Einzelnummer 10 Pfennige
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Hefſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 281.
Dienstag, den 10.Oktober 1933.
196. Jahrgang
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von Schadenerfatz. Bei Konkurs vder gerſchtiſcher Beſe
treſbung fällt ſeder Rabatt weg. Bankkonto Deuiſche
Bank und Darmſtädter und Nationalbank.
(nglands Perantwortung.
Henderſon umreißt Ausſichken und Schwierigkeifen des baldigen Abſchluſſes einer erften
Abrüſtungs=
konvenlion. — Eden mit der Zunkkion eines ehrlichen Maklets für die bevorſtehenden Beſprechungen bekrauk
Befremdende Erklärung Edens
bei Wiederbeginn der Abrüſtungsarbeiten.
EP. Genf. 9. Oktober.
Die erſte Sitzung des Büros der Abrüſtungskonferenz am
Montag nachmittag war nur von kurzer Dauer. Auf Vorſchlag
des Präſidenten Henderſon wurde beſchloſſen, die Sitzung bis
zum Samstag dieſer Woche auszuſetzen und die Zwiſchenzeit
zu benutzen, um über die wichtigſten Fragen, wie
Verteidigungs=
waffen, Laufzeit des Abkommens, Fragen der Kontrolle uſw.
eine Einigung zwiſchen den Abordnungen herzuſtellen. Sollte
dies möglich ſein, ſo würde der engliche Delegierte Eden am
kommenden Samstag dem Büro den Text formulierter
Ab=
änderungsvorſchläge zum engliſchen Abrüſtungsplan
unter=
breiten, der dem Hauptausſchuß der Konferenz am Montag
überwieſen würde.
Henderſon hat die verſchiedenen Probleme in Kategorien
eingeteilt, bei denen eine Einigung wahrſcheinlich und in ſolche,
bei denen eine Einigung ſchwieriger zu erzielen ſein dürfte.
Zu der erſten Gattung rechnet Henderſon die
Nichtangriffs=
erklärung, die Beſtimmung des Angreifers, die Kontrolle, die
Vereinheitlichung der europäiſchen Kontinentalarmeen, Budget=
Kontrolle, Luftbombardement, die Schaffung einer ſtändigen
Abrüſtungskommiſſion und die Seeabrüſtungsfrage. — Zur
zweiten Kategorie rechnet Henderſon die Laufzeit des erſten
Ab=
kommens, Tanktonnage und Artillerie=Kaliber Herabſetzung des
Landkriegsmaterials, Waffenfabrikation und Waffenhandel, die
Militärluftfahrt und die Sanktionen im Falle einer Verletzung
des Abkommens.
Die Ausführungen des Präfidenken Henderfon
in der Büroſitzung der Abrüſtungskonferenz am Montag ſind von
der deutſchen Delegation als erfreulicher Auftakt für den
Wieder=
beginn der Abrüſtungsarbeiten begrüßt worden. Henderſon hat
in einer objektiv gehaltenen Darſtellung die Ausſichten und
gleichzeitig auch die Schwierigkeiten des bäldigen Abſchluſſes
einer erſten Abrüſtungskonvention aufgezeichnet. Sein
nüchter=
ner Hinweis auf den tatſächlichen Stand der Abrüſtungsfrage
und die vielen ſchwierigen, in der Schwebe befindlichen Fragen
iſt die beſte Wiederlegung der in der ausländiſchen Preſſe immer
wieder aufgetretenen Behauptung, daß der Fortſchritt der
Kon=
ferenz durch deutſche Forderungen gehemmt werde.
Henderſon hat deutlich genug darauf hingewieſen, daß gewiſſe
Regierungen die allgemeinen Grundſätze, die in den vom
Haupt=
ausſchuß bereits angenommenen Reſolutionen enthalten ſind,
immer noch nicht durchführen wollen, und es iſt klar, daß
Eng=
land mit dem Macdonald=Plan die maßgebendſte.
Diskuſſions=
grundlage der Konferenz geſchaffen hat, und aus Gründen ſeiner
allgemeinen Politik in erſter Linie daran intereſſiert iſt, jede
Störung des Abrüſtungswerkes zurückzuweiſen.
Es bedei t daher eine nicht geringe Ueberraſchung, daß der
engliſche Verk eter, Staatsſekretär Eden, in der heutigen
Büro=
ſitzung ſich mit keinem Wort gegen dieſe Quertreibereien gewandt
hat, ſondern aus der Rede Henderſons lediglich die einzige
hoch=
politiſche Anſpielung, den Hinweis auf die in Europa
gegenwär=
tig herrſchende Unruhe und das daraus entſtandene Mißtrauen
mit deutlicher Spitze gegen Deutſchland herausgegriffen hat. Die
Ausführungen Edens erinnern in bedenklicher Weiſe an die ſeit
Wochen in der franzöſiſchen Oeffentlichkeit gegen die
Reichsregie=
rung getriebene Propaganda, die den franzöſiſchen Willen zur
Abrüſtungsverweigerung mit der durch das Hitler=Deutſchland
angeblich geſchaffenen neuen Situation zu begründen verſucht.
Leider ſcheint auch der engliſehe Lordkanzler Baldwin in ſeiner
letzten Rede in Birmingham die beſondere Verantwortung
Eng=
lands für das Zuſtandekommen einer Abrüſtungskonvention
unter=
ſchätzt zu haben. Es handelt ſich nicht, wie er meinte, um die
Ge=
fährdung der Konferenz durch übertriebene Forderungen
Deutſch=
lands, ſondern in Wahrheit um die bisherige Verweigerung des
am 11. Dezember 1932 feierlich zugeſtandenen gleichen Rechts und
ſeine praktiſche Anwendung auf die deutſchen
Verteidigungs=
waffen. Wer ſeinem Urteil Schein= und Gefühlsargumente
zu=
grunde legt, wird den wirklichen Schwierigkeiten der Abrüſtung
nicht gerecht.
Das Büro hat heute wiederum den engliſchen Vertreter mit
den Funktionen eines ehrlichen Maklers für die bevorſtehenden
privaten Beſprechungen betraut. So wird das Schickſal der
Kon=
ferenz weſentlich dadurch betreut, daß England ſeine Aufgabe
ohne Voreingenommenheit und im Geiſte der Sachlichkeit, der
ſeinen Abrüſrungsinitiativen bei früheren Gelegenheiten
zu=
grunde lag, auffaßt und durchführt.
Engliſche Heffnungen
auf eine Läfurg der Abräſlungsfrage.
WTB. London, 9. Oktober.
Das Kabinett unterſuchte heute nachmittag in einer mehr als
zweiſtündigen Sitzung eingehend die Abrüſtungslage. Für dieſe
Woche iſt keine weitere Sitzung vereinbart worden und Sir John
Simon, der morgen oder Mittwoch nach Genf abfahren wird,
wer=
den keine ſtarren Anweiſungen erteilt.
Die Abrüſtungslage wird von der britiſchen Regierung als
einer Entſcheidung zutreibend, aber ſich noch in der Schwebe
be=
findend, bezeichnet. Eine Entſcheidung müſſe bald gefunden
wer=
den, aber auf die geiſtige Verfaſſung der Welt Rückſicht nehmen.
Es herrſche das große Vertrauen in die Fähigkeiten von Simon
und Eden, die beſten Ergebniſſe nach Vorbringung gewiſſer grund=
legender und überragender Anſichten zu erzielen, die von der
bri=
tiſchen Seite gehegt wurden.
Die Lage wird, wie in maßgebenden politiſchen Kreiſen
ver=
lautet, als ſehr heikel anerkannt, und es wird kein Verſuch gemacht
werden, ſie vorzeitig zu kriſtalliſieren. Verſtändnisvolle Mitarbeit
wird der Schlüſſelpunkt der britiſchen Politik ſein. Es wird
ge=
hofft, daß Henderſon in der Lage ſein wird, über gewiſſe
Fort=
ſchritte bei ſeinen Unterhaltungen mit den verſchiedenen Mächten
während der Vertagung der Konferenz ſeit Juli zu berichten. Wie
beſchränkt auch immer dieſe Ergebniſſe ſein mögen, ſo glaubt man,
daß die Konferenz jetzt von einem techniſchen und
abteilungsmäßi=
gen Stadium übergegangen iſt zu einer politiſchen und europäiſchen
Frage, und daß der Schlüſſel zu ihrer Löſung die Erreichung eines
größeren Grades von Vertrauen zwiſchen Deutſchland und einigen
ſeiner Nachbarn iſt.
Kürzliche Ereigniſſe in Deutſchland haben eine ſtarke
Wand=
lung in der engliſchen öffentlichen Meinung in dieſer Frage
verurſacht. Dieſer Wandel hat ſich auch naturnotwendigerweiſe
in den Verhandlungen wieder gezeigt. Das Ziel iſt immer noch
der Grundſatz der Gleichberechtigung in einem Regime der
Sicher=
heit, ein Zitat aus dem Fünf=Mächte=Pakt. Die geſteigerte
Be=
unruhigung der franzöſiſchen Regierung und des franzöſiſchen
Volkes in bezug auf Sicherheit hat Beachtung gefunden, und wie
Reuter vernimmt, iſt die Erklärung Baldwins am letzten
Frei=
tag mit Vollmacht und nach Beratung mit dem, engliſchen
Ka=
binett erfolgt.
Es herrſcht im Augenblick nicht die Empfindung, daß die
Ausſicht ſehr einfach iſt, die widerſtreitenden Elemente der neuen
Lage direkt miteinander zu verſöhnen, indem man den britiſchen
Konventionsentwurf Artikel für Artikel durchgeht. Man wird
Deutſchlands gegenwärtige Haltung und Forderungen und der
Reaktion ſeiner Nachbarn gegenübertreten müſſen. Die
Erörte=
rungen, die mit anderen Nationen ſtattgefunden haben, bieten
auf britiſcher Seite einige Hoffnung, daß der Vorſchlag auf eine
vorhergehende Periode zur Herſtellung von Vertrauen Annahme
finden wird. Es ſollte möglich ſein, ein Verſprechen weſentlicher
Abrüſtung zu erreichen, wenn die vorhergehende Periode gut
funktioniert hat, in der die unmittelbare Abrüſtung nicht
er=
reicht werden konnte, weil ein Gefühl der Unſicherheit die Lage
weiterhin beherrſcht. Gegenwärtig iſt dieſer Plan mit
Frank=
reich, Italien, Deutſchland, den Vereinigten Staaten, mit Polen
und anderen erörtert worden. Italien, die Vereinigten Staaten
und Frankreich ſcheinen günſtig geſtimmt und Deutſchland hat,
wie verlautet, einige Anzeichen geboten, die günſtig
aufgenom=
men werden konnten, obwohl noch Zweifel darüber herrſchen, ob
Deutſchland angeſichts ſeiner kürzlichen Erklärungen bereit iſt, ſo
weit zu gehen, wie als weſentlich für ſeine eigenen Intereſſen
angeſehen wird.
Inzwiſchen wird die gute Fühlung zwiſchen Frankreich und
Italien, wie auch zwiſchen Großbritannien und Italien als ein
wertvoller Faktor erachtet. In vieler Hinſicht tragen
Groß=
britannien und Italien zu den Aufgaben der Vermittlung
zwi=
ſchen den beiden am meiſten entgegengeſetzten Anſichten bei. Einer
Vertagung der Vollkonferenz aus irgendeinem Grunde, es ſei denn
im Poſitivſten und Konkreteſten, werde von Großbritannien
ent=
entgegengetreten werden. Eine beſtimmte Entſcheidung
müſſe geſucht werden, und dann freundſchaftlich
in der angedeuteten Richtung behandelt werden.
Das eine, dem die britiſche Regierung nicht zuſtimmen werde, iſt
die Umwandlung des Abrüſtungskonventionsentwurfes in eine
Rüſtungskonvention.
Die Reichscegierung ankworkel Daladier
* Die Rede des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Daladier
liegt in ihrem authentiſchen Wortlaut in Berlin noch nicht vor.
Aber das, was bereits in Preſſeauszügen bekannt geworden iſt,
hat die Reichsregierung doch für ſo wichtig angeſehen, daß ſie im
Intereſſe der Förderung des Abrüſtungsgedankens von ſich aus
eine Antwort in einer ihr geeignet erſcheinenden Form erteilen
wird. Wir nehmen an, daß die Erwiderung auf die Rede
Dala=
diers im Laufe der nächſten Tage erfolgen wird.
Land Mecklenburg.
Ein weiterer Schrikt zur Reichsteform.
Vom 1. Januar 1934 ab werden die beiden Länder
Mecklen=
burg=Schwerin und Strelitz zu beſtehen aufhören. Es wird dann
nur noch ein Land Mecklenburg geben. Die Vorarbeiten ſind ſchon
ſoweit gediehen, daß am 13. Oktober in einem Staatsakt durch
die Landtage beider Länder in Roſtock die Vereinigung beſchloſſen
werden ſoll, die dann vom 1. Januar ab Rechtskraft erhält.
Man wird annehmen dürfen, daß damit die Möglichkeiten
einer freiwilligen Bereinigung der deutſchen Landkarte
abgeſchloſ=
ſen ſind. Die Zahl der deutſchen Länder iſt dadurch auf 16
geſun=
ken. Die Umſchaltung in Mecklenburg zeigt aber, daß dem
Natio=
nalſozialismus der Gedanke der Reichsreform mehr als eine
theoretiſche Spielerei iſt. Der Reichskanzler hat ja auch in ſeiner
letzten Rede in Nürnberg angekündigt, daß dieſes Problem in
ab=
ſehbarer Zeit gelöſt werden würde. Die Form, in der dieſe Löſung
gefunden werden ſoll, ſteht indeſſen wohl noch nicht endgültig feſt.
Entſcheidende Beſchlüſſe ſind wohl auch vor dem kommenden
Früh=
ling kaum zu erwarten. Es ſcheint aber die Abſicht zu beſtehen,
die Beziehungen zwiſchen dem Reich und den Ländern auf einer
ganz anderen Ebene neu zu geſtakten und damit den Ländern ihre
bisherige Bedeutung als ausſchlagebender Faktor in der Politik
zu nehmen.
Rooſevelts Erfolge und Ausſichken.
R Produktion, Preiſe und Umſätze ſind ſeit April 1933 in
den Vereinigten Staaten ſo raſch geſtiegen wie wohl noch
niemals im Laufe der amerikaniſchen Geſchichte. Vom Tiefpunky
im März erhöhte ſich die ſaiſonbereinigte Indexziffer der
induſtriellen Produktion bis Juli um 77 Prozent und gewann
damit die ſeit dem Sommer 1930 erlittenen Verluſte zurück;
damit hat ſie von dem Rückgang während der Kriſe mehr als
die Hälfte aufgeholt. Die Steigerung erſtreckte ſich — wenn auch
ungleichmäßig — auf alle wichtigen Induſtriegruppen. An erſter
Stelle ſtand die Stahlinduſtrie, deren Kapazitätsausnutzung ſich
von 14 Prozent im März auf 59 Prozent (Mitte Juli) erhöhte;
ſie ſank allerdings ſeitdem wieder bis auf etwa 45 Prozent,
Kräftig war die Belebung ferner bei den Bauſtoffinduſtrien.
Unter den Verbrauchsgüterinduſtrien ragt die Textilinduſtrie mit
einer beſonders ſtarken Produktionsſteigerung hervor. Nach
Aus=
ſchaltung der Saifonſchwankungen lag ihr Niveau im Juni
ſogar um 10 Prozent über dem jemals erreichten Höchſtſtand. In
der Nahrungsmittelbranche und anderen
Verbrauchsgüter=
induſtrien war die Produktionsſteigerung weniger ſtark. Die
Kraftfahrzeugproduktion erhöhte ſich von März bis Juli um
etwa 97 Prozent, wovon nur etwa ein Drittel eine
Saiſon=
bewegung darſtellte. Das Bild des Aufſchwunges wird durch
beträchtliche Preisſteigerungen ergänzt. Von Mitte April bis
Mitte Juli ſtieg die nur die wichtigſten börſenmäßig gehandelten
Rohſtoffe berückſichtigende Indexziffer von Moody um 65,8
Prozent, die einen größeren Kreis von Nohſtoffen und
Halb=
ſabrikate umfaſſende Indexziffer von Fiſher um 23,8 Prozent
und die auch zahlreiche induſtrielle Fertigwaren einſchließende
amtliche Indexziffer des Bureau of Labor Statiſties um 15,6
Prozent. Ueber die Dollarentwertung hinaus, d. h. in Gold,
ſind nur die Preiſe einer Reihe von Rohſtoffen, wie Kautſchuk
(116 Prozent), Rindshäute (75 Prozent), Weizen und Rohſ=ide
(30 Prozent), Baumwolle und Wolle (24 Prozent), Mais und
Schmalz (23 Prozent) ſowie Kupfer (18 Prozent) geſtiegen.
Gegenüber dem jeweils tiefſten Stand von Anfang 1933 waren
die Preisſteigerungen in Gold vielfach noch größer, ſo z. B.
bei Weizen 69 Prozent und bei Baumwolle 38 Prozent. Dadurch,
daß ſich die Hauſſe nicht auf die ausländiſchen Erzeugniſſe
be=
ſchränkte, ſondern auch die inländiſchen Produkte mit erfaßte,
iſt das Ziel der Regierung, der Landwirtſchaft zu helfen, bereits
weitgehend erreicht worden. Die vom Department of Agricukjure
berechnete. Indexziffer der Kaufkraft der landwirtſchaftlihen
Erzeugniſſe lag bereits im Juni um 26,5 Prozent höher als im
Februar. Die in den Vereinigten Staaten von Amerika als
weitere Aufgabe der Regierungsmaßnahmen betrachtete
Wieder=
herftellung des Preisſtandes der Proſperity=Jahre iſt dagegen
erſt zu einem geringen Teil gelöſt. Sowohl die amtliche
Inder=
ziffer als auch. die Indexziffer von Fiſher wies Mitte Juli
auf der Baſis der Preiſe von 1926 erſt einen Stand von rund
70 auf. Von den ſeit Ende Juli eingetretenen Rückſchlägen
ſind faſt ausſchließlich die vorher beſonders ſtark geſtiegenen
Preiſe der Rohſtoffe getroffen worden. Die annähernd den
ge=
ſamten Großhandel repräſentierende amtliche Inderziffer bat
ihren Stand unter Schwankungen behauptet, die Indexziffer
von Fiſher iſt ſogar noch leicht geſtiegen. Die von ihrem
Tief=
ſtand im April bis Juli eingetretene Erhöhung der
Index=
ziffer für die Lebenshaltungskoſten um 52 Prozent iſt bei
weiter geſunkenen Ausgaben für Wohnungsmiete ſowie für
Heizung und Beleuchtung durch die Steigerung der
Ernährungs=
koſten (um 15,8 Prozent) und der Bekleidungskoſten (um 5.3
Prozent) bewirkt worden.
Die rege Geſchäftstätigkeit erſtreckte ſich auch auf die
Effek=
enmärkte. In drei Monaten haben ſich die Aktienkurſe
ver=
boppelt und damit ungefähr ein Viertel der Kriſenverluſte
zurückgewonnen. Mitte Juli 1933 ſtanden ſie auf dem Nibegu
vom Herbſt 1931. Wie an den Warenbörſen traten auch an den
Aktienmärkten in der zweiten Julihälfte beträchtliche Rückſchläge
ein; bis Ende Auguſt waren die dadurch erlittenen Veriufte
indeſſen großenteils wieder ausgeglichen. Auch die Kurſe der
feſtverzinslichen Werte haben ſich beträchtlich erhöht, in erſter
Linie die Kurſe der Induſtriebonds, die von ihrem beſonders
tiefen Stand bis 19. Juli um 40 Prozent geſtiegen; es ſolgten
die Bonds der Verſorgungsbetriebe mit einer Kursbeſſerung
von 20 Prozent gegenüber dem bisherigen Tiefſtand des Jahres
1933. Auch Regierungsanleihen ſtiegen beträchtlich im Kurs.
Die feſtverzinslichen Werte blieben von den ſonſt allgemeinen
Nückſchlägen ſeit Mitte Juli faſt ganz verſchont. Trotz di ſer
ſtarken Verflüſſigung des Kapitalmarktes hielt ſich die Zahl der
Wertpapieremiſſionen auf dem außerordentlich niedrigen Stand
vom Jahre 1932. Immerhin konnte die Regierung Mitte Auguſt
500 Millionen Dollar Treaſury Bonds mit achtjähriger Laufzeit
und einer Verzinſung von 3½ Prozent mit großem Erfolg
auflegen. Weitere Bondsemiſſionen des Bundes — haup'ſächlich
zu Konverſionszwecken — ſtehen bevor. Infolge der übergroßen
Flüſſigkeit des Geldmarktes und der beträchtlichen
Kredit=
reſerven bei den Banken dürften dieſe Papiere vorerſt guten
Abſatz finden. Der Geldumlauf und das Volumen der
Beuk=
kredite ſind bisher nicht geſtiegen; der Geldumlauf nahm ſoger
wvegen der Auflöſung zahlreicher Notenhorte aus der
Banlen=
kriſe vom März 1933 ſtark ab. Geſtiegen iſt indeſſen die
Umſauf=
geſchwindigkeit des Geldes; die raſche Vermehrung der
Scheck=
ziehungen iſt dafür ein deutliches Zeichen.
Für die Erklärung dieſer Aufſchwungsbewegung ſind die
wirtſchaftspolitiſchen Maßnahmen der Regierung von
entſcheiden=
der Bedeutung. Denn die Belebung entwickelte ſich nicht aus
der Konſtellation der konjunkturellen Kräfte; ſie wurde
diel=
mehr — wenn auch auf der Grundlage weitgehend
konſoli=
dierter Wirtſchaftsverhältniſſe — durch die Aufgabe des
Gold=
ſtandards und die Ankündigung und Durchführung des großen
Wirtſchaftsprogrammes Rooſevelts ausgelöſt. Als Folge beider
Maßnahmen wurden überall große Preisſteigerungen erwariet.
Uim die mit jeder Verteuerung verbundenen
Gewinnmöglich=
keiten auszunutzen, kauften Spekulanten, Händler, Fabrikauten
und zum Teil auch das Publikum wertbeſtändige Werte jeder
Art: Deviſen, Aktien und Waren. De Erfolg der
Rooſebeli=
ſchen Maßnahmen wurde auf dieſe Weiſe vorweggenommen:
Infolge der allgemeinen größeren Nachfrage ſtiegen die Preiſe,
die Produktion und — in etwas geringerem Umfang — die
Beſchäftigung: die Vorräte wuchſen und verlagerten ſich von den
Fabrikanten zu den Groſſiſten und Kleinhändlern. Mit der
Be=
ſchäftigung ſtiegen die Lohnſummen und — in gewiſſem Ab=
Seite 2 — Nr. 281
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Oktober 1933
ſtand — die Einzelhandelsumſätze. So wurde ein großer Teil
der Lagerauffüllung auf dieſe Weiſe wirtſchaftlich gerechtfertigt:
denn für höhere Umſätze ſind größere Lagervorräte erforderlich.
Um die trotzdem beſtehende Gefahr eines allgemeinen
Rück=
ſchlages in der Produktion zu vermeiden, verſuchte die
Regie=
rung mit der ganzen ihr zur Verfügung ſtehenden Gewalt die
Löhne zu erhöhen. Im Juli und Auguſt wurden unter ſtarkem
politiſchen Druck, häufig gegen den heftigen Widerſtand
hervor=
ragender Unternehmer und Gewerkſchaften, „Sodes” für
zahl=
reiche Induſtriezweige ausgearbeitet; da ſich die Fertigſtellung
der einzelnen codes verzögerte wurde außerdem ein „blanket
code” für die geſamte Wirtſchaft als Vertrag zwiſchen Rooſevelt
und vielen Millionen einzelner Unternehmer in Kraft geſetzi.
In dieſen codes erkannten die Unternehmer Mindeſtlohnſätze an,
die um etwa 10 bis 15 Prozent über den bisherigen Löhnen
liegen; ſie verpflichteten ſich, durch Verkürzung der Arbeitszeit
für Angeſtellte und Arbeiter die Beſchäftigungsmöglichkeiten
gleichmäßiger als bisher unter alle Arbeitsfähigen zu verteilen.
Gegen diejenigen Unternehmer, die ſich den codes nicht
an=
ſchließen mochten, wurden Maßnahmen ergriffen, die einem
Boykott ähneln. Bereits die Ankündigung ſolcher codes
ver=
ſtärkte den Anreiz, die Produktion vor der tatſächlichen
Durch=
führung dieſer Koſtenerhöhung zu ſteigern und die Lager wieder
aufzufüllen. Mit dem Inkrafttreten der einzelnen oodes werden
daher wahrſcheinlich Rückſchläge eintreten. Schon ſeit Juli
ſchreitet die Belebung nur ungleichmäßig fort. Zur Unterſtützung
ihrer ſonſtigen Maßnahmen hat die Regierung in großem
Umfang Arbeitsbeſchaffungen vorgeſehen; die Initiative des
Staates erſetzt inſoweit die Initiative der privaten Unternehmer,
deren Inveſtitionstätigkeit bisher anſcheinend gering iſt. Die
Produktionsſteigerung war zwar bei den
Produktionsgüter=
induſtrien weit ſtärker als bei den Verbrauchsgüterinduſtrien;
dies beruhte jedoch nicht auf der Durchführung großer
Sach=
inveſtitionspläne der privaten Wirtſchaft, ſondern ergab ſich
überwiegend aus der techniſchen Tatſache, daß bei einer
Ver=
größerung der Geſamtproduktion die Menge der im Produktioz,8 befindlichen Rohſtoffe und halbfertigen Waren häuſig
früher und raſcher ſteigt als die Fertigſtellung der Endprodute.
Die Finanzierung der Produktions= und Umſatzbelebung erfolgte
bisher faſt ganz durch Erhöhung der Umlaufsgeſchwindigkeit der
Noten und des Giralgeldes. Weder die Kredite der
Mitglieds=
banken noch die der Bundesreſervebanken wurden in
nennens=
wertem Umfang erhöht. Wahrſcheinlich werden die
Bundes=
reſervebanken indeſſen bald zu einer Erweiterung ihrer
Bonds=
käufe auf dem offenen Markt gezwungen werden.
Die Erfolge des von dem Präſidenten Rooſevelt
durch=
geführten Wirtſchaftsprogrammes ſind unbeſtreitbar, aber die
neueſten Nachrichten und Berichte aus Amerika laſſen zweifellos
erkennen, daß dieſes Programm jetzt in ein entſcheidendes
Kriſenſtadium eingetreten iſt. Dies hängt einmal damit
zu=
ſammen, daß die Durchführung des Programms bei der
ameri=
kaniſchen Arbeiterſchaft auf Schwierigkeiten ſtößt, wie die gerade
jetzt ſich verſchärfende Streiklage in den Vereinigten Staaten
zeigt, und Rooſevelt dürfte um drakoniſche Maßnahmen in dieſer
Hinſicht nicht herumkommen. Weiter aber iſt von der Geld= und
Kapitalſeite her die Aufrechterhaltung der erreichten Erfolge
gefährdet. Die Unſicherheit über die weitere Entwicklung der
Dollarwährung und die Frage der Stabiliſierung, die übrigens
allenfalls nur auf dem derzeitigen Dollarſtand vorgenommen
werden könnte, um nicht der bewußt hervorgerufenen
Preis=
ſteigerungen verluſtig zu gehen, lähmt die Unternehmungsluſt,
hemmt aber auch die Kaufluſt, die ſolange anhielt, als der
Dollar eine rückläufige Tendenz aufwies. Andererſeits hat der
neuerliche Rückgang der Agrarpreiſe die Front der
Inflations=
politiker, die ſich in erſter Linie auf die Farmerkreiſe ſtützen,
verſtärkt, während die Induſtrie allmählich doch zu der
Erkennt=
nis zu kommen ſcheint, daß ſie nur bei geſicherter
Währungs=
grundlage auch ſichere Kalkulationsgrundlagen für ihr Geſchäft
und für geſchäftliche Dispoſitionen auf längere Zeit beſitzt, die
nur unter dieſer Vorausſetzung vorgenommen werden können.
Die amerikaniſche Regierung treibt dagegen mit alleräußerſter
Energie ihr Wirtſchaftsprogramm vorwärts und ſieht ihre
Hauptaufgabe in finanzieller Hinſicht gegenwärtig darin, der
Wirtſchaft neue Kredite zur Verfügung zu ſtellen und die
Unter=
nehmungsluſt anzufeuern. Neue Milliarden=Kredite haben nur
dann einen Sinn, wenn ſie in Anſpruch genommen und
wirt=
ſchaftlich nutzbringend verwendet werden. Es kommt alſo
gegen=
wärtig alles darauf an, daß die amerikaniſche Wirtſchaft wieder
volles Vertrauen zu dem Programm Rooſevelts hat und ſich
E. B.
ganz für ſeine Durchführung einſetzt.
Vor reichsrechtlicher Regelung der Tierſchukftage.
Berlin, 9. Oktober.
„Die zuſtändigen Reichsſtellen ſind gegenwärtig u. a. damit
be=
ſchäftigt, eine reichsrechtliche Neuregelung auf dem Gebiet des
Tierſchutzes auszuarbeiten.
Pietänzer von papen
auf der Tagung des Berbandes Mikkeldeukſcher
Induſtrieller in Frankfurk a. M.
LPD. Frankfurt a. M., 9. Oktober.
Im Verband Mitteldeutſcher Induſtrieller ſprach am
Mon=
tag Vizekanzler von Papen über das Thema „Die
Unternehmer=
perſönlichkeit im neuen Staat”,
Bei ſeiner Ankunft im Frankfurter Hauptbahnhof wurde er
von einer Ehrenkompagnie des Stahlhelm, der SA. und der SS.
empfangen. Vor ſeinem Hotel zog ein Stahlhelm=Doppelpoſten
auf. Abends wurde ihm ein Fackelzug dargebracht.
In ſeiner Rede führte der Vizekanzler u. a. aus: Zur
Wirt=
ſchaft gehört auch der Unternehmer, Für den
nationalſozialiſti=
ſchen Staat iſt dies eine ſelbſtverſtändliche Erkenntnis, die aus
der Anerkennung aller ſchaffenden Stände entſpringt. Die
Klaſſenkampfidee iſt heute überwunden. Der Unternehmer iſt
heute ein gleichberechtigter Soldat in der gewaltigen
Arbeits=
front des deutſchen Volkes. Im Kampfe um die Vorherrſchaft
zwiſchen Politik und Wirtſchaft haben wir in den letzten
Jahr=
zehnten trübe Erfahrungen gemacht. Wir haben heute gelernt,
daß das Primat der Politik gebührt und daß der Politiker lange
Zeiträume ins Auge faſſen muß, um die Vorausſetzungen für
eine ſtetige Wirtſchaft zu ſchaffen. Die bisherige Form der
Staatsführung mit geteilter Verantwortung zwiſchen
Staats=
mann und Wirtſchaftsführer nähert ſich nebenbei allzu ſehr der
Korruption. Nur zu oft haben Staatsmänner wirtſchaftliche
Entſchlüſſe nur deswegen unterſtützt, weil ſie am Geſchäft
betei=
ligt waren. So wäre es zum Beiſpiel notwendig, als erſte
Maß=
nahme aller Abrüſtungsbeſtrebungen die Rüſtungsinduſtrie aller
Länder zu verſtaatlichen, um den großen und geheimen Einfluß,
der heute von den Rüſtungskonzernen der hochgerüſteten Länder
und deren Leitern auf die Politik ausgeübt wird, auszuſchalten.
Auch der „politiſche Lohn”, keine etwa von der Wirtſchaft
errech=
nete oder durch eine auf realem Boden ſtehende Sozialpolitik
be=
ſtimmte Größe, war das Ergebnis von Parteidiktaten. Der
Un=
ternehmer hat nicht die Aufgabe, Politik zu machen, das muß er
dem leitenden Staatsmann überlaſſen.
