Darmstädter Tagblatt 1933


07. Dezember 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige


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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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bi 31. Dezember 2 Reichsmart und 20 Pfennig Ab=
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 339
Donnerstag, den 2. Dezember 1933. 196. Jahrgang

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Huneniſces Anthiant un Geif.
Jalien fordert grundlegende Reform des Völkerbundes, Loslöſung vom Rahmenwerk des Verſailler
Verkrags und anderer Dikkake. Auskriktsdrohung für den Fall der Nichkreformierung des Bundes.

Der Beſchluß des Großen Basciſtenraks
EP. Rom, 6. Dezember.
Der Große Fasciſtenrat hat in ſeiner geſtrigen Sitzung be=
ſchloſſen
, daß Italien unter gewiſſen Bedingungen
weiter im Völkerbund bleiben ſoll. Die offizielle Erklä=
rung
hierzu beſagt folgendes: Der Große Fasciſtenrat beſchäftigte
ſich in ſeiner letzten Sitzung eingehend mit der Lage des Völker=
bundes
und beſchloß, daß Italien ſeine Mitgliedſchaft aufrecht=
erhalten
ſoll unter der Bedingung, daß der Völkerbund ſich in kür=
zeſter
Friſt radikal reformiert. Dieſe Reform muß ſich erſtrecken
auf die Völkerbunds=Statuten, auf die Funktionen des Völker=
bundes
und auf ſeine Ziele.
* Der Beſchluß des Großen Fasciſtenrates wird in den näch=
ſten
Wochen die internationale Diskuſſion beherrſchen. Nach den
jüngſten Andeutungen, die aus Rom kamen, mußte mit einer ſehr
energiſchen Tonart gerechnet werden. Der Fasciſtenrat iſt aber
weſentlich weiter gegangen. Er hat eine Reform desVölker=
bundes
an Haupt und Gliedern binnen kurzer
Friſt verlangt und den Austritt Italiens aus dem
Völkerbund in Ausſicht geſtellt, falls dieſem
Wunſche nicht entſprochen werden ſollte.
Es fragt ſich nun, ob die Mitgliedſtaaten des Bundes bereit
ſein werden, ſich in ernſthafte diplomatiſche Verhandlungen im
Sinne der Italiener einzulaſſen. Zunächſt liegt auch nur der Be=
ſchluß
vor und es iſt jetzt Sache der italieniſchen Diplomatie, dieſe
Forderungen den Mitgliedsſtaaten zur Kenntnis zu bringen.
Uns berührt das, was ſich nunmehr zwiſchen den Italienern
und dem Völkerbund entſpinnt, direkt nicht mehr. Wir ſpielen
jetzt lediglich die Rolle des intereſſierten Zuſchauers. Bei einer
Kritik des römiſchen Beſchluſſes müſſen wir allerdings feſtſtellen,
daß er den Niederſchlag der Erfahrungen darſtellt, die die ganze
Welt mit dem Völkerbund ſeit ſeiner Gründung gemacht hat.
Der Fasciſtenral wünſcht eigen Völkerbund.
der mit der Bergangenheit nichts mehr zu lun
hal, ſondern eine Völkergemeinſchaft darſtell.
die fähig iſt, große Probleme mit Ausſichk auf
Erſolg anzupacken.
Wenn wir jetzt auch abſeits ſtehen, ſo begrüßen wir es doch,
daß der Fasciſtenrat den Völkerbund vom Rah=
menwerk
des Verſailler Vertrages und ande=
rer
Nachkriegsverträge und Diktate befreien
will. Dieſe Verträge waren ja für Genf immer richtunggebend
und haben ſich immer einem wirklichen Ausgleich ſtörend in den
Weg geſtellt. Sie haben den Bund daran gehindert, Friedens=
arbeit
zu leiſten, ſie haben den Zuſtand des Unfriedens und der
ewigen Kriegsdrohungen verewigt, ſo daß allmählich alle Völ=
ker
den Glauben an die Genfer Einrichtung ver=
loren
. Wenn jetzt auch noch Italien ausſcheiden ſollte, dann
blieben als Großmächte nur noch Frankreich und England übrig,
d. h. ſo ziemlich alle Staaten, die als Hauptnutznießer des
Verſailler Diktates anzuſprechen ſind, blieben in Genf
unter ſich.
Der Austritt Deutſchlands aus Genf hat dem Völkerbund be=
keits
einen ſchweren Schlag verſetzt. Man ſprach ſeinerzeit davon,
daß der Völkerbund nunmehr zum Eingehen verurteilt ſei. Die
Völkerbundsbürokratie hat ungeheure Anſtrengungen gemacht, um
den Preſtigeverluſt, der durch Deutſchlands Austritt automatiſch
in die Erſcheinung trat, wieder einigermaßen wettzumachen. Aber
fruchtbringender und erfolgreicher iſt ſeitdem die Völkerbunds=
arbeit
nicht geworden.
Der Fasciſtenrat hat allerdings eine beſtimmte Friſt für die
Durchführung einer grundlegenden Reform nicht geſetzt. Das Ulti=
matum
von Rom iſt nicht ſo aufzufaſſen, als ob ſchon im Früh=
jahr
nach der einen oder anderen Richtung Klarheit vorhanden
ſein müßte. Sorgfältige diplomatiſche Vorarbeiten ſind nun ein=
mal
nötig, die auf Grund der Erfahrungen nicht von einer Woche
zur anderen greifbare Erfolge zeitigen werden. Im kommenden
Herbſt aber wird der Große Fasciſtenrat vor der Frage ſtehen,
nunmehr zu entſcheiden, was endgültig werden ſoll, weil bis dahin
wohl die Beſprechungen über die Reform der Genfer Einrichtung
ſoweit gediehen ſind, um einigermaßen beurteilen zu können, ob
der Völkerbund in abſehbarer Zeit eine neue Form und einen
neuen Inhalt bekommen wird.
Die lehke Chance für Genſ.
Genf, 6. Dezember.
Der Beſchluß des Großen Fasciſtiſchen Rates in Rom hat
in Genfer Völkerbundskreiſen neue Sorgen er=
beckt
. Man iſt ſich darüber klar, daß Italien einen weiteren
Schrit: in einer Richtung getan hat, die es endgültig von Genf
wegführen kann. Gleichzeitig weiß man im Völkerbund genau,
5 Italiens Austritt das Ende ſein würde. Es er=
cheint
ausgeſchloſſen, daß man eine Diskuſſion der Völkerbunds=
eform
im Sinne der italieniſchen Wünſche hier einfach ablehnen.
Trotzdem wird man damit rechnen müſſen, daß einfluß=
Genfer Kreiſe dieſe Reform während ſie ſcheinbar auf
eingehen in der Praxis doch ebenſo zu ſabotieren ver=
ſichen
werden, wie ſeinerzeit die Abrüſtungskonferenz. In italie=
liſchen
Kreiſen des Völkerbundes erklärt man, daß Italien mit
Dieſem Beſchluß dem Völkerbund eine letzte Chance geben wolle,
ein wirklicher Völkerbund und eine politiſche Realität zu werden.

Deutſchengliſche Ausſprache.
Der engliſche Bokſchafter beim Kanzler.
TU. Berlin, 6. Dezember.
Amtlich wird mitgeteilt: Geſtern ſtattete der engliſche Bot=
ſchafter
Sir Eric Phipps dem Reichskanzler Adolf Hitler einen
Beſuch ab.
*
* Die amtlichen Stellen haben ſich damit begnügt, über den
Beſuch des engliſchen Botſchafters beim Kanzler eine kurze Mit=
teilung
der Oeffentlichkeit zu übergeben. Gegen die Gefahr, daß
nun in der ausländiſchen Senſationspreſſe allerlei erfundene
Kombinationen über den Inhalt und Verlauf dieſer Beſprechung
veröffentlicht werden, ſind ſie damit natürlich nicht geſchützt. Sehen
doch verſchiedene Kreiſe im Ausland voller Unbehagen zu, wie ſich
in England allmählich eine Stimmung ausbreitet, von der man
zwar nicht behaupten kann, daß ſie ausgeſprochen deutſchfreundlich
iſt, die aber doch alle Anzeichen einer betonten Deutſchfeindlichkeit
verliert. Wir brauchen nur einmal die Einſtellung Englands uns
gegenüber aus dem Frühjahr und Sommer mit der heutigen zu
vergleichen, um ſofort zu erkennen, daß in England doch einige
Wandlungen eingetreten ſind. (Siehe auch unſeren geſtrigen Leit=
artikel
: Englands gewandelte Haltung‟. Die Schriftleitung.)
Wieweit der am 18. Oktober in das Botſchafter=
palais
in der Wilhelmſtraße eingezogene neue
Vertreter des engliſchen Königs mitgeholfen hat,
zwiſchen Deutſchland und England eine beſſere Atmoſphäre zu
ſchaffen, läßt ſich heute von außen nicht ſagen. Bei ſeinem
Amtsantritt hat er aber dem Reichspräſidenten
erklärt, daß es nötig ſei, auf finanziellem,
wirtſchaftlichem und uolitiſchem Gebiet zu einem
zwiſchenſtaatlichen Zuſammenwirken zu kom=
men
, und daß er nicht nur mit allen Kräften freundſchaftliche
Beziehungen anſtrebe, ſondern auch ein gegenſeitiges Ver=
hältnis
von Treu und Glauben ſchaffen wolle. Er hat
damit ſeine Aufgabe als Vertreter Englands auf deutſchem Boden
kurz umriſſen, hat aber auch und das geht aus der Erwiderung
des Reichspräſidenten hervor auf deutſcher Seite allerſtärkſte
Bereitwilligkeit gefunden, ihn in der Richtung ſeines Zieles zu
unterſtützen. Es wird natürlich noch ungeheurer Anſtrengungen
bedürfen, um eine echte deutſch=engliſche Freundſchaft herzuſtellen.
Wenn aber auf beiden Seiten in dieſem Streben nicht nachgelaſſen
wird, wird es ſchließlich doch gelingen, das wieder aufzubauen,
was zwiſchen beiden Staaten durch den Krieg und das Verſailler
Diktat zum Einſturz gebracht worden iſt.
Reuker über den Beſuch des briliſchen Botfchafters
beim Reichskanzlei.
WTB. London, 6. Dezember.
Reuter meldet zu der einſtündigen Unterredung, die der
britiſche Botſchafter geſtern mit dem Reichskanzler über die Ab=
rüſtungsfrage
hatte, die deutſche Regierung warte jetzt auf einen
Schritt der neugebildeten franzöſiſchen Regierung in der Frage
der Verhandlungen, da ſie den Standpunkt vertrete, daß die
kürzlichen Beſprechungen zwiſchen dem deutſchen Reichskanzler
und dem franzöſiſchen Botſchafter in Berlin eine Antwort von
Seiten der franzöſiſchen Regierung erforderten.

*

Rein gatgegenommen grantreigs
in der Abrüſtungsfrage.
Neue Enkkäuſchung Henderſons in Paris.
Die Unterhaltung zwiſchen dem Präſidenten der Ab=
rüſtungskonferenz
, Henderſon, und dem franzöſiſchen Außen=
miniſter
Paul=Boncour hat ein Ergebnis gehabt, das uns
nicht ſonderlich überraſchen kann. Wir hatten urſprünglich die
Hoffnung, daß es doch allmählich gelingen würde, im Laufe der
deutſch=franzöſiſchen Unterhaltungen auf der Gegenſeite Verſtänd=
nis
für unſere Lage zu erwecken. Inzwiſchen iſt ein Regierungs=
wechſel
eingetreten, von dem ſich nicht behaupten läßt, daß er den
Verſtändigungsbeſtrebungen einen beſonderen Auftrieb gegeben
habe. Die Regierung in Paris ſteht auf ſo ſchwachen Füßen, daß
ſie es gar nicht wagen darf, die Deutſchland gegenüber eingeſchla=
genen
alten Gleiſe zu verlaſſen.
Paul=Boncour hat denn auch in ſeiner Ausſprache mit
Henderſon die Unnachgiebigkeit Frankreichs auf
dem Gebiete der Abrüſtungspolitik erneut un=
terſtrichen
. Dieſe Haltung Frankreichs hat ja dazu geführt,
daß Deutſchland die Abrüſtungskonferenz und gleichzeitig den
Völkerbund verließ. Inzwiſchen haben ſich England und Amerika
von der Erklärung des 14. Oktober, die für unſeren Austritt der
letzte Anſtoß war, ſtark diſtanziert. Lediglich Frankreich hält an
der Diskriminierung Deutſchlands feſt. In der Unterhaltung hat
Paul=Boncour ſeinem Gaſt noch einmal auseinandergeſetzt, daß
Frankreich an der vierjährigen Probezeit und
an der Kontrolle nicht rütteln läßt.
Herr Henderſon, der noch immer hofft, mit ſeiner Abrüſtungs=
konferenz
irgendwelchen Lorbeer verdienen zu können, dürfte ſtark
enttäuſcht Paris verlaſſen haben. Das, was ihm Paul=Boncour
ſagte, kann nicht als Auftrieb für die Abrüſtungsberatungen im
Januar angeſprochen werden, ſo daß wahrſcheinlich das Ab=
rüſtungspräſidium
im Januar einen neuen Vertagungsbeſchluß
wird faſſen müſſen.

* Gökkerdämmerung
des franzöſiſchen Parlamenkarismus.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
P. Paris, im Dezember 1933.
Nach einer kurzen Kriſe wurde die Regierung Sarraut durch
die Regierung Chautemps erſetzt. Die Lage in der franzöſiſchen
Politik hat ſich dadurch nicht weſentlich geändert. Dennoch iſt
die ſo ſchnelle Nacheinanderfolge der Kabinette nicht gleichgültig,
ſie markiert den Weg der Entwicklung der franzöſiſchen Innen=
politik
. Man fragt ſich neuerdings wieder ſeltener, wohin dieſer
Weg führen ſoll; entweder hat ſich ſchon jeder innerlich darüber
ſeine Meinung gebildet, oder man läßt ſich durch die Analogie
mit den früheren Kriſenzuſtänden irreführen. Das wäre ver=
hängnisvoll
, aber nicht ganz unverſtändlich, denn die Betrachtung
der franzöſiſchen Innenpolitik erzieht zur Skepſis und Apathie,
Die neue Regierung brachte ungefähr dieſelben Namen,
welche die vorangehenden bildeten. Sie ſteht auch vor denſelben
Aufgaben. Das verſpricht nicht viel. Wäre die Kammer logiſch
und zum folgerichtigen Handeln gewöhnt, dann müßte ſie auch
die Regierung Chautemps ſo ſchnell wie möglich ſtürzen.
Die Logik und die Folgerichtigkeit werfen der franzöſiſchen
Kammer ſelbſt ihre verbittertſten Kritiker nicht vor. Was aber
noch nicht bedeutet, daß die Ausſichten der Regierung Chau=
temps
günſtig ſind.
Die Frage der Regierungsmehrheit iſt weiter ungelöſt. Die
Regierung ſtützt ſich auf die radikalſozialiſtiſche Partei und ſie
hofft von Fall zu Fall von den benachbarten Gruppen die not=
wendige
Unterſtützung zu erhalten. Es iſt reine Glücksſache, wie
lange ihr das gelingen wird. Die größte Schwierigkeit bedeutet
nach wie vor die Wiederherſtellung des Budgetgleichgewi gts.
Der Miniſterpräſident Chautemps wurzelt ganz in der
Innenpolitik. Ja, er ſteckt vielleicht zu tief darin. Er iſt aber
immerhin ein genug erfahrener Politiker, um ſich nicht ohne ge=
wiſſe
Sicherheiten vor die Kammer zu ſtellen. Er verſuchte da=
her
, ſeinem Kabinett möglichſt ſtarke perſönliche Unterſtützungen
zu ſichern. Aus dieſem Grunde wurde auch Herriot als Ver=
treter
Frankreichs beim Völkerbund gewonnen. Ein Schachzug,
über deſſen Wert man einige Zweifel hegen darf. Herrior unter=
ſtützt
von außen jede gemäßigt=linksſtehende Kombination, ob
das aber den Regierungen viel nützt, bleibt fraglich.
In immer ſchnellerem Tempo wechſeln die Kabinette. Aber
von einem Syſtemwechſel kann dabei nicht die Rede ſein. Es iſt
ein ewiger Reigen, weiter nichts. Die öffentliche Meinung in
Frankreich wird dabei immer ungeduldiger. Die finanzielle Lage
Frankreichs, die die günſtigſte aller Staaten der Welt ſein
könnte, wenn ſich nur ein Finanzminiſter finden ließe, der nicht
nur Ideen, ſondern auch Macht beſitzt, wird immer verzweifel=
ter
. Das iſt verſtändlich. Das Vertrauen der großen Maſſen wird
durch die Unfähigkeit der ſich abwechſelnden Regierungen, einige
unbeliebte Sparmaßnahmen durchzuführen, gänzlich zerſtört. Und
man beginnt ſich immer ernſter für das Schickſal des Franken zu
beunruhigen.
Die rechtsſtehende Oppoſition tut alles, um eine Panik=
ſtimmung
herbeizuführen. Schon früher hat ſie mit dieſen ge=
fährlichen
Waffen die ihr mißliebigen Regierungen bekämpft.
Dabei ſcheint es recht fraglich, ob ſie zu etwas anderem als zu
einer unproduktiven Kritik fähig iſt. Der Zwiſt zwiſchen der
Gruppe Tardieu und der Gruppe Flandin hat das Preſtige der
Rechtsparteien zum großen Teil zerſtört. Dieſe völlige Uneinig=
keit
der Rechten erſcheint vielleicht äußerlich weniger kraß als die
Uneinigkeit der Gruppen, die an den Regierungsgeſchäften direkt
teilnehmen können. Die Oppoſition hat es in dieſer Hinſicht
immer leichter. Aber in der politiſchen Welt läßt man ſich da=
durch
nicht täuſchen. Und man weiß es, daß, um eine lebens=
fähige
Regierung auf breiter Grundlage zu bilden, die Partei=
rahmen
nicht nur rechts, ſondern auch links gebrochen werden
müßten. Das wäre inſofern nicht einmal ſo ſchwer, weil die
führenden Perſönlichkeiten in der franzöſiſchen Politik und mit
wenigen Ausnahmen die Achtung der Kammer ebenſo ſehr ver=
loren
haben wie die Achtung der breiten Maſſen. Die Stellung
der zahlreichen Gruppenführer in der Kammer iſt erſchüttert,
ſo daß die ſogenannten kleinen Deputierten im gegebenen
Falle vielleicht vielmehr einer ſtarken Perſönlichkeit folgen wür=
den
, als man es im allgemeinen glaubt. Von dieſer Seite wären
Ueberraſchungen durchaus denkbar. Es müßte aber eine Perſön=
lichkeit
kommen, der weniger der Ruf der Elaſtizität und mehr
der Ruf der Energie vorangeht.
Trotz der notoriſchen Unſicherheit in der Innenpolitik ruht
die franzöſiſche Außenpolitik nicht vollkommen. Faſt möchte man
glauben, daß die Ereigniſſe es ſelbſt ſind, die ſie auf einen
Weg drängen, der zu einem Fortſchritt führen kann. Die Ver=
handlungen
mit Deutſchland ſcheinen endlich aktuell. Die Idee
der direkten Verhandlungen hat ſehr viel an Volkstümlichkeit
gewonnen. Ein Meinungsumſchwung in dieſem Punkte war un=
aufhaltbar
. Daß er vorhanden iſt, das merkt man am ſicherſten
durch die Sprache, die hier England und Italien gegenüber
geſührt wird. Die Vermittlungstätigkeit aus London und Rom
in den letzten Jahren wird einer recht ſtrengen Kritik unier=
zogen
und ihr manche Verantwortungen aufgebürdet. Man mag
darüber denken wie man will, jedenfalls fallen bei dieſer Be=
trachtungsweiſe
einige intereſſante Lichter auf die europäiſche
Politik. Die Außenpolitik, welche die franzöſiſche Rechte erſehn:,
erſcheint in dieſer Beleuchtung noch blaſſer und blutloſer. Sie
hat in dieſer Beziehung kein beſſeres Erbe hinterlaſſen, als in
der Finanzpolitik. Für die Stimmung in Paris iſt es charak=
teriſtiſch
, wie mißtrauiſch jetzt alles, was aus London kommt be=
trachtet
wird. Die Nachricht von der Möglichkeit einer engliſchen
Anleihe genügte, um ein engliſches Eingreifen in die franzö=
ſiſche
Innenpolitik zu befürchten. Und ſelbſt die franzoſenfreund=
lichen
Erklärungen einiger engliſcher Politiker begegnen hier
einer bitteren Fronie.

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Seite 2 Nr. 339

Donnerstag, 7. Dezember 1933

Die Motziaſher Sauverkandigen
über den Körper= u. Geiſteszuſtand van der Lubbes.
Leipzig, 6. Dezember.
Der Reichstagsbrandſtifterprozeß ſteht dicht vor dem Abſchluß
der Beweisaufnahme. Der Senat beabſichtigt, heute noch ein um=
fangreiches
Arbeitsprogramm zu bewältigen und dann eine mehr=
tägige
Pauſe zur Vorbereitung der Plädoyers eintreten zu laſſen.
Notfalls wird aber noch der morgige Donnerstag zu Hilfe genom=
men
werden müſſen. Den intereſſanteſten Teil der heutigen Ver=
handlung
bildeten die Gutachten der mediziniſchen Sachverſtändi=
gen
über den körperlichen und geiſtigen Zuſtand van der Lubbes.
Geheimrat Dr. Bonhoeffer=Berlin betont, daß
Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten van der
Lubbe nicht vorliegen. Der Sachverſtändige kommt zu dem Ergeb=
nis
, daß ſich keine Anhaltspunkte dafür ergeben, daß
van der Lubbe bei Begehung der Tat geiſtes=
krank
war oder den Paragraphen 51 für ſich in
Anſpruch nehmen konnte.
Privatdozent Dr. Zutt=Berlin fügt dem Gutachten
von Profeſſor Bonhoeffer hinzu, daß es ſich bei dem Verhalten
des Angeklagten van der Lubbe um einen ganz verſtändlichen
Verlauf handele. An der Zurechnungsfähigkeit des
Angeklagten zurzeit der Begehung der Tat habe
er keinen Zweifel.
Auch Obermedizinalrat Dr. Schütz=Leipzig vek=
tritt
die Anſicht, daß das Zuſtandsbild des Angeklagten während
der Verhandlung im weſentlichen eine Verteidigungshaltung war.
Er ſei auch heute zurechnungsfähig und vollkommen
geiſtig geſund.
Die mediziniſchen Sachverſtändigen werden dann entlaſſen.
Die Verwendung des Bußmitkels Sangajol.
Es kommt dann die Frage des im Reichstagsſitzungsſaale auf
dem Geſtühl verwandten Putzmittels zur Sprache. Sehr bald ſtellt
ſich heraus, daß die Theſe, die Ausbreitung des Brandes wäre
durch dieſes Mittel ſtark begünſtigt worden, vollkommen haltlos
iſt. Der Hausinſpektor des Reichstages, Oberverwaltungsſekretär
Soranowitz bekundet, daß dieſes Putzmittel zweimal
im Jahre im Sitzungsſaal verwendet worden iſt.
zuletzt ein ganzes Jahr vor dem Reichstagsbrand,
nämlich im Herbſt 1931 und auch da nur in Verbindung
mit feſtem Bohnerwachs. Der Zeuge überreicht dem Präſidenten
ein Stückchen Holz, deſſen eine Hälfte er zu Hauſe mit dem Stoff
präpariert hat. Er hat dann Brandproben vorgenommen, und wie
er unter allgemeiner Heiterkeit mitteilt, feſtgeſtellt, daß die nicht
eingewachſte Seite eher zu brennen anfing, als die andere.
Nunmehr äußert ſich der Sachverſtändige Dr. Schatz zu der
Frage der Verwendung des Putzmittels Sangajol. Er ſchildert
die Zuſammenſetzung und erklärt, dieſes Sangajol habe die Eigen=
ſchaft
, ebenſo wie die Schwerbenzine, nach einer gewiſſen Zeit zu
verdunſten. Es bleibe ein geringer Rückſtand zurück, der aber nach
einiger Zeit vollkommen austrocknet und nicht mehr zu einer Gas=
bildung
neige.
Die Behauptung, daß ſich durch den ſtändigen Gebrauch dieſes
Putzmittels auf den Möbeln eine Kruſte bildet, aus der ſich beim
Erhitzen Gaſe entwickeln, die durch eine Flamme in Brand geſetzt
werden können, bezeichnete der Sachverſtändige als völlig abwegig.
Er fährt fort: Unſere Verſuche haben beſtätigt, daß Sangajol, auf
Eichenholz ausgeſchüttet ſchon nach 3½ Stunden überhaupt keine
nennenswerten Rückſtände mehr zurückläßt, vor allem keine Rück=
ſtände
, die zur Gasbildung neigen. Man iſt nicht in der Lage, mit
einem Streichholz oder einer Kerze ſolche getränkten Bretter in
Brand zu ſetzen. Es ſteht, ſo betont Dr. Schatz, mit völliger
Sicherheit feſt, daß im Plenarſaal eine ganz erhebliche Menge
brennbarer Flüſſigkeit verbrannt iſt; der ganze Ablauf des
Brandes ſpricht allein dafür. Ich bleibe unverändert bei meinem
Gutachten. Ich habe keine Theorien aufgeſtellt, ſondern mein Gut=
achten
gründet ſich auf poſitive Feſtſtellungen.
Der Sachverſtändige nimmt dann vor dem Richtertiſch
Brandproben vor.

Nach Vernehmung weiterer Zeugen, die jedoch keine weſent=
liche
Bekundungen mehr machen können und nach längerer Bera=
tung
teilt der Vorſitzende mit, daß die Beweisaufnahme bis auf
das Schlußgutachten Dr. Schatz über die Peter=Quittungen ge=
ſchloſſen
iſt.
Der Vorſitzende beraumt die nächſte Sitzung auf Mittwoch,
den 13. Dezember, vormittags 10 Uhr, an.

* Volkskum und Kunſt.
Von Dr. Guſtav Barthel.
Das Geſchehen unſerer Tage in ſeiner gewaltigen politiſchen
Auswirkung allein zu werten, genügt nicht, um die ungeheure
Tragweite dieſes Geſchehens für das Volksganze zu begreifen.
Wir ſind ja noch jung, im Sinne einer national geeinten Volk=
heit
jung. Nicht als ob unſer Volkstum jung wäre, wenn es
auch noch unverbraucht iſt, aus ſeinen unerſchöpflichen Quel=
len
floß immer wieder die Erneuerung deutſchen Weſens in
kritiſchen Zeiten. Aber das Bewußtſein eines national geeinten
Volksganzen, das iſt jung, wenigſtens im Vergleich mit anderen
Völkern, die die Einheit der Nation und Kultur ſchon ſeit Jahr=
hunderten
ihr eigen nennen. England, Frankreich, Italien
blickten wir nicht voll Beſchämung auf die Einheitlichkeit der
Meinung in Fragen der nationalen Ehre und auf die einmütige
geiſtige Entſchloſſenheit, jede Handlung erſt im Feuer der natio=
nalen
Notwendigkeit zu prüfen, ehe ſie erfolgte. Wir haben dieſe
Geburtsſtunde des einmütigen Zuſammenfindens hinter dem
Willen des Führers erſt jetzt erlebt, vorbereitet durch das erfolg=
reiche
Ringen um die nationale Ehre. Tragen wir nicht bitter
ſchwer an dem deutſchen Erbübel, Hader und Zwietracht, Par=
tikularismus
und falſch verſtandener Individualitätsſucht. Es
war Leid, tiefes, ſchneidendes Leid, das wir im Herzen trugen
der inneren Zerriſſenheit wegen, an der unſer Beſtes, unſer
Volkstum ſich zu verbluten drohte. Wir lieben unſer Volk mit
allen Faſern des Herzens, mit aller Kraft unſres Seins. Uns
half nur eines: der Glaube an uns ſelbſt. Und uns hilft auch
nur eines weiter: die Tat aus uns ſelbſt. Glaube an den Glanz
der Geſchichte und an die Werte einer großen Vergangenheit,
Glaube an die unverſieglichen Kräfte, die in uns liegen und
langſam aufbrechen, weil ſie den Boden fanden, auf dem ſie ſich
entfalten können.
Es gibt ein Wort von Novalis, das einem ſchlichten Be=
kenntnis
gleich ein gut Stück unſres Weſens bloslegt: Wohin
gehen wir? Immer nach Hauſe! Sagt dies Wort nicht eine
Wahrheit, die wir vielleicht niemals beſſer verſtanden als gerade
heute und die unſere Stellungnahme zur Welt auf das Ge=
wiſſenhafteſte
widerſpiegelt. Es liegt in unſrem Weſen begrün=
det
, dem Drang des Wanderns zu folgen, folgen zu müſſen aus
innerem Zwang, ſei es nun, daß wir wirklich in die Ferne
wandern, oder daß wir im Geiſte die Welt durchſtreifen. Wie
oft ſuchen wir uns Fremdes anzueignen, voll Unruhe voll For=
ſcherdrang
, um der Sache willen, voll ſolch wunderbaren Un=
geſtüms
, daß wir darin noch eine Art Wikingertum erblicken
möch
iin hier nehmen wir tatſächlich eine ſchickſalhafte
Geiſtes wahr. Veltweite und Aufge=
Eige

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Vom Tage.
Der bayeriſche Miniſterrat beſchloß, den Miniſterpräſidenten
Siebert zum bayeriſchen Generalbevollmächtigten für die Pfalz
und die bayeriſche Saarpfalz zu beſtellen und die einheitliche
Regelung der hier einſchlägigen Fragen, insbeſondere im Beneh=
men
mit dem Saarbevollmächtigten der Reichsregierung, Vize=
kanzler
von Papen, zu ſichern.
Zum Chef des SS.=Stabes wurde der bisherige Chef des
Führungsſtabes des Reichsführers der SS., der SS.= Gruppen=
führer
Seidel=Dittmarſch, ernannt. In dieſer Eigenſchaft ſind ihm
außer dem Führungsſtab das Perſonal, Gerichts= und Verwal=
tungsweſen
der SS. unterſtellt. Gruppenführer Seidel=Dittmarſch
iſt Mitglied des Reichstags und Preußiſcher Staatsrat.
Da über die Stellung des Deutſchen Roten Kreuzes im neuen
Staate noch vielfach Unklarheit beſteht, hat der Reichsminiſter des
Innern in einem Rundſchreiben mitgeteilt, daß das Deutſche Rote
Kreuz in den nächſten Tagen eine neue Satzung erhalten wird,
auf Grund deren ſeine völlige Umgeſtaltung im Sinne der Grund=
ſätze
des nationalſozialiſtiſchen Staates auch in perſoneller Hin=
ſicht
zum Abſchluß gebracht werden wird.
Am Donnerstag, 7. Dezember, von 22.2522.40 Uhr ſpricht.
Miniſterialrat Dr. Gütt vom Reichsinnenminiſterium über alle
deutſchen Sender über die Verordnung zur Ausführung des Ge=
ſetzes
zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes.
Von einem durch die öſterreichiſche Biſchofskonferenz ergan=
genen
Verbot der Ausübung politiſcher Mandate durch katholiſche
Geiſtliche in Oeſterreich werden drei Bundesräte, fünf National=
räte
und zahlreiche Mitglieder der Landtage und Gemeinderäte
betroffen. Die Geſamtzahl der katholiſchen Geiſtlichen in den
verſchiedenen politiſchen Körperſchaften beträgt mehrere hundert.
Nach einer halbamtlichen polniſchen Mitteilung über die Ge=
meinderatswahlen
im Korridor ſind in 33 Städten 559 Stadträte
gewählt worden. Auf die Regiernugsliſte entfallen danach 286.
auf die Rechtsoppoſition 177, auf die Nationalvolniſche Arbeiter=
partei
151, auf die Deutſchen 23 und auf die übrigen 22 Mandate.
Im Kreis Przemysl haben die polniſchen Behörden in den
letzten Tagen wiederum zahlreiche Verhaftungen unter den ukrai=
niſchen
Nationaliſten vorgenommen. Insgeſamt wurden 50 Per=
ſonen
, darunter zwei Frauen, feſtgenommen.
Im Stadtparlament von St. Ingbert iſt die Bildung der
Deutſchen Front vollzogen worden. Von den vier ſozialdemokra=
tiſchen
Stadtratsmitgliedern haben drei ſich ebenfalls der Deut=
ſchen
Front angeſchloſſen. In Eppelborn hat ſich der Gemeinde=
rat
ausnahmslos zur Deutſchen Front zuſammengeſchloſſen. in die
auch der frühere kommuniſtiſche Vertreter eingetreten iſt. In
Mittelberbach haben ſich die ſozialdemokratiſchen Gemeindevertre=
ter
der Deutſchen Front angeſchloſſen.
Während der Anweſenheit Litwinows in Rom iſt das italie=
niſch
=ſowietruſſiſche Abkommen vom 6. März d. J. über die Aus=
fuhrkredite
bis zum 31. Dezember 1934 verlängert worden. Es
wurde ebenfalls beſchloſſen, den Austauſch der Ratifikationsurkun=
den
des italieniſch=ſowjetruſſiſchen Freundſchaftsvertrages noch in
dem gegenwärtigen Monat vorzunehmen.
Die chineſiſche Regierung hat den Mächten erneut nahegelegt.
ihre Staatsangehörigen aus den Häfen der aufſtändiſchen Fukien=
Provinz zurückzuziehen, da für die nahe Zukunft mit größeren
Kriegshandlungen zu rechnen ſei.

Inſtandſetzungsarbeiten an öffentlichen gemeinde=
eigenen
Wohngebäuden in Langenſelbold
Inſtandſetzungs= und Ergänzungsarbeiten in einer
Reihe öffentl. u. ſonſt. Gebäude in Finthen
Inſtandſetzungsarbeiten an ſtädtiſchen Wohn= und
Dienſtgebäuden in Idſtein
Nutzbarmachung der Löwenhofkaſerne in Mainz
Inſtandſetzungsarbeiten an Gebäuden im Land=
kreis
Fritzlar=Homberg ..
Regulierung des Oelwiesbaches der Gemeinde
Gonſenheim
Rodauregulierung und Wieſenentwäſſerung der
Gemeinde Lämmerſpiel
Entwäſſerung von Acker= und Wieſenländereien
der Drainagegenoſſenſchaft Ransbach
Wieſenentwäſſerung und Kultr vierung von Oed=
land
in der Gemeinde Bieber.
Drainagen, Bewäſſerungsanlagen und Folgeeinr.
in der Gemeinde Ober=Mörlen
Rodauregulierung und Wieſenentwäſſerung in der
Gemeinde Mühlheim . .
Regulierung des Gonzbaches in der Gemeinde
Gonſenheim . .....

Tagewerke auf
der Bauſtelle
2000
2300
2500
6000
4400
1130
1050
3400
2100
4740
2800
1800

ſchloſſenheit und das tiefe Verſtehen alles Menſchlichen iſt eine
hervorragende Stärke des deutſchen Geiſtes und eine her=
vorragende
Schwäche. Wieviele vergaßen dabei den eigenen
geiſtigen Lebensraum, wieviele verloren ſich an ein Phantom,
das Individualismus und Weltverſtändigung hieß, ohne zu füh=
len
und zu erkennen, zu wiſſen aus innerſtem Inſtinkt heraus
daß dazu ein feſter Boden unter den Füßen gehört, aus dem
er die Stärke empfängt, ſich zu behaupten allen undeutſchen
Einflüſſen zum Trotz. Sie haben dieſes zu Haus nicht mehr
beſeſſen, nicht mehr als notwendig empfunden.
Aber gerade dieſes Nach=Hauſe=finden iſt doch der tiefe
Sinn unſeres Daſeins. Es iſt kein ſelbſtverſtändlicher Beſitz, den
man hat wie irdiſche Güter. Die Sehnſucht nach dieſem zu
Hauſe, der Trieb, den rätſelhaften Urgrund zu erfühlen, auf
dem gleiches Denken und Fühlen, Raſſe, Sitte Erziehung, ge=
meinſames
Erleben in uns lebendig werden kann, bewirkt in
uns, ſich dieſen Beſitz zu ſchaffen und, iſt man ſeiner würdig,
auch zu verteidigen. Es ſcheint, daß wir oft der Umwege über
das Fremde bedürfen, um dahin zu gelangen. Aber wehe dem,
der die Welt des eigenen Lebensraums leichtfertig vergißt und
herabzieht. Schauen wir nur dann ins Unbegrenzte, wenn wir
den engeren Bezirk der Heimat, den weiteren des Volkstums
in unſerem Schaffen, Denken und Fühlen begriffen haben. Und
nur dann hat auch jenes Hinausdrängen in die unbegrenzte
Weite Sinn, wenn ſie auf dem Volklichen begründet in reicherer
und vertieftere Weiſe und das Eigne, Heimatliche, Bluthafte
vor Augen ſtellt. Hierbei iſt ſelbſtverſtändlich jede perſönliche
Eitelkeit, jeder Individualismus um ſeiner ſelbſt willen und
jeder zerſetzende Intellektualismus von vorne herein als ver=
werflich
außer Acht zu laſſen.
Auch wäre es freilich ein verhängnisvoller Irrtum, zu
glauben, daß die Geſinnung Kunſt erſetzen könne. Nur geweihte
Hände haben das Recht, am Altar der Kunſt zu dienen. Es
ſteht uns nicht zu, den großen Wurf des Genies erſetzen zu
laſſen durch den Dilettantismus eines Heeres von Nichtskönnern,
die der Herr in ſeinem Zorn erſchaffen hat. Dieſe Worte ſprach
Dr. Goebbels bei der Eröffnung der Reichskulturkammer. Das
Leiſtungsprinzip in der Kunſt fand hier von autoritärer Seite
Schutz und Geltung. Die Mittelmäßigkeit im Künſtleriſchen iſt
eine der verhängnisvollſten und ſchmerzlichſten Erſcheinungen
im kulturellen Leben, weil ſie auch die Tatgeſinnung im Politi=
ſchen
zunächſt zwar unſichtbar, doch unheimlich ſchleichend und
endlich auf die Dauer zermürbend und zerſetzend endlich unter=
gräbt
. Es kommt nicht darauf an was man will, ſondern was
man kann. Aber auch dieſes Können hat wieder nur einen
poſitiven, fruchtbaren, der Allgemeinheit, der Nation dienenden
Sinn, wenn er aus dem Volkstum und der Verbundenheit mit
ihm entſpringt. Männer, die ihre Kraft und ihr Können zur

Erregung in Moskau. Chineſiſcher Prokeſt in Tokio.
TU. Tokio, 5. Dezember.
Nach einer Mitteilung aus Dolonor wurde die Selbſtändig=
keit
der Weſtmongolei ausgerufen. Dort hat ſich eine Regierung
gebildet, die jede Beziehung zu China, beſonders zu Peking, ab=
gebrochen
hat.
Die Bildung des neuen mongoliſchen Staates hat in Mos=
kauer
Kreiſen wie eine Bombe gewirkt. Man erklärt hier, daß
die neue Regierung in Dolonor nur ein Spielzeug in den Hän=
den
der japaniſchen Kriegspolitiker ſein werde. Dieſer Schritt
beweiſe, daß Japan nicht nur Intereſſe für die Weſtmongolei, ſon=
dern
auch für alle anderen mongoliſchen Gebiete habe. Die Lage
im Fernen Oſten habe ſich dadurch erneut verſchärft.
Wie verlautet, wird der chineſiſche Geſandte in Tokio der
japaniſchen Regierung eine Note überreichen, in der China aufs
ſchärfſte gegen die Ausrufung des weſtmongoliſchen Staates in
Dolonor Einſpruch erhebt.
Reform der japaniſchen Außenhandels=Methoden.
EP. Tokio, 6. Dezember.
Eine weitgehende Rationaliſierung der japaniſchen Produk=
tion
, verbunden mit einer Kontrolle über den japaniſchen Ex=
porthandel
, wurde von dem japaniſchen Handelsminiſter Naka=
jima
angekündigt. Der Miniſter betonte, daß der japaniſche
Außenhandel in den letzten Monaten einen Umfang angenommen
habe, der zu allerhand Unzuträglichkeiten geführt und Japan
den Vorwurf des Dumpings eingetragen habe. Die Regierung
habe daher beſchloſſen, Maßregeln zur Behebung der Mißſtände
zu erlaſſen.

