Einzelnummer 15 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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bis 31 Januar 2.— Reichsmart und 20 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 6
Sonntag, den 2. Januar 1934.
197. Jahrgang
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Um die Freiheit der Saar.
Schwere Anklagen der Deutſchen Fronk gegen die Saar=Regierung. — Schul=Terror an der Sadt. — Saar=
Regierung im Dienſte Frankreichs. — Einſeikige Vorbereikung der Abſtimmung. — In Deutſchland enklaſſene
Beamke von der Regierungskommiſſion in ſaarländiſche Dienſte genommen.
Hinker den Kuliſſen.
Die franzöſiſchen Drahkzieher am Werk.
Hinter den Kuliſſen wird das Spiel der Kräfte, die am
lieb=
ſten den gegenwärtigen Zuſtand im Saargebiet aufrechterhalten
möchten, immer ſtärker. Von der
Regierungskommiſ=
ſion her wird alles getan, um die Arbeiten der
franzöſiſchen Drahtzieher und ihrer Helfer im
Saargebiet zu erleichtern.
In der nächſten Zeit tritt nun der Völkerbundsrat
zuſam=
men, um die Abſtimmung im Saargebiet, die ſpäteſtens im
Ja=
nuar 1935 vorgenommen ſein muß, vorzubereiten. In den letzten
Wochen hat ſich die franzöſiſche Preſſe redlich Mühe
ge=
geben, die Ratsmitglieder davon zu überzeugen, daß
der Kreis der Abſtimmungsberechtigten
ausge=
dehnt werden müſſe. Es iſt davon geſprochen worden, daß
ſogar das Militär, das am Stichtag im
Saarge=
biet ſtand, an die Abſtimmungsurne treten müſſe. Das würde
alſo bedeuten, daß die Franzoſen ihre Kolonialregimenter, die ſie
nach dem Waffenſtillſtand in das Saargebiet einmarſchieren
lie=
ßen, wieder mobil machen müßten. Der Verſailler Vertrag
ſchreibt aber vor, daß nur die Einwohner des
Saar=
gebiets abſtimmungsberechtigt ſind. Unter
Einwoh=
nern kann man aber nur die Perſonen verſtehen, die polizeilich
gemeldet ſind, und die alle Vorausſetzungen ſonſtiger Art erfüllt
haben. Es kommen außerdem nur die Einwohner in Frage, die
am Stichtag polizeilich gemeldet waren. Vom franzöſiſchen
Mili=
tär kann man wohl nicht behaupten, daß es ſeinerzeit den Gang
auf die Polizeibüros angetreten hat, um ſich bei den
ſaarländi=
ſchen Behörden eintragen zu laſſen. Auch viele ſaarländiſche
Grubenbeamte franzöſiſcher Abſtammung, die im
Auftrag der franzöſiſchen Grubenverwaltung an die Saar
ver=
ſetzt worden ſind, dürften es mit ihrer Würde für unvereinbar
gehalten haben, ſich bei den Gemeindevorſtehern anzumelden, ſo
daß auch ſie nach dem Wortlaut und Sinn des
Ge=
ſſetzes nicht als Einwohner zu gelten haben und
infolgedeſſen für die Abſtimmung nicht in Frage kommen.
Wir können uns nicht vorſtellen, daß man im Rat dieſen
franzöſiſchen Wünſchen Rechnung trägt. Dagegen wird man
un=
zweifelhaft verſuchen, mit Verſchleppungsmanövern zu
arbeiten. Beweiſe dafür liegen ſchon vor. Die DeutſcheFront
ſim Saargebiet hat eine Beſchwerdenote nach Genf
ge=
richtet, die heftige Anklagen gegen die
Regie=
rungskommiſſion enthält. Von der Exiſtenz dieſer Note
hhat das Genfer Büro angeblich bis vor wenigen Tagen nichts
gewußt. Jetzt iſt die Denkſchrift an die Saarkommiſſion zur
Rück=
äußerung weitergeleitet worden. Daraus geht hervor, daß man
bis zum Zuſammentritt des Rates die
Rückäuße=
rung aus Saarbrücken gar nicht wünſcht, ſo daß der
Rat keine Gelegenheit erhalten wird, ſich mit den wichtigen
Be=
ſchwerden der Saarländer zu beſchäftigen. Im gleichen Stile wird
man weiter arbeiten. Der Völkerbund leiſtet ſich aber damit den
allerſchlechteſten Dienſt. Er iſt berufen, die Rechte der
Saarlän=
der wahrzunehmen und darauf zu achten, daß die vertraglichen
Beſtimmungen erfüllt werden. Er gibt aber durch ſein Verhalten
denjenigen, die ihn mißachten, freie Bahn. Damit leiſtet er jeder
Sabotage Vorſchuß und ſorgt auch weiterhin dafür, genau wie
in der Vergangenheit, daß ſein Preſtige immer mehr Abbruch
er=
leidet.
Was jeder von der Volksabſkimmung
ſchon heuke wiſſen muß.
Nach dem Verſailler Vertrag ſoll über das endgültige
Schick=
fal des Saargebiets die Saarbevölkerung ſelbſt durch
Volks=
abſtimmung entſcheiden.
Die Abſtimmung ſoll Anfang 1935 erfolgen. Der
genaue Zeitpunkt ſteht noch nicht feſt. Er wird vermutlich
Mitte Januar 1935 liegen.
Abſtimmungsberechkigk ſind
alle Perſonen beiderlei Geſchlecht, die 1. am Abſtimmungstage
über 20 Jahre alt ſind und 2. am Tage der
Unterzeich=
nung des Verſailler Vertrages, d. h. am 28. Juni
1919, im Saargebiet gewohnt haben. Es kommt
ledig=
lich auf die Erfüllung dieſer beiden Bedingungen an, weitere
Bedingungen werden nicht geſtellt. Es iſt alſo nicht
erforder=
lich, daß man im Saargebiet geboren iſt oder am
Abſtimmungs=
tage dort wohnt; auch auf den Beſitz einer beſtimmten
Staats=
angehörigkeit kommt es nicht an und ebenſowenig auf den Beſitz
der ſogenannten Eigenſchaft als „Saareinwohner”, die
mit der Abſtimmungsberechtigung nichts zu tun
hat. Das im Saargebiet vorhandene amtliche Material wie
Melderegiſter, Stimmliſten, Hausſtandsliſten uſw., das als
Grundlage für die Feſtſtellung der Abſtimmungsberechtigten
dienen kann, iſt auf Anordnung des Völkerbundes bereits vor
Jahren geſammelt und ſichergeſtellt worden. Jedoch kann
jedem, der am 28. Juni 1919 im Saargebiet
ge=
wohnt hat und inzwiſchen von dort verzogen iſt,
nur empfohlen werden, ſich alle Urkunden und
ſonſtigen Beweismittel, mit denen er ſeine
Ab=
ſtimmungsberechtigung nachweiſen kann,
ſorg=
fältig aufzuheben.
Abgeſtimmt wird über folgende drei Fragen:
1. Beibehaltung der durch den Verſailler Vertrag
geſchaffe=
nen Rechtsordnung, 2. Vereinigung mit Frankreich, 3.
Wieder=
vereinigung mit Deutſchland. Das iſt die Reihenfolge
der Abſtimmungsfragen nach dem Verſailler Vertrag.
Selbſt=
verſtändlich kommt nur die dritte Frage in
Be=
tracht. Die erſte Abſtimmungsfrage wird von der franzöſiſchen
Propaganda vielfach als Abſtimmung für eine „Autonomie‟
für ein „ſelbſtändiges Saargebiet” bezeichnet. Dies
iſt ein Täuſchungsmanöver. Nach dem klaren Wortlaut
des Vertrages darf lediglich über die Beibehaltung der je zigen
Rechtsordnung abgeſtimmt werden. Dieſe Rechtsordnung iſt aber
das Gegenteil von ſtaatlicher Selbſtändigkeit denn die
Saar=
bevölkerung regiert ſich nicht ſelbſt, ſondern
wird von einer in Genf ohne ihr Zutun
ernann=
ten Kommiſſion regiert, außerdem werden die
Kohlen=
gruben von Frankreich betrieben, und zollrechtlich iſt das
Saar=
gebiet an Frankreich angeſchloſſen. Will man alſo das, was der
Verſailler Vertrag bei der erſten Abſtimmungsfrage meint, mit
anderen Worten wiedergeben, ſo darf man nicht „
Auto=
nomie” oder „Selbſtändigkeit” ſagen, ſondern „
Bei=
behaltung der Fremdherrſchaft”
Die Abſtimmung erfolgt nach Gemeinden oder
Bezirken. Ob die eine oder die andere Möglichkeit gewählt
wird, iſt noch unbeſtimmt, ebenſo, was unter „Bezirken” zu
ver=
ſtehen iſt.
Die Borbereitung und die Durchführung
der Volksabſtimmung
liegt nicht in den Händen der Regierungskommiſſion, ſondern
des Völkerbundes. Der Völkerbund, und zwar der
Völker=
bundsrat, hat auch Beſtimmungen über den Zeitpunkt und über
die näheren Einzelheiten der Abſtimmung zu treffen. Bei all
dieſen Beſtimmungen hat er die allgemeine Richtlinie zu
befol=
gen, daß eine freie, geheime und unbeeinflußte
Stimmabgabe geſichert iſt. Die Beſtimmungen des
Völkerbundes werden natürlich ausreichende Zeit vor der
Ab=
ſtimmung öffentlich bekanntgegeben werden.
Die Entſcheidung über die Volksabſtimmung
trifft ebenfalls der Völkerbund nach Maßgabe des
durch die Abſtimmung ausgedrückten Willens der
Stimmberech=
tigten. Es iſt anzunehmen, daß dieſe Feſtſtellung des
Abſtim=
mungsergebniſſes nur ganz kurze Zeit in Anſpruch nehmen wird.
Deutſche Emigranken im Dienft der Saarkommifſion.
DNB. Trier, 6. Januar.
Die Regierungskommiſſion des Saargebietes hat, nachdem die
luxemburgiſche Regierung es abgelehnt hat, Beamte für die
ſaar=
ländliche Geheimpolizei zur Verfügung zu ſtellen, deutſche
Emi=
granten in der ſaarländiſchen Polizei zur beſonderen Verwendung
eingeſtellt. Es handelt ſich dabei um die Kriminalaſſiſtenten
Leh=
nert und Lauriolle, den Kriminalkommiſſar Machts und den
früheren Oberregierungsrat Ritzler. Neuerdings beſchäftigt ſie
auch noch den früheren Regierungsrat Danzebrink. Dieſe Beamten
ſind ſämtlich im Reiche friſtlos entlaſſen worden, teils werden ſie
von der Staatsanwaltſchaft geſucht.
Am erſten Weihnachtsfeiertage hat der franzöſiſche Direktor des
Inneren, Heimburg, dem die Polizei unterſteht. Lehnert und
Lau=
riolle mit ihren Familien zu ſich in die Wohnung eingeladen.
Außerdem erhielten die oben genannten Beamten noch eine
be=
ſondere Weihnachtsgratifikation, deren Höhe 1500 Franken
betra=
gen ſoll. Das Intereſſante an dieſer Sache iſt, daß die übrigen
Beamten der Landeskriminalpolizei eine Gratifikation von nur
300 Franken erhalten haben. Bei der ganzen Sache iſt zu beachten,
daß die Regierungskommiſſion nur einem geringen Teil der
Be=
amten, und zwar allein denen, die ihr offenbar genehm ſind, eine
Weihnachtsgratifikation gezahlt hat. Die übrigen Beamten, die
nicht, wie die Emigranten, erſt ſeit ein bis zwei Monaten Dienſt
tun, haben alſo offenbar nach Anſicht der Regierungskommiſſion
eine Weihnachtsgratifikation nicht verdient. Es wäre intereſſant,
von der Regierungskommiſſion zu erfahren, welche beſonderen
Verdienſte die aus Deutſchland geflüchteten Emigranten haben,
daß ſie mit derartig hohen Gratifikationen und mit ſo ehrenden
Einladungen bedacht werden.
Beſchwerde der Deukſchen Fronk an den
Völkerbundsrak.
Die alle nichtmarxiſtiſchen Kreiſe der Saarbevölkerung
um=
faſſende Deutſche Front, die Fraktion der Deutſchen Front im
Lan=
desrat des Saargebietes und die Deutſche Gewerkſchaftsfront
Saar haben erneut eine Denkſchrift an den Völkerbundsrat
gerich=
tet, in der ſie die Aufmerkſamkeit des Völkerbundsrates darauf
lenken, daß ſeitens der franzöſiſchen Saargrubenverwaltung und
ihrer Angeſtellten ein unzuläſſiger und verwerflicher Druck auf die
ihnen unterſtellten deutſchen Bergleute ausgeübt wird, um deren
Kinder zum Beſuche der franzöſiſchen Domanialſchulen zu zwingen.
Zur Feier des denkwürdigen Tages, an dem vor hundert
Jahren der deutſche Zollverein geſchaffen und damit als
Vorläu=
fer der politiſchen Einigung ein einheitlicher Zollbund um die
deutſchen Länder gelegt wurde, fand am Samstag eine feſtliche
Veranſtaltung in der Kroll=Oper in Berlin ſtatt, auf der u. a.
der Reichsfinanzminiſter ſprach. Der Bundesgeſchäftsführer der
NSDAP. im Saargebiet überbrachte unter dem Jubel der
Ver=
ſammlung im Namen des Staatsrates Spaniol die herzlichſten
Treuegrüße der Saardeutſchen.
*Die Woche.
Die europäiſchen Geſpräche über die brennenden Probleme
der Gegenwart und nächſten Zukunft haben alsbald nach
Weih=
nachten ihren Fortgang genommen, ohne daß man, um das
vorweg zu ſagen, einer wirklichen Löſung irgendwie näher
ge=
kommen wäre. Sir John Simon, Großbritanniens Außenminiſter,
war zu einem offiziellen Staatsbeſuch bei Muſſolini in Rom,
und wie ſich das ſo gehört, hat man über das Ergebnis dieſes
Staatsbeſuches dann auch ein Communiqué herausgegeben: „In
zwei langen herzlichen Unterredungen, die geſtern und heute
zwi=
ſchen Muſſolini und Sir John Simon im Palazzo Venezia
ſtatt=
fanden, wurden die wichtigſten Fragen der allgemeinen Politik
erörtert, insbeſondere die Frage der Herabſetzung und
Be=
ſchränkung der Rüſtungen und die Frage der Völkerbundsreform.
Hinſichtlich der erſterwähnten Frage ſtellten Muſſolini und Simon
in völliger Uebereinſtimmung feſt, daß es unumgänglich
notwen=
dig iſt, daß die Erörterungen ſobald wie möglich zu einem
Ab=
ſchluß kommen, indem man auf jeden Gedanken oder jeden
Vor=
ſchlag verzichtet, der nicht in ſich ſelbſt Elemente einer praktiſchen
und ſchnellen Verwirklichung enthält, und indem man diejenigen
Punkte zum Ziele nimmt, welche in der internationalen
öffent=
lichen Meinung als bereits geklärt betrachtet werden müſſen und
welche die Zuſtimmung der beteiligten Staaten finden können.
In der Frage der Völkerbundsreform zeigte Muſſolini die
Kriterien auf, nach denen die Reform durchgeführt werden ſollte,
um dem Völkerbund ein beſſeres Arbeiten zu ſichern, und es
ihm zu ermöglichen, ſeinen Zwecken beſſer zu entſprechen.‟ Dieſes
Communiqué iſt meiſterhaft gemacht. Es iſt wirklich kaum
mög=
lich, in ſo viel Worten weniger zu ſagen. Praktiſch heißt das
nichts anderes, als daß man auch in den „zwei langen herzlichen
Unterredungen” kaum irgendwie weitergekommen iſt, was ja
auch beſtätigt wird durch die recht dürftigen Erklärungen, die
der engliſche Außenminiſter dann noch in Rom bei dem üblichen
Preſſeempfang abgegeben. Und dieſes, vorſichtig geſagt, dürftige
Ergebnis iſt für uns um ſo intereſſanter, als ja die Einſtellung
der beiden Staatsmänner zu den europäiſchen Problemen
all=
gemein bekannt iſt. Muſſolini iſt überzeugt, und zwar nicht erſt
ſeit geſtern und vorgeſtern, von der Notwendigkeit einer
gründ=
lichen Reviſion der Unfriedensverträge des Jahres 1919. und
wenn der franzöſiſche „Excelſior” von fünf Forderungen
Muſſo=
linis ſpricht, die in dieſer Form dem deutſchen Standpunkt
ziem=
lich weitgehend Rechnung tragen würden, ſo handelt es ſich
dabei zwar ganz offenſichtlich um eine bloße Kombination
des Pariſer Blattes, aber um eine Kombination, die ſicherlich an
den Tatſachen nicht allzuweit vorbeigeht.
Weniger feſt umriſſen iſt die augenblickliche Einſtellung des
engliſchen Außenminiſters, der offenbar recht wandlungsfähig iſt.
J7 der Tat erſcheint die europäiſche Politik Englands, ſeitdem
Sir John Simon für ſie verantwortlich zeichnet, einigermaßen
unverſtändlich, wenn man dabei nicht genügend beachtet, wie
weitgehend dieſe europäiſche Politik Großbritanniens durch ſeine
weltpolitiſchen Intereſſen beſtimmt wird. Der Verſuch derartiges
in ein Schema zu preſſen, lediglich in großen Zügen zu
fkizzieren, iſt ſelbſtverſtändlich immer einigermaßen problematiſch.
Trotzdem kann man mit dieſer Einſchränkung die engliſche
Poli=
tik der letzten eineinhalb Jahre wohl dahin zuſammenfaſſen:
Die Entwicklung in Oſtaſien erfordert ſchon ſeit geraumer Zeit
die ganze Aufmerkſamkeit der engliſchen Politik, die dort
poli=
tiſche und wirtſchaftliche Lebensintereſſen zu verteidigen hat.
Mehr wie verſtändlich, daß dann die engliſche Politik darauf
hinauslaufen mußte, für Ruhe in Europa zu ſorgen, ſo lange
die Kräfte des Inſelreichs am Pazifik ſtark gebunden ſein
wür=
den, zum mindeſten für die Zeit, in der man mit mehr oder
weniger lang dauernden Verſchärfungen der Lage rechnen mußte.
Während des Jahres 1932 konnte man noch in London der
Auf=
faſſung ſein, daß eine Löſung der europäiſchen Probleme
möglich wäre, noch bevor in Oſtaſien die Entſcheidungen
heran=
reiften. Während des ganzen Jahres 1932 hat deswegen
Eng=
land in der europäiſchen Politik eine ſehr aktive Rolle geſpielt,
hat auch in Lauſanne ſowohl wie auf der Abrüſtungskonferenz
ein gewiſſes Verſtändnis für die Lebensnotwendigkeiten des
Deutſchen Reichs gezeigt. Erſt als ſich dann herausſtellte, daß
Frankreich einer wirklichen Löſung der europäiſchen Probleme
immer neue Schwierigkeiten entgegenſetzte, ſchwenkte man um,
ließ den Macdonald=Plan fallen und ſetzte ſich mit Intenſität
für die franzöſiſchen Theſen ein. Sicherlich nicht, um den
Fran=
zoſen ein beſonderes Vergnügen zu bereiten. Das Entſcheidende
für die engliſche Haltung war ganz offenbar das, daß der famoſe
franzöſiſche Plan mit ſeiner mehrjährigen Probezeit ja ſchließlich
nichts anderes darſtellte als eine Vertagung der europäiſchen
Fragen ad calendas graecas, der Downingſtreet alſo zunächſt
Zeit ließ, ſich ganz den oſtaſiatiſchen Fragen zu widmen.
Sir John Simon hat mit ſeiner Politik nicht viel Glück
gehabt. Seine Genfer Rede vom 14. Oktober 1933 wurde von der
deutſchen Regierung mit dem Austritt aus Abrüſtungskonferenz
und Völkerbund beantwortet, und auch Muſſolini zeigte wenig
Neigung, die Intereſſen Italiens dem europäiſchen
Ruhebedürf=
nis Englands zu opfern. Auch im eigenen Land erfuhr der
eng=
liſche Außenminiſter nunmehr eine außerordentlich herbe Kritik.
In der Politik entſcheidet nun einmal der Erfolg, und die
Ereigniſſe unmittelbar nach dem Austritt Deutſchlands aus dem
Völkerbund zeigten doch allzu deutlich, daß man in der
Downingſtreet die Lage nicht richtig geſehen hatte. Während man
bis zum 14. Oktober ganz im franzöſiſchen Fahrwaſſer geſegelt
war befürwortete man nun auf einmal nachdrücklich direkte
deutſch=franzöſiſche Verhandlungen. Dieſe direkten deutſch=
fran=
zöſiſchen Verhandlungen, denen man ſich in Paris bisher ſtets
entzogen hatte, begannen; ſie ſind auch noch keineswegs zu
Ende, obwohl ein außerordentlicher Optimismus dazu gehört,
von ihnen ein poſitives Ergebnis zu erwarten, ſo lange noch
von Paris aus Herr Paul=Boncour ſeine Fäden ſpannt. Die
Geſchäftigkeit des Quai dOrſay wird grell beleuchtet durch die
Meldungen über einen angeblich geplanten ruſſiſch=polniſchen
Pakt, der mit deutlicher Spitze gegen Deutſchland auch die
Un=
abhängigkeit und Integrität der ſogenannten Randſtaaten
garan=
tieren ſollte. Die Meldung, die zuerſt in der engliſchen Preſſe
erſchien, iſt inzwiſchen von der Telegraphen=Agentur der Sowjet=
Union prompt dementiert worden, und dieſes Dementi hat
inſofern etwas für ſich, als ausgerechnet eine polniſch=ruſſiſche
Garantie für die Unabhängigkeit und Integrität von Finnland,
Eſtland, Lettland und Litauen zum mindeſten eigenartig wäre.
Auf der anderen Seite aber dürfen wir in Deutſchland natür=
Seite 2 — Nr. 6
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 7. Januar 1934
lich nicht die Bedeutung der Beziehungen unterſchätzen, die
neuerdings zwiſchen Paris und Moskau hergeſtellt worden ſind.
Alles in allem: Die Löſung der europäiſchen Probleme iſt
vor=
eiſt noch kaum einen Schritt weitergekommen, und bei der
Intranſigenz der franzöſiſchen Haltung werden wir gut daran
tun auch in Zukunft nicht allzu ſchnelle Fortſchritte zu erwarten.
Man ſollte glauben, daß die Berechtigung des deutſchen
Stand=
punktes überall ohne Einſchränkung anerkannt würde. Man ſollte
denken, daß es verſtändlich iſt, wenn das deutſche Volk ſeine
Gleichberechtigung mit den anderen Völkern fordert, wenn es
eine abermalige Vertagung der damit zuſammenhängenden
Fra=
gen auf Jahre hinaus unbedingt ablehnt. Aber man ſcheint ſich
eben außerhalb der deutſchen Grenzen nach wie vor für deutſche
Lebensnotwendigkeiten nicht allzuſehr zu intereſſieren. So lange
man uns nur die famoſen „Vermittlungsvorſchläge” vom 14
Oktober wiederholen will und uns liebevoll zuredet, daß nach
Beendigung der mehrjährigen „Probezeit” die deutſche
Gleich=
berechtigung ja gegeben wäre, daß Frankreich ſomit grundſätzlich
den freiwilligen Verzicht auf ſeine Rüſtungsüberlegenheit
Deutſchland gegenüber ausgeſprochen hätte, ſo lange ſind die
Ausſichten auf eine deutſch=franzöſiſche Verſtändigung nicht ſehr
groß. Sie ſind um ſo geringer, als ja die franzöſiſchen
Ein=
wendungen gegen den deutſchen Standpunkt ganz offenſichtlich
mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogen ſind. Auch die
franzöſiſche Regierung dürfte ſich allmählich darüber klar
gewor=
den ſein, daß die Sicherheit eines Frankreich, das deutſches
Lebensrecht achtet, von Deutſchland her niemals bedroht iſt, ganz
gleich ob wir ein Heer von einhunderttauſend oder
dreihundert=
tauſend Mann haben.
Das deutſche Volk will nichts als ſeine Sicherheit, es will
heraus aus der ſtändigen Bedrohung ſeiner Lebensrechte durch
jeden übelwollenden Nachbarn. Es hat ſeine Gleichberechtigung
auf militäriſchem Gebiet, nicht die eigene Aufrüſtung, ſondern
die Abrüſtung der anderen verlangt. Das deutſche Volk derlangt
ſein Recht, das Recht, das ihm ſogar das Verſailler Diktat
zu=
billigt. Von einem Verſtändnis für deutſches Recht ſcheint man
auch heute noch in Paris weit entfernt zu ſein. Erſt wenn ſolches
Verſtändnis auch an der Seine vorhanden ſein wird, können die
brennenden europäiſchen Probleme einer endgültigen Löſung zu=
MI.
geführt werden.
Aufruf des Winkerhilfswerks
an die deutſchen Stiftungen.
DNB. Berlin, 6. Januar.
Das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1933/34 bittet
die Verwaltungen aller deutſchen Stiftungen, die im Jahre 1933
und in den vorigen Jahren Ausſchüttungen nicht vorgenommen
haben, die Erträgniſſe ihrer Stiftungen der Reichsführung des
Winterhilfswerkes Berlin, Reichstag, bekannt zu geben. Soweit
dies möglich iſt, ſollen die geſamten Erträgniſſe dieſer Stiftungen
dem Winterhilfswerk zur Verfügung geſtellt werden, ,damit auf
dieſe Weiſe brachliegendes Volksvermögen zum Kampf gegen
Hunger und Kälte eingeſetzt werden kann.
Deutſchenverfolgung im Memelgebiel.
3000 Deutſchen die Arbeitsbewilligung enkzogen.
DNB. Königsberg, 6. Januar.
Wie aus Memel verlautet, laufen die den deutſchen
Staats=
angehörigen erteilten Arbeitsbewilligungen faſt alle im Laufe des
Januars ab. Wenn auch der Aufenthalt als ſolcher zum Teil noch
für drei Monate bewilligt ſein dürfte, ſo wird durch die
Ent=
ziehung der Arbeitsmöglichkeiten bei vielen wohl kaum ein
wei=
terer Aufenthalt in Frage kommen. Man rechnet, daß hiervon
un=
gefähr 3000 Perſonen, Männer, Frauen und Kinder, betroffen
werden und daß etwa 900 Arbeitnehmer keine Arbeitsbewilligung
mehr erhalten werden.
Balkanpakk gegen die Reviſionsanſprüche
Bulgariens?
DNB. Rom, 6. Januar.
Von glaubwürdiger Seite verlautet, daß der Abſchluß
eines Balkanpaktes zwiſchen der Türkei,
Grie=
chenland, Südſlawien und Rumänien mit
Sicher=
heit zu erwarten ſei. Der Beitritt ſei der bulgariſchen
Re=
gierung offengehalten worden, vorausgeſetzt, daß ſie den Status
quo anerkenne. Der Pakt richtet ſich alſo gegen die
Reviſionsanſprüche Bulgariens. Die Unterredung
des griechiſchen Außenminiſters Maximos mit Muſſolini dürfte
an der Sachlage nichts mehr geändert haben, wenn auch Maximos
wahrſcheinlich verſichert haben wird, daß Griechenland an ſeinem
Freundſchaftsvertrag mit Italien aufrichtigſt feſtzuhalten gedenke.
Der Balkanpakt wird natürlich die Anerkennung der Grenzen der
beteiligten Staaten gegenüber benachbarten nicht beteiligten
Staaten nicht betreffen, wie etwa die italieniſch=ſüdſlawiſche Grenze
oder die Grenzen Ungarns.
Niemals wird die Ehe heilig durch irgendeinen Segen
von außen, und käme er gleich vom Himmel herab,
ſondern nur durch ſich ſelbſt, durch die Erfüllung
ihrer letzten Aufgabe. Vor dieſem ungeheueren
Ge=
ſchehen erſcheint der Menſch in ſeiner nackten Weſenheit.
Hier muß er zahlen mit dem, was er iſt. Die
bürger=
liche Geſinnung war dieſer Aufgabe nicht gewachſen,
ſie ſuchte das Geheimnis wegzulügen mit Hilfe des
Geiſtes. Sorgen wir, daß wir vor dem Richterſtuhle
der Zukunft beſtehen. Denn in der Zeugung liegt das
Schickfal aller kommenden Geſchlechter.
Aus dem Tagebuch eines Dramakurgen.
Eine Warnung und ein Aufruf!
Alte Nationalſozialiſten erinnern ſich noch der Zeiten, wo
in der Politik Auchnationale das nationalſozialiſtiſche Programm
ſich äußerlich teilweiſe zu eigen machten, verwäſſerten und damit
das Rennen zu machen gedachten. Dieſe Periode des
geſchäfts=
tüchtigen Auchnationalismus und „Auchnationalſozialismus” iſt
jetzt in unſerem kulturellen Leben im Schwange, und alle
Nationalſozialiſten müſſen auf ihren Poſten äußerſt wachſam
ſein, daß dieſe jeſuitiſchen Konjunkturritter nicht die Oberhand
gewinnen, ſondern ebenſo wie durch unſern genialen und
unerbittlichen Führer in der Politik auch im kulturellen Leben
in den dunkelſten Schatten, in den ſie gehören, geſtellt werden.
Die Parole bei den Schriftſtellern iſt jetzt offenbar die
Volks=
kunſt, weil Reichsminiſter Dr. Goebbels im Sinne des neuen
Deutſchland ganz richtig die Verbundenheit der Kunſt, allen
Gei=
ſteslebens überhaupt, mit dem Volke verlangt. Verbundenheit
mit dem Volke, Erneuerung unſeres landſchaftsgewachſenen
Menſchentums — das ſei den Vielſchreibern, die unſern Dr.
Goebbels mißverſtehen, deutlichſt geſagt — iſt es aber nicht, wenn
die Literaten des November= und Vornovemberdeutſchland ihre
ganze morſche Aſphaltpſychologie jetzt in die bisher noch reine
Luft der deutſchen Landſchaften und des deutſchen Bauerntums
in alle Dialektgegenden verlegen. Erſtens verbittet es ſich
ein=
mal der deutſche Bauer, im Fratzenſchatten werfenden „Lichte‟
innerer Zuchtloſigkeit und moraliſcher Verkommenheit eines ge=
Vom Tage.
Aus Anlaß der Weihnachtsamneſtie hat der preußiſche
Miniſter=
präſident in einem Aufruf zum Ausdruck gebracht, daß die
Schutz=
häftlinge, die nunmehr zur Entlaſſung gekommen ſind, ſich nicht
als Ausgeſtoßene aus der deutſchen Volksgemeinſchaft betrachten
ſollen, ſondern vielmehr den Weg zu ihr zurückfinden müſſen. Den
Behörden iſt aufgegeben, den Entlaſſenen keine Schwierigkeiten zu
bereiten.
Der Reichsführer der SS., Himmler, wurde zum Kommandeur
der Poli iſchen Polizei für Oldenburg und Bremen ernannt.
Das neue rumäniſche Kabinett iſt am Freitag abend vereidigt
worden. Miniſterpräſident Tatarescu hat vorläufig auch das
Außenminiſterium übernommen.
Der ſpaniſche Miniſterrat beſchloß die Aufhebung des
ver=
ſchärften Alarmzuſtands, jedoch wird angeſichts der beabſichtigten
Zuſammenſchlußbewegung der Arbeiterorganiſationen zur
revolu=
tionären Front der einfache Alarmzuſtand beibehalten.
Der bisherige ſpaniſche Außenminiſter Pita Romero iſt zum
Botſchafter im Vatikan ernannt worden. Miniſterpräſident
Ler=
roux hat das Außenminiſterium vorläufig ſelbſt übernommen.
Der Vizepräſident der ägyptiſchen Anwaltſchaft, Rechtsanwalt
Kemal Sedky Bey, hat ſich bereit erklärt, auf dem Kairoer
Juden=
prozeß neben Profeſſor Grimm=Eſſen auf deutſcher Seite zu
plä=
dieren.
In politiſchen Kreiſen verlautet, daß Präſident Rooſevelt in
aller Kürze in einer Sonderbotſchaft die Frage der Kriegsſchulden
eingehend erörtern werde.
Ein Teil der Sowjetbeamten der chineſiſchen Oſtbahn, die im
November vorigen Jahres in Haft genommen wurden, ſind jetzt
wieder entlaſſen worden, da nach Angabe der Staatsanwaltſchaft
des mandſchuriſchen Staates gegen ſie keine Anklage wegen
Hoch=
verrats erhoben werden könne. Dagegen ſind noch 33
Sowjet=
beamte in Haft, gegen die die Unterſuchung noch nicht
abgeſchloſ=
ſen iſt. Die freigelaſſenen Sowjetbeamten wurden aus dem
Ge=
biet der chineſiſchen Oſtbahn entfernt.
Die chineſiſche Regierung verhandelt zurzcit mit der
ameri=
kaniſchen Wright Corporation über die Lieferung von 20
Bom=
benflugzeugen für die Armee. Die Maſchinen ſollen im Laufe der
nächſten drei Monate geliefert werden.
Sit John Simon bei Muſſolini.
Die denkwürdige Begegnung zwiſchen Muſſolini
und Sir John Simon.
Die beiden Politiker bei einer vertraulichen Ausſprache
im Garten des italieniſchen Außenminiſteriums.
wiſſen wurzelloſen großſtädtiſchen Hinterhausmilieus von
volks=
tumsfreiden Geſchäftsmachern gezeigt zu werden. Das geſamte
deutſche Volk in ſeinen geſunden Schichten verbittet es ſich zum
andern, daß Snobiſten innerlich faulen Aſphaltmenſchentums mit
dem pathologiſchen Hang zum § 218 in auch weiterhin ſchamloſer
Verherrlichung des Ehebruchs, mit dem Geiſte zuchtloſer Verführer
und bedenkloſer Dirnen wie überhaupt mit jener undeutſchen
Mißachtung der Heiligkeit des weiblichen Körpers, jetzt „aufs
Land gehen” und dort Literatur wittern, weil ſie an ſich in der
Lage ſind, äußerlich Geſtalten der Landſchaft und des
Bauern=
tums geſchickt zu zeichnen. Letzteres darf und wird einen
natio=
nalſozialiſtiſchen Dramaturgen niemals zur
Aufführungs=
annahme beſtimmen, wenn ein ſolches Werk von einem bisher
ſelbſt in nationalen Kreiſen angeſehenen Autor ſtammt, der
vielleicht aus Angſt, mit den Geſchäftsmachern nicht
mitzukom=
men und dann ſein Brot im Konjunkturrennen zu verlieren, ſich
ſelbſt ſo verzerrt.
So liegen mir als Dramaturgen zahlreiche neu eingeſandte (!)
Werke vor, die all die zerſetzenden Dinge, die wir die letzten
14 Jahren zur Genüge geſehen, gehört und geleſen haben, unter
der Maske volkstümlichen Dichtens in den äußern und inneren
Raum eines bayeriſchen Gebirgsdorfes oder an den Strand der
ſrieſiſchen Küſte verlegen, daß einem der Jammer über ſolche
Verzerrung unglücklich gemachter, ſonſt echter herrlicher deutſcher
Landſchaftsmenſchen überkommen kann.
Solange ich als Dramaturg eine Verantwortung trage,
wer=
den ſolche krampfig=verlogene Dinge in meinem Bezirk nicht
aufgeführt!
Warum „entdeckt” man im Volke unſerer ewigfriſchen
kraft=
ſpendenden Dialekträume Niederſachſens, Bayerns, Frieslands,
Oſtlands und Weſtfalens nicht hochwertiges ſtraffes, edles,
knor=
riges, tiefbeſeeltes, ſtolzes, vollbeherrſchtes Menſchentum, wie es
z. B. Hinrichs ſo wundervoll auf dem Gebiete der reinen
Fröh=
lichkeitskomödie in Oldenburg fand? Das iſt eine Aufgabe für
Schriftſteller, welche Dichter werden wollen!
Eine andere Aufgabe und Pflicht der Schriftſteller iſt es, zu
den Verlegern zu gehen, die ſeit Jahren für wertvolles
Schrift=
tum kämpfen, dann brauchen ſie aus Wettbewerbsgründen nicht
in verpflanzter Aſphaltliteratur zu machen! Wenn beim
Dich=
ter nicht der Idealismus über das Geſchäft ſiegt, wo ſoll es
denn dann geſchehen? Es iſt jedenfalls auch nicht der Sinn der
nationalſozialiſtiſchen Revolution, daß die ehemals jüdiſchen
liberalen und kulturbolſchewiſtiſchen Verleger heute mit
Auch=
nationalismus ebenbezeichneter Färbung und Struktur das „
Ge=
ſchäft” machen. Solange gleichwertige Werke von bisher ſchon
nationalen Kampfderlagen vorliegen, werde ich jedenfalls nicht
Werke aus gleichgeſchalteten Unternehmen aufführen. Und ſelbſt,
* Nach Rom.
Auf der Suche nach einer klaren Formel.
Die engliſchen Botſchafter in Berlin und Paris
nach London berufen.
Die nächſten Wochen werden wieder eine erhöhte
diplo=
matiſche Aktivität rund um die Abrüſtung bringen.
Herr Simon, der auf der Heimreiſe in Paris, kurze Station
machte aber zur großen Enttäuſchung der Franzoſen ſeinen
Aufent=
halt in Paris nicht zu einer neuen Fühlungnahme mit den
fran=
zöſiſchen Miniſtern benutzte, wird nach ſeiner Rückkehr nach
Lon=
don zunächſt dem engliſchen Miniſterpräſidenten
Bericht erſtatten. Er wird dann ſeine Kollegen im
eng=
liſchen Kabinett unterrichten. Außerdem ſind die engliſchen
Botſchafter in Paris und Berlin nach London
be=
ordert worden. Ein Zeichen dafür, daß ſie nicht nur ihre
gün=
ſtigen Eindrücke wiedergeben, ſondern auch neue Anweiſungen
mit=
bekommen ſollen.
So viel haben die römiſchen Beſprechungen wohl ergeben, daß
ſich Muſſolini und Simon über die Ausſichtsloſigkeit einer
irgend=
wie nennenswerten Abrüſtung klar geworden ſind. Sie wollen
aber ihren Kampf keineswegs aufgeben. Sie ſind offenbar
über=
eingekommen, nunmehr nach einer klaren und einfachen Formel zu
ſuchen, die den augenblicklichen Verhältniſſen gerecht wird, und
die wenigſtens vorläufig einen Teil der vorhandenen
Schwierig=
keiten überwindet, dafür aber auch die Möglichkeit einer ſpäteren
Weiterarbeit auf dem Gebiet der Rüſtungsbeſchränkung offen läßt.
Irgend welche Pläne, die für den Durchſchnittsmenſchen
unver=
ſtändlich bleiben, ſollen nicht mehr zur Debatte geſtellt werden.
Wirft man allerdings einen Blick in die franzöſiſche Preſſe,
ſann gewinnt man den Eindruck, als ob man dort heftiger denn
je daran arbeite, Projekte aufzubauen, die ſo ausſehen, als ob ſie
eine Abrüſtung enthielten, in Wirklichkeit, aber die Dinge ſo
laſſen, wie ſie ſind, eher noch den hochgerüſteten Mächten neue
Freiheiten geben.
Muſſolini und Simon, die eine Vermittlerrolle übernommen haben,
werden nun zunächſt verſuchen, den Boden für die Annahme einer
klaren Formel bei den Franzoſen zu ebnen. Sie müſſen dabei dem
deutſchen Sicherheitsbedürfnis Rechnung tragen, das ungleich
grö=
ßer iſt als das Frankreichs, und das wieder mit der praktiſchen
Gleichberechtigung auf das engſte verknüpft iſt. Wollen ſchon die
hochgerüſteten Staaten nicht abrüſten, dann muß wenigſtens der
Unterſchied zwiſchen Staaten, die in ihrer Rüſtung frei ſind, und
Staaten, deren Rüſtungsgrad durch beſtimmte Verträge feſtgelegt
wird, verſchwinden. Damit würden alle Staaten auf die gleiche
Plattform treten. Die Gleichberechtigung wäre nunmehr Tatſache.
Von hier ließe ſich weiter in der Richtung der Abrüſtung arbeiten,
die nach wie vor das vordringliche Problem iſt und bleibt.
Nie=
mand wird aber den abgerüſteten Staaten noch lange zumuten
können, die eigene Sicherheit außer Acht zu laſſen, ſo lange die
Nachbarn ihr eigenes Sicherheitsmaterial durch Verträge
garan=
tiert haben, ſondern ſich auch mit unerhörten Angriffswaffen
aus=
gerüſtet haben.
Aber darüber wird ſich doch alle Welt klar ſein müſſen, daß
die praktiſche Gleichberechtigung noch längſt kein Grund zum
Wettrüſten iſt. Ein Blick auf die Rüſtungstabellen zeigt den
Un=
terſchied der militäriſchen Kräfte Deutſchlands auf der einen und
Frankreichs und ſeiner Verbündeten auf der anderen Seite.
Ge=
lingt es nun, eine klare Linie herauszuarbeiten, dann iſt ſchon ſehr
viel gewonnen. Jetzt wird ſich nun zu zeigen haben, ob das
Ver=
ſailler Syſtem verewigt werden ſoll oder ob die Siegermächte
be=
reit ſind, den beſiegten und reſtlos abgerüſteten Staaten die
Gleichberechtigung zuzuerkennen und damit von einem Teil des
Verſailler Diktats abzurücken.
London iſt zuſrieden.
DNB. London, 6. Januar.
Der britiſche amtliche Funkdienſt kommt anläßlich des
Ein=
treffens von Sir John Simon in Paris noch einmal auf das
römiſche Communiqué und die Erklärungen des engliſchen
Staatsſekretärs vor den Preſſevertretern in Rom zurück. Dabei
wird feſtgeſtellt, daß die Unterhaltung in Rom im weſentlichen
aufklärenden Charakter gehabt hätte. Die beiden angezogenen
Verlautbarungen hätten in Großbritannien einen günſtigen
Ein=
druck hervorgerufen. Die wichtigſte Tatſache, die daraus
hervor=
gehe, ſei, daß Italien nicht die Abſicht habe, die Reform des
Völkerbundes als beherrſchendes Problem der internationalen
Politik in den Vordergrund zu drängen. Weiterhin könne man
offenbar damit rechnen, daß Italien auch in Zukunft in Genf
eine maßgebliche Rolle bei den Verhandlungen ſpielen werde.
Zweifelsfrei ſei feſtgeſtellt, daß Muſſolini und Sir John Simon
ſich über die Vordringkichkeit der Behandlung des
Abrüſtungs=
problems völlig einig geweſen ſeien.
wenn ſie von Autoren kommen, die ſich aus durchſichtigen
Grün=
den vor Toresſchluß noch das Parteiabzeichen anſteckten!
Die Parteimitgliedſchaft — das ſei jenen beſonders geſagt
iſt kein Freibrief für beſondere „Freiheiten”, ſondern im
Gegenteil im Sinne des Führers und des neuen Deutſchland
Verpflichtung zu ſtrengſter Schaffensdiſziplin,
zu ſchöpferiſcher religiöſer und ſittlicher
Er=
neuerung, in der Geſinnung ſowie in der
Ein=
heit von Menſchentum, Motiven, Charakteren
und geſtalteter Lebensführung. Hochwertiges
Seelen=
tum und dichteriſche Fähigkeit müſſen zu gleicher Zeit
vor=
handen ſein. Dichteriſche Fähigkeit allein, ohne entſprechendes
wertvolles Seelentum, berechtigt nach dem Siege der
national=
ſozialiſtiſchen Revolution nicht mehr zur Aufführung!
Wir wollen doch nicht die Fortſetzung des Ergehens in den
Niederungen der vergangenen 14 Jahre ſondern
Höherent=
wicklung. Wer mit äußerer Gleichſchaltung, aber nicht
gewan=
delter Geſinnung auch im dritten Reiche ſeine Geſchäfte weiter
machen zu können glaubt, der irrt ſich!
Alle Verleger ſollen ſich endlich ihrer verantwortungsvollen
Aufgabe der Unterſtützung und tatkräftigen Förderung
wirk=
lich nur wertvollen Schrifttums ganz bewußt werden und
aufhören, Warenhäuſer für dichteriſche Ware zu ſein. Es widert
den Dramaturgen an, wenn er die Dramen ſerienweiſe als
Kollektion angeboten bekommt und Ramſchware und wertloſe
Ladenhüiter die Maſſe entdeckt. Es wird viel zu viel gedruckt!
Es handelt ſich wirklich nicht mehr ums
Ge=
ſchäft eshandelt ſich um die Seele unſeres
Vol=
kes, es handelt ſich heute um Deutſchland!
Gott=
ſeidank ja gerade im neuen Deutſchland zahlreich
vorhandene echte Dramatiker deutſchen Seelen=
und Menſchentums und eigentümlicher
Schöpfer=
kraft ſollten die Verleger allein noch beſtens unterſtützen,
wei=
ter ſuchen helfen und einſehen, daß ſie mit der Annahme und
entſprechenden Bühnenüberſchwemmung mit Dutzendware die
durch ſie vertretenen wirklich wertvollen Dichter nur in den
Schatten ſtellen, ja im Angebote wiederum gänzlich verdrängen;
denn der Dramaturg kann doch für ſeine Lektüre keine
Zeit=
rechnung eines 48=Stundentages erfinden, um die neuen
Dich=
ter zu entdecken. Vor dem, was jetzt geleiſtet werden muß, kann
alſo nicht äußere, ſondern nur bis ins innerſte Mark
reichende Sauberkeit beſtehen. Das mußte noch einmal
ausgeſprochen werden, und es mögen ſich Autoren wie Verleger
gleichermaßen geſagt ſein laſſen.
Kurt Buchheld.
Dramaturg des Göttinger Stadttheaters.
Sonntag, 7. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 6 — Seite 5
Finanzpolitik und Steuerreform.
Enklaſtung der Wiriſchaft durch Steuervereinfachung. — Allmählicher Abbau zuſählicher Belaſtungen.
Berückſichtigung bevölkerungspolikiſcher Grundſähe.
Berlautbarungen
des Reichsfinanzmintſtets.
DNP. Berlin, 6. Januar.
Reichsfinanzminiſter Graf Schwerin von Kroſigk ſchreibt, wie
der Parlamentsdienſt des Deutſchen Nachrichtenbüros meldet, in
einem Artikel über die Aufgaben der Finanzpolitik u. a., daß ſich
die zuſätzliche Arbeitsbeſchaffung im neuen Jahr im weſentlichen
auf die Fortführung des großen Werkes der Reichsautobahnen
werde beſchränken können. Die Hauptaufgabe der
Finanz=
politik werde darin beſtehen, die Löſung der Wirtſchaft
aus der Kriſenerſtarrung weiter zu verfolgen.
Der Weg zu dieſem Ziel führe über eine allmähliche
Ent=
laſtung des einzelnen Unternehmens. Zur
bevor=
ſtehenden Steuerreform erklärt der Miniſter, die
verantwortungs=
volle Entſcheidung, vor die das Reichsfinanzminiſterium geſtellt
ſei, ſei die, wie weit mit der Entlaſtung gegangen werden könne,
ohne die Grundlagen einer geſunden Finanzpolitik zu erſchüttern.
