Darmstädter Tagblatt 1933


02. August 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:

Bel wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Auguſt
bie 31. Auguſt 2. Reichsmarkt und 20 Pfennig Ab=
tragegebühr
, abgeholt 2. Reichsmark, durch die
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im Auguſt ohne Beſtellgeld monatlſch 2,60 Reiſchemark.
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Franfurt a. M. 4301

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſiattet.
Mittwoch, den 2. Auguſt 1933.
Nummer 212
196. Jahrgang

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der gerichtlicher Beltrelbung ſällt ſeder Rabatt weg.
Banklonto Deuiſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.

Beffeng Mamp; gegen die Ardensioſigrent.
Großzügige Ausgeſtalkung der Privakinikiakive. Einſehung von örklichen Ausſchüſſen zur vermehrken
Unkerbringung von Arbeitsloſen in den Bekrieben der Privakwirtſchaft. Bekämpfung
des Doppelverdienerkums und der Schwarzarbeit.


Angriff auf die Arbeiksloſigkeit
in Heſſen und Heſſen=Naſſau.
WSN. Frankfurt a. M., 1. Auguſt.
Die Preſſeſtelle des Landesarbeitsamts Heſſen teilt mit:
Am 1. Auguſt 1933 fand eine Beſprechung zwiſchen Präſident
Dr. Lüer von der Induſtrie= und Handelskammer Frankfurt
a. M. und dem amtierenden Präſidenten des Landesarbeitsamts
Heſſen, Oberregierungsrat Kühne, über Fragen der Unter=
bringung
von Arbeitsloſen ſtatt. Wie bei der am Samstag, den
29. Juli 1933, unter dem Vorſitz des Herrn Reichsſtatthalters
Sprenger ſtattgefundenen Beſprechung zwiſchen den Vertre=
tern
der Behörden und der Wirtſchaft, kam erneut zum Ausdruck,
daß lediglich eine ſyſtematiſche und organiſche, geſunde Bekämp=
fung
der Arbeitsloſigkeit im Bezirk des Landesarbeitsamts Heſſen
zu ſchnellen und greifbaren Erfolgen wird führen können.
Außer durch die Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen der öffent=
lichen
Hand auf Grund der Beſchaffungsprogramme, ſoll nach den
Vorſchlägen des Landesarbeitsamts durch großzügige Aus=
geſtaltung
der Privatinitiative ein ſtarker Angriff
auf die Arbeitsloſigkeit durchgeführt werden. Vor allem ſoll
eine planmäßige Beſeitigung des Doppelverdie=
nertums
erfolgen. Sämtliche Betriebe ſollen auf
die Möglichkeit hin überprüft werden, an Stelle
von zweifellos noch zahlreich vorhandenen
Doppelverdienern andere, jetzt arbeitsloſe,
vor allem männliche Arbeitskräfte unterzu=
bringen
. Nachdem auf Veranlaſſung des Lan=
desarbeitsamts
bereits in ähnlicher Weiſe
die Frage der Doppelverdiener bei den Behör=
den
überprüft worden iſt, erſcheint es nunmehr
notwendig, mit allem Nachdruck das Doppel=
verdienertum
auch in der Privatwirtſchaft zu
bekämpfen. Die Durchführung der beabſichtigten Maßnahmen
wird im Zuſammenwirken von Handelskammer und Landes=
arbeitsamt
, bzw. Arbeitsämtern ſtattfinden. Ganz beſonders
wird ſich die Zuſammenarbeit auf die vermehrte Unter=
bringung
von Arbeitsloſen in den Betrieben
der Privatwirtſchaft erſtrecken.
Zu dieſem Zweck werden kleine örtliche Ausſchüſſe von beſon=
ders
namhaften Vertretern von Induſtrie, Handel und Handwerk
zuſammen mit den Leitern der Arbeitsämter die einzelnen
Arbeitsamtsbezirke ſyſtematiſch auf alle Möglichkeiten der ver=
mehrten
Einſtellung von Arbeitsloſen durchprüfen und die ſofor=
tige
Beſetzung dieſer Stellen nach den Richtlinien über die bevor=
zugte
Unterbringung der Wehrverbandsangehörigen und alten
Parteigenoſſen ſofort in Angriff nehmen. Dabei iſt vornehmlich
eine Entlaſtung der von der Arbeitsloſigkeit am ſtärkſten betrof=
fenen
ſtädtiſchen Bezirke in Ausſicht genommen. Dieſe Maßnah=
men
werden mit den öffentlichen Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen
Hand in Hand gehen, weil es dem Treuhänder der Arbeit und
dem Landesarbeitsamt vor allem darauf ankommt, die Arbeits=
loſen
in langfriſtige Beſchäftigung zu bringen und ſo den Arbeits=
markt
dauernd zu entlaſten.
Die Arbeitsbeſchaffung im Rhein=Main=
Gebiel.
Ein Zwiſchenbericht der vom Gauleiter Sprenger
eingeſetzken Konkrollſtelle.
Die ſtarke Initiative des Reichsſtatthalters und Gauleiters
Sprenger hat die rhein=mainiſche Arbeitsbeſchaffungsaktion
gleichzeitig von zwei verſchiedenen Seiten angreifen laſſen. Nicht
nur durch die Belebung einzelner Betriebe und Geſamtgruppen
wirtſchaftlicher Unternehmungen werden Arbeitsplätze gewonnen,
ſondern zugleich wird auch ein Großangriff gegen das Doppel=
verdiener
= und Schwarzarbeitertum geführt. Die Abwicklung
faſt all der arbeitsſchaffenden Maßnahmen und Ermittlungen
liegt beim Gaufachbearbeiter für Wirtſchaftstechnik und Arbeits=
beſchaffung
ſowie bei der im Büro des Gauleiters eingerichteten
Kontrollſtelle für Arbeitsbeſchaffung.
In einem Zwiſchenbericht dieſer Kontrollſtelle heißt es laut
Frankf. Volksbl. u. a.: Mit dem Großangriff gegen das
Doppelverdienertum, der Neben= und Schwarzarbeit hat der
Gauleiter zweifellos richtunggebend auf andere Gaue bzw. auf
das Reich ſelbſt gewirkt und im Gau Heſſen=Naſſau zur Be=
ſeitigung
der Not und der Bereinigung der zu Unrecht ein=
genommenen
Brotplätze neue Wege gezeigt. Anerkennend be=
wertet
werden all die entgegenkommenden Maßnahmen der
freien Wirtſchaftsunternehmer, welche grundſätzlich bereit ſind,
männliche Kräfte für weibliches Perſonal einzuſtellen, wenn
dieſe den Leiſtungen gleichkommen. Ueber jeden Einzelfall wird
Rechenſchaft verlangt, was in dieſem oder jenem Fall unter=
nommen
wurde. Keiner wird vergeſſen, alles wird vermerkt,
überprüft und mit Sorgfalt erledigt. Dazu errichtete der Gau=
leiter
die Kontrollſtelle für Heſſen=Naſſau. Es iſt ihm kein
Opfer zu groß, wenn es darum geht, die Not der älteſten
Kämpfer zu lindern, bzw. dieſe dem Arbeitsprozeß einzugliedern.
Wenn jemals der Reichsſtatthalter in Heſſen und Gauleiter
Sprenger eine ſeiner Anordnungen mit beſonderem Nachdruck
und außerordentlichem Intereſſe verfolgte, ſo iſt es die Beſeiti=
gung
der Not ſeiner verdienſtvollen Mitkämpfer, ja die Ab=
ſtellung
der Arbeitsnot überhaupt. Der Gauleiter kennt die