Berlin, 6. Dezember.

Der Reichsverband der deutſchen Korreſpondenz= und Nach=
richtenbüros
, der unter der Führung des Pg. Alfred Weidlich
ſteht und ſeinen Sitz in Berlin NW. 11, Prinz=Albrecht=Straße 5,
hat, iſt vom Präſidenten der Reichspreſſekammer in dieſe Körper=
ſchaft
des öffentlichen Rechts aufgenommen worden.
Es liegt im Intereſſe aller Verleger der deutſchen Kor=
reſpondenz
= und Nachrichten=, ſowie Literariſchen Büros, ſich um=
gehend
zur Aufnahme zu melden, um in der Weiterausübung
ihres Berufes nach dem 15. Dezember keinen Schwierigkeiten zu
begegnen.
Reichseinnahmen und =ausgaben im Okkober 1933.
Berlin, 6. Dezember.
Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums betrugen im
Oktober 1933 (Angaben in Mill, RM.) im ordentlichen Haushalt
die Einnahmen 511,1 (im September 548,7) und die Ausgaben
443,6 (442,8); mithin ergibt ſich für Oktober eine Mehr=
einnahme
von 67,5 (105,9), Für die Monate April
bis Oktober ergibt ſich eine Mehreinnahme von
172,9. Für beide Haushalte (ordentliche und außer=
ordentlicher
) einſchließlich der aus dem Vorjahre übernommenen
Fehlbeträge bzw. Beſtände errechnet ſich für Ende Oktober
1933 ein Defizit von 1399,5 (Ende September 1474).
Zulaſſung von Erſakkaſſen der Krankenverſicherung.
Berlin, 6. Dezember.
In der nächſten Nummer des Reichsgeſetzblattes wird das
Geſetz über die Zulaſſung von Erſatzkaſſen der Krankenverſiche=
rung
veröffentlicht. Das Geſetz gibt dem Reichsarbeitsminiſter
die Ermächtigung, die Berufskrankenkaſſen, die infolge der Neu=
gliederung
der Angeſtelltenverbände durch Verſchmelzungen ent=
ſtanden
ſind, als Erſatzkaſſen zuzulaſſen. Da auch einige andere
Erſatzkaſſen beabſichtigen, ſich zur Vereinfachung und Verbilligung
der Verwaltung zuſammenzuſchließen, iſt der Reichsarbeitsmini=
ſter
ermächtigt worden, ſpäterhin die Vereinigung von Erſatz=
kaſſen
in geeigneten Fällen zuzulaſſen.

Ehre des geiſtigen Deutſchland vor der Welt einſetzen, wollen
in ihren Werken und Taten doch auch die Maßſtäbe geben, nach
denen man die kulturelle Leiſtung des neuen Deutſchland be=
urteilt
. Die böſen Zungen, die verräteriſch von Barbarei und
Ungeiſt ſprachen, verſtummen allmählich. Weil die Wahrheit ſtär=
ker
iſt als Läſterung. Und weil die deutſchen Künſtler und ſchaf=
fenden
Menſchen aller Art die Verantwortung zu tragen gewillt
ſind als eine ſtolze und ſchöne Aufgabe, durch ihre Geſinnung
und ihre Leiſtung die geſamte Kulturwelt zu erobern.
Nur wo geſundes Volkstum lebt, lebt auch eine geſunde
Kunſt. Und was der tiefſten Ueberlegung wert iſt: ſie können im
Letzten nicht ohne einander auskommen. Der Künſtler hat das
Organ aus der Kraft und Feinfühligkeit ſeiner Perſönlichkeit,
das Art= und Blutmäßige, das Bodenſtändige, das Sitten=
gemäße
aus den verborgenſten Tiefen zu offenbaren. Aus den
Tiefen, die ihn nur das Volkstum lehrt, jenes Geheimnisvolle,
das wir vielleicht nie begrifflich faſſen können (und es iſt in
der Tat bis jetzt noch nicht wiſſentlich begrifflich geklärt).
Goethe iſt nur in dieſem Sinne mit der Weltliteratur in Ver=
bindung
zu bringen. Es kommt ja nicht darauf an, daß ein
Künſtler die Sprache, die Sitte, die Landſchaft, die Menſchen
dieſer Landſchaft in der Dichtung und in der bildenden Kunſt
herausſtellt. Das bedeutet nur das Motiviſche und iſt letzten
Sinnes eine Aeußerlichkeit. Ich fürchte, man muß in nächſter
Zeit die Augen offen halten, um die Kunſt, die nur ſolcher
Aeußerlichkeit ſich bedient, zu ſcheiden von der, die allein Wachs=
tum
und Tiefe hat. Dieſe Kunſt, die ich meine, muß all dieſe
Kraft der Perſönlichkeit aus den verborgenſten Tiefen her offen=
baren
, muß das Unbewußte, Urhafte, wunderbar Geheimnis=
volle
, das das Wort Volkstum umſchließt, zum Erlebnis
bringen.
Ein jung Geſchlecht / das wieder Meuſch und Ding / mit
echten Maßen mißt / das ſchön und ernſt / froh ſeiner Ein=
zigkeit
/ wie es der dichteriſche Seher unſrer Zeit, George, for=
derte
, die Selbſterneuerung aus eignen Kräften vollzogen hat,
wird die geiſtige Bewegung des neuen Deutſchland auch für die
Dauer lebendig erhalten. Wenn man die Geſchichte des deutſchen
Geiſtes überblickt, nimmt man faſt mit Erſchütterung in dem
großen Befreiungsaufſtand der deutſchen Nation gegen innere
und äußere Ueberwältigung und Verführung Züge eines längit
Vertrauten wahr. Wie oft hat uns die lebenserhaltende Kraft
deutſchen Geiſtes, deutſcher Art, deutſchen Volkstums dura
Selbſtbeſinnung aus Kriſenzeiten zu uns ſelbſt führen müſſen.
Wir dienen der Dauer des Volkes. Unſere Augen ſchauen mie
der Geſinnung eines vermehrten und vertieften Ernſtes auf die
Aufgaben der Zukunft. Unſere Herzen ſchlagen im Takte des
ehernen, des heroiſchen Geſetzes, das die Geſchichte unſeres
Seins erfüllt, dem Künftigen entgegen. Der Führer ſpräch au
der Kulturtagung in Nürnberg die Worte: Die Kunſt iſt eine

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 7. Dezember 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 339 Seite 3

Preſſe, Partei und Staat.
Die Breſſe, das Mikkel zum Ausgleich zwiſchen gukem Wollen und nakionalſozialiſtiſchem Können.
ter tragen, in den Dienſt der Preſſe als Bindeglied zwiſchen
Partei und Volk geſtellt werden müſſen und die damit ebenfalls
Reichsftakthalter Sprenger
an der erzieheriſchen Aufgabe zur nationalſozialiſtiſchen Welt=
anſchauung
teilzunehmen haben. Mit einem Kampf=Heil auf den
vor der thein=mainiſchen Preſſe.
Führer wurde die Verſammlung nach anregendem Verlauf ge=

Reichsſtatthalter, Gauleiter Sprenger, hatte die rhein=
mainiſche
Preſſe zu einer Beſprechung in das Adolf=Hitler=Haus
nach Frankfurt geladen. Die Preſſe war ſo vollzählig der Ein=
ladung
gefolgt, daß der Konferenzſaal des Adolf=Hitler=Hauſes
überfüllt war. Der Leiter des Gaupreſſeamtes, der gleichzeitig
Führer des Landesverbandes Rhein=Main im Reichsverband
der Deutſchen Preſſe iſt, Pg. Woweries, eröffnete die Preſſe=
beſprechung
mit Worten des Dankes für das zahlreiche Erſchei=
nen
und dem Hinweis darauf, daß dieſe Preſſezuſammenkünfte
ſich in Zukunft in engeren Abſtänden wiederholen ſollen, mit
dem Endziel die enge Verbundenheit zwiſchen NSDAP. und
Volk und der Preſſe zu verſtärken, und der Klärung aller die
Partei und deren Sondergliederungen angehenden Preſſefragen
zu dienen.
Pg. Woweries begrüßte ſodann den Herrn Reichsſtatt=
halter
Sprenger, der ſich in längeren Ausführungen über die
Aufgaben der Preſſe im neuen Staat äußerte. Aus der 1½= ſtün=
digen
Anſprache geben wir nachſtehend das Grundſätzliche und
allgemein Intereſſierende wieder:
Die Verſchiedenheit des Denkens geſchulter Nationalſozia=
liſten
und all derer, die außerdem am öffentlichen Leben teil=
nehmen
, muß mit der Zeit überwunden werden. Darin liegt eine
Hauptaufgabe für die Preſſe.
Je mehr die Preſſe dieſe Aufgabe erfüllt, um ſo mehr kann
ſie ihrer Verpflichtung nachkommen, die Arbeit der Regierung
und der politiſchen Führung erklärend dem Volke zu vermitteln.
Es iſt mein feſter Ville, zwiſchen Preſſe und
Partei im Gaubereich das beſte Einvernehmen
herzuſtellen. Der zuſtändige Hoheitsträger der Partei wird
daſür die Gewähr übernehmen. Er iſt ſeitens der Preſſe ent=
ſprechend
zu berückſichtigen.
Die Vorbereitungen zur zweiten Arbeitsſchlacht im Rhein=
Maingebiet werden noch im Dezember abgeſchloſſen ſein. Die
Stellungnahme einzelner Blätter zu einzelnen Vertretern der
Portei iſt nicht dem Belieben einer Zeitung überlaſſen, ſondern
erfordert in jedem Fall Berückſichtigung der Umſtände. Grund=
ſätzlich
iſt in allen perſönlichen und politiſchen Zweifelsfragen
das Gaupreſſeamt des Gauleiters anzugehen. Außenpolitiſch iſt
die auch vor dem 12. November vertretene Haltung zu bewah=
ren
Der Begriff des Arbeitertums iſt in der Preſſe ſeiner neuen
gehobenen Würde entſprechend zu berückſichtigen. Eine beſonders
wichtige Pflicht iſt die unbedingte Wahrung der Einmütigkeit des
nationalen Glaubens im Volk.
Nach Behandlung einer Anzahl interner Fragen wandte ſich
der Gauleiter den letzten wirtſchaftspolitiſchen Maßnahmen im
Rhein=Maingebiet zu: Er habe ſich für die Beſeitigung der
Schaumweinſteuer eingeſetzt, die unzähligen Winzern wieder
Arbeit und Brot gibt und den Arbeitsmarkt erheblich entlaſtet.
Der überraſchend ſchnelle Zuſammenſchluß der Elektrizitäts= und
Gaswerke zu einer Elektro=Gasfront, der vor einem halben
Jahre noch unmöglich erſchien wird ebenfalls die Wirtſchaft er=
heblich
beleben. Weiter iſt es durch beſtes Zuſammenwirken des
Ausſchuſſes für Arbeitsbeſchaffung mit den zuſtändigen Stellen
möglich geweſen, als erſte Sektion im ganzen Reich die Ver=
handlungen
über die Autolinienführung abzuſchließen. Als Folge
hiervon iſt die Baufreigabe der Autobahnlinie Aſchaffenburg-
FrankfurtLimburgMontabaur-Köln zu verzeichnen. Ein
rhein=mainiſcher Garantieverband wurde ins Leben gerufen der
ſich die Aufgabe geſetzt hat, die Finanzierung von öffentlichen
und privaten Aufträgen vorzunehmen, die der Beſchaffung von
Arbeit dienen. Hier ſei für die Preſſe Gelegenheit für wertvolle
poſitive Mitarbeit. Ich ſehe in der geſamten Preſſe
das Mittel, das hervorragend mit dazu beru=
fen
iſt, den Ausgleich zwiſchen gutem Wollen
und nationalſozialiſtiſchem Können herzu=
ſtellen
.
Da der Herr Reichsſtatthalter im weiteren dienſtlich ver=
hindert
war, übertrug er die Leitung der Ausſprache an den
Kollegen Pg. Woweries, als Leiter des Gaupreſſeamtes. Pg.
Woweries gab bereitwilligſt auf Fragen Auskunft und ergänzte
die Ausführungen des Herrn Reichsſtatthalters durch zweckdien=
liche
Erörterungen. Er unterſtrich als Aufgabe der Preſſe die
Mitarbeit an dem heißen Bemühen, die Arbeitsloſenzahl zu
verringern, erwähnte kurz die Veranſtaltung von Preſſe=
feſten
in Frankfurt, Darmſtadt, Mainz, Wiesbaden uſw
die ſelbſtverſtändlich auch, wo ſie mehr geſellſchaftlichen Charak=

ſchloſſen.
Amksdauer und Neubeſtellung der Beiſiher
in den Pachkeinigungsämkern.
Durch das heſſiſche Geſetz über die Amtsdauer und die Neu=
beſtellung
der Beiſitzer der Pachteinigungsämter vom 24. Novem=
ber
, durch den Herrn Reichsſtatthalter in Heſſen, Sprenger, unter
dem 1. Dezember 1933 ausgefertigt und verkündet, wird in
Artikel 1 allgemein die Beendigung der Amtsdauer der zurzeit

beſtellten Beiſitzer und Stellvertreter bei den Pachteinigungs=
ämtern
, Sonderpachteinigungsämtern und Berufungsſtellen mit
dem 31. Dezember ausgeſprochen. Die Neubeſtellung der Bei=
ſitzer
durch die Kreis= und Provinzialausſchüſſe, wie dies in den
ſeitherigen geſetzlichen Beſtimmungen vorgeſehen war, erſchien
untunlich. Nunmehr ſoll die Neubeſtellung durch die Miniſterial=
abteilung
Ie (Landwirtſchaft), und zwar für die Geltungsdauer
der Pachtſchutzordnung, die nach ihrer derzeitigen Befriſtung am
30. Dezember 1934 abläuft, höchſtens jedoch für die Dauer von
3 Jahren erfolgen Vor Beſtellung der Beiſitzer ſollen die Be=
rufs
= und Intereſſenvertretungen der Verpächter und Pächter
mit ihren Vorſchlägen gehört werden.
Zuſammenatbeit der Deutſchen Erziehergemeinichaft
mil dem N.5.L.5.
Berlin, 6. Dezember.
Die Verhandlungen des Führers der Deutſchen Erzieher=
gemeinſchaft
mit dem Reichsleiter des Nationalſozialiſtiſchen
Lehrerbundes, die im Reichsminiſterium des Innern ſtattgefun=
den
haben, haben zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Die
Zuſammenarbeit der Deutſchen Erziehergemeinſchaft mit dem
NSLB. iſt geſichert. Nähere Mitteilungen über das Ergebnis
der Verhandlungen werden in der nächſten Zeit erfolgen.

Das heſſiſche Land=Börgermeiſter=Geſetz.
Beſeitigung der Kommiſſariake. Bürgermeiſter der Landgemeinden brauchen nicht mehr Gemeinde=
angehörige
zu ſein. Berufsbürgermeiſter zukünftig nur noch in Genleinden über 5000 Einwohner.

Ein Jahr Probezeik.
Das Geſetz über die Ernennung der Bürgermeiſter, Berufs=
bürgermeiſter
und Beigeordneten in den Landgemeinden vom
28. November 1933 iſt mit dem 1. Dezember 1933, dem Tag der
Ausfertigung und Verkündung durch den Herrn Reichsſtatthalter
in Heſſen, Sprenger, in Kraft getreten.
Es beſtimmt im einzelnen:
Art. 1: I. Die Bürgermeiſter, Berufsbürgermeiſter und Bei=
geordneten
in den Landgemeinden werden von dem Staatsmini=
ſterium
ernannt. II. Beim Amtsantritt ſind: 1. Die Bürger=
meiſter
vom Kreisdirektor, 2. die Beigeordneten vom Bürger=
meiſter
in einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats eidlich zu
verpflichten.
Art. 2: Als Bürgermeiſter und als Beigeordneter kann jeder
Deutſche ernaunt werden, der am Tag der Ernennung das 25.
Lebensjahr vollendet hat. Nicht ernannt werden können: 1. Per=
ſonen
, die entmündigt ſind oder unter vorläufiger Vormundſchaft
oder wegen geiſtiger Gebrechen unter Pflegſchaft ſtehen; 2. Per=
ſonen
, gegen die auf Zuchthausſtrafe oder auf Gefängnis von
längerer als einjähriger Dauer oder auf Zuläſſigkeit von Poli=
zeiaufſicht
erkannt worden iſt.
Art. 3: Als Beigeordnete können nicht ernannt werden Per=
ſonen
, die mit dem Btrgermeiſter oder einem Beigeordneten in
grader Linie verwandt oder verſchwägert oder im zweiten Grade
der Seitenlinie verwandt ſind.
Art. 4: I. Wird ein Bürgermeiſter oder ein Beigeordneter
ernannt, der mit einem Gemeinderatsmitglied in grader Linie
verwandt oder verſchwägert oder im zweiten Grade der Seiten=
linie
verwandt iſt, ſo ſcheidet das Gemeinderatsmitglied mit dem
Amtsantritt des Bürgermeiſters oder Beigeordneten aus ſeinem
Amt aus. II. Iſt der neuernannte Bürgermeiſter mit einem
Beigeordneten nach Abſ. I. verwandt oder verſchwägert, ſo ver=
liert
dieſer Beigeordnete mit dem Amtsantritt als Bürgermeiſter
ſein Amt.
Art. 5: Der Bürgermeiſter darf nicht mit dem Gemeinde=
rechner
in gerader Linie verwandt oder verſchwägert oder im
zweiten Grade der Seitenlinie verwandt ſein.
Art. 6: Wird ein Gemeinderatsmitglied zum Bürgermeiſter
oder Beigeordneten ernannt, ſo ſcheidet er bei Uebernahme ſeines
neuen Amtes aus dem Gemeinderat aus.
Art. 7: Bürgermeiſter und Beigeordnete können nicht gleich=
zeitig
Bedienſtete ihrer Gemeinde ſein (Art. 49 Abſ. I der Ge=
meindeordnung
).
Art. 8: I. Die Bürgermeiſter und Beigeordne=
ten
werden auf 6 Jahre, die Berufsbürgermei=
ſter
auf 9 Jahre ernannt.
II. Im erſten Jahre ihrer Amtszeit kann das Staatsmini=
ſterium
die Ernennung zurücknehmen; war der Ernannte un=
mittelbar
vor ſeiner Ernennung mit der kommiſſariſchen Ver=
ſehung
der Stelle beauftragt, ſo kann die kommiſſariſche Dienſt=
zeit
auf das erſte Jahr der Amtszeit als Bürgermeiſter angerech=

net werden. Dem Ausſcheidenden ſind bis zum Ablauf des drit=
ten
Monats, der auf die Zurücknahme der Ernennung folgt, von
der Gemeinde, in deren Dienſt er ſich befand, die bisherigen
Bezüge weiterzuzahlen. Die Bezüge vermindern ſich um den Be=
trag
den der Ausgeſchiedene aus einer anderen Anſtellung im
öffentlichen oder privaten Dienſte bezieht.
Art. 9: Die Artikel 81 bis 94 des Geſetzes über die Wahlen
für Gemeinden und Gemeindeverbände (Kreiſe und Provinzen)
vom 7. Oktober 1925 werden aufgehoben.
Art. 10: I. Art. 45 Abſ. I der Gemeindeordnung vom 10.
Juli 1931 erhält folgende Faſſung:
In Landgemeinden mit mindeſtens 5000, ausnahmsweiſe
in beſonders gelagerten Fällen mit mindeſtens 3000 Einwoh=
nern
kann durch Ortsſatzung beſtimmt werden, daß der Bür=
germeiſter
als beſoldeter Bürgermeiſter (Berufsbürgermeiſter)
zu ernennen iſt.
II. Art. 45 Abſ. II Satz 1 der Gemeindeordnung vom 10.
Juli 1931 erhält folgende Faſſung:
Gleiches kann für die zu einer gemeinſchaftlichen Bürger=
meiſterei
vereinigten Landgemeinden mit zuſammen mindeſtens
5000, ausnahmsweiſe in beſonders gelagerten Fällen mit min=
deſtens
3000 Einwohnern durch gemeinſame Ortsſatzung be=
ſtimmt
werden.
III. Soweit in Landgemeinden mit unter 5000 Einwohnern
Ortsſatzungen bereits erlaſſen ſind, werden ſie durch die Vor=
ſchriften
der Abſ. I und II nicht berührt.
Art. 11: Dieſes Geſetz tritt mit ſeiner Verkündung in Kraft.
Die Begrändung des Geſekes beſagk:
In einer großen Anzahl heſſiſcher Landgemeinden iſt auf
Grund der Verordnung zur Sicherung der Verwaltung in den
Gemeinden vom 20. März 1933 (Reg. Bl. S. 27) die Amtszeit
von Bürgermeiſtern und Beigeordneten für beendet erklärt wor=
den
. An ihrer Stelle wurden Kommiſſare mit der einſtweiligen
Verſehung der Dienſtgeſchäfte beauftragt. Es erſcheint nunmehr
der Zeitpunkt gekommen, die Kommiſſariate wieder zu beſeitigen
und im Intereſſe der Feſtigung der Verhältniſſe zur regelmäßi=
gen
Verwaltung der Gemeinden durch Bürgermeiſter und Bei=
geordnete
zurückzukehren.
Nach den bisherigen Beſtimmungen des Kommunalwahl=
geſetzes
vom 2. Oktober 1925 wurden in den Landgemeinden
die Bürgermeiſter und Beigeordneten unmittelbar durch die Be=
völkerung
, die beſoldeten Bürgermeiſter (Berufsbürgermeiſter)
durch den Gemeinderat gewählt. Den neuen Gedankengängen
über den Aufbau der öffentlichen Verwaltungen folgend, lehnt
der Entwurf die Wahl von Bürgermeiſtern und Beigeordneten
durch die Bevölkerung oder den Gemeinderat ab und ſieht ſtatr
deſſen die Ernennung durch das Staatsminiſterium vor, Hier=
durch
wird die Aufhebung der die Wahl der Bürgermeiſter und
der Beigeordneten in den Landgemeinden behandelnden Artikel 81
bis 94 des Kommunalwahlgeſetzes vom 7. Oktober 1925 erforder=
lich
. Was die Vorausſetzungen für die Ernennung zum Bürger=

erhabene und zum Fanatismus verpflichtende Miſſion. Wer von
der Vorſehung auserſehen iſt, die Seele eines Volkes der Mit=
welt
zu enthüllen, ſie in Tönen klingen oder in Steinen
ſprechen zu laſſen, der leidet unter der Gewalt des allmächtigen
ihn beherrſchenden Zwanges, der wird ſeine Sprache reden, auch
wenn die Mitwelt ihn nicht verſteht oder verſtehen will, wird
lieber jede Not auf ſich nehmen, als auch nur einmal dem Stern
untreu werden, der ihn innerlich leitet. Dieſe Treue zu ſich
ſelbſt iſt der köſtlichſte Beſitz eines Volkstums. Alles iſt vergäng=
lich
. Ewig aber lebt dieſes Volkstum, das ſich niemals aufgibt.
Aus ihm allein erhält die Kunſt die Kraft, Botſchaft und Er=
füllung
zu ſein und ihrer hohen Aufgabe gerecht zu werden, für
uns und für die Zukunft.
2t. Diekrich ſchreibt Journgliſtenwettbewerb aus.
3000 RM. Preiſe aus dem Erträgnis ſeines Buches
Mit Hitler in die Macht.
Ausgehend von dem Gedanken der Förderung des deutſchen
Journalismus im Sinne einer immer ſtärkeren geiſtigen Durch=
dringung
der deutſchen Preſſe mit dem nationalſozialiſtiſchen
Ideengut, hat der Reichspreſſechef der NSDAP. und Vizepräſident
der Reichspreſſekammer. Dr. Dietrich, ſich entſchloſſen, aus dem
Erträgnis ſeines Buches Mit Hitler in die Macht den Betrag
von 3000 RM. für einen journaliſtiſchen Wettbewerb zur Ver=
fügung
zu ſtellen. Teilnahmeberechtigt ſind alle Mitglieder des
Reichsverbandes der deutſchen Preſſe (Schriftleiter und freie Mit=
arbeiter
). Die Teilnehmer an dieſem erſten deutſchen Journaliſten=
wettbewerb
werden erſucht, einen Kurzartikel über ein beliebiges
Thema aus dem deutſchen Leben der Gegenwart in der Länge von
höchſtens 100 Zeilen (etwa 1400 Silben) einzureichen. Maßgebend
für die Preisverteilung iſt allein die journaliſtiſche Lei=
ſtung
unter dem Geſichtspunkte der intereſſanten Geſtaltung
eines beliebigen Stoffes im Geiſte des neuen Deutſchland. Dieſer
Wettbewerb ſoll dazu beitragen, den Ideenreichtum der deutſchen
Preſſe im neuen Staat zu fördern und zur ſchöpferiſchen Mitarbeit
im nationalſozialiſtiſchen Sinne anzuregen.
Skefan=George=Preis für das beſte Buch
des vergangenen Jahres.
Aus Anlaß des ſo plötzlichen Ablebens des deutſchen Dich=
r
8 und Sehers Stefan George hat der Miniſter für Volks=
aufklärung
und Propaganda beſtimmt, daß der vom Reichs=
miniſterium
für Volksaufklärung und Propaganda alljährlich am
1. Mai für das beſte Buch des vergangenen Jahres zur Ver=
teilung
kommende Preis in Höhe von 12000 RM. die Bezeich=
Nung Stefan=George=Preis führt.

Nach dem Waffenſtillſtand in Rumänien. Für eine zeit=
lang
war an dieſer Front der letzte Kanonenſchuß verhallt. Man
konnte aufrecht durch die Laufgräben gehen. Hüben und drüben.
Von drüben aber hatte ein ehrgeiziger Kommandant wahr=
ſcheinlich
ein Franzoſe kurz vorher noch einen höchſt überflüſſigen
Angriff auf den nördlichen Kopf des Gymorapaſſes befohlen,
der natürlich erfolglos war, aber den braven Oeſterreichern noch
nutzlos Tote und Verwundete brachte.
Nun aber konnte man aufrecht durch die Gräben gehen und
und aus Niemandsland holte man ſich nächſtens Material
zum behaglichen Ausbau der Unterſtände. Hüben und drüben.
Man ging ſich aus dem Wege, aber man tat ſich nichts mehr.
Der junge Leutnant Brandſtätter vom 49, öſterr. Inf.=Regt., dem
ein deutſcher Pionier=Oberleutnant beigegeben, iſt auch nachts
im Niemandsland. Waffenlos, unbeſorgt. Und hört franzöſiſche
Stimmen. Der Sergeant befiehlt: Wenn es der Boche iſt der
Offizier, ſofort niedermachen! Sergeant, wir haben Waffen=
ſtillſtand
! Maul halten Schwein! Mit den verfluchten
Pruſſiens haben wir Krieg, bis der letzte verreckt iſt! Brand=
ſtätter
wird entdeckt und als die franzöſiſchen Musketiere an ihn
est seulement un
wollen, ruft der Sergeant Laissez!
Austrichien!
Nur ein Oeſterreicher! Das ſchmerzt, denn Brandſtätter
iſt deutſch. Und ein ganzer Kerl. Wie es viele Oeſterreicher
waren. Und auch heute ſind.
Und Brandſtätter, der junge öſterreichiſche Leutnant bewies
das noch oft. Bis zum Ende des Krieges und in den Jahren
nach dem Krieg. Und oft noch litt er unter dem in vielfacher
Variation wiederkehrenden Nur ein Oeſterreicher! Auch in
den Jahren da ihn aus der Kriegskameradſchaft geborene Freund=
ſchaft
mit dem preußiſch=deutſchen Pionier=Oberleutnant
Joerdens verband. Der ein Führer ward im zerſchlagenen, zer=
tretenen
, unglücklichen und doch beneideten, erſehnten Deutſch=
land
. Ein Führer und ein Abenteurer der Tat. Und in den
Jahren ſeines eigenen wechſelvollen Schickſals, in dem er es
noch oft hörte, laut oder leiſe, oder auch unausgeſprochen, ge=
fühlt
, dieſes Nur ein Oeſterreicher! Und je mehr er darunter
litt, je mehr wuchs er hinein in die große deutſche Idee.
Und wuchs ſein Sehnen nach ihrer Verwirklichung. Wie viele
mit ihm. Trotz Not und Hunger. Trotz Inflation und Ueber=
flutung
der herrlichen Stadt Wien mit fremden Menſchen und
fremden Volkstum. Da ihn der Strudel der Ereigniſſe auch
irgendwie in den Bannkreis des Geldmagnaten Landauer zog,
der rieſige Konzerne kontrollierte‟. Der am Krieg verdiente, in
*) Roman von Hans Fiſcher=Stockern, Bergverlag Rudolf
Rother, München,

Oeſterreich und in Frankreich. Und an der Revolution und an
der Inflation und an der Deflation. Und immer wieder und
an allem, was die Völker der Beſiegten arm machte.
Und er durfte ſein Deutſchtum beweiſen zu vielen Malen.
Das war, als der Freund und Kamerad aus Deutſchland fliehen
mußte nach den Novembertagen vor 10 Jahren und er ihn bei
Nacht und Nebel im Föhn auf unwegſamen nur ihm bekannten
Hochgebirgspfaden über die Grenze ſchaffte, und dabei noch dem
verfolgenden Gendarm das Leben rettete. Das war als er in
ohnmächtiger Wut ſein Radio zerſchlug, als öſterreichiſche Sender
den Tag von Potsdam nicht übernahmen. Das war, als er
alle Brücken hinter ſich zerbrach und Bauer wurde hoch in den
Vergen. Das war, als er die härteſte und ſchwerſte Prüfung
beſtehen mußte in ſeiner keuſchen reinen Liebe zu dem Mäd=
chen
, das Landauer jun. zerbrach. Das war, als Kommuniſten
blindwütend in die Reihen der waffenlos marſchierenden SA.
ſchoſſen und Dr. Pandl, den Freund erledigten.
Das war, als Guſtl G’ſchwandtner, auch ein Kriegskamerad
und Freund, der aus dem Zuſammenbruch nur eines gerettet
hatte, ſeine Sehnſucht und ſeine Lieder, nach langen Jahren
wieder auftauchte im Freundeskreis. Und das war, als ihm ſein
erſter Bub geboren ward. Und wenn ihn der Tod aus ſeinem
Wandern riſſe, es wird wieder ein Muggenthaleriſcher Bauern=
bub
da ſein, der die Berge liebt, und ein Guſtl G’ſchwandtner,
der die deutſchen Lieder ſpielt! Ein Oeſterreicher nur, was
weiter? Und ſie werden heimfinden!
So iſt das ein köſtliches Buch geworden. Ein Bekenntnis
und ein Sehnſuchtsſchrei. Ein Buch das mit Herzblut ge=
ſchrieben
. Sauber und ehrlich, daß den Charakter des deutſchen
Oeſterreichers zeichnet, wie es kaum je unternommen und kaum
je ſo überzeugend gelungen iſt. Es ſind ihm viele Leſer zu
wünſchen.
II. St.
Profeſſor Max Vollbehrs leuchtende Bilder von der Reichs=
tagung
der NSDAP. in Nürnberg veröffentlichen Velhagen u.
Klaſings Monatshefte als einzige Zeitſchrift in farbiser Wieder=
gabe
in ihrem ſoeben erſchienen Dezemberheft; Itaatskommiſſar
Hans Hinkel, der Führer des Kampfbundes für deutſche Kul=
tur
, benutzt die Gelegenheit, um ſich im allgemeinen über die Auf=
gaben
der Kulturzeitſchrift im neuen Staat zu äußern. Willi
Börger, Treuhänder der Arbeit, umreißt den Begriff des deut=
ſchen
Sozialismus. Dr. Alfred Weiſe. Leiter der Kulturabtei=
lung
des Stahlhelm=Bundesamtes erinnert mit einem an vielen
anekdotiſchen Einzelheiten reichen Beitrag an die wichtige Grün=
dung
des deutſchen Zollvereins vor 100 Jahren. Selbſtverſtändlich
iſt in dieſem Dezemberheft dem nahenden Weihnachtsfeſt ein brei=
ter
Raum gewidmet. Das Novellen= Preisausſchrei=
ben
, das 1933 lief, naht ſich ſeiner Entſcheidung und wird nach
einer Ankündigung des Verlages im neuen Jahr erneuert: auch
das ſehr beliebte Preisausſchreiben Wer kennt unſere Künſtler?
wird demnächſt die Leſer wiederum erfreuen,

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 339

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 7. Dezember 1933

meiſter bzw. Beigeordneten anlangt, ſo ſind im weſentlichen die
bisherigen Beſtimmungen, wie ſie im Kommunalwahlgeſetz bzw.
der Gemeindeordnung vom 10. Juli 1931 enthalten ſind, über=
nommen
worden. Neu iſt, daß Bürgermeiſter und Beigeordnere
in den Landgemeinden nicht mehr Gemeindeangehörige ſein
müſſen. Damit iſt der Staatsregierung bei der Auswahl der ge=
eigneten
Perſönlichkeiten weitgehender Spielraum gelaſſen. Um
eine Gewähr dafür zu haben, daß nur wirklich geeignete Per=
ſonen
das Bürgermeiſter= bzw. Beigeordnetenamt verſehen, iſt
eine einjährige Probezeit eingeführt, innerhalb deren die Staats=
regierung
die Ernennung wieder zurücknehmen kann. War der
Ernannte bereits vorher als kommiſſariſcher Bürgermeiſter oder
Beigeordneter tätig, ſo kann dieſe Zeit auf das Probejahr an=
gerechnet
werden. Aus Billigkeitsgründen erſcheint es ange=
bracht
, im Falle der Zurücknahme der Ernennung dem Aus=
ſcheidenden
für eine Uebergangszeit ſeine Dienſtbezüge zu be=
laſſen
; doch ſollen Bezüge aus einer anderweitigen Tätigkeit an=
gerechnet
werden.
Ferner erſcheint es angebracht, Berufsbürgermeiſter nur
noch in Gemeinden mit größerer Einwohnerzahl zuzulaſſen, und
zwar nur noch in ſolchen mit mindeſtens 5000 Einwohnern gegen
ſeither 2000 Einwohner. Um indeſſen der bisherigen Entwicklung
Rechnung zu tragen, ſoll, ſoweit in Gemeinden mit weniger als
5000 Einwohnern die Einrichtung des Berufsbürgermeiſters be=
reits
beſteht, es dabei ſein Bewenden behalten.
Geſeh über den Aufbau des Reichsnährſtandes.
Das heſſiſche Geſetz über den Aufbau des Reichsnährſtandes
iſt durch den Herrn Staatsminiſter Jung am 30. November 1933
ergangen und unter dem 1. Dezember vom Herrn Reichsſtatt=
halter
in Heſſen, Sprenger, ausgefertigt und verkündet worden.
Sinn und Zweck des Geſetzes werden wie folgt begründet:
Durch das Reichsgeſetz vom 13. September 1933 ( Reichs=
geſetzblatt
I, S. 626) hat der Herr Reichsminiſter für Ernährung
und Landwirtſchaft die Ermächtigung erhalten, über den Aufbau
des Standes der deutſchen Landwirtſchaft (Reichsnährſtand) eine
vorläufige Regelung zu treffen. Auf Grund dieſer Ermächtigung
in § 10 des genannten Geſetzes hat der Herr Reichsernährungs=
miniſter
die bisher auf der Grundlage der freien Selbſtverwal=
tung
getroffenen Einrichtungen beſtätigt und insbeſondere ver=
fügt
, daß in den über das ganze Reich einzurichtenden Bauern=
ſchaften
Hauptabteilungen zu gründen ſind, von denen die
Hauptabteilung II die Belange der bisherigen Landwirtſchafts=
kammern
wahrzunehmen haben. Durch Anordnung vom 26. Sep=
tember
1933 wurden daraufhin auch die entſprechenden Anord=
nungen
hinſichtlich der Landesbauernſchaft Heſſen getroffen, die
die bisherigen Gebietsteile des Volksſtaates Heſſen und des
Preußiſchen Regierungsbezirks Wiesbaden umfaßt.

