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Nummer 214
Freitag, den 4. Auguſt 1933.
196. Jahrgang
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Bankkonio Deutſche Bank und Darmſſädter und
Grangoſtſchestigen gegen Beutſciänv.
Verleumdungsfeldzug des Quai d Orſay. — Bergiftung der inkernakionalen Akmoſphäre durch Frankreich.
Pariſer Bemühungen um eine gemeinſame Akkion der Mächke in Berlin zugunſten der Wiener Regierung.
Franzöſiſche Anleihe für Oeſterreich in Frage geſtellt
Das deutſch=öfterreichiſche Verhälknis.
UNB. Paris, 3. Auguſt.
Nachdem die franzöſiſche Preſſe in den letzten Tagen ſich
wiederholt mit den Schritten, die der öſterreichiſche Kanzler
Dollfuß in Berlin, Rom und London unternommen hat
be=
ſchäftigt hat, veröffentlicht Havas folgende amtliche Mitteilung:
Der Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten beſchäftigt
ſich ſeit mehreren Wochen mit der zwiſchen der deutſchen und
öſterreichiſchen Regierung beſtehenden Spannung. Seine
Auf=
merkſamkeit hat ſich dabei insbeſondere auf die verſchiedenen
Zwiſchenfälle erſtreckt, die ſich in der letzten Zeit ereignet haben,
nämlich die Ueberfliegung öſterreichiſchen Gebiets durch
Flug=
zeuge ſchlecht erkennbarer Herkunft, die feindſelige Flugblätter
gegen den Kanzler Dollfuß abgewörfen haben, oder die
Funk=
ſendungen deutſcher Stationen, in denen die gegenwärtige
Wiener Regierung angegriffen würde. Der Außenminiſter hat
bei einer gewiſſen Anzahl von Regierungen den Ernſt und die
Gefahren, die ſolche Geſchehniſſe darſtellen, betont, und er hat
mit ihnen die Meinungen ausgetauſcht über Wege und Mittel,
etwa die einer gemeinſamen Aktion, um die Wiederholung
ſolcher Geſchehniſſe zu vermeiden.
* Wir haben uns bisher in der Behandlung dieſer aus
franzöſiſchen Quellen ſtammenden Nachrichten bewußt
Zurück=
haltung auferlegt, weil für uns von vornherein feſtſtand, daß
die geplante Aktion zur abſoluten Bedeutungsloſigkeit verurteilt
war, weil ſie auf einer recht unſicheren Grundlage baſierte.
Wenn man ſich das letzte Havas=Communiqus zur Hand nimmt
dann geht aus ihm ſchon hervor, wie wenig fundiert die gegen
uns erhobenen Angriffe ſind.
Havas ſtellt feſt, daß die Herkunft der Flugzeuge, die über
Oeſterreich erſchienen ſeien, ſchlecht zu erkennen geweſen ſei.
Daraus geht eigentlich ſchon hervor, daß irgendwelche
zweifel=
hafte Informationen in Paris vorgelegen haben, die etwas
reichlich ſpät nun auf ihre Stichhaltigkeit geprüft worden ſind,
wobei ſich dann ergab, daß es doch wohl nicht gut geht, uns
den Vorwurf einer Grenzverletzung zu machen. Wäre es anders,
dann hätte Havas ſich weſentlich beſtimmter ausgedrückt. Wir
können aber aus eigener Kenntnis der Sachlage noch
hinzu=
fügen, daß von deutſcher Seite nicht das geringſte
geſchehen iſt, was irgendeinen Vorwurf gegen
uns gerechtfertigt hätte. Da die Bemühungen
des Quai d’Orfay um eine Aktion zugunſten der
Wiener Regierung bisher nicht recht vom Fleck gekommen
ſind, erſcheint uns auch die Annahme berechtigt, daß die
Regie=
rungen, an die von Paris aus herangetreten worden iſt, keine
Neigung gezeigt haben, dem franzöſiſchen Außenminiſter
Gefolg=
ſchaft zu leiſten.
Die ganze Propaganda, die mit dieſem Zwiſchenfall
ge=
trieben worden iſt, ſtellt ſich nachträglich als ein nutzloſer
Kraft=
aufwand heraus. Erreicht iſt höchſtens, daß die internationale
Atmoſphäre erneut darunter gelitten hat. Es wäre allerdings
auch eine recht ungewöhnliche diplomatiſche Aktion geweſen,
hätten ſich verſchiedene Großmächte zuſammengefunden, um auf
irgendwelche Annahmen hin einen Proteſt in Berlin abzuladen.
Derartige gemeinſchaftliche Schritte ſind bisher — ſo war es
jedenfalls noch immer Brauch — nur dann unternommen
wor=
den, wenn ſich irgendwo ein Ereignis eingeſtellt hatte, das
tat=
ſächlich den Frieden gefährdete. Uns den Vorwurf zu machen,
daß unſer Verhalten der öſterreichiſchen Regierung gegenüber
eine Gefahr für den öſterreichiſchen Staat darſtellt, läßt doch
nur erkennen, daß gewiſſe Kreiſe eine derartige
Entwick=
lung wünſchen. Sie ſind wohl auch in Wien zu ſuchen, denn
gerade von dort her iſt in letzter Zeit immer wieder gegen das
Reich intrigiert worden. Unverſtändlich iſt es allerdings,
wie nach Abſchluß des Viermächtepaktes ein
europäiſcher Außenminiſter ſich ſo weit
vor=
wagen konnte, obwohl ihm von vornherein klar ſein mußte,
daß irgendwelche Lorbeeren doch nicht zu ernten wären.
Selbſt in der franzöſiſchen Preſſe kommt jetzt ſchon die
Unzufriedenheit mit dem Quai d’Orſay zum Durchbruch. Das
Echo de Paris” arbeitet den Schwerpunkt des franzöſiſchen
Vorgehens heraus, das darin beſteht, daß ein bemerkenswerter
Teil, der öffentlichen Meinung Oeſterreichs mit Deutſchland
ſympathiſiere. Das ſelbe Blatt wünſcht ſogar Neuwahlen in
Oeſterreich, die allerdings Dollfuß bisher unterdrückt hat, weil
er ſich von außen her geſtützt ſah. Wenn aber ſchon ein Blatt
wie das „Echo de Paris” durchblicken läßt, daß Herr Dollfuß
die Maſſen in Oeſterreich nicht hinter ſich hat, dann ſieht das
nach reichlicher Ernüchterung aus. Alles in allem läßt ſich
feſt=
ſtellen, daß das aanze Spiel um das deutſch=öſterreichiſche
Ver=
hältnis herum, für diejenigen, die eine Verſchärfung gewünſcht
haben, eine recht unerfreuliche Wendung genommen hat, weil ſie
eben mit untauglichen Mitteln zu Werke gegangen ſind.
Engliſch=franzöſiſch=ikalieniſcher Meinungsauskauſch
über die öſterreichiſche Angelegenheit.
Wie Reuter meldet, ſind die britiſche, franzöſiſche und
italieniſche Negierung zur Zeit mit der Prüfung der Frage der
nationalſozialiſtiſchen Propaganda in Oeſterreich beſchäftigt, und
zwar auf Grund der Erkundigungen, die von den Geſandten der
betreffenden Mächte bei der Negierung in Wien eingeholt worden
ſind. Falls die beteiligten Regierungen zu dem Reſultat kommen
ſollten, daß ein Schritt in Berlin gerechtfertigt ſei, ſo würden,
wie Reuter erfährt, die in Betracht kommenden Vorſtellungen
entweder in Berufung auf Artikel 80 des Verſailler Vertrages
erhoben werden, in dem Deutſchland verſprach, die
Unabhängig=
keit Oeſterreichs zu gewährleiſten oder unter Berufung auf die
Präambel zum Viermächtepakt.
* Berlin, 3. Aug. (Priv.=Tel.)
Die Auflegung der öſterreichiſchen Völkerbundsanleihe iſt
wieder einmal in Frage geſtellt. Noch vor wenigen Tagen war
die Wiener Regierung außerordentlich optimiſtiſch. Sie glaubte,
das Hereinſtrömen des Anleihebetrages ſchon für die allernächſte
Zeit in Ausſicht ſtellen zu können. Aber derartige Verſicherungen
ſind in den letzten Monaten wiederholt abgegeben worden. Die
Franzoſen als hauptſächliche Geldgeber haben ſtets von neuem
verſucht, von der Wiener Regierung politiſche Zugeſtändniſſe
da=
für einzuhandeln. Sie haben auch ein weitgehendes
Entgegen=
kommen gefunden. Mindeſtens hat ſich Herr Dollfuß nicht
ge=
ſcheut, eine ſtramm reichsfeindliche Politik zu treiben, was aber
dazu geführt hat, daß ſich die öſterreichiſche Bevölkerung in
ſtei=
gendem Maße von ihm diſtanziert hat, ſo daß er ſich nur noch
mit Waffengewalt zu halten vermag. Seine deutſchfeindliche
Politik hat nur dazu beigetragen, daß die öſterreichiſchen
Finan=
zen immer mehr in Unordnung geraten ſind, weil die Wirtſchaft,
namentlich die Fremdeninduſtrie, nicht mehr die erhofften
Steuern aufzubringen vermag. Infolgedeſſen wird in Oeſterreich
mit dem Gedanken der Gehaltskürzungen geſpielt, ebenſo wird
an den Abbau der ſozialen Einrichtung gedacht, was nun
wiederum nicht zur Stärkung der Poſition der Regierung
Doll=
fuß beigetragen hat.
Die Franzoſen haben nach wie vor die innerpolitiſchen
Vor=
gänge in Oeſterreich ſehr aufmerkſam beobachtet. Sie ſcheinen
aber doch ein Haar in der Suppe gefunden zu haben, denn
plötz=
lich wird bekannt, daß der franzöſiſche Anteil der Lauſanner
An=
leihe vorläufig noch nicht aufgelegt werden ſoll. Das Datum der
Emiſſion iſt wegen einer „Ermüdung” des franzöſiſchen
Kapital=
marktes hinausgeſchoben worden. Wir nehmen aber vielmehr
an, daß die Franzoſen zu dem Beſtand der Regierung Dollfuß
doch kein rechtes Vertrauen mehr haben, vielleicht aber überhaupt
erſt einmal abwarten wollen, wie ſich die Verhältniſſe in
Oeſter=
reich in der nächſten Zeit geſtalten. Wenn ſchon die Franzoſen
anfangen, die Stellung von Dollfuß für wenig gefeſtigt zu halten,
obwohl ſie ihn bisher kräftig geſtützt haben, dann kann wohl die
Klärung der Verhältniſſe nicht mehr lange auf ſich warten
laſſen.
Franzöſiſche Phankaſien über angebliche
Geheim=
rüſtungen Deutſchlands.
CNB. London, 3. Auguſt.
„Daily Herald” meldet in großer Aufmachung, das
franzö=
ſiſche Außenminiſterium beſitze ein neues Geheimaktenſtück mit
Mitteilungen über ſchwere Verletzungen der
Entwaffnungsbeſtim=
mungen von Verſailles durch Deutſchland. Das Blatt zählt
fol=
gende Punkte auf:
1. Flugzeuge. Es werden Flugzeuge hergeſtellt, die ſich
mit größter Schnelligkeit in Bomben= und Kampfflugzeuge
ver=
wandeln laſſen. Eine Vereinbarung zwiſchen dem Deutſchen
Luftſport=Verband und der Hitler=Jugend ſieht die Ausbildung
von Fliegern vor, die mit dem 12. Lebensjahr beginnt und mit
dem 18. Lebensjahr beendet iſt.
2. Giftgaſe. Mindeſtens eine Fabrik unter
nationalſozia=
liſtiſcher Aufſicht macht Experimente mit Giftgaſen für ſeine
künf=
tige Erzeugung.
3 Schwere Artillerie. In dieſer Beziehung werden
die Verſailler Beſtimmungen in Deutſchland und in zwei
Nach=
barländern gebrochen, wo auf deutſche Beſtellungen hin ſchwere
Geſchütze geliefert werden.
4. Maſchinengewehre. Im Rheinland werden große
Mengen leichter Maſchinengewehre hergeſtellt, die von einem
Oeſterreicher namens Strange erfunden worden ſind.
5. Gewehre und Revolver. Fabriken in Deutſchland
und mindeſtens eine große Waffenfabrik in einem Nachbarland
ſtellen Gewehre und Revolver für Deutſchland her. In der
letzt=
erwähnten Fabrik ſind alle Werkführer und Aufſeher Deutſche.
In den rheiniſchen Fabriken, wo Gewehre hergeſtellt werden,
ſind nur Nationalſozialiſten beſchäftigt, die vor ihrer Einſtellung
durch Eid zur Verſchwiegenheit verpflichtet werden.
6. Tanks. Tanks werden entgegen dem Vertrag in
Würt=
temberg nach Entwürfen von Herrn Vollmer=Berlin hergeſtellt.
7. Mannſchaften. Ein Teil der SA. iſt in der Weiſe
gruppiert, daß die Reichswehr ſofort durch völlig ausgebildete
Mannſchaften aufgefüllt und auf 300 000 Mann gebracht werden
kann.
„Daily Herald” bemerkt noch, Bemühungen Frankreichs, das
Intereſſe der britiſchen Regierung an der Sache zu erregen, ſeien
bisher erfolglos geweſen.
* Der geheimnisvolle Doſſier der franzöſiſchen Regierung
ſpukt ja ſchon ſeit Jahr und Tag in den Genfer
Abrüſtungsver=
handlungen herum. Wiederholt iſt damit gedroht worden, daß er
veröffentlicht werden ſoll. Aber den Gefallen hat uns die
fran=
zöſiſche Regierung nie getan, offenbar, weil ſie fürchtete, daß der
Schwindel dann ſofort offiziell als ſolcher gebrandmarkt werden
könnte. Auch die Engländer ſcheinen an die Beweisfähigkeit
die=
ſes Denunziantentums nicht recht zu glauben. Jedenfalls beklagt
ſich der „Daily Herald” darüber, daß alle Bemühungen
Frank=
reichs, die britiſche Regierung für den Fall zu intereſſieren und
zu einem gemeinſamen Schritt zu veranlaſſen, bisher erfolglos
ge=
weſen ſind. Es bleibt alſo, wenn die Franzoſen ſich nicht um eine
derartige Senſation bringen wollen, nichts anderes übrig, als
daß ſie allein vorgehen und die Verantwortung für die
Veröffent=
lichung ſelbſt tragen. Aber dazu können ſie ſich bisher aus
nahe=
liegenden Gründen noch nicht entſchließen, ſo daß ſie vielleicht um
dieſe „Enthüllungen” doch noch betrogen werden.
* Der Kampf um einen Welkkeil.
Von
E. von Ungern=Sternberg.
Es gibt auf der öſtlichen Halbkugel ein Volk ohne Raum
und einen Raum ohne Volk. Im mittleren Japan leben auf einen
Quadratkilometer durchſchnittlich 750 Menſchen, beinahe
fünf=
mal ſo viel als in Deutſchland oder Frankreich, die ſich auf dem
eigenen Boden nicht ernähren können. Weiter ſüdlich liegt der
Weltteil Auſtralien mit nur 6½ Millionen Einwohnern, mit
immenſen Landflächen, die auf den Anſiedler harren, auf denen
Millionen und Abermillionen einen auskömmlichen
Lebensunter=
halt finden würden. Seit ſich Japan als moderner Staat in
die Völkergemeinſchaft eingereiht hat, hat es Auſtralien als
Siedelungsraum begehrt. Als am Anfang unſeres Jahrhunderts
das politiſch ſo bedeutungsvolle japaniſch=engliſche Bündnis
ab=
geſchloſſen wurde und Japan als Großmacht nach dem Frieden
von Simonoſeki ſeinen Eroberungszug auf dem aſiatiſchen
Kontinent begann, forderte es von England als Preis für die
Freundſchaft eine Politik der offenen Tür für die japaniſche
Auswanderung nach Auſtralien. Kaum aber, daß in der Preſſe
das Anſinnen Tokios bekannt gegeben wurde, erhob ſich in
Auſtralien ein Sturm der Entrüſtung. Auſtralien wolle ein
weißer Erdteil bleiben, nie würde eine farbige Einwanderung
geduldet werden. Mehr als dreißig Jahre ſind ſeitdem
ver=
floſſen, Japan als Weltmacht des Oſtens hat eine Poſition nach
der anderen gewonnen, auf ſeinem ſiegreichen Vordringen in
der Mandſchurei und in China haben weder Europa noch
Amerika Japan, trotz Völkerbund und Völkerbundskommiſſion,
Einhalt gebieten können, aber die Frage nach einem Raum
für den Ueberſchuß ſeiner Bevölkerung iſt ebenſo ungelöſt
ge=
blieben, wie ſie es früher war.
Die Mandſchurei liefert Japan alle Rohſtoffe, deren es für
ſeine Induſtrie bedarf, aber als Siedlungsland kommt es nur
in geringem Ausmaße in Betracht. Das Klima iſt im Winter.
zu rauh, der japaniſche Bauer verträgt es nicht, und ſo geſchieht
es denn, daß in der Mandſchurei neben etwa 30 Millionen
Chineſen nur eine halbe Million Japaner anſäſſig geworden
ſind. Der dicht bevölkerte Norden Chinas iſt ebenſowenig
ge=
eignet, den japaniſchen Bevölkerungsüberſchuß aufzunehmen, ſo
bleibt denn das Problem, „wohin mit dem Volk ohne Raum?”
in erſter Linie für Japan ſelbſt, aber dann auch für die gefamte
Welt eine offene, drohende Frage, auf die eine Antwort das
Schwert erzwingen kann. Sie gibt dem ſchwelenden Konflikt
im Fernen Oſten, den Kriegshandlungen in der Mandſchurei
und in China, durch die Japan ſeine Macht feſtigt und
aus=
breitet, eine ſchickſalhafte Bedeutung.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika verſtärken ihre
Kriegsmarine um viele Einheiten und verlegen den
Schwer=
punkt ihrer Flottenbaſis aus dem Atlantiſchen in den Stillen
Ozean. Auch Japan vermehrt die Zahl ſeiner Kriegsſchiffe, und
Tokio gibt es unverhüllt zu, daß in dem dem Deutſchen Reiche
geraubten Inſelarchipel der Mariannen und Karolinen
Flotten=
ſtützpunkte angelegt worden ſind und noch weiter ausgebaut
werden. England wendet Singapore und Hongkong eine
be=
ſondere Aufmerkſamkeit zu, es baut dieſe beiden Stützpunkte
ſeiner fernöſtlichen Machtſtellung zu formidablen Seefeſtungen
aus. Alles das geſchieht im Hinblick drohender Ereigniſſe im
Pazifik, die früher oder ſpäter bereinigt werden müſſen, es
handelt ſich dabei nicht um den machtpolitiſchen Hunger gewiſſer
Großmächte, ſondern Exiſtenzfragen von Völkern und Raſſen
ſtehen auf dem Spiel. Auch wirtſchaftliche Probleme und
Gegen=
ſätze müſſen geklärt werden, und es erſcheint zweifelhaft, ob es
auf friedlichem Wege geſchehen kann. Billige japaniſche
In=
duſtriewaren überſchwemmen den indiſchen Markt und dringen
weit in das Innere von Indochina vor, der europäiſche Handel
leidet unter der Konkurrenz, und wenn nun auch der Böykott
japaniſcher Waren in China aufhört und die beiden gelben
Reiche mit zuſammen faſt 500 Millionen Einwohnern einen
Freundſchaftsbund ſchließen, ſo hat, nicht nur bildlich
ge=
ſprochen, der Untergang des Abendlandes auf der Oſthälfte der
Erde begonnen.
In dieſer kritiſchen Stunde hat der Dekan von Canterbury
auf der Miſſionsfeier in Guildford der Welt einen Vorſchlag
zu machen gewagt, der ſicherlich im voraus die Billigung
ein=
flußreicher britiſcher Kreiſe gefunden hat. Der hohe Geiſtliche
meinte, England ſolle die weiten Territorien Nordauſtraliens,
die ihres Klimas wegen nicht für die weiße Beſiedelung taugten,
an Japan abtreten. Dadurch würde der Konfliktſtoff im Fernen
Oſten vermindert werden, und England würde für alle Zeiten
einen ehrlichen Freund in Oſtaſien beſitzen. Der Dekan fügte
ſeinem Vorſchlag hinzu, daß er ſehr wohl wiſſe, daß er nach
den beſtehenden Begriffen durch ſeine Anregung eine Ketzerei
begangen habe, die ſich aber angeſichts des Geſamtwohles der
Menſchheit verantworten ließe. Das Echo aus Auſtralien ließ
denn auch nicht auf ſich warten. Der Miniſter aus Queensland
bezeichnete den Dekan als einen Phantaſten, der durch ſeine
Rede ein Verbrechen begangen habe, und der in auſtraliſchen
Angelegenheiten nichts verſtände. Aehnlich äußerten ſich andere
auſtraliſche Politiker. Der Biſchof von Brisbane machte ſogar
den Vorſchlag, Neu Guinea, das unter Auſtraliſchem Mandat
ſteht, unter der Bedingung Deutſchland zurückzugeben, daß
deutſche Kriegsſchiffe die Verpflichtung übernehmen, die Ufer
Aſtraliens im Falle kriegeriſcher Verwicklungen mit Japan zu
ſchützen. Anregend hat die Rede des Dekans in Canterbury im
beſonderen auch auf die Auſtraliſche Bundesregierung gewirki.
Sie hat umgehend zwei großen Siedlungsgeſellſchaften
aus=
gedehnte Landkonzeſſionen in Nordauſtralien erteilt, engliſche
und auſtraliſche Finanzgruppen haben bereits den Geſellſchaften
bedeutende Summen zur Verfügung geſtellt. Es handelt ſich
dabei um Gebiete am Golf von Carpentaria und am
Nordweſt=
fluß, die insgeſamt eine Fläche von einer halben Million
Quadratmeilen tropiſchen Cebietes umfaſſen, und nach Angaben
des Dailv Expreß 10 Millionen Anſiedlern eine ausreichende
Exiſtenzmöglichkeit bieten ſollen. Die Anſiedler aber müſſen
aus=
nahmslos der weißen Raſſe angehören, keinem Gelben ſoll der
Zutritt nach Auſtralien gewährt werden.
Das ganze ungeheure Gebiet wird ſchätzungsweiſe nur von
4000 Weißen und von einigen Tauſend halbwilden Eingeborenen
bewohnt, es kann alſo füglich als ganz unbeſiedelt bezeichnet
werden. Wenn die Auſtraliſche Regierung in der Tat, wie
vor=
geſehen, ſofort 60 Milliarden Mark in die Erſchließung
Nord=
auſtraliens für Kolonialzwecke inveſtiert und 10 Millionen Aus=
Seite 2 — Nr. 214
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Auguſt 1933
wanderern der nordiſchen Raſſen eine Exiſtenzmöglichkeit bietet,
ſo verdient der Plan die allergrößte Beachtung. Er beweiſt aber
auch, wie ernſt die Gefahr einer japaniſchen Invaſion in
Auſtralien bewertet wird..
Maſſenanſiedlungen von Nordländern in den Tropen haben
bisher immer einen Fehlſchlag zur Folge gehabt. Eine
Kolo=
niſation in ſo großem Ausmaße, wie ſie jetzt in
Nord=
auſtralien geplant iſt, hat bisher niemals ſtattgefunden, der
Gedanke mutet deshalb als phantaſtiſch an, auch dürfte es nicht
leicht ſein, die Milliarden von Mark zu mobiliſieren, die zur
Erſchließung des Gebietes, zur Anlage von Verkehrswegen und
von Häfen, zur Pflege von paſſenden Kulturen, für
Wohnungs=
bauten uſw. notwendig ſind; aber ganz davon abgeſehen, wird
Japan kaum als unintereſſierter Zuſchauer bei Seite ſtehen,
wenn ihm der Zugang in das „gelobte Land” der Zukunft
immer feſter verſtopft wird. Der Kampf um den fünften Erdteil
zwiſchen der gelben und der weißen Raſſe bildet eine
Schickſals=
frage der nahen Zukunft.
Franzöſiſche Sorgen.
Pariſer Spekulakion auf das Ende der
Welk=
wirkſchaftskriſe.
Von unſerem B.=Korreſpondenten.
Paris, 3. Auguſt.
„Jeden dritten Tag arbeitet der Franzoſe für den Fiskus”
ſo hört man hier in allen Tonleitern und bei allen
Gelegen=
heiten klagen. Und während andere Staaten neue Wege der
nationalen Wirtſchaft einſchlagen, hält man hier an den alten
Methoden feſt und kuriert die Uebel mit Arzneien, die ſchlimmer
ſind als die Krankheit. Sieben oder acht Milliarden müſſen
nach der vorſichtigſten Schätzung bei dem Budget für 1934 wieder
eingeſpart werden . . . Der Staat kann die Laſten, die er auf
ſich genommen hat, nicht loswerden und die Einnahmen können
nicht erhöht werden. Die geſamte franzöſiſche Finanzpolitik iſt
auf der Vorausſetzung aufgebaut, daß es mit der
Weltwirt=
ſchaftskriſe bald zu Ende geht; ſonſt müſſen die bisherigen
Methoden verſagen. Man ſteuert dann entweder der Inflation
oder dem Bankerott zu, wenn der ſtaatlichen Verſchwendung kein
Einhalt geboten werden kann. Politiker, wie Caillaux, machen
daraus kein Hehl ..."
Zuletzt hört man das wieder als Begleitmuſik zu den
Klagen der Fremdenverkehrsinduſtrie. Die große Reiſeſaiſon
bringt nur Enttäuſchungen. Die Zahl der ausländiſchen Gäſte
iſt gering und auch die „Qualität”, das heißt ihre Kaufkraft,
Daran iſt die Weltwirtſchaftskriſe ſchuld, aber auch andere
Faktoren. Unter den gegenwärtigen Verhältniſſen iſt man nicht
konkurrenzfähig. Die franzöſiſche Fremdeninduſtrie — ihre
Be=
deutung für die Volkswirtſchaft iſt beſonders groß — hat ſich
nach dem Kriege vorwiegend auf Luxusgäſte eingeſtellt — das
ging ſolange, bis aus Ueberſee die reichen Spekulanten kamen.
Dieſe Zeiten ſind gründlich vorüber. Man muß ſich auf
be=
ſcheidene bürgerliche Gäſte umſtellen, wenn man leben will. Und
das geht nicht ohne große Verluſte. Eine große Schwierigkeit
bedeutet dabei auch, daß Frankreich heute das teuerſte
Land Europas iſt. Und die Politik kann da keine Abhilfe
ſchaffen. Die Agrarpolitik der Regierung iſt der
Hauptfaktor der Teuerung und ſie kann nicht geändert
werden. Man hat für den Weizen einen Minimalpreis
feſt=
geſetzt, der Brotpreis iſt ſeitdem um dreißig von Hundert
ge=
ſtiegen. Die ſozialen Laſten ſind drückend, insbeſondere die
Sozialverſicherung. Sie wurde ſeinerzeit von Poincaré
ein=
geführt und iſt ſo ſchlecht organiſiert wie nirgends. Man weiß
nicht, wie ſie reformiert werden ſoll; in ihrer jetzigen Form
hindert ſie jede Aktivität. Man träumt von ihrer Abſchaffung —
auf dem Papier wäre das einfach. Die Praktiker zweifeln aber
daran, ob das möglich iſt. Man führt lange theoretiſche
Debat=
ten, erwägt die Vorteile der verſchiedenen ausländiſchen
Bei=
ſpiele und — wartet auf das Ende der Weltwirtſchaftskriſe, das
im Grunde genommen die einzige Hoffnung bleibt.
Amerikas neuer Feldzug: „Kaufk jetzt!“
WTB. Waſhington, 3. Auguſt.
General Hugh Johnſon, der Helfer des Präſidenten bei der
Durchführung des Wiederankurbelungsfeldzuges, plant einen
großen Feldzug unter der Parole: „Kauft jetzt!‟ Dieſer
Feld=
zug ſoll den Verbrauch fördern, was notwendig iſt, um den
Anſtrengungen Rooſevelts zur
Wiederherſtel=
lung der „Proſperity” zum Erfolge zu verhelfen. Als
ermutigendes Anzeichen wird angefehen, daß die Zahl der
Zahlungseinſtellungen in der am 27. Juli beendeten Woche nur
noch 333 betrug, während in der entſprechenden Woche des
Vor=
jahres 609 Zahlungseinſtellungen regiſtriert wurden.
Vom Tage.
Laut NSK. teilt die Oberſte SA.=Führung mit: „Auf Grund
der in der Preſſe veröffentlichten Sperre für die Aufnahme in die
SA. und SS. häufen ſich die Einſtellungsgeſuche bei den höheren
Dienſtſtellen derart, daß der Dienſt hierdurch beeinträchtigt wird.
Geſuche um Einſtellung ſind völlig zwecklos und werden in Zukunft
nicht mehr beantwortet.”
In der Reichstagsbrandſtiftungsſache iſt die Anklageſchrift den
Offizialverteidigern zugeſtellt worden; ſie umfaßt mehrere hundert
Seiten.
Die Sammlungen unter den Poſtbeamten für die Stiftung
„Opfer der Arbeit” und die Spende zur Förderung der nationalen
Arbeit haben insgeſamt einen Betrag von 70 000 RM. ergeben.
Entgegen anderslautenden Meldungen wird von maßgebender
preußiſcher Regierungsſeite mitgeteilt, daß der Staatsrat zwar
wahrſcheinlich Anfang September zuſammentreten werde, daß aber
ein genauer Zeitpunkt noch nicht feſtliege, ebenſowenig wie der
Tagungsort endgültig entſchieden ſei.
In der Reichskanzlei fand am Donnerstag unter Leitung des
Generalinſpekteurs des deutſchen Straßenweſens, Dr.=Ing. Todt,
eine Beſprechung ſtatt, an der aus Ländern und Provinzen die
leitenden Beamten, die für den Bau der Autoſtraßen zuſtändig ſind,
teilnahmen.
Der Landtag von Vorarlberg hat ein Geſetz beſchloſſen, nach
dem ohne weiteres Verfahren die Mandate der
nationalſozialiſti=
ſchen Abgeordneten zu ruhen und damit verbundene Rechte zu
er=
löſchen haben. Gegen das Geſetz ſtimmte nur der großdeutſche
Abgeordnete.
Präſident Rooſevelt hat die Pläne des amerikaniſchen
Marine=
amtes, für den Bau von 21 neuen Kriegsſchiffen genehmigt.
Drakoniſche Maßnahmen
gegen Uebergriffe der Kommuniſten.
WTB. Dortmund. 3. Auguſt.
In der Nacht zum Mittwoch wurde der SA.=Scharführer Kurz
von vier Kommuniſten überfallen und durch einen
Unterarm=
ſchuß verletzt. Die Täter konnten in der Dunkelheit unerkannt
entkommen. Als Gegenmaßnahme wurden von der
Staatspolizei=
ſtelle ſofort vier Kommuniſten, die in der Nähe des Tatortes
wohnen, als Geiſeln feſtgenommen. Da ſich die Uebergriffe der
Kommuniſten in der letzten Zeit wieder vermehrt haben, ſieht ſich
die Staatspolizeiſtelle gezwungen, in Zukunft auch beim
Vertei=
len hetzeriſcher Druckſchriften zu den geſchilderten Maßnahmen zu
greifen und in jedem Falle bekannte frühere Angehörige der
KPD., die ſich bis jetzt noch nicht in Schutzhaft befinden oder
wieder entlaſſen ſind, als Geiſeln fortzunehmen. Jedem
frühe=
ren KPD.=Angehörigen ſoll auf dieſe Weiſe zum Bewußtſein
ge=
bracht werden, daß er zweckmäßigerweiſe die Behörde bei der
Ab=
wehr weiterer kommuniſtiſcher Tätigkeit unterſtützt oder
wenig=
ſtens auf ſeine Genoſſen dahingehend einwirkt, daß ſie ihre
Wühl=
arbeit unterlaſſen.
Empfänge und Beſprechungen beim Reichskanzler
in Berchtesgaden.
Berchtesgaden, 3. Auguſt.
Reichskanzler Adolf Hitler, der zu vorübergehendem
Aufent=
halt auf dem Oberſalzberg bei Berchtesgaden eingetroffen iſt,
hatte geſtern eine Beſprechung mit dem Staatsſekretär der
Reichs=
kanzlei, Dr. Lammers, und Staatsſekretär Dr. Funk vom
Reichs=
propagandaminiſterium. Außerdem empfing der Reichskanzler
geſtern den amerikaniſchen Induſtriellen M. Behn und den
Vize=
präſidenten der Tity Co of New York, M. Henry Mann. Heute
nachmittag zwiſchen 12 und 13 Uhr hatte der Reichskanzler im
Beiſein des Staatsſekretärs Dr. Lammers eine Beſprechung mit
dem ſüdafrikaniſchen Miniſter für Eiſenbahn und
Landesvertei=
digung, Pirow, und dem Generalkonſul Brehmer. An dieſer
Be=
ſprechung nahm auch der Vertreter der bremiſchen Regierung bei
der Reichsregierung, Durandt, teil. Um 16 Uhr fand eine
Be=
ſprechung des Reichskanzlers mit dem Leiter der PO. derNSDAP.,
Dr. Ley, und dem Jugendführer von Schirach über den
Reichs=
parteitag in Nürnberg ſtatt. Dr. Ley legte die vom Führer
ent=
worfenen Pläne über die im Ausbau begriffenen Anlagen und
Aufmarſchräume in Nürnberg vor. Die Aufmarſcharena im
Luit=
poldhain wird danach mit ihrem Faſſungsvermögen von rund
400000 Menſchen zur größten Arena der Welt geſtaltet.
Außer=
dem wurde das Programm des Reichsparteitages beſprochen, das
eine reibungsloſe Durchführung der geſamten Veranſtaltungen
garantiert. Um 18 Uhr empfing der Reichskanzler den
Staats=
ſekretär des Reichswirtſchaftsminiſteriums, Dr. Feder, zur
Be=
ſprechung aktueller Wirtſchaftsfragen.
Memel im Skurm
Durch das Memelland brauſt der Sturm der nationalen
Erhebung. Eine gewaltige Volksbewegung iſt auf dem Marſche,
um auch in dem deutſchen Land am Memelſtrom neues
poli=
tiſches Leben, neues volkliches Denken zu formen und mit dem
Alten, Ueberlebten aufzuräumen. Daß dieſe Entwicklung ſich
nicht ohne Schwierigkeiten und Reibungen vollziehen konnte,
liegt in der beſonderen politiſchen Lage dieſes aus dem
leben=
digen deutſchen Volkskörper herausgeriſſenen Gebiets begründet.
Memel iſt deutſch und wird immer deutſch
bleiben. Mehr als zehn Jahre litauiſcher
Herr=
ſchaft haben nicht vermocht, der alten deutſchen
Ordensſtadt ein neues Geſicht zu geben. Man
konnte wohl die deutſchen Denkmäler von ihren Sockeln
herab=
ſtürzen, ihr deutſches Denken und Fühlen aber konnte man
den Memelländern nicht aus der Bruſt herausreißen. Immer
war das Deutſchtum einig, wenn es galt, litauiſche Angriffe
abzuwehren und die ſchwer erkämpfte Selbſtverwaltung zu
ſichern. Das hat erſt vor einem Jahr die Wahl zum
Memel=
ländiſchen Landtag ſchlagend bewieſen, als die alteingeſeſſene
Bevölkerung zu mehr als 90 v. H. zu den Wahlurnen ging und
ſich einmütig zum Deutſchtum und zur Autonomie bekannte.
Und ſo ſoll es auch heute wieder ſein!
Von jeher ſind die Litauer groß im Intrigieren und in der
Verhetzung der Bevölkerung geweſen. Heute iſt das Memelland
zu einem wahren Tummelplatz litauiſcher Intrigen geworden.
Intrigen, die ſich gegen die Vereinigung aller Memelländer
in einer großen Bewegung nach dem deutſchen Vorbild richtet.
Die Neuordnung der Parteien hatte in Memel
zunächſt die Bildung der Chriſtlich=
Soziali=
ſtiſchen Arbeitsgemeinſchaft zur Folge, die bei
der Memeler Stadtverordnetenwahl im Mai
d. J. nahezu 50 v. H. aller Stimmen erhielt. Als
dann ſpäter die Entwicklung zum Nationalſozialismus immer
ſtärker auf das flache Land übergriff, war die Schaffung einer
großen einheitlichen Bewegung notwendig, die alle Volkskreiſe
und insbeſondere die Landbevölkerung, die den Hauptteil der
Einwohnerſchaft des Gebiets ausmacht, umfaſſen mußte. So
entſtand die Sozialiſtiſche Volksgemeinſchaft unter Führung des
Memeler Veterinärrats Dr. Neumann, eines Mannes, der in
allen Volksſchichten weitgehendſtes Vertrauen genießt.
Ein feſter Zuſammenſchluß iſt um ſo
not=
wendiger, als die litauiſche Regierung ſoeben
wieder einen neuen Generalangriff gegen die
Memelland=Autonomie eingeleitet hat. Beſonders
einſchneidend iſt die Neuregelung der Gerichtsverfaſſung und
Advokatur in Litauen, die auch auf das Memelgebiet
aus=
gedehnt worden iſt und die in vielen Fällen die
Gerichts=
autonomie des Gebiets durchkreuzt. Obwohl auf Grund des
Autonomieſtatuts die Gerichtsbarkeit zur Zuſtändigkeit der
autonomen Verwaltung gehört und die Juſtiz auf Grund des
deutſchen Rechts gehandhabt wird, ſieht das neue Geſetz die
Unterſtellung der memelländiſchen Gerichte unter die Aufſicht des
litauiſchen Juſtizminiſters vor. Auch die Rechtsanwälte ſollen
nicht mehr wie bisher von der autonomen Anwaltskammer,
ſondern vom Juſtizminiſter beſtätigt werden. Dadurch wird die
Gefahr heraufbeſchworen, daß der deutſche Richter= und
Rechts=
anwaltsſtamm, der heute noch im Memelgebiet vorhanden iſt,
und der die deutſche Rechtspflege gewährleiſtet, allmählich
aus=
geſchaltet und durch litauiſche Richter erſetzt wird. Ein
Vor=
gang, der automatiſch natürlich auch zur Einführung des in
Litauen geltenden ruſſiſchen Rechts im Memelgebiet führen muß.
Außerdem iſt die memelländiſche
Gerichtsbar=
keit in ihrer Zuſtändigkeit weitgehendſt
ein=
geſchränkt worden, da beſondere Straftaten,
insbeſondere was die Vergehen litauiſcher
Beamten im Memelgebiet anbetrifft, in
Zu=
kunft nur noch von litauiſchen Gerichten
abge=
urteilt werden ſollen. Auch das Memeler Obertribunal
wird endgültig von Memel nach Kowno verlegt.
Damit nicht genug, wird in Kowno ein Geſetz über die
Ein=
richtung eines ſogenannten Statutgerichts für Memel vorbereitet.
Dieſes Gericht ſoll Kompetenzſtreitigkeiten über Autonomiefragen
regeln. Und zwar ſoll ſowohl das Direktorium des
Memel=
gebiets als auch der litauiſche Gouverneur die Möglichkeit haben,
dieſes Gericht im Falle von Streitigkeiten anzurufen. An ſich
wäre dagegen natürlich nichts einzuwenden, wenn feſtſtünde,
daß dieſes Gericht auch wirklich objektiv urteilt und wenn die
Memelländer entſprechend darin vertreten wären. In dieſer
Hinſicht aber ſind Befürchtungen durchaus am Platze, um ſo
mehr, wenn man hört, daß der Gouverneur das Recht erhalten
ſoll, die Landesregierung auf Grund eines ſolchen Urteils
ab=
ſetzen und durch Staatskommiſſare erſetzen zu können. Damit
würde der Gouverneur das Recht zu
unmittel=
baren Eingriffen in die autonome
Vollzugs=
gewalt erhalten, wodurch die Autonomie völlig illuſoriſch
gemacht werden würde. Memel geht erneut ſchweren Zeiten
entgegen.
Die Orgel ohne Pfeifen.
Eine große deutſche Erfindung: die elektro=akuſtiſche Muſik.
In der Muſik=Zauberwerkſtatt des Jörg Mager.
Durch die an anderer Stelle gemeldeten Beſuche des
Reichs=
ſtatthalters Sprenger und des Miniſterpräſidenten Dr. Werner
bei dem Erfinder der elektro=akuſtiſchen Muſik, Jörg Mager, iſt
die Aufmerkſamkeit der Oeffentlichkeit erneut, hoffentlich aber
auch endgültig und für immer auf einen bedeutenden deutſchen
Erfinder und ſein großes Werk gelenkt worden. Seit vielen
Jahren arbeitet Jörg Mager mit wenigen freiwilligen
Mit=
arbeitern unter großen Opfern aber auch mit ebenſo großer
Hingabe an ſein Werk an der Konſtruktion einer Hausorgel mit
elektriſcher Tonerzeugung. Ganz im Grün eines ſtädtiſchen
Parkes verborgen liegt das Prinz=Emil=Schlößchen, das Jörg
Mager von der Stadt Darmſtadt als Werkſtatt zur Verfügung
geſtellt worden iſt. Man hat, wenn man die Arbeitsräume
be=
tritt, wirklich den Eindruck, eine Zauberwerkſtatt zu betreten.
Der Blick fällt ſofort auf die Orgel. Die tauſende von Drähten,
Kontakten, Kondenſatoren und die Verſuchsſchallſtrahler, Eiſen=
und Meſſingbleche Gongs, Glastafeln uſw. Die Erſcheinung
des Erfinders beſtärkt noch in dem erſtgewonnenen Eindruck.
Auf unterſetztem Körper ruht ein mächtiger Schädel, eine kräftige,
einem Habichtsſchnabel gleiche Naſe zeugt ebenſo von der
ungeheuren Energie wie das feſtgeformte Kinn, und Augen hat
Jörg Mager, wie man ſie in den Geſichtern auf Bildern des
deutſchen Mittelalters findet. Für die, die ſein Werk noch nicht
kennen, ſei das Zwiegeſpräch wiedergegeben, daß ich mit ihm
führte.
„Seit wann arbeiten Sie an Ihrer Erfindung, Herr Mager,
und wie ſind Sie darauf gekommen?”
„Im Jahre 1912 — ich war damals Lehrer und Organiſt in
Aſchaffenburg — wurde durch eine ungeheure Hitze meine Orgel
ganz außerordentlich verſtimmt. Dabei ergaben ſich ſo
inter=
eſſante Tonunterſchiede, daß ich mich ſofort daran machte, die
Verſtimmung auf einem Regiſter der Orgel durchzuführen. Jich
erhielt ſo eine Art erſtes Vierteltonregiſter. Das war der Anlaß,
der mich auf die Vierteltonforſchung brachte, die ich für
Deutſch=
land begründet habe. Ich ſchrieb damals ſofort an den wohl
bedeutendſten Klangforſcher und Muſikforſcher Richard Strauß,
der mir zwar lakoniſch aber doch aufmunternd antwortete, daß
die Frage der Vierteltöne äußerſt intereſſant und eines
ein=
gehenden Studiums wert ſei.”
„Sie verſuchten alſo dann ſicher ſofort, aus der Theorie
auch ins Praktiſche vorzuſtoßen, nicht wahr?”
„Jawohl, der große Orgelbauer Steinmeier ſtellte mir einige
Zinnpfeifen zur Verfügung, die ich dann um einen Viertelton
verſtimmte. Bei meinen Verſuchen erwies ſich auch, daß die
Einwände der Wiſſenſchaftler, man könne Vierteltöne nicht
unter=
ſcheiden, vollkommen hinfällig war, denn ſelbſt meine Kinder
unterſchieden deutlich die Vierteltöne.”
„Was war nun das erſte praktiſche Ergebnis Ihrer Arbeit?”
„Im Jahre 1914 ließ ich mir das erſte Vierteltonharmonium
bauen, das heute noch in meinem Beſitz iſt.”
„Sie ſagten vorhin, daß Sie die Vierteltonforſchung
be=
gründet hätten. Stammt eigentlich auch der Gedanke der
Viertel=
töne von Ihnen?”
„Nein, ich werde Ihnen ſpäter noch erzählen, wie weit ins
Mittelalter dieſe Beſtrebungen zurückreichen. Als
Merkwürdig=
keit möchte ich noch erwähnen, daß in meiner Geburtsſtadt
Eich=
ſtätt, dem bekannten katholiſchen Bildungsort ganz unabhängig
von mir ſich auch Dr. Gmelch an dieſe Forſchung herangemacht
hatte, der eine Doktorarbeit ſchrieb: „Ueber Vierteltöne im
Gregorianiſchen Choral”. In dieſer Arbeit weiſt er nach, daß
bereits im Mittelalter beim Gregorianiſchen Choral, in deſſen
Blütezeit, Vierteltöne verwandt wurden. Das iſt hiſtoriſch auch
wahrſcheinlich, weil ſchon die Griechen das 24=Stufen=Syſtem
wiſſenſchaftlich längſt aufgeſtellt hatten.”
„Sie haben alſo dieſe Vierteltonforſchung weiter betrieben
und nach den Möglichkeiten der techniſchen Durchführung geſucht.
Haben Sie eigentlich auch von vornherein den Gedanken gehabt,
ein Inſtrument zu bauen, mit dem man Sechſtel=, Achteltöne
uſw. ſpielen kann?”
„Ich verſuchte zunächſt, ein Vierteltonklavier zu bauen.
Techniſche Schwierigkeiten machten dies allerdings unmöglich.
Dieſer Entwurf fiel mir um ſo leichter, als ich bei meinem
Lierteltonharmonium erfahren hatte, daß mein 10jähriges
Töchterchen danach Melodien ſingen konnte. Ich ſuchte nun eine
leiſtungsfähigere Technik. In einem Werk des Komponiſten
Buſoni erfahre ich dann den Hinweis, der in Verbindung mit
einem merkwürdigen Zufall mich auf den richtigen Weg brachte.
Buſſoni verlangt in ſeinem Werk nicht nur Viertel= ſondern
auch Drittel= und Sechſteltöne. Da hier die Gefahr einer
Ver=
zettelung drohte, haben ſich alle, die ſich in dieſem Jahr mit
der Vierteltonforſchung beſchäftigten, ſchließlich auf die 72=Teilung
der Oktave geeinigt, die allen Anſprüchen der Unterteilung
gerecht wird.”
„Sie ſagten doch vorhin, daß dieſe Unterteilung bereits im
Mittelalter gefordert worden wäre?”
„Ja, ſehen Sie hier das Buch des Italieners Nicolo
Vicentino aus dem Jahre 1555, das Taſtaturzeichnungen
ent=
hält und eine Fünfteilung und dergl. fordert.”
„Haben die Italiener damals auch den Verſuch der
prak=
tiſchen Durchführung gemacht?”
„Jawohl, es ſind Forſchungsinſtrumente gebaut worden, die
heute die Glanzſtücke der Muſikmuſeen in Oberitalien ſind.”
„Sie ſprachen vorhin von dem Hinweis, den Ihnen Buſſoni
in ſeinem Buch gegeben hätte?"
„Der Hinweis war der eine Satz: „Geht in die Elektrizität!”
Buſſoni hatte in Amerika das Dynamophon geſehen und gehört,
bei dem die Töne mit den noch ſehr robuſten Dynamos erzeugt
wurden, eine unpraktiſche und teuere Methode. Dort machte
man bereits den Verſuch, mittels einer Telephonleitung eine
Anzahl Abonnenten mit dieſem Apparat zu verbinden, der alſo
gewiſſermaßen als Vorläufer des Rundfunk3 zu betrachten iſt.
Ich ſtand nun vor der Frage: Wie kann ich die Elektrizität zur
Tonerzeugung verwenden? — Hier war wieder einmal der
Krieg der Vater der Dinge. Eine zufällige Unterhaltung mit
einem Funker ſowie das Beobachten der Sirenentöne brachien
mich auf den richtigen Weg. In Berlin ſtellten mir Gönner
einige Tonſummer und Radioröhren zur Verfügung. Es war
für mich als Muſiker ein Erlebnis, als ich zum erſten Male mit
Hilfe der Kondenſatoren Viertel=, Sechſtel= und Achteltöne
dar=
ſtellen konnte. Für die Elektriker war das natürlich längſt eine
Selbſtverſtändlichkeit. Ich bin dann gleich auf die
Mehrſtimmig=
keit losgegangen, indem ich drei Apparate zugleich bediente, zwei
mit den Händen und einen mit dem Fuß. So konnte ich zum
Freitag, 4. Auguſt 1933
Darmſtädter TZgblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Keue Maftfahrgenggevahlen de 2o. Tagaft
Erhebliche Senkungen auf allen Gebieken des Kraftfahrzeugweſens im Rahmen der
Verbilligungs=
beſtrebungen der Reichsregierung zur Förderung der Mokoriſierung Deutſchlands.
Reichsral verabſchieder neue Gebühren
Wrohung.
Führerſchein wird billiger.
Berlin, 3. Auguſt.
Der Reichsrat erledigte am Donnerstag in einer Vollſitzung
eine Reihe von Vorlagen, als wichtigſte die neue
Gebührenord=
nung für behördliche Maßnahmen im Kraftfahrzeugverkehr, die
am 20. Auguſt d. J. in Kraft tritt. In der der Vorlage
beige=
gebenen Begründung wird darauf hingewieſen, daß die
Reichs=
regierung, um die Motoriſierung Deutſchlands zu fördern, auf
den verſchiedenſten Gebieten der Kraftverkehrswirtſchaft
Maß=
nahmen durchführt. So ſind hinſichtlich der Kraftfahrzeugſteuer
bereits die allgemein bekannten Erleichterungen geſchaffen
wor=
den. Desgleichen werden die Prämien für die Haftpflicht= und
Kasko=Verſicherung herabgeſetzt. Wegen Senkung der
Sachver=
ſtändigengebühren bei Prüfung der Kraftfahrzeuge und
Kraft=
fahrzeugführer ſchweben Verhandlungen. Die Senkung der
Brenn=
ſtoffpreiſe wird ebenfalls im Rahmen der Verbilligung betrieben.
Auch die Herabſetzung der Gebühren für behördliche Maßnahmen
im Kraftfährzeugverkehr iſt unerläßlich. Sie wird um ſo eher
vertreten werden können, als mit der Vermehrung der
Kraft=
fahrzeuge eine beſſere Ausnutzung der Arbeitskräfte bei den
Zu=
laſſungsbehörden verbunden iſt und ſich der tatſächliche Aufwand
für die einzelnen Amtsgeſchäfte dadurch verringert. Die
Herab=
ſetzung der Gebühren entſpricht auch einer beſonderen Forderung
des Arbeitsausſchuſſes des Beirates für das Kraftfahrweſen beim
Reichsverkehrsminiſterium.
Im einzelnen ſieht die vom Reichsrat verabſchiedete neue
Kraftfahrzeuggebührenordnung auf allen Gebieten des
Kraftfahr=
zeugweſens erhebliche Senkungen vor. Von den neuen Gebühren
ſind beſonders die für die Erteilung eines Führerſcheins
hervor=
zuheben, der künftig für Krafträder 2 RM. und in allen anderen
Fällen 3 RM. koſtet. Für die Prüfung eines Antrages auf
Er=
teilung eines Führerſcheins werden 50 Pf. für Krafträder und
1 RM. für Kraftwagen erhoben, dieſelben Gebühren für die
Er=
gänzung eines Führerſcheins. Für die Ausfertigung eines
Erſatz=
führerſcheins werden die gleichen Gebühren wie für den neuen
Führerſchein erhoben.
Die Erteilung einer Typenbeſcheinigung koſtet
künf=
tig für Krafträder 8 RM. und für Kraftwagen 16 RM. Die
Gebühr für die Erteilung einer Beſcheinigung, Eintragung des
Fahrzeuges in die Liſte und Zuteilung des Kennzeichens beträgt
für Krafträder 2 RM., für Kraftwagen 3 RM. Die gleiche
Ge=
bühr gilt für die Erneuerung einer Beſcheinigung bei
veränder=
ter Bauart des Fahrzeuges, ſowie beim Wechſel des Wohnortes
und beim Wechſel des Eigentümers.
Die erneute Zulaſſung nach Abmeldung bis
zur Dauer von acht Monaten koſtet für Krafträder 1,50
Reichsmark und für Kraftwagen 2,50 RM. Für die
Abſtempe=
lung des Kennzeichens durch die Polizeibehörde werden
Gebüh=
ren von 50 Pf. für Krafträder und von 1 RM. für Kraftwagen
erhoben. Die Gebühr für die Ausſtellung eines
Zeugniſſesdurch einen beamteten Arzt wird
ein=
heitlich auf 6 RM. feſtgeſetzt. Für die Erteilung eines
internationalen Zulaſſungsſcheines gilt eine Gebühr von 3 RM.
für Krafträder und von 5 RM. in den anderen Fällen. Die
gleichen Gebühren für die Erteilung eines internationalen
Füh=
rerſcheines. Die neue Gebührenordnung tritt am 20. Auguſt in
Kraft.
In der Begründung der Gebührenvorlage verweiſt die Regierung
auf die verſchiedenen, zur Förderung der Motoriſierung Deutſchlands
in der Kraftverkehrswirtſchaft ſchon getroffenen Maßnahmen. Sie
erinnert an die Erleichterung bei der Kraftfahrzeugſteuer und
die Senkung der Verſicherungsprämien. Wegen Senkung der
Sach=
verſtändigengebühren bei Prüfung der Kraftfahrzeuge und
Kraft=
ſahrzeugführer ſchweben Verhandlungen. Ebenſo werde die
Sen=
kung der Brennſtoffpreiſe betrieben. Im Rahmen der
Verbilli=
gungsbeſtrebungen ſei auch die Herabſetzung der Gebühren für
behördliche Maßnahmen im Kraftfahrzeugverkehr unerläßlich.
Reform der Arbeitsloſenverſicherung.
In Zukunft keine Unkerſtühungen
ohne Arbeitsleiſtungen?
* Berlin, 3. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Seit Jahren wird die Forderung erhoben, von dem Syſtem
der Unterſtützung der Erwerbsloſen, wie es bisher gehandhabt
wird, abzugehen und wenigſtens für einen beſtimmten
Perſonen=
kreis die Unterſtützung von einer Arbeitsleiſtung abhängig zu
machen. Alle Vorſtöße in dieſer Richtung ſind geſcheitert. Auch
heute gilt noch der Grundſatz, daß eine Erwerbsloſenunterſtützung
ausgezahlt wird, gleichgültig, ob der Erwerbsloſe
Notſtands=
arbeiten verrichtet oder nicht.
Die Stadt Hagen hat nun ihrerſeits einen Feldzugsplan zur
Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit ausgearbeitet. Dieſer Plan
ba=
ſiert auf dem Grundſatz, daß in Zukunft keine Unterſtützungen
mehr ohne Arbeitsleiſtung gewährt werden ſollen. Damit wird
endlich, wenn auch zunächſt nur von einer Gemeinde dafür
ge=
ſorgt, daß die öffentlichen Geldmittel für produktive Zwecke
ver=
wendet werden.
Die Reform der Arbeitsloſenverſicherung, wie überhaupt des
geſamten Unterſtützungsweſens, ſteht vor der Tür. Es bleibt
allerdings abzuwarten, ob dieſer Grundſatz auch in dem
Reform=
werk wiederkehrt. Ganz allgemein wird man natürlich die
Un=
terſtützung von der Arbeitsleiſtung nicht abhängig machen können,
weil vielfach gar nicht die Möglichkeit vorhanden iſt, eine
der=
artige Leiſtung vorzuweiſen. Aber dort, wo Notſtandsprojekte
durchgeführt werden, iſt es ganz ſelbſtverſtändlich, daß die
Arbeits=
loſen ihre Kraft in den Dienſt dieſer Arbeit ſtellen und ſich ihre
Unterſtützungsbeträge erarbeiten, zumal neuerdings in ſolchen
Fällen dazu übergegangen wird, den fälligen Tariflohn zu
be=
zahlen.
Die neue Invalidenverſicherung.
Der Entwurf über die Neugeſtaltung der
Invalidenverſiche=
rung geht, nachdem nun die Vorarbeiten abgeſchloſſen worden
ſind, in dieſen Tagen dem Reichskabinett zu. Angeſichts der
Be=
deutung der Materie für die zukünftige deutſche Sozialverſicherung
iſt eine eingehende Durchberatung im Kabinett zu erwarten. Ehe
der Reichskanzler ſeine Entſcheidung bekanntgegeben hat, kann
deshalb über die Einzelheiten der endgültigen Neuregelung nichts
geſagt werden. Aus den bisher geleiſteten Vorarbeiten ergibt
ſich nur, daß die Verſicherungstechniker zu der Ueberzeugung
ge=
langt ſind, daß eine dauerhafte Vermehrung und
Sicherung der Invalidenverſicherung ein
völ=
lig neues verſicherungstechniſch fundiertes
Beitragsverfahren erfordert. Bisher beruhte die
Invalidenverſicherung auf dem Umlageverfahren. Dabei wurde
er=
rechnet, welche Summen ausgegeben werden müſſen und wie hoch
danach die Beiträge zu geſtalten ſind. Dieſes Verfahren hat ſich
nicht bewährt, da es mit dauernden Schwankungen die
Invaliden=
verſicherung ſehr ſtark geſchädigt hat. Große Ausſichten bei der
Neuregelung hat nach Meinung der Verſicherungstechniker das
Anwartſchaftsdeckungsverfahren, das die
Bei=
träge nach den verſicherungstechniſchen
Grund=
ſätzen ſo ermittelt, daß am Ende der
Beitrags=
leiſtung die geringſte Rente in jedem
Einzel=
fall durch die Beiträge geſichert iſt. Da dieſes
Ver=
fahren etwas teurer iſt, rechnet man mit mehreren
Uebergangs=
beſtimmungen, die in einer Zuſchußleiſtung des Reichs beruhen
könnten. Vermutlich werde eine wohlgelungene Sicherſtellung der
Invalidenverſicherung beiſpielgebend für die übrigen
Sozialver=
ſicherungen werden.
Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt: Die Ausſprache über
den von der preußiſchen Regierung der Reichsregierung
vor=
gelegten Entwurf eines Geſetzes zur Gewährleiſtung des
Rechts=
friedens, die geſtern im Reichsjuſtizminiſterium unter Vorſitz
von Staatsſekretär Dr. Schlegelberger ſtattfand, führte zu
all=
gemeinem Einverſtändnis über das Ziel und den
Grund=
gedanken des preußiſchen Entwurfs. Auf Grund der in der
Beratung gegebenen vielfachen Anregungen wird die Faſſung
in gemeinſamer Arbeit der zuſtändigen Miniſterien des Reichs
und Preußens einer Nachprüfung unterzogen.
Nr. 214 — Seite 3
Die Verſchwendung beim Rundfunk.
UNB. Berlin, 3. Auguſt.
Die Korruptionsſkandale im deutſchen Rundfunk haben die
Frage aufgeworfen, wer letzten Endes für die Unmoral dieſer
verſchwenderiſchen Mißwirtſchaft verantwortlich iſt. Nachdem
durch die letzten Veröffentlichungen die Direktoren der
Reichs=
rundfunkgeſellſchaft Dr. Magnus und Miniſterialrat a. D. Gieſecke
aufs ſchwerſte bloßgeſtellt ſind, wurden jetzt neue Schriftſtücke und
aktenmäßige Unterlagen ermittelt, die als den
Mithauptverant=
wortlichen für den ſkandalöſen Mißbrauch der Hörergelder den
ehemaligen Rundfunkkommiſſar Staatsſekretär a. D. Dr.=Ing. e. b.
Hans Bredow erſcheinen laſſen.
In unverantwortlichem Eigennutz hat er ſeine unter dem
marxiſtiſchen Regime aufgebaute Machtſtellung zu einer
Geld=
macherei mißbraucht. Als er die Leitung des Rundfunks
haupt=
beruflich übernahm, verkündete er in der Oeffentlichkeit, daß es
nur die Liebe zu „ſeinem Kinde” — dem Rundfunk — ſei, die
ihn veranlaßt habe, ſeinen Beamtenpoſten aufzugeben. Zum
Be=
weis dieſes Idealismus beteuerte er, daß er ſich auch weiterhin
mit dem Gehalt eines Staatsſekretärs „begnüge”, alſo keinerlei
wirtſchaftliche Vorteile aus der neuen Stellung ziehen wolle.
In einem höchſt merkwürdigen Gegenſatz zu dieſer
Beteue=
rung ſtehen jedoch die langjährigen und verwickelten
Verhandlun=
gen, die er ſofort nach Antritt ſeiner neuen Stellung mit der
Reichsrundfunkgeſellſchaft über ſeine künftigen Bezüge und ſeine
Penſion führte. Die Penſion ſollte jährlich 20 000 RM.
betra=
gen; dazu mußte ein Kapital von 241 000 RM. aufgebracht
wer=
den. Von den verantwortlichen Stellen der
Reichsrundfunkgeſell=
ſchaft iſt jetzt die Weiſung ergangen, umgehend die Bezüge von
Staatsſekretär Bredow zu ſperren.
Die Finanzierung des Baues des Rügendammes.
WIB. Berlin, 3. Auguſt.
Im Anſchluß an zahlreiche Vorbeſprechungen, in der letzten
Zeit über den Bau des Rügendammes hat der Kreditausſchuß der
Deutſchen Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten (Oeffa) in ſeiner
Sitzung am 2. Auguſt 1933 nunmehr endgültig ſeine Mitwirkung
bei der Finanzierung des Baues beſchloſſen. Gleichzeitig hat
auch der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und
Arbeitsloſenverſicherung einen erheblichen Betrag als
Grund=
förderung für die Beſchäftigung von Arbeitsloſen zugeſagt.
Von den Darlehen der Oeffa wird ein Teilbetrag aus eigenen
Mitteln, der Reſt aus Mitteln des neuen
Arbeitsbeſchaffungspro=
gramms der Reichsregierung gegeben. An der Finanzierung
die=
ſes großen Werkes, deſſen Koſten auf rund 27 Mill. RM.
veran=
ſchlagt werden, wirken außerdem noch die Reichsbahn,
das Land Preußen, die Provinz Pommern, die
beteilig=
ten Gemeinden und Gemeindeverbände mit. Durch das
ziel=
bewußte Zuſammenarbeiten der genannten Stellen ſowie der
be=
teiligten Reichsreſſorts — des Reichsarbeits=, Reichsverkehrs= und
des Reichsfinanzminiſteriums — wird ſomit der Bau des
Rügen=
dammes ermöglicht werden, der neben ſeiner in der Preſſe
be=
reits geſchilderten großen volkswirtſchaftlichen Bedeutung für den
Verkehr nach den Rügenſchen Oſtſeebädern und Schweden eine
fühlbare Entlaſtung für den Arbeitsmarkt bedeutet. Eine große
Anzahl von Arbeitsloſen wird auf Jahre hinaus wieder Arbeit
und Brot finden.
Der Kreditausſchuß der Oeffa bewilligte ferner aus
Reſtmit=
teln des Sofortprogramms für Straßenbauten in Frankfurt am
Main und in den Provinzen Weſtfalen und Sachſen Darlehen im
Geſamtbetrage von rund einer Million RM., ferner aus Mitteln
des neuen Arbeitsbeſchaffungsprogramms 800 000 RM. für
Ham=
burg für Inſtandſetzungsarbeiten an Hafen= und Brückenanlagen.
Feklverbilligung auch für Anſtalksinfaſſen.
Der Reichsarbeitsminiſter hat beſtimmt, daß auch bei den
Inſaſſen von Anſtalten der öffentlichen und freien
Wohlfahrts=
pflege, ſoweit es ſich um in geſchloſſener Fürſorge untergebrachte
Perſonen handelt und die Vorausſetzung der Bedürftigkeit
ge=
geben iſt, der Bezug des Reichsverbilligungsſcheins für
Speiſe=
fette zuzugeſtehen iſt. Zu den Anſtalten in dieſem Sinne
ge=
hören, wie weiter verlautet, auch die Krankenanſtalten,
Heil=
ſtätten, Geneſungsheime, Erholungsheime und ähnliche
An=
ſtalten. Die Fettverbilligung komme für alle Anſtaltsinſaſſen in
Frage, die ſie erhalten würden, wenn ſie nicht in der Anſtali
wären. Dabei handelt es ſich z. B. um
Hauptunterſtützungs=
empfänger und Zuſchlagsempfänger der Arbeitsloſenverſicherunn
und Kriſenfürſorge, um Empfänger von
Kurzarbeiterunter=
ſtützung, um Kriegsbeſchädigte, um Sozialrentner und
Kinder=
reiche, wenn ſie ſich in Anſtalten befinden und wenn ſie ihren
Verhältniſſen nach auch außerhalb der Anſtalt bezugsberechtig:
ſind oder wären. Es komme alſo nicht darauf an, ob die
öffeni=
liche Fürſorge die Anſtaltskoſten trägt. Jedoch ſind die
Reichs=
verbilligungsſcheine für Anſtaltsinſaſſen zu verſagen, wenn ein
Bedürfnis offenſichtlich nicht vorliegt.
erſten Male einen Akkord ſpielen und ebenſo den Uebergang von
Dur nach Moll ermöglichen. Das waren die Grundanfänge der
elektro=akuſtiſchen Muſik. Die telegraphentechniſche Reichsanſtalt
ermöglichte mir dann die Weiterarbeit, und ich kann wohl ſagen.
daß meine erſten Apparate zu Dreivierteln aus Poſtmaterial
beſtanden. So wurde die Poſt auf mittelbare Weiſe zur
Mit=
ſchöpferin einer neuen Epoche der Muſik.”
„Sie hatten nun alſo glücklich Kurbelapparate und haben
doch nun ſicher aus Gründen der leichteren Spielbarkeit verſucht,
ein Taſteninſtrument zu bauen?"
„Natürlich, denn für die Mehrſtimmigkeit iſt die Taſtatur
unerläßlich, ich hatte auch ein Taſteninſtrument bereits lange
vor dem Ruſſen Terimi gebaut. Es wird Ihnen allerdings auch
bekannt ſein, daß dieſe primitive Art der Tonerzeugung durch
die rieſenhafte Propaganda des Juden Goldberg in der Welt
bekannt wurde, während die deutſche Muſikforſchung in die
Ecke gedrückt wurde.”
„Wann haben Sie nun das erſte Taſteninſtrument gebaut?”
„Ungefähr 1924. Es war einſtimmig.”
„Vielleicht erklären Sie nun einmal, Herr Mager, kurz die
Wirkung Ihres Inſtrumentes.”
„Durch das Anſchlagen der Taſte wird ein Kontakt offen.
Es iſt der gleiche elektromagnetiſche Vorgang wie bei der
Tele=
phonmembrane. Die Tonhöhe wird durch die Kondenſatoren
geregelt. Der Hauptbeſtandteil iſt die Radioröhre, die die
elek=
triſche Stimme meiner Orgel iſt. Die Kraftnachfuhr liefert die
Nückkoppelung.”
„Iſt Ihre Orgel nun auf Vierteltöne geſtimmt?”
„Nein, ich habe die Orgel auf Halbtöne geſtimmt, weil ſie
vom Publikum ſo verlangt wird. Man kann aber trotzdem durch
die Mikroeinſtellung die Oktave auf eine Terz, eine Quint uſw.
verringern. Außerdem kann durch Verkürzung oder
Ver=
längerung der Spule im Schwingungskreis auf derſelben Taſtatur
die höhere oder tiefere Oktave hergeſtellt werden.”
„Was ſind denn nun die Vorzüge der elektriſchen
Ton=
gebung?"
„Erſtens die Elaſtizität des Tones. Zweitens die
Raum=
beſchränkung. Töne, die bei anderen Orgeln nur durch 11 Meter
lange Pfeifen erzeugt werden können, kann ich hier genau ſo
ſpielen wie die höchſten Pfeifentöne, alles auf den Raum eines
gewöhnlichen Klaviers zuſammengedrängt. Drittens die
Aus=
dehnung der Tonſtärke iſt unbegrenzt. Vom zarteſten Pianiſſimo
bis zum Fortiſſimo können alle Stärken durch Einſchaltung von
Widerſtänden bzw. Verſtärkern erzeugt werden. — Ein weiterer
Vorzug iſt der unerhörte Reichtum an Klangfarben ſowie die
Ausziehbarkeit der Klaviatur, die allein ungeheure techniſche
Möglichkeiten gibt. — Weiter kann ich mit meiner Orgel die
berüchtigten akuſtiſch toten Stellen in den gotiſchen Domen
ver=
meiden, indem ich me ne Schallſtrahler an allen Orten verteilen
kann, ſo daß die Mr. von überall herkommt.”
„Sind Ihr Inſtrument und dieſe Möglichkeiten ſchon
ein=
mal praktiſch verwertet worden?”
„Ja, zweimal, das erſte Mal bei den Parzivalglocken in
Bayreuth 1931, das zweite Mal bei der Fauſtaufführung im
Landestheater in Darmſtadt und im Schauſpielhaus in
Frank=
furt a M.‟
„Können Sie eigentlich auch kurze Töne ſpielen, Herr Mager,
oder ſind Sie immer auf das Legato angewieſen?”
„Ausgeſchloſſen! Durch Veränderung der betreffenden
elek=
triſchen Größen können wir kurze lange, anſchwellende und
er=
ſterbende Töne hervorbringen. So haben wir die Glockentöne
gefunden. Durch einen kurzen Entladungsſchlag eines
Konden=
ſators entſteht das Pizzicato. Es ſind alſo den Muſikern alle
Möglichkeiten des Ausdrucks gegeben.”
Dann ſetzt ſich Jörg Mager an die Orgel und ſpielt. Es iſt
ein ganz großes Erlebnis, dieſe Orgel zum erſten Male zu
hören. Ein wahres Meer neuer Möglichkeiten wogt vor uns auf,
ein unendliches Feld ſowohl für die Muſikwiſſenſchaft als auch
den Komponiſten breitet ſich vor dem geiſtigen Auge aus. Auf
einem ganz kleinen Gong erdröhnen die mächtigen Baßtöne, die
ſonſt nur rieſenhafte Orgelpfeifen hervorzubringen vermögen.
Dann wieder erklingt in den höchſten Oktaven die Muſik wie
ein leiſes Flüſtern; ſchwebend innig und ſehnſuchtsvoll ertönt
der erſte Satz der Mondſcheinſonate, und dann führt Mager
noch die einzelnen Wunder der Apparatur vor, die Erzeugung
der Oktaden auf derſelben Taſtatur, die Pizzicatotöne, den
ſchwellenden und den erſterbenden Ton, das Fibrieren, das
Tremolo, und immer wieder gebiert die eine Möglichkeit hundert
neue.
Zwei Stunden ſind wie nichts verflogen, als wir uns
trennnen. Man verläßt dieſen Mann mit dem Gefühl, an der
Wiege einer Erfindung geſtanden zu haben, die berufen iſt, den
deutſchen Namen in der Welt wieder groß machen zu helfen.
Es iſt edelſte Pflicht aller verantwortlichen Stellen, dieſes Werk
aus der gegenwärtig großen Notlage zu retten und zu fördern.
Hans Falk.
Ein neuer Lutherfilm.
EPH. Auf Veranlaſſung der Arbeitsgemeinſchaft Deutſcher
tthertag 1933 wird ein neuer Lutherfilm (Tonfilm) hergeſtellt
den. Der Film wird im Zuge einer ſchlichten
Rahmenhand=
ng den Beſchauer an die bedeutendſten deutſchen Lutherſtätten,
ch Eisleben, Eiſenach, Koburg, Worms uſw. führen. Er ſoll den
bensweg und die Gegenwartsbedeutung des großen deutſchen
ormators in großen Zügen darſtellen und in breiten
Volks=
chten neues Verſtändnis wecken für die Großtat der
Reforma=
m. auf der gegenſeitigen Verantwortung von Kirche und Volk
ne neue Kirche aufgebaut zu haben. Mit dieſem Film wird die
ubegründete geſamtdeutſche evangeliſche Filmfront erſtmalig
aktiſch in Erſcheinung treten.
„Zidelio” im Zoppoker Walde.
Als ich vor 12 Jahren zum erſten Male den „Fidelio” in
Walde von Zoppot hörte und ſah. da war ein großes Staunen
in mir über die Wirkung, die dieſe Oper, deren Handlung in
Spanien ſpielt, deren Text ſo ſehr für die Bühne der Kuliſſer
geſchrieben iſt, als Feſtſpielaufführung im Walde auslöſte. Jetzt.
am 27. Juli, hörten wir wieder Beethovens unſterbliche Muſit
durch den deutſchen Wald rauſchen, und jetzt iſt mir das
Geheim=
nis der ungeheuren Wirkung gelöſt, die dieſe Muſik auf den
deut=
ſchen Hörer im deutſchen Hochwald haben muß. Es iſt nicht die
Oper mit ihrer faſt banalen Handlung, mit ihrem manchmal die
deutſche Sprache geradezu mißhandelnden Text, es iſt dieſe ſe
herbe, ſo deutſche Muſik, die auf billige Theatereffekte ganz
kon=
zeſſionslos verzichtet, es iſt eben Beethoven ſelbſt, der aus der
Walde zu uns ſpricht, der deutſche Mann, deſſen größte
Gedan=
ken immer dann entſtanden ſind, wenn er draußen in der freien
Natur mit ſich ſelbſt rang, dem gerade der Wald, ja, unſere
Landſchaft, die ſich in ihrer Schönheit nicht jedem ſofort er
ſchließt, den inneren Hintergrund gab für den Aufbau eine=
Muſik deren Tiefe, deren Naturverbundenheit uns vielleicht nie
ſo eindrucksvoll ſich zeigen kann, wie unter dem nächtlichen Ste. hier im Zoppoter Walde.
Staatskapellmeiſter Karl Tutein=München, der den Takt
ſtock führte und der ſeit Jahren die Zoppoter Waldfeſtſpiele ein
ſtudierte, war ein vorbildlicher Interpret des Beethovenſche
Werkes. Hier im Walde, wo auch der leiſeſte Ton nicht verlore:
geht, wo auch der ſtärkſte Akzent nicht in einem Widerhall
vo=
gemauerten Wänden verrauſcht, brachte er Beethovens Muſik
i=
all ihrer Strenge und in ihrem faſt mathematiſchen Aufbau vor
bildlich zur Geltung. Und es war, als ob alle Mitwirkende
wuchſen mit den Anforderungen, die an ſie geſtellt wurder
Intendant Hermann Merz hatte in dem Bühnenbild, dem düſt
ren Gefängnishof mit dem bunten Akzent des blumengeſchmüc
ten Häuschens des Kerkermeiſters mit der unterirdiſchen Gruf
des zweiten Aktes, für die Handlung einen Rahmen geſchaffen
der ſich ganz der Muſik des Werkes anpaßte, die Mitwirkende
aber wuchſen in der Freude am Schaffen über ſich ſelbſt hinau=
Eliſabeth Ohms brachte eine Leonore, die niemand wieder
ve=
geſſen wird, der ihre warme Stimme durch die Sommernac
klagen und jubeln hörte. Als Floriſtan ſtand ihr in Joſci
Kalenberg ein gleichwertiger Partner zur Seite. Muſter
leiſtungen der muſikaliſchen Einfühlung waren der Rocco, Kar
Brauns, die Marzelline Erna Bergers und der Jaquin
Karl Jökens. Herbert Janſſen ſang als Don Fernand
mit wunderbarer Weichheit in der Stimme wirklich als ei
„Bruder zu den Brüdern”. Als eine beſondere
Meiſterleiſtun=
aber muß man den Don Pizarro hervorheben. Ludwig Hof
mann von der Staatsoper Berlin gab dieſer ſonſt etwas un
dankbaren Rolle in Spiel und Geſang erſchütterndes Leben un
dämoniſche Kraft.
Für alle Zuhörer mußte dieſer Abend mit dem Ausklang de
jubelnden Hymnus auf die treueſte der Frauen, trotz aller
ſpa=
niſchen Namen auf die deutſche Frau, eine unvergeßliche Feier=
Rolf Wingendorf
ſtunde werdew.
Todes=Anzeige.
Statt beſonderer Anzeige.
Meine innigſtgeliebte, treue Frau, unſere
herzens=
gute treuſorgende Mutter, Schwiegermutter, Tochter
Schweſter, Schwägerin und Tante
geb. Kämmerer
wurde heute von ihrem ſchweren Leiden, im faſt
vollendeten 50. Lebensjahr, erlöſt.
Im Namen der tranernd Hinterbliebenen:
Jakob Waldſchmidt
und Töchter.
(9550
Darmſtadt, den 3. Auguſt 1933.
Saalbauſtraße 13.
Die Einäſcherung findet am Samstag, den 5. Auguſt
1933, nachmittags ½3 Uhr, im Krematorium auf
dem Waldfriedhof ſtatt,
Seite 4 — Nr. 214
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Auguſt 1933
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Kirchliche Trauung: Samstag, den 5. Auguſt, nachmittags
3½ Uhr, in der Johanneskirche.
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Am Mittwoch, den 2. Auguſf, abends 22 Uhr, nahm
uns Gott, nach langem, ſchweren Leiden meinen lieben
Mann, unſeren treuſorgenden Vater, Schwiegervater,
Onkel und Schwager
Georg Gimbel
Schloſſermeiſter
im Alter von 66 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Kath. Gimbel und Kinder.
Darmſtadt, den 3. Auguſt 1933.
Karlſtraße 40.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 5. Auguſi,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſfatt.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die wohltuenden Beweiſe liebevoller
Teil=
nahme und die überaus zahlreichen Kranz= und
Blumenſpenden beim Heimgange unſeres lieben
Entſchlafenen
Hermann Penk
ſagen wir auf dieſem Wege allen herzlichſten
Dank. Wir danken auch denen, die während
des Krankenlagers ſeiner gedachten und
ins=
beſondere den Aerzten und Schweſiern des
EEliſabethenſtifts für die liebevolle Pfiege, Herrn
Pfarrer Köhler für die troſiſpendenden Worte,
der Firma E. Merck, ſeinen Vorgeſetzten, Kollegen
und Kolleginnen, dem Sängerchor der
Lieder=
tafel für die erwieſenen (hrungen, ſeinen
Schul=
kameraden für das treue Gedenken.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſiadt, den 3. Auguſt 1933.
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Freitag, 4. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 214 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 4. Auguſt 1933.
Engliſcher Beſuch bei Miniſterpräſidenk Dr. Werner.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Miniſterpräſident Dr.
Wer=
ner empfing geſtern morgen den Kurator der Londoner
Univerſi=
tät Mr. Read und zwei Vertreter der Londoner Studentenſchaft.
Die Herren befinden ſich auf einer Informationsreiſe durch
Deutſchland. Sie kommen von Gießen und Köln. Ihr nächſtes
Ziel iſt Stuttgart. Die Reiſe bezweckt die Schaffung der
Grund=
lage für eine deutſch=engliſche Zuſammenarbeit und den Austauſch
von Studenten. Im Laufe der angeregten Unterhaltung wurden
verſchiedene deutſch=engliſche Probleme behandelt und von den
engliſchen Herren auch die Hoffnung ausgedrückt, daß niemals
wieder ein Tag käme, an dem die germaniſchen Nationen
gegen=
einander kämpften. Für Heſſen iſt noch intereſſant die
Bemer=
kung Mr. Reads, daß die Techniſche Hochſchule zu Darmſtadt in
England einen hervorragenden und ausgezeichneten Ruf genieße.
Die Herren, die am Donnerstag morgen die Techniſche
Hoch=
ſchule beſichtigt hatten, ſahen ſich am Mittag noch das
Konzentra=
tionslager in Oſthofen an. Am Freitag morgen werden ſie noch
die Fabrik Merck beſichtigen.
Bekannkmachungen des Perſonalamkes.
In den Ruheſtand verſetzt wurden auf Nachſuchen der
Kommu=
nalforſtwart Georg Paul Vl. zu Groß=Eichen, mit Wirkung vom
1. Auguſt 1933; am 26. Juli 1933 auf ſein Nachſuchen der
Mini=
ſterial=Kanzleiinſpektor Heinrich Herpel in Darmſtadt, mit
Wir=
kung vom 1. Oktober 1933; auf Nachſuchen der Bauoberinſpektor
Friedrich Freudenberger, zu Friedberg, mit Wirkung vom
1. Oktober 1933. — Auf Grund des Geſetzes über die Altersgrenze
der Staatsbeamten vom 2. Juli / 19. Dezember 1923 (Reg.=Bl.
S. 509 und 511), in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925
(Reg=Bl. S. 249) tritt in den Ruheſtand: am 1. September 1933
der Oberregierungsrat Ludwig Scriba, bei der
Brandverſiche=
rungskammer.
Verwaltungsgerichtshof, Zeughausſtr. 2. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, den 5. Auguſt, vormittags 9.15 Uhr:
Rechtsbeſchwerde der Handels= und Gewerbebank Gießen, wegen
Gewerbeſteuer 1931.
Nachprüfung von Geſuchen enklaſſener Beamken.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Bei dem
Reichs=
ſtatthalter in Heſſen ſind zahlreiche Eingaben von aus dem
Staats=
dienſt entlaſſenen Beamten eingegangen, die eine
Wiederbeſchäf=
tigung des Entlaſſenen oder eine nochmalige Prüfung der
Ent=
laſſungsgründe bezwecken.
Die einzelnen Eingaben werden einer gewiſſenhaften Prüfung
unterzogen, die allerdings einige Zeit in Anſpruch nehmen wird.
Aus dieſem Grunde konnten die einzelnen Geſuche ſeither noch
nicht erledigt werden. Erledigung kann auch vorerſt nicht erfolgen.
Nach Abſchluß der Ermittlungen werden ſpäter die Eingaben
einzeln beantwortet werden.
Aus der NSDAB.
Bekanntmachung!
Für die Zeit meiner Abweſenheit von Darmſtadt wird mit
ſofortiger Wirkung bis auf Widerruf für den Verband der
deutſchen Theaterangeſtellten und ähnlicher Berufe der
geſchäfts=
führende Vorſitzende der Ortsverwaltung Darmſtadt. Heinrich
Diehl, Darmſtadt, Kaupſtraße 49, zu meinem bevollmächtigten
Vertreter für den Freiſtaat Heſſen ernannt.
Fichtmüller.
Mit dem heutigen Tage ernenne ich zu kommiſſariſch
beauf=
tragten Stützpunktleitern für den Verband der Theaterangeſtellten
und ähnlicher Berufe die Herren Lulei, Bensheim.
Wambol=
derhof 6, und Kunz. Auerbach, Heidelberger Straße 3.
Dieſelben haben die Pflicht, der doppelberüflichen Tätigkeit
innerhalb der „Fachſchaft Muſik” entgegenzutreten und zu
unter=
binden. In allen Muſikfragen ſind nur Obengenannte für den
Kreis Bensheim und Heppenheim zuſtändig.
gez. Fichtmüller.
Hiller=Jugend, Oberbannführung.
Führertagungen.
Der Gauleiter macht bekannt:
Bann 115. Führertagung des Bannes 115 am 13. Auguſt 1933,
vormittags 10 Uhr. Landgraf=Philipp=Anlage 7. Zur
Teil=
nahme verpflichtet ſind ſämtliche Führer ab Scharführer der
Unterbanne I und II, ſämtliche Führer ab Gefolgſchaftsführer
der Unterbanne III IV. und V.
Stab der Oberbannführung. Führerſitzung des Stabes der
Ober=
bannführung am Donnerstag, den 10. Auguſt, abends 20 Uhr,
Landgraf=Philipp=Anlage 7.
Bann 117. Führertagung des Bannes 117 am Sonntag, 6. Auguſt,
nachmittags 16 Uhr HJ.=Geſchäftsſtelle Oppenheim. Zur
Teil=
nahme verpflichtet ſind ſämtliche Führer ab Scharführer der
Unterbanne I, II und III, ſämtliche Führer ab Gefolgſchaftsführer
der Unterbanne IV. V und VI.
Bann 118. Führertagung des Bannes 118 (umfaßt die Kreiſe
Erbach, Bensheim, Heppenheim) am 13. Auguſt, nachm. 14 Uhr,
HJ.=Heim. Fürth i. Odw. Zur Teilnahme verpflichtet ſind
ſämtliche Führer ab Scharführer des Unterbannes 118/II,
ſämt=
liche Führer ab Gefolgſchaftsführer der Unterbanne 1 und III.
Bannführer! Sämtliche Bannführer des Oberbannes ſind zur
Teilnahme an der Führerbeſprechung des Stabes der
Ober=
bannführung am Donnerstag den 10. Auguſt, abends 20 Uhr,
in Darmſtadt, Landgraf=Philipp=Anlage 7, verpflichtet.
Jungvolk!
Am Sonntag, den 6. Auguſt, treten alle Gruppenführer vom
Fähnlein Darmſtadt=Land und Traiſa zwecks Kaſſenprüfung und
Abrechnung um 9 Uhr in Darmſtadt, Landgraf=Philipp=Anlage 7,
an. Im Verhinderungsfalle iſt der Vertreter zu ſchicken.
Durch die große Ueberlaſtung der Reichsjugendführung mit
Neuaufnahmen können die Jungvolkausweiſe erſt in 2—3 Monaten
zugeſtellt werden.
— Sommerſpielzeit Kleines Haus. Heute Freitag
Wieder=
holung der Lehär=Operette „Wo die Lerche ſingt” von 20 bis
22,45 Uhr unter der Leitung von Wrede, Cujé Bäulke. Preiſe
0,80 bis 4— RM. — Morgen Samstag, 5. Auguſt abends 20
Uhr, kommt zum erſten Male das erfolgreiche Militär=Luſtſpiel
„Krieg im Frieden” von Moſer und Schönthan unter der
Spiel=
leitung von Karl Volck zur Aufführung. Preiſe 0,70 bis 3.— RM.
— Ehemalige Mittelſchüler=Aufnahme 1889/90 —
Fünfzig=
jährige. Für Mitte September d. J. iſt eine Zuſammenkunft aller
ehemaligen Mittelſchüler Jahrgang 1889/90 vorgeſehen Die
Schul=
kameraden werden gebeten, ihre Adreſſe ſofort an Herrn Alex.
Hartmann, Alexanderſtraße 4, aufzugeben. Soweit
Einla=
dungen bereits ergangen ſind, ſind die Adreſſen bekannt.
Das zweite Vereinskonzert des Reichsbundes, der ehem.
Militärmuſiker ſoll am Dienstag, den 15. Auguſt d. J., ſtattfinden.
Man hat wieder den hübſchen Saalbaugarten gewählt, der für
junge und alte Darmſtädter ſo manche frohe Erinnerungen an die
Glanzzeit Darmſtadts in ſich birgt. Auch diesmal hat der
Ver=
einsdirigent Gg. Greilich deſſen Talent auf künſtleriſchem
Gebiet allgemein anerkannt iſt, die Leitung übernommen und eine
Auswahl von Vortragsſtücken getroffen, die alle Wünſche
befrie=
digen wird. Dazu kommt, daß der durch ſein Wirken im hieſigen
Feld=Art.=Regt. Nr. 61 in Darmſtadts Mauern nicht unbekannte
Piſtonſoliſt E. Ehlers ſeine Kunſt in den Dienſt der guten Sache
ſtellen wird, denn der Reinertrag des Konzerts wird der „
Hitler=
ſpende” für nationale Arbeit zugeleitet. Die wieder ſehr mäßig
gehaltenen Eintrittspreiſe geben jedermann Gelegenheit, ſich
einen angenehmen Abend zu verſchaffen.
— Spende zur Förderung der nationalen Arbeit. Die im
Aerztlichen Kreisverein Darmſtadt
zuſammenge=
ſchloſſenen Aerzte von Darmſtadt Stadt und Land haben als, erſte
Vierteljahrsrate für die Spende zur Förderung der nationalen
Arbeit einen Betrag von über 2300 RM. dem Finanzamt
über=
wieſen. — Außerdem wurden 1000 RM. als Gabe des Vereins der
Adolf=Hitler=Spende für die Opfer der Arbeit zugeleitet.
Ehe und Sport.
Was amerikaniſche Heiraksgeſuche verraken. — Das große Los von Sporksleuken. — Selkſame Sporkromane.
Tennisſpieler
ſind die geſuchkeften Ehemänner.
Der Sport beeinflußt heute die Ehe in einer Weiſe die der
Laie nicht ahnt. Eine Blütenleſe aus amerikaniſchen Zeitungen
beweiſt,
Melſen eit n deier Seäin e der Gunertägerinoch deute.
Sportsleuten erwachſen ſind. Junge Mädchen, die keine
Gelegen=
heit haben, mit hervorragenden Vertretern des Sports in
Be=
ziehung zu gelangen, nehmen Zuflucht zu einer Anzeige in einer
Zeitung, in der ſie ihre Sehnſucht offenbaren. So findet man in
der letzten Zeit in amerikaniſchen Zeitungen zum Teil recht
komi=
ſche Inſerate, die von großer Sportskenntnis der Bewerberinnen
um einen Ehemann zeugen. Da werden genaue Angaben gemacht,
wie hoch oder wie weit ein Mann muß ſpringen können, wenn er
ſich die Liebe der Miß erringen will. Ein junges Mädchen, das
ſich als leidenſchaftliche und gute Läuferin vorſtellt, verlangt, daß
ihr Zukünftiger 100 Meter in weniger als 10 Sekunden laufen
muß. Offenbar iſt ſie nicht glücklich, wenn er fürchterlicherweiſe
vielleicht 10,1 Sekunden laufen würde. Dieſes junge Mädchen hat
Schule gemacht, denn jetzt häufen ſich die Anzeigen, in denen
be=
ſtimmte Sportleiſtungen gefordert werden. Alſo man will nicht
nur Intereſſe für den Sport haben oder irgend eine Betätigung in
irgend einer Sportart, ſondern man verlangt Meiſter,
Rekord=
brecher, zukünftige olympiſche Sieger, oder Erringer berühmter
Trophäen. Die größte Ausſicht, eine Braut zu bekommen, haben
Tennisſpieler. Jedenfalls verlangen die meiſten Mädchen in ihren
Heiratsgeſuchen Ehepartner, die zugleich auch Tennispartner ſind.
Vielleicht füchten ſie, daß ſie ſich ſonſt zu ſehr langweilen würden.
Die Sieger in internationalen Wettbewerben werden mit
Liebes=
briefen überſchüttet, wie früher die Filmſtars. Ein ungenannter
großer Tennisheld Amerikas, der jüngſt beim Davisvokal nicht
ſiegte (jeder merkt, daß es ſich um Vines handelt), erzählte jüngſt.
daß er ſich vor Heiratsgeſuchen nicht retten könne. Die
Liebes=
briefe, die er erhält, gehen in die Tauſende. Auch die Töchter von
Millionären, alſo echte Dollarprinzeſſinnen, ſind unter dieſen
Be=
werberinnen um ſeine Hand. Das gleiche erzählt übrigens auch
Tunney, der ehemalige Weltmeiſter im Boxen. Er iſt allerdings
ein Einzelfall, denn für Boxer haben die amerikaniſchen Mädchen
nichts übrig. Leichtathletiſcher Sport begeiſtert ſie. Jedenfalls iſt
eins ſicher, daß der Sport der modernſte und beſte Ehevermittler
iſt. Eine amerikaniſche Zeitſchrift erklärt, daß die jungen
Mäd=
chen heutzutage nur darum ſo leidenſchaftlich Sport treiben, weil
ſie wiſſen, daß zwiſchen Sport und Ehe die innigſten Beziehungen
beſtehen. Es gibt in Amerika große Sportklubs, die nur aus
ver=
heirateten Mitgliedern beſtehen. Die männlichen Klubmitglieder
haben die weiblichen geheiratet. So ſind dieſe Klubs
gewiſſer=
maßen Familienangelegenheiten geworden. Der Andrang zu ihnen
iſt groß, denn jedes junge Mädchen, das hier eintritt, hat
gewiſ=
ſermaßen die Sicherheit, daß es ſich über kurz oder lang verheiratet,
und zwar mit einem Mitglied des gleichen Klubs. Dieſer
Sport=
klub hat nämlich einen neuen Sport entdeckt, daß die männlichen
Mitglieder die weiblichen heiraten müſſen. Eigenartigerweiſe hat
dieſer neueſte Sport Schule gemacht. Auch in anderen Klubs wird
jetzt tapfer geheiratet, ſo daß man viele derartige Vereinigungen
die „Klubs des Honigmonds” nennt.
*
Luftjuſtkiz.
Skrafexpedikionen mit Flugzeug.
Ein krübes Kapikel der Ungerechtigkeiten.
Von Alexander Vogt.
In einer Nordweſtprovinz Indiens, die England unterſteht,
gab es ein kleines Ereignis, über das gegenwärtig die ganze
eng=
liſche Preſſe diskutiert. Gegen einen aufrühreriſchen
Eingebore=
nenſtamm — es handelt ſich um die Bajauri — war eine
Straf=
expedition eingeleitet worden. Ein engliſches Ultimatum, das
völlige Unterwerfung verlangte und die Zerſtörung einiger
Dör=
fer androhte, wurde nicht angenommen. Daraufhin erhob ſich
ein britiſches Militärfliegergeſchwader in die Lüfte, um die
an=
gedrohte Strafe aus der Luft zu vollſtrecken. Es belegte die
be=
ſagten Dörfer ſo nachdrücklich mit Bomben, daß ſie wenige
Stun=
den darauf nur noch ein Haufen Schutt und Aſche waren.
Menſchenleben ſollen dabei angeblich nicht umgekommen ſein, weil
die Eingeborenen die Dörfer bereits vor dem
Fliegerbombarde=
ment geräumt hatten.
Immerhin betonen aber jetzt einige engliſche Blätter mit
Recht, daß die engliſche Strafexpedition im Hinblick auf die
Ab=
rüſtungsverhandlungen in Genf und beſonders auf die gerechten
deutſchen Abrüſtungsvorſchläge zur Luft keinen beſonders guten
Eindruck machen werden. „Die ſchrecklichſte aller Wehrloſigkeiten
iſt die gegen Angriff aus der Luft” betont ein engliſches Blatt
und verurteilt damit haargenau den unerträglichen Zuſtand, den
ſich Deutſchland bereits ſeit geraumer Zeit gefallen laſſen muß.
Tatſächlich ſind ſolche Strafexpeditionen faſt in allen
Kolo=
nialgebieten üblich. Die indiſchen Grenzgebiete ſind im Gegenſatz
zum indiſchen Königreich ſelbſt, das ſo etwas wie
Dominion=
charakter genießt, reine Kolonialgebiete und können, was die
Kultur und den Bildungsgrad der Bevölkerung anbetrifft, gar
nicht mit Zentralindien verglichen werden. Die Engländer haben
in Arabien wiederholt eine grauſame „Luftjuſtiz” gegen unruhige
Beduinenſtämme geübt.
Man wird ſich vielleicht auch noch erinnern, daß beſonders
Frankreich in der jüngſten Vergangenheit gern ſolche
Strafexpe=
ditionen mit Bombenflugzeugen ausgeführt hat. Eines der
größ=
ten derartigen Unternehmungen war der Angriff auf Damaskus
im Jahre 1925, das mit vielen Hunderten ſchwerer und ſchwerſter
Fliegerbomben belegt wurde. Aber auch die meiſten lokalen
Auf=
ſtände in Cochin=China, der letzte größere im Mai des vorigen
Jahres, wurden mit Hilfe von Flugzeugangriffen erſtickt. Viele
tauſend Eingeborene ſollen dabei umgekommen ſein. Auch im
Kampf gegen die Rifkabylen ſind maſſenhaft Flugzeuge zum
Ein=
ſatz gekommen, aber damals handelte es ſich immerhin um einen
regelrechten Krieg, wenn auch mit ungleichen Waffen.
Was für eine furchtbare Waffe Kampfflugzeuge gegen einen
Gegner ſind, der ihnen nichts Gleichwertiges entgegenzuſetzen hat.
bewieſen ja auch die letzten Ereigniſſe bei der Eroberung und
„Befriedung” der Mandſchurei. Als die chineſiſchen Generäle
noch ſchwankten, ob ſie den ungleichen Kampf aufnehmen ſollten
oder nicht, flogen mehrere japaniſche Kampfgeſchwader in
gerin=
ger Höhe über Peking hin, und dieſe Mahnung genügte auch
vollauf, um die letzten chineſiſchen Bedenken zu zerſtreuen. Man
erinnerte ſich an Schanghai und gab nach. Immerhin hat das
Flugzeug in der unendlichen chineſiſchen Landſchaft nicht entfernt
den Aktionsradius wie etwa in Europa.
Es iſt immerhin wertvoll, wenn es die gerüſteten Staaten
ſelbſt ſind, die die Haltloſigkeit ihrer eigenen Argumente gegen
die Entwaffnung zur Luft dartun. Man kann nicht gut für ſich
ſelbſt das Recht zu Strafexpeditionen mit der Luftwaffe in
An=
ſpruch nehmen und gleichzeitig Deutſchland das kleinſte
Polizei=
flugzeug verweigern.
Kaigonschlaß-Verkauf
DTARAIE
in der Geschäftsstelle noch zu haben — Stück 75 5
„Der Verlag
Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Helia.
Der neue René=Clair=Film „Der 14. Juli” wirkt im
ganzen betrachtet, wie eine Variation von „Unter den Dächern
von Paris‟. Es ſind dieſelben Menſchen, die uns hier begegnen,
dieſelbe Atmoſphäre der Pariſer Vorſtadt, in der ſich
Kleinbürger=
tum und eine nicht allzu ſchlimme Unterwelt berühren, es iſt
die=
ſelbe Miſchung aus Alltag und Märchen, und das alles iſt mit
derſelben fröhlichen Leichtigkeit geſtaltet, die es fertig bringt, über
die Menſchen und Dinge des Alltags einen Schleier von
Unwirk=
lichkeit, einen Hauch von Poeſie zu breiten. Dazu kommt eine
Doſis von jener gutartigen Ironie, die die Schwächen der
Men=
ſchen treffend und doch mit einer gewiſſen Liebe zeichnet. Faſt
rührend wirkt die Geſtalt Annabellas, die als zartes unſchuldiges
Geſchöpf zwiſchen Spießbürgern und allerhand Vorſtadttypen
wan=
delt. — Im Ganzen erreicht der Film zwar nicht die
Geſchloſſen=
heit des erſten René Clair, aber er hat doch genug von ſeinen
lie=
benswürdigen Vorzügen, um harmloſe Fröhlichkeit in jedem Be=
*
ſchauer zu wecken.
— Union=Theater. Das reizende Tonfilm=Luſtſpiel „Kind ich
freu; mich auf dein Kommen” mit Magda Schneider.
Wolf Albach=Retty. Otto Wallburg und dem entzückenden
Fox=
terrier „Storch”, kann nur noch heute gezeigt werden.
— Palaſt=Lichtſpiele. Nur noch heute läuft die ſpannende
Skandalgeſchichte aus der Wiener Hofburg „Ein
Liebes=
roman im Haus Habsburg”, mit Carl Ludwig Diehl.
Paul Wegener, Ellen Richter u. a. Jugendliche haben Zutritt.
— Reſi=Theater. Das muſikaliſche Luſtſpiel. Liebe auf den
erſten Ton” mit Kammerſänger Carl Jöken und Lee Parry läuft
heute zum letzten Male. Den Ausbruch eines Vulkans erlebt
man ab morgen in dem phantaſtiſchen Tonfilm in deutſcher
Sprache „Das Ende von Maradu”, ein exotiſches Erlebnis aus
den Urwäldern Borneos. Dann Harry Piel in „Bobby geht los!”
Lokkerie für Arbeitsbeſchaffung.
Die Schlacht gegen die Arbeitsloſigkeit hat
be=
gonnen; mit größter Energie iſt die Reichsregierung an das Werk
der Arbeitsbeſchaffung gegangen. Bereits konnten 2
Millio=
nen deutſcher Volksgenoſſen wieder in den
Arbeits=
prozeß eingeſchaltet werden. Die Durchführung großer
Arbeitsbeſchaffungsprojekte iſt für die nächſte Zukunft geplant.
Die Hoffnung auf ſiegreiche Durchführung des Kampfes zur
Ueberwindung der Arbeitsloſigkeit, dieſer Geißel der Menſchheit,
iſt alſo begründet. Aber die erfolgreichen Anfänge dürfen nicht
über die Schwierigkeiten deſſen hinwegtäuſchen, was noch zu
lei=
ſten iſt. Erſt wenn die Millionen Arbeitsloſen, die heute noch
ohne Beſchäftigung ſind, ebenfalls Arbeit und Erwerb gefunden
haben, iſt das große Werk wirklich geſchafft. Daß es geſchafft
wird, daran muß jeder mitwirken. Dieſe Mitarbeit iſt ein
Gebot echter Volksgemeinſchaft. Sie liegt aber auch im
Inter=
eſſe eines jeden einzelnen, wenn er auch vielleicht noch Arbeit
hat, denn indirekt trifft die Arbeitsloſigkeit von Millionen
Volks=
genoſſen jedermann.
Nun hat die Reichsleitung der NSDAP. eine Lotterie
für Zwecke der Arbeitsbeſchaffung eingeleitet. Durch
Erwerb eines Loſes vermag jeder Volksgenoſſe zur
Ar=
beitsbeſchaffung beizutragen, und gleichzeitig gewinnt er die
Aus=
ſicht auf einen Lotteriegewinn. Die Preiſe der Loſe — das
Einzel=
los koſtet 1 RM., das Doppellos 2 RM. — ermöglichen einem
jeden die Beteiligung. Die deutſchen Sparkaſſen haben für
dieſen Weg Arbeitsmöglichkeiten zu ſchaffen, ihre Mitarbeit
gerne zur Verfügung geſtellt. Auch bei unſerer Städtiſchen
Sparkaſſe Darmſtadt ſind an den Schaltern Loſe
zu haben. Niemand bleibe unbeteiligt!
Ein Kleinluftſchiff landek in Darmſtadk.
Hn. Geſtern abend gegen 19 Uhr wurden die Einwohner
Darmſtadts durch ein etwas ungewöhnliches Motorengeräuſch auf
etwas ganz Beſonderes in den Lüften aufmerkſam gemacht. Es
war der „Odol=Zeppelin” DPN. 30, der auf ſeiner Rückreiſe von
Stuttgart nach Berlin Darmſtadt berührte und dort wegen
bevor=
ſtehender Dunkelheit landete. Nach mehreren Runden über der
Stadt flog der Zeppelin zum Flugplatz an der Nieder=Ramſtädter
Straße. Dort wurde erſt eine große Schleife gezogen, um Wind=
und Bodenverhältniſſe zu erkunden. Dann ſtieg der kleine
Bru=
der unſeres Ozean=Zepps, von der Nieder=Ramſtädter Straße
kommend, langſam aus den Höhen in unſeren Lebensbereich herab.
Der Motor wurde abgeſtellt und bei gedrücktem Höhenſteuer kam
der Zepp auf etwa 10—15 Meter. Es wurden die Fangſeile
ausgeworfen, die von der unten ſtehenden Mannſchaft ergriffen
wurden. Da der Zeppelin ja nur kleine Ausmaße hat, genügten
als Haltemannſchaft etwa 10—15 Leute bei ruhigem Wind.
Das Publikum, das ſich in erſtaunlich ſchneller Zeit geſammelt
hatte, war nun aber durch keine Verbotstafeln und Schranken
mehr zu halten und alles ſtürmte auf den Platz, um ſich den
„Odol=Zeppelin” aus der Nähe anzuſchauen.
Der Führer des Luftſchiffes, Herr Dipl.=Ing.
Tho=
mas — nebenbei ein alter Darmſtädter Akaflieger und
ſogar alter Aka=Herr mit der Nr. 1 — gab uns über den Flug
und das Luftſchiff bereitwillig und freundlich Auskunft: Es iſt
nach der amtlichen Bezeichnung ein DPN. 30 wobei D.
Deutſch=
land heißt, P. die Abkürzung iſt für den bekannten Erfinder,
Major v. Parſeval, und N. die Abkürzung für
Oberinge=
nieur Naatz, den Konſtrukteur. Die Zahl 30 bedeutet, daß es
das 30. Luftſchiff iſt, das auf der Werft gebaut wurde.
Eigen=
tümer iſt die Luftſchiff=Betriebsgeſellſchaft Berlin, zurzeit iſt das
Luftſchiff zu Propagandafahrten unterwegs. Es iſt 46. Meter
lang und 11 Meter im größten Durchmeſſer. Der Gasinhalt
be=
trägt 2600 Kubikmeter. Im Innern des Rumpfes befindet ſich
ein Laufgang. Unmittelbar hinter der kleinen Gondel wird ein
4flügeliger Propeller von einem 115=PS=Siemens=Halske=
Stern=
motor gedreht. Vier große Schwanzfloſſen beſorgen die
Steue=
rung. Dem Luftſchifftyp nach gehört es zum halbſtarren
Syſtem. Bedient wird das Luftſchiff von 3 Mann, von denen
einer eine Frau iſt, nämlich Frau Thomas, die Gattin
des Kapitäns, die das Amt des Steuermanns
verſieht. Das Luftſchiff war in Stuttgart um 14.40 Uhr
auf=
geſtiegen, hatte Pforzheim und Karlsruhe überflogen, dann unter
den Aufwinden der Bergſtraße ein wenig „gebockt”, aber
ſchließ=
lich unter ſeiner ſicheren Führung glücklich ſein Ziel erreicht. In
Darmſtadt bleibt es 10 Tage. Kurz nach der Landung
brachte ein Laſtwagen einen ſchweren Ankermaſt, an dem das
Luftſchiff befeſtigt wurde.
Heſſiſche Erfinder.
Auszug aus dem Patentblatt vom 27. Juli 1933.
A) Bekanntgemachte Patentanmeldungen.
Carl Schenck. Eiſengießerei und Maſchinenfabrik Darmſtadt
G. m. b. H., Darmſtadt, Selbſtreinigendes Schwingſieb.
Derſ. und Ludwig Preißmann. Pfungſtadt,
Auswuchtvor=
richtung.
Winfried Oppelt, Darmſtadt, Kühleinrichtung für Fahrzeuge
in Stromlinienform mit hinten eingebautem Motor.
B) Erteilte Patente.
Offenbacher Krankenfahrzeugfabrik Petri u. Lehr, Offenbae
am Main, Biegevorrichtung für Drahtgeflecht.
C H. Boehringer Sohn AG., Nd=Ingelheim a. Rh.,
Verfahre=
zur Darſtellung von Theophyllin und Paraxanthin.
Müller u. Kurth, KG. Offenbach a. M., Maſchine zun
Lochen von Riemen.
— Eine billige Sonderfahrt ins Bayeriſche Allgäu, in das vo
Kennern bevorzugte Ausflugsgebiet, veranſtaltet das Mitteleuro
päiſche Reiſebüro in der Zeit vom 12. bis 20 Auguſt. In den
Höhenluftkurort Sonthofen (748 Meter über dem Meer), be
Oberſtdorf, iſt ein achttägiger Erholungsaufenthalt vorge
ſehen. Dort iſt Gelegenheit zu lohnenden Spaziergängen und herr
lichen Ausflügen geboten. Proſpekte und Anmeldungen beim Mi.
teleuropäiſchen Reiſebüro, Frankfurt a. M. im Hauptbahnhof. und
Reiſebüro des Verkehrsvereins Darmſtadt, Adolf=Hitler=Platz 4
(Siehe Anzeige.)
Sette 6 — Nr. 214
Darmſädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Auguſt 1933
Battn s
Kopf hoch, Herrſchaften!
Wenn man euch ſo ſieht, Herrſchaften, wie ihr auf der Straße
geht, dann könnte man den ſchlimmſten Weltſchmerz an ſich
krie=
gen! Ihr laßt die Köpfe hängen und tut gerade ſo, als hätte
man euch den Hals geknickt. Iſt es denn wirklich ſo ſchwer, das
Leben?
Da ſchaut ihr vor euch hin in den Straßenſtaub — und was
ihr zu ſehen bekommt, iſt nichts anderes als graues Einerlei, das
euer Innenleben nur noch mehr verdunkelt. Wenn’s hoch kommt,
reicht euer Blick gerade zur Augenhöhe, und zwar in ein ebenſo
mieſes Geſicht wie das eure . .. und ſchon ſenkt ihr wieder den
Blick in den Straßenſtaub.
Man ſollte euch zwangsweiſe den Kopf hoch biegen, damit ihr
ſeht: es gibt den wunderbarſten blauen Himmel mit
märchen=
haften weißen Wolkengebilden; es gibt Sonnenglanz in den
Straßenfluchten und luſtiges Schattenſpiel; es gibt ſegelnde Vögel,
es gibt Blumenpracht an den Fenſtern — und es gibt mancherlei
Schones, und ihr ſeht es nicht!
Fühlt ihr euch etwa wohl in eurer Schwermutsgebärde? Faſt
könnte man’s glauben, denn faſt iſt es nicht zu verſtehen, daß ihr
nicht nützt, was mittels einer geringen Veränderung der
Kopf=
haltung zu erzielen iſt: durch freiheitlich in die ſchöne Welt
ge=
richteten Blick wird euer Innenleben frei von Schwermut; das
Schöne in der Welt ſpiegelt ſich in euch hinein, und es ſpiegelt
dann aus euch heraus und erſcheint, euch beſtens verändernd, auf
euren Geſichtern.
Es wird ja nichts nützen, was ich in guter Abſicht hier ſchreibe.
Ihr werdet weiterhin geſenkten Hauptes und ſchweren Gemütes
wandeln. Ihr ſeid ja ſo wenig begabt, mit Lebenskunſt! Euch
muß auf eine unſanftere Weiſe der Kopf gehoben werden — am
beſten ſo, wie es dieſer Tage einem jungen Manne euren Schlages
geſchah: er ging, als habe er der Menſchheit ganzen Jammer im
Schädel, ſchwermütig gebogenen Halſes auf dem Bürgerſteig und
rannte eben dieſen Schädel gegen einen Laternenpfahl; er — nicht
der Laternenpfahl, ſondern der junge Mann — mußte ohnmächtig
vom Platz getragen werden.
Das kann auch euch paſſieren. Deshalb, aber nicht nur im
In=
tereſſe eures Schadels, viel mehr im Intereſſe eures innerlichen
Wohlergehens:
Kopf hoch, Herrſchaften!
Der Polizeibericht meldel:
Fahrraddiebſtähle. Am Mittwoch wurde aus dem Hofe des
Hauſes Müllerſtraße 18 ein Herrenfahrrad, Marke Rixe=
Prä=
zioſer, Fabriknummer 277 194, und ein Herrenfahrrad, Marke
Opel, Fabriknummer unbekannt, geſtohlen.
Leichenländung. Der am Dienstag in Worms beim Baden
im Rhein ertrunkene 12jährige Volksſchüler Helmuth Löſch aus
Wachenheim wurde am Donnerstag vormittag in der Nähe des
Unglücksortes als Leiche geländet.
Autodiebſtahl. In der Nacht zum Mittwoch wurde in
Mann=
heim ein Perſonenkraftwagen, Marke Opel, Polizeikennzeichen
T R 27879 Fahrgeſtell= und Motornummer 91 320, mit rotem
Anſtrich, geſtohlen. Wo wurde der Wagen geſehen?
Vermißte. Am 1. Auguſt, gegen 22 Uhr, hat ſich die 46
jäh=
rige Ehefrau Eliſabeth Knell aus Weiterſtadt bei Darmſtadt
während der Abweſenheit ihrer Angehörigen aus ihrer Wohnung
entfernt und iſt bis jetzt nicht zurückgekehrt. Es wird vermutet,
daß ſie ſich ein Leid antut. Beſchreibung: Etwa 1,57 Meter groß,
mittelkräftig, rundes, blaſſes Geſicht, bräunlicher, graumelierter
Bubikopf, graublaue Augen, hellblonde Augenbrauen, lückenhafte,
ſchlechte Zähne. Bekleidung: Kleinrandiger beiger Strohhut,
dun=
kelblaues Sommerkleid mit weißem Kragen, dunkelbraune
Span=
genhalbſchuhe, beige Strümpfe. Sie trägt blaulederne Handtaſche
und Trauring, gez. G. K 25. 2. 23, bei ſich. — Seit Anfang
Juli wird der 22jährige Konditor Hermann Bauder aus
Offen=
bach vermißt. Beſchreibung: 1,75 Meter groß, ſchlank,
dunkel=
braune Augen, dunkelblondes Haar. Bekleidung: Hellgrauer Hut
und hellgrauer Anzug.
Als gefunden ſind gemeldet: 1 ſilberne Herrenarmbanduhr,
1 Damenhandtaſche. 1 Damenſchirm. 1 Portemonnaie mit Inhalt,
1 goldenes Kettenarmband. 1 ſilberne Vorſtecknadel, 1
Basken=
mutze, 1 Zigarrentaſche, 2 einzelne Handſchuhe, 1 Stück Stoff und
Gummiband, 1 Fahrradſchloß, 1 ſchwarzer Herrenhut, 2 Bund
Schlüſſel, 1 Damengürtel, 1 Gehäuſe von einer Armbanduhr,
1 Ringtenis, 1 Stablampe, 1 Nickelbrille, 1 Gummiknüppel. —
Zugelaufen: 1 Katze — Zugeflogen: 2 Tauben.
— „Der Rhein in Flammen”. Am Samstag, 5. Auguſt,
er=
ſtrahlt abends der Rheingau zwiſchen Geiſenheim und Mainz im
Glanz unzähliger Lichter und Feuer, zu deren Beſichtigung ein
großer Teil der Flotte der Köln=Düſſeldorfer aufgeboten iſt. Von
allen Rheinorten fahren feſtlich geſchmückte Schiffe, mit Muſik an
Bord, in den abendlichen Rheingau. Von Mainz zunächſt der
fahrplanmäßige Abenddampfer „Bismarck” um 18.30 Uhr, der
auf der Rückfahrt in Geiſenheim das Zeichen zum Beginn der
Beleuchtung gibt, wenn dort die anderen Feſtſchiffe eingetroffen
ſind — ſo von Mainz Dampfer „Oſtmark” der um 20.15 Uhr
von hier ohne Zwiſchenlandungen nach Geiſenheim fährt.
Been=
det ſind die Beleuchtungsfahrten etwa um 23 Uhr. Einzelheiten
über Zeiten und Preiſe bringt die heutige Anzeige auch die
beſonderen Ermäßigungen für Vereine und Geſellſchaften ab 15
Perſonen.
Lokale Veranſtaliungen.
Die dierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinwelſe auf Amsstigen gu betradhten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritfk.
— Militärkonzert im Heſſiſchen Hof. Heute abend
konzertiert die Kapelle der SA.=Standarte 143 unter Matthias
Weber. Soliſten des Abends ſind die Herren Ludwig
Man=
tel (Cornet 4 Piſton) und Rich. Hain (Poſaune). Das Konzert
iſt im Volkston gehalten. (Siehe Anzeige in heutiger Ausgabe.)
— Saalbau=Garten. Morgen, Samstag abend 8 Uhr:
Großes Sommernachtfeſt mit Tanz. Rheiniſcher Abend Erſtklaſſige
Tanzkapelle, Muſikzug Standarte 115. Leitung: Willy Schlupp.
Illumination der Gartenanlagen. (Siehe Anzeige.)
Vereinskalender.
— Verein ehem. 117er Darmſtadt. Heute abend
Mitgliederverſammlung im Vereinslokal. Zahlreiche Beteiligung
wird erwartet.
— Krieger= und Militärverein Graf v.
Haeſe=
ler. Die Kameraden werden nochmals an die
Monatsverſamm=
lung am 5. Auguſt. abends 8.15 Uhr, im Vereinslokal erinnert.
Ueber die Neuorganiſation des Kriegervereinsweſens ſind wichtige
Mitteilungen, auch Satzungsänderungen zu machen. Alſo
Kame=
raden, pünktlich und reſtlos erſcheinen. Auch auf das
Vereins=
ſchießen am 6. Auguſt, von vormittags 10 Uhr ab. machen wir
auf=
merkſam.
F. A. R. 111 treffen ſich Samstag, den 5. Auguſt, im
Heſſiſchen Hof.
Tageskalender für Freitag, den 4. Anguſt 1933.
Landestheater, Kleines Haus: „Wo die Lerche ſingt”.
Union: „Kind. ich freu' mich auf dein Kommen” — Helia: „Da
tanzende Paris”. — Palaſt: Ein Liebesroman im Hauſe Habs
burg”. — Reſi=Theater: „Liebe auf den erſten Ton”. — Wein
ſtube zum Stachel, Roßdörfer Straße 24: „Eröffnungsfeier”.
Heſſiſcher Hof: Konzert.
Gokkesdienſt der Iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 4. Auguſt: Vorabendgottesdienſt 7.30 Uhr.
Samstag, 5. Auguſt: Morgengottesdienſt 8.30 Uhr. Predigt.
Sabbatausgang 8.55 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 700, abds, 75 Uhr.
Auftakt zur Funkausſtellung.
Rundfunkeinheit und Volksempfänger.
Berlin im Zeichen der 10. Jubiläumsfunkausſtellung. Berlin
im Zeichen des nationalſozialiſtiſchen Rundfunks! — Das ſoll die
Loſung ſein, die vom 18 bis 27. Auguſt die deutſchen Gaue
über=
ſchwemmt und die Volksgenoſſen aufruft zum Beſuch der erſten
Funkausſtellung, die ſich mit Stolz eine deutſche und eine
natio=
nalſozialiſtiſche nennen darf. Ganz anders, wie in den
Vor=
jahren die Funkausſtellungen des Syſtems, wird ſich dieſe
Funk=
ausſtellung im erſten Jahre der deutſchen Erhebung der
Mit=
welt zeigen. Waren die früheren Ausſtellungen hauptſächlich
Radiomeſſen, auf denen die Funkinduſtrie an techniſchen
Neuerun=
gen des Funkweſens ausſtellte, was der Funkhandel vertreiben
ſollte, und auf denen ſich zu den Geſchäften zwiſchen Induſtrie
und Handel ein paar funkbegeiſterte Hörer als Schauluſtige dazu
fanden, ſo ſteht dieſe 10 Jubiläumsfunkausſtellung entſcheidend
unter den großen politiſchen und geiſtigen Geſichtspunkten der
deutſchen Rundfunkeinheit, wie ſie in der kürzlich erfolgten
Grün=
dung der Nationalſozialiſtiſchen Rundfunkkammer verwirklicht
worden iſt. So wird denn die kommende Funkausſtellung keine
Meſſe, ſondern tatſächlich eine Ausſtellung ſein, bei der alle
Kräfte der Induſtrie, des Handels, des Rundfunks und der
Hörerorganiſationen im nationalſozialiſtiſchen Gemeinſchaftsgeiſt
Zeugnis ablegen für das techniſche Wunderinſtrument Rundfunk.
das als ein Inſtrument der politiſchen Willensbildung unſeres
Volkes erſt durch den Nationalſozialismus zu einem eigentlichen,
vorher nie geahnten Wunderwerk geworden iſt. Es iſt heute
nicht mehr möglich, daß Funkinduſtrie und Funkhandel ein durch
ihre wirtſchaftlichen Sonderheiten bedingtes Eigenleben neben
den politiſchen und geiſtigen Kräften des Rundfunks führen.
Vielmehr ſind dieſe beiden Wirtſchaftsmächte unmittelbar
ver=
bunden mit dem Rundfunk ſelbſt, der auf der Sendeſeite von
den deutſchen Rundfunkgeſellſchaften und auf der Empfängerſeite
von den Hörerorganiſationen verkörpert wird. Als Symbol
die=
ſer, wie die Erfahrung lehrt, nur unter nationalſozialiſtiſcher
Führung möglichen Rundfunkeinheit iſt der Volksempfänger zu
werten, das Einheitsgerät, das breiteſten Volksſchichten den
Er=
werb eines hochwertigen Empfangsapparates ermöglichen ſoll.
Die 28 apparatebauenden Firmen der deutſchen Funkinduſtrie
haben ſich mit dem Funkhandel vereint, um ein qualitativ
hoch=
wertiges Funkgerät zu ſchaffen, das durch ſeine Preiswürdigkeit
— es koſtet nur 76 Mark — den Rundfunk in jeden deutſchen
Haushalt tragen ſoll. Als Typ des Volksempfängers wurde der
des Einkreisempfängers gewählt, deſſen Trennſchärfe und
Empfindlichkeit durch Verwendung eines guten, möglichſt
verluſt=
frei gebauten Eingangskreiſes geſteigert ſind und durch
Anwen=
dung der Rückkoppelung noch erhöht werden können. Die für
den Anſchluß an Gleich= und Wechſelſtrommnetze beſtimmten
Ge=
räte enthalten zwei Röhren: Audion und Endſtufe für
Nieder=
frequenz. Der Volksempfänger ſoll zunächſt den Tagesempfang
des nächſten Bezirksſenders und nach Möglichkeit den Empfang
des Deutſchlandſenders ſicherſtellen. Mit dieſer ſozialen Tat der
Schaffung eines billigen und leiſtungsfähigen Volksempfängers
hatten ſich die deutſche Funkinduſtrie und der deutſche Funkhandel
aktiv an dem nationalpolitiſchen Aufgabenbereich des Rundfunks
beteiligt. Denn alles, was im Rundfunk geſchieht, geſchieht unter
dem Geſichtspunkt der nationalen und ſozialiſtiſchen
Wirklich=
keits= und Weltanſchauungsgeſtaltung. Dabei haben Funkinduſtrie
und Funkhandel erkannt, daß von der Güte und Preiswürdig=
keit ihrer Apparate die Hörerzahl des nationalſozialiſtiſchen
Rundfunks abhangt. Je ſozialiſtiſcher, d. h. je billiger und
da=
mit produktiver Induſtrie und Handel arbeiten werden, um ſo
nationaler, d. h. werbender für die Ideen des
Nationalſozialis=
mus wird ſich in einer möglichſt hohen Zahl von Hörern der
Erfolg ihrer Arbeit auswirken. Die deutſche Volks= und
Schick=
ſalsgemeinſchaft kann gar nicht überzeugender repräſentiert
wer=
den als durch die auf der 10. Jubiläumsrundfunkausſtellung
ſichtbar zum Ausdruck kommende deutſche Rundfunkeinheit. Jeder
Volksgenoſſe wird gern die Gelegenheit benutzen, die deutſche
Funkausſtellung und damit auch die deutſ he Reichshauptſtadt, die
Zentrale des nationalſozialiſtiſchen Wiederaufſtiegs und der
natio=
nalſozialiſtiſchen Ordnung, zu beſuchen, wenn er hört, daß ſeitens
der Eiſenbahn weitgehende Fahrpreiserleichterungen gewährt
werden, die eigentlich jedem Menſchen den Beſuch der deutſchen
Funkausſtellung ermöglichen. Von beſonders wichtigen Orten
werden ſogenannte Verwaltungsſonderzüge mit mindeſtens 50
pro=
zentiger Fahrpreisermäßigung verkehren. Wenn aus einem
Be=
zirk ſehr viele Anfragen nach dieſen Sonderzügen einlaufen, wird
ſich die betreffende Reichsbahndirektion gerne zur Veranſtaltung
von Sonderzügen entſchließen. Deshalb iſt es erwünſcht, daß
recht viele Intereſſenten an der Funkausſtellung ſofort wegen der
Sonderzüge an ihre zuſtändige Reichsbahndirektion ſchreiben.
Gro=
ßere Organiſationen können bei der Reichsbahn Geſellſchafts=
Sonderzüge beantragen. Dafür müſſen mindeſten. 300
Fahrkar=
ten 3. Klaſſe gelöſt werden. Die Ermäßigung beträgt 40
Pro=
zent. Bei gemeinſamen Fahrten von Schülern und
Studieren=
den unter Leitung der Lehrer wird, wenn die Fahrt zu
wiſſen=
ſchaftlichen und belehrenden Zwecken erfolgt, eine
Fahrpreis=
ermäßigung von 50 Prozent gewährt. Mindeſtteilnehmerzahl
1:10 Perſonen. Reiſegeſellſchaften von mindeſtens 12 Perſonen,
die in den gleichen Zugen vom gleichen Bahnhof abfahren
be=
kommen ebenfalls eine Fahrpreisermäßigung. Bei einer
Teil=
nehmerzahl zwiſchen 12 und 50 Perſonen beträgt die Ermäßigung
25 Prozent, bei einer Teilnehmerzahl von 51 und mehr Perſonen
33½)= Prozent. Innerhalb eines Kreiſes von rund 300
Kilo=
metern um Berlin liegen aus Anlaß der Funkausſtellung in der
Zeit vom 17. bis 27. Auguſt in allen Bahnhöfen an allen Tagen
Sonntagsrückfahrkarten nach Berlin aus. Dieſe Karten gelten
jeweils vier Tage. Von weiter als 300 Km, entfernt
liegen=
den Orten kann dieſe Vergünſtigung erſt bei der 300=Km.=Grenze
in Anſpruch genommen werden. Für alle diejenigen, die in
Ber=
lin nicht beſonders gut Beſcheid wiſſen, ſei auf die Einrichtung
der Gutſcheinhefte für einen dreitagigen Aufenthalt in der
Reichshauptſtadt verwieſen, die zum Feſtpreiſe von 35,50 RM.
Unterkunft in gutbürgerlichen Hotels mit Frühſtück Mittag= und
Abendeſſen enthalten. Ferner wird den Inhabern des
Gutſchein=
heftes für den genannten Preis geboten: Eine Rundfahrt durch
Berlin, eine Auffahrt auf den Funkturm und ein einmaliger
Eintritt in die Funkausſtellung. Die Reichshauptſtadt tut alles,
um ihren auswärtigen Gäſten den Beſuch der
nationalſozialiſti=
ſchen Funkausſtellung zu erleichtern und den deutſchen
Volks=
genoſſen aus eigener Anſchauung mit der politiſchen, geiſtigen
und wirtſchaftlichen Struktur des Rundfunks bekannt zu machen.
Berlin im Zeichen der 10. Jubiläumsfunkausſtellung, Berlin im
Zeichen des nationalſozialiſtiſchen Rundfunks! — Mögen viele
deutſche Volksgenoſſen den Ruf vernehmen und ihm begeiſtert
Folge leiſten. Denn durch ihr tätiges Intereſſe am Rundfunk
tragen auch ſie ihren Teil am deutſchen Wiederaufbau im
natio=
nalſozialiſtiſchen Geiſte bei.
Aus Heſſen.
Reichs=Lutherkag.
EPH. Der 10. November 1933 der Tag, an dem ſich zum
450. Male der Geburtstag D. Martin Luthers jährt, ſoll in allen
Teilen des evangeliſchen Deutſchlands feſtlich begangen und als
Reichsluthertag zu einem Feiertag des geſamten deutſchen
Prote=
ſtantismus ausgeſtaltet werden. Der deutſche Proteſtantismus muß
am 10. November bekunden, daß er ſich einig weiß in dem
ge=
meinſamen Bekenntnis zur deutſchen Reformation und ihrem
Bahnbrecher, zu dem durch ihn uns neu geſchenkten Evangelium.
Feiern in Kirchen und Schulen durch große Kundgebungen an allen
Orten, durch Bühne, Film und Rundfunk werden das Gedachtnis
Martin Luthers in unſerem Volk wieder lebendig machen. Es hat
ſich ein Ausſchuß gebildet auf Anregung des Evangeliſchen
Bun=
des, in dem die Glaubensbewegung „Deutſche Chriſten” , der
Evan=
geliſche Preßverband, der Guſtav=Adolf=Verein und die Innere
Miſſion vertreten ſind, und der eine Einheitsfront evangeliſcher
Großverbände darſtellt, von der die geplanten Feiern getragen
werden ſollen.
Dg. Arheilgen, 3. Aug. Ausdem Gemeinderat. Herr
Bürgermeiſter Birkenſtock gedachte einleitend des Tages des
Kriegsausbruches im Jahre 1914 und all derer, die in dem großen
Ringen ihr Leben für das Vaterland einſetzten und auf dem Felde
der Ehre ihr Leben ließen. Zu ihren Ehren erhoben ſich die
Ver=
ſammelten von den Sitzen. — Der Gemeindevoranſchlag für das
Rechnungsjahr 1933 lag den Ratsmitgliedern ſchriftlich vor und
ſchließt in Einnahmen und Ausgaben mit 471677 RM. In der
Ausſprache wurde feſtgeſtellt, daß die Verwaltung bei der
Auf=
ſtellung die einzelnen Poſitionen recht ſparſam eingeſetzt hat, ſo
daß der Voranſchlag nach einigen kleinen Abänderungen im
gan=
zen die Genehmigung des Rates findet. — Das Geſuch des
Wil=
helm Rühl um Erteilung der Wirtſchaftskonzeſſion für die
Turn=
halle des Turnvereins wird befürwortet. — Für Feſtſtellung der
Höhepunkte des Ortes belaufen ſich die Koſten auf 236.— RM.
Dieſer Betrag war ſchon vom alten Gemeinderat genehmigt und
findet die Zuſtimmung des neuen Rates — In den
Steueraus=
ſchuß werden folgende Mitglieder beordert: Bürgermeiſter
Birken=
ſtock, Beigeordneter Zeidler und Rat Vöglin; als
Gemeindever=
treter in die Bezirksſparkaſſe Langen Bürgermeiſter Birkenſtock,
Beigeordneter Zeidler, Fraktionsvorſitzender Hettinger und Rat
Weſp, außerdem wird Beigeordneter Zeidler in den Aufſichtsrat
berufen. Zu Viehſchätzern nach dem Reichsviehſeuchengeſetz
wer=
den beſtellt Rat Knöbel und Fachberater Wilhelm Brücher, als
deren Stellvertreter die Ratsmitglieder Ludwig Benz 3. und
Hein=
rich Gärtner. — Wegen der Gleisverlegung (Ausweiche) der
elek=
triſchen Straßenbahn von der Firma Merck über die Halteſtelle
Hammelstrift hatte die Heag den Antrag geſtellt, die Gemeinde
ſolle das hierfür erforderliche Gelände ankaufen. Der Rat lehnt
dieſen Antrag einmütig ab, da er auf dem Standpunkt ſteht, daß
der Bau der neuen Autoſtraße ja an ſich eine fühlbare Entlaſtung
des Verkehrs auf der Darmſtädter Straße mit ſich bringt. Sollte
die Heag als Hauptintereſſent den Ankauf des Geländes ſelbſt
tätigen wollen, ſo ſteht dem nichts im Wege. — Dem Geſuch der
Jagdpächter um Ermäßigung der Jagdpacht wird nach einem
Urteil des Jagdgerichts dahin entſprochen, daß die Sätze um 40
Prozent bzw. um 33 Prozent ermäßigt werden. — In Erledigung
einer Beſchwerde des Plakatinſtituts Ibel u. Lotz wegen
Miß=
brauchs von Reklameanſchlägen an Häuſer und Wänden wird
be=
ſchloſſen, einen entſprechenden Nachtragsentwurf für das
Ortsbau=
ſtatut aufzuſtellen und miniſterielle Genehmigung einzuholen —
Einem Antrag des Telegraphenbauamtes um Durchführung eines
Drainagekanals in der Fuchsſtraße wird zugeſtimmt, da der
Ge=
meinde keine Koſten entſtehen. — Für Zwecke der
Arbeitsbeſchaf=
fung ſteht der Gemeinde ein Kredit von 39 500 RM. zur
Ver=
fügung, worüber der Bürgermeiſter Aufklärung gibt. Die Summe
iſt innerhalb 20 Jahren rückzahlbar, die jährliche Abfindung
be=
trägt 6 Prozent. Jedoch muß der volle Betrag nicht in Anſpruch
genommen werden. Der Bürgermeiſter macht auf verſchiedene
Arbeiten aufmerkſam, die mit dieſem Kredit finanziert werden
können, wodurch einer Anzahl Erwerbsloſer und
Wohlfahrts=
empfänger Verdienſtmöglichkeit gegeben wird. Der Rat beſchließt
nach Ausſprache die Aufnahme eines in ſeiner Höhe noch nicht
be=
ſtimmten Kredites — Ein zur Zucht untauglicher Faſel ſoll
ver=
kauft werden. — Die durch das Hochwaſſer im vorigen Jahre
weg=
geriſſene Geraubrücke, die in Holz errichtet wurde, ſoll durch eine
ſtabile Brücke erſetzt werden. — Zur Herſtellung einer
Stauvor=
richtung am Schwimmbad am Arheilger Mühlchen ſind 150
Man=
nesmannröhren notwendig. Der erforderliche Betrag hierfür iſt
im Voranſchlag vorgeſehen und wird bewilligt. — Auf Antrag des
Rates Michard ſollen die Rechnungsbelege der Gemeinde ab 1922
nachgeprüft werden. Rat Vöglin wird mit dieſer Aufgabe
be=
trant.
P. Rüſſelsheim, 3. Aug. Der neue Gemeinderat beſchloß für
unſere Gemeinde die Einführung einer Filialſteuer in Höhe von
100 Prozent der kommunalen Gewerbeſteuern, d. b. pro hundert
Mark Steuerwert vom gewerblichen Anlage= und Betriebskapital
126 Mk., vom Gewerbeertrag 3,12 Mk. In die Filialſteuern wird
auch die hieſige Filiale des Mainzer Konſumvereins eingeſchloſſen.
J. Griesheim, 3. Aug. Empfang der Turnfeſtſieger.
Zum Empfang der Turnfeſtſieger der hieſigen Turnerſchaft mit
noch etwa 20 Vereinsmitgliedern hatten ſich am Heagbahnhof eine
Abordnung des Vereins mit Spielmannszug und Turnerjugend
ſowie zahlreiche weitere Vereinsmitglieder eingefunden. Beim
Einfahren der Straßenbahn ſpielte der Spielmannszug einen
ſchneidigen Turnermarſch. Den Siegern und dem Fahnenträger
wurden Blumenſträuße von Turnerinnen und Damen des Vereins
überreicht, und nun ging es unter Vorantritt des
Spielmanns=
zuges zum Vereinslokal. Dort gedachte Führer Kunz nochmals
der erhebenden Tage in Stuttgart. Seine Rede klang aus in
einem dreifachen „Gut Heil” auf die Sieger. Es erreichten
Hein=
rich Widmaier und Philipp Schneider je einen 31. Sieg
im Zwölfkampf, Willi Schaffner einen 46. Sieg im
Zwölf=
kampf. So waren die Tage in Stuttgart für alle Feſtteilnehmer
begeiſternde Erlebniſſe, die ſie anſpornen mögen zur weiteren
Mit=
arbeit in der Deutſchen Turnerſchaft und damit zum nationalen
Aufbau unſeres lieben deutſchen Vaterlandes. „Sieg=Heil.”
Weiße Schwalbe. Seit einigen Tagen beobachten auf dem
Felde arbeitende Landwirte an der Wolfskehler Chauſſee an der
Fohlenweide eine weiße Schwalbe.
— Eberſtadt a. d. B., 3. Aug. Verein „
Soldatenkame=
radſchaft”. In einer außerordentlichen Generalverſammlung,
die ſehr gut beſucht war, wurde in Anweſenheit des
Bezirksfüh=
rers des Haſſiaverbandes, nachdem der ſeitherige Vorſtand ſeine
Aemter niederlegte, der Führer bekanntgegeben, der ſich ſeine
Mitarbeiter beſtimmte. Die jetzige Führung des Vereins
ent=
ſpricht nunmehr voll und ganz den Beſtimmungen unſeres
ober=
ſten Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler. Mit einem Appell
des Führers des Vereins an die Mitglieder, dem Verein auch
weiterhin die Treue zu halten und nach Abſingen des 1. Verſes
des Horſt=Weſſel=Liedes ſchloß der eindrucksvolle Akt der
Gleich=
ſchaltung. Der ſeitherige 1. Vorſitzende wurde in Anbetracht
ſei=
ner Verdienſte um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 3. Aug. Kirchweihe. Am
kommen=
den Sonntag und Montag findet dahier die Kirchweihe ſtatt. Als
eine der erſten Kirchweihen in der Umgebung wird ſie von
Fremden gerne beſucht. Auch in dieſem Jahre haben ſich die
Gaſt=
wirte wiederum beſtens gerichtet. — Schnakenbekämpfung.
Das Kreisamt hat Anordnungen zur Bekämpfung der
Schnaken=
plage getroffen. Als Vertrauensmann in hieſiger Gemeinde wirkt
Lehrer Lautenſchläger. Zu Anfang nächſter Woche wird mit den
Bekämpfungsmaßnahmen begonnen.
G. Ober=Ramſtadt, 3. Aug. Ernte. Die Erntearbeiten ſind
hier, dank des jetzt wieder regenfreien Wetters, in vollem Gange.
Die Dreſchmaſchinen haben ſchon gut zu tun, und bei weiterem
günſtigem Wetter wird die geſamte Getreideernte in etwa zwei
Wochen geborgen ſein. Mit dem Ertrag iſt man im allgemeinen
zufrieden. — In der letzten Ratsſitzung wurden als
Rats=
mitglieder neu verpflichtet: Lehrer Chr. Adelberger, Gaſtwirt
Karl Suppes, Müller Peter Franz Schneider 2., Landwirt Friedr.
Scholderer und Schreiner Leonhard Schröbel, ſo daß der
Gemeinde=
rat jetzt 12 Mitglieder zählt. Der Gemeindevoranſchlag wurde im
Entwurf der Verwaltung angenommen. Der vorjährige
Fehl=
betrag von 70 000 Mark wurde ausgeglichen und die
Steueraus=
ſchlagsſätze wurden in gleicher Höhe wie im Vorjahre feſtgeſetzt.
— Turnverein 1877. Das diesjährige Sommerfeſt des
Vereins findet am Sonntag, den 6. d. M., auf dem
Turnhallen=
gelände in der Adolf=Hitler=Straße ſtatt und wird am Abend
vorher mit einer nationalen Feierſtunde eingeleitet.
Werſau, 3. Auguſt. Am Sonntag, den 13. d. M., findet hier
das Jugendturnen des 3. Kreiſes des Odenwaldbezirks ſtatt.
Gleichzeitig feiert der Turnverein Werſau das Feſt der
Fahnen=
weihe und am vorhergehenden Abend, die Feier des 25jährigen
Beſtehens. Die Vorbereitungen ſind in vollem Gange.
m. Beerfelden, 3. Aug Einigkeit unter den
Dreſch=
maſchinenbeſitzern. In Gegenwart der
landwirtſchaft=
lichen Fachberater hielten die Dreſchmaſchinenbeſitzer der Oberzent
im Bären eine Verſammlung ab. In einer Ausſprache über die
für die Dreſchkampagne geltenden Preiſe wurde vereinbart: Der
Dreſchlohn beträgt bei einer Dreſchzeit von 10 Stunden pro Stunde
5 RM. einſchließlich Bindegarn, jedoch ausſchließlich Brand oder
Brennſtoff. Bei einer Dreſchzeit von 5—10 Stunden erfolgt ein
Aufſchlag von 10 Prozent auf den Grundlohn. Bei einer
Dreſch=
zeit unter 5 Stunden erfolgt ein Aufſchlag von 20 Prozent auf
den Grundlohn. Die Preiſe gelten nur für Barzahlung innerhalb
30 Tagen. Bei Hallendruſch und Stellung des Brandes und des
Bindfadens beträgt, der Preis vro Stunde 9 RM. —
Sieg=
reiche Turner. Auch die Wettkampfteilnehmer des hieſigen
Turnvereins können mit Stolz und Genugtuung auf das nun
be=
endete Deutſche Turnfeſt in Stuttgart zurückblicken. Im
Zwölf=
kampf der Männer erhielten in der 1. Klaſſe Heinrich Beyſel
den 54. Sieg. Heinrich Federlin den 57. Sieg. Beim
Fünf=
kampf der Männer erhielt Heinrich Berger den 29. Sieg. Der
Verein bereitete den Siegern in der Turnhalle einen feſtlichn
Empfang.
Freitag, 4. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 214 — Seite 7
Die Kirchenwahlen in Heſſen
ſind, ſoweit uns bekannt geworden iſt, überall ohne beſondere
Vorkommniſſe abgelaufen. Faſt überall wurde vorher eine
Eini=
gung unter den Gruppen erzielt, ſo daß nur ein Wahlvorſchlag
eingereicht wurde, der dann als gewählt angeſehen werden konnte,
vorſtände zu bilden und dann die Wahlen zum Dekanatstag und
dem Landeskirchentag vorzunehmen. Dieſe letztere Wahl iſt
ent=
ſchieden die wichtigſte, da von ihr die Zuſammenſetzung des
Lan=
deskirchentages, der geſetzgebenden kirchlichen Körperſchaft,
ab=
hängt. Dieſer neue Landeskirchentag hat dann die große
Auf=
gabe, die Frage der Geſtaltung der neuen heſſiſchen Kirche zu
ent=
ſcheiden und ihr die verfaſſungsmäßige Form zu geben.
Die Bedeutung der Neuwahlen iſt die, daß in allen Teilen
des Landes der klare Wille der Bevölkerung zum Ausdruck kamf,
den kirchlichen Neubau in engſter Fühlung mit dem ſtaatlichen
Neubau zu vollziehen.
Cd. Michelſtadt, 3. Aug. Seitens der Bürgermeiſterei waren
die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Michelſtadt in das
Vereinslokal „Grüner Baum” eingeladen worden, um die
Gleich=
ſchaltung der Feuerwehr vorzunehmen. Der Saal war voll
be=
ſetzt, als Bürgermeiſter Dr. Leber mit einer Anſprache die
Ver=
ſammlung eröffnete. Er führte folgendes aus: Wir ſind heute
abend hier zuſammengekommen, um auch die Freiwillige
Feuer=
wehr entſprechend der Neugeſtaltung der Dinge im Reiche, im
Lande Heſſen und in der Gemeinde Michelſtadt neu zu formen.
Der neue Staat iſt im Begriff, das Prinziv der Totalität auf
allen Lebens= und Aufgabengebieten hundertprozentig zu
verwirk=
lichen, d. h., wo immer eine Vielheit deutſcher Volksgenoſſen zur
Erfüllung einer beſonderen Aufgabe zuſammengeſchloſſen iſt, da
ſollen Männer die Führung übernehmen, die durch ihre
bis=
herige Haltung den Beweis geliefert haben, daß ſie befähigt ſind,
nicht nur im althergebrachten landläufigen Sinne ihre Pflicht zu
tun, ſondern auch die ihr anvertraute Gefolgſchaft ganz und gar
mit dem Geiſt zu erfüllen, der das Fundament des neuen Staates
ausmacht. Bürgermeiſter Dr. Leber ernannte hierauf als den
neuen 1. Brandmeiſter Guſtav Creutz und als 2. Brandmeiſter
Ludwig Meyer und gab den Vorſitz an den neuen Brandmeiſter
Creutz, der damit auch zugleich als Vorſitzender der Wehr
fun=
giert, ab. Der ſeitherige Brandmeiſter Kaffenberger wurde in
Anbetracht ſeiner 41jährigen Dienſtzeit zum Ehrenbrandmeiſter
ernannt. — Creutz beſtimmte ſodann ſeine Mitarbeiter und gab
dann noch bekannt, daß zwei Uebertritte von der paſſiven zur
ak=
tiven Wehr erfolgten, ferner wurden ſechs Neuaufnahmen
ge=
tätigt. Ein Teil der letzteren hatte ſich früher ſchon aktiv in der
Wehr betätigt. Bürgermeiſter Dr. Leber gab ſeiner Freude
Aus=
druck, daß die Gleichſchaltung in der Freiwilligen Feuerwehr
Michelſtadt ſo reibungslos vor ſich gegangen ſei. Die
Verſamm=
lung wurde mit dreifachem Sieg=Heil auf das deutſche Vaterland,
den Reichspräſident von Hindenburg und den Volkskanzler Adolf
Hitler geſchloſſen.
m. Aus dem Sensbachtal, 3. Aug. Geteiltes Leid. Die
Zerſtörung an den Gemeindewegen durch die Gewitter der letzten
Wochen iſt ſo bedeutend, daß die Mittel der Gemeinde nicht
aus=
reichen, die Schäden auch nur einigermaßen zu beheben. Die
Ge=
meinde Ober=Sensbach beſchloß deshalb, jedem Ortsbürger die
Pflicht aufzuerlegen, drei Tage unentgeltlich an der
Wiederher=
ſtellung der Wege zu arbeiten. — In Unter=Sensbach gelang es,
einen wegen Diebſtahl und anderer Delikte geſuchten Miſſetäter
zu faſſen; es iſt der mehrfach vorbeſtrafte Laborant E. H..
Nach=
dem er von der Hilfspolizei zweimal aufgeſtöbert, aber immer
wieder flüchtig gegangen war, wurde er von der Gendarmerie
mit Unterſtützung des Publikums feſtgenommen und von der
Beer=
felder Gendarmerie mit ſeiner Geliebten nach Darmſtadt
einge=
liefert.
Dp. Zwingenberg, 2. Aug. Hier wurde in der
Kleinkinder=
ſchule das Jahresfeſt gefeiert. Nach einem Eingangslied, welches
von dem Poſaunenchor begleitet wurde, hielt der Ortsgeiſtliche,
Herr Pfarrer Kempf, eine der Feier entſprechende Anſprache,
an welche ſich die Darbietungen der Kleinen, welche den
Ge=
fallen der Anweſenden fanden, anſchloſſen. Der
Kinderſchulſchwe=
ſter gebührt für die Hingabe, mit welcher ſie ihre Kleinen in
jeder Weiſe betreut, herzlicher Dank. Der evangeliſche
Frauen=
verein hatte den Kindern Brezeln und Fähnchen geſtiftet. Mit
dem Lied „Ach bleib mit deiner Gnade”, fand die Feier ihren
Ab=
ſchluß. Kurz vor dem Verlaſſen des Saales ſtimmten die Kleinen
ſpontan das Horſt=Weſſel=Lied an.
Em. Heppenheim, 2. Aug. Stadtratsſitzung. Da die
Amtszeit des Beigeordneten Wattendorf für beendet erklärt
wurde, erfolgte die Einführung und Verpflichtung des
kommiſ=
ſariſch beſtellten Beigeordneten, Herrn Ernſt Schneider. An
deſſen Stelle rückt als Ratsmitglied der Ortsgruppenleiter Willi
Koch, deſſen Einführung und Verpflichtung anſchließend
vorge=
nommen wurde. Das Ratsmitglied Pfleiderer zog die früher
zu=
gebilligte Bereitwilligkeit, die Zentrumsratsmitglieder als
Hoſpitanten zuzulaſſen, zurück, worauf Herr Müller vom
Zen=
trum erklärte, daß ſeine Fraktion bis zuletzt habe ausharren
wollen, der nationalſozialiſtiſchen Bewegung aber nicht hindernd
im Wege ſtehen möchte. Nach dankenden Worten des Herrn
Bür=
germeiſters Schiffer verließen die Zentrumsratsmitglieder den
Saal. Es wurde noch beſchloſſen, die für die Einrichtung des
Ar=
beitsdienſtlagers benötigten 216 Swinde durch hieſige
Hand=
werker herſtellen zu laſſen. — Kriegerverein. Der neue
Vorſtand ſetzt ſich wie folgt zuſammen: 1. Vorſitzender:
Steuer=
inſpektor Friedrich, ſtellvertretender Vorſitzender Architekt Franz
Metzendorf, Schriftführer Poſtſchaffner Jakob Rettig und Rech=
Fer Bankbeamter Georg Neher. Von den Beiräten wurde
Feld=
ſchütz Phil. Kohl Obmann für Kriegsbeſchädigte und
Krieger=
hinterbliebene. Für die Errichtung eines Krieger=Ehrenmals, für
die ein Betrag von 8000 Mark bisher geſammelt wurde, iſt vom
Stadtrat der Platz am alten Kriegerdenkmal in Erwägung
ge=
zogen worden. Die Mitglieder des Verbands der Kb. und Kh.
ſind in die NS.=Kriegsopferverſorgung überzuleiten. — Der
Vogelſchutzverein unternahm die 5. Führung durch unſere
heimiſche Vogelwelt, die das Gelände hinter der Bahn zum Ziele
hatte. — Verkehrsunfall. Eine Radfahrerin, die an der
evangeliſchen Kirche in die Hauptſtraße einbiegen wollte, ſtieß
mit einem Motorradfahrer zuſammen und wurde derartig
ver=
letzt, daß ſie ins Krankenhaus überführt werden mußte.
Polt und Heimat.
Der Führer des Kampfbundes für deniſche Kulkur in Frankfurk, Fahrenbruch, in Dreieichenhain.
Wie ſchön iſt es, eine Heimat zu haben, eine
Heimat, mit der man durch Geburt,
Erinne=
rungen und Liebe verwachſen iſt. (Bismarck.)
Dieſe Heimatgedanken pflegt ſchon, ſeit 24 Jahren der
Ge=
ſchichts= und Verkehrsverein Dreieichenhain, der am vergangenen
Samstag abend zu einem deutſchen Heimatabend, verbunden mit
Gleichſchaltung, zuſammengerufen hatte. Die Veranſtaltung fand
im Burggarten ſtatt, ſie mußte aber wegen des ſpäter einſetzenden
Regens im Gaſthaus „Zur Krone” zu Ende geführt werden. Die
Vortragsfolge war ganz auf einen ſolchen Abend eingeſtellt, und
man konnte ernſte, zu Herzen gehende Worte vernehmen. Die
Geſangsdarbietungen ſtanden auf hoher Stufe und wurden mit
Beifall aufgenommen. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung ſtand
der Vortrag des Herrn Kunſtmalers und Bildhauers
Fahren=
bruch, Führer des Kampfbundes für deutſche Kultur in
Frank=
furt, über „Volk und Heimat‟ Er führte u. a. aus: Wenn
ich die Ehre habe, zu Ihnen hier zu ſprechen, ſo möchte ich Ihnen
auch ſagen, daß ich mich herzlich gefreut habe, als man dieſes
Er=
ſuchen an mich richtete, denn ich fühle mich heimatlich mit Ihnen
verbunden, obwohl ich ein Zugewanderter bin. Als ich vor 20
Jahren mit meinem hochverehrten Meiſter, dem Maler Fritz
Böhle von Frankfurt zum erſten Male hierher kam, ſo kann ich
ſagen, daß wir damals den Grundſtock legten über Heimat, Liebe
und Treue. Die Verwachſenheit und innere Verbundenheit mit
unſerer Heimat ſind ja erſt jetzt wieder im neuen Reich lebendig
geworden. Schon lange vor dem Kriege hatten wir die
Verbin=
dung zu unſerer Heimat etwas verloren. Wir haben unſere
Hei=
mat nicht ſo geliebt, wie es hätte ſein müſſen. Wir erlebten die
Schmach von 1918, und wir haben geſehen, wie aus dieſem Chaos
ein Mann aufſtand, der wußte was Heimat Liebe und Treue am
Volke war. Adolf Hitler, unſer großer Führer, hat uns gezeigt,
wie ein Volk, eine Nation wieder errichtet wird. Wir, die wir
in der Bewegung ſtanden, wiſſen, wie ſchwer der Weg war. Wir
mußten jeden einzelnen erringen, jede Volksſeele mußte erobert
werden. Wir ſtanden im Kampfbund für deutſche Kultur oftmals
wie auf verlorenem Poſten. Wir haben uns immer wieder aufs
neue eingeſetzt, und heute können wir ſtolz auf das Werk ſein,
das nicht umſonſt war. Eine Nation wird durch Volksgenoſſen
gebildet, aber jeder einzelne muß ſo Volksgenoſſe ſein, und das
hat unſer Führer erkannt; es iſt der Wille,
Volks=
genoſſe zu ſein. Dieſes Ziel iſt nur möglich, wenn wir die
Liebe zu unſerer Heimat in uns fühlen und erkennen. Die
Wieder=
erweckung muß aufgebaut ſein auf das reiche Kulturleben unſerer
Vorfahren. Hätten wir eher ſehen gelernt, ich glaube, dieſe
Widerſtände wären nicht ſo ſtark geweſen, als es gerade hier in
dieſer Gegend ſein mußte. Wenn man die Augen und Herzen
offen gehabt. man hätte ſich eher zuſammengefunden. Und ſo wir
den Glauben an unſer Volk und Heimat wiedergefunden, ſo muß
unſere ſchönſte Aufgabe darin beſtehen, hier mitzuarbeiten. Die
Aufgaben, die ſich der Geſchichts= und Verkehrsverein geſtellt hat,
ſie müſſen mit dem Herzen gefühlt und erlebt werden. Wir haben
nach dem Kriege die ſchlechteſte Zeit durchgemacht, wir wiſſen
was es gekoſtet hat, wir haben aber auch auf Hunderte von
Jah=
ren die ſchönſte Zeit erlebt, nämlich die Neugeburt unſerer Nation.
Was bisher kein Staatsmann fertig gebracht: den Zuſammenſchluß
einer Nation, das hat Adolf Hitler erreicht. Dieſer
Zuſammen=
ſchluß war nur möglich, weil das Volk erkannt wurde. Wir
dür=
fen nun nicht auf halbem Wege ſtehen bleiben, ſondern wir müſſen
vollenden, was begonnen wurde. Die Jugend wird von ſelbſt
ins Dritte Reich marſchieren. Wir haben zum Wiederaufbau alle
Kräfte des deutſchen Volkes nötig. Es ſoll und es darf keiner
zurückſtehen, und es ſoll jeder deutſche Volksgenoſſe mitarbeiten
an der großen Aufgabe. Wir wollen keine Kleinigkeitskrämerei,
keine Rachſucht üben, ſondern aufbauen mit aller Macht das Werk.
das einfach vorgeſchrieben. Gerade hier im Hain müſſen alle
herein und müſſen die Grundlagen wieder errichtet werden,
näm=
lich die Liebe zu unſerer Heimat und die Liebe zu ſeinem Volk.
Ich möchte meine Ausführungen ſchließen mit des Dichters
Wor=
ten: Ich bin geboren deutſch zu fühlen, bin ganz auf deutſches
Denken eingeſtellt, erſt kommt mein Volk, dann die andern Vielen.
erſt meine Heimat, dann die Welt. Heil Hitler!
Werbeſchwimmfeſt.
h- Fürtb i. Odw., 3. Aug. Am kommenden Sonntag, den
6. Auguſt, nachmittags 3.30 Uhr, veranſtaltet die Schwimm=
Abtei=
lung des „Rot=Weiß”, V. f. R., Darmſtadt, im Fürther
Gemeinde=
ſchwimmbad ein Werbeſchwimmfeſt, das dem Programm
entſpre=
chend für die Fürther Einwohner ein ſchwimmeriſches Ereignis
ſein dürfte. U. a. werden die einzelnen Schwimmarten
vorge=
führt, ferner Rettungsvorführungen mit
Wiederbelebungsver=
ſuchen. Auch das Kunſtſchwimmen, dürfte manche Bewunderung
hervorrufen, dem ſich auch das humoriſtiſche Schwimmen anſchließt.
Strecken= und Tellertauchen, Reigenſchwimmen, Figurenlegen,
Springen und Staffelſchwimmen bereichern das Programm. Zum
Schluſſe werden den Zuſchauern zwei Waſſerballſpiele vorgeführt,
das denſelben im erſten Spiele zeigt, wie man ſchon von klein auf
das Spielen mit dem Ball üben muß, um ſich dann, wie im
zwei=
ten Spiele, zu einem erprobten Kämpfer emporzuarbeiten. Ein
beſonderes Intereſſe dürfte das Schwimmen für Fürther
Einwoh=
ner ſein, das zeigen wird, wie ſich das Schwimmen ſeit dem
vor=
jährigen Werbefeſt in Fürth entwickelt hat. Alles in allem gibt
es für Fürth ein Feſt, das ſeinen Werbecharakter nicht verfehlen
wird.
Aa. Gräfenhauſen, 2. Aug. Der Gemeinderat nahm
den Voranſchlag für 1933 an. Außerdem wurde beſchloſſen, einen
neuen Gemeindefaſel anzukaufen. Zu den Bachfegearbeiten
wer=
den nur Wohlfahrtserwerbsloſe herangezogen.
Au. Naubeim bei Groß=Gerau, 3. Aug. Schwerer
Ver=
kehrsunfall bei Groß=Gerau. Ein ſchwerer
Verkehrs=
unfall ereignete ſich heute vormittag an der Straßenkreuzung
Groß=Gerau—Mainz und Trebur-Nauheim. Ein von Groß=
Gerau kommendes, mit zwei Perſonen beſetztes Motorrad wurde
von einem von Trebur kommenden ſchweren Laſtkraftwagen, der
in ſehr hoher Geſchwindigkeit gefahren ſein ſoll, erfaßt. Das
Mo=
torrad wurde völlig demoliert. Eine auf dem Sozius befindliche
Frau wurde in hohem Bogen über die Straße geſchleudert: ſie
erlitt ſchwere Verletzungen. Der Mann, der etwas glimpflicher
davonkam, klagt über innere Schmerzen. Beide Verletzte mußten
ins Städtiſche Krankenhaus Groß=Gerau eingeliefert werden.
Dr. Bormet=Nauheim und die Nauheimer Sanitätsgruppe hatten
die erſte Hilfe geleiſtet. — Wie wir hierzu noch erfahren,
be=
fanden ſich die Motorradfahrer, ein Ehepaar Kemper aus
Sprock=
hövel (Rheinland), die heute nacht im Hotel Adler in Groß=Gerau
geſchlafen hatten, auf der Heimreiſe vom Deutſchen Turnfeſt in
Stuttgart.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 3. Aug. Verbrechen oder Unglücksfall.
Nach einer hier eingegangenen Mitteilung ſind am Dienstag im
Höllental bei Ober=Grainau zwei männliche Leichen aufgefunden
worden. Nach Papieren, die im Beſitz der Toten waren, handelt
es ſich um den 21jährigen Lederarbeiter Martin Bachem von
hier und um den 17jährigen Arbeiter Ludwig Ruhland aus
Seligenſtadt. Ob ein Verbrechen oder ein Unglücksfall vorliegt,
ſteht noch nicht feſt. Wahrſcheinlich ſind beide abgeſtürzt.
Ab. Bingen a. Rh., 3. Aug. Deviſenſchieber
feſtge=
nommen. Ein früher in Bingen wohnhaft geweſener und
zu=
letzt im Saargebiet anſäſſiger Kaufmann wurde durch die hieſige
Polizei in Haft genommen. Der Kaufmann iſt beſchuldigt, durch
fortgeſetzte Handlungen Deviſenſchiebungen vorgenommen zu
haben. Der gegen ihn vor Jahresfriſt erlaſſene Haftbefehl konnte
bisher noch nicht vollſtreckt werden, weil er ſich immer zu
ver=
bergen wußte. Sein Schickſal ereilte ihn nun in einem hieſigen
Hotel.
* Ferien- und Grenzland=Kundgebung in Oberſtdorf
(30. Juli 1933).
Herrliche Ferientage gehen ihrem Ende zu aber wir tragen
eine Fülle unvergeßlicher Erlebniſſe in den Alltag hinein: den
wunderbaren Blick vom ſteilen Nebelhornkamm in das Antlitz
vieler Schneehäupter und auf die blumigen Matten. die
Wande=
rung über Anemonen, Enziane, Almenrauſch und Edelweiß, die
Einkehr bei Sennen. Handwebern und Herrgottsſchnitzern und den
Heimatabend des „Gebirgs= und Trachtenvereins”
Das größte Erlebnis aber war für uns geſtern die
Grenz=
land=Kundgebung im Oybeln bei Oberſtdorf. — Mit Blitz und
Donner kündigte ſich der Sonntag an, und in der Frühe regnete
es in Strömen. Das alles hielt aber die Aelpler nicht ab. zu
kom=
men, ſtundenweit zu Fuß, zu Rad, mit Auto und Stellwagen.
Sie kamen aus der Nähe und zum Teil aus weiter Ferne. aus
ihren kühnen Tälern und hinter gewaltigen Bergen hervor. Ja.
aus Oeſterreich, beſonders aus dem Walſertale, hatten ſich viele
eingefunden, alle in ihrer edlen Tracht, die ſo recht Ausdruck
echten Volkstums und guter deutſcher Art iſt. — Der ſtattliche
Feſtzug mit allen Vereinen aus Oberſtdorf und Umgegend, SS.
und SA. lockte trotz Regen Einwohner und Kurgäſte herbei. Und
das waren ſchon Tauſende, denn Oberſtdorf beherbergt eben neben
3400 Einwohnern auch noch 6000 Erholungſuchende. — In dem
großen geſchmückten Feſtzelte an der rauſchenden Trettach, im
Oybele, fanden lange nicht alle Platz, die gekommen waren, aber
alle hörten — durch Lautſprecher — drinnen und draußen
begei=
ſterte deutſche Reden.
Schon der erſte Bürgermeiſter Zettler aus Oberſtdorf wußte
durch ſeine Begrüßungsanſprache die Herzen aufzuſchließen, und
der nationalſozialiſtiſche Führer Oeſterreichs, Walter aus
Steier=
mark, goß den heiligen Geiſt der Heimatfreude und Heimatliebe
in alle Herzen. Wie ein Glaubensbekenntnis klang die Rede des
deutſchen Mannes, der in Oeſterreich mit Millionen Volksgenoſſen
der Erlöſung harrt: „Wir ſind aus gleichem Blut geboren, haben
eine gemeinſame Heimat und ſind eine Volksgemeinſchaft
Un=
ſere uralte Sehnſucht muß ſich erfüllen. Es wurde verſucht, 6½
Millionen Oeſterreicher in den ewigen Schlaf einzulullen. Aber
wir wachen, und wenn wir träumen, ſo träumen wir keinen
an=
deren Traum als Deutſchland. Wohl ſchüren eben viele Gauner
Paraſiten und Schieber, die Deutſchland los geworden iſt, bei
uns ein verhängnisvolles Feuer, Aber das Freudenfeuer, das
am 30. Januar in Oeſterreich auf vielen Bergen gelodert hat.
läßt in unſeren Herzen Funken glimmen, die heilig ſind und nie
verlöſchen. Wir glauben an Deutſchland, wie wir an unſere
Berge und an unſeren Herrgott glauben. Seit Geſchlechtern ſteckt
uns die deutſche Sehnſucht im Blute. Nun gibt es für die echten
Oeſterreicher nur einen Führer: Adolf Hitler. Den
erken=
nen wir an, und auf ihn hoffen wir, daß er auch uns erlöſen
wird, wie er auch Deutſchland erlöſt hat. Als deutſcher Stamm
fordern wir unſere Eingliederung in das Deutſche Reich.
Not=
wendig iſt für uns, warten zu können, um reif zu werden. Von
den Alpen bis zur Nordſee liegt eine Kette, die vom Herrgott
gefügt iſt. Wir werden daran nicht irre und verleugnen nie unſer
Blut. Mit Adolf Hitler kämpfen wir für das Krönungswerk der
deutſchen Nation.”
O, wenn wir nur alle ſolche deutſchen Gedanken in unſerem
Buſen trügen und unſere Herzen ſo warm für alle Deutſchen im
In= und Auslande ſchlügen — wie die der wackeren Deutſchen in
H. Eidmann.
Oeſterreich!
— Mainz, 3. Aug. Zinsſenkung. Der Kreisausſchuß des
Kreiſes Mainz hat am 31. Juli d. J. beſchloſſen, daß bei allen
Kreisbaudarlehen, die er ſeit 1928 an Erſteller von Neubauten
gewährt hat, die Zinſen mit Wirkung vom 1. April 1933 ab von
4 vom Hundert auf 2,5 vom Hundert geſenkt werden. Daneben
ſind die Darlehen wie bisher mit 1 Prozent zu tilgen.
R
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Be=
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im Hause Stegmüller hat natürlich den Vogel
abgeschossen mit seinen Preisreduzierungen!
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bei Stegmüller zu besuchen und Hunderte
haben sich dieses Vergnügen bereits gemacht.
Wann kommen nun Sie?
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Sporthemden, Orepe, poröse dazu 3.95 u. 2.95
Glanzlelstungen des kleinen Fritzen!
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Verſch. Näh. Geſch.*
anomag
2/10 PS.. 2=Sitzer
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zugeben. (9482b
Müller & Ober.
Rheinſtraße 39.
4 P5. Opel=Lim.
zu kaufen geſ. Off.
u. G. 90 Gſch. (9559
4/16 Opel mit
All=
vetterverdeck, ſehr
zut erh., preisw. z.
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G. 72 a. d. Gſchſt. *
Zündapp=Motorrad
250 ccm, ſehr billig
z. vk.
Heidelberger=
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Seite 4 — Nr. 214
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Auguſt 1933
Der alte Graf am Steuer. — Ungeheurer Jubel am Rhein. — Aandung bei Oppenheim.
Das Ungluck bei Echterdingen. — Das deutſche Volk hilft.
Erinnerungsblakk eines Bierzigjährigen
Gegenüber von Oppenheim am Rheinufer wurde zur
Errinnerung an den denkwürdigen Tag, an dem der
ent=
ſcheidende Durchbruch in der Geſchichte der Luftfahrt ſich
voll=
zog, ein Gedenkſtein errichtet. So eigenartig es klingt,
aber die größere Entſcheidung brachte der Unglückstag des 5.
Auguſt. An dieſem Tag verbrannte das auf ſeinem Rückflug bei
wurde größer, Freudenſchreie: der Zeppelin, der Zeppelin! Und
dann ſegelte es heran, brauſte über uns weg unter Motorgedröhn,
das ſilberne Himmelsſchiff, ein majeſtätiſcher Anblick.
Fremde Menſchen lachten, unter Tränen und Hochrufen einander zu.
Der Zeppelin, das war das große Erlebnis unſerer
Knaben=
zeit. Es riß uns Buben mit einem Ruck aus der Romantik des
Indianerſpielens, ſtellte uns in eine helle, motordonnernde,
wun=
derbare Wirklichkeit. Nun wurde gebaſtelt und geſchafft. Mit dem
alten Grafen Arm in Arm wollten wir die Luft erobern. Aus
geſſen. Alle Gedanken galten dem Luftſchiff, ſeinem Führer und
der Mannſchaft. Dicht am jenſeitigen Ufer, in einer Buhne, war
der Rieſe niedergegangen. Hilfreiche Hände hielten ihn feſt. Und
ſchon ſtrömten die Maſſen herbei. Autos und Wagen, aber noch
viel mehr Fahrräder verbarrikadierten raſch die Zugangswege.
Die fliegende Brücke bei Oppenheim, die das linke Rheinufer mit
dem rechten verbindet, hatte nie einen derartigen Verkehr erlebt.
Sie war ſo beſetzt, daß das Waſſer über Bord drang. Alle wollten
ihn ſehen. Und der greiſe Graf Zeppelin im blauen Anzug mit
(Fol0: Blumberger, Worms).
I. Z 4 über Worms. — Kopf an Kopf ſtehen die Wormſer auf der Rheinbrücke.
(Foto mit Genehmigung des Luftschiftbau Zeppelin).
I. 2 4 nach ſeiner Landung am 4. Auguſt 1908 auf dem Rhein bei Oppenheim.
Echterdingen gelandete Luftſchiff. Wie ein Ruf ging es damals
durch das deutſche Volk: Unſerem Zeppelin muß geholfen werden!
Spontan angeregte Sammlungen wurden zu einer großen
Volks=
ſpende zuſammengefaßt. Sie fand gerade bei uns am Rhein
ſtärk=
ſten Widerhall, denn bis zu uns war das Wunderwerk wirklich
gekommen, wir hatten es mit eigenen Augen fliegen ſehen.
Man kann ſich den Jubel und die Begeiſterung heute kaum
mehr vorſtellen, die damals die Meldung in aller Herzen
ent=
zündete, daß das lenkbare Luftſchiff, vom Erfinder=Grafen
ſelbſt geſteuert, ſeine erſte Fernfahrt machen werde zu uns, an den
Rhein. Die Ankündigung des Fluges bildete das Tagesgeſpräch,
denn die techniſchen Senſationen waren damals viel ſpärlicher
geſät als heute. Es gab viele Zweifler: Ob es ihm gelingt? Der
angeſetzte Aufſtieg wurde verſchoben, beſſeres Wetter mußte
abge=
wartet werden. Aber plötzlich eines Morgens ſchlug die Nachricht
in die ſchwüle Langeweile des Unterrichtes: der Zeppelin kommt
— er fliegt, er iſt unterwegs. Die Schulen ſchloſſen, die Jugend
ſtrömte hinaus an den Strom, deſſen Silberlauf das Luftſchiff
folgen wollte. Damals gab es noch kein Radio, das die Kunde
vom Verlauf des Fluges viertelſtündlich hätte verbreiten können.
Telephon und Zeitungen übermittelten der Bevölkerung ſpärliche
Telegramme. „Er iſt über Freiburg geſichtet”, das war ſo ziemlich
die erſte zuverläſſige Nachricht, die uns erreichte. Ferngläſer
wur=
den herausgekramt, die Dächer beſetzt und Ausſchau gehalten.
In Worms drängte ſich das Volk vom frühen Mittag an
auf den Rheinbrücken, am Ufer war das Infanterieregiment
an=
getreten. Man wartete und wartete in glühender Sonne.
Groß=
väter erzählten, daß ſie vor Jahrzehnten geradeſo das erſte
Dampfſchiff auf dem Rhein erwartet hatten. Unſere Erwartung
wurde auf eine harte Probe geſtellt. Er kommt nicht, er hat
um=
gedreht, war die nächſte Kunde. Sollten die Zweifler recht
behal=
ten? — Und dieſe Hitze!
Da geſchah es, daß ein Tertianer ſelbſtändig ein Wirtshaus
am Rhein betrat und ſich unter Herzklopfen, der Schulvorſchrift
zum Trotz, einen Schoppen Bier beſtellte — ſein erſter und
hiſto=
riſcher Schoppen. Kaum ſetzte er das kühle Glas an den Mund, da
wer ſtand neben ihm? Sein Lateinlehrer, der Kodrus ſeligen
Angedenkens — und beſtellte auch ein Bier. Und war gar nicht
amtlich, ſondern ſozuſagen ganz kollegial, ja aufgelöſt. Des
Pro=
feſſors Stehkragen war ganz durchweicht. Aufgeregt berichtete er:
Soeben hat nacht telephoniſcher Mitteilung das Luftſchiff
Mann=
heim überflogen. Da war kein Halten mehr, bezahlt und fort,
der Kodrus und der Tertianer ſtürmten die Rheinbrücke hinauf.
Plötzlich ging es wie ein Lauffeuer durch die Menge: Er
kommt, er kommt, dort iſt er. Fern über den Rheinpappeln tauchte
er auf wie ein zartes längliches Wölkchen. Kam ſchnell näher,
jchnneun des Luftschiffbau Zeppelin)
Die Trümmer des ſtolzen L. 24 nach dem Unglück bei Echterdingen.
dem Kaſtendrachen hervorgehend, entſtanden unſere erſten
ſtol=
zen Flugzeugmodelle.
Mit glühenden Augen durchſtöberten wir Buben am Abend
— vielleicht auch zum erſten Mal — die Zeitungen. Laſen,
daß das Luftſchiff das vierte Modell des Grafen ſei, den
Wiſſen=
ſchaftler und noch bedeutendere Menſchen, lange Zeit für einen
Narren gehalten hätten. Nun habe er es ihnen gezeigt! Laſen
weiter, in Straßburg hätten die Behörden auf der hohen Platt=
Fotol Rathzeber-Oppenle mi.
Das Luftſchiff kurz vor ſeiner Landung am 4. Auguſt 1908
über Oppenheim (Katharinenkirche).
form des Münſters zur Begrüßung geſtanden. Unter den
Salut=
ſchüſſen der Garniſon ſei das Luftſchiff ſo nahe herangekommen,
daß man die Perſonen in den Motorgondeln habe erkennen
können. (Fein!) Erfuhren, daß „über dem Dom unſerer Stadt der
Lenkballon verſchiedene Evolutionen ausgeführt” habe, und
dach=
ten: Aha! Laſen ſchließlich die Neuigkeit, daß im nahen
Oppen=
heim das Luftſchiff wegen Gasverluſt und Benzinmangel aufdem
Nhein ohne Schaden zu nehmen niedergegangen ſei. Leicht
präg=
ten ſich den empfangsbereiten Knabenhirnen techniſche
An=
gaben ein: Das Luftſchiff war 136 Meter lang und hatte einen
Durchmeſſer von 13 Metern. Es barg in ſeinen Gondeln zwei
Vierzylinder=Daimler=Motoren zu je 105 P8. Die beiden
Motor=
gondeln waren mit einem Laufſteg verbunden, deſſen Mitte zu
einem Aufenthaltsraum ausgeſtaltet war. (Jawohl, das hatten
wir ſelbſt deutlich geſehen.) Wenn man nur ſchnell hätte nach
Oppenheim fahren dürfen, um alles ganz nah und deutlich zu
er=
blicken.
Auch in Oppenheim hatte die Menge von Dächern und
dem Burgberg über der Stadt dem ankommenden Luftſchiff
zu=
gejubelt. Doch auf einmal ſenkte es ſeine Spitze und ging ſchnell
tiefer. Was iſt geſchehen? Raſch hinüber, es will auf dem Rhein
landen. Da hielt es keinen Oppenheimer. Die Arbeit war ver=
der hellen Kapitänsmütze grüßte und grüßte, reichte die Hand
allen, die ganz nahe herangekommen waren, und hatte doch
wie=
der Angſt um ſein Luftſchiff vor den Zigarren, die oft in
bedenk=
licher Nähe rauchten. Seine mahnenden Worte halfen raſch. Gern
wurde auf den Glimmſtengel verzichtet; nur dableiben dürfen,
dicht bei dem neuen deutſchen Wunder.
Von Mainz, das vergeblich gewartet hatte, ſetzte auf allen
Fahrzeugen eine wahre Völkerwanderung nach Oppenheim ein.
Am Abend brachten Mainzer Pioniere den fehlenden
Betriebs=
ſtoff, zogen dann das Luftſchiff ein Stück hinaus in den Strom.
Langſam ſtieg unter Propellergeſurr der mächtige Körper hoch
und verſchwand wie ein Traum in der Dunkelheit. Zum erſten
Mal ſollten wir dieſes Luftſchiff ſehen und — auch zum letzten
Mal. Sicher zog es ſeine Bahn nach Mainz, wo es gegen 11 Uhr
erſchien, drehte und wieder rheinaufwärts flog durch die
Sommer=
nacht.
Für den Rückflug verließ der Graf dann die Rheinſpur und
wollte quer über Land den Heimathafen erreichen. Unerwartet
tauchte das Luftſchiff im Morgenlicht über Stuttgart auf, doch
mußte es bald darauf einige Kilometer ſüdlich wegen eines
Motor=
ſchadens auf dem Feld bei Echterdingen landen. Da geſchah
das Unglück: Am Nachmittag riß ein Gewitterſturm an dem
Luftrieſen, ſchmetterte ihn zu Boden, ein Knall, Brand lohte auf
und in wenigen Sekunden war das erfindungsreiche Werk dahin.
Schauerlich ragte das Aluminiumgeſtänge wie ein Totengerippe
aus dem Rauch. Der Graf war untröſtlich.
Da regte es ſich im deutſchen Volk. Dieſes Werk ſollte
nicht verloren ſein. Als die erſte deutſche Zeitung forderte das
„Darmſtädter Tagblatt” zu einer Nationalſpende auf. Die von
ihm aufgelegte Sammelliſte eröffnete Kommerzienrat F. Wittich
mit 1000 Mark. In wenigen Tagen waren 24 000 Mark
geſam=
melt. Die im ganzen Reich dann veranſtalteten Sammlungen
erbrachten nach vorſichtiger Schätzung innerhalb 24 Stunden eine
Million Mark! In wenigen Wochen waren aus Pfennigen und
Markſtücken, auch aus Tauſendern, ſechs Millionen beiſammen für
ein neues deutſches Luftſchiff. Zwar gab es auch jetzt noch
Rück=
ſchläge durch Naturgewalten, aber der Siegeszug der Zeppeline
war nicht mehr aufzuhalten. Im Krieg leiſteten ſie dann das ihre.
Mit der Zwangslieſerung eines Reparationszeppelins hatte
Frankreich wenig Glück und ein engliſcher Zeppelin erlebte vor
zwei Jahren ſeine furchtbare Kataſtrophe. So iſt der Zeppelin,
von Amerika abgeſehen, eine deutſche Sache geblieben. IA
127 iſt für Deutſchland um die Welt geflogen. Daß er
fahrplan=
mäßig nach Südamerika und zurück fliegt, iſt eine
Selbſtverſtänd=
lichkeit geworden.
Denkt man heute an das abenteuerliche Weltereignis des
erſten Zeppelin=Fernfluges vor 25 Jahren zurück und an all das,
was dazwiſchen geſchah — ach, das iſt ſo lange her, daß man ſich
wie ſein eigener Großvater vorkommt.
Die Tafel am Gedenkſtein am Rheinufer gegenüber Oppenheim=
[ ← ][ ][ → ]Geitag, 4. Anarf 133
Darmſtüdter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 214 — Seite 9
Der Frühgottesdienſt und die NSBO=Fahnenweihe auf dem Columbus=Kai
angeſichts eines der deutſchen Ozeanrieſen, des Lloyd=Schnelldampfers „Europa”.
In der Hanſaſtadt Bremen wurde ein „Tag des Meeres” abgehalten. Alle Gedanken galten bei
dieſen Veranſtaltungen der Schiffahrt, dieſer wichtigſten Grundlage des Wirtſchaftslebens der
großen Hafenſtadt.
Neue Reichsbahn=Ausſichtswagen.
Auf den landſchaftlich ſchönen Strecken des Oſt=Erzgebirges hat die Reichsbahndirektion Dresden
eine Anzahl von ſehr praktiſchen Ausſichtswagen eingeſtellt, die zur Hebung des Fremdenverkehrs
äußerſt dienlich ſind.
geschichten aus adler Welt
Milikärakkaché anf dem Balkan.
(r) Sofia. Auf dem Balkan wird der Militärattachz
einer fremden Macht mit natürlicher Selbſtverſtändlichkeit als
Spion betrachtet, dem man — im Gegenſatz zum gewöhnlichen
„Agenten” — eine gewiſſe Bewegungsfreiheit nach
internatio=
nalem Brauch einräumen muß. Da es ſeit dem Beſtehen
ſelb=
ſtändiger Balkanſtaaten immer wieder Fälle gegeben hat, da die
Militärattachés ſich nicht nur ihrer erlaubten
Spionagetätig=
keit widmeten, ſondern auch bei den ſo beliebten balkaniſchen
Verſchwörungen mitmachten, ſo iſt es nicht eben leicht, ſeines
Königs Rock in einem balkaniſchen Nachbarſtaat zu tragen.
Eben iſt zwiſchen der bulgariſchen Regierung und Jugoſlawien
eine Spannung entſtanden wegen der „Notlandung” eines
jugo=
ſlawiſchen Aufklärungsgeſchwaders von drei Militärflugzeugen
im bulgariſchen Grenzgebiet zwiſchen den befeſtigten Punkten
Nikopol und Plewen. Kaum wurde die Nachricht von der
Not=
landung in Sofia bekannt, da verlangte der jugoſlawiſche
Militärattaché, unverzüglich nach dem Notlandeplatz ſeiner „
ver=
franzten” Landsleute zu reiſen. Da die Bulgaren der
Ueber=
zeugung waren, daß die jugoſlawiſchen Flieger hinſichtlich der
Ueberfliegung der militäriſchen Zonen kein reines Gewiſſen
haben, vielleicht auch ein paar verräteriſche Karteneinzeichnungen
oder gar Photos nicht rechtzeitig beſeitigt haben konnten, ſo
verſuchten ſie, dem jugoſlawiſchen Oberſt die Reiſe auszureden.
Dieſer wiederum begriff, daß man ihn an einer „Hilfeleiſtung”
für die Luftſpione hindern wollte und reiſte auf eigene Fauſt
nach der Donau. Dort fand er einen recht unfreundlichen
Empfang; als verdächtigem Ausländer gelang es ihm nicht,
einen Wagen zu finden, er wurde von einem Poſten zum anderen
geleitet und bekam ſeine Flieger nur von weitem zu ſehen.
Wutentbrannt ſuchte er den Garniſonkommandanten der Feſtung
Plewen auf, ſtellte ihm ein Ultimatum von 20 Minuten, nach
deſſen Ablauf er, wiederum ohne die Flieger geſprochen zu haben,
nach Sofia zurückreiſte, wo nun der ſchönſte Notenwechſel
zwiſchen der bulgariſchen und jugoſlawiſchen Regierung wegen
unhöflicher Behandlung eines Militärattaches einerſeits und
ver=
ſuchter Luftſpionage andererſeits im Gange iſt.
Weniger glimpflich iſt vor einigen Jahren ein engliſcher
Major weggekommen, der auch in Bulgarien auf eigene Fauſt
reiſen wollte. Da waren in Südbulgarien Herbſtmanöver, die
der Engländer unbedingt ſehen wollte, trotzdem damals die
Bulgaren zu ihren Uebungen grundſätzlich keine fremden
Offi=
ziere einluden. Der Major machte den Manöverbummel als
biederer Ziviliſt, ohne das Kriegsminiſterium zu verſtändigen.
Er fiel natürlich auf und wurde von einer Feldwache
auf=
gegriffen. Zu ſeinem Pech ſprach der Major, der früher im
engliſchen Nachrichtendienſt in Rußland gearbeitet hatte, fließend
ruſſiſch, und der aufgeweckte Feldwebel, der die Feldwache
be=
fehligte, war überzeugt, daß er einen der zahlreichen
bolſche=
wiſtiſchen Spitzel ertappt habe. Im Triumph wurde der Major
dem nächſten Stab zugeführt, wo der Feldwebel Meldung
er=
ſtattete „Der Kerl hat ſich in verdächtiger Weiſe herumgetrieben,
er ſpricht ruſſiſch, iſt wohl ein ruſſiſcher Spion”. Obwohl der
Major jedes Wort verſtand, war er klug genug, ſich nicht
er=
kennen zu geben, denn er wußte wohl, daß es ein grober
Ver=
ſtoß gegen die internationalen Beſtimmungen war, als amtlicher
militäriſcher Vertreter eine „Schwarzfahrt” zu Manövern
unter=
nommen zu haben. Für dieſen Verſtoß und für ſeine
Schweig=
ſamkeit wurde er auf der Stelle beſtraft. Die Offiziere des
Stabes beſahen ſich den unbekannten, verdächtigen
Schlachten=
bummler, drehten ihm den Rücken und überließen ihn dem
Feldwebel, — für einen kleinen Denkzettel. Der wurde ihm
durch kräftige Soldatenfäuſte und ſchmiegſame Koppel
verab=
reicht — denn in der bulgariſchen Armee geht man mit
bol=
ſchewiſtiſchen Spitzeln nicht zart um! Und ſo bekam ein
eng=
liſcher Major die Abreibung, die eigentlich einem GPU.=Mann
zugedacht war. Er hat die Hiebe ruhig eingeſteckt und ein
Zwiſchenfall iſt nicht entſtanden.
Frauenkauf in Simla.
(e) Bombay. Ram Lal, der Träger „cumſchikari” alſo der
oberſte aller indiſchen Diener, kommt in Simla, der im Pandſchab
geſund gelegenen Sommerreſidenz des britiſchen Vizekönigs von
Indien, zu ſeinem Herrn: „Häzoor (etwa: gnädiger Herr!), heute
iſt ein Ehrentag, ich verkaufe meine Tochter Raſcham.” — Der
Herr, neugierig über die Tatſache, daß in Indien heute noch die
Töchter einfach für den Stand der Ehefrauen verkauft werden,
begibt ſich zum Heiratsmarkt und erſtaunt über die Schönheit der
zu verkaufenden Pahari=Frauen und vor allem Raſchams. Sie iſt
in bunteſtem Feſtgewand, trägt, wie alle, eine regenbogenfarbige
kurze Jacke, das bunte Kopftuch und iſt behängt mit Silberringen.
Aber es gibt auch einige ältere Semeſter zu verkaufen, die
zwei oder gar drei große Naſenringe aufweiſen, um anzuzeigen,
daß ſie ſchon zwei= oder dreimal von ihrem ehelichen Gebieter
er=
löſt wurden. Wenn ein junger Inder ſich eine Frau auf dem mit
Tauſenden von Exemplaren beſchickten Markt ausgeſucht hat, wird
ſie von ihrem Vater aus der Reihe herausgerufen und das
Feil=
ſchen beginnt. Man kann gegen einen Pony oder ein Stückchen
Land die ſchönſte Pahari=Tochter kaufen, aber die kleine Raſcham
war teurer. Ihr Vater war im Dienſte der Weißen, und ſchließlich
fand ſich ein Reisbauer, der ganze ſechzig Mark für Raſcham
auf=
wendete, dazu noch nach altem Brauch Ram Lal, dem Vater, einige
Rupoen in die Hand drücken mußte. Unverzüglich begaben ſich
Braut, Bräutigam und der einige Tränen zerdrückende Vater in
den Tempel. Der Bonze forderte ſie auf, in ein Weihegefäß mit
Oel zu tauchen. Das geſchah, die Oeltropfen wurden in ein Becken
vor dem Tempelgott geſpritzt und die Vermählung war vollzogen.
Braut und Bräutigam, jetzt Vermählte, kannten ſich kaum eine
halbe Stunde vorher. Nach der Zeremonie, die an Primitivität
nichts zu wünſchen übrig läßt, ziehen ſie kindervergnügt zum
Büffelkampf und dann den heimiſchen Penaten zu. Zu Tauſenden
werden ſo die Ehefrauen eingekauft, aber der engliſche Vizekönig
aller Inder weiß in ſeinem Sommerpalaſt in Simla nichts von
dieſem Frauenmarkt oder will es ebenſowenig wiſſen wie die
dor=
tigen Briten, denn was der Indsman tut — was kümmert das
britiſche Moral ..."
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Seite 10 — Nr. 214
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Auguſt 1933
Reich und Ausland.
Das populärſte Inſtikut
der Stadt Frankfurk am Main
feiert am 8. Auguſt das Feſt ſeines 75jährigen
Beſtehens. Der Feſttag wird umrahmt von einer
Feſtwoche, in der Gartenfeſte, große
Konzert=
veranſtaltungen, wozu auch auswärtige
Reichs=
wehrkapellen verpflichtet ſind, ſtattfinden. Auch
dem Bedürfnis der Kleinen iſt entſprochen durch
ein großes Kinderfeſt, das am Mittwoch, den
9. Auguſt, ſtattfindet. Das „Wäldchen” iſt zu
einem Juxplatz umgeſtaltet. Als Feſtwirt
zeich=
net auf dem Feſtplatz der bekannte und allſeits
beliebte Wirt der Bayeriſch=Zelt=Betriebe Maier=
Guſtl. Die Eintrittspreiſe ſind während der
Feſt=
woche um 50 Prozent herabgeſetzt. Jeder
Groß=
ſtädter, Vorſtädter und Bewohner der Umgebung
betrachte es als ſeine Ehrenpflicht, der
Geburts=
tagsfeier des Zoologiſchen Gartens beizuwohnen.
Von einem 30 Zenkner ſchweren Skein
erſchlagen.
Wirges (Weſterwald). In den früheren,
ſeit einiger Zeit ſtilliegenden Chamottewerken
der Vereinigten Stahlwerke war eine Anzahl
Arbeiter mit dem Abbruch eines im Freien
ſtehenden Brennofens beſchäftigt. Durch den
niedergegangenen ſtarken Regen müſſen ſich von
der bereits größtenteils abgeriſſenen Decke
Steinmaſſen gelockert haben, die ſich plötzlich in
Bewegung ſetzten. Kaum hatte der Leiter der
Arbeiten, die Gefahr erkennend, Warnrufe
aus=
geſtoßen, als auch ſchon große Steinmaſſen in
den Ofen hinabſtürzten. Während fünf
Arbei=
ter durch Zurückſpringen im letzten Moment
einem ſchrecklichen Los entgingen, wurde der
36jährige Arbeiter Franz Schlotter aus Wirges
von einem 20 bis 30 Zentner ſchweren
Stein=
koloß getroffen. Trotz ſofortiger Rettungsaktion
vermochten die Arbeiter nicht mehr, ihren
Ka=
meraden lebend zu bergen. Das Unglück iſt um
ſo tragiſcher, als bereits vor zwei Jahren ein
jüngerer Bruder des Verſtorbenen in einem
hieſigen Tonbergwerk ebenfalls tödlich
verun=
glückte.
Oeffentliche Belobigung für einen Lebensretter.
Kaſſel. Der Friſeur Alwin Schmidt in
Kaſſel hatte am 21. Mai d. J. einen
ſechsjäh=
rigen Knaben, der beim Spielen in die Fulda
gefallen war, vom Tode des Ertrinkens gerettet.
Hierfür wurde ihm von dem
Regierungspräſi=
denten in Kaſſel eine ſtaatliche Anerkennung, die
im Amtsblatt der Regierung veröffentlicht wird,
zuteil.
Kaffeeſchmuggel im Panzerkraftwagen
* Berlin. Ein Berliner Abendblatt läßt
ſich aus Venlo von einem unglaublichen
Grenz=
zwiſchenfall in Arcen, an der
niederländiſch=
deutſchen Grenze, berichten. Dort gelang es
einem gepanzerten Schmuggelkraftwagen, in
vol=
ler Fahrt nacheinander vier deutſche
Zollgrenz=
ſtellen zu durchbrechen. Die Zollbeamten
eröff=
neten ein Schnellfeuer aus Piſtolen und
Kara=
binern auf den davonraſenden Wagen. Erſt in
unmittelbarer Nähe des deutſchen Grenzortes
Straalen kam der Wagen unter der Einwirkung
des lebhaften Feuers der Beamten zum Stehen.
Die ſchnell hinzuſpringenden Beamten ſtellten
feſt, daß der Fahrer des Wagens, ein Deutſcher,
einen ſchweren und lebensgefährlichen Halsſchuß
davongetragen hatte. Erſt daraufhin hatte der
Beifahrer, ein bekannter Schmuggler aus
Nie=
derländiſch=Limburg, den Wagen zum Halten
ge=
bracht. Man brachte den ſchwerverletzten
Deut=
ſchen in das Krankenhaus. Der Holländer wurde
verhaftet. Bei der Unterſuchung des Wagens
wurden 500 Kilogramm Kaffee gefunden.
Außer=
dem konnten die Zollbeamten die Einſchläge von
etwa 40 Schüſſen feſtſtellen.
Alkrömiſche Ausgrabungen
in der Sahata.
* Berlin. Nach der Mitteilung einer Reihe
von niederländiſchen Zeitungen iſt es dem
Direk=
tor des Ethnographiſchen Inſtituts in Algier,
Prof. Maurice Raygaſſe, gelungen, auf dem
Hoch=
land von Ahaggar, in der Sahara, die
Ueber=
reſte altrömiſcher Kulturſtätten auszugraben. Es
wurde ein Grabmal entdeckt und ſorgfältig
aus=
gegraben, das ein weibliches, gut erhaltenes
Skelett enthielt. Man nimmt an, daß es ſich hier
um die Ruheſtätte der erſten Königin der
Tua=
regs Tin Hinans, handelt. Tin Hinan herrſchte
einſtmals in der Gegend von Karthago. In dem
Grabmal wurde ein reicher Schmuck aus
koſt=
baren Edelmetallen und allerlei Zierat
gefun=
den. Auch eine Urne mit Goldmünzen aus der
Zeit Konſtantins des Großen war in der
Grab=
ſtätte. Prof. Raygaſſe ging nach dieſem
über=
raſchenden Ergebnis ſehr behutſam vor, und ſo
gelang es ihm, in der unmittelbaren Nähe des
Grabmals zehn ſehr gut erhaltene und groß
an=
gelegte altrömiſche Bauten freizulegen, die nach
ſeiner Anſicht ehemalige Verteidigungsanlagen
geweſen ſein müſſen. In den einzelnen Räumen
der Bauten fanden ſich eine große Anzahl von
Gebrauchsgegenſtänden aller Art aus Metall. Sie
werden Rückſchlüſſe auf die römiſchen Einflüſſe
in dem Gebiet der Sahara zulaſſen. Es iſt nicht
ausgeſchloſſen, daß es ſich hier um eine
altrö=
miſche Kolonie handelt. Unter Umſtänden aber
lag hier einſtmals eine römiſche Garniſon, die
den Handels= und Karawanenweg von Ahaggar
nach Tripolis und Karthago zu bewachen hatte.
Schießunfall auf Kreuzer „Karlsruhe‟.
Vier Verletzte.
Kiel. Die Marineſtation der Oſtſee teilt
nit: Auf Kreuzer „Karlsruhe” iſt geſtern
vor=
mittag, beim Abkommenſchießen, während des
Ladens eine 5=Zentimeter=Hülſenkartuſche zur
Entzündung gekommen. Hierbei wurden vier
Mann der Beſatzung leicht verletzt.
Furchtbare Verkehrs=Kakaſtrophe
in Holland.
Kraftwagen raſt in einen Kanal. — 7 Tote,
Amſterdam. In der Nacht zum Dienstag
hatten ſich ſieben Einwohner Amſterdams in
einem Kraftwagen zum Fiſchfang nach Andijk
begeben. Sie trafen aber am Beſtimmungsort
nicht ein und ließen auch ſonſt nichts von ſich
hören. Das gab zu Befürchtungen Anlaß, daß
der Kraftwagen in den Nordholländiſchen Kanal
geſtürzt ſei, an dem entlang der Weg nach
An=
dijk führt. Dieſe Befürchtungen haben ſich
lei=
der beſtätigt. Nachdem im Laufe des Mittwoch
der genannte Kanal an verſchiedenen Stellen
vergeblich nach dem Auto abgeſucht worden war,
entdeckte kurz vor Mitternacht ein
Polizeibeam=
ter in Purmerend am Ufer des Kanals eine
Oelſpur, die zum Waſſer führte. Nachforſchungen
ergaben, daß an dieſer Stelle tarſächlich ein
Kraftwagen im Waſſer lag. Nachdem ein
Kran=
wagen und das notwendige Bergungsmaterial
herbeigeſchafft waren, ſetzte im Lichte einiger
Autoſcheinwerfer in den frühen Morgenſtunden
des Donnerstags das Bergungswerk ein. Nach
einigen Schwierigeiten gelang es, eine
Stahl=
troſſe an einer der Achſen des auf der rechten
Seite liegenden Wagens zu befeſtigen, worauf
der Kran in Tätigeit trat. Allmählich tauchte
aus der Tiefe die Motorhaube des Wagens auf,
und bald darauf bot ſich den
Bergungsmann=
ſchaften ein grauenvoller Anblick. Man fand im
Wagen die ſieben Männer, aus deren Lage man
erkennen konnte, daß ſie im letzten Augenblick
vergeblich verſucht haben, dem Tod zu entgehen.
Zwiſchen 3 und 4 Uhr morgens war der
Kraft=
wagen an Land geſchafft, und die ſieben Toten
wurden in das Krankenhaus Pumerend
überge=
führt. Unter den Toten befinden ſich drei
Brü=
der. Das Unglück dürfte ſich in der dunklen
Sturm= und Regennacht ſo zugetragen haben, daß
der Führer des Wagens am Eingang des Ortes
Pumerend durch eine Laterne irregeführt wurde
und einen falſchen Weg eingeſchlagen hat.
Un=
mittelbar hinter der Laterne iſt der Wagen in
den an dieſer Stelle fünf Meter tiefen Kanal
geſtürzt.
Bandiken überfallen eine amerikaniſche
Stadt und ſperren 22 Perſonen
ins Gefanguis.
New York. Ein tolles Wildweſtſtück wird
aus Coffeyville (Kanſas) gemeldet. Eine Schar
Banditen hat am Mittwoch, gegen 1 Uhr nachts,
die kleine Stadt Weir in Kanſas überfallen, in
der Abſicht, die dortige Bank auszuplündern. Die
Horde erſchien in mehreren Kraftwagen, die mit
Maſchinengewehren verſehen waren, und ſetzte
ſofort den Nachtwächter des Städtchens gefangen.
Sodann wurde das Poſtgebäude beſetzt, das
Telephonfräulein gefangen genommen und
ſämt=
liche Telephonleitungen zerſtört. Fußgänger und
Kraftwagenfahrer, die inzwiſchen in den Straßen
auftauchten, im ganzen 22 Perſonen, wurden
ſämtlich angehalten und in das Stadtgefängnis
eingeſperrt, deſſen Schlüſſel die Banditen dem
Nachtwächter entwendet hatten. Es folgte dann
der Angriff auf die Bank. Das Tor des
Ge=
bäudes wurde zerſtört und der zwei Tonnen
ſchwere Geldſchrank mit ſeinem Inhalt von
3000 Dollar in bar und großen Mengen
wert=
voller Aktien in ein bereitgehaltenes Laſtauto
geſchleppt. Der Kaſſier und deſſen Vater, die
hinzueilten, als ſie im Kaſſenraum ein
verdäch=
tiges Geräuſch hörten, wurden ebenfalls
ge=
fangen geſetzt. Schließlich fuhr eine 72jährige
alte Frau, die in der Nähe der Bank wohnte,
mit einem Kraftwagen zu dem nächſten, von den
Banditen nicht zerſtörten Telephonapparat, der
ſich etwa 8 Kilometer von der Stadt befand und
alarmierte die Polizeiſtationen in den
umliegen=
den Städten. Als die Beamten eintrafen,
wa=
ren die Banditen bereits mit ihrer Beute
ent=
flohen. Sie werden von ſchwer bewaffneter
Po=
lizei und Nationalgarde verfolgt.
Kein Start Balbos vor Samskag früh.
Shoalharbour (Neufundland). Das
Meer bei Neufundland iſt ſtürmiſch bewegt, da
zwei Wirbelſtürme die Wogen aufpeitſchen. Im
Hafen iſt die Waſſerfläche ſo unruhig, daß man
für die Sicherheit des Balbo=Geſchwaders
Be=
fürchtungen hegt. Das Wetter ſcheint ſich noch zu
verſchlechtern. Es beſteht keine Ausſicht, daß der
Abflug vor Samstag früh erfolgen kann.
Ein neues Motorrennboot.
London. Eine Geſchwindigkeit von über
100 Meilen in der Stunde wurde bei
Verſuchs=
fahrten mit dem neuen engliſchen Rennboot
„Miß Britain III.” erzielt. Das Rennboot
wurde mit großer Heimlichkeit erbaut und koſtet
rund 300 000 RM. Ueber die Einzelheiten
ſei=
ner Konſtruktion iſt auch jetzt nur ſoviel
be=
kannt, daß es mit einem 1375 PS entwickelnden
Motor ausgerüſtet iſt. Der Beſitzer des
Renn=
bootes, Scott=Paine, will damit den von dem
Amerikaner Garwool und ſeinem Rennboot
„Miß America X” gehaltenen Schnelligkeits=
Weltrekord brechen. Das Rennen zwiſchen
bei=
den Booten wird Ende des Monats auf einem
See bei Detroit ausgetragen werden.
Rieſige Ueberſchwemmungen in Amerika.
New York. Der Colorado durchbrach
etwa 40 Meilen von Denver entfernt infolge
ungeheurer Wolkenbrüche in der Nacht den
Caſtlewooddamm. Eine Waſſerſäule, zehn
Me=
ter hoch und 1½ Kilometer breit, raſte
inner=
halb weniger Minuten über zahlreiche
Ortſchaf=
ten hinweg und zerſtörte Eiſenbahnbrücken,
Landſtraßen, ſowie ſämtliche Telephon= und
Telegraphenleitungen. In Denver ſelbſt wurde
die große Boulevardbrücke über den Cherrycreek
ſowie zahlreiche Villen fortgeſchwemmt. Es
wird befürchtet, daß zahlreiche Perſonen
ertrun=
ken ſind. Der Schaden iſt noch nicht zu
über=
ſehen.
Einige der ſchönſten Partien der alten Stadt.
Oben links: Blick in den Hof der Bibliothek. Daneben: Der Henkerſteg über die Pegnitz.
Unten links: Das Dürerhaus. Daneben: Der ſogenannte Schöne Brunnen, der in reichem
gotiſchen Stil gehalten iſt. — Am 2. und 3. September wird, wie ſchon in früheren Jahren, der
Reichsparteitag der NSDAP. in Nürnberg abgehalten. Auch in den folgenden Jahren wird nun
ſtets die große Reichstagung in der ehrwürdigen Frankenſtadt ſtattfinden, die ihren Luitpoldhain
nach den Plänen des Führers umgeſtaltet hat, um für 500 000 Teilnehmer eine
Verſammlungs=
ſtätte zu ſchaffen.
Die von Profeſſor Glöckler=Berlin geſchaffene Bronzeplakette
für die vom 2. bis 6. Auguſt in Kaſſel zur Durchführung gelangenden diesjährigen
Heeresmeiſter=
ſchaften. In der Mitte unten ſieht man das Feſtabzeichen für dieſe große Sportveranſtaltung der
Reichswehrſoldaten.
Deviſenſchmuggel
endgültig unkerbunden.
Trier. Mit der Anweiſung der
Deviſen=
bewirtſchaftungsſtelle an die Banken, im
Aus=
landsreiſeverkehr keinen Betrag über 50 RM.
auf Reiſeregiſterſchecks auszuhändigen, iſt der
Deviſenſchmuggel, der wochenlang in den
deut=
ſchen Grenzgebieten in Schwung war,
endgül=
tig zum Abſchluß gebracht worden. Die Trierer
Zollfahndungsſtelle hat feſtgeſtellt, daß allein aus
dem Trierer Bezirk ſchätzungsweiſe 600 000 RM.
nach Luxemburg und in das Saargebiet
verſcho=
ben worden ſind.
Inkernakionale Hochſtaplerin
feſtgenommen.
m. Berlin. Jetzt iſt es den
langwähren=
den Bemühungen einer Reihe von Bankdetektiven
gelungen, eine internationale Hochſtaplerin in
der Perſon der 39jährigen Eva Fraenkel
ding=
feſt zu machen. Die überaus geſchickt arbeitende
Schwindlerin hatte in kurzer Zeit mehr als
200 000 RM. ergaunert. In verſchiedenen
größe=
ren Städten des Reiches ſprach ſie bei
Geldleu=
ten vor und ſuchte ſie an einem großen
nieder=
ländiſchen Geſchäft durch Hergabe von Darlehen
zu intereſſieren. Durch ihr gewandtes Auftreten
iſt es der ſchönen Frau auch in den meiſten
Fäl=
len gelungen, größere Beträge einzubringen. Das
inveſtierte Kapital ſollte in kürzeſter Friſt einen
Gewinn von 150 Prozent bringen. Statt deſſen
kam aber bald darauf von ihr die Anzeige, daß
die inveſtierten Kapitalien „beſchlagnahmt und
verloren” ſeien. Die angeſtellten Ermittlungen
haben dann bald ergeben, daß die Hochſtaplerin
von vornherein nur auf Betrug ausgegangen
iſt und offenbar mit einer internationalen
Bande zuſammenarbeitet. Jedenfalls wurde
bis=
lang nach der holländiſchen Plantagenbeſitzerin
und den anderen holländiſchen Kaufleuten, in
deren Auftrag ſie auftreten wollte, vergebens
ge=
ſucht.
Die Unkerſuchung des Unglücksfalles
auf der „Btemen”.
Bremen. Die Bremerhavener
Mordkom=
miſſion nahm nach Ankunft des Schnelldampfers
„Bremen” an Bord den Tatbeſtand über den
tragiſchen Unglücksfall auf, der ſich während der
Ueberfahrt ereignete und einem jungen
amerika=
niſchen Staatsbürger namens Werner Heye, das
Leben koſtete. Es liegt aller Wahrſcheinlichkeit
nach tatſächlich ein Unglücksfall vor. Der
Ame=
rikaner Charles Nanger, der den tödlichen
Revolverſchutz abgab, iſt völlig
zuſammenge=
brochen. Die weiteren Ermittlungen liegen in
den Händen des amerikaniſchen Konſuls, der für
Nanger eine Kaution ſtellte. Er wird
voraus=
ſichtlich auf freien Fuß geſetzt werden, um ſofort
mit der „Bremen” nach Amerika zurückzukehren.
Möbelkranspork in die Kahbach geſtürzt
Schönau a. d. Katzbach. Bei einem
Möbel=
transport von Schönau nach Michelsdorf
über=
fuhr der Wagenzug die Brückenmauer der
Katz=
bach=Brücke und ſauſte mit voller Wucht vier
Meter hinab in die Katzbach. Von den den
Wa=
genzug begleitenden vier Leuten wurden der
Führer und zwei Mitfahrer in den Fluß
ge=
ſchleudert. Sie erlitten Rippenbrüche und
Arm=
verletzungen, konnten ſich aber noch aus dem
Waſſer retten. Ein dritter Mitfahrer erlitt
einen tödlichen Genickbruch.
Entgleiſung eines internationalen D=Zuges
bei Lüttich.
Brüſſel. Der internationale D=Zug 150,
der Köln um 7.43 Uhr früh verläßt und um
12.01 Uhr in Brüſſel eintreffen ſollte, iſt geſtern
in der Gegend von Landen, zwiſchen Lüttich und
Löwen, entgleiſt. Nach den bisher vorliegenden
Nachrichten wurden vier Wagen aus dem Gleis
geworfen. Eine größere Anzahl Perſonen iſt
ver=
letzt und in das Löwener Krankenhaus
über=
geführt worden. Tote ſind anſcheinend nicht zu
beklagen. Ueber die näheren Umſtände iſt
bis=
her noch nichts bekannt.
keitage
Mürr
g, Stadk der nakior
Freitag, 4. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 214 — Seite 11
Sllrerds Ta Atbt
An die Deutſche Turnerſchaff.
Reichsſportführer v. Tſchammer=Oſten, der auch erſter
Vorſitzender der Deutſchen Turnerſchaft iſt, wendet ſich im
folgen=
den an alle Turner und Turnerinnen:
„Das 15. Deutſche Turnfeſt in Stuttgart hat einen Ausklang
gefunden, der ſich jedem Teilnehmer und Zuſchauer unvergeßlich
ins Gedächtnis eingeprägt hat. Nicht nur, daß der Verlauf durch
eine geradezu überwältigende Leiſtung von Organiſation und
Diſziplin reibungslos vor ſich gegangen iſt, nein, es war etwas
anderes, was dieſem Deutſchen Turnfeſt das Hauptgepräge gab:
Deutſche Turner und Turnerinnen, Ihr habt in Stuttgart unter
den Augen unſeres Führers Adolf Hitler mit einem einheitlich
geſchloſſenen Willen mit großer Liebe für unſer Vaterland, den
Marſch ins Dritte Reich begonnen. Ich übermittele Euch nochmals
die Grüße des Reichskanzlers Adolf Hitler, der dem bisherigen
Führer Dr. Edmund Neuerdorf und mir bei ſeinem Abſchied von
der Stätte unſeres großen Feſtes wärmſte Worte der Anerkennung
und Begeiſterung zum Ausdruck gebracht hat.
Nun kehrt Ihr alle unter dem Eindruck dieſer einzigartigen
Veranſtaltung in Eure Heimat zurück. Seid Sendboten dieſer
herrlichen Miſſion der Deutſchen Turnerſchaft. Ruft alle
Turn=
brüder und =Schweſtern auf zur einigen und geſchloſſenen Arbeit
für Volk und Vaterland. Mein beſonderer Dank gilt all denen,
die in nimmermüder raſtloſer Arbeit über Jahre hinweg die
Vor=
bereitungen für das Feſt in ſolch hervorragender Weiſe getroffen
haben. Jeder an welcher Stelle er auch geſtanden haben mag,
kann mit Recht überzeugt ſein, daß er durch ſeinen perſönlichen
Einſatz dazu beigetragen hat, die Stätte zu ſchaffen und die
Men=
ſchen zu bilden, die das Stuttgarter Turnfeſt zu einem Feſt der
deutſchen Nation werden ließen.
Gut Heil! Heil Hitler!
Der Reichsſportführer — Führer der DT.
(gez.) v. Tſchammer=Oſten.
Mannſchafts-Wehrkampf des A. T.B.
im Rahmen des 92.-Feſtes.
Auf dem DT.=Feſt hat der A. T. B., der ja bekanntkich ſchon ſeit
langem der Deutſchen Turnerſchaft angeſchloſſen iſt, einen großen
Mannſchaftswehrkampf ausgeſchrieben. Verlangt war bei dieſem
Wehrkampf:
Uebung 1. Orientierungsmarſch, über 25 — 30 Klm. mit 15 Kilo
Gepäck nach Karte 1: 100 000;
2) Keulenziel= und =Weitwurf (2 Ziel= und 2
Weit=
würfe);
b) Entfernungsſchätzen (2—3 Entfernungen);
c) Kleinkaliberſchießen (10 Schuß liegend freihändig
auf 50 Meter Entfernung).
Schwimmen 50 Meter mit Kleidern;
3. Schwerer Hindernislauf, mit 15 Kilo Gepäck über 200
Meter mit Ueberwinden einer 3,60 Meter
Eskaladier=
wand.
Bei dieſem Wettkampf ging es um die Ehrenplakette
des Reichswehrminiſters, den Ehrenpreis der
Gruppe Süd=Weſt der SA., den Ehrenpreis des
Rektors der T. H. Stuttgart und die
Ehrenpla=
kette des A. T. B. Deigemäß war die Beteiligung eine ſehr
rege. Es meldeten ſich 75 Mannſchaften (4 Mann und 1 Führer),
darunter Mannſchaften der SA., der Univerſitäten Stuttgart und
Tübingen, des F. A.D., einzelner Turnvereine, der
landwirtſchaft=
lichen Hochſchulen, der Korporationen Stuttgarts und der
Korpo=
rationen des Akademiſchen Turnhundes.
Der Wettkampf ſelbſt war ſo intereſſant wie er andererſeits
auch ſchwierig war. Schon bei dem Gepäckmarſch, der bei
glühen=
der Hitze ausgetragen wurde, mußten mehrere Mannſchaften
aus=
ſetzen, da einzelne Teilnehmer den Strapazen des Marſches und
der Hitze doch nicht gewachſen waren. Die Beſtzeit, die von dem
SA.=Sturm 8/119 erreicht wurde war 3,44 Stunden. Etwa 400
Meter vor dem Ziel fand das Schießen ſtatt. Bei 10 Schuß liegend
freihändig ohne Probeſchuß und Anzeigen erreichte die
Burſchen=
ſchaft Ghibellinia Stuttgart mit 372 Ringen die meiſten Punkte.
Vor Tauſenden von Zuſchauern fand im Inſekbad Untertürkheim
das Kleiderſchwimmen ſtatt. Die beſte Zeit erzielte die akadem.
Turnverbindung Hegelingen=Hamburg mit 270,1 Sek., was dem
ſehr guten Durchſchnitt von 54 Sek. pro 50 Meter entſpricht. Eine
inſofern beſonders anerkennenswerte Leiſtung, als das
Schwim=
men ſofort nach dem Gepäckmarſch durchgeführt wurde. Ueber die
Durchführung des Hindernislaufes wäre kurz folgendes zu ſagen:
Die Mannſchaft geht geſchloſſen in Marſchkleidung und mit 15
Kilo Gepäck über die Hinderniſſe, die aus Kriechhindernis, Graben
für freien Sprung, ſchulterhohe Wand. Gleichgewichtsbalken,
Stol=
verdraht und Eskaladierwand von 3,60 Meter Höhe beſtanden. Die
Bahn hatte eine Länge von 200 Metern. Die beſte Zeit errang
die Mannſchaft des SA.=Sturmes 19/119. Sie benötigte für dieſe
ſchwierige Strecke nur die überaus gute Zeit von 2,50 Minuten.
Anſchließend an den Hindernislauf fand dann die Siegerehrung
in der Adolf=Hitler=Kampfbahn ſtatt. Es ſprachen u. a. als
Ver=
treter des Reichswehrminiſters General Liebmann, S. Magnifizenz
der Rektor der T.H. Stuttgart, Standartenführer Himpel,
Stand=
ortälteſter der Stuttgarter SA., Dr. Sauermann als Vorſitzender
des A. T.B, ſowie der Leiter des geſamten Wehrkampfes, Hans
Piller (A. T. V. Alemannia Darmſtadt).
Beſondere Anerkennung fand bei ſämtlichen Rednern die
un=
erhörte Leiſtung der Mannſchaft der Akadem. Turnverbindung
Alemannia Darmſtadt. Trotzdem einer von ihnen (H. Damrow)
ſich kurz vor der Eskaladierwand den Arm gebrochen hatte, ließ
er es ſich in echtem Kameradſchaftsgeiſt nicht nehmen, die 3,60
Meter hohe Eskaladierwand noch zu überwinden und mit
auf=
geſchnalltem Gepäck durchs Ziel zu laufen, um ſo ſeiner Mannſchaft
den ſicheren Sieg nicht zu entreißen. Die A. T.V. Alemannia fiel
dadurch zwar auf den 7. Platz zurück, errang aber dennoch den
1. Sieg der A. T.B.=Korporationen und ſomit die Ehrenplakette
des Führerrings des Akademiſchen Turnbundes. Den Ehrenpreis
des Reichswehrminiſters erhielt die Mannſchaft Nr. 7 der
Uni=
verſität Tübingen; der Ehrenpreis der Gruppe Süd=Weſt der SA.
ging an den SA.=Sturm 8/119 und den Ehrenpreis des Rektors
der TH. Stuttgart errang die Stuttgarter Burſchenſchaft Hilaritas.
Die Leitung des geſamten Mannſchaftswehrkampfes lag in
folgenden Händen: Oberleitung: Hans Piller, Wehrwart des
A. T. B., Stellvertreter: Hans Schweizer. Turnwart des A. T.B.;
Oberſtes Kampfgericht: Major Friemel, Sportreferent der 5. Div.;
Major a. D. Brand, Wehrwart der DT.; Standartenführer
Him=
pel=Stuttgart, Hauptmann a. D. Gleis=Stuttgart; Oberleutnant
Braun, Leitung des Orientierungsmarſches; „Reichswehr:
Durch=
führung der Streckenorganiſation.
Die überaus rege Beteiligung und die begeiſterte Aufnahme
des Mannſchaftswehrkampfes bei Zehntauſenden von Zuſchauern
hat dem Ausſchreiber dieſes Kampfes, dem A. T.B., gezeigt, daß er
bei der Entwicklung und Förderung dieſer Sportart, die man wohl
mit Recht die vielſeitigſte nennen darf, den rechten Weg beſchritten
hat (Turnen im wahrſten Jahnſchen Sinne). Gleichzeitig darf
der ATB. mit Recht den Ruhm in Anſpruch nehmen, als Erſter
dieſe volkstümliche Art des Sportes betrieben und verbreitet zu
haben.
Leichkathletik=Sporkfeſt
des Turn= u. Sportvereins Meſſel am 5. und 6. Auguſt.
Erfreulicherweiſe iſt das Meldeergebnis für unſer Sportfeſt
ſehr gut. In der Oberſtufe der Männer werden Waldmann,
Krickſer, Euler (T.= u. Athl.=Ver. Eppertshauſen). Fendt (
Alt=
heim), Schroth (T.= u= SpV. Langen) zu finden ſein. Im 3000=
Meter=Lauf ſtarten u. a. Waffenſchmidt (E. Merck), Hübener und
Leis (SV. 98). Ganz beſonders gut beſetzt iſt die Unterſtufe der
Männer und die Unterſtufe der Frauen. Aber auch die anderen
Klaſſen und die Stafetten weiſen ein gutes Meldeergebnis auf.
Den Vereinen ſei an dieſer Stelle hierfür gedankt. Wir
er=
ſuchen nochmals um pünktliches Eintreffen, damit mit dem
Be=
ginn der Wettkämpfe rechtzeitig begonnen werden kann.
Auch die Doppelſpiele für die internationalen deutſchen
Ten=
nismeiſterſchaften werden jetzt ausgeloſt. „Geſetzt” wurden im
Herrendoppel Satoh/Nunoi, Stedman/Itoh, Dr. Deſſart/Frenz und
R. Menzel / Rohrer; im Damendoppel: Pittman Stammers,
Poyot/Adamoff. Dearman/Lyle und Burke/Henrotin, und im
Ge=
miſchten Doppel: v. Cramm/Krahwinkel, Burke/Nunoi,
Horn/Nour=
ney und Dros=Canters/Stedman.
Doppelveranſtalkung am Böllenfallkor.
Handball: 3.30 Uhr: SV. 98 — SV. Wiesbaden.
Fußball: 4.30 Uhr: SV. 98 — Haſſia Bingen.
Am kommenden Sonntag empfängt der Sportverein zwei
Geg=
ner, die in Darmſtadt nicht unbekannt ſind. Nachdem die Handball=
und Fußball=Liga der 98er bewieſen haben, daß ſich ihre
Spiel=
ſtärke ſehr gehoben hat, iſt mit intereſſanten Spielen zu rechnen.
Ausführliche Vorſchau erſcheint in nächſter Ausgabe. Es wird
jedoch ſchon heute darauf hingewieſen, daß für beide Spiele keine
erhöhten Eintrittspreiſe erhoben werden.
Großkampfkage im Ringen.
Die Kölner Städteſtaffel ſiegt in Groß=Zimmern 9:8.
in Darmſtadt 14:5 und in Dieburg 10:6.
Was ſich „Vorwärts” Groß=Zimmern, der Polizeiſportverein
Darmſtadt und die Turngemeinde Dieburg von dieſem Kampfe
ver=
ſprachen, iſt prompt eingetroffen. Die Kölner brachten eine
Mannſchaft, die in techniſcher und ringeriſcher Beziehung wohl
alle Erwartungen übertraf. Die Veranſtaltungen ſelbſt waren
alle drei muſtergültig aufgezogen, und bei beſſerem Wetter wäre
auch der Beſuch dementſprechend höher geweſen. In Groß=
Zim=
mern und Dieburg richteten die beiden Bürgermeiſter dieſer
Städte herzliche Begrüßungsworte beſonders an unſere Kölner
Gäſte. Beſonders der Dieburger Bürgermeiſter, Herr Burkhart,
betonte in längeren Ausführungen ſeine und die
nationalſozia=
liſtiſche Verbundenheit mit dem Sport. Ihr Sieg=Heil galt dem
Volke und ſeinen großen Führern.
Ueber die Kämpfe ſelbſt iſt zu ſagen, daß die einheimiſche
Mannſchaft, beſonders in Groß=Zimmern und in Darmſtadt, von
reichlichem Pech verfolgt war. Der Poliziſt Lißfeld hätte ſeine
beiden Kämpfe nicht verloren, wäre er nicht durch eine ſchwere
Zerrung behindert geweſen. Unnötigerweiſe büßten wir noch in
Darmſtadt drei Punkte im Federgewicht ein. Kurz zum Verlauf
der einzelnen Kämpfe: In Groß=Zimmern;
Bantam=
gewicht: Merſcheidt=K. — Herbert=Gr.3. Herbert iſt der beſſere
Ringer, und das Unentſchieden iſt für Merſcheidt ſehr
ſchmeichel=
haft. Ebenfalls einen unentſchiedenen Kampf liefern ſich im
Federgewicht der deutſche Meiſter Jaulus=K. und Weidner=Gr.3.
Weidner war ebenfalls etwas beſſer, doch war für den
Kampf=
leiter eine Handhabe zum Siege nicht gegeben. Im Leichtgewicht
unterlag Scheider=K. — Dries=Dieburg nach Punkten. Dries
war im Bodenkampf der Beſſere. Der deutſche Meiſter Möchel=K.
ſiegt gegen Angermeier=Gr. 3. im Weltergewicht nach 9 Minuten
durch Untergriff. Im Mittelgewicht unterliegt Reinhardt=Gr.3.
gegen Molitor=K. nach Punkten. Der Poliziſt Lißfeld muß leider
wegen einer Fußverletzung aufgeben. Er hätte ſeinen Kampf
beſtimmt gewonnen. Dafür revanchierte ſich ſein Kamerad
Sie=
bert im Schwergewicht durch einen ſchönen Fallſieg über
Roggen=
bruck=K.
Im zweiten Treffen auf dem Polizeiplatze konzertierte
in anerkennenswerter Weiſe die Polizeikapelle. Merſcheidt=K.
be=
ſiegt Schnauber=Polizei nach Punkten. Der deutſche Meiſter
Jaulus=K. verliert nach Punkten gegen Weidner=Gr.3. Die
Punkte fallen jedoch an Köln, da Weidner ein Pfund zu ſchwer
war. Weidner trifft in dieſem Falle jedoch keine Schuld. Im
Leichtgewicht ſiegt wiederum Dries=Dieburg über Scheider=K.
nach Punkten. Möchel gewinnt nach einigen Minuten über
Angermeier=Polizei. Im Mittelgewicht wiederholt Molitor=K.
ſeinen Sieg über den verletzten Lißfeld=Pol. Siebert=Pol. ſiegt
im Schwergewicht erneut über Roggenbruck=K.
Das dritte Treffen in Dieburg ſah intereſſante Kämpfe,
und Merſcheidt ſiegte nach Punkten über Lunkenheimer=Dieburg.
Ohl=Dieburg erzwang gegen Jaulus ein Unentſchieden. Scheider
ſiegte diesmal wider Erwarten nach vier Minuten über Dries=
Dieburg, Möchel=K. mußte ſich diesmal gegen Dotter mit einem
Unentſchieden begnügen, und Molitor=K, errang ſeinen zweiten
Punktſieg über Reinhardt. Reuter=Pol. beſiegte Seil=K. nach
Punkten, und Siebert=Pol, errang ſeinen dritten Fallſieg über
Roggenbruck=K.
Bei allen drei Veranſtaltungen wirkte die Muſterriege der
Turngemeinde Dieburg mit und erntete für ihre muſtergültigen
Darbietungen reichen Beifall Unſere Kölner Freunde ſchieden
mit dem Bewußtſein, einige ſchöne Stunden bei den
Odenwald=
vereinen Groß=Zimmern, Polizei Darmſtadt und Turngemeinde
Dieburg verlebt zu haben.
Es wird nochmals auf den heute Freitag um 20.30 Uhr
ſtatt=
findenden Großkampf zwiſchen ASV. Heros Dortmund und ASV.
Germania im Wiener=Kronenbräukeller hingewieſen. Eintritt
40 Pfg., Erwerbsloſe 25 Pfg.
Heeres=Meiſterſchaften in Kaſſel.
In der Zeit vom 3. bis 6. Auguſt ſind über 2000 Soldaten,
die ſportliche Elite der deutſchen Wehrmacht, in Kaſſel zur
Austra=
gung der Meiſterſchaften des deutſchen Reichsheeres verſammelt.
Das umfangreiche Programm wird in vier Tagen abgewickelt
und legt in ſeiner Reichhaltigkeit Zeugnis ab von der
Vielſeitig=
keit des heutigen Heeresſports.
Der Rahmen der diesjährigen Heeresmeiſterſchaften geht über
das rein Sportliche weit hinaus. Die Veranſtaltung intereſſiert
durch Einbeziehung von geländeſportlichen Muſterwettkämpfen
aller Art auch die Vereine, die ſich mit Jugendertüchtigung
be=
faſſen.
Im Mittelpunkt der Geſchehniſſe werden jedoch die zahlreichen
Schaunummern ſtehen, wie zum Beiſpiel: Moderne Truppe”, die
Entwicklung der Gefechtsformen” und „200 Jahre alte Armee‟.
Den Höhepunkt der Veranſtaltung bildet am Samstag ein großer
Zapfenſtreich, der von 500 Militärmuſikern ausgeführt wird.
Bei den Meiſterſchaften in der Leichtathletik wird man
auf der Heſſenkampfbahn in Kaſſel ausgezeichnete Leiſtungen zu
ſehen bekommen. Aus der Teilnehmerliſte ſind ſo hervorragende
Könner wie der Turnfeſtſieger im Fünfkampf Leichum=Stettin, der
Werfer Vogl=Paſſau, die Langſtreckenläufer Böhmert=Dresden.
Schönfelder=Braunſchweig, Behn=Roſtock. Würker=Magdeburg und
Scheler=Jüterbog zu nennen. Aber auchſomanche, bisher noch
weni=
ger hervorgetretene Kraft wird ſich vorteilhaft bemerkbar machen.
Eine wertvolle Geländeübung iſt der Gruppen=Fünfkampf, zu
dem jede Diviſion eine Mannſchaft ſtellt, die aus einem Führer
und 12 Mann beſteht. Gleichfalls neu iſt ein 25 Kilometer=
Patrouillen=Gepäckmarſch, bei dem ſechs Truppenteile
vertreten ſind. Eine ſchwierige Uebung iſt der 7 Kilometer=
Orientierungslauf, der auf der Dönche bei Kaſſel
durch=
geführt wird, während die beiden vorgenannten Wettbewerbe auf
der Heſſenkampfbahn am Samstag zum Austrag gelangen.
Bereichert wird das Programm auf dem grünen Raſen durch
zahlreiche Vorführungen, von denen vor allem die der Kraftfahrer
beſonderes Intereſſe verdienen.
Großes Anziehungskraft wird am Samstagabend der
Fuß=
ballkampf zwiſchen Hindenburg=Allenſtein und einer Kaſſeler
Stadtmannſchaft ausüben. Die große Spielſtärke der Soldaten im
Handball iſt zur Genüge bekannt. Daher wird man im
End=
ſpiel um die Heeresmeiſterſchaft, zwiſchen der 9. Kompagnie des
Inf.=Regts. 15 Kaſſel und der 10. Komp. Inf.=Regts. 9 Spandau
erſtklaſſigen Sport ſehen.
Den Reigen der Meiſterſchaften leiten die zum erſten Male
ausgetragenen Titelkämpfe im Boxen ein, die in der
Stadt=
halle durchgeführt werden. Die Entſcheidungen fallen am Freitag
abend. Unter den 45 Teilnehmern befinden ſich im
Amateurbox=
ſport ganz bekannte Leute, von denen vor allem der
Schwergewich=
ler Badſtübner=Freiburg zu nennen iſt.
Auch äußerlich werden die Kämpfe ein beſonderes Gepräge
durch die Anweſenheit der Generalität des Reichsheeres und
Ver=
tretern der Reichsregierung erhalten. Alles in allem verſprechen
dieſe Tage in Kaſſel ein beſonderes feſtliches Ereignis zu werden.
Bei der Internationalen Alpenfahrt waren auf der vierten
Etappe über 396 Kilometer von Turin nach Grenoble durch die
italieniſchen und franzöſiſchen Alpen von den geſtarteten 59
Ein=
zelfahrern und 13 Fabrikmannſchaften wieder Paßhöhen von mehr
als 2000 Meter zu überwinden. Am ſchwerſten war es am
Gali=
bier=Paß (2654 Meter), wo eine Bergprüfung ſtattfand, bei der
die geſtellte Aufgabe, die 5 Kilometer lange Steigung mit einem
Durchſchnitt von 45 Kilometer zu fahren, von den wenigſten
Teil=
nehmern bewältigt wurde.
Tennis=Großkampf in Darmſtadk.
Am kommenden Sonntag, den 6. Auguſt wird den
Darm=
ſtädter Tennisfreunden ein ſeltener Genuß geboten werden. Auf
ſeiner ſchönen Platzanlage am Böllenfalltor trägt der Tennis= und
Eisklub einen Klubwettkampf gegen den Tennisklub
Mann=
heim aus. Darmſtadt ſpielt in folgender Aufſtellung: Dr.
Land=
mann, Kleinlogel, Werner, Endriß, Frl. Unckell, Frl. Scriba.
Beſonderes Intereſſe wird natürlich das Spitzen=Einzel
zwi=
ſchen den beiden früheren deutſchen Davispokalſpielern Dr. Buß=
Mannheim und Dr. Landmann=Darmſtadt finden. Dr. Buß
mit ſeinem eleganten und vielſeitigen Spiel iſt ſeit Jahren der
an=
erkannt ſtärkſte Spieler Süddeutſchlands: Dr. Landmann hat ſich
durch zahlreiche in= und ausländiſche Siege einen Namen gemacht;
ſeinen größten Erfolg errang er gegen Auſtin beim
Davispokal=
ſpiel 1930 in London.
Alles in allem verſpricht das Spiel ein Großkampf erſter
Ord=
nung zu werden, deſſen Beſuch allen Anhängern des weißen
Spor=
tes nicht dringend genug empfohlen werden kann. Beginn der
Nahmenkämpfe 11 Uhr, der Hauptkämpfe (Dr. Buß—Dr.
Land=
mann und anſchließendes Doppel) 16 Uhr.
Fußball.
Polizeiſportverein-Kickers Offenbach.
Wir geben hiermit bekannt, daß am kommenden Samstagabend
um 18.30 Uhr obenſtehende Mannſchaften ſich in dem noch
aus=
ſtehenden Rückſpiel auf dem Polizeiſportplatz gegenüberſtehen
wer=
den. Dem Polizeiſportverein iſt es gelungen, die zur Zeit ſehr
begehrten und zugkräftigen Offenbacher Kickers für die diesjährige
Privatſpielſaiſon nach hier zu verpflichten. Nähere Mitteilungen
folgen noch an dieſer Stelle.
Die Ligamannſchaft des Polizeiſportvereins hat am
vergan=
genen Sonntag in Viernheim gegen den dortigen Bezirksligiſten
einen 2:0=Sieg errungen.
FC. Union Darmſtadt—Rot=Weiß, VfR.
Kommenden Sonntag empfängt Union Rot=Weiß, VfR. zum
Rückſpiel auf der Rennbahn. Das Vorſpiel vor etwa 6 Wochen
konnte Rot=Weiß knapp mit 2:1 für ſich entſcheiden. Die Gäſte
haben in der letzten Zeit ſehr beachtenswerte Reſultate erzielt
und ſtellen zurzeit eine ſehr gute und ſchlagkräftige Elf ins Feld.
Es dürfte daher ein ziemlich ausgeglichener Kampf auf der
Renn=
bahn zu ſehen ſein. Spielbeginn 11 Uhr.
Vor dieſem Spiel treffen ſich die Liga=Erſatzmannſchaften
auch zum Rückſpiel, und auch hier dürfte man ein ſchönes Spiel
erwarten.
Am Samstag abend 6 Uhr empfangen die Alten Herren die
gleichen von SV. 98 zu einem Freundſchaftsſpiel auf der
Renn=
bahn und es wird wieder, wie immer, zu einem intereſſanten
Spiel kommen.
FC. Union Darmſtadt.
Die am kommenden Sonntag vorgeſehene Jubiläums=
Veran=
ſtaltung des Fußballklubs Union mußte wegen
Terminſchwierig=
keiten einzelner Vereine auf den 3. September verlegt werden.
Spiele des SpCl. Ober=Ramſtadt.
Zum Freundſchaftsſpiel empfing die 1. Mannſchaft des SpCl.
1928 Ober=Ramſtadt die Liga=Mannſchaft von Union Darmſtadt.
Es war ein aufregender, ſchöner Kampf, den die Ober=Ramſtädter
verdient mit 3:1 für ſich entſcheiden konnten. In der erſten
Halb=
zeit ſah es nicht nach einem Siege der Gaſtgeber aus, denn Union
war leicht im Vorteil und lag bis zur Pauſe mit 1:0 in Führung.
Nach dem Wechſel kamen die Ober=Ramſtädter immer beſſer ins
Spiel und wurden infolge ihrer guten Zuſammenarbeit überlegen.
Union ſtellt eine junge, gut eingeſpielte Elf, in der Noller immer
noch die Hauptſtutze iſt. Weiter gefielen noch der Torwart und
Verteidigung. Auch der Sturm zeigte recht Gutes. Ober=Ramſtadt
zeigte hauptſächlich nach der Pauſe ein gutes Spiel; beſonders zu
erwähnen iſt hier die Verteidigung und Torwart. Auch die
Läu=
ferreihe zeigte Gutes in Abwehr und Aufbau. Die Leiſtungen des
Sturmes befriedigten. Ihrich=Groß=Gerau war ein ausgezeichneter
Spielleiter. — Am Sonntag war der SpCl. mit ſeiner 1. und 2.
Mannſchaft in Groß=Gerau, um den dortigen Sportverein in
Freundſchaftsſpielen gegenüberzutreten. Das Spiel der 1.
Mann=
ſchaften endete nach ſpannendem Kampfe mit einem 2:1=Sieg für
Ober=Ramſtadt. Melck=Wixhauſen leitete gut. — 2. Mannſchaften
1:0 für Ober=Ramſtadt.
7.10
12.00:
13.30,
14.20;
18.00:
18.25:
19.00:
20.05:
21.30
22.15
22.45:
9.00=
9.45
10.10:
11.30;
15.00
15.45‟
17.00.
17.25
18.00:
18.15:
18.35:
19.00:
21.15:
22.15:
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Freitag, 4. Auguſt
Choral. — 7.15: Frühkonzert. Kurorcheſter Bad Salzſchlirf.
Mittagskonzert auf Schallplatten.
Freiburg: Mittagskonzert des Kampfbundorcheſters.
Jeder hört zu! — 16.30: Nachmittagskonzert.
Aerztevortrag. Dr. Gerum: Die Erneuerung von Familie u.
Volk vom Standpunkt des Erbprozeſſes.
Zeitfragen. Hans Kuhn: Vom Weſen der neuen italieniſchen
Malerei. — 18.45: Kurzbericht vom Tag.
Bayreuth: Stunde der Nation. Neunte Sinfonie von L. van
Beethoven. Ltg.: Dr. Richard Strauß. Das Feſtſpielorcheſter.
Der Feſtſpielchor (Ltg.: Prof, H. Rüdel). Soliſten: Kirſten
Flagſtadt. Oslo, Lilly Neitzer, Magdeburg. Kammerſänger
Fritz Wolf, Berlin, Kammerſänger R. Bockelmann, Berlin.
Köln: Urſendung. Der Bergſteiger. Ein Spiel vom neuen
Menſchen von Friedrich Deml. Muſik von Guſtav, Kneip.
Köln: Wenn einer eine Reiſe tut, dann kann er was erzählen.
Luſtige Betrachtungen von Th. L. Görlitz. Mitw.: Das kl.
Funkorcheſter. Ltg.: Eyſoldt. Ein Ziehharmonikaſpieler —
Sprecher.
Zeit, Nachrichten, Wetter Sport.
Nachtkonzert. Lieder im Volkston und heitere Lieder. Ausf.:
Oskar Jölli (Tenor). Dr. Merten (Klavier). — Konzert
auf der älteſten Orgel in Frankfurt a. M.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Freitag, 4. Auguſt
Fröhlicher Kindergarten. — 9.30: Kindergymnaſtik.
Kleinſtadtgeſchichten
Schulfunk: Das Waldbauernbübl. Ein Querſchnitt aus dem
Werk von Peter Roſegger.
Zeitfunk.
Jungmädchenſtunde: BdM.=Mädels plaudern über Bücher.
Edgar von Hermann: Erlebniſſe im dunkelſten Sibirien.
16.00: Leipzig: Nachmittagskonzert.
Dr. Lüdtke: Die kulturelle Pflege des deutſchen Oſtens
und die Schule.
Unterhaltungskonzert, Kapelle Bernard Derckſen.
Das Gedicht. — Anſchl.: Karl Heinz Seidel: Weſenſchau
der Wirtſchaft.
Med.=Rat Dr. Gütt: Bedeutung von Blut und Boden
für das Volk.
Generalintendant Spring: Zum Gedächtnis Siegfr. Wagners.
Bayreuth: Stunde der Nation. Neunte Symphonie von
Beet=
hoven. Ltg.: Dr. Richard Strauß.
20.20: Heideland — Heimatland. Eine Hörfolge aus Heidedichtungen
und Heideliedern von Helmut Hanſen.
Orcheſterkonzert. Zum Gedächtnis Siegfried Wagners. Dir.;
Profeſſor Richard Hagel.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
B3.00: Leipzig: Nachtmuſik des NS=Orcheſters.
Wetterbericht.
Ausſichten für Freitag: Leicht wolkig, aber meiſt heiter,
warm und trocken.
Ausſichten für Samstag: Fortdauer des ſommerlichen
Wet=
ters.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe
Verantwortlich für Pollſilk: J. V.: Andreas Bauer; für Feullleton, Reich urd
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Queiſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; ſür den Schlußdienſt: Andreas Bauer
fär „Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort: 1r. Herbert Nette:
ſär den Inſeratentell und geſchäftiſche Mitellungen: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: C. C. Wlttich — ſämilich in Darmſtad”.
Rn Munn
nuſkrivte wird Garantie der Rückſendung nicht überr
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Zur Wirtſchaftslage in Oeutſchland.
Neben der Belebung von Produkkion und Umſähen auch allmähliche Entſpannung auf dem Geldmarkt.
Heininer nne Hraurfatier effetiensotſe.
Beſeitigung der Kriſenſchäden.
Das Inſtitut für Konjunkturforſchung ſtellt in ſeinem
Wochen=
bericht feſt, daß ſich mit der Belebung von Produktion und
Um=
ſätzen auch eine allmähliche Entſpannung auf der Geldſeite der
Wirtſchaft anbahnt. Die Zählungseinſtellungen in der deutſchen
Volkswirtſchaft ſind in den letzten Monaten auf einen Tiefſtand
geſunken, wie er ſeit vielen Jahren nicht mehr erreicht worden iſt.
Die Wirtſchaft iſt aus dem Stadium des akuten Zuſammenbruches
in ein Stadium eingetreten, in dem es möglich geworden iſt, die
notwendige Bereinigung der finanziellen Schwierigkeiten mit
mil=
deren Mitteln in Angriff zu nehmen als bisher. Die
Geneſungs=
kräfte der deutſchen Volkswirtſchaft ſind lebendiger als noch vor
wenigen Monaten. Mit dem Ende des Rückgangs von Produktion,
Preiſen und Umſätzen hat der Zuſtand aufgehört, in dem ſich jede
Sanierungsmaßnahme ſchon nach wenigen Wochen als
unzuläng=
lich erwies. Das Mißverhältnis zwiſchen Schulden und
Ver=
mögen iſt zwar noch nicht beſeitigt, doch verſchärft es ſich nicht
mehr. Die Wirtſchaft kann auf feſteren Grundlagen als ſeit
1927 daran gehen, zu planen und Maßnahmen zur Beſeitigung
der Kriſenſchäden in Angriff zu nehmen. Für dieſe Wendung
war vor allem das Ausklingen der Preisbaiſſe, das Abflauen der
Kreditkriſe und die Belebung von Produktion und Umſätzen
ent=
ſcheidend. Die Preiſe der induſtriellen Rohſtoffe und Halbwaren
ſind ſeit ihrem Höhepunkt Mitte 1928 bis Mitte 1932 um 36
Pro=
zent, die Großhandelspreiſe der Agrarſtoffe ſeit Ende 1926 bis
Anfang 1933 um 44 Prozent und die Preiſe der induſtriellen
Fer=
tigwaren von Ende 1928 bis Frühjahr 1933 um 31 Prozent
ge=
ſunken.
In den letzten Monaten iſt der Preisſturz zum
Ab=
ſchluß gekommen, die Preiſe der induſtriellen
Rohſtoffe und Halbwaren ſind im großen Durchſchnitt
ſeit ungefähr einem Jahre ſtabil. Auch die Preiſe der
Agrar=
ſtoffe haben ſeit Anfang 1933 ihre Abwärtsbewegung eingeſtellt,
und ſeit April ds. Is. ſind auch die Preiſe der induſtriellen
Fer=
tigwaren nicht mehr geſunken, womit eine der Urſachen für die
Zerrüttung der Unternehmungsbilanzen beſeitigt iſt. In Zukunft
werden die Einflüſſe, die von der Preisſeite her auf die
Unter=
nehmungsbilanzen ausgehen, nicht mehr ſo allgemein auf eine
Verſchlechterung der Liquidität hinwirken. Allerdings hängt ſehr
viel von der Entwicklung der Kreditlage ab, denn ſtabile oder gar
ſteigende Preiſe können von den meiſten Unternehmungen nur
dann privatwirtſchaftlich nutzbar gemacht werden, wenn die
Ver=
ſorgung mit Betriebskapital genügend Spielraum für die
Unter=
nehmertätigkeit läßt.
Auf den Kreditmärkten ſetzt ſich die
Entſpan=
nung nur zögernd durch, jedoch wird dieſer Mangel fürs
erſte durch die Finanzierung der Arbeitsbeſchaffung mit Hilfe des
Reiches auf entſcheidenden Gebieten überbrückt. Die noch
be=
ſtehenden Aufſtiegshemmungen dürfen aber nicht überſchätzt
wer=
den, da ſich auf neuen Wegen Ausgleichsmöglichkeiten auf der
Geldſeite anzubahnen ſcheinen. Die durchgreifenden Maßnahmen,
die von der Reichsregierung auf den verſchiedenen Gebieten
ge=
troffen worden ſind, ermöglichen der Induſtriewirtſchaft eine
Er=
höhung von Produktion und Beſchäftigung ſchon zu einem
Zeit=
punkt, in dem bei ungehindertem Auspendeln der depreſſiven
Kräfte wahrſcheinlich eine Zunahme der volkswirtſchaftlichen
Gütererzeugung noch nicht zu denken geweſen wäre. Vom Auguſt
vorigen Jahres bis Mitte ds. Is hat ſich die monatliche
Güter=
erzeugung um rund 800 Mill. RM. gehoben.
Die Zahl der beſchäftigten Induſtriearbeiter
iſt gegenwärtig um rd. 0,5 Mill. größer als vor einem
Jahr, und in der Zuſammerſetzung der gewerblichen
Güter=
erzeugung bilden ſich zwiſchen den einzelnen Induſtriegruppen
all=
mählich wieder ähnliche Relationen heraus, wie ſie in früheren
Zeiten konjunkturellen Aufſtiegs beſtanden hatten. Der Anteil
der Produktionsgüter an der hergeſtellten Warenmenge nimmt
wieder zu. Die Inveſtitionstätigkeit hat um die Jahresmitte
ungefähr wieder den Stand erreicht, den ſie Mitte 1931
unmittel=
bar vor Ausbruch der Kreditkriſe innegehabt hat. Insgeſamt
dürfte der ſcharfe Einbruch der Inveſtitionstätigkeit nunmehr zum
größten Teil überwunden ſein. Da aber die Ausfuhr
zurück=
gegangen iſt, hat die Produktion von Inveſtitionsgütern weniger
ſtark zugenommen als die Inlandsverſorgung. Am
bemerkens=
werteſten war in der Verbrauchsgüterwirtſchaft in den letzten
Monaten die kräftige Steigerung der Textilproduktion auch die
Induſtrien für Hausrat und Wohnhedarf haben ihre Erzeugung
verhältnismäßig ſtark ausgedehnt. Im ganzen hat auch die
Ver=
brauchsgütererzeugung wieder den Stand erreicht, den ſie beim
Ausbruch der Kreditkriſe innehatte.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Geheimrat Gans 90 Jahre alt. Am 4. Auguſt vollendet
Ge=
heimer Kommerzienrat Dr. Leo Gans, der einzige noch lebende
Mitbegründer des Vereins zur Wahrung der Intereſſen der
Che=
miſchen Induſtrie Deutſchlands und Ehrenmitglied dieſes Vereins,
ſein 90. Lebensjahr. Gans promovierte unter Bunſen in
Heidel=
berg zum Doktor. Nach ausländiſchen Studienreiſen errichtete er
auf Veranlaſſung der Firma Leopold Caſella u. Co. im Jahre
1870 eine Teerfarbenfabrik in Mainkur. Mit dem Uebergang
der Verwaltung des Caſella=Betriebes anläßlich der JG.=Fuſion
im Jahre 1925 in die Hände der JG. Farbeninduſtrie A.=G. trat
Geh. Rat Gans in den Aufſichtsrat dieſer Geſellſchaft ein, als
deren Mitglied er noch heute lebhaften Anteil an der Entwicklung
des Unternehmens nimmt. Dr. Gans, der ſeinen 90. Geburtstag
in völliger geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit begeht, iſt u. a.
Ehrendoktor der Univerſität Heidelberg und Ehrenbürger der
Stadt Frankfurt a. M.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk
Darm=
ſtadt. Beendete Konkurſe, Darmſtadt: Kfm. Jakob
Guth=
mann, zugleich als Inhaber der Firma Nauheim u. Co. Worms:
Eheleute Gaſtwirt Otto Heinrich Johann Gottfried Böcher und
Anna Maria Böcher, geb. Schwan; Kfm. Karl Friedrich Bürchl
und Ehefrau. Gießen: Ludwig Menges 13. Witwe in Großen=
Lin=
den. Aufgehobene Vergleichsverfahren. Worms:
Firma M. u. J. Bronner (Moſes Jacob Bronner Jeremias
Bron=
ner). Darmſtadt: Firma Georg Mederle, Inhaber
Schreinermei=
ſter Georg Mederle.
Biehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 3. Auguſt. Aufgetrieben waren
7 Ochſen 24 Schweine, 108 Kälber, 1 Schaf. Die Preiſe ſtellten
ſich für Kälber auf a) 29—33, b) 25—28, c) 20—24 Pfg. pro Pfd.,
Spitzentiere über Notiz. Marktverlauf: langſam geräumt.
Be Mainzer Viehmarkt vom 1. Auguſt. Aufgetrieben waren
21 Ochſen, 12 Bullen, 435 Kühe oder Färſen 251 Kälber, 725
Schweine. Marktverlauf: Bei Schweinen mäßig belebt,
Ueber=
ſtand; bei Großvieh mäßig belebt, langſam geräumt; bei Kälbern
mäßig belebt, langſam geräumt. Preiſe pro 50 Kilogramm
Lebend=
gewicht in RM.: Ochſen a1) 29—33, b2) 21—25; Bullen c) 20—25:
Kühe a) 23—28, b) 19—22, c) 15—19: Färſen (Kalbinnen) a) 29
bis 33; Kälber c) 29—34. d) 22—28; Schweine b) 41—44, c) 41 bis
44, d) 39—41, norddeutſche Schweine über Notiz.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom 3. Auguſt. Aufgetrieben
waren 62 Kälber, 27 Schafe, 121 Schweine, 754 Ferkel und Läufer.
Preiſe: Kälber, Schafe und Schweine nicht notiert; Ferkel bis
4 Wochen 8—10, Ferkel über 4 Wochen 11—14, Läufer 15—18 RM.
das Stück. Marktverlauf: Ferkel und Läufer ruhig, Kälber,
Schweine und Schafe nicht notiert.
Frankfurter Viehmarkt vom 3. Auguſt. Auftrieb: Kälber
737 (gegen 1144 am letzten Donnerstagsmarkt) Schafe 119 (83),
Schweine 694 (1164) und Rinder 116 (101). Notiert wurde für
den Zentner Lebendgewicht in RM.; Kälber a) 36—41, b) 31—35,
c) 26—30, d) 20—25: Schafe e) beſte Schafe 26—28, f) mittlere
Schafe 21—25: Schweine b) 42—45, c) 43—45, d) 41—44. Im
Preisvergleich zum letzten Donnerstag zogen Kälber 2. bis 3.
Schafe 1 bis 3 und Schweine 5 bis 7 RM. an. Marktverlauf:
Kälber mittelmäßig; Schafe und Schweine lebhaft, alles
aus=
verkauft.
An dem geringen Ordereingang bei den Banken hat ſich immer
noch nichts geändert. Ueberhaupt iſt die Situation zu Beginn des
geſtrigen Berliner Börſenverkehrs für Aktien und Renten der
der Vortage ſehr ähnlich. Die etwas höheren Kurstaxen des
Vor=
mittagsverkehrs wurden nicht immer erreicht. Vereinzelt traten
ſogar gegen die vorgeſtrigen Schlußnotjerungen leichte
Kursab=
bröckelungen bis zu 1 Prozent ein, doch gab die kleine Nachfrage
nach Spezialwerten der Allgemeintendenz eine ziemlich
wider=
ſtandsfähige Anlage. Die allgemeine Geſchäftsbelebung in der
Eiſeninduſtrie lenkte die Aufmerkſamkeit weiter auf den
Montan=
markt, der ſchon am vorgeſtern abend in Frankfurt eine Erholung
aufweiſen konnte. Ferner waren BMW. in Erwartung der
Divi=
dendenaufnahme um weitere 3½ Prozent gebeſſert, während
Fel=
ten und Guilleaume, die am Vortage angeblich auf Exekutionen
beſonders gedrückt lagen, 3 Prozent ihres Verluſtes wieder
auf=
holten. Daß die Kursbewegungen ſonſt von ganz wenigen
Um=
ſätzen abhängen, bewies der 2½prozentige Rückgang der
Feld=
mühle, der auf einem Umſatz von 3 Mille baſierte, während der
2½prozentige Verluſt der J. Berger=Aktie auf ein Angebot von 4
Mille zurückzuführen war. Farben eröffneten unverändert, auch
Elektrowerte zeigten im allgemeinen nur geringe Abweichungen.
Von Tarifwerten büßten Schleſ. Gas bei 3 Mille Umſatz 1¾
Prozent ein. Zu erwähnen iſt noch die Schwäche der
Reichsbank=
anteile, die die 150=Grenze erſtmalig wieder unterſchritten.
Spä=
ter wurde es dann aber für Aktien wieder etwas freundlicher.
Obwohl ſich unter dem Einfluß, der feſteren Börſenlage in
Amerika und der Kursbeſſerung für deutſche Werte in Amſterdam
eher eine freundliche Stimmung bemerkbar machte, die durch kleine
Engagements der Kuliſſe unterſtützt worden ſein dürfte, konnte ſich
doch infolge der andauernden Vernachläſſigung großer
Markt=
gebiete keine einheitliche Beſſerung des Kursniveaus durchſetzen.
Zu Anfang der Frankfurter Börſe konzentrierte ſich das
In=
tereſſe auf JG. Farben, in denen auf Grund Berliner Orders
größere Umſätze zu verzeichnen waren. Nach unveränderter
Eröff=
nung zogen ſie um ca. ½ Prozent an. Im übrigen gingen die
Abweichungen über das ſeit einiger Zeit gewohnte geringe
Aus=
maß von etwa ½ Prozent nach beiden Seiten ſelten hinaus. Am
Montanmarkt konnten ſich Klöckner und Buderus um je ½.
Pro=
zent verbeſſern, wogegen Rheinſtahl 3 Prozent, Harpener ½
Pro=
zent, Stahlverein und Mannesmann je ½ Prozent nachgaben.
Von Chemiewerten lagen Scheideanſtalt ½ Proz, höher, Deutſche
Erdöl 78 Prozent und Rütgerswerke ¼ Prozent gedrückt.
Elektro=
werte zeigten ſich überwiegend befeſtigt: Gesfürel um ½ Prozent,
Lahmeyer und Schuckert um bis zu 1 Prozent. Allerdings
ſchwäch=
ten ſich Licht u. Kraft um 1½ Prozent und AEG. um ½ Prozent
ab. Von ſonſtigen Spezialwerten lagen Reichsbankanteile 1½
Prozent und Aku ½ Prozent ſchwächer. Schiffahrtsaktien gaben
je ½ Prozent nach. Von Nebenwerten erhöhten ſich Daimler
Motoren um 2 Prozent. Deutſche Linoleum um ½ Prozent,
Holz=
mann bröckelten um ¼ Prozent ab. er Rentenmarkt zeigte
gleich=
falls eine uneinheitliche Kursentwicklung. Von Reichsanleihen
ließen Altbeſitz ½ Prozent nach, während Neubeſitz 30 Pfg.
ge=
wannen. Späte Reichsſchuldbuchforderungen waren mit 78½
Prozent knapp gehalten. Induſtrie=Obligationen tendierten nach
unten: Stahlverein=Bonds und Reichsbahn=Vorzugsaktien um je
½ Prozent. Am Pfandbriefmarkt lag unweſentlich Nachfrage nach
Goldpfandbriefen und Kommunal=Obligationen vor, die ſich jedoch
kursmäßig kaum ausdrückte. Liquidationspfandbriefe gaben
teil=
weiſe ca. ¼ Prozent nach. Das Intereſſe an Staats= und
Stadt=
anleihen war nach wie vor gering und die Kurſe kaum verändert.
Die Abendbörſe konnte das Berliner Schlußniveau nicht völlig
behaupten, es ergaben ſich an den Aktienmärkten vielmehr kleine
Rückgänge. So wurden anfangs Reichsbank ½ Prozent, JG.
Far=
ben ½ Prozent und AEG. ½ Prozent niedriger notiert, und im
Verlaufe bröckelten JG. Farben um weitere ½ Prozent ab
wo=
gegen Reichsbank im gleichen Ausmaß höher ſchloſſen.
Scheide=
anſtalt lagen mit 172½ Prozent ½ Prozent höher. Am
Kaſſa=
markt hielt die Schwäche der Vereinigten Ultramarin=Aktien an,
der Kurs ging um 4 Prozent auf 102 Prozent gegen den
Mittags=
verkehr zurück; anfangs der Woche hielt das Papier noch bei 115
Prozent. Im allgemeinen war das Geſchäft um eine Kleinigkeit
lebhafter, als es ſonſt im Abendverkehr zu ſein pflegt. Am
Nen=
tenmarkt waren Neubeſitz gut behauptet, Altbeſitz gaben ½
Pro=
zent nach Reichsbahn=Vorzugsaktien verbeſſerten ſich um ½
Pro=
zent, 6 Prozent Stahlverein=Bonds lagen unverändert.
Oeffenkliche Lebensverſicherung in Deutſchland
im Jagre 1932.
Die von den Mitgliedsanſtalten des Verbandes und von der
„Deutſchen Verſorgungsanſtalt” gebildete Gemeinſchaft
umfaßt=
das Deutſche Reich mit dem Freiſtaat Danzig. Dieſe
Gemein=
ſchaft erzielte im Jahre 1932 einen Antragszugang von
rund 198 Millionen RM. (im Vorjahre 350 Mill. RM.). Der
Verſicherungsbeſtand belief ſich Ende 1932 auf 982 951
(i. V. 979 496) Verſicherungen über 1947 793 479 RM. (i. V.
1986 929 204 RM.) Kapital und 661 764 RM. (i. V. 651 082
RM.) Leibrente. Der Reinzuwachs betrug 3455 (i. V.
70 555) Verſicherungen, wobei das verſicherte Kapital um
39 135 725 RM. geſunken (i. V. um 163 853 583 RM. geſtiegen)
und die verſicherte Leibrente um 10 082 RM. (i. V. 28 627 RM.)
geſtiegen iſt. Die finanziellen Ergebniſſe haben ſich bei der
öffent=
lichen Lebensverſicherung günſtig weiterentwickelt. Die
Kapi=
talanlagepolitik der öffentlichen
Lebensverſicherungs=
anſtalten iſt Mittelſtandspolitik, denn ſie nimmt ſich der ländlichen
Bevölkerung, des Kleingewerbes und des Mittelſtandes
vorwie=
gend an. So entfielen von den ausgegebenen Hypotheken auf das
flache Land und die Kleinſtädte drei Viertel der ausgegebenen
Hypotheken und mehr als drei Fünftel der Hypothekenſumme.
Der Höhe nach entfielen über 88 Prozent (i V. 87 Prozent) aller
Hypotheken auf Summen bis zu 20 000 RM.; nahezu 40 Prozent
(i. V. 30 Prozent) waren auf Summen bis zu 5000 RM. begeben.
Der Anteil der ländlichen Hypotheken betrug 53 Prozent (i. V.
50 Prozent), der der ſtädtiſchen 47 Prozent (i V. 50 Prozent)
Die durchſchnittliche Höhe einer Hypothek belief ſich Ende 1932 auf
11 203 RM. (i. V. 11500 RM.); bei den ländlichen Hypotheken
ſogar nur auf 8277 RM. (i. V. 8544 RM.). In Hypotheken ſind
bei den öffentlichen Lebensverſicherungsanſtalten 60 Prozent aller
langfriſtigen Kapitalanlagen angelegt.
Im Jahre 1933 haben die Antragsergebniſſe gegenüber dem
Vorjahre ſich verbeſſert. Der Aufſchwung der Wirtſchaft hat ſich
bereits bemerkbar gemacht.
Produkkenmärkke.
i. Weinheimer Obſtgroßmarkt vom 2. Auguſt. Amtliche
Preis=
notierungen (in Pfg. per Pfund): Pfirſiche 19—32, Aprikoſen 30,
Brombeeren 22—23 Stachelbeeren 6—15. Türkiſche Kirſchen 9—14,
Reineklauden 8—14, Mirabellen 22—24, Pflaumen 10—15,
Zwet=
ſchen 15—23, Birnen 1) 10—21, dito 2) 5—10, Aepfel 15—17,
Stangenbohnen 10—14 Buſchbohnen 2—4. Anfuhr 120 Zentner,
Nachfrage gut. Tägliche Verſteigerungen außer Samstag um 14
Uhr, Sonntags um 13 Uhr.
Mannheimer Produktenbericht vom 3. Auguſt. Weizen inländ.
(76—77 Kilo) 19,75. Roggen inländ. 16,50—16.75, Hafer inländ.
15.75—16,00 neue Wintergerſte 16,00—16,50, Futtergerſte 16 00,
gelber La=Plata=Mais 18,50—19 00, Soyaſchrot (Mannheimer
Fa=
brikat) prompt 14,75—15,10, Biertreber mit Sack 13,00—13,50,
Trockenſchnitzel loſe 7,75. Erdnußkuchen prompt 15,50—16,50,
neues Wieſenheu loſe 4,40—4,80, Rotkleeheu 4,60—4,90.
Luzernklee=
heu neues 5,60—6 00 Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen neues 2,40
bis 2 60 Hafer=Gerſte neues 2,00—2 20, Weizenmehl Spezial 0
mit Sack (neue Mahlart mit Austauſchweizen) 30,00—30,25, dito
mit Inlandsweizen alter Ernte 29.00—29,25 dito mit
Inlands=
weizen neuer Ernte 28,00—28,25, Roggenmehl mit Sack (70= bis
60prozentige Ausmahlung je nach Fabrikat) 23,00—24,00, dito
pfälz. und ſüdd 23,00—24 00 feine Weizenkleie mit Sack 7,75,
Rapskuchen 11.50—12,50, Palmkuchen 13,75, Leinkuchen 15,25 bis
15,50, Kokoskuchen 14,75—15,00 Seſamkuchen 15,00—16,00
Ten=
denz ſtetig. Die Stimmung für Brotgetreide hat ſich leicht
ge=
beſſert.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 3. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer: Auguſt und September 50.50 (50.75), Oktober 50.75
(51) November 50.75 (51.50) Dezember 51 (51.50) Januar 51.25
(51.75), Februar 51.50 (52), März 51.75 (52.75), April 52.25 (53),
Mai 52.50 (53.25), Juni 52.75 (53.75), Juli 53 (54). Tendenz:
be=
feſtigt. — Für Zink: Auguſt und September 17.50 (18), Oktober
17.75 (18.50). November 18.25 (19) Dezember 18.25 (19.25). Jan.
18.50 (19.75), Februar 19 (20) März 19.25 (20.50). April 19.75
(20.50), Mai 20 (20.75) Juni 20 (21), Juli 20 (21.50). Tendenz:
ſtetig. — Für Zink: Auguſt 23 (23.50), September 23.25 (23.75),
Oktober 23.50 (24) November 23.50 (24.50), Dezember 24 (25),
Januar 24.25 (25.50), Februar 24.50 (25.75), März 24.75 (26),
April 25.50 (26.25), Mai 25 75 (26.50). Juni 26 (26.75), Juli
26.25 (27.25). Tendenz: ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.
Berliner Kursbericht
vom 3. Auguſt 1933
Oeviſenmarkt
vom 3. Auguſt 1933
Mie He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llohd
A. E. 6
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Rice
54.25
45.25
14.—
18.—
14.875
21.25
140.125
49.—
62.50
160.—
114.75
Me
Elektr. Lieferung
7. 6. Farben
Gelſ. Berow.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Speſch Eiſen und 1
Köln=Neueſſen.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Kolsw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
Afe
84.25
132.125
62.—
81.—
97.50
63.25
50.50
58.—
79.50
62.50
42.875
34.75
Keee
Rütgerswerke
Salzdetſurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerie
Weſteregeln Akali =
Agsb.= Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupſer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr.Draht
Wanderer=Werke
Mee
58.—
172.—
15.625
38.25
125.—
20.50
73.375
5.25
16.—
70.—
54.50
86.—
Helſingfor!
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo.
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris
Währung Geld
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengs
100Leva
100 Gulden 1169.831
100 Kronen 69.98
100 Kronen
100 Kronen ſi
1 L.Sta.
1 Pap. Peſo
Dollar 3.047
100 Belgo
100 Lire t
100 Franes
S.1441.
47.20
12.42 1
3.047
62.19
71.83
13.32
0.928
58.64
22.11
18.46 1
Brief
8.156
47.30
12.44
3.053
70.17
70.12
62.31
71.27
13.26
0.932
3.053
58.76
22.15
6.50
Schweiz
Spanien
Danzia
Japan
Rio de Janeir
Jugoſlawien
Portugal.
Athen
Iſtambul
Kairo
Kanada
uruguah
Fsland.
Tallinn (Eſtl.
Riga
Zurmfrädter and Kariondtoune Burmfrngt, Millat dt Breosher Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 3. Auguſt 1933.
Keee
„Gr. II p. 1934/ 971
„. „ 1935
„. 19361 841,
„ „ „ 1937
„ „ „ 1938
Gruppe I
6% Dtſch. Reichsanl
6%
„ v. 2‟
5½% Intern.,v.30
6%Baden. .; v. 27
6% Bahern I v. 27
5% Heſſen.. . v. 29
6% Preuß. St. v. 28/101-.
6% Sachſen. . v. 27
686 Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4.
Ab=
löſungsanl.. . . .
Ltſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
6% Baden=Baden.
6%Berlin. . . . v. 24
6% Darmſtadt. .
6% Dresden. .v. 20
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 291
„ v. 26
6%Mainz ....."
6% Mannheimv. 27
62 München v. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſi. Landesbi.
6% „ Golboblig.
5½% Heſſ= Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
91/,
80,
86
98.25
83.25
82.3
82.5
84.25
n4.75
84
72.5
56.25
59.5
56
71:.
59
55.5
68
85
E
Hyp.=Bk. Ligu=
Kom. Obl. ... ..
6% Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf.
16% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.-
Bk. Girozentr. für
HeſſGldobl. R. 11
„ „ R. 12
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½% „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.- Anl.
4Auslser 1
*AuslSernf
Dt. Komm. Samm.,
Abl. (Neubeſitz).,
6% Berl. Hyp. Bi.
5½% „ Lig.=Pfbr
16% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
16% „ Goldoblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% „Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bl.
5½% Lig. Pfbr.
16% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% — Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp. Bk.
5½% Lig. Pfbr
16% „ Golboblig.
16% Südd. Bod.
Cred.=Bonk ...
5½% — Lig. Pfbr.
6% Württ. Hyp.=B.
79
84.5
72.5
63.25
80.75
81.25
84.
69.75
89.25
10.25
82.5
85
827I.
84.75
68
82.5
857,
82:,
85.5
85.5
86
83.5
86
77
16% Daimler=Benz.
16% Dt. Linol. Werkel 88.75
6% Mainkrw. v. 26/ 84
62 Mitteld. Stahl 74
6% Salzmann u. Co
16% Ver. Stahlwerkel 59
6% Voigt u. Häffnerl! 66
F. G. Farben Bonds/114.,75
5% Bosn. L.E.B.! —
—
2 Inveſt.
5% Bulg. Tab. v. 021 5.9
4½%0 Oſt. Schätze)
4% Oſt. Goldrentel 11.5
15% vereinh. Rumänl 4
4½½
8.1
4%0
4% Türk. Admin. 3.3
142
1.Bagbad
14½ „Zollanl.
4½% Ungarn 1913/ 4.5
4½% 1914/ 4.4
42
Goldr. 4.55
4%
1910/ 4.25
4½ Buop. Stadtan!
420 Liſſabon
42 Stockholm
81
Aktien.
Rla. Kunſtziide Untel 337
A. E. G.
21
AndregeNoris Bahn! 92
Aſchaffbg. Brauereil 50
Zel ſtoff 20.75
(Bemberg, J. P..../ 50
Berl. Kraft u. Lichtl110
Buderus Eiſen.. . .! 71:
Eemen: Heidelbera/ 82
„ Karlſtadt.
3. G. Chemie. Baſell120.25
Verke Albert
Chade ........."
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum.
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
„ Linoleum ..
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ
Licht u. Kraf
Eſchw. Bergwert
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt c Guilleaume.
Frankfurter Hof ..
Gelſenk. Bergweri
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer.
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener Bergbau
benninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
bindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen.
Holzmann, Phif.
ziſe Berab. Stamm
. . Genüſſe
Zungkans
160"
159.5
37.25
28.75
110
410.25
N.
43.25
86
13.5
97.5
46.75
20.5
G
50.75
DMe Miee
„ Aſchersleben
alein, Schanzlin..
Klöcknerwerke ....
KnorrC. H.....
Lahmeyer & Co.
Laurahütte .. . ..
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt. Br. . ..
Mannesm.=Röhren
MMansfeld Bergb.
Metallgeſ. Franki..
Miag. Mühlenbau.
Motoren Darm ſtadt! —
MReckarwerk Cfling
Sberbedarf
Phönix Berebau
Reiniger. Gebbert.
Rh. Braunkoblen
Elektr. Stamm
Stahlwerke
Riebeck Montan
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kall
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr. I
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A. G.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard
lunterfranken
Beſteregeln Kali. 1126 Zellſtoff Waldbof
— 18I. Allg. Dt. Creditan) Badiſche Bant... 73.25 Bk. f. Brau 214.5 Baher. Or. 63 Berl. Handelsgeſ. 69 Shpothekbi. 62 Comm. u. Privatb 26.5 Dt. Bankund Dise 49.75 Dt. Efi. u. Wechſel — Dresdner Bank. Frankf. Bank 74.5 Hyp.=Bank
Mein. Hyp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Bonk
Reichsbank=An: 8.25 50 Rhein. Hyp.=Ban1. 188 Südd. Bod.=Cr. B1. 88 Württb. Notenbant 89.75 — 89 A.. G. f. Vertehrsw. 47 Allg. Lokalb. Kraftw 58.25 7% Dt. Reichsb. Vze 171.5 Hapag ...." 190 Nordb. Llotzd. 161 Südd. Eiſenb.=Geſ.! 54 25 102.5 Allianz u. Stute). 82 Verſicherung . 1197 155 „Verein. Verſ.!” 157.5 FrankonaRück=u. M 69.75 Mannheim. Verſich. 15.5 Otavi Minen 86 Schantung Handel”
.38
41.75
44.75
115
82.25
118
86.5
49.25
54.25
45.25
80
68
66
63.75
150
96.5
100
46.25
83.75
99.5
14.25
15.25
13.5
38.5
Freitag, 4. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 214 — Seite 13
AMPIIS
Original- Roman
von
Hans Hirthammer
(Nachdruck verboten!)
Hildebrand machte ein Geſicht, das um Barmherzigkeit zu
flehen ſchien. „Aber nicht doch, lieber Kollege! Sie ſind mir ſo
ungemein ſympathiſch!"
Dem Redakteur ſtanden die Bartſtoppeln zu Berge. „Sie
ver=
höhnen mich, Herr! Auch das noch zu allem!“
„Nichts liegt meinem Herzen ferner!” erwiderte Hildevrand,
die Augen beſchwörend nach der Zimmerdecke richtend. „Warum
eifern Sie eigentlich ſo gegen mich?"
Wendrich wurde mit einemmal ſachlich. „Nun ſagen Sie mir
mal, woher hatten Sie eigentlich das Bild, das Sie mir mit der
Verſicherung ſchickten, es ſei das Porträt von Frau Prenner. Von
wem haben Sie ſich dieſen Kohl andrehen laſſen?”
Hildebrand ſtülpte ſchmollend die Lippen. „Das
Dienſtmäd=
chen von Frau Prenner zeigte mir das Porträt. Stimmt denn
etwas nicht?”
„Nein, leider ſtimmt etwas nicht! Die Aehnlichkeit iſt nicht
überwältigend groß.”
„Das möchte ich beſtreiten. Ich habe die Frau doch vorher
ſelbſt geſehen. Wenigſtens ſagte man mir, daß jene Dame Frau
Prenner ſei.”
„Einen ſchönen Bären hat man Ihnen aufgebunden. Du
lie=
ber Himmel — und Sie bilden ſich allen Ernſtes ein, ein
Repor=
ter zu ſein?"
Hildebrand tat unſchuldig. „Ich begreife wirklich nicht, Herr
Kollege! Was iſt denn eigentlich los?"
„Gehen Sie doch nach der Kurfürſtenſtraße und ſehen Sie
ſich Ihre Frau Prenner an! Da werden Sie gleich merken, was
los iſt!“
„Wieſo denn? Ich habe geſtern mit ihr geſprochen.”
Wendrich riß vor Erſtaunen den Mund auf. „Na — und?
Wie gefällt ſie Ihnen?”
„Eine entzückende Frau!” rief Hildebrand mit dem Bruſtton
der Ueberzeugung. „Ich habe den Eindruck, daß jenes Bild von
der Wirklichkeit noch übertroffen wird.”
„Nun bleibt mir der Verſtand weg!” jammerte Wendrich und
ließ ſich in einen Stuhl fallen. Aber nach einigen Sekunden ſprang
er wieder auf und krallte ſeine Finger in Hildebrands Schultern.
„Menſch, ich flehe Sie an, machen Sie keine Scherze! Sie waren
ebenfalls bei ihr? — Und Sie behaupten, daß ſie dem Bild
entſpricht?"
Hildebrand zündete ſich erſt eine Zigarette an, bevor er
zu=
ſtimmte. Dann erzählte er breit ausholend und ſich an Wendelins
immer länger werdendem Geſicht erfreuend, den Beſuch in der
Penſion Flora und was er dort ermittelt hatte.
Der Redakteur raufte ſich die Haare. „Daß mir ſo etwas
paſſi=
ren konnte! Ich flehe Sie an, Hildebrand, Beſter, erzählen Sie
weiter! — Wo wohnt ſie jetzt? Ich will ſie ſofort beſuchen.”
„Das werden Sie nicht tun, mein Beſter! Sie werden Ihren
Koffer vollends fertig packen und Ihre Urlaubsreiſe antreten!“
„Verrückt müßte ich ſein!” Wendrich zitterte vor Aufregung.
„Es iſt doch ſelbſtverſtändlich, daß ich jetzt bei Jenny bleibe.”
„Das iſt ſchön von Ihnen!” lächelte Hildebrand und blickte
den Rauchwolken ſeiner Zigarette nach. „Hören Sie trotzdem,
wel=
chen Vorſchlag ich Ihnen mache! — Sie werden ſich ein Auto mie=
ten und eine ſchöne Reiſe machen. Das bringt Sie wieder auf
andere Gedanken! Ich habe bereits einen wundervollen Wagen
für Sie ausgeſucht.”
Wendrich griff dem Kollegen vorſichtig an die Stirn und
ſchüttelte wortlos den Kopf.
„Und dazu eine hübſche Chauffeuſe, die Ihnen gerne
behilf=
lich ſein wird, die Zeit auf das Angenehmſte zu vertreiben! Was
ſagen Sie dazu? — Erſchrecken Sie aber nicht, wenn Ihnen das
Geſicht bekannt erſcheint!“
Nun erſt begann dem Redakteur ein Licht aufzugehen. Er
wäre dem wackeren Hildebrand faſt um den Hals gefallen. Dem
blieb nun nichts anderes übrig, als endgültig Farbe zu bekennen
und alle Einzelheiten ſeiner Unterredung mit Jenny Prenner zu
berichten.
„Sie ſind ein großartiger Kerl, Hildebrand! Herrgott, wenn
Sie nicht geweſen wären!“
„Ja ſehen Sie — und Sie meinten ſchon, auf meine
Mit=
arbeit verzichten zu dürfen! Ich hoffe, daß Sie die beleidigenden
Ausdrücke, die heute mehrmals an meine Ohren drangen, in aller
Feierlichkeit zurückzunehmen.”
Wendrich tat es mit dem größten Vergnügen.
„Dann darf ich alſo Frau Prenner die Mitteilung machen,
daß die Sache perfekt iſt! Wann wünſchen Sie die Abreiſe?‟
„Unverzüglich!” ſtrahlte Wendrich. „In einer Stunde! Ich
kann es kaum glauben, Hildebrand!”
Aber plötzlich kratzte er ſich nachdenklich hinter die Ohren.
„Der Spaß wird mich einen ſchönen Batzen Geld koſten!” klagte
er. „Mit der Eiſenbahn wäre es billiger geweſen. Hoffentlich hat
Frau Prenner keinen allzu hohen Tarif!”
„Und wenn auch!” lächelte Hildebrand und drückte die
Ziga=
rette aus.: „Sie können ja dafür ſorgen, daß das Geld in der
Fa=
milie bleibt! — Aber nun muß ich Frau Prenner verſtändigen
und dann ins Büro, leider! — Ich wünſche Ihnen eine recht
ver=
gnügte Reiſe, Wendelin, und nehme als ſelbſtverſtändlich an, daß
mir die Ehre zuteil wird, Ihren Trauzeugen zu machen.”
Lächelnd verabſchiedete er ſich.
Wendrich öffnete die Tür zur Küche. „Frau Krüger!” rief er
laut. „Beſte, edelſte, herrlichſte der Frauen über Fünfzig!
Kom=
men Sie raſch! Unſerem Hauſe iſt Freude widerfahren.”
„Er iſt wahrhaftig übergeſchnappt!” flüſterte Frau Krüger
und kam vorſichtig näher.
Wendrich raſierte ſich. Er war im Zuſtand einer ſelig
prik=
kelnden Spannung. Kein Wunder! Sah er ſich doch endlich vor
dem entſcheidenden Augenblick, da er ſie ſehen durfte, ſeine
geheim=
nisvolle Freundin, da er — welche Fülle der Möglichkeiten! —
für eine lange Zeit, für eine beglückende Reihe von Tagen mit
ihr zuſammen ſein durfte.
Mochte die Reiſe ein halbes Vermögen koſten! Er konnte es
ſich leiſten. Treuner hatte ja günſtige Nachrichten geſandt. Man
ſchien in Chicago mürb zu werden — und wenn ſich auch
ſchlimm=
ſtenfalls nicht die ganze Million loseiſen ließ, was ſchadete es?
Soviel ſprang jedenfalls heraus, daß man für den Reſt des
Le=
bens ausgeſorgt hatte!
Es war ſomit kein Grund, dieſe glückhafte Reiſe ins
Wun=
derreich mit Gewiſſensbiſſen anzutreten.
Mitten in ſeine Ueberlegungen drang ein Hupenton, der ſich
mehrmals wiederholte, und ließ ihn jäh hochfahren.
Er beugte ſich aus dem Fenſter, drunten ſtand ein eleganter,
paſtellblauer Wagen, deſſen Anblick die angenehmſten
Zukunfts=
bilder in ſeinem Herzen auslöſte.
In dieſem herrlichen Wagen durch den Sommer zu fahren,
an der Seite einer ſchönen Frau, einer Frau, die durch ein
zau=
berhaftes Geheimnis mit ihm verbunden war, dafür konnte man
ſchon auf die umſtrittene Erbſchaft ſündigen.
Er trank haſtig den Reſt des Kaffees, würgte noch ein
hal=
bes Schinkenbrötchen hinab und griff nach Mantel und
Sport=
mütze.
Seine Wirtin kam gerade herein.
„Das Auto, mit dem ich abreiſe, iſt ſoeben vorgefahren!“ Er
reichte ihr den Handkoffer, während er ſelbſt den ſchweren
Reiſe=
koffer aufnahm.
Sie vermochte ihm kaum zu folgen, ſo raſch eilte er die Treppe
hinab.
Hinter der Haustür blieb Fritz Wendrich ſtehen. Er mußte
einen Augenblick verſchnaufen, um die heiße Beklemmung
nieder=
zukämpfen, die ihn plötzlich befallen hatte.
Frau Krüger kam keuchend hinterher. „Ach herrie!” ſtöhnte
ſie. „Wollen Sie ſich denn im letzten Augenblick einen Herzklaps
zulegen!?"
Wendrich lächelte auf eine eigene Art. Dann ſtraffte er ſeine
Geſtalt und öffnete die Haustür.
Jenny Prenner ſtand wartend am Wagenſchlag.
„Das iſt ſie alſo!” dachte Wendrich und ein rauſchendes
Glücksgefühl durchſtrömte ihn.
Wie ein Wunder war es, daß die Frau, der er auf ſo
glück=
hafte Weiſe angehörte, nun leibhaftig vor ihm ſtand, im Lärm
der Straße.
Das Bild der vertrauten Häuſer, die Straßenbahnen und
Autobuſſe, die vorüberhaſtenden Menſchen, der Atem der Straße,
vertraut aus täglichem Sehen und Erleben, alles ſchien ihm mit
einemmal ſektſam umgewandelt, überſtrahlt, beglänzt von der
ſchönen, ſchlanken Frau, die nun bei ſeinem Erſcheinen ſich haſtig
vom Wagen löſte und mit federnden Schritten auf ihn zuging,
um ihm den Koffer abzunehmen.
Sie ſah ihn an, ein wenig neugierig, ein wenig prüfend.
Ihre Augen waren wie ſchimmernde Lichter.
„Herr Redakteur Wendrich?” fragte ſie und öffnete ihm den
Schlag. Dann half ſie Frau Krüger, den Koffer im Gepäckhalter
an der Rückfront des Wagens zu verſtauen.
Wendrich heuchelte ſachliches Intereſſe. „Hoffentlich hält er
gut!” ſagte er und zog an den Riemen.
„Keine Sorge, Herr Redakteur! Der ſitzt in einem halben
Jahr noch genau ſo feſt wie in der erſten Minute.”
Nun kam der Abſchied von Frau Krüger, die mit wachſender
Verblüffung Frau Prenner anſtarrte und um ein Haar eine
ſchreckliche Geſchichte angeſtellt hätte.
„Aber das iſt doch —
—” begann ſie ſtockend und zog
Wendrich beiſeite. Sie hatte das Bild auf dem Schreibtiſch oft
genug angeſehen, um ſogleich zu merken, daß da irgendein
Zu=
ſammenhang beſtand.
Als ſie aber Wendrichs Augen ſtreng und warnend auf ſich
gerichtet ſah, hielt ſie erſchreckt ein und begnügte ſich,
verſtänd=
nislos die Schultern zu zucken.
(Fortſetzung folat.)
Düssel-
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