Einzelnummer 10 Pfennige
*
TA4
TT
Patt
R
Dr *
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
Bei wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Auguft
bis 31. Auguff 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
Ab=
tragegebühr, abgeholt 2.— Reſchemark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmark frei Haus. Poſibezugspreis
im Auguſt ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reſchsmark.
Verantwortliſchkeſt für Aufnahme von Anzelgen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezſeher nicht zur Kürzung des
Be=
zugspreiſes. Beſſellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf obne Verbindlſchkeſt für uns. Poſtſcheckonio
Franfurt a. M. 4301
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 213
Donnerstag, den 3. Auguſt 1933. 196. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 35 Reichspfg. Rellamezelle (92 mm
breſt) 2Reſchsmark. Anzeigen von auswärts 3SReſchspfg.
Finanz=Anzeigen 50 Reichspfg. 92 mm breite
Reklame=
zelle 3.— Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmark
(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewall, wie Krieg, Aufruhr Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
Anzeſgenauf=
träge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
oder gerſchtlicher Beſtreſbung fällt ſeder Rabatt weg.
Banſkonto Deutſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
Der neue preußiſche Strafvollzug.
Hinrichkungen in Zukunfk nur noch durch das Beil. — Zuchkhäusler erhalten keinerlei Bergünſtigungen
mehr. — Skufen=Skrafvollzug nur für Unbeſtrafte oder unerheblich Vorbeſtrafte.
Ankeil der Vorbeſtrafken
Die Mruſe
an der Zahl der Gefangenen.
wieder eine Sühne für die begangene Skraftak.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
In Preußen iſt zwar in den letzten Wochen der Strafvollzug
gegenüber der bisherigen Handhabung grundſätzlich geändert
wor=
den. Jetzt iſt aber auf geſetzlichem Wege dem Vollzug die
neue Form gegeben worden, ebenſo auch dem
Gnaden=
recht. Das Geſetz umfaßt weit über 70 Paragraphen. Davon
entfallen 43 Abſchnitte auf den Strafvollzug und 31 Abſchnitte
auf das Gnadenrecht. Hinzu kommen noch einige Schluß= und
Uebergangsbeſtimmungen. Intereſſant iſt vor allem aus dem
Strafvollzug die Beſtimmung über
die Todesſtrafe.
Wir haben bisher in Preußen die Guillotine gehabt
und in einem Fall noch das Fallſchwert. Künftig wird,
wenn das Reich nicht etwas anderes beſtimmt, an die Stelle
dieſer Hinrichtungsart wieder das Beil des
Henkers treten. Man iſt zu dieſer Vollſtreckungsart
über=
gegangen, weil ſich herausgeſtellt hat, daß bei der Hinrichtung
durch das Beil bisher niemals irgend etwas vorgefallen iſt und
niemals irgendwelche Beanſtandungen ſich ergeben haben. — Auch
die Vollſtreckung der Freiheitsſtrafen
wird in Preußen künftig weſentlich anders ausſehen. Wir hatten
bisher eine Behandlung der Strafgefangenen, die durchaus nicht
als Strafe anzuſehen war. Der einzelne Gefangene genoß
weit=
gehende Vergünſtigungen. Es war ihm ſogar möglich, mit Hilfe
eines Beſchwerderechts einen wilden Kleinkrieg gegen die
Beam=
tenſchaft zu inſzenieren. Außerdem galt der ſog.
Stufenſtraf=
vollzug. Er wird nicht grundſätzlich beſeitigt, kommt aber
für Zuchthäusler künftighin nicht mehr in Frage.
Es gilt jetzt der Grundſatz, daß
die Skrafe ein Abſchreckungsmikkel
ſein ſoll, und daß jeder, der eine Freiheitsſtrafe zu verbüßen hat,
eben durch die Anwendung der Strafe vor künftigen Straftaten
abgeſchreckt werden ſoll. Zuchthäusler erhalten
kei=
nerlei Vergünſtigungen. In den Gefängniſſen
wird es etwas anders ausſehen. Hier gibt es die
Einzel=
haft, die Zellenhaft und die Gemeinſchaftshaft.
Der oberſte Grundſatz im Strafvollzug iſt die
Zucht und Ordnung in den Strafanſtalten. Die
Gefangenen werden durchweg zu einer
produk=
tiven Arbeit angehalten, die aber dem Gewerbe keine
Konkurrenz ſein ſoll. Infolgedeſſen wird auch zur
Oedland=
kultivierung in vermehrtem Maße geſchritten
wer=
den. Die Maſchinenarbeit wird zugunſten der
Handarbeit zurückgedrängt, um möglichſt viele
Ge=
fangene zu beſchäftigen. Bisher war es ſo, daß durch
Vergün=
ſtigungen die Strafgefangenen weſentlich beſſer daſtanden, als ein
erwerbsloſer Volksgenoſſe, aber auch als ein Arbeiter und
Klein=
bauer mit geringem Einkommen. Schon im letzten
Rechnungs=
jahr war es jedoch möglich, die Unkoſten pro Kopf auf 42 Pfg.
zu ſenken. Die Behandlung iſt natürlich ſo, daß die Geſundheit
keinen Schaden erleidet.
In Preußen gibt es zur Zeit 600 Anſtalten
mit 49 000 Gefangenen.
Für das leibliche Wohl der Gefangenen iſt nach jeder
Rich=
tung hin geſorgt. Es gibt beſondere Heilſtätten. Auch für die
Seelſorge ſind ausreichende Garantien geſchafſen. Jedem
Gefan=
genen ſteht der Zuſpruch ſeines Seelſorgers zu. Bi den jüngeren
Gefangenen und den Gefangenen mit geringeren Vorſtrafen oder
geringen Hauptſtrafen wird auch durch ſittliche und
bildungs=
mäßige Einwirkung für eine Beſſerung geſorgt. Es ſteht auch
eine Bücherei zur Verfügung. Die Frage der Beſuche iſt
ſo geregelt, daß der Zuchthäusler innerhalb von drei Monaten
und der Gefangene innerhalb von ſechs Wochen je einen Beſuch
empfangen dürfen. Der Zuchthäusler darf innerhalb von zwei
Monaten und der Gefangene innerhalb von vier Wochen einen
Brief ſchreiben und empfangen. Die Gefangenen, die
unbeſtraft oder unerheblich vorbeſtraft waren,
haben
das Recht auf eine ſtuſenweiſe Behandlung.
In der erſten Stufe müſſen ſie den Nachweis einer tadelloſen
Führung erbringen. Dann können ſie in die zweite Stufe
einge=
reiht werden. Die Einreihung in die dritte Stufe erfolgt, wenn
mindeſtens die Hälfte der Strafzeit verbüßt iſt. Innerhalb dieſer
Strafſtufen gibt es weitere Vergünſtigungen, die aber in keinem
Fall an diejenigen der Vergangenheit heranreichen. Auch die
Fürſorge iſt geregelt. Der Gefangene enthält
eine Entlöhnung. Hiervon muß aber ein gewiſſer Fonds
angeſammelt werden, der ihm bei der Entlaſſung zur Auszahlung
kommt. Der überſchießende Betrag kann von ihm für die
Beſſe=
rung ſeiner Lebenshaltung benutzt werden. Intereſſant ſind
übri=
gens einige Zahlen über den.
1927 waren unter allen Verurteilten 29 Prozent vorbeſtraft,
1928 32 Prozent, 1929 35,7 Prozent, 1930 38 Prozent. Für die
preußiſchen Strafanſtalten iſt eine Sonderſtatiſtik geführt
wor=
den. Daraus geht hervor, daß unter den Gefangenen, die
ein=
jährige oder längere Freiheitsſtrafen zu verbüßen hatten, ſich
1928 75,9 Prozent Vorbeſtrafte befanden. 1929 waren es ſogar
79,6 Prozent und 1930 ſchon 80 Prozent. Daraus geht hervor,
daß der bisherige Strafvollzug keine Einſchränkung, ſondern das
gerade Gegenteil bewirkt.
16. Deutſcher Studenkenkag.
Skudenkenkorporgkionen keine Kneipgemeinſchaffen,
ſondern polikiſche Erziehungsgemeinſchafken.
Aachen, 2. Auguſt.
Der 16. Deutſche Studententag, der erſte nach der Verleihung
des Deutſchen Studentenrechts hat mit der Beziehung des
Schulungslagers in der Nähe von Monſchau begonnen.
Der zweite Tag des Schulungslagers des Deutſchen
Studen=
tentages begann am Vormittag mit dem Arbeitskreis für
poli=
tiſche Erziehung, an dem ſich ſämtliche Teilnehmer des
Studen=
tentages beteiligten. Es handelt ſich um die Erziehung des
politiſchen Studenten, die erreicht werden ſoll durch
Kamerad=
ſchaft, Haus, Korporation und Fachſchaft.
Der erſte Vortrag von Feikert behandelte das
Kamerad=
ſchaftshaus, das, aufbauend auf dem Arbeitsdienſtlager, das
Erlebnis der Gemeinſchaft fortführen ſoll. Es ſoll zwei Arten
von Kameradſchaftshaus geben. Das eigentliche
Kameradſchafts=
haus und das Weſſel=Gemeinſchaftshaus. Das Arbeitsprogramm
im Kameradſchaftshaus wird in gemeinſchaftlichen
Körper=
übungen und dergleichen beſtehen. Die Freizeiten dienen der
wiſſenſchaftlichen Arbeit. In jedem Haus ſollen 150 bis 200
Studenten untergebracht werden, und zwar nur ſolche aus dem
erſten und zweiten Semeſter. Dieſe Gemeinſchaft wird wieder
in Gemeinſchaften von 16—20 eingeteilt, an deren Spitze je ein
Führer ſtehen ſoll.
Mit der Einrichtung dieſer Gemeinſchaftshäuſer iſt der
Fort=
beſtand der Korporationen eng verbunden. Dieſe Frage
be=
handelte der Leiter der Deutſchen Studentenſchaft, Krüger. Man
müſſe jetzt vor allem auf die Häuſer der Korporationen
zurück=
greifen, da die finanziellen Mittel fehlten, um die erforderlichen
Gemeinſchaftshäuſer ſelbſt aufzubauen. Es müſſe Schluß
ge=
macht werden mit denen, die die Gemeinſchaft im Kneipen
ſehen. Studentenkorporationen müßten politiſche
Erziehungs=
gemeinſchaften werden.
Japaniſche Blotkenmanöver
im weſtlichen Pazific.
EP. Tokio, 2. Auguſt.
Die ausgedehnteſten Flottenmanöver, die Japan je erlebt
hat, begannen am Montag im weſtlichen Pazifiſchen Ozean. An
den Uebungen, die bis zum 25. Auguſt dauern werden und die
von Mitte Auguſt an vom Kaiſer perſönlich geleitet werden
ſollen, nehmen 150 Kriegsſchiffe und zahlreiche Marineflugzeug=
Geſchwader teil. In politiſchen Kreiſen betrachtet man dieſe
Manöver als Antwort Japans an die Vereinigten Staaten die
durch die Zuſammenziehung ihrer Seeſtreitkräfte im Pazifiſchen
Ozean in Japan große Verſtimmung hervorgerufen haben. In
dieſem Zuſammenhang iſt intereſſant, daß offiziös mitgeteilt wird,
Japan ſei entſchloſſen, ſeine Flotte bis zu der
nach dem Londoner Vertrag zuläſſigen
Höchſt=
grenze auszubauen. — Die Voranſchläge für das nächſte
Jahr ſehen den Bau von 110 Waſſerflugzeugen, die
Moderniſie=
rung von 4 Kreuzern, die Anlage neuer Flugplätze,
Flottenſtatio=
nen und Arſenale und ſchließlich die Verwirklichung eines
be=
reits früher bekannt gegebenen Flottenbauprogramms vor.
Da=
nach ſollen binnen drei Jahren zwei Kreuzer, zwei Flugzeug=
Mutterſchiffe, ein Minenleger, ſechs U=Boote, 14 Zerſtörer, acht
Torpedoboote und acht Flugboote gebaut werden. Insgeſamt
ſollen ſich im nächſten Fiskaljahr die Flottenausgaben auf 760
Millionen Yen belaufen, während die Ausgaben für das
Land=
heer ſich auf 550 Millionen Yen ſtellen.
Auch Auſtralien rüſtek.
EP. London, 2. Auguſt.
Ueber ein auſtraliſches Rüſtungsprogramm macht die „
Mor=
ning Poſt” nähere Angaben. Die Beteiligung Auſtraliens an
einem gemeinſchaftlichen Verteidigungsplan des Imperiums mache
eine Verſtärkung der Landesverteidigung notwendig. Für das
Finanzjahr 1933/34 werden die auſtraliſchen Rüſtungsausgaben
um eine Million Pfund erhöht werden. Die Luftſtreitkräfte
ſoll=
ten vermehrt und moderniſiert werden. Ebenſo würden das
Landheer und die Flotte verſtärkt. Die auſtraliſche Regierung
verhandele gegenwärtig über den Bau eines 7000=Tonnen=
Kreu=
zers und beabſichtige, zwei 10 000=Tonnen=Kreuzer, die zu
koſt=
ſpielig und übermäßig bewaffnet ſeien, durch ein Geſchwader von
vier ſolcher 7000=Tonnen=Kreuzer zu erſetzen. 400 000 Pfund
wür=
den zum Ausbau der Küſtenverteidigungsanlagen ausgegeben
werden.
Panik und Proſperiky.
Von unſerem Berichterſtatter.
He. New York, Anfang Auguſt.
Amerika hat dieſer Tage außerordentlich aufregende Stunden
erlebt. Die Tatſache, daß die Regierung das internationale
Ab=
ſinken der Dollarkurſe geſtoppt hatte, weil ſie befürchtete, daß
ſonſt ihr ganzes Wirtſchaftsprogramm über den Haufen
ge=
worfen werde hatte die Spekulation veranlaßt, in großem
Umfange „auszuſteigen‟ Die Folge war ein plötzlicher
Kursſturz an den Produkten= und
Effekten=
börſen und eine allgemeine Panik im
Publi=
kum, das glaubte das Ende der neuen Proſperity ſei
ge=
kommen. Infolgedeſſen verſuchte jeder Hals über Kopf ſeinen
Einkauf loszuwerden, ſo daß ein allgemeiner Zuſammenbruch
der mühſam aufgebauten Preisſteigerung drohte. Kurz, es
herrſchte eine Verwirrung, wie ſie beiſpielloſer ſeit langem an
der amerikaniſchen Börſe nicht mehr geherrſcht hat.
Die Anſichten darüber, wie es zu dieſem Einbruch der
Kurſe gekommen iſt, ſind erklärlicherweiſe außerordentlich
ge=
teilt. Im Publikum will man in dem
Zuſammen=
bruch der Kurſe ein Zeichen des wachſenden
Mißtrauens in die ſich überſtürzenden
Maß=
nahmen Nooſevelts ſehen, während die Regierung
ſelbſt — und wohl mit mehr Recht — die Schuld an den ganzen
Vorgängen ausſchließlich der Spekulation gibt. Die Spekulation
habe, ſo meint die Regierung, durch übertriebene Kurs= und
Preisſteigerungen die kommende Preisentwicklung
voraus=
genommen und habe daher Kurſe und Preiſe viel höher
ge=
trieben, als dies der Stand des Dollars gerechtfertigt habe. Es
handele ſich alſo um einen klaſſiſchen Fall von Ueberſpekulation,
ähnlich wie im Jahre 1929, wo bekanntlich auch die übertriebene
Spekulation die Urſache für den bekannten Schwarzen Freitag
an den amerikaniſchen Börſen gegeben habe. Denn auch damals
hätten die Börſenjobber die Preiſe höher getrieben, als das
wirtſchaftlich gerechtfertigt geweſen ſei und nachher durch eine
entſprechende Gegenbewegung ſich zu retten und das Publikum
zu ſchädigen verſucht.
Rooſevelt hat daher mit großer Energie eingegriffen und
der Spekulation einen Riegel vorgeſchoben. Er hat den Handel
an der Chicagoer Produktenbörſe
vorüber=
gehend einſtellen laſſen und hierauf einen Beſchluß
herbeigeführt, wonach die Kursſchwankungen für Weizen nicht
mehr als 5 Cents am Tage betragen dürfen. Dieſe Maßregel
hat er charakteriſtiſcherweiſe damit begründet, daß die
Speku=
lation nicht dazu führen dürfe, daß das Publikum „geſchädigt”,
würde. (Ein Zeichen, daß er gegen ein Hochtreiben der Preiſe
nichts einzuwenden hatte.) Ebenſowenig wie man es dulde, daß
ein Straßenräuber in der Stadt dem Bürger ſein Geld abjage,
dürfe man es geſtatten, daß die Börſe den Farmer durch
Spekulation um den Ertrag ſeiner Arbeit bringe.
Gleichzeitig mit dieſer Maßnahme an der Produktenbörfe
hat dann Hoover gedroht, daß er zu ähnlichen Maßnahmen am
der Effektenbörſe greifen würde, ohne daß es allerdings dazu
gekommen iſt. Denn ſein promptes Eingreifen hat ſofort die
Folge gehabt, daß ſich die allgemeine Stimmung beruhigte, und
daß nach kurzer Zeit die Kursentwicklung an den Börſen wieder
eine ſtetige wurde.
Zugleich haben dieſe Vorkommniſſe den Präſidenten zu einer
energiſchen Förderung ſeines Induſtrieprogramms gebracht, das
bis dahin nur zögernd und langſam in Gang geſetzt worden
war. Die Vorgänge haben eben ſchlagartig
ge=
zeigt, was für eine Gefahr darin liegt, wenn
im Publikum der Eindruck erweckt wird, daß die
Maßnahmen des Präſidenten nicht die
er=
wartete Wirkung haben würden. Die Vorwürfe,
daß der Präſident zwar für eine Steigerung der Preiſe geſorgt
habe, andererſeits aber nicht in ausreichendem Umfange für die
breiten Maſſen der Konſumenten ſorge hatten ſich ja bereits
ſtark gehäuft. Man hatte ſogar bezweifelt, daß es Rooſevelt
mit derartigen Maßnahmen überhaupt ernſt ſei.
Rooſevelt hat daher, nachdem vor kurzem bereits die neuen
Induſtrie=Coden für die Baumwoll=Induſtrie, die Petroleum=
Induſtrie und die Stahlinduſtrie eingeführt worden waren,
beſchloſſen, einen General=Code einzuführen, der dem
unhalt=
baren Zuſtand auf dem Preismarkt wie auf dem der Löhne
mit einem Schlag ein Ende machen ſollte. Dieſer General=Code
für die Induſtrie ſieht vor, daß generell Mindeſtarbeitslöhne mit
einer Mindeſtarbeitszeit für Angeſtellte und für Arbeiter in
allen Induſtrien Amerikas eingeführt werden, daß zugleich aber
auch alle Induſtrien ſich verpflichten ſollen, ſich an beſtimmte
ſtaatliche Mindeſtpreiſe zu halten, damit das Tempo der
Preis=
entwicklung gehemmt wird. Dieſen neuen Induſtrie=Code hat
Rooſevelt mit einer großen Propaganda=Aktion verbunden, die
den Amerikanern die neuen Maßnahmen ſchmackhaft machen ſoll.
Alle Unternehmer, die ſich den neuen Bedingungen unterwerfen,
ſollen eine Klebemarke mit einem Blauen Adler und der
Unter=
ſchrift: „Mitglieder der Wiederaufbau=Regierung. Wir tun
unſere Pflicht” erhalten, um dieſe damit auszuzeichnen, während
das Volk aufgefordert wird, nur in Betrieben zu kaufen, die
mit dem Blauen Adler ausgezeichnet ſind, wie auch nur Waren
zu verlangen, die dieſe Klebemarken tragen.
Rooſevelt verſpricht ſich von dieſer Aktion,
daß mindeſtens die Hälfte der amerikaniſchen
Arbeitsloſen, d. h. über ſechs Millionen
Men=
ſchen, in abſehbarer Zeit untergebracht werden,
da durch die „Streckung” der vorhandenen Arbeitspoſten eine
größere Anzahl von Perſonen als bisher beſchäftigt wird. Durch
die Feſtſetzung der Mindeſtlöhne ſoll hingegen erreicht werden,
daß die Konſumkraft vermehrt wird, damit möglichſt viel von
den neueingeſtellten Arbeitern gekauft werden kann.
Damit iſt Rooſevelt alſo durch die Spekulation vorzeitig
ge=
zwungen worden, den Großangriff auf den Arbeitsmarkt zu
er=
öffnen, den er urſprünglich erſt zu einem ſpäteren Zeitpunkt
vorhatte. Das Experiment, das Rooſevelt hier unternimmt, iſt
jedenfalls von entſcheidendem Ausgang für den Kampf, den er
um die Wiederbelebung der Wirtſchaft führt. Man wird daher
den weiteren Erfolg ſeiner Maßnahmen mit größter
Aufmerk=
ſamkeit verfolgen müſſen. Zu leugnen iſt jedenfalls nicht, daß
ſeine Maßnahmen ebenſo großzügig wie bedeutend ſind, und
daß ſie im Volke einen ſehr viel ſtärkeren Widerhall gefunden
haben, als alle bisherigen Maßnahmen amerikaniſcher
Regie=
rungen. Denn auch in Amerika iſt es populär, wenn man gegen
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Seite 2 — Nr. 213
die Spekulanten vorgeht und Löhne erhöht. Ob die Wirtſchaft
allerdings in der Lage ſein wird, die Maßnahmen zu tragen,
ohne dabei Schaden zu nehmen, muß abgewartet werden.
Immerhin iſt nicht zu beſtreiten, daß durch die Dollar=Inflation
hierfür der entſprechende Spielraum zunächſt einmal geſchaffen
worden iſt.
Konferenzende — und was weiter?
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 2. Auguſt.
Die Schlußſitzung der Weltwirtſchaftskonferenz fand am
heißeſten Tage ſtatt, den England ſeit vielen Jahren gekannt hat.
Das Thermometer ſtand auf 93 Grad Fahrenheit im Schatten.
Im großen Sitzungsſaal des Geologiſchen
Müſeums herrſchte eine drückend feuchte
Treib=
hausatmoſphäre. Die Riefenfenſter ſtanden alle weit
offen. Doch kein kühlender Windhauch regte ſich. Gelangweilt
leierten die Rapporteure der verſchiedenen Kommiſſionen ihre
Berichte ab. Ebenſo gelangweilt und indolent hörten die
Dele=
gierten, die Journaliſten und das Publikum zu. „Wenn es doch
bald vorüber ſein möge”, ſtand deutlich auf allen Geſichtern zu
leſen . . . Doch mit einem Male kommt Leben in dieſe trübe
Beerdigungszeremonie der ſterbenden Konferenz. Der Präſident
Ramſay Macdonald hat einen Namen genannt, der alle
An=
weſenden elektriſiert: Dr. Hjalmar Schacht, der
Ver=
treter des Deutſchen Reiches! Schläfer erwachen,
Hälſe recken ſich, Federn kritzeln wieder geſchäftig. Man hat
Dr. Schacht hier ſeit Wochen nicht geſehen. Den Engländern
gilt er als der „Myſtery Man of German Finance‟. Der
Ver=
treter Hitler=Deutſchlands iſt noch immer die Senſation. Man
erwartet von ihm, daß er etwas Außerordentliches etwas
Er=
friſchendes ſagen wird. Und er trügt nicht die in ihn geſetzten
Erwartungen. Selbſt die Elemente ſcheinen mit ihm im Bunde
zu ſein: wie Dr. Schacht die Rednertribüne beſteigt, bricht
draußen plötzlich ein Wirbelwind, eine Art Taifun los; die
Vorhänge an den Rieſenfenſtern reißen ſich los und flattern
wie große Fahnen in der Luft; allerhand Dokumente und
Papiere auf den Tiſchen der Delegierten werden ebenfalls vom
Winde erfaßt und fliegen luſtig durch den Saal. Und inmitten
dieſes ſymboliſchen, erfriſchenden Wirbelſturmes und allgemeinen
Erwachens ertönte die laute, klare Stimme Dr. Schachts, der
zu guterletzt der auseinandergehenden Konferenz noch einige
unverblümte Wahrheiten ſagt und die Urſachen des Scheiterns
der Konferenz kurz präziſiert.
Nach ſechs Wochen angeſtrengter Arbeit erweiſt es ſich in der
Tat, wie Dr. Schacht das mit erfreulicher Offenheit feſtſtellt, daß
ſo gut wie keine einzige der urſprünglichen
Aufgaben und Programmpunkte der Konferenz
erreicht worden iſt. Es iſt der Konferenz nicht gelungen
die Währungen zu ſtabiliſieren. Es iſt ihr nicht gelungen die
Warenpreiſe zu heben. Es iſt ihr nicht gelungen die
Zoll=
ſchranken herabzuſetzen. Es iſt ihr nicht gelungen die
Waren=
produktion zu regulieren. Die von den verſchiedenen
Kom=
miſſionen ausgearbeiteten Reſolutionen und Berichte ſtellen
nichts als unverbindliche Anſichten und Empfehlungen dar. Die
Schuld an dieſem kläglichen Fiasko trägt natürlich niemand im
beſonderen, es ſei denn die Einberufer der Konferenz. Der
Fehler liegt vielmehr im Syſtem einer derartigen Weltkonferenz
Der Gedanke, durch generelle Empfehlungen und Beſchlüſſe
gleichzeitig die Wirtſchaft ſämtlicher Länder der Welt zu
regu=
lieren, ohne Berückſichtigung der Tatſache, daß jedes dieſer
64 Länder völlig andere Intereſſen und interne Bedingungen
beſitzt, hat ſich als ein Ding der Unmöglichkeit erwieſen. Die
von der Konferenz an der Wirtſchaftspolitik dieſes oder jenes
Landes geübte Kritik prallte jedesmal prompt an den realen
Lebensintereſſen des betreffenden Landes ab. „Solange alſo”
ſchloß Dr. Schacht ſeine kurze, aber eindrucksvolle Rede, „die
einzelnen Staaten nicht ſelbſt und mit eigenen Kräften bei ſich
zu Hauſe ein gewiſſes wirtſchaftliches Gleichgewicht
wieder=
hergeſtellt haben, wird auch der Erfolg einer zweiten
Weltwirt=
ſchaftskonferenz ein höchſt zweifelhafter ſein.” Und — möchten
wir hinzufügen — hat es kaum einen Sinn eine ſolche vor der
Hand in Ausſicht zu nehmen.
Daher wäre es auch ratſam ſich keinerlei Illuſionen
dar=
über hinzugeben, daß die Weltwirtſchaftskonferenz
nicht, wie der Vorſitzende Macdonald es wahr
haben möchte, „lediglich vertagt”, ſondern in der
Tat eines natürlichen und endgültigen Todes
geſtorben iſt. Die Welt hat aber kaum Urſachen über dieſen
Todesfall beſonders deprimiert zu ſein. Der Zweck der Londoner
Konferenz beſtand ja ſchließlich und endlich nur darin, der Welt
aus der gegenwärtigen Wirtſchaftsmiſere herauszuhelfen. Läßt
ſich dieſes Ziel aber auch anderswie erreichen, um ſo beſſer.
Daher kann die Tatſache, daß die Londoner Konferenz ſo klar
die Unmöglichkeit genereller Beſchlüſſe erwieſen und die Staaten
* Die Kriſis der deutſchen Aniverſikäk.
Eine Befrachkung zum Aachener Skudenkenkag.
Von Prof. Dr. Paul Sſymank, Göttingen.
Der überwältigende Sieg der nationalſozialiſtiſchen
Bewe=
gung über den Staat von Weimar und die unhemmbare, alles
erfaſſende und durchdringende Gewalt ihrer Gedanken haben die
im deutſchen Univerſitätsweſen ſchon längſt vorhandene geheime
Kriſis zu einer allgemein erkannten und öffentlich bemerkbaren
gemacht. Es handelt ſich dabei nicht um die Not der von den
Hochſchulen gepflegten Wiſſenſchaft, wie ſie Prof. Dr. Hans
Benndorf in ſeiner als Alarmruf wirkenden Rektoratsrede:
„Die Aufgaben der Univerſität und ihre
Be=
deutung für Volk und Staat” im vorigen Jahre für
Oeſterreich feſtſtellte. (Graz. Leuſchner u. Lubenſky’s
Univerſi=
täts=Buchhandlung, 1932), ſondern es geht um die Erſetzung eines
altgewordenen und innerlich hohlen Bildungsideals durch ein
neues, der veränderten Geiſtesverfaſſung entſprechendes. Was die
bisherige Zeit auf dem Gebiete des Univerſitätsweſens in den
letzten hundert Jahren geſchaffen oder umgewandelt hat, das
bringt Prof. Dr. Arnold Köttgen vom juriſtiſchen Standpunkt
aus in ſeinem ſtreng wiſſenſchaftlichen Buche: „Deutſches
Univerſitätsrecht” zum erſtenmal überſichtlich zuſammen.
Sein Werk ſchließt ſich innerlich an die Schrift von Friedrich
Stein über die akademiſche Gerichtsbarkeit in Deutſchland
(1891) an und ſtellt außerdem eine bedeutſame Erweiterung von
Erich Wendes „Grundlagen des preußiſchen Hochſchulrechts”,
(1930) dar. Die Rechtsnatur der Univerſität, ihre Organiſation
und ihre Aufgaben, ſowie die Rechtsverhältniſſe ihrer Dozenten
werden ausführlich und wohl abſchließend behandelt; bei der
Darſtellung des Studentenrechts dagegen fehlt eine Erörterung
der entwicklungsgeſchichtlich wichtigen Zeit von 1904 bis 1914, in
der durch die kämpfende Studentenſchaft einige Fortſchritte
er=
zielt und wertvolle Anregungen gegeben wurden. Auch bricht
Köttgen im Verlaufe ſeiner Darſtellung für die bisherige, gerade
jetzt ſo ſcharf befehdete Univerſität mutig eine Lanze. „Die
deutſche Univerſität”, ſagt er, „ſo wie ſie unter dem Einfluß des
Idealismus geworden iſt, kann trotz ihres weltbürgerlichen
Pro=
fils nicht anders ſein als nationale Univerſität. Dieſe
Univer=
ſität verkörpert in ſich die Idee der deutſchen Kultur, in ihr formt
ſich die Nation unmittelbar, wofern man ihr nur die Möglichkeit
gibt, ihrem eeigenſten Geſetz treu zu ſein.” Ob bei der
gegenwär=
tigen Geſamtlage das Werk Köttgens nur eine wiſſenſchaftliche
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
mit ſo großem Nachdruck auf die Notwendigkeit bilateraler
Ab=
machungen und Gruppenverſtändigungen hingewieſen hat,
immer=
hin als ein gewiſſes Verdienſt des Verblichenen betrachtet
werden. Die Vertreter von 64 Staaten der Welt haben
ſchließ=
lich nicht ſechs volle Wochen lang miteinander konferiert,
ver=
handelt und geſpeiſt, ohne Nützliches über die gegenſeitige
Wirt=
ſchaftslage und ihre beſonderen Verhältniſſe erfahren und ohne
Uebereinkommen eingeleitet zu haben, die vielleicht bald
wert=
volle Ergebniſſe zeitigen und die Kriſe in den einzelnen Ländern
weſentlich mildern dürften. Beſonders kann dieſes von den
Agrarländern Zentraleuropas geſagt werden. Unter dieſen
ſcheint jetzt, im Ergebnis der zahlreichen Londoner Ausſprachen,
eine Verſtändigung weſentlich ausſichtsreicher zu ſein als vorher,
Die Beſſerung der Wirtſchaftslage in Deutſchland vor allem
dürfte ſich hierbei von ausſchlaggebender Bedeutung erweiſen.
Sämtliche Agrarländer Europas ſind an einer raſchen Geſundung
Deutſchlands in vitalſter Weiſe intereſſiert. Durch die Löſung
der europäiſchen Agrarprobleme aber würde das Schwungrad
der geſamten Weltwirtſchaft ſofort wieder in kräftigere
Be=
wegung kommen und ſämtliche anderen Fragen, wie Hebung des
Preisniveaus, Stabiliſierung der Währungen, Abbau der
Zoll=
ſchranken uſw., ſich ebenfalls weſentlich leichter verwirklichen
laſſen.
Zuſammenfaſſung des Geweſenen und einen geſchichtlichen
Rück=
blick bedeutet oder ob man auf ſeinen Feſtſtellungen organiſch
weiterbauen wird, muß die Zeit lehren. (Tübingen, Verlag von
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1933.)
Das Neue und Zukunftsbeſtimmende drängt an die deutſchen
Univerſitäten von außen heran; die nationalſozialiſtiſche
Bewe=
gung macht vor ihnen nicht halt, und ihr Führer, Reichskanzler
Adolf Hitler, erklärte ſchon 1926: „Eine Bewegung, die nicht in
der Lage iſt, die Hochſchule zu erobern, hat keine Ausſicht darauf,
ein Volk zu erobern‟. Der Nationalſozialismus verwirft die
heutige Form der Umiverſität mit ihrer weitgehenden
Speziali=
ſierung und Verbreiterung des Wiſſenſchaftsgebiets; er ſieht in ihr
geradezu eine Art geiſtiges Warenhaus und wirft ihr vor, daß
ihr ein geiſtiges Band, eine alle Wiſſenſchaft verbindende und
umſchließende Weltanſchauung fehle. Er will ſie wieder zu einem
in ſich zuſammenhängenden, von einer Herzkammer aus
beleb=
ten Organismus machen, der nicht ein Sonderleben für ſich führt,
ſondern einen tatkräftig am neuen Aufbau mitwirkenden Teil
des Volksganzen bildet. Ja, der Nationalſozialismus erſtrebt
mehr; er will, wie einer ſeiner Führer, Prof. Dr. Ernſt Krieck
ſagt, die Hochſchulen umwandeln in „Veranſtaltungen des Staats
zu Zwecken der nationalen Kultur und Bildung” und ſie damit
nach Köttgens Ausdruck „an die organiſatoriſche Gegebenheit des
Staats” binden. Von der geiſtigen Geſamtlage in der heutigen,
für das Univerſitätsweſen kritiſchen Zeit und von dem
unabän=
derlichen Willen, die Univerſität im Sinne der völkiſchen
Erneue=
rung umzuformen, gibt der Heidelberger Rektor Prof. Dr. Willy
Andreas in ſeiner am 15. Mai gehaltenen
Immatrikulations=
rede aufſchlußreiche und geſchichtlich wohl begründete Kunde, und
der ſchon genannte Ernſt Krieck zieht aus den Gegebenheiten der
Gegenwart bedeutungsvolle Schlüſſe in ſeiner Programmſchrift:
„Nationalpolitiſche Erziehung” (Leipzig, Armanen=
Verlag) und neuerdings in ſeiner Frankfurter Rektoratsrede:
„Die Erneuerung der Univerſität” Und er meint
geradezu: „Gelingt es der deutſchen Univerſität, den Strom des
revolutionären Geſchehens, die Kräfte des völkiſchen Aufbruchs in
ihren Wiſſenſchaften, in ihren Lehrformen und in ihren
Organi=
ſationen aufzufangen, ſo hat ſie auch neue Möglichkeiten
ge=
wonnen, durch eine nationalpolitiſche, völkiſche und berufliche
Geſamterziehung geſtaltend auf das geſchichtliche Werden
zu=
rückzuwirken und einen entſcheidenden Anteil zu gewinnen an der
Selbſtgeſtaltung des deutſchen Volkes, mit der eine neue Epoche
der deutſchen und der abendländiſchen Geſchichte anhebt.” (
Frank=
furt a. M., Verlag H. Bechhold, 2. Aufl., 1933.)
Die erſten grundlegenden geſetzlichen Beſtimmungen, welche
die Regierung des Reiches, ſowie die preußiſche zur Umgeſtaltung
des geſamten deutſchen Bildungsweſens erlaſſen haben, ſtellt
die erſte Jahresſchau der nationalen Arbeit
vom 17. März bis 1. Mai 1934 in Berlin.
CNB. Berlin, 2. Auguſ
Eine große Kulturſchau des deutſchen Volkes und eine
Lei=
ſtungsſchau deutſcher Arbeit werden vom 17. März bis 1. Mai
1934 als Ausſtellung „Deutſches Volk — Deutſche Arbeit” in den
Berliner Ausſtellungshallen am Kaiſerdamm ſtattfinden. Im
Hinblick auf die beſondere Bedeutung dieſer erſten Jahresſchau
der nationalen Arbeit hat der Reichspräſident die
Schirmherr=
ſchaft übernommen. Ehrenpräſident iſt der Reichsminiſter für.
Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels.
Die Ausſtellung wird zum erſtenmal im neuen Deutſchland
einen Geſamtüberblick über Raſſenkunde und Raſſenhygiene des
deutſchen Volkes geben.
Der nationalpolitiſchen Erziehung iſt die Abteilung „Das
Reich der Deutſchen” gewidmet, die dem Wiedererwachen eines
neuen deutſchen Nationalismus Ausdruck geben wird.
Die Abteilung „Die deutſche Arbeit” zeigt Spitzenleiſtungen
der Induſtrie, des Handwerks und der Landwirtſchaft.
Miniſterialrat Dr. Joachim Haupt in einem kleinen Heft:
„Neuordnung im Schulweſen und
Hochſchul=
weſen” als Nummer 5 der Schriftenreihe: „Das Recht der
nationalen Revolution”, unter Beifügung von wichtigen
Erläute=
rungen überſichtlich zuſammen. (Berlin, Carl Heymanns Verlag,
1933.) Dagegen ſind noch keinerlei amtliche Verlautbarungen
über die kommenden, die innere Umbildung des
Univerſitäts=
weſens umfaſſenden Pläne der Regierungen bekannt geworden,
Hier haben vorläufig noch die führenden Hochſchulreformer das
Wort und deuten in einer wachſenden Flut von
Zeitſchriften=
artikeln, Vorträgen und Broſchüren den Weg an, den man bei
einer Erneuerung der Univerſität gehen müſſe. Und dabei treten
faſt durchweg jüngere Perſönlichkeiten auf das Kampffeld, die
älteren Hochſchullehrer verharren, mit geringen Ausnahmen, zu
denen ich den Göttinger Hiſtoriker Karl Brandi rechne,
durch=
weg in Schweigen.
Am wenigſten weit mit ſeinen Vorſchlägen geht der
Leip=
ziger Profeſſor Dr. Hans Freyer in ſeiner Schrift: „Das
politiſche Semeſter‟ Er wünſcht den Einbau eines
allgemein verbindlichen „politiſchen Semeſters” in das erſte
Studienſemeſter des aus dem Arbeitslager kommenden Studenten.
Dieſes Semeſter „iſt als ein Querbalken zu denken, der durch
die Vielheit der Fachſtudien hindurchgezogen wird und ſie
ein=
heitlich trägt — analog dem philoſophiſchen Studium, das im
Syſtem der humaniſtiſchen Univerſität die gemeinſame
Grund=
lage aller Fachſtudien bilden ſollte und tatſächlich gebildet hat”.
Weiter verlangt Freyer eine Ausſchöpfung des immanenten
politiſchen Gehaltes der Einzelwiſſenſchaften, ſowie ihre
teil=
weiſe Erweiterung und Verſchränkung mit anderen, insbeſondere
politiſchen Wiſſenſchaften. „Das Studium des Arztes auf der
Univerſität”, ſo ſagt er „ſoll in politiſcher Medizin, das des
Lehrers in politiſcher Pädagogik, das des Juriſten, in politiſcher
Rechtswiſſenſchaft gipfeln. Damit wird die politiſche Bildung,
die im erſten Semeſter als breite, aber notwendig abſtrakte
Fundierung, als bloße Einſtellung auf die Sach= und Wertwelt
des Politiſchen angeſetzt worden iſt, zu verantwortlichem
Berufs=
bewußtſein konkretiſiert. Damit wird dem Studium
ins=
geſamt ein politiſcher Sinn gegeben” (Jena, Eugen Diederichs
Verlag, 1933).
Einen größeren Schritt vorwärts als Freyer tut Dr.