Die nationalſozialiſtiſche Staatsauffaſſung
iſt davon durchdrungen, daß die Wirtſchaft
eines vielgeſtaltigen, lebendigen, von
Per=
ſönlichkeit swerten erfüllten
Unternehmer=
tums bedarf, deſſen Ethos heißt: „Arbeit,
Ar=
beit im Dienſte der Nation”, die Staatsführung
an=
erkennt die Unerſetzlichkeit des Unternehmertums in der
Wirt=
ſchaft des neuen Deutſchland, ſchützt es in der Ausübung ſeiner
Funktionen, und iſt bereit, es zu fördern und in ſeiner Stellung
innerhalb der Wirtſchaftsorganiſation zu ſtärken. Es gilt in
erſter Linie, die allgemeinen Vorausſetzungen zu ſchaffen, die für
eine ruhige und gedeihliche Entwicklung eines geſunden
Mittel=
ſtandes unerläßlich ſind. Wir brauchen vor allem den
Unter=
nehmer der mittleren und kleinen Betriebe, weil induſtriell
unſere Zukunftsmöglichkeiten faſt nur auf dem
Gebiete der Qualitätswaren liegen, die den
quali=
fizierten Unternehmer und Arbeiter vorausſetzen.
Die Phaſe der nationalen Revolution iſt
bewunderungswür=
dig raſch in die Phaſe der Evolution übergeleitet worden. Die
Staatsführung ſtellt ſich ſchützend vor die Betriebe und hat
Heiß=
ſpornen und Unbelehrbaren deutlich gemacht, daß den
Wirt=
ſchaftsfrieden ſtören, Verrat am Volk begehen
heißt. Ich kann mit Genugtuung feſtſtellen, daß ſich das
deut=
ſche Unternehmertum durchaus der Stunde gewachſen zeigt, denn
es iſt mit allen Kräften bemüht, den vielfältigen Maßnahmen
zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit zum Erfolg zu verhelfen
und die Regierung durch Eigeninitiative zu unterſtützen.
Star=
ker Staat und Perſönlicheit ſind keine
Gegen=
ſätze, ſie bedingen einander, und das eine iſt nicht
ohne das andere denkbar. Heute, wo wir wieder eine ſtarke
zen=
trale Staatsführung haben, die auch dem Wirtſchaftsleben
Stabilität und ruhige Entwicklung verbürgen kann, darf ſich auch
wieder jene unbeſiegliche Initiative und Riſikofreudigkeit, jene
Freude am eigenen Schaffen hervorwagen, an der das deutſche
Unternehmertum von jeher ſo reich war.
Unſer Programm des Wiederaufbaues und
wirtſchaftlicher Reformen iſt ein Programm auf
lange Sicht. Die Reichsregierung hat vom erſten Tage an auf
die Länge und Beſchwerlichkeit des zurückzulegenden Weges hin=
Um den Leuten die Hölle heiß zu machen, brauchſt
du nur ein Teufel zu ſein, aber den Menſchen das
Leben lieb und begehrlich machen kannſt du nur,
wenn du’s ſelbſt haſt und davon erfüllt biſt.
Heinrich Thottzty.
Hefſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Montag, den 9. Oktober.
Erſtes Hinfonie-Konzerk.
Nach der erſtaunlichen Darſtellung von Beethovens 9.
Sin=
fonie in dem Volkskonzert konnten wir heute im Sinfoniekonzert
die muſikaliſche Art unſeres neuen Dirigenten Karl Friderich als
Konzertleiter erneut ſtudieren. Er gab zuerſt Beethovens
Corio=
lan=Ouvertüre in überaus klarer und exakter Weiſe wieder, und
wir freuten uns, daß nichts von den Uebertreibungen
roman=
tiſcher und virtuoſer Art vorkam, die ſo oft im Konzert zu hören
ſind, da viele Dirigenten den Effekt höher einſchätzen als
ſtil=
reine Aufführung. Das Orcheſter ſpielte auch vorzüglich genau,
klar und tonſchön.
Es folgte eine Mozart=Sinfonie, die in der Entſtehungszeit
der Entführung aus dem Serail nahe ſteht und der Ouvertüre
dieſes Singſpiels ſehr verwandt iſt. In beiden Werken ſchließt
ſich Mozart der herkömmlichen Form der neapolitaniſchen
Opern=
ſinfonie an, die ſeit A. Scarletti dreiſätzig nach dem Schema
ſchnell — langſam — ſchnell war. Urſprünglich war der erſte
Satz mehr rauſchend und feſtlich, er war von nur einem Thema
beherrſcht, der letzte Satz leichter, mehr wie ein freudiger,
glück=
lichen Schluß — denn in der neapolitaniſchen Oper kriegten ſich
die Liebespaare immer. In dem Augenblick, wo eine regere
ſeeliſche Inhaltlichkeit gegenſätzliche Themen ſchon in einem Satz
einander gegenüberſtellte, wurde der Gegenſatz der Dreiſätzigkeit
eigentlich ſchon im erſten Satz erlebt. Darum trachtet Mozart
nach Vereinfachung, die er in der Ouvertüre der Entführung
durch die Kürzung des langſamen Satzes und die ziemlich
wört=
liche Wiederholung des erſten Teils an dritter Stelle erreichte,
hier dadurch, daß der erſte Satz eigentlich nur Expoſition beider
Themen und eine typiſch mozartiſche, ſich nicht ſehr eng an die
Thematik haltende Durchführung, der letzte Teil eine
ungewöhn=
licherweiſe vom 2. zum 1. Thema ſchreitende Wiederholung der
Themen bringt. Auch hier war die Wiedergabe außergewöhnlich
klar und graziös, der Streicherklang ſtand gebührend im
Vorder=
grund, ohne forciert zu werden, und die Lyrik des von beiden
Violinen uniſon geſpielten 2. Themas wie des langſamen Satzes
kam in all der Sonnigkeit und Herzenswärme zum Ausdruck, die
Mozarts beſte Werke kennzeichnet. Gemeſſen an den drei letzten
Sinfonien des Meiſters, iſt das Werk mehr liebenswürdig als
tief, aber es intereſſiert beſonders als Gegenſtück zur genannten
Ouvertüre.
Sehr erfolgreich war ferner die Aufführung von Webers
Oberon=Ouvertüre, Friderich hielt dynamiſch anfangs ſehr zurück
und brachte den herrlichen Beginn überaus zart und ätheriſch,
um dann um ſo temperamentvoller loszubrechen und in der
konzerthaften Brillianz der Weberſchen Allegrothematik zu
ſchwelgen. Gerade als Gegenſatz zum Coriolan intereſſiert dieſe
Wiedergabe ſehr durch äihre natürliche ſtiliſtiſche Sicherheit. Es
war gut, daß der erſte Teil des Konzerts an die Zuhörer keine
allzu großen Anforderungen ſtellte, ſo blieb genug Spannkraft
für die große Sinfonie.
Hans Simons Es=Dur=Sinfonie Nr. 1 Opus 6 kam unter
Dr. Böhm anläßlich des Tonkünſtlerfeſtes vor 5 Jahren in
Darmſtadt zur Uraufführung und erregte großes Aufſehen. Sie
iſt ein außergewöhnlich ſchwerblütiges Werk, das trotz der
Haupttonart Es=Dur, ſich mehr in Moll=Regionen aufhält, und
in den gewaltigen Ausmaßen der Formen ſich an Bruckner und
ſeine Schule anſchließt. Mit gewaltiger Leidenſchaft bricht das
Kopfthema des erſten Satzes los, und trotz des ſofort
auftreten=
den Gegenſatzes wird der Hauptgedanke zuerſt weitgehend
ver=
arbeitet. Das zweite Thema iſt ſehr weich, führt anderen Takt
ein und beherrſcht ebenfalls eine weite Fläche, reizvoll durch
Gegenſtimmen, die wie Vogelgezwitſcher wirken, geſteigert. Noch
ein neuer Gedanke tritt auf, bleibt aber vorerſt epiſodiſch, denn
bald beginnt die Durchführung, die vom 2. Thema ausgeht.
In ihr, wie in der freien Repriſe, zeigt ſich Simons Erfindungs=
und Formgeſtaltungsgabe beſonders ſtark, denn der Reichtum
an Farben, originellen Bildern und Epiſoden iſt erſtaunlich.
Prachtvoll in Klang, Aufbau und Empfindungstiefe iſt das
Adagio, ein dem erſten in jeder Weiſe ebenbürtiger Satz. Lange
herrſcht ein elegiſcher Ton, bis die Leidenſchaftlichkeit des erſten
Satzes in großer Steigerung erwacht, um plötzlich wieder faſt
tragiſch in die dunkle Anfangsſtimmung zurückzuſinken. Das
ſcherzoartige Preſto wird charakteriſiert durch eigenſinnige,
häufig wechſelnde Rhythmen, es ſteigert ſich in faſt groteske
Fugenſpiegeleien hinein. In dieſem Satz hatten wir heute
mehr als bei der Uraufführung die Empfindung, als ob eine
gewiſſe Schwere der Inſtrumentierung ihn zu dickflüſſig macht.
Von ganz großem Ausmaß iſt der Schlußſatz, deſſen
choral=
artiges Kopftthema durch eine Quartſextakkordfolge der
Blech=
bläſer gebildet wird, wodurch es ſich beſonders gut abhebt. Ein
Fugato der Streicher rd zum ſtark bewegten, kämpferiſchen
ſcieir iinn neuen Brunt.
gewieſen. Aber jeder hat es ſelbſt in der Hand, das
Tempo zu beſchleunigen. Wer führen will, muß
Führereigenſchaften beweiſen. Das gilt auch in
der Wirtſchaft. Man kann vielleicht einwenden, daß die
innere und die äußere Lage des Landes noch zu ungeklärt ſeien,
daß der korporative Umbau der Wirtſchaft noch in den erſten
An=
fängen ſtecke und daß in der Arbeitsfront noch zu viele
Unaus=
geglichenheiten zwiſchen Arbeiter und Unternehmer beſtünden.
Je ſchneller und je vollſtändiger die alten Gegenſätze vergeſſen
wer=
den, um ſo ſchneller wird der wahre innere Wirtſchaftsfrieden
errun=
gen werden, und um ſo weiter werden wir der übrigen
induſtrieali=
ſierten Welt voraus ſein. Fangen Sie, als Unternehmer und als die
geiſtig Führenden, mit dem guten Beiſpiel an und verwenden Sie
alle Energien auf die Herſtellung dieſes inneren Friedens, der
der Wunſch und Wille des Führers iſt, dann werden Sie um ſo
eher verlangen können, daß Ihre Arbeiterſchaft ſich auf das Engſte
mit Ihnen verbunden fühlt. Und wenn Sie dann immer noch auf
Widerſtände ſtoßen ſollten, dann zeigen Sie Rückgrat und wehren
Sie mit eiſerner Entſchiedenheit Dinge ab, die man Ihnen etwa
zumuten will, Dinge, die von der oberſten Führung nicht gewünſcht
werden und die weder im Intereſſe einer geſunden Fortentwicklung
der deutſchen Wirtſchaft noch der wahren Arbeitsfront liegen. Der
nationalſozialiſtiſche Staat verträgt durchaus Kritik, ja, er bedarf,
wie alles, was organiſch wachſen will, der prüfenden Kritik. Nur
muß dieſe Kritik nicht zerſetzend ſein, ſondern im aufbauenden,
ſchaffenden Sinne liegen.
So gewiß die Wirtſchaft nur auf dem Grundſatz der
Rentabili=
tät aufgebaut werden kann, ſo wenig beabſichtigt iſt, den geſunden
und fairen Wettbewerb auszuſchalten oder die natürliche Ansleſe
in der Wirtſchaft verhindern zu wollen. So unabänderlich muß
als oberſte Richtſchnur für jeden in der Wirtſchaft Tätigen das
Wohl der Geſamtheit gelten. Aus dieſer Denkweiſe wächſt auch
die ſoziale Einſtellung des heutigen Unternehmers ganz von ſelbſt:
ein dienendes Glied in der großen Gemeinſchaft unſeres Volkes zu
ſein. Mit Güte und verſtändnisvollem Eingehen auf ſeine Sorgen
und Nöte iſt aus dem deutſchen Volk Uebermenſchliches
herauszu=
holen. Auf der tiefen inneren Verbundenheit von Menſch zu
Menſch, nicht auf den äußeren Machtmitteln des Staates, beruht
die Zukunft des Landes. Die Sozialpolitik des Herzens bringt die
ewigen Grundſätze der chriſtlichen Lehre zur Anwendung. Die
Erneuerung der Wirtſchaft im chriſtlichen Geiſte iſt allein der Weg
zu einer dauerhaften, auch innerlichen Ueberwindung des
Klaſſen=
kampfgeiſtes. Dieſe Wahrheit wieder aufzurichten, iſt der Sinn
der Gegenwart. Ihn recht zu erkennen und danach zu handeln, iſt
unſer aller Aufgabe.
Die uns umgebende Welt bringt für unſeren Kampf um neue
geiſtige und ethiſche Grundlagen unſeres Staats= und
Wirtſchafts=
lebens erſtaunlich wenig Verſtändnis auf. Das Ausland
würde ſehr irren, wenn es glauben würde, daß
der Nationalſozialismus an den Möglichkeiten
einer Erholung der deutſchen Wirtſchaft und an
der Löſung des Problems der Arbeitsloſigkeit
ſchließlich doch ſcheitern würde. Der
Nationalſozialis=
mus hat die Nation zu einer ſo ſtarken ſeeliſchen Einheit
zuſam=
mengeſchmolzen, daß dieſe Einheit genügend Kraft aufbringen
wird, alle Schwierigkeiten der Wirtſchaftslage, mögen ſie zeitlich.
und praktiſch noch ſo groß ſein, zu überwinden. Der
National=
ſozialismus hat auch nichts mit kriegeriſcher Geſinnung oder
Kriegsrüſtung zu tun. Uniformen bedeuten noch keinen
Militaris=
mus und Diſziplin iſt im bürgerlichen Leben nicht weniger von
Nöten als im Kriege. Deutſchland will im Frieden leben und
ar=
beiten. Aber es gibt unvergängliche Rechte, auf die kein Land
ver=
zichten kann. Dazu gehören das Recht gleichberechtigter Stellung
innerhalb der großen Völkerfamilie, dazu gehört ferner das Recht
auf Sicherheit innerhalb einer waffenſtarrenden Welt. Dieſe
ſelbſt=
verſtändlichen Rechtsanſprüche werden wir immer und immer
wie=
der wiederholen, bis ſie erfüllt ſind! Die nächſten Tage und Wochen
werden vielleicht eine harte Nervenprobe für das deutſche Volk.
bedeuten. Im Beſitze eines guten Gewiſſens und im Anſpruch
auf ein gutes Recht werden wir der Entwicklung ruhigen Auges
entgegenſehen.
Die Rede des Vizekanzlers wurde wiederholt von
Beifalls=
kundgebungen unterbrochen. Am Schluß der Sitzung des
Vize=
kanzlers dankte Dr. Braun dem Redner und verſicherte, daß die
rhein=moiniſche Wirtſchaft in ſeinem Sinne arbeiten würde. Er
ſchloß mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den Reichspräſidenten
und die Reichsregierung mit dem Volkskanzler.
Gegenſatz. Gegen Ende der Expoſition hatten wir die Empfindung,
als ſei vom Komponiſten eine Aenderung vorgenommen, währen!
die Durchführung mit ihren großen Steigerungen dieſelbe große
Wirkung wie damals hatte. Wendepunkt iſt der Eintritt des
Hauptthemas als Orgelſolo wieder folgt die Entwicklung von
den Streichern aus, ſchließlich wie eine Hymne der Tutti=Einſatz
des Chorals und letzter Höhepunkt. Karl Friderich geſtaltete mit
bewunderswerter Spannkraft und Leidenſchaftlichkeit, und ebenſo
vorzüglich war bis auf eine kleine Stelle im Finale die
Orcheſterleiſtung. Man bewunderte auch heute wieder die geiſtige
und ſeeliſche Größe dieſes ſinfoniſchen Erſtlingswerkes und ſetzt
größte Hoffnungen auf eine zweite Sinfonie von Hans Simon.
F.N.
Hans Simon.
Zu ſeinem Weggang von Darmſtadk.
Mit Hans Simon verliert Darmſtadt eine
Künſtlerperſönlich=
keit von hohem Rang, ausgeprägter Weſensart und ſchöpferiſcher
Kraft.
Als Komponiſt gehört Hans Simon in die erſte Reihe der
deutſchen Tondichter; ſeine Muſik entſtrömt ganz innerem Weſen
und Müſſen und iſt damit jenes Urbeſtandes teilhaftig, ohne
den Kunſt im deutſchen Sinn nicht gedacht werden kann. Ein
ſchöpferiſches Muſikleben zweier Jahrzehnte geſtaltet ſich
ſpar=
ſam und der Stimme des Genius gehorchend in nur 9 Werken,
unter denen als Gipfel herausragen die Symphonie in Es=Dur
Opus 6, die heitere Oper „Valerio” und die „Dramatiſche
Fantaſie” Opus 9.
Die Uraufführung der erſten Symphonie auf dem Muſikfeſt
des RDTM. 1928 in Darmſtadt war in der muſikaliſchen Welt
ein Fanal. Bis weit ins Ausland hinein weckte das große
Werk ein nachhaltiges Echo, aus dem die Aufgeſchloſſenheit aller
ehrlich Wollenden für dieſe kraftvolle, deutſche Offenbarung einer
ſchaffensfreudigen Künſtlerſeele erklang. Aus der großen
Tradi=
tion der Meiſter herausgewachſen durchmißt das Werk in
monumentaler, in Renners Schule zur Meiſterſchaft
empor=
gewachſener Geſtaltung weite Bereiche der Seele: ſtarke, packende
Leidenſchaft lebt in dieſer Tonſchöpfung gleichermaßen wie die
abgründige Stetigkeit tiefen Gefühls; überall iſt das Leben zu
ſpüren, nirgends überdeckt ein großes techniſches Können
fehlende Kraft von innen. In der ganzen könneriſchen Breite,
in Inſtrumentation und in kontrapunktiſcher Arbeit, überall
offenbart ſich ein erſtaunlich reifer Schöpferwille, der ganz
Großes ſpricht und verſpricht.
Ihm iſt das andere genannte Werk gleichermaßen entwachſen,
deſſen Uraufführung wir in dieſem Frühjahr hier erlebten: D:e
Dramatiſche Fantaſie Opus 9. Der Welt der Tragik iſt dieſe
Dienstag, 10. Oktober 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 281 — Seite 3
Mlanvoller Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit.
die Vier=Millionen=Grenze weſenklich unkerſchrikken. — Am 30. Sepkember noch 3 850 000 Arbeitsloſe.
Skarker Rückgang der arbeitsloſen Wohlfahrtserwerbsloſen.
Die Arbeitsmarkklage im Reich.
WIB. Berlin, 9. Oktoder.
In der zweiten Septemberhälfte iſt, wie die
Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung
berichtet, durch den energiſch und planvoll geführten Kampf gegen
die Arbeitsloſigkeit die 4=Millionengrenze um mehr
als 150 000 unterſchritten worden. Die Zahl der bei
den Arbeitsämtern eingetragenen Arbeitsloſen betrug am 30.
Sep=
tember rund 3 850 000. Beachtlich iſt der ſtarke Rückgang
der arbeitsloſen Wohfahrtserwerbsloſen, der
anzeigt, daß es mehr und mehr gelungen iſt, auch die
Unter=
bringung der langfriſtigen, häufig älteren und
verheirateten Erwerbsloſen einer Löſung zuzuführen.
Wenn man die Arbeitsloſenzahl vom 30. September von rund
3 850 000 vergleicht mit dem Höchſtſtand dieſes Jahres im Februar
von 6047000, ſo ergibt ſich daraus ein Rückgang der
Ar=
beitsloſenzahlen um 2,2 Millionen. Beſonders
er=
freulich an den letzten Feſtſtellungen der Reichsanſtalt iſt die
Tat=
ſache, daß die Entlaſtung des Arbeitsmarkts gerade in den
hoch=
induſtrialiſierten und dichtbevölkerten Bezirken im Vordergrund
ſteht. Der tatſächliche Rückgang der Arbeitsloſigkeit iſt aber noch
viel größer als 2,2 Millionen, da die wahre Zahl nicht allein nach
den Zahlen der Arbeitsloſen berechnet werden kann, ſondern dem
gegenübergeſtellt werden müſſen die Beſchäftigtenzahlen. Während
die Zahl der von den Krankenkaſſen errechneten Beſchäftigten Ende
Januar nur 11 487 000 betrug, erhöhte ſich dieſe Zahl Ende Auguſt
auf 13 724 000. Dazu kommen noch die rund 270 000 Arbeitsloſen,
die im Laufe des September wieder in Lohn und Brot
zurückge=
führt werden konnten, ſo daß die Zahl der Mehrbeſchäftigten
gegenüber Februar auf über 2½ Millionen beziffert werden kann.
* Die Bedeutung des neuen Rückgangs der Arbeitsloſigkeit
läßt ſich erſt voll erfaſſen, wenn man die verſchiedenen Meldungen
über die wirtſchaftliche Wiederbelebung aneinanderreiht, die erſt
das Bild unſerer Wirtſchaftslage abrunden, wie es ſich in den
letz=
ten neun Monaten herausgebildet hat. Daß nicht auf allen
Ge=
bieten der Aufſchwung gleichmäßig iſt, iſt eine
Selbſtverſtändlich=
keit. Schließlich hat die Reichsregierung mit ihren Einwirkungen
den Hebel auch nur an einzelnen Stellen angeſetzt, allerdings dort,
wo ſie ſich einen guten Nutzeffekt verſprach. Sie hat der
Landwirt=
ſchaft eine ungewöhnlich wertvolle Hilfsſtellung geleiſtet. Sie hat
die hier eingezogene Hoffnungsloſigkeit beſeitigt und den
Land=
wirten neuen Mut eingeflößt. Die Preisbildung für
landwirt=
ſchaftliche Erzeugniſſe hat den Landwirt wieder leiſtungsfähiger
gemacht und es ihm ermöglicht, ſich aktiv an der Arbeitsſchlacht zu
beteiligen und wieder Arbeitskräfte einzuſtellen.
Die weſentlichſte Vorausſetzung der Wirtſchaftsbewegung iſt
aber doch das Vertrauen der Allgemeinheit zur Politik der
Reichs=
regierung. Dieſes Vertrauen hat in der Induſtrie und im
Ge=
werbe bereits feſte Wurzeln gefaßt. Zahlloſe
Unterneh=
mungen haben ſich nicht nur auf die Hilfe der
Reichsregierung verlaſſen, ſondern von ſich aus
einen Beitrag zur Arbeitsbeſchaffung geleiſtet.
Parällel laufen die Auswirkungen der
Arbeitsbeſchaffungspro=
gramme der Reichsregierung, durch die in erſter Linie das geſamte
Baugewerbe mit den Zubringeinduſtrien befruchtet worden iſt. Die
Maßnahmen auf dem Gebiete des Kreditweſens und der
Zinsbil=
dung habe ein übriges getan, um der Wirtſchaft einige
Bewegungs=
freiheit zu geben.
Recht erfreulich iſt die zuſätzliche Kaufkraft der
ſchaf=
fenden Maſſen, die ſich ſeit dem 30. Januar eingeſtellt hat. Das
Arbeitseinkommen iſt bereits im zweiten Vierteljahr 1933 um
eine halbe Milliarde Mark geſtiegen. Seit dieſer Zeit iſt die Zahl
der Lohn= und Gehaltsempfänger weiter angewachſen.
Infolge=
deſſen wird auch das Geſamtarbeitseinkommen an Umfang
ge=
wonnen haben. Das hat wieder einen beſſeren Eingang an Steuern
zur Folge gehabt.
Alles in allem iſt die Septemberbilanz für die Lage
der Arbeitsmärkte und der Wirtſchaft gut. Sie eröffnet
freund=
liche Ausſichten für die Zukunft vor allem ſchon
des=
wegen, weil die Arbeitsbeſchaffung der Reichsregierung und die
Privatinitiative der Unternehmer jetzt erſt zur richtigen
Auswir=
kung und Entfaltung kommt. Während bisher die
landwirtſchaft=
lichen Gebiete an der Verringerung der Arbeitsloſigkeit einen
grö=
ßeren Anteil! tten, tritt nun allmählich auch eine Verſchiebung
zugunſten der Induſtriegebiete ein. Es beſteht große Ausſicht, daß
wir über den Winter ohne größere Rückſchläge hinwegkommen,
ſo daß dann im Frühjahr mit neuer Kraft daran gegangen
wer=
den kann, das Werk des wirtſchaftlichen Aufbaus fortzuſetzen und
zu vollenden.
Die Verkeilung der Mikkel
zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit.
Zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit ſind durch das zweite
Geſetz zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit 500 Mill. RM. zur
Gewährung von Zuſchüſſen, für Inſtandſetzungen, Ergänzungen
und Umbauarbeiten an Gebäuden zur Verfügung geſtellt worden.
Hiervon hat der Reichsarbeitsminiſter 300 Millionen an die
Län=
der verteilt. Inſtandſetzungszuſchüſſe werden nunmehr zu
Inſtand=
ſetzungsarbeiten an Gebäuden jeder Art gegeben. Bevorzugt
wer=
den Inſtandſetzungsarbeiten jeder Art, nicht nur, wie bisher,
grö=
ßerer, ſondern auch Schönheitsreparaturen und
Ergänzungsarbei=
ten. Die Koſten müſſen mindeſtens 100 RM. betragen. Einen
Zu=
ſchuß können nicht nur die Hausbeſitzer, ſondern auch die Mieter
beantragen. Für die Teilung von Wohnungen und den Umbau
konſtiger Räume, z. B. Fabriken, Läden uſw. zu Wohnungen
wer=
den auch weiterhin Zuſchüſſe in der Höhe der Hälfte der Koſten
gegeben. Der Höchſtbetrag der Zuſchüſſe beträgt 1000 RM. für
jede Teilwohnung. Einen Zuſchuß gibt es auch für den Ausbau
von Räumen für Zwecke des Luftſchutzes. Für einen Teil der
Koſten, der neben dem Zuſchuß von dem Antragſteller ſelbſt
auf=
gebracht werden muß, wird auf die Dauer von ſechs Jahren eine
Verzinſung in Höhe von 4 v. H. jährlich gegeben. Dies geſchieht
durch Ausgabe von Zinsvergütungsſcheinen, die in den Jahren
1934 bis 1939 vom Reiche eingelöſt werden. Berückſichtigt werden
nur Anträge, bei denen ſofort oder innerhalb kürzeſter Zeit mit
den Arbeiten begonnen wird. Der Tag des Antrags iſt nicht
ent=
ſcheidend, ſondern der Beginn der Arbeit. Durch dieſe
Maßnah=
men ſoll gerade in den Wintermonaten Arbeit beſchafft werden.
Die Reichsregierung erwartet, daß jeder, der die Möglichkeit
da=
zu hat, durch Erteilung von Aufträgen, im Kampfe gegen die
Arbeitsloſigkeit mithilft.
programm der 2G. Zarben.
Erhöhle Aufwendungen in Höhe von über 40 Mill.
RM. — Geſamkenklaſtung des Arbeitsmarkkes
um 34 000 Mann.
Die JG. Farbeninduſtrie hat zur Schaffung zuſätzlicher
Ar=
beiten ein großzügiges Arbeitsbeſchaffungsprogramm beſchloſſen.
Vorgeſehen iſt ein Ausbau von Neuanlagen, für die die
Aufwen=
dungen etwa 40 Millionen RM., alſo das Doppelte des
Vorjah=
res 1932 betragen werden. Die Koſten der Reparaturarbeiten
werden 80 Millionen RM. erreichen gegenüber 64 Millionen im
Vorjahre. Das neue Bauprogramm für die Gruben der JG.
ſieht Geſamtinveſtierungen von 22 Millionen RM. vor.
Außer=
dem iſt beabſichtigt, die geſamten Vorräte an Rohmaterialien, die
bereits um 6 Millionen RM. erhöht ſind, ſowie an deutſchen
Produkten= und Fertigfabrikaten nach Möglichkeit zu vergrößern
und dieſen erhöhten Beſtand beizubehalten. Die bereits erfolgte
Bevorratung bei den Fertigfabrikaten und Zwiſchenprodukten
be=
trägt mehr als 6 Millionen RM. Seit dem Tiefſtand der
Beleg=
ſchaftsziffer bis zum September d. J. ſind bei den verſchiedenen
Werken der JG einſchließlich Ammoniakwerk Merſeburg, Kalle
und AG. für Stickſtoffdünger in Knapſack Neueinſtellungen von
rund 10000 Köpfen erfolgt, wozu noch Erſatzeinſtellungen für
zirka 5000 Arbeitskräfte kommen, die durch Penſionierung,
Ver=
heiratung uſw. ausgeſchieden ſind und damit den Arbeitsmarkt
nicht mehr belaſten. Bei den Gruben wurden im gleichen
Zeit=
raum zirka 2000 Mann eingeſtellt. Das Bauprogramm der
Gru=
ben wird weitere Einſtellungen von rund 5000 Mann mit ſich
bringen. Der Arbeitsmarkt wurde alſo einſchließlich der 12000
durch Kurzarbeit vermiedenen Entlaſſungen um insgeſamt 34 000
Arbeitskräfte entlaſtet. Von der Kurzarbeit werden heute 95
Prozent der Belegſchaft erfaßt.
großartige Schöpfung verhaftet der Welt des Kampfes und
heldiſchen Willens, der Welt großen Menſchentums. In eigener,
moderner, doch urmuſikaliſcher Tonſprache wird hier
tieferſchüt=
ternd Schickſal geſtaltet und die Brücke geſchlagen zur Sphäre
des Theaters als der Stätte anderer Offenbarung gleicher
Größe. Der abſolute Muſiker Simon zeigt ſeine Berufung auch
zur Bühne, deren ſchöner und reifer Ausdruck ſein „Valerio”
iſt, jene heitere Oper, die in Darmſtadt Uraufführung und
durch=
ſchlagenden Erfolg erlebte. Hier iſt beſte Fortführung großer
Tradition, hier iſt Füllung einer empfindlichen Lücke im
gegen=
wärtigen Muſikſchaffen. Zauberiſch ſind die lockeren Kräfte der
nordiſchen Seele zu heiterem Spiel beſchworen; Theater= und
Künſtlerblut pulſt in dem wichtigen Werk, dem ſich niemand
verſagen konnte.
Im Ganzen: ein ſchöpferiſcher Menſch! Und wir fragen:
Warum ſo wenig bekannt geworden in dem nicht allzu reichen
Kreis unſeres Muſikſchaffens? Warum der „Valerio” nicht
hin=
ausgekommen über Darmſtadt? Warum die Es=Dur=Symphonie
bisher nur in 10 Konzertſälen? Das Rätſel löſt ſich: Simon
war deutſcher, kämpferiſcher Menſch wollte es ſein in einer Zeit
der Entdeutſchung, der Gleichgültigkeit und der Verjudung. Im
Novemberdeutſchland der blutloſen, atonalen Gehirnmuſik konnte
ein ganz blutgeborenes Werk wie dieſe Symphonie nicht leben;
im Novemberdeutſchland der Niggeroper war für deutſchblütiges
Opernſchaffen kein Platz. Und Simon verſchmähte es als
deutſcher Menſch, vor den Zimmern allmächtiger Muſikjuden zu
antichambrieren, die Feinde unſeres Volkes und ſeiner Sendung
anzurufen. Wie viele deutſche Männer hütete er in undeutſcher
Zeit die heilige Flamme, verzichtete er auf die ihm
lieb=
gewordene Wirkungsſtätte des Theaters, das man ihm verſchloß,
lebte er unter Opfer außen und innen ſein Künſtler= und
Schöpferdaſein, für ſich, bis er den Kreis junger deutſcher
Männer fand, dem er Führer ſein konnte, das Kammerorcheſter
des Kampfbundes für deutſche Kultur gab ihm eine
Wirkungs=
ſphäre aus ſeinem, aus anderem als dem Zeitgeiſt. Selbſtlos,
aus reiner Pflichtgeſinnung gegenüber deutſcher Kunſt ſchloſſen
ich aufſtrebende junge Künſtler zuſammen; und Simon ſchuf
in hingebender Arbeit einen Klangkörper, deſſen erſtes
öffent=
iches Muſizieren ein Ereignis in Darmſtadts Muſikleben wurde
ind Simons glänzende Dirigenten= und Mittlerbegabung ins
hellſte Licht rückte. Die Kammerkonzerte ſind ſo ein Faktum
ge=
worden im Konzertwinter und werden es unter der
Stab=
ührung unſeres erſten Opernkapellmeiſters Friderich auch
zu=
ünftig ſein.
