Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Franfurt a. M. 1301
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 339
Donnerstag, den 2. Dezember 1933. 196. Jahrgang
21 mm breiie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 24 Reichspig.
Finanz=Anzelgen 35 Reichspfg. Rellamezeile 92 mm
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freibung ſällt jeder Rabatt weg. Bankonto Deutſche
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Huneniſces Anthiant un Geif.
Jalien fordert grundlegende Reform des Völkerbundes, Loslöſung vom Rahmenwerk des Verſailler
Verkrags und anderer Dikkake. — Auskriktsdrohung für den Fall der Nichkreformierung des Bundes.
Der Beſchluß des Großen Basciſtenraks
EP. Rom, 6. Dezember.
Der Große Fasciſtenrat hat in ſeiner geſtrigen Sitzung
be=
ſchloſſen, daß Italien unter gewiſſen Bedingungen
weiter im Völkerbund bleiben ſoll. Die offizielle
Erklä=
rung hierzu beſagt folgendes: „Der Große Fasciſtenrat beſchäftigte
ſich in ſeiner letzten Sitzung eingehend mit der Lage des
Völker=
bundes und beſchloß, daß Italien ſeine Mitgliedſchaft
aufrecht=
erhalten ſoll unter der Bedingung, daß der Völkerbund ſich in
kür=
zeſter Friſt radikal reformiert. Dieſe Reform muß ſich erſtrecken
auf die Völkerbunds=Statuten, auf die Funktionen des
Völker=
bundes und auf ſeine Ziele.”
* Der Beſchluß des Großen Fasciſtenrates wird in den
näch=
ſten Wochen die internationale Diskuſſion beherrſchen. Nach den
jüngſten Andeutungen, die aus Rom kamen, mußte mit einer ſehr
energiſchen Tonart gerechnet werden. Der Fasciſtenrat iſt aber
weſentlich weiter gegangen. Er hat eine Reform
desVölker=
bundes an Haupt und Gliedern binnen kurzer
Friſt verlangt und den Austritt Italiens aus dem
Völkerbund in Ausſicht geſtellt, falls dieſem
Wunſche nicht entſprochen werden ſollte.
Es fragt ſich nun, ob die Mitgliedſtaaten des Bundes bereit
ſein werden, ſich in ernſthafte diplomatiſche Verhandlungen im
Sinne der Italiener einzulaſſen. Zunächſt liegt auch nur der
Be=
ſchluß vor und es iſt jetzt Sache der italieniſchen Diplomatie, dieſe
Forderungen den Mitgliedsſtaaten zur Kenntnis zu bringen.
Uns berührt das, was ſich nunmehr zwiſchen den Italienern
und dem Völkerbund entſpinnt, direkt nicht mehr. Wir ſpielen
jetzt lediglich die Rolle des intereſſierten Zuſchauers. Bei einer
Kritik des römiſchen Beſchluſſes müſſen wir allerdings feſtſtellen,
daß er den Niederſchlag der Erfahrungen darſtellt, die die ganze
Welt mit dem Völkerbund ſeit ſeiner Gründung gemacht hat.
Der Fasciſtenral wünſcht eigen Völkerbund.
der mit der Bergangenheit nichts mehr zu lun
hal, ſondern eine Völkergemeinſchaft darſtell.
die fähig iſt, große Probleme mit Ausſichk auf
Erſolg anzupacken.
Wenn wir jetzt auch abſeits ſtehen, ſo begrüßen wir es doch,
daß der Fasciſtenrat den Völkerbund vom
Rah=
menwerk des Verſailler Vertrages und
ande=
rer Nachkriegsverträge und Diktate befreien
will. Dieſe Verträge waren ja für Genf immer richtunggebend
und haben ſich immer einem wirklichen Ausgleich ſtörend in den
Weg geſtellt. Sie haben den Bund daran gehindert,
Friedens=
arbeit zu leiſten, ſie haben den Zuſtand des Unfriedens und der
ewigen Kriegsdrohungen verewigt, ſo daß allmählich alle
Völ=
ker den Glauben an die Genfer Einrichtung
ver=
loren. Wenn jetzt auch noch Italien ausſcheiden ſollte, dann
blieben als Großmächte nur noch Frankreich und England übrig,
d. h. ſo ziemlich alle Staaten, die als Hauptnutznießer des
Verſailler Diktates anzuſprechen ſind, blieben in Genf
unter ſich.
Der Austritt Deutſchlands aus Genf hat dem Völkerbund
be=
keits einen ſchweren Schlag verſetzt. Man ſprach ſeinerzeit davon,
daß der Völkerbund nunmehr zum Eingehen verurteilt ſei. Die
Völkerbundsbürokratie hat ungeheure Anſtrengungen gemacht, um
den Preſtigeverluſt, der durch Deutſchlands Austritt automatiſch
in die Erſcheinung trat, wieder einigermaßen wettzumachen. Aber
fruchtbringender und erfolgreicher iſt ſeitdem die
Völkerbunds=
arbeit nicht geworden.
Der Fasciſtenrat hat allerdings eine beſtimmte Friſt für die
Durchführung einer grundlegenden Reform nicht geſetzt. Das
Ulti=
matum von Rom iſt nicht ſo aufzufaſſen, als ob ſchon im
Früh=
jahr nach der einen oder anderen Richtung Klarheit vorhanden
ſein müßte. Sorgfältige diplomatiſche Vorarbeiten ſind nun
ein=
mal nötig, die auf Grund der Erfahrungen nicht von einer Woche
zur anderen greifbare Erfolge zeitigen werden. Im kommenden
Herbſt aber wird der Große Fasciſtenrat vor der Frage ſtehen,
nunmehr zu entſcheiden, was endgültig werden ſoll, weil bis dahin
wohl die Beſprechungen über die Reform der Genfer Einrichtung
ſoweit gediehen ſind, um einigermaßen beurteilen zu können, ob
der Völkerbund in abſehbarer Zeit eine neue Form und einen
neuen Inhalt bekommen wird.
Die lehke Chance für Genſ.
Genf, 6. Dezember.
Der Beſchluß des Großen Fasciſtiſchen Rates in Rom hat
in Genfer Völkerbundskreiſen neue Sorgen
er=
beckt. Man iſt ſich darüber klar, daß Italien einen weiteren
Schrit: in einer Richtung getan hat, die es endgültig von Genf
wegführen kann. Gleichzeitig weiß man im Völkerbund genau,
5 Italiens Austritt das Ende ſein würde. Es
er=
cheint ausgeſchloſſen, daß man eine Diskuſſion der
Völkerbunds=
eform im Sinne der italieniſchen Wünſche hier einfach ablehnen.
Trotzdem wird man damit rechnen müſſen, daß einfluß=
Genfer Kreiſe dieſe Reform — während ſie ſcheinbar auf
eingehen — in der Praxis doch ebenſo zu ſabotieren
ver=
ſichen werden, wie ſeinerzeit die Abrüſtungskonferenz. In
italie=
liſchen Kreiſen des Völkerbundes erklärt man, daß Italien mit
Dieſem Beſchluß dem Völkerbund eine letzte Chance geben wolle,
ein wirklicher Völkerbund und eine politiſche Realität zu werden.
Deutſchengliſche Ausſprache.
Der engliſche Bokſchafter beim Kanzler.
TU. Berlin, 6. Dezember.
Amtlich wird mitgeteilt: Geſtern ſtattete der engliſche
Bot=
ſchafter Sir Eric Phipps dem Reichskanzler Adolf Hitler einen
Beſuch ab.
*
* Die amtlichen Stellen haben ſich damit begnügt, über den
Beſuch des engliſchen Botſchafters beim Kanzler eine kurze
Mit=
teilung der Oeffentlichkeit zu übergeben. Gegen die Gefahr, daß
nun in der ausländiſchen Senſationspreſſe allerlei erfundene
Kombinationen über den Inhalt und Verlauf dieſer Beſprechung
veröffentlicht werden, ſind ſie damit natürlich nicht geſchützt. Sehen
doch verſchiedene Kreiſe im Ausland voller Unbehagen zu, wie ſich
in England allmählich eine Stimmung ausbreitet, von der man
zwar nicht behaupten kann, daß ſie ausgeſprochen deutſchfreundlich
iſt, die aber doch alle Anzeichen einer betonten Deutſchfeindlichkeit
verliert. Wir brauchen nur einmal die Einſtellung Englands uns
gegenüber aus dem Frühjahr und Sommer mit der heutigen zu
vergleichen, um ſofort zu erkennen, daß in England doch einige
Wandlungen eingetreten ſind. (Siehe auch unſeren geſtrigen
Leit=
artikel: „Englands gewandelte Haltung‟. Die Schriftleitung.)
Wieweit der am 18. Oktober in das
Botſchafter=
palais in der Wilhelmſtraße eingezogene neue
Vertreter des engliſchen Königs mitgeholfen hat,
zwiſchen Deutſchland und England eine beſſere Atmoſphäre zu
ſchaffen, läßt ſich heute von außen nicht ſagen. Bei ſeinem
Amtsantritt hat er aber dem Reichspräſidenten
erklärt, daß es nötig ſei, auf finanziellem,
wirtſchaftlichem und uolitiſchem Gebiet zu einem
zwiſchenſtaatlichen Zuſammenwirken zu
kom=
men, und daß er nicht nur mit allen Kräften freundſchaftliche
Beziehungen anſtrebe, ſondern auch ein gegenſeitiges
Ver=
hältnis von Treu und Glauben ſchaffen wolle. Er hat
damit ſeine Aufgabe als Vertreter Englands auf deutſchem Boden
kurz umriſſen, hat aber auch — und das geht aus der Erwiderung
des Reichspräſidenten hervor — auf deutſcher Seite allerſtärkſte
Bereitwilligkeit gefunden, ihn in der Richtung ſeines Zieles zu
unterſtützen. Es wird natürlich noch ungeheurer Anſtrengungen
bedürfen, um eine echte deutſch=engliſche Freundſchaft herzuſtellen.
Wenn aber auf beiden Seiten in dieſem Streben nicht nachgelaſſen
wird, wird es ſchließlich doch gelingen, das wieder aufzubauen,
was zwiſchen beiden Staaten durch den Krieg und das Verſailler
Diktat zum Einſturz gebracht worden iſt.
Reuker über den Beſuch des briliſchen Botfchafters
beim Reichskanzlei.
WTB. London, 6. Dezember.
Reuter meldet zu der einſtündigen Unterredung, die der
britiſche Botſchafter geſtern mit dem Reichskanzler über die
Ab=
rüſtungsfrage hatte, die deutſche Regierung warte jetzt auf einen
Schritt der neugebildeten franzöſiſchen Regierung in der Frage
der Verhandlungen, da ſie den Standpunkt vertrete, daß die
kürzlichen Beſprechungen zwiſchen dem deutſchen Reichskanzler
und dem franzöſiſchen Botſchafter in Berlin eine Antwort von
Seiten der franzöſiſchen Regierung erforderten.
*
Rein gatgegenommen grantreigs
in der Abrüſtungsfrage.
Neue Enkkäuſchung Henderſons in Paris.
Die Unterhaltung zwiſchen dem Präſidenten der
Ab=
rüſtungskonferenz, Henderſon, und dem franzöſiſchen
Außen=
miniſter Paul=Boncour hat ein Ergebnis gehabt, das uns
nicht ſonderlich überraſchen kann. Wir hatten urſprünglich die
Hoffnung, daß es doch allmählich gelingen würde, im Laufe der
deutſch=franzöſiſchen Unterhaltungen auf der Gegenſeite
Verſtänd=
nis für unſere Lage zu erwecken. Inzwiſchen iſt ein
Regierungs=
wechſel eingetreten, von dem ſich nicht behaupten läßt, daß er den
Verſtändigungsbeſtrebungen einen beſonderen Auftrieb gegeben
habe. Die Regierung in Paris ſteht auf ſo ſchwachen Füßen, daß
ſie es gar nicht wagen darf, die Deutſchland gegenüber
eingeſchla=
genen alten Gleiſe zu verlaſſen.
Paul=Boncour hat denn auch in ſeiner Ausſprache mit
Henderſon die Unnachgiebigkeit Frankreichs auf
dem Gebiete der Abrüſtungspolitik erneut
un=
terſtrichen. Dieſe Haltung Frankreichs hat ja dazu geführt,
daß Deutſchland die Abrüſtungskonferenz und gleichzeitig den
Völkerbund verließ. Inzwiſchen haben ſich England und Amerika
von der Erklärung des 14. Oktober, die für unſeren Austritt der
letzte Anſtoß war, ſtark diſtanziert. Lediglich Frankreich hält an
der Diskriminierung Deutſchlands feſt. In der Unterhaltung hat
Paul=Boncour ſeinem Gaſt noch einmal auseinandergeſetzt, daß
Frankreich an der vierjährigen Probezeit und
an der Kontrolle nicht rütteln läßt.
Herr Henderſon, der noch immer hofft, mit ſeiner
Abrüſtungs=
konferenz irgendwelchen Lorbeer verdienen zu können, dürfte ſtark
enttäuſcht Paris verlaſſen haben. Das, was ihm Paul=Boncour
ſagte, kann nicht als Auftrieb für die Abrüſtungsberatungen im
Januar angeſprochen werden, ſo daß wahrſcheinlich das
Ab=
rüſtungspräſidium im Januar einen neuen Vertagungsbeſchluß
wird faſſen müſſen.
* Gökkerdämmerung
des franzöſiſchen Parlamenkarismus.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
P. Paris, im Dezember 1933.
Nach einer kurzen Kriſe wurde die Regierung Sarraut durch
die Regierung Chautemps erſetzt. Die Lage in der franzöſiſchen
Politik hat ſich dadurch nicht weſentlich geändert. Dennoch iſt
die ſo ſchnelle Nacheinanderfolge der Kabinette nicht gleichgültig,
ſie markiert den Weg der Entwicklung der franzöſiſchen
Innen=
politik. Man fragt ſich neuerdings wieder ſeltener, wohin dieſer
Weg führen ſoll; entweder hat ſich ſchon jeder innerlich darüber
ſeine Meinung gebildet, oder man läßt ſich durch die Analogie
mit den früheren Kriſenzuſtänden irreführen. Das wäre
ver=
hängnisvoll, aber nicht ganz unverſtändlich, denn die Betrachtung
der franzöſiſchen Innenpolitik erzieht zur Skepſis und Apathie,
Die neue Regierung brachte ungefähr dieſelben Namen,
welche die vorangehenden bildeten. Sie ſteht auch vor denſelben
Aufgaben. Das verſpricht nicht viel. Wäre die Kammer logiſch
und zum folgerichtigen Handeln gewöhnt, dann müßte ſie auch
die Regierung Chautemps ſo ſchnell wie möglich ſtürzen.
Die Logik und die Folgerichtigkeit werfen der franzöſiſchen
Kammer ſelbſt ihre verbittertſten Kritiker nicht vor. Was aber
noch nicht bedeutet, daß die Ausſichten der Regierung
Chau=
temps günſtig ſind.
Die Frage der Regierungsmehrheit iſt weiter ungelöſt. Die
Regierung ſtützt ſich auf die radikalſozialiſtiſche Partei und ſie
hofft von Fall zu Fall von den benachbarten Gruppen die
not=
wendige Unterſtützung zu erhalten. Es iſt reine Glücksſache, wie
lange ihr das gelingen wird. Die größte Schwierigkeit bedeutet
nach wie vor die Wiederherſtellung des Budgetgleichgewi gts.
Der Miniſterpräſident Chautemps wurzelt ganz in der
Innenpolitik. Ja, er ſteckt vielleicht zu tief darin. Er iſt aber
immerhin ein genug erfahrener Politiker, um ſich nicht ohne
ge=
wiſſe Sicherheiten vor die Kammer zu ſtellen. Er verſuchte
da=
her, ſeinem Kabinett möglichſt ſtarke perſönliche Unterſtützungen
zu ſichern. Aus dieſem Grunde wurde auch Herriot als
Ver=
treter Frankreichs beim Völkerbund gewonnen. Ein Schachzug,
über deſſen Wert man einige Zweifel hegen darf. Herrior
unter=
ſtützt von außen jede gemäßigt=linksſtehende Kombination, ob
das aber den Regierungen viel nützt, bleibt fraglich.
In immer ſchnellerem Tempo wechſeln die Kabinette. Aber
von einem Syſtemwechſel kann dabei nicht die Rede ſein. Es iſt
ein ewiger Reigen, weiter nichts. Die öffentliche Meinung in
Frankreich wird dabei immer ungeduldiger. Die finanzielle Lage
Frankreichs, die die günſtigſte aller Staaten der Welt ſein
könnte, wenn ſich nur ein Finanzminiſter finden ließe, der nicht
nur Ideen, ſondern auch Macht beſitzt, wird immer
verzweifel=
ter. Das iſt verſtändlich. Das Vertrauen der großen Maſſen wird
durch die Unfähigkeit der ſich abwechſelnden Regierungen, einige
unbeliebte Sparmaßnahmen durchzuführen, gänzlich zerſtört. Und
man beginnt ſich immer ernſter für das Schickſal des Franken zu
beunruhigen.
Die rechtsſtehende Oppoſition tut alles, um eine
Panik=
ſtimmung herbeizuführen. Schon früher hat ſie mit dieſen
ge=
fährlichen Waffen die ihr mißliebigen Regierungen bekämpft.
Dabei ſcheint es recht fraglich, ob ſie zu etwas anderem als zu
einer unproduktiven Kritik fähig iſt. Der Zwiſt zwiſchen der
Gruppe Tardieu und der Gruppe Flandin hat das Preſtige der
Rechtsparteien zum großen Teil zerſtört. Dieſe völlige
Uneinig=
keit der Rechten erſcheint vielleicht äußerlich weniger kraß als die
Uneinigkeit der Gruppen, die an den Regierungsgeſchäften direkt
teilnehmen können. Die Oppoſition hat es in dieſer Hinſicht
immer leichter. Aber in der politiſchen Welt läßt man ſich
da=
durch nicht täuſchen. Und man weiß es, daß, um eine
lebens=
fähige Regierung auf breiter Grundlage zu bilden, die
Partei=
rahmen nicht nur rechts, ſondern auch links gebrochen werden
müßten. Das wäre inſofern nicht einmal ſo ſchwer, weil die
führenden Perſönlichkeiten in der franzöſiſchen Politik und mit
wenigen Ausnahmen die Achtung der Kammer ebenſo ſehr
ver=
loren haben wie die Achtung der breiten Maſſen. Die Stellung
der zahlreichen Gruppenführer in der Kammer iſt erſchüttert,
ſo daß die ſogenannten „kleinen Deputierten” im gegebenen
Falle vielleicht vielmehr einer ſtarken Perſönlichkeit folgen
wür=
den, als man es im allgemeinen glaubt. Von dieſer Seite wären
Ueberraſchungen durchaus denkbar. Es müßte aber eine
Perſön=
lichkeit kommen, der weniger der Ruf der Elaſtizität und mehr
der Ruf der Energie vorangeht.
Trotz der notoriſchen Unſicherheit in der Innenpolitik ruht
die franzöſiſche Außenpolitik nicht vollkommen. Faſt möchte man
glauben, daß die Ereigniſſe es ſelbſt ſind, die ſie auf einen
Weg drängen, der zu einem Fortſchritt führen kann. Die
Ver=
handlungen mit Deutſchland ſcheinen endlich aktuell. — Die Idee
der direkten Verhandlungen hat ſehr viel an Volkstümlichkeit
gewonnen. Ein Meinungsumſchwung in dieſem Punkte war
un=
aufhaltbar. Daß er vorhanden iſt, das merkt man am ſicherſten
durch die Sprache, die hier England und Italien gegenüber
geſührt wird. Die Vermittlungstätigkeit aus London und Rom
in den letzten Jahren wird einer recht ſtrengen Kritik
unier=
zogen und ihr manche Verantwortungen aufgebürdet. Man mag
darüber denken wie man will, jedenfalls fallen bei dieſer
Be=
trachtungsweiſe einige intereſſante Lichter auf die europäiſche
Politik. Die Außenpolitik, welche die franzöſiſche Rechte erſehn:,
erſcheint in dieſer Beleuchtung noch blaſſer und blutloſer. Sie
hat in dieſer Beziehung kein beſſeres Erbe hinterlaſſen, als in
der Finanzpolitik. — Für die Stimmung in Paris iſt es
charak=
teriſtiſch, wie mißtrauiſch jetzt alles, was aus London kommt
be=
trachtet wird. Die Nachricht von der Möglichkeit einer engliſchen
Anleihe genügte, um ein engliſches Eingreifen in die
franzö=
ſiſche Innenpolitik zu befürchten. Und ſelbſt die
franzoſenfreund=
lichen Erklärungen einiger engliſcher Politiker begegnen hier
einer bitteren Fronie.
Seite 2 — Nr. 339
Donnerstag, 7. Dezember 1933
Die Motziaſher Sauverkandigen
über den Körper= u. Geiſteszuſtand van der Lubbes.
Leipzig, 6. Dezember.
Der Reichstagsbrandſtifterprozeß ſteht dicht vor dem Abſchluß
der Beweisaufnahme. Der Senat beabſichtigt, heute noch ein
um=
fangreiches Arbeitsprogramm zu bewältigen und dann eine
mehr=
tägige Pauſe zur Vorbereitung der Plädoyers eintreten zu laſſen.
Notfalls wird aber noch der morgige Donnerstag zu Hilfe
genom=
men werden müſſen. Den intereſſanteſten Teil der heutigen
Ver=
handlung bildeten die Gutachten der mediziniſchen
Sachverſtändi=
gen über den körperlichen und geiſtigen Zuſtand van der Lubbes.
Geheimrat Dr. Bonhoeffer=Berlin betont, daß
Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten van der
Lubbe nicht vorliegen. Der Sachverſtändige kommt zu dem
Ergeb=
nis, daß ſich keine Anhaltspunkte dafür ergeben, daß
van der Lubbe bei Begehung der Tat
geiſtes=
krank war oder den Paragraphen 51 für ſich in
Anſpruch nehmen konnte.
Privatdozent Dr. Zutt=Berlin fügt dem Gutachten
von Profeſſor Bonhoeffer hinzu, daß es ſich bei dem Verhalten
des Angeklagten van der Lubbe um einen ganz verſtändlichen
Verlauf handele. An der Zurechnungsfähigkeit des
Angeklagten zurzeit der Begehung der Tat habe
er keinen Zweifel.
Auch Obermedizinalrat Dr. Schütz=Leipzig
vek=
tritt die Anſicht, daß das Zuſtandsbild des Angeklagten während
der Verhandlung im weſentlichen eine Verteidigungshaltung war.
Er ſei auch heute zurechnungsfähig und vollkommen
geiſtig geſund.
Die mediziniſchen Sachverſtändigen werden dann entlaſſen.
Die Verwendung des Bußmitkels „Sangajol”.
Es kommt dann die Frage des im Reichstagsſitzungsſaale auf
dem Geſtühl verwandten Putzmittels zur Sprache. Sehr bald ſtellt
ſich heraus, daß die Theſe, die Ausbreitung des Brandes wäre
durch dieſes Mittel ſtark begünſtigt worden, vollkommen haltlos
iſt. Der Hausinſpektor des Reichstages, Oberverwaltungsſekretär
Soranowitz bekundet, daß dieſes Putzmittel zweimal
im Jahre im Sitzungsſaal verwendet worden iſt.
zuletzt ein ganzes Jahr vor dem Reichstagsbrand,
nämlich im Herbſt 1931 und auch da nur in Verbindung
mit feſtem Bohnerwachs. Der Zeuge überreicht dem Präſidenten
ein Stückchen Holz, deſſen eine Hälfte er zu Hauſe mit dem Stoff
präpariert hat. Er hat dann Brandproben vorgenommen, und wie
er unter allgemeiner Heiterkeit mitteilt, feſtgeſtellt, daß die nicht
eingewachſte Seite eher zu brennen anfing, als die andere.
Nunmehr äußert ſich der Sachverſtändige Dr. Schatz zu der
Frage der Verwendung des Putzmittels Sangajol. Er ſchildert
die Zuſammenſetzung und erklärt, dieſes Sangajol habe die
Eigen=
ſchaft, ebenſo wie die Schwerbenzine, nach einer gewiſſen Zeit zu
verdunſten. Es bleibe ein geringer Rückſtand zurück, der aber nach
einiger Zeit vollkommen austrocknet und nicht mehr zu einer
Gas=
bildung neige.
Die Behauptung, daß ſich durch den ſtändigen Gebrauch dieſes
Putzmittels auf den Möbeln eine Kruſte bildet, aus der ſich beim
Erhitzen Gaſe entwickeln, die durch eine Flamme in Brand geſetzt
werden können, bezeichnete der Sachverſtändige als völlig abwegig.
Er fährt fort: Unſere Verſuche haben beſtätigt, daß Sangajol, auf
Eichenholz ausgeſchüttet ſchon nach 3½ Stunden überhaupt keine
nennenswerten Rückſtände mehr zurückläßt, vor allem keine
Rück=
ſtände, die zur Gasbildung neigen. Man iſt nicht in der Lage, mit
einem Streichholz oder einer Kerze ſolche getränkten Bretter in
Brand zu ſetzen. Es ſteht, ſo betont Dr. Schatz, mit völliger
Sicherheit feſt, daß im Plenarſaal eine ganz erhebliche Menge
brennbarer Flüſſigkeit verbrannt iſt; der ganze Ablauf des
Brandes ſpricht allein dafür. Ich bleibe unverändert bei meinem
Gutachten. Ich habe keine Theorien aufgeſtellt, ſondern mein
Gut=
achten gründet ſich auf poſitive Feſtſtellungen.
Der Sachverſtändige nimmt dann vor dem Richtertiſch
Brandproben vor.
Nach Vernehmung weiterer Zeugen, die jedoch keine
weſent=
liche Bekundungen mehr machen können und nach längerer
Bera=
tung teilt der Vorſitzende mit, daß die Beweisaufnahme bis auf
das Schlußgutachten Dr. Schatz” über die Peter=Quittungen
ge=
ſchloſſen iſt.
Der Vorſitzende beraumt die nächſte Sitzung auf Mittwoch,
den 13. Dezember, vormittags 10 Uhr, an.
* Volkskum und Kunſt.
Von Dr. Guſtav Barthel.
Das Geſchehen unſerer Tage in ſeiner gewaltigen politiſchen
Auswirkung allein zu werten, genügt nicht, um die ungeheure
Tragweite dieſes Geſchehens für das Volksganze zu begreifen.
Wir ſind ja noch jung, im Sinne einer national geeinten
Volk=
heit jung. Nicht als ob unſer Volkstum jung wäre, wenn es
auch noch unverbraucht iſt, — aus ſeinen unerſchöpflichen
Quel=
len floß immer wieder die Erneuerung deutſchen Weſens in
kritiſchen Zeiten. Aber das Bewußtſein eines national geeinten
Volksganzen, das iſt jung, wenigſtens im Vergleich mit anderen
Völkern, die die Einheit der Nation und Kultur ſchon ſeit
Jahr=
hunderten ihr eigen nennen. England, Frankreich, Italien —
blickten wir nicht voll Beſchämung auf die Einheitlichkeit der
Meinung in Fragen der nationalen Ehre und auf die einmütige
geiſtige Entſchloſſenheit, jede Handlung erſt im Feuer der
natio=
nalen Notwendigkeit zu prüfen, ehe ſie erfolgte. Wir haben dieſe
Geburtsſtunde des einmütigen Zuſammenfindens hinter dem
Willen des Führers erſt jetzt erlebt, vorbereitet durch das
erfolg=
reiche Ringen um die nationale Ehre. Tragen wir nicht bitter
ſchwer an dem deutſchen Erbübel, Hader und Zwietracht,
Par=
tikularismus und falſch verſtandener Individualitätsſucht. Es
war Leid, tiefes, ſchneidendes Leid, das wir im Herzen trugen
der inneren Zerriſſenheit wegen, an der unſer Beſtes, unſer
Volkstum ſich zu verbluten drohte. Wir lieben unſer Volk mit
allen Faſern des Herzens, mit aller Kraft unſres Seins. Uns
half nur eines: der Glaube an uns ſelbſt. Und uns hilft auch
nur eines weiter: die Tat aus uns ſelbſt. Glaube an den Glanz
der Geſchichte und an die Werte einer großen Vergangenheit,
Glaube an die unverſieglichen Kräfte, die in uns liegen und
langſam aufbrechen, weil ſie den Boden fanden, auf dem ſie ſich
entfalten können.
Es gibt ein Wort von Novalis, das einem ſchlichten
Be=
kenntnis gleich ein gut Stück unſres Weſens bloslegt: Wohin
gehen wir? Immer nach Hauſe! Sagt dies Wort nicht eine
Wahrheit, die wir vielleicht niemals beſſer verſtanden als gerade
heute und die unſere Stellungnahme zur Welt auf das
Ge=
wiſſenhafteſte widerſpiegelt. Es liegt in unſrem Weſen
begrün=
det, dem Drang des Wanderns zu folgen, folgen zu müſſen aus
innerem Zwang, ſei es nun, daß wir wirklich in die Ferne
wandern, oder daß wir im Geiſte die Welt durchſtreifen. Wie
oft ſuchen wir uns Fremdes anzueignen, voll Unruhe voll
For=
ſcherdrang, um der Sache willen, voll ſolch wunderbaren
Un=
geſtüms, daß wir darin noch eine Art Wikingertum erblicken
möch
iin hier nehmen wir tatſächlich eine ſchickſalhafte
Geiſtes wahr. Veltweite und Aufge=
Eige
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Der bayeriſche Miniſterrat beſchloß, den Miniſterpräſidenten
Siebert zum bayeriſchen Generalbevollmächtigten für die Pfalz
und die bayeriſche Saarpfalz zu beſtellen und die einheitliche
Regelung der hier einſchlägigen Fragen, insbeſondere im
Beneh=
men mit dem Saarbevollmächtigten der Reichsregierung,
Vize=
kanzler von Papen, zu ſichern.
Zum Chef des SS.=Stabes wurde der bisherige Chef des
Führungsſtabes des Reichsführers der SS., der SS.=
Gruppen=
führer Seidel=Dittmarſch, ernannt. In dieſer Eigenſchaft ſind ihm
außer dem Führungsſtab das Perſonal, Gerichts= und
Verwal=
tungsweſen der SS. unterſtellt. Gruppenführer Seidel=Dittmarſch
iſt Mitglied des Reichstags und Preußiſcher Staatsrat.
Da über die Stellung des Deutſchen Roten Kreuzes im neuen
Staate noch vielfach Unklarheit beſteht, hat der Reichsminiſter des
Innern in einem Rundſchreiben mitgeteilt, daß das Deutſche Rote
Kreuz in den nächſten Tagen eine neue Satzung erhalten wird,
auf Grund deren ſeine völlige Umgeſtaltung im Sinne der
Grund=
ſätze des nationalſozialiſtiſchen Staates auch in perſoneller
Hin=
ſicht zum Abſchluß gebracht werden wird.
Am Donnerstag, 7. Dezember, von 22.25—22.40 Uhr ſpricht.
Miniſterialrat Dr. Gütt vom Reichsinnenminiſterium über alle
deutſchen Sender über die Verordnung zur Ausführung des
Ge=
ſetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes.
Von einem durch die öſterreichiſche Biſchofskonferenz
ergan=
genen Verbot der Ausübung politiſcher Mandate durch katholiſche
Geiſtliche in Oeſterreich werden drei Bundesräte, fünf
National=
räte und zahlreiche Mitglieder der Landtage und Gemeinderäte
betroffen. Die Geſamtzahl der katholiſchen Geiſtlichen in den
verſchiedenen politiſchen Körperſchaften beträgt mehrere hundert.
Nach einer halbamtlichen polniſchen Mitteilung über die
Ge=
meinderatswahlen im Korridor ſind in 33 Städten 559 Stadträte
gewählt worden. Auf die Regiernugsliſte entfallen danach 286.
auf die Rechtsoppoſition 177, auf die Nationalvolniſche
Arbeiter=
partei 151, auf die Deutſchen 23 und auf die übrigen 22 Mandate.
Im Kreis Przemysl haben die polniſchen Behörden in den
letzten Tagen wiederum zahlreiche Verhaftungen unter den
ukrai=
niſchen Nationaliſten vorgenommen. Insgeſamt wurden 50
Per=
ſonen, darunter zwei Frauen, feſtgenommen.
Im Stadtparlament von St. Ingbert iſt die Bildung der
Deutſchen Front vollzogen worden. Von den vier
ſozialdemokra=
tiſchen Stadtratsmitgliedern haben drei ſich ebenfalls der
Deut=
ſchen Front angeſchloſſen. In Eppelborn hat ſich der
Gemeinde=
rat ausnahmslos zur Deutſchen Front zuſammengeſchloſſen. in die
auch der frühere kommuniſtiſche Vertreter eingetreten iſt. In
Mittelberbach haben ſich die ſozialdemokratiſchen
Gemeindevertre=
ter der Deutſchen Front angeſchloſſen.
Während der Anweſenheit Litwinows in Rom iſt das
italie=
niſch=ſowietruſſiſche Abkommen vom 6. März d. J. über die
Aus=
fuhrkredite bis zum 31. Dezember 1934 verlängert worden. Es
wurde ebenfalls beſchloſſen, den Austauſch der
Ratifikationsurkun=
den des italieniſch=ſowjetruſſiſchen Freundſchaftsvertrages noch in
dem gegenwärtigen Monat vorzunehmen.
Die chineſiſche Regierung hat den Mächten erneut nahegelegt.
ihre Staatsangehörigen aus den Häfen der aufſtändiſchen Fukien=
Provinz zurückzuziehen, da für die nahe Zukunft mit größeren
Kriegshandlungen zu rechnen ſei.
Inſtandſetzungsarbeiten an öffentlichen
gemeinde=
eigenen Wohngebäuden in Langenſelbold
Inſtandſetzungs= und Ergänzungsarbeiten in einer
Reihe öffentl. u. ſonſt. Gebäude in Finthen
Inſtandſetzungsarbeiten an ſtädtiſchen Wohn= und
Dienſtgebäuden in Idſtein
Nutzbarmachung der Löwenhofkaſerne in Mainz
Inſtandſetzungsarbeiten an Gebäuden im
Land=
kreis Fritzlar=Homberg ..
Regulierung des Oelwiesbaches der Gemeinde
Gonſenheim
Rodauregulierung und Wieſenentwäſſerung der
Gemeinde Lämmerſpiel
Entwäſſerung von Acker= und Wieſenländereien
der Drainagegenoſſenſchaft Ransbach
Wieſenentwäſſerung und Kultr vierung von
Oed=
land in der Gemeinde Bieber.
Drainagen, Bewäſſerungsanlagen und Folgeeinr.
in der Gemeinde Ober=Mörlen
Rodauregulierung und Wieſenentwäſſerung in der
Gemeinde Mühlheim . .
Regulierung des Gonzbaches in der Gemeinde
Gonſenheim . .....
Tagewerke auf
der Bauſtelle
2000
2300
2500
6000
4400
1130
1050
3400
2100
4740
2800
1800
ſchloſſenheit und das tiefe Verſtehen alles Menſchlichen iſt eine
hervorragende Stärke des deutſchen Geiſtes — und eine
her=
vorragende Schwäche. Wieviele vergaßen dabei den eigenen
geiſtigen Lebensraum, wieviele verloren ſich an ein Phantom,
das Individualismus und Weltverſtändigung hieß, ohne zu
füh=
len und zu erkennen, zu wiſſen aus innerſtem Inſtinkt heraus
daß dazu ein feſter Boden unter den Füßen gehört, aus dem
er die Stärke empfängt, ſich zu behaupten allen undeutſchen
Einflüſſen zum Trotz. Sie haben dieſes „zu Haus” nicht mehr
beſeſſen, nicht mehr als notwendig empfunden.
Aber gerade dieſes „Nach=Hauſe”=finden iſt doch der tiefe
Sinn unſeres Daſeins. Es iſt kein ſelbſtverſtändlicher Beſitz, den
man hat wie irdiſche Güter. Die Sehnſucht nach dieſem „zu
Hauſe”, der Trieb, den rätſelhaften Urgrund zu erfühlen, auf
dem gleiches Denken und Fühlen, Raſſe, Sitte Erziehung,
ge=
meinſames Erleben in uns lebendig werden kann, bewirkt in
uns, ſich dieſen Beſitz zu ſchaffen und, iſt man ſeiner würdig,
auch zu verteidigen. Es ſcheint, daß wir oft der Umwege über
das Fremde bedürfen, um dahin zu gelangen. Aber wehe dem,
der die Welt des eigenen Lebensraums leichtfertig vergißt und
herabzieht. Schauen wir nur dann ins Unbegrenzte, wenn wir
den engeren Bezirk der Heimat, den weiteren des Volkstums
in unſerem Schaffen, Denken und Fühlen begriffen haben. Und
nur dann hat auch jenes Hinausdrängen in die unbegrenzte
Weite Sinn, wenn ſie auf dem Volklichen begründet in reicherer
und vertieftere Weiſe und das Eigne, Heimatliche, Bluthafte
vor Augen ſtellt. Hierbei iſt ſelbſtverſtändlich jede perſönliche
Eitelkeit, jeder Individualismus um ſeiner ſelbſt willen und
jeder zerſetzende Intellektualismus von vorne herein als
ver=
werflich außer Acht zu laſſen.
