdingen und Lich eine geringe Abnahme des
Fremden=
verkehrs zu verzeichnen iſt.
Fütkerk die hungernden Vögel!
Denkt bei der Kälte auch an den
Ketkenhund!
Gebt ihm reichliche Streu, ein warmes Obdach,
beſonders gute Nahrung und gewährt ihm an jedem
Tag einige Stunden freien Auslauf!
Seite 8 — Nr. 8
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dieustag, 9. Jauuar 1934
Reich und Ausland.
Rudolf Heß beſichtigt den Hilfszug
„Bayern” der NS.-Volkswohlfahrt.
München. Der Hilfszug „Bayern” der NS.=
Volkswohlfahrt, nach den Plänen des
Sturmbann=
führers Seidler erbaut, iſt nunmehr fertiggeſtellt.
Ueber den vielſeitigen Wert dieſer
nationalſozia=
liſtiſchen Großleiſtung machte Sturmbannführer
Seidler einem Redaktionsmitglied des „Völkiſchen
Beobachters” u. a. folgende intereſſanten
Ausfüh=
rungen:
Der Hilfszug beſteht aus einer kompletten
An=
lage für gemiſchte Verpflegung (Suppe, Fleiſch,
Gemüſe und Getränke). Dieſe Anlage iſt imſtande,
innerhalb von 24 Stunden 30000 Liter heißen
Tee oder Kaffee zu erzeugen. Die Anlage findet
ihre ſinngemäße Ergänzung durch einen modernſt
ausgeſtatteten ſanitären Zugteil, beſtehend aus
Operations=, Lazarett= und Revierwagen mit
eigener Roentgen= und Operations=Abteilung,
Leichtkrankenſtation und darüber hinaus einem
fliegenden Aerzterevier, das mit zerlegbarem
Operationstiſch und ſämtlichen Inſtrumenten
aus=
geſtattet iſt. Die letzte Ergänzung hat der Zug
durch ſeine Werkſtattwagen gefunden, die in der
Lage ſind, nicht nur ſämtliche Reparaturen bei
Zugunfällen durchzuführen, ſondern darüber
hin=
aus bei Naturkataſtrophen oder großen
Unglücks=
fällen (Großbrände, Grubenunglücke,
Eiſenbahn=
unfälle uſw.) wirkſame Hilfe zu bringen. Der
Hilfszug „Bayern” iſt das modernſte Hilfsmittel
bei Unglücksfällen. Er iſt beiſpielsweiſe den
Hilfs=
zügen der Reichsbahn überlegen, da er nicht an
die Gleisanlage gebunden, ſondern frei beweglich
iſt und eine Geſchwindigkeit von 60 bis 85
Kilo=
meter erreicht. Er erreicht damit jedes Ziel in
kürzeſter Friſt.
Landesleiter Seidler wurde rege unterſtützt
durch Frau Elsbeth Frick, Landesleiterin der
NS.=Frauenſchaft, durch Innenminiſter Wagner
ſowie die Amtsleiter Neef, Beer und viele andere
begeiſterte Mitarbeiter.
Der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß
be=
ſichtigte in Begleitung führender Perſönlichkeiten
der NSDAP., u. a. des Miniſters Wagner, des
Führers der D.A.F. Dr. Ley, das neue Werk und
ſprach ſeinen Schöpfern Dank und Anerkennung
für die bahnbrechende Tat aus.
Das Ergebnis des Berliner Einlopf=
Sonnkags.
Bexlin. Das vorläufige Ergebnis der
Haus=
ſammlungen am erſten Eintopfſonntag des Jahres
1934 ſtellt ſich in der Reichshauptſtadt auf
385 113,85 RM. Die Ergebniſſe aus den
Gaſt=
wirtſchaften werden vorausſichtlich erſt im Laufe
der nächſten Tage bekannt werden.
101 Jahre alt.
Biedenkopf. Die älteſte Einwohnerin
Bie=
denkopfs kann heute ihren 101. Geburtstag
be=
gehen. Trotz ihres hohen Alters iſt die Greiſin
noch rüſtig und nimmt noch regen Anteil an der
Erneuerung des deutſchen Volkes. Sie hat es ſich
auch am 12. November nicht nehmen laſſen, ihre
Ja=Stimme abzugeben.
Ein Tonfilm-Auko im Eis eingebrochen
Murnau (Oberbayern). Das Auto der Fox=
Film=Geſellſchaft fuhr am Montag mit
vollſtän=
diger Aufnahmeausrüſtung auf den Staffelſee, um
den Eislaufolympiakurſus zu photographieren.
Dicht am Ufer brach das Auto plötzlich ein. Dem
Chauffeur gelang es, im letzten Augenblick, ſich
durch das Wagenfenſter zu retten. Der Wagen
verſank innerhalb weniger Sekunden und liegt in
einer Tiefe von 13 Metern. Der Wert, der mit
dem Auto in die Tiefe ſank, beträgt 16 000 RM.,
da ſich die geſamte Tonfilmapparatur im Auto
befindet.
Eine rätſelhafte Bluttak.
Füſſen. In Steingader iſt man einep=
Blut=
tat auf die Spur gekommen. In der
Gaſtwirl=
ſchaft Graf war am Freitag vormittag ein
Per=
ſonenkraftwagen aus München eingeſteilt worden,
deſſen vermutlicher Beſitzer ſich wieder entfernt
hatte. Als er weder am Freitag, noch am
Sams=
tag zurückkehrte, ſchöpfte man Verdacht und
unter=
ſuchte den Wagen. Man fand in eine Decke
ge=
hüllt und mit einer Schußwunde am Hi terlopf
die Leiche einer 40jährigen Frau, deren
Perſo=
nalien auf den Namen Eliſabeth Reitinger,
Gat=
tin eines Kaffehausbeſitzers aus München,
lau=
teten. Die Ermittlungen haben ergeben, daß der
Wagen aus Garmiſch=Partenkirchen gekommen iſt
Als mutmaßlicher Täter kommt der verſchüundene
Begleiter der Frau, der 47jährige Peter Graf aus
München in Frage. Graf ſoll die Barſchaft ſeiner
Begleiterin in Höhe von 5000 RM. an ſich
ge=
nomen haben. Im Wagen wurde ein
Abſchieds=
brief des Graf gefunden. Ob es ſich um eine
Liebestragödie, einen Selbſtmord, oder um einen
Mord handelt, iſt zur Stunde noch nicht geklärt.
Die Tote iſt Mutter von drei Kindern.
Kreuzer „Karlsruhe” verlätzt Soerabaja.
Berlin. Kreuzer „Karlsruhe” iſt am 6. Jan.
planmäßig aus Soerabaja (Java) ausgelaufen. Der
Kreuzer iſt von den holländiſchen Behörden und
der Bevölkerung ſehr herzlich aufgenommen
worden.
Großfeuer.
Stuttgart. In einem Fabrikgebäude der
Kämmerei und Spinnerei Schachenmayr, Mann u.
Co., in Saalach (Oberamt Göppingen), brach am
Montag früh ein Brand aus, der ſich ſehr raſch
ausbreitete. An der Bekämpfung des Brandes
nahmen zahlreiche Feuerwehren, darunter auch
Löſchzüge aus Göppingen und Stuttgart, teil. Das
Uebergreifen des Feuers auf andere Gebäude
konnte verhindert werden. Die Brandurſache iſt
noch nicht geklärt. Der Betrieb, in dem mehrere
tauſend. Arbeiter beſchäftigt ſind, erleidet keine
Unterbrechung.
Vor 120 Jahren marſchierken preußiſche Truppen
in Frankreich ein.
Marſchall Vorwärts auf dem Wege nach Paris.
(Nach einer alten Darſtellung.)
Das Jahr 1814 war für Preußen das Jahr des Sieges nach einem Jahrzehnt nationaler
Ernied=
rigung und unendlicher Demütigung. Unter Führung von Marſchall Blücher rückten die Preußen
in Frankreich ein und beſetzten am 1. April Paris.
Schnell Mokorboote als Kriegswaffe.
In England werden Verſuche mit einem neuartigen gepanzerten Schnellboot unternommen, das
im Kriege zur U=Boot=Abwehr Verwendung finden ſoll. Das Schiff iſt mit zwei Torpedos, zwei
Flugzeugabwehrgeſchützen ſowie einer Funk= und Vernebelungsanlage ausgerüſtet und erreicht eine
Stundengeſchwindigkeit von 75 Kilometer. (Vergl. auch Mitteilung in geſtriger Nr. des „D. T.‟)
Originalbilder von dem elfäſſiſchen Talſperren-Anglück.
Oben: Die von den Waſſermaſſen eingedrückte Rückwand des Kraftwerkes.
Unten: Verwüſtungen an den Stauanlagen.
142 Todesopſer
auf der Nelſon=Grube.
Prag. Die Verwaltung der Nelſongrube Oſſeg
gibt als endgültige Zahl der Todesopfer der
Kata=
ſtrophe 142 an. In der Grube haben 140
Berg=
leute den Tod gefunden, 2 ſtarben über Tage. Der
leitende Betriebsingenieur der Nelſongrube, Dr.
Beißer, iſt geſtern verhaftet worden.
Blättermei=
dungen zufolge wird gegen Dr. Beißer der
Vor=
wurf allzugroßer Sparſamkeit in der
Betriebsver=
waltung erhoben.
Die Beiſehung von 13 Opſern
der Kakaſtrophe im Relſonſchacht.
Prag. Am Montag nachmittag wurden unter
ungeheurer Beteiligung der Bevölkerung, der
Be=
hörden und verſchiedener Verbände die 13
gebor=
genen Toten des entſetzlichen Grubenunglücks in
Oſſegg zu Grabe getragen. Die Särge waren auf
dem Marktplatz aufgebahrt worden. Von dort
bewegte ſich der Trauerzug durch das Spalier der
Vereine von Oſſegg nach dem Friedhof. Nach
Oſſegg waren Sonderzüge eingelegt worden, die
Tauſende zu den Trauerfeierlichkeiten
heranbeför=
derten. Zum Zeichen der Trauer waren alle
Ge=
ſchäfte geſchloſſen. Als ſich der lange Trauerzug
in Bewegung ſetzte, ertönten für eine volle Stunde
die Sirenen der Fabriken und Zechen. Laternen
auf Straßen und Plätzen wurden angezündet. Die
Särge wurden nicht in einem Maſſengrabe,
ſon=
dern in acht einzelnen Gräbern und in fünf
Familiengräbern beigeſetzt. Am offenen Grabe
ſprach für die Stadtgemeinde Oſſegg der deutſche
Bürgermeiſter Bürger und ſein tſchechiſcher
Ver=
teter, Sipl, ſowie Vertreter der Arbeiterverbände.
In Prag wurde ebenfalls zum Zeichen der Trauer
für eine Stunde die Straßenbeleuchtung
entzün=
det und der Verkehr um 15 Uhr für eine Minute
ſtillgelegt. Die Fußgänger blieben entblößten
Hauptes ſtehen. Sämtliche Gruben des
nordweſt=
böhmiſchen Kohlenreviers haben am Montag
we=
gen der Trauerfeierlichkeiten nicht gearbeitet.
Die Hinterbliebenen der Brüxer Bergleute.
Brüx. Die Zahl der Hinterbliebenen der 142
verunglückten Bergleute der Nelſonſchächte beträgt
126 Witwen und 194 Kinder. Das jüngſte
Todes=
opfer war 21, das älteſte 55 Jahre alt. Ledig
waren 13, verwitwet 3, verheiratet 126. Eines
der Opfer hinterließ 6 und eines 7 Kinder.
Bis=
her ſind an Stiftungen 2 Millionen tſchechiſcher
Kronen eingelaufen.
Zuſammenſtoß auf dem Güterbahnhof Falkenberg.
Falkenberg (Halle). In den Anlagen des
Güterbahnhofs Falkenberg ſtießen geſtern ein aus
Richtung Kohlfurt einfahrender Güterzug und ein
in Richtung Kohlfurt ausfahrender Güterzug auf
einen ſtehenden Zugteil auf. Die Maſchine des
aus Kohlfurt kommenden Zuges wurde aus dem
Gleiſe gedrückt. Das Fahrperſonal kam mit dem
Schrecken davon. Mehrere Wagen ſchoben ſich
in=
einander und übereinander. Der Zugführer, der
ſich in ſeinem Dienſtabteil im Poſtwagen befand,
wurde eingequetſcht und getötet. Es iſt bisher
nicht gelungen, ſeine Leiche aus den Trümmern
zu befreien. Der Sachſchaden iſt ſehr groß. Die
Gleiſe ſind teilweiſe zerſtört. Der Vertehr auf
der Strecke muß umgeleitet werden. Die
Unter=
ſuchung über die Urſache des Unglücks iſt im
Gange.