Dieſer Weg des Opfers, der Entſagung und des Kampfes
ſeichnet den Menſchen Simon, mit dem zu arbeiten reine Freude
var. Er hat auf die Befreiung unſeres Deutſchlands von den
Zerſtörern, auf die Erlöſung der deutſchen Muſik von
Nigger=
ind Judentum ſeit Jahren gehofft und dafür gekämpft. Und
Us die Stunde der deutſchen Freiheit kam, da rieß man den
Künſtler Simon; und er kam und nahm aus der Hand der
deutſchen neuen Führer Verantwortung und Auftrag freudig
auf ſich: als kommiſſariſcher Leiter der Städtiſchen Akademie
für Tonkunſt hat er aus dem liberaliſtiſch gelockerten Inſtitut
ein ſtraff geformtes Ganze gemacht, das vom Geiſt des neuen
Deutſchland durchflutet iſt und dieſem Geiſt dient.
In all den Kampffahren iſt Hans Simon der Gleiche
ge=
blieben und hat damit die innere Größe ſeines Künſtlertums
und Menſchentums unter Beweis geſtellt: Eitelkeit, Künſtlerpoſe,
Laune kennt er nicht. Immer iſt in ihm die gewinnende
Herz=
lichkeit und Natürlichkeit eines beſcheidenen und wegſicheren
Menſchen, immer iſt um ihn etwas von deutſchem Weſen,
deutſcher Seele, deutſcher Art. Ihnen hat ja der Führer den
Platz an der Sonne erkämpft. Der Weg iſt frei, auf dem
ſchöpferiſche Vertreter deutſchen Volkstums der Zukunft
entgegen=
ſchreiten können. Dieſen Weg geht Simon, wenn er nun in
Braunſchweig das Führeramt eines erſten Kapellmeiſters
über=
nimmt. Die ihn kennen, ſcheiden ungern von ihm; und
Darm=
ſtadt wird bald ganz wiſſen, was es an ihm verliert. Aber im
Deutſchland Adolf Hitlers gibt es kein fern und nah; alle, die
dieſem Staat dienen und von Deutſchlands Größe künden, ſind
untrennbar verbunden in der großen gewaltigen Aufgabe; ſo
reißt auch das Band nicht ab, das Simon und Darmſtadt
ver=
bindet und das den Künſtler, ſo hoffen wir, recht oft wieder
hierherführt. Nach Braunſchweig aber begleiten ihn alle guten
Wünſche derer, die um ſein Sein, ſeinen Weg, ſeinen Kampf
und ſeine Zukunft wiſſen.
Dr. R. B.
100 Jahre Mainzer Stadkkheaker.
Eröffnung der Jubiläumsſpielzeit.
Anläßlich des 100jährigen Beſtehens des Mainzer
Stadt=
theaters wurde die diesjährige Spielzeit geſtern beſonders
feſt=
lich mit einer Morgenfeier, in Anweſenheit der Spitzen der
Be=
hörden, der Vertreter von Kunſt und Wiſſenſchaft, der
Wirt=
ſchaft, der Nationalſozialiſtiſchen Partei uſw. eingeleitet. Das
Haus war mit den Fahnen des neuen Deutſchland, Tannengrün
und Blumen geſchmückt. Unter den Ehrengäſten bemerkte man
beſonders Gauleiter Reichsſtatthalter Sprenger,
Provinzial=
direktor Dr. Wehner und Oberbürgermeiſter Staatskommiſſar
Dr. Barth. Nach einem Vorſpruch von Dr. Walter Beſt und
der Vaterländiſchen Ouvertüre von Reger ſprach
Oberbürger=
meiſter Dr. Barth, der die Feſtverſammlung begrüßte und
Reichsſtatthalter Sprenger dafür dankte, daß er die
Schirm=
herrſchaft der geplanten Feſtwoche übernommen habe. Er führte
dann u. a. weiter aus, ein Augenblick wie der jetzige, fordere
zu Zweierlei heraus: zu einem Rückblick auf die Vergangenheit
und zu einem Blick in die Zukunft. Dieſe 2000jährige Stadt
Aufruf Dr. Leys
an die Amkswalker der P9.
CNB. Berlin, 9. Oktober.
Der NS.=Zeitungsdienſt veröffentlicht einen Aufruf des
Stabs=
leiters der PO., Staatsrat Dr. Ley, in dem es heißt:
Die Tage der Zuſammenkunft der 400 dienſtälteſten
Amts=
walter der NSDAP. ſind vorüber. Vom Stützpunktleiter bis zum
Reichsleiter waren ſie hier einmal vereint ohne Unterſchied, allein
von dem ſtolzen Gefühl durchdrungen: Wir gehören zur alten
Garde. Nicht Eichenlaub, nicht Litzen machen den
Nationalſozia=
liſten, ſondern allein das gebrachte Opfer und die Leiſtung im
Kampfe um die Idee. Je mehr wir aus organiſatoriſchen
Grün=
den gezwungen ſind, ſolche notwendigen Aeußerlichkeiten
anzu=
legen, und je mehr wir heute als Behörde und Staat gezwungen
ſind, offizielle Feſte und Feierlichkeiten mitzumachen, um ſo mehr
müſſen wir geradezu eiferſüchtig darüber wachen, daß wir darin
nicht erſticken, daß äußere Rangabzeichen als das gewertet
wer=
den, als was ſie gelten und gelten ſollen. Einmal ſind ſie
tech=
niſche Hilfsmittel, für eine ſtraffe Organiſation, damit der
Dienſt=
betrieb ſich ſchneller und ſicherer abwickelt, und zum anderen
zei=
gen ſie die Größe und den Umfang der Pflichten des betreffenden
Amtes an. Ehre dagegen allein: Die dargebrachten Opfer im
Kampf um den Sieg unſerer Bewegung, Dienſt war der Sinn der
Tagung der 400 dienſtälteſten Amtswalter der PO.
* Der Lokalkermin in Berlin.
Der Umzug des Reichsgerichts.
(Von unſerer Berliner Schriftleitung.)
Am Montag iſt der vierte Strafſenat des Reichsgerichts, vor
dem der Reichsiagsbrandſtifterprozeß gegen van der Lubbe und
Genoſſen verhandelt wird, von Leipzig nach Berlin umgezogen.
Der Präſident des Senats, Senatspräſident Bünger, 6
Reichs=
richter und ein Erſatzrichter, die beiden Vertreter der Anklage,
Oberreichsanwalt Dr. Werner und Landgerichtsdirektor Pariſius,
der Protokollführer, der Oberjuſtizwachtmeiſter, die
Sachverſtän=
digen und die Angeklagten, mit ihren Verteidigern haben die
Reiſe angetreten. Recht umfangreich war das mitgeführte
Ge=
päck, rieſige Aktenbündel und die umfangreichen Kartons, in
wel=
chen die großen Pläne mit den Zeichnungen von dem Gebäude
und allen Einzelheiten des Tatortes, verpackt ſind, fielen
beſon=
ders auf. Zu dem Gefolge des Senats gehören noch eine große
Anzahl von Beamten der Geſchäftsſtelle, die ſpeziell für die
Ge=
ſchäfte des Vierten Senats zur Verfügung ſtehen müſſen.
Im Reichstagsgebäude ſelbſt ſoll die Verhandlung in dem
einzigen zur Zeit zur Verfügung ſtehenden großen Saal des
Haushaltsausſchuſſes durchgeführt werden. Das Reichsgericht iſt
übrigens ſchon öfters nach Berlin zu Verhandlungen gekommen.
Zuletzt vor wenigen Monaten bei der Verhandlung im
Wie=
deraufnahmeverfahren des Bullerjahn=Prozeſſes. Auch damals
ordnete Präſident Bünger die Fortſetzung des Prozeſſes in
Berlin in Verbindung mit einer Reihe von Lokalterminen
an. Damals wie heute ſollen die Zeugenvernehmungen
an Ort und Stelle vorgenommen werden, um auf dieſe Weiſe voll
und klar alle Einzelheiten erneut feſtzuſtellen. Dort, wo der
Brand gelegt wurde und ſpäter gewütet hat, ſoll nun auch
ver=
handelt werden. Nicht weniger als 100 Zeugen ſind für die
Ber=
liner Verhandlungstage geladen, unter ihnen der ehemalige
Lei=
ter der Berliner Feuerwehr, Oberbranddirektor Gemb, und eine
Reihe anderer Direktoren und Ingenieure, die in der Brandnacht
im Reichstag tätig waren. Auch einzelne Feuerwehrleute der
Löſch=
mannſchaften ſind als Zeugen geladen. Hier in Berlin werden
auch wichtige Gutachten der Sachverſtändigen abgegeben werden.
Das Verfahren gegen v. d. Lube und Genoſſen iſt jetzt bis zur
Vernehmung des Hauptangeklagten und ſeiner Mittäter zur
Per=
ſon und zur Sache fortgeſchritten. Durch das Schweigen des
Hauptangeklagten vor allem erwies es ſich als notwendig, in
die=
ſem Teile der prozeſſualen Verhandlung ſchon einige
Zeugenver=
nehmungen mit hereinzunehmen. Aber die erſte Depreſſion v. d.
Lubbes ſcheint ſich mittlerweile gelegt zu haben, der ja gerade in
den letzten Tagen im Zuge der Verhandlungen mehrmals abſolut
deutliche Ausſagen machte. Sein Schweigen hat er jetzt
jeden=
falls aufgegeben.
Für die Beweisaufnahme in Berlin rechnet man mit etwa 2
bis 3 Wochen. Der Senat wird dann wieder nach Leipzig
zurück=
kehren, und dort beginnen dann die Plädoyers. Die Verkündung
des Urteils wird dann dieſen Weltprozeß beenden.
hätte nicht nur in politiſcher, ſondern auch in kultureller
Be=
ziehung eine beſonders wechſelvolle Geſchichte hinter ſich, aber
das eine dürfe Mainz mit Stolz betonen; es ſei ein Träger
deutſchen Kulturgutes allezeit geblieben. Es hätte ſeine
Auf=
gabe, deutſchen Geiſt und deutſche Kultur im Rheinland zu
ver=
teidigen, gut gelöſt. Wenn wir in dieſer Stunde, ſo fuhr der
Redner fort, einen Ausblick in die künftige Geſtaltung des
kulturellen Lebens unſerer Stadt, insbeſondere die Geſtaltung
des Theaterweſens halten, ſo tun wir das mit dem
ausdrück=
lichen Bekenntnis zur nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung.
Die Weltanſchauung des Nationalſozialismus begnügt ſich nicht
damit, ſich nur auf politiſchem Gebiet auszuwirken, ſondern ſie
erhebt ſtolz und ſelbſtbewußt den Anſpruch, auf kulturellem
Gebiet dem deutſchen Volk neue Wege zu weiſen. Zwei Dinge
ſind es, die beſonderer Betonung bedürfen, einmal: Nichts iſt ſo
volksverbunden, ſo artverbunden als die Kunſt. Aufgabe der
deutſchen Kulturpolitik iſt es, der deutſchen Art gerecht zu
werden, das deutſche Kulturgut der Vergangenheit und der
Gegenwart zu pflegen und dem künftigen, aus deutſchem Blut
gewordenen Kulturgut die Wege zu ebnen. Ein zweites, was
der Nationalſozialismus auf kulturpolitiſchem Gebiet fordert,
iſt der Gedanke, daß die Kunſt dem Edlen, dem Starken und
dem Geſunden Ausdruck verleihen ſoll. Endlich haben wir
Nationalſozialiſten noch die Aufgabe, in unſerer Kunſtpflege und
Kulturpolitik darauf hinzuweiſen, daß die breiteſten Schichten
des Volkes erfaßt werden und Anteil bekommen an den
Kultur=
gütern der Nation. Nach Oberbürgermeiſter Barth ſprach
Intendant Trede, der im Namen aller ſeiner Mitarbeiter ein
Gelöbnis in dieſem Sinne ablegte. Der 150. Pſalm von Anton
Bruckner und das Horſt=Weſſel=Lied bildeten den Abſchluß der
Feier.
* Zweikes Programmheft des Heſſ. Landestheakers.
Das Heft enthält als Vorſpruch einige bedeutſame Sätze Adolf
Hitlers aus ſeiner Rede auf der Kulturtagung in Nürnberg.
So=
dann zum Thema „Deutſches Nationaltheater” einen Aufſatz des
Herausgebers Erich von Hartz, der ſich mit dem tiefen Gegenſatz
zwiſchen Volk” und „Publikum” befaßt und die künſtleriſche und
erzieheriſche Aufgabe des Theaters darin ſieht, aus Publikum,
aus geſtaltloſer Maſſe Volk zu ſchaffen. Eine Einleitung und
kurze Inhaltsangabe zu „Fürſt Jgor” gibt Hans Strohbach.
Grundſätzliches zum Drama ſagt Sigmund Graff, der Urheber
des Schauſpiels „Die Heimkehr des Matthias Bruck”. Ueber die
tiefe Tragik, um die dies Stück kreiſt, ſpricht Dr. Rudolf
Erck=
mann in einem Aufſatz „Scholle und Schickſal”. Er bezeichnet
das Schauſpiel Graffs als eine Botſchaft vom Sein des
deut=
ſchen Bauern und von den Quellen ſeiner Kraft, der deutſchen
Erde, und zeigt, wie hier die Tragik gerade aus der
Verwur=
zelung der Menſchen mit ihrem Heimatboden entſpringt. — Eine
Anzahl Szenenbilder und Photos von Mitgliedern des
Schau=
ſpiels und der Oper ſind dem Heft beigegeben.
Seite 4 — Nr. 281
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Oktober 1933
Ueberfall
auf Angehörige des deutſchen Volksbundes
in Polniſch=Oberſchleſien.
UNB. Kattowitz, 9. Oktober.
Aufſtändiſche überfielen geſtern das
Volks=
bund=Heim in Borken und verletzten drei
Deutſche ſchwer, nachdem ſie das Heim umſtellt hatten.
Dann gingen die Aufſtändiſchen daran, das Heim zu zerſtören.
Mit ſchwarzer Farbe wurden an der Wand angebrachte deutſche
Sinnſprüche, ſowie Stühle, Tiſche und Bilder verſchmiert. Eine
ganze Anzahl Tiſche und Stühle wurden außerdem zerbrochen
und die Fenſterſcheiben eingeſchlagen. Der Saal bietet das Bild
einer vollſtändigen Verwüſtung. Die Aufſtändiſchen drangen
auch in die Privatwohnungen deutſcher Bürger von Borken ein.
Dabei wurde der Beſitzer des Hauſes, in dem ſich das Volkbund=
Heim befindet, in ſeiner Wohnung ſchwer mißhandelt. Ein
anderer Deutſcher wurde ebenfalls in ſeiner Wohnung von den
Aufſtändiſchen verprügelt. Ein Preſſevertreter, der an der
Ver=
ſammlung hatte teilnehmen wollen, mußte von der Polizei
be=
ſchützt werden, da ihn die Aufſtändiſchen bedrohten. Die
Ver=
ſammlung der Volksbundmitglieder wurde dann von der Polizei
verboten. Die Polizei erſchien jedoch erſt als die
Aus=
ſchreitungen längſt vorüber waren. Von den Deutſchen wurden
12 Perſonen zum Teil erheblich verletzt.
In Groß=Helm überfiel ein Trupp
Auf=
ſtändiſcher ebenfalls das Volksbund=Heim. Unter
den Rufen „Fort mit Hitler!” drangen ſie in das Heim ein,
zerſchlugen die Scheiben und zertrümmerten das vorhandene
Mobilar.
Darauf warfen ſie eine Brandfackel aufdas Haus
des Heimverwalters und zogen unter wüſten Drohungen
ab. Nur mit Mühe konnte der Hausverwalter einen Brand
verhindern. Am Vorabend wurden in Groß=Helm mehrere
Deutſche überfallen und mit Steinen beworfen.
Auch in Golaſſowitz marſchierten etwa 500 Aufſtändiſche
auf und machten ſich an die Vernichtung des
Volks=
bundheims, das ſie bereits am Abend vorher zum Teil
zerſtört hatten. Alle Fenſterſcheiben und das Mobiliar wurden
vernichtet. Mehreren Deutſchen wurden durch
Stein=
würfe die Fenſterſcheiben ihrer Wohnungen
einge=
ſchlagen, wobei ein Kind durch einen Steinwurf
ver=
letzt wurde.
Dasſelbe Schickſal traf das Volksbundheim
in Granitz. In den Nachtſtunden drangen Aufſtändiſche in
das Volksbundheim ein, ſchlugen alles kurz und klein und
ver=
brannten deutſche Bücher und Zeitungen. Die 70jährige Frau
des Heimverwalters wurde, als ſie ſich einmiſchen wollte, ſchwer
mißhandelt. In Kagain wurde das Volksbundheim gleichfalls
von einem Trupp Aufſtändiſcher völlig vernichtet. Das Haus
des Heimverwalters gleicht einem
Trümmer=
haufen. Auch hier wurden mehrere deutſche Perſonen verletzt.
Ruſſiſches Sonderkonko für Frankreich.
* Berlin, 9. Okt. (Priv.=Tel.)
Die Gerüchte wollen nicht verſtummen, daß zwiſchen
Ruß=
land und Frankreich über die Regelung der Vor=
kriegsſchulden Vereinbarungen zuſtande
gekom=
men ſind. Deutſchland iſt an derartigen Abmachungen intereſſiert,
weil es ebenfalls aus der Vorkriegszeit Anſprüche zu erheben hat,
die aber unter der Bedingung geſtrichen worden ſind, daß
Ruß=
land ſeine Forderungen uns gegenüber fallen läßt, aber auch
keinerlei Entgegenkommen einem dritten Staat gegenüber zeigt.
Jetzt wird behauptet, daß im Rahmen der wirtſchaftlichen
Ab=
machungen mit Frankreich auch an die Vorkriegsanleihen gedacht
worden ſei, und zwar in der Weiſe, daß ein Sonderkonto
geführt werden ſoll, auf das Rußland 10 Prozent
ſei=
ner Einnahmen aus den Holzverkäufen in
Frank=
reich einzahlt, ſo daß dann allmählich ein Fonds
angeſammelt wird, aus dem die Zinszahlungen
zugunſten der Beſitzer ruſſiſcher
Vorkriegsan=
leihen wieder erfolgen können. Sollten ſich dieſe
Be=
hauptungen bewahrheiten, dann wird die Reichsregierung
in Moskau auch ihre Intereſſen zu wahren wiſſen.
Porkugal zum Raksmitglied gewählk.
WTB. Genf. 9. Oktober.
Die Völkerbundsverſammlung hat am Montag in öffentlicher
Sitzung Portugal in den Völkerbundsrat gewählt. Portugal
er=
hält den 15. Ratsſitz, der auf ſeine Initiative kürzlich durch
Be=
ſchluß der Völkerbundsverſammlung geſchaffen worden iſt und um
den es ſich beworben hatte. Portugal erhielt bei der Abſtimmung
80, die Türkei 20 Stimmen.
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Nach jahrelangem ſchwerem und mit Gebuld
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tragenem Leiden verſchied plötzlich und unerwartet
mein lieber, nuter Mann, unſer treuſorgender
Vater, Großvater und Schwiegervater
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im Alter von 58 Lebensjahren.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Kunilgunde Kröh, geb. Schmidt
Marg. Schmldt, geb. Kröh nebſt Familie
Betty Haas, geb. Kröh nebſt Familie
Karl Kröh nebſt Familie
Anna Steiger, geb. Kröh nebſt Famllie
Lieſel Kröh.
Darmſtadt (Langgaſſe 29), den 9. Oktober 1933,
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 11. Oktober,
nachmittags 2 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt. /*
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Am 8. Oktober iſt mein lieber
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nach längerem Leiden im Alter
von 63 Jahren ſanft entſchlafen.
In tiefer Trauer:
Frau Eva Pfeifer Bwe.
Darmſtadt, den 9. Okt. 1933,
Kranichſteinerſtr. 6.
(12281
Die Beſtattung findet Dienstag,
nachm. 2 Uhr, auf dem Friedhof
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Militär=Verein Darmſtadt
Plötzlich und unerwartet wurbe
uns durch den Tod unſer lieber,
treuer Kamerad und
Ehren=
vorſitzender
Bartholomäus Pfeifer
aus unſeren Reihen entriſſen.
Die Führerſchaft.
Beerdigung: Dienstag
nach=
mittags 2 Uhr auf dem Nieder=
Ramſtädter Friedhof. Es iſt
Pflicht eines jeden Kameraden,
daran teilzunehmen. (12285
Heute nacht entſchlief ſanft unſer lieber guter Vater
Philipp Trompt
im Alter von 22 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Anna Oeichert, geb. Trompp
Eliſabeth Juſius, geb. Trompp
Philipp Deichert
Hermann Juſtus.
Darmſtadt, den 9. Oktober 1933.
Kahlertſtraße 35.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 11. Oktober, nachmittags
3 Uhr, auf dem alten Friedhof ſtatt.
Dankſagung.
Für die überaus warme Anteilnahme bei dem
ſchweren Verluſie, der uns betroffen hat, ſage ich
allen auf dieſem Wege meinen herzlichſien Dank.
ImNamen dertrauernden Hinterbliebenen:
Grete Mah, geb. Dreſſel.
Groß=Zimmern, den 10. Oktober 1933.
Nach langem
Lei=
ſen verſchied
un=
er langjähriges
reues Mitglied,
Kamerad
Pfeifer
Schneidermeiſter.
Beerdigung: Dienstag, den 10.
Ok=
tober, 2 Uhr, Friedhof Nieber=
Ramſtädterſtraße.
Wir bitten unſere Mitglieder dem
verſtorbenen Kameraden durch
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Dank Allen, die meinem
Heinzotto
das letzte Geleit gaben, beſonderen Dank dem Oberjungbannführer Kurt
Jakob, der in liebevoller Weiſe in der kurzen Zeit alles für die Beſtattung
Erforderliche mir abnahm und in die Wege leitete. Dank Herrn Pfarrer
Lautenſchläger für ſeine tröſtenden Worte, für die vielen Kränze und
Blumen, die jeder Einzelne und ſede Körperſchaft ſpendete und ganz
be=
ſonderen Dank ſeinen Jungens, die aus Nah und Fern erſchſenen, denen
er ja von ganzem Herzen zugetan war. Heinzotto lebte und ſtarb für ſein
Vaterland.
Marianne Kohlhetzer, verw. Jahn.
Darmſtadt, den 10. Oktober 1933.
Sandſtraße 8.
Iſt Herr v. Samst.
abd. (gegenüb.
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Gießen, Schotten,
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Würzburg.
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Dienstag, 10. Oktober 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 281 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 10. Oftober 1933
Erinnerungen aus dem Leben heſſiſcher Fürſten.
Eine merkwürdige Hienmelserſcheinung
Rieſenhafte Sternſchnuppenfälle.
* Am 1½ stag abend zwiſchen 9.30 und 10 Uhr ereignete ſich
am Firmament ein ſeltſames Naturſchauſpiel. In allen Teilen
des Reichs — auch hier in Darmſtadt — wurden rieſige Schwärme
von Sternſchnuppen geſichtet, über deren Erſcheinung man ſich
zunächſt kein rechtes Bild machen konnte. Die Staatliche
Stern=
warte in Treptow bei Berlin zählte in einer einzigen
Viertel=
ſtunde nicht weniger als 300 bis 400 Sternſchnuppen. Genaue
Unterſuchungen werden erſt die letzte Erklärung für dieſes
ſelt=
ſame Naturereignis abgeben. So viel ſteht aber ſchon jetzt feſt,
daß es ſich hierbei nicht um periodiſche Erſcheinungen handelt,
ſondern um die unperiodiſchen Ausſtrahlungen eines Kometen.
Mit Beſtimmtheit iſt anzunehmen, daß es auch nicht die
periodi=
ſchen Sternſchnuppen, wie ſie im November im Bilde des Löwen
in großer Zahl auftreten, ſind. Es iſt beobachtet worden, daß die
Schnuppenſchwärme aus den Bildern des Drachen, der Leier und
des Schwans herſtammten vvor allem aus dem Bilde der Leier.
Man nimmt nun an, daß es ſich um den Schweif eines Kometen
handelt, durch den die Erde hindurchgelaufen iſt. Durch die
ent=
ſtandene Reibung haben ſich dann die Kometenteilchen erhitzt und
ſind zum hellen Aufglühen gebracht worden. „Auf dieſe Weiſe
wurden ſie dann für uns auf der Erde ſichtbar. Nach den
Feſt=
ſtellungen der Sternwarte haben ſich die Sternſchnuppen auf etwa
60 bis 100 Kilometer der Erde genähert. Die normale
Annähe=
rung der Sternſchnuppen beträgt rund 50 bis 70 Kilometer. Auch
aus Hamburg liegen von der Sternwarte in Bergedorf die erſten
Meldungen, über die Beobachtung dieſes Naturſchauſpiels vor.
Hier beohachtete man gegen 20 Uhr in dem Zenith des
Stern=
bildes des Drachen einen ſtärkeren Fall von Sternſchnuppen und
man zählte hier in der Minute nicht weniger als 350 Schnuppen.
Ganz allgemein wurde auch hier feſtgeſtellt, daß es ſich hier um
einen Vorgang handelt, wie er ſeit Jahrzehnten nicht beobachtet
wurde. Da das Vorkommnis mit den periodiſch auftretenden
Erſcheinungen des ſchwarmmäßigen Sternſchnuppenfalls, wie er
etwa alle 33 Jahre im November in den Leonidenſchwärmen
ſichtbar wird, nichts zu tun hat, ſcheint es auch nicht
ausgeſchloſ=
ſen, daß es im Weltall zu einer Naturkataſtrophe gekommen iſt.
Auf unſerer Nachbarſternwarte auf dem Königſtuhl bei
Heidel=
berg konnte, wie wir hören, dieſes Naturereignis nicht beobachtet
werden, da zur fraglichen Zeit der Königſtuhl vollkommen in
Nebel eingehüllt war.
Tagesordnung zur Sitzung des Stadtrats am Donnerstag,
den 12. Oktober 1933, 17 Uhr, im Rathaus: 1. Die Erhebung der
Bürgerſteuer 2. Erweiterung der Fernſprechanlage im
Stadtkran=
kenhaus. 3. Herſtellung eines Moſaik=Fußſteiges vor dem Anweſen
Hobrechtſtraße 9. 4. Einſpruch gegen den Bebauungsplan für die
Oſtſeite der Goetheſtraße, 5. Aenderung des Bebauungsplans für
die Bordenbergſtraße, 6. Freigabe der Paul=Wagner=Straße
zwi=
ſchen Klappacherſtraße und Orangerieſtraße zum Anbau. 7.
Her=
ſtellung der Moſaikfußſteige im Roquetteweg, beiderſeits zwiſchen
Hobrechtſtraße und Ohlyſtraße. 8. Die Umſchuldung der ſtädtiſchen
kurzfriſtigen Schulden.
— Jugendbünde der Johannes=Gemeinde. Die Spielſchar der
Jugendbünde führt am Sonntag, den 15. Oktober 1933, im
Ge=
meindehaus, Kahlertſtr. 26, ein Spiel von Henry von Heißler
auf: „Der junge Parzival”. Karten bei den Mitgliedern und
Kirchendiener Reeg.
Was bringt die Woche im Landestheater! Das Ereignis
der Woche iſt zweifellos das Gaſtſpiel der großen Schauſpielerin
Agnes Straub in der Hauptrolle der Komödie „Wechſler
und Händler” von Hanns Johſt. Agnes Straub gaſtiert mit
eigenem Enſemble in neuer Einſtudierung des erfolgreichen
Ber=
liner Spielleiters Heinz Dietrich Kenter. Die Vorſtellung erzielte
in allen Großſtädten Rieſenerfolg. Zu dieſem
Gaſtſpiel=
abend haben die Platzmieter des Landestheaters eine 20prozentige
Ermäßigung auf allen Plätzen über 2 RM. Alſo heute, Dienstag,
20 Uhr, im Kleinen Haus: „Wechſler und Händler”. — An dem
gleichen Abend im Großen Haus für die Miete A 3 die
Wieder=
holung des hiſtoriſchen Schauſpiels „Neidhardt von
Gnei=
ſenau”. Preiſe von 0,50—4,50 RM. Karten ſind noch im
Frei=
verkauf an der Vorverkaufs= und Abendkaſſe zu haben. — Der
Mittwoch, 11. Oktober, wirbt im Großen Haus im Rahmen einer
Werbevorſtellung mit buntem Programm aus
Oper Operette, Schauſpiel und Konzert, unter Mitwirkung der
beliebteſten Künſtler des Landestheaters noch einmal um die
Platzmieter. Das iſt der letzte Ruf, die Reihen zur aktiven
Unter=
ſtützung des Theaters zu ſchließen. Wer ſein Theater erhalten
will, verpflichte ſich zum regelmäßigen Beſuch und werde
Platzmieter. Die Bunte Folge am Mittwochabend im Großen
Haus gibt Durchſchnitt unſerer Leiſtungen, Richtung unſeres
Wollens bekannt. Die Platzpreiſe von 0,30—1,00 RM.
ermög=
lichen jedem Volksgenoſſen den Beſuch dieſer Werbeveranſtaltung.
—„Die Heimkehr des Matthias Bruck” findet nach
dem durchſchlagenden Erfolg bei Publikum und Preſſe ſeine
Wie=
derholung am Mittwoch, den 11., und am Freitag, den 13. Okt.,
im Kleinen Haus. An beiden Tagen beginnt die Vorſtellung um
20 Uhr zu Preiſen von 0,70—3,80 Mk. — Wer lachen will und für
zwei Stunden vom Alltag weitere Abwechſlung ſucht, verſäume
nicht, die öchter Ihrer Exzellenz” anzuſehen. Die
fröhlichſte 2 ſtſpielſtimmung beherrſcht bei allen Vorſtellungen
dieſes Stückes das Haus. Gelegenheit zu dieſer Aufführung
bietet Donnerstag, der 12. Oktober, im Kleinen Haus und
Sams=
tag, der 14. Oktober, im Großen Haus. — Das klaſſiſche
Schau=
ſpiel bietet noch einmal „Der Prinz von Homburg”, am
Sonntag, den 15. Oktober, im Großen Haus, und wird in dieſer
ſtarken Wiedergabe ſeine Beſucher finden. Am gleichen Abend
bietet das Kleine Haus eine Opernerſtaufführung mit „
Aleſ=
ſandro Stradella” von Friedrich von Flotow in neuer
EEinſtudierung. Die Titelpartie ſingt Dr. Heinrich Allmeroth.
Die Spielleitung hat Heinrich Kuhn. Den Opernbeſuchern iſt
weiterhin Gelegenheit gegeben, am Donnerstag, 12. Oktober, der
Wiederholung der Aufführung „Fürſt Jgor” beizuwohnen. —
So bringt jeder Tag ein intereſſantes Werk, die Woche eine
bunte Auswahl, dem Geſchmack eines jeden gerecht zu werden.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Dienstag10. Oktober Anf. 19½, Ende 2314 Uhr. 43.