Durch dieſe Anordnungen iſt die Bauernkammer für den
Volksſtaat Heſſen der Hauptabteilung II der Landesbauernſchaft
unterſtellt und in deren Verwaltung eingegliedert worden.
Durch die daraufhin ſtattgefundenen weiteren Verhandlun=
gen
wurd: dis Vereinbarung getroffen, daß die gemeinſchaftliche
Jutereſſenvertretung der Bauernſchaft des Volksſtaats Heſſen
und des Regierungsbezirks Wiesbaden nach Frankfurt zuſam=
mengelegt
werden ſollen, weshalb auch nunmehr der Ueberzug
der Heſſiſchen Bauernkammer von Darmſtadt nach Frankfurt ſich
als notwendige Folge dieſer Anordnungen ergibt. Da die
Bauernkammer für den Volksſtaat Heſſen eine durch ein heſſi=
ſches
Geſetz eingerichtete berufsſtändiſche Vertretung der Land=
wirtſchaf
: darſtellt, deren Sitz nach dem Bauernkammergeſetz in
Darmſtadt iſt, war der Bauernkammer geſetzlich die Ermäch=
tigung
zu erreilen, die ſich aus der veränderten Rechtslage, die
durch das Reichsgeſetz vom 13. September 1933 veranlaßt iſt,
ergebenden Beſchlüſſe zu faſſen. Dieſe Ermächtigung war unter
dem Vorbehalt zu erteilen, daß die ſich aus dem Bauernkammer=
geſetz
für die berufsſtändiſche Vertretung begründeten Rechte und
Pflichten zu wahren ſind, wobei insbeſondere auch an die Rechte
der Beamten und Angeſtellten ſowie der Penſionäre und der
Hinterbliebenen von Beamten zu denken iſt.
Nachdem die Eingliederung der Bauernkammer in die Haupt=
abteilung
II der Landesbauernſchaft vollzogen ſein wird, wird
dieſe durch das Reichsgeſetz begründete Stelle in Zukunft auch
als berufsſtändiſche Vertretung der Bauern des Volksſtaates
Heſſen anzuerkennen ſein.
Rechlsberakung der Arbeitsfronk.
Rechlsberakungsſtellen für alle Schaffenden.
TU. Berlin, 6. Dezember.
Der Deutſche bringt eine Bekanntmachung des Leiters des
Sozialamtes der Deutſchen Arbeitsfront, Peppler, in der es u. a.
heißt: Es iſt notwendig, daß zumindeſtens in den Orten, in
denen bisher Rechtsberatungsſtellen der verſchiedenen Verbände
waren, Rechtsberatungsſtellen der Deutſchen Arbeitsfront ein=
gerichtet
werden. Eine weitere Ausdehnung des Netzes der
Nechtsberatungsſtellen wird unausbleibliche Folge ſein. Zur Be=
ſetzung
der Poſten ſind gleichermaßen die Syndici der Arbeit=
geberverbände
wie auch die Rechtsberater der Arbeitnehmer=
verbände
zuzuziehen und in die Deutſche Arbeitsfront zu über=
nehmen
. Die Bezirksleiter der Deutſchen Arbeitsfront werden
darauf hingewieſen, daß niemand außer dem Sozialamt befugt
iſt, irgendwelche Räumlichkeiten zum Zwecke der Errichtung von
Rechtsberatungsſtellen mit Beſchlag zu belegen oder etwa in den

Liquidationsprozeß örtlicher Arbeitgeberverbände einzugreifen,
noch irgendwelche Anſtellungsverträge zu tätigen. Wer dieſem
Verbot zuwiderhandelt, haftet für ſeine Tat.
Wie Der Deutſche dazu erfährt, ſollen dieſe Rechtsbera=
tungsſtellen
der Deutſchen Arbeitsfront grundſätzlich allen Volks=
genoſſen
, die der großen Organiſation der Schaffenden angehö=
ren
, zur Verfügung ſtehen. Die Rechtsberatungsſtellen werden
im Dienſte der Geſamtheit für jeden, der eine Rechtsberatung
braucht, arbeiten. Demnach wird es zukünftig keine Beratungs=
ſtellen
mehr nur für Arbeitnehmer bzw. nur für Arbeitgeber
geben.
40jähriges Dienſtiubilänm des Generaldirektors
Dr. Dorpmüller.
Am 7. Dezember 1933 ſieht der Generaldirektor der Deut=
ſchen
Reichsbahn, Dr.=Ing. e. h. Julius Dorpmüller, Vor=
ſitzender
des Verwaltungsrats und Generaldirektor der Reichsauto=
bahnen
, auf eine 40jährige Dienſtzeit zurück.
Vor 40 Jahren hat er in Aachen als Regierungsbauführer
des Eiſenbahn= und Straßenbaufachs ſeine Laufbahn bei der
Eiſenbahndirektion Köln begonnen. 1908 trat er in den Dienſt
der Kaiſerlich=Chineſiſchen Staatsbahn Tientſin-Pukow über,
um als Chefingenieur den Bau des 700 Kilometer langen Nord=
abſchnitts
dieſer Bahn zu leiten, für die er auch die Betriebs=
führung
übernahm. Nachdem China 1917 in den Weltkrieg ein=
trat
, wurde er aus dem chineſiſchen Staatsdienſt entlaſſen. Der
drohenden Internierung entzog er ſich durch die Flucht. Er kehrte
nach Deutſchland zurück und war bei Kriegsende im Volkseiſen=
bahndienſt
bei der Organiſation der Kriegstransporte auf den
transkaukaſiſchen Eiſenbahnen tätig. 1922 bis 1924 leitete er als
Präſident die neuerrichtete Reichsbahndirektion Oppeln und ver=
trat
in Verhandlungen mit Polen die deutſchen Intereſſen.
1924 nach Eſſen verſetzt, arbeitete er dort unter den ſchwierigen
Beſatzungsverhältniſſen und erwarb ſich die Anerkennung weite=
ſter
Kreiſe des Ruhrgebiets. Am 1. Juli 1925 wurde er auf den
Poſten des ſtändigen Stellvertreters des Generaldirektors der
Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft berufen und nahm an den Lon=
doner
Verhandlungen teil. Seit 1926 leitet er als General=
direktor
die Deutſche Reichsbahn.
*
Der Ehrenpräſident der deutſchen Beamtenſchaft, Pg. Reichs=
ſtatthalter
Jakob Sprenger, hatte ſeinerzeit die Beamtenſchaft zur
Sammlung für die Stiftung für Opfer der Arbeit aufgerufen.
den 450 000 RM. einbrachte. Am Dienstag wurde abermals ein
Betrag von 250 000 RM. überwieſen, ſo daß im ganzen nunmehr
dreiviertel Million von den nationalſozialiſtiſchen Beamten für
Stiftung Opfer der Arbeit aufgebracht wurden.

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[ ][  ][ ]

Donnerstag, 7. Dezember 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 339 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 6. Dezember 1933.
In drei Tagen
Eröffnung der Braunen Weihnachts=Meſſe‟.
Eine Muſterſchau heimiſchen Gewerbefleißes. Reſtloſe Be=
teiligung
des deutſchen Handwerks. Auch die NS.= Frauen=
ſchaft
beteiligt ſich.
Jeder muß unſere Braune Weihnachtsmeſſe beſuchen!
In drei Tagen wird unſere Braune Weihnachts=Meſſe, die
im Städtiſchen Saalbau und in der Woogsturnhalle ihre Zelte
aufſchlägt, im Beiſein der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden
feierlichſt ihrer Beſtimmung übergeben.
Es iſt erfreulich feſtzuſtellen, daß der Darmſtädter Einzel=
handel
und faſt ſämtliche Innungen der Darmſtädter Handwerks=
wirtſchaft
ſich an der Ausſtellung beteiligen. Dadurch iſt für
dieſe Wirtſchaftsgruppen eine außergewöhnliche und bedeutſame
Plattform für eine Werbeaktion großen Stils gegeben. Unſere
Verbraucherkreiſe werden bei dieſer Gelegenheit einen hochinter=
eſſanten
Einblick in das Können und die Leiſtungsfähigkeit unſe=
rer
einheimiſchen Mittelſtandswirtſchaft erhalten. Denn Einzel=
handel
, Handwerk und Gewerbe werden mit ihren Darbietungen
eindeutig unter Beweis ſtellen, daß ſie ſehr wohl in der Lage
ſind, die heimiſche Bedarfsdeckung durchaus zu ermöglichen Sie
werden weiterhin zeigen, daß deutſche Wertarbeit und Hand=
werksarbeit
im heutigen neuen Deutſchland beſondere Geltung
hat. Darauf hinaus läuft auch der Sinn und das ureigene
Wollen unſerer Braunen Weihnachts=Meſſe‟. Auf der einen
Seite den Leiſtungsnachweis und den ehrlichen deutſchen Lei=
ſtungswillen
zu zeigen. auf der anderen Seite alle deutſchen
Volksgenoſſen in ganz ſelbſtverſtändlicher Weiſe zur bevorzugten
Inanſpruchnahme deutſchen Gewerbefleißes zu veranlaſſen.
Nach ihren bisherigen Vorarbeiten zu urteilen, werden wir
eine Muſterſchau heimiſchen Gewerbefleißes zu ſehen bekommen,
wie ſie Darmſtadt noch nicht erlebt hat. Die einhellige Begeiſte=
rung
, die in allen beteiligten Ausſtellerkreiſen berrſcht, iſt uns
Gewähr genug dafür, daß der Erfolg unſerer Braunen Weih=
nachts
=Meſſe nach jeder Richtung durchaus als geſichert gelten
darf! Sehr bemerkenswert iſt die Feſtſtellung, daß ſich auch un=
ſere
NS.=Frauen mit einer größeren Ausſtellung beteiligen.
Angeſichts der Mühen und Opfer, die ſich alle Ausſteller auf=
erlegt
haben, iſt es nicht mehr wie recht, daß auch alle Verbrau=
cherkreiſe
unſere Braune Weihnachts=Meſſe, die überdies eine
Verkaufsmeſſe iſt, beſuchen. Es gilt, einen beſcheidenen Beitrag
im Rahmen des Wiederaufbaues der Wirtſchaft zu leiſten.

Landesverband Heſſen im Reichsverband
der Deutſchen Preſſe.
Am kommenden Montag, den 11. Dezember, nachmittags 3 Uhr,
in Darmſtadt, Fürſtenſaal, Grafenſtraße, ſpricht Direktor Contag
von der Verſorgungsanſtalt der Reichsarbeitsgemeinſchaft der
Deutſchen Preſſe über das Verſorgungswerk der deutſchen Jour=
naliſten
. Die Mitglieder des Verbandes, insbeſondere die neuen
Kollegen, werden dringend gebeten, zu dieſem Vortrag, an den
ſich die Beantwortung von perſönlichen Fragen anſchließt, zu er=
ſcheinen
, da immer noch Unklarheiten über die bahnbrechende ſo=
ziale
Tat des deutſchen Preſſeverbandes herrſchen. Die Mitglie=
der
aus Oberheſſen haben Gelegenheit, Direktor Contag, am Mon=
tag
abend in Frankfurt a. M. zu hören.

Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Zwei Dichter=Abende
ſtehen bevor: am nächſten Dienstag, den 12. Dczember, 8 Uhr.
wird Frau Agnes Miegel aus Königsberg, die hervorragende
Dichterin, in deren Erzählungen und Balladen die Seele des
deutſchen Oſten ſchwingt, im Feſtſaal Sandſtraße 10 eigene Dich=
tungen
vortragen. Ihr folgt am 15. Januar Ernſt Wiechert,
der Verfaſſer des menſchlich erfüllten, in letzter Zeit vielgeleſenen
Romans: Die Magd des Jürgen Doskoci!.
Abendmuſik in der Johanneskirche. In der Abendmuſik am
2. Advent um 20 Uhr ſingt Lore Fiſcher aus Stuttgart Arien
aus Bachſchen Kantaten und dem Weihnachtsoratorium. Sie iſt
jurzeit eine der begehrteſten Konzertſängerinnen, bekannt vom
Radio her und vom Deutſchen Bachfeſt in Köln. Kürzlich gab ſie
zehn Konzerte in der Schweiz. Es wirken außerdem noch mit
Frau Kramer (Violine), Herr Wilk (Flöte) und Herr Nibergall
(Orgel).
Dritte Orpheuswiederholung im Gymnaſium. Frau Su=
ſanne
Horn=Stoll hat, da die ſeitherige Vertreterin der
Euridice erkrankt iſt, in dankenswerter Weiſe ſich für dieſe Partie
in der Wiederholungsaufführung nächſten Freitag zur Ver=
fügung
geſtellt. Die bekannte Sopraniſtin, die mehrfach in gro=
ßen
Oratorienkonzerten hier und auswärt= durch ihre klangvoll
kultivierte Stimme und hohe Muſikalität ſich als eine der erſten
Konzertſängerinnen erwieſen hat, dürfte der ſchon wiederholt ſo
erfolgreichen Konzertbearbeitung der gehaltvollen Gluckſchen Oper
im Ludwig=Georgs=Gymnaſium erhöhte Anziehungskraft verleihen
und bei dem derzeitigen Mangel größerer Konzertveranſtaltungen
wohl weitgehendes Intereſſe beanſpruchen. Die anderen Soliſten
ſind die bewährten Frl. Marianne Arnold als Amor und
Herr Curt Theo Ritzhaupt als Orpheus.
Allgäuer Handarbeiten. Die Central=Drogerie Logel. Eli=
ſabethenſtraße
, hat freundlicherweiſe eines ihrer Schaufenſter für
Donnerstag und Freitag zur Verfügung geſtellt zu einer Aus=
ſtellung
von handgewebten verkäuflichen Teppichen, Kiſſen Vor=
lagen
und Läufern, für die das Webematerial ſeit vielen Wochen
im Freundinnenheim von arbeitsloſen Frauen und Mädchen her=
geſtellt
wird. Jeder kleinſte Stoffreſt findet dort nutzbringende
Verwendung. Der Reingewinn vom Verkauf wird zur weiteren
Aufrechterhaltung unſerer Näh= und Kochkurſe für Hausange=
ſtellte
, Freitiſche und Unterkunft für ſtellenſuchende, mittelloſe
Frauen und Mädchen verwandt. Der Verkauf der äußerſt preis=
werten
und praktiſchen Weihnachtsgeſchenke findet ab Samstag
im Freundinnenheim. Sandſtr. 24. ſtatt.
Die Ausſtellung Heimat und Wolken in Photo=Studien
im Gewerbemuſeum (Neckarſtraße 3) wurde heute eröffnet.

Heſſiſches Landestheater.


D Donnerstag
7 Dezember Anf. 19½ Ende vor 22½ Uhr. D. Bühne 415
Preiſe 0.705.50
Zar und Zimmermann. Samstag
9. Dezember D. Bühne O 5
Anf. 19½, Ende 22.45 Uhr.
Preiſe 0.705.50
Gräfin Mariza. Kleines Haus
Freitag,
Dezember Anf 20. Ende 22½ Uhr D. Bühne 415, Gr. 12
Preiſe 0 804.50
Aleſſandro Stradella.

Anf. 20. Ende 22 Uhr. (Außer Miete.)
Samstag
9. Dezember Hut ab vor Onkel Eddie. Preiſe 0.502.50
Heſſiſches Landestheater. Am Donnerstag, dem 7. Dez., iſt
das Kleine Haus geſchloſſen. Das Schauſpiel gaſtiert mit dem
Drama von Sigmund Graff Die Heimkehr des Matthias Bruck
Worms. In Vorbereitung iſt das Weihnachtsmär=
cen
von Waldfried Burggraf=Forſter Prinzeſſin Allerliebſt, in
der Inſzenierung von Hans Baumeiſter. Bühnenbilder von Elli
Büttner. Die Hauptrollen ſpielen: Chriſtiane Grautoff, Armella
Bauer. Anna Jacobs, Käthe Gothe, Paul Maletzki, Ludwig Link=
mann
. Erich Schudde, Ludwig Schwartz Kurt Weſtermann, Paul
Hehre. Die muſikaliſche Leitung hat Norbert Schulze, der auch
gene Kompoſitionen dazu verwendet. Die Mitwirkung des
Balletts ſteht unter der Leitung von Alice Zickler. Die erſte
orſtellung findet am Sonntag dem 10. Dez. im Kleinen Haus
Beginn um 15 Uhr. Die zweite Wiederholung der Tra=
Sigrun von Erich von Hartz findet am Sonntag, dem
Dez., im Großen Haus des Landestheaters ſtatt.
Heſſiſches Landestheater. Am Freitag, den 8. Dezember, 20
findet im Kleinen Haus eine Wiederholung von Flotows
Aleſſandro Stradella in der Inſzenierung von Heinr.
uhn mit der Premierenbeſetzung ſtatt. Die muſikaliſche Leitung
vo Geiger. Am Samstag, den 9. Dezember, 19,30 Uhr,
Uindet eine Wiederholung von E. Kalmans Operette Gräfin
Mariza in der Inſzenierung von Sigurd Baller ſtatt.

Was uns alte Kirchenbücher erzählen.

411. Beranſtalkung
des Alk=Darmſtadk-Vereins.
Die Alt=Darmſtadt=Gemeinde erlebte am letzten Donners=
tag
einen ſehr bedeutſamen Abend. Unſer langjähriger treuer
Mitarbeiter, Herr Oberſchulrat Th. Ritſert, ſprach über ſeine
Forſchungen: Aus alten Kirchenbüchern. Was der hochgeſchätzte
Redner mit Bienenfleiß zuſammengetragen hat, wußte er zu
einem eindrucksvollen Gemälde zu geſtalten, nicht nur von ſeinen
Vorfahren, ſondern auch vom Leben der Handwerker und Bauern
unſere Heimat in drei Jahrhunderten. Der Redner führte etwa
folgendes aus:
Die geſuchteſte Großmutter iſt heutzutage die ariſche. Um alle
Anfragen nach ihr beantworten zu können, braucht man die Kir=
chenbücher
. Gewöhnlich gibt es dieſe erſt nach dem Dreißigjährigen
Krieg, in Darmſtadt aber ſchon ſeit 1575. Günſtig und bequem
für die Forſcher iſt es, daß Darmſtädter Bücher bis zum Jahre
1876 alle auf dem beſſiſchen Staatsarchiv aufgeſtellt ſind.
Ich ſpreche über die fünf älteſten Kirchenbücher von Schwan=
heim
, eines Ortes in der Nähe von Bensheim, wo meine Vor=
fahren
und Glieder des Stammes ſeit 1603 bis heute anſäſſig ſind
Dieſe fünf Bücher gehen von 1631 bis 1807. (In Darmſtadt iſt
meine Familie ununterbrochen etwa ſeit 1725 bis heute vertre=
ten
.) Schwanheim kommt= urkundlich zuerſt 764 vor, während
Darmſtadt erſt einer Schenkung des Grafen Sigeboto in der
zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts alſo etwa drei Jahrhun=
derte
ſpäter die erſte urkundliche Erwähnung verdankte. Wir
lernen in dem Kirchenbuch den Gemeindsmann, den Beiſaſſen und
den Einwohner kennen, den Gerichtsſchöffen, den Centſchöffen und
den Schultheiß und die anderen Beamten des Ortes. Wir erfah=
ren
, wem die ehrende Bezeichnung Herr zuſtand, ſo auch den
verſchiedenen Arten von Förſtern, zumal der Waldbeſitz eine wich=
tige
Einnahmequelle für den Ort war. Weniger bekannt iſt uns
der herrſchaftliche Spürer und der fürſtliche Trüffeljäger.
Bei den Namen iſt zu ſagen, daß die weiblichen mit der En=
dung
in verſehen wurden: Die Kleinin, Gebhardin u. a. Bei den
männlichen überwiegt der Vorname Johannes. Bei 270 Kon=
firmanden
in den Jahren 17831807 haben neben ihren 12 an=
deren
Namen über 250 den Namen Johannes, nur 19 haben dieſen
Namen nicht.
Die Kinder haben 2 oder 3 Namen, dann haben ſie auch meh=
rere
Gevatter oder Gevatterinnen, welche das Kind heben. Aber

wenn die Patin Katharina Philippine ſich ſchreibt, heißt das
Kindlein auch ſo, und nicht wie häufig heutzutage, Ingeborg oder
Hildegard. Auch die Zigeunerkinder bekommen ihren Paten.
Scharf wird in der älteren Zeit, zwiſchen den Handwerks=
meiſtern
unterſchieden und denen, die noch keine Meiſter ſind.
Den gemeinen Schmied, der die Dorfſchmiede gepachtet
hatte, lernen wir kennen. Auch der circum=vagierende,
der Hauſierer, kommen vor.
Als ſeltener vorkommende Berufe finden wir den Kohlen=
brenner
, Wurzelgraber, Schlangenfänger, Salveterſieder und den
Seengräber.
Vor der Trauung haben wir die weinkäufliche Kopulation:
Streng iſt die Kirchenzucht, und die Kirchenbuße kommt öfters
vor. Für die militäriſche Ordnung der Gegend waren der Cent=
Leutnant und der Cent=Hauptmann da. Oft erfahren wir beſon=
ders
in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges oder der Raub=
kriege
Ludwigs XIV. von einquartierten oder vernoktierenden
Truppen. Die verſchiedenſten Truppenteile lernen wir kennen.
Die Zeitangaben ſind oft, auch lateiniſch, nach den Feſten der
Jungfrau Maria oder der Apoſtel gemacht.
Die Kriegszeiten brachten viele Unruhe und manche Schä=
digungen
. Die Verzeichniſſe des erlittenen Schadens liegen viel=
fach
vor. Die Bewohner mußten fliehen, und viele ſtarben nicht
in der Heimat, ſondern in der Ausflucht
Sehr vielſeitig iſt das Kirchenbuch in dem Text, lateiniſch und
deutſch, wie es von Todesfällen und Beerdigungen redet. Auch
von den Begräbniſſen in der Kirche wird geſprochen.
Die geſundheitlichen Verhältniſſe des Ortes waren im 17. und
18. Jahrhundert nicht günſtig. Beſonders groß iſt die Kinder=
ſterblichkeit
. In den Jahren 1714 und 1715 ſtarben außer 12 Er=
wachſenen
27 Kinder. Aus dem Kirchenbuche können wir ein gan=
zes
Verzeichnis der damals benannten Krankheiten aufſtellen. Ich
finde etwa 20 Namen. Sehr oft kamen die Blattern, damals Por=
peln
genannt, vor. Gelegentlich finden wir Vorſicht bei Seuchen=
gefahr
.
So iſt das Kirchenbuch eine Quelle für das Leben und die
Schickſale eines kleinen Dorfes vor 200300 Jahren.
Die zahlreich aufmerkſamen Hörer zollten dem beliebten Red=
ner
begeiſterten Beifall, den der 1. Vorſitzende, Herr Eidmann,
in herzliche Dankesworte zu kleiden wußte. In der Ausſprache
lieferten die Herren R. Anton. H. Eidmann, Bürgermeiſter Lerch,
ſowie Stieſi und Röder noch wertvolle kulturgeſchichtliche Ergän=
zungen
.
Am 21. Dezember feiert Alt=Darmſtadt ſein Chriſtfeſt. Im
Mittelpunkt der Feier ſteht ein Lichtbildervortrag von Herrn
Prof. A. Beyer über Weihnachten in der Kunſt.

Winkerhilfswerk
des deulſchen olkes 1933/34.
Lebensmitkelſammlung (Pfundſammlung)
für Weihnachken für die Armen.
Von Freitag, den 8. Dezember 1933, ab werden im Rahmen
des Winterhilfswerks des deutſchen Volkes bei den Haushalten
in Darmſtadt Lebensmittel geſammelt. Durch dieſe Sammlung
ſoll eine größere Menge Lebensmittel aufgebracht werden, die
vor Weihnachten an arme Familien verteilt werden ſoll, damit
auch die Aermſten an dem Weihnachtsfeſt nicht zu hungern
jrauchen.
Es wird erneut an die Opfexfreudigkeit der Volksgenoſſen
appelliert und erwartet, daß jede Familie nach Kräften ſpendet.
Auch die kleinſten Gaben ſind willkommen. Die Spenden wer=
den
an den genannten Tagen durch die Sammler, die mit

Sammelausweiſen des Winterhilfswerks verſehen ſind, abgeholt.
Damit von den Spenden nichts verloren geht oder verdirbt, wird
gebeten, die Sachen in Tüten oder Säckchen gut zu verpacken.
Sollten bei der Sammlung Familien nicht angetroffen wer=
den
oder einzelne Haushaltungen nicht erfaßt werden wird drin=
gend
gebeten, die Spenden in der Geſchäftsſtelle des Winterhilfs=
werks
, Kreis Darmſtadt, Wilhelminenſtraße 34, Erdgeſchoß, abzu=
liefern
.
Volksgenoſſen, zeigt auch bei dieſer Sammlung, daß ihr an
die Armen denkt und helft, daß ſie in dieſem Winter, insbeſon=
dere
am Weihnachtsfeſt, nicht zu hungern brauchen.
Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1933/34. Plakette
Wir helfen. Es wird darauf hingewieſen, daß die Spender
zum Winterhilfswerk, die einwandfrei nachweiſen, daß ſie einen
angemeſſenen Betrag laufend ſpenden, die Berechtigung zum
Bezug der Plakette., Wir helfen haben. Die Plakette für Monat
Dezember 1933 iſt in der Geſchäftsſtelle des Winterhilfswerks,
Kreis Darmſtadt, Wilhelminenſtraße 34, Erdgeſchoß, zu erhalten.

Ausſtellung von Weihnachtsarbeiten der Gedok.
Die kunſtgewerbliche Abteilung der Gedok. unter Leitung von
Frau Michel=Koch, hat in einem der oberen Räume des Muſik=
Vereins eine kleine, aber ſehr reichhaltige Ausſtellung aller mög=
lichen
kunſtgewrblichen Gegenſtände ausgebreitet, in der bei freiem
Eintritt jeder kleinere und größere Weihnachtsgeſchenke aller Art
erwerben kann. Von dieſer Gelegenheit hat das Darmſtädter
Publikum bereits geſtern ausgiebig Gebrauch gemacht; heute iſt
die Ausſtellung nochmals bis mittags 1 Uhr geöffnet.
Unter den vielen hübſchen geſchmackvollen Sachen ſei auf
einiges beſonders hingewieſen; etwa auf die Webarbeiten und
die Porzellanmalerei von Fräulein Marie Seibert, auf die ſchönen
Keramiken von Frau Federn=Staudinger die mannigfachen Le=
derarbeiten
von Fräulein Münch und Buchbinderarbeiten Poſt=
kartenblocks
uſw. von Frau Storck. Wohl das koſtbarſte Stück iſt
unter den Filetarbeiten von Frau Jochheim, die auch Strumpf=
teppiche
u. a. ausgeſtellt hat, das Grevenſteiner Hungertuch, eine
herrliche Filetarbeit nach einer Vorlage aus dem 17. Jahrhundert
(nach Zeichnung von Ludwig Kriegk).
Damit iſt die Vielſeitigkeit kaum angedeutet. Es gibt Kinder=
kleidchen
und Spielſachen, Chriſtbaumſchmuck. Lebkuchenfiguren
(ſoweit ſie nicht ſchon ausverkauft ſind), Handtaſchen und Tee=
mützen
und Schalen und Leuchter und manch anderes mehr, was
man in den Vorweihnachtswochen eben ſucht.
X

Weihnachtsſeier
des Kindergarkens der Barmherzigen Schweſtem.
Darmſtadt, Beſſunger Straße 105.
Wie alljährlich, veranſtalten die Barmherzigen Schweſterm
mit ihrem Kindergarten auch in dieſem Jahre eine Weihnachts=
feier
. Dieſe Feier findet am Sonntag, den 10. d. M., nachm. 4 Uhr,
in der Beſſunger Turnhalle, Heidelberger Straße, ſtatt. Wer bei
der letzten Weihnachtsfeier anweſend war, hat es nicht bereut, denn
was hier von den Kleinſten der Kleinen aufgeführt und vorgetra=
gen
wurde, war einfach ſtaunenswert. Diesmal wird von den
kleinſten Angehörigen des Kindergartens ein Bewegungsſpiel, be=
titelt
Lebendiges Spielzeug, aufgeführt, das ſicher viel Freude
bei den Kindern und Eltern erwecken dürfte. Selbſtverſtändlich
gelangt auch ein Weihnachtsſpiel zur Aufführung, und zwar
Weihnachten im Märchenlande in einem Aufzug. geſpielt von
23 Kindern im Alter von 5 bis 15 Jahren. Der Beſuch dieſer
Feier kann nur beſtens empfohlen werden. Der Eintrittspreis iſt
ſo gering gehalten, daß es jedem ermöglicht iſt, dieſe Veranſtal=
tung
zu beſuchen.
Eintrittskarten ſind bei den Schweſtern und an der Kaſſe er=
hältlich
.
Eine Kindervorſtellung findet am Samstag, den 9. d. M.,
nachmittags 2 Uhr, ſtatt.
Sektion Darmſtadt des Deutſchen u. Oeſterreichiſchen Alven=
vereins
, e. V. Es wird nochmals auf den heute im Hörſaal 326
der Techniſchen Hochſchule (Eingang: Weſtportal) ſtattfindenden
Lichtbildervortrag des Herrn Amtsanwalts Stievel=Michelſtadt
über Ruine Rodenſtein, ihre Vergangenheit und ihre Beſitzer
hingewieſen. Die Mitglieder der Sektion Darmſtadt ſind frdl,
eingeladen. Gäſte ſind willkommen.
Vogelsberger Höhenklub. Zweigverein Darmſtadt. Die
letzte Wanderung des Jahres 1933, die Nikolauswanderung, wurde
am 3. Dezember durchgeführt. Etwa 90 Wanderer fanden ſich am
Treffpunkte ein. Der Weg führte über die im Werden begriffene
Reichsautobahn, durch Harras und Tanne, über den Weiterſtädter
Exerzierplatz am Waſſerwerk der Firma Merck und dem Wald=
brünnchen
vorbei nach Arheilgen, wo im Gaſthaus Zum weißen
Schwanen (Inh. Schäfer) eingekehrt wurde. Hier hatte Knecht
Ruprecht ſein Erſcheinen zugeſagt. Die Erwartung und Spannung
war auf den freudig erregten und doch mit etwas Angſt gepaarten
Geſichtern der Kinder zu leſen. Nachdem ſich die Wanderſchar
geſtärkt und V.H. C.=Schweſter Guſtel Spieß zwei Vorträge zu Ge=
hör
gebracht hatte, war die Stunde für die Kleinen gekommen.
Der Nikolaus richtete Fragen und Ermahnungen an die Kinder,
verſchiedene trugen Gedichtchen vor, worauf der Nikolaus ſeinen
großen Sack öffnete und Geſchenke verteilte. Sowohl an die Kin=
der
als auch an die ſchon erwachſene Jugend wurden Puppen=
korbmöbel
ſowie Einkaufskörbchen, von V.H.C.=Bruder Bellmann
angefertigt und in uneigennütziger Weiſe zur Verfügung geſtellt,
verteilt. Auch ein zu Beſuch hier weilender Hitlerjunge aus dem
Saargebiet, dem der deutſche Nikolaus Grüße an ſeine Heimat
auftrug, wurde beſchenkt. Nach weiteren Klaviervorträgen der
V. H. C.=Brüder Späth und Hilmer ſowie nach Aufführung einer
ſinnvollen Duoſzene durch V. H.C.=Schweſter Guſtel Spieß und der
kleinen Gertrud Darmſtädter, hatte die eigentliche Nikolausfeier
ihr Ende gefunden Dann konnte die Jugend das Tanzbein
ſchwingen. Der Führer der Ortsgruppe Miniſterialrat Braun,
dankte allen Mitwirkenden und Stiftern ſowie all denen die zum
Gelingen der Veranſtaltung beigetragen haben. V.H.C.=Bruder
Burk dankte den Führern, V. H. C.=Schweſter G. Spieß und V.H.C.=
Bruder Gebhardt und brachte ein dreifaches Friſchauf auf ſie aus.
Alle Teilnehmer werden ſich noch lange und gerne dieſer ver=
brachten
ſchönen Stunden erinnern.
Die Kreisrundfunkberatungsſtelle Darmſtadt teilt mit:
Der Reichsverband Deutſcher Rundfunkteilnehmer, Ortsgruppe
Eberſtadt, hält am Samstag, dem 9. Dezember, und Sonntag,
dem 10. Dezember 1933, im Gaſthaus Zur Roſe (L. Hill) ſeine
diesjährige Radiobaſtler=Ausſtellung ab. Auf der Ausſtellung
ſind Baſtlergeräte aller Art zu ſehen, vom einfachen Einkreis=
Empfänger bis zum komplizierten Mehrkreis=Empfänger, vom ge=
wöhnlichen
Ortsempfänger bis zum empfindlichſten und trenn=
ſchärfſten
Fernempfänger. Eintritt wird nicht erhoben. Auch für
Fachleute dürfte der Beſuch lohnend ſein. Die Ausſtellung iſt ge=
öffnet
: Samstag, den 9. Dez. 1933, von 2024 Uhr, Sonntag,
den 10. Dez. 1933, von 1020 Uhr. Zum Abſchluß findet Sonn=
tag
, um 20 Uhr, eine fachmänniſche Führung durch die Ausſtellung
ſtatt, wobei verſchiedene Geräte vorgeführt und beſprochen werden.
Braſilien=Lichtbilder in der Stadtmiſſion. Am Donnerstag,
den 7. Dezember, abends 8.15 Uhr, findet im großen Stadtmiſſions=
ſaal
ein Lichtbildervortrag ſtatt über das chriſtliche Gemeinſchafts=
werk
in Braſilien. Seit einer Reihe von Jahren hat der Deutſche
Verband der Landeskirchlichen Gemeinſchaften ſeine Arbeit auch
unter den deutſchen Anſiedlern in Südamerika aufgenommen. An
vielen Orten ſind blühende chriſtliche Gemeinſchaftsarbeiten ent=
ſtanden
, die von zwei Miſſionsarbeitern bedient werden. In dieſe
mühevolle Miſſionsarbeit auf ſüdamerikaniſchem Boden wird der
Lichtbildervortrag einen Einblick geben. Der Eintritt iſt frei für
jedermann.
Verkauf von Briefverſchlußmarken für das Winterhilfswerk
der NS.=Volkswohlfahrt bei den Poſtanſtalten. Am 10. Dezember
beginnt an den Schaltern der Poſtanſtalten der Verkauf der vom
Winterhilfswerk der NS.=Volkswohlfahrt zur Förderung der Win=
terpfennigſammlung
herausgegebenen Briefverſchlußmarken. Sie
werden in Mengen, die durch 10 teilbar ſind, abgegeben. Je 10
Marken ſind in einem kleinen Umſchlag, je 10 ſolcher Päckchen in
einem größeren Umſchlag verpackt. Die Briefverſchlußmarken für
das Winterhilfswerk können auf der Rückſeite der gewöhnlichen
und eingeſchriebenen Briefſendungen aufgeklebt werden. Auf der
Aufſchriftſeite der Briefſendungen dürfen ſie dagegen nicht an=
gebracht
werden.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 339

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 7. Dezember 1933

Weihnachtsbikke
der Nieder=Ramſtädter Anſtalken für Epilepkiſche.
Schwachſinnige und Krüppel.
Herzlichen Dank allen denen, die im vergangenen Jahr mit
warmem Herzen und opferwilligen Händen geholfen haben, un=
ſeren
Kranken Weihnachtsfreude zu bereiten. Inzwiſchen iſt ihre
Zahl wieder gewachſen, und alle leben nun von neuem in der Vor=
reude
des ſchönen Weihnachtsfeſtes. Darum bitten wir herzlich
und zuverſichtlich, wie wir jedes Jahr es tun:
Helft uns wieder den Weihnachtstiſch decken für die heſſiſchen
Fallſüchtigen und Krüppel und alle anderen Pfleglinge
der Nieder=Ramſtädter Anſtalten!
Helft mit trotz aller eigenen Sorgen, daß die helle Sonne der
Weihnachtsbotſchaft, der Weihnachtsfreude und der Weihnachts=
liebe
hell hineinſcheine in das Leben von 450 Menſchen, das von
ſchwerem Leid verdunkelt und oft ſo einſam iſt. Vergeſſen wir
nicht über den gewaltigen Notſtänden, die auf uns und unſerer
Zeit laſten, den Jammer, der in der Stille hinter Anſtaltsmauern
ſein Daſein friſtet und immer auf die brüderliche Liebe angewie=
ſen
bleibt. Die Sammlung findet außerhalb des Winterhilfs=
werkes
des deutſchen Volkes 1933/34 ſtatt.
Für jede, auch die klinſte Gabe ſind wir dankbau und bitten,
ſie auf unſer Poſtſcheckkonto (Frankfurt a. M. Nr. 4992, Nieder=
Ramſtädter Anſtalten) einzuzahlen oder zu überweiſen.
Mit herzlichen Weihnachtsgrüßen
Pfarrer Schneider, Direktor.