Maxi=
milian Weller in ſeiner kleinen, im Auftrag ſeiner Gauleitung
verfaßten Schrift: „Nationalſozialiſtiſche
Univer=
ſitätsreform und Philoſophiſche Fakultäten”.
Er fordert die Errichtung einer deutſchkundlichen Fakultät als
Vorfakultät, „durch die mindeſtens alle Studierenden der
philo=
ſophiſchen Fakultät, wahrſcheinlich aber alle Studierende
über=
haupt, hindurchgehen müſſen, ehe ſie ihr fachwiſſenſchaftliches
00 Mill. RM. Fehlbettag
aufenden Jahre
g einer
BB. Berlin, 2. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das von der Reichsregierung geplante große
Straßenbau=
programm, das einerſeits Hunderttauſenden von Volksgenoſſen
Arbeit verſchaffen wird, andererſeits einer großzügigen
Verkehrs=
reform dient, hat die Straßenhaushaltspläne der einzelnen
Pro=
vinzen, Landkreiſe, Städte und Gemeinden, welche
wegeunterhal=
tungspflichtig ſind, in den Vordergrund der damit
zuſammen=
hängengen Betrachtungen gerückt.
Auf Grund der Tatſache, daß die Straßenhaushaltspläne die
notwendigen Gelder nicht in der erforderlichen Höhe vorſehen, hat
der Deutſche Gemeindetag darum gebeten, dieſe Etats durch
Reichsmittel auszugleichen, um den Wegeunterhaltungspflichtigen
die Möglichkeit der Aufnahme von Mitteln und langfriſtigen
Straßenbaukrediten zu tragbaren Bedingungen zu verſchaffen,
und um der Zerſtörung der Straßendecken durch allzu ſchwer
überladene oder ungenügend bereifte Kraftfahrzeuge und
An=
hänger wirkſamer als bisher entgegenzutreten.
In der Begründung ſind die Urſachen der Schrumpfung der
Straßenhaushaltspläne dargelegt, ſowie die Notwendigkeit, daß
das vorhandene Straßennetz von 220 000 Kilometer Länge als
Zubringernetz für die im Laufe der nächſten Jahre
herzuſtellen=
den 4800 Kilometer Reichs=Autobahnen erhalten bleibt und in
den Kraftverkehr weiter angepaßt wird. Der Fehlbetrag des
laufenden Jahres gegenüber dem Jahre 1929 wird auf Grund
der vorhandenen Erhebungen auf rund 300 Mill. RM. geſchätzt.
Es würde ſich nicht darum handeln, daß das Reich ſeinerſeits
eine Mittelbeſchaffung in dieſer vollen Höhe übernähme, ſondern
nur zu einem Teil die Jahreskoſten der Anleihebeſchaffung trage.
Vorgeſchlagen wird als einfachſte Form der Reichshilfe eine
Erhebung der Kraftfahrzeugſteuergarantie, etwa aus dem
Auf=
kommen der Betriebsſtoffabgabe, indem dieſe zuſätzlichen Mittel
der Verteilung der Kraftfahrzeugſteuermittel folgen. Durch die
Wiederherſtellung der normalen Mittelbeſchaffung für den
Straßenbau wäre nach Anſicht des Deutſchen Gemeindetages
zu=
gleich die zweckmäßigſte Form der Arbeitsbeſchaffung gegeben. Da
bei den Wegeunterhaltungspflichtigen eine Reihe von
Straßen=
bauplänen fertig vorliegt, würden an einer großen Zahl von
Bauſtellen Belebungen des Straßenbaumarktes, und damit des
Arbeitsmarktes eintreten. Es iſt anzunehmen, daß die
zuſtän=
digen Stellen dieſe Anregungen des Deutſchen Gemeindetages
genau prüfen und dann ihre endgültige Entſcheidung treffen
werden.
Die Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen im Gau
Heſſen=Naſſau.
Ebenſo wie die Kontrollſtelle, ſo erſtattet jetzt auch die bei
der Gauleitung eingerichtete Abteilung für
Wirtſchafts=
technik und Arbeitsbeſchaffung einen
Zwiſchen=
bericht über die Arbeitsbeſchaffungsſchlacht im
Rhein=Main=Neckargebiet. Darin heißt es u. a.:
In erſter Linie ſind zu nennen die Groß=
Arbeitsbeſchaffungs=
maßnahmen auf Anordnung des Führers, und zwar der Bau
der Reichsautoſtraße in zirka acht Wochen, die Bauvorhaben der
Waſſerbauämter, die Bau= und Ausbeſſerungsarbeiten der
Reichs=
bahn und die Stadtrand= und ländlichen Siedlungsvorhaben
der Regierung. Durch dieſe Großunternehmungen der
Arbeits=
beſchaffung dürfte eine Verringerung der Erwerbsloſenziffer im
Gau Heſſen=Naſſau um etwa 50 Prozent zu erreichen ſein. Der
Reſt der Arbeitsloſen wird dann durch organiſche Eingliederung
in den Arbeitsprozeß wieder zu Arbeit und Brot gebracht
werden. Neben reger Mitarbeit der wirtſchaftstechniſchen
Ab=
teilung bei den vorgenannten Groß=
Arbeitsbeſchaffungsmaß=
nahmen der Regierung ſieht es der Gauleiter als ſeine
vor=
nehmſte Aufgabe an, die ſtillgelegten kleinen und mittleren
Unternehmungen unſerer bodenſtändiſchen Induſtrien ſchnellſtens
in die Lage zu verſetzen, daß ſie den Betrieb wieder aufnehmen
können. Hierbei kann es ſich jedoch nur um Betriebe ſolcher
Induſtrien handeln, wo ausländiſche Fabrikate den Markt
er=
obert und die einſchlägigen deutſchen Unternehmungen verdrängt
haben. Die induſtrielle Wiederbelebung erſtreckt ſich jedoch nicht
nur auf die ſtillgelegten, ſondern auch auf die verkürzt
arbeiten=
den Betriebe. Hier ſind ſchon ganz beachtliche Erfolge erzielt.
Im Prozeß wegen der Tötung des SA.=Mannes Sagaſſer am
23. Dezember 1932 wurde geſtern der kommuniſtiſche
Hauptange=
klagte Brychey vom Berliner Schwurgericht zu 15 Jahren
Zucht=
haus verurteilt, der Arbeiter Willer erhielt 3½ Jahre Zuchthaus,
der Dreher Schröder 8¾ Jahre Zuchthaus, der Arbeiter Alexander
Geisler 7 Jahre 4 Monate Zuchthaus, der Arbeiter Ohmann
4 Jahre Zuchthaus; der Maſchinenſchloſſer Gläſer wurde
freige=
ſprochen.
Bei ſtarkem Andrang der Bevölkerung, der Juriſten und der
weſtdeutſchen Preſſevertreter begann vor der 3. Großen
Ferien=
ſtrafkammer in Köln der Prozeß gegen die Vorſtandsmitglieder
der Kölner Görreshaus=A.=G., Maus, Mönnig, Stocky und
Brü=
ning, denen u. a. fortgeſetzter gemeinſchaftlicher Betrug durch
falſche Angaben bei der Werbung der Aktionäre, Untreue,
Unter=
laſſung einer rechtzeitigen Bilanzziehung und des rechtzeitigen
Antrags zur Konkurseröffnung zur Laſt gelegt wird.
Mit dem 1. Auguſt tritt das Verbot für politiſche Uniformen
und Abzeichen in Schweden für zunächſt zwei Jahre in Kraft. Am
Montag abend haben daher die ſchwediſchen Nationalſozialiſten
in Stockholm eine Abſchiedsfeier veranſtaltet, wo ſie zum letzten
Male in ihren Uniformen erſchienen.
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Darmſtidter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 213 — Seite 3
Kortaplonsftänoht veinn Kunofant
Unverankwortliche Gefchäftsführung der Reichsrundfunkgeſellſchaft. — Verſchlenderung öffenklicher Gelder
bei den einzelnen Sendegeſellſchaften. — Perſönliche Bereicherung leikender Angefkelſten.
Beſchlag
hmte Akken im Berliner
Hanryang.
Anfdeckung eines Korrupkionsſkandals von
unge=
heuerlichen Ausmaßen bei der Leipziger „Mirag”.
Berlin, 2. Auguſt.
Im Anſchluß an den vor wenigen Tagen erfolgten Abbau
der Ueberorganiſation in den deutſchen Rundfunk=Geſellſchaften
und den damit in Zuſammenhang ſtehenden Kündigungen von
leitenden Angeſtellten der Reichsrundfunk=Geſellſchaft iſt es
ge=
lungen, in dem Zimmer eines bisherigen Direktors ein
Geheim=
fach zu entdecken, in dem außerordentlich wichtiges belaſtendes
Material für die korrupte Geſchäftsführung des alten Syſtem=
Nundfunk und ſeines Direktors Dr. Magnus gefunden wurde.
Dr. Magnus, der ſchon in Zuſammenhang mit der Knöpke=
Affäre des öfteren genannt wurde, iſt ſchon nach flüchtiger
Ueber=
prüfung des gefundenen Materials als auf das ſchwerſte
be=
laſtet anzuſehen. Sobald die Sichtung des umfangreichen
Materials abgeſchloſſen iſt, wird die Oeffentlichkeit eingehend
über dieſe neueſte ſenſationelle Korruptionsaffäre im deutſchen
Nundfunk unterrichtet werden.
Schon das bisher vorliegende Material läßt auf eine
unverantwortliche Geſchäftsführung der
Reichs=
rundfunkgeſellſchaft, der Dachgeſellſchaft der deutſchen
Rundfunkgeſellſchaften, ſchließen. Dr. Magnus iſt ebenſo wie
ſein ſoeben entlaſſener einſtiger Mitdirektor, Miniſterialrat a. D.
Gieſecke, voll verantwortlich für die
Verwirt=
ſchaftung öffentlicher Gelder bei den einzelnen
Sendegeſellſchaften und für die
Duldung von perſönlichen geſchäftlichen Vorkeilen,
die ſich die leitenden Angeſtellten in
kauf=
männiſchen Unternehmungen innerhalb und
außerhalb ihrer eigentlichen Geſchäftsbereiche
mit großer Routine zu verſchaffen verſtanden.
Für dieſe Behauptung liegen ſchlagende Beweiſe vor in dem
ſoeben abgeſchloſſenen Unterſuchungsmaterial des Mitteldeutſchen
Rundfunks (Mirag, Leipzig).
So wurde die geradezu ungeheuerliche Tatſache von
den Berliner verantwortlichen Stellen entdeckt, daß
dieleiten=
den Angeſtellten der Mirag in eine
Lebens=
verſicherung eingekauft waren, deren
Prämien=
koſten zur Hälfte die Geſellſchaft trug. Auf dieſe
Weiſe waren von den jetzt entlaſſenen Leitern der Mirag der
Intendant Profeſſor Dr. Neubeck, ſein kaufmänniſcher Direktor
Koll und Dr. Jäger mit je 50 000 RM., ein vierter leitender
Angeftellter mit 30 000 RM. und der Prokuriſt Raedel mit
20 000 RM. verſichert. Natürlich galten dieſe
Lebensverſiche=
rungen, die auf Koſten der Geſellſchaft abgeſchloſſen wurden,
nur für leitende Angeſtellte. Bei dieſer Art der einſeitigen
Geſchäftsmacherei enthüllt ſich mit zyniſcher Offenheit der Mangel
an ſozialem Verſtändnis den mittleren und kleineren
Angeſtell=
ten gegenüber.
Man könnte ſich fragen, wie es möglich war, daß dieſes
korrupte Verhalten der leitenden Herren der Mirag von den
verantwortlichen Berliner Stellen nicht verhindert wurde. Die
Antwort iſt ziemlich klar, wenn man erfährt, daß ſich der frühere
Direktor der Reichsrundfunkgeſellſchaft, Dr. Magnus, und
Miniſterialrat Gieſecke, ſowie der ehemalige Rundfunkkommiſſar,
Staatsſekretär Dr. Bredow, als Aufſichtsratsmitglied der Mirag
auf Koſten dieſer Geſellſchaft haben verſichern laſſen in einer
kollektiven Unfallverſicherung, obwohl ſie gar nicht in Leipzig,
ſondern in Berlin wohnten. Nur ſo war es auch möglich, daß
die Mirag im Jahre 1932 ihrem einſtigen kaufmänniſchen
Direk=
tor, Dr. Jäger, zur Bezahlung einer Steuerſtrafe ein Darlehen
von 38 000 RM. gewähren konnte. Aber
auch ſonſt verſtanden es die leitenden Angeſtellkten
der Mirag, ſich auf Koſten der Geſellſchafft mit den
Hörergeldern reichlich Sondervorkeile zu verſchaffen.
Dies geſchah u. a. auf Konto Repräſentationsſpeſen, worauf von
den beiden Geſchäftsführern, Profeſſor Neubeck und Dr. Kohl,
erhebliche Summen für die Bewirtung von Geſchäftsfreunden
und Künſtlern liquidiert wurden.
Als typiſche Beiſpiele unter hunderten ähnlicher Poſten
ſeien aus den letzten drei Jahren folgende
Repräſentatiuns=
ausgaben bezeichnet: 3. 1. 1930: Teilnahme an einer
Silveſter=
feier im Kaiſerhof 288 RM.; 17. Januar 1930: Teilnahme an
einer Künſtler=Redoute 270 RM.; 21. Januar 1930: Eſſen mit
dem Rundfunktenor Baumann 200 RM.; 10. Dezember 1930:
Teilnahme am Funkball 310 RM.; 4. März 1930 Eſſen mit
Dr. Magnus und Miniſterialrat Gieſecke 132 RM.: 15. April
1930: Eſſen mit Staatsſekretär Bredow (8 Perſonen) 590 RM.;
14. Juni 1930: Eſſen im Kurreſtaurant Bad Lauchſtädt 1000 RM.;
22. Oktober 1930: Rechnung Stadtküche Leipzig 1000 RM.
Ein beſonderes Kapitel bei der Mirag ſind ferner die
ſo=
genannten Reiſeliquidationen und Fahrtauslagen. Die
Aus=
nutzung dieſer Konten geſchah jahrelang in einer Form, die für
die Herren Dr. Kohl und Neubeck ganz zweifellos zuſätzliches
Einkommen bedeutete. Verausgabt wurden für dienſtliche Reiſe
1930 48 678 RM., 1931 46 351 RM., 1932 20 211 RM. Es war
keine Seltenheit, daß Profeſſor Neubeck und Dr. Kohl in einem
einzigen Fall allein an Tagegeldern über 1000 RM. liquidierten
Eine Nachprüfung des Kontos Reiſekoſten aus dem Jahre 1930
läßt gleichzeitig erkennen, daß Profeſſor Neubeck höchſtens zehn
Tage in Leipzig anweſend war, was ſich naturgemäß für den
ganzen Geſchäftsbetrieb ungünſtig auswirken mußte. Es handelt
ſich um eine Verwirtſchaftung öffentlicher Gelder in geradezu
groteskem Ausmaß.
Mit den Reiſekoſten wurden auch ſehr häufig
Repräſen=
tationskoſten ſehr großen Umfanges verbunden. Ein typiſches
Beiſpiel hierfür ſind die ſogenannten „Volkskundlichen” Reiſen
mit den Mitgliedern des Kulturbeirats. Allen dieſen Reiſen
gemeinſam war der Umſtand, daß die Teilnehmer auf Koſten
der Geſellſchaft verpflegt und beherbergt wurden, trotzdem ſie
außer allen Fahrt= und ſonſtigen Auslagen Tagegelder von 40
bis 50 RM. pro Tag erhielten.
Eine Korrupkionsblüke.
Jeder Tag fördert aus den Aktenſchränken der deutſchen
Rundfunkgeſellſchaften neues belaſtendes Material zutage, das
beweiſt, mit welcher Gewiſſenloſigkeit die Gelder der Hörer
ver=
wirtſchaftet wurden. Aus der Sichtung des Materials wird
immer wieder deutlich, wie ſehr es die verantwortlichen Bonzen
des Syſtem=Rundfunks verſtanden, ſich gegenſeitig ihre Gehälter
zu Rieſenſummen heraufzuſchrauben, um nicht zu ſagen
herauf=
zuſchieben, und ſich gegenſeitig mit aller nur erdenklichen
Groß=
zügigkeit Sondereinkommen von beträchtlichen Ausmaßen
zu=
zubilligen.
An der Spitze dieſer ſkandalöſen Großverdienerei marſchiert
u. a. auch der ſozialdemokratiſche Rundfunkreporter Alfred
Braun.
Intereſſant iſt, anhand der Akten feſtzuſtellen, mit welcher
Geſchicklichkeit Alfred Braun von Monat zu Monat ſich ein
größeres Gehalt zu verſchaffen verſtand. Herr Braun erhielt
zunächſt monatlich 1000 RM., drei Monate ſpäter 1500 RM.,
weitere drei Monate ſpäter 2500 RM. Und in dieſer Form
ſteigerte ſich das Einkommen bis durchſchnittlich 4500 RM.
pro Monat, wofür er nur neun Monate im Jahr für den
Nund=
funk arbeitete.
Herr Braun hat allein vom Rundfunk in den Jahren 1925
bis 1933 rund 300 000 RM. verdient.
Als ein Treppenwitz der Weltgeſchichte muß es anmuten,
wenn Herr Alfred Braun in dem Augenblick, als nach der
Knöpke=Affäre ſeine Poſition untragbar und er aus dem
Rund=
funk herausgetan wurde, in einem Schreiben an eine amtliche
Stelle der Reichsrundfunk=Geſellſchaft Mitteilung von ſeiner
Abſicht machte, in ein Kloſter zu gehen. Bevor Alfred Braun
dieſen Schritt ausführt, wird es noch die Oeffentlichkeit
inter=
eſſieren, welche Rolle er in dem Verfahren gegen den ehemaligen
Rundfunkdirektor Knöpke ſpielt.
Zr. Gurodeis
Einpfange oie Jansinstiften.
Flaggenparade vor dem Miniſkerium.
CNB. Berlin, 2. Auguſt.
Zur Begrüßung der 400 italieniſchen Jungfasciſten und 50
italieniſchen Offiziere fand am Mittwoch nachmittag im Garten
der Privatwohnung des Reichsminiſters für Volksauflärung und
Propaganda, Dr. Goebbels, ein Empfang ſtatt. In der
Wilhelm=
ſtraße, die für jeglichen Fahrverkehr geſperrt war, ſtand SA.
Spalier. Vor dem Miniſterium am Wilhelmsplatz hatte ein
SS.=Sturm der Stabswache mit Stahlhelm Aufſtellung
genom=
men. Kurz vor vier Uhr fand am Miniſterium eine
Flaggen=
parade ſtatt. Unter den Klängen der Gievinezza und des
Deutſch=
landliedes wurde auf dem Altan des Miniſteriums die
grün=
weiß=rote Trikolore gehißt, ihr zur Seite flatterten das
Haken=
kreuzbanner und die ſchwarz=weiß=rote Fahne. Am Wilhelmsplatz
konzertierte eine Kayelle der Hitlerjugend.
Reichsminiſter Dr. Goebbels hielt bei dem Empfang
fol=
gende Anſprache:
Ew. Exzellenz! Meine verehrten italieniſchen Gäſte!
Ich möchte Sie nicht am Anfang dieſes mehr in leichter
Weiſe gedachten Nachmittags mit einer politiſchen Rede
lang=
weilen. Ich nehme auch an, daß Sie in Deutſchland ſchon ſo
viele Reden gehört haben, daß Sie ſich ungefähr vorſtellen
kön=
nen, wie das junge Deutſchland arbeitet, denkt und empfindet.
Laſſen Sie mich deshalb zu Ihnen nur ein paar ganz wenige
Sätze ſprechen: Ich wünſche, daß Sie ſich in unſerem Lande wohl
fühlen, und daß Sie einen Einblick gewinnen in die große
Auf=
bauarbeit, die das junge nationalſozialiſtiſche Deutſchland zu
lei=
ſten ſich anſchickt. Ich habe bei meinem Beſuch in Ihrem Lande
Gelegenheit gehabt, die großen Leiſtungen des fasciſtiſchen
Ita=
liens in den vergangenen zehn Jahren kennen zu lernen und zu
ſtudieren, und bin nach Deutſchland zurückgekommen mit dem
ſehnlichſten Wunſch, daß mein Land möglichſt bald die Höhe der
Kultur und der Arbeit und der inneren Geſchloſſenheit erreicht,
die Italien ſchon erreicht hat. Sie kommen als junge Menſchen
zu uns, empfindungsfähig und empfindungsbereit; Sie ſehen in
Deutſchland eine junge Generation an der Macht mit dem
ehr=
lichen Willen, das Land wieder aufzubauen und Deutſchland
wie=
der als gleichberechtigtes Glied in den Kreis der Nationen
zurück=
zuführen.
Dieſes junge Deutſchland iſt Italien und ſeinem
bewunde=
rungswürdigen Führer dankbar dafür, daß er in einer Zeit für
unſere Rechte eingetreten iſt, als das noch unpopulär war und
unpopulär machte. Dieſe Dankbarkeit Ihnen zu einem kleinen
Teil zum Ausdruck zu bringen bei Ihrem Beſuch in Deutſchland,
und vor allem in Berlin, iſt uns ein angenehmes Bedürfnis. Ich
wünſche, daß Sie dieſes junge Deutſchland verſtehen lernen, und
daß ſich aus dieſem Verſtändnis eine Freundſchaft für beide
ent=
wickelt, die auch in den kommenden ſchweren europäiſchen Kriſen
durchhalten wird. Ich bite Sie, von der warmen Sympathie der
deutſchen Regierung und des deutſchen Volkes für Ihre
Regie=
rung und Ihr Land und Ihre Bewegung überzeugt zu ſein und
bitte Sie, mit mir einzuſtimmen in den Ruf: Ihr Land, Italien,
ſein König, ſeine fasciſtiſche Bewegung und der
bewunderungs=
würdige Führer: Heil!
Im Verlaufe des Empfanges brachte der Centurio Gigli ein
dreifaches Hoch auf Dr. Goebbels aus und überreichte ihm als
Zeichen der Verbundenheit der italieniſchen und der deutſchen
Jugend das goldene Ehrenzeichen der Opera Nationale Ballila.
Miniſter Dr. Goebbels dankte dem Centurio und brachte auf
Muſſolini ein dreifaches Heil aus, das der Centurio mit einem
Hoch auf den Volkskanzler Adolf Hitler erwiderte.
Im Reichsminiſterium des Innern ſind ernannt worden zu
Miniſterialräten: Dr. Metzler, perſönlicher Referent des
Reichs=
miniſters, Oberregierungsrat Adam und Miniſterialrat Dr. Gütt;
zu Oberregierungsräten: die Regierungsräte Dr. Fabricius. Dr.
Löſener und Stadtarzt Dr. Bartels.
Im Reichsjuſtizminiſterium begannen geſtern vormittag unter
Vorſitz des Staatsſekretärs Schlegelberger die Beratungen der
Länderjuſtizminiſter über den Geſetzentwurf zur Sicherung des
Rechtsfriedens.
Auf Grund des Reichsmilchgeſetzes hat der Reichsminiſter für
Ernährung und Landwirtſchaft. Darré, die ihm aus 8 38 dieſes
Geſetzes zuſtehenden Befugniſſe zur Durchführung von
milchwirt=
ſchaftlichen Zuſammenſchlüſſen auf Freih. v. Kanne=Breitenhaupt
übertragen und dieſen im Rahmen dieſer Befugniſſe zum
Reichs=
kommiſſar für die Milchwirtſchaft beſtellt.
Die Soende der deutſchen Aerzte als Stiftung für die Opfer
der Arbeit hat dieſer Tage den Betrag von 100 000 RM. bereits
überſchritten.
Die führenden deutſchen Kraftfahrverbände veranſtalten vom
27. bis 28. Auguſt eine „Oſtland=Treuefahrt”, die unter der
Schirmherrſchaft des Reichspräſidenten ſteht.
Studium im engeren Sinne beginnen”. Als Wiſſenſchaften dieſer
Fakultät denkt ſich Weller beſonders Raſſenkunde, ſowie
Kultur=
geſchichte, Kulturkunde, Literaturgeſchichte, Kunſtgeſchichte,
Muſik=
geſchichte und allgemeine Geſchichte des deutſchen Volkes.
Außer=
dem wünſcht er die Aufnahme der deutſchen Vorgeſchichte der
deutſchen Wirtſchaftskunde und Wirtſchaftsgeſchichte, der
deut=
ſchen Rechtsgeſchichte und Staatsbürgerkunde und der allgemeinen
Grundzüge, der Wehrwiſſenſchaft (Köln, Gonſki u. Co. (Inh.
Helmuth Vincentz) Akademiſcher Verlag, 1933).
Von einer höheren Warte betrachtet der Hamburger Hiſtoriker
Prof. Dr. Adolf Rein die Frage der Univerſitätserneuerung
in ſeiner wiſſenſchaftlich gut begründeten und ſachlich
geſchrie=
benen Broſchüre: „Die politiſche Univerſität”. Unter
dieſer mißverſtändlichen und daher nicht ganz glücklichen
Be=
zeichnung verſteht Rein die organiſche Weiterentwicklung der
heutigen Form der deutſchen Univerſität im Sinne des
National=
ſozialismus. Als Kernſtück der neuen Hochſchule gilt ihm die
„politiſche Fakultät”. „In Anknüpfung an die in den deutſchen
Univerſitäten gegebenen Verhältniſſe wird der gangbarſte Weg
zum Aufbau eines ſolchen Organs der ſein, alle diejenigen
Fächer innerhalb aller Fakultäten zu einer Fachgemeinſchaft
zuſammen zu rufen, welche als politiſch weſentliche Fächer
an=
geſprochen werden können; in dieſem Sinne kämen etwa in
Frage: Staatsphiloſophie, Oeffentliches Recht (Staatsrecht,
Völkerrecht, Strafrecht), Geſchichte Germaniſtik, Volkskunde,
Volkswirtſchaft, Militärwiſſenſchaft, Pädagogik, Geographie,
Anthropologie, Hygiene, von der Theologiſchen Fakultät
Kirchen=
geſchichte Kirchenrecht, Ethik und andere Fächer, welche je nach
den Verhältniſſen in Frage kämen.‟ Das neue, dem
national=
revolutionären Denken der Gegenwart entſprechende
Bildungs=
ideal, das Rein mit dieſen Worten umreißt, erſcheint als
be=
deutend umfangreicher als das von Weller aufgeſtellte Programm;
außerdem hat es die begeiſterte Zuſtimmung eines großen Teils
der akademiſchen Jugend für ſich, die gerade eine Ausbildung
in dem von Rein angegebenen Sinne wünſcht und ſie bisher
faſt nur durch Selbſthilfe auf eigenen Schulungstagungen
ge=
funden hat (Hamburg, Hanſeatiſche Verlagsanſtalt, 1933).
Während die bisher angegebenen Verſuche einer Löſung der
Erneuerungsfrage mit dem deutſchen Univerſitätsweſen, wie es
in einer Jahrhunderte alten Entwicklung allmählich geworden
iſt, verhältnismäßig leicht zu vereinbaren ſind, wirken andere
durchaus umwälzend. So denkt ſich Krieck in ſeiner
Rektorats=
rede, daß „ſich künftig um den hochgezüchteten Kern der Univerſität
mit ihrer innerlich aufgelockerten und auf das große Ziel
aus=
gerichteten Fakultätengliederung ein ganzer Kranz von
Fachhoch=
ſchulen oder Hochſchulinſtituten lagert, ſo nämlich, daß dieſe
Höchſchulglieder unter eigener Leitung ihren Sonderaufgaben
und Eigengeſetzlichkeiten durchaus gerecht würden, zugleich aber
in enger organiſcher und ſinnhafter Verbindung mit den
Grund=
wiſſenſchaften der Fakultäten ſtünden”.
Legt der Krieckſche Univerſitätsplan den Hauptnachdruck auf
die Lehre in den die Univerſität bildenden, aber ſtark
verſelb=
ſtändigten Berufshochſchulen, ſo ſtrebt der Marburger Profeſſor
Dr. Johann Wilhelm Mannhardt, geſtützt auf vielſeitige,
an ausländiſchen Hochſchulen gemachte Erfahrungen, in ſeiner
feſſelnd geſchriebenen Broſchüre: „Hochſchulrevolution”, nach
einem wohldurchdachten, organiſch in ſich zuſammenhängenden
Neubau unſeres geſamten deutſchen Bildungsweſens auf dem
Boden der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung und betrachtet
als deſſen Krone die Hochſchule, „die Ausbildungsſtätte der
unſern Staat tragenden Schicht‟ Er wünſcht eine Trennung
der bisherigen Univerſität oder Voll=Hochſchule in eine Unter=
und Oberuniverſität. Der erſteren gibt er den Namen
Aka=
demie, für die letztere behält er die Bezeichnung
Univer=
fität bei. In die Akademie werden außer den Abiturienten
der höheren Schulen auch junge Leute mit abgeſchloſſener
Mittelſchulbildung oder mit Primareife aufgenommen; in ihr
liegt der Nachdruck auf der allgemeinen und der politiſchen
Bildung. Der Zutritt zur Univerſität, die wieder ganz zu
einer Stätte der Wiſſenſchaft werden ſoll, iſt nur den Inhabern
des Reifezeugniſſes nach erfolgreichem Beſuch der Akademie und
nach ſtrenger Ausleſe möglich (Hamburg, Hanſeatiſche
Verlags=
anſtalt, 1933).
Der Mannhardtſche Plan wirkt wie ein bis in die
Einzel=
heiten fertiger, ſofort anwendbarer Entwurf zur Ausgeſtaltung
der deutſchen Hochbildung der Zukunft; er erſcheint als ein
Werk aus einem Guß und als die volle Verwirklichung der
nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung auf dem Gebiete des
Hochſchulweſens, auf dem er mit dem geſchichtlich Gewordenen
radikal bricht. Ob die zweifellos hohen Koſten, welche die
Durchführung verurſachen würde, ſeine Verwirklichung in der
Gegenwart überhaupt geſtatten und ob ſich die nötige Zahl der
für die neuen Zwecke und Methoden geeigneten Hochſchullehrer
tatſächlich findet: das bleibe hier unerörtert. Für die praktiſche
Löfung der Frage eines Univerſitätsneubaus, der auf jeden
Fall in Bälde bevorſteht, dürfte der Weg beſtimmt ſein: die
Richtung iſt durch die Entwürfe von Mannhardt und von Rein
gekennzeichnet, und von ihnen empfiehlt ſich der Plan des
letzteren dadurch, daß er organiſch auf dem bisher Erreichten
weiterbaut.
Die Welt von oben. Von E G. Erich Lorenz. Erd= und
völker=
kundliche Weltfahrten mit Flugzeug und Zeppelin. 111 Seiten
mit 24 Kunſtdrucktafeln und 6 Kartenſkizzen. Kosmos,
Geſell=
ſchaft der Naturfreunde, Franckhſche Verlagshandlung,
Stutt=
gart. Preis in Ganzleinen gebunden 3,60 RM.
Die Motoren knattern — Start! Es gebt gen Süden im
Hundertzehn=Kilometer=Tempo den Rieſen der Schweizer
Alpen=
welt zu. und gen Süden und immer gen Süden hin über das
dunkle Afrika bis zu ſeiner äußerſten Spitze — Und es geht nach
dem Orient über die Länder des Balkan, über Vorderaſien und
Perſien hin, und bald erſcheinen unter uns die Straßen Teherans
mit ihren kaſtenartig wirkenden Häuſerblocks eine Flußlandſchaft
in Indochina, die aus der Höhe von 4000 Metern einem
phan=
taſtiſchen Eisblumengebilde gleicht. Wir überfliegen Tokio und die
Vulkankegel Javas. Wir erreichen Auſtralien, Melbourne und
Sydney. Wir fliegen mit dem Zeppelin rund um die Welt und
nach dem Land der Arktis. Nach den Originalberichten eines
Wal=
ter Mittelholzer und von Hünefeld Goddard Max Geiſenheyner,
Prof. Samoilowitſch hat E. G. Erich Lorenz das Buch Die Welt
von oben” bearbeitet. Dies Buch verſetzt den Leſer unmittelbar in
die Welt der Fliegerei. Gefahren und Erregungen, Erlebniſſe und
Eindrücke des Fliegers und die ganze weite Welt, die ſich ihm
er=
öffnet, werden dem lebendig, der der Spannung ſich hingibt, die
dieſen Berichten von abenteuerlichen, gefahrvollen
Unternehmun=
gen eignet, und das viele Neue und Feſſelnde in ſich aufnimmt,
das aus den Schilderungen und Bildern von fremden Ländern und
Völkern zu ihm ſpricht.
Samstag=Sonntag im Auto. Band Nürnberg=Frankenland. 40
Rundtouren für Kraftfahrer von einem halben bis 3 Tagen.
Von Dr. Felix Simon. Mit 40 farbigen Fahrtenſkizzen 20
Städtedurchfahrtsplänen, 2 Ueberſichtskarten und vielen
Bil=
dern. In Leinen 3.90 RM.
Wohin fahren wir übers Wochenende? Dieſe Frage wird
künf=
tig für die Nürnberger Kraftfahrer raſch beantwortet ſein durch
den neuen Führer „Samstag=Sonntag im Auto Band Nürnberg=
Frankenland”. Preis in biegſames Leinen 3,90 RM. Er nennt
40 der ſchönſten Autorundfahrten von Nürnberg ausgehend in vier
Gruppen, von einem halben bis drei Tagen Dauer. Der Nachdruck
liegt dabei auf dem Worte Rundfahrten. Niemals wird alſo
auf einer Tour der gleiche Punkt zweimal berührt. Der knappe
Text zu jeder Rundfahrt gibt, neben eindeutig klarer
Fahrtanwei=
ſung, ein erſchöpfendes Bild aller landſchaftlichen und kulturellen
Sehenswürdigkeiten. Seitlich neben dem Text ſind genaue Orts=
und Entfernungsangaben angebracht.
Die Ruckſackbücherei, das iſt eine ſchmucke und luſtige Reihe
praktiſcher Ratgeber für das Fahrtenleben unſerer Jugend, die
aber auch dem „alten” Wanderluſtigen Freude bereiten wird. Das
Bändchen „99 Tummelſpiele”, enthält unterhaltende und
witzige Spiele und Geſchicklichkeitsübungen; wertvolle
naturkund=
liche Ratgeber für Wandersleute ſind „Der Sterngucker”
und „Natur vor unſerem Zelt” — Wie man auf den
Fahrten geſund und abwechſlungsreich kocht, das ſagt „
Esbruz=
zelt im Pott”. Allerlei Tricks und Kniffe für die vielen
Zu=
fälligkeiten und auch mancherlei Leibesnöte vom Schnupfen bis
zum Beinbruch halten die beiden Bändchen „Ich weiß mir zu
helfen” und das faſt unentbehrliche „Der Medizinmann”
bereit. Jedes dieſer ſechs bis jetzt erſchienenen Bändchen hat zirka
32 Seiten mit vielen Bildern, iſt in einen dauerhaften Umſchlag
geheftet und koſtet 40 Pfg. Die Reihe iſt erſchienen bei der
Franckb=
ſchen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart.
können Sie jetzt in unserem TOTAL-AUSVERKAUE wegen vollständiger
Aufgabe des Geschäftes Werte erstehen. Unsere I. Etage ist bereits geräumt, und wir müssen
schon in den nächsten Tagen mit der Räumung der unteren Räume beginnen.
Holen Sie sich deshalb das Beste noch heraus, es ist die höchste Zeit!
Kinder-Handschuhe
u. Fäustel, in Trlkot u. gestrickt.
jetzt
Reform-Springhosen
blau, für Kinder, bis Größe 55
Kinder-Gamaschen
schwarz, weiß und farbig,
ge-
strickt, alle Größen . . jetzt
Kinder-Schürzen
in schwarz, Größe 40—65, für
jetzt
Mädchen.
Garnitu ren
Mütze und Schal, darunter ganz
jetzt
teure Stücke
Gamaschen-Hosen
in Trikot und gestrickt . . jetzt
Dam.-Normaljacken
mit halbem und ganzem Arm,
zum Aussuchen . . . . . jetzt
chenille-Tücher
schwarz, Dreieckform.
jetzt 1.95,
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Tüll-Einsätze
Meter jetzst 19
Mamen
rot und schwarz-weiß . . Dutzend
Schablonen
Stück 0.10, 005. 99
Stricknadeln
Splel S3
Stopfgarn
10 Kärtehen 109
Fingerhüte
15 Stüek 109
Astrella-K’seide
15 Strang 109
Halbschuhriemen
12 Paar 10.
Zefir-Wolle
20 Gramm 109
Perlgarn DMC
5 Gramm 109
Knaben-Mützen
Gesichtsmützen, gewalkt . jetzt 10.
98
9S.
Ds!
50
Leib- u. Seelhosen
Normal und gefüttert, Größe
60—8 75 ₰, bis Größe 60
Prinzeß-Röcke
für Mädchen, in farb. Flausch,
Größe 40—55 . . . . . jetzt
(Größe 60—80 75 9)
Kinder-Strümpfe
schwarz, reine Wolle, Gr. 8—9
jetzt
Reste und Restbestände
in Kleiderstoffen, Weißwaren, Wollwaren,
Damen- und Kinderwäsche, Strickwolle,
Herrenartikel usw. werden jetzt, um eine
möglichst schnelle Räumung
herbeizu-
führen zu
unglaublich nledrigen Preisen
abgesetzt.
Darum: Zugreifen!
Ihre am 5. Auguſt 1933, vormittags
9 Uhr, in der Liebfrauenkirche in
Darm=
ſtadt ſkattfindende Trauung mit
Braut=
amt beehren ſich anzuzeigen
Margarete Kremer
Gew.=Oberlehrer Dipl.=Ing.
Ernſt Pfiſter
Hechingen (Hohenzollern)
Hindenburgſir. 4I.
z. Zt. Darmſtadt
(9495
Jahnffr. 111.
Kind wird in
wirk=
lich gute, ſaubere
Pflege genom., ev.
auch nur tagsüber,
bei beſcheid. Anſpr.
Off. u. G. 42 Gſch.*
Brav., flß. Mädch.,
26 J., wünſcht ſich
zu verheir. Witwer
nicht ausgeſchl. Off.
unt G. 33 Gſchſt.
Leihbibliothek
Valentin Niebes.
Arheitgerſtr. 34
große Auswahl
Stets Neueingänge.
(9498a)
Nach arbeitsreichem Leben entſchlief heute infolge
Herzſchlages mein lieber Gatte, unſer guter Vater,
Großvater, Schwager und Onkel, der
Gasarbeiter i. R.
Gottlieb Porzel
imevollendeten 61. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
In deren Namen:
Fran Dorothea Porzel Wwe.
Familie Hans Porzel nebſt Frau
Familie Eduard porzel nebſt Frau
Frau Anna Hofmann, geb. Porzel
Familie Heinz Bergmann und Frau,
geb. Porzel
Dora, Fritz und Gottiieb Porzel
nebſt 5 Enkelkinder.
Darmſtadt, Aew=hork, den 2. Auguſt 1933. (9521
Einäſcherung: Freitag, den 4. Auguſt 1933, um
3 Uhr, im Krematorium auf dem Waldfriedhof.
Die elegante Frau
weiß aus Erfahrung, daß die Wahl ihrer
Joiletten=Präparate
Erfolg oder Fehlschlag bringen
kann. Daher benutzt sie nur die
besten und verwendet sie sorgfältig
ihrer Individualitätentsprechend an.
Wundervolle Erfolge erzielen Sie,
wenn Sie sich von meinen in der
Sizabeth-Arden-Schule
in Berlin ausgebildeten Damen
unverbindlich beraten lassen.
Parlimerie Ih. Frank
nur Elisabethenstraße 9
Herrſchafkliche
4=Zim.=Wohng. mit
Garten (
Künſtler=
kolonie) zu verm.*
Alexandraweg 3, pt.