Neidhardt von Gneiſenau. Preiſe 0.50—4.50 Migce
11. Oktober Anfang 20½ Uhr. (Außer Miete). Zweiter
Werbeabend (Bunter Abend). Preiſe 0.30—1.00 Donnerstag
12. Oktober Anf. 19)½, Ende 22½ Uhr. C4.
Fürſt Jgor.
Preiſe 0.70—5.50 Kleines Haus Dienstag Anf. 20, Ende 22 Uhr. (Außer Miete).
10. Oktober Wechsler und Händler.
Preiſe 0.70—3.80 Mittwoch
11. Oktobe Anf. 2) Ende 22½ Uhr. Zuſatzmiete II 1. Vorſt.
Die Heimkehr des Matthias Bruck. Pr. 0.70—3.80 Donnerstag
12. Oktober Anf. 20, Ende 22.45 Uhr. Deutſche Bühne I.1.
Preiſe 0.70—3.80
Töchter Ihrer Exzellenz.
— Heſſiſches Landestheater, Heute Dienstag, 20 Uhr, gaſtiert
im Kleinen Haus Agnes Straub mit eigenem Enſemble
in der Komödje „Wechſler und Händler” von Hanns
Johſt. Agnes Straub hat in vielen großen Städten des Reiches
in dieſer Rolle einer Halbweltdame der Inflationszeit
ungeheu=
ren Erfolg erzielt. Das Stuck iſt Bild dieſer Zeit der Inflation,
des moraliſchen Tiefſtandes, mit den Typen der Geldgier, der
Hatz nach Gewinn und Genuß, alles eingefangen in den Spiegel
der Komödie von dem ſtarken dichteriſchen Geſtalter Hanns Johſt.
Der Vorſtellung wurde in der großen deutſchen Preſſe ſtärkſter
Erfolg beſtätigt, zumal auch das Enſemble, geführt von Dietrich
Kenter, gut abgeſtimmt und ausgeglichen iſt. Zu dieſer
Vor=
ſtellung haben die Platzmieter des Landestheaters Ermäßigung
von 20 Prozent auf alle Plätze über 2 RM. — Im Großen
Haus, 19.30 Uhr, Wiederholung des hiſtoriſchen Schauſpiels
„Neidhardt von Gneiſenau” in der Inſzenierung von
Heinz Stieda und Beſetzung der Hauptrollen mit Beatrice
Doe=
ring, Jochen Hauer, Joſef Keim, Paul Maletzki, Hans
Bau=
meiſter, Hannsgeorg Laubenthal und Emil Lohkamp.
Landgraf Ernſt Ludwig, Ludwig UIll. und Luswig II. — Die große Landgtäfin.
408. Beraufkalkung des „Alk=Darmſtadk”
Bereins für Ortsgeſchichke und Heimakkunde.
Ein zahlreicher Hörerkreis verſammelte ſich im Fürſtenſaale,
um der Einführung des an Stelle unſeres leider ſo früh
verſtor=
benen 1. Vorſitzenden Herrn Philipp Weber neu gewählten
Vor=
ſitzenden beizuwohnen. Der zweite Vorſitzende. Herr Wilhelm
Kaminsky, eröffnete den Abend mit einem herzlichen
Will=
kommengruß und ſtellte Herrn Lehrer Heinrich Eidmann als
1. Vorſitzenden unſeres Alt=Darmſtadt=Kreiſes vor, wobei er ihm
Führung übertrug. Herr Eidmann lange Jahre Mitglied
unſe=
res Vereins und eiftiger Heimatforſcher, begrüßte die Anweſenden
mit einer von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden
An=
ſprache. Herr Eidmann gelobte, getreu in die Fußſtapfen ſeines
Vorgängers zu treten, die Tradition hochzuhalten und ſtets den
gegebenen Richtlinien zu folgen. Ferner bietet er dem Alt=
Darmſtadt=Verein die Gewähr, daß unſer ſeitheriges Arbeiten
keinerlei Unterbrechung erleidet und der Heimatgedanke in Alt=
Darmſtadt gewiſſenhaft erfüllt wird. Mit dem Gelöbnis, mit
aller Arbeit Volk und Vaterland zu dienen. brachte der 1.
Vor=
ſitzende ein dreifaches Sieg=Heil auf die deutſche Heimat, den
ehr=
würdigen Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall v. Hindenburg
und den tapferen Volkskanzler Adolf Hitler aus.
Der Ehrenvorſitzende, Herr Franz Harres, entbot dem
Ver=
ein einen herzlichen Gruß und berichtete dann manches aus ſeiner
Zuſammenarbeit mir Herrn Eidmann.
Das von Herrn Profeſſor Beyer künſtleriſch ausgeführte Bild
des Herrn Ph. Weber, welches bei der Gedächtnisfeier das
Po=
dium ſchmückte, wurde von dem Künſtler dem Alt=Darmſtadt=
Verein übereignet. Die treffliche Zeichnung wird demnächſt auf
einige Tage in dem Schaufenſter der Buchhandlung Schlapp
aus=
geſtellt werden.
Als Redner des Abends ſprach Herr Wilh. Jungmann
über „Erinnerungen aus dem Leben heſſiſcher Fürſten”.
Es war eine beſondere Freude, dem körperlich und geiſtig
friſchen alten Herrn Jungmann zu lauſchen. Er führte an Hand
von Lichtbildern aus: Landgraf Ernſt Ludwig (1688—
1739) kam in trüber Zeit zur Regierung. Während tapfere
heſſiſche Truppen gegen, die Turken kämpften und Wien befreien
halfen, zogen die Franzoſen ſengend und brennend durch die
Bergſtraße und brandſchatzten zweimal Darmſtadt. Im
Septem=
ber 1688 und Mai 1693 mußte der Hof nach Gießen und Nidda
flüchten. Aus Beſorgnis ließ Ernſt Ludwig das Glockenſpiel
aus=
einandernehmen und nach Frankfurt bringen, wo es im Garten
des Frankfurter Hofes vergraben wurde. Ernſt=Ludwig hatte
koſtſpielige Liebhabereien; die Jagd, die Bauluſt und Alchimie
verſchlangen große Geldſummen. Es entſtanden: Parforcehöfe
in Darmſtadt und Beſſungen, das Griesheimer Haus, die
Jagd=
ſchlöſſer Wolfsgarten. Jägersburg bei Groß=Rohrheim,
Mönchs=
bruch und Zwiefalten bei Schotten. Alljährlich wurden 40—50
Hirſche „par force” gejagi. Ernſt=Ludwig rief ausgezeichnete
Künſtler an ſeinen Hof: die Maler Joh. Chr. Fiedler und
Lud=
wig Freiherrn von Löwenſtein, die Muſiker Wolfgang Karl
Brie=
gel, Chriſtof Graupner und Gottfried Grünewald ſowie den
franzöſiſchen Baumeiſter Nemy de la Foſſe, der die Pläne für das
warf.
Ludwig VIII. (1739—1768) war ebenfalls ein
leidenſchaft=
licher Jäger. Er wohnte in Kranichſtein und fuhr gern in ſeinem
muſchelförmigen, reichgeſchnitzten und vergoldeten Wagen, der
von ſechs Hirſchen gezogen wurde, nach Darmſtadt.
Mit Bettlern und Zigeunern ſtand Ludwig VIII. auf keinem
guten Fuß, und ſie ſuchten ihn daher umzubringen. Das Attentat
wäre gelungen, wenn nicht ein Zigeuner dem Landgrafen
recht=
zeitig Kunde von dem Plane gebracht hätte. Ludwig VIII.
hatte verſchiedene Verordnungen erlaſſen gegen Luxus und
über=
triebene Gepränge bei Beerdigungen und den ſog „Flannerts”.
Darmſtadt verdankt dieſem Landgrafen ſeine erſte
Straßenbeleuch=
tung. Von September bis April brannten an eiſernen Armen an
Holzſäulen große Laternen.
Ludwig 1K. (1768—1790) lebte in Pirmaſens ſeinen
militä=
riſchen Neigungen, drillte ſeine „lange Kerls” und vertonte einige
Hundert Militärmärſche. Nur hie und da kam er mit ſeinen
Soldaten nach Darmſtadt, wo er von dem Zimmermeiſter Joh.
Martin Schuknecht das große Exerzierhaus, ſpäteres Zeughaus,
am Paradeplatz bauen ließ. Seine Gemahlin, „die große
Land=
gräfin”, erzog in Darmſtadt ihre Kinder und zog bedeutende
Menſchen hierher: Goethe, Klopſtock. Wieland, Herder, Claudius
u. a. Kriegsgerichtsrat Joh. Hch. Merck war die Seele des edlen
Kreiſes und Miterzieher der fürſtlichen Kinder.
Im Herrngarten, hinter dem Landestheater, ruht die edle
Fürſtin, deren Grabhügel Friedrich der Große mit einer
Mar=
morurne ſchmücken ließ, auf der die Inſchrift ſteht: „Femina sexu,
ingenio vir” — von Geſchlecht eine Frau, an Geiſt ein Mann.
Der Vortrag wurde mit reichem Beifall aufgenommen, dem
der Vorſitzende in ſeinem Schlußwort dankbaren Ausdruck verlieh.
Am 19. Oktober ſpricht Herr Direktor Paul Heſſemer
über: Heitere Begebenheiten aus der Geſchichte meiner Ahnen.
Jeder muß beifen!
Im kommenden Winter darf kein Volksgenoſſe
notleiden und frieren.
Es werden dringend benötigt:
Getragene Kleidungsſtücke, Schuhe, Wäſche,
Betizeug, Möbel und ſonſtiger Hausrat.
Wer nicht viel geben kann, gibt wenig. Helfen muß aber ein Jeder, wenn
er ſich nicht außerhalb der Volksgemeinſchaft ſtellen will.
Die Sammelwagen kommen
ab Mitte Oktober.
Bis dahin legt bitte Eure Spende bereit. Es wird gebeten, Pakeie
gut zu verſchnüren und Schuhe paarweiſe zuſammenzubinden.
Erſchwert das große Hilfswerk nicht durch Hergabe unverwendbarer Sachen.
Gebt alle mit offenen Händen!
Winterhilfswerk des deutſchen Volkes
für den Kreis Darmſtadt.
Geſchäftsſtelle Darmſtadt, Wilhelminenſtraße Nr. 34, III.
— Hausfrauenbund. Es wird mitgeteilt, daß die
Mitglie=
derverſammlung heute Dienstag der bevorſtehenden
Deutſchen Woche wegen, die vom 15.—21. Oktober ſtattfindet,
ausfällt. Der Hausfrauenbund wird ſich in der Deutſchen Woche
auch mit einigen Veranſtaltungen beteiligen, über die Näheres
in den Tageszeitungen noch bekanntgegeben wird.
Kammermuſikabend. Der für Donnerstag, den 12. Okt.,
engeſſetzte Kammermuſikabend Werner Hauck (Violine) und
Rudolf Müller=Chappuis (Klavier) wird verſchoben und
findet erſt am Montag, den 16. Okt., 20 Uhr, im Kleinen Saale
des Städtiſchen Saalbaues ſtatt.
„Ach, Lotte, da sitze ich
nun in Venedig am Lido unter strahlendem, blauem Himmei
und blase Trübsal, weil ich vor Hämorrhoidenschmerzen
nicht mehr ein noch aus weiß.”
„Armes Kind, 1aß uns doch in der Apotheke ein Mittel
zur Linderung Deiner Schmerzen besorgen!"
„Verzeihen Sie, meine Damen, wenn ich mich als Aerztin
in Ihr Gespräch mische. Verlangen Sie Posterisan von Dr.
Kade, Berlin! Es ist das beste und einzig spezifisch wirkende
Heilmittel und deswegen auch in Italien so gut eingeführt.”
In allen Apotheken: Posterisan-Salbe für RM. 1,63,
Posterisan-Zäpfchen für RM. 2,35.
— Die Entwicklung des Darmſtädter Stadtbildes.
Kunſt=
hiſtorikerin Marie Frölich hält im Rahmen der
Volks=
hochſchule, noch bevor die Lehrgänge beginnen. am 17. und
19. Oktober über die Entwicklung des Darmſtädter
Stadt=
bildes zwei Vorträge. Der erſte zeigt das mittelalterliche
Stadt=
bild, ſowie das der Renaiſſance und des Barock, der zweite
das Stadtbild von 1740 bis 1850. Fräulein Frölich beſitzt für
beide Abende zahlreiche Lichtbilder. Die Vorträge beginnen um
20 Uhr im Saal 48 unſeres Heims, Neckarſtraße 3. Karten ſind
zum Preiſe von 80 Pf. für unſere Mitglieder in der
Geſchäfts=
ſtelle zu haben; für Nichtmitglieder erhöhen ſie ſich um die Hälfte.
Privilegierke Schühengeſelſchaft Darmſtadk.
Gegründet um 1530.
Die Privilegierte Schützengeſellſchaft Darmſtadt kann den
8. Oktober d. J. als Feſttag buchen. Vielen wird nicht bekannt
ſein, daß Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ernſt
Lud=
wig ſeit 1892 Schirmherr der Privilegierten Schützengeſellſchaft
iſt, genau wie ſeine Vorfahren Großherzog Ludwig III und
Ludwig IV Protektoren der Geſellſchaft waren. Dieſem
Bei=
ſpiel iſt nun S. K. H. der Erbgroßherzog Georg von Heſſen
ge=
folgt, der ſich am 8. Oktober 1933 in die Privilegierte
Schützen=
geſellſchaft aufnehmen ließ und das Amt eines Oberſtſchützenherrn,
wie ſeit über hundert Jahren üblich; übernahm.
Oberſchützen=
meiſter Engel hieß den neuen Oberſtſchützenherrn bei ſeinem
Ein=
treffen auf den Ständen herzlich willkommen, kredenzte den
Ehren=
trunk und überreichte die Mitgliedsnadel mit Eichenlaubkranz.
S. K. H. der Erbgroßherzog dankte und erwiderte, daß es ihm
eine Ehre ſei, einer Geſellſchaft anzugehören, die es ſich zur
Auf=
gabe geſtellt habe, die Jugend zu ſchießtüchtigen Männern
heran=
zubilden, beſuchte dann die einzelnen Stände und beteiligte ſich
bis zur einbrechenden Dunkelheit an allen angeſetzten Schießen.
Da für dieſen Tag das Ausſchießen des von S. K. H. dem
Groß=
herzog im Jahre 1926 geſtifteten Wanderpreiſes angeſetzt war.
ſchoß der Erbgroßherzog auch hier ſeine Pflichtübung mit und
gab ſpäterhin auf eine zur Feier des Tages aufgehängte
Ehren=
ſcheibe den erſten Schuß ab. Den oben erwähnten Wanderpreis
errang bei ſehr ſtarker Beteiligung Schützenbruder Roth. Die
Ehrenſcheibe, die Eigentum der Geſellſchaft verbleibt, errang mit
dem beſten Tiefſchuß Schützenbruder Boſch. Der Oberſtſchützenherr
ließ es ſich nicht nehmen, anſchließend an das Schießen der
übli=
lichen Siegerverkündigung beizuwohnen und noch längere Zeit bei
zwangloſem Beiſammenſein unter den Schützen zu verweilen.
Trotz des ſchlechten Wetters war der 8. Oktober 1933 für die
Privilegierte Schützengeſellſchaft ein Tag einfacher, ſchlichter
Harmonie.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Eine
Herbſtwan=
derung von eigenem Reiz war es, zugleich begünſtigt von
rech=
tem Herbſtwetter, die unſere Klubgenoſſen mitten hineinführte
in den Odenwald. Der ſcheidende Sommer reichte dem
einziehen=
den Herbſt die Hand. Jedesmal iſt dies eine Feier beſonderer
Art, groß, erhaben und ſtill. Denn „das Ewige iſt ſtille, laut die
Vergänglichkeit”. Aber die Feier iſt umgeben von einer Pracht,
als ſollte für uns Menſchen Keimen und Reifen, Werden und
Vergehen in einer überwätigenden Schau zuſammengefaßt
wer=
den. Welcher echte Wanderer bliebe davon unberührt! Nirgends
konnte ſich dies Schauſpiel beſſer erſchließen, als auf dieſer
Wan=
derung. Auf dem erſten Teil der Wanderung von der
Krei=
dacher Höhe nach Schönmattenwag befinden wir uns nahezu auf
der Grenzſcheide zweier mächtiger Formationen, die,
nacheinan=
der entſtanden, zuſammenwuchſen in einer Harmonie
ſchöpferi=
ſchen Lebens. Nach Weſten ſchweifte der Blick über die
leben=
dige Vielgeſtaltigkeit der Formen des vorderen Odenwaldes. Auf
der weiteren Wanderung nach Beerfelden ſchritten wir durch die
Ruhe der langgeſtreckten Rücken des Sandſteins. Dieſer
Gegen=
ſatz erhält etwas Gemeinſames durch die geſtaltende Hand des
Menſchen, dem Talgrund und Hang als Arbeitsgebiet zugewieſen
ſind. Darüber wölbt ſich der Wald wie ein Schirmdach des
Frie=
dens als den ihn der germaniſche Menſch immer empfunden hat.
— In dieſer Harmonie der heimatlichen Landſchaft haben wir
das Wunder des Herbſtes erlebt, die Zeit der Reife, aber auch
die Zeit der Vorbereitung künftigen Lebens. Möge dieſe
Har=
monie der Schöpfung auch unſere Seele erfüllen. Den Führern
aber, den Klubgenoſſen Becht und Eckhard, die uns in dies
Wun=
der hineinführten, ſei unſer aller herzlicher Dank dargebracht. —
Die Ortsgruppe Beerfelden hatte eine Anzahl Klubgenoſſen zu
uns geſandt und durch ihren Vorſitzenden, Klubgenoſſen
Willen=
bücher, uns ihren herzlichen Gruß entboten. Ihnen dankte
Klub=
genoſſe Profeſſor Kiſſinger. Worte der Begrüßung richtete er
zugleich an die Mitglieder des Wandervereins „Falken”, die zum
erſten Male in unſeren Reihen mitwanderten. Herzliche Worte
der Erwiderung fand Klubgenoſſe A. Schäfer, einer der
Mit=
begründer des „Falken”. Möge der Zuſammenſchluß, der ſich
hier anbahnte, ein recht inniger werden
Schließung der Sammlungen des Heſſiſchen Landesmuſeums
in der Zeit vom 9. bis 14. Oktober. Wegen der
Vorbereitungs=
arbeiten anläßlich der am 15. Oktober ſtattfindenden Eröffnung
der Ausſtellung „Das Tier in der deutſchen Kunſt” bleiben die
Sammlungsräume des Heſſiſchen Landesmuſeums in der Zeit
vom 9. bis einſchließlich 14. Oktober geſchloſſen.
— Im Union=Theater läuft mit unvermindertem Erfolg das
einzig daſtehende Meiſterwerk „S.O.S. Eisberg” mit Leni
Rie=
fenſtahl, Ernſt Udet, Sepp Riſt, Guſtav Dießl u. a. Der Film
iſt ein einmaliges Erlebnis. Ein Erlebnis iſt aber auch die
Ouvertüre zu „Tannhäuſer” unter Leitung von Fritz Buſch, die
dem Hauptfilm vorangeht und nach deren Vortrag das
Publi=
kum ſpontan Beifall ſpendet. Das Programm bleibt nur noch
einige Tage auf dem Spielplan. Jugendliche haben Zutritt.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
das Spitzenwerk deutſcher Tonfilmkunſt „Leiſe flehen meine
Lie=
der” ein herrlicher Film, der das Leben Franz Schuberts zeigt.
Jugendliche haben Zutritt
— In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man nur noch heute und
morgen den Senſationsfilm in deutſcher Sprache, voll Tempo und
nervenerregender Spannung „Radio=Polizei=Patrouillen”
— Reſi=Theater. Die erfolgreiche Erſtaufführung „Heimkehr
ins Glück” iſt ein Tonfilm, der trotz ſeines geſunden Humors
einen tiefen Eindruck hinterläßt und zur Nachdenklichkeit anregt.
Man amüſiert ſich beſonders über Rühmanns Komik. In der
Wochenſchau der Reichsparteitag von Nurnberg.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Oktober 1933
Seite 6 — Nr. 281
Bültgs4
Deutſche Kinder.
In einem Schaukaſten ſind Kinderbilder ausgeſtellt, bei deren
Anblick man ſeine Freude haben kann. Da blitzen helle Augen, da
leuchtet blondes Haar. Denn es ſind deutſche Kinder mit lichten
Geſichtern und mit lichtem Seelenleben, das ſich wie melodiſch in
den feinen Zügen ſpiegelt.
Deutſche Kinder! Nutznießer einer guten Zukunft, an deren
Aufbau zur Zeit mit Macht und Kraft gearbeitet wird!
Gefühlen an. Schwere Zeiten haben wir hinter uns, und die
Gegen=
wart verlangt noch Opfer. Not und Sorge haben unſere Geſichter
grau gefärbt. Unruhe, bedingt durch Haſt und Unraſt des
Lebens=
kampfes, haben uns zitternd wie Greiſe gemacht und die
Ver=
zweiflung, die nicht einmal mehr gute, erlöſende Träume
aufkom=
men ließ, die uns Jahre hindurch Tag und Nacht in Banden hielt,
hat uns alt gemacht.
Und nun ſtehen wir dieſen Kindern gegenüber, denen um ein
Haar ein gleiches Schickſal wie uns beſchieden geweſen wäre, denen
nun aber die Lebensfreude himmelblau in die Augen und der
Freudeglanz ſilbrig in das Haar gemalt ſind, was wir auf einmal
mit Freude erkennen. Und unſere Freude haben wir, wenn wir
in ſolche Augen ſehen, über ſolches Blondhaar ſtreicheln.
Wir hegen nicht Gefühle des Neids — im Gegenteil: es macht
uns doppelt freudig geſtimmt, zu wiſſen, daß dieſen kleinen
Men=
ſchen ein zum Guten veränderter Lebensraum von uns unter
Opfern geſchaffen und ihnen zur Lebensluſt freigegeben wird. Wir
ſind die Gegenwart — ſie ſind die Zukunft. Und die Zukunft iſt
wichtiger als das Heute.
Aber ganz abgeſehen davon, daß hier lebensgeſetzliche
Mo=
mente in Frage ſtehen, iſt es eine durch menſchliche Gefühlskraft
gegebene Selbſtverſtändlichkeit, alles zu tun und alles
aufzubie=
ten, um für ſolche junge Menſchen die Zukunft ſo gut wie
men=
ſchenmöglich zu formen. Wie die Mutter unter freudigem Verzicht
den beſten Biſſen dem Kinde zugabelt, genau ſo iſt es im großen
Leben, und genau wie im kleinen Leben ſtrahlt dann das
Kinder=
geſicht vor Glück und wird ſchön im Gedeihen.
Deutſche Kinder, ſeid glückliche Kinder!
Der Polizeibericht meldet:
Ein ſauberes Früchtchen. Am Sonntag abend wurde ein aus
der Knabenerziehungsanſtalt Klein=Zimmern durchgebrannter
17jähriger Fürſorgezögling feſtgenommen, der ſich verſchiedener
Betrügereien und Urkundenfälſchungen und des Diebſtahls
ſchul=
dig gemacht hatte. Der „hoffnungsvolle” Jüngling, der öfters
für die Anſtalten Beſorgungen zu machen und dadurch von den
Einkaufsgepflogenheiten der Anſtalt Kenntnis hatte, ſtahl bei ſeinem
Entweichen eine größere Anzahl Beſtellkarten, die er ausfüllte,
um in den Beſitz von Nahrungs= und Genußmitteln zu kommen.
In Dieburg beſorgte er ſich auf dieſe Weiſe im Kolpingshaus 20
Schachteln Zigaretten, die er nachher verkaufte. Er fuhr dann
nach Darmſtadt, wo er gegen Eintrag in ein aus der Anſtalt
mitgenommenes Spendebuch angeblich für das Waiſenhaus St.
Joſeph in Dieburg Spenden für arme Waiſenkinder ſammelte.
Um einen Erfolg zu ſichern, trug er ſelbſt fingierte Namen mit
hohen Beträgen in das Buch ein. Am Abend gab er im
Kon=
kordiaſaal eine von ihm ſelbſt ausgefüllte Beſtellkarte ab, worauf
er ein Nachteſſen, 2 Glas Bier und ein Zimmer angewieſen
er=
hielt. Am nächſten Tage kaufte er ſich von dem geſammelten
Geld ein Sporthemd, dann begab er ſich zu einer hieſigen
Kleider=
firma, gab wiederum eine gefälſchte Beſtellkarte ab und erhielt
eine Kletterweſte. Dann kaufte er ſich einen Koffer, Kragen und
Sportbinder und verbrauchte den Reſt des Geldes für Eſſen,
Trinken und Kino. Nachdem er ſich in der Nacht zum Sonntag
im Hauptbahnhof herumgetrieben hatte, beſuchte er eine
Kondi=
torei am Oſtbahnhof, wo er ebenfalls Beſtellkarten für Backwaren
ausſtellte und ſie mit dem Namen des Rektors fälſchte. Der
Ge=
ſchäftsinhaber wurde aber ſtutzig und benachrichtigte die
Krimi=
nalpolizei. Dieſe kurze Zeit ſeines Alleinſeins benutzte das
Bürſchchen, um dem Geſchäftsinhaber eine Büchſe mit 6 RM.
In=
halt hinter der Ladentheke zu ſtehlen. Kurz darauf nahm ihn die
Kriminalpolizei in Empfang.
Vermißt. Seit 29. September wird der 24jährige Kellner
Nikolaus Michels aus Gilsdorf, zuletzt wohnhaft in einem Hotel
in Bingen, vermißt. Beſchreibung: 1,62 Meter groß, ſchmal,
blaſſes, rundes Geſicht, dunkelblondes, dichtes Haar, trug grauen
Anzug.
Immer noch Bettler. Ein 25jähriger Kraftwagenführer aus
Amſterdam und ein 20jähriger Laufburſche aus Augsburg
wur=
den in Darmſtadt beim Betteln von SA.=Männern erwiſcht und
der Polizei übergeben. Die beiden Brüder Straubinger trieben
ſich ſchon Monate in ganz Deutſchland herum, ihren
Lebensunter=
halt durch Betteln beſtreitend, ein Zeichen, daß es immer noch
Mildtätige gibt, die nicht wiſſen, daß alle Spenden zum Wohle
der Geſamtheit dem NS.=Hilfswerk zufließen ſollen.
Wieder einer erwiſcht! In der vergangenen Woche beläſtigte
ein 66jähriger Invalide aus Darmſtadt in unſittlicher Weiſe
verſchiedene Frauen und Kinder in der Gegend des alten
Fried=
hofs und der Roßdörfer Straße. Der Exhibitioniſt wurde in
einem Falle erkannt und durch die Kriminalpolizei
feſtgenom=
men. In ſeiner Vernehmung mußte er eine Reihe anderer Fälle
zugeben.
* Schwurgerichk.
Aw. Das Schwurgericht verhandelte in ſeiner Sitzung
am Montag gegen den 36jährigen Arbefter Georg
Rüffer aus Offenbach, der beſchuldigt wird, am 5. April
dieſes Jahres ſeine Frau ſo ſchwer verletzt zu haben,
daß ſie ſtarb, und der weiter beſchuldigt wird den Verſuch
unternommen zu haben, ſeine beiden Kinder zu töten.
1923 heiratete der Angeklagte ein Nachbarskind, die ihn,
trotz=
dem er ſie innig liebte, nicht ſehr glücklich machte. Aus der
gan=
zen Verhandlung, aus ſeinen, recht zurückhaltend gemachten,
An=
gaben und aus den Ausſagen der Zeugen geht hervor, daß die
Frau ſehr leichtſinnig war und ihren Mann betrog. Er erhielt
plötzlich am 5. April den Scheidungsantrag. Er war wie vor
den Kopf geſchlagen und beſchloß nun, ſie noch einmal
aufzu=
ſuchen und noch einmal mit ihr zu ſprechen. Er ging auch in
ihr Haus und redete die ganze Nacht auf ſie ein, wie er ſagte.
Auf ſeine ſtrikte Frage habe ſie ihm dann erklärt, ſie wolle ſich
unbedingt von ihm ſcheiden laſſen. Wenn das geſchehen ſei,
käme ſie gerne zu ihm zurück. Er müſſe ihr aber in allem und
jedem, insbeſondere natürlich im Fortgehen, volle Freiheit laſſen.
Er hielt ihr eventuelle Folgen vor, und an wen ſie ſich dann
halten wolle. „Bei die wohn ich” habe ſie geantwortet, und
an dich halt ich mich, zu was biſt dann du da?‟ Bei dieſen
Wor=
ten habe er die Beherrſchung verloren, erklärte der Angeklagte,
er habe ſeine Frau am Hals gefaßt, das Weitere wiſſe er dann
nicht mehr ſo genau. Sie ſei dann wohl umgefallen. Gewehrt
habe ſie ſich gar nicht. Als er gemerkt habe, daß ſie tot ſei, habe
er beſchloſſen, aus dem Leben zu ſcheiden und ſeine beiden
Kin=
der mitzunehmen. Er legte dann abends mit Gummiſchläuchen
eine Leitung in das Schlafzimmer und drehte den Gashahn auf.
Man fand die drei, als man die Tür erbrach, und brachte, ſie
gleich ins Krankenhaus, wo ſie gerettet werden konnten. Man
fand dann auch am ſelben Tag in ihrem Zimmer die Leiche der
Frau, und der Arzt ſtellte feſt, daß der Angeklagte mit ſeinem
Griff gerade den Herznerv getroffen hatte, der den
augenblick=
lichen Tod zur Folge hatte. Große Gewaltanwendung habe dazu
nicht gehört. Die Zeugen ſtellen dem Angeklagten durchweg ein
gutes Zeugnis aus. Man merkt es dem Mann auch an, wie
ſehr er unter all dem gelitten haben muß. Er beteuert, wie leid
ihm das Ganze tue, denn er habe ſeine Frau heute noch lieb.
Der mediziniſche Sachverſtändige iſt der Anſicht, daß die
Miß=
handlung der Frau in einem hochgradigen Affektzuſtand geſchehen
ſei, und auch in der nächſten Nacht habe er zweifellos in einem
derartigen Depreſſionszuſtand gehandelt, daß es fraglich ſei ob
er Herr ſeines freien Willens war. Das Gericht iſt unter dieſen
Umſtänden der Anſicht, daß man den Angeklagten in dieſem
Punkt nicht verurteilen könne und verurteilt ihn lediglich unter
Freiſpruch im übrigen wegen Körperverletzung
mit Todeserfolg zu einer Gefängnisſtrafe von
einem Jahr. Dem Angeklagten ſeien weitgehend mildernde
Umſtände zuzubilligen in Anbetracht dieſer fürchterlichen Ehe und
der unglaublichen Beleidigung, die ihm ſeine Frau durch ihren
Vorſchlag angetan habe. Sechs Monate Unterſuchungshaft
wer=
den ihm angerechnet.
Zur Reichswerbewoche des deutſchen Handwerks.
Die Wertarbeit deutſcher frei arbeitender Künſtler.
Ehrenrekkung des Kunſthandwerks.
Von Dr. Olga Bloch.
Am 15. Oktober beginnt die Reichswerbewoche
des deutſchen Handwerks.
Der Dichter Anderſen läßt den Mond erzählen, was er alles
an menſchlichem Glück und Leid ſieht, wenn er auf ſeiner Bahn
Wir Aelteren, wir Eltern, ſehen ſolche Kinder mit glücklichen in die Stuben ſchaut. Wenn ſich dem Geſtirn in dieſer
Gegen=
wart die Herzen der Schläfer öffneten, dann könnte ſich ihm als
Geſamteindruck die ſchwerwiegende Erkenntnis aufdrängen: daß
das Wort „Handwerk in Not” faſt mehr gilt als der ehrwürdige
Ausſpruch unſerer Väter „Handwerk hat goldenen Boden”. Ueberall
wird im Zeitalter der Maſchine die alte Handwerkskunſt in den
Hintergrund zu drängen verſucht. Und ſo iſt es eine lohnende,
dankenswerte und traditionsbeſchwerte Aufgabe, wenn man am
15. Oktober eine „Reichswerbewoche des deutſchen Handwerks”
veranſtaltet und ſomit bekundet, daß die Möglichkeit geſchaffen
werden ſoll, dem alten bodenſtändigen Handwerk ſeine
Berech=
tigung wiederzugewinnen.