Ein Hotel niedergebrannt.
Bregenz. In dem Winterſporort Damules,
im Gebiete des Bregenzer Waldes, iſt am
Sonn=
tag das Hotel Adler niedergebrannt.
Im Schneeſturm erfroren.
Wien. Der Kaufmann Beirer aus Wiener
Neuſtadt unternahm mit fünf Perſonen und dem
elfjährigen Sohn des Landgerichtsrats Dr. Baerth
eine Tour auf den etwa 1000 Meter hohen
Hoch=
wechſel. Infolge eines plötzlichen Schneeſturmes,
verbunden mit großer Kälte, mußte der Knabe
den Aufſtieg aufgeben. Während die anderen zum
Schutzhaus eilten, um eine Rettungskolonne
her=
beizurufen, bettete der Kaufmann, der ſelbſt am
Ende ſeiner Kräfte war, den Knaben in den
Schnee und legte ſich ſelbſt völlig erſchöpft
dane=
ben. Die Schutzkolonne fand den Knaben tot auf.
Der Kaufmann wurde mit ſchweren Froſtſchäden
ins Krankenhaus eingeliefert.
Tod in der Lawine.
Paris. In der Nähe von Saint Etienne
wurden zwei Gymnaſiaſten beim Skilauf von einer
Lawine überraſcht. Der eine fand den Tod, dem
anderen ſind Hände und Füße erfroren.
Neuer franzöſiſcher
Geſchwindigkeits=
rekord für Flugzeuge.
Paris. Der franzöſiſche Flieger Maſſette hat
am Sonntag auf dem Flugplatz von Iſtres den
Weltſchnelligkeitsrekord über 1000 Kilometer
ge=
ſchlagen, indem er eine Stundengeſchwindigkeit
von durchſchnittlich 358,185 Kilometern erreichte.
Dieſer Rekord war bisher in deutſchem Beſitz und
gehörte den Heinkelwerken; er ſtellte ſich auf
347,47 Kilometer. — Der Rekord muß mit
Flug=
zeugen errungen werden, die unbelaſtet wenigſtens
450 Kilogramm wiegen. Maſſette hatte 240 Liter
Brennſtoff und 16 Liter Oel beim Start an
Bord.
Ein „Ziſchfang”. — 300 Kiſten Heft.
im Neß.
Den größten „Fiſchfang”, der Saiſon hatte eine
Gruppe amerikaniſcher Fiſcher bewerkſtelligt. Sie
waren ausgezogen, um Schellfiſche zu fiſchen, und
waren ſehr erſtaunt, als ihr Netz plötzlich eine Kiſte
Sekt ans Tageslicht brachte. Innerhalb kurzer
Zeit erhöhte ſich der Fang auf nicht weniger als
300 Kiſten Champagner der zwar ſchon einige Zeit
auf dem Grund des Meeres geruht hatte, aber
immer noch „trocken” war. Der Fang fand
reißen=
den Abſatz. Die Küſtenwachen ſind der Anſicht,
daß ein Schmugglerſchiff während der Prohibition
den Alkohol über Bord geworfen hat, um ſich
ſchneller flott zu machen.
Dienstag, 9. Januar 1934
TDe. Raniembing
Aus Paris wird uns geſchrieben:
Der Franzoſe kann wieder unterirdiſch grollen. Er kann ſich
über Panamiſten entrüſten, und er hätte faſt den Direktor des
Credit Municipal der kleinen Stadt Bayonne, Tiſſier, gelyncht,
weil er zuſammen mit einem rumäniſchen Juden Straviſky einige
hundert Millionen Franken durch Schwindelmanöver beiſeite
brachte. Aber hergebrachtermaßen witterte jeder Franzoſe ſofort,
ohne politiſche Einwirkung und mit Hilfe könne der Rieſenbetrug
nicht ermöglicht worden ſein. Ein Urgefühl ſeit Vätern her läßt
dieſen Kriminalfall zu einer politiſchen Korruption werden. Es
wimmelt von Andeutungen. Es ſtellt ſich heraus, daß tatſächlich
der Arbeitsminiſter des Kabinetts Herriot, Dalimier, die
be=
trügeriſchen Machenſchaften ermöglichte. Denn das weiß jeder der
leichtvergeßlichen franzöſiſchen Wähler, der franzöſiſche Deputierte
hangt irgendwo mit les grandes Capitalistes zuſammen. Und bei
dem ausgeprägten Erwerbsſinn, der auch beim Deputierten
vor=
ausgeſetzt wird, zwinkert der Wähler in ſolchen Fällen mit den
Augen, wenn der Skandal nicht geradezu unverwiſchbare Formen
annimmt. Aber es iſt bezeichnend für die weitherzige
Moral=
auffaſſung des Franzoſentums, daß die ewige Kette der
Korrup=
tionsfälle niemals zu einem Reinigungsprozeß führte und die
der Korruption Ueberführten durchweg wieder in der Politik
Frankreichs eine Rolle ſpielen und ſogar als Retter des
Vater=
landes geprieſen werden konnten.
Selbſt ein Clemenceau oder der heute noch verhimmelte Graf
Mirabeau waren korrupt, man entrüſtete ſich über ſie, man
ver=
gaß bald den fraulen Fleck und glorifizierte ſie. Das erſte
Par=
lament Frankreichs, die Nationalverſammlung von 1789, ſah die
erſten Deputierten des Bürgertums, ihr Sprecher war der
ſitten=
loſe aber glänzend begabte und höchſt verſchuldete Graf Mirabeau.
Während Mirabeau in der Nationalverſammlung für Freiheit und
Gleichheit und Brüderlichkeit eintrat und donnernde Reden gegen
das korrupte Finanzſyſtem des Abſolutismus hielt, ſtand er
er=
wieſenermaßen in Verbindung mit dem Hof. In der
National=
verſammlung vom 22. Mai 1790 wurde ihm vorgeworfen, er ſei
ein Verräter des Volkes, er habe ſeine Schulden nur mit
könig=
lichem Gelde bezahlen können und führe ſein Schlemmerleben
mit königlichen Subſidien. Der Tumult war groß. Entrüſtet
ſprang Mirabeau auf und rief mit ſeiner Löwenſtimme: „Man
ſtreut Gerüchte aus von Treuloſigkeit und Beſtechung!” und dann
hütete er ſich ſehr wohl, auf die konkreten Vorwürfe einzugehen,
aber er ſprach von ſeinen Verdienſten um das Volk, die
republi=
kaniſchen Tugendwächter vergaßen den kriminellen Privatmann
Mirabeau und ſeine politiſche Doppelrolle und brachten ihm
Ovationen dar. Aber es iſt erwieſen, und die Dokumente, von
Mirabeaus Hand unterzeichnet, ſind vorhanden, daß dieſer „größte
Parlamentarier Frankreichs” die Sache, für die er einzutreten
be=
hauptete, gegen Königsgeld verriet. Nach dieſen Dokumenten hat
Ludwig, Xl. durch den Verbindungsmann zwiſchen ihm und
Mirabeau, den Grafen de la Mark, die Schulden Mirabeaus in
Höhe von 208 000 Franken bezahlt, er ſetzte ihm eine Rente von
monatlich 6000 Livres (Talern) aus und übergab dem Grafen
vier Billette von je 250 000 Livres mit der Anſchrift: „Wenn
Herr v. Mirabeau mich gut bedient, ſo geben Sie ihm am Schluß
der Seſſion der Nationalverſammlung dieſe Billetts, für die er
eine Million empfangen wird."
Nach dem erſten beſtechlichen Deputierten Frankreichs kamen
unzählige andere. Der Bonaparte kaufte ſich ſeine Anhänger
gegen hohe Pfründen. Als unter dem Bürgerkönig nach 1830
die Miniſterpräſidentſchaft Guizots arbeitete, rief Guizot,
per=
ſönlich ein unantaſtbarer Politiker, der Doputierten=Horde und
den Bourgeois zu: bereichert Euch! Denn das goldene Zeitalter
ſei gekommen. Sie bereicherten ſich gründlich. Lord Palmerſton,
der große konſervative engliſche Premierminiſter, ſchrieb: „Guizot
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
dei Berveroien.
glaubte, daß er mit einer durch Beſtechung erlangten
Kammer=
majorität den Willen der Nation kontrollieren könne‟. Ein
Deputierter erhielr nicht weniger als 300 Stellen und deren
Einkünfte. Der ſpätere Arbeitsminiſter Guizots, zudem Pair
von Frankreich Teſte, wurde überführt, zugunſten einer
Bergwerks=
geſellſchaft ſich von einem ehemaligen Miniſter, dem General
Cubier, habe beſtechen laſſen. Das Syſtem brach zuſammen in
der Februar=Revolution 1848. Aber Louis Napoleon, der ſpätere
Napoleon III., hat nach ſeinem Staatsſtreich vom Dezember 1851
dasſelbe korrumpierende Syſtem befolgt. Die Morny, Fleury und
indere, faſt alle Kammerabgeordnete waren arme Schlucker, nach
einigen Jahren erhielten ſie Beträge bis zu 300 000 Franken
jährlich. Damals ſchrieb ein Beobachter (Kreißig) nicht nur über
den Börſenſchwindel, der ſchon im Vormärz in Frankreich
graſ=
ſierte, ſondern über die Geſamtlage: „Jedes Gefühl der Pflicht,
der Gerechtigkeit, der Ehre, iſt verſchwunden. Alles zuſammen
erweckt den Eindruck eines Holbeinſchen Totentanzes um das
Goldene Kalb. Die Zentraliſation hat aus Frankreich eine
Maſchine gemacht, die eine Armee von routinierten und
käuf=
lichen Demokraten ernährt.‟ Die realiſtiſchen Romane Zolas
hildern einen Sumpf ohne Uebertreibung. Der Roman des
Pamphletiſten Henri de Rochefort „Les Depravés” (die
Ver=
derbten) zeigt an Beiſpielen, daß die politiſche
Geſinnungs=
lumperei Syſtem geworden war.
Und auch nach 1871 eiterte das Korruptionsgeſchwür weiter.
Im Jahre 1887 mußte der damalige Präſident Frankreichs,
Grévy, gehen, weil ſein Schwiegerſohn Daniel Wilſon einen
Ordenſchacher größten Ausmaßes betrieben hatte. Damals
ent=
rüſtete ſich Clemenceau gewaltig, dieſer Autor des Verſailler
Friedensvertrages. Aber plötzlich fand ſich eine Liſte, wonach er
von England Geld genommen hätte. Und gleichzeitig wurde
be=
kannt, daß der vermögensloſe Clemenceau ſein Oppoſitionsblatt
„La Juſtice”, indem er für Gerechtigkeit und Sauberkeit eintrat,
finanziert hatte mit dem üblen Börſenſchwindler Cornelius Herz.
Der Miniſterpräſident Charles Dupuy las die Liſte der von
Eng=
land Subſidierten in der Kammer vor und rief: „Lebten wir in
der Republik Venedig, dieſer Elende würde erſäuft.” Trotzdem
wagte es Clemenceau, ſich in Toulon wieder ſeinen alten Wählern
zu ſtellen, aber ſie brüllten ihn nieder mit den Worten: Aoh Tes!
Panama! Cornelius! — Da gab Clemenceau ſein Spiel
ver=
logen und verſchwand auf 13 Jahre aus der franzöſiſchen Kammer.
Als er wieder erſchien, war alles vergeſſen.