Heidelbergerſt. 61, I.
geräum. 5 Zim.=W.,
Bad, 2 Balkons,
ge=
genüber dem Prinz
Emil=Garten z. v. (*
Herrſchaftliche
8 Zim.-Wohnung
mit allem Zubehör, mit ſeparater
Zentralheizung, in beſter Lage, für
den 1. Oktober zu vermieten, (8276a
Angebote unter B 106 an die Geſchäftsſt.
Billa Alexandraweg 23
m. gr. Garken preisw. 3. verm.
Zu erfragen Bleichſtr. 31, J. Glückert.
Von der Reise zurück
Zahnarzt
Dr. Sobifferdecker
Habe meine
Tätigkeit wieder
aufgenommen!
Alfred Schaefer
Denſſ
Eliſabethenſtraße
Nr. 5. 1. Stock,
Telefon 3853. *
Bo39 ar
Paul Kauf
Spez.-El.-Motoren
Reparaturwerk
Hügelstraße Nr. 29
(6376a)
Schreib=
maſchinen
vermiekel
Carl Winkel
28 Rheinſtraße 28.
(2381a)
OM
Werkſtatt m.
Spei=
cher z. 1. 9. z. vm.
Näh. Hochſtr. 30, II.
Große 3=Z.=Wohng.
mit einger Bad u.
Balk., 3. Stock, geg.
2=Z.=Wohng. z.
tau=
ſchen geſucht, Städt.
Neubauwhg. bvzgt.
Ang. u. G. 41 Gſch.*
Kahlertſtr. 5, I.
ſchöne, ſonnige 6 B.=
Wohnung mit Bad,
Balkon u. ſonſt. Zub.
z. 1. 10. 33 zu verm.
Näheres Part Tagd
Landwehrſtraße 7½,
1. Stock,
Hochſtr. 68, 1. Stock
(Ecke Herdweg)
6=Z.=Wohng. m. Bad
all. Zubeh. z. 1.
Okt. z. verm. Näh.
Hausbeſitzer=Verein
Rheinſtr. 1, Tel. 560
(8035a)
Große, ſchöne
4 Zimmer=
Wohnung
mit 2 Manſarden,
Küche, Bad uſw.
Schulſtr. 1, III.,
per bald zu
ver=
mieten. (9394b
Anfragen erbittet
H. Roſenthal
Ludwigsplatz
ist auck
Bualttdt im Barsohschtadsverkadt
maßgebend. Bevor Sie Ihre Einkäufe in
Bett-, Tisch- u. Küchenwäsche
Kapok- und Woll -Matratzen
tätigen, vergleichen Sie meine Qualitäten-Preise
Ein Besuch lohnt und Sie sparen vielGeldl
Beachten Sie meine Auslagen in der Toreinfahrt!
Weißwaren-
Hermann Wetzel, Ausstaktungen-Etage
DARMSTADT, Ludwigsstraße 15
HHHIA
Wohn, mit Zub. an
kdl. Ehep. v. einz. P.
z. b. Näh. Geſchſt.
2 Zimmer
mit Notküche
Frankenſteinſtr. 56,
III. St. z. Preis v.
25.— z. verm Näh.
i. 1. St b. Dermer
(9524)
Schön möb. Zimm.
m. voll., reichlicher
Penſ. bis 15. Aug.
billigſt z. vm. ev.
mit 2 Betten. Näh.
in der Geſchäftsſt. *
Peter=Gemeinder=
Str. 8, 2 m.
Wohn=
u. 1 Schlfz., evtl. a.
einz., p. ſ. z. v *gid
Gut möb. Zim. an
Beamt. od. Kaufm.
ab 15 Aug. z. vm.*
Gutenbergſtr. 27, I.
Eliſabethenſtr. 50,pt.
(Eing. Saalbauſtr.)
2 ſch. möb. Zi. (W.. Schlafz.) z. vm.
Eliſabethenſtr. 30,m
gut möbl. Zim. p.
ſof= zu vermieten.*
Bleichſtraße 7
ſchön möbl. Zimm.,
flß. Waſſer, i.
Zen=
trum bill. zu verm.
auch vorübergehend.
(9502b)
Vom Marktplatz direkt
am Schillerplatz
zu NNEUKONK Telefon 2950
denn dort kauft man gut und billig.
Einkochgläser . . . . . von 20 Pfg. an
Zubindegläser . . . . von O Pfg. an
Erbacherſtr. 48½, pt.
möb. 3., ſep., z. vm.
(*dsg)
1—2 möbl. Zimmer
mit Küchenbenutzg.
im Paulusvtl. Off.
u. G. 5 Gſch. (*mdf
Zu vermieten: Gut möbl. Zimmer
per ſofort zu verm.
Hügelſtr. 15, Laden.
(6879a)
ſ2660g
Bauerwellen Schreiber
esstrasse 25.
Saalbauſtraße 8, I.
möb. Z. ſehr prsw.
Emdf)
Darmſtr. 14, II., gut
möb. 3. m. Kaffee
für 16 ℳ z. verm.*
W.=Gläſſingſtr. 3, I.
frdl., el. mb., peinl.
rein. Zim. in ruh.,
ſtbfr. zentr. Lg. m.
anſchl. Bad u. Z.=
Heiz. zu vermiet.
Leere Zimmer
Hügelſtraße 63, pt.
ſchöne unmöbl.
Zim. m. Küchenben.
an einz. Dame od.
ält. Ehep. z. vm. *
2 Zimmer, leer,
u. Raum m.
Koch=
gas zu vermieten.*
Wienerſtraße 75, I
Re
2 ſchöne,
einanders
berufst
Herrn zu
13, 1. St.
leere, in=
. Zim. an
dame oder
vermiet.
1 evtl. 2
mit el. L.
gelegenh.
Ph.=Röth=
I. Zimm.
u.
Koch=
z. vm. *
Weg 50.
O
Eberſtadt.
Schöne 2=Z.=Wohn.
m. Ztrlheizg. z. vm.
Kirchſtr. 19. (*md
Im Zenkrum
Laden mit 1 bis 2
Erkern für ſolides
Untern. per Ende
Sept geſucht.
Eil=
offerten mit Preis
u. G. 64 a. d. Geſch.
(9513)
Schöne 3od. 4Z.=W.
z. 1.9,ſp. 1.10.v. 3 Erw.
geſ. Haus=u.
Garten=
arb. u. kl. Rep.w.evtl.
übern. Angeb. unter
G. 63 an nie Geſch. (
Ruh junges
Ehepaa=
ſucht 2Zim. m. Küche.
Pünktl. Miete. Preis
25—28 ℳ. Ang. unt.
F. 55 Geſchäftsſt.
2—3 Zim.=Wohnung
von kinderl. Ehepaar
geſucht. Angeb unt.
G. 62 Geſchäftsſt. (*
Suche nähe
Kapell=
platz ſof. 3—4 Zim.=
Wohn. Eilt. Näh.
Dingeldein,
Land=
wehrſtraße 39.
Telefon 2067. (9517
Kinderl. Ehep. ſucht
bis zum 1. 9. 33 eine
2 3.=Wohn. m. Küche
i. Pr. v. 20—25 M
Angebote a. Auguſt
Benz,
Heinheimer=
ſtraße 50
Zwei 3—4Zimmer=
Wohn. od. ein 2=
Fa=
milien=Wohnhaus
m. Bad u. möglichſt
Zentralh., f. ſofort o.
. Sept. i. ruh. Lage
Darmſtadts z. miet.
geſ. Off. u. G. 65
an die Geſchſt.
Schöne 2—3=Zim.=
Wohng. im Südvtl.
v. kinderloſ. Ehep.
geſucht. Angeſtellter
in ſicherer Stellung.
Angeb. unter G. 46
an die Geſchäftsſt *
Lebensm.=Geſchäft
umſtändeh. ſof,
bil=
lig abzugeben. Off.
u. G. 43 Gſch. (*dsg
3—4-3.-Wohng.
bis 1 9. od. ſpäter
geſ. Mietpreis bis
55 ℳ. Angeb. unt.
G. 37 a. d. Gſchſt.*
3=Zim.=Wohnung
m. kl. Garten (Nähe
Darmſtadt) geſucht.
Ang. u. G. 39 Gſch.*
Geſucht 3—4=Zim.=
Wohng. mit Küche
dis 15 Aug. Ang.
unt. G. 35 Gſchſt.*
Kinderl. Ehep. ſucht
1—2=3.=Wohn, ſof.
od. ſpäter.
Preis=
ang. u. G. 36 Gſch.*
Polizeibeamter
kinderlos, ſucht eine
2—3=Zim.=Wohng.,
mögl. m. Bad. Off.
unt. G. 47 Gſchſt
Familie (3 Perſ.)
ſucht Wohnung.
Stock, bis 60 ℳ
Miete pro Monat.
Angeb. unt. G. 48
an die Geſchäftsſt *
1 Zimmer m. Küche
ſucht jg. kdl. Ehep.
ab 1. Sept. Manſ.=
Wohn, auch geeig.
Stach. Bachgang 1.*
Jg. Ehep. ſ. 2=Zi.=
Wohn. Pktl. Zahl.
Ang. u. G. 51 Geſch.
Möbl. Zim. mit 2
Betten, mgl. weſtl.
od. ſüdweſtl.
Stadt=
teil, f. ſof. z. miet.
geſucht. Angeb unt.
G. 45 a. d. Gſchſt.*
Schönes Zimmer
m Bad u.
Zentral=
heizg. n. Zentrum
geſucht. Angeb. u.
G. 40 a. d. Gſchſt.
Stud. ſucht 1 od. 2
möb. Zim. m. ſ. E.
(ungeſtört). Ang.m.
Pr. u. G. 50 Gſch.*
O
Wer verkauft Haus
nach amerik. Prinzip
geg.monatl. Zahlung.
Näh. Ang. üb Preis,
Vage uſw. u. G. 54an
die Geſchäftzſtelle. (*
Weelſrne
Inmobililen
Nachweis
Dſtdt., Poſtf. 122,
vermittelt ſchnell /
günſtige Objekte
jed. Art u. Größe.
K
Bei Barzahlung
2-3- Fam.=Haus
mit Garten, mögl.
am Stadtrande geſ
Preis bis 25 000.,0.
Zuſchrift ſoll.
An=
gabe d. Steuern u.
Miet. enth. Aufſchl.
u. F. 232 a. d. Geſch.
(9445b)
Enäfie
im
Saisonschluss-Verkauf
besonderspreiswert!
Fleischtöpfe m. Deck.schw.gestzt.
18 20 22 24 26 om
888 1.00 1.15 1.30 1.50
Milchtöpfe, weiß, schwer
12 cm 50₰ 13 cm 58=
Kaffeekaune, weiß, 14 cm 95 6
Waschbecken, rd.od.oval,wB. 959
Salat-Seiher, weiß, 26 cm 1.—
Schüsseln,flach,30cm,ws. 50d
Konsole mit Maß weiß 958
Essenträger, oral, ¾ Ltr. 50
Eimer, 22cm, greu . . . 50
Milchkanne, 2 Ltr., weiß 1.—
Kasserolle,wß.,gest., 14cm 50
Toilette-Eimer mit Deokel 1.95
Hudelpfanne,24em,gestzt. 889
Lndwigsplatz (9499
Wanzen.Motten
vernichtet 100%oig T-Gas
kein Geruch — keine Beschädigungen
Fachmännische Vernichtung
aller Gesundheits- u. Materialschädlinge
nur persönliche Arbeit!
ca. 30 jährige Erfahrung.
Darmstadt
R. Joedecke schuchardstr. 11
staatl. geprüfter Desinfektor u. amtlich
geprütter Schädlingebekämpfer, (5552a
Einziges Spezial-Institut am Platze.
Adolf Dingeldein,
Immobilien=Büro,
Landwehrſtr. 39.
Telefon 2067.
Suche 3=, 4= u. 5=
Zimmer=Häuſer zu
kaufen u. bitte um
Angebote. Streng
eelle Vermittlung.
(9518)
Steuerfreie
— VILLA — i
i ſ. bevorz. Lage
u. ſ. günſt. Bedg.
z. verkauf. Aufſchl.
u. P. 233 Geſchſt.
Kf
Kapital=Anlage!
Rentenhaus. 10 %
Verzinſ. d.
Anlage=
kapitals, Anzahlg.
15 000 ℳ zu
ver=
kaufen. Anfr. unt.
G. 59 a. d. Gſchſt.
Gute Bäckerei, hier
od. Umg., nur von
Selbſtgeber z. kauf.
geſ. Hohe Anzhlg.
vorhanden. Ang. u.
G. 34 Geſchſt. (*ds
Gutgehendes
Einfamilienhaus,
Zim u. Zubehör,
grß, ſchöner Garten
ca. 2400 qm (
Bau=
platz), Nordoſtvtl.,
ſ. gute Wohnlage,
zu äuß. günſt.
Be=
dingungen, auch
ge=
teilt, zu verkaufen.
Anfr. u. G. 58 Gſch.*
geg. bar o. gr.
An=
zahlung per ſofort
zu verkaufen. Ang.
u. G. 69 a. d. Gſch.
(9523)
Tüchtige, kautionsf.
Wirtsleute, auch
Metzger, f. hier u.
auswärts ſof. geſ.
Adolf Dingeldein,
Immobil.,
Land=
wehrſt. 39 T. 2067.
(9516)
Msn
R4
Rt
vergeudet nutzlos Geld. Die praktisch denkende
Hausfrau kennt den sichersten Weg zur Erlangung
guten Hauspersonals: die kleine Anzeige im
werbe-
starken Darmstädter Tagblatt!
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Ausve Landeshaupfſtäek
Darmſtadt, den 3. Auguſt 1933.
Bekannkmachung des Perſonalamts.
Am 26. Juli 1933 wurden auf Nachſuchen aus Anlaß des
Uebergangs der ſtaatlichen landwirtſchaftlichen Lehranſtalten
und Aemter an die Heſſiſche Bauernkammer mit Wirkung vom
1. Juli 1933 aus dem Staatsdienſt entlaſſen:
1. Der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Gießen.
Oberland=
wirtſchaftsrat Dr. Guſtav Lung,
2. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Mainz,
Oberland=
wirtſchaftsrat Dr. Johannes Kiſſel,
3. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Reichelsheim im
Odenwald. Dr. Otto Lehr
4. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Darmſtadt. Georg
Seeger.
5. Direktor Dr. Philipp Helfert zu Nidda,
6. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Lauterbach, Fritz
Schönheit,
7. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Michelſtadt,
Fried=
rich Wilhelm Strack,
8. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Sprendlingen (Rh.)
Dr. Philipp Rupp,
9. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Alsfeld. Otto
Becker,
10. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Gau=Algesheim,
Dr. Adolf Kraft
11. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Friedberg.
Wil=
helm Trautmann,
12. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Heppenheim a.
d. B., Dr. Johannes Keil
13. der Direktor des Landwirtſchaftsamts zu Nidda. Dr.
Her=
mann Schad,
14. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt Darmſtadt,
Georg Schnitzler
15. der Landwirtſchaftsrat bei der Lehr= und Verſuchsanſtält
für Wein= und Obſtbau zu Oppenheim, Otto Wenzel in
Sprendlingen,
16. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu Alzey,
Georg Leonhard,
17. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu Gießen,
Dr. Kurt Klauer.
18. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu
Sprend=
lingen (Rh.), Dr. Fritz Dienſt,
19. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu
Michel=
ſtadt, Dr. Leo König
20. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu Worms,
Dr. Wilhelm Schneider,
21. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu
Heppen=
heim a. d. B., Dr. Fritz Sang
22. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu Groß=
Gerau. Dr. Ernſt Werner
23. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu
Bü=
dingen, Dr. Wilhelm Bäumer,
24. der Landwirtſchaftsrat bei der Lehr= und Verſuchsanſtalt
für Wein= und Obſtbau in Oppenheim. Heinrich Rodrian,
25. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu
Reichels=
heim i. Odw., Hellmuth Nau,
26. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu Worms,
Adolf Oswald
27. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu Groß=
Umſtadt, Dr. Philipp Krämer,
28. der Landwirtſchaftsrat beim Landwirtſchaftsamt zu
Heppen=
heim a. d. B., Albrecht Rabenau
29. der Studienrat an der Hauptſtelle für Pflanzenſchutz beim
Landwirtſchaftlichen Inſtitut der Landesuniverſität Gießen,
Dr. Hugo Heßler.
Aus dem Oberpoſtdirekkionsbezirk Darmſtadt.
Es ſind befördert: Zu Poſtſekretären: die
Poſtaſſi=
ſtenten Lehr und Thrin in Darmſtadt; zu Oberpoſtſchaffnern:
die Poſtſchaffner Bayer und Weiß in Mainz, Hax.
Itt=
mann Stamm und Wagner in Darmſtadt, Mattern
und Schmehl in Gießen, Paul und Schäfer in Offenbach,
Stein in Laubach und Strauch in Büdingen; zu
Poſtſchaff=
nern: die Poſtboten Noack und Vogel in Darmſtadt und
Glock in Mainz.
Es ſind übertragen: Oberpoſtſekretärſtellen: den
Poſt=
meiſtern Becker aus Waldmichelbach in Offenbach und Storck
aus Niederwöllſtadt in Mainz.
Es ſind einberufen: Als Poſtawwärter der
Verſor=
gungsanwärter Merz in Gernsheim, als Poſtſchaffner auf
Probe der Verſorgungsanwärter Draisbach in Mainz.
Es ſind planmäßig angeſtellt: Als Poſtaſſiſtent (
weib=
lich) die Telegraphengehilfinnen Althaus in Lauterbach und
Strauch in Butzbach, ſowie die Poſtgehilfin Laun in
Rein=
heim.
Es ſind verſetzt: Der Poſtaſſiſtent Dreſcher von Groß=
Gerau nach Butzbach und der Oberpoſtſchaffner Götz von Langen
nach Alsfeld.
Es iſt freiwillig ausgeſchieden: Die
Telegraphen=
gehilfin Gertrude Müller, geb. Wolf in Darmſtadt.
Es ſind entlaſſen auf Grund des § 2 bzw. 4 des Geſetzes
zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums: die Poſtſchaffner
Funk in Gießen und Spies in Nierſtein.
Es ſind geſtorben: der Poſtaſſiſtent (weiblich) Keil in
Mainz und der Oberpoſtſchaffner Brunner in Gießen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
NSDAP. -Reichsparkeitag.
Kreisleiter Zürtz macht bekannt: Die Parteigenoſſen des
Kreiſes Darmſtadt mit der Mitgliedsnummer 1—100 000, die am
Reichsparteitag in Nürnberg teilnehmen wollen, melden dies
um=
gehend der Kreisleitung Darmſtadt, Hügelſtraße 15. Die Zuſage
der Teilnahme iſt bindend und verpflichtet zur Teilnahme.
Ein neues Gauhaus.
Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger teilt in einem Aufruf
mit, daß er für die Gauleitung ein größeres Bürohaus in der
Gutleutſtraße käuflich erworben hat. Die Vereinigung der Gaue
Heſſen=Naſſau=Süd und Heſſen=Darmſtadt und die außerordentliche
Entwicklung des Gaues habe die Frage der Beſchaffung von
Ar=
beitsräumen brennend werden laſſen. Der größte Teil des
Kauf=
preiſes iſt bereits gedeckt. Der Reſt muß noch aufgebracht werden. Alle
Gliederungen der Bewegung werden daher aufgefordert, ſich nach
Maßgabe ihres Vermögens mit einer freiwilligen Spende zu
be=
teiligen. Außerdem wird von ſämtlichen nach dem 30. Januar
1933 eingetretenen Parteimitgliedern (auch von denen, die noch
nicht im Beſitz der roten Mitgliedskarte ſind) eine einmalige
Sonderumlage von mindeſtens 3 Mk. (Erwerbsloſe 1 Mk.)
er=
hoben. Die Beträge ſind bis ſpäteſtens 15. Auguſt 1933
einzu=
zahlen.
TOe —0s Kuner.
ein Kapkel
zur Verkaufs= und Kundenpſychologie.
Von Dr. Reinhard Krauß.
(apf) Fortſchritt, Fortſchritt, überall Fortſchritt! Statt in die
Poſtkutſche ſetzen wir uns heute in die Eiſenbahn, morgen in den
Propellerwagen. Wir telephonieren, wir hören Radio, die
Tech=
nik erobert uns die Welt. Vorbei iſt es mit der beſchaulichen
Ruhe von anno dazumal. Nur wenn wir als Käufer einen Laden
betreten, tritt uns der Verkäufer auch heute noch mit den
alther=
gebrachten Formeln entgegen
„Was ſteht zu Dienſten? Was darf es ſein?"
Hier ein Stillſtand?
Nein.
Ein Fortſchritt?
Ja.
Der Fortſchritt kann und darf hier nicht ſo ſichtbar in
Er=
ſcheinung treten. Er liegt im Geſpräch, im Auftreten und in
der perſönlichen Behandlung des Käufers durch den Verkäufer.
Was können wir denn erwarten von einem modernen
Ver=
käufer? Wir, und übrigens auch der Chef, der Geſchäftsinhaber
verlangen heute ſchon mehr als bloße Liebenswürdigkeit und
Warenkenntnis; das ſind ſelbſtverſtändlich Grundpfeiler. Was
wir in einem Geſchäft als angenehm empfinden (ohne uns klar
zu machen, woran es liegt), iſt — Verkaufspſychologie
Das iſt an ſich keine ſchwere wiſſenſchaftliche Angelegenheit, und
es iſt beſtimmt nicht, wie ſo oft befürchtet wird, eine Erfindung,
um den Kaufmann reich zu machen, dem Publikum aber das Geld
aus der Taſche zu locken. Verkaufspſychologie heißt: Nachdem
man in der Unterſuchung der Beziehungen von Menſch zu Menſch
weitere Fortſchritte gemacht hat, will man dieſe neuen
Ergeb=
niſſe anwenden auf all das, was ſich im Verkauf an derartigen
Beziehungen findet.
In „Kunden”=Kreiſen ſind hierüber mitunter eigentümliche
Irrtümer verbreitet; es wird angenommen, daß die Verkäufer
mehr oder weniger dazu erzogen werden, beſſer überreden zu
kön=
nen, beſſer aufzuſchwatzen und ſich gar dem Hypnotiſeur immer
mehr zu nähern. Das iſt ein übles Geſchäftsgebaren, aber keine
Verkaufspſychologie. Es ſind im Grunde ganz elementare Dinge,
um die es geht: Der Kunde, der dem Geſchäft die Lebensſubſtanz
— den Umſatz — bringt, darf verlangen, daß man auf ihn
ein=
geht in jeder Weiſe. Nicht nur auf ſeine ſachlichen Wünſche,
ſon=
dern auch auf ſeine perſönliche Art. Vom Geſchäftsmann aus
geſehen: Der Kunde muß richtig genommen werden, der
hoch=
mütige anders als der joviale, der kritiſche anders als der
bered=
ſame, ein junges Mädchen anders als ein älterer Herr. Ein
Verkaufsperſonal muß ſein Möglichſtes dazu tun, um dem
Kun=
den ſympathiſch zu ſein; dazu kann man vieles tun; wenn es
auch nicht ganz in der Macht eines Menſchen ſteht, die Sympathie
eines anderen zu erzwingen, ſo kann man doch darum werben.
Daß man um uns wirbt, dürfen wir als Kunde verlangen. Das
iſt alles nicht ſo leicht getan, wie geſagt. Es verlangt feine
Ein=
fühlung und große Menſchenkenntnis. Der Verkäufer darf nicht
zu wortkarg ſein und auch nicht zu geſchwätzig; in ganz kurzer
Der Darmſtädter Bicycle=Club 1883.
(Protektor S. K. H. Großherzog Ernſt Ludwig), der am 10. Aug.
1883 gegründet wurde und nunmehr ſein 50jähriges Beſtehen
feiern kann, ließ es ſich nicht nehmen, am letzten Donnerstag
einen Clubabend zu veranſtalten, zu dem ſeine ſämtlichen
frühe=
ren Mitglieder Einladung erhalten hatten. Es galt, hierbei die
alte Freundſchaft und Kameradſchaft zu erneuern, alte
Erinne=
rungen auszutauſchen und die Hand zu neuem Leben mit den
alten Clubkameraden zu bieten. Und ſo konnte der 1. Vorſitzende.
Herr Thümmel, bei ſeiner Begrüßungsrede etwa 30 der früheren
Mitglieder im Alter bis zu 80 Jahren auf das herzlichſte
will=
kommen heißen. Der Abend ſtand nicht nur im Zeichen erneuter
Anhänglichkeit zum DBC., ſondern der Club und ſeine
Mitglie=
der bekennen ſich voll und ganz zu der nationalen Bewegung und
dem Führer Adolf Hitler. Manch ſchöne Worte legten Zeugnis
ab von dem Treubekenntnis zu dem Führer, und mit einem
drei=
maligen Sieg=Heil und Abſingen des Horſt=Weſſel=Liedes fand die
Verſammlung würdigen Abſchluß.
Am Donnerstag, dem 3. Auguſt, abends 8.30 Uhr, findet im
Clublokal „Gutenberg‟ Ecke Grafen= und Guſtav=Lorenz=
Straße 9, ein zweiter Clubabend ſtatt, zu dem wir alle früheren
Mitglieder herzlichſt einladen.
Jetzt muß man im Bunten Lädchen
Sommer-
stoffe kaufen, denn jetzt sind sie besonders
preiswert.
Des
Das Bunte Lädchen
Wilhelminenstr. Nr. 10, jetzt Peter-Gemeinderstr.
— Hohes Alter. Privatier Georg Egner, Hoffmannſtr. 38,
wurde am 3. Auguſt 85 Jahre alt. Der Jubilar iſt körperlich
und geiſtig noch friſch.
— Sommerſpielzeit Kleines Haus. „Die Freundin eines
gro=
ßen Mannes”, ein heiteres Spiel um eine Bühne von Möller
und Lorenz, kommt heute, 20 Uhr, als 4. Vorſtellung im
Don=
nerstags=Abonnement unter Peter Faſſotts Spielfuhrung zur
Aufführung. Ende gegen 22.30 Uhr. Preiſe A von 70 Pf. bis
3 RM. — Freitag, den 4. Auguſt, von 20 bis gegen 23 Uhr,
unter der Leitung von Wrede, Cujé, Bäulke und mit
Erna Schieferdecker in der Rolle der Vilma als Gaſt
Wie=
derholung der Lehär=Operette „Wo die Lerche ſingt”, Preiſe B
von 80 Pf. bis 3 RM. — Zum erſten Male kommt am
Sams=
tag, dem 5. Auguſt, abends. 20 Uhr, das erfolgreiche Militär=
Luſtſpiel „Krieg im Frieden von Moſer und Schönthan zur
Auf=
führung. Preiſe A von 70 Pf. bis 3 RM.
— Die Poſt als Helfer bei Spende zur Förderung der
natio=
nalen Arbeit. Der Reichspoſtminiſter hat verfügt, daß die
Poſt=
anſtalten es ſich angelegen ſein laſſen müſſen, den Poſtbeſuchern.
die freiwillige Spenden zur Förderung der nationalen Arbeit
mit Zahlkarte oder Poſtanweiſung einzahlen wollen, mit Rat
und Auskunft behilflich zu ſein; die Schalterbeamten müſſen
namentlich über die Anſchrift und die Nummer des
Poſtſcheck=
kontos des Finanzamts Auskunft geben können. Im
Schalter=
raum iſt ein beſonderer Aushang bis auf weiteres anzubringen,
der auf die Spende hinweiſt.
Im Städtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, dem 9. Aug.,
vormittags von 9—12 Uhr, und Donnerstag, den 10. Aug. d. J.,
nachmittags von 3—5 Uhr, Verſteigerung verfallener Pfänder
ſtatt. (Siehe heutige Bekanntmachung.)
Zeit, ſozuſagen auf den erſten Blick, würde er erkennen, wen er
vor ſich hat. Dabei muß er ſteten Abſtand wählen; er darf ſich
faſt nie auf ſich ſelbſt berufen. „Das iſt jetzt modern, ich trage es
ſelbſt!” iſt ein grober Verſtoß gegen die Rege: eines guten
Ver=
kaufsgeſprächs. Schnell ſoll er ſein und immer ſeine Gedanken
beiſammenhalten, denn es iſt viel, was der Verkäufer auf einmal
im Kopf haben muß: Was will der Kunde haben? Was haben
wir auf Lager? Wo ſteht es? Iſt das, was der Kunde verlangt,
wirklich das Beſte für den gedachten Zweck, oder gibt es etwas
Beſſeres, was der Kunde gar nicht weiß oder woran er nicht
denkt? uſw.
Ein kleines Beiſpiel: Sie ſind im Schuhgeſchäft und
haben ſich ein Paar rehbraune Wildlederſchuhe gekauft. Als
Sie ſich entſchieden haben, fragt die Verkäuferin: „Womit
wer=
den Sie die Schuhe pflegen, gnädige Frau: — „Danke, ich habe
Puder!“ — Würden Sie es als unangenehm empfinden, wenn
Ihre Verkäuferin etwa folgendes ausführte: „Wiſſen Sie auch
ſicher, gnädige Frau, ob der Puder genau paßt, und, wenn ich
Sie darauf aufmerkſam machen darf, Puder färbt bei helleren
Strümpfen leicht ab: man bevorzugt jetzt Gummibürſten etwa in
der Farbe des Wildleders. Sehen Sie (dabei zeigt ſie es), mit
wenigen Strichen bekommen Sie das Leder damit wieder ſauber
und greifen es nicht an” uſw.
Was iſt damit geſchehen? Die Verkäuferin hat für Sie
ge=
dacht: 1. Daß Sie überhaupt etwas zur Pflege brauchen, 2. daß
das Pflegemittel für Sie das beſte iſt.
Das war ein kleines Beiſpiel. Es gibt ſchwierigere Fälle und
der Verkäufer muß den ganzen Tag ſo arbeiten: konzentriert,
ſchnell und ſehr höflich.
Es ſind alſo, wie man ſchon an dieſem kleinen Ausſchnitt ſieht,
nicht wenige und nicht leichte Forderungen, die die
Verkaufs=
pſychologie ſtellt. Aber Forderungen verpflichten! Erwarten wir
ſo viel vom Verkäufer, ſo bedingt das auch eine gewiſſe
An=
erkennung, ſowohl allgemein dem ganzen
Stande gegenüber — der fortſchrittliche Verkäufer iſt in
Amerika in ſtändig ſteigendem Anſehen! — als auch in
unſe=
rem eigenen Verhalten im einzelnen Falle.
Man möchte manchmal der Verkäuferpſychologie eine
Kun=
denpſychologie gegenüberſtellen. Denken Sie einmal darüber
nach: Wie ſind Sie als Kunde? Sind Sie ungeduldig, nervös,
hochfahrend, krittelig oder ſind Sie freundlich, liebenswürdig und
geduldig? Gewiß, man könnte manchmal an die Decke gehen bei
Antworten wie: „Das iſt doch aber ſehr hübſch, das wird jetzt
viel getragen”, wenn man eben klipp und klar erklärt hat: „Ich
finde das häßlich!” oder wenn der Verkäufer behauptet: „Das
wird zu dieſem Zweck allgemein genommen!” — und leichte Wolle
als Winterſtoff vorlegt.
Das ſind aber Aeußerungen, die bei einem
verkaufspſycholo=
giſch gebildeten Verkäufer nicht vorkommen können, denn für den
Inhalt des Verkaufsgeſprächs (bisher war hauptſächlich von der
Form die Rede) gilt der Grundſatz:
Sachlich überzeugen Vorteile beweiſen, nicht
reden nicht ſchwatzen, nicht hohle Behauptungen
anſtellen!
Zuſammengefaßt: Wir wollen etwas verlangen vom
Verkäu=
fer, ſogar viel, aber tun wir auch das Unſerige dazu, ihm ſeine
Arbeit nicht ſchwerer zu machen als nötig; das wird nicht zum
wenigſten zum Vorteil ſein für uns, für uns — als Kunden!
der Heug des Bſerves in Zurmftaut.
Wie bereits mitgeteilt, wird in Darmſtadt für
Sonntag=
den 10. September, in großem Rahmen der Tag des
Pfer=
des aufgezogen. Soeben ſind die wundervollen Werbeplakate für
dieſe einzigartige Veranſtaltung erſchienen. Im Hinblick auf die
große Geſpannparade hat man einen prächtigen Viererzug nach
dem Muſter der alten engliſchen Coaches gewählt, welcher den
Kopf des Werbeplakates ziert und unwillkürlich aller Blicke auf
ſich lenkt, gleichzeitig Erinnerungen wachrufend an die Zeiten,
in denen das Automobil noch nicht herrſchte und das Poſthorn
erſchallte von zwei= oder viererlang beſpannten Poſtwagen
Der 10. September in Darmſtadt wird ein
Ehren=
tag für unſer Pferd, insbeſondere für unſer deutſches
Pferd ſein und eine Unmenge des Intereſſanten und
Anregen=
den bieten. Neben einer großen ſtädtiſchen
Geſpann=
parade wird zum erſten Male in dem Gau Heſſen und Heſſen=
Naſſau ein großes Treffen der SA.=Reiterſtürme
TAG DES PFERDES
G
ſtattfinden. Bekanntlich ſind vor kurzem, hervorgegangen aus den
heſſiſchen Reit= und Fahrvereinen, die SA.=Reiter=Formationen
gebildet worden. Am 10. September treffen ſich die SA.=Reiter
aus Starkenburg und größtenteils auch aus Rheinheſſen in
Darm=
ſtadt. Gegen den Samstag abend werden auswärtige
Reiter=
ſtürme bis in die Nähe von Darmſtadt in Quartier rücken, um
am Sonntag in der Früh auf dem „Griesheimer” eine
kavalle=
riſtiſche SA.=Uebung zu machen, deren Abſchluß dann die
Rei=
terparade gelegentlich des Tages des Pferdes auf dem
Turnierplatz bildet. Als Turnierplatz für die
Großveran=
ſtaltung am Sonntag nachmittag dient die ſchöne Turnier=Arena
hinter der Schupokaſerne zwiſchen Holzhofallee und
Feſthalle.
Das übrige Nachmittagsprogramm, eingeleitet durch die
ſtädtiſche Geſpannparade, bringt in bunter Folge hochintereſſante
und auch vor allem neuartige Schaunummern und
Turnierſport=Wettbewerbe.
Das Blinklicht vom Melibocus. Seit Samstag abend iſt
die Blinklicht=Anlage auf dem Turm des Melibocus in Betrieb
genommen worden und beſtreicht, weither ſichtbar, während des
nächtlichen Dunkels in ununterbrochenem Kreislauf den Himmel.
Das phantaſtiſche Dahinhuſchen des Lichtkegels dient zur
Orien=
tierung im Flugverkehr.
Dielorzuge drMlVEA.
Auserlesene Rohstoffe.
Wundervoller Geschmack.
Unübertroffene Wirksamkeit.
Dabei kostet die große Tube
nur 50 Pfg. Versuchen bitte
auch Sie einmal diese
Zahn-
pasta. Sie werden zutrieden
sein und werden sich treuen,
für wenig Geld einen so
großen Nutzen zu haben.
für die grosse Tube
in die Sone
404 5
Luftboden! Sonnenbaden! Genießen
Sie es, so oft Sie können! Aber vorher mit
Niveg-Creme oder -Ol einreiben. Das
verstärkt die Bräunung und vermindert
gleichzeitig die Gefahr des Sonnenbrandes.
Woher die Wirkung? Vom Euzerit.
Das ist in keinem anderen
Haut-
pflegemittel der Welt enthalten.
Niveg ist also nicht zu ersetzen.
Creme: 15 Pf. bis RM 1- /Ol. 50 Pf., RM I.- u.
Seite 6 — Nr. 213
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Butehs .
Der ſchwarze Mann.
Während der Geldbriefträger von ſich behaupten kann, ein
in jedem Hauſe gern geſehener Mann zu ſein, iſt der
Schornſtein=
feger ein Mann, den jede Hausfrau am liebſten überhaupt nicht
zu Geſicht bekäme. Denn ſtets erſcheint er, wenn gerade der
Hausputz erledigt iſt, oder wenn mit Wäſche hantiert wird, und
ſtets iſt ſein Handwerk vom ſchlimmſten Schmutz begleitet: „Sie
mit Ihrem Ruß!” jammert die Hausfrau
Des Schornſteinfegers Erwiderung auf ſolches Gejammer iſt
im Grunde ſtichhaltig: „Das iſt doch nicht mein Ruß, das iſt Ihr
Ruß — ich mach ihn nur weg!” Aber mag er auch noch ſo ſehr
im Recht ſein — bei den Hausfrauen findet er kein Recht,
ſon=
dern nur böſe Blicke und Geſchimpfe.
Dabei iſt er ein prächtiger Kerl; er hat Goldzähne, und die
glänzen herrlich in dem ſchwarzen Geſicht mit den unnatürlich
wirkenden rötlichen Lippen. Nach Feierabend wenn er ſich
gerei=
nigt hat — vielleicht verwendet er wirklich Schmirgelleinen, wie
er behauptet —, ſieht er beſtimmt ſehr reſpektabel aus, beſonders
bei ſeinem Schoppen, mit dem er die Gurgel fegt,
Es iſt nicht zu verſtehen, daß die Frauen nichts von ihm
wiſſen wollen!“
Neulich habe ich eine ſehr intereſſante Beobachtung gemacht;
die iſt vielleicht geeignet, ein Licht zu werfen in das
problema=
tiſche Dunkel:
Der Schornſteinfeger handwerkte auf den Dächern des
gegen=
über gelegenen Häuſerblocks. Das war ein Schauſpiel für die
Frauen in den diesſeitigen Häuſern! Es war aber auch geradezu
großartig, wie er auf den Firſten balancierte und ab und zu, das
Auge beſchattend, in die Welt ſchaute — es war gewiſſermaßen
weltmänniſch und imponierte den diesſeitigen Frauen, ſo daß ich
manch winkende Hand zu ſehen bekam.
Alſo iſt es doch nicht ſo ernſt gemeint mit den böſen Blicken
und dem Geſchimpfe. Aber auf den Dächern gegenüber iſt der
Schornſteinfeger den Frauen lieber als im eigenen Haus, und am
liebſten wäre er ihnen wohl abends nach der Prozedur mit dem
Schmirgelleinen. Jedoch; dann wird ſchon wer da ſein, der ſagt:
„Emil, ſeit du die Goldzähne haſt, bin ich noch einmal ſo gern
mit dir verheiratet!“
Gebührenherabſekzung bei der Reichspoſt.
Aenderung der Verſandvorſchriften.
Wie wir bereits Anfang Juli mitgeteilt haben, hat die
Reichspoſt in Verbindung mit der Gebührenherabſetzung für den
Fernſprechverkehr uſw. eine Reihe von Aenderungen in den
Ver=
ſandvorſchriften getroffen, die am 1. Auguſt in Kraft getreten
ſind. Wir machen noch einmal auf nachſtehende
Aenderungs=
beſtimmungen aufmerkſam:
I. Aenderungen von
Verſendungsvorſchrif=
ten: 1. Für Briefſendungen, mit Ausnahme der Poſtkarten, der
Druckſachen in Kartenform und der Bahnhofszeitungen, gelten
folgende Höchſt= und Mindeſtſätze: a) in rechteckiger Form:
Höchſt=
maße: Länge, Breite und Höhe zuſammen 80 cm.; größte Länge
jedoch nicht mehr als 60 cm.; Mindeſtmaß: Länge 11,4 cm., Breite
8.1 cm.; 0) in Rollenform: Höchſtmaße: Länge und der zweifache
Durchmeſſer zuſammen 100 cm.: Länge jedoch nicht über 80 cm.;
Mindeſtmaße: Länge 11,4 cm, Durchmeſſer 2 cm.
Poſtkarten und Druckſachen in Kartenform dürfen 14,8 cm.
in der Länge und 10,5 cm in der Breite nicht überſchreiten; die
Mindeſtmaße betragen 10,5 cm. Länge und 7,4 cm Breite.
Eine wichtige Neuerung im Druckſachenverkehr iſt u. a. die,
daß mechaniſche Vervielfältigungen eines handſchriftlich oder
maſchinenſchriftlich angefertigten Schriftſtücks, die im
Abziehver=
fahren, im Schablonenverfahren oder durch ähnliche
Umdruckver=
fahren hergeſtellt ſind, nur noch gegen die Druckſachengebühr
be=
fördert werden, wenn gleichzeitig mindeſtens 20 Sendungen mit
vollkommen gleichen Stücken dieſer Vervielfältigungen am
Poſt=
ſchalter oder, zu Bunden vereinigt, durch den Briefkaſten
aufgelie=
fert werden.
II. Gebührenänderungen: Gebühr für Druckſachen
unter Umſchlag oder Streifband bis 50 Gr. 4 Rpf.;
Poſtwurf=
ſendungen: a) Druckſachen bis 20 Gr. 1,5 Rpf., über 20—50 Gr.
Rpf. — 5) Miſchſendungen, Druckſachen und Warenproben bis
20 Gr. 4 Rpf. Geſchäftspapiere, Warenproben und
Miſchſendun=
gen bis 100 Gr. 8 Rpf., über 100—250 Gr. 15 Rpf., über 250 bis
500 Gr. 30 Rpf.
Außerdem wurden die Gebühren für Poſtwurfſendungen
er=
mäßigt. Ferner iſt noch der Sperrgutzuſchlag für Pakete von 100
auf 50 v. H. herabgeſetzt worden.
Neu eingeführt iſt ſchließlich noch eine beſondere Gebühr von
10 Rpf. für die Behandlung der Wertbriefe, verſiegelten
Wert=
pakete, Einſchreibbriefſendungen und Poſtanweiſungen mit dem
Vermerk „Eigenhändig”.
Die Polizei meldek:
Selbſtmord. Ein 21 Jahre alter, gerichtsbekannter
Fahrrad=
dieb und Einbrecher aus Darmſtadt, der erſt vor einigen Tagen
zu einer dreijährigen Zuchthausſtrafe verurteilt wurde, hat im
Darmſtädter Landgerichtsgefängnis ſeinem verfehlten Leben durch
Erhängen ein Ende gemacht
Feſtgenommen. Ein 38jähriger Reiſender aus Berlin wurde
auf Veranlaſſung der Berliner Staatsanwaltſchaft wegen
Be=
trugs in Darmſtadt feſtgenommen und dem Amtsgericht
zuge=
führtz,
Diebſtahl. In einem Garten am Steinbergweg wurden von
unbekannten Tätern Blumen und Bohnen geſtohlen. Wer kann
Angaben über die Täter machen?
Vermißt. Seit 30. Juli wird der 17jährige Friſeurlehrling
Erich Günther aus Mannheim von ſeinen Angehörigen vermißt.
Beſchreibung: 1,65 Meter groß, kräftig, ovales, blaſſes Geſicht,
ſchwarze Haare, ſchwarze Augen, aufgeworfene Lippen,
vollſtän=
dige Zähne, große, abſtehende Ohren. Bekleidung: Blauer Kittel
mit hellen Streifen, gleiche Weſte, ſchwarze Hoſe braune
Halb=
ſchuhe, blaues Hemd mit gleichem Kragen. Er führt altes
Fahr=
rad mit ſich. Iſt feſtzuhalten
Fahrraddiebſtähle. Am Montag wurde vor dem Handelshof
auf dem Ludwigsplatz ein Herrenfahrrad, Marke und
Fabrik=
nummer unbekannt, mit erweitertem Rahmen mit Lötſtellen
ge=
ſtohlen. — Am Samstag, gegen 14.15 Uhr, wurde im Hofe des
Hauſes Rheinſtraße 2, ein Herrenfahrrad, Marke „Opel”,
Fabrik=
nummer 1948 637, geſtohlen. — In beiden Fällen waren die
Fahrräder wiederum unbeaufſichtigt und nicht genügend geſichert.
Sichergeſtelltes Fahrrad. Bei der Kriminalpolizei wurde ein
Damenfahrrad, Marke „Elbin”, mit gelben Felgen und
blau=
rotem Netz, deſſen Eigentümerin bis jetzt noch nicht ermittelt
werden konnte, ſichergeſtellt. Wem gehört das Fahrrad?
Verloren. Ein erwerbsloſer Darmſtädter Nationalſozialiſt
hat am Dienstag zwiſchen 12 und 13 Uhr ſein Portemonnaie mit
10,50 Mark einkaſſierten Parteigeldern im Zentrum der Stadt
verloren. Der Finder wird herzlichſt gebeten die Sachen gegen
gute Belohnung auf dem Fundbüro der Polizeidirektion
abzu=
geben.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
Der Lindenfelſer Landfriedensbruchprozeß.
Die Rekonſtrukkion des blutigen 26. Februar. — Das Plaidoyer des Staaksanwalts und die Strafankräge.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion keinerlei
Ven=
autwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfang”
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, Uönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Anknüpfend an die Sunndags=Nochmiddags=Bedrachdunge von
Bienche Bimmbernell am 30. Juli, die ſtark unterſtrichen zu
wer=
den verdienen, namentlich auch inſoweit Darmſtadt in ihnen als
„Gaddeſtadt” bezeichnet wird, ſei hier auf die herrlichen
gärtne=
riſchen Anlagen unſerer Stadt hingewieſen, ſo vor allem am
Hauptbahnhof, am Landestheater, im Herrn= und
Orangerie=
garten, am Horſt=Weſſel=Platz, der Künſtlerkolonie uſw., wo eben
Geranien, Begonien. Roſen. Canna, Heliotrop, Agaratum, der
flammenblütige Phlox, Nymphäen u. a. m. in üppiger Fülle
blühen. Die vielen, die ſich an ihrer Farbenpracht immer wieder
aufs neue erfreuen, müſſen der unauffällig mit größter
Sorgſam=
keit ihres Amtes waltenden Stadtgärtnerei herzlich dankbar ſein
für die prächtigen Anlagen, die ein ſtilles und doch beredtes
Zeugnis ablegen für hohes kunſtgärtneriſches Verſtändnis und
hervorragenden Schönheitsſinn. Auch in dieſer Hinſicht braucht
Darmſtadt den Wettbewerb mit anderen Städten, auch „
Gadde=
ſtädten”, keineswegs zu ſcheuen.
Iu erioartung ors Arlentg.
Der letzte Zeuge in der Landfriedensbruchſache von
Linden=
fels, der am Mittwoch vormittag vernommen wurde, bekundet,
daß etwa 20 Minuten bevor der erſte Verwundete vom
Schau=
platz der Tat weggetragen wurde, die Angeklagten Ludwig
Büch=
ler, Hach und Simon Vollrath in der Richtung nach der Siedlung
an ihm ſchnell vorbei liefen. Einer von den Angeklagten habe
dabei ausgerufen: Das Maſchinengewehr raus!
Nachdem mit dieſer Vernehmung die Beweisaufnahme
ge=
ſchloſſen war, ergriff Herr Oberſtaatsanwalt Schlamp das
Wort zu ſeinem Plädoyer. Nach einleitenden Worten, in denen
er die verſchiedenen Geſichtspunkte erläuterte, die bei dem Prozeß
zur Debatte ſtehen, gab er eine kurze Schilderung der Vorgänge,
wie ſie ſich am 26. Februar d. J. am Orte der Tat abſpielten. Er
betonte, es müſſe ausdrücklich feſtgehalten werden, daß der Schuß,
der den Angeklagten Adam Maurer verletzt habe, nicht der
An=
fang der Vorgänge geweſen ſei. Es ſei vielmehr durch eine Reihe
von ausführlichen und exakten Zeugenausſagen bewieſen, daß
ſchon bei dem Verſuch der Hitlerjungen, die Fahnen von dem
Maſt zu entfernen, aus der Nachbarſchaft insbeſondere von Frauen
Ruſe gehört worden ſeien, wie „Schießt die Hunde tot” u. ä. m.
In der Zeit, in der der Befehl zum Antreten gegeben worden ſei,
habe ſchon eine Reihe der Angeklagten mit den verſchiedegſten
Werkzeugen nach dem Hitlerjungen, der den Fahnenmaſt
erklet=
terte, geworfen. Ferner ſei der Angeklagte Adam Maurer durch
vier Zeugen überführt, mit dem Beil nach dem Hitleriungen
Frieß ausgeholt zu haben, ſo daß dieſer und Schmidt ſich bedroht
geſehen hätten. Der Schuß habe dann das Signal zu dem
wei=
teren rohen Vorgehen der Angeklagten gegeben. Wenn man
be=
denke, daß ſich nun nur noch etwa 10 unbewaffnete Hitleriungen
auf dem Schauplatz der Tat befunden hätten, und daß dieſe ihren
Angreifern gegenüber wegen ihrer Jugend durchweg körperlich
ſtark unterlegen waren, wenn man ferner in Betracht ziehe, mit
welch gefährlichen Werkzeugen die Angreifer gegen die wehrloſen
Leute, die zum Teil kaum dem Kindesalter entwachſen geweſen
ſeien, vorgegangen ſeien, ſo könne man ſich eine Vorſtellung von
der Roheit, der Wut und dem Vernichtungswillen der auch
zah=
lenmäßig gewaltig überlegenen Angeklagten machen. Das
Ver=
halten der Angreifer habe mit Notwehr nichts mehr zu tun eine
derartige Verteidigung ſei nicht notwendig geweſen, um ein
Rechtsgut zu ſchützen. Nicht Beſtürzung und Entſetzen habe die
Handlungsweiſe der Angeklagten gelenkt, es handle ſich um einen
unerhörten Exzeß, um den Ausdruck fanatiſcher Wut und
unge=
zügelten Parteihaſſes. Der Tatbeſtand des Landfriedensbruches
ſei in vollem Umfange gegeben. Der Staatsanwalt wandte ſich
darauf zu einer ausführlichen Darſtellung der Belaſtung der
ein=
zelnen Angeklagten, wie ſie aus ihren eigenen Geſtändniſſen und
den Ausſagen der Zeugen ſich ergibt. Daraus läßt ſich das
fol=
gende entnehmen:
Joſeph Büchler gibt zu,. daß er mit einem Holzbeil
gewor=
fen und dem Hitlerjungen Crößmann einen Schlag mit einer
Latte verſetzt hat. Ein Zeuge ſagt aus, daß der Angeklagte nach
dem Hitlerjungen, als er ſchon niedergeſtochen war, mit dem Beil
ausgeholt hat. Der Vertreter der Anklage ſtellt feſt, daß ſich der
Angeklagte dadurch der Gewalttätigkeit in Tateinheit mit
Tot=
ſchlagsverſuch ſchuldig gemacht hat.
Ludwig Büchler wäre an ſich ſchon durch ſeine eigenen
Angaben genügend belaſtet, um ihn wegen ſchweren
Landfrie=
densbruches zu beſtrafen. Durch eine Reihe von Zeugen iſt er
überführt, mit einer Latte und einem Beil geworfen zu haben.
Darüber hinaus geht aus den übereinſtimmenden Ausſagen von
ſechs Zeugen einwandfrei hervor, daß Ludwig Büchler dem
Hitler=
jungen Crößmann einen tödlichen Stich in die Bruſt beigebracht
hat. Was der Angeklagte dem Zeugen Bohner gegenüber getan
hat, iſt nicht erwieſen. Feſt ſteht, daß dieſer einen Stich in den
Rücken erhielt, und Ludwig Büchler iſt dringend verdächtig, auch
gegen Bohner mit dem Meſſer vorgegangen zu ſein. Für den
An=
geklagten ergeben ſich ſomit ſchwerer Landfriedensbruch in
Tat=
einheit mit Totſchlag. Aus den weiteren Feſtſtellungen des
Ver=
treters der Anklage iſt zu entnehmen, daß die Angeklagten Adam
Maurer. Adam Unger, Phil. Unger, Joh. Maurer, Phil. Hach,
Jakob Katzenmeier und Hans Maurer zum Teil nach den
Be=
kundungen der Zeugen, zum Teil nach eigenem Geſtändnis des
ſchweren, die Angeklagten Georg Steinmann und Joh. Schnell=
bächer des einfachen Landfriedensbruches ſich ſchuldig gemacht
haben. Während er für den Angeklagten Simon Vollrath die
Höhe des Strafmaßes in das Ermeſſen des Gerichtes ſtellt,
bean=
tragt der Staatsanwalt Freiſpruch für die Angeklagten Nikolaus
Steinmann, Georg Stampehl und Georg Daab.
Die Strafankräge
für die übrigen Angeklagten lauten wie folgt: Für Ludwig
Büch=
ler die Todesſtrafe, unter Aberkennung der bürgerlichen
Ehren=
rechte auf Lebenszeit; Joſeph Büchler eine Zuchthausſtrafe von
15 Jahren und Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte für die
Dauer von 10 Jahren. Dann Zuchthaus für Adam Maurer drei
Jahre, Adam Unger, Philipp Unger, Joh. Maurer und Hans
Maurer je acht Jahre ſowie für Philipp Hach und Jakob
Katzen=
meier je vier Jahre, ferner für die einfachen Landfriedensbruches
ſchuldigen Geora Steinmann und Johannes Schnellbächer je ein
Jahr Gefängnis. Dazu möge das Gericht entſprechend der Höhe
der Freiheitsſtrafe für die einzelnen Angeklagten auf Entziehung
der bürgerlichen Ehrenrechte erkennen und die als Waffen
be=
nutzten Werkzeuge einziehen.
Zum Schluß verwies der Vertreter der Anklage noch einmal
eindringlich auf die bei den einzelnen Vergehen zum Ausdruck
gekommene Roheit, und ſtellte beſonders heraus, daß hier eine
in enormer Ueberzahl befindliche Angreiferſchar die waffenloſen
Hitlerjungen, die meiſtens kaum dem Kindesalter entwachſen
waren, mit überaus gefährlichen Werkzeugen angegriffen hätten,
und daß zwei wertvolle und entwicklungsfähige Menſchenkinder
dem Vernichtungswillen und der blinden Wut zum Opfer
gefal=
len ſeien. Nach einer kurzen Charakteriſtik der beiden
Haupt=
angeklagten ſtellte der Staatsanwalt feſt, daß nach den
überein=
ſtimmenden Bekundungen der mediziniſchen Sachverſtändigen bei
keinem der beiden Angeklagten irgendwie geartete geiſtige
Stö=
rungen, die die Anwendung des 8 51 erforderlich machten, in
Frage kämen.
Nach einer kurzen Pauſe kam der Vertreter der
An=
geklagten, Rechtsanwalt Dr. Löhlein, zu Wort. Er gab
einen kurzen Rückblick, auf die politiſche Lage, wie ſie als Folge
der Unfähigkeit der Regierungen des vergangenen Syſtems ſich
geſtaltet hatte und hob hervor, wie die immer ſich folgenden
Wah=
len eine nervöſe und gereizte Stimmung in der Maſſe erzeugt
hatte, als Folge einer wüſten Agitation von ſog. „Führern”, die
von Tag zu Tag Scharen ihrer Anhängerſchaft davonlaufen ſahen.
Der einfache Mann ſei dieſen „Führern” hörig geweſen. Der
Rechtsanwalt ſchilderte dann die Vorgänge vom 26. Februar und
hob hervor, daß es notwendig ſei, den Angeklagten zugute zu
halten, daß ihre Vergehen vor dem Erlaß der Verordnung des
Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und Staat lägen, daß
zu jener Zeit auch die ſchwarz=rot=goldene und die Drei=Pfeilchen=
Fahne noch nicht verboten geweſen ſei und ſchließlich, daß die
Angeklagten, die der Vertreter der Anklage mit ſchwerſten Strafen
bedacht wiſſen wollte, nämlich ſechs an der Zahl, alle mit
dem durch den Schuß mit der Gaspiſtole verletzten Adam Maurer
mehr oder weniger nah verwandt geweſen ſeien, ferner, daß die
Angeklagten zum größten Teil noch nie oder zum mindeſten ſeit
längerer Zeit ſich nicht mehr politiſch betätigt hätten. Es handle
ſich auch bei der Zuſammenrottung nicht um das Ergebnis eines
gut organiſierten Meldeweſens, ſondern um die Folge des Rufes,
den zumeiſt Kinder durchs Dorf getragen hätten: „Der Adam
Maurer iſt ge= oder erſchoſſen!‟ Er ſtellte dann feſt, wie
erfreu=
lich aufrecht die Ausſagen der Zeugen von der Hitlerjugend
ge=
weſen ſeien, die nie von Haß und Rache diktiert geweſen ſeien,
aus denen man immer den aufrichtigen Wunſch, die Wahrheit ans
Licht zu bringen, habe herausleſen können. Bevor Dr. Löhlein
dann ſich mit der Belaſtung und dem Grad der Schuld der
ein=
zelnen Angeklagten auseinanderſetzte, bat er das Gericht, die
Frage der Notwehr ernſtlich zu prüfen.
Nach einer kurzen Replik des Staatsanwaltes, in der dieſer
noch einmal auf die Fragen einging, die im Zuſammenhang mit
der Verordnung des Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und
Staat vom 28. 2. 33 ſtehen, erhielten die Angeklagten das letzte
Wort. Beſonders bemerkenswert iſt daraus, daß der Angeklagte
Ludwig Büchler unter dem Kreuzverhör ſich verſchiedentlich in
ſchwere Widerſprüche verwickelte und ſein Geſtändnis in
weſent=
lichen Punkten erweiterte.
Die Urteilsverkündung iſt für Samstag, den 5. Auguſt,
vor=
mittags 11.30 Uhr, zu erwarten.
Ungetreuer ſtädkiſcher Beamker. — Selbſtmord
der verzweifelten Ehefrau.
Einigen Gemüſehändlern des Darmſtädter Wochenmarktes
fiel es ſeit längerer Zeit auf, daß der 41jährige Marktmeiſter
Fritz Böttcher Standgeldſcheine in zweierlei Form verausgabte,
wovon ſie die Stadtverwaltung in Kenntnis ſetzten. Die von der
Bürgermeiſterei benachrichtigte Kriminalpolizei ſtellte feſt, daß
Böttcher ſchon ſeit zwei bis drei Jahren falſche Marktſcheine
an=
fertigte und an die Marktleute verkaufte. Wenn auch der
ein=
zelne Geldſchein nur einen geringen Betrag darſtellte, ſo häufte
ſich die Summe in der langen Zeitſpanne der Veruntreuungen
zu einer beträchtlichen Höhe an. Die anfängliche Annahme, daß
ein größerer Perſonenkreis in die Sache verwickelt ſei, erwies
ſich erfreulicherweiſe als haltlos. Böttcher, der leider das volle
Vertrauen ſeiner Behörde beſaß, hat das veruntreute Geld
reſt=
los für ſich verbraucht. Er wurde ſofort feſtgenommen und in
Unterſuchungshaft ins Landgerichtsgefängnis eingeliefert.
Als ſeine Ehefrau von der ſtrafbaren Handlungsweiſe ihres
Mannes erfuhr, nahm ſie die Sache derart zu Herzen, daß ſie ſich
noch in derſelben Nacht die Pulsadern öffnete und vom Balkon
des dritten Stockes ihrer Wohnung in den Hof ſtürzte, wo ſie tot
liegen blieb. Hausbewohner fanden die Leiche beim
Morgen=
grauen auf. Die Bedauernswerte hinterläßt ein achtjähriges
Mädchen, das gerade auswärts zur Erholung weilt.
Schwerer Verkehrsunfall.
Am Mittwoch, gegen 18 Uhr, fuhr an der Straßenkreuzung
der Landſtraße Darmſtadt—Frankfurt bei Egelsbach ein
Motor=
radfahrer in ein Pferdefuhrwerk. Das Pferd, das ſich
hoch=
bäumte, wurde leicht am Leib verletzt. Der Motorradfahrer, der
Kaufmann Horſt Menrath aus Iſerlohn i. Weſtf., erlitt ſchwere
Rippenverletzungen. Sein Soziusfahrer, Werner Mukle aus
Karls=
ruhe, einen ſchweren Schädelbruch und ſchwere
Rippenverletzun=
gen und ſchwebt in Lebensgefahr. Das Motorrad wurde ſtark
be=
ſchädigt.
CI. Beſuch in Darmſtadt. Am Mittwoch weilte der Kurator
der Londoner Univerſität, Herr Stroud Read, in Begleitung
zweier engliſcher Studenten in Darmſtadt. Er hatte mit einigen
Studentenführern eine Beſprechung und beſichtigte dann unter
deren Führung die Stadt.
— In den Helia=Lichtſpielen ſieht man nur noch heute und
morgen René Clairs neueſtes Meiſterwerk „14. Juli, Das
tan=
zende Paris”, ein Filmwerk, das wie in „Unter den Dächern von
Paris” wieder die einfachen Menſchen der Vorſtadt zeigt.
— Union=Theater. Das reizende Tonfilm=Luſtſpiel „Kind, ich
freu mich auf dein Kommen” mit Magda Schneider, Wolf Albach=
Retty, Otto Wallburg und dem entzückenden Foxterrier „Storch”
kann nur noch heute und morgen gezeigt werden.
— Palaſt=Lichtſpiele. „Nur noch heute und morgen läuft die
ſpannende Skandalgeſchichte aus der Wiener Hofbura „Ein
Lie=
besroman im Haus Habsburg” mit Carl Ludwig Diehl, Paul
Wegener, Ellen Richter u. a. Jugendliche haben Zutritt.
Jagd in Heſſen im Anguft.
Mitgeteilt vom Heſſ. Jagdklub.
Der Rothirſch, der meiſt fertig gefegt hat, tritt in die
Feiſte, wird heimlich und ſtärkt ſich für die Zeit der Brunft. Er
iſt in der freien Wildbahn eben nicht leicht vor die Büchſe zu
be=
kommen. Weibliches Rotwild genießt in dieſem Monat noch
Schonzeit.
Auch beim Damhirſch heißt es vorläufig noch „Hahn in
Ruh”, da ſein Kopfſchmuck noch nicht fertig iſt.
Die Brunft des Rehwildes erreicht im erſten
Monatsdrit=
tel ihren Höhepunkt und flaut, in den tieferen Lagen etwas früher,
in den hohen etwas ſpäter, etwa um die Mitte des Monats ab.
Man ſollte die Blattzeit nicht übermäßig ausnützen. Für den
Rehbeſtand iſt es vorteilhaft, wenn erſt gegen Ende der Brunft
oder nach ihr noch dieſer oder jener jagdbare Bock geſtreckt wird.
Die beſten Gehörne tragen gewöhnlich die Böcke im Alter von 3—5
Jahren, und dieſe beſten Zuchtböcke ſollten ein Alter von
minde=
ſtens 5—6 Jahren erreichen.
Nach den ſeitherigen Gepflogenheiten wird die Jagd auf
Rebhühner wohl einige Tage vor dem 1. September
auf=
gehen, denn aller Wahrſcheinlichkeit nach iſt bis dahin die Ernte
im ganzen Land eingebracht. Es empfiehlt ſich, die
Tageszeitun=
gen in zirka 14 Tagen nach einer amtlichen Notiz durchzuſehen, die
Aufſchluß gibt über die diesjährige Beſtimmung der heſſiſchen
Re=
gierung betr. Beginn der Schußzeit auf Rebhühner.
Enten und Wildtauben bieten jetzt eine lohnende Jagd.
Nach Herrn Geheimen Medizinalrat Prof. Dr. Olt=Gießen,
dem bekannten Leiter des veterinär=patholog, anatom. Inſtituts
der Univerſität Gießen (Verfaſſer des vortrefflichen Buches
„Wildkrankhiten”) ſollte ſchon während des Monats Auguſt mit
dem Auslegen von Salzpfannenſteinen begonnen und damit zur
Geſunderhaltung von Reh= und Rotwild beigetragen werden. Die
Salzpfannenſteine ſind durch den Heſſiſchen Jagdklub erhältlich.
Lokale Beranſtalkungen.
— Neueröffnung. Herr Reſtaurateur Oskar
Geb=
hart, der Inhaber des bekannten Reſtaurants „Zwölf Apoſtel”,
hat die Weinſtube „Zum Stachel”, Ecke Roßdörfer= und
Wiener=
ſtraße, welche er ſeither verpachtet hatte, ſelbſt übernommen. Das
vornehme und gemütliche Weinlokal wird morgen Freitag, den
4. Auguſt, eröffnet. (Näh. ſiehe Anzeige.)
— Schuls Felſenkeller Heute Donnerstag abend
8 Uhr großes Militärkonzert, ausgeführt vom Muſikzug der
Stan=
darte 115. Leitung: Willy Schlupp. Das ausgewählte Programm
bringt u. 4. alte und neue Militärmärſche. (Siehe Anzeige.)
— Konzert der Stahlhelmkapelle. Es wird darauf
hingewieſen, daß am Donnerstag abend die Stahlhelmkapelle
unter Leitung des Obermuſikmeiſters Mickley im Herrngarten=
Café konzertiert. Es wird zahlreiche Beteiligung der
Stahlhelm=
kameraden erwartet.
Vom Skahlhelm.
reisbefehl. Die Kameraden der I. und II.
Der) Reſ.=Komp, die an der Führertagung am 8. und
AStahihelm) 9. September in Hannover teilnehmen, melden
du
ſich auf der Geſchäftsſtelle. Vorbedingung zur
Teil=
nahme iſt Beſitz eines Dienſtanzuges. Frontheil!
(gez.) Delp, Kreisführer
Tageskalender für Donnerstag, den 3. Auguſt 1933.
Landestheater, Kleines Haus: „Die Freundin eines großen
Mannes” — Union: „Kind, ich freu' mich auf dein Kommen”,
Helia: Das tanzende Paris” — Palaſt: „Ein Liebesroman
im Hauſe Habsburg”. — Café Oper: Gaſtſpiel des Mailänder
FasciſtenOrcheſters. — Konzerte: Schuls Felſenkeller.
Herrn=
gartencafé.
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Reueſte Nachrichten
Nr. 213 — Seite 7
Aus Heſſen.
De. Arheilgen, 1. Aug. Vom Schießſtand. Am Sonntag
fand das Schießen gelegentlich der Einweihung des neuen
Schieß=
ſtandes mit dem Einzelpreisſchießen ſeinen Abſchluß. Geſchoſſen
wurde in 3 Klaſſen, und zwar in Sonderklaſſe, Klaſſe 1 und Klaſſe 2.
Der letzte Tag brachte nochmals gute Ergebniſſe. Die höchſte
Ring=
zahl erreichte Herr Gendarmeriemeiſter Dörr mit 56 Ringen,
wurde allerdings von dem Schützen Heinrich Hochmuth, der außer
Konkurrenz mitſchoß, mit 57 Ringen überboten. Eine Ringzahl
von 56 erreichte auch der Schütze Fritz Rühl. Abends fand im
vollbeſetzten Schwanenſaal die Preisverteilung ſtatt. Nach
herz=
lichen Begrüßungsworten ſprach Herr Bürgermeiſter
Birken=
ſtock über die Bedeutung des Schießens und des Wehrſ=ortes und
dankte den Herren Gendarmeriemeiſter Dörr und Georg Knöbel
für ihre Tätigkeit bei der Errichtung der ſchönen und vorbildlichen
Schießanlage. Anſchließend richtete Herr Beigeordneter Zeidler
das Wort an die Anweſenden und nahm die Preisverteilung vor
Die Ergebniſſe ſind folgende: Sonderklaſſe; 1. Georg
Ruch, 55 Ringe; 2. W. Aberle, 53 Ringe; 3. Heinrich Hochmuth,
4. Heinrich Fiſcher und 5. Georg Zitzmann. Klaſſe 1: 1.
Gen=
darmeriemeiſter Dörr, 56 Ringe; 2. Fritz Rühl, 56 Ringe:
3. Sturmbannführer Georg, 55 Ringe; 4. Joh. Hettinger und
5. Peter Andres. Klaſſe 2: 1. Ludwig Schanz, 52 Ringe;
2. Joh. Schmitt, 52 Ringe; 3. Wend Waſſerbürſt, 49 Ringe;
4. Peter Hartung und 5. Heinrich Heuſer. Nach einer markigen
Anſprache des Herrn Fraktionsvorſitzenden Hettinger blieben
die Teilnehmer noch einige Stunden bei froher Unterhaltung und
Tanz gemütlich beiſammen. — Reichszuſchüſſe für
In=
ſtandſetzungsarbeiten. Die Bürgermeiſterei weiſt darauf
hin, daß die Reichsregierung zum Zwecke von Inſtandſetzungs= und
Umbauarbeiten erneut Mittel zur Verfügung geſtellt hat.
Aus=
künfte hierüber erteilt die Bürgermeiſterei, woſelbſt auch
Antrags=
formulare erhältlich ſind und Anträge geſtellt werden müſſen Alle
diejenigen, die in den letzten Wochen vorläufige Anträge auf
Ge=
währung des Reichszuſchuſſes geſtellt haben, müſſen nunmehr Neu.
anträge ſtellen. — Die Ausgabe der
Fettverbilligungs=
ſcheine für Auguſt an die Bezugsberechtigten erfolgt am
Don=
nerstag, den 3. Auguſt, nachmittags von 3—6 Uhr, auf Zimmer 4
der Bürgermeiſterei. — Kriegsbeſchädigte und Krie.
gerhinterbliebene. Der Krieger= und Militärverein
macht die Kriegsbeſchädigten, Kriegerhinterbliebenen ſowie die
Vormünder von Kriegerwaiſen darauf aufmerkſam, daß ſie ſich
zwecks Uebernahme in die Nationalſozialiſtiſche Kriegsopferver.
ſorgung ſpäteſtens bis zum Donnerstag (3. Auguſt) bei dem
Schriftführer des Vereins, Herrn L. Traſer, Rathausſtraße 1,
mel=
den ſollen, um eine rechtliche Vertretung ihrer Belange
gewähr=
leiſten zu können.
o. Erzhauſen, 2. Aug. Die Kornernte iſt in vollem Gange.
Die Frucht iſt außergewöhnlich groß und ſehr reich an Körnern.
2Dreſchmaſthinen ſind in Tätigkeit, den Kleinbauern wird in erſter
Linie Rechnung getragen. Weizen und Hafer ſtehen auch ſehr
gut; das Mähen hat auch da begonnen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 2. Aug. Gasſchutz. In der Nacht
von Samstag auf Sonntag fand im Eiſenbahntunnel Zeilhard—
Reinheim eine beſondere Uebung der Kolonnen Nieder=Ramſtadt,
Ober=Ramſtadt, Roßdorf und Zeilhard ſtatt, wobei die
Gasſchutz=
abteilung der hieſigen Sanitätskolonne Gelegenheit hatte, von
ihrem Können den Beweis zu liefern. Der Uebung lag die
An=
nahme zu Grunde, daß in dem Tunnel eine SA.=Mannſchaft
ein=
geſchloſſen ſei, die, unter Gas geſetzt, ſich nicht mehr aus eigener
Kraft zu retten vermochte. Die Gasſchutzabteilung der hieſigen
Kolonne arbeitete vorzüglich. Die Uebung klappte ausgezeichnet.
Der Uebung wohnten bei der Vorſitzende des Luft= und
Gasſchutz=
bundes. Herr Polizeioberſt Schröder=Darmſtadt, ſowie die
Herren Kolonnenärzte Dr. med. Baumann=Roßdorf, Dr. med.
Müller=Nieder=Ramſtadt, Dr. med. Devarate=Ober=
Ram=
ſtadt. In einer anſchließend an die Uebung im Orte Zeilhard
ab=
gehaltenen Kritik wurde das tadelloſe Funktionieren der Uebung
beſonders hervorgehoben. Der hieſigen Gemeinde wird in Kürze
Gelegenheit gegeben werden, ſich gleichfalls von der
Notwendig=
keit eines Gasſchutzes überzeugen zu können. Dem Herrn
Ko=
lonnenführer Riedel von hier gebührt Dank, daß er ſich auch
dieſer Sache mit beſonderem Eiſer in anerkennenswerter. Weiſe
widmet.
C Ober=Ramſtadt, 2. Aug. Hobes Alter. Am z. d. M.
vollenden Frau Joh. Gg. Schanz Witwe, Schießbergſtr., ihr 77., und
am 5. Auguſt Frau Luiſe Henkel Witwe, als die derzeit älteſte
Einwohnerin, ihr 89. Lebensjahr. —
Kirchenporſtands=
wahl. Gegen die Kirchenvorſtandswahl ſind Einſprüche
inner=
halb der Offenlegungsfriſt nicht eingegangen. —
Rotlauf=
ſeuche. In drei hieſigen Gehöften wurde die
Schweinerotlauf=
ſeuche feſtgeſtellt. Die erforderlichen Schutzmaßnahmen wurden
getroffen.
Cr. Semd, 2. Aug. Der längere Jahre beſtehende
Frauen=
verein hat die Umwandlung in eine NS.=Frauenſchaft beſchloſſen.
Von banger Sorge war die Bevölkerung erfüllt, als letzte Woche
überall Kartoffelſtöcke mit Eiern und Larven an den Blättern
gefunden wurden. Die Befürchtung, daß ſich der Kartoffelkäfer
eingeniſtet hätte, hat ſich aber nach den Feſtſtellungen nicht
be=
ſtätigt, und handelt es ſich um ein in dieſem Jahre beſonders
ſtarkes Auftveten des Marienkäfers. — Als Mitglieder des
Wieſenvorſtandes wurden die Landwirte Georg Vogel 18., Adolf
Vogel und Johannes Zacheiß, als Feldgeſchworene Georg
Schnei=
der, Karl Voltz, Balthaſar Matthes und Adam Seibert 10. durch
das Kreisamt eidlich verpflichtet. — Einem alten Brauche
fol=
gend wurde am 1. Auguſt der Hagelfeiertag zum Angedenken an
ein 1702 die Ernte vernichtendes Unwetter begangen.
— Stahlbad König i. Odw., 2. Aug. Flugzeugtaufe.
Der Fliegerhorſt Bad=König i. Odw. im Flugſportverein Heſſen=
Darmſtadt des D. L.V. wird am Sonntag, den 6. Auguſt,
nach=
mittags 3 Uhr, im Kurgarten der Guſtav= und Marienquellen
ſein drittes Segelflugzeug auf den Namen „Bad König” taufen.
Die Taufe wird der Führer der Untergruppe Heſſen, Herr
Haupt=
mann Waſſung, vornehmen. Die Tauffeierlichkeit wird zu einer
großen Werbeveranſtaltung für den Luftfahrtgedanken
ausgeſtal=
tet werden. Gleichzeitig findet eine Ausſtellung von Flugzeugen
im Kurgarten des Fafnirbrunnens ſtatt. Am Mittag trägt die
Handballmannſchaft des SA.=Sturms 33/186 ein Handballſpiel
gegen die Mannſchaft des Turnvereins König aus.
m. Airlenbach i. O., 2. Aug. Bildung einer
Wald=
genoſſenſchaft. Die oberſte Forſtbehörde hat dem Antrag
auf Bildung einer Waldgenoſſenſchaft in hieſiger Gemeinde
ſtatt=
gegeben, da ſie die Ausführung für durchführbar und zweckmäßig
erachtet. Als Kommiſſar für die Durchführung der
Genoſſen=
ſchaftsgründung wurde, Herr Oberförſter Roßmäßler=Beerfelden
ernannt, die Einleitung des Verfahrens iſt angeordnet. Auf der
hieſigen Bürgermeiſterei iſt bis 6. d. M. offengelegt der
Ent=
wurf der Satzung, eine Erläuterung über den Zweck der
Wald=
genoſſenſchaft ſowie über die zu erwartenden wirtſchaftlichen
Vor=
teile, ferner eine Karte des Genoſſenſchaftsgebiets. Der
Kom=
miſſar hat auf 8. Auguſt eine Verſammlung der in Frage
kom=
menden Waldeigentümer anberaumt zur Abſtimmung, über den
Entwurf der Satzung. Wer nicht perſönlich erſcheint oder nicht
abſtimmt oder ſich nicht durch gehörig Bevollmächtigte vertreten
läßt, der wird ſo angeſehen, als hätte er der Satzung und den
ge=
ſtellten Anträgen zugeſtimmt.
Dk. Waldmichelbach, 31. Juli.
Kirchenvertreterver=
ammlung. Unter dem Vorſitz von Pfarrer Karl=Affolterbach
fand am Sonntag in der evang. Kirche eine
Kirchenvertreterver=
ſammlung ſtatt, zu der die alten und neuen Kirchenvertreter nahezu
vollzählig erſchienen waren. Nach der Eröffnung und Begrüßung
durch Herrn Pfarrer Karl wurden die neugewählten Mitglieder
der Kirchengemeindevertretung verpflichtet und in ihr Amt
ein=
geführt. Nach 8 15 der Kirchenordnung können durch die
Kirchen=
vertreter aus der Reihe der Organiſten und Religionslehrer neue
Kirchenvertreter berufen werden. Die Kirchenvertreter machten
von dieſem Recht Gebrauch und beriefen Lehrer Sommerlad in die
Kirchenvertretung. Danach wurde der neue Kirchenvorſtand
ge=
wählt. In dem Schlußwort ſprach Pfarrer Karl über die
Auf=
gaben des Kirchenvorſtandes und der Kirchenvertretung und ſchloß
mit einem Appell zur Mitarbeit im Geiſte des neuen Deutſchland
die Verſammlung. — HohesAlter. Wegwärter i. R Jakob
Jöſt in der Spechtbach feierte in dieſen Tagen ſeinen 78.
Geburts=
tag. Der Jubilar iſt geiſtig und körperlich noch ſehr rüſtig und
er=
freut ſich beſter Geſundheit.
Br. Seckmauern, 2. Aug. An Stelle des abgeſetzten
Beigeord=
neten Franz Wolfſtädter trat Joh. Hch. Martin als kommiſſ.
Beigeorneter. Die vier Gemeinderäte der Zentrumspartei
wur=
den aus dem Gemeindeparlament ausgeſchloſſen.
DieRenngeicnang der ventſchen Surienbagergengäiffe.
Neue Ankerſcheidungsmöglichkeiten zwiſchen ausländiſcher und inländiſcher Ware.
Die Richklinien
des Reichsverbandes des deutſchen Garkenbaues.
Die Heſſiſche Bauernkammer teilt uns mit:
Es hat ſich in den letzten Jahren immer mehr als notwendig
erwieſen, die einheimiſchen Gartenbauerzeugniſſe für das kaufende
Publikum in irgend einer Form kenntlich zu machen. Die
deutſch=
bewußte Bevölkerung will heute bei ihren Einkäufen wiſſen, ob
es ſich ieweils um einheimiſche oder ausländiſche Erzeugniſſe
han=
gelt. Die verſchiedenen Hausfrauenverbände haben in dieſer
Hin=
ſicht bereits wertvollſte Erziehungsarbeit geleiſtet. Eine
Unter=
ſcheidungsmöglichkeit zwiſchen ausländiſcher und inländiſcher Ware
beſtand bisher bei den Erzeugniſſen des Gartenbaues nicht.
Er=
zeuger=, Handel= und Verbraucherorganiſationen haben deshalb
unter maßgeblichem Einfluß des Reichsernährungsminiſteriums
folgende Vereinbarungen getroffen, die in ihren weſentlichſten
Punkten nachſtehend aufgeführt ſind:
1. Die deutſchen Erzeuger verpflichten ſich, alle Behältniſſe,
in denen die Ware angeliefert wird, mit einem einheitlichen
Pla=
kat, das die Aufſchrift „deutſches Erzeugnis” und in der Mitte
das Einheitszeichen für deutſche Waren (den deutſchen
Reichs=
adler) trägt, zu verſehen. An den Marktſtänden ſind einheitliche
Schilder mit der Aufſchrift anzubringen: „Hier werden nur deutſche
Gartenbauerzeugniſſe verkauft”
2. Der deutſche Obſt= und Gemüſehandel kennzeichnet die zum
Verkauf ausgeſtellten deutſchen Gartenbauerzeugniſſe mit der
glei=
chen Beſchilderung. Erzeuger wie auch Handel dürfen zur
Auf=
nahme der deutſchen Waren keine Behältniſſe verwenden, wie
z. B. Horden, Kiſten, Körbe uſw., die mit ausländiſchen
Aufſchrif=
ten verſehen ſind. Die betr. Aufſchriften ſind mit dem Plakat
„deutſche Erzeugniſſe” zu überkleben. Die Kennzeichnungsſchilder
müſſen in geeigneter Form ſowohl an den Auslagen als auch an
den im Verkaufsraum aufbewahrten Erzeugniſſen angebracht
werden.
3. Der deutſche Obſt= und Gemüſehandel wird in Zukunft die
deutſchen Gartenbauerzeugniſſe innerhalb des Ladens an
bevor=
zugter Stelle auslegen, ſie pfleglich zu behandeln und für
kauf=
anregende Darbietung beſorgt ſein. Er wird im Kauf immer
zuerſt das deutſche Erzeugnis anbieten.
4. Alle Geſchäfte, die ſich zur Einhaltung dieſer Vereinbarung
verpflichten, werden durch ein kleines Kennungsſchild (Adler des
deutſchen Volkswirtſchaftsdienſtes) als Verkaufsſtelle für deutſches
Obſt und Gemüſe gekennzeichnet und vom Reichsverband des
deut=
ſchen Gartenbaues in einer beſonderen Liſte geführt. Sie erhalten
gegen Zahlung einer Gebühr von 3— RM. die verſchiedenen
Werbemittel laufend zugeſchickt. Der Reichsverband wird die
ge=
wiſſenhafte und ſtrenge Durchführung der Richtlinien übernehmen
und mißbräuchliche Benutzung der Kennzeichnung zu verhindern
wiſſen.
5. Die beteiligten Organiſationen der Erzeuger und des
ge=
ſamten Handels verpflichten ſich, die Werbung für deutſche
Garten=
bauerzeugniſſe in jeder nur möglichen Weiſe zu fördern. Die
Hausfrauenorganiſationen weiſen ihre Mitglieder an,
vorzugs=
weiſe ihre Einkäufe in den Geſchäften vorzunehmen, welche ſich als
Verkaufsſtellen für deutſches Obſt und Gemüſe haben kennzeichnen
laſſen.
In einer am 27. Juli in der Induſtrie= und Handelskammer
Frankfurt a. M. ſtattgefundenen Beſprechung zwiſchen zahlreichen
Vertretern der Erzeuger und des geſamten Handels im
Rhein=
mainiſchen Wirtſchaftsgebiet wurden die Richtlinien des
Reichs=
verbandes des deutſchen Gartenbaues gutgeheißen und der
Be=
ſchluß gefaßt, ſofort mit der freiwilligen Kennzeichnung deutſcher
Gartenbauerzeugniſſe zu beginnen. Die Durchführung der
Maß=
nahmen unterſteht dem Landesbauernführer für Heſſen und Heſſen=
Naſſau, Dr. Wagner.
A. Schlierbach, 2. Aug. Am Sonntag wurde nach dem
Vor=
mittagsgottesdienſt durch die neuen Kirchenvertveter der
Kirchen=
vorſtand neu gewählt. Die Beſtätigung der Wahl muß durch das
Dekanat Erbach, zu dem unſer Kirchſpiel zählt, erfolgen. —
Ge=
mäß Verfügung betreffs Doppelverdiener hat Herr Lehrer Heß
das Amt eines Kirchenrechners, das er über 15 Jahre treu
ver=
waltete, niedergelegt. Zu ſeinem Nachfolger wurde der Landwirt
und Beigeordnete Adam Schneider von hier beſtimmt, und hat
bereits ſein Amt übernommen.
Bn. Hirſchhorn, 31. Juli. Ausdem Gemeinderat. Das
Strandbad ſoll jenſeits des Neckars errichtet werden. Es ſind
zwei Projekte in Betracht gezogen worden, und zwar das eine in
der Nähe der Steinſchneiderei Amann u. Mathes, das andere
wei=
ter unterhalb bei dem Weberſchen Steinbruch auf einer
Gemeinde=
wieſe. Durch Herrn, Regierungsbaumeiſter Zimmermann
wurden verſchiedene Erläuterungen gegeben. Er ſoll eine
gut=
achtliche Aeußerung darüber geben, welches der vorerwähnten
Projekte für die Gemeinde am günſtigſten erſcheint. — Das
Wachtlokal ſoll demnächſt desinfiziert, neu getüncht und mit einem
neuen Fußboden verſehen werden. — Der Ausſchlag der Umlagen
und der Sondergebäudeſteuer der hieſigen Gemeinde für das
Rech=
nungsjahr 1933 nach den von dem Kreisamt Heppenheim
vor=
geſchlagenen Sätzen wird genehmigt.
Ce. Seeheim, 1. Aug. Der Obſt=Großmarkt erfreut ſich
infolge einer umſichtigen Marktleitung, die ſtreng auf fachgemäße
Sortierung der Ware hält, eines ſtändigen Aufſchwungs. Hatte
ſich dieſe Art ſchon beim Spargelmarkt bewährt, wo ſich der Preis
bei einer täglichen Anfuhr von 8—12 Zentner zwiſchen 14 und 38
Mark für 1. und 3. Sorte bewegte, ſo jetzt beſonders auch bei
Jo=
hannisbeeren, von denen etwa 1000 Zentner — im Durchſchnitt
9 Mark — zuſammenkamen. Zurzeit beherrſcht Kernobſt den
Markt. An Mirabellen beträgt die tägliche Anfuhr 8—12 Ztr.,
je 18—23 Mark; Pfirſiche 30 Ztr. von 14—28 Mark: Pflaumen
ſogar 80 Zentner, je 12—15 Mark. Die Einführung des
Zahlen=
transparents erleichtert Käufern wie Verkäufern den
Geſchäfts=
betrieb und bewertet jede einzelne Korblieferung.
LeidtehhetehtE
Hu nen
R
Tagung des N5. deukſchen Juriſtenbundes.
Gau heſſen.
Bad=Nauheim, 2. Aug. Der Gau Heſſen des NADJB. hielt
dieſer Tage unter dem Vorſitz des ſtellvertretenden Gauobmanns
Rechtsanwalt Klein=Darmſtadt hier eine Tagung ab, die von
etwa 150 heſſiſchen Juriſten aller Berufsarten (
Miniſterial=
beamten, Verwaltungsbeamten, Richtern, Rechtsanwälten,
No=
taren und Wirtſchaftsjuriſten) beſucht war. Den Mittelvunkt
der Tagung bildete der Vortrag des Pg. Landgerichtsrat Dr.
Kraell=Darmſtadt über „Nationalſozialismus und Recht‟. Der
Vortragende umriß in ſcharfer, klarer und erſchöpfender Weiſe
die Aufgaben, die ſich dem neuen Staat auf dem Gebiete der
Ge=
ſetzgebung und Rechtſprechung bieten. U. a. wurden dabei folgende
Forderungen erhoben: Fremdkörper des Rechts (Reſte des
römi=
ſchen Rechts) müſſen aus der deutſchen Geſetzgebung entfernt
werden, ſoweit ſie mit dem Rechtsbewußtſein der neuen
Volks=
gemeinſchaft in Widerſpruch ſtehen. Verwiſchte Rechtsbegriffe
müſſen wieder klar herausgehoben werden, andere müſſen einen
Inhalt bekommen, wie z. B. das Privateigentum, das als ſolches
erhalten bleibt, jedoch die Verpflichtung in ſich ſchließen muß, zum
Dienſt an der Allgemeinheit bereitzuſtehen. Die Geſetzgebung
muß dem Nichter wieder mehr Freiheit laſſen als bisher. Nicht
Paragraphen, ſondern geſunder Sinn des Richters muß die
Grundlage des Urteils ſein. Die Zivilprozeſſe müſſen
beſchleu=
nigt und gewiſſe überflüſſige oder ſchädliche Formalitäten des
Prozeßweſens beſeitigt werden. Das Strafgericht muß den
Erforder=
niſſen des neuen Staats entſprechend ausgebaut werden. Der
Verbrecher darf nicht mehr als ein „Opfer der Verhältniſſe auf
eine milde Behandlung rechnen, ſondern muß die Strenge des
Geſetzes in ſeiner ganzen Schwere erfahren. Dem Strafurteil
muß die Vollſtreckung auf dem Fuße folgen, um Eindruck auf den
Rechtsbrecher zu machen. Richter und Rechtsanwälte ſind berufen,
den neuen Geſetzen ihren Inhalt zu geben und veraltete
Vor=
ſchriften reformieren zu helfen. Die lang erſtrebte Einheit des
deutſchen Rechts aber iſt ein Verdienſt des Führers der
natio=
nalen Erhebung, auf den der Vortragende und die Hörer zum
Schluß ein dreifaches Sieg=Heil ausbrachten.
Haarglanze erhält das Haar jung und schönz
Bb. Bensheim, 2. Aug. Die Ernte iſt an der ganzen
Berg=
ſtraße in vollem Gange. Im allgemeinen iſt man dabei mit der
Körnerbildung und der Menge des Strohes zufrieden. In den
jüngſten heißen Tagen iſt die Reife aller Gattungen der
Körner=
früchte ſchnell vonſtatten gegangen, ſo daß jetzt überall die Senſe
bzw. das Reff angeſetzt werden kann. — Auch hier gaben die
Thü=
ringer Sängerknaben aus Erfurt zwei ſehr erfolgreiche Konzerte
in der evangeliſchen Kirche, bei dem Herr Jakob Ebling=
Bens=
heim in freundwilligſter Weiſe das Orgelſpiel übernommen hatte.
Die gut geſchulte Knabenſchar fand in zahlreichen Familien
pri=
vaterweiſe die herzlichſte Aufnahme. — Das Port=Artur=
Som=
merfeſt konnte in hergebrachter Weiſe gefeiert werden und nahm
beſten Verlauf. — Die Heimatsvereinigung Oalt=Benſem beging
wieder einen ihrer gemütlichen Abende, bei dem der ſeit drei
Jahren in Sevilla an der dortigen deutſchen Schule amgeſtellte
Reallehrer Ludwig Ohlemüller, ein geborener Bensheimer, der
ſeine Sommerferien in der Heimat verbringt, einen intereſſanten
Vortrag über Spanien und ſeine Bewohner hielt. Der Abend
erfreute ſich ſtarken Beſuches und fand der Vortrag größten
Beifall.
Em. Heppenheim, 1. Auguſt. Stuttgarter Erfolge.
Unſere Turner und Turnerinnen kamen Montag mittag mit dem
Sonderzug zurück und wurden vom Verein mit Muſik am Bahnhof
abgeholt. Von den bei dem Wettkampf Beteiligten wurde in der
Altersklaſſe 1 der Turner J. Scheerer im volkstümlichen
Fünf=
kampf Deutſcher Turnfeſtſieger; bei den Turnerinnen wurden —
ebenfalls im Volksturnen — die Turnerinnen Sophie Arnold
und Gertrud Wolf. Deutſche Turnfeſtſiegerinnen. — Auf
Ver=
anlaſſung der NSBO. reihten ſich die Zigarrenarbeiter in
einer von mehr als 100 Arbeitern und Arbeiterinnen beſuchten
Verſammlung in die Deutſche Arbeitsfront ein. Der
NSBO.=Beauftragte Bodemer beſtimmte zum 1. Vorſitzenden der
Zigarrenarbeitergruppe Georg Fabian, zum 2. Vorſitzenden Mich.
Weber=Hambach. Das NSBO.=Mitglied Berndt ſprach ſodann
über die Gewerkſchaften im neuen Staat. — Der
Männer=
geſangverein „Frohſinn” vollzog in einer außerordent=
EhNdere Serf Slfe D Serand wuicht Der ſeiſeſe
Vorſitzende Franken einſtimmig wiedergewählt. — Im Nachbarort
Hambach wurde eine Milch=Abſatzgenoſſenſchaft
gegründet. Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung wurde
als Vorſitzender der nationalſozialiſtiſche Fachberater Johann
Chriſt=Oberhambach, als Direktor Bürgermeiſter Martin Mitſch
und als Rechner Nikolaus Mühlhauſen gewählt.
— Gernsheim, 2. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
1. Auguſt 1,21 Meter, am 2. Auguſt 1.39 Meter.
Bm. Hofheim (Ried), 2. Aug. Die Vertreter der evang
Kir=
chengemeinde wählten am Sonntag den Kirchenvorſtand. — Der
Feldbereinigungskommiſſion gehören an: Jakob Herbert und Ga.
Herweck, Stellvertreter Adam Zilles und Konrad Löſch. — Die
Ernte iſt hier infolge der günſtigen Witterung größtenteils
be=
wältigt. Menge und Qualität der Frucht ſind durchweg gut. Die
Druſchergebniſſe lauten allgemein befriedigend. — Die
Gurken=
ernte bringt dieſes Jahr keine Maſſenanlieferung. Am letzten
Ablieferungstag wurden im freien Handel 6 Mark pro Zentner
bezahlt.
Bm. Hofheim (Ried) 1. Aug. Ein junger, als Rohling
be=
kannter 19jähriger Burſche wurde gegen ſeinen kriegsbeſchädigten
Vater handgreiflich und brachte ihm erhebliche
Geſichtsverletzun=
gen bei. Die Polizei nahm den ſauberen Burſchen in Haft.
Herr Gauführer Alles=Groß=Gerau, Führer des Gaues Ried
im Heſſiſchen Sängerbund, ließ die Vorſtände der Geſangvereine
Liederkranz, Männergeſangverein und Sängerquartett zu einer
Beſprechung zwecks Zuſammenſchluß in den „Löwen” kommen.
Die Vereinsvertreter, äußerten ſich dahin, daß ihre Vereine
exiſtenz= und leiſtungsfähig ſind und im Intereſſe der Erhaltung
der Sänger im Dienſte des deutſchen Liedes von einem
Zuſammen=
ſchluß Abſtand nebmen. Man will friedlich nebeneinander
kul=
turfordernd wirken und ſo alle Sänger dem Lied erhalten.
Ca. Lorſch, 2. Aug. Die neue Arbeitsfront. Der von
der NSBO.=Leitung beauftragte Führer Peter Schmitt nahm in
einer Verſammlung die Neubildung des Vorſtandes der neuen
Arbeitsfront vor, dem durchweg Nationalſozialiſten und NSBO.=
Mitglieder angehören. Als Verbindungsleute zwiſchen dem
Kar=
tell und den Verbänden wurden vorläufig NSBO.= und
Gewerk=
ſchaftsmitglieder der einzelnen Fachorganiſationen namhaft
ge=
macht, die jedoch dem Vorſtande nicht angehören. — 20 Mark
Belohnung hat der Brieftaubenverein „Heimatliebe” für die
Namhaftmachung von Taubenmördern ausgeſetzt, damit dieſe
ge=
richtlich belangt werden können. Einem Mitglied, dem
Jagdauf=
ſeher Emil Schubert vom Seehof, wurden nämlich in letzter Zeit
vier Tiere verletzt und eines totgeſchoſſen. Es handelte ſich hier
durchweg um ſehr wertvolle Tiere, die ſogar an dem
National=
wettflug in Budapeſt teilnehmen. — Neugründung. Am
kommenden Freitag wird hier die Gründung einer Milchabſatz=
Genoſſenſchaft vorgenommen. Zuſammenkunft im Gaſthaus zum
Weißen Kreuz.
Ck, Stockſtadt, 2. Aug. Beurlaubt. Bürgermeiſter Rückeis
iſt am Sonntag beurlaubt worden. Ortsgruppenleiter Aug.
Metzger verſieht die Amtsgeſchäfte bis auf weiteres kommiſſariſch.
Die Beurlaubung iſt auf politiſche Gründe zurückzuführen.
P. Rüſſelsheim, 2. Aug. Von ſieben Wetturnern, die vom
Turnverein Rüſſelsheim zum Deutſchen Turnfeſt entſendet
wur=
den, kehrten fünf als Sieger zurück. Sie wurden am Montag
abend auf dem Bahnhofsplatz von einem nach Hunderten
zählen=
den Publikum und einer Muſikkavelle empfangen und nach
feſt=
lichem Umzug durch mehrere Straßen ins Turnerheim geleitet,
wo eine Siegerehrung ſtattfand.
— Bad Nauheim, 31. Juli. Ein treuer Kurgaſt Bad
Nau=
heims Lady Allenby, die Gattin des engliſchen Heerführers in
Paläſtina, Viscount Allenby=London, iſt in Bad Nauheim
ein=
getroffen. Ferner trafen ein: der Gouverneur der Provinz
Utrecht, Dr. H. Th. Jacob, nebſt Gattin, eine geborene Baronin
von Boetſelaer, deren Eltern die früheren Beſitzer von Haus
Doorn waren. Dieſe Gäſte ſind im Hotel „Der Kaiſerhof”
ab=
geſtiegen. Vom ſchönen Sommerwetter begünſtigt, iſt der Beſuch
Bad Nauheims als gut zu bezeichnen. Die Kurliſte weiſt Gäſte
aus allen Teilen der Welt, u. a. aus Indien, den Philippinen,
Südafrika uſw., auf.
h. Friedberg, 2. Aug. Zu dem großen Kovallerie=
Treffen vom 5. bis 7. Auguſt hat Miniſterpräſident
Prof. Dr. Werner ſein Erſcheinen zugeſagt. Es iſt das erſte
größere militäriſche Nachkriegsfeſt. Man rechnet mit der
Teil=
nahme der geſamten Wetterau. Gleichzeitig begeht der hieſige
Kavallerie= und Trainverein das Feſt ſeines 25jährigen
Be=
ſtehens. Etwa 60 Kavalleriſten in den Uniformen der
Vor=
kriegszeit, ſowie in Infanterieuniformen heſſiſcher Regimenter
werden dem großen hiſtoriſchen Feſtzug ein buntes Gepräge
ver=
leihen und einen tiefen Eindruck von dem alten Glanz unſerer
ruhmreichen Regimenter hinterlaſſen. Eine Gefallenen=Ehrung
findet am hieſigen Krieger=Ehrenmal ſtatt.
Seite 12 — Nr. 213
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Die Bedeutung der Konkordate.
Konkordake und Allerlei aus den Kämpken zwiſchen Kaiſer und Papft. Staak und Kirche
in unſerer deutſchen Geſchichte.
Abſchluß einer 100djähr. Enkwicklung.
„Konkordat” — Reichskonkordat”; eine Fülle geſchichtlicher
Erinnerungen wird in uns wach! Was iſt „Konkordat”?
Es iſt eine „Einigung”, ein „Vertrag” an ſich; der
Aus=
druck Konkordat wird aber ausſchließlich auf Verträge zwiſchen
dem „Römiſchen Stuhl”, alſo dem Papſt und weltlichen
Staa=
ten angewandt.
Vor uns ſteigt auf die Zeit des deutſchen Mittelalters,
welches von dem Kampfe zwiſchen „Kaiſer und Papſt” erfüllt
war. In dem Rahmen dieſer Betrachtung iſt nur ein kurzer
geſchichtlicher Rückblick möglich.
Der „Sachſen=Spiegel” Eicke von Repkowa (entſtanden in
den Jahren zwiſchen 1215 und 1276) ſagt in ſeinem erſten
Artikel:
„Zweh Schwerdt ließ Gott auf Erden, zu beſchirmen die
Chriſtenheit, dem Papſt das geiſtlich, dem Keyſer das
Welt=
lich. Dem Papſt iſt auch geſetzt zu reiten, zu beſcheidener Zeit,
auf einem weißen Pferd. Und der Keyſer ſoll ihm den
Steg=
reif halten, auf daß ſich der Sattel nicht wende. Das iſt die
Bezeigung, was dem Papſt widerſteht, daß er mit geiſtlichem
Recht nicht bezwingen mag, daß es der Keyſer mit dem
welt=
lichen Rechten zwinge, dem Papſt gehorſam zu ſeyn. Alſo ſoll
auch die geiſtliche Gewalt helfen dem weltlichen Gericht, ob
man ſein darzu bedarf.”
Als der „Sachſen=Spiegel” erſchien, war der Papſt zu Rom
keineswegs davon erbaut! Daß er dem Eicke von Repkow wegen
der Niederſchrift dieſes Geſetzbuches heftig zürnte, können wir
aus Eickes eigenen Worten entnehmen; in ſeiner Vorrede ſagt
der deutſche Edelmann:
„Ich ſtehe zu Rom wie ein Wild,
Das die Hunde bellen an ..
Sein großer Zeitgenoſſe Walther von der Vogelweide ſtand
ebenfalls in heftigem Kampfe mit dem Papſttum. In ſeinen
mannhaften Streitgeſängen klagt er, daß das „pfäffiſche Recht”,
das alte, gute deutſche Laienrecht zu verdrängen ſuchte:
„Das ſei Dir, ſüßer Gott, geklagt,
Die Pfaffen wollen Laien=Recht verkehren.”
Es war alſo die Zeit heftigen Kampfes zwiſchen Kaiſer
und Papſt, zwiſchen Laien und „Pfaffen”. Worüber aber zürnte
der Papſt ſo ſehr? Weil im Sachſenſpiegel die Lehre von den
„zwei Schwertern” aufgeſtellt war, wonach Gott dem Kaiſer
das weltliche Schwert, dem Papſt aber das geiftliche Schwert
anvertraut habe, beiden zu beſchirmen die Chriſtenheit.”
Die Päpſte aber wollten keine Gleichſtellung, ſondern ſie
wünſchten, daß die Kaiſer ſich ihnen unterordneten. So, wie
es zur Zeit Kaiſer Lothars III. (1125—1137), des Widerſachers
der hohenſtaufiſchen Brüder, geweſen war. Dieſer ſchwache
Kaiſer, der den Vater Friedrich Barbaroſſas durch die Hilfe des
päpſtlichen Legaten und des Erzbiſchofs Adalbert von Mainz
in hinterliſtiger Weiſe um die Kaiſer=Krone am Wahltage zu
Mainz betrogen hatte, hatte ſich völlig „am Leitſeil der Kirche‟
befunden. Knieend hatte er in Rom vom Papſt Innocenz die
Kaiſer=Krone erhalten ſowie die Güter der Markgräfin Mathilde
von Tuscien auf ſeines und ſeines Schwiegerſohnes Lebzeiten
aus der Hand des Papſtes als Lehen empfangen. So hatten
ſich die Päpſte allmählich daran gewöhnt, das Kaiſertum als
ihr Lehen zu betrachten. Zum Spott über dieſe Demütigung
behauptete die päpſtliche Partei ſogar, Lothar ſei vom Papſte
mit der Kaiſer=Krone belehnt worden. Ein Gemälde im
Lateran, das den Kaiſer Lothar vor dem Papſte auf den
Knien darſtellte, hatte die Unterſchrift:
„Rex venit ante fores, jurans prius urbis honores, Post
homo fit Papae, recipit auo dante coronam."
„Der König kommt vor die Thore, beſchwört zuerſt die
Rechte der Stadt, dann wird er Lehnsmann des Papſtes,
aus deſſen Hand er die Krone empfängt.”
In den Augen der chriſtlichen Zeitgenoſſen war durch dieſe
ſchwache Nachgiebigkeit der Träger der Kaiſerkrone ein Vaſall
des Papſtes geworden. Vergegenwärtigen wir uns, daß die
ge=
ſchichtliche Entwicklung im zehnten und zwölften Jahrhundert
zu einer deutſchen Reichskirche zu führen ſchien. Wiederholt
ſehen wir die deutſchen Biſchöfe als Vertreter der völkiſchen,
der deutſchen Tendenzen. Die von dem Kaiſer ernannten
Bi=
ſchöfe waren ſeine treuen Beamten; er gründete ſeine
Herrſcher=
gewalt auf die deutſche Kirche, mit welcher er die engſte
Ver=
bindung einging.
Mit Gewalt haben Otto I. und Otto III. ſowie Heinrich III.
das Papſttum aus tiefſter Erniedrigung befreit und wieder in
ſeine univerſale Stellung eingeſetzt. Immer mehr knüpfte Otto I.
an Karl den Großen an. Am 2. Februar 962 wurde Otto I. zum
„römiſchen Kaiſer” gekrönt; ſeitdem war bis zum 6. Auguſt
1806 das römiſche Kaiſertum mit dem deutſchen Kaiſertum faſt
ununterbrochen verbunden. Im Staate Ottos des Großen war
der Papſt der oberſte kaiſerliche Beamte. Unter Kaiſer
Hein=
rich III., der am 5. Oktober 1056 zu Bodfeld auf den Höhen
des Harzes ſtarb, erreichte die deutſche Kaiſermacht des
Mittel=
alters ihren höchſten Höhepunkt. Mit 40 Jahren ſank dieſer
junge ſtarke Kaiſer ins Grab, acht Monate ſpäter folgte ſeinem
königlichen Freunde im Tode auch Papſt Victor II. Es war ein
verhängnisvolles Geſchick, daß der mächtige Kaiſer in der
Voll=
kraft ſeiner Jahre von dieſer Erde ſcheiden mußte. Sein
Nach=
folger war ein Kind von 6 Jahren; ſein Sohn Kaiſer
Hein=
rich IV. (1056—1106.)
Deutſchland ſtand an einem Wendepunkt ſeiner Geſchicke.
Der Kardinal Hildebrand beſtieg am 22. April 1073 als
Gre=
gor VII. den päpſtlichen Thron. Dieſer Papſt iſt der
nachdrück=
lichſte Vertreter allgemeiner weltlicher Herrſchaftsanſprüche, der
wahre Hüter altrömiſcher Traditionen geworden. Nie hat ein
deutſcher König oder römiſcher Kaiſer ähnliche weltliche
Macht=
anſprüche erhoben wie Gregor VII. Im Kampfe gegen den
eiſernen, hartherzigen Papſt erlag Heinrich IV.
Die drei Tage von Canoſſa (25. bis 27. Januar 1077) ſind
ein ragendes Wahrzeichen deutſcher Geſchichte; der länderreichſte
Herr der Chriſtenheit hatte vor ihrem geiſtlichen Oberhaupte ſich
demütigen müſſen. Der Streit um die Inveſtitur” erfüllte die
Regierungszeit Heinrichs IV. und Heinrichs V. In Deutſchland
hatte bei der Verleihung der Bistümer der Wille des Königs
entſchieden. Der römiſche Stuhl verlangte die freie Wahl der
Biſchöfe durch ihr Kapitel und ihre Beſtätigung durch den
Papſt, nicht durch den Kaiſer. Endlich kam am 23. September
1122 zwiſchen dem Papſt Calixtus II. und dem Kaiſer
Hein=
rich V. das berühmte
„Wormſer Konkordat”
zuſtande. Nach langen und ſchwierigen Verhandlungen hatte man
ſich auf der Grundlage verſtändigt, daß Deutſchland und Italien
verſchieden behandelt wurden. Der Kaiſer verzichtete auf die
„Inveſtitur” der Biſchöfe mit Ring und Stab. Dafür bewilligte
die Kirche, daß die Wahl des Biſchofs oder Abtes in des Königs
Gegenwart ſtattfinden, der Gewählte von dem König unter
Ueberreichung eines Zepters mit den Beſitzungen ſeiner Kirche
belehnt werden ſollte; dann hatte der Biſchof oder Abt dem
König ſeine Huldigung als Vaſall zu leiſten und erſt hiernach
empfängt er die geiſtliche Weihe. Das galt aber nur in
Deutſch=
land. Anders war es in Burgund und Italien. Hier ſollte der
Gewählte ſeine Belehnung erſt nach der geiſtlichen Weihe
er=
halten. Damit wurde die kaiſerliche Vorherrſchaft in Italien,
die auf den italieniſchen Bistümern beruht hatte, aufgegeben.
Das war der große Gewinn, den die Kirche davontrug. Aber
das „Konkordat” ſollte eine „Vergünſtigung” nur für Kaiſer
Heinrich V. ſein; ſeinem Nachfolger gegenüber ſollte es keine
Geltung haben. Nachfolger Heinrichs V. war aber der ſchwache
Kaiſer Lothar III., deſſen ſchmachvolle Haltung bereits
gekenn=
zeichnet wurde.
Wie ganz anders ſtand der große Hohenſtaufe Friedrich I.
Barbaroſſa dem Papſttum gegenüber! Sein Reichskanzler war
von 1156 bis 1167 der Erzbiſchof von Köln: Reinald von Daſſel,
eine der glänzendſten Erſcheinungen der geſamten deutſchen
Geſchichte. Unermüdlich trat er für die Kräftigung des
Kaiſer=
tums und der deutſchen Reichskirche ein gegen die anmaßenden
Anſprüche der Päpſte. Rückſichtslos deckte er 1157 auf dem
Reichstage zu Beſangon die beabſichtigte Zweideutigkeit auf, die
der „Römiſche Stuhl” mit dem Worte „beneficium” trieb, das
nicht nur „Lehen” ſondern auch „Wohltat” bedeutet. Auf dieſem
Reichstage zu Beſangon waren es die deutſchen Biſchöfe und
Erzbiſchöfe, welche aufs ſchärfſte die Anſprüche des Papſtes
zurückwieſen.
Auf dem Reichstage zu Gelnhauſen (1186) traten der
Erz=
biſchof Konrad von Mainz und die Erzbiſchöfe und Biſchöfe in
einem von allen unterſchriebenen und unterſiegelten Kollektiv=
Schreiben an Papſt Urban III. für ihren Kaiſer ein und
er=
mahnten den Papſt in ehrerbietigen, aber ernſten Worten, mit
dem Kaiſer Frieden zu machen. Dieſer Reichstag zu
Geln=
hauſen und die Erklärung der deutſchen Biſchöfe an den Papſt
bezeichnen den Höhepunkt in der nationalen Entwicklung der
deutſchen Kirche des Mittelalters. Es würde zu weit führen,
hier eine Darſtellung der Kämpfe und Konkordate zwiſchen
welt=
lichen und geiſtlichen Gewalten zu geben.
Das Konkordat, das am 20. Juli 1933 zwiſchen dem
Kar=
dinal=Staatsſekretär Eugen Pacelli und dem Vizekanzler Franz
von Papen abgeſchloſſen wurde, bedeutet einen gewaltigen
Erfolg. Die deutſchen Biſchöfe werden ſchwören: „Vor Gott
und auf die heiligen Evangelien ſchwöre und verſpreche ich,
ſo, wie es einem Biſchof geziemt, dem Deutſchen Reiche und
dem Lande . . Treue. — Ich ſchwöre und verſpreche, die
verfaſſungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem
Clerus achten zu laſſen. In der pflichtmäßigen Sorge um das
Wohl und das Intereſſe des deutſchen Staatsweſens werde ich,
in Ausübung des mir übertragenen geiſtlichen Amtes jeden
Schaden zu verhüten trachten, der es bedrohen könnte.”
Eine mehr als 1000jährige Entwicklung iſt damit
ab=
geſchloſſen.
Dr. Ludwig Roth.
XDei „Mugens Samm.
Vollendung des Baues in 3½ Jahren. — Länge von 2½2 Kilomekern. — Die wirtſchaftliche Bedenkung
des Rügendammes.
600 000 Arbeiksloſen-Tagewerke.
Die „deutſche Arbeitsſchlacht” wird in großzügigſter Weiſe
weitergeführt und der Wiederaufbau des deutſchen Oſtens
ge=
fördert. Im Arbeitsbeſchaffungsplan der Provinz Pommern
wird der Bau des Rügendammes in Vorſchlag gebracht, der
eine feſte Eiſenbahn= und Straßenverbindung zwiſchen Stralſund
und Altefähr auf Rügen ſchaffen ſoll. Bisher gab es hier als
Verbindung mit der großen
Bäderinſel neben einer Auto=
und Perſonenfähre noch die
Reichsbahnfähre, die die
Eiſen=
bahnverbindung mit Saßnitz
und Trälleborg ermöglichte.
Der „Rügen=Damm” wurde
be=
reits nach Fertigſtellung des
Dammes nach Sylt erörtert.
Die Reichsbahn nahm den Bau
in ihr Arbeitsprogramm auf,
und an den Koſten in Höhe
von 16 Millionen Mark wollte
ſich Schweden mit
Stillhalte=
geldern beteiligen, denn für
Schweden bedeutet eine ſchnelle
Verbindung mit Trälleborg
einen beträchtlichen
wirtſchaft=
lichen Vorteil. Die
Eiſenbahn=
fähre über den Stralſunder
Bodden verzögerte die
Verbin=
dung in ganz beträchtlichem
Maße. Der „Rügendamm” wird
in 3½ Jahren in insgeſamt
600 000 Arbeitsloſen=
Tagewer=
ken fertiggeſtellt werden. Für
die Beſeitigung der großen
Arbeitsloſigkeit auf Rügen
ſo=
wie in den Städten Stralſund
und Stettin wird der Bau die
allergrößte Bedeutung
gewin=
nen, gleicherweiſe wie für die
Ankurbelung der Wirtſchaft im
Oſten. Die Bau= und
Zement=
induſtrie, die Ziegelwerke, die
Gußſtahlwerke werden auf
Jahre Arbeit erhalten.
Der Damm wird ungefähr eine Länge von 2½ Kilometer
haben bei einer Länge der Eiſenbahnlinie von 4 Kilometer. Er
wird von der Bahnſtation Stralſund=Hafen nördlich der Inſel
Dänholm nach dem Bahnhof Altefähr geführt werden, alſo
ſüd=
lich der Linie der jetzigen Reichsbahnfähre liegen. Der Damm
wird eine Kronenbreite von ungefähr 18 Meter aufweiſen, von
denen 9 Meter für den Bahnkörper und 9 Meter für eine Straße
vorgeſehen ſind. Zwiſchen Stralſund und Dänholm, ſowie
zwiſchen Dänholm und Rügen ſind Brücken vorgeſehen, von
denen die erſtere als Klappbrücke gedacht iſt, da hier der
Schiff=
fahrtsweg durch den Stralaſund führt. Zu der Straße auf dem
Damm werden Zufahrtsſtraßen ſowohl auf dem Feſtland als
auch auf der Inſel gebaut werden, um von allen Teilen des
Landes und der Inſel einen ſchnellen Verkehr über den Damm
auch mit Autos zu ermöglichen. Auch die Seebäder auf Rügen,
die bisher in verkehrstechniſcher Beziehung ſtiefmütterlich bedacht
ſind, wird darum der Rügendamm von erheblicher Bedeutung
werden, da ſie dadurch ſchnell von dem Reiche aus mit dem
Auto zu erreichen ſind.
Die wirtſchaftliche Bedeutung des Rügendammes liegt aber
nicht nur in der Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit und in der
bequemeren und beſſeren Verkehrsmöglichkeit mit Schweden und
den Rügenbädern, ſondern auch in einer Sicherung der land=
Blick auf das alte Stralſund mit der gegenüberliegenden Küſte von Rügen,
Dazwiſchen liegt der Stralaſund, über den die gewaltige Brücke führen wird.
wirtſchaftlichen Produktion Rügens. Die Produkte der
Land=
wirte können in Zukunft ſchnell und ohne Umladung nach den
Großmärkten Berlin, Stettin und Stralſund gebracht werden.
Da die Rügenſche Landwirtſchaft ſehr ſtark auf Gemüſebau
ein=
geſtellt iſt, ſo bedeutet dieſe Heranbringung der Abſatzmärkte an
die Produzenten eine erhebliche Förderung der Wirtſchaft,
Gemüfe iſt eine leicht verderbliche Ware und muß in ſchnellſter
Weiſe zum Käufer herangebracht werden. Das iſt aber nur
durch günſtige Direktverbindungen mit Eiſenbahnlinien möglich.
Der Damm wird darum gerade für die notleidende
Landwirt=
ſchaft Rügens den allergrößten wirtſchaftlichen Wert erhalten.
Schließlich erfährt auch die Induſtrie des Feſtlandes,
insbe=
ſondere des Ruhrgebietes, durch den Bau des Rügendammes
eine wünſchenswerte und erfreuliche Ankurbelung.
geschichten aus adler Welt
Türkiſche Geſchichten.
(br) Sofia. Auf der Landſtraße in Kleinaſien begegnen ſich
zwei Landſtreicher, Krüppel und Bettler zugleich. Anſtatt ſich als
Leidensgenoſſen kameradſchaftlich zu begrüßen, beginnen ſie ſich
gegenſeitig ihrer körperlichen Fehler wegen zu verſpotten. Der
eine, ein Einäugiger, fragt den anderen, einen Buckligen: „Was
trägſt du, Freund, ſo Wertvolles in dem Sack auf deinem Rücken?”
„Das iſt kein Sack — du Armer kannſt das nur nicht richtig ſehen,
denn dein Kopf hat ja nur ein Fenſter!“ — „Sicherlich iſt es doch
ein Sack; wenn du zu Allah in die Ewigkeit wanderſt, wirſt du
gewiß darin die Wegzehrung mitſchleppen!“ — „Dafür wirſt du
um ſo leichter ſterben können, denn du brauchſt dazu nur ein Auge
zu ſchließen!“ Dieſe gegenſeitigen Liebenswürdigkeiten arteten
ſchließlich in eine Prügelei aus. Das Ende davon war ein Akt
ausgleichender Gerechtigkeit: im Kampf hatte der Bucklige ein
Auge verloren, während dem Einäugigen das Rückgrat gebrochen
wurde, und keiner konnte den anderen mehr wegen ſeiner
körper=
lichen Mängel verſpotten!
In Stambul lebte ein glücklicher Mann, der ſeine Freunde
da=
durch erſtaunte, daß er des Morgens ſtets als erſter in ihrem
Stammkaffee erſchien, um beim türkiſchen Kaffee und der
Waſſer=
pfeife an beſchaulichen Geſprächen mit ſeinen Freunden
teilzuneh=
men. Schließlich befragten ihn ſeine Freunde, wiewo er ſo raſch
mit den morgendlichen Obliegenheiten zu Ende wäre, wie waſchen,
beten und frühſtücken, um doch ſtets vor allen anderen im
Kaffee=
haus zu ſein. „Das iſt ſehr einfach: ich habe vier Frauen, und
ihr habt jeder nur eine! Eine Frau bringt mir das Waſchwaſſer,
die andere reicht mir das Tuch, die dritte breitet den Gebetsteppich
aus, während die vierte das Frühſtück vorbereitet!‟ Dies gefiel
den Freunden und jeder nahm ſich noch ein paar Frauen ins Haus
Sie kamen auch alle viel früher ins Kaffeehaus, doch währte es
nicht lange und ihre einſtige frohe Laune verging. Schließlich
ſtellten ſie den Freund zur Rede und erklärten, daß das frühzeitige
Kaffeehausbeſuchen zwar ſehr ſchön ſei, daß es aber mit vier
Frauen zu teuer erkauft ſei. Darauf gab der Freund ruhig zur
Antwort: „Ihr habt mich gefragt, wie ich es fertig bringe, als
erſter im Kaffeehaus zu ſein, ich habe euch auch geantwortet.
Hättet ihr mich gefragt, wie es ſich mit vier Frauen lebt, ſo hätte
ich euch geantwortet: es lebt ſich ſo, daß man ſo eilig als möglich
das Haus verläßt, um ſich im Kaffeehaus zu erholen!“
Der Karnickelkönig.
(x) New York. „Gilroy Queen” heißt das Karnickelwunder,
das man kürzlich feierlich zum Goliath aller Karnickel gewählt
und dementſprechend behandelt hatte. Immerhin müſſen wir
neid=
vollen Europäer beſchämt anerkennen, daß für ein elf Monate
altes Karnickel 23 Pfund Lebendgewicht eine ganz reſpektable
Lei=
ſtung bedeutet.
Nichtsdeſtotrotz: Es gibt auch noch größere Senſationen auf
dieſer Welt. Und daß erwachſene, angeblich ernſtzunehmende
Män=
ner für ein Karnickel ein Feſteſſen mit Feſtreden auf das Wohl
des Tieres veranſtalten, iſt reichlich kindiſch. Scheint aber den
biederen Yankees doch Spaß zu machen. Nach dem ſchnellſten Pferd
und der meiſtmilchliefernden Kuh nun auch das größte Karnickel
öffentlich gekrönt. Bald dürfte der Zoo vollſtändig ſein! ...
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe
Verantwortlich für Polltik: J. V.: Andreas Bauer: für Feuilleton, Reich urd
Aueland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V: Dr. C. H. Queiſch:
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch: für den Schlußdtenſt: Andreas Bauer
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: 1r Herbert Nette:
fär den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteſlungen: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittſch — ſämitlich in Darmſtſadt
Für neverlangte Manuſlripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Gat und Billig !
Eier-Gemüse-Audeh.
Eier-Suppen-Mudeln. . Pfd.
Eier-Hörnchen . . . .) Uo=
Mischobst, 5 Frucht . . . Pfd. 29 8
Zarter gekocht. Schinken d
.... . ¼ Pfund A0
9
Einmach-Essig .. . . . . Liter 28 d
Essig-Essehzhell z. dmk., Flasche 60 9
Edamer Käse vollfett . . M Pfd. 15 2
Frische Landbutter . . ¼ Pfd. 5B ₰
Saftige Zitronen . . . 4 Stück 10 9
Thams & Garfs!
Karlstraße 7 Kaupstraße 22
9505
Heie une Tuleſchatz
Die fortgeſetzt, insbeſondere nachts,
ſich mehrenden Feld= und Waldfrevel be
dingen die Schließung der Feld= und
Wald=
wege zur Nachtzeit. Auf Grund des
Ar=
tikel 129 b II2 der Städteordnung von
8. Iuli 1911 und Art. 125 II, 1 der Heſſ.
Gemeindeordnung vom 10. Juni 1932,
wird daher der Verkehr auf allen Feld=
und Waldwegen der Gemarkung
Darm=
ſtadt vom Tage der Veröffentlichung dieſer
Bekanntmachung ab von 21.30 Uhr bis
5 Uhr ſtrengſtens unterſagt.
Zuwider=
handlungen werden auf Grund der
Ver=
ordnung über die Vermögensſtrafen und
Bußen vom 6. Februar 1924 mit
Geld=
ſtrafen bis zu 150.— RM. geahndet.
Darmſtadt, den 28. Juli 1933.
Bürgermeiſterei. (St. 9509
im Skädt. Leihamt, Kirchſt. 9.
Mittwoch, den 9. Auguſt, vormittags
von 9—12 Uhr, und Donnerstag, den
10. Auguſt d. J., nachm. von 3—5 Uhr,
Verſteigerung der bis Ende Juli d. J.
verfallenen Pfänder:
Brillanten, Gold= und Silberwaren,
Uhren, Herren= und Damenkleider
Wäſche, Photoapparate, Fahrräder
Muſikinſtrumente uſw. (St.9500
Am Dienstag, den 8. Auguſt, bleibt das
Amt wegen der Vorarbeiten zur
Ver=
ſteigerung nur 1 Stunde — von 12—
Uhr — geöffnet, und zwar nur für
Aus=
löſung der verfallenen Pfänder.
Darmſtadt, den 3. Auguſt 1933.
Städtiſches Leihamt.
Verſteigerungs=Anzeige.
Am Freitag, den 4. Auguſt 1933, nachm.
3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Ver=
ſteigerungslokale, Hier, Hügelſtraße 27
verſchiedene Gegenſtände bffentlich
zwangs=
weiſe gegen Barzahlung.
1 Klavier (Franke), 1 Schreibtiſch, eine
Standuhr, 1 Radivapparat, 1
Küchen=
ſchrank, 1 Kleiderſchrank, 1 Kommode,
Einrichtungsgegenſtände aller Art.
Ferner verſteigere ich an Ort und Stelle
(näheres Lokal) verſchiedene Maſchinen
für Schreinereien wie 1 Kreisſäge, eine
Bandſäge, 1 Hobelmaſchine uſw. (9522
Darmſtadt, den 3. Auguſt 1983.
Graß, Gerichtsvollzieher.
Klein=Auto, Sport=
Zweiſitzer, 250 Mk
mit Führerſchein.
Blumenthalſtr.
2-Sitz, zu vk.
Motor=
rad wird in Zahlung
en. Aliceſtr. 5.
Kleinwagen
2=Sitzer od. 4=Sitzer
Limouſine, nur Ia
erhalten, aus
Pri=
vathand zu kaufen
geſucht (Kaſſapreis)
Angeb. unter G. 31
t. d. Geſch. (9486b
Nur Mk. 395.
koſtet die neue
Führerſcheinfrei,
mit el. Licht kompl.
Beſichtigen Sie die
Maſchine!
Motorrad=
Ausſtellung
Ecke Grafen= und
Eliſabethenſtraße.
(9487b)
Verſteigerungs=Anzeige.
Am Freitag, den 4. Auguſt 1933,
vor=
mittags 9 Uhr, ſollen in meinem
Ver=
ſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
fol=
gende Pfänder zwangsweiſe gegen
Bar=
zahlung meiſtbietend verſteigert werden,
insbeſondere:
1 Schrankgrammophon, 1
National=
regiſtrierkaſſe, 1 Spiegel, 8 Fußbänkchen,
1 Klavier (Arnold), 1 Radioapparat
1 Lautſprecher, verſch. Möbel u. a. m.
Darmſtadt, den 2. Auguſt 1933.
Wendel
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt
Eliſabethenſtraße 23, II. (9528
Nr. 213 — Seite 9
Peugnisdewhiinen
uſw. ſind für den Einſender wertvoll
u. werden in vielen Fällen bringend
benötigt. Unſere Auftraggeber
wer=
den daher gebeten, Bewerbungs=
Unterlagen ſeweils ſchnellſtens
zurück=
zuſenden.
Auf Chiffre=Anzeigen keine
Original=
zeugniſſe einſenden.
Drogengroßhandlung
ſucht je einen
branchekundigen jüng. Herrn
ür das Büro (Maſchinenſchreiber) und für
das Lager. Bewerbungen mit Lebenslauf,
Zeugnisabſchriften u. Gehaitsanſpr. unter
G. 49 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl.
WElBLICH
Suche Stellung als
Köchin od.
Haushäl=
terin m.wenigLohn.
Gute Zeugn. vorh.
Ang. u. G. 60 Gſch.
Tücht. Schneiderin
empf. ſich i. Nähen,
pro Tag 2.50 Mk.
Marg. Hofmann,
Pfungſtadt b. D.,
Rügnerſtraße 23.
WANRLICM
Jg. perf. Herenfriſ.
u. Bubikopfſchneider,
in ungek. Stellung,
gt. Umgangsform.,
ucht Stellg., ev. m.
Koſt u. Wohnung.”
Walter Will,
Hanau a. Main,
Kölniſche Str. 10.
WElBLICH
ſofort geſucht.
Zuſchr. unter G. 52
an die Geſchäftsſt.
Perfektes
Alleinmädchen
mit langjährigen
Zeugn. für 3=Perſ.
Haushalt geſucht.
Zeugn.=Abſchr. mit
Altersangabe unter
G. 68 a. d. Geſchſt
(9519b)
Geſucht in eit
Pfarrhaus f. ſofort
oder ſpäter ein
fleißiges, ehrliches
a. d. Geſchſt. (951
Eine Frau f. mor
E.=Ludwigſtr. 11,II
Monatsmädchen
Beſſungen geſ. Ang
1. G. 56 a. d. Geſch.*
Das bätte Schulze ſich nicht
träumen laſſen, daß er einmal
den guten Poſten als
Buch=
halter bei Lehmann bekommen
würde. Die Kleinanzeige im
Darmſtädter Tagblatt
ver=
mittelte ihm die gutbezahlte
Stelle!
MäNNLICH
Für Penſion
Junger Koch
oder Köchin
mit Backkenntniſſen
ſofort geſucht. An
gebote m.
Gehalts=
anſprüchen u. G. 6
a. d. Geſchſt. (9515
Bauſparvertrag
der D. B. S. zu
ver=
kaufen. Angeb. unt.
G 61 Geſchäftsſt.
äleiner guterh. Herd zu
z. geſucht, r. t. Ang. u.
G. 53 Geſchäftsſtelle. (*
N
R
Die große
nationale
Heimat-Zeitung
der Pfalz
*
Eines der
erfolg-
reichsten Werbe-
Organe
Südwest-
deutschlands
Nachlaß=
Verkauf:
ſchränke, Kleider=,
Spiegel= u.
Weiß=
zeugſchränke,
Flur=
gard., Waſchkom. u.
Nachttiſche. Ausz.=,
runde u. Tiſche,
Stühle,
Trumeau=
ſpieg., Met.=u.
Holz=
betten, 2 gl. polierte
Betten. Kommode,
Eckvitrine u.
Näh=
tiſch (Kirſchbaum),
Kleinmöb.,
Wäſche=
mangel zu Taxat.=
Preiſ. i. Auktionshs.
Krummeck
1 Bleichſtraße 1.
Annahme v. Taxat.
u. Verſteigerungen.
(9510)
Angeb. unter G. 66 Schrank, 1 Chaiſel.
kl. Waſchtiſch, Tru
meauſpiegel, Mar
gens 2 Stund. geſ.* morplatte, ſchw.=w
1.10X55. Garten= A. Glock. Dorn=
garnitur b. z. verk 1 Miele=Ballon=
=Chrom=Herrenrad,
1. Damen=Rad, wie
neu, ſpottbill. abz.
heimerweg 64. ſofort f. morg. in Herdweg 95, Gth. Schlafzimmer.
Eiche m. Nußbaun
(rund)315ℳℳ Küch
85 ℳ. Möbelhaus
Saalbauſtraße 4.
(9525) Gut. Hr.=Rad 12.50
Bleichſtr. 32. (9526 Tadell. hell. eichen.
Ausz.=Tiſch, Einlg.,
90X1,20 zu kf. geſ.
Herdweg 95, Gth.* Markenklavier
(Schwechten), g.erh
Gasherd m. Backof.
Einmachtöpfe u. a.
vk. Wendelſtadt=
ſtraße 11. 1. Stock. Sofa ſehr billig zu
verk. Polſterwerk=
ℳ, 2 Paravent, ſtätte Obergaſſe 6.* Gebr. Handwagen,
2räd., kräftig, bill.
zu vk. Näh. Hein=
heimerſtr. 73, I. 1 Diwan. 1 Gasherd
1 Kraus=Waſchmſch.
mit Feuerung,
Kinderſportwagen
ſämtl. gt. erhalten,
preiswert zu verk.
Näh. Geſchäftsſt.
Vertiko, dazu paſſ. Tiſch, Sofa, 2 Stühle
prsw. z. verk. An=
zuſ. bis 10 Uhr u.
½2—4 Uhr: Saal=
bauſtr. 65, II. (*dg Klavier, neu, wert
voll, ſchw. pol., um=
zugsh. bill. abz. ds Roquetteweg 4, pt.
Zeitel
and Annen von alten Regalen
als Brennholz bill.
abz. Gebr. Unger, Ludwigſtraße 11.
(9527)
Eine frohe Botschaft für alle.
Jetzt kann sich jede Hausfrau
die seit mehr als 30
Jahrenbe-
währte Sunlicht Seife leisten.
Darum für die Wäsche und den
Hausputz nur noch die gute
SUNLICHT SEIEE
Auch SUMA, das
Waschmit-
tel für den Kochkessel ist
billiger. Das Originalpaket
kostet ab heute 30 Pfennig.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sefte-10 — Nr. 213
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Das ſchlichte Erinnerungsmal im Ehrenhain des Volksparkes Jungfernheide bei Berlin,
das am 6. Auguſt feierlich eingeweiht wird.
Es zeigt einen einfachen Altar, der von Gedenkſteinen der niederdeutſchen Gaue Pommern,
Mecklenburg, Schleswig=Holſtein, Hamburg, Lübeck, Bremen, Oldenburg, Weſtfalen, Hannover,
Braunſchweig und Brandenburg umrahmt iſt.
Die „Cordillera”, das neueſte Doppelſchrauben=Motorſchiff der Hamburg=Amerika=Linie,
hat jetzt ſeine Probefahrt ausgeführt und iſt von der Hapag übernommen worden. Die „Cordillera”
iſt ein Schweſterſchiff der „Caribia”, hat 16 400 Tonnen Waſſerverdrängung und iſt für den
Mittel=
amerika=Dienſt beſtimmt.
Die Jungfasciſten in der Reichshauptſtadt.
luf ihrer Deutſchland=Fahrt ſind die über 400 Jungfasciſten in der Reichshauptſtadt eingetroffen,
wo ſie mehrere Tage Aufenthalt nehmen, um die vielen Sehenswürdigkeiten Berlins und
Pots=
dams kennen zu lernen.
Wilddiebe mit Dum=Dum-Geſchoſſen.
Wiesbaden. In verſchiedenen Bezirken
des Rheingaues hatten die Wilderer großen
Schaden angerichtet. Kürzlich war bei der
über=
raſchenden Hausſuchung des als Wilddieb
ver=
dächtigen Invaliden Weber in Kiedxich eine
Anzahl Waffen und Munition, die teilweiſe
in Dum=Dum=Geſchoſſe umgearbeitet war,
gefun=
den worden. In Gläſern fand mein eingekochtes
Rehfleiſch, auch Rehgeweihe und eine Rehdecke
wurde gefunden. Die Polizei nahm Weber und
drei ſeiner Bekannten feſt, die ſich jetzt vor dem
Schöffengericht zu verantworten hatten. Weber
gibt zu, ſchon ſeit 1916 gewildert zu haben. Er
wurde wegen gewerbsmäßiger Wilddieberei zu
1 Jahr 4 Monaten Gefängnis, 3 Jahren
Ehr=
verluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht
ver=
urteilt. In ſeinem Beſitz hatte er eine Waffe,
die er ſich während des Krieges beſchafft hatte.
Durch die von ihm benutzten Dum=Dum=Geſchoſſe
waren die Tiere furchtbar verletzt worden. Die
drei übrigen Angeklagten erhielten
Gefängnis=
ſtrafen von 6 und 7 Monaten. — Da man
an=
nahm, daß noch weitere Kreiſe aus dem Ort ſich
an dem Wildern beteiligen, wurde mit Hilfe
eines ſtärkeren Aufgebots der SA. eine
Durch=
ſuchung bei Verdächtigen vorgenommen. 17
Per=
ſonen wurden feſtgenommen, mußten aber
wie=
der auf freien Fuß geſetzt werden. Offenbar
waren ſie durch den ſchnellen, erfolgreichen
Zu=
griff der Polizei bei Weber gewarnt worden
und hatten alles verdächtige Material rechtzeitig
beiſeite geſchafft.
Die Turmuhr geſtohlen.
Frankfurt a. M. Ein nicht alltäglicher
Diebſtahl wurde vorgeſtern in der Mittagszeit
ausgeführt. Die Turmuhr der Dahlmannſchule
iſt von bisher unbekannten Tätern geſtohlen
worden. Das Uhrtürmchen war wie immer
ver=
ſchloſſen. Spuren einer gewaltſamen Erbrechung
der Tür ſind nicht vorhanden.
Nennungsſchluß zum Deutſchland=Flug
Berlin. Am 1. Auguſt 1933 war
Tennungsſchluß zum Deutſchlandflug. Der
An=
ſturm auf die Nennungsliſte hat unvermindert
angehalten, bis zum letzten Tag. 164 deutſche
Sportflieger haben ihre Nennung abgegeben.
Gemäß der Ausſchreibung iſt die Höchſtzahl der
zum Flug zugelaſſenen Flugzeuge auf 100
feſt=
geſetzt. Die Wettbewerbsleitung ſteht alſo vor
der Aufgabe, im Sinne der Ausſchreibung aus
der Nennungsliſte, die 164 Nennungen umfaßt,
die Starterliſte zu beſtimmen, die nur 100
Flug=
zeuge umfaſſen darf. Hierbei wird ſo verfahren,
daß zuerſt die Flugzeuge mit ausländiſchen
Motoren geſtrichen werden und darüber hinaus,
in umgekehrter Reihenfolge des
Nennungsein=
gangs, Streichungen bzw. Zurückweiſungen
er=
folgen. Beſonders geſpannt war man in
Flie=
gerkreiſen auf die Nennungen, die der Aeroclub
von Deutſchland abgeben würde. Man munkelte
und orakelte von dieſem und jenem und
er=
wartete vieles. Der Aeroclub hat drei Flugzeuge
genannt, von denen das erſte der Ritter des
Ordens Pour le Mérite, Kapitän a. D.,
Mini=
ſterialrat Chriſtianſen führt. Die zweite
Nen=
nung bezeichnet Oberleutnant Hans Seidemann
— den Flieger, von dem die Italiener ſagten,
daß er in ſeiner Heinkel wie ein roter Blitz um
Europ raſte —, als Flugzeugführer. Das dritte
Flugzeug führt der ausgezeichnete Flieger Wolf
v. Dungern, der, wie Miniſterialrat
Chriſtian=
ſen, im neuen Luftfahrtminiſterium tätig iſt.
Oldenburg (Holſtein). Die an der
Ar=
beitsbeſchaffung intereſſierten Kreiſe erörtern
hier das Projekt einer Deichverbindung zwiſchen
der Inſel Fehmarn und dem Feſtland. Einer
Einnahme aus dem Fährbetrieb von 19 000 RM.
ſtehen Ausgaben von 130000 RM. jährlich
ge=
genüber. Die Ueberfahrtsgebühren ſind
infolge=
deſſen beträchtlich hoch und belaſten das
Wirt=
ſchaftsleben der Inſel Fehmarn außerordentlich.
Für die Unterhaltung des Dammes, der 100 000
Tagewerke erfordern würde, ſind jährlich 70000
Reichsmark veranſchlagt. Beſonders von
Feh=
marnſchen Kreiſen wird das Projekt beſonders
ſtark propagiert.
Adolf Hitler beglückk ein krankes Kind
Altena. Ein zehnjähriges Mädchen in dem
Dorf Sirrim, das nach einer überſtandenen
Kin=
derlähmung kränklich geblieben iſt und trotz der
Jugend 180 Pfund wiegt, hatte an den
Reichs=
kanzler geſchrieben und ihm ſein Leid geklagt,
es könne an den nationalen Feiern nicht
teil=
nehmen und auch nicht die Uebertragungen am
Radio ablauſchen, da es keinen Apparat beſitze.
Groß war nun die Freude des Kindes, als an
ſeinem 10. Geburtstag ein großer neuer
Radio=
apparat vom Volkskanzler Hitler eintraf, der
koſtenlos aufgebaut wurde. Außerdem iſt
ange=
ordnet worden, daß das Kind die Radiogebühren
nicht zu zahlen braucht.
Zur Erinnerung an den Kreuzer
„Emden”.
„Emden” als Zuſatz zum Familien=Namen.
Berlin. Die Polizeipreſſeſtelle
Reckling=
hauſen teilt, wie die „Wandelhalle” berichtet,
mit: „Um die Erinnerung an die ruhmreichen
Kriegstaten des kleinen Kreuzers „Emden” zu
feſtigen, haben bereits in den Vorjahren
zahl=
reiche Mitglieder der Beſatzung dieſes Kreuzers
von der zuſtändigen Behörde ihres Heimatlandes
die Genehmigung zur Führung des Namens
„Emden” als Zuſatz zu ihrem Familiennamen
erhalten. Als Endtermin für die Verleihung
war in Preußen zunächſt der 1. Auguſt 1931
feſt=
geſetzt. Seitdem gehen aber noch fortgeſetzt
An=
träge auf Genehmigung dieſes Zuſatznamens
ein. Der preußiſche Miniſter des Innern hat
ſich daher entſchloſſen, allen begründeten
An=
trägen dieſer Art, die bis zum 31. Dezember
1933 geſtellt werden, ſtattzugeben, um auch
noch denjenigen Angehörigen der „Emden”=
Be=
ſatzung, die ſich aus beſonderen Gründen früher
zur Stellung eines entſprechenden Antrags nicht
entſchließen konnten, zum letzten Male die
Mög=
lichkeit zu geben, den Zuſatznamen „Emden” zu
erlangen.
Eiſenbahnzuſammenſtoß in Rußland.
18 Tote.
Moskau. Wegen falſcher Weichenſtellung
ſtießen bei Bologoje (Gouvernement Nowgorod)
zwei Züge in voller Fahrt aufeinander. Die
Lokomotive des Güterzuges bohrte ſich in die des
Perſonenzuges. Die Zahl der Opfer iſt noch nicht
genau feſtgeſtellt und wird auf ungefähr 18
ge=
ſchätzt.
Großfeuer in Bremen.
Bremen. Kurz nach Mitternacht entſtand
in Bremer=Neuſtadt, auf dem Gelände der Firma
Aſſenheimer, Produkten und Jute, ein Feuer, zu
dem ſchon 10 Minuten ſpäter Großfeueralarm
gegeben wurde. Die Feuerwehr rückte ſofort mit
fünf Löſchzügen aus und gab aus 16 Leitungen
Waſſer. Das in der Nähe befindliche Gaswerk
war durch günſtige Windrichtung nicht
gefähr=
det. Das Feuer kam zum Ausbruch in der
Ex=
hauſter=Anlage. Vom Zentrum der Stadt aus
war durch den roten Feuerſchein das Großfeuer
zu bemerken. Rund um die Brandſtätte hatte ſich
trotz der mitternächtigen Stunde eine
unüber=
ſehbare Menſchenmenge angeſammelt. Der
Poli=
zeiherr war perſönlich an der Unglücksſtätte
an=
weſend. Den kräftigen Bemühungen der
Feuer=
wehren gelang es jedoch bald, das Feuer auf
ſeinen Herd zu beſchränken. Soweit feſtſteht,
fiel ein Packhaus den Flammen zum Opfer.
Das Rieſenfeuer im Baumwoll-Lager
von Lille noch nichk gelöſcht.
Paris. Das Großfeuer im Baumwollager
in Marc=de=Baroeul bei Lille iſt noch nicht
ge=
löſcht. Das Gebäude iſt bis auf die
Grund=
mauern niedergebrannt, und die zahlreiche
Baumwolle ſchwehlt langſam weiter. Man
rech=
net damit, daß die Feuerwehr noch mindeſtens
10 bis 14 Tage ein wachſames Auge wird
ha=
ben müſſen, um ein Wiederaufflackern des Feuers
zu verhindern. Inzwiſchen iſt ſie bemüht, das
ganze Lager unter Waſſer zu ſetzen.
Rieſige Ueberſchwemmungen
in Trinidad.
Port of Spain (Trinidad). Infolge
hef=
tiger Regengüſſe ſind drei Flüſſe über die Ufer
getreten und haben weite Landſtrecken
über=
ſchwemmt. In der Stadt wurde rieſiger
Sach=
ſchaden angerichtet. Das Waſſer ſteht im
In=
nern der Stadt ſchulterhoch. Die Bevölkerung iſt
von Panik ergriffen, da eine weitere
Ausdeh=
nung der Ueberſchwemmungen befürchtet wird.
40 Verletzte beim Einſturz einer Tribüne.
New York. Auf Coney Island, dem
be=
kannten Seebad und Vergnügungspark New
Yorks brach infolge Ueberlaſtung eine
Zu=
ſchauertribüne zuſammen. 40 Perſonen wurden
zum Teil ſchwer verletzt.
Balbos Start nochmals aufgeſchoben.
New York. Wie aus Shoal Harbourg
be=
richtet wird, iſt der für Mittwoch morgen
vor=
geſehene Start von Balbos Geſchwader wegen
der erneuten Nebelmeldungen im letzten
Augen=
blick abgeſagt worden. Falls bis zum 10. Auguſt
kein Startwetter im Nordatlantik eintritt, wird
Balbo wegen der kürzer werdenden Tage
ge=
zwungen ſein, den Weg über die Azoren
einzu=
ſchlagen. Balbo will jedenfalls eine
Nachtlan=
dung in Valentia (Irland) vermeiden. — Der
amerikaniſche Fliegerkapitän George Pond, der
die transatlantiſche Poſt beim
Balbogeſchwa=
der abgeliefert hatte, erſchien auf dem Rückflug
frühmorgens unerwartet auf dem nebelbedeckten
Flugplatz von New=Glasgow in Neuſchottland.
Der Polizeichef beorderte 200 Kraftwagen, die
mit Scheinwerfern den Flugplatz umſtellten, um
die Flugplatzumriſſe anzuzeigen. Pond landete
ſchließlich glatt.
Munikionslager in Ricaragua
in die Luft geflogen.
New York. Wie aus Managua in
Nica=
ragua gemeldet wird, iſt dort das
Hauptmuni=
tionslager Canto de Marte in die Luft geflogen.
Das Unglück ereignete ſich am Dienstag abend,
während die Bevölkerung einer traditionellen
örtlichen Feſtlichkeit auf dem Santo=Domingo=
Platz beiwohnte. 30 Zivilgardiſten wurden
ge=
tötet oder verwundet. Die Exploſion rief in der
Stadt eine Panik hervor. Die Bevölkerung
glaubte zuerſt an ein Erdbeben.
Die engliſche Schwimmerin Gleitze
zur überſchwimmung des Armelkanals geſtartet.
London. Die engliſche Schwimmerin Gleitze
iſt in Dover zur Überſchwimmung des
Armel=
kanals geſtartet.
Entführung eines bekannten New Yorker
Sportveranſtalters.
New York. Drei Banditen entführten
den bekannten New Yorker Sportveranſtalter
Nat. Baskowitz. Die Entführer ſandten einen
Brief an den Bruder des Baskowitz, in dem ſie
25 000 Dollar Löſegeld fordern. Für den Fall
der Nichtzahlung drohen ſie mit der Ermordung
des Entführten.
„Rund um Berlin”.
Von links nach rechts: Fölz, der 64jähr. Sieger
der Altersfahrer, Bartholomäus, der Zweite der
Hauptklaſſe, und Kijewski, der Hauptſieger.
Zum 30. Male wurde jetzt die volkstümliche
Radrundfahrt „Rund um Berlin” ausgetragen.
Bei ihrer Begründung ſtellte ſie eine
einzig=
artige Neuerung dar, die dann überall
Nach=
ahmung erfuhr. Selbſt die ſo berühmt
gewor=
dene Tour de France benutzte ſie als Vorbild.
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 213 — Seite 11
*Geſchichten vom Glücksſpiel.
Die bedenkendſten Männer huldigken dem Glücksſpiel. — Kardinal Mazarin, der leidenſchaftlichſte Spieler.
Der Spielkenfel Volkaires. — Napoleon III. als Spieler. — Engliſche Könige verloren Vermögen.
Die furchtbare Exploſions=Kakaſtrophe in Brünn.
Zur Errichkung von Spielbanken
in Zeurſchland.
von den Sorgen des Tages. Der
berühmte engliſche Politiker Fox
und Feind Napoleons I., gewiß
ein Mann von der ernſteſten
Lebensführung, war einer der
leidenſchaftlichſten Spieler,
glei=
cherweiſe wie der große
franzö=
ſiſche Politiker und Kardinal
Mazarin. Dieſer feine Diplomat
und Philoſoph ſpielte ganze
Nächte hindurch. Die
Geſellſchaf=
ten in ſeinem Hauſe waren
ohne Spiel undenkbar. Er ſpielte
ſogar noch als Sterbender. Man
mußte ihm die Karten halten,
da er ſelbſt dazu zu ſchwach war.
Der franzöſiſche Dichter Voltaire
war auch einem Spielchen nicht
abgeneigt. Er ſoll manchen
Abend am Spieltiſch verbracht
haben. Von Lord Byron wird
erzählt, daß er ein tollkühner
Herausforderer der Glücksgöttin
war, Lord Haſtings, der einmal
auf ein Pferd die Summe von
5000 Pfund geſetzt hatte, ſpielte
täglich um beträchtliche Einſätze,
die ſtets in die Tauſende
gin=
gen. Er war reich genug, um
Verluſte verſchmerzen zu können.
Von dem Prinzen von Wales,
dem ſpäteren König Eduard von
England, der Deutſchlands
Ein=
kreiſung durchgeführt hat, gehen
tauſend Spielgeſchichten umher.
Er ſoll einmal in der=Eiſenbahn
auf einer Fahrt nach Paris ein
Vermögen im Laufe weniger
war er ſicherlich einer der
be=
deutendſten Herrſcher Europas.
Andere engliſche Könige waren
gleichfalls leidenſchaftliche Anhänger des Spieles. Unter
ihnen ragte beſonders Georg IV. hervor, der ungefähr 15
Mil=
lionen Mark verloren hat. Er war einer der unglücklichſten
Spieler. Trotzdem konnte er von ſeiner Leidenſchaft nicht laſſen.
Seine Ehe mit der reichen Prinzeſſin Karoline befreite ihn von
ſeinen Geldſorgen, in die er zum Teil durch das Spiel
ge=
kommen war. Auch Wilhelm III. von England huldigte dem
damals ſehr beliebten Baſſet, und nicht immer mit Glück.
Da=
gegen war Napoleon III. nicht nur ein eifriger, ſondern auch
ein ſehr glücklicher Spieler. Er gewann ſtets und konnte darum
nur ſchwer Partner bekommen. Schon als Prätendent war er
durch ſeine glückliche Hand beim Kartenſpiel bekannt. Man
ſagte damals „er gewinnt ſeinen Thron”. Seine Gewinne ſetzten
ihn nämlich in den Stand, für ſeine Ziele zur Erreichung des
Thrones große Aufwendungen zu machen, Heinrich IV, dagegen war
ſehr wenig erfolgreich im Spiel. Eines Tages ſoll er ſich ſogar
genötigt geſehen haben, die Zölle zu verpfänden, um ſeine Spiel=
Das Glücksſpiel wird durchaus nicht nur von Glücksrittern ſchulden zu bezahlen. In früheren Zeiten ging das Spiel um
und Abenteurern betrieben, ſondern es iſt eine Leidenſchaft, der gewaltige Summen. Heut iſt man beſcheidener geworden, denn
vielfach bedeutende Männer verfallen waren. Man muß nicht die offiziellen Spielbanken laſſen Rekordeinſätze nicht zu, wie
immer an Caſanova und ſeine Freunde denken, die vom Spiel ſie von engliſchen Spielern bekannt geworden ſind. Haſtings hat
gelebt haben. Das Spiel iſt oft eine Zerſtreuung und Ablenkung einmal um eine Summe von 50 000 Pfund, alſo eine Million,
50 jah es vor 70 Jahren in den Spielſälen von Baden=Baden aus.
Minuten verloren haben. Dabei. Eine Zeichnung aus den 60er Jahren, die den Spielbetrieb im Kurhaus von Baden=Baden darſtellt,
der bis zum Jahre 1872 dort erlaubt war.
geſpielt. Das Schickſal entſchied in zwei Minuten für ihn. Man
muß ſchon ein fanatiſcher Verſchwender ſein, um derartige
Ver=
mögen auf eine Karte zu ſetzen. Das Spiel an modernen
Spiel=
banken dient mehr der Zerſtreuung, als dem Gewinn, wenn ſich
auch überall Abenteurer einfinden, die hoffen, hier ein
Ver=
mögen zu erhaſchen. Heut iſt das Spiel ſolide geworden. Selbſt
wenn große Umſätze erfolgen, ſind ſie lächerlich gering im Ve= mit den Einſätzen, die das Jahrhundert des Spiels”,
nämlich das 18. Jahrhundert kannte. Heut iſt das Spiel nämlich
demokratiſch, jeder darf ſpielen, während früher nur die großen
Herren und internationale Glücksritter an den Banken zu ſehen
waren.
Das zerſtörte Europa=Hotel in Brünn.
Aus noch nicht ganz geklärter Urſache ereignete ſich im Zentrum
von Brünn, der Hauptſtadt Mährens, eine Ekraſit=Exploſion,
durch die ein Hotel völlig zerſtört wurde. Bisher wurden 6 Tote
und 12 Schwerverletzte geborgen, es muß jedoch befürchtet
wer=
den, daß die Zahl der Todesopfer ſich auf 15 erhöht. Angeblich
ſoll die Exploſion durch ein Liebespaar hervorgerufen worden
ſein, das ſich auf dieſe furchtbare Weiſe das Leben nehmen wollte.
Geſchäftliches.
Freundſchaftsdienſte ſtärken die Freundſchaft.
Innige Freundſchaft beſteht ſeit vielen Jahren zwiſchen tüchtigen
Hausfrauen und der milden, üppig ſchäumenden Sunlicht=Seife.
Denn tüchtige Hausfrauen haben die Erfahrung gemacht, daß
Sunlicht=Seife die Wäſche gründlich reinigt, weiß wäſcht und
da=
bei wirklich ſchont. Grund genug, um Sunlicht=Seife die
Freund=
ſchaft zu halten. Und jetzt erweiſt Sunlicht=Seife allen ihren
Freunden einen großen Freundſchaftsdienſt; ſie wird billiger —
um volle 5 Pfennige! Das Doppelſtück koſtet nämlich nur noch
22 Pfennig und der Würfel nur noch 18 Pfennig. Das freut alle
tüchtigen Hausfrauen!
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
TANTO Siäde
Original-Roman
von
Hans Hirthammer
42
(Nachdruck verboten!)
Der Alten fuhr ein mächtiger Schreck in die Glieder. Sie
ſtotterte eine Weile herum, da aber Hildebrand nicht locker ließ,
brachte er ſchließlich die ganze Wahrheit aus ihr heraus.
Der Herr habe doch nur ein Zimmer beſichtigen wollen, nicht
wahr, und es ſei doch richtig, daß die Frau Direktor bei ihr
ge=
wohnt habe. Und daß ſie ausgezogen ſei, habe ſie dem Herrn doch
nicht ſagen wollen, es wäre nicht gerade eine Empfehlung geweſen.
Hildebrand zeigte ſich verſönlich. Ob ſie die jetzige Adreſſe
von Frau Prenner wiſſe! Die Dame ſei nämlich eine Bekannte
von ihm, er habe ſie beſuchen wollen.
Frau Wittich, froh, die heikle Geſchichte hinter ſich zu haben,
nickte eifrig mit dem Kopf. „Gewiß, Frau Direktor hat mir die
Adreſſe zurückgelaſſen!“
Sie brachte einen Zettel. „Kloſterſtraße 42, eine Treppe”, las
ſie vor und wartete, bis Hildebrand ſich die Adreſſe notiert hatte.
„Sie dürfen nicht denken, daß es der Frau Direktor bei mir
nicht gefielt” verteidigte ſie ſich. „Aber ſie brauchte ein Zimmer
mit eigenem Telephon und in einem Hauſe, in welchem ſie ihren
Wagen unterſtellen konnte. Sonſt wäre ſie noch länger hier
ge=
blieben, das hat ſie mir ſelbſt geſagt.”
Als Hildebrand ein paar Minuten ſpäter dem Eingang der
Untergrundbahn zuſchritt, rieb er ſich vergnügt die Hände
Es war ein unſcheinbares Haus mit ſchmutziggrauer Faſſade,
in dem Jenny Prenner wohnte. Vor dem Tor hing ein
grell=
farbiges Naſenſchild, welches das Vorhandenſein einer Tankſtelle
und einer Garage im Hof ankündigte.
Hildebrand ſtieg die Treppe hinauf und fand alsbald das
Türſchild, neben dem mit Reißſtiften Jennys Beſuchskarte
ange=
heftet war.
Auf ſein Klingeln öffnete eine junge Frau von freundlichem
Ausſehen.
Hildebrand zog den Hut. „Bitte, kann ich Frau Prenner
ſprechen?” fragte er höflich. „Sagen Sie ihr, der junge Mann ſei
da, der ſie vor vier Wochen aus dem Schaufenſter holte und zum
Kaffee einlud.”
Die Frau machte ein erſtauntes Geſicht und ging in die
Woh=
nung zurück.
Es dauerte nicht lange, bis ſie wieder erſchien: „Frau
Pren=
ner läßt bitten!” ſagte ſie reſpektvoll und geleitete Hildebrand
durch einen engen, mit Kleiderſchränken verſtellten Flur an eine
Tür, an der ſie klopfte.
Auf das leiſe „Herein!” öffnete ſie und forderte Hildebrand
mit einer Handbewegung auf, hineinzugehen.
Darauf kehrte ſie wieder in ihre Küche zurück.
Jenny Prenner trat auf ihn zu. Schon von weitem ſtreckte
ſie ihm die Hand entgegen.
„Welch liebe Ueberraſchung!” rief ſie. „Ich freue mich
wirk=
lich, Herr —
„Hildebrand!” half er ihr lächelnd und drückte ihre Hand.
Nun erſt fiel es ihm auf, wie ähnlich ſie dem Bilde war, das er
an Wendrich geſchickt hatte.
„Aber ſagen Sie, Herr Hildebrand, woher um alles in der
Welt kennen Sie meinen Aufenthalt?‟
Sie lud ihn mit einer fröhlichen Handbewegung ein, in dem
Seſſel am Fenſter ihr gegenüber Platz zu nehmen.
Hildebrand lächelte verlegen. „Das iſt eine recht komplizierte
Geſchichte! Ich fuhr damals, wie Sie ja wiſſen, nach Nürnberg
weiter und lernte dort durch einen Zufall Ihr Dienſtmädchen
kennen. Sie werden mir nicht böſe ſein, gnädige Frau, wenn ich
Ihnen geſtehe, daß ich mit dem niedlichen Kind ein wenig geflirtet
habe. — Aber Lieſe iſt ein zu liebes Mädel! Uebrigens konnte
ſie gar nicht genug des Rühmenswerten von ihrer Gnädigen
er=
zählen. Das Kind ſcheint ſehr an Ihnen zu hängen."
Jenny Prenner hatte mit nicht geringem Erſtaunen zugehört.
Sie hob verſtändnislos die Schultern. „Lieſe? — Sie meinen doch
nicht etwa Lieſe Bergius?”
Hildebrand nickte eifrig mit dem Kopf. „Doch, natürlich die!
Ich kann Ihnen ſagen, man findet unter den Menſchen dienenden
Standes ſelten ein ſo kluges und gewandtes Geſchöpf. Wenn man
bedenkt, daß Lieſes Vater ein Taglöhner und ihre Mutter eine
Hebamme iſt —
„Lieſe Bergius?” fragte Jenny noch einmal. „Hat ſie Ihnen
denn das alles erzählt?"
„Ja, und ich muß geſtehen, daß ich mich beinahe in ſie verliebt
hätte. Aber leider — die geſellſchaftlichen Vorurteile — man kann
ſich doch nicht ganz von ihnen freimachen!"
Jenny Prenner begann zu lachen. Solche Streiche konnten
nur in Lieſes übermütigem Kopf geboren werden. Und der arme
Mann war brav auf den Schwindel hereingefallen!
„Als ich am Ende meines Urlaubs wieder nach Nürnberg
kam”, erzählte Hildebrand weiter, „erfuhr ich von Lieſe, daß Sie
nach Berlin gereiſt ſeien und in einer Penſion der Kurfürſtenſtraße
wohnen. Dort nannte man mir Ihre jetzige Wohnung. Ich war
unbeſcheiden genug, anzunehmen, daß Ihnen in dieſer fremden
Stadt die Anweſenheit eines Menſchen, den Sie von früher her
zu kennen das zweifelhafte Vergnügen hatten, — nun ja, daß ich
Ihnen vielleicht irgendwie behilflich ſein kann.”
Jennys Augen ſchimmerten hell. Mit einer impulſiven
Be=
wegung drückte ſie ihm noch einmal die Hand.
Ich danke Ihnen ſehr, Herr Hildebrand! Sie haben mich ſehr
glücklich gemacht, daß Sie ſich meiner erinnerten.”
Dann erzählte ſie ihm, wie ſie — eigentlich durch Zufall — in
ihre etwas ungewöhnliche, aber beglückend ſchöne Arbeit
hinein=
getrieben worden und wie ſie nun ihre Zukunft in Angriff zu
nehmen entſchloſſen ſei.
Hildebrand ſpitzte gewaltig die Ohren. „Sehr ſchön!” lobte er.
„Sie ſind eine tapfere Frau! Da werde ich ja gleich einmal ſehen
müſſen, ob ich Ihnen nicht den einen oder anderen Kunden aus
meinem Bekanntenkreis zuführen kann.”
Jenny bekam ein raſches Leuchten in den Augen. „Das wäre
lieb von Ihnen!"
Hildebrand überhörte das Lob. „Ich glaube, ich weiß ſogar
ſchon jemand, der vielleicht Ihre Dienſte in Anſpruch nehmen
würde. — Wären Sie gegebenenfalls geneigt, ſich für eine
län=
gere Zeit zu verpflichten?”
„Aber gern!” Jenny machte ein geſpanntes Geſicht.
„Ich habe da einen Kollegen — ein ſehr netter Menſch
übri=
gens, Redakteur in einem großen Berliner Verlag. Der Mann
geht dieſer Tage in Urlaub, und weiß noch nicht recht, wie er ſeine
Ferien verbringen ſoll. Vielleicht kann ich ihn dazu überreden,
ſich für ſeine Sommerreiſe Ihres Wagens zu bedienen.”
Jenny preßte die Hände aneinander. „Mein Gott, das wäre
ſchön! Wieder einmal in die Weite fahren dürfen!"
Hildebrand ſtand auf. „Ich werde heute noch mit ihm ſpre=
chen, bevor er ſich zu etwas anderem entſchließt. Ich hoffe, Ihnen
bald eine gute Nachricht bringen zu können."
„Auch im anderen Falle ſind Sie mir immer herzlich
will=
kommen!” ſagte Jenny ſchlicht und geleitete ihn zur Tür.
Hildebrand ging, nein, lief die Kloſterſtraße hinunter und
bog in die Königſtraße ein. Prächtig hatte er ſeine Sache
ge=
macht. Nun aber kam erſt der Hauptſpaß, die Belohnung
gleich=
ſam für die anſtrengende Arbeit.
Aber Wendrich war nicht zu Hauſe, und Frau Krüger wußte
auch nicht, wohin er ſich begeben hatte.
Hildebrand rieb ſich ärgerlich das Kinn. „Ich werde morgen
früh noch einmal herkommen. Sagen Sie ihm, daß er mich
be=
ſtimmt erwarten ſoll!”
16. Kapitel.
Dieſer nächſte Morgen war in mancherlei Hinſicht bedeutſam.
Zunächſt freilich ſchlug Frau Krüger die Hände über dem
Kopf zuſammen. Sie hatte bisher ihren Mieter für einen Mann
gehalten, mit dem ſich auskommen ließ — und nun ſchien ſich das
über Nacht geändert zu haben. Herr Wendrich kommandierte,
ſchimpfte über ihre Saumſeligkeit, fand die Hemden mangelhaft
geplättet, geriet faſt aus dem Häuschen, weil die Beſchläge des
Koffers ein wenig angeroſtet waren. Es war einfach ſchrecklich
mit ihm.
„Wo bleibt denn nur das Frühſtück?” polterte er ſoeben.
„Können Sie ſich nicht ein bißchen beeilen?”
Frau Krüger war dem Heulen nahe. Sah er denn nicht, daß
ſie ſchon ſchwitzte von dem ewigen Hin= und Herrennen?
„Was Sie nur haben?” klagte ſie. „Vorgeſtern erklärten Sie
noch, daß Sie in Berlin bleiben werden — und nun dieſe
über=
ſtürzte Abreiſe! Sie ſollten ſich doch erſt einmal ein Zimmer
be=
ſtellen! Jetzt in der Saiſon ſind doch die Nordſeebäder alle
über=
füllt!“
Wendrich hätte ihr beinahe den Raſierpinſel an den Kopf
ge=
worfen. „Scheren Sie ſich gefälligſt um Ihre eigenen
Angelegen=
heiten, Sie — Sie danebengeratene Filmdiva!”
Das war zuviel. Frau Krüger ſchnappte nach Luft wie ein
Haifiſch, der ſtatt Meerwaſſer unverſehens Himbeerſaft zu
ſchluk=
ken bekommt.
Dann öffneten ſich die Schleuſen ihres Mundes und Wendrich
hatte endlich Gelegenheit, ſie auch „von der Seite” kennen zu
lernen.
Mitten in dieſes Idyll platzte Hildebrand. Als Wendrich ihn
ſah, überzog ſein Geſicht ein dunkles Rot. „Werfen Sie den Kerl
hinaus, Frau Krüger!” ſchrie er.
Aber Mutter Krüger zog es vor, ſich ſelbſt in Sicherheit zu
bringen. „Er iſt verrückt geworden!” klärte ſie den Gaſt im
Hin=
ausgehen auf.
Hildebrand trat bedächtig auf ſeinen Kollegen zu, ſah ihm
eine Weile ins Geſicht und begann dann dröhnend zu lachen.
„Wiſſen Sie, was Sie ſind, Wendelin? — Ein ganz
ausge=
wachſener Idiot!”
Wendrichs Lippen zitterten. „Sie — Sie — — —‟ Zum Glück
fiel ihm keine paſſende Bezeichnung ein.
Hildebrand winkte beſchwichtigend mit den Händen. „Nur
keine Aufregung, lieber Freund! — Uebrigens, haben Sie nicht
noch eine Flaſche von Ihrem guten Wein? Ich habe verdammten
Appetit auf irgendeinen Stoff, der die Kehle anfeuchtet.”
Wendrichs Hände vollführten die Geſte des Abwürgens. „So
einer, wie Sie ſind, iſt mir überhaupt noch nicht über den Weg
gelaufen. Mir fehlen die Ausdrücke, um die Dreiſtigkeit zu
kenn=
zeichnen, mit der Sie es wagen, mir noch unter die Augen zu
kommen. Wir ſind fertig, Herr Hildebrand! Ich bedauere die
Stunde, in der ich das Unglück hatte, Ihren Weg zu kreuzen.”
Fortſetzung folgt.)
Seite 12 — Nr. 213
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Soe. Ster Tae Sacftebe
Die amkliche Siegerliſte
der Mehrkämpfe der Frauen und Männer
vom 15. Deutſchen Turnfeſt in Skuktgark.
liegt nunmehr vor und haben aus dem Main=Rheinbezirk die
Kämpfe ſiegreich beſtanden:
Zwölfkampf, Männer, Klaſſe 1 (Jahrgang 1914—1901), 1512
Wettkämpfer, 1000 Sieger insgeſamt: 36. Sieg Heinrich Fiedler,
Tgde. Darmſtadt, 185 Pkt.; 36. Sieg Willi Blumenſchein, Tgde.
Darmſtadt: 37. Sieg Richard Lüttgemann, Tv. Rüſſelsheim, 184
41 Sieg Jakob Karn, Tgde. Darmſtadt 180 Pkt.; 45. Sieg
Willi Schaffner, Tſchft. Griesheim, 176 Pkt.; 51. Sieg Karl
Schwinn. Tgde. Darmſtadt, 170 Pkt.; 54 Sieg Peter Steffan,
Tv. Rüſſelsheim, 167 Pkt.; 61. Sieg Wilhelm Gernandt, Tgſ.
Walldorf 160 Pkt.
Zwölfkampf, Männer, Klaſſe 2 (Jahrgang 1900—1894), 452
Wettkämpfer, 235 Sieger insgeſamt: 31. Sieg Wilhelm Kunz, Tgſ.
Darmſtadt, 178 Pkt.; 43. Sieg Jakob Schubert, Tv. Auerbach,
166 Pkt.
Zehnkampf, Männer, Klaſſe 1 (Jahrgang 1914—1901), 440
Wettkämpfer, 333 Sieger insgeſamt: 20. Sieg Wilhelm Benz, Tv.
Rüſſelsheim, 168 Pkt.; 41. Sieg Rudolf Haldy, Tv. Rüſſelsheim,
147 Pkt.; 53. Sieg Robert Dunz, Tv. Nieder=Ramſtadt, 135 Pkt.
Neunkampf, Männer, Klaſſe 3 (Jahrgang 1893 und früher),
648 Wettkämpfer 474 Sieger insgeſamt: 17. Sieg Karl Kreuder,
Mörfelden, 149 Pkt: 25. Sieg Karl Eſtenfeld, Kelſterbach, 141
Pkt.; 32. Sieg Philipp Schneider, Tſchft. Griesheim, 134 Pkt.;
32. Sieg Heinrich Widmaier, Tſchft. Griesheim.
Fünfkampf, Männer, Klaſſe 1 (Jahrgang 1914—1901), 2600
Wettkämpfer, 1318 Sieger insgeſamt: 5. Sieg Frdr. Maier, Tgſ.
Walldorf, 106 Pkt.; 29. Sieg Kurt Schädlich, Tv. Rüſſelsheim,
79 Pkt.; 29. Sieg Ludwig Winter, Tv. Groß=Gerau; 30. Sieg
Hans Doland, Tgſ. Walldorf, 78 Pkt.; 32. Sieg Fritz Scheiber,
Mörfelden, 76 Pkt.; 33 Sieg Karl Grünig, Tv Pfungſtadt,
75 Pkt.; 33. Sieg Edgar Rieble, Tgde Darmſtadt, 75 Pkt.
Fünfkampf, Männer, Klaſſe 2 (Jahrgang 1900—1894), 720
Wettkämpfer, 331 Sieger insgeſamt: 23. Sieg Jean Scherer, Tv.
Heppenheim, 82 Pkt.; 30. Sieg Wilhelm Fey, Tv. Pfungſtadt,
75 Pkt.
Fünfkampf, Männer, Klaſſe 3 (Jahrgang 1893 und früher).
800 Wettkämpfer, 578 Sieger insgeſamt: 25. Sieg Ludwig
Zwil=
ling, Tgſ. Walldorf, 85 Pkt.; 25. Sieg Dr. Karl Weber, Tgde.
Darmſtadt: 25. Sieg Georg Hofmann. Darmſtadt=Beſſungen;
29. Sieg Peter Sturm Groß=Gerau, 81 Pkt.; 34. Sieg Georg
Schmidt, Tv. Seeheim, 76 Pkt.*
Siebenkampf der Frauen (Jahrgang 1915 und älter), 1344
Wettkämpfer, 1042 Sieger insgeſamt: 18. Sieg Dina Wannemacher,
Tgſ. Darmſtadt 121 Pkt.; 20. Sieg Gretel Dintelmann, Tv. Ober=
Ramſtadt, 119 Pkt.; 25. Sieg Käte Schüßler, Tv. Pfungſtadt, 114
Pkt.: 26. Sieg Gretel Fiſcher, Darmſtadt=Beſſungen, 113 Pkt.;
26. Sieg Grit Vogt, Tv. Rüſſelsheim; 29 Sieg Tilly Rendsland,
Tgde. Darmſtadt, 110 Pkt.; 34. Sieg Kätha Benz, Tv. Arheilgen,
105 Pkt.; 36 Sieg Loni Fertig, Darmſtadt=Beſſungen, 103 Pkt.
Vierkampf der Frauen (Jahrgang 1915 und älter), 960
Wett=
kämpfer, 708 Sieger insgeſamt: 19. Sieg Elſe Hartmann, Tgde.
Darmſtadt 74 Pkt.; 21. Sieg Henny Schömer, Tgde. Darmſtadt,
72 Pkt.; 25. Sieg Fanny Helmreich, Tv. Vorwärts Langen 68
Pkt.; 30. Sieg Gertrud Wolf. Tv. Heppenheim, 63 Pkt.: 31. Sieg
Elſe Swiderſky, Darmſtadt=Beſſungen, 62 Pkt.; 33. Sieg Dora
Craß, Tgde. Darmſtadt, 60 Pkt.
Im Vergleiche zu den errungenen Siegen im Mittelrheingau
(dem zweitgrößten Gau der Deutſchen Turnerſchaft) nimmt der
Main=Rheinbezirk im Zwölfkampf der Männer Klaſſe 1 die 20..
im Zwölfkampf Männer Klaſſe 2 die 13. Stelle ein Im
Zehn=
kampf der Männer ſtellt der Bezirk, den Siebtbeſten, und im
Neunkampf folgt der Bezirk an 8 Stelle. Im Fünfkampf
Män=
ner Klaſſe 1 (Volksturnen) ſtellt der Bezirk mit dem 5. Sieg den
beſten Mittelrheiner in Maier=Walldorf, und dieſem folgt als
Nächſtbeſter mit dem 12. Sieg der Frankfurter Acker des St.=Spv.
Im Fünfkampf der Männer Klaſſe 2 und 3 nimmt der Bezirk die
7. bzw. 10. Stelle im Mittelrheingau ein. Als ſehr guter Erfolg
kann das Abſchneiden der Turnerinnen gewertet werden, die im
Siebenkampf die 5., im Vierkampf die 4. Stelle im Gau
ein=
nehmen.
Die Erfolge der Darmſtädter Turner=Schwimmer.
Der 9. Gau (Mittelrhein) hatte nach dem Gau Schwaben die
zweitſtärkſte Meldezahl zu den ſchwimmeriſchen Wettkämpfen des
Deutſchen Turnfeſtes abgegeben. Hierbei beteiligt waren die
Tgde. 1846 Darmſtadt mit 9 Einzelmeldungen und 3
Mehrkampf=
meldungen, während die Tgſ. 1875 nur ihre Waſſerballmannſchaft
zu den Endſpielen um die D. T.=Meiſterſchaft entſandt hatte. Die
Teilnehmer der Turngemeinde 1846 waren die bewährten
Alters=
kämpfer Martin Gerbig und Ludwig Penck und die Turnerinnen
Cläre Fleiſchmann und Anna Klöß. In der großen auserleſenen
Schar von nahezu 1100 Wettkämpfern des Turnfeſtſchwimmens
hatten naturgemäß die Darmſtädter Vertreter einen äußerſt
ſchwe=
ren Stand. Aber in ſchon herkömmlicher zäher Arbeit gelang es
auch diesmal wieder, einige beachtenswerte Erfolge zu erringen.
Den Auftakt der ſchwimmeriſchen Wettkämpfe bildeten die
Waſſerballſpiele. Bekannt hervorragende Mannſchaften
wie Mühlhauſen, Hannover, Staßfurt, Nürnberg, Hamburg uſw.
waren zur Stelle. Unter dieſer auserleſenen Schar vertrat die
Mannſchaft der Tgſ. 1875 mit der Beſetzung Habich,
Lautenſchlä=
ger, Schütter, Leonhard, Treuſch, Merz, Langjahr als
Gaumei=
ſter den Gau Mittelrhein. Man war auf das Abſchneiden der
Tgſ. 1875 in Kreiſen der Mittelrheiner beſonders geſpannt. Im
erſten Spiel ſtand die Tgſ. 1875 der maſſiven Mannſchaft der
Ver=
einigten Stahlwerke Düſſeldorf gegenüber. Düſſeldor;, mußte in
einem vorausgegangenen Spiel gegen Mühlhauſen bereits eine
hohe Niederlage einſtecken. Um ſo mehr hegte man Hoffnungen
auf einen Erfolg der Darmſtädter. Aber es kam anders.
Düſſel=
dorf war überraſchend auf dem Poſten. Andererſeits entwickelte
die Tgſ. 1875 ein unglaubliches Schußpech. Gleich nach Beginn
verteiltes Spiel beiderſeits, Langjahr und Leonhard verſuchen ſich
in Weitſchüſſen. Schon hat Habich einen Ball abzuwehren, aber
gleich danach muß er ihn aus dem Kaſten holen, und Düſſeldorf
hat mit 1:0 die Führung. Nachdem dann Langjahr gegen die
Latte wirft, Merz daneben ſchießt und der durchgegangene
Schu=
ſter über die Latte, gibt es nach einem Schiedsrichterball aus
einem Gedränge den 2. Torerfolg für Düſſeldorf. Wenige Zeit
ſpäter gelingt es dann Leonhard, ein Tor aufzuholen, und mit
2:1 für Düſſeldorf geht es in die Halbzeit. Auch danach gelingt
es der Tgſ. 1875 nicht, ſich durchzuſetzen. Meiſt iſt Düſſeldorf
etwas ſchneller und flotter im Zuſpiel, andererſeits werden
ſei=
tens der Tgſ. 1875 verſchiedene ſichere Sachen vermaſſelt. Das
Endergebnis lautete 4:2 für Düſſeldorf. Schiedsrichter war
Ruff=Nürnberg.
Im Spiel des Nachmittags ſtand die Tgſ. 1875 der
Meiſter=
mannſchaft Mühlhauſen mit dem bekannten Sommer gegenüber.
Hier leiſteten die Spieler der Tgſ. 1875 in den erſten Minuten
einen lebhaften Widerſtand, doch konnten ſie im weiteren Verlauf
der überlegenen Spielweiſe der Mühlhäuſer nicht recht Herr
wer=
den. Mühlhauſen ging in Führung und holte bald 4 Tore auf.
Vielfache Angriffe der Tgſ. ſcheiterten, bis dann Langjahr durch
einen überraſchenden Rückhandwurf ein Tor erzielte.
Halbzeit=
ergebnis 5:1 für Mühlhauſen. Danach kommt die Tgſ. etwas
beſſer auf. Nach guter Kombination Langjahr=Merz ein zweites
Tor für Darmſtadt. Sommer erhöht ſofort auf 6:2, dem folgen
Nr. 7 und 8, bis dann wiederum Langjahr auf 3:8 verbeſſert.
Endergebnis 11:3 für Mühlhauſen. Schiedsrichter Papen=Berlin.
Mit dieſen beiden Niederlagen war die Tgſ. 1875 von den
weite=
ren Spielen ausgeſchaltet. Dem Gruppenſieger Mühlhauſen
ge=
lang es dann auch in den weiteren Spielen, durch die überlegene
Führung Sommers den Endſieg zu erringen.
Den Spielen im Waſſerball folgte das
Stromſchwim=
men. Bei den Aelteren (Klaſſe 3 mit 30 Teilnehmern) über 1000
Meter kam Ludwig Penck an 11. Stelle ein. Bei den
Strom=
ſchwimmen, die im geſtauten Neckar ſtattfanden, machte vielen das
ruhige, faſt ſtrömungsfreie Waſſer zu ſchaffen. Bei den
Turnerin=
nen mit faſt 50 Teilnehmerinnen über 1000 Meter kam Anna
Klöß an 13. Stelle ein. Das Stromſchwimmen über 2000 Meter
für Klaſſe 1 wies insgeſamt 120 Teilnehmer auf.
Kaum waren die Stromſchwimmen beendet, als auch ſchon
die Paddler von ihrer Langſtreckenfahrt über 25 Kilometer
ein=
trafen, die eine übermäßig ſtarke Leiſtungsprobe für jeden
Teil=
nehmer bedeutete. Die Darmſtädter Dintelmann=Mack vollbrach=
ten eine achtbare Leiſtung. Mehrmaliges Pech beim Umſetzen der
Boote brachte ſie jedoch um den verdienten Erfolg. Ganz
beſon=
deres Intereſſe beanſpruchten auch die Kanu=Kampfſpiele der
Turnerpaddler.
Die ſchwimmeriſchen Einzel= Mehr= und
Mannſchaftskämpfe nahmen dann den ganzen Freitag und
Samstag in Anſpruch. Auch hierbei waren die Darmſtädter mit
dem Einſatz aller Kräfte bei der Arbeit. Martin Gerbig gelang
es dreimal, als Sieger verzeichnet zu werden, und zwar im
Mehr=
kampf Turnerklaſſe 3 (25 Teilnehmer) 2. Sieger mit 109,25 Pkt.,
Springen Turnerklaſſe 3 (25 Teilnehmer) 10. Sieger mit 62,9
Punkten, 30=Meter=Streckentauchen Turnerklaſſe 3 (27
Teilneh=
mer) 2. Sieger in 24,0 Sek. Cläre Fleiſchmann wurde zweimalige
Siegerin, und zwar im 100 Meter Rücken in 1:39,6 Min. den
3. Sieg und 200 Meter Rücken in 3:35,6 Min. den 2. Sieg. Hier
koſtete ſie eine verfehlte Wende um 2/o Sek. den ſonſt ſicheren Sieg=
Ludwig Penck war mit allem Eifer bei der Sache. In den
Vor=
läufen erreichte er über 50 Meter Kraul bei 14 Teilnehmern 40,8
Sek. Im Entſcheidungslauf kam er mit 41,4 auf den 8. Platz.
Ueber 50 Meter Bruſt kam er im Entſcheidungslauf in 45,2 Sek.
auf den 6. Platz. Anna Klöß hatte im 200=Meter=
Lagenſchwim=
men den 4. Platz mit 3:53,1 Min. belegt, und ſpäter kam ſie über
200 Meter Kraul in 3:33,5 Min. ebenfalls auf den 4. Platz.
In den großen Gauſtaffeln über 10 mal 100 Meter für
Tur=
ner und 10 mal 50 Meter für Turnerinnen wirkten die
Schwim=
mer der Tgſ. 1875 und die Schwimmerinnen der Tgde. 1846 mit,
Die allgemeine Ausbeute an neuen D. T.=Beſtleiſtungen trat
diesmal nicht ſo ſtark in Erſcheinung, obwohl in allen Einzel= und
Mannſchaftskämpfen mit größter Erbitterung gekämpft wurde.
3 bisherige Beſtleiſtungen wurden verbeſſert und 2 neue Marken
regiſtriert.
Im Kampfgericht des Turnfeſtſchwimmens war auch der
ſtell=
vertretende Gauſchwimmwart Bingel=Darmſtadt eingeſetzt und
tätig.
Die geſamten ſchwimmeriſchen Wettkämpfe hatten in dem
wunderbaren Inſelbad Stuttgart=Untertürkheim zu jeder Stunde
einen Maſſenbeſuch zu verzeichnen, der auch durch einen am
Sams=
tag nachmittag niedergegangenen Gewitterregen nicht
beeinträch=
tigt wurde. Beſondere Höhepunkte waren der Beſuch des D.T.=
Führers v. Tſchammer=Oſten mit großer Begleitung unter
Füh=
rung des D.T.=Schwimmwartes Bitſch. Mit außergewöhnlichem
Intereſſe verfolgte er ſowohl am Donnerstag als auch am
Sams=
tag die ſchwimmeriſchen Wettkämpfe in 2 Becken und das
Turm=
ſpringen. Großen Eindruck machten auch die Vorführungen des
Wehrſchwimmens, der Figuren=Reigen uſw.
So war auch das Turnfeſtſchwimmen in ſeiner großen
Viel=
fältigkeit und Maſſenbeteiligung ein gewaltiges Erlebnis und ein
Beweis der inneren Kraft und Stärke der D. T., die ſie zu einem
mächtigen Faktor des neuen Staates ſtempelt. Stolz darf damit
auch die Darmſtädter Turnerſchwimmer erfüllen im Hinblick auf
B.
die in Stuttgart erzielten Erfolge.
Aus dem Main=Rhein=Bezirk der 9.T.
Die Lehrarbeit wird fortgeſetzt.
Der diesjährige Lehrgang für das Männerturnen
findet am 12. und 13. Auguſt auf dem Turn=Sportplatz der
Gries=
heimer Turnerſchaft ſtatt. Beginn am 12. Auguſt, nachmittags
4 Uhr, am 13. Auguſt, vormittags 8 Uhr. Meldungen zur
Teil=
nahme am Lehrgang unter Angabe mit oder ohne Uebernachtung
ſofort an Bez.=Mtw. Adam Herbert, Rüſſelsheim a. M.,
Wein=
bergſtraße 40.
Der Lehrgang für das Kinterturnen findet
eben=
falls in Griesheim am 23./24. September ſtatt. Teilnehmer ſind
bis 15. Auguſt an Bez.=Kdtw. Ludwig Walter, Bensheim, Adolf=
Hitler=Straße 62, zu melden.
Das Kinderturntreffen des Südbezirks in
Hep=
penheim wird auf den 27. Auguſt verlegt.
Endgültiger Meldeſchluß zum Bezirks=
Schwim=
men und Bezirks=Jugendſchwimmen in Heppenheim iſt der
4. Auguſt. Meldungen an Bez.=Schatzmeiſter A. Berger,
Darm=
ſtadt. Soderſtraße 97.
Vereinsſpielwarte: Die für den 6. Auguſt im Hauſe
der Turngemeinde 1846 Darmſtadt angeſetzte Zuſammenkunft der
Vereinsſpielwarte wird hiermit abgeſetzt. Neuer Termin wird
noch bekannt gegeben.
Leichtathletik.
Sp.V. 98 bei den Oranien=Kampfſpielen in Diez (Lahn).
Wie jedes Jahr, ſo hielt auch diesmal wieder der V.F.B. Dietz
am 30. 7. 33 ſeine Oranien=Kampfſpiele ab. Die Beſetzung der
Wettkämpfe war eine außerordentlich gute, und die Bevölkerung
der Stadt Diez nahm regen Anteil an den einzelnen
Konkurren=
zen. Der Verein, der unter der vorzüglichen Leitung des Herrn
Reg.=Inſp. Stein, ein früherer aktiver Sportler des
Sportver=
eins 98, ſteht, hat es verſtanden, die Kämpfe in muſtergültiger
Weiſe abzuwickeln. Nach dem Aufmarſch ſämtlicher Teilnehmer,
unter Vorantritt der SS., ſprach ein Vertreter der DSB einige
kurze Worte über den Weg des Sportes im dritten Reich. Nach
Hiſſen der Hakenkreuzflagge und Abſingen des Horſt=Weſſel=Liedes
nahmen die Wettkämpfe ihren Anfang.
Von bekannten Vereinen ſind insbeſondere die aus
Frank=
furt, Duisburg, Koblenz, Bonn, Trier, Gießen, Wiesbaden uſw.
und nicht zuletzt der Sportverein 98 mit den Mittelſtrecklern
Blind, Krauth, Leiß und Marquard zu erwähnen.
Die Leiſtungen wurden beeinträchtigt durch die mäßige
Lauf=
bahn und ungünſtiger Witterung, was an den Zeiten klar zu
er=
kennen iſt. Bei den Endläufen der kurzen Strecken konnten
je=
weils die Eintracht Frankfurt die Sieger ſtellen, während die
Mittelſtrecken den Leuten vom Sportverein 98 nicht zu nehmen
waren. In Klaſſe 2 über 1000 Meter gewann Krauth im der
Zeit 2,50 Min. das Rennen, während ſein Klubkamerad Marquard
durch taktiſchen Fehler mit einem der Plätze verlieb, nehmen
mußte.
Ueber 300 Meter wurde Leiß 3. in der Zeit von 9.56. —
Ueber 800 und 1500 Meter in Klaſſe 1 war Blind der
erfolg=
reichſte Läufer. Ueber 1500 Meter konnte er leicht ſeinen Lauf in
der Zeit von 4.23 Min, ſicherſtellen, während er im 800 Meter=
Lauf ſchon kämpfen mußte, um in der Zeit von 2,6 Min. den
Sie=
ger zu ſtellen.
Zum Schluſſe beteiligte ſich der Sportverein 98 an der 3 mal
1000 Meter=Staffel mit den Läufern Leiß, Krauth und Blind,
um auch hier nach hartem Kampf vor guter weſtdeutſcher Klaſſe
wiederum den Sieger zu ſtellen. Sie haben hier zum erſtenmal
den von der ſtaatlich Fachinger Waſſer geſtifteten Wanderpreis
in der Zeit von 8,29 Min. errungen. Am Abend fand im
Kur=
haus die Preisverteilung ſtatt, indem nochmals der 1. Vorſitzende,
Herr Reg.=Inſp. Stein, der die vier Darmſtädter in
liebens=
würdiger Weiſe zu ſich in Quartier nahm, ſeinen Dank den
zahl=
reich erſchienenen Sportlern ausſprach. Und ſo verklang der ſchöne
Abend bis ſpät in die Nacht hinein. Es wird jedem Sportler ein
ſtetes Andenken ſein.
Radfahren.
Darmſtädter Radſport=Club 1919.
Ein recht intereſſantes Trainingsrennen veranſtaltet der
oben=
genannte Verein heute abend im Mannſchaftsfahren. 2 Fahrer
bilden hierbei eine Mannſchaft, wobei die ſchwächeren Fahrer,
d. h. die jetzt Tabellenletzten, in den Clubläufen entſprechende
Vorgaben erhalten. Neue Fahrer ſowie die Vorgabeneinſtellung
ſpielen natürlich eine große Rolle, und man darf mit Recht
ge=
ſpannt ſein, ob der als Malmann ſtartende Clubmeiſter Klöß mit
ſeinem Partner Jäger es ſchaffen wird, das vor ihm liegende
Feld zu überſpurten.
Die Strecke führt ab Kranichſteiner Straße (Oktroi=Haus)
über Meſſel — Eppertshauſen — Münſter — Dieburg —
Ein=
ſiedel — Oberwaldhaus zur Odenwaldbrücke (Dieburger Straße).
Der Start erfolgt 7.30 Uhr. Eintreffen könnte die 1. Mannſchaft
am Ziel kurz nach 8 Uhr.
Der Reichsſportführer von Tſchammer=Oſten wird künftig
ſelbſt als letzte Inſtanz über die Genehmigung von
Auslands=
ſtarts für deutſche Turner und Sportler entſcheiden.
Deutſcher Fliegermeiſter über die kurze Strecke (1 Km.) wurde
bei den am Montag in Leipzig nachgeholten Titelkämpfen der
Kölner Toni Merkens, während ſich der Leipziger Ihbe den Titel
über 25 Km. holte.
Inkernakionale Alpenfahrk.
Die dritke Ekappe von Sk. Morik nach Turin.
Am dritten Fahrtage der Internationalen Alpenfahrt 1933
ſtarteten noch 13 Fabrik=Mannſchaften und 61 Einzelfahrer, von
denen ſechs die beiden erſten Etappen ohne Strafpunkte
beendet hatten, zur dritten Teilſtrecke von St. Moritz nach Turin
über 372 Km. Die größten Schwierigkeiten bereiteten das ſchlechte
Wetter in der Schweiz und die zum Teil ſehr wenig gepflegten
Straßen.
Es ging auch diesmal wieder über verſchiedene Paßſtraßen, wobei
über 2000 Meter Höhe zu überwinden waren, ſo am Julier=Paß
(2315 Meter) und Kl.=St.=Bernhard=Paß (2063 Meter). Der
Start erfolgte morgens um 6 Uhr bei regneriſchem Wetter, das
am Julier=Paß durch ſtarken Nebel abgelöſt wurde. Später klärte
es ſich aber auf, und im Kanton Teſſin traten dann die
Staub=
plage und ſchlechte Straßenverhältniſſe als neues Hindernis auf.
Ueber Monte Cerini und Lugano wurde wieder italieniſches
Ge=
biet erreicht, wo die Streckenorganiſation und Beſetzung wieder
ganz famos klappte. Die langen Geraden und die abgeſperrten
Straßen ermöglichten es hier vielen Nachzüglern, Terrain
aufzu=
holen.
Die deutſchen Fabrikfahrer trafen ſämtlich in der
vorgeſchriebenen Zeit in Turin ein. Leider vermißte man hier
ein Preſſebüro, ſo daß keinerlei Nachrichten von der Strecke zu
erhalten waren. Zu allem Unglück war auch noch unterwegs der
Wagen des die Fahrt begleitenden deutſchen Preſſechefs Meurer
vom AvD. mit einem Poſtomnibus zuſammengeſtoßen und dabei
ſo ſtark beſchädigt worden, daß an eine Weiterfahrt nicht zu
den=
ken war. Perſonen wurden nicht verletzt.
Man darf annehmen, daß auf dieſer Etappe in der
Klaſſifi=
zierung wohl kaum größere Aenderungen eingetreten ſind. Die
beiden Adler=Mannſchaften liegen noch ausgezeichnet in der
Klaſſe 1500—2000 ccm. in Front und nehmen in der Kategorie
bis 1500 ccm. den zweiten Platz hinter den engliſchen Riley=
Fahrern ein. Ebenſo haben Lotte Bahr und Paul von
Guilleaume (beide auf Adler) bei den Einzelfahrern gute
Ausſichten; vor ihnen liegt nur noch der ſtrafpunktfreie, Alfa=
Romeo=Fahrer Carriere. Die beiden Fabrik=Mannſchaften fallen
beſonders durch ihre große Regelmäßigkeit auf.
Auf der vierten Etappe von Turin über Briancon und St.
Michel nach Grenoble (396 Km.) folgt am Galibier=Paß die letzte
Bergprüfung, die wahrſcheinlich die Entſcheidung bringen wird
Fußball.
Rot=Weiß-Polizei Darmſtadt 2:0 (0:0).
Vor einer anſehnlichen Zuſchauerſchar ſtellten die Rot=Weißen
in dieſem Lokalſpiel gegen den Starkenburgmeiſter erneut ihre
derzeitig gute Form unter Beweis, indem die Poliziſten
ver=
dient und glatt geſchlagen wurden. Der Sieg iſt inſofern als
verdient zu bezeichnen, als die kleinen flinken Rothoſen ihrem
körperlich ſchweren Gegner nicht nur gleichwertig, ſondern ſogar
in bezug auf Spielkultur überlegen waren. Die Grünen traten
mit umgeſtellter Mannſchaft an, bei welcher die Abwehr mit dem
guten Bönſel durch forſche Arbeit der beſte Mannſchaftsteil war,
während im Sturm Kaltwaſſer, Müller und Seip die Beſten
waren. Nach ausgeglichenem Spiel verlief die erſte Halbzeit
tor=
los, während nach dem Wechſel Rot=Weiß aufdrehte und
zahl=
reiche Chancen herausarbeitete, die aber zum größten Teil in der
Aufregung vergeben wurden. Als Rupp im Stramraum gelegt
wurde, verwandelte Delp den Elfmeter zum Führungstor. Die
Polizei ſtrengte ſich mächtig an, doch fand ſie in der roten
Ab=
wehr ein Hindernis, das nur ſehr ſchwer zu ſchlagen war. Hier
ſei beſonders der vielſeitige Weiker genannt, der für den grünen
Sturm das größte Hindernis darſtellte. Rot=Weiß verlor ſeinen
guten Halblinken durch Platzverweis, was übrigens eine viel zu
harte Entſcheidung des ſonſt guten Schiedsrichters war. Trotz
dieſer Schwächung blieb Rot=Weiß weiter leichter im Vorteil.
Rupp erwiſchte eine Vorlage von Müller, und mit feinem,
un=
haltbarem Schuß iſt der Sieg über die Meiſterelf ſichergeſtellt.
Erwähnt ſei noch, daß das Spiel nie den Charakter eines
Lokal=
kampfes zeigte, da ſich beide Mannſchaften fair bewegten. Herr
Ihrig=Griesheim konnte bis auf die harte Herausſtellung des
Spielers gefallen.
Am Samstag abend empfängt Rot=Weiß die 1. Mannſchaft
der Union Wixhauſen zu einem fälligen Rückſpie:
20 Jahre 1. FC. „Union” 1913 e. V., Darmſtadt.
Der Fußballklub Union kann in dieſem Jahre auf ſein 2 Stiftungsfeſt zurückblicken. Aus dieſem Anlaß finden in
der Zeit vom 5. bis 7. Auguſt größere ſportliche Veranſtaltungen
auf der Rennbahn ſtatt. Die Vorbereitungen zu dieſer Feier ſind
ſoweit gediehen, daß wir demnächſt über das Jubiläumsprogramm
näheres mitteilen können.
Ein Ereignis bedeutet für Darmſtadt das Erſcheinen des
Süd=
deutſchen Fußballmeiſters, Fußballſportverein Frankfurt.
7.10:
10.30:
10.45:
12.00;
18.00:
18.25
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Donnerstag, 3. Auguſt
Choral. — 7.15: Frühkonzert. Kurorcheſter Bad Sablchlik.
20.00:
20.15:
21.00:
22.00:
9.00
9.30:
9.45:
11.30:
14.45:
15.10:
15.45
16.00:
17.00:
17.25:
18.00:
18.05:
18.30:
19.00:
20.00:
21.00:
22.00:
23.00:
Werbevortrag der Deutſchen Reichs=Poſtreklame.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
München: Mittagskonzert. Ltg.: Erich Kloß.
13.30: Mittagskonzert auf Schallplatten. Fantaſie über die Braſilian,
Nationalhymne. — Die Donkoſaken ſingen.
14.20: Jeder hört zu!
15.20: Stunde der Jugend: Abenteuer im Unterſeeboot. Hörſpitel.
16.30: München: Nachmittagskonzert. Ltg.: Erich Kloß.
Otto Brunner: Der Glaube an Deutſchland. — Gute md
ſchlechte Bücher über den Krieg.
Vortrag. — 18.45: Kurzbericht vom Tag.
19.00: Königsberg: Stunde der Nation. Oſtpreußens Landſchaft
klingt. Uraufführung. Ein Ton= und Wortbild von der
Heimat, von Martin Borrmam. Muſik von Otto Beſch.
Konzert auf Schallplatten.
Drei Kurzſendungen. Der Sprecher von Reykiavik. —
Mit=
tagsruhe im Park. — Als die Preußen rückten ein. Die
Julitage des Jahres 1806 in Frankfurt a. M.
Berlin: Freut euch des Lebens. Großer Tanzabend,
In der Pauſe: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 3. Auguſt
Schulfunk: Der Gebietsführer der Hitlerjugend. Oeſterreichs
Kurt Wegener, ſpricht zu ſeinen Kameraden.
Fröhlicher Kindergarten.
Paul, Prugel: Schleſiſche Geſchichten.
Kriminalkommiſſar a. D. Pelz: Hellſeher und Marxiſten
auch ein Kapitel zum Volksbetrug.
Kinderſtunde: Die Buddelkiſte.
Jugendſtunde: Die Photographie im Dienſte der
Familien=
geſchichtsforſchung.
Paul Schulze=Berghof: Die Schlacht bei Zorndorf.
Königsberg: Nachmittagskonzert.
Für die Frau: Charlotte Koehn=Behrens: Das einfache Kleid.
— Rudolf Jordan: Hausfrau, wo iſt dein Fettopf?
Georg Boye und Hans Broermam ſingen aus Lortzing=
Opern. Am Flügel: Gerd Otto.
Das Gedicht.
Muſik unſerer Zeit. Streichquartett op. 20, E=Moll, Carl
Ghrenberg. Ausf.: Das Dresdner Streichquartett.
Fritz Laukiſch: Die deutſche Pferdezucht. Hörbericht aus
dem Landgeſtüt Neuſtadt (Doſſel.
Königsberg: Stunde der Nation: Oſtpreußens Landſchaft
klingt. Ein Ton= und Wortbild von der Heimat von Martin
Borrmann. Muſik von Otto Beſch.
Kernſpruch. — Anſchl.: Das kommt mir ſpaniſch vor,
Kleine Reiſe mit Schallplatten.
Berlin: Freut euch des Lebens! Großer Tanzabend.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Unterhaltungskonzert. SA.=Kapelle Joh. Fuhſel.
Weiterbericht.
Der hohe Druck im Weſten breitet ſich allmählih oſtwärts
über Deutſchland aus und die neue Störung über Island zieht
mehr im Norden vorüber. Infolgedeſſen dürfte ſich zunächſt der
hohe Druck auswirken, ſo daß beſtändiges Wetter vorherrſcht,
wenn auch durch die ozeaniſche Luft zeitweiſe noch etwas
Bewöl=
kung auftritt
Ausſichten für Donnerstag, den 3. Auguſt: Wolkig mit
Aufheite=
rung, warm trocken.
Ausſichten für Freitag, den 4. Auguſt: Leicht wolkig und mehr
aufheiternd, warm und trocken.
Der Ausweis der Reichsbank.
Skärkere Inanſpruchnahme. — Weitere Erhöhung des Deckungsbeſtandes.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 31. Juli 1933 hat ſich
in der Ultimowoche die geſamte Kapitalanlage der Bank in
Wech=
ſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 313,6 Mill. auf 3665,7
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Mill. RM. erhöht. Im einzelnen haben die Beſtände an
Handels=
wechſeln und =ſchecks um 202,4 Mill. auf 3171,0 Mill. RM., die
Be=
ſtände an Reichsſchatzwechſeln um 5,9 Mill. auf 10,0 Mill. RM.,
die Lombardbeſtände um 105.0 Mill. auf 164,5 Mill. RM. und die
Effektenbeſtände um 0,3 Mill. auf 320,2 Mill. RM. zugenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
244,0 Mill. RM. in den Verkehr abgefloſſen, und zwar hat ſich der
Umlauf an Reichsbanknoten um 231,0 Mill. auf 3492,1 Mill. RM..
derjenige an Rentenbankſcheinen um 13,0 Mill. auf 393,7 Mill.
RM. erhöht. Der Umlauf an Scheidemünzen nahm um 97,7 Mill.
auf 1472,0 Mill. RM. zu. Die Beſtände der Reichsbank an
Ren=
tenbankſcheinen haben ſich dementſprechend auf 15,2 Mill. RM.,
diejenigen an Scheidemünzen auf 204,8 Mill. RM. ermäßigt. Die
fremden Gelder zeigen mit 412,3 Mill. RM. eine Zunahme um
16,5 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 10,2 Mill. auf 322,6 Mill. RM. erhöht. Im einzelnen haben
die Goldbeſtände um 16,6 Mill. auf 245,0 Mill. RM. zugenommen
und die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 6,4 Mill. auf
77,6 Mill. RM. abgenommen.
Die Deckung der Noten betrug am Ultimo 9,2 Prozent gegen
9,6 Prozent am 22. Juli ds. Js.
Wirtſchafkliche Rundſchau.
Die Zinkhüttenproduktion der Welt. Nach Mitteilung der
Statiſtiſchen Abteilung der Metallgeſellſchaft A.=G., Frankfurt a.
M., betrug die Zinkhüttenproduktion der Welt im Monat Juni
1933: 77 705 Tonnen gegenüber 77 908 Tonnen im Mai 1933 bei
einem Monatsdurchſchnitt 1932 von 65 957 Tonnen. In Europa
ſank die Produktion auf 35 527 Tonnen (40 315 bzw. 33 591
Ton=
nen). Geſtiegen iſt die Produktion in Auſtralien auf 7410 Tonnen
(4409 bzw. 4214) und in Amerika auf 30 142 (28 502 bzw. 25 186)
Tonnen. In Aſien blieb die Produktion bei 3000 Tonnen auf
glei=
cher Höhe, in Afrika belaufen ſich die Zahlen auf 1626 (1682)
Ton=
nen. In Deutſchland iſt ein minimaler Rückgang zu
ver=
zeichnen. Die Ziffern belaufen ſich auf 4068 (4106 bzw. 3498)
Tonnen.
Die Rohſtahlproduktion ſtellte ſich im Gebiet der Sieg, Lahn,
Dill, ſowie in Oberheſſen im erſten Halbjahr 1933 auf insgeſamt
116 616 Tonnen gegenüber 70 326 Tonnen im erſten Halbjahr 1932
und 102 222 To. in der Vergleichszeit 1931. Gegenüber dem Vorjahr
beträgt die Mehrerzeugung alſo 67 Proz. bei 17 Proz. im
Reichs=
durchſchnitt. Entſprechend der ſtärkeren Ausnutzung der Anlagen
hat allein die Gruppe Siegerland, der Vereinigte Stahlwerke
A.=G. in letzter Zeit die Geſamtbelegſchaft von 3800 auf 6700 Mann
erhöht.
Voigt u. Häffner A.=G., Frankfurt a. M. (Verluſtabſchluß).
In der Sitzung des Aufſichtsrates wurde der Abſchluß für das
Geſchäftsjahr 1932 vorgelegt. In der Gewinn= und
Verluſtrech=
nung wird bei 5,331 (im Vorjahre 7,287) Mill. RM.
Aufwen=
dungen für Gehälter, Löhne und Unkoſten und 0,646 (im
Vor=
jahre 0,814) Mill. RM. Abſchreibungen auf Anlagen,
Außen=
ſtände und Beteiligungen ein Verluſt von 2 706 294 RM. (i. V.
2 013 908 RM.) ausgewieſen, der auf neue Rechnung vorgetragen
werden ſoll. Die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen ſollen
der Beſchlußfaſſung einer ſpäteren Generalverſammlung
vorbe=
halten bleiben, die einberufen werden wird, ſobald die Voraus=
ſetzungen dafür gegeben ſind. In der Bilanz erſcheinen (in Mill.
RM.) rückſtändige Einlagen auf das Grundkapital 1,250 (i. V.
1,875) Anlagevermögen 5,615 (5,553), Beteiligungen 0,513
(0,512), Vorräte 3,323 (5,005), Außenſtände 1,480 (2,452),
Wech=
ſel, Kaſſe und Bankguthaben 0,474 (0,289) andererſeits
Rück=
ſtellungen 0,041 (i. V. —) Anleihen 3,468 (3,672), erhaltene
Anzahlungen. Verbindlichkeiten auf Grund von
Warenlieferun=
gen und ſonſtige Verbindlichkeiten ſowie Akzepte 0,626 (1,250),
Bankſchuld 0,951 (0,416), Darlehen 1,685 (unv.) und Poſten, die
der Rechnungsabgrenzung dienen, 0,202 (0,201). Die ordentliche
Generalverſammlung ſoll am 5. September 1933 ſtattfinden. Die
Gründe für das ungünſtige Ergebnis ſind die bekannten in den
Wirtſchaftsverhältniſſen liegenden. Ueber die Zukunftsausſichten
iſt zu ſagen, daß zwar die erſten Monate des laufenden Jahres
weitere Rückgänge des Auftraggseingangs brachten, daß
dahin=
gegen aber die darauffolgenden Monate, im Durchſchnitt
genom=
men, einen leicht erhöhten Auftragseingang aufweiſen, ſo daß bis
Ende Juli eine allerdings nicht erhebliche Steigerung des
Ge=
ſamtauftragseingangs gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen iſt.
Die Verwaltung iſt darauf bedacht, durch eine Reihe
einſchnei=
dender Maßnahmen eine weitere beachtliche Senkung der
Un=
koſten zu erreichen, die, verbunden mit einer zu erhoffenden
Sta=
biliſierung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe, den Boden für eine
Rentabilität des Unternehmens ſchaffen ſollen.
Bank Elektriſcher Werte (Wiederaufnahme der
Dividenden=
zahlung). Bei der BEW., deren Großaktionär bekanntlich jetzt
die A.=G. Sächſiſche Werke iſt kann für 1932/33 mit der
Dividen=
denaufnahme für 23 Mill. RM. Stammaktien in Höhe von 5
Pro=
zent gerechnet werden. In den beiden Vorjahren mußte ſogar die
Ausſchüttung auf die 1.2 Mill. RM. Vorzugsaktien beſchränkt
werden. Der Plan der Neugliederung der bei der BEW.
liegen=
den Elektrointereſſen iſt vorläufig vertagt worden. Durch die
Abſtoßung des Beſitzes an Bergmannaktien iſt der Status der
Geſellſchaft flüſſiger geworden.
Neue Deviſenbeſchränkungen in der Tſchechoſlowakei. Die
tſchecho=
ſlowakiſche Nationalbank hat neuerdings Beſtimmungen erlaſſen,
durch die die Transferierung von Zahlungen aus dem
Kapitalver=
kehr nach Deutſchland weiteren Beſchränkungen unterworfen iſt.
Der Warenverkehr zwiſchen Deutſchland und der Tſchechoſlowakei
wird hiervon nicht berührt. Da über die Anwendung der neuen
tſchechoſlowakiſchen Beſtimmungen noch keine volle Klarheit beſteht,
hat die Reichsbank verſchiedene Rückfragen an die
tſchechoſlowaki=
ſche Nationalbank gerichtet. Nach Klärung der Angelegenheit wird
deutſcherſeits zu der neuen Lage Stellung genommen werden.
Produkkenmärkke.
I. Weinheimer Obſtgroßmarkt vom 1. Auguſt. Amtliche
Preisnotierungen (in Pfg. je Pfund); Pflaumen 10—13,
Zwet=
ſchen 15—22, Pfirſiche 17—31, Aprikoſen 30, Mirabellen rot 20
bis 31, dito weiß 12—22, Reineklauden 8—14. Brombeeren 22
Himbeeren 21. Stachelbeeren 8—12, rote Johannisbeeren 14,
Türkiſche Kirſchen 10—12, Birnen 1) 10—17, dito 2) 5—8,
Sauer=
kirſchen 20—22. Aepfel 1) 11—23, Falläpfel 4—5. Bohnen 12 bis
13. Anfuhr 180 Zentner, Nachfrage ſehr gut. Tägliche Verſtei,
gerungen außer Samstag um 14 Uhr.
Frankfurter Produktenbericht vom 2. Auguſt. Die heutige
Tendenz an der Frankfurter Getreidebörſe war ruhig. Im
ein=
zelnen notierten: Weizen 19.25—19,35 Roggen neue Ernte 16,00,
Wintergerſte vierzeilig 15,00—15,20, Hafer 15,50 Brief,
Weizen=
mehl mit Austauſchweizen 29,00—30,00, dito ohne Austauſch 28,00
bis 29,00 Roggenmehl 23,50—24,00, dito Spezial 0 24,50—25,00,
Weizenkleie 7,75, Roggenkleie 8,25.
Berliner Produktenbericht vom 2. Auguſt. Bereits
vorbörs=
lich war die Tendenz am Getreidemarkte etwas
widerſtandsfähi=
ger, wobei die Witterungsverhältniſſe, eine maßgebende Rolle
ſpielten. Das Inlandsangebot hat ſich faſt allgemein verringert
und die Forderungen lauteten höher. Bei etwas beſſerer
Nach=
frage an der Küſte waren etwa 1,00—1,50 RM. höhere Preiſe
als geſtern zu erzielen. Am Lieferungsmarkte lagen die
An=
fangsnotierungen bis 2— RM. über geſtrigem Schlußniveau,
wobei die ſtaatliche Stelle weniger Material als in den letzten
Tagen aufzunehmen hatte. Weizen= und Roggenmehle haben
zu=
nächſt noch kleines Bedarfsgeſchäft, und höhere Forderungen
waren ſchwer durchzuholen. Hafer liegt bei ziemlich geringem
Angebot ſtetig. Neuhafer findet an der Küſte beſſere
Verwer=
tungsmöglichkeiten. Für Wintergerſte beſteht zur ſchnellen
Liefe=
rung etwas Bedarfsnachfrage.
Die Berliner Börſe bot, auch geſtern ein recht luſtloſes
Bild, zumal es im allgemeinen an Anregungen fehlte. Das beſſere
Ergebnis des Güterverkehrs bei der Reichsbahn im erſten
Halb=
jahr 1933 ſpiegelt zwar eine Wirtſchaftsbelebung wieder, und auch
die Meldungen einzelner Geſellſchaften ſprechen von einem
ge=
beſſerten Geſchäftsgang, die Banken ſelbſt klagen aber über
feh=
lende Orders, da bei der Kundſchaft das Intereſſe für die
Aktien=
märkte immer noch ziemlich klein iſt. Als Folge der Geſchäftsſtille
waren daher auch zu Beginn der geſtrigen Börſe eher wieder kleine
Kursabbröckelungen feſtzuſtellen. Der lebhaftere und feſtere
Schluß New Yorks machte keinen Eindruck. Meiſt kamen erſte
Kurſe zu Mindeſtumſätzen zuſtande, wobei ſtärkere Ausſchläge rein
zufälliger Natur waren. So ſind die einzelnen Märkte in ihrer
Tendenz etwas unregelmäßig. Am Montanmarkt lagen, wohl im
Zuſammenhang mit der Vertagung des Stahlvereins=Umbaues,
Rheinſtahl, Stahlverein und Gelſenkirchen bis zu 1½ Prozent
niedriger. Von Braunkohlenwerten büßten Rhein. Braunkohlen
2½ Prozent ein. Am Elekromarkt verloren Siemens 1½ Prozent,
während Chade=Aktien 2,50 RM. gewannen. Chemiſche Wecte
neigten leicht zur Schwäche. Von Bauwerten gaben Holzmann
um 2½ Prozent nach. Am Markt der Maſchinenaktien fielen
Ber=
liner Maſchinen mit einer Beſſerung um 1½ Prozent auf. Deutſche
Kabel eröffneten 1½ Prozent niedriger. Auf den Nebenmärkten
gewannen Papiere wie Junghans, HEW. und Leonhard Tietz
bis zu 1 Prozent. Am Bankenmarkt erſchienen BEW. auf die
wahrſcheinliche Wiederaufnahme der Dividendenzahlung von 5
Prozent mit Plus=Plus und kamen 6½ Prozent über Vortag zur
Notiz. Reichsbankanteile verloren, dagegen 8 Prozent. Auch
im Verlauf blieb das Geſchäft an den Aktienmärkten ruhig. Die
Kursabweichungen hielten ſich in engen Grenzen. Auch für
Pfandbriefe blieb die Grundſtimmung freundlich. Von deutſchen
Anleihen war die Altbeſitzanleihe zirka ¼ Prozent gebeſſert
Reichsſchuldbuchforderungen tendierten feſt und lagen in ſpäten
Sichten über 1 Prozent höher.
Die Frankfurter Börſe lag weiterhin ſehr ruhig.
In=
folge der Urlaubszeit ſind auch weitgehende Intereſſen der
Börſe entzogen, ſo daß die Unternehmungsluſt außerordentlich
gering iſt. Es lagen trotz vielfacher Anregungen nur ſehr geringe
Publikumskäufe vor, wodurch auch die Spekulation nur eine
geringe Tätigkeit entwickelte. Der Rentenmarkt zeigte wieder
ein ſehr widerſtandsfähiges Bild. Altbeſitz waren ½ Prozent
freundlicher. Die übrigen Kurſe wie Neubeſitz, Späte
Schuld=
buchforderungen gut behauptet. Auch der Pfandbriefmarkt
ver=
zeichnet anhaltende Publikumsnachfrage. Am Aktienmarkte
bröckelten JG. zunächſt ¼ Prozent ab. Im weiteren Verlauf trat
jedoch am Farbenmarkt eine kräftigere Erholung ein, ſo daß IG
über anfänglichen Verluſt hinaus 1 Prozent gewinnen konnten.
Scheideanſtalt ½ Prozent feſter. Allgemein ſchwächer lag der
Montanmarkt. Es verloren Stahlverein ½, Rheinſtahl ½,
Phö=
nix ½. Gelſenkirchen 1½ Mansfeld ½ Prozent. Nur
Mannes=
mann lagen ½ Prozent feſter. Der Elektromarkt war
uneinheit=
lich. Bekula und Elektr. Lieferungen ½ Prozent feſter Lahmeyer
3 Prozent erhöht. Dagegen verloren Siemens ½, Licht u. Kraft
½ Schuckert ½ Prozent. Von Kunſtſeidewerten waren Aku eine
Kleinigkeit abgeſchwächt. Bemberg gut behauptet. Von
Zellſtoff=
werten waren Waldhof gefragt und 1 Prozent höher. Kaum
verändert waren Schiffahrtswerte Reichsbahnvorzüge verloren
½ Prozent. Im einzelnen waren Reichsbankanteile eine
Kleinig=
keit feſter, Conti Gummi verloren ½, Holzmann 1½
Metallgeſell=
ſchaft ½ Prozent. Von Auslandsrenten beſtand Nachfrage nach
Türkenwerten, Zolltürken zogen auf 5.,40 (5.10), 2. Bagdad bis
5,30 (4,95) Prozent an. Im weiteren Verlauf blieb die Börſe,
ausgehend vom JG. Farben=Markt, eher freundlich geſtimmt.
Auch Renten waren gut gehalten. Tagesgeld auch nach dem
Ultimo noch angeſpannt und etwa 4½ Prozent.
Die Abendbörſe beſchränkte ſich auf eine ſehr beſcheidene
Um=
ſatztätigkeit. Die Kurſe lagen aber durchweg auf Grund der
feſteren New Yorker Börſe etwas gebeſſert. Farben eröffneten
½, Scheideanſtalt ½ Prozent freundlicher. Auch
Stahlvereins=
werte etwas höher, ſo Phönix und Stahlverein um je ½ Prozent
Schiffahrtswerte waren gefragt und liegen eine Kleinigkeit
höher. Der Rentenmarkt lag ebenfalls ſehr ſtill. Größere
Nach=
frage beſtand nur für ſpäte Schuldbücher. Der Kurs lag ¼
Pro=
zent höher. Im weiteren Verlauf blieb die Stimmung freundlich
Auch Landesgruppe Heſſen im Spirikuoſengewerbe
organiſierk.
Die Reichsfachſchaft der Deutſchen Spirituoſen=Induſtrie, die
einzige von den zuſtändigen Stellen anerkannte Organiſation der
Spirituoſenherſtellerbetriebe, hat jetzt, wie ſie mitteilt, ihre
Lan=
desgruppe für den Wirtſchaftsbezirk Heſſen organiſiert. Dieſer
umfaßt den geſamten Freiſtaat Heſſen, die Provinz Heſſen=Naſſau
ohne die Kreiſe Dillenburg und Schmalkalden und ohne den
Un=
terweſterwaldkreis. Landesführer iſt Johann Basquitt=Offenbach
a. M., ſtellverkretender Landesführer Richard Hannig=Laubenheim
(Rheinheſſ.). Bezirksführer ſind die Herren: Eduard Silbereiſen=
Gießen für Oberheſſen und den Kreis Marburg (Stellvextreter:
Auguſt Balzer i. Fa. Wilh. Wallenfels Sohn, Gießen); Johann
Philipp Traiſer=Darmſtadt für die Provinz Starkenburg; Richard
Hannig=Laubenheim für die Provinz Rheinheſſen: Theod. Klauer=
Frankfurt a. M. für den Regierungsbezirk Wiesbaden; Ernſt
Margraf jun. Kaſſel, für den Regierungsbezirk Kaſſel ohne Kreis
Marburg. Sämtliche Herren ſind Inhaber von Klein= oder
Mit=
telbetrieben. Von Firmen, die ſich noch bis zum 1 September
freiwillig melden, wird kein Eintrittsgeld erhoben. Anmeldungen
können bei einem der genannten Herren oder bei der
Reichsfach=
ſchaft ſelbſt vorgenommen werden.
15-Mill. -Pfund=Anleihe für Kanada überzeichnel.
London. Die von einem Bankenſyndikat zu pari
aufge=
legte 4prozentige 15=Millionen=Pfund=Anleihe für Kanada hatte
einen alle Erwartungen übertreffenden Erfolg. Die
Zeichnungs=
liſten wurden bereits nach einer Minute wieder geſchloſſen, und
es wird angenommen, daß die Anleihe in dieſem kurzen
Zeit=
raum mehrfach überzeichnet wurde. Die Preſſe begrüßt dieſen
Erfolg als Anzeichen einer Wiederbelebung des Kapitalmarktes
und weiſt dabei beſonders darauf hin, daß dieſe Anleihe im
Zei=
chen der neuen Sterling=Währungsunion abgeſchloſſen wurde und
eine neue Periode finanzieller Beziehungen zwiſchen dem
Mut=
terland und ſeinen Dominions einleite.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 2. Auguſt ſtellten ſich für
je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 58 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium 98= bis
99proz, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM. Reinnickel 98= bis
99proz., auf 330 RM., Antimon Regulus auf 39—41 RM.,
Fein=
ſilber (1 Kg. fein) auf 37—40 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 2. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer; Auguſt und September 49.75 (50.25), Oktober 50.50
(50.75), November 50.50 (51). Dezember 51 (51.25), Januar 51
(51.50), Februar 51.50 (51.75), März 51.50 (52), April 51.75
(52.50), Mai 52 (52.75). Juni 52.25 (53.25), Juli 52.50 (53.75).
Tendenz: befeſtigt. — Für Blei: Auguſt und September 17.50
(18) Oktober 17.50 (18.50) November 17.75 (19) Dezember 18
(19.25) Januar 18.50 (19.50), Februar 18.50 (20), März 18.75
(20), April 19 (20.50) Mai 19.25 (21), Juni 19.50 (21), Juli
20.25 (21). Tendenz: ſtetig. — Für Zink: Auguſt 22,75 (23.25).
September 22.75 (23.50) Oktober 23 (24). November 23.25
(24.25), Dezember 23.75 (24.50), Januar 24 (25). Februar 24.25
(25.25) März 24.50 (25.50) April 24,75 (26), Mai 25.25 (26.50),
Juni 25.50 (26.75), Juli 25.75 (27). Tendenz: ſtetig.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Wie wir hören, finden zurzeit Verhandlungen über
Kontin=
gentierungsmaßnahmen innerhalb der deutſchen
Porzellanindu=
ſtrie ſtatt. Durch dieſe ſoll der Umſatz auf dem Inlandsmarkt auf.
Grund der Abſatzmöglichkeiten geregelt, der Export aber
voll=
kommen freigegeben werden. Durch dieſe Maßnahmen glaubt
man eine Geſundung der Verhältniſſe in der Porzellaninduſtrie
herbeizuführen.
Auf Anregung der öſterreichiſchen Regierung beſchloſſen die
Wiener Banken, die Debetzinsſätze für die induſtrielle und kom=
merzielle Kundſchaft von 12 auf 9½ Prozent herabzuſetzen
Der Londoner Goldpreis betrug am 2. Auguſt 1933 für eine
Unze Feingold 124/3 s — 86,7265 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 47,9367 d — 2,78832 RM. Zu dieſem Preiſe wurden
450 000 Lſt. Gold verkauft. Die Hälfte davon ging nach dem
Kon=
tinent, während der Käufer des Reſtbetrages unbekannt blieb.
Berliner Kursbericht
vom 2. Auguſt 1933
Beutſche Sanr ans SibromrbeGrfeafchaft
Deviſenmarkt
vom 2. Auguſt 1933
Me Me
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd, Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Nf
54.50
45.25
14.—
18.—
14.75
21.—
138.25
49.—
12.—
61.—
159.—
115.75
Meiſtee
Elektr. Lieferung
F. 6. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
411.50
84.—
131.—
61.875
80.—
97.50
61.75
51.50
122.25
57.50
79.25
62.375
41.625
35.—
Polyphonwerke
Rütgerswerke.
Salzbetfurth Kalt
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwert
Beſteregeln Alralt !
Agsb.= Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke
rfe
67.25
270.50
16.—
36.375
126.—
60.75
20.25
73.50
6.—
70.—
55.50
86.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig
Holland
Oslo.
Kopenhagen
Stockholm
London.
Buenos=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr
100 Pengö
100Leva
100 Gulden
Reit
6. 164
46.25
12.42
3.047
189.58
100 Kronen Ho.18
100 Kronen
100 Kronen
1 2.Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar
1o0 Belga 58.58
100 Lire
100 Franes
62.34
1.ss
13.54
0.328
3.147
72.13
18.43
Ri
8.176
47.05
12.44
3.053
169.32
70.27
62.46
72.07
13.98
0.934
3. 153
55.68
22.17
16.47
Schweiz
Danzig
Japan
Rio de Janerro
Zugoſlawien 100 Dinat
Portugal
Athen
Iſtambul
Kairo.
Kanaba
üruguah
Fsland.
Tallinn (Eſtl. )
Riga
Durikadter and Karienatbant Surmnage, Fihiatt orr Oresgker Sant
Frankfurter Kursbericht vom 2. Auguſt 1933.
Steuergutſcheine
„ Gr. IIp. 1934
„.. 1935
„ . 1936
„ 1937
„ 1938
Gruppe I
6% Dtſch. Reichsanll
„ v. 27
5½% Jutern.,v.30
6% Baden. . . v. 27
6% Bayern. v. 27
6% Heſſen. . . v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen. . v. 27
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4”l=
Ab=
löſungsanl.. ..
Diſche. Anl.
Ablö=
jungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden.
6% Berlin. . .. v. 24
6% Darmſtadt ...
6% Dresden. „v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v. 26
6% Mainz .......
6% Mannheimv. 27
6% München v. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Shp.=Bk.=Liquid.
97tl.
91),
84:),
86),
7711,
86
98".
83
82.25
82.5
84.5
75
101.25
84‟
72.5
T7I.
11.25
6.775
60
56.5
59
71.75
59
551),
65.25
68.5
85
42, % Heſſ. Landes.
Hyp.=Bk. Liqu.=
Kom. Obl. ....
6% Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G.Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
HeſſGldobl. R. 11
6% „ „ R. 12
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.- Anl.
*AuslSer II
*AuslSerII
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bi.
5½%0 „ Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig. Pfbr.
Golboblig.
%0
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.)
5½% Lig. Pfbr.
16% Pfälz. Hhp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
68 Rhein. Hyp. Bk.
5½%0 „ Lig. Pfbr.
6% „ Golboblig.
69 Südd. Bod.=
Ered.=Bank ....
5½% — Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
84.5
72.5
63
80.75
81.5
84.5
69.25
R.
10
83
85.5
827),
85:),
67.35
82.5
85,
82
85.5
85.5
85.25
83.5
86.25
77
87
86.5
D
83 Dt. AinoſtWerke
6% Mainkrw. v. 26
6% Mittelb. Stahl
6% Salzmann u. Co
6% Ver=Stahlwerke
6% Boigt u. Häffner
F. G. Farben Bondsl”
5%Bosn. L.E. B.
2. Inveſt.
2 Bulg. Tab. b. 02
4½% Oſt. Schätze
Oſt. Goldrentel
15% vereinh. Rumän
4½½
42
4% Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdad
43 „Zollanl.
4½½ Ungarn 1913
4½% „ 19141
Goldr.
1910
43
4½Budp. Stadtan!
4% Liſſabon
42 Stockholm
Aktfen.
Aig. Nunſtzide Unit
A. E. G. ... ......
AndreaeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff
Bemberg, F. P...
Berl. Kraft u. Licht
Buberus Eiſen..
Eemen: Heidelbero
Karlſtadt.
F. G.Chemie. Baſe
Ne
88.75
8455
73.75
59.75
66
114‟,
5.8
11.5
11.5
4
8.15
3.75
3.3
5.35
4.6
4.5
4.25
34.5
81
33.75
21
so
21.5
49.5
108.5
70.75
82
730.75
Ihem.Werke Alberi
Chade ........
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum.
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl.
..!
Dt. Gold=u.
Silbe=
ſcheide=Anſtalt
Linolenm
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ
„ Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer!
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleiche,
F.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guilleaume.
Frankfurter Hof
Gelſenk. Bergwer:
Geſ.felektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kayſer.
Grün & Bilfinger
oafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſer
Harpener Bergba=
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Flſe Bergb. Stamm
Genüſſel
Junghans.
42 Mcali Chemie
Aſchersleben.
163
155.25 Klein, Schanzlin:
37.5 lgldcknerwerke ....
28.5 Knorr C. H......
109.5 Lahmeher & Co.
111 Laurahütte ..
u7u.s WLech, Augsburg
73 lLöwenbr. Münch.
85 Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt. Br. . . .
Mannesm. Röhren
84.5 Mansfeld Bergb.
98 Metallgeſ. Franki..
Miag. Mühlenban.
MotorenDarm ſtad
*
35 Meckarwerk Cſline
130.75 ſsberbedarf
45), Phönn Berebau
Reiniger, Gebbert.
61.25 Rh. Braunkoblen
Elektr. Stamm
48.75) „ Stahlwerle.
20.5 MRiebea Montan
Noeder, Gebr.
80
Rütgerswerie
Salzdetfurth Kall.
3
Salzw. Heilbronn.
98.5 Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storcher
Siemens &e Halske.
96.75 lSüdd. Zucker=A. 6.
51
Khür. Liefer.=Gef.
uog Tietz Leonhard
Innterfranken ...
Vuefe
121.5
15
125
18.75
e14
*
74
. 8
203.5
89.5
88
46
58
171
190
160
102
88
154.5
154.75
69.75
16
86
WVer. Stahlwerke
Ver. Ultramarin.
Boigt & Haeffner:
Beſteregeln Kalt.
Zelſtoff Waldhof.
Aulg. Dt. Creditanſ.
Badiſche Bant.
Bk. f. Brauinduſtr
Baher. Hhp. u. W.
Berl. Handelsgel.
Hypothelbt.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bankund Dise.
Dt. Efi. u. Wechſe!
Dresdner Bank
Frankf. Bank
Hhp.=Bank
Mein. Hyp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Bonk
Reichsbank=An:.
Rhein. Hyp.=Ban;
Südd. Bod.=Cr. Bl.
Bürttb. Notenban
A.- G. f. Vertehrsw.
Alig. Lokalb. Kraſtu
72 Dt. Neichsb. Vz/
Hapag .....
Nordd. Llotzd
Südd. Eiſenb.=Geſ
Allianz u. Stuttg.
Verſicherung.
„ Verein Verſ./=
FrankonaRück=u. 9
Mannheim. Verſick
Otavi Minen
Schantung Handel
Vafe
110
a
44.75
115
83.5
60
86.75
49.75
54.5
73
45.25
66.5
66
65.5
152.25
97
100
47
82.5
992.
141,
15.25
53.5
197
200
13.5
38.5
Seite 14 — Nr. 213
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 3. Auguſt 1933
Nur noch hente und morgen / Nur noch heute und morgen / Nur noch heute und morgen
Der abenteuerlich -Iustige
Ufa-Tonfilm
Kind, ich freu mich
auf Dein Kommen!
mit
V 9497
Magda Sehneider, Wolf Albach-Retty,
Otto Wallburg u. a.
René Clafr? Filmwerk
Das
kanzendeParis
(1 4. Ju1i)
Dazu das bekannt gute
Beiprogramm.
Eine spannende Skandalgeschichte
aus der Wiener Hofburg.
Ein Liebesroman
im
Hause Habsburg
mit
Carl Ludw. Diehl, Paul Wegener
und Ellen Richter
Jugendliche haben Zutritt.
Anfavgszeiten: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Auko=Anruf wir möchken ſchon, wenn ...."
Dieſe Wenn und Aber ſind oft genug die Urſachen geweſen,
Küppel daß ſelbſt die beſten Verkaufsgelegenheiten unausgenutzt
blieben. Der Kaufmann, der aus ſolchen Wenn und Aber
zuſammengeſetzt iſt, kommt vor lauter Einwendungen,
Ueber=
legungen Bedenken gar nicht dazu, ernſtlich den Abſatz ſeiner
BAA
ſchnell, ſicher, billig.
Auch Autos zu
verleihen
mit Verſicherung.
(5545a)
Woog. Am 2. Aug.
Waſſerhöhe a. Pegel
1,82 m. Luftwärme
152 C. Waſſerwärme
vorm. 7 Uhr 210 C.
Woogspolizeiwache.
Vierſitzer Opel
frei! Km 12 Pfg.*
Ang. u. G. 44 Gſch.
Stadttheater Gießen
Sommerspielzeit
im Kleinen Haus
des Hess. Landes-Thesters.
Hente Donnerstag, 3, Aug, 20.22 Uhr
Die Freundin eines groden Mannes
Ein heiteres Spiel um eine Bühne
von Möller und Lorenz.
Preise 0.70—3.00 Rm. (V.9511
Freitag. 4. 8.— „Wodie Lerche singt‟
Samstag, 6. 8. — Zum ersten Mal:
„Krieg im Frieden‟
Aelt. Kaufmann
(Buchhalter) empf.
ſich zum Beitragen
der Geſchäftsbücher
od. ſonſt. kaufmänn.
Arbeiten gegen
ge=
ringe Vergütung.
Anfr. u. G. 38 Gſch.
hwiederei
R‟
Braun,
Darlſtraße 36,
Telefonruf 4118.
(9418b)
Weißbind.=Arbeiten
werden konkurrenzl.
billig von hieſiger
Firma ausgeführt.
Ang. u. G. 57 Gſch.*
Schul’s Felsenkeller
Heute, Donnerstag abend 20 Uhr
GroßesWilitärkonzert
Ausgeführt vom Musikzug der Standarte 115
Leftung: WIlly Schlupp
(9503)
Eintitt Hel!
Eintritt frei!
Herfkgafien Gufe
Heute Donnerstag, ab abends 8 Uhl
Großes Militär-Konzert
ausgeführt von der Stahlhelmkapelle
unter Leitung des Obermusikmeisters
F. MICKLEF. — Eintritt frei.
Sie rasieren sich wundervoll
mit dieser la hauchdünnen
Neu!
M
K
O.10 mm
seecKkußcr
z0 Süack
Blau-Weißu h0.45
10 Stück
Rot-Weiß‟ m0.95
0 Stück
Schwarz-Weiß! mu 1.50
und dem ganz neuartigen
Rasierapparat Nr. 9
Alleinverkauf
Parfümerie FKAINK
nur Elisabethenstraße 9.
Bügelanstalt
Schneiderel g
befindet
sich jetzt 2
Obergasse 3 (Ecke Alexavderstr.) 5
Enormer
peischſchlagt
Motorrad=
Ecke Grafen=
und Eliſabethenſtr
Große Anzahl neu.
Modelle eingetroff.
von:
D. K.W.
N. S.U.
B.M.W.
F.N.
Beſichtigung
unver=
bindlich. (9488b
Mirabellen
Pfund 20 3.
Pallaswieſenſtr. 30
Markt 4, Lndwigſtr. 18
Fischhaus Fertig Telefon e41 (G512
Empfehle allerfeinſten Schellfiſch im Schnitt . . Pfd. 70.J
Kablian Pfd. 555, Seelachs Pfd. 45.5, Goldbarſch Pfd. 40.5
Fiſchfilet Pfd. 603, 509 la Blaufelchen Pfd. 853
Heilbutt, Rotzungen, Breſem, Rheinbackfiſche
Salm, Grüne Heringe, Bratſchellfiſche
Neues Delikateß=Filder=Sauerkraut . . . . . . . Pfd. 25.5
Neue Holländer Heringe . . . . . Stück 129, 5 Stück 55J
Neue Matjesheringe.
.. Stück 129, 189
Große Matjesfilet, ſehr zart
. . Stück 15.5
40 Jahre Hausbesitzer-Zeitung
30 Jahre Mittelstands-Zeitung
10 Jahre Gastwirte-
und Hotel-Zeitung
vereinigt die
MÜRNBERGER
BoRUEk Leilcke
VERLAGSGESELLSCHAFT MTTELSTAND M-B-H
Mürnberg
Kühnertsgasse 33
Telefon Nr. 24130
Tageszeltung für den organlslerten
Hausbesitz und den selbständigen
Mittelstand in Nürnberg u. Franken
Zwölf Apostel ung Stachel
Roßdörferstr. Nr. 24
Niederramstädterstr.
in einer Hand
vn OSKAR GEBHART
Eröffnungsfeier im „Stachel‟
morgen Freitag, den 4. August 1933
unter gütiger Mitwirkung des Herrn Opernsängers Spira
In den Weinstuben „Zum Stachel” gelangen zum Ausschank:
2a Liter-Pokale und
½a Liter-Original-Weinkrüge
nur reiner Oualitätswveine von den Weinhügeln des
Rheines=
der Pfalz und der Mosel. — Spesialität: „Natur-Weine‟
Die Abend-Karte bietet eine reiche Auswahl, das Gleiche
anerkannt Gute, wie im Restaurant „Zwölf Apostel‟.
Hotel
BENDER
Modern. hygienische Ausstattung
Gemütl. Bier- und
Speise-Restaurant
Ausgewählte Mittag-
und Abendessen
Zehnerkarten nur Rm. 6.50
Fllkerkaffee (9520
(keinste Hotelmischung) 0.25
3736o
Taih von
Kattwinken
man weiß, was man hat!
Schuhlabrik Kattwinkel & Co., Rückertskr. 23
Nähmaſchine 115.— Mk.
fabrikneu, Weltmarke, auch auf Teilzhlg.
Wochenrate 1.50 ℳ. 1. Zahlg. Okt 1933.
Koſtenloſ. Stickunterricht. Ohne
Anzah=
lung frei Haus. Altmaſch. in Zahlung.
Angeb. unt. G. 2 a. d. Geſchſt. (IV. 9467
Erzeugniſſe zu fördern.
Es iſt richtig, daß Werbemaßnahmen überlegt ſein müſſen.
Es iſt richtig, daß man nicht auf das erſte beſte Werbemittel
anbeißt, das als die totſichere Chance zur Verdoppelung der
Umſätze angeboten wird, (vom ulkig gebogenen Zahnſtocher
angefangen bis zum Dauerwerbekalender). Solche
Prü=
fungen ſind unerläßlich, wenn der Erfolg im richtigen
Ver=
hältnis zum ausgegebenen Gelde ſtehen ſoll.
Von dieſen Ueberlegungen ſoll aber gar nicht geſprochen
werden. Nur von jenen, die man immer zu hören bekommt,
wenn man mit Geſchäftsleuten über werbliche Dinge ſpricht.
Und dieſe Bedenken liegen — ſo komiſch das klingen mag —
in der Regel beim Konkurrenten. Weil die liebe
Konkur=
renz nun nicht inſeriert, deshalb will man ſelbſt auch ruhig
bleiben. Man möchte nicht als Einzelner aus der ganzen
Branche ſich herausſtellen. Man möchte ſich anvaſſen, man
möchte am liebſten erſt 24 Stunden nach der Werbung der
anderen Geſchäfte auftauchen.
Ein Trugſchluß: Der rührige Geſchäftsmann wird ſich recht
wenig darum kümmern, was die Konkurrenz unternehmen
will. Er geht ſeinen eigenen Weg.
Der Erfolg hängt von der Beharrlichkeit ab. Auch in der
Werbung. Gleichmäßiges Anbieten, konſequente
Durchfüh=
rung eines Werbeplanes — das ſind die Grundlagen für
die erfolgbringende Reſonanz.
Ueber techniſche Dinge ſpreche man mit der Werbe=Abteilung
des „Darmſtadter Tagblatt”, ſie ſchafft ſchon Rat.
10 Schuchardſtr. 10
Senſationspreiſe!
ahrräder
35, 45, 55, 65 Mk.
Fahrradſchl ab 0.50
Fahrraddeck.
Pedale
Ketten
Felgen
Sättel
Satteldecken
Kinderſitze
Kleidernetze
Lenker
Gabeln
Gepäckträger „
(9424a)
1.—
1.—
1.—
1.—
2.50
0.50
1.—
0.45
1.75
2.‟
0.50
Wittmann=
Mafut ſtraße 30,I.
(110a)
Das führende Fiſch=Spezialgeſchäft
Eliſabethenſtr. 42 Telefon 367
Gerade jetzt ſind die Fiſche am beſten.
Billigſte Preiſe in allen Konſum=,
Fein= und Flußfiſchen.
Bodenſee=Blaufelchen Pfd. nur 0.90
Ia Heilbutt i. Schn. . Pfd. nur 1.00
Nordſee=Kablian i. Schn. . . . 0.55
Jsl. Kabliau i. Sch. 0.45, Filet v. 0.45,
Schellfiſch, Rotzungen uſw.
Ia Bückling . . . . . ½ Pfb. 0.28
Neue Matjesher. St. 8 H, 4 St. 0.30
Neue holl. Vollheringe, Neue Marinad.
Ihre Treppe, Linolenm, Möbel
4 Liter
nur noch mit P10S 25 Pfg.
die Univerſal=Politur, in 5 Min. trocken.
Spiegelblank, trotzdem nicht glatt!
Eliſabethen=
Farben=Krauth ſtraße 44.
(3077a)
Es (gibt keinen „nutzloſen
Hausrat‟! Die Kleinanzeige
im Darmſtädter Tagblatt
bringt auch für ſolche
Gegen=
ſtände Interreſſenten, die Sie
ſelbſt nicht mehr verwenden
können. Nichts nutzlos
herum=
ſiehen laſſen — die
Klein=
anzeige ſchafft Käufer!
(130a)
Wi ngamen aaf
Da ist’s mit einem gewöhnlichen
„Billig sein” nicht getan. — Wir
haben viele Preise stark
herab=
gesetzt! Räumen Sie jetzt ein!
Sie kaufen sehr, sehr billig!
DATA