Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
De wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Sept.
bie 30 Sept. 2— Reichsmart und 20 Pfennig
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tragegebühe, abgeholt 2.— Reichsmark, durch die
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im Sept. ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reichsmark.
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 248 Donnerstag, den Z. September 1933. 196. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reſchepfg.
Finanz=Anzeigen 38 Reichspfg. Rellamezelle (92 mm
breitl 2Reichsmark. Anzeigen von auswärts 3sReſchspfg.
Finanz=Anzeigen 30 Reichepfg. 92 mm breite
Rellame=
zelle 3.— Neſchemark. — Im Falle höherer Gewalt,
wie Krieg, Aufruhr, Sireikt uſw., erliſcht jede
Verpſiſch=
tung auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerſchtilſcher Beie
treibung fällt ſeder Rabatt weg. Banſionto Deutſche
Bank und Darmſtädter und Nationalbank.
Du Dunt in Seivwefen iin nenen Stant.
Einſehung eines Unkerſuchungsausſchuſſes zur Abſtellung der Mängel im deutſchen Bankweſen.
Im Vordergrund der Unkerſuchung die Frage nach der Wirtſchaftlichkeit und Zweckmäßigkeit.
Reinliche Scheidung zwiſchen privaken und ſtaaklichen Einflüſſen. — Erwägungen über
Verſtaak=
lichung gewiſſer Funkkionen des Geldweſens.
Der Weg der Banken=Enqueke.
Die Regierung wird aus den Unkerſuchungen
die nökigen Folgerungen auf dem Gebieke der
Gefeh=
gebung und Verwalkung ziehen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Enquete=Ausſchuß zur Unterſuchung des deutſchen
Bankenweſens hat am Mittwoch im Kaiſerſaal der Reichsbank
ſeine Beratungen aufgenommen. Er iſt von Dr. Schacht in
einer längeren Rede begrüßt worden. Die erſte Sitzung galt im
weſentlichen der Abgrenzung des Unterſuchungsthemas. Das
iſt um ſo notwendiger, als wir ſchon einmal einen ſolchen
Unter=
ſuchungsausſchuß hatten, der 3 Jahre lang, von 1927—1930,
be=
riet, endloſe Akten füllte, aber zu keinem vernünftigen Ergebnis
kam. Deshalb hat Dr. Schacht Wert darauf gelegt, daß diesmal
raſche Arbeit geleiſtet wird. Es wurde zunächſt eine Reihe von
Referaten verteilt, wobei den Berichterſtattern eine Friſt von
vier Wochen geſtellt wurde. Jedenfalls ſoll bis zum Jahresende
der Ausſchuß ſoweit fertig ſein, daß er der Regierung beſtimmte
Ergebniſſe unterbreiten kann, aus denen dann die Regierung
die nötigen Folgerungen auf dem Gebiete der Geſetzgebung und
der Verwaltung ziehen wird.
Worauf es in der Hauptſache ankommt, hat Dr. Schacht in
ſſeiner Einleitungsrede noch einmal entwickelt. Er hat dabei
mehr die volkswirtſchaftliche Seite in den Vordergrund gerückt,
während der Beauftragte des Kanzlers, Keppler,
die politiſche Seite anpackte. Im Mittelpunkt ſoll darnach die
Frage der Geldbeſchaffung ſtehen, die ſich aber von
ſelbſt dahin erweitert, ob und in welcher Form der private
und ſtaatliche Einfluß im Bankweſen gegeneinander
abgegrenzt werden ſoll. Wozu dann noch die
Notwendig=
keit tritt, die beſonders in der Nachkriegszeit
eingetretene Konzentrations=, Fuſions= und
Expanſions=Bewegung auf ein vernünftiges
Maß zurückzuſchrauben.
Dr. Schachk
über die Aufgaben des Unkerſuchungsausſchuſſes.
Reichsbankpräſident Dr. Schacht führte zur
Be=
gründung der bevorſtehenden Arbeiten aus, daß das deutſche
Bankweſen durch den Krieg und ſeine Folgeerſcheinungen eine
ſchwere Beeinträchtigung erfahren hat und daß dieſes
Bank=
weſen gegenüber den Problemen, die die wirtſchaftliche und
nationale Umwälzung mit ſich gebracht hat, in ſeiner
gegen=
wärtigen Geſtaltung nicht zureicht. Die Bankenenquete des
Jahres 1927 habe zu keinem wirklich fruchtbringenden Ergebnis
geführt. Die nationalſozialiſtiſche Regierung werde aus den
Unterſuchungen die nötigen Folgerungen auf
dem Gebiete der Geſetzgebung und Verwaltung
ziehen und für die Abſtellung der vorhandenen
Unzulänglich=
keiten ihre Maßnahmen treffen. Die Bedeutung des Bankweſens
ſteige in einer Wirtſchaft, die durch Krieg, Kriegstribute und
den Zerfall des internationalen Wirtſchaftsſyſtems ſchwer in
Mit=
leidenſchaft gezogen ſei. Die Hilfsmöglichkeiten, die das
Bankweſen der Wirtſchaft gegenüber habe, ſeien
ein=
mal gebunden an das in der Wirtſchaft
vorhan=
dene und ſich bildende Kapital und zweitens an
die Grenzen, die jede Kredithergabe in ſich
ſelbſt finde, wenn ſie unwirtſchaftlich, d. h. mit
Verluſt verwendet werde.
Die Banken ſeien nicht Geldſchöpfer, ſondern
Geldverwalter. Geldſchöpfer ſei allein der
Staat durch ſeine Währungspolikik, für welche
eigene Geſeßze gelten.
Angeſichts der beſtehenden Knappheit an Leihkapital ſpiele in
der Erörterung der letzten Jahre immer wieder die Frage
eine Rolle, wieweit das Bankweſen durch
Kredit=
ſchöpfung das fehlende Leihkapital erſetzen
könne. Die hierauf abzielenden Beſtrebungen würden ebenfalls
Gegenſtand der Unterſuchungen ſein müſſe, weil ſie in
beſon=
ders ſtarkem Umfange die Währungspolitik des Staates und
der Reichsbank berühren. Die Reichsbank mit ihrer
Notenpreſſe bilde heute die einzig wirklich
ver=
fügbare Notreſerve für das Kreditſyſtem der
deutſchen Wirtſchaft. Die ſorgfältige Handhabung der
Notenpreſſe ſei entſcheidend für alle Wirtſchaftspolitik auf dem
Gebiete der Löhne und der Preiſe, ſowie der öffentlichen, wie
der privaten Haushalte. Dieſe Zuſammenhänge hätten bei
manchem
die Forderung nach einer Berſtaaklichung
des geſamken Bankweſens
entſtehen laſſen. Die Frage werde zu prüfen ſein, ob das An=
und Ausleihen von Kapital und die Kreditvermittlung den
privaten Händen grundſätzlich zu entziehen ſei und alle
diejeni=
gen, die ihr Geld ausleihen wollen, oder die Kredite in
An=
ſpruch nehmen möchten, hierbei an den Staat gebunden ſein
ſollen. Die Leiſtung des einzelnen Menſchen bilde nicht nur auf
moraliſchem und geiſtigem, ſondern auch auf materiellem Gebiet
die Grundlage des Staates. Der materielle Fortſchritt eines
Volkes beruhe auf Arbeiten und Sparen, alſo auf zwei ſittliehen
Faktoren, die in ihrem Erfolg vom freien Willen eines jeden
Menſchen beſtimmt ſeien. Dieſer freie Wille könne wohl durch
eine nationalſozialiſtiſche Erziehungsarbeit beeinflußt, nicht aber
durch die Staatsmaſchinerie erzwungen werden. Wenn deshalb
die Unterſuchung des Bankenausſchuſſes zu dem Ergebnis
kom=
men ſollte, daß das private Bankweſen nicht grundſätzlich
aus=
zuſchließen, andererſeits aber auch eine Einflußnahme des
Staa=
tes auf dem Gebiete des Banrweſens nicht zu entbehren ſei, ſo
werde man nicht umhin können, die Grenzen zwiſchen beiden
Faktoren eindeutig abzuſtecken.
Ein Durcheinander= und Gegeneinanderarbeiten
von Staaks= und Privakwirkſchaft müſſe zu
gefährlichen Skörungen führen.
Es dürfe nicht überſehen werden, daß weder das Gros der
Bankleiter, noch die Nachkriegsregierungen den an ſie
herangetre=
tenen Bankproblemen gerecht geworden ſeien. Ueber der
Bank=
politik der Nachkriegszeit habe der Unſtern jener liberaliſtiſchen
Wirtſchaftsauffaſſung geſchwebt, die von dem Gewährenlaſſen
unkontrollierter Kräfte den automatiſchen Ausgleich aller
Schä=
den erwartete. Der Marxismus der Nachkriegszeit habe dieſe
Entſeelung der Wirtſchaft auf die Spitze getrieben. In
völliger Verkennung der Aenderungen, die der
Krieg in die Wirtſchaftsſtruktur der Welt
hineintragen mußte, fuhren viele
Bankleitun=
gen mit Billigung und Förderung unſeres
Nach=
kriegsregierungsſyſtems fort, die
Gewinn=
ſpanne auf dem Wege von Konzentration,
Fuſion und Expanſion zu ſuchen und die
zu=
ſammengeſchrumpften eigenen oder aus der
deutſchen Wirtſchaft anfallenden Gelder durch
die Hereinnahme ausländiſchen Leihkapitals
zu erfetzen. Wie weit dieſes ganze Syſtem auf ein
vernünf=
tiges Maß zurückgeführt werden könne, werde den Ausſchuß
bei den Unterſuchungen eingehend zu beſchäftigen haben, wobei
die perſonelle Seite des ganzen Problems am wenigſten außer
Acht gelaſſen werden dürfe. Neben den erwähnten Fragen
werde ſich der Enqueteausſchuß noch mit einer ganzen Reihe
weiterer wichtiger Probleme, wie mit
Zinsgeſtalkung, Kredikverkeilung uſw.
ſowie mit Einzelfragen zu beſchäftigen haben. Die
Unterſuchun=
gen werden unter Mitarbeit und im Lichte der Oeffentlichkeit
vorgenommen. Es ſei unleugbar, daß Mängel in unſerem
Bank=
weſen vorhanden ſeien, es ſtehe auch feſt, daß die
nationalſozia=
liſtiſche Regierung den Mut und die Kraft habe, dieſe Mängel
abzuſtellen. Es ſei in keiner Weiſe zu befürchten, daß durch die
Verhandlungen des Enqueteausſchuſſes ihre berechtigten
Inter=
eſſen verletzt werden könnten. Die Enquete könne in abſoluter
Ruhe und ohne Störungen des Bankweſens erfolgen, weil die
moraliſche und politiſche Konſolidierung in Deutſchland unter
nationalſozialiſtiſcher Führung eine Atmoſphäre des Vertrauens=
und der Gemeinſchaftsarbeit geſchaffen habe, die den Erfolg der
Arbeiten und die Löſung der Aufgabe verbürge.
Staalsſekrekär Feder über das Verhältnis
von Staak und Wirkſchaft.
In der Eröffnungsſitzung machte auch Staatsſekretär Feder
vom Reichswirtſchaftsminiſterium einige prinzipielle
Ausfüh=
rungen. Ueber das Verhältnis von Staat und Wirtſchaft betonte
er, daß der Nationalſozialismus jegliche Sozialiſierung auf dem
Gebiete der Produktion ablehne. Dagegen müſſe der Staat auf
dem breiten Gebiet der Zirkulation, welches zwiſchen
Produk=
tion und Konſumtion liege, normgebend ſein. Daß der Staat
dies mit Erfolg und zum Nutzen der Geſamtheit tun könne,
zeige die Verſtaatlichung der Eiſenbahn. Auch das Geldweſen
ge=
höre auf das Gebiet des Verkehrsweſens, und bei ihm müßten
die privatwirtſchaftlichen Intereſſen hinter den ſtaatspolitiſchen
Notwendigkeiten zurücktreten. Das Geldweſen habe Funktionen
höchſter Ordnung gegenüber der Volkswirtſchaft zu erfüllen, und
deswegen müſſe ſich bei ihm der Staat einſchalten. Der
Unter=
ſuchungsausſchuß müſſe an die zu behandelnden Fragen
kon=
ſtruktiv herangehen, d. h. nach prinzipieller Klärung
insbeſon=
dere an die Frage, was von vornherein innerhalb des
Geld=
weſens verſtaatlicht werden müſſe. Dazu gehört der Realkredit,
das Giralgeld und die Geldſchöpfung. Feder ſetzte ſich vor allem
für eine Vereinheitlichung des Giralnetzes für ganz Deutſchland
ein und hob die Bedeutung des Giralgeldes für die
Volkswirt=
ſchaft (ſchneller Geldumlauf, vorteilhafte Bewirtſchaftung)
her=
vor. In dieſem Zuſammenhang wandte ſich Staatsſekretär
Feder gegen die früher aus politiſchen Beweggründen unter
dem Schlagwort „Federgeld” erhobenen Angriffe auf
national=
ſozialiſtiſche Grundſätze über das Geldweſen.
Erfolgreiche Agrarpolikik. — Der Weg.
zur Nahrungsfreiheik.
R Die Reichsregierung hat in den Vordergrund ihrer
Tätig=
keit für die Geſundung der nationalen Wirtſchaft bewußt die
Landwirtſchaft geſtellt. Auch in der Landwirtſchaft hängt wie in
anderen Zweigen der deutſchen Wirtſchaft alles davon ab, daß
Einnahmen und Ausgaben in ein geſundes Verhältnis
zueinan=
der gebracht werden. Zu dieſem geſunden Verhältnis iſt heute
die deutſche Landwirtſchaft auf dem beſten Wege, und wenn dies
der Fall iſt, ſo iſt es den agrarpolitiſchen Maßnahmen der
Reichsregierung zu verdanken. Zwar hat ſich die Lage der
Land=
wirtſchaft im ganzen ſeit dem Frühjahr 1933 äußerlich nur wenig
verändert, aber, worauf es ankommt und was die aufgeſtellte
Behauptung erhärtet, es ſind für die Landwirtſchaft die
Voraus=
ſetzungen für eine Beſſerung geſchaffen, indem die grundlegenden
Regierungsmaßnahmen vor allem die Bereinigung der
Verſchul=
dungslage, eine planmäßige Regulierung der Produktion in
wich=
tigen Betriebszweigen des Ackerbaus und endlich die
Wieder=
herſtellung der Rentabilität in der Milchwirtſchaft zum Ziele
haben. Auf der Ausgabenſeite iſt bereits unverkennbar eine
Ent=
wicklung zugunſt en der Landwirtſchaft zu verzeichnen. Der
Ver=
ſchuldungsdrus iſt durch das Geſetz vom 1. Juni 1933 über die
landwirtſchaftliche Schuldenregelung, das der
Vollſtreckungs=
ſchutzverordnung vom Februar ds. Js. gefolgt war, erheblich
ge=
mildert worden. Während die Landwirte früher einen Zinsſatz
von 8 Prozent und mehr zu bezahlen hatten, ſo beträgt dieſer
Zinsſatz jetzt für den größten Teil ihrer Kredite nur noch
4½ Prozent, und zwar einſchließlich der Verwaltungskoſten. Da
die Verſchuldung außerdem durch Kapitalſchnitte und andere
Regelungen dem Reinertrag und damit dem tatſächlichen
Zins=
leiſtungsvermögen angepaßt werden ſoll, ſo tritt eine weitere
Erleichterung zu der Zinsentlaſtung hinzu. Dieſe war notwendig
geworden, weil die Verſchuldung den heutigen Geſamtwert des
Objektes überſchritt. Denn ſchon im Jahre 1932 wurden bei
Zwangsverſteigerungen vielfach nur zwei Drittel der
hypotheka=
riſchen Belaſtung und durchſchnittlich 85 Prozent des
Einheits=
wertes erzielt. Ein großer Teil der Kredite, vor allem der
Perſonalkredite, war nicht mehr geſichert. Dieſe
Entſchuldungs=
regelung liegt auch im Intereſſe des Gläubigers inſofern, als
durch ſie die Verbindlichkeiten des Landwirtes auf einen ſolchen
Stand zurückgeführt werden ſollen, daß er bei einfacher
Lebens=
führung ſeinen Betrieb rentabel fortführen kann, und gerade aus
der Aufrechterhaltung des einzelnen Betriebes rechtfertigen ſich
die dem Gläubiger bei dieſer Regelung auferlegten Opfer. Er
kann nämlich auf dieſe Weife einen Teil ſeiner Forderungen
ſicherſtellen, was bei einer Zwangsvollſtreckung nicht ohne
weite=
res möglich iſt, da bei ihr die Forderung ganz oder zum großen
Teil verloren gehen muß. Wichtige Produkte, die der Landwirt
braucht, wie Kunſtdünger und vor allem landwirtſchaftliche
Maſchinen, tendieren im Preiſe nach unten, was auch für die
im Rahmen eines landwirtſchaftlichen Haushalts eine große
Rolle ſpielende Bekleidung gilt.
Was nun die Einnahmeſeite der Landwirtſchaft anbelangt,
ſo ſind zwar die Getreidepreiſe bis Anfang Auguſt auf etwa
98 Prozent des Vorkriegsſtandes geſunken, ſie haben ſich aber
in der großen Linie geſehen von da ab gehalten. Die
Reichs=
regierung hat in verſchiedenen Erklärungen kund getan, daß ſie
Machenſchaften, durch die die Getreidepreiſe unter Druck
gehal=
ten werden ſollen, energiſch bekämpfen wird, andererſeits aber
von der Landwirtſchaft Selbſtdiſziplin und Vermeidung
über=
ſtürzten Angebotes von Getreide erwartet, durch das, zumal die
diesjährige Ernte gut ausgefallen iſt, Preisdruck hervorgerufen
werden würde. Jedenfalls kann ſich der Landwirt unbedingt
darauf verlaſſen, daß die Getreidepreiſe nicht ſinken werden, da
die Regierung durchaus die Mittel in der Hand hat, um einen
künſtlichen Preisdruck ſchon im Aufkommen zu zerſtören.
Außer=
dem muß ſich mit einer allgemeinen Wiederbelebung der
Geſamt=
wirtſchaft und mit zunehmender Abnahme der Erwerbsloſigkeit
die Kaufkraft der Verbraucher ſteigern, und vermehrter Konſum
gibt die beſte Stütze für eine Stabilität der Getreidepreiſe und
ſogar die Grundlage für eine Beſſerung ab, was vor allem für
Weizen zutrifft. Ein zweites Uebel, unter dem die
Landwirt=
ſchaft leidet, iſt die Ueberproduktion an einzelnen Erzeugniſſen,
hauptſächlich Kartoffeln und Futtergetreide, und die gleichzeitige
Untererzeugung bei anderen Früchten; auch dieſem Uebel iſt die
Reichsregierung energiſch zu Leibe gegangen. Hierbei beſtimmt
der Grundſatz die Agrarpolitik, daß alle Zweige der
Landwirt=
ſchaft gleichmäßig begünſtigt werden, damit nicht, wenn ein
Zweig der Landwirtſchaft gegenüber dem anderen lohnender
erſcheint, er auf Koſten der anderen ausgedehnt wird. Dadurch
entſteht nämlich, wie wir es in der Vergangenheit erlebt haben,
ein unnatürliches Preisverhältnis der einzelnen
landwirtſchaft=
lichen Produkte zueinander zum Beiſpiel feſte Getreidepreiſe
bei raſch ſinkenden Viehpreiſen, und eine durchaus folgende
un=
organiſche Entwicklung der Produktion ſelbſt, die der
Notwen=
digkeit einer ausgeglichenen Agrarbilanz zuwiderläuft. Um von
der Ueberproduktion an Hafer, Roggen, Kartoffeln und auch
Zucker loszukommen, muß ſich der Anbau von Weizen, Gerſte,
Oelfrüchten, Futterpflanzen und Geſpinſtſtoffen ausdehnen. wozu
allerdings in den einzelnen Betrieben der Landwirtſchaft
ein=
ſchneidende Umſtellungen nötig ſind. Im Mittelpunkt der
Re=
gierungsmaßnahme ſteht bekanntlich der Oelfrüchtebau, da durch
die ſchlechten Preiſe gerade im Oelſaatenanbau ein erheblicher
Rückgang eingetreten iſt. Während z. B. noch 1926 Raps etwa
34 RM. Weizen 28 RM. Roagen 20 RM. je Doppelzentner
koſtete, ging der Rapspreis bis 1931/32 bei kaum geſunkenen
Getreidepreiſen bis auf 15 RM. je Doppelzentner zurück.
Die Rentabilität des Oelfrüchtebaus iſt durch die
Regierungs=
maßnahmen in Zukunft abſolut geſichert; ſie beſtehen im Schutz
vor dem Weltmarkt durch Zölle bzw. Monovolzuſchlag für
Oel=
ſaaten. Oele und Oelkuchen ſowie in rentablen Feſtpreiſen für
heimiſche Oelſaaten. Die Selbſtverſorgung mit pflanzlichen Oelen
und Oelkuchen wird dadurch gefördert, außerdem wird der
Land=
wirtſchaft für den Anbau von Ravs und Flachs eine feſte
Kal=
kulationsbaſis gegeben und gleichzeitig der Getreidemarkt
ent=
laſtet. Durch den Verwendungszwang für inländiſche Wolle und
Anbauprämien für Flachs kann die heimiſche Produktion an
Geſpinſtſtoffen erhöht werden, und wenn man bedenkt, daß im
Jahre 1932 von dem für den heimiſchen Konſum notwendigen
Rohſtoffbedarf bei Wolle knapp 9 Prozent und bei Flachs etwa
17 Prozent aus Deutſchland ſelbſt ſtammten, ſo ergeben ſich bei
Seite 2 — Nr. 248
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. September 1933
Flachs und Wolle Möglichkeiten einer erheblich ins Gewicht
fallenden Produktionsſteigerung.
Zu alledm tritt dann noch ſchließlich die Neuregelung der
Fettwirtſchaft, die die Preiſe für Werkmilch, Butter und Käſe
bereits auf einen für die Landwirtſchaft rentablen Stand
ge=
hoben hat. Hier haben ſich die von der Reichsregierung
ergrif=
fenen Maßnahmen voll und ganz bewährt, die die Konkurrenz
der Margarine gegen das wichtigſte Produkt der Landwirtſchaft,
die Butter, beſeitigt haben. Margarine konnte, da die Rohſtoffe
für ihre Herſtellung, nämlich Oelfrüchte ſowie pflanzliche und
tieriſche Oele (Tran), zu dauernd ſinkenden Weltmarktpreiſen
eingeführt wurden, immer billiger verkauft werden. Kein
Wun=
der, daß ſich die Lage der hauptſächlich auf die Einnahmen aus
der Milchwirtſchaft angewieſenen Bauern immer mehr
verſchlech=
terte. Durch Kontingentierung der Margarineproduktion und
Erhebung einer Ausgleichsabgabe auf Margarine iſt die
Kon=
kurrenzfähigkeit der Butter erhöht worden; die Butter, wie
ge=
ſagt, das wichtigſte Erzeugnis der Landwirtſchaft außer Getreide,
liegt heute im Preiſe um rd. 20 RM. über dem Stand zur
gleichen Zeit des Vorjahres. Der infolge der Kontingentierung
der Margarineproduktion entſtehende Ausfall von Oelkuchen ſoll
nun nicht durch Mehreinfuhr von Oelkuchen, ſondern möglichſt
im Inlande auf Koſten der Produktion von Kartoffeln und
Futtergetreide durch Steigerung des Anbaues von Futtermitteln
(eiweißhaltigen) erſetzt werden, wozu neben Raps und Lein vor
allem Luzerne, Klee, Lupinen uſw. gehören. Durch dieſe
Um=
ſtellung ſollen beſſere Abſatzmöglichkeiten für inländiſche Milck
und Fette, vor allem Butter und Schweineſchmalz, geſchaffen und
der Getreidemarkt weiter entlaſtet werden. Von den anderen
landwirtſchaftlichen Produkten ſei noch erwähnt, daß die
Vieh=
preiſe ſich zum Teil infolge der inzwiſchen durch
Arbeitsmarkt=
entlaſtung eingetretenen Hebung der Kaufkraft ſteigern konnten
und daß die Eierpreiſe ſich infolge der Droſſelung des
Eier=
imports durch Zollerhöhung und Kontingentierung der Einfuhr
über dem Stand von 1932 bewegen.
Nicht nur Zollſchutz und Einfuhrkontingentierung, ſondern
auch direkter Einfluß auf die Betriebsführung des einzelnen
landwirtſchaftlichen Betriebes ſollen der Landwirtſchaft eine
ren=
table Produktion ſichern, und im nächſten Jahre werden die
Auswirkungen der in dieſem Sinne von der Reichsregierung
ergriffenen Agrarmaßnahmen erſt recht deutlich erkennbar
wer=
den. Damit wird aber noch etwas anderes, für eine nationale
Wirtſchaft ſehr Wichtiges erreicht, nämlich eine möglichſt
weit=
gehende Selbſtverſorgung mit Nahrungsmitteln und damit eine
erhebliche Verminderung unſerer Auslandsabhängigkeit in der
Nahrungsmittelverſorgung, die wir unter den gegenwärtigen
Verhältniſſen zwecks Entlaſtung unſerer Handels= und
Zahlungs=
bilanz dringend brauchen. Durch die alle Zweige der
Landwirt=
ſchaft gleichmäßig begünſtigende Agrarpolitik der
Reichsregie=
rung ſind wir in der Lage, die heimiſche Verſorgung mit
Nah=
rungsmitteln nicht nur ſicherzuſtellen, ſondern noch zu erhöhen;
bereits im Jahre 1932 wurden rd. 87 Prozent aller in
Deutſch=
land verzehrten Nahrungsmittel im Inlande erzeugt. Dieſe
Ziffer kann im laufenden Jahr bis auf 90 Prozent geſteigert
werden, und dieſe Entwicklung dürfte ſich im nächſten Jahr,
wenn, wie bereits geſagt, die Agrarmaßnahmen voll zur
Aus=
wirkung kommen, fortſetzen. Die Reichsregierung erreicht alſo
durch ihre Agrarpolitik zweierlei: die Wiederherſtellung der
Rentabilität der Landwirtſchaft, die wiederum einen günſtigen
Einfluß auf die anderen Teile der Wirtſchaft haben muß, indem
die Landwirtſchaft mehr kaufen kann als bisher, alſo der
In=
landsmarkt dauernde Abſatzmöglichkeiten erhält, und die
An=
näherung an die Selbſtverſorgung mit Lebensmitteln bzw. an
die Nahrungsfreiheit. Beides aber fügt ſich als wichtiger
Bau=
ſtein in den Wiederaufſtieg der deutſchen Wirtſchaft ein. E. B.
Sozialpolikiſche Maßnahmen
im Kampf gegen die Arbeitsloſigkeik.
Berlin, 6. September.
Der Sozialpolitiſche Unterausſchuß im Reichsſtand der
deut=
ſchen Induſtrie beſchäftigte ſich am Mittwoch mit
Arbeitsbeſchaf=
fungsfragen, insbeſondere mit den Möglichkeiten und
Maßnah=
men, die von der ſozialpolitiſchen Seite zur Förderung des
Kamp=
fes gegen die Arbeitsloſigkeit und zur Behauptung des bisher
Erreichten getroffen werden können. Es wurde vor allem die Frage
der Arbeitszeitverkürzung (40=Stundenwoche), der
Doppelver=
diener, der Frauen= und Jugendlichenarbeit, der Schwarzarbeit,
des Austauſches jüngerer Arbeiter durch verheiratete,
Weiter=
beſchäftigung ausgelernter Lehrlinge, der vorzeitigen
Penſionie=
rung u. a. m. eingehend beſprochen. Im Rahmen der Ausſprache
wurden den anweſenden Unternehmern ſämtlicher
Wirtſchafts=
bezirke des Reichsgebietes eine Fülle wertvoller poſitiver
An=
regungen gegeben, die die Erwartung rechtfertigen, daß dadurch
auch von dieſer Seite ein weiterer wertvoller Antrieb im Kampf
gegen die Arbeitsloſigkeit erfolgen wird.
Vom Tage.
Laut Bundesbefehl des Stahlhelmbundesführers
Reichs=
arbeitsminiſter Seldte findet die Reichsführertagung des
Stahl=
helms am 23. und 24. September in Hannoper ſtatt. Stabschef
Röhm hat ſein Erſcheinen zugeſagt.
Oberpräſident Kube hat dem preußiſchen Miniſter des
In=
nern gemeldet, daß die Provinz Grenzmark Poſen=Weſtpreußen
jetzt frei von Arbeitsloſen iſt.
Beamte der Staatspolizeiſtelle Recklinghauſen haben in der
Nähe von Wulfen in einem Walde ein 150 Mann ſtarkes
mar=
xiſtiſches Feldlager, das unter kommuniſtiſcher Leitung ſtand,
ausgehoben. Die Leute ſtammten aus den verſchiedenſten Orten
des Ruhrgebietes.
Im Kommuniſtenprozeß wegen des Feuerüberfalls auf
Natio=
nalſozialiſten in Erkrath am 20. Juni vorigen Jahres beantragte
der Staatsanwalt gegen alle 12 Angeklagten die Todesſtrafe.
Zur Fortſetzung der Verhandlungen über die Ausnutzung des
Danziger Hafens hat ſich die Danziger Abordnung nach Warſchau
begeben.
Volkskommiſſar Woroſchilow hat dem franzöſiſchen
Abgeord=
neten Herriot den Grad eines Oberſten in der Roten Armee
ver=
liehen.
An Stelle des verſtorbenen franzöſiſchen Marineminiſters
Ley=
gues wurde der bisherige Kolonialminiſter Sarraut zum
Kriegs=
marineminiſter und der radikale Abgeordnete Dalimier zum
Kolo=
nialminiſter beſtimmt.
Der kubaniſche Staatspräſident Ceſperes iſt zurückgetreten.
Die unter Führung eines Kommuniſten ſtehende Junta hat die
proviſoriſche Regierung übernommen und in einem Aufruf die
Ab=
ſicht mitgeteilt, zurückzutreten, ſobald eine endgültige Regierung
auf Grund von Wahlen gebildet iſt. Auf Anweiſung Rooſevelts
ſind amerikaniſche Kriegsſchiffe nach Kuba entſandt worden.
Präſident Rooſevelt hat den Marineminiſter Swanſon
ange=
wieſen, ſich an Bord des Kreuzers „Indianapolis” ſofort nach
Havanna zu begeben.
Die Verhandlungen zwiſchen dem japaniſchen Marine= und
dem Kriegsminiſterium über die Verſtärkung der Flotte ſind
be=
endet worden. Die beiden Miniſterien ſind zu der Anſicht
gekom=
men, daß die japaniſche Flotte außerhalb des Rahmens des
Lon=
doner Abkommens vergrößert werden muß.
bei den Uebungen der 5. Diviſion.
Ulm, 6. September.
Anſtelle der auch in dieſem Jahre wiederum aus
Erſparnis=
ründen ausgefallenen früheren Herbſtübungen finden auf der
Schwäbiſchen Alb=Hochfläche in der näheren und weiteren
Um=
gebung von Ulm und Münſingen in den Tagen vom 5. bis 8.
September innerhalb der einzelnen Truppenteile kleinere
Uebun=
gen ſtatt. Darunter befinden ſich auch Teile des Gießener
Regi=
ments. Dieſen Uebungen, die am Dienstag früh ihren Anfang
nahmen, kam durch die Anweſenheit des
Reichskanz=
lers Adolf Hitler, des Miniſterpräſidenten General
Gö=
ring, des Reichswehrminiſters Generaloberſt v.
Blom=
berg und des Chefs der Heeresleitung, General von
Ham=
merſtein, eine ganz beſondere Bedeutung zu, die durch die
An=
weſenheit der Reichsſtatthalter von Württemberg, Baden
und Heſſen und weiterer Perſönlichkeiten des öffentlichen
Lebens unterſtrichen wurden.
Im Anſchluß an die ſehr intereſſant verlaufenen Uebungen
richtete der Reichswehrminiſter von Blomberg eine
Anſprache an den Kanzler. Wir haben alle erlebt,
führte er aus, wie die Stimmung begeiſtert und welche Wärme
des Volkes zu dieſem Mann kundgetan wurde. Wir haben auch
erlebt, daß auch unſere Soldaten in derſelben begeiſterten Weiſe
den Herrn Reichskanzler in unſerer Mitte begrüßt haben. Ihre
Augen legten Zeugnis davon ab, wie die Wehrmacht zu ihm ſteht.
Das dürfte kein Wunder ſein; denn wir ſehen in dieſem Mann
den Soldaten, der während des Weltkrieges vier Jahre
Front=
kämpfer war, und der dann in 14 Jahren politiſchen Kampfes
zum Wohle Deutſchlands der Führer war. Wir verdanken ihm
viel, denn er hat im neuen Reich der Wehrmacht den Platz
an=
gewieſen, der ihr gehört. Wir ſehen die Sorge, die Arbeit, die
Verantwortung und die Entſchlußfreudigkeit dieſes Führers und
fragen uns, was geben wir. Nun, wir geben unſer vollſtes
Ver=
trauen rückhaltloſer Zuverläſſigkeit, unerſchütterlichen Glauben
an unſeren herrlichen Beruf und ſind entſchloſſen, in dem neu
durchbluteten Reich zu leben, zu arbeiten und, wenn es nötig ſein
ſollte, zu ſterben. Dieſem Gelöbnis wollen wir Ausdruck verleihen
in dem Zuruf, der über hunderte Schlachten freudig brauſte:
Adolf Hitler, des Deutſchen Reiches Kanzler, des deutſchen
Vol=
kes Führer: Hurra!
Der Reichskanzler dankte dem Reichswehrminiſter für
ſeine Worte mit ſehr herzlichem Ausdruck der Verbundenheit mit
der Wehrmacht.
Zorverängen der Kauuß.
zur Reform des deukſchen Bankenweſens.
Der Beauftragte des Reichskanzlers für
Wirk=
ſchaftsfragen, Wilhelm Keppler, machte in der
En=
queteſitzung längere grundſätzliche Ausführungen in
denen er darauf hinwies, daß die Nationalſozialiſtiſche Partei an
dem Syſtem der beſtehenden Banken, der Art ihrer
Geſchäftsfüh=
rung und den Verhältniſſen des Kapitalmarktes zwar vieles zu
rügen hätte, daß aber in den ſieben Monaten ſeit der Uebernahme
der Regierung durch Adolf Hitler noch nichts weſentliches geſchehen
ſei, um die Verhältniſſe im Sinne der NSDAP. zu ändern.