Der jetzt viel berufene Panama=Skandal, der den franzöſiſchen
Sparern eine Milliarde Franken koſtete, brachte nicht nur den
Erbauern des Suez=Kanals, Leſſeps, den des Eiffelturmes, Eiffel,
ins Gefängnis, ſondern deckte auch auf, daß 104 Parlamentarier
nit Schecks durch den Makler Arton ſich beſtechen ließen. Und daß
die franzöſiſche Preſſe ihre Deutſchfeindlichkeit vor dem Kriege ſich
durch den ruſſiſchen Botſchafter Iswolſki ebenſo bezahlen ließ
wie ihre Empfehlungen ruſſiſcher Anleihen, die insgeſamt 17
Mil=
liarden Goldfranken betrugen, und denen der franzöſiſche Sparer
heute noch nachtrauert, iſt eine geſchichtliche Tatſache, die aber
nicht zum Verſchwinden dieſer Blätter vor einer Sturmgewalt
der öffentlichen Entrüſtung führte. Und auch daß ſogar in dem
rbärmlichen Fall der Madame Hanau ein Senator Klotz der
Beſtechlichkeit überwieſen wurde, hohe Beamte des franzöſiſchen
Auswärtigen und des Finanzminiſteriums darin verwickelt
waren, brachte keine Syſtem=Aenderung. Der Durchſchnittsfranzoſe
iſt dieſe Verbindung von Politik und Finanz, von klingenden
Phraſen nach außen und übler Beſtechlichkeit ſeit altersher
ge=
wohnt. Gewiß meldet ſich hin und wieder ein Haß, aber er wird
nicht zum reinigenden Zorn. Man zuckt die Achſeln, und bald
öſt ein neuer Korruptionsfall den alten ab
Dieſes Beharrungsvermögen iſt nur eine Teilerſcheinung jener
laxen franzöſiſchen Grundauffaſſung, die in dem Wort des
fran=
zöſiſchen Finanzminiſters Turgot den beſten Ausdruck fand:
Laissez faire, laissez aller
Nr. 8 — Seite 9
England erwirbt die zweitälteſte Bibel=Handſchriff.
Die Ankunft des koſtbaren Manuſkriptes im Britiſchen Muſeum
in London.
Mit Hilfe von privaten Stiftungen und öffentlichen Zuſchüſſen
hat das Britiſche Muſeum der Sowjet=Regierung die zweitälteſte
Bibel=Handſchrift der Welt, den ſogenannten Codex Sinaiticus,
abgekauft. Dieſe Bibel=Handſchrift auf Antilopen=Pergament war
im Jahre 1853 durch den Gelehrten Tiſchendorf in einem Kloſter
auf dem Berge Sinai entdeckt und dem ruſſiſchen Zaren zum
Geſchenk gemacht worden.
Schnellpoft!
(m) Moskau. Es dürfte ſelten vorkommen, daß ein Miniſter
an der Spitze derjenigen ſteht, die ſich über ſein eigenes Reſſort
beklagen und über die Tätigkeit der ihm untergeordneten Beamten.
Dieſer ſeltene Fall iſt jetzt hier eingetreten. Im allgemeinen gilt
die hieſige Poſtdirektion, als die beſte in ganz Rußland, aber
augenblicklich hagelt es Beſchwerden. Während ſich dieſe
angeneh=
men Zuſchriften der unzufriedenen Bürger im Jahre 1932 auf
„nur” 155 000 bezifferten, haben ſie ſchon in der erſten Hälfte von
1933 die ſtattliche Zahl von 125 000 erreicht, ſo daß bis zu dem
eingetretenen Ende des Jahres mit einer netten Ziffer zu
rechnen iſt. An der Spitze der Beſchwerdeführer ſteht . . der
Sow=
jetkommiſſar für das Poſt= und Telegraphenweſen, Herr Rykow,
höchſt ſelbſt, der ſich bitter beklagt, daß er ſeine Poſt nur mit
gro=
ßer Verſpätung erhält. Aber das iſt noch das wenigſte, man iſt
zufrieden mit einer gewiſſen Verſpätung, falls man ſeine Briefe
überhaupt bekommt. Daß ſie nicht eintreffen, gehört nämlich,
wenn auch nicht gerade zu den Dauerfällen, ſo doch zu den Dingen,
die ſehr oft vorkommen. Es iſt ein ganzes Syſtem für
Unterſchla=
gungen entſtanden, indem Pakete und Geldſendungen bei der
ge=
ringſten Undeutlichkeit der Anſchrift einfach nicht abgeliefert
wer=
den, auch nicht zur öffentlichen Verſteigerung von Staats wegen
gelangten, ſondern von den Poſtbeamten mit „Beſchlag” belegt
werden. Von dieſen „Unannehmlichkeiten” abgeſehen, brauchen
beiſpielsweiſe Briefe im Ortsverkehr mehrere Tage, um ihre
un=
glücklichen Adreſſaten zu erreichen, und auch bei Telegrammen iſt
es nicht etwa beſſer. Reiſende, die in dieſem rieſigen Rußland
mehrtägige Eiſenbahnfahrten unternehmen und ihre Ankunft
tele=
graphiſch anzeigen, erleben meiſtens, daß ſie ſchneller eintreffen
als die Depeſchen, was immerhin nicht gerade der Zweck eines
Telegramms iſt.
PIR
Nat
Meist
Z
Copyright by Auguſt Scherl G. m. b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten).
55)
In der Mitte des langen, dichten Zuges, der ſich dann aus dem
Großen Schwurgerichtsſaal bis vors Haus und bis zu den verſchiedenen
Autos bildete, gingen die beiden Frauen. Ben ſchritt an Petras Seite.
Die Paſſanten auf der Straße blieben ſtehen. Die meiſten entſannen
ſich, noch heute früh über den Mordprozeß Lolli in der Zeitung geleſen
zu haben.
„Freigeſprochen? Donner, das hätt’ ich nicht gedacht!“
„War er’s nun oder war er’s nicht?”
„Leſſel war’s.”
„Leſſel — der kam ja gar nicht vor.”
„Doch kam er vor. Aber da hieß er Ronſard.”
„Wie iſt das rausgekommen?”
„Die kleine Referendarin hat’s rausgebracht, die Aſtern.”
„Unſinn, die hat ſich doch im Rhein ertränkt!”
„Nein, hat ſie nicht, ſie lebt. — Die dort iſt es.”
Als Petra der Geheimrätin ins Auto folgte, begannen alle, die
Zeugen ihres Berichts im Schwurgerichtsſaal geweſen waren, lebhaft zu
klatſchen.
Nun ſtieg auch Ben in den Wagen.
Er beugte ſich auf Petras Hand und küßte ſie. „Die da draußen
feiern dich als die Meiſterin über die Meiſterſpionin. Ich kann dir die
dazugehörige Feſtrede nicht halten, Petra. Ich kann dir nur danken.
Liebe! Liebſte!”
Als die Wagen von der Avus in den Wald gelangten, begann es zu
ſchneien. Langſam fielen die Flocken, aber ſo dicht, daß man bei der
kurzen Überfahrt zur Halbinſel die Havel links und rechts gar nicht ſah.
„Eigentlich müßte jetzt die Sonne ſcheinen!” ſagte Paul und begann
mit einer neuen Gratulationscour, an der ſich auch das aus dem Haus
herauseilende Geſellſchaftsfräulein und die Köchin beteiligten. Auch
Nach=
darn verließen ihre Villen und traten herzu.
Ben und Petra empfingen von Mummi vor aller Welt ihren Segen
ich neue Umarmungen.
„Ich möchte unſere alte Dame nur darauf aufmerkſam machen,”
te Auguſt, „daß ich als Leibarzt der Familie Zeck es für das
Aller=
wendigſte halte, unſerer verehrten Schwägerin ſofort den Verband
neuern."
„Aber wenn du ihr auch nur ein bißchen wehe tuſt —!” warnte der
ofeſſor.
Mummi lachte, noch unter Tränen. „So lange waren ſie voller
rzeugung die ſchlimmſten Hageſtolze. Aber gib bloß acht, Petra:
tun ſie ſo, als ob ſie nur durch ein blindes Verſehen nicht ſchon längſt
vier mit dir verheiratet wären!“
Das Brautpaar ſtand Hand in Hand im Schnee.
„Der erſte Schnee — das bedeutet Glück!” meinte das alte
Geſell=
aftsfräulein der Geheimrätin.
Die zehn blauen Augen ſtrahlten.
„Der iſt ſo heimelig, der Schnee”, ſagte Ben zu Petra. „Es iſt, als
ine man ſich einhüllen in ihn, um darin eine Weile für die Welt
ver=
ollen zu ſein.”
„Keine Einſamkeit mehr!” ſagte Mummi. „Aber Zweiſamkeit ſollt
Ende.
auf Schwanenwerder finden!“
Der Noman iſt in Buchform (geh. 3,50 RM.) im Verlag Auguſt
Scherl. Berlin erſchienen.
Seeftalls
Romandonetztanstadc.
(Nachdruck verboten).
In einem Rieſenatelier der Germania=Filmproduktion auf dem
Neubabelsberger Gelände — draußen vor den Toren Berlins — finden
Nachtaufnahmen zu dem Groß=Tonfilm „Menſchen in Not” ſtatt.
In tage= und nächtelanger Arbeit haben die Architekten und ein
Heer von Handwerkern und Arbeitern die Luxusräume und Feſtſäle
eines der bekannteſten und modernſten Ozeandampfer für dieſen Film
originaltreu in die gewaltige Halle gezaubert. Es ſind die impoſanteſten
und eindrucksvollſten Bauten, die je in einem Filmatelier errichtet
wurden.
Der geiſtige Urheber und Schöpfer des Films, der weltberühmte
Filmregiſſeur Norbert Stauf, weiß, was Neubabelsberg der Welt und
überhaupt dem Film ſchuldig iſt. Seine Produktionen der letzten Jahre
ſind in allen Kinopaläſten der Welt mit beiſpielloſem Erfolg aufgeführt
worden.
An der Außenſeite des Ateliers glühen rote Lampen auf.
Achtung — Achtung!! — Ruhe! Tonfilmaufnahme!. . .
Ein myſtiſches Licht fällt auf die vor dem Gebäude haltenden Autos.
In den anderen Hallen und Gebäuden des Geländes iſt Dunkelheit.
Nur die glitzernden Sterne der Maiennacht leuchten auf die Dächer
auf die gewaltigen Materiallager im Freien und Attrappen von
hiſto=
riſchen und modernen Stadtteilen, die geſpenſtig gen Himmel ragen.
Jäh ergießen ſich Fluten von Licht über die Spielſzene. In
ſchwin=
delnder Höhe hängen die Beleuchter mit ihren Lichtmaſchinen und
Schein=
werfern. Unzählige Jupiterlampen ſind unter dem Dach befeſtigt und
werfen einen grellen Schein hernieder. Die Kameramänuer hocken mit
angeſpannten Nerven — ohne Rock und Weſte, die Hemdsärmel
auf=
geſtülpt — hinter den Aufnahmeapparaten.
Zu dem Tonphotographen dringt das Zeichen: Abfahrt!
Eine erneute Beſtätigung kommt. . .
Der Tonfilm läuft. . .
Ein dröhnendes Signal dringt ins Atelier.
Jetzt erſchallt der monotone Ruf des Regiſſeurs: „Achtung,
Auf=
nahme!. . . Los!..
Eine Weile iſt Totenſtille in dem Raum.
Nun ſtarten die Bildkameras — die Szene beginnt.. .
Rauſchende Muſik ſetzt ein. Eine etwva zwanzig Mann ſtarke
Künſtler=
japelle ſpielt einen Strauß’ſchen Walzer.
In dem prunkvollen Feſtſaal des Ozeandampfers iſt großer Ball.
Ein elegantes Publikum wiegt ſich nach den Klängen der Muſik im
Tanze. Steſvards eilen geſchäftig einher und ſervieren eisgekühlten
Champagner und Wein. Ein Teil der Großen Welt ſcheint ſich hier auf
der Überfahrt ein Stelldichein gegeben zu haben. Herren in Fracks ſitzen
nachläſſig in tiefen Preiten Seſſeln und unterhalten ſich mit elegant
ge=
kleideten Damen auf die anregendſte Weiſe. überall herrſcht Frohlaune
und beſte Stimmung. Aller Länder Sprachen ſchwirren durcheinander.
In den Niſchen und an den getäfelten Wänden entlang ſtehen prächtige
exotiſche Gewächſe.
Da wird das Schiff plötzlich von einem furchtbaren Stoß erſchüttert.
Ein ohrenbetäubendes Berſten dringt in den Saal.
Die Muſik bricht jäh ab. Die Menſchen ſtehen wie verſteinert. Die
Sitzenden ſpringen auf. Alle Geſichter ſind blutleer, Einige ſchrille Schreie
ertönen, Mehrere Damen fallen in Ohnmacht.
Der Kapitän des Dampfers, ein ſtarkgebauter wetterfeſter Mann in
den vierziger Jahren, der auch im Saal anweſend iſt, eilt mit einigen
Sätzen dem Ausgang zu. Dann bleibt er plötzlich ſtehen, wendet ſich um
und ruft:
„Meine Damen und Herren, ich bitte Sie — ich flehe Sie an:
be=
ruhigen Sie ſich. . . Es iſt beſtimmt kein Grund zur Aufregung
vor=
handen. Bleiben Sie im Saal, ich bürge dafür, daß alles zu Ihrer
Sicher=
heit getan wird!“
Als er ſich umwendet, ſtürzt ihm ein Schiffsoffizier entgegen. Sein,
Geſicht iſt ſchreckensbleich, der Kopf unbedeckt, Haar und Uniform ſind
durchnäßt.