Seien daher der Steuerreform von vornherein gewiſſe Grenzen
gezogen, ſo ließen ſich doch auch in einem beſchränkten Rahmen
be=
ſtimmte notwendige Ziele erreichen. Die Berückſichtigung
bevölkerungspolitiſcher Grundſätze, die im
vergan=
genen Jahr in der Eheſtandshilfe eine erſte Regelung gefunden
hätten, werde eine wichtige Rolle bei der
Steuer=
reform ſpielen. Die techniſche Vereinfachung durch
ver=
ſtändliche Faſſung der Geſetze und durch Zuſammenfaſſung
der aus allen Reichs=, Landes= und
Gemeinde=
ſteuern ſich ergebenden Pflichten der
Steuer=
erklärung und =zahlung werde, eine zweite weſentliche
Aufgabe ſein. Bei der dritten Aufgabe, einen allmählichen
Abbau, insbeſondere der in den Kriſenjahren
neu geſchaffenen zuſätzlichen Belaſtungen,
eintre=
ten zu laſſen — auf dieſe „Steuervexeinfachung” komme es
natur=
gemäß dem Steuerpflichtigen beſonders an — würden ſich die
ge=
kennzeichneten Grenzen am ſchärfſten bemerkbar machen.Hier liege
die weſentliche Schwierigkeit für die im neuen Jahr zu treffende
Entſcheidung. Man müſſe ſich über eines klar ſein, daß nicht
alle Hemmniſſe mit einem Schlage beſeitigt
werden könnten.
Gegen bekrügeriſche Machenſchaften bei Ankrägen
auf Gewährung von Inſtandſehungszuſchüſſen.
Bei den Anträgen auf Gewährung eines Reichszuſchuſſes für
Inſtandſetzungs= und Umbauarbeiten ſoll verſchiedentlich der
Ver=
ſuch gemacht worden ſein, durch falſche Angaben einen höheren
Zuſchuß zu erhalten, als er nach den Beſtimmungen zuläſſig iſt.
Der Reichsarbeitsminiſter weiſt darauf hin, daß bei derartigen
verſuchten oder vollendeten Betrugsfällen mit den allerſchärfſten
Maßnahmen gegen die Perſonen vorgegangen wird, die aus
Eigennutz die Intereſſen der Volksgeſamtheit ſchädigen und die
Auswirkung der Maßnahmen der Reichsregierung ſabotieren.
Neben der ſtrafrechtlichen Verfolgung werden die Namen der
Be=
treffenden in der Preſſe bekannt gegeben.
Arbeitskagung der Amtsleiker der Gemeinſchaft
„Krafl durch Freude‟.
DNB. Berlin, 6. Januar.
Die Amtsleiter der Gemeinſchaft „Kraft durch Freude”
ver=
ſammelten ſich heute vormittag zu ihrer zweiten Arbeitstagung.
Nach einleitenden Worten des Organiſationsleiters Selzner
wur=
den, wie „Der Deutſche” berichtet, Referate über die einzelnen
Arbeitsgebiete der Gemeinſchaft erſtattet. Auf dem Gebiete des
Schauſpiels werde in Kürze im Berliner Schauſpielhaus die
Erſt=
aufführung der von der Gemeinſchaft zuſammengeſtellten
Schau=
ſpielertruppe ſtattfinden. Pg. Selzner erklärte, daß bei dieſer
Erſtaufführung aller Wahrſcheinlichkeit nach der Führer anweſend
ſein werde. Die Arbeitsfront habe gigantiſche Pläne zur
Schaf=
fung von Gemeinſchaftshäuſern, „Häuſer der Arbeit”, entworfen.
Die Siedlungsbauten ſeien von verſchiedenen Seiten aus in
An=
griff genommen worden. — Wie den Referaten weiter zu ent=
nehmen iſt, ſind die Vorarbeiten des Sportamtes ſoweit
vorge=
ſchritten, daß man in allernächſter Zeit mit
Körperſchafts=
ſchulungskurſen beginnen könne. Hervorragende Sportlehrer
ſtün=
den zur Verfügung. Noch im Januar würden zwei Skireiſen ins
Rieſengebirge unternommen werden. — Die erſten Urlaubszüge
der Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” werden im Februar
ſtar=
ten können. Zunächſt werden die würdigſten Arbeiter
berückſich=
tigt. Die Koſten ſind für jedermann erſchwinglich gehalten. Ueber
die Bemühungen, jedem Arbeiter eine vernünftige Wohnung und
einen zweckmäßigen und angenehmen Arbeitsplatz zu ſchaffen, ſoll
in Kürze berichtet werden. Die nächſte Arbeitstagung iſt für den
10. Januar angeſetzt.
Deutſchland an erſter Skelle!
Berichk des Inkernakionalen Arbeitsamkes
über den Rückgang der Arbeitsloſigkeit.
DNB. Genf, 6. Januar.
Aus der am Freitag veröffentlichten Arbeitsloſenſtatiſtik des
Internationalen Arbeitsamts für das letzte Vierteljahr 1933 geht
hervor, daß ſich die Lage auf dem internationalen Arbeitsmarkt
weiter gebeſſert hat. Verglichen mit der gleichen Zeit des
Vor=
jahrs iſt in 20 Staaten ein Rückgang der Arbeitsloſigkeit
feſtzu=
ſtellen. An erſter Stelle ſteht dabei Deutſchland.
Zugenommen hat die Arbeitsloſigekit in Norwegen,
Bul=
garien, Neuſeeland, Paläſtina, Polen und der Tſchechoſlowakei.
Auch in der Schweiz iſt die Arbeitsloſenziffer von 109847 im
De=
zember 1932 auf 137 457 im Dezember 1933 geſtiegen.
u. Wikleben.
Neuer Beſehlshaber im Wehrkreis 3.
von Witzleben,
bisher Infanterieführer 6 in Hanndver, wurde zum
Befehls=
haber im Wehrkreis 3 (Berlin) unter gleichzeitiger Beförderung
zum Generalmajor ernannt.
Der neue Kommandeur der III. Diviſion und Befehlshaber
im Wehrkreis III, Generalmajor Erwin v. Witzleben, wurde im
Jahre 1881 in Breslau geboren. Er iſt verheiratet. Sein Vater
war Offizier. Nach dem Beſuch der Kadettenanſtalt trat er 1901
als Leutnant in das Grenadierregiment Nr. 7 ein. Bei Ausbruch
des Krieges rückte er als Brigadeadjutant ins Feld. Nach
län=
gerem Frontdienſt wurde er 1917 Generalſtabsoffizier. Nach dem
Krieg wurde er Kompagniechef, dann in den Generalſtab der
4. Diviſion verſetzt, 1926 trat v. Witzleben als Generalſtabsoffizier
zum Infanterieführer III in Potsdam. 1928 wurde er
Bataillons=
kommandeur im Infanterieregiment 6, 1930 Chef des Stabes der
VI. Diviſion. Am 1. April 1931 wurde v. Witzleben zum Oberſt
befördert, dann Kommandeur des Infanterieregiments 8. Seit
dem 1. Oktober 1933 war er Infanterieführer VI, Hannover.
Hiller ſchafft Arbeit!
Weitere bewilligke Maßnahmen des
Arbeits=
beſchaffungsprogramms im Rhein=Main=Gebief.
Maßnahme
Tagewerke an
der Bauſtelle
Räumung bzw. Regulierung des Heegbaches
des Heſſ. Forſtamtes Groß=Gerau ...."
3000
Herſtellung von Entwäſſerungsgräben und
Verſchleifung des alten Heegbachbettes in der
Gemeinde Groß=Gerau .. . . .. „ 4500
Auswechſlung des Oberbaues der
Hafenbahn=
ſtrecke Mainz=Hauptbahnhof bis Mainz=Hafen,
Stadt Mainz.. . ....... . 1300
Umbau der Kläranlage in der Stadt Gießen
6 300
Ableitung von Abwäſſern in der
Kreisabdecke=
rei der Stadt Gießen .. .....
2000
Beſchaffung eines Ulmog=Greifers für den
Düngerſpeicher und Inſtandſetzung der
Geleisan=
lagen im Hafen der Stadt Bingen .. ...
790
Inſtandſetzungs= und
Wiederherſtellungsarbei=
ten an der St. Katharinenkirche in
Oppenheim . .. . . ... ...
21 300
Erweiterung der Kanaliſation und
Waſſer=
leitungsanlagen in Kreisſtadt Bensheim 3000
Meliorationsarbeiten im heſſiſchen Ried,
Volksſtaat Heſſen
117 590
Sicherung der Kirchenverfaſſung.
Berordnung zur Wiederherſtellung geordneker
Zuſkände in der Deutſchen Euangeliſchen Kirche.
DNB. Berlin, 6. Januar.
Der Reichsbiſchof hat, wie der Evangeliſche Preſſedienſt
mel=
det, am 4. Januar folgende Verordnung über die
Wie=
derherſtellung geordneterZuſtände in
derDeut=
ſchen Evangeliſchen Kirche erlaſſen:
Die kirchenpolitiſchen Kämpfe zerſtören Frieden und
Eini=
gung in der Kirche, ſie zerrütten die notwendige Verbundenheit
der evangeliſchen Kirche mit dem nationalſozialiſtiſchen Staat und
gefährden ſowohl die Verkündigung des Evangeliums als auch
die neu errungene Volkseinheit.
Zur Sicherung der Verfaſſung der Deutſchen Evangeliſchen
Kirche und zur Hebung geordneter Zuſtände verordne ich daher
unter Vorbehalt weiterer Maßnahmen in verantwortlicher
Aus=
übung des mir verfaſſungsmäßig zuſtehenden Führeramtes auf
Grund des Art. 6 Abſ. 1 der Verfaſſung der Deutſchen
Evangeli=
ſchen Kirche:
8 1.
Der Gottesdienſt dient ausſchließlich der Verkündung des
lauteren Evangeliums. Der Mißbrauch des Gottesdienſtes zum
Zwecke kirchenpolitiſcher Auseinanderſetzungen, gleichviel in
wel=
cher Form, hat zu unterbleiben. Freigabe ſowie Benutzung der
Gotteshäuſer und ſonſtigen kirchlichen Räume zu kirchenpolitiſchen
Kundgebungen jeder Art wird unterſagt,
8 2.
Kirchliche Amtsträger, die das Kirchenregiment und deſſen
Maßnahmen öffentlich oder durch Verbreitung von Schriften,
ins=
beſondere durch Flugblätter oder Rundſchreiben angreifen, machen
ſich der Verletzung der ihnen obliegenden Amtspflichten ſchuldig.
Die Eingabe von Vorſtellungen auf dem hierzu vorgeſchriebenen
Wege bleiben unberührt.
8 3.
Gegen kirchliche Amtsträger, die den Vorſchriften der 88 1
und 2 zuwiderhandeln, iſt unter ſofortiger vorläufiger Enthebung
vom Amte unverzüglich das förmliche Diſziplinarverfahren mit
dem Ziele der Entfernung aus dem Amte einzuleiten. Für die
Dauer der vorläufigen Amtsenthebung iſt vorbehaltlich
weiter=
gehender Beſtimmungen der Diſziplinargeſetze das Einkommen
um mindeſtens ein Drittel zu kürzen.
§ 4.
Das Geſetz betreffend die Rechtsverhältniſſe der Geiſtlichen
und Beamten der Landeskirchen vom 16. November 1933, und das
vorläufige Kirchengeſetz, betreffend die Rechtsverhältniſſe der
Geiſtlichen und Beamten der Landeskirchen vom 8. Dezember 1933,
und das Kirchengeſetz, betreffend Beilegung kirchenpolitiſcher
Streitfälle vom 8. Dezember 1933, werden außer Kraft geſetzt.
8 5.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in
Kraft.
(gez.): Ludwig Müller, Reichsbiſchof.
* Freiherr vom Skein,
ein Schirmer der Kunfk.
Von Dr. Olga Bloch.
Wenig bekannt iſt Freiherr von Steins einzigartige
Samm=
lung mittelalterlicher Glasgemälde, die der jetzige Beſitzer des
freiherrlichen Familienbeſitzes des Schloſſes Naſſau, Graf Kanitz
in Kappenberg, dem Fraukfurter Staedel leihweiſe zur
Ver=
fügung ſtellte. Sie ſind in den ſchönen Räumen des Muſeums
der alten Krönungsſtadt ſo feſt beheimatet, daß ihre
Zurück=
führung nach Kappenberg, wo man im Jubiläumsjahr ein
be=
ſonderes Stein=Muſeum ins Leben rief, nicht in Frage kommt.
Es iſt eine bedauerliche Tatſache, daß die Verdienſte dieſes
großen Deutſchen für die Erhaltung der heimiſchen Kunſtwerke
bisher viel zu wenig gewürdigt wurden. Es war die Zeit der
Somantik im Anfang des 19. Jahrhunderts, als Stein die
ver=
geſſenen mittelalterlichen Kunſtſchätze ans Licht zog und das
größte Quellenwerk mittelalterlicher Geſchichte, die „Monumenta
Germania Hiſtorica” begründete. Die Kulturarbeit, die Stein
dadurch leiſtete, und das Sammeln mittelalterlicher Kunſtwerke,
hvird viel zu wenig bewertet, ſchwebte ihm doch als Ziel die
Wründung eines Bundes zur Erhaltung deutſcher Kunſtwerke
Dor, der es ſich zur Aufgabe machen ſollte, mittelalterliche Kunſt
Dor dem Untergange zu wahren, damit ſie dem deutſchen Volke
ails Erinnerung an Zeiten höchſter Kultur vor Augen geführt
bverden könne. So arbeitete Freiherr vom Stein unſerer
Denk=
znalpflege vor!
Der Staatsmann wandelte auf den Spuren der Romantik,
ſuar doch im Geburtsjahre Steins, 1757, Bodmers Entdeckung
des Nibelungenliedes geſchehen, eine für die deutſche
Forſchung bedeutſame Tatſache. Die damalige Malerei fand in
Stein einen Förderer, ließ er doch Schloß Kappenberg den Sitz
der Steins, durch Schnorr v. Carolsfeld in einigen Sälen mit
Gemälden ausſtatten. Die Brüder Boiſſerée waren im Kreiſe
des Staatsmannes, und Goethes bekannte Schrift „
Kunſt=
ſchätze am Rhein, Main und Neckar” war auf Steins Anregung
hin entſtanden, unter dem Eindruck der gemeinſamen Reiſe, die
Dichter und Staatsmann nach Köln zur Beſichtigung des Domes
führte und zur Beſichtigung der aus den ſäkulariſierten Klöſtern
und Kirchen geretteten Kunſtwerke. Eine behördliche Regelung
zur Erhaltung der Werke und Altertümer im Rheinland wurde
von Stein geplant, er hoffte dabei, Goethe zu einer Denkſchrift
auregen zu können. Keine ſelbſtiſchen Zwecke wie die Boiſſerées
und die anderen Sammler der Zeit vertrat ſomit der
Staats=
mann, er ſtellte ſich in bewußten Gegenſatz zu ihnen, die aus der
Säkulariſierung der Kirchengüter ihren Nutzen zogen.
Wenig bekannt iſt Freiherr vom Steins einzigartige
Samm=
lung von Glasgemälden, die in hohem Maße das große
Ver=
ſtändnis für die Kultur des Mittelalters bezeugt. Dieſe Bilder
ſollten zum Schmuck des Schloſſes Naſſau dienen, die Zierden
des Turmes ſein. Dieſen Turm hatte der Staatsmann im Stil
der romantiſchen Gotik erbauen laſſen, ſpäterhin wurden die
ſchönen Glasfenſter nach Schloß Kappenberg in Weſtfalen gebracht.
„adamas und amatiſte
diu avienture uns wizzen hat
thopazie und granat
criſolte und rubbine
ſmarade und ſardine
ſus waren diu fenſter riche.”
Wolfram von Eſchenbachs Verſe fallen uns ein, wenn wir die
ſchönen Steinſchen Scheiben betrachten, in denen ſich die ganze
Welt und Kultur des Mittelalters widerſpiegelt. Die älteſten
Beiſpiele ſind die Gerlachus=Scheiben, ſo benannt nach dem
Meiſter Gerlachus, deſſen Porträt auf einer der Scheiben
ange=
bracht iſt — — ein ſehr frühes Beiſpiel für Porträtmalerei.
Das Glasgemälde des Mittelalters zeigt ſich gerade hier als
das ſo reizvolle Moſaik, aus vielen einfarbigen Scheiben
zu=
ſammengeſetzt, deſſen Binnenzeichnung mit Schwarzlot überaus
eindrucksvoll ſich ausnimmt. Stein wußte, daß es in
Deutſch=
land nur wenige Zeugen mittelalterlicher Glasmalerei gibt: ſo
ſtehen ſeine Gerlachusſcheiben nahe neben den frühen
Ge=
ſchwiſtern im Augsburger Dom oder im Kirchenraum von
Werden an der Ruhr. Meiſter Gerlachus ſtellte Szenen aus dem
Alten Teſtament dar, denen neuteſtamentliche Parallelen
ent=
ſprochen haben. Es war eine große Folge, die zur
Verherr=
lichung Mariens dienen ſollte. Strenge, lauge Geſichter, reiche
Falten in den Gewändern, die nur die Gelenke freilaſſen, eine
lineariſche Kunſt, deren Hauptreiz in der Klarheit und der
Fern=
wirkung der Kompoſition liegt und von der tiefen und ernſten
Weſensart der Menſchen ein Zeugnis ablegt.
Arbeiten der deutſchen Gotik ſtehen neben dieſen Steinſchen
Frühwerken, vergleichbar den heimiſchen Plaſtiken, an die ſich
die Vorſtellung der Bamberger Chorſchranken=Apoſtel knüpft. Der
Einfluß der Stile der großen franzöſiſchen Kathedralen tut ſich
kund, betrachtet man eine farbenreiche Glasſcheibe der
freiherr=
lichen Sammlung, eine kölniſche Madonna, eine heilige Katharina
oder einen heiligen Nikolaus, die ohne Kenntnis der weſtlichen
Portalfiguren von Paris und Amiens nicht entſtanden ſein
können.
Immer mehr im Laufe der Entwicklung der deutſchen
Glas=
malerei, die ſich in der Sammlung Steins gut überblicken läßi,
herrſcht der dunklere, ſattere Farbton, vor, er ſtellt ſich neben
das Rot, das das zarte Indigoblau verdrängt. Die alten auch
in der deutſchen Buchmalerei vorherrſchenden zarten
Paſtell=
farben machen den kräftigeren Lokalfarben Platz, und die
Glas=
malerei nähert ſich dem Geſchmack der Tafelmalerei, die mattere
Temperafarben in den Hintergrund drängt. Man darf in dieſer
umfangreichen Schau mittelalterlicher Kunſtwerke nicht die Fenſter
vergeſſen, die vom Bau der abgebrochenen Kölner Gertrudkirche
ſtammen, daher um ſo bedeutſamere Kulturzeugen darſtellen:
Geſtalten der Madonna und der heiligen Gertrudis unter dem
gotiſchen Baldachin, in farbenreichen Gewändern zeigen in
be=
ſonderem Maße des Freiherrn vom Stein eindrucksvolle
Sammlertätigkeit.
Ap. Der Page vom Dalmaſſe=Hotel. Von Maria Peteani.
(Verlag Wilhelm Goldmann, Leipzig O. 5.)
Ein gebildetes junges Mädchen, das eine gute Erziehung
ge=
noſſen hat, muß, nachdem ſie um ihr ganzes Vermögen gebracht
worden iſt, ſich auf eigene Füße ſtellen. Nach mehreren
Fehl=
ſchlägen verfällt ſie, von der Not getrieben, auf den Einfall, ſich
um eine Stelle als Liftjunge in einem Berliner Luxushotel zu
bewerben. Zu dieſem Zweck eignet ſie ſich die Papiere und die
Kleidung eines verſtorbenen Neffen ihrer Wirtin an und erhält,
da ſie fertig Engliſch und Franzöſiſch ſpricht, die Stelle als „Page 1
Friedel”. Sie bewährt ſich durch Umſicht. Klugheit und Fleiß und
vermehrt ihre Einnahmen durch reichliche Trinkgelder. In dem
Hotel iſt eine angeblich reiche Amerikanerin mit ihrer „Mutter”
abgeſtiegen, die Jagd auf reiche Herren macht, darunter auf einen
Gutsbeſitzer, zu dem Friedel eine Neigung gefaßt hat und der im
Begriff iſt, ſich mit der Schwindlerin zu verloben. Es gelingt
Friedel, durch Liſt und Klugheit und Energie die Schwindlerin zu
entlarven. Zum Dank dafür nimmt der Gutsbeſitzer ſie mit auf
ſein Gut, entdeckt ihr wahres Geſchlecht und ſchickt ſie zu ſeiner
Schweſter aufs Land. Der Schluß läßt erraten, daß das Schickſal
beide zuſammenführen wird. Es iſt ein feſſelnder, brillant
ge=
ſchriebener Unterhaltungsroman, in dem die ſehr geſchickt
ein=
gefädelte und überaus ſpannende Kriminalgeſchichte eine
Haupt=
rolle ſpielt. Daneben wird das buntbewegte Leben in dem Hotel
mit ſeinen internationalen Gäſten in auſchaulicher und lebendiger
Weiſe geſchildert.
* Friedrich Grieſe: Das letzte Geſicht. Verlag Albert Langen —
Georg Müller, München.
Auch in ſeinem neuen großen Roman iſt die herbe Kraft und
die urwüchſige Eigenart dieſes Dichters zu ſpüren. Das letzte
Geſicht dieſer Zeit und zugleich das erſte Geſicht einer neuen Zeit
iſt der Mann, der nach langen Jahren heimkehrt, der die Mutter
tot, den Hof des Geſchlechts verkauft findet und der als Siedler
auf Oedland zu roden, zu pflügen und zu ſäen beginnt. — Ein
Zeitroman von ſtarker Spannung, ein deutſches Schickſalsbuch.
Seite 4 — Nr. 6
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 7. Januar 1934
klärte Heß, „führt nach freiem Entſchluß der Deutſchen nur einer,
und das iſt Adolf Hitler.”
Zum Schluß erklärte Rudolf Heß auf die Frage, ob die
gei=
ſtige Freiheit in Deutſchland nicht bedroht ſei, ob auf kulturellem
Gebiet nicht zu viel reglementiert werde: „Wir reglementieren
nicht die Kunſt und die Kultur, wir ziehen ihr pielmehr ſtützende
Grenzwälle, die ſie vor Zerſplitterung und damit vor
Unfrucht=
barkeit bewahren.”
„Gazeta Polſka”, das offiziöſe Warſchauer Organ, erwähnt
heute in einer Stellungnahme zu den im „Daily Herald”
veröf=
fentlichten Gerüchten über ruſſiſch=polniſche Verhandlungen in der
baltiſchen Frage die von der Telegraphen=Agentur der
Sowjet=
union und vom Deutſchen Nachrichtenbüro gebrachten Verlaut
barungen. Beide Verlautbarungen, erklärt das Blatt, ſagen die
Wahrheit. Es gibt zwiſchen Polen und der
Sowjet=
union keine Verhandlungen über einen neuen
Pakt, der ſich mit baltiſchen Angelegenheiten
befaßt. Noch weniger gibt es in der diplomatiſchen
Zu=
ſammenarbeit zwiſchen Polen und der Sowjetunion
irgend=
etwas, was gegen irgend jemanden, vor allem gegen
Deutſchland aggreſſiven Charakter trüge. Die
amtliche Mitteilung der Telegraphen=Agentur der Sowjetunion iſt
daher durchaus richtig, und ebenſo richtig iſt die Verlautbarung
des Deutſchen Nachrichtenbüros. Die deutſche Regierung
hat niemals der polniſchen Regierung
irgend=
welche Pläne über eine territoriale Ausdehnung
des Reiches unterbreitet. Senſationelle Informationen
von der Art, wie ſie der „Daily Herald” verbreitete, ſind lediglich
die unvermeidliche Begleitmuſik jeder diplomatiſchen Tätigkeit.
„Gazeta Polſka” kommt dann auf den gegenwärtigen Stand
der polniſch=ruſſiſchen Beziehungen zu ſprechen und erklärt, wenn
die verhältnismäßig neue Tatſache einer Zuſammenarbeit zwiſchen
Polen und der Sowjetunion für einige Reporter noch die Quelle
für ſenſationelle Meldungen ſein könne, ſo ſei es noch weniger
be=
greiflich, wenn die Haltung Polens gegenüber den baltiſchen
Staaten Erſtaunen hervorrufe. Denn die wahre Unabhängigkeit
dieſer Staaten und die Aufrechterhaltung dieſer Unabhängigkeit
ſei ſeit langem ein Hauptgrundſatz der polniſchen Politik im
Bal=
ikum und werde dies auch bleiben.
DNB. Berlin, 6. Januar.
Der Stellvertjeter des Führers, Rudolf Heß, gewährte dem
Vertreter eines Schweizer Blattes eine Unterredung, in der er
zahlreiche in der Schweiz verbreitete Irrtümer, Vorurteile und
ausländiſche Lügennachrichten über die nationalſozialiſtiſche
Be=
wegung in Deutſchland mit überzeugender Klarheit und
Eindeu=
igkeit zurückwies oder richtig ſtellte.
Auf die Frage, ob es richtig ſei, daß das nationalſozialiſtiſche
Deutſchland unmöglich Sympathien für die demokratiſche Schweiz
begen könne, antwortete der Stellvertreter des Führers, daß
Deutſchland ſeine Sympatbien zu anderen
Völ=
kern nicht von dieren Staatsform abhängig mache.
Eine Veränderung der deutſchen Sympathie für
die Schweiz ſei durch den Wechſel imdeutſchen
Re=
gierungsſyſtem deshalb nicht eingetreten.
Der Preſſevertreter wies dann auf den großen Eindruck hin,
den das Ergebnis der Reichstagswahlen in der Schweiz
hervor=
gerufen habe, und fragte den Stellvertreter des Führers, ob etwas
Wahres daran ſei, daß; wie immer noch behauptet werde, Terror
und Angſt die Leute zur Wahlurne getrieben haben.
Rudolf Heß wies dieſe Behauptungen energiſch zurück und
er=
klärte, daß dieſe Wahl bekanntlich als freie und geheime Wahl
durchgeführt worden ſei.
Im weiteren Verlauf der Unterredung bezeichnete der
Stell=
vertteter des Führers die in der Schweiz verbreiteten
Gerüchte, ein Ziel der nationalſozialiſtiſchen
Politik ſei die Einverleibung der Schweiz in das
Reich, als eine der vielen von antideutſchen
Pro=
pagandazentralen im Ausland verbreiteten
Lügennachrichten. Kein ernſthafter Menſch in Deutſchland
denke daran, die Unabhängigkeit anderer Staaten auch nur
anzu=
taſten. Auch die in franzöſiſchen Zeitungen verbreitete
Behaup=
ung von einem Durchmarſchplan des deutſchen Generalſtabes durch
die Schweiz im Falle eines deutſch=franzöſiſchen Krieges beweiſe
lediglich, wo die Störenfriede der Abſicht Hitlers, eine
Befrie=
dung Europas herbeizuführen, zu ſuchen ſind.
Der Preſſevertreter gab dann der freudigen Ueberraſchung
Ausdruck, die die Friedensgedanken, des Reichskanzlers in der
Schweiz ausgelöſt haben, und ſagte, man zweifle nicht, daß ſie
ehr=
lich gemeint ſeien, aber man behaupte, daß maßgebende
Unter=
führer in der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
Anhänger einer ſtarken Rüſtungs= und Revanche=
DNB. London, 6. Januar.
Die wächſende Zuſpitzung der Lage in Oeſterreich nimmt in
der engliſchen Preſſe einen breiten Raum ein. Der Wiener
Bericht=
erſtatter des „Daily Telegraph” meldet, unparteiiſche
Beob=
achter berichteten, daß die Unzufriedenheit inden
öſter=
reichiſchen Provinzen — hauptſächlich infolge
des Darniederliegens der Fremdeninduſtrie —
ich raſch einem Höhepunkt nähere. Der Berichterſtatter will wiſſen,
daß eine für den heutigen Samstag, geplante große
nationalſozia=
liſtiſche Kundgebung in Wien im letzten Augenblick abgeſagt
wor=
den ſei, und folgert daraus, daß die Nationalſozialiſten eine
wich=
tige Aenderung in der Haltung der öſterreichiſchen Regierung
er=
warteten.
In großer Aufmachung berichtet der ſozialiſtiſche „Daily
Herald” ſeinen Leſern, daß Dollfuß insgeheim die gleichzeitige
Unterdrückung ſämtlicher Parteien mit Ausnahme der
Vaterlän=
diſchen Front und die Ausſchreibung einer Wahl vorbereite, an der
nur die Kandidaten der Vaterländiſchen Front teilnehmen
dürften.
Die deutſch=engliſchen Meinungsverſchiedenheiten über die
Trausferfrage, die in einem Teil der engliſchen Preſſe bewußt
aufgebauſcht werden, ſtehen, wie der „Evening Standard meldet,
vor einer befriedigenden Regelung. Das Blatt erklärt, daß
zwi=
ſchen London und Berlin, alſo zwiſchen der Reichsbank und
den Gläubigern, in aller Stille Be handlungen ſtattfänden und
daß die Ausſichten ſür ein Kompromiß günſtig ſeien.
GHoti dei Allmächigen hat es gefallen, meinen lieben, guten
Mann, Vater, Großvater und Urgroßvater
Heren Andreas Frank
zeigt in der Auslage
einen Tell einer sehr schönen
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
einen lieben, guten Mann, der
treu=
ſorgende Vater ſeines Sohnes, unſeren
lieben Sehn, Schwiegerſohn, Bruder,
Schwager und Onkel
Friedhofsarbeiter i. R.
jach langem, mit großer Geduld ertragenem Teiden im Alter
von 74 Jahren zu ſich in die Ewigkeit zu rufen.
Franziska Frank und Kinder.
Darmſtadt, Karlſtraße 12.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 8. Januar, nachmittags
2.30 Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt.
BdUr AUssteuer
Verstoplung.
Blähungen
Uebelkeit
Darmbeschuerden
Leberdrücken
Strafanſtalts=Oberwachtmeiſter
plötzlich und unerwartet zu ſich zu nehmen.
In tiefer Trauer:
Bertha Rettig, geb. Müller
und Sohn Willy.
Darmſtadt, den 5. Januar 1934.
Riedeſelſtraße 64.
Die Beiſetzung findet ſtatt, am Montag,
den 8. Januar 1934, nachmittags 3.30 Uhr
auf dem Waldfriedhof.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
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Lauteſchlägerſtraße 10
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ſpät. Heirat.
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ſchriften erbeten
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Die Beerdigung findet Montag nachmitt.
3.30 Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Ich bitte die Mitglieder, dem verſtorbenen
Kameraden durch recht zahlreiche
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jung die letzte Ehre zu erſeiſen. Der Führer.
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an die Geſchſt.
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ſagen wir aufrichtigen Dank. Insbeſondere danken
wir Herrn Pfarrer D. Waitz für die troſtreichen
Worte, den Schweſtern der Martinsgemeinde=
Weſt für ihre langjährige liebevolle Pflege,
ſo=
wie dem Männergeſangverein Concordia für
ſeinen erhebenden Grabgeſang.
Ludwig Körber u. Kinder.
Darmſtadt, den 5. Januar 1934.
Junger
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Mann"=
mit Kind, 35 J.
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HEc
Deukſchland und die Schweiz.
Ein Inkerview mit Rudolf Heß.
politik ſeien. Auch dieſe Meinung kennzeichnete
Rudolf Heß als eine Auswirkung der Hetz= und
Greuelpropaganda, die die erlogene Behauptung
aufge=
ſtellt haben, es beſtänden zwiſchen dem Führer und maßgebenden
Unterführern Meinungsverſchiedenheiten. „In Deutſchland,” er=
Kein ruſſiſch=polniſcher Sicherheitspakt.
Auch Polen demenlierk Balkikum-Verhandlungen.
Sonntag, 7. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 7. Januar 1934.
Befannkmachungen des Perſonalamkes.
Le a eanlch eie e
ferner der Miniſterialrat bei der Miniſterialabteilung 3
Lud=
wig Klump und der Oberregierungsrat bei der Heſſiſchen
Lan=
despolizeiſchule zuDarmſtadt Rudolf Lauteſchläger, ſämtlich au
ihr Nachſuchen unter Anerkennung ihrer dem Staate geleiſteten
langjährigen treuen Dienſte und unter beſonderer Würdigung des
im nationalen Intereſſe bekundeten Opferſinns mit Wirkung vom
1. April 1934:
der Landgerichtsrat bei dem Landgericht Darmſtadt Dr. Paul
Langenbach auf Nachſuchen mit Wirkung vom 1. April 1934.
Auf Grund des § 6 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des
Berufsbeamtentums vom — April 1933 (RGBl. S. 175) wurde
in den Ruheſtand verſetzt.
Beſuch des Landesmuſeums.
—Die Beſuchszeiten für das Landesmuſeum ſind wie folgt
ge=
ändert worden: Sonntags von 10 bis 13 Uhr,
Mittwochnach=
mittags von 15 bis 17 Uhr (in der Zeit vom 1. Oktober des einen
bis Ende März des nächſten Jahres von 2 bis 4 Uhr nachmittags),
Freitags von 11 bis 13 Uhr.
Eintrittsgeld wird nicht erhoben.
Das Landesmuſeum kann in den öffentlichen
Beſuchs=
ſtunden ohne vorherige Anmeldung
unentgelt=
lich beſichtigt werden.
Beſuche außerhalb der angegebenen Beſuchszeiten müſſen von
der Muſeumsdirektion in der Regel zurückgewieſen werden.
Wir empfehlen Ihnen, die Lehrerſchaft zu bedeuten und
dar=
auf hinzuwirken, daß dieſe Beſtimmungen beachtet werden. Sie
ſind zu Beginn eines jeden Schuljahres erneut bekannt zu machen.
Ringshauſen.
Wilhelm Merck Bezirksführer im 29AC.
DDer bekannte Sportsmann und bisherige Vorſitzende des
Heſſiſchen Automobil=Clubs, Herr Wilhelm Merck, wurde auf
Ver=
anlaſſung des Präſidenten des DDAC., Freiherrn von und zu
Egloffſtein, durch den Gauführer des Gaues 15 „Weſtmark”, Herrn
Major Döhmer, zum Bezirksführer des Deutſchen Automobil=
Clubs, Bezirk Starkenburg und Rheinheſſen, ernannt.
Neuregelung der Ausbildung von
Krafffahrzeug=
führern.
Wie das Vd2=Büro meldet, hat der Reichsverkehrsminiſter
eine Verordnung über die Ausbildung von Kraftfahrzeugführern
erlaſſen. Der Fahrſchulzwang iſt bekanntlich jetzt aufgehoben
wor=
den. Die Verordnung beſtimmt, daß, wer beruflich Perſonen zu
Führern von Kraftfahrzeugen ausbilden will, der Erlaubnis der
höheren Verwaltungsbehörde bedarf. Die Erlaubnis gilt für das
ganze Reich; ſie wird nur zuverläſſigen, über 25 Jahre alten
Per=
ſonen erteilt, die für gewiſſenhafte, gründliche Ausbildung volle
Gewähr bieten. Der Fahrlehrer hat die Erlaubnis durch einen
Fahrlehrerſchein nachzuweiſen. Die Fahrlehrerprüfung erfolgt durch
einen von der
höherenVerwaltungsbehördeamtlichanerkanntenSach=
verſtändigen. Die Verordnung tritt am 20. Januar in Kraft. Am
gleichen Tage tritt eine weitere Verordnung des
Reichsverkehrs=
miniſters über den Kraftfahrzeugverkehr in Kraft, die ſich mit
einer Neufaſſung der Beſtimmungen, über die ärztliche
Unter=
ſuchung von Kraftfahrzeugführern befaßt. Ergänzend zu den
gel=
tenden Beſtimmungen wird feſtgelegt, daß die höhere
Verwal=
tungsbehörde, wenn ihr Tatſachen bekannt werden, die Bedenken
gegen die körperliche oder geiſtige Eignung zum Führen von
Kraftfahrzeugen begründen, die Beibringung eines amtsärztlichen
Zeugniſſes hierüber fordern kann. Gleichzeitig ſind die Richtlinien
zur Beurteilung der körperlichen und geiſtigen Eignung zum
Füh=
ren von Kraftfahrzeugen neu gefaßt worden.
Die Städtiſche Akademie für Tonkunſt hat einer Schülerin
des Seminars, Fräulein J. Balthaſar, welche im November 1933
ihre Staatsprüfung mit „Sehr gut mit Auszeichnung” an der
Städt. Akademie beſtanden hatte das neu erſchienene Werk
Richard=Wagner=Gedächtnis=Ausgabe. Das Nibelungenlied”, als
Prämie für ausgezeichnete Leiſtungen überreicht.
— Botaniſcher Garten. Am Sonntag, dem 7. Januar,
nach=
mittags 215 Uhr, findet wieder eine wiſſenſchaftliche Führung
durch die Gewächshäuſer, des Botaniſchen Gartens ſtatt. Im
Bedarfsfalle wird die Führung 3.15 Uhr wiederholt. Der
Ein=
tritt iſt frei.
— Deutſche Bühne. Vorſtellungen vom 8.—13. Januar 1934:
Dienstag, den 9. Januar, Miete II. Zuſatzmiete 10, 7. Vorſtellung
Kl. Haus: „König für einen Tag”, Mittwoch, den 10. Januar,
Jugendring I Gruppe 1 und 2. Großes Haus: „Hänſel und Gretel”,
„Die Puppenfee‟, Donnerstag, den 11. Januar, Miete 0, 8.
Vor=
ſtellung Großes Haus: „Wiener Blut”. Donnerstag, den 11.
Ja=
nuar, Miete K. Zuſatzmiete 11, 9. Vorſtellung, Kleines Haus:
„Die große Chance”, Freitag, den 12. Januar. Miete K.
Zuſatz=
miete 12. 9. Vorſtellung, Kleines Haus: „Die große Chance‟.
Samstag, den 13. Januar. Volksmiete, 4. Vorſtellung, Großes
Haus: „Gräfin Mariza”.
Hefſiſches Landestheater.
7. Januar Anf. 19½, Ende nach 22½. B 12.
Preiſe 0.70——5.50
Wiener Blut. Mantech
8. Januar Anf. 20, Ende 22 Uhr.
Fünftes Sinfoniekonzert. Preiſe 0.80—4.50 Kleines Haus Sonntag
7. Jauuar 19½—221½4 Uhr. Zuſ.=Miete III, 5. Vorſtellung.
Preiſe 0.70—3.80
Die große Chanee. Dienstag
9. Januar Anf. 20, Ende 22½ D. Bühne k17, Zuſatzm. 10
Preiſe 0.80—4.50
König für einen Tag.
Nr. 6 — Seite 5
Erſter Heſſiſcher Zuriſtentag.
Angehörigen der Deutſchen Rechtsfronk Heſſens beweiſen ihre Geſchloſſenheit und Volksverbundenheit
durch Teilnahme an der Tagung in Darmſtadt.
— Landesiheater. Was bringt der Spielplan des Heſſiſchen
Landestheaters in der Zeit vom 7. bis zum 14. Januar? —
Zu=
nächſt die Oper. — Am Sonntag, den 7. Januar, wird die beliebte
Johann=Strauß=Operette „Wiener Blut”, unter der muſikaliſchen
Leitung von Heinz Hoeglauer und der Spielleitung von Artur
Maria Rabenalt, wiederholt. Die Tänze, die den beſonderen
Bei=
fall des Publikums fanden, wurden von Alice Zickler einſtudiert.
— Dienstag, den 9. Januar, im Kleinen Haus „König für einen
Tag”, romantiſch=komiſche Oper von A. Adam. Muſikaliſche
Lei=
tung Fritz Bohne, Spielleitung Hans Strohbach, Bühnenbild Elli
Büttner. — Am Mittwoch, den 10. Januar, findet eine
Wieder=
holung von Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänſel und
Gretel” ſtatt. An die Oper ſchließt ſich die „Puppenfee”,
panto=
mimiſches Ballett von Joſ. Bayer, an. — Am Donnerstag
Wieder=
holung von „Wiener Blut”, — Freitag, den 12. Januar, geht die
„Zauberflöte”, große Oper von W. A. Mozart, in neuer
Ein=
ſſudierung und Ausſtattung, in Szene. Die muſikaliſche Leitung
hat der muſikaliſche Oberleiter Karl Friderich, die Spielleitung
ſcwie das Bühnenbild ſind von Oberſpielleiter Hans Strohbach.
— Am Samstag wird die Operette „Gräfin Mariza” von E.
Kal=
man wiederholt. — Die beliebte Verdi=Oper „Rigoletto” beſchließt
am Sonntag, den 14. Januar, den Opernſpielplan der Woche. —
Das Schauſpiel iſt am Sonntag, den 7., Donnerstag, den 11., und
Freitag, den 12. Januar, jeweils im Kleinen Haus mit „Die große
Chance” vertreten. — Am Samstag geht nicht wie angekündet,
Die Erbtante der Familie Luſtig”, ſondern „Der Datterich” im
Kleinen Haus in Szene. — Am Sonntag, den 14. Januar, wird
das beliebte Weihnachtsmärchen „Prinzeſſin Allerliebſt” und das
Luſtſviel „Töchter Ihrer Erzellenz” wiederholt. — Am Montag.
den 8. Januar, findet im Großen Haus das Fünfte Sinfonie=
Kon=
zert unter der Leitung von Karl Friderich ſtatt.
Ein Volk - ein Recht.
Der erſte Heſſiſche Juriſtentag, der geſtern in Darmſtadt
ſeinen Anfang nahm, war überaus ſtark beſucht. Aus ganz Heſſen
waren Richter, Verwaltungsjuriſten, Rechtsanwälte und
Juſtiz=
beamte aller Kategorien, Verwaltungsbeamte, Wirtſchaftsrechtler
uſw. erſchienen.
Veranſtaltet wurde der 1. Heſſiſche Juriſtentag vom Bund
Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten, Darmſtadt. Die
Eröff=
nung des Juriſtentages fand nachmittags im Städtiſchen Saalbau
ſtatt, der bis zum letzten Platz beſetzt war. Bühne und Saal waren
mit den Fahnen des neuen Deutſchland und mit friſchem Grün
feſtlich geſchmückt., Sehr viele Teilnehmer ſind im braunen und
grauen Ehrenkleide erſchienen.
Als Führer des Gaues des Oberlandesgerichtsbezirkes
Darm=
ſtadt eröffnete
Eauf ern dertl eni ie i Aift un de ee
denten der hieſigen und auswärtigen Gerichte willkommen und
be=
tonte, daß die innere Organiſation des Juriſtenbundes, die
Schaf=
fung der Rechtsfront und des Rechtsſtandes einen gewiſſen
Ab=
ſchluß gebracht habe. Die frühere Weltfremdheit der Juriſten
gegenüber dem Volk ſei vorbei, das Recht ſei jetzt mit dem Volk
verbunden. Das Recht muß dem Weſen des Volkes entſprechen,
da=
her finde die Tagung unter dem Motto „Ein Volk — ein Recht”
ſtatt. Heil Hitler!
Oberbürgermeiſter Dr. Müller hieß die Teilnehmer im
Namen der Stadt Darmſtadt herzlich willkommen, beſonders den
Gauführer Pg. Amend. Er freue ſich, daß der ſtolze 1. Heſſiſche
Juriſtentag in Darmſtadt ſtattfinde. Die Nationalſozialiſten laſſen
es aber nie an leerer Freude genug ſein. Es ſoll immer auch ein
Nutzen für die Geſamtheit dabei ſein. Die Stadt Darmſtadt zeichne
ſich durch Schlichtheit aus, ſie iſt alſo die gegebene Stadt für die
Tagung der Juriſten, für die nüchtern denkenden, überlegenen
Menſchen. — Er erinnerte an das Wort des Pg. Frank, deſſen
Wert nicht nur in ſeiner tiefen Erkenntnis, ſondern auch in der
Unſterblichkeit ſeiner Auffaſſung liege: Wir müſſen davon
über=
zeugt ſein, daß eine Revolution nie durch Oppoſition oder durch
die Reaktion beſiegt wird. Nur durch den Dilettantismus in den
eigenen Reihen kann eine Revolution beſiegt werden. Oppoſition
und Reaktion ſind alſo keine Feinde, wohl aber der Dilettantismus
in eigenen Reihen. Dieſes Wort müſſen alle beherzigen, die am
Aufbau Deutſchlands arbeiten. Redner ſchloß mit den Worten: Die
Juriſten können ihrer Aufgabe nur gerecht ſein, wenn ſie neben
voller Gerechtigkeit auch das richtige Maß von Können ihr eigen
nennen, und ich möchte Ihnen als Geleitwort zum 1. Heſſiſchen
Juriſtentag folgendes ſagen: Wir müſſen eine in ihrer
Geſamt=
haltung vorbildliche Recht ſchaffende Schicht des deutſchen Volkes
ſein, dann werden wir hinter uns ein rechtſchaffenes deutſches
Volk haben. Heil Hitler!
Pg. Rechtsanwalt und Notar Dr. Noack=Halle, der
Gau=
führer des BNSDJ., Gau Oberlandesgerichts=Bezirk Naumburg
und Generalinſpekteur der Reichsleitung des BNSDJ. überbrachte
die Grüße des Juſtizminiſters Frank. Er verwies in großen Zügen
auf die Aufgaben des BNSDJ. Es gelte, mitzuarbeiten am
Auf=
bau bis zum letzten. Nur Gemeinſchaft darf Richtſchnur ſein. Die
Mitarbeit dürfe nur im nationalſozialiſtiſchen Sinne geſchehen.
Vor allem müſſe ſich jeder einzelne ſelbſt zum Nationalſozialismus
erziehen. Das gelte für jeden einzelnen, denn es gibt nur einen
hundertprozentigen Nationalſozialiſten: Adolf Hitler. Für die
Ge=
ſamtheit und für ihn gelte es einzutreten. Heil Hitler!
Oberregierungsrat im Reichsjuſtizminiſterium Pg. Schraut,
Mitglied der Akademie für Deutſches Recht, Stellv.
Reichsge=
ſchäftsführer des BNSDJ. ſprach dann über
Blulgebundenes Rechl.
Er führte u. a. aus: Ueberall rege ſich der Wille, mitzuarbeiten
an der Erneuerung des Deutſchen Rechts. Er ſei überzeugt, daß
gerade das Thema „Blutgebundenes Recht” von allgemeinem
In=
tereſſe ſei. Zunächſt ſprach der Redner über Raſſe und Recht und
ventilierte die Frage: Was iſt Recht? Seine wichtigſte Kraft, die
den Menſchen im Innerſten beeinflußt, iſt die Raſſe. Man glaubte
lange, über dieſen Begriff der blutsmäßigen Einſtellung des
Menſchen hinweggehen zu können. Die ganze Einſtellung des
Menſchen zum Recht wird aber von ſeiner blutsmäßigen
Ein=
ſtellung beeinflußt. Das beweiſt, daß der Deutſch=Oeſterreicher
beiſpielsweiſe dieſelbe Rechtseinſtellung hat, wie der
Reichs=
deutſche. Es kann und wird alſo ein Recht nur dem eigenen Volke
dienen Zu ſagen, daß das Recht ausſchließlich in der
blutsmäßi=
gen Einſtellung beruhe, wäre aber eine große Gefahr. Das Recht
verlangt, daß es, wenn es dem Volke dienen ſoll, in eine ganz
be=
ſtimmte Richtung geführt wird. Es hat der Geſamtheit, nicht dem
Einzelnen zu dienen. Das Recht, wie es in den letzten Jahren in
Deutſchland galt, entſprach keineswegs dem wahren Begriff des
Rechts, wie ihn die Nationalſozialiſten erkannt haben. Die
Durch=
ſchnittsmeinung vom Recht hatte ſich in den verfloſſenen Jahren
des Marxismus ſo geändert, daß zwiſchen Moral. Sitte und
Recht ein Unterſchied wurde, der durchaus zu verwerfen iſt. An
das Recht muß ein ſtrenger Maßſtab angelegt werden. Solange
der alte Deutſche noch bodenverbunden war, war er feſt in
Sit=
ten, Gebräuchen und unerſchütterlich in ſeinen rechtlichen
An=
ſchauungen, und zwar deshalb, weil er durchdrungen war vom
Göttlichen. Erſt ſpäter löſte ſich der Menſch vom göttlichen
Ein=
fluß. Es bedarf ungeheurer Erziehung, um ein deutſches, dem
Blute gemäßes Recht wieder zu exreichen. Es gilt, ſtets die Raſſe
dem eigenen Volke zu erhalten. In der liberaliſtiſchen Zeit ſah
man oberſtes Ziel in der Förderung des eigenen Ichs. Man
ver=
gaß alſo das Volk in ſeiner Ganzheit. Der Gedanke der
Rein=
erhaltung des Volkes muß auch im Strafrecht beachtet werden.
