Darmstädter Tagblatt 1933


24. Oktober 1933

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zzelnummer 10 Pfennige

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Bel wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 4. Okiober
bie 34 Oſtober 2. Reſchsmark und 20 Pfennig Ab=
ragegebühr
abgeholt 2. Reſchsmark, durch die
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im Okt ohne Beſſellgeld monalſch 260 Reſchemark.
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt

Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Dienstag, den 24. Oktober 1933.
Nummer 295
196. Jahrgang

Anzeigenpreis:
21 mm breſie Zeſte im Kreiſe Darmſfadt 23 Reiſchepfg.
Finanz=Anzeigen 25 Reſchepfg. Rehlamezelſe (92 mm
breſt) 2Reiſchsmark.Anzelgen von auswärts 3s Reiſchspfg.
Finanz=Anzeigen 80 Reſchspfg. 92 mm breſte Relſame=
zeſſe
3. Reſchemarkt. Im Falle höherer Gewalt,
wie Krſeg, Aufruhr, Streit uſw, erliſcht jede Verpſich=
tung
auf Erfüllung der Anzeigenaufräge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bel Konlurs oder gerſchtiſcher Beſe
treiſbung fällt ſeder Rabat weg. Banſionto Demiſche
Bank und Darmſtädter und Nationalbank.

dier nach einer nervenaufreibenden parlamenkariſchen Schlachk und unker dem Druck der Skraße ſeinem Grundfah
der völligen Beſeikigung des Zehlbekrages im Skaakshaushalk zum Opfer gefallen.

Syſtemkriſe in Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
k Paris, 23. Oktober.
Wie vorauszuſehen war, hat das große Vertrauensvotum, das
Daladier über das Dringlichkeitsverfahren und noch mehr über
die Außenpolitik erhalten hat, ſehr wenig zu einer politiſchen
Klärung beigetragen. Die eigentlichen Probleme bleiben ungelöſt.
Man kann heute noch nicht über eine eindeutige klare außenpoli=
tiſche
Orientierung ſprechen, noch viel weniger aber über einen
Fortſchritt in der Innenpolitik. Dabei ſind die innenpolitiſchen
Fragen die jetzt in Frankreich entſchieden werden, von prinzipieller
Wichtigkeit.
Das Finanzobjekt der Regierung, von dem man die Geſun=
dung
für die franzöſiſchen Staatsfinanzen erwartet oder erwar=
ten
ſollte, iſt ſehr weit davon entfernt, vollkommen zu ſein. Denn
die politiſchen Geſichtspunkte haben bei ihrer Abfaſſung über die
ſachlichen obſiegt. Vor allem iſt der Ertrag der neuen ſtaatlichen
Einnahmen ſelbſt in beſtem Falle ungenügend. Aber ſelbſt dieſe
ungenügende Summe wurde von der Finanzkommiſſion wieder
herabgeſetzt. Die Einwände der Finanzkommiſſion ſind inſofern
richtig, daß es im Grunde eine Unmöglichkeit oder wenigſtens
ein ſehr gefährliches Unternehmen wäre, in Frankreich die Steuer=
ſchraube
weiter anzuziehen.
Läßt man die ſachliche Seite der Frage beiſeite, ſo erſcheint
die Lage noch kritiſcher. Selten wurde in Frankreich das Ver=
ſagen
der parlamentariſchen Maſchinerie der
Oeffentlichkeit ſo ſehr vor Augen geführt als diesmal. Die Auto=
rität
der Regierung litt nicht wenig darunter. Es ging noch, daß
die Regierung während der Vorverhandlungen den unter ſich
vollkommen uneinigen Sozialiſten ausgeliefert war, einer Partei
die an den Regierungsgeſchäften nicht teilnimmt und ihre Unter=
ſtützung
der Regierung nur von Fall zu Fall gewährt. Das eigent=
lich
Schlimme iſt, daß in den unbeſchreiblich konfuſen Verhand=
lungen
nicht die parlamentariſchen Kräfte die Hauptrolle geſpielt
haben, ſondern die Syndikate der Staatsbeamten. Man gewann
den Eindruck, daß dieſe Syndikate eine Macht darſtellen, die hinter
derjenigen der Regierung nicht nachſteht. Hinter dem Streit der
Radikalſozialiſten und Sozialiſten verbirgt ſich alſo diesmal ein
Kampf, der gar nicht in dem Rahmen des Parlaments ausgefochten
wird.
Die Rechtspreſſe jubiliert über die Uneinigkeit der Linken
und die gefährliche Schwäche der Regierung. Aber die Rechts=
parteien
befinden ſich in einem Zerſetzungsprozeß, der ſie zu jeder
einheitlichen Aktion unfähig macht. Bald muß ſich die Frage ent=
ſcheiden
, ob Daladier wirklich der ſtarke Mann iſt, der das innen=
politiſche
Chaos meiſtern kann. Im weſentlichen kann das aber
nicht mit den üblichen parlamentariſchen Methoden geſchehen.
Schwierige Lage des Kahinekfs Daladier.
Miniſterpräſident Daladier hat in den letzten 24 Stunden
Dutzende von Proteſttelegrammen gegen das neue Finanpro=
gramm
erhalten. In zahlreichen Provinzen kam es am Sonn=
tag
zu Kundgebungen der Beamten, insbeſondere in Marſeille,
Straßburg und Breſt, doch wurde nirgends die Ruhe ernſtlich
Wgeſtört.
Die 24ſtündige Friſt, die die Regierung durch die Vertagung
der Debatte über die einzelnen Artikel und insbeſondere über
Artikel 37 (Kürzung der Gehälter) erhielt, hat ihr bisher nichts
genützt. In der Regierungsmehrheit iſt immer noch keine Eini=
gung
zuſtande gekommen. Die Sozialiſten haben am Sonntag
abend mit 46 gegen 45 Stimmen ein Kompromißprojekt und mit
gleich knapper Mehrheit einen Antrag, mit Daladier erneut in
Verhandlungen einzutreten, abgelehnt. Das Linkskartell beſteht
alſo praktiſch nicht mehr und das Schickſal der Regierung iſt nach
wie vor ungewiß.
In Erwarlung der Kammer=Eukſcheidung.
TU. Paris, 23. Oktober.
In der franzöſiſchen Kammer iſt am Montag vormittag noch
keine Entſcheidung gefallen. In der artikelweiſen Leſung der
ſtrittigen Punkte iſt man nur wenig fortgeſchritten. Gegen 12.30
Uhr vertagte ſich das Haus auf nachmittags 15.30 Uhr. Bei über=
füllten
Tribünen trat das Haus am Nachmittag wieder zuſammen.
Die Entſcheidung über das Schickſal der Regierung Daladier iſt
jedoch bis zur Stunde noch nicht gefallen. Kurz nach 20 Uhr wurde
die Kammerausſprache erneut auf 22.30 Uhr vertagt, ohne daß
bisher der entſcheidende Artikel 37 (Gehaltskürzung), gegen den
von ſeiten der Beamten=Syndikate aus dem ganzen Lande Sturm
gelaufen wurde, in Angriff genommen iſt.
Die Nachmittagsſitzung war ausſchließlich den verſchiedenen
Artikeln über die Couponſteuer gewidmet, die mit einiger Aende=
rung
angenommen wurde. Zwiſchen der Regierung und den
Radikalſozialiſten iſt inzwiſchen über den Artikel 37 ein Kom=
promiß
zuſtande gekommen. Man weiß jedoch noch nicht, wie ſich
die Sozialiſten, die bei der Abſtimmung das Zünglein an der
Waage bilden, dazu ſtellen werden. Inzwiſchen werden die Ver=
handlungen
hinter den Kuliſſen fortgeſetzt. Die Neoſozialiſten ver=
ſuchen
alles, um ihren Einfluß auf die Anhänger Léon Blums gel=
tend
zu machen und ſie dazu zu bewegen, die Regierung gegen den
Anſturm der Rechten zu unterſtützen.

Die Kammer=Umgebung im Belagerungszuſtand.
Die für Montag nachmittag angekündigte Maſſenkundgebung
der Steuerzahler und Kraftdroſchkenführer iſt ein Fiasko gewor=
den
. Dafür haben die Organiſatoren dieſer Freiluftveranſtaltung
es aber fertiggebracht, die geſamte Pariſer Polizei, Gendarmerie
und Bürgergarde zu mobiliſieren. Der ganze Stadtteil in einem
Umkreis von etwa einem halben Kilometer um die Kammer herum
iſt ſeit 13 Uhr in den Belagerungszuſtand verſetzt. Etwa 2000
bis 3000 Polizeibeamte haben ſämtliche Zufahrtſtraßen abgerie=
gelt
. Bürgergarde zu Pferde hat in Gruppen von je 30 bis 40
Mann an den verſchiedenen ſtrategiſchen Punkten Aufſtellung
genommen. Die Hauptzufahrtsſtraßen ſind durch Polizeilaſtkraft=
wagen
ſoweit abgeſperrt, daß nur noch Platz für ein einziges
Automobil übrig bleibt. Auf der Eſplanade des Invalidendoms
ſind 40 bis 50 mit Militär beſetzte Laſtkraftwagen zuſammenge=
zogen
. Das ganze Stadtviertel gleicht einem Heerlager. Zwi=
ſchendurch
ſieht man Stafettenfahrer auf Motorrädern, Automo=
bile
des Ueberfallkommandos und die große Limouſine des Poli=
zeipräſidenten
und des Direktors der Sicherheitspolizei, die ſich
perſönlich von der Organiſierung der Sicherheitsmaßnahmen über=
zeugen
.
5ozialiſtiſcher Vorſtoß gegen die Kriſenſteuer
Während am Montag abend überall in Paris Proteſtkund=
gebungen
gegen die Steuerpläne der Regierung abgehalten wur=
den
wobei über 200 Perſonen feſtgetommen wurden, iſt die
Kammer in fieberhafter Erregung zu ihrer
entſcheidenden Nachtſitzung zuſammengetre=
ten
. Ein erſter Vorſtoß von ſozialiſtiſcher Seite
gegen die Kriſenſteuer iſt geſcheitert. Der Abge=
ordnete
Vincent Auriol hatte beantragt, das Budget um 1,5 Mil=
lionen
Francs zu entlaſten und in dieſem Umfange die Amortiſa=
tionskaſſe
heranzuziehen. Hiergegen erhob ſofort der Finanzmini=
ſter
ſchärfſten Einſpruch, mit der Begründung, daß man in Kri=
ſenzeiten
an keine Amortiſation denken könne, zumal die Amor=
tiſationskaſſe
nur noch über Barmittel von 2,5 Milliarden Francs
verfüge. Der Antrag Auriol wurde daraufhin mit 420 gegen 176
Stimmen abgelehnt.
Daladier beſchwört die Kammer.
Hierauf ergriff Miniſterpräſident Daladier das Wort, um
den Standpunkt zu vertreten, daß der Artikel 37 entweder anzu=
nehmen
oder abzulehnen ſei. Er wandte ſich ferner gegen über=
triebene
Gerüchte über Gefahren, die dem Franken drohen. Der
Francs ſei und werde die ſicherſte Währung bleiben, wenn die
Kammer das wolle. Wenn ſie die Regierung ſtürzen ſollte, ſo
werde dadurch das Problem noch nicht gelöſt ſein. Der Miniſter=
präſident
gab zu, daß die vorgeſehenen Maßnahmen hart ſeien,
unterſtrich aber nochmals ihre Notwendigkeit, und zwar beſonders,
um den Mittelſtand zu ſichern. In Italien und Deutſchland habe
es ſich erwieſen, daß ein anderes Regime auftauche, ſobald der
Mittelſtand nicht mehr geſund ſei. Daher fordere die Regierung
dieſe Steuer als eine Tat der franzöſiſchen Brüderlichkeit und der
nationalen Solidarität. Wenn dieſes Opfer nicht genehmigt
werden ſollte, würden ſchwerere Opfer nötig werden. Als Beiſpiel
führte Daladier an, daß die Beamtengehälter in Deutſchland ſeit
1930 um 18 v. H. gekürzt worden ſeien.
Im Anſchluß an die Rede Daladiers fand iunerhalb der ſozia=
liſtiſchen
Fraktion eine Abſtimmung über den Vermittlungsvor=
ſchlag
eines Radikalſozialiſten, mit dem ſich die Regierung mehr
oder weniger einverſtanden erklärt hatte, ab. Mit 55 gegen 45
Stimmen, bei 8 Enthaltungen, wurde dieſer Vermittlungsvorſchlag
von der Fraktion abgelehnt. Damit ſind die Ausſichten der Regie=
rung
auf eine Verabſchiedung des entſcheidenden Artikels nach
menſchlichem Ermeſſen geſchwunden.
Die Kammer hat gegen Mitternacht eine neue kurze Unter=
brechung
eintreten laſſen. Anſchließend dürfte die entſchei=
dende
Abſtimmung über den Artikel 37 ſtatt=
finden
.
Die entſcheidende Abftimmung.
TU. Paris, 24. Oktober.
Bei der eutſcheidenden Abſtimmung über den Artikel 37 der
Finanzvorlage iſt in der Nacht vom Montag zum Dienstag das
franzöſiſche Kabinett Daladier von der Kammer geſtürzt worden.
Das genaue Stimmenverhältnis iſt noch nicht bekannt und wird
erſt durch die namentliche Auszählung der Stimmen feſtzuſtellen
ſein.
Daladier iſt nach einer ausgedehnten, nervenaufreibenden
parlamentariſchen Schlacht, die zeitweiſe gefährliche Flankenan=
griffe
von der Straße her brachte, ſeinem Grundſatz der völligen
Beſeitigung des Fehlbetrages im Staatshaushalt zum Opfer ge=
fallen
. Dem Präſidenten der franzöſiſchen Republik wurde der
Sturz der Regierung unverzüglich mitgeteilt. Vorausſagen für
den Nachfolger Daladiers liegen noch nicht vor. Es wird zwar der
gegenwärtige Kolonfal= und Kriegsmarineminiſter Sarraut als
Nachfolger Daladiers genannt. Mit der Namhaftmachung eines
Nachfolgers iſt aber die Kriſe noch nicht behoben; denn es handelt
ſich nicht um eine Regierungs=, ſondern um eine Syſtemkriſe, wie
der Zerfall der ſozialiſtiſchen Fraktion dentlich zeigt,

* Weißes Haus und Roker Plak.
)( Mit ſeinem Brief an den Vorſitzenden des Zentral=
exekutivkomitees
der Sowjetunion, Kalinin, der gleichzeitig mit
der Antwort aus Moskau veröffentlicht wurde, hat Präſident
Rooſevelt plötzlich ein Problem angepackt. deſſen Löſung Freunde
wie Gegner ſchon zu Beginn ſeiner Präſidentſchaft von ihm
erwarteten. Herr Litwinoff, Volkskommiſſar des Aeußeren, wird
ſich vom Roten Platz zu Verhandlungen ins Weiße Haus be=
geben
und damit wird endlich zwiſchen den beiden größten
Kontinentalſtaaten der weißen Raſſe ein politiſch=diplomatiſches
Verhältnis wiederhergeſtellt ſein, das vor dem Krieg ein Jahr=
hundert
lang in Freundſchaft beſtanden hat und nur durch die
Ereigniſſe um den Verkauf Alaskas an Amerika 1867 vorüber=
gehend
getrübt war. In Kreiſen der Gegner der neuen Admini=
ſtration
wirft man dem amerikaniſchen Präſidenten zwar vor er
habe nur durch einen geſchickten Schachzug die Aufmerkſamkeit
der Oeffentlichkeit von den ſchwierigen inneramerikaniſchen
Fragen ablenken wollen, die gerade jetzt durch die Unruhen der
Farmer des Mittelweſtens bedrohlich geworden ſind. Vielleicht
haben auch ſolche Erwägungen mitgeſprochen, man darf ſie aber
ebenſowenig überbewerten, wie auf der andern Seite ſchon jetzt
die günſtigen Folgen der amerikaniſch=ruſſiſchen Annäherung
überſchätzen. Bis wirklich die Beziehungen zwiſchen den beiden
Großſtaaten, dem Land der 125 und der 160 Millionen Menſchen,
normaliſiert ſind, dürfte noch geraume Zeit vergehen.
Bisher waren es weniger die poſitiven Intereſſengegenſätze,
die eine Verſtändigung zwiſchen Moskau und Waſhington
unmöglich machten, obwohl auch die Oelintereſſenten in Amerika
ſtets ihre Hand mit im Spiel hatten und wohl auch jetzt,
in umgekehrtem Sinn, haben. Es war vielmehr die unüber=
windliche
Abneigung, die die Amerikaner als das freieſte Volk
der Welt als die Vertreter eines Syſtems der ganz ungebun=
denen
Wirtſchaft, als Bürger des Landes der unbegrenzten
Möglichkeiten und der unbegrenzten individuellen Freiheit, gegen
das kommuniſtiſch=planwirtſchaftliche Rußland hatten. Mochte
auch in Wirklichkeit der Wert dieſes Hundertprozentlertums der
Hemdsärmelmoral zweifelhaft ſein: man hing ihr jedenfalls an.
An dieſe moraliſche Grundlage der amerikaniſchen Geſellſchaft,
die Demokratie und Wirtſchaftsfreiheit, rührte aber, ſtärker als
es kommuniſtiſch=planwirtſchaftliche Theorien je vermocht hätten,
die Wirtſchaftskriſe. Alles, was ſchon unter Hoover beſonders
aber ſeit der Präfidentſchaft Rooſevelts, unternommen wurde,
um ſie zu bekämpfen oder wenigſtens ihre Auswirkungen ab=
zumildern
, trägt ſtark die Züge des Planwirtſchaftlichen. Die
Banknotgeſetzgebung brachte eine ſtarke Zentraliſierung, Depoſiten=
garantien
des Staates; die durch die National Induſtrial
Recovery Act geſchaffene National Recovery Adminiſtration
unter Leitung des energiſchen Hugh Johnſon geſtaltete die
Induſtriewirtſchaft durch die Codes grundlegend um: es wurde
die Kinderarbeit abgeſchafft, eine Höchſtarbeitszeit und Mindeſt=
lohnhöhe
feſtgeſetzt: die Produktion wurde ſtaatlich überwacht, an=
geregt
und beſchränkt. All das mag dem in jeder Beziehung
fortſchrittlichen Europa denn der Vorſprung Amerikas iſt nur
ein ſolcher der Technik, nicht aber der ſozialen Organiſation
als nicht grundlegend vorkommen. Es wirkte aber in Amerika
als das Verlaſſen alteingeſeſſener Grundſätze. Und damit waren
gewiſſe Hemmungen beſeitigt, das man andererſeits ſtets gerne
geſehen hätte, weil man die wirtſchaftlichen Möglichkeiten des
großen europäiſch=aſiatiſchen Kontinentreiches ſtets hoch ein=
ſchätzte
. Auf ruſſiſcher Seite waren pſychologiſche Hemmungen
kaum je vorhanden. Fühlte man ſich doch viel eher als der
Vollſtrecker des Amerikanismus in anderer Form. Magnetogorfk
und Onjeproſtroij ſollten Zeugen eines induſtriellen Fortſchritts
ſein, deſſen reißendes Tempo die Entwicklung Chicagos und
anderer amerikaniſcher Städte in den Schatten ſtellen ſollte.
Stets haben auch am Ausbau der Sowjettechnik amerikaniſche
Ingenieure mitgearbeitet, die ihre Erfahrungen zur Verfügung
ſtellten. Amerikaniſche Traktoren haben die Aecker der Kollektiv=
Güter umgepflügt
Soweit die pſychologiſchen Grundlagen. Mau wird ſie nicht
überſchätzen. Denn ſchließlich ſind die Urſachen des über=
raſchenden
Schrittes des Präſidenten der Nordamerikaniſchen
Union woanders zu ſuchen: im Bereich der ſtaatlichen Politik.
Es iſt natürlich nicht ſo, wie es in einigen franzöſiſchen Blättern
zu leſen ſtand, als habe Rooſevelt, verärgert über Deutſchlands
Austritt aus dem Völkerbund, nun eine Art von Mächte=
koglition
gegen Deutſchland auf die Beine bringen wollen.
Gegen ſolche Hypotheſen ſpricht ſchon das Datum des Rooſevelt=
ſchen
Briefes, der bereits am 10. Oktober abgeſandt wurde, eine
Woche vor dem energiſchen Schritt Deutſchlands in Genf. Viel
wichtiger, für Waſhington ſowohl wie für Rußland, iſt die
Entwicklung im Fernen Oſten. Das immer ſtärkere Vordringen
der Japaner in der Mandſchurei, die unverhohlenen Drohungen
japaniſcher nationaliſtiſcher Kreiſe, die Eingriffe der mandſchu=
riſchen
Behörden in die Verwaltungsbefugniſſe der noch immer
unter ruſſiſcher Mitkontrolle ſtehenden Oſtchineſiſchen Bahn
all das ließ Befürchtungen für die Entwicklung in Oſtſibirien
auftauchen, der man auf beiden Seiten des Pazifik vorbeugen
will. Man wird die Kriegsdrohungen, die ſowohl in Moskau
wie in Tokio ausgeſtoßen werden, nicht zu ernſt nehmen, ſie
pflegen immer dann einzuſetzen, wenn der ſtrenge oſtaſiatiſche
Winter wirkliche Kriegshandlungen unmöglich macht. Aber die
Anſprüche Japans auf das öſtlich des Uſſuri und ſüdlich des
Amur gelegene Gebiet, das ſchon einmal als Fernöſtliche
Republik in den Jahren 1917/20 eine Nolle geſpielt hat, iſt mit
ſeinem Hafenplatz Wladiwoſtok ein Anziehungspunkt für den
japaniſchen Imperialismus. Japan hat auch durch eine geſchickte
Politik verſucht, zu einer direkten Verſtändigung mit den
Chineſen zu kommen. Nachdem der Amerika= und Erropabeſaich

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Seite 2 Nr. 295

des chineſiſchen Finanzminiſters Dr. Soong ohne poſitiven
Erfolg war, ſetzten die Bemühungen um Nanking verſtärkt ein
und ſind nicht ohne Echo geblieben. Der Ausbau des Mandſchukuo
wird mit aller Energie betrieben. Im Inneren Japans, das
auch mit großen wirtſchaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat,
geht man planmäßig und zielbewußt gegen den Kommunismus
vor: 12000 Kommuniſten befinden ſich in Haft und werden vor=
ausſichtlich
in Konzentrationslagern interniert werden. Die
politiſche Führung hat heute der Kriegsminiſter Araki an ſich
geriſſen, der allgemein als der ſtarke Mann gilt und dem die
Sympathien aller nationaliſtiſchen Kreiſe gelten. Unter ſeinem
Einfluß iſt das Kabinett der nationalen Konzentration gebildet
worden. Vor wenigen Tagen hat unter ſeinem Vorſitz ein Fünf=
männer
=Kollegium des Miniſteriums getagt, das beſchloß Maß=
nahmen
durchzuführen, die Japan in den Stand ſetzen ſollen,
allen erdenklichen Schwierigkeiten gewachſen zu ſein, eine
ziemlich deutliche Erklärung, die durch die Verlautbarungen nach
der großen Kabinettsſitzung vom vergangenen Samstag noch
ſchärfer herausgearbeitet worden iſt. Man iſt in Japan froh,
ledig des Völkerbunds, eine ſeinen Intereſſen entſprechende
Politik treiben zu können.
Da nun Japans Expanſion ſich einmal gegen den Nord=
weſten
, gegen das in ruſſiſcher Hand befindliche aſiatiſche Feſt=
land
, dann aber gegen die in amerikaniſchem Beſitz befindlichen
Philippinen richtet, ſo ergab ſich die Intereſſengemeinſchaft von
Waſhington und Moskau ſozuſagen von ſelbſt. Um ſo mehr, als
Amerika nicht daran gelegen iſt, daß ſich Japans Machtſtellung
durch ein Vordringen in Oſtſibirien verſtärkt. Für die An=
näherung
war ſchon ſeit langem von beiden Seiten vorgearbeitet
tporden. Amerikaniſche Studiengeſellſchaften haben in Rußland
gearbeitet. Vor nicht allzulanger Zeit war einmal davon die
Rede, daß die Halbinſel Kamtſchatka an Amerikaner zwecks
Ausbeutung der dortigen Bodenſchätze verpachtet werden ſollte;
das Projekt hat ſich dann wieder zerſchlagen. Immerhin hielt
das Intereſſe an. Die ruſſiſch=amerikaniſche Handelsgeſellſchaft
Amtorg hat für die Belebung der Beziehungen in wirtſchaft=
licher
Hinſicht vieles getan. Ihr Leiter, Bogdanow dürfte in
Verbindung mit dem früheren Außenminiſter der Republik des
Fernen Oſtens Swirſki, viel dazu beigetragen haben, den Boden
in Amerika vorzubereiten. Die kürzlich beendeten Reiſen des
amerikaniſchen Bankiers Bernard Baruch, der zu Rooſevelts
engſten Vertrauten gehört, und McAdoos nach Moskau haben
von Amerika her die Aktivität verſtärkt. Die Sowjetunion legt
um ſo mehr Wert auf die amerikaniſche Freundſchaft als ihr,
trotz aller Nichtangriffspakte auch die europäiſche Front nicht
allzu ſicher zu ſein ſcheint. Und gegen zwei Fronten kann ſich
Rußland in deſſen Politikern dauernd der Gedanke eines
Antiſoſvjetkriegs lebendig iſt, nicht halten. Hinzukommt, daß
man ſich von der Freundſchaft der USA. einen Dollarkredit=
Segen verſpricht, und die ruſſiſche Wirtſchaft iſt des Kapitals
bedürftig. Auf amerikaniſcher Seite ſpricht mit, daß eine
Regelung des ſchwierigen Weizenproblems ohne Rußland nicht
von Dauer iſt. Auch glaubt man, gewiſſe in Amerika über=
ſchüfſige
Produkte in der UdSSR. abſetzen zu können, ſo wie
man das vor einigen Wochen durch das Abkommen über den
langfriſtig kreditierten Verkauf von 1 Million Ballen Baum=
wolle
begonnen hat.
Wie eng oder wie weit man auch die Perſpektiven der
ruſſiſch=amerikaniſchen Annäherung ſtecken mag: für ihre Reali=
ſierung
und Auswirkung wird entſcheidend ſein, welche Haltung
England einnimmt. Für dieſes Land, das gewiß noch immer
ſtarke antiruſſiſche Gefühle hegt, iſt wohl die Tatſache ent=
ſcheidend
, daß die japaniſche Expanſion die Dominions Auſtralien
und Neuſeeland gefährdet. Europa ſeinerſeits hat nur ein
Intereſſe daran, daß die Stabiliſierung des Verhältniſſes
zwiſchen dem Weißen Haus und dem Roten Platz dazu bei=
tragen
möchte, die Unruheherde der Welt zu verringern und
damit die Ueberwindung der Weltkriſe zu erleichtern. Es wäre
in höchſtem Maße bedauerlich, wenn ſtatt deſſen eine Atmoſphäre
am Pazifiſchen Ozean geſchaffen würde, die das Ereignis
pſychologiſch und tatſächlich vorzubereiten hülfe, das einer der
japaniſchen Delegierten auf dem Pazifiſchen Kongreß in Banff
ſehr nüchtern mit dem Wort Krieg bezeichnete.
Eine überflüfſige Anfrage im Berwaltungsrak
des Arbeitsamts.
EP. Genf, 23. Oktober.
In der heutigen Nachmittagsſitzung des Verwaltungsrats des
Internationalen Arbeitsamts teilte Präſident Chatterjee auf eine
Anfrage des franzöſiſchen Arbeitervertreters Jouhaux mit, daß
morgen, Dienstag, nachmittag, eine Ausſprache über die Frage
des Nichterſcheinens des deutſchen Arbeitnehmervertreters Leuſch=
ner
ſtattfinden werde.
Angeſichts der auf morgen angeſetzten Beſprechung der An=
frage
Jouhaux über das Fernbleiben Leuſchners fragt man ſich
in Genf, wozu die Behandlung dieſes Falles dienen ſoll, da kein
deutſcher Vertreter an der Tagung teilnimmt und deshalb die
Anfrage nicht ſachlich beantwortet werden kann.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 24. Oktober 1933

Vom Tage.

Wie wir hören, tritt für die Zeit vom 1. bis 5. November
1933 eine Unterbrechung der Aufnahmeſpere für die SA. ein.
Die Werbewoche des Deutſchen Handwerks hat am Sonntag
mit Feſtumzügen in allen Teilen des Reiches einen eindrucks=
vollen
Abſchluß gefunden. Berlin bekam einen Feſtzug von nie
gezeigtem Ausmaß zu ſehen. An dem Aufmarſch waren etwa
100 000 Handwerker mit weit über tauſend feſtlich geſchmückten
Fahrzeugen beteiligt.
In Weimar wurde am Sonntag die große Thüringer Bauern=
kundgebung
veranſtaltet, als deren Auftakt am Vormittag die
Weihe des Darré=Hauſes vollzogen wurde. Auf einer großen
Führertagung ſprach Reichsernährungsminiſter Darré, der u. a.
erklärte, daß die Erhaltung und Pflege der Scholle der Leitſtern
aller Bauernarbeit ſei.
Die Gewerkſchaften und Berufsverbände, die für die bedin=
gungsloſe
Rückgliederung des Saargebietes ſind, haben ſich zu
einem Block zuſammengeſchloſſen und bilden nunmehr eine Deutſche
Gewerkſchaftsfront.
Am Montag nachmittag wurde im Bundeshaus des Deutſchen
Reichskriegerbundes Kyffhäuſer der neue Ehrenführer des Kyff=
häuſerbundes
, Reichsſtatthalter General Ritter v. Epp, durch den
Bundesführer, General a. D. v. Horn, feierlichſt eingeführt.
Die Urkunde über die Verlängerung des im Jahre 1929 abge=
ſchloſſenen
türkiſch=ungariſchen Freundſchaftsvertrages wurde am
Sonntag nachmittag in Ankara unterzeichnet.
Einladung Rooſevelks an Sowjekrußland
zu Beſprechungen über die Anbahnung
von Beziehungen.
Waſhington, 23. Oktober.
Das Weiße Haus gab den Text einer Korreſpondenz zwiſchen
dem Präſidenten Rooſevelt und dem Vorſitzenden des Bundes=
hauptvollzugsausſchuſſes
der Sowjetunion Kalinin aus, worin
Rooſevelt die Anſicht ausdrückt, daß die beiden großen Repu=
bliken
ihre beiderſeitigen Probleme durch direkten Verkehr beſſer
löſen könnten. Er fordert Kalinin daher auf, einen
Kommiſſar zur Erörterung der Wege und Mit=
tel
zur Aufnahme diplomatiſcher Beziehungen
hierher zu ſenden, ohne daß jedoch die beiden Re=
gierungen
ſich dadurch irgendwie binden ſollen.
Kalinin antwortete erfreut und zuſtimmend und teilte mit,
daß er Litwinow hierher ſenden werde.
Rooſevelt betonte ergänzend, dies bedeute nicht
die Anerkennung, ſondern lediglich eine perfönliche Rück=
ſprache
zwiſchen Rooſevelt und Litwinow zur Klärung der Lage
und Prüfung, ob die Aufnahme normaler Beziehungen möglich ſei.
In Waſhingtoner politiſchen Kreiſen wird beſtätigt, daß die
Sowjetregierung Rooſevelts Einladung angenommen hat, und daß
Litwinow als Führer der ruſſiſchen Abordnung nach Waſhington
kommen wird. Im Weißen Hauſe wird aber zugleich betont, daß
dieſe Einladung noch nicht die diplomatiſche An=
erkennung
der Sowjetregierung bedeute, daß ſie
aber als vorbereitender Schritt dazu anzuſehen ſei, falls eine zu=
friedenſtellende
Grundlage für die Löſung der beſtehenden Schwie=
rigkeiten
gefunden werden könnte. Gleichzeitig wird bekannt, daß
die erſte Annäherung zwiſchen Amerika und der
Sowjetunion während der Londoner Weltwirt=
ſchaftskonferenz
ſtattgefunden hat.
* Die ſich anbahnende Verſtändigung zwiſchen Waſhing=
ton
und Moskau berührt auch die deutſchen Inter=
eſſen
, falls es richtig ſein ſollte, daß zu den Verhandlungspunk=
ten
auch eine Entſchädigung der amerikaniſchen Staatsbürger ge=
hört
, die während der Revolution in Rußland Verluſte erlitten,
oder weil ſie Gläubiger Rußlands waren, erhebliche Einbußen
zu verzeichnen gehabt haben. Alle dieſe Fragen greifen
auf jenes Gebiet hinüber, das bereits in den
deutſch=ruſſiſchen Abmachungen eine Rolle
ſpielt. Berlin und Moskau haben ſich ſeinerzeit dahin verſtän=
digt
, daß gegenſeitige Anſprüche nicht mehr geltend gemacht wer=
den
ſollen, daß aber dieſe Vereinbarung nicht gilt, wenn einer
dieſer Vertragspartner einen dritten Staat beſſer behandelt. Die
Ruſſen haben ſich inzwiſchen mit den Franzoſen über die Vorkriegs=
ſchulden
unterhalten. Wir haben aber bis heute nicht gehört, daß
es gelungen iſt, ein brauchbares Arrangement zu treffen, durch
das die franzöſiſchen Gläubiger zufrieden geſtellt werden. Infolge=
deſſen
glauben wir vorläufig noch nicht daran, daß es im Rahmen
der amerikaniſch=ruſſiſchen Auseinanderſetzungen gelingen wird,
eine Einigung herbeizuführen. Wir werden auf jeden Fall dieſe
Verhandlungen ſehr aufmerkſam verfolgen und uns in dem Augen=
blick
einſchalten, in dem feſtſteht, daß unſere Intereſſen benach=
teiligt
werden.

der Hander sahttoie Bählfte.
In ſäntlichen 35 Kreiſen eine Einheitsliſte.
Berlin, 21. Oktober.
Wie das Vdz.=Büro meldet, ſind die Vorbereitungen für die
Aufſtellung der Wahlliſte für die kommende Reichstagswahl bisher
noch nicht abgeſchloſſen. Jedoch dürfte bisher bereits feſtſtehen,
daß in ſämtlichen 35 Wahlkreiſen eine Einheitsliſte aufgeſtellt
wird, geführt von 10 Perſönlichkeiten mit dem Kanzler an der
Spitze. Dieſe 10 Namen werden die einzigen ſein, die auf dem
Stimmzettel abgedruckt ſind. Es iſt auch ein einziger Reichswahl=
vorſchlag
beabſichtigt. Von beſonderem Intereſſe wird ſein, inwie=
weit
Vertreter früher ſelbſtändiger Parteien von den National=
ſozialiſten
nunmehr in den Reichstag hineingelaſſen werden. Ins=
beſondere
gilt das hinſichtlich der früheren Zentrumspartei. Die
Verhandlungen wegen Ueberleitung eines Teiles der Zentrums=
mitglieder
in das Hoſpitantenverhältnis bei den Nationalſozia=
liſten
waren zum Zeitpunkt der Parlamentsauflöſung nahezu ab=
geſchloſſen
.
Als ſehr wahrſcheinlich wird ſchon jetzt bezeichnet, daß unter
den auf der Liſte erſcheinenden Kandidaten=
namen
ſich auch die Namen des Vizekanzlers von
Papen und des Reichsarbeitsminiſters Franz;
Seldte befinden. Im übrigen ſoll die Entſcheidung=
über
die endgültige Geſtaltung der Kandidaten=
liſte
noch Mitte dieſer Woche erfolgen. Das iſt auch des=
halb
notwendig, weil nach den beſtehenden Geſetzesbeſtimmungen
die Kreiswahlvorſchläge bis zum 26. Oktober und der Reichswahl=
vorſchlag
bis 29. Oktober eingereicht ſein müſſen.
Schuß den Fachzeitſchriften
von materiellem und kulkurellem Werk.
TU. Berlin, 23. Oktober.
Das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propagandar
teilt mit: Noch immer gehen zahlreiche Klagen darüber ein, daßz
im Zuge der Neuordnung und Gleichſchaltung der Verbände ein!
beträchtlicher Teil der bisher erſcheinenden Fachzeitſchriften ini
ihrer Exiſtenz bedroht wird. Durch die Errichtung großer neuer:
Zentralorgane ſeitens der Verbände und durch das Beſtreben vieler
Verbände in einer oft ſogar im eigenen Verlage erſcheinenden und
mit dem Pflichtbezug ausgeſtatteten neuen Zeitſchrift alle bis= Zeitſchriften des Berufszweiges auszuſchalten, iſt vielen
guten alten Fachorganen die Möglichkeit des Weiterbeſtehens ge=
nommen
worden. Damit werden hohe ideelle und materielle Werte!
aufs Spiel geſetzt. Es muß vermieden werden, daß durch das Er= zahlreicher Zeitſchriften Unruhe in einen bedeutenden
Wirtſchaftszweig getragen wird und große Arbeitsgruppen, wie
Schriftſteller, freie Mitarbeiter, Verlagsangeſtellte, Werber, Drucker:
und Papierherſteller der Gefahr der Arbeitsloſigkeit ausgeſetzt:
werden. Es handelt ſich nicht darum, jedes Fachorgan, das lediglich
der planloſen Geſchäftigkeit einer vergangenen Zeit ſein Ent=
ſtehen
verdankt, vor dem Untergang zu bewahren. Bei Fachzeit=
ſchriften
aber, die eine fachliche und wirtſchaftliche Bedeutung er=
langt
haben, und ſomit einen materiellen und kulturellen Wert
darſtellen, liegt die Erhaltung und die ungeſtörte publiziſtiſche
Arbeit im Intereſſe der Allgemeinheit. Das Buch= und Zeit=
ſchriftengewerbe
, das in Deutſchland eine beſonders hohe Leiſtung
ſeit alters her aufzuweiſen hat und im In= und Auslande große
kulturelle und materielle Werte darſtellt, muß vor gewaltſamen
Eingriffen geſchützt werden. Es kommt darauf an, das beſtehende
Gute und Wertvolle auch auf dieſem Gebiete zu erhalten, und es
nicht durch organiſch nicht gewachſene und überflüſſige Neugrün=
dungen
zu zerſchlagen. Um in den Fällen, in denen ſich Schwie=
rigkeiten
ergeben haben oder noch ergeben, eine zweckdienliche
Löſung zu finden, hat das Miniſterium die Bildung einer Kom=
miſſion
beſchloſſen, die aus den für Zeitſchriften und Wirtſchafts=
fragen
zuſtändigen Referenten des Miniſteriums und dem ge=
ſchäftsführenden
Vorſtandsmitglied des Reichsverbandes Deut=
ſcher
Zeitſchriftenverleger beſteht. Das Miniſterium erſucht alle
in Frage kommenden Stellen, ſich in ſchwierig gelagerten Fällen
mit dieſer Kommiſſion in Verbindung zu ſetzen. Die Anſchrift iſt
die des Reichsverbandes.
Bei einer Demonſtration der Brüſſeler Sozialiſten
gegen die Nationalſozialiſten (Dinaſos) wurden zahl=
reiche
Demonſtranten von der Polizei verhaftet.
Die öffentliche Arbeitsverwaltung in Waſhington hat wei=
tere
15 Millionen Dollar für das Land= und Marineflugweſen
zur Verfügung geſtellt. Außerdem ſind 10 Millionen Dollar für
die Motoriſierung der Armee bereitgeſtellt worden.
Zwei Million en amerikaniſche Farmer haben
der Streikvarole Folge geleiſtet. Vom Landwirt=
ſchaftsminiſter
iſt eine neue Hilfsaktion angekündigt worden.