noch herrſchende Not, er kennt auch die Mittel und Wege, der
Not entgegenzuſteuern. Das beweiſt nicht nur ſein Vorgehen
in verſchiedenen Anordnungen und Aufrufen gegen alle Krank=
heitserreger
unſeres Volkslebens, ſondern das beweiſt vor allem
auch die große Anteilnahme des Volkes ſelbſt, das weit über
den Gau Heſſen=Naſſau hinaus Befriedigung und Anerkennung
zollt für die getroffenen Maßnahmen. Gerade aus der in großer
Menge meiſt an den Gauleiter perſönlich gerichteten Schreiben
und Meldungen ergibt ſich mit welch einer regen Anteilnahme
Parteigenoſſenſchaft und Bevölkerung ſich an der Beſeitigung
aller Noterſcheinungen und Syſtemfehler beteiligt. So wurden
beiſpielsweiſe im Zeitraum von nur 20 Tagen zirka 1600 An=
gaben
über Doppelverdiener, zirka 150 über Schwarzarbeiter
und zirka 1000 über Nebenerwerb eingeſandt. Neben dieſen
Angaben wurden außerdem im Gaugebiet Heſſen=Naſſau in den
38 Kreisgebieten unzählige Ermittlungen durchgeführt, die in
der angegebenen Zahl nicht erfaßt ſind. Der Platz Frankfurt
a. M. ermittelte an Doppelverdienern zirka 800 Fälle! Wenn
man bedenkt, daß dieſes Material lediglich aus privaten Er=
mittlungen
gekommen iſt, ſo kann ohne weiteres angenommen
werden, daß bei geſetzlicher Fundierung der Beſeitigung aller
Doppelverdiener und Schwarzarbeiter uſw. weit höhere Zahlen
in Frage kommen.
Die Kontrollſtelle arbeitet mit größter Beſchleunigung zur
Erreichung des geſteckten Zieles. So wurden beiſpielsweiſe in
der kurzen Zeit von 20 Tagen zirka 1500 eingehende Schreiben
von Angaben, Anfragen aus allen Kreiſen der Bevölkerung, der
Wirtſchaftsunternehmer, der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden
geleſen, beantwortet oder zur Erledigung an die in Frage
kommenden Gliederungen weitergegeben; eine einheitliche Er=
faſſung
aller der als bevorrechtigt in Arbeit zu bringenden
Volksgenoſſen wurde durchgeführt.: Neben Tauſenden von Ein=
ſtellungen
von beſonders geſuchten. Fachkräften wurde es er=
möglicht
, daß 500 der älteſten Kämpfer von 1 bis 300 000 in
Arbeit und Stellung gebracht worden ſind. Mit neuer Hoffnung
und friſchem Mut gehen die älteſten Kämpfer an ihre Arbeits=
plätze
, mit Dankesworten an den Gauleiter. Noch ſind alles nur
Anfänge zur Beſeitigung der allgemeinen Arbeitsnot; denn Not
im einzelnen kann nur ſchrittweiſe, je nach Nachfrage der freien
Wirtſchaft nach Arbeitskräften, gemindert werden, ſo daß ſelbſt=
verſtändlich
bei Beginn der großen Arbeitsbeſchaffungsaktion
ſchlagartig im ganzen Reich die Induſtriezweige Aufträge be=
kommen
und erſt dann Arbeitskräfte auf allen Gebieten geſucht
werden. Dazu muß bemerkt werden, daß die vom Reich ge=
plante
Aktion der Arbeitsbeſchaffung im großen für den Gau
Heſſen=Naſſau noch nicht begonnen hat, d. h., daß die techniſchen
Vorbereitungen und die damit verbundenen Fragen erſt in den
nächſten Wochen zum Abſchluß kommen, ſo daß alſo erſt dann
mit der Einſtellung von Arbeitskräften in größerem Maße
gerechnet werden kann.
Befreiung zweier pommerſcher Kreiſe