„Was haben Sie zu melden?” fragt der Kapitän.
„Schiff auf ein Riff aufgelaufen. Die linke Bugſeite iſt zertrümmert.
Das Waſſer dringt in die Innenräume!. . .
„Wie iſt das Wetter?”
„Windſtärke 13!. . Außerordentlich hoher Seegang!”
„Jeder auf ſeinen Poſten. . . Die Deckmannſchaften an die
Ret=
tungsboote!“
Der Offizier keucht fort.
„Meine Damen und Herren.. ."
Des Kapitäns Stimme wird von Schreien und Rufen übertönt.
Ungeheure Panik im Ballſaal. Alles drängt verzweifelt nach dem
Ausgang, jeder will auf Deck. Alle Geſichter ſpiegeln grauſiges Entſetzen
wider.
Der Tod ſchwebt über dem Schiff — Tod und Untergang. —
Die aus dem Saal ſtürzende Menge reißt den Kapitän mit ſich fort.
Frauen klammern ſich ſchreiend, weinend an ihre Männer. Nutzloſe
Hilfe=
rufe erſchallen.
Nur ein Mann bleibt in dem feſtlich dekorierten Ballſaal zurück. Er
ſteht mitten auf der ſpiegelblanken Tanzfläche. Seelenruhig. Den Blick
groß und verwundert nach dem Ausgang gerichtet.
Nun dringt dumpf der Knall einer ſtarken Detonation in den Saal.
Der Mann taumelt einige Sekunden durch den Luftdruck. Dann ſteht er
wieder einſam, den Blick auf die ſchillernden Lackſchuhe und die tadellos
gebügelte Frackhoſe werfend. Er zieht die Schultern ein, als ob ihn friere.
Dann geht er einige Schritte vorwärts und wieder zurück, wie ein in
Gedanken verſunkener Spaziergänger.
Die Dame, mit er er tanzte, iſt bei dem Stoß entſetzt aus ſeinem Arm
entflohen. Er lächelt, ſein Kopf hebt ſich und er ſieht ſich intereſſiert im
Saale um. Gewiß, er iſt allein — kein Menſch iſt mehr anweſend außer
hm.
Er hat eine ziemlich große Figur, iſt ſchlank, faſt hager. In dem
ver=
geiſtigt ausſehenden Geſicht liegen ein paar große blaue Augen, gütige,
fragende, ausdrucksvolle Augen, die von dichten Wimpern überſchattet
werden. Der enganliegende Frack gibt ſeiner vornehmen Erſcheinung
einen feierlichen Ton.
„Schiffsunglück — Schiffsunglück”, ſagt er und pfeift einmal lang
und gedehnt. Er geht langſam zu einem Tiſch, läßt ſich in einem Seſſel
nieder, nimmt ein Glas zur Hand und trinkt Wein.
Er lacht ein wenig laut auf und ſteckt eine Zigarre in Brand.
„Alſo geht die Reiſe nicht nach fernen Ländern, ſondern in die
Ewvigkeit!“ — Er ſpricht ſinnend vor ſich hin. „Aber ich laufe nicht nach
oben, nein, nein, was ſoll ich da? Ich ſchreie und lamentiere auch nicht,
was hätte ich denn davon? — Das iſt ja alles zwecklos!“
Langſam, mit leichtzitternder Hand, nimmt er eine Flaſche und
füllt und leert dreimal hintereinander ein Glas.
„Das iſt gut. . . Der Wein iſt ein ausgezeichneter Geſellſchafter in
ſolchen Augenblicken. Nun bin ich nur noch Ich, alles andere iſt wertlos
für mich geworden. Ich bin da und die tote Materie hier im Saal. Alſo
unterhalten wir uns noch die kurze Zeit, die uns verbleibt.” Er greift
nach Champagner und trinkt.
Seine Blicke kreiſen in der Runde,
FFortſetzung folgt.!
Seite 10 — Nr. 8
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Januar 1934
Sübordlge Tt Atatt
Zußball.
Der Kreisführer Skarkenburg keilt mit:
Auf meine Bitte hat mir der DFB. einige Freikarten zum
Ungarnſpiel am kommenden Sonntag für arbeitsloſe, würdige
Jugendliche zur Verfügung geſtellt. Ich fordere deshalb die
Ver=
eine auf, die ſich mit Jugend= oder Schülermannſchaften an der
Verbandsrunde beteiligen, mir bis ſpäteſtens Donnerstag, den
11. Jan, mittags 12 Uhr, je 2—3 würdige Jugendliche
ſchrift=
lich zu benennen. Die Karten werden dem Eingang der
Mel=
dung gemäß verteilt und ſind ab Freitag bei mir abzuholen.
Dr. Grünewald.
SV. 1910 Weiterſtadt — Germania Eberſtadt 1:3 (1:1).
Das erſte Verbandsſpiel im neuen Jahre ſab Germania
Eber=
ſtadt auf dem SV.=Platze. Die Gäſte ſtellten eine körperlich ſtarke
Mannſchaft, deren Hauptſtärke in der Verteidigung lag.
Weiter=
ſtadt ſpielte infolge Verletzung mit 2 Mann Erſatz. Vorweg ſei,
geſagt, daß die Einheimiſchen unverdient verloren haben, denn
ſie hatten mehr vom Spiel, was auch das Eckballverhältnis (9:5)
zum Ausdruck bringt. Auch wurde von Schiedsrichter Sinzel=
Mainz ein klares Tor nicht gegeben; ebenſo 2 Handelfmeter. —
Eberſtadt liegt die erſte Viertelſtunde in der Hälfte der
Platz=
herrn. Doch auch Weiterſtadt kommt mehr und mehr auf, und das
Spiel wogt auf und ab. Eine Chance vor dem Gäſtetor wird
verſchoſſen. Im Anſchluß an einen Durchbruch ſchießt Eberſtadt
das 1. Tor. Doch Weiterſtadt gleicht ſofort durch ſeinen
Mittel=
ſtürmer aus und drängt die Gäſte zeitweiſe ganz in ihre Hälfte
zurück: doch es will und will nichts klappen. Nach der Pauſe
wird das Tempo noch ſchneller. Bei einem Gedränge vor dem
Gäſtetor berührt der eine Verteidiger mit der Hand, doch der
Elfmeter bleibt aus. Eine Rechts=Flanke der Eberſtädter, rollt
neben dem einheimiſchen Torwächter in den Kaſten. Weiterſtadt
kommt jetzt nicht mehr aus der Hälfte der Gäſte heraus, doch fehlt
es bei den Stürmern am nötigen Torſchuß. Ein Strafſtoß wird
unhaltbar eingeſchoſſen, aber man hört keinen Torpfiff.
Weiter=
ſtadts Mannſchaft wird ſichtlich nervös, es fehlt ihr auch jetzt
an der nötigen Kampfesluſt. Kurz vor Schluß erhöht Eberſtadt
noch auf 3:1. Weiterſtadt hatte beſtimmt ein Unentſchieden
ver=
dient, doch es ſollte nicht ſein. — 2. Mſch. 0:3 für Eberſtadt.
Kreisklaſſe I. Gruppe 2 Ried.
Die beiden angeſetzten Spiele nahmen den erwarteten
Ver=
lauf, Olympia Biebesheim ſetzte ſich in Bobſtadt recht
glatt mit einem 4:0=Sieg durch und bleibt ſomit nach Beendigung
der Vorrunde auf dem dritten Tabellenplatz hinter
Gerns=
heim und VfL. Lampertheim. Das Spiel wurde ſeitens
der Platzbeſitzer ſehr hart durchgeführt, aber die ausgeprägtere
Spielweiſe der Biebesheimer war letzten Endes doch
ausſchlag=
gebend. In Biblis war die Lorſcher DJK.=Mannſchaft zu Gaſt.
Auch hier gab es einen glatten 4:0=Sieg, jedoch nicht für Gäſte,
ſondern natürlich für die ſchußgewaltigen Bibliſer. Die
Ried=
leute haben ſich jetzt zur Spitzengruppe emporgearbeitet und führen
mit 10 Punkten nach Beendigung der Vorrunde die Mittelgruppe
der Tabelle an.
Am kommenden Samstag abend um 6 Uhr hat Herr
Dr. Grünewald die Vertreter der Kreisklaſſe aus Gruppe 1,
2 und 3 nach Darmſtadt zu einer Beſprechung bezüglich der
Rück=
runde eingeladen. In Anbetracht der ſicherlich ſehr lehrreichen
Beſprechung iſt zu erwarten, daß alle Vereine ihre Vertreter
entſenden.
TSV. Meſſel — Merck Darmſtadt.
Das Spiel fiel umſtändehalber aus und wird demnächſt neu
angeſetzt.
Ringen.
Vorwärts Groß=Zimmern — Tgde. Dieburg 13:4.
Der mit Spannung erwartete Rückkampf zwiſchen Athl. Ver.
Vorwärts 05 Groß=Zimmern und Turngemeinde Dieburg brachte
ein von keiner Seite erwartetes Ergebnis für Groß=Zimmern.
Hieran iſt nicht zu rütteln. Vielleicht war ſich Dieburg der
Sieges=
punkte ſchon zu ſicher, was allerdings die Enttäuſchung des
Diebur=
ger Sportpublikums etwas entſchuldigen dürfte, trotzdem wäre es
angebrachter geweſen, die Entſcheidungen dem Kampfrichter zu
überlaſſen. Wohl ſind die Zuſchauer, welche zu einem nicht
ge=
ringen Teil aus Groß=Zimmern erſchienen waren, voll und ganz
auf ihre Koſten gekommen, denn der Kampf, der ſich ziemlich
gleichen Gegner, ließ an Härte, aber auch an Leiſtungen nichts
zu wünſchen übrig. Man konnte deutlich merken, daß hier zwei
alte Rivalen aufeinander getroffen waren, welche alles daran
ſetzten, den Sieg zu erringen.
Schon im Bantamgewicht, Joh. Herbert — Joh.
Lunken=
heimer begann die Siegesſerie für Groß=Zimmern. Nach ſehr
abwechſlungsreichem Kampfe konnte Herbert als Punktſieger die
Matte verlaſſen. Im Federgewicht mußte Weidner ſchon nach
kurzer Zeit infolge einer ſtark blutenden Verletzung gegen Ph. Ohl
aufgeben und konnte Dieburg 3 Punkte für ſich buchen. Schwer
zu ſchaffen hatte Joh. Ohl im Leichtgewicht gegen Wick. Hier
ent=
ſchied die größere Routine von Ohl den Kampf, der nach Ablauf
der Zeit ebenfalls Punktſieger wurde. Unentſchieden rang Karl
Beck mit Kaiſer im Weltergewicht. Beide gaben ihr Beſtes her
und war die Entſcheidung gerecht. Im Mittelgewicht legte der
ſieggewohnte Kaffenberger ſeinen Gegner Löbia, der ſich
aus=
gezeichnet hielt, aber gegen die größere Kraft Kaffenbergers
nichts ausrichten konnte, nach 5 Minuten durch Eindrücken der
Brücke auf die Schultern. Noch ſchneller wurde Danz im
Halb=
ſchwergewicht mit Herd fertig. Hier dauerte der Kampf nur
2½ Minuten. Den ſchwerſten Stand hatte Reinhard im
Schwer=
gewicht gegen Dotter. Reinhard war als Gegner für Dotter
an=
ſcheinend nicht erwünſcht. Allerdings gab Reinhard im Laufe des
Kampfes die richtige Antwort, indem er ſich die Führungspunkte
ſicherte und als Sieger nach ſehr flott und abwechſlungsreich
vor=
getragenem Kampfe abtreten konnte.
Die zweite Mannſchaft von Vorwärts 05, bei welcher ſich Adolf
Herbert zu einer Größe entwickelt, holte ſich am Samstag abend
in Schaafheim eine Niederlage.
Bereits heute wird auf den am kommenden Sonntag im
Saale der Linde ſtattfindenden Rückkampf der erſten Mannſchaft
gegen den ſeitherigen Tabellenerſten aufmerkſam gemacht.
Straßenrennen im Gau 13.