Das Südreich.

Hat Kaſimir Edſchmid in ſeinem herrlichen Roman Deutſches
Schickſal, von dem Hanns Johſt ſchrieb, er ſtelle ſich dem Thema
Hans Grimms Volk ohne Raum ſchmerzlich und gewiſſenhaft,
aufrüttelnd und glänzend geſchrieben, brüderlich an die Seite‟
das deutſche Schickſal des zwanzigſten Jahrhunderts geſtaltet, ſo
greift er in ſeinem neuen Roman tief in Jahrhunderte der deut=
ſchen
Geſchichte und läßt lebendig werden, was einſt war, was aus
dem Weltgeſchehen aber nie zu tilgen iſt, und was jeder wiſſen,
ſich in die Erinnerung zurückrufen muß, der die Geſchicke des deut=
ſchen
Volkes verſtehen will und der berufen iſt, tätig es lenken
zu helfen.
Der Plan zu dieſem gewaltig gewordenen Epos kam dem Ver=
faſſer
, als er vor ſieben Jahren begann, die Dokumente der großen
deutſchen Geſchichte am Rande des Mittelmeeres zu ſammeln. Es
iſt eine Fortſetzung geworden des Buches Zauber und Größe des
Mittelmeeres, aber es iſt auch geiſtverbunden dem Deutſches
Schickſal Jahrelang muß Edſchmid an dieſem Buche, das ein
Geſchichtswerk ganz eigener Art geworden, gearbeitet haben. Nur
Studien an Ort und Stelle konnten die Geſchichte ſo lebendig, ſo
heute erlebt geſtalten, wie es im Südreich der Fall iſt. Er
ſchildert die 700jährige Herrſchaft deutſcher Stämme in Süditalien
bis zum Reich der Hohenſtaufen. Die Idee, die das Buch führt,
iſt die, daß der Verfaſſer in dieſen vielhundertjährigen Zügen
nach dem Süden einen tieferen Sinn ſieht, als den der Auswan=
derung
, nämlich den Koloniſationstrieb der Deut=
ſchen
und das Gefühl für ihre Weltmiſſion.
In ſeinem kleinen roten deutſchen Wagen bereiſt der deutſche
Schrifiſteller Loy die Stätten, in denen er ſeit Jahren Spuren
deutſcher großer und ſtolzer, aber auch erſchütternder Vergangen=
heit
fand, und er trägt nun dieſe Spuren in ganz großen Zügen
als Bauſteine zuſammen und baut in genialem Gedankenflug, der
aber nichts weniger als Phantaſie des Dichters iſt, der vielmehr
in jeder Phaſe weſenhaft, erdgebunden bleibt, der überall greifbare
Zeugen ſeines gigantiſchen Dombaues einer Volksgeſchichte findet,
dieſen wunderbaren Bau, den Loy Das Südreich nennt.
Loy ſah. ſo heißt es im Vorwort, in den großen Germanen=
zügen
nach dem Süden mehr als die Verſchwendung beſten deut=
ſchen
Volksblutes. Er ſah in dieſen jahrhundertelangen Zügen
nach dem Süden und in dem tauſendjährigen Ringen um ein ge=
waltiges
, vom deutſchen Gemüt beherrſchtes Südreich eine der
großartigen Ausdrucksformen ſeiner Nation. Er ſah darin das
wenn auch noch ſo dumpfe Gefühl für eine deutſche Miſſion, er
ſah darin den deutſchen Koloniſationsdrang und die Sehnſucht
*) Roman der Germanenzüge von Kaſimir Edſchmid.
Paul Zſolnay Verlag.

nach einer Aufgabe, die nicht nur in Eroberung beſtand, ſondern
in der leidenſchaftlichen Bemühung, die ewige Weltgel=
tung
des deutſchen Weſens zu beweiſen.
Gewiß, man mag Loy Edſchmid entgegenhalten, ſeine Ge=
ſchichtsforſchung
ſei nicht erſchöpfend, Spuren deutſcher Vergangen=
heit
finden ſich nicht nur im Süden, finden ſich im Norden und
im Oſten und im Weſten. Nirgends aber ſind ſie vielleicht ſo
konſtruktiv und inſtruktiv, wie in dem hier geſtalteten Südreich,
und nirgends ſo beweisſtark für die Begründung der Idee, die
Loy beherrſcht und die er beweiſen will. Die zu beweiſen gerade
heute eine Tat bedeutet. Dem Buch ſind einige wenige Bilder
in Tiefdrucktechnik beigegeben. (Uebrigens vorzügliche Aufnahmen
von Erna Pinner.) Aber dieſe wenigen Photos ſchon ſprechen
Bände. Wir ſehen ein Fenſter im Arbeitszimmer Kaiſer Frie=
drichs
II. im Caſtel del Monte in Apulien und ſehen aus Apulien
weiter einen Biſchofsſtuhl aus dem 11. Jahrhundert in Canoſa,
eine Broncetür aus dem 12. Jahrhundert am Dom von Troia,
die Plaſtik eines Stiers am Dom von Bari, das Schloß Frie=
drichs
II. in Caſtel del Monte und die Grabkapelle des Norman=
nenfürſten
Boemund in Canoſa. Und wir ſehen aus Sizilien die
Normannenburg in Aderno, den Dom von Palermo. Wohnungen
in der Höhlenſtadt Sperlinga und die Normannenkirche in Pa=
lermo
. Wie ungemein eindringlich und beredt iſt die Sprache
dieſer Bilder für den, der ſie leſen kann, und wie fabelhaft ver=
ſteht
Loy, ſie eindringlichſt ſprechen zu laſſen!
In drei umfangreichen Hauptteilen ſchildert Loy das Reich in
Unteritalien, in Sizilien und in Apulien. Wie aber ſchildert er,
wie verſteht Edſchmid, die Sprache zu meiſtern und ſie einer,
ſeiner, Ausdrucksform dienſtbar zu machen, die es ihm ermög=
licht
, 700 Jahre bewegter Geſchichte, angefüllt mit weltbewegenden
Erfolgen und mit erſchütternder Tragik, mit Glanz und Größe
und mit Untergang und Auferſtehen, zu geſtalten, daß ſie im
wahren Sinne des Wortes lebendig wird. Gewiß gehört die
Kühnheit, die geiſtig=gedankliche Beſchwingtheit des Dichters dazu,
Zeitſpannen von Jahrzehnten, ja Jahrhunderten zu überſpringen,
einander kreuzen zu laſſen, um die Konſtruktion eines Gedanken=
werkes
, eines Geſchichts baues greifbar, faſt plaſtiſch erſtehen zu
laſſen. Aber es iſt keine Phantaſie, die hier baut, der Dichter
läßt Tatſachen ſprechen. Und. iſt das nicht letzten Endes der
Geſchichtsunterricht, wie er dem Volk eingehen ſollte! Unbeſchadet
der Wiſſenſchaft, die gewißlich des trockenen Zahlenmaterials
nicht entraten kann.
Eine Probe: Loy hatte von Meſſina nur fünfzig Kilometer
die Oſtküſte Siziliens hinunterzufahren, um nach Jaormina zu
kommen. Er fuhr, indem er dieſe Richtung nahm, in derſelben
Richtung, welche die erſte Beſiedlung genommen hatte das
heißt, er fuhr hiſtoriſch richtig. Die ineiſten Menſchen, die
Sizilien beſuchten, fuhren hiſtoriſch falſch. Sie fuhren entweder
mit der Bahn die Küſte von Neapel ab nach Süden, ſahen das
Innere von Kalabrien nicht, ſetzten über die Meerenge, hielten

ſich in Meſſina gar nicht auf und fuhren gleich nach Palermo.
Das war ſehr ungeſchickt. Denn die Reiſenden kamen in Palermo
gleich mitten in den Schwall der normanniſchen Geſchichte und
ſie ſahen auf ihren Abſtechern von Palermo die großen Trümmer=
ſtädte
der Antike nur als einen Haufen von Kurioſitäten und von
den Lebensdokumenten des phöniziſchen Teiles in Sizilien ſahen
95 Prozent der Beſucher gar nichts. Von dem Innern Siziliens,
dem rauhen, kriegeriſchen, bergigen, barbariſchen Sizilien, bekamen
ſie nicht einmal eine Vorſtellung. Loy aber wußte, daß das
Beſtechende an einer Reiſe durch eine von der Geſchichte geadelte
Landſchaft gerade darin lag, dieſe Landſchaft im Zug dieſer
Geſchichte zu bereiſen. Wer das tat, der bewunderte an Hand
der Denkmäler (Paläſte, Ruinen, Tempel) die Logik des Ge=
ſchehens
, die Kurven der Entwicklung, die vollendete Dramatik
und den tragiſchen Ausklang der Hiſtorie. Und wer dies beobach=
tete
, konnte ſich ſchließlich auch bei jeder Entwicklungskurve der
Geſchichte dieſes Landes fragen, aus welchen Gründen, aus wel=
chem
Zuſtande der menſchlichen Seele heraus und aus welchem
Widerſtreit zwiſchen Geiſt und Tatſachen am Ende das Geſchick
der hier anſäſſigen Völker ſich auf die eine oder auf die andere
Weiſe gewendet hatte.
Ein Roman? Nach Willen des Verfaſſers gewiß! Ein
Roman der Grenzzüge. Für den, der ſich das Buch ganz zu eigen
macht, iſt es unendlich mehr. Iſt es ein Blick in eine wunder=
volle
Vergangenheit, deren Tragik in neuer Widerſpiegelung wir.
erlebt haben. Was uns das Buch doppelt wertvoll macht, iſt wie=
derum
die es heiß durchzitternde Liebe zu Deutſchland, dem wun=
derbaren
Land, Loy fährt in ſeinem kleinen roten deutſchen
Wagen zurück aus der Hitze Apuliens in den eiſigen Wind von
der Adria her. Er ſah nach Fiorentino hinüber, wo Friedrich II.
geſtorben war, auf einer Jagd, vom Typhus niedergeworfen, der
einzige Deutſche, der ebenſo den großen Admiralen Karthagos wie
den großen Tyrannen von Syrakus und den großen Wikinger=
führern
des Nordens glich. Und plötzlich, noch die beiden Schlöſſer
des Kaiſers im Auge, fährt Loy in ein richtiges Wunder hinein.
Auf den beiden Seiten des Paſſes, der ihn in die Abruzzen hin=
einführt
, erglühen roſtrote Eichenwälder, mit den ſcharfen Farben
des Herbſtes durchblutet. Und dieſe Wälder ſchimmern
wie Deutſchland. Sie riechen wie Deutſchland, es duftet um
ihn herum wie an den Bächen, an den Strömen in Deutſchland.
Loy ſpürt mit unbekanntem Entzücken: es iſt genau ſo,
als fahre er durch Deutſchland! Und es kam
Loy vor, als ſei der Kaiſer, in deſſen Macht es wohl geſtanden,
zu ſterben, wo er wollte, gerade in Fiorentino am Fuße des Ge=
birges
geſtorben, weil er hier faſt zauberhaft dicht vor dem Bilde
Deutſchlands ſtarb.
Wahrlich: in dieſem Epos hat Edſchmid das Geſicht des
ewigen Deutſchland ergreifend und mächtig beſchworen,
Max Streeſe.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 24. Okrober 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 235 Seite 3

Aufräſtung trotz Abrüſtungskonferenz.
Staliſtiſches Makerial über die Aufrüſtung Frankreichs, Polens und der Tſchechoflowakei.
Engliſche Vorwürfe an die falſche Adreſſe.

Macdonald zur Abrüftung.
Englands Beziehungen zu Deutſchland.

Inehrliches Spiel.
Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon hat noch
immer das Bedürfnis, ſich wegen ſeiner Genfer Politik öffentlich
zu verteidigen. Es liegt jetzt ein Interview von ihm vor, das
wir nicht unwiderſprochen paſſieren laſſen dürfen, weil er erneut
Deutſchland in den Anklagezuſtand zu verſetzen verſucht und weil
er die Dinge ſo darſtellt, als ob Deutſchland ausſchließlich die
Schuld am Scheitern des Abrüſtungsgedankens trage. Sein Hin=
weis
darauf, daß
die Mikglieder des Völkerbundes ſich gegen=
ſeikig
verpflichket haben, ihr möglichſtes zu kun,
um durch allgemeine Verſtändigung die Be-
ſchränkung
und Herabſehung der Rüſtungen
herbeizuführen.
In dieſem Zuſammenhang ſei aber doch die Frage erlaubt,
ob tatſächlich diejenigen Mächte, die für die Abrüſtung in erſter
Linie in Frage kommen, wirklich ihr Möglichſtes getan haben.
Uns will ſcheinen, als ob von ihnen mit Erfolg die Abrü=
ſtungsidee
ſabotiert worden iſt. Daß Herr Simon Eng=
land
als Muſterbeiſpiel hinſtellt, iſt ihm nicht übel zu nehmen.
Richtig iſt, daß die Engländer nach Kriegsende ihre Armee
auf den Friedensſtand zurückgeführt und zunächſt nicht daran ge=
dacht
haben, dem franzöſiſchen Beiſpiel zu folgen und aus den
Erfahrungen des Krieges Nutzen zu ziehen. Sie haben aber in
der Zwiſchenzeit doch recht heftig wieder aufge=
rüſtet
, können allerdings den Vorſprung, den
die Franzoſen gewonnen haben, nicht wieder
aufholen. Nun aber aus Verärgerung darüber ſo zu tun, als
ob wir durch unſer Ausſcheiden aus der Abrüſtungskonferenz einen
Zuſtand der Hoffnungsloſigkeit hervorgerufen hätten, aus dem
wieder ein Wettrüſten mit ungeheuren Koſten reſultiere, ſieht
doch ſtark nach einer Verdrehung des Tatbeſtandes aus.
Deutſchland hak ſich, ſolange es Mitglied der
Abrüſtungskonferenz war, die redlichſte Mühe
gegeben, durch eigene brauchbare Vorſchläge
dem Abrüſtungsgedanken zu dienen.
Es war bereit, Konventionen zuzuſtimmen, die der Gegenſeite
noch eine Fülle von Waffen beließen, ohne daß dadurch die deutſche
Unterlegenheit irgendwie geändert worden wäre. Wir mußten
in dem Augenblick in Genf mit einem Nein aufwarten, als man
anfing, uns nach dem Vorbild von Verſailles wieder entehrende
Bedingungen zu ſtellen und den Verſuch zu machen, uns die Pi=
ſtole
auf die Bruſt zu ſetzen, damit wir ein Verſprechen geben, das
zwar die Abrüſtung nicht herbeiführt, uns aber einer Kette neuer
Demütigungen ausſetzt.
Das überſieht Herr Simon gefliſſentlich in ſeiner Verteidi=
gungsrede
. Wenn er nun den Eindruck zu erwecken verſucht, als
ob Deutſchland die Urſache eines neuen Wettrüſtens wäre, dann
müſſen wir daran erinnern, daß ſchon ſo lange um die
Wette gerüſtet wird, wie man ſich in Genf über
die Abrüſtung unterhält. Das ſichtbarſte Zei=
chen
dafür iſt die gewaltige Waffenlaſt, die das
franzöſiſche Volk mit ſich herumſchleppt. Aber
die letzten 18 Monake haben uns mancherlei
Beiſpiele für das unenlwegke Aufrüſten der
Mächke, namenklich Frankreichs, gegeben.
die in Genf ſchon unzählige Male in feierlichſter Form ihren
Friedenswillen bekundet haben, aber nicht dazu zu bewegen waren,
nun auch mit entſprechenden Taten aufzuwarten.
Wir denken dabei in erſter Linie an Frankreich, das ſich nicht
im geringſten durch die Genfer Debatten ſtören ließ. Am 17. März
1932 hat es 20 mobile Bataillone mit drei neuen leichten und
zwei ſchweren Artillerieabteilungen aufgeſtellt. Im gleichen Monat

folgte die Aufſtellung mehrerer Feſtungs= und Artillerieabteilun=
gen
, ſowie eines ſchweren und eines motoriſierten Artillerie= Re=
giments
. Zur gleichen Zeit wurden vier Kreuzer, ein Zerſtörer
und drei U=Boote in Auftrag gegeben, während am 21. Mai der
Kreuzer Algerie vom Stapel lief. Im April wurden 19 wei=
tere
mobile Bataillone mit drei neuen leichten und einer ſchweren
Artillerieabteilung aufgeſtellt. Drei Monate ſpäter lief das
Kriegsſchiff Le Fantasque vom Stapel, während im Dezember
der Schlachtkreuzer Duncerque in Angriff genommen wurde.
Im März dieſes Jahres ſchuf ſich Frankreich eine neue Luftarmee
in Stärke von 40 000 Mann, im Juni wurden ſechs Kavallerie= Re=
gimenter
motoriſiert und fünf motoriſierte Kavallerie=MG.= Ab=
teilungen
neu aufgeſtellt.
Durch dieſe Maßnahmen iſt die Schlagkraft der franzöſiſchen
Armee weſentlich erhöht worden. Wie viel Material aber allein
in den letzten 18 Monaten angefertigt und gelagert wurde, ent=
zieht
ſich unſerer Kenntnis. Die franzöſiſchen Rüſtungsfabriken
ſind immer noch voll beſchäftigt, was ein Zeichen dafür iſt, daß
die Waffenfabrikation in Frankreich nach wie
vor in vollem Schwunge iſt.
Auch die Tſchechoſlowakei, ein franzöſiſcher
Baſalenſtaak, hat ſeit Beginn dieſer Abrüſtungs=
konferenz
am 1. Februar 1932 ihren Rüftungs=
ſtand
weſenklich verbeſſerk.
Die Kavalleriebrigaden wurden durch Artillerieabteilungen
verſtärkt. Auch die Grenztruppen erhielten Verſtärkungen. Ein
Kavallerie=Regiment wurde neu aufgeſtellt. Eine Fliegerſchule
wurde errichtet. Verſchiedene Artillerie=Regimenter wurden nen
gebildet, außerdem mehrere Panzerkraftwagenabteilungen. Das
alles geſchah in einer Zeit, als in ganz Europa die Abrüſtungs=
trommel
gerührt wurde.
Polen, ein anderer Baſallenſtaak Ftenkreichs,
haf ſich ebenfalls nichk geſcheuk, ſeine eigenen
Wege zu gehen.
Im Februar 1932 wurden drei Panzerwagen=Regimenter neu
aufgeſtellt. Im März wurde der Korridor mit einem neuen Ma=
rine
=Infanterie=Bataillon beglückt Gleichzeitig ging man an die
Befeſtigung der Korridorküſte und an den Ausbau des Kriegs=
hafens
Gdingen. Das Grenzſchutzkorps von 29 000 Mann erhielt
eine Artillerieausrüſtung. Die Fliegerwaffe wurde um ein Drit=
tel
ihrer bisherigen Stärke vermehrt. Thorn beſitzt ſeit dem 18.
November 1932 eine Fabrik zur Herſtellung von Kampfgaſen. Im
Januar 1933 wurde der Polniſche Schützenverband mit ſeinen
300 000 Mann als Miliz dem aktiven Heer eingegliedert. Die
Verbände der militäriſchen Jugendvorbereitung wurden zur glei=
chen
Zeit mit Artillerie ausgeſtattet. Im April wurden 60 Tanks
aus England eingeführt, im Juli mehrere hundert ſchwere, leichte
und Flugabwehrgeſchütze aus der Tſchechoſlowakei,
Herr Simon ſpricht aber in ſeinem Interview davon, daß
ſich die Bundesmitglieder verpflichtet hätten, ihr Möglichſtes für
die Abrüſtung zu tun. Uns überſchüttet er mit Vorwürfen, an
der unentwegten Aufrüſtung der übrigen europäiſchen Staaten
aber geht er achtlos vorbei. Ehrlich iſt dieſes Spiel gerade nicht,
Muſſolini für einen Brieden der Ehre u. Gerechtigkeit
EP. Rom, 23. Oktober.
In einer vor 35 000 Florentiner Schwarzhemden vom Balkon
des Palazzo Venezia gehaltenen Rede ſagte Muſſolini in einer
Anſpielung auf die internationale Lage u. a.: Der Friede
hängt nicht mehr allein von uns ab. Wir haben in
entſchloſſener, aufrichtiger und loyaler Weiſe bewieſen, daß wir
den Frieden wollen, aber mit Ehre und Gerech=
tigkeit
für alle. Der Friede mit Ehre und Gerechtigkeit iſt
der römiſche Friede, der in den Jahrhunderten des Kaiſerreiches
herrſchte. Dieſer Friede entſpricht dem Temperament und Charak=
ter
der lateiniſchen und der Mittelmeer=Raſſen, die ich vor euch
verherrlichen will, weil es die Raſſe iſt, der u. a. Caeſar, Dante,
Michelangelo und Napoleon entſtammten.

FU. London, 23. Oktober.
Der engliſche Miniſterpräſident Macdonald hielt am Montag
abend in Crawley, in der Nähe von London, eine große Rede. in
der er nach Erörterungen von innerpolitiſchen Fragen auch auf
die außenpolitiſche Lage und die Beziehungen Englands zu
Deutſchland zu ſprechen kam. Als einer, der den Frieden liebt,
ſo führte Macdonald aus, bedauere ich auf das tiefſte die Wen=
dung
, die die Ereigniſſe auf der Abrüſtungskonferenz genommen
haben. Ich habe geſagt, daß wir abgerüſtet haben. Haben wir
das etwa nicht getan? Man wirft uns ſogar vor, daß wir zu weit
gegangen ſeien. Wir haben unſer Heer immer und immer wie=
der
vermindert, und wir haben unſere Luftflotte auf einem nied=
rigen
Stand gehalten.
Eine Menge iſt über unſere Haltung gegenüber Deutſchland
ſeit Verſailles geſagt worden. England war immer und immer
wieder der größte Freund, den Deutſchland bei ſeinen Bemühungen
gehabt hat, es wieder auf den Stand gegenſeitiger Gleichheit zu
bringen. Es kann keinen Frieden in Europa geben, bis alle euro=
päiſchen
Nationen unter der Vorausſetzung der Gleichberechtigung
an ein und demſelben Tiſch ſitzen können.
England iſt dem Locarno=Vertrag beigetreten, weil ſeine Re=
gierung
glaubte, daß dieſer zur Gleichberechtigung und zum Frie=
den
Europas führen werde. England kann Deutſchland ins An=
geſicht
ſehen ohne erröten oder ohne ſich entſchuldigen zu müſſen.
Wenn die Sicherheit geſtört und das Vertrauen durch das Miß=
trauen
der andern in ihre Nachbarn erſchüttert wird, dann müſſen
Schritte ergriffen werden, um dieſes Mißtrauen zu beſeitigen. Die
Nationen Europas müſſen gute Nachbarſchaft entwickeln. Dies iſt
nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung. Deutſchland würde
niemals dem großen Widerſtand gegen die Anerkennung ſeiner
Gleichberechtigung begegnet ſein, wenn es bereit geweſen wäre,
ſeinen Beitrag zu liefern. Deutſchland muß es den anderen Na=
tionen
ermöglichen, daß ſie ſich an der Seite Deutſchlands nieder=
legen
können, ohne daß Angſt ihre Herzen erbeben läßt. Deutſch=
land
muß zu dem Gefühl der Sicherheit der Nationen ſich an
einem Abrüſtungsprogramm beteiligen. Die engliſche Regierung
wird ihre Bemühungen nicht aufgeben, einen allgemein verein=
fachten
Abrüſtungsplan zuſtande zu bringen.
Wir werden unſere Meinungen und Anſichten mit allen Na=
tionen
, einſchließlich Deutſchland, in der Frage der internationalen
Abrüſtung austauſchen. Ich möchte Deutſchland fragen, ob es
denkt, daß es das letzte Wort geſprochen hat. Ich nehme die Worte
des deutſchen Reichskanzlers: Ich bin für den Frieden an. Aber
abſeits zu ſtehen und es dem übrigen Europa und der übrigen Welt
zu überlaſſen, mit den Problemen zu kämpfen, iſt nicht der Weg,
um Europa den Frieden zu bringen. Ich hoffe, daß Deutſchland
jede Gelegenheit und tatſächlich die erſte ſich bietende Gelegenheit
ergreifen wird, um durch ſein Handeln zu beweiſen, daß es den
Frieden will, daß es zur Zuſammenarbeit mit den Nationen
Europas bereit iſt, und für eine ſolche Zuſammenarbeit arbeiten
will, die ihm Gleichberechtigung und ein Gefühl der Selbſtachtung
gibt.
Sit John Simon bleibt vorläufig in England.
EP. London, 23. Oktober.
Die heutige engliſche Kabinettsſitzung, die ſich mit der
Haltung Englands auf der Genfer Abrüſtungskonferenz be=
ſchäftigte
, dauerte 1½ Stunden. Ueber die Beſchlüſſe, die gefaßt
wurden, liegen noch keine Mitteilungen vor. Es verlautet ledig=
lich
, daß Außenminiſter Sir John Simon zum
Wiederzuſammentritt des Büros der Ab=
rüſtungskonferenz
am Mittwoch in Genf nicht
erſcheinen wird, da an dieſem Tag bereits die nächſte
Kabinettsſitzung, die ſich mit dem bevorſtehenden Zuſammen=
tritt
des Unterhauſes beſchäftigen ſoll, hier in London zu=
ſammentreten
wird. England wird daher in Genf nur
von Underſtaatsſekretär Eden vertreten ſein
was darauf ſchließen läßt, daß man in England nicht mit
einer Fortführung der Genfer Abrüſtungsverhandlungen rechnet.
Daßler Beauftragker für das Mühlengewerbe.
Berlin, 23. Oktober.
Wegen ſeiner beruflichen Tüchtigkeit und beſonderen Sach=
kunde
auf dem Gebiete der Getreide= und Mühlenwirtſchaft iſt
der bisherige Leiter der Hauptabteilung IV des Reichsnährſtandes
Herbert Daßler als Beauftragter des Reichsminiſters für Ernäh=
rung
und Landwirtſchaft für das Mühlengewerbe in Ausſicht ge=
nommen
worden. Daßler iſt bekanntlich bereits vor einiger Zeit
zum Beauftragten bei der Reichsſtelle für Getreide, Futtermittel
uſw. beſtellt worden. Sein Amt als Leiter der Hauptabteilung IV
wird Daßler aufgeben.

Mainzer Skadttheater.
Eduard Künnekes Glückliche Reiſe‟
Man kann alſo tatſächlich eine moderne Operette ohne die
Diktatur des Jazz machen, und dieſer Komponiſt fürchtet ſich vor
keiner Melodie und Harmonie. Der durchaus modernen Struk=
tur
des Werkes hat das nicht im geringſten Abbruch getan, und
man hatte ſeine ungetrübte Freude an den flüſſigen und gefälli=
gen
Liedern und Duetten und der farbigen Inſtrumentation. Die
zuweilen recht ſchwierigen Rhythmen (zumal im großen Zwiſchen=
ſpiel
nach dem 3. Bild) zeigen durchaus die Hand eines zeitgenöſ=
ſiſchen
Tondichters, aber er weiß ebenſo ſicher die Singſtimmen
zu behandeln und gibt jedem Mitwirkenden ausreichende Gelegen=
heit
zur Entfaltung geſanglichen Könnens. Eine Arbeit, der
man ehrlich eine Glückliche Reiſe über die deutſchen Bühnen
wünſchen wird.
Die ſonntägliche Aufführung lag in der bereits tadellos ein=
geſpielten
Leitung des neuen Operettendirigenten Fritz Schulze=
MMarkert und des ebenfalls neuen Spielleiters Camillo
Hechinger. Beide hatten das Stück mit einer Ueberfülle von
mitreißendem Temperament geladen und ließen unaufhörlich die
Funken kniſtern, die auch ſchnell auf das Publikum überſprangen
und die erforderliche Stimmung bereitwilligen Mitgehens er=
zeugten
. Die Bühnenbilder von Ernſt Preuſſer und die Tänze
von Hans Helken fügten ſich reſtlos dem Stile ein. Unter
den Darſtellern erwarben ſich Loty Kaundinya und Theo
Harald erneute Sympathien durch ausgezeichnete geſangliche
Leiſtung und kultiviertes Spiel. Das muntere Gegenpaar
Margrit Ziegler und Heinz Hammans fand mit gleicher
Sicherheit den feingrotesken Stil ihrer Rollen. Nicht vergeſſen
ſei die prachtvolle Type, die Camillo Hechinger aus dem In=
haber
des Reiſebüros machte. Die große Zahl der ſonſt noch
Mitwirkenden ſei mit einem Geſamtlob bedacht, ohne alle auf=
Dr. B.
zählen zu können.
Muſſolinis Hunderk Tage‟
Erſtaufführung im Frankfurter Schauſpielhaus.
Das Frankfurter Schauſpielhaus hatte einen
großen Tag! Ein ausverkauftes Haus. Politiſche und künſt=
leriſche
Größen. Uniformen und feſtliche Kleidung vereinigt.
Muſſolini ſiegte nicht nur als Politiker, ſondern auch
als geiſtiger Anreger eines wirkungsvollen Schauſpiels.
Sein Grundgedanke: Führer und Volk ſtehen zuſammen.
Aber der Führer bereitet ſich ſelbſt den Untergang, wenn er
Macht und Verantwortung an ein Mittelglied, das Parlament,
abgibt oder mit ihm teilt.
Mit Napoleon fühlt Muſſolini eine geiſtige Verbunden=
heit
. Napoleons Hundert Tage zwiſchen Elba und
St. Helena geben ihm das geſchichtliche Beiſpiel zum Aus=

druck dieſes Gedankens. Als Napoleon auf dem Maifelde dem
Volk Verfaſſung und Parlament gab, legte er den Grund zu
ſeinem Untergang. Aus Napoleon ſpricht Muſſolini.
Dieſes Fresko=Geſchichtsbild der Hundert Tage iſt
nach dem Entwurfe von Muſſolini von G. Forzano zu einem
ſpannenden Schauſpiel ausgearbeitet und von Muſſolini durch=
geſehen
und korrigiert.
Die Frankfurter Erſtaufführung unter der zielſicheren Spiel=
leitung
von Richard Salzmann brachte einen lebhaften Er=
folg
. Die Fülle der geſchichtlichen Ereigniſſe erforderte das
Aufgebot aller männlichen Kräfte des Schauſpiels.
Heinrich George gab Napoleon die Naturgewalt ſeiner
Perſönlichkeit, beherrſchend und in den Augenblicken reiner
Menſchlichkeit zugleich ergreifend. In Robert Taube, dem
ſchlangenglatten Polizeiminiſter Fruché hatte er in der Dar=
ſtellung
wie in der Geſchichte einen ausgezeichneten und erfolg=
reichen
Gegenſpieler.
Z.