von der Arbeitslofigkeit.
6000 Arbeitsloſe eingeſtellk.
FU. Stettin, 1. Auguſt.
In der Provinz Pommern ſind ſeit Montag zwei große Kreiſe,
die insgeſamt rund 600 Arbeitsloſe hatten, von der Arbeitsloſig=
keit
befreit. Es ſind dies die Kreiſe Regenwalde und Neuſtettin.
Es iſt hier zum erſten Male eine neu= Methode angewandt
worden.
Die Arbeitgeber wurden aufgefordert, im Intereſſe des natio=
nalen
Staates auch von ſich aus dafür zu ſorgen, allen noch ar=
beitsloſen
Volksgenoſſen Arbeit zu geben. Dieſe Parole an das
nationale und ſoziale Gewiſſen der Unternehmer hatte zur Folge,
daß diejenigen Arbeitsloſen, die nicht in der Landwirtſchaft bei
Erntearbeiten untergebracht werden konnten, in die Privatwirt=
ſchaft
übergeführt wurden. In keinem einzigen Falle hat ſich ein
Arbeitgeber geſträubt, ſeine ſozialen Pflichten gegenüber den Ar=
beitsloſen
zu erfüllen. Die Arbeitgeber haben aus ſich heraus
allen zuſtändigen Stellen Unterſtützung angedeihen laſſen. Die ſo
in den Privatbetrieben wieder untergebrachten Arbeitsloſen ver=
dienen
natürlich denſelben Tariflohn wie diejenigen, die ſchon
lange in den Betrieben angeſtellt ſind. Kaufmänniſche Angeſtellte
und Arbeiter ſind in großer Zahl nach jahrelangem hoffnungs=
loſem
Warten durch die Energie der Organe der Reichsregierung
wieder zu Arbeit und Brot gekommen. Die von der Privatwirt=
ſchaft
eingeſtellten Leute ſind nicht nur in landwirtſchaftlichen
Maſchinenfabriken, in einzelnen Stärkefabriken, ſondern auch in
Genoſſenſchaften bei Neubauten, im Handel und anderen Betrie=
ben
untergebracht worden. Der Erfolg dieſer Aktion wird ein
Anſporn ſein für jeden Kreis, in kurzer Zeit ganz Pommern
frei zu machen von der Arbeitsloſigkeit.
Drei Arbeitsprojekte der Skadt München
in Höhe von 16 Millionen RM.
Der Münchener Stadtrat genehmigte die Aufſtellung eines
umfangreichen Arbeitsbeſchaffungsprogramms, deſſen Koſten auf
16,4 Mill. RM. veranſchlagt ſind. Das Programm ſieht in der
Hauptſache Inſtandſetzungs= und Ergänzungsarbeiten an Ver=
waltungs
= Werk= und Wohngebäuden der Stadtgemeinde vor.
Ferner iſt eine Reihe wichtiger, vom Verkehrsſtandpunkt aus
ſeit langem als vordringlich erkannter Brückenbauten und
Unterführungen geplant, darunter auch der Bau einer neuen

Brücke über die Iſar.