Auch wäre es freilich ein verhängnisvoller Irrtum, zu
glauben, daß die Geſinnung Kunſt erſetzen könne. „Nur geweihte
Hände haben das Recht, am Altar der Kunſt zu dienen. Es
ſteht uns nicht zu, den großen Wurf des Genies erſetzen zu
laſſen durch den Dilettantismus eines Heeres von Nichtskönnern,
die der Herr in ſeinem Zorn erſchaffen hat.‟ Dieſe Worte ſprach
Dr. Goebbels bei der Eröffnung der Reichskulturkammer. Das
Leiſtungsprinzip in der Kunſt fand hier von autoritärer Seite
Schutz und Geltung. Die Mittelmäßigkeit im Künſtleriſchen iſt
eine der verhängnisvollſten und ſchmerzlichſten Erſcheinungen
im kulturellen Leben, weil ſie auch die Tatgeſinnung im
Politi=
ſchen zunächſt zwar unſichtbar, doch unheimlich ſchleichend und
endlich auf die Dauer zermürbend und zerſetzend endlich
unter=
gräbt. Es kommt nicht darauf an was man will, ſondern was
man kann. Aber auch dieſes Können hat wieder nur einen
poſitiven, fruchtbaren, der Allgemeinheit, der Nation dienenden
Sinn, wenn er aus dem Volkstum und der Verbundenheit mit
ihm entſpringt. Männer, die ihre Kraft und ihr Können zur
Erregung in Moskau. — Chineſiſcher Prokeſt in Tokio.
TU. Tokio, 5. Dezember.
Nach einer Mitteilung aus Dolonor wurde die
Selbſtändig=
keit der Weſtmongolei ausgerufen. Dort hat ſich eine Regierung
gebildet, die jede Beziehung zu China, beſonders zu Peking,
ab=
gebrochen hat.
Die Bildung des neuen mongoliſchen Staates hat in
Mos=
kauer Kreiſen wie eine Bombe gewirkt. Man erklärt hier, daß
die neue Regierung in Dolonor nur ein Spielzeug in den
Hän=
den der japaniſchen Kriegspolitiker ſein werde. Dieſer Schritt
beweiſe, daß Japan nicht nur Intereſſe für die Weſtmongolei,
ſon=
dern auch für alle anderen mongoliſchen Gebiete habe. Die Lage
im Fernen Oſten habe ſich dadurch erneut verſchärft.
Wie verlautet, wird der chineſiſche Geſandte in Tokio der
japaniſchen Regierung eine Note überreichen, in der China aufs
ſchärfſte gegen die Ausrufung des weſtmongoliſchen Staates in
Dolonor Einſpruch erhebt.
Reform der japaniſchen Außenhandels=Methoden.
EP. Tokio, 6. Dezember.
Eine weitgehende Rationaliſierung der japaniſchen
Produk=
tion, verbunden mit einer Kontrolle über den japaniſchen
Ex=
porthandel, wurde von dem japaniſchen Handelsminiſter
Naka=
jima angekündigt. Der Miniſter betonte, daß der japaniſche
Außenhandel in den letzten Monaten einen Umfang angenommen
habe, der zu allerhand Unzuträglichkeiten geführt und Japan
den Vorwurf des Dumpings eingetragen habe. Die Regierung
habe daher beſchloſſen, Maßregeln zur Behebung der Mißſtände
zu erlaſſen.
Berlin, 6. Dezember.
Der Reichsverband der deutſchen Korreſpondenz= und
Nach=
richtenbüros, der unter der Führung des Pg. Alfred Weidlich
ſteht und ſeinen Sitz in Berlin NW. 11, Prinz=Albrecht=Straße 5,
hat, iſt vom Präſidenten der Reichspreſſekammer in dieſe
Körper=
ſchaft des öffentlichen Rechts aufgenommen worden.
Es liegt im Intereſſe aller Verleger der deutſchen
Kor=
reſpondenz= und Nachrichten=, ſowie Literariſchen Büros, ſich
um=
gehend zur Aufnahme zu melden, um in der Weiterausübung
ihres Berufes nach dem 15. Dezember keinen Schwierigkeiten zu
begegnen.
Reichseinnahmen und =ausgaben im Okkober 1933.
Berlin, 6. Dezember.
Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums betrugen im
Oktober 1933 (Angaben in Mill, RM.) im ordentlichen Haushalt
die Einnahmen 511,1 (im September 548,7) und die Ausgaben
443,6 (442,8); mithin ergibt ſich für Oktober eine
Mehr=
einnahme von 67,5 (105,9), Für die Monate April
bis Oktober ergibt ſich eine Mehreinnahme von
172,9. Für beide Haushalte (ordentliche und
außer=
ordentlicher) einſchließlich der aus dem Vorjahre übernommenen
Fehlbeträge bzw. Beſtände errechnet ſich für Ende Oktober
1933 ein Defizit von 1399,5 (Ende September 1474).
Zulaſſung von Erſakkaſſen der Krankenverſicherung.
Berlin, 6. Dezember.
In der nächſten Nummer des Reichsgeſetzblattes wird das
Geſetz über die Zulaſſung von Erſatzkaſſen der
Krankenverſiche=
rung veröffentlicht. Das Geſetz gibt dem Reichsarbeitsminiſter
die Ermächtigung, die Berufskrankenkaſſen, die infolge der
Neu=
gliederung der Angeſtelltenverbände durch Verſchmelzungen
ent=
ſtanden ſind, als Erſatzkaſſen zuzulaſſen. Da auch einige andere
Erſatzkaſſen beabſichtigen, ſich zur Vereinfachung und Verbilligung
der Verwaltung zuſammenzuſchließen, iſt der
Reichsarbeitsmini=
ſter ermächtigt worden, ſpäterhin die Vereinigung von
Erſatz=
kaſſen in geeigneten Fällen zuzulaſſen.
Ehre des geiſtigen Deutſchland vor der Welt einſetzen, wollen
in ihren Werken und Taten doch auch die Maßſtäbe geben, nach
denen man die kulturelle Leiſtung des neuen Deutſchland
be=
urteilt. Die böſen Zungen, die verräteriſch von Barbarei und
Ungeiſt ſprachen, verſtummen allmählich. Weil die Wahrheit
ſtär=
ker iſt als Läſterung. Und weil die deutſchen Künſtler und
ſchaf=
fenden Menſchen aller Art die Verantwortung zu tragen gewillt
ſind als eine ſtolze und ſchöne Aufgabe, durch ihre Geſinnung
und ihre Leiſtung die geſamte Kulturwelt zu erobern.
Nur wo geſundes Volkstum lebt, lebt auch eine geſunde
Kunſt. Und was der tiefſten Ueberlegung wert iſt: ſie können im
Letzten nicht ohne einander auskommen. Der Künſtler hat das
Organ aus der Kraft und Feinfühligkeit ſeiner Perſönlichkeit,
das Art= und Blutmäßige, das Bodenſtändige, das
Sitten=
gemäße aus den verborgenſten Tiefen zu offenbaren. Aus den
Tiefen, die ihn nur das Volkstum lehrt, jenes Geheimnisvolle,
das wir vielleicht nie begrifflich faſſen können (und es iſt in
der Tat bis jetzt noch nicht wiſſentlich — begrifflich geklärt).
Goethe iſt nur in dieſem Sinne mit der Weltliteratur in
Ver=
bindung zu bringen. Es kommt ja nicht darauf an, daß ein
Künſtler die Sprache, die Sitte, die Landſchaft, die Menſchen
dieſer Landſchaft in der Dichtung und in der bildenden Kunſt
herausſtellt. Das bedeutet nur das Motiviſche und iſt letzten
Sinnes eine Aeußerlichkeit. Ich fürchte, man muß in nächſter
Zeit die Augen offen halten, um die Kunſt, die nur ſolcher
Aeußerlichkeit ſich bedient, zu ſcheiden von der, die allein
Wachs=
tum und Tiefe hat. Dieſe Kunſt, die ich meine, muß all dieſe
Kraft der Perſönlichkeit aus den verborgenſten Tiefen her
offen=
baren, muß das Unbewußte, Urhafte, wunderbar
Geheimnis=
volle, das das Wort Volkstum umſchließt, zum Erlebnis
bringen.
Ein jung Geſchlecht / das wieder Meuſch und Ding / mit
echten Maßen mißt / das ſchön und ernſt / froh ſeiner
Ein=
zigkeit / wie es der dichteriſche Seher unſrer Zeit, George,
for=
derte, die Selbſterneuerung aus eignen Kräften vollzogen hat,
wird die geiſtige Bewegung des neuen Deutſchland auch für die
Dauer lebendig erhalten. Wenn man die Geſchichte des deutſchen
Geiſtes überblickt, nimmt man faſt mit Erſchütterung in dem
großen Befreiungsaufſtand der deutſchen Nation gegen innere
und äußere Ueberwältigung und Verführung Züge eines längit
Vertrauten wahr. Wie oft hat uns die lebenserhaltende Kraft
deutſchen Geiſtes, deutſcher Art, deutſchen Volkstums dura
Selbſtbeſinnung aus Kriſenzeiten zu uns ſelbſt führen müſſen.
Wir dienen der Dauer des Volkes. Unſere Augen ſchauen mie
der Geſinnung eines vermehrten und vertieften Ernſtes auf die
Aufgaben der Zukunft. Unſere Herzen ſchlagen im Takte des
ehernen, des heroiſchen Geſetzes, das die Geſchichte unſeres
Seins erfüllt, dem Künftigen entgegen. Der Führer ſpräch au
der Kulturtagung in Nürnberg die Worte: Die Kunſt iſt eine
Donnerstag, 7. Dezember 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 339 — Seite 3
Preſſe, Partei und Staat.
Die Breſſe, das Mikkel zum Ausgleich zwiſchen gukem Wollen und nakionalſozialiſtiſchem Können.
ter tragen, in den Dienſt der Preſſe als Bindeglied zwiſchen
Partei und Volk geſtellt werden müſſen und die damit ebenfalls
Reichsftakthalter Sprenger
an der erzieheriſchen Aufgabe zur nationalſozialiſtiſchen
Welt=
anſchauung teilzunehmen haben. Mit einem Kampf=Heil auf den
vor der thein=mainiſchen Preſſe.
Führer wurde die Verſammlung nach anregendem Verlauf ge=
Reichsſtatthalter, Gauleiter Sprenger, hatte die
rhein=
mainiſche Preſſe zu einer Beſprechung in das Adolf=Hitler=Haus
nach Frankfurt geladen. Die Preſſe war ſo vollzählig der
Ein=
ladung gefolgt, daß der Konferenzſaal des Adolf=Hitler=Hauſes
überfüllt war. Der Leiter des Gaupreſſeamtes, der gleichzeitig
Führer des Landesverbandes Rhein=Main im Reichsverband
der Deutſchen Preſſe iſt, Pg. Woweries, eröffnete die
Preſſe=
beſprechung mit Worten des Dankes für das zahlreiche
Erſchei=
nen und dem Hinweis darauf, daß dieſe Preſſezuſammenkünfte
ſich in Zukunft in engeren Abſtänden wiederholen ſollen, mit
dem Endziel die enge Verbundenheit zwiſchen NSDAP. und
Volk und der Preſſe zu verſtärken, und der Klärung aller die
Partei und deren Sondergliederungen angehenden Preſſefragen
zu dienen.
Pg. Woweries begrüßte ſodann den Herrn
Reichsſtatt=
halter Sprenger, der ſich in längeren Ausführungen über die
Aufgaben der Preſſe im neuen Staat äußerte. Aus der 1½=
ſtün=
digen Anſprache geben wir nachſtehend das Grundſätzliche und
allgemein Intereſſierende wieder:
Die Verſchiedenheit des Denkens geſchulter
Nationalſozia=
liſten und all derer, die außerdem am öffentlichen Leben
teil=
nehmen, muß mit der Zeit überwunden werden. Darin liegt eine
Hauptaufgabe für die Preſſe.
Je mehr die Preſſe dieſe Aufgabe erfüllt, um ſo mehr kann
ſie ihrer Verpflichtung nachkommen, die Arbeit der Regierung
und der politiſchen Führung erklärend dem Volke zu vermitteln.
Es iſt mein feſter Ville, zwiſchen Preſſe und
Partei im Gaubereich das beſte Einvernehmen
herzuſtellen. Der zuſtändige Hoheitsträger der Partei wird
daſür die Gewähr übernehmen. Er iſt ſeitens der Preſſe
ent=
ſprechend zu berückſichtigen.
Die Vorbereitungen zur zweiten Arbeitsſchlacht im Rhein=
Maingebiet werden noch im Dezember abgeſchloſſen ſein. Die
Stellungnahme einzelner Blätter zu einzelnen Vertretern der
Portei iſt nicht dem Belieben einer Zeitung überlaſſen, ſondern
erfordert in jedem Fall Berückſichtigung der Umſtände.
Grund=
ſätzlich iſt in allen perſönlichen und politiſchen Zweifelsfragen
das Gaupreſſeamt des Gauleiters anzugehen. Außenpolitiſch iſt
die auch vor dem 12. November vertretene Haltung zu
bewah=
ren Der Begriff des Arbeitertums iſt in der Preſſe ſeiner neuen
gehobenen Würde entſprechend zu berückſichtigen. Eine beſonders
wichtige Pflicht iſt die unbedingte Wahrung der Einmütigkeit des
nationalen Glaubens im Volk.
Nach Behandlung einer Anzahl interner Fragen wandte ſich
der Gauleiter den letzten wirtſchaftspolitiſchen Maßnahmen im
Rhein=Maingebiet zu: Er habe ſich für die Beſeitigung der
Schaumweinſteuer eingeſetzt, die unzähligen Winzern wieder
Arbeit und Brot gibt und den Arbeitsmarkt erheblich entlaſtet.
Der überraſchend ſchnelle Zuſammenſchluß der Elektrizitäts= und
Gaswerke zu einer „Elektro=Gasfront”, der vor einem halben
Jahre noch unmöglich erſchien wird ebenfalls die Wirtſchaft
er=
heblich beleben. Weiter iſt es durch beſtes Zuſammenwirken des
Ausſchuſſes für Arbeitsbeſchaffung mit den zuſtändigen Stellen
möglich geweſen, als erſte Sektion im ganzen Reich die
Ver=
handlungen über die Autolinienführung abzuſchließen. Als Folge
hiervon iſt die Baufreigabe der Autobahnlinie Aſchaffenburg-
Frankfurt—Limburg—Montabaur-Köln zu verzeichnen. Ein
rhein=mainiſcher Garantieverband wurde ins Leben gerufen der
ſich die Aufgabe geſetzt hat, die Finanzierung von öffentlichen
und privaten Aufträgen vorzunehmen, die der Beſchaffung von
Arbeit dienen. Hier ſei für die Preſſe Gelegenheit für wertvolle
poſitive Mitarbeit.” „Ich ſehe in der geſamten Preſſe
das Mittel, das hervorragend mit dazu
beru=
fen iſt, den Ausgleich zwiſchen gutem Wollen
und nationalſozialiſtiſchem Können
herzu=
ſtellen.”
Da der Herr Reichsſtatthalter im weiteren dienſtlich
ver=
hindert war, übertrug er die Leitung der Ausſprache an den
Kollegen Pg. Woweries, als Leiter des Gaupreſſeamtes. Pg.
Woweries gab bereitwilligſt auf Fragen Auskunft und ergänzte
die Ausführungen des Herrn Reichsſtatthalters durch
zweckdien=
liche Erörterungen. Er unterſtrich als Aufgabe der Preſſe die
Mitarbeit an dem heißen Bemühen, die Arbeitsloſenzahl zu
verringern, erwähnte kurz die Veranſtaltung von
Preſſe=
feſten in Frankfurt, Darmſtadt, Mainz, Wiesbaden uſw
die ſelbſtverſtändlich auch, wo ſie mehr geſellſchaftlichen Charak=
ſchloſſen.
Amksdauer und Neubeſtellung der Beiſiher
in den Pachkeinigungsämkern.
Durch das heſſiſche Geſetz über die Amtsdauer und die
Neu=
beſtellung der Beiſitzer der Pachteinigungsämter vom 24.
Novem=
ber, durch den Herrn Reichsſtatthalter in Heſſen, Sprenger, unter
dem 1. Dezember 1933 ausgefertigt und verkündet, wird in
Artikel 1 allgemein die Beendigung der Amtsdauer der zurzeit
beſtellten Beiſitzer und Stellvertreter bei den
Pachteinigungs=
ämtern, Sonderpachteinigungsämtern und Berufungsſtellen mit
dem 31. Dezember ausgeſprochen. Die Neubeſtellung der
Bei=
ſitzer durch die Kreis= und Provinzialausſchüſſe, wie dies in den
ſeitherigen geſetzlichen Beſtimmungen vorgeſehen war, erſchien
untunlich. Nunmehr ſoll die Neubeſtellung durch die
Miniſterial=
abteilung Ie (Landwirtſchaft), und zwar für die Geltungsdauer
der Pachtſchutzordnung, die nach ihrer derzeitigen Befriſtung am
30. Dezember 1934 abläuft, höchſtens jedoch für die Dauer von
3 Jahren erfolgen Vor Beſtellung der Beiſitzer ſollen die
Be=
rufs= und Intereſſenvertretungen der Verpächter und Pächter
mit ihren Vorſchlägen gehört werden.
Zuſammenatbeit der Deutſchen Erziehergemeinichaft
mil dem N.5.L.5.
Berlin, 6. Dezember.
Die Verhandlungen des Führers der Deutſchen
Erzieher=
gemeinſchaft mit dem Reichsleiter des Nationalſozialiſtiſchen
Lehrerbundes, die im Reichsminiſterium des Innern
ſtattgefun=
den haben, haben zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Die
Zuſammenarbeit der Deutſchen Erziehergemeinſchaft mit dem
NSLB. iſt geſichert. Nähere Mitteilungen über das Ergebnis
der Verhandlungen werden in der nächſten Zeit erfolgen.
Das heſſiſche Land=Börgermeiſter=Geſetz.
Beſeitigung der Kommiſſariake. — Bürgermeiſter der Landgemeinden brauchen nicht mehr „
Gemeinde=
angehörige” zu ſein. — Berufsbürgermeiſter zukünftig nur noch in Genleinden über 5000 Einwohner.
Ein Jahr „Probezeik”.
Das Geſetz über die Ernennung der Bürgermeiſter,
Berufs=
bürgermeiſter und Beigeordneten in den Landgemeinden vom
28. November 1933 iſt mit dem 1. Dezember 1933, dem Tag der
Ausfertigung und Verkündung durch den Herrn Reichsſtatthalter
in Heſſen, Sprenger, in Kraft getreten.
Es beſtimmt im einzelnen:
Art. 1: I. Die Bürgermeiſter, Berufsbürgermeiſter und
Bei=
geordneten in den Landgemeinden werden von dem
Staatsmini=
ſterium ernannt. II. Beim Amtsantritt ſind: 1. Die
Bürger=
meiſter vom Kreisdirektor, 2. die Beigeordneten vom
Bürger=
meiſter in einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats eidlich zu
verpflichten.
Art. 2: Als Bürgermeiſter und als Beigeordneter kann jeder
Deutſche ernaunt werden, der am Tag der Ernennung das 25.
Lebensjahr vollendet hat. Nicht ernannt werden können: 1.
Per=
ſonen, die entmündigt ſind oder unter vorläufiger Vormundſchaft
oder wegen geiſtiger Gebrechen unter Pflegſchaft ſtehen; 2.
Per=
ſonen, gegen die auf Zuchthausſtrafe oder auf Gefängnis von
längerer als einjähriger Dauer oder auf Zuläſſigkeit von
Poli=
zeiaufſicht erkannt worden iſt.
Art. 3: Als Beigeordnete können nicht ernannt werden
Per=
ſonen, die mit dem Btrgermeiſter oder einem Beigeordneten in
grader Linie verwandt oder verſchwägert oder im zweiten Grade
der Seitenlinie verwandt ſind.
Art. 4: I. Wird ein Bürgermeiſter oder ein Beigeordneter
ernannt, der mit einem Gemeinderatsmitglied in grader Linie
verwandt oder verſchwägert oder im zweiten Grade der
Seiten=
linie verwandt iſt, ſo ſcheidet das Gemeinderatsmitglied mit dem
Amtsantritt des Bürgermeiſters oder Beigeordneten aus ſeinem
Amt aus. II. Iſt der neuernannte Bürgermeiſter mit einem
Beigeordneten nach Abſ. I. verwandt oder verſchwägert, ſo
ver=
liert dieſer Beigeordnete mit dem Amtsantritt als Bürgermeiſter
ſein Amt.
Art. 5: Der Bürgermeiſter darf nicht mit dem
Gemeinde=
rechner in gerader Linie verwandt oder verſchwägert oder im
zweiten Grade der Seitenlinie verwandt ſein.
Art. 6: Wird ein Gemeinderatsmitglied zum Bürgermeiſter
oder Beigeordneten ernannt, ſo ſcheidet er bei Uebernahme ſeines
neuen Amtes aus dem Gemeinderat aus.
Art. 7: Bürgermeiſter und Beigeordnete können nicht
gleich=
zeitig Bedienſtete ihrer Gemeinde ſein (Art. 49 Abſ. I der
Ge=
meindeordnung).
Art. 8: I. Die Bürgermeiſter und
Beigeordne=
ten werden auf 6 Jahre, die
Berufsbürgermei=
ſter auf 9 Jahre ernannt.
II. Im erſten Jahre ihrer Amtszeit kann das
Staatsmini=
ſterium die Ernennung zurücknehmen; war der Ernannte
un=
mittelbar vor ſeiner Ernennung mit der kommiſſariſchen
Ver=
ſehung der Stelle beauftragt, ſo kann die kommiſſariſche
Dienſt=
zeit auf das erſte Jahr der Amtszeit als Bürgermeiſter angerech=
net werden. Dem Ausſcheidenden ſind bis zum Ablauf des
drit=
ten Monats, der auf die Zurücknahme der Ernennung folgt, von
der Gemeinde, in deren Dienſt er ſich befand, die bisherigen
Bezüge weiterzuzahlen. Die Bezüge vermindern ſich um den
Be=
trag den der Ausgeſchiedene aus einer anderen Anſtellung im
öffentlichen oder privaten Dienſte bezieht.
Art. 9: Die Artikel 81 bis 94 des Geſetzes über die Wahlen
für Gemeinden und Gemeindeverbände (Kreiſe und Provinzen)
vom 7. Oktober 1925 werden aufgehoben.
Art. 10: I. Art. 45 Abſ. I der Gemeindeordnung vom 10.
Juli 1931 erhält folgende Faſſung:
„In Landgemeinden mit mindeſtens 5000, ausnahmsweiſe
in beſonders gelagerten Fällen mit mindeſtens 3000
Einwoh=
nern kann durch Ortsſatzung beſtimmt werden, daß der
Bür=
germeiſter als beſoldeter Bürgermeiſter (Berufsbürgermeiſter)
zu ernennen iſt.”
II. Art. 45 Abſ. II Satz 1 der Gemeindeordnung vom 10.
Juli 1931 erhält folgende Faſſung:
„Gleiches kann für die zu einer gemeinſchaftlichen
Bürger=
meiſterei vereinigten Landgemeinden mit zuſammen mindeſtens
5000, ausnahmsweiſe in beſonders gelagerten Fällen mit
min=
deſtens 3000 Einwohnern durch gemeinſame Ortsſatzung
be=
ſtimmt werden”.
III. Soweit in Landgemeinden mit unter 5000 Einwohnern
Ortsſatzungen bereits erlaſſen ſind, werden ſie durch die
Vor=
ſchriften der Abſ. I und II nicht berührt.
Art. 11: Dieſes Geſetz tritt mit ſeiner Verkündung in Kraft.
Die Begrändung des Geſekes beſagk:
In einer großen Anzahl heſſiſcher Landgemeinden iſt auf
Grund der Verordnung zur Sicherung der Verwaltung in den
Gemeinden vom 20. März 1933 (Reg. Bl. S. 27) die Amtszeit
von Bürgermeiſtern und Beigeordneten für beendet erklärt
wor=
den. An ihrer Stelle wurden Kommiſſare mit der einſtweiligen
Verſehung der Dienſtgeſchäfte beauftragt. Es erſcheint nunmehr
der Zeitpunkt gekommen, die Kommiſſariate wieder zu beſeitigen
und im Intereſſe der Feſtigung der Verhältniſſe zur
regelmäßi=
gen Verwaltung der Gemeinden durch Bürgermeiſter und
Bei=
geordnete zurückzukehren.
Nach den bisherigen Beſtimmungen des
Kommunalwahl=
geſetzes vom 2. Oktober 1925 wurden in den Landgemeinden
die Bürgermeiſter und Beigeordneten unmittelbar durch die
Be=
völkerung, die beſoldeten Bürgermeiſter (Berufsbürgermeiſter)
durch den Gemeinderat gewählt. Den neuen Gedankengängen
über den Aufbau der öffentlichen Verwaltungen folgend, lehnt
der Entwurf die Wahl von Bürgermeiſtern und Beigeordneten
durch die Bevölkerung oder den Gemeinderat ab und ſieht ſtatr
deſſen die Ernennung durch das Staatsminiſterium vor,
Hier=
durch wird die Aufhebung der die Wahl der Bürgermeiſter und
der Beigeordneten in den Landgemeinden behandelnden Artikel 81
bis 94 des Kommunalwahlgeſetzes vom 7. Oktober 1925
erforder=
lich. Was die Vorausſetzungen für die Ernennung zum Bürger=
erhabene und zum Fanatismus verpflichtende Miſſion. Wer von
der Vorſehung auserſehen iſt, die Seele eines Volkes der
Mit=
welt zu enthüllen, ſie in Tönen klingen oder in Steinen
ſprechen zu laſſen, der leidet unter der Gewalt des allmächtigen
ihn beherrſchenden Zwanges, der wird ſeine Sprache reden, auch
wenn die Mitwelt ihn nicht verſteht oder verſtehen will, wird
lieber jede Not auf ſich nehmen, als auch nur einmal dem Stern
untreu werden, der ihn innerlich leitet.‟ Dieſe Treue zu ſich
ſelbſt iſt der köſtlichſte Beſitz eines Volkstums. Alles iſt
vergäng=
lich. Ewig aber lebt dieſes Volkstum, das ſich niemals aufgibt.
Aus ihm allein erhält die Kunſt die Kraft, Botſchaft und
Er=
füllung zu ſein und ihrer hohen Aufgabe gerecht zu werden, für
uns und für die Zukunft.
2t. Diekrich ſchreibt Journgliſtenwettbewerb aus.
3000 RM. Preiſe aus dem Erträgnis ſeines Buches
„Mit Hitler in die Macht”.
Ausgehend von dem Gedanken der Förderung des deutſchen
Journalismus im Sinne einer immer ſtärkeren geiſtigen
Durch=
dringung der deutſchen Preſſe mit dem nationalſozialiſtiſchen
Ideengut, hat der Reichspreſſechef der NSDAP. und Vizepräſident
der Reichspreſſekammer. Dr. Dietrich, ſich entſchloſſen, aus dem
Erträgnis ſeines Buches „Mit Hitler in die Macht” den Betrag
von 3000 RM. für einen journaliſtiſchen Wettbewerb zur
Ver=
fügung zu ſtellen. Teilnahmeberechtigt ſind alle Mitglieder des
Reichsverbandes der deutſchen Preſſe (Schriftleiter und freie
Mit=
arbeiter). Die Teilnehmer an dieſem erſten deutſchen
Journaliſten=
wettbewerb werden erſucht, einen Kurzartikel über ein beliebiges
Thema aus dem deutſchen Leben der Gegenwart in der Länge von
höchſtens 100 Zeilen (etwa 1400 Silben) einzureichen. Maßgebend
für die Preisverteilung iſt allein die journaliſtiſche
Lei=
ſtung unter dem Geſichtspunkte der intereſſanten Geſtaltung
eines beliebigen Stoffes im Geiſte des neuen Deutſchland. Dieſer
Wettbewerb ſoll dazu beitragen, den Ideenreichtum der deutſchen
Preſſe im neuen Staat zu fördern und zur ſchöpferiſchen Mitarbeit
im nationalſozialiſtiſchen Sinne anzuregen.
„Skefan=George=Preis” für das beſte Buch
des vergangenen Jahres.
Aus Anlaß des ſo plötzlichen Ablebens des deutſchen
Dich=
r8 und Sehers Stefan George hat der Miniſter für
Volks=
aufklärung und Propaganda beſtimmt, daß der vom
Reichs=
miniſterium für Volksaufklärung und Propaganda alljährlich am
1. Mai für das beſte Buch des vergangenen Jahres zur
Ver=
teilung kommende Preis in Höhe von 12000 RM. die Bezeich=
Nung „Stefan=George=Preis” führt.
Nach dem Waffenſtillſtand in Rumänien. Für eine
zeit=
lang war an dieſer Front der letzte Kanonenſchuß verhallt. Man
konnte aufrecht durch die Laufgräben gehen. Hüben und drüben.
Von drüben aber hatte ein ehrgeiziger Kommandant
wahr=
ſcheinlich ein Franzoſe kurz vorher noch einen höchſt überflüſſigen
Angriff auf den nördlichen Kopf des Gymorapaſſes befohlen,
der natürlich erfolglos war, aber den braven Oeſterreichern noch
nutzlos Tote und Verwundete brachte.
Nun aber konnte man aufrecht durch die Gräben gehen und
und aus „Niemandsland” holte man ſich nächſtens Material
zum behaglichen Ausbau der Unterſtände. Hüben und drüben.
Man ging ſich aus dem Wege, aber man tat ſich nichts mehr.
Der junge Leutnant Brandſtätter vom 49, öſterr. Inf.=Regt., dem
ein deutſcher Pionier=Oberleutnant beigegeben, iſt auch nachts
im Niemandsland. Waffenlos, unbeſorgt. Und hört franzöſiſche
Stimmen. Der Sergeant befiehlt: Wenn es der Boche iſt der
Offizier, ſofort niedermachen! — Sergeant, wir haben
Waffen=
ſtillſtand! — Maul halten Schwein! Mit den verfluchten
Pruſſiens haben wir Krieg, bis der letzte verreckt iſt! —
Brand=
ſtätter wird entdeckt und als die franzöſiſchen Musketiere an ihn
est seulement un
wollen, ruft der Sergeant „Laissez!
Austrichien!“
Nur ein Oeſterreicher! — Das ſchmerzt, denn Brandſtätter
iſt deutſch. Und ein ganzer Kerl. Wie es viele Oeſterreicher
waren. Und auch heute ſind. —
Und Brandſtätter, der junge öſterreichiſche Leutnant bewies
das noch oft. Bis zum Ende des Krieges und in den Jahren
nach dem Krieg. Und oft noch litt er unter dem in vielfacher
Variation wiederkehrenden „Nur ein Oeſterreicher!” Auch in
den Jahren da ihn aus der Kriegskameradſchaft geborene
Freund=
ſchaft mit dem preußiſch=deutſchen Pionier=Oberleutnant
Joerdens verband. Der ein Führer ward im zerſchlagenen,
zer=
tretenen, unglücklichen und doch beneideten, erſehnten
Deutſch=
land. Ein Führer und ein Abenteurer der Tat. Und in den
Jahren ſeines eigenen wechſelvollen Schickſals, in dem er es
noch oft hörte, laut oder leiſe, oder auch unausgeſprochen,
ge=
fühlt, dieſes „Nur ein Oeſterreicher!” Und je mehr er darunter
litt, je mehr wuchs er hinein in die große deutſche Idee.
Und wuchs ſein Sehnen nach ihrer Verwirklichung. Wie viele
mit ihm. Trotz Not und Hunger. Trotz Inflation und
Ueber=
flutung der herrlichen Stadt Wien mit fremden Menſchen und
fremden Volkstum. Da ihn der Strudel der Ereigniſſe auch
irgendwie in den Bannkreis des Geldmagnaten Landauer zog,
der rieſige Konzerne „kontrollierte‟. Der am Krieg verdiente, in
*) Roman von Hans Fiſcher=Stockern, Bergverlag Rudolf
Rother, München,
Oeſterreich und in Frankreich. Und an der Revolution und an
der Inflation und an der Deflation. Und immer wieder und
an allem, was die Völker der „Beſiegten” arm machte.
Und er durfte ſein Deutſchtum beweiſen zu vielen Malen.
Das war, als der Freund und Kamerad aus Deutſchland fliehen
mußte nach den Novembertagen vor 10 Jahren und er ihn bei
Nacht und Nebel im Föhn auf unwegſamen nur ihm bekannten
Hochgebirgspfaden über die Grenze ſchaffte, und dabei noch dem
verfolgenden Gendarm das Leben rettete. Das war als er in
ohnmächtiger Wut ſein Radio zerſchlug, als öſterreichiſche Sender
den Tag von Potsdam nicht übernahmen. Das war, als er
alle Brücken hinter ſich zerbrach und Bauer wurde hoch in den
Vergen. Das war, als er die härteſte und ſchwerſte Prüfung
beſtehen mußte in ſeiner keuſchen reinen Liebe zu dem
Mäd=
chen, das Landauer jun. zerbrach. Das war, als Kommuniſten
blindwütend in die Reihen der waffenlos marſchierenden SA.
ſchoſſen und Dr. Pandl, den Freund erledigten.
Das war, als Guſtl G’ſchwandtner, auch ein Kriegskamerad
und Freund, der aus dem Zuſammenbruch nur eines gerettet
hatte, ſeine Sehnſucht und ſeine Lieder, nach langen Jahren
wieder auftauchte im Freundeskreis. Und das war, als ihm ſein
erſter Bub geboren ward. — „Und wenn ihn der Tod aus ſeinem
Wandern riſſe, es wird wieder ein Muggenthaleriſcher
Bauern=
bub da ſein, der die Berge liebt, und ein Guſtl G’ſchwandtner,
der die deutſchen Lieder ſpielt! — Ein Oeſterreicher nur, was
weiter? — Und ſie werden heimfinden!“
So iſt das ein köſtliches Buch geworden. Ein Bekenntnis
und ein Sehnſuchtsſchrei. Ein Buch das mit Herzblut
ge=
ſchrieben. Sauber und ehrlich, daß den Charakter des deutſchen
Oeſterreichers zeichnet, wie es kaum je unternommen und kaum
je ſo überzeugend gelungen iſt. Es ſind ihm viele Leſer zu
wünſchen.
II. St.
Profeſſor Max Vollbehrs leuchtende Bilder von der
Reichs=
tagung der NSDAP. in Nürnberg veröffentlichen Velhagen u.
Klaſings Monatshefte als einzige Zeitſchrift in farbiser
Wieder=
gabe in ihrem ſoeben erſchienen Dezemberheft; Itaatskommiſſar
Hans Hinkel, der Führer des Kampfbundes für deutſche
Kul=
tur, benutzt die Gelegenheit, um ſich im allgemeinen über die
Auf=
gaben der Kulturzeitſchrift im neuen Staat zu äußern. Willi
Börger, Treuhänder der Arbeit, umreißt den Begriff des
deut=
ſchen Sozialismus. Dr. Alfred Weiſe. Leiter der
Kulturabtei=
lung des Stahlhelm=Bundesamtes erinnert mit einem an vielen
anekdotiſchen Einzelheiten reichen Beitrag an die wichtige
Grün=
dung des deutſchen Zollvereins vor 100 Jahren. Selbſtverſtändlich
iſt in dieſem Dezemberheft dem nahenden Weihnachtsfeſt ein
brei=
ter Raum gewidmet. Das Novellen=
Preisausſchrei=
ben, das 1933 lief, naht ſich ſeiner Entſcheidung und wird nach
einer Ankündigung des Verlages im neuen Jahr erneuert: auch
das ſehr beliebte Preisausſchreiben „Wer kennt unſere Künſtler?
wird demnächſt die Leſer wiederum erfreuen,
Seite 4 — Nr. 339
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. Dezember 1933
meiſter bzw. Beigeordneten anlangt, ſo ſind im weſentlichen die
bisherigen Beſtimmungen, wie ſie im Kommunalwahlgeſetz bzw.
der Gemeindeordnung vom 10. Juli 1931 enthalten ſind,
über=
nommen worden. Neu iſt, daß Bürgermeiſter und Beigeordnere
in den Landgemeinden nicht mehr „Gemeindeangehörige” ſein
müſſen. Damit iſt der Staatsregierung bei der Auswahl der
ge=
eigneten Perſönlichkeiten weitgehender Spielraum gelaſſen. Um
eine Gewähr dafür zu haben, daß nur wirklich geeignete
Per=
ſonen das Bürgermeiſter= bzw. Beigeordnetenamt verſehen, iſt
eine einjährige Probezeit eingeführt, innerhalb deren die
Staats=
regierung die Ernennung wieder zurücknehmen kann. War der
Ernannte bereits vorher als kommiſſariſcher Bürgermeiſter oder
Beigeordneter tätig, ſo kann dieſe Zeit auf das Probejahr
an=
gerechnet werden. Aus Billigkeitsgründen erſcheint es
ange=
bracht, im Falle der Zurücknahme der Ernennung dem
Aus=
ſcheidenden für eine Uebergangszeit ſeine Dienſtbezüge zu
be=
laſſen; doch ſollen Bezüge aus einer anderweitigen Tätigkeit
an=
gerechnet werden.
Ferner erſcheint es angebracht, „Berufsbürgermeiſter” nur
noch in Gemeinden mit größerer Einwohnerzahl zuzulaſſen, und
zwar nur noch in ſolchen mit mindeſtens 5000 Einwohnern gegen
ſeither 2000 Einwohner. Um indeſſen der bisherigen Entwicklung
Rechnung zu tragen, ſoll, ſoweit in Gemeinden mit weniger als
5000 Einwohnern die Einrichtung des Berufsbürgermeiſters
be=
reits beſteht, es dabei ſein Bewenden behalten.
Geſeh über den Aufbau des Reichsnährſtandes.
Das heſſiſche Geſetz über den Aufbau des Reichsnährſtandes
iſt durch den Herrn Staatsminiſter Jung am 30. November 1933
ergangen und unter dem 1. Dezember vom Herrn
Reichsſtatt=
halter in Heſſen, Sprenger, ausgefertigt und verkündet worden.