Elemente, die der Gemeinſchaft Schaden ſtiften, müſſen beſeitigt
werden. Dieſer Grundſatz wird heute bereits ſtark angewandt.
Das raſſegeſetzliche Denken iſt bereits zum Durchbruch gekommen.
Man hat z. B. eines der wichtigſten Geſetze, das
Reichserbhof=
geſetz, unter die Lupe genommen. Vor allem muß das weſentliche
aus den Geſetzen herausgenommen werden. Und eines iſt
unbe=
ſtreitbar beim Reichserbhofgeſetz: Die Abſicht, den deutſchen Bauern
unter allen Umſtänden auf ſeiner Scholle zu erhalten. Denn der
Bauer vermag die Stabilität im Volke vor allem wieder ganz
herzuſtellen und zu erhalten. Das Ziel, der Zweck und der Sinn
dieſes bedeutſamen Geſetzes iſt die Hervorhebung der
Raſſe, dieſes Ziel iſt überall das gleiche, ſo im Beamtengeſetz
uſw. Und alle, die heute an der Rechtspflege teilnehmen, müſſen
unter allen Umſtänden nationalſozialiſtiſch denken lernen. Nach
dieſer Richtung muß vor allem der BNSDJ. erzieheriſch wirken.
Jeder Juriſt, gleich welche Funktion er auszuführen hat, muß
durchdrungen vom nationalſozialiſtiſche: Geiſt ſein, dann wird
auch der Abſtand zwiſchen Volk und Juriſt beſeitigt ſein. Ferner
muß eine klare, allen verſtändliche Rechtsſprache
durch=
geführt werden. Selbſtverſtändlich müſſen auch die Urteile klar
ſein. Auch dies gehört zur Selbſterziehung! Hier hilft nur der
gute Wille jedes einzelnen Juriſten.
Zum Schluſſe ſtreifte Referent einige rechtspolitiſche
Fragen. Jeder erwarte eine möglichſt ſchnelle Reform im
Rechtsweſen. Aber Geſetze müſſen ſo entſtehen, daß ſie
wieder=
geben, was als lebendige Vorſtellung im Menſchen vorhanden iſt.
Die Geſetze können alſo nur mit neuem Geiſt erfüllt werden,
wenn das ganze deutſche Recht in einem einheitlichen Guß
codi=
fiziert wird. Zivil= und ſtrafrechtliche Vorſtellungen müſſen in ſtattfindenden Appell der Amtswalter alle Obleute und deren
Einklang gebracht werden. Teilreformen bringen ſ. E nur eine Stellvertreter zu erſcheinen haben. Die Tagung der Referendare
neue Faßart, aber keinen neuen Inhalt. Das Deutſche Recht müſſe und Aſſeſſoren beginnt um 11 Uhr. Es wird u. a.
Oberlandes=
von Grund auf ſchöpferiſch neu geſtaltet werden, gerichtsrat Dr. Fuchs ſprechen über Rechtsentwicklung und
Dazu bedürfe es einer langjährigen, gründlichen Arbeit. Der „Rechtsgeſtaltung, ſowie Gerichtsaſſeſſor Vierheller. Bei der
BNSDJ. hat ſeine Mitglieder wiederholtdazu aufgerufen, an die= nachmittags um 15.30 Uhr beginnenden Tagung ſpricht
Gau=
ſem gewaltigen Werk mitzuarbeiten jedes Mitglied ſoll An= propagandaleiter Trefz über Volk und Recht.
regungen geben, ſoll an ſeiner Stelle ſeine Kraft einſetzen, daß
nationaler Geiſt die Gerichtsſäle und die Verhandlungen
be=
herrſchen. Wenn jeder mitarbeitet, dann werden die Juriſten
einen äußerſt wichtigen Faktor am Aufbau des Deutſchen
Rei=
ches darſtellen und das Vertrauen zum Juriſtenſtand wird
wie=
derkehren. Mit allen Mitteln will der BNSDJ. am Werk des
Führers mitarbeiten durch die Schaffung eines dem
Volksemp=
finden entſprechenden Deutſchen Rechts. Heil Hitler!
Mit dem Geſang des Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Liedes
klang die Nachmittagstagung aus.
Im Rahmen des erſten Heſſiſchen Juriſtentages war geſtern
abend bei überaus großer Teilnahme — man ſchätzte zirka
tau=
ſend Perſonen — im Städtiſchen Saalbau eine
große öffenkliche Kundgebung.
die mit Muſikſtücken der Kapelle der Standarte 115 unter
Lei=
tung des Pg. W. Schlupp eröffnet wurde. Nach der Quvertüre
zu „Freiſchütz” von C. M. v. Weber ſprach Pg. Beſt=Darmſtadt
einen von Hans Allendorff verfaßten eindrucksvollen
Pro=
log, der ausklang in die Worte:
Deutſchheit marſchiert, von ſchwerſtem Leid geneſen!
Jetzt oder nie erſteht aus Dunſt und Wuſt
Ein allumfaſſend Wollen, das zu löſen,
Was unſre Väter dunkel nur gewußt:
In ernſtem Dienen. Schaffen und in Frieden
Mit neuem Volk ein neues Recht zu ſchmieden.
Der Gauführer Pg. Amend hieß alle Teilnehmer herzlichſt
willkommen. Er gab ſeiner Freude Ausdruck, daß eine ſo große
Zahl Berufsgenoſſen erſchienen ſei. Beſonders begrüßte er die
Vertreter der Regierung, der Stadt, die Dekane der
Univerſitä=
ten Gießen, Frankfurt a. M. Marburg und der Techniſchen
Hoch=
ſchule Darmſtadt, ſowie die Führer der nationalſozialiſtiſchen
Be=
wegung. — Der Führer gründete den Deutſchen Rechtsſtand, der
alle Diener des Rechts zuſammenſchließt. Damit iſt die
Zuſam=
mengehörigkeit aller vollzogen. Dem deutſchen Rechtsſtand iſt eine
hehre Aufgabe erwachſen. Das Volk ſoll fühlen, daß es nicht mehr
von Volksfremden gerichtet wird. Die Begriffe Volk und Recht
gehören eng zuſammen und dürften nicht mehr
auseinanderge=
riſſen werden.
Das Hauptreferat des Abends hielt Rechtsanwalt und Notar
Dr. E. Noack=Halle, der Gauführer des BNSDJ., Gau O.L. G.=
Bezirk Naumburg und Generalinſpekteur der Reichsleitung des
BNSDJ. über
Staaksrechliche Gedanken aus Hiller: Mein Kampf!
Er führte u. a. aus: Ein eigenartiger Zuſtand habe ſich in
den letzten Monaten herauskriſtalliſiert. Berufene und anberufene
Vertreter von Fachgebieten erklären, wenn ſie die Feder
ergrei=
fen: Was ich hier ſchreibe, entſpricht der natſoz.
Weltanſchau=
ung. Als Schriftkeiter der juriſtiſchen Wochenſchrift wundere er
ſich über ſolche Behauptungen. Er erinnere ſich der Zeit, da er
mit ganzen 30 nationalſozialiſtiſchen Juriſten allein war. Er habe
mit den Seinen immer gekämpft und gerungen aus den Worten
des Führers, nicht einmal als Kämpfer behaupteten ſie damals:
So iſt es im nationalſozialiſtiſchen Geiſt”. Viele, die heute von
dieſem Geiſt ſprechen und ſchreiben, müſſen ihn ſich erſt mal
an=
erziehen. Es gibt eine weltliche Bibel des Nationalſozialismus:
„Adolf Hitler: Mein Kampf”, und einen Katechismus: Das
Par=
teiprogramm. Alles muß mit den Worten des Führers belegt
werden können. Aus ſeinen goldenen Worten muß man ſchöpfen.
Der Staat im nationalſozialiſtiſchen Sinne kann nicht aus
Be=
griffen der vergangenen Epoche definiert werden. Die Definition
des Staates war früher bei jedem Univerſitätsprofeſſor, in jedem
Lehrbuch eine andere. Dieſen Zuſtand kritiſierte der Führer mit
trefflichen Worten. Je unmöglicher ein Staat beſchaffen iſt, deſto
gekünſtelter iſt ſeine Definition. Der Zweck war früher:
Erhal=
tung der Staatsgewalt auf jeden Fall. Ein Gemengſel ethiſch
und ſittlicher Werte wurde durcheinandergeworfen. Auch die
Juriſten haben ſich in der vergangenen Periode gewunden wie
die Aale weil ſie nicht anerkennen wollten, daß der Staat in
ſeiner früheren Form nicht lebensfähig war.
Den Staat nicht als ein höheres Lebenweſen, ſondern als
das ſekundäre dem Volk gegenüber zu betrachten, lehrt Adolf
Hit=
ler. Die raſſiſche blutgebundene Einheit ſteht an erſter Stelle.
Der Führer definiert den Staat ganz eindeutig. Das Volkstum
muß vor allem geſichert werden. Der Staat iſt die organiſche
Zuſammenfaſſung der deutſchen: Volksgenoſſen innerhalb des
Staatsgebietes. Die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung ſieht
als Primäres die Volksgemeinſchaft an, als Sekundäres den
Staat. Das iſt alſo gerade umgekehrt wie früher. Bei den alten
liberaliſtiſchen Grundrechten vergaß man ganz und gar die
Grundpflichten. In den Vordergrund zu ſtellen ſind die Pflichten
der Gemeinſchaft gegenüber. Dieſe Gemeinſchaft hat im
Mittel=
punkte zu ſtehen. Von einem materiellen hat man zu einem
idealen Standpunkt zu kommen. Dabei kommen wir mitten in
den Begriff des deutſchen Sozialismus. Der oberſte
Wirtſchafts=
grundſatz muß in die Verfaſſung hineinwachſen. Der Sozialismus
im Nationalſozialismus unterſcheidet ſich bei weitem von dem
Sozialismus des Marxismus. Kampf für das Wohl der
Gemeinſchaft, das iſt deutſcher Sozialismus. Die
Wirt=
ſchaft dient der Geſamtheit. Wir wollen im Kampf das egoiſtiſche
Ich beſiegen. Bevor man eine Handlung ausführt, iſt zu fragen,
liegt ſie im Intereſſe der Allgemeinheit? Wenn das nicht der
Fall iſt, hat dieſe Handlung zu unterbleiben. Das iſt der
Ge=
danke der Volksgemeinſchaft. Früher verſtanden der Arbeiter
des Kopfes und der Hand einander nicht. Heute iſt es gut, wenn
im Arbeitsdienſtlager die Jugend ſieht, was die Arbeit der Fauſt
wert iſt. Umgekehrt muß der Arbeiter der Fauſt die Gedanken=
Arbeit und Ideenarbeit des Arbeiters des Kopfes für die
Ge=
ſamtheit richtig erkennen. — Der deutſche Boden iſt mit Blut mit
uns verbunden. Die Nationalſozialiſten lieben die Scholle und
kämpfen für ſie.
Weiter kam der Referent auf den Zweck des Staates zu
ſpre=
chen. Der Zweck des Staates iſt die Erhaltung der Raſſe. Dieſes
Ziel muß alle einheitlich beherrſchen. Die Totalität unſeres
Zieles erzeugt die Unitarität unſerer Gedankenrichtungen.
Da=
mit iſt der Parlamentarismus überwunden. Redner erinnerte
an die Halbheiten der Parlamente. Halb war die Politik nach
außen, halb die Polenpolitik, die Löſung der elſaß=lothringiſchen
Fragen. Der Halbheit erlag auch unſer Heer. Daher der Zorn
des Führers gegen den Parlamentarismus und ſein Sieg über
den Parlamentarismus. Der Parlamentarismus war für alle
die Flucht aus der Verantwortung. An ſeine Stelle tritt der
Führergedanke, das Führerprinzip. Es gibt im
nationalſozia=
liſtiſchen Staat nur verantwortungsvolle Perſonen. Die
Entſchei=
dung trifft ein Mann; ihm ſtehen nur Berater zur Seite.
Ver=
antwortlichkeit nach oben. Autorität nach unten, nur ſo kommen
wir wieder zum Aufſtieg. Im Führer finden wir unendlich viele
ſtaatsrechtliche Gedanken. Selbſt wenn man aber auf allen dieſen
Grundlagen ein umfaſſendes Recht aufbauen würde, müßte es als
Menſchenwerk Lücken aufweiſen. Wir können die Lücken nur
beſeitigen durch Erziehungsarbeit am Volk, und wir Juriſten
durch Erziehung an uns ſelbſt. Jeder muß in die idealiſtiſchen
Ideen hineinerzogen werden. Menſchen, die im materialiſtiſchen
Staat groß wurden, haben guten Willen; aber unſere Jugend.
der Nachwuchs, die jungen Referendare, müſſen arbeiten, kämpfen
um die große Idee. Dieſe Jugend wird dann die Idee des
Füh=
rers reſtlos verwirklichen. Und es iſt die Tragik des
Revolutio=
närs, daß er das, was er erkämpft, ſelbſt nicht erlebt. —
Leb=
hafter Beifall dankte dem Referenten. — Svontan wurde das
Deutſchland= und das Horſt=Weſſellied angeſtimmt, mit dem die
Kundgebung ihren Abſchluß fand.
Es wurde bekanntgegeben, daß zu dem heute um 10 Uhr
ieks aus eigener Kraft!
denkk daran am 7. Januar 19341
Am erſten Einkopfſonnkag im neuen Jahr!
Seite 6 — Nr. 6
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 7. Januar 1934
BiLiehs 2
Georg Schmidt macht das Rennen.
Nicht jeder kann einen ſo ſeltenen Namen haben wie
Knäcke=
brot, Schlubdibir oder Rumpelſtilzchen. Viele begnügen ſich mit
Schmidt, Müller, Schulze und ähnlichen Sammelnamen. Das
wußte ich natürlich ſchon lange. Aber juſt geſtern, als mir beim
Abputzen der Chriſtbaum auf den Kopf gefallen war und ich
mit einer leichten Betäubung auf dem Sofa lag, kam mir der
Gedanke, dieſe Frage der Namenshäufigkeit einmal für
Darm=
ſtadt zu überprüfen. Ich nahm alſo das Adreßbuch und fing an
zu zählen, und da ich glaube, daß ſich ſicher außer mir noch
mancher — auch wenn ihm kein Chriſtbaum auf den Kopf
ge=
fallen iſt — brennend für dieſe Frage intereſſieren wird, will
ch die Löſung hier kund und zu wiſſen tun. Alſo: der Menſch,
der uns in Darmſtadt am meiſten begegnet, heißt Schmidt.
Neh=
men wir alle zuſammen, die mit d, mit dt und tt, ſo ſind es
ge=
radeaus 444. Die dts beanſpruchen für ſich allein 296. Und unter
dieſen wieder macht unſtreitig der Georg Schmidt mit 40
Punk=
ten das Rennen. Dichtauf folgen ihm der Wilhelm mit 39 der
Karl mit 36, der Heinrich mit 34 und der Ludwig mit 33
Punk=
ten. Sehr ehrgeizig ſind auch die Müllers. Sie bringen es auf
400 Adreßbuchexemplare. Hier dominiert der Wilhelm mit 36
vor dem Karl mit 32, dem Friedrich mit 26, dem Heinrich mit
25 und dem Georg mit 24 Punkten. — Und jetzt kommen noch
lange nicht die Meiers, wie man glauben ſollte. Nein, vor ihnen
rangieren die Schäfers mit 280, die Schneiders mit 227, die
Hof=
nanns (mit einem und zwei „f” einträchtlich und gemeinſam)
mit 201. die Webers mit 189 und die Beckers mit 186. So. und
jetzt, auf dem 8. Platz, landet Herr Meier (mit „ei”, „ai”, „ay”
und „ey” in Summa mit 164 Punkten. (Eigentlich hätte man
ihm mehr zugetraut.) Die Plätze 9 bis 16 (die letzten Plätze mit
über 100) nehmen nun folgende Zeitgenoſſen in Darmſtadt ein:
148 Fiſcher, 144 Wagner, 138 Walter (davon 97 mit „t” und 41
mit „th‟) 135 Wölfe (aus dem einfachen „f” 105, aus dem „ff”
30), 122 Bauern, 121 Köche, 115 Hartmänner und 107 Rothe.
Sie können alſo, verehrter Darmſtädter Zeitgenoſſe, jeden
zwei=
hundertdritten Menſchen, der Ihnen begegnet, getroſt mit Herr
Schmidt, jeden 225. mit Herr Müller und noch jeden 841. mit
Herr Roth anreden (Grundzahl: 90 000 Einwohner). Vielleicht
ſind Sie ſo freundlich und rechnen ſich aus, jeder wievielſte nun
ein Schäfer, ein Schneider uſw. iſt. Mir geht es — Gott ſei
Dank — wieder beſſer, und ich freue mich, daß es mir infolge
beſagten Unfalls doch auch einmal beſchieden war, etwas für die
Statiſtik Unvergängliches zu leiſten.
Reichsbund Volkskum und Heimal.
Verſammlung der Darmſtädter Tierſchutz=Fachgruppe.
Das Inkrafttreten des von der neuen Regierung erlaſſenen
Reichs=Tierſchutzgeſetzes hatte die Fachgruppe Tierſchutz des
Reichs=
bundes veranlaßt, ihre Verſammlung im Fürſtenſaal zu einer
kleinen Feier auszugeſtalten.
In der Eröffnungsanſprache wies der Vorſitzende darauf hin,
daß der Tierſchutzverein für Heſſen nunmehr ganz in dem
Reichs=
bund aufgegangen iſt. Die allgemeine Tierſchutz=Zeitſchrift, die
über 60 Jahre lang ſegensreich gewirkt hat, hat mit dem neuen
Jahr ihr Erſcheinen eingeſtellt; dafür wird den Mitgliedern das
Bundesblatt des Reichsbundes „Volk und Scholle” zugeſtellt, das
ſich auch für die Belange des Tierſchutzes tatkräftig einſetzen wird.
Das Vermögen des Tierſchutzvereins, das der Reichsbund
nun=
mehr übernimmt, darf nach der Verordnung des
Landſchaftsfüh=
rers, Herrn Miniſterialrats Ringshauſen, nur zu Tierſchutz=
Zwecken verwandt werden, ebenſo bleibt auch das für beſondere
Stiftungen (Tierheim) geſammelte Geld ausſchließlich für dieſen
Zweck vorbehalten und ſoll durch weitere Spenden entſprechend
vermehrt werden.
Das neue Tierſchutz=Geſetz, mit dem die nationalſozialiſtiſche
Regierung ihre tierfreundlichen Verordnungen gekrönt hat, ſtellt
unſer Vaterland an die Spitze aller Kultur=Nationen. Es
ver=
pflichtet jeden Tierfreund, ſich mit aller Kraft im Sinne des
ur=
deutſchen Gedankens der Ehrfurcht vor allen Geſchöpfen zu
be=
tätigen und ſich ſo in die Gefolgſchaft des Führers einzureihen.
Mit einem begeiſtert aufgenommenen „Sieg=Heil” auf den Führer
ſchloß die Anſprache.
Es folgte darauf ein reizendes Theaterſtück, das von einer
Darmſtädter Dichterin eigens zu dieſem Zwecke verfaßt war und
den Dank der Tiere an den Reichskanzler ausdrückte. Frau
Pfarrer Köhler und Frau Dude hatten ſich mit der
Ein=
übung des Stückes in anerkennenswerter Weiſe in den Dienſt der
guten Sache geſtellt. Den friſchen Mädels, die es gewandt
dar=
ſtellten, wurde reicher Beifall zuteil, ebenſo den Schülerinnen der
Rundeturmſchule, die unter der bewährten Leitung von Fräulein
Fink Tiergedichte vortrugen.
Nach einer kurzen Pauſe zeigte Herr Adolf Ziegler
wun=
dervolle und techniſch vollendete, belebte Tierbilder, die zum Teil
im Zoologiſchen Garten Frankfurt, zum Teil in Auerbach von ihm
aufgenommen worden waren. Die Bilder fanden die
uneinge=
ſchränkte Bewunderung der gut beſuchten Verſammlung.
Polizeiberichk.
Den Dieburger Einbrechern auf der Spur.
Wer kennt die Diebe? Wer war der Chauffeur?
In der großen Dieburger Einbruchsaffäre iſt feſtgeſtellt, daß
einer der Einbrecher mit einer Frauensperſon am Samstag, den
30. Dezember, nach dem begangenen Diebſtahl von Oberroden aus
mit einem dort gemieteten Auto nach Neu=Iſenburg und von dort
aus mit der Straßenbahn nach Frankfurt gefahren iſt. Die
Diebe ſind alſo in der Frankfurter Gegend zu
ſuchen. Zur genauen Orientierung der breiteſten Oeffentlichkeit
werden dieſe beiden Perſonen wie folgt beſchrieben: Der Mann:
ungefähr 30—32 Jahre alt, auffallend große (etwa 1,85 Meter)
ſchlanke Geſtalt, dunkles langes glattes nach hinten gekämmtes
volles Haar, ſchmales, jedoch knochiges Geſicht, gerade Naſe. Er
trug dunklen, wahrſcheinlich graubraunen Ueberzieher (
wahrſchein=
lich Fiſchgrätenmuſter) lange Hoſe. — Die Frau; weſentlich
klei=
ner (dem Mann nur bis zur Schulter reichend), friſche
Geſichts=
farbe. Sie trug dunklen kleinen Hut wahrſcheinlich mit kleinem
Schleier, dunklen Mantel mit aufgeſetztem ſchwarzen Pelz= oder
Haarkragen, in dem ſich helle Punkte befinden ſollen. — Auch der
Führer des Autos, der die Einbrecher mittags um 15 Uhr nach
Dieburg gefahren hat und wahrſcheinlich in der Nähe Frankfurts
wohnt, hat ſich noch nicht gemeldet. Er wird hiermit letztmalig
aufgefordert, ſich ſofort bei der Polizei zu melden. — Bei dieſer
Gelegenheit wird noch einmal auf die hohe Belohnung, die auf die
Wiederherbeiſchaffung der 6000 RM. Bargeld ausgeſetzt iſt,
hin=
gewieſen.
Mahnung an Wirte und Papiergeſchäfte.
Papierdekora=
tionen müſſen imprägniert ſein. Es wird zum
wieder=
holten Mal darauf hingewieſen, daß bei Veranſtaltungen in
öffentlichen Lokalen Papierdekorationen aus feuerſicher
impräg=
niertem Material beſtehen müſſen, und daß die Verwendung
ge=
wöhnlichen Papiers wegen der damit verbundenen Brandgefahr
polizeilich verboten iſt. Papier= und ſonſtige Geſchäfte, die
Deko=
rationsartikel aus Papier feilhalten, dürfen insbeſondere an
In=
haber von öffentlichen Lokalen nur feuerſicher imprägniertes
Ma=
terial verkaufen. Nicht gegen Feuer geſchützte Dekorationen werden
rückſichtslos entfernt.
Opfer ſeines Berufes. Am Samstag gegen 20 Uhr ereignete
ſich im Darmſtädter Hauptbahnhof ein ſchwerer Unfall. Der 46jähr.
verheiratete Lokomotivführer Georg Peter Hertinger aus
Wein=
heim, der mit Rangierarbeiten beſchäftigt war, wollte ein
Schein=
werferlicht ſeiner Lokomotive erneuern. In dieſem Augenblick
ſtießen die Wagen vor und Hertinger geriet zwiſchen die Puffer.
Der Bedauernswerte wurde dabei derart verletzt, daß er noch auf
dem Trausport ins Stadtkrankenhaus verſchied.
Notlandung eines Flugzeugs. Bei der geſtern gemeldeten
Notlandung eines Flugzeuges hinter der neuen Trainkaſerne
han=
delt es ſich nicht um ein Verkehrsflugzeug, ſondern um ein
Sport=
flugzeug des deutſchen Luftſportverbandes, Landesgruppe
Ham=
burg. Perſonen wurden keine verletzt.
Meingutiner und eievler iin neuen Eiack.
Siedler= und Kleingarkenbewegung als wirkſchaftlicher Fakkor. — 1½ Millionen Kleingärken. — 1½2 Millionen
Siedler in Deutſchland. — ½ Million preußiſche Morgen bebauke Siedlungs= und Kleingarkenfläche.
Eine der tragfähigſten Säulen des nationalen Staates iſt der
Reichsbund der Kleingärtner und Kleinſiedler Deutſchlands,
deſ=
ſen Gründung auf dem Reichs=Kleingärtner= und Kleinſiedler=Tag
in Nürnberg bekannt gegeben wurde. Zum erſten Male ſeit
Be=
ſtehen der Siedlerbewegung wurde hier von behördlicher Seite
der volkswirtſchaftliche Wert des Kleinſiedelns nicht nur
aner=
kannt, ſondern als Programmpunkt der nationalen Regierung
bezeichnet, dem die größte Förderung werden ſoll.
Nach dem Willen des Reichskanzlers und ſeines
Reichsbauern=
führers, des Reichsminiſters Darré, ſoll ſich die Erneuerung des
Reiches vom Menſchen und vom Boden aus vollziehen. Hierzu ſind
in erſter Linie die Siedlungen auserſehen, und auch die
Klein=
gartenbewegung, die Licht und Luft in die erſtarrten
Induſtrie=
ſtädte bringen. Aber es iſt nicht nur eine geſundheitlich=
wirt=
ſchaftliche Frage, das Bearbeiten eines Stückchen Eigenlandes, das
Bewirtſchaften einer kleinen Siedlerſtelle mit Hühnern und
Klein=
vieh, es ſoll vor allem eine ſeeliſche Erneuerung durch die
Ver=
bundenheit mit dem deutſchen Mutterboden angeſtrebt werden.
Die vorſtädtiſchen Erwerbsloſenſiedlungen, die
Kleingartenbewe=
gung und alle dahin zielenden Beſtrebungen, die durch
Reichs=
mittel hervorgerufen oder unterſtützt werden, ſind im eigentlichen
Sinne als Schulen der neuen bäuerlichen Exiſtenzgründung
anzu=
ſprechen.
Welche hervorragende Bedeutung dieſe Beſtrebungen der
nationalen Regierung im Rahmen der deutſchen Wirtſchaft
ein=
nehmen, ermißt man an der Größe des heutigen Siedler= und
Kleingartenbeſitzes. Wir haben in Deutſchland rund 1½
Millio=
nen Kleingärtner und dieſelbe Zahl an Kleinſiedlern, die jede für
ſich rund 60 000 Hektar Land in Pacht und als Eigentum haben;
das ſind rund zuſammen ½ Million preußiſche Morgen Land.
Wenn man dazu die Familien der Kleingärtner und Kleinſiedler
rechnet, ſo umfaſſen dieſe mehr als 10 Prozent der geſamten
Be=
völkerung in Deutſchland. Eine Neugeſtaltung der Lebens= und
Arbeitsbedingungen dieſer Volksgenoſſen iſt für den Staat von
außerordentlicher Bedeutung.
Der Reichsbund hat ſich die Aufgabe geſtellt, alle Maßnahmen
des Staates, die dieſer zur Förderung der Bewegung durchführt,
zu unterſtützen. Er will auch durch Vorſchläge die Schaffung
ein=
heitlicher und zweckmäßiger Geſetze zum Schutze des Kleingärtner=
und Kleinſiedlerlandes und der Kleingärtner und Kleinſiedler
beſchleunigt fördern. Selbſtverſtändlich werden hierbei die
Er=
fahrungen und Wünſche alter Siedler und Praktiker weitgehendſt
berückſichtigt. Das geht aus dem ganzen Aufbau des
Reichsver=
bandes hervor, der ein Meiſterwerk des Führers darſtellt. Je
größer und ſtürmiſcher das Verlangen nach einem eigenen
Stück=
chen deutſcher Erde wird, um ſo eher wird ſich das Wort unſeres
Volkskanzlers verwirklichen, das er in ſeinem Buch „Mein Kampf”
ſchon zu einer Zeit niederſchrieb, als die nationale Bewegung noch
gehemmt und verfolgt wurde: „Vergeßt nie, daß das heiligſte
Recht auf dieſer Welt das Recht auf Erde iſt, die man ſelbſt
be=
bauen will, und das heiligſte Opfer das Blut, das man für dieſe
Erde vergießt”.
* Orpheum.
Gaſtſpiel der Schlierſeer.
Das überaus erfolgreiche Gaſtſpiel der beliebten Schlierſeer
mit dem unübertrefflichen Xaver Terofal an der Spitze
bringt ein neues, ſaftiges Stück, das nur noch wenige Tage auf
dem Spielplan bleiben kann. Es betitelt ſich „Zenzi
ant=
wortet nicht”, eine luſtige Geſchichte aus Oberbayern mit
Ge=
ſang und Tanz in drei Aufzügen von Anderl Kern. Die
Ge=
ſchichte ſpielt in der Gegenwart und Zenzi (Maria Erhardt)
iſt eine bildſaubere und bildhübſche Kellnerin, die in die
Männer=
welt von Leitwang bis in die höchſten Jahrgänge hinauf ziemliche
Unruhe hineinbringt. Es wird mit allen Kräften gefenſterlt und
mit ihrem Eintreffen im Ort ſetzt eine merkliche Belebung, im
Umſatz von — Leitern ein! Der große Vorzug der „Terofaler” iſt,
daß ihre Stücke, aus dem echten Dorfleben genommen ſind und
von der im Volkstum wurzelnden Truppe in ebenſo echter und
ur=
wüchſiger Weiſe geſpielt werden.
„Zenzi antwortet nicht”, nämlich als Xaper Terofal, der
wie immer ſeine Rollen ebenſo natürlich wie köſtlich ſpielt, als
Vertreter der polizeilichen Sittenkontrolle ſein Amt mitten in
ſchauriger Nacht auf der Spitze der Leiter ausüben will. Das war
wohl der Höhepunkt des Stückes Braver Mesner und ſcharfinniger
Dorfpoliziſt, dienſteifriger Nachtwächter und Landbriefträger, alle
dieſe Haupt= und Nebenberufe übt Terofal als Mesner aus, und
jedem weiß er, verfolgt von ſeiner böſeren Hälfte (Lina Lang)
charakteriſtiſche Züge abzugewinnen. Prächtig auch
MartinPar=
zinger als Großbauer Häusler, ſeine beiden Kinder Roſl
(Thea Aliprandi) und Waſtl (Schorſch Bauer), ſowie
der Knecht (Willy Söllner). Joſef Mooshofer und
Mirzl Staller waren ein drolliges Großelternpaar. Ihnen
und den anderen Mitwirkenden, die wir nicht alle nennen können,
dankte der herzliche, immer wieder bei offener Szene losbrechende
Beifall des gut gelaunten und glänzend unterhaltenen Hauſes.
Ach ſo, von dem Inhalt der luſtigen Handlung wollen wir
noch etwas mitteilen, allerdings nur ſo viel, daß alles gut
aus=
geht, zwei Verlobungen vier junge Menſchen glücklich machen. Die
älteren, alten und älteſten Mannsleute müſſen ſich, wie es ſich ja
auch gehört, mit ihren eigenen, beſſeren und böſeren Hälften
be=
ſcheiden.
Es wird niemand bereuen, ſich die vortrefflichen Schlierſeer
und auch dieſes Stück anzuſehen, das wie ſchon geſagt, nur noch
kurze Zeit geſpielt werden kann. Im Zwiſchenakt ſpielten die
meiſterlichen „Drei” (mit mehreren Zugaben) auf. Auch ihnen
dankte für Spiel und Schnadahüpferl ſtürmiſcher Beifall.
Bekt.: Redakkionelle Nokizen,
Hinweiſe auf Beranftalkungen.
Auf Grund der neuen Beſtimmungen des Werberates der deutſchen
Wirtſchaft ſehen wir uns veranlaßt, alle Firmen, Vereine,
Ver=
bände und Organiſationen auf Ziffer 6 der Allgemeinen
Geſchäfts=
bedingungen im Anzeigenweſen hinzuweiſen, in der es unter
anderem heißt:
Redaktionelle Werbung im Textteil wird nur unter „
Geſchäft=
liches” (außer Verantwortung der Schriftleitung)
aufgenom=
men und iſt einer Textanzeige gleichzuachten.
Das bedeutet, daß wir Hinweiſe auf Veranſtaltungen und Reklame=
Notizen im Textteil, auch in Verbindung mit gleichzeitigen
An=
zeigen=Aufträgen, nicht mehr veröffentlichen dürfen, es ſei denn,
ſie werden als Textanzeige beſtellt und bezahlt.
Wir bitten alle in Betracht kommenden Kreiſe, hiervon Kenntnis
zu nehmen, damit unliebſame Mißverſtändniſſe vermieden werden.
Darmſtädter Tagblatt
Verlag und Schriftleitung
Deutſcher und Oeſterreichiſcher Alpenverein, Sektion
Darm=
ſtadt. Am kommenden Freitag, den 12. d. M., ſpricht im Feſtſaal
des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, Karlſtr. 2 Frau Dr. Nau über
ihre im vergangenen Sommer in den Walliſer Alpen
ausgeführ=
ten Bergfahrten. Die Rednerin, die bereits in den Vorjahren im
Rahmen der Vorträge der Sektion Darmſtadt des D.Oe.A.V. in
anſchaulicher Weiſe von ihren großen, führerloſen Hochtouren in
den Schweier Alpen berichtete, wird auch ſicher diesmal ihre
Zu=
hörer nicht enttäuſchen. Weit über 100 wohlgelungene
Aufnah=
men, die an Güte den früher gezeigten nicht nachſtehen, werden
als Lichtbilder die Ausführungen der Rednerin veranſchaulichen.
Sie will ihre Zuhörer diesmal nach den idylliſch gelegenen Orten
Saas=Grund und Saas Fee führen, von wo ſie zuſammen mit
ihrem Mann ſchwierige führerloſe Hochtouren auf die über 4000
Meter hohen Berge des Saasgrates und des Nadelgrates
unter=
nahm. Es darf vielleicht erwähnt werden, daß Frau Dr. Nau
be=
reits 29 Berge über 4000 Meter Höhe führerlos erſtieg,
immer=
hin eine alpine Leiſtung, mit der nicht allzu viele Damen
auf=
zuwarten in der Lage ſein dürften. Die Mitglieder der Sektion
Starkenburg des D.Oe. A.V. ſowie eingeführte Gäſte ſind zu dem
Vortrag eingeladen.
— Fünftes Sinfoniekonzert. Neben Werken junger lebender
Tonſetzer, die einen Ausſchnitt aus dem Schaffen unſerer Zeit
geben ſollen, bringt der muſikaliſche Oberleiter des
Landesthea=
ter, Kapellmeiſter Karl Friderich in den von ihm geleiteten
Sinfoniekonzerten auch ſolche Werke verſtorbener Meiſter, die
an=
derwärts viel aufgeführt, jedoch hier noch nicht zu Gehör gebracht
wurden. Hugo Wolf der geniale Liedmeiſter, iſt außer ſeinen
unvergänglichen Geſängen hier durch ſein im letzten Jahre vom
Schnurrbuſch=Quartett geſpielten großen Streichquartett mit dem
Motto „Entbehren ſoll du . .” und der in früheren Jahren oft
gebrachten Italieniſchen Serenade auch als
Inſtrumentalkompo=
niſt bekannt, während die wenigen Orcheſterwerke, vor allem ſeine
große ſinfoniſche Dichtung „Pentheſilea”, nach dem Trauerſpiel
Kleiſts hier noch unbekannt ſind. Es wird deshalb die
Erſtauf=
führung dieſes Werkes großem Intereſſe begegnen. Den zweiten
Teil der Vortragsfolge des fünften Sinfoniekonzerts nimmt die
achte Sinfonie von Anton Bruckner ein, ein in ſeinen Ausmaßen,
wie im Aufbau ſeltenes, großartiges Werk, dem man immer aufs
neue größte Bewunderung entgegenbringt.
Aus der NSDAP.
Der Gau=Rechksbetaker.
Alle Schreiben in Rechtsangelegenheiten ſind nicht an die
perſönliche Adreſſe des Leiters der Rechtsabteilung beim Gau
Heſſen=Naſſau, Pg. Rechtsanwalt Kurt Wirth, zu richten, ſondern
an die Rechtsabteilung des Gaues Heſſen=Naſſau, Gutleutſtr. 8/12.
I Die Rechtsbetreuung aller unbemittelten deutſchen
Volks=
genoſſen obliegt in Zukunft der NSDAP. Sie wird ausgeübt
durch nationalſozialiſtiſche Rechtsanwälte.
II. Die Organiſation erfolgt gemäß anliegender Anordnung
der Reichsleitung vom 20. Dezember 1933.
III. Es werden demnächſt „Rechtsbetreuungsſtellen” im Sitz
aller Amtsgerichte eingerichtet.
IV. Die Tätigkeit der neuen Stellen beginnt am 1. Febr. 1934.
Bis dahin ſetzen die beſtehenden Stellen ihre Arbeit ungeſtört
fort.
Das Gaugebiet Heſſen=Naſſau wird für den Dienſtbetrieb
der Rechtsbetreuung in 3 Inſpektionen eingeteilt:
Inſpektion 4: Oberlandesgerichtsbezirk Frankfurt a. M. ohne
Landgerichtsbezirk Hechingen.
Inſpektion B: Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Inſpektion C: die im Gaugebiet belegenen Teile der
Oberlan=
desgerichtsbezirke Hamm und Kaſſel.
UI. Zu kommiſſariſchen Inſpekteuren werden beſtellt für die
Inſpektion 4: Oberlandesgerichtsrat Dr. Klee=Frankfurt a. M.;
Inſpektion B: Landgerichtsrat Dr. Werner=Darmſtadt:
In=
ſpektion C: Staatsanwaltsſchaftsrat Dr. Klar=Frankfurt a. M.
UII. Die drei Inſpektionen werden bei der Rechtsabteilung
der Gauleitung zuſammengefaßt in die
Hauptabteilung III — Rechtsbetreuung”, die dem Leiter der
Rechtsabteilung, Rechtsanwalt und Notar Kurt Wirth
in Frankfurt a. M., unmittelbar unterſteht.
VIII. Zur Vorbereitung des organiſatoriſchen Aufbaues wird
umgehend eine genaue Ueberſicht benötigt über:
1. Alle bereits vorhandenen parteiamtlichen, kommunalen und
ſonſtigen öffentlichen Rechtsauskunftsſtellen;
2. Namen. Beruf und Anſchrift der in dieſen Stellen tätigen
Rechtsberater;
3. die Finanzierung dieſer Stellen.
IX. Die Kreisleitungen haben die unter Ziffer IIII
bezeich=
neten Berichte über die Verhältniſſe in ihrem Kreis ſpäteſtens
bis zum 5. Januar 1934 beim Gau einzureichen. Fehlanzeige iſt
erforderlich.
X. Weitere Anordnungen folgen.
gez. Sprenger.
Schulungskurſe:
Sonntag, 7. Januar, Schotten, 14 Uhr, Turnhalle.
Montag, 8. Januar, Gießen, 18,30 Uhr, Gewerkſchaftshaus.
Dienstag. 9. Januar. Bingen, Lokalangabe erfolgt durch
die Kreisleitung, 20,30 Uhr.
Mittwoch, 10. Januar, Bensheim, 20,30 Uhr, „Deutſches
Haus”.
Es ſpricht Pg. Dr. Schmidt.
— Das Gaupreſſeamt bittet die Herausgeber von Zeitſchriften
und Mitteilungsblättern jeglicher Art, von der erſten nach dem
5. Januar erſcheinenden Ausgabe zwei Belegſtücke an das
Gau=
preſſeamt (Gauarchiv), Frankfurt a. M., Adolf=Hitler=Haus,
ein=
zureichen.
— Nationales Ehrenopfer. Die Beauftragte des Reichsführers
des V.D.A., Fräulein Ilſe Heſſenauer aus Kaſſel, ſpricht
am Donnerstag, den 11. Januar, im Saalbau über: „
Grenzland=
kampf und auslandsdeutſche Schickſale‟. Die Kundgebung, zu der
alle Frauenverbände Darmſtadts aufrufen, verfolgt den Zweck,
im Sinne des Führers die Verpflichtung zur Arbeit am deutſchen
Volkstum zu einer Gewiſſensſache einer jeden deutſchen Frau und
eines jeden deutſchen Mannes zu machen. Eintritt wird nicht
er=
hoben. Der Erlös einer Tellerſammlung fließt dem nationalen
Ehrenowfer zu.
— Dr. Karl Viétor ſpricht im Kampfbund für Deutſche
Kul=
tur. Nächſten Dienstag, 9. Januar, wird Univerſitätsprofeſſor
Dr. Karl Viétor über „Hölderlins deutſche
Sen=
dung” ſprechen. Dieſer Vortrag, der in der Aula des
Real=
gymnaſiums ſtattfindet, iſt der dritte in der Reihe „
Wegberei=
ter und Propheten des neuen Deutſchland”, den die Ortsgruppe
Darmſtadt des KfdK. in dieſem Winter veranſtaltet. Profeſſor
Viétor, der vielen von ſeiner Lehrtätigkeit an der Heſſiſchen
Lan=
desuniverſität Gießen her bekannt iſt, iſt ein berufener Sprecher
über Hölderlin, denn ſeine Hölderlin=Ausgaben und ſeine
ſon=
ſtigen Arbeiten über den Dichter haben dieſen ſchon ſeither vielen
in ſeiner beſonderen Eigenart nahe gebracht.
Vereins- und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
— Vereinigung ehem. 116er Darmſtadt. Die
Zuſammenkunft fällt am Montag, dem 8. Januar, aus. Dagegen
findet am 28. Januar ein Familienabend ſtatt: Einladung folgt
Es wird auf die Anzeige des
Standartenſpiel=
mannszuges 115 in der heutigen Ausgabe aufmerkſam
gemacht.
Es wird auf die Anzeige der Deutſchen
Stenogra=
phenſchaft, Ortsgruppe Darmſtadt, von 1861, in der heutigen
Ausgabe aufmerkſam gemacht.
Es wird auf die Anzeige des Vereins Deutſcher
Ingenieure, Ortsgruppe Darmſtadt, in der heutigen Ausgabe
aufmerkſam gemacht.
— Vereinigung von Katzenfreunden. Wir
ver=
weiſen auf die heutige Anzeige.
—Städt. Gaswerk. Wir machen auf die Anzeige in der
heutigen Nummer aufmerkſam.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Union: „Volldampf voraus”: Helia: „Hochzeit am Wolfgangſee‟;
Palaſt: „Die kalte Mamſell”.
Reſi: „Kleiner Man;, was nun”
Beſſunger Lichtſpiele: „Fünf feſche Mädels”.
Sonntag, 7. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 6 — Seite 7.
Sensffenſcafn einhelt iin kihemsMamf=krraut=erotel.
Endgüllige geſekzliche und einheitliche Zuſammenfaſſung der beiden ländlichen
Genoſſenſchafts=
organiſalionen in Darmſtadk und Frankfurk.
bauernſchaft Heſſen=Naſſau als Hauptabteilung 3 der
Landes=
bauernſchaft unter Führung des Pg. Guſtav Wirth iſt bereits ge=
Ein Einigungswerk
ſchehen. Die organiſatoriſche Zuſammenfaſſung beider Verbände
zu einer großen Organiſation unter einheitlicher ſtraffer Führung
von weittragender wirkſchaftspolikiſcher Bedeukung bedeutet gleichſam die Bereinigung des geſamten ländlichen
Ge=
noſſenſchaftsweſens im Wirtſchaftsgebiet Rhein=Main=Neckar
ein=
ſchließlich der Landesbauernkaſſe und der bäuerlichen
Hauptgenoſ=
für Südweſtdeutſchland.
ſenſchaft. Drei große genoſſenſchaftliche Unternehmen werden in
In der „Bauern=Zeitung Rhein=Main=Neckar” macht der
Lei=
ter des Nachrichtenweſens bei der Landesbauernſchaft Heſſen=
Naſſau, Pg. Glahn. Mitteilungen über ein Einigungswerk von
weittragender wirtſchaftspolitiſcher Bedeutung für
Südweſt=
deutſchland.
Unter der tatkräftigen Führung des Landesbauernführers
Dr. Wagner und ſeines engeren Mitarbeiters, des
Hauptabtei=
lungsleiters 3 der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau, Pg. Guſtav
Wirth, iſt die Zuſammenfaſſung des bäuerlichen
Organiſations=
weſens im Wirtſchaftsgebiet Rhein=Main=Neckar einen
bedeut=
ſamen Schritt zum Nutzen der Landwirtſchaft weiter
vorwärtsge=
tragen worden, und zwar diesmal auf einem landwirtſchaftlichen
Organiſationsgebiet, welches ſowohl nach der
abſatzorganiſatori=
ſchen wie finanzpolitiſchen Seite von einſchneidender und
weit=
greifender Bedeutung für das geſamte ſüdweſtdeutſche
Wirt=
ſchaftsleben iſt. Es handelt ſich um die endgültige geſetzliche und
einheitliche Zuſammenfaſſung der beiden ländlichen
Genoſſen=
ſchaftsorganiſationen in Darmſtadt und Frankfurt.
Zu dieſem Zwecke finden am nächſten Mittwoch, den 10.
Ja=
nuar, in Frankfurt und Darmſtadt die Generalverſammlungen
der beiden Organiſationen ſtatt, in welchen die bereits gefaßten
Verſchmelzungsverträge beſtätigt werden.
Die Eingliederung der beiden Verbände in die Landes=
eine genoſſenſchaftliche Einheitsfront geſtellt unter einer Führung
als umfaſſende Grundlage für den wirtſchaftlichen Wiederaufbau
der Landwirtſchaft und die Erhaltung der Bauernbetriebe.
Die neue genoſſenſchaftliche Einheit umfaßt mehr als 2500
Genoſſenſchaften. Die Grundlage des Beſtandes bilden in
über=
wiegender Mehrheit die bäuerlichen Spar= und Darlehenskaſſen.
Dieſe ſind zuſammengefaßt in einer Zentrale der
Landesbauern=
kaſſe Rhein=Main=Neckar. Durch die Verſchmelzung wird in
die=
ſer Zuſammenfaſſung die Landesbauernkaſſe das weitaus größte
landwirtſchaftliche Geldinſtitut im Wirtſchaftsgebiet Rhein=Main=
Neckar. Finanzpolitiſch geſehen wird die Landesbauernkaſſe durch
ihre feſte und breite organiſatoriſche Grundlage zum
bedeutend=
ſten Geldinſtitut Südweſtdeutſchlands. Die gleiche Bedeutung hat
die ſo geſchaffene Einheitsfront auch nach der reinen wirtſchafts=
und marktpolitiſchen Seite hin, weil durch ſie nunmehr das
ge=
ſamte landwirtſchaftliche Abſatzweſen organiſatoriſch in der
Haupt=
genoſſenſchaft erfaßt und betreut wird einſchl. des geſamten
Warenverkehrs.
Dieſes Einigungswerk iſt ein überzeugendes Beiſpiel von der
unermüdlichen Tatkraft und beſonderen organiſatoriſchen Geſchicks
des Landesbauernführers Dr. Wagner und ſeines engeren
Mit=
arbeiters Pg. Wirth. Gauleiter Sprenger hat das
Einigungs=
werk mit der ihm eigenen Energie und Klugheit in beſonderem
Maße gefördert.
Aus Heſſen.
Starke Zunahme des Schweinebeſtandes.
Die Juni=Schweinezählung hat für das Deutſche Reich
ins=
geſamt einen Beſtand von 23,86 Millionen Stück ergeben.
Gegen=
über der Dezemberzählung 1932 weiſt dieſer Beſtand die
beacht=
liche Steigerung um 1 Million Stück oder 4,5 v. H. auf. Der
Be=
ſtand an ſchlachtreifen Schweinen iſt nur um 2 v. H. größer.
Da=
gegen haben die Beſtände an jungen Schweinen um 4,5 v. H., an
Ferkeln um 6 v. H., an trächtigen Sauen um 10,5 v. H., und von
dieſen die trächtigen Jungſauen ſogar um faſt 18 v.H.
zugenom=
men. Das Schweineangebot im Jahre 1934 wird alſo zunächſt
noch wenig, dann aber in zunehmendem Maße über dem der
Vor=
jahrszeit liegen. Dementſprechend, werden ſich in den nächſten
Monaten die bisherigen Preiſe vorausſichtlich nicht weſentlich
ändern. Eine große Gefahr bildet die erhebliche
Zunahme der trächtigen Jungſauen. Die infolge der
Verringerung der Arbeitsloſigkeit und durch die
Fettbewirtſchaf=
tung gefeſtigten Schweinepreiſe laſſen ſich nur halten, wenn nicht
mehr, ſondern wenn möglichſt viel ſchwere Schweine an den Markt
kommen. Vor einer Aufblähung der
Schweinehal=
tung muß dringend gewarnt werden!
Provinzialausſchuß.
p. 1. Klage des Heſſiſchen Bezirksfürſorgeverbands Stadt
Darmſtadt gegen den Bezirksfürſorgeverband Kreis Offenbach
wegen Erſtattung von Krankenhauspflegekoſten für Anton
Korbion.
Korbion war im Hunsrück 1932 arbeitslos; er bekam von
Neu=Iſenburg ein Angebot für Arbeit in Neu=Iſenburg; er
könne, ſo hieß es, daneben als Fußballſpieler ſich betätigen.
Kor=
bion blieb einen Monat in Neu=Iſenburg. Auf dem Wege nach
Darmſtadt erlitt er einen Blutſturz und wurde in Darmſtadt im
Krankenhaus behandelt. Die Stadt Darmſtadt forderte an Koſten
dafür den Betrag von 1597 Mk. Offenbach beſtreitet, daß ein
feſtes Arbeitsverhältnis des K. in Neu=Iſenburg beſtanden habe.
Die Vernehmung eines Neu=Iſenburger Holzhändlers ergibt, daß
Korbion als Fußballſpieler tätig werden ſollte; reüſſiere er als
ſolcher, ſo könne er wohl auch Arbeit finden. Die Einſtellung des
Korbion als Fußballſpieler in Neu=Iſenburg erwies ſich als ein
Fehlgriff. Als Arbeiter hatte ihn der Holzhändler nicht
ange=
nommen, ihn auch nicht zur Krankenkaſſe angemeldet. Der vom
Amtsgericht Simmern eidlich vernommene Korbion hat als
Zeuge erklärt, er habe in Neu=Iſenburg in Arbeit geſtanden. —
Der Vertreter der Stadt Darmſtadt betont, Korbion habe in
Neu=Iſenburg den gewöhnlichen Aufenthaltsort gehabt, jedenfalls
die Abſicht gehabt dort Aufenthalt zu nehmen, ſelbſt wenn er
in Neu=Iſenburg keinen Arbeitsort gehabt habe. Der Vertreter
des Kreiſes Offenbach legt dar, daß es ſich nur um ein
Fußball=
ſpielverhältnis gehandelt, ein beſtimmtes Arbeitsverhältnis nicht
beſtanden habe. Schon beim Training habe Korbion verſagt;
er habe Neu=Iſenburg endgültig verlaſſen und ſich auf
Wander=
ſchaft begeben.
Das Urteil weiſt die Klage ab.
2. Klage der Firma Feinbürſtenfabrik J. C. Kuntze zu
Darm=
ſtadt gegen den Beſcheid des Kreisamts vom 17. Februar 1933
wegen Eintragung in die Handwerksrolle.
Die Sache fällt aus.
3. Beſchwerde der Marie Schnell zu Lampertheim gegen den
Beſcheid des Kreisamts Bensheim vom 22. November 1933 wegen
Nichterteilung der Erlaubnis zur Abgabe von Milch.
Die Erlaubnis wurde nicht erteilt, weil die erforderliche
Mindeſtmenge nicht nachgewieſen und eine Milchküche nicht
vor=
handen ſei. Die Polizei erklärt, nun ſei eine Milchküche vorhanden
die entſprechend ſei. Das Moment des Doppelverdienens ſei
nicht mehr gegeben. Die Milchküche iſt in tadelloſem Zuſtand.
Lampertheim hat 13 000 Einwohner und 11 Milchhändler. Die
Erlaubnis wird erteilt.
4. Beſchwerde des Hch. Joſ. Grimm zu Offenbach gegen den
Beſcheid der Bürgermeiſterei daſelbſt wegen Nichterteilung der
Erlaubnis zur Abgabe von Milch.
Die Erlaubnis wurde nicht erteilt, weil keine
Geſchäfts=
räumlichkeiten (Reinigungsraum) vorhanden waren und der
Geſuchſteller unzuverläſſig ſei. Der Beſchwerdeführer hat
ſchrift=
lich erklärt, er ſei mit Zahlung wohl im Rückſtand geweſen, habe
aber Abſchlagszahlung geleiſtet. Die Vorfrage iſt, ob die
Be=
ſchwerde friſtgerecht erhoben iſt. Grimm hat 1927 das Geſchäft
übernommen, 1929—31 hat es der Vater geführt 1932 hat es
Grimm vom Vater wieder übernommen. Die Differenzen mit
der Molkerei ſeien erledigt, ſo erklärt Grimm.
Die Erlaubnis wird erteilt.
5. Klage der Maria Magd. Löbig in Münſter gegen den
Be=
ſcheid des Kreisamts Dieburg vom 6. Oktober 1933 wegen
Nicht=
erteilung eines Wandergewerbeſcheins.
Die Geſuchſtellerin iſt 21 Jahre alt und will mit Kurzwaren
hauſieren gehen. Da ſie das 25. Lebensjahr nicht vollendet hat,
wurde das Geſuch abgelehnt. Der Vater iſt arbeitslos.
Die Klage wird abgewieſen.
Sondergericht.
Aw. Am Samstag vormittag tagte wieder, zum erſtenmal
in dieſem Jahr, das Heſſiſche Sondergericht, zunächſt
gegen den Lagerhalter des Lindenfelſer Konſumvereins
Emil Keller, weil er im Jahre 1932 eine Piſtole erworben
und auch nach der Verordnung des Heſſiſchen Polizeikommiſſars
nicht abgeliefert hatte. Der Angeklagte verſichert glaubwürdig,
daß er ſich wegen der vielen Anfeindungen die Waffe zu ſeinem
Schutz zugelegt habe, und das Gericht hält 3 Monate und 14
Tage Gefängnis für ausreichend.
Es erhält dann der Kaufmann Karl Leonhard von
hier wegen Vergehens gegen die Verordnung des
Reichspräſidenten zum Schutz von Volk und Staat ein
Jahr Gefängnis. Der Angeklagte, der ſeit Jahren als
Rechtsberater tätig iſt, hatte kurz vor der Novemberwahl bei
einer Verſteigerung in Dreieichenhain in unflätigſter Weiſe gegen
die Regierung geſchimpft. Das Gericht hält den Angeklagten, der
zugegebenermaßen jahrelang der Kommuniſtiſchen Partei
ange=
hörte, für einen ganz gefährlichen Hetzer.
Der Heizer Robert Schick aus Groß=Gerau
er=
hält ein Jahr und vier, Monate Gefängnis, weil er
zwei Karabiner, die er angeblich gefunden habe, bei ſich
verſteckt und einen Karabiner an einen Dritten weitergegeben
hatte. Es wurde eine Strafe vom Dezember 1933 wegen
Dieb=
ſtahls mit einbezogen.
Es waren dann zwei Reichenbacher angeklagt: der 54 Invalide Georg Rauſch und der 34jährige
Steinſchneider Wilh. Gehbauer, weil bei ihnen ein
kommuniſtiſches Flugblatt vorgefunden wurde und
weil Rauſch einen Karabiner im Beſitz hatte. Das Gericht
erkennt gegen Rauſch auf acht, Monate, gegen Gehbauer
auf fünf Monate Gefängnis.
Die Verhandlung gegen den Friſeur Guſt. Adolf Weiß wurde
nach beendeter Zeugenvernehmung auf Dienstag nachmittag
ver=
tagt.
Aus den Darmſtädter Lichlſpieltheakern.
Palaſt.
„Die kalte Mamſell‟. Daß ein Luſtſpiel, deſſen
Hauptdar=
ſteller Lucie Engliſch, Jakob Tiedtke und Kurt
Veſpermann ſind, keiner beſonderen Empfehlung bedarf,
ver=
ſteht ſich bei der Beliebtheit der Genannten eigentlich von ſelbſt.
Auch in dieſem Falle verſtehen ſie es, im Publikum wahre
Lach=
ſtürme zu entfeſſeln, und wenn es nicht immer die neueſten
Büh=
nenmittel und Einfälle ſind, mit denen die Handlung arbeitet, ſo
ſind es jedenfalls alt bewährte, die zu Kotzebues Zeiten ihre
Wir=
kung ſo gut getan haben wie heutzutage. Daß zwei Kompagnons
den Wunſch haben, ihre alte Verbindung durch eine Heirat ihrer
Kinder zu bekräftigen, daß dieſe anders wollen, daß auch
ehren=
werte Spießer einen heiklen Punkt in der Vergangenheit
aufzu=
weiſen haben (hier iſt es die Paula aus dem Elyſium) — all das
iſt, wie geſagt, nicht neu, aber als Luſtſpielmotiv unverwüſtlich,
wie der lebhafte Beifall aufs beſte bewies.
Der Winker iſt noch nichk vorbei!
Aufwärts durch Opfer zum Sieg!"
— Odenwaldklub. Die Ortsgruppe Darmſtadt verbindet mit
ihrem 52. Jahresfeſt die Ehrung ihrer treuen Wanderer. Dieſes
althergebrachte „Dekorierungsfeſt” findet am Samstag,
dem 26. Januar in der Woogsturnhalle ſtatt die an dieſem
Abend grünen Waldſchmuck anlegt. Bekannte Künſtlerinnen und
Künſtler verſchönen, wie immer, das volkstümliche Feſt, das die
Klubgenoſſen zahlreicher Ortsgruppen nach Darmſtadt führt.
— Johanneskirche. Heute Sonntag abend, von 20—21 Uhr,
findet in der Kirche eine Gemeindeſingſtunde ſtatt, deren
Leitung in den Händen des Herrn Günther Simony liegt.
Eingeladen ſind alle ſangesfrohen Gemeindeglieder, beſonders die
Mitglieder des Kirchenchors und der Kurrende. Auch die
Kon=
firmanden ſollen kommen. Geſangbücher ſind mitzubringen. Herr
Organiſt Niebergall hat ſeine Mitwirkung zugeſagt. Pfarrer
Marx wird eine Einführung in die Gottesdienſtordnungen
geben.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am
Sonn=
tag, dem 7. Januar 1934, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
bereit: Frl. Dr. med. Braun, Frankfurter Straße 16½
Tele=
phon 2903; Frl. Dr. med. Stieler, Wilhelm=Gläſſing=Str. 25,
Telephon 2721; Dr. med. Th. Schmidt, Heinrichſtr. 38,
Tele=
phon 3882.
Sonntags= und Nachtdienſt in den Apotheken. Es verſehen
den Sonntagsdienſt und in der Zeit vom 7. bis 14. Januar den
Nachtdienſt: die Merckſche Apotheke, Rheinſtraße 9, und
die Beſſunger Apotheke, Wittmannſtraße 1.
J. Griesheim, 6. Jan. Der Unterricht an der hieſigen
Volks=
ſchule beginnt am Montag, vormittags 8.30 Uhr. Nach der erſten
Unterrichtsſtunde wird gemäß einer Verfügung des
Kultusmini=
ſteriums für beide Schulgruppen eine Flaggenehrung ſtattfinden.
— Hohes Alter. Herr Chriſtian Meyer, der
Schwieger=
vater des Führers, des Reſerveſturmes 11/2/143 Theodor Magor,
feierte heute am 6. 1. in geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen
80. Geburtstag. Er wurde am 6. Jan. 1854 in Eſſingen (Eifel)
geboren. Arbeitsreich war ſein Leben, trotzdem verlor er nie
ſeinen Humor. Als begeiſterter Anhänger der großen
Freiheits=
bewegung unter Adolf Hitler verfolgt er noch täglich die
politi=
ſchen Ankündigungen in den Zeitungen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 6. Jan. Mäuſevertilgung. Der
Mäuſe= und Rattenvertilgung ſowohl in der Feldgemarkung als
auch in den Hofreiten ſelbſt iſt mehr Beachtung zu ſchenken wie
bis=
her. Dieſes Ungeziefer richtet mehr Schaden an, als vielfach
an=
genommen wird. Deshalb werden nunmehr auch behördlicherſeits
Maßnahmen getroffen, die der Vernichtung dieſes entbehrlichen
Ungeziefers dienen und eine Ueberhandnehmung verhindern.
Zu=
nächſt ſollen die Grundſtücksbeſitzer aber ſelbſt dafür ſorgen, daß
ihre Behauſungen geſäubert werden.
Ci. Erbach, 6. Jan. Beratungsſtunden. Die hieſige
Zahlſtelle des Geſamtverbands deutſcher Arbeitsopfer in der
deut=
ſchen Arbeitsfront hält von jetzt ab jeden erſten Samstag im
Mo=
nat im Gaſthaus „Zum Eck” für Invaliden=, Unfall=, Klein= und
Sozialrentner koſtenloſe Beratungsſtunden ab. — Naturſchutz.
Für das Arbeitsgebiet des Buntſandſtein=Odenwaldes, deſſen
Ob=
mann Herr Oberſtudienrat Profeſſor Biebrich=Michelſtadt iſt, ſind
die Forſtämter Höchſt, König, Michelſtadt, Beerfelden, Rothenberg
und Hirſchhorn zuſtändig. — Feuerwehr. Die Feuerwehr hielt
eine gutbeſuchte Mitgliederverſammlung ab, in der eine ganze
Reihe von Vereinsangelegenheiten erledigt wurden. —
Vater=
ländiſche Filme. Der ſtark beſuchten Filmvorführung „Der
Hitlerjunge Quex” folgt vom kommenden Donnerstag ab in
meh=
reren Veranſtaltungen: „Der Sieg des Glaubens”.
Bn. Hirſchhorn, 6. Jan. Vergiftete Hunde. Vorgeſtern
abend verendeten, einem hier zur Winterſchafweide weilenden
auswärtigen Schäfer, der im Hainbrunner Tal, in der Nähe des
Brombacher Waſſers, ſeinen Pferch aufgeſtellt hat, ſeine beiden
wertvollen Schäferhunde. Wie feſtgeſtellt wurde, ſind die beiden
Tiere an Vergiftung verendet. Auf dem Feld in der Nähe des
Waldes wurden auch alsdann bei der Suche Eingeweide, mit
Gift gefüllt gefunden. Die Unterſuchung iſt durch die
Gendar=
merie eingeleitet, und es wäre zu wünſchen, daß der Ausleger des
Giftes ermittelt und ſeiner gerechten Strafe zugeführt werden
könnte. Vor einigen Jahren, verendeten bereits ſchon einmal
mehrere Hunde an Vergiftung.
Bn. Hirſchhorn, 6 Jan. Am letzten Werktag des vergangenen
Jahres fand im benachbarten Rothenberg im dortigen
Par=
teilokal „Zur friſchen Quelle” noch einmal ein Werbeabend der
Deutſchen Arbeitsfront ſtatt. Nach Begrüßung, der zahlreich
Er=
ſchienenen ſprach Pg. Piorſchke=Hirſchhorn über den Sinn der
früheren Gewerkſchaften im Gegenſatz zu der Bedeutung der
heu=
tigen Arbeitsverbände und über den Aufbau der „Deutſchen
Ar=
beitsfront”. Vor allen Dingen ſei es Pflicht für jeden
Arbeit=
nehmer, Angeſtellten und Arbeitgeber, ſich einem Verbande der
Arbeitsfront anzuſchließen damit die durch die Wirkſamkeit dieſer
Organiſation erzielten ſozialen Fortſchritte, die im
nationalſozia=
liſtiſchen Staate jedem Volksgenoſſen zuteil werden, nicht nur
durch die Opferfreudigkeit einzelner erkauft werden müſſen.
Gleich=
zeitig wurde das Verhältnis der NSBO. zur Deutſchen
Arbeits=
front erläutert. Von großer Wichtigkeit war die Mitteilung, daß
die Handwerksmeiſter und Mitglieder der gegründeten Innungen
ſich im eigenen Intereſſe einzeln der Arbeitsfront anzuſchließen
haben. Annähernd 50 Neuaufnahmen können als ein ſchöner
Er=
folg des Werbeabends gelten.
e. Helmhof / Bad Wimpfen, 6. Jan. Verſetzung. Dieſer
Tage verließ Hauptlehrer Rühl mit ſeiner Familie den Heſſiſchen
Helmhof, um ſeine neue Dienſtſtelle in Offenbach a. M.
anzutre=
ten. 20 Jahre lang hat er zum großen Segen der Schule.
Ge=
meinde und der Kirche gewirkt und durch ſein leutſeliges Weſen
und ſeine große Hilfsbereitſchaft ſich das Vertrauen der
Bevölke=
rung erworben.
*Menſchen hegen Tiere.
Schon die Kältewelle von Mitte Dezember an mahnte uns
wieder eindringlich an unſere menſchliche Pflicht, auch den
hungernden Tieren, vor allem den kleinen gefiederten Sängern,
zu helfen. Solange Eis und Schnee das Land noch nicht
be=
decken und die ſtrenge Kälte den Boden und ſeine
Nahrungs=
vorräte für die Tiere nicht mit einer harten Froſtdecke zuſchließt,
finden unſere kleinen Freunde aus der Vogelwelt wohl noch
immer ihr Futter ſelbſt. Die Not für ſie kommt ja in der
Haupt=
ſache erſt, wenn der deckende Schnee ihnen die Nahrung unauf=
Hunger macht zutraulich.
Bis auf die Autoſtraßen wagen ſich ſtattliche Hirſche und erbitten
ſich nicht umſonſt Futter von den Autoinſaſſen.
findbar macht. Aber auch die zunehmende Kälte allein iſt
oft=
mals ſchon hinreichend, um die Lebenserhaltung der kleinen
Tiere zu gefährden. Der Futtervorrat draußen im Freien
ver=
mehrt ſich ja nicht, wohl aber wird das Bedürfnis nach beſſerem
Futter für die Tiere größer.
Noch gibt es Tierfreunde genug, die auch andere an die
ſelbſtverſtändliche Pflicht des großen menſchlichen Bruders der
Tiere erinnern, für ſie, die nicht in die Scheuern ſammeln, für
die doch aber auch Himmel und Erde mit ihren guten Gaben
aufgetan ſind, zu ſorgen. Wenn ſie auch nicht die
Tierfreund=
lichkeit jenes Gartenbeſitzers erreichen, der im Frühſommer von
allen Nachbarn die erſten und ſchönſten Kirſchen auf ſeinen
Bäumen hatte und doch keine einzige davon jemals ſelber aß.
Er kaufte ſich Kirſchen, wenn er welche eſſen wollte, denn die in
ſeinem Garten überließ er großmütig den Amſeln und Droſſeln,
den Finken und Staren.
Für das Wild unſerer Wälder freilich ſorgen ja die
be=
rufenen Heger ihres Wildbeſtandes, die Jäger ſelbſt. Ja es iſt
noch nicht einmal für den Wildbeſtand ſo beſonders gut, den
Rehen die Futterſuche allzu leicht zu machen. Denn gerade die
hierbei notwendige unaufhörliche Bewegung, die Suche nach
Geäſe hält die Tiere warm und ſchützt ſie vor dem Erfrieren.
Der rechte wackere Weidmann wird ja unter weidgerechten
Jägern immer erſt daran erkannt, ob er auch ein guter Heger
ſeines Wildes iſt. Bei welchem Förſterhaus drängte ſich nicht
beſonders im Winter das Wild zu den Futterſtellen, wenn es
auch nicht gerade nach dem Goetheſchen Wort in der „Harzreiſe‟
ſich „gleich den Sperlingen zu den Reichen geſellt”.
Ein Zeichen unſerer germaniſchen Kultur iſt es doch, ja
eines der vornehmſten, auf das wir beſonders ſtolz ſind, wenn
wir, im Gegenſatz zu manchen anderen Völkern, den Schutz und
die Hegung der Tiere in Wald und Feld, in Garten und Hain
zu unſerer Ehrenpflicht gemacht haben. Wieviele unvergeßliche
Erlebniſſe mit Tieren, die den Menſchen von Jugend auf in
ſeiner ſittlichen Auffaſſung erheben und befeſtigen, ſind uns
nicht auch durch dieſe Hilfsbereitſchaft und Tierfreundlichkeit in
Erinnerung geblieben! Es gibt Städte, in denen der Fremde
ſich überraſcht einer ganz beſonderen Vogelart gegenüber glaubt,
wenn er ſieht, wie die kleinen Sänger völlig zahm und
unbe=
fangen faſt jedwedem ob groß oder klein auf die Hand
ge=
flogen kommen . . Ganz einfach, weil die Menſchen dieſer
Städte in echter Freundſchaft mit ihren Vögeln auf Du und Du
ſtehen. Oder wer hätte nicht im Potsdamer Wildpark oder ſei es
anderswo die vertraute Beobachtung von Dam= und Rotwild
als eine der ſchönſten Erinnerungen in ſeinem Gedächtnis.
Helft auch den Tieren über Hunger und Kälte. Sie danken es
Euch durch ihre zahme Zutraulichkeit.
Seite 8 — Nr. 6
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 7. Januar 1934
Skraßenbericht
für die Woche vom 7.—13. Januar 1934.
(Mitgeteilt vom Deutſchen Automobil=Club, Gau 15 „Weſtmark”,
Bezirk Starkenburg und Rheinheſſen.)
Fernverkehrsſtraßen in Heſſen:
49 Gießen—Alsfeld (Abt. Romrod—Schellnhauſen) vom 29. 11. bis
auf weiteres geſperrt. Umleitung: Groß=Felda—Windhauſen
(Nahverkehr), Ulrichſtein-Lauterbach (für Fernverkehr).
Hauptſtraßen in Heſſen:
Friedberg—Hungen (Ortsdurchfahrt Wölfersheim) vom 30. 11.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung für den
Durchgangs=
verkehr: Beienheim—Reichelsheim—Echzell.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Mörfelden—Langen vom 16. 10. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung: Gräfenhauſen—Wixhauſen oder Neu=Iſenburg.
Darmſtadt—Gräfenhauſen vom 13. 11. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Arheilgen—Wixhauſen oder Weiterſtadt—
Schnep=
penhauſen.
Ortsdurchfahrt Garbenteich, im Zuge der nachfolgenden Straßen
geſperrt: a) nach Watzenborn und nach Dorf Güll vom 25. 10.
bis auf weiteres. Umleitung: Grüningen; b) nach Lich vom
1. 11. und nach Hauſen und Steinbach vom 13. 11. bis auf
wei=
teres. Umleitung: Steinberg und Steinbach.
Darmſtadt—Eſchollbrücken vom 28. 11. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Eberſtadt—Pfungſtadt.
Schwabsburg—Mommenheim vom 2. 1. bis 1. 2. geſperrt.
Um=
leitung: Nierſtein, Nockenheim, Lörzweiler.
Eppelsheim-Hangen—Weisheim (Ortsdurchfahrt Eppelsheim)
vom 2. 1. bis 1. 2. geſperrt. Umleitung: Schleifmühle.
Bm. Hofheim (Ried) 6 Januar. Hohes Alter. Heute
Samstag feierte Frau Marie Niederhöfer Wwe, ihren 77.
Geburtstag.
t. Gernsheim, 6. Jan. Das ſeltene Feſt der Goldenen
Hochzeit feiern am 10. Januar die Eheleute Brückenaufſeher
Joh. Badersbach und Ehefrau Barbara geb. Adler. Der in
Ruhe lebende 80jährige Ehemann nebſt ſeiner Gemahlin ſind noch
äußerſt rüſtig. Möge ihnen ein noch langer Lebensabend
beſchie=
den ſein.
Gernsheim, 6. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am v. d. M.: —1,50 Meter, am 6. d. M.: —1,49 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Ck. Goddelau, 6. Januar. Mit den
Waſſerleitungs=
arbeiten wird, nachdem ſie der kalten Witterung zufolge
wie=
derholt verſchoben wurden, am Montag begonnen werden, und
zwar wird als erſter der Teilabſchnitt Goddelau — Wolfskehlen
(beginnend am Rathaus Goddelau) in Angriff genommen.
t. Klein=Rohrheim, 6. Jan. Bürgermeiſter Schnauber=
Gernsheim, der zum kommiſſariſchen Bürgermeiſter von Klein=
Rohrheim ernannt wurde, iſt zur Führung der Geſchäfte
beauf=
tragt worden. Vorausſichtlich werden in jeder Woche an drei
Tagen Amtsſtunden abgehalten.
P. Rüſſelsheim, 6. Jan. Die Befürchtung, daß der ſtarke
De=
zemberfroſt den Saatfeldern und Wieſen geſchadet haben könnte,
trifft für unſere Gegend nicht zu. Infolge des feuchtwarmen
Wetters zeigen die Winterſaaten des Getreides und die
Grün=
landflächen junges friſches Grün. Dasſelbe iſt beim
Winter=
gemüſe, beſonders beim Feldſalat, der Fall, der jetzt in größeren
Mengen auf den Markt gebracht wird. — Auf der Landſtraße
Mainz—Darmſtadt wurde in der Nähe des Waldreſtaurants ein
Perſonenauto von einem Fernlaſtzug angefahren und fiel um. In
der Nähe weilende Holzhauer befreiten die leichtverletzten
In=
ſaſſen aus ihrer mißlichen Lage. — Ihren 79. Geburtstag feierte
Frau Marie Herbert, geb. Jung.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
—Mainz, 6. Jan. Poſtaliſches. Die Leitung des
Poſt=
amtes mit ſeinen vielen Zweigämtern, die ſeit vier Monaten dem
Poſtamtmann Cremer oblag, wird am 8. Januar der von
Frank=
furt a. M. hierher verſetzte Oberpoſtdirektor Lohe übernehmen.
Oberheſſen.
UFD. Gießen, 6. Jan. Ein Sägewerk durch
Groß=
feuer zerſtört. Geſtern früh gegen 4 Uhr wurde in dem
Sägewerk von Johann Jakob Rühl in Watzenborn=Steinberg, das
etwa 200 Meter vom Ort entfernt liegt, Feuer bemerkt, das in
kurzer eit den ganzen Betrieb erfaßte. Obwohl die Feuerwehr
in Verbindung mit der Kreismotorſpritze aus Gießen eifrig tätig
war, könnte nur das Maſchinenhaus gerettet werden, während der
ganze übrige Betrieb mit den Maſchinen, Motoren, den reichen
Holzvorräten und einem großen Teil Fertigfabrikaten ein Raub
der Flammen wurde. Der Schaden iſt ſehr groß, das Sägewerk
war nicht verſichert. Als Brandurſache wird Brandſtiftung
ver=
mutet.
LPD. Gießen, 6. Jan. Ein Kommuniſt nach
Vorbe=
reitung zum Hochverrat flüchtig. Wie die
Staats=
polizeiſtelle bei der Polizeidirektion Gießen mitteilt, iſt der 36
Jahre alte frühere Kommuniſt Ludwig Schleenbeckee, in Krofdorf
(Kreis Wetzlar) geboren und zuletzt dort wohnhaft, nach
Vorberei=
tung hochverräteriſcher Flugblätter flüchtig gegangen.
Schleen=
becker iſt etwa 1,67 Meter groß, kräftig, bartlos und trug bei der
Flucht dunklen Anzug und Schiffermütze. Er hat ſeine Kleidung
nunmehr gewechſelt. Zuletzt wurde Schleenbecker am 3. Januar
in Gießen in einer Wirtſchaft und ſpäter auch noch in Gießen
ge=
ſehen. Er hat ſich mit Geſinnungsgenoſſen in Verbindung geſetzt
und bei dieſen wahrſcheinlich auch Unterſchlupf geſucht. In dieſer
Sache wurden bereits zwei Perſonen von der Staatspolizeiſtelle
Gießen zwecks näherer Aufklärung feſtgenommen. Schleenbecker
wird wegen Vorbereitung zum Hochverrat verfolgt. Alle
Per=
ſonen werden aufgefordert, der Staatspolizeiſtelle Gießen oder der
nächſten Polizeidienſtſtelle jeden Anhaltspunkt mitzuteilen, damit
Schleenbecker feſtgenommen werden kann. Die Polizeibeamten
haben gegebenenfalls gegen Schleenbecker unter Anwendung der
Schußwaffe vorzugehen. Wer Schleenbecker Unterkunft oder
ſon=
ſtigen Beiſtand gewährt, hat ebenfalls mit ſeiner Feſtnahme und
Strafverfolgung zu rechnen — 12 Perſonen nach
Oſt=
hofen. Nach einer Mitteilung der Staatspolizeiſtelle Gießen
wurden in den letzten Tagen wiederum mehrere Perſonen von der
Staatspolizeiſtelle feſtgenommen. 12 Perſonen aus Gießen,
Lau=
bach und Friedberg wurden geſtern dem Konzentrationslager
Oſt=
hofen zugeführt.
b. Grünberg. 6. Jan. Tragiſcher Jagdunfall. Mit
ſchweren Schrotſchußverletzungen im Unterleib, im Oberſchenkel
und einem Oberſchenkelbruch wurde der 60jährige Mühlenbeſitzer
Wilhelm Möſer aus Gießen bei dem Nachbardorfe Saaſen
be=
wußtlos im Walde aufgefunden. Sanitäter verbrachten den
Schwerverletzten in die Thirurgiſche Klinik nach Gießen, wo der
bedauernswerte Mann kurz nach ſeiner Einlieferung geſtorben iſt.
Man nimmt an, daß Möſer im Walde geſtürzt war, wobei ſich
ſein Gewehr entlud und ihm die todbringenden Verletzungen
bei=
brachte.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die leßzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicktt Seantwortet. Die Veantwortung erfolgt obne Rechieverbindlichkeit.
Bürgerſteuer 1934. 1. Bei Perſonen, von denen anzunehmen iſt,
daß ihr Einkommen im Steuerabſchnitt 1933 gegenüber dem
Einkommen im Steuerabſchnitt 1932 um mehr als 30
Pro=
zent zurückgegangen iſt, iſt auf Antrag mindeſtens
entſpre=
chend dem Hundertſatz des Einkommensrückgangs die Steuer zu
ermäßigen, wobei jedoch ein Einkommensrückgang von 30
Pro=
zeut außer Betracht zu laſſen iſt. Unter den der Hälfte des
niedrigſten Reichsſatzes entſprechenden Betrag darf die Steuer
jedoch nicht herabgeſetzt werden, Sie können danach beurteilen,
ob Ihr Antraa Erfolg hätte. — 2. Hier iſt die Steuerpflicht in
Höhe der Hälfte des Reichsſatzes mit 3 Mk. wohl gegeben.
Nr. 100. Reichsbund der Kinderreichen, Landesverband Heſſen
und Ortsgruppe Darmſtadt: Vorſitzender Chr. Nübling,
Laute=
ſchlägerſtraße 6.
A. in D. Der Arbeits= oder Dienſtlohn iſt bei Auszahlung
für Monate oder Bruchteile ſolcher bis zur Summe von
monat=
lich 165 Mk.. bei Auszahlung für Wochen bis zur Summe von
wöchentlich 38 Mk. bei Auszahlung für Ta e bis zur Summe
von täglich 6.30 Mk. und, ſoweit er dieſe Beträge überſteigt, zu
einem Drittel des Mehrbetrags der Pfändung nicht
unter=
worfen.
geschichten aus adler Welt
Ein Alkarbild
Wir brachten jüngſt einen Bericht über
kinder=
reiche Mütter. In Bönnigheim (Württemberg) iſt
eine Mutter von 53 Kindern durch ein Altarbild
verherrlicht.
In der Kirche von Bönnigheim in Württemberg befindet
ſich ein ungewöhnliches Denkmal einer kinderreichen Mutter,
nämlich ein Altargemälde, auf dem von der fruchtbaren Ehe
eines Bönnigheimer Bürgers in Bild und Wort berichtet wird.
Das Bild ſtellt in der oberen Hälfte Engelsſcharen und Heilge
dar, in der unteren Hälfte wird die Geſchichte der fruchtbaren
Familie erzählt. Die „Umſchau” gibt dieſes ſeltſame Denkmal
einer kinderreichen Mutter wieder, das in einzigartiger Weiſe
das hohe Lied der Mutter ſingt. Die Frau hieß Barbara
Stratz=
mann, geborene Schmotzer. Sie war die Gattin des Adam
Stratzmann, der nach der Aufſchrift des Altargemäldes im Jahre
1504 ſtarb. Seine Gattin war ihm bereits ein Jahr vorher im
Tode vorausgegangen. Das Ehepaar hatte 53 Kinder. Wie aus
dem Altarbild zu erſehen iſt, auf dem die ganze Familie
dar=
geſtellt iſt, waren es 38 Söhne und 15 Töchter. Die Söhne ſind
um den Vater geſchart, der in der Mitte des Bildes ſteht, und
die Töchter um die Mutter. Als Kaiſer Maximilian im Jahre
1509 in der Nähe von Bönnigheim weilte, wollte er die
Nach=
richt von der Mutter und ihren 53 Kindern nicht glauben. Er
entſandte darum einen beſonderen Kommiſſar, der den Fall
unterſuchen ſollte. Die Wahrheit des Berichtes wurde durch den
Kommiſſar beſtätigt. Auch erfuhr man, wie die große Zahl der
Kinder zur Welt kam, die um ſo erſtaunlicher iſt, als die Mutter
nur ein Alter von 50 Jahren erreicht hat. Sie brachte einmal
„Siebenlinge” zur Welt, einemal „Sechslinge” viermal „
Dril=
linge”, fünfmal Zwillinge und 18 mal gebar ſie einzelne Kinder.
Unter dem Gemälde ſteht folgendes Gedicht, das die Geſchichte
der Familie erzählt:
Durchgehe alle Lande und Königreich
und lies alle Hiſtorien des Gleich,
So findeſt Dü under allen Frauen,
die von Wunder wegen iſt anzuſchauen,
All dieſe, die ſo vihl Kinder hat geboren,
die Gott von Bönigheimb hat Auserkohren,
Der durch ſein Geburth von einer Jungfrawen
dieſer Frawn Kinder das Himmelreich laſt anſchauen.
Im Jahre MCCCCTXXXXV iſts Geſchehen,
Wir werden dergleichen Frawen kaum Mehr Sehen.
Die Tatſache, daß eine kinderreiche Mutter für würdig erachtet
wurde in einem Altargemälde gefeiert zu werden, zeigt, welch
hohe Achtung zu jener Zeit die echte Mutter genoß, denn ſonſt
wäre es unmöglich geweſen, daß das Andenken einer
gewöhn=
lichen Bürgersfrau in der Kirche in ſo hohem Maße geehrt
wurde. Jedenfalls ſtellt dieſes Altarbild das würdigſte Denkmal
einer Mutter dar.
11
(—) London. Wir hören mit Staunen, daß dieſer oder
jener mit dieſem oder jenem über den Ozean hinweg geſprochen
habe. Die Transozeantelephonie iſt ja keine Neuigkeit mehr.
Aber man ſtellt ſich da immer wunder etwas darunter vor:
jedes Wort ein Programm, jeder Satz eine Senſation, jedes
Hüſteln von Weltbedeutung. Schon allein wegen der Koſten.
Wir wollen nichts überſchätzen auf dieſer Erde, auch nicht den
Inhalt ſolcher Telephonate. Nehmen wir nur ruhig einmal das
ſenſationellſte Telephonat im Transozeanverkehr aus den letzten
Wochen: das war ohne Zweifel das Geſpräch Litwinows, des
ruſſiſchen Außenkommiſſars mit Moskau von Waſhington aus,
nachdem er die Verträge gut unter Dach und Fach hatte. Er
ſprach mit ſeiner Gattin, Jvy Litwinow und ſeinem Sohne
Miſcha. Die Radio Corporatio of America übertrug das
Ge=
ſpräch nach Berlin, wo es dann eingeſchaltet wurde in die
üblichen Moskauer Kabellinien. Hie Weißes Haus in
Waſhing=
ton, Ovalraum mit Litwinow an der einen Hör= und
Sprech=
muſchel, dort Moskau, Wohnung Litwinow mit ſeiner Gattin
am Apparat. Und nun das ſenſationelle Geſpräch:
Litwinow: „Hallo, Hallo!”
Frau Litwinow: „Hallo, Liebling, ich hör Dich fabelhaft.
Wie gehts Dir denn?”
L.: „Bitte, ſprich ein wenig langſam! Ich bin hier im
Weißen Haus!”
Frau L.: „Ja, ich weiß!”
L.: Ich habe eben noch mit dem Präſidenten geſprochen.
Ich ſoll Dich von ihm grüßen!“
Frau L.: „Sehr vielen Dank!”
L.: „Hier ſind alle Leute ſehr traurig darüber, daß Du nicht
mit hier biſt!“
Frau L.: „Ja, ich bin auch traurig darüber!“
L.: „Vor allem auch Frau Rooſevelt —
Frau L.: „Reizend, grüße ſie von mir und ſag ihr — ein
anderes Mal!”
L.: „Wie gehts den Kindern?”
Frau L.: „Danke ſehr, hier iſt auch Miſcha, der will mit
Dir ſprechen!“
L.: „Hallo, Miſcha — kannſt Du mich hören?"
Miſcha: „Ja, Papa, ſehr gut!“
L.: „Wie iſt es denn mit der Schule?”
Miſcha: „Danke, alles in Ordnung!”
L.: „Iſt Tanya, Deine Schweſter, auch da?"
Miſcha: „Nein, Vina auch nicht. Nur Mama und ich ſind
hier!“
L.: „Ich muß noch eine Woche hier bleiben!“
Miſcha: „Ach ja, hör mal, was macht denn Dein Zahnweh?!”
L.: „Hahahaha, das iſt längſt wieder weg.”
Frau L.: „Miſcha iſt eben aus der Schule gekommen. Tanya
iſt noch nicht da."
L.: „Was für Wetter habt ihr dort?”
Frau L.: „Hier iſt alles ſchön weiß geſchneit. Wie ſpät habt
ihr es eigentlich dort jetzt?”
L.: „Hier iſt es 11 Uhr!“
Frau L.: „Und hier genau 7 Uhr!”
L.: Ich hab viel dem Präſidenten von Dir erzählt!”
Frau L.: „Was Du nicht ſagſt! Wie geht es denn der
Dele=
gation? Alles in Ordnung?“
L.: „Danke ſehr, wirklich, alle ſind vorzüglich in Stimmung!“
Frau L.: „Grüße mir alle meine amerikaniſchen Freunde!”
L.: „Danke ſehr. Dann laß es Dir gut gehen. Ich fahre noch
über Italien!”
Frau L.: „Auf Wiederſehen!”
L.: „Ja, auf Wiederſehen — Goodby!”
Kling diesſeits des Ozeans, kling jenſeits des Ozeans —
das ſenſationelle Ozeangeſpräch war zu Ende. Inhaltsreich, nich:
wahr? Man ſoll nichts in dieſer Welt überſchätzen, gar nichts.
Man kocht allenthalben nur mit Waſſer, auch wenn man von
Moskau nach Waſhington über den Ozean ſpricht. Meiſt gerade
dann.
Eine Mumie bringt Unglück.
(x) Paris. An die angebliche Rache, die der ſeinem Grabe
entriſſene Tut=ench=amon an ſeinem Entdecker, dem Lord
Carnar=
von, genommen hat, erinnert die unglaublich klingende Geſchichte,
die jetzt durch alle Pariſer Blätter geht, in allen Einzelheiten
jedoch vollkommen den Tatſachen entſprechen ſoll.
Ein „Bouquiniſte”, einer der Altbücherhändler am
Seine=
kanal, erwarb vor einiger Zeit von einem ehemaligen
Fremden=
legionär für ganze achtzig Francs eine kleine Mumie,
offenſicht=
lich die eines Kindes. Am ſelben Tage ſchon wurde ihm das
wert=
vollſte Buch ſeines Lagers im Werte von über ſechshundert Francs
geſtohlen. Er ſelbſt jedoch brachte dieſen Diebſtahl noch nicht mit
der Anweſenheit der Mumie in Verbindung. Tags darauf erſtand
ein Pariſer Sammler dieſe Mumie, nahm ſie unter den Arm und
ließ ſich von einer Taxe nach Hauſe fahren. Aber man kam nicht
ſo weit, denn unterwegs ſtieß das Auto mit einem
Möbeltrans=
port zuſammen, der Kraftwagen wurde zertrümmert, der
Chauf=
feur brach nur den Arm, aber der Beſitzer der Mumie mußte mit
einem ſchweren Schädelbruch ins Krankenhaus, wo er in der Nacht
noch ſtarb. Die Mumie war, ſelbſtverſtändlich, heil geblieben . . ."
Ihr Erbe wurde ein Vetter, ein Lehrer, der der Mumie einen
bevorzugten Platz in ſeiner Studierſtube einräumte. Kaum war
das geſchehen, wurde nachts bei ihm eingebrochen. Außer
Bar=
geld fiel den Dieben der geſamte Schmuck der Lehrersfrau in die
Hände, außerdem die — Mumie. Aber auch den Gaunern brachte
ſie Unglück: Sie wurden in derſelben Nacht noch von der Polizei
geſchnappt. Die Lehrersfrau war die erſte, die das an die Mumie
geknüpfte Verhängnis empfand und erkannte, und ſie ſetzte es
durch, daß ihr Mann das abſcheuliche Ding einem Freunde, einem
Apotheker, ſchenkte. Dieſer ſtellte die Mumie in eine Ecke ſeines
Laboratoriums, das — in der nächſten Nacht abbrannte. Das
ein=
zige, was die Feuerwehr rettete, war — die Mumie.
Der Apotheker ſchenkte ſie einem Kollegen zum Geburtstage.
Dieſer zweite Apotheker iſt dieſer Tage in ſeinem Schlafzimmer,
wo auch die Mumie untergebracht iſt, mit Gas vergiftet
aufge=
funden worden. Die Polizei war noch nicht in der Lage
feſtzuſtel=
len, ob es ſich um einen Unglücksfall oder um Selbſtmord handelt.
Nunmehr war doch ſicherlich nicht mehr an dem unheimlichen
Ein=
fluß der Mumie zu zweifeln, und als die Hinterbliebenen des
Apothekers, um das Unheil los zu werden, die Mumie dem
Louvre=
muſeum anboten, lehnten beide Direktoren das Geſchenk ab. Und
ein Pariſer Blatt macht allen Ernſtes den Vorſchlag, die Mumie
in die — Morgue, das Leichenſchauhaus, zu bringen. Dort kann
ſie kein nennenswertes Unheil mehr ſtiften. . . .
„Kampf dem Junggeſellenkum!” — Spaniens Frauen
gründen einen Klub.
(k0) Madrid. Seit man ſtatiſtiſch nachweiſt, daß ſich in
Spanien dem Land der ſchnellen und feurigen Hochzeiten, bei den
Männern eine wachſende Abneigung gegen die Ehe bemerkbar
macht, iſt das „ſchöne Geſchlecht” Spaniens aus ſeiner
Jahrhun=
derte alten Reſerve und Zurückhaltung herausgetreten und hat
über Nacht eine große Frauenliga gegründet, die den ſchönen
Namen „Kampf dem Junggeſellentum” führt, und auf ihr
Wap=
pen das Motto ſchrieb: „Verachtet das Zölibat und habt Mitleid
mit den Junggeſellen!“
Selbſtverſtändlich ſind alle Mitglieder dieſes Klubs
unver=
heiratete Frauen. Nachdem 30 Frauen in Madrid den Anſtoß zur
Gründung dieſes „Kampfverbandes” gaben, ging die
Klubgrün=
dung nun wie eine Rieſenwelle durch ganz Spanien. Wer in den
Klub eintreten will, muß erſtens einen Beruf haben, zweitens
über tadelloſe Manieren verfügen und drittens — — gut
aus=
ſehen. Für den „Umgang mit Männern” ſind ſtrenge Vorſchriften
erlaſſen, die offenbar von einer geſchickten Pſychologin aufgeſtellt
worden ſind. Vor allem iſt es den Frauen bei Geldſtrafe verboten,
mit einem Mann über Politik zu ſprechen. Eine ſolche
Unter=
haltung, heißt es, könne nie die Grundlage einer guten Ehe
ab=
geben. Es iſt ferner Pflicht, allen Gegnern der Ehe abgrundtiefe
Verachtung zu bezeugen! Pflicht iſt, ſolange eine Frau noch nicht
verliebt iſt, an den Tanz= und Geſellſchaftabenden teilzunehmen,
die der Klub arrangiert und zu denen er Männer heranzieht.
Der intereſſanteſte Programmpunkt der Klubverfaſſung iſt
aber der „Artikel 1”, der in nüchternen Worten ſagt: „Der Klub
muß ſich bemühen, mit allen zur Verfügung ſtehenden Mitteln
den Mitgliedern zum Abſchluß der Ehe zu verhelfen, ſpäteſtens im
Laufe von zwei Jahren, gerechnet von dem Tage ab, an dem ſich
ein Mitglied in einen Mann verliebt.”
Der enkkäuſchte Straßenſänger.
(—) London. Eine bittere Enttäuſchung erlebte der auf
ſeine „Kunſt” überaus ſtolze Straßenſänger Lewis vor dem
Ge=
richt in Laidon (Eſſex). Er hatte gegen einen gewiſſen Humphrey
die Klage eingereicht, ſeinen biſſigen Hund auf ihn gehetzt zu
haben, während er in der Nähe von Humphreys Haus ſeine
Kunſt ausübte. Der Köter hatte dem Straßenſänger ein
Hoſen=
bein zerriſſen und ihm ein Loch in den Unterſchenkel gebiſſen.
Lewis erzählte vor Gericht, der Hund Humphreys habe zuerſt
ſeinem hervorragenden Geſange mit augenſcheinlichem Intereſſe
gelauſcht und ſich ſogar wenige Schritte von ihm entfernt auf das
Straßenpflaſter niedergeſetzt, um des Sängers Stimme beſſer
hören zu können. „Gerade pauſierte ich ein oder zwei Sekunden”,
berichtete Lewis, „um den nötigen Atem für eine beſonders hohe
Note einzuholen, als Herr Humphrey aus ſeinem Hauſe geſtürzt
kam und den Hund auf mich hetzte. Das Tier zögerte auch keinen
Augenblick, ſeinem Herrn zu gehorchen und lohnte mir den
Ge=
nuß, den ich ihm verſchafft hatte (!) mit dem ſchwärzeſten
Un=
dank."
Miſter Humphrey, der zur Anklage vernommen wurde,
er=
klärte die Erzählung des Straßenſängers für erſtunken und
er=
logen. Er habe nicht einmal gewußt, daß Lewis vor ſeiner Tür
geſungen habe. Dieſe letztere Ausſage jedoch war für Herrn
Lewis zuviel. Mit hochrotem Kopfe ſprang er von der
Zeugen=
bank auf und erklärte in leidenſchaftlicher Erregung, Humphrey
müſſe ihn unbedingt gehört haben, denn er ſinge immer ſo laut,
daß man ſeine Stimme noch in einer halben Meile Entfernung
deutlich vernehmen könne. Hier der Beweis, und tatſächlich
ſtimmte Lewis vor Gericht ein Lied an, daß der Richter ſich
ent=
ſetzt die Ohren zuhalten mußte und den Sänger wegen Ungebühr
in eine Geldſtrafe nahm. Sodann ſtellte er feſt, daß Herrn Lewis”
Geſang mit Kunſt überhaupt nichts zu tun habe und eher einem
Indianergeheul gleiche, und wies die Klage koſtenpflichtig ab.
Herr Lewis ſoll ſeit dieſem Tage nur noch Rachelieder ſingen ...
Peoria, das amerikaniſche Whisknzenkrum.
(7) New York. In Peoria iſt Hochbetrieb. Peoria iſt ein
Städtchen von rund 60 000 Einwohnern im Bundesſtaate
Illi=
nois an der kanadiſchen Grenze, und hat dreizehn Jahre lang im
Dornröschenſchlafe gelegen. Bis die Aufhebung des
Alkoholver=
botes erfolgte, und nun will Peoria wieder das Whiskyzentrum
der Vereinigten Staaten werden, welche Rolle es vor
Inkraft=
treten der Prohibition innegehabt hat. Der Schmuggelbetrieb
während der ſchrecklichen, der trockenen Zeit, konnte keinen Erſatz
für die frühere wirtſchaftliche Blüte der Stadt bieten, und heute
ſind Tauſende von Bauarbeitern und Handwerkern dabei, für die
fünf großen Whiskybrennereien der Stadt mächtige
Erweite=
rungsbauten auszuführen.
Für die geſamte Umgebung der Stadt hat dieſe
Whiskyindu=
ſtrie die Bedeutung einer Schlüſſelinduſtrie, müſſen doch
Hundert=
tauſende von Fäſſern und Flaſchen, muß doch Etikettenpapier,
Packpapier uſw. fabriziert werden. Ueber fünftauſend Menſchen
haben wieder Arbeit bekommen, und heute ſchon werden in
Pe=
oria täglich nicht weniger als 800 000 Liter Whisky fabriziert.
eine Menge, die zu 25 Millionen „drinks” ausreicht. Amerikas
Trinker alſo können nicht verderben —
Sonntag, 7. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dieſer großen Männer wird im Jahre 1934 gedacht werden
Nr. 6 — Seite 9
Das moderne Wüſkenſchiff.
Dieſer 25 Meter lange Luxus=Omnibus, der von einem Dieſelmotor=Traktor gezogen wird,
iſt das neueſte Verkehrsmittel der Wüſte. Es wurde erſtmalig auf der Strecke zwiſchen Damaskus
und Bagdad eingeſetzt und bietet 32 Fahrgäſten Platz.
Die Ausdockung der verlängerken „Preußen”.
Oben von links nach rechts: Alois Senefelder, der Erfinder der Lithographie und des Steindrucks
(geboren 1771), ſtarb vor 100 Jahren, am 26. Februar 1834; Friedrich Ernſt Daniel
Schleier=
macher, der berühmte Theologe und Philoſoph (geboren 1768), ſtarb am 12. Februar 1834 in
Berlin; Friedrich von Schiller wurde vor 175 Jahren, am 10. November 1759, in Marbach
am Neckar geboren.
Bweite Reihe von links nach rechts: Johann Gutenberg (eigentlich Gensfleiſch) erfand vor 500
Jahren, im Jahre 1434, in Straßburg die Buchdruckerkunſt; Albrecht Wallenſtein, der große
Feldherr des 30jährigen Krieges, wurde vor 300 Jahren, am 25. Februar 1634, in Eger
er=
mordet; Gottlieb Daimler, der Pionier des Automobilbaues, wurde vor 100 Jahren, am
17. März 1834, in Schorndorf (Württemberg) geboren.
Das Dock mitſamt dem Schiff iſt in die Mitte des Oderſtroms gezogen worden. Hier wurde dann
das Dock verſenkt, ſo daß der Dampfer ſchwimmend das „Schiffslazarett” verlaſſen konnte.
In Stettin wurde jetzt der Dampfer „Preußen”, der auf der Linie nach Oſtpreußen den Dienſt
verſieht, nach erfolgtem Verlängerungsbau wieder ausgedockt.
Erſter Preis: Primaner Müller.
Kampf gegen den „ruppigen Berliner” — Der Wettbewerb der 4000 Schüler. — „Muß das ſein?”
Von R. Burger.
Die Reichshaupkſtadt will höflich werden
„Du biſt hier nicht alleine —
Auch andere haben Beine!”
„Berlin wird die höflichſte Stadt des Reiches und der
gan=
zen Welt werden!“
Hand aufs Herz, Berliner: haſt du mit dieſem Verſprechen
deinen — hm — nicht gerade als kleinlaut bekannten Mund
vielleicht etwas zu voll genommen? Dein Witz, deine
Schlag=
fertigkeit hat dich berühmt gemacht, deine „Schnoddrigkeit” aber
berüchtigt. Und nun willſt du dieſe Schnoddrigkeit ablegen, willſt
höflich und beſcheiden werden? (Eine Herkulesarbeit für den, der
es dir beibringen will!
Nun, der erſte Schritt iſt getan. Wo hat man angepackt?
Stiu und Ton des Gemeinſchaftslebens einer Stadt zeigt
ſich dort, wo der Zufall beſonders viele Exemplare der
Ein=
wohner, bunt durcheinandergewürfelt, zuſammenführt: in den
öffentlichen Verkehrsmitteln. Berlin hat genug davon:
Straßen=
bahn, Unlergrundbahn, Autobus, Stadtbahn. Und da zeigte ſich
bisher, im Kampf aller gegen alle, in der Haſt, möglichſt ſchnell
zur Arbeitsſtätte und nach Hauſe zu gelangen, ein allzu kraſſer
Egoismus — der ruppige Berliner kam unter der Maske des
Weltſtädters mit erſchreckender Deutlichkeit zum Vorſchein. Laſſen
wir den Berliner Stadtrat Staatskommiſſar Engel von ſeinen
eigenen Erfahrungen berichten: „Wenn ich morgens früh zur
Arbeit fuhr, wenn ich mich in die überfüllte Untergrund zwängte,
konnte ich am eigenen Leib einen Berliner erleben, der
unver=
ſchämt plump war. Nehmen Sie doch Ihre Ständer da weg!
ſo hieß die übliche Entſchuldigung, wenn ein Hühnerauge mit
voller Kraft malträtiert worden war. Da habe ich einen Weg
geſucht, die ganze Berliner Bevölkerung am Problem der
Höf=
lichkeit und Hilfsbereitſchaft zu intereſſieren — und dieſer Weg
führt über das Kind!”
Staatskommiſſar Engel hat ſeine gute Idee energiſch in die
Tat umgeſetzt. Die Berliner Verkehrsgeſellſchaft erließ auf ſeine
Anregung hin ein Preisausſchreiben, das die Berliner Schüler
zu einem propagandiſtiſchen Wettbewerb für Höflichkeit und
Hilfsbereitſchaft in den öffentlichen Verkehrsmitteln aufrief. Die=
*Tage wurde das Urteil der Jury gefällt, und die glücklichen
Preisträger durften ihren Gewinn als beſondere
Weihnachts=
freude mit nach Hauſe nehmen.
Faſt 4000 Arbeiten liefen beim Preisgericht ein: 1100 Verſe
und Gedichte, über 1700 Zeichnungen und „Gemälde” mit oder
ohne Text, 400 Aufſätze, einige hundert Plakate, 30
Geſellſchafts=
viele, Rätſel und Handarbeiten, Broſchüren und Modelle, ja
ogar Theaterſtücke — kurzum, die Jury drohte in einer Flut von
Einſendungen zu ertrinken . ."
Aus allen Einſendungen ſpricht der Schmiß und Witz, der
zu den guten Seiten der Berliner Schuljugend gehört. Mehr als
in halbes Taufend der Arbeiten wurden mit Preiſen bedacht;
zwei Dutzend der beſten mit Geldpreiſen — von ihnen waren
bezeichnenderweiſe 15 die Arbeiten von Mädchen!
Wie haben die Kinder nun die Aufgabe gelöſt, den Berliner
zu einem Muſter von Güte, Höflichkeit und Nächſtenliebe zu
er=
ziehen?
Den erſten Preis erhielt der Unterprimaner Müller. Er hat
die 100 Mark wirklich verdient für ſein reizendes Bild: es zeigt
ine Mutter mit ihrem Kind auf dem Arm in einer überfüllten
ſtraßenbahn: ſie muß ſtehen, während ringsum die Fahrgäſte
intenſiv in ihre Zeitungen ſtarren, ſich mit ſcheinheiligem
Inter=
ſſe unterhalten oder die Gegend betrachten — ſo, als ginge ſie
die ſtehende Frau nichts an. „Muß das ſein?” heißt der
ſchlag=
kräftige Titel dieſes Bildes.
Den zweiten Preis erhielt ein 13jähriger Volksſchüler. Er
hatte mit einem Sarkasmus, der weit über ſein Alter
hinaus=
ugehen ſcheint, zehn ironiſche Gebote aufgeſtellt. Nummer eins
deginnt: „Steigſt du in die Straßenbahn, dann laß nicht die
lten Leuten vor. Alte Leute können warten, ſie ſind geduldig .."
Zweites Gebot: „In der Straßenbahn ſichere dir ſofort einen
Sitzplatz. Aeltere Leute haben das Stehen in ihrem Leben mehr
eübt als du und können es folglich beſſer . ..‟ Der Lehrer dieſes
Volksſchülers beſtätigte, daß niemand dem Jungen bei dieſer
Arbeit geholfen habe.
Luſtig und eindrucksvoll iſt eine Blütenleſe der beſten
Ar=
beiten, die oft in der Hauptſache aus ſchlagkräftigen Texten
be=
ſtehen. „Fährſt du in der Straßenbahn, mal dir nicht die Backen
an!” ermahnt ein Mädel ſeine älteren Geſchlechtsgenoſſinnen.
„Du biſt hier nicht alleine — auch andere haben Beine!” reimt
ein Volksſchüler und zeichnet dazu einen Mann, der ſeine
„Latſchen” recht ungeniert in der Straßenbahn ausſtreckt. Die
überzärtlichen Hundebeſitzer kriegen auch ihr Fett: „Haſt deinen
Liebling du bei dir, bedenk, nicht jeder liebt ſolch Tier!” ſteht unter
der Karikatur einer Dame, die in der Untergrundbahn eine
zähnefletſchende Promenadenmiſchung auf dem Nebenſitz Platz
nehmen läßt. Natürlich iſt der „Schwarzfahrer” bei dieſem
Preis=
ausſchreiben nicht leer ausgegangen. „Ueb immer Treu und
Red=
lichkeit auch in der Straßenbahn und wende deine Ehrlichkeit
auch auf den Schaffner an!” wird der allzu ſparſame Mitbürger
ermahnt. Wie gemütvoll der Berliner ſein ſollte, zeigt eine
witzige Zeichnung: mitten auf dem Fahrdamm blüht eine
Sonnenblume: Fahrgäſte und Schaffner der haltenden
Straßen=
bahn ſind ausgeſtiegen, um ſie zu begießen und zu bewundern...
Man ſoll nicht allzu viel prophezeien — aber ſicher werden
dieſe Verſe und Bilder, wenn ſie demnächſt in Straßenbahn,
Autobus und Untergrund als Plakate gezeigt werden, ihr Teil
dazu beitragen, den Berliner zu erziehen. Die Reichshauptſtadt
iſt die Viſitenkarte Deutſchlands, ſie trägt eine große
Verant=
wortung auch dem Fremden gegenüber, der uns beſucht. Nimmt
der Ausländer ſchon im nächſten Jahr einen beſſeren Eindruck
mit, ſo müſſen wir es den Berliner Schülern danken.
* Das 20. Opfer Tuk=ench=Amons.
Was an dem „Fluch des Pharav” wahr iſt.
Wie die Entdecker des Grabes Tut=ench=Amons ſtarben. — Die
„Giftgaſe” im Grabe. — Wie aus Mücken Elefanten werden.
Engliſche Zeitungen melden, daß der Aegyptologe Arthur
Weigall, der Generalinſpektor der ägyptiſchen Ausgrabungen
zur Zeit der Entdeckung des Tut=ench=Amon=Grabes, im Alter
von 53 Jahren an einer „geheimnisvollen Krankheit” geſtorben
ſei. Er ſoll ſomit das 20. Opfer des „Fluches des Pharao”
darſtellen. Wenn ein Mann ſtirbt, der mit der Entdeckung des
Grabes des Tut=ench=Amon in Beziehung ſteht, iſt der
Todes=
fall ſtets „geheimnisvoll”, weil es ein angenehmes Gruſeln
ver=
urſacht, wieder einen Beweis des Fluches zu beſitzen, obwohl
es durchaus nicht ungewöhnlich iſt, daß im Laufe von mehreren
Jahren einige Leute ſterben, die an einem Ereignis Anteil
hatten. Der „geheimnisvolle” Tod von Sir Weigall war der
Krebs. Alſo ſo ſehr geheimnisvoll war dieſe Krankheit gar nicht.
Auch die anderen Teilnehmer an der Entdeckung des
viel=
genannten Grabes ſind — ſoweit ihre Todesnachrichten
über=
haupt zutreffen — unter ganz normalen Umſtänden geſtorben.
Der erſte, aufſehenerregende Todesfall unter den Männern, die
bei Eröffnung des Grabes oder bei der Bearbeitung der
Grab=
funde beteiligt waren, betraf den Leiter der Ausgrabungen Lord
Carnavon. Er wurde von einem giftigen Inſekt geſtochen und
ſtarb an einer Blutvergiftung, nachdem er ſich mit ſchmutzigen
Fingern gekratzt hatte. Der zweite Tote war Mr. Mace vom
Metropolitan=Muſeum zu New York. Auch Mr. Maces Tod
war durchaus nicht geheimnisvoll und hing in keiner Weiſe mit
den Ausgrabungen oder einem Gift zuſammen, das angeblich
in dem Grabe des Pharao vorhanden war, denn Mr. Mace
ſtarb an einer Zuckerharnruhr, an der er ſchon ſeit Jahren litt.
Er wäre auch daran geſtorben, wenn er nicht an den
Aus=
grabungen beteiligt geweſen wäre. Der dritte Tote war ein
engliſcher Journaliſt, der Zeuge der Eröffnung des Grabes war.
Er wurde in London bei einem Auto=Unglück getötet. Darau
hat gewiß der arme Tut=ench=Amon keine Schuld gehabt; man
müßte denn alle Autounfälle auf geheimnisvolle Urſachen zurück=
Londons Wahrzeichen in ernſter Gefahr?
Blick auf die St. Pauls=Kathedrale in London, die bereits
ſeit einiger Zeit als gefährdet gilt.
Jetzt hat ſich durch umfangreiche Nachforſchungen ergeben, daß
drei Meter unter den Fundamenten dieſes berühmten Bauwerkes
ein umfangreicher unterirdiſcher See liegt. Wenn dieſe
Waſſer=
maſſen nicht in kurzer Zeit abgeleitet werden, ſo beſteht für die
Kathedrale unmittelbare Einſturzgefahr.
führen. Ueber die „Giftgaſe” in dem Grabe, die an den vielen
Todesfällen die Schuld tragen ſollen, hat ſich Geheimrat
Borchardt, der frühere Direktor des „Deutſchen Archäologiſchen
Inſtituts” zu Kairo geäußert. Er war ſelbſt des öfteren in dem
Grabe, hätte alſo längſt ein Opfer der Giftgaſe ſein müſſen.
Tatſächlich hat er aber noch nie den geringſten Schaden
ge=
nommen. Das Märchen von den Giftgaſen entſtand auf
eigen=
artige Weiſe die beleuchtet, wie Senſationsluſt aus allen Dingen,
die das Grab Tut=ench=Amons betreffen, große Geheimniſſe und
Gefahren macht. Ein Herr, der mit Geheimrat Borchardt in
dem Grabe war, fühlte ſich nach Verlaſſen des Grabes ein
wenig unwohl, weil er den Schweißgeruch der arbeitenden
Nubier nicht ertragen konnte. Die Zeitungen Englands und
Amerikas meldeten daraufhin, daß ein Forſcher nach Verlaſſen
des Grabes ohnmächtig geworden und kurze Zeit darauf
ge=
ſtorben ſei, nachdem er .. ſchon vorher im myſtiſchen
Zu=
ſammenhang mit dem „Fluche des Pharao” ſeinen Todprophezeit
hatte. Aus dem Uebelbefinden wurde alſo der Tod mit
Todes=
prophezeiungen. So wurden Mücken zu Elefanten. Der vierte
Tote iſt der obengenannte Weigall. Alle anderen angeblichen
Opfer Tut=ench=Amons ſind nicht nachgewieſen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwvortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann; für
den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für. Die
Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigen=
teilund geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtl. in Darmſtabt. D. A. XII. 23362,
Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße
gte Manuſkripte wird Garantie der Rüchſendung nicht übernommen.
Seite 10 — Nr. 6
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Hls Tänzerin ist sie schnell in die Spitzengruppe der Vertreterinnen des künstlerischen
Tanzes eingerückt; als Bergsteigerin stellt sie einen Rekord auf; als Sportlerin erwirbt
sie sich das Sportabzeichen; der Bühne biltt sie im Hochgebirgs- und Hrktisflm eine
neue Provinz erobern. „SOS-Eisberg”, in dem sie als einzige Frau nicht nur einen
Menschen, sondern eine ldee, ein Schicksal verkörpert, ist ein Welterfolg geworden!
Ihr Organisationstalent wird dann vor eine große und verantwortungsvolle Hufgabe
gestellt: Sie leitet die „Verflmung” des Nürnberger Parteitages der NSDHP
und schaftt damit ein Zeitdokument von gescbichtlichem Husmaß. Noch Vieles und
Großes wird man von dieser Frau erwarten können, in deren Charakterbild sich Wollen
und Können die Waage halten. Wissen Sie aber auch, daß am Hnfang ihrer Laufbahn
eine kleine Hnzeige steht? In einer Berliner Zeitung las sie als junges Mädchen folgende
„Zwanzig junge Tänzerinnen für den Film,Opium”
Rieine LInZelge: gesucbt. Vorzustellen im Hotel Hdion v. 9-12 Uhr.
Es war ein Stellenangebot, wie man es täglich in der Zeitung liest. Huf das
kleine Inserat meldeten sich am anderen Morgen über bundert junge Mädchen. Von
diesen wurden vorläufg nur zwei tür den Film ausgesucht. Die eine von den beiden
war Leni Riefenstabl. Wenn sie in dieser „Rolle” auch noch nicht viel bedeutete,
der erste Schritt war getan!
Die Zeitung hat mit ihren Stellenangeboten und Stellengesucben eine
wichtige öffentliche Hufgabe zu erfüllen. Hllen, die eine Stelle anzubieten haben oder
die eine Stelle suchen, wird desbalb die
kleine Hnzeige im Darmstädter Tagblatt
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 7. Januar 1934
Nr. 6 — Seite 11
Reich und Ausland.
Die erſte und einzige Luftſchifführerin der Welt, eine Deutſche.
Feierliche Auflegung des Opferbuches
des Winkerhilfswerkes.
Frankfurt a. M. Geſtern morgen fand
an=
läßlich der Offenlegung des Opferbuches des
WHW. Kreis Groß=Frankfurt zur Einzeichnung
eine Feier in der Hauptpoſt ſtatt, wo das Buch im
Raume der Telegraphenanaahme ausliegt. Der
Kreisleiter des WHW., Pg. Höche, betonte in
ſei=
ner kurzen Anſprache, daß nunmehr der zweite
Abſchnitt des Kampfes gegen Hunger und Kälte
beginne, der ebenſo zäh durchgeführt werde wie
der erſte Abſchnitt, der im Kreis Groß=Frankfurt
mit größtem Erfolg beendet wurde. Mit derſelben
Zähigkeit und Opferfreudigkeit wie früher der
Kampf gegen den Marxismus geführt und ſiegreich
zu Ende geführt wurde, werde nun der Kampf
gegen den unſichtbaren Feind, Hunger und Kälte,
geführt, bis auch dieſer Feind überwunden ſei.
Kreisleiter Höche übergab ſodann das Opferbuch
dem Präſidenten der Oberpoſtdirektion, Plein, der
beſonders hervorhob, daß das Winterhilfswerk
nicht nur ein Weg ſei, die Not zu lindern, ſondern
daß dieſes gewaltige Werk auch vor allem
mit=
helfe, die große Volksgemeinſchaft zu verwirklichen.
Mit der Auflegung des Opferbuches ſei ein
wei=
terer Weg gezeigt, ſich an dieſem Werke zu
betei=
ligen. Er übernahm das Buch, indem er gleichzeitig
dem Wunſche Ausdruck gab, daß er es bis aufs
letzte Blatt gefüllt wieder an das Winterhilfswerk
zurückgeben könne. Sodann zeichneten ſich die
Teil=
nehmer der Feier in das Opferbuch ein, in dem
ſchon namhafte Stiftungen bekannter Frankfurter
Perſönlichkeiten enthalten ſind. Die
Opferbereit=
ſchaft der Frankfurter Bevölkerung läßt hoffen, daß
die Telegrammannahme der Hauptpoſt, deren
Ein=
gang mit Tannengrün und dem Hoheitszeichen
würdig geſchmückt iſt, jetzt ein
Hauptanziehungs=
punkt Frankfurts wird und der Wunſch des
Prä=
ſidenten der Oberpoſtdirektion in Erfüllung geht.
Jede, auch die kleinſte Spende, hilft das Werk
vor=
antreiben.
Größere Fahrgeſchwindigkeit
auf Rebenſtrecken.
Marienberg. Auf eine Eingabe des
ſtell=
vertretenden Führers des Weſterwaldvereins an
die Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. um
Er=
zielung größerer Fahrgeſchwindigkeit auf den
Weſterwaldſtrecken hat die Frankfurter Direktion
folgendes geantwortet: Die Fahrgeſchwindigkeit
und Aufenthalte der Züge auf ſämtlichen
Neben=
bahnſtrecken unſeres Bezirks werden gegenwärtig
nachgeprüft. Vorausſichtlich wird dann zum
15. Mai 1934 auf faſt allen Nebenſtrecken mit
einer zum Teil weſentlich geringeren Fahrtdauer
gerechnet werden können.
Drei ködliche Unfälle an einem Tage.
Frankfurt a. M. Im Laufe des geſtrigen
Tages haben ſich in Frankfurt drei Unfälle
er=
eignet, die den Tod der Betroffenen zur Folge
hatten. In der Großen Fiſchergaſſe fiel eine Frau
beim Fenſterputzen auf die Straße und erlitt
neben einem Schädelbruch ſchwere innere
Ver=
letzungen. Nach ihrer Einlieferung in das
Kran=
kenhaus iſt die Frau geſtorben. Weiter fiel ein
57 Jahre alter Penſionär von der Treppe. Auch er
erlitt einen ſchweren Schädelbruch und ſtarb
ſpä=
ter im Krankenhaus. Schließlich wurde ein 70jähr.
Glaſermeiſter beim Ueberſchreiten der Straße von
einem Auto erfaßt und ſo ſchwer verletzt, daß der
Tod bald darauf eintrat.
Spielbanken in Oeſterreich.
Wien. Wie amtlich mitgeteilt wird, wurde
der Oeſterreichiſchen Kaſino AG. die ausſchließliche
Konzeſſion für die Errichtung von Spielbanken
er=
teilt. Die Spielbanken werden in Baden bei Wien,
am Sömmering und in Salzburg errichtet werden.
Oben: Frau Flugkapitän Thomas mit ihren Monteuren bei Inſtandſetzung des Laufgangs.
Unten: Frau Thomas überprüft das automatiſche Ventil ihres Luftſchiffs.
Wenigen dürfte es bekannt ſein, daß in Deutſchland eine Frau, Sophie Thomas, die Gattin des
ehemaligen Kampffliegers, das Patent zur Führung eines Luftſchiffs beſitzt. Sie führt das kleine
Parſeval=Naatz=Luftſchiff, das ja allen Städtern durch ſeine Reklamefahrten bekannt iſt. Frau
Thomas iſt in der ganzen Welt die einzige Frau, die zur Führung von Luftſchiffen berechtigt iſt.
Sir John Simons römiſche Reiſe.
Sir John Simon bei der Ankunft auf dem Flugplatz in Oſtia.
Das Flugzeug hatte ihn von Capri aus herbeigeführt, wo der engliſche Außenminiſter ſeinen
Weih=
nachts= und Neujahrsurlaub verbrachte. Er hatte dann in Rom mit dem Duce die langerwartete
Beſprechung über die Fragen des Völkerbundes und der Abrüſtung, die aber nach den bisherigen
Meldungen ziemlich ergebnislos verlief.
Die erſte Maſſenkundgebung
der holländiſchen Fasciſten.
Der Führer der neugegründeten
national=
ſozialiſtiſchen Vereinigung, Muſſert, durchſchreitet
das Spalier der Jungfasciſten.
Die neugegründete nationalſozialiſtiſche
Vereini=
gung Hollands hatte ihre Anhänger zu einer
Maſſenkundgebung im Konzertgebäude von
Amſterdam aufgerufen, zu der eine nach
Tauſen=
den zählende Menſchenmenge erſchienen war.
Gefährlicher Indianer=Aufſtand in Bolivien.
Indianertypen von der bolivianiſchen Hochebene.
Unten links: Karte des Aufſtandsgebietes mit der Eiſenbahnlinie Guaqui—La Paz.
die aus Bolivien gemeldet wird, iſt im Nordweſten des Landes ein Aufſtand der Indianer
aus=
rochen, die den Eiſenbahnverkehr von der Hauptſtadt La Paz nach der Grenze lahmlegten und
die Stationen plünderten. Die Regierung hat Truppen in das Aufſtandsgebiet entſandt.
Sühne einer rohen Tal.
Wiesbaden. Vor einiger Zeit erignete ſich
in Wallrabenſtein ein Vorfall, der in ſeiner
Roh=
heit mit Recht die Bevölkerung in Erregung
ver=
ſetzte. Auf dem Wege zwiſchen Wallrabenſtein und
Wallbach trat eines Tages der Kaufmann Kuno
Evertsbuſch dem friedlich mit ſeiner Herde
einher=
ziehenden Gemeindeſchäfer entgegen und erſchoß die
beiden Hunde des Schäfers, ehe dieſer irgend etwas
dagegen unternehmen konnte, und ohne daß er
irgend einen Grund hierzu gehabt hätte, denn die
Hunde trabten vor und neben der Herde. Vor dem
Schöffengericht, wo er ſich wegen Sachbeſchädigung
zu verantworten hatte, begründte Evertsbuſch ſeine
Tat damit, daß er angenommen habe, es handele
ſich bei den Hunden um wildernde Tiere, die in
ſeinem Jagdrevier ſeit einiger Zeit Unheil
anrich=
teten, er habe deshalb den einen Hund erſchoſſen,
weil er ihn angeſprungen habe. Dieſe Behauptung
wurde jedoch durch die Tatſache widerlegt, daß das
Tier durch einen Blattſchuß getötet wurde und
folglich den Schützen nicht angeſprungen haben
konnte. Bei einer Ortsbeſichtigung durch den
Bürgermeiſter kam es dann damals auch zu
erreg=
ten Auseinanderſetzungen zwiſchen dem Schäfer,
der ſehr an ſeinen Tieren hing, und dem Täter.
Das Gericht verurteilte nunmehr den Angeklagten
wegen Sachbeſchädigung zu zwei Monaten
Gefäng=
nis, wobei es in ſeiner Urteilsbegründung betonte,
daß der Angeklagte wohl zu den Leuten gehöre,
die Sonntags mit ihrer Freundin zum Wochenende
auf den Anſtand kommen und ſich das Recht
her=
ausnehmen, alles wegzuſchießen, was da kreucht
und fleucht. Wegen des Schadenerſatzes ſchwebt
noch ein erbitterter Prozeß vor dem Zivilgericht.
Mißglückke Nokkrauung.
Eberswalde. Um eine Nottrauung mit
einer Minderjährigen zu erzwingen, haben ein
junger Student aus Berlin und ein junger
Schau=
ſpieler, die geſtern vormittag in das Gefängnis
des hieſigen Amtsgerichts eingeliefert wurden,
einen kecken Schwindel inſzeniert. Sie werden ſich
wegen Entführung einer Minderjährigen zu
ver=
antworten haben. — Wie die Nachforſchungen
er=
gaben, ſollte ſich der Schauſpieler mit dem jungen
Mädchen, einer 17jährigen Schülerin, verheiraten.
Da die Eltern der Schülerin damit aber nicht
ein=
verſtanden waren, beſchloſſen die beiden, die Eltern
durch eine Nottrauung vor eine vollendete
Tat=
ſache zu ſtellen. Zu dieſem Zweck täuſchten die
bei=
den zuſammen mit dem Studenten, der mit ihnen
im Bunde war, einen Kraftwagenunfall vor. Sie
fuhren in der vergangenen Nacht bei dem
Amts=
vorſteher des Dorfes Trampe, Kreis Oberbarnim,
vor und erſuchten ihn, ſofort eine Nottrauung
vorzunehmen, da der Schauſpieler bei dem Unfall
eine ſchwere Rückgratverletzung erlitten und man
mit ſeinem Ableben in kurzer Zeit zu rechnen habe.
Um den Unfall auch tatſächlich glaubhaft zu
machen, hatte man die Kleidung des Schauſpielers
zerriſſen, ihm einen Verband angelegt und ſowohl
den Verband als auch Hände und Geſicht des „
Ver=
unglückten” mit Schweineblut beſchmiert. Der Plan
wäre beinahe geglückt, wenn nicht ein
Oberland=
jäger noch rechtzeitig Verdacht geſchöpft hätte. Die
junge „Braut” iſt noch im Laufe des Vormittags
von ihrer Mutter abgeholt worden und ſoll
wei=
terhin die Schule beſuchen.
Auch Brüſſel hat wieder einen
neuen Skandal.
Brüſſel. Ein neuer Korruptionsſkandal, der
im Anſchluß an den bekannten Polizeiſkandal viel
Staub aufzuwirbeln verſpricht, iſt vorgeſtern hier
aufgedeckt worden. Eine aufs beſte organiſierte
Bande beſchäftigte ſich damit, gerichtlich
Verur=
teilten Begnadigung, Herabſetzung der Strafe oder
vorzeitige Freilaſſung, natürlich gegen klingende
Münze, zu verſchaffen. Der Leiter dieſer
Organi=
ſation iſt der 47jährige ehemalige „Abbé”
Vere=
ecke. Für ihn „arbeiteten” ein Sekretär des
hie=
ſigen Gerichts, ein Unterdirektor des
Juſtizminiſte=
riums und ein Bürochef im gleichen Miniſterium,
die die Akten der Verurteilten „arrangierten” und
für dieſe Arbeit von Vereecke gut bezahlt wurden.
Der „Kundenwerber” war ein ehemaliger
Poli=
ziſt, der infolge eines Unfalls den Dienſt
liqui=
dierte und eine Buchhandlung eröffnete, von der
aus er die „Kunden” dem „Abbé” zuführte. Die
Freundin des letzteren iſt ebenfalls verhaftet
wor=
den, ferner auch ein Kabarettbeſitzer.
Die Opfer des
Ueberſchwemmungs=
unglücks von Urbeis noch nicht geborgen
Paris. Trotz aller Anſtrengungen der
Feuer=
wehr und des Militärs iſt es nicht gelungen, die
Leichen der bei dem Ueberſchwemmungsunglück in
Urbeis ums Leben gekommenen neun Angeſtellten
des Waſſerwerkes zu bergen. Man bemüht ſich jetzt
den Waſſerſtand des Sees zu ſenken, um dadurch
der Gefahr eines Dammbruches zu ſteuern. Die
Waſſermaſſen ziehen langſam ab, und man hofft,
im Laufe des Tages in das Elektrizitätswerk
vor=
dringen zu können. Für die Bewohner von
Ur=
beis beſteht keinerlei Gefahr mehr. Die Urſache des
Unglücks iſt noch nicht geklärt. Man zieht zwei
Möglichkeiten in Erwägung: Entweder handelt es
ſich um einen Konſtruktionsfehler im
Zuleitungs=
kanal oder aber um ein falſches Manöver während
der Zuleitung des Waſſers zum Kraftwerk. Der
Bauwert des Kraftwerkes betrug 100 Millionen
Francs.
Ueberſchwemmungen in Südafrika.
Kapſtadt. Die Ueberſchwemmungskataſtrophe
in Südafrika hat bisher für mehrere Millionen
Pfund Sachſchaden angerichtet und droht
Aus=
maße anzunehmen, wie ſie in Südweſt und der
Afrikaniſchen Union noch nie erlebt worden ſind.
Infolge der dauernden Wolkenbrüche führen der
Orangefluß und andere Flüſſe, deren Bett noch vor
einigen Wochen völlig ausgetrocknet war,
Hoch=
waſſer. Die Verbindung zwiſchen der Union und
Südweſt iſt durch die Ueberſchwemmung der
Eiſen=
bahnbrücke Upington unterbrochen. Die Stadt
Walfiſchbucht iſt völlig abgeſchnitten und wird von
einer Flut bedroht.
Seite 12 — Nr. 6
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 7. Januar 1934
Spoct,
Saldtlu tbtt
Vor dem Fußballkampf gegen Ungarn.
Eine Steigerung.
Der Deutſche Fußball=Bund trägt am 14. Januar im
Frank=
furter Stadion bereits das fünfte Länderſpiel der laufenden
Spielzeit aus. Die dichte Folge von Länderſpielen hat
verſchie=
dene Gründe. Einmal legt der Herr Reichsſportführer den größten
Wert darauf, mit den benachbarten und befreundeten Staaten
einen möglichſt ſtarken ſportlichen Verkehr zu unterhalten. Es
hat ſich ja erwieſen, daß gerade der Sport eines der beſten Mittel
iſt, um im Auslande Verſtändnis für das neue Deutſchland zu
er=
wecken. Sodann hat, aber auch der Deutſche Fußball=Bund die
Zahl der Länderſpiele vermehrt, weil die kommenden großen
in=
ternationalen Ereigniſſe im Fußballſport, die Weltmeiſterſchaft
1934 und das Olympiſche Fußballturnier eine ſehr intenſive
Vor=
bereitung verlangen. Es gibt aber kaum eine beſſere Möglichkeit,
das zur Verfügung ſtehende Spieler=Material zu ſichten und
ein=
zuſpielen, als es eben der Kampf ſelbſt iſt.
Nach den vier Länderkämpfen der Saiſon iſt jeweils von
ver=
ſchiedenen Seiten eingewendet worden, man ſolle die Bedeutung
der Erfolge nicht überſchätzen, denn die Gegner ſeien nur zweite
Fußballklaſſe geweſen. Dieſer Einwand hatte eine gewiſſe
Berech=
tgung. Tatſächlich führt uns erſt das fünfte Spiel mit einem
Vertreter der erſten Klaſſe zuſammen. Darüber herrſcht ja wohl
kein Zweifel, daß die Ungarn zuſammen mit Oeſterreich, Italien
und der Tſchechoſlowakei immer noch zur erſten kontinentalen
Klaſſe zählen. Das Frankfurter Länderſpiel bedeutet alſo
wirk=
lich eine Steigerung im Länderſpielprogramm des D.F.B. — In
Frankfurt wird die deutſche Nationalelf vor der ſchwerſten
Auf=
gabe dieſer Spielzeit ſtehen; man wird aber dort auch die
gün=
ſtigſte Gelegenheit haben, um zu ſehen, was unſerer Mannſchaft
zuzutrauen iſt und in welcher Art ſie noch verbeſſerungsfähig iſt.
Die Aufnahme der neuen Mannſchafts=Aufſtellung.
Die vom Spielausſchuß des Bundes bekanntgegebene
Aufſtel=
lung der deutſchen Mannſchaft hat vielfach Ueberraſchungen
aus=
gelöſt. Die Beurteilung der Mannſchaft in der Oeffentlichkeit iſt
aber im allgemeinen recht günſtig. Das gilt vor allem für die
Hintermannſchaft und für die Läuferreihe. Einmütig iſt der
Bei=
fall, den die Wiederaufſtellung von Kreß findet. Der Ex=
Frank=
furter hat noch auf der Rheinlandreiſe ſeines neuen Klubs, des
DSC., gezeigt, daß es zur Zeit keinen beſſeren Mann ſeines Fachs
gibt. „Kreß wird für die Möglichkeit, erſtmalig nach ſeiner
Dis=
qualifikation wieder national — und das in ſeiner Heimatſtadt
Frankfurt! — ſpielen zu dürfen, ſehr dankbar ſein und fraglos
eine gute Leiſtung bieten. Ein beſſeres Verteidigerpaar als
Haringer=Stubb haben wir derzeit auch nicht. Stubb iſt wieder
an die Form ſeiner beſten Zeiten herangekommen.
Die Läuferreihe Gramlich — Goldbrunner — Oehm hat auch
keinen Widerſpruch gefunden. Die Läuferreihe des Deutſchen
Meiſters Fortuna Düſſeldorf ſcheint zur Zeit nicht in beſter
Ver=
faſſung zu ſein; beim Spiel in Pirmaſens wurde ſie von der
Halb=
reihe der Pfälzer glatt in den Schatten geſtellt. Viele würden zur
Zeit eine Aufſtellung von Hergert befürworten, der ja tatſächlich
gegenwärtig wieder eine hervorragende Form aufweiſt. Aber
Goldbrunner iſt kaum ſchlechter, und er paßt u. a. auch beſſer in
den Rahmen der Mannſchaft und zu ihrer Spielweiſe. Gramlich
und Oehm ſind Außenläufer von beſter Klaſſe, ſie beſitzen vor allem
auch jene Routine und Spielintelligenz, die gerade für Läufer in
einem Spiel von ſolcher Schwere Vorausſetzung iſt.
Abwehr und Läuferreihe haben alſo Beifall gefunden.
Da=
gegen ſteht man dem Sturm mit geteilter
Mei=
nung gegenüber. Der DFB. hat die weſtdeutſchen Stürmer
diesmal wohl nicht nur deshalb nicht geſtellt, um den
Meiſter=
ſchaftsbetrieb am Niederrhein nicht noch mehr zu ſtören;
aus=
ſchlaggebend dürfte die Tatſache geweſen ſein, daß die Raſſelnberg,
Hohmann, Kobierſki, Albrecht, Wigold uſw. zurzeit ſämtlich nicht
in beſter Form ſind. Davon haben ſich ja Mitglieder des
Spiel=
ausſchuſſes in verſchiedenen größeren Spielen der letzten Zeit
über=
zeugt. Mit Lehner, dem Augsburger Rechtsaußen, iſt man
allge=
mein einverſtanden. Kritik findet aber bereits die Aufſtellung
von Lachner. Man ſagt, Lachners Form gerade in Länderſpielen
ſei zu ſchwankend. Dazu können wir nur ſagen, daß Lachner dann
nur höchſt ſelten enttäuſcht hat, wenn er die richtigen Leute neben
ſich ſtehen hatte. Conen, der junge Mittelſtürmer aus
Saar=
brücken, iſt aber zweifellos ein Mann, mit dem Lachner ſich
ver=
ſtehen wird. Conen ſpielt ebenſo wie der linke Flügel Noack=
Pollitz erſtmalig national. An dieſer Tatſache reibt ſich die
Kri=
tik. Gewiß iſt es ein Wagnis, gerade in einem ſo ſchweren Spiele
Debutanten zu ſtellen. Aber wenn man ſich der Stürmernot
be=
wußt wird, die zurzeit im deutſchen Fußball herrſcht, dann findet
man ſchon eher Verſtändnis für die Aufſtellung dieſer neuen Kräfte.
Conen iſt ein guter Mann, und die beiden Hamburger Noack und
Pollitz gaben vor einiger Zeit, beim Städteſpiel Hamburg —
Frankfurt einen linken Flügel ab, der die ſüddeutſchen Gäſte in
helles Erſtaunen verſetzte. Er trug auch in erſter Linie zu dem
ſenſationellen 7:2=Erfolg der Hanſeaten bei. Man muß von den
jungen Leuten erwarten, daß ſie ſich mit ihrer ganzen
unver=
brauchten Kraft und mit ihrem letzten Können einſetzen. Ihre
Aufſtellung iſt gewiß ein Experiment, aber keineswegs ein
leicht=
fertig unternommenes, und wir wollen nur wünſchen, daß es gut
einſchlägt.
Die Vorbereikungen in Frankfurk.
Platz für 36 000. — Plötzliches Anwachſen des Kartenverkaufs.
Schaffung weiterer Plätze wahrſcheinlich.
Frankfurt hält immer noch den Rekord in den Länderſpiel=
Einnahmen des Bundes. Die Summe, die man in Frankfurt beim
Spiel gegen Italien im März 1930 erzielte, iſt noch nicht wieder
erreicht worden, obwohl die Zuſchauerziffern bei etlichen Spielen
größer waren. Frankfurt wird auch dieſes Mal die Einnahmen
aus den letzten DFB.=Länderſpielen in Duisburg, Magdeburg und
Berlin wieder ſchlagen.
Im ſchönen Stadion der Stadt Frankfurt ſtehen 36 000 Plätze
zur Verfügung, davon ſind 3500 „Kugelfang”=Sitzplätze und 1000
Tribünen=Sitzplätze. Von den 31 500 Stehplätzen gehen 1000 für
erwerbsloſe Jugendliche der Fußball=Vereine und 500 für die
Hit=
ler=Jugend ab. Die 4500 Sitzplätze waren am
Mitt=
woch bis auf einen kleinen Reſt vergriffen. Die
Nachfrage nach Karten war bis zum Neujahrstage recht mager.
Sicher war dies zum Teil auch auf die Feſttage zurückzuführen.
Ebenſo ſicher iſt aber auch, daß der dann plötzlich
einſetzende Anſturm auf die Tatſache
zurückzu=
führen iſt, daß Willibald Kreß ſpielt. Die
Auf=
ſtellung von Kreß iſt für das Frankfurter Länderſpiel 10 000
Zu=
ſchauer wert. Man intereſſiert ſich übrigens im Publikum mehr
für die deutſche als für die ungariſche Mannſchaft.
Wenn die Nachfrage nach Sitzplätzen anhält,
dann werden wieder Nottribünen mit bequemer
Sitzgelegenheit und beſter Sichtmöglichkeit
er=
richtet. Karl Zimmer, Fußballfachwart des Gaues Südweſt und
Führer des Frankfurter Organiſations=Ausſchuſſes für das
Län=
derſpiel, gab uns die Verſicherung ab, daß man allen
Anforde=
rungen gerecht werden könne und daß man auf alle Möglichkeiten
gefaßt ſei.
Der Wille zum Sieg, der reſtloſe Einſatz eines jeden und die
notwendige Begeiſterungsfähigkeit der Zuſchauer ſind die wichtigſten
Vorausſetzungen des Erfolges. Hoffen wir, daß wir in Frankfurt
ein „zweites Dresden” (5:3!!) erleben können.
Sporkkalender.
Sonntag, den 7. Januar 1934.
Fußball.
10.45 Uhr, Kranichſteiner Straße: Tgeſ. 75 — Union Darmſtadt.
14.00 Uhr, Stadion: SV. 98 — Ol. Lampertheim.
Handball.
11.00 Uhr. Rheinallee: Rot=Weiß — TV. Lorſch.
14.30 Uhr, Exerzierplatz: Polizei — Tgeſ. Offenbach.
Ringen.
10.30 Uhr, Eſchollbrücker Straße 24: Polizei — Lampertheim 08.
Kunſtſchaukurnen der Tade. 1846
Felſing-Riege
unter Beteiligung der Jahn=Riege von Eintracht Frankfurt.
Am Samstag, den 13. Januar, abends vünktlich 8,15 Uhr,
findet im großen Saale am Woogsplatz das große Kunſt= und
Schauturnen der Felſing=Riege ſtatt.
Das Kunſtturnen, wie es in der Deutſchen Turnerſchaft
ge=
zeigt wird, iſt eine Form der Leibesübung, wie jede andere auch.
Es ſtellt ſich dar als eine Höchſtleiſtung ganz beſonderer Art. Das
Kunſtturnen offenbart ſich dem Turner als eine vorzügliche
Schu=
lung des Willens, der Ausdauer und des Mutes. Nur wer mit
Zähigkeit und Fleiß übt, kommt zum Erfolg. Da die Felſingriege
der Turngemeinde viele Turner beſitzt, die mit ſtiller
Verbiſſen=
heit und fleißigem Ueben im Laufe der Jahre dieſe Stufe
er=
reicht haben, kann man ſagen, daß aus dem allgemeinen Turnen
auch bei ihnen eine Kunſt geworden iſt. Nur wer die Härte des
Gerätes vergeſſen und die natürliche Scheu vor gefährlich
erſchei=
nenden Situationen überwinden lernt, kann einen Kunſtturner
geben.
Ernſt Winter, mit ſeinen bekannten Frankfurter
Turn=
brüdern der Jahn=Riege, will bei unſerem Schauturnen ſein
gro=
ßes Können in uneigennütziger Weiſe in den Dienſt der Sache
ſtellen. Seine Reckübungen werden für uns beſonders anreizend
ſein, denn er iſt der König unter Deutſchlands Reckturnern. Er
überragt den Stuttgartſieger Krötzſch am Reck durch die
Kühn=
heit ſeines Turnens, durch die Ausführung, die gar nicht einmal
ſo ſtreng iſt, aber bei Winter ſcheint es, daß er mehr um die
Reck=
ſtange ſchwebt, als daß er wirklich daran turnt.
Winter iſt einer von den wenigen Turnern, die am Reck den
zweifachen Salto ausführen. Dieſes Mal wird er auch bei uns
dieſen ſehr ſchwierigen Abgang zeigen und wir werden ſtaunen
bei all dieſen Schwierigkeiten ſeiner Uebungen. Neben Winter
turnen noch 10 Mann (alle DT.=Feſtſieger) in der Frankfurter
Jahn=Riege mit, ſo daß die einzelnen Turner äußerſt vielſeitige
Kürübungen, die bei jedem anders aufgebaut ſind, vorbringen
werden.
Die Turner der Felſing=Riege zeigen erſtmalig ein neues
Turngerät Reck=Barren. Die vielſeitige Verwendungsmöglichkeit
an dieſem zweieinhalb Meter hohen, hängenden Gerät iſt ſo groß,
daß immerfort Neues gezeigt wird. Auf Einzelheiten wollen wir
nicht weiter eingehen.
Nur ſei noch geſagt, daß lange Vorbereitungen getroffen wurden,
um Neues, Schönes und Erſtklaſſiges vorzuführen. Die Turner
der Tgde, ſind ja auch in ihren Darbietungen als äußerſt
fort=
ſchrittlich bekannt und es wird erwartet, daß die Woogsturnhalle
ſchon vor Beginn überfüllt ſein wird. — Karten in der Turnhalle
beim Wirt.
Zußball.
SV. 98 Darmſtadt — Olympia Lamperkheim.
Heute nachmittag 2 Uhr treffen ſich beide Mannſchaften am
Böllenfalltor zum fälligen Rückſpiel. Beide Mannſchaften konnten
ſich im Laufe der Vorrunde einen guten Mittelplatz in der Tabelle
herausſpielen, den es in der Rückrunde für beide Beteiligten zu
halten bzw. zu verbeſſern gilt. Mit der heutigen Begegnung am
Böllenfalltor wird es ohne Zweifel zu einem ſpannenden,
inter=
eſſanten Kampfe kommen, der bei der ziemlich gleichen Spielſtärke
beider Mannſchaften durchaus offen iſt. Vorher treffen ſich die
ſpieltüchtigen Reſerven beider Vereine.
Handball.
Wird Rol-Weiß die Enlſcheidung erzwingen?
Rot=Weiß Darmſtadt — TV. Lorſch.
Wird das heute vormittag 11 Uhr auf dem Platze an der
Rheinallee ſtattfindende Spiel ſchon die Gruppen=Entſcheidung
bringen? Das iſt die Frage, die erſt beim Schlußpfiff ihre
Lö=
ſung gefunden haben wird. Lorſch iſt mit kompletter Elf zur
Stelle, was für Rot=Weiß das Signal zu größten Anſtrengungen
ſein ſollte, wenn die Meiſterſchaft geſichert und errungen werden
ſoll. Rot=Weiß mußte in letzter Minute noch eine kleine
Umſtel=
lung erfahren, die aber keine Schwächung der Mannſchaft
bedeu=
tet. Die Verteidigung iſt wieder komplett. Die Mannſchaft darf
man ſchon mit Vertrauen in ein entſcheidendes Spiel gehen ſehen.
Aeußerſte Kraftanſtrengung eines jeden Einzelnen und Kampf
bis zum Schlußpfiff iſt notwendig, um zu Meiſterehren zu
gelan=
gen, das Lorſch gewiß nicht erleichtern wird.
Rot=Weiß ſteht mit Meyer; Schmidt Hch. Engert; Bauer,
Avemarie. Rauſch; K. Engert, Witzleb, Krämer, R. Stahl. O.
Arnold. — Um 9.45 Uhr: 2. Mannſchaften.
Tgm. Rüdesheim — Sportverein 1898.
Zum erſten Spiel der Rückrunde begeben ſich die 98er heute
nach Rüdesheim. Erſt das vor 14 Tagen in Darmſtadt
ſtattge=
fundene Vorſpiel hat bewieſen, daß die Rüdesheimer Handballer
zur Zeit gut in Fahrt ſind und erſt nach äußerſtem Kampf ſich
ge=
ſchlagen geben. Abfahrt der Mannſchaft 12.15 Uhr am Monument.
— Weitere Spiele: 98 Reſerve — TV. Heppenheim, 3 Uhr,
Sta=
dion: 98 3. — TV. Nieder=Ramſtadt 2., Abfahrt 12.05 Uhr
am Böllenfalltor.
Polizei=SV. — Tgſ. Offenbach.
Wir weiſen nochmals auf das heute nachmittag 14.30 Uhr
ſtattfindende Handballtreffen hin. Da beide Mannſchaften in
ſtärkſter Aufſtellung antreten, wird es zu einem intereſſanten
Kampf kommen. Die Handballelf des Polizeiſportvereins iſt
zur=
zeit in guter Form und garantiert für ein ſchönes Spiel.
Turngemeinde 1846 — Tgſ. Ober=Ramſtadt.
Das Spiel fällt aus, da von der Kreisleitung abgeſetzt.
Handball im Bezirk Starkenburg.
Wie wir erfahren, fällt das Arheilger Lokaltreffen Turner
— SpVgg. 04 aus.
Boxen.
Schwimmen.
Rot=Weiß Darmſtadt (Schwimm=Abteilung).
Ab 8. Januar finden unſere Schwimmſtunden wieder wie fol
ſtatt: Montags abend von 7.30—8.30 Uhr: Jugend= und We
kampfmannſchaft: Donnerstags abends von 8.30—9.30 Uhr:
alle Abteilungen: Freitags abend von 8.30—9.30 Uhr (kl,
Halle); nur für Damen=Abteilung.
Rot=Weiß Darmſtadt, Boxabteilung.
Am 20. und 21. Januar finden in Frankfurt a. M. die
Gau=
meiſterſchaften des Gaues 8 des Deutſchen Amateurboxverbandes
ſtatt. Die Boxabteilung, vor allem die Kampfmannſchaft, nimmt
das Training Mittwoch, den 10. Januar, abends 8 Uhr, in der
Turnhalle am Kapellplatz auf. Das Training im neuen Jahr findet
nur noch Mittwochs, abends von 8—10 Uhr ſtatt. Intereſſenten und
Freunde des Sportes ſind in den Uebungsſtunden jederzeit
will=
kommen.
SA. und Sporkvereine.
Ein Erlaß der Brigade 50 (Starkenburg).
Fußball=Kreisführer Dr. Grünewald teilt mit:
„Ich gebe den Vereinen des Kreiſes folgende begrüßenswerte
Mitteilung bekannt, die der Stabsführer der SA.=
Bri=
gade 50, die die ganze Provinz Starkenburg
um=
faßt, mir unterm 2. Januar 1934 zugeſtellt hat:
„Die Brigade macht darauf aufmerkſam, daß die SA. im
Bereich der Brigade 50 (Starkenburg) in der Zeit vom 7. 1. bis
f. 2. 1934 jeweils Dienstags und Donnerstags abends
S A.=Dienſt hat; außerdem ſind belegt: Sonntag, 14.
Ja=
nuar, für die geſamte SA.; Sonntag, 7. und 21. Januar,
für die SA.=Führer. Die übrige Zeit ſteht der SA. zur ſportlichen
Betätigung frei. Die Brigade wird jeweils von Monat zu Monat
die Zeiteinteilung ihres SA.=Dienſtes mitteilen, damit
unlieb=
ſame Ueberſchneidungen und Kolliſionen mit dem Turn= und
Sportbetrieb vermieden werden.
Der Stabsführer der Brigade 50 (Starkenburg):
(gez.) Wagner, Sturmbannführer.”
Rundfunk=Programme.
Gleichbleibende Werktngs=Vortragsfolge: 6: Morgenruf. O 6.05:
Morgenkonzert. o 6.30 und 6.45: Gymnaſtik. o 7: Zeit,
Früh=
meldungen. O 7.10: Wetter. O 7.15: Frühkonzert. O 8.15:
Waſſer=
ſtand, Wetter. 8.25: Frauenfunk. 8.35: Gymnaſtik f. Frauen.
6 10: Nachrichten. O 11: Werbekonzert. O 11.40:
Programm=
anſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter, Schneewetter= u.
Winter=
ſportbericht. O 12: Konzert. O 13.15: Zeit, Nachrichten. O 13.25:
Nachr., Wetter. 13.35: Konzert. O 15.30: Gießener
Wetter=
bericht; anſchl.: Obſervatorium Aachen: Wetter für Eifel= und
Moſelgebiet. o 15.40: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. o 18.50:
Wetter, Nachrichten, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderungen,
Zeit. O 20 (außer Di.): Griff ins Heute. O 22: Zeit, Nachrichten.
S 22.20: Du mußt wiſſen. O 22.30: Nachrichten, Wetter, Sport.
Frankfurt: Sonntag, 7. Januar
6.35: Hamburger Hafenkonzert. — Die Glocken vom Großen
Michel. — Choral: Nun danket alle Gott.
8.15: Zeit, Nachrichten. — 8.20: Wetter, Bericht über die
Schnee=
ſportverhältniſſe. — 8.25: Stuttgart: Gymnaſtik.
8.45: Stuttgart: Evangeliſche Morgenfeier.
9.30: Feierſtunde der Schaffenden. Lieder von Franz Schubert.
10.00: Köln: Katholiſche Morgenfeier. — 11.00: Vortrag.
1130: Leipzig: Bachkantate: Liebſter Jeſu, mein Verlangen.
12.00: Köln: Hübſche Kleinigkeiten. Die Fröhlichen Fünf.
18.00: Stuttgart: Kleines Kapitel der Zeit.
13.15: 1. Fideler Ausflug nach Oberbayern. — 2. Kompott=Pourri.
(Auf Schallplatten.)
14.15: Köln: Kinderſtunde — Kinderlieder.
15.30: Zehnminutendienſt für die Landwirtſchaft.
15.40: Ueber das Reichs=Erbhofgeſetz. Fortſetzung des
Zwie=
geſprächs zwiſchen Karl Fr. Sinnin und Dr. Cordes.
16.00: Breslau: Unterhaltungskonzert der Funkkapelle. Ltg.: Riſchka.
18.00: Stellwerk: Was tut die Reichsbahn für die Sicherheit der
Reiſenden? Hörbericht.
18.25: Fröhliches Zwiſchenſpiel.
18.50: Kleine Fahrt. Eine Geſchichte um eine ſchöne Frau und einen
ſchönen Wagen. Von Jo Hamns Rösler.
19.25: Dr. Reck=Malleczewen: Gedanken um den deutſchen Roman.
19.45: Sportnachrichten.
20.00: Aus der Leſe Köln: Eine Sitzung der großen Kölner
Karnevalsgeſellſchaft.
22.00: Zeit, Nachrichten.
22.30: Nachrichten aus dem Sendebezirk, Sport.
22.45: Nachtmuſfk.
B.00: Stuttgart: Nachtmuſik des Südfunkorcheſters. Ltg.: Görlich,
24.00: Köln: Nachtmuſik auf Schallplatten.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge: 6.00:
Wetter für die Landwirtſchaft. o 6.05: Wiederholung d.
wichtig=
ſten Abendnachrichten. o 6.15: Gymnaſtik. 6.30: Wetter für
die Landwirtſchaft. — Anſchl.: Tagesſpruch. o 6.35: Frühkonzert.
In einer Pauſe (gegen 7.00): Neueſte Nachrichten. o 8:
Sperr=
zeit. o 8.45: Gymnaſtik für die Frau. o 10: Neueſte Nachrichten.
O 11.15: Deutſcher Seewetterbericht. o 12: Wetter für den
Land=
wirt. — Anſchl.: Konzert (außer So.) — Wetter (Wiederholung)
12.55: Zeitzeichen der Deutſchen Seewarte. o 13: Sperrzeit.
13.45: Nachrichten. O 14: Konzert o 15.30: Wetter, Börſe. o
18: Das Gedicht. 18.45 (Mi., Do. u. So. 18.50): Wetter für
den Landwirt. — Anſchl.: Kurzbericht d. Drahtloſen Dienſtes. o
22: Wetter, Nachrichten, Sport. o 22.45: Deutſcher Seewetterbericht.
Deutſchlandſender: Sonntag, 7. Januar
6.15: Berlin: Gymnaſtik. — 6.30: Tagesſpruch.
6.35: Hamburger Hafenkonzert. Die Glocken vom Großen Michel,
Choral: Nun danket alle Gott. — 8.00: Stunde der Scholle.
8,55: Morgenfeier. Glockenſpiel der Votsdamer Garniſonkirche. —
— Anſchl.: Glockengeläut des Berlier Doms.
10.05: Berlin: Wetter. — 10.10: Sperrzeit.
11.00: Werner Pleiſter: Von deutſcher Art und Kunſt.
11.15: Deutſcher Seewetterbericht.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate: Liebſter Jeſu, mein Verlangen.
12.,00: Aus dem Wintergarten; Veranſtaltung der Funkdienſt G.m.
b. H. Mitw.: Barnabas von Geczy und ſein Kammerorcheſter.
Friedel Schuſter (Sopran), Ludwig Manfred. Lommel u. a,
— Während der Pauſe um 12.40: Zeitfunk.
12,55: Zeitzeichen der Deutſchen Seewarte.
13.00: Fortſetzung der Uebertragung aus dem Wintergarten.
14.00: Kinderliederſingen. — 14.30: Kindermärchenpiel: Max und
Moritz (frei nach Wilhelm Buſch).
15.15: Fliegen — nun erſt recht. Hörbericht vom Winterflugbetrieb
der deutſchen Lufthanſa. (Aufnahme.)
15.30: Eine Viertelſtunde Schach. Einleitung: Reg.=Dir. Zander.
15,55: E. W. Möller lieſt aus ſemem Drama: Luther oder
Die hölliſche Reiſe. — 16.15: Breslau: Nachmittagskonzert
der Funkkapelle, Ltg.: Riſchka.
17.50: Stunde des Landes. Von Bauern Art und Weſen.
18.30: Orcheſterkonzert mit Soliſten.
19.50: Sport des Sonntags.
20,00: Köln: Eine Sitzung der Großen Kölner Karnevalsgeſellſchaft.
22,00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten. — Anſchl.: Kleines
Schallplatten=Konzert.
23.00: Stuttgart: Nachtmuſik des Südfunkorcheſters. Ltg.: Görlich.
Wetterbericht.
Nach Abzug der nordweſtlichen Störung iſt der Luftdruck über
dem Kontinent ſehr raſch angeſtiegen, ſo daß ſich ein geſchloſſener
Hochdruckkern über Deutſchland und Frankreich bildete. In ſeinem
Bereich tritt zunächſt Aufklaren ein, wobei in der Nacht die
Temperaturen unter den Gefrierpunkt zurückkehren. Ein äußerſt
kräftiges Tief bei Island treibt aber bereits wieder Warmluft
über die britiſchen Inſeln nach dem Feſtland vor, wodurch neben
Bewölkungsaufzug Temperaturanſtieg und ſpäter auch
Regen=
fälle verurſacht werden.
Ausſichten für Sonntag: „Nach aufklarender Nacht mit leichtem
Froſt Milderung und Eintrübung mit nachfolgenden
Nieder=
ſchlägen.
Ausſichten für Montag: Wechſelhaftes Wetter mit einzelnen
Niederſchlägen.
Winkerſporkmöglichkeiten.
Vogelsberg: Hoherodskopf: Nebel, minus 3 Gr., 30 cm.
Pul=
verſchnee, 5 cm. Neuſchnee, gut bis ſehr gut. Herchenhainer Höhe:
Nebel, minus 1 Gr., 25 cm. Pulverſchnee, 5 cm. Neuſchnee, gut.
Sauerland: „Winterberg: Nebel, minus 1 Gr., 37 cm.
Pulver=
ſchnee, 3 bis 5 cm. Neuſchnee, gut. Rhön: —. Taunus:
Schwarzwald: —
Dieheuige Nummer ha 20 Geiſen.
[ ← ][ ][ → ] (Aſchfniig unlses Eis
Hochbetrieb bei den Eisfiſchern
Wenn im ſtreugen Winter unſere deutſchen Seen und Flüſſe
unter einer dicken Eisdecke liegen, wenn die Bäume am Ufer
vor Froſt knarren und eiſiger Wind durch das trockene Schilf
pfeift, dann iſt die Arbeit für den Eisfiſcher gekommen. Wenige
werden daran denken, daß der Siſcher, auch jetzt ſeinem
Hand=
werk nachgeht.
Eisfiſcher zu ſein, iſt ein gefährlicher Beruf und
nur geübte und ſichere Eisgänger und Siſcher, die mit den Cücken
und Launen des Eiſes vollkommen vertraut ſind, können ihn
ausüben. Meiſtens in Gruppen von drei bis vier Mann ziehen
ſie hinaus. Ihre großen ſtarken Netze führen ſie auf einem
kleinen Karren mit ſich. Ueber der Schulter tragen ſie lange
Stangen und Eisärte. Ihre bis weit über die Knie reichenden
hohen Gummi= und Lederſtiefel, die ſie mit Niemen über der
Schulter befeſtigt haben, ſchützen ſie mit den angeſchnallten
ſcharfen Eisſporen vor dem Ausgleiten auf der ſpiegelblanken
Möglichſt in der Aitte des Sees wird mit Eisäxten ein etwa
zwei Quadratmeker großes Loch in das ſtarke Eis geſchlagen.
Fläche. An Stellen, deren Siſchreichtum bekannt iſt, wird
zu=
nächſt mit den Eisäxten ein großes Quadrat herausgehauen.
Seines beachtlichen Gewichtes wegen kann man dieſes Eisſtück
aber nicht herausheben, ſondern es wird einfach unter die
danebenliegende Eisſchicht geſchoben. Durch dieſe ausgehauene
Stelle wird das Netz in das Waſſer eingelaſſen.
Das Durchziehen des Netzes unter der
Eis=
decke zum Ufer erfordert die allergrößte Geſchicklichkeit. In
gewiſſen Abſtänden werden in die Eisdecke etwa fußgroße
Löcher geſchlagen, die gerade ſo groß ſind, daß man eine Stange,
an deren Ende das Sugſeil des Netzes verknotet iſt, erfaſſen und
bis zum nächſten Sugloch unter dem Eis weiterſchieben kann.
Das Vorwärtsziehen des Netzes geſchieht links
und rechts in halbkreisförmiger Nichtung. Die beiden
Halb=
kreiſe ſchließen ſich erſt wieder in der Nähe des Ufers, wo das
gefüllte Netz durch ein großes eingeſchlagenes Loch aus dem
Waſſer herausgezogen wird. Dadurch, daß man das Netz in
zwei zueinandergerichteten großen Halbkreiſen dem Ufer zuführt,
öffnet es ſich und kann dann beim Herausnehmen in Ufernähe
geſchloſſen werden. Das halbkreisförmige Vorgehen hat
außer=
dem noch den Sweck, zu vermeiden, daß die Eisfiſcher direkt
auf den Stellen des Eiſes gehen müſſen, unter denen das Netz
durchführt. Schon durch die Schatten über dem Eis würden die
Siſche vertrieben werden und den Sangerfolg ſchmälern.
Nicht immer iſt die Arbeit der Eisfiſcher ſo einfach, wie es
ſich hier beſchreiben läßt. Gewöhnlich erfordert das einmalige
Durchziehen des Netzes unter dem Eis zwei Stunden
ange=
ſtrengteſter Arbeit in Näſſe und Kälte. Oft ſetzen ſich die
Stangen unter dem Eis feſt und müſſen erſt mit langen Aexten
ausgeſchlagen werden, oder das Netz verfängt ſich an einer
Eisſcholle unter dem Waſſer und kann erſt nach langer Arbeit
wieder flott gemacht werden. Meiſtens ſind aber dann, wenn
das Netz ſelbſt losgeſchlagen werden muß, alle Fiſche entwiſchen.
Die Eisfiſcher müſſen ſich nach vergeblicher Mühe eine ganz
andere Stelle für ihr Werk ausſuchen.
Erſt wenn der frühe Winterabend ſich über den vereiſten
See ſenkt und das Eis wieder zu ſingen und zu donnern beginnt,
iſt das Cagewerk der Eisfiſcher beendet. In großen Käſten und
Fäſſern verladen ſie ihre ſilbrige Beute, und mit ſteifen Gliedern
und hartgefrorenen Anzügen geht es von der ſchweren Arbeit
nach Hauſe.
Hier kommt das unter der Eisdecke in weitem Halbkreis vorgeſchobene Nek an, wird geſchloſſen und herausgezogen.
Sie erlebt gerade jetzt ihre Hochkonjunktur, wd
Slüſſe und Seen unter Eis liegen, und ſelbſt hier und dort
ein=
getretenes Cauwetter den Eisflächen noch nichts anhaben konnte.
Da heißt es beſonders vorſichtig ſein, weil die Gefahr des
Ein=
brechens beſteht. Beim Betreten dieſes Eiſes kommt den Siſchern
die genaue Kenntnis des Fangbereiches zugute. Sie
wiſſen vom Sommer her die Ciefen der Gewäſſer, und die
Er=
fahrung hat ſie ebenſo belehrt, welche Stellen dem Froſt den
hartnäckigſten Widerſtand leiſten, welche an geſchützten Stellen
liegen und deshalb beſonders tückiſch ſind. Sie betrachtet man
mit fachmänniſcher Vorſicht.
Gegenwärtig ſteht die Arbeit der Eisfiſcher in voller Blüte
und verlangt erhöhte Cätigkeit. Der Fiſchverbrauch, die
Nach=
frage nach friſchen Siſchen iſt beſonders groß. Es gilt, dieſen
Bedarf zu befriedigen und für rechtzeitige Anlieferung der
Fänge zu ſorgen. Vom frühen Morgen bis zur Dunkelheit
herrſcht deshalb Hochbetrieb. Die einzelnen Gruppen der Fiſcher
verteilen ſich auf die Seefläche und ziehen ihre Netze unter der
Eisdecke hindurch. Oft wird die Einteilung ſo vorgenommen,
daß zwei Parteien ihre Fangtätigkeit ſo einrichten, daß die eine
evtl. von dem erhofften Ergebnis der anderen profitiert. Das
geſchieht durch vorheriges Aufſtellen eines Fangplanes, durch
genaue Angaben der Sugrichtung der Netze, die ſo vor ſich geht,
daß die aus einem Netz entwiſchten Siſche in das andere gehen
oder umgekehrt. Es tritt alſo unter dem Eis ſozuſagen eine
Strategie des Siſchzuges in Aktion, die zur Fanglteigerung
führen ſoll.
Bild oben: Wenn die Fiſcher
einen ſehr reichlichen Fang
gemacht haben und
befürch=
ten, daß ſie die ganze Beute
an einem Cage nicht abſetzen
können, bringen ſie einen
Ceil des Fanges in den
ſo=
genannten Siſchkäſten unter,
die an einer auch bei ſtarkem
Froſt vor dem Sufrieren
geſchützken Skelle im Waſſer
hängen.
Bild rechts: Fiſcher beim
Einlaſſen des Neßes. Sie
verſtändigen gleichzeitig ihre
Helfer am Ufer, die
vorſich=
tig an den Befeſtigungsſeilen
des Nekes ziehen.
Prufseskichterg
ALSGUtSrGEREEURG
Der neue Staat ſieht in der
Mutterſchaft die höchſte
Auf=
gabe der Frau. Dieſe Theſe des
Dritten Reiches iſt von vielen
ſo verſtanden worden, als
ſchätze der neue Staat die
gei=
ſtige Betätigung der Frau
grundſätzlich gering ein
gegen-
über der körperlichen
Mutter=
ſchaft, als wolle der neue Staat
keine geiſtigen Frauen=
Perſön-
lichkeiten, ſondern Frauen, die
im engen Kreis der
Häuslich=
keit ihre alleinige Erfüllung
ſehen. — „Mann und Frau
müſſen ſein wie zwei Hände,
eine jede arbeite am gleichen Werk auf ſeine
Weiſe” — dieſe einfachen, löſenden Worte des
Reichskanzlers umreißen einen weiblichen
Auf=
gabenkreis, der viel weiter reicht, als jemals
von Frauen erwartet. Eine frühere Kämpferin
für die Frauenbewegung, in der
Berufsbera=
tung führend tätig, ſagte in dieſen Cagen zu
mir: „Erſt jetzt ſehe ich, daß die Möglichkeiten
der weiblichen Betätigung, weiblicher Aufgaben
und weibliche Auswirkung im neuen Staat viel
weiter greifen, viel vollkommener weibliches
Weſen erfaſſen, als wir es jemals früher
er=
reicht hätten.”
Immer muß man zuerſt an die Wurzel aller
Dinge gelangen, will man eine Entwicklung in
natürlich=geſunde Bahnen lenken. Die Frau
muß zunächſt ſich ſelbſt erkennen, bevor ſie ihren
Weg finden kann.
Mütterlichkeit iſt die Wurzel, aus der
her=
aus weibliches Leben, weibliches Sein wächſt,
d. h. zu begreifen iſt, aus der heraus die
Auf=
gaben und Möglichkeiten auch des geiſtigen
weiblichen Menſchen zu folgern ſind.
Denn Mütterlichkeit iſt mehr als ein
körper-
liches Geſchehen, es iſt eine geiſtige Haltung, die
Stellung zu einem geiſtigen Weltbild. Der
Menſch, der zuerſt außer ſich ſelbſt dachte,
war die erſte Mutter; der erſte Menſch, der ein
Sweites ſo wie ſich ſelbſt liebte, war die erſte
Mutter. In der Mütterlichkeit liegt die Quelle
des Altruiſtiſchen, der Urſprung der
Nächſten=
liebe, wie ſie das Chriſtentum ebenſo fordert wie
der neue Sozialismus, der alle die, die ſeines
Blutes ſind, wie die eigenen Brüder umfaßt.
Mütterlichkeit als Weltanſchauung,
Mütter=
lichkeit als natürliches Verſtehen und
Vertre=
ten einer Weltanſchauung, die der Staat für
alle Menſchen erſehnt; dieſe Mütterlichkeit iſt
es, die der neue Staat als erſte Aufgabe der
Frau ſieht. Die körperliche Mutterſchaft allein,
wie ſie das Cier auch kennt, nützt dem Staate,
der Allgemeinheit nur wenig, denn erſt die
Menſchen, die in leinem Sinne erzogen ſind,
können mitſchaffen an ſeinem Beſtehen. Eine
Mütter, die aus ihrer Mütterlichkeit heraus
den Urſprung des Weſens aller Dinge
erfühl=
ten, und aus der Bergeiſtigung ihres Weſens
dieſes Wiſſen um die Dinge in Natſchläge für
das Volk nutzbar machen konnten! Der
Ger=
mane wußte noch um die beſonderen Kräfte der
Frau, um ihretwillen, achtete er ſie — ohne
Einſchränkung! — gleich wie den Mann; betete
er zu weiblichen Göttern ebenſo wie zu den
männlichen. Bei der Frau, bei den Müttern
ſuchte er ſich Nat, mußte er die großen
Ent=
ſcheidungen für ſein Volk treffen. Hier, in dem
Urſprungsland unſeres Volkes, war die Frau
die eine Hand, die ſich in die andere legte wie
zu einem Gebet, zu einem Werk. Hier gab es
eine „Gleichberechtigung” der Frau, d. h. eine
männliche Achtung vor der Frau, die alle andern
ſchon im Verfall ſtehenden Völker erſtaunen
machte. Mann und Frau hatten jene Achtung
voreinander, die durch nichts gefährdet war,
weil einer im andern das grundſätzlich
Ver=
ſchiedene, die notwendige Ergänzung ſeines
Weſens, auch im Geiſtigen, ſah.
Wie überall die neue Weltanſchauung aus den
Irrwegen der Gedanken einer kranken,
zivili=
ſierten Seit im natürlichen Urſprung der Dinge
den Weg zur Geſundung ſucht, ſo geſchieht es
auch in der verworrenen Frage der Frau:
Mutterſchaft iſt die erſte Aufgabe der Frau,
heißt es, aber eine Mütterlichkeit, die auch dort
zur Aufgabe werden muß, wo ſie nicht
körper-
lich erlebt wird!. Denn eine ſeeliſche, eine
gei=
ſtige Mutterſchaft iſt gemeint, die ſich auf alle
Zu allen Zeiten ist Mutter
und Kind ein beliebtes
Thema der germaischen
Kunst geivesen: oben
Holzplastik aus dem
14. Jahrhundert (Köln).
Mütterlichkeit, die im
körperlichen Gebären,
in der Pflege des
Körperlichen ſtecken
bleibt, iſt nicht
wür=
dig, angebetet und
verehrt zu werden, ſo
wie der neue Menſch
es wieder erſehnt.
Menſch iſt aber mehr
als Nur=Körper,
Menſchſein heißt
auch im Sinne des
Chriſtentums — das
winden, um es
den=
lichkeit, die ihren Urſprung im Körperlichen be= der Arbeit für das Ganze.
ſitzt, im Geiſtig-Seeliſchen jedoch ihre Vollen=
Erhaltung des Ganzen. Erſt wenn die
Nach=
anſchauung aufgezogen werden, wird, der
Be=
mütterlich-geiſtige Frau, ſondern mehr als das Frau ſich auf ihre natürlichen Wünſche beſinnt
Weſen, das ſeine Ideen, ſeine Gedanken, ſeine und daß die Erziehung der Mädchen in die
Weltanſchauung immer wieder mit den Geſetzen
unfruchtbar werden ... das ſo häufige Schickſal, durch männlichen Geiſt dürfen Frauen geiſtig
rein=männlicher Ideen, das — im Politiſchen geformt werden, der ſich ſo oft zerſtörend für ſie
anderes ſind als die „Nache der Natur” gegen. Seit, da den Frauen alle Bildungswege offen
die Alleinherrſchaft des Verſtandes.
Seherinnen der Germanen, anders als große
Körperliche über- 2 Bilder von Albreciit Dürer und Rembrandt van Riin (16. und 17. Jahrhundert)
noch nicht zuverlieren. Erſt die Mütter= Kinder des Volkes ausdehnen kann und ſoll in
Keine ungeiſtige Frau iſt das Siel, aber
dung ſieht, erſt ſie iſt fruchtbar im Sinne der auch keine männlich=geiſtige Frau, ſondern
eine geiſtige Mutter, eine mütterlich-geiſtige
kommen im Gedanken dieſer neuen Welt= Frau, die eine wirkliche Ergänzung des
männlichen Prinzips auf der Welt, der
männ=
ſtand des Staates geſichert ſein! Nicht nur als lichen Kultur bedeutet. Um dieſes Siel zu er=
Erzieherin der Kinder braucht der Staat die reichen braucht nichts zu geſchehen, als daß die
Hände mütterlicher Frauen gelegt wird, die
der Natur verbindet, damit ſie nicht intellektuell ihnen das Wiſſen der Welt eröffnen. Nicht
geſehen — dann die „Kataſtrophen der Staaten”, ausgewirkt hat! Die großen ſchöpferiſchen
hervorruft, die — nach Noſenberg — nichts Frauenperſönlichkeiten, die man auch in der
ſtanden, vergeblich ſuchte, werden dann
kom=
men, wenn die Frau ſich ihrer Eigenart, ihrem
Was waren die „Druden” die einſtigen Weſen gemäß voll und ganz entfalten kann!
Irma Fiebig.
Die Aüge von damals
Dr. Schröter ſchaut auf den Mann, der eben
die Bahnhofswirtſchaft betritt. Den muß er
doch kennen. Aber natürlich: Das iſt Wahl
. . . ſein alter Mitſchüler Wahl. Er ſieht ihn
an. Wahl überlegt. Dann kommt das
Be=
ſinnen auch über ihn. „Schröter . . . du . . .!"
Wahl hatte offenſichtlich nicht vorgeſehen,
ſich jetzt in Geſellſchaft zu begeben. Aber er
glaubt, nichts anderes tun zu können, als
Schröter zu fragen, ob es erlaubt ſei, hier
Platz zu nehmen.
„Ich bin auf der Durchreiſe”, ſagte Wahl.
Ich habe in Berlin einen Klienten zu vertreten.
In einer halben Stunde fährt mein Sug.”
„Nach Berlin willſt du, und auf der
Durch=
reiſe biſt du? In welcher Stadt hauſt du denn?”
„In Chemnitz. Ich habe dort eine
Nechts=
anwaltspraxis. Na und du: Du biſt nicht
fortgekommen von hier?"
„Nein, mir gefällt es hier nicht übel.”
Sie plauderten über gemeinſame Bekannte.
Dann ſagt Schröter: „Du, weißt du noch, wie
wir beide damals beim Abitur den Nektor
her=
eingelegt haben . . .?"
Ob es Wahl noch weiß. Das wird er nie
vergeſſen. Sie beide waren keine guten
Schü=
ler geweſen. Hatten beide befürchtet, das
Abitur nicht zu beſtehen und ſich deshalb
un=
bedingte Hilfe zugeſagt. Wahl war vor allem
in Mathematik ſchwach geweſen, Schröter
hatte ihm während der Prüfungsarbeiten ſeine
ſämtlichen Ausrechnungen zukommen laſſen.
Plötzlich war der Nektor an Wahls Platz
ge=
treten, hatte das Blatt mit den Schröterſchen
Ausrechnungen aufgenommen und ſich an ſeine
Lektüre gemacht.
Wahl und Schröter, dem die Szene nicht
ent=
gangen war, war es ſchwarz vor den Augen
geworden. An den nächſten Sekunden hing
ihrer beider Sukunft. Ihr Herz zerſprang
faſt vor entſetzlicher Angſt. Wenn der Betrug
herauskam, dann folgte das Grauenvolle: Die
Aufforderung zum Verlaſſen des
Prüfungs=
zimmers . . . . der Spießrutengang durch die
Blicke der Mitſchüler . . . . die Serſchlagung
aller Lebenspläne.
Der Rektor hatte nichts gemerkt. Er hatte
das Blatt Papier wieder hingelegt auf Wahls
Platz und war weitergegangen.
Die beiden ſtoßen an auf ihr Geheimnis, auf
ihre Furcht, auf ihr Herzklopfen. Swanzig
Jahre ſind ſeither vergangen. Keiner hatte vom
anderen mehr etwas gehört. Aber eine innige
Gemeinſamkeit beſteht zwiſchen ihnen, die
Ge=
meinſamkeit eines erſchütternden Erlebens.
Schröter lächelt: „Wer weiß, was aus uns
geworden wäre, wenn die Sache damals
her=
ausgekommen wäre. Ich wäre wahrſcheinlich
nach Breslau zu meinem Onkel gekommen..."
als Commis.”
„Ich wäre aufs Schiff gegangen.”
„Du”, ſagte Schröter, „vielleicht wäre aus
unſerm Unglück unſer Glück geworden .. .."
Man kann nicht wiſſen.”
„Wieſo?” fragt Wahl. „Fühlſt du dich nicht
glücklich?‟
„Ach ſchon” ſagt Schröter. „Ich habe eine
gute Praxis. Bin glücklich verheiratet. Was
will man mehr!”
Auch Wahl führt ins Seld, daß er Grund
habe, mit ſeinem Geſchick zufrieden zu ſein. Er
dürfe von ſich ſagen, daß er ein ſehr geſuchter
Rechtsanwalt ſei, und er fahre — wie geſagt —
in einem großen Prozeß nach Berlin.
Aber es iſt nicht wahr, was die beiden ſich
erzählen. Schröter iſt nicht glücklich
verhei=
ratet, ſondern tief unglücklich. Und er ſteht ſich
nicht gut als Arzt, ſondern hat ſchwer zu ringen.
Und Wahl iſt kein geſuchter Nechtsanwalt,
ſondern herzlich unbedeutend. Uebrigens fährt
ſein Sug nicht in einer halben Stunde, ſondern
erſt in drei Stunden. Er zieht es aber vor, dem
Klaſſenkameraden nicht allzu viel Seit zu widmen.
Wie ſie ſich voneinander verabſchiedet haben,
greifen ſie das Motiv von vorhin auf und
fül=
len ſich den Kopf mit Phantaſien über ein
helleres und froheres Leben an, das ſie
mög=
licherweiſe heute führten, wenn damals das
Un=
glück über ſie gekommen wäre. H. Bauer.
Der Penſionär
Von Erich Welkow.
Er war Nechnungsrat in einer
Staats=
behörde, als er ſeinen 60. Geburtstag beging.
Man ehrte ihn in einer kleinen Seier, die
Kolle=
gen überreichten ihm die üblichen Geſchenke,
und der Chef des Amtes bedachte ihn mit einer
freundlichen Anſprache. Dann war der Dienſt
weitergegangen, im Gleichmaß ſeiner ſeit
Jahr=
zehnten erprobten Einteilung und nicht anders
wie in den ganzen 35 Jahren, die er hier tätig war.
Einige Wochen ſpäter ließ ihn der Chef, ein
Oberregierungsrat, in ſein Amtszimmer kommen
und fragte ihn, ob er nicht ſein
Penſionierungs=
geſuch einreichen wolle. Das Anſuchen bedeute
natürlich keine Diskriminierung ſeiner Arbeit
oder gar ſeiner Perſönlichkeit, aber ihm ſei ja
der Erlaß der Regierung bekannt, der die
älte=
ren Beamten auffordere, durch ihre
Penſio=
nierung den füngeren Kräften Platz zu machen.
Da er in geordneten Verhältniſſen lebe und
ſein einziger Sohn, der Aſſeſſor, ſeine
Ausbil=
dung hinter ſich habe, falle er unter die
Kate=
gorie, die der Regierungserlaß beſonders ins
Auge faſſe.
Er hatte ſich die Ausführungen ſeines Chefs
mit einigem Erſtaunen angehört. Hwar war
ihm natürlich die Aufforderung der Regierung
bokannt geworden, aber er hatte ſie nicht auf
ſich bezogen. In der Schlichtheit ſeines Herzens
konnte er ſich nicht denken, daß die Arbeit, die
ihm ſo lange oblag, nun von anderen gemacht
werden könne, ja, er war ſich nicht einmal recht
bewußt, daß er mit ſeinen 60 Jahren anders
war und wirkte als ehedem. So erwiderte er
denn, daß er ſich die Sache überlegen müſſe, vor
allem mit ſeiner Samilie beſprechen wolle. Er
hatte dabei die Hoffnung, daß der Widerſtand
ſeiner Angehörigen ihm eine Art moräliſcher
Stütze ſein könne, die ihn zur Ablehnung des
Anſuchens bringen werde. Als er aber dann zu
Hauſe die Angelegenheit vortrug, ergab es ſich,
daß ſeine Frau ihm zuredete und ihm nach 4
Jahrzehnten ſtetiger Arbeit die Beſchaulichkeit
eines Penſionärdaſeins als durchaus
erſtrebens=
wert darſtellte. Der Sohn aber ſprach ſogar
von der ſittlichen Pflicht, die ihn dazu zwänge,
ſeinen Platz frei zu geben. Er ſpürte das
ge=
heime Einverſtändnis zwiſchen Mutter und
Sohn, und da er ſeine ganze Lebensaufgabe
ohnedies immer nur darin geſehen hatte, die
Seinen ſicherzuſtellen, widerſprach er nicht,
ſon=
dern reichte noch am gleichen Cag ſein
Pen=
ſionierungsgeſuch ein.
Und nun fanden ſich die Kollegen wiederum im
Sitzungsſaal, dieſes Mal zur Abſchiedsfeier, ein.
Man lobte ſeinen Entſchluß, pries ſeinen
Opfer=
ſinn und rühmte die Creue, den Fleiß und die
Umſicht ſeiner langen Arbeitsjahre. Er mußte
viele Hände drücken, und mancher ſagte ihm,
daß er ihn um die vor ihm liegende
ununter=
brochene Ferienzeit beneide. Dann ging er noch
einmal in ſein Arbeitszimmer, ſah in den
Schub=
laden des Schreibtiſches nach, ob nichts an
per=
lönlichem Eigentum zurückgeblieben war, und
ſaß dann noch eine Weile am Schreibtiſch, um
hinauszublicken über die Dächer und Bäume
der Nachbarſchaft, die ihm in all den Jahren ſo
vertraut geworden waren, daß er jeden
Dach=
ziegel und jedes Blatt zu kennen vermeinte. Er
ſtieg, zum letzten Male, die Creppe hinunter,
übergab dem Hausmeiſter die Schlüſſel und ſtand
auf dem ſonnenüberfluteten Platz vor dem
Ge=
bäude, etwas hilflos und verwundert über die
Catſache, daß es hier nicht anders ausſah wie
an allen übrigen Cagen.
Er ſah auf die Uhr: Es war 10 Uhr, und er
erinnerte ſich, daß das die Stunde war, in der
er zu frühſtücken pflegte. Er griff in die
Nock=
taſche, ſtellte feſt, daß dort wie immer das
Srühſtücksbrot ſteckte, wußte aber nicht, was
er mit ihm anfangen ſollte. Langſam ging er
nach Hauſe, bedrückt und beunruhigt, als ob ihn
etwas Unangenehmes erwarte, und mißtrauiſch
die Paſſanten betrachtend. Ihm ſchien, daß man
ihn beobachte und ſich wundere ,daß er zu dieſer
Seit auf der Straße war; faſt hatte er ein
ſchlechtes Gewiſſen. Zu Hauſe empfing ihn ſeine
Frau mit heiterer Sreundlichkeit; ſie brachte
ihm eine Caſſe Fleiſchbrühe und frderte ihn
auf, zu frühſtücken. Er nahm ſein Brot aus
der Caſche und verſuchte zu eſſen, aber ſein Cun
kam ihm ſinnlos ror. Bislang war das
Früh=
ſtück eine Angelegenheit geweſen, die ihren
Platz im Arbeitstag hatte; jetzt empfand er es
als überflüſſig, ja unverdient. Er ließ es ſtehen
und nahm die Seitung. Er ſah unter den
amt=
lichen Nachrichten nach, ob ſeine Penſionierung
ſchon veröffentlicht war, und war unzufrieden,
als er ſeinen Namen nicht fand. Er ging ans
Senſter, ſah eine Weile hinaus, ſtellte ſich, die
Bücher betrachtend, vor den Bücherſchrank und
wußte nicht, was tun. So ging er in die Küche,
wo ſeine Srau hantierte.
„Soll ich dir etwas helfen?” fragte er und
ſchämte ſich der Frage, die ſein Nichtstun verriet.
Sie lächelte gütig: „Du ſollteſt ſpazieren
gehen; das bißchen Hausarbeit mache ich allein.”
ſagte ſie und fügte, als er zögerte, hinzu: „Du
haſt jetzt einen Anſpruch, dich zu pflegen und
einmal gar nichts zu tun. Wirſt mir doch nicht
in die Cöpfe gucken wollen?”
Da verſtand er und ging. Er war verſtimmt
und traurig und kam ſich überflüſſig vor. Er
verließ das Haus und ging vor die Stadt. Dort
wußte er ein kleines, auf einem Hügel
liegen=
des Gehölz, wo ein Ausſichtstempel ſtand, von
dem man einen ſchönen Blick auf die Stadt und
die hinter ihr liegenden Berge hatte. Er ging
an Gärten vorbei und über Wieſen und empfand
ieſe Landſchaft, die er ſeit ſeiner früheſten
Jugend kannte, als neu und eigenartig. Sie
Von Martha von Sobeltitz.
Seien wir vorſichtig, daß es uns nicht ſo
geht wie dem Ritter Johannes Deuo deſſen
weinkundiger Knappe an jede gute Weinſchenke
ein „eſt” ſchreiben ſollte als Wegweiſer für
ſeinen Durſt und der ſich an
Monte=
fiasconer zu Code trank, was ihm ein
Leichenſtein in der dortigen Kirche und das
be=
kannte Gedicht von Wilhelm Müller
beſchei=
nigen.
Montefiascone liegt ja auch ſchon in
Mittel=
italien, und wir wollen hübſch ſyſtematiſch im
Norden anfangen, denn in dieſem geſegneten
Lando wächſt Wein faſt überall, habe ich doch in
den Dünen der Adria zwiſchen Nimini und
Peſaro einen ſchmalen Strich Neben gedeihen
ſehen, von deren Ernte allerdings die
Ein=
geborenen ſchiefen Mundes zugeben, daß ſie
„herbe” ſchmecke. Gehen wir alſo auch an den
weniger berühmten Cropfen der lombardiſchen
Ciefebene vorüber und begrüßen wir die Hügel
Coscanas, ausnahmsweiſe nicht ihrer
Sypreſ=
ſen, ſondern ihrer Neben wegen, die übrigens
nicht in der feierlichen Weiſe deutſcher
Wein=
ſtöcke nebeneinander, ſondern auch zwiſchen
an=
deren Seldfrüchten, von Olive zu Olive oder
laubenartig von kurzem Stamm verzweigt ſind,
ich möchte ſagen: zwanglos durch das Land
zieht. Hier wachſt der Shianti, den man aus
ſeinen dickbauchigen, ſtrohumflochtenen Flaſchen
auf beweglichem Suß „al peſo”, nämlich nach
Gewicht trinkt. Auf dem Lande wird heute noch
vielfach die Flaſche mit einer Oelſchicht
luft=
dicht abgeſchloſſen, und es gehört die
Landes=
übung dazu, dieſen Cropfen Oel kunſtgerecht aus
dem dünnen Flaſchenhals zu ſchleudern, ohne
damit ein Unglück anzurichten.
Im benachbarten Piemont lockt der blumige
Barolo, nicht ſo pfeffrig wie Chianti, aber doch
auch pikant, undder herbere Barbera. Die
Haupt=
ſtadt Curin iſt die Heimat des Vermuths, von
dem die Cafékellner — denn man trinkt ihn
meiſt „bloß mal ſo” und nicht zum Eſſen — ſich
einbilden, der Foreſtiere tränke ihn ſeiner
Stärke wegen nur mit Selz, ein Verkennen
germaniſcher Crinkfeſtigkeit.
Je mehr nach Süden, deſto reichhaltiger wird
die Weinkarte. Da liegt auf dem Wege nach
Rom Orvieto, deſſen Weißwein an weißen
Burgunder erinnert. Schon mancher hat
dar=
über verſäumt, ſich die Sresken des Signorelli
im Dom zu betrachten, oder er hat ſie doppelt
geſehen. Aber wenn man vor einer der kleinen
Oſterien vor den Coren Roms oder etwa in
Albano ſitzt, dann gibt es brave Cröpfchen, die
den Sonnenuntergang der Campagna noch
ein=
mal ſo glutvoll erleben laſſen. Zumeiſt hat man
hier, wie in Umbrien, in Coscana und Piemont
die Wahl zwiſchen „aseiutto” und „pastoso‟,
herb und geſüßt. Letzterer enthält
Roſinenpreſ=
ſung und die Ankage zu Kopfſchmerzen, erſterer
nie. Weiter ſüdlich iſt der Unterſchied nicht
mehr ſo kraß, weil die natürliche Süße der
Crauben größer, man muß ſagen: noch größer,
iſt.
Der Moscato, der überall angeboten wird,
iſt ein echter Damenwein, er wird zum
Nach=
tiſch getrunken. Wie man denn überhaupt nicht
unſere Art, zum Siſch Weißwein, zum Fleiſch
Notwein und am Schluß Schaumwein zu
trin=
ken, innehält. Bei billigem Anfangsweine geht
man höchſtens im Grad höher, ich habe aber
be=
kannte „Kunden” ſchon oft beim Kellner ein
angetrunkenes Gemäß, das „nicht ſein Guſto‟
war, gegen ein anderes zurückgeben ſehen. Das
bißchen Abtrunk” ſpricht beſonders bei
Saß=
wein bei der Sülle des Rebenſaftes nicht mit.
Der gewiegte Weinkenner zieht unterhalb
Noms die Grenze. Er findet die vom Beſuv
ge=
kochten Craubenſäfte zu ſchwer, zu dick, zu blau
dünkte ihm an dieſem Wochentag anders wie
an den Sonntagen, an denen er ſie ſonſt zu ſehen
gewohnt war; er achtete auf die Kleinigkeiten
am Wege, auf Pflanze und Cier und freute ſich
der kleinen Entdeckungen, hier eines roten
Pilzes, dort zweier zankender Krähen, einer
Blindſchleiche und anderer Begegnungen, die
ihm auf einmal wichtig erſchienen.
Als er zu dem Platz kam, den er als Siel
ſeines Spazierganges ins Auge gefaßt hatte, ſah
er dort bereits einen Herrn ſitzen. Das ſtörte
ihn, ſo daß er weitergehen wollte. Aber der
andere begrüßte ihn mit einem ſo kräftigen
„Guten Morgen!”, daß er ſtehen blieb, in der
Meinung, einen Bekannten zu ſehen. Doch das
Geſicht war ihm fremd: immerhin veranlaßte
ihn die freundliche Miene des Unbekannten, ſich
mit einem gemurmelten Geſtatten Sie?” neben
ihn zu ſetzen. Er ſah hinunter auf die Stadt
und verſuchte, ſein Dienſtgebäude zu finden, in
dem er all die langen Jahre um dieſe Stunde
geweilt hatte. Er entdeckte es im Gewirr der
Dächer und freute ſich; er war friedlich und ſtill.
Nach einer Weile wandte ſich der Sremde
ihm zu und fragte: „Auch Penſionär?”
Der Rechnungsrat war verdutzt; ſah man
ihm ſeine Verabſchiedung ſchon an?
Woher wiſſen Sie?” fragte er zurück.
Der andere lachte: „Das iſt nicht ſchwer zu
wiſſen. Erſtens ſind Sie in einem Alter, das
auf Penſionierung ſchließen läßt; zum andern
und was weiß ich noch. Dagegen iſt zu ſagen,
daß ſo mancher Dichter den Falerner, den
Beſuvio den blauroten Poſilippo beſang. Mit
einem Drittel Waſſer verſchnitten ſind ſie
vor=
zügliche Durſtlöſcher ohne Verdünnung ſoll man
ſie nicht bei voller Sonne trinken. Die
Capre=
ſer Craube ſchenkt wundervolle Erguickungen,
beſonders in Capri bianco, und wer ſich einen
Extragenuß verſchaffen will, der pilgere nach
Anacapri hinauf — entweder mit dem neuen
Autobus oder per pedes, wobei der ſolcherweiſe
erzeugte Dürſt länger vorhält.
Auf Sizilien gibt es neben ziemlich ſchwerem
Landwein, dem des Neapler Golfes ähnlich, zwei
Sonderſorten: den Marſala und den Amarena,
beides kräftige Süßweine, erſterer nach der Stadt
gleichen Namens, letzterer nach dem
Sauer=
kirſchenzweig genannt, den man altem Brauch
folgend ins Saß hängt.
Ueber den Nationalſekt „Asti spumante
hört man manch intereſſantes Wort. Aſti iſt
eine kleine Stadt in Piemont. Die guten
italie=
liſchen Weine haben keine große Kühlung
notig, Kellertemperatur genügt für ſie, nicht
aber für den Spumante, der gekühlt werden
muß. Nur Deutſche und Amerikaner lieben
ibrigens eiſige Getränke, weder trinkt der
Franzoſe ſeinen Weißwein, noch der Engländer
ſein berühmtes Porter und Ale in der bei uns
als allein genußreich erachteten Cemperatur.
unſeres Lebens
verſchlafen
Bom germaniſchen Fell=Lager zur
Stahlrohr=Couch. Eine
kultur=
hiſtoriſche „Bettgeſchichte‟
Mittelalterliche
Dar-
stellung der
überdach-
ten Form des Bettes
Wir können es nicht leugnen: die Hälfte
unſeres Lebens wird verſchlafen, die Hälfte
unſeres Lebens verbringen wir im Bett! Kein
Wunder, daß das Bett ſo eine große Nolle
ſpielt! Im Volksmärchen fängt es ſchon an:
Frau Holle muß die Betten ſchütteln,
Schnee=
wittchen verbringt die Vormittage damit, den
ſieben Swergen, die Betten zu machen! Das
Erſte, was der Soldat in der Kaſerne lernen
muß, iſt: ſein Bett vorſchriftsmäßig machent Im
Sreiwilligen Arbeitsdienſt iſt es manchem
leich=
ter gefallen, Wege zu roden, als ſein Lager mit
einem faltenloſen Bettuch zu decken!
Ach, da hatten es unſere Vorfahren, die
alten Germanen, doch beſſer: ſie lagen auf der
Bärenhaut. Sie brauchten ſich nicht mit
Kopf=
kiſſen, Keilkiſſen und Ueberſchlaglaken
herum=
zuärgern. Sie waren praktiſch: ein Haufen
guter Selle, glatt am Boden aufgeſchichtet,
ge=
nügte als Bett. Ja, ſie ſind eigentlich die
Vor=
läufer der ſo viel geprieſenen „neuen
Sachlich=
keit”.
Die Lagerſtätte des Menſchen hat bis zur
Form des heutigen Bettes eine lange
Ent=
wicklung durchmachen müſſen. Die Kulturſtufe
eines Volkes kann man nicht nur am
Ver=
brauch der Seife abmeſſen, ſondern auch an der
Art ihrer Lagerſtätten.
Im Anfang war — nichts! Unziviliſierte
Völker ſchlafen auch heute noch auf der nackten
Erde — vielleicht auf einer einfachen Matte
oder Holzbank. Mit Fellen ſchafft man ſich eine
Nuheſtätte, aber das Bettgeſtell kennt man noch
nicht. Erſt das frühe Mittelalter bringt in der
Bettkultur einen Fortſchritt: es erſcheint die
erſte Sprungfederwatratze!
Aller=
dings beſteht ſie nur aus einem viereckigen Ge=
ſtell, das mit Lederriemen beſpannt iſt. Ueber
dieſes Geſtell wird eine Decke gebreitet, die
bis zur Erde herabhängt. Kopfkiſſen und
Su=
decken kennt man noch nicht. Später kommt
der Gebrauch des Bettuches auf, ſchon in
frühmittelalterlichen Schriften lieſt man vom
weißen Leinentuch.
Wenige Jahrzehnte ſpäter kommt die
Bett=
lade auf. Der mit Stroh ausgepolſterte
Holz=
kaſten hält ſich lange. Vornehme Kreiſe umgaben
dieſe Bettladen mit koſtbaren Vorhängen,
an=
dere bauten ſie direkt in Schränke mit
ver=
ſchließbaren Cüren. Noch heute ſind in Holland
in Bauernhäuſern dieſe Schrankbetten im
Ge=
brauch, nur wird der Bettſack nicht mehr mit
Stroh gefüllt — ſondern mit Federn. Im frühen
Mittelalter ſah man auch Bettladen, die bis
aſt unter die Decke gebaut waren, weil die
Luft dort oben wärmer war. Mit mehr oder
minder koſtbaren Leitern „beſtieg” man ſo
abends ſein Lager.
Die Blütezeit des Himmelbettes bricht
an. Ach, der ſo poetiſche Betthimmel hatte in
ſeiner Entſtehungszeit ein ganz profanes Amt.
Er war, nämlich dazu da, um das Ungeziefer
vom Schlafenden abzuhalten. Da früher die
Schlafzimmer ja fern von jeden Erforderniſſen
es noch heute stelienweise
Zauernt
im Odempald gebraucht wird
der Hugiene waren, ſo war ſo ein Betthimmel,
der die Wanzen davon abhielt, ſich von der
Decke auf das Bett fallen zu laſſen, ſchon
an=
gebracht. Die prunkvollen Betthimmel des 17.
und 18. Jahrhunderts waren im Grunde
ge=
nommen nichts andere als „Moskitonetze‟
Der größte Bettenluxus — oft auf Koſten
der Hugiene und Bequemlichkeit — wurde in
18. und 19. Jahrhundert getrieben. Hier war
das Bett Schauobſekt. Wunderbare
Schnitze=
reien, Intarſien aus Gold und Elfenbein,
Spitzengerieſel und Seidendeckchen wetteiferten
miteinander. Das Schlafzimmer war ja zum
Heſellſchaftsraum geworden — das Bett zum
Prunkſtück!
Erſt die Biedermeierzeit läßt die ſchlichte
Sorm wieder aufkommen. Das Bett wird
ein=
fach. Sehen wir es verborgen, womöglich ganz
mit Gardinen behängt, und es entſteht die
„Gardinenkutſche” unſerer Großeltern.
Jugendſtil und die Geſchmacksverirrungen der
Jahrhundertwende ſind auch am Bett nicht
ſpurlos vorbeigegangen. Mit Schaudern denkt
man noch an die „Muſchelbetten” aus
dem Jahre 1900.
Und heute? Heute iſt das Bett beinahe
wie=
der abgeſchafft worden. Die Couch hat es
verdrängt. Wir ſind zum Fell=Lager der alten
Germanen zurückgekehrt. Ben Akiba hat recht:
Es iſt alles ſchon dageweſen! S. W.-N.
Anekdoten
um berühmte Gelehrte
Dr. Eduard Neuſch weiland Profeſſor
der Phyſik in Cübingen, war nicht nur ein
hervorragender Gelehrter, ſondern auch ein
humorvoller Lehrer. Als ſich einſt ein
Stu=
dent die Reihenfolge der Negenbogenfarben
nicht merken konnte, gab ihm der Profeſſor
folgende Gedächtnisſtütze: „Beim Negenbogen
iſt Not oben, gerade wie bei den Nothaarigen.”
Alexander von Humboldt befand
ſich in einer Geſellſchaft. Die Nede kam auf das
Ciſchrücken. Man erzählte ſich Wunderdinge.
Der Gelehrte ſchwieg. Da fragte ihn eine der
Damen, was er davon hielte und ob er der
Meinung ſei, daß der Ciſch wirklich die
be=
ſchriebene Bewegung ausführte.
Humboldt erwiderte lachend:
„Ja, warum ſollte denn der Ciſch nicht rücken
— der Klügere gibt doch
bekannt=
lich immer nach!”
Der berühmte Phyſiker Kirchhoff, der
Miterfinder der Spektralanalyſe, befand ſich in
einer Geſellſchaft. In die wiſſenſchaftliche
Unter=
haltung, die gepflegt wurde, platzte mit einem
Male die ſehr naive Frage einer jungen Dame:
„Sagen Sie, Herr Profeſſor, was iſt
eigent-
lich der Unterſchied zwiſchen konvex und
kon=
kav?”
Kirchhoff ſchaute ſie einen Augenblick
ver=
dutzt an und ſagte nach kurzem Nachdenken mit
dem ernſthafteſten Geſicht:
„Ja, das iſt durchaus icht ſo einfach — Sie
kennen doch wohl den Chemiker Max von
Pettenkofer — ſehen Si= konver verhält ſich
zu konkav ungefähr wie Pettenkofer zu
Patent=
koffer, oder wie Guſtav zu Gaſthof oder auch
wie ein Bruſtübel zu Brauſtübl. — Iſt’s Ihnen
nun klar?‟
Die befriedigte Wißbegier nickt und die
Um=
tehenden verbiſſen ſich ein Lachen.
pflegen Leute, die noch im Beruf ſtehen, um
dieſe Seit hier nicht ſpazieren zu gehen, und
außerdem nennt man dieſen Platz hier den
Penſionärhügel, weil hier im Laufe eines
Vor=
mittags ein paar Dutzend penſionierter Herren
auf ihrem Morgenſpäziergang einzuwechſeln
pflegen.”
So kam man ins Geſpräch. Der andere
ſtellte ſich als ein penſionierter Offizier vor, der
ſeit 10 Jahren ſeinen tagtäglichen
Frühſpazier=
gang hierher zu machen pflegte.
„Was gedenken Sie künftig zu tun?” fragte
er im Laufe der Unterhaltung.
Der Rechnungsrat geſtand, daß er ſich
dar=
über noch keine Gedanken gemacht habe; zwar
würde er gern einen Nebenverdienſt mit in
Lauf nehmen, doch wiſſe er noch nicht, wie das
anzufangen ſei.
Der andere lächelte: „Nebenverdienſt kommt
uicht in Frage, ſolange es Millionen am
Haupt=
verdienſt fehlt. Aber irgend etwas müſſen Sie
natürlich ſchaffen. Sunächſt müſſen Sie ſich eine
genaue Cageseinteilung machen, einen
Stunden=
plan gewiſſermaßen, den Sie für bindend
er=
achten. Gehen Sie zweimal am Cag je eine
Stunde ſpazieren, gewöhnen Sie ſich an, zu
be=
ſtimmter Stunde das Nadio zu hören, ſammeln
Sie Briefmarken oder Sigarettenbilder, legen
Sie ſich ein Archiv von Seitungsausſchnitten
an, kurzum, tun Sie irgend etwas. Es kommt
gar nicht darauf an, ob das, was Sie tun, ſehr
ſinnvoll iſt und Ihnen irgendeinen Nutzen
bringt. Die Hauptſache iſt, daß Sie zu jeder
Stunde eine Beſchäftigung haben und nicht zu
Hauſe herumlungern und Ihrer Srau in den
Kochtopf gucken. Sehen Sie, ich arbeite
täg=
lich drei Stunden an der Geſchichte meines
Ne=
giments. Das mache ich jetzt ſeit 10 Jahren und
werde nie fertig damit, weil ich nicht fertig
werden will. Es wird die umfänglichſte
Negi=
mentsgeſchichte, die jemals geſchrieben wurde,
und vermutlich wird, ſie kein Menſch jemals
leſen. Aber mir gibt ſie Gelegenheit, mit ſehr
viel Leuten korreſpondieren zu müſſen,
man=
cherlei an verwandter Literatur zu leſen, kurzum,
etwas zu ſchaffen. Sch fühle eine Verpflichtung,
eine angefangene Arbeit zu Ende zu führen, ich
habe gewiſſermaßen 5 Stunden Dienſt.
Viel=
leicht iſt meine Auffaſſung lächerlich und ich
übertreibe; denn ich gehe ſogar ſo weit, die
täglichen Spaziergänge als eine Pflicht
anzu=
ſehen, ſagen wir als Leibesübung oder
Abhär=
tung, in jedem Sall aber als Ceil meines
Dienſt=
plans. So vergeht mir der Cag im Flug,
icl=
habe keine Seit mehr, verärgert oder
mißver=
gnügt zu ſein, ja, ich will Ihnen verraten, da
ich noch nie in meinem Leben ſo viel zu tun
hatte, als von dem Cage meiner
Berabſchie=
dung an. Mir geht es wie Wilhelm I.: ich
habe auch keine Seit, müde zu ſein.”
Der Rechnungsrat hatte mit wachſendem
Erſtaunen zugehort. Er empfand das, was der
andere ſagte, als richtig und einleuchtend und
überlegte, welche Nutzanwendung er daraus
ziehen konnte. Er erinnerte ſich, daß er vor
langen Jahren angefangen hatte, die Geſchichte
ſeiner Samilie zu ſchreiben. Er entſtammte
einem alten Bauerngeſchlecht, das überall im
Lande verſtreut umher ſaß; es gab eine adlige
Linie, die zu Macht und Anſehen gekommen
war, ein anderer Sweig hatte in Ueberſee
Reichtum und Bedeutung erlangt. Es fiel ihm
ein, daß er damals ſeine Bemühungen um die
Niederſchrift einer Samiliengeſchichte
aufgege-
ben hatte, weil zu viel Anfragen an
Kirchen=
ämter, Bürgermeiſtereien und andere Behörden
zu richten waren, ſo daß eine Arbeit erwuchs,
die er in ſeinen Freiſtunden nicht leiſten zu
kön=
nen glaubte. Nun hatte er Seit. Er beſchloß,
die Samiliengeſchichte noch heute in Angriff zu
nehmen. Er hatte es eilig, nach Hauſe zu
kom=
men, und verabſchiedete ſich von demn Offizier
ſchneller, als es die Höflichkeit erlaubte. Er
war zu Hauſe aufgeräumt, wie ſelten, aß mit
mehr Appetit wie jemals und verzichtete ſogar
auf den gewohnten Mittagsſchlaf. Er machte
ſich ſofort daran, ſein Material zu ſichten und
war ſo eifrig am Werk, daß er gegen Abend die
Rückkehr ſeines Sohnes überhörte. Als dieſer
hn fragte, ob er mit zum Abendſchoppen komme,
da erklärte er — und es war weder Sronie
ſoch Wichtigtuerei dabei — daß er dazu leider
keine Seit habe.
Sunndags=Noochmiddags=Bedrachdunge
Alſo, alsdann zum Beginn winſch ich
aller=
ſeiz noch emol e recht geſäjendes Proſt Neujohr,
un — falls ich’s in de Hitz vergäſſe ſollt — zu
gleicher Zeit aach freehliche Oſtern, vergniechte
Pingſte, gude Erholung, agenehme Fleehbiß,
Wohlbekumms, un „Ruhe ſambft auf beiden
Seiten”!— Mehr kann mer in aam Odemszug
net gud winſche; un wann ganer ſunſt noch
äbbes will, dann graddelier ich em halt
meins=
wäje aach noch im voraus gleich zum
Geborts=
dag, un winſch em gude Beſſerung, un domit
juck.
Im iwwriche kann ich bedräffs dem
Johres=
wäxel ſage, daß ich uff e ziemlich mollich Art
„die Kehr” krickt hab, indem daß ich im alde
Johr mit Glanz un Gloria in mei
jungfrai=
liches Ehebett geſtieje bin, un hab gedenkt, vun
mir aus kann’s wärrn, wie’s will, vor m
nechſte Johr ſteih ich ne mehr uff. un wann ganz
Bällgrad wackelt; odder mir dem Kammbeitz ſei
beeſe Schlingel widder e Gießkann mit Fröſch
an die Dierſchlink binne; wie ſchun emol, wo
ſes aach gemacht hawwe, un wie ich
eraus=
geſtärtzt bin, um zu gucke, was los is, do hab
ich aach noch e kalt Duſch in die Ank krickt, weil
die Ooſebuwe en Ahmer voll Waſſer owwe an
die Deck monndiert hatte; un der
Klabberadiß=
muß hott ſo famos fungzioniert, daß ich
ausge=
rächent, wie ich die Dier uffreiß un erausſtärz,
die ganz Ladens uff mich krickt hab —
Iwwrichens, ich for mei Perſon hab mer
aus däre Neijohrsa’ſchießerei un Akreiſcherei
noch nie nix gemacht, un hab mer aach diß
Johr ganz beizeit un for mich allaaus langſam
e paar Gläscher Gliehwei eigefleeßt, un hab
mich mit dem beruhichte Gefiehl ins Bett
ge=
legt, daß wenigſtens die Herrn Franzmenner
uns in bezug uff. de Johreswexel als
„gleichberechdicht” aſähe; s Weidere wärd ſich
ſchun finne ...."
Aach daß der erſte Januwah diß Johr
aus=
gerächent uffn blaue Mondag gefalle is, ſoll
uns de Humor net verleide. — S is jo net wie
bei dem, der wo uffn=Mondag geköbbt worrn
is, un wo däßhalb uff ſeim letzte Gang gemaant
hott: „Die Woch fengt gut a — — —” Sundern
ganz im Gäjedaal, mir halte uns an unſern
alde Wahlſpruch: „Nor die Ruhe, un die
Hofmannsdrobbe!"
Aach ſunſt liggt in Bezugnahm uff den
Johreswäxel kaan Grund zur Beunruhichung
vor. Däß mecht ich vor allem emol meine
ver=
heirate Geſchlächtsgenoſſinne geſagt hawwe, die
wo valleicht e bißche driwwer konnſtärniert
warn, weil geſagt is worrn, daß der Mann
vun jetzt ab net mehr ſeine Famillie geheern
dhet, ſundern dem ganze deitſche Volk! —
Bei=
eme richdiche deitſche Mann war däß vun
jeher ſo; un jetzt, wo des ganze deitſche Volk
nor noch aaanzich Famillie is, erſt recht!
Alſo, ihr Weiwercher, däßhalb braucht ihr
net gleich kobbſchei zu wärrn. Denkt nor emol
an eiern Schiller. Dann der hott ſchun
ſei=
ner Zeit geſagt, daß der Mann enaus muß
in’s feindliche Läben; awwer drinnen
wal=
tet die zichdiche Hausfrau, un ſo —
Wie geſagt, mer ſoll aus ſo ere Bemärkung
net erausläſe, was net drinn ſteht Un däß
ſolle ſich vor allem awwer aach die Herrn
Ehe=
menner geſagt ſei loſſe. Net daß ſe denke, ſie
braichte ſich vun jetzt ab net mehr um die
Fa=
millie zu bekimmern, ſundern kennte alle Owend
„ausricke”, un die Fraa uffm Stroh, mit ihre,
Sorje, un de Kinnercher allaans loſſe . . .
„Die Familie is die Keimzelle
des Staates!” — dodriwwer is mer ſich
bis in die hechſte Rechierungsſpitze aanich, un
do gibts gorkaa Mißverſtendniſſe; ſunſt braicht
mer ſchließlich kaa Eheſtandsbeihilf, un kag
„Raſſepfleg”.
Däßhalb, ihr Herrn vum ſogenannte ſtacke
Geſchlächt, bild eich nor net ei, daß ihr dehaam
jetzt nor noch de „Loſchieherr” ſpiele kennt. In
däre Beziehung wärd ihr vun kaaner Seit
die Stang gehalte krieje! — Däß mecht ich eich
in gudem geſagt hawwe.
Im iwwriche brauch mir in däre Beziehung
niemand was zu verzehle. Ich als „
Neeh=
dern” kumm in viel Famillje erum bei Hoch
un Niedrich; ich heer viel, ſäh viel, erfahr
viel, waaß viel, krick viel averdraut, un kann
verſchwieche ſei, wie e Grab wo’s needich
is. — Awwer dorch mein Verkehr in alle
Kreiſe, vun unne bis enuff, do krickt mer doch
mit de Zeit en Eiblick, un en Jwwerblick,
un ſo e Art Aſchauungsunnerricht, daß aam
ſo leicht niemand e Icks for=e U vormache
kann.
Däßhalb, wann mer ſo will, es hott aach
all die Johrn her ſchun Menner gäwwe, die
ihre Famillje net geheert hawwe, ſundern bloß
ihre — Vereine! — Wann die net alle
Owend e Sitzung hatte, odder funſt en „
mil=
dernde Umſtand” zum Ausſchlitze, do war ſen
net wohl. Un wann ſe emol wärklich an=eme
Owend dehaam warn, ſin ſe ſich im Kreis
ihrer Famillje heechſt iwwerfliſſiſch vorkumme.
Des Vereinswäſe hott ſich bei uns mit de Zeit
zu=eme Vereinsunwäſe endwickelt. Un es
war däßhalb grad an de Zeit, daß mer aach
dem Unfug mit däre ewiche Vereinsmeierei
emol en Riegel vorgeſchowe hott, un hott dem
krankhafte „Geldungsbedärfnis, un
däre Vorſtandspöſtchesjägerei die Spitz
abge=
broche. Korzum, s hott aach die Zeit her ſchun
Menner gäwwe, dene is des Vereinsläwe
iwwer’s Famillieläwe gange .
s mag ſei, daß däß net immer un
aus=
ſchließlich de Mannsbilder in die Schuh zu
ſchiewe is. Mitunner ſin ſe aach vun ihre
eichene Eheliebſte dezu uffgeſtachelt worrn ſich
um ſo e Vereinspöſtche zu bewärwe. Erſtens
emol, weil „ſie” dann bei ſo Feſtveraſtaldunge
äwenfalls owwe am Vorſtandsdiſch ſitze konnt,
un konnt hochnäſiſch uff die gewöhnliche
Mit=
gliedsdame erunner gucke. Zweidensmol, weil
der Mann aus ſo Vorſtandsſitzunge allerhand
Neiichkeide, odder die neiſte Witz
mithaam=
gebracht hott, mit dene mer ſich dann beim
uechſte „Kaffeekranz” uffblooſe hott kenne. No
un drittens bis zwelftens, weil „ſie” halt der
großen un ſtolzen Jwwerzeichung war, daß es
ohne „ihrn” Mann iwwerhaubt net geht, uſ
ſeis aach bloß im Kannincherzuchtverein
„Stramme Belgier”, odder im Dobbelquartett
„Keiſchuſte.
Awwer ſei dem, wie em will, un vun all
däre Abart vun Vereinsmeierei abgeſähe;
jedenfalls: der Mann ſoll un muß nooch
auße wirke, awwer wann do die Famillie
drunner leide dhut, dann leid aach der Staat
drunner, däß is emol ſo ſicher wie de Weck
uffeem Lade. In der Famillie erſt wärd der
Mann die Kraft finne, um ſeine hohe un große
Uffgawe dem Staat gäjeniwwer zu diene
Dann Volk un Famillie ſin aans
un desfällwe!
Un ſo wolle mer’s aach verſteh und
uff=
faſſe!
Bienchen Bimbernell.
Poſtſchkribbdumm: Un als wollt uns aach
de Winder im neie Johr ſofort widder an unſer
Flicht erinnern, nemlich im Kambf gäie Hunger
un Kelt net zu erlahme, un kaa Miedichkeid
vor=
zuſchitze, ſo hott er uns alſo gleich am Afang
widder mit=ere klaane Portzion Schnee bedacht.
Wenichſtens, wann mer ſo ſeim Fenſter
enaus=
guckt, do ſieht däß, wo ſo vun owwerunner
lang=
ſam vabeidrudelt diräckt wie Schnee aus. Awwer
wann mer ſich däßdewäje vun ſeim warme Owe
ewäcklocke loſſe duht, un geht uff die Gaß, dann
kimmts aam vor, als hetts, anſtatts ſcheene weiße
Flocke, nor bloß en Haufe Dräck geſchneit. Dann
mer muß zu ſeim Laadwäſe iu=ere dräckiche,
ſchmierige Soos erumdabbe, daß amm die
Dräck=
ſpritzer bis in die Kniekähl flieje. Un wann aach
die Soos iwwer Nacht zuſammegeſchnorrt, wie e
ſitzegebliwwener Riwwelkuche, weils iwwer Nacht
e bische gefrorn hott, ſo duht ſe ſich bis gäje
Middach widder in Wohlgefalle uffleeſe, daß es
not deht, mer nehm ſich en Reißerbäſem mit, un
deht for ſich herkehrn, un fääche, daß mer net ſo
aſch im Flabbſch, Mabbſch un Babbſch erum zu
dabbe brauch.
Un ganz vun ſälbſt muß mer do widder an
die denke, die wo valleicht in=ere kalde Stubb
ſitze, odder ſich kaum draue, was a zuleeche, aus
Angſt, däß bische Brand wärd all. Odder an die,
wo mit mangelhaftem Schuhzeich enaus miſſe in
die kald Spos. Odder gor in de Wald enaus, um
ſich e Laſt, odder e Wäjelche Holz zu hole. —
Un ganz vun ſälbſt reiht mer ſich dann widder
ei, in die groß Armee, die wo uffgeſtellt is; un
mudich un obferbereit greift mer ei, in den Kambf
gäje unſern gemeinſame Feind, gäje die
Winders=
not. Un wann mer aach frieher emol geſagt hott:
„Gott ſtrafe England un die
Dricke=
bärier!”— ſo kenne mer dißmol die
Dricke=
bärjer aus em Spiel loſſe, weil mer in dem
hei=
liche Krieg gäje Hunger un Kelt in Deitſchland
ſo gut, wie kaa Drickebärjer hawwe. Dann wer
mecht ſich net Sind färchte, wann er net vun ſich
ſage kann: Ich bin aach debei gewäſel— —
Un ſo wärd aach heit am Adibbe=Sunndag
niemand de Drickebärjer ſpiele, odder gar „
fahne=
flichdich” wärrn wolle, wann die Sammler kumme,
ſundern wärd Härz un Hand ufmache, un wärd
ſe freundlich emfange, un ihne gärn des Obfer
aushändiche. Dann e Obfer ſoll’s ſei, un kaag
Allmoſe, wo mer ſich womeechlich noch wunners
was druff eibilde dhut. Un wer ſich vun dem
Obfer drickt, den ſoll — — —. No ich will nis
geſagt hawwe, awwer es ſoll=em kaa Eſſe un kag
Drincke mehr ſchmäcke
Küchenzettel vom 8. bis 14. Januar.
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Reisſuppe, Bratwurſt, gelbe
Rüben, Kartoffeln.
Dienstag: Grießſuppe, Grünkohl mit
Kaſtanien.
Mittwoch: Grünkernſuppe, gefüllten
Kraut=
kopf. Tomatentunke, Kartoffeln.
Donnerstag: Fleiſchbrühe mit Einlage,
Kochfleiſch, Kartoffelgemüſe, ſaure Gurken.
Freitag: Kartoffelſuppe, gekochten Fiſch mit
Senftunke, Kartoffeln.
Samstag: Weiße Bohnenſuppe, gebackene
Aepfel.
Sonntag: Helgoländer Suppe,
Schweine=
braten, Sauerkraut, Kartoffelſchnee,
Rum=
pudding.
Empfehlenswerte Salatzubereitungen
von Sellerie.
Sellerieſalat mit Aepfeln. Unter
Pfund feinſcheibig gehobelte ſäuerliche
Aepfel, gebe man 1 Pfund ebenſo
geſchnitte=
nen, gekochten Sellerie und ſchmecke, ihn mit
Salz, Zitronenſaft und etwas
Selleriekoch=
waſſer ab, um ihn erſt am nächſten Tage zu
ſervieren.
Sellerieſalat mit ſaurer Gurke.
(Sehr pikant.) Zu zwei Drittel feinwürflig
ge=
ſchnittenem, gekochtem Sellerie, gebe man ein
Drittel würflig geſchnittene ſaure Gurke und
miſche den Salat mit Mayonnaiſe, einer Priſe
Paprika und etwas geriebener Zwiebel.
Sellerieſalat mit roten Rüben.
Beide Knollen werden geſondert weichgekocht,
geputzt, in Scheiben geſchnitten und dann in
Stifte auf dem Blitzeiſen gehobelt und mit
Oel, Eſſig oder Zitronenſaft, Salz und
Pfef=
fer ſowie etwas geriebener Zwiebel abge=
E.I.
ſchmeckt.
Schach=Nummer 553.
Aufgabe 751.
A. Zickermann in Kiel.
Urdruck.
zwei Zügen.
Prüfſtellung: Eel Da7 Td1 Ba3, 62, Kb5 La1Ba20 3.
Aufgabe 752.
K. Hannemann in Kopenhagen.
(1. Preis, Danſk Skakproblem=Klub. 1933.)
Weiß: Ke4 Dd7 Te8 Tg1 Lc2 Scl Sc4Ba4
Ba6 Bd3 Bd5 Bh2 (12);
Schwarz: Kg4Db4Tf5Th4Sg2Bh3Bh5 (7).
Selbſtmatt in zwei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 748 und 749.
748. 5. E. Lohl. 1. Po3—b3: K15 2. Bf2—14, 1....
K:o5 uſw. 2. Dk7 (k). Gefällige Miniatur mit hübſchen
Matt=
bildern.
749. D. Stocchi. 1. Sc4—e3! droht 2. De4F. 1.... T:a3+
oder Tb44 (eS+, Ba4, Se3, 8e5)2. 805 (8b6—4
reizen=
de Kreuzſchachſpiele; Sb6—e4, D:d3, DeH)tt.
Briefkaſten: An verſchiedene Löſer: Selbſtmatt iſt die vont
Weiß erzwungene Mattſetzung des weißen Königs. Schwarz
wählt wie in den üblichen Mattaufgaben nur die beſten
Ver=
teidigungszüge, hilt alſo nicht mit, daß Weiß ohne
Schwierig=
keiten mattſetzen kann.
Schachliteratux: Nanueforths Schachkalender 1934 iſt
erſchienen und im Schachverlag Hans Hedewigs Nachf. Curt
Ronniger, Leipzig C 1. Perthesſtr. 10 zum Preiſe von 2 RM.
kart.), bzw. 2,50 RM. (geb.) zu beziehen. Der Inhalt des
Kalenders: Vorwort: Kalendarium: Vom Deutſchen zum
Groß=
deutſchen Schachbund; Deutſche Schachſprache, von H. Ranne=
forth; Intereſſante Endſpiele aus den letzten deutſchen Turnieren,
von K. Richter: Zuſammenſtellung verborgener
Eröffnungs=
fehler; Neues zur Theorie der geſtaffelten Vorplanprobleme von
Halumbirek; Zuſammenſtellung der Bewertungsſyſteme;
Pag=
rungstafeln: Die Organiſation, die Spielregeln, Satzungen und
die Turmierordnung des Großdeutſchen Schachbundes: Die
Verbände und Vereine des Großdeutſchen Schachbundes; Orte
mit täglichem Schachverkehr: Der Weltſchachbund: Die
Geſamt=
verbände des Auslandes; Adreſſen bekannter Schachſpieler der
ganzen Welt: Die Ereigniſſe des Jahres 1933; Vordrucke für
Partie und Problem. Turniertabellen, Notizblätter. Wir
empfehlen das bewährte und beliebte Hand= und
Nachſchlage=
buch für jeden Schachſpieler.
Wer kanu rechnen?
Ein Ehepaar hat zwei Söhne. Der Vater iſt
doppelt ſo alt wie ſein älteſter Sohn und 33 Jahre
älter als ſein jüngſter Sohn, während die
Mut=
ter doppelt ſo alt wie ihr jüngſter und 21 Jahre
älter als ihr älteſter Sohn iſt. Wie alt iſt jedes
der 4 Familienmitglieder?
Eine kurze Geſchichte.
Manfred Eitau
Manfred Eitau, ein Müller, hat einen Freund.
Die beiden hatten ſich lange nicht geſehen. Eines
Tages wollte letzterer ſeinen Freund beſuchen,
als er aber im Hauſe, wo ſein Freund wohnte,
nach ihm fragte, bekam er zur Antwort: „Herr
Manfred Eitau iſt. (Die fehlenden Worte
erfährt man durch Umſtellung der Buchſtaben des
Namens.)
Frucht und Stadt.
Baumfrucht, der ein i” entſchwand,
Liegt, verſtellt, im Schweizerland.
CarlDeubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 53.
Rätſel.
Januar, Perſer, Sohn, Tell, Lein.
Vorſicht!
Glatteis.
Der verwandelte Ball.
„Wofür habe ich denn eine Fahrkarte erſter
Klaſſe bezahlt, wenn nur ein Wagen da iſt?”
„Nur immer einſteigen, mein Herr, nachher.
wenn es den Berg raufgeht, muß die dritte
aus=
ſteigen und ſchieben, die zweite Klaſſe muß auch
ausſteigen und daneben herlaufen, und Sie
kön=
nen dann ſitzen bleiben!”
Wahres Geſchichtchen. Die Lehrerin ſpricht
vom Gebet und will die Kinder auf das
Tiſch=
gebet bringen. „Was tut ihr, bevor ihr anfangt
zu eſſen?” — „Wir decken den Tiſch — ſetzen
Stühle — rufen Vater und Mutter — waſchen
uns die Hände‟ — „Gewiß, das tut ihr alles,
aber wendet ihr euch nicht auch an den lieben
Gott — ruft ihr ihn nicht an?” — „Ja” beichtet
eine Kleine mit flinkem Zünglein, „geſtern ſagte
mein Papa: lieber Gott, iſt das wieder ein
Fraß!”
Kleines Theater. Die Direktion eines
Wun=
dertheaters ließ am Publikumseingang ein
Plakat mit folgendem Inhalt befeſtigen: „Die
Mitnahme von Hunden iſt verboten.” — Nach
dem Durchfall eines Senſationsſtückes fand man
nachfolgende Unterſchrift unter dem
Aushänge=
ſchild: „Der Tierſchutzverein.”
Stammtiſchdialog. Was ſchneideſt du denn
aus der Zeitung aus?” — „Ach, eine
Zeitungs=
notiz von einem Manne, der von ſeiner Frau
geſchieden wurde, weil ſie jeden Abend ſeine
Brieftaſche durchſucht hat.” — „Und was willſt
du mit dem Ausſchnitt machen?” — „In meine
Brieftaſche legen!"
Druck, Verlag u. Kliſches: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckeren, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt. Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] Loſe Blätter
vom Kalender der Mode
(Die ſiegreichen Strick=Modelle)
Erinnern Sie ſich noch der
An=
fänge der Strickmode, die eigentlich
nur eine kurze Spanne Zeit
zurück=
liegen. Man brachte damals die erſten
Schals, Handſchuhe und geſtrickten
Mützen auf den Markt und ſchon
dieſer Beginn war vielverſprechend,
weil man ſofort den Eindruck
ge=
wann, daß dieſe Induſtrie ganz neue
Möglichkeiten ſchaffe.
Schon nach kurzer Zeit wurden die
erſten maſchingeſtrickten Weſten
her=
geſtellt, doch hatten dieſe Entwürfe
faſt ausnahmslos ſportlichen Charakter.
Bald war „Wolle” am
Winter=
ſportplatz zu einem allgemein
ge=
bräuchlichen Schlagwort geworden,
wenn es auch nur Teile der
Sport=
ausſtattung waren, die man vorerſt
erzeugte. Weſten, Ueberziehbluſen uſw.
galten in ihrer betonten Farbenfreude
ſchon damals als Stücke, die eine
Sportlerin nicht miſſen wollte.
Die allerletzten Jahre brachten
dieſer Induſtrie einen ganz
unerhör=
ten Aufſchwung, der ſie ſoweit in den
Vordergrund zu rücken vermochte, daß
das Strickleid heute keiner Schöpfung
eines führenden Modehauſes
nach=
ſteht. Die einſchlägigen Betriebe
ſcheinen es nämlich vorzüglich erfaßt
zu haben, techniſche Vollendung mit
modiſcher Schlagkraft zu vereinigen,
ſo daß der endgültige Erfolg nicht
ausbleiben konnte.
Das geſtrickte Strapazkleid
gilt jetzt als unerläßlicher Beſtandteil
Dder Winterausſtattung, ganz abgeſehen
ivon den Ausflugſachen, die natürlich
fin Maſchinſtrickerei aus vielen
Grün=
ſiden ſehr vorteilhaft ſind.
Die Technik hat auf dieſem
Ge=
lbiete geradezu verblüffende Erfolge
verrungen, denn man bringt heute
Strickereien, die ſelbſt Fachleute von
einer edlen und mühevollen
Hand=
arbeit kaum zu unterſcheiden
ver=
mnögen!
aus. Nicht minder erſtaunlich iſt die Raſchheit, ſtrickerei nachzubilden: es wurde
Die farbenreiche „Jacquard=Methode” löſt die „mit der man es erlernte die modernen ge= Geſtalt der „Cord=Tricotarten”
rreſtloſe Bewunderung maſchineller Möglichkeiten rillten Stoffe auf dem Wege der Maſchinen= gefunden, die allergrößten Beifall
nämlich in
eine Mode
auslöſt. —
Ueberdies iſt es allgemein bekannt,
daß die erſten „Angoras”, die heuer
unter den vielen Modeſtoffen die
be=
günſtigteſten ſind, ſchon vor langer
Zeit von den Maſchinenſtrickereien
ge=
zeigt wurden, die auch die erſten
waren, die echtes Tierhaar in die
Angoras einarbeiteten.
Auch die modernen Knötchenſtoffe
hat dieſe Induſtrie ſofort nachzubilden
vermocht und man muß ſagen, daß
ſportliche Röcke oder Strapazkleider
in dieſer Stricktechnik ganz entzückend
wirken.
Die Beſonderheit der glatten,
tüchartigen Modeſtoffe zu erfaſſen,
ſtellte natürlich auf der Strickmaſchine
ein außerordentlich ſchwieriges
Pro=
blem dar und es bedurfte wahrer
tech=
niſcher Vollendung, um in Geſtalt der
ſogenannten „Walkungs”, eine
Strickart zu finden, die jedem
ge=
webten Tuch gleichgeſtellt werden kann.
Schön wie die verſchiedenen
Strick=
methoden ſind auch die Farben,
die hier begreiflicherweiſe vorzüglich
zum Ausdrucke kommen. Weinrot,
Grün, Havannabraun,
Mitternachts=
blau und ſchließlich auch verſchiedene
graue Töne ergeben eine Farbſkala,
die ſich ſehen laſſen darf .. ."
Auch Schwarz ſpielt in der
Strickmode eine wichtige Rolle und
erhält durch metalliſche
Durchzugs=
fäden einen ganz beſonderen Reiz.
Wie allbeherrſchend die Strickmode
heute geworden iſt, beweiſt unſer
Bild das uns nicht nur mit einem
geſtrickten Skianzug und mit einem
Eiskoſtüm in vollendeter Machart
(Mittelſkizzen) vertraut macht,
ſon=
dern zeigt, daß man auch mit einer
ſchönen geſtrickten Reiſeaufmachung
rechnen darf (Bild rechts), wobei ein
innen mit buntem Tricot
ausgeſchla=
gener Kamelhaarmantel und ein Kleid
aus dem gleichen Materiale am
wir=
kungsvollſten wäre.
Nicht unwichtig ſind die modernen,
metalliſch durchzogenen Bluſen (erſtes
Modell), die in ihrem Ideenreichtum
beweiſen, daß auch der künſtleriſchen
Verarbeitung maſchinengeſtrickter
Ma=
terialien vollſtes Verſtändnis
ent=
gegengebracht wird.
Geſtrickte Entwürfe im Mittelpunkt
des modiſchen Intereſſes? . . . . wer hätte dies
vor wenigen Jahren gedacht?!
Willy Ungar.
Fürdas Maskenfeſt
In allen Kreiſen iſt man ſich darüber einig,
Daß die Stimmung für die kommenden Masken=
Feſte eine überaus günſtige iſt, denn wir alle
chaben den Wunſch, uns zu unterhalten und
endlich einmal das ewige Einerlei zu durch=
Grechen.
Wie könnte dies leichter geſchehen, als
ewenn man ein Maskenfeſt beſucht, das
voll=
tändige Loslöſung vom Alltag zu bieten
ver=
pricht.
Für alle Teilnehmer, beſonders aber für
wie Frauen, iſt das Koſtüm natürlich ſehr
wichtig; es iſt ſicherlich auch nicht immer leicht,
Das Richtige zu finden, weil die Maskerade
(innreich gewähl ſein will und zu der Trägerin
paſſen muß.
Nur wenn dieſe Uebereinſtimmung
ge=
chaffen wurde, ſcheint eine gute Unterhaltung
erbürgt.
Bei der Wahl des Koſtüms wäre zu
berück=
ichtigen, ob das Maskenfeſt im großen Raum
oder im kleineren Rahmen ſtattfindet, da da=
Son die Art ſeiner Ausarbeitung abhängig
ge=
rnacht werden muß. Während man nämlich bei
einem großen Feſt auf Kleinigkeiten nicht acht=
Haben wird, ſondern nur Bildhaftigkeit und
großzügige Farbgebung berückſichtigt, muß ein
Maskenkoſtüm, das für einen kleinen Raum,
Stwa für ein Atelierfeſt beſtimmt iſt, viel
ein=
gehender behandelt werden, ſozuſagen auf
„Nahwirkung”, auf „Großaufnahme” geſtellt
ein.
Nicht ſelten ſcheitert der Beſuch eines
Maskenfeſtes daran, daß die Ausgaben für die
Serſtellung des Koſtüms geſcheut werden, was
Durchaus begreiflich iſt, da man in der heutigen
Zeit kaum die Mittel für die notwendigſte
Ausſtattung aufbringt, ſo daß unvorhergeſehene
Speſen, wie etwa die für ein Maskenkoſtüm,
aum in Betracht gezogen werden können.
Darum muß man ſich zum mindeſten
vor=
nehmen, das Koſtüm mit ganz geringen
Mit=
teln herzuſtellen, um ſo mehr, als es ja nur
dann jene Eigenart und jene „
Unabſichtlich=
leit” an den Tag legt, die gefällt und
miodern iſt.
Ein koſtbares Maskenkoſtüm hingegen wird
immer enttäuſchen, während primitive Koſtüme
miitunter Begeiſterung auslöſen!
Ueber die Möglichkeiten der Koſtümierung
befragt, müßte man ſagen, daß es hier
eigent=
lich zwei Löſungen gäbe: die eine beſteht
darin, daß man ein vorhandenes Abendkleid
mit verſchiedenen Masken=Motiven
ver=
ſEeht, die im Handumdrehen ein entzückendes
Koſtün entſtehen laſſen.
Die andere Möglichkeit wäre die
Her=
ſtellung eines ganz neuen Koſtüms aus
bil=
ligem Material, das aber in durchaus
künſt=
leriſcher Art verarbeitet werden müßte!
Fürs erſte wollen wir von den unter
Zu=
hilfenahme eines abendlichen Modells
herge=
ſtellten Koſtümen ſprechen (wobei das
be=
treffende Abendkleid natürlich, nachdem die
ver=
ſchiedenen koſtümlichen Attribute wieder
ent=
fernt ſind, ganz genau ſo ausſehen muß wie
vorher).
Es gibt hier ein gewiſſes Schema über das
man ſich — wenn man unſere Entwürfe genau
ſtudiert — bald klar ſein wird.
So zum Beiſpiel läßt ſich ein modernes,
hochgeſchloſſenes Abendkleid ſehr leicht in das
Koſtüm der „Blumenverkäuferin” verwandeln,
wenn man Ballonärmel aus getupftem Kreton
vorſieht, ein brandrotes Kopftuch wählt und
überdies einen mit Riemen gehaltenen,
reich=
gefüllten Blumenkorb um die Schulter hängt.
Ganz einfach iſt auch das Koſtüm der
„Sennerin” herzuſtellen: der weite Rock eines
alten Abendkleides wird mit Bergen,
Häus=
chen, Wieſen, untergehender Sonne und
Bäu=
men bemalt und außerdem ein bauſchiger,
karierter Aermel, gelegentlich ſogar eine ganze
Weſte aus Karoſtoff vorgeſehen. Eine Perücke
aus maisgelber Wolle ſieht reizend aus. Aber
eine Sennerin ohne Kuh wäre doch keine
voll=
ſtändige Koſtümierung! Darum raſch eine Kuh
herbei und rollte ſie ſelbſt auf vier Rädern und
wäre ſie bloß aus Holz geſchnitzt! (Bild 2.)
Wollen Sie einmal den Verſuch machen, ein
dunkles Abendkleid raſch in ein „Seefahrts=
Koſtüm” zu verwandeln? Nichts einfacher als
das: Sie benähen es mit Seiden= und
Filz=
ſtückchen in Form von Wellen, Fiſchen und
Seglern, wie dies unſer Bild genau zeigt.
Außerdem — das Allerwichtigſte! — nicht zu
vergeſſen, und zwar der Kopfputz in Form
eines Schiffes mit aufgezogenen Segeln. Als
Gürtel eine Schnur, an der kleine Anker
hängen.
Ein Abendkleid aus Glanzſeide muß nur
mit einem Hut aus der Napoleoniſchen Zeit
zuſammengeſtellt werden, um als hiſtoriſches
Koſtüm gut zu wirken. (Bild 4.)
*
Wenn man aber ein ausgeſprochenes
Koſtüm vorzieht, auf die Verwendung des
Abendkleides alſo verzichtet, darf man
natür=
lich nur ganz billiges Material heranziehen.
Aus weißem Leinen läßt ſich zum Beiſpiel
ein appetitliches „Koch=Koſtüm” mit der
dazu=
paſſenden Mütze zurechtrichten (vorletztes Bild),
während eine helle Bluſe mit aufgerollten
Aermeln, eine blaue Schürze und ein kurzes
Höschen ſowie ein breitrandiger Strohhut ein
„Gärtnerinnen=Koſtüm” erſtehen laſſen, das
man ſich netter kaum vorſtellen könnte. Ein
Blütenſtrauß im Arm. eine Gartenſchere in der
Schürzentaſche, eine Gießkanne in der Hand
und — auf zum Maskenfeſte!