Wir wollen hier nicht davon ſprechen, daß durch den
Auf=
bau des Reichsſtandes des deutſchen Handwerks jeder gelernte
Handwerker in ſeine Pflichtinnung oder Fachgruppe
aufgenom=
men wird und daß jede dieſer Organiſation wiederum in der
Handwerkskammer und in der Reichswirtſchaftskammer verlagert
wird — wir wollen hier von den eigentlichen Kunſthandwerkern
ſprechen, den Kunſtgewerblern, die ſich in den freien Berufen
bislang mehr als manche andere dem Konkurrenzkampf ausſetzen
mußten.
Die neue Zeit will dieſen zu ihren alten Anſehen und Recht
verhelfen, denn ſie ſind gerade bei uns in Deutſchland die
Ver=
treter und Verkünder ererbter Tradition. Erinnerung wird wach
an die Blütezeit des heimiſchen Kunſthandwerks, an die Epochen,
in denen Meiſter des Faches an Fürſtenhöfen und im Auftrag
großer Mäzene Schlöſſer und Ratsſäle mit koſtbarer
Hand=
arbeit ausſtatteten. So wie man im 16. Jahrhundert bereits in
den freien Reichsſtädten die Zünfte kannte, deren Anſehen und
Einfluß hinreichend bekannt iſt, ſo will man nun jetzt eine
Zen=
tralſtelle ſchaffen, in der die Wertarbeit der freien
Kunſthand=
werker ſichergeſtellt wird. Und zugleich will man den Architekten
und Silberſchmieden, den Keramikern und Kunſtſtichlern, den
Vertretern einer ſchöpferiſchen deutſchen Mode, eine
wirtſchaft=
liche Inſtanz ſchaffen, die ſich zugleich ihrer kulturellen Aufgaben
bewußt iſt. Gilt es doch vor allem den Begriff Wertarbeit
zu klären und die Erzeuger= und Verbraucherkreiſe zu einer
an=
ſtändigen Werksgeſinnung zu erziehen, gegenſeitige
künſt=
leriſche Anregung und Befruchtung durch Ausſtellungen und
Vor=
träge zu geben. Es ſoll der Einfluß ausländiſcher Erzeugniſſe,
zum Beiſpiel in der Mode, geſchwächt, dagegen durch Förderung
deutſcher Wertarbeit und durch Hebung des Anſehens deutſcher
Handwerks= und Gewerbekunſt Dienſt am Volk und an der
Nation geleiſtet werden. Oberſtes Geſetz wird ſelbſtverſtändlich
der Gedanke der Leiſtung ſein, der ſchöpferiſchen Perſönlichkeit
den Weg zu ebnen für die Entfaltung aller Kräfte.
Unter dieſem Geſichtspunkt war eine Ausſtellung intereſſant,
die im Berliner Muſeum für Leibesübungen eröffnet wurde und
die an frei ſchaffende Künſtler die Aufgabe ſtellte, zeitgemäße
Ehrenpreiſe zu ſchaffen. Deutſchland rückt ja durch die
Olym=
piade in ganz beſonderem Maße in den Mittelpunkt ſportlicher
Intereſſen, das Kapitel der Sportpreiſe iſt daher aktuell, ein
bisher wenig beachtetes Gebiet. Ging man doch oftmals von der
falſchen Vorausſetzung aus, daß nur Vereine, die ein
umfang=
reiches Eintrittsgeld von ihren Mitgliedern erheben, in der
Lage wären, auf guten Geſchmack und kultivierte Haltung von
Ehrenpreiſen zu ſehen. Daß dem nicht ſo iſt, bewies die
inter=
eſſante Berliner Ausſtellung. Sie zeigte, daß man in unſerer
Gegenwart mit wenig Mitteln dem Sieger in Wettkämpfen eine
zeitgemäße und zugleich praktiſche Gabe überreichen kann.
Pokale, aus denen man nicht trinken, Schalen, mit denen man
nicht ſervieren, Orden, die man nicht anſtecken kann — ſie ſollten
der Vergangenheit angehören! Die unmöglichſten Gegenſtände
wurden häufig den Siegern überreicht, ohne daß man daran
dachte, daß auch dieſe Menſchen Beſitzer eines kultivierten Heims
ſind, daß ſie naturgemäß ihrer Freude über das Errungene
Aus=
druck geben müſſen — eine Forderung der Höflichkeit — daß ſie
aber im Familienkreiſe entſetzt ſind ob dieſer unperſönlichen
und geſchmackloſen Gabe und nur zu oft z. B. ſilberne Pokale
im Stil nicht unſerer lebendigen Gegenwart zum Einſchmelzen
oder Umarbeiten geben. Aus der Ausſtellung „Zeitgemäße
Ehren=
preiſe” konnte man den Eindruck mit nach Hauſe nehmen, daß
im Zeitalter der Maſchine keine maſchinelle Leiſtung die
künſt=
leriſche Höhe erklimmen kann, die ſeit altersher deutſche Meiſter
erklommen haben. Die Ehrenpreiſe, die zu ſehen waren, ſchufen
Künſtler aus allen Teilen des Reiches: Becher, Doſen, Medaillen,
Ringe und Zigarettenetuis aus Edelmetall, daneben gab es
ſo=
genannte Ehrentiſche aus Porzellan, eine Neuerung auf dem
Gebiete des Ehrengeſchenks. Dieſe Arbeiten ehrten nicht nur die
Sportverdienſte, ſondern auch den Menſchen, der ſie vollbringt.
Es ſprach daraus der Wille zum Ganzen, dieſe Ehrenpreiſe
ſchienen wohl dazu imſtande, die Empfänger menſchlich und
künſtleriſch weiter zu tragen. Dieſe Ausſtellung war von hohem
Wert, ſie ſtellte Forderungen an die Kunſthandwerker, die die
neue Zeit ihnen bereitwilligſt erfüllen hilft.
Schon beherrſchen zeitgenöſſiſche Bauprobleme das deutſche
Stadion, ſchon weiß man, daß wie einſt die Altis von Olympia
durch die Spiele, die hier ſtattfanden, auch deutſche Sportfora
zu Kulturſtätten werden ſollen. So ſollten auch die Siegespreiſe
in eine Form gebracht werden, die der Würde des Siegers im
Wettkampf als Menſch entſpricht. Wir Deutſchen würden dabei
bedenken, daß ſchließlich, gewinnt einmal ein Ausländer ein
deutſches Turnier, Geſchmack und Zweckmäßigkeit des
Sieges=
preiſes unſer Anſehen im Ausland nur ſchützen kann, wenn man
die Dinge kulturell betrachtet.
Alles in allem: Ehrt eure deutſchen Meiſter, die die
Tradi=
tion unſerer großen Gegenwart und Vergangenheit wachzuhalten
für ihre vornehmſte Aufgabe halten im Sinne der Worte des
Hans Sachs:
„Ehre deutſches Volk und achte treu
Deinen Handwerksſtand,
Als das deutſche Handwerk blühte,
Blühte auch das deutſche Land.”
— Die Volksmiſſions=Woche in der Stadtkirche nimmt einen
erfreulichen Verlauf. Eine aufmerkſame Zuhörerſchaft lauſchte
am geſtrigen Abend den Ausführungen des Volksmiſſionars
Da=
niel Schäfer. In eindrucksvoller Weiſe ſprach der Redner von
dem unſchätzbaren Ewigkeitswert der unſterblichen Seele. An
erſchütternden Beiſpielen aus dem Leben wurde klar, wie
Men=
ſchen innerlich verhungern und in der Unruhe der Zeit das
Wertvollſte des Lebens verlieren. Ebenſo wurde mit großer
Klarheit gezeigt, wie das Menſchenherz im tiefſten Grunde nach
Freude hungert und nach Frieden ſucht, und nach Freiheit ſich
ſehnt. — Beſonders hingewieſen wird auf den heutigen
Abend=
vortrag in der Stadtkirche über das Thema: „Deine eigene
Lebensgeſchichte”. An jedem Nachmittag um 4 Uhr findet im
Stadtmiſſionshaus in der Mühlſtraße eine Bibelſtunde ſtatt, die
ebenfalls von dem Redner der Volksmiſſions=Woche gehalten
wird. Die Veranſtaltungen ſind eintrittsfrei.
Winter-Ausgabe 1933
ist erschienen
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstraße 25.
Provinzialausſchuß.
p. 1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Stadt Frankfurt am
Nain gegen den Bezirksfürſorgeverband Kreis Heppenheim und
den Landesfürſorgeverband Volksſtaat Heſſen als
Eventualbeklag=
en wegen Erſtattung von Fürſorgekoſten für Joſef Steinmann.
Eheleute.
Die Eheleute Steinmann waren im Herbſt 1931 in Viernheim
Is Schauſteller und Verkäufer einige Tage tätig. Sie reiſten nach
Frankfurt am Main, wo ſie hilfsbedürftig wurden. In Frage ſteht,
b von Viernheim aus Abſchiebung der Eheleute Steinmann
er=
olgt iſt, was der beklagte Bezirksfürſorgeverband Heppenheim
eſtreitet. Die Eheleute Steinmann werden ſeit November 1931
von Frankfurt a. M. unterſtützt. In früheren Jahren zogen ſie in
inem Wohnwagen von Ort zu Ort. Aus der Beweisaufnahme
er=
ibt ſich, daß eine Abſchiebung nicht beabſichtigt war und Frau
Steinmann ſich zur Rückerſtattung des Fahrgeldes verpflichtet
atte. Das Urteil erkennt den Volksſtaat Heſſen für ſchuldig,
n Frankfurt a. M. 743 RM. Fürſorgekoſten zu erſtatten.
2. Klage des badiſchen Bezirksfürſorgeverbandes Stadt
Frei=
urg i. Br. gegen den heſſiſchen Bezirksfürſorgeverband Kreis
Er=
ach wegen Erſtattung von Fürſorgeaufwendungen für Anna
Tremer.
Freiburg verlangt Erſtattung von Koſten für die Kremer, die
vegen Geiſteskrankheit in die Univerſitätsklinik Freiburg von
Em=
tendingen aus überführt wurde. Der Beklagte
Bezirksfürſorge=
erband Kreis Erbach beſtreitet, daß die Kremer einen ſtändigen
ufenthalt in Erbach gehabt habe, letzterer ſei in Niederſaulheim,
ſo ſich ihre Möbel befänden. Die Anna Kremer wird als
Hoch=
aplerin geſchildert. Der Bezirksfürſorgeverband Kreis Erbach
vird zur Zahlung an Stadt Freiburg verurteilt.
3. Klage des Schornſteinfegermeiſters Jean Bieſer in
Darm=
adt gegen den Beſcheid des Kreisamts Darmſtadt vom 18 Auguſt
133 wegen Nichtübertragung eines Kehrbezirks in Darmſtadt.
Die Sache fällt aus.
4. Antrag des Kreisamtes Erbach auf Einleitung eines
Diſ=
plinarverfahrens mit dem Ziele der Dienſtentlaſſung gegen den
Hemeinderechner Ph. Orth in Hetſchbach.
Orth iſt wegen Unterſchlagung rechtskräftig zu 10 Monaten
gefängnis verurteilt, die er in Butzbach zurzeit verbüßt. Das
Defizit beträgt nahezu 10 000 Mark.
Das Urteil erkennt auf Dienſtentlaſſung.
— Kleingärtnerbewegung. Zwecks Gleichſchaltung hatte der
Kleingärtnerverein Karlshof eine außerordentliche
Mitglieder=
verſammlung in den Saal des Wiener Kronenbräukellers
einbe=
berufen. Der Referent, Herr Diplom=Gartenbauinſpektor
Der=
mer, ſprach als Vertreter der Agrarpolitiſchen Abteilung der
NSDAP. Ausgehend von den in ſeinem Werk „Mein Kampf”
ausgeſprochenen Gedanken unſeres Volkskanzlers Adolf, Hitler:
„Vergeßt nie, daß das heiligſte Recht auf dieſer Welt das Recht
auf Erde iſt, die man ſelbſt bebauen will, und das heiligſte
Opfer, das Blut, das man für dieſe Erde vergießt!” entwickelte
der Redner in ſeinem einſtündigen Vortrag Zweck und Ziel des
ſtändiſchen Aufbaues der Landwirtſchaft, insbeſondere des
Reichs=
bundes der Kleingärtner und Kleinſiedler. Der Redner wurde
für ſeine vorzüglichen Ausführungen mit reichem Beifall belohnt.
Herr Oberſteuerinſpektor Bonarius, Führer der Stadtgruppe
Darmſtadt, ſchilderte dann den Aufbau des Reichsbundes, der
Kleingärtner, der ſich unter der Reichsleitung in Landes= oder
Provinzgruppen und Stadtgruppen gliedert. Die Stadtgruppe
Darmſtadt umfaßt zur Zeit 7 Vereine in Darmſtadt und die
Ver=
eine in Reinheim, Bensheim und Auerbach Redner beſchloß
ſeine Ausführungen mit dem Hinweis, daß die Kleingärtner in
dem Reichsbund endlich die ſtarke Stütze gefunden haben, deren
ſie zur Pflege ihrer Ideale und zum Schutze ihrer Intereſſen
un=
bedingt bedürfen. Hierauf berief der Stadtgruppenführer Herrn
Linker als Beirat in die Stadtgruppenleitung und beſtimmte
Herrn Ströher als Führer des Kleingärtnervereins Karlshof.
Zu ſeinen Mitarbeitern berief Herr Ströher als Rechner Herrn.
Rühl, als Schriftführer Herrn Petermann, beide altbewährte
Vorſtandsmitglieder Ein Verſammlungsbeſchluß überträgt dem
Vereinsführer alle ſeither von der Mitgliederverſammlung
aus=
geübten Rechte einſchließlich der Einführung neuer Satzungen.
Manche noch aus den Reihen der Mitglieder ergangene, auf den
Gartenbau bezügliche Anregungen ſpiegeln Freud und Leid des
Kleingärtners wider. Mit einem von der Verſammlung
begei=
ſtert aufgenommenen. Sieg Heil” auf unſeren Führer und
Volks=
kanzler Adolf Hitler ſchloß Herr Ströher die denkwürdige
Ver=
ſammlung.
Aus der NS5DAP.
Der Kreisleiter, Pg. Zürtz, teilt mit:
NS.=Frauenſchaft, Ortsgruppe I VII, IX.
Die nächſte Zuſammenkunft findet am Mittwoch, 11. Okt.,
abends 8 Uhr, im Kaplan ſtatt
Die Frauen, die ihre braunen Mitgliedsbücher erwarten,
werden gebeten, ſich einzufinden,
Frauenſchaft Ortsgruppe VIII (Oſt).
Der für Dienstag, den 10. Oktober, feſtgeſetzte Arbeitsabend
der Frauenſchaft OG. 8 (Oſt) findet erſt am Donnerstag, dem
12. Oktober, im „Kaplan” ſtatt.
NS. Deutſcher Studentenbund.
Der Landesführer Heſſen ordnet an:
Einſtweilige Verfügung. Die bisher beſtehende
Ab=
teilung der Landesführung Heſſen des NSDStB. für Fachſchulen
wird ſofort aufgelöſt. Bis zur Durchführung einer
Neuorganiſa=
tion werde ich alle die Fachſchulen betreffenden Fragen ſelbſt
be=
handeln. Kamerad Weckbach danke ich für ſeine bislang
gelei=
ſtete Arbeit.
NS.=Frauenſchaft, Ortsgruppe 1. 7. 9.
Die nächſte Zuſammenkunft findet am Mittwoch, den 11.
Ok=
tober, abends 8 Uhr, im Kaplan ſtatt,
Die Frauen, die ihre braunen Mitgliedsbücher erwarten,
wer=
den gebeten, ſich einzufinden.
Lokale Beranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchlleßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betradhten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krilk.
— Erdſtrahlen und ihre Wirkung Es wird noch
einmal darauf aufmerkſam gemacht, daß der Lichtbildervortrag
des Wünſchelrutengängers Major a. D. Söding heute abend
8 Uhr im kleinen Saal des Städtiſchen Saalbaues ſtattfindet.
Tageskalender für Dienstag, den 10. Oktober 1933.
Union: „SOS Eisberg”; Helia: „Leiſe flehen meine Lieder””
Palaſt: „Radio=Polizeipatrouille. — Café Hauptpoſt: 16 Uhr
und 20.30 Uhr: Große Parade der Wintermode 33/34 mit
Konzert. Café Oper; Konzert. — Fürſtenauer Hof: Oktober=
— Kleiner Saalbau: 20 Uhr: Vortrag von Major a.
Söding über „Erdſtrahlen als Krankheitserreger”. — Reſi=
Theater: „Heimkehr ins Glück”.
Dienstag, 10. Oktober 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 281 — Seite 7
Aus Heſſen.
De. Arheilgen, 8. Okt. Erntedankfeſt. Die hieſige
Feuerwehrkapelle, die am Erntedanktage unter der
Stab=
führung ihres Leiters, Herrn Knudt, nach dem Gottesdienſt
ebenfalls konzertierte, wurde in unſerem diesbezüglichen Bericht
wohl zweimal erwähnt, wurde aber bei den Platzkonzerten
ver=
ſehentlicherweiſe nicht angeführt. — Neue
Polizeiver=
ordnung. Zur Regelung des Fahrzeugverkehrs in den
Orts=
ſtraßen wurde für unſere Gemeinde eine neue Polizeiverordnung
erlaſſen, wonach der Fahrzeugverkehr in verſchiedenen Straßen
wie folgt feſtgelegt iſt: Für den Durchgangsverkehr
ge=
ſperrt ſind die Darmſtädter Straße von der Mühlſtraße
bis zur Dieburger Straße in nordſüdlicher Richtung, die
Reit=
bahn in ſüdnördlicher Richtung von der Etteſterſtraße bis zur
Dieburger Straße. Für Kraftfahrzeuge im
Durch=
gangsverkehr geſperrt ſind die Gute Gartenſtraße von
der Darmſtädter Straße bis zur Woogſtraße, die Woogſtraße
von der Mühlſtraße ibs zur Gute Gartenſtraße die
Magdale=
nenſtraße von der Wernerſtraße bis zur Gute Gartenſtraße.
Des weiteren iſt die Bachſtraße für den Durchgangsverkehr und
von der Lutherſtraße bis zur Hundsgaſſe für jeglichen
Kraftfahr=
zeug= und Fuhrwerksverkehr geſperrt. Für den
Radfahrer=
verkehr geſperrt ſind die Bornſtraße von der
Mühl=
bis zur Ludwigſtraße, das Wieschen, die Verlängerung der
Ritterſtraße von der Beckſtraße bis zur Dieburger Straße,
der Fußweg langs des Rutſenbaches, von der Apotheke bis zum
Kettenwieſenweg, der Kettenwieſenweg von der
Felches=
gaſſe bis zur Rathausſtraße ſowie das Rathausgäßchen.
F. Eberſtadt, 8. Okt. Geburtstagsfeier der 40=
Jährigen. Nachdem die Schulkameraden des Jahrganges 1893
bereits vor 14 Tagen einen gemeinſamen Kirchgang gehalten und
anſchließend ihrer verſtorbenen und im Weltkriege gefallenen
Ka=
meraden durch Niederlegung eines Kranzes am
Gefallenendenk=
mal gedacht hatten, vereinigten ſie ſich am Samstagabend mit
ihren nächſten Angehörigen an weißgedeckten und freundlich mit
friſchen Blumen geſchmückten Tafeln des Saales „Zur Eiſenbahn”
(Schmitt) zu einer gemeinſamen Geburtstagsfeier.
Mit dem ſchneidigen Sternenbanner=Marſch und der Ouvertüre
„Der Kalif von Bagdad” eines eigens zu der Feier
zuſammenge=
ſtellten Orcheſters wurde der Abend ſtimmungsvoll eröffnet.
Nach=
dem Kameradin, Frau Decher einen von Heinz Heinrich Roth
verfaßten Vorſpruch ſchwungvoll zu Gehör gebracht hatte,
be=
grüßte Kamerad Jakob Dächert mit herzlichen Worten die
Er=
ſchienenen, insbeſondere die von auswärts herbeigeeilten
Kame=
radinnen und Kameraden und verlas die vielen Grüße und
Glück=
wünſche derer, denen eine Teilnahme an der Feier nicht vergönnt
war. In die Anſprache flocht der Sprecher ein ſtilles Gedenken
für die unvergeßlichen, im Weltkriege gefallenen Brüder. Die
Muſik intonierte das Lied vom guten Kameraden, ſtehend
ver=
harrten alle zum Zeichen ewigen Gedenkens an die toten Helden
einige Augenblicke in ehrfurchtsvollem Schweigen. Dann reihte
ſich der unterhaltende Teil des Abend an, in deſſen Verlauf noch
ein jetzt im Saargebiet (Völklingen) anſäſſiges Geburtstagskind,
Handelsſtudiendirektor Dr. Valentin Kern, und ſpäter auch noch
Pfarrer Weißgerber zu Worte kamen. Neben dem (übrigens
recht fleißigen) Orcheſter, das mit fein angepaßten Muſikſtücken
eine recht fröhliche Stimmung zu erzeugen verſtand, trug unſer
geſchätzter, einheimiſcher Baritonſänger Georg Pfeiffer
weſent=
lich zu dem guten Gelingen der Feier bei. Er ſang im erſten
Teil das freudig bewegte Weinlied aus der Operette „Der
lachende Ehemann” von Eyſler und das Entré=Couplet aus
„Zigeunerbaron” im zweiten Teil das herrliche Wiener=Fiaker=
Lied und das Lied: „Es war einmal” aus der Operette „Im
Reiche des Indra” von Paul Lincke. Die Gäſte des Abends
dank=
ten dem Sänger für den vermittelten ſchönen Kunſtgenuß durch
lebhaften Beifall. Bei gemeinſam geſungenen, an die Jugendzeit
erinnernden Liedern und frohem fröhlichen Tanz verrannen —
nur allzu raſch — die ſchönen Feierſtunden, an die alle
Geburts=
tagskinder noch lange zurückdenken werden.
. Eberſtadt, 9. Okt. Unfall. Beim Obſtabmachen ſtürzte
ein älterer Mann von hier ſo unglücklich von der Leiter, daß er
in ein Darmſtädter Krankenhaus überführt werden mußte.
Eu. Traiſa, 9. Okt. In der Monatsverſammlung der
Turn=
gemeinde berichteten zwei Turner von ihren Erfahrungen und
Er=
lebniſſen im Volksſportlager. Dann wurde ein Brief eines
Deut=
ſchen äus Braſilien verleſen, der jedem zu denken gab. Auch dort
fallen die Erträgniſſe ni mandem in den Schoß. Und zum andern,
die deutſche Heimat läßt niemanden mehr los. — Das Abturnen
am Sonntag fiel ganz und gar aus dem Rahmen, der üblichen
heraus, da keine Punktewertung ſtattfand. Mit dieſem Kampf
ſollte nicht gezeigt werden, wer der Beſte iſt, ſondern wie viele
die vorgeſchriebene Grenze erreichten. Um 8 Uhr wurde zum
Wett=
kampf angetreten. Hochſprung, Weitſprung, 100 Meter=Lauf,
Hin=
dernislauf und Steinſtoßen waren die hauptſächlichſten Uebungen.
Gegen Mittag war alles beendet. — Der hieſige Odenwaldklub
führte ſeine Nachtwanderung zum Hirſchbrüllen im Meſſeler Park
durch.
(. Ober=Ramſtadt, 9. Okt. Gründung eines
Heimat=
vereins. Nachdem der Verkehrs= und Verſchönerungsverein
wegen Intereſſeloſigkeit der beteiligten Kreiſe ſeine Auflöſung
be=
ſchloſſen, ſoll einer Anregung des Herrn Sonderkommiſſars für da=
Verkehrsweſen in Heſſen entſprechend ein ähnlicher Verein neu
ge=
gründet werden. Dieſe Abſicht iſt gewiß zu begrüßen, wie auch die
aus der Oeffentlichkeit ergangene Anregung, dem Verein nicht nur
reine Verkehrsfragen zu übertragen, ſondern ihn als „
Heimat=
verein” aufzuziehen und ihn ſo auf eine breitere Baſis zu ſtellen
Mit Recht wurde darauf hingewieſen, daß Ober=Ramſtadt ſeit
einiger Zeit eine aus dem Dunkel der Vergangenheit gehobene
Ortsgeſchichte und die Anfänge zu einer Familiengeſchichte der
Ortseingeſe,, nen beſitze, und daß es deshalb mit eine Aufgabe
des Vereins werden müſſe, am weiteren Ausbau der begonnenen
Arbeiten mitzuwirken, um ſchließlich über das Gebiet der
Flur=
namenforſchung, der Sammlung von Sagen, Brauchtum und
Alt=
glauben einmal zu einem Ober=Ramſtädter Heimatbuch zu
kommen. An ſich hätten wir wohl ſchon Vereine genug, aber ſollte
nicht gerade ein „Heimatverein”, der ſich der Verkehrsintereſſen
des Ortes, aber auch der kulturgeſchichtlichen Arbeit und Forſchung
zu widmen hätte, in erſter Linie Exiſtenzberechtigung haben?
Ge=
rade unſere Zeit bringt uns gottlob in vieler Hinſicht wieder zum
alten und echt deutſchen Volkstum der Vergangenheit in Bezehung
und lernt uns wieder aus ſeinem unermeßlichen Born zu ſchöpfen
um für eine dereinſt glücklichere Zukunft unſeres Volkes und
Vaterlandes daraus Nutzen zu ziehen. — An der im Rahmen der
Reichshandwerkswoche hier zu veranſtaltenden
Gewerbe=
ſchau wird ſich auch das Schneider= und
Schneiderinnenhandwer=
beteiligen. Eine vorbereitende Beſprechung hat innerhalb dieſer
Berufsgruppe ſtattgefunden. — Der Kampf gegen das
Bettlerunweſen hat ſich auch hier ſehr günſtig ausgewirkt,
hat doch ſeit der vor kurzem durchgeführten polizeilichen Aktion
das Bettlerunweſen hier faſt gänzlich aufgehört. Es liegt jetzt an
den Einwohnern ſelbſt, das bis jetzt günſtige Ergebnis noch weiter
auszubauen, indem ſie Bettlern einfach nichts mehr geben, ſondern
ſie an die Fürſorgebehörden verweiſen. Die den Bettlern zuge
dachten Spenden ſollten reſtlos, dem Winterhilfswerk des
Deut=
ſchen Volkes zugute kommen. Dann beſteht die Gewähr, daß aud
nur wirklich Bedürftige angemeſſen unterſtützt werden.
e Bad=Wimpfen, 7. Okt. Ausder Ratsſitzung.
Gaſt=
wirt Böhles hat ſein Mandat als Ratsmitglied freiwillig
nieder=
gelegt. Nach dem Wahlvorſchlag der NSDAP. rückt der Gaſtwirt
Emil Weidemann in den Rat nach. Weidemann wurde in Pflicht
genommen und in ſein Amt eingeführt. — Die Brot= und
Back=
lohnpreiſe für Bad=Wimpfen werden bekannt gegeben. Dieſe
betragen: Für 2 Kilo Miſchbrot (Miſchung: zwei Drittel Weizen
1 Drittel Korn) 65 Rpfg., für 1,5 Kilo Roggenbrot 46 Rpfg. Der
Backlohn beträgt 8 Rpfg. für einen Vierpfundlaib. — Die
Waſen=
meiſtergebühren werden mit ſofortiger Wirkung wie folgt
geän=
dert: 1. für ein Stück Großvieh 5 RM., 2. für ein Stück Kleinvieh
a) bei einem Gewicht über 50 Pfd. 2,50 RM., b) bei einem
Ge=
wicht unter 50 Pfd. 1 RM.; 3. für Beiwohnen beim Töten: a) bei
einem Stück Großvieh 1,20 RM., b) bei einem Stück Kleinvieh
0.60 RM. Die Schaffung eines anderen Waſenplatzes wird
be=
ſchloſſen. — Die Herſtellung des Straßenverbindungsſtückes Bad=
Wimpfen-Bonfeld (135 Meter) wird beſchloſſen und das
Kultur=
bauamt Heilbronn mit der Ausführung der Arbeiten beauftragt.
Demſelben wird hierfür ein Kredit von rund 2200 RM.
ein=
geräumt. — Die Eintragung einer Grundſchuld auf die ſtädtiſchen
Waldungen zur Sicherung der kurzfriſtigen Gemeindedarlehen
wird abgelehnt und die Umſchuldung derſelben auf Grund des
Ge=
meindeumſchuldungsgeſetzes vom 21. Sept. 1933 beſchloſſen. — Die
Verwaltung der Volksbücherei geſchieht, in Zukunft
ehrenamt=
lich. — Das Geſuch der Gemeinde Obereiſesheim um
Verlänge=
rung der Pachtzeit für den Hohenriedſteinbruch wird abgelehnt.
— Hirſchhorn. 9. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 8. Oktober 1,50 Meter, am 9. Oktober 1.49 Meter, jeweils
vormittags 5.30 Uhr.
Die Komaenden Flagen an!
Bevölkerungspolikiſche Aufklärung.
Die im ganzen Deutſchen Reich ſtark verbreiteten Plakate mit
dem Titelbild der erſten Aufklärungsbroſchüre „Mütter kämpft
für eure Kinder!” werden in dieſen Tagen erſetzt werden durch
das zweite Plakat „Die kommende Generation klagt an!” Wieder
wird auch die zweite Broſchüre das gleiche Titelbild tragen wie
das neue Plakat. Während die erſte Aufklärungsſchrift allgemein
das grundlegend wichtigſte Wiſſen über Fragen der
Bevölkerungs=
politik und Raſſenpflege verbreitete — ſie iſt nunmehr in über
acht Millionen Exemplaren im Lande verbreitet — geht die zweite
Broſchüre auf die Widerſprüche und Entgegnungen ein, die auf
Grund der erſten Broſchüre im Volke wachgeworden ſind. Der
Laie iſt ja allzu leicht geneigt, die Erſcheinungen der
gegenwär=
tigen Wirtſchaftskriſe und der Arbeitsloſigkeit in einen falſchen
Urſachenzuſammenhang mit dem Problem der
Geburtenbeſchrän=
kung und der Bevölkerungspolitik zu bringen. Auf dieſe
nächſt=
liegenden volkswirtſchaftlichen Fragen geht die zweite
Aufklä=
rungsſchrift von allen denkbaren Geſichtspunkten aus ein und
widerlegr die zum Teil auf marxiſtiſchen Theorien früherer Zeit
beruhenden
irrigen Anſchauungen über die Notwendigkeit der
Geburten=
einſchränkung
mit dem Ziel der Hebung des Lebensſtandards der arbeitenden
Klaſſe. Die kleine Schrift beweiſt eindringlich, daß die Probleme
der Arbeitsloſigkeit und der Kinderloſigkeit nur in dem Sinne
zuſammengehören, daß die Kinderarmut Deutſchlands einen ſehr
großen Anteil an der herrſchenden Arbeitsloſigkeit trägt. Die
kommende Generation wird die Sünden der Väter büßen müſſen,
wenn nicht jetzt endlich nicht nur ein Stillſtand im
Geburtenrück=
gang eintritt, ſondern eine gewaltige Aufwärtsbewegung einſetzt.
Wir geben das Einleitungskapitel der offiziellen
Aufklärungs=
ſchrift „Die kommende Generation klagt an!” nachſtehend wieder.
In ihr iſt die Begründung für die auffällige Formulierung dieſes
anklagenden Appells an das Gewiſſen der heutigen Generation
gegeben:
„Was wiſſen die Kommenden, die Kinder, von
Bevölkerungs=
politil, ron Geburtenſchwund, vom Sterben des deutſchen Volkes?