Vorkragsabend des Mikkelrheiniſchen Archikekken=
und Ingenieur=Bereins, Darmſtadk.
Im Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt fand
geſtern abend ein Vortrag des Herrn Beratenden. Ingenieurs
Gerhard Menſch über Das Verhalten der Baukon=
ſtruktionen
und der Bauſtoffe bei dem Reichs=
tagsbrande
ſtatt. Prof. Kleinlogel begrüßte die Mit=
glieder
des Mittelrheiniſchen Architekten= und Ingenieur=Vereins
und die erſchienenen Gäſte herzlich und erteilte dem Referenten
das Wort zu ſeinem hochintereſſanten Vortrag.
Herr Menſch war nach dem Brande von der Reichsbaudirek=
tion
mit der Begutachtung über die weitere Verwendbarkeit der
vom Feuer beſchädigten tragenden Bauteile bzw. mit der Bear=
beitung
der erforderlichen Verſtärkungsvorſchläge betraut. Die
durch zahlreiche Lichtbilder erläuterten Ausführungen begannen
mit einer kurzen Vorgeſchichte über den Reichstagsbau, aus der
man mit Intereſſe vernahm, daß zwar bei dem preisgekrönten
Wettbewerbsentwurf von Wallot ſich die Kuppel über dem
Sitzungsſaal befand, daß jedoch in dem Ausführungsentwurf. be=
ſonders
auf Betreiben Kaiſer Wilhelms I., die Kuppel über der
Eingangshalle am Königsplatz vorgeſehen war. Nach dem Tode
Kaiſer Wilhelms I. und nachdem der Bau bereits 4 Jahre im
Gange war, gelang es Wallot, die Kuppel wieder über den
Sitzungsſaal zu verlegen, wobei die Mitwirkung des jetzt im
Ruheſtand lebenden 88jährigen Wirkl. Geh. Oberbaurats, Dr.
Zimmermann in konſtruktiver Beziehung erſt die Möglichkeit dazu
ſchuf. Zu den Einwirkungen des Brandes übergehend, ſah man
dann an Hand der Lichtbilder, daß die großen teilweiſe 26 Meter
langen und 2,5 Meter hohen eiſernen Gitterträger, die zum Tra=
gen
der Deckenkonſtruktion über dem Sitzungsſaal dienten,
durch das Feuer vollſtändig verformt waren, und die geſamte
Glasdecke, die etwa 15 Meter hoch über dem Fußboden des
Sitzungsſaales lag, zuſammengebrochen war. Dadurch war das
Feuer in der Lage, in den Raum über der Decke des Sitzungs=
ſaales
zu gelangen, der ſich nach oben 20 Meter hoch über der
Saaldecke erſtreckt und auf allen 4 Seiten von Mauern umgeben
iſt. Auf dieſem Mauerkörper liegt die mit Glas eingedeckte
eiſerne Kuppelkonſtruktion. Man erfuhr, daß die Hitze die Glas=
ſcheiben
bald zum Springen hrachte und ſo dem Feuer Abzug
verſchaffte. Da ferner die Auflagerung der Kuppel auf den
Wänden ſo genial durchkonſtruiert war, daß ſie ſich bei der Hitze
nach allen 4 Seiten auf Rollen fortbewegen und nach dem Er=
kalten
wieder zurückrollen konnte, ſind Beſchädigungen an der
Kuppel trotz der großen Hitze nur in ganz geringfügigem Maße
aufgetreten, die bald beſeitigt werden konnten. Auch die weiter
mitgeteilten Schäden an dem Ziegelmauerwerk haben den Be=
ſtand
des Kuppelunterbaues nicht gefährden können und konnten
auch bald behoben werden. Ueber die Herſtellungsarbeiten im
eigentlichen Sitzungsſaal iſt eine Entſcheidung vom Reichstags=
präſidenten
Göring noch nicht getroffen. Zunächſt ſind alle Teile
entfernt, die durch das Feuer derart beſchädigt ſind, daß ſie nicht
wieder verwendet werden können.
Der Redner ſchloß mit ehrenden Worten für den Kuypel=
Konſtrukteur, der mit Befriedigung noch erlebte, daß ſein Werk
auch dem Angriff des Feuers widerſtanden hat und dem das
deutſche Volk zu großem Dank verpflichtet iſt, weil ohne ſeine für
die damalige Zeit außergewöhnliche Konſtruktion das Feuer den
geſamten Kuppelbau zum Einſturz gebracht hätte.
Prof. Kleinlogel gab dem Dank der Verſammlung noch=
mals
beredten Ausdruck. In der ſich anſchließenden kurzen Aus=
ſprache
gedachte Miniſterialrat Wagner ehrend des Erbauers
des Reichstagsgebäudes, des verſtorbenen Profeſſors Wallot der
Heſſe. aus Oppenheim gebürtig, und Ehrenmitglied des Mittel=
rheiniſchen
Architekten= und Ingenieur=Vereins war und dem er
heute noch warme Worte des Dankes widmete. Er freue ſich, daß
der Bau ſo feſtgefügt war, daß er dem Brande ſtandgehalten hat.
Möge der Saal in neuem Glanze im Sinne Wallots entſtehen.
Mit dem Dank an den Referenten und alle Mitglieder ſchloß der
Vorſitzende den Abend. Die Mitglieder verſammelten ſich noch
zu einer geſelligen Unterhaltungsſtunde.

Frei von Arbeiksloſen!
Das lieſt man heute ſo gern! Man bewundert des Führers
geniale Art, wie er es verſteht. Millionen von Menſchen ihr Brot
zu geben. Aber unſere Pflicht iſt es, unſeren Führer in ſeinen
Plänen und Vorhaben zu unterſtützen. Wir dürfen nicht paſſiv
zuſchauen, jeder einzelne trage ſein Scherflein zur Arbeitsbeſchaf=
fung
bei! Da die Gelder für die neuen Arbeitsleiſtungen nicht
aus den Steuern gewonnen werden dürfen, hat die Reichsleitung
der NSDAP. eine Geldlotterie für Arbeitsbeſchaffung in die
Wege geleitet. Man kann für eine Mark denn ſoviel koſtet nur
das Einzellos viel gewinnen, wenn man Glück hat ſogar
100 000! Aber man kann nie verlieren, da man mit jeder Mark
Mittel zu neuer Arbeit dem Volksganzen zur Verfügung ſtellt.
Man hilft nicht nur anderen, ſondern auch ſich, wenn jeder ſeine
Arbeit findet. Nur noch kurze Zeit iſt jedem die Möglichkeit ge=
geben
, das Glück für ſich und die anderen mit der geringen Gabe
zur Arbeitsbeſchaffungs=Geldlotterie zu verſuchen, denn am 29./30.
Dezember findet ſchon die Ziehung ſtatt.

In den Helia=Lichtſpielen gelangt heute und folgende Tage
der große Film vom Reichsparteitag 1933, der das filmiſche Er=
gebnis
der Nürnberger Tage darſtellt, zur Vorführung Wir ſehen
Bilder von ungeheurer Wucht und unvergeßlicher Schönheit. Wir
hören den Führer ſprechen, nehmen teil an dem Jubel der Maſſen
und an den diſziplinierten Aufmärſchen der Nürnbergfahrer Der
Film iſt von der bekannten Filmkünſtlerin Leni Riefenſtahl ge=
ſchaffen
. Jeder Deutſche wird dieſen gewaltigen Tonfilm ſehen
wollen. Jugendliche haben Zutritt.
Das Union=Theater zeigt nur noch heute und morgen den
Film mit der unerhört ſtarken Handlung Die ſchönen Tage von
Aranjuez mit Brigitte Helm in ihrer neuen, großen und inter=
eſſanten
Rolle.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute die luſtige
Film=Komödie Das Tankmädel mit Fritz Schulz und Urſula
Grabley in den Hauptrollen. Regie: Hans Behrendt.
Orpheum. Samstag und Sonntag: Bunte Bühne. Wochen=
end
im Varieté. Außer einer Serie artiſtiſcher Spezialitäten be=
findet
ſich im Spielplan nochmals Rocafinis Pracht=Löwen.
Weitere Mitteilungen folgen. (Siehe Anzeige.)
Berufskundliche Rundfunkvorträge. Im Rahmen einer
Schulbahnberatung vermittelt der Südweſtdeutſche Rundfunk am.
Freitag, den 8. Dezember 1933, von 21.25 bis 21.45 Uhr, ein
Zwiegeſpräch einer Mutter mit einem Berufsberater über das
Thema: In welche Schule ſoll ich mein Kind ſchicken?.

Eine umfangreiche Liſte ſchwerer Verfehlungen.
Immer wieder Eigenkumsdelikke. Sühne für Diebereien und Bekrügereien.

Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verurteilte am Mitt=
woch
als erſtes einen 19jährigen Schneider wegen
eines ſchweren und eines einfachen Diebſtahls zu
der Mindeſtſtrafe von drei Monaten und einem Tag
Gefängnis, und zu drei Tagen Haft wegenBettelns.
Das Gericht ſieht in dem ſchmächtigen Jüngelchen einen Verführ=
ten
, der nur auf der Landſtraße durch ſchlechte Geſellſchaft zu ſei=
nen
Taten kam, und läßt äußerſte Milde walten.
Anders ging es einem Althändler von hier, der vor
etwa acht Wochen vom Bezirksſchöffengericht zu ſechs Monaten und
zwei Wochen Gefängnis veruteilt worden war, weil er unerlaubt
mit Munition gehandelt hatte. Bei einer Hausſuchung fand ſich
überdies ein zwar etwas verroſteter, aber immerhin gebrauchs=
fähiger
Revolver. Die Berufung des Angeklagten wird verworfen
und auf die Berufung der Staatsanwaltſchaft hin die Strafe auf
neun Monate erhöht. Beſonders erſchwerend wirkt, daß
er die Munition an einen Kommuniſten verkaufte. Seinen Be=
hauptungen
, er habe das nicht gewußt, wird um ſo weniger Glau=
ben
geſchenkt, als er ſelbſt eine Zeitlang der KPD. angehörte.
Zwei junge Arheilger, der Plattenleger Hein=
rich
Weigand und der Weißbinder Hans Dieter, er=
halten
dann je ein Jahr Gefängnis, weil ſie verſuchten,
die Organiſation einer nicht nationalſoziali=
ſtiſchen
Partei aufrecht zu erhalten, indem ſie eines
Nachts, anarchiſtiſche Lieder ſingend, durch die Straßen Arheilgens
zogen. Dieter trug überdies unter dem Rockkragen den ſchwarzen
Sowjetſtern mit Hammer und Sichel. In ſeiner erſten Verneh=
mung
gab er an, er trage dieſes Abzeichen, um zu dokumentieren,
daß er noch ſeine alte Geſinnung habe. Heute ſind die beiden recht
kleinlaut und verſuchen, alles abzuleugnen oder umzudrehen. Von
einer Zuchthausſtrafe ſieht das Gericht noch einmal ab, da es ſich
hier um wenig wichtige Perſönlichkeiten handelt.
Drei Landwirte aus Urberach, die wegen fahr=
läſſiger
Tötung angeklagt waren, werden im Folgenden
freigeſprochen. Sie hatten zur Zeit der Ernte, die Streu aus
der Dreſchmaſchine, deren Beſitzer der eine war, auf einen ſeiner
Aecker an der Urberacher Landſtraße gebracht und angezündet.
Als am Abend zwei Uberacher Frauen mit einem 9jährigen
Mädelchen von der Arbeit heimkehrten, deckte ſich das Kind zum
Schutz vor dem Rauch ſein Schürzchen über den Kopf. Es verlor,
da es nichts ſah, und die beiden Frauen ſeiner nicht achteten, die
Richtung und ſtürzte über die Böſchung in das Feuer. Es erlitt ſo
ſchwere Brandwunden, daß es alsbald ſtarb. Das Gericht iſt der
Auffaſſung, daß die Männer mit einem derartigen Vorfall keines=
wegs
rechnen konnten, daß es wohl vielmehr an der nötigen Auf=
ſicht
gemangelt habe.
Der Lagerhalter einer Konſumverteilungs=
ſtelle
eines Frankfurter Konſumvereins wurde, da er politiſch=
nicht
einwandfrei war, und die Zentrale fürchtete, daß die Ver=
teilungsſtelle
darunter leiden könne, im Sommer dieſes Jahres
nach Offenbach verſetzt. Eines Tages war der Mann plötzlich ver=
ſchwunden
, und mit ihm etwa 1000 Mark aus der Kaſſe. Der An=
geklagte
behauptet heute, er ſei durch die ganzen Vorgänge derart
verwirrt geweſen, daß er nicht mehr gewußt habe, was er tat. Es
ſind auch ſchon vorher Anſtände vorgekommen, jedoch ſind ihm
Unregelmäßigkeiten in früheren Zeiten nicht nachzuweiſen, ſo
daß das Gericht lediglich wegen Untreue und Unter=
ſchlagung
auf drei Monate Gefängnis, abzüglich 18
Tagen Unterſuchungshaft, erkennt.
Ein Dreher aus Ober=Beerbach, der ſich an dem
Eigentum anderer vergriffen hatte, erhielt wegen ſchweren
Diebſtahls im Rückfall unter Zubilligung mildernder Um=
ſtände
ein Jahr Gefängnis.
Juriſtiſch recht intereſſant war die Anklage gegen einen
Steinbruchunternehmer aus Alsbach, der beſchul=
digt
wird, Pflaſterſteine, von denen er annahm, daß ſie dem heſ=

ſiſchen Staat gehörten, die aber in Wirklichkeit noch ihm gehörten,
unterſchlagen zu haben. Er hatte an den Staat fur den Mainzer
Brückenbau Pflaſterſteine zu liefern. Ein Teil war bereits gelie=
fert
und bezahlt, ein anderer Teil lagerte gut ein Jahr in Als=
bach
; er hatte ihn indeſſen an den Staat durch eine Uebereignungs=
urkunde
überſchrieben. Die Uebereignung war jedoch, wie ſich her=
ausſtellte
, nicht rechtsgültig, da die Steine ihm noch nicht abge=
nommen
worden waren. Von dieſen Steinen fehlten, nach end=
gültiger
Lieferung, etwa 80 Tonnen. Der Angeklagte gab zu. daß
er, weil ſie ſtark beſchädigt waren, 17 Tonnen ausſortiert und
anderweit verkauft habe. Die übrigen fehlenden Steine ſeien je=
doch
anderweitig verſchwunden, und zwar könne er nachweiſen,
daß ſie andere Liebhaber gefunden hätten, denn ſie hätten ja be=
reits
ein Jahr lang frei gelagert. Für die ausſortierten beſchädig=
ten
Steine habe er dann aber nachträglich andere Steine geliefert.
Das Gericht ſpricht den Angeklagten frei, da ihm bei den Stei=
nen
, die er zugegebenermaßen verkauft habe, das Bewußtſein der
Rechtswidrigkeit gefehlt habe, und für die anderen Steine ein
Nachweis, daß er ſie fortgeſchafft habe, nicht zu erbringen ſei. Die
Frage, ob der Angeklagte ſtrafbar ſei, wenn er vermeintlich frem=
des
, in Wirklichkeit aber eigenes Eigentum unterſchlägt, läßt das
Gericht dabei ungeklärt.
Die Große Strafkammer verhandelte am gleichen Tage gegen
den Pforzheimer Landarbeiter Guſtav Binſack. Im
17. Lebensjahre erhielt er die erſte Strafe, und von da an ver=
brachte
er die meiſte Zeit in Gefängniſſen. Kaum war er auf
freiem Fuß, begann er wieder ſeine Betrügereien, und ſo kann er
nun auf die ſtattliche Zahl von 19 Vorſtrafen zurückblicken. Er
behauptet, das alles ſei nur auf ſeine Nerven zurückzuführen. Die
Aerzte ſtellten zwar von jeher feſt, daß er geiſtig minderwertig,
ja vielleicht mäßig ſchwachſinnig ſei, doch offenbart er bei ſeinen
Betrügereien eine derartige Intelligenz, daß an ſeiner vollen Zu=
rechnungsfähigkeit
kein Zweifel beſtehen kann. Im Februar d. J.
war Binſack aus der Strafhaft entlaſſen worden, und es gelang
ihm, auf einem badiſchen Verſuchsgut als landwirtſchaftlicher
Praktikant mit freier Koſt und Verpflegung unterzukommen. Das
paßte ihm aber anſcheinend nicht, und bald hatte er ſich eine neue
Erwerbsquelle geſchaffen, indem er ſich bei einem Pforzheimer
Schuhwarengeſchäft als Verwalter eines in der Nähe befindlichen
Arbeitslagers ausgab und für das Arbeitslager Schuhe beſtellte:
Reitſtiefel, Damenſtiefel, Arbeitsſtiefel uſw. Die Schuhe ver=
ſchleuderte
er weit unter Preis, und als er das Lager der Firma
erſchöpft hatte, machte er ſich auf den Weg nach Darmſtadt, um
hier ſein Glück zu verſuchen. Sein erſtes war, ein feudales Zim=
mer
zu ſuchen, das ſeinen Anſprüchen, weniger allerdings ſeinem
Geldbeutel der noch ganze 50 Mk. barg zuſagte. Ein Zim=
mer
mietete er und lebte wie ein großer Herr, beſtellte ſich Bröt=
chen
, Eier und Wurſt zum Frühſtück und bezahlte natürlich
nichts. Zwei andere Zimmer, das Eleganteſte, was zu finden iſt,
verſuchte er zu mieten, um ſich die gewünſchte Staffage zu ver=
ſchaffen
; denn er trat hier als Oekonomierat Dr. Binſack von der
Landwirtſchaftskammer auf. Aber die Hauswirtin traute ſeiner
überſpannten Eleganz nicht und erkundigte ſich, erſt bei der Land=
wirtſchaftskammer
, wodurch der ganze Schwindel an den Tag kam.
Mittlerweile hatte er aber ſchon fleißig am Gelderwerb gear=
beitet
. Er hatte als ſtiller Teilhaber mit einem angeblichen Ka=
pital
von 10 000 Mark eine Firma begründet und hatte ſich für
ein innerhalb 20 Tagen auszuzahlendes Darlehen bereits die
erſten Vierteljahreszinſen in voraus auszahlen laſſen, mit denen
er natürlich gut zu leben verſtand, ſo daß der arme Darlehens=
ſucher
auch noch Geld zulegen mußte. Bei einem Buchhändler
hatte er ſich ein mehrbändiges Werk für 24 Mark beſtellt. Man
ſieht, Herr Dr. Binſack verſtand etwas vom Leben. Die Große
Strafkammer beſtätigte das erſtinſtanzliche Urteil von pier
Jahren Zuchthaus. und bedauert, daß die Staatsanwalt=
ſchaft
keine Berufung verfolgt hatte, und ſo die Strafe nicht mehr
erhöht werden konnte, was Binſack nach Anſicht des Gerichts
zweifellos verdient hätte. Er wird aber nach dem neuen Geſetz
in Sicherheitsverwahrung genommen werden.

Jagd im Dezember in Heſſen.
Mitgeteilt vom Heſſiſchen Jagdklub.
Mit dem 30. November war die Schußzeit für männliches und
weibliches Rehwild beendet. Auch für Feldhühner hat die Schon=
zeit
mit dem 1. d. M. begonnen.
Wald= und Feldtreibjagden nehmen ihren Fortgang. Haſen
ſind im Wildbret nun vollwertig, desgl Faſanen. Faſanen=
hennen
haben nur bis zum 31. d. M. Schußzeit, die Haſen da=
gegen
bis zum 15. Januar.
Der Zug der Waldſchnepfe und der Bekaſſine iſt zu Ende,
doch finden ſich da und dort, an geeigneten Plätzen, zurückbleibende
Lagerſchnepfen und vereinzelte Bekaſſinen.
Enten und Gänſe ziehen und werden mit dem Umſich=
greifen
des Froſtes und der Vereiſung der Gewäſſer an eisfreien
Oertlichkeiten zuſammengedrängt.
Das Haarraubwild trägt jetzt ſein fertiges, wertvolles Win=
terkleid
. Den Krähen iſt tunlichſt Abbruch zu tun. Streunende
Hunde und Katzen deren Schaden zu berechtigter Klage Anlaß
gibt, ſind zu beſeitigen, und dem Widererunweſen in erhöhtem
Maße nachzugehen.
Die Fütterung des ſämtlichen Nutzwildes iſt bei zuneh=
mender
Wintersnot mit Nachdruck zu betreiben, und es ſind auch
vor allem die Futterſtellen vor Schneeverwehungen und dergl.
zu ſchützen.
Da das Schalenwild ganz beſonders im Winter Salzbedürf=
nis
zeigt, ſind die Salzlecken durch Auslegen von Salzpfannen=
ſteinen
ſtändig aufzufriſchen.

Heute und morgen (Oonnerstag und Freitag)
ooe
Soo
so Srautinſt ertississsisttnt
O
rfe

Die Polizei meldet:
Vorſicht, Abonnentenſchwindler. Der Kriminalpolizei iſt zur
Kenntnis gelangt, daß am 29. November 1933 ein Vertreter der
Familienzeitſchrift Mein Blatt bei einem Abonnenten der Un=
fall
= und Sterbeverſicherungs=Wochenhilfe Allgemeiner Weg=
weiſer
, Sitz Berlin, vorſprach, mit dem Bemerken, daß deſſen Ver=
ſicherungspolicce
, Ausgabe B, jetzt in Serie C der Familienzeit=
ſchrift
Mein Blatt überſchrieben werden müſſe. Es handele ſich
um die gleiche Verſicherung. Da der Verſicherte den Angaben des
Agenten Glauben ſchenkte, ließ er ſich auch von dieſem einen neuen
Verſicherungsausweis ausſtellen und beſtätigte dem Werber die
Uebertrittserklärung durch ſeine Unterſchrift. Bei Rückfrage auf
der Agentur des Allgemeinen Wegweiſer in Darmſtadt mußte
der Verſicherte aber feſtſtellen, daß die Vorſpiegelungen des Agen=
ten
auf Unwahrheit beruhten. Als am darauffolgenden Tage ein
anderer Vertreter der Zeitſchrift Mein Blatt bei der Familie
erſchien, um das erſte neue Heft auszuhändigen und den Betrag
von 60 Pfennig zu kaſſieren, machte ihm der Geſchädigte Vorhal=
tungen
über die unlauteren Machenſchaften beim Zuſtandekom=
men
des neuen Verſicherungsabſchluſſes. Der Vertreter erklärte
daraufhin die Sache für erledigt und bat um Vernichtung des
neuen Verſicherungsausweiſes. Allem Anſchein nach hatten es die
Vertreter der Zeitſchrift Mein Blatt nur auf die Werbepropi=
ſion
abgeſehen, und ſuchten ſich, nachdem die Sache ſchief ging, aut.
der Affäre zu ziehen. Perſonen, die ebenfalls geſchädigt wurden,
werden gebeten, umgehend bei der Kriminalpolizei vorzuſprechen.
Vorſicht, falſche 10 Markſcheine! In den letzten zwei Wochen
tauchen in Darmſtadt falſche Zehn=Markſcheine mit der gleichen
Nummer 3581429 auf. Das aufgedruckte Bild des mittelalterlichen
Kaufmanns iſt unſcharf und etwas verſchwommen. Auch die Faſern
ſind nicht ganz richtig und es fehlen eine Anzahl Waſſerzeichen.
Die Jahreszahl iſt 1924. Im übrigen handelt es ſich um täuſchend
ähnliche Fälſchungen, die von den echten Geldſcheinen nur bei ge=
naueſter
Beobachtung unterſchieden werden können. Die Bevölke=
rung
wird daher gut tun, wenn ſie ſich bei Vereinnahmung von
Zehnmarkſcheinen von deren Echtheit eingehend überzeugt, um
nicht zu Schaden zu kommen. Vor Annahme der falſchen Scheine
wird dringend gewarnt. Bei ihrem Auftauchen iſt ſofort die Poli=
zei
zu benachrichtigen.

Zerſtörungswütige. In der letzten Zeit werden des öfteren
von unbekannten Tätern die Scheiben und Glühſtrümpfchen der
Straßenlaternen im Tintenviertel durch Einwerfen mit Steinen
zerſtört. Um dieſem Unfug zu ſteuern, wird die Bevölkerung ge=
beten
, die Polizei bei der Ergreifung der Täter zu unterſtützen.
Wer kann Angaben machen?
Diebſtahl. In der Nacht zum 2. Dezember wurde aus einem
Vorgarten in der Wilhelmſtraße ein etwa 40 Zentimeter hohes
Vogelfutterhäuschen mit Holzverzierungen geſtohlen. Wer kann
über den Verbleib des Häuschens Angaben machen?
Manſardeneinbruch. Am Dienstag, gegen 15 Uhr wurde in
dem Hauſe Peter=Gemeinder=Straße 5 eine Mädchenkammer er=
brochen
und ein geringer Geldbetrag geſtohlen. Der Täter, der
die Tür angebohrt und eingedrückt hat, wurde geſehen. Es han=
delt
ſich um einen jungen Mann. 1,70 bis 1,75 Meter groß, trug
dunklen Mantel und Mütze. Wer kennt den Täter? Sachliche

Angaben erbeten an die Kriminalvolizei.

Anmeldepflicht ſämtlicher Leihbüchereibetriebe. Zu dem
Reichskulturkammergeſetz vom 22. September 1933 ſind unter dem
1. November 1933 Ausführungsbeſtimmungen erſchienen. Aus
dieſen geht hervor, daß nur diejenigen Perſonen das Leihbücherei=
gewerbe
im Haupt= oder Nebenberuf ausüben dürfen, die Mit=
glieder
das Fachvereins Die deutſchen Leihbüchereien e. V. ſind.
Aus dieſem Grunde muß jeder, der in irgendeiner Form das
Ausleihen von Büchern gewerbsmäßig betreibt, ſein Geſchäft an=
melden
. Anmeldebogen ſind von dem Fachverein Die deutſchen
Leihbüchereien, Fachſchaft Leihbücherei, Berlin N. 20, Stettiner
Straße 62. anzufordern und dieſer Stelle bis ſpäteſtens zum 15.
Dezember 1933 zu überſenden.
Aus der NS9AP.
Der Gauſchulungsleiter.
Betr.: Schulungskurſe in Heſſen.
Bensheim. Der Schulungskurſus findet am Mittwoch, den
6. Dezember, abends 8.30 Uhr, im Bahnhofshotel ſtatt; es ſpricht
Dr. Schmidt.
Bingen. Der Schulungskurſus findet am Dienstag, den
12. Dezember, pünktlich um 20.30 Uhr, ſtatt. Lokalangabe erfolgt
durch die Kreisleitung.
gez. Sprenger.
Ortsgruppe 4 (Johannisviertel und Waldkolonie). Mitglie=
derverſammlung
Freitag, den 8. Dezember um 20.30 Uhr, im
Rummelbräu, Rheinſtraße. Es ſpricht Pg. Borchert. Erſcheinen
aller Parteigenoſſen iſt Pflicht!
Stützpunkt Nieder=Beerbach. Sonntag, den 10. Dezember, nach=
mittags
3 Uhr und abends 8 Uhr: Filmvorführung der Landes=
filmſtelle
. Film 1: Reichsparteitag Nurnberg. Film 2: Der Brand
von Moskau.
Jungvolk! Jungbann 1/115. Die angeſetzte Führerbeſprechung
findet erſt am Donnerstag, den 14. Dezember, ſtatt.
Schulungskurſe finden ſtatt: Donnerstag, 7. Dez., in Nieder=
Ramſtadt: Samstag. 9. Dez.. in Weiterſtadt: Montag, 11. Dez.,
in Gräfenhauſen: Dienstag, 12. Dez., in Eberſtadt; Mittwoch,
13. Dez., in Traiſa; Freitag. 15. Dez., in Kranichſtein; Sams=
tag
. 16. Dez., in Wixhauſen. Es ſpricht Pg. Kreisſchulungsleiter
Borchert. Beginn der Schulungskurſe pünktlich 8,30 Uhr. Lokal
iſt vorher dem Kreisſchulungsleiter bekanntzugeben.
Hitler=Jugend.
Oberbann Starkenburg. Darmſtadt, Zeughausſtraße 2. Tel. 2265.
Betr. Sondervorſtellung für HJ., Jungvolk und B.D.M. Für
die HJ. findet am Sonntag, den 10. d. M., vormittags 11 Uhr,
eine Sondervorſtellung des gewaltigen Filmwerks vom Reichspar=
teitag
in Nürnberg Der Sieg des Glaubens, im Union=Theater,
Rheinſtraße, ſtatt. Der Eintrittspreis beträgt 25 Pfg. Es wird
erwartet, daß die Einheiten der HJ. des Jungvolks und des
BDM. reſtlos geſchloſſen zur Stelle ſind. Treffpunkt 10.30 Uhr,
auf dem Paradeplatz.
Betr.; Bann= und Unterbann=Preſſeſtellen. Es ſtehen noch
verſchiedene Meldungen auf nſere Sonderanordnung vom
27. v. M. aus. Wir ſetzen hiermit eine letzte Erledigungsfriſt.
bis zum 9 d. M.
F. d. R.: Richter. Stabsleiter. gez.: W. Bloch, Bannführer.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 7. Dezember 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 339 Seite 7

Verwalkungsgerichkshof.

Mietswohnhaus geſchildert und iſt mit einer Hypothek von
7000 RM. belaſtet. Kläger und ſein Bruder lebten in häuslicher

p. 1. Klage des Ludwig Steinius Darmſtadt,
wegen Rückerſtattung von Kleinrentnerunter=
ſtützungen
an ſeinen verſtorbenen Bruder.
Der Bezirksfürſorgeverband Darmſtadt=Stadt hat den Bru=
der
des Klägers als Kleinrentner unterſtützt und forderte an den
Kläger, Immobilienagenten L. Steinius, Koſten in Höhe von
4025 RM. Der Bruder (Schneider) war im April 1931 verſtor=
ben
, und der Kläger ſein Erbe. Dem Erben ſteht ein Anteil am
Hauſe Mühlſtraße, hier, zu. Der Stadtausſchuß hat den Kläger
für verpflichtet erklärt, der Stadt die gemachten Aufwendungen
in genannter Höhe zu erſtatten. Der Provinzialausſchuß hat der
Klage ſtattgegeben und den Beſchluß des Stadtausſchuſſes aufge=
hoben
, weil hinreichendes Nachlaßvermögen nicht vorhanden ſei
wie im einzelnen ausgeführt wurde, der Erſatzanſpruch, das iſt
entſcheidend, muß nach Anſicht des Provinzialausſchuſſes ſchon zu Leb=
zeiten
des Unterſtützten in ſeiner Perſon entſtanden geweſen ſein.
Bezug wurde insbeſondere genommen auf eine Entſcheidung des
Verwaltungsgerichtshofs in einer Eberſtadter Sache, über die
wir ſeinerzeit eingehend berichteten. Der Anteil am Hauſe Mühl=
ſtraße
beträgt ein Sechſtel, das Haus wird als verwahrloſtes
Gemeinſchaft.
Der Vertreter des Staatsintereſſes hat ſich ſchriftlich geäußert
und unter ausführlicher Begründung ſich auf den Standpunkt der
Stadtverwaltung geſtellt, mit dem Antrag, der von der Stadt
eingelegten Reviſion ſtattzugeben.
Die Stadtverwaltung läßt betonen, daß ſie auch heute noch
dem Kläger entgegenkommen wolle, der Provinzialausſchuß habe
weitgehend Billigkeitserwägungen Raum gegeben. Rückerſtattung
müſſe die Stadt in allen Fällen verlangen, um ſo mehr, als das
Reich die Unterſtützungslaſten auf die Gemein=
den
abgewälzt habe. Hier komme der Artikel 36 des heſſi=
ſchen
Geſetzes von 1926 zur Anwendung, wohl ſei beſtritten,
ob neues oder altes Recht anzuwenden ſei. Eine
Rückwirkung der neuen Beſtimmungen der Notverordnung von
1931 komme nicht in Frage. Das ſei auch die Anſicht des Bundes=
amts
für Heimatweſen und des Kammergerichts (Entſcheidung
aus 1932). Auch Reichsarbeitsminiſter und Reichsinnenminiſter
hätten ſich im Jahre 1932 auf dieſen Standpunkt geſtellt. Der
Grundſatz der Nichtrückwirkung gelte nach Fleiner auch im
Verwaltungsrecht.
Schließlich wird noch von ſeiten der Stadt darauf hingewieſen.
daß der Eberſtädter Fall Hof ganz anders gelagert geweſen ſei.
Der Vorſitzende des Gerichts regt eine gutliche Verſtändigung
an. Der ſtädtiſche Unterſtützungsausſchuß hat nach den Akten er=
lärt
, er wolle vergleichsweiſe mit ſeiner Forderung auf zwei
Drittel heruntergehen.
Der Vertreter des Klägers ſtellt ſich auf den Boden des an=
gefochtenen
Urteils; er nimmt beſonders auf das Urteil des Ba=
diſchen
Verwaltungsgerichtshofes Bezug. Der Erblaſſer habe auch
zu ſeinen Lebzeiten kein hinreichendes Vermögen beſeſſen.
Es liegen noch eine Reihe von Fällen dem Provinzialaus=
ſchuß
zur Entſcheidung vor, die für die Stadtverwaltung von Be=
deutung
ſind; deshalb wünſcht die Stadtverwaltung vor einer
vergleichsweiſen Regelung des Falles Steinius eine grundſätzliche
Entſcheidung des höchſten Gerichtshofes.
Das Urteil gibt der Reviſion ſtatt und hebt

2. Klage der Rheiniſchen Wachgeſellſchaft m.
b. H.. in Mainz, wegen Entziehung der Erlaub=

die Entſcheidung des Propinzialausſchuſſes
auf.
nis der gewerbsmäßigen Bewachung von Leben
und Eigentum fremder Perſonen.
Das Kreisamt Mainz hatte unter beſonderen Bedingungen
die Erlaubnis erteilt. Im November 1932 wandte ſich die Kon=
kurrenz
, die Wach= und Schließgeſellſchaft in Mainz. an das Kreis=
amt
, das durch die Polizei Ermittlungen darüber anſtellen ließ,
ob die Geſchäftsführung der Rheiniſchen Wachgeſellſchaft zu be=
anſtanden
ſei. Beſonders wurde Klage über mangelhafte Kon=
trolle
geführt.
Der Provinzialausſchuß Rheinheſſen hat durch Urteil vom
22. Mai 1933 der Rheiniſchen Wachgeſellſchaft die erteilte Erlaub=
nis
entzogen. Als Grund wurde die Unzuverläſſigkeit des Unter=
nehmers
angegeben, die aus der Nichtbefolgung der auferlegten
Bedingungen abgeleitet iſt. Die Rheiniſche Wachgeſellſchaft hat
Berufung verfolgt. In der Berufungsbegründung wird behauvtet,
der Geſchäftsführer habe in gutem Glauben gehandelt, das Büro
befinde ſich unmittelbar am Hauptbahnhof, es wird gebeten, noch
weitere Zeugen zu hören, da bereits gehörte beeinflußt worden
ſeien.
Der Vertreter des Staatsintereſſes hält die Berufung für
nicht gerechtfertigt.
Der Kläger betont noch beſonders, die Konkurrenz ſei gegen
ihn tätig geweſen; ein wichtiger Zeuge würde unter Eid jetzt an=
ders
ausſagen; die Bedingung wegen des Unterkunftsraums ſei
erfüllt worden. Im Ganzen ſeien die Ueberwachungen ordnungs=
mäßig
ausgeführt worden.
Der Gerichtshof hält weitere Ermittlungen für notwendig,
mit deren Vornahme der Herr Berichterſtatter beauftragt iſt.

Kreis-Geflügelſchau im Kreis Darmſtadk.
Die erſte Kreisgeflügelſchau des Kreiſes Darmſtadt der Fach=
ſchaft
II Raſſegeflügelzucht im Reichsverbande der Geflugel=
wirtſchaft
wird am 16. und 17. Dezember d. J. in Arheilgen,
im großen Saal des Gaſthauſes Weißer Schwan abgehalten. Mit
der Durchführung der Schau iſt der Geflügelzuchtverein
Arheilgen beauftragt, deſſen Vorſitzender, Herr K. Döbel,
Geiſengaſſe 20, als Ausſtellungsleiter beſtimmt iſt. Bisher waren
die Vereine dem Bunde deutſcher Geflügelzüchter angeſchloſſen, der
im Frühjahr dieſes Jahres bei der Gleichſchaltung im Reich in
den Reichsverband der Geflügelwirtſchaft übergegangen iſt. Die
Vereine wurden ſomit ohne weiteres in den neuen Verband über=
nommen
. Da in unſeren Geflügelzuchtvereinen nur der Gedanke
der Raſſegeflügelzucht herrſcht, war eine Auflöſung oder Gleich=
ſchaltung
nicht nötig. Nur wurden nicht wie ſeither die Vereine
in Bezirke und Provinzen, ſondern in Kreiſe und Gaue eingeteilt.
Alle Vorbereitungen zur Kreisgeflügelſchau verſprechen, daß die
Schau eine ſehr gute wird. Als Preisrichter ſind die Herren: Gau=
fachſchaftsvorſitzender
Ackermann=Sprendlingen, Gaubeiſitzer L.
Steffan=Lampertheim und Herr W. Nern=Pohlgöns gewonnen.
Die Ausſteller müſſen bis 7. Dezember ihre Tiere angemeldet
haben. Das Standgeld iſt ſehr niedrig. Die Prämiierung erfolgt
nach den neueſten Reichs=Vorſchriften. Der Beſuch der Schau
kann ſchon jetzt jedermann beſtens empfohlen werden.