Einer=
ſeits ſei man ſich bewußt geweſen, daß Veränderungen an einem
ſo großen Wirtſchaftskörper nicht plötzlich durchgeführt werden
könnten, andererſeits lag die Erkenntnis vor, daß die Zeit einer
ſo gewaltigen inneren Revolution nicht geignet ſei zur Löſung
wirtſchaftlicher Fragen. Alles, was auf dem Boden der Wirtſchaft
geſchehe, müſſe geſund wachſen, wofür Revolutionszeiten ſich nicht
eigneten. Die Frage des Bankweſens ſei keine politiſche, ſondern
eine wirtſchaftliche Frage. Es müſſe daher zunächſt
alles vom Skandpunkt der wirkſchafklichen Bernunft
und Zweckmäßigkeik aus
geprüft werden. Man müßte Inſtitute ſchaffen, die für die
ein=
zelnen Perſönlichkeiten voll überſehbar ſeien, und wo daher der
einzelne die Verantwortung übernehmen könne.
Die Unklarheit, wer der Verantwortliche ſei, habe es mit ſich
gebracht, daß die Begriffe von Moral nud Sauberkeit verſagt
hätten. Das Handeln der Wirtſchaft ſei häufig von Eigennutz
dik=
tiert geweſen, der keine Rückſicht auf Gemeinnutz nahm, ſo daß
die Wirtſchaft in vielen Fällen die Intereſſen des Staates
über=
wuchert habe. Ferner habe das Kapital verſucht, ſich zum Herrn
der Wirtſchaft aufzuſchwingen, ſtatt der Wirtſchaft zu dienen. Bei
Bildung von Vorſtänden und Aufſichtsräten lägen Mißſtände vor,
die eine Beſeitigung verlangten. Der Prozeß der Konzentration
und Zentraliſierung habe dazu geführt, daß die Zahl der
ſelb=
ſtändigen lebensfähigen Bankbetriebe auf einen Bruchteil
zuſam=
menſchrumpfte, und daß eine große Anzahl ſelbſtändiger Exiſtenzen
der Wirtſchaft und dem Staate verloren gegangen ſeien,
Es müſſe geprüft werden, ob das beſtehende Syſtem durch eine
Ausmerzung dieſer Fehler, durch entſprechende Dezentraliſation
gebeſſert werden könne, oder ob man wieder das frühere Syſtem
zur Grundlage nehmen müſſe.
Der Nakionalſozialismus ſehe das Schwergewicht der
ganzen Wirkſchaft in den produzierenden Bekrieben.
Ihnen müſſe der Handel als Verteilungsſtelle der Waren wie
auch das Bankſyſtem als Verteilungsſtelle für den Kredit dienen.
Mit größter Beſchleunigung müſſe daran gearbeitet werden, das
Bankweſen wieder ſo zu geſtalten, daß es ſeine große
volkswirt=
ſchaftliche Aufgabe wieder voll erfüllen könne. U. a. werde es
not=
wendig ſein, nachzuprüfen, ob die Verteilung der Aufgaben
zwi=
ſchen den einzelnen Arten der Inſtitute richtig ſei. Aus politiſchen
Gründen müſſe größter Wert darauf gelegt werden, die
Spar=
kaſſen wieder zu den ſicherſten und zuverläſſigſten Inſtituten
aus=
zubauen. Der Nationalſozialismus ſehe die beſte Anlage für den
Spargroſchen darin, daß der Arbeiter wieder in den Beſitz eines
eigenen Heimes komme, um ſo mit dem Boden ſeiner Heimat wies
der zu verwachſen. Auch hier ſei die Gewährung der Realkredite
eine Aufgabe, die der Sparkaſſe zufallen ſolle.
Aufgabe des Staakes ſei es, ſich nicht unnölig
in die Wirtſchafk zu miſchen.
Hierdurch ſei ſchon ein gewiſſes Charakteriſtikum
für die Staatsbank gegeben. Sie ſoll dem Staate
zur Verfügung ſtehen und ſo ſtark ſein, daß ſie in
Zeiten der Not in der Lage ſei, der Wirtſchaft zu
helfen. Die Schaffung beſonderer Banken für die
einzelnen Stände innerhalb des ſtändiſchen
Aufbaues des Staates ſei nicht erwünſcht. Die
Frage der Zinsſenkung ſei im weſentlichen ein Problem des
Ka=
pitalmarktes, deſſen Geſtaltung hier weniger zur Erörterung ſtehe.
Der Redner hofft beſtimmt, daß derartige Feſtſtellungen dazu
bei=
tragen werden, daß auch von der Bankſeite aus etwas zur
Sen=
kung der Zinſen geſchehen könne.
Ihre wichtigſie Aufgabe erblickt die Erbgeſundheitspflege
in der Unterſuchung und Beeinfluſſung der Ausleſevorgänge,
die bekanntlich zum Niedergang oder zum Aufſtieg der Völker
führen können. Da nämlich auf den Erbanlagen die
Leiſtungs=
fähigkeit, Tüchtigkeit und Geſundheit des einzelnen beruht,
wird der größte Reichtum eines Volkes durch ſein
Geſamt=
erbgut beſtimmt. Ein Volk iſt alſo um ſo reicher und tüchtiger,
je mehr geſunde und tüchtige Erbſkämme es beſitzt. Nimmt
infolge falſcher Ausleſe die Zahl der Perſonen mit wertvollem
Erbgut im Laufe der Generationen ab oder, was zu dem
nämlichen Ergebnis führt, nimmt die Zahl der Perſonen mit
minderwertigem Erbgut innerhalb eines Volkes zu, ſo ſinkt
der Durchſchnittswert des Geſamterbgutes und mithin auch
die Leiſtung, Tüchtigkeit, und Geſundheit des Volkes. Dies
bedeutet aber in Wirklichkeit den Untergang.
2
Ein Beſuch auf der ſtaatlichen Vogelſchutzſtation Schloß Seebach.
Zum Tode des berühmten Vogelforſchers und
Vogelſchützers Freiherrn Hans von Berlepſch.
Ein Beſuch auf Schluß Seebach, der berühmten „Vogelburg”
und Wohnſtätte des Ornithologen Hans Freiherrn von Berlepſch,
wird zu einem Erlebnis, das man nie vergeſſen wird. Die Burg,
vor einem Menſchenalter faſt verfallen, wurde von Freiherrn
von Berlepſch in einer Weiſe reſtauriert, daß jeder Architekt ſich
an dieſem Laienbaumeiſter ein Beiſpiel nehmen kann. Hier hat
der Beſitzer ſeinen Lieblingen und Schützlingen, den Vögeln,
ein Heim und eine Schutzſtätte geſchaffen, die in der ganzen
Welt als vorbildliche Maßnahme der Tierliebe anerkannt wird.
Die „Vogelburg” des Freiherrn genießt mit Recht Weltruhm.
Schwalben, Stare, Turmfalken, Dohlen und andere Vögel niſten
in dem alten Gemäuer, denn der alte Freiherr hat ihnen ſchon
ſeit Jahren hier Niſtſtätten geſchaffen: ein Stein, der ſich in die
Mauer einfügt, und der zu einem Neſt ausgehöhlt iſt. Die
Vor=
derhälfte kann herausgenommen werden. Auf der höchſten Spitze
des Steildaches wird im Frühling eine Laterne angezündet, um
die Vögel anzulocken. Auch die rieſenhaften Bäume im Park, die
Eichen, Tannen, Blutbuchen und ſeltene Arten deutſcher Hölzer,
die alle von dem Beſitzer ſelbſt gepflanzt worden ſind, dienen
den Zwecken des Vogelſchutzes und des Vogelſtudiums. Ueberall
iſt ein Singen und Jubilieren in den Aeſten. Wohl an jedem Baum
hängen einige der berühmt gewordenen „Berlepſchen Niſthöhlen”.
die von allerlei ſchnäbelndem und zwitſcherndem Gefieder bewohnt
werden. Wir befinden uns hier in einem wahrhaften
Vogel=
paradies, wie es ſchöner den kleinen Sängern nicht eingerichtet
werden konnte. Berlepſch beſchrieb kurz vor ſeinem Tode,
wie dieſe große „Vogelorgel” von Hunderten und aber
Hunder=
ten von Pfeifen an ſchönen Maientagen ertönt. Am ſtärkſten iſt
der Geſang gleich nach Tagesanbruch um 3½ bis 4 Uhr. Sing=
Schwarzdroſſeln und Nachtigallen beginnen das Konzert, es
folgen Kuckuck und die Laubvögel. Gleich darauf iſt es aber nur
noch als ein geradezu wüſtes ohrenverwirrendes Geräuſch zu
bezeichnen, in dem außer den Strophen der Nachtigall einzelne
Stimmen nicht mehr zu unterſcheiden ſind. Aber ſchon nach
Ver=
lauf einer halben Stunde ſchwillt dieſer Geſangslärm wieder ab,
ſich in einzelne Schläge, Rufe und Geſänge auflöſend. Die
Vögel gehen ihrer Nahrung nach, kümmern ſich um ihre Bruten,
nehmen ihre Bäder. Erſt gegen 7 Uhr ſetzt wieder ruhiger,
nor=
maler Geſang ein. Derartige Stimmorgien wie hier in der
Vogelburg hat Berlepſch nach ſeiner Erklärung ſelbſt in den
Urwaldgebieten nicht gehört. Berlepſch baute ſeine künſtlichen
Niſthöhlen genau nach der Naturvorlage der Spechthöhlen, von
denen er mehrere Hundert in ſeinem Muſeum aufbewahrte.
Berlepſch wollte vor allen Dingen den Vogelſchutz als Mittel zur
Bekämpfung von Pflanzenſchädlingen durchführen. Natürlich war
ſeine Tierliebe der Anlaß für ſeine Lebensarbeit,
Wenn man den Park durchwandert, gelangt man an die
erſten im Freien befindlichen Vogelſchutzgehölze, die
nach der Berlepſchen Methode eingerichtet wurden. Es ſind
Hecken, die ſich an Feldrainen und an den Waldrändern
hin=
ziehen. Von außen ſind ſie durch Dornen und Wildroſen ſchwer
zugänglich gemacht. Die Haupttriebe des Buſchwerks werden
etwa zwei Meter über dem Erdboden gekürzt. Unter dem
Schnittrand können mehrere neue Augen austreiben. Der Stamm
bildet am Ende einen dicht belaubten Quirl, den der Vogel gern
zum Neſtbau aufſucht. Jedes Jahr werden die Triebe erneut
ge=
ſtutzt, ſo daß das Neſtverſteck immer dichter wird. Bedingung
für freiſtehende Vogelſchutzgehölze iſt nur, daß ein Weg mit
Bäumen oder eine Hecke zu ihnen führt, denn der Vogel fliegt
nur im Schutze dieſer grünen Zuleitung zu einem einſam
ſtehenden Gehölz. Im Jahre 1905 verheerten Eichenwickler und
Goldafter die berühmten Mühlhäuſer Wälder bis zum
Kahl=
fraß. Nur der anliegende Berlepſche Wald mit ringsum
auf=
gehängten Niſtkäſten blieb darin verſchont und ſah aus wie eine
grüne Inſel. Ein Vogelpärchen hält den Wald 50 Meter im
Umkreis des Neſtes rein. Darüber hinaus fliegt es, wie
Ber=
lepſch feſtſtellte, bei genügender Nahrung nicht. Die großen
Er=
folge, die Berlepſch auf dem Gebiete des Vogelſchutzes errungen
hat, hat der Staat dadurch belohnt, daß er Burg Seebach als
ſtaatliche Verſuchs= und Muſterſtation für Vogelſchutz anerkannte.
F. N.
Der Klub der ſchlechken Ehen.
(Ar.) Paris. Die kleine Stadt, in der jetzt ein
Freund=
ſchaftsbund der ſchlecht verheirateten Ehemänner ins Leben
ge=
rufen wurde, heißt, recht vornehm, St. Sauveur de Montagut.
Jeder männliche Bürger kann hier Mitglied werden, den der
heilige Eheſtand enttäuſcht hatte und der ſich „unverſtanden”
fühlt. Sie kommen eben zuſammen und verbringen die Abende,
wie es ſich für reſignierte Kronen der Schöpfung geziemt, mit,
na ſagen wir einmal, ſtillem Umtrunk. Gegen Mitternacht ſieht
dann jeder Ehekrüppel die ganze Welt durch eine reichlich
roſarote Brille und ſomit hat der Klub ſeine Pflicht und
Schuldigkeit getan.
Die Mitgliedsliſte des „Bundes Schlechtverheirateter” wird
aber nicht veröffentlicht. Denn — die Tapferen haben Angſt,
ihre Xantippen könnten Lunte riechen! Aus dem gleichen Grunde
befindet ſich das Klubhaus in dem kleinen Neſt St. Sauveur
de Montagut. Man will vorerſt nicht allzuviel Aufſehen
er=
regen. Erſt wenn die Planwirtſchaft in all ihren Einzelheiten
fertiggeſtellt ſein wird! Die Planwirtſchaft zur Züchtigung
herriſcher Ehefrauen, zu ihrer endgültigen Beſiegung durch
„Amicale des mal mariés‟. Dann, ja dann wird die
Ver=
einigung öffentlich auftreten, entſprechende Schlachten ſchlagen
und die Frauen beſiegen. Und die kleine Kleinſtadt zu einem
internationalen Verkehrszentrum der aus dem Ehejoch
heraus=
gekrochenen Männer avancieren.
K. G. Gaſſert: Pſychologie der Kindes= und Jugendreligion.
141 S. 1932. Verlag der Konkordia AG., Bühl, Baden.
Dieſe Schrift, die 1. die Struktur der Religionspſychologie,
2. die Jugendreligion behandelt und 3. eine ſoziologiſche und
ſozial=
pſychologiſche Betrachtung des Religionsunterrichts darbietet,
zeichnet ſich vor anderen Schriften zur Jugendpſychologie dadurch
aus, daß ſie ihre Ergebniſſe auf Grund einer zuverläſſigen
For=
ſchungsmethode gewinnt. Wohin dieſe Forſchungen hineinleuchten,
zeigen ſie durch ihre Richtigkeit überraſchende Tatſächlichkeiten,
z. Büber das Gebetsleben, über Kirchen= und Abendmahlsbeſuch,
insbeſondere über die Gründe zur Kirchlichkeit wie zur
Unkirch=
lichkeit der Jugendlichen. Beſonders, intereſſant ſind die zwar
knappen, aber guten Ausführungen über das religiöſe Erlebnis
der Kinder. So iſt eine Schrift herausgekommen, wie ſie derjenige
nötig hat, der in der Arbeit des Religionslehrers und des
Seel=
ſorgers ſteht. Sie ermutigt in der Arbeit der Lehre und der
See=
lenleitung und zeigt Wege zum Wirken mit vielen
Einzelvorſchlä=
gen, wie dem, daß man nicht die Neigung der Kinder zum
Aus=
wendiglernen, ſelbſt der Bibliſchen Geſchichten, übergehe, während
ihnen die inhaltliche Wiedergabe mit eigenen Worten weſentlich
ſchwerer falle. Die Selhſtändigkeit und wiſſenſchaftliche
Beſonnen=
heit, insbeſondere das Verantwortungsbewußtſein des Verfaſſers
gegenüber den Wirklichkeiten des religiöſen Lebens wird der
Schrift die Aufmerkſamkeit verſchaffen, die ſie verdient.
H. Mattbes=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. September 1933
Nr. 248 — Seite 3
Aonſelenzgeheinmſte.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die Pariſer Konferenz vom 18. September, die von der
fran=
zöſiſchen Preſſe zu einer großen Senſation gemacht werden ſollte,
ſteht nach wie vor im Mittelpunkt der öffentlichen Ausſprache.
Sie hat allerdings von ihrem Glanz ſchon etwas eingebüßt
inſo=
fern, als Macdonald vorausſichtlich nicht erſcheinen wird.
Immer=
hin iſt Norman Davis anweſend, der jetzt in London
nach ſeiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten die Fühlung
wieder aufnimmt.
Die Franzoſen werden ſich gewiß alle Mühe geben, die
Eng=
länder und Amerikaner für ſich zu gewinnen. Ganz ſcheint das
doch nicht gelungen zu ſein. Wiederholte Aeußerungen des
ame=
rikaniſchen Delegierten Norman Davis laſſen zwar erkennen,
daß Amerika den Gedanken einer
Rüſtungskon=
trolle, der in dem engliſchen Konventionsentwurf nur ſchwach
angedeutet iſt, für durchaus diskutabel halte. Im
Gegen=
ſatz zu den Behauptungen der franzöſiſchen Preſſe muß aber
feſt=
geſtellt werden, daß Amerika es bisher ſtrikt
abge=
lehnt hat, ſich auf Einzelheiten feſtzulegen und
daher auch nicht die Tendenz gebilligt hat, die
Frankreich der Rüſtungskontrolle geben möchte.
Man hat vielmehr den Eindruck, daß Amerika zunächſt in der
Kritik an dem franzöſiſchen Plan zurückhält, während England
offen damit hervortritt.
Jedenfalls läßt ſich aus den Formulierungen, auch wie ſie die
„Times” gebrauchen, herausleſen, daß die Engländer dem
franzöſiſchen Plan einer Rüſtungskontrolle
gegenüber ſehr ſtarke Vorbehalte gemacht haben.
Das Londoner Kabinett hat darüber ſchon einmal
be=
raten und ließ zunächſt nur andeuten, daß es den franzöſiſchen
Plan „nicht abgelehnt” habe, aber mit der Gegenfrage
ant=
worten wolle, wie Frankreich ſich eine ſolche Kontrolle
vorſtelle. Man erkennt in England ſehr genau, daß eine
Kon=
trolle, wie ſie Frankreich wünſcht, ſich nur auf die bereits
abge=
rüſteten Länder beziehen würde. Man iſt deshalb bemüht, ihr
einen wirklich paritätiſchen objektiven Charakter zu geben, indem
man auch von Frankreich wenigſtens einen Anfang auf dem Weg
zur Abrüſtung verlangt. Erreicht England dieſe franzöſiſchen
Zu=
geſtändniſſe nicht, ſo wird der ganze engliſche
Konventionsent=
wurf, gegen den Frankreich von Anfang an heftigſte Obſtruktion
getrieben hat, endgültig hinfällig.
Da die offiziöſe franzöſiſche Preſſe bereits angekündigt hat,
daß ſelbſt eine amerikaniſche Garantie für die europäiſche
Sicher=
heit und die Einrichtung einer Rüſtungskontrolle für Frankreich
keine Veranlaſſung zur Abrüſtung ſein werde, wird ſich die
Aus=
einanderſetzung zwiſchen England und Frankreich ſehr ſchwierig
geſtalten. Die franzöſiſche Politik legt deshalb wieder einmal
größ=
ten Wert auf die Verbreitung von Alarmgerüchten über deutſche
Rüſtungen, wobei es ihr nicht darauf ankommt, Deutſchland bald
als ein einziges wohlgeordnetes Heerlager und in völligem
Wider=
ſpruch dazu bei einer anderen Gelegenheit als ein brodelndes
Chaos zu bezeichnen. Es muß abgewartet werden, ob die beiden
angelſächſiſchen Mächte, die ſeit Jahren die Abrüſtung betreiben,
aber durch innere und äußere Schwierigkeiten immer wieder daran
gehindert wurden, die letzten Konſequenzen zu ziehen, vor der
franzöſiſchen Sabotage kapitulieren werden.
Das öſterreichiſche Problem.
Auch in der Behandlung des öſterreichiſchen Problems ſetzt ſich
England vorläufig von der franzöſiſchen Stimmungsmache ab. Es
iſt immerhin kennzeichnend, daß ein Blatt wie der „Daily Expreß”,
der über ausgezeichnete diplomatiſche Beziehungen verfügt, den
„Napoleon Dollfuß” verſpottet und ſeinen baldigen Rücktritt
an=
kündigt. Auch an anderer Stelle finden wir die Auffaſſung, daß
Engkand ſich von einer internationalen Beſprechung des
öſterrei=
chiſch=deutſchen Konfliktes nicht viel verſpricht. Dem würde auch
entſprechen, daß die franzöſiſche Regierung zwar die Abſicht habe,
auf der Konferenz am 18. September, den Fall aufs Tapet zu
bringen, daß aber der engliſche Unterſtaatsſekretär Eden, der allein
England in Paris bei der Konferenz vertreten ſoll, nicht
beauf=
tragt ſein wird, über dieſe Frage zu ſprechen.
Leſterreichiſche Polizeiflugzenge an der
deutſchen Grenze.
Die öſterreichiſche Regierung hat ſieben Polizeiflugzeuge an
die deutſch=öſterreichiſche Grenze geſchickt. Sie hat damit zunächſt
der ausländiſchen Propaganda einen neuen Tipp gegeben.
Be=
kanntlich ſorgt namentlich die franzöſiſche Propaganda dauernd
durch Senſationsmeldungen aus Oeſterreich dafür, daß im
Aus=
land der Eindruck entſteht, als könnten jeden Augenblick an der
deutſch=öſterreichiſchen Grenze die Gewehre losgehen. Man will
mit dieſen Meldungen den Anſchein hervorrufen, als ob
Deutſch=
land im Begriff ſein, den Frieden in Mitteleuropa zu ſtören. So
ſoll die Atmoſphäre geſchaffen werden, die für die franzöſiſchen
Kontrollwünſche dienlich iſt.
Um ſo bedauerlicher, daß ein Mann wie Dollfuß, der einen
deutſchen Namen führt, deutſch ſpricht und der deutſchen
Volks=
gemeinſchaft angehört, durch ſeine Maßnahmen der
deutſchfeind=
lichen franzöſiſchen Propaganda und überhaupt dem
franzö=
ſiſchen Spiel gegen Deutſchland Vorſchub leiſtet.
Für uns iſt aber dennoch von außerordentlicher Wichtigkeit,
daß die ſieben Polizeiflugzeuge ausgerüſtet
wer=
den durften und daß dieſe Maſchinen nach einer vorausgegangenen
offiziellen Feierlichkeit an die Grenze abgeflogen ſind. Uns hat
man bisher jeden aktiven Luftſchutz verweigert. Die Oeſterreicher
behaupten zwar, daß es ſich lediglich um „Polizeiflugzeuge”
han=
delt. Auch wir haben bisher nur verlangt, daß unſerer
Luft=
polizei Gelegenheit gegeben wird, mit Hilfe von eigenen
Appara=
ten dafür zu ſorgen, daß das deutſche Luftgebiet nicht durch fremde
Flugzeuge verletzt wird. Auch in dieſem Falle haben
wir es genau wie bei der öſterreichiſchen Miliz
nit einer Durchbrechung des Friedensvertrags
von St. Germain zutun wasfür uns die
entſpre=
chenden Konſequenzen in ſich ſchließt.
Gerade was die öſterreichiſche Miliz anbetrifft, ſo wird wohl
ſchon die bevorſtehende Abrüſtungskonferenz die Gelegenheit
brin=
gen, dieſe Frage von deutſcher Seite aus anzuſchneiden.
Deutſche Arbeiksfronk plank Ablöſung der
Skunden=
löhne durch Wochenlöhne.
* Berlin, 6. September. (Priv.=Tel.)
Die Deutſche Arbeitsfront hat vor einiger Zeit Vorſchläge
über die Schaffung eines Mindeſteinkommens für die Arbeiter
ausgearbeitet. Vom Führer der Arbeitsfront, Dr. Ley, ſind
darüber ſehr eingehende Betrachtungen der Oeffentlichkeit
über=
geben worden.
Es iſt beabſichtigt, bei der Feſtſtellung des Reichstarifes für
alle Berufe von einer fünfköpfigen Familie auszugehen und die
einzelnen Löhne und Gehälter entſprechend der Kopfzahl
ent=
weder nach oben oder nach unten zu beſtimmen. Der von der
Deutſchen Arbeitsfront geplante Reichsrahmentarif will jedem
Deutſchen ein Mindeſteinkommen garantieren, damit er leben
kann. Es ſoll deshalb ein Mindeſtlohn feſtgeſetzt werden, wobei
ſelbſtverſtändlich nur ein Wochenlohn die Grundlage ſein kann.
Eine Beſchäftigung unter dem Mindeſtlohn wird nach
Inkraft=
treten des Reichsrahmentarifs nicht mehr zuläſſig ſein und unter
Strafe geſtellt werden.
Nun haben ſich aber bei der Durchberatung dieſer Pläne
innerhalb der Arbeitsfront und auch mit den Vertretern des
Arbeitsminiſteriums eine Fülle von Schwierigkeiten
heraus=
geſtellt, die nicht allzu raſch zu überwinden ſind. Es braucht nur
an die Möglichkeit erinnert zu werden, daß Arbeitgeber, um das
Lohnkonto zu ſenken, hauptſächlich Ledige oder Kinderloſe
ein=
ſtellen. Man plant nun, für derartige Fälle einen
Ausgleichs=
fonds zu ſchaffen, um gewiſſe Arbeitgeber daran zu hindern, ſich
bei der Einſtellung von Arbeitskräften nur auf diejenigen
Per=
ſonen zu beſchränken, die nach dem Reichsrahmentarif mit ihrem
Einkommen unter dem Normalſatz liegen würden. Es wird alſo
wohl noch einige Zeit vergehen, bis hier endgültige Vorſchläge
von der Arbeitsfront ausgearbeitet ſind und Geſetzeskraft
er=
langen.
Bevölkerungspolikiſche Pläne der Reichsregierung.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Heute abend wird im Rundfunk in der Stunde
der Nation auf Veranlaſſung des Reichsminiſteriums für
Volksaufklärung ein raſſehygieniſches Lehr= und
Hörſpiel von Konrad Dürre unter dem Titel „
Erb=
krank — Erbgeſund zur Aufführung gelangen. Dieſem
Hörſpiel kommt eine beſondere Bedeutung zu, weil es in den
Rahmen der großen Volksaufklärung hineingehört, die dazu
dient, für einen geſunden Nachwuchs zu ſorgen und
allmählich die kranken Elemente aus dem deutſchen Volke
aus=
zuſcheiden.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ſich die Reichsregierung nicht
damit begnügen wird, aufklärend und erzieheriſch zu wirken. Sie
hat bereits ein Geſetz erlaſſen, das am 1. Januar 1934 in Kraft
tritt und die Fortpflanzung erbkranken
Nachwuch=
ſes unterbinden will. Sie hat ſich nicht nur zum Ziel
ge=
ſetzt, die Geſundheit des Volkes zu fördern, ſondern auch die
Geburtenziffer zu heben, die auf einem
erſchrek=
kend niedrigen Stand angelangt iſt. Während im
Jahre 1913 der Geburtenüberſchuß 834 000
Per=
ſonen betrug, iſt er im Jahre 1932 auf 280 000
ge=
ſunken. Demgegenüber hat Italien, das nur 41 Millionen
Einwohner zählt, einen Geburtenüberſchuß von 410 000, Polen
mit ſeinen 32 Millionen Einwohnern einen ſolchen von 471000
und Rumänien mit nur 18 Millionen Einwohnern von 279 000
Menſchen aufzuweiſen. Im Jahre 1870 entfielen in Deutſchland
auf 1000 Perſonen 40 Geburten im Jahre, 1932 nur noch 15,1.
Der Rückgang des Geburtenüberſchuſſes erklärt ſich neben der
Ar=
beitsloſigkeit insbeſondere aus dem Anwachſen der
Stadtbevöl=
kerung. Die Großſtädte ſind heute nicht mehr in der Lage, ihre
Bevölkerung durch eigene Geburten auf der Höhe zu halten. Sie
ſind auf den Zuzug aus dem Lande angewieſen. Die
Reichs=
regierung wird nicht zögern, auch die ſteuerliche
Belaſtung der kinderloſen und
kindergeſegne=
ten Familien gerecht auszugleichen, was
natur=
gemäß zu einer neuen Staffelung der
Einkommen=
ſteuer führen muß. Es handelt ſich dabei durchaus nicht um
eine Bevorzugung der kinderreichen Familien. Da die
Reichs=
regierung ganz allgemein die Geburtenzahl ſteigern will, ſo iſt
es ſelbſtverſtändlich, daß die bevölkerungspolitiſchen
Ziele am eheſten erreicht werden, wenn die
Ar=
beitsbeſchaffung dauernde Fortſchritte macht
und eine geſunde Siedlung durchgeführt wird,
Hier greift eben in Rad, ins andere. Es iſt vor allem
dafür zuſorgen, daß die wirtſchaftliche Exiſtenz
des Bauern ſichergeſtellt wird, weil uns die
bäuer=
liche Bevölkerung heute den höchſten Prozentſatz des Nachwuchſes
liefert. Durch durchdachte Siedlung müſſen daher auch die 2.
und 3. Bauernſöhne auf dem Lande gehalten werden, damit ſie
dort eigene Familien gründen können.
Von dem Gelingen der auf weite Sicht
gedach=
ten bevölkerungspolitiſchen Pläne der
Reichs=
regierung hängt die Zukunft unſerer Nation ab,
und wir werden daher Schritt für Schritt vorwärts ſchreiten.
Es iſt noch eine ganze Reihe von geſetzgeberiſchen Arbeiten zu
erwarten, die ſich gegenſeitig ergänzen und darin gipfeln, das
deutſche Volk geſund zu machen, den Nachwuchs zu fördern und
vor allem dafür zu ſorgen, daß Raſſenvermiſchungen, wie ſie in
der Vergangenheit unausgeſetzt erfolgten, ein Ende finden.
Keine überflüfſigen Eingriffe.
Ronkrolle der Staaksverwalkung oder gar. Eingriffe
in ſie durch außenſtehende Perſonen verboken.
Vor einiger Zeit erſchienen in einem Sonderverlag des
Reichswirtſchaftsminiſters Richtlinien über die Vergebung
öffent=
licher Aufträge, ſowie über deren Durchführung. Insbeſondere
wurde darauf hingewieſen, daß die Auswertung der Angebote
bei den ſtaatlichen Vergebungsſtellen durch nichtamtliche Stellen
oder Organe ausgeſchloſſen ſein ſoll. Sachverſtändige ſollen,
ſo=
weit ſie im Einzelfalle benötigt werden, hinzugezogen werden,
wobei nach den Vorſchriften der Verdingungsordnung verfahren
werden wird. Da anläßlich der Einführung der Einheitskraft
durch den Arbeitsdienſt von verſchiedenen Seiten verſucht wird,
dieſe Anordnung in dieſer oder jener Form zu durchbrechen,
fieht ſich die Reichsleitung des Arbeitsdienſtes veranlaßt, darauf
hinzuweiſen, daß auch bei den Beſchaffungen im Arbeitsdienſt
die Anordnung des preußiſchen Miniſterpräſidenten maßgebend
iſt, wonach jede „Kontrolle der Staatsverwaltung
oder gar Eingriffe in ſie durch außenſtehende
Perſonen” verboten ſind.
Die Lauy and der Schrin.
Ein Roman in der Wüſte Marokkos.
Die Folgen einer Entführung. — Die Liebesheirat der Entführten
mit dem Araberſcheich. — Die „Heldin des Riffkrieges”.
Nach einer franzöſiſchen Meldung kämpft eine
Amazone, eine ehemalige engliſche Lady, in Marokko
gegen die Franzoſen.
In der heißen Sonne Afrikas gedeihen noch Romane. Vor
rurzer Zeit meldete eine franzöſiſche Zeitung, daß in den Reihen
der Araber eine Frau kämpfe, die durch ein ſeltſames Geſchick
in den Araberſtamm verſchlagen wurde. Es handelt ſich um eine
engliſche Lady aus dem Geſchlechte der Parſons. Sie kam im
Jahre 1920 auf einer Vergnügungsreiſe nach Marokko, um hier
die „Wunder des Orients” kennen zu lernen. Sie gehörte zu den
kühnſten Reifenden und achtete auf keine Warnung, ſondern
machte allein oder nur von einem Diener begleitet Ausflüge, die
wegen der Nähe feindlicher und räuberiſcher Berberſtämme als
höchſt gefährlich betrachtet wurden. Eines Tages kehrte ſie von
einem derartigen Ausflug nicht mehr zurück. Sie war von dem
gefürchteten Araberſcheich Iman=ul=Scunti gefangen genommen
worden. Ihre Angehörigen verlangten von der Regierung, daß
alles getan werde, um die Frau aus den Händen der Räuber zu
befreien. Aber die Frau ſelbſt war mit ihrem Schickſal zufrieden.
Sie ſchickte durch einen Mann des Räuberſtammes eine Botſchaft
an ihre Angehörigen, daß ſie glücklich ſei und nicht mehr daran
denke, in die Ziviliſation zurückzukehren. Sie hatte ihren
Räu=
ber, den Scheich, geheiratet, denn dies ſei wahrhaft ein Mann
voller Nobleſſe und Zartheit. Dagegen konnte die Familie nichts
machen. Sie mußte ſich mit der Entſcheidung der jungen Frau
zufrieden geben, zumal dieſe erklärt hatte, daß ſie einer „
Be=
freiung” den größten Widerſtand entgegenſetzen werde. Lange
Zeit hörte man nichts mehr von der Lady. Der Araberſtamm
verhielt ſich ruhig. Menſchenraub kam nicht mehr vor, und man
erzählte, daß die weiße Frau einen ungewöhnlichen Einfluß
beſitze. Erſt in den Jahren 1925 und 1926, als der große
Riff=
kabylenkrieg den Franzoſen viel zu ſchaffen machte, erfuhr man,
daß eine weiße Frau, die Gattin eines der kriegführenden
Scheichs, die „Heldin des Riffkrieges” ſei. Es war die Lady
Parſons, die ſich damals durch ihre kriegeriſchen Eigenſchaften
auszeichnete. Es war ihr hauptſächlich zu verdanken, daß der
Widerſtand ſo zäh war, denn ſie kämpfte nicht nur, ſondern ſie
benutzte auch ihre Kenntniſſe Europas dazu, für die Beſchaffung
von Waffen zu ſorgen. Sie hatte überall Schmuggler und
Spione, die für ſie arbeiteten. Jetzt in den Kämpfen, die im
Atlas=Gebirge durchgeführt werden, iſt ſie wieder der Geiſt des
Widerſtandes. Sie hat aufs neue den Widerſtand großzügig
organiſiert und lehnt jeden Frieden ab, zumal ihr Gatte
ver=
wundet worden iſt. Auf dieſe Weiſe wurde ein Liebesroman
der ſich unter den ſonderbarſten Umſtänden vor dreizehn Jahren
in der Wüſte abgeſpielt hat, für die Franzoſen zu einer ſchweren
Belaſtung ihrer militär=politiſchen Lage in Marokko, denn es iſt
kein Zweifel, daß ohne den Mut dieſer Amazone die
auf=
rühreriſchen Stämme ſich längſt unterworfen hätten. Auf den
Kopf der Amazone iſt ein hoher Preis geſetzt. Sie hat aber
geſchworen, daß man ſie lebendig nicht fangen werde, denn ſie
trägt ſtets ein ſchnell wirkendes Gift bei ſich.