* Schallplakken=Beſprechung.
Profeſſor Guſtav Havemann dirigiert das Kampfbund=
orcheſter
! Es iſt eine koſtbare Platte gewonnen, die der Gram=
mophon
(Die Stimme ſeines Herrn) zu verdanken iſt, und die
beſonders viele Darmſtädter intereſſieren wird, die den Künſtler
Guſtav Havemann nicht vergeſſen haben und nun den Dirigen=
ten
neu und ſicher ebenſo hoch ſchätzen lernen. Die Ungariſche
Rhapſodie Nr. V (1 und 2 Teil) von Liſzt, iſt auf der Platte
Grammophon 15 000 vom Kampfbund=Orcheſter meiſterhaft ge=
ſpielt
und Havemann verſtand alle die wundervollen Feinheiten
der köſtlichen Tonfülle unaufdringlich aber treffſicher und geſchmack=
vollſt
herauszuarbeiten. Eine Kunſt übrigens die Alois
Melichar mit der Kapelle der Städtiſchen Oper Berlin im Un=
gariſchen
Marſch C=Moll von Schubert=Liſzt auf 15 013 in gleicher
Virtuoſität offenbart. Die gleiche Platte bringt dann den ſchönen
Militärmarſch Opus 51 von Schubert, ebenfalls vom Städtiſchen
Orcheſter. Von den Geſangskunſtplatten, die Grammophon her=
ausbrachte
, iſt die weitaus beſte 35 003, die Heinrich Schlus=
nus
unter Begleitung der Staatsoper unter Melichar mit der
Arie des Montfort aus Verdis Sizilianiſche Veſper und mit
dem Solo Als du zum Gatten mich erkoren aus Tſchaikowſkis
Pique Dame beſingt. Nach Schlusnus, dem Bariton Julius
Patzakden ſtrahlenden Tenor zu hören, iſt ein beſonderer Genuß.
Wer ſich an dieſem hochkultivierten Geſang erfreuen will, dem
empfehle ich 25 013 mit der Liebesbotſchaft aus Schuberts Schwa=
nengeſang
und mit Goethes köſtlichem Raſtloſe Liebe, vertont
von Schubert. Franz Rupp begleitet ausgezeichnet und feinfühlend
am Flügel. Auch leichteren Genuß in gepflegter Kunſt bietet
Grammophon. Paul Hörbiger ſingt zu dem Dietrich= Schram=
mel
=Quartett das Wienerlied A gſunder Rauſch tuat’s a‟
(Wolf=Löwe) und Schrammeln, ſpielt’s ma no an Tanz, von

Nutzlader=Simlinger auf 10 021. Köſtlich im wiegenden Rhythmus
ſpielt das Ufa=Tanz=Orcheſter das große Wiener Walzer=Potpourri
Wir tanzen Walzer auf 10 023.
Electrola läßt einen Toten auferſtehen, der ewig leben
wird in ſeiner gottbegnadeten, einmaligen Kunſt und Stimme:
Enrico Caruſo! In ſchlechthin vollendeter Technik iſt die
Platte D. B. 1875 neu herausgebracht worden, auf der man
Caruſo franzöſiſch und italieniſch hören kann. Das erſtere mit
Hör ich die Stimme im Traum aus Bizets Perlenfiſcher das
letztere mit Holde Aida‟. Der zwingende, ſtrahlende Glanz der
Stimme, die einzigartige Kunſt des großen Sängers, der man nur
tiefſt ergriffen lauſchen kann, läßt Unebenheiten des Begleit=
orcheſters
vergeſſen. Wer es ſich leiſten kann, erſtehe dazu die
Platte D. B. 1844. von Eliſabeth Schumann beſungen.
Hier ſind Kunſt und Technik in reiner Harmonie zu fabelhaftem
Gleichklang vereint. Die faſt überirdiſch zarte Reinheit der wun=
dervollen
Stimme kommt in Schuberts Du biſt die Ruh und in
den beiden entzückenden Liedern Heideröslein und Lied im
Grünen zu beſter Entfaltung. Und als Dritter im Bunde
dann der prachtvolle, weiche tiefe Baß Fedor Schaljapins!
Dieſer Große ſingt auf D. 4. 1311 aus dem Film. Don Quichote‟
von Ibert das Lied an Dulcinea und Der Tod des Don
Quichote‟. Sehr ſchön iſt auch die Columbia=Platte D. W. 4157
von Teranic Caſey mit Do vou recall? von Flanagan
und von Sidnay Torch mit Butterflies in the rain von Myers
beſungen.
Lindſtröm=A.=G. ſei Dank geſagt, daß ſie wieder einmal
die Kammerſängerin Lotte Lehmann zu Worte kommen
läßt. Die Odeon=Platte 0 8742 vermittelt mit den Ge=
ſängen
aus Webers Oberon Szene und Arie der Rezia Ozean,
du Ungeheuer in zwei Teilen ganz große Kunſt. Auch die
Richard=Tauber=Platte 0 4978 wird den Freunden
dieſes Sängers willkommen ſein. Er bringt das Lied Taufriſch
glänzen die Blumen und Liſzts herrliches Es muß ein Wunder=
bares
ſein. Den Dank der Freunde ernſter, hoher Kunſt er=
wirbt
ſich auch Parlophon, das auf zwei Platten Joh.
Brahms Ein deutſches Requiem herausbrachte. Auf
B 48289 ſingt der Irmlor=Chor Wie lieblich ſind deine
Wohnungen. Herrlich, voll, tragend und rein klingen die Stim=
men
dieſes gemiſchten Chors, von meiſterhafter Schulung künſt=
leriſch
zu höchſter Entfaltung geführt. Und von gleicher Klang=
ſchönheit
, von gleichem Gefühlsreichtum, den tiefen Gehalt der
Tondichtung reſtlos erſchöpfend iſt P 9575 mit Ihr habt nur
Traurigkeit, in dem Emmy Bettendorf das Sopranſolo
ſingt. Chor und Orcheſter werden von Kapellmeiſter Dobrindt
ſicher geleitet. Gloria bringt auf G. O. 10827 das
hübſche Watzlaffſche Charakterſtück Auf und Abzug der Gnomen=
garde
und das köſtliche Intermezzo Miezekätzchens Wachtparade‟
beides geſpielt von Eric Harden und ſeinem Künſtlerorcheſter.
Heiter und friſch klingt das Marſch= und Tanzpotpourri Mit
Laute und Fiedel von Willy Lautenſchläger, geſungen von
Harry Steier, mit Chor und Orcheſter, unter Leitung von
Kapellmeiſter Dobrinck, auf Platte G. O. 10806. M. St.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 295

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Die Anſicht der Sachverſtändigen.
Ein Mann allein kann den Reichskag unmöglich in Brand geſteckt haben, es ſei denn, daß ausreichende
Borbereikungen durch mehrere Perſonen gekroffen worden ſind.
eine Kammer befindet, in der Petroleum, Mineral=
*
öl Vergund anderes Putzmaterial aufgehoben
Die Sachverſtändigen haben das Work.

Dienstag, 24. Oktober 1933

Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Nachdem das Reichsgericht am Samstag den Verſuch ge=
macht
hatte, über das Auftauchen van der Lubbes in Berlin
Klarheit zu gewinnen und auch in die Neuköllner Kommuniſten=
Zentrale hineinzuleuchten, iſt es am Montag zunächſt dazu
übergegangen, die Sachverſtändigen aufmarſchieren zu laſſen.
Wir möchten annehmen, daß es ſich doch noch einmal ſehr
eingehend mit den Vorgängen in Neukölln beſchäftigen wird.
Hier hat van der Lubbe aufrühreriſche Reden gehalten. Hier
iſt auch der Plan gefaßt worden, auf das Wohlfahrtsamt einen
Ueberfall auszuüben. Der Plan kam aber nicht zur Durch=
führung
, weil er im letzten Augenblick verraten wurde. Es wird
nötig ſein, den Komplex Neukölln ſehr ausgiebig und ſorgfältig
zu behandeln."
Inzwiſchen haben nun die Sachverſtändigen ein
Gutachten abgegeben.
Sachverſtändiger Geh. Reg.-Rak Prof. Joſſe=Berlin
führt die raſche Ausdehnung des Brandes darauf zurück, daß
Zünd= und Brennſtoffe, wahrſcheinlich Petroleum oder Benzol,
in größeren Mengen verwendet worden ſind. Der Sachverſtändige
ſchilderte den wahrſcheinlichen Vorgang des Brandes und lenkte
dabei die Aufmerkſamkeit auf den Stenographenraum, von dem
aus die Vorbereitung des Brandes im Saal höchſtwahrſcheinlich
erfolgt ſei denn zum Stenographenraum ſei jederzeit ein unauf=
fälliger
Zugang möglich geweſen. Er kommt zu dem Schluß,
daß mindeſtens 20 Kilo Brennſtoffmaſſe in den Plenarſaal
geſchafft worden ſei.
Die Entzündung der an verſchiedenen Stellen verteilten
Brennſtoffe brauchte nur an einer einzigen Stelle zu erfolgen,
wenn man Zündſchnüre, Zündſtreifen oder auch eine entzünd=
liche
Hilfsflüſſigkeit verwandte. Der Sachverſtändige erklärt
weiter, daß die Vorbereitung der Brandlegung eine gewiſſe Zeit
erfordert haben und von mehreren Perſonen ausgeführt worden
ſein müſſe.
Der Oberreichsanwalt erklärt dazu, er wolle einmal zu
Ungunſten des Angeklagten Torgler annehmen, daß dieſer ſich
von 8,20 bis 8,45 Uhr mit dem Brandmaterial befaßt hat. Hätte
der Angeklagte Torgler dann beim Verlaſſen des Reichstages
nicht irgend einen Geruch ausſtrömen müſſen?
Der Sachverſtändige erklärt, wenn er ſeinen Rock hätte
wechſeln und ſich habe waſchen können, dann wäre von dem
Geruch nicht viel übrig geblieben.
Nachdem der Angeklagte Torgler erklärt hatte, daß er um
8,45 Uhr längſt nicht mehr im Reichstage geweſen ſei, erklärt
der Sachverſtändige Joſſe auf eine Frage des Angeklagten
Dimitroff, er ſei erſt der Meinung geweſen, daß es nicht möglich
ſei, daß ein Brandſtifter in einer Viertelſtunde den Brand ent=
fachen
konnte. Nachdem er aber bei der Beſichtigung geſehen
habe, mit welcher Fixigkeit van der Lubbe arbeitete, möchte er
doch glauben, daß bei entſprechender Vorbereitung
die Entzündung ſo möglich war.
Auf eine Frage des Sachverſtändigen Dr. Schatz, ob es
richtig ſei, daß ſich beim Stenographenraum auch

wird, erklärt der Zeuge Scranowitz, es handele ſich um die
ſogenannte Seifenkammer, in der auch Spiritus zum Fenſter=
reinigen
und eine Flüſſigkeit zum Verdünnen von Bohnerwachs
aufbewahrt wird. Der Schlüſſel zu dieſer Kammer ſei aber ſtets
unter Verſchluß. Der Angeklagte van der Lubbe wird dann
zum Gutachten Dr. Joſſes befragt, er ſchweigt jedoch und muß
ſchließlich auf ſeinen Platz zurückgeführt werden, ohne daß die
Befragung einen Erfolg gehabt hätte.
Ban der Lubbe halte Helfershelfer.
Oberbranddirektor Dr.=Ing. Wagner kam auf
Grund eingehender Verſuche an Vorhängen, Tiſchhängern, Tep=
pichen
, Stühlen uſw. ebenfalls zu dem Ergebnis, daß mehrere
Brandſtifter am Werke waren und für den Brand im
Plenarſaal flüſſige Brennſtoffe benutzt wurden.
Ueber dieſe Brennſtoffe machte Chemiker Dr. Schatz aus
Halle höchſt intereſſante, ja ſenſationelle Ausführungen. Nach ſei=
ner
Darſtellung nahmen die Brände außerhalb des Plenarſaales
einen natürlichen, der im Plenarſaal einen unnatürlichen Ver=
lauf
. Im Plenarſaal wurde mit zwei Flüſſigkeiten gearbeitet,
einer Schwerölflüſſigkeit, wie Naphthalin, Petroleum oder Benzol,
und einer Flüſſigkeit, die, auf die erſte Flüſſigkeit gegoſſen, ein
Gas entwickelte, das ſich nach einem gewiſſen, vorher zu beſtim=
menden
Zeitpunkt ſelbſt entzündete. Es war gar nicht erforder=
lich
, daß van der Lubbe im Plenarſaal mit Harz oder durch ein
Feuerwerk die Entzündung vornahm. Im Plenarſaal hatte es ſich
um einen Oberflächenbrand gehandelt. 4 bis 5 Liter dieſer Flüſſig=
keit
, deren Namen er aus Gründen der allgemeinen Sicherheit
nur unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit, einſchließlich der Preſſe,
wiederholte, hätten genügt, durch Vernebelung und enorme Hitze=
entwicklung
, die ja auch von den erſten Zeugen am Tatort be=
obachtet
wurden, die Verpuffung, eine Art, langſamer Exploſion,
herbeizuführen. Die Spuren dieſer verwendeten Flüſſigkeiten hät=
ten
ſich an verſchiedenen Stellen einwandtrei nachweiſen laſſen.
Auch dieſer Sachverſtändige vertrat die Anſicht, daß van der
Lubbe allein für die Vorbereitungen 20 bis 25 Minuten gebraucht
hätte, wenn das mit Schweröl getränkte Brandmaterial bereit lag.
Auf eindringlichen Wunſch des Angeklagten Torgler gab der
Sachverſtändige nach ſeiner Auffaſſung von der Tätigkeit van der
Lubbes, der mit dem Brandherd im Plenarſaal wahrſcheinlich gar
nichts zu tun hatte, dahin Ausdruck, daß ſein merkwürdiges Ver=
halten
beim Einſteigen in den Reichstag nur dazu dienen ſollte,
die Aufmerkſamkeit vom Hauptbrandherd abzulenken. Daß van
der Lubbe Mittäter hatte, unterliegt nach dem Urteil der Sach=
verſtändigen
gar keinem Zweifel, und die Annahme, daß er, der
begeiſtert zu Taten aufforderte, von den kommuniſtiſchen Draht=
ziehern
als willfähriges Werkzeug benutzt wurde, verdichtet ſich
nun zur Gewißheit.
Im Grunde ſind ſich alle Sachverſtändigen alſo darüber einig,
daß ein Mann allein den Reichstag nicht in Brand
geſteckt haben kann, es ſei denn, daß ausrei=
chende
Vorbereitungen durch mehrere Perſonen
getroffen worden ſind. Die Mutmaßungen über die

Brandſtifter ſelbſt, über die Materialverwendung und das Tempo
der Ausbreitung des Feuers gehen zunächſt etwas auseinander.
Aber das iſt nicht weſentlich. Es ſollte hier nur die Anſicht von
Sachverſtändigen gehört werden, die für die Beurteilung des gan=
zen
Falles teilweiſe doch recht intereſſante Ausführungen gegeben
haben. Wenn man einen Querſchnitt durch ihre Feſtſtellungen
zieht, dann drängt ſich einem die Vermutung auf, daß tatſächlich
unmittelbar vor der Brandſtiftung die verſchie=
denſten
Brandherde angelegt und untereinan=
der
verbunden worden ſind, wobei flüſſiger
Brennſtoff die Hauptrolle geſpielt hat, ſo daß es
dann van der Lubbe verhältnismäßig leicht hatte, in kurzer Zeit
den größten Teil des Gebäudes in Brand zu ſetzen.

An den reinblükigen Deutſchen Adel.
Die Deutſche Adelsgenoſſenſchaft hat an den Herrn Reichs=
kanzler
Adolf Hitler ein Schreiben geſandt, in dem es u. a. heißt:
Erfüllt von Dank und rückhaltloſer Zuſtimmung zu Ihrer
zielklaren Führung und Ihren ſchon heute von Gottes Segen be=
gleiteten
erfolgreichen Maßnahmen auf allen Gebieten völkiſchen
und ſtaatlichen Lebens geben wir die Verſicherung ab, Ihnen,
Herr Reichskanzler, unbedingt Gefolgſchaft zu leiſten im Dienſte
und in der raſtloſen Arbeit zur inneren Geneſung unſeres Vol=
kes
, zur Säuberung des öffentlichen Lebens und zur Rettung des
Reiches.
Ihre aus tiefſter Erkenntnis des Deutſchen Weſens und Wer=
dens
ſchöpfenden programmatiſchen Ausführungen auf dem großen
Tage zu Nürnberg haben im Deutſchen Adel ebenſolchen begeiſter=
ten
Widerhall gefunden, wie Ihr jedem echten Adel weſenseigener
Standpunkt, daß ein Volk ohne Ehre iſt, das das gottgegebene
Recht der Wehre als Grundlage ſeiner Exiſtenz ſich nicht wieder=
gibt
, oder, wenn es ſein muß, ſich nicht wieder erkämpft.
So gelobt denn der Deutſche Adel Ihnen, dem Führer des
Deutſchen Volkes, als deſſen untrennbares durch Blut und Boden,
Geſchichte und Tradition verbundenes Glied ſich der Deutſche
Adel fühlt, die Treue, die zahlloſe Deutſche Edelleute in Freiheit
und Pflicht dem Volke voran zu allen Zeiten und auf allen
Schlachtfeldern mit ihrem Tode beſiegelt haben.
Die heute vom Kapitel gefaßten Beſchlüſſe ermächtigen mich
als den Adelsmarſchall, die bereits begonnene Reorganiſation
des Hiſtoriſchen Deutſchen Adels durch die Deutſche Adelsgenoſſen=
ſchaft
ſo durchzuführen, wie ich es Ihnen bei dem Empfang am
22. Juni unter Ihrer Zuſtimmung zugeſagt habe." Ich will eine
Gemeinſchaft des reinblütigen Deutſchen Hiſtoriſchen Adels zu=
ſammenführen
, der, aus Blut und Boden kommend, geſchichtlich
verbunden mit dem Deutſchen Volk, ſeiner Staatsführung und
Wehrhaftigkeit, dieſem Volk und Ihnen den Nachweis erbringen
ſoll, daß die einſtige Deutſche Führerſchicht bei der Löſung der
Aufgaben der zukünftigen Deutſchen Volks= und Staatswerdung
ein wertvolles Glied Deutſcher Volksgemeinſchaft iſt.
Der Adelsmarſchall: Fürſt zu Bentheim=Tecklenburg.
In einem gleichzeitigen Aufruf erklärt der Adelsmarſchall
unter anderem:
Zur Erreichung dieſes Zieles wird hiermit jeder reinblütige
Deutſche Adlige aufgefordert, unverzüglich ſeinen Antrag
um Aufnahme in die Deutſche Adelsgenoſſenſchaft und in die
Liſten des reinblütigen Deutſchen Adels unter Beifügung des
Ahnennachweiſes an die ſeinem Wohnort entſprechende Orts=
gruppe
bzw. Landesabteilung einzureichen.
Ich erkläre ausdrücklich, daß die Unterlaſſung der Anmeldung
zu der Annahme führen kann, daß der Betreffende die Aufnahme
in die Liſten des reinblütigen Deutſchen Adels nicht wünſcht. Da=
mit
ſchließt er ſich ſelbſt von der Vereinigung des reinblütigen
Deutſchen Adels aus.

OM
A O OM

Statt Karten.
Am 21. Oktober ist ein gesundes
Mädchen angekommen.
In dankbarer Freude:
Dipl.-Ing. L. Spamer
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und Frau Mathilde, geb. Koch
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Die Verlobung meiner Tochter Annelieſe
mit Heirn Oipl. Ing. Georg Müller=
Donges zeige ich hiermit an

Frau Hanna Berghoff=Jſing
geb. Klietſch

MeineVerlobung mit Fräulein Annelieſe
Berghoff=Jſing, Tochier des verſtotbenen
Hochſchulprofeſſors Herrn Dr. Franz
Berghoff=Iſing und ſeiner Frau Ge=
mahlin
Hanna, geb. Klietſch, gebe ich
bekannt
Georg Müller=Oonges

Zu unserer Silberhochzelt sind uns
von allen Seiten soviele Glück-
wünsche
und Ehrungen zutell ge-
worden
, daß es uns unmnöglich ist,
einzein zu danken.
Wir bitten daher, unseren Dank auf
diesern Wege entgegennehmen zu
wollen.
Darrnstadt, den 23. Oktober 1233.
Adarn Treusch
Und Frau Maria
geb. Vielsecker.
12878

Buchſchlag
Forſthausweg 5

im Oktober 1933

Darmſtadt
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Schnell und unerwartet verſchied am Sams=
tag
, den 21. Oktober früh 3411 Uhr unſer
herzensguter Sohn, Bruder, Bräutigam.
Schwiegerjohn, Schwager und Onkel
Feitz Lang
Kaufmann
im blühenden Alter von 36 Jahren.
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 23. Oktober 1933.
Die Beerdigung ſindet am Dienstag, den 24. Oktober
in ſeiner Heimat ſiatt.

Dankfagung.
Für die zahlreichen Beweiſe aufrichtiger Teil=
nahme
beim Heimgang unſeres teuren Vaters,
Schwiegerpaters und Großvaters
Peier Philipp Mahr
ſagen wir auf dieſem Wege herzlichen Dank
Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer Scheid
für ſeine tröſtenden Worte am Grabe, dem
Herrn Oekan vom Dekangt Groß=Umſtadt, den
Herren Vertretern der Gemeinde, des Kirchen=
vorſtandes
, der Spar= und Darlehenskaſſe und
der örtlichen Vereine für treues Gedenken.
Familie Auguft G. Willmann
Familie Karl Willmann.

Altheim, Darmſtadt, den 23. Oktober 1933

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[ ][  ][ ]

Dienstag, 24. Oktober 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 295 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 24 Oftober 1933

Erinnerungen aus einer Darmſtädter Ahnengalerie.

Reichsſtakthalter Sprenger
übernirzmt das Prokekkorak über die ſtudenkenſchaft=
lichen
Einrichkungen Darmſtadks.
Der Herr Reichsſtatthalter in Heſſen, Gauleiter Sprenger, hat
geſtern das Protektorat über die Darmſtädter Studentenſchaft und
den Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbund übernommen,
ebenſo über das Studentenwerk mit allen Abteilungen und das
Kameradſchaftsheim.
Die Annahme des Protektorats iſt inſofern von größter Be=
deutung
, als ſie auf Grund eines Beſuches des Reichsſtatthalters
bei den ſtudentiſchen Einrichtungen erfolgt iſt. Die in ihr liegende
Anerkennung bisher geleiſteter Arbeit kann die ſtudentiſchen Stel=
len
um ſo mehr freuen, als damit auch die Fortſetzung dieſer
Arheit gewährleiſtet iſt.
Die Landesführung Heſſen des N. S. D. St. B. umfaßt 16 Gruppen an
Hoch= und Fachſchulen. Ihre Aufgabe iſt, die ſtudentiſche Arbeit an
dieſen Schulen im Geiſte des Nationalſozialismus zu formen. Im
Rahmen des Aufbauprogramms eines einheitlichen Rhein=Main=
Gebietes fallen ihr auch organiſatoriſche Arbeiten in dieſem
Sinne zu. Dadurch, daß Herr Reichsſtatthalter Sprenger das Pro=
tektorat
über die Landesführung übernommen hat, iſt der Einbau
des N.S.D.St. B. in Aufbauarbeit und Vereinheitlichungspläne
vollzogen.
Die Landesführung des Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Studentenbundes teilt uns hierzu noch mit, daß ein umfangreiches
Arbeitsprogramm für das Winterſemeſter vom Herrn Reichsſtatt=
halter
gutgeheißen worden iſt und daß die diesbezügliche Arbeit
von der Landesführung bereits begonnen wurde.

Miniſterialabteilung für Bildungsweſen, Kultus, Kunſt und
Volkstum. Erledigt ſi=d eine Lehrerſtelle für einen evange=
liſchen
Lehrer an der Volksſchule in Heblos, Kreis Lauterbach,
Dienſtwohnung wird demnächſt frei; Bewerber muß Orgel ſpielen
können; zwei Lehrerſtellen für evangeliſche Lehrer an der Volks=
ſchule
in Nieder=Wieſen, Kreis Alzey. Dienſtwohnungen
vorhanden.

Jubiläum. Am 27. Oktober feiert Herr Karl Ahl ſein
25jähriges Arbeitsjubiläum bei der Firma Gebr. Roeder AG.;
auch wohnt der Jubilar ſchon 35 Jahre in ein und demſelben
Hauſe, Liebigſtraße 44 gewiß ein Zeichen guten Einvernehmens
zwiſchen Mieter und Vermieter.

Evangeliſche Stadtmiſſion, Mühlſtraße 24. Heute Diens=
tag
, den 24. Oktober, nachmittags 4 Uhr findet wieder eine
Frauenbibelſtunde ſtatt, die Frau Miſſionar Hofmann=
Lindenfels halten wird. Hierzu ergeht herzliche Einladung.
Dichtung und Theater. Im Arbeitsplan der Volkshoch=
ſchule
ſetzt Herr Dr. Max Wauer an acht Abenden ſeinen
Lehrgang über deutſche Dichter fort. Er wird leſen über:
Deutſche Dichtung von Hebbel bis 1900. Herr Dr.
Wauer hat ſeit vielen Jahren einen feſten Stamm von Zuhörern
innerhalb unſeres Kreiſes. Ueber Völkiſche Dichter der
Gegenwart ſpricht an vier Abenden Herr Dr. Rudolf
Erckmann. Er wird nach Weihnachten den Lehrgang fort=
ſetzen
und einſtweilen Kolbenheyer, Johſt, Grieſe und Schäfer
vornehmen. Kolbenheyer hat letzten Februar im Kampfbund ge=
leſen
, Wilhelm Schäfer wird am 9. Nov. bei uns
leſen Hans Johſt, der Leiter des Deutſchen Theaters, ließ ſei=
nen
Schlageter hier über die Bühne gehen Grieſe, ein
Mecklenburger, der ſich heute hell ins Licht ſetzt. F. K. Roede=
meyer
. Lektor an der Wolfgang=Goethe=Univerſität in Frank=
furt
, wird an verſchiedenen Abenden Leſungen aus zeit=
genöſſiſcher
Dichtung darbieten. Die Wiedergeburt
des Deutſchen Theaters mit dem Ziel einer im Kulti=
ſchen
gipfelnden Nationalbühne behandelt an vier Abenden Erich
von Hartz, der erſte Dramaturg unſeres Landestheaters. Ueber
Richard Wagner und ſeinen Ring ſpricht ebenfalls an
vier Abenden Herr=Fritz Strohbach, der Oberſpielleiter un=
ſerer
Bühne. Man möge erſehen daß in der Volkshochſchule auch
dieſe Fächer in beſten Händen ſind. Anmeldungen zu allen
Lehrgängen in der Geſchäftsſtelle. Neckarſtraße 3.

Deutſche Bühne. Unſere Vorſtellungen in dieſer Woche:
Miete K Zuſatzmiete 12 am Dienstag: Alleſſandro Stra=
della
(im Kleinen Haus). Wechſelmiete 0 (18 Vorſt.) am
Mittwoch: Töchter Ihrer Erzellenz (im Kleinen Haus). Karten
ſind gegen Vorlage der Mitgliedscharte ab Montag in der Ge=
ſchäftsſtelle
, nur für Auswärtige abends vor der Vorſtellung, ab=
zuholen
! Volksmiete; am Freitag im Kleinen Haus: Die
Heimkehr des Matthias Bruck. Erſte Vorſtellung dieſer Reihe!
Kartenausgabe mit Mitgliedsausweis ab Mittwoch in der Ge=
ſchäftsſtelle
. Unſere Mieten II und K mit feſten Plätzen ſind im
Kleinen Haus geteilt in Zuſatzmieten 9, 10, 11 und 12. Wir
weiſen beſonders dararuf hin und bitten den jeweiligen Aufruf zur
Vorſtellung genau zu beachten. Zu allen unſeren ver=
billigten
Mieten ſind noch Anmeldungen mög=
lich
. Unſere Geſchäftsſtelle im Kleinen Haus des Landestheaters
iſt täglich vor= und nachmittags geöffnet. Fernruf: 4256.

Hefſiſches Landestheater.

Großes Haus Dienstag Anf. 19½: Ende 23 Uhr. 4 5.
24. Oktober / Der Kaufmann von Venedig. Preiſe 0.504.50 Mittwoch
25. Oktober Anf. 19½, Ende 72½ Uhr. B5.
Preiſe 0.705.50
Fürſt Jgor. Donnerstag Anf. 19½3, Ende 23 Uhr. C.6.
26. Oktober Der Kaufmann von Venedig. Preiſe 0.504.50 Kleines Haus Dienstag Anf. 19½ 2134 Uhr. D. Bühne K2 Zuſatzm. 12
Pr. 0.804.50
24. Oktober /Aleſſandro Stradella. Mittwoch
25. Oktober Anf. 2022½ Uhr. D. Bühne 02 Gr. ITV.
Preiſe 0.703.80
Töchter Ihrer Exzellenz. Donnerstag
26. Oktober Anf. 20 Ende 22½ Uhr. Zuſatzmiete V2.
Preiſe 0.804.50
Aleſſandro Stradella.

Heſſiſches Landestheater. Am Dienstag den 24. Oktober,
im Großen Haus des Landestheaters. Premiere des Luſtſpiels
Der Kaufmann von Venedig von Shakeſpeare. Dieſe
Vorſtellung in Inſzenierung des Oberſpielleiters. Heinz Stieda
trifft den Ton leichter Versgeſtaltung. Sie ſpiegelt die Welt des
genialen Dichters in bunter Bewegtheit. Jede Figur in beſtmög=
licher
Beſetzung iſt ſchauſpieleriſch erfüllt. Den Kaufmann Antonio
ſpielt Hanns Baumeiſter, Baſſanio: Emil Lohkamp, Lorenzo:
Hannsgeorg Laubenthal, Graziano; Hellmuth Hinzelmann Shy=
lok
: Joſef Keim, die weiblichen Hauptrollen ſind beſetzt mit
Porzia:; Luiſe Franke=Booch Jeſſika: Beatrice Doering, Nertiſa:
Edith Wien. Das Bühnenbild hat Edward Suhr geſchaffen; mit
leichten Farben gibt er ein lebendiges Bild der Lagunenſtadt
Venedig. Stimmungen voll Liebesſeligkeit und echter veneziani=
ſcher
Lebensfreude in dieſen Bildern finden Unterſtützung durch
Kompoſitionen von Norbert Schulze im Ton italieniſcher Volks=
lieder
. Die Vorſtellung beginnt um 19.30 Uhr und endet um
23 Uhr. Im Kleinen Haus, um 19.30 Uhr, die Wie=
derholung
der romantiſchen Oper Aleſſandro Stradella
von Friedrich von Flotow. Die Oper in Inſzenierung von Hein=
rich
Kuhn wird zum erſten Male von Beppo Geiger dirigiert. Die
Beſetzung der Hauptpartien iſt wie folgt: Maria Reining. Dr.
Heinrich Allmeroth. Heinz Schlüter, Heinrich Kuhn, Eugen Vogt.
Ende der Vorſtellung um 21.45 Uhr.

Die Heſſemer eines der älkeſfen heſſiſchen Geſchlechter. Ein Achkzigjähriget plauderk über ſeine Familie.

407. Veranfkallung des Alk=Darmftadt
Berein für Orksgeſchichte und Heimaklunde.
In dem dichtgefüllten Fürſtenſaale ſprach Herr Direktor
Heſſemer aus Frankfurt a. M. zu der Alt=Darmſtadt‟= Ge=
meinde
und Familiengeſchichtlichen Vereinigung über: Erin=
nerungen
aus meiner Darmſtädter Ahnengalerie‟
Aufrecht, bewundernswert friſch und fröhlich, plauderte da
ein Achtzigjähriger über ſeine Familie.
Die Heſſemer ſind eines der älteſten heſſiſchen Geſchlechter
und ſind ſchon 1350 in Worms urkundlich nachzuweiſen. Am
Mittelrhein ſind ſie tätig als Zunftmeiſter, Ratsherren, Gilde=
meiſter
und Bauern. Bei Trebur erinnert die Heſſemers Au
an die ſchollenverbundenen Leute. Aber auch in Büdingen. Or=
tenberg
, Offenbach, Frankfurt a. M., im Taunus, Mainz und
Bingen finden wir ſie. Der für Darmſtadt bedeutungsvolle Zweig
kommt aus Königſtädten. (Stammpater war Franz Heſſemer und
wird 1580 als Kaſtenmeiſter zu Königſtädten genannt.) 1725 ſie=
delt
Johann Bernhard Heſſemer von Königſtädten nach Darm=
ſtadt
über, gründet in der oberen Schloßgaſſe (heute Brauerei
Schul) als Bierbrauer, Bender (Küfer) und Wirt ſein Geſchäft.
Neben ſeinem Beruf bekleidet er bis zu ſeinem Tode (1770) noch
verſchiedene Ehrenämter (Ratsverwandter, Hoſpitalmeiſter) Sein
Sohn Joh. Valentin Heſſemer (17341813) führte mit ſeiner
ſchönen Frau das väterliche Geſchäft weiter. Das Gaſthaus wurde
im Volksmund zum ſchönen Dortchen genannt. Dem wohlhaben=
den
Valentin Heſſemer übertrug man auch allerlei Ehrenämter:
Obermeiſter der Bierbrauer und Küferzunft, ſtädtiſcher Aich=
meiſter
, Ratsverwandter und Bürgermeiſter. Als Stadtober=
haupt
wurde er 1796 mit anderen angeſehenen Bürgern und Re=
gierungsbeamten
vom franzöſiſchen General Marceau als Geißel
ſolange in Trier gefangengehalten, bis eine auferlegte Kriegs=
kontribution
für die Obergrafſchaft und Darmſtadt in Höhe von
einer Million Mark (nach dem heutigen Gelde) bezahlt war. J.
Valent. Heſſemer hinterließ zwei Söhne und drei Töchter. Der
älteſte Sohn, Bernhard Heſſemer (17691831) iſt der Großvater
von Herrn Direktor P. Heſſemer. Er ſtudierte in Gießen und war
in Darmſtadt als Oberbaurat tätig. Bernhard Heſſemer war in
zweiter Ehe mit einer Schweſter von ſeinem Schwager Georg

Moller verheiratet. Gern las und erzählte er luſtige Geſchichten,
rauchte dabei ſeine lange Pfeife und freute ſich, wenn ſeine
Freunde auch eine ſolche aus ſeiner Sammlung nahmen und
dann undurchdringlicher Qualm das Zimmer verfinſterte. Sein
Sohn Fritz Max Heſſemer (18001860) ſtudierte in Gießen Ma=
thematik
, war Mitglied der freiheitlich geſinnten Burſchenſchaft
und machte als deren Vertreter 1817 das berühr te Wartburg=
feſt
mit 1822 hatte er die Aufſicht bei dem Bau der katholiſchen
St. Ludwigskirche, eines Werkes ſeines Onkels Georg Moller,
Als Baukondukteur kam Fr. Max Heſſemer viel in Heſſen her=
um
und zeichnete alte Bauten, Burgen, Tore, Kirchen uſw. die
zum großen Teil heute nicht mehr ſtehen. Es ſind meiſterhaft
ausgeführte Bleiſtiftzeichnungen und Aquarelle; 200 Stück ſind
als Leihgabe im Städelſchen Inſtitut in Frankfurt a. M., 300 im
hieſigen Denkmalarchiv und eine Anzahl im Friedberger Mu=
ſeum
. 1833 heiratete Fr. Max Heſſemer die zweitälteſte Tochter
ſeines Oheims Georg Heſſemer zu Rüſſelsheim und führte ſie als
Frau Profeſſor nach Frankfurt a. M. Gern und oft weilte das
Paar mit ihren Kindern in Rüſſelsheim, wo Georg Heſſemer eine
ſchwungvolle Weinhandlung und Landwirtſchaft betrieb und als
Bürgermeiſter dafür ſorgte, daß ſich der erſte Arzt dort nieder=
ließ
, eine Apotheke, und aus eigenen Mitteln eine Kleinkinder=
ſchule
eingerichtet wurden. Das ſchöne Landgut, mit dem drei
heſſiſche Moxgen großen Garten, war das ſommerliche Paradies
der ganzen Familie.
Der Vortrag war gewürzt mit vielen Anekdoten, von denen
folgende den Schluß machte: Ein paar Wochen nach der Ankunft
eines herzigen Töchterleins weilte Familie Direktor Paul Heſ=
ſemer
in Rüſſelsheim, wo ſich deſſen Gattin durch eine roſtigen
Nagel eine Verwundung am Arme zuzog. Der Arzt behandelte
die Wunde mit Karbol und Jodoform, was einen ſtarken Geruch
im Hauſe verbreitete. Als der ſechsjährige Junge aus der Schule
kam und den Duft wahrnahm, rief er freudig: Mutti! Mutti!
haben wir wieder ein Schweſterchen bekommen, weil es ſo ſtark
nach Storch riecht?
Dem Herrn Vortragenden wurde reicher Beifall der großen
Verſammlung zuteil. Der Vorſitzende, Herr Eidmann, und Herr
Regierungsrat Schäfer ſprachen den herzlichſten Dank von Alt=
Darmſtadt und der Familiengeſchichtlichen Vereinigung aus.
Am 2. November erzählt Herr Hans Landmann aus dem
Leben ſeines Großvaters, des Geh. Mes.=Rates Prof. Dr. Lorenz.