Einen anſehnlichen Sportkalender haben die Radfahrer für
die kommende Saiſon ihrer Straßenrennen aufgeſtellt. Darunter
befinden ſich einige Neulinge wie eine Stafettenfahrt quer durch
den Gau, ein Mannſchaftsrennen mit Ablöſungen in Frankfurt
uſw. Rund um Frankfurt, das teilweiſe eine neue Strecke
gefun=
den hat, die auch den Odenwald berührt, wird am 27. Mai, Rund
um den Neroberg am 17. Juni ausgetragen. An der Liſte, die
nur vorläufigen Charakter trägt, kann ſich natürlich noch dies und
das ändern.
baden 0709 offen für den Gau; 15. April: 50=Kilometer=
Meiſter=
ſchaft des Bezirks 3 in Frankfurt: 10. Mai: Vierer=
Mannſchafts=
fahren für Bezirk 3 in Frankfurt; 13. Mai: Großer Taunuspreis,
Veranſtalter Staubwolke Frankfurt, von Frankfurt aus, offen für
den Bezirk 3: 27. Mai: Rund um Frankfurt, 250 Kilometer,
reichsoffen; 10. Juni: Bergmeiſterſchaft des Bezirks 3 in
Cron=
berg i. T., 17. Juni: Rund um den Neroberg, 100 Kilometer, bei
Wiesbaden, reichsoffen; 1. Juli: Gaumeiſterſchaft im Vierer=
Mannſchaftsfahren, Strecke noch nicht feſtgeſetzt: 8. Juli:
Gau=
meiſterſchaft im Einer=Streckenfahren. Strecke noch nicht feſtgeſetzt;
12. Auguſt: Mannſchaftsfahren mit Ablöſung bei Frankfurt über
100 Kilometer, offen für Bezirk 3: 19. Auguſt: Bergmeiſterſchaft
des Gaues in Wiesbaden; 2. September: Rhein=Main=Saar
Stafettenfahrt quer durch den Gau 13. gauoffen; 16. September:
Stafettenfahrt des Bezirks 3.
Dr. Pelher
Olympia=Vorbereikungskurs der Eisſchnelläufer.
Die Olympia=Kandidaten der Eisſchnelläufer beim Uebungsſtart in Murnau (Oberbayern).
Von links nach rechts: Sames, Hielle, Sandtner (der Sieger über 5000 Meter) und Lötſch.
Vorn rechts: Trainer Neuſtifter.
immer noch der Alke.
22. Berliner Hallen=Sportfeſt.
Ein Erfolg.
Auch dem 22. Berliner Hallen=
Sportfeſt war am Samstag
abend ein großer Erfolg
beſchie=
den. Ein ausverkauftes Haus.
die Anweſenheit hoher
Perſön=
lichkeiten und hervorragende
Leiſtungen gaben dieſem Hallen=
Sportfeſt wieder einmal ſein
be=
ſonderes Gepräge. Der Auftakt
geſtaltete, ſich äußerſt feierlich.
Unter Marſchklängen zog die
Hitler=Jugend in die Halle ein,
gefolgt von der Rieſenzahl der
Teilnehmer. Der Führer des
Gaues 3 des Deutſchen
Leicht=
athletik=Verbandes begrüßte
dann die Gäſte, unter denen ſich
u. a. auch Reichsſportführer von
Tſchammer=Oſten befand. Der
erſte Höhepunkt war die
Ent=
ſcheidung im 1000=Meter=
Haupt=
laufen. Dr. Peltzer bummelte
wie üblich und überließ anderen
die Führung, um aber dann
we=
nige Runden vor Schluß
plötz=
lich zu ſeinem immer noch
be=
wundernswerten Endſpurt
über=
zugehen und das Rennen ſicher
in 2:36 vor den Wittenbergern
Mertens und Böttcher zu
ge=
winnen. Hochſprung und
Kugel=
ſtoßen gaben dem
Mehrkampf=
talent Stöck Gelegenheit zu zwei
ſchönen Erfolgen.
Ergebniſſe: 1000=Meter=
Haupt=
laufen: 1. Dr. Peltzer 2:36;
2. Mertens. KTV. Wittenberge, 2:37,7: 3. Böttcher, KTV.
Witten=
berge, 2:379 Min. 3000=Meter=Mannſchaftslaufen:
1. Osram 9:38,2. Hochſprung: 1. Stöck, SC. Charlottenburg,
1,81: 2. Ladewig, Deutſcher SC. Berlin, 1,78 Meter.
Kugel=
ſtoßen: 1. Stöck, SCC., 14,82: 2. Wölke, Polizei Stettin, 12.99
Meter, Olympiſche Staffel: 1. Neuköllner SC. 3:54,8.
60=Meter=Lauf für Frauen: 1. Lerſch, SCC., 7,00:
2. Baumier, Preußen, Stettin, 71: 60=Meter=Hürden:
1. Wegener, Schöneberger TSV., 8,3: 2. Langwaldt, Berliner SC.,
8,6 Sekunden.
Der deutſche Mittelgewichtsmeiſter Bernz
löhr=Stuttgart wurde in Aarhus bei den dortigen
internatio=
nalen Amateurboxkämpfen in ſeinem Treffen gegen Niels Hanſen
auf Grund einer zumindeſt ſehr anfechtbaren Entſcheidung des
Schiedsrichters wegen Nachſchlagens in der zweiten Runde
dis=
qualifiziert.
Joſef Pöttinger hat das Training von 23
Auswahl=
ſpielern des Gaues Brandenburg übernommen. Pöttinger ſoll die
Spieler für den am 21. Januar ſtattfindenden Fußballkampf
Berlin-Prag vorbereiten.
geschichten aus adler Welt
Bis in die Tokenzelle vom Gerichtsvollzieher verfolgt
(*) Paris. Daß die Behörden ſich durch eine geradezu
fana=
tiſche Beharrlichkeit auszeichnen, wenn es rückſtändige Steuern
einzuziehen gilt kennt man auch in Frankreich. Da iſt es dieſer
Tage vorgekommen, daß der Gerichtsvollzieher ſeinem Opfer mit
bewundernswerter Zähigkeit gar bis in die — Totenzelle folgte,
in der die für die Hinrichtung Beſtimmten ihre letzten Stunden
verbringen.
Monſieur Egaſſe hatte einen Raubmord begangen. Dafür
wurde er mit Recht zum Tode durch das Fallbeil verurteilt und
in die Totenzelle des Gefängniſſes von Fresnes geſchafft. Aber
Egaſſe hatte noch etwas anderes auf dem Kerbholz: er hatte
ver=
geſſen, die letzte Steuerrate für ſein Motorrad zu zahlen. Kaum
hatte er ſein letztes irdiſches Domizil in der Totenzelle bezogen,
als auch ſchon der Gerichtsvollzieher bei ihm erſchien, der ihm
ſchon von der Wohnung ins Krankenhaus — die Polizei hatte den
Raubmörder wegen ſeines Widerſtandes bei der Verhaftung etwas
unſanft anfaſſen müſſen — und von dort ins
Unterſuchungsgefäng=
nis gefolgt war. Und dieſe fiskaliſche Zähigkeit ſiegte tatſächlich:
Egaſſe, dem verſtändlicherweiſe an irdiſchen Gütern nicht mehr
viel lag, gab dem pflichtbewußten Gerichtsvollzieher eine
Zah=
lungsanweiſung für ſeine Frau mit. . .
Bulgariſche Geſchichken ums Feuerzeug.
(web) Sofia. In einem Tabaklande, wo man gern viel gute
Zigaretten raucht, ſpielt der Vorgang des Feueranzündens
natür=
lich eine beträchtliche Rolle. Das weiß auch der jeweilige
Finanz=
miniſter, und ſo fängt die Geſchichte gleich damit an, daß in
Bul=
garien die Einfuhr und der Gebrauch von automatiſchen
Feuer=
zeugen ſtrengſtens verboten iſt. Wer in Unkenntnis dieſer
Vor=
ſchrift in der Offentlichkeit ein Benzinfeuerzug zückt, muß
gewär=
tig ſein, daß ihm ein Agent des Finanzminiſteriums auf der Stelle
einen Strafakt von 2000 Lewa — 60 Mark aufbrennt. Die Bürger
müſſen die Streichhölzer des Staatsmonopols benützen! Jetzt will
man noch weiter gehen. Wie die Zeitungen berichten, iſt man im
geldbedürftigen Finanzminiſterium der Anſicht, daß das
Entzün=
den einer Zigarette an einer bereits glimmenden Zigarette auch
eine Umgehung des Streichholzmonovols darſtellt, und man wird
ſich in naher Zukunft hüten müſſen, einen unbekannten Raucher auf
der Straße um Feuer zu bitten — es könnte ja ein Finanzagent
ſein! Den Einwohnern der Stadt Gabrowo, die im
ſprichwört=
lichen Rufe von Geiz und Sparſamkeit ſtehen, droht dann
wahr=
ſcheinlich eine Sonderverordnung. In dieſer ſympathiſchen
In=
duſtrieſtadt iſt es üblich, in den zahlreichen Kaffeehäuſern dem Gaſt
zum Anzünden der Zigarette ein glühendes Stückchen Holzkohle
mit der Feuerzange zu überreichen — ebenfalls eine Durchbrechung
des Zündholzmonovols, ſo daß der Zündholzverbrauch in Gabrowo
gewiß beſonders gering iſt. Uebrigens gibt es in ganz Bulgarien
kein öffentliches Lokal, in welchem etwa auf dem Tiſch
Streich=
hölzer zur freien Bedienung der Gäſte zu finden wären — jeder
Bürger ſoll und muß ſich dieſe Hölzchen ſelbſt kaufen und
mit=
bringen.
Ergiebige Erde.
(tz) Larderello (Toskana). Künftig wird es einen
Ueber=
fluß an Borſäure und ihr verwandten Produkten geben, falls die
Krater hier in der Nähe von Larderello ihre Tätigkeit weiter
behalten. Es ſind die bisher in dieſer Art einzig bekannten
Kra=
ter. Erſt nach mühevollen Bohrungen, die über zehn Monate in
Anſpruch nahmen, iſt jetzt ein neuer Borſäurekrater entdeckt
wor=
den, nachdem bisher nur drei ſolche Wunder bekannt waren.
Aller=
dings iſt er nicht ganz ſo ergiebig wie die übrigen, die 230 000,
170 000 und 150 000 Kilo in der Stunde auswerfen. Der neue
Krater hat vorläufig „nur” einen Gehalt von 100 000 Kilo an
borſauren Salzen in der Stunde, doch hofft man, er werde
all=
mählich durch geeignete Maßnahmen das Erträgnis der anderen
erreichen. Das Bohren nach dieſen borſäurehaltigen Waſſerdämpfen
erfordert nämlich eine ungeheure Geduld. Diesmal waren die
Bohrer ſeit Januar in Tätigkeit und erſt bei einer Tiefe von 180
Metern zeigte ſich Dampf, worauf ſich die Arbeiter ſofort durch
eilige Flucht retteten. Der Dampf befreite ſich dann durch eine
ungeheure Exploſion, ſo daß die angelegten Maſchinen einfach
beiſeite geſchleudert wurden. Nun ſtrömt er in mächtiger Säule
empor und eine weiße Wolke am Himmel zeigt den neuen Krater
an, der ſich immer mehr verbreitert, ſo daß unaufhörlich rieſige
Mengen weißen Borſäuredampfes in die Luft geſchleudert werden,
die man nun auf jede Weiſe ausnutzen will.
Rundſunk=Programme.
10.10:
1030:
10.45:
1430:
14.40:
16.00:
18.00:
18.20:
18.35:
19.00:
20.00:
20.10:
31.10:
22.45:
23.00:
Frankfurt: Dienstag, 9. Januar
Nur für Freiburg: Werbekonzert.
Nur für Freiburg: Eigene Sendung.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
Nur für Freiburg: Nachrichten.
Stunde der Frau: 1. Wem die Hausfrau einkauft, was
das Recht dazu ſagt. — 2. Frauen, ſchützet die Tiere,
München: Nachmittagskonzert.
Lino Maſala u. Otti Franck: Italieniſcher Sprachunterricht.
Eine Stadt ſorgt für ihre Bauern. Neue Wege in der
Kommunalpolitik. Zwiegeſpräch.
Roderich von Biſtram: Vom inneren Aufbruch des Deutſchen.
Königsberg: Stunde der Nation: Die Winterreiſe. Von
Franz Schubert.
Berlin: Louis Wirth: Das deutſche Bankgewerbe und
die Gleichberechtigung.
Stuttgart: Die Uhr. Eine bunte Stunde.
Stuttgart: Ewald Sträßer. Ein ſüddeutſcher Komponiſt.
Freiburg: Kleine Unterhaltung.
Nachtmuſik. — 24.00: Von deutſcher Seele.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 9. Januar
10.10: Schulfunk: Ferdinand v. Schill. Hörſpiel d. Freiheit. Aufn.)
10.50: Fröhlicher Kindergarten.
11.30: Irmgard v. Stein u. Bildhauer Placzek ſprechen über:
Erleben — Geſtalten — Erleben. — 11.50: Zeitfunk.
15.00: Dichtungen und Lieder um die Bäuerin. Eine Hörſolge von
5. Morel. — 15.45: Tiergeſchichten.
16.00: München: Nachmittagskonzert.
17.00: Jugendſtunde: Was wißt Ihr vom Zündholz?
17.20: Zeitfunl — 17.30: Flöten=Trio von Auguſt Reuß.
1805: Journaliſten, Löwen und Boys. Eine Unterhaltung.
18.25: Hauptſchriſtleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.
19.00: Stunde der Nation, Köngsberg: Aus der: Winterreiſe von
Franz Schubert. — 20.0: Louis Wirth: Das deutſche
Bankgewerbe und die Gleichberechtigung.
20.10: Einführung in das Oratorium Chriſtus von Draeſeke.
20.15: Aus der Philharmonie: Oratorium Chriſtus (Drgeſekel, Ausf.:
Der Bruno Kittelſche Chor. Das Philharm. Orcheſter.
Gegen 22.20: Kleines Schallplatten=Konzert.
23.00: Leipzig: Nachtmuſik des Funkorcheſters. Ltg.: H. Weber.
Wetterberichl.
Durch die Störungstätigkeit im Norden zieht von Weſten her
fortgeſetzt ozeaniſche Luft nach dem Kontinent und wird auch bei
uns neblige Bewölkung veranlaſſen, die aber zeitweilig durch
kurzes Aufklaren unterbrochen wird. Auch kommt es ſtellenweiſe
zu etwas Schneefall, der jedoch infolge des hohen Drucks im Süden
und im Südoſten nur in geringem Maße auftritt. Nachts gehen
die Temperaturen weiter unter den Gefrierpunkt zurück.
Ausſichten für Dienstag: Neblig, wolkig mit vorübergehendem
Aufklaren, nachts noch Froſt, nur vereinzelt etwas Schnee.
Ausſichten für Mittwoch: Keine weſentliche Aenderung der
Wetter=
lage.
Hauptſchriftleitung: Nudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann: für
den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer: für „Die
Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Bort: Dr. Herbert Nette: für den
Anzeigen=
eil und geſchäftlicheMitteilungen: Willy Kuhle ſämtl. in Darmſtadt D.A III 23362.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
für unverlangte Manufkripte wird Garautie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 8
DarmſtädterCagblatte
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Zum Wochenbeginn war an der Berliner Börſe am
Ren=
tenmarkt weiterer Anlagebedarf vorhanden. Neubeſitz konnten
20 Pfg. und Altbeſitz ½ Prozent höher eröffnen. Die
umgetauſch=
ten Dollarbonds lagen bei Steigerungen bis zu 1 Prozent etwas
lebhafter auch Reichsſchuldbuchforderungen waren ¼ Prozent
höher. Sehr feſt lagen Vereinigte Stahlobligationen, die 1½ und
Mittelſtahlobligationen, die 1½ Prozent gewannen. Am
Aktien=
markt war die Tendenz nicht ganz einheitlich, aber anfangs doch
überwiegend freundlicher. Montanwerte waren unter dem
Ein=
druck des günſtigen Abſatzberichtes des Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Kohlen=Syndikates überwiegend gebeſſert. Harpener plus ¼,
Vereinigte Stahl plus ½, Rheinſtahl plus ½. Buderus gewannen
78. Lebhafter lagen Verkehrswerte, Verkehrsweſen auf
Dividen=
denerwartungen plus 1½. Schiffahrtswerte litten unter
Realiſa=
tionen, Hapag verloren 7. Intereſſe beſtand für Aufbau= und
Maſchinenwerte. Berlin=Karlsruher Induſtriewerke. Dajmler,
Holzmann waren ½ bis 1 Prozent höher. Am Elektromarkt gaben
Siemens um 2 Prozent nach. Lieferungen gewannen 1 Prozent.
Licht u. Kraft verloren 1½. Auch Kaliwerte waren ½ bis 1½
Prozent niedriger. Süddeutſche Zucker (plus 3½) fielen durch feſte
Haltung auf. Sehr feſt lagen Stolberger Zink (32½). Conti
Gummi konnten 2 Prozent höher eröffnen. Auch Tarifwerte
wur=
den etwas höher bezahlt. Farben waren um ½ Prozent
abge=
ſchwächt. Von Auslandsrennten konnten 14er Ungarn 35 Pence
gewinnen. Anatolier eröffneten ½ Prozent ſchwächer. Im
Ver=
lauf bröckelten Aktien infolge des ſtillen Geſchäftes um etwa 1 bis
1½ Prozent ab, teilweiſe wurden die Samstagsſchlußkurſe
unter=
ſchritten. Feſter wurden dagegen Lloyd und Hapag.
Zum Wochenbeginn eröffnete die Frankfurter Börſe nach
einem lebhaften und befeſtigten Frühverkehr eine Kleinigkeit
leichter, jedoch hielten ſich die erſten Notizen auf den
Samstags=
ſchlußkurſen behauptet. Die Teilnahme des Publikums am
Bör=
ſengeſchäft zeigte gegenüber der Vorwoche einen gewiſſen
Rück=
gang, und auch die Kuliſſe übte im Hinblick auf die außenpolitiſche
Situation etwas Zurückhaltung. Daher hielt ſich die
Umſatztätig=
keit in beſcheidenen Grenzen. Wenn dennoch die Tendenz
behaup=
tet war, ſo iſt dies auf eine ganze Reihe von günſtigen Momenten
zurückzuführen. So gaben die zuverſichtlichen Berichte aus der
Wirtſchaft wie die weitere Abſatzerhöhung im Rheiniſch=
Weſtfäli=
ſchen Kohlen=Syndikat ſowie die weitere Abnahme der
Halden=
beſtände einen Rückhalt. Auch die Neuordnung des Stickſtoff=
Syn=
dikats wirkte etwas nach. Am Rentenmarkt hielt die freundliche
Grundſtimmung weiter an. Es zeigte ſich ein unvermindertes
Anlagebedürfnis. Altbeſitzanleihe gewannen ¼ Prozent,
Neu=
beſitzanleihe 0.15 Prozent. Späte Reichsſchuldbuchforderungen
lagen mit 9428 Prozent behauptet. Umgetauſchte Dollar=Bonds
waren weiterhin feſt und erzielten Kursgewinne bis zu 1 Prozent.
Der Aktienmarkt zeigte uneinheitliche Kursgeſtaltung. Die
Unter=
ſchiede betrugen nach beiden Seiten ca. 1 Prozent. Bei kleinſten
Umſätzen gewannen JG. Farben ¼ Prozent, Deutſche Erdöl ½
Prozent. Montanwerte bis ½ Prozent freundlicher, nur
Mannes=
mann um ½ Prozent und Phönix um ½ Prozent ermäßigt.
Elek=
trowerte abweichend: Bekula und Lahmeyer bis ½ Prozent höher,
Siemens 1½ Prozent, Gesfürel und AEG. je ¼ Prozent niedriger.
Schiffahrtswerte lagen nach den ſtarken Steigerungen vom
Sams=
tag vernachläſſigt und gingen bis zu / Prozent zurück.
Verkehrs=
werte freundlich, A.=G. für Verkehr / Prozent, Reichsbahn=
Vor=
zugsaktien ½ Prozent höher. Im einzelnen: Daimler plus 5
Prozent, Zement Heidelberg und Zellſtoff Waldhof unverändert.
Im Verlaufe gaben die Kurſe ſowohl am Renten= als auch am
Aktienmarkte nach, bei letzteren ſogar teilweiſe bis zu 1 Prozent
und darüber. Später machte ſich jedoch faſt auf der ganzen Linie
eine Erholung bemerkbar, ſo u. a. bei JG. Farben 128—126½ bis
127½, Harpener 90½—90½—91½ Schuckert 104½—104—105
Sie=
mens 148—147—148, feſt lagen A.=G. für Verkehr 64½—64½ bis
66½, Nordd. Lloyd 33½—34½.
Die Abendbörſe verzeichnete im Anſchluß an die feſte
Nach=
börſe ſehr lebhafte Umſätze in deutſchen Reichsanleihen, vor allem
in der Neubeſitzanleihe, die gegen den Berliner Schluß um ½
Pro=
zent anzog und ſpäter weitere 10 Pfg. höher lag. Von der
Kund=
ſchaft lagen beachtliche Kauforders vor, daneben betätigte ſich die
Spekulation in ſtarkem Maße am Geſchäft. Altbeſitzanleihe und
ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen etwas ruhiger, aber ebenfalls
um je ¼ Prozent feſter. Aktien lagen gegen Renten vernachläſſigt,
aber nicht unfreundlich. Farbeninduſtrie eröffneten ½ Prozent
niedriger, im übrigen blieben, die Schlußkurſe gut behauptet.
Weiter befeſtigt waren A.=G. für Verkehrsweſen (plus ¼
Pro=
zent). Im weiteren Verlaufe fanden in der Neubeſitzanleihe noch
recht lebhafte Umſätze ſtatt, gegen Schluß der Börſe trat dann eine
Beruhigung ein. Auf den übrigen Renten= und Aktiengebieten
waren keine nennenswerte Veränderungen feſtzuſtellen.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 8. Januar. Weizen
in=
länd (76—77 Kilo) frei Mannheim 20,00—20,10, Feſtpreiſe franko
Vollbahnſtation des Erzeugers per Januar: Bezirk 9 19.20,
Be=
zirk 10 19,40, Bezirk 11 19,70: Sommerweizen (80 Kilo) 20,10 bis
20,30; Roggen ſüdd (71—72 Kilo) frei Mannheim 17.00—17,25,
Feſtpreiſe franko Vollbahnſtation des Erzeugers per Januar:
Bezirk 9 16,40, Bezirk 8 16,10; Hafer inländ. 15,00, Sommergerſte
inländ. 18,00—19,00 (Ausſtichware über Notiz), Pfälzer Gerſte
18,00—19,00 (Ausſtichware über Notiz), Futtergerſte inländ. 17.25
bis 17,50, Mais mit Sack (La Plata) 20,00, Erdnußkuchen prompt
16,75—17,00, Soyaſchrot prompt 15,00—15,25. Rapskuchen 14,50,
Palmkuchen 15,50—15,75, Kokoskuchen 17,50, Seſamkuchen 17.00,
Heſſenſchnitzel 11,25, Leinkuchen 17,25—17 50, Biertreber mit Sack
17,75, Malzkeime 14.50, Trockenſchnitzel ab Fabrik 10,00 Rohmelaſſe
8 50. Wieſenheu loſe 6,60—7,00 Rotkleeheu 6.80—7,20,
Luzerne=
kleeheu 8,00—8,20, Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,00, Hafer=
Gerſte 1,80—2,00, geb. Stroh Roggen=Weizen 1.40—1,60, Hafer=
Gerſte 1,20—1,40, Weizenmehl Spezial 0 mit Austauſchweizen per
Januar 29,40, per Februar 29,70, per März 30,00, dito aus
In=
landsweizen per Januar 27,90, per Februar 28,20, per März
28,50, Roggenmehl (70—60prozentig) nordd. prompt 22,50—23,50,
dito pfälz. und ſüdd, prompt 23,25—24,25, feine Weizenkleie mit
Sack 10,75, grobe Weizenkleie mit Sack 11,25, Roggenkleie 10,50
bis 11,50, Weizenfuttermehl 12,00, Roggenfuttermehl 11,50—12,75,
Weizennachmehl 15,50, dito IV B 16,50.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 8. Januar. Der
Ge=
treidegroßmarkt verkehrte bei kaum veränderten Preiſen
gegen=
über der Vorwoche in ſtetiger Haltung. Das Angebot in Roggen
war knapper, in Weizen mehr als ausreichend. Braugerſte lag
gedrückt und 2,50 RM. per Tonne niedriger. Futtermittel waren
teilweiſe weiter leicht ermäßigt, im großen und ganzen aber gut
gehalten. Das Mehlgeſchäft nahm bei unperänderten Preiſen
einen ſehr ruhigen Verlauf. Weizen 197,00, Roggen 172,50 bis
173,50 Braugerſte 177,50—180,00, Hafer 145,00—147,50,
Weizen=
mehl Spezial 0 mit Austauſchweizen 29,10—29,65, dito ohne 27,60
bis 28,15, Roggenmehl (0—60proz.) 23,50—24,00, dito ſüdd.