Nach einer Zwangsübergangszeit, in der wir noch ſo manches
zu ſehen und zu hören bekamen, was unſerem Empfinden nicht
un=
eingeſchränkt zuſagte, kam der reichlich lange Sommerſchlaf der
Berliner Theater, und nun beginnt ein neues Theaterzeitalter im
neuen Deutſchland. Wir ſind der feſten Zuverſicht, daß die neuen
Theaterleiter ihre Muſentempel baldmöglichſt in den Dienſt
be=
wußt=volksnationaler Theaterkultur ſtellen werden. Wir erwarten
bewußt volksdeutſche Stoffwahl bewußt künſtleriſch=natürliche
Ent=
wicklung der Handlung und bewußte Reinheit der Sprache, die
zuguterletzt das Entſcheidende für jede Dichtung bleibt. Kurz und
gut: Intuitiv=organiſche Umſtellung der Bühnenliteratur und all
ihrer Hilfsmittel wie Spiel, Regie und Ausſtattung, auf
gehalt=
volle Innerlichkeit. Soll und will die deutſche Bühne wieder, und
zwar entſprechend ihrer urſprünglichen Ur=Sendung, zu einer
„morgliſchen Erziehungsanſtalt” werden, ſo hat ſie die moraliſche
Verpflichtung, das Innen= und Außenleben des neuen
Deutſch=
land zu verlebendigen. Weiterhin muß ſie nebſt der planmäßigen
Pflege der deutſch=klaſſiſchen Dramen= und Muſikliteratur ſauberes
Unterhaltungstheater bringen. Das iſt überaus wichtig! Denn wir
brauchen leichte Unterhaltungswerke, die im Sinne vom Alten
Fritz „Dem Vergnügen der Einwohner” dienen ſollen. Der
Wie=
deraufbau verlangt, daß das Intereſſe der breiten Maſſe für das
Theater geweckt und wachgehalten werde, und dazu gehört, neben
der ſogenannten ſchwerdramatiſchen „Koſt”, zweifelsfrei auch die
Pflege der leichten Muſe. Sie muß aber möglichſt deutſch und vor
allem ganz einfach „gut” ſein, ſonſt hat ſie jedes Anrecht auf
Be=
rückſichtigung bei der Spielplangeſtaltung verloren.
Dies ſollen die neuen Unternehmer berückſichtigen, bevor es
zu ſpät wird. Werke aufzuführen, wie. Henry lernt die Tugend
kennen” und „Don Juans Regenmantel”, iſt heutzutage nicht
an=
gebracht. Man iſt ſtark verſtimmt, daß zwei hauptſtädtiſche Bühnen,
nämlich Komödie und Deutſches Künſtlertheater, den Mut hatten,
mit derartigen Machwerken aufzuwarten. Im erſtgenannten Stück
gab es weder eine Tendenz, noch eine Moral; der Verfaſſer glaubte
einfach, daß zwei gute Witze genügten, um drei ſchlechte Akte
wett=
zumachen. Da genügten aber noch nicht einmal vier nette
Schau=
ſpieler. Im „Regenmantel” gab es dafür eine Unmoral, indem
das Spiel lediglich auf Ehebruch aufgebaut war. Hier half die an
ſich witzige Abfaſſung nicht über die abgeſchmackte Stoffwahl
hinweg.
Zwei Fehlgriffe auf dem Gebiet des Unterhaltungstheaters:
Eine Enttäuſchung, auf die man nicht gefaßt war. Wenn hier nicht
ſehr bald eine grundlegende Umſtellung der Zuſtändigen und
Ver=
antwortlichen erfolgt, werden leider die Kreiſe recht behalten, die
glauben, daß Luſtſpiel und Operette Angelegenheiten ſeien, die
außerhalb des „Kulturbegriffs” ſtehen. So weit darf es aber nicht
kommen; ſelbſtverſtändlich können auch in leichten Werken „
Ewig=
keitswerte” ſtecken. Dann aber an die Arbeit, dies zu beweiſen,
bevor es, wie geſagt, zu ſpät wird. Nie wieder Stücke wie die
erwähnten!..
Der „ernſte” Auftakt ſtand unter einem glücklicheren Stern.
Im Nollendorfplatz=Theater wurde die Spielzeit mit der
Urauf=
führung des Schauſpiels „Der Staatskanzler” (Hardenberg)
eröffnet.
Das Stück von Hartmann Freiherrn von
Richt=
hofen umfaßt zwar nur wenige Wochen aus dem Leben
Har=
denbergs. Es waren aber die Monate zu Beginn des Jahres 1813,
in denen ſich Preußens Schickſal entſchied. Alle diplomatiſche
Ge=
ſchicklichkeit und Gewandtheit, die Hardenberg eigen waren, alle
Erfahrungen, die ihm ſein langes, überaus wechſelreiches (mehr
als ſiebzigjähriges!) Leben gebracht, alle geniale Vorausſicht. mit
der er begnadet war: In dieſer kurzen Spanne Zeit traten ſie,
wie der Verfaſſer richtig betont, hell leuchtend in Erſcheinung. So
ſteht in dieſem Schauſpiel Hardenberg der Staatsmann weit im
Vordergrund. Die Aufgabe, die ihm geſtellt war, die Art, mit der
er alle Gefahren, ſoweit nur denkbar, vermeidend und die
Zu=
kunft ſeines Staates ſichernd gelöſt hat, die enormen
Schwierig=
keiten, denen er nicht nur bei den äußeren Gegnern, ſondern auch
bei ſeinem eigenen König und ſeinem eigenen Volk zu begegnen
hatte, kommen in dieſem Werk zur recht plaſtiſchen Darſtellung. Die
Begleitworte des Verfaſſers rücken ſeinen intereſſanten hiſtoriſchen
Bilderbogen in das richtige Licht. Daß es Freiherrn von
Richt=
hofen in der Tat gelungen iſt, dabei den Menſchen Hardenberg
dem heutigen Zuſchauer näher zu bringen, entſprach wohl im
be=
ſonderen Maße dem Wunſche des Autors und darf als
Sonder=
verdienſt gebucht werden.
Der Beifall, den das Publikum dieſem erſten dramatiſchen
Werk der jungen Spielzeit ſpendete, ſprach beredt davon, daß die
Maſſe die Abſichten des Verfaſſers verſtanden hatte. Paul Wegener,
Theodor Loos, Eduard v. Winterſtein (Friedrich Wilhelm III.,
Hardenberg, General von Scharnhorſt) und andere Künſtler
ſtell=
ten ſich mit all ihrem darſtelleriſchen und ſprechtechniſchen Können
in den Dienſt der Sache, der Spielleiter Karlheinz Stroux ſtellte
Wegener bewußt in den Mittelpunkt (ohne das Enſemble=
Zuſam=
menſpiel zu vernachläſſigen!), und ſo erlebte man nach langer
Zeit etwas zum erſten Male nach der Schlageter=Uraufführung
im Staatstheater, einen eindrucksreichen Theaterabend. Sah man
auch kein großangelegtes Geſchichtsdrama, ſo doch einen unbedingt
ehrlich gemeinten hiſtoriſchen Rückblick, mit Liebe zum Thema
und mit großer Sorgfalt geſchrieben, und auf alle Fälle
theater=
wirkſam. Demzufolge dürfte das Stück den Spielplan recht lange
beherrſchen und auch ſeinen Weg durch die Bühnen des Reiches
Ax. K
machen!
Seite 4 — Nr. 248
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. September 1933
Polniſch=Danziger Zwiſchenfälle.
Skrenge Unkerſuchung vom Danziger Senak eingeleitel.
CNB. Danzig, 6. September.
Anläßlich des Einmarſches der Danziger SA., die geſtern vom
Nürnberger Parteitag zurückkehrte, kam es in der Langgaſſe zu
einem bedauerlichen Zwiſchenfall. Ein polniſcher Direktor namens
Gulkowſky, der von einem SA.=Mann auf die Grußpflicht
aufmerk=
ſam gemacht wurde, ſchlug auf dieſen mit einem Stock ein. Wie
die Preſſeſtelle der Brigade Danzig=Weſtpreußen hierzu mitteilt,
iſt der Zwiſchenfall nur dadurch entſtanden, daß der polniſche
Direktor Gulkowſky, auf die Grußpflicht den Fahnen gegenüber
aufmerkſam gemacht, ſich nicht als Pole zu erkennen gab, ſondern
auf den SA.=Mann, der ihn zu grüßen aufgefordert hatte, mit dem
Stock einhieb. Die Brigade Danzig=Weſtpreußen hat in einem
Befehl an ſämtliche SA.=Führer erneut darauf hingewieſen, daß
gerade in Danzig allen Ausländern mit größter Zuvorkommenheit
begegnet werden ſoll.
Gleichzeitig wird ein zweiter, mit dem erſten in keinerlei
Zu=
ſammenhang ſtehender Zwiſchenfall in der Umgebung Danzigs
bekannt. Hier haben zwei polniſche Melker einen Angehörigen
der SA. mit Senſen tätlich angegriffen und ihn nach Ausſage eines
polniſchen Zeugen bedroht, ihm den Kopf mit der Senſe
abzu=
ſchneiden. Daraufhin hat der SA.=Mann durch einen Piſtolen=
ſchuß einen Angreifer niedergeſtreckt. Der Verletzte iſt nach kurzer
Zeit ſeinen Verletzungen erlegen. — Auch in dieſem Falle iſt
ſo=
fort eine eingehende Unterſuchung eingeleitet worden.
Die Danziger Regierung hat, wie amtlich mitgeteilt wird,
wegen des geſtrigen Zuſammenſtoßes zwiſchen Danziger SA.=
Män=
nern und zwei Polen ſofort eine ſtrenge Unterſuchung eingeleitet.
Der Angreifer iſt feſtgenommen worden. Im Laufe des heutigen
Vormittags hat die Danziger Regierung dem Vertreter der
pol=
niſchen Regierung in Danzig durch den Polizeipräſidenten ihr
Bedauern über den Vorfall zum Ausdruck bringen laſſen.
Der Danziger Senakspräfidek fordert
unbedingke Diſziplin.
Senatspräſident Dr. Rauſchning hat darüber hinaus in einem
„Politik und Diſziplin” überſchriebenen Leitaufſatz in dem
natio=
nalſozialiſtiſchen Danziger „Vorpoſten” einen beſonderen Appell
an die Danziger Bevölkerung gerichtet, in dem es heißt:
Diſziplin iſt auch die Vorausſetzung für unſere Zukunft für
den politiſchen und wirtſchaftlichen Wiederaufbau Danzigs. Ohne
ſie iſt alles zuvor Errungene umſonſt erkämpft und muß wieder
zugrundegehen. Der Senatspräſident betont mit Nachdruck, daß
die Politik des Danziger Senats nicht bequem und populär ſein
könne, und daß es auch den Männern der Danziger Regierung
ſchwer falle, außerpolitiſche Hoffnungen zurückzuſtellen. Aber die
Politik des Senats werde zum Wohle Danzigs und im Sinne der
Zukunft des Danziger Volkes und des Friedens betrieben. Daher
gäbe es keinen Widerſpruch zu der allein vom Senat
verantwort=
lich geführten Politik, die jeder Nationalſozialiſt und jeder
Dan=
ziger mit Vertrauen und Diſziplin unterſtützen müſſe.
Helbſtauflöſung
der Deulſchnakionalen Bolksparkei in Danzig.
Die Preſſeſtelle des Senats veröffentlicht ein Schreiben des
Führers der Deutſchnationalen Volkspartei Danzig, Dr. Ziehm.
in dem es u. a. heißt:
Die politiſche Entwicklung in der Freien Stadt Danzig iſt
dahin gegangen, daß für eine fruchtbare politiſche
Arbeit der Deutſchnationalen Volkspartei
keine Möglichkeit mehr beſteht. Als der bei den Wahlen
von der Partei aufgeſtellte Führer der Liſte der
Deutſchnatio=
nalen Volkspartei und als der von dem Vertrauen der Partei
getragene politiſche Führer erkläre ich daher, in ausdrücklichem
Einverſtändnis einer großen Zahl unſerer politiſchen Freunde
und im Einvernehmen mit unſerer Regierung die
Deutſchnatio=
nale Volkspartei für aufgelöſt.
Ich erwarte und hoffe nach den mir zugegangenen
Erklä=
rungen der Regierung, daß die wertvollen, in unſerer Partei
vorhandenen Kräfte auch bei den veränderten Verhältniſſen im
Staat nutzbar gemacht werden.
Senatspräſident Dr. Rauſchning veröffentlicht zum
Auf=
löſungsbeſchluß der Danziger Deutſchnationalen Volkspartei
namens des Senats eine Erklärung, die den Auflöſungsbeſchluß
der Deutſchnationalen Volkspartei als ein erfreuliches Zeichen
der fortſchreitenden Geſtaltung deutſcher Volksgemeinſchaft in
Danzig mit Genugtuung begrüßt und die Erwartung ausſpricht,
daß ſich die bisherigen Mitglieder der Deutſchnationalen Partei
tätig. Anteil nehmend auf allen Gebieten der deutſchen
Be=
wegung zur Verfügung ſtellen werden.
Noch 3 Tage, dann ist’s vorbei
mit dem Kauf der so toll reduzierten guten Rehfeld-Rleidung! Die rechnende
Dame darf und kann an solchen Kaufgelegenheiten nicht vorüber gehen, sie kauft
unbedingt noch rasch in Rehfeld’s
wegen vollständiger
Tofal-Ausverkauf deschäftsaufgabe
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, heute abend
meinen lieben Mann, unſeren guten Vater,
Schwieger=
vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herrn
Georg Habermehl
nach langem ſchweren Leiden in die Ewigkeit
ab=
zurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt. Ingelbeim, Friedrichshafen, Seligenſtadt,
den 5. September 1933.
Die Beerdigung findet Freitag, den 8. September,
vormittags 11½ Uhr, auf dem Beſſunger Friedhof
ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir Abſtand zu nehmen.
Todes=Anzeige.
Heute früh entſchlief nach langem, ſchwerem Leiden
unſere liebe, gute Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter und Tante
Geſtern entſchlief ſanft infolge Schlaganfall mein
lieber Mann, mein guter Vater, Schwiegervater,
Bruder, Schwager und Onkel
Herr Jacob Menges
im 64. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Eliſabeth Menges
Elfriede Ferck, geb. Menges
Walter Ferck, Dipl.=Ing.
und die Verwandten.
Darmſtadt, den 6. September 1933. (10875
Die Beerdigung findet am 8. ds. Mts., um 3 Uhr,
auf dem alten Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtraße)
ſtatt.
Statt Karten.
Für die Beweiſe der Teilnahine bei dem
Tode unſeres lieben Onkels und Großonkels
Geh. Oberfinanzrat i. R.
Wilhelm Dornſeiff
ſagen wir herzlichen Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Karl Freſenius, Regierungsrat i. R.
Mathilde Klingelhöffer
Emma Lutz, geb. Dornſeiff.
Darmſtadt, Reinheim und Lengfeld,
5. September 1933.
(10863
Nachruf.
Am 3. ds. Mts. entſchlief nach längerem
Leiden unſer früherer Mitarbeiter
Zuroo Henges
Anna Kath. Peith
geb. Fenrich
Wwe, des O.=P.=Sch. i. R.
im 73. Lebensjahr.
Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen:
Fam. Georg Peith u. Angehörige.
Darmſtadt, Sandbergſtr. 45, Schaafheim, Niederwieſa,
Bensheim, den 6. September 1933.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 8. Sept.
1933, nachmittags 3 Uhr, von der Kapelle des
Waldfriedhofs aus ſtatt.
(10893
der nach 20jähriger Tätigkeit im Werk im
Jahre 1930 in den wohlverdienten
Ruhe=
ſiand trat.
Wir werden dem Verſtorbenen allezeit ein
treues Gedenken bewahren.
(10888
E. Merck, Darmſtadt
Die Arbeiter= und Angeſtelltenſchaff
der Firma E. Merck, Darmſtadt.
Fräulein, 24 Jahre
wünſcht ſol. Herrn
zw. ſpäterer Heirat
kenn. z. lern. Zuſchr.
unt. L. 242 Gſchſt.*
Unterfertigter C. C. erfüllt hiermit die trautige
Pflicht, ſeine lieben A. H. und ia Cb. von dem
in Hamburg erfolgten Ableben ſeines lieben
A. H.
Otto Benöhr
Dr. phil. Dipl. Ing.
(rec. 1895)
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
10880)
J. A. d. C. C. ,„,Rhenania”
Otto Tiemann F. V.
Das Heich hat
uns einer großen
Sorge enthoben
Durch das
Ehestandsdar-
lehen Konnte unsere
Toch-
ter heiraten, ihre Möbel,
in denen sie sich heute s0
wohl fühlt, hat sie von der
im 53ten Geschäftsjahr
stehenden kerndeutschen
Firma
MAgelerade 2 Fendke.
deren inhaber.
Artur Feldol
seit vielen Jahren
einge-
schrlebenesFart,„Mitglied
und F.M der S. A. und S. S.
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Donnerstag, 7. September 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 248 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 7. September 1933.
Bekannkmachungen des Perſonalamkes.
In den Ruheſtand verſetzt wurde:
am 30. Juli 1933: auf Grund von § 6 des Geſetzes zur
Wieder=
herſtellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 die
Handarbeitslehrerin i. e. R. Johanna Schellenſchläger
in Worms mit Wirkung vom 1. November 1933 ab.
Auf Grund des § 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des
Berufsbeamtentums wurden aus dem heſſiſchen
Staats=
dienſt entlaſſen:
der Polizeiſchulrat Karl Schaab zu Darmſtadt mit Wirkung
vom 29. Auguſt;
der Regierungsrat Johann Stürmer in Darmſtadt;
der Polizeiwachtmeiſter Wilhelm Trumpfheller in
Offen=
bach a. M.;
der Polizeioberleutnant Friedrich Götzinger in Darmſtadt;
der Polizeioberleutnant Heinrich Krauth in Darmſtadt;
der Polizeiwachtmeiſter Paul Gerhardt in Worms;
der Polizeihauptmann Franz Bayer in Darmſtadt;
ſämtlich mit Wirkung vom 21. Auguſt 1933.
Der Polizeihauptwachtmeiſter Heinrich Ehrhardt zu
Darm=
ſtadt wurde mit Wirkung vom 1. Auguſt 1933 zum Polizeimeiſter
ernannt.
Der Polizeimeiſter Johannes Hübner zu Offenbach a. M.
tritt mit Wirkung vom 1. September 1933 auf Grund des Art. 14
des Polizeibeamtengeſetzes vom 31. März 1928 in den
Ruhe=
ſtand.
In den endgültigen Ruheſtand verſetzt wurde
Bau=
inſpektor i. e. R. Georg Meyer zu Darmſtadt auf Grund von
8 6 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums
vom 7. April 1933 mit Wirkung vom 1. Dezember 1933.
Mehr erbbiologiſches Oenken!
Die Durchdringung des politiſchen und wirtſchaftlichen Lebens mit erbbiologiſchen Gedanken. — Eindringliche
Aufforderung an alle Organiſakionen, Verbände und Bereine zur Mikarbeik an der
dreimonaklichen Aufklärungs= und Propaganda=Akkion.
mit dahinplätſchert, ſondern die wie eine Sturmwelle das Land
durchzieht, aufrüttelt und wach macht.
Aufruf der Reichsregierung
Der Deutſche wird oft verlacht wegen ſeiner
Ueberorganiſie=
rung und ſeiner Vereinsmeierei. Wir wollen aber das Gute
neh=
men, wo wir es finden und wollen einmal all die unzähligen
zur bevölkerungspolikiſchen Aufklärungsakkion.
deutſchen Vereine, denen faſt jeder Deutſche vielfältig angehört,
Amkseinſehung eines Beigeordneken.
Das Perſonalamt des Heſſiſchen Staatsminiſteriums gibt
bekannt: Mit ſofortiger Wirkung in ſein Amt eingeſetzt wurde
Beigeordneter Zimmermeiſter Wilhelm Johann an Stelle des
Beigeordneten Franz Fiſcher in Wahlen.
Heſſiſcher Sängerbund.
Der Heſſiſche Chordirigenten=Verband wird als Zwangs=
Organiſation dem Heſſiſchen Sängerbund angeſchloſſen und dem
Reichskartell der Deutſchen Muſikerſchaft eingegliedert.
Dies=
bezügliche Verhandlungen ſind bereits eingeleitet.
Der ſeitherige Vorſitzende des Heſſiſchen Chordirigenten=
Ver=
bandes. Herr Georg Simrock, in Offenbach a. M., iſt zum
kommiſſariſchen Vorſitzer beſtimmt und beauftragt, die
erforder=
lichen Anordnungen zu treffen. Die Herren Chorleiter der
Bun=
desvereine des Heſſiſchen Sängerbundes werden hierdurch erſucht,
ſich dem Heſſiſchen Chorleiter=Verband anzuſchließen, zwecks
Ueber=
führung in das Reichskartell der Deutſchen Muſikerſchaft, da von
dieſer Stelle die allein gültige Lizenzkarte zur Berechtigung der
Dirigententätigkeit ausgeſtellt wird.
Beſondere Anweiſungen ergehen an die Ortsleitungen
un=
mittelbar.
. R.
J. V. Born,
Wilk,
2. Bundesvorſitzer des
Bundesgeſchäftsführer.
Heſſiſchen Sängerbundes.
— Hohes Alter. Frau Katharina Creter, Sandbergſtr. 35,
begeht morgen ihren 80. Geburtstag.
— Darmſtädter Künſtler auswärts Ueber die Konzert= und
Oratorienſängerin Lili Rückward (Meiſterklaſſe Profeſſor C.
Beines an der Städt. Akademie für Tonkunſt, Darmſtadt) welche
am 4. Auguſt in einem Kurkonzert in Bad Harzburg Lieder von
Schubert, Brahms, Beines und Strauß ſang, urteilt die
Braun=
ſchweiger Landeszeitung: Im Rahmen einer beſonderen
Veran=
ſtaltung trat die noch ſehr junge Sängerin Lili Rückward aus
Darmſtadt mit einer Reihe von Liedern von Schubert und
Strauß auf und erwarb ſich mit ihrer anſprechenden Stimme und
guten Ausſprache raſch die Anerkennung des Publikums. Die
Harzer Zeitung ſchreibt: Die junge Sängerin gefiel mit ihrer
guten geſanglichen Leiſtung durchaus, ihre Stimme dürfte zu
den beſten Hoffnungen berechtigen. Aus dem kunſtverſtändigen
Publikum wurde der Sängerin verdienter Beifall gezollt und
ihr mehrere Blumenſpenden überreicht.
— Club Fröhlichkeit. Zu einer außerordentlichen
Hauptver=
ſammlung hatte der Club ſeine Mitglieder eingeladen. Der
Sän=
gerchor eröffnete die Verſammlung mit dem Deutſchen
Sänger=
gruß. Hierauf gab der ſeitherige 2. Vorſitzende Herr Carl
Ca=
prano, die näheren Erläuterungen zur Gleichſchaltung bekannt,
wozu natürlich auch die Umbenennung des Clubs in Geſangverein
Fröhlichkeit gehöre, was ohne Debatte angenommen wurde. Mit
der Führung des Vereins wurde nach einſtimmigem Vorſchlag das
Ehrenmitglied Kammermuſiker i. R. Joh. Philipp
Sturm=
fels betraut. Nach ſeiner Betätigung durch die Untergliederung
des Heſſiſchen Sängerbundes wird er die erforderlichen Vereins=
Funktionäre ernennen. Mit Dankesworten für das ihm geſchenkte
Vertrauen legte der neue Führer ein Treuebekenntnis zum neuen
Staate ab, worauf das Deutſchlandlied und der erſte Vers des
Horſt=Weſſel=Liedes geſungen wurde.
— Zum Gedächtnis an Arnold Mendelsſohn will deſſen
be=
deutendſter Schüler und Komponiſt Kurt Thomas aus
Leip=
zig in unſerer Stadtkirche am Mittwoch, den 20. September, eine
Abendmuſik veranſtalten. Er kommt auf einer Rundreiſe durch
Deutſchland dazu mit der Kantorei des kirchenmuſikaliſchen
In=
ſtituts am Landeskonſervatorium zu Leipzig hierher. Die
Kan=
torei beſteht aus 32 Sängern, 16 männlichen und 16 weiblichen.
Kurt Thomas wünſcht, daß ſeine Sänger für die Nacht vom 20.
zum 21. September Aufnahme in Freiquartieren finden möchten.
Wir geben dieſen Wunſch hiermit der Oeffentlichkeit weiter und
bitten alle alten Freunde unſeres Arnold Mendelsſohn und ſonſt
irgendwie intereſſierten Familien, möglichſt umgehend an
Pfar=
rer Marx, Liebigſtraße 20 (Fernruf 1224), anzugeben, ob
ſie bereit ſind, einen oder zwei Sänger, männlich oder weiblich,
bei ſich aufzunehmen.
— 8. Baugeldzuteilung der Oeffentlichen Bauſparkaſſe. Die
8. Baugeldzuteilung der Oeffentlichen Bauſparkaſſe (Abteilung
der Landeskommunalbank=Girozentrale für Heſſen), in
Darmſtadt findet am Dienstag, den 3. Oktober 1933,
vormittags 10 Uhr, in Darmſtadt im Sitzungsſaal der
Landeskommunalbank=Girozentrale, Peter=Gemeinder=Straße 14.
ſtatt. Zuteilungsberechtigt ſind ſämtliche Bauſparer deren
Ver=
trag ſpäteſtens am 1. Juli 1933 (für Tarif 18 ſpäteſtens am
Juni 1933) begonnen hat, und die mit Einzahlungen nicht im
Rückſtand ſind — Jeder Bauſparer, der ſich als ſolcher ausweiſt,
kann der Zuteilungshandlung beiwohnen. — Alle Oeffentlichen
Bauſparkaſſen in Deutſchland haben bis Ende April 1933
ins=
geſamt 52 500 Bauſparverträge über zuſammen 267 Millionen
Reichsmark abgeſchloſſen. Bisher wurden an 8600 Bauſparer
53 Millionen Reichsmark zugeteilt, ein anſehnlicher Betrag, den
die Oeffentlichen Bauſparkaſſen in dieſer kapitalarmen Zeit dem
Bau= und Hypothekenmarkt zugeführt haben.
—Im Städtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, den 13.
Sep=
tember, von 9—12 Uhr, und Donnerstag, den 14. September,
nachmittags von 3—5 Uhr, Verſteigerung verfallener Pfänder
ſtatt (Siehe heutige Bekanntmachung.)
Verwaltungsgerichtshof, Zeughausſtraße 2. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, dem 9. September 1933, vorm. 9,15 Uhr:
Klagen des Ludwig Scherff und 3 Konſorten, ſämtlich in Lich,
gegen einen Polizeibefehl des Kreisdirektors des Kreiſes Gießen.
Lpd. Das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und
Pro=
paganda richtet an alle Organiſationen, Verbände und Vereine
im Deutſchen Reich folgenden Aufruf:
Einer der grundlegend wichtigſten Programmpunkte der
nationalſozialiſtiſchen Bewegung war von jeher Durchdringung
des politiſchen und wirtſchaftlichen Lebens mit erbbiologiſchen
Gedanken. Nach der Machtergreifung iſt es mithin
ſelbſtverſtänd=
liche Pflicht der nationalen Regierung, dieſer programmatiſchen
Forderung der Kampfjahre zum Durchbruch und Sieg zu
verhel=
fen. Das ganze ſtaatliche und völkiſche Leben wird in Zukunft
durch ſtärkſte Einwirkung bevölkerungspolitiſcher und
erbbiologi=
ſcher Gedanken beeinflußt und geſtaltet werden. Sowie
bevölke=
rungspolitiſche Geſichtspunkte die Grundlage unſerer neuen
deut=
ſchen Agrarpolitik geworden ſind, wie das
Arbeitsbeſchaffungs=
programm, die Ledigenſteuer und dadurch die Schaffung neuer
Ehen vorſieht, wie der Arbeitsdienſt zur erbbiologiſchen Sichtung
ganzer Jahrgänge nach Nachwuchs ausgewertet werden wird, ſo
werden in Zukunft alle Geſetze, Verordnungen und Verfügungen
durchſetzt und beſtimmt ſein von weiten Ausblicken auf die
Zu=
kunft des Volkes.
Peſſimiſtiſch wird gelegentlich ſchon verkündet, wir wären
ein ſterbendes Volk. Lüſterne Nachbarn warten gierig darauf,
daß ſie in wenigen Jahrzehnten in friedlicher Durchdringung das
entvölkerte Reich erobern können. Wir aber haben das felſenfeſte
Vertrauen, daß das deutſche Volk, das mehr als vier Jahre Krieg
in heldenmütiger Gegenwehr gegen die ganze Welt durchhalten
konnte: das die Revolutions= und Inflationsjahre und die ganze
Mißwirtſchaft der letztvergangenen Jahre ſo geſund überſtand,
das ſeine Jugend in ſtürmendem Anlauf das alte Syſtem ſtürzen
und das neue Reich errichten konnte, daß dieſes
deutſche Volk und ſeine Jugend im innerſten
Kern geſund
ſind. Es galt nur, das Steuer herumzureißen, um von den
ver=
nichtenden und zerſetzenden Einflüſſen der letzten Jahrzehnte
wie=
der hinzulenken in die heimattreue Verbundenheit von Blut und
Boden. Dieſes neue, geſundete deutſche Volk nach langen Jahren
ſchmachvoller Erniedrigung hineinzuführen in eine bewußte,
frei=
willig und opferbereit getragene, heilige Aufgabe, die die
heuti=
gen Generationen für die leiſten, die nach ihnen kommen, das iſt
ſelbſtverſtändliche und notwendige Pflicht der Verantwortlichen.
Erbbiologiſches Denken weiſt über den Kreis
des Einzelindividuums und ſeine Enge hinaus
in die Weike: von Generakionen, von
Jahr=
hunderten und Jahrkauſenden.
Es iſt klein und erbärmlich, die eigene, winzige, kleine und
be=
deutungsloſe Perſon, das eigene Wohlergehen in Gegenſatz zu
ſtellen gegen das Leben und Entwickelung der Nation. Denn bei
aller Zuverſicht zu dem geſunden Kern im deutſchen Menſchen
und in der deutſchen Seele wollen wir uns der bitteren
Erkennt=
nis nicht verſchließen, daß es um Sein oder Nichtſein, um
Leben oder Sterben des deutſchen Volkes geht.
Schon regt ſich aber wieder die alte liberale und
individuali=
ſtiſche Auffaſſung, wie ſie den heutigen, insbeſondere den älteren
Generationen ſeit Jahrzehnten anerzogen iſt. Gar mancher weiß
es ſelbſt von ſich nicht, wie ſtark er ihr verfallen iſt. Sonſt müßte
brennende Scham ſeinen Mund verſchließen, ehe er über die
klei=
nen Opfer an Geld und Gut klagt, die bisher im Intereſſe des
Gemeinwohles von ihm gefordert wurden. Volkswirtſchaftliche
Erwägungen werden den großen erbbiologiſchen und
bevölke=
rungspolitiſchen Gedanken und Geſetzen entgegengehalten.
Er=
höhte Kinderzahl ſoll die Arbeitsloſigkeit verſchlimmern? Eine
Ausleſe Minderwertiger könnte die Unrechten treffen? In
Wahr=
heit denken die, die prinzivielle und allgemeingültige
Beweg=
gründe gegen die erbbiologiſchen Grundgedanken der letzten und
künftigen Geſetze vorbringen, in erſter Linie ängſtlich an ſich
ſelbſt. Es muß alſo zum ſelbſtverſtändlichen Allgemeingut des
deutſchen Volkes werden, was jetzt ſchon die Wiſſenden und
Den=
kenden längſt kennen und fühlen. Die wiſſenſchaftlichen
Grund=
lagen des erbbiologiſchen Denkens müſſen ebenſo dem Bewußtſein
jedes einzelnen eingehämmert werden, wie die ſtatiſtiſche und
volkswirtſchaftliche Tatſache das ganze Volk erfaſſen und
erſchüt=
tern müſſen. Dazu iſt eine großangelegte Aufklärungsaktion nötig,
die nicht nur in der täglich geiſtigen Nahrung der Tagespreſſe,
des Nundfunkprogramms und der Zeitſchriftenlektüre gelegentlich
aufrufen zur Mitarbeit. Viele, allzu viele haben ſich eifrig
be=
müht um Gleichſchaltung. Sie glauben nun zum Teil, ihre Pflicht
getan zu haben, wenn ſie vorſchriftsmäßig flaggen, vielleicht einen
neuen Namen, einen neuen Vorſtand und ein paar neue
Para=
graphen in ihren Statuten haben. Damit iſt es aber nicht getan.
Wir rufen auf zu einem Kampf, in dem wir
einſt=
weilen alle für würdig erachten, Mikkämpfer zu
werden. Wir verlangen Pflichkerfüllung bis zum
Außerſten und werden an der Treue der
Gefolg=
ſchaft erkennen, wo wvahre innere Umſtellung.
geiſtige Wandlung erfolgk iſt.
Zwei Forderungen richten wir an alle die vielen
Organiſa=
tionen, Verbände und Vereine, in denen ſich der deutſche Menſch
freiwillig organiſiert, einordnet und zuſammenfindet. Hier zahlt
er auch freiwillia in Form ſeiner Beiträge nicht unerhebliche
Summen an indirekten Steuern.
Bevölkerungspolitiſches Denken verlangt Senkung aller
Laſten für die Väter und Mütter von Kindern.
Die deutſchen Vereine jeder Art und Prägung
ſollen vorangehen mit einer Entlaſtung ihrer
hinderreichen Mitglöeder durch progentuale
Senkung der Beiträge!
Außer dieſer Maßnahme in ihrem
Eigen=
leben werden aber auch alle Verbände und
Ver=
eine aufgefordert, praktiſche Mitarbeit zu
lei=
ſten bei, der großen Aufklärungs= und
Prova=
ganda=Aktion, die in den Monaten September,
Oktober und November das erbbiologiſche
Den=
ken in die Gehirne und Herzen aller Deutſchen
hineintragen ſoll.
Jeder Vorſtand muß es als Ehrenpflicht anſehen, mit dem
Aufklärungsmaterial, das offiziell herausgegeben wird,
jedes Mitglied der ihm unterſtellten Organiſation zu
er=
faſſen.
Der gemeinſame Bezug in großen Sammelbeſtellungen und
Sam=
melſendungen muß ſyſtematiſch und zielbewußt organiſiert werden.
Die Ortsgruppen der NSDAP. haben ſich als örtliche Ausgabe=
und Abrechnungsſtellen zur Verfügung geſtellt. Bei richtiger
Or=
ganiſationsarbeit können die Laſten gleichmäßig auf die
Schul=
tern aller Mitglieder verteilt werden, ſo daß auf den einzelnen
ein lächerlicher Pfennigbetrag entfällt, der bei der nächſten
Bei=
tragserhebung eingezogen wird. Der Erfolg für die Geſamtheit
und für die Zukunftsentwickelung wird ungeheuer ſein, wenn es
gelingt, jeden Deutſchen bis ins letzte Dorf hinein mit dieſer
Aufklärung zu erfaſſen und innerlich zu durchdringen.
Gleich=
zeitig wird dieſe Propagandaaktion zu einer praktiſchen Hilfe für
die Kinderreichen, denen der Ueberſchuß der Einnahmen über die
Herſtellungs= und Verbreitungskoſten der Broſchüre zugute kommt.
Daß ſchließlich in dieſen drei Monaten alle Sitzungen,
Ver=
ſammlungen und Tagungen jedes Verbandes und jedes Vereines
und jeder irgendwie gearteten privaten und öffentlichen
Körver=
ſchaft durchdrungen ſein müſſen, von den erbbiologiſchen
Gedan=
kengängen, für die in den Aufklärungsſchriften geworben wird,
iſt wohl eine Selbſtverſtändlichkeit.
Aufklärung und Propaganda, die ſich aber nur an den
Ver=
ſtand wenden, können nie die durchgreifende Wandlung der
gei=
ſtigen und ſittlichen Struktur des deutſchen Menſchen erzielen,
wenn ſie nicht gleichzeitig die Herzen erobern. Das herrliche, hohe
Wort: „Gemeinnutz geht vor Eigennutz!” iſt faſt ſchon abgegriffen
im Munde allzu vieler. Hier gilt es mehr denn je und muß das
Sinnen und Trachten jedes Menſchen völlig erfüllen. Der trotzige
Kampfruf: „Sieg oder Tod!” gilt, vom Standpunkt der
Erbbio=
logie geſehen, für dieſen Kampf mehr als in einem Krieg mit den
üblichen Waffen. Die Männer und Frauen, die Verantwortung
tragen für das Wohl und Wehe der ihnen unterſtellten
Organi=
ſationen, ſeien ſie auch im Rahmen des Ganzen noch ſo klein und
bedeutungslos, ſie alle tragen mit der Aufgabe, die ihnen heute
erteilt wird, eine gewaltige Verantwortung, der ſie nicht
ent=
rinnen können. Nur wenn ſie ihre Pflicht freudig mit ganzer
Hingabe erfüllen, werden ſie das Ziel erreichen, das wir alle
zu=
ſammen mit höchſter Anſpannung unſerer Kräfte erreichen
müſ=
ſen, wenn Deutſchland leben ſoll.
— 5000=RM.=Spende der Deutſchen Drogiſtenſchaft. Der
Führer der Deutſchen Drogiſtenſchaft hatte zur Sammlung für
die Adolf=Hitler=Spende‟ „Opfer der Arbeit” aufgerufen.
Un=
ter Vorantritt des Deutſchen Drogiſten=Verbandes und
namhaf=
ter Beteiligungen der drogiſtiſchen Genoſſenſchaften wurden 5000
RM. geſammelt. Der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß,
hat in einem Schreiben an den Vorſitzenden des Deutſchen
Dro=
giſten=Verbandes den herzlichſten Dank ausgeſprochen und die
Weiterleitung der Summe an die zuſtändige Stelle des
Propa=
gandaminiſteriums angezeigt.
Jedes Mitglied der N. S. Volkswohlfahrt
hilft die Not lindern!
Geſchäftsſtelle: Wilhelminenſtr. 34, 3. Stock, Zimmer 2 und 8,
Tel. Nr. 4601, Nebenſtelle 14.
MüfS
Verwaltungsſonderzug nach Eiſenach Mitten ins Herz
Deutſchlands wird die Reichsbahndirektion Mainz am 16. und 17.
September d. J. einen Sonderzug, fahren, der den Teilnehmern
genußreiche Stunden in dem Thüringer Wald auf wertvollem
Kulturboden bereiten wird. Da die Fahrt, die an und für ſich
ſchon ein Genuß iſt, bereits am Samstag nachmittag angetreten
wird, haben die Reiſeteilnehmer reichlich Gelegenheit, in Ruhe
Eiſenach mit ſeinen vielen Sehenswürdigkeiten und ſeiner
reiz=
vollen Umgebung zu beſichtigen. Drum auf zur Wartburgſtadt!
Die Preiſe der um 60 Prozent ermäßigten
Sonderzugrückfahr=
arten bewegen ſich je nach dem Einſteigebahnhof zwiſchen 7 und
9 Reichsmark.
Zum Tag des Pferdes.
M
Für den Tag des Pferdes,
insbeſondere für die
Nachmit=
tags=Veranſtaltung, haben das
Ehrenpräſidium übernommen:
Reichsſtatthalter Sprenger,
Staatspräſident Profeſſor Dr.
Werner
Landespolizeipräſi=
dent Dr. Beſt.
Landesbauern=
führer Dr. Wagner. Ober=
bürgermeiſter Dr. Müller und
(A T96 DES PEERDES () Brigadeführer Hauer Reichs=
kanzler Adolf Hitler hat
für den „Preis des neuen Deutſchlands” für den Sieger einen
wertvollen Ehrenpreis geſtiftet.
Mit im Mittelpunkt des Programms ſteht der große
Auf=
marſch der heſſiſchen SA.=Reiterſtürme. Es werden nahezu 400
Reiter nach Darmſtadt kommen, welche ſich an der SA.=Reiter=
Parade und größtenteils auch an dem Vielſeitigkeits=Wettbewerb
beteiligen. Mit beſonderem Intereſſe wird man dem Springen der
SA.=Reiter entgegenſehen. Auch dieſes Springen wird zum erſten
Male in Darmſtadt zur Durchführung gelangen.
Seit Mittwoch wurde der
Vorverkauf
für den Tag des Pferdes eröffnet. Die Eintrittspreiſe ſind
außer=
ordentlich niedrig gehalten, um allen Kreiſen den Beſuch der
groß aufgezogenen intereſſanten Veranſtaltung zu ermöglichen. Die
Karte für den Einheitsplatz koſtet im Vorverkauf nur 40 Pfg.. an
der Kaſſe 60 Pfg. numerierte Plätze im Tribünenzelt 2 RM.
an der Kaſſe 2,50 RM. Außerdem iſt noch ein Stehplatz zu 1. RM.
(an der Kaſſe 1,20 RM.) im Tribünenzelt vorgeſehen.
Ohne langes Zurichten gute Buppen
aus MAGGl‟ Buppen-Würfeln
„Deutsche Qualitätsware 1Würfel für 2 Teller 10Pfg
Seite 6 — Nr. 248
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. September 1933
Polizeibericht.
Vorſchriften über die Zuckerung von Wein. Die
Polizeidirek=
tion weiſt darauf hin, daß die Abſicht, Traubenmaiſche,
Trauben=
moſt oder Wein zu zuckern (§ 3 des Weingeſetzes vom 25. 7. 1930
RGBl. I S. 356), der Ortspolizeibehörde unter Benutzung des
vorgeſchriebenen Formulars anzuzeigen iſt. Die gleiche Anzeige
iſt bei der Herſtellung von Haustrunk zu erſtatten.
Außerdem wird darauf hingewieſen, daß nach § 14 Abſ. 3 des
Weingeſetzes Trauben, die aus dem Auslande eingeführt und nach
Nr. 45 des Zolltarifes als Tafeltrauben abgefertigt worden ſind,
nicht zur Herſtellung von Moſt oder Wein verwendet werden
dür=
fen. Mit Erlaubnis des Staatsminiſteriums, Abteilung Ie (
Land=
wirtſchaft) dürfen ſie jedoch unter ausreichenden
Sicherungsmaß=
nahmen zur Herſtellung von Eſſig und Branntwein Verwendung
finden.
Der ausländiſche Wagen feſtgeſtellt. Am 17. Auguſt wurde in
Nürnberg der ausländiſche Perſonenkraftwagen mit dem
Polizei=
kennzeichen E (Spanien) ausfindig gemacht, der am 12. Auguſt
etwa zur gleichen Zeit die Unfallſtelle in Auerbach vaſſierte, als
ein Radfahrer von einem Auto totgefahren wurde. Der Wagen
war am Unfallstage auch in Darmſtadt und in Frankfurt geſehen
und ſpäter gemeldet worden. Entgegen der früheren Annahme,
daß den ausländiſchen Wagen eine Schuld treffe, ergaben die
Er=
mittlungen, daß dieſes Auto erſt an der Unfallſtelle vorbeikam,
als das Unglück ſchon geſchehen und der Münchener Adlerwagen
ſchon gegen einen Baum gerannt war. Die in einzelnen Zeitungen
verbreitete, auf Gerüchten beruhende Meldung, daß ein von
ſpaniſchen Hochſtaplern beſetzter Wagen, der das Unglück
herbei=
geführt habe, an der Schweizer Grenze gefaßt worden ſei, gehört
ins Reich der Fabel.
Warnung vor einem Stoff= und Strumpfreiſenden. Am
Diens=
tag trat in Eberſtadt ein angeblich italieniſcher Stoffhauſierer
auf, der Privatleuten „billige” Strümpfe und Anzugſtoffe anbot.
Für die abgevaßten Anzugſtoffe verlangte er zuerſt hohe Preiſe,
die er ſich aber ſchließlich bis unter die Hälfte herunterhandeln
ließ. Er verkaufte die Stoffe als 3,30 Meter lang und 1,60 Meter
breit, ausreichend für einen Anzug und zwei paar Hoſen. Ein
Käufer mußte aber zu Hauſe zu ſeinem Leidweſen die
bedauer=
liche Feſtſtellung machen, daß der gekaufte Stoff lange nicht den
angegebenen Maßen entſprach und wohl kaum ſeinen erwünſchten
Zweck erfüllen dürfte. Die Polizei ermahnt daher erneut das
Publikum, derartige Einkäufe nur in reellen Geſchäften am Platz
zu betätigen. Bei Wiederauftauchen des Schwindlers wird die
Bevölkerung erſucht, ſofort die nächſte Polizeiſtation zu
benach=
richtigen. Die ländliche Bevölkerung wird gebeten, ihre
zuſtän=
dige Gendarmerie oder Ortspolizei auf derartige Elemente
auf=
merkſam zu machen, damit ihnen ſofort das Handwerk gelegt wird.
Verkehrsunfälle. In der Nacht zum Mittwoch gegen 24 Uhr
rannte der Motorradfahrer Fritz Jakob aus Darmſtadt Ecke der
Bismarck= und Kaſinoſtraße gegen einen Baum und mußte mit
erheblichen Beinverletzungen ins Stadtkrankenhaus eingeliefert
werden. Sein „Soziusfahrer blieb wie ein Wunder unverletzt.
Das Motorrad wurde ſtark beſchädigt.
Am Mittwoch gegen 12,30 Uhr ſtieß an der Ecke der Stifts=
und Adolf=Spießſtraße eine Radfahrerin, die in die Stiftsſtraße
einbiegen wollte, mit einem Perſonenkraftwagen zuſammen. Die
Radfahrerin wurde dabei am Knie leicht verletzt, das Fahrrad
beſchädigt.
* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Betrüger par Excelenge ſtehen in dieſen Tagen vor dem
Darmſtädter Bezirksſchöffengericht. In der vorigen
Woche hatten wir es mit einem gebürtigen Pforzheimer zu tun,
einem, man kann ſchon ſagen Betrüger von Berufswegen. Als
Oekonomierat Dr. B. wußte er allenthalben die Leute zu
betören, durch den ſchön klingenden Titel, der immer noch zog,
und durch ſein wohlgeſetztes Auftreten. Hier beſtellte er ſich
An=
züge und Kleider aller Art, dort mietete er ſich in den eleganteſten
Zimmern ein, um nachher die Miete ſchuldig zu bleiben. Auch
ärztlich ließ er ſich behandeln ohne die geringſte Gegenleiſtung.
Noch nie ſei er „ſo flott” betrogen worden, meint der eine Zeuge.
Selbſt im Gefängnis kann der erſt 27=Jährige, der bereits an die
20 ganz ſchöne Vorſtrafen aufzuweiſen hat, das Schwindeln nicht
laſſen, erzählt er doch dem Gefängnisarzt, anſcheinend um ſich bei
ihm lieb Kind zu machen, er ſei mit irgend einem Arzt gleichen
namens verwandt. Es ſtimmt natürlich nicht. Das Gericht hält
für ihn eine Zuchthausſtrafe von vier Jahren für
an=
gemeſſen und fünf Jahre Ehrverluſt.
Weniger feudal, aber ebenſo erfolgreich weiß ſich ein Pfälzer
Händler durchs Leben zu ſchwindeln. Seine Strafliſte iſt noch
etwas umfangreicher. Er hat bereits am Montag wegen eines
kleineren Betrugs eine Strafe von einem halben Jahr Gefängnis
erhalten und hat ſich am Mittwoch wegen eines weiteren Betrugs
in Kelſterbach zu verantworten, wo er, bei einem Wäſcheverkauf,
unter der Angabe, er ſei Ruſſe und könne nicht deutſch ſchreiben,
den ſehr kurzſichtigen Käufer ſeinen Namen, ohne daß dieſer es
merkte, auf ein Wechſelformular ſchreiben ließ, daß er dann
aus=
füllte und weitergab Der Angeklagte erſcheint in der
Verhand=
lung als ein Geſpenſt ſeiner ſelbſt auf der Anklagebank, was ja
weiter nicht zu verwundern iſt, wenn man hört, daß er nahezu
vier Wochen einen Hungerſtreik inſzeniert, ihn dann aber mangels
Erfolgs rechtzeitig beigelegt hatte. Während der Dauer der
Be=
weisaufnahme zittert er am ganzen Körper und weiß kein Wort
zu reden. Lediglich eine Beſchwerde über den Gefangenenaufſeher
kann er vorbringen, der ihm mit dem Gummiknüppel ein Paar
runtergehauen habe. Wenn man aber hört, daß er dem Aufſeher
vorher ſchnell mal an die Kehle ſpringen wollte, ſcheinen dieſe
Hiebe doch einer gewiſſen Berechtigung nicht zu entbehren. Als
aber in der Beratungspauſe ſeine Frau zu ihm kommt, hat er
plötzlich die Sprache wiedergefunden er ſitzt aufrecht da, und das
Zittern hat faſt vollkommen aufgehört. Dieſes ganze Gehaben,
noch mehr aber das ärztliche Gutachten der Frankfurter
Univer=
ſitätsklinik und des hieſigen Gefängnisarztes ergibt einwandfrei,
daß es ſich hier um einen Simulanten handelt, der ſich der
Be=
ſtrafung immer wieder durch die Flucht in die Krankheit zu
ent=
ziehen verſucht. Das Gericht iſt mit dem Staatsanwalt der Anſicht,
daß der Mann gemeingefährlich ſei und deshalb ſo lang wie
mög=
lich unſchädlich gemacht werden müſſe, und erkennt wegen
ſchwe=
rer Urkundenfälſchung und Betrugsverſuch auf
ein Jahr Gefängnis. Mildernde Umſtände ſeien ihm noch
einmal zuzubilligen, da er zweifellos moraliſch ſchwachſinnig ſei.
Am Mittwoch ſitzen weiter vier Kommuniſten aus
Griesheim auf der Anklagebank wegen Vergehens gegen
das Schußwaffengeſetz uſw. Der erſte Angeklagte der
Alt=
händler St., hatte von einem Mitbewohner zwei franzöſiſche
Ge=
wehre mit Munition bekommen, die er, nach ſeinen Angaben, zu
ſeinem Alteiſen geworfen habe. Auf jeden Fall kamen ſie von dort
in die Hände der Kommuniſten, die ſie zu dem Parteigenoſſen J.
in Verſteck gaben. Von dort wurden ſie zeitweiſe hervorgeholt zur
Inſtruktionsſtunde, die der Ortsgruppenleiter der KPD. in
Gries=
heim. der Weißbinder T., abhielt. Nach dem 5 März gab dieſer
dann einem jüngeren Parteigenoſſen den Auftrag, er ſolle die
Geräte im Wald vergraben, was dieſer dann auch tat. Die vier
Angeklagten geben heute alles zu, weiſen aber jede ſchlechte Abſicht
weit von ſich. Das Gericht iſt indeſſen überzeugt, daß ihr Vorgehen
zweifellos eine Vorbereitung zum Hochverrat war, da ſie jedoch
vor dem 1. Dezember 1932 liege, unter die Amneſtie falle. Die
Angeklagten ſeien demnach nur wegen Vergebens gegen das
Schußwaffengeſetz und ſoweit es nach dem 5. März liege, wegen
Vergehens gegen die Verordnung des Reichspräſidenten zum Schutz
von Volk und Staat und des heſſiſchen Polizeikommiſſars über
Waffenablieferung zu verurteilen. Der Althändler S.
er=
hält demnach eine Gefängnisſtrafe von 4
Mo=
naten und einer Woche, der Faſelwärter J. eine
ſolche von vier Monaten und der Weißbinder Sp.,
der die Waffen vergraben hatte, fünf Monate Gefängnis.
Der Ortsgruppenleiter T. als geiſtiger Urheber des
gan=
zen ſei am härteſten zu beſtrafen und erhält eine
Gefängnis=
ſtrafe von neun Monaten. Die drei letzten erkennen ihre
Strafen an.
Die Große Strafkammer verurteilt am ſelben
Tag den 54jährigen Bernhard Schwebel aus
Sie=
delsbrunn, der ſich jahrelang an kleinen Mädchen aus dem
Ort vergangen hatte, zu zwei Jahren und neun
Mona=
ten Zuchthaus.
Am Freitag wird vorausſichtlich die Verhandlung gege
den Rechtsanwalt und Notar Sturmfels vor de
Großen Strafkammer ſtattfinden.
Sonderfahrt des Heſſiſchen Handwerks
zur Btaunen Großmeſſe des Handwerks in Leipzig.
Dem Rufe des Reichsſtandes des Deutſchen Handwerks zum
Beſuche der Braunen Großmeſſe in Leipzig waren auch aus
Heſſen zahlreiche Vertreter des Handwerks gefolgt.
Die Heſſiſche Handwerkskammer hatte eine Sonderfahrt
ver=
anſtaltet, die mit drei Sonder=Omnibuſſen in der Zeit vom 26
bis 30. Auguſt durchgeführt wurde und an der ſich gegen 100
Meſſebeſucher beteiligten. Die Fahrt führte abſeits der
bekann=
ten Route der Eiſenbahn vielfach auf den uralten Wegen, die
jahrhundertelang von den Beſuchern der Leipziger Meſſe vom
Weſten und Süden her eingeſchlagen worden waren, und
be=
rührte dabei mit die ſchönſten Gegenden unſeres deutſchen
Mit=
telgebirges. Zunächſt gings bei prächtigem Wetter durch den
Odenwald über Amorbach dem Main bei Miltenberg zu. Bald
lagen Odenwald und Speſſart in der Ferne, und die Wagen
zogen über die Würzburger Brücke. In ſcharfem Anſtieg
wur=
den die jenſeitigen Mainhöhen erklommen, noch einmal grüßten
Stadt und Marienburg herüber, und dann nahm uns der wellige
Steigerwald auf. Es waren nicht gerade die beſtgepflegteſten
Straßen auf denen man nach Bamberg gelangte. Dom und
Türme Bambergs lagen da im Strahl der Abendſonne, als das
Ziel der erſten Tagesfahrt erreicht war. Durch den Führer der
Fahrt, Herrn Dr. Kollbach, waren ſchnell die vorbeſtellten
Quar=
tiere angewieſen, und vor dem Schlafengehen traf man ſich noch
einmal im Garten der „Würzburger Weinſtube‟. Schon vor
7 Uhr morgens war am Sonntag Antreten zur Stadtbeſichtigung.
In geſchloſſener Formation zog man durch die Straßen, Anlagen
und der Regnitz entlang dem Dome zu. Vorbei an der alten
und neuen Reſidenz, erſtieg man den Michaelsberg mit ſeinem
geradezu überwältigenden Rundblick. — Die Strecke bis
Bay=
reuth ging wie durch eine Parklandſchaft Unter ſachverſtändiger
Führung wurde die Wagnerſtadt eingehend beſichtigt.
Beſon=
deres Intereſſe erregten naturgemäß das Feſtſpielhaus, die
Frei=
lichtbühne und Haus Wahnfried. An dem Sterbehauſe von Liſzt
vorbei, ſuchte man im Hofgarten das einſame Grab des großen
Meiſters auf und brachte ihm eine ſtumme Huldigung dar.
Ge=
gen Mittag rollten die Wagen bereits hinan zum Luſtſchloß
Eremitage, das an die Zeiten der Markgrafen erinnert. In der
anliegenden Gartenwirtſchaft wurde das Mittageſſen
eingenom=
men, und weiter ging dann die Fahrt, den Höhen des
Fichtel=
gebirges zu
Ehe man als letzte bayeriſche Stadt Hof erreichte und ſo faſt
an die Oſtgrenze unſeres Vaterlandes gelangte paſſierte man
noch das freundliche, ſo berühmt gewordene Dorf Konnersreuth.
Die weiteren Wegſtunden waren eine genußreiche Fahrt durch
das ſächſiſche Vogtland. Auch das betriebſame Plauen, deſſen
Vorſtädte und Randſiedlungen von lebhafter Bautätigkeit
zeug=
ten, konnte uns nicht länger aufhalten, da man vor hatte, in
dem freundlichen Städtchen Elſterberg kurze Zeit zu verweilen.
Die Abenddämmerung nahte bereits, als die Höhen des
Vogt=
landes immer mehr zurücktraten und man ſich dem
Induſtrie=
gebiet der Zwickauer Mulde näherte. Das Ziel der Fahrt,
Leip=
zig, wurde gegen 10 Uhr abends erreicht und die Teilnehmer
durch Vermittlung des Meſſeamtes in Privatquartieren
unter=
gebracht. Als Hauptquartier für die Darmſtädter Sonderfahrt
wurde der „Thüringer Hof” beſtimmt und im übrigen den
Teil=
nehmern für die beiden Aufenthaltstage größte Freizügigkeit
gewährt. Es würde zu weit führen, den gewaltigen Eindruck
der zahlloſen Meſſehallen mit ihren Ausſtellungen zu ſchildern,
unter denen die „Braune Großmeſſe” des Handwerks einen
her=
vorragenden Platz einnahm „Am Montag vormittag waren im
Rahmen der Baumeſſe=Tagung richtungweiſende Vorträge der
Her=
ren Staatsſekretär Gottfried Feder, Staatsſekretär Dr.
Krohn und des Generalinſpekteurs für das deutſche
Straßen=
weſen, Dr.=Ing. Todt. Am folgenden Dienstag ſprachen
her=
vorragende Sachverſtändige über den Wohnungs= und
Sied=
lungsbau in Deutſchland. Zum gemeinſamen Mittag= und Abend=
eſſen trafen ſich die Teilnehmer der Sonderfahrt, deren
Zuſam=
menhalten ebenſo muſtergültig war wie ihre Stimmung, im
„Thüringer Hof”. Einen Höhepunkt der Leipziger Tage bildete
die gewaltige Kundgebung des Deutſchen Handwerks in der
Rie=
ſenhalle 7, in der ſich am Dienstag nachmittag gegen 25 000
Handwerksmeiſter eingefunden hatten. Als Hauptredner ſprach
hierbei der Vizepräſident des Reichsſtandes des Deutſchen
Hand=
werks, Karl Zeleny. Die Kundgebung wurde geleitet von
dem Präſidenten des Reichsverbandes des Deutſchen Handwerks,
Handwerkskammer=Präſident Schmidt=Wiesbaden.
Pünktlich um 12 Uhr nachts pfiff der Fahrtleiter zur
Ab=
fahrt, die programmäßig erfolgte. Zum Abſchied erklangen noch
einmal fröhliche Lieder, und nur ungern ließ man die prächtige,
von buntem Leben erfüllte Stadt zurück. Die Vororte Leipzigs,
die man paſſierte, haben aus dem 30jährigen Kriege her und
namentlich ſeit der Völkerſchlacht in der Weltgeſchichte einen
be=
ſonderen Klang. Das Schlachtfeld von Lützen erreichte man bald,
um ſich dann dem Thüringer Wald zuzuwenden. Mitten in der
Nacht durchquerte man Jena, folgte dem Saaletal über
Rudol=
ſtadt hinaus und gelangte im Morgengrauen in die Gegend von
Saalfeld.
Manche erwachenden Fahrtteilnehmer ſahen noch den
Ge=
denkſtein, der an der Stelle errichtet iſt, wo der heldenmütige
Prinz Louis Ferdinand 1806 den Heldentod erlitt. Dann ging
es ſtetig bergan, dem Hauptkamme des Gebirges zu. In einem
Dörfchen auf beherrſchender Höhe, von Wäldern umgeben, wurde
beim Gaſthaus „Zum roten Hirſch im grünen Wald” Halt
ge=
macht und eine Waſch= und Kaffeepauſe eingelegt. Die weitere
Fahrt führte an ſo mancher einſamen Stätte Thüringer
Heim=
induſtrie, insbeſondere kleineren Glasbläſereien, vorbei. Bald
grüßte von fern die Veſte Coburg herüber, der unſer nächſter
Beſuch galt. Ihre Beſichtigung war außerordentlich lohnend und
ihr Panorama unvergleichlich ſchön. Einen Höhepunkt fand
unſere Sonderfahrt noch durch einen Beſuch bei dem berühmten
General Höfer, dem Befreier Oberſchleſiens, in deſſen berühmter
Diviſion im Kriege unſer Fahrtleiter Dr. Kollbach geſtanden
hatte. Der alte einarmige Haudegen, an deſſen 70. Geburtstage
das deutſche Volk vor kurzem noch dankbaren Anteil genommen
hatte, war von dem überraſchenden Beſuch außerordentlich
ge=
rührt. Dr. Kollbach hielt eine kernige Anſprache und betonte,
daß es nicht nur ihm, ſondern auch ſeinen Fahrtteilnehmern
ein Herzensbedürfnis war, ihm dem ſiegreichen General, die
freundlichſten Grüße mit den allerbeſten Wünſchen zu
über=
bringen. Sichtlich gerührt dankte General Höfer für den ihm
erſtatteten Beſuch. Es freue ihn außerordentlich, gerade Herrn
Dr. Kollbach noch einmal ſehen und begrüßen zu dürfen, der ſich
in ſeiner Diviſion als einer der Tapferſten ſtets bewährt und
ihm eine wertvolle Stütze geweſen ſei. Es war ſchon Mittag
geworden, als man zur Weiterfahrt antrat, um bei
Schwein=
furth an den Main zu gelangen. Leider ſtreikte hier ein
Om=
nibus, der mit den anderen bislang getreulich durchgehalten
hatte, und ein Teil der Fahrtteilnehmer trat die Rückreiſe,
ins=
beſondere nach Rheinheſſen und Oberheſſen, per Bahn an. Die
beiden anderen Wagen nahmen ihren Weg über Würzburg, den
Speſſart und Aſchaffenburg nach Darmſtadt, wo ſie am Mittwoch
ſpät abends wieder eintrafen,
Dieſe Sonderfahrt wird allen Teilnehmern ſtets in beſter
Erinnerung bleiben. Der Reiſeplan war ſo aufgeſtellt und auch
durchgeführt worden, daß mit verhältnismäßig wenig Mitteln in
knapper Zeit unendlich viel geſehen und aufgeſucht werden
konnte. Die Kameradſchaft unter allen Teilnehmern war von
der erſten Stunde an gegeben, nicht zuletzt infolge des
beiſpiel=
haften Verhaltens des verehrten Kammerpräſidenten Fritz
Mül=
ler, der ſich als uneigennütziger und vorbildlicher Fahrtgenoſſe
auf der ganzen Reiſe bewies.
SadltSailie
FUFT DICHIändrstiileng
Deutſche Bühne. Jeder Volksgenoſſe kann bei uns eine
Miete zeichnen. Der Erwerbsloſe, Kleinrentner und
Wohlfahrts=
empfänger die Kriegerhinterbliebenen, der unbemittelte SS.=,
SA= und ST.=Mann, alle gehören in die Volksmiete. Die
Wech=
ſelmieten ſind auf 6, 12 und 18 Vorſtellungen verteilt und in
Mo=
natsraten von 1,20 und 3 RM. auf 9 Monate fällig. Wer Wert auf
einen feſten Platz legt, findet in der feſten Miete noch freie
Plätze zu ermäßigten Preiſen. Die Miete iſt in 14 und 20
Vor=
ſtellungen aufgelegt. Es iſt die Pflicht jedes Staatsbürgers, an
dem Aufbau des Theaters nach ſeinen Kräften teilzunehmen.
Darum muß er Mitglied der Deutſchen Bühne werden.
Ge=
ſchäftsſtelle im Kleinen Haus, täglich geöffnet.
Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheatern.
Helia.
Ein luſtiger Anny=Ondra=Film.
In „Fräulein Hoffmanns Erzählungen” ſtellt
Anny Ondra ſich als ein rechter Sprühteufel ausgelaſſenen
Humors vor, deren luſtige Einfälle doppelt amüſant wirken und
die Unmöglichkeiten des Ablaufs der Handlung um ſo leichter
überſehen laſſen, als ihre queckſilbrige Schönheit alles mit
ent=
zückender, liebenswürdiger Drollerie gibt. — Anny Ondra als
Beſitzerin einer Kaffeefirma im Konkurrenzkampf! Und der
Be=
ſitzer der Konkurrenzfirma ein temperamentvoller junger Mann.
Man weiß natürlich, wie die Sache endet, wenn die beiden
auf=
einander losgelaſſen werden, die ſich nicht kennen, die aber beide
zum äußerſten entſchloſſen ſind, um den Konkurrenzkampf zu
ge=
winnen, ſelbſt zum — Heiraten! Was ſie ſchließlich auch tun,
wenn auch anders, als ſie es anfangs vorhaben. Nämlich aus
Liebe, nicht um die Konkurrenz zu vernichten, was dann ebenſo
natürlich zur Vereinigung der beiden großen Firmen führt.
Früher ſoll das auch im Leben vorgekommen ſein, heute wohl
nur noch im Film. „Was aber auf dem Wege bis zur endlichen
Vereinigung der beiden — der Konkurrent iſt Matthias
Wie=
mann — alles geſchieht, um 1½ Std. die Leinwand mit
ent=
zückenden Bildern zu füllen, das macht mit Hilfe der Regie Karl
Lamacs den Film zu einer ſo heiteren Angelegenheit, daß man
ihn anſehen ſollte. Es tut gut, einmal ungezwungen ſich in
heitere Stimmung verſetzen zu laſſen. Köſtliche Bilder aus der
herrlichen Landſchaft um München und aus den bayeriſchen
Ber=
gen umrahmen wirkſam das Szenenſpiel, —
KA
Union=Theater.
„Das häßliche Mädchen.‟ Daß ein hübſches
Tipp=
fräulein, wenn ſie allein in einer ſonſt nur mit jungen Männern
beſetzten Buchhaltung ihre Tätigkeit ausübt, die Arbeitsleiſtung
der Herren Kollegen nicht gerade vorteilhaft beeinflußt, iſt recht
glaubhaft, und man kann es dem Abteilungsleiter nicht
ver=
denken, wenn er ſich unter den zahlreichen Bewerberinnen für
dieſen Poſten nach ſeiner — nicht immer maßgebenden —
An=
ſicht die Unſcheinbarſte herausſucht. Daß dieſes gutgemeinte
Ex=
veriment in unſerem Falle doch nicht gelingt, iſt nicht ſeine
Schuld. — Wie ſich aus dem „häßlichen Mädchen” im Laufe einer
recht verwickelten, manchmal ein bißchen unwahrſcheinlichen
Ge=
ſchichte ein entzückender, temperamentvoller Schelm entpuppt, in
den ſich der ſympathiſche „Buchhalter Fritz”, faſt ohne daß er es
merkt, unſterblich verliebt, iſt der Inhalt dieſer von köſtlichem
Humor durchwobenen und mit viel Situationskomik
ausgeſtatte=
ten Filmhandlung. Dolly Haas, die Trägerin der Titelrolle,
iſt die rechte Darſtellerin am rechten Platz und überzeugt ebenſo
in ihrer rührenden Unbeholfenheit wie in ihrer ſpitzbübiſchen
Naturhaftigkeit. Max Hanſen als „Buchhalter Fritz” paßt ſich
ihrem Spiel als Partner glänzend an. Unter den übrigen
Mit=
wirkenden gefällt natürlich wieder der wohlbeleibte
Wall=
burg als verliebter „Direktor” und Julius Falkenſtein als
nervöſer „Abteilungsleiter‟. Ein ſehr origineller Puppenfilm
und ein intereſſanter Expeditionsfilm ergänzen das ſehenswerte
Programm.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen zahlreichen Wünſchen
ent=
ſprechend noch einmal für einige Tage den Film des deutſchen
Volkes den erſten deutſchen SA.=Film „SA.=Mann Brand”. Jeder
SA.=Mann, SS.=Mann, Amtswalter und Parteigenoſſe muß
die=
ſen Film geſehen haben, kein Hitlerjunge darf ihn verſäumen,
denn das iſt ihr Film. Auch ſollte es keinen Deutſchen geben, der
den Film nicht geſehen hat.
— Reſi=Theater. Der temperamentvolle, flotte Tonfilm mit
den vielen neuen Schlagermelodien „Heut kommt’s drauf an”
läuft in Erſtaufführung zur Eröffnung der neuen Filmſaiſon im
Reſi=Theater. Hans Albers, blonder, frecher liebenswürdiger
denn je, ſingt u. a.: „Ich bin der Hans im Glück!” und dirigiert
die Weintraubs. Heute letzter Tag!
Aus der NSDAP.
Das Gau=Preſſeamt Heſſen=Naſſau teilt mit:
Während Deutſchland noch völlig im Zeichen des gewaltigen
Tages von Nürnberg ſteht, und Frankfurt den Tag des Arbeiters
noch ſo friſch in Erinnerung hat wie Rüdesheim die Saar=
Kund=
gebung, ſollte man meinen, eine gewiſſe „Ruhepauſe” in der
NSDAP. erwarten zu dürfen. Nun ruft die Gauleitung Heſſen=
Naſſau zum
Gautag am 23. September
auf. Die Partei kennt keinen Stillſtand.