Sinn und Zweck des Geſetzes werden wie folgt begründet:
Durch das Reichsgeſetz vom 13. September 1933 (
Reichs=
geſetzblatt I, S. 626) hat der Herr Reichsminiſter für Ernährung
und Landwirtſchaft die Ermächtigung erhalten, über den Aufbau
des Standes der deutſchen Landwirtſchaft (Reichsnährſtand) eine
vorläufige Regelung zu treffen. Auf Grund dieſer Ermächtigung
in § 10 des genannten Geſetzes hat der Herr
Reichsernährungs=
miniſter die bisher auf der Grundlage der freien
Selbſtverwal=
tung getroffenen Einrichtungen beſtätigt und insbeſondere
ver=
fügt, daß in den über das ganze Reich einzurichtenden
Bauern=
ſchaften Hauptabteilungen zu gründen ſind, von denen die
Hauptabteilung II die Belange der bisherigen
Landwirtſchafts=
kammern wahrzunehmen haben. Durch Anordnung vom 26.
Sep=
tember 1933 wurden daraufhin auch die entſprechenden
Anord=
nungen hinſichtlich der Landesbauernſchaft Heſſen getroffen, die
die bisherigen Gebietsteile des Volksſtaates Heſſen und des
Preußiſchen Regierungsbezirks Wiesbaden umfaßt.
Durch dieſe Anordnungen iſt die Bauernkammer für den
Volksſtaat Heſſen der Hauptabteilung II der Landesbauernſchaft
unterſtellt und in deren Verwaltung eingegliedert worden.
Durch die daraufhin ſtattgefundenen weiteren
Verhandlun=
gen wurd: dis Vereinbarung getroffen, daß die gemeinſchaftliche
Jutereſſenvertretung der Bauernſchaft des Volksſtaats Heſſen
und des Regierungsbezirks Wiesbaden nach Frankfurt
zuſam=
mengelegt werden ſollen, weshalb auch nunmehr der Ueberzug
der Heſſiſchen Bauernkammer von Darmſtadt nach Frankfurt ſich
als notwendige Folge dieſer Anordnungen ergibt. Da die
Bauernkammer für den Volksſtaat Heſſen eine durch ein
heſſi=
ſches Geſetz eingerichtete berufsſtändiſche Vertretung der
Land=
wirtſchaf: darſtellt, deren Sitz nach dem Bauernkammergeſetz in
Darmſtadt iſt, war der Bauernkammer geſetzlich die
Ermäch=
tigung zu erreilen, die ſich aus der veränderten Rechtslage, die
durch das Reichsgeſetz vom 13. September 1933 veranlaßt iſt,
ergebenden Beſchlüſſe zu faſſen. Dieſe Ermächtigung war unter
dem Vorbehalt zu erteilen, daß die ſich aus dem
Bauernkammer=
geſetz für die berufsſtändiſche Vertretung begründeten Rechte und
Pflichten zu wahren ſind, wobei insbeſondere auch an die Rechte
der Beamten und Angeſtellten ſowie der Penſionäre und der
Hinterbliebenen von Beamten zu denken iſt.
Nachdem die Eingliederung der Bauernkammer in die
Haupt=
abteilung II der Landesbauernſchaft vollzogen ſein wird, wird
dieſe durch das Reichsgeſetz begründete Stelle in Zukunft auch
als berufsſtändiſche Vertretung der Bauern des Volksſtaates
Heſſen anzuerkennen ſein.
Rechlsberakung der Arbeitsfronk.
Rechlsberakungsſtellen für alle Schaffenden.
TU. Berlin, 6. Dezember.
„Der Deutſche” bringt eine Bekanntmachung des Leiters des
Sozialamtes der Deutſchen Arbeitsfront, Peppler, in der es u. a.
heißt: Es iſt notwendig, daß zumindeſtens in den Orten, in
denen bisher Rechtsberatungsſtellen der verſchiedenen Verbände
waren, Rechtsberatungsſtellen der Deutſchen Arbeitsfront
ein=
gerichtet werden. Eine weitere Ausdehnung des Netzes der
Nechtsberatungsſtellen wird unausbleibliche Folge ſein. Zur
Be=
ſetzung der Poſten ſind gleichermaßen die Syndici der
Arbeit=
geberverbände wie auch die Rechtsberater der
Arbeitnehmer=
verbände zuzuziehen und in die Deutſche Arbeitsfront zu
über=
nehmen. Die Bezirksleiter der Deutſchen Arbeitsfront werden
darauf hingewieſen, daß niemand außer dem Sozialamt befugt
iſt, irgendwelche Räumlichkeiten zum Zwecke der Errichtung von
Rechtsberatungsſtellen mit Beſchlag zu belegen oder etwa in den
Liquidationsprozeß örtlicher Arbeitgeberverbände einzugreifen,
noch irgendwelche Anſtellungsverträge zu tätigen. Wer dieſem
Verbot zuwiderhandelt, haftet für ſeine Tat.
Wie „Der Deutſche” dazu erfährt, ſollen dieſe
Rechtsbera=
tungsſtellen der Deutſchen Arbeitsfront grundſätzlich allen
Volks=
genoſſen, die der großen Organiſation der Schaffenden
angehö=
ren, zur Verfügung ſtehen. Die Rechtsberatungsſtellen werden
im Dienſte der Geſamtheit für jeden, der eine Rechtsberatung
braucht, arbeiten. Demnach wird es zukünftig keine
Beratungs=
ſtellen mehr nur für Arbeitnehmer bzw. nur für Arbeitgeber
geben.
40jähriges Dienſtiubilänm des Generaldirektors
Dr. Dorpmüller.
Am 7. Dezember 1933 ſieht der Generaldirektor der
Deut=
ſchen Reichsbahn, Dr.=Ing. e. h. Julius Dorpmüller,
Vor=
ſitzender des Verwaltungsrats und Generaldirektor der
Reichsauto=
bahnen, auf eine 40jährige Dienſtzeit zurück.
Vor 40 Jahren hat er in Aachen als Regierungsbauführer
des Eiſenbahn= und Straßenbaufachs ſeine Laufbahn bei der
Eiſenbahndirektion Köln begonnen. 1908 trat er in den Dienſt
der Kaiſerlich=Chineſiſchen Staatsbahn Tientſin-Pukow über,
um als Chefingenieur den Bau des 700 Kilometer langen
Nord=
abſchnitts dieſer Bahn zu leiten, für die er auch die
Betriebs=
führung übernahm. Nachdem China 1917 in den Weltkrieg
ein=
trat, wurde er aus dem chineſiſchen Staatsdienſt entlaſſen. Der
drohenden Internierung entzog er ſich durch die Flucht. Er kehrte
nach Deutſchland zurück und war bei Kriegsende im
Volkseiſen=
bahndienſt bei der Organiſation der Kriegstransporte auf den
transkaukaſiſchen Eiſenbahnen tätig. 1922 bis 1924 leitete er als
Präſident die neuerrichtete Reichsbahndirektion Oppeln und
ver=
trat in Verhandlungen mit Polen die deutſchen Intereſſen.
1924 nach Eſſen verſetzt, arbeitete er dort unter den ſchwierigen
Beſatzungsverhältniſſen und erwarb ſich die Anerkennung
weite=
ſter Kreiſe des Ruhrgebiets. Am 1. Juli 1925 wurde er auf den
Poſten des ſtändigen Stellvertreters des Generaldirektors der
Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft berufen und nahm an den
Lon=
doner Verhandlungen teil. Seit 1926 leitet er als
General=
direktor die Deutſche Reichsbahn.
*
Der Ehrenpräſident der deutſchen Beamtenſchaft, Pg.
Reichs=
ſtatthalter Jakob Sprenger, hatte ſeinerzeit die Beamtenſchaft zur
Sammlung für die „Stiftung für Opfer der Arbeit” aufgerufen.
den 450 000 RM. einbrachte. Am Dienstag wurde abermals ein
Betrag von 250 000 RM. überwieſen, ſo daß im ganzen nunmehr
dreiviertel Million von den nationalſozialiſtiſchen Beamten für
Stiftung Opfer der Arbeit aufgebracht wurden.
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14681
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 7. Dezember 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 339 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 6. Dezember 1933.
In drei Tagen
Eröffnung der „Braunen Weihnachts=Meſſe‟.
Eine Muſterſchau heimiſchen Gewerbefleißes. — Reſtloſe
Be=
teiligung des deutſchen Handwerks. — Auch die NS.=
Frauen=
ſchaft beteiligt ſich.
Jeder muß unſere „Braune Weihnachtsmeſſe” beſuchen!
In drei Tagen wird unſere „Braune Weihnachts=Meſſe”, die
im Städtiſchen Saalbau und in der Woogsturnhalle ihre Zelte
aufſchlägt, im Beiſein der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden
feierlichſt ihrer Beſtimmung übergeben.
Es iſt erfreulich feſtzuſtellen, daß der Darmſtädter
Einzel=
handel und faſt ſämtliche Innungen der Darmſtädter
Handwerks=
wirtſchaft ſich an der Ausſtellung beteiligen. Dadurch iſt für
dieſe Wirtſchaftsgruppen eine außergewöhnliche und bedeutſame
Plattform für eine Werbeaktion großen Stils gegeben. Unſere
Verbraucherkreiſe werden bei dieſer Gelegenheit einen
hochinter=
eſſanten Einblick in das Können und die Leiſtungsfähigkeit
unſe=
rer einheimiſchen Mittelſtandswirtſchaft erhalten. Denn
Einzel=
handel, Handwerk und Gewerbe werden mit ihren Darbietungen
eindeutig unter Beweis ſtellen, daß ſie ſehr wohl in der Lage
ſind, die heimiſche Bedarfsdeckung durchaus zu ermöglichen Sie
werden weiterhin zeigen, daß deutſche Wertarbeit und
Hand=
werksarbeit im heutigen neuen Deutſchland beſondere Geltung
hat. Darauf hinaus läuft auch der Sinn und das ureigene
Wollen unſerer „Braunen Weihnachts=Meſſe‟. Auf der einen
Seite den Leiſtungsnachweis und den ehrlichen deutſchen
Lei=
ſtungswillen zu zeigen. auf der anderen Seite alle deutſchen
Volksgenoſſen in ganz ſelbſtverſtändlicher Weiſe zur bevorzugten
Inanſpruchnahme deutſchen Gewerbefleißes zu veranlaſſen.
Nach ihren bisherigen Vorarbeiten zu urteilen, werden wir
eine Muſterſchau heimiſchen Gewerbefleißes zu ſehen bekommen,
wie ſie Darmſtadt noch nicht erlebt hat. Die einhellige
Begeiſte=
rung, die in allen beteiligten Ausſtellerkreiſen berrſcht, iſt uns
Gewähr genug dafür, daß der Erfolg unſerer „Braunen
Weih=
nachts=Meſſe” nach jeder Richtung durchaus als geſichert gelten
darf! Sehr bemerkenswert iſt die Feſtſtellung, daß ſich auch
un=
ſere NS.=Frauen mit einer größeren Ausſtellung beteiligen.
Angeſichts der Mühen und Opfer, die ſich alle Ausſteller
auf=
erlegt haben, iſt es nicht mehr wie recht, daß auch alle
Verbrau=
cherkreiſe unſere „Braune Weihnachts=Meſſe”, die überdies eine
Verkaufsmeſſe iſt, beſuchen. Es gilt, einen beſcheidenen Beitrag
im Rahmen des Wiederaufbaues der Wirtſchaft zu leiſten.
Landesverband Heſſen im Reichsverband
der Deutſchen Preſſe.
Am kommenden Montag, den 11. Dezember, nachmittags 3 Uhr,
in Darmſtadt, Fürſtenſaal, Grafenſtraße, ſpricht Direktor Contag
von der Verſorgungsanſtalt der Reichsarbeitsgemeinſchaft der
Deutſchen Preſſe über das Verſorgungswerk der deutſchen
Jour=
naliſten. Die Mitglieder des Verbandes, insbeſondere die neuen
Kollegen, werden dringend gebeten, zu dieſem Vortrag, an den
ſich die Beantwortung von perſönlichen Fragen anſchließt, zu
er=
ſcheinen, da immer noch Unklarheiten über die bahnbrechende
ſo=
ziale Tat des deutſchen Preſſeverbandes herrſchen. Die
Mitglie=
der aus Oberheſſen haben Gelegenheit, Direktor Contag, am
Mon=
tag abend in Frankfurt a. M. zu hören.
Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Zwei Dichter=Abende
ſtehen bevor: am nächſten Dienstag, den 12. Dczember, 8 Uhr.
wird Frau Agnes Miegel aus Königsberg, die hervorragende
Dichterin, in deren Erzählungen und Balladen die Seele des
deutſchen Oſten ſchwingt, im Feſtſaal Sandſtraße 10 eigene
Dich=
tungen vortragen. Ihr folgt am 15. Januar Ernſt Wiechert,
der Verfaſſer des menſchlich erfüllten, in letzter Zeit vielgeleſenen
Romans: „Die Magd des Jürgen Doskoci!”.
— Abendmuſik in der Johanneskirche. In der Abendmuſik am
2. Advent um 20 Uhr ſingt Lore Fiſcher aus Stuttgart Arien
aus Bachſchen Kantaten und dem Weihnachtsoratorium. Sie iſt
jurzeit eine der begehrteſten Konzertſängerinnen, bekannt vom
Radio her und vom Deutſchen Bachfeſt in Köln. Kürzlich gab ſie
zehn Konzerte in der Schweiz. Es wirken außerdem noch mit
Frau Kramer (Violine), Herr Wilk (Flöte) und Herr Nibergall
(Orgel).
— Dritte Orpheuswiederholung im Gymnaſium. Frau
Su=
ſanne Horn=Stoll hat, da die ſeitherige Vertreterin der
Euridice erkrankt iſt, in dankenswerter Weiſe ſich für dieſe Partie
in der Wiederholungsaufführung nächſten Freitag zur
Ver=
fügung geſtellt. Die bekannte Sopraniſtin, die mehrfach in
gro=
ßen Oratorienkonzerten hier und auswärt= durch ihre klangvoll
kultivierte Stimme und hohe Muſikalität ſich als eine der erſten
Konzertſängerinnen erwieſen hat, dürfte der ſchon wiederholt ſo
erfolgreichen Konzertbearbeitung der gehaltvollen Gluckſchen Oper
im Ludwig=Georgs=Gymnaſium erhöhte Anziehungskraft verleihen
und bei dem derzeitigen Mangel größerer Konzertveranſtaltungen
wohl weitgehendes Intereſſe beanſpruchen. Die anderen Soliſten
ſind die bewährten Frl. Marianne Arnold als Amor und
Herr Curt Theo Ritzhaupt als Orpheus.
— Allgäuer Handarbeiten. Die Central=Drogerie Logel.
Eli=
ſabethenſtraße, hat freundlicherweiſe eines ihrer Schaufenſter für
Donnerstag und Freitag zur Verfügung geſtellt zu einer
Aus=
ſtellung von handgewebten verkäuflichen Teppichen, Kiſſen
Vor=
lagen und Läufern, für die das Webematerial ſeit vielen Wochen
im Freundinnenheim von arbeitsloſen Frauen und Mädchen
her=
geſtellt wird. Jeder kleinſte Stoffreſt findet dort nutzbringende
Verwendung. Der Reingewinn vom Verkauf wird zur weiteren
Aufrechterhaltung unſerer Näh= und Kochkurſe für
Hausange=
ſtellte, Freitiſche und Unterkunft für ſtellenſuchende, mittelloſe
Frauen und Mädchen verwandt. Der Verkauf der äußerſt
preis=
werten und praktiſchen Weihnachtsgeſchenke findet ab Samstag
im Freundinnenheim. Sandſtr. 24. ſtatt.
Die Ausſtellung „Heimat und Wolken in Photo=Studien”
im Gewerbemuſeum (Neckarſtraße 3) wurde heute eröffnet.
Heſſiſches Landestheater.
D Donnerstag
7 Dezember Anf. 19½ Ende vor 22½ Uhr. D. Bühne 415
Preiſe 0.70—5.50
Zar und Zimmermann. Samstag
9. Dezember D. Bühne O 5
Anf. 19½, Ende 22.45 Uhr.
Preiſe 0.70—5.50
Gräfin Mariza. Kleines Haus
Freitag,
Dezember Anf 20. Ende 22½ Uhr D. Bühne 415, Gr. 1—2
Preiſe 0 80—4.50
Aleſſandro Stradella.
Anf. 20. Ende 22 Uhr. (Außer Miete.)
Samstag
9. Dezember Hut ab vor Onkel Eddie. Preiſe 0.50—2.50
— Heſſiſches Landestheater. Am Donnerstag, dem 7. Dez., iſt
das Kleine Haus geſchloſſen. Das Schauſpiel gaſtiert mit dem
Drama von Sigmund Graff „Die Heimkehr des Matthias Bruck”
Worms. — In Vorbereitung iſt das
Weihnachtsmär=
cen von Waldfried Burggraf=Forſter „Prinzeſſin Allerliebſt”, in
der Inſzenierung von Hans Baumeiſter. Bühnenbilder von Elli
Büttner. Die Hauptrollen ſpielen: Chriſtiane Grautoff, Armella
Bauer. Anna Jacobs, Käthe Gothe, Paul Maletzki, Ludwig
Link=
mann. Erich Schudde, Ludwig Schwartz Kurt Weſtermann, Paul
Hehre. Die muſikaliſche Leitung hat Norbert Schulze, der auch
gene Kompoſitionen dazu verwendet. Die Mitwirkung des
Balletts ſteht unter der Leitung von Alice Zickler. Die erſte
orſtellung findet am Sonntag dem 10. Dez. im Kleinen Haus
Beginn um 15 Uhr. — Die zweite Wiederholung der Tra=
„Sigrun” von Erich von Hartz findet am Sonntag, dem
Dez., im Großen Haus des Landestheaters ſtatt.
— Heſſiſches Landestheater. Am Freitag, den 8. Dezember, 20
findet im Kleinen Haus eine Wiederholung von Flotows
Aleſſandro Stradella” in der Inſzenierung von Heinr.
uhn mit der Premierenbeſetzung ſtatt. Die muſikaliſche Leitung
vo Geiger. — Am Samstag, den 9. Dezember, 19,30 Uhr,
Uindet eine Wiederholung von E. Kalmans Operette „Gräfin
Mariza” in der Inſzenierung von Sigurd Baller ſtatt.
Was uns alte Kirchenbücher erzählen.
411. Beranſtalkung
des Alk=Darmſtadk-Vereins.
Die „Alt=Darmſtadt”=Gemeinde erlebte am letzten
Donners=
tag einen ſehr bedeutſamen Abend. Unſer langjähriger treuer
Mitarbeiter, Herr Oberſchulrat Th. Ritſert, ſprach über ſeine
Forſchungen: „Aus alten Kirchenbüchern.” Was der hochgeſchätzte
Redner mit Bienenfleiß zuſammengetragen hat, wußte er zu
einem eindrucksvollen Gemälde zu geſtalten, nicht nur von ſeinen
Vorfahren, ſondern auch vom Leben der Handwerker und Bauern
unſere Heimat in drei Jahrhunderten. Der Redner führte etwa
folgendes aus:
Die geſuchteſte Großmutter iſt heutzutage die ariſche. Um alle
Anfragen nach ihr beantworten zu können, braucht man die
Kir=
chenbücher. Gewöhnlich gibt es dieſe erſt nach dem Dreißigjährigen
Krieg, in Darmſtadt aber ſchon ſeit 1575. Günſtig und bequem
für die Forſcher iſt es, daß Darmſtädter Bücher bis zum Jahre
1876 alle auf dem beſſiſchen Staatsarchiv aufgeſtellt ſind.
Ich ſpreche über die fünf älteſten Kirchenbücher von
Schwan=
heim, eines Ortes in der Nähe von Bensheim, wo meine
Vor=
fahren und Glieder des Stammes ſeit 1603 bis heute anſäſſig ſind
Dieſe fünf Bücher gehen von 1631 bis 1807. (In Darmſtadt iſt
meine Familie ununterbrochen etwa ſeit 1725 bis heute
vertre=
ten.) Schwanheim kommt= urkundlich zuerſt 764 vor, während
Darmſtadt erſt einer Schenkung des Grafen Sigeboto in der
zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts — alſo etwa drei
Jahrhun=
derte ſpäter — die erſte urkundliche Erwähnung verdankte. Wir
lernen in dem Kirchenbuch den Gemeindsmann, den Beiſaſſen und
den Einwohner kennen, den Gerichtsſchöffen, den Centſchöffen und
den Schultheiß und die anderen Beamten des Ortes. Wir
erfah=
ren, wem die ehrende Bezeichnung „Herr” zuſtand, ſo auch den
verſchiedenen Arten von Förſtern, zumal der Waldbeſitz eine
wich=
tige Einnahmequelle für den Ort war. Weniger bekannt iſt uns
der herrſchaftliche Spürer und der fürſtliche Trüffeljäger.
Bei den Namen iſt zu ſagen, daß die weiblichen mit der
En=
dung in verſehen wurden: Die Kleinin, Gebhardin u. a. Bei den
männlichen überwiegt der Vorname Johannes. Bei 270
Kon=
firmanden in den Jahren 1783—1807 haben neben ihren 1—2
an=
deren Namen über 250 den Namen Johannes, nur 19 haben dieſen
Namen nicht.
Die Kinder haben 2 oder 3 Namen, dann haben ſie auch
meh=
rere Gevatter oder Gevatterinnen, welche das Kind „heben”. Aber
wenn die Patin Katharina Philippine ſich ſchreibt, heißt das
Kindlein auch ſo, und nicht wie häufig heutzutage, Ingeborg oder
Hildegard. Auch die Zigeunerkinder bekommen ihren Paten.
Scharf wird in der älteren Zeit, zwiſchen den
Handwerks=
meiſtern unterſchieden und denen, die noch keine Meiſter ſind.
Den „gemeinen” Schmied, der die Dorfſchmiede gepachtet
hatte, lernen wir kennen. Auch der „circum=vagierende,
der Hauſierer, kommen vor.
Als ſeltener vorkommende Berufe finden wir den
Kohlen=
brenner, Wurzelgraber, Schlangenfänger, Salveterſieder und den
Seengräber.
Vor der Trauung haben wir die weinkäufliche Kopulation:
Streng iſt die Kirchenzucht, und die Kirchenbuße kommt öfters
vor. Für die militäriſche Ordnung der Gegend waren der Cent=
Leutnant und der Cent=Hauptmann da. Oft erfahren wir
beſon=
ders in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges oder der
Raub=
kriege Ludwigs XIV. von einquartierten oder „vernoktierenden”
Truppen. Die verſchiedenſten Truppenteile lernen wir kennen.
Die Zeitangaben ſind oft, auch lateiniſch, nach den Feſten der
Jungfrau Maria oder der Apoſtel gemacht.
Die Kriegszeiten brachten viele Unruhe und manche
Schä=
digungen. Die Verzeichniſſe des erlittenen Schadens liegen
viel=
fach vor. Die Bewohner mußten fliehen, und viele ſtarben nicht
in der Heimat, ſondern in der „Ausflucht”
Sehr vielſeitig iſt das Kirchenbuch in dem Text, lateiniſch und
deutſch, wie es von Todesfällen und Beerdigungen redet. Auch
von den Begräbniſſen in der Kirche wird geſprochen.
Die geſundheitlichen Verhältniſſe des Ortes waren im 17. und
18. Jahrhundert nicht günſtig. Beſonders groß iſt die
Kinder=
ſterblichkeit. In den Jahren 1714 und 1715 ſtarben außer 12
Er=
wachſenen 27 Kinder. Aus dem Kirchenbuche können wir ein
gan=
zes Verzeichnis der damals benannten Krankheiten aufſtellen. Ich
finde etwa 20 Namen. Sehr oft kamen die Blattern, damals
Por=
peln genannt, vor. Gelegentlich finden wir Vorſicht bei
Seuchen=
gefahr.
So iſt das Kirchenbuch eine Quelle für das Leben und die
Schickſale eines kleinen Dorfes vor 200—300 Jahren.
Die zahlreich aufmerkſamen Hörer zollten dem beliebten
Red=
ner begeiſterten Beifall, den der 1. Vorſitzende, Herr Eidmann,
in herzliche Dankesworte zu kleiden wußte. In der Ausſprache
lieferten die Herren R. Anton. H. Eidmann, Bürgermeiſter Lerch,
ſowie Stieſi und Röder noch wertvolle kulturgeſchichtliche
Ergän=
zungen.
Am 21. Dezember feiert „Alt=Darmſtadt” ſein Chriſtfeſt. Im
Mittelpunkt der Feier ſteht ein Lichtbildervortrag von Herrn
Prof. A. Beyer über „Weihnachten in der Kunſt”.
Winkerhilfswerk
des deulſchen olkes 1933/34.
Lebensmitkelſammlung (Pfundſammlung)
für Weihnachken für die Armen.
Von Freitag, den 8. Dezember 1933, ab werden im Rahmen
des Winterhilfswerks des deutſchen Volkes bei den Haushalten
in Darmſtadt Lebensmittel geſammelt. Durch dieſe Sammlung
ſoll eine größere Menge Lebensmittel aufgebracht werden, die
vor Weihnachten an arme Familien verteilt werden ſoll, damit
auch die Aermſten an dem Weihnachtsfeſt nicht zu hungern
jrauchen.
Es wird erneut an die Opfexfreudigkeit der Volksgenoſſen
appelliert und erwartet, daß jede Familie nach Kräften ſpendet.
Auch die kleinſten Gaben ſind willkommen. Die Spenden
wer=
den an den genannten Tagen durch die Sammler, die mit
Sammelausweiſen des Winterhilfswerks verſehen ſind, abgeholt.
Damit von den Spenden nichts verloren geht oder verdirbt, wird
gebeten, die Sachen in Tüten oder Säckchen gut zu verpacken.
Sollten bei der Sammlung Familien nicht angetroffen
wer=
den oder einzelne Haushaltungen nicht erfaßt werden wird
drin=
gend gebeten, die Spenden in der Geſchäftsſtelle des
Winterhilfs=
werks, Kreis Darmſtadt, Wilhelminenſtraße 34, Erdgeſchoß,
abzu=
liefern.
Volksgenoſſen, zeigt auch bei dieſer Sammlung, daß ihr an
die Armen denkt und helft, daß ſie in dieſem Winter,
insbeſon=
dere am Weihnachtsfeſt, nicht zu hungern brauchen.
— Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1933/34. Plakette
„Wir helfen”. Es wird darauf hingewieſen, daß die Spender
zum Winterhilfswerk, die einwandfrei nachweiſen, daß ſie einen
angemeſſenen Betrag laufend ſpenden, die Berechtigung zum
Bezug der Plakette., Wir helfen” haben. Die Plakette für Monat
Dezember 1933 iſt in der Geſchäftsſtelle des Winterhilfswerks,
Kreis Darmſtadt, Wilhelminenſtraße 34, Erdgeſchoß, zu erhalten.
Ausſtellung von Weihnachtsarbeiten der Gedok.
Die kunſtgewerbliche Abteilung der Gedok. unter Leitung von
Frau Michel=Koch, hat in einem der oberen Räume des Muſik=
Vereins eine kleine, aber ſehr reichhaltige Ausſtellung aller
mög=
lichen kunſtgewrblichen Gegenſtände ausgebreitet, in der bei freiem
Eintritt jeder kleinere und größere Weihnachtsgeſchenke aller Art
erwerben kann. Von dieſer Gelegenheit hat das Darmſtädter
Publikum bereits geſtern ausgiebig Gebrauch gemacht; heute iſt
die Ausſtellung nochmals bis mittags 1 Uhr geöffnet.
Unter den vielen hübſchen geſchmackvollen Sachen ſei auf
einiges beſonders hingewieſen; etwa auf die Webarbeiten und
die Porzellanmalerei von Fräulein Marie Seibert, auf die ſchönen
Keramiken von Frau Federn=Staudinger die mannigfachen
Le=
derarbeiten von Fräulein Münch und Buchbinderarbeiten
Poſt=
kartenblocks uſw. von Frau Storck. Wohl das koſtbarſte Stück iſt
unter den Filetarbeiten von Frau Jochheim, die auch
Strumpf=
teppiche u. a. ausgeſtellt hat, das Grevenſteiner Hungertuch, eine
herrliche Filetarbeit nach einer Vorlage aus dem 17. Jahrhundert
(nach Zeichnung von Ludwig Kriegk).
Damit iſt die Vielſeitigkeit kaum angedeutet. Es gibt
Kinder=
kleidchen und Spielſachen, Chriſtbaumſchmuck. Lebkuchenfiguren
(ſoweit ſie nicht ſchon ausverkauft ſind), Handtaſchen und
Tee=
mützen und Schalen und Leuchter und manch anderes mehr, was
man in den Vorweihnachtswochen eben ſucht.
X
Weihnachtsſeier
des Kindergarkens der Barmherzigen Schweſtem.
Darmſtadt, Beſſunger Straße 105.
— Wie alljährlich, veranſtalten die Barmherzigen Schweſterm
mit ihrem Kindergarten auch in dieſem Jahre eine
Weihnachts=
feier. Dieſe Feier findet am Sonntag, den 10. d. M., nachm. 4 Uhr,
in der Beſſunger Turnhalle, Heidelberger Straße, ſtatt. Wer bei
der letzten Weihnachtsfeier anweſend war, hat es nicht bereut, denn
was hier von den Kleinſten der Kleinen aufgeführt und
vorgetra=
gen wurde, war einfach ſtaunenswert. Diesmal wird von den
kleinſten Angehörigen des Kindergartens ein Bewegungsſpiel,
be=
titelt „Lebendiges Spielzeug”, aufgeführt, das ſicher viel Freude
bei den Kindern und Eltern erwecken dürfte. Selbſtverſtändlich
gelangt auch ein Weihnachtsſpiel zur Aufführung, und zwar
„Weihnachten im Märchenlande” in einem Aufzug. geſpielt von
23 Kindern im Alter von 5 bis 15 Jahren. Der Beſuch dieſer
Feier kann nur beſtens empfohlen werden. Der Eintrittspreis iſt
ſo gering gehalten, daß es jedem ermöglicht iſt, dieſe
Veranſtal=
tung zu beſuchen.
Eintrittskarten ſind bei den Schweſtern und an der Kaſſe
er=
hältlich.
Eine Kindervorſtellung findet am Samstag, den 9. d. M.,
nachmittags 2 Uhr, ſtatt.
— Sektion Darmſtadt des Deutſchen u. Oeſterreichiſchen
Alven=
vereins, e. V. Es wird nochmals auf den heute im Hörſaal 326
der Techniſchen Hochſchule (Eingang: Weſtportal) ſtattfindenden
Lichtbildervortrag des Herrn Amtsanwalts Stievel=Michelſtadt
über „Ruine Rodenſtein, ihre Vergangenheit und ihre Beſitzer”
hingewieſen. Die Mitglieder der Sektion Darmſtadt ſind frdl,
eingeladen. Gäſte ſind willkommen.
Vogelsberger Höhenklub. Zweigverein Darmſtadt. Die
letzte Wanderung des Jahres 1933, die Nikolauswanderung, wurde
am 3. Dezember durchgeführt. Etwa 90 Wanderer fanden ſich am
Treffpunkte ein. Der Weg führte über die im Werden begriffene
Reichsautobahn, durch Harras und Tanne, über den Weiterſtädter
Exerzierplatz am Waſſerwerk der Firma Merck und dem
Wald=
brünnchen vorbei nach Arheilgen, wo im Gaſthaus „Zum weißen
Schwanen” (Inh. Schäfer) eingekehrt wurde. Hier hatte Knecht
Ruprecht ſein Erſcheinen zugeſagt. Die Erwartung und Spannung
war auf den freudig erregten und doch mit etwas Angſt gepaarten
Geſichtern der Kinder zu leſen. Nachdem ſich die Wanderſchar
geſtärkt und V.H. C.=Schweſter Guſtel Spieß zwei Vorträge zu
Ge=
hör gebracht hatte, war die Stunde für die Kleinen gekommen.
Der Nikolaus richtete Fragen und Ermahnungen an die Kinder,
verſchiedene trugen Gedichtchen vor, worauf der Nikolaus ſeinen
großen Sack öffnete und Geſchenke verteilte. Sowohl an die
Kin=
der als auch an die ſchon erwachſene Jugend wurden
Puppen=
korbmöbel ſowie Einkaufskörbchen, von V.H.C.=Bruder Bellmann
angefertigt und in uneigennütziger Weiſe zur Verfügung geſtellt,
verteilt. Auch ein zu Beſuch hier weilender Hitlerjunge aus dem
Saargebiet, dem der deutſche Nikolaus Grüße an ſeine Heimat
auftrug, wurde beſchenkt. Nach weiteren Klaviervorträgen der
V. H. C.=Brüder Späth und Hilmer ſowie nach Aufführung einer
ſinnvollen Duoſzene durch V. H.C.=Schweſter Guſtel Spieß und der
kleinen Gertrud Darmſtädter, hatte die eigentliche Nikolausfeier
ihr Ende gefunden Dann konnte die Jugend das Tanzbein
ſchwingen. Der Führer der Ortsgruppe Miniſterialrat Braun,
dankte allen Mitwirkenden und Stiftern ſowie all denen die zum
Gelingen der Veranſtaltung beigetragen haben. V.H.C.=Bruder
Burk dankte den Führern, V. H. C.=Schweſter G. Spieß und V.H.C.=
Bruder Gebhardt und brachte ein dreifaches Friſchauf auf ſie aus.
Alle Teilnehmer werden ſich noch lange und gerne dieſer
ver=
brachten ſchönen Stunden erinnern.
— Die Kreisrundfunkberatungsſtelle Darmſtadt teilt mit:
Der Reichsverband Deutſcher Rundfunkteilnehmer, Ortsgruppe
Eberſtadt, hält am Samstag, dem 9. Dezember, und Sonntag,
dem 10. Dezember 1933, im Gaſthaus „Zur Roſe” (L. Hill) ſeine
diesjährige Radiobaſtler=Ausſtellung ab. Auf der Ausſtellung
ſind Baſtlergeräte aller Art zu ſehen, vom einfachen Einkreis=
Empfänger bis zum komplizierten Mehrkreis=Empfänger, vom
ge=
wöhnlichen Ortsempfänger bis zum empfindlichſten und
trenn=
ſchärfſten Fernempfänger. Eintritt wird nicht erhoben. Auch für
Fachleute dürfte der Beſuch lohnend ſein. Die Ausſtellung iſt
ge=
öffnet: Samstag, den 9. Dez. 1933, von 20—24 Uhr, Sonntag,
den 10. Dez. 1933, von 10—20 Uhr. Zum Abſchluß findet
Sonn=
tag, um 20 Uhr, eine fachmänniſche Führung durch die Ausſtellung
ſtatt, wobei verſchiedene Geräte vorgeführt und beſprochen werden.
— Braſilien=Lichtbilder in der Stadtmiſſion. Am Donnerstag,
den 7. Dezember, abends 8.15 Uhr, findet im großen
Stadtmiſſions=
ſaal ein Lichtbildervortrag ſtatt über das chriſtliche
Gemeinſchafts=
werk in Braſilien. Seit einer Reihe von Jahren hat der Deutſche
Verband der Landeskirchlichen Gemeinſchaften ſeine Arbeit auch
unter den deutſchen Anſiedlern in Südamerika aufgenommen. An
vielen Orten ſind blühende chriſtliche Gemeinſchaftsarbeiten
ent=
ſtanden, die von zwei Miſſionsarbeitern bedient werden. In dieſe
mühevolle Miſſionsarbeit auf ſüdamerikaniſchem Boden wird der
Lichtbildervortrag einen Einblick geben. Der Eintritt iſt frei für
jedermann.
Verkauf von Briefverſchlußmarken für das Winterhilfswerk
der NS.=Volkswohlfahrt bei den Poſtanſtalten. Am 10. Dezember
beginnt an den Schaltern der Poſtanſtalten der Verkauf der vom
Winterhilfswerk der NS.=Volkswohlfahrt zur Förderung der
Win=
terpfennigſammlung herausgegebenen Briefverſchlußmarken. Sie
werden in Mengen, die durch 10 teilbar ſind, abgegeben. Je 10
Marken ſind in einem kleinen Umſchlag, je 10 ſolcher Päckchen in
einem größeren Umſchlag verpackt. Die Briefverſchlußmarken für
das Winterhilfswerk können auf der Rückſeite der gewöhnlichen
und eingeſchriebenen Briefſendungen aufgeklebt werden. Auf der
Aufſchriftſeite der Briefſendungen dürfen ſie dagegen nicht
an=
gebracht werden.
Seite 6 — Nr. 339
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. Dezember 1933
Weihnachtsbikke
der Nieder=Ramſtädter Anſtalken für Epilepkiſche.
Schwachſinnige und Krüppel.
Herzlichen Dank allen denen, die im vergangenen Jahr mit
warmem Herzen und opferwilligen Händen geholfen haben,
un=
ſeren Kranken Weihnachtsfreude zu bereiten. Inzwiſchen iſt ihre
Zahl wieder gewachſen, und alle leben nun von neuem in der
Vor=
reude des ſchönen Weihnachtsfeſtes. Darum bitten wir herzlich
und zuverſichtlich, wie wir jedes Jahr es tun:
Helft uns wieder den Weihnachtstiſch decken für die heſſiſchen
Fallſüchtigen und Krüppel und alle anderen Pfleglinge
der Nieder=Ramſtädter Anſtalten!
Helft mit trotz aller eigenen Sorgen, daß die helle Sonne der
Weihnachtsbotſchaft, der Weihnachtsfreude und der
Weihnachts=
liebe hell hineinſcheine in das Leben von 450 Menſchen, das von
ſchwerem Leid verdunkelt und oft ſo einſam iſt. Vergeſſen wir
nicht über den gewaltigen Notſtänden, die auf uns und unſerer
Zeit laſten, den Jammer, der in der Stille hinter Anſtaltsmauern
ſein Daſein friſtet und immer auf die brüderliche Liebe
angewie=
ſen bleibt. Die Sammlung findet außerhalb des
Winterhilfs=
werkes des deutſchen Volkes 1933/34 ſtatt.
Für jede, auch die klinſte Gabe ſind wir dankbau und bitten,
ſie auf unſer Poſtſcheckkonto (Frankfurt a. M. Nr. 4992, Nieder=
Ramſtädter Anſtalten) einzuzahlen oder zu überweiſen.
Mit herzlichen Weihnachtsgrüßen
Pfarrer Schneider, Direktor.