EPA. Gemeindejugendabend in der Martinsgemeinde. Es wird
nochmals hingewieſen auf die Gemeindejugendabende in der Mar=
tinsgemeinde
, die alle 14 Tage ſtattfinden, und für alle konfirmier=
ten
Jugendlichen der Gemeinde ohne jede Beſchränkung und Bin=
dung
offenſtehen. Heute, Dienstag, abends 8 Uhr, verſammeln
ſich die Jugendlichen unter der Leitung von Pfarrer Dr. Berger zu
Lied, Vortrag und Ausſprache. Für die Mädchen der Gemeinde
iſt jeden Donnerstag abend in den beiden Gemeindehäuſern Zu=
ſammenkunft
.

Am 12. November
helft mit Eurer Stimme Adolf Hitler ein
neues Deutſchland aufbauen, ein Reich
des Friedens, der Ehre, der Arbeit!

Verein von Freunden der Photographie zu Darmſtadt. Bei
der in Magdeburg ſtattfindenden Jubiläumsausſtellung des Ver=
bandes
Deutſcher Amateurphotographenvereine konnte unſer Mit=
glied
, Fräulein M. Dieffenbach, in der Abteilung Heimat=
photographie
den Ehrenpreis des Reichsminiſteriums für Volks=
aufklärung
und Propaganda in Verbindung mit der goldenen
Medaille des Verbandes erringen.
Die Auszahlung der Militärverſorgungsgebührniſſe, ſowie
der Invaliden= und Unfallrenten beim Poſtamt (Rheinſtraße) be=
ginnt
in den Monaten November bis März an den Haupt=
zahltagen
erſt um 8 Uhr. Die Militärverſorgungs=
gebührniſſe
für November werden bereits am Samstag.
dem 28. Oktober ausgezahlt. Die Invaliden= und Un=
fallrenten
für November werden am Mittwoch, dem 1. No=
vember
, gezahlt.

Glauben Sie, gnädige Frau,
daß uns das Präparat unbekannt ist, das Ihnen Ihr Arzt
in Deutschland gegen Hämorrhoidenschmerzen verordnet
hat? Zweifellos meinen Sie Posterisan von Dr. Kade, Berlin."
Sie haben es erraten, liebes Fräuiein! Scheinbar sind
Sie über die Heilwirkung dieses Mittels bestens orientiert."
Das stimmt. gnädige Fraul Zu den guten, ausländischen
Präparaten, die die Schweizer Apotheken führen. gehört mit
an erster Stelle Posterisan, das von unseren Aerzten mit
großem Erfolg verordnet wird."
In allen Apotheken: Posterisan-Salbe für RM. 1,63,
Posterisan-Zäpfchen für RN. 2,35.

Winkerhilfe 1933/34.
Die Sammelwagen kommen!

Die Spenden (getragene, Kleidungsſtücke, Schuhe, Wäſche,
Bettzeug, Möbel und ſonſtiger Hausrat) werden dieſer Tage ab=
geholt
. Es iſt Pflicht jedes einzelnen, den bedrängten Volks=
genoſſen
ſo zu helfen, wie es in ſeinen Kräften ſteht. Jeder ein=
zelne
muß für die Allgemeinheit opfern, denn Gemeinnutz geht
vor Eigennutz.
Die Abholung der Spenden wird vorgenommen durch Wagen
(Kraftwagen oder Pferdefahrzeuge) der Heſſiſchen Schutzvolizei,
die gekennzeichnet ſind durch Plakate mit der Aufſchrift Winter=
hilfswerk
des deutſchen Volkes 1933/34. Die Sammlung wird
angekündigt durch Signale. Es wird gebeten, die bereitgehal=
tenen
Gegenſtände an den Wagen zu bringen
Dienstag, den 24. Oktober: Roßdörfer Straße, Soder=
ſtraße
, Erlenweg, Frankenäckerweg, Hicklerſtraße, Wilhelm=Jäger=
Straße Gabelsbergerſtraße, Heinrich=Fuhr=Straße (öſtlich der Hei=
denreichſtraße
, Heidenreichſtraße. Inſelſtraße (ſüdlich der Soder=
ſtraße
), Beckſtraße (ſüdlich der Soderſtraße) Gervinusſtraße ( ſüd=
lich
der Soderſtraße), Wienerſtraße (ſüdlich der Soderſtraße),
Stiftsſtraße (ſüdlich der Soderſtraße), Teichhausſtraße (ſüdlich der
Soderſtraße), Kiesſtraße (öſtlich der Nieder=Ramſtädter Straße).
Mittwoch, den 25. Oktober 1933, in den Vormittagsſtun=
den
: Soderſtraße, Riedlingerſtraße Lindenhofſtraße Heinrich=
Fuhr=Straße (weſtlich der Heidenreichſtraße), Schloſſerſtraße, Beck=
ſtraße
(nördlich der Soderſtraße bis Erbacher Straße) Gervinus=
ſtraße
(nördlich der Soderſtraße), Wienerſtraße (nödlich der
Soderſtraße), Stiftsſtraße (nördlich der Soderſtraße), Teichhaus=
ſtraße
(nördlich der Soderſtraße), Adolf=Spieß=Straße, Landgraf=
Georg=Straße, Dreibrunnenſtraße, Seitersweg. Wingertsberg=
ſtraße
.

Verlegung der Meldeſtelle.

Die Sprechſtunden in der Meldeſtelle für das Winterhilfs=
werk
, Neckarſtraße 3, müſſen umzugshalber in dieſer Woche aus=
fallen
. Ab nächſter Woche befindet ſich die Melde=
ſtelle
in der Wilhelminenſtraße 34 ( Landesver=
ſicherungsamt
).

Muſikverein: Paradies und Peri am 30. Oktober.
Für die muſikaliſch bedeutſame Partie der Peri wurde die Wup=
pertaler
Sopraniſtin Hilde Weſſelmann verpflichtet. Ent=
ſcheidend
für dieſe Wahl war die begeiſterte Anerkennung, die die
Künſtlerin im Frühjahr mit der Wiedergabe der Sopranpartie
der Schöpfung bei Publikum und Preſſe gefunden. H. W. hat
in der Zwiſchenzeit in zahlreichen Städten Nord= und Süddeutſch=
lands
, u. a. kürzlich im Frankfurter Rundfunk, ſehr erfolgreich
geſungen. Aus den vorliegenden Kritiken greifen wir die über
ihre Mitwirkung beim fünften Rheiniſchen Muſikfeſt zu Aachen
heraus. Darüber ſchreibt der Aachener Anzeiger‟: Eine Sängerin
von beſonderen Qualitäten lernte man in der Sopraniſtin Hilde
Weſſelmann kennen. Dieſe enorm muſikaliſche und kultivierte
Sängerin ſang mit einer ausgeglichenen Stimme von großem Lieb=
reiz
und mit einer herrlichen Kunſt der muſikaliſchen Phraſierung.
Die Aachener Rundſchau äußert ſich: Der Edelſopran H. Weſ=
ſelmanns
bekräftigte in der Bewältigung der zum größten Teil
ſehr ſchwierigen Solopartien den hohen Grad künſtleriſcher Durch=
bildung
. H. W. ſang wundervoll im Ausdruck und mit ihrer
reſpektablen Muſikalität, die ſie befähigte, die faſt gänzlich un=
geſtützten
Geſangspartien mit ſozuſagen inſtrumentaler Sicher=
heit
durchzuführen. Da die Künſtlerin die Peri zu ihren
beſten Partien zählt, ſteht den Konzertbeſuchern zweifellos, ein
außerordentlicher Kunſtgenuß bevor.
Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums
beginnt Freitag, den 27. Oktober, ihre Tätigkeit für den kommen=
den
Winter. Studienrat Dr Eſcher, vom Gymnaſium in Mainz,
ſpricht abends 8 Uhr in der Aula des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums
über Antike Stätten im öſtlichen Mittelmeer=
gebiet‟
. Er berichtet über eine Hellasfahrt für Lehrer und
Schüler deutſcher Gymnaſien, die mit dem Hapagdampfer, Oceana
von Genua um die Südſpitze Italiens herum nach Griechenland
und zurück nach Venedig führte. An Hand erleſener Bilder führt.
der Redner zu den einzigartigen prähiſtoriſchen Kulturſtätten der
Inſel Malta, zu den großen Herrſcherſitzen Mykenes und Tiryns
in der Argolis, zu dem Bezirk des Heilgottes Aſklevios in Epi=
daurus
, mit ſeinem wunderbar erhaltenen griechiſchen Theater,
und zu dem hoch in den Bergen liegenden Heiligtum des Apollo
in Delphi. Dann wird der Beſuch der Ruinenſtätte des alten
Karthago geſchildert; es werden die impoſanten Ruinen der grie=
chiſchen
Tempel von Argigento, der Feſtungsanlagen und der
Theater von Syrakus gezeigt. Von dort führt der Vortrag wieder
nach Afrika, und zwar in die von den Italienern in ſorgfiltiger
Arbeit dem Wüſtenſande entriſſene romiſche Stadt Leptis Magna.
Den Abſchluß bilden Bilder von Athen und ſeiner Akropolis, die
auf die hervorragenden Aufnahmen des Meiſterphotographen
Hegli=Weimar zurückgehen. Neben der einen Wiſſenſchaft kommt
alich die Landſchaft und das reiche Leben der Mittelmeerhäfen
mit ihrem Gemiſch von Volker=, Trachten und Gebräuchen zu
ihrem Recht. (Siehe Anzeige.)
Das deutſche Lied von Minneſang bis Barock. Mit den
reizvollſten Inſtrumenten, wie Cembalo, Violen, Pochetten und
Blockflöten, wird das Freiburger Kammertrio die deut=
ſchen
Lieder vom Minneſang bis zum Barock von Walter von
der Vogelweide bis zu Bach in dem hiſtoriſchen Konzert
begleiten, daß es auf Einladung der Literariſch= Künſtle=
riſchen
Geſellſchaft übermorgen Donnerstag, 8 Uhr,
im Feſtſaal der Loge (Sandſtraße 10) gibt. Eine Dauerkarte zu
dem niedrigen Preis von 8 Mk. für Saal oder 12 Mk. für nume=
rierten
Sperrſitz berechtigt zum Beſuch der acht hervorragenden.
Veranſtaltungen, die die Künſtleriſch=Literariſche Geſellſchaft im
kommenden Winter bietet. Karten bei Buchhandlung Bergſträßer.
(Siehe Anzeige.)

[ ][  ][ ]

Seite 6. Nr. 295

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche N
ſten

Dienstag, 24. Oktober 1933

Feierſtunde am Dragoner=Denkmal.
Ed. Sternenklar die Nacht. Ueber dem Dragoner=Ehrenmal
in den Hindenburg=Anlagen lodert aus weitem Becken eine mäch=
tige
Flamme auf. Feierliche Blasmuſik ertönt. Die Dragoner
gedenken wieder der Tage von Kruiſeik, an denen ſie im
erſten Kriegsjahre (21. bis 29. Oktober), zu Fuß und nur mit
dem Karabiner bewaffnet, einen weit überlegenen, aus engliſcher
Gardeinfanterie beſtehenden Feind angriffen und in zähem Rin=
gen
vernichten konnten. Ein erblindeter Teilnehmer jener
Schlacht. Köbel, verſtand es, aus eigenem Miterleben heraus
in packender Weiſe jene ſchweren, aber um ſo ruhmreicheren
Kriegstaten der heſſiſchen Weißen und Roten Dragoner in allen
Einzelheiten wieder in die Erinnerung wachzurufen. In ſeiner
Anſprache flocht er ein ſtilles Gedenken an die damals gefallenen
heſſiſchen Dragoner die Muſik ſpielte das Lied vom guten Ka=
meraden
und alle Gefallenen des Weltkrieges ein. Stadt=
inſpektor
i. R. Keßler wies dann namens der Dragoner=
Vereinigung in einer weiteren Anſprache darauf hin, daß jetzt
endlich unter der nationalen Regierung die alten Soldaten
darüber beruhigt ſein könnten, daß das Blut ihrer gefallenen
Kameraden nicht umſonſt gefloſſen ſei. Im Gegenſatz zu den Be=
ſchuldigungen
unſerer ehemaligen Gegner wünſchten ſie nichts an=
deres
, als daß Ruhe, Ordnung und Friede in Deutſchland herrſchte
und daß ein Dauerfriede nach außen garantiert ſei. In höchſter
Not ſei unſerem Vaterlande in dem Volkskanzler Adolf Hitler
ein getreuer Ekkehart entſtanden, der mit dem Generalfeldmar=
ſchall
und Reichspräſidenten von Hindenburg unſere größte Ver=
ehrung
genieße Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied bildeten den
Ausklang der ſtimmungsvollen Feierſtunde.

In der Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſter=
reichiſchen
Alpenvereins hielt im ſehr gut beſetzten Hörſaal 326 der
Techn. Hochſchule Herr Hans Evelbauer der Sektion Wies=
baden
einen Lichtbildervortrag über Bergfahrten in der
Silvretta‟. Die Wanderung begann von dem ſchön gelegenen Gall=
tür
(1583 Meter) an dem forellenreichen Zeinisſee und Zeinis=
jochhaus
vorbei über das Zeinisjoch zur Verſailſpitze (2464 Meter).
Hier bot ſich lohnender Blick auf die Ferwallgruppe, Silvretta=
gruppe
, Sulzflub und Sceſaplana. Die nächſte Wanderung geht
durch das kleine Fermunttal über die Bielerhöhe mit dauernder
Sicht auf den Piz Buin zur Wiesbadener Hütte (2480 Meter).
Von dieſer Hütte wird das Silvrettahorn (3246 Meter) über den
Fermuntferner, vorüber an einem großen Gletſcherbruch und tiefen
Gletſcherſpalten, die im Lichtbild ſehr anſchaulich dargeſtellt waren,
erreicht. Der anſtrengende Aufſtieg wird durch herrlichen Rund=
blick
auf Fluchthorn. Dreiländerſpitze, Buin, Seehorn. Litzner, Ort=
ler
, Oetztaler und Ferwall belohnt. Unten ſieht man klein die
Wiesbadener Hütte liegen. Weiter folgt der Aufſtieg zum Piz Buin
(3312 Meter). Vom Buin werden nochmals alle Berge geſichtet,
die bereits oben genannt wurden. Dann wird die Dreiländerſpitze
(3186 Meter) beſucht und über die Ochſenſcharte und den Jamtal=
ferner
nach der im Jahre 1882 eröffneten Jamtalhütte abgeſtiegen.
Die Beſteigung der Vallüla (Flammſpitze 2815 Meter) über die
Vallülaalpe mit Kletterei war ſchwierig, beſonders der Abſtieg
zum Madlenerhaus, der ſchlecht markiert iſt, hat viel Zeit in
Anſpruch genommen. Zum Schluß wurde die Fädenerſpitze (2792
Meter) beſtiegen. Der Vortrag wurde von ca. 120, teilweiſe
farbigen Lichtbildern begleitet, die von Herrn Evelbauer ſelbſt
angefertigt wurden und von künſtleriſchem Blick zeugen. Beſonders
war dies der Fall bei den Aufnahmen von Blumen und Tieren,
die der Vortragende auf ſeiner Wanderung antraf, und deren
Aufnahme oft nicht einfach war. Der Führer der Sektion, Herr
Miniſterialrat Guntrum, dankte deshalb dem Vortragenden
der es in hervorragender Weiſe verſtanden hatte, das Erlebte
wiederzugeben, herzlich für das Gebotene.
Singmannſchaft der Turngemeinde 1846. Anläßlich der 50 aktiven Zugehörigkeit ihres erſten Führers, Gärtners
Ludwig Kuhn, zur Tgde. D. 46 veranſtaltete die Singmann=
ſchaft
am vergangenen Samstag, in dem wirkungsvoll dekorier=
ten
Kneipſaal, einen Ehrenabend. zu dem auch der erſte
Führer der Turngemeinde, Dr. Konrad, nebſt den Vorſtandsmit=
gliedern
ſich eingefunden hatten. Unter Mitwirkung von Opern=
ſängerin
Frl. Erna Schieferdecker, Frl. Aenne Bertſch
(Vortragende), Schüler H. G. Kehr (Violine) und dem Piani=
ſten
Rudi Lahl, wurden den Beſuchern genußreiche Stunden
geboten. Das Programm war umrahmt von wirkungsvollen Dar=
bietungen
der Singmannſchaft, eines aus der Mitte der Sänger
gebildeten Quartetts, ſowie Tenorſolis von Sänger Ehrhardt.
Den Abend leitete Sänger Reichert ein, der auch mit einer ſinn=
reichen
Anſprache die Ehrung des Jubilars durch Ueberreichung
einer kunſtvollen Plakette vornahm. Die Glückwünſche des Vor=
ſtandes
der Turngemeinde überbrachte der erſte Führer Turn=
bruder
Dr. Konrad, mit beredten, zu Herzen gehenden Worten,
in der Hoffnung, bald den Ehrenbrief der Deutſchen Turnerſchaft
überreichen zu können. Sänger Thomas Ploch ehrte den Jubilar
durch Ueberreichung eines gerahmten Bildes. Bankbeamter
Kunkelmann von Nierſtein war als früheres Mitglied der Sing=
mannſchaft
mit ſeiner Frau erſchienen, und gedachte des Jubilars
in ehrenden Worten. Den Abend beſchloß man nicht ohne der
nationalen Erhebung und der letzten politiſchen Ereigniſſe mit
der Ermahnung zur Einigkeit und Treuebekenntnis zur Regie=
rung
zu gedenken. Bekräftigt wurden dieſe Gedanken mit einem
Sieg=Heil auf den Reichspräſidenten und Valkskanzler und an=
ſchließendem
Abſingen des Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Liedes.
Markusgemeinde. Am Montag den 30. Oktober, am
Vorabend des Reformationstages, ſoll der Gemeinde im Ge=
meindehaus
, Kiesſtraße 17. abends 8 Uhr, eine Lutherfeier
geboten werden mit dem Leitgedanken: Luther, der Gewiſſens=
rat
des deutſchen Volkes. Pfarrer Vogel wird eine Einführung
geben zu den ausgewählten Lutherworten, die Herr Rechnungs=
direktor
Zulauf ſprechen wird. Die einzelnen Abſchnitte ſollen
durch gemeinſam geſungene Lutherlieder verbunden werden, wo=
zu
das Mitbringen der Geſangbücher erwünſcht iſt. An die
Feier ſchließt ſich ein zwangloſes Zuſammenſein an, um den Ge=
meindegliedern
zu perſönlicher Ausſprache Gelegenheit zu geben,
Teekarten zu 20 Pfg. bitten wir rechtzeitig löſen zu wollen, ent=
weder
bei Frau Luft, Soderſtr. 55, oder bei dem Hausmeiſter
Gſiriſch im Gemeindehaus.
Die Städt. Akademie für Tonkunſt, die ſich eines ſehr ſtar=
ken
Intereſſes ſeitens der Oeffentlichkeit nach ihrer Neugeſtaltung
erfreuen darf, ruft die Muſikintereſſenten Darmſtadts zu tätiger
Mithilfe und Werbung für die große Sache einer deutſchen Muſik=
kultur
auf. Allen Bedürfniſſen auf muſikaliſchem Gebiet kann
Rechnung getragen werden, Hausmuſik und große Kulturmuſik
erfahren gleichermaßen eingehende und ſorgſame Pflege. Der
Proſpekt der Akademie enthält alle Einzelheiten über Lehrplan
und Arbeit und ſteht ſämtlichen Intereſſierten in der Städt. Aka=
demie
für Tonkunſt koſtenlos zur Verfügung. Den derzeitigen
Schülern der Anſtalt werden die neuen Beſtimmungen noch in
dieſer Woche zugeſandt. Neueintritt kann trotz des begonnenen
Semeſters jederzeit auch jetzt noch erfolgen, wobei bis jetzt ver=
ſäumten
Stunden ohne weiteres nachgehalten werden. Kein Muſik=
begeiſterter
Darmſtadts ſollte an den reichen Ausbildungsmöglich=
keiten
vorbeigehen, die ſich hier bieten.
Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Am kommenden Samstag, dem
28. Oktober, 7.30 Uhr, gelangt im Kleinen Haus des Landes=
theaters
Der tolle Hund von E. E. Niebergall zur Aufführung.
Dieſes Erſtlingswerk Niebergalls wird zu Unrecht gegenüber dem
Datterich vernachläſſigt, zudem es in gewiſſem Sinne ein Vor=
ſpiel
darſtellt. Hier wird die etwas gewaltſam zu Ende gebrachte
Studienzeit des Akademikers Knippelius und deſſen bewegtes
Liebeswerben dramatiſch geſchildert, und wie er nach Abbruch ſei=
ner
Studien begeiſtert in die Wurſtküche ſeines Vaters zurück=
kehrt
, derſelbe Knippelius, der dann im Datterich als junger
Metzgermeiſter und Ehemann entſcheidend in die Handlung ein=
greift
. Auch für dieſe Vorſtellung gelten die Einheitspreiſe der
Spielgemeinſchaft (0,50 bis 1.50 Mk.). Der Vorverkauf beginnt
am Mittwoch an der Tageskaſſe im Kleinen Haus.
Orpheum. Trunkene Träume. Die bei Publikum und
Preſſe mit ſtarkem Beifall aufgenommenen Expreßſpiele in 30
Bildern gelangen nur noch heute und morgen, abends 8.15 Uhr,
zur Aufführung. Wer ſich ein paar vergnügte Stunden gönnen
will, beſuche einen dieſer Abende. Die Eintrittspreiſe ſind ſehr
niedrig gehalten von 50 Pfg. an, ſo daß es jedem ermöglicht iſt,
die Vorſtellung zu beſuchen. (Siehe Anzeige.)
Reichsbahn=Omnibuslinie DarmſtadtMeſſel. Vielfachen
Wünchen enſprechend, verkehrt die Fahrt Drmſtadt ab 13.00 um
15 Minuten ſpäter, alſo Darmſtadt ab 13.15. Ebenſo wird die
Gegenfahrt Meſſel ab 13,55 um 15 Minuten ſpäter gelegt, alſo
Meſſel ab 14.10. Die Fahrplanänderung tritt am 1. November in
Kraft.
Verwaltungsgerichtshof. Die Dienſträume befinden ſich
vom 23. Oktober 1933 ab im Landtagsgebäude, Rhein=
ſtraße
10, Fernruf 5001, Nebenſtelle 414.

*Wenn die kalten Tage kommen.
Die Kmſt des Uebergangs. Tücken der Zimmerkemperakur. Handſchuhe ſind nicht unmännlich.

Wenn die kalten Tage kommen, tun viele jedes Jahr eine
ganze Menge verkehrter Dinge. Man will nicht einſehen, daß
nun einmal der Menſch ſich nach den Jahrszeiten zu richten hat,
und nicht umgekehrt. Wenn man ſich dieſes ganz eindeutige und
unabänderliche Verhältnis nicht genügend vor Augen hält, dann
hat das mitunter recht unangenehme Folgen.
Die meiſten Erkältungen zum Beiſpiel ließen ſich vermeiden,
wenn man einſehen wollte, daß es wenig Zweck hat, bis weit in
den ſpäten Herbſt hinein ſogenannte Abhärtung zu treiben, um
dann ganz plötzlich die Waffen zu ſtrecken und dickſte Winterklei=
dung
anzulegen. Die Folge davon iſt faſt unfehlbar eine Erkäl=
tung
. Es kommt

bielt. Nalt nancde Dusſen de Bunele. Wen Kraiſ Fhif.
kon in das warme geheizte Zimmer, und wundert ſich dann,
wenn die Blumen die Köpfe hängen laſſen.
Erſt wenn es richtig kalt geworden iſt, erinnern ſich viele,
daß dieſes oder jenes Fenſter nicht richtig ſchließt, obwohl man
das ſchon im vorigen Winter wußte. Oder der Ofen hat nicht
mehr richtig gezogen, ein Roſt war durchgebrannt und dergleichen.
Auf den Winter muß man ſich vorbereiten, wie auf jedes
andere große Naturereignis. Wer das rechtzeitig und im genü=
genden
Umfang tut, bewahrt ſich vor Schaden an Geſundheit und
Eigentum.
Friſche, kalte Luft iſt wunderbar, aber es gibt in der Speiſe=
kammer
eine Menge Dinge, die Temperaturen unter Null nicht
gut vertragen, zum Beiſpiel Obſt, Gebäck. Eingemachtes
Auch die Zentralheizung hat ihre Tücken. Viele Leute haben
am Abend, bevor ſie ſchlafen gingen, die Zentralheizung abgeſtellt

und die Fenſter weit geöffnet. In der Nacht wachten ſie dann
durch ein gluckſendes Geräuſch auf: die Heizkörper waren einge=
froren
und geplatzt. Das hat dann ein paar hundert Mark ge=
koſtet
und hätte auf alle Fälle erſpart werden können, wenn man
die Verhaltungsmaßregeln, wie ſie in jedem Mietkontrakt ſtehen,
beſſer beachtet hätte.
Es gibt viele Leute, die, wenn ſie ausgehen, bereits im
warmen Zimmer den Mantel und Schal anlegen. Das iſt nicht
nur unpaſſend, beſonders, wenn man irgendwo zu Beſuch iſt, ſon=
dern
auch ungeſund. Es iſt eine eiſerne Geſundheitsregel, den
Mantel und die anderen warmen Kleidungsſtücke nicht im war=
men
Zimmer anzulegen, ſondern im kühleren Flur. Wenn man
den Mantel angelegt hat, gehe man auch gleich, denn das iſt die
beſte Art, den Körper auf gleichmäßiger Außentemperatur zu
halten
Von mancher Seite wird es als geradezu unmännlich hinge=
ſtellt
, im Winter warme Handſchuhe zu tragen. Gerade das Ge=
genteil
iſt richtig. Jeder der dazu in der Lage iſt, ſoll Hand=
ſchuhe
, und zwar möglichſt warme, tragen. Eine kalte Hand iſt
nicht vvoll arbeitsfähig, und es iſt bedeutend vernünftiger, ein
paar warme wenn auch unmännliche Handſchuhe zu tragen,
als nachher eine halbe Stunde mir dem Warmreiben der Hände
zu verlieren.
Vielfach wird nach einer geeigneten Methode, das Gefrieren
der Fenſter im Winter zu vermeiden geſucht. Es gibt eine ſehr
einfache, die beſonders für große Schaufenſter geeignet iſt; ein
wenig verdünnte Schwefelſäure ganz dicht an die Innenſeite der
Scheibe geſtellt, verhütet jedes Erfrieren. Man muß nur für den
Abzug der Schwefeldämpfe ſorgen!
Lothar Faerber.

Kinderkleider Kinderreigen.
Wie bereits mitgeteilt, bringt im Anſchluß an die Reichs=
werbewoche
des Deutſchen Handwerks der Hausfrauenbund heute
Dienstag, nachmittags 4 Uhr, im Gartenſaal des Saalbaues eine
große Veranſtaltung Kinderkleider Kinderreigen‟. Es iſt
die Wanderausſtellung des Landesverbandes Badiſcher Haus=
Frauenvereine, zu der die verdienſtvolle Landesvorſitzende, Frau
Emma Kromer, Begleitworte ſagen wird. Einige Darmſtädter
Firmen werden Gelegenheit nehmen, ihre hervorragenden Er=
zeugniſſe
zu zeigen, auch die Aliceſchule wird ſich mit einigen
Schülerarbeiten beteiligen. Beyer=Leipzig, der Verlag für die
Frau, bringt neue Vorlagen, Bügelmuſter und Schnitte. Hiſto=
riſche
Kindertrachten erſcheinen im Bilde. Eine turneriſche Vor=
führung
mit dem Hinweis Warum ſoll mein Kind turnen?,
Kinderreigen Kinderlieder werden die Veranſtaltung um=
rahmen
. Wir laden alle unſere Mitglieder, beſonders die jun=
gen
Frauen und Mütter, mit ihren Kindern recht herzlich ein.

Der Polizeiberichl.

Beſchneiden von Hecken; und Buſchwerk. Die Polizeidirektion
weiſt darauf hin, daß Hecken= und Buſchwerk, deren Zweige auf
öffentliche Fahr= und Fußwege hinausragen, mit Rückſicht auf
den Straßenverkehr zurückzuſchneiden bzw. zurückzubinden ſind.
Das Zurückſchneiden iſt nach Art. 8 des Naturſchutzgeſetzes vom 14.
Oktober 1931 zum Schutze der Vögel und der Vogelbauten in der
Zeit vom 1. März bis 1. Auguſt eines jeden Jahres verboten,
Zuwiderhandlungen werden beſtraft.
Verkehrsunfälle. Am Montag, gegen 17.30 Uhr, wurde in
der Gräfenhäuſer Straße an der Ammoniakfabrik die 37jährige
Radfahrerin Frau Margarethe Galsheim aus Darmſtadt, die ge=
rade
in einen Feldweg einbiegen wollte, von einem hinter ihr
herkommenden Perſonenkraftwagen aus Gräfenhauſen angefahren
und derart zu Boden geſchleudert, daß ſie mit erheblichen Bein=
verletzungen
ins Stadtkrankenhaus eingeliefert wurde.
Am Sonntag, gegen 14 Uhr, ſtießen Ecke Sand= und Saal=
bauſtraße
zwei Darmſtädter Perſonenkraftwagen zuſammen. Es
entſtand lediglich Sachſchaden.
Gaſtwirtſchaftseinbrecher am Werk. In der Nacht zum Sonn=
tag
brachen unbekannte Einbrecher in die Räume eines Kaffees
Ecke Eliſabethen= und Zimmerſtraße ein und ſtahlen einen Tiſch=
grammophon
, Marke Klingſor, mit 12 Platten, einen Radio=
apparat
. Marke Schneider=Opel, mit eingebautem Lautſprecher,
eine Geldkaſette mit Kleingeld und eine größere Menge Schoko=
lade
, Pralinen und Rauchwaren. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß
die Einbrecher zum Abtransport der Gegenſtände ein Auto be=
nutzt
haben, Bemerkenswert iſt, daß in dem gleichen Kaffee am
Abend vorher ſchon ein Einbruchsverſuch verübt wurde, wobei die
Einbrecher wahrſcheinlich geſtört wurden. Wer kann. Angaben
machen? Vor Ankauf des Diebesgutes wird dringend gewarnt!
Am Samstag, gegen 23 Uhr, ſtahlen unbekannte Diebe in
einem unbewachten Augenblick im Nebenzimmer des Konkordia=
ſaales
einen Lautſprecher. Allem Anſchein nach handelt es ſich
um die gleichen Täter, die den Einbruch in das Kaffee verübt
haben. Wer hat Beobachtungen gemacht?
Einbruchsdiebſtahl. In der Nacht zum 23. Oktober durch=
ſchnitten
unbekannte Einbrecher den Maſchendraht an einem Fen=
ſter
des Hauſes Frankfurter Straße 36, ſtiegen in einen Lebens=
mittelladen
ein und ſtahlen eine größere Menge Schokolade Back=
und Zuckerwaren. Bei den Tätern ſcheint es ſich um halbwüch=
ſige
Lausbuben zu handeln, die von der Kahlertſtraße aus durch
die Gärten übergeſtiegen waren. Wer hat Wahrnehmungen ge=
macht
?
Fahnendiebſtahl. In der Nacht zum 18. Oktober wurde vor
dem Hauſe Wilhelminenſtraße 22 eine Hakenkreuzfahne, 90X150
Zentimeter, ſamt dem Fahnenmaſt und der Querſtange von unbe=
kannten
Tätern abgeriſſen und geſtohlen. Wer hat die Diebe
beobachtet?
Fahrraddiebſtahl. Am Sonntag, zwiſchen 21 und 24 Uhr,
wurde aus einer Niſche im Städtiſchen Saalbau ein Herrenfahr=
rad
, Marke Opel, geſtohlen.
Bunter Abend der Paddelabteilung des Rot=Weiß, VfR.
Der große Saal der Krone war bis auf den letzten Platz beſetzt,
als der Vorſitzende der Rot=Weiß=Paddler., Herr Otto Um=
breit
, mit einer kurzen, kernigen Begrüßung den Abend er=
öffnete
und die zahlreichen Anweſenden willkommen hieß. Mit
dem Geſang des Paddlerliedes wurde das bunte Programm ein=
geleitet
. Zunächſt zeigte das Photohaus Perabo einen Ama=
teurfilm
über das Leben und Treiben am Altrhein. Dann folgte
der 1. Darmſtädter Handharmonikaklub mit eini=
gen
Vorträgen. Der Darmſtädter Lokalhumoriſt Hugo Wal=
kenhorſt
ſetzte die Lachmuskeln 30 Minuten lang tüchtig in
Bewegung und zeigte ſich nicht nur als muſikaliſches Genie ſon=
dern
erfreute ebenſo durch ſeine humorvollen Vorträge. Dann
kamen die eigenen Kräfte der Rot=Weiß=Paddler zu Wort. Eine
humoriſtiſche Schulſtunde, dargeſtellt von 10 Paddlern und
eine Paddlerin ließ die Anweſenden nicht mehr aus dem Lachen
herauskommen. Ein Meiſter der Hypnoſe ſetzte in einer beſon=
deren
Nummer, betitelt Dr. Rabuſe und das tele=
pathiſche
Rätſel (Harry Wolf u. Willy Trumpfheller), die
Zuhörer in wahrſtes Erſtaunen. Die ſtimmgewaltigen Sän=
ger
des Sturmes 11/115 ſangen auf vielfachen Wunſch das Lied
von der Lore, was die ebenſo kräftigen Sänger vom Sturm
2/143 zum edlen Geſangswettſtreit herausforderte. Die Pa ſen
füllte die Kapelle Kauck mit guter Tanzmuſik aus, und die ſechs
Stunden Bunter Abend vergingen nur zu ſchnell, als bereits
zur vorgerückten Stunde der letzte Vers des Paddlerliedes die
Gäſte zur Heimkehr mahnte. Man hatte einen Abend erlebt, der
nett und amüſant war, wie man es eben bei zünftigen Paddlern
gewohnt iſt.

Union=Theater. Walzerkrieg, der ſchönſte deutſche Film
ſeit Jahren, mit Willy Fritſch und Renate Müller in den Haupt=
rollen
, läuft noch bis auf weiteres. Jugendliche haben Zutritt.
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man ab heute in Erſtauf=
führung
Liane Haid, Guſtav Dießl, Ery Bos, Paul Kemp und
Paul Otto in einem neuen, ſpannenden Abenteurer=Tonfilm Der
Roman einer Nacht, ein Werk, deſſen packende Handlung ſich im
Kontinental=Expreß Paris-Kopenhagen abſpielt. Vorher: Ein
erſtklaſſiges Beiprogramm.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute in Neuaufführung,
nur 3 Tage, Lil Dagover und Hans Stüwe in dem herrlichen Ton=
film
Johannisnacht, ein feſſelndes Schauſpiel aus dem bayeri=
ſchen
Hochgebirge und der Umgebung Berchtesgadens. Dazu ein
reichhaltiges Beiprogramm.
Reſi=Theater zeigt nur noch heute und morgen den ſpan=
nenden
Ufa=Tonfilm Kampf mit dem bekannten Rennfahrer
Manfred von Brauchitſch, deſſen tolle Rennen ebenſo atemberau=
bend
ſind, wie der Humor Kurt Veſpermanns erfreut. In wei=
teren
Rollen Evelyn Holt und Jeſſie Vierogh.

Aus der NSDAP.
alſozialiſtiſche Kriegsopferverſorgung,
Landesleitung Groß=Heſſen.

ſncie er Seſt Seen in Fiu erätdif
Die Sprechſtunden des Gaues Heſſen bzw. des Bezirks Darm=
ſtadt
und der Ortsgruppe Darmſtadt der NSKOV. finden nun=
mehr
in den Geſchäftsſtellen der NSKOV., Hindenburgſtraße 39,
wie folgt ſtatt:
Von 9 bis 12 und 3 bis 5 Uhr nachmittags jeden Montag
und Donnerstag.
Der Landesobmann. Pg. Ziegler, M. d. L., Darmſtadt, Hin=
denburgſtraße
39, iſt nur nach vorheriger Anmeldung zu ſprechen.
Deutſches Jungvolk, Oberjungbann Starkenburg!
Die Angehörigen des Jungvolks die als Mitglieder des
VDA. am Landesjugendtreffen des VDA. vom 28. bis 29. Okto=
ber
teilnehmen ſollen, ſind von dem Fahrtentag des Oberjung=
banns
beurlaubt. Solche Einheiten, die davon zu ſtark betroffen
werden, können ihren Fahrtentag um eine Woche verſchieben. Für
den Jungbann 115 beſteht eine beſondere Regelung Es wird
daran erinnert, daß im übrigen der Fahrtentag unter allen Um=
ſtänden
durchzuführen iſt und daß von jeder Fahrt ein ſchneidi=
ger
Bericht an den Oberjungbann zu gehen hat.
Der Kreisleiter, Pg. Zürtz, teilt mit:
Ortsgruppe IX.
Am Dienstag, dem 24. Oktober, 20,30 Uhr, findet eine Amts=
walterſitzung
bei Stein, Ballonplatz 7, ſtatt. Es iſt unbedingt
notwendig, daß alle Amtswalter erſcheinen. Anzug Dienſtanzug.
Ausweiſe und Blockbücher ſind mitzubringen.
Ortsgruppe IX (Mitte).
Die Mitglieder der Ortsgruppe Mitte werden darauf auf=
merkſam
gemacht, daß am Donnerstag abend im Perkeo, Alexan=
derſtraße
, eine Mitgliederverſammlung ſtattfindet. Es ſpricht
Pg. Würtz, Aſſiſtent für Raſſefragen an der Techniſchen Hochſchule,
über Raſſefragen, unter beſonderer Berückſichtigung der Juden=
frage‟
. Die Pgg. werden gebeten, ſich dieſen Abend freizuhalten,
NS.=Frauenſchaft OG. VI (Schloßgarten).
Nächſter Arbeitsabend am Mittwoch, dem 25. d. M., abends
8 Uhr. bei Gaſtwirt Konrad Breidert, Ecke Frankfurter= und
Blumentalſtraße.
Frauenſchaft, Ortsgruppe 8 (Oſt).
Der Arbeitsabend der Frauenſchaft, Ortsgruppe 8 (Oſt) fin=
det
am Dienstag, 24. Oktober, im Kaplan ſtatt.
NS. Lehrerbund (Kreis Darmſtadt Stadt und Land),
Am Dienstag, dem 24. Oktober 1933, findet um 17.30 Uhr
im Saalbau eine Mitgliederverſammlung ſtatt. Dr. Rink ſpricht
über Nationalſozialismus und Leibesübungen.

Vom Stahlhelm.

Wehrſtahlhelm (Kraftfahrſtaffel).
Die Kraftfahrſtaffel des Wehrſtahlhelms wird von
ahilhelmg der Motor SA. übernommen. Standartenbereich
Kur=Mainz und Rheinheſſen, antreten mit Fahr=
zeugen
am Mittwoch, dem 25. 10. 33, 20.00 Uhr, in Alzey ( Markt=
platz
). Die Angehörigen der Kraftfahrſtaffel des Wehrſtahlhelms
haben reſtlos mit Beifahrern zu erſcheinen.
Der Staffelbeauftragte Der Führer der Motorſtandarte 50
(Darmſtadt).
des Wehrſtahlhelms.
(gez.) Wenzel, Obertruppführer. (gez.) Keller, Standartenführer.
Vereinskalender.
Bund Königin Luiſe Ortsgruppe Darmſtadt.
Mittwoch, den 25. Oktober, abends 8 Uhr: Pflichtverſammlung
bei Sitte, Karlsſtraße. Vortrag über Luftſchutz von Herrn Oberſt
Schroeder. Gäſte herzlichſt willkommen.

Briefkaſten.

Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugéquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht Seantwortet. Dle Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.

Alter Abonnent in R. Wer ſich zu Beginn des 1. Januar im
Beſitz eines Hundes befindet, hat dafür ohne Rückſicht auf die Dauer
ſeines Beſitzes alljährlich eine Steuer von 12 Goldmark an den
Staat und den für die Gemeinde genehmigten Zuſchlag zu zahlen.
Im Fragefalle ſollten Sie beim Hauptzollamt hier wegen Erlaſſes
aus Billigkeitsgründen nachſuchen.
G. T. Der Werbeleiter Schriftleiter Dr.=Ing. H. F. Moel=
Verlag; Vereinigung der Elektrizitätswerke E.V., Berlin
SW. 48, Wilhelmſtraße 37.
Tageskalender für Dienstag, den 24. Oktober 1933.
Helia: Der Roman einer Nacht,
Union: Walzerkrieg‟
Palaſt: Johannisnacht Reſi: Kampf Orpheum:
Trunkene Träume‟. Finkenneſt: Tanz. Fürſtenauer Hof:
Winzerfeſt.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 24. Oktober 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 295 Seite 7

Aus Heſſen.

E. Wixhauſen, 23. Okt. Gemeinderatsſitzung. Das
neu eingetretene Gemeinderatsmitglied Kälber wurde verpflichtet.
Die Bürgerſteuer iſt auf 500 Prozent feſtgeſetzt worden. Das Nat=
haus
wird außen neu hergeſtellt. Die Arbeiten ſind den bei=
den
Weißbindergeſchäften Hch. Deucker und W. Knapp übertragen
worden. Ferner wurden die Deckgebühren feſtgeſetzt. Der Bürger=
meiſter
gab die neue Feſtſetzung der Gehälter der Gemeindebeam=
ten
bekannt.
J. Griesheim, 21. Okt. Im heutigen Vormittagsgotvesdienſt
wurden der Gemeinde die diesjährigen Konfirmanden vorgeſtellt.
Es ſind etwa 180 Kinder, deren Konfirmandenſtunde in der kom=
menden
Woche beginnt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 23. Okt. Rotlaufſeuche. Unter
den Schweinebeſtänden zweier hieſiger Landwirte iſt die Rotlauf=
ſeuche
ausgebrochen. Gehöftſperre iſt angeordnet. Oeffent=
liche
Verſammlung. Die Ortsgruppe der NSDAP. ver=
anſtaltet
Dienstag eine öffentliche Verſammlung. Als Redner iſt
Pg. Alex Stumpf=Neu=Iſenburg gewonnen. Die Verſamm=
lung
beginnt um 7.45 Uhr. Die Rede des Reichskanzlers wird
durch Lautſprecher übertragen. Alle Gemeindeangehörigen ſind
eingeladen. Freiwillige Feuerwehr. Die Schluß=
übung
bewies, daß die hieſige Feuerwehr unter dem Kommando
ihres Führers Gg. Wendel ein gut durchgebildetes Inſtrument iſt,
das im Ernſtfalle allen Anforderungen gerecht werden kann.
G. Ober=Ramſtadt, 23. Okt. Obſt= und Gartenbau=
verein
. Wie der Verein mitteilt, ſtehen zur Förderung der
Anlage geſchloſſener Obſtbaumpflanzungen einheitlicher Sorten
auch dieſes Jahr wieder Reichsmittel zwecks Gewährung von Zu=
ſchüſſen
zur Verfügung. Dieſe Zuſchüſſe betragen 2025 Prozent
der Ankaufskoſten der Bäume, etwa 3040 Pfg. pro Baum. An
die Gewährung des Zuſchuſſes iſt u. a. die Bedingung geknüpft,
daß mindeſtens 20 Bäume in einer geſchloſſenen Anlage zur An=
pflanzung
kommen. Nähere Beratung beim Obſt= und Gartenbau=
verein
, wo auch Anträge bis zum 25. d. M. geſtellt werden müſſen.
Roßdorf, 23. Okt. Arbeitsjubiläum. Am 19. d. M.
waren 25 Jahre verfloſſen, ſeit Herr Adam Kipp bei der Firma
E. Merck=Darmſtadt eingetreten iſt. Zu Ehren des Jubilars wurde
eine kleine Feier veranſtaltet, wobei Frl. Minna Moter einen ſehr
ſchönen Prolog vortrug. Herr Betriebsleiter Bach dankte dem
Jubilar für ſeine langjährige Tätigkeit bei der Firma E. Merck in
einer Anſprache, wobei Herrn Kipp zahlreiche Geſchenke von ſeiten
der Firma, den Angeſtellten, Arbeitern und Arbeiterinnen des
Magazins 8 überreicht wurden.
f. Roßdorf, 23. Okt. Die Spenden für das Winter=
hilfswerk
gingen in unſerer Gemeinde recht zahlreich ein.
Es wurden von Landwirten geſpendet: 232 Zentner Kartoffeln,
33 Zentner Roggen, 1,60 Zentner Gerſte, 25 Pfund Mehl, ſowie
Gemüſe, Fett und Wurſt. Außerdem wurden 15 Kiſtchen Käſe
geſpendet. Insgeſamt wurden 130 Anträge von hilfsbedürftigen
Familien eingereicht, wovon allerdings ein Teil zurückgewieſen
werden muß, da die Bedürftigkeit nicht anerkannt werden kann.
k. Dieburg, 23. Okt Autounfall. Das Laſtauto der
Erbacher Brauerei fuhr infolge des dichten Nebels auf der Straße
nach Groß=Umſtadt in den Graben und mußte abgeſchleppt werden.
Der Beifahrer kam ins Rochusſpital, wurde aber am anderen Tag
wieder entlaſſen. Ein Apfelbaum wurde bei dem Unfall noch
umgeriſſen. Winterhilfswerk der NS.= Volks=
wohlfahrt
. Im Kreiſe Dieburg ſind bis jetzt 3000 Zentner
Kartoffel ſichergeſtellt. Am Montag wurde mit dem Einſammeln
in unſerer Stadt begonnen. Neben einem anſehnlichen Geld=
betrag
ſind außerdem noch große Mengen Gemüſe uſw. bereit=
geſtellt
. Unterſtützungsanſprüche wurden in Dieburg allein 700
geſtellt. Hohes Alter. Ihren 80. Geburtstag beging in
geiſtiger und körperlicher Friſche Frau Eleonore Müth, geb.
Otto. Rheingauſtraße.
r. Babenhauſen, 23. Okt. Fliegerappell. Durch den
Führer der Fliegeruntergrupe Heſſen, Hauptmann a. D. Waſ=
ſung
, wurde hier ein Appell der NS.=Flieger abgehalten. Aus
ſeiner Anſprache, die er an die Mitglieder hielt, ſei folgendes an=
geführt
: Die Fliegerorganiſation hat mit einem Verein nicht das
mindeſte zu tun. Keiner der Teilnehmer hat zunächſt ein Recht
darauf, zu fliegen. Opfer werden in erſter Linie verlangt. Die
fliegeriſche Tradition in Heſſen, die in den Namen Groenhoff und
Nehring gipfelt, iſt hochzuhalten. Das Segelfliegen iſt die Vor=
bedingung
für das Motorfliegen. Die weltanſchauliche Grundlage
der deutſchen Fliegerorganiſationen kann nur der Nationalſozialis=
mus
ſein! Unterſtützung der Fliegerſache wird als wertvoller
Dienſt an der Nation angeſehen, drum gilt es, fördernde Mit=
glieder
zu werben, die finanzielle Opfer für die flugſporttreibende
Jugend bringen. Als Führer der Ortsgruppe Dieburg
wurde Pg. Bürgermeiſter Klein beſtellt.
r. Babenhauſen, 23. Okt. Ein tödlicher Unglücksfall,
dem ein blühendes Kindesleben zum Opfer fiel, ereignete ſich hier.
Das vierjährige Söhnchen der Familie Ph. Fr. Rühl 4, war mit
ſeiner Mutter und ſeinem kleinen Vetter im Garten, um Gelbe=
rüben
auszumachen. Als die Mutter nur für kurze Zeit die beiden
Kinder verließ, ging der Junge die Böſchung zur Gerſprenz hin=
unter
, um eine Rübe zum Eſſen abzuwaſchen. Dabei fiel er ins
Waſſer. Sein kleiner Kamerad lief ſofort heim, um die Mutter
ſeines Vetters zu holen. Bis dieſe jedoch kam und ihren Bub fand,
konnte er nur noch als Leiche geborgen werden. Wiederbelebungs=
verſuche
durch einen ſofort herbeigeholten Arzt hatten leider keinen
Erfolg mehr. Der ſchwergeprüften Familie Rühl bringt man all=
gemein
die herzlichſte Teilnahme entgegen.
El. Brandau i. Odw., 23. Oktober. Wegen Maſern die
Schule geſchloſſen. An unſerer Volksſchule haben die Ma=
ſern
derart zugenommen, daß über die Hälfte der Kinder erkrankt
ſind. Infolgedeſſen wurde am Freitag die Volksſchule geſchloſſen.
m. Beerfelden, 23. Okt. Altmeiſter=Ehrung. Zur
Ehrung ihrer Alten verſammelten ſich zahlreiche Handwerker im
Adler. Den 15 Jubilaren entbot Herr Landtagsabgeordneter
Schott einen herzlichen Willkomm und feierte ſie als die Vor=
kämpfer
der heutigen Generation, ſich zur Ehre, den Jungen zum
Vorbild. Die Stunden entſchwanden bei weiterer Rede und
Gegenrede, unter den Geſängen altvertrauter Volkslieder und den
Klängen einer Kapelle
Ck. Birkenau, 23. Okt. In Anweſenheit des landw. Kreisfach=
beraters
Bauer Friedr. Reinheimer=Reiſen fand hier eine Ver=
ſammlung
der Mitglieder der Milchabſatzgenoſſenſchaft
ſtatt. Der Kreisfachberater ſprach in längeren Ausführungen über
den Aufbau der bäuerlichen Organiſation und über die Maßnah=
men
, die zur Hebung des Bauernſtandes bis jetzt von der Regie=
rung
durchgeführt wurden. Er wies auch eindringlich auf das
Winterhilfswerk hin, wonach jeder Landwirt und Bauer pro Mor=
gen
Anbaufläche einen halben Zentner Kartoffeln oder 10 Pfund
Getreide abzuliefern habe. Die Ausſprache geſtaltete ſich recht rege.
Dp. Zwingenberg, 23. Okt. Den Vorſchriften des Heſſiſchen
Sparkaſſengeſetzes entſprechend, wurde die Bezirksſparkaſſe
Zwingenberg mit ihrer Zweigſtelle und ſämtlichen Agen=
turen
in der Zeit vom 1. Oktober bis 21. Oktober einer eingehen=
den
Prüfung durch den Reviſor des Heſſ. Sparkaſſen= und Giro=
verbandes
. Herrn Macholt=Darmſtadt, unierzogen. Alle Geſchäfts=
zweige
der Kaſſe wurden in Ordnung befunden. Dem Kunden=
kreiſe
der Sparkaſſe wurde durch die Prüfung und deren Ergeb=
niſſe
der Beweis erbracht, daß die Bezirksſparkaſſe Zwingenberg
das in ſie geſetzte Vertrauen verdient.
Cp, Wolfskehlen, 23, Okt. Hohes Alter. Der langjährige
frühere Beigeordnete Landwirt Johannes Guſtav. Hammann
kann am Dienstag ſeinen 81. Geburtstag begehen.
t. Biebesheim, 23. Okt. Großer Hühnerdiebſtahl. In
eine hieſige Hofreite wurde eingebrochen und zirka 36 Hühner
(weiße Leghorn) geſtohlen. Die Hühner wurden wie Blutſpuren
zeigen, gleich abgeſchlachtet. Man nimmt an, daß es ſich um die=
ſelben
Diebe handelt, die den großen Hühnerdiebſtahl in Fürth
i. Odw. ausgeführt haben. Sachdienliche Mitteilungen werden
gerne auf Wunſch vertraulich behandelt.

Der Ehrentag des Eberſtädter Handwerks.
Die Mahnung des Handwerks: Gebk uns Arbeit, gebk uns Aufkräge!
wurden von dem dankbaren Publikum mit Beifall aufgenommen.
Im übrigen waren die einzelnen Programmteile umrahmt von den
Der glänzende Fefkzug.
dem Ganzen fein angepaßten und unter der Stahführung Geißlers
*. Am letzten Sonntag, einem ſchönen, von leuchtender Herbſt= in beſter Weiſe zur Durchführung gebrachten muſikaliſchen Dar=
ſonne
durchfluteten Oktobertag, erreichte die Reichshandwerks= bietungen der oben erwähnten SA.=Kapelle,

woche in Eberſtadt mit einem glänzenden Feſtzug ihren
Höhepunkt und Abſchluß zugleich. Das Ortsbild war wie in ein
Meer von Fahnen getaucht, die Straßen und Häuſer prangten
im Schmuck von Girlanden, Blumen und Kränzen. Unſere Hand=
werker
und Gewerbetreibenden hatten ſich bei dieſer Ausſchmük=
kung
beſondere, Mühe gegeben. Viele Hunderte von Menſchen
bildeten in den Straßen, die der Feſtzug berührte. Spalier. Die
zahlreichen, ſinnreich erdachten und aufgebauten Feſtwagen, die
langen Kolonnen der Meiſter, Geſellen und Lehrlinge; alte er=
graute
Meiſter, frohe, zuverſichtliche und ernſte ſtille Geſichter,
ſowie ſauber gekleidete Mädchen und Frauen der Arbeit zogen vor=
bei
. Wer dieſen Feſtzug mit ſeinen immer wiederkehrenden Mah=
nungen
: Gebt uns Arbeit, gebt uns Aufträge, miterlebt hat,
wird den Sinn der Handwerkswoche verſtanden haben, der uns
denienigen gegenüber, die im Feſtzuge mitmarſchierten, als ihren
Auftraggebern die moraliſche Verpflichtung auferlegt, ihnen durch
Erteilung von Aufträgen helfen, ihre Exiſtenz zu erhalten.
Voran marſchierte das nahrhafte Handwerk der Metzger,
Schweinehändler und Bäcker mit ihren mitgeführten Wagen und
Ochſen. Es folgten die Wagen des Gaſtſtättengewerbes, der Stein=
metze
, Maurer, Zimmerer, Spengler und Inſtallateure, der Weiß=
binder
, Maler und Lackierer, der Schreiner, Glaſer, Schloſſer, der
Buchdrucker, des Elektrogewerbes, ein Wagen der Deutſchen Bau=
und Siedlungsgemeinſchaft, die Wagen der Sattler und Tape=
zierer
, der Schmiede und Wagner, der Uhrmacher, der Schuh=
macherzunft
, der Schneiderzunft, der Friſeure, Wäſcherinnen des
einheimiſchen Waſſerhandels, des Drogen= und Lebensmittelhan=
dels
des Milchhandels und des Kohlenhandels. Sehr draſtiſch
wirkten die Wageninſchriften, die meiſt recht humorvoll den Nagel
auf den Kopf trafen. Die SA., die Hitlerjugend, die Freiwillige

Die erſte Handwerkskarke.

Die Außenſeite der Handwerkerkarte,
wie ſie von nun an ſelbſtändigen Handwerkern als Ausweis über=
geben
wird. Auf der Karte ſind Angaben über die Handwerker=
eigenſchaften
des Betreffenden und über die Befugnis zur Führung
des Meiſtertitels verzeichnet.

Feuerwehr, Fahnendeputationen der örtlichen Vereine Gemeinde=
vertretung
und Gemeindebeamtenſchaft gliederten ſich in den Feſt=
zug
ein; die SA.=Kapelle, der SA.=Spielmannszug, die Kapelle
des Turnvereins 1876 e V. und die Spielmannſchaft der Turn=
geſellſchaft
e. V. ſtellten die Marſchmuſik.
Auf dem Marktplatz fand ſchließlich eine große öffentliche
Kundgebung, bei der zunächſt Zimmermeiſter Wilh. Kern
ſprach, ſtatt. Nach ihm nahm Kreisleiter Zürtz das Wort zu ſehr
bemerkenswerten Darlegungen, hierbei eingehend auf Zweck und
Zeil der Handwerkswerbewoche und das politiſche Geſchehen der
letzten Tage, ſowie auf die Pflicht, die alle Deutſchen am 12. Nov.
zur Wahlurne rufe. Der Redner hatte ſeinen Ausführungen ein
ſtilles Gedenken an alle im Weltkrieg und in den letzten 15 Jahren
im Kampfe um das am 5. März 1933 neu erſtandene deutſche Volk
Gefallenen vorangeſtellt, wobei die Kapelle das Lied vom guten
Kameraden intonierte. Der Redner ſchloß mit einem dreifachen
Sieg Heil auf das deutſche Volk und auf den großen Führer,
unſeren Kanzler Adolf Hitler.
In einem Deutſchen Abend, für den ſich der große Saal
Zum Bergſträßer Hof als viel zu klein erwies, fand die Hand=
werkswerbewoche
ihren Abſchluß. Nach einleitenden Muſikſtücken
der hieſigen SA.=Kapelle ergriff Bildhauer Heinrich Dieter das
Wort zu einer Begrüßungsanſprache. Der Redner gedachte am
Schluſſe ſeiner beifällig aufgenommenen Ausführungen der Bau=
meiſter
, des neuen Deutſchen Reiches, des hohen Ehrenmeiſters des
deutſchen Handwerks, des Reichspräſidenetn von Hindenburg, und
des Volkskanzlers Adolf Hitler, auf ſie ein dreifaches, begeiſtert
aufgenommenes Sieg Heil ausbringend. Die Verſammelten
ſangen mit erhobenem Arm den erſten Vers des Horſt=Weſſellieds.
Anſchließend wandte ſich der Vorſitzende des Geſellenprüfungs=
ausſchuſſes
, Weißbindermeiſter Karl Kolb, an die Junggeſellen,
die er auf der Bühne verſammelt hatte, und ſprach zu ihnen über
die Bedeutung, die einer gründlichen Berufsausbildung für jeden
jungen Handwerker als der Grundlage für die ſpätere ſelbſtändige
Ausübung des erlernten Berufs zukomme. Im weiteren Verlauf
der Veranſtaltung ſang der Geſangverein Germania (1894) unter
Leitung des Dirigenten Chormeiſters Herfurth. Deutſchland, dir
mein Vaterland von Heinrich. Deutſches Volksgebet von Ja=
noske
, Andreas Hofer (bearbeitet von Rebbert) und Morgen=
wanderung
von Sonnet. Einen feinen Genuß bot dem Publikum
Herr Ludwig Stetter=Pfungſtadt, der die beiden Lieder Still
wie die Nacht von Bohm und Stolzenfels am Rhein von Meiß=
ler
vortrug. Die Begleitung auf dem Klavier lag in den Händen
der jungen Muſikkünſtlerin Henny Kirſchner, dem Töchterchen
unſeres bekannten Heimatmalers Wilhelm Kirſchner. Zum vollen
Gelingen des Abends trugen in dankenswerter Weiſe auch der
Turnverein 1876 e. V. und die Turngeſellſchaft e. V. bei. Die ab=
wechſlungsreichen
Darbietungen ſehnengeſtraffter Turner und
hübſcher, ſchneidiger Turnerinnen erweckten regſtes Intereſſe und

Dg. Arheilgen, 22. Okt. Reichshandwerkerwoche.
Zum Abſchluß der Reichshandwerkerwoche hatten NS.=Hago und
Ortsgewerbeverein zu einer Feier in die Turnhalle eingeladen, die
einen guten Beſuch zu verzeichnen hatte. Verbunden damit war
die Weihe der Fahnen der Ortsgruppe der NS.=Hago, des Orts=
gewerbevereins
der Bäcker=Innung ſowie der Metzger=Innung.
Nach der muſikaliſchen Einleitung begrüßte Führer Beyer die
Erſchienenen, ſprach kurz über den Zweck der Werbewoche und
trug ein ſinniges Gedicht, von einem hieſigen Handwerker verfaßt,
vor. Es ſchloß mit einem warmen Appell, das Handwerk nach Mög=
lichkeit
zu unterſtützen. Nach dem Aufmarſch der Fahnen ſprach
Pg. Schmidt=Darmſtadt über die Bedeutung, die dem Hand=
werk
im ſtändiſchen Aufbau des Staates zukommt, und über das
Zunft= und Innungsweſen in früheren Jahren und in der Jetzt=
zeit
. Redner richtete ermahnende Worte an die Handwerker. Der
Kampf gehe heute um die deutſche Seele. Mit dem Tragen natio=
nalſozialiſtiſcher
Abzeichen ſei nichts erreicht, ſondern es ſei erſte
Pflicht eines jeden Deutſchen, nationalſvzialiſtiſch zu
handeln. Der ſtärkſte Feind ſeien heute nicht mehr die Juden,
ſondern der jüdiſche Geiſt, der verſchwinden müſſe. Hierauf folgte
der Akt der Fahnenweihe. Pg. Schmidt weihte die Fahnen als
Symbol der Treue und ermahnte, immer zur Fahne zu ſtehen. Nach
der Verpflichtung der Fahnenträger, übernahm Führer Beyer
die Fahnen mit dem Gelöbnis immerwährender Gefolgſchaftslei=
ſtung
. Mit dem Horſt=Weſſel=Lied wurde der Weiheakt beſchloſſen.
Anſchließend ergriff Herr Bürgermeiſter Birkenſtock das Wort
und hob beſonders hervor, daß Arbeiter, Bauer und Handwerker
die drei wichtigſten Säulen des Staates ſeien. Seinem Sieg=
Heil folgte das Deutſchlandlied. Da der Reinertrag der Veran=
ſtaltung
der Winterhilfe zufloß, dankte Herr Beigeordneter Zeid=
ler
als Gruppenwalter der NS.=Volkswohlfahrt und ermahnte
alle, mitzuhelfen, damit kein Volksgenoſſe zu hungern und zu frie=
ren
brauche. Nach dem Ergebnis der Sammlungen für das Win=
terhilfswerk
ſei der Opferſinn in unſerer Gemeinde groß. Wäh=
rend
die Kapelle leiſe das Lied vom guten Kameraden intonierte,
widmete man den Toten einige Minuten ſtillen Gedenkens.
Weiter brachte der Abend eine bunte Folge flotter Darbietungen
der Turnerinnen und Turner des Turnvereins, des Geſangvereins
Liederzweig und der Feuerwehrkapelle, die alle verdienten Bei=
fall
fanden.
Cd. Michelſtadt, 23. Okt. Die anläßlich der Reichshand=
werkerwoche
im Altdeutſchen Hof veranſtaltete Ausſtellung
hätte auch die ganze Woche über einen ſehr guten Beſuch aufzu=
weiſen
. Mit. Recht konnte der hieſige NS.=Hagoführer von der
Ausſtellung und überhaupt von der ganzen Handwerkerwoche in
ſeiner Schlußanſprache ſagen, daß alles ein voller Erfolg war.
Alle Veranſtaltungen in dieſer Woche, auch der Junghandwerker=
abend
, wo Arbeiter, Beamte und Handwerker wie eine große Fa=
milie
beiſammen ſaßen, zeigten ſo richtig die tiefe Verbundenheit
des deutſchen Handwerks mit den übrigen Berufsſtänden NS.=
Hagoführer Meyer dankte allen, die ihm bei der Vorbereitung
und Durchführung aller Veranſtaltungen behilflich waren, beſon=
ders
Herrn Gewerbelehrer Lehr, der die Ausſtellung arran=
gierte
, ſowie den Ausſtellern ſelbſt. Mit einem Hoch auf das deutſche
Handwerk wurde dann die Ausſtellung geſchloſſen. Inzwiſchen
hatten ſich am Bahnhof die übrigen Handwerksmeiſter mit Ge=
ſellen
und Lehrlingen eingefunden. Von dort bewegte ſich unter
Vorantritt des Spielmannszuges der SA. ein ſtattlicher Fackelzug
durch die Straßen Steinbachs und Michelſtadts wieder bis zum
Bahnhof, wo die Fackeln zuſammen geworfen wurden. Auch dieſer
Fackelzug zeigte wieder die machtvolle Geſchloſſenheit des Hand=
werks
, das mithelfen will am Wiederaufbau des deutſchen Vater=
landes
.
Ci. Erbach, 23. Okt. Ausklang der Handwerker=
woche
. Die Handwerkerwoche fand durch eine machtvolle Kund=
gebung
einen würdigen Abſchluß. Nach Schluß der Ausſtellung
ſtellte ſich in den Straßen an der Fachſchule ein gewaltiger Fackel=
zug
auf. bei dem nicht nur die verſchiedenen Vereine teilnahmen,
ſondern auch alle Berufe in großer Zahl beteiligt waren. Nach
einem Umzug durch die Stadt hielt Herr Bürgermeiſter Lenz auf
dem Adolf=Hitler=Platz eine zündende Anſprache; er erinnerte an
die rege und allſeitige Teilnahme der Bevölkerung bei den ver=
ſchiedenen
Veranſtaltungen der letzten Woche mahnte, in dem
Geiſte dieſer gegenſeitigen Verbundenheit weiterzuarbeiten bat
das Handwerk, durch Qualitätsware und ſolide Preiſe die Kauf=
freudigkeit
zu heben und forderte die Verbraucher auf. nach Mög=
lichkeit
zu kaufen, damit nicht nur die Lage des Handwerks ver=
beſſert
werde, ſondern auch arbeitsloſe Volksgenoſſen neue Ar=
beitsplätze
fänden. Beſonders ſcharf rügte er das Verhalten der
Miesmacher und Nörgler. Mit einem Treugelöbnis für die Füh=
rer
ſchloß die eindrucksvolle Kundgebung ab. Odenwald=
klub
. Bei guter Beteiligung machte die hieſige Ortsgruppe ihre
10. Jahreswanderung. Sie führte durch die Herbſtpracht unſerer
heimiſchen Wälder nach Dorf=Erbach, wo bei Klubmitglied Dingel=
dein
gaſtliche Einkehr gehalten wurde.
m. Beerfelden, 23. Okt. Ende gut, alles gut. In brü=
derlichem
Zuſammenwirken des geſamten Handwerkerſtandes und
ſämtlicher hieſiger Vereine, der Hitlerjugend mit Muſikzug, der
SA. und SA.=Kapelle kam als Abſchluß der Werbewoche für das
Handwerk ein impoſanter Fackelzug zuſtande, der ſich unter den
Klängen der Kapelle und des Muſikzuges nach dem Marktplatz
bewegte. Nach einem Muſikſtück und einem Chor des Sänger=
kranz
erläuterte Herr Karl Horn als Vertreter des Handwerks
noch einmal Sinn und Zweck der abgeſchloſſenen Woche und zeigte
auf, unter welchen Bedingungen eine neue Blüte des Handwerks
möglich iſt. Es folgte ein Chor der Sängerriege, worauf Hekr
N. Gebhardt als Vertreter der NS.=Hago herzlichen Dank allen
ausſprach, die mitwirkten an dem Zuſtandekommen der Aus=
ſtellung
. Seine Rede klang aus in einem Sieg=Heil auf unſere
Führer Hindenburg und Adolf Hitler und in der Aufforderung
in die erſte Strophe des Deutſchlandliedes mit einzuſtimmen. Ruf
und Geſang fanden begeiſterte Aufnahme. In der Glocke war
eine Nachfeier in erſter Linie für das Handwerk, denn der Raum
hätte für alle beteiligten Vereine nicht ausgereicht.
t. Gernsheim, 23. Okt. Der gewaltige Feſtzug der Handwer=
ker
und Gewerbetreibenden war eine machtvolle Kundgebung für
das Handwerk und Gewerbe im nationalſozialiſtiſchen Staat.
Tauſende von Zuſchauern beſonders viele auswärtige Gäſte
hatte der Feſtzug angelockt folgten dieſem in ſeiner Größe und
einzigartigen Aufmachung noch nie geſehenen Feſtzug. Die eine
Gruppe herauszuheben, wäre die andere getadelt. Jeder gab ſich
die größte Mühe, das Beſte und Originellſte zu bieten, was auch
durchweg ſehr gut gelang. Auf dem Peter=Schöffer=Platz richtete
Ortsgruppenleiter Dr. Münchmayer eine Anſprache an die Zug=
teilnehmer
ſowie Zuſchauer. Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf
unſere Führer ſchloß er ſeine Anſprache. Begeiſtert ſtimmte die
Menge in das Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied ein. Abends
fand im Darmſtädter Hof eine NS.=Hago=Kundgebung ſtatt, die
ſtark beſucht war. Der Feſtzug hat erneut unter Beweis geſtellt,
daß das einheimiſche Handwerk und Gewerbe wohlgerüſtet iſt und
daß man für alle vorkommenden Arbeiten Fachleute am Platze
hat. Er war aber auch eine ernſte Mahnung an alle einheimiſchen
Bürger: Unterſtützt das einheimiſche Handwerk und Gewerbe‟
um ſo mitzuhelfen an dem Wiederaufſtieg der Gemeinde und vor
allem unſeres geliebten Vaterlandes.