Der Gau umfaßt bekanntlich das Land Heſſen, den
Regie=
rungsbezirk Wiesbaden und einen Teil des Regierungsbezirks
Kaſſel (Kinzigtal). Die bekannte Aktivität der rhein=mainiſchen
Nationalſozialiſten iſt ſichere Gewähr für ein neues erhebendes
Erlebnis unſeres Wiederaufſtieges. Schon ſind die
Vorbereitun=
gen in vollem Umfange aufgenommen, weshalb auch jetzt bereits
die Bevölkerung des Rhein=Main=Gebietes auf den ganz unter
dem Eindruck des Braunhemdes ſtehenden Gautag hingewieſen
wird.
Vom Stahlhelm B.d.5.
Dienſt derr Stahlhelm=Kapelle: Donnerstag, den
7. September 1933, Antreten des Spielmannszuges
um 6.30 Uhr zum Parademarſchüben auf dem
Sportplatz der ehem. 24er Dragoner.
(gez.) v. Geldern=Cr.,
Frontheil!
Sturmbannführer I/Starkenburg.
Vereinskalender.
— Turngemeinde 1846, Schülerabteilungen.
Wanderung am Samstag, den 9. September, für Schüler über
10 bis 14 Jahre mit Uebernachtung in einer Jugendherberge. —
Wanderung am Sonntag, den 10. September, für Schüler vom
6. bis 10. Lebensjahr — Sonntag vormittag treffen ſich beide
Abteilungen zum Geländeſport und kehren gegen 12 Uhr in die
Stadt zurück. — Alle Schüler, die ſich am Samstag an der
Wan=
derung noch nicht beteiligen, turnen von 4 Uhr nachmittags ab
unter Abteilungsleiter Joſt. Alle Wanderer wollen den
An=
ſchlag im Turnhaus über die beſonderen Anordnungen genau
durchleſen.
Lokale Veranſtallungen.
Die bierunter erſcheinenden Notlzen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betradhten:
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritlk.
— FC. Union Darmſtadt. Am Samstag, den 9.
Sep=
tember, abends 8.30 Uhr, findet die ordentliche
Haupt=
verſammlung im Vereinslokal Chauſſeehaus, Heidelberger
Straße 89, ſtatt Tagesordnung: 1. Verleſung der Niederſchrift
der letzten ordentlichen Hauptverſammlung. 2. Mitteilungen des
Vorſtandes, 3. Wahl des Vereinsführers, 4. Feſtſetzung der
Bei=
träge ab 1. Oktober, 5. Satzungsänderungen, 6. Verſchiedenes=
Die Mitglieder werden zu dieſer Hauptverſammlung höflichſt
ein=
geladen, und der Vorſtand gibt der Erwartung Ausdruck, daß
mit Rückſicht auf die Wichtigkeit alle reſtlos erſcheinen.
Tageskalender für Donnerstag, den 7. September 1933.
Union: „Das häßliche Mädchen”: Helia: „Fräulein Hoffmanns
Erzählungen”; Palaſt: „SA.=Mann Brand”. — Reſi=Theater:
„Heut kommts drauf an!“ — Café Oper: Gaſtſpiel der zwei
Sewalds. — Ausſtellungsraum des Gaswerks, Eliſabethenſtr.,
20 Uhr: Vortrag „Die Gasküche‟.
Donnerstag, 7. September 1933
Aus Heſſen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 248 — Seite 7
Bekannkmachung, bekr. die Erhebung von Deckgeld
für Bedecken der Skuken.
Der Landesbauernpräſident Dr. Wagner macht bekannt:
Ich bringe hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß für die
Deckzeit 1933 das Deckgeld für Bedecken von Stuten durch die
ſtaatlichen Hengſte endgültig für Stammbuchſtuten auf 36 RM.
und für nicht in das Stammbuch eingetragene Stuten auf 37 RM.
feſtgeſetzt iſt.
Die in Heſſen wohnenden Stutenbeſitzer haben nach Schluß
der Deckzeit zunächſt nur einen Teilbetrag, und zwar die Beſitzer
von Stammbuchſtuten 12.— RM. und die Beſitzer von nicht in
das Stammbuch eingetragenen Stuten 13.— RM. zu entrichten.
Der Reſtbetrag von 24.— RM. wird ihnen geſtundet bis zum
Ablauf der Trächtigkeitsdauer. Wird nach dieſer von dem
Stuten=
beſitzer nachgewieſen, daß ſeine während der Deckzeit gedeckte
Stute ein lebendiges Fohlen nicht geboren hat, ſo wird der Reſt
des Deckgeldes erlaſſen. Ein Erlaß des Reſtbetrages (
Fohlen=
geld) tritt auch dann ein, wenn das Fohlen ein Lebensalter von
28 Tagen nicht erreicht hat. Beim Verkauf einer gedeckten Stute
an einen anderen, in Heſſen wohnenden Beſitzer kommt ein Erlaß
des Reſtbetrages des Deckgeldes nur in Frage, wenn von dem
ſeitherigen Beſitzer durch Vorlage einer amtlichen Beſcheinigung
nachgewieſen wird, daß die Stute bei dem neuen Beſitzer ein
Fohlen nicht zur Welt gebracht oder das Fohlen ein Lebensalter
von 28 Tagen nicht erreicht hat. Für nach außerhalb Heſſens
ver=
kaufte Stuten wird der Reſtbetrag des Deckgeldes auch dann nicht
erlaſſen, wenn die Stute ein lebendes Fohlen nicht geboren hat.
Nicht in Heſſen wohnende Stutenbeſitzer, die in Heſſen Stuten
decken laſſen, haben 37.— RM. Deckgeld zu entrichten. Der erſte
Teilbetrag (ſog. Sprunggeld) mit 13.— RM. iſt ſofort beim
Vor=
führen der Stute zu zahlen. Der zweite Teilbetrag wird ebenſo
wie den in Heſſen wohnenden Stutenbeſitzern bis nach Ablauf
der Trächtigkeitsdauer geſtundet. Auch nichtheſſiſchen
Stuten=
beſitzern kann der zweite Teilberag des Deckgeldes (Fohlengeld)
erlaſſen bzw. zurückerſtattet werden, wenn ſie bis ſpäteſtens Ende
Juli des auf das Decken folgenden Jahres durch eine amtliche
Beſcheinigung des zuſtändigen Bürgermeiſteramts oder der
Orts=
polizeibehörde den Nachwes erbringen, daß ihre während der
vorigen Deckzeit gedeckte Stute ein Fohlen nicht geworfen oder
das Fohlen eine Lebensdauer von 28 Tagen nicht erreicht hat.
Deckſcheine für Stuten, die aus irgendeinem Grunde nicht
bedeckt wurden, ſind der ausſtellenden Behörde bis ſpäteſtens Ende
Juli des Jahres, in dem ſie ausgeſtellt wurden, zurückzugeben.
Unterbleibt die rechtzeitige Rückgabe, ſo wird angenommen, daß
das Bedecken der Stuten ſtattgefunden hat. Das Deckgeld wird
alsdann von den Stutenbeſitzern beigetrieben. Spätere Einreden
hiergegen können nicht berückſichtigt werden.
Anträge auf Erlaß des Reſtbetrages des Deckgeldes für
Stu=
ten, die lebende Fohlen nicht geboren haben oder deren Fohlen
innerhalb 28 Tagen nach der Geburt verenden, haben die
Stuten=
beſitzer nach Ablauf der Trächtigkeitsdauer, ſpäteſtens bis Ende
Juli des auf das Decken folgenden Jahres, bei den Ortsbehörden
zu ſtellen, worüber von dieſen ſpäteſtens bis zu dem genannten
Zeitpunkte beſondere Niederſchriften (Protokolle) zu errichten
ſind. Auf die rechtzeitige Stellung der Anträge und die
recht=
zeitige Errichtung der Niederſchriften wird mit dem Anfügen
hin=
gewieſen, daß auch hier die Stutenbeſitzer die Folgen einer
etwai=
gen Verſäumnis zu tragen haben.
Dg. Arheilgen, 6. Sept. Reichsluftſchutz. Zu einem
Lichtbildervortrag über die Wichtigkeit des zivilen Luftſchutzes
hat die Bürgermeiſterei für Donnerstag, den 7. September
abends, in den „Löwen” eingeladen. Redner iſt Herr Knecht
von der Firma Merck. Anſchließend an den Aufklärungsvortrag
ſoll die Gründung einer Ortsgruppe des Reichsluftſchutzbundes
erfolgen. Im Intereſſe einer wirkſamen Durchführung des
zivilen Luftſchutzes iſt es notwendig, daß ſich alle Kreiſe der
Be=
völkerung in den Dienſt der wichtigen Sache ſtellen, ſei es in
Form aktiver Ausbildung oder auch tatkräftiger Förderung aller
Schutzmaßnahmen. — Zur Durchführung einer wirkſamen
Schnakenbekämpfung gibt die Bürgermeiſterei
unent=
geltlich an alle Intereſſenten Saprol ab. Geringe Mengen
die=
ſer Flüſſigkeit genügen, um die Waſſerflächen damit zu
über=
ziehen und dadurch die Brutſtätten dieſer Plagegeiſter zu
ver=
nichten. Zur erfolgreichen Durchführung der
Bekämpfungsmaß=
nahmen empfiehlt es ſich jedoch, nach einigen Tagen nochmals die
Brutſtätten zu übergießen. — Sportvereinigung 04
V. Auf dem Sportplatz am Arheilger Mühlchen brachte der
Verein ſeine leichtathletiſchen Vereinswettkämpfe zur
Durchfüh=
rung, wobei anſprechende Ergebniſſe erzielt wurden und
beſon=
ders die Jugend gut abſchnitt. Abends fand auf dem „
Mühl=
chen” ein gemütliches Beiſammenſein ſtatt, wobei zahlreiche
Diplome an die Sieger überreicht werden konnten.
J. Griesheim, 6. Sept. Ein 18jähriges Mädchen von hier
hat durch Einnahme einer giftigen Flüſſigkeit ihrem Leben
ein Ende gemacht. Die Gründe zu dieſer Tat ſind unbekannt.
Dem bedauernswerten Mädchen iſt vor drei Wochen die Mutter
geſtorben und der Vater befindet ſich ſeit einigen Wochen in einer
Heilanſtalt. — Verhaftet wurde hier ein junger
verheirate=
ter Mann wegen beleidigender Aeußerungen gegen die
Regie=
rung. Er kam vorläufig in Polizeigewahrſam, von wo aus er
in das Konzentrationslager nach Oſthofen verbracht wird. Ein
weiterer junger Mann wurde wegen verbotenen Handelns mit
unverſteuerten Zigarettenpapier ebenfalls feſtgenommen. Bei
einer Hausſuchung wurden mehrere Packungen gefunden. Nachdem
er ein Geſtändnis abgelegt hatte, wurde er wieder freigelaſſen.
C. Ober=Ramſtadt, 6. Sept. Hohes Alter. Frau Franz
Wolf Witwe, Brückengaſſe 16, vollendete heute bei
verhält=
nismäßiger Rüſtigkeit ihr 82. Lebensjahr.
En. Nieder=Ramſtadt—Traiſa, 5 Sept. Werbetag des
Reichsverbandes für DJH. Wie im ganzen Reiche wird
auch im Gebiete der hieſigen Ortsgruppe am 10. September 1933
ein Werbetag durchgeführt. In den Tagen vorher werden
Mit=
glieder der HJ und des BdM. eine Sammlung für den
Reichs=
verband durchführen. Der Erlös wird ausſchließlich für die
Ju=
gend verwandt. Was hier geſchaffen wird, iſt für die deutſche
Jugend. Deshalb ergeht die Bitte an jeden, der irgend kann,
mit einer Gabe zu dem Werke beizuſteuern oder Mitglied zu
werden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 5. Sept. Gutes Beiſpiel. Das
Perſonal der Heilſtätte „Haus Burgwald” hat für die
Errich=
tung eines Kreuzes auf der hieſigen Friedhofskapelle einen
nam=
haften Geldbetrag geſtiftet und der Gemeindeverwaltung
über=
wieſen. Die Anregung erging durch den Leiter der Heilſtätte,
Herrn Zieſche. Die Sammlung wird demnächſt innerhalb der
Gemeinde fortgeſetzt. Spenden für den erwähnten Zweck nimmt
auch die Bürgermeiſterei entgegen. — Obſt= und
Garten=
bauverein. Am kommenden Sonntag findet eine
Beſichti=
gung der Obſtanlagen des Gutes „Dippelshof” bei Traiſa ſtatt.
Intereſſenten ſind eingeladen. Treffpunkt um 3,30 Uhr
nachmit=
tags vor dem Rathaus in Traiſa,
An. Groß=Zimmern, 6. Sept. Monatsverſammlung
des Ortsgewerbevereins. Der Vorſitzende gab eingangs
der Verſammlung bekannt, daß die Sammlung für die Adolf=
Hitler=Spende bis jetzt 190 Mark ergeben hat. Außerdem
wur=
den verſchiedene Verfügungen der Handwerkskammern
beſpro=
chen und über ſteuerliche Angelegenheiten und Hausreparatur=
Kredite verhandelt. Von größtem Intereſſe war die Anregung,
eine Gewerbeſchau zu veranſtalten; ſie fand bei den Mitgliedern
allſeitigen Widerhall. Die Ausſtellung findet vorausſichtlich im
Mai des nächſten Jahres ſtatt. Mit ihr ſoll eine Ausſtellung der
Geſellenſtücke und Arbeiten der Gewerbeſchule verbunden werden.
k. Dieburg, 5. Sept. Hilf deinem Volksgenoſſen.
Unter dieſem Wahlſpruch hat der Sturm 21/174 durch ſeinen
Füh=
rer Reiß die hieſigen Parteigenoſſen aufgerufen,
erholungsbe=
dürftigen SA=Männern Freiquartiere für ungefähr 8 Tage zur
Verfügung zu ſtellen, um ſo den Dank abzuſtatten den Leuten, die
ihr Leben aufs Spiel ſetzten, das Vaterland aus ſchwerſter Not
zu retten. In erſter Linie werden die in letzter Zeit
eingetrete=
nen Mitglieder aufgefordert, durch Aufnahme eines
Erholungs=
bedürftigen zu beweiſen, daß ſie den Geiſt des
Nationalſozialis=
mus richtig erfaßt haben und nicht nur „Heil Hitler”, rufen
können und das Horſt=Weſſel=Lied auswendig gelernt haben, wie
es in dem Aufruf heißt. Die Einzeichnungsliſte liegt in der
hieſi=
gen Apotheke während der Dienſtſtunden auf. — Autounfall.
Der penſionierte Schaffner Karl Spieß wurde Ecke Steinſtraße
und Zuckerſtraße, am ſogenannten „Dalles”, von einem Laſtauto
überfahren, und mit ſchweren äußeren und inneren Verletzungen
in das St. Rochusſpital verbracht. Wer die Schuld an dem Unfall
des 60jährigen Mannes trägt, bedarf noch der polizeilichen
Auf=
klärung.
Hiſtoriſche Zeugen aus Stein.
Babenhauſen, die mitkelalkerliche Feſte und Reſidenz eines Hanauer. Grafengeſchlechts.
Ein mik romankiſchen Reizen des
Mitkel=
alters geſegnetes Skädtchen.
Viel zu wenig bekannt iſt heute noch Babenhauſen, das alte
Städtchen, das einſt die blühende Reſidenz eines deutſchen
Klein=
fürſten war und ſo leicht von Darmſtadt, Aſchaffenburg und
Frankfurt zu erreichen iſt Und doch lohnt ſich ſein Beſuch.
Be=
ſchaulich in der Ebene liegts In naher Ferne grüßen Odenwald=
und Speſſarthöhen. Den Fremden feſſeln nicht das ländliche
Leben und Treiben, nicht das neuzeitliche Gewand, das ihn beim
Betreten der ſchönen, breiten Adolf=Hitler=Straße empfängt, ihn
bannt vor allem Alt=Babenhauſen. Für jeden, der
Ver=
ſtändnis für hiſtoriſche Vergangenheit hat, bietet es etwas
An=
ziehendes. Anheimelndes.
Da ragt aus grünen Wieſen, umgeben von einem prächtigen
Parke, von hohen, dicken Mauern und Baſtionen ein mächtiges
Gebäude. Das Schloß iſts! Urſprünglich nach Art der Pfalzen
in Seligenſtadt, Gelnhauſen, Ingelheim und Wimpfen angelegt,
hat es eine ruhmreiche Geſchichte, die eng verknüpft iſt mit der
des Städtchens. Vor dieſer Waſſerburg, die ehemals
um=
geben von 2 Wällen und 3 Waſſergräben war und ihre Entſtehung
dem Geſchlechte von Hagen oder Hain verdankt, erſteht
wahr=
ſcheinlich ſchon im frühen 13. Jahrhundert — 1236 wird die
Burg Babenhauſen als „Witthum” von Adelheid, der Gemahlin
von Cuno, des Herrn zu Münzenberg, zum erſtenmal urkundlich
erwähnt — ein Dorf. Es wächſt, blüht und gedeiht. Aus dem
Dorf wird 1295 ſchon eine Stadt. Mauern werden errichtet,
Be=
feſtigungsanlagen und Türme gebaut. Anſiedler wandern ein,
das Handwerk blüht auf, Zünfte geben ſich ihre Geſetze. Märkte
finden ſtatt, ſogar Münzen werden in dem Schloſſe geprägt. Hat
ſich das Städtchen ſchon unter den Herren von Hagen=
Münzen=
berg gut entwickelt, ſo erhält es ſeine Blütezeit, als Graf
Phi=
lipp I. von Hanau=Lichtenberg es im Jahre 1458 zu
ſeiner ſtändigen Reſidenz erwählt. Die ſchöne Stadtkirche,
das Schloß in ſeiner jetzigen Geſtalt, die Stadtmauern.
das Hoſpital (jetzt Schulhaus), ſie alle, die während ſeiner
Regierungszeit erbaut bzw. erweitert wurden, ſind noch
vorhan=
dene Denkmale jener Glanzperiode.
Burgmannnenhäu=
ſer erſtanden, z. B. die von Rodenſtein, Gayling Prettlack,
Babenhauſen, Ulner von Dieburg u. a. Hübſche Fachwerkhäuſer
ſinds die, mit der kunſt= und ſachverſtändigen Unterſtützung des
Hochbauamts Dieburg neu hergerichtet, einen überaus ſtattlichen
Eindruck auf den Beſchauer machen.
Wandern wir über die alte Gerſprenzbrücke, vorbei an dem
6ler Artillerie=Denkmal, ſo fällt unſer Blick zur Linken auf die
maleriſch gelegenen Gebäude der alten Stadtmühle, die ſchon
1650 auf Bildern Merians bildlich dargeſtellt iſt, und auf die des
neuzeitlich hergerichteten Elektrizitätswerks. An hohen,
dicken Stadtmauern entlang, wo noch der Reſt eines
Wehr=
gangs ſchön zu ſehen iſt, führt uns der Weg zu einem noch gut
erhaltenen Turm. Vor dem Hexenturm ſtehen wir. Der
Name ſagt uns alles. Babenhauſen ſoll wie eine Reihe anderer
alter Städte auch ſeine Hexenprozeſſe gehabt haben.
Be=
richte von ſolchen liegen nicht vor, doch Anklagen wegen
Zaube=
rei und anderer Verbrechen.
Ein anderer ſteinerner Zeuge mittelalterlicher
Vergangen=
heit iſt der Breſchturm. Bei ſeinem Anblick wird die
Exinne=
rung an jene ſchweren Zeiten wachgerufen, die über das
Städt=
chen durch den 30jährigen Krieg hereinbrachen. Während einer
Belagerung durch die Liga im Jahre 1635 wurde in dieſen Turm
eine große Breſche, ein Loch hineingeſchoſſen. Daher der Name:
Breſchturm! Wer ſich Alt=Babenhauſen betrachtet, darf ja nicht
vergeſſen, der evangeliſchen Stadtkirche einen Beſuch
abzu=
ſtatten. Das 1472/73 erbaute Gotteshaus birgt nämlich ein
nam=
haftes Kunſtwerk in einem wundervoll geſchnitzten
Altarſchrank, einem koſtbaren Kleinod, das 1518 als
Stif=
tung des Grafen Philipp III. von Hanau und ſeiner Gemahlin
Sibylla die erſte urkundliche Erwähnung findet. Das Altarwerk.
das, unter Denkmalſchutz ſtehend, einen hohen künſtleriſchen Wert
beſitzt, beſteht aus drei lebensgroßen, prächtig aus Lindenholz
geſchnitzten Mittelfiguren, deren Geſichtsausdruck., Haltung.
Ge=
wandung und umrahmende Ornamentik von vollendeter Technik
ſind. Charakteriſtiſch iſt für alle Geſtalten, daß ſie nicht bemalt
ſind. Wurden die Holzſchnitzereien früher dem Würzburger
Til=
mann Riemenſchneider zugeſchrieben, ſo werden ſie nach
dem Stand der neueſten Forſchung als eine Schöpfung des
Main=
zer Künſtlers Hans Backofen, eines Zeitgenoſſen von
Rie=
menſchneider, erklärt. Das Kunſtwerk iſt der Bewunderung wert
und erregt immer wieder das größte Intereſſe aller
Kirchen=
beſucher.
Noch gar viel könnte man von Alt=Babenhauſen, ſeinen
Sehenswürdigkeiten, vielen, zum Teil neuhergerichteten hübſchen
Fachwerkbauten, maleriſchen Winkeln und Gäßchen bei deren
Anblick man den Hauch einer Spitzweg=Romantik ſpürt, erzählen.
Doch auch die neue Zeit, unſere Gegenwart, das
neue Babenhauſen, hat Anſpruch auf ein Loblied des
Chroniſten.
Es hat mit der Zeit Schritt gehalten. Schmuck und ſauber,
ja, großſtädtiſchen Einfluß verratend, ſind die breiten, ſchönen,
mit Bürgerſteigen verſehenen Straßen, die uns am Bahnhof
emp=
fangen. Unſer Blick fällt dort ſchon auf einen leuchtend weißen
Turm, den vor einigen Jahren erſt erbauten Waſſerturm,
der ſtolz aus hohen, prächtigen Ulmen und Kaſtanien herausragt,
In feiner Harmonie iſt ſein Bauſtil dem der alten Türme
an=
gepaßt. Dieſe glückliche Miſchung von Alt= und Neu=Babenhauſen
hat unſerer Kaſerne ihr charakteriſtiſches Gepräge gegeben.
Mit einem Koſtenaufwand von 1,4 Millionen Mark hat ſie die
Stadt anfangs dieſes Jahrhunderts gebaut. Als ehemalige
Gar=
niſonsſtätte der 2. Abteilung des Feldart.=Regts. Nr. 61 war ſie
in der Nachkriegszeit, zur Zeit des Ruhreinbruchs, der öſtlichſte
deutſche Punkt, der von den Franzoſen beſetzt war. Jahrelang
ſtanden die ſtat ichen Hallen und Gebäude leer, lag brach der
80 Hektar groze Exerzierplatz. Doch neues Leben wird bald
wieder aus den Ruinen erblühen! In wochenlanger Arbeit iſt
die Kaſerne wieder in Stand geſetzt worden, um in dieſen Tagen
eine würdige Unterkunft der SA., Fliegern, dem Arbeitsdienſt
und einem akademiſchen Sportlager zu ſein. Weit ſind die Tore
geöffnet, um die neuen Gäſte mit offenen Armen freundlich zu
empfangen. Alle, die den Weg in das alte und neue
Baben=
hauſen finden, werden das mit den romantiſchen Reizen des
Mittelalters geſegnete Städtchen ſchätzen, lieben und werden wie=
W. A.
der kommen.
Ci. Erbach, 4. Sept. Außerordentliche
General=
verſammlung der Spar= und Darlehnskaſſe e.G..b.H. Herr Brand, der Vorſitzende des Aufſichtsrats, begrüßte
neben den erſchienenen Genoſſen den Vertreter der Stadt, Herrn
Bürgermeiſter Lenz und den Führer des Kampfbundes des
ge=
werblichen Mittelſtandes, Herrn Beigeordneten Treuſch. Als
Rechner wurde der ſeitherige kommiſſariſche Rechner Herr
Traut=
mann und als Kontrolleur Herr Lehrer Krämer gewählt.
Herr Direktor Mader ſchilderte die in den letzten Wochen von
der neuen Verwältung getroffenen Maßnahmen. Die
vorgeſchla=
gene Umänderung des Namens des Inſtituts wurde mit
Stimmen=
mehrheit beſchloſſen; es heißt vom 1. Januar 1934 ab „Erbacher
Gewerbebank e. G.m.b.H. in Erbach”. Die Reichsgenoſſenſchaftshilfe
wird der geſtellten Bedingungen wegen abgelehnt und dafür
be=
ſchloſſen, den Geſchäftsanteil des einzelnen Genoſſen, ſoweit das
noch nicht geſchehen iſt, auf 100 RM. zu ergänzen. Ueber die
Auf=
wertung der Spargutbaben ſollen der nächſten
Generalverſamm=
lung beſtimmte Vorſchläge gemacht werden.
O
StAwanzkoeF- SChAURPon
mit haarglanze
shlaarglanze macht die Welle haltbar und elastisch
T BIn 9223)
D8. Fränkiſch=Crumbach, 5. Sept. Hier wurde eine
Jung=
bauernſchaft gegrundet und als Führer Jungbauer Georg
Pfeifer vom Bierbacher Hof beſtimmt. —
Milchgenoſ=
ſenſchaft. Im Gaſthaus. Zum Löwen” fand eine
Verſamm=
lung der Milchgenoſſenſchaft ſtatt. Der erſte Führer, Hofpächter
Schädler, gab die neuen Richtlinien bekannt, wonach jeder
Landwirt, der Milch verkaufen will, der Genoſſenſchaft beitreten
muß. Die vorläufige Geſchäftsſtelle hat Philipp Pfeifer 4.
übernommen. Der Milchpreis beträgt 22 Pfg. pro Liter, davon
erhält der Erzeuger 18½ Pfg. und 3½ Pfg. müſſen an die
Ge=
noſſenſchaft abgeführt werden, rückwirkend bis zum 21. Auguſt.
Feierlicher Empfang. Die von Nürnberg
zurück=
kehrenden SA.=Männer wurden von dem Spielmannszug und
den übrigen SA.=Männern am Ortsausgang abgeholt. Die
Schulkinder und die HJ. ſtanden Spalier durch die Erbacher und
Rodenſteiner Straße.
m Beerfelden, 5. Sept Unſere Ernten. Das Surren
der Dreſchmaſchine iſt verſtummt, der Wind geht über die
Stoppelfelder. Ueber das Ergebnis der Getreideernte hier und
in der Umgegend ein Urteil abzugeben, iſt ſchwer, ohne
Hagel=
ſchlag wäre es ſicher ausgezeichnet geweſen. Der Ohmeternte
drüfte etwas mehr Sonnenſchein beſchieden ſein, im ganzen läßt
ſich ihr Ertrag mittel an. Nun käme die Obſternte, ſie bereitet
uns diesmal aber nicht viel Arbeit. Wenn man die vom Hagel
zerſchlagenen Aepfel und Birnen betrachtet, die in geringer Zahl
da und dort wenigſtens noch die Art andeuten, dann möchte man
dem Schickſal danken, daß uns keine, reiche Obſternte beſchieden
war, ſie hätte vielleicht einige Fäſſer gefüllt, aber in ihrer
ver=
hagelten Qualität gewiß keinen finanziellen Erfolg gebracht. —
Der heutige Viehmarkt war ausſchließlich mit Schweinen
befahren, und zwar waren über 300 Läufer und Milchſchweine
aufgetrieben. Das Paar der erſteren wurde mit 45—50 RM.
be=
zahlt, während das Paar Ferkel 24—26 RM. galt. Die
Kauf=
luſt war gering. — Die hieſige Ortsgruppe des
Odenwald=
klubs gab ihrer Wanderung den Charakter eines
Familien=
ausflugs. In der Buchhelle, wo der Schützenverein ſeine Anlage
zur Verfügung geſtellt hatte, wurde in gemütlichem Kreiſe Kaffee
getrunken, die Kinder übten allerlei Kurzweil. So
entſchwan=
den die Stunden in angenehmſter Weiſe.
4i. Vielbrunn, 5. Sept. Der drittälteſte Mann unſerer
Ge=
meinde, Weißbindermeiſter Heinrich Serba, kann bei geiſtig
und körperlich gutem Befinden am 8. September ſeinen 86.
Ge=
burtstag begehen. 10 Kinder, 31 Enkel und 18 Urenkel können
ſich mit ihm freuen.
Bb. Bensheim, 5. Sept. Empfang der
Nürnberg=
fahrer. Den Teilnehmern der Standarte 221 des Kreiſes
Bensheim wurde bei ihrer Ankunft ſeitens der geſamten
Ein=
wohnerſchaft ein begeiſterter Empfang bereitet. Die geſamte
Schuliugend bildete in den auch mit Hakenkreuzfahnen
geſchmück=
ten Straßen Spalier. Am Bahnhof ſtanden die SA.= und SS.=
Mannſchaften. Auf dem Bahnſteig ließ der Muſikzug der
Standarte 221 flotte Weiſen erſchallen und die Frauenſchaft harrte
mit Blumen der Ankommenden. Auf dem Bahnhoſplatz begrüßte
der Bürgermeiſter Nachtigall die Angekommenen in
herz=
lichſter Weiſe deren Sprecher ſich für den bereiteten Empfang
bedankte. Mit einem großen Einzug in und durch die Stadt
ſchloß die ſpontane und herzliche Empfangsfeier.
Tragiſcher Ausgang einer Kirchweihe.
Ein 67=Jähriger zündet die eigene Scheune an.
Be. Mainz 6. Sept. Einen tragiſchen Ausgang nahm
Diens=
tagabend die Kirchweihe im benachbarten Hechtsheim. Zwiſchen
dem 67jährigen Landwirt Joh. Anton Herberg, in der
Heuer=
ſtraße Nr. 20 in Hechtsheim und ſeinem Sohn Anton Herberg
beſteht in den letzten Jahren kein gutes Verhältnis. Der Vater
iſt etwas leichtlebig und dem Trunke ergeben, während ſein Sohn
das gerade Gegenteil iſt. Während der Kirchweihtage am
ver=
floſſenen Sonntag und Montag huldigte der Vater H. etwas ſtark
dem Alkohol. Es kam am Dienstag nachmittags zwiſchen Vater
und Sohn, wie ſchon öfters, zu einer Auseinanderſetzung, wobei
der ältere H. ſeinen Sohn mit einem ſcharf geladenen Revolver
bedrohte. Der Sohn, wehrte ſich mit einem Stock und einem
Gummiknüppel und nahm dann ſchließlich ſeinem Vater den
Re=
volver ab. Der Herberg ſen, begab ſich hierauf kurz vor 6 Uhr
abends in die mit Frucht und Ackergerätſchaften gefüllte Scheune
und zündete dieſe aus Rache an. Als, die Flammen aus der
Scheune ſchlugen und ihm zum Bewußtſein kam, welches Unheil
er angerichtet hatte, begab er ſich in die Wohnung zurück und
hängte ſich auf. Dem Sohn gelang es, ſeinen Vater noch
recht=
zeitig abzuſchneiden und die Freiwillige Feuerwehr zu
benachrich=
tigen. Inzwiſchen war auch das Stallgebäude in Brand geraten.
Es gelang herbeigeeilten Nachbarn und der unter Leitung des 1.
und 2. Kommandanten Johann Bauer und Valent.
Schwei=
berger ſtehenden Freiwilligen Feuerwehr, vorerſt das
Groß=
vieh, ein Pferd, zwei Kühe, ſowie drei Jungſchweine zu retten.
In der Zwiſchenzeit griff das Feuer, durch ſtarken Oſtwind
unterſtützt, auf die mit Frucht und Gerätſchaften gefüllten
Scheu=
nen zweier anliegenden Nachbarn, der Landwirte Martin Anton
Klein und Adam Klein, über. Auch dort gelang es,
ſämt=
liches Vieh zu retten. Die drei Scheunen mit Inhalt brannten
vollſtändig nieder. Durch die Funken geriet noch eine benachbarte,
mit Stroh gefüllte kleine Scheune in der Nähe der neuen Schule
in Brand. Auch dieſe Scheune wurde ein Opfer des
verheeren=
den Feuers.
Da ſofort bekannt wurde, daß der Herberg ſen, das Feuer
angezündet habe, wurde er zur Bürgermeiſterei gebracht und dort
einem eingehenden Verhör unterworfen. Er legte ſofort ein
Ge=
ſtändnis ab, daß er aus Rache wegen der Mißhandlung durch
ſeinen Sohn die Scheune angezündet habe. Der Brandſtifter, der
vor einigen Jahren von ſeinem eigenen Fuhrwerk überfahren
und dabei das eine Bein verloren hatte, wurde in Haft
genom=
men und nach Mainz gebracht. Sein Sohn wurde ebenfalls
vor=
läufig in Polizeigewahrſam genommen.
Oberheſſen.
WSN Gießen, 6. Sept. Opfer des Verkehrs. Der vor
einigen Tagen — wie von uns gemeldet — auf einem Fahrrad=
Schulausflug mit ſeinen Schülern an den Rhein in der Nähe
von Hochheim a. M. mit dem Fahrrad ſchwer geſtürzte
Studien=
rat Dr. Schraub von der hieſigen Oberrealſchule iſt im
Kran=
kenhaus zu Mainz, wohin man den Verunglückten gebracht hatte,
ſeinen ſchweren inneren Verletzungen erlegen. — Hier wurde die
16 Jahre alte Edeltraut Clarius, Tochter eines Studienrats,
als ſie auf dem Fahrrad eine Straße überquerte, von einem von
der 18 Jahre alten Lotte Joſeph, Tochter eines Lederhändlers,
geſteuerten Auto erfaßt und eine größere Wegſtrecke mitgeſchleift.
Das Mädchen trug bei dem Ungluck einen ſchweren Schädelbruch
davon, der ihre Ueberführung in die Chirurgiſche Klinik
erfor=
derlich machte, wo ſie in ernſtem Zuſtande darniederliegt. Die
Schuldfrage unterliegt der polizeilichen Unterſuchung.
h. Gießen, 5. Sept. Fuhrwerk ſtürzt mit 2 Kühen
in die Lahn. Beim Futterholen an der Böſchung der Lahn
ſcheuten die Kühe eines Landwirts. Sie gerieten zu nahe ans
Waſſer, ſo daß der Wagen das Ufer hinunterſtürzte und die
bei=
den Tiere mitriß. Da der Landwirt die Kühe nicht aus dem
Waſſer brachte, mußte die hieſige Feuerwehr alarmiert werden,
die mit größter Mühe die Tiere und den vollbeladenen Wagen
bergen konnte. Eine Kuh war bereits ertrunken.
h. Grünberg, 6. Sept. Aufſchwung des
oberheſſi=
ſchen Erzbergbaues. Eine Belebung macht ſich ſeit den
letzten Monaten in dem heimiſchen Erzbergbau bemerkbar. So
wurde vor einigen Wochen die Grube „Maximus” bei
Larden=
bach, die nahezu 2½ Jahre ſtillſtand, wieder in Betrieb
genom=
men. Ebenfalls wurde in Weickartshain eine Grube wieder
er=
öffnet; eine neue Grube ſoll in Freienſeen errichtet werden.
Etwa 85 Bergleute aus den umliegenden Ortſchaften konnten
loh=
nende Beſchäftigung finden.
— Herbſtein. 6 Sept. „Rivalen der Luft” über
einem Vogelsbergſee. Ein großes Ereignis für die
Be=
wohner unſerer Gegend bildete dieſer Tage die Landung zweier
Flieger=Schleppzüge und das Eintreffen der Tonfilmwagen. Am
See bei Nieder=Moos werden von der Ufa Filmaufnahmen für
den Fliegerfilm „Rivalen der Luft” gedreht. Der Darmſtädter
Segelflieger Dittmar wirkte in dem Film mit
Seite 8 — Nr. 248
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. September 1933
manſtalk.
100 Jahre Kaiſerswerkher Diake
Die Brandkataſtrophe im
Links: Paſtor Diſſelhoff, ein Großenkel Fliedners, des Begründers der Diakonie, bei der
Ge=
denkrede vor dem Fliedner=Häuschen in Kaiſerswerth. — Rechts: Der Feſtumzug in den
male=
riſchen Straßen von Kaiſerswerth. — In Kaiſerswerth am Rhein wurde das 100jährige Jubiläum
des Diakoniſſen=Mutterhauſes feierlich begangen.
Das ausgebrannte Lagergebäude.
Im Duisburger Innenhafen brach in einem Lagerhaus ein gewaltiges Schadenfeuer aus, das das
große Gebäude bis auf die Grundmauern einäſcherte.
Der Einzug der deutſchen Skudenken=Sporkler
ins Stadion Muſſolini.
An der Spitze Stechemeſſer (links) und Eberle als Fahnenträger. Ganz rechts
Söllinger=Darmſtadt, der Führer der Leichtathletik=Abordnung.
Direktor
Erſter Hegelflugwektbewerb
der Landesgruppe 7 Südweſt des
Deutſchen Luffſporkverbandes.
Fraukfurt a. M. Der Herr
Reichsſtatt=
halter und Gauleiter Sprenger, der ſeine
Freude am Flugſport bei der letzten
Zwangs=
landung der Motorflugzeuge des „
Deutſchland=
fluges” in Darmſtadt bekundete, hat es ſich nicht
nehmen laſſen, als Schirmherr den erſten
Segelflugwettbewerb der
Landes=
gruppe 7 Südweſt des DLV. in Hirzenhain
(Kreis Dillenburg) zu betreuen. Diesmal iſt es
im hohen Nordweſten des Gaues Heſſen,
wo ſich die Segelflieger 14 Tage lang im edlen
Wettſtreit ein Stelldichein geben. Aus Kurheſſen,
Heſſen=Naſſau, Heſſen=Darmſtadt, aus dem Nahe=
und Saargau werden die Jünger des
Segelflug=
ſportes kommen, um ſich von dem 550 Meter
hohen Rücken der Hirzenhainer Höhe „
abſchie=
ßen” zu laſſen. Dieſes Fliegerdorf des
Weſter=
waldes genießt die Gunſt führender
Perſönlich=
keiten. Miniſterpräſident und pour le mérite=
Flieger General Göring ſelbſt und der
Ober=
präſident der Provinz Heſſen=Naſſau, Prinz
Philipp von Heſſen, haben gelegentlich ihrer
Frühjahrsfahrt mit großem Intereſſe Hirzenhain
beſichtigt. Landesgruppenführer Ulm (
Frank=
furt a. M.=Flughafen), der die Anregung zu
dieſem erſten Ermunterungsſegelwettbewerb
ge=
geben hat, war ſchon mit ſeinem Stabe auf den
abgeernteten Höhen und Berghöhen, auf und an
denen in acht Tagen ein jugendfriſches Treiben
deutſcher flugbegeiſterter Jugend beginnen wird.
Schon rollen die erſten Meldungen heran, und
ihr Ergebnis läßt vermuten, daß nicht weniger
Gleiter und Segler nach Hirzenhain als nach
der Waſſerkuppe kommen.
Beiſehung des Biſchofs Dr. Schreiber.
Berlin. Nach dem feierlichen
Pontifikal=
amt und dem Requiem wurde der Verſtorbene
von Kardinalfürſtbiſchof Dr. Bertram
einge=
ſegnet, worauf der Sarg in die Gruft des St.
Hedwigdoms getragen wurde. Hier wurde er
im Beiſein des Kardinals, der Biſchöfe und der
näheren Angehörigen neben dem Weihbiſchof
Deitmer beigeſetzt. Ein Teil der Kränze, unter
ihnen der des Papſtes, des Reichspräſidenten
und der preußiſchen Regierung wurden am
Sarge niedergelegt. Das Salve Regina,
geſun=
gen vom geſamten Orden= und Weltklerus,
be=
ſchloß die Trauerfeierlichkeiten.
Zum Inkendanken des preußiſchen
Theakers der Jugend ernannk.
Herbert Maiſch
wurde zum Leiter des neugeſchaffenen Theaters
der Jugend berufen, das den Zöglingen der
preußiſchen Knaben= und Mädchenſchulen die
unvergänglichen Werke der deutſchen Klaſſiker
nahebringen ſoll.
Telegramme zur Weihe des
Langemarck=Denkmals.
Berlin. Wie der Amtliche Preußiſche
Preſſedienſt meldet, hat Miniſterpräſident
Gö=
ring zur Weihe des Langemarck=Ehrenmales in
Naumburg (Saale) an Reichsarbeitsminiſter
Seldte folgendes Telegramm gerichtet:
„Der in Naumburg verſammelten
Studenten=
ſchaft bitte ich anläßlich der heutigen Weihe des
Langemarck=Ehrenmals meine Grüße und beſten
Wünſche für einen würdigen Verlauf der
Ge=
dächtnisfeier zu übermitteln. Ich bin in treuem
Gedenken an unſere junge Helden unter ihnen
und davon überzeugt, daß auch die jetzige
Gene=
ration unſerer Studentenſchaft ſtets Deutſchland
über alles ſtellen wird.”
Der preußiſche Kultusminiſter Ruſt
telegra=
phierte zur Langemarck=Feier: „Am heutigen
Tage gedenken wir der Langemarck=Kämpfer in
Ehrfurcht und Treue.”
Berlin-Arumtſchi in zwei Tagen.
Berlin. Ein Flugzeug der Deutſchen
Luft=
hanſa vom Typ Junkers W. 34, das durch den
Flieger Gerſtenkorn von Berlin nach Schanghai
überführt wurde, hat die Strecke von Berlin=
Tempelhof nach Urumtſchi in der chineſiſchen
Provinz Sinkiang in rund zwei Tagen
zurück=
gelegt. Die Maſchine ſtartete am Montag, den
4. September, früh, vom Zentralflughafen und
erreichte Mittwoch 9 Uhr MEZ. Urumtſchi. Die
äußerſt ſchnelle Bewältigung dieſer rund 6000
Kilometer langen Strecke iſt beſonders
beach=
tenswert, wenn man die Schwierigkeiten in den
bei dieſem Flug berührten Gebieten bedenkt.
„Graf Zeppelin” in Pernambuco.
Hamburg. Die Deutſche Seewarte teilt
mit: Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” iſt auf
ſeinem Südamerikaflug am Dienstag um 19.45
Uhr MEZ. in Pernambuco glatt gelandet. Der
Start nach Rio iſt für morgen 10 Uhr MEZ.
vorgeſehen.
„Do. X” nach Altenrhein zurückgekehrt.
Friedrichshafen. Das Flugſchiff „Do
X” landete am Dienstag nachmittag glatt in
Altenrhein am Bodenſee.
6. Berhandlungskag im Lahuſen=Prozeß
Bremen. Zu Beginn des ſechſten
Verhand=
lungstagestages wurde zunächſt wieder auf dem
Komplex der Aktiennotizen von Heinz Lahuſen
zurückgegriffen. Sein Bruder legte dar, daß
Heinz Lahuſen unter dem Eindruck der
Ereig=
niſſe damals völlig zuſammengebrochen wäre.
In dieſem Zuſtand habe er die Notiz und die
Aufzeichnungen gemacht, die unter dem Einfluß,
ja man könne ſagen, auf Befehl der Danatbank,
entſtanden ſeien.
Der Erſte Staatsanwalt warf ein, daß die
Angeklagten ſich immer wieder mit dem
Verhal=
ten der Danatbank zur Zeit des Zuſammenbruchs
entſchuldigten. Da aber die Verhältniſſe ſchon in
den Jahren 1928—1929 kataſtrophal lagen, ſo
könne dieſe Rechtfertigung zeitlich nicht ſtimmen.
G. Karl Lahuſen beſtreitet auf das
Entſchie=
denſte, daß die Lage im Jahre 1928/29 es war,
wie die Anklage es annehme.
Im Lauf der Vernehmung im Lahuſenprozeß
werden die Transaktionen mit der argentiniſchen
Limitada erörtert. G. K. Lahuſen ſtellt ſeine
vorgeſtern gemachten Darlegungen inſofern
rich=
tig, als er jetzt behauptet, daß es ſich bei den
aus Wollkäufen in der Zeit von 1919 bis 1929
geltend gemachten Vergütungsanſprüchen von
insgeſamt 6,5 Millionen RM. um eine echte
Kommiſſionsrückvergütung handele.
abgeſfürzi.
Acht Funktionäre der Sowjetregierung getötet.
Moskau. Am Dienstag ſtürzte bei
Mos=
kau ein ſchweres Bombenflugzeug ab, in dem
ſich der ſtellvertretende Kommiſſar für
Schwer=
induſtrie, Baranow, der außerordentliche
Kom=
miſſar, für den Ausbau des Flugzeugweſens,
Golcmann, der Generaldirektor der ruſſiſchen
ſtaatlichen Flugzeugwerke. Gorbunow, das
Mit=
glied des Staatsplankomitees der Sowjetunion,
Sarſar, und vier Begleiter befanden. Alle acht
Inſaſſen ſind tot. Sie ſpielten in der
Verwal=
tung des Flugweſens ein große Rolle.
Baranow war früher Chef der ruſſiſchen
Militärfliegerei, Sarſar befehligte das ruſſiſche
Fluggeſchwader bei ſeinem Flug Moskau-
Pe=
king—Moskau. Amtlich wird als Grund des
Un=
glücks ein Fehler am Motor angegeben,
Rieſige Weidebrände in England.
London. Im Süden Englands ſind, von
anhaltender Hitze und Dürre begünſtigt, große
Weidebrände entſtanden, die ſich mit rieſiger
Geſchwindigkeit ausgedehnt haben. Das größte
dieſer Feuer wütet an der Grenze der
Graf=
ſchaften Surrey Hampſhire, wo eine viele
Kilo=
meter breite Feuerwand mit einer
Geſchwindig=
keit von zwei Kilometer pro Stunde ſich über
die weite Grasfläche ausdehnt., Alle Truppen,
die in dem Lager von Aldershot verfügbar
waren, ſind zur Bekämpfung des Feuers
auf=
geboten. 1300 Soldaten und die
Bauernbevöl=
kerung bekämpfen mit allen ihnen zur
Ver=
fügung ſtehenden Mitteln das Feuer. Trotz
Gas=
masken brachen zahlreiche Perſonen ohnmächtig
zuſammen und mußten in die Krankenhäuſer
gebracht werden. Die Flammen waren teilweiſe
zehn bis 15 Meter hoch. Die Bekämpfung des
Feuers wurde durch großen Waſſermangel
be=
ſonders erſchwert.
Schweres Eiſenbahnunglück in Amerika
New York. Bei Binghamton fuhr ein
New Yorker Milchzug auf den Chicago—New
York=Expreß der Eri=Eiſenbahngeſellſchaft auf,
der auf die Freigabe der Einfahrt in den
Bahn=
hof wartete. Bei dem Zuſammenſtoß wurden
23 Perſonen getötet und 100 Perſonen zum Teil
ſchwer verletzt. Die letzten beiden Wagen des
Expreßzuges ſind zertrümmert worden. Alle
verfügbaren Hilfszüge aus der Umgebung
be=
teiligten ſich an der Bergung der Verunglückten.
Die Urſache des furchtbaren Eiſenbahnunglücks
bei Binghamton im Staate New York ſcheint
auf einen verbrecheriſchen Anſchlag oder
gro=
ben Unfug zurückzuführen zu ſein. Zwiſchen den
Schienen fand man eine rote Laterne, die den
Führer des Schnellzuges zum Halten veranlaßt
hatte. Mittlerweile war der Güterzug
heran=
gebrauſt und in den Schnellzug hineingefahren.
Zum 400. Geburkstag der Königin
Eliſabeth von England.
Königin Eliſabeth von England,
Tochter Heinrichs VIII. und der Anna Boleyn,
die bedeutendſte Frau auf Englands Thron,
wurde vor 400 Jahren, am 7. September 1533,
geboren. Unter ihr wurde die Katholiſche Partei
aufs ſchärfſte zurückgedrängt, wodurch ſie in
Kon=
flikt mit der Königin Maria Stuart von
Schott=
land geriet. Nach Maria Stuarts Hinrichtung
(1587) wandte ſie ihre Hauptenergie auf die
Sicherung des Inſelreiches gegen Spanien, deſſen
Vorherrſchaft zur See durch den Untergang der
„Armada” 1588 endgültig gebrochen wurde,
Donnerstag, 7. September 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 248 — Seite 9
Dus Menia dei Goloſacet und Olaustiiiet.
Die romankiſche Geſchichte des Goldlandes Südafrika oder des „Rand”. — Auf ergiebigen Goldfeldern.
Im Lande des Goldes in Zeiten der Weltwirtſchaftskriſe.
Gold und „Proſperiky”— in Südafrika.
Von George Popoff.
London, im September.
Es gibt ein Land in der Welt, das aus der Weltkriſe
unge=
ahnte Vermögen ſchlägt. Die allgemeine Depreſſion bedeutet ihm
nichts als eitel „Proſperity”. Je ſchlechter es in der Welt
geht, deſto beſſer geht es hier. Dieſes Land iſt
Süd=
afrika. Seine zweitgrößte Stadt iſt Johannesburg. Johanuesburg
war bereits mehrfach ein Mekka der Goldſucher und Glücksritter
aller Länder der Welt. Es iſt es jetzt wieder geworden. Wieder
hat ein wahres Goldfieber Johannesburg erfaßt. Die Urſachen
hierfür ſind aber dieſesmal keine neuen Goldfunde, ſondern —
die Weltkriſe. Das klingt ſonderbar und unglaubhaft. Aber im
Grunde iſt es ganz einfach und natürlich. Das Pfund fällt, der
Dollar fällt — alſo ſteigt der Goldpreis, ſteigen die Goldaktien.
An den Börſen von London und New York herrſcht wilde
Speku=
lation. „Boom” in Kafir=Aktien! Alles reißt ſich um Gold, Gold,
Gold. Die Rentiers legen ihren geſamten Beſitz in Goldbarren
an und ſetzen ſich darauf. Niemand glaubt mehr an etwas anderes
als an Gold. Die Kriſe hat noch immer kein Ende erreicht.
Nie=
mand weiß, was der morgige Tag bringen wird. Nur wer Gold
hat, der iſt ſicher, wähnt ſich ſicher. So führen denn alle Wege nach
Johannesburg. Denn Südafrika iſt das bei weitem bedeutendſte
Gold erzeugende Land der Welt. Hier buddelt man förmlich die
„Sicherheit” aus der Erde. Hier weiß man, was man hat. Hier
macht man aus Währungsunſicherheit, Handelsſchwund und
De=
preſſion im Handumdrehen Wohlſtand, Reichtum und Proſperity.
Die Augen der ganzen Welt ſind auf Johannesburg gerichtet.
Die Geſchichte des Goldlandes Südafrika
oder des „Rand”, wie es allgemein genannt wird, iſt überaus
intereſſant und romantiſch. Das erſte Gold wurde hier im Jahre
1884 durch einen Zufall entdeckt. Sorgfältige Unterſuchungen
wurden angeſtellt, und dieſe ergaben, daß man hier die reichſten
Goldvorkommen der Welt vor ſich hatte. Das Goldgebiet des
„Rand” ſtellt ein rieſiges Plateau dar, das ſich 5500 Fuß über
dem Meeresſpiegel erhebt. Die Ablagerungen ſind inſofern einzig
in ihrer Art, als das Gold hier in einförmigen, zwiſchen den
Felſen gelagerten Schichten vorkommt und nicht, wie in anderen
Goldgegenden der Welt, bloß in „Adern” und „Minen‟. Der
Boden beſteht in der Hauptſache aus Quarz und Schiefer mit
einer kieſelartigen Bindung. Außer dem Golde birgt der Boden
einen geringen Prozentſatz von Eiſen und Osmiridium.
Gelegent=
lich werden auch Diamanten gefunden. Die Goldgewinnung wurde
anfänglich mit ſehr primitiven Mitteln gehandhabt: die geſamte
zutage geförderte Menge des Geſteines wurde mit Waſſer geſpült
und das Gold enthaltende Erz durch Sieben vom Stein
abgeſon=
dert; das mit dem Gold vermengte Eiſen war oxydiert und das
Gold konnte daher von der übrigen Erzmaſſe durch einfaches
Amalgamieren mit Queckſilber abgetrennt werden. Mit dieſer
Methode gewann man im Jahre 1887 etwa 20 000 und im Jahre
1888 etwa 170 000 Unzen Gold. Die weiteren Ausſichten ſchienen
günſtig und im Jahre 1889 erlebte Johannesburg ſeinen erſten
„Boom” in Goldaktien. Doch die erſte, nahe der Erdoberfläche
ge=
legene Goldſchicht war raſch erſchöpft. Die weiteren
Goldvorkom=
men lagen viel tiefer, und das hier zutage geförderte Erz erwies
ſich als nicht oxydiert, das heißt, es war nicht mehr möglich, aus
dem Erz eine genügende Menge Goldes durch den einfachen
Amalgamierungsprozeß zu gewinnen; und eine ſcharfe Baiſſe in
den ſüdafrikaniſchen Goldaktien war die Folge. Die Lage ſchien
eine Zeitlang ausſichtslos. Doch ſie wurde bald durch die
Ent=
deckung eines neuen Gewinnungsprozeſſes gerettet. Dieſer Prozeß
beſtand darin, daß das Gold vom übrigen Erz durch eine ſchwache
Löſung von Potaſch=Zyanid getrennt und danach mit Hilfe von
Zink als Reinprodukt gewonnen wurde. Dieſes Verfahren hatte
die Firma MacArthur and Forreſt in Glasgow erfunden und
patentieren laſſen. Es wurde erſtmalig im Jahre 1890 auf der
Robinſon=Goldmine ausprobiert. Es erwies ſich als in jeder
Weiſe erfolgreich. Und obgleich dieſes Verfahren im Laufe der
Zeit weſentlich vervollſtändigt worden iſt, ſo wird die geſamte
Goldgewinnung von Südafrika auch heute noch mit Hilfe des von
MacArthur and Forreſt erfundenen Syſtems betrieben.
Nach den erſten Erfolgen mit dem MacArthur=Forreſt=
Ver=
fahren kehrte das Vertrauen des Publikums in die
Zukunft des Goldlandes Südafrika wieder, den
ein=
zelnen Bergwerken wurden große Kapitalien für eine intenſivere
Ausbeute zur Verfügung geſtellt und die Goldgewinnung nahm
von da ab von Jahr zu Jahr rapide zu. Im Jahre 1895 erlebte
Südafrika ſeinen zweiten „Boom”. Im Jahre 1898 förderten die
ſüdafrikaniſchen Goldminen bereits über 3,5 Millionen Unzen
Gold, die einen Wert von über 15 Millionen Pfund Sterling
repräſentierten. Im Oktober 1899 brach jedoch der Burenkrieg
aus. Im Laufe von mehr als acht Monaten waren die
ſüdafrika=
niſchen Goldminen nun in den Händen der Buren. Und der
Burenkrieg, bei dem die Engländer, wie man weiß, ziemlich
rück=
ſichtslos vorgingen, war zum Teil nichts weiter, als ein brutaler
Kampf um Gold. Während und unmittelbar nach dem
Buren=
kriege ging die Goldgewinnung eine Zeitlang ſtark zurück. Es
mangelte auch an billigen Arbeitskräften. Bis die britiſche
Ver=
waltung im Jahre 1904 auf den Gedanken kam, nach Südafrika
chineſiſche Kulis einzuführen. Die Arbeit der chineſiſchen Kulis
erwies ſich, wie ein offizieller Bericht der britiſchen Goldminen=
Verwaltung beſagt, „als im höchſten Grade zufriedenſtellend”.
Doch die örtliche Bevölkerung war von der Hinzuziehung der
bil=
ligen chineſiſchen Arbeitskräfte in keiner Weiſe erbaut. Es ſetzte
gegen ſie eine heftige Agitation ein; und unter dem Druck der
öffentlichen Meinung ſah die Verwaltung der Goldminen ſich im
Jahre 1910 genötigt, ſämtliche chineſiſchen Kulis wieder
heimzu=
ſenden. Die Chineſen wurden nun durch Neger erſetzt. Die
ſchwar=
zen Arbeiter waren nicht ganz ſo tüchtig wie ihre gelben
Konkur=
renten. Doch auch nach Abzug der Chineſen nahm die
Goldgewin=
nung in Südafrika von Jahr zu Jahr weiter zu und erreichte
1914 einen Wert von über 38 Millionen Pfund Sterling pro
Jahr. Während und nach dem Kriege wurde die Goldgewinnung
noch intenſiver und noch erfolgreicher betrieben. Im vorigen Jahr,
1932, förderte Südafrika Gold im Betrage von 48,5 Millionen
Pfund Sterling. Und ſeit 1884, als die erſten Goldfunde gemacht
wurden, bis Anfang dieſes Jahres, d. h. im Laufe von weniger
als 50 Jahren, haben die Goldminen Südafrikas der Welt
insge=
ſamt die ungeheure Summe von 1115 Millionen Pfund Sterling
(etwa 23 Milliarden Goldmark) in purem Golde geliefert.
Das Zentrum des ſüdafrikaniſchen
Goldge=
bietes iſt Johannesburg im Transvaal. Es liegt
inmitten der Goldminen, denn zu beiden Seiten der Stadt, nach
Weſten und nach Oſten, liegen auf einer Strecke von je 30
eng=
liſchen Meilen die reichſten Goldbergwerke der Welt. Die Stadt
Johannesburg iſt gleichzeitig mit den erſten Goldfunden
entſtan=
den und hat ſich parallel mit der ſüdafrikaniſchen Goldinduſtrie
entwickelt. Sie iſt ſozuſagen „auf Gold aufgebaut”. Im Jahre
1886 zählte ſie kaum 1000 Einwohner. Heute hat ſie eine
Ein=
wohnerſchaft von faſt 400 000 Menſchen. Die Einwohnerſchaft iſt
„half and half”, d. h. ſie beſteht aus etwa 200 000 Weißen und
etwa 200 000 Schwarzen. Die Bevölkerung wächſt von Jahr zu
Jahr. Johannesburg iſt eine reizvolle Stadt mit angenehmem
Klima und ſchönen Bauten und Gärten. Das ſtolzeſte Gebäude
von allen beherbergt die „Transvaal Chamber of Mines”. An
dieſe Inſtitution haben ſich ſämtliche Goldliebhaber der Welt, die
es nach dem ſüdafrikaniſchen Eldorado zieht und die über
Einzel=
heiten informiert werden wollen, zu wenden. Im allgemeinen
ſind der „Transvaal Chamber of Mines” aber Glücksritter mit
ſchwarzer Haut willkommener als weißhäutige. Das erſieht man
aus folgender Statiſtik. Im Jahre 1931 waren in den
ſüdafrika=
niſchen Goldminen beſchäftigt: 22 276 Weiße und 207 589 Farbige.
Doch Weiße und Farbige verrichten völlig verſchiedene Arbeiten.
Zu gewiſſen höheren und verantwortungsvolleren Poſten werden
Farbige überhaupt nicht zugelaſſen. Und dieſe Differenzierung
zwiſchen Weißen und Farbigen, auf engliſch „colour bar” genannt,
wird in den Goldbergwerken des „Rand” ſtrikter und
unerbitter=
licher angewandt, als in irgend welchen anderen Gegenden
Afri=
kas. Die Neger kommen gewöhnlich nach Johannesburg in
Grup=
pen von mehreren hundert Mann und verdingen ſich auf den
Goldminen für einen Zeitabſchnitt von neun Monaten. Nach
Ab=
lauf dieſer Zeit kehren ſie zu ihren Kraals im Innern Afrikas
zurück, um nach drei Monaten ihre Arbeit in den Goldminen
wieder aufzunehmen. Die meiſten, in den Goldminen
beſchäftig=
ten Arbeiter, weiße ebenſo wie ſchwarze, leiden an Schwindſucht,
die eine Folge des feinen Kieſelſtaubes iſt, der ſtändig das Innere
der Bergwerke erfüllt. Die Verwaltung der Bergwerke tut alles
mögliche, um die Luft in den Gruben von dieſem tödlichen
Kieſel=
ſtaub zu befreien. Zum Teil iſt ihr dieſes auch gelungen, und die
Schwindſucht graſſiert zurzeit unter den Arbeitern nicht mehr in
dem Maße, wie das in früheren Jahren der Fall war. Doch
Ar=
beiter, die mehr als drei Jahre in den Goldbergwerken
beſchäf=
tigt ſind, erkranken auch jetzt regelmäßig an ſchweren
Lungen=
ſtörungen.
Mit zunehmender Erſchöpfung des Goldvorkommens hat es
ſich als erforderlich erwieſen, immer tiefer und tiefer ins
Erd=
innere einzudringen. Auf manchen Minen hat man bereits eine
Tiefe von 8000 engliſchen Fuß erreicht. Eine weitere Ausdehnung
iſt in dieſen Minen nur noch über 500 Fuß möglich. Hiernach
haben dieſe Minen als endgültig erſchöpft zu gelten. Aber bis
man auf ſämtlichen Minen bis zu dieſer Tiefe gelangt, dürften
noch viele Jahre vergehen. Sachverſtändige haben
aus=
gerechnet, daß die Goldfelder von Südafrika
noch im Laufe von 40 bis 50 Jahren ergiebig
ſein werden. Die mit Gold vermiſchte Erzmenge, die hier noch
der Hebung harrt, wird auf etwa 550 Millionen Tons geſchätzt.
Der 60 Meilen lange Bergrücken, den man den „Nand” oder das
„Riff” nennt, birgt noch Reichtümer in ſich, die Ali Babas
Schätze an Wert und Glanz bei weitem übertreffen. Grund zu
Beſorgniſſen iſt alſo kaum vorhanden. Die Bevölkerung von
Süd=
afrika macht ſich denn auch um ihre Zukunft nicht die geringſten
Sorgen. Die meiſten Städte profitieren direkt oder indirekt von
der Proſperität der Goldinduſtrie des Riff, die im Grunde
ge=
nommen die Hauptſtütze der geſamten Wirtſchaft der Union iſt.
Und alle Wele ſpekuliert zuverſichtlich in Goldaktien. Beſonders
während des letzten „Booms”, Ende Auguſt, glich Johannesburg
einem währen Tollhaus; in den Banken, in den Hotels, in den
Klubs, überall wurde gekauft, verkauft, gehandelt, ſpekuliert;
Hausangeſtellte, Ladenverkäufer, Beamte mit Gehältern von 300
oder 400 Mark monatlich haben mit ihren geringen Erſparniſſen
viele Tauſende verdient. Als England den Goldſtandard verließ,
verdiente Johannesburg Millionen, als Südafrika den
Gold=
ſtandard verließ, verdiente es wieder Millionen, und als der
letzte „Boom” einſetzte, verdienten die Südafrikaner abermals
Millionen. Im Laufe von zwei Jahren hat der Wert der meiſten
ſüdafrikaniſchen Goldaktien ſich verdreißig= und vervierzigfacht:
„Blackwater=Mines”=Aktien ſtiegen von 1 Schilling bis auf 30
Schillinge, „Sons=of=Gwalia” von 7 Pence bis auf 40 Schillinge,
„Nourſe=Mines” von 7 Schilling bis auf 46 Schillinge, „Lake=
View” von 1 Schilling bis auf 28 Schillinge uſw. Die großen
ſüd=
afrikaniſchen Goldmagnaten, wie Sir Abe Bailey, Herbert
La=
tilla und J. A. Agnew, haben in den letzten zwei Jahren ihre
ohnedies rieſenhaften Vermögen verdoppelt. Und alles nur
des=
halb, weil — — es der übrigen Welt ſo ſchlecht geht! Denn wenn
die Weltwirtſchaft proſperiert, dann ſind Goldminen keineswegs
eine vorteilhafte Kapitalsanlage. Wenn die Welt aber arm und
elend iſt, dann ſind Goldminen die beſte Anlage, die ſich denken
läßt. Wenn der Farmer gute Geſchäfte macht, dann verzweifelt
der Goldgräber. Wenn der Farmer hingegen hungert, dann geht
es dem Goldgräber glänzend. Wir leben eben in einer verrückten
Welt.
„Hanna”, die Stimme des Präſidenten wurde wärmer,
ge=
ſtatten Sie mir die Frage — wie ſtehen Sie zu Leheſten, Sie
erkundigten ſich vorhin nach ihm!"
Glut überzog ihr Geſicht als ſie ruhig und klar entgegnete:
„Bis zum Kriege war Herr von Leheſten in unſerem Hauſe ein
gern geſehener Gaſt und lieber Beſuch, erſt am Tage des
Ab=
ſchiedes ſpürte ich, daß von ihm und mir aus wärmere Gefühle
vorhanden ſind. Irgendwie geſprochen haben wir nicht darüber.”
„Wie ſtehen Sie mit den japaniſchen Verwandten Ihrer
Mutter?”
„Gut! Jedes Jahr einmal beſuchte uns entweder Mutters
Schweſter oder wir fuhren nach Tokio.”
„Der Mann Ihrer Tante iſt, wenn ich nicht irre, General
im Kriegsminiſterium und die rechte Hand vom Kriegsminiſter?”
„Ja, Exzellenz!”
Da blickten die Augen des Präſidenten ſchärfer. Er ergriff
Hannas Hand und fragte: „Würden Sie für Amerika nach dem
Reiche der Mitte gehen, dort Ihren Bruder herausholen, falls
man ihn feſtgeſetzt hat, und für Amerika arbeiten?”
Entſetzt ſtarrte Hanna Kramer den Präſidenten an, ſie
ſprang auf und rief: „Das iſt zuviel verlangt! Ich ſoll für
Amerika Spionage treiben? Sie vergeſſen, daß es nicht
ehren=
wert iſt, die Dankbarkeit, die ich meinen Verwandten ſchulde,
auf dieſe Weiſe zu vergelten!“
Morgan blieb die Ruhe ſelbſt: „Hanna, überlegen Sie ſich,
was für Ihren Bruder und Amerika, was für die ganze weiße
Raſſe auf dem Spiel ſteht. Wir haben leider keine zuverläſſigen
Agenten, bei Ausbruch des Krieges wurden unſere beſten Kräfte
mit einem Schlage verhaftet!”
Hanna ſtand in ſchwerem Kampf. Ihre Bruſt hob und
ſenkte ſich. Sie ſchritt zum Fenſter, verharrte dort und blickte
lange Zeit auf den Platz vor dem Präſidentenpalais. Morgan
ließ ſie gewähren. Er ahnte, Vaterlandsgefühl und Liebe
kämpf=
ten gegen Familienſinn und Tradition. Minuten waren
ver=
gangen, als Hanna ſich umwandte und mit bleichem Geſicht auf
den Präſidenten zutrat. „Hier meine Hand, Exzellenz, ich
über=
nehme die Aufgabe. Die Gründe, die mich dazu treiben, ſind
mancherlei Art. Einmal hoffe ich, Leheſten durch dieſen Schritt
zu gewinnen. Dann ſteht mir mein Vaterland höher als alles
andere auf der Welt. Außerdem . . .‟ die Worte wollten nicht
über ihre Lippen Purpurröte färbte Hannas Geſicht. „Ich kann
es nicht ſagen Exzellenz!”
Morgan legte beide Hände auf ihre Schultern und zog ſie
an ſich: „Vertrauen, Hanna, Vertrauen!”
Da hob ſie den Kopf, blickte den Präſidenten feſt an und
flüſterte: „Exzellenz, unſer geſamtes Vermögen liegt bei den
Gelben, von früher her, jetzt iſt es durch den Krieg verloren,
meine Mutter hat nichts mehr.”
„Hanna, Mädel, wenn es weiter nichts iſt!” Morgan atmete
erleichtert auf. „Ich wagte Ihnen kein Geld anzubieten. Sie
können beruhigt ſein, für Ihre Mutter wird geſorgt. Amerika
wird ſolche Treue zu vergelten wiſſen!“
Als Hanna gegangen war, wurde der Miniſter des
Aus=
wärtigen gemeldet.
„Nun, Hughes, was gibt es?”
„Frankreich, Holland, Belgien. Italien und Spanien haben
an China und Japan ein Ultimatum gerichtet. Sie verlangen
innerhalb 24 Stunden die Freigabe ihrer Fracht= und
Paſſagier=
ſchiffe. Andernfalls ſchlöſſen ſie ſich dem Kampfe Amerikas und
Englands an!”
„Alle Wetter”, entfuhr es dem Präſidenten, „das geht ſchneller
als wir zu hoffen wagten!“
„Eine weitere, leider recht unklare Agentenmeldung beſagt:
„Während der Seeſchlacht von Manila mußte der
Flug=
apparat des Kapitäns Leheſten niedergehen. Ein zu ſpät
er=
kanntes U=Boot fremder Nationalität tauchte aus dem Waſſer
empor, nahm den ſcheinbar verwundeten Flieger an Bord und
verſchwand. Den Turm des auftauchenden U=Bootes, das völlig
fremder Bauart war, ſchmückten ein weißer Totenkopf, darunter
zwei gekreuzte Flaggen. Die Meinung über die Farben der
Flaggen iſt geteilt. Vorwiegend wird behauptet, daß es eine
ſchwarz=weiße und eine ſchwarz=weiß=rote geweſen ſei.”
„Erſtaunlich, höchſt merkwürdig! Was für ein U=Boot mag
dies ſein? Sollte Deutſchland — aber nein, der Gedanke iſt ja
widerſinnig!“
„Deutſchland, Exzellenz, hat der Welt mit ſeinen Soldaten,
Ingenieuren und Gelehrten ſchon oft Rätſel aufgegeben. In
Deutſchland geſchehen Dinge, die wir nicht ahnen!“
„Vom Bau eines U=Bootes müßte aber doch etwas bekannt
ſein! Was beſagt Ihre Meldung weiter?”
„Kurz vorm Auftauchen des ominöſen U=Bootes erfolgten
im Zeitraum einer halben Stunde auf verſchiedenen gelben
Großkampfſchiffen Exploſionen, die derart heftig waren, daß die
Schiffe auseinander barſten und binnen wenigen Minuten im
Meer verſchwanden. Nachfrage bei allen zurückgekehrten U=Booten
ergab, den klaren Beweis, daß von amerikaniſcher oder
eng=
liſcher Seite aus während dieſes Gefechtsabſchnittes keine
Tor=
pedos abgeſchoſſen worden ſind!”
„Eine unglaubliche, geradezu märchenhafte Sache! Wer iſt
der Führer dieſes Bootes, Sobald neue Nachrichten eingehen,
bitte ich um Vorlage!”
„Exzellenz, ich bin noch nicht am Ende! Ein japaniſcher
Kurierflieger Admiral Saſanos mußte notlanden und waſſern.
Dem verwundeten Offizier konnte der gelbe Kriegscode
abge=
nommen werden. Wir waren demnach imſtande, die von ihm
mitgeführte Meldung zu entziffern. Sie beſagt, daß der deutſche
Fliegeroffizier und Staffelführer Kramer wegen Konſpiration
mit den Amerikanern verhaftet wurde. Beſchießung der Inſel
zerſtörte das Gefängnis, aus dem der Gefangene mit Hilfe eines
Waſſerflugzeuges entfloh. Richtung unbekannt. Verfolgung
un=
möglich, da alle verfügbaren Kräfte während dieſer Zeit im
Kampfe ſtanden.”
Morgan ſchüttelte den Kopf: „Soviel ſeltſame Dinge ſind
noch nie auf mich eingeſtürmt!“ Dann hakte er Hughes unter
und weihte ihn in das Geheimnis Hanna Kramer ein. Die neu
angeworbene Agentin wurde von Stund ab unter der Nummer
101 regiſtriert.
Hughes blieb zum Eſſen beim Präſidenten.
Nach Aufheben der Tafel wurde die Unterhaltung bei Mokka
und Zigaretten fortgeſetzt. Hierbei eröffnete Miniſter Hughes
Hanna Kramer die Nachrichten über ihren Bruder. Sie erblaßte
und rief erregt: „Das iſt eine abgefeimte Schurkerei! Mein
Bruder war nie ein Verräter! Gut, mag alles ſeinen Lauf
neh=
men, jetzt gehe ich frohen Herzens meinen Weg! Hoffentlich
gelang Horſt die Flucht!”
Am nächſten Morgen erſchien der tüchtige Hughes in aller
Herrgottsfrühe beim Präſidenten.
„Hallo, was iſt los?”
„Hier, Exzellenz, habe ich, was Sie wünſchen!“ Der Miniſter
ſchwenkte eine Anzahl Radiogramme hoch erhobenen Armes durch
die Luft. „Frankreich, Belgien, Holland, Italien und Spanien
erklären Japan=China den Krieg wegen Ablehnung des
Ultima=
tums. Die Staaten erbitten gemeinſame Beſprechungen in
Lon=
don. Noch einen Schritt weiter, und der Ring um die Gelben
ſchließt ſich!”
Morgan faltete die Hände: „Der alte Gott lebt noch und
läßt uns nicht zu Schanden werden. Die weiße Raſſe, zum
Herr=
ſchen geboren, kann und darf nicht untergehen!"
Auf geheimen Pfaden.
Hanna Kramer erreichte in einem Flugzeuge San Franzisko,
wo ihre Mutter ſie empfing.
Frau Kramer hörte mit Erſchrecken von dem Schickfal ihres
Sohnes, und als die Tochter ihr gar eröffnete, daß ſie zwecks
Rettung ihres Vermögens unbedingt nach Japan müſſe,
ver=
ſuchte ſie alles, um ihr den Plan auszureden.
Hanna blieb jedoch feſt, und ſchon nach zwei Tagen flog ſie
nach New York, um ſich auf dem deutſchen Schnelldampfer
„Berlin” nach Hamburg einzuſchiffen.
Auf dem Flugplatz in New York trat ein Herr auf ſie zu
und überreichte ihr einen Paß mit allen Viſas, die ſie zur Reiſe
nach dem gelben Kaiſerreich über Rußland brauchte. Der Tag
ihrer Abreiſe aus Amerika war vier Wochen vor Kriegsausbruch
eingetragen, das deutſche Viſum beſcheinigte eine mehrwöchige
Aufenthaltszeit in der Nähe von Berlin bei Verwandten. Hanna
erkannte das geniale Arbeiten der Spionage, alles klappte bis
zur letzten Einzelheit. Bevor ſie an Bord ging, wurde ihr ein
zweiter Paß, auf einen anderen Namen lautend, ausgehändigt.
Ihn ſollte ſie bis Deutſchland benutzen und dann vernichten.
Die Ueberfahrt über den Atlantiſchen Ozean bedeutete eine
Erholung für die kommende ſchwere Zeit. In fünf Tagen war
die Reiſe beendet, Cuxhaven mit der „Alten Liebe”, dem
Wahr=
zeichen der Elbe, kam in Sicht.
Hanna verließ in Cuxhaven den Schnelldampfer und beſtieg
ein Paſſagierflugzeug, das ſie in wenigen Stunden nach
Königs=
berg brachte.
Hier empfing ſie ein Geheimagent, der ihr einen Koffer
deutſcher Fabrikates mit der vollſtändigen Ausrüſtung einer
vor=
nehmen Dame, alles von deutſchen Firmen geliefert, übergab.
Nach kurzer Zeit ſtartete die Fernflugmaſchine für Moskau.
Hanna machte es ſich in ihrer Kabine bequem, viele Flugſtunden
lagen vor ihr.
Vom Schein der Abendſonne umſchmeichelt, tauchten
Mos=
kaus Türme und Kuppeln auf. Das Flugzeug ſenkte ſich und
lan=
dete auf dem großen Flugplatz.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 248
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. September 1933
Die Vorrundenkermine der Bezirksliga Südheſſen.
Am 17. September beginnt in Starkenburg der offizielle
Fuß=
ballbetrieb mit den Verbandsſpielen der ſüdheſſiſchen Bezirksliga,
die ſich ja durchweg aus Vereinen der Provinz Starkenburg
zu=
ſammenſetzt. Folgende Vereine nehmen an den Kämpfen teil:
1. Pol. Darmſtadt; 2. Starkenburgia Heppenheim; 3. VfR.
Bürſtadt; 4. Viktoria Urberach; 5. VfL. Olympia Lampertheim;
6. FC. 1907 Bensheim; 7. SV. 1898 Darmſtadt; 8. Olympia
Lorſch; 9. Germania 1903 Pfungſtadt; 10. Haſſia Dieburg;
11. Sportvgg. 1904 Arheilgen.
Es ſind alſo durchweg die Vereine der größeren Städte bzw.
Orte Starkenburgs und auch die älteſten Vereine innerhalb des
Bezirkes. Die Namen der Teilnehmer verbürgen auf alle Fälle
ſpannende Kämpfe.
Mittlerweile hat der Spielleiter Amtmann Schindel=
Worms, die Terminliſte der Vorrunde bekanntgegeben. Die Spiele
beginnen am 17. September und ziehen ſich bis 10. Dezember. Im
großen ganzen bringt jeder Sonntag ſpannende Kämpfe, nur hat
die Liſte einen Schönheitsfehler: der Sportverein 98 Darmſtadt
iſt bis zum 29. Oktober ununterbrochen in Darmſtadt tätig und
tritt erſt am 5. November zum erſten Auswärtsſpiel an. Es iſt
alſo durchaus möglich, daß die Liſte in dieſer Hinſicht noch eine
kleine Abänderung erfährt; denn es iſt ſehr zweifelhaft, ob dieſe
Terminfeſtlegung im Sinne der 98er liegt, zumal an zweien
dieſer Sonntag auch Polizei in Darmſtadt ſpielt. An ſich wäre
das wohl zu ertragen; aber wo es möglich iſt, Abhilfe zu ſchaffen,
ſollte man dafür ſorgen, zumal auch die Kreisliga ſpielen will.
Im übrigen zeigt die Terminliſte der Vorrunde folgendes Bild:
17. September: Polizei Darmſtadt — Sportvgg. Arheilgen:
Star=
kenburgia Heppenheim — Haſſia Dieburg; VfR. Bürſtadt —
Germania 03 Pfungſtadt; Viktoria Urberach — Olympia
Lorſch; SV. 1898 Darmſtadt — VfL. Olympia Lampertheim.
Spielfrei: FC. 07 Bensheim.
24. September: Haſſia Dieburg — Polizei Darmſtadt; Germania
Pfungſtadt — Starkenburgia Heppenheim; Olympia Lorſch
VfR. Bürſtadt; SV. 1898 Darmſtadt — Viktoria Urberach;
FC. 07 Bensheim — VfL. Olympia Lampertheim.
Spiel=
frei: Sportvgg. Arheilgen.
1. Oktober: VfL. Olympia Lampertheim — Viktoria Urberach;
FC. 07 Bensheim — VfR. Bürſtadt; SV. 1898 Darmſtadt —
Starkenburgia Heppenheim; Olympia Lorſch — Polizei
Darm=
ſtadt; Germania Pfungſtadt — Sportvgg. Arheilgen.
Spiel=
frei: Haſſia Dieburg.
8. Oktober: Keine Spiele angeſetzt.
15. Oktober: Polizei Darmſtadt — Germania Pfungſtadt;
Star=
kenburgia Heppenheim — Olympia Lorſch; SV. 1898
Darm=
ſtadt — VfR. Bürſtadt; Viktoria Urberach — FC. 07 Bens=; Haſſia Dieburg — Sportvgg. Arheilgen. Spielfrei;
VfL. Olympia Lampertheim.
22. Oktober: Polizei Darmſtadt — SV. 1898 Darmſtadt:
Star=
kenburgia Heppenheim — FC. 07 Bensheim; VfR. Bürſtadt
— VfL. Olympia Lampertheim; Haſſia Dieburg — Germania
Pfungſtadt: Sportvgg. Arheilgen — Olympia Lorſch.
Spiel=
frei: Viktoria Urberach.
29. Oktober: Viktoria Urberach — VfR. Bürſtadt; VfL. Olympia
Lampertheim — Starkenburgia Heppenheim; FC. 07
Bens=
heim — Polizei Darmſtadt: SV. 1898 Darmſtadt —
Sport=
vgg. Arheilgen; Olympia Lorſch — Haſſia Dieburg.
Spiel=
frei: Germania Pfungſtadt.
5. November: Polizei Darmſtadt — VfL. Olympia Lampertheim;
Starkenburgia Heppenheim Viktoria Urberach; Germania
Pfungſtadt — Olympia Lorſch; Haſſia Dieburg — SV. 1898
Darmſtadt: Sportvgg. Arheilgen — FC. 07 Bensheim.
Spiel=
frei: VfR. Bürſtadt.
12. November: Viktoria Urberach — Polizei Darmſtadt; VfR.
Bürſtadt — Starkenburgia Heppenheim; VfL. Olympia
Lam=
pertheim — Sportvgg. Arheilgen; FC. 07 Bensheim — Haſſia
Dieburg: SV. 1898 Darmſtadt — Germania Pfungſtadt.
Spielfrei: Olympia Lorſch.
19. November: Polizei Darmſtadt — VfR. Bürſtadt; Sportvag.
Arheilgen — Viktoria Urberach: Haſſia Dieburg — VfL.
Olympia Lampertheim; Germania Pfungſtadt — FC. 07
Bensheim; Olympia Lorſch — SV. 1898 Darmſtadt;
Spiel=
frei: Starkenburgia Heppenheim.
26. November: Spielfrei. (Totenſonntag.)
3. Dezember: Starkenburgia Heppenheim — Polizei Darmſtadt:
VfR. Bürſtadt — Sportvgg. Arheilgen; Viktoria Urberach
— Haſſia Dieburg; VfL. Olympia Lampertheim — Germania
Pfungſtadt: FC. 07 Bensheim — Olympia Lorſch.
Spiel=
frei: SV. 1898 Darmſtadt.
10. Dezember: Sportvgg. Arheilgen — Starkenburgia
Heppen=
heim; Haſſia Dieburg — VfR. Bürſtadt: Germania
Pfung=
ſtadt — Viktoria Urberach; Olympia Lorſch — VfL. Olympia
Lampertheim; SV. 1898 Darmſtadt — FC. 07 Bensheim.
Spielfrei: Polizei Darmſtadt.
Spielbeginn. September: 3.30 Uhr; Oktober: 3 Uhr; November:
2.30 Uhr; Dezember: 2 Uhr.
Rotweiß Darmſtadt — Viktoria Griesheim 3:1 (3:0).
* Die Zeit der Abendſpiele iſt vorüber. Zu dieſem
rückſtän=
digen Freundſchaftstreffen trafen ſich die genannten Vereine
geſtern abend vor einem zahlreichen Publikum an der Rhein=
Allee. Unter der einwandfreien Leitung von Schiedsrichter Feigk=
Reichsbahn entwickelte ſich ein ſehr flottes und anſtändiges Spiel,
in dem von beiden Seiten noch Erſatz probiert bzw. eingeſtellt
werden mußte Griesheim legte von Beginn an ein erſtaunliches
Tempo vor. Nach einer Viertelſtunde hatten ſich die Platzbeſitzer
gefunden, geſtalteten das Spiel ausgeglichen und bald überlegen
In kurzen Abſtänden ſchoſſen Weicker und Vogelmann zwei Tore,
denen Weicker kurz vor der Pauſe das dritte anreihte. Nach
Wie=
derbeginn erzielt Klippel den Ehrentreffer der Gäſte, während
Rotweiß außer mehreren klaren Torgelegenheiten nichts
Zähl=
bares erreicht. Mit dem Abpfiff fiel ein 4. Tor für Rotweiß.
Griesheim hatte ſeinen beſten Mann im Tor ſtehen, er be
ging keinen Fehler. Auch die Verteidigung, der Mittelläufer und
der Mittelſtürmer leiſteten recht Gutes. Bei Rotweiß konnte man
mit der geſamten Abwehr zufrieden ſein. Im Sturm waren
Vogelmann und vor ſeiner Auswechſelung Weicker ſehr gut in
Fahrt. Vier Mann auf ungewohnten Poſten mögen manchen
offe=
nen Wunſch bzgl. geſchloſſener Angriffe entſchuldigen.
Clubkurnier des Tennisclubs „Weiß=Blan”.
In der vergangenen Woche veranſtaltete der Tennisclub
Weiß=Blau auf ſeinen neuhergerichteten Plätzen hinterm Woog
ſein diesjähriges Clubturnier
Für den jungen, ſtark aufſtrebenden Club iſt es ſchon allein
ein großer Erfolg, daß über 30 Spieler und Spielerinnen an
dem Turnier teilnahmen; ein größerer Erfolg iſt allerdings noch
die Art, wie das Turnier ablief.
Es wurde in 4 Konkurrenzen geſpielt, die alle mit
Vor=
gaben ausgetragen wurden, um den ſportlichen Wert zu erhöhen
und um auch ſchwächeren Spielern einen Anreiz und einige
Ge=
winnausſicht zu geben.
Für die Spiele waren von der Heſſiſchen Landeszeitung, den
Firmen Gebr. Becker=Wieshaden. Sport=Kolb=Darmſtadt,
Wil=
helminenſtraße, E. Fiſcher=Darmſtadt Schulſtraße, und einigen
Clubmitgliedern zahlreiche wundervolle Preiſe geſtiftet worden.
Den freundlichen Gebern ſei hier nochmals herzlich gedankt.
Im Herreneinzel entbrannten um den von der
Heſſi=
ſchen Landeszeitung” geſtifteten großen Ehrenpreis harte Kämpfe.
In der oberen Hälfte qualifizierte ſich Claß (— 30) durch glatte
Siege über Fuhrländer Schaberger und Bergmann, der
über=
raſchend Schäfer ausgeſchaltet hatte, für die Schlußrunde. Hier
traf er auf Wöbke (— 15), der ſchon ziemlich zu kämpfen hatte,
um über Wieſer und Opp. dem vorher Kaiſer ſchwer zu ſchaffen
gemacht hatte, in die Schlußrunde zu gelangen. Das Endſpiel
am Sonntag nachmittag geſtaltete ſich zu einem die zahlreichen
Zuſchauer begeiſternden raſſigen Kampf, da ſich Wöbke ſtark
ver=
beſſert zeigte und Claß erheblichen Widerſtand leiſtete. Nachdem
Claß den erſten Satz leicht 6:1 gewonnen hatte, ſpielte Wöbke im
zweiten ſo ausgezeichnet, daß Claß ihn 4:6 abgeben mußte. Als
Claß dann im dritten Satz Ernſt machte, war er allerdings trotz
Vorgabe ſchnell 6:0 zu Ende.
Das Dameneinzel ſtand ganz im Zeichen der großen
Ueberlegenheit von Frl. Ringer, die ſich im letzten Jahr
außer=
ordentlich verbeſſert hat. Das ſchönſte Spiel dieſer Konkurrenz
gab es in der Vorſchlußrunde der oberen Hälfte, die Frl. Ringer
(— 15) gegen Frl. Werkmann 6:1, 6:1 gewann und damit die
Schlußrunde erreichte Frl. Werkmann hatte vorher in hartem
Kampf Frl. Beck 8:6, 6:4 ausgeſchaltet. In der unteren Hälfte
hatte ſich Frl. Weihl überraſchend gegen Frl. Gräb und Frau
Hageneier in die Schlußrunde durchgeſetzt. Hier verlor ſie dann
allerdings glatt gegen Frl. Ringer 3:6, 0:6.
Im gemiſchten Doppel fand das ſehr gut eingeſpielte
Paar Frl. Ringer=Claß trotz großer Vorgaben nur wenig
Wider=
ſtand. Sehr gut ſchlugen ſich Frl. Aſſelmeyer=Machwirt, die gegen
Frl. Werkmann=Fuhrländer erſt im dritten Satz verloren, und
Frl. Weſp=Schaberger, die Frl. Beck=Schäfer ebenfalls einen
har=
ten 3=Satz=Kampf lieferten In der Schlußrunde trafen Frl.
Ringer=Claß nach leichtem Sieg über Frl. Werkmann=Fuhrländer
auf Frau Hageneier=Wöbke, die ebenfalls leicht gegen Frl. Beck=
Schäfer gewonnen hatten Trotz tapferer Gegenwehr mußten
Frau Hageneier=Wöbke vor den genauen Paſſierſchlägen von Frl.
Ringer und dem überlegenen Netzſpiel von Claß 0:6. 1:6 die
Waffen ſtrecken.
Auch im Herrendopvel zeigte ſich, daß es den meiſten
weniger an Können als an Routine mangelt. Sowohl
Scharber=
ger=Bergmann als auch Kaiſer=Wieſer können ſich noch ſtark
ver=
beſſern. Beide Paare lieferten gegen Claß=Wöbke ſchöne Spiele,
ſpielten aber nicht planmäßig und einheitlich genug, um dieſen,
die ſtets geſchloſſen zum Neß vorrückten, gefährlich werden zu
können.
Die Clubmeiſterſchaften wurden unter Leitung von Claß am
Sonntag programmäßig zu Ende gebracht. Der Tennisclub
„Weiß=Blau, kann auf die Durchführung ſtolz ſein, denn erſtens
wurde die Spielſtärke aller Teilnehmer ſtark gehoben, und
zwei=
tens bewies der Club, daß man auch mit verhältnismäßig
ge=
ringen Mitteln Schönes für den Sport und damit für die
Volks=
geſundheit tun kann.
Turngeſellſchaft Aſchaffenburg — Tgde. Darmſtadt 1846 6:11.
Am Sonntag konnte die Tennisabteilung der Turngemeinde
1846 gegen Tgſ. Aſchaffenburg in Aſchaffenburg mit 11:6
Punk=
ten Sieger bleiben. Um auf den vorhandenen zwei Plätzen das
Turnier reſtlos durchführen zu können, ſpielte man ab 9 Uhr
durchgehend bis zum Einbruch der Dunkelheit bei bedecktem
Him=
mel und geeignetem Sportwetter. Die vorhandene
Ueberlegen=
heit Darmſtadts drückt das Ergebnis zu Recht aus. Es ſpielten
für Darmſtadt die Herren Schildt I. Schäfer, Schildt II,
Riek=
hoff ſen.. Neumann und Ludwig ſowie die Damen Frau
Wett=
lauffer, Frl. Trinkaus. Frl. Kliffmüller, Frau Lütte. Die
Her=
ren alſo mit 4 Mann Erſatz „Beſonders die Spitzenſpieler zeigten
durchweg guten Sport. Aber auch die Erſatzleute waren mit
Eifer und Hingabe bei der Sache und konnten, ganz abgeſehen
von den teilweiſe errungenen Punkten, mit ihren Leiſtungen
ge=
fallen. Hervorzuheben iſt Ludwig, noch Junior, der ſein erſtes
Turnier im Rahmen einer ſolchen Mannſchaft beſtritt und im
Einzel ſeinen Gegner niederzwang. Die Damen ſpielten
durch=
weg gut und zuverläſſig, nachdem ſie ſich, wie auch die Herren,
an die weicheren Plätze gewöhnt hatten. Im Herreneinzel
ver=
lor Darmſtadt 2 Punkte. Schildt I gewann gegen Pracher nach
ausgezeichnetem Spiel. Schäfer konnte ſeinen Gegner Wacker
nach variiertem Spiel in zwei Sätzen ziemlich glatt ſchlagen.
Schildt II und Ludwig gewannen verdient, der erſtere nach
hart=
näckigem Kampf. Im Dameneinzel mußte nur Frau Wettlauffer
die Waffen ſtrecken. Nach beiderſeits raſſigem Spiel gewann
ihre Gegnerin, Frl. Reiß, im 3. Satz, die das Spiel, ſtets
an=
greifend, forcierte. Den anderen Damen ein Geſamtlob. Im
Herrendoppel gewannen Schildt U/Schäfer, obwohl nicht
einge=
ſpielt, gegen Pracher/Wacker nach hartnäckigem Kampf im 3.
Satz. Nach beiderſeits zähem Sviel brachte auch das 2.
Herren=
doppelpaar Riekhoff/Schildt II einen Punkt unter Dach, während
die beiden Junioren unterlagen. Das erſte Paar im gemiſchten
Doppel Schildt I/Frl. Trinkaus gewann überzeugend in zwei
Sätzen gegen Pracher/Frau Peter nach hartem Spiel. Auch
Schildt II/Frl. Kliffmüller gewannen nach zähem Kampf,
wäh=
rend Schäfer/Fr. Wettlauffer und Neumann/Frl. Lütte die
Punkte abgeben mußten.
Polizei — Rol=Weiß Darmſtadt.
Heute abend 18 Uhr.
Der Polizei=SV. empfängt heute abend um 18 Uhr ſeinen
Lokalrivalen Rot=Weiß zum letzten Freundſchaftsſpiel vor den am
17. September beginnenden Verbandsſpielen. Schon immer ſtanden
die Spiele zwiſchen beiden Vereinen auf einer ſportlich guten
Stufe.
Der Beſuch des Spieles wird ſich deshalb beſtimmt lohnen,
zu=
mal der Eintrittspreis ſehr niedrig iſt.
Neuer deutſcher Waſſerballſieg.
Italien 6:0 (2:0) geſchlagen.
In der gedeckten Schwimmhalle des Stadions Muſſolini zu
Turin herrſchte am Dienstag abend wieder Großkampfſtimmung.
Noch nie hat das Bad einen gleichen Maſſenbeſuch zu verzeichnen
gehabt. Mit der üblichen Verſpätung — es war bereits kurz vor
10 Uhr — begann das erſte Spiel. Ungarn fertigte
Bel=
gien leicht mit 5: 0 (3:0) ab.
Endlich um 10.45 Uhr erſchienen dann die Mannſchaften zum
Hauptkampf. Deutſchland ſtellte die gleiche Mannſchaft, die
Belgien am Sonntag mit 3:1 geſchlagen hatte. Es ſpielten:
Eck=
ſtein; Schüßler, Börries: Schürger; Henke. Diebold, Schweitzer.
Schiedsrichter war der Ungar Brody, der nicht immer unparteiiſch
war. Er pfiff vor allem in der erſten Halbzeit viel zu viel und
ſtörte damit, beſonders wenn die Deutſchen im Angriff waren, ſehr
den Fluß des Spieles. Die Italiener beſchränkten ſich in der erſten
Halbzeit ganz auf Deckungsſpiel, worauf ſie ſich vorzüglich
verſtan=
den. Die in der Zuſammenarbeit weſentlich beſſeren Deutſchen
kamen nur ſelten zum Schuß. Dennoch konnten aber Schweitzer und
Schürger bis zur Pauſe zwei Treffer anbringen. Ein drittes Tor
von Schürger erkannte der Schiedsrichter nicht an. Nach dem Wechſel
verſtanden es die Deutſchen weitaus beſſer, ſich vom Gegner
freizu=
machen. Sie liefen nun zu einer ſehr ſchönen Form auf und
deklaſ=
ſierten den Gegner geradezu. Lediglich dem guten Schlußmann der
Italiener iſt es zuzuſchreiben, daß die Torziffer nicht noch höher
ausfiel. Schürger. Diebold, Schweitzer und noch einmal Schürger
waren die Torſchützen der zweiten Halbzeit. Gerade als ſich
Schür=
gre wieder einmal freigeſchwommen hatte und zum Torſchuß
an=
ſetzte, fiel der Schlußpfiff des Schiedsrichters.
Das Publikum, das während des Kampfes einen
leidenſchaft=
lichen Anteil an den Vorgängen genommen hatte, erkannte nachher
den verdienten Sieg der Deutſchen durch Beifall an. Beſonders
groß war natürlich der Jubel in der deutſchen Kolonie.
Die deutſche Mannſchaft hat nun noch gegen Ungarn (
Mitt=
woch), als den gefährlichſten Gegner, und gegen England (
Donners=
tag) zu ſpielen.
Die erſten beiden Plätze im Turmſpringen bei den
Studenten=Weltmeiſterſchaften in Turin fielen an die beiden
deutſchen Vertreter Ziegler und Viebahn. Im Geſamtergebnis der
Schwimmwettkämpfe belegt Deutſchland mit 49 Punkten hinten
Ungarn (92 Punkte) den zweiten Platz.
Der Waſſerball=Turnfeſtſieger, Turngemeinde
Mühlhauſen (Thüringen) empfing den auf der Heimreiſe von den
deutſchen Meiſterſchaften befindlichen weſtdeutſchen Zweiten,
Schwimmſportfreunde Barmen, zu einem Freundſchaftsſviel und
verlor mit 4:6 Toren.
Geſchäftliches.
Der Nutzen der Gemüſe und Salate für den Körper iſt
un=
beſtreitbar. Ihre hauptſächlichſten Grundſtoffe ſind für unſere
Er=
nährung geradezu unentbehrlich. Um den Wohlgeſchmack und die
Bekömmlichkeit der Gemüſe und Salate zu fördern, gibt es kein
beſſeres Mittel als Maggi’s Würze. Wenige Tropfen, kurz vor
dem Anrichten beigefügt, wirken Wunder.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 41. Preußiſch=Süddeuiſche Staats=Lotterie
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
5. September 1933
24. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400, M.
gezogen
2 Gewinne zu 50000 m. 11929
6 Gewinne zu 5000 a. 125806 195816 200979
12 Gewinne zu 3000 m. 28664 129789 148908 191341 252817
291389
46 Gewinne zu 2000 . 20967 31226 32260 61650 57949 60038
61933 62793 89972 104408 118936 126977 173538 188826 191407
227272 233328 239754 246938 254960 335432 346404 369437
124 Gewinne zu 1000 q. 7019 8486 12130 13429 13544 16179 20022
21026 22669 23000 25325 27346 30631 45502 52466 57896 58106
66232 82789 87110 94346 104506 108379 114683 114964 115196
122664 131751 137365 137933 139723 1a1132 167868 170235 173429
173914 184082 198360 217960 228808 251565 253431 259818 264222
268279 272586 281247 282838 286039 298087 306900 307969 314843
315733 321784 331807 336020 340565 340659 360782 370661 384183
140 Gewinne zu 500 M. 14500 15220 15334 17329 19001 19268
21634 23299 29602 36785 39796 43317 69405 61867 76346 81653
83419 90756 91889 98239 102209 104034 107894 119117 119221
124494 125185 128749 138245 140166 142333 147282 160133 163829
192054 193917 209856 215801 223993 228690 238970 244499 264865
266150 266638 279214 282153 287266 295603 295863 2971 16 299279
302584 304426 308481 327390 329009 347360 348548 363778 364844
370382 372635 373193 374698 376768 378718 381811 385039 392224
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 500000 M. 390200
2 Gewinne zu 10000 q. 280013
6 Gewinne zu 5000 M. 42668 124630 276539
16 Gewinne zu 3000 a. 26141 33632 135461 200870 261931 280861
365920 378626
50 Gewinne zu 2000 M. 3791 4637 32491 35581 83099 107571
148754 204938 206237 219938 226614 238013 243117 271327 280462
284600 286766 291476 299576 311677 332384 363667 366634 371634
398670
88 Gewinne zu 1000 M. 13654 13899 19061 23298 23365 42471
47065 49680 68614 59182 67149 74239 74599 78843 88562 93277
98372 98722 103023 114844 120956 126118 133123 134031 136141
148462 154448 169261 169961 175853 180169 188259 188653 190392
239179 318153 320168 342840 354796 358704 361537 371041 380778
387742
180 Gewinne zu 500 M. 1933 12602 16224 22637 33853 34199
40249 40489 44377 48949 62878 65759 76668 76864 82426 90097
90277 90571 91891 95645 97604 99858 100099 100486 107487 160587
154826 157556 157917 163062 171480 178042 180211 185621 191534
182165 194403 194654 194815 195203 195586 196072 196669 203279
204132 208416 213976 218979 220531 221266 222622 224279 232752
241021 243796 248658 260721 256045 263448 274287 276186 290230
293774 293777 308573 314610 317774 321672 321827 330651 334880
347667 350212 36 1269 353089 353486 354784 356987 358346 361096
362691 371077 372284 377037 380551 382167 384426 386419 390760
396711
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000 und
100 Prämien zu je 3000, 2 Gewinne zu je 50000, 2 zu je 25000,
44 zu je 10000, 64 zu je 5000, 162 zu je 3000, 482 zu je 2000.
944 zu je 1000, 1526 zu je 500, 4814 zu je 400 Mark.
Rundfunk=Programme.
7.10:
10.10:
12.00:
13.30:
14.20:
15.30:
16.30
18.00:
A
18.45
19.00
20.46
21.00:
1.
22.20:
9.00=
9.45:
10.10.
10.50
11.30:
15.10
Nu
16.00
17.00:
18.00:
19.00
B.0
21.15:
22.25
A
Frankfurt: Donnerstag, 7. September
Bad Ems: Frühkonzert des Kurorcheſters.
Breslau: Schulfunk: Schleſiſche Edelſteine (Kohle). Ein
Staf=
felhörbericht. — 10.45: Prakt. Ratſchläge f. Küche u. Haus.
München: Konzert. Kammerorcheſter A. Powolny.
Köln: Mittagskonzert. Ltg.: Eyſoldt.
Jeder hört zu!
Stunde der Jugend: Atem der Prärie. Vom wahren Leben
der Indianer.
Nürnberg: Nachmittagskonzert. Frankenorcheſter.
Dr. Klinghardt: Die Wirtſchaft der Türkei und ihre
Be=
ziehungen zu Deutſchland
Der Kellnerberuf. Von Walter Kempf.
Kurzbericht vom Tag.
Vom Deutſchlandſender: Stunde der Nation. Erbkrank —
Erbgeſund. Raſſehygieniſches Lehrſpiel von Dr. K. Dürre.
Opernkonzert des Funkorcheſters. Ltg.: H. Rosbaud.
Volk flieg du wieder! Hörbericht aus dem Leben der
Segel=
flieger.
Heiteres Konzert.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 7. September
Schulfunk: Wie werde ich Flieger? Bericht aus Staaken.
Kindergymnaſtik.
Schulfunk: Mit deutſchen Dichtern durch deutſche Landſchaften.
Schulfunk: Einführung in das Bruſtſchwimmen.
Zeitfunk. — 14.45: Kinderſtunde: Die Buddelkiſte
Jugendſtunde: Erinnerungen an den deutſchen Freiſchärler
aus dem Burenkrieg von Hans Jannaſch.
Politiſche Dialoge. Paul Ernſt: Der König.
Königsberg: Nachmittagskonzert. Das Opernhausorcheſter.
M. Donner: Schöne Dinge, die die Kleinwohnung behaglich
machen. — 17.20: Muſik unſerer Zeit.
Das Gedicht. — 18.05: Zur Unterhaltung: Dämmerſchoppen
mit Erwin Eckersberg. — 18.30: Stunde des Landwirts.
Ererbte Scholle. Ein landwirtſchaftliches Zwiegeſpräch.
Stunde d. Nation. Erbkränk — Erbgeſund.
Raſſenhygieni=
ſches Lehrſpiel von Dr. Konrad Dürre.
Kernſpruch. — Anſchl.: Bunter Streifzug durch Meiſteropern.
Orcheſter des Deutſchlandſenders. Ltg.: R. Peterka.
Rleine Urſachen . . . Luſtige Hörfolge v. Mühlen=Schulte.
Akademiſche Weltmeiſterſchaften in Turin: Hörbericht von den
Zeltlagern der deutſchen u. faſchiſtiſchen Studenten. (Aufn.)
Unterhaltungsmuſik. SA=Kapelle Joh. Fuhſel.
Welterbericht.
Neuerdings hat ſich das Hoch über Skandinavien auch nach
den britiſchen Inſeln hin aufgebaut, ſo daß dadurch einerſeits die
Störung über Island abgedrängt wird und andererſeirs
Deutſch=
land weiterhin unter dem Einfluß der Südſeite des Hochs
ver=
bleibt. Somit iſt mit dem Anhalten des herbſtlichen Schönwetters
zu rechnen.