Der Deckchenſchoner
im Wäſcheſchrank
Bekanntlich laſſen ſich die verſchiedenen
Schmuck= und Zierdeckchen oder Läufer nie ſo
glatt verwahren, wie man ſie im Kaſten oder
Fach des Wäſcheſchrankes unterbrachte.
Be=
ſchafft man ſich aber eine Reihe gleichgroßer
dünner Papptafeln, die man auch aus
vor=
handenen Kartons zurechtſchneiden kann, dann
verhüten dieſe, als Schutz zwiſchen die Deckchen
gelegt, deren Kraus= und Faltigwerden durch
gegenſeitigen Druck. Größere Stücke lege man
auf dieſe Tafeln nur mit einem Bruch
zu=
ſammen, überhaupt alles ſo breit wie möglich,
um unnötige Falten zu verhüten. Beim Suchen
eines beſtimmtenDeckchens bewähren ſie ſich
ebenfalls gut, da ſie nur wie Buchblätter mit
den darauf ausgebreiteten Wäſcheſchätzen etwaz
gehoben zu werden brauchen, ohne ſie ſelbſt an=
T.
faſſen zu müſſen.
Nummer 6
Sonntag, 7. Januar
Die Lage am Geld= und Oeviſenmarkte.
Fühlbare Erleichterung am Tagesgeldmarkk. — Größere Schwankungen der Deviſen.
Die Bewegung am Jahresbeginn.
Am Tagesgeldmarkte ſetzte mit dem Beginn des neuen Jahres
ſofort eine fühlbare Erleichterung ein, da die reichlichen
Bereit=
ſtellungen, die aus Bilanzgründen zum Jahresende vorgenommen
worden waren, und die beträchtlichen Guthaben der Banken bei
der Reichsbank in den „Geldmarkt zurückfloſſen. Der Satz
er=
mäßigte ſich entſprechend. Naturgemäß lag in dieſem
Zuſam=
menhang lebhafte Nachfrage nach erſtklaſſigen Anlagen vor. So
wurde die Reichsbank zur Ausgabe einer neuen Serie von
Schatz=
anweiſungen verankaßt, nachdem die Tranche per Medio
Dezem=
ber d. Js. ausverkauft war. Die neue Serie per Medio Januar
1935 wurde zunächſt zu 45 Prozent ausgegeben; infolge der
ſtar=
ken Nachfrage mußte der Zins jedoch auf 4,5 Prozent geſenkt
wer=
den. Das Intereſſe für Privatdiskonten war ebenfalls recht
er=
heblich; mangels befriedigenden Angebots ging der Markt zum
Ankauf von Reichsſchatzwechſeln über, die lebhaft zum
Privatdis=
kontſatz gehandelt wurden. Auch am Termingeldmarkt zeigte ſich
eine Erleichterung. Vor allem ermäßigte ſich der Satz um den
Jahrsultimo=Zuſchlag von zirka 0,25 Prozent und etwas darüber,
ſo daß bei 4½—4½ Prozent gehandelt werden konnte.
Waren=
wechſel lagen wie üblich ſtill.
Am internationalen Deviſenmarkte zeigten ſich erſtmalig
wie=
der größere Schwankungen, die wohl auf neue Engagements der
Spekulation zurückzuführen ſind. Beim Dollar ging die
Kursent=
wicklung in Erwartung neuer Erklärungen Rooſevelts zuerſt
nach unten. Als dann jene Aeußerungen nur allgemein gehalten
waren, deckte ſich die Spekulation wieder ein und gab damit dem
Dollar einen Auftrieb bis zum Jahresſchlußniveau. Das Pfund
wurde von der Dollarbewegung beeinflußt; allerdings waren
hier die Schwankungen kleiner. Eine entgegengeſetzte Entwicklung
konnte man beim franzöſiſchen Franc feſtſtellen. Er befeſtigte ſich
beachtlich, büßte aber dieſe Beſſerung gegen Schluß der Woche
wieder ein. Ein Umſchwung in der Haltung des fränzöſiſchen
Publikums iſt u. a. darin zu erblicken, daß die Banque de France
erſtmalig wieder ſeit längerer Zeit beträchtliche Goldzugänge zu
verzeichnen hat, die hauptſächlich mit dem Zurückfließen von
ge=
hortetem Gold zu erklären ſind. Holländer Gulden und
Schwei=
zer Franken wieſen eine ähnliche Bewegung auf wie der Dollar,
und zwar ſchwächte ſich die holländiſche Währung faſt bis zum
Goldausfuhrpunkt ab, erhöhte ſich aber ebenfalls ſpäter recht
ſtark; bei dem Schweizer Franken war die Abſchwächung nicht ſo
erheblich. Belga und Lira litten unter Kursdruck, der Belga
zeigte gegen Ende leicht gebeſſerte Tendenz, während die Lira
noch unerholt blieb. Die Peſeta tendierte die ganze Moche über
leicht nach oben, während der öſterreichiſche Schilling ſeine
Ab=
wärtsbewegung weiter fortſetzte und die Reichsbank den Schill.=
Kurs etappenweiſe bis auf 47,40 RM. ermäßigte. Die
Reichs=
mark war zeitweiſe etwas niedriger, allerdings konzentrierte ſich
das Angebot vor allem auf Paris, was mit der erwähnten
Kurs=
entwicklung des franzöſiſchen Franc zuſammenhängen dürfte.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 3. Januar 1934. Die
Indexziffer der Großhandelspreiſe für den 3. Januar iſt mit 96.,2
gegenüber der Vorwoche (96,1) wenig verändert. Die
Indexzif=
fern der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 93,2 (—0,2 Proz.),
indnſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 89,5 (plus 0,3 Proz.) und
induſtrielle Fertigwaren 113,9 (plus 0.1 Proz.). Für den
Mo=
natsdurchſchnitt Dezember 1933 ſtellt ſich die
Großhandelsindex=
ziffer auf 96,2. (plus 0,2 Proz.).
Neue Vereinbarung in der internationalen Stahlproduktion.
Zwiſchen den engliſchen Stahlproduzenten und dem kontinentalen
Stahlkartell, in dem Deutſchland, Frankreich, Belgien, Luxemburg
vertreten ſind, iſt, wie die Morgenpreſſe meldet, eine
Verſtändi=
gung über die Preiſe und die Verteilung der Märkte für
Schiffs=
bauſtahl erzielt worden. Nach dem neuen Abkommen, das
zu=
nächſt verſuchsweiſe ein halbes Jahr lang in Kraft bleiben ſoll,
werden die Märkte des Empire den engliſchen Stahlproduzenten
vorbehalten. Die kontinentalen Erzeuger für Schiffbauſtahl
wer=
den ihre Ausfuhrpreiſe auf den Stand der engliſchen Preiſe
her=
aufſetzen und ihre Ausfuhren beim Stahlwerksverband,
Düſſel=
dorf zentraliſieren.
Von der Frankfurter Börſe. Der Börſenvorſtand zu
Frank=
furt a. M., Abteilung Wertpapierbörſe, teilt mit, daß vom
Diens=
tag, den 9. Januar 1934, ab die zum Börſenhandel an der hieſigen
Börſe wieder zugelaſſenen RM. 1 884 000 Stammaktien der Gebr.
Fahr AG. in Pirmaſens amtlich notiert werden. — Gleichzeitig
wird bekanntgegeben, daß gemäß Kapitel 17 der Verordnung des
Reichspräſidenten über Maßnahmen auf dem Gebiete der
Finan=
zen, der Wirtſchaft und der Rechtspflege vom 18. März 1933
Reichsgeſetzblatt I S. 109) zum Börſenhandel zugelaſſen ſind:
GM. 124 Millionen Inhaber=Zertifikate der Reichsbank Gr. III
über Vorzugsaktien der Serie II der Deutſchen
Reichsbahngeſell=
ſchaft und GM. 107 Millionen Inhaber=Zertifikate der
Reichs=
bank Gruppe IV über Vorzugsaktien der Serie III der Deutſchen
Reichsbahngeſellſchaft. — Dieſe Stücke werden vom 8. Januar 34
ab auf Grund der für die Zertifikate Gruppe I, II und V, über
die Vorzugsaktien Serie I, II und V im Frankfurter Kursblatt
bereits beſtehenden Notizen gleich dieſen Stücken lieferbar.
Vereinigte Zelluloſe= und Papierfabriken Koſtheim=Oberleſchen
AG., Mainz. Wie wir erfahren, findet die Bilanzſitzung des
Zell=
ſtoffvereins am 23. Januar ſtatt. Für das am 30. Nov. beendete
Geſchäftsjahr iſt ein Gewinnabſchluß zu erwarten, doch wird eine
Dividende nicht ausgeſchüttet. Nach der Genehmigung der Bilanz
1932/33 ſoll der Antrag auf Wiederzulaſſung der Aktien an der
Berliner und Frankfurter Börſe geſtellt werden. Wie wir noch
hören, habe die Erholung der induſtriellen Entwicklung der
Branche im Inlandsgeſchäft und auch in der internationalen
Zell=
ſtoffinduſtrie weiter angehalten.
Auslandsauftrag für die Siemens=Schuckertwerke. Die
Sie=
mens=Schuckertwerke haben für drei irländiſche Zuckerfabriken die
geſamten Luftpumpen und Kohlenſäurepumpen einſchließlich der
zugehörigen Elektromotoren in Beſtellung erhalten. Es handelt
ſich um einen der bedeutendſten Aufträge dieſer Art. Auf Grund
der großen techniſchen Leiſtungsfähigkeit der Siemens=
Schuckert=
werke auf dem zuckertechniſchen Spezialgebiet, wurde für dieſe
Auslandsbeſtellung ein Preis erzielt, der dem zu leiſtenden
Ar=
beitsaufwand entſpricht.
Verlängerung des Ferroſiliziums=Syndikats. Nach
Informa=
tionen des DHD, dürfte das Ferroſilziumſyndikat wiederum auf
ein Jahr verlängert werden. Die Umſätze in Ferroſilizium gingen
in der zweiten Hälfte 1933 nicht unbeträchtlich in die Höhe die
Preiſe blieben unverändert. Auch der deutſche Händlerverband,
der ſieben Firmen umfaßt, wird um ein Jahr verlängert werden.
Viehmärkke.
Auf dem Weinheimer Schweinemarkt am 6. Januar waren
zugeführt 268 Stück. Verkauft wurden 232 Tiere, und zwar
Milch=
ſchweine das Stück zu 6—12 RM., Läufer das Stück zu 13—29
RM. Marktverlauf: gut.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Vorgeſtern vollendete Verwaltungsdirektor Dr. e.h. Paul
Meesmann ſein 65. Lebensjahr. Bis vor kurzem war Meesmann
Geſchäftsführer des Mittelrheiniſchen Fabrikanten=Vereins, der
ſüddeutſchen Gruppe, des Vereins Deutſcher Eiſen= und
Stahl=
induſtrieller, des Bundes ſüdweſtdeutſcher Weinhandelsverbände
und der Süddeutſchen Eiſen= und Stahl=, der Leder= und
Papier=
macher=Berufsgenoſſenſchaft.
Die Midland=Bank, eine der fünf engliſchen Großbanken
ver=
teilt aus 2 267 000 Pfund Reingewinn (i. V.*2 019 000 Pfund)
wieder eine Devidende von 16 Prozent.
Berliner und Frankfurker Effektenbörſe.
Nachdem die Glattſtellungen der Spekulation nach den
vor=
angegangenen Kursſteigerungen beendet waren, war die Tendenz
an der Berliner Börſe geſtern allgemein beruhigt und bei
kleinen Kaufaufträgen des Publikum allgemein freundlicher. In
Anbetracht des katholiſchen Feiertages waren die Umſätze aber
nicht bedeutend und blieben hinter dem Geſchäft der letzten Tage
zurück. Die von der Handelskammer feſtgeſtellte, auch im
Dezem=
ber anhaltende Wirtſchaftsbelebung und das weitere Anſteigen
der Induſtrieproduktion konnten etwas ſtimulieren. Aus dem
Bericht der Chemnitzer Handelskammer wurde beſonders die ſtarke
Belebung in der Strickwareninduſtrie und im Maſchinenbau
ver=
merkt. Größere Auslandsaufträge für Siemens=Schuckert
konn=
ten ebenfalls ſtimulieren. Am Montanaktienmarkt gingen die
Beſſerungen knapp bis zu 1 Prozent nur Max=Hütte plus 1,75
Prozent. Braunkohlenwerte lagen ſchwächer. Eintracht wieder
minus 1.5 Prozent. Auch Kaliwerte waren 1—2,75 Prozent
ge=
drückt. In Farben (minus 1,5 Prozent) beobachtete man noch
Glattſtellungen. Elektrowerte lagen uneinheitlich. AEG. plus
1 Prozent. Schuckert plus 0,5, Siemens minus / Prozent. Chade
verloren 2,75 RM. Von Kabel= und Drahtwerken konnten Vogel
auf die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung 2,75 Prozent
höher eröffnen. Maſchinenwerte waren bis zu 0,75 Proz. befeſtigt.
Auch Bauwerte konnten weiter anziehen. Von Brauereiwerten
waren Leonhard 2 Prozent niedriger. Ganz matt lagen
Eiſen=
bahnverkehrsmittel (minus 3 Proz). Sehr feſt lagen
Schiffahrts=
werte. Nordd. Lloyd ſtiegen von 29,5 auf 31, Hapag gewannen
faſt 2 Prozent. AG. für Verkehr konnten um 2,5 Prozent
avan=
cieren. Am Rentenmarkt war die Tendenz gut behauptet. Alt=
und Neubeſitz eröffneten leicht erholt.
Reichsſchuldbuchforderun=
gen waren wenig verändert. Dollarbonds und umgetauſchte
Reichsmark=Obligationen konnten ſich ebenfalls behaupten. Am
Auslandsrentenmarkt waren 5prozent. Mexikaner 40 Cs. höher.
Tagesgeld war unverändert mit 4,25 Prozent und teilweiſe 4½8
Prozent zu hören. Im weiteren Verlauf ſetzte ſich an den
Aktien=
märkten faſt allgemein weitere Beſſerung durch.
Die Frankfurter Wochenſchlußbörſe ſetzte im großen
und ganzen gut behauptet ein. Es erfolgten auf Grund der
ſtar=
ken Steigerung an den Vortagen zum Teil Gewinnverkäufe der
Bankkundſchaft und Realiſationen der Mitläuferſchaft an der
Börſe; andererſeits lagen jedoch auch wieder beachtliche
Anlage=
käufe vor. Beſonders blieben Renten unter Bevorzugung der
Reichsanleihen feſt. Immer noch iſt es die Hoffnung auf die
bal=
dige Konverſion, und dann fand die Börſe eine kräftige Stütze in
der gemeldeten Neuordnung des Stickſtoff=Syndikates und in den
verſchiedenſten Wirtſchaftsberichten, die von weiterer
Konjunktur=
belebung ſprechen. Die Altbeſitzanleihe lag ³ Proz., Neubeſitz
0,10 Prozent feſter. Nicht ganz behauptet ſetzten ſpäte
Reichs=
ſchuldbuchforderungen ein; auch Stahlvereinbonds lagen 0,75
Pro=
zent ſchwächer. Die Reichsmark=Obligationen fielen durchweg
etwa 3 Prozent zurück, wobei Realiſationen der Spekulation eine
Rolle ſpielten. Im Verlaufe erfolgten Rückdeckungen und eine
gewiſſe Erholung. Aktien lagen uneinheitlich. Meiſt gebeſſert
waren Montanwerte, wo Gelſenkirchen 0,75 Proz., Phönix 78,
Mannesmann ½z und Harpener ½ Prozent anzogen. Beſonders
feſt lagen Schiffahrtswerte, die für Hamburger Rechnung in
grö=
ßerem Umfange aus dem Markt genommen wurden. Nordd, Lloyd
gewannen 2 Proz., Hapag 1 Prozent. Von ſonſtigen
Transport=
anſtalten lagen Allgem. Lokal und Kraft 1,5 Prozent höher,
da=
gegen Reichsbahn=V. A. 0,25 Prozent niedriger. Farben lagen
ruhiger und 0,75 Proz. ſchwächer. Am Elektromarkt bröckelten
die Kurſe leicht ab. Sonſt Aku um 1,5 Prozent und Waldhof 1,5
Prozent, ſchwächer. Der Verlauf brachte bei relativ lebhaften
Umſätzen meiſt Befeſtigungen um durchſchnittlich 0,5—1 Prozent,
ſo bei Montan= und Elektrowerten. Siemens plus 1,5 Prozent,
ferner AG. für Verkehrsweſen plus 2 Prozent. Aku plus 178,
Holzmann plus 1 Prozent; andererſeits aber Scheideanſtalt nach
Minus=Ankündigung 3 Prozent ſchwächer. Schiffahrtswerte ſetzten
ihre Aufwärtsbewegung ſtärker fort, Hapag bis 32,5 Proz. (
ins=
geſamt plus 5 Proz.), Nordd. Lloyd bis 33,5 Proz. (insgeſamt
plus 4,75 Proz.). Die Börſe ſchloß meiſt zu den höchſten
Tages=
kurſen. Am Kaſſamarkt waren neben einigen Induſtriewerten
beſonders wieder Hypothekenbankaktien geſucht und teilweiſe bis
beſonders wieder Hypothekenbankaktien geſucht.
Der Groß= und Ueberſeehandel 1934.
Von führender Seite des Groß= und Ueberſeehandels
wird uns geſchrieben:
„Der Großhandel hat die Kriſenzeiten inmitten ſtärkſter
An=
griffe überſtanden und damit ſeine Exiſtenzberechtigung unter
Be=
weis geſtellt. Die Hoffnung des Großhandels richtet ſich nunmehr
auf den weit ausſchauenden Blick der Regierung im Neuen Reich
und begrüßt mit Dankbarkeit die bekannte Kundgebung des
Wirt=
ſchaftsbeauftragten des Reichskanzlers, Wilhelm Keppler, der die
grundſätzliche Linie feſtgeſtellt hat, daß in Zukunft der einzelne,
ſelbſt verantwortliche Kaufmann wieder zur Geltung kommen
müſſe. Verſtändnisvolle Förderung der Reichsregierung in
inde=
eller und materieller Beziehung (tragbare Steuerſätze) würde den
Großhandel befähigen, auf Grund einer beſſeren Kapitalbaſis
ſeine eigentliche volkswirtſchaftliche Aufgabe zu erfüllen, nämlich:
umfangreiche Lagerhaltung zur Ueberwindung der
Arbeitsloſig=
keit und zum Ausgleich der Kriſenerſcheinungen und
Konjunktur=
ſtöße. Weiterhin würde die wünſchenswerte Wiedereinſchaltung
des Großhandels in den geſamten Warenabſatz einerſeits zum
Ausgleich der Preiſe in Stadt und Land, andererſeits aber auch
zu einer erträglichen Preisbaſis führen, die für die
Exiſtenzerhal=
tung von Produkten, Großhandel, Handwerk und Einzelhandel
notwendig iſt. Der Großhandel kann ſeiner Aufgabe voll gerecht
werden, wenn die Regierung dafür ſorgt, daß eine einſeitige
Be=
günſtigung genoſſenſchaftlicher Waren=Vertriebsformen künftig in
Fortfall kommt. Ausreichende Perſonalkredite zu tragbaren
Zins=
ſätzen und Steuererleichterungen würden vom Großhandel
beſon=
ders dankbar begrüßt werden. Beſondere Hoffnungen ſetzt der
Groß= und Ueberſeehandel auch auf die Beſtrebungen der
Regie=
rung, den Export mit allen Mitteln zu fördern.”
Darmſtädter Wochenmarkt=Keinhandelspreiſe vom 6. Januar
(pro Pfund bzw. Stück in Pfg.); Erdkohlraben 8—10, Karotten
und Gelberüben 8, Rote= und Weißerüben 10. Schwarzwurzeln
20—25, Spinat 25, Rotkraut 12, Weißkraut 8—10. Wirſing 10,
Grünkohl 12. Roſenkohl 30, Zwiebeln 10, Knoblauch 40, Tomaten
40—50, Kaſtanien 22. Feldſalat (Lattich) 120, Endivienſalat 6—
20, Blumenkohl 40—60, Rettich 5—10, Meerrettich 40; Kartoffeln
3—3½, Tafeläpfel 15—28 Wirtſchaftäpfel 8—15; Tafelbirnen
15—25, Wirtſchaftsbirnen 10—15. Nüſſe 45, Apfelſinen 25—30,
Zitronen 4—6, Bananen 30; Sußrahmbutter 160, Landbutter 130,
Weichkäſe 20—25, Handkäſe 5—12. friſche Eier 13 und 14: Wild
und Geflügel: Rehe 50—100, Gänſe 80—90, Hühner 60—70,
Enten 80 und 90, Tauben 50 und 60, Haſen 70 und 90
Ziegen=
lämmer 50, Hähne 90—100; Rindfleiſch friſch 56, Kalbfleiſch 70,
Hammelfleiſch 60 und 70, Hackfleiſch 64.
Mainzer Großmarkt für Getreide und Futtermittel vom 6.
Januar. Großhandelspreiſe pro 100 Kilo loko Mainz: Weizen
19,70, Roggen 17.00, Hafer 14,50, Braugerſte 17,75—18,35,
Indu=
ſtriegerſte 17,25, Malzkeime 14—14,50, ſüdd. Weizenmehl Spezial
Null 29,80 netto Kaſſe, Roggenmehl ſüdd. 24—24,50, Roggenmehl
nordd. 23,50—23,75, feine Weizenkleie 11—11,10 grobe
Weizen=
kleie 11,65, Roggenkleie 10,75—11,50, Weizenfuttermehl 12,50,
Biertreber 17,50—17,75, Soyaſchrot 15,40, Trockenſchnitzel 10,00—
10.10. Tendenz: Preiſe behauptet bei kleinem Geſchäft.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 6. Januar. Das noch
in der Vorwoche ziemlich lebhafte Geſchäft kam in der
abgelau=
fenen Woche faſt zum Erliegen. Die Zufuhren ſind weiterhin im
Anſteigen begriffen, doch lagen die Preiſe ziemlich unverändert.
Aus dem Oſten ſind die Lieferungen faſt unterbunden. Es
notier=
ten in Pfg. pro Stück frei Frankfurt a M.: deutſche Friſcheier
Kl. S. 13,5, Kl. a) 13. Kl. b) 12. Kl. c) 10,5, Holländer und
Flandern Kl. S. 13. Kl. a) 12,5, Kl. b) 11,5, Kl. c) 10;
Bul=
garen zirka 10,5 Pfg.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe vom 6. Januar. Das
Buttergeſchäft beſchränkte ſich weiterhin nur auf die Deckung des
notwendigſten Bedarfs. Deutſche Butter iſt im Verhältnis zur
Nachfrage ausreichend angeboten, während aus dem Auslande
nur wenig Ware zur Verfügung ſteht, da die Kontingente meiſt
erſchöpft und die neuen Verträge noch nicht in Kraft getreten
ſind. Die Preiſe waren gegen die Vorwoche unverändert.
Deut=
ſche Markenbutter 145—148, hohlländiſche und däniſche
Marken=
butter zirka 148—152 RM. Die Preiſe ſind
Großhandelsverkaufs=
preiſe und verſtehen ſich pro 50 Kilo franko Frankfurt a. M.
Berliner Getreidemarkt vom 6. Januar. Infolge katholiſchen
Feiertags Geſchäft im Getreideverkehr noch ruhiger als ſonſt, da
Nachfrage für rheiniſche Rechnung fehlte. Angebot allgemein
ſtärker und zu den Forderungen der erſten Hand Material kaum
abzuſetzen. Außerdem kaufen Mühlen infolge Raummangels nur
notwendigen Bedarf.
Berliner Kursbericht
vom 6. Januar 1934
Deviſenmarkt
vom 6. Januar 1934
Me He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban1
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Heutſche Cont. Gas
Vi
55.—
59.50
30.—
14.375
32.—
27.50
135.875
46.75
14.—
68.—
51.—
115.—
uue
Glektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Bhil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöchnerwerke
goksw.Chem Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
Nff
90.875
127.325
60.—
90.50
89.625
68.50
71.—
116.—
60.—
88.—
63.50
38.25
61.25
Mee
Rütgerswerke.
Salzbetfurth Ka 11
Kaufho
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Ne
54.50
153.—
16.—
38.50
117.50
53.25
17.375
9o.—
77.—
71.50
90.50
Buenos=Aires
Kanada.
Japan
Kairo
Iſtambuk
London
New York
Rio de Janetro
ruguan
Amſterdam
Athen
Brüſſel
Budapell 1
Danzig
Helſingfo!
Währung ſGeld
1 Pap. Beio
1canab. Doll.
1Yen
1äghpt. 4
1türk. 2
12.Sta.
1 Dollar /
1 Milre:
1 Goldpeſo
100 Gulden
00 Drachm.
100 Belgo 58.27
100 Pengs
00 Gulden
100 finn. Mk.
0.636
2.677
0.819
14.085
1.978
13.68:
2.,577
0.226
1.399
168.58
2.399
Sl.ag
6.0341
Brieff
0.840
2.683
0.521
14.095
1.869
13,715
2.693
0.228
1.401
168.94
2.400
55.36
B1.s5
6.046
Italien
Jugoſlawien
Kovenhagen
Liſſabon
Oslo
Paris
Prag
Fsland
Rigg
Schweiz
Sofia
Spanien
Stockholu
Tallinn (Eſt.
Wien
Bährung
100 Lire 22.03
100 Dinar
00 Kronen
100 Eseudos
100 Kronen
100 Fraucs
100 Tſch. Kr.
100 isl. Kr.
100 Lats (80.02
100 Franken
100 Leva
00 Peſetas
100 Kronen
100 eſtl. gr
100 Schillingl47.25
Rei
60.99
12.46 12.u8
68.63
16.42
12.45
81.84
e1.17
3.047
34.52
70.48
75.17
Brief
52.0f
5.6641 5.678
Ei.11.
68.77
16.46
2.47
61.96
80.19
1.38
2.0ß3
24.58
70.62
75.33
47.35
Burmftädter and Kariokärbant Sarikaut, Iliür drr Otrooher Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 6. Januar 1934.
Kee
„ Gr. IIp. 1934
„ „ . 1935
„ . 1936
„ „ 1937
„.. 1938
„ Gruppe I
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6%Baden ... b.27
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ungsſch. (Neub.
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6%Frankfurt a. M.
Schätze b.29
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8SMaunz. . .nn..
6%Mannheim v. 27
6%München . b.29
6%Wiesbaden v.28
6%Heff Landesbl.
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Gektr. Stamm
Stahlwerke.
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr
Rütgerswerke
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Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfbr.
Schucker: Elektr.
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Siemens & Halske.
„ Reinigerwerke
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85
214
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121
18
11.5
Sonntag, 7. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 6 — Seite 19
Käüuft
Copyright by Auguſt Scherl
G. m. b. H., Berlin.
53) Nachdruck verboten.
Die Verhandlung begann nicht, wie feſtgeſetzt, um zehn Uhr, ſondern
erſt gegen elf. Formale Bedenken ſtellten ſich zunächſt der Übernahme
der Verteidigung durch Dr. Kötzſchau entgegen. Beſprechungen, in denen
ſuch obere Inſtanzen mitwirkten, fanden ſtatt. Endlich war es ſo weit, daß
verhandelt werden konnte. Der Zuſchauerraum war natürlich wieder bis
zum letzten Platz beſetzt. Auch ſämtliche Zeugen hatten ſich wieder
ein=
gefunden. Diejenigen Kriminalſtudenten, die in den Saal nicht mehr
eingelaſſen worden waren, füllten die Gänge und die Treppen. Überall
beſprach man das Schickſal Bens. Darüber waren ſich alle klar, daß
Federer in ſeiner Originalitätsſucht die Ausſichten für den Angeklagten
noch weſentlich verſchlechtert hatte. Dieſe Wendung hätte er der Sache
nicht erſt im letzten Augenblick geben dürfen, hieß es. Freilich, wurde
darauf erwidert, würde Zeck ja wohl energiſchen Widerſtand geleiſtet
haben, wenn er gewußt hätte, wvorauf ſein Verteidiger zielte.
Und ein Teil des Publikums — nicht der kleinſte — ereiferte ſich
dagegen, daß ein ſolches Kapitalverbrechen, wenn es nach Federer ginge,
ohne Sühne durch ein ordentliches Gericht bleiben ſollte.
„Denn der Selbſtmord der Täterin macht ja die Strafe unmöglich!"
Zu Beginn der Verhandlung fanden zunächſt noch einige
Aus=
einanderſetzungen darüber ſtatt, ob es Kötzſchau, der die halbe Nacht über
den Akten geſeſſen hatte, um ſie auch formal zu beherrſchen, geſtattet ſein
ſollte, ſofort mit ſeinem Plädoher zu beginnen. Der Staatsanwalt
wandte dagegen ein, daß er nach den geſtrigen Ausführungen Federers
zunächſt noch einmal das Wort bekommen müſſe. Ein Beiſitzer brachte
neue Bedenken vor.
Während dieſer Erörterungen wurde dem neuen Verteidiger von
einem Gerichtsdiener ein Zettel überreicht, den er haſtig las.
Der Bürovorſteher Schultze brachte ihm, wie er ſchrieb, eine äußerſt
wichtige Meldung, konnte aber in den wegen Überfüllung geſchloſſenen
Saal keinen Zutritt finden.
Wenn ſeine „Vorzimmer=Exzellenz” ſich während der Dienſtſtunden
ſchon ſelbſt auf den Weg machte, ein Ereignis, das kaum alle Jahre
einmal eintrat, ſo mußte ſich’s allerdings um etwas äußerſt Wichtiges
handeln. Kötzſchau verließ alſo haſtig ſeinen Platz und den Saal.
Schultze, der draußen in der Menge ſtand, feſtgekeilt, griff in ſeine
Überziehertaſche und händigte ihm, an einigen Köpfen vorbei, eine
Depeſche ein. Sie ſtammte von Petra Aſtern.
„Unmöglich!” ſtieß Kötzſchau aus.
Fräulein Petra Aſtern lebte?!
Die Depeſche war von ihr auf der Fahrt von Genf nach Berlin
auf=
gegeben und teilte kurz und bündig ihr Kommen mit.
Nach dem Kursbuch, in das der Bürovorſteher Einſicht genommen
hatte, konnte die Reiſende um elf Uhr am Anhalter Bahnhof eintreffen.
Schultze hatte den Referendar Krauſe an die Bahn geſchickt, um Fräulein
Aſtern in Empfang zu nehmen und ſie über alles Wiſſenswerte zu
unter=
richten. Ubrigens war vorauszuſetzen, daß Fräulein Aſtern unterwegs
ſchon eine Berliner Morgenzeitung geleſen haben würde, die das Al”
wichtigſte enthielt, auch den Zwiſchenfall bei der geſtrigen Sitzung.
In dem Gedränge war es Kötzſchau kaum möglich, mit Schultze
ausführlicher zu verhandeln. Er ſah nach der Uhr. Wenn der Zug ohne
Verſpätung angekommen war, ſo konnte Fräulein Aſtern ſchon vom
Bahnhof unterwegs hierher ſein.
Schultze machte ihm allerlei ſtumme Augenzeichen. Eine Frage lag
darin. Kötzſchau erriet: ſollte man das Fräulein nicht warnen, ſich hier
zu zeigen? Bei aller prinzipiellen Gegnerſchaft des Bürovorſtehers gegen
die weibliche Beteiligung an juriſtiſchen Angelegenheiten hatte ſich doch
die rein menſchliche Teilnahme in ihm geregt. Er konnte ſich den Vorgang
ſo, wie ihn Federer geſtern geſchildert hatte, ſchon vorſtellen. Die
Willens=
ſtärke und kalte Entſchloſſenheit, die zu ſo einer Tat gehörten, die traute er
der Referendarin unbedingt zu. . .
Das Schieben und Drängen vor der Saaltür wurde in dieſem
Augenblick noch ſtärker. Eine junge Dame, die in raſchem Tempp die
Treppe heraufgelaufen war, begleitet von einer Frau in
Schweſtern=
tracht und einem jungen Herrn — es war der Referendar Krauſe, wie
Kötzſchau und Schultze ſofort feſtſtellten — verlangte Einlaß in den
Großen Schwurgerichtsſaal.
Kötzſchau muſterte die Fremde. Sie trug den linken Arm geſchient
und in der Binde. Ihr Haar war kurz abgeſchnitten. Aber ſo fremd die
äußere Erſcheinung ihm vorkam — der Geſichtsſchnitt ſelbſt war
unver=
kennbar: der feine Kopf Petra Aſterns war es, mit der ſchmalen,
aus=
drucksvollen Stirn, der ſchöngeſchnittenen Naſe. Und nun erreichte ihn
der Blick der ungeduldig über die Menge irrenden Augen. Dieſe dunklen,
klugen Augen erkannten ihn ſofort. „Doktor Kötzſchau —!”
„Fräulein Aſtern — die Totgeglaubte — ja, iſt es denn denkbar —?‟
Der Name, den er genannt, lief von Mund zu Mund.
So kamen die Unzufriedenen, die zum Saal keinen Zutritt mehr
erhalten hatten, zu ihrer beſonderen Senſation: ſie wußten bereits vor
dem geſamten Richterkollegium, vor allen Zuhörern, vor dem
Ange=
klagten und ſämtlichen Sachverſtändigen, daß hier die wichtigſte aller
Zeuginnen ſtand, die Referendarin Dr. jur. Petra Aſtern!
Landesgerichtsdirektor Priewe hatte bereits in die Verhandlung
wieder eintreten wollen, ſah aber den Platz des neuen Verteidigers noch
unbeſetzt. Er winkte den Saaldiener zu einer Frage heran — doch in
dieſem Augenblick erſchien Dr. Kötzſchau.
„Aus verſchiedenen Erwägungen heraus, Herr Verteidiger, muß der
Antrag der Staatsanwaltſchaft Berückſichtigung finden. Wir werden uns
alſo noch einmal zurückzuſchrauben haben, um den heutigen
Berhand=
lungstag, an dem nun wohl endlich der Urteilsſpruch wird erfolgen
können, mit einem erneuten Plädoyer des Herrn Staatsanwalts zu
be=
ginnen."
Kötzſchau nickte verbindlich. „Ich möchte den Herrn Präſidenten
bitten, in der Wiederaufrollung der Verhandlung ſogar noch um ein
Stück weiterzugehen und noch einmal in die Zeugenvernehmung
ein=
zutreten.”
„Was ſolt denn nun noch Großes vorzubringen ſein!” warf der
Staatsanwalt, der ſich zu ſeinem Plädoyer ſchon erhoben hatte,
ver=
ärgert hin und ſetzte ſich wieder.
„Es handelt ſich um eine Zeugin, die der Herr Staatsanwalt
keines=
falls ungehört vor dieſer Saaltür wird kehrtmachen laſſen wollen: um
Fräulein Aſtern, die ſoeben aus dem Krankenhaus in Grenoble hier
ein=
getroffen iſt.”
„Die Selbſtmörderin?” Niemand wußte, wer es gerufen. Aber das
Wort ging dann von Mund zu Mund.
„Fräulein Doktor Aſtern hat nie daran gedacht, ſich das Leben zu
nehmen. Durch eine Verkettung beſonderer Umſtände iſt dieſer Irrtum
entſtanden. Als ſie die Meldung in der Zeitung las, daß ſie ſich angeblich
in Mainz im Rhein erträukt habe, lag für ſie dann allerdings as ſtarke
Intereſſe vor, noch eine kurze Weile ein gewviſſermaßen anonymes oder
pſeudonymes Leben zu führen. Deun ſie hat ſich bewogen geſehen,
un=
erkannt in Grenoble Erhebungen anzuſtellen, die für die Entſcheidung
dieſes Prozeſſes von größter Bedeutung ſein dürften. Der Aufenthalt,
der nur wenige Tage in Anſpruch nehmen ſollte, hat leider mehrere
Wochen gedauert, Fräulein Aſtern lag mit ſchſverer Gehirnerſchütterung
lange bewußtlos im Hoſpital von St. Brunv.”
„Petra — lebt?!” Beujamin hatte ſich in der Anklagebauk erhoben.
Seine Blicke irrten zwiſchen Kötzſchau und der Saaltür hin und her.
Am Verhandlungstiſch ein paar kurze Verſtändigungsreden.
„Wir treten noch einmal in die Zeugenvernehmung ein. — Fräulein
Dr. jur. Petra Aſtern!"
Mit einem Male ſtand alles im Zuſchauerraum. Wohl um die
Ein=
tretende beſſer ins Auge faſſen zu können.
Sie wurde von der Krankenhausſchweſter begleitet. Auch andere
wollten ſich mit in den Saal drängen, wurden vom Gerichtsdiener aber
energiſch zurückgeſchoben. Nur der Referendar Krauſe, der hier als Hilfe
Kötzſchaus ſchon bekannt war, durfte mit durchſchlüpfen.
Petra —!” ſtieß Benjamin halblaut aus.
Ein paar Sekunden blieb Petra an der Tür ſtehen. Ein langer Blick
traf Ben. Dann wanderte ihr Blick zu Beus Mutter.
„Treten Sie näher, Zeugin. Sie ſchwören bei Gott dem Allmächtigen
und Allwiſſenden —” Atemlos, aber in jeder Silbe im ganzen Saal
ver=
nehmbar, ſprach Petra die Eidesformel nach.
Zu Beginn ihrer Vernehmung wurde die Zeugin noch mehrmals
durch den Staatsauwalt unterbrochen. Es paßte ihm nicht, daß ſein bis
ins Feinſte ausgeklügeltes Plädoyer nun vielleicht abermals ſollte
um=
geſtoßen werden. Aber ſein zuerſt ſcharf angriffsluſtiger Ton milderte ſich
allmählich.
Die Bewvegung, die ſich der Zuhörer während der Ausſage von
Petra mitteilte, wurde immer mächtiger.
War es das Plädoyer eines Staatsanwalts? War es das Plädoyer
eines Verteidigers?
Jedenfalls war es zu allererſt der unerſchrockene Bericht einer
tapferen Frau.
Petra ſchilderte die krauſen Wege, die ſie hatte zurücklegen müſſen,
um ſchließlich und endlich auf die kurze und gerade Bahn zu gelangen,
die zur Erkenntnis der Wahrheit führte. Der Vorſitzende ließ ihr im großen
und ganzen, da ſie ſich ſtreng an die Sache hielt, jede Freiheit. Auch wvo
ſie abzuſchweifen ſchien und er durch kurze Fragen ſie unterbrach, merkte
er hernach raſch heraus, daß ſie dieſe vermeintlichen Umwege brauchte,
um wichtige Punkte erklären zu können. All das, was ſie hier vortragen
mußte, war natürlich ſorgfältig durchdacht. Ihre juriſtiſche Erziehung
hatte alſo doch Früchte getragen.
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Seite 20 — Nr. 6
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 7. Januar 1934
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stehens des Spielmannszuges
d. Sta. 115 unter Mitwirkung
des M.-Z. d. Sta. 115
Fanfarenmärsche mit Hesselpauken
Schlachttongemälde von Sarro
mit grodem Lapfenstreich (375
anschließend Tanz
Eintritt 0.50
Saalöffnung 6 Uhr
Tanz frei
AEPUM
Heute SONNTAG, 20 Uhr
u. morgen Montag 20½ Uhr
2 letzte Vorstelungen
Terofals Schlierseer
mit d. lustigen Volksstück
aus den bayr. Bergen:
„Zenzi
antwortet nicht!"
Jeder noch einmal zu Terotal!
Preise ab 60 ₰. Karten:
Kiosk, Paradepl. 11— 18 u.
Orph.-Kasse ab 15 Uhr.
Voranzeige!
Ab Mittwoch, 10. Januar
Varieté-Festspiele!
Städt. Akademie für Tonkunſt
Darmſtadt, Eliſabethenſtr. 36
Leitung: Otto Krebs.
Im Hauptfach nur Einzelunterricht.
Freie Wahl des Lehrers und der
Unter=
richtszeit. Unterricht an Kinder und
Er=
wachſene zur Pflege guter Hausmuſik.
Berufliche Ausbildung bis zur
künſt=
leriſchen Reife. Seminar zur Vorbereitung
für die Heſſiſche Staatsprüfung für
Muſiklehrer, Opernſchule. Orcheſterſchule.
(st. 239
Eintritt jederzeit.
Verein deutſcher Ingenieure
Ortsgruppe Darmſtadt
Vortrag
für die Vortragsgemeinſchaft
tech=
niſch=wiſſenſchaftlicher Vereine
des Landesbauernpräſidenten
Dr. Wagner über: (406
„Blut und Boden‟
S edlung iſt Neubildung deutſchen
Bauerntums, mit Lichtbildern.
Mittwoch, den 10. Jan. 1934,
20.15 Uhr, Saal 326 der Techniſchen
Hochſchule. Gäſte ſind willkommen!
Fetst geht’s los!
Euiensen
lernen Sie am besten in DFB-Sprachklubs
Arbeitsgemeinschaft!
Keine Sprachschule!
Lebendige Sprachenpflege!
Neuer Klub für Anfänger und Fortgeschrittene beginnt:
Mittwoch, den 10. Januar, abends 7 und 8½ Uhr, im
Café Höfer, Rheinstraße 32, Colleg.
Mitglieds-Monatsbeitrag 4.50 RM., einschl. 24 s.
Zeit-
schrift. Gastbesuch unverbindlich!
Erwerbs-
lose: Ermäßigung.
Auskunft wegen franz., span. und ital. Zirkel
DeutscherFremdsprachler-Bundf:
Billige
Winlersport sonderjanrden!
1. Fahrt: 14. bis 22. Januar 1934 (9 Tage)
Jungholz 1100 m. ü. M., zwischen Oberjoch
(Hindelang) und Wertach geleg. Schneesicher
(1100 m), ganz erstklass. Skigelände.
Schlitten-
partien. Beste Reterenzen der
Weihnachts-
skikursteilnehmer. — Einschließlich Fahrt
in geh. Sonderomnibus, geh. Zimmer
und prima Verpflegung .. nur Mk. O0.-
2. Fahrt: 21. bis 30. Januar 1934 (10 Tage) (410
Garmisch-Partenkirchen zu den
Bobweltmeister-
schaften auf der neuen Olympiabahn. —
Aus=
flug nach Mittenwald. Besuch d.
Trai-
ningsmannsch , b. Hekbauer! Wie vor GG.-
Verlangen Sie unser Skikursprospekt. — Auskunft
und Anme dung: Hessenskikurse, Walter Kinkel
Darmstadt, Ern-t-Ludwigstraße 11. Tel. 21/4.
Bonderjan!
im geheizten
Großkraftwagen
nach
Wieshaden
1. Samstag, den 15. 1. 54, großer heiterer Abend
mit Willy Reichert im Kurhaus. Ferner
2. Samstag, den 27. 1. 54, großer Gala-
Maskenball im Kurhaus.
Hierüber Auskunft und Kartenbestellung im
Reisebüro Schmidt, Darmstadt, Grafenstr. 39.
(Der Wagen wird gestellt von der Hess.
Eisenbahn Akt.-Ges., Darmstadt). (407
Es geht auswärts!
Die Behörden und die Wirtschaft brauchen wieder gute
Stenografen und Maschinenschreiber! Der Wett aut
um gut besahite Stellungen beginnt. Wenn auch Sie
Schritt mit halten wollen, dann nehmen Sie an den
Dienstag, den 9. Januar, abends 20 Uhr, im Saal 9
der Ballonschule beginnenden Anfängerkursen in der
Deutschen Kursschrift und im Maschinenschreiben teil.
359
Anmeldung in der ersten Stunde.
Deutsche Stenografenschaft Ortsgruppe von1861
Vereinigung von Katzenfreunden.
Monatsverſammlung am Mittwoch, 10. Januar,
20 Uhr, Fürſtenſaal (Chriſt), Grafenſtraße.
Aus Anlaß des erlaſſenen Reichstierſchutzgeſetzes
Feſt=Vortrag Direktor Dr. Priemel vom zool.
Garten Frantfurt=M. über „Freund Tier”
Vol zähliges Erſcheinen erbeten, Tierfreunde als
Gäſte willkommen. Eintritt frei! (387
Laatbrärukro
Hochzeit- und Beerdigungsfahrten
von Mk. 6.00 an.
WUR 3 TAGE!
Hertha Thiele
Hermann Thimnig
Ida Wüst, F. Kampers in
Jeder Fahrgast
versichert!
ist
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Lu Metté
Lehterin an der Städt. Akademie
für Tonkunst
erteilt Privatunterricht in Violine,
Thcorie, Zusammenspiel
Eutenberastraße 61, II.
Zu Hause: Mon ag ½23-7, Miltwoch 12-5.
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nach dem gleichnamigen Roman v. Hans
Fallada. Beginn: 3.10, 5.30, 8.10 Uhr.
Sonntag Einlaß 1.30 Uhr
Jugendvorstellung
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von Meſſern, Scheren, Raſiermeſſern uſw.
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Schützenſtr 10 G51a) Ferr
Sektion
Jarmſtadt, e. V.
Freitag,
den 12. Januar
1934, abds. 8½
Uhr, im Feſtſaal
des Ludwig=
Georgs=Gymnaſ.
Karlsſtr. 2
Monaks=
verſammlung
Frau Dr. L. Nau
„Im Reiche der
Viertauſender”.
Saas=Grat —
Nadel=Grat.
MitLichtbildern.
Die Mitglieder
der Sekt.
Star=
kenburg ſind
höf=
lichſt eingeladen,
eingeführteGäſte
willkommen.
Sonntag,
den 14. Januar
1934:
Ausflug.
Lorcher Wald.
Abfahrt 8 Uhr
Hauptbahnhof.
Sonntagsk. Lorch
Freitag,
den 19. Januar
1934, abds. 8½
Uhr, i.
Vereins=
zimm. bei Sitte,
Karlsſtraße (c
Haupf=
verſammlung
Statutengemäß.
Neue Kurse
Anfänger, Fortbildung, Redeschrift
beginnen (411b
am Dienstag, den 9. Januar
abends 8 Uhr, im Ludwig-
Georgs-Giymnas., Karlsstr. 2
unt. Leitung staatl. gepr. Lehrer
täglich v. 17 bis 21 Uhr, im Hause
Karlsstr. 23, pt., nach der
Zehn-
finger-Blindschreibmethode.
K
Ket
Mauter!
(Immer lustig, immer froh)
Sonntag, den 7. Januar
Jugend-Vorstellung
mit obigem Programm.
Beginn 2 Uhr. — Preise 20 und 30 Pfg.
Wilma Hofmann
Diplom Laban
Gyrnnastik und Tanz
Privatkurſe für
Erwachſene U.
Kinder /
Volks-
hochſchulkurſe
Adelheid Hofmann
staatl. geprüfte
Klavierlehrerin
Klavierunterricht
auf Wunſch
auch Theorie
Anmeldung: Taunusſtr. 23, II.
Kartenhau-Verein
Darmstadt e.I.
Monals=
verſammlung
Donnerstag,
11. Jan., 20 U.,
i. „Fürſtenſaal”
Geſchäftliches,
2.
Lichtbilder=
vortrag: „Die
Gartenbauaus=
ſtellung. in
Han=
nover u. Köln”,
3.Freiverloſung.
Gäſte
willkom=
nen. Der
Jah=
resbeitrag kann
an dieſ. Abend
direkt an den
Rechner bezahlt
werden.
(c
Am Dienstag, den 9. Januar.
abends 8 Uhr, beginnt ein
Tanzkursus für Anfänger
verbunden mit Anstandslehre.
Anmeldungen werden
jederzeit entgegengenommen
W.ikelmstr. 25
Tanzschule Bäufke kuf Nr. 3151
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