Spe=
zial 0 24,00, Weizenkleie 10,85, Weizenfuttermehl 12,00,
Roggen=
kleie 10,75, Soyaſchrot 15.35—15,45, Palmkuchen 15,60—15,80,
Erd=
nußkuchen 16,75—17,10, Treber 17,65—17,75, Trockenſchnitzel 10,25
bis 10,40, Heu feſt 7,00 (nach 6,50—6,70), Weizen= und
Roggen=
ſtroh drahtgepreßt 2,20—2,30. dito gebündelt 2,00—2,10.
Kar=
toffel: Induſtrie hieſiger Gegend 2,60—2,65 RM. (zuletzt 2,70
RM.) per 50 Kilo bei Waggonbezug. Tendenz; ruhiger.
Ge=
treidetendenz: ſtetig. Der Preis für Weizen= und Roggenmehl
verſteht ſich entſprechend der neuen Mühlenbedingungen ohne
Skonto.
Berliner Getreidegroßmarktbericht für Getreide und
Futter=
mittel vom 8. Januar. Umſatztätigkeit am Getreidebrotmarkte nur
geringes Ausmaß. Angebot in Brotgetreide nicht verändert und
überſteigt im allgemeinen Nachfrage. Anregungen vom
Mehl=
geſchäft fehlen, hingegen findet Kleie etwas Beachtung. Preiſe
nur wenig verändert. Exportſcheine ruhig. Hafer am Platze
etwas mehr offeriert, Preiſe neigen zur Schwäche. An der Küſte
ſind Forderungen behauptet. Von Gerſten Braugerſte
unverän=
dert. Induſtriegerſte nach Berlin zu gedrückten Preiſen
unterzu=
bringen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Scrips für Schutzgebietsanleihen. Zur Durchführung der
Prozeſſe gegen die Mandatsverwaltungen wird es notwendig
wer=
den, die Stücke ſelbſt zur Verfügung zu haben. Aus dieſem Grund
werden noch im Laufe dieſes Monats die Anleihebeſitzer
aufgefor=
dert werden, ihre Stücke zum Umtauſch in Scrips einzureichen. Die
Scrips ſollen in 5 verſchiedene Kategorien entſprechend der
dama=
ligen Verwendung der Anleiheabſchnitte eingeteilt werden. Dieſe
Trennung erweiſt ſich als notwendig, da gegen die verſchiedenen
Mandatsgebiete mehrere Prozeſſe geführt werden müſſen.
Collet u. Engelhard. Werkzeugmaſchinenfabrik A.=G.,
Offen=
bach a. M. Dieſe zum Intereſſenkreis der Maſchinenfabrik Karl
Wetzel in Gera gehörende Geſellſchaft beruft auf den 1. Februar
1934 eine außerordentliche Generalverſammlung ein. Die
Tages=
ordnung umfaßt die beiden Punkte: Stellungnahme zum
Verhal=
ten des Vorſtandes und Stellungnahme zu den Maßnahmen des
Aufſichtsrates, evtl. Neuwahlen.
Verminderung des holländiſchen Rinderbeſtandes. Die
hol=
ländiſchen Landwirtſchaftsbehörden haben erklärt, daß zur
Auf=
rechterhaltung des Preisſtandes eine einſchneidende
Verminde=
rung des Rinderbeſtandes durch Schlachtung von 200 000 Stück
Milchvieh innerhalb eines Jahres notwendig ſei. Durch eine ſolche
Maßnahme würde das Angebot von friſchem Fleiſch am
holländi=
ſchen Markt um etwa 50 Prozent erhöht und ein entſprechender
Preisſturz verurſacht werden. Um dies zu vermeiden, wurde ein
neuer Plan ausgearbeitet, der bereits in der Durchführung
be=
griffen iſt und der eine Verteilung des durch dieſe Schlachtungen
gewonnenen Fleiſches an ſolche Bevölkerungsſchichten vorſieht, die
das Fleiſch zu den derzeitigen Preiſen nicht bezahlen können. Das
Fleiſch wird deshalb zu Konſerven verarbeitet und den Gemeinden
zur Verteilung zu billigem Preiſe übergeben, wobei dieſe dafür
Sorge tragen müſſen, daß es nur bedürftigen Kreiſen zugute kommt.
Auf dieſem Wege ſind bereits über 1 Mill. Stück Fleiſchkonſerven
verkauft worden, wodurch die holländiſche Konſerveninduſtrie eine
kräftige Belebung erfuhr, von der auch die deutſche Weißblech=
Induſtrie Nutzen ziehen konnte.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Nachdem das Stickſtoff=Syndikat dieſer Tage die Senkung der
Preiſe für den größten Teil der ſtickſtoffhaltigen Düngemittel
ver=
öffentlicht hat, wird jetzt bekannt, daß auch die Chileſalpeter
G. m. b. H. demnächſt eine Herabſetzung der Verkaufspreiſe für
Chileſalpeter vornehmen wird, und zwar vorausſichtlich um
min=
deſtens 5 Prozent, ebenfalls rückwirkend ab 1. Juli 1933.
Der Verband Deutſcher Porzellangeſchirrfabriken hat ſich neu
zum Zwecke der Marktregelung geeinigt und bis Ende 1936
ver=
längert. Die einſtimmig gefaßten Beſchlüſſe bieten Gewähr, daß
die einſt blühende Induſtrie, die an der Spitze der Weltproduktion
in Porzellangeſchirr ſteht, die großen Schwierigkeiten überwindet,
die ihr entſtanden ſind:
Die Kartellkündigung Kurſachſen=Portland=Zementwerke
Carsdorf an der Unſtruth gegen den Norddeutſchen
Zementver=
band iſt vom Kartellgericht für unzuläſſig erklärt und damit
un=
wirkſam gemacht worden.
Aus Quotengründen wurde durch eine Mitgliedsfirma die
Baſalt=Union Bonn, die noch bis Ende 1934 laufen ſollte,
gekün=
digt. Wie verlautet, ſollen die Quoten aller an der Union
betei=
ligten Werke neu geregelt werden, doch beſteht in dieſer Hinſicht
noch keine Einigkeit. Bis zur Neuregelung iſt mit den
Außenſei=
tern vereinbart worden, daß dieſe die bisherigen Preiſe einhalten
werden.
Die Maſchinenfabrik Augsburg=Nürnberg (MAN), Augsburg.
erhielt durch Vermittlung der Rhenania Oſſag Mineralölwerke.
A.=G., Hamburg, einen Auftrag auf Lieſerung von 4
Schiffsdieſel=
motoren von je 3500 PS Leiſtung. Die Maſchinen ſind beſtimmt
für die Tankſchiffe, welche die Shell=Gruppe in Deutſchland bauen
läßt und für ein weiteres Shell=Tankſchiff, das auf einer
hollän=
diſchen Werft gebaut wird.
Bei der am 8. ds. Mts. durch die Bayeriſche
Staatsſchulden=
verwaltung vorgenommenen erſten Serienziehung iſt die Serie 7.
gezogen worden. Alle Schuldverſchreibungen der bezeichneten
An=
leihe, die dieſe rot aufgedruckte Serie tragen, ſind damit zur
Heim=
zahlung vom 1. 3. 1934 ausgeloſt und werden von dieſem Tage ab
zum Nennwert eingelöſt.
Der Zinkwalzwerksverband G. m. b. H., Berlin, hat den
Grundpreis für Zinkblecke mit Wirkung ab geſtern um 0,50 RM.
für 100 Kilogramm ermäßigt.
Der ſüddeutſche Zinkblechhändlerverband teilt mit, daß mit
Wirkung vom 8. Januar 1934 die Preiſe um 1½ Prozent
herab=
geſetzt worden ſind.
Die Marktlage für Tabakwaren im dezember.
Nach den Erhebungen des Reichsverbandes der
Handelsver=
treter des Tabakgewerbes (RHT.) war das Geſchäft mit
Tabak=
waren im Dezember nicht überall einheitlich, eine an ſich übliche
EErſcheinung in dieſem Monat. Während in einigen Bezirken die
Umſätze die gleichen waren, wie im Vormonat November, lagen in
anderen Bezirken die Umſätze etwas höher. Infolge der Anregung
der Kaufluſt durch die Vertrauensſtärkung war, allgemein
genom=
men, das eigentliche Weihnachtsgeſchäft lebhafter und die Umſätze
höher als im Jahre 1932. Wenn auch billige Preislagen in
Zigar=
ven bevorzugt wurden, ſo konnte doch beobachtet werden, daß auch
heſſere Preislagen zum Feſt gekauft wurden. — Beim
Rauchtabak=
geſchäft waren die Veränderungen unweſentlich, die Umſätze
ent=
ſprachen ungefähr dem Vormonat. — Der Zigarettenumſatz war
günſtiger als im November. Den Hauptanteil hatten weiterhin
die 3½½z= und 2½=Pfg.=Preislagen. In der 4 Pfg.=Preislage
wurde ein größerer Umſatz beobachtet.
Schweinezählung vom 5. Dezember 1933.
Warnung vor einer Aufblähung der Schweinehaltung.
Die Schweinezählung vom 5. Dezember 1933 hat für das
Deutſche Reich insgeſamt einen Beſtand von 23,86 Mill. Stück
ergeben. Gegenüber der Dezemberzählung 1932 weiſt dieſer
Be=
ſtand die beachtliche Steigerung um 1 Mill. Stück oder 4½ Prozent
auf. Der Beſtand an ſchlachtreifen Schweinen iſt nur um 2
Pro=
zent größer. Dagegen haben die Beſtände an jungen Schweinen
um 4½ Prozent, an Ferkeln um 6 Prozent, an trächtigen Sauen
um 10½ Prozent und von dieſen die trächtigen Jungſauen ſogar.
um faſt 18 Prozent zugenommen. Das Schweineangebot im Jahre
1934 wird alſo zunächſt noch wenig, dann aber in zunehmendem
Maße über dem der Vorjahreszeit liegen. Dementſprechend
wer=
den ſich in den nächſten Monaten die bisherigen Preiſe
voraus=
ſichtlich nicht weſentlich ändern.
Eine große Gefahr bildet aber die erhebliche Zunahme der
trächtigen Jungſauen. Die infolge der Verringerung der
Arbeits=
loſigkeit und durch die Fettbewirtſchaftung gefeſtigten
Schweine=
preiſe laſſen ſich nur halten, wenn nicht mehr, ſondern wenn
möglichſt viel ſchwere Schweine zum Markt kommen. Vor einer
Aufblähung der Schweinehaltung muß dringend gewarnt werden.
Piehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 8. Januar. Aufgetrieben waren
445 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf 48—53 Pfg. (b. c, d)
pro Pfund Lebendgewicht, Spitzentiere über Notiz, Marktverlauft
ruhig, Ueberſtand.
m. Beerfelder Pferde=, Vieh= und Schweinemärkte im
ange=
brochenen Jahre. Wie ſeither, werden auch weiter monatliche
Vieh=, Schweine= und Ferkelmärkte abgehalten, und zwar am 8=
Januar, 5. Februar, 5. März. 9. April, 7. Mai 4. Juni, 6. Auguſt,
3. September, 8. Oktober, 5. November, 3. Dezember. Für die
drei erſten und die drei letzten Märkte iſt die Auftriebszeit von
9.30—10.00 Uhr, für die übrigen von 8.30—9.00 Uhr. Sämtliche
zum Markt angetriebenen Tiere müſſen mit Urſprungszeugniſſen
verſehen ſein. Der große Pferde= Fohlen=, Zuchtvieh=, Schweine=
und Ferkelmarkt fällt auf den 9. Juli. Tags zuvor, am 8. Juli,
iſt Pferderennen und Geländeritt, am 10. Juli wird die Ziehung
für die Pferdemarktverloſung vorgenommen.
Frankfurter Viehmarkt vom 8. Januar. Auftrieb; Rinder”
insgeſamt 1539 (gegen 1171 in der Vorwoche), darunter befanden
ſich 495 Ochſen. 110 Bullen, 483 Kühe und 451 Färſen, Kälber 466
(826), Schafe 194 (270) und Schweine 4276 (2784). Notiert
wur=
den pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a1) 30—31,
b) 27—29, c) 24—26, d) 21—23; Bullen a) 29—30, b) 27—28.
c) 24—26. d) 20—23; Kühe a) 27—28, b) 24—26, c) 18—23 d) 12
bis 17: Färſen a) 31, b) 29—30, c) 24—28. d) 21—23; Kälber
a) 38—41, b) 32—37, c) 26—31, d) 20—25, Lämmer, Hammel und
Schafe: b2) Weidemaſthammel 27—29, c) 24—26, d) 21—23,
Schafe g) 14—17: Schweine a) 48—50, b) 46—50. c) 46—50,
d) 42—49, e) 40—46. g) Sauen 35—42. Im Preisvergleich gegen
die Vorwoche gaben Rinder und Kälber je 1 RM. nach. Hammel
waren 1 RM. höher, während Schweine 2—3 RM. zurückgingen.
Marktverlauf: Rinder ſchleppend, großer Ueberſtand (215 Stück),
Kälber, Hammel und Schafe ruhig, ausverkauft: Schweine
ſchlep=
pend, großer Ueberſtand (433 Stück).
Berliner Kursbericht
vom 8. Januar 1934
Oeviſenmarkt
vom 8. Januar 1934
Wed
ſeutſche Bank u. 1
ſisconto=Geſ.
resdner Bank
apag
unſa Dampfſch.
ordd. Lloyzd
E.G.
ahr. Motorenw.
P. Bemberg
rgmann Elektr.
erl. Maſch.=Bau
onti=Gummt
utſche Cont. Gas
Ne
56.25
60.—
32.25
17.125
34.875
27.50
135.875
46.50
13.12:
70.—
153.375
115.375
Miſ Me
Elektr. Lieferung 91.—
F. G. Farben
126.875
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untert
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw.Chem.Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
59.50
90.—
90.—
68.875
70.—
113.50
60.
B7.75
62.25
Me
81.50
Mnne
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali .
Kaufho
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſck
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
53,875
152.—
15.625
38,50
115.50
55.—
17.375
90. 625
15.50
R.
73.—
91.25
Buenos=Aires
Kanada
Japan
Kairo
Iſtanbul
London
New York 1 Dollar
Rio de
Janeir=
uruguah
Amſterdam
Athen
Brüſſel
Budapeſt
Danzig
Bährung
1 Pap. Beſo
1eanad. Doll.
19en
1 äghpt. *
1türk. 2
1 2. Stg.
1 Milreis
1 Goldpeſo
100 Gulden
100 Drachm.
100 Belgo e
100 Bengd
100 Gulden
Helſingfors 100 finnMk.
Geld”
0.857
2.52
0.8i9
14.07
1.278
13.69
2.693
0.226
1.399
188.73
2.39e
785.24
Brieff
0.542
25gs
0.321
14.10
1.s6a
13.,72
2.688
0.228
31.401
189.07
2.300
52.36
91.ag 21.65
6.o5dl 6.08612
Italien
Jugoſlawien
Kopenhagen
Liſſabon
Oslo
Paris
Prag
Fsland
Riga
Schwei;
Sofia
Spanien
Stockholm
Tallinn (Eſtl.
Re
Währung
100 Lire
100 Dinar
100 Kronen
100 Gseubos
100 Kronen
100 Francs
100 Tſch. r
100 isl. Kr. e
100 Lats
100 Franken
100 Leva
100 Peſetas
100 Kronen
100 eſtl. Kr
100 Schilling
GeldBrief
21.98 2.02
5.664
61.08
68. 78 68.22
16.41
112.465
61.94
e0.02
61. 22 81.38
3.047
34.57
70.58 50.72
75.37
147.20 47.30
E.676
6i.21
12.48 12.48
18.45
12.485
62,08
0.10
3.053
4.63
75.43
Zurmſtädter und Hariokäroant Sdrmkagt, oitne Mr Stescher Bunfk
Frankfurter Kursbericht vom 8. Januar 1934.
D
Gr. IIp. 1934
.. . 1933
„. . 1938
„ „ 1937
„ „ „ 1938
„ Gruppe I
6 Dtſch. Reichsanl.
„ 27
25 ntern. ,v.30
Baden ... v.27
Bayern .. b.27
Heſſen. .. b.29
Preuß.S b. 28
Sachſen . b.2,
Thüringen d
tſch. Anl. Ausl
ſungsſch. 4*/,Ab
löſungsanl.. . . . .
tſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.
utſche Schutzge
bietsanleihe.
Baden=Baden.
Berlin ... v.24
Darmſtadt . . . .
Dresden .. v.26
„Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
.26
Maunz..... ...
zMannheim v.27
„München . v. 29
Wiesbaden v. 28
Heff Landesbl.
„ Goldoblig.
% Heſſ.
Landes=
hp.=Bk.=Liquid.=
102.25
100"
96‟,
93.25
91.5
96.7
99.9
942),
95.25
95
94.5
107I.
93
94.5
18.55
9.3
79
78
86.5
82.25
831
78.5
87
90
86.5
93.5
88.75
92,5
D
Hyp.=Bi. Liau.,
Komm. Obl. . ..
69 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig
6% Landeskomm.
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Heſ. Glbobl. R.11
„ R.12
62
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Dt. Komm.
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mel=Ablöſ.=Anl.
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Dr. Komm. Samm.,
Abl. (Neubeſitz).
6%Berl. Hyp.=Bk.
Lig.=Pfbr.
82Friſ. Hyp.=Bl.
5½% „Lig. Pfbr.
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70 v Lig.=Pfbr.
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„ Lig. Pfbr.
6%P lz. Hhp.=Bl.
Lig. Pfbr.
823Rhe n.Hup. B.
512% Lia. Pfbr
oldoblig
9 Südd. Boden=
(red.=Ba
„ Lig.
625 Pürtt. Lhp.B
91.5
31
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93.5
93,5
92,
94
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89
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93
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931,
36
94.25
94.25
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18.5
335
3.3
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1113
1104,75
189.5
46.5
17.5
68.5
91.25
9821,
25.5
126.5
831,
60
90.5
46.5
21.25
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421
60.25
114.5
18.75
214
71.5
64
62.75
55
85.75
9
91.25
89/,
84
54
158
26.5
50
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44.75
95.75
81
88
126
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S6.25
74
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Et
89
185.75
117,5
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91.5
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34.25
217
20
Otavt Minen
11.5
Schantung Handelsl 37.3
Seite 12 — Nr. 8
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Januar 1934
O4.34
Heute Premiere
A.. 2.
OEM
Das grobe historische Filmwerk der Wla aus der
Zeit des groben Treuben=Rönigs.
als lugendlicher Fülrst
Willy Fritsch Leopold von Anhalt-Dessau.
Frude Marlen (die deutsche Nachfolgerin
von Lilian Harvey)
als Anneliese von Dessau.
spielen die Hauptrollen in dem neuen großen Ufa-Film
Des großen Erfolges halber
einen Tag verlängert.
Heute letzter Tag
Der erste deutsche
Reichs-
marinefilm:
Dolldampf voraus
mit Carl Ludwig Diehl und
Margot Wagner.
Jugendliche haben Zutritt.
Heute letzter Tag
leder Besucher erlebt
köstliche Stunden!
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Die kalte Mamsed
mit
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Vespermann und
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Große deutſche Vollheringe 5 Stück 453
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Fild, Sauerkraut m. Weingeſchm. Pfd. 20S
Ia Halberſtädter Siedwürſtchen Paar 109
Wittmann=
ſtr. 30, I. (a
Ein Ausstattungs-Tonlustspiel,
Musik: Eduard Künnecke.
Weitere Darsteller: Ida Wüst, Panl Hörbiger
Gustav Waldan, Hermann Speelmanns,
Jakob Tiedtke.
Ein großartiger Rahmen umgibt diese zarte Liebesgeschichte vom jungen
Dessauer und der Apothekerstochter. In spannender dramatischer
Hand-
lung durchwoben von kernigem Humor und gefühlvoller Musik, die das
Herz im Takt mithüpfen läßt — zieht sie vor den Augen
und Ohren der Zuschauer vorüber.
Vorher das reichhaltige Beiprogramm.
(F435
Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Jugendliche zugelassen.
Heute Dienstag 20½ Uhr
dichieds-Vorltellung
Terofals Schlierseer
Ludwig-Thoma-Abend:
Din
Dausurin
Geschichte a. d. Nachlaß
20 köstliche Thoma-Typen!
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Verkehrsbüro u.
Mt
de Waal
Kampfbund
für deutſche Kultur.
Am Dienstag, den 9. Januar 1934,
abends 20 Uhr, ſpricht
Univerſitäktsprofeſſor Dr. Karl Vistor
in der Aula des Realgymnaſiums
über:
Hölderlins deutſche Hendung.
Mitglieder 80 pf., Nichtmitglieder 60 Pf.
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421
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Samstag, den 27. 1. 34 nach
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baden. Großer Galamaskenball
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Mittwoch, den 10. um 9 Uhr
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Uhr, Tierbrunn
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am 10. Januar
bei Sitte Karl
ſtraße.
Zahlrei=
ches Erſcheinen
zu beiden
Ver=
anſtaltungen
er=
wünſcht. ((
Für das
nationale Ehrenopfer des deutſchen Volkes
ſpricht am Donnerstag, den 11. Januar 1934
20 Uhr im Saalbau
Fräulein Ilſe Heſſenauer aus Kaſſel
über
„Grenzlandskampf und auslandsdeutſche Schickſale
Mitwirkung des Muſikzuges der Standarte 115
unter Leitung des Muſikzugführers Schlupp.
N. S.=Frauenſchaft, Hauefrauenbund, Zuiſenbund, Frauen=Verein, Deutſchev.
Frauenbund, Katb. Deutſcher Frauenbund, Freundinnen jg. Mädchen, Rotes
Kreuz Ueberſee, Verband d. Weibl. Angefi., FrauengruppedesVD A. N. G. 2. B.
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422
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Dienstag, den 9. Januar, abends 20 Uhr, im Saal 9
der Ballonschule beginnenden Anfängerkunsen in der
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Termin: Mittwoch, den 14. Februar 1934,
vormit=
tags 9 Uhr, durch das unterzeichnete Gericht
im Saal 118 des neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk V.
Band 29, Blatt 1927:
Flur 18 Nr. 7, Grasgarten, Eſchollbrückerſtr.,
431 qm. Schätzung: 4500.— RM.
Flur 18 Nr. 8, Grasgarten daſelbſt, 905 qm.
Schätzung: 9000.— RM.
Flur 18 Nr. 82ſo, Grasgarten daſelbſt, 35 qm.
Schätzung: 100.— RM.
Flur 18 Nr. 9, Hofreite Nr. 12 daſelbſt, 1273 qm.
Schätzung: 64 000.— RM.
Flur 18 Nr. 92/y Hofraum mit Teil daſelbſt,
Stall, 76 qm. Schätzung: 400.— RM.
Eigentümer: Frauenarzt Dr. med. Alfred Altſchüler
in Darmſtadt.
(Steuerlicher Einheitswert für den 1. 1. 1931:
(V.424
45 000.— RM.)
Darmſtadt, den 5. Dezember 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 24. Januar 1934, vorm.
9½ Uhr, Sitzungsſaal, Zimmer 118 des Neuen
Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk IV.
Band IV, Blatt 214: Flur 4 Nr. 483.
Gras=
garten, Rheinſtraße, 272 qm. Schätzung:
5000.— RM.
Flur 4 Nr. 484, Hofreite Nr. 20 daſelbſt,
1646 qm. Schätzung: 165 000.— RM.
Steuer=
licher Einheitswert zum 1. Januar 1931:
206 596.— RM.
Eigentümerin: Aktiengeſellſchaft für das
Papier=
fach in Darmſtadt.
Die Verſteigerung erſtreckt ſich nicht auf die
Elektromotoren und ähnliche Zubehörſtücke, die
im einzelnen aus dem Aushang an der
Ge=
richtstafel erſehen werden können. (V77
Darmſtadt, den 30. November 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
e. G. m. b. H.
(Warenabgabe nur an Mitglieder)
(448
Brikeu, auch Unlon
Ia Nußkohlen
Kohlen-Schmitt
Schwanenstr. 15.
Tel, 2600.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 24. Januar 1934, vorm.
9½ Uhr, im neuen Gerichtsgebäude, Saal 118.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk V.
Band 30, Blatt 1936:
Flur V Nr. (458) (459), Grabgarten,
Eich=
bergſtraße, 27 qm. Schätzung: 2000.— RM.
Flur V Nr. 460, Hofreite Nr. 16 daſelbſt,
366 qm. Schätzung: 18 000.— RM.
Steuerlicher Einheitswert am 1. Januar 1931:
21 792.— RM.
Eigentümer: Oberbauſekretär (jetzt
Kulturinſpek=
tor) Wilhelm Motz in Darmſtadt.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvollſtreckung.
(V.427
Darmſtadt, den 28. November 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.