Ausſichten für Donnerstag: Kühle Nacht, tagsüber meiſt heiter
und nur leicht wolkig, warm und trocken.
Ausſichten für Freitag: Fortdauer der Wetterlage.
Hauptſchriſtleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Btld und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 7. Sepfember
Nummer 248
GeſſNeueſte Nachrichten
Kurserholung
Anlagekäufe auf zahlreichen Märkken,
Beininer und Zrantfäriet effelienvorfe.
Obwohl die Kurserholungen, die ſich an der vorgeſtrigen
Frankfurter Abendbörſe durchſetzen konnten, zu Beginn des
geſtri=
gen Berliner Börſenverkehrs nicht immer voll behauptet
waren, machte rein ſtimmungsmäßig die Beruhigung auf den
Aktienmärkten doch Fortſchritte. Das Geſchäft war zwar immer
noch ziemlich klein, ſeitens der Kundſchaft lagen aber doch ſchon
wieder einige Kauforders vor, die den Märkten eine Stütze boten.
Auch rein börſentechniſch mußte ja einmal, nachdem die Kurſe
ziemlich hart geworden waren, eine Reaktion kommen. Hinzu kam,
daß die vorgeſtrigen Ausführungen Dr. Schachts hinſichtlich der
deutſchen Transferpolitik einen ganz guten Eindruck machten und
daß auch ſonſt keine ungünſtigen Nachrichten aus der Wirtſchaft
vorlagen. Für den Farbenmarkt wurde auf Spezialanregung
darauf hingewieſen, daß die Imperial Chemical=
Zwiſchendivi=
dende unverändert geblieben iſt. Gegen geſtern mittag überwogen
die Kursbeſſerungen. Am Montanmarkt gewannen Papiere wie
Hoeſch, Felten und Stahlverein 1—1,5 Prozent. Von chemiſchen
Werten waren Koks= und Ruetgerswerke mit je 18 Prozent
Ge=
winn am ſtärkſten gebeſſert. Von Gummiaktien gewannen
Har=
burg Gummi gegen letzte Notiz 2 Prozent, d. h. 10 Prozent ihres
Wertes. Elektropapiere lagen weiter uneinheitlich. Die geſtern
ſtärker, gedrückten Werte, wie Lahmeyer, Geſfürel und Felten
waren bis zu 1.,75 Proz. erholt, dagegen verloren Bekula Chade,
Elektr Lieferungen und Elektr. Schleſien noch bis zu 2 Prozent.
Auch Orenſtein u. Koppel gaben um 1½ Prozent und Schultheiß
um 1.25 Prozent nach. Für Autowerte zeigte ſich einiges Intereſſe,
Daimler gewannen anfangs ſchon 18 Prozent, während BMW.
erſt im Verlaufe ſtärker anzogen. Von ſonſtigen Spezialwerten
ſind noch Julius Berger mit plus 2,25 und Deutſche Eiſenhandel
mit plus 2,75 Prozent zu nennen. Auch im Verlaufe ſetzten ſich
die Kursbeſſerungen bei ruhigem Geſchäft fort.
*
In Fortſetzung der Beruhigung an der vorgeſtrigen
Abend=
börſe eröffnete die geſtrige Frankfurter Börſe erholt, da auf
dem ermäßigten Niveau kleines Kaufintereſſe vorhanden war und
auch die Aufnahmebereitſchaft der Kuliſſe gegenüber noch
verein=
zelt herauskommendem Angebot beſſer war. Die Umſatztätigkeit
war nicht ſonderlich groß, und die Kursgeſtaltung wies keine
ein=
heitliche Richtung nach oben auf, doch überwogen durchſchnittliche
Beſſerungen von 0,5—1 Prozent. Einige Anregung ging auf die
Börſe von dem neuen Interview Dr. Schachts über die deutſche
Transferpolitik aus; auch ein Plan des Hanſabundes zur
Export=
förderung fand viel Beachtung. Niedriger lagen noch Südd.
Zuk=
ker und Elektr. Lieferungen mit je minus 2,25 Proz und Bekula
mit minus 1½ Prozent. JG. Farben eröffneten zunächſt 0 25
Pro=
zent leichter, waren aber raſch um 1,25 Prozent auf 116 Prozent
erhöht: Rütgerswerke gewannen 1,5 Prozent und Scheideanſtalt
nach unverändertem Beginn 1 Proz. Der Montanmarkt zeigte
durchweg Erholungen von 0.5—1 Proz. Rheinſtahl zogen 18
Prozent an. Siemens, die anfangs 0,25 Proz, nachließen, waren
nach dem erſten Kurs 1,75 Prozent feſter; ferner gewannen
Daim=
ler Motoren 1,5 Proz., Reichsbankanteile waren gut behauptet.
Unter Bevorzugung von Altbeſitzanleihe gewannen Deutſche
An=
leihen his zu 2. Prozent, auch ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen
und die Amneſtie=Anleihe wurden bis zu 0.5 Prozent höher
um=
geſetzt. Von= Induſtrie=Ankeihen waren Stahlverein=Bonds knapp.
Reichsbahn=V. A. gut gehalten. Der Pfandbriefmarkt lag noch
uneinheitlich bei Veränderungen von 0.25—0.75 Prozent nach
bei=
den Seiten. Preußiſche Landespfandbrief=Anſtalt Goldpfandbriefe
gaben bis 1 Proz, nach, Frankfurter Hyp.=Bank Liquidationen
ſogar 1,5 Proz. (82), Staats= und Stadtanleihen zeigten nur
un=
weſentliche Veränderungen. Ein vorübergehender Rückgang der
Farhenaktie um 1,25 Proz. auf. 114,75 Proz. im freien Markt löſte
im Verlauf wieder ſtärkſte Zurſckhaltung aus, doch blieben die
anderen Marktgebiete davon faſt unberührt. Hier und da
er=
gaben ſich geringfügige Abbröckelungen; im großen und ganzen
ſchloſſen die Kurſe aber gut gehalten.
Die Abendbörſe zeigte eine ſehr geringe Umſatztätigkeit.
Nachdem ſich aber eine allgemeine Beruhigung durchgeſetzt hat
lagen die Kurſe trotz der Geſchäftsſtille behauptet. Farben bei
ſehr geringem Angebot 0,25 Prozent leichter. Die übrigen Werte
zeigten faſt keine Veränderung. Der Rentenmarkt lag ebenfalls
beruhigt. Die Kurſe hielten ſich auf Mittagsſchluß. Der weitere
Verlauf blieb äußerſt ruhig.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Inderziffer der Großhandelspreiſe im Monatsdurchſchnitt
Auguſt. Im Monatsdurchſchnitt Auguſt 1933 ſtellt ſich die vom
Statiſtiſchen Reichsamt errechnete Indexziffer der
Großhandels=
preiſe auf 94,2 (1913: 100); ſie hat ſich gegenüber dem Vormonat
(93,9) um 0,3 Prozent erhöht. Die Indexziffern der
Hauptgrup=
pen lauten: Agrarſtoffe 87,7 (plus 1,3 Proz.), Kolonialwaren 75,7
(minus 2,1 Proz.), induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 89,6
(minus 0,3 Proz.) und induſtrielle Fertigwaren 113,4 (plus 0,4
Prozent).
Maſchinenfabrik Moenus AG., Frankfurt a. M. In der GV.
der Maſchinenfabrik Moenus AG. Frankfurt, waren 3 681 600
RM. des AK. vertreten. Der Geſchäftsbericht für das
abgelau=
fene Geſchäftsjahr wurde einſtimmig genehmigt und der
ausge=
wieſene Reingewinn, in Höhe von 33 966 RM. (i. V.
Gewinn=
vortrag RM. 34 262) auf Vorſchlag der Verwaltung auf neue
Rechnung vorgetragen. Wie der Vorſitzende ausführte, habe ſich
das laufende Geſchäftsjahr nicht ſchlecht angelaſſen, und auch
für die nächſte Zukunft ſeien die Ausſichten nicht ſchlecht. Von dem
Ergebnis der weiteren Entwicklung ſei es abhängig, ob der
gegen=
wärtige Beſchäftigungsſtand gehalten werden könne. Vorſtand
und Aufſichtsrat wurde einſtimmig Entlaſtung erteilt. Nach der
Amtsniederlegung des alten Vorſtandes wurden folgende Herren
neu gewählt: Direktor Konrad Andreae, Dr. Waldemar Braun,
Rechtsanwalt Potthaſt=Köln, Direktor Lud. Riemerſchmidt und
Alb. Ottenheimer=Köln.
Voigt u. Haeffner AG., Frankfurt a. M. Die GV. genehmigte
den Abſchluß 1932, der den Vortrag des Geſamtverluſtes von 4,72
Mill. RM. vorſieht. Aus dem Aufſichtsrat iſt ausgeſchieden Dir.
Hugo Ratzmann=Berlin und Präſident Joſ. M. Rottier=’s
Graven=
hage. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurden Dir. Dr. Giebel=
Wien, Alfons van Nieulande=Haag und ſchließlich Kom.=Rat
Haeffner, der 43 Jahre die Geſellſchaft, lange Jahre zuletzt als
Generaldirektor, betreute. Im neuen Jahre war es noch nicht
möglich, die Umſätze auf die Höhe zu bringen, die Einnahmen und
Ausgaben ausgleichen könnten, ſo daß auch das Jahr 1933 wieder 6’Bahern . b. ?‟
eine weitere Verluſterhöhung bringen wird. Bilanzmäßige offene
Reſerven wurden ſchon früher zur Verluſtbeſeitigung
herangezo=
gen und ſind nicht mehr vorhanden, ſo daß mit dem Ablaufe dieſes
Geſchäftsjahres der Verluſtausweis wohl über die Hälfte des
AK” kommen wird. Augenblicklich iſt, wie mitgeteilt wurde, der
Auftragsbeſtand höher als in der gleichen Vorjahreszeit. Die
Geſellſchaft erwartet von dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm der
Reichsregierung auch für ſich Aufträge und Vorteile. Die ſchon
in der letzten GV. angekündigte Sanierung ſoll erſt nach Ablauf
des Geſchäftsjahres 1933 erfolgen, da man dann erſt eine
poſi=
tivere Grundlage zur Bewertung und für die Sanierungsbeſchlüſſe 6%Baden=Baden.
haben wird.
Vierte Levante=Muſtermeſſe. Die vierte Muſtermeſſe der
Le=
vante in Bari iſt geſtern vom Herzog von Genua als Vertreter
des Königs eröffnet worden. Finanzminiſter Jung betonte in
einer Anſprache, Italien glaube feſt, daß der internationale
Han=
del die Grundlagen der Wohlfahrt der Welt bilde, und er hoffe, 8%Mannheimp.27
daß bald und überall die Neuordnung der Währungen und
Wirt=
ſchaften in einem Maße erreicht werde, das den Völkern den
Wie=
deraufſtieg geſtatte. Auf der Meſſe ſind 14 Staaten offiziell
ver=
treten, darunter erſtmals auch Deutſchland. Aus 35 verſchiedenen 8‟. Goldoblig.
Ländern ſind Erzeugniſſe ausgeſtellt. Die Ausſtellungsfläche iſt in
den vier Jahren ſeit dem Beſtehen der Meſſe verdreifacht worden.
un den Sorfen.
jedoch Umſakkäkigkeit in engem Rahmen.
Zahlung rückſtändiger Skenern.
Es iſt in der letzten Zeit wiederholt feſtgeſtellt worden, daß
Steuerpflichtige der Meinung ſind, die vom
Reichsfinanzmini=
ſterium angekündigte Steuerreform werde ſich auch auf die
rück=
ſtändigen Steuern erſtrecken, und zwar in der Weiſe, daß die
rück=
ſtändigen Steuern erlaſſen würden. Dazu wird von zuſtändiger
Stelle mitgeteilt, daß ein allgemeiner Erlaß rückſtändiger Steuern
undenkbar iſt. Rückſtändige Steuerſchulden werden nach wie vor
beigetrieben, und ſie erhöhen ſich nach wie vor um die üblichen
Verzugszinſen oder Stundungszinſen. Durch die in Ausſicht
ge=
nommene Steuerreform wird an dieſer Tatſache nichts geändert
werden.
Iſt eine fällig geweſene Steuerſchuld auf Antrag des
Steuer=
pflichtigen geſtundet worden, ſo erhöht ſich die Steuerſchuld für die
Zeit der Stundung um Stundungszinſen. Dieſe betragen 5 v. H.
jährlich. Iſt eine Steuerzahlung rückſtändig, ohne daß der
Steuer=
pflichtige dafür Stundung erlangt hat, ſo erhöht ſich der
rückſtän=
dige Betrag um Verzugszinſen. Dieſe betragen 12 v.H. jährlich.
Stundung wird auf Antrag des Steuerpflichtigen gewährt. Das
Finanzamt wird dem Stundungsantrag nur entſprechen, wenn
ihm durch den Steuerpflichtigen glaubhaft gemacht wird, daß die
ſofortige Einziehung des Betrages für den Steuerpflichtigen mit
erheblichen Härten verbunden iſt und der Steueranſpruch durch
die Stundung nicht gefährdet wird. Paragraph 127 Abſatz 1 Satz 2
der Reichsabgabenordnung gemäß ſoll Stundung in der Regel nur
gegen Sicherheitsleiſtung gewährt werden.
Es iſt Pflicht eines jeden Volksgenoſſen, durch pünktliche
Ent=
richtung der laufenden Steuerzahlungen und durch baldige
Beſei=
tigung etwaiger Rückſtände den heutigen Staat in ſeinem Kampf
um die Verminderung der Arbeitsloſigkeit und in ſeiner Abſicht,
bald eine grundlegende Steuerreform und Steuervereinfachung
durchzuführen, tatkräftig zu unterſtützen.
Frankfurter Produktenbericht vom 6. September. Der
Pro=
duktenmarkt lag zwar ſtill, doch war die Haltung weiter etwas
befeſtigt. Die Mühlen bekundeten etwas beſſere Kaufluſt, und da
das Angebot nur klein war, zogen die Preiſe für Brotgetreide
leicht an; im übrigen waren ſie gut behauptet: Weizen 186,50—
187,50; Roggen 150—151; Sommergerſte 177,50—180, Hafer alt
140—142,50; desgl. neu 130,00; Weizenmehl Spezial Null mit
Austauſchweizen 27,25—28,25; desgl. ohne Austauſchweizen 25,75
bis 26 75; Roggenmehl 0—60prozent. Ausmahlung 21,75, desgl.
ſüdd. Spez. Null 22,50; Weizenkleie 7.75; Roggenkleie 7,75 RM.
(Getreide je To., das übrige je 100 Kilo.)
Berliner Produktenbericht vom 6. September. Das Angebot
war am Produktenmarkte heute, namentlich in Brotgetreide, noch
geringer als an den Vortagen. Das Geſchäft hielt ſich im
allge=
meinen in engen Grenzen, doch lautete die Tendenz weiter gut
ſtetig. Am Lieferungsmarkt wurde Dezemberweizen in der Notiz
um 0,50 Mark heraufgeſetzt, die anderen Notierungen blieben
un=
verändert. Für prompte Ware mußten durchweg letzte Preiſe
bewilligt werden. Weizen= und Roggenmehle werden laufend
weiter vom Konſum gekauft. In Hafer hat ſich die Nachfrage
ge=
beſſert. Stärkeres Intereſſe beſteht an der Küſte, doch ſind auch
am Platze gute Qualitäten eher unterzubringen. Die Situation
für Gerſten hat ſich nicht weſentlich verändert.
Diehmärkke.
Be Mainzer Viehmarktbericht. Tatſächlich auf dem Markt
zum Verkauf: 19 Ochſen, 21 Bullen, 623 Kühe oder Färſen, 347
Kälber, 781 Schweine. Preis pro 50 Kilo Lebendgewicht in RM.
Ochſen a) 1. 30—33, b) 2. 21—25: Bullen c) 22—27: Kühe a) 24
bis 28, b) 19—22, c) 15—18: Färſen a) 29—33: Kälber c) 36
bis 38, d) 32—34: Schweine b) 43—44, c) 44—45, d) 45—46. —
Marktverlauf: bei Schweinen mäßig belebt, kleiner Ueberſtand;
bei Großvieh mäßig belebt, Ueberſtand; bei Kälbern mäßig
be=
lebt, geräumt.
Friedberger Schweinemarkt vom 6. Sept. Auf dem heutigen
Schweinemarkt wurden für 6 Wochen alte Tiere 8—10 RM. für
6—8 Wochen alte 10—14 RM., für 8—12 Wochen alte 14—22 RM.
bezahlt. Der Auftrieb betrug 679 Stück; bei lebhaftem Handel
verblieb etwas Ueberſtand.
Im Dienſt des Mitkelſtandes.
Sparkaſſen als Kreditgeber der mitkelſtändiſchen
Wirkſchaff.
Die Förderung des Mittelſtandes ſteht im Vordergrund der
wirtſchaftlichen Erörterungen. Die volksverbundene
Wirtſchafts=
politik, der Reichsregierung ſieht in ſeiner Förderung eine
vor=
dringliche Aufgabe.
Dienſt am Volk und ſeiner Wirtſchaft iſt das Motiv der
Spar=
kaſſen; der Pflege des Mittelſtandes haben ſie ſtets ihre
beſon=
dere Beachtung angedeihen laſſen. Ende 1932 waren in mehr als
2 Millionen Einzelpoſten rd. 7,3 Milliarden RM. Kredite der
Wirtſchaft von ihnen zur Verfügung geſtellt. Hiervon entfielen
1,6 Milliarden RM. auf die Landwirtſchaft, 2,3 Milliarden RM.
auf den Kleinwohnungsbau, 3,4 Milliarden RM. auf den
gewerb=
lichen Mittelſtand. Aus der Poſtenzahl geht ſchon hervor, daß
es ſich hierbei nicht um Groß= ſondern um Klein= und
Kleinſt=
kredite handelt, Kredite, wie ſie die mittelſtändleriſche Wirtſchaft
benötigt und erhalten will. Im Durchſchnitt ſtellt ſich der Betrag
einer Sparkaſſenhypothek auf 5510 RM., der eines kurzfriſtigen
Betriebskredits, der Sparkaſſen auf 1700 RM. Dieſe geringe
Höhe der Durchſchnittskredite entſpricht dem gemeinnützigen
Cha=
rakter der Sparkaſſen. Zwar machen Kleinkredite mehr Mühe
und Unkoſten als Großkredite, entſprechen aber der Aufgabe, die
ſich die Sparkaſſen von jeher geſtellt haben, dem Gemeinwohl zu
dienen.
Miniſterpräſident Göring hob in ſeiner großen
Rede vor dem Preußiſchen Landtag hervor, daß die Belebung und
Förderung der mittelſtändiſchen Wirtſchaft den Sparkaſſen zur
beſonderen Pflicht gemacht ſei. Die Sparkaſſen brauchen nur auf
ihrem bereits ſeit langem beſchrittenen Wege fortzufahren, um
der Forderung, die die nationale Regierung an ſie ſtellt, voll zu
entſprechen.
Mekallnotierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 6. September ſtellten ſich für
Kupfer: September 44,75 (45), Oktober 45 (45.25) November
45.25 (45.50) Dezember 45.50 (45.75), Januar 45.75 (46),
Fe=
bruar 46 (46 25) März 46.25 (46.50), April 46.50 (46.75), Mai
46.50 (47), Juni 47 (47.25), Juli 47.25 (47.50), Auguſt 47.25
(47.75), Tendenz; abgeſchwächt. — Für Blei; September 16
(16.50), Oktober 16 (16.75), November 16 (16.50) Dezember
Ja=
nuar 16 25 (1 0.50) Februar 16.25 (16.75), März 16.25 (17) April
16.50 (17), Mai 16.50 (17.25), Juni 16.75 (17.50) Juli 17 (17.50),
Auguſt 17 (18.50). Tendenz: luſtlos. — Für Zink: September
21.75 (22.25), Oktober 21,75 (22.50). November, Dezember. Januar
22 (22.50), Februar 22 (22.75), März 22,50 (23), April 22.75
(23,50), Mai 23 (23.75). Juni 23 (24.50). Juli 23.25 (24.75),
Auguſt 24 (25) Tendenz; luſtlos. — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Reichsverband deutſcher Mineralwaſſerfabrikanten e. V.
hält in der Zeit vom 17.—19. September ſeinen 32. Verbandstag
in Wiesbaden ab. Die öffentliche Hauptverſammlung findet am
Dienstag, den 19. Sept., um 9.30 Uhr, im Paulinenſchlößchen ſtatt.
Die Eiſenbahnbank und Eiſenbahnrentenbank bringen
nun=
mehr die beim Finanzamt erſtrittene Rückzahlung von
Kapital=
ertragsſteuer zur Auszahlung. Dieſelbe war bei der Zinszahlung
des Vorjahres ſeitens der Inſtitute abgezogen worden. Sie
be=
trägt bei der Eiſenbahnbank RM. 1.475 Prozent, bei der
Eiſen=
bahnrentenbank 2,3 Prozent.
Das Reichswirtſchaftsminiſterium teilt mit: Es beſteht
Ver=
anlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß es zwecklos iſt, dem
Reichs=
wirtſchaftsminiſterium Kredit= und Unterſtützungsgeſuche
vorzu=
legen, da dieſem Mittel zur Gewährung von Darlehen oder
Bei=
hilfen nicht zur Verfügung ſtehen. Ebenſo iſt die Vermittelung
von Krediten oder die Befürwortung von Anträgen bei
Kredit=
inſtituten nicht möglich.
In der erſten Sitzung der neugewählten Maklerkammer an
der Frankfurter Börſe wurde zum Vorſitzenden Ernſt Pook. zum
ſtellvertretenden Vorſitzenden Exich Schultz, zum Schriftführer Fritz
Neuroth, zum ſtellvertretenden Schriftführer Ernſt Ihrig und zum
Schatzmeiſter Otto Schäfer beſtellt. Als Erſatzleute ſind Rudolph
Lautenſchläger und Peter Stahl benannt worden.
Am freien Londoner Markt wurden 300 000 Pfund Sterling
Gold gehandelt, die nach dem Kontinent gingen. Die Bank von
England erwarb weitere 2019 Pfund Sterling Barrengold.
Berliner Kursbericht
vom 6. September 1933
Deviſenmarkt
vom 6. September 1933
Me He
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Eont. Gas
Ree
50.—
43.75
11.625
18.25
12.125
18.—
121.25
42.50
8.50
59.—
134.25
99.25
D
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und 1
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſcherslebe:
Klöcknerwerre
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
94.125
73.75
115.—
48.50
71.50
81.75
53.75
56.25
52.75
65.50
53.625
37.50
27.50
eeee
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Lali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Beſteregeln Alkali/;
Agsb.= Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werie
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke
21.25
47.50
150.—
10.25
31.375
109.25
16.—
62.75
5.—
14.—
61.75
46.—
81.25
Den 0.779 Sofig.
100Leva. 3.047 2.05s Rio de Janerro ol1 Milreis 0.241 Holland
100 Gulden 169.1 169.52 Jugoſlawien. 100 Dinar 5.39 Oslo 100 Kronen 65.63 66.77 Portugal. 100 Eseubos 12.71 Kopenhagen 100 Kronen 59.29 59.41 Athen
00 Drachm. 2.393 Stocholm 100 Kronen ſ 38.43 68.57 Iſtambul türt. 4 1.878 London ſt 2.Stg. 8.26 13.30 Kairo.
. 1 äghpt. 4 13.64 Buenos=Aires 1 Pap. Peſo 0.328 0.933 Kanada
canad. Doll. 2.772 New York. 1 Dollar. 2.901 2.21s Uruguah Goldpeio 1.399 Belgien 00 Belga 58.49 58.81 Jsland.
100 isl. Kr. 60.04 Italien 100 Lire ſ= 22.12 22.16 Tallinn (Eſl.) 100 eſtl. Kr. 71.68 Paris 100 Franes 16.435 15.475 Rigg 100 Lais 73.93
Brief
61.18
35.12
21.78
0.781
C.243
*.505
12.3
2.397
1.Se2
13.68
2.778
1.401
60.16
1.62
74.07
Burmftaster and Käriohaloant Burmfrast, viliate der Sreioher Sunk
Frankfurter Kursbericht vom 6. September 1933.
D
Gr. IIp. 1934
„. 1938
„. „ 1938
„. 1937
„. „ 19381
Gruppe!
6% Drſch. Reichsanl
„ b. 27
6%
5½%Intern.,v.30
6%Baden. . . v. 27
6% Heſſen... v. 29/
6% Preuß. St. v. 28
62 Sachſen. . v. 27
68 Thüringenv. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ungsſch. 4
Ab=
löſungsanl.. . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .
6%Berlin.. „.b.24
68 Darmſtad! ..
68 Dresben. ,v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v. 26
6%Mainz ......
62 München v. 29
6%Wiesbaden b.28
6% Hefſ. Landesbk.
5½% Geſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquib.
98‟I.
911,
85
86.5
86.5
98.4
83.75
8311,
82.75
84.75
75
102
83
76
6.95
54
GGI.
58
50.75
64
69
78.5
63.25
83.5
Pe
Hyp.=Bk. Liqu.=
Kom. Obl. . . . . .
6% Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% „ Golboblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
HeſſGldobl. R. 11
R. 12
62 Kaſſeler Land.
fredit Goldpfbr.
62Naſſ. Landesbk.
5½%0 „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ. Anl.
*AuslSer II
*AuslSerII
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6%Berl. Hyp. B:.)
5½%0 Lig.=Pfbr.
162 Frkf. Hhp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Golboblig.
82 Frkf. Bfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
62 Mein. Hyp.=Bk.
15½% Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½%0 Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp. Bk.)
5½% Lig. Pfbr.
„ Goldoblig.
6% Südb. Bod.
(red.=Bank ...
5½% „ Lig. Pfbr
6% Bürtt. Hhp.=B.
80.5
81.5
67.5
*
81.5
79.75
68.
92
79.5
82
63
79.5
83.25
79.5
83
84.5
84
81.5
841,
71.5
86
83.25
86
We
6%0 Dt. Linol.Werkel
6%Mainkrw. v. 28
62 Mitteld. Stahll
16% Salzmann u.Co
16% Ver. Stahlwerke
62 Voigtn. Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E.B.
„ 9. Ibeſt.
5% Bulg. Tab. v. 621
4½% Oſt. Schätzel
4% Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumänl
4½%
42 Türk. Wdmin.
48 „ 1. Bagdad
4½ „Zollanl.
4½% Ungarn 19131
14½% T 19141 3.85
Goldr.
42
1910
4%
—
4½ Budp. Stadtan!
4½ Liſſabon
4% Stockholm
Aktſen.
Alg. Kunſtziide Unte
A. E. 8. ........"
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
. Beliſtoff
Bemberg, J. P..
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. .1 62‟1,
Eemen; Heibelbere
Karlſtadt
5. S. Chemie, Baſell=
n8.75
69
59
54
104
10.5
5.5
2.3
2.9
5
5.15
3.9
4
3.
34
69.5
28.5
18
88
Aee
43
102
68
Ag
Chem.Werke Abert
Chade „uussss.!
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum.
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. ..
„Erdöl .......
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheibe=Anſtalt !
„ Linoleum ..."
Dortm. Ritterbräu
Oyckerhoff & Widw
Eichbaum=Werger.
Eleitr. Lieferg.=Geſ.
„ Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer” .
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
F.0. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)”
Felt& Guilleaume.
Frankfurter Ho).
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ.f.elektr. Unter.
Goldſchmibt Th.
Gritzner=Kahſer...
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frrft.
Hanauer Hoſbrauh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener Bergbaul
Henninger Kempf.
HilvertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.
Hochttef Eſſen ..
Holzmann, Phil.
3lſe Bergb. Stamm l129
„ Genüſſel
Junghans .......!
158
94
165
36.75
10.5
53
24.5
91:5
35
115),
49.5
71.25
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33
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*
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40
100.5
28"
e
Aſchersleben.
glein, Schanzlin.
Alöcknerwerle ....
enorr C. 6.......
Lahmeyer & Co.
Laurahütte ...
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Maink.=W. Höchſt
Mainz. Akt. Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallge). Franki.
Miag. Mühlenbau.
24 MotorenDarm ſiadt
Neckarwerk CEling.
oberbedarf
Bhö niz Bergbau.
Reiniger, Gebbert.
Rh Braunkohlen .
Elektr. Stamm
Stahlwerte
Riebeg Montan
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ...
Salzbetfurth Kal.
Satzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfbr.
Schuckert, Elektr
Schwartz, Storcher
Stemens e Halske.
Südd. Zucker=A. 6.
Thür. Liefer.-Geſ..
Tietz Leonhard ..
unterfranken .....!
J
40.5
53"
175
1111.5
68
195
55.5
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53
48.25
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6
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185
79.25
74.25
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47.5
150.5
185
20
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3.
69.75
Me Kue
Ber. Ultramarin.
Boigt & Haeffner.
Beſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditan1
Badiſche Bant.
Br. ſ. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgei.
Sypothelbl.
Comm. u. Privatb
Dt. Bank und Dise
Dt. Efi. u. Wechte!
Dresdner Bank
Frankf. Bank.
Shp.=Bank
Mein. Hyp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Ban1.
Reichsbank=An:.
Rhein. Hyp.=Bant.
Südd. Bob.-Cr. B1.
Bürttb. Notenban!
A.. G. f. Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
725 Dt. Reichsb. Bze
bapag
Nordd. Liohd.
Südd. Eiſenb.=Ge
Alltanz u. Sruutg.
Verſicherung
„. Verein Verſ.
FrankonaRück=u. M
Mannheim. Verſich.
Otavt Minen
ſchantung Handelsl
104
34
44.25
71.5
83
43.75
80.5
55.5
58.75
144.5
91ſ,
95
40.25
88.5
11.5
12
50
ze
11
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 248
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 7. September 1933
Haf
2.1 — 2.
O
Hente und folgende Tage Nur einige Tage Nur noch heute und morgenDolly Haas — Max Hansen
in dem humoristischen Tonfilm
Das hässliche
Mädchen Anny Ondra
2 der lustigen Flm-Crotesh
Präulein Der erste deutsche 8. A-Film
S. A. MANN
BRANB aOHhatadts BrLautädgen Jeder Deutsche muß den Film
gesehen haben. (V. 10873
Jugendliche zugelassen. Jugendliche zugelassen.
Anfangszeiten: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Rest. Bismarckeck
Heute Schlachtfest
Taulia, jaden Apfennoft
ſowie prima Apfelwein
Fr. Wilh. Krämer, Roßdorf.
Reitinger & Blechſchmidt
Inhaber: Jakob Lautenſchläger
Eliſabethenſtraße 19 Telephon 543
Erſtklaſſiges Fiſchſpezialgeſchäft
In bekannt la Qualitäten:
Lebende Karpfen, Schleien, Rheinaal,
Rheinbarben
Rheinhecht, Zander, Ia Salm im Schnitt
Lebendfriſche Schleien Pfd. 0.90
Bodenſee=Blaufelchen
Echte Seezungen Pfd. 1.30, Steinbutt,
Heilbutt i. Schn Pfd. 1.20. Seehecht 0.95,
ff. Schellfiſch — Schollen — Rotzungen
Billige Konſumfiſche
Grüne Heringe 0.26 Kablian v. K. 0.34
Bratſchellfiſche 0.28 Goldbarſch o. K. 0.45
Makrelen . . . 0.35 Seelachs i. Sch. 0.45
Ia Fiſchfilet, tafelfertig . . Pfd. 0.50 an
Kieler Süßbückling eine Delikat. ½ Pf. 0.25
Alle weitere Räucherwaren in gr. Auswahl
Ia Spickaale ¼ Pfd. nur 0.60
Deutſche Fettheringe 10 Stück nur 0.50
Neue Marinaden
1 Literdoſe ½ Literdoſe ¼ Literdoſe
KS8
0.45
0.75
Prompter Stadt= u. Fernverſand.
Berſteigerang
im Skädt. Leihamk, Kirchſtr. 9.
Mittwoch, den 13. September,
vor=
mittags von 9—12 Uhr, und
Donners=
tag, den 14. September d. J., nachm.
von 3—5 Uhr, Verſteigerung der bis
Ende Auguſt d. J. verfallenen Pfänder:
Brillanten, Gold= und Silberwaren,
Uhren, Herren= und Damenkleider,
Mäntel. Wäſche, Photo=Apparate,
Muſikinſtrumente uſw.
Am Dienstag, den 12. September d. J.,
bleibt das Amt wegen der Vorarbeiten
zur Verſteigerung nur eine Stunde —
von 12 bis 1 Uhr — geöffnet, und zwar
nur für Auslöſung der verfallenen
Pfänder.
(St.10874
Darmſtadt, den 7. September 1933.
Städt. Leihamt.
holz- u.
Grummekgras=
verſteigerung.
Montag, den 11. September d. J.,
vorm. 8½ Uhr, wird in Darmſtadt
(Wirtſchaft Heiliges Kreuz) verſteigert
1. aus Forſtort Vl Kleeneck 47
folgen=
des Eichenholz: Nutzſcheitholz 0,5 rm
geſp.; Scheitholz 73,8 rm;
Knüppel=
holz 35 rm: Stockholz 43,5 rm: aus
Forſtort VIII Rotſuhl 4 folgendes
Buchenholz: Scheitholz 16rm:
Knüv=
pelholz 2 rm. Auskunft durch die
Förſter Wex und Lohfink.
2. Anſchließend die Grummeternte von
den fiskaliſchen Wieſen im
Forſt=
amtsbezirk. — Auskunft durch die
Förſter.
(10879
Darmſtadt, den 6. September 1933.
Forſtamt Kranichſtein.
Morgen Freitag, 8. September 1933, abends
8 Uhr, findet im Heaghaus, Luisenstraße 12, ein
18
R
statt über das Thema:
„Elektrisch Kochen heißt sparen‟!
Hess. Eisenbahn A.-G., Darmstadt.
V.10891)
Sug oes Pierves
Man ſichere ſich die verbilligten
Vor=
verkaufskarten bei den
Vorverkaufs=
ſtellen: Zigarrengeſchäfte Meder und de
Waal, Rheinſtraße, Papiergeſchäft Lautz,
Rheinſtraße, Reitinſtitut Schott,
Hügel=
ſtraße, Schmunk, Mollerſtraße 1,
Hand=
ſchuh=Hauptmann, Ludwigspl. — Kleinſte
Preiſe im Vorverkauf von RM. 0.40 bis
2.—, an der Kaſſe RM. 0.60 bis 2.50;
SA, SS. und Stahlhelm nur an der
(10886
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