Vereinskalender.
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Heute
abend 8.30 Uhr: Leibgardiſtenabend bei Sitte. Sonntag: Niko=
lauswanderung
. Abmarſch: 2 Uhr am Oxpheum. Zahlreiche Be=
teiligung
erwünſcht.
Tageskalender für Donnerstag, den 7. Dezember 1933.
Union: Die ſchönen Tage in Aranjuez: Helia: Der Sieg des
Glaubens; Palaſt: Das Tankmädel, Städt. Akademie f.
Tonkunſt, 20 Uhr: 2. Elternabend, Werbearbend für Zupfin=
ſtrumente
. Goldene Krone, Schuſtergaſſe. 20 Uhr: Lichtbilder=
Vortrag Winter in Oberbayerns Bergen Vortragsſaal
des Gaswerks, 20 Uhr: Einführung in die Weihnachtsbäckerei.

Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 5. Dez. Turnverein 1876. Nunmehr
hat auch der hieſige Turnverein ſeinen Turnerſturm erhalten. Im
Rahmen eines Unterhaltungsabends fand in der vollbeſetzten
Turnhalle die feierliche Einführung ſtatt. Saal und Bühne
waren mit Fahnen, den Bildern des Führers und des Reichspräſi=
denten
ſowie einer Jahnbüſte feſtlich geſchmückt. Nach der muſika=
liſchen
Einleitung des Spielmannszugs und der SA.=Kapelle voll=
zog
ſich der Aufmarſch des Sturms, der rund 130 Mann zählt und
auf der Bühne Aufſtellung nahm. In einer Anſprache wandte
ſich zunächſt der Führer des Vereins, Herr Lehrer Frank, an
die Anweſenden und ſtellte den Turnerſturm den Mitgliedern vor.
Seinen Ausführungen folgte der gemeinſame Geſang des letzten
Verſes des Turnerliedes: Großes Werk gedeiht nur durch Einig=
keit‟
. Dann ſprach Sturmbannführer Georg. Er begrüßte die
Mannen als SA.=Kame aden, fand ermahnende Worte und über=
gab
den Sturm an Sturmführer Bohl. Nach dem Horſt=Weſſel=
Lied ſprach der Sturmbannführer Worte treuen Gedenkens an die
Toten, während die Kapelle das Lied vom guten Kameraden
ſpielte. Mit dem Deutſchlandlied wurde die Einführung, zu der
ſich auch Standartenführer Unger eingefunden hatte, beſchloſſen.
Der weitere Verlauf des Abends brachte in bunter Folge an=
mutige
Tänze der Turnerinnen, exaktes Reck= und Barrenturnen
der Turner und ſonſtige Darbietungen. Beſonderen Beifall fan=
den
die überaus heiteren Darbietungen des Bauchredners Grimm
aus Offenbach mit ſeinen beiden originellen Helfern Johann
und Karl. Den Anſager ſtellte Turner Fiedler.
Br. Wirhauſen. 6. Dez. Diebe am Pranger. Am Mitt=
noch
abend wurden zwei des Holzdiebſtahls bezichtigte junge
Leute durch die Ortsſtraßen geführt. In Begleitung von SA.=
Männern trug der eine ein Schild mit der Aufſchrift: Wir ſind
zwei Diebe, während der andere die Ortsſchelle handhabte. Nach
einer kurzen Wegſtrecke aber warf der Schellenträger dieſe auf
das Pflaſter, ſo daß ſie unbrauchbar wurde.

Mertei aue, Sroß und nlein:
Weihnachtsgabe deutſch ſoll ſein!

Ek. Pfungſtadt, 6. Dez. Theateraufführung. Als eine
der erſten Winterveranſtaltungen führte der Geſangverein Sän=
gerluſt
einen Theaterabend durch. Zur Aufführung gelangte ein
Schwank in 3 Akten, betitelt Meine Frau, die Geſellſchafterin
Der Verein hatte ſich viel Mühe gemacht, auch bezüglich der Büh=
nendekoration
, und er wurde durch guten Beſuch belohnt. Die
Rollen lagen in guten Händen, und es wurde flott geſpielt.
G. Ober=Ramſtadt, 5. Dez. Winterhilfe= Konzert
des Ev. Poſaunenchors. Durch Mitglieder Darmſtädter
Poſaunenchöre auf etwa 25 Bläſer verſtärkt, eröffnete der Chor
den Abend mit dem Poſaunengruß und ſpielte als Einleitung die
flotten Weiſen des Badenweiler Marſches. In einer Begrüßungs=
anſprache
dankte Herr Pfarrer Nürnberger für den zahl=
reichen
Beſuch dieſes Abends und wies darauf hin, daß auch dieſe
Veranſtaltung der Hilfe für den Nächſten im Rahmen des deut=
ſchen
Winterhilfswerkes dienen wolle. Im erſten Teil des Pro
gramms folgten der Choral Nun lob mein Seel den Herren,
eine religiöſe Phantaſie, das Wanderſtändchen, ſowie die Para=
phraſe
über Veſpergeſang, vom Poſaunenchor gut vorgetragen
und von einem Piſtonſolo des Herrn Wehlan=Darmſtadt, mit Kla=
vierbegleitung
von Frl. Wehlan und zwei Geſangseinlagen von
Frau Jörgeling (am Klavier Herr Hauptlehrer i. R. Würtenber=
ger
) paſſend umrahmt. Nach einer kurzen Pauſe leitete im Hin=
blick
auf die Adventszeit das Lied Macht hoch die Tür den zwei=
ten
Teil des Abends ein. Dem folgten Choräle, Märſche und der
große Zapfenſtreich, ſämtlich vom Poſaunenchor unter bewährter
Stabführung des Herrn L. Buß mit tiefem muſikaliſchen Verſtänd=
nis
vorgetragen, Mit großem Beifall wurden wiederum ein
Xylophon=Solo des Herrn Wehlan=Darmſtadt (am Klavier Frl.
Wehlan) und ein von guter ſtimmlicher Begabung zeugender
Sologeſang von Frau Jörgeling (am Klavier Hauptlehrer i. R.
Würtenberger) aufgenommen.
k. Dieburg. 6. Dez. Pflichtverſammlung. Eine Pflicht=
verſammlung
der NS.=Hago und G.H.G. fand vorgeſtern abend
im Rheingauer Hof bei Jean Petermann ſtatt. Der Beſuch war
gut. Der Ortsgruppen=Amtswalter, Pg. Gorges, gab die Richt=
linien
für die Kreditgewährung bekannt, die an Mitglieder der
NS.=Hago unter gewiſſen Vorausſetzungen im kommenden Früh=
jahr
evtl. gewährt werden. Die Ausweiskarten und die Karten
für die Beitragszahlungen wurden ausgegeben. Ferner wurde
noch auf den Beitritt der fernſtehenden Volksgenoſſen aufmerk=
ſam
gemacht. Ueber die Kaſſengeſchäfte gab Kaſſenwart Gruber
Aufſchluß. Da die Ortsgruppe nicht zurückſtehen will, ſoll eine
Fahne angeſchafft werden. Eine Tellerſammlung gab ſchon den
Grundſtock zu den Beſchaffungskoſten.
Cg. Reinheim, 6. Dez. Werbeabend des Heſſ. Lan=
destheaters
. Im Saale des Gaſthauſes zur Spitze fand am
Samstag abend ein Werbeabend ſtatt, welcher einen ſchönen Be=
ſuch
aufzuweiſen hatte. Die Darbietungen wurden ſehr beifällig
aufgenommen und ſind auch einige Teilnehmer für die Sonder=
mieten
gewonnen worden. Königin=Luiſe=Bund. Am
Sonntag abend hatte die Führung zu einer Adventsfeier in den
Saalbau Zur Spitze eingeladen und war der Saal bis zum
letzten Platz beſetzt. Die Darbietungen, eingeleitet mit einer An=
ſprache
der Führerin, Frau v. Willich. Hof Illbach (auf den Grund=
ton
des Mottos des Bundes: Ich dien abgeſtimmt und köſtliche
Worte bergend), wurden vom Arbeitsdienſt und Angehörigen des
Luiſenbundes und des Stahlhelms ausgeführt und ernteten wohl=
verdienſten
Beifall, beſonders, das ſchöne Stückchen von Sankt
Peters verlorenen Schuhen. Zirka 200 geſtiftete Gewinne wurden
heim Schluſſe des Abends noch verloſt. Frauen=Verein.
Eine ſehr ſchöne Adventsfeier veranſtaltete der Evang. Frauen=
Verein im Gemeindeſaal, welcher mehr als guten Beſuch aufwies.
Das ſehr reichhaltige Programm wurde von den Mitgliedern völ=
lig
beſtritten und ſtärkte vor allem auch durch die gemeinſchaft=
lichen
Geſänge den Gemeinſchaftsgedanken, wie er vor allem in
unſerer heutigen Zeit ſo ſehr nötig iſt.
As. Erbach, 6. Dez. Adventsfeier. Die Mädcheniungſchar
veranſtaltete eine wohlgelungene Adventsfeier. Im Mittelpunkt
derſelben ſtand das Märchenſpiel Die Reiſe zum Chriſtkind.
Lieder= und Gedichtvorträge umrahmten die ſchlichte Feier. In
der Fachſchule ſind in dieſen Tagen wieder zwei große Advents=
kränze
aufgehängt worden. Sie bringen mit ihrem Tannengrün,
den bunten Holzſternen und blinkenden Glaskugeln eine feſtliche
Stimmung in die Schule, zumal, wenn am Abend zwiſchen 6 und
7. Uhr die drei aus Holz gedrehten Engel mit ihren brennenden
Kerzen vom Kranz auf den Flur herabſchauen. Es iſt jedermann,
der Freude an ſolchen Dingen hat, geſtattet, ſich an den Wochen=
tagen
gegen Abend dieſe Kränze anzuſehen. Vom Winter=
hilfswerk
. Zum Beſten der Winterhilfe findet am Donners=
tag
, den 7. Dezember, abends 8.30 Uhr, in der ſtädtiſchen Feſthalle
unter den Linden ein Konzert der Landespolizeikapelle, unter
Leitung des Muſikmeiſters H. Buslau ſtatt.

Das Heſſiſche Landestheater wirbk um dich.
Bolksgenoſſe!
Wir ſtehen am Anfang einer neuen Epoche des Aufblühens
der deutſchen Nation. Auf allen Gebieten, angefangen bei der
Politik, der Wirtſchaft, der Kultur und der Kunſt, regen ſich die
neuen Geiſter, oder beſſer, die erweckten Geiſter, die lange ver=
ſchüttet
lagen durch fremdes Weſen und fremde Art. Wir haben
uns frei gekämpft, den Weg zu uns ſelbſt gefunden. Unſer Ziel
der nationalen Vertiefung liegt klar vor uns und weiſt uns in
allen Dingen die Schritte zur Erreichung.
SA. marſchiert auf allen Straßen im Gleichſchritt dem Ziele
zu. gemeinſamer Arbeitswillen gibt tauſendfache Kraft. Auch
die geiſtige Truppe, die geiſtige SA.=Truppe, läßt ihren Schritt
erſchallen und ruft zum gemeinſamen Marſch des geeinten Vol=
kes
im Sinne ſeiner Dichter und Künſtler, die des Volkes tiefſte
Weſensart aufdecken und darſtellen.
Das Theater des Landes ruft! Nicht als Stätte der ober=
flächlichen
Freude, nicht als Luxuskunſt, ſondern als Verkünder
und Stärker der völkiſchen Symbole, der völkiſchen Sitten und
Gebräuche. Jeder Volksgenoſſe hat die Pflicht, dieſem Ruf zu
folgen und ſich zum deutſchen Theater zu bekennen. Das Theater
erfüllt ſeine Pflicht, indem es für jeden Volksgenoſſen die Mög=
lichkeit
des Theaterbeſuchs zu ſchaffen ſucht, indem es jedem Volks=
genoſſen
ein geſchmackvolles Programm bietet in der Oper, im
Schauſpiel und in den heiteren Künſten der Operette und des
Luſtſpiels=
Es iſt ein Irrtum, wenn heute einer glaubt. Theaterbeſuch
ſei Luxus und unnotwendig! Was ſagt dazu unſer Führer auf
der Kulturtagung in Nürnberg: Die Meinung, daß in materiell
dürftigen Zeiten kulturelle Fragen in den Hintergrund treten
müßten, iſt ebenſo töricht wie gefährlich. Denn wer die Kultur
etwa nach der Seite ihres materiellen Gewinns hin einſchätzen
will oder auch nur zu beurteilen trachtet, hat keine Ahnung ihres
Weſens und ihrer Aufgaben. Gerade in einer Zeit der wirtſchaft=
lichen
Nöte und Sorgen iſt es wichtig, allen Menſchen klar zu
machen, daß eine Nation auch noch höhere Aufgaben beſitzt, als
im gegenwärtigen wirtſchaftlichen Egoismus aufzugehen. Die
Kulturdenkmäler der Menſchheit waren noch immer die Altäre
der Geſinnung auf ihre beſſere Miſſion und hohe Würde. Wenn
Völker dies nicht mehr wiſſen wollen, dann haben ſie den beſſeren
Beſtandteil ihres Blutes bereits verloren und ihr Untergang iſt
nur mehr eine Frage der Zeit. Indem wir aber überzeugt ſind
von dem inneren Wert unſeres deutſchen Volkes, wollen wir da=
für
ſorgen, daß es durch eine politiſche und ſtaatliche Führung
Gelegenheit erhält, dieſen ſeinen Wert auch unter Beweis zu
ſtellen.
Ein Volk ſoll leben in ſeiner Kunſt, ſoll verbunden ſein mit
ſeiner Kultur. Nicht als Angelegenheit eines gewiſſen Kreiſes.
ſondern die Kunſt ſoll wieder Gemeinſchaftserlebnis werden, ſoll
alle Teile des Landes gleichmäßig erfaſſen und begeiſtern. Darum
kommen wir mit unſeren Wünſchen hinaus auf das Land, um zu
zeigen, was wir bieten und wollen. Wir geben im Rahmen
eines Bunten Abends einen Ausſchnitt aus den Leiſtungs=
möglichkeiten
der Oper, des Schauſpiels, der Operette und des
Luſtſpiels.
Vertreter des Miniſteriums und der Gemeinde werden zu
einem kulturellen Kampfaufruf das Wort ergreifen. Wir er=
hoffen
die regſte Beteiligung aller Kreiſe.
Die Vorſtellung beginnt um 20 Uhr im Saale Heſſiſches Haus
am 10. Dezember in Lindenfels.
Die Platzpreiſe ſind ſo gering gehalten und gelten nur als
Unkoſtenbeitrag, ſo daß ſich jeder Volksgenoſſe dieſen Beſuch er=
lauben
kann. Preiſe 30 und 50 Pf.
Babenhauſen. Am Samstag, dem 9. Dezember, fin=
det
in Babenhauſen im Saale Deutſcher Hof ein Volksunter=
haltungsabend
als Werbeabend des Heſſiſchen Landestheaters
Darmſtadt ſtatt. Die Darbietungen von erſten Künſtlern des
Landestheaters zeigen einen Durchſchnitt der Leiſtungen des Lan=
destheaters
aus allen Kunſtgattungen, aus Operette, Schauſpiel,
Luſtſpiel Orcheſter. Mitwirkende ſind: Charlotte Krauß, Käthe
Gothe, Anna Jacobs, Edith Wien, Heinrich Schlüter Johannes
Drath, Curt Theo Ritzhaupt, Hans Baumeiſter, Emil Lohkamp,
Hannsgeorg Laubenthal, Paul Maletzki, Max Buddenhagen, Her=
mann
Geißler. Hans Andrä. Die Geſamtleitung hat Fred
Schroer, zugleich die Anſage, die muſikaliſche Leitung Emil
Kaſelitz.

Ed. Winterkaſten, 5. Dez. Die Ortsgruppe Lindenfels der
NSDAP hielt eine Generalmitgliederverſammlung ab, die ſehr
gut beſucht war. Ortsgruppenleiter Schneider, Pg. Bürgermeiſter
Schneider=Lindenfels, verpflichtete eine größere Anzahl Neuauf=
genommener
auf den Führer und händigte Mitgliedskarten und
Mitgliedsbücher aus. Kaſſenwart Pg. Peter Schneider referierte
kurz über Beitragszahlung. Der frühere Straßenwart Gg.
Simon Krichbaum und eine Frau Ehrhardt ſind ſchon längere
Zeit vermißt. Man vermutete, daß die beiden im Ausland ſeien.
Eine Verwandte der Frau Ehrhardt erhielt nun dieſer Tage auch
einen Brief, aus dem hervor geht, daß beide ſich in Frankreich
befinden.
Ck. Goddelau, 6. Dez. Der kalten Witterung zufolge mußten
die Waſſerleitungsarbeiten bis auf weiteres verſchoben werden.
Oberbürgermeiſter Dr. Müller und Bürgermeiſter Haug werden
bei Inangriffnahme der Arbeiten den erſten Spatenſtich tätigen.
Ck. Erfelden, 6. Dez. Ein tapferer Retter. Infolge
der anſcheinend nicht genügend ſtarken Eisdecke brachen am Mon=
tag
hier vier Schulkinder auf der Kannel im Eiſe ein und fielen
ins Waſſer. Ein 15jähriger junger Mann, der dieſe Gelegenheit
wahrnehmen konnte, war ſofort zugegen und befreite die Kinder
aus dem naſſen Element. Eines der Kinder konnte ſich ſelbſt be=
freien
.
Gernsheim, 6. Dez. Waſſerſtand des Rheins am
5. Dezember: 0,84 Mtr., am 6. Dezember: 0,90 Mtr.

Aus Mainz und Rheinheſſen.
U. Nieder=Ingelheim, 5. Dez. Die vom Gemeinderat beſchloſ=
ſene
Umbenennung der Grundſtraße in Horſt=Weſſel=Straße iſ
von der Aufſichtsbehörde nicht genehmigt worden. Der Name
Grundſtraße, der geſchichtliche und geologiſche Bedeutung hat,
und ſich auch auf alte rechtliche Verhältniſſe ſtützt (der ſogenannte
Ingelheimer Grund war ein Teil des Ingelheimer Ober=
gerichts
) ſoll nicht verändert werden. Die Umbenennung einer
anderen Straße nach dem Namen des nationalſozialiſtiſchen Vor=
kämpfers
wird ſobald als möglich erfolgen. Di. Ulrichſtraße‟
wurde nach Sebaſtian Münſter, dem 1849 in Ingelheim geborenen
Theologen und Geographen, umbenannt. Die Ortsbauern=
ſchaft
Nieder=Ingelheim hat ſich jetzt endgültig kon=
ſtituiert
. Eingetragen haben ſich bis jetzt 123 Mitglieder.
U. Ober=Ingelheim, 5. Dez. Für Wiederherſtellung
von der Gemeinde gehörigen Gebäuden hat das Landesarbeitsamt
den Betrag von 6050 RM. zur Verfügung geſtellt, wozu noch ein
von der Gemeinde aufgenommenes Darlehen von 9000 Mk. kommt.
Der Gewerbeverein Ingelheim hat in Befolgung des
Beſchluſſes des Handwerkskammerausſchuſſes ſeine Auflöſung be=
ſchloſſen
. Das vorhandene Vermögen in Höhe von 7200 Mk. ſoll
den Innungen und dem Verein der Einzelhändler zugeführt wer=
den
. Im benachbarten Gau=Algesheim kam der 78 jäh=
rige
Landwirt Franz Krichten unter die Räder ſeines Fuhrwerks.
Der Tod trat ſofort ein.

de Gosse Juße
TNlVEA
Kahnnakf..
Mild, leicht schäumend, wundervoll im Ceschmock.
Auserlesene Rohstoffe; daher ist sie so wirksam.

Sl6

(NNNE
Tam Kif
1

Vorbeugen! Allabendlich
Gesicht u. Hände gründ-
lich
mit Nivea-Creme
einreiben, Das genügt!
Ihre Haut wird wider-
standsfähig
gegen Wind
u. Wetter und bleibt dann
auch bei rouherWitterung
sammetweich und ge-
schmeidig
. Denken Sie
gleich heute abend daran!

15

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 339

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 7. Dezember 1933

Reich und Ausland.
Drei Mädchen im Kraftwagen
verſchleppk.
Kaſſel. Drei junge Mädchen, die bei einer
Firma um Stellung vorgeſprochen hatten, hatten
ein unangenehmes Abenteuer, das für ſie zum
Glück noch einen guten Ausgang nahm, ſie aber
für alle Zeiten zur Vorſicht mahnen dürfte. Als
ſie ſich auf dem Nachhauſeweg befanden, wurden
ſie von einem Kraftwagenführer angehalten und
nach dem Weg nach Warburg gefragt. Der
Chauffeur bat die Mädchen, in den Wagen ein=
zuſteigen
und ihm den Weg zu zeigen. Leicht=
ſinnigerweiſe
ſtiegen die Mädchen auch in den
Kraftwagen ein, und als ſie ſpäter auszuſteigen
verlangten, erhöhte der Kraftfahrer die Ge=
ſchwindigkeit
und fuhr bis nach Warburg, wo er
anhielt. Er verſprach den Mädchen, ſie nach
Kaſſel zurückzubringen. Kurz nach Beginn der
Fahrt änderte er jedoch die Richtung und fuhr
nach Meſchede in Weſtfalen. Hier ließ er zwei
Mädchen ausſteigen, um ſie angeblich von einem
Bekannten nach Hauſe fahren zu laſſen. Das
dritte Mädchen hatte er im Wagen eingeſchloſſen.
Da aber die Gefahr beſtand, daß die anderen
beiden Mädchen Paſſanten auf das Treiben des
Kraftfahrers aufmerkſam machen würden, ließ
er auch das dritte Mädchen ausſteigen und ver=
ſchwand
unerkannt mit ſeinem Wagen.
Die drei jungen Mädchen begaben ſich nun=
mehr
auf die Polizei und teilten den Vorfall
mit. Sie konnten leider nur ſehr unbeſtimmte
Angaben machen, ſo daß die Aufklärung des
Falles ſich außerordentlich ſchwierig geſtalten
dürfte. Die Nummer des Wagens konnten die
Mädchen nicht angeben, jedoch ſoll es ſich um
einen neuen DKW.=Wagen mit roter Nummer
gehandelt haben. Die Polizei gab den Mädchen
das Fahrgeld zur Rückreiſe mit der Eiſenbahn
nach Kaſſel, wo ſie dann ſpät nachts eintrafen.

Verſtärkkes Eiskreiben
anuf den Rebenflüſſen des Rheins.
Koblenz. Der Kälteeinbruch im Mittel=
rheingebiet
und beſonders im Weſterwald, hat
mit Temperaturen bis zu 12 Grad unter Null
eine weſentliche Verſtärkung des Eistreibens auf
den Nebenflüſſen des Rheins mit ſich gebracht.
Innerhalb eines Tages veränderte ſich das Bild
des Moſelwaſſerſpiegels durch dickes Treibeis ſo
ſtark, daß die Schiffahrt im Laufe des Dienstag
nachmittags eingeſtellt werden mußte. In der
Nähe der Moſelmündung iſt die Oberfläche des
Fluſſes nur noch eine Eisſcholle, und auch der
Floßhafen mit ſeiner breiten Zufahrt iſt vollkom=
men
vereiſt. Der Koblenzer Sicherheitshafen
ſowie der Ehrenbreitſteiner Hafen ſind im Laufe
des Tages zugefroren, desgleichen die Lahn in
der Nähe ihrer Mündung. Der Rhein iſt noch
eisfrei, doch beträgt die Waſſertemperatur nur
noch 1 Grad über Null. Auch aus Bad Ems,
Limburg und anderen Ortſchaften an der Lahn
kommen Nachrichten, daß dort der Fluß mit einer
Eiskruſte überzogen iſt. Die Lahnſchiffahrt iſt
wegen des Eisganges eingeſtellt worden. Im
vorderen Weſterwald haben ſich die Wildſchweine
aus Futtermangel bis in die Ortſchaften vorge=
wagt
und in den Gärten erheblichen Schaden
angerichtet.

Anſchlag auf einen Perſonenzug?
Marburg. Der Perſonenzug 778 nach
Frankfurt, welcher Marburg um 20.06 Uhr ver=
läßt
, mußte Montag abend zwiſchen Wenkbach
und Niederweimar zum Halten gebracht werden,
nachdem der Lokomotivführer einen lauten Knall
unter der Maſchine wahrgenommen hatte. Man
ſtellte feſt, daß von unbefugten Händen wahr=
ſcheinlich
Knall= oder Sprengkapſeln auf die
Schienen gelegt worden ſind. Die Landjägerei
nahm ſofort nähere Ermittlungen auf.
Tragiſcher Tod eines Greiſenpaares.
Hamburg. In ihrer Wohnung wurden die
75 Jahre alten Eheleute Pauls tot aufgefunden.
Der Tod iſt durch Gasvergiftung eingetreten.
Die alten Leute hatten einen Topf mit Wäſche
auf den Gasherd geſtellt und nicht bemerkt, daß
die Gasflamme durch das überkochende Waſſer
gelöſcht worden war.
Der letzte Reiter von Mars=la-Tonr F.

Der Altrentner Heinrich Bading
von Lüdingworth an der Niederelbe

iſt im Alter von 90 Jahren geſtorben. Er war
der letzte Teilnehmer an dem berühmten Todes=
kitt
von Vionville=Mars=la=Tour am 16. Auguſt
1870.

Generalprobe zum hifkoriſchen Konzerk der Ss in Berlin.

Bläſerchor der Leibſtandarte Adolf Hitler.
Im Sportpalaſt, der rieſigen Berliner Verſammlungshalle, findet in Anweſenheit des Kanzlers
ein hiſtoriſches Konzert ſtatt, das von den Muſikkorps des Oberabſchnittes Oſt und der Leibſtan=
darte
Adolf Hitler beſtritten wird. Ein Orcheſter von nicht weniger als 500 Mann, dazu ein
Sängerchor, werden die ſchönſten deutſchen Märſche aus ſechs Jahrhunderten ſowie Feld=Choräle
vortragen.

Nach dem Erdrutſch.

Eingeſtürzte Häuſerreihe in der Ortſchaft Crookſtone in dem nordamerikaniſchen Staat Minneſota,
wo plötzlich ein Bergabhang ins Rutſchen geriet und zahlreiche Gebäude zum Einſturz brachte.

Das Ende der Prohibikion.
Echl Amerikaniſches.
Waſhington. Die feierliche Minute des
Endes der Prohibition trat offiziell um 5.35 Uhr
am Dienstag nachmittag ein. In dieſem Augen=
blick
ratifizierte der Staat Utah das Geſetz über
die Abſchaffung des 18. Zuſatzgeſetzes der Ver=
faſſung
. Der Beſchluß dieſes Staates wurde ſo=
fort
nach Waſhington telegraphiert und unver=
züglich
unterzeichnete Staatsſekretär Philipps
die Proklamation des Präſidenten Rooſevelt, in
der es in der Hauptſache heißt: .... daß das
21. Zuſatzgeſetz, welches das 18. Zuſatzgeſetz auf=
hebt
, nunmehr einen Teil der Verfaſſung der
Vereinigten Staaten bildet. Im Laufe des
Dienstags hat auch der Staat Pennſylvania of=
fiziell
die Abſchaffung des Prohibitionsgeſetzes
ratifiziert.
In New York wurde das Ende der Prohibi=
tion
offiziell um 21.30 Uhr Lokalzeit gefeiert.
Nicht nur in dieſer Stadt, ſondern überall im
ganzen Lande ſpielten ſich unbeſchreibliche Freu=
denſzenen
ab, die an die Begeiſterung erinner=
ten
, mit der das Ende des Krieges gefeiert
wurde. Ueberall fanden Bankette ſtatt, auf denen
dem Gott Bacchus gehuldigt wurde. In New
York wurde auf einem offiziellen Bankett das
neue Zuſatzgeſetz der Verſammlung in der Ge=
ſtalt
eines ſchönen Mädchens in einer großen
Champagnerflaſche dargeſtellt. Die Polizei ver=
ſuchte
ſo gut wie möglich die Form zu wahren
und die Bier= und Weinlieferanten daran zu
verhindern, vor dem Ende der Prohibition das
geliebte Naß ihren Kunden zu liefern. Die ille=
galen
Alkoholſtuben, die während der Prohibi=
tion
ſtets etwas geheimnisvolles an ſich hatten,
machten in den letzten Stunden der Prohibition
goldene Geſchäfte. In den Schulen und Univer=
ſitäten
haben die Lehrer die Schüler zur Ver=
nunft
und Mäßigung aufgefordert. Beſonders
amüſant ſind die Verſuche der einzelnen Alkohol=
lieferanten
, ihre Kunden mit dem Weſen ihrer
Ware bekannt zu machen, denn die Kunſt des
Trinkens will gelernt ſein beſonders bei einem
Volk, das ſeit Jahren nur das ſchlimmſte Ge=
bräu
vorgeſetzt erhielt. So heißt es z. B. auf
den verſchiedenen Flaſchen, daß die ſchweren
Weine wie Bordeaux, Xeres uſw. vor dem Eſſen
getrunken werden müſſen, die Weißweine zu
Tiſch und zu gewiſſen Fleiſchſorten, die Rotweine
zu Geflügel uſw.

Polarforſcher Byrd in Wellington (Neuſeeland)
eingetroffen.
Wellington (Neuſeeland). Der ameriko=
niſche
Polarforſcher Admiral Byrd traf am Dies=
tag
an Bord des Dampfers Jakob Ruppert in
Wellington ein. Er wird ſein Schiff in den näch=
ſten
Tagen mit Vorräten und Ausrüſtungsgegen=
ſtänden
verſehen und beabſichtigt, während des
Wochenendes nach der Bay of Wales (Prinz=
Eduard VII.=Land) im Südpolgebiet in See zu
gehen.
Neue ſchwere Vulkanausbrüche auf Island.
Reyjkavik. Neue ſchwere Vulkanausbrüche
im Innern Islands haben die Bewohner der
Inſel in große Aufregung verſetzt. Die Vulkan=
tätigkeit
in den Gletſchergebieten und dem Berg
Vata Hockul iſt im Zunehmen begriffen. Drei
große Rauch= und Feuerſäulen ſind in etwa 45
Kilometer Entfernung von Reyjkavik ſichtbar.
Lindbergh überquert den Aequator.
Natal (Braſilien). In einem Funkſpruch
an die Funkſtation in Natal hat Lindbergh ſeine
Poſition um 15 Uhr MEZ. mit 1 Grad ſüdlicher
Breite und 30 Grad 10 Minuten weſtlicher
Länge angegeben. Die Behörden haben einen
halbtägigen Feiertag eingelegt, damit die An=
geſtellten
an den Begrüßungsfeierlichkeiten für
das Fliegerehepaar Lindbergh teilnehmen kön=
nen
. Aus demſelben Grunde haben die Kauf=
leute
ihre Geſchäfte geſchloſſen.
Lindbergh zum Ozeanflug nach Braſilien
geſtartet,

Prof. Jakob Bleyer .
Budapeſt. Vorgeſtern iſt im Alter von
59 Jahren das Mitglied des Reichstages, Uni=
verſitätsprofeſſor
Dr. Jakob Bleyer, geſtorben.
Prof. Bleyer betätigte ſich ſchon in der Kriegs=
zeit
politiſch als einer der Führer des ungar=
ländiſchen
Deutſchtums. Nach dem Sturz der
Räteherrſchaft im Jahre 1919 trat er an die
Spitze des Minderheitenminiſteriums. Dieſen
Poſten verließ er alsbald, war aber Mitglied
der erſten Nationalverſammlung und gehörte
ſeither ununterbrochen der Geſetzgebung an.
Der Heimgang des Prof. Bleyer bedeutet für
das ungarländiſche Deutſchtum und ſeine Kultur
einen ſchweren Verluſt.
VDA.=Trauer für Dr. Bleyer.
Berlin. Anläßlich des Ablebens von Dr.
Bleyer ſind am VDA.=Hauſe Trauerfahnen ge=
ſetzt
. Der Reichsführer Dr. Steinacher hat an
die Angehörigen und den ungariſchen deutſchen
Volksbildungsverein Beileidstelegramme gerich=
tet
. Er wird perſönlich an der Beerdigung Dr.
Bleyers in Budapeſt teilnehmen.

Zwei Bahnarbeiter von einem Eilzug getötet.
Leipzig. Wie das Reichsbahnbetriebsamt
Leipzig mitteilt, wurden geſtern mittag zwiſchen
Leipzig=Connewitz und Oetzſch ein Rottenführer
und ein verheirateter Zeitarbeiter aus Grim=
mitſchau
bei Vermeſſungsarbeiten von einem
Eilzug der Strecke LeipzigPlauen überfahren
und getötet.
Unwetter verurſacht Zuſammenſturz
eines Kaſtells.
Rom. Das anhaltende Unwetter daß in
Kalabien bereits ſchwere Schäden auf Feldern
und Obſtkulturen angerichtet hat, verurſachte am
Montag nachmittag unweit von Catanzaro den
Zuſammenbruch eines mittelalterlichen Kaſtells,
deſſen Wachttuxm ſeiner ganzen Länge nach auf
das angrenzende Gefängnisgebäude ſtürzte unv
noch eine Breſche in die Nebenhäuſer ſchlug. Aus
den Trümmern des Gefängniſſes wurden zwölf
ſchwerverletzte Gefangene und ein Toter gebor=
gen
. Der Bevölkerung hat ſich bei dem unge=
heuren
Zuſammenſturz eine heftige Panik be=
mächtigt
.

Ueberfall auf einen Geldkransport
durch die Münchener Polizei vereikelk.
München. In der Nacht zum Samstag
hat ſich, wie die Blätter melden, in einer Zelle
des Münchener Polizeiarreſtes ein 38 Jahre alter
arbeitsloſer Vertreter aus Linau, der am Mitt=
woch
bei einem verſuchten Autodiebſtahl feſtge=
nommen
worden war und am Samstag zur
Strafverbüßung ins Gefängnis Stadelheim ge=
bracht
werden ſollte, erhängt. Durch ſeine Ver=
haftung
konnte ein ſchweres Verbrechen verhin=
dert
werden. Der Vertreter, der vor einigen Mo=
naten
aus Immenſtadt nach München zugezogen
war und ſich hier unangemeldet aufhielt, hatte
den Plan gefaßt, am Donnerstag, den Tag nach
ſeiner Verhaftung, einen Raubüberfall auf einen
Geldtransport eines größeren Betriebes in
Kempten auszuführen. Zu dieſem Zwecke warb
er ſich in München zwei Helfer. Der Ueberfall
ſollte mit einem Auto ausgeführt werden. Die
Begleiter des Transportes ſollten rückſichtslos
niedergeſchoſſen werden. Der Vertreter erhoffte
ſich eine Beute von etwa 70 000 RM. Seine Ver=
haftung
erfolgte, als er ſich auf der Suche nach
einem Perſonenkraftwagen befand, der zum
Ueberfall verwendet werden ſollte. Der Feſtge=
nommene
war mit einer ſcharf geladenen Piſtole,
verſchiedenen Autoſchlüſſeln und anderem aus=
gerüſtet
. Gegen ihn beſtand wegen anderer un=
geſühnter
Straftaten Haftbefehl. Er war mit
Zuchthaus ſchwer vorbeſtraft. Seine beiden Hel=
fer
wurden ebenfalls in Haft genommen.

Neue Erdſtöße in Griechenland.
Athen. Nach einer Meldung aus Saloniki
wurden auf der Halbinſel Chalkidike zwei ſtarke
Erdſtöße verſpürt. Gleichzeitig machte ſich auch
ein Seebeben bemerkbar.
Wegen Diebſtahls der Emden=Glocke
zu Gefängnis verurteilt.
London. Wie Reuter berichtet, iſt in Sid=
ney
ein junger Deutſcher namens Charles Kaol=
mel
(2), der im Jahre 1925 nach Auſtralien ge=
kommen
ſein ſoll, unter der Beſchuldigung, daß
er die Schiffsglocke der Emden aus dem
auſtraliſchen Kriegsmuſeum geſtohlen habe, zu
ſechs Monaten Gefängnis verurteilt worden.

London. Aus Bathurſt wird gemeldet: Das
Ehepaar Lindbergh ſtartete am Mittwoch mor=
gen
um zwei Uhr zu ſeinem Fluge über den Süd=
atlantik
. Das Ziel iſt Natal in Braſilien.

Alkte Schäße der Skaaklichen Porzellan
Manufakkur kommen wieder
zum Vorſchein.