CELLOPHAN
TI
WETTARTAT

PACKUNG

INHALT TROCKNET NICHT• FEÜCHTET NICHT.BEHALT. SEIN AROMA

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 295

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 24. Oktober 1933

Einweihung des evangeliſchen Gemeindehauſes zu Crumſtadk.

Bei ſchönſtem Herbſtwetter fand am letzten Sonntag die feier=
liche
Einweihung des neuerbauten. Gemeindehauſes in Crumſtadt
ſtatt. Schon ſeit einer Reihe von Jahren waren zahlreiche Glieder
der dortigen evangeliſchen Gemeinde am Werke, einen Mittelpunkt
für das gemeindlich=kirchliche Leben zu ſchaffen: für die kirchliche
Frauenarbeit, für die Jugendpflege, für die Krankenfürſorge, für
die Armenpflege. Nunmehr iſt es unter der zielbewußten und um=
ſichtigen
Führung des Ortsgeiſtlichen, Pfarrer Högy, und dank
der unermüdlichen Tätigkeit des Evgl. Frauenvereins Crumſtadt
und deren Vorſitzenden, Frau Pfarrer Högy, gelungen, auf dem
Gelände der Pfarrhofreite ein ſchönes, geſchmackvoll und zweck=
mäßig
eingerichtetes Gemeindehaus zu errichten, das zugleich eine
hübſche Schweſternwohnung enthält.
Zur Einweihung fand eine größere Feier ſtatt, zu der von der
Landeskirche Prälat D. Dr. Dr. Diehl ſowie die Oberkirchenräte
Dr. Müller und Dr. Horre, und als Vertreter des Staats=
miniſteriums
Rektor Siebert von der Miniſterialabteilung für
Bildungsweſen, Kultus, Kunſt und Volkstum erſchienen waren.
Nach dem Feſtgottesdienſt in der Kirche, in dem Pfarrer Högy die
Feſtpredigt hielt, verſammelte ſich die Gemeinde vor dem neuen
Gemeindehaus, das der Superintendent der Provinz, Oberkirchen=
rat
Dr. Müller, ſeiner zukünftigen Beſtimmung übergab. Er
gab der Hoffnung Ausdruck, daß das neuerſtandene Werk eine
Stätte des Glaubens und der Liebe ſein möge, von der reiche
Kräfte in die Gemeinde und in die Familien ausſtrahlen möchten.
Dem Weiheakt folgten Grußworte durch den Vertreter des
Staates, Rektor Siebert, der darauf hinwies, daß der heu=
tige
nationalſozialiſtiſche Staat auf bewußt chriſtlicher Grundlage
ſtehe, und der ein Bekenntnis dafür ablegte, daß Staat und Kirche
miteinander und füreinander arbeiten ſollten zum Segen des Vol=
kes
und der Nation. Weitere Glückwünſche überbrachten Regie=
rungsbaumeiſter
Speel als Vertreter des Heſſiſchen Hochbau=
amtes
Groß=Gerau, unter deſſen Leitung der Bau errichtet wor=
den
iſt, ſowie Bürgermeiſter Heil, der auch eine Spende der
politiſchen Gemeinde in Ausſicht ſtellte. Mit Worten des Dankes
übergab ſodann Pfarrer Högy dem Superintendenten den Schlüſ=
ſel
, und dieſer öffnete das Haus.
Nach einer kurzen Kaffeepauſe in dem reizenden Saal des Ge=
meindehauſes
, während der weitere Grüße, u. a. auch von Frau
v. Wuſſow als Vertreterin des Verbandes der Heſſiſchen Evgl.
Frauenvereine überbracht wurden, fand ſich die Gemeinde wieder
in der Kirche zuſammen, wo nach einem herzlichen Grußwort des
Vertreters des Dekanats Eberſtadt. Dekan Strack, der Prälat
der Landeskirche D. Dr. Dr. Diehl, das Wort zu einem Vortrag
über die Gründung der Pfarrei Crumſtadt im Jahre 1535 und
deren Werdegang ergriff. In ſeiner packenden, lebendigen, aus
der Fülle ſeines geſchichtlichen Wiſſens ſchöpfenden Art führte er
die Zuhörer in die Zeit vor der Reformation, in der die Paſtorei
Hofheim mit ihrem reichen Grundbeſitz gegründet ward. Der Prä=
lat
führte aus, wie dieſe Paſtorei, deren reicher Ertrag bis da=
hin
lediglich einem einzelnen Mann, dem Paſtor zugute kam,
nach Einführung der Reformation durch den Landgrafen Philipp
dem Großmütigen in eine großartige ſoziale Stiftung, das Hohe
Hoſpital, umgewandelt ward. Die Anſtalt diente zur Aufnahme
von Blinden. Epileptikern, Krüppeln und ſolchen Menſchen, die ſich
nicht mehr ſelbſt vorſtehen konnten. Sie nahm dank der reichen
Beträge, die ihr zugewendet wurden, einen ſolchen Auf=
ſchwung
, daß im Jahre 1590 für die rund 50 Gemeinden der da=
maligen
Obergrafſchaft 160 Betten zur Verfügung ſtanden. Das
Hohe Hoſpital ging ſpäter in den Beſitz des Staates über und dient
jetzt als Heil= und Pflegeanſtalt für Geiſteskranke. Weiterhin
wies der Prälat auf die Erbauung der Kirche in Crumſtadt hin,
die im Jahre 1593 von dem damaligen Superintendenten Johs.
Angelus eingeweiht ward; er erzählte von der Errichtung des
Pfarrhauſes und der Gründung der Schule, die noch über den 30 Krieg hinaus von ſtudierten Schulmeiſtern bedient ward.
Er berichtete von den beiden erſten Geiſtlichen in Crumſtadt:
Balthaſar Kaldenbach aus Bingen, der mit der damaligen evan=
geliſchen
Bewegung in engſte Berührung kam, und Peter Dorſch
aus Eberſtadt, und ihrem wechſelvollen Lebensgang. Beides waren
Männer, die für ihre wahrhaft evangeliſche Ueberzeugung große
Opfer gebracht haben. Zuſammenfaſſend wies der Prälat darauf
hin, wie jener Geiſt, aus dem vor faſt 400 Jahren die Errichtung
eines ſo großartigen ſozialen Werkes wie das Hohe Hoſpital ent=
ſprang
, auf das engſte verwandt iſt mit dem heutigen Geiſt des
National=Sozialismus, der ſeinen Niederſchlag findet in dem Satz
Gemeinnutz geht vor Eigennutz. So ſtelle auch das neuerbaute
Gemeindehaus nur ein neues Glied dar in der Kette jener Werke,

in denen ſich die hohe und uneigennützige Geſinnung unſerer Vor=
fahren
kundgibt.
Die erhebende Feier, die durch muſikaliſche Vorträge eine be=
ſonders
eindrucksvolle Note erhielt, fand mit einem herzlichen
Dankeswort des Ortsgeiſtlichen ihren Abſchluß.

Rundſunk=Programme.

Gernsheim. 23 Okt. Waſſerſtand des Rheins
am Pegel am 22. Oktober Meter, am 23. Oktober 0,58 Meter,
jeweils 5.30 Uhr vormittags.
P Rüſſels heim, 23. Okt. Im Rathausſaal fand unter Vorſitz
des Ortsgruppenleiters der NSDAP. Dr. Schranz eine Sitzung
der NS. Wohlfahrtskommiſſion ſtatt. Zu Ortswal=
tern
wurden Lehrer i. R. Zimmer, zu deſſen Stellvertretung H.
Schaetler zum Geſchäftsführer Bezirksſchornſteinfeger Weißreck,
zum Kaſſierer Wilhelm Lauth ernannt; zu Kommiſſionsmitglie=
dern
Rektor Diehl, Lehrer Braun, Arzt Dr. Mißler, Dentiſt Sper=
ling
, Johann Grünewald und Chriſtoph Treber,
Aus Mainz und Rheinheſſen.
El Oſthofen, 23 Okt. Geſchichtlicher Fund. Vor eini=
ger
Zeit wurde unter dem Fußboden im Schwanen eine eiſerne
Truhe aus dem 15. Jahrhundert ausgegraben. Bei dieſem Fund
konnten weiterhin zwei Bibeln aus den Jahren 1524 und 1533
ſichergeſtellt werden. Die Fundſtücke werden gegenwärtig im
Rahmen einer Ausſtellung von Altertümern im Schwanen ge=
zeigt
. An einem Tag wurde die Ausſtellung von nahezu 1000
Perſonen beſucht.

Oberheſſen.

h. Alsfeld, 23. Okt. Ein tödliches Unglück ereignete
ſich beim Rangieren auf dem hieſigen Bahnhof. Der Rangierer
Brehm wurde beim Ankoppeln der Wagen von den Puffern er=
faßt
und geriet unter die Räder des Zuges. Mit lebensgefähr=
lichen
Verletzungen verbrachte man ihn ins Alsfelder Kranken=
haus
, wo er bald darauf ſtarb.
Geſchäftliches.
Geſchäftseröffnung. Unter dem Namen Woll=
ſtube
am Schillerplatz 7 wurde in Darmſtadt von Hugo
Weinberg ein neues Spezialgeſchäft für Wolle und Strümpfe
eröffnet. Die Einrichtung iſt einfach und geſchmackvoll und gibt
jedem Käufer ſofort die Möglichkeit, einen Ueberblick über die vie=
len
Sorten deutſcher Markenwolle zu gewinnen. Viele Modelle der
deutſchen Markenwolle=Fabriken zeigen, welche Kunſtwerke
Frauenhände aus dem vorhandenen Material herſtellen können.
Dazu ſtehen viele Muſter zur Verfügung, außerdem kann jede
Käuferin praktiſche und perſönliche Anleitung zum Stricken und
Häkeln erhalten, Das neue Geſchäft will dazu beitragen, daß der
elte deutſche Brauch: Stricken und Häkeln wieder zur Blüte ge=
langt
.
Ein neuer Kurſus in Kunſtſchrift. Intereſſenten
werden auf den gegen Ende Oktober beginnenden neuen Kurſus in
Kurzſchrift (Lackſchrift) hingewieſen. Der Unterricht umfaßt ins=
beſondere
die deutſche Schrift, welche mit der Feder wie mit dem
Pinſel geſchrieben werden kann, und findet wieder im Zeichenſaal
des Realgymnaſiums ſtatt. Anmeldungen umgehend an Papier=
geſchäft
Gieſelberg, Peter=Gemeinder=Straße, oder Geſchäftsſtelle
der Vereinigung des Einzelhandels von Darmſtadt und Umge=
bung
, e. V., Ludwigsplatz 8, Fernruf 716, erbeten. (Siehe An=
zeige
.)

Wichtig, für Raucher. Viele Raucher wünſchen, ſie
könnten ihren Zähnen ihr ſchönes früheres Ausſehen wiedergeben.
das ſie durch ſtarkes Rauchen verloren haben. Hierfür eignet ſich
am beſten Chlorodont, wie die nachfolgenden Zeilen aus einem
Dankſchreiben beweiſen: Da mein Mann ein ſtarker Raucher iſt,
ſuchte er nach einem Zahnputzmittel, um den mißfarbenen Zahn=
belag
loszuwerden. Dank der vorzüglichen Chlorodont=Zahnpaſta
ſind ſeine häßlichen braunen Raucherzähne verſchwunden, er hat
jetzt wieder ſchneeweiße Zähne bekommen. Auch der üble Mund=
geruch
iſt durch Ihr Chlorodont Mundwaſſer beſeitigt.

12.00:
13.35:
16.00:

17.00:
18.00:
18.20:
18.35:
19.00:

Frankfurt: Dienstag, 24. Oktober

Köln: Mittagskonzert.
Mittagskonzert. Operetten= Potpourris.
Ltg.: Dr. Reinhold Merten.

Das Funkorcheſter

Köln: Nachmittagskonzert. Friſch geſpielt und froh geſungen
Ltg.: Kneip. Mitw: Cläre Hanſen (Sopran), Eugen Engels
(Tenor), Sechs frohe Sänger (Rolf, Hartmann), Schiffer=
klavier
, Mundharmonikaſpieler. Der Kammerchor des Weſt=
deutſchen
Rundfunks. Ltg.: J. Breuer.
Köln: Peter=Quartett ſpielt Haydn, Wolf und Schubert.
Italieniſcher Sprachunterricht. Lino Maſala und O. Frana.
Dr. Schmidt: Lehren der auſtraliſchen Wirtſchaftskreiſe.
Dr. A. Pfeiffer: Humonismus im Dritten Reich.
Vom Deutſchlandſender: Stunde der Nation. Gr. Orcheſter=
konzert
. Brohms=Bach=Stunde. Das verſtärkte Orcheſter des

20.00, Berlin: Geheimrat Grueßer, Vizepräſident des Reichsbundes
für deutſche Sicherheit: Genf und die Weltwirtſchaft.
20.20: Stuttgart: Fehlzündungen. Vom unfreiwilligen Humor.
2.45: Stuttgart: Ein kleines Kapitel Mozart.
21.20: Stuttgart: Quellen, die die Wirtſchaft ſpeiſen. Kautſchuk.
Dazw.: Originalſchallplatten. 22 00: Zeit, Nachrichten.
22.20: Stuttgart: Du mußt wiſſen. 22.30: Nachrichten, Wetter.
22.45: Köln: Unterhaltungsmuſik. 23.00: Köln: Nachtmuſik.
24.00: Von deutſcher Seele, Dr. W. Fraenger: Dürers Vier Apoſtel.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 24. Oktober
10.10: Schulfunk: Unter d. ſchwarzen Bauernfahne. Led u. Dichtung.
10.50: Fröhlicher Kindergarten.
11.30: Dr. Franz Dülberg: Antome Pesne, der Hofmaler Friedrichs
des Großen. 15.00: Jugendſtunde: Neue Winke für den
Photobaſtler. Wir baſteln einen Vergrößerungsapparat.
15.45: Die deutſche Dichterakademie: Guſtav Frenſſen. Aus: Peter
Moors Fahrt nach Südweſt.
16.00: Köln: Nachmittagskonzert.
17.00: Für die Landfrau: Chriſta Jörling: Ueberwinterung der
Topfpflanzen. Anſchl.: Was fertigt die Landfrau aus
deutſcher Wolle für den Witerbedarf ihrer Familie und

ihrer Leute an? (Zwiegeſpräch.)
17.20: Meſſter des Liedes: 1. Robert Franz (zu ſeinem Todestage).

2. Hugo Wolf. 18 00: Das Gedicht.
18.05: Der Reſchspreſſechef der NSDAP. und Führer des Reichs=
verbandes
der Deutſchen Preſſe Dr. Otto Dietrich lieſt aus
ſemem Buch: Mit Hitler an die Macht.
18.25: Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau
19.00: Stunde der Nation: Großes Orcheſterkonzert: Bach=Brahms=
Stunde. Das verſtärkte Orcheſter des Deutſchlandſenders.
20.00: Gehemrat Grüßer: Genf und die Weltwirtſchaft.
20.20: Kabarett: Die Brenneſſel: Literatenwäſche.
21.00: Im Schallplattenladen.
22,25: München: Prof. Dr. Karl Haushofer: Weltpolitiſcher
Monatsbericht. (Aufnahme.)
23.00: Serenaden und Intermezi. Das deutſche Unterhaltungs=
orcheſter
. Ltg.: Eugen Sonntag.

Wekkerbericht.

Die aus dem öſtlichen Hoch ausfließende kontinentale Luft
beſtimmt zunächſt noch die Wetterlage. Da aber durch den Druck=
anſtieg
über Island maritime Luft ſüdwärts vorgeſchoben wird,
iſt vorübergehend mit Störungstätigkeit zu rechnen, wodurch wei=
terhin
vereinzelt auch etwas Niederſchläge auftreten dürften.
Ausſichten für Dienstag, den 24. Oktober: Neblig und bewölkt mit
Aufheiterung, weitere Temperaturausgleichung, noch trocken.
Ausſichten für Mittwoch, den 25. Oktober: Morgens neblig, tags=
über
meiſt bewölkt, einzelne Niederſchläge.
Hauptſchriftleitung: RndelfManve
Veranwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reio md
Ausland und Heſſche Nachrſchten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann=
für
den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; füe
Die Gegenwart, Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeraienteil und geſchäftlſche Mittellungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Witiich ſämilſch in Darmſtadt.

Für unverlangte Manuſfeivie wird Garanze der Rücſendung nicht Übernommen
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

NIAllNel der dedeT von P. Wild

8)

(Copyright by Verlag Alfred Bechthold, Braunſchweig.)

Was tuts. Wir waren einander vorbeſtimmt, vder glaubſt du, ich
hätte einen anderen Mann lieben können wie dich? Das iſt eben das
Wunderbare, daß ſich in uns erfüllt hat, dieſe Liebe, die im Unbewußten
in uns lebte, ehe wir ſelbſt davon erfahren haben. Bei deinem Anblick
aber wußte ich, der iſt mein Schickſal.
Gerhard iſt es unbehaglich. Ihre Jungmädchenauffaſſung und
Exaltation iſt ihm ſtörend, wenn ſie ſo welt= und lebensfremd denkt,
ſolche kindliche Vorſtellung hat, kann ſie dann die Wahrheit ertragen.
Wahrheit iſt immer Abſtand vom Ideal.
Gerhard ſenkt den Kopf, überlegt.
Trauertief dunkelt in der Tiefe das Meer.
Er wird nüchtern. Vielleicht iſt es doch beſſer, er enthüllt ihr die
Wahrheit. In Tſingtau weiß man von ſeiner Verlobung, ein Wort aus
unbefugtem Mund könnte Schaden anrichten. Schließlich iſt er ſelbſt ſein
beſter Anwalt. Ein letztes inneres Zurückſchrecken vor dem Bekenntnis.
Iſt es ſo ſchwer für dich, lächelt ſie.
Nein. Entſchloſſen richtet er ſich auf, bereit zu ſprechen.
Nichts rührt ſich um ſie her, nur das rauſchende Wogen der Waſſer,
das ſtampfende Stoßen und Dröhnen der Maſchinen fällt in die Stille.
Und er erzählt. Jahre greifen ſeine Worte zurück. Bilder einer anderen
Frau ſtehen vor ihm, von ſeiner Liebe zu ihr ſpricht er, behutſam, und
doch verrät er, wie groß ſie geweſen iſt, um die er die Heimat aufgegeben
hat . . . und dann das Ende, die Tragik unſagbarer Enttäuſchung.
Mit keinem Ton unterbricht ſie ihn, ein paarmal ſtreicht ſie leiſe, mit
zögerndem Mitleid, über ſeine Hände.
Ihre Ruhe täuſcht ihn über ihre Empfindungen.
So geſchieht das Ungeheuerliche, Letzte. In aufſteigender, weh=
mütiger
Erinnerung vergißt er die ungeſchriebenen Geſetze der Um=
grenzung
, die er ſeinem Weibe ſchuldig iſt, wiederholt den Rat ihres
Schwagers:
Heirate eine andere, um zu vergeſſen.
Ihre Hände löſen ſich ruckhaft entſetzt aus ſeinen. Totenblaß wird
ihr Geſicht, ſchmerzentſtellt.
Und dieſe andere bin ich?"
Das iſt wie ein Schrei. Dunkel und leer iſt die Nacht plötzlich. Dumpf
trübe. Über den Sternen liegt ein Schleier, ſie glänzen nicht mehr, grau=
ſchwarz
wird die Luft, erſchwert das Atmen.
Langſam verblutet ihre Liebe unter der Grauſamkeit dieſes Be=
kenntniſſes
.
Schreien möchte ſie in der Todesnot ſterbender Liebe. Doch ver=
beißt
ſie den wahnſinnigen Schmerz. Schweigt. Nur ihre verweinten
Hände umkrampfen einander in ſchmerzhaftem Druck.
Die kriſtallene Schale ihres Glücks zerſpringt, jäh, hart. Nachbebendes
Zittern erſchüttert ihre Seele.
Unhörbar flüſtern ihre weißen Lippen immer dasſelbe:
Heirate eine andere, um zu vergeſſen.
Aber Liebſte, ſein Arm legt ſich tröſtend um ſie.
In dem Augenblick dünkt ſie ſeine Berührung Schmach, ſie entzieht
ſich ihm, ſtößt ihn zurück, ſpringt auf.
Vor innerer Kälte erſchauernd lehnt ſie unbeweglich gegen die
Reeling, ſchaut über die endlos bewegte Waſſerfläche zu jenen Fernen,
wo der ſternüberſäte Himmelsbogen mit den ſchimmernden Wäſſern
ineinanderfließt.
Zu den Sternen ſchaut ſie in ſtummer Frage, warum ſie ſo leiden
muß.
Doch die Goldflimmernden kennen kein Mitleid, ſchweigend leuchten
ſie weiter.
nen Gedanken.
Almählich klären ſich ihre

Roman
(Nachdruck verboten.)
Ihre Empörung ſucht einen Ausweg. Sie iſt entehrt. Ein klares
Urteil hat ſie in dieſem Augenblick nicht, nur ihr Gefühl bäumt ſich gegen
die angetane Schmach auf. Sie ſinnt, ſinnt. Ein Ausweg! Und findet
nur den einen: Scheidung.
Es iſt ſpät geworden, als ſie zu Gerhard zurückehrt.
Demütig, in weicher Bitte fleht er:
Vergib, Liebſte, ich habe dir weh getan.
Mit großen Augen ſieht ſie ihn an, ſeltſam fremd iſt er ihr geworden,
ein neuer, anderer, von dem ſie nichts weiß als das Entſetzliche, das er ihr
ſelbſt erzählt hat.
Du ſelbſt haſt mich gebeten, wollteſt die Wahrheit hören, Karola,
du wollteſt es.
Sie zuckt die Achſeln. Welch armſelige Ausflucht. Verſteckt er ſeine
Brutalität hinter ihr?
Vergib.
Laß, wehrt ſie. Ich ertrage es nicht. Wie niedrig haſt du mich
eingeſchätzt, daß du mir das angetan haſt.
Es war dein Wille.
Es war brutal.
Ich bereue tauſendmal, will. . .
Im höchſten Schmerz wächſt ſie zu plötzlicher Reife.
Du haſt ein frevles Spiel mit mir getrieben, mir Liebe vorge=
gaukelt
, haſt mich mit deinen glatten Worten betrogen, ah, wie leicht
habe ich es dir gemacht, ſetzt ſie ſelbſtverächtlich hinzu. Schmählich
haſt du an mir gehandelt, und ich, ſieh, den Vorwurf mache ich mir, ich
war unverantwortlich leichtgläubig. Während ich dir mein Tiefſtes preis=
gab
, haſt du mich ausgelacht.
Nein, ſchreit er auf.
Willſt du damit ſagen, daß ich falſch verſtanden habe? War es nicht
ſo. Du haſt mich geheiratet, um eine andere zu vergeſſen, biſt zu mir
gekommen, wie man zu einer Dirne geht, ohne ſeeliſches Gefühl. Miß=
handelt
haſt du mich, erniedrigt.
Aber. . .
Zitternd vor Erregung ſchneidet ſie ihm das Wort ab.
Wir müſſen uns trennen, es gibt nur eins: Scheidung.
Spiele nicht mit ſolchen Gedanken, warnt er.
Spielen. Bei Gott, mir iſt nie weniger zum Spielen geweſen als
jetzt. Doch müſſen wir zu Ende kommen, je eher je beſſer. Sonſt.. ich
weiß nicht, ſchlecht könnte ich werden, ganz ſchlecht.
Aber Karola, entſetzt er ſich. Ich bin ſchuldig vor dir geworden,
das ſehe ich ein, in bereue. Laß mich gut machen, was ich getan habe.
Doch laß mich meine Beichte beenden, du haſt mich nicht ausſprechen
laſſen, ſonſt würdeſt du vielleicht milder denken.
Biſt du deſſen ſicher?
Ja. Damals war der Gedanke der Heirat frivol, doch als ich dich
kennen lernte, war es anders, und nun habe ich dich lieben gelernt und
werbe in ehrlicher Liebe um dich. Das wollte ich dir noch ſagen, Karola,
und du mußt mir glauben.
Ich weiß nicht, wie ich das könnte.
Haſt Du mich lieb ?
Nie mehr das Wort zwiſchen uns, es iſt ja Lüge, ihre Stimme iſt
leiddunkel.
Nein, Liebe iſt Wahrheit. Sieh, es iſt ſo geweſen, an deiner Liebe
ha. ſich die meine entzündet. Liebe vergibt. Liebe entſühnt. In Liebe
zu dir will ich büßen und über meine Schuld hinauswachſen. Laß uns
eine neue Gemeinſchaft aufbauen, die echter, ſchöner, wahrer iſt als die
geweſene.
Nie.?

Warum nicht?
Ich habe Angſt vor einer neuen Enttäuſchung, mein Glaube iſt
zerſprungen, verloren.
Karola, du biſt noch ein Kind.
Ein Weib, das liebt, iſt kein Kind mehr.
Rätſelhaft verändert iſt ihr Weſen. Fern und groß geworden.
Madonna.
Und ſchöner iſt ſie geworden, begehrenswerter. Starr blickt er auf=
ſie
, der Wunſch kommt ihm, ſie in die Arme zu nehmen und. . .
Nicht doch. Jetzt nicht. Doch eins will er nicht, ſie aus ſeinem Leben;
hinauslaſſen.
Karola, bleibe bei mir.
Ich kann nicht. Die furchtbare Wahrheit. . .
Lautlos, in tränenloſem Schluchzen preßt ſie die Lippen zuſammen.
Er aber findet Worte, mild, lindernd, werbend. Fleht und bittet
wie ein Menſch in höchſter Not.
:..und wenn deine Liebe geſtroben iſt, ich will ſie von neuem eve
wecken, Karola.
Ich kann dir keine Liebe mehr geben, nie wieder.
Wenn du nur bei mir bleibſt, iſt alles gut, fleht er.
Ich habe Angſt.
Nicht doch. und ich gebe dir mein feierliches Wort, ſollte diei
Stunde kommen, wo dein Herz für einen anderen ſpricht und du es mir
ſagſt, ſo biſt du frei. So wollen wir es halten, Karola.
Gibſt du mir dein Wort?
Ich ſchwöre es bei der Liebe zu meiner toten Mutter, die mir
heilig iſt.
IV.
Seit vier Jahren lebt Karola Janſſen in Tſingtau. Aus der Kriſis
der Eheenttäuſchung hat ſie ſich in das neue Lebensgebiet in über=
raſchender
Wandlung eingelebt. Allerdings iſt die Struktur dieſer Ehe
eine andere geworden, als ſie in ihren Jungmädchenträumen geahnt
hat. Die niederſchmetternde Erkenntnis einer großen Leere überbrückt
ſie durch Leichtlebigkeit.
Eine Kompromißehe, ohne Leidenſchaft und Pathos ein kühles
Nebeneinander, ohne Tiefe.
Ihre Hausfrauen= und Mutterpflichten erfüllt ſie, wie man Not=
wendigkeiten
erfüllt, ohne ſich in ihnen zu verlieren.
Jene verhängnisvolle Enthüllung hat ihr ganzes Weſen verändert
den Trieb nach Veräußerlichung, nach Geltenwollen in ihr erweckt und
geſteigert. Aus dem impulſiv warmherzigen Jungmädchen iſt eine kühle,
ſich ihrer Reize und Vorteile bis ins Kleinſte bewußte, oberflächliche
Geſellſchaftsdame geworden.
Sich hervortun, gleichviel auf welchem Gebiet, ob durch die Extro=
vaganz
ihrer Toiletten oder die Paradoxe ihrer Meinungen, iſt ihr im
Grunde vollſtändig gleichgültig. Wenn nur der Zweck erreicht wird:
Auffallen.
Sie will Eindruck machen, eine Rolle ſpielen.
Nicht, daß ſie ihre beiden Kinder vernachläſſigt, doch iſt ihr Sorgen
mehr äußerlich. Für das andere genügt ihr Perſonal. Die Kleinen ſind
mehr oder weniger auch Objekte ihrer Eitelkeit. Stets geſchmackvol
angezogen, meiſt in Farben, die zu den ihrer Kleidung abgetönt ſind
dienen ſie als lichte Folie ihrer eigenen Schönheit, bedeuten einen Reit
mehr.
Stunden kommen, in denen ihr vor ihr ſelbſt graut, wo ſie dieſe
Jagd nach Vergnügungen und Oberflächlichkeiten anwidert. Und doch
iſt es das einzige, das ſie betäubt und ſie braucht Rauſch, Betäubung.
Ihre einſt harmlos friſche, natürliche Heiterkeit iſt im Künſtlichen ver=
flacht
.
Anfang April. Eine ſchreckliche Kälte herrſcht, die alle unangenehm
empfinden. Erkältungen ſind an der Tagesordnung.
Die zweijährige Giſela liegt mit heftigen Halsſchmerzen zu Bett.
einen Prießnitzumſchlag um den Hals gewickelt.
Bei Tiſch iſt Gerhard ſchweigſam. Erſt nach dem Eſſen fragt e!
gleichgültig, alle Krankheiten, beſonders Kinderkrankheiten, ſind ihm
(Fortſetzung folgt)
verhaßt:

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Denstag, 24. Oktober 1933

Nr. 295 Seite 5

Imei

Obergeneralarzt Geheimrat Prof. Dr. Körte,
dem anläßlich der Vollendung des 80. Lebens=
jahres
der Adlerſchild des Reiches vom Reichs=
präſidenten
verliehen wurde. Geheimrat Körte
hat ſich die größten Verdienſte um die deutſche
Chirurgie erworben, insbeſondere im Weltkrieg,
wo er das Sanitätsweſen der Armee Beſeler
unter ſich hatte.

Der älleſte Nakionalſozialift

Bochum. In Bochum=Wanne beging am
Samstag der älteſte Nationalſozialiſt, der Berg=
mann
Wilhelm Sträter, in körperlicher und
geiſtiger Friſche ſeinen 95. Geburtstag. Sträter,
der 1838 geboren iſt, war bis 1875 im Unter=
tagebetrieb
tätig. Infolge eines Unfalls wurde
er dann über Tage als Fördermaſchiniſt beſchäf=
tigt
. Nach 57jähriger, ununterbrochener Tätig=
keit
auf ein und derſelben Zeche wurde Strä=
iter
1914 penſioniert. Sträter, der bereits
mehrere Jahre der NSDAP. angehört, iſt an
LLebensjahren der älteſte Nationalſozialiſt
Deutſchlands.
Die Anklage gegen Dr. Monfang.
* Berlin. Auf Veranlaſſung der Staats=
anwaltſchaft
iſt dieſer Tage der ehemalige Direk=
ator
der Staatlichen Preußiſchen Porzellanmanu=
faktur
Dr. Moufang verhaftet worden, nachdem
(Anklage wegen Betrugs und Untreue zum Nach=
teil
des preußiſchen Staates erhoben worden
war. Dr. Moufang iſt bereits nach Moabit über=
geführt
worden. Er war vom 1. Januar 1925
bis zum Dezember 1928, als ſeine friſtloſe Ent=
laſſung
erfolgte, Direktor der Manufaktur und
bezog damals ein recht anſehnliches Monats=
gehalt
. Seine plötzliche und unverzügliche Ent=
laſſung
war damals ausgeſprochen, weil eine
ganze Reihe von Unregelmäßigkeiten aufgedeckt
worden waren, die Moufang allein zu verant=
worten
hatte. Die meiſten Straftaten, deren ſich
Moufang ſchuldig gemacht hat, ſind bereits ver=
jährt
. Im Laufe der letzten Monate hat die
Staatsanwaltſchaft aber die Nachprüfungen er=
meut
eingeſetzt, und dabei wurde feſtgeſtellt, daß
Moufang den Betrag von 50 000 RM. für die
Finanzierung eines Buches Alt=Berlin im Por=
zellan
aus dem Vermögen der Manufaktur ent=
nommen
hatte, um das Buch, das auf ſeinen
eigenen Namen und ſeine eigene Rechnung lief,
herauszugeben.
Ein Todesopfer des Unfalls in Dahlem.
Berlin. Nach einem ſchweren Unfall in
Dahlem, wo in der Kronprinzenallee, kurz nach
18 Uhr, ein Privatkraftwagen in eine Kolonne
der Hitlerjugend fuhr und mehrere Mitglieder
zu Boden riß, ſtarb der ſchwer verletzte 17 jäh=
rige
Hitlerjunge Fritz Lehmann aus Zehlendorf,
gegen 9 Uhr abends, an den Folgen ſeiner
ſchweren Verletzungen.
Achtet auf eure Kinder!
Berlin. Einen furchtbaren Erſtickungstod
and in dem Berliner Vorort Rudow am Sonn=
ag
mittag ein dreijähriges Kind. Der kleine
Kudi Hun fiel beim Spielen auf einem Lauben=
grundſtück
in eine Waſſertonne und ertrank, ehe
Erwachſene zur Hilfe herbeieilen konnten.
Nobelt
Sträger für Medizin.