Heute wiſſen ſie noch nichts. Aber laßt die Jugend unſerer Tage
heranwachſen, laßt ſie ſehend und wiſſend werden. Dann werdet
ihr’s erleben, ihr, die ihr heute Verantwortung tragt für das
Schickſal des deutſchen Volkes, daß dieſe Kinder euch verfluchen
und verdammen werden.
Im Jahre 1910 lebten im Deutſchen Reich 5 Millionen
Men=
ſchen, die das Alter von 60 Jahren überſchritten hatten. Heute
ſind es ſchon ein Drittel mehr. 1990 müſſen es über 11 Millionen
ſein. Wenn der Geburtenrückgang wie bisher anhält, wird aber
dann das Deutſche Reich nur noch 45 Millionen Einwohner haben.
Darunter werden nur noch 8 Millionen Kinder ſein. Dieſe Zahlen
bis an die äußerſte Grenze der Leiſtungsfähigkeit emvorgeſchraubte
Anforderung an die jüngeren und arbeitsfähigen Jahrgänge
geſtellt werden wird. Dieſe werden die Sozialbeiträge für die
übermäßig große Zahl alter und arbeitsunfähiger Volksgenoſſen
aufbringen müſſen. Eine ſolche Belaſtung würde es wiederum mit.
ſich bringen, daß dieſe leiſtungsfähigſten und erbbiologiſch
wert=
vollſten Teile des Volkes überhaupt nicht mehr an eigene
Fa=
miliengründung denken könnten. Damit wäre dann endgültig der
Tod des Volkes beſiegelt. — Ihr alle, auch du, Mann, auch du,
Frau, ihr alle tragt mit an der
Verantwortung für das kommende Geſchlecht,
das niederbrechen muß unter der untragbaren Laſt künftiger
Zei=
ten. Denn ihr werdet einſt die ſein, die als vergreiſtes und
über=
altertes Volk auf dieſe viel zu kleine Schar arbeitsfähiger junger
Menſchen die ganze gewaltige Bürde der ſozialen Laſten
abwäl=
zen. Ihr alle, die ihr heute Vater und Mutter von einem Kind
oder zwei Kindern ſeid, ihr alle, die ihr keine Kinder habt, ihr
tragt die ſchwerſte Verantwortung! Der Führer und die
Regie=
rung haben es eindringlich genug geſagt, daß die erbbiologiſchen
Fragen der Gegenwart die Schichſalsfragen der Zukunft ſind.
Wenn ihr heute verſägt, dann werden künftige Generationen.
mit verächtlichem Lächeln rückſchauend ſagen: „In der Generation,
die Adolf Hitler empor= und herausriß aus dem Sumpf des
Ver=
gangenen, war das Alte faul und morſch, nur die Jugend hat ihn
verſtanden, war ſeiner wert.” Wenn ihr aber alle aus freiem
Ent=
ſchluß und mit ganzem Herzen euch aufrafft und die große Wand/
lung vollzieht, wenn ihr die Zeichen der Zeit verſteht und
das deutſche Volk zurückreißt von dem abſchüſſigen Weg
des biologiſchen Selbſtmordes.
dann wird noch in Jahrhunderten und Jahrtauſenden die
Welt=
geſchichte davon erfüllt ſein; das deutſche Volk hat ſich als erſtes
und einzigſtes von dem Abgrund des Unterganges gerettet. Das
alte Griechenland und das alte Rom und manches andere Volk.
iſt dahingeſchwunden, ſobald in ihm der Geburtenrückgang
ein=
ſetzte. Das Deutſchland Adolf Hitlers aber wird leben! Wenn ihr
dieſe Aufgabe, die das Schickſal euch auferlegt, meiſtert und
be=
zwingt, dann werden kommende Generationen nicht anklagen,
dann werden ſie euch ſegnen und bewundern.”
Deutſche Lederarbeiten durch die Jahrhunderke.
Handwerks-Ausftellung in Egelsbach.
— Offenbach, 9. Oktober.
Das Deutſche Ledermuſeum in Offenbach a. M. eröffnet
Dienstag, den 10. Oktober, nachm. 3 Uhr, ſeine der deutſchen
Leder=
arbeit vergangener Zeit gewidmete Sonder=Ausſtellung: Deutſche
Lederarbeiten durch die Jahrhunderte” in den Räumen der
Tech=
niſchen Lehranſtalten. Die Ausſtellung wird neben einer großen
Fülle der im Beſitz des Deutſchen Ledermuſeums befindlichen
Originalarbeiten der verſchiedenſten Jahrhunderte aus allen
Ge=
bieten der künſtleriſchen Geſtaltung des Leders die ſchönſten
deut=
ſchen Lederarbeiten, die ſich in deutſchen und ausländiſchen Muſeen
befinden, in einer überſichtlichen Schau von photographiſchen
Ab=
bildungen vorführen. Schöne Werke in Lederſchnitt und
Hand=
vergoldung der Gotik, der Renaiſſance, des Barock und des Rokoko
werden in Originalſtücken zu ſehen ſein. U. a. werden aus der
Geſchichte des deutſchen Schuhes, des deutſchen Buches und des
deutſchen Zunftweſens der Ledergewerbe zahlreiche Beiſpiele von
beſonders ſchönen Stücken gezeigt. Offenbachs Werden zur
Stadt der Lederware wird in vielen Hunderten von frühen
Offenbacher Arbeiten aufgezeigt werden. Die Offenbacher
Kunſt=
gewerbeſchule bringt Arbeiten ihrer Fachklaſſen für
Lederarbei=
ten, Buchbinderei, Handvergoldung, Metall= und Gürtlerwaren
zur Ausſtellung und gibt ein Bild ihrer ſtarken Verbundenheit
mit der heimiſchen Induſtrie. Der Reichsſtatthalter in
Heſſen, Herr Gauleiter Jakob Sprenger, wird
die Ausſtellung perſönlich eröffnen.
Bb. Auerbach, 8. Okt. Gau=Sängertag und 70
jäh=
rige Jubelfeier der „Sängerluſt” Auerbach. Das
mit einem Eau=Sängertag verbundene 70jährige Stiftungsfeſt des
nunmehr vereinten Männergeſangvereins „Sängerluſt”, begann
heute früh mit einem Feſtgottesdienſt in der Dorfkirche Um 11
Uhr verſammelte ſich der Verein am Ehrenmal zu einer ſchlichten,
würdigen Gefallenen=Gedenkfeier, bei der Herr
Oberſtudiendirek=
tor Dr. Leip eine kurze Gedenkrede hielt und der Chor ſeinen
gefallenen Vereinsmitgliedern und ihren Kameraden zu Ehren
ſang. Um 2.15 Uhr begann am Schloßplatz eine große und
ein=
drucksvolle öffentliche Kundgebung, an der viele Vereine des
Gaues teilnahmen, die die unter der Leitung des Gau=
Chor=
meiſters Muſikdirektor Döbert geſungenen Meſſen und Chöre
be=
ſonders unterſtützten. Dabei hielt der Leiter des Gaues, Lehrer
Beltz=Seeheim, die Feſtrede über das Thema „Das deutſche Lied
im Dritten Reich”, nachdem Bürgermeiſter Brückmann
die Feſt= und Ehrengäſte ſowie die Gauſänger herzlich begrüßt
hatte. Der eigentliche Gau=Sängertag begann um 3 Uhr in den
überfüllten Sälen des Hotel Weigold, bei der der Führer des
Heſſiſchen Sängerbundes, Kreisſchulrat Born=Darmſtadt ſich in
längeren Ausführungen über den Sinn einer Führerſchaft auch
im Weſen der Geſangvereine ausließ und verſchiedene
organiſato=
riſche Vereinsangelegenheiten und Belange zur Sprache brachte.
Auch bei dieſer Tagung gedachte man, alter Gepflogenheit
ent=
ſprechend, der verſtorbenen Vereinsmitglieder in beſonderer
Ehrung durch Erheben von den Plätzen und ein allgemeines
Schweigen, ſowie durch Geſang des Chors „Unter den Sternen”
durch den Geſangverein „Sängerluſt”. Gauleiter Lehrer Beltz nahm
dabei die Verpflichtung des neuen Vorſtandes vor. Derſelbe
ver=
las dann ſpäter den Jahresbericht, während der Schatzmeiſter den
Kaſſenbericht erſtattete. Es ſprachen des weiteren noch Pfarrer
Eßlinger=Auerbach, Studiendirektor Dr. Leip, der Vertreter
der politiſchen Organiſation, und andere. Der nächſte Gau=
Liedertag wird am 1. Juli 1934 in Seeheim ſtattfinden,
deſſen Geſangverein damit ſeine 40jährige Beſtehensfeier begehen
wird. Es kamen noch verſchiedene Vereins= und Gauverbands=
An=
gelegenheiten zur Beſprechung. Ein ſolenner Ball beſchloß die
Feſtlichkeit.
Bm. Hofheim (Ried), 9. Okt. Zwecks Ausſprache über die
Or=
ganiſation der Handwerkerwoche im Sinne der
Reichs=
werbewoche des deutſchen Handwerks war der Ortsgewerbeverein
im „Schwarzen Adler” verſammelt. Nachdem die Mitglieder durch
den Vereinsführer anhand der herausgegebenen Richtlinien
ein=
gehend über Sinn und Zweck der Reichswerbewoche unterrichtet
waren, wurde das Programm feſtgelegt. — Für den Poſten des
Gemeinderechners haben ſich hier ſechs Bewerber gemeldet,
darunter auch ein auswärtiger Verſorgungsanwärter. Die Wahl
findet demnächſt durch den Gemeinderat ſtatt.
Da. Egelsbach, 9. Okt. Am Sonntag wurde die von den
ſelb=
ſtändigen Handwerkern veranſtaltete lokale Handwerks=
Ausſtel=
lung eröffnet. Herr Buchdruckereibeſitzer Drechsler als
Vor=
ſitzender des Handwerkervereins begrüßte die Vertreter der
Be=
hörden und die zahlreichen Gäſte in warmen Worten und führte
aus, daß die Handwerksausſtellung die Leiſtungsfähigkeit des
ein=
heimiſchen Handwerks vor Augen führen, auf die gute
handwerk=
liche Qualitatsarbeit hinweiſen und die Kundſchaft auffordern
will, den Meiſtern und Geſellen durch Aufträge Arbeit und
Ver=
dienſt zu geben. Die Begrüßungsworte klangen aus in ein
drei=
faches Sieg=Heil auf den Reichspräſidenten und den großen
Volks=
kanzler. Herr Bürgermeiſter Ricker wünſchte der
Veranſtal=
tung einen guten Verlauf und reichen Erfolg. Herr Aug
Zim=
mermann als ſtellv. Ortsgruppenleiter der NSDAP. wies
darauf hin, daß die große Wiederaufbauarbeit im Reich
vornehm=
lich auch dem ſelbſtändigen Handwerk gelte und daß jeder
Volks=
genoſſe mithelfen müſſe am Wiederaufbau. Eindringliche Worte
ſprach Herr Handwerkskammer=Syndikus Dr. Kollbach=
Darm=
ſtadt. Das Handwerk, das mittelſtändiſche Gewerbe müßten
wie=
der die ſtarken Pfeiler im Staate werden wie ehemals. Es ſei
Aufgabe des geſamten deutſchen Handwerks, mitzuhelfen, daß der
Kunde und Verbraucher wieder mehr der guten Qualitätsarbeit
zugeführt werde. Was der einzelne Handwerker bei größeren
An=
ſchaffungen dem Kunden nicht gewähren könne im Kredit, das
müſſe die Gemeinſchaft der Handwerker verſuchen zu vollbringen.
Dann würde der Zulauf in die großen Warenhäuſer von ſelbſt
nachlaſſen. — Herr Seng als Leiter der Ausſtellung eröffnete
dieſe und lud alle Einwohner zur Beſichtigung ein. Der feierliche
Eröffnungsakt wurde verſchönt durch einen Chor der
Sängerver=
einigung und einige Konzertſtücke des Muſikvereins. — Die
Aus=
ſtellung ſelbſt iſt ſehr gut beſchickt und beweiſt in ihrer ganzen
Auf=
machung, in allen Ausſtellungsobjekten eine hohe
Leiſtungsfähig=
keit der hieſigen handwerklichen Betriebe. Auch das Kunſtgewerbe
hat ſehr Beachtenswertes ausgeſtellt. Der Beſuch der Ausſtellung,
die in den Räumen der neuen Schule untergebracht iſt, war am
Eröffnungstage ſehr gut. Unter den Gäſten befanden ſich auch
S.K.H. der Großherzog, der die Schirmherrſchaft über die
Veran=
ſtaltung übernommen hatte, J.K.H. die Großherzogin ſowie
wei=
tere Familienangehörige, die in einem längeren Rundgang allen
Abteilungen reges Intereſſe widmeten. Die Ausſtellung iſt in
der laufenden Woche täglich von 6—9 Uhr geöffnet.
Eine Blukkak aus Eiferſucht und Rache.
Zum Tode verurkeilk.
Mainz, 9. Okt. Vor dem Schwurgericht wurde in zweitägiger
Verhandlung der 26jährige landwirtſchaftliche Wanderarbeiter
Buchholz aus Ruthenberg (Schleſien) des vorſätzlichen und mit
Ueberlegung ausgeführten Mordes an ſeiner früheren Geliebten,
der 23jährigen Dienſtmagd Eliſabeth Rauſchkolb aus Einsheim,
durch Erſchießen mit einem Revolver angeklagt. Der Angeklagte
war ein unſteter Wanderburſche, der auf keiner Arbeitsſtätte
län=
gere Zeit aushielt. In Einsheim trat er bei einem Landwirt als
Melker in Arbeit und lernte dort das in demſelben Hauſe
befind=
liche 23jährige Dienſtmädchen Rauſchkolb kennen. Das
Verhält=
nis ging aber bald in die Brüche, weil der Angeklagte Kommuniſt
war, während das Mädchen Anhängerin der Nationalſozialiſten
war. Aus Eiferſucht und Rache gab er am 11. Mai auf das
Mäd=
chen vier Revolverſchüſſe in den Rücken ab, von denen einer das
Herz traf. Unmittelbar nach der Bluttat richtete der Täter die
Waffe auf ſich und brachte ſich Schüſſe in den Kopf bei. Der
ärzt=
lichen Kraft gelang es, dem Angeklagten das Leben zu retten,
obwohl ein Geſchoß in das große Gehirn eingedrungen war. Der
Angeklagte erklärte, er habe das Mädchen auf deſſen Verlangen
getötet und ſei im Augenblick der Tat nicht Herr ſeines Willens
geweſen. Der Angeklagte wurde zum Tode verurteilt.
El. Groß=Gerau, 8. Okt. Tragödie eines alten
Hand=
werksmeiſters. Seit Freitag wurde der allgemein geachtete
60jährige Schloſſermeiſter F. W. Voigt dermißt. Geſtern morgen
wurde er auf der Bahnſtrecke nach Frankfurt tot aufgefunden. Er
hatte ſich, da er infolge Krankheit in letzter Zeit nicht mehr recht
arbeiten und der Not Widerſtand leiſten konnte, nachts
überfah=
ren laſſen, nachdem er offenbar den ganzen Tag einſam
umher=
geirrt war.
Eeite 2 — Nr. 281
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Oktober 1933
Hunde im Dienft der Winkerhilfe.
Reichswehrſoldaten mit ihren Meldehunden
bei dem großen Umzug, den die Berliner Hundefreunde durch die Straßen der Reichshauptſtadt
veranſtalteten, um mit ihren treuen vierbeinigen Gefährten für das Hilfswerk gegen Hunger und
Kälte zu werben.
Das Familienbad von Swinemünde niedergebrannk.
Die verkohlten Ueberreſte.
Das große Familienbad am Weſtrand von Swinemünde iſt ein Raub der Flammen geworden.
Die Schuld ſoll der Unvorſichtigkeit von dort nächtlich kampierenden Wanderburſchen zuzuſchreiben
ſein.
Die Einſturz=Kakaſtrophe von Mailand.
Bergungsarbeiten an der Unglücksſtätte.
Bei den ſeit Monaten im Gang befindlichen Abbrucharbeiten auf dem Gelände des alten
Mailän=
der Hauptbahnhofes ſtürzte eine Eiſenbahnüberführung, vor der bereits einige Stützen
weggenom=
men worden waren, auf die darunter befindliche Verkehrsſtraße und begrub eine größere Anzahl
Paſſanten unter ſich. Mindeſtens 6 Tote ſind zu beklagen.
Reich und Ausland.
Durch Sprengkapſel=Exploſion
ſchwer verletzl.
Frankfurt a. M. Im Frankfurter
Stadt=
wald fanden Kinder beim Spielen eine
Spreng=
kapſel. Als der 9jährige Schüler Müller aus
Niederrad die Kapſel in die Hand nahm,
explodierte ſie und verletzte den Knaben ſchwer.
Im weiteren Verlauf der
Montagverhand=
lung im Lahuſenprozeß weiſt Carl Lahuſen
dar=
auf hin, daß er ſeinen damaligen Verteidiger
von der jetzt abgegebenen Erklärung in
Kennt=
nis geſetzt habe, es ihm aber hätte überlaſſen
müſſen, wenn er dieſen Einwand vorbringen
wollte. Das Gericht erörterte dann noch die
Tantiemenbeträge, die die Angeklagten ſich von
der Hum überweiſen ließen. Zum Schluß erklärt
Carl Lahuſen, er habe die Klärung der ihm zur
Laſt gelegten Untreue auf jeden Fall der
Haupt=
verhandlung überlaſſen, da dieſe Anklage die
allerſchwerſte ſei und ſeine perſönliche Ehre
treffe. Der Prozeß wurde dann auf Dienstag
vormittag vertagt.
Ein Oberbannführer der Hitlerjugend ſchwer
verunglückt.
Erfurt. Am Montag verunglückte im
dich=
ten Morgennebel auf der Straße Schmiedefeld=
Reichmannsdorf der Oberbannführer der
Hitler=
jugend Heublein aus Haſenthal mit ſeinem
Kraftwagen. Heublein erlitt ſchwere innere
Verletzungen und mußte dem Krankenhaus
zu=
geführt werden.
22 Tote bei einer indiſchen Hochzeit.
Berlin. Die „Montagspoſt” meldet aus
Amritſar (Indien): Bei einer Hochzeitsfeier in
dem Dorfe Modi im Bezirk von Amritſar kam
es zu einem blutigen Streit, der nicht weniger
als 22 Todesopfer forderte, darunter den Vater
des Bräutigams. Eine polizeiliche Unterſuchung
iſt im Gange.
Ein Denkmal für den erſten
Mokor=
flieger der Welk.
Das Denkmal für Carl Jatho
in der Vahrenwalder Heide bei Hannover,
das jetzt zum Gedenken an den erſten deutſchen
Motorflieger, der zugleich der erſte der Welt
war, feierlich enthüllt wurde. Jatho gelang es
vor 30 Jahren, im Auguſt 1903, nach langen
Verſuchen und vielen Enttäuſchungen zum erſten
Male, ſich mit einem Motorflugzeug in die Luft
zu erheben.
Die älkeſte Frau 9ſtpreußens †.
Inſterburg. Frau Anna Broweleit, die
mit ihren 105 Jahren die älteſte Frau
Oſtpreu=
ßens war, iſt geſtorben.
Dr. Eckener über den Zeppelinverkehr
Deutſchland-Nordamerika.
Friedrichshafen. Bei ſeinen
Beſpre=
amerikaniſchen Marineminiſterium und mit
maßgebenden Perſönlichkeiten der
internationa=
len Zeppelin=Transozean=Korporation betreffs
Durchführung des Luftſchiffverkehrs zwiſchen
Europa und Nordamerika wurde, wie die Tel.=
Union erfährt, die Möglichkeit erwogen, bis zur
verſuchsweiſe eine Reihe von Fahrten nach
Nord=
amerika auszuführen. Es wäre in dieſem Fall
ein Landungsplatz mit einem Ankermaſt nötig,
der als Stützpunkt dienen müßte, wie bei den erfuhr durch den Unfall keine Unterbrechung.
Südamerika=Fahrten der Ankermaſt in Recife
(Pernambuco) als Stützpunkt dient bis zum Bau
der Halle in Rio de Janeiro. Ein endgültiges
Ergebnis für die Nordamerikafahrt ſteht noch
nicht feſt. Doch hat Dr. Eckener ein
außerordent=
liches Entgegenkommen gefunden. Die
Nord=
amerikafahrten werden wahrſcheinlich mit dem
noch im Bau befindlichen Luftſchiff „3. 129‟
ausgeführt.
Dr. Eckener hat in Miami und Acron die
letz=
ten Vorbereitungen getroffen für die am 14. 10.
in Friedrichshafen beginnende Dreiecksfahrt des
Luftſchiffes „Graf Zeppelin”. Dieſe Fahrt von
Friedrichshafen nach Pernambuco, Rio de
Ja=
neiro, Pernambuco, Miami, Chicgo, Acron,
Se=
villa—Friedrichshafen verläuft in einem Dreieck
von 28 000 Klm.
„Graf Zeppelin” über Gibraltar und Malaga.
Hamburg. WWie die Deutſche Seewarte
mit=
teilt, hat das Luftſchiff „Graf Zeppelin” am
Montag um 6 Uhr Gibraltar und um 7.29 Uhr
Malaga paſſiert. Es hat auf dem Wege von den
Kanariſchen Inſeln bis Gibraltar dauernd eine
Geſchwindigkeit von 130 Klm. je Stunde erreicht.
Das Luftſchiff dürfte bereits in der Nacht zum
Dienstag in Friedrichshafen eintreffen.
Eigenarkiger Anfall
bei der Grenzland=Kundgebung.
Lörrach. Während einer Grenzland=
Kund=
gebung in Lörrach ereignete ſich am
Sonntag=
vormittag ein eigenartiger Unfall. Beim
Durch=
marſch des großen Feſtzuges wurden bei dem
Hanſahaus die mit Wellblech proviſoriſch
abge=
deckten Dachgauben des ausgebrannten
Hanſa=
hauſes durch einen plötzlich einſetzenden Windſtoß
chungen in Waſhington und Acron mit dem emporgehoben, und die Wellbleche ſowie einige
halbverkohlte Sparren und Mauerwerk ſtürzten
auf die Straße, wo eine dichtgeſtaute Menge
den vorbeiziehenden Feſtzug anſah. Dabei
wur=
den acht Perſonen verletzt, die ins Krankenhaus
geſchafft werden mußten. Vier der Verletzten
konnten nach Anlegung von Notverbänden ent=
Beſſerung der amerikaniſchen Wirtſchaftslage laſſen werden, während die übrigen vier in
Krankenhausbehandlung verbleiben müſſen. Zwei
von ihnen erlitten Verletzungen beſonders
ſchwerer Art. Die Durchführung des Feſtzuges
Weihe eines Hitler=Denkmals in der Grenzmark
Poſen=Weſtpreußen.
Jaſtrow (Kreis Deutſchkrone). Am Sonntag
wurde in Jaſtrow das erſte Hitler=Denkmal der
Grenzmark Poſen—Weſtpreußen unter großer
Beteiilgung der Bevölkerung feierlich geweiht.
Zwei Innsbrucker tödlich abgeſtürzt.
Innsbruck. Bei dem Verſuch, die
Aucken=
thaler Wand in den Grubreißentürmen der
Innsbrucker Nordkette zu durchklettern, ſind am
Samstag nachmittag die beiden Brüder Benno
und Hermann Leubner aus Innsbruck etwa 150
Meter tief abgeſtürzt und tot liegen geblieben.
Benno Leubner gehörte zu den bekannteſten
Tiroler Skifahrern.
Weltrekord eines italieniſchen Fliegers.
Rom. Der italieniſche Flieger Oberſt
Caſi=
nelli von der Abteilung für Schnellflug in
Be=
ſenzano hat auf einem Apparat Macchi Fiat
einen neuen Schnelligkeits=Weltrekord auf
ge=
ſchloſſener Strecke über 100 Kilometer
aufge=
ſtellt. Er erreichte auf der Strecke Ancona—
Pe=
ſaro—Ancona eine Durchſchnittsgeſchwindigkeit
von rund 625 Kilometern in der Stunde.
Lahuſen=Prozeß.
Bremen. Da in der Vorwoche der wichtigſte
Abſchnitt der perſönlichen Vernehmung, die
Frage nach den Bilanzfälſchungen, abgeſchloſſen
wurde, wendet ſich das Gericht nunmehr dem
nächſten Abſchnitt der Anklage, der Untreue, zu.
Den beiden Angeklagten werden unberechtigte
Entnahmen an Nordwolleaktien und
Barbeträ=
gen von insgeſamt 17,5 Millionen RM. durch
Uebertragung auf ihr perſönliches Konto
vorge=
worfen. Ferner ſollen ſie ſich im Jahre 1929
einen ihnen nicht zuſtehenden Betrag als
Tan=
tieme aus dem Auslandsguthaben haben
über=
weiſen laſſen, und zwar Carl Lahuſen 1 Mill.
RM., ſein Bruder 91 000 RM. Im Vorverfahren
hatte Carl Lahuſen zu dieſem Thema keine
aus=
reichende Auskunft gegeben. Carl Lahuſen
be=
zog ein Jahresfixum von 75 000 RM., wozu
noch die Tantieme in Höhe von 10 v.H. des
Reingewinns kam, und Heinz Lahuſen ein Fixum
von 50 000 RM. und eine Tantieme von 6 v.H.
Im Jahre 1927 wurden die Verträge dahin
ge=
ändert, daß Carl Lahuſen 8 v.H. bekam bei dem
garantierten Fixum von 120 000 RM.; ſein
Bruder bei einem garantierten Fixum von RM.
90 000 7 v.H. Grund dazu war, einen Teil der
Tantieme ins Ausland zu bringen. Der
Vor=
ſitzende ſtellte nun an Carl Lahuſen die Frage,
wie die vorerwähnten Entnahmen mit den
Ver=
trägen übereinſtimmten. Der Angeklagte
er=
klärt, daß dies auf Anraten ſeines verſtorbenen
Onkels geſchehen ſei. Durch die Bildung der
ſtillen Reſerven im Ausland ſeien die Einkünfte
der Vorſtandsmitglieder geſchmälert worden.
Deshalb hätten ſiee auch die Tantieme aus dieſen
ſtillen Reſerven erhalten. Darüber ſeien aus
ſteuerlichen Gründen keine ſchriftlichen
Abma=
chungen getroffen. Alles ſei nur mündlich
ver=
einkart worden. Der Vorſitzende hält dem
An=
geklagten vor, daß es doch eigentümlich ſei, mit
dieſer Erklärung erſt jetzt zu kommen, während
im Vorverfahren kein Wort davon geſagt
wor=
den ſei.
Vorſitzender: Wie iſt es denkbar, daß ein
Mann wie Sie ſich ſo verhalten und ſich
ſowider=
ſprechen kann?
Carl Lahuſen bittet, darlegen zu können, daß
er während der Unterſuchungshaft nicht in der
Lage geweſen ſei, das Material in ſeiner
Ge=
ſamtheit einzuſehen.
Der Vorſitzende weiſt dies als nicht ſehr
wahr=
ſcheinlich zurück.
Todesfahrt
eines ikalieniſchen Rennfahrers.
Vier Zuſchauer von einem anderen Rennwagen
getötet.
Rom. Bei dem erſtmals durchgeführten
Automobilrennen um den Pokal der italieniſchen
Kronprinzeſſin, der ſich, von Neapel ausgehend,
auf einer Strecke von 800 Klm. bis zum
Adria=
tiſchen Meer abſpielte, gab es ſchwere Unfälle.
In der Nähe von Alta mura ſtieß der bekannte
italieniſche Rennfahrer D’Ippolito gegen ein
Pferdegeſpann, wobei er von der Deichſel gefaßt
und ſofort getötet wurde. — Später kam die
Maſchine des Fahrers Grop mitten in dem Orte
Giovinazzo infolge Reifenſchadens ins
Schleu=
dern und fuhr in die verſammelte
Zuſchauer=
menge hinein. Zwei Zuſchauern wurden ſofort
getötet, während zwei andere ſpäter im
Kran=
kenhaus ihren Verletzungen erlagen.
Falſches Gerücht über ein Einſturzunglück
verurſacht Panik.
Rom. Infolge der Verbreitung des
Gerüch=
tes von einem Einſturz brach in einem
Schul=
haus in Neapel eine Panik aus. Zahlreiche
Eltern aus dem Stadtteil Loreto, deren
Kin=
der in der angeblich eingeſtürzten Schule waren,
eilten herbei und drangen ſogar durch die
Fen=
ſter in das Schulhaus ein, während die
Schul=
kinder ſelbſt aus der Schule flohen. In dem
Ge=
dränge wurden 15 Kinder verletzt, darunter vier
ſchwer.
Erdbeben in Spaniſch=Marokko.
Madrid. In Spaniſch=Marokko wurde ein
heftiger Erdſtoß verſpürt, der beſonders in der
Gegend von Nador äußerſt ſtark war. Der
Ein=
geborenen bemächtigte ſich großer Schrecken.
Dienstag, 10. Oktober 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 281 — Seite 9
*Die Schule der Croupiers.
Zur Eröffnung der Spielbank in Baden=Baden. — Nachwuchs in Deuiſchland fehlk.
und müſſen abgelöſt werden. Croupiers dürfen auch ſelten ein
beſtimmtes Alter überſchreiten. Man wird kaum irgendwo einen
Was ein Croupier können muß.
Croupier treffen, der älter als fünfzig Jahre iſt. Jeder, der
Von Paul Grabiſch.
In Baden=Baden wurde vor wenigen Tagen nach
ſechzig=
jähriger Pauſe wieder die erſte Spielbank auf deutſchem Boden
eröffnet. Die Konzeſſion hat vorläufig ein franzöſiſches
Kon=
ſortium, geſpielt wird Roulette, Baccarat und Boule. Schon in
den Verhandlungen, die der Eröffnung des Kaſinos in Baden=
Baden vorangingen, zeigte es ſich, daß es faſt gar keine
deut=
ſchen Croupiers mehr gibt. Abgeſehen von ein paar Herren, die
dieſen Beruf in Zoppot verſehen und natürlich unabkömmlich
ſind, gibt es praktiſch keine Vertreter dieſes Berufes deutſcher
Nationalität. Es ſoll jedoch dafür Sorge getragen worden ſein,
daß ſchon vom nächſten Jahr ab ein Teil der ausländiſchen
Croupiers, die man notgedrungen jetzt in Baden=Baden hat
anſtellen müſſen, durch Deutſche erſetzt werden. Zu dieſem
Be=
hufe iſt die Errichtung einer richtigen Croupierſchule geplant.
Dieſe Schule, die ihren Sitz höchſtwahrſcheinlich in Baden=Baden
ſelbſt haben wird, wird von ausländiſchen Fachleuten geleitet,
vorwiegend Franzoſen, und wird in ihrer Art ſicher eine der
originellſten und intereſſanteſten Berufsſchulen Deutſchlands ſein.
Ein Croupier, der als Gehilfe des Bankhalters ſeiner
Auf=
gabe gewachſen ſein will, muß nämlich eine ganze Menge
können, vielmehr als man gemeinhin annimmt. Zunächſt
ein=
mal muß er ein gebildeter Menſch mit tadelloſen
Umgangs=
formen ſein. Nerven darf er überhaupt nicht beſitzen, denn er
muß allen, auch den allerſchwierigſten Situationen wie ſie ſich
in einem Spielkaſino ja jeden Tag ergeben können, gewachſen
ſein. Er muß weiterhin mindeſtens die drei Weltſprachen Deutſch,
Engliſch und Franzöſiſch einwandfrei und fließend beherrſchen.
Er muß weiterhin ein überdurchſchnittlicher Kopfrechner ſein.
Die ſchwierigſten Additionen und Multiplikationen muß er
ſekundenſchnell und völlig fehlerfrei ausführen können.
Außer=
dem muß er ſehr gute Augen haben: ein kurzſichtiger Croupier
iſt ein Unding. — In all dieſen Fertigkeiten wird ſich der
angehende Croupier in der neuen deutſchen Croupierſchule
ſorg=
fältig ſchulen und einüben. Von den vielen Anwärtern auf
dieſen Beruf, die ſich in der nächſten Zeit ohne Zweifel melden
werden, können ſelbſtverſtändlich nur verhältnismäßig wenige
den Anforderungen voll entſprechen, denn das Amt eines
Croupiers iſt zugleich ein Vertrauenspoſten wie er kaum
ſeines=
gleichen hat. Einem Croupier werden täglich mitunter
Hundert=
tauſende anvertraut, das ganze Spiel, ja das Gedeihen des
Kaſinos überhaupt hängt zum allergrößten Teil von ſeiner
Geſchicklichkeit und ſeiner Gewandtheit ab.
Im allgemeinen werden die Croupiers entſprechend ihrer
ſchwierigen Aufgabe ſehr gut bezahlt. In manchen Kaſinos des Lazar meint, ein ehrenvolleres Geſchenk hätte man ihm nie
Auslandes erhalten ſie auch eine kleine Gewinnbeteiligung. Im
allgemeinen arbeiten die Croupiers nie länger als vier Stunden
hintereinander. Nach dieſer Zeit ſind ſie meiſt völlig erſchöpft
alſo dieſen Beruf ergreift, muß ſich darüber klar ſein, daß es
zwar im allgemeinen eine einträgliche Stelle iſt, das es aber
dabei gilt, bei Zeiten genügend Erſparniſſe zurückzulegen, denn
eine Penſionskaſſe für Croupiers gibt es noch nicht. Es gibt
überhaupt wenige Berufe, die gleich aufreibend, ja direkt
mörderiſch ſind.
Der neue Beruf, den es alſo ſeit wenigen Tagen in
Deutſch=
land gibt, hat ſehr viele Schattenſeiten. Es iſt gar keine Frage,
daß er von Deutſchen nach einiger Zeit genau ſo ſicher und
virtuos ausgeübt wird, wie von Franzoſen und Italienern,
aber es iſt ein Beruf, der in Deutſchland vorläufig noch ohne
jede Organiſation und vor allem ohne jede Tradition daſteht.
Der Ehrenbeſen des Großreinemachers.
(Apk) Budapeſt. Alte Beſen fegen gern, neue noch viel
lieber, dachten ſich die wackeren Bürger von Budapeſt und
führten eine einzigartige Deputation nach dem Rathaus zu
Herrn Nikolaus Lazar. Dieſer Herr iſt der Hauptſchriftleiter
einer politiſchen Wochenzeitung, darüber hinaus
Parlaments=
mitglied und auch Stadtverordneter. In all dieſen Eigenſchaften
hat ſich der Vielſeitige zur Lebensarbeit gemacht, ein politiſches
„Großreinemachen” planmäßig durchzuführen. Gibt es irgend
wo — es ſoll häufig vorkommen! — einen Preſſeſkandal, enthält
ihn prompt der Chefredakteur Lazar. Macht das Rad der
Staats=
verwaltung irgendwann eine „unſaubere‟ Drehung, gibt ſich der
Abgeordnete Lazar Mühe, die Sache ins Reine zu bringen.
Und wenn ſich der Stadtvater Lazar im Rathaus zu einer kleinen
Anfrage meldet, zittern die ſogenannten Protektionskerle ..
Man muß ſchon ſagen, er iſt ein Mordskerl. Das geben auch
ſeine Gegner zu, ohne ihm etwas anhaben zu können. Denn
iſt er auch „Demokrat”, ſo doch „Nationaldemokrat”, alſo in
erſter Linie ein glühender Patriot und unentwegter Nationaliſt
und nur ſo nebenbei ein Anhänger demokratiſcher Ideen. (Im
Südoſten gibt es eben heute noch ſolche Miſchungen!)
Dieſer Tage hat nun dieſer Groß=Reinemacher ein durchaus
ſtilgemäßes Geſchen” erhalten. Die eingangs erwähnte
Depu=
tation, beſtehend aus lauter kleinen Leuten. Handwerkern und
Gewerbetreibenden, packte behutſam das Kleinod aus: einen
funkelnagelneuen Beſen. Einen Ehrenbeſen. Und überreichte
Herrn Lazar das Symbol mit der ergebenen Bitte, unbeirrt
weiter zu fegen. Weiter zu fegen bis zur Bewußtloſigkeit, bis
er den ganzen großen „Stall” einwandfrei ausgefegt haben wird!
geben können und verſpricht, von dem ſchönen Beſen reichlichſt
Gebrauch zu machen. So iſt denn die Oeffentlichkeit von Budapeſt
auf allerlei Ueberraſchungen gefaßt.
Die Zeiken ſind zu ſchwer.
(z) Amſterdam. Bis zum Ende des Monats Oktober
iſt in Holland die luſtige Zeit der Kirchweihen, die in dieſem
Agrarlande zu den beliebteſten und beſuchteſten Volksfeſten
ge=
worden ſind. Jung und alt ſtrömt zu dieſen „Kermiſſen” hin,
auf denen wie ſchon zurzeit des Bauern=Breughel erheblich
ge=
ſchlemmt und gezecht wird. Die meiſten dieſer Feſte haben eine
Dauer von einer gunzen Woche, und die Kaufleute gaben
bis=
her ihren Angeſtellien und Gemeindeverwaltungen ihren Beamten
und Arbeitern bisher auch immer einen Tag Urlaub, um an der
Kirchweih reilzunehmen. Natürlich wurde dieſer Urlaubstag
bezahlt.
Dieſe ſchöne Sitte, an die man ſeit Menſchengedenken doch
ſchon gewöhnt wae hat nunmehr ein Ende. Das Königreich
der Niederlande beſitzt nämlich auch einen Miniſter für ſoziale
Fragen und Volkswohlfahrt, und in di ſem Jahre iſt Seine
Exzellenz zu der Erkenntnis gekommen, daß die Zeiten
wahr=
lich viel zu ſchwer ſind, um Kirchweihen zu feiern. Und hat
daher an ſämtliche Gemeindeverwaltungen eine Verordnung
er=
laſſen, in der es heißt in dieſer Zeit der wirtſchaftlichen
Depreſ=
ſion ſei es geradezu eine Verſündigung am Volksvermögen,
wenn die Gemeinden ihren Beamten und Angeſtellten auch nur
eine einzige Urlaubsſtunde bezahlten, die ſie zur Teilnahme an
der Kirchweihe benutzten. Wer ſich einen freien Tag für dieſes
Feſt machen wolle, züſſe auch auf Gehalt oder Lohn für dieſen
Tag verzichten. Jm übrigen ſolle jede Gemeindeverwaltung mit
der Urlaubserteilung ſehr ſparſam ſein, und derjenige Beamte
oder Angeſtellte, der gar den Dienſt ſchwänze, um der Kermiß=
Freuden teilhaftig werden zu können, ſei ohne weiteres friſtlos
zu entlaſſen. Der Reichsinſpektor für Arbeitsbeſchaffung habe
gleichzeitig Anweiſung erhalten, ſich die Namen ſolcher
Pflicht=
vergeſſener mitteilen zu laſſen, denen dann keinerlei
Unter=
ſtützung während ihrer Arbeitsloſigkeit bewilligt werde.
„Schwere Zeiten! Schwere Zeiten!” ſtöhnen nunmehr in
Holland Tauſende und aber Tauſende mit Recht.
Der unzufriedene Bürgermeiſter.
(z1) Paris. Der franzöſiſche Poſtminiſter Laurent Eynac
iſt, wie er ſich neuerdings wiederholt geäußert hat, mit den
Ergebniſſen der von ihm eingeführten Steuer für Radio=
Empfangsapparate ſehr zufrieden. Die franzöſiſchen Radiobeſitzer
sahlen, das bißchen Steuer, wenn man dem Herrn Miniſter
glauben darf, brengend gerne, — dem widerſpricht jedoch die
kleine Geſchichte, die ſich dieſer Tage in Chapelle=du=Loup einem
kleinen bretoniſchen Städtchen bei Rennes, zugetragen hat.
Der Büegermeiſter dieſes kleines Neſtes, Monſieur Botherel,
proteſtierte nämlich auf ganz beſondere Weiſe gegen dieſe neue
Steuer. Als er nämlich ſeinen Steuerbeſcheid erhielt, packte er
ſeinen ganzen Radioapparat zuſammen und begab ſich mit ihm,
von zwei Zeugen begleitet, zum Poſtamt. Unter dem einen Arm
trug er ſein Empfangsgerät, unter dem anderen aber einen
ſchweren Hammer. Im Poſtamt ſtellte er ſeinen Apparat vor
den Steuerſchalter und ſchlug ihn vor den Augen des
ver=
blüfften Beamten kurz und klein, daß die Fetzen nur ſo flogen.
Dann wandte er ſich an die beiden Zeugen und ſprach das große
Wort gelaſſen aus: „Nun habe ich kein Radio mehr. Der Herr
Miniſter kann
Ob der Herr Miniſter ſich darob beleidigt gefühlt hat,
be=
richten die Blätter nicht.
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Seite 10 — Nr. 281
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Oktober 1933
Spdrt, Spiel und Jucnen
Werbewoche der Turngemeinde 1846.
Mädchenturnen und volkstümliches Turnen.
Auf das heute um 20 Uhr beginnende Männerturnen (Abtl.
Hofferbert) wird nochmals hingewieſen.
Morgen, Mittwoch, von 15—18 Uhr, veranſtaltet die
Abtei=
lung Mädchen im Rahmen der Werbewoche unter der Leitung von
Frl. Lotte Hoffmann ein Turnen, das die Altersſtufen von 6 —12
Jahren erfaßt. Zweckmäßig und natürliche, als vorbeugende und
ausgleichende Uebungsformen werden jugendfürſorgeriſche Arbeit
auf körperlichem Gebiet zeigen. Dem Turnen der jungen Klaſſe
folgt von 18—20 Uhr das Turnen der Mädchen in den
Alters=
ſtufen von 13—15 Jahren, das von Oberturnwart Biſchoff und
Turner Karl Strauch geleitet wird. Der turneriſche Fortſchritt
bei zunehmendem Alter tritt bei dieſer Abteilung deutlich in die
Erſcheinung und paßt ſich dem Lebensalter entſprechend in
verſtänd=
lichen Uebungsformen zweckdienlich an.
Anſchließend, um 20 Uhr, kommt das volkstümliche Turnen
unter der Leitung von Willi Klock und Ludi Joſt zu Wort. Die
allgemeine Körperſchulung bildet hier die Grundlage der
prak=
tiſchen Arbeit, zumeiſt in freier Luft und Sonne. Als neues
Ge=
biet hat ſich das Volksſportturnen der Neuzeit entſprechend
ange=
ſchloſſen, das ebenfalls von dieſer Abteillung betreut wird. Die
Bedeutung und Notwendigkeit der Arbeit der volkst. Abteilung
wird durch die Tatſache gekennzeichnet, daß ſich ihr
Mitglieder=
ſtand in den letzten Monaten bedeutend vergrößert hat, da bei ihr
der Ausübende vor Ueberſchätzung der ſportlichen Höchſtleiſtung
bewahrt, aber Freude an der allgemeinen Körperertüchtigung
ſin=
den wird.
Fußball.
Germania Eberſtadt — Union Darmſtadt 5:3 (1:1).
Bei ſtrömendem Regen trafen ſich die beiden alten Bekannten
aus der früheren Kreisliga vor etwa 400 Zuſchauern zum erſten.
Verbandsſpiel. Das Spiel ſelbſt ſah die Leute von der Rennbahn
in der erſten Hälfte ſtark im Vorteil. Sie ſchoſſen auch das erſte
Tor. Aber noch vor dem Wechſe fiel durch Fiſſel der Ausgleich
Nach der Pauſe wendete ſich das Blatt. Als die Gäſte, die bis
dahin ausgezeichnete Leiſtungen boten, nochmals die Führung an
ſich geriſſen hatten, wachten die Germanen auf. Union wurde jetzt
mit wechſelnder Spieldauer langſam zurückgedrängt. Wieder wau
es Fiſſel, der zum zweiten Mal ausglich. Drei Minuten ſpäter
ſaß durch Falter der dritte Treffer. Der weitere Verlauf des
Kampfes geſtaltete ſich nun recht dramatiſch. Obwohl die Gäſte
durch einen von Schehmel verurſachten Foulelfmeter nochmals
zum Ausgleich komen, waren ſie dem Endſpurt der Germanen, die
die beſſere körperliche Kondition aufwieſen, nicht mehr gewachſen
Ein fabelhafter Strafſtoß und ein Foulelfer, durch Falter ſicher
verwandelt, beſiegelte die Niederlage der Gäſte vollends. Zu
er=
wähnen wäre noch, daß der Kampf ſehr anſtändig durchgeführt
wurd. Ein Verdienſt der beiden gut diſziplinierten Mannſchaften,
nicht des ſehr ſchwachen Schiedsrichters. Reſerven 4:1 für E.
Die Germanen begeben ſich zum zweiten Spiel am Sonntag
nach Egelsbach.
Union Wixhauſen — SC. Egelsbach 0:4 (0:2).
Dieſes Lokaltreffen und erſtes Verbandsſpiel hatte eine
ge=
waltige Anziehungskraft. Sehr anſtändig und fair würde dieſes
Spiel durchgeführt. Der Sieg Egelsbachs war vorauszuſehen und
geht auch in ſeiner Höhe vollkommen in Ordnung. Trotzdem kann
von einer Ueberlegenheit der Gäſte nicht geſprochen werden, denn
Union hielt das Spiel ſtets offen, nur der Sturm war zu zaghaft,
um zu Erfolgen zu kommen. Egelsbach war ſchneller, wuchtiger
und vor allem verſteht der Sturm aus jeder Lage zu ſchießen. In
kurzen Abſtänden kamen die Gäſte zu zwei ſchönen Erfolgen. Eine
klare Torgelegenheit wurde kurz vor Halbzeit vom Platzbeſitzer
ausgelaſſen. Durch den ſtrömenden Regen flaute das Spiel nach
dem Wechſel ſehr ab. Unions Verteidiger, Petry, der bei
Auf=
nahme eines Kopfballes, Schmerzen davontrug, mußte
ausſchei=
den. Die Blau=Weißen ſtrengten ſich nochmals mächtig an, aber
Egelsboch behielt ſtets das Heft in der Hand. Die Gäſte erhöhten
durch Prachtſchuß von Ewald auf 3:0. Bis zum Schluß konnten
ſich die Blau=Weißen nur noch ſelten durchſetzen, da ſich
Läufer=
reihe nur auf Zerſtörung einſtellte. Durch Eckball gelingt den
Schwarz=weißen der 4. Erfolg. Die Gäſte ſtellten eine Mannſchaft,
die reſtlos gefallen konnte. Bei dem Platzbeſitzer waren Sturm
und Läuferreihe nicht auf der Höhe. Hintermannſchaft befriedigte.
Schiedsrichter leitete einwandfrei. — 2. Mannſchaft —
Egels=
bach 2. 2:3.
VfL. Michelſtadt—SV. Mörfelden 1:4 (1:2).
Zum erſten Bundesſpiel empfing der VfL. Michelſtadt den
ehemaligen Kreisligiſten SV. Mörfelden. Die Ausſichten waren
für den VfL. nicht ſehr roſig, denn die Gäſte ſind als eine der
beſten Mannſchaften der neuen 1. Kreisklaſſe anzuſprechen und
bewieſen dies auch zur Genüge Produktivere Spielweiſe,
Schnel=
ligkeit und größere Kampferfahrung ſtellten hier den Sieg ſicher.
Trotzdem kann das Torverhältnis nicht als Maßſtab, für die
Lei=
ſtungen der beiden Gegner gelten, denn Michelſtadt hatte
minde=
ſtens ebenſoviel Torchancen, aber ſchon beinahe chroniſches
Schuß=
pech verhinderte den ehrlich verdienten Erfolg. Jedenfalls hielt
ſich der Gaſtgeber recht tapfer und braucht ſich deſſen nicht zu
ſchämen, daß er gegen einen Beſſeren die Segel ſtreichen mußte.
Der Anſtoß Mörfeldens landet beim „ormann der
Einheimi=
ſchen, deren Sturm im Anſchluß hieran die erſte Ecke erzielt, die
aber nichts einbringt. Dann verteiltes Feldſpiel, bis Mörfelden
in der 13. Min durch eine Unachtſamkeit des VfL.=Torhüters zum
erſten Tor einſendet, dem in der 24. Min. ein verwandelter
Handelfmeter nachfolgt. Michelſtadt läuft nun zu ſeiner beſten
Leiſtung während der ganzen Spielzeit auf und erzielt kurz
nach=
einander 3 Ecken, die aber nicht verwertet werden. Einige
tot=
ſichere Sachen gehen neben und über das Tor, bis in der 39.
Min. der Halblinke dem Gäſtehuter das Nachſehen geben kann.
Kurz nach dem Seitenwechſel ſendet Mörfelden zum 3. Tor ein.
Die Gaſtgeber ſetzen noch einmal mächtig Dampf auf, können
aber infolge des unglaublichen Schußpechs das Ergebnis nicht
mehr verbeſſern. In der 71. Min, kommt dann Mörfelden zu
ſeinem 4. und letzten Treffer. Schiedsrichter Franz=Frankfurt
leitete zur beiderſeitigen Zufriedenheit.
2. Mſch. 8:0 für M.
Fußball in Skarkenburg.
Kreisklaſſe I, Gruppe 2. Ried.
Der erſte Spielſonntag der neuen Saiſon brachte die von
uns vorausgeſagten Reſultate. Es war für die Bibliſer
nicht leicht, in Bobſtadt die beiden Punkte zu holen, obwohl
die Riedleute den Bobſtädtern techniſch glatt überlegen waren.
Die Platzverhältniſſe und das gute Spiel der einheimiſchen
Hin=
termannſchaft bewirkten, daß die erſte Halbzeit torlos verlief.
Nach der Pauſe legten die Bibliſer dann endlich ein Tor vor,
während die Einheimiſchen einen Handelfmeter verſchoſſen. Einen
abgeſchlagenen Strafſtoß von Nock drückte der Bibliſer
Halb=
linke kurz vor Schluß zum zweiten Treffer ein. In
Biebes=
heim kam es zu einem hochdramatiſchen Kampf, bei dem
Hof=
heim den Kürzeren zog. Bereits vor der Pauſe fielen die zwei
Treffer für Biebesheim durch den Mittelſtürmer Weinemann,
während Hofheim nur zu einem Gegentreffer kam. Obwohl die
Biebesheimer zum Schluß nur noch mit 10 Mann im Felde
ſtan=
den, wußten ſie das Spiel zu halten. Ihr talentierter
Mittel=
ſtürmer wurde leider wegen Tätlichkeit vom Platze geſtellt. In
Lampertheim gaben ſich die ſpieleriſch recht guten, aber noch
nicht durchſchlagskräftigen Gernsheimer die beſte Mühe, zum
Er=
folg zu kommen. Es reichte jedoch nur zu zwei Treffern
wäh=
rend die Platzbeſitzer auf Grund ihrer Durchſchlagskraft viermal
erfolgreich waren. Ohne große Mühe ſiegten die Groß=
Rohr=
heimer über die Lorſcher DJK.=Mannſchaft, die
zwar recht nett ſpielte, aber nicht routiniert genug war.
In der Kreisklaſſe II. Ried, gab es einige
Ueber=
raſchungen. Der VfR. Fehlheim bezwang eine Bensheimer
JK.=Mannſchaft auf deren Platz 4:2. Die Heppenheimer
DJK.=Mannſchaft ſiegte in einem torreichen Treffen über die
DJK. von Kleinhauſen mit 6:4 Toren. In Seeheim blieben
die Biebesheimer Turner mit einer knappen Niederlage
im Hintertreffen; ähnlich erging es dem T.=Sportlern aus
Jugenheim bei der T. u. Sppgg. Kleinhauſen.
Kanuſpork.
Verſammlung der Darmſtädter D. K.V.=Vereine
Am Donnerstag, den 12. Oktober (nicht am
Mitt=
woch, wie irrtümlich eingeladen wurde), findet in dem oberen
Saal der Krone, abends 8.30 Uhr, ein Gemeinſchaftsabend der
Darmſtädter kanuſporttreibenden Vereine ſtatt, ſoweit ſie dem
Deutſchen Kanuverband angeſchloſſen ſind, oder beſondere
Ein=
ladungen erhalten haben.
Der Abend wird von dem Oberrhein=Main=Gau des Deutſchen
Kanuverbandes veranſtaltet, deſſen Geſchäftsführer Herr Heyter=
Frankfurt a. M. über ein aktuelles Thema referiert. Es wird
er=
wartet, daß die Mitglieder aller D. K.D.=Vereine ſowie deren
Vor=
ſtände die Verſammlung beſuchen.
Nach zweiſtündiger Fahrt trafen ſie ſich. An Bord des
Zerſtörers blitzte ein Scheinwerfer auf. Grell beleuchtete er die
Jacht. Geſpenſterhaft, gleich einem rieſigen Waſſervogel glitt
das Schiff des Nabab dahin. Der Zerſtörer ſetzte Lichter, in
kurzer Zeit lagen beide Fahrzeuge nebeneinander. Der Nabab
und Hanna ſtiegen über, Hanna nun wieder in europäiſcher
Kleidung. Der Zerſtörer nahm Kurs nach Süden, um ein
Flug=
zeugmutterſchiff anzuſteuern, während die Jacht auf das
Ganges=
delta zuhalten ſollte.
Noch in der gleichen Nacht wurde das geſuchte
Flugzeug=
mutterſchiff erreicht. Ein Waſſerflugzeug ſtand ſtartbereit, Hanna
und der Nabab nahmen darin Platz; der Apparat, durch
Kata=
pult abgeſchoſſen, flog in den Aether hinaus. Dacca entgegen.
Während des Fluges verſuchte es Hanna immer wieder, die
Boote Heimerfelds mit Radioanrufen zu erreichen, es glückte
jedoch nicht, niemand meldete ſich.
Hanna wurde das Herz ſchwer. Was half es? Bevor ſie
daran denken konnte, die Suche nach den Freunden aufzunehmen,
mußte die übernommene Aufgabe erledigt werden. Gegen Mittag
erfolgte Flugzeugwechſel bei Dacca; dann ſtartete ein
Landflug=
zeug dem Hauptquartier entgegen.
Am Abend war das Ziel erreicht. Ein Kraftwagen beförderte
Hanna und den Sultan vom Flugplatz zum Stabsquartier. Beide
waren von den Anſtrengungen der Flucht ſtark mitgenommen.
General Bullock begrüßte Hanna ſichtlich erfreut. Sie
ver=
mochte nur zu erwidern: „Hier ſind friſche Nachrichten, Herr
General! Mein Begleiter ein Freund Englands und ehemaliger
Offizier, der Nabab Sultan Jahan Begun, verhalf mir dazu,
ſie zu bekommen. Wir müſſen jetzt um Schonung und Ruhe
bitten, ſeit 48 Stunden ſind wir in Hetze!”
General Bullock dankte den beiden mit warmen Worten und
trug dafür Sorge, daß alle ihre Wünſche Erfüllung fanden.
An Bord des „Fliegenden Fiſches” war Hannas Meldung
zur denkbar ungünſtigſten Stunde eingetroffen. Heimerfeld hatte
dem Drängen ſeiner Ingenieure nachgeben müſſen und eine
Grundreparatur auf allen Booten angeordnet, die ſchlechterdings
unaufſchiebbar war. Die Akkumulatoren=Batterien waren
auf=
genommen worden, da ſie ſtark überſchwemmt waren und ſomit
gereinigt werden mußten. Im erſten Augenblick hatte beim
Ein=
treffen der Meldung eine gewiſſe Unruhe geherrſcht. Bald trat
die gewohnte nüchterne Ueberlegung an ihre Stelle.
Das Nächſtliegende war, den Schlupfwinkel zu verlaſſen,
dann hätte der Gegner ein leeres Neſt angefunden. Leider war
es jedoch nicht möglich, der aufgenommenen Batterien wegen
waren die Boote weder flug= noch ſeefähig. Man mußte alſo an
Ort und Stelle den Angriff erwarten. Alle nur denkbaren
Begenmaßnahmen wurden mit größter Umſicht getroffen. Ge=
Weicher, Leipzig
(Nachdruck verboten.)
ſchütze, Maſchinengewehre. Handwaffen wurden bereit gelegt.
Heimerfeld behielt ſich die Benutzung der Todesſtrahlen vor.
Für den Fall, daß die Tarnkappe des „Disappears” verſagen
ſollte, wurde der Schlupfwinkel noch ſorgfältiger, als es ſchon
geſchehen war, abgedichtet; nach Land und See zu, aber auch
gegen Sicht aus der Luft.
Womit werden ſie angreifen?” Hundertmal legte man ſich
die Frage vor.
„Vermutlich mit Flugzeugen!"
„Sofern ſie noch über Maſchinen verfügen! Nach der letzten
großen Schlappe in der Luftſchlacht —
„Wir werden es ſehen. Schade, daß wir nicht wegtauchen
können! Die Gefahr iſt aber zu groß. Wenn ſie Waſſerbomben
verwenden, hätte unter Waſſer bei einem glücklichen Treffer unſer
letztes Stündlein geſchlagen!“
Am Abend, eine gute Stunde nach Sonnenuntergang, ertönte
urplötzlich Motorengeräuſch. Zwölf indiſche Flieger, die letzten
der einſt ſo ſtolzen Luftflotte, kamen aus dunklem,
wolken=
verhangenen Himmel im Sturzflug bis auf hundert Meter
herunter.
Die „Disappears” waren im Augenblick eingeſchaltet. Ueber
einer rätſelhaften Leere kreiſten die Flieger ſuchend umher.
Eine ganze Weile ..
Dann klatſchten ihre Bomben ins Waſſer. Aus der ſtillen,
nur leiſe atmenden See wurde eine toſende Giſcht. Geiſer
ſtiegen und brachen in ſich zuſammen, Sprengſtücke heulten und
ſurrten durcheinander, ſchwere Rauchwolken laſteten auf der
Stelle, ſtiebende Schauer rannen über das zerwühlte Waſſer.
War es denkbar, daß noch Leben beſtand, wo die Bomben
aufgeſchlagen hatten?
Einen Volltreffer hatte es nicht gegeben. Wahllos, in eine
für das Auge nicht zu ergründenden Leere, hatten die Flieger
ihre Laſt abwerfen müſſen. Aber Sprengſtücke hatten gewirkt,
hatten ſchweren Schaden und viel Unheil angerichtet.
Antennen hingen als Fetzen herum, Periſkopſpiegel waren
zertrümmert, die Kommandotürme von „Hai” und „Delphin”
wieſen größere und kleinere Schußlöcher auf. Beim „Hai” und
„Fliegender Fiſch” waren die Decks derart verbeult, daß die
Geſchütze nicht mehr gebraucht werden konnten. Einzelne
Deck=
platten waren völlig zerſtört.
Heimerfeld, am Kopf verletzt, war an Deck geſchleudert
worden. Trotzdem richtete er blutüberſtrömt den
Todesſtrahlen=
ſender.
Als die indiſchen Flieger zu neuem Vorſtoß heranbrauſten,
peitſchte ihnen ein wohlgezieltes Maſchinengewehrfeuer entgegen.
Ungehemmt ſetzten die gepanzerten Maſchinen ihren unheilvollen
Weg zur Zerſtörung der drei Flugboote fort. Im letzten
Augen=
blick gelang Heimerfeld die Einſtellung, die Todesſtrahlen wirkten,
Tiſchtennis.
Die Tiſchtennis=Abteilung des S V. 98 beginnt die
diesjäh=
rige Spielzeit am Mittwoch, den 11. Oktober. Das Training
fin=
det im großen Saale des Rummelbräu ſtatt und beginnt pünktlich
um 8 Uhr abends Schläger und Bälle ſind von den Spielern
ſelbſt zu ſtellen. Geſpielt darf nur in leichtem Schuhwerk werden.
Schulnachrichten.
Am Kyffhäuſer=Technikum in Bad Frankenhauſen
(Kyffh.) beginnt Mitte Oktober das Winter=Semeſter. Durch den
großzügigen Ausbau ſeiner elektrotechniſchen Laboratorien wird
beſonders der Elektro=Ingenieur eine ideale Ausbildungsſtätte
hier vorfinden. Sämtliche Gebiete der Elektrotechnik wie
Elektro=
maſchinenbau, elektr. Kraftanlagen, Hochfrequenz= und
Schwach=
ſtromtechnik ſowie Hochſpannungstechnik werden dem neueſten
Stand der Technik entſprechend vermittelt. Beſonders das neu
in Betrieb genommene Hochſpannungs=Laboratorium ruft jetzt
nach weſentlicher Erweiterung immer wieder die Anerkennung
weiteſter Kreiſe hervor. — Zur weiteren Auskunft ſowie zur
koſtenloſen Ueberſendung des reichilluſtrierten Proſpektes iſt das
Kyffhäuſer=Technikum in Bad Frankenhauſen auf Anforderung
gern bereit.
Rundfunk=Programme.
12,00: Köln: Mittagskonzert d. Orcheſters d. Stadt Münſter. Lta.:
Werner Göhre.
13.35: Kleine Stücke großer Meiſter auf Schallplatten.
16.00: Köln: Heiterer Nachmittag.
18.00: Italieniſcher Sprachunterricht.
18.20: Der Dichter Hans Böglin. Von Achim v. Ockermann.
18.35: Georg Schloſſer: Em Verleger erzählt.
19.00: Stunde der Nation. Jugend muſiziert. Ausf: Ein Hohnen=
Kinder=Orcheſter, Kinderchor. Ltg.: Guſtav Wirſching,
20.00: Berlin: Vortrag des Reichsbundes für deutſche Sicherheit,
20.10: Kärntner Volkstag.
20.50: Unterhaltungsmuſik.
21.20: Berlin: Weisheit im Lachen. Eine Reiſe um die Welt des
Witzes.
22.00: Zeit, Nachrichten.
22.20: Du mußt wiſſen".
22.30: Lokale Nachrichten, Wetter.
22.45: Köln: Unterhaltungsmuſik.
23.00: Köln: Nachtmuſik.
0.15: Von deutſcher Seele.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 10. Oktober
10.10: Schulfunk: Bismarck. Ein Hörſpiel. (Aufnchme.)
10.50: Fröhlicher Kindergarten.
11.30: Friedrich Blüthgen: Auch die Wiſſenſchaft gehört dem Volke.
15.00: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Willi Genßler.
16.00: Raſſe und Seele im deutſchen Schrifttum. Aus: Schweres
Blut. Von Karl Heinrich Waggerl.
16.15: Köln: Heiterer Nachmittag. Die fröhlichen Fünf, mit
Akkor=
deon, Saxophon und Schlagzeug u. a.
17.00: Frauen am Werk: Hörbericht aus einer Schokoladenfabrik.
17.20: Teemuſik. Kapelle Robert Gaden.
18.00: Das Gedicht. — 18.05: Reichsſportführer Gruppenführer
v. Tſchammer=Oſten: Vorbereitung f. d. Olympiade 1936.
18.25: Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.
19.00: Stuttgart: Stunde der Nation: Jugend muſiziert. Ausf.:
Ein Hohner Kinderorcheſter. Kinderchor Guſtav Wirſching.
20.00: Vortrag. — 20.10: Lachender Herbſt. Eine bunte Stunde.
21.00: Orcheſterkonzert mit Werken lebender Tonſetzer. Das Orcheſter
des Deutſchlandſenders. Dir.: Edwin Lindner.
23.00: Hindenburg: Unterhaltungs= u. Tanzmuſik. Kapelle Nowack,
Wefterbericht.
Ausſichten für Dienstag, den 10. Oktober: Wechſelnd wolkig mit
Aufheiterung, ziemlich mild, zeitweiſe Niederſchläge.
Ausſichten für Mittwoch, den 11. Oktober: Noch kein beſtändiges.