Eine Porträtbüſte der Königin Luiſe
von Preußen,
die der Bildhauer Carl Friedrich Rieſe im Jahre
1809 ſchuf und deren Porzellan=Gießformen ſeit
twa 100 Jahren in den Kellern der Staat=
lichen
Porzellan=Manufaktur in Berlin ruhten.
Die Büſte wurde jetzt wieder ans Tageslicht
geholt und erwies ſich als ein beſonders ſchönes
Stück.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 7. Dezember 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 339 Seite 9

Zweck und Ziele des Reichsbundes Volkstum und Heimat

In den wertvollen Kräften von Heimat und Volkstum, von
Blut und Boden liegt der tiefſte Urgrund der nationalſozialiſti=
chen
Bewegung. Darum iſt es für ſie eine zwingende Notwendig=
eit
, die geſamte deutſche Volkstums= und Heimatbewegung neu
zu geſtalten. In der Gründung des Reichsbundes Volks=
um
und Heimat iſt dies geſchehen. Dieſer große Bund iſt
der einzige von der Reichsleitung der NSDAP. für das Gebiet
der Vokstumsarbeit als maßgeblich anerkannte Bund.
Der von mir ins Leben gerufene Heſſiſche Heimat=
zund
iſt als Ganzes organiſch und reibungslos in den Reichs=
zund
übergeführt worden. Von mir als Landſchaftsführer ge=
eitet
, erſcheint er in dieſem als Landſchaft Rhheinfran=
en
=Heſſen.
Um die fachliche Arbeit durchzuführen, die bisher zerſplittert
par und nun erſt durch den Nationalſozialismus die einheitliche
peltanſchauliche Grundlage erhält, ſind in der Landſchaft Rhein=
ranken
=Heſſen die folgenden Fachämter geſchaffen worden:
Das an erſter Stelle ſtehende Fachamt für Volkskunde
ind Volkstum ſammelt planmäßig alles, was in unſerer
heimat an Liedern und Tänzen, an Trachten und Bräuchen, an
hebilden bodenſtändiger Kunſt und Handwerk entſtanden und ge=
pachſen
iſt. Spiel=, Muſik= und Tanzgruppen tragen es wieder
ſinaus in unſere heimiſchen Gaue, auf daß das, was ſie zeigen,
ebendiges Volksgut werde und bleibe, und der Kitſch und Schund
erſchwinde, der ſich in den letzten Jahrzehnten, alle wahre Volks=
ultur
zerſtörend, breitgemacht hat.
In der gleichen Weiſe ſorgt das Fachamt für Heimat=
ſeſchichte
und Denkmalpflege dafür, daß jeder deutſche
ſolksgenoſſe erfährt, was ſeine Vorfahren in früheren Jahrhun=
erten
in Krieg und Frieden geleiſtet haben. Der letzte Taglöhner
m kleinſten Dörfchen ſoll ſo von Stolz auf ſeine Vergangenheit
rfüllt und zu Taten der Heimatliebe und des Heimatſchutzes be=
eiſtert
werden.
Die Fürſorge für die heimiſche Natur iſt dem Fachamt für
taturſchutz anvertraut. Indem es die heimiſche Natur all=
eitig
unterſucht und den Sinn für die einzigartigen Denkmäler
er Natur wachruft und pflegt, wie ſie uns in den Formen und
jeſtalten unſerer Landſchaft, ihren Pflanzen und Tieren ent=
egentreten
, führt ſie die von unverfälſchter Natur ausſtrahlen=
en
Kräfte allen Volksgenoſſen klar zum Bewußtſein und weckt
arme Gefühle für die Schönheit und Eigenart der Heimat=
Tatur.
Die Pflege der dem Menſchen dienenden Tiere iſt dem Fach=
mt
für Tierſchutz unterſtellt. Im Geiſte des neuen Reichs=
erſchutzgeſetzes
, das wir unſerem großen Führer verdanken und
as uns, was Tierſchutz anlangt, an die Spitze aller Kultur=
ationen
ſtellt, ſorgt dieſes Fachamt dafür, daß jeder Einzelne in
fürſorge und Pflege unſerer ſtummen Brüder ſich vorbildlich
etätigt.
Als dienendes Glied aller dieſer Fachgruppen hat das Fach=
mt
für Volksbildung die bedeutſame Aufgabe, das ganze
ſolk im Sinne des Heimatgedankens zu erziehen. Die geſamte
reſſe, Rundfunk und Film, Lichtbild= und Vortragsweſen For=
hung
und Lehre ſind planmäßig in den Dienſt von Volkstum
nd Heimat zu ſtellen.
Wichtige Werkzeuge und geiſtige Waffen des Volksbundes
ellen die beiden Zeitſchriften des Volksbundes dar. Wir haben
e Zeitſchrift Volk und Scholle vom Hiſtoriſchen Verein
bernommen und führen ſie mit gleichem Titel und Umfang, aber
thaltlich allen Fachämtern gleichmäßig dienend, als bebilderte
lonatsſchriſt des Reichsbundes weiter. Alle Mitglieder des
eichsbundes erhalten ſie gegen einen Monatsbeitrag von nur
Pfg. geliefert. Wir haben dieſen Beitrag, der den einzigen
eitrag zum Volksbund darſtellt, ſo niedrig gehalten, um auch
enigbemittelten Volksgenoſſen den Beitritt zum Reichsbund
öglich zu machen, und hoffen, hierfür Verſtändnis in allen
olkskreiſen zu finden.
Eine beſonders herausgegebene Jugendzeitſchrift Der
unge Heimatfreund hat die bedeutungsvolle Aufgabe,
uf unſere Jugend in Stadt und Land im Sinne des Heimat=
dankens
zu wirken. Sie erſcheint monatlich vier Seiten ſtark.
e Heimat auch im Bilde zeigend, und wird zu dem, ſelbſt für
des Schulkind erſchwinglichen Preis von 10 Pfg. für das ganze

Jahr abgegeben. Sie wird ſich für alle Schulen als wertvolles
Hilfsmittel zur Heimaterziehung erweiſen.
Einzelarbeiten des Reichsbundes, wie wir ſie in der Heraus=
gabe
wiſſenſchaftlicher und volkstümlicher Schriften, in der Ver=
anſtaltung
von Tagungen und Freizeiten, in der Ausgeſtaltung
unſerer Heimatmuſeen uſw. erblicken, von denen einige bereits in
Angriff genommen worden ſind, ſollen nur kurz erwähnt werden.
Ein ſolcher Bund wie der Reichsbund Volkstum und Heimat
konnte nur entſtehen in einem national=ſozialiſtiſchen Staate, der
klar die grundlegende Bedeutung von Heimat und Volkstum, von
Blut und Boden für unſer geſamtes Leben erkannt hat. Wie je=
der
Einzelne aufgehen muß im ganzen Volke, ſo ſtellt jedes Ge=
ſchlecht
nur ein Glied dar in der Kette der Generationen. Wie
jeder Einzelne gegen ſein Volk nur Pflichten, aber keine Rechte
beſitzt, ſo hat das heute lebende Geſchlecht im Rahmen des Lebens=
ganzen
nur Pflichten, und zwar einmal der Vergangenheit gegen=
über
, und dann vor allem im Hinblick auf die deutſche Zukunft,
auf die Geſchlechter unſerer Enkel und Urenkel. Unſere Heimat=
natur
. unſer Volkstum und ſeine kulturellen Werte ſind uns von
der Vergangenheit übermittelt als heiliges Erbe, das wir nicht
verkümmern laſſen dürfen, das wir als wertvolles Gut hüten
und verwalten müſſen für die nach uns kommenden Geſchlechter.
Was die verfloſſenen Jahrzehnte mit ihrer materialiſtiſchen Geld=
gier
und ihrer liberaliſtiſch=egoiſtiſchen Geſinnung, denen ſtets
der Eigennutz vor dem Allgemeinnutz ging, an unſerem Volkstum
gefrevelt haben, wie ſie unſere Heimat verwüſtet haben, das läßt
ſich gar nicht ermeſſen. Unerſetzliche Werte ſind ſo für alle Zeiten
zerſtört worden. Was noch erhalten iſt, unſchätzbares Gut an
Volkstum und Natur, wir wollen es heilig halten als uns von
Gott anvertrautes Gut, auf daß unſer Volk für alle Zeiten erhalte
und bewahre ſeine aus ferner Vergangenheit entquellende Eigen=
art
, ſein kernhaftes urdeutſches Weſen, das es braucht, wenn es
ſeine große Sendung in der Zukunft erfüllen ſoll.
So wende ich mich denn an alle deutſchen Volksgenoſſen, die
das große Gebiet Rheinfranken=Heſſen umſchließt, mit der Auf=
forderung
, ſich dem Reichsbund anzuſchließen und ſo mitzuhelfen,
jeder an ſeinem Platz, an der grundlegenden Neugeſtaltung von
Volk und Vaterland, damit unſer Volk, deſſen Kinder wir ſind,
ſich wieder zurückfinde auf ſeine echte Art.
Wer dies tut und ſo mithilft an der Erreichung dieſes großen
Zieles, der dient damit dem nationalſozialiſtiſchen Gedanken, der
reiht ſich mit ein in die ehrenvolle Gefolgſchaft unſeres großen
Führers.
Reichsbund Volkstum und Heimat
Landſchaft Rheinfranken=Heſſen
Der Landſchaftsführer (gez.): Ringshauſen, Miniſterialrat

Rhein=-Mainiſcher Gatankieverband G. m. b. H.
stpa. Der Rhein=Mainiſche Garantieverband G. m. b. H. hat
ſeine Arbeiten aufgenommen und die erforderlichen Formulare
für die Kreditgewährung an die kredilgebenden Bankinſtitute
verſandt. Die Geſchäftsräume befinden ſich in der Preußiſchen
Induſtrie= und Handelskammer für das Rhein=Mainiſche Wirt=
ſchaftsgebiet
, Sitz Frankfurt a. M., Börſe, Telephon Nr. 26294.
Der Kreditſuchende hat ſeinen Antrag unter Benutzung der er=
wähnten
Formulare bei ſeiner Baukverbindung (Bank, Bank=
firma
. Sparkaſſe, Genoſſenſchaft uſw.) einzureichen die ihn an
den Verband weitergibt. Ein direkter Verkehr des Verbandes mit
dem Kreditſuchenden findet nicht ſtatt.
Nachdem das Projekt des Rhein=Mainiſchen Garantiever=
bandes
G. m. b. H. durch Zeitungsnachrichten und Rundſchreiben
der beteiligten Verbände bekannt geworden war, iſt von der In=
duſtrie
= und Handelskammer Kaſſel durch Rundfunk und durch
beſonderes Schreiben an die Kreiſe und Gemeinden die Mittei=
lung
ergangen, daß die Gründung eines kurheſſiſchen Ga=
rantieverbandes
erfolgt ſei, der den Regierungsbezirk
Kaſſel umfaſſe. Auf Anfrage der Preußiſchen Induſtrie= und Han=
delskammer
für das Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsgebiet. Sitz
Frankfurt a. M. bei dem Preußiſchen Miniſterium für Wirtſchaft
und Arbeit in Berlin hat dieſes dahin entſchieden, daß der In=

Wieder hiſtoriſcher Chriſtkindl=Markt in Nürnberg.

Blick auf die feierliche Eröffnung des Marktes durch Fanfaren=
bläſer
von der Empore der Frauenkirche.
Zum erſten Male nach dem Weltkriege wurde jetzt in Nürnberg
der Chriſtkindl=Markt, der ſeit 1697 beſtand, wieder in ſeiner
alten hiſtoriſchen Form abgehalten. Auf dem Adolf=Hitler=Platz
wurden 135 Verkaufsbuden errichtet, deren jede einzelne von
Nürnberger Künſtlern ſtilecht ausgeſtattet wurde.

duſtrie= und Handelskammer Kaſſel nicht verwehrt ſei, fürihren
Bezirk einen beſonderen Garantieverband aufzuziehen, daß
aber für die Städte, Gemeinden, Kreiſe, Genoſſenſchaften Spar=
kaſſen
und die Wirtſchaftskreiſe außerhalb des Handelskammer=
bezirks
Kaſſel der Rhein=Mainiſche Garantieverband G. m. b. H.
zuſtändig ſei. Der Präſident der Preußiſchen Induſtrie= und Han=
delskammer
für das Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsgebiet. Sitz
Frankfurt a. M., und Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchafts=
gebiet
Heſſen, Herr Dr. Carl Lüer, hat aber erklärt, daß er nach
wie vor bereit ſei, auch den kurheſſiſchen Intereſſenten den An=
ſchluß
ar, den Rhein=Mainiſchen Garantieverband G. m. b. H. zu
geſtatten, falls dieſe es wünſchen.

Brieſkaſſen.
Ioer Anſtage ifi die letzte Bezugsgutttung beizufügen. Anonyme Anfragen wirdes
nicht heantwortet. Die Beanwortung erfolgt ohne Nechteverbindſichteit
F. hier. Darüber dürften zur Zeit Beſtimmungen noch
nicht getroffen ſein.

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bei Abſpanung und Ermüdung aller Art, nach Sport
und Spiel, auf Reiſen und im Theater, 4711 er=
friſcht
und lindert bei Kopfſchmerz und Fieber. Zer=
ſtäubt
, reinigt 4711 die Luft im Krankenzimmer, in
überhitzten und dumpfen Räumen. Vergeſſen Sie
auch nie einen Zuſatz von 4711: zum Bade= und Waſch=
waſſer
. Ideal zum Nachwaſchen nach dem Raſieren.

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[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 339

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nation und Wirtſchaft von Prof. Dr. Arnold Bergſträßer
Hanſeatiſche Verlagsanſtalt, Hamburg. Kart. 1,50 RM.
In der von der Hanſeatiſchen Verlagsanſtalt, Hamburg. mit
großem Erfolg herausgegebenen Schriftenreihe, der wir bereits
eine beträchtliche Anzahl bedeutender Schriften beſtens orientier=
rer
Fachmänner verdanken, erſcheint ſoeben von Dr. Bergſträßer
außerordentlicher Profeſſor an der Univerſität Heidelberg,
Nation und Wirtſchaft‟ Das wirtſchaftliche Schickſal muß heute
als eine nationale Aufgabe erkannt werden. Ausgehend von
Friedrich Liſt, der gegenüber dem kosmopolitiſchen Syſtem der
Wirtſchaft von Smith als erſter das nationale Syſtem der politi=
ſchen
Oekonomie begründete, kommt der Verfaſſer über die Dar=
ſtellung
der Wirtſchaftsentwicklung im 19. Jahrhundert zur Ge=
ſtaltung
jener Kräfte, die eine Bindung von Staat, Wirtſchaft
und Nation für die Zukunft erforderlich machen. Profeſſor Berg=
ſträßers
Schrift klärt ſo die wichtigen inneren Zuſammenhänge
von Nation und Wirtſchaft, und ſeine Ausführungen werden mit=
helfen
, in wirtſchaftlichen und politiſchen Kreiſen jenen Geiſt zu
erzeugen, den der neue Staat fordern muß.
* Walter Frank: Nationalismus und Demokratie im Frankreich
der dritten Republik 18711918. 652 Seiten. Hanſeatiſche
Verlagsanſtalt, Hamburg.
In einer Zeit der Kriſe der Demokratie in ganz Europa und
des Aufbrechens lange zurückgeſtauter nationaler Kräfte in ein=
zelnen
Staaten erſcheint dies Buch, das eine eingehende Unter=
ſuchung
über die parlamentariſchen und antiparlamentariſchen
Kräfte am Beiſpiel des Frankreich der dritten Republik darſtellt.
Der Verfaſſer geht den einzelnen großen politiſchen Erſcheinun=
gen
nach. Wir erleben Gambettas gigantiſchen Kampf gegen
Bismarck, die unzulänglichen Nationaliſierungsverſuche General
Boulangers, und erfahren, welche Mächte die nationaliſtiſchen Be=
ſtrebungen
am Sieg verhinderten. Das jüdiſche Geld und die jüdi=
ſche
Preſſe waren dabei, wie durch viele Dokumente belegt wird,
hervorragend mit im Spiele. In welchen Ausmaßen ſie ihren
Einfluß in den Hintergründen der Politik geübt haben, geht zu=
mal
aus der Dreyfus=Affäre hervor, die hier eingehend mit allen
Hintergründen und Verſchleierungen dargeſtellt wird. Das ſind
Aufdeckungen, die ſo unumwunden und kämpferiſch der Geiſt
des Buches iſt man nicht umdeuten oder widerlegen kann und
die man einmal in allen ihren Folgen durchdacht haben muß, wenn
man zur Klarheit in dieſen Fragen kommen will. Sehr wichtig
iſt ferner das Kapitel über die Erſtarkung des Nationalismus
unter Maurras, da nur dadurch Frankreich eigentlich den Krieg
führen konnte. Wenn nach ſeiner Beendigung das Staatsleben
wieder in demokratiſche Bahnen gelenkt wurde, ſo konnte doch
ein Hiſtoriker wie Aulard feſtſtellen, daß der Krieg nur durch die
Einführung der konſervativen Diktatur zu gewinnen war. Wie
lange ſich das demokratiſche Prinzip alter Prägung in Frankreich
noch halten läßt, wird ja gerade in unſeren Tagen wieder äußerſt
fraglich. So greift das Buch, das dauernd zu Parallelen mit
unſerer eigenen jüngſten Vergangenheit auffordert, überall ins
Gegenwärtige und iſt damit nicht nur ein Werk rückſchauender
Geſchichtsbetrachtung, ſondern ein Dokument von lebendigſter
politiſcher Aktualitat.
* F. O. H. Schulz, Untergang des Marxismus. J. Engelhorns
Nachf., Stttgart.
Es iſt ſoviel über Marxismus geſchrieben und geredet wor=
den
, daß es gut iſt, einmal zuſammenfaſſend ſachlich und nüchtern,
von den hiſtoriſchen Grundlagen ausgehend, den Marxismus,
ſeinen Begründer und ſeine Träger, die Idee als ſolche und ihre
Verwirklichung, die Mittel und Wege ihrer Ausbreitung und
ihre zerſtörenden Folgen aufzudecken und klarzulegen. Dieſes Buch
unternimmt eine ſolche eingehende Unterſuchung des Marxismus.
Darnach begreift man, wie zerſtörend und zerſetzend das Dogma
des Klaſſenkampfes auf Nation und Kultur. Ethik und Glaube
und Familie wirken mußte.
Der Verfaſſer iſt ein Mann, der ſelbſt jahrelang mitten in
der ſozialiſtiſchen Bewegung geſtanden hat, der aber immer einen
leidenſchaftlichen, erbitterten Kampf gegen den Internationalis=
mus
und Marxismus führte. So iſt ſein Buch nicht nur ein Er=
kenntnis
=, ſondern auch ein Bekenntnisbuch, beſeelt von dem
Glauben an Deutſchland und von dem Wunſch, mitzuhelfen an der
endgültigen Vernichtung dieſer furchtbaren Maſſentäuſchung.
Friedrich Markus Huebner, Schaffen und Ruhen, 96 S. 1,80 RM.
Verlag Gotthard Peſchko, Darmſtadt.
In den bedrängten Zeitläufen, durch die Deutſchland jetzt ge=
gangen
iſt, ging der tiefere Sinn für die Arbeit, ebenſo wie der
Sinn für die Muße verloren. Für beide, für das Schaffen und
Ruhen, vermochte niemand mehr die rechte Innigkeit und An=
dacht
aufzubringen! Der törichte Schrei: Tempo! Tempol benahm
den Menſchen Zeit und Luſt, aus ihrer Arbeit und ihrer Muße
etwas Schöpferiſches zu machen. Sinnloſe Ausbeutung der eigenen
ſeeliſchen Kräfte war Trumpf! Das Buch von Friedrich Markus
Huebner weiſt den Menſchen unſerer Zeit darauf hin, daß Arbeit
und Muße wieder ihren Hauptzweck zurückerhalten müſſen, nämlich
den, uns auf Erden glücklich zu machen. Eine Syntheſe
zwiſchen Pflicht und Genuß iſt nötig. Huebner weiſt den Weg,
wie auch hier die nötige Gleichſchaltung gefunden werden kann.
Nennen wir nur einige Kapitel=Ueberſchriften: Die Entartung der
Arbeit: Die Verödung des Müßiggangs; Genuß am Sport an
der Körperpflege an Speiſe und Trank am Schlaf am
Gelde uſw., bis zum Schlußkapitel Arbeit als Sinn und Segen;
ſo iſt das weite Lebensgebiet, das Huebners Buch trifft, gekenn=
zeichnet
. Das mit großer Klarheit und Ueberredungskraft ge=
ſchriebene
Buch ergänzt ſomit das Beſtreben der deutſchen Reichs=
führung
, die ja dem deutſchen Menſchen genau dasſelbe geben will:
Nämlich wieder die Verankerung im eigenen tiefſten Weſen, die
Selbſterfüllung im Werk unſerer Hände und im Ruhen
unſerer Hände.
U.=Bootsmaſchiniſt Fritz Kaſten. Ein Frontbuch der deutſchen
Flotte. Von Ludwig Freiwald. Geh. 4,20 Mk. (J. F. Leh=
manns
Verlag, München.)
Dieſes neue Werk des bekannten Marineſchriftſtellers und Ver=
faſſers
des erſchütternden Buches. Die verratene Flotte iſt kein
Rowan, ſondern ein Tatſachenbericht von unerhörter Eindring=
lichkeit
der Darſtellung. U.=Bootsmaſchiniſt Fritz Kaſten hat wirk=
lich
gelebt, er war aus dem Spreewald gebürtig. Der Ausbruch
des Krieges trifft ihn als Maſchiniſtenmaat auf S.M.S. Vineta.
Wie alle ſeine Kameraden und Vorgeſetzten ſehnt auch er den Tag
heran, an dem die ſtolze Kaiſerliche Kriegsmarine ihre Kräfte
mit der ſich unbeſiegbar dünkenden engliſchen Flotte meſſen konnte.
Und wie ſeine Kameraden und der größte Teil des deutſchen Vol=
kes
erlebt er tiefſte Enttäuſchung, als er die aufs beſte gerüſtete
Flotte auf Veranlaſſung oberſter Behörden zur Tatenloſigkeit ver=
dammt
ſah. Es dauerte ja denn auch nicht lange, da begann eine
Abwanderung gerade der aktivſten Kräfte der Beſatzungen von
den dicken Schiffen zur U.=Bootwaffe. So auch Fritz Kaſten.
Und nun beginnt für ihn eine Zeit, die an ſeine Nerven uner=
hörte
Anforderungen ſtellt. In ſeinen Fahrten auf vielen un=
ſerer
ſchneidigen U.=Boote ſpiegelt ſich das gewaltige Erleben
der unerſchrockenen todgeweihten Männer in eindrucksvoller Weiſe
wider. Freiwalds neues Werk iſt ein Buch ſo recht im Geiſte der
neuen Zeit, darum ſollte es jeder Deutſche, ob jung oder alt,
und beſonders alle Angehörigen der SA., SS. und des Stahl=
helms
, leſen.
Muſtafa Kemal: Ueber die Dardanellenkämpfe
im Weltkriege. (Leykam=Verlag, Graz.) Ruſen Esref ver=
danken
wir dies intereſſante Büchlein. Er iſt Dichter und hat den
Stoff wohl nicht in dichteriſcher Freiheit behandelt, aber in dem
Ueberſchwange ſeiner Sprache kommt der Dichter zum Durchbruch.
Inhaltlich ſind das Tatſachenberichte. So wie ſie Muſtafa Kemal
dem Autor erzählte. Und das Büchlein gibt darüber hinaus eine
gute Charakteriſtik des jungen türkiſchen Heerführers.
* Friedrich Gogarten, Einheit von Evangelium und Volkstum?
Hanſeatiſche Verlagsanſtalt, Hamburg.
Die Auseinanderſetzungen über die Fragen des Glaubens und
ſeiner Beziehungen zu Staat und Volk erfahren in der vorliegen=
den
Schrift des bekannten Theologen ihre grundſätzliche und theo=
logiſch
begründete Deutung und Klärung Es iſt die Theſe der
Deutſchen Chriſten, die Prof. Gogarten als Berufener hier auf=
greift
. Das Evangelium ſtellt keinen Widerſpruch zu dem durch
das Volkstum gegebenen Geſetz dar. Im Gegenteil, es bedarf des
Volkstums ebenſoſehr, wie das Volkstum des Evangeliums be=. Das Evangelium wird nur dort rein begründet, wo der
Menſch bereit iſt ſich unter das Geſetz des Volkstums zu ſtellen und
nicht individualiſtiſch ſich zu vereinzeln ſucht.
X

Wilhelm Kohlhaas: Der Häuptling und die Republik. Die Ge=
ſchichte
eines Irrtums. Karton. RM. 4,50. (J. Engelhorns
Nachf., Stuttgart.)

Die Umwälzung, aus der wir heute ſo viel Neues erwachſen
ſehen, hat nicht im Januar 1933, auch nicht im November 1918 be=
gonnen
; ihre Keime waren gelegt, als das Volk in Waffen in
ſeinen Exiſtenzkampf hinauszog, und ſie kündigte ſich offen an, als
in den Materialſchlachten, von 1916 die Gegenſätze Menſch und
Maſchine, Front und Führung, Heimat und Feldheer immer ſtär=
ker
hervortraten. Hier ſetzt nun der Roman von Wilhelm Kohl=
haas
ein. Sein Held iſt der Häuptling Oberleutnant d. R.
Wildenbrunn, ein ganzer Kerl, immer Kamerad, Führer und
Kämpfer, der begeiſtert und mitreißt, immer in der vorderſten
Linie und dort, wo es brenzlich iſt, von ſeinen Leuten geliebt und
von der Etappe ſcheel angeſehen, einer, der nie genug bekommt,
aber nicht etwa aus purer Lebenskraft, ſondern aus tiefer Liebe
zur Heimat. Als Letzter verläßt er die Front und als Erſter mel=
det
er ſich wieder, wie es gilt, die Heimat vor dem drohenden Bür=
gerkrieg
zu bewahren. Mit vollem Bewußtſein der Notwendig=
keit
, aber auch der Tragik ſtellt er ſich der Revolutionsregierung
zur Verfügung, denn er ſieht keinen anderen Weg. So iſt er bald
wieder in endloſe Kämpfe mit den Spartakiſten, Soldatenräten
Bonzen aller Art, Geheimbünden und Verſchwörern verſtrickt,
ſtellt eine Landeswehr auf, geht nach deren Auflöſung ins beſetzte
Gebiet, um zum Schluß das erſte Arbeitslager aufzubauen. Man
hat den Eindruck, daß die künſtleriſche Kraft des Verfaſſers auch
durch eigenes Erlebnis beflügelt wurde; wie unerhört echt iſt dies
alles geſehen, iſt dieſer Dialog geſtaltet! Aber der Autor dieſes
Buches hat nicht nur eine Erinnerung wachrufen wollen, ſondern
zugleich ein Dankes=Denkmal ſetzen für jene ewigen Streiter, die
Ehre und Leib hingaben für das eine Ziel Deutſchland!

* Genialiſierung der Macht (Die deutſche Aufgabe in Europa).
Von Hans von Dettelbach. Verlag Albert Langen Georg
Müller , München, 1933. Broſch. 238 S.
Das Buch will zeigen, wie für den Neubau Deutſchlands und
damit Europas die ſeeliſche Erneuerung nur nach einer großen
politiſchen Aufräumungsarbeit geſchaffen werden kann und wie
unter der Alleinherrſchaft des Intellekts (Mechaniſierung und
Techniſierung) die ſchöpferiſche Kraft Europas geſchwunden iſt.
Man kann dem Verfaſſer nur zuſtimmen, wenn er erklärt, daß
es gegenwärtig praktiſch kein Völkerrecht auf der Welt gibt, und
auch für die Kennzeichnung des bolſchewiſtiſchen Giftes findet Dettel=
bach
zwingende Formulierungen, wie Europa ſoll zum Anhäng=
ſel
Sowjetrußlands, zum aſiatiſchen Kap werden! Kluge Worte
finden wir über die Führerfrage, über den wahren Führer, der
von höheren Gewalten geleitet wird, im Gegenſatz zu dem =
ſaren
, deſſen Sendung darin beſteht, immer tiefer in den allge=
meinen
Leerlauf hineinzuführen. Nach einer glänzenden Anti=
theſe
GoetheLenin entwickelt der Verfaſſer aufbauende Ideen
über Perſönlichkeit und Staat, über Lebensgeſtaltung und Volks=
gemeinſchaft
, Ideen, die dem Abendland einen Wiederaufſtieg
ermöglichen ſollen. Ein ernſtes, leſenswertes Buch,

Edgar v. Hartmann; Auf tauſendjähriger Karawanen=
ſtraße
durch die Mongolei. Mit 48 Bildern in Kupfertiefdruck.
Ganzleinen 5,80 Mk. (Deutſches Verlagshaus Bong u. Co.,
Berlin W 57.)

In eines der am wenigſten erſchloſſenen Länder der Erde
führt dieſes Buch des in Rußland geborenen Deutſchen Edgar
von Hartmann, der nach Zuſammenbruch der weißen Armee ſich
in die Mongolei begab und hier zum Forſcher wurde. Er durch=
zieht
die rauhen, unzugänglichen, in Schnee und Eis ſtarrenden
Gebirge, die Steppen, von Sonnenbrand gedörrt, und ſucht die
wenigen Städte auf, die dieſen Namen im Sinne des Europäers
kaum verdienen. Im nahen Verkehr lernt er die primitiven
Menſchen kennen, die an Härte und Verſchloſſenheit der Natur
des Landes gleichen. Er ſtellt ihre religiöſen Feſte dar ſchildert
ihren Glauben und Aberglauben, ihre Sitten und Gebräuche,
ihr Leben auf ihren Raub= oder Karawanenzügen und bei der
Arbeit. Zugleich berichtet ſein Buch von furchtbaren Schnee=
treiben
im Gebirge, wobei eine Lawine ſein Lager mit Men=
ſchen
, Pferden und Waren verſchüttet, von feindlichen Ueber=
fällen
auf die Karawane, von der Jagd auf Bären und Tiger=
Der Urzuſtand der Natur ſcheint zurückgekehrt zu ſein und der
Urzuſtand der Menſchheit, wo nur der Kampf, die Kraft und
die Tapferkeit gelten. Die zahlreichen Abbildungen des vortreff=
lich
ausgeſtatteten Buches geben Land und Leute ausgezeichnet
wieder.

* Mina Weber, Aufſtieg durch die Frau. Verlag Herder, Frei=
burg
i. B.

Vielleicht kein glücklicher Titel, aber ein gutes Buch! Wichtig
zumal heute, wo in der ſich entwickelnden Neuordnung des deutſchen
Lebens auch die Aufgaben und die Stellung der Frau geklärt ſein
müſſen, damit nicht entſcheidend wichtige Kräfte in eine falſche
Richtung gedrängt werden, Fragen, auf die dies Buch Antwort
zu geben ſucht: Welche beſonderen Kräfte wohnen der Frau inne?
Was bedeuten ſie für die Kultur und das Volks= und Menſch=
heitsganze
? Was bewirkt das Fehlen des richtigen Einſatzes der
fraulichen Eigenkräfte? Wie geſchieht der notwendige Ausgleich
zwiſchen männlicher und fraulicher Denkart und Handlungsweiſe?
Die Antworten, die ſich keineswegs an der Oberfläche halten, ſon=
dern
das Problem gründlich und ſcharf anfaſſen, gehen von der
Mütterlichkeit als urtümlichem Weſen der Frau aus und erken=
nen
auch die Grenzen fraulichen Wirkens. Das Buch verſucht
ſtets, die fruchtbaren Anſatzpunkte fürs praktiſche Leben zu zeigen
und iſt ſomit für jeden wichtig, der am Schickſal der deutſchen Frau
lebendigen Anteil nimmt.
* A. Maeder: Kriſenjahre bei Mann und Frau. Raſcher u. Co.,
Zürich.
Der Verfaſſer der ausgezeichnet und mit großem ſeeliſchen
Wiſſen geſchriebenen Broſchüre ſchildert die Pſychologie der
Wechſeljahre bei Mann und Frau. Er beſtreitet ihre unbedingte
Gefährlichkeit. Er unterſcheidet zwiſchen den Anſprüchen des Un=
gelebten
, die ſich in dieſer Zeit oft einſtellen, und dem Verſuch,
zu einer neuen Anpaſſung an das Leben zu kommen und durch
ſolche Umbildung den Uebergang in eine neue Periode der Herbſt=
reife
zu finden. Ein weſentliches Hindernis für den jetzigen Men=
ſchen
, dahin zu gelangen, liegt in dem ungemäßen Feſthalten am
Jügendideal. Notwendig iſt dagegen ein neues Verhältnis zur
Altersſtufe der Reife und des Alterns.
*
Karl Angebauer, Mit der Flimmerkiſte ins Affenland, Paul
Lieberenz filmt in Afrika. Mit 31 Bildern. Leinen 4,80 RM.
(Brunnen=Verlag, Willi Biſchoff, Berlin SW. 68.)
Paul Lieberenz iſt ein Tatſachenmenſch und kein Mann der
Feder, deshalb hat ſein Freund Karl Angebauer ſelbſt ein
alter Afrikaner, dieſes Buch geſchrieben Flott und vergnügt,
wie die kecke Luſtigkeit des Buchtitels verheißt, hat er dieſen Be=
richt
des vielgeplagten Berliner Kameramannes über ſeine erſte
afrikaniſche Filmjagd hingelegt. Mit erquickender, feſſelnder
Friſche und packender Darſtellungskraft ſchildert er die wim=
melnde
Fülle von fremdartigen Eindrücken, die Lieberenz als
filmender Begleiter des berühmten Afrikaforſchers Hans Schom=
burgk
von Land, Leuten und Tieren in der ſeltſamen Neger=
republik
Liberia mit ſcharf zum Sehen geſchulten Augen in ſich
aufgenommen hat. Und zwiſchen all dem prickelnden Humor und
dem flimmernden Rummel ſteht überraſchend hier und da der
jefe Ernſt, mit dem der fröhliche Berichterſtatter auf einmal voll
herzlicher Teilnahme die Bangigkeit und Not fremder Schickſale
mitfühlt.
Ap. Loisl. Eines Wiener Kindes Auſſtieg zum Licht, von Richard
Plattenheimer, 2. Auflage. (Doppelnummer 2/3 der
Plattenheimer=Bücherei. Verlag Heinrich Minder, Dresden=
Bloſavitz. Preis 1. RM.)
Es iſt die Geſchichte eines Wiener Jungen, der von ſeinem
trunkſüchtigen Vater bedroht, aus dem Elternhauſe flieht und bei
einem Gärtner, der ihm den Vater erſetzt, liebevolle Aufnahme
findet. Er bildet ſich neben ſeinem Gärtnerberuf eifrig fort, und
mühſelig klettert er trotz ſeiner ſchlechten Augen zum Licht empor,
oft zurückgeworfen, auch niedergebeugt, aber nie niedergebrochen,
ein unverbeſſerlicher Idealiſt, immer mildtätig und hilfsbereit
bis zur Torheit, deſſen ganzes Leben nur ein Um und Auf für
andere iſt. Mit einem ihm treu ergebenen Mädchen gründet er
nach Mühen und Kämpfen ein Heim und eine Familie, und als
ſein fleißig ſtrebender Sohn den Doktortitel erringt,, weiß er als
unumſtößliche Wahrheit, daß denen, die von ganz unten kamen,
doch geholfen werden kann‟. Der ſittliche Gehalt ſowie die unbe=
dingte
Folgerichtigkeit der Erzählung wurden von hervorragen=
den
Volks= und Jugendbildnern anerkannt. Zu der würdigen
Ausſtattung des Buches tragen die Holzſchnitte von Franz Kai=
ſer
bei.