Profeſſor Thomas Hunt=Morgan
ſom Techniſchen Inſtitut in Paſadena ( Kali=
ornien
) erhielt den diesjährigen Nobelpreis für
Nedizin. Profeſſor Hunt=Morgan, der 1866 ge=
ſoren
wurde, iſt vor allem durch ſeine Verſuche
auf dem Gebiete der Erbbiologie bekannt ge=
vorden
. Er iſt Mitglied mehrerer wiſſenſchaft=
icher
Geſellſchaften in Kontinent=Europa, in
England und in Leningrad.

Die Kanzlerrede an der Befreiungshalle in Kehlheim.

Laſtauko mit Stahlhelmern verunglückk
Berlin. Am Sonntag nachmittag ereignete
ſich, wie der Montag aus Oppeln meldet, zwi=
ſchen
Friedrichsfelde und Turawa ein ſchwerer
Verkehrsunfall. Ein mit 30 Stahlhelmern be=
ſetztes
Laſtauto fuhr aus bisher unaufgeklärter
Urſache gegen einen Baum und ſtürzte in den
Chauſſeegraben. Die Inſaſſen wurden heraus=
geſchleudert
. Zwei Stahlhelmer wurden ſchwer,
fünf weitere leicht verletzt.

Mörder hingerichkei.
Stuttgart. Von zuſtändiger Stelle wird
mitgeteilt: Der am 19. Juni d. J. vom Schwur=
gericht
wegen Mordes zum Tode verurteilte
ledige Tapezier Robert Grötzinger von Neckar=
weihingen
, Oberamt Ludwigsburg, iſt am Mon=
tag
früh im Hofe des Juſtizgebäudes hinge=
richtet
worden. Grötzingne hatte Ende März d.
J. ſeine Geliebte, deren er überdrüſſig gewor=
den
war, in den Weinbergen am Neckar von
einem Felſen herabgeſtürzt und dann die vom
Sturz ſchon tödlich Verletzte durch Steinwürfe
völlig umgebracht
Waſſerflugzeug bei Konſtanza abgeſtürzt.
Bukareſt. In der Nähe von Konſtanza
ſtürzte am Samstag abend ein mit vier Offi=
zieren
beſetztes Waſſerflugzeug ab. Motorboote
konnten einen Offizier in ſchwer verletztem Zu=
ſtande
bergen. Die drei anderen waren tot.

Adolf Hitler (X) bei ſeiner großen Friedensrede an der Kehlheimer Befreiungshalle,
die jetzt 70 Jahre alt iſt.
Die Befreiungshalle wurde zum Gedenken an den Feldzug 181315 errichtet, deſſen Höhepunkt, die
Völkerſchlacht bei Leipzig, vor 120 Jahren ſtattfand.

Graf Zeppelin in

Miami. Das Luftſchiff Graf Zeppelin
landete um 14.48 Uhr M.EZ. auf dem hieſigen
Marineflughafen, wo es einen Tag vor ſeinem
Weiterflug nach Chicago bleibt.
Die Landung bei Miami.
Miami. Graf Zeppelin kreuzte wegen
Morgennebels 300 Meter hoch über der Stadt.
Die Straßen waren von Menſchen umſäumt. Die
Dampferſirenen heulten, als die Sonne durch=
brach
. Das Luftſchiff fuhr weiter nach dem
Flugplatz Opalocka, wo eine ſchwierige und lang=
wierige
Landung wegen der ungeſchulten Lan=
dungsmannſchaft
erfolgte. Um 9.03 Uhr New
Yorker Zeit (15.03 Uhr M.E.3.) war Graf
Zeppelin feſt. Die Fluggäſte landeten zur Zoll=
kontrolle
. Dr. Eckener verblieb im Luftſchiff, um
das Feſtmachen zu leiten. Er wurde vom Bür=
germeiſter
, dem deutſchen Konſul und dem Emp=
fangsausſchuß
begrüßt. Eckener und die Offi=
ziere
waren Gäſte der Stadtverwaltung zum
Frühſtück und Mittageſſen. Der Weiterflug er=
folgte
um 23 Uhr (5 Uhr M.E.3.).
Lindberghs Pläne bleiben Geheimnis.
London. Das Ehepaar Lindbergh hat ge=
ſtern
mit ſeinem Waſſerflugzeug England mit
derſelben Heimlichkeit wieder verlaſſen, mit der
es Anfang des Monats hier eingetroffen war.
Vor dem Abflug in Southampton weigerte ſich
Lindbergh, das Ziel ſeines Fluges anzugeben.
Dieſes Ziel war dann Galway in Irland, wo
das Waſſerflugzeug in den ſpäten Nachmittags=
ſtunden
eingetroffen iſt. Unklarheit herrſcht je=
doch
darüber, ob Lindbergh trotz der fortge=
ſchrittenen
Jahreszeit über Island und Grön=
land
nach Amerika zurückfliegen will oder der
Beſuch Irlands im Zuſammenhang ſteht mit der
Aufgabe Lindberghs, die Möglichkeiten für die
Einrichtung eines regelmäßigen über Grönland
und Island führenden Luftverkehrs Amerika
Europa zu prüfen.
Byrd zu ſeiner Südpolar=Expedition geſtartet.
New York. Der amerikaniſche Polarfor=
ſcher
Admiral Byrd iſt an Bord des Expedi=
tionsſchiffes
Jakob., Ruppert von Newport
News zu ſeiner zweiten Südpolarexpedition auf=
gebrochen
. 70 Perſonen, darunter zahlreiche Ge=
lehrte
, nehmen daran teil. An Bord befindet
ſich auch ein eigens für Polarflüge ausgerüſtetes
Flugzeug. Die Expedition wird erſt im Laufe
des Jahres 1935 zurückerwartet.

Reich und Ausland.
Mit dem Adlerſchild ausgezeichnet.

Der Ehrenkag
der Handwerker.
Bilder von dem 12 Kilometer langen
Umzug, den 50 000 Handwerker durch
die Straßen der Reichshauptſtadt ver=
anſtalteten
.
Oben links: Die Schornſteinfeger in
voller Tätigkeit. Daneben: Die Kon=
ditoren
. Unten links: Die Fiſchhänd=
ler
mit einer rieſigen Karpfenatrappe.
Daneben eine ernſte Mahnung: Wer
Schwarzarbeit unterſtützt, gehört in den
Schuldturm.

Eine ſelkene ſportliche Tal.

Das Rälſel vom Paſſeier Tal gelöſt.
Innsbruck. Das Schickſal der drei italie=
niſchen
Zollbeamten im Paſſeier=Tal iſt jetzt auf=
geklärt
. In das Innsbrucker Krankenhaus
wurde der 25jährige italieniſche Staatsangehö=
rige
Johann Gufler aus dem Paſſeier=Tal mit
einem Lungenſchuß eingeliefert. Er geſtand, daß
er und ein zweiter Südtiroler namens Hofer
beim Warenſchmuggel aus Oeſterreich nach Ita=
lien
von den drei Zollwächtern feſtgenommen
und nach der Zwickauer Hütte gebracht worden
ſeien. Dort ſei es ihnen gelungen, ſich zu be=
freien
und die drei Zollbeamten zu überwäl=
tigen
. Dabei habe er, Gufler, einen Lungen=
ſchuß
erhalten. Hofer habe die am Boden lie=
genden
drei Soldaten erſchoſſen und die Hütte
angezündet, um jede Spur des Verbrechens zu
verwiſchen. Hofer habe ihn dann nach Oeſter=
reich
gebracht.

Petroleumzug brennt vollſtändig aus.
Bukareſt. Auf der Eiſenbahnſtrecke Sinaia
Ploeſti, iſt ein Petroleumzug mit einer anderen
Lokomotive zuſammengeſtoßen. Ein Tankwagen
mit Petroleum geriet in Brand, und das Feuer
breitete ſich raſch auf den ganzen Zug aus. Bis=
her
ſind fünf Tote und acht Schwerverletzte feſt=
geſtellt
worden. Der Verkehr dürfte auf dieſer
Strecke für längere Zeit unterbrochen bleiben.

Die Turnerin Gertrud Pfabe,
ein Mitglied der Turngemeinde Frankfurt a. O.,
errang als erſte deutſche Frau das Goldene Turn=
und Sportabzeichen nach fünfmaliger Wieder=
holung
. Sie war ebenfalls die erſte deutſche
Frau, die das Silberne Abzeichen nach acht=
maliger
Wiederholung errang.

Deutſches Fallſchirm=Modell
auf einem holländiſchen Flugplatz ausprobiert.
Günſtige Eigenſchaften.
Amſterdam. Auf dem Lufthafen von
Schiphol wurde am Sonntag ein Fallſchirm deut=
ſchen
Fabrikats ausprobiert. Die beſonderen
Eigenſchaften dieſes Fallſchirms beſtehen darin,
daß er ſich auch bei Abſprüngen aus geringer
Höhe rechtzeitig entfaltet. Ein Fallſchirmpilot
ſprang aus einer Höhe von 180 Metern ab, und
ſchon nach einem Sturz von 25 Metern entfaltete
ſich der Fallſchirr

[ ][  ][ ]

Zeugen uralter Kultur.
Aus der Geſchichke des Bodenſeegebietes. Inkereſſanke Ergebniſſe nenzeitlicher Forſchungen und
Ausgrabungsmethoden.
reliquien ein, der bisher in einem der Seitenſchiffe ſtand. Die
große Weſtapſis entfaltet nun erſt ihre ganze monumentale
Die Inſel Reichenau.

Eine Betkelſtadt: nicht parken!

Es wird im weiten deutſchen Land wohl nur ganz wenige
Stellen geben, wo die Zeugen uralter Kultur in ſo unerſchöpf=
lichem
Reichtum daſtehen wie im weſtlichen Bodenſeegebiet. Der
Ueberlinger Seezipfel iſt umrahmt von einem dichten Kranze
Pfahlbauten, die meiſt in doppelter Reihe den Seerand um=
ſäumen
und reiche Funde aus den früheſten Abſchnitten der
Menſchheitsgeſchichte geſpendet haben, die, man als Steinzeit
und Bronzezeit bezeichnet. In der erſten Eiſenzeit waren die
fruchtbaren Ebenen am Nordrande des Sees dicht beſiedelt. Als
die Römer nicht lange vor Beginn unſerer Zeitrechnung das
Land in Beſitz nahmen, beſetzten ſie vor allem die beiden Ecken
des Sees, Brigantium (Bregenz) und Conſtantia (Konſtanz).
Hier keimte auch früh die erſte zarte Saat des Chriſtenglaubens,
die auch die Stürme der Völkerwanderungen nicht mehr ent=
wurzeln
konnten. Als dann aber unter der kraftvollen Herrſchaft
der Karolinger die Kirche machtvoll aufblühte, entſtanden rings
um den Bodenſee zahlreiche große und kleine Gotteshäuſer, und
die Klöſter wurden Pflanzſtätten und Mittelpunkte des ganzen
Kultur= und Geiſteslebens jener Zeit. Zwei von ihnen er=
rangen
bald Weltbedeutung, St. Gallen am Fuße der Hoch=
alpen
und Reichenau auf einer Inſel des Unterſees, den der
Rhein nach ſeinem Austritt aus dem Bodenſee bildet. Kunſt
und Fleiß der Mönche aus dem Orden des heil. Benedikt haben
die Inſel, die ſich als flachgewölbter Rücken aus dem See erhebt,
in fruchtbares Gartenland verwandelt und ihr den ſchönen
Namen gegeben, den ſie noch heute zu Rechte trägt. Hier
drängen ſich auf engſtem Raume die Denkmäler aus der Früh=
zeit
des deutſchen Kirchenbaues, denen die Wiſſenſchaft längſt
verdiente Aufmerkſamkeit ſchenkt. Neue Unterſuchungen lenken
die Augen der geſchichtlich intereſſierten Welt eben erneut auf
die Kirchenbauten der Reichenau.
Von den fünf Kirchen, die einſtmals auf der Reichenau
ſtanden, ſind zwei verſchwunden. Von ihnen wurde die des
heil. Johann erſt 1812 abgebrochen, doch iſt ein Plan von 1707
und ein paar alte Abbildungen erhalten. Für die Kirche des
heil. Adalbert ſind wir auf den gleichen Plan von 1707 und eine
Beſchreibung von 1505 angewieſen. Beides waren dreiſchiffige
Baſiliken.
Von den drei noch ſtehenden Reichenauer Kirchen iſt Peter
und Paul in Unterzell die jüngſte, falls nicht etwa ältere
Teile noch im Boden ſtecken. Sie iſt die einzige zweitürmige
Anlage auf der Inſel. Der Belag der Turmhelme mit knallig
ſpiegelnden Glafurziegeln wirkt allerdings etwas peinlich. Um
ſo ſtärker iſt der Eindruck des Innern in ſeiner ſtrahlend
weißen Helle mit den herrlichen romaniſchen Wandmalereien.
Ein überaus feines Bild bietet die Kirche von der äußerſten
Weſtzunge der Inſel aus etwa von der Terraſſe des Schlößchens
Bürgli (Windegg), wo ſie ſich maleriſch über einer ſtillen Bucht
des Sees aufbaut.
Ein ganzes Bündel von Problemen iſt die auf der ent=
gegengeſetzten
Inſelſpitze gelegene Georgskirche von Oberzell.
Von Friedhof, Aeckern und Weinbergen umrahmt, erhebt ſie ſich
allſeits weithin ſichtbar auf flachem Hügel in denkbar einfachſten
Formen: eine kleine Baſilika mit kreuzförmigem Grundriß, die
Vierung überragt von maſſigem Turm, im Oſten ein Chor
quadratiſcher Geſtalt, im Weſten eine halbrunde Apſis, die zum
größeren Teil eingemantelt iſt von einer ſpäter, doch noch in
romaniſcher Zeit vorgelegten Vorhalle. Das Innenbild wird
beherrſcht von prachtvollen Wandmalereien aus dem Leben
Chriſti, die zu den älteften in Deutſchland am Urſprungsorte
befindlichen gehören und aus dem 10. Jahrhundert ſtammen
werden. Der Chor iſt erhöht, unter ihm liegt eine kleine Krypta
mit nur 5,5 zu 5,5 Meter lichter Größe. Sie iſt ohne Zweifel
der älteſte Teil der ganzen Anlage, die Gründung Heitos am
Anfange des 9. Jahrhunderts. Die kleine Zellenkirche wurde
dann, wahrſcheinlich durch Hatto um 880, erweitert durch Ein=
bau
von 4 Säulen, ſo daß nunmehr eine dreiſchiffige Anlage
entſtand, die allergrößte Aehnlichkeit mit der Krypta von Worms=
Hochheim aufweift, und das Ganze dann eingebaut in eine
Baſilika. Ein Umbau der oberen Teile und des Weſtchors
datiert ſich in die Zeit Witigowos (um 1000), die Weſtvorhalle
iſt noch rund 2 Jahrhunderte jünger. Ueber Einzelheiten der
Baugeſchichte des Kirchleins gehen die Meinungen der Fach=
leute
noch erheblich auseinander. Die letzten ſicheren Erkennt=
niſſe
kann auch hier nur eine eingehende Unterſuchung mit dem
Spaten bringen, die man dem Bauwerk bald wünſchen muß.
Wie ſehr Forſchungen mit dem Rüſtzeug neuzeitlicher Aus=
grabungsmethoden
das überkommene Bild einer alten Kirche
umſtürzen können, haben wir an eigenen Unterſuchungen in
Lorſch während der letzten 6 Jahre geſehen und erleben nun
etwas ganz Aehnliches beim Marienmünſter von Mittelzell.
Der in breiter Wucht hingelagerte Bau iſt in jeder Hinſicht der
Mittelpunkt der Inſel und das Hauptſtück der Reichenauer
Kirchengruppe. Bauliche Veränderungen im Innern boten er=
wünſchte
Gelegenheit, den wichtigen baugeſchichtlichen Problemen
der Kirche mit dem Spaten nachzugehen. Die von Baurat Reißer
und Regierungs=Baumeiſter Elſäſſer geführten Unterſuchungen
erbrachten für die früheſte Zeit der Kirche ganz überraſchende
Erkenntniſſe. Während man bislang die von Abt Heito Anfangs
des 9. Jahrhunderts erbaute Kirche für. den Gründungsbau
hielt, ſind neuerdings noch zwei ältere, dem Heitobau vorher=
gehende
Kirchen feſtgeſtellt worden. Die älteſte muß die vom
heil. Pirmin gleich nach 724 erbaute ſein, ein einräumiger vier=
eckiger
Saal ohne Chor und ohne Seiten= und Querſchiffe der
früheſte Kirchentyp, wie er nun ſchon aus mehreren Beiſpielen
bekannt iſt: Alzeh, Bonn unter dem Münſter, zuletzt Xanten
unter dem Dome u. a. m. Pirmin mußte wegen der Feindſchaft
der alemanniſchen Herzöge ſeine Gründung bald wieder ver=
laſſen
, doch noch am Ende des 8. Jahrhunderts wurde ſie von
Abt Waldo erneuert. Hiervon zeugt der zweite Bau, der den
erſten benutzt, um das Doppelte ſeiner Raumfläche vergrößert
und mit einem kurzen Querhaus und rechteckigem Chore aus=
ſtattet
. Die ſtarke Einziehung der Wand zwiſchen Kirchenraum
und Chor iſt ein charakteriſtiſcher Zug der iro=ſchottiſchen
Miſſionskirchen, Beiſpiele ſind Büraberg bei Fritzlar und
Schindelberg bei Stromberg im Hunsrück. In dieſer Waldo=
kirche
fand ſich eine gemauerte Gruft, wohl das Grab des Mark=
grafen
Gerolt, eines Schwagers Karls des Großen, der 799
gegen die Awaren gefallen war. Von dieſer Kirche ſtehen die
Mauern des Oſtteiles noch zu großen Teilen aufgehend da, ein=
gebaut
in die umfaſſende Bauvornahme des Abtes Heito, die
816 geweiht wurde. Eine auffallende Einzelheit des Heitobaues
iſt die Doppelapſide des Chores. Die Erweiterung der Kirche
zu einer dreiſchiffigen Anlage mit kreuzförmigem Grundriß
ging nach Süden, da an der Nordſeite nach älterer mittel=
ländiſcher
Sitte das Kloſter lag. Von dieſem ſind nur erſt
wenige Mauerzüge angeſchnitten, dabei fand ſich eine ſehr inter=
eſſante
Kanalheizung, die nach den Schichtenverhältniſſen der
karolingiſchen Zeit angehören muß. Erſt unter Abt Witigowo
(kurz vor 1000) erhielt die Kirche Türme vor der Weſtfront,
zwiſchen denen möglicherweiſe (wie in Steinbach) ein Weſtchor
lag. In der erſten Hälfte des 11. Jahrhunderts gab Abt Berno
(F 1048) dem Marienmünſter ſeine endgültige Geſtalt durch
nochmalige Erweiterung nach Weſten. Die Weſtwand des Witi=
gowobaues
wurde nun Oſtwand des Bernobaues, die zwei=
türmige
Anlage wurde beſeitigt und zur Kirche gezogen und
dieſer ein Weſtquerhaus vorgelegt mit einem einzigen ungeheuer
wuchtigen Turme vor die Mitte. Bernos Weſtwerk iſt durch
die Bauarbeiten in ſeiner ganzen Pracht wieder heraus=
gekommen
. Die Mitte nimmt der Altar mit den Marens=

Schönheit, nachdem die Orgelempore herausgenommen und die
Kaiſerloge im oberen Teile wieder freigemacht iſt. Von dieſer
hat man (wie vom Kaiſerthrone im Aachener Münſter) den
aufſchlußreichſten Blick in den architektoniſchen Organismus der
Kirche, die trotz ihres allmählichen Wachſens aus vielfachen
Umbauten doch durchaus den Eindruck eines großen einheit=
lichen
künſtleriſchen Wurfes macht. Sehr begrüßenswert iſt der

Entſchluß, auf die Bemalung der Wände des Weſtbaues zu ver=
zichten
, die ihm den beſten Teil ſeiner Wirkung nehmen müßte.

Der Oſtbau erfuhr einige Jahrhunderte ſpäter ebenfalls eine
einſchneidende Veränderung durch den Anbau eines gotiſchen
Chores, während die Bauvornahmen der Barockzeit das Geſamt=
bild
des Bauwerkes nicht mehr weſentlich umformen konnten.
Wo die bei den Grabungen angetroffenen Grundmauern ſich
treffen oder überſchneiden, ſind durch ummauerte Schächte im
Boden die entſcheidenden Punkte der baugeſchichtlichen Entwick=
lung
ſichtbar gehalten, ſo daß jederzeit eine Nachprüfung des
Befundes möglich iſt.
Wie bei Lorſch, Hirſau und ſonſt iſt die Wahl des Ortes
für die klöſterliche Niederlaſſung wieder ungemein charakteriſtiſch:
auch hier liegt das Kloſter nahe den großen Adern des Ver=
kehrs
, doch genügend abſeits, daß der Lärm der Welt nicht in
die ſtillen Klauſen zu dringen vermag. Ueber der Reichenau
liegt der ganze unbeſchreibliche Zauber der Bodenſeelandſchaft,
dem ſich auch die erſten Bewohner des Kloſters nicht entziehen
konnten und dem Abt Strabo, einer der nächſten Nachfolger des
großen Bauherrn Heito, im 9. Jahrhundert dichteriſchen Aus=
druck
gab:
Reichenau grünendes Eiland, wie biſt du vor andern geſegnet,
Reich an Schätzen des Wiſſens und heiligem Sinn der Bewohner,
Reich an des Obſtbaums Frucht und ſchwellender Traube des
Weinbergs,
Immerdar blüht es auf dir und ſpiegelt im See ſich die Lilie.
Prof. Dr. Friedrich Behn.

(x) Paris. Die meiſten Pariſer Automobiliſten ſind einiger
maßen verſtimmt darüber, daß ſie bei Reiſen in die Provinz ſeien
ſie nun geſchäftlicher Natur oder nur um des Vergnügens halbe=
unternommen
, in den meiſten Städten gepfefferte Parkgelder be
zahlen müſſen. Viele Städte haben in den zureiſenden Automobil
beſitzern eine ergiebige Steuerquelle entdeckt und rupfen ſie un
barmherzig durch Erhebung eines Park=Erlaubnisgeldes‟. Dieſ
Tatſache wurmt die Herren Automobiliſten um ſo mehr, als in
Paris ſelbſt nirgends eine derartige Abgabe erhoben wird. Bis
her iſt eine einzige Stadt im Südweſten Frankreichs zu der Er
kenntnis gekommen, daß dieſe verſchleierte Steuererhebung unan
gebracht iſt und hat ſie für ihr Weichbild aufgehoben.
Das hat die Automobiliſten auf einen Einfall gebracht; ſi
wollen nunmehr ſämtliche Orte, an denen man ihnen das Gell
auf ſolche Weiſe aus der Taſche zieht, boykottieren. Sie haben aud
ſchon an den Landſtraßen vor ſolchen Städten, die das Parkgel)
erheben, Schilder anbringen laſſen, auf denen der Vorüberfah
rende folgende Warnung lieſt: Achtung: Bettelſtadt! Nicht par
ken! Nicht tanken! Ob’s Erfolg haben wird?

Vom Reichtum der Schöpfung.

() London. Ein geduldiger Statiſtiker hat ſoeben aus
gerechnet, daß die Abarten ſämtlicher Tiere auf dem Erdball die
ſtattliche Anzahl von 400 000 erreichen. Nach ſeiner Rechnung gib=
es
280 000 Inſektenarten, wovon 120 000 den Käfern verwande
ſind. 50 000 den Schmetterlingen und 100 000 den Fliegen.
Die Fiſche kommen erſt an zweiter Stelle, nämlich mit 1200
Arten, dann die Vögel und Weichtiere mit 10 000 Abarten, die
Schalentiere mit 10 000, die Reptilien mit 2500, die Säugetiere
mit 2000, die Spinnentiere mit 1500 und die Amphibien mit 1200
Abarten.
Dieſe Statiſtik, die einen Ueberblick über ein geradezu unge=
heures
Material gibt, wurde in zehnjähriger emſiger Arbeit fera
tiggeſtellt. Unwillkürlich taucht dabei die Frage auf, ob nun eine=
ebenſo
großartige Arbeit über die Pflanzen zu erwarten iſt. Als
Linné im Jahre 1750 ſein berühmtes Syſtem der Pflanzenords
nung aufſtellte, errechnete er die Pflanzen in 6000 Klaſſen. Heute
ſchätzen die Botaniker ſie auf 400 000 bis 500 000, aber es iſt zwei=
felhaft
, ob einer von ihnen zehn Jahre ſeines Lebens für eine
ſolche Arbeit opfern würde.

Sport, Spiel und Jucnen

Mokorrad=Kongreß iu Rom beendel.
DDAC. anerkannt. Internationale Termine.

Verſchiedene wichtige Beſchlüſſe wurden auf der Tagung der
FJCM. (Federation Internationale des Clubs Motocycliſtes) in
Rom gefaßt. Das für Deutſchland bedeutendſte Ergebnis iſt die
Anerkennung des DDAC. (Der Deutſche Automobil=Club) als
Vertreter Deutſchlands in der FJCM. ſtattgegeben wurde, auch dem
deutſchen Antrag, den großen Motorradpreis von Eurova anläßlich
der Olympiſchen Spiele 1936 in Deutſchland auszutragen. Fer=
ner
wurde beſchloſſen, eine Spezial=Lizenz für Fahrer zu ſchaffen,
die an ſogenannten klaſſiſchen Veranſtaltungen teilnehmen. Außer=
dem
ſoll in Zukunft bei internationalen Veranſtaltungen ſtets ein
Wettbewerb für Maſchinen bis 165 ccm. ausgeſchrieben werden.
Weiterhin wurden für die Termine für die klaſſiſchen
Rennen 1934 ſowie fieben internationale Prü=
fungen
in Deutſchland feſtgelegt. Die bedeutendſten Ren=
nen
des kommenden Jahres ſind:
25. März: Eilenriederennen in Hannover. 20. Mai:
Großer Preis von Italien. 3. Juni: Eifelrennen auf dem
Nürburgring. 11.13. Juni: Engliſche Touriſt Trophy.
1. Juli: Großer Preis von Deutſchland 21.22. Juli:
2000=Km.=Fahrt durch Deutſchland. 23. Juli: Großer
Preis der FJCM. (Holland=Touriſt=Trophy). 7.8. Juli: Großer
Preis der Schweiz. 15. Juli: Großer Preis von Belgien. 5 Auguſt:
Großer Preis von Frankreich. 18. Auguſt: Großer Preis von
Irland. 19. Auguſt: Großer Bergpreis von Deutſchland
in Freiburg. 23.25. Auguſt: Großer Preis von Spanien.
27. Auguſt 1. September: Internationale Sechstage=
fahrt
. 2 September: Großer Preis von Schweden. 16. Sep=
tember
: Schleizer Dreiecksrennen.

Fußball.
Germania Leeheim TSV. Meſſel 2:10 (1:4).

Das Spiel ſtand unter der ausgezeichneten Leitung von
Schwarz=Griesheim, dem ſein Amt ſehr leicht gemacht wurde, da
beide Mannſchaften ſich einer fairen Spielweiſe befleißigten. So
glich das Spiel eher einem Freundſchaftsſpiel, als einem Punkte=
treffen
. Auch die Zuſchauer verhielten ſich vorbildlich. Leeheim
ſtellte eine junge, ſchnelle Mannſchaft, die jedoch anſcheinend den
Kampf mit wenig Siegeshoffnung begann und das Spiel von
vornherein ſchon als verloren betrachtete. Aber auch der Sieger
konnte nicht immer gefallen. Die Mannſchaft ſpielte zeitweiſe luſt=
und planlos. Hier glaubten einige Spieler ſich angeſichts des
vorausſichtlichen Sieges auf Koſten ihrer Sportkameraden ſchonen
zu müſſen. Das Spiel begann für Leeheim ſehr verheißungsvoll.
Schon in der 4. Minute gelang ihm der Führungstreffer. Meſſel
glich jedoch poſtwendend durch eine Flanke des Linksaußen aus
und der Mittelſtürmer brachte wenig ſpäter Meſſel in Führung.
Beim Stande von 3:1 wurde Leeheims rechter Verteidiger wegen
dauernden Reklamierens vom Platze verwieſen. Bis zur Pauſe
vergrößerte Meſſel dank größerem Können ſeinen Vorſprung auf
4:1. Nach dem Wechſel ſchoß Meſſel in regelmäßigen Abſtänden noch
6 Tore, denen Leeheim in den letzten Minuten eines entgegen=
ſetzen
konnte.

V.f. L. 1911 Michelſtadt F. C. 03 Egelsbach 1:5 (0:2), Ecken 4:4.
Mit dieſem dritten Heimſpiel haben die Michelſtädter vor
ca. 400 Zuſchauern wohl den ſchwerſten Gegner hinter ſich gebracht.
Daß die Punkte in dieſem Treffen für den V.f.L. ſehr hoch hingen,
ſtand von vornherein feſt und der Verluſt kommt nicht über=
raſchend
, höchſtens die Höhe der Torziffer. Die Gaſtgeber ſtießen
hier auf eine Mannſchaft, die körperlich und ſpieleriſch überlegen
war. Trotzdem kann nicht geſagt werden, daß die Gäſte eine jeder=
zeit
klar ſichtbare Ueberlegenheit an den Tag legten. Im Gegen=
teil
, V.f.L. machte es ſeinem Gegner nicht leicht, zu Erfolgen zu
kommen und war, an den Torchancen gemeſſen, ſicherlich keine vier
Tore ſchlechter. Es fehlte dem einheimiſchen Sturm lediglich an der
nötigen Durchſchlagskraft vor dem Tor, wie er ſich überhaupt die,
im Kampf mit alten Kreisligiſten unbedingt notwendige Härte
noch nicht hat aneignen können.
Das Spiel begann gleich mit beiderſeitigen raſanten An=
griffen
, aus denen Egelsbach in der 5. Minute durch einen ſcharf=
geſchoſſenen
Hand=Strafſtoß ſein erſtes Tor buchen kann. M. kommt
nun verſchiedentlich ganz gefährlich vor das Gäſtetor und hätte in
dieſer Periode unbedingt zwei Tore ſchießen müſſen. Aber nichts
wollte glücken. In der 43. Minute bekommt E. einen Handelfmeter
zugeſprochen, der auch verwandelt wird. Die zweite Spielhälfte
brachte zu Anfang verteiltes Feldſpiel und es ſah noch nicht nach
fünf Toren aus. Aber ſchließlich verſchaffte die größere Geiſtes=
gegenwart
in Tornähe bei einem Tor auch ein bißchen Fußball=
glück
den Gäſten noch 3 Erfolge. Trotzdem kämpfte M. unent=
wegt
weiter und erzielt dann auch in der 87. Minute aus einem
Geplänkel vor dem Gäſtetor, angeblich von einem kleinen Jungen
hereingelenkt, das Ehrentor. Der Schiedsrichter gut, trotzdem
konnte man von ihm nicht immer den Eindruck unbedingter Un=
parteiiſchkeit
haben. 2. Mannſchaften 2:1 für E.

Kreisklaſſe l, Gruppe II Ried.

Es ſpricht für die ausgeglichene Spielſtärke der Riedvereine,
daß bereits nach dem dritten Spielſonntag kein Verein mehr
ohne Spielverluſt iſt. In Hofheim verloren die Lampert=
heimer
V.f.L.=Spieler die erſten Punkte. Es war ein heroiſcher
Kampf, der krotz der beiden Hofheimer Tone sfenelich grsgeslichen

war. Die zahlreichen Zuſchauer waren mit den guten Leiſtungem
der Spieler und des Schiedsrichters ſehr zufrieden. Sehr lebbaft,
ging es am Sonntag morgen in Groß=Rohrheim zu, wo
Gernsheim mit beſter Mannſchaft angetreten war. Der ritter= Kampf ſtand unter guter Leitung; beim Seitenwechſel war
noch kein Tor erzielt, obwohl beide Parteien, hauptſächlich Groß=
Rohrheim, dazu Gelegenheit hatten. Auch nach der Pauſe bliebl
der Kampf noch 30 Minuten lang offen und unentſchieden, bis=
dann
der Gernsheimer Sturm ſich endlich richtig zuſammenfand
und durch Hüter (1) und Vowinkel (2) drei Tore erzielte. Die
Groß=Rohrheimer Elf war wieder ſehr eifrig; ihre beſten Leute
waren Kath, Löwenhaupt, der Halbrechte Kohl und nicht zuletzt
der rechte Läufer Donnerstag, der eine ganz große Partie bot,
Die Gernsheimer haben es in erſter Linie ihrer großen Routine‟
zu vedanken, daß ſie in dieſem zweiten Auswärtsſpiel die erſten
Punkte holen konnten. In Biebesheim ſtießen die Bibliſer;
auf einen unverhofft ſtarken Gegner, der hauptſächlich im Sturmn
über ſehr ſchußgewaltige Leute verfügt. Bereits in der 4. Minute=
waren
die Bibliſer zum erſtenmal geſchlagen. Bald darauf ſchoßf
der Biebesheimer Mittelläufer Molter das zweite Tor. Nach der
Pauſe kamen die Bibliſer zeitweiſe etwas auf, aber die gut
trainierten Platzbeſitzer waren viel wendiger und ſchufen immerr
wieder gefährliche Gegenaktionen, die durch Suttheimer noch zwei
ſchöne Tore brachten, während die Bibliſer nur einmal erfolgreiche
waren. Es iſt für die Bibliſer unbedingt erforderlich, daß ſie end=
lich
ganz intenſiv ans Training gehen, wenn ſie nicht noch mehr=
unliebſame
Ueberraſchungen erleben, und ihren zahlreichen Anhangz
allmählich verlieren wollen. In Bobſtadt hatte die Bür=
ſtädter
D. J. K.=Mannſchaft wenig zu beſtellen.

V.f.L. Lampertheim
F.V. Hofheim
Oly. Biebesheim
Alem. Gr.=Rohrheim
Konk. Gernsheim
F.V. Biblis
D.J.K. Lorſch. ..
Vorw. Bobſtadt ..
D.J.K. Bürſtadt

Die Tabelle:
Spiele gew.

un.

Pkt

Gewinnauszug
1. Klaſſe 42. Prrußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten

Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II

2. Melungstag
21. Oktober 1933
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 100 M.
gezogen

2 Bewinne zu 2000 M. 182856
6 Gewinne zu 1000 M. 116222 167958 212154
16 Gewinne zu 800 M. 8562 16963 43393 113452 228889 277266
382547 385433
46 Gewinne zu 600 M. 14765 32160 37405 55792 64026 68883
84129 97674 98033 104018 119896 142982 164372 187337 190188
277368 338755 341435 361707 380086 385406 388625 394913
198 Gewinne zu 200 M. 3863 5476 6765 11917 15120 16594 24200
29982 33684 40917 41729 44997 49318 60554 52312 64764 65288
67367 74140 83081 87005 88834 91238 95364 97913 98990 98980
101456 104067 116843 117364 131228 131619 131894 132459 137508
141428 151487 154048 156548 167866 182178 185015 185033 189982
198161 211710 219288 229846 0251 13 005387 227077 232416 234023
240734 244494 244691 246294 259764 266086 266 189 269356 270048
270080 271381 272864 276188 277637 281747 291145 291373 281975
301040 302574 308542 302842 313084 314866 315313 318498 319802
326649 326882 332798 338897 343185 348068 350764 351947 361137
363372 363972 371361 382830 386103 388569 390009 390054 399062

In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 100 M.
gezogen
6 Gewinne zu 2000 M. 132340 229023 245147
14 Gewinne zu 1000 M. 21850 62182 128245 204827 278117 279286

Bele
18 Gewinne zu 800 M. 10832 54107 163865 223570 266497 268998
311137 347160 357140
40 Gewinne zu 600 M. 35592 67495 75974 122555 145595 168678
175154 177601 183699 191226 274889 282369 293209 300136 307573
329690 349264 367813 388821 399424
160 Bewinne zu 200 M. 1750 2233 3765 4519 6604 13088 14865
23196 37212 37836 46618 46847 52710 52944 54463 66706 65653
65861 88241 88511 91096 96271 96997 101626 102986 104266
104422 104518 119285 125279 148652 147205 156763 163888 188935
173485 175169 183808 191019 193037 203263 208239 211886 230816
232832 236776 240898 246544 246862 260363 250936 254918 257317
259260 261077 264209 266379 269848 271569 272115 389225 393645
300626 306993 326677 330837 339707 344517 346128 347669 350048
351510 355015 356724 363856 366566 371739 380847 382707 391866

20 Tagesprämien.
Auf jede gezogene Nummer ſind 2 Prämien zu je 1000 RM
gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher Nummer in den
beiden Abteilungen I und II.

64916 75004 126154 178164 185213 219816 260594 319115 344945
398284

Die Ziehung der 2. Klaſſe der 42. Preußiſch=Süddeutſchen
(268. Feußiſchenk Stckitslotterie findet am 15. u. 16. November 1934

[ ][  ][ ]

Dienstag, 24. Oktober

Die Aufgaben der Leinziger Meſſe im neuen Staat.
Stärkere Einſtellung auf den Binnenmarki. Dienſt am Arbeitsbeſcheffungsprogramm. Zörderung der
deutſchen Ferkigwarenausfuhr.

Das neue Bekäkigungsfeld der Meſſen.
Unter dieſem Titel äußert ſich in Nr. 41 der Wochenſchrift Der
deutſche Oekonomiſt der Präſident des Leipziger Meßamtes, Dr.
Raimund Köhler, aus Anlaß der Verabſchiedung des Geſetzes über
Wirtſchaftswerbung grundſätzlich über die Zweckmäßigkeit und das
Leiſtungsvermögen der Organiſation der Leipziger Meſſe. Zu den
neuen Aufgaben der nationalen Wirtſchaft und damit auch der
Meſſe gehöre zunächſt die weit ſtärkere Einſtellung auf den Binnen=
markt
, die eine Heranziehung auch des letzten Induſtriebetriebes
und größere Teile des deutſchen Handwerkerſtandes ſowie die Er=
faſſung
möglichſt aller Einkäufer aus dem deutſchen Einzelhandel
einſchlöſſe. Die verfloſſene Herbſtmeſſe habe mit der Sonderver=
anſtaltung
der Braunen Großmeſſe bereits in dieſem Zeichen ge=
ſtanden
. Ein zweites neues Betätigungsfeld ergäbe ſich für die
Meſſe aus ihrem Dienſt am Arbeitsbeſchaffungsprogramm der
neuen Staatsführung, in welcher Hinſicht ihr als Mittlerorgani=
ſation
des Güterumlaufprozeſſes beſondere Bedeutung zukomme.
Die dritte wichtige Funktion ſei die Förderung der deutſchen Fer=
tigwarenausfuhr
, die ſtärker als bisher im Stile einer Kollektiv=
werbung
für die Erzeugniſſe ganzer Wirtſchaftszweige und der
deutſchen Ausfuhrwirtſchaft im allgemeinen durchzuführen ſei. Die
maßgebenden Regierungsſtellen ſeien ſich dabei im klaren, daß für
die Meſſe dieſer Zweck am beſten erreicht werde durch die unver=
minderte
Aufrechterhaltung ihres internationalen Charakters.
Organiſatoriſch liege das Rückgrat der Leipziger Meſſe heute
wie ehedem in den Stamminduſtrien der Muſtermeſſe, die nach
Leivzig kämen, um Abſchlüſſe zu tätigen. Daneben ſei nach dem
Krieg als junger Zweig die Große Techniſche Meſſe und Baumeſſe
emporgewachſen, die heute neben der kaufmänniſchen auch nicht un=
bedeutende
Bildungsaufgaben der nationalen Technik zu erfüllen
habe. Freilich müſſe auch hier der kaufmänniſche Grundcharakter
erhalten bleiben, denn was die techniſchen Unternehmer veranlaſſe,
die beträchtlichen Koſten der Ausſtellung in Leipzig zu tragen, ſei
in erſter Linie die Möglichkeit der Vorbereitung künftiger Ab=
ſchlüſſe
und die Anknüpfung neuer Verbindungen für den Export.
Der Aufſchwung der Techniſchen Meſſe ſei in nicht geringem Um=
fang
dem Umſtand zuzuſchreiben, daß in der perſonellen Leitung
der Techniſchen Meſſe von Anfang an der Techniker die führende
Rolle geſpielt habe. Der politiſche Umſchwung habe dies inſofern
ergänzt, als jetzt das eine der beiden in Leipzig tätigen Mitglie=
der
des Direktoriums ein Techniker ſei. Die Einflußnahme des
Reiches, der Länder, der Stadt Leipzig, der Induſtrie= und Han=
delskammer
Leipzig und der geſamten Ausſteller= und Einkäufer=
eſchaft
auf Führung und Verwaltung garantiere die fortgeſetzte
Ausrichtung auf die große wirtſchaftspolitiſche Linie der Staats=
fführung
. Zweck des Meßamts ſei, den Abſatz von Fertigwaren zu
fördern und zweimal im Jahre die internationale Leipziger Meſſe
zu veranſtalten. Daraus, ergäbe ſich die Notwendigkeit einer
Trennung des Propagandainſtituts von der kaufmänniſch= ge=
ſchäftlichen
Verwaltung. Aehnlich wie in den Gemeinden, exiſtie=
ren
auch in Leipzig Arbeitsgebiete, wie etwa die Vermittlung von
Meßraum, die Betreuung des Perſonenverkehrs zur Meſſe uſw.,
die am beſten beſondere vom Meßamt kontrollierte Geſellſchaften
wahrnähmen. Deren Charakter ſei durch Abſtoßung des privaten.
Kapitals heute völlig gemeinnützig geworden: immerhin habe das
urſprünglich beteiligte Privatkapital an der Meſſe eine wichtige.
Miſſion erfüllt. In der Zeit des liberaliſtiſchen Syſtems hätten
andere Städde Ausſtellungshallen aus Steuergeldern gebaut, wäh=
rend
man in Leipzig die modernen Meßgebäude auf privatwirt=
ſchaftlicher
Grundlage errichtete. Der Erfolg dieſer vorſichtigen
Politik zeige ſich heute in der Stabilität der Organiſation der
Leipziger Meſſe.
Im weſentlichen ſei in Leipzig die Umſtellung und Anpaſſung
an den werdenden nationalſozialiſtiſchen Wirtſchaftsſtaat bereits
vollzogen. Was noch zu tun übrig bliebe, wachſe organiſch mit
dem Hineinwachſen der deutſchen Induſtrie in ihre neuen Auf=
gaben
und mit der vollſtändigen Durchformung, des ſtändiſchen
Baues der Wirtſchaft.

Produklenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 23. Oktober. Weizen in=
länd
. (7677 Kilo) frei Mannheim 19,6019,80, Feſtpreiſe per
Oktober: Bezirk 9 18,80, Bezirk 10 19,00, Bezirk 11 19.30, Roggen
inländ, ſüdd, frei Mannheim 16 2516,50, Feſtpreiſe per Oktober:
Bezirk 9 15.80, Bezirk 8 15,50, Hafer inländ. 14,25, Sommergerſte
inländ. 18,0019,50. Pfälzer 19,0020,00 Futtergerſte 16,50,
Mais mit Sack 18,25 18,50, Soyaſchrot (Mannheimer Fabrikat)
prompt 14,5014,75, Biertreber 16.50. Trockenſchnitzel ab Fabrik
8,75 Erdnußkuchen prompt 16,25, Wieſenheu loſe 5.405,80, Rot=
kleehau
5.806.00. Luzernkleeheu 7.007,50, Stroh: Preßſtroh
Roggen=Weizen 2,00 Hafer=Gerſte 1,802,00. geb. Stroh Roggen=
Weizen 1.401,70, Hafer=Gerſte 1.201 40. Weizenmehl Spezial 0
mit Austauſchweizen (Südd. Großmühlenpreis ab Mühle) per
Okt. 29,25. per Nov. 29,40. per Dez. 29,55, dito aus Inlandsweizen
ver Okt. 27,75, per Nov. 27,90, per Dez. 28 05, Roggenmehl (70= bis
60prozentige Ausmahlung je nach Fabrikat) nordd prompt 22,00 Nordd, Lloyzd
bis 23,00, dito pfälz. und ſüdd. 22,7523,75, feine Weizenkleie
1009,25, grobe Weizenkleie 9,509,75. Rapskuchen 12.00, Palm=
kuchen
. 14,0014.25, Leinkuchen 16,75. Kokoskuchen 17,00 Seſam=
kuchen
16,00, Roggenkleie 8,509,25, Weizenfuttermehl 10.40,
Roggenfuttermehl 9,5011,50, Weizennachmehl 14,0015,50, Roh=
melaſſe
8,00. Futtermittel gut behauptet, alles andere ruhig. a
Südd, Weizen=Auszugsmehl 3. RM. höher, Weizen=Brotmehl
RM. niedriger als Spezial 0. Biertreber, Mehle und Kleie
mit Sack.
Frankfurter Produktenbericht vom 23. Oktober. Die Getreide=
börſe
lag für Brotgetreide und Mehle weiterhin ſehr ſtill, die
Preiſe blieben unverändert bis auf Weizen, der 1. RM. nach=
ließ
. Das Angebot reichte allgemein für die noch geringe Nach=
frage
aus. Am Futtermittelmarkt war das Angebot in Weizen=
leie
gering, der Preis zog um 30. Pfg. für den Doppelzentner an,
ruch ölhaltige Artikel lagen bei kleiner Nachfrage feſter. Aus dem
Norden erhielt ſich Intereſſe für Trockenſchnitzel zu etwa 9.009,25 Steuergutſcheine
RM. Kartoffel lagen im Preiſe weiter feſt, das Geſchäft war
aber ruhig. Es notierte (Getreide je Tonne, alles übrige je 100
Kilogramm) in RM.: Weizen 193.00, Roggen 161,00162.00,
Braugerſte 182,50185,00, Hafer 137,50. Weizenmehl Spezial 0
nit Austauſchweizen 28,7529,50, dito ohne Austauſchweizen 27.25
dis 28,00, Roggenmehl (060prozentige Ausmahlung) 22,50 bis 8e6 Dtſch. Reichsanl
23.00, dito ſüdd. Spezial 0 23,50 Weizenkleie 9.15. Roggenkleie 6%o
,60, Soyaſchrot mit Monopolzuſchlag (m. M.) 14,7014,75, Palm= 5½% Intern.,v.30
luchen 14,50 m. M. Erdnußkuchen 16.3016,55 m. M., Treber 6%Baden. . b. 27
6,0016.25, Heu 6.00 Kartoffeln: Induſtrie hieſiger 6%Bahern., v. 27
Gegend 2,302,40 RM. (zuletzt 2,25 RM.) per 50 Kilo bei Wag=
gonbezug
.

Diebmätkke.
Mainzer Schweinemarkt. Aufgetrieben waren 878 Stück.
Marktverlauf: mäßig belebt, geringer Ueberſtand. Notiert wurde
oro 50 Kilogramm in RM.: Schweine vollfl. von ca. 120150
Kilogramm 5054, b) vollfl. von ca. 100120 Kilogramm 4852, Deutſche Schutzge=
2) vollfl. von ca. 80100 Kilogramm 4448.
Frankfurter Viehmarkt vom 23. Oktober. Aufgetrieben waren goo Baden=Baben,
Rinder insgeſamt 1438 (gegen 1442 am letzten Montagsmarkt),
darunter befanden ſich 446 Ochſen, 95 Bullen, 457 Kühe, 396 Färſen 68 Darmſtadt ..
und ſeit dem letzten Markt dem Schlachthof zugeführt 44 Tiere; 62 Dresden. v. 26
ferner Kälber 407 (391) Schafe 127 (172), Schweine 3798 (4025). 8% Frankſurt a. M.
Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen
a1) 2931. a2) 2528, b) 2124: Bullen 4) 2730, b) 2326; 880 Mainz .
Kühe a) 2428. b) 2023. c) 1619. d) 1215: Färſen a) 29 bis
32, b) 2628. c) 2225: Kälber a) 3640, b) 3035. c) 2529,
d) 2024: Schafe e) 2527 f) 2224, g) 1821: Schweine
1b) 5053. c) 4852, d) 4450. Im Preisvergleich zum letzten / 6% Heſſ. Landesbk.
Montagsmarkt gaben Ochſen, Kühe, Färſen und Schafe je 1.
RM. nach, Bullen, Kälber und Schweine blieben unverändert, 5½%Heſſ. Landes=
letztere
in Klaſſe d) gaben 2. RM. nach.

Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Zu Beginn der geſtrigen Berliner Börſe hielt ſich das
Geſchäft, den Erwartungen des Vormittags entſprechend, in engen
Grenzen. Die unter Berückſichtigung der ſaiſonmäßigen Bewegung
weiter günſtige Entwicklung des Arbeitsmarktes regte zwar ebenſo
wie eine Reihe von Meldungen aus den einzelnen Induſtriezwei=
gen
(Neueinſtellungen bei Felten u. Guilleaume, Lahmeyer Divi=
dende
, Belebung der landwirtſchaftlichen Maſchineninduſtrie uſw.)
an, es mangelte aber wieder an Aufträgen ſeitens der Kundſchaft,
ſo daß ſich auch die Kuliſſe zur Zurückhaltung veranlaßt ſah.
Auch die Kriſe des franzöſiſchen Kabinetts ſchien etwas hemmend
zu wirken. So war die Kursgeſtaltung bei Börſenbeginn nicht
ganz einheitlich. Kursabweichungen von mehr als 1 Prozent
waren äußerſt ſelten und dann auch nur auf der Plusſeite. Am
Montanmarkt hatten Harpener mit minus ½ Prozent die ſtärkſte
Veränderung aufzuweiſen, von Braunkohlenwerten, waren es
Rheinbraun mit plus 1 Prozent. Kaliwerte tendierten etwas
feſter. Salzdetfurth gewannen 1½ Prozent Kali Aſchersleben 2.
Prozent. Hier wirkte wohl ebenſo wie am Chemiemarkt die Wie=
deraufnahme
der Dividendenzahlung der Norsk Hydro nach, da
man auch hier evtl. Rückſchlüſſe auf die verwandte deutſchen In=
duſtrie
ziehen kann. Conti Gummi waren um 1½ Prozent erholt,
und von Elektropapieren Siemens um 1½ und Elektro Schleſien
um 2 Prozent gebeſſert. Nur Chadeaktien büßten 3 RM. ein
Von ſonſtigen Papieren ſind noch Berliner Maſchinen mit plus
1½ Prozent und Julius Berger mit plus 2 Prozent als feſter zu
erwähnen. Für Reichsbankanteile beſtand weiter Intereſſe kurs=
mäßig
wirkte ſich dies aber nur in einer ½prozentigen Steigerung
aus. Im Verlaufe wurde es dann unter Bevorzugung von Mon=
tanwerten
, in denen die ſchon in den letzten Tagen zu beobachten=
den
Käufe einer Großbank wieder einſetzten, etwas freundlicher.
Der Beginn der neuen Börſenwoche in Frankfurt a. M
unterſchied ſich gegenüber den Tagen der Vorwoche nur wenig.
Das Geſchäft war auf faſt allen Marktgebieten infolge des gerin=
gen
Ordereingangs ſeitens der Kundſchaft weiterhin nur klein
und auch die Kursveränderungen hielten ſich meiſt in engen Gren=
zen
. Die Grundtendenz war jedoch weiter freundlich, zumal die
Nachrichten aus der Wirtſchaft weiter günſtig lauten, insbeſon=
dere
die neuerliche Entlaſtung des Arbeitsmarktes und die er=
neute
Betonung gegen unberechtigte Eingriffe in die Wirtſchaft
fanden Beachtung. Im Hinblick auf die noch reichlich ungeklärte
außenpolitiſche Situation herrſchte aber Zurückhaltung. Von den
variablen Renten lagen Neubeſitz mit zunächſt 20 Pfg. lebhafter,
Altbeſitz blieben dagegen nur knapp, ſpäte Reichsſchuldbuchforde=
rungen
zu 87 Prozent aber gut behauptet. Am Aktienmarkt war
die Kursgeſtaltung uneinheitlich. Zu erwähnen, iſt die weitere
Erholung der Siemens=Aktien (plus 2 Prozent), ferner die Be=
feſtigung
von Lahmeyer auf den guten Abſchluß um 2½ Prozent,
ſowie das noch anhaltende Intereſſe am Montanmarkt, wenn auch
die Kurſe hier ſehr uneinheitlich lagen: Stahlvereinswerte blieben
gut behauptet, während Klöckner 1½ Prozent einbüßten. JG.
Farben konnten ſich um 5s Prozent auf 117 Prozent erhöhen, fer=
ner
zogen Licht u. Kraft 1½ Prozent an, und Reichsbankanteile
gewannen ¼½ Prozent. Auf den übriggen Marktgebieten herrſchte
Geſchäftsſtille, doch nannte man die Kurſe ziemlich unverändert.
Im Verlaufe blieb das Geſchäft verhältnismäßig ruhig, und die
Kurſe zeigten nur kleine Veränderungen nach beiden Seiten. Mon=
tanwerte
waren zuweilen etwas, mehr beachtet. JG. Farben
ließen auf 1165 Prozent nach, ſchloſſen mit 117½ Prozent aber
wieder 1½ Prozent höher Siemens zogen erneut 2 Prozent. Conti
Gummi insgeſamt 5½ Prozent an, feſter kamen noch zur Notiz:
Deutſche Linoleum (plus 1 Prozent), Scheideanſtalt (plus 1½
Prozent), andererſeits büßten Chadeaktien 3 RM. ein.
An der Abendbörſe ſtand der Rentenmarkt wieder im Mittel=
punkt
des Intereſſes. Die ſpekulativen Geſchäfte in Neubeſitzan=
leihen
halten weiter an, und die Notiz ſtieg von 12,80 auf 13.
Altbeſitzanleihe und Schutzgebiete blieben voll behauptet. Da=
neben
beſtand Nachfrage in Städteanleihen die bis 1 Prozent
höher zur Notiz gelangten. Der Aktienmarkt war in ſeiner Ge=
ſamtheit
vernachläſſigt. Die Kursbildung blieb aber trotz der Ge=
ſchäftsſtille
ohne Veränderung. Im weiteren Verlauf erhielt ſich
bei ſteigenden Kurſen das Intereſſe für die bevorzugten Werte.

Südweſtdeniſcher Tabakmarkkbericht.
Zurzeit iſt man voll damit beſchäftigt, das Material der
1933er Ernte ſeiner Beſtimmung zuzuführen. Mit Ausnahme des
Anbaugebietes Duderſtadt=Eſchwege und Sedlingen ſind alle
GGrumpen ſowohl des Qualitäts= wie auch des Freibaues verkauft.
Die diesjährige Preisbildung zeigt einen günſtigen
Verlauf für den Pflanzer, und man darf ſich der Hoffnung hin=
geben
, daß auch in Zukunft die Preisgeſtaltung günſtig ſein wird.
Die Verwiegungen ſind allenthalben im Gang, an Hand der ört=
lichen
Berichte läßt ſich feſtſtellen, daß die Qualitätsbauvereine
für ſchöne angelieferte Ware, angemeſſene Zuſchläge erzielten.
Ein großer Teil der heuer gekauften Grumpen dürfte ſchon der
Fabrikation zugeführt ſein. Die höheren Preiſe für Grumpen
beweiſen die Berechtigung einer beſſeren Behandlung und der
Durchführung der Sortierung und Anlieferung nach Vorſchrift, die
eine Fermentation von Grumpen nicht mehr erforderlich macht
und ſomit zwangsläufige Lagerhaltung und Verzinſung nicht be=
nötigt
.
In alten Tabaken iſt das Geſchäft ſehr ruhig, denn allzuviel
Material dürfte nicht mehr den Markt beſchweren. Für kleine
bauernfermentierte Tabake aus Seckenheim und Heddesheim lie=
gen
die Preiſe bei 100106 RM. für 1933er Hardt=Sandblatt,
zum Umblatt geeignet, bei 125 RM., für 1932er badiſche Grumpen
um 85 RM. Auch das Rippengeſchäft war infolge andauernder
Nachfrage ſehr befeſtigt. An Verkaufsſitzungen fanden bzw. finden
ſtatt am 23. Oktober in Mannheim (heſſiſche Sandblätter), am
26. Oktober in Schwetzingen (nordbadiſche Sandblatt), am 31. Ok=
tober
in Speyer (Sandblatt Zigarrengutgebiet) und 10. Novem=
ber
in Offenburg (ſüdbadiſche Sandblätter).
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Da die Sta=
tuten
der BJZ. eine andere Betätigung als in Goldwährungen
nicht zulaſſen und es andererſeits zweifelhaft erſcheint, daß die
New Yorker Bundesreſervebank ſich für die nach New Yorker Mel=
dungen
geplante aktivere Beteiligung an der BJ3. einer anderen
Währung als des Dollars bedienen wird, glaubt man in Baſel die
amerikaniſchen Mitteilungen mit Vorſicht aufnehmen zu müſſen.
Die amerikaniſche Beteiligung an der BJ3. beſteht bisher im Be=
ſitz
von 16 000 Aktien, die von der Morgan= und der Firſt= Natio=
nalbank
übernommen wurden.
Vereinigte Zellſtoff= und Papierfabriken Koſtheim=Oberleſchen
A.=G. in Mainz. Gegen die Beſchlüſſe der Obligationärverſamm=
lung
vom 23. November 1932 war von der Oppoſition Nichtig=
keitsklage
erhoben worden mit der Begründung, daß die Banken=
obligationäre
zu Unrecht, mitgeſtimmt hätten. Dieſe Klage iſt
nunmehr vom Landgericht Berlin in erſter Inſtanz abgewieſen
worden, die Urteilsbegründung ſteht noch aus.

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 23. Oktober ſtellten ſich für
Kupfer: Oktober 41.25 (41.75), November 41.50 (41.75). Dez.
41.75 (42.25). Januar 42 (42.25), Februar 42.25 (42.75). März
42.50 (43). April 42.,75 (43.25), Mai 43 (43.75), Juni 43.50 (44 25),
Juli 43.75 (44.50) Auguſt 44 (44.75), September 44.50 (45). Ten=
denz
: ſtetig. Für Blei: Oktober 15.25 (16), November 15.25
(15.75), Dezember 15.25 (16), Januar und Februar 15.50 (16),
März 15 50 (16.25), April 15.50 (16.50). Mai 16 (16.25). Juni
16 (16.75), Juli 16 (17), Auguſt 16.25 (17.25). September 16.50
(17.50). Tendenz: ſtetig. Für Zink: Oktober 20 (20.75),
November 20.50 (20.75), Dezember 20.50 (21) Januar 20.75
(21.25), Februar 21 (21.50), März 21 (21.75), April 21.25 (22),
Mai 21.75 (2225), Juni 21.75 (22.50), Juli 22 (22.75). Auguſt
22.25 (23.25), September 22.75 (23.,50) Tendenz: ſtetig. Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken. 4
Bei der bevorſtehenden Verſchmelzung und der Verringerung
des Geſamtkapitals bei der Stahlvereinsgruppe wird ſich auch die
Beteiligung der Rheiniſchen Stahlwerke A.=G. vermindern und
¼ des Geſamtkapitals nicht erreichen.
Wie die ſüddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung mitteilt,
ſind die ſüddeutſchen Zinkblechpreiſe ab heute um 1½ Prozent her=
abgeſetzt
worden, nachdem ſie bereits am 18. Oktober 1933 eine
Ermäßigung vovn 2 Prozent erfahren hatten.
Die deutſche Zinkerzeugung ſtellte ſich im Monat September
1933 auf 4469 Tonnen gegenüber 4528 Tonnen im Auguſt 1933.
In den Verhandlungen zwiſchen Zigarreninduſtrie und Groß=
und Einzelhandel iſt eine völlige Einigung; über das geplante
Zigarrenkartell erzielt worden.

Berliner Kursbericht
vom 23. Oktober 1933

Oeviſenmarkt
vom 23.Offober 1933

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u. )
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

85.
42.50
5o.50
10.125
17.
1050
17.50
121.
38.125
54.75
131.50
99.25

M
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr.untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kalt Aſchersleben
Alöcknerwerke.
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn. 35.50
Orenſtein e Koppell

Rugs
418.75
46.25
71.625
77.25
5e.
s6.50
109.
50.125
66.50
50.50
26.625

ee
Rütgerswerke
Salzbetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerte
Beſteregeln Akali
Agsb.= Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke

Nie
46.25
155.
e 32.25

16.
67.
11.25
62.25
45.
74.

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stocholm
London.
Buenos=Aires
New Yor).
Belgien
Italien
Paris

Währung Geld
too finn. Mk.
100 Schillingl4s.05
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva 3.047
100 Gulden
100 Kronen 67.38
100 Kronen 59.89
100 Kronen
1 2.Stg.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga 59.44 I=
100 Lire l22.11
100 Franes 116.41

5. 934
12.44
169.28
69,13
13.41
0.263
2.917

Brief
5.ouel
48.15
12.46
3.053
169.62
87.52
60.01
69.27
13.45
0.367
2.99:
38.58
22.15
18.45

Schweiz
Spanien.
Danzig
Japan
Rio de Fanerolt Milreis
Portugal.
Athen
Iſtambul
Kairo
Kanada
Urugnah
Fsland
Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr.
Rigg.

Währung GeldBrief. uo0 Franken gt.ag g1.38 100 Peſetas 35.08 25.16 ſ1o0 Gulden S1.65 81.e3 t Yen 0.805 310.307 0.227 0.229 Jugoſlawien 100 Dinar 5.2851 5.205 100 Escudos 12.e8 112.70 100 Drachm. 2.396 2.400 türk., 2 1.975 1.277. tägypt. 12.79 13.93 t cangd. Doll 2.232 2.638 1 Goldpeſo 1.399 1.401 100 isl. Kr. 60.E9 60.81 72.,68 72.52 100 Lats 75.32 75.58

Durmftädter and Häriokatoant Burmfkabe, Willate der Arescher Sunt
Frankfurter Kursbericht vom 23. Oktober 1933.

Gr. IIp. 1934
.. 1935
. 1936
... 1937
.. 1938
Gruppe!
v. 27
6% Heſſen. . . v. 29
69 Preuß. St. v. 28
6½ Sachſen.. v. 27
6% Thüringen v. 27
Otſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4Ab=
(öſungsanl.. . ..
Diſche. Anl. Ablö=
ungsſch
. (Neub.)
bietsanleihe ....
62 Berlin. . . . b.24
Schätze v. 29
v. 26
% Mannheimb. 27
385 München v. 29
6% Wiesbaden v. 28
Goldoblig
Hyp.=Bk.=Liquid.

100.25
93.75
86
80-.
77.25
87.5
99.75
80.5
8521.
89
91.75
85
101:,
84.5

78=
12,65
7.8
74.25
66.5
DCä
67.75
71

78

86.5
80,75
S7

42 %beſſ. Landes,
Gyp.=Bk. Ligu.=
Kom. Obl. . . .
62 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
HeſſGldobl. R. 111
R. 12
82 Kaſſ. Landesrrd.
Goldpfbr....
69 Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöf. Ank.
*AuslSer
*AuslSerrf!
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
Lig.=Pfbr.
22 Frki. Hyp.=Bi.
5½%- Lig. Pfbr.
Golboblig.
20 Frkf. Pfbr.=Bk.
ſg Lig.=Pfbr.
3 Mein. Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr.
Pfälz. Hyp.=Bk.
%o Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hhp. Bk.
5½% Lia. Pfbr
Golboblig.
8% Südd. Pod=
Cred.=Ban!
4%0 Lig. Pfbr.
82 Würt. Hyp.B.)

87.5
82.5

87.25
88.25
87

74.5
94.5

87.5
87.5
88
87.5
82
85.25
88
85.25
857),
80
89
88
88
85
89.5
87.5
81.5

Daimler=Genz.
62 Dt. Linol. Werke
8% Mginkrw. v. 26
62Mitteld. Stahl
8% SalzmanncCo.
6% Ver. Stahlwerke
8% Voigt & Häffner
J. G. Farben Bondslt
15% BoSn. L.E.B.
L. Inveſt.
32 Bulg. Tab. v.02
4½% Oſt. Schätzel
4% Oſt. Goldrente
5 % vereinh. Rumän
4½%
49
42 Türk. Wdmin.
1.Bagbab
Zollanl.
½% ungarn 1913
19141
4½2
Goldr.
48
4½Budp. Stadtanll
42 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien.
Alg. Kunſtziide Unte
A. E. G. .. .. . . . / 17.75
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtoff
Bemberg, F. P...
Berl. Kraft u Licht/105
Buderus Eiſen.. . 63.5
Cement Heidelbergl
Karlſtadt
F. G.Chemie, Baſellz21

92
86.75
79.6
75
61-I.
107
14
14,
s
13.5

2.5

4.75
485

19101 3.55
33.75
70
Mré
41),
A
72

Chem.Werke Albert.
Chade ..........
Contin. Gummiw. /
Eontin. Linoleum
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr.
Erböl .......!
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheibe
=Anſtalt 1
Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoff 4 Widm
Sichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer!
Eßling Maſchinen.
Faber & Schleicher
F.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaume.
Frankſurter Ho!.
Gelſenk. Bergwer!
Geſtfelektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahzſer
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener Vergbau
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Flſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans ......

Nafe
149

91
92
173.5

13
56
86.25
21
z17
40.5
46
39.5
15
165
70
78.5
82

g5
56.25

91.5
25

Me
Aſchersleben
132.25 /glein, Schanzlin..
Klöcknerwerke ..
26.25 Knorr C. H. .....
2ahmeyer & Co.
Laurahütte".
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Maintr.=W. Höchſt
MMainz, Akt. Br.
Mannesm.=Röhrer
76.5 Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
Motoren Darmſtadt
MReckarwerk Eßling.
Sberbedar;
BBhönix Bergbau.
24 Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerke
Riebeck Montan.
MRoeder, Gebr.
MRütgerswerke
Salzdetfurth Kalt /153
Salzw. Heilbronn:
Schöfferhoſ=Bind.
Schramm, Lackfbr. 20
Schuckert. Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halste 1133.5
Reinigerwerke
Südd. Bucker=A. 6.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ...!
lunterfranken .....

77
109.5
42
56
175

69.5
188
58.75
48
50.25
54.25
32.5
70.5
5.5
34.5

7455
46,
188
138
85.75
75

Kie
14.5

We de
Ver, Ultramarin.
Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof 33.5
Alig. Dt. Crediuan/ 40
Badiſche Bank. . 1115
Br. f. Brauinduſtr 82
Baher, Hyp. u. W./ 62.25
Berl Handelsgei. 83
Hypothekbi.
Comm. u. Privatb 41.25
Dt. Ban und Disc 42.5
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban! 50.5
Frankf. Bonk
Hhp.=Bank 68.25
Mein Hyp.=Bank 67.5
Pfälz. Hyp.=Ban1 68
Reichsbank=An: 156.5
Rhein. Hyp.=Banl. / 98.25
Südb. Bob.-Cr. B1.
WBürttb Nolenbon!/ 97
A. 6 ſ. Veriehrsm 41.5
Allg. Lokalb. Kraftw/ 73.5
72 Dt. Reichsb. Vzel100
Hapag
10.,
Nordd Lloyzd
10,
Südd Eiſenb. Ge
Alltanz= u. Stung
Verſicherung
Verein.Ver, 1191
FrankonaRück=u. M/106
Mannheim. Verſich 20
Otavi Minen
Schantung Handelsl 31.5

[ ][  ]

Der schönste dentsche Film
geit Jahren!
Ein Großß-Erfolg der Ufa!
Walzerkrieg

Renate Mäller, Willy Fritsch
Ein dentsches Film-Musik-Lustspiel,
das unsterblich sein wird‟
schreibt das Tagblatt.
Jugendliche zugelassen.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 24. Oktober 1933

Heute Dienstag Erstaufführung-
Ein neuer, Spannender Abenteurer-
Tonfilm!
Liane Haid-Gustav Diessl
Ery. Bos Paul Kemp und Paul Ot(o

Ab heute in Nenaufführung
Nur 3 Tage!
Lf1 Daxover und Hans Stüwe
in dem herrlichen Tonfilm
Johannisnacht
Regie: Willy Reiber.
Das Sichfinden zweier Menschen,
denen das gemeinsame Erlebnis in
erhabener Natur zum Schicksal wird.
Dazu V.12872
ein reiches Beiprogramm.

MARZENBIER
AUS DEM
MUNCHNER
HOFBRÄU
4B
IST WIEDER
ElNGETROFFEN IM
DARMSTADTERHOF
12875b

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

ertte
Ditter Taern
Regie: Carl Boese.
Eine ganz abenteuerliche, kriminell geladene Begeben-
heit
, die im Kontinental-Expreß Paris- Kopenhagen
beginnt und in einer Weltstadt endet.

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Dienstag
24. Oktober 1933

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Freitag, den 27. Oktober, abends 8 Uhr, ir
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köfferchen m. einem Marktnetz, 1 Brauſe=
duſche
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Zugelaufen: 1 brauner Dackel, 1 klei=
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Hund. Zugeflogen: 1 Faſan.
Kanarienvogel.

Lit. Künſtl.
Geſellſchaft
Donnerstag, 26, Okt.,
8 Uhr im Feſtſaal der
Loge (Sandſtraße 10)
Konzert
des Freiburger
Kammertrios
Das deutſche Lied
von Minneſang bis
Barock (12882
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Saal od. 12,X nume= Weißzeug etc., nur
rierter Sperrſitz, die Mittwoch, 25. Okt.,
zum Beſuch der acht vorm. zw. 11 u. 12
Winters berechtigen, Grafenſtr. 4, II., V.
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