Vorkragsabend des Mikkelrheiniſchen Archikekken=
und Ingenieur=Bereins, Darmſtadk.
Im Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt fand
geſtern abend ein Vortrag des Herrn Beratenden. Ingenieurs
Gerhard Menſch über „Das Verhalten der
Baukon=
ſtruktionen und der Bauſtoffe bei dem
Reichs=
tagsbrande” ſtatt. Prof. Kleinlogel begrüßte die
Mit=
glieder des Mittelrheiniſchen Architekten= und Ingenieur=Vereins
und die erſchienenen Gäſte herzlich und erteilte dem Referenten
das Wort zu ſeinem hochintereſſanten Vortrag.
Herr Menſch war nach dem Brande von der
Reichsbaudirek=
tion mit der Begutachtung über die weitere Verwendbarkeit der
vom Feuer beſchädigten tragenden Bauteile bzw. mit der
Bear=
beitung der erforderlichen Verſtärkungsvorſchläge betraut. Die
durch zahlreiche Lichtbilder erläuterten Ausführungen begannen
mit einer kurzen Vorgeſchichte über den Reichstagsbau, aus der
man mit Intereſſe vernahm, daß zwar bei dem preisgekrönten
Wettbewerbsentwurf von Wallot ſich die Kuppel über dem
Sitzungsſaal befand, daß jedoch in dem Ausführungsentwurf.
be=
ſonders auf Betreiben Kaiſer Wilhelms I., die Kuppel über der
Eingangshalle am Königsplatz vorgeſehen war. Nach dem Tode
Kaiſer Wilhelms I. und nachdem der Bau bereits 4 Jahre im
Gange war, gelang es Wallot, die Kuppel wieder über den
Sitzungsſaal zu verlegen, wobei die Mitwirkung des jetzt im
Ruheſtand lebenden 88jährigen Wirkl. Geh. Oberbaurats, Dr.
Zimmermann in konſtruktiver Beziehung erſt die Möglichkeit dazu
ſchuf. Zu den Einwirkungen des Brandes übergehend, ſah man
dann an Hand der Lichtbilder, daß die großen teilweiſe 26 Meter
langen und 2,5 Meter hohen eiſernen Gitterträger, die zum
Tra=
gen der Deckenkonſtruktion über dem Sitzungsſaal dienten,
durch das Feuer vollſtändig verformt waren, und die geſamte
Glasdecke, die etwa 15 Meter hoch über dem Fußboden des
Sitzungsſaales lag, zuſammengebrochen war. Dadurch war das
Feuer in der Lage, in den Raum über der Decke des
Sitzungs=
ſaales zu gelangen, der ſich nach oben 20 Meter hoch über der
Saaldecke erſtreckt und auf allen 4 Seiten von Mauern umgeben
iſt. Auf dieſem Mauerkörper liegt die mit Glas eingedeckte
eiſerne Kuppelkonſtruktion. Man erfuhr, daß die Hitze die
Glas=
ſcheiben bald zum Springen hrachte und ſo dem Feuer Abzug
verſchaffte. Da ferner die Auflagerung der Kuppel auf den
Wänden ſo genial durchkonſtruiert war, daß ſie ſich bei der Hitze
nach allen 4 Seiten auf Rollen fortbewegen und nach dem
Er=
kalten wieder zurückrollen konnte, ſind Beſchädigungen an der
Kuppel trotz der großen Hitze nur in ganz geringfügigem Maße
aufgetreten, die bald beſeitigt werden konnten. Auch die weiter
mitgeteilten Schäden an dem Ziegelmauerwerk haben den
Be=
ſtand des Kuppelunterbaues nicht gefährden können und konnten
auch bald behoben werden. Ueber die Herſtellungsarbeiten im
eigentlichen Sitzungsſaal iſt eine Entſcheidung vom
Reichstags=
präſidenten Göring noch nicht getroffen. Zunächſt ſind alle Teile
entfernt, die durch das Feuer derart beſchädigt ſind, daß ſie nicht
wieder verwendet werden können.
Der Redner ſchloß mit ehrenden Worten für den Kuypel=
Konſtrukteur, der mit Befriedigung noch erlebte, daß ſein Werk
auch dem Angriff des Feuers widerſtanden hat und dem das
deutſche Volk zu großem Dank verpflichtet iſt, weil ohne ſeine für
die damalige Zeit außergewöhnliche Konſtruktion das Feuer den
geſamten Kuppelbau zum Einſturz gebracht hätte.
Prof. Kleinlogel gab dem Dank der Verſammlung
noch=
mals beredten Ausdruck. In der ſich anſchließenden kurzen
Aus=
ſprache gedachte Miniſterialrat Wagner ehrend des Erbauers
des Reichstagsgebäudes, des verſtorbenen Profeſſors Wallot der
Heſſe. aus Oppenheim gebürtig, und Ehrenmitglied des
Mittel=
rheiniſchen Architekten= und Ingenieur=Vereins war und dem er
heute noch warme Worte des Dankes widmete. Er freue ſich, daß
der Bau ſo feſtgefügt war, daß er dem Brande ſtandgehalten hat.
Möge der Saal in neuem Glanze im Sinne Wallots entſtehen.
Mit dem Dank an den Referenten und alle Mitglieder ſchloß der
Vorſitzende den Abend. Die Mitglieder verſammelten ſich noch
zu einer geſelligen Unterhaltungsſtunde.
Frei von Arbeiksloſen!
Das lieſt man heute ſo gern! Man bewundert des Führers
geniale Art, wie er es verſteht. Millionen von Menſchen ihr Brot
zu geben. Aber unſere Pflicht iſt es, unſeren Führer in ſeinen
Plänen und Vorhaben zu unterſtützen. Wir dürfen nicht paſſiv
zuſchauen, jeder einzelne trage ſein Scherflein zur
Arbeitsbeſchaf=
fung bei! Da die Gelder für die neuen Arbeitsleiſtungen nicht
aus den Steuern gewonnen werden dürfen, hat die Reichsleitung
der NSDAP. eine Geldlotterie für Arbeitsbeſchaffung in die
Wege geleitet. Man kann für eine Mark — denn ſoviel koſtet nur
das Einzellos — viel gewinnen, wenn man Glück hat ſogar
100 000! Aber man kann nie verlieren, da man mit jeder Mark
Mittel zu neuer Arbeit dem Volksganzen zur Verfügung ſtellt.
Man hilft nicht nur anderen, ſondern auch ſich, wenn jeder ſeine
Arbeit findet. Nur noch kurze Zeit iſt jedem die Möglichkeit
ge=
geben, das Glück für ſich und die anderen mit der geringen Gabe
zur Arbeitsbeſchaffungs=Geldlotterie zu verſuchen, denn am 29./30.
Dezember findet ſchon die Ziehung ſtatt.
— In den Helia=Lichtſpielen gelangt heute und folgende Tage
der große Film vom Reichsparteitag 1933, der das filmiſche
Er=
gebnis der Nürnberger Tage darſtellt, zur Vorführung Wir ſehen
Bilder von ungeheurer Wucht und unvergeßlicher Schönheit. Wir
hören den Führer ſprechen, nehmen teil an dem Jubel der Maſſen
und an den diſziplinierten Aufmärſchen der Nürnbergfahrer Der
Film iſt von der bekannten Filmkünſtlerin Leni Riefenſtahl
ge=
ſchaffen. Jeder Deutſche wird dieſen gewaltigen Tonfilm ſehen
wollen. Jugendliche haben Zutritt.
— Das Union=Theater zeigt nur noch heute und morgen den
Film mit der unerhört ſtarken Handlung „Die ſchönen Tage von
Aranjuez” mit Brigitte Helm in ihrer neuen, großen und
inter=
eſſanten Rolle.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute die luſtige
Film=Komödie „Das Tankmädel” mit Fritz Schulz und Urſula
Grabley in den Hauptrollen. Regie: Hans Behrendt.
— Orpheum. Samstag und Sonntag: Bunte Bühne.
Wochen=
end im Varieté”. Außer einer Serie artiſtiſcher Spezialitäten
be=
findet ſich im Spielplan nochmals Rocafinis Pracht=Löwen.
Weitere Mitteilungen folgen. (Siehe Anzeige.)
Berufskundliche Rundfunkvorträge. Im Rahmen einer
Schulbahnberatung vermittelt der Südweſtdeutſche Rundfunk am.
Freitag, den 8. Dezember 1933, von 21.25 bis 21.45 Uhr, ein
Zwiegeſpräch einer Mutter mit einem Berufsberater über das
Thema: „In welche Schule ſoll ich mein Kind ſchicken?”.
Eine umfangreiche Liſte ſchwerer Verfehlungen.
Immer wieder Eigenkumsdelikke. — Sühne für Diebereien und Bekrügereien.
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verurteilte am
Mitt=
woch als erſtes einen 19jährigen Schneider wegen
eines ſchweren und eines einfachen Diebſtahls zu
der Mindeſtſtrafe von drei Monaten und einem Tag
Gefängnis, und zu drei Tagen Haft wegenBettelns.
Das Gericht ſieht in dem ſchmächtigen Jüngelchen einen
Verführ=
ten, der nur auf der Landſtraße durch ſchlechte Geſellſchaft zu
ſei=
nen Taten kam, und läßt äußerſte Milde walten.
Anders ging es einem Althändler von hier, der vor
etwa acht Wochen vom Bezirksſchöffengericht zu ſechs Monaten und
zwei Wochen Gefängnis veruteilt worden war, weil er unerlaubt
mit Munition gehandelt hatte. Bei einer Hausſuchung fand ſich
überdies ein zwar etwas verroſteter, aber immerhin
gebrauchs=
fähiger Revolver. Die Berufung des Angeklagten wird verworfen
und auf die Berufung der Staatsanwaltſchaft hin die Strafe auf
neun Monate erhöht. Beſonders erſchwerend wirkt, daß
er die Munition an einen Kommuniſten verkaufte. Seinen
Be=
hauptungen, er habe das nicht gewußt, wird um ſo weniger
Glau=
ben geſchenkt, als er ſelbſt eine Zeitlang der KPD. angehörte.
Zwei junge Arheilger, der Plattenleger
Hein=
rich Weigand und der Weißbinder Hans Dieter,
er=
halten dann je ein Jahr Gefängnis, weil ſie verſuchten,
die Organiſation einer nicht
nationalſoziali=
ſtiſchen Partei aufrecht zu erhalten, indem ſie eines
Nachts, anarchiſtiſche Lieder ſingend, durch die Straßen Arheilgens
zogen. Dieter trug überdies unter dem Rockkragen den ſchwarzen
Sowjetſtern mit Hammer und Sichel. In ſeiner erſten
Verneh=
mung gab er an, er trage dieſes Abzeichen, um zu dokumentieren,
daß er noch ſeine alte Geſinnung habe. Heute ſind die beiden recht
kleinlaut und verſuchen, alles abzuleugnen oder umzudrehen. Von
einer Zuchthausſtrafe ſieht das Gericht noch einmal ab, da es ſich
hier um wenig wichtige Perſönlichkeiten handelt.
Drei Landwirte aus Urberach, die wegen
fahr=
läſſiger Tötung angeklagt waren, werden im Folgenden
freigeſprochen. Sie hatten zur Zeit der Ernte, die Streu aus
der Dreſchmaſchine, deren Beſitzer der eine war, auf einen ſeiner
Aecker an der Urberacher Landſtraße gebracht und angezündet.
Als am Abend zwei Uberacher Frauen mit einem 9jährigen
Mädelchen von der Arbeit heimkehrten, deckte ſich das Kind zum
Schutz vor dem Rauch ſein Schürzchen über den Kopf. Es verlor,
da es nichts ſah, und die beiden Frauen ſeiner nicht achteten, die
Richtung und ſtürzte über die Böſchung in das Feuer. Es erlitt ſo
ſchwere Brandwunden, daß es alsbald ſtarb. Das Gericht iſt der
Auffaſſung, daß die Männer mit einem derartigen Vorfall
keines=
wegs rechnen konnten, daß es wohl vielmehr an der nötigen
Auf=
ſicht gemangelt habe.
Der Lagerhalter einer
Konſumverteilungs=
ſtelle eines Frankfurter Konſumvereins wurde, da er
politiſch=
nicht einwandfrei war, und die Zentrale fürchtete, daß die
Ver=
teilungsſtelle darunter leiden könne, im Sommer dieſes Jahres
nach Offenbach verſetzt. Eines Tages war der Mann plötzlich
ver=
ſchwunden, und mit ihm etwa 1000 Mark aus der Kaſſe. Der
An=
geklagte behauptet heute, er ſei durch die ganzen Vorgänge derart
verwirrt geweſen, daß er nicht mehr gewußt habe, was er tat. Es
ſind auch ſchon vorher Anſtände vorgekommen, jedoch ſind ihm
Unregelmäßigkeiten in früheren Zeiten nicht nachzuweiſen, ſo
daß das Gericht lediglich wegen Untreue und
Unter=
ſchlagung auf drei Monate Gefängnis, abzüglich 18
Tagen Unterſuchungshaft, erkennt.
Ein Dreher aus Ober=Beerbach, der ſich an dem
Eigentum anderer vergriffen hatte, erhielt wegen ſchweren
Diebſtahls im Rückfall unter Zubilligung mildernder
Um=
ſtände ein Jahr Gefängnis.
Juriſtiſch recht intereſſant war die Anklage gegen einen
Steinbruchunternehmer aus Alsbach, der
beſchul=
digt wird, Pflaſterſteine, von denen er annahm, daß ſie dem heſ=
ſiſchen Staat gehörten, die aber in Wirklichkeit noch ihm gehörten,
unterſchlagen zu haben. Er hatte an den Staat fur den Mainzer
Brückenbau Pflaſterſteine zu liefern. Ein Teil war bereits
gelie=
fert und bezahlt, ein anderer Teil lagerte gut ein Jahr in
Als=
bach; er hatte ihn indeſſen an den Staat durch eine
Uebereignungs=
urkunde überſchrieben. Die Uebereignung war jedoch, wie ſich
her=
ausſtellte, nicht rechtsgültig, da die Steine ihm noch nicht
abge=
nommen worden waren. Von dieſen Steinen fehlten, nach
end=
gültiger Lieferung, etwa 80 Tonnen. Der Angeklagte gab zu. daß
er, weil ſie ſtark beſchädigt waren, 17 Tonnen ausſortiert und
anderweit verkauft habe. Die übrigen fehlenden Steine ſeien
je=
doch anderweitig verſchwunden, und zwar könne er nachweiſen,
daß ſie andere Liebhaber gefunden hätten, denn ſie hätten ja
be=
reits ein Jahr lang frei gelagert. Für die ausſortierten
beſchädig=
ten Steine habe er dann aber nachträglich andere Steine geliefert.
Das Gericht ſpricht den Angeklagten frei, da ihm bei den
Stei=
nen, die er zugegebenermaßen verkauft habe, das Bewußtſein der
Rechtswidrigkeit gefehlt habe, und für die anderen Steine ein
Nachweis, daß er ſie fortgeſchafft habe, nicht zu erbringen ſei. Die
Frage, ob der Angeklagte ſtrafbar ſei, wenn er vermeintlich
frem=
des, in Wirklichkeit aber eigenes Eigentum unterſchlägt, läßt das
Gericht dabei ungeklärt.
Die Große Strafkammer verhandelte am gleichen Tage gegen
den Pforzheimer Landarbeiter Guſtav Binſack. Im
17. Lebensjahre erhielt er die erſte Strafe, und von da an
ver=
brachte er die meiſte Zeit in Gefängniſſen. Kaum war er auf
freiem Fuß, begann er wieder ſeine Betrügereien, und ſo kann er
nun auf die ſtattliche Zahl von 19 Vorſtrafen zurückblicken. Er
behauptet, das alles ſei nur auf ſeine Nerven zurückzuführen. Die
Aerzte ſtellten zwar von jeher feſt, daß er geiſtig minderwertig,
ja vielleicht mäßig ſchwachſinnig ſei, doch offenbart er bei ſeinen
Betrügereien eine derartige Intelligenz, daß an ſeiner vollen
Zu=
rechnungsfähigkeit kein Zweifel beſtehen kann. Im Februar d. J.
war Binſack aus der Strafhaft entlaſſen worden, und es gelang
ihm, auf einem badiſchen Verſuchsgut als landwirtſchaftlicher
Praktikant mit freier Koſt und Verpflegung unterzukommen. Das
paßte ihm aber anſcheinend nicht, und bald hatte er ſich eine neue
Erwerbsquelle geſchaffen, indem er ſich bei einem Pforzheimer
Schuhwarengeſchäft als Verwalter eines in der Nähe befindlichen
Arbeitslagers ausgab und für das Arbeitslager Schuhe beſtellte:
Reitſtiefel, Damenſtiefel, Arbeitsſtiefel uſw. Die Schuhe
ver=
ſchleuderte er weit unter Preis, und als er das Lager der Firma
erſchöpft hatte, machte er ſich auf den Weg nach Darmſtadt, um
hier ſein Glück zu verſuchen. Sein erſtes war, ein feudales
Zim=
mer zu ſuchen, das ſeinen Anſprüchen, weniger allerdings ſeinem
Geldbeutel — der noch ganze 50 Mk. barg — zuſagte. Ein
Zim=
mer mietete er und lebte wie ein großer Herr, beſtellte ſich
Bröt=
chen, Eier und Wurſt zum Frühſtück und — bezahlte natürlich
nichts. Zwei andere Zimmer, das Eleganteſte, was zu finden iſt,
verſuchte er zu mieten, um ſich die gewünſchte Staffage zu
ver=
ſchaffen; denn er trat hier als Oekonomierat Dr. Binſack von der
Landwirtſchaftskammer auf. Aber die Hauswirtin traute ſeiner
überſpannten Eleganz nicht und erkundigte ſich, erſt bei der
Land=
wirtſchaftskammer, wodurch der ganze Schwindel an den Tag kam.
Mittlerweile hatte er aber ſchon fleißig am Gelderwerb
gear=
beitet. Er hatte als ſtiller Teilhaber mit einem angeblichen
Ka=
pital von 10 000 Mark eine „Firma” begründet und hatte ſich für
ein innerhalb 20 Tagen auszuzahlendes Darlehen bereits die
erſten Vierteljahreszinſen in voraus auszahlen laſſen, mit denen
er natürlich gut zu leben verſtand, ſo daß der arme
Darlehens=
ſucher auch noch Geld zulegen mußte. Bei einem Buchhändler
hatte er ſich ein mehrbändiges Werk für 24 Mark beſtellt. Man
ſieht, Herr „Dr.” Binſack verſtand etwas vom Leben. Die Große
Strafkammer beſtätigte das erſtinſtanzliche Urteil von pier
Jahren Zuchthaus. und bedauert, daß die
Staatsanwalt=
ſchaft keine Berufung verfolgt hatte, und ſo die Strafe nicht mehr
erhöht werden konnte, was Binſack nach Anſicht des Gerichts
zweifellos verdient hätte. Er wird aber nach dem neuen Geſetz
in Sicherheitsverwahrung genommen werden.
Jagd im Dezember in Heſſen.
Mitgeteilt vom Heſſiſchen Jagdklub.
Mit dem 30. November war die Schußzeit für männliches und
weibliches Rehwild beendet. Auch für Feldhühner hat die
Schon=
zeit mit dem 1. d. M. begonnen.
Wald= und Feldtreibjagden nehmen ihren Fortgang. Haſen
ſind im Wildbret nun vollwertig, desgl Faſanen.
Faſanen=
hennen haben nur bis zum 31. d. M. Schußzeit, die Haſen
da=
gegen bis zum 15. Januar.
Der Zug der Waldſchnepfe und der Bekaſſine iſt zu Ende,
doch finden ſich da und dort, an geeigneten Plätzen, zurückbleibende
Lagerſchnepfen und vereinzelte Bekaſſinen.
Enten und Gänſe ziehen und werden mit dem
Umſich=
greifen des Froſtes und der Vereiſung der Gewäſſer an eisfreien
Oertlichkeiten zuſammengedrängt.
Das Haarraubwild trägt jetzt ſein fertiges, wertvolles
Win=
terkleid. Den Krähen iſt tunlichſt Abbruch zu tun. Streunende
Hunde und Katzen deren Schaden zu berechtigter Klage Anlaß
gibt, ſind zu beſeitigen, und dem Widererunweſen in erhöhtem
Maße nachzugehen.
Die Fütterung des ſämtlichen Nutzwildes iſt bei
zuneh=
mender Wintersnot mit Nachdruck zu betreiben, und es ſind auch
vor allem die Futterſtellen vor Schneeverwehungen und dergl.
zu ſchützen.
Da das Schalenwild ganz beſonders im Winter
Salzbedürf=
nis zeigt, ſind die Salzlecken durch Auslegen von
Salzpfannen=
ſteinen ſtändig aufzufriſchen.
Heute und morgen (Oonnerstag und Freitag)
ooe
Soo
so Srautinſt ertississsisttnt
O
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Die Polizei meldet:
Vorſicht, Abonnentenſchwindler. Der Kriminalpolizei iſt zur
Kenntnis gelangt, daß am 29. November 1933 ein Vertreter der
Familienzeitſchrift „Mein Blatt” bei einem Abonnenten der
Un=
fall= und Sterbeverſicherungs=Wochenhilfe „Allgemeiner
Weg=
weiſer”, Sitz Berlin, vorſprach, mit dem Bemerken, daß deſſen
Ver=
ſicherungspolicce, Ausgabe B, jetzt in Serie C der
Familienzeit=
ſchrift „Mein Blatt” überſchrieben werden müſſe. Es handele ſich
um die gleiche Verſicherung. Da der Verſicherte den Angaben des
Agenten Glauben ſchenkte, ließ er ſich auch von dieſem einen neuen
Verſicherungsausweis ausſtellen und beſtätigte dem Werber die
Uebertrittserklärung durch ſeine Unterſchrift. Bei Rückfrage auf
der Agentur des „Allgemeinen Wegweiſer” in Darmſtadt mußte
der Verſicherte aber feſtſtellen, daß die Vorſpiegelungen des
Agen=
ten auf Unwahrheit beruhten. Als am darauffolgenden Tage ein
anderer Vertreter der Zeitſchrift „Mein Blatt” bei der Familie
erſchien, um das erſte neue Heft auszuhändigen und den Betrag
von 60 Pfennig zu kaſſieren, machte ihm der Geſchädigte
Vorhal=
tungen über die unlauteren Machenſchaften beim
Zuſtandekom=
men des neuen Verſicherungsabſchluſſes. Der Vertreter erklärte
daraufhin die Sache für erledigt und bat um Vernichtung des
neuen Verſicherungsausweiſes. Allem Anſchein nach hatten es die
Vertreter der Zeitſchrift „Mein Blatt” nur auf die
Werbepropi=
ſion abgeſehen, und ſuchten ſich, nachdem die Sache ſchief ging, aut.
der Affäre zu ziehen. Perſonen, die ebenfalls geſchädigt wurden,
werden gebeten, umgehend bei der Kriminalpolizei vorzuſprechen.
Vorſicht, falſche 10 Markſcheine! In den letzten zwei Wochen
tauchen in Darmſtadt falſche Zehn=Markſcheine mit der gleichen
Nummer 3581429 auf. Das aufgedruckte Bild des mittelalterlichen
Kaufmanns iſt unſcharf und etwas verſchwommen. Auch die Faſern
ſind nicht ganz richtig und es fehlen eine Anzahl Waſſerzeichen.
Die Jahreszahl iſt 1924. Im übrigen handelt es ſich um täuſchend
ähnliche Fälſchungen, die von den echten Geldſcheinen nur bei
ge=
naueſter Beobachtung unterſchieden werden können. Die
Bevölke=
rung wird daher gut tun, wenn ſie ſich bei Vereinnahmung von
Zehnmarkſcheinen von deren Echtheit eingehend überzeugt, um
nicht zu Schaden zu kommen. Vor Annahme der falſchen Scheine
wird dringend gewarnt. Bei ihrem Auftauchen iſt ſofort die
Poli=
zei zu benachrichtigen.
Zerſtörungswütige. In der letzten Zeit werden des öfteren
von unbekannten Tätern die Scheiben und Glühſtrümpfchen der
Straßenlaternen im Tintenviertel durch Einwerfen mit Steinen
zerſtört. Um dieſem Unfug zu ſteuern, wird die Bevölkerung
ge=
beten, die Polizei bei der Ergreifung der Täter zu unterſtützen.
Wer kann Angaben machen?
Diebſtahl. In der Nacht zum 2. Dezember wurde aus einem
Vorgarten in der Wilhelmſtraße ein etwa 40 Zentimeter hohes
Vogelfutterhäuschen mit Holzverzierungen geſtohlen. Wer kann
über den Verbleib des Häuschens Angaben machen?
Manſardeneinbruch. Am Dienstag, gegen 15 Uhr wurde in
dem Hauſe Peter=Gemeinder=Straße 5 eine Mädchenkammer
er=
brochen und ein geringer Geldbetrag geſtohlen. Der Täter, der
die Tür angebohrt und eingedrückt hat, wurde geſehen. Es
han=
delt ſich um einen jungen Mann. 1,70 bis 1,75 Meter groß, trug
dunklen Mantel und Mütze. Wer kennt den Täter? Sachliche
Angaben erbeten an die Kriminalvolizei.
— Anmeldepflicht ſämtlicher Leihbüchereibetriebe. Zu dem
Reichskulturkammergeſetz vom 22. September 1933 ſind unter dem
1. November 1933 Ausführungsbeſtimmungen erſchienen. Aus
dieſen geht hervor, daß nur diejenigen Perſonen das
Leihbücherei=
gewerbe im Haupt= oder Nebenberuf ausüben dürfen, die
Mit=
glieder das Fachvereins „Die deutſchen Leihbüchereien e. V.” ſind.
Aus dieſem Grunde muß jeder, der in irgendeiner Form das
Ausleihen von Büchern gewerbsmäßig betreibt, ſein Geſchäft
an=
melden. Anmeldebogen ſind von dem Fachverein „Die deutſchen
Leihbüchereien”, Fachſchaft Leihbücherei, Berlin N. 20, Stettiner
Straße 62. anzufordern und dieſer Stelle bis ſpäteſtens zum 15.
Dezember 1933 zu überſenden.
Aus der NS9AP.
Der Gauſchulungsleiter.
Betr.: Schulungskurſe in Heſſen.
Bensheim. Der Schulungskurſus findet am Mittwoch, den
6. Dezember, abends 8.30 Uhr, im Bahnhofshotel ſtatt; es ſpricht
Dr. Schmidt.
Bingen. Der Schulungskurſus findet am Dienstag, den
12. Dezember, pünktlich um 20.30 Uhr, ſtatt. Lokalangabe erfolgt
durch die Kreisleitung.
gez. Sprenger.
Ortsgruppe 4 (Johannisviertel und Waldkolonie).
Mitglie=
derverſammlung Freitag, den 8. Dezember um 20.30 Uhr, im
Rummelbräu, Rheinſtraße. Es ſpricht Pg. Borchert. Erſcheinen
aller Parteigenoſſen iſt Pflicht!
Stützpunkt Nieder=Beerbach. Sonntag, den 10. Dezember,
nach=
mittags 3 Uhr und abends 8 Uhr: Filmvorführung der
Landes=
filmſtelle. Film 1: Reichsparteitag Nurnberg. Film 2: Der Brand
von Moskau.
Jungvolk! Jungbann 1/115. Die angeſetzte Führerbeſprechung
findet erſt am Donnerstag, den 14. Dezember, ſtatt.
Schulungskurſe finden ſtatt: Donnerstag, 7. Dez., in Nieder=
Ramſtadt: Samstag. 9. Dez.. in Weiterſtadt: „Montag, 11. Dez.,
in Gräfenhauſen: Dienstag, 12. Dez., in Eberſtadt; Mittwoch,
13. Dez., in Traiſa; „Freitag. 15. Dez., in Kranichſtein;
Sams=
tag. 16. Dez., in Wixhauſen. Es ſpricht Pg. Kreisſchulungsleiter
Borchert. Beginn der Schulungskurſe pünktlich 8,30 Uhr. Lokal
iſt vorher dem Kreisſchulungsleiter bekanntzugeben.
Hitler=Jugend.
Oberbann Starkenburg. Darmſtadt, Zeughausſtraße 2. Tel. 2265.
Betr. Sondervorſtellung für HJ., Jungvolk und B.D.M. Für
die HJ. findet am Sonntag, den 10. d. M., vormittags 11 Uhr,
eine Sondervorſtellung des gewaltigen Filmwerks vom
Reichspar=
teitag in Nürnberg „Der Sieg des Glaubens”, im Union=Theater,
Rheinſtraße, ſtatt. Der Eintrittspreis beträgt 25 Pfg. Es wird
erwartet, daß die Einheiten der HJ. des Jungvolks und des
BDM. reſtlos geſchloſſen zur Stelle ſind. Treffpunkt 10.30 Uhr,
auf dem Paradeplatz.
Betr.; Bann= und Unterbann=Preſſeſtellen. Es ſtehen noch
verſchiedene Meldungen auf nſere Sonderanordnung vom
27. v. M. aus. Wir ſetzen hiermit eine letzte Erledigungsfriſt.
bis zum 9 d. M.
F. d. R.: Richter. Stabsleiter. gez.: W. Bloch, Bannführer.
Donnerstag, 7. Dezember 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 339 — Seite 7
Verwalkungsgerichkshof.
Mietswohnhaus geſchildert und iſt mit einer Hypothek von
7000 RM. belaſtet. Kläger und ſein Bruder lebten in häuslicher
p. 1. Klage des Ludwig Steinius Darmſtadt,
wegen Rückerſtattung von
Kleinrentnerunter=
ſtützungen an ſeinen verſtorbenen Bruder.
Der Bezirksfürſorgeverband Darmſtadt=Stadt hat den
Bru=
der des Klägers als Kleinrentner unterſtützt und forderte an den
Kläger, Immobilienagenten L. Steinius, Koſten in Höhe von
4025 RM. Der Bruder (Schneider) war im April 1931
verſtor=
ben, und der Kläger ſein Erbe. Dem Erben ſteht ein Anteil am
Hauſe Mühlſtraße, hier, zu. Der Stadtausſchuß hat den Kläger
für verpflichtet erklärt, der Stadt die gemachten Aufwendungen
in genannter Höhe zu erſtatten. Der Provinzialausſchuß hat der
Klage ſtattgegeben und den Beſchluß des Stadtausſchuſſes
aufge=
hoben, weil hinreichendes Nachlaßvermögen nicht vorhanden ſei
wie im einzelnen ausgeführt wurde, der Erſatzanſpruch, das iſt
entſcheidend, muß nach Anſicht des Provinzialausſchuſſes ſchon zu
Leb=
zeiten des Unterſtützten in ſeiner Perſon entſtanden geweſen ſein.
Bezug wurde insbeſondere genommen auf eine Entſcheidung des
Verwaltungsgerichtshofs in einer Eberſtadter Sache, über die
wir ſeinerzeit eingehend berichteten. Der Anteil am Hauſe
Mühl=
ſtraße beträgt ein Sechſtel, das Haus wird als verwahrloſtes
Gemeinſchaft.
Der Vertreter des Staatsintereſſes hat ſich ſchriftlich geäußert
und unter ausführlicher Begründung ſich auf den Standpunkt der
Stadtverwaltung geſtellt, mit dem Antrag, der von der Stadt
eingelegten Reviſion ſtattzugeben.
Die Stadtverwaltung läßt betonen, daß ſie auch heute noch
dem Kläger entgegenkommen wolle, der Provinzialausſchuß habe
weitgehend Billigkeitserwägungen Raum gegeben. Rückerſtattung
müſſe die Stadt in allen Fällen verlangen, um ſo mehr, als das
Reich die Unterſtützungslaſten auf die
Gemein=
den abgewälzt habe. Hier komme der Artikel 36 des
heſſi=
ſchen Geſetzes von 1926 zur Anwendung, wohl ſei beſtritten,
ob neues oder altes Recht anzuwenden ſei. Eine
Rückwirkung der neuen Beſtimmungen der Notverordnung von
1931 komme nicht in Frage. Das ſei auch die Anſicht des
Bundes=
amts für Heimatweſen und des Kammergerichts (Entſcheidung
aus 1932). Auch Reichsarbeitsminiſter und Reichsinnenminiſter
hätten ſich im Jahre 1932 auf dieſen Standpunkt geſtellt. Der
Grundſatz der Nichtrückwirkung gelte nach Fleiner auch im
Verwaltungsrecht.
Schließlich wird noch von ſeiten der Stadt darauf hingewieſen.
daß der Eberſtädter Fall Hof ganz anders gelagert geweſen ſei.
Der Vorſitzende des Gerichts regt eine gutliche Verſtändigung
an. Der ſtädtiſche Unterſtützungsausſchuß hat nach den Akten
er=
lärt, er wolle vergleichsweiſe mit ſeiner Forderung auf zwei
Drittel heruntergehen.
Der Vertreter des Klägers ſtellt ſich auf den Boden des
an=
gefochtenen Urteils; er nimmt beſonders auf das Urteil des
Ba=
diſchen Verwaltungsgerichtshofes Bezug. Der Erblaſſer habe auch
zu ſeinen Lebzeiten kein hinreichendes Vermögen beſeſſen.
Es liegen noch eine Reihe von Fällen dem
Provinzialaus=
ſchuß zur Entſcheidung vor, die für die Stadtverwaltung von
Be=
deutung ſind; deshalb wünſcht die Stadtverwaltung vor einer
vergleichsweiſen Regelung des Falles Steinius eine grundſätzliche
Entſcheidung des höchſten Gerichtshofes.
Das Urteil gibt der Reviſion ſtatt und hebt
2. Klage der Rheiniſchen Wachgeſellſchaft m.
b. H.. in Mainz, wegen Entziehung der Erlaub=
die Entſcheidung des Propinzialausſchuſſes
auf.
nis der gewerbsmäßigen Bewachung von Leben
und Eigentum fremder Perſonen.
Das Kreisamt Mainz hatte unter beſonderen Bedingungen
die Erlaubnis erteilt. Im November 1932 wandte ſich die
Kon=
kurrenz, die Wach= und Schließgeſellſchaft in Mainz. an das
Kreis=
amt, das durch die Polizei Ermittlungen darüber anſtellen ließ,
ob die Geſchäftsführung der Rheiniſchen Wachgeſellſchaft zu
be=
anſtanden ſei. Beſonders wurde Klage über mangelhafte
Kon=
trolle geführt.
Der Provinzialausſchuß Rheinheſſen hat durch Urteil vom
22. Mai 1933 der Rheiniſchen Wachgeſellſchaft die erteilte
Erlaub=
nis entzogen. Als Grund wurde die Unzuverläſſigkeit des
Unter=
nehmers angegeben, die aus der Nichtbefolgung der auferlegten
Bedingungen abgeleitet iſt. Die Rheiniſche Wachgeſellſchaft hat
Berufung verfolgt. In der Berufungsbegründung wird behauvtet,
der Geſchäftsführer habe in gutem Glauben gehandelt, das Büro
befinde ſich unmittelbar am Hauptbahnhof, es wird gebeten, noch
weitere Zeugen zu hören, da bereits gehörte beeinflußt worden
ſeien.
Der Vertreter des Staatsintereſſes hält die Berufung für
nicht gerechtfertigt.
Der Kläger betont noch beſonders, die Konkurrenz ſei gegen
ihn tätig geweſen; ein wichtiger Zeuge würde unter Eid jetzt
an=
ders ausſagen; die Bedingung wegen des Unterkunftsraums ſei
erfüllt worden. Im Ganzen ſeien die Ueberwachungen
ordnungs=
mäßig ausgeführt worden.
Der Gerichtshof hält weitere Ermittlungen für notwendig,
mit deren Vornahme der Herr Berichterſtatter beauftragt iſt.
Kreis-Geflügelſchau im Kreis Darmſtadk.
Die erſte Kreisgeflügelſchau des Kreiſes Darmſtadt der
Fach=
ſchaft II — Raſſegeflügelzucht — im Reichsverbande der
Geflugel=
wirtſchaft wird am 16. und 17. Dezember d. J. in Arheilgen,
im großen Saal des Gaſthauſes „Weißer Schwan” abgehalten. Mit
der Durchführung der Schau iſt der Geflügelzuchtverein
Arheilgen beauftragt, deſſen Vorſitzender, Herr K. Döbel,
Geiſengaſſe 20, als Ausſtellungsleiter beſtimmt iſt. Bisher waren
die Vereine dem Bunde deutſcher Geflügelzüchter angeſchloſſen, der
im Frühjahr dieſes Jahres bei der Gleichſchaltung im Reich in
den „Reichsverband der Geflügelwirtſchaft” übergegangen iſt. Die
Vereine wurden ſomit ohne weiteres in den neuen Verband
über=
nommen. Da in unſeren Geflügelzuchtvereinen nur der Gedanke
der Raſſegeflügelzucht herrſcht, war eine Auflöſung oder
Gleich=
ſchaltung nicht nötig. Nur wurden nicht wie ſeither die Vereine
in Bezirke und Provinzen, ſondern in Kreiſe und Gaue eingeteilt.
— Alle Vorbereitungen zur Kreisgeflügelſchau verſprechen, daß die
Schau eine ſehr gute wird. Als Preisrichter ſind die Herren:
Gau=
fachſchaftsvorſitzender Ackermann=Sprendlingen, Gaubeiſitzer L.
Steffan=Lampertheim und Herr W. Nern=Pohlgöns gewonnen.
Die Ausſteller müſſen bis 7. Dezember ihre Tiere angemeldet
haben. Das Standgeld iſt ſehr niedrig. Die Prämiierung erfolgt
nach den neueſten Reichs=Vorſchriften. — Der Beſuch der Schau
kann ſchon jetzt jedermann beſtens empfohlen werden.
Vereinskalender.
— Vereinigung früherer Leibgardiſten. Heute
abend 8.30 Uhr: Leibgardiſtenabend bei Sitte. — Sonntag:
Niko=
lauswanderung. Abmarſch: 2 Uhr am Oxpheum. Zahlreiche
Be=
teiligung erwünſcht.
Tageskalender für Donnerstag, den 7. Dezember 1933.
Union: „Die ſchönen Tage in Aranjuez”: Helia: Der Sieg des
Glaubens”; Palaſt: „Das Tankmädel”, — Städt. Akademie f.
Tonkunſt, 20 Uhr: 2. Elternabend, Werbearbend für
Zupfin=
ſtrumente. — Goldene Krone, Schuſtergaſſe. 20 Uhr: Lichtbilder=
Vortrag „Winter in Oberbayerns Bergen” — Vortragsſaal
des Gaswerks, 20 Uhr: „Einführung in die Weihnachtsbäckerei”.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 5. Dez. Turnverein 1876. Nunmehr
hat auch der hieſige Turnverein ſeinen Turnerſturm erhalten. Im
Rahmen eines Unterhaltungsabends fand in der vollbeſetzten
Turnhalle die feierliche Einführung ſtatt. Saal und Bühne
waren mit Fahnen, den Bildern des Führers und des
Reichspräſi=
denten ſowie einer Jahnbüſte feſtlich geſchmückt. Nach der
muſika=
liſchen Einleitung des Spielmannszugs und der SA.=Kapelle
voll=
zog ſich der Aufmarſch des Sturms, der rund 130 Mann zählt und
auf der Bühne Aufſtellung nahm. In einer Anſprache wandte
ſich zunächſt der Führer des Vereins, Herr Lehrer Frank, an
die Anweſenden und ſtellte den Turnerſturm den Mitgliedern vor.
Seinen Ausführungen folgte der gemeinſame Geſang des letzten
Verſes des Turnerliedes: „Großes Werk gedeiht nur durch
Einig=
keit‟. Dann ſprach Sturmbannführer Georg. Er begrüßte die
Mannen als SA.=Kame aden, fand ermahnende Worte und
über=
gab den Sturm an Sturmführer Bohl. Nach dem Horſt=Weſſel=
Lied ſprach der Sturmbannführer Worte treuen Gedenkens an die
Toten, während die Kapelle das Lied vom guten Kameraden
ſpielte. Mit dem Deutſchlandlied wurde die Einführung, zu der
ſich auch Standartenführer Unger eingefunden hatte, beſchloſſen.
Der weitere Verlauf des Abends brachte in bunter Folge
an=
mutige Tänze der Turnerinnen, exaktes Reck= und Barrenturnen
der Turner und ſonſtige Darbietungen. Beſonderen Beifall
fan=
den die überaus heiteren Darbietungen des Bauchredners Grimm
aus Offenbach mit ſeinen beiden originellen „Helfern” Johann
und Karl. Den Anſager ſtellte Turner Fiedler.
Br. Wirhauſen. 6. Dez. Diebe am Pranger. Am
Mitt=
noch abend wurden zwei des Holzdiebſtahls bezichtigte junge
Leute durch die Ortsſtraßen geführt. In Begleitung von SA.=
Männern trug der eine ein Schild mit der Aufſchrift: „Wir ſind
zwei Diebe”, während der andere die Ortsſchelle handhabte. Nach
einer kurzen Wegſtrecke aber warf der Schellenträger dieſe auf
das Pflaſter, ſo daß ſie unbrauchbar wurde.
Mertei aue, Sroß und nlein:
Weihnachtsgabe deutſch ſoll ſein!
Ek. Pfungſtadt, 6. Dez. Theateraufführung. Als eine
der erſten Winterveranſtaltungen führte der Geſangverein „
Sän=
gerluſt” einen Theaterabend durch. Zur Aufführung gelangte ein
Schwank in 3 Akten, betitelt „Meine Frau, die Geſellſchafterin”
Der Verein hatte ſich viel Mühe gemacht, auch bezüglich der
Büh=
nendekoration, und er wurde durch guten Beſuch belohnt. Die
Rollen lagen in guten Händen, und es wurde flott geſpielt. —
G. Ober=Ramſtadt, 5. Dez. Winterhilfe= Konzert
des Ev. Poſaunenchors. Durch Mitglieder Darmſtädter
Poſaunenchöre auf etwa 25 Bläſer verſtärkt, eröffnete der Chor
den Abend mit dem Poſaunengruß und ſpielte als Einleitung die
flotten Weiſen des Badenweiler Marſches. In einer
Begrüßungs=
anſprache dankte Herr Pfarrer Nürnberger für den
zahl=
reichen Beſuch dieſes Abends und wies darauf hin, daß auch dieſe
Veranſtaltung der Hilfe für den Nächſten im Rahmen des
deut=
ſchen Winterhilfswerkes dienen wolle. Im erſten Teil des Pro
gramms folgten der Choral „Nun lob mein Seel den Herren”,
eine religiöſe Phantaſie, das „Wanderſtändchen”, ſowie die
Para=
phraſe über Veſpergeſang, vom Poſaunenchor gut vorgetragen
und von einem Piſtonſolo des Herrn Wehlan=Darmſtadt, mit
Kla=
vierbegleitung von Frl. Wehlan und zwei Geſangseinlagen von
Frau Jörgeling (am Klavier Herr Hauptlehrer i. R.
Würtenber=
ger) paſſend umrahmt. Nach einer kurzen Pauſe leitete im
Hin=
blick auf die Adventszeit das Lied „Macht hoch die Tür” den
zwei=
ten Teil des Abends ein. Dem folgten Choräle, Märſche und der
große Zapfenſtreich, ſämtlich vom Poſaunenchor unter bewährter
Stabführung des Herrn L. Buß mit tiefem muſikaliſchen
Verſtänd=
nis vorgetragen, Mit großem Beifall wurden wiederum ein
Xylophon=Solo des Herrn Wehlan=Darmſtadt (am Klavier Frl.
Wehlan) und ein von guter ſtimmlicher Begabung zeugender
Sologeſang von Frau Jörgeling (am Klavier Hauptlehrer i. R.
Würtenberger) aufgenommen.
k. Dieburg. 6. Dez. Pflichtverſammlung. Eine
Pflicht=
verſammlung der NS.=Hago und G.H.G. fand vorgeſtern abend
im „Rheingauer Hof” bei Jean Petermann ſtatt. Der Beſuch war
gut. Der Ortsgruppen=Amtswalter, Pg. Gorges, gab die
Richt=
linien für die Kreditgewährung bekannt, die an Mitglieder der
NS.=Hago unter gewiſſen Vorausſetzungen im kommenden
Früh=
jahr evtl. gewährt werden. Die Ausweiskarten und die Karten
für die Beitragszahlungen wurden ausgegeben. Ferner wurde
noch auf den Beitritt der fernſtehenden Volksgenoſſen
aufmerk=
ſam gemacht. Ueber die Kaſſengeſchäfte gab Kaſſenwart Gruber
Aufſchluß. Da die Ortsgruppe nicht zurückſtehen will, ſoll eine
Fahne angeſchafft werden. Eine Tellerſammlung gab ſchon den
Grundſtock zu den Beſchaffungskoſten.
Cg. Reinheim, 6. Dez. Werbeabend des Heſſ.
Lan=
destheaters. Im Saale des Gaſthauſes zur Spitze fand am
Samstag abend ein Werbeabend ſtatt, welcher einen ſchönen
Be=
ſuch aufzuweiſen hatte. Die Darbietungen wurden ſehr beifällig
aufgenommen und ſind auch einige Teilnehmer für die
Sonder=
mieten gewonnen worden. — Königin=Luiſe=Bund. Am
Sonntag abend hatte die Führung zu einer Adventsfeier in den
Saalbau „Zur Spitze” eingeladen und war der Saal bis zum
letzten Platz beſetzt. Die Darbietungen, eingeleitet mit einer
An=
ſprache der Führerin, Frau v. Willich. Hof Illbach (auf den
Grund=
ton des Mottos des Bundes: „Ich dien” abgeſtimmt und köſtliche
Worte bergend), wurden vom Arbeitsdienſt und Angehörigen des
Luiſenbundes und des Stahlhelms ausgeführt und ernteten
wohl=
verdienſten Beifall, beſonders, das ſchöne Stückchen von Sankt
Peters verlorenen Schuhen. Zirka 200 geſtiftete Gewinne wurden
heim Schluſſe des Abends noch verloſt. — Frauen=Verein.
Eine ſehr ſchöne Adventsfeier veranſtaltete der Evang. Frauen=
Verein im Gemeindeſaal, welcher mehr als guten Beſuch aufwies.
Das ſehr reichhaltige Programm wurde von den Mitgliedern
völ=
lig beſtritten und ſtärkte vor allem auch durch die
gemeinſchaft=
lichen Geſänge den Gemeinſchaftsgedanken, wie er vor allem in
unſerer heutigen Zeit ſo ſehr nötig iſt.
As. Erbach, 6. Dez. Adventsfeier. Die Mädcheniungſchar
veranſtaltete eine wohlgelungene Adventsfeier. Im Mittelpunkt
derſelben ſtand das Märchenſpiel „Die Reiſe zum Chriſtkind”.
Lieder= und Gedichtvorträge umrahmten die ſchlichte Feier. — In
der Fachſchule ſind in dieſen Tagen wieder zwei große
Advents=
kränze aufgehängt worden. Sie bringen mit ihrem Tannengrün,
den bunten Holzſternen und blinkenden Glaskugeln eine feſtliche
Stimmung in die Schule, zumal, wenn am Abend zwiſchen 6 und
7. Uhr die drei aus Holz gedrehten Engel mit ihren brennenden
Kerzen vom Kranz auf den Flur herabſchauen. Es iſt jedermann,
der Freude an ſolchen Dingen hat, geſtattet, ſich an den
Wochen=
tagen gegen Abend dieſe Kränze anzuſehen. — Vom
Winter=
hilfswerk. Zum Beſten der Winterhilfe findet am
Donners=
tag, den 7. Dezember, abends 8.30 Uhr, in der ſtädtiſchen Feſthalle
unter den Linden ein Konzert der Landespolizeikapelle, unter
Leitung des Muſikmeiſters H. Buslau ſtatt.
Das Heſſiſche Landestheater wirbk um dich.
Bolksgenoſſe!
Wir ſtehen am Anfang einer neuen Epoche des Aufblühens
der deutſchen Nation. Auf allen Gebieten, angefangen bei der
Politik, der Wirtſchaft, der Kultur und der Kunſt, regen ſich die
neuen Geiſter, oder beſſer, die erweckten Geiſter, die lange
ver=
ſchüttet lagen durch fremdes Weſen und fremde Art. Wir haben
uns frei gekämpft, den Weg zu uns ſelbſt gefunden. Unſer Ziel
der nationalen Vertiefung liegt klar vor uns und weiſt uns in
allen Dingen die Schritte zur Erreichung.
SA. marſchiert auf allen Straßen im Gleichſchritt dem Ziele
zu. gemeinſamer Arbeitswillen gibt tauſendfache Kraft. Auch
die geiſtige Truppe, die „geiſtige SA.=Truppe”, läßt ihren Schritt
erſchallen und ruft zum gemeinſamen Marſch des geeinten
Vol=
kes im Sinne ſeiner Dichter und Künſtler, die des Volkes tiefſte
Weſensart aufdecken und darſtellen.
Das Theater des Landes ruft! Nicht als Stätte der
ober=
flächlichen Freude, nicht als Luxuskunſt, ſondern als Verkünder
und Stärker der völkiſchen Symbole, der völkiſchen Sitten und
Gebräuche. Jeder Volksgenoſſe hat die Pflicht, dieſem Ruf zu
folgen und ſich zum deutſchen Theater zu bekennen. Das Theater
erfüllt ſeine Pflicht, indem es für jeden Volksgenoſſen die
Mög=
lichkeit des Theaterbeſuchs zu ſchaffen ſucht, indem es jedem
Volks=
genoſſen ein geſchmackvolles Programm bietet in der Oper, im
Schauſpiel und in den heiteren Künſten der Operette und des
Luſtſpiels=
Es iſt ein Irrtum, wenn heute einer glaubt. Theaterbeſuch
ſei Luxus und unnotwendig! Was ſagt dazu unſer Führer auf
der Kulturtagung in Nürnberg: „Die Meinung, daß in materiell
dürftigen Zeiten kulturelle Fragen in den Hintergrund treten
müßten, iſt ebenſo töricht wie gefährlich. Denn wer die Kultur
etwa nach der Seite ihres materiellen Gewinns hin einſchätzen
will oder auch nur zu beurteilen trachtet, hat keine Ahnung ihres
Weſens und ihrer Aufgaben. Gerade in einer Zeit der
wirtſchaft=
lichen Nöte und Sorgen iſt es wichtig, allen Menſchen klar zu
machen, daß eine Nation auch noch höhere Aufgaben beſitzt, als
im gegenwärtigen wirtſchaftlichen Egoismus aufzugehen. Die
Kulturdenkmäler der Menſchheit waren noch immer die Altäre
der Geſinnung auf ihre beſſere Miſſion und hohe Würde. Wenn
Völker dies nicht mehr wiſſen wollen, dann haben ſie den beſſeren
Beſtandteil ihres Blutes bereits verloren und ihr Untergang iſt
nur mehr eine Frage der Zeit. Indem wir aber überzeugt ſind
von dem inneren Wert unſeres deutſchen Volkes, wollen wir
da=
für ſorgen, daß es durch eine politiſche und ſtaatliche Führung
Gelegenheit erhält, dieſen ſeinen Wert auch unter Beweis zu
ſtellen.
Ein Volk ſoll leben in ſeiner Kunſt, ſoll verbunden ſein mit
ſeiner Kultur. Nicht als Angelegenheit eines gewiſſen Kreiſes.
ſondern die Kunſt ſoll wieder Gemeinſchaftserlebnis werden, ſoll
alle Teile des Landes gleichmäßig erfaſſen und begeiſtern. Darum
kommen wir mit unſeren Wünſchen hinaus auf das Land, um zu
zeigen, was wir bieten und wollen. Wir geben im Rahmen
eines Bunten Abends” einen Ausſchnitt aus den
Leiſtungs=
möglichkeiten der Oper, des Schauſpiels, der Operette und des
Luſtſpiels.
Vertreter des Miniſteriums und der Gemeinde werden zu
einem kulturellen Kampfaufruf das Wort ergreifen. Wir
er=
hoffen die regſte Beteiligung aller Kreiſe.
Die Vorſtellung beginnt um 20 Uhr im Saale Heſſiſches Haus
am 10. Dezember in Lindenfels.
Die Platzpreiſe ſind ſo gering gehalten und gelten nur als
Unkoſtenbeitrag, ſo daß ſich jeder Volksgenoſſe dieſen Beſuch
er=
lauben kann. Preiſe 30 und 50 Pf.
— Babenhauſen. Am Samstag, dem 9. Dezember,
fin=
det in Babenhauſen im Saale „Deutſcher Hof” ein
Volksunter=
haltungsabend als Werbeabend des Heſſiſchen Landestheaters
Darmſtadt ſtatt. Die Darbietungen von erſten Künſtlern des
Landestheaters zeigen einen Durchſchnitt der Leiſtungen des
Lan=
destheaters aus allen Kunſtgattungen, aus Operette, Schauſpiel,
Luſtſpiel Orcheſter. Mitwirkende ſind: Charlotte Krauß, Käthe
Gothe, Anna Jacobs, Edith Wien, Heinrich Schlüter Johannes
Drath, Curt Theo Ritzhaupt, Hans Baumeiſter, Emil Lohkamp,
Hannsgeorg Laubenthal, Paul Maletzki, Max Buddenhagen,
Her=
mann Geißler. Hans Andrä. Die Geſamtleitung hat Fred
Schroer, zugleich die Anſage, die muſikaliſche Leitung Emil
Kaſelitz.
Ed. Winterkaſten, 5. Dez. Die Ortsgruppe Lindenfels der
NSDAP hielt eine Generalmitgliederverſammlung ab, die ſehr
gut beſucht war. Ortsgruppenleiter Schneider, Pg. Bürgermeiſter
Schneider=Lindenfels, verpflichtete eine größere Anzahl
Neuauf=
genommener auf den Führer und händigte Mitgliedskarten und
Mitgliedsbücher aus. Kaſſenwart Pg. Peter Schneider referierte
kurz über Beitragszahlung. — Der frühere Straßenwart Gg.
Simon Krichbaum und eine Frau Ehrhardt ſind ſchon längere
Zeit vermißt. Man vermutete, daß die beiden im Ausland ſeien.
Eine Verwandte der Frau Ehrhardt erhielt nun dieſer Tage auch
einen Brief, aus dem hervor geht, daß beide ſich in Frankreich
befinden.
Ck. Goddelau, 6. Dez. Der kalten Witterung zufolge mußten
die Waſſerleitungsarbeiten bis auf weiteres verſchoben werden.
Oberbürgermeiſter Dr. Müller und Bürgermeiſter Haug werden
bei Inangriffnahme der Arbeiten den erſten Spatenſtich tätigen.
Ck. Erfelden, 6. Dez. Ein tapferer Retter. Infolge
der anſcheinend nicht genügend ſtarken Eisdecke brachen am
Mon=
tag hier vier Schulkinder auf der „Kannel” im Eiſe ein und fielen
ins Waſſer. Ein 15jähriger junger Mann, der dieſe Gelegenheit
wahrnehmen konnte, war ſofort zugegen und befreite die Kinder
aus dem naſſen Element. Eines der Kinder konnte ſich ſelbſt
be=
freien.
— Gernsheim, 6. Dez. Waſſerſtand des Rheins am
5. Dezember: —0,84 Mtr., am 6. Dezember: —0,90 Mtr.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
U. Nieder=Ingelheim, 5. Dez. Die vom Gemeinderat
beſchloſ=
ſene Umbenennung der Grundſtraße in Horſt=Weſſel=Straße iſ
von der Aufſichtsbehörde nicht genehmigt worden. Der Name
„Grundſtraße”, der geſchichtliche und geologiſche Bedeutung hat,
und ſich auch auf alte rechtliche Verhältniſſe ſtützt (der ſogenannte
„Ingelheimer Grund” war ein Teil des Ingelheimer
Ober=
gerichts) ſoll nicht verändert werden. Die Umbenennung einer
anderen Straße nach dem Namen des nationalſozialiſtiſchen
Vor=
kämpfers wird ſobald als möglich erfolgen. Di. „Ulrichſtraße‟
wurde nach Sebaſtian Münſter, dem 1849 in Ingelheim geborenen
Theologen und Geographen, umbenannt. — Die
Ortsbauern=
ſchaft Nieder=Ingelheim hat ſich jetzt endgültig
kon=
ſtituiert. Eingetragen haben ſich bis jetzt 123 Mitglieder.
U. Ober=Ingelheim, 5. Dez. Für Wiederherſtellung
von der Gemeinde gehörigen Gebäuden hat das Landesarbeitsamt
den Betrag von 6050 RM. zur Verfügung geſtellt, wozu noch ein
von der Gemeinde aufgenommenes Darlehen von 9000 Mk. kommt.
Der Gewerbeverein Ingelheim hat in Befolgung des
Beſchluſſes des Handwerkskammerausſchuſſes ſeine Auflöſung
be=
ſchloſſen. Das vorhandene Vermögen in Höhe von 7200 Mk. ſoll
den Innungen und dem Verein der Einzelhändler zugeführt
wer=
den. — Im benachbarten Gau=Algesheim kam der 78
jäh=
rige Landwirt Franz Krichten unter die Räder ſeines Fuhrwerks.
Der Tod trat ſofort ein.
de Gosse Juße
TNlVEA
Kahnnakf..
Mild, leicht schäumend, wundervoll im Ceschmock.
Auserlesene Rohstoffe; daher ist sie so wirksam.
Sl6‟
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Tam Kif
1
Vorbeugen! Allabendlich
Gesicht u. Hände
gründ-
lich mit Nivea-Creme
einreiben, Das genügt!
Ihre Haut wird
wider-
standsfähig gegen Wind
u. Wetter und bleibt dann
auch bei rouherWitterung
sammetweich und
ge-
schmeidig. Denken Sie
gleich heute abend daran!
15
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 339
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. Dezember 1933
Reich und Ausland.
Drei Mädchen im Kraftwagen
verſchleppk.
Kaſſel. Drei junge Mädchen, die bei einer
Firma um Stellung vorgeſprochen hatten, hatten
ein unangenehmes Abenteuer, das für ſie zum
Glück noch einen guten Ausgang nahm, ſie aber
für alle Zeiten zur Vorſicht mahnen dürfte. Als
ſie ſich auf dem Nachhauſeweg befanden, wurden
ſie von einem Kraftwagenführer angehalten und
nach dem Weg nach Warburg gefragt. Der
Chauffeur bat die Mädchen, in den Wagen
ein=
zuſteigen und ihm den Weg zu zeigen.
Leicht=
ſinnigerweiſe ſtiegen die Mädchen auch in den
Kraftwagen ein, und als ſie ſpäter auszuſteigen
verlangten, erhöhte der Kraftfahrer die
Ge=
ſchwindigkeit und fuhr bis nach Warburg, wo er
anhielt. Er verſprach den Mädchen, ſie nach
Kaſſel zurückzubringen. Kurz nach Beginn der
Fahrt änderte er jedoch die Richtung und fuhr
nach Meſchede in Weſtfalen. Hier ließ er zwei
Mädchen ausſteigen, um ſie angeblich von einem
Bekannten nach Hauſe fahren zu laſſen. Das
dritte Mädchen hatte er im Wagen eingeſchloſſen.
Da aber die Gefahr beſtand, daß die anderen
beiden Mädchen Paſſanten auf das Treiben des
Kraftfahrers aufmerkſam machen würden, ließ
er auch das dritte Mädchen ausſteigen und
ver=
ſchwand unerkannt mit ſeinem Wagen.
Die drei jungen Mädchen begaben ſich
nun=
mehr auf die Polizei und teilten den Vorfall
mit. Sie konnten leider nur ſehr unbeſtimmte
Angaben machen, ſo daß die Aufklärung des
Falles ſich außerordentlich ſchwierig geſtalten
dürfte. Die Nummer des Wagens konnten die
Mädchen nicht angeben, jedoch ſoll es ſich um
einen neuen DKW.=Wagen mit roter Nummer
gehandelt haben. Die Polizei gab den Mädchen
das Fahrgeld zur Rückreiſe mit der Eiſenbahn
nach Kaſſel, wo ſie dann ſpät nachts eintrafen.
Verſtärkkes Eiskreiben
anuf den Rebenflüſſen des Rheins.
Koblenz. Der Kälteeinbruch im
Mittel=
rheingebiet und beſonders im Weſterwald, hat
mit Temperaturen bis zu 12 Grad unter Null
eine weſentliche Verſtärkung des Eistreibens auf
den Nebenflüſſen des Rheins mit ſich gebracht.
Innerhalb eines Tages veränderte ſich das Bild
des Moſelwaſſerſpiegels durch dickes Treibeis ſo
ſtark, daß die Schiffahrt im Laufe des Dienstag
nachmittags eingeſtellt werden mußte. In der
Nähe der Moſelmündung iſt die Oberfläche des
Fluſſes nur noch eine Eisſcholle, und auch der
Floßhafen mit ſeiner breiten Zufahrt iſt
vollkom=
men vereiſt. Der Koblenzer Sicherheitshafen
ſowie der Ehrenbreitſteiner Hafen ſind im Laufe
des Tages zugefroren, desgleichen die Lahn in
der Nähe ihrer Mündung. — Der Rhein iſt noch
eisfrei, doch beträgt die Waſſertemperatur nur
noch 1 Grad über Null. Auch aus Bad Ems,
Limburg und anderen Ortſchaften an der Lahn
kommen Nachrichten, daß dort der Fluß mit einer
Eiskruſte überzogen iſt. Die Lahnſchiffahrt iſt
wegen des Eisganges eingeſtellt worden. Im
vorderen Weſterwald haben ſich die Wildſchweine
aus Futtermangel bis in die Ortſchaften
vorge=
wagt und in den Gärten erheblichen Schaden
angerichtet.
Anſchlag auf einen Perſonenzug?
Marburg. Der Perſonenzug 778 nach
Frankfurt, welcher Marburg um 20.06 Uhr
ver=
läßt, mußte Montag abend zwiſchen Wenkbach
und Niederweimar zum Halten gebracht werden,
nachdem der Lokomotivführer einen lauten Knall
unter der Maſchine wahrgenommen hatte. Man
ſtellte feſt, daß von unbefugten Händen
wahr=
ſcheinlich Knall= oder Sprengkapſeln auf die
Schienen gelegt worden ſind. Die Landjägerei
nahm ſofort nähere Ermittlungen auf.
Tragiſcher Tod eines Greiſenpaares.
Hamburg. In ihrer Wohnung wurden die
75 Jahre alten Eheleute Pauls tot aufgefunden.
Der Tod iſt durch Gasvergiftung eingetreten.
Die alten Leute hatten einen Topf mit Wäſche
auf den Gasherd geſtellt und nicht bemerkt, daß
die Gasflamme durch das überkochende Waſſer
gelöſcht worden war.
Der letzte Reiter von Mars=la-Tonr F.
Der Altrentner Heinrich Bading
von Lüdingworth an der Niederelbe
iſt im Alter von 90 Jahren geſtorben. Er war
der letzte Teilnehmer an dem berühmten
Todes=
kitt von Vionville=Mars=la=Tour am 16. Auguſt
1870.
Generalprobe zum hifkoriſchen Konzerk der Ss in Berlin.
Bläſerchor der Leibſtandarte „Adolf Hitler”.
Im Sportpalaſt, der rieſigen Berliner Verſammlungshalle, findet in Anweſenheit des Kanzlers
ein hiſtoriſches Konzert ſtatt, das von den Muſikkorps des Oberabſchnittes Oſt und der
Leibſtan=
darte „Adolf Hitler” beſtritten wird. Ein Orcheſter von nicht weniger als 500 Mann, dazu ein
Sängerchor, werden die ſchönſten deutſchen Märſche aus ſechs Jahrhunderten ſowie Feld=Choräle
vortragen.
Nach dem Erdrutſch.
Eingeſtürzte Häuſerreihe in der Ortſchaft Crookſtone in dem nordamerikaniſchen Staat Minneſota,
wo plötzlich ein Bergabhang ins Rutſchen geriet und zahlreiche Gebäude zum Einſturz brachte.
Das Ende der Prohibikion.
Echl Amerikaniſches.
„Waſhington. Die feierliche Minute des
Endes der Prohibition trat offiziell um 5.35 Uhr
am Dienstag nachmittag ein. In dieſem
Augen=
blick ratifizierte der Staat Utah das Geſetz über
die Abſchaffung des 18. Zuſatzgeſetzes der
Ver=
faſſung. Der Beſchluß dieſes Staates wurde
ſo=
fort nach Waſhington telegraphiert und
unver=
züglich unterzeichnete Staatsſekretär Philipps
die Proklamation des Präſidenten Rooſevelt, in
der es in der Hauptſache heißt: .... daß das
21. Zuſatzgeſetz, welches das 18. Zuſatzgeſetz
auf=
hebt, nunmehr einen Teil der Verfaſſung der
Vereinigten Staaten bildet.” — Im Laufe des
Dienstags hat auch der Staat Pennſylvania
of=
fiziell die Abſchaffung des Prohibitionsgeſetzes
ratifiziert.
In New York wurde das Ende der
Prohibi=
tion offiziell um 21.30 Uhr Lokalzeit gefeiert.
Nicht nur in dieſer Stadt, ſondern überall im
ganzen Lande ſpielten ſich unbeſchreibliche
Freu=
denſzenen ab, die an die Begeiſterung
erinner=
ten, mit der das Ende des Krieges gefeiert
wurde. Ueberall fanden Bankette ſtatt, auf denen
dem Gott Bacchus gehuldigt wurde. In New
York wurde auf einem offiziellen Bankett das
neue Zuſatzgeſetz der Verſammlung in der
Ge=
ſtalt eines ſchönen Mädchens in einer großen
Champagnerflaſche dargeſtellt. Die Polizei
ver=
ſuchte ſo gut wie möglich die Form zu wahren
und die Bier= und Weinlieferanten daran zu
verhindern, vor dem Ende der Prohibition das
geliebte Naß ihren Kunden zu liefern. Die
ille=
galen Alkoholſtuben, die während der
Prohibi=
tion ſtets etwas geheimnisvolles an ſich hatten,
machten in den letzten Stunden der Prohibition
goldene Geſchäfte. In den Schulen und
Univer=
ſitäten haben die Lehrer die Schüler zur
Ver=
nunft und Mäßigung aufgefordert. Beſonders
amüſant ſind die Verſuche der einzelnen
Alkohol=
lieferanten, ihre Kunden mit dem Weſen ihrer
Ware bekannt zu machen, „denn die Kunſt des
Trinkens will gelernt ſein” beſonders bei einem
Volk, das ſeit Jahren nur das ſchlimmſte
Ge=
bräu vorgeſetzt erhielt. So heißt es z. B. auf
den verſchiedenen Flaſchen, daß die ſchweren
Weine wie Bordeaux, Xeres uſw. vor dem Eſſen
getrunken werden müſſen, die Weißweine zu
Tiſch und zu gewiſſen Fleiſchſorten, die Rotweine
zu Geflügel uſw.
Polarforſcher Byrd in Wellington (Neuſeeland)
eingetroffen.
Wellington (Neuſeeland). Der
ameriko=
niſche Polarforſcher Admiral Byrd traf am
Dies=
tag an Bord des Dampfers „Jakob Ruppert” in
Wellington ein. Er wird ſein Schiff in den
näch=
ſten Tagen mit Vorräten und
Ausrüſtungsgegen=
ſtänden verſehen und beabſichtigt, während des
Wochenendes nach der Bay of Wales (Prinz=
Eduard VII.=Land) im Südpolgebiet in See zu
gehen.
Neue ſchwere Vulkanausbrüche auf Island.
Reyjkavik. Neue ſchwere Vulkanausbrüche
im Innern Islands haben die Bewohner der
Inſel in große Aufregung verſetzt. Die
Vulkan=
tätigkeit in den Gletſchergebieten und dem Berg
Vata Hockul iſt im Zunehmen begriffen. Drei
große Rauch= und Feuerſäulen ſind in etwa 45
Kilometer Entfernung von Reyjkavik ſichtbar.
Lindbergh überquert den Aequator.
Natal (Braſilien). In einem Funkſpruch
an die Funkſtation in Natal hat Lindbergh ſeine
Poſition um 15 Uhr MEZ. mit 1 Grad ſüdlicher
Breite und 30 Grad 10 Minuten weſtlicher
Länge angegeben. Die Behörden haben einen
halbtägigen Feiertag eingelegt, damit die
An=
geſtellten an den Begrüßungsfeierlichkeiten für
das Fliegerehepaar Lindbergh teilnehmen
kön=
nen. Aus demſelben Grunde haben die
Kauf=
leute ihre Geſchäfte geſchloſſen.
Lindbergh zum Ozeanflug nach Braſilien
geſtartet,
Prof. Jakob Bleyer †.
Budapeſt. Vorgeſtern iſt im Alter von
59 Jahren das Mitglied des Reichstages,
Uni=
verſitätsprofeſſor Dr. Jakob Bleyer, geſtorben.
Prof. Bleyer betätigte ſich ſchon in der
Kriegs=
zeit politiſch als einer der Führer des
ungar=
ländiſchen Deutſchtums. Nach dem Sturz der
Räteherrſchaft im Jahre 1919 trat er an die
Spitze des Minderheitenminiſteriums. Dieſen
Poſten verließ er alsbald, war aber Mitglied
der erſten Nationalverſammlung und gehörte
ſeither ununterbrochen der Geſetzgebung an.
Der Heimgang des Prof. Bleyer bedeutet für
das ungarländiſche Deutſchtum und ſeine Kultur
einen ſchweren Verluſt.
VDA.=Trauer für Dr. Bleyer.
Berlin. Anläßlich des Ablebens von Dr.
Bleyer ſind am VDA.=Hauſe Trauerfahnen
ge=
ſetzt. Der Reichsführer Dr. Steinacher hat an
die Angehörigen und den ungariſchen deutſchen
Volksbildungsverein Beileidstelegramme
gerich=
tet. Er wird perſönlich an der Beerdigung Dr.
Bleyers in Budapeſt teilnehmen.
Zwei Bahnarbeiter von einem Eilzug getötet.
Leipzig. Wie das Reichsbahnbetriebsamt
Leipzig mitteilt, wurden geſtern mittag zwiſchen
Leipzig=Connewitz und Oetzſch ein Rottenführer
und ein verheirateter Zeitarbeiter aus
Grim=
mitſchau bei Vermeſſungsarbeiten von einem
Eilzug der Strecke Leipzig—Plauen überfahren
und getötet.
Unwetter verurſacht Zuſammenſturz
eines Kaſtells.
Rom. Das anhaltende Unwetter daß in
Kalabien bereits ſchwere Schäden auf Feldern
und Obſtkulturen angerichtet hat, verurſachte am
Montag nachmittag unweit von Catanzaro den
Zuſammenbruch eines mittelalterlichen Kaſtells,
deſſen Wachttuxm ſeiner ganzen Länge nach auf
das angrenzende Gefängnisgebäude ſtürzte unv
noch eine Breſche in die Nebenhäuſer ſchlug. Aus
den Trümmern des Gefängniſſes wurden zwölf
ſchwerverletzte Gefangene und ein Toter
gebor=
gen. Der Bevölkerung hat ſich bei dem
unge=
heuren Zuſammenſturz eine heftige Panik
be=
mächtigt.
Ueberfall auf einen Geldkransport
durch die Münchener Polizei vereikelk.
München. In der Nacht zum Samstag
hat ſich, wie die Blätter melden, in einer Zelle
des Münchener Polizeiarreſtes ein 38 Jahre alter
arbeitsloſer Vertreter aus Linau, der am
Mitt=
woch bei einem verſuchten Autodiebſtahl
feſtge=
nommen worden war und am Samstag zur
Strafverbüßung ins Gefängnis Stadelheim
ge=
bracht werden ſollte, erhängt. Durch ſeine
Ver=
haftung konnte ein ſchweres Verbrechen
verhin=
dert werden. Der Vertreter, der vor einigen
Mo=
naten aus Immenſtadt nach München zugezogen
war und ſich hier unangemeldet aufhielt, hatte
den Plan gefaßt, am Donnerstag, den Tag nach
ſeiner Verhaftung, einen Raubüberfall auf einen
Geldtransport eines größeren Betriebes in
Kempten auszuführen. Zu dieſem Zwecke warb
er ſich in München zwei Helfer. Der Ueberfall
ſollte mit einem Auto ausgeführt werden. Die
Begleiter des Transportes ſollten rückſichtslos
niedergeſchoſſen werden. Der Vertreter erhoffte
ſich eine Beute von etwa 70 000 RM. Seine
Ver=
haftung erfolgte, als er ſich auf der Suche nach
einem Perſonenkraftwagen befand, der zum
Ueberfall verwendet werden ſollte. Der
Feſtge=
nommene war mit einer ſcharf geladenen Piſtole,
verſchiedenen Autoſchlüſſeln und anderem
aus=
gerüſtet. Gegen ihn beſtand wegen anderer
un=
geſühnter Straftaten Haftbefehl. Er war mit
Zuchthaus ſchwer vorbeſtraft. Seine beiden
Hel=
fer wurden ebenfalls in Haft genommen.
Neue Erdſtöße in Griechenland.
Athen. Nach einer Meldung aus Saloniki
wurden auf der Halbinſel Chalkidike zwei ſtarke
Erdſtöße verſpürt. Gleichzeitig machte ſich auch
ein Seebeben bemerkbar.
Wegen Diebſtahls der Emden=Glocke
zu Gefängnis verurteilt.
London. Wie Reuter berichtet, iſt in
Sid=
ney ein junger Deutſcher namens Charles
Kaol=
mel (2), der im Jahre 1925 nach Auſtralien
ge=
kommen ſein ſoll, unter der Beſchuldigung, daß
er die Schiffsglocke der „Emden” aus dem
auſtraliſchen Kriegsmuſeum geſtohlen habe, zu
ſechs Monaten Gefängnis verurteilt worden.
London. Aus Bathurſt wird gemeldet: Das
Ehepaar Lindbergh ſtartete am Mittwoch
mor=
gen um zwei Uhr zu ſeinem Fluge über den
Süd=
atlantik. Das Ziel iſt Natal in Braſilien.
Alkte Schäße der Skaaklichen Porzellan”
Manufakkur kommen wieder
zum Vorſchein.
Eine Porträtbüſte der Königin Luiſe
von Preußen,
die der Bildhauer Carl Friedrich Rieſe im Jahre
1809 ſchuf und deren Porzellan=Gießformen ſeit
twa 100 Jahren in den Kellern der
Staat=
lichen Porzellan=Manufaktur in Berlin ruhten.
Die Büſte wurde jetzt wieder ans Tageslicht
geholt und erwies ſich als ein beſonders ſchönes
Stück.
Donnerstag, 7. Dezember 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 339 — Seite 9
Zweck und Ziele des Reichsbundes Volkstum und Heimat
In den wertvollen Kräften von Heimat und Volkstum, von
Blut und Boden liegt der tiefſte Urgrund der
nationalſozialiſti=
chen Bewegung. Darum iſt es für ſie eine zwingende
Notwendig=
eit, die geſamte deutſche Volkstums= und Heimatbewegung neu
zu geſtalten. In der Gründung des Reichsbundes
Volks=
um und Heimat iſt dies geſchehen. Dieſer große Bund iſt
der einzige von der Reichsleitung der NSDAP. für das Gebiet
der Vokstumsarbeit als maßgeblich anerkannte Bund.
Der von mir ins Leben gerufene Heſſiſche
Heimat=
zund iſt als Ganzes organiſch und reibungslos in den
Reichs=
zund übergeführt worden. Von mir als Landſchaftsführer
ge=
eitet, erſcheint er in dieſem als Landſchaft
Rhheinfran=
en=Heſſen.
Um die fachliche Arbeit durchzuführen, die bisher zerſplittert
par und nun erſt durch den Nationalſozialismus die einheitliche
peltanſchauliche Grundlage erhält, ſind in der Landſchaft
Rhein=
ranken=Heſſen die folgenden Fachämter geſchaffen worden:
Das an erſter Stelle ſtehende Fachamt für Volkskunde
ind Volkstum ſammelt planmäßig alles, was in unſerer
heimat an Liedern und Tänzen, an Trachten und Bräuchen, an
hebilden bodenſtändiger Kunſt und Handwerk entſtanden und
ge=
pachſen iſt. Spiel=, Muſik= und Tanzgruppen tragen es wieder
ſinaus in unſere heimiſchen Gaue, auf daß das, was ſie zeigen,
ebendiges Volksgut werde und bleibe, und der Kitſch und Schund
erſchwinde, der ſich in den letzten Jahrzehnten, alle wahre
Volks=
ultur zerſtörend, breitgemacht hat.
In der gleichen Weiſe ſorgt das Fachamt für
Heimat=
ſeſchichte und Denkmalpflege dafür, daß jeder deutſche
ſolksgenoſſe erfährt, was ſeine Vorfahren in früheren
Jahrhun=
erten in Krieg und Frieden geleiſtet haben. Der letzte Taglöhner
m kleinſten Dörfchen ſoll ſo von Stolz auf ſeine Vergangenheit
rfüllt und zu Taten der Heimatliebe und des Heimatſchutzes
be=
eiſtert werden.
Die Fürſorge für die heimiſche Natur iſt dem Fachamt für
taturſchutz anvertraut. Indem es die heimiſche Natur
all=
eitig unterſucht und den Sinn für die einzigartigen Denkmäler
er Natur wachruft und pflegt, wie ſie uns in den Formen und
jeſtalten unſerer Landſchaft, ihren Pflanzen und Tieren
ent=
egentreten, führt ſie die von unverfälſchter Natur
ausſtrahlen=
en Kräfte allen Volksgenoſſen klar zum Bewußtſein und weckt
arme Gefühle für die Schönheit und Eigenart der Heimat=
Tatur.
Die Pflege der dem Menſchen dienenden Tiere iſt dem
Fach=
mt für Tierſchutz unterſtellt. Im Geiſte des neuen
Reichs=
erſchutzgeſetzes, das wir unſerem großen Führer verdanken und
as uns, was Tierſchutz anlangt, an die Spitze aller
Kultur=
ationen ſtellt, ſorgt dieſes Fachamt dafür, daß jeder Einzelne in
fürſorge und Pflege unſerer ſtummen Brüder ſich vorbildlich
etätigt.
Als dienendes Glied aller dieſer Fachgruppen hat das
Fach=
mt für Volksbildung die bedeutſame Aufgabe, das ganze
ſolk im Sinne des Heimatgedankens zu erziehen. Die geſamte
reſſe, Rundfunk und Film, Lichtbild= und Vortragsweſen
For=
hung und Lehre ſind planmäßig in den Dienſt von Volkstum
nd Heimat zu ſtellen.
Wichtige Werkzeuge und geiſtige Waffen des Volksbundes
ellen die beiden Zeitſchriften des Volksbundes dar. Wir haben
e Zeitſchrift „Volk und Scholle” vom Hiſtoriſchen Verein
bernommen und führen ſie mit gleichem Titel und Umfang, aber
thaltlich allen Fachämtern gleichmäßig dienend, als bebilderte
lonatsſchriſt des Reichsbundes weiter. Alle Mitglieder des
eichsbundes erhalten ſie gegen einen Monatsbeitrag von nur
Pfg. geliefert. Wir haben dieſen Beitrag, der den einzigen
eitrag zum Volksbund darſtellt, ſo niedrig gehalten, um auch
enigbemittelten Volksgenoſſen den Beitritt zum Reichsbund
öglich zu machen, und hoffen, hierfür Verſtändnis in allen
olkskreiſen zu finden.
Eine beſonders herausgegebene Jugendzeitſchrift „Der
unge Heimatfreund” hat die bedeutungsvolle Aufgabe,
uf unſere Jugend in Stadt und Land im Sinne des
Heimat=
dankens zu wirken. Sie erſcheint monatlich vier Seiten ſtark.
e Heimat auch im Bilde zeigend, und wird zu dem, ſelbſt für
des Schulkind erſchwinglichen Preis von 10 Pfg. für das ganze
Jahr abgegeben. Sie wird ſich für alle Schulen als wertvolles
Hilfsmittel zur Heimaterziehung erweiſen.
Einzelarbeiten des Reichsbundes, wie wir ſie in der
Heraus=
gabe wiſſenſchaftlicher und volkstümlicher Schriften, in der
Ver=
anſtaltung von Tagungen und Freizeiten, in der Ausgeſtaltung
unſerer Heimatmuſeen uſw. erblicken, von denen einige bereits in
Angriff genommen worden ſind, ſollen nur kurz erwähnt werden.
Ein ſolcher Bund wie der Reichsbund Volkstum und Heimat
konnte nur entſtehen in einem national=ſozialiſtiſchen Staate, der
klar die grundlegende Bedeutung von Heimat und Volkstum, von
Blut und Boden für unſer geſamtes Leben erkannt hat. Wie
je=
der Einzelne aufgehen muß im ganzen Volke, ſo ſtellt jedes
Ge=
ſchlecht nur ein Glied dar in der Kette der Generationen. Wie
jeder Einzelne gegen ſein Volk nur Pflichten, aber keine Rechte
beſitzt, ſo hat das heute lebende Geſchlecht im Rahmen des
Lebens=
ganzen nur Pflichten, und zwar einmal der Vergangenheit
gegen=
über, und dann vor allem im Hinblick auf die deutſche Zukunft,
auf die Geſchlechter unſerer Enkel und Urenkel. Unſere
Heimat=
natur. unſer Volkstum und ſeine kulturellen Werte ſind uns von
der Vergangenheit übermittelt als heiliges Erbe, das wir nicht
verkümmern laſſen dürfen, das wir als wertvolles Gut hüten
und verwalten müſſen für die nach uns kommenden Geſchlechter.
Was die verfloſſenen Jahrzehnte mit ihrer materialiſtiſchen
Geld=
gier und ihrer liberaliſtiſch=egoiſtiſchen Geſinnung, denen ſtets
der Eigennutz vor dem Allgemeinnutz ging, an unſerem Volkstum
gefrevelt haben, wie ſie unſere Heimat verwüſtet haben, das läßt
ſich gar nicht ermeſſen. Unerſetzliche Werte ſind ſo für alle Zeiten
zerſtört worden. Was noch erhalten iſt, unſchätzbares Gut an
Volkstum und Natur, wir wollen es heilig halten als uns von
Gott anvertrautes Gut, auf daß unſer Volk für alle Zeiten erhalte
und bewahre ſeine aus ferner Vergangenheit entquellende
Eigen=
art, ſein kernhaftes urdeutſches Weſen, das es braucht, wenn es
ſeine große Sendung in der Zukunft erfüllen ſoll.
So wende ich mich denn an alle deutſchen Volksgenoſſen, die
das große Gebiet Rheinfranken=Heſſen umſchließt, mit der
Auf=
forderung, ſich dem Reichsbund anzuſchließen und ſo mitzuhelfen,
jeder an ſeinem Platz, an der grundlegenden Neugeſtaltung von
Volk und Vaterland, damit unſer Volk, deſſen Kinder wir ſind,
ſich wieder zurückfinde auf ſeine echte Art.
Wer dies tut und ſo mithilft an der Erreichung dieſes großen
Zieles, der dient damit dem nationalſozialiſtiſchen Gedanken, der
reiht ſich mit ein in die ehrenvolle Gefolgſchaft unſeres großen
Führers.
Reichsbund Volkstum und Heimat
Landſchaft Rheinfranken=Heſſen
Der Landſchaftsführer (gez.): Ringshauſen, Miniſterialrat
Rhein=-Mainiſcher Gatankieverband G. m. b. H.
stpa. Der Rhein=Mainiſche Garantieverband G. m. b. H. hat
ſeine Arbeiten aufgenommen und die erforderlichen Formulare
für die Kreditgewährung an die kredilgebenden Bankinſtitute
verſandt. Die Geſchäftsräume befinden ſich in der Preußiſchen
Induſtrie= und Handelskammer für das Rhein=Mainiſche
Wirt=
ſchaftsgebiet, Sitz Frankfurt a. M., Börſe, Telephon Nr. 26294.
Der Kreditſuchende hat ſeinen Antrag unter Benutzung der
er=
wähnten Formulare bei ſeiner Baukverbindung (Bank,
Bank=
firma. Sparkaſſe, Genoſſenſchaft uſw.) einzureichen die ihn an
den Verband weitergibt. Ein direkter Verkehr des Verbandes mit
dem Kreditſuchenden findet nicht ſtatt.
Nachdem das Projekt des Rhein=Mainiſchen
Garantiever=
bandes G. m. b. H. durch Zeitungsnachrichten und Rundſchreiben
der beteiligten Verbände bekannt geworden war, iſt von der
In=
duſtrie= und Handelskammer Kaſſel durch Rundfunk und durch
beſonderes Schreiben an die Kreiſe und Gemeinden die
Mittei=
lung ergangen, daß die Gründung eines kurheſſiſchen
Ga=
rantieverbandes erfolgt ſei, der den Regierungsbezirk
Kaſſel umfaſſe. Auf Anfrage der Preußiſchen Induſtrie= und
Han=
delskammer für das Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsgebiet. Sitz
Frankfurt a. M. bei dem Preußiſchen Miniſterium für Wirtſchaft
und Arbeit in Berlin hat dieſes dahin entſchieden, daß der In=
Wieder hiſtoriſcher Chriſtkindl=Markt in Nürnberg.
Blick auf die feierliche Eröffnung des Marktes durch
Fanfaren=
bläſer von der Empore der Frauenkirche.
Zum erſten Male nach dem Weltkriege wurde jetzt in Nürnberg
der „Chriſtkindl=Markt”, der ſeit 1697 beſtand, wieder in ſeiner
alten hiſtoriſchen Form abgehalten. Auf dem Adolf=Hitler=Platz
wurden 135 Verkaufsbuden errichtet, deren jede einzelne von
Nürnberger Künſtlern ſtilecht ausgeſtattet wurde.
duſtrie= und Handelskammer Kaſſel nicht verwehrt ſei, fürihren
Bezirk einen beſonderen Garantieverband aufzuziehen, daß
aber für die Städte, Gemeinden, Kreiſe, Genoſſenſchaften
Spar=
kaſſen und die Wirtſchaftskreiſe außerhalb des
Handelskammer=
bezirks Kaſſel der Rhein=Mainiſche Garantieverband G. m. b. H.
zuſtändig ſei. Der Präſident der Preußiſchen Induſtrie= und
Han=
delskammer für das Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsgebiet. Sitz
Frankfurt a. M., und Treuhänder der Arbeit für das
Wirtſchafts=
gebiet Heſſen, Herr Dr. Carl Lüer, hat aber erklärt, daß er nach
wie vor bereit ſei, auch den kurheſſiſchen Intereſſenten den
An=
ſchluß ar, den Rhein=Mainiſchen Garantieverband G. m. b. H. zu
geſtatten, falls dieſe es wünſchen.
Brieſkaſſen.
Ioer Anſtage ifi die letzte Bezugsgutttung beizufügen. Anonyme Anfragen wirdes
nicht heantwortet. Die Beanwortung erfolgt ohne Nechteverbindſichteit
F. hier. Darüber dürften zur Zeit Beſtimmungen noch
nicht getroffen ſein.
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und Spiel, auf Reiſen und im Theater, 4711”
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Seite 10 — Nr. 339
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
„Nation und Wirtſchaft” von Prof. Dr. Arnold Bergſträßer
Hanſeatiſche Verlagsanſtalt, Hamburg. Kart. 1,50 RM.
In der von der Hanſeatiſchen Verlagsanſtalt, Hamburg. mit
großem Erfolg herausgegebenen Schriftenreihe, der wir bereits
eine beträchtliche Anzahl bedeutender Schriften beſtens
orientier=
rer Fachmänner verdanken, erſcheint ſoeben von Dr. Bergſträßer
außerordentlicher Profeſſor an der Univerſität Heidelberg,
„Nation und Wirtſchaft‟ Das wirtſchaftliche Schickſal muß heute
als eine nationale Aufgabe erkannt werden. Ausgehend von
Friedrich Liſt, der gegenüber dem kosmopolitiſchen Syſtem der
Wirtſchaft von Smith als erſter das nationale Syſtem der
politi=
ſchen Oekonomie begründete, kommt der Verfaſſer über die
Dar=
ſtellung der Wirtſchaftsentwicklung im 19. Jahrhundert zur
Ge=
ſtaltung jener Kräfte, die eine Bindung von Staat, Wirtſchaft
und Nation für die Zukunft erforderlich machen. Profeſſor
Berg=
ſträßers Schrift klärt ſo die wichtigen inneren Zuſammenhänge
von Nation und Wirtſchaft, und ſeine Ausführungen werden
mit=
helfen, in wirtſchaftlichen und politiſchen Kreiſen jenen Geiſt zu
erzeugen, den der neue Staat fordern muß.
* Walter Frank: Nationalismus und Demokratie im Frankreich
der dritten Republik 1871—1918. 652 Seiten. Hanſeatiſche
Verlagsanſtalt, Hamburg.
In einer Zeit der Kriſe der Demokratie in ganz Europa und
des Aufbrechens lange zurückgeſtauter nationaler Kräfte in
ein=
zelnen Staaten erſcheint dies Buch, das eine eingehende
Unter=
ſuchung über die parlamentariſchen und antiparlamentariſchen
Kräfte am Beiſpiel des Frankreich der dritten Republik darſtellt.
— Der Verfaſſer geht den einzelnen großen politiſchen
Erſcheinun=
gen nach. Wir erleben Gambettas gigantiſchen Kampf gegen
Bismarck, die unzulänglichen Nationaliſierungsverſuche General
Boulangers, und erfahren, welche Mächte die nationaliſtiſchen
Be=
ſtrebungen am Sieg verhinderten. Das jüdiſche Geld und die
jüdi=
ſche Preſſe waren dabei, wie durch viele Dokumente belegt wird,
hervorragend mit im Spiele. In welchen Ausmaßen ſie ihren
Einfluß in den Hintergründen der Politik geübt haben, geht
zu=
mal aus der Dreyfus=Affäre hervor, die hier eingehend mit allen
Hintergründen und Verſchleierungen dargeſtellt wird. Das ſind
Aufdeckungen, die — ſo unumwunden und kämpferiſch der Geiſt
des Buches iſt — man nicht umdeuten oder widerlegen kann und
die man einmal in allen ihren Folgen durchdacht haben muß, wenn
man zur Klarheit in dieſen Fragen kommen will. Sehr wichtig
iſt ferner das Kapitel über die Erſtarkung des Nationalismus
unter Maurras, da nur dadurch Frankreich eigentlich den Krieg
führen konnte. Wenn nach ſeiner Beendigung das Staatsleben
wieder in demokratiſche Bahnen gelenkt wurde, ſo konnte doch
ein Hiſtoriker wie Aulard feſtſtellen, daß der Krieg nur durch die
Einführung der konſervativen Diktatur zu gewinnen war. Wie
lange ſich das demokratiſche Prinzip alter Prägung in Frankreich
noch halten läßt, wird ja gerade in unſeren Tagen wieder äußerſt
fraglich. — So greift das Buch, das dauernd zu Parallelen mit
unſerer eigenen jüngſten Vergangenheit auffordert, überall ins
Gegenwärtige und iſt damit nicht nur ein Werk rückſchauender
Geſchichtsbetrachtung, ſondern ein Dokument von lebendigſter
politiſcher Aktualitat.
* F. O. H. Schulz, Untergang des Marxismus. J. Engelhorns
Nachf., Stttgart.
Es iſt ſoviel über Marxismus geſchrieben und geredet
wor=
den, daß es gut iſt, einmal zuſammenfaſſend ſachlich und nüchtern,
von den hiſtoriſchen Grundlagen ausgehend, den Marxismus,
ſeinen Begründer und ſeine Träger, die Idee als ſolche und ihre
Verwirklichung, die Mittel und Wege ihrer Ausbreitung und
ihre zerſtörenden Folgen aufzudecken und klarzulegen. Dieſes Buch
unternimmt eine ſolche eingehende Unterſuchung des Marxismus.
Darnach begreift man, wie zerſtörend und zerſetzend das Dogma
des Klaſſenkampfes auf Nation und Kultur. Ethik und Glaube
und Familie wirken mußte.
Der Verfaſſer iſt ein Mann, der ſelbſt jahrelang mitten in
der ſozialiſtiſchen Bewegung geſtanden hat, der aber immer einen
leidenſchaftlichen, erbitterten Kampf gegen den
Internationalis=
mus und Marxismus führte. So iſt ſein Buch nicht nur ein
Er=
kenntnis=, ſondern auch ein Bekenntnisbuch, beſeelt von dem
Glauben an Deutſchland und von dem Wunſch, mitzuhelfen an der
endgültigen Vernichtung dieſer furchtbaren Maſſentäuſchung.
Friedrich Markus Huebner, Schaffen und Ruhen, 96 S. 1,80 RM.
Verlag Gotthard Peſchko, Darmſtadt.
In den bedrängten Zeitläufen, durch die Deutſchland jetzt
ge=
gangen iſt, ging der tiefere Sinn für die Arbeit, ebenſo wie der
Sinn für die Muße verloren. Für beide, für das Schaffen und
Ruhen, vermochte niemand mehr die rechte Innigkeit und
An=
dacht aufzubringen! Der törichte Schrei: Tempo! Tempol benahm
den Menſchen Zeit und Luſt, aus ihrer Arbeit und ihrer Muße
etwas Schöpferiſches zu machen. Sinnloſe Ausbeutung der eigenen
ſeeliſchen Kräfte war Trumpf! — Das Buch von Friedrich Markus
Huebner weiſt den Menſchen unſerer Zeit darauf hin, daß Arbeit
und Muße wieder ihren Hauptzweck zurückerhalten müſſen, nämlich
den, uns auf Erden glücklich zu machen. Eine Syntheſe
zwiſchen „Pflicht und Genuß” iſt nötig. Huebner weiſt den Weg,
wie auch hier die nötige Gleichſchaltung gefunden werden kann.
Nennen wir nur einige Kapitel=Ueberſchriften: Die Entartung der
Arbeit: Die Verödung des Müßiggangs; Genuß am Sport — an
der Körperpflege — an Speiſe und Trank — am Schlaf — am
Gelde uſw., bis zum Schlußkapitel Arbeit als Sinn und Segen;
ſo iſt das weite Lebensgebiet, das Huebners Buch trifft,
gekenn=
zeichnet. Das mit großer Klarheit und Ueberredungskraft
ge=
ſchriebene Buch ergänzt ſomit das Beſtreben der deutſchen
Reichs=
führung, die ja dem deutſchen Menſchen genau dasſelbe geben will:
Nämlich wieder die Verankerung im eigenen tiefſten Weſen, die
Selbſterfüllung im Werk unſerer Hände und im Ruhen
unſerer Hände.
U.=Bootsmaſchiniſt Fritz Kaſten. Ein Frontbuch der deutſchen
Flotte. Von Ludwig Freiwald. Geh. 4,20 Mk. (J. F.
Leh=
manns Verlag, München.)
Dieſes neue Werk des bekannten Marineſchriftſtellers und
Ver=
faſſers des erſchütternden Buches. Die verratene Flotte” iſt kein
Rowan, ſondern ein Tatſachenbericht von unerhörter
Eindring=
lichkeit der Darſtellung. U.=Bootsmaſchiniſt Fritz Kaſten hat
wirk=
lich gelebt, er war aus dem Spreewald gebürtig. Der Ausbruch
des Krieges trifft ihn als Maſchiniſtenmaat auf S.M.S. Vineta.
Wie alle ſeine Kameraden und Vorgeſetzten ſehnt auch er den Tag
heran, an dem die ſtolze Kaiſerliche Kriegsmarine ihre Kräfte
mit der ſich unbeſiegbar dünkenden engliſchen Flotte meſſen konnte.
Und wie ſeine Kameraden und der größte Teil des deutſchen
Vol=
kes erlebt er tiefſte Enttäuſchung, als er die aufs beſte gerüſtete
Flotte auf Veranlaſſung oberſter Behörden zur Tatenloſigkeit
ver=
dammt ſah. Es dauerte ja denn auch nicht lange, da begann eine
Abwanderung gerade der aktivſten Kräfte der Beſatzungen von
den „dicken” Schiffen zur U.=Bootwaffe. So auch Fritz Kaſten.
Und nun beginnt für ihn eine Zeit, die an ſeine Nerven
uner=
hörte Anforderungen ſtellt. In ſeinen Fahrten auf vielen
un=
ſerer ſchneidigen U.=Boote ſpiegelt ſich das gewaltige Erleben
der unerſchrockenen todgeweihten Männer in eindrucksvoller Weiſe
wider. Freiwalds neues Werk iſt ein Buch ſo recht im Geiſte der
neuen Zeit, darum ſollte es jeder Deutſche, ob jung oder alt,
und beſonders alle Angehörigen der SA., SS. und des
Stahl=
helms, leſen.
Muſtafa Kemal: Ueber die Dardanellenkämpfe
im Weltkriege. (Leykam=Verlag, Graz.) Ruſen Esref
ver=
danken wir dies intereſſante Büchlein. Er iſt Dichter und hat den
Stoff wohl nicht in dichteriſcher Freiheit behandelt, aber in dem
Ueberſchwange ſeiner Sprache kommt der Dichter zum Durchbruch.
Inhaltlich ſind das Tatſachenberichte. So wie ſie Muſtafa Kemal
dem Autor erzählte. Und das Büchlein gibt darüber hinaus eine
gute Charakteriſtik des jungen türkiſchen Heerführers.
* Friedrich Gogarten, Einheit von Evangelium und Volkstum?
Hanſeatiſche Verlagsanſtalt, Hamburg.
Die Auseinanderſetzungen über die Fragen des Glaubens und
ſeiner Beziehungen zu Staat und Volk erfahren in der
vorliegen=
den Schrift des bekannten Theologen ihre grundſätzliche und
theo=
logiſch begründete Deutung und Klärung Es iſt die Theſe der
Deutſchen Chriſten, die Prof. Gogarten als Berufener hier
auf=
greift. Das Evangelium ſtellt keinen Widerſpruch zu dem durch
das Volkstum gegebenen Geſetz dar. Im Gegenteil, es bedarf des
Volkstums ebenſoſehr, wie das Volkstum des Evangeliums be=. Das Evangelium wird nur dort rein begründet, wo der
Menſch bereit iſt ſich unter das Geſetz des Volkstums zu ſtellen und
nicht individualiſtiſch ſich zu vereinzeln ſucht.
X
Wilhelm Kohlhaas: Der Häuptling und die Republik. Die
Ge=
ſchichte eines Irrtums. Karton. RM. 4,50. (J. Engelhorns
Nachf., Stuttgart.)
Die Umwälzung, aus der wir heute ſo viel Neues erwachſen
ſehen, hat nicht im Januar 1933, auch nicht im November 1918
be=
gonnen; ihre Keime waren gelegt, als das Volk in Waffen in
ſeinen Exiſtenzkampf hinauszog, und ſie kündigte ſich offen an, als
in den Materialſchlachten, von 1916 die Gegenſätze Menſch und
Maſchine, Front und Führung, Heimat und Feldheer immer
ſtär=
ker hervortraten. Hier ſetzt nun der Roman von Wilhelm
Kohl=
haas ein. Sein Held iſt der „Häuptling” Oberleutnant d. R.
Wildenbrunn, ein ganzer Kerl, immer Kamerad, Führer und
Kämpfer, der begeiſtert und mitreißt, immer in der vorderſten
Linie und dort, wo es brenzlich iſt, von ſeinen Leuten geliebt und
von der Etappe ſcheel angeſehen, einer, „der nie genug bekommt”,
aber nicht etwa aus purer Lebenskraft, ſondern aus tiefer Liebe
zur Heimat. Als Letzter verläßt er die Front und als Erſter
mel=
det er ſich wieder, wie es gilt, die Heimat vor dem drohenden
Bür=
gerkrieg zu bewahren. Mit vollem Bewußtſein der
Notwendig=
keit, aber auch der Tragik ſtellt er ſich der Revolutionsregierung
zur Verfügung, denn er ſieht keinen anderen Weg. So iſt er bald
wieder in endloſe Kämpfe mit den Spartakiſten, Soldatenräten
Bonzen aller Art, Geheimbünden und Verſchwörern verſtrickt,
ſtellt eine Landeswehr auf, geht nach deren Auflöſung ins beſetzte
Gebiet, um zum Schluß das erſte Arbeitslager aufzubauen. Man
hat den Eindruck, daß die künſtleriſche Kraft des Verfaſſers auch
durch eigenes Erlebnis beflügelt wurde; wie unerhört echt iſt dies
alles geſehen, iſt dieſer Dialog geſtaltet! Aber der Autor dieſes
Buches hat nicht nur eine Erinnerung wachrufen wollen, ſondern
zugleich ein Dankes=Denkmal ſetzen für jene ewigen Streiter, die
Ehre und Leib hingaben für das eine Ziel — Deutſchland!
* Genialiſierung der Macht (Die deutſche Aufgabe in Europa).
Von Hans von Dettelbach. Verlag Albert Langen — Georg
Müller —, München, 1933. Broſch. 238 S.
Das Buch will zeigen, wie für den Neubau Deutſchlands und
damit Europas die ſeeliſche Erneuerung nur nach einer großen
politiſchen Aufräumungsarbeit geſchaffen werden kann und wie
unter der Alleinherrſchaft des Intellekts (Mechaniſierung und
Techniſierung) die ſchöpferiſche Kraft Europas geſchwunden iſt.
Man kann dem Verfaſſer nur zuſtimmen, wenn er erklärt, daß
es gegenwärtig praktiſch kein Völkerrecht auf der Welt gibt, und
auch für die Kennzeichnung des bolſchewiſtiſchen Giftes findet
Dettel=
bach zwingende Formulierungen, wie „Europa ſoll zum
Anhäng=
ſel Sowjetrußlands, zum aſiatiſchen Kap werden”! Kluge Worte
finden wir über die Führerfrage, über den wahren Führer, der
von höheren Gewalten geleitet wird, im Gegenſatz zu dem
Cä=
ſaren, deſſen Sendung darin beſteht, immer tiefer in den
allge=
meinen Leerlauf hineinzuführen. Nach einer glänzenden
Anti=
theſe Goethe—Lenin entwickelt der Verfaſſer aufbauende Ideen
über Perſönlichkeit und Staat, über Lebensgeſtaltung und
Volks=
gemeinſchaft, Ideen, die dem Abendland einen Wiederaufſtieg
ermöglichen ſollen. Ein ernſtes, leſenswertes Buch,
Edgar v. Hartmann; Auf tauſendjähriger
Karawanen=
ſtraße durch die Mongolei. Mit 48 Bildern in Kupfertiefdruck.
Ganzleinen 5,80 Mk. (Deutſches Verlagshaus Bong u. Co.,
Berlin W 57.)
In eines der am wenigſten erſchloſſenen Länder der Erde
führt dieſes Buch des in Rußland geborenen Deutſchen Edgar
von Hartmann, der nach Zuſammenbruch der weißen Armee ſich
in die Mongolei begab und hier zum Forſcher wurde. Er
durch=
zieht die rauhen, unzugänglichen, in Schnee und Eis ſtarrenden
Gebirge, die Steppen, von Sonnenbrand gedörrt, und ſucht die
wenigen Städte auf, die dieſen Namen im Sinne des Europäers
kaum verdienen. Im nahen Verkehr lernt er die primitiven
Menſchen kennen, die an Härte und Verſchloſſenheit der Natur
des Landes gleichen. Er ſtellt ihre religiöſen Feſte dar ſchildert
ihren Glauben und Aberglauben, ihre Sitten und Gebräuche,
ihr Leben auf ihren Raub= oder Karawanenzügen und bei der
Arbeit. Zugleich berichtet ſein Buch von furchtbaren
Schnee=
treiben im Gebirge, wobei eine Lawine ſein Lager mit
Men=
ſchen, Pferden und Waren verſchüttet, von feindlichen
Ueber=
fällen auf die Karawane, von der Jagd auf Bären und Tiger=
Der Urzuſtand der Natur ſcheint zurückgekehrt zu ſein und der
Urzuſtand der Menſchheit, wo nur der Kampf, die Kraft und
die Tapferkeit gelten. Die zahlreichen Abbildungen des
vortreff=
lich ausgeſtatteten Buches geben Land und Leute ausgezeichnet
wieder.
* Mina Weber, Aufſtieg durch die Frau. Verlag Herder,
Frei=
burg i. B.
Vielleicht kein glücklicher Titel, aber ein gutes Buch! Wichtig
zumal heute, wo in der ſich entwickelnden Neuordnung des deutſchen
Lebens auch die Aufgaben und die Stellung der Frau geklärt ſein
müſſen, damit nicht entſcheidend wichtige Kräfte in eine falſche
Richtung gedrängt werden, — Fragen, auf die dies Buch Antwort
zu geben ſucht: Welche beſonderen Kräfte wohnen der Frau inne?
Was bedeuten ſie für die Kultur und das Volks= und
Menſch=
heitsganze? Was bewirkt das Fehlen des richtigen Einſatzes der
fraulichen Eigenkräfte? Wie geſchieht der notwendige Ausgleich
zwiſchen männlicher und fraulicher Denkart und Handlungsweiſe?
Die Antworten, die ſich keineswegs an der Oberfläche halten,
ſon=
dern das Problem gründlich und ſcharf anfaſſen, gehen von der
Mütterlichkeit als urtümlichem Weſen der Frau aus und
erken=
nen auch die Grenzen fraulichen Wirkens. Das Buch verſucht
ſtets, die fruchtbaren Anſatzpunkte fürs praktiſche Leben zu zeigen
und iſt ſomit für jeden wichtig, der am Schickſal der deutſchen Frau
lebendigen Anteil nimmt.
* A. Maeder: Kriſenjahre bei Mann und Frau. Raſcher u. Co.,
Zürich.
Der Verfaſſer der ausgezeichnet und mit großem ſeeliſchen
Wiſſen geſchriebenen Broſchüre ſchildert die Pſychologie der
Wechſeljahre bei Mann und Frau. Er beſtreitet ihre unbedingte
Gefährlichkeit. Er unterſcheidet zwiſchen den Anſprüchen des
Un=
gelebten, die ſich in dieſer Zeit oft einſtellen, und dem Verſuch,
zu einer neuen Anpaſſung an das Leben zu kommen und durch
ſolche Umbildung den Uebergang in eine neue Periode der
Herbſt=
reife zu finden. Ein weſentliches Hindernis für den jetzigen
Men=
ſchen, dahin zu gelangen, liegt in dem ungemäßen Feſthalten am
Jügendideal. Notwendig iſt dagegen ein neues Verhältnis zur
Altersſtufe der Reife und des Alterns.
*
— Karl Angebauer, Mit der Flimmerkiſte ins Affenland, Paul
Lieberenz filmt in Afrika. Mit 31 Bildern. Leinen 4,80 RM.
(Brunnen=Verlag, Willi Biſchoff, Berlin SW. 68.)
Paul Lieberenz iſt ein Tatſachenmenſch und kein Mann der
Feder, deshalb hat ſein Freund Karl Angebauer — ſelbſt ein
alter Afrikaner, dieſes Buch geſchrieben Flott und vergnügt,
wie die kecke Luſtigkeit des Buchtitels verheißt, hat er dieſen
Be=
richt des vielgeplagten Berliner Kameramannes über ſeine erſte
afrikaniſche Filmjagd hingelegt. Mit erquickender, feſſelnder
Friſche und packender Darſtellungskraft ſchildert er die
wim=
melnde Fülle von fremdartigen Eindrücken, die Lieberenz als
filmender Begleiter des berühmten Afrikaforſchers Hans
Schom=
burgk von Land, Leuten und Tieren in der ſeltſamen
Neger=
republik Liberia mit ſcharf zum Sehen geſchulten Augen in ſich
aufgenommen hat. Und zwiſchen all dem prickelnden Humor und
dem flimmernden Rummel ſteht überraſchend hier und da der
jefe Ernſt, mit dem der fröhliche Berichterſtatter auf einmal voll
herzlicher Teilnahme die Bangigkeit und Not fremder Schickſale
mitfühlt.
Ap. Loisl. Eines Wiener Kindes Auſſtieg zum Licht, von Richard
Plattenheimer, 2. Auflage. (Doppelnummer 2/3 der
Plattenheimer=Bücherei. Verlag Heinrich Minder, Dresden=
Bloſavitz. Preis 1.— RM.)
Es iſt die Geſchichte eines Wiener Jungen, der von ſeinem
trunkſüchtigen Vater bedroht, aus dem Elternhauſe flieht und bei
einem Gärtner, der ihm den Vater erſetzt, liebevolle Aufnahme
findet. Er bildet ſich neben ſeinem Gärtnerberuf eifrig fort, und
mühſelig klettert er trotz ſeiner ſchlechten Augen zum Licht empor,
oft zurückgeworfen, auch niedergebeugt, aber nie niedergebrochen,
ein unverbeſſerlicher Idealiſt, immer mildtätig und hilfsbereit
bis zur Torheit, deſſen „ganzes Leben nur ein Um und Auf für
andere” iſt. Mit einem ihm treu ergebenen Mädchen gründet er
nach Mühen und Kämpfen ein Heim und eine Familie, und als
ſein fleißig ſtrebender Sohn den Doktortitel erringt,, weiß er als
„unumſtößliche Wahrheit, daß denen, die von ganz unten kamen,
doch geholfen werden kann‟. Der ſittliche Gehalt ſowie die
unbe=
dingte Folgerichtigkeit der Erzählung wurden von
hervorragen=
den Volks= und Jugendbildnern anerkannt. Zu der würdigen
Ausſtattung des Buches tragen die Holzſchnitte von Franz
Kai=
ſer bei.
Donnerstag, 7. Dezember 1933
* Sinclair Lewis: „Falkenflug”, Roman. R. Rowohlt Verlag
Berlin. 4,80 RM.
Der Roman, der bereits 1915 in Amerika veröffentlicht wurde
ſcheint mir unter dem Durchſchnitt der Erzählerkunſt des Ver
zu ſtehen. Es wird uns das Leben eines friſchen Jungen, deſſe
Eltern erſt aus Norwegen eingewandert waren, geſchildert. Zu
erſt ſeine Kindheitserlebniſſe in einer Kleinſtadt und auf der
College. Dann treibt er ſich in ganz Amerika herum und verſuck
es mit allen möglichen Berufen. Schließlich wird er Flieger, 190
ein ganz unerhörter Beruf und eine amerikaniſche Berühmthei
Nachdem faſt alle ſeine Kameraden den Berufstod gefunden, gil
er das Fliegen auf und geht in die Auto=Induſtrie. Den Schlu
bildet die Auseinanderſetzung mit dem anderen Geſchlecht. Da
Buch iſt, wie alle des Verf., munter und humorvoll geſchrieber
der Held iſt eine ſympathiſche offene Geſtalt, auch die
Liebe=
geſchichte iſt herb und ohne Sentimentalität. Aber das Ganze
doch Durchſchnitt, das für uns typiſche und wertvolle hat Sincla
Dr.
erſt in ſpäteren Jahren geſchrieben.
Neues Wilhelm=Buſch=Album. Wohlfeile Ausgabe. 42
Seiten Großquart — etwa 1500 Bilder, in Ganzleinenban
9,50 RM. Guſtav Weiſe Verlag G. m. b. H., Leipzig.
„Es heißt immer, das Lachen wäre teuer geworden, in de
Welt. Das iſt nicht mehr wahr! Seitdem dieſes großartige neu
Wilhelm=Buſch=Album erſchienen iſt, iſt es billiger geworden. 42
Seiten großes Quartformat mit etwa 1500 Bildern dieſes
unve=
gleichlichen Zeichners und Malers und ungefähr ebenſoviele kla
ſiſche Prägungen ſeines unverwüſtlichen Humors und ſeiner abge
klärten Weisheit für noch nicht 10.— RM.! Das übertrifft ſcho
bei flüchtiger Betrachtung alles bisher Dageweſene! Es iſt dari
neben den charakteriſtiſchen berühmten Bildergeſchichten vor
„Heiligen Antonius zu Padua”, von „Hans Huckebein, dem Ur
glücksraben”, von der „Kühnen Müllerstochter” bis zu „
Schnur=
diburr oder Die Bienen” alles, was ſeinerzeit unter den Titel
Schnaken und Schnurren” und „Kunterbunt” unauslöſchliche
Gelächter weckte. Es ſind darin die faſt vergriffenen Buſch=Bilder
bogen, es ſind darin die Köſtlichkeiten der berühmten Sammlur
gen „Schein und Sein” und „Hernach", kriſtalliſiertes Lächel
höchſter Lebenskunſt, zum Teil ſogar in reizvoller Weiſe fakſim
liert, alſo in genauer Nachbildung von Buſchs eigener, gut leſer
licher Handſchrift. Es iſt darin, und das gibt dem Werk
no=
einen ganz beſonderen Wert, ein umfangreicher Proſateil, de
Ernſtes und Heiteres aus des Meiſters Leben und Schaffen erzäh.
und der wirkungsvoll durchſetzt iſt mit Reproduktionen von Werke
ſeiner Hand, die der Oeffentlichkeit bisher kaum zugänglich warer
Schließlich muß aber auch noch gerechterweiſe die buchtechniſch
Leiſtung, die dieſes Album” darſtellt, hervorgehoben werder
428 Seiten holzfreies beſtes Papier in Hochquartformat mit er
klaſſigem Druck in Fraktur und vorbildliche Satz= bzw. Bildanord
nung. in graues Natur=Ganzleinen gebunden und in einen Schut
umſchlag gehüllt, der an ſich ſehenswert iſt: In Vierfarbendru
das berühmte Selbſtporträt Buſchs aus ſeiner Malerperiode, und
von Hans Hähnel meiſterlich in Farben umgeſetzt, das efeuüber
ſponnene ſchlichte Bauernhaus, in dem der große Meiſter vor 10
Jahren, 4 Wochen nach Goethes Tod, geboren wurde. Mit einen
Wort: Ein Buch wie ſelten eins, ein Kaleidoſkop deutſchen Ge
müts, aus deſſen tauſend Feldern im unerſchöpflichen Wechſelſpie
Kurt Arnold Findeiſen.
die ewige Sonne lacht.
Balbo: Fliegerſchwärme über dem Ozean. (Rowohlt=Verlag i
Berlin W. 30.)
Italo Balbo, der als Förderer der italieniſchen Luftſchiffahr
weltberühmt geworden iſt, ſchildert in ſeinem Fliegerbuch in un
gemein a chaulicher und packender Art die erſte Ueberfliegun
des Atlanriſchen Ozeans zwiſchen Italien und Braſilien mit einen
italieniſchen Fluggeſchwader. Die Ausführung eines Planes, de
in Beſprechungen mit Muſſolini gereift iſt, gelang erſt nach aben
teuerlichen Zwiſchenfällen. Balbo führt ſein Geſchwader, das vo
ſchwerem Sturm umdroht wird, über das Tyrrheniſche Meer a
die ſpaniſche Küſte und nach Marokko. Von dort geht es die Weſt
küſte Afrikas entlang nach der portugieſ. Kolonie Bolama. Hier be
ginnt der eigentliche Start über den Ozean. Während des Flug
erhält der Führer die Nachricht, daß eines der Flugzeuge Feue
gefangen hat und ins Meer geſtürzt iſt. Die tapfere
Bemannun=
iſt von den Fluten verſchlungen worden. Zwei andere Flugzeug
müſſen Notlandungen vornehmen. Italo Balbo aber erreicht mi
ſeinen Staffeln glücklich die braſilianiſche Küſte. — Die beſcheidene
Art, in der Balbo berichtet, läßt ſeinen und ſeiner Gefährten
Heroismus nur um ſo ſtrahlender hervortreten. Der friedliche
Luftſieg Balbos zeigt, daß kein Kontinent mehr iſoliert iſt, ſon
dern daß es eine Brücke von der alten zur neuen Welt gibt.
Die Familie Frohmeier. Roman. Von Anna Hilaria von Eckhel
(Leinen 5 RM., Bergſtadtverlag, Breslau.)
Anna Hilaria von Eckhel hat ſich die Herzen vieler erobert
Auch ihr neues Buch wird wieder weite Verbreitung finden. Die
ſen im alten Oeſterreich ſpielenden Roman zeichnet eine glän
zende Milieuſchilderung der uns Menſchen des 20.
Jahrhundert=
in ihren Formen ſo naheſtehenden Biedermeierzeit aus. Weſent
licher aber ſind die bewußt gezogenen Parallelen zwiſchen den
politiſchen Wollen des damaligen und des heutigen deutſcher
Menſchen. Nach dem Sturz Napoleons erwachte der Gedanke
eines Großdeutſchen Reiches. Was wir heute an Oeſterreich er
leben, iſt der Spiegel eines bereits faſt vor hundert Jahren er
folgten Vorganges. In dieſem großen Rahmen iſt die Geſchichte
der Familie Frohmeier eingebaut, die in ihrem Glück und Un
glück die deutſche Familie verkörpert, deren unzerſtörbares Fun
dament der Glaube und die Treue iſt. Die Sprache des Romanes
iſt in ihrer Einfachheit mitreißend und von jener Geſchmeidigkeit
die in ihrer Harmonie den Leſer entzückt.
Barbara Allen. Hiſtoriſcher Roman von Luze M. Burger
(Müller u. J. Kiepenheuer GmbH., Verlag. Leinen RM. 5,20.)
Dieſer große hiſtoriſche Roman aus dem 14. Jahrhundert läßt
uns ein Frauenſchickſal miterleben von romantiſcher Kindheit bis
zu tragiſchem Ende. Ein Leben voller Leidenſchaft und innerer
Größe.
* Deutſches Blut in aller Welt. Erlebniſſe eines
Weltenbumm=
lers. Von Hanns Kappler. (Drei Türme=Verlag, Berlin.)
Es iſt ſchon ſo, wie es dieſer Weltenbummler erlebt,
über=
all in der Welt ſtößt man auf Deutſche. In allen Zonen
dieſer Erde ſind ſie, Gute und Böſe, Geſcheiterte und Pioniere
des Deutſchtums. Es ſind ihrer gar viele, denen es zu eng ward
in den Mauern Deutſchlands. Sie zogen hinaus und blieben, wo
das Schickſal ſie hinwarf. Immer aber auch blieben ſie deutſch.
Der Abenteurer Kappler verſteht es gut, ſeine Fahrten=Erlebniſſe
zu ſchildern, die ihn faſt um die ganze Erde brachten und auf denen
er immer wieder — Deutſche fand.
Heinrich Zerkaulen: Muſik auf dem Rhein.; Roman. (Verlag
Herder, Freiburg i. Br.)
Die Jugendgeſchichte Ludwig van Beethovens — aber kein
„Muſikerroman”, kein Buch, das nur Muſikfreunde anginge. Es
ſteht ganz abſeits der untüchtigen romanhaften Biographien: es
erzählt vom Rheinland, von der Entwicklung eines großen
Men=
ſchen im Rheinland; es will nicht das Leben eines Genius
ſenti=
mentaliſieren, ſondern es erweiſt vielmehr, in welchem Maß
Wil=
lensbändigung, Härte, Unbedingtheit die notwendigen Werkzeuge
der Berufung Beethovens waren. Zerkaulen erzählt von ſeiner
Heimatſtadt Bonn; er gibt ein lebendiges Geſamtbild rheiniſchen
Lebens vor 150 Jahren, in dem Beethoven heranwächſt. In
ſtren=
ger Zuverläſſigkeit und mit epiſcher Ruhe wird das Hofleben in
Bonn, das Familienleben der Beethoven, des großväterlichen
Hoſ=
kapellmeiſters, des väterlichen Hofmuſikus, der verſtändigen und
guten Mutter geſchildert. Weil aber Zerkaulen ein Dichter iſt,
ſo gelingt es ihm. aus all dieſen Berichten ſtärker und ſtärker das
Geheimnis in Beethoven hervorſcheinen zu laſſen, jenen Antrieb,
der in Worte nicht zu faſſen iſt.
Vorbildliche Jugendbücher brachte der Verlag Georg
Weſter=
mann, Braunſchweig heraus.
Die neue Loſung: „Gebt der Jugend wahre Bücher, aus denen
ſie Mut und Charakterſtärke, Gemütstiefe und Innerlichkeit, die
echt deutſchen Eigenſchaften, ſchöpft” erfüllen Weſtermanns
Jugendſchriften ſeit Jahrzehnten. Der Verlag hat ohne Rückſichk
auf die Mißerfolge in den vergangenen Jahren die Sammlung
fortgeſetzt und bei jeder Neuerſcheinung Wert darauf gelegt, der
Jugend nur vaterländiſche, ſittliche und künſtleriſche Schätze in die
Hand zu geben. Dadurch iſt er in der Lage, heute die geeigneten
Werke zur Auffüllung der durch die Säuberung der Schüler=
Büchereien entſtandenen Lücken zu liefern. Die Anſchaffung wird
durch Preiſe, die den geänderten wirtſchaftlichen Verhältniſſen
Rechnung tragen, erleichtert, ſo daß heute auch mancher in ſeinem
Einkommen beſchränkte Familienvater in der Lage iſt, ſeinen
Kindern ein gutes, kerndeutſches Buch zu kaufen. Es liegen vor
und können beſtens empfohlen werden: „Deutſche
Volks=
ſagen” von 7. Düſel, „Robinſon Cruſoe” von D. Defoe=
„Vorwärts durch eigene Kraft” von Dr. M.
Birken=
bihl, „Unſer Graf Zeppelin und ſein Werk” von G=
Biedenkapp und H. Alt.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 339 — Seite 11
Sporr.
Malde Te lgttat!
Hunodan iin Beittt Harienottg.
Bezirksklaſſe: Rotweiß — Bensheim. Bickenbach — Lorſch.
Tv. Pfungſtadt — Germania Pfungſtadt. Tſchft. Griesheim —
Braunshardt. Büttelborn — Viktoria Griesheim. Worfelden
Königſtädten. Tv. Arheilgen — Groß=Zimmern.
Sprend=
lingen — Merck Darmſtadt
Kreisklaſſe 1: Tgſ. 1875 Darmſtadt — Beſſungen, Tgde. 1846
Darmſtadt — Nieder=Ramſtadt, Ober=Ramſtadt — Egelsbach.
Nauheim — Walldorf. Wallerſtädten — Groß=Gerau.
Wolfs=
kehlen — Trebur. Heppenheim — Hahn, SV. 98 Darmſtadt
Reſ. — Auerbach. Polizei Reſ. — Birkenau.
Kreisklaſſe 2: Dreieichenhain — Götzenhain. Erzhauſen —
Münſter. Poſt — Mörfelden Weiterſtadt — Nieder=Modau.
DJK. Lorſch — Alsbach. Zell — Zwingenberg. Groß=Hauſen
— DJK. Bensheim. Erfelden — Nordheim.
Der zweite Dezember=Sonntag bringt abermals ein
vollbe=
ſetztes Programm.
In Pfungſtadr ſteigt das erſte Lokaltreffen der Rückrunde.
Den Turnern iſt die 3:15=Niederlage gegen Rotweiß ſchwer in die
Knochen gefahren und es bedeutet keine gute Reklame für das
Spiel gegen Germania. Ein Gäſteſieg liegt am nächſten. Rotweiß
erwartet Bensheim. Hier wird es zum glatten Siege der Platzelf
kommen, und von den Bensheimern hängt es ab, möglichſt günſtig
abzuſchneiden. Ein ſpannendes Spiel ſteigt in Bickenbach, wo der
derzeitige Tabellenführer Lorſch antritt. Gelingt es den Gäſten
nicht, zu ſiegen, ſo iſt der Weg für Rotweiß zur Spitze ziemlich
ge=
ebnet. Im Ried hat das Treffen der Tſchft. Griesheim gegen
Braunshardt ähnliche Bedeutung mit dem Unterſchiede, daß die
Gäſte ſelbſt am ſtärkſten intereſſiert ſind. Wir laſſen den Ausgang
offen. Büttelborn ſtellt zurzeit eine recht ſtarke Mannſchaft, ſo
daß der Ausgang gegen Viktoria Griesheim frei erſcheint.
König=
ſtädten hat in Worfelden anzutreten. Ueber die Folgen des
Spiel=
abbruchs war bei der Behörde noch nichts zu erfahren. In der
Nordgruppe ſteigt ein ſpannendes Spiel bei den Arheilger
Tur=
nern. Sie erwarten die ſpielſtarken Odenwälder aus Groß=
Zim=
mern. Man muß das Spiel abwarten, da die Parteien als
gleich=
ſtark einzuſchätzen ſind. Merck begibt ſich nach Srendlingen, wo die
Platzelf wohl ſtarken Widerſtand entgegenſetzen wird.
In der Kreisklaſſe 1 bringt die Landeshauptſtadt zwei
ſpannende Spiele, von denen das Lokaltreffen: Tgſ. 75 —
Beſ=
ſungen, an erſter Stelle ſteht. Im Vorſpiel ſiegten die Beſſunger
klar mit 4:0. Die Tgſ. 75 muß ſich daher anſtrengen, um
wettzu=
machen. Im anderen Treffen ſteht für Nieder=Ramſtadt mehr auf
dem Spiel als für die Tgde. 46. Das Vorſpiel brachte mit 8:6 den
Sieg für Nieder=Ramſtadt. Wir neigen diesmal zu einem Siege
der 46er. Ein nicht minder wichtiges Spiel ſteigt in Ober=
Ram=
ſtadt, wo Egelshach ſeine Spitzenſtellung verteidigen muß. Im
Ried erpartet Nauheim eine der zurzeit ſtärkſten Mannſchaften
der Gruppe, nämlich Walldorf. Es geht hier um die
Tabellenfüh=
rung, genau ſo wie in Wolfskehlen gegen Trebur.
Erfahrungs=
gemäß laſſen wir den Ausgang offen. An der Bergſtraße darf man
mit drei Siegen der jeweiligen Platzvereine: Heppenheim, SV.
98 Reſ. und Polizei Reſ. rechnen.
In der Kreisklaſſe 2 werden auch einige wichtige Spiele
ausgetragen. So hat Münſter in Erzhauſen noch nicht gewonnen.
Weiterſtodt wird wohl Nieder=Modau beſiegen. Sein größeres
Intereſſe richtet ſich aber auf das Abſchneiden Mörfeldens bei der
Poſt. Zell ſpielt abermals daheim gegen Zwingenberg und will
ſein ſiebentes Spiel gewinnen. In der Riedgruppe wird es den
Erfeldern ſchwer halten, in der Spitze noch ein Wort mitzureden.
Handball im Kreis Odenwald.
Am Sonntag, den 10. Dezember ſpielen:
Kreisklaſſe I (Süd): Momart — Kirch=Brombach.
König — Steinbuch. Steinbach — Erbach. (Nord); Reinheim —
Lengfeld. Kl.=Zimmern — Gr.=Bieberau. Nieder=Klingen — Gr.=
Umſtadt.
Kreisklaſſe II (Süd); Böllſtein — Zell. Michelſtadt —
Lützel=Wiebelsbach. (Nord); Schaafheim — Heubach. Langſtadt
— Hergershauſen. Altheim — Kl.=Umſtadt. (Weſt): Reichelsheim
— Fr.=Crumbach Pf.=Berfurth — Spachbrücken.
Untere Mannſchaften: Steinbach 2. — Erbach 2. Förderung der nationalen Arbeit überwieſen werden.
Reichelsheim 2. — Lengfeld 2
Spielbeginn 14.30 Uhr, 2. Mannſchaften 13.45 Uhr. —
Sämt=
liche Spiele werden zugunſten des Winterhilfswerkes durchgeführt.
Handball=Termine im Gan IIll.
Für die Gruppe Main/Heſſen im Gau Südweſt werden die
Handball=Termine für die Rückrunde bekannt gegeben. Die Liſte
hat folgendes Ausſehen:
31. Dezember: TSg. Fechenheim-Pol. Darmſtadt SV. 98
Darm=
ſtadt—TSV. Herrnsheim TG. Offenbach—SV. Wiesbaden,
VfR. Schwanheim—TG. Rüdesheim.
Januar: TG. Rüdesheim—SV. 98 Darmſtadt, TSV.
Herrns=
heim, Polizei Darmſtadt—TG. Offenbach
14. Januar: TSG. Fechenheim—TSV. Herrnsheim, SV. 98
Darm=
ſtadt—SV. Wiesbaden TG. Rüdesheim-Polizei Darmſtadt,
VfR. Schwanheim—TG. Offenbach.
28. Januar: Polizei Darmſtadt—VfR. Schwanheim TSV.
Herrns=
heim—TG. Rüdesheim, TSV. Fechenheim—TG. Offenbach.
4. Februar: SV. 98 Darmſtadt—TSG. Fechenheim TSV.
Herrns=
heim—Pol. Darmſtadt, TG. Offenbach—TG. Rüdesheim, SV.
Wiesbaden—VfR. Schwanheim.
11. Februar: Pol. Darmſtadt—SV. Wiesbaden, VfR.
Schwan=
heim—SV. 98 Darmſtadt, TG. Rüdesheim—TSG.
Fechen=
heim.
25. Februar: TSV. Herrnsheim—TG. Offenbach, SV. Wiesbaden
—TG. Rüdesheim SV. 98 Darmſtadt—Pol. Darmſtadt, VfR.
Schwanheim—TSG. Fechenheim.
4. März: SV. 98 Darmſtadt—TG. Offenbach, SV. Wiesbaden—
TSV. Herrnsheim.
Spielbeginn iſt jeweils um 14.30 Uhr.
Fußball.
Olympia Hahn—TSV. Meſſel.
Am kommenden Sonntag, nachmittags 2 Uhr, treffen ſich
beide Mannſchaften, die zu den ſpielſtärkſten der Gruppe gehören
(Meſſel führt zurzeit ungeſchlagen die Tabelle) zum fälligen
Ver=
bandsſpiel in Hahn. Normalerweiſe dürfte jedoch Meſſel, das
außerdem noch Erſatz für einige verletzte Spieler einſtellen muß,
um eine knappe Niederlage nicht herumkommen.
Alympiakurſe für Eisſchnelläuſer.
Das Eisſchnellaufen, das in Deutſchland wegen Mangel an
künſtlichen Freilufteisbahnen bisher nur wenig gefördert werden
konnte, wird durch den Deutſchen Eislaufverband mit Rückſicht
auf die bevorſtehenden großen Aufgaben eine ſtarke Unterſtützung
erhalten. Die beſten Berliner Läufer ſind zur Zeit zu einem
Kurſus auf der Bahn am Friedrichsbain verſammelt, und zu
Weihnachten wird es unter Leitung des vom Eislaufverband
eingeſetzten Lehrers Karl Neuſtifter=München einen 14tägigen
Kurſus für die beſten deutſchen Läufer auf dem Staffelſee bei
Murnau geben.
Nachdem die neue Olympiaſchanze am Gudiberg
als gut ane kannt und abgenommen wurde, ſtehen für die
Olym=
piſchen Winterſpiele 1936 in Garmiſch=Partenkirchen vier
Sprung=
ſchanzen zur Verfügung. Falls auf der neuen und alten
Gudiberg=
ſchanze ſowie auf der Kochelbergſchanze nicht genügend Schnee
lie=
gen ſollte, ſo können die Wettbewerbe ſicher auf der hochgelegenen
Hochalm=Schanze ausgetragen werden.
Da der Mülheim=Duisburger Rennverein
ſeine für den 10. Dezember vorgeſehenen Rennen infolge des
ſtar=
ken Froſtes abgeſagt hat, iſt die deutſche Renn=Saiſon endgültig
beendet.
Deutſcher Schwerakhlekik=Berband 1891.
Aus dem Gau 13.
Der 5. Kampfſonntag brachte im Bezirk Nahe folgende
Ergebniſſe: ASV. Kreuznach—Athl.V. Kirn 14:4 ASV. Bingen
—Rheinlands Eiche Büdesheim 10:10, ASV. Mittelbollenbach—
Athl. Cl. Hammerſtein 18:2.
Bezirk Darmſtadt=Mainz.
Athl.SV. 88 Mainz—Stemm= u. Ringclub Lampertheim
21:0. Polizei Darmſtadt—Athl. Cl. Mainz=Weiſenau 8:12, 1910
Darmſtadt-Vorwarts Groß=Zimmern 7:9, Turngemeinde
Die=
burg—KSV. Bensheim 10:7.
88 Mainz konnte ſeinem Bombenſieg von 19:0 vom
Vor=
ſonntag einen eindrucksvolleren Sieg von 21:0 am letzten
Sonn=
tag hinzufügen. Es iſt dies das höchſte Reſultat, das eine
Mann=
ſchaft erreichen kann im Mannſchaftskampf. 7 erkämpfte Siege,
und alle in den erſten 10 Minuten, iſt doch ein Beweis der
der=
zeitigen Stärke der Mainzer Staffel. Lampertheim, das noch
am vergangenen Sonntag den Tabellenführer Turngemeinde
Die=
burg ſchlug, iſt darob verblüfft. Aber — unverhofft kommt oft,
und man braucht kein Prophet zu ſein, wenn man Mainz an die
Spitze des Bezirks rechnet. In der Aufſtellung, wie die
Mann=
ſchaft am Sonntag kämpfte, iſt dies ſogar ſehr wahrſcheinlich.
Mainz kämpfte mit Heukeroth, Schunk. Guthmann, Quick, Groß,
Börner und Horn.
Mainz=Weiſenau war bei der Polizei Darmſtadt zu Gaſt und
konnte mit einem 12:8=Sieg ſich weiter an der Spitze halten.
Daß 1910 Darmſtadt, wenn es auch ſchon mehrmals bei den
Endmannſchaften in der Tabelle war, auf eigener Matte
gefähr=
lich iſt, hat auch Groß=Zimmern erfahren, denn ſein Sieg war
äußerſt knapp. Seinen Geſamtſieg hat es mit viel Schweiß
er=
rungen.
Dieburg hatte Bensheim zu dem fälligen Verbandskampf
eingeladen und konnte auch ſeinen Gegner mit 10:7 beſiegen.
Ueber den Verlauf der Einzelkämpfe war bis zum Abgang des
Berichts noch nichts Näheres zu erfahren.
Bezirk Frankfurt: SV. Eiche Hanau-KSV. Neu=Iſenburg
10:10. Athl.SV. Frankfurt—Viktoria Eckenheim 16:2.
Athl. Cl. Mainz=Koſtheim hatte zu einem Freundſchaftskampf
Hagen Worms verpflichtet, der in zwei Diſziplinen ausgetragen
wurde. Koſtheim gelang es, im Stemmen ſeinen Gaſt mit 2905
Pfund gegen 2665 Pfund im Stemmen im Dreikampf (einarm,
Stoßen, beidarm. Reißen und Stoßen) zu ſchlagen, während es
Worms im Ringen gelang, mit 12,8 zu ſiegen.
Die Tabelle des Bezirks Darmſtadt=Mainz.
88 Mainz Kämpfe Mannſchaftspunkte Siege
60 :18 Mainz=Weiſenau 56 :42 Turngemeinde Dieburg
Polizei Darmſtadt 42:30 46:49 St.= u. Ringcl. Lamperth. 38:56 St= u. Ringel. Lamperth. 38:56 KSV. 1928 Bensheim 39:52 KSV. 1910 Darmſtadt 35:60
Neuformierung in der ſüddeutſchen Schwerakhlekik.
Bekanntlich war die Führung der vier ſüddeutſchen Gaue im
Fachverband 4 (Schwerathletik, Gewichtheben Jiu=Jitſu,
Raſen=
kraftſport) vereint in der Hand des Münchener Hauptmanns
Stahl. Dieſe Anordnung iſt nunmehr inſofern geändert worden,
als jeder der vier ſüddeutſchen Gaue einen ſelbſtändigen
Gauführer bekommt. Für den Gau Baden wurde Schopf=
Mannheim zum Führer beſtimmt und im Gau Südweſt bekam
Heckmann=Dieburg die alleinige Führung.
Schießen.
Das Ehrenſchießen des Pol.=Sportvereins
für die Spende zur Förderung der nationalen Arbeit und
Be=
kämpfung der Arbeitsloſigkeit wurde jetzt abgeſchloſſen. An dem
Schießen haben 333 Schützen teilgenommen. Es konnten ſomit 133,20
RM. einſchließlich des Betrages für die Abzeichen der Spende zur
Die zehn beſten Schützen: 1. Rau 107 Ringe; 2. Binder 103
Ringe; 3. Kirſchner 103 Ringe; 4. Kaſpar, M. 102 Ringe; 5.
Lauber 102 Ringe; 6. Richter 101 Ringe; 7. Ließfeld 101 Ringe;
8. Porchet 100 Ringe; 9. Bönſel 99 Ringe; 10. Hüppe 99 Ringe.
Der Polizei=Sportverein dankt allen Schützen, welche zum
Gelingen dieſer guten Sache beigetragen haben.
Fechken.
Fechten in der DT.
An den Wettkämpfen der Mittelſtufe der ehemaligen 2.
Gau=
gruppe, Frankfurt a „M., Offenbach a. M., Hanau Aſchaffenburg
heim—VfR. Schwanheim, SV. Wiesbaden—TGS. Fechen= und Darmſtadt, die am Sonntag in Hanau a. M. ausgetragen
wurden beteiligten ſich von den Fechterinnen und Fechtern der
Tgde Beſſungen Frl. Tilde Ziemer (Florett) und Adolf Schreher
(leichter Säbel). Da die Fechtriegen der beiden Hanauer Vereine,
ſowie die des Turnvereins Aſchaffenburg und des Turnvereins
Bergen jetzt dem Gau Kaſſel zugeteilt ſind, bot dieſes letzte
ge=
meinſame Turnier viel Anregung und beſonders bei den
Säbel=
kämpfen ſpannende Gefechte. Aus der Endrunde wurden der
Ober=
ſtufe zugeteilt: 1. Reiſinger (Eintracht Frankfurt a. M.); 2. Buſch
(Turngemeinde Offenbach a. M.): 3. Mitterer (Turngemeinde
Hanau); 4. Schreher (Turngemeinde Beſſungen 1865).
Waſſerball=Vorbereikungen für 1934.
Anläßlich einer in Leipzig ſtattgefundenen Beſprechung des
Verbandsſchwimmwartes R. O. Brewitz und des Verbands=
Waſſerballwartes E Hofmann=Nürnberg haben ſich die
ſport=
lichen Leiter des DSV. — wie man hört — ſehr eingehend mit
Waſſerballfragen beſchäftigt.
Insbeſondere kam die Form der nächſtjährigen
Waſſer=
ballmeiſterſchaften zur Sprache. Dabei ergaben ſich
in=
ſofern einige Schwierigkeiten, als die Waſſerballmeiſterſchaft 1934
bereits im Juli auf den Kampfſpielen beendet ſein muß. Da man
außerdem mit einer größeren Beteiligung der Turnermannſchaften
rechnet, dürfte die knappe Zeit vom Juni bis 15. Juli kaum
aus=
reichen, um einwandfrei die vier beſten Endrundenteilnehmer
feſt=
ſtellen zu können. Um nun über die Terminſchwierigkeiten
hin=
wegzukommen und möglichſt vielen teutſchen Mannſchaften die
Gelegenheit zu geben, die Kampfſpiele zu beſuchen, wird die
Meiſterſchaft 1934 offen für alle deutſchen
Waſſerballmann=
ſchaften der Ligaklaſſe ſein” und die Vorrundenſpiele
voraus=
ſichtlich in den erſten Tagen der Deutſchen Kampfſpiele vom 23. bis
26. Juli in Nürnberg durchgeführt. Die acht beſten Vereine
wollen alsdann in zwei Gruppen die Kampfſpielmeiſterſchaft
aus=
tragen. Nähere Einzelheiten darüber ſind noch nicht bekannt.
Auch mit den Vorbexeitungen für die
Europameiſter=
ſchaften 1934 und des Olympia 1936 ſcheint man ſich beſonders
bei der Beſprechung befaßt zu haben. Um eine Grundlage für die
Auswahl der Nachwuchsſpieler für die Nationalmannſchaft zu
ſchaffen wird angeordnet, daß in allen Gauen und möglichſt auch
Bezirken, repräſentative Mannſchaften aufzuſtellen ſind, die unter
der Führung der Gaufachwarte möglichſt oft zu üben und auf
allen Gau= bzw. Bezirksveranſtaltungen zu ſpielen haben.
Weiter=
hin ſollen dieſe Gaumannſchaften nach Möglichkeit mit den
Mann=
ſchaften benachbarter Gaue oder Bezirke antreten.
Um die Nationalmannſchaft für die kommenden Länderkämpfe
und die Eurovameiſterſchaften vorzubereiten, ſind im Laufe des
Frühjahrs mehrere Trainingsſpiele vorgeſehen. U. a. iſt am 20.
und 21. Januar ein größerer Uehungskurs im Wellenbad zu
Berlin geplant, zu dem man eine Reihe junger Nachwuchsſpieler
heranziehen wird.
Beccali=Dr. Peltzer=Deſſecker, dieſes erſtklaſſige
in=
ternationale Läufertrio, ſoll beim 1. Münchener Hallenſportfeſt
am 16. Dezember einen 1000=Meter=Lauf beſtreiten. Ferner
wur=
den noh verpflichtet: Borchmeyer, Hornberger, Syring. Schilgen
und Zeinkampfmeiſter Sievert.
Richkige Bezeichnungen wählen!
Eine Mikkeilung des Reichsſporkführers.
Die Preſſeſtelle des Reichsſportführers teilt mit: Es beſtehen
Unklarheiten darüber, wie die endgültige Bezeichnung
der ſeitens der Sportverbände zur Führung der Gaue
und Bezirke Eingeſetzten lauten ſoll. Ich habe hierfür
zum Unterſchied von meinen Beauftragten den Namen „Führer”,
(Gauführer bzw. Bezirksführer) feſtgeſetzt. Hierbei iſt die
Be=
zeichnung des jeweiligen Verbandes vorwegzunehmen, alſo z. B.
Fußball=Gauführer, Waſſerſport=Bezirksführer uſw. Alle anderen
Bezeichnungen ſind unterſagt. Meine Beauftragten haben für die
Innehaltung der vorſtehenden Anordnung Sorge zu tragen.
Sporkverein Darmſtadk 1898.
Die Erwerbsloſenausweiſe ſind fertiggeſtellt und können ab
ſofort bei Hut=Herold. Große Ochſengaſſe 17. gegen Vorzeigung
der Arbeitsamtsausweiſe in Empfang genommen werden.
Neue deutſche Erfolge brachte der zweite Tag des
in=
ternationalen Schwimmfeſtes in Kopenhagen. Die
Charlottenbur=
ger „Nixe” Traute Engelmann gewann die 100 Meter Bruſt in
1.29,5 Min., Olga Jentſch=Jordan holte ſich das Kunſtſpringen der
Damen, Bernhard Schlüter=Magdeburg ſiegte im 100 Meter
Crawlſchwimmen in 1.03.2 Min., und der Studentenweltmeiſter
Ziegler=Berlin war im Turmſpringen ſiegreich.
Vor nur 17000 Zuſchquern ſchlug am Mittwoch in
London die engliſche Fußball=Nationalmannſchaft Frankreich mit
4:1 (3:0) Toren. Die Engländer waren ihren Gäſten vom
Kon=
tinent ſtändig überlegen und entſchieden das Spiel bereits vor der
Pauſe für ſich.
Geſchäfliches.
Das Gute bricht ſich immer Bahn.”
Bei Weinmichel wieder Schlachtfeſt. Der
„Pfälzer Hof” legt von jeher Wert auf gute Küche. Ganz
beſon=
ders preiswert ſind jedoch die Schlachtfeſtſpezialitäten: für wenig
Geld gibts ſchon was Schmackhaftes. — Auch die Auswahl der
Weine verdient Beachtung. Vor allem ſind die „4 Rheingauer”,
empfehlenswert.
Was heißt eigentlich „NSK von 1929‟
NSK von 1929 iſt die abgekürzte Bezeichnung des
Natio=
nal=Sozialiſtiſchen Klubs von 1929 in Berlin, in deſſen gaſtlichen
Klubräumen, Wilhelmſtraße 70 a, ſich täglich einheimiſche und
durchreiſende Pg. zu intereſſanten Vorträgen oder geſelligem
Zu=
ſammenſein treffen.
NSKvon 1929 iſt der Name einer neuen, wirklich guten
Zigarette, die von der für Qualitätserzeugniſſe rühmlichſt
bekann=
ten Zigarettenfabrik Lande. G. m. b. H., Dresden, für dieſen Klub
geſchaffen dann aber dem allgemeinen Handel zugänglich gemacht
wurde Es iſt überraſchend, wie dieſe Zigarette in wenigen Wochen
den Markt erobern konnte — gibt es doch kaum ein Tabak=
Geſchäft, in welchem die NSK=Zigaretten nicht einen bevorzugien
Platz in der Auslage einnehmen; ein neuer Beweis, daß auch im
Zeitalter der Reklame das alte Wort gilt:
Rundſunk=Programme.
10.10:
10.30:
10.485:
12.00:
13.35:
14.30:
1440:
1600:
18.00:
18.20;
18.35:
19.00:
2.00:
2.10:
21.10:
22.45:
Bo:
23.45:
010:
9.00
9.40:
10.10
10.50:
11.30;
14.45:
15.45:
16.00:
17.00:
17.20:
17.45:
18.05:
18.30:
19.00:
20.00:
20.05:
21.15:
22.30:
23.00:
Frankfurt: Donnerstag, 7. Dezember
Nur für Kaſſel: Werbekonzert.
Nur für Kaſſel: Lokalſendung.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
Köln: Pietro Mascagni. (Zum 70. Geburtstag.)
Stuttg.: Mittagskonzert d. kl. Funkorcheſters. Ltg.: Görſich.
Nur für Kaſſel: Lokale Nachrichten.
Rummelplatz der Jugend. Hörſpiel für Kinder.
Nachmittagskonzert. Lta; Franz Altmeier.
Stuttgart: Spaniſcher Sprachunterricht.
Prof. Dr.=Ing. Adolf König: Wiſſen und Kömen. Technik
und Wiſſenſchaft in ihrer gegeneitigen Ergänzung.
Wolfgang Hermam: „Sturm 33.” Hans Maikowſki
Breslau: Stunde der Nation: Unbeſchwerte Klaſſik. Konzert
der ſchleſ. Philharmonie. Ltg.: Dr. Herm. Matzke.
Griff ins Heute.
Köln: Bunte Muſik. Mitw.: Erdmuche Fiebiger (Alt). Hans
Haaß (Klavier u. Cembalo), R. Grote (Viola da Gamba
und Cello), Rudi Rhein (Violine), Egbert Grape (Klavier).
Stuttgart: Zur gefälligen Auswahl! Muſikal. Potpourri.
Köln: Unterhaltungsmuſik.
Köln: Perpeiuum mohile. Eine luſtige Tanzſtunde. Es ſpielt
die Funktanzkapelle. Ltg.: Kühn.
Köln: Schlußbericht vom Kölner Sechstagerennen.
Köln: Lebende Komp=niſten. Rich. Strauß auf Schallpl.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 7. Dezember
Schulfunk: Stunde der Berufsſchule. Wir wandern durch
deutſche Wirtſchaftsgebiete.
Ernſt Stimmel auf Sächſiſch, Bayeriſch und Hamburgiſch.
Aus der Edda: Das Lied von Thrym, dem Thurſenfürſten.
Schulfunk: Turn= und Sportſtunde.
Dr. Arthur Rathie: Gleichberechtigung und Abrüſtung in der
Ehe.
Kinderſtunde: Bicke, backe Weihnachtskuchen. — Die „
Didel=
dums” ſingen und ſpielen.
Plaudereien auf der Deutſchen Buchmeſſe.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Dr. Staebel: Der deutſche Student.
Muſik unſerer Zeit. Werke von Knab, Pfitzner u. Reger.
Haydn: Klaviertrio D=Dur.
Zur Unterhaltung: Sächſiſche Weltreiſe mit H. H. Schaufuß.
Dr. Döring: Der Wirtſchaftsberater und ſeine Aufgaben
im dritten Reich.
Breslau: Stunde der Nation: Unbeſchwerte Klaſſik. Konzert
der Schleſ. Philharmonie. Ltg.: Dr. Herm. Matzke.
Kernſpruch.
Hören — Sehen — Erleben, Intereſſante Szenen aus
un=
ſerem Schallarchiv.
Tanzmuſik. Ralph Siegel mit ſeinen Soliſten.
Felix Linnemann: Der deutſche Fußballſport und ſeine Pläne,
Köln: Perpetuum mobile. Eine luſtige Tanzſtunde.
Weikerbericht.
Trotz des Kaltluftherdes über Deutſchland hat der Luftdruck
ſtark fallende Tendenz, ſo daß Ausläufer des Polentiefs wirkſam
werden und das Heranholen milder Luft Eintrübung verurſacht.
Dabei wird die ſtarke nächtliche Ausſtrahlung unterbunden,
wo=
durch der Froſt etwas abgeſchwächt wird. Vereinzelt kommt es beim
Aufgleiten der Warmluft auch zu leichten Schneefällen.
Ausſichten für Donnerstag: Eintrübung und Abſchwächung des
Froſtes, vereinzelt auch Neigung zu Schneefällen.
Ausſichten für Freitag: Dunſtig und wolkig mit vorübergehendem
Aufklaren, vereinzelt Schneefälle, noch Froſt.
Hauptſchriftlieltung: Rudelf Maupe
Verantwortſich für Politik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe; für Feuilleten, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr & H. Qneiſch; für den Schlußdienſi: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſplegel in Btld und Wort: Dr Herbert Nettei
für den Inſeratentell und geſchäftliche Mitteilungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wltiich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich / Übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 339
Donnerstag, 7. Dezember
Preisbindungen und Produktionsentwicklung
20s Problem der gebundenen Preiſe. Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Bedenken gegen Erhöhung der gebundenen Preiſe.
Das Inſtitut für Konjunkturforſchung beſchäftigt ſich in ſeinem
neueſten Wochenbericht eingehend mit dem Problem der
gebun=
denen Preiſe und den Zuſammenhängen, die zwiſchen den
Preis=
bindungen und der Produktionsentwicklung beſtehen. Die vom
Inſtitut für Konjunkturforſchung neu berechnete Indexziffer der
gebundenen Preiſe (1928: 100) hat ſich von 76,9 im April auf 79,7
im Oktober erhöht. Viele der ſeit langer Zeit beſtehenden
Kar=
telle haben ihre Preiſe zwar nicht heraufgeſetzt, in einer ganzen
Reihe von Fällen aber iſt es zu Preisſteigerungen gekommen, die
zum Teil ſchon Eingriffe der ſtaatlichen Stellen notwendig
ge=
macht haben. In den letzten Monaten iſt die Kartellwelle
außer=
ordentlich ſtark im Steigen begriffen. Und vielen Verbänden iſt
es gelungen, ihre Außenſeiter zum Beitritt zu bewegen. Das
Inſtitut rechnet damit, daß gegenwärtig über die Hälfte der
in=
duſtriellen Produktion zu gebundenen Verkaufspreiſen abgeſetzt
wird. Die Erfahrung der letzten acht Jahre zeigt, daß die
gebun=
denen Preiſe in Deutſchland nicht völlig ſtarr ſind. Sie paſſen ſich
aber dem Druck der Konjunktur in der Schwankungstendenz nur
abgeſchwächt an. Im Aufſchwung 1927—28 folgten die gebundenen
Preiſe dem Umſchwung in den Preiſen aller induſtriellen
Roh=
ſtoffe und Halbwaren mit anderthalb Jahren Verſpätung;
gegen=
über dem Umſchwung der Produktion hinken die gebundenen
Preiſe faſt zwei Jahre nach. Beim gegenwärtigen Umſchwung
haben die gebundenen Preiſe ſehr viel ſchneller reagiert. Die
Bin=
dung der Preiſe hat nicht zu einer entſprechenden Stabiliſierung
der Produktion geführt. Vor dem Kriege gingen die gebundenen
Preiſe im Abſchwung 5—6mal ſo ſtark zurück wie die Produktion;
gegenwärtig ſchwanken die gebundenen Preiſe nur etwa halb ſo
ſtark wie die Erzeugung. Im Aufſchwung bilden die langſam
ſteigenden Preiſe nicht rechtzeitig eine Bremſe gegen zu teure
In=
veſtitionen; in der Depreſſion hemmen die „hohen” Preiſe
um=
gekehrt die Durchführung neuer Projekte. Das Inſtitut weiſt
darauf hin, daß dieſe Bindungen der Preiſe nicht aus völlig freiem
Entſchluß der Unternehmer herbeigeführt worden ſind, da ſich auch
auf anderen Gebieten des wirtſchaftlichen Lebens die Bindungen
verſtärkt haben und gleichzeitig innerhalb der Induſtrie die fixen
und die degreſſiven Koſten anteilsmäßig außerordentlich geſtiegen
ſind. Die Kartellpolitik der Unternehmer in der Nachkriegszeit
ſtellt den Verſuch dar, ſich dieſer Neugliederung der Koſten durch
Hochhalten der Preiſe in Kriſe und Depreſſion und durch
verhält=
nismäßig geringe Preiserhöhungen im Aufſchwung anzupaſſen.
Da nun gegenwärtig der Mengenabſatz kräftig zunimmt, der
Druck der fixen Koſten alſo zuſehends zurückgeht, beſteht in den
meiſten Fällen keine Veranlaſſung, die Preiſe für die kartellierten
Waren heraufzuſetzen. In den letzten Jahren haben der
Konſu=
ment wie auch die Abnehmerinduſtrie für eine Produkteinheit
der kartellierten Werte einen ſtändig ſteigenden Teil des eigenen
Arbeitsproduktes aufwenden müſſen, ſo daß ſich geradezu eine
Kartellſchere entwickelte. Da nun mit beginnendem Aufſchwung
mengenmäßig der Bedarf der nichtkartellierten Induſtrien an
kar=
tellierten Produkten ohnehin zunimmt, wäre es eine
Benachtei=
ligung der nichtkartellierten Branchen, wenn gegenwärtig die
ge=
bundenen Preiſe erhöht würden. Die Ausführungen des Inſtituts
gipfeln in der Ueberlegung, daß einer allgemeinen Erhöhung der
gebundenen Preiſe gegenwärtig vor allem folgende Bedenken
ent=
gegenſtehen:
1. Sie entſpräche nicht dem Verhalten der gebundenen Preiſe
im vorangegangenen Abſchwung, den ſie nur ſehr zögernd
und verſpätet mitgemacht haben;
2. Sie würde die Belebung der Mengenproduktion hemmen, die
in letzter Zeit gerade in den kartellierten Grundſtoffinduſtrien
deutlich zu beobachten iſt. Damit aber wäre den kartellierten
Betrieben die wichtigſte Reſerve zur Beſſerung ihrer Koſten
(Steigerung der noch immer niedrigen Kapazitätsausnutzung
und damit Minderung der fixen und der degreſſiven Koſten)
verſperrt.
3. In der Geſamtwirtſchaft würden ſich die Preisrelationen
er=
neut zugunſten der kartellierten Induſtrien verſchieben,
nach=
dem ſich ſchon in den letzten Jahren die gebundenen Preiſe
ſtändig relativ erhöht haben. Damit würden die
nichtkartel=
lierten Induſtrien aber immer weniger imſtande ſein, einen
Anteil am geſamtinduſtriellen Produktionserlös zu erlangen,
der ihrem Anteil an der geſamtinduſtriellen Arbeitsleiſtung
entſpricht:
4. Die ſchnelle und wirkſame Entlaſtung des Arbeitsmarktes in
der Geſamtwirtſchaft würde gefährdet ſein;
5. Dieſe allgemeinen Ueberlegungen ſchließen vereinzelte
Preis=
aufbeſſerungen nicht aus, wenn der vorangegangene
Ab=
ſchwung die Ertragsverhältniſſe einer Induſtrie völlig
zer=
ſtört hat oder beſondere ſtrukturelle Faktoren, dieſe
Preis=
erhöhung bedingen.
Wiriſchaftliche Rundſchau.
Indexziffer der Großhandelspreiſe im Monatsdurchſchnitt
November. Im Monatsdurchſchnitt November 1933 ſtellt ſich die
vom Statiſtiſchen Reichsamt berechnete. Indexziffer der
Groß=
handelspreiſe auf 96,0 (1913 gleich 100); ſie hat ſich gegenüber
dem Vörmonat (95,7) um 0,3 Prozent erhöht. Die Indexziffer
der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 93,7 (plus 1.1 Proz.),
Ko=
lonialwaren 72,6 (minus 0,1 Proz.), induſtrielle Rohſtoffe und
Halbwaren 88,7 (minus 0,2 Proz.) und induſtrielle Fertigwaren
113,8 (unverändert).
Stand der Winterſaaten im Deutſchen Reich Anfang
Dezem=
ber. Die im Vormonat herrſchende milde und trockene Witterung
war für die Durchführung der Feldarbeiten ſehr günſtig. Die
Einſaat des Wintergetreides konnte faſt überall noch vor Eintritt
des Froſtes beendet werden. Der Stand der frühen Saaten iſt
im allgemeinen befriedigend. Ihre Entwicklung ging jedoch
in=
folge der Trockenheit nur langſam vor ſich. Bei den Spätſaaten
iſt das Wachstum häufig noch im Rückſtand, zum Teil ſind ſie noch
nicht aufgelaufen. Die Mäuſeplage hält trotz der
Bekämpfungs=
maßnahmen in allen Teilen des Reichs unvermindert an. Großer
Schaden, der ſtellenweiſe bereits zu Umpflügungen geführt hat,
wurde namentlich in den Klee= und Luzernefeldern verurſacht.
Aus der pfälziſchen Schuhinduſtrie. In einer Ausſprache im
Induſtrie= und Handelsgremium Pirmaſens wurde mitgeteilt,
daß zur Zeit in der pfälziſchen Schuhinduſtrie 25 000 Arbeiter
be=
ſchäftigt werden. Davon kommen auf die Stadt Pirmaſens rund
13 000 Arbeiter in 369 Fabriken, auf den Landbezirk 9200
Arbei=
ter in 155 Fabriken. Der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie iſt es in
dieſem Jahre möglich geweſen. 2000 Arbeiter wieder in den
Pro=
duktionsprozeß einzureihen. Der Vorſitzende des Induſtrie= und
Handelsgremiums bezeichnete den Gedanken, einen gemeinſamen
Vertrieb von Schuhwaren durch die Kleininduſtrie zu
organiſie=
ren, als erwägenswert.
Produkfenmärkfe.
Frankfurter Getreide= und Futtermittel=Großmarkt vom 6. 12.
Weizen 195, Roggen 170, Sommergerſte 181—183,50, Hafer 145—
147,50. Weizenmehl mit Austauſch 28,75—29,65, desgl. ohne
Aus=
tauſch 27,25—28,15. Roggenmehl 0—60prozent. Ausmahlung 23,50
bis 24,00, desgl. ſüdd. Spezial Null 24,00. Weizenkleie 10,85—11,
Roggenkleie 10.35—10,60 Tendenz: ſtetig.
Berliner Großmarkt, für Getreide vom 6. Dezember. Das
Preisniveau am Getreidegroßmarkt war heute wenig verändert.
Die Umſatztätigkeit wird weiter durch die Witterungsverhältniſſe.
beeinträchtigt. Anregungen vom Konſum und vom Exportgeſchäft
lagen kaum vor, an der Küſte war der Abſatz im allgemeinen
weniger ſchwer, als an den binnenländiſchen Stationen. Für
Wei=
zen und Roagen nannte man etwa geſtrige Preiſe: Exportſcheine
waren auf Baſis der geſtern bezahlten Preiſe angeboten. Weizen=
und Roggenmehle haben laufendes Bedarfsgeſchäft.
Auch zu Beginn der geſtrigen Berliner Börſe ließ die
Publikumsbeteiligung trotz verſchiedener günſtiger
Wirtſchafts=
nachrichten noch zu wünſchen übrig. Es beſtand, zwar eine nicht
unfreundliche Grundſtimmung, auf einigen Märkten zu
bemerken=
des Angebot brachte aber in die Kursgeſtaltung eine gewiſſe
Un=
ſicherheit. Als ſich dann herausſtellte, daß dieſe zum Verkauf
kom=
mende Ware nur unbedeutenden Umfang hatte, wurde die
Stim=
mung beſſer und die Kurſe, die etwas ſpäter feſtgeſtellt wurden,
zeigten ſchon vorwiegend, Kursbeſſerungen. Mit Befriedigung
ſtellte man feſt, daß die Ruſſenverkäufe der letzten Tage
vollkom=
men aufgehört haben, was man übrigens damit begründet, daß
die Wechſelverpflichtungen bis zum 7. d. M. abgedeckt ſein
müſ=
ſen, ſo daß jetzt noch vorgenommene Abgaben für die
Geldbeſchaf=
fung zu ſpät kämen. Da die Befeſtigung in New York eine Folge
der neuen Dollarſchwäche war, konnte ſie ſich, wenn überhaupt,
nur geſchäftshemmend auswirken. Auf den einzelnen
Markt=
gebieten kam, die eingangs erwähnte Unregelmäßigkeit in der
Kursgeſtaltung deutlich zum Ausdruck. Von Montanwerten die
an und für ſich infolge des gemeldeten höheren Ruhrkohlenabſatzes
etwas lebhafter waren, konnten Harpener 0,5 Prozent gewinnen,
während Hoeſch 1,5 Proz. einbüßten. Die Kalinebenwerte gaben
bis zu 2,25 Proz, nach, während Salzdetfurth 1 Proz. gewannen.
Am Chemiemarkt gingen die Rückgänge bis zu 1 Proz.
Elektro=
papiere waren dagegen überwiegend gebeſſert. Chadeaktien zogen
um 2 Mark an. Sonſt ſind noch Julius Berger mit minus 2 Proz.
und Dortmunder Union mit minus 3 Proz., ſowie Bremer Wolle
mit minus 6 Prozent gegen letzte Notiz recht ſchwach veranlagt.
Auch Verkehrswerte waren gedrückt. Schiffahrtsaktien verloren
4 Millionen für Inſtandſehung von Binnenſchiffen.
bis zu 1,5 Proz. Bahnen bis zu 1,75 Proz. Am Bankenmarkte
konnten, ſich Reichsbankanteile um 2 Proz. erholen. Verſpätet
kamen Akkumulatoren 3,5 Proz. höher zur Notiz, wie überhaupt
im Verlaufe Beſſerungen bis zu 0,5 Prozent eintraten. Starke
Nachfrage beſtand nach Stahlobligationen, die zirka 3 Prozent
gewannen, da verlautete, daß das Landgericht in Düſſeldorf der
Klage der Berliner Privatbankiers ſtattgegeben habe. Auch die
zertifizierten Dollarbonds hatten im Verlaufe wieder lebhafte
Umſatztätigkeit bei um 1—2 Prozent anziehenden Kurſen.
An der Frankfurter Börſe zeigen ſich ſtärkere
Ermüdungs=
erſcheinungen. Die Umſätze ſind auf ein Minimum
zuſammen=
geſchrumpft. Es gab nur einige Spezialbewegungen. Vor allem
war das Geſchäft in Dollarbonds noch ziemlich rege, wenn auch
die geſtern hervorgetretenen, ſtarken Kursſteigerungen ſich hier
nicht mehr fortſetzten. Nur Stahlvereinbonds waren beachtlich
höher und bis 59 (56,75) gebeſſert. Seitens der Bankenkundſchaft
lagen nur wenig Kaufaufträge vor; auch die Kuliſſe hielt zurück.
Auf der anderen Seite waren die in den erſten Tagen des Monats
vorliegenden Sperrmarkverkäufe der Ruſſen beendet. Unter dem
Eindruck der großen Geſchäftsſtille war die Börſenhaltung
unein=
heitlich, ohne daß weſentliche Kursverſchiebungen eintraten
Far=
beninduſtrie eröffneten mit 122 (122½) und zogen bis 12238 an.
Rütgers gaben 1, Erdöl 1 Prozent nach; Scheideanſtalt und
Gold=
ſchmidt gut behauptet. Montanwerte ziemlich widerſtandsfähig,
wobei der weiter geſtiegene Ruhrkohlenabſatz, der nunmehr den
Stand vom November 1931 überſchritten hat, anregte. Im
wei=
teren Verlauf hielt ſich das Geſchäft ſowohl am Aktien= als auch
am Rentenmarkt in beſcheidenen Grenzen. Gegenüber den erſten
Notierungen trat faſt keine Veränderung ein. JG. Farben
be=
feſtigten ſich auf 123 (1223). Am Montanmarkt war Phönix ½
freundlicher. Der Elektromarkt blieb auf den erſten Kurſen
be=
hauptet. In Stahlobligationen war das Geſchäft recht lebhaft.
nachdem der Kurs vorübergehend 59,5 notierte. Gegen Schluß
trat abermals eine Befeſtigung von 1 Proz. ein. Der
Renten=
markt zeigte bis auf ſpäte Schuldbücher, die um 0,25 Prozent auf
91,75 Prozent zurückgingen, behauptete Kurſe.
Die Umſätze zur Abendbörſe waren an allen Märkten
wieder ſehr gering. Nachfrage beſtand nur für Moenus=Maſchinen,
die auf Grund eines günſtigen Berichts über die Geſchäftslage
ſchon in den letzten Tagen ſtärker im Kurſe anzogen. Der Kurs
lag heute bei 48,5 um 2,5 Prozent höher und es erfolgte eine
Zu=
teilung von nur 40—50 Prozent. Im übrigen waren die Kurſe
nur geringprozentig verändert. Farben eröffneten 0,25 Prozent
leichter und gingen ſpäter nochmals um ½ Prozent zurück.
Mon=
tan= und Elektrowerte lagen etwas freundlicher und gewannen
bis 78 Prozent. Reichsbankanteile gaben 2 Prozent ab.
Das Reichsverkehrsminiſterium war ſeit Wochen bemüht, iw
Zuſammenhang mit den Maßnahmen der Reichsregierung zuu
Behebung der Arbeitsloſigkeit aus Mitteln des 100 Mill.=Fonds
für Wohnungsinſtandſetzungen an Binnenſchiffen durchzuführen
durch die der Binnenſchiffahrt Darlehen zur Inſtandſetzung ihrer
Fahrzeuge zugeführt werden ſollten. Die Aktion konnte nicht
weiter verfolgt werden, da ſich ergeben hatte, daß die
erforder=
lichen Sicherheiten für ſolche Darlehen meiſt nicht aufzubringen
waren. Nunmehr hat ſich ermöglichen laſſen, aus dem 500 Mill.=
Fonds für die Inſtandſetzung von Geb—sn bis zu 4 Millionen
RM. für die Inſtandſetzung von Binnenwchiffen abzuzweigen.
Au=
dieſen Mitteln werden Reichszuſchüſſe gewährt, und zwar
inner=
halb gewiſſer Höchſtgrenzen von 20 Prozent bei gewöhnlichen
In=
ſtandſetzungen und Umbauten und von 50 Proz. bei Arbeiten, die
notwendig ſind, um dem Schiff die Klaſſe zu erhalten oder
wie=
derzugeben. Außerdem werden Zinsvergütungsſcheine wie beim
Gebäudeinſtandſetzungsfonds abgegeben.
Die Zuſchüſſe ſind der Höhe nach durch beſondere Sätze pro To
oder PS. begrenzt. Die Arbeiten müſſen bis zum 1. April 1934
durchgeführt ſein. Die Verteilung der Zuſchüſſe iſt den Ländern
übertragen. Die Länder haben die entſprechenden Weiſungen
er=
halten und werden unverzüglich die Stellen bekanntgeben, an die
die Anträge zu richten ſind und die über die Anträge zu befinden
haben. Die Richtlinien und Antragsmuſter werden im
Reichs=
verkehrsblatt bekanntgegeben werden.
Die Frage einer Finanzierung von Abwrackplänen muß, da
Mittel hierfür nicht zur Verfügung ſtehen, zurückgeſtellt bleiben,
Der Rabakt in den Filialbekrieben.
Aus Berlin wird gemeldet: Der Reichsverband deutſcher
Nahrungsmittel=Filialbetriebe teilt mit: Das Reichskabinett hat
bekanntlich am 23. Nov. 1933 ein Geſetz über Preisnachlaß
ver=
abſchiedet, durch welches ſowohl der im Einzelhandel übliche
Bar=
rabatt als auch die Rückvergütung der Konſumvereine auf
höch=
ſtens 2 Prozent begrenzt worden ſind. Nachdem durch Erlaß dieſes
Geſetzes klare Rechtsverhältniſſe geſchaffen worden ſind, haben ſich
die in der Pfalz, im rhein=mainiſchen Wirtſchaftsgebiet und im
Regierungsbezirk Kaſſel vertretenen Nahrungsmittel=
Filial=
betriebe entſchloſſen, mit Wirkung ab 7. Dezember 1933 die bis
zum Frühjahr in ihren Betrieben übliche Rabattgabe wieder
auf=
zunehmen, und zwar in der durch das neue Geſetz feſtgelegten
Höhe von 3 Prozent.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 6. Dezember ſtellten ſich für
Kupfer: Dezember 38,75 (39) Januar 38,75 (39.25). Februar/
39 (39.50), März 39 25 (39.75), April 39.50 (40). Mai 40 (40.25),)
Juni 40.25 (40.50), Juli 40.50 (41). Auguſt 41 (41.25) September
41.25 (41,75), Oktober 41.50 (42), November 41.75 (42.25)
Ten=
denz: abgeſchwächt. Für Blei: Dezember. Januar 15.75 (16))
Februar 15.75 (16.25). März 16 (16.50). April 16 (16.75). Mai
16.25 (16.75). Juni 16.25 (17), Juli. Auguſt 16.25 (17.25),
Sep=
tember, Oktober 16.50 (17.50), November 16.75 (17.75). Tendenz:
ſtetig. Für Zink: Dezember 19.75 (20) Januar 19.75 (20.25),
Februar 19,75 (20.75). März 20 (21), April 20.50 (21) Mai 20.75
(21.25), Juni 21 (21.75), Juli 21.25 (22) Auguſt 21.50 (22.50),
September 21.75 (22.50), Oktober 22 (22.75). November 22.25 (23).
Tendenz: ſtetig. — Die erſten Zahlenbedeuten Geld, die in
Klam=
mern beigefügten Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
In der Aufſichtsratsſitzung der Gothaer
Lebensverſicherungs=
bank auf Gegenſeitigkeit wurde mitgeteilt, daß die geſchäftliche
Entwicklung der Bank einen durchaus befriedigenden Abſchluß
er=
warten laſſe.
Der Dollar ſchwächte ſich geſtern wieder ab. In Berlin ſtellte
ſich die Parität auf 2,64 RM.
Den Bemühungen des Reichsverkehrsminiſteriums iſt es
ge=
lungen, zur Inſtandſetzung von Binnenſchiffen RM. 4 Millionen;
aus dem 500 Mill.=Fonds für die Inſtandſetzung von Gebäuden
abzuzweigen.
In der GV. der Portland=Zementwerke Heidelberg=
Mann=
heim=Stuttgart A.G wurde auf Antrag des Verwaltungsrates
das Kapital um 3 Mill. RM. auf 27 Mill. RM. verringert.
Die Südweſtdeutſche Gas=AG., Frankfurt a. M., konnte im
abgelaufenen Geſchäftsjahre den Verluſtvortrag von RM. 6699
voll tilgen und darüber hinaus noch einen Gewinn von RM. 58311
erzielen.
Berliner Kursbericht
vom 6. Dezember 1933
Deviſenmarkt
vom 6. Dezember 1933
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Re
50.—
56.50
9.625
15.—
10.375
23.25
130.625
42.50
12.625
61.135
141.—
108.—
Mete
Elektr. Lieferung
F. 6. Farben.
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
M
87.50
123.125
56.50
83.75
84.125
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke.
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
61.375
64.75
115.25
56.25
82.—
60.25
38.—
29.625
Meee
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali I
Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali.
17.125
50.50
153.50
13.75
36.375
114.50
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
46.50
15.—
85.375
14.25
71.25
66.—
8o.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Beloien
Italien
Paris
Danzig 100 Gulden 81.42 2159 100 Pengö Japan Yen 0.821 16.723 100 Leva 3.oan z„aßs Rio de Janeiro. 1 Milreis 0.229 0.231 100 Gulden 168.78 169.12 Fugoſlawien 1 100 Dinar 5.227 5.305 100 Kronen 6a. 53 168,67 Bortugal. 100 Escudos 12.44 12.46 100 Kronen 60.39 61.01
Athen 100 Drachm. 2.398 2.400 100 Kronen 70.33 70.47
Iſtambul türk. 1.272 1.977 1 S.Stg. 3,83 13.67 Kairo ägypt. 2 4,01 14,05 1 Pap. Peſo 0.363 0.867 Kanada 1 eanad. Doll., 2.684 /2.cg8 1 Dollar. 2.637 2.643/ Uruguah 1 Goldpeſo 1.38‟ 1.401 100 Belga s8.30 58.42 Fsland 100 isl. Kr. 61.69 Si.a1 100 Lire 22,08 22.12 Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 76.251 5.43 100 Franes 18.40 16.44 1
Riga 00 Lats 80,09 80.18
Zurmſtägter und Karionaroant Surmtast, aitan dii Brrsdher Dunt
Frankfurter Kursbericht vom 6. Oezember 1933.
„Mee
„ Gr. IIp. 1934
„ 1935
n 1938
„ „ 1937
1938
Gruppe!
6% ODtſch. Reichsanl.
„ v. 27
9 Intern. , v.30
6%Baden ... v.27
69Bayern .. v.27
69Heſſen. . .. b.29
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6%Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
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löſungsanl.. . . .
Dtſche. Anl.
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ſungsſch. (Neub.)
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bietsanleihe . ...
6% Baden=Baden.
GBerlin ...v.24
6%Darmſtadt . . .
69Dresden . . v.26
6%Frankfurt a. M.
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v.26
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6%München b.39
62Wiesbaden v.28
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90.5
90‟
93.5
92.5
91
91.
88.5
93.5
94
94
6.5
3.325
18‟Daimler Benz. / 57”, 7
69 Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26/ 89.5
62Mitteld. St ihl. 86.25
%o Salzmann&Co. 84
6% Ver. Stahlwertel 59.25
6%VoigteHäffnerl 73
5. 6. Farben Bondsl1o8
5%Bosn. L.E.B.
L.Inveſt.
9Bulg. Tab. v. 08
4½%0 Oſt. Schätze., 12.5
4%Oſt. Goldrente. 14.25
15%vereinh. Numän! 4.2
14½%
420
4¾ Türk. Admin..
% 1.Bagdadl
Zollanl. 5.05
½2%ungarn 1913
1914/
Goldr.
1910 4.5
4½Budp. Stadtanl. 35.75
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125
715
85
25.5
50
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80
80
79.5
79.25
176
109.75
57.25
85.5
6.5
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129
20
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 7. Dezember 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 339 — Seite 13
Copyright by Auguſt Scherl
G. m. b. H., Berlin.
26). Nachdruck verboten.
„Es handelt ſich um Fräulein Doktor Petra Aſtern” beſtätigte der
Unterſuchungsrichter. Er wandte ſich wieder an den Geſchichtsprofeſſor.
„Sie können mir hierüber keine Auskunft geben?”
„Ich kann nur anheimſtellen, die junge Dame ſelbſt zu fragen.”
„Das ſoll geſchehen, ſobald wir ihrer habhaft geworden ſind. Es iſt
ſicher nur die Frage weniger Tage.”
Als die drei Herren vom Unterſuchungsrichter entlaſſen waren, ſagte
der Alteſte der drei Hageſtolze: „Der erſte von uns Zeckſchen Jungens, der
ſich auf Weiber einläßt, muß auch gleich ſo haarſträubendes Pech erleben
— doch wohl bloß, um uns andere zu warnen.”
Julius und Paul lachten kurz auf — aber ihre Geſichter blieben
dabei doch bedenklich ernſt.
Petra hatte die Beſorgniſſe ihrer Schlafabteilgenoſſin erfreulicher.
„weiſe nicht erfüllt: nachdem ihr Heißhunger geſtillt war, ſchlief ſie ihren
ffeſten, geſunden Jugendſchlaf, bis der Schaffner eine halbe Stunde vor
Köln an die Tür pochte.
Als ſie in Köln auf dem Bahnſteig entlang ging, um ſich in einem
der nen eingehängten Wagen einen Platz zu ſichern, ſtieß ſie auf kein
bekanntes Geſicht. Auch Monſieur Ronſard begegnete ihr nicht:
vermut=
lich bildete der jetzt ſchon in Pyrmont beim Morgentraining ſeiner
be=
rühmten Frau auf dem Tennisplatz in einem ſeiner modiſch=köſtlichen
Flanellanzüge das Entzücken von weiblichen Hotelgäſten aller
Alters=
ſtufen, die ſich hernach um das Glück reißen würden, auf dem
Puppchen=
ſitz ſeines Motorrads herzerſchütternde Ausflüge in die waldreiche
Um=
gebung mitmachen zu dürfen. ..
„Petras vorläufiger Plan ſtand feſt. Sie beſaß die Adreſſe eines
Agenten in Brüſſel, der ihr zunächſt an die Hand gehen mußte. Es kam
ihr darauf an, in Roubaix irgendeine Beziehung zu Dr. Dubois und
„Pierre Perron, dem Vater von Frau Barthelot, herzuſtellen.
In einem Eſtaminet in der Nähe des Fiſchmarkts hatte ſie kurz nach
ihrer Ankunft in Brüſſel mit dem Flamen eine längere Unterredung. Herr
Snyders machte einen nichts weniger als Vertrauen erweckenden Eindruck
auf ſie. Seine Haupteinnahmequelle ſchien der Schmuggel von und nach
Holland zu bilden. Es war klar, daß ihm auch ſonſt jede Geſetzwidrigkeit,
die Profit verſprach, zuzutrauen war. Eins ſeiner Nebengeſchäfte beſtand
in der Beſorgung falſcher Päſſe und ſonſtiger Ausweispapiere. Seine
erſte diskrete Frage berührte dieſen Punkt, denn er hatte Herrn von
Gipkens, auf deſſen Empfehlung ſich Petra berief, für deſſen
Erkundungs=
fahrten als Privatdetektiv ſchon mehrmals nach dieſer Richtung hin
aus=
helfen müſſen. In Roubaix war Herr Snyders gut bekannt; er ſagte, er
E
DIIEN
kenne dieſes ganze Textildreieck um Lille herum, an der
franzöſiſch=
belgiſchen Grenze, wie ſeine Hoſentaſche. Die Auskünfte, die ſie von ihm
erhielt, waren für ſie ſehr wertvoll. Freilich mußte man hellhörig ſein,
wenn man ihn verſtehen wollte. Er ſprach nämlich die meiſten Sätze gar
nicht zu Ende, ſondern ergänzte ſie durch Zungenſchnalzen und
Augen=
zwinkern. Seine „große Zeit” hatte Herr Snyders während des Kriegs
erlebt. Die Deutſchen waren, wie er Petra verſicherte, zuverläſſige Leute.
Sie hatten bezahlt, ohne zu feilſchen. Natürlich konnte man Aufträge, wie
ſie ihm erteilt wurden, nicht zugunſten einer einzigen Partei durchführen
— die andere wollte auch einen kleinen Vorteil davon haben . . . Petra
wunderte ſich natürlich über nichts, ſie nahm dieſe Bekenntniſſe als etwas
ganz Selbſtverſtändliches hin. Aber in Wahrheit war ſie entſetzt über die
zyniſche Offenheit des redſeligen Eſtaminetbeſitzers. Dieſer Herr Snyders
hatte im Krieg Spionagedienſt ſowohl für ſeine Landsleute wie für die
Deutſchen geleiſtet. Heute brauchte er ja kein Hehl mehr daraus zu machen.
Sprach er mit einem Landsmann, ſo hatte er natürlich für die verdammten
Deutſchen damals den Dienſt nur zum Schein übernommen. . . Vor
einiger Zeit hatte ihm da ein alter Kamerad aus der Geheimſektion ein
Buch geſchickt, das in Paris erſchienen war. Es hieß „Des espions et des
esplonnens‟. Er holte es aus einer Schublade unter der Tonbank, ein
abgegriffenes Bändchen aus ſchlechtem Holzpapier in gelbem Umſchlag.
Stolz erklärte er, darin komme auch er vor. Aber ſein richtiger Name ſei
nicht genannt, nur der Spitzname, den ſie ihm damals gegeben hatten
Pere Lachaiſe. Die Leutchen nämlich, die er bei ſich aufgenommen und
vor den Augen der Beſatzung verborgen gehalten, hätten ſich bei ihm ſo
unangefochten fühlen können wie auf dem berühmten alten Pariſer
Friedhof. Aber das habe hier in Brüſſel eine luſtige Wiederauferſtehung
gegeben, bei Pére Lachaiſe, als die Deutſchen die Stadt hätten räumen
müſſen!
Petra blätterte in dem zerflederten franzöſiſchen Buch. Es war voller
Stolz einer Reihe von beſonders geſchickten Spionen und Spioninnen
gewidmet, die im Auftrag des franzöſiſchen Generalſtabs ihr Leben
riskiert — und auch eingebüßt hatten. Ein paar Proben, die Petra im
Durchfliegen erhaſchte, zeigten ihr die Einſeitigkeit der Darſtellung: der
Verfaſſer nannte die Tätigkeit der „Deuxiemes Bureaux”, die die
fran=
zöſiſche Spionage leiteten, eine bittere Notwendigkeit, aufgezwungen
vom Feind, um deſſen Geheimaktionen aufzudecken. Jeder franzöſiſche
Spion war ein Held, jeder feindliche aber ein Schurke. Dieſer kindlichen
Auffaſſung jetzt noch zu begegnen, ſo lange nach dem Krieg, erſchien Petra
unfaßbar. Ubrigens war das Buch durchaus keine trockene Darſtellung,
an verſchiedenen Stellen brach auch etwas wie Witz oder Satire durch,
zum Beiſpiel, wenn der Verfaſſer ſich luſtig machte darüber, wie es ſeinen
Helden und Heldinnen gelungen war, die deutſchen Beſatzungsbehörden
zu überliſten. Petra biß ſich an der Lektüre feſt und bat Herrn Snyders,
das Buch behalten zu dürfen. Er wollte ihr es gern verkaufen, aber zuerſt
müſſe ſie die Stelle über Pere Lachaiſe leſen! Das tat ſie denn auch und
war klug genug, ſeine vergnügte Stimmung begreiflich zu finden.
Inner=
lich dachte ſie: die armen Deutſchen, die ſich hier im Kriege in ſotrügeriſchen
Hoffnungen wiegten!
Am Abend im Hotel und auf der Weiterfahrt las ſie das Buch zu
Ende. Der Hauptzweck, es erſcheinen zu laſſen, war wohl der, die
Hin=
richtung verſchiedener Frauen nachträglich noch zu rechtfertigen: die
Geſchichte der Mata=Hari, der Francillard, der Prinzeſſin Wiszniewska,
der Tichelly und anderer Spioninnen, die von der franzöſiſchen Findigkeit
entlarvt worden waren, wurden darin dargeſtellt auf Grund amtlichen
Materials. Petra fühlte bei der Schilderung der grauſamen Szenen, die
ſich bei der Vollſtreckung des Todesurteils jedesmal abgeſpielt hatten, wie
ihr Herz ſich zuſammenzog. Aber ſie empfand nicht etwa Furcht, obwohl
ſie wußte, daß der Auftrag, den ſie da übernommen hatte, nicht
un=
gefährlich war, denn auch heute noch war da oder dort mit verſtecktem
Fanatismus zu rechnen. Der Trieb, der Wahrheit über die Geſtalt der
Frau von Lolli näherzukommen, beherrſchte ſie ſchon zu ſtark, als daß ſie
einer ängſtlichen Regung nachgegeben hätte. Die ihr geſtellte Aufgabe
war ſpannend und gab ihr einen Einblick in die Nebenfächer des
Rechts=
lebens, von denen ſie während ihres langen Univerſitätsſtudiums noch
gar keine Vorſtellung gehabt hatte. Und ihr innerſter Beweggrund war
kein Haß= oder Rachegefühl, ſondern Wunſch und Wille, einem Menſchen,
den ſie liebte und den ſie in ſeinem Werk bedroht ſah, einen Dienſt zu
erweiſen.
In dem Buch war au verſchiedenen Stellen auch von der Verſchickung
größerer Bevölkerungsgruppen die Rede, die von den Deutſchen während
des Krieges vorgenommen worden war. Hauptſächlich waren es Frauen,
die man über die holländiſche Grenze ſchaffte, weil ſie in der beſetzten
Zone läſtig fielen. Der Verfaſſer ſtellte mit beſonderem Triumphgefühl
feſt, daß ſich unter dieſen Flüchtlingen, die mit deutſcher Hilfe über
Holland nach England, zum Teil auch nach Frankreich gelangten, einige
der wichtigſten Agentinnen des franzöſiſchen Geheimdienſtes befunden
hatten: ſo zum Beiſpiel Mademoiſelle S., die ſehr geſchickt die Rolle einer
blonden deutſchen Lehrerin in R. geſpielt habe, dort von dem
Nachrichten=
offizier des deutſchen Armeeoberkommandos angehalten und für den
deutſchen Spionagedienſt benutzt worden ſei. Man denke ſich das freudige
Erſtaunen, als ſich bei der Landung der Evakuierten in Southampton die
blonde Mademoiſelle S. dem britiſchen Nachrichtenchef zu erkennen
gegeben habe! Noch zahlreiche ſolche Hiſtörchen waren in dieſen Kapiteln
berichtet. Aber Petra blätterte immer wieder zurück und las die Geſchichte
der deutſchen Lehrerin von neuem. Und ſie verglich damit die Darſtellung,
die Benjamin Zeck ihr von ſeiner erſten Begegnung mit Frau von Lolli
gegeben hatte. Das war in Roubaix geweſen, wvo ſie ſich als „freulaine‟
im Hauſe von Dr. Dubois befand. Unvorſichtig, höchſt unvorſichtig von
dem Verfaſſer des aufſchlußreichen franzöſiſchen Buches, dieſe Geſchichte
jetzt ſchon periszugeben (lediglich um die ſportliche Überlegenheit auf
dieſem Gebiet zu beweiſen), zu einer Zeit, wo die geſchickte blonde Agentin.
auf deutſchem Boden weilte und ihre Kunſt auf einem neuen Gebiet zu
betätigen ſuchte.
(Fortſetzung folgt.)
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SaF-Magver-Mellkontektmehl 5 Pf. 1. 15 Pf. 0.24
Feines Auszugs-Mehl 5Pt. 1.05 Pf. 0.22
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Sultaninen . . Pf. 0,70, 0.32, 0.28
Rosinen . . . . . . . . . Pfd. 0.50, 0.36
Kokosnuß geraspelt . . . . . . . Pfd. 0.28
Haselnußkerne . . . . . . . . Pfd. 0.72
Süße Mandeln • Pfd. 1.40, 1.10, 0.98
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Gervelatwurst Holsteiner . . . 4 Pfd. 0.35
Gorned-Beef. . . . . . . . . ¼ Pfd. 0,28
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das Kalenderjahr 1934 iſt beendet.
So=
weit Arbeitnehmer noch keine
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karte erhalten haben, iſt deren
nach=
trägliche Ausfertigung im Stadthaus,
Rheinſtraße 16—18, Zimmer Nr. 23, zu
beantragen. Weiſt der Arbeitnehmer
nach, daß die Zahl ſeiner beim
Steuer=
abzug zu berückſichtigenden
Hausgehil=
finnen größer iſt als die auf der
Steuer=
karte vermerkte Zahl, ſo hat die
oben=
genannte Stelle auf Antrag eine
Er=
fänzung der Steuerkarte vorzunehmen.
Der Nachweis iſt zu erbringen durch
Vorlage der polizeilichen Anmeldung
oder der letzten Quittung über die
Bei=
tragszahlung zur Krankenkaſſe. Der
An=
ſpruch auf die Ermäßigung für eine
Hausgehilfin fällt weg, wenn die
Haus=
gehilfin entlaſſen und nicht innerhalb
eines Monats eine andere Hausgehilfin
eingeſtellt wird. Wird hiernach die Zahl
der beim Steuerabzug zu
berückſichti=
genden Hausgehilfinnen niedriger als
die auf der Steuerkarte vermerkte Zahl,
dann iſt der Arbeitnehmer verpflichtet,
ſpäteſtens nach Ablauf eines Monats
die Berichtigung unter Vorlage ſeiner
Steuerkarte bei der oben genannten
(ſt. 14696
Stelle herbeizuführen.
Darmſtadt, den 4. Dezember 1933.
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Der von dem Stadtrat in ſeiner
Sitzung vom 23. November 1933
geneh=
migte Entwurf der obengenannten
Ortsſatzung liegt in der Zeit vom 6.
dis einſchließlich 12. Dezember 1933 auf
dem Stadthaus, Rheinſtraße 16—18,
Zimmer Nr. 16, zur Einſicht offen.
Während der Offenlegung können
Ein=
wendungen gegen die Ortsſatzung bei
der Bürgermeiſterei ſchriftlich oder zu
Protokoll vorgebracht werden. (ſt.14697
Darmſtadt, den 4. Dezember 1933.
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1933, nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in
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