Wetter.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortſich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neitei
für den Inſeraientell und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Witiſch — ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
keines der gelben Flugzeuge entkam, ſie zerſtoben in tauſend
Splitter, rauchende Trümmer ſtürzten ab, der Reſt der indiſchen
Luftflotte war vernichtet, die Heimat erfuhr nichts mehr von
ihr. Erſt ſpäter, viel ſpäter ſchwemmte die See traurige
Ueber=
bleibſel an Land.
Aber auch um Heimerfelds größtes Gut, um ſeine
Kame=
raden, war es traurig genug beſtellt. Sieben wackere Matroſen,
treue, prachtvolle Menſchen, waren gefallen, eine größere Anzahl
noch verwundet. Von den Offizieren hatte es Hanſen am
ſchwerſten gehaſcht. Kramer und Leheſten waren nur
unerheb=
lich verletzt, andere wieder ernſter.
Jede Hand griff zu um die Verwundeten zu bergen und
die Boote wieder gefechtsklar zu machen. Bauart und
Ma=
terial hatten ſich voll bewährt. Gewiß, die Schäden, die
man davongetragen hatte, waren nicht unerheblich, ſie
beſchränk=
ten ſich aber, ſoweit der Bootskörper in Betracht kam, nur auf
die Außenhaut, im Innern war bei lebenswichtigen Teilen
alles in Ordnung geblieben.
Traurig ſtand man bei Einbruch der Dämmerung
zuſam=
men. Hanſens letzte Minuten waren gekommen. Seine Augen
wandten ſich der untergehenden Sonne zu. Er hob die Hand,
winkte den Umſtehenden zu und flüſterte:
„Grüßt mir die Heimat, liebe Freunde! Verwandte habe ich
nicht mehr, ich hinterlaſſe keine Lücke. Grüßt mein liebes Kiel
und meldet allen Kameraden von der alten ſtolzen Marine, daß
ich als Soldat geſtorben bin!“
Der Blick verſchleierte ſich, das Auge ſchien in die Ferne zu
ſchweifen. Vom letzten Leuchten der ſchwimmenden Sonne
ge=
troffen, brach es. Der rieſige Körper ſtreckte ſich noch einmal,
dann war es um Kapitänleutnant Hanſen geſchehen.
In gleicher Nacht noch wurden unter rührigſtem Schaffen
mit den vorhandenen Erſatzteilen und Aushilfsbeſtänden die
Schäden, ſo gut es ging, beſeitigt. Zerſtörte Apparate wechſelte
man aus. Gegen Morgen waren die Arbeiten ſoweit gefördert,
daß die Boote wieder leidlich kampfbereit waren. Auch die
Fahr= und Flugbereitſchaft würde ſich wieder voll herſtellen
laſſen.
Während der Mittagshitze ruhten die Befatzungen. Am
Abend ſteuerten die drei Boote behutſam auf See hinaus.
Heimerfeld hatte es ſo beſtimmt. Und es ließ ſich techniſch auch
bewerkſtelligen, zumal da die See ſpiegelglatt war.
An Deck des „Fliegenden Fiſches” lagen die Toten
auf=
gebahrt, bedeckt von der alten deutſchen Kriegsflagge, von
Palmenwedeln umgeben. Man hatte jeden einzelnen von den
Gefallenen in Leinwand eingenäht, am Fußende ein ſchweres
Eiſenſtück. Die Boote ordneten ſich zu einem Halbkreis, den Bug
nach innen, und ſtoppten.
Heimerfeld trat vor den durch Treffer zernarbten
Kom=
mandoturm des „Fliegenden Fiſches”, auf allen Booten ſtand
die Mannſchaft unter Gewehr und präſentierte.
„Lebt wohl, Kameraden!“
Hell klang Heimerfelds Stimme, wenn ſie auch bebte.
„Wir werden euch nie und nimmer vergeſſen, ihr ſtarbt als
tapfere Soldaten!"
Dann wurden die Leichen über Bord gegeben, während die
alte Kriegsflagge, die Flagge vom Skagerraktage, Halbmaſt
wehte.
(Fortſetzung folgt.)
Die Wirtſchaftslage im Herbſt 1933.
Stand der Hackfrüchke und Fukkerpflanzen
im Deutſchen Reich.
Eingehende Unkerfuchungen des Inſtikuks für Konjunkkurforſchung. — Konjunkkurelle Belebung
infolge Skärkung der Binnenmärkte.
Aonjänttne in dearſchans
und Welkkonjunkkur.
Das Inſtitut für Konjunkturforſchung gibt in ſeinem neueſten
Vierteljahrsheft auf Grund einer diesmal beſonders eingehenden
Unterſuchung folgende zuſammenfaſſende Darſtellung der
Wirt=
ſchaftslage im Herbſt 1933 in Deutſchland und in der Welt: „
Pro=
duktion und Beſchäftigung und damit das Volkseinkommen ſind
in Deutſchland weiter geſtiegen. Gefördert wurde dieſe Bewegung
von der öffentlichen Hand, die große Beträge für die
Arbeits=
beſchaffung eingeſetzt hat.
Die freien Kreditmärkte hätten die Finanzierung einer
ſol=
chen Produktionsſteigerung nicht erlaubt: Der Geldmarkt hat ſich
noch nicht genügend verflüſſigt, Umſätze und Kurſe an der Börſe
ſtagnieren, die Emiſſionstätigkeit iſt gleich null. Wenn trotzdem
die Privatwirtſchaft auch von ſich aus Erſatzinveſtitionen
vor=
genommen hat, ſo iſt dies darauf zurückzuführen, daß der Status
der Unternehmungen allmählich liquider geworden iſt und ſo
er=
höhte Selbſtfinanzierung ermöglicht. Einer weiteren
Ausdeh=
nung der freien Unternehmertätigkeit wären allerdings
verhält=
nismäßig enge Grenzen geſetzt, wenn nicht die neuerdings
be=
ſchloſſenen Maßnahmen die Kreditmärkte aus ihrer Erſtarrung
löſen würden. Die Fortſchritte ſind faſt im ganzen Umkreis der
induſtriellen Produktion zu beobachten. Führend ſind dabei nach
wie vor die Inveſtitionsgüterinduſtrien. Die Landwirtſchaft zeigt
mit ihrer reichlichen Ernte ein entſprechendes Gegenbild. Die
Deckung des Bedarfs an Getreide aus heimiſcher Erzeugung iſt für
das laufende Erntejahr geſichert. Den Gefahren für die
Ertrags=
geſtaltung der Landwirtſchaft treten grundlegende geſetzgeberiſche
Maßnahmen entgegen, die die Landwirtſchaft aus dem ihr zum
Verhängnis gewordenen Zuſammenhang mit den kapitaliſtiſchen
Märkten befreien ſollen. Damit bieten ſich dem Bauerntum neue
Entwicklungsmöglichkeiten. Die Konſolidierung in der
Induſtrie=
wirtſchaft und die Neugeſtaltung der landwirtſchaftlichen Märkte
haben auf vielen Gebieten die Preiſe befeſtigt. Von einzelnen
Auswüchſen abgeſehen, hält ſich die Steigerung der Preiſe bis
jetzt aber noch in ſehr engen Grenzen; vor allem auf den
Konſum=
gütermärkten ſtößt eine ſtärkere Erhöhung der Preiſe bei der noch
immer geringen Kaufkraft weiter Kreiſe der Bevölkerung auf
Schwierigkeiten. Die Abſatzmöglichkeiten im Export haben ſich
nicht verändert. —
Wie in Deutſchland, wird auch in anderen Ländern die
kon=
junkturelle Belebung faſt ausſchließlich vom Binnenmarkt
getra=
gen. Die Lockerung der weltwirtſchaftlichen Verflechtungen und
ihre Auflöſung in eine Reihe regionaler Sonderbewegungen hat
nach dem Scheitern der Londoner Konferenz weitere Fortſchritte
gemacht. Die Gegenſätze zwiſchen den Ländern mit entwerteter
Valuta und den Goldwährungsländern haben ſich verſchärft. Die
kreditwirtſchäftlichen Verflechtungen löſen ſich mehr und mehr;
trotz hoher Zinsdifferenzen finden zwiſchen den einzelnen Ländern
nur unbedeutende Kapitalfluktuationen ſtatt. Die
Welthandels=
umſätze haben ſich im ganzen nicht verändert, obwohl die
indu=
ſtrielle Weltproduktion gegenwärtig beträchtlich höher liegt als zu
Jahresbeginn. Lediglich auf den Rohſtoffmärkten ſind noch
ſtär=
kere internationale Zuſammenhänge zu erkennen. Die Hauſſe in
den Vereinigten Staaten von Amerika hat zu einer ſolchen
Preis=
ſteigerung geführt, daß die Rohſtoffpreiſe — in Gold gerechnet —
auch nach den Rückſchlägen in den letzten Monaten noch über dem
Stand im März ds. Js. liegen. Die Befeſtigung der
Rohſtoff=
märkte und die damit zuſammenhängenden Lagereindeckungen
reichen jedoch für einen durchgreifenden Aufſchwung nicht aus.
In allen Ländern, die ſich ausſchließlich auf die durch die
Preis=
bewegung gegebenen Auftriebskräfte ſtützen, beſtehen
Rückſchlags=
gefahren, wenn die von den Rohſtoffpreiſen ausgehenden Impulſe
ſchwächer werden. Bei der Unergiebigkeit der Kapitalmärkte, der
mangelnden Unternehmerinitiative und der in zahlreichen
Län=
dern noch unzureichenden Beſſerung der Rentabilitätsverhältniſſe
hängt die Ueberwindung der Depreſſion entſcheidend von
geeig=
neten konjunkturpolitiſchen Maßnahmen ab.”
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Nach einem ſehr ruhigen, aber nicht unfreundlichen
Vormit=
tagsverkehr eröffnete die geſtrige Berliner Börſe in
unein=
heitlicher Verfaſſung. Der Beginn der Genfer
Abrüſtungsver=
handlungen lenkte die Diskuſſionen der Bankiers auf die
Außen=
politik, wobei man überwiegend günſtige Urteile über die
Aus=
ſichten der Konferenz hörte. Das Hauptintereſſe konzentrierte ſich
auf den feſtverzinslichen Markt, beſonders, nachdem die
Zuſtim=
mung der BJZ. zur Aenderung des deutſchen Reichsbankgeſetzes
bekannt wurde. Die Kursveränderungen an den Aktienmärkten
gingen aber im allgemeinen nicht über 1 Prozent hinaus. Die in
den letzten Tagen vernachläſſigten Montanpapiere waren ſogar
überwiegend bis ½ Prozent feſter. Von Braunkohlenwerten
konnten ſich Ilſe Genußſcheine um ¼ Prozent beſſern. Am
Elek=
tromarkt lagen Elektr. Lieferungen mit minus 2½ Prozent ſtärker
gedrückt, während Elektro Schleſien 1½ Prozent gewannen. Von
Tarifwerten büßten Deſſauer Gas 1½ Prozent ein. Im gleichen
Ausmaße waren Bayern Motoren gedrückt. Den ſtärkſten Verluſt
hatten Schubert u. Salzer, die um 5 Prozent zurückgingen,
wäh=
rend noch Julius Berger 1½ Prozent und Aſchaffenburger Zellſtoff
138 Prozent verloren. Brauereiaktien tendierten uneinheitlich.
Während Schultheiß 2½ Prozent gewannen, büßten Dortmunder
Union 2 Prozent ein. Farben lagen mit 116½ Prozent knapp
be=
hauptet. Im Verlaufe bröckelten die Aktienkurſe infolge der
Um=
ſatzloſigkeit meiſt weiter ab. Feſtverzinsliche Werte tendierten
dagegen aus den eingangs erwähnten Gründen weiter feſt. Die
Altbeſitzanleihe notierte excl Ziehung mit 76½, die
Neubeſitz=
anleihe mit 11½. Reichsſchuldbuchforderungen gewannen bei
größe=
ren Umſätzen bis zu ½ Prozent. Die ſpäten Fälligkeiten zogen auf
85½ Prozent an. Von Induſtrieobligationen konnten Nickel=Stahl
¼ Prozent gewinnen.
Auch zu Beginn der neuen Woche blieb an der
Frankfur=
ter Börſe der Rentenmarkt in Front, während der Aktienmarkt
vollkommen vernachläſſigt war. Das Intereſſe der Kundſchaft und
der Kuliſſe gehörte den feſtverzinslichen Werten, in denen bei recht
lebhaften Umſätzen weitere Kursſteigerungen erzielt wurden.
Be=
vorzugt waren ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen (plus ½
Pro=
zent) und Neubeſitzanleihe mit plus 20 Pfg. Ferner erhielt ſich
Nachfrage nach frühen und ſpäten Wiederaufbauzuſchlägen, die
mit 50½—51 bzw. 50—50½ je ½ Prozent anzogen. Die
Altbeſitz=
anleihe kam geſtern excl. Ziehung mit 76½ Prozent ziemlich
un=
verändert wieder zur Notiz. Am Aktienmarkt herrſchte im
Hin=
blick auf die heute beginnenden Genfer Abrüſtungsverhandlungen
Zurückhaltung, zumal Orders der Kundſchaft für dieſe Märkte
kaum vorlagen. Da auch ſonſtige Anregungen fehlten, war die
Umſatztätigkeit bei nachgebenden Kurſen ſehr klein. Die
durch=
ſchnittlichen Rückgänge hielten ſich im Ausmaße von ½—½
Pro=
zent, lediglich Siemens mit min. 2 Proz. Rhein. Braunkohlen. Ilſe
Bergbau Stamm und Stahlverein mit je minus 1 Prozent waren
ſtärker gedrückt. Etwas feſter eröffneten Metallgeſellſchaft mit
plus 58 Prozent und Ilſe Bergbau Genuß mit plus 1½ Prozent.
Nach den erſten Notierungen bröckelten Aktien eher weiter leicht
ab, ſo u. a. JG. Farben um ½ auf 115½ Prozent, während die
Rentenwerte zwar ruhiger aber doch gut behauptet lagen. Im
Verlaufe wurde das Geſchäft allgemein klein. Von deutſchen
An=
leihen gaben Altbeſitz ½ Prozent. Neubeſitz um 20 Pfg. auf 11,60
nach, ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen waren jedoch unverändert.
An den Aktienmärkten traten nur noch geringfügige Veränderungen
ein. Goldpfandbriefe blieben auf der ganzen Linie geſucht und
zogen durchſchnittlich um ½—1 Prozent an.
Die Abendbörſe war wieder faſt ohne Geſchäft. Im
Vorder=
grund des Interſſes blieben Renten. Altbeſitz und ſpäte
Schuld=
bücher waren, ohne Veränderung. Neubeſitzanleihe die gegen
Schluß der Mittagsbörſe etwas nachgab, und Schutzgebiete um je
½8 Prozent erhöht. Am Aktienmarkt gab die neue Mitteilung.
über einen weiteren Rückgang der Arbeitsloſenziffer einen
gün=
ſtigen Rückhalt, ſo daß die Kurſe trotz der geringen Umſätze auf
Mittagsſchluß behauptet blieben, nur Montanwerte lagen im
Durchſchnitt bis ½ Prozent leichter. Im weiteren Verlauf blieb
die Grundſtimmung ſowohl am Renten= als auch am Aktienmarkt
freundlich.
Berliner Kursbericht
Durch die zumeiſt trockene und warme Witterung im September
wurde das Pflanzenwachstum im allgemeinen beeinträchtigt. Die
Kartoffelernte iſt jetzt in vollem Gange, ſtellenweiſe iſt ſie bereits
beendet. Die Herbſtbeſtellung hat faſt überall begonnen. Die
Win=
terſaaten ſind erſt teilweiſe eingebracht.
Unter Zugrundelegung der Zahlennoten: 2 gleich gut, 3 gleich
mittel, 4 gleich gering, ergibt ſich im Reichsdurchſchnitt folgende
Begutachtung: Spätkartoffeln 2,8 (Vormonat 2,7), Zuckerrüben 3,0
(2,8), Runkelrüben 2,8 (2,7), Klee 3,0 (2,8), Luzerne 3,0 (2,9),
Bewäſſerungsweſen 2,8 (2,7), andere Wieſen 3,2 (3,0),
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 9. Oktober. Weizen
in=
länd. (76—77 Kilo) 19,75—20,00. Feſtpreiſe per Oktober: Bezirk 9
18,80, Bezirk 10 19,00, Bezirk 11 19,30, Roggen ſüdd. 16,30—16,60,
Feſtpreiſe per Oktober: Bezirk 9 15,80 Bezirk 8 15,50,
Sommer=
gerſte 18,00—19,50, Pfälzer 19,00—20,50, Futtergerſte 16,50, Mais
mit Sack 18,50, Soyaſchrot (Mannheimer Fabrikat) prompt 14,50,
Biertreber mit Sack 15,00, Trockenſchnitzel ab Fabrik 8,75,
Erdnuß=
kuchen prompt 16,00, Roggenkleie 8,50—9,50, Weizenfuttermehl
10,25—10,50 Roggenfuttermehl 9,50—11,50, Weizennachmehl 14,00
bis 15,50, Wieſenheu loſe 4,80. Rotkleeheu 5,00, Luzernkleeheu
6,00—6,50, Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,00, Hafer=Gerſte
1,80—2,00, geb. Stroh Roggen=Weizen 1.40—1,70, Hafer=Gerſte
1.20—1,40, Weizenmehl Spezial 0 mit Austauſchweizen (Südd.
Großmühlenpreis ab Mühle) per Okt. 59,25, dito per Nov. 29,40,
dito per Dez. 27,75, mit Inlandsweizen per Okt. 27,75, dito per
Nov. 27,90, dito per Dez. 28,05. Roggenmehl (70—60prozentige
Ausmahlung) je nach Fabrikat nordd. 22,50—23,50, dito pfälz. u.
ſüdd. 22,75—23,75 feine Weizenkleie 9,00—9,25, grobe
Weizen=
kleie 9.50—9,75, Rapskuchen 12,00. Palmkuchen 14,00, Leinkuchen
16,75, Seſamkuchen 16.00. Tendenz ruhig. Stimmung für
Brot=
getreide ruhig, die Mühlen halten infolge des geringen
Mehl=
geſchäftes mit Anſchaffungen zurück. Für Futtermittel hat die
Nachfrage etwas nachgelaſſen, die Preiſe haben keine Aenderung
erfahren,
Frankfurter Produktenbericht vom 9. Oktober. Weizen 194,00,
Roggen 161.00—162,00, Sommergerſte 182,50—185,00 Hafer 137,50.
Weizenmehl Spezial 0 mit Austauſchweizen 28,75—29,50, dito
ohne Austauſchweizen 27.25—28,00 Roggenmehl (0—60prozentige
Ausmahlung) 23,25—23,50, dito ſüdd. Spezial 0 23,75.
Weizen=
kleie 8,85 Roggenkleie 8,60, Soyaſchrot 14,00—14,50, Palmkuchen
14,00, Erdnußkuchen 16.00—16.,10. Treber 15,50 Heu 5,50—5,70,
Weizen= und Rogenſtroh drahtgepreßt 2,00—2 25 dito gebündelt
60—2,00. Tendenz geſchäftslos. Am Kartoffelmarkt notierten
Induſtriekartoffel hieſiger Gegend je. 50 Kilo 2,15—2,20 RM. bei
ruhiger Tendenz.
Berliner Produktenbericht vom 9. Oktober. Das
Hauptkenn=
zeichen des Getreidemarktes zu Beginn der neuen Woche war die
weiterhin geringe Umſatztätigkeit, da Anregungen vom
Mehl=
geſchäft und vom Export nicht vorlagen. Das Angebot war nicht
groß, aber für die Nachfrage ausreichend; auf Baſis der
Forde=
rungen der zweiten Hand nehmen die Mühlen vereinzelt
Anſchaf=
fungen vor. In Weizen= und Roggenmehlen ſind Neuabſchlüſſe
und Abrufe aus alten Kontrakten ziemlich unbefriedigend. Für
Kleie beſteht bei knappem Angebot dagegen weiter Kaufluſt. Das
Offertenmaterial in Hafer hat ſich kaum verſtärkt. Der Konſum
und die Exporteure kaufen aber auch nur zögernd. Gerſte iſt zu
Futterzwecken etwas gefragt, während mittlere Braugerſten ſchwer
abzuſetzen ſind.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Aus Anlaß der 100jährigen Wiederkehr des Geburtstages von
Eugen Langen, dem Mitbegründer der Humboldt=Deutz=Motoren
A.=G. fand am Montag im Werk Köln=Deutz eine Gedenkfeier ſtatt.
Im Zuſammenhang mit Gerüchten über die Möglichkeit einer
Stabiliſierung des Dollars und den engliſch=amerikaniſchen
Kriegs=
ſchuldenbeſprechungen lagen die angelſächſiſchen Valuten in Berlin
geſtern feſt. London=Kabel ſtellte ſich auf 4,66½, die Parität für
den Dollar errechnet ſich in Berlin auf 2,80 und für das Pfund
auf 13,06 RM. In Paris zog das Pfund auf 79,40 an. London=
Amſterdam ſtellte ſich auf 7,70.
Die Manufactury Chemical Aſſociation fordert eine Erhöhung
der Zolltarife auf chemiſche Produkte, da die amerikaniſche
chemiſche Induſtrie trotz der Entwertung des Dollars, aber infolge
der Erhöhung der Produktionskoſten gegenüber der ausländiſchen
Konkurrenz zurückſteht und man in Kürze in eine äußerſt kritiſche
Lage geraten könne.
Deviſenmarkt
Mekallnokierungen.
Die Berli—r Metallnotierungen vom 9. Okt, ſtellten ſich für
je 100 Kilogre m für Elektrolytkupfer prompt cif Hamburg.
Bremen oder Notterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 50.25 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Prerſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium 98= bis
99proz, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM. Reinnickel 98= bis
99proz., auf 330 RM., Antimon Regulus auf 39—41 RM.,
Fein=
ſilber (1 Kg.) fein 35,50— 38,50 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 9. Oktober ſtellten ſich für
Kupfer: Oktober 42,50 (42,75); November 42,25 (43);
Dezem=
ber 42,5 (43,25); Januar 42,75 (43,5); Februar 43 (43,75): März
43,50 (44); April 43,75 (44,25); Mai 44,25 (44,75): Juni 44,50
(44,75): Juli 44,75 (45); Auguſt 45 (45,50); September 45,50
(46), Tendenz: ſtetig. — Blei: Oktober 15 (15,75): November
15 (16); Dezember 15,25 (16); Januar 15,,25 (16,25); Februar
15,50 (16,50): März 16 (16,75): April 16 (17): Mai 16,25 (17);
Juni 16,25 (17) Juli 16,50 (17,25); Auguſt 16,50 (17,50):
Sep=
tember 16,50 (17,50) Tendenz: ſtill. — Zink: Oktober 21,25
(22): November 21,25 (22): Dezember 21,50 (22); Januar 21,50
(22,25); Februar 21,75 (22,5); März 22 (22,75); April 22,25 (23);
Mai 22.50 (23,25); Juni 22,75 (23.50); Juli 23 (24); Auguſt 23
(24): September 23,25 (24,25). Tendenz: ſtill.
Biehmärkke.
Erſter Groß=Gerauer Zucht= und Schlachtviehmarkt.
Anläß=
lich der Groß=Gerauer Braunen Meſſe, die vom 14. bis 22.
Okto=
ber in Verbindung mit der Reichshandwerkswoche ſtattfindet,
wird am Mittwoch, den 18. Oktober, in Groß=Gerau der erſte
Zucht= und Schlachtviehmarkt abgehalten. Zum Verkauf von
Fer=
keln ſind nur Landwirte, zum Verkauf des übrigen Viehes auch
deutſche (nichtjüdiſche) Händler zugelaſſen
Mainzer Schweinemarkt. Aufgetrieben waren 915 Stück.
Marktverlauf mäßig lebhaft! Ueberſtand. Notiert wurde pro 1
Zentner Lebendgewicht in RM.: Schweine von ca. 120—150 Kilo
50—54, von ca. 100—120 Kilo 48—52, von ca. 80—100 Kilo 46
bis 49.
Frankfurter Viehmarkt vom 9. Oktober. Aufgetrieben waren:
Rinder insgeſamt 1060 (gegen 1691 am letzten Montagsmarkt),
darunter befanden ſich 373 Ochſen, 65 Bullen, 338 Kühe und 284
Färſen; Kälber 489 (410), Schafe 96 (152), Schweine 3958 (3524).
Notiert wurde pro. 1 Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen
a1) 30—32, a2) 26—29, b) 22—25: Bullen a) 28—31, b) 23—27;
Kühe a) 25—29, b) 21—24 c) 17—20, d) 13—16: Färſen a) 30 bis
33, b) 27—29. c) 22—26: Kälber a) 36—40, b) 31—35. c) 26—30,
d) 25
Schafe e) 25—27 f) 21—24: Schweine b) 50—53
c) 48—52, d) 4650, e), f) und g) geſtrichen. Im Preisvergleich
zum letzten Montag zogen Ochſen 2—3. Kühe und Bullen je 2 und
Färſen 1 RM. an. Kälber blieben unverändert, während Schafe
und Schweine je 1 RM. verloren. Marktverlauf: Rinder rege,
ausverkauft; Kälber langſam: Schafe rege geräumt: Schweine
mittelmäßig, ausverkauft: „Fettſchweine über Notiz, magere
Schweine ſchlecht verkäuflich.
vom 9. Oktober 1933
vom 9. Oktober 1933
Me d5
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bant 34.75
Hapag
Hanſa Dampfch. 17.—
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 121.50
C. P. Bemberg 37.50
Bergmann Elektr. 11.—
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi 130.50
Deutſche Cont. Gas 96.—
42.50
9.5o
10.—
17.50
54.75
Gelſ. Bergw. 415.375
45.— Salzdetfurth Kalt 156.50 Geſ. f. elektr. Untern. 70—— Leonh. Tietz 15.125 Harpener Bergbau 79.625 Verein. Stahlwerke Hoeſch Eiſen und 1
Köln=Neueſſen 51.25 Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch. 41.75 Phil. Holzmann 56. Baſalt Linz 16.125 Kali Aſchersleben 109.50 Ber. Karlsr. Ind. Klöcknerwerke 50.125 Hohenlohe=Werke Koksw.Chem. Fab
Mannesm. Röhr 65.75
49.875 Lindes Eismaſch. 62.— Maſch.=Bau=untn. 35. Vogel Telegr. Draht 44.125 Orenſtein & Koppel 26.25 Wanderer=Werke 73.— Währung GeldBrieff Währung Geldſ” Briel 45.— Selſingfors 100 finn. Mk. 5.749/ 5.761 Schweiz 100 Franken 81.27 ei.43 Wien 100 Schillingl 48.05 48.15 Spanien 100 Peſetas 25.06 35.14 Prag 100 Tſch. Kr. 12.43 12.45 Danzig 100 Gulden 81.62 81.78 Budapeſt 100 Pengö Japan Yen 0.76 0.770 30.625 Sofia 100 Leva. 3.0a7 3.05: Rio de Janeiro! Milreis 0.227 0.329 Holland 100 Gulden 169.26 169.62 Jugoſlawien 1100 Dinar 5. 295 5.305 Oslo. 100 Kronen 65.38 85.52 Portugal
100 Escudos 12.69 12.71 Kopenhagen 100 Kronen 58.09 56.21 Athen
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1 canad. Doll, 2.717 2.723 New York. 1 Dollar 2.787 2.793 Uruguah
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100 Lai? 74.33 5.on
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Frankfurter Kursbericht vom 9. Oktober 1933.
Kennee
„ Gr. IIp. 1934
„ „ „ 1935
.. : 1938
.. . 1937
„.. 1938
Gruppe I
6% Dtſch. Reichsanl
„ b. 27
5½% Intern.,b. 30
6%Baden.. b. 27
6% Bahern.. v. 27
68 Heſſen... v. 29
6% Preuß. St. v. 26
6% Sächſen. . v. 27
83 Thüringen b. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4.
Ab=
löſungsanl.. . ..
Otſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
6% Baden=Baden.
69Berlin. . .b. 24
6½ Darmſtadt ..
6% Dresden. b. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 26
v. 29
62Mainz ...
59 Mannheimv. 27
8% München v. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.!
100
9221,
85”),
80.25
7I.
87
100
86.75
86.75
94.75
76.5
11.4
7.75
71
72
65
n0
68
77.5
K
77.75
86
143% Heſ. Landes.,
Hyp.=Bk. Liqu.=
Kom. Obl. . ....
62 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr.
Heſſchldobl.R. 11
R. 12
88.5 6 % Kaſſ. Landesrrd.
88.75 Goldpfbr...
85 16% Naſſ. Landesbk.
98 15½% „Ziqu. Sbl.)
Dt. Komm.
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*Auslcer 1
FAuslSerII
Ot. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
½%0 n Lig.=Pfbr
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6% Frki. Pfbr.=Bk.
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85
86.75
79
74.5
87.5
85.5
86.5
75‟,
36
10
84
88
86
85”,
78.5
86
87.25
86.75
85),
88
88
88.5
88
82
89
85.5
188 Daimler=Benz.
620 Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
16%Mitteld. Stahl
16% Salzmannck Co
16% Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häfmner
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5% Bosn. L.E.B.
7%.
9. Ibeſt.
5% Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätzel
427 Oſt. Goldrente
5% vereinh.Rumän
4½%
42 Türk. Admin.
1. Bagbad
„ Zollanl.
4½%Ungarn 1918
1914
4½2
Goldr.
1910
43
4½ Budp. Stadtan!)
425 Liſſabon
42 Stocholm „
Aktien.
Aig. Kunſtzide unie
A.E. G. ...
AndregeNoris Zahr
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Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u Licht/113,
Buderus Eiſen.
Eement Heidelberg)
Karlſtadt.
J. G.Chemie, Baſell=
Ne
80.5
85
78.75
68
61e,
67.25
107.75
Gi.
13.5
2.
2.4
4.5
4.4
43
34.25
36
69
17.25
85‟
42
37.5
71
121
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34
159.75
129
23I.
92
94.2
170.25
38.5
*
41
22
1s
31
79.5
80
28
A.
122.75
92.5
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Innterfranken ....
7Nece
41.25
50.5
178
63.5
200
53.5
49.5
221
52.5
30
68.25
180
3
45
186
136.5.
22
87.25
so
15.5
80
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Voigt & Haeffner.
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Zellſtoff Waldhof.
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Badiſche Bank.
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41.5
114.5
58.75
60.25
41.5
42.5
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68.5
140.5
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96
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45"
190
197
11
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 281
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Oktober 1933
Noch einige Tage
Nur noch heute und morgen / Nur noch heute und morgen
Der stürmische Erfolg!
Ein Erlebnis!
Das einzig dastehende Meisterwerk
Ein Erlebnis ist aber auch die
Tannhäuser-Ouvertüre
gespielt vom Dresdener Philharmon.
Orchester unter Fritz Busch, die
dem Film vorangeht.
Jugendliche haben Zutritt.
Ein echter Sensationsfilm in
deutscher Sprache, voll Tempo und
vervenerreger der Spannung
Radio-
Polizei-
Patrouille
Dieser unerhört sensationelle Film
zeigt New-Torks Polizei im Kampf
gegen die Unterwelt und die mit
allen technischen Raffinements
ausgearbeiteten Abwehrmaßnahmen
gegen die großen Verbrecher-
Organisationen Amerikas.
Das Radio als wesentlicher
HIlksfaktor Im
Fahndungsdienst.
Dazu das V. 12278
reichhaltige Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Ein Spitzenwerkdeutscher Filmkunst!
Derherrliche Schubert-Fifin
MAnd.
Alalſ
mit Martha Eggerth, Luise Ullrich
und Hans Jarey.
Ferner die Wiener Philharmoniker und
die Wiener Sängerknaben.
In der neuesten Ufa-Woche:
Der erste Spatenstich in Frankfurt/M.
durch Reichskanzler Adolf Hitler.
Jugendliche haben Zutritt.
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