Donnerstag, 7. Dezember 1933

* Sinclair Lewis: Falkenflug, Roman. R. Rowohlt Verlag
Berlin. 4,80 RM.
Der Roman, der bereits 1915 in Amerika veröffentlicht wurde
ſcheint mir unter dem Durchſchnitt der Erzählerkunſt des Ver
zu ſtehen. Es wird uns das Leben eines friſchen Jungen, deſſe
Eltern erſt aus Norwegen eingewandert waren, geſchildert. Zu
erſt ſeine Kindheitserlebniſſe in einer Kleinſtadt und auf der
College. Dann treibt er ſich in ganz Amerika herum und verſuck
es mit allen möglichen Berufen. Schließlich wird er Flieger, 190
ein ganz unerhörter Beruf und eine amerikaniſche Berühmthei
Nachdem faſt alle ſeine Kameraden den Berufstod gefunden, gil
er das Fliegen auf und geht in die Auto=Induſtrie. Den Schlu
bildet die Auseinanderſetzung mit dem anderen Geſchlecht. Da
Buch iſt, wie alle des Verf., munter und humorvoll geſchrieber
der Held iſt eine ſympathiſche offene Geſtalt, auch die Liebe=
geſchichte
iſt herb und ohne Sentimentalität. Aber das Ganze
doch Durchſchnitt, das für uns typiſche und wertvolle hat Sincla
Dr.
erſt in ſpäteren Jahren geſchrieben.
Neues Wilhelm=Buſch=Album. Wohlfeile Ausgabe. 42
Seiten Großquart etwa 1500 Bilder, in Ganzleinenban
9,50 RM. Guſtav Weiſe Verlag G. m. b. H., Leipzig.
Es heißt immer, das Lachen wäre teuer geworden, in de
Welt. Das iſt nicht mehr wahr! Seitdem dieſes großartige neu
Wilhelm=Buſch=Album erſchienen iſt, iſt es billiger geworden. 42
Seiten großes Quartformat mit etwa 1500 Bildern dieſes unve=
gleichlichen
Zeichners und Malers und ungefähr ebenſoviele kla
ſiſche Prägungen ſeines unverwüſtlichen Humors und ſeiner abge
klärten Weisheit für noch nicht 10. RM.! Das übertrifft ſcho
bei flüchtiger Betrachtung alles bisher Dageweſene! Es iſt dari
neben den charakteriſtiſchen berühmten Bildergeſchichten vor
Heiligen Antonius zu Padua, von Hans Huckebein, dem Ur
glücksraben, von der Kühnen Müllerstochter bis zu Schnur=
diburr
oder Die Bienen alles, was ſeinerzeit unter den Titel
Schnaken und Schnurren und Kunterbunt unauslöſchliche
Gelächter weckte. Es ſind darin die faſt vergriffenen Buſch=Bilder
bogen, es ſind darin die Köſtlichkeiten der berühmten Sammlur
gen Schein und Sein und Hernach", kriſtalliſiertes Lächel
höchſter Lebenskunſt, zum Teil ſogar in reizvoller Weiſe fakſim
liert, alſo in genauer Nachbildung von Buſchs eigener, gut leſer
licher Handſchrift. Es iſt darin, und das gibt dem Werk no=
einen
ganz beſonderen Wert, ein umfangreicher Proſateil, de
Ernſtes und Heiteres aus des Meiſters Leben und Schaffen erzäh.
und der wirkungsvoll durchſetzt iſt mit Reproduktionen von Werke
ſeiner Hand, die der Oeffentlichkeit bisher kaum zugänglich warer
Schließlich muß aber auch noch gerechterweiſe die buchtechniſch
Leiſtung, die dieſes Album darſtellt, hervorgehoben werder
428 Seiten holzfreies beſtes Papier in Hochquartformat mit er
klaſſigem Druck in Fraktur und vorbildliche Satz= bzw. Bildanord
nung. in graues Natur=Ganzleinen gebunden und in einen Schut
umſchlag gehüllt, der an ſich ſehenswert iſt: In Vierfarbendru
das berühmte Selbſtporträt Buſchs aus ſeiner Malerperiode, und
von Hans Hähnel meiſterlich in Farben umgeſetzt, das efeuüber
ſponnene ſchlichte Bauernhaus, in dem der große Meiſter vor 10
Jahren, 4 Wochen nach Goethes Tod, geboren wurde. Mit einen
Wort: Ein Buch wie ſelten eins, ein Kaleidoſkop deutſchen Ge
müts, aus deſſen tauſend Feldern im unerſchöpflichen Wechſelſpie
Kurt Arnold Findeiſen.
die ewige Sonne lacht.
Balbo: Fliegerſchwärme über dem Ozean. (Rowohlt=Verlag i
Berlin W. 30.)
Italo Balbo, der als Förderer der italieniſchen Luftſchiffahr
weltberühmt geworden iſt, ſchildert in ſeinem Fliegerbuch in un
gemein a chaulicher und packender Art die erſte Ueberfliegun
des Atlanriſchen Ozeans zwiſchen Italien und Braſilien mit einen
italieniſchen Fluggeſchwader. Die Ausführung eines Planes, de
in Beſprechungen mit Muſſolini gereift iſt, gelang erſt nach aben
teuerlichen Zwiſchenfällen. Balbo führt ſein Geſchwader, das vo
ſchwerem Sturm umdroht wird, über das Tyrrheniſche Meer a
die ſpaniſche Küſte und nach Marokko. Von dort geht es die Weſt
küſte Afrikas entlang nach der portugieſ. Kolonie Bolama. Hier be
ginnt der eigentliche Start über den Ozean. Während des Flug
erhält der Führer die Nachricht, daß eines der Flugzeuge Feue
gefangen hat und ins Meer geſtürzt iſt. Die tapfere Bemannun=
iſt
von den Fluten verſchlungen worden. Zwei andere Flugzeug
müſſen Notlandungen vornehmen. Italo Balbo aber erreicht mi
ſeinen Staffeln glücklich die braſilianiſche Küſte. Die beſcheidene
Art, in der Balbo berichtet, läßt ſeinen und ſeiner Gefährten
Heroismus nur um ſo ſtrahlender hervortreten. Der friedliche
Luftſieg Balbos zeigt, daß kein Kontinent mehr iſoliert iſt, ſon
dern daß es eine Brücke von der alten zur neuen Welt gibt.
Die Familie Frohmeier. Roman. Von Anna Hilaria von Eckhel
(Leinen 5 RM., Bergſtadtverlag, Breslau.)
Anna Hilaria von Eckhel hat ſich die Herzen vieler erobert
Auch ihr neues Buch wird wieder weite Verbreitung finden. Die
ſen im alten Oeſterreich ſpielenden Roman zeichnet eine glän
zende Milieuſchilderung der uns Menſchen des 20. Jahrhundert=
in
ihren Formen ſo naheſtehenden Biedermeierzeit aus. Weſent
licher aber ſind die bewußt gezogenen Parallelen zwiſchen den
politiſchen Wollen des damaligen und des heutigen deutſcher
Menſchen. Nach dem Sturz Napoleons erwachte der Gedanke
eines Großdeutſchen Reiches. Was wir heute an Oeſterreich er
leben, iſt der Spiegel eines bereits faſt vor hundert Jahren er
folgten Vorganges. In dieſem großen Rahmen iſt die Geſchichte
der Familie Frohmeier eingebaut, die in ihrem Glück und Un
glück die deutſche Familie verkörpert, deren unzerſtörbares Fun
dament der Glaube und die Treue iſt. Die Sprache des Romanes
iſt in ihrer Einfachheit mitreißend und von jener Geſchmeidigkeit
die in ihrer Harmonie den Leſer entzückt.
Barbara Allen. Hiſtoriſcher Roman von Luze M. Burger
(Müller u. J. Kiepenheuer GmbH., Verlag. Leinen RM. 5,20.)
Dieſer große hiſtoriſche Roman aus dem 14. Jahrhundert läßt
uns ein Frauenſchickſal miterleben von romantiſcher Kindheit bis
zu tragiſchem Ende. Ein Leben voller Leidenſchaft und innerer
Größe.
* Deutſches Blut in aller Welt. Erlebniſſe eines Weltenbumm=
lers
. Von Hanns Kappler. (Drei Türme=Verlag, Berlin.)
Es iſt ſchon ſo, wie es dieſer Weltenbummler erlebt, über=
all
in der Welt ſtößt man auf Deutſche. In allen Zonen
dieſer Erde ſind ſie, Gute und Böſe, Geſcheiterte und Pioniere
des Deutſchtums. Es ſind ihrer gar viele, denen es zu eng ward
in den Mauern Deutſchlands. Sie zogen hinaus und blieben, wo
das Schickſal ſie hinwarf. Immer aber auch blieben ſie deutſch.
Der Abenteurer Kappler verſteht es gut, ſeine Fahrten=Erlebniſſe
zu ſchildern, die ihn faſt um die ganze Erde brachten und auf denen
er immer wieder Deutſche fand.
Heinrich Zerkaulen: Muſik auf dem Rhein.; Roman. (Verlag
Herder, Freiburg i. Br.)
Die Jugendgeſchichte Ludwig van Beethovens aber kein
Muſikerroman, kein Buch, das nur Muſikfreunde anginge. Es
ſteht ganz abſeits der untüchtigen romanhaften Biographien: es
erzählt vom Rheinland, von der Entwicklung eines großen Men=
ſchen
im Rheinland; es will nicht das Leben eines Genius ſenti=
mentaliſieren
, ſondern es erweiſt vielmehr, in welchem Maß Wil=
lensbändigung
, Härte, Unbedingtheit die notwendigen Werkzeuge
der Berufung Beethovens waren. Zerkaulen erzählt von ſeiner
Heimatſtadt Bonn; er gibt ein lebendiges Geſamtbild rheiniſchen
Lebens vor 150 Jahren, in dem Beethoven heranwächſt. In ſtren=
ger
Zuverläſſigkeit und mit epiſcher Ruhe wird das Hofleben in
Bonn, das Familienleben der Beethoven, des großväterlichen Hoſ=
kapellmeiſters
, des väterlichen Hofmuſikus, der verſtändigen und
guten Mutter geſchildert. Weil aber Zerkaulen ein Dichter iſt,
ſo gelingt es ihm. aus all dieſen Berichten ſtärker und ſtärker das
Geheimnis in Beethoven hervorſcheinen zu laſſen, jenen Antrieb,
der in Worte nicht zu faſſen iſt.
Vorbildliche Jugendbücher brachte der Verlag Georg Weſter=
mann
, Braunſchweig heraus.
Die neue Loſung: Gebt der Jugend wahre Bücher, aus denen
ſie Mut und Charakterſtärke, Gemütstiefe und Innerlichkeit, die
echt deutſchen Eigenſchaften, ſchöpft erfüllen Weſtermanns
Jugendſchriften ſeit Jahrzehnten. Der Verlag hat ohne Rückſichk
auf die Mißerfolge in den vergangenen Jahren die Sammlung
fortgeſetzt und bei jeder Neuerſcheinung Wert darauf gelegt, der
Jugend nur vaterländiſche, ſittliche und künſtleriſche Schätze in die
Hand zu geben. Dadurch iſt er in der Lage, heute die geeigneten
Werke zur Auffüllung der durch die Säuberung der Schüler=
Büchereien entſtandenen Lücken zu liefern. Die Anſchaffung wird
durch Preiſe, die den geänderten wirtſchaftlichen Verhältniſſen
Rechnung tragen, erleichtert, ſo daß heute auch mancher in ſeinem
Einkommen beſchränkte Familienvater in der Lage iſt, ſeinen
Kindern ein gutes, kerndeutſches Buch zu kaufen. Es liegen vor
und können beſtens empfohlen werden: Deutſche Volks=
ſagen
von 7. Düſel, Robinſon Cruſoe von D. Defoe=
Vorwärts durch eigene Kraft von Dr. M. Birken=
bihl
, Unſer Graf Zeppelin und ſein Werk von G=
Biedenkapp und H. Alt.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 339 Seite 11

Sporr.
Malde Te lgttat!

Hunodan iin Beittt Harienottg.
Bezirksklaſſe: Rotweiß Bensheim. Bickenbach Lorſch.
Tv. Pfungſtadt Germania Pfungſtadt. Tſchft. Griesheim
Braunshardt. Büttelborn Viktoria Griesheim. Worfelden
Königſtädten. Tv. Arheilgen Groß=Zimmern. Sprend=
lingen
Merck Darmſtadt
Kreisklaſſe 1: Tgſ. 1875 Darmſtadt Beſſungen, Tgde. 1846
Darmſtadt Nieder=Ramſtadt, Ober=Ramſtadt Egelsbach.
Nauheim Walldorf. Wallerſtädten Groß=Gerau. Wolfs=
kehlen
Trebur. Heppenheim Hahn, SV. 98 Darmſtadt
Reſ. Auerbach. Polizei Reſ. Birkenau.
Kreisklaſſe 2: Dreieichenhain Götzenhain. Erzhauſen
Münſter. Poſt Mörfelden Weiterſtadt Nieder=Modau.
DJK. Lorſch Alsbach. Zell Zwingenberg. Groß=Hauſen
DJK. Bensheim. Erfelden Nordheim.
Der zweite Dezember=Sonntag bringt abermals ein vollbe=
ſetztes
Programm.
In Pfungſtadr ſteigt das erſte Lokaltreffen der Rückrunde.
Den Turnern iſt die 3:15=Niederlage gegen Rotweiß ſchwer in die
Knochen gefahren und es bedeutet keine gute Reklame für das
Spiel gegen Germania. Ein Gäſteſieg liegt am nächſten. Rotweiß
erwartet Bensheim. Hier wird es zum glatten Siege der Platzelf
kommen, und von den Bensheimern hängt es ab, möglichſt günſtig
abzuſchneiden. Ein ſpannendes Spiel ſteigt in Bickenbach, wo der
derzeitige Tabellenführer Lorſch antritt. Gelingt es den Gäſten
nicht, zu ſiegen, ſo iſt der Weg für Rotweiß zur Spitze ziemlich ge=
ebnet
. Im Ried hat das Treffen der Tſchft. Griesheim gegen
Braunshardt ähnliche Bedeutung mit dem Unterſchiede, daß die
Gäſte ſelbſt am ſtärkſten intereſſiert ſind. Wir laſſen den Ausgang
offen. Büttelborn ſtellt zurzeit eine recht ſtarke Mannſchaft, ſo
daß der Ausgang gegen Viktoria Griesheim frei erſcheint. König=
ſtädten
hat in Worfelden anzutreten. Ueber die Folgen des Spiel=
abbruchs
war bei der Behörde noch nichts zu erfahren. In der
Nordgruppe ſteigt ein ſpannendes Spiel bei den Arheilger Tur=
nern
. Sie erwarten die ſpielſtarken Odenwälder aus Groß= Zim=
mern
. Man muß das Spiel abwarten, da die Parteien als gleich=
ſtark
einzuſchätzen ſind. Merck begibt ſich nach Srendlingen, wo die
Platzelf wohl ſtarken Widerſtand entgegenſetzen wird.
In der Kreisklaſſe 1 bringt die Landeshauptſtadt zwei
ſpannende Spiele, von denen das Lokaltreffen: Tgſ. 75 Beſ=
ſungen
, an erſter Stelle ſteht. Im Vorſpiel ſiegten die Beſſunger
klar mit 4:0. Die Tgſ. 75 muß ſich daher anſtrengen, um wettzu=
machen
. Im anderen Treffen ſteht für Nieder=Ramſtadt mehr auf
dem Spiel als für die Tgde. 46. Das Vorſpiel brachte mit 8:6 den
Sieg für Nieder=Ramſtadt. Wir neigen diesmal zu einem Siege
der 46er. Ein nicht minder wichtiges Spiel ſteigt in Ober= Ram=
ſtadt
, wo Egelshach ſeine Spitzenſtellung verteidigen muß. Im
Ried erpartet Nauheim eine der zurzeit ſtärkſten Mannſchaften
der Gruppe, nämlich Walldorf. Es geht hier um die Tabellenfüh=
rung
, genau ſo wie in Wolfskehlen gegen Trebur. Erfahrungs=
gemäß
laſſen wir den Ausgang offen. An der Bergſtraße darf man
mit drei Siegen der jeweiligen Platzvereine: Heppenheim, SV.
98 Reſ. und Polizei Reſ. rechnen.
In der Kreisklaſſe 2 werden auch einige wichtige Spiele
ausgetragen. So hat Münſter in Erzhauſen noch nicht gewonnen.
Weiterſtodt wird wohl Nieder=Modau beſiegen. Sein größeres
Intereſſe richtet ſich aber auf das Abſchneiden Mörfeldens bei der
Poſt. Zell ſpielt abermals daheim gegen Zwingenberg und will
ſein ſiebentes Spiel gewinnen. In der Riedgruppe wird es den
Erfeldern ſchwer halten, in der Spitze noch ein Wort mitzureden.
Handball im Kreis Odenwald.
Am Sonntag, den 10. Dezember ſpielen:
Kreisklaſſe I (Süd): Momart Kirch=Brombach.
König Steinbuch. Steinbach Erbach. (Nord); Reinheim
Lengfeld. Kl.=Zimmern Gr.=Bieberau. Nieder=Klingen Gr.=
Umſtadt.
Kreisklaſſe II (Süd); Böllſtein Zell. Michelſtadt
Lützel=Wiebelsbach. (Nord); Schaafheim Heubach. Langſtadt
Hergershauſen. Altheim Kl.=Umſtadt. (Weſt): Reichelsheim
Fr.=Crumbach Pf.=Berfurth Spachbrücken.
Untere Mannſchaften: Steinbach 2. Erbach 2. Förderung der nationalen Arbeit überwieſen werden.
Reichelsheim 2. Lengfeld 2
Spielbeginn 14.30 Uhr, 2. Mannſchaften 13.45 Uhr. Sämt=
liche
Spiele werden zugunſten des Winterhilfswerkes durchgeführt.
Handball=Termine im Gan IIll.
Für die Gruppe Main/Heſſen im Gau Südweſt werden die
Handball=Termine für die Rückrunde bekannt gegeben. Die Liſte
hat folgendes Ausſehen:
31. Dezember: TSg. Fechenheim-Pol. Darmſtadt SV. 98 Darm=
ſtadt
TSV. Herrnsheim TG. OffenbachSV. Wiesbaden,
VfR. SchwanheimTG. Rüdesheim.
Januar: TG. RüdesheimSV. 98 Darmſtadt, TSV. Herrns=
heim
, Polizei DarmſtadtTG. Offenbach
14. Januar: TSG. FechenheimTSV. Herrnsheim, SV. 98 Darm=
ſtadt
SV. Wiesbaden TG. Rüdesheim-Polizei Darmſtadt,
VfR. SchwanheimTG. Offenbach.
28. Januar: Polizei DarmſtadtVfR. Schwanheim TSV. Herrns=
heim
TG. Rüdesheim, TSV. FechenheimTG. Offenbach.
4. Februar: SV. 98 DarmſtadtTSG. Fechenheim TSV. Herrns=
heim
Pol. Darmſtadt, TG. OffenbachTG. Rüdesheim, SV.
WiesbadenVfR. Schwanheim.
11. Februar: Pol. DarmſtadtSV. Wiesbaden, VfR. Schwan=
heim
SV. 98 Darmſtadt, TG. RüdesheimTSG. Fechen=
heim
.
25. Februar: TSV. HerrnsheimTG. Offenbach, SV. Wiesbaden
TG. Rüdesheim SV. 98 DarmſtadtPol. Darmſtadt, VfR.
SchwanheimTSG. Fechenheim.
4. März: SV. 98 DarmſtadtTG. Offenbach, SV. Wiesbaden
TSV. Herrnsheim.
Spielbeginn iſt jeweils um 14.30 Uhr.

Fußball.

Olympia HahnTSV. Meſſel.
Am kommenden Sonntag, nachmittags 2 Uhr, treffen ſich
beide Mannſchaften, die zu den ſpielſtärkſten der Gruppe gehören
(Meſſel führt zurzeit ungeſchlagen die Tabelle) zum fälligen Ver=
bandsſpiel
in Hahn. Normalerweiſe dürfte jedoch Meſſel, das
außerdem noch Erſatz für einige verletzte Spieler einſtellen muß,
um eine knappe Niederlage nicht herumkommen.
Alympiakurſe für Eisſchnelläuſer.
Das Eisſchnellaufen, das in Deutſchland wegen Mangel an
künſtlichen Freilufteisbahnen bisher nur wenig gefördert werden
konnte, wird durch den Deutſchen Eislaufverband mit Rückſicht
auf die bevorſtehenden großen Aufgaben eine ſtarke Unterſtützung
erhalten. Die beſten Berliner Läufer ſind zur Zeit zu einem
Kurſus auf der Bahn am Friedrichsbain verſammelt, und zu
Weihnachten wird es unter Leitung des vom Eislaufverband
eingeſetzten Lehrers Karl Neuſtifter=München einen 14tägigen
Kurſus für die beſten deutſchen Läufer auf dem Staffelſee bei
Murnau geben.
Nachdem die neue Olympiaſchanze am Gudiberg
als gut ane kannt und abgenommen wurde, ſtehen für die Olym=
piſchen
Winterſpiele 1936 in Garmiſch=Partenkirchen vier Sprung=
ſchanzen
zur Verfügung. Falls auf der neuen und alten Gudiberg=
ſchanze
ſowie auf der Kochelbergſchanze nicht genügend Schnee lie=
gen
ſollte, ſo können die Wettbewerbe ſicher auf der hochgelegenen
Hochalm=Schanze ausgetragen werden.
Da der Mülheim=Duisburger Rennverein
ſeine für den 10. Dezember vorgeſehenen Rennen infolge des ſtar=
ken
Froſtes abgeſagt hat, iſt die deutſche Renn=Saiſon endgültig
beendet.

Deutſcher Schwerakhlekik=Berband 1891.
Aus dem Gau 13.
Der 5. Kampfſonntag brachte im Bezirk Nahe folgende
Ergebniſſe: ASV. KreuznachAthl.V. Kirn 14:4 ASV. Bingen
Rheinlands Eiche Büdesheim 10:10, ASV. Mittelbollenbach
Athl. Cl. Hammerſtein 18:2.
Bezirk Darmſtadt=Mainz.
Athl.SV. 88 MainzStemm= u. Ringclub Lampertheim
21:0. Polizei DarmſtadtAthl. Cl. Mainz=Weiſenau 8:12, 1910
Darmſtadt-Vorwarts Groß=Zimmern 7:9, Turngemeinde Die=
burg
KSV. Bensheim 10:7.
88 Mainz konnte ſeinem Bombenſieg von 19:0 vom Vor=
ſonntag
einen eindrucksvolleren Sieg von 21:0 am letzten Sonn=
tag
hinzufügen. Es iſt dies das höchſte Reſultat, das eine Mann=
ſchaft
erreichen kann im Mannſchaftskampf. 7 erkämpfte Siege,
und alle in den erſten 10 Minuten, iſt doch ein Beweis der der=
zeitigen
Stärke der Mainzer Staffel. Lampertheim, das noch
am vergangenen Sonntag den Tabellenführer Turngemeinde Die=
burg
ſchlug, iſt darob verblüfft. Aber unverhofft kommt oft,
und man braucht kein Prophet zu ſein, wenn man Mainz an die
Spitze des Bezirks rechnet. In der Aufſtellung, wie die Mann=
ſchaft
am Sonntag kämpfte, iſt dies ſogar ſehr wahrſcheinlich.
Mainz kämpfte mit Heukeroth, Schunk. Guthmann, Quick, Groß,
Börner und Horn.
Mainz=Weiſenau war bei der Polizei Darmſtadt zu Gaſt und
konnte mit einem 12:8=Sieg ſich weiter an der Spitze halten.
Daß 1910 Darmſtadt, wenn es auch ſchon mehrmals bei den
Endmannſchaften in der Tabelle war, auf eigener Matte gefähr=
lich
iſt, hat auch Groß=Zimmern erfahren, denn ſein Sieg war
äußerſt knapp. Seinen Geſamtſieg hat es mit viel Schweiß er=
rungen
.
Dieburg hatte Bensheim zu dem fälligen Verbandskampf
eingeladen und konnte auch ſeinen Gegner mit 10:7 beſiegen.
Ueber den Verlauf der Einzelkämpfe war bis zum Abgang des
Berichts noch nichts Näheres zu erfahren.
Bezirk Frankfurt: SV. Eiche Hanau-KSV. Neu=Iſenburg
10:10. Athl.SV. FrankfurtViktoria Eckenheim 16:2.
Athl. Cl. Mainz=Koſtheim hatte zu einem Freundſchaftskampf
Hagen Worms verpflichtet, der in zwei Diſziplinen ausgetragen
wurde. Koſtheim gelang es, im Stemmen ſeinen Gaſt mit 2905
Pfund gegen 2665 Pfund im Stemmen im Dreikampf (einarm,
Stoßen, beidarm. Reißen und Stoßen) zu ſchlagen, während es
Worms im Ringen gelang, mit 12,8 zu ſiegen.
Die Tabelle des Bezirks Darmſtadt=Mainz.


88 Mainz Kämpfe Mannſchaftspunkte Siege
60 :18 Mainz=Weiſenau 56 :42 Turngemeinde Dieburg
Polizei Darmſtadt 42:30 46:49 St.= u. Ringcl. Lamperth. 38:56 St= u. Ringel. Lamperth. 38:56 KSV. 1928 Bensheim 39:52 KSV. 1910 Darmſtadt 35:60

Neuformierung in der ſüddeutſchen Schwerakhlekik.
Bekanntlich war die Führung der vier ſüddeutſchen Gaue im
Fachverband 4 (Schwerathletik, Gewichtheben Jiu=Jitſu, Raſen=
kraftſport
) vereint in der Hand des Münchener Hauptmanns
Stahl. Dieſe Anordnung iſt nunmehr inſofern geändert worden,
als jeder der vier ſüddeutſchen Gaue einen ſelbſtändigen
Gauführer bekommt. Für den Gau Baden wurde Schopf=
Mannheim zum Führer beſtimmt und im Gau Südweſt bekam
Heckmann=Dieburg die alleinige Führung.
Schießen.
Das Ehrenſchießen des Pol.=Sportvereins
für die Spende zur Förderung der nationalen Arbeit und Be=
kämpfung
der Arbeitsloſigkeit wurde jetzt abgeſchloſſen. An dem
Schießen haben 333 Schützen teilgenommen. Es konnten ſomit 133,20
RM. einſchließlich des Betrages für die Abzeichen der Spende zur
Die zehn beſten Schützen: 1. Rau 107 Ringe; 2. Binder 103
Ringe; 3. Kirſchner 103 Ringe; 4. Kaſpar, M. 102 Ringe; 5.
Lauber 102 Ringe; 6. Richter 101 Ringe; 7. Ließfeld 101 Ringe;
8. Porchet 100 Ringe; 9. Bönſel 99 Ringe; 10. Hüppe 99 Ringe.
Der Polizei=Sportverein dankt allen Schützen, welche zum
Gelingen dieſer guten Sache beigetragen haben.
Fechken.
Fechten in der DT.
An den Wettkämpfen der Mittelſtufe der ehemaligen 2. Gau=
gruppe
, Frankfurt a M., Offenbach a. M., Hanau Aſchaffenburg
heimVfR. Schwanheim, SV. WiesbadenTGS. Fechen= und Darmſtadt, die am Sonntag in Hanau a. M. ausgetragen
wurden beteiligten ſich von den Fechterinnen und Fechtern der
Tgde Beſſungen Frl. Tilde Ziemer (Florett) und Adolf Schreher
(leichter Säbel). Da die Fechtriegen der beiden Hanauer Vereine,
ſowie die des Turnvereins Aſchaffenburg und des Turnvereins
Bergen jetzt dem Gau Kaſſel zugeteilt ſind, bot dieſes letzte ge=
meinſame
Turnier viel Anregung und beſonders bei den Säbel=
kämpfen
ſpannende Gefechte. Aus der Endrunde wurden der Ober=
ſtufe
zugeteilt: 1. Reiſinger (Eintracht Frankfurt a. M.); 2. Buſch
(Turngemeinde Offenbach a. M.): 3. Mitterer (Turngemeinde
Hanau); 4. Schreher (Turngemeinde Beſſungen 1865).
Waſſerball=Vorbereikungen für 1934.
Anläßlich einer in Leipzig ſtattgefundenen Beſprechung des
Verbandsſchwimmwartes R. O. Brewitz und des Verbands=
Waſſerballwartes E Hofmann=Nürnberg haben ſich die ſport=
lichen
Leiter des DSV. wie man hört ſehr eingehend mit
Waſſerballfragen beſchäftigt.
Insbeſondere kam die Form der nächſtjährigen Waſſer=
ballmeiſterſchaften
zur Sprache. Dabei ergaben ſich in=
ſofern
einige Schwierigkeiten, als die Waſſerballmeiſterſchaft 1934
bereits im Juli auf den Kampfſpielen beendet ſein muß. Da man
außerdem mit einer größeren Beteiligung der Turnermannſchaften
rechnet, dürfte die knappe Zeit vom Juni bis 15. Juli kaum aus=
reichen
, um einwandfrei die vier beſten Endrundenteilnehmer feſt=
ſtellen
zu können. Um nun über die Terminſchwierigkeiten hin=
wegzukommen
und möglichſt vielen teutſchen Mannſchaften die
Gelegenheit zu geben, die Kampfſpiele zu beſuchen, wird die
Meiſterſchaft 1934 offen für alle deutſchen Waſſerballmann=
ſchaften
der Ligaklaſſe ſein und die Vorrundenſpiele voraus=
ſichtlich
in den erſten Tagen der Deutſchen Kampfſpiele vom 23. bis
26. Juli in Nürnberg durchgeführt. Die acht beſten Vereine
wollen alsdann in zwei Gruppen die Kampfſpielmeiſterſchaft aus=
tragen
. Nähere Einzelheiten darüber ſind noch nicht bekannt.
Auch mit den Vorbexeitungen für die Europameiſter=
ſchaften
1934 und des Olympia 1936 ſcheint man ſich beſonders
bei der Beſprechung befaßt zu haben. Um eine Grundlage für die
Auswahl der Nachwuchsſpieler für die Nationalmannſchaft zu
ſchaffen wird angeordnet, daß in allen Gauen und möglichſt auch
Bezirken, repräſentative Mannſchaften aufzuſtellen ſind, die unter
der Führung der Gaufachwarte möglichſt oft zu üben und auf
allen Gau= bzw. Bezirksveranſtaltungen zu ſpielen haben. Weiter=
hin
ſollen dieſe Gaumannſchaften nach Möglichkeit mit den Mann=
ſchaften
benachbarter Gaue oder Bezirke antreten.
Um die Nationalmannſchaft für die kommenden Länderkämpfe
und die Eurovameiſterſchaften vorzubereiten, ſind im Laufe des
Frühjahrs mehrere Trainingsſpiele vorgeſehen. U. a. iſt am 20.
und 21. Januar ein größerer Uehungskurs im Wellenbad zu
Berlin geplant, zu dem man eine Reihe junger Nachwuchsſpieler
heranziehen wird.
Beccali=Dr. Peltzer=Deſſecker, dieſes erſtklaſſige in=
ternationale
Läufertrio, ſoll beim 1. Münchener Hallenſportfeſt
am 16. Dezember einen 1000=Meter=Lauf beſtreiten. Ferner wur=
den
noh verpflichtet: Borchmeyer, Hornberger, Syring. Schilgen
und Zeinkampfmeiſter Sievert.

Richkige Bezeichnungen wählen!
Eine Mikkeilung des Reichsſporkführers.
Die Preſſeſtelle des Reichsſportführers teilt mit: Es beſtehen
Unklarheiten darüber, wie die endgültige Bezeichnung
der ſeitens der Sportverbände zur Führung der Gaue
und Bezirke Eingeſetzten lauten ſoll. Ich habe hierfür
zum Unterſchied von meinen Beauftragten den Namen Führer,
(Gauführer bzw. Bezirksführer) feſtgeſetzt. Hierbei iſt die Be=
zeichnung
des jeweiligen Verbandes vorwegzunehmen, alſo z. B.
Fußball=Gauführer, Waſſerſport=Bezirksführer uſw. Alle anderen
Bezeichnungen ſind unterſagt. Meine Beauftragten haben für die
Innehaltung der vorſtehenden Anordnung Sorge zu tragen.
Sporkverein Darmſtadk 1898.
Die Erwerbsloſenausweiſe ſind fertiggeſtellt und können ab
ſofort bei Hut=Herold. Große Ochſengaſſe 17. gegen Vorzeigung
der Arbeitsamtsausweiſe in Empfang genommen werden.
Neue deutſche Erfolge brachte der zweite Tag des in=
ternationalen
Schwimmfeſtes in Kopenhagen. Die Charlottenbur=
ger
Nixe Traute Engelmann gewann die 100 Meter Bruſt in
1.29,5 Min., Olga Jentſch=Jordan holte ſich das Kunſtſpringen der
Damen, Bernhard Schlüter=Magdeburg ſiegte im 100 Meter
Crawlſchwimmen in 1.03.2 Min., und der Studentenweltmeiſter
Ziegler=Berlin war im Turmſpringen ſiegreich.
Vor nur 17000 Zuſchquern ſchlug am Mittwoch in
London die engliſche Fußball=Nationalmannſchaft Frankreich mit
4:1 (3:0) Toren. Die Engländer waren ihren Gäſten vom Kon=
tinent
ſtändig überlegen und entſchieden das Spiel bereits vor der
Pauſe für ſich.
Geſchäfliches.
Das Gute bricht ſich immer Bahn.
Bei Weinmichel wieder Schlachtfeſt. Der
Pfälzer Hof legt von jeher Wert auf gute Küche. Ganz beſon=
ders
preiswert ſind jedoch die Schlachtfeſtſpezialitäten: für wenig
Geld gibts ſchon was Schmackhaftes. Auch die Auswahl der
Weine verdient Beachtung. Vor allem ſind die 4 Rheingauer,
empfehlenswert.
Was heißt eigentlich NSK von 1929
NSK von 1929 iſt die abgekürzte Bezeichnung des Natio=
nal
=Sozialiſtiſchen Klubs von 1929 in Berlin, in deſſen gaſtlichen
Klubräumen, Wilhelmſtraße 70 a, ſich täglich einheimiſche und
durchreiſende Pg. zu intereſſanten Vorträgen oder geſelligem Zu=
ſammenſein
treffen.
NSKvon 1929 iſt der Name einer neuen, wirklich guten
Zigarette, die von der für Qualitätserzeugniſſe rühmlichſt bekann=
ten
Zigarettenfabrik Lande. G. m. b. H., Dresden, für dieſen Klub
geſchaffen dann aber dem allgemeinen Handel zugänglich gemacht
wurde Es iſt überraſchend, wie dieſe Zigarette in wenigen Wochen
den Markt erobern konnte gibt es doch kaum ein Tabak=
Geſchäft, in welchem die NSK=Zigaretten nicht einen bevorzugien
Platz in der Auslage einnehmen; ein neuer Beweis, daß auch im
Zeitalter der Reklame das alte Wort gilt:

Rundſunk=Programme.

10.10:
10.30:
10.485:
12.00:
13.35:
14.30:
1440:
1600:
18.00:
18.20;
18.35:
19.00:
2.00:
2.10:

21.10:
22.45:
Bo:
23.45:
010:

9.00
9.40:
10.10
10.50:
11.30;
14.45:
15.45:
16.00:
17.00:
17.20:
17.45:
18.05:
18.30:
19.00:
20.00:
20.05:
21.15:
22.30:
23.00:

Frankfurt: Donnerstag, 7. Dezember
Nur für Kaſſel: Werbekonzert.
Nur für Kaſſel: Lokalſendung.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
Köln: Pietro Mascagni. (Zum 70. Geburtstag.)
Stuttg.: Mittagskonzert d. kl. Funkorcheſters. Ltg.: Görſich.
Nur für Kaſſel: Lokale Nachrichten.
Rummelplatz der Jugend. Hörſpiel für Kinder.
Nachmittagskonzert. Lta; Franz Altmeier.
Stuttgart: Spaniſcher Sprachunterricht.
Prof. Dr.=Ing. Adolf König: Wiſſen und Kömen. Technik
und Wiſſenſchaft in ihrer gegeneitigen Ergänzung.
Wolfgang Hermam: Sturm 33. Hans Maikowſki
Breslau: Stunde der Nation: Unbeſchwerte Klaſſik. Konzert
der ſchleſ. Philharmonie. Ltg.: Dr. Herm. Matzke.
Griff ins Heute.
Köln: Bunte Muſik. Mitw.: Erdmuche Fiebiger (Alt). Hans
Haaß (Klavier u. Cembalo), R. Grote (Viola da Gamba
und Cello), Rudi Rhein (Violine), Egbert Grape (Klavier).
Stuttgart: Zur gefälligen Auswahl! Muſikal. Potpourri.
Köln: Unterhaltungsmuſik.
Köln: Perpeiuum mohile. Eine luſtige Tanzſtunde. Es ſpielt
die Funktanzkapelle. Ltg.: Kühn.
Köln: Schlußbericht vom Kölner Sechstagerennen.
Köln: Lebende Komp=niſten. Rich. Strauß auf Schallpl.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 7. Dezember
Schulfunk: Stunde der Berufsſchule. Wir wandern durch
deutſche Wirtſchaftsgebiete.
Ernſt Stimmel auf Sächſiſch, Bayeriſch und Hamburgiſch.
Aus der Edda: Das Lied von Thrym, dem Thurſenfürſten.
Schulfunk: Turn= und Sportſtunde.
Dr. Arthur Rathie: Gleichberechtigung und Abrüſtung in der
Ehe.
Kinderſtunde: Bicke, backe Weihnachtskuchen. Die Didel=
dums
ſingen und ſpielen.
Plaudereien auf der Deutſchen Buchmeſſe.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Dr. Staebel: Der deutſche Student.
Muſik unſerer Zeit. Werke von Knab, Pfitzner u. Reger.
Haydn: Klaviertrio D=Dur.
Zur Unterhaltung: Sächſiſche Weltreiſe mit H. H. Schaufuß.
Dr. Döring: Der Wirtſchaftsberater und ſeine Aufgaben
im dritten Reich.
Breslau: Stunde der Nation: Unbeſchwerte Klaſſik. Konzert
der Schleſ. Philharmonie. Ltg.: Dr. Herm. Matzke.
Kernſpruch.
Hören Sehen Erleben, Intereſſante Szenen aus un=
ſerem
Schallarchiv.
Tanzmuſik. Ralph Siegel mit ſeinen Soliſten.
Felix Linnemann: Der deutſche Fußballſport und ſeine Pläne,
Köln: Perpetuum mobile. Eine luſtige Tanzſtunde.

Weikerbericht.

Trotz des Kaltluftherdes über Deutſchland hat der Luftdruck
ſtark fallende Tendenz, ſo daß Ausläufer des Polentiefs wirkſam
werden und das Heranholen milder Luft Eintrübung verurſacht.
Dabei wird die ſtarke nächtliche Ausſtrahlung unterbunden, wo=
durch
der Froſt etwas abgeſchwächt wird. Vereinzelt kommt es beim
Aufgleiten der Warmluft auch zu leichten Schneefällen.
Ausſichten für Donnerstag: Eintrübung und Abſchwächung des
Froſtes, vereinzelt auch Neigung zu Schneefällen.
Ausſichten für Freitag: Dunſtig und wolkig mit vorübergehendem
Aufklaren, vereinzelt Schneefälle, noch Froſt.

Hauptſchriftlieltung: Rudelf Maupe
Verantwortſich für Politik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe; für Feuilleten, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr & H. Qneiſch; für den Schlußdienſi: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſplegel in Btld und Wort: Dr Herbert Nettei
für den Inſeratentell und geſchäftliche Mitteilungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wltiich ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich / Übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Geiten.

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Nummer 339

Donnerstag, 7. Dezember

Preisbindungen und Produktionsentwicklung
20s Problem der gebundenen Preiſe. Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.

Bedenken gegen Erhöhung der gebundenen Preiſe.

Das Inſtitut für Konjunkturforſchung beſchäftigt ſich in ſeinem
neueſten Wochenbericht eingehend mit dem Problem der gebun=
denen
Preiſe und den Zuſammenhängen, die zwiſchen den Preis=
bindungen
und der Produktionsentwicklung beſtehen. Die vom
Inſtitut für Konjunkturforſchung neu berechnete Indexziffer der
gebundenen Preiſe (1928: 100) hat ſich von 76,9 im April auf 79,7
im Oktober erhöht. Viele der ſeit langer Zeit beſtehenden Kar=
telle
haben ihre Preiſe zwar nicht heraufgeſetzt, in einer ganzen
Reihe von Fällen aber iſt es zu Preisſteigerungen gekommen, die
zum Teil ſchon Eingriffe der ſtaatlichen Stellen notwendig ge=
macht
haben. In den letzten Monaten iſt die Kartellwelle außer=
ordentlich
ſtark im Steigen begriffen. Und vielen Verbänden iſt
es gelungen, ihre Außenſeiter zum Beitritt zu bewegen. Das
Inſtitut rechnet damit, daß gegenwärtig über die Hälfte der in=
duſtriellen
Produktion zu gebundenen Verkaufspreiſen abgeſetzt
wird. Die Erfahrung der letzten acht Jahre zeigt, daß die gebun=
denen
Preiſe in Deutſchland nicht völlig ſtarr ſind. Sie paſſen ſich
aber dem Druck der Konjunktur in der Schwankungstendenz nur
abgeſchwächt an. Im Aufſchwung 192728 folgten die gebundenen
Preiſe dem Umſchwung in den Preiſen aller induſtriellen Roh=
ſtoffe
und Halbwaren mit anderthalb Jahren Verſpätung; gegen=
über
dem Umſchwung der Produktion hinken die gebundenen
Preiſe faſt zwei Jahre nach. Beim gegenwärtigen Umſchwung
haben die gebundenen Preiſe ſehr viel ſchneller reagiert. Die Bin=
dung
der Preiſe hat nicht zu einer entſprechenden Stabiliſierung
der Produktion geführt. Vor dem Kriege gingen die gebundenen
Preiſe im Abſchwung 56mal ſo ſtark zurück wie die Produktion;
gegenwärtig ſchwanken die gebundenen Preiſe nur etwa halb ſo
ſtark wie die Erzeugung. Im Aufſchwung bilden die langſam
ſteigenden Preiſe nicht rechtzeitig eine Bremſe gegen zu teure In=
veſtitionen
; in der Depreſſion hemmen die hohen Preiſe um=
gekehrt
die Durchführung neuer Projekte. Das Inſtitut weiſt
darauf hin, daß dieſe Bindungen der Preiſe nicht aus völlig freiem
Entſchluß der Unternehmer herbeigeführt worden ſind, da ſich auch
auf anderen Gebieten des wirtſchaftlichen Lebens die Bindungen
verſtärkt haben und gleichzeitig innerhalb der Induſtrie die fixen
und die degreſſiven Koſten anteilsmäßig außerordentlich geſtiegen
ſind. Die Kartellpolitik der Unternehmer in der Nachkriegszeit
ſtellt den Verſuch dar, ſich dieſer Neugliederung der Koſten durch
Hochhalten der Preiſe in Kriſe und Depreſſion und durch verhält=
nismäßig
geringe Preiserhöhungen im Aufſchwung anzupaſſen.
Da nun gegenwärtig der Mengenabſatz kräftig zunimmt, der
Druck der fixen Koſten alſo zuſehends zurückgeht, beſteht in den
meiſten Fällen keine Veranlaſſung, die Preiſe für die kartellierten
Waren heraufzuſetzen. In den letzten Jahren haben der Konſu=
ment
wie auch die Abnehmerinduſtrie für eine Produkteinheit
der kartellierten Werte einen ſtändig ſteigenden Teil des eigenen
Arbeitsproduktes aufwenden müſſen, ſo daß ſich geradezu eine
Kartellſchere entwickelte. Da nun mit beginnendem Aufſchwung
mengenmäßig der Bedarf der nichtkartellierten Induſtrien an kar=
tellierten
Produkten ohnehin zunimmt, wäre es eine Benachtei=
ligung
der nichtkartellierten Branchen, wenn gegenwärtig die ge=
bundenen
Preiſe erhöht würden. Die Ausführungen des Inſtituts
gipfeln in der Ueberlegung, daß einer allgemeinen Erhöhung der
gebundenen Preiſe gegenwärtig vor allem folgende Bedenken ent=
gegenſtehen
:
1. Sie entſpräche nicht dem Verhalten der gebundenen Preiſe
im vorangegangenen Abſchwung, den ſie nur ſehr zögernd
und verſpätet mitgemacht haben;
2. Sie würde die Belebung der Mengenproduktion hemmen, die
in letzter Zeit gerade in den kartellierten Grundſtoffinduſtrien
deutlich zu beobachten iſt. Damit aber wäre den kartellierten
Betrieben die wichtigſte Reſerve zur Beſſerung ihrer Koſten
(Steigerung der noch immer niedrigen Kapazitätsausnutzung
und damit Minderung der fixen und der degreſſiven Koſten)
verſperrt.
3. In der Geſamtwirtſchaft würden ſich die Preisrelationen er=
neut
zugunſten der kartellierten Induſtrien verſchieben, nach=
dem
ſich ſchon in den letzten Jahren die gebundenen Preiſe
ſtändig relativ erhöht haben. Damit würden die nichtkartel=
lierten
Induſtrien aber immer weniger imſtande ſein, einen
Anteil am geſamtinduſtriellen Produktionserlös zu erlangen,
der ihrem Anteil an der geſamtinduſtriellen Arbeitsleiſtung
entſpricht:
4. Die ſchnelle und wirkſame Entlaſtung des Arbeitsmarktes in
der Geſamtwirtſchaft würde gefährdet ſein;
5. Dieſe allgemeinen Ueberlegungen ſchließen vereinzelte Preis=
aufbeſſerungen
nicht aus, wenn der vorangegangene Ab=
ſchwung
die Ertragsverhältniſſe einer Induſtrie völlig zer=
ſtört
hat oder beſondere ſtrukturelle Faktoren, dieſe Preis=
erhöhung
bedingen.

Wiriſchaftliche Rundſchau.

Indexziffer der Großhandelspreiſe im Monatsdurchſchnitt
November. Im Monatsdurchſchnitt November 1933 ſtellt ſich die
vom Statiſtiſchen Reichsamt berechnete. Indexziffer der Groß=
handelspreiſe
auf 96,0 (1913 gleich 100); ſie hat ſich gegenüber
dem Vörmonat (95,7) um 0,3 Prozent erhöht. Die Indexziffer
der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 93,7 (plus 1.1 Proz.), Ko=
lonialwaren
72,6 (minus 0,1 Proz.), induſtrielle Rohſtoffe und
Halbwaren 88,7 (minus 0,2 Proz.) und induſtrielle Fertigwaren
113,8 (unverändert).
Stand der Winterſaaten im Deutſchen Reich Anfang Dezem=
ber
. Die im Vormonat herrſchende milde und trockene Witterung
war für die Durchführung der Feldarbeiten ſehr günſtig. Die
Einſaat des Wintergetreides konnte faſt überall noch vor Eintritt
des Froſtes beendet werden. Der Stand der frühen Saaten iſt
im allgemeinen befriedigend. Ihre Entwicklung ging jedoch in=
folge
der Trockenheit nur langſam vor ſich. Bei den Spätſaaten
iſt das Wachstum häufig noch im Rückſtand, zum Teil ſind ſie noch
nicht aufgelaufen. Die Mäuſeplage hält trotz der Bekämpfungs=
maßnahmen
in allen Teilen des Reichs unvermindert an. Großer
Schaden, der ſtellenweiſe bereits zu Umpflügungen geführt hat,
wurde namentlich in den Klee= und Luzernefeldern verurſacht.
Aus der pfälziſchen Schuhinduſtrie. In einer Ausſprache im
Induſtrie= und Handelsgremium Pirmaſens wurde mitgeteilt,
daß zur Zeit in der pfälziſchen Schuhinduſtrie 25 000 Arbeiter be=
ſchäftigt
werden. Davon kommen auf die Stadt Pirmaſens rund
13 000 Arbeiter in 369 Fabriken, auf den Landbezirk 9200 Arbei=
ter
in 155 Fabriken. Der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie iſt es in
dieſem Jahre möglich geweſen. 2000 Arbeiter wieder in den Pro=
duktionsprozeß
einzureihen. Der Vorſitzende des Induſtrie= und
Handelsgremiums bezeichnete den Gedanken, einen gemeinſamen
Vertrieb von Schuhwaren durch die Kleininduſtrie zu organiſie=
ren
, als erwägenswert.

Produkfenmärkfe.

Frankfurter Getreide= und Futtermittel=Großmarkt vom 6. 12.
Weizen 195, Roggen 170, Sommergerſte 181183,50, Hafer 145
147,50. Weizenmehl mit Austauſch 28,7529,65, desgl. ohne Aus=
tauſch
27,2528,15. Roggenmehl 060prozent. Ausmahlung 23,50
bis 24,00, desgl. ſüdd. Spezial Null 24,00. Weizenkleie 10,8511,
Roggenkleie 10.3510,60 Tendenz: ſtetig.
Berliner Großmarkt, für Getreide vom 6. Dezember. Das
Preisniveau am Getreidegroßmarkt war heute wenig verändert.
Die Umſatztätigkeit wird weiter durch die Witterungsverhältniſſe.
beeinträchtigt. Anregungen vom Konſum und vom Exportgeſchäft
lagen kaum vor, an der Küſte war der Abſatz im allgemeinen
weniger ſchwer, als an den binnenländiſchen Stationen. Für Wei=
zen
und Roagen nannte man etwa geſtrige Preiſe: Exportſcheine
waren auf Baſis der geſtern bezahlten Preiſe angeboten. Weizen=
und Roggenmehle haben laufendes Bedarfsgeſchäft.

Auch zu Beginn der geſtrigen Berliner Börſe ließ die
Publikumsbeteiligung trotz verſchiedener günſtiger Wirtſchafts=
nachrichten
noch zu wünſchen übrig. Es beſtand, zwar eine nicht
unfreundliche Grundſtimmung, auf einigen Märkten zu bemerken=
des
Angebot brachte aber in die Kursgeſtaltung eine gewiſſe Un=
ſicherheit
. Als ſich dann herausſtellte, daß dieſe zum Verkauf kom=
mende
Ware nur unbedeutenden Umfang hatte, wurde die Stim=
mung
beſſer und die Kurſe, die etwas ſpäter feſtgeſtellt wurden,
zeigten ſchon vorwiegend, Kursbeſſerungen. Mit Befriedigung
ſtellte man feſt, daß die Ruſſenverkäufe der letzten Tage vollkom=
men
aufgehört haben, was man übrigens damit begründet, daß
die Wechſelverpflichtungen bis zum 7. d. M. abgedeckt ſein müſ=
ſen
, ſo daß jetzt noch vorgenommene Abgaben für die Geldbeſchaf=
fung
zu ſpät kämen. Da die Befeſtigung in New York eine Folge
der neuen Dollarſchwäche war, konnte ſie ſich, wenn überhaupt,
nur geſchäftshemmend auswirken. Auf den einzelnen Markt=
gebieten
kam, die eingangs erwähnte Unregelmäßigkeit in der
Kursgeſtaltung deutlich zum Ausdruck. Von Montanwerten die
an und für ſich infolge des gemeldeten höheren Ruhrkohlenabſatzes
etwas lebhafter waren, konnten Harpener 0,5 Prozent gewinnen,
während Hoeſch 1,5 Proz. einbüßten. Die Kalinebenwerte gaben
bis zu 2,25 Proz, nach, während Salzdetfurth 1 Proz. gewannen.
Am Chemiemarkt gingen die Rückgänge bis zu 1 Proz. Elektro=
papiere
waren dagegen überwiegend gebeſſert. Chadeaktien zogen
um 2 Mark an. Sonſt ſind noch Julius Berger mit minus 2 Proz.
und Dortmunder Union mit minus 3 Proz., ſowie Bremer Wolle
mit minus 6 Prozent gegen letzte Notiz recht ſchwach veranlagt.
Auch Verkehrswerte waren gedrückt. Schiffahrtsaktien verloren

4 Millionen für Inſtandſehung von Binnenſchiffen.

bis zu 1,5 Proz. Bahnen bis zu 1,75 Proz. Am Bankenmarkte

konnten, ſich Reichsbankanteile um 2 Proz. erholen. Verſpätet
kamen Akkumulatoren 3,5 Proz. höher zur Notiz, wie überhaupt
im Verlaufe Beſſerungen bis zu 0,5 Prozent eintraten. Starke
Nachfrage beſtand nach Stahlobligationen, die zirka 3 Prozent
gewannen, da verlautete, daß das Landgericht in Düſſeldorf der
Klage der Berliner Privatbankiers ſtattgegeben habe. Auch die
zertifizierten Dollarbonds hatten im Verlaufe wieder lebhafte
Umſatztätigkeit bei um 12 Prozent anziehenden Kurſen.
An der Frankfurter Börſe zeigen ſich ſtärkere Ermüdungs=
erſcheinungen
. Die Umſätze ſind auf ein Minimum zuſammen=
geſchrumpft
. Es gab nur einige Spezialbewegungen. Vor allem
war das Geſchäft in Dollarbonds noch ziemlich rege, wenn auch
die geſtern hervorgetretenen, ſtarken Kursſteigerungen ſich hier
nicht mehr fortſetzten. Nur Stahlvereinbonds waren beachtlich
höher und bis 59 (56,75) gebeſſert. Seitens der Bankenkundſchaft
lagen nur wenig Kaufaufträge vor; auch die Kuliſſe hielt zurück.
Auf der anderen Seite waren die in den erſten Tagen des Monats
vorliegenden Sperrmarkverkäufe der Ruſſen beendet. Unter dem
Eindruck der großen Geſchäftsſtille war die Börſenhaltung unein=
heitlich
, ohne daß weſentliche Kursverſchiebungen eintraten Far=
beninduſtrie
eröffneten mit 122 (122½) und zogen bis 12238 an.
Rütgers gaben 1, Erdöl 1 Prozent nach; Scheideanſtalt und Gold=
ſchmidt
gut behauptet. Montanwerte ziemlich widerſtandsfähig,
wobei der weiter geſtiegene Ruhrkohlenabſatz, der nunmehr den
Stand vom November 1931 überſchritten hat, anregte. Im wei=
teren
Verlauf hielt ſich das Geſchäft ſowohl am Aktien= als auch
am Rentenmarkt in beſcheidenen Grenzen. Gegenüber den erſten
Notierungen trat faſt keine Veränderung ein. JG. Farben be=
feſtigten
ſich auf 123 (1223). Am Montanmarkt war Phönix ½
freundlicher. Der Elektromarkt blieb auf den erſten Kurſen be=
hauptet
. In Stahlobligationen war das Geſchäft recht lebhaft.
nachdem der Kurs vorübergehend 59,5 notierte. Gegen Schluß
trat abermals eine Befeſtigung von 1 Proz. ein. Der Renten=
markt
zeigte bis auf ſpäte Schuldbücher, die um 0,25 Prozent auf
91,75 Prozent zurückgingen, behauptete Kurſe.
Die Umſätze zur Abendbörſe waren an allen Märkten
wieder ſehr gering. Nachfrage beſtand nur für Moenus=Maſchinen,
die auf Grund eines günſtigen Berichts über die Geſchäftslage
ſchon in den letzten Tagen ſtärker im Kurſe anzogen. Der Kurs
lag heute bei 48,5 um 2,5 Prozent höher und es erfolgte eine Zu=
teilung
von nur 4050 Prozent. Im übrigen waren die Kurſe
nur geringprozentig verändert. Farben eröffneten 0,25 Prozent
leichter und gingen ſpäter nochmals um ½ Prozent zurück. Mon=
tan
= und Elektrowerte lagen etwas freundlicher und gewannen
bis 78 Prozent. Reichsbankanteile gaben 2 Prozent ab.

Das Reichsverkehrsminiſterium war ſeit Wochen bemüht, iw
Zuſammenhang mit den Maßnahmen der Reichsregierung zuu
Behebung der Arbeitsloſigkeit aus Mitteln des 100 Mill.=Fonds
für Wohnungsinſtandſetzungen an Binnenſchiffen durchzuführen
durch die der Binnenſchiffahrt Darlehen zur Inſtandſetzung ihrer
Fahrzeuge zugeführt werden ſollten. Die Aktion konnte nicht
weiter verfolgt werden, da ſich ergeben hatte, daß die erforder=
lichen
Sicherheiten für ſolche Darlehen meiſt nicht aufzubringen
waren. Nunmehr hat ſich ermöglichen laſſen, aus dem 500 Mill.=
Fonds für die Inſtandſetzung von Gebsn bis zu 4 Millionen
RM. für die Inſtandſetzung von Binnenwchiffen abzuzweigen. Au=
dieſen
Mitteln werden Reichszuſchüſſe gewährt, und zwar inner=
halb
gewiſſer Höchſtgrenzen von 20 Prozent bei gewöhnlichen In=
ſtandſetzungen
und Umbauten und von 50 Proz. bei Arbeiten, die
notwendig ſind, um dem Schiff die Klaſſe zu erhalten oder wie=
derzugeben
. Außerdem werden Zinsvergütungsſcheine wie beim
Gebäudeinſtandſetzungsfonds abgegeben.
Die Zuſchüſſe ſind der Höhe nach durch beſondere Sätze pro To
oder PS. begrenzt. Die Arbeiten müſſen bis zum 1. April 1934
durchgeführt ſein. Die Verteilung der Zuſchüſſe iſt den Ländern
übertragen. Die Länder haben die entſprechenden Weiſungen er=
halten
und werden unverzüglich die Stellen bekanntgeben, an die
die Anträge zu richten ſind und die über die Anträge zu befinden
haben. Die Richtlinien und Antragsmuſter werden im Reichs=
verkehrsblatt
bekanntgegeben werden.
Die Frage einer Finanzierung von Abwrackplänen muß, da
Mittel hierfür nicht zur Verfügung ſtehen, zurückgeſtellt bleiben,

Der Rabakt in den Filialbekrieben.

Aus Berlin wird gemeldet: Der Reichsverband deutſcher
Nahrungsmittel=Filialbetriebe teilt mit: Das Reichskabinett hat
bekanntlich am 23. Nov. 1933 ein Geſetz über Preisnachlaß ver=
abſchiedet
, durch welches ſowohl der im Einzelhandel übliche Bar=
rabatt
als auch die Rückvergütung der Konſumvereine auf höch=
ſtens
2 Prozent begrenzt worden ſind. Nachdem durch Erlaß dieſes
Geſetzes klare Rechtsverhältniſſe geſchaffen worden ſind, haben ſich
die in der Pfalz, im rhein=mainiſchen Wirtſchaftsgebiet und im
Regierungsbezirk Kaſſel vertretenen Nahrungsmittel= Filial=
betriebe
entſchloſſen, mit Wirkung ab 7. Dezember 1933 die bis
zum Frühjahr in ihren Betrieben übliche Rabattgabe wieder auf=
zunehmen
, und zwar in der durch das neue Geſetz feſtgelegten
Höhe von 3 Prozent.

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 6. Dezember ſtellten ſich für
Kupfer: Dezember 38,75 (39) Januar 38,75 (39.25). Februar/
39 (39.50), März 39 25 (39.75), April 39.50 (40). Mai 40 (40.25),)
Juni 40.25 (40.50), Juli 40.50 (41). Auguſt 41 (41.25) September
41.25 (41,75), Oktober 41.50 (42), November 41.75 (42.25) Ten=
denz
: abgeſchwächt. Für Blei: Dezember. Januar 15.75 (16))
Februar 15.75 (16.25). März 16 (16.50). April 16 (16.75). Mai
16.25 (16.75). Juni 16.25 (17), Juli. Auguſt 16.25 (17.25), Sep=
tember
, Oktober 16.50 (17.50), November 16.75 (17.75). Tendenz:
ſtetig. Für Zink: Dezember 19.75 (20) Januar 19.75 (20.25),
Februar 19,75 (20.75). März 20 (21), April 20.50 (21) Mai 20.75
(21.25), Juni 21 (21.75), Juli 21.25 (22) Auguſt 21.50 (22.50),
September 21.75 (22.50), Oktober 22 (22.75). November 22.25 (23).
Tendenz: ſtetig. Die erſten Zahlenbedeuten Geld, die in Klam=
mern
beigefügten Brief.

Kleine Wirkſchaftsnachrichken.

In der Aufſichtsratsſitzung der Gothaer Lebensverſicherungs=
bank
auf Gegenſeitigkeit wurde mitgeteilt, daß die geſchäftliche
Entwicklung der Bank einen durchaus befriedigenden Abſchluß er=
warten
laſſe.
Der Dollar ſchwächte ſich geſtern wieder ab. In Berlin ſtellte
ſich die Parität auf 2,64 RM.
Den Bemühungen des Reichsverkehrsminiſteriums iſt es ge=
lungen
, zur Inſtandſetzung von Binnenſchiffen RM. 4 Millionen;
aus dem 500 Mill.=Fonds für die Inſtandſetzung von Gebäuden
abzuzweigen.
In der GV. der Portland=Zementwerke Heidelberg= Mann=
heim
=Stuttgart A.G wurde auf Antrag des Verwaltungsrates
das Kapital um 3 Mill. RM. auf 27 Mill. RM. verringert.
Die Südweſtdeutſche Gas=AG., Frankfurt a. M., konnte im
abgelaufenen Geſchäftsjahre den Verluſtvortrag von RM. 6699
voll tilgen und darüber hinaus noch einen Gewinn von RM. 58311
erzielen.

Berliner Kursbericht
vom 6. Dezember 1933

Deviſenmarkt
vom 6. Dezember 1933

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

Re

50.

56.50
9.625
15.
10.375
23.25
130.625
42.50
12.625
61.135
141.
108.

Mete
Elektr. Lieferung
F. 6. Farben.
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und

M
87.50
123.125
56.50
83.75
84.125

Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke.
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel

61.375

64.75
115.25
56.25
82.
60.25
38.
29.625

Meee
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali I
Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali.

17.125
50.50
153.50
13.75
36.375
114.50

Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

46.50
15.
85.375
14.25
71.25
66.
8o.

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Beloien
Italien
Paris

Währung Geld Brief Währung Geld Briel 100 finn. Mk. 6.0041 6.056 Schweiz 100 Franken 61.12 bi.a8 1o0 Schilling a8.05 48.15 Spanien 100 Peſetas 34.29 24.35 ſtoo Tſch. Kr. 12.325 12.445
Danzig 100 Gulden 81.42 2159 100 Pengö Japan Yen 0.821 16.723 100 Leva 3.oan zaßs Rio de Janeiro. 1 Milreis 0.229 0.231 100 Gulden 168.78 169.12 Fugoſlawien 1 100 Dinar 5.227 5.305 100 Kronen 6a. 53 168,67 Bortugal. 100 Escudos 12.44 12.46 100 Kronen 60.39 61.01
Athen 100 Drachm. 2.398 2.400 100 Kronen 70.33 70.47
Iſtambul türk. 1.272 1.977 1 S.Stg. 3,83 13.67 Kairo ägypt. 2 4,01 14,05 1 Pap. Peſo 0.363 0.867 Kanada 1 eanad. Doll., 2.684 /2.cg8 1 Dollar. 2.637 2.643/ Uruguah 1 Goldpeſo 1.38 1.401 100 Belga s8.30 58.42 Fsland 100 isl. Kr. 61.69 Si.a1 100 Lire 22,08 22.12 Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 76.251 5.43 100 Franes 18.40 16.44 1
Riga 00 Lats 80,09 80.18

Zurmſtägter und Karionaroant Surmtast, aitan dii Brrsdher Dunt
Frankfurter Kursbericht vom 6. Oezember 1933.

Mee
Gr. IIp. 1934
1935
n 1938
1937
1938
Gruppe!
6% ODtſch. Reichsanl.
v. 27
9 Intern. , v.30
6%Baden ... v.27
69Bayern .. v.27
69Heſſen. . .. b.29
69 Preuß. St. v. 28
6% Sachſen .. v. 27
6%Thüringen v. 27
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4. Ab=
löſungsanl
.. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
. ...
6% Baden=Baden.
GBerlin ...v.24
6%Darmſtadt . . .
69Dresden . . v.26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v.26
SMginz.
62Mannheim v.27
6%München b.39
62Wiesbaden v.28

6%Heſſ. Landesbk.
Goldoblig.
5½2% Heſſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liquid.=

102
98.5
5.25
82.25
89
95.4
102
93.25
89.5
92.5
93
91.5
10371,
98
892,

90I=

16.6

8.75
G7
73.25
84.25
76.5

78.5
83.5
81.75

87

90
85.25

PM e
Hyp.=Bk. Liqu.=
Komm. Obl. . ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig
6½Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
R.12
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½2%0 Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
Ausl. Ser.
Ausl. Ser.III.
Dt. Komm Samm.,
Abl. (Neubeſitz).
6%Berl. Hyp.=Bk.
%o Lig.=Pfbr.
GFrkf. Hyp.=Bk.
½ 2%0 Lig. Pfbr.
Goldoblig.
NFrkf. Pfbr.=Bk
Lig.=Pfbr.
8Mein.Hyp.=Bk.
5½22g 7 Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½2%0 n. Lig. Pfbr
6%Rhein. Hyp.
Lig. Pfbr
Goldoblig
Südd. Boden=
Cred.=Bank
Lig. Pfbr.
6%Württ. Hhp. B.

92
89

84

90
90.75
90

88
167.75

16.5

91
91
91.5
893),
85
86,
90.25
90.5
90
93.5
92.5
91
91.
88.5

93.5

94

94

6.5
3.325

18‟Daimler Benz. / 57, 7
69 Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26/ 89.5
62Mitteld. St ihl. 86.25
%o Salzmann&Co. 84
6% Ver. Stahlwertel 59.25
6%VoigteHäffnerl 73
5. 6. Farben Bondsl1o8
5%Bosn. L.E.B.
L.Inveſt.
9Bulg. Tab. v. 08
4½%0 Oſt. Schätze., 12.5
4%Oſt. Goldrente. 14.25
15%vereinh. Numän! 4.2
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20

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 7. Dezember 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 339 Seite 13

Copyright by Auguſt Scherl
G. m. b. H., Berlin.
26). Nachdruck verboten.
Es handelt ſich um Fräulein Doktor Petra Aſtern beſtätigte der
Unterſuchungsrichter. Er wandte ſich wieder an den Geſchichtsprofeſſor.
Sie können mir hierüber keine Auskunft geben?
Ich kann nur anheimſtellen, die junge Dame ſelbſt zu fragen.
Das ſoll geſchehen, ſobald wir ihrer habhaft geworden ſind. Es iſt
ſicher nur die Frage weniger Tage.
Als die drei Herren vom Unterſuchungsrichter entlaſſen waren, ſagte
der Alteſte der drei Hageſtolze: Der erſte von uns Zeckſchen Jungens, der
ſich auf Weiber einläßt, muß auch gleich ſo haarſträubendes Pech erleben
doch wohl bloß, um uns andere zu warnen.
Julius und Paul lachten kurz auf aber ihre Geſichter blieben
dabei doch bedenklich ernſt.
Petra hatte die Beſorgniſſe ihrer Schlafabteilgenoſſin erfreulicher.
weiſe nicht erfüllt: nachdem ihr Heißhunger geſtillt war, ſchlief ſie ihren
ffeſten, geſunden Jugendſchlaf, bis der Schaffner eine halbe Stunde vor
Köln an die Tür pochte.
Als ſie in Köln auf dem Bahnſteig entlang ging, um ſich in einem
der nen eingehängten Wagen einen Platz zu ſichern, ſtieß ſie auf kein
bekanntes Geſicht. Auch Monſieur Ronſard begegnete ihr nicht: vermut=
lich
bildete der jetzt ſchon in Pyrmont beim Morgentraining ſeiner be=
rühmten
Frau auf dem Tennisplatz in einem ſeiner modiſch=köſtlichen
Flanellanzüge das Entzücken von weiblichen Hotelgäſten aller Alters=
ſtufen
, die ſich hernach um das Glück reißen würden, auf dem Puppchen=
ſitz
ſeines Motorrads herzerſchütternde Ausflüge in die waldreiche Um=
gebung
mitmachen zu dürfen. ..
Petras vorläufiger Plan ſtand feſt. Sie beſaß die Adreſſe eines
Agenten in Brüſſel, der ihr zunächſt an die Hand gehen mußte. Es kam
ihr darauf an, in Roubaix irgendeine Beziehung zu Dr. Dubois und
Pierre Perron, dem Vater von Frau Barthelot, herzuſtellen.
In einem Eſtaminet in der Nähe des Fiſchmarkts hatte ſie kurz nach
ihrer Ankunft in Brüſſel mit dem Flamen eine längere Unterredung. Herr
Snyders machte einen nichts weniger als Vertrauen erweckenden Eindruck
auf ſie. Seine Haupteinnahmequelle ſchien der Schmuggel von und nach
Holland zu bilden. Es war klar, daß ihm auch ſonſt jede Geſetzwidrigkeit,
die Profit verſprach, zuzutrauen war. Eins ſeiner Nebengeſchäfte beſtand
in der Beſorgung falſcher Päſſe und ſonſtiger Ausweispapiere. Seine
erſte diskrete Frage berührte dieſen Punkt, denn er hatte Herrn von
Gipkens, auf deſſen Empfehlung ſich Petra berief, für deſſen Erkundungs=
fahrten
als Privatdetektiv ſchon mehrmals nach dieſer Richtung hin aus=
helfen
müſſen. In Roubaix war Herr Snyders gut bekannt; er ſagte, er

E
DIIEN

kenne dieſes ganze Textildreieck um Lille herum, an der franzöſiſch=
belgiſchen
Grenze, wie ſeine Hoſentaſche. Die Auskünfte, die ſie von ihm
erhielt, waren für ſie ſehr wertvoll. Freilich mußte man hellhörig ſein,
wenn man ihn verſtehen wollte. Er ſprach nämlich die meiſten Sätze gar
nicht zu Ende, ſondern ergänzte ſie durch Zungenſchnalzen und Augen=
zwinkern
. Seine große Zeit hatte Herr Snyders während des Kriegs
erlebt. Die Deutſchen waren, wie er Petra verſicherte, zuverläſſige Leute.
Sie hatten bezahlt, ohne zu feilſchen. Natürlich konnte man Aufträge, wie
ſie ihm erteilt wurden, nicht zugunſten einer einzigen Partei durchführen
die andere wollte auch einen kleinen Vorteil davon haben . . . Petra
wunderte ſich natürlich über nichts, ſie nahm dieſe Bekenntniſſe als etwas
ganz Selbſtverſtändliches hin. Aber in Wahrheit war ſie entſetzt über die
zyniſche Offenheit des redſeligen Eſtaminetbeſitzers. Dieſer Herr Snyders
hatte im Krieg Spionagedienſt ſowohl für ſeine Landsleute wie für die
Deutſchen geleiſtet. Heute brauchte er ja kein Hehl mehr daraus zu machen.
Sprach er mit einem Landsmann, ſo hatte er natürlich für die verdammten
Deutſchen damals den Dienſt nur zum Schein übernommen. . . Vor
einiger Zeit hatte ihm da ein alter Kamerad aus der Geheimſektion ein
Buch geſchickt, das in Paris erſchienen war. Es hieß Des espions et des
esplonnens‟. Er holte es aus einer Schublade unter der Tonbank, ein
abgegriffenes Bändchen aus ſchlechtem Holzpapier in gelbem Umſchlag.
Stolz erklärte er, darin komme auch er vor. Aber ſein richtiger Name ſei
nicht genannt, nur der Spitzname, den ſie ihm damals gegeben hatten
Pere Lachaiſe. Die Leutchen nämlich, die er bei ſich aufgenommen und
vor den Augen der Beſatzung verborgen gehalten, hätten ſich bei ihm ſo
unangefochten fühlen können wie auf dem berühmten alten Pariſer
Friedhof. Aber das habe hier in Brüſſel eine luſtige Wiederauferſtehung
gegeben, bei Pére Lachaiſe, als die Deutſchen die Stadt hätten räumen
müſſen!
Petra blätterte in dem zerflederten franzöſiſchen Buch. Es war voller
Stolz einer Reihe von beſonders geſchickten Spionen und Spioninnen
gewidmet, die im Auftrag des franzöſiſchen Generalſtabs ihr Leben
riskiert und auch eingebüßt hatten. Ein paar Proben, die Petra im
Durchfliegen erhaſchte, zeigten ihr die Einſeitigkeit der Darſtellung: der
Verfaſſer nannte die Tätigkeit der Deuxiemes Bureaux, die die fran=
zöſiſche
Spionage leiteten, eine bittere Notwendigkeit, aufgezwungen
vom Feind, um deſſen Geheimaktionen aufzudecken. Jeder franzöſiſche
Spion war ein Held, jeder feindliche aber ein Schurke. Dieſer kindlichen
Auffaſſung jetzt noch zu begegnen, ſo lange nach dem Krieg, erſchien Petra
unfaßbar. Ubrigens war das Buch durchaus keine trockene Darſtellung,
an verſchiedenen Stellen brach auch etwas wie Witz oder Satire durch,

zum Beiſpiel, wenn der Verfaſſer ſich luſtig machte darüber, wie es ſeinen
Helden und Heldinnen gelungen war, die deutſchen Beſatzungsbehörden
zu überliſten. Petra biß ſich an der Lektüre feſt und bat Herrn Snyders,
das Buch behalten zu dürfen. Er wollte ihr es gern verkaufen, aber zuerſt
müſſe ſie die Stelle über Pere Lachaiſe leſen! Das tat ſie denn auch und
war klug genug, ſeine vergnügte Stimmung begreiflich zu finden. Inner=
lich
dachte ſie: die armen Deutſchen, die ſich hier im Kriege in ſotrügeriſchen
Hoffnungen wiegten!
Am Abend im Hotel und auf der Weiterfahrt las ſie das Buch zu
Ende. Der Hauptzweck, es erſcheinen zu laſſen, war wohl der, die Hin=
richtung
verſchiedener Frauen nachträglich noch zu rechtfertigen: die
Geſchichte der Mata=Hari, der Francillard, der Prinzeſſin Wiszniewska,
der Tichelly und anderer Spioninnen, die von der franzöſiſchen Findigkeit
entlarvt worden waren, wurden darin dargeſtellt auf Grund amtlichen
Materials. Petra fühlte bei der Schilderung der grauſamen Szenen, die
ſich bei der Vollſtreckung des Todesurteils jedesmal abgeſpielt hatten, wie
ihr Herz ſich zuſammenzog. Aber ſie empfand nicht etwa Furcht, obwohl
ſie wußte, daß der Auftrag, den ſie da übernommen hatte, nicht un=
gefährlich
war, denn auch heute noch war da oder dort mit verſtecktem
Fanatismus zu rechnen. Der Trieb, der Wahrheit über die Geſtalt der
Frau von Lolli näherzukommen, beherrſchte ſie ſchon zu ſtark, als daß ſie
einer ängſtlichen Regung nachgegeben hätte. Die ihr geſtellte Aufgabe
war ſpannend und gab ihr einen Einblick in die Nebenfächer des Rechts=
lebens
, von denen ſie während ihres langen Univerſitätsſtudiums noch
gar keine Vorſtellung gehabt hatte. Und ihr innerſter Beweggrund war
kein Haß= oder Rachegefühl, ſondern Wunſch und Wille, einem Menſchen,
den ſie liebte und den ſie in ſeinem Werk bedroht ſah, einen Dienſt zu
erweiſen.
In dem Buch war au verſchiedenen Stellen auch von der Verſchickung
größerer Bevölkerungsgruppen die Rede, die von den Deutſchen während
des Krieges vorgenommen worden war. Hauptſächlich waren es Frauen,
die man über die holländiſche Grenze ſchaffte, weil ſie in der beſetzten
Zone läſtig fielen. Der Verfaſſer ſtellte mit beſonderem Triumphgefühl
feſt, daß ſich unter dieſen Flüchtlingen, die mit deutſcher Hilfe über
Holland nach England, zum Teil auch nach Frankreich gelangten, einige
der wichtigſten Agentinnen des franzöſiſchen Geheimdienſtes befunden
hatten: ſo zum Beiſpiel Mademoiſelle S., die ſehr geſchickt die Rolle einer
blonden deutſchen Lehrerin in R. geſpielt habe, dort von dem Nachrichten=
offizier
des deutſchen Armeeoberkommandos angehalten und für den
deutſchen Spionagedienſt benutzt worden ſei. Man denke ſich das freudige
Erſtaunen, als ſich bei der Landung der Evakuierten in Southampton die
blonde Mademoiſelle S. dem britiſchen Nachrichtenchef zu erkennen
gegeben habe! Noch zahlreiche ſolche Hiſtörchen waren in dieſen Kapiteln
berichtet. Aber Petra blätterte immer wieder zurück und las die Geſchichte
der deutſchen Lehrerin von neuem. Und ſie verglich damit die Darſtellung,
die Benjamin Zeck ihr von ſeiner erſten Begegnung mit Frau von Lolli
gegeben hatte. Das war in Roubaix geweſen, wvo ſie ſich als freulaine‟
im Hauſe von Dr. Dubois befand. Unvorſichtig, höchſt unvorſichtig von
dem Verfaſſer des aufſchlußreichen franzöſiſchen Buches, dieſe Geſchichte
jetzt ſchon periszugeben (lediglich um die ſportliche Überlegenheit auf
dieſem Gebiet zu beweiſen), zu einer Zeit, wo die geſchickte blonde Agentin.
auf deutſchem Boden weilte und ihre Kunſt auf einem neuen Gebiet zu
betätigen ſuchte.
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finnen
größer iſt als die auf der Steuer=
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vermerkte Zahl, ſo hat die oben=
genannte
Stelle auf Antrag eine Er=
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der Steuerkarte vorzunehmen.
Der Nachweis iſt zu erbringen durch
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oder der letzten Quittung über die Bei=
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zur Krankenkaſſe. Der An=
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entlaſſen und nicht innerhalb
eines Monats eine andere Hausgehilfin
eingeſtellt wird. Wird hiernach die Zahl
der beim Steuerabzug zu berückſichti=
genden
Hausgehilfinnen niedriger als
die auf der Steuerkarte vermerkte Zahl,
dann iſt der Arbeitnehmer verpflichtet,
ſpäteſtens nach Ablauf eines Monats
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