Verfall und Wiederaufbau
der Weinloltiſchaft.
Von
Arthur Zmarzly=Vofrei.
Die Zerſtörung der internationalen Arbeitsteilung, die wir
Weltwirtſchaft zu nennen gewohnt ſind, begann mit dem Welt=
krieg
und wurde durch die Nachkriegspolitik in der wirtſchaft=
lichen
Vernichtung der Kernländer Europas fortgeführt. Nach
dem Kriege glaubte man, wieder dort beginnen zu können, wo
man 1914 aufgehört hatte. Die auftretenden Störungen wurden
auf vielfältige Weiſe zu beſeitigen verſucht, denn man wollte
nicht glauben, daß das Fundament des großen wirtſchaftlichen
Aufſchwunges von 1860 bis 1914 gründlich zerſtört war, und
daß die Mittel, die zur Ueberwindung der Störungen eingeſetzt
wurden, keine Hilfe bringen konnten. Die Art dieſer Mittel
und ihre Anwendungsweiſe vernichteten die ſchädlichen Mikroben
der wirtſchaftlichen Zerſetzung nicht, ſondern überfütterten ſie,
ſo daß die Kriſis mit ſeltener Schärfe einſetzte und alle Länder
ſich zu iſolieren begannen. Die Iſolierung iſt die Folge der
Zerſtörung der internationalen Arbeitsteilung, zugleich aber auch
der Beginn des Geſundungsprozeſſes und nicht, wie vielfach
angenommen wird, das Ende der Weltwirtſchaft.
In großen Zügen angedeutet, nahm die Entwicklung folgen=
den
Verlauf: ſtarke Produktionsausdehnung während des
Krieges, Zuſammenbruch und Ausſcheiden wichtiger Märkte nach
dem Kriege, wie Mitteleuropa und Rußland; Induſtrialiſierung
der überſeeiſchen Agrarländer, infolgedeſſen ſchleichende Kriſis
der engliſchen Exportinduſtrie und der anderen Länder, ver=
ringerte
Aufnahmefähigkeit weiterer europäiſcher Abſatzmärkte;
Finanzierung der überſeeiſchen Ernten durch große Kredite, wie
in Nordamerika mit Hilfe von Flucht= und Spekulationskapital
aus den Ländern mit Währungsverfall; weitere Produktions=
ausdehnung
infolge dieſer Kreditpolitik in Ueberſee trotz An=
häufung
von Vorräten bei ſinkendem oder mindeſtens nicht raſch
genug wachſendem Weltverbrauch; Preisſturz auf allen Waren=
märkten
und durch die Vorräte verſtärkter Druck auf die Preiſe,
der noch erhöht wird durch den verſchärften ruſſiſchen Wett=
bewerb
; ſteigende Arbeitsloſigkeit in der Induſtrie und ſinkende
Aufnahmefähigkeit für überſeeiſche Rohſtoffe
Das iſt in kurzen Umriſſen der Weg, den die Kriſis während
der Jahre 1920 bis 1930 nahm. Es kamen noch andere Dinge
hinzu, die teils notwendige Folge dieſer Entwicklung waren,
teils nebenherliefen, ſo die Erſcheinungen techniſcher= und
handelspolitiſcher. Natur und alles, was mit der Fortſetzung
des Krieges mit wirtſchaftlichen Mitteln bezeichnet werden kann.
Beiſpielsweiſe wurde durch die wirtſchaftliche Verwendbarkeit
der chemiſch=techniſchen Faſer die Abſatzmöglichkeiten einzelner
Produktionsgebiete, hauptſächlich für Textilrohſtoffe, erheblich
eingeſchränkt. Die Folgen des Verſailler Diktats zwangen
Deutſchland, ſeine landwirtſchaftliche Produktion, das wichtigſte
Rückgrat ſeines Volkstums, gegen den Druck der überſeeiſchen
Einfuhr zu ſchützen. Die Zerſtörung der internationalen Arbeits=
teilung
beſchleunigten die überſeeiſchen Rohſtoffländer durch
Aufrichtung hoher Zollmauern für ihre junge Induſtrie, die aus
ihren Kinderkrankheiten auch heute noch nicht heraus iſt.
Die Verſuche der überſeeiſchen Agrar= und Rohſtoffländer,
den Abſatzſchwund und den Preisſturz zu bekämpfen, haben
wenig Erfolg gehabt, weil ſie die Urſachen nur teilweiſe aus=
ſchalteten
. Zuerſt rief man nach ſtaatlichem Kredit, nach Sub=
ventionen
zur Aufrechterhaltung der Rentabilität. Die unaus=
bleibliche
Folge war die Erhöhung der Vorräte in der erſten
Hand und verſtärkter Druck auf die Märkte. Dann ließ man
die Vorräte vernichten und brachte eine neue Ernte ein, die für
den eingeſchrumpften Verbrauch noch viel zu groß war. Die
Einſchränkung der Erzeugung durch ſtaatlichen Zwang oder
Kartellmaßnahmen folgte. Die Produktionseinſchränkung durch
freiwillige Kartelle läuft immer Gefahr, daß Außenſeiter den
erſtrebten Erfolg verhindern; die Zwangskartellierung verleitet
das Nachbarland, ſeine Produktion auszudehnen. Bei vielen
Rohſtoffen iſt für die Verbraucher im übrigen die Möglichkeit
vorhanden, Erſatzſtoffe heranzuziehen, ſobald der Preis für ein
Produkt ſich über den allgemeinen Preisſtand erhöht. Der letzte
Verſuch endlich brachte die Kreditausweitung und die Ent=
wertung
der Währung. In beiden Fällen trat z. B. in Nord=
amerika
eine Preisſteigerung auf den wichtigſten Rohſtoffmärkten
ein, die heute noch andauert, allerdings mit dem ſichtbaren
Merkmal der Spekulation und ohne daß eine neue Rentabilitäts=
grundlage
erreicht worden wäre. Die Vorräte ſind noch immer
ſehr groß; eine merkliche Vergrößerung des Verbrauchs, die
wenigſtens die Ausſicht auf ein baldiges Gleichgewicht der
Märkte bietet, iſt noch nicht erkennbar.
Zweifellos bahnte ſich in den letzten beiden Jahren unter
der Oberfläche eine natürliche Anpaſſung der Produktion in
den großen Rohſtoffgebieten an den Verbrauch der Abſatzmärkte
an. Die Entwicklung wird beſchleunigt durch die allmähliche
Steigerung des Verbrauchs in den Induſtrieländern und durch
Einſatz ſtaatlicher Arbeitsprogramme. Auf dieſe Weiſe wird es
überhaupt nur möglich ſein, die Rohſtoffmärkte zu bereinigen.
Dabei iſt beſonders feſtzuſtellen, daß die Aufnahmefähigkeit der
Induſtrieländer für die überſeeiſche Produktion ſich nur dann
langſam vergrößern kann, wenn an den Rohſtoffmärkten keine
dauernde Preisſteigerung entſteht. Es genügt, auf die Schwierig=
keiten
hinzuweiſen, die für Deutſchland entſtehen, wenn ſich die
Rohſtoffeinfuhr verteuert, ohne daß zugleich die Preiſe für den
Induſtrieexport ſteigen. In dieſe Wechſelbeziehung trägt der
Kampf der Währungen die größte Unſicherheit.
Von dem Erfolg des neuen Induſtrieplanes Rooſevelts und
den nationalen Aufbauvorkehrungen in den großen Induſtrie=
ländern
wird es abhängen, ob die Anſätze des Anpaſſungs=
vorganges
in eine raſch durchgreifende Beſſerung einmünden.
In dieſer nationalen Abſonderung, herbeigeführt durch die Zer=
ſtörung
der internationalen Arbeitsteilung, liegt alſo jene Kraft,
die dem Wiederaufbau der Weltwirtſchaft dienen wird. Freilich
dürfen wir nicht mehr eine Arbeitsteilung in den alten Formen
erwarten. Es erſcheint völlig ausgeſchloſſen, daß die Länder von
den neu gewonnenen Grundlagen eines hauptſächlich national=
wirtſchaftlich
gebundenen Arbeitsplanes wieder in vollem Um=
fange
abgehen werden. Die neue internationale Arbeitsteilung,
alſo die Weltwirtfchaft, wird ſich hauptſächlich auf den Aus=
tauſch
hochwertiger und unentbehrlicher Güter beſchränken. Es

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Auguſt 1333

Seite 2 Nr. 212
wird nicht mehr für die Ausfuhr produziert werden können nach
dem Schema: Weil die Induſtrie eines anderen Landes eine
gangbare Ware herausgebracht hat, muß das Beiſpiel ſchnell
nachgeahmt werden, auch wenn die Produktionsverhältniſſe ganz
anders liegen.. Im Ausfuhrgeſchäft iſt in dieſer Hinſicht viel
gewagt worden; es war zum nicht geringen Teil eine reine
Spekulation im Produktionsbereich. Abgeſehen von den hoch=
wertigen
Produkten hauptſächlich techniſcher und chemiſcher Art
wird die Ausfuhr mehr eine Ergänzung des Abſatzes auf dem
Binnenmarkt ſein und auf dieſe Weiſe wieder allgemein ge=
ſündere
Verhältniſſe herbeiführen. Wenn die Entwicklung aus
den nationalwirtſchaftlichen Gegebenheiten heraus in allen
Ländern begünſtigt wird, kann aus der Zerſtörung der alten
Weltwirtſchaft eine neue internationale Arbeitsteilung erwachſen,
in der Deutſchland große Aufgaben zu erfüllen haben wird.

Ein Aufruf des Landesbauernführers.
Richklinien für den Berkanf landwirtſchaftlicher
Erzengniſſe.
Das Gau=Preſſeamt der NSDAP. gibt nachſtehenden Auf=
ruf
des Landesbauernführers für Heſſen und Heſſen=Naſſau
bekannt:
Durch meine Maßnahmen und Vereinbarungen mit den
Händlern war ein angemeſſener Frühkartoffelpreis geſichert und
die Einfuhr ausländiſcher Frühkartoffeln unterbunden worden.
Leider muß ich heute feſtſtellen, daß durch die Diſziplinloſigkeit
zahlreicher Bauern, die ihre Ware in großen Mengen und zu
jedem Preis und zu jeder Zeit zum Teil über wilde Händlei
verkauften, dieſe Vereinbarungen nicht gehalten werden konnten.
Ich gebe daher zur bevorſtehenden Ernte folgende Richtlinien
bekannt: Ich bitte dringend, daß kein Bauer mehr Früchte auſ
den Markt bringt als er unbedingt verkaufen muß. Der Reichs=
bauernführer
und Reichsernährungsminiſter, Pg. Walter Darré,
hat dafür Sorge getragen, daß die diesjährige Ernte beſtim=
mungsgemäß
zu einem angemeſſenen Preis verwertet wird. Im
Gegenſatz zu früheren Jahren wird man beſtrebt ſein, die
Getreidepreiſe im Laufe des Jahres allmählich entſprechend den
Lagerungsverluſten zu heben. Gegen Störungen dieſes Vor=
habens
von Käuferſeite aus wird unnachſchtlich eingeſchritten.
Desgleichen behalte ich mir als Landesbauernführer vor, auch
gegen Bauern, die durch planloſe Angſtverkäufe und über=
mäßiges
Angebot die Preiſe ungünſtig beeinfluſſen, energiſch
vorzugehen.
(gez.): Dr. Wagner.
Ansba der Landesſtellen für Bolksanfklärung
und Propaganda.
Reichsminiſter Dr. Goebbels hat am 31. Juli die für die Lan=
desſtellen
vorgeſehenen Referenten ernannt. Die Landesſtellen
für Volksaufklärung und Propaganda nehmen mit dem 1. Auguſt
ihre volle Tätigkeit auf. Neben den 13 Landesſtellen werden
weitere 18 Propagandaſtellen geſchaffen, deren Leiter ebenfalls
am 31. Juli von Herrn Reichsminiſter Dr. Goebbels ernannt wor=
den
ſind. Leiter der Landesſtelle Heſſen=Naſſau
(Provinz Heſſen=Naſſau und Freiſtaat Heſſen)
iſt Müller=Scheld=Frankfurt a. M. Innerhalb
dieſer Landesſtelle ſind die Propagandaſtellen
Kurheſſen (Leiter Gerland=Kaſſel) und Heſſen
(Leiter Trefz=Darmſtadt) geſchaffen worden. Zu
Referenten der Landesſtelle Heſſen=Naſſau ſind ernannt wor=
den
: Wamboldt=Frankfurt a. M., vorwiegend für Rund=
funkangelegenheiten
, und Georg Wilhelm Müller, vor=
wiegend
für Preſſeangelegenheiten.
Führerkagung der NSDAP. vom 4.5. Anguft 1933.
TU. Berlin, 1. Auguſt.
Die NSK. berichtet: Vom 4. bis 6. Auguſt findet in München
bzw. in Berchtesgaden eine Führertagung der NSDAP. ſtatt, auf
der u. a. die neue Dienſtordnung für die PO. und der neue
Dienſtanzug für die politiſchen Leiter beſprochen, ſowie organiſa=
toriſche
Fragen behandelt werden. Die Tagung, an der die
Reichsleiter, die Gauleiter und die Abteilungsleiter der oberſten
Leitung der politiſchen Organiſation teilnehmen, beginnt am
4. Auguſt, um 9 Uhr, im Sitzungsſaal I des Münchener Rathau=
ſes
und wird am 5. und 6. Auguſt ihre Fortſetzung in einem Zu=
ſammenſein
mit dem Führer in Berchtesgaden finden.
Keine Denkmäler der Arbeik.
ehe nicht der lehzte Arbeitsloſe unkergebracht iſt.
CNB. Berlin, 1. Auguſt.
Das Preſſeamt der Deutſchen Arbeitsfront teilt mit: Seit
einiger Zeit ſind in vielen deutſchen Städten Pläne für ein zu
ſchaffendes Denkmal der Arbeit aufgetaucht. Der Führer der
Deutſchen Arbeitsfront, Pg. Dr. Ley, und das Propagandamini=

X
Ernſte Gedanken zum 2. Augufk.
Von einem Frontkämpfer.
Ein ſonnig=warmer Tag ging am 1. Auguſt 1914 zu Ende,
als man an den Anſchlagfäulen las: Die Mobil=
machung
iſt befohlen! Erſter Mobilmachungs=
tag
iſt der 2. Auguſt!
Da ward es ganz ſtill im Lande! Toternſt blickten die
aktiven Soldaten, die Reſerviſten und die Landwehrleute.
Keiner von ihnen unterſchätzte die Schwere des bevorſtehenden
Kampfes. Sie alle kannten die furchtbare Wirkung der modernen
Waffen. Ein jeder Gedienter wußte, daß auch die Heere der
Gegner ſich auf achtenswerter Höhe befanden. Bei einſichtigen
Leuten herrſchte vor allem volle Klarheit darüber, daß beſonders
der franzöſiſche Soldat fechten würde mit der Bravour, die
bedingt iſt durch die Tradition einer ruhmreichen Armee, in
welcher der Geiſt eines Bonaparte noch immer lebendig wirkte.
Wohl gab es auch Hurraſchreier in jener Stunde, aber ſie
fanden meiſt kalte Ablehnung bei denen, die wußten, daß ſie
ſelbſt ſchon in kürzeſter Friſt die Waffen zu kreuzen hatten mit
jenem Soldaten des Weſtens, bzw. mit einem zahlenmäßig ge=
waltig
überlegenen Gegner im Oſten. Tiefer Ernſt und volles
Empfinden hoher Verantwortung ſchwangen damals durch die
Seelen derer, welche ſich klar darüber waren, daß ihnen ſchon
in den nächſten Tagen die Kugeln um die Köpfe pfeifen würden.
Wer Geſchichte kannte, der wußte, daß es ſich eigentlich
nicht darum drehte, ob Peter Karageorgewitſch durch Oeſterreich
gezwungen werden ſollte, Thronfolgermörder zu beſtrafen oder
nicht! Wer deutlich zu denken vermochte, der ſah, daß es jetzt
im Grunde nur noch darum gehen werde, ob das germaniſche
Mitteleuropa ſich mit ſeiner Kultur werde behaupten können
gegen ein revancheglühendes Romanenvolk im Weſten. Die
große Frage lautete: Iſt Deutſchland müde und bereit, abzu=
treten
vom Schauplatz der Weltgeſchichte, oder wird es ſich noch
einmal durchſetzen? Man erkannte, daß die Weltgeſchichte
ſich nicht darum kümmern werde, ob dieſes Sich= behaupten=
müſſen
um jeden Preis hohe Opfer koſte! Es drehte ſich darum,
ob in großen Zügen gezeichnet, Rhein und Weichſel weiterhin
die Grenzen Deutſchlands darſtellen ſollen, ob deutſche Vor=
poſten
, ſeit Jahrhunderten bereits vorgeſchoben vom Deutſchen
Ritterorden, im Oſten zurückgedrückt würden, ob. Elſaß=
Lothringen deutſch bleibe, oder nicht!
Eiſernes Wollen deutſcher Soldaten ſtemmte ſich dagegen,
daß jeder Nachbar, wie früher ſo oft ſchon, ſeine Streitigkeiten

Vom Tage.
Der Führer hat dem Herzog von Sachſen Koburg und Gotha
Ehrenführer des Nationalſozialiſtiſchen Kraftfahrkorps und
Kreisſtaffelleiter des Stahlhelm, den Rang eines Gruppenführers
im Stabe des oberſten SA.=Führers verliehen.
Flugkapitän Bauer, der bekannte und bewährte Flugzeug=
führer
, der ſchon im vergangenen Jahr Adolf Hitlers große
Deutſchlandflüge führte und heute als Pilot alle Flugreiſen des
Führers durchführt, iſt, wie die NSK. berichtet, mit dem Orden
Corona d’Italia und dem Rang eines Cavaliere ausgezeich=
net
worden.
Die Deutſche Landsmannſchaft (Coburger L. C.) hat ange=
ordnet
, daß jeder immatrikulierte Landsmannſchaftler ſofort ſeinen
Eintritt in den N.S.D.St.B. zu erklären habe. Die Deutſche
Landsmannſchaft iſt ſomit der erſte waffenſtudentiſche Verband,
der korporativ Mitglied des Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Studentenbundes geworden iſt.
Der Oberpräſident der Provinz Schleswig=Holſtein, Lohſe,
berichtete dem Miniſterpräſidenten Göring über die Pläne zur
Landgewinnung an der ſchleswig=holſteiniſchen Weſtküſte.
Botſchafter v. Dirckſen iſt von Moskau nach Tokio verſetzt
worden. Botſchafter Nadolny wurde als Nachfolger v. Dirchſens
mit der Leitung der Geſchäfte der Botſchaft in Moskau beauf=
tragt
.
Nach einem Jahre konnte jetzt in Lübeck ein politiſcher Mord
aufgeklärt werden. Es wurden zwei Reichsbannerleute verhaftet.
die am 1. Auguſt 1932 einen Nationalſozialiſten ermordet hatten.
Bei der Aufklärung dieſer Tat wurde feſtgeſtellt, daß das Reichs=
banner
befohlen hatte, vor Gericht Meineide zu leiſten, um die
Täter zu decken.
Der Bürgermeiſter von Bordeaux und ſozialiſtiſche Abgeord=
nete
Marquet hat an Léon Blum ein Schreiben gerichtet, in dem
er mit der ſozialiſtiſchen Partei und dem internationalen Sozialis=
mus
eine ſcharfe Abrechnung vornimmt.
Mahatma Gandhi iſt erneut verhaftet worden. Auch ſeine
Frau und 32 ſeiner Anhänger wurden feſtgenommen.

ſterium machen darauf aufmerkſam, daß ſolche Denkmäler zurzeit
nicht erwünſcht ſind und erſuchen alle Dienſtſtellen der Partei und
der Deutſchen Arbeitsfront, ſich an der Errichtung derartiger
Denkmäler nicht zu beteiligen und auch ähnlichen Plänen von an=
derer
Seite entgegenzutreten.
Die Zeit zum Bau eines Denkmals der Arbeit iſt erſt dann
gekommen, wenn der letzte Arbeitsloſe wieder Arbeit erhalten
hat. Jetzt ſollten die für die Durchführung dieſer Pläne notwen=
digen
Gelder beſſer für Arbeitsbeſchaffungszwecke verwandt werden,
* Von den Konferenzen zur Zuſammenarbeit
zu Vieren.
Von unſerem B=Korreſpondenten.
Paris. 31. Juli.
Das Ende der Londoner Konferenz ließ wie es nicht an=
ders
zu erwarten war die öffentliche Meinung Paris' gleich=
gültig
. Die Preſſe aber kommt nachträglich auf die Londoner Er=
eigniſſe
zurück und knüpft mit einer bemerkenswerten Einſtimmig=
keit
einige Folgerungen an die Londoner Ereigniſſe.
Auffallend iſt vor allem, mit welcher Schärfe man in Paris
betont, daß es ſich nur der Form nach um eine Vertagung, in
Wirklichkeit aber um einen vollkommenen und reſtloſen Mißerfolg
handelt. In Anbetracht der verzweifelten Verſuche in London,
den Schein irgendwie zu retten, zeigt man ſich in Frankreich nicht
eben taktvoll. Die Gründe dafür mögen recht verſchiedene ſein;
die Antipathie gegen Macdonald ſpielt aber dabei gewiß ihre
Rolle, wie auch einige prinzipielle Bedenken gegen das Syſtem
der Konferenzen. Viele behaupten, daß in London das Syſtem
der internationalen Konferenzen für lange Zeit diskreditiert wor=
den
ſei, und zwar vor der geſamten Weltöffentlichkeit. Manche,
die vom Syſtem der Konferenzen ſprechen, denken dabei auch an
die Außenpolitik Macdonalds. . . .
Finanzpolitiſch ſind in London drei Syſteme entſtanden, die
Goldländer, die ſich um Frankreich gruppieren, die Länder mit
freier Währung, die ſich finanzpolitiſch Waſhington nähern, und
endlich der Block um den Pfundſterling. Man behauptet, daß
dieſe Gruppierung keinen politiſchen Charakter hat; nichtsdeſto=
weniger
kann ſie aber politiſche Auswirkungen haben. In Paris
iſt man mit dieſer Entwicklung ſehr wenig zufrieden; ſeit lan=
gem
war man den angelſächſiſchen Ländern nicht ſo entfremdet
wie jetzt.
Es heißt, daß der Mißerfolg in London man zweifelt hier
an der Möglichkeit des Wiederzuſammentritts der Konferenz
ſelbſt nach längerer Zeitſpanne ſich auch auf das Schickſal der
Abrüſtungskonferenz auswirken wird. Das Zeitalter der Konfe=
renz
ſoll vorbei ſein. Die Reihe ſei nun an der Zuſammenarbeit
zu vieren. Aber man ſieht der Zuſammenarbeit zu vieren nicht
ganz ohne Unruhe entgegen. Die führende Rolle Muſſolinis
innerhalb des Viererpaktes iſt eine Selbſtverſtändlichkeit; aber
auch davon abgeſehen, hat das italieniſche Preſtige ſtark zuge=
nommen
. Bei all der Betonung der freundſchaftlichen Gefühle
für Italien macht man ſich darüber einige Gedanken, daß Rom
ſich immer mehr zum diplomatiſchen Zentrum Europas entwickelt.

Jyne für vei Anonder Biarfonning:
Bier Kommuniften wegen Ermordung
der SA-Männer Koch und Bäkkig hingerichtei.
TU. Berlin, 1. Auguſt.
Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit: In Altona
ſind heute morgen die vier Kommuniſten, nämlich der Seemann
Auguft Lütgens, der Arbeiter Walter Müller, der Schuhmacher
Karl Wolff und der Klempnergeſelle Bruno Teſch, hingerichtet
worden, die das Sondergericht in Altona am 2. Juni 1933
wegen der Ermordung der SA.=Männer Koch und Büttig am
Altonaer Blutſonntag zum Tode verurteilt hatte. Der Preußiſche
Miniſterpräſident hatte wegen der Schwere der Taten, die einen
organiſierten hinterhältigen Feuerüberfall auf unbewaffnete
Volksgenoſſen darſtellten, und wegen der im Intereſſe der öffent=
lichen
Sicherheit notwendigen Abſchreckung von ſeinem Be=
gnadigungsrecht
keinen Gebrauch gemacht.
Akkion der Alkonger Polizei gegen die Kommuniſten
WTB. Altona, 1. Auguſt.
Gegen die zerſetzende Wühlarbeit der Marxiſten hat die
Altonaer Polizei heute zu einem neuen erfolgreichen Schlag aus=
geholt
. In dem Viertel am Fiſchmarkt wurden eine größere
Anzahl marxiſtiſcher Zerſetzungsſchriften, Waffen und Munition
gefunden. In Wandsbeck wurden 30 führende Kommuniſten
wegen Herſtellung und Verbreitung illegaler kommuniſtiſcher
Schriften verhaftet.
Zwei kommuniſtiſche Kuriete
und rund 35 Perſonen in Erfurk feſtgenommen.
TU. Erfurt, 1. Auguſt.
Durch vertrauliche Mitteilungen war der Polizei bekannt
geworden, daß ſich zwei kommuniſtiſche Kuriere in Erfurt auf=
halten
. Beim Eindringen der Polizei in ihre Wohnung mußte
die Tür gewaltſam geöffnet und, da ſich die Kommuniſten nicht
freiwillig ſtellten, zur Brechung des Widerſtandes von der
Schußwaffe Gebrauch gemacht werden. Verletzt wurde jedoch
niemand. Bei den feſtgenommenen Perſonen handelt es ſich um
einen männlichen Kurier aus Norddeutſchland und um einen
weiblichen, der ſich von Bayern nach Erfurt begeben hatte,
Beide waren im Beſitz von neueſtem illegalem Material.
Ferner gelang es den wachſamen Beobachtungen der Poli=
tiſchen
Polizei und der SA., eine illegale kommuniſtiſche
Druckerei in Melchendorf bei Erfurt auszuheben, in der die
illegalen Erſatzzeitungen des früheren kommuniſtiſchen Thürin=
ger
Volksblattes, und weitere zur Verbreitung gekommenen
illegalen Flugblättev der KPD. hergeſtellt worden waren. Im
Zuſammenhang mit der Aushebung der Druckerei gelang es
durch weitere tagelangen Ermittlungen und Beobachtungen, den
Herſteller= und Verbreiterkreis dieſer illegalen Schriften in einer
Zahl von etwa 30 Perſonen feſtzunehmen. Die Vernehmungen
dieſer Perſonen haben noch weitere wichtige Aufſchlüſſe über
die illegalen neuen Organiſationen der kommuniſtiſchen Kreiſe
ergeben.
Ferner gelang es der Polizei, wegen Vorbereitung zum
Hochverrat ſechs Perſonen, die der KPD. angehört hatten, feſt=
zunehmen
und eine große Menge kommuniſtiſchen Druck=
materials
zu beſchlagnahmen.
Auch Kommuniſkenverhafkungen in Aachen.
Der Staatspolizeiſtelle iſt es gelungen, den nach der Macht=
übernahme
durch die heutige Regierung neu aufgezogenen
Kampfbund gegen den Fascismus aufzulöſen. Es wurden
15 Perſonen, die als Hauptfunktionäre für den Tachener Bezirk
in Frage kommen, feſtgenommen und wegen Hochverrats dem
Amtsgericht zugeführt. Aus den vorgefundenen Unterlagen und
den Verhandlungen geht einwandfrei hervor, daß die Aachener
Ortsgruppe der Bezirksleitung Mittelrhein in Köln unterſtand
und von dort ihre Anweiſungen erhielt.
In Anlehnung an die in Preußen getrofſenen Maßnahmen
zur Sicherung der Durchführung des nationalſozialiſtiſchen Auf=
baues
ſind jetzt auch in Hamburg entſprechende Vorſchriften
erlaſſen worden. Vor allem wird angeſtrebt, Strafverfahren
gegen Saboteure und Volksſchädlinge mit aller Beſchleunigung
durchzuführen.
In der Nacht zum 1. Auguſt d. J. wurden in Berlin
46 Perſonen feſtgenommen, die im Begriff waren, kommuniſtiſche
Flugblätter, in denen zur Beteiligung am ſogenannten Anti=
kriegstag
aufgefordert wurde, zu verteilen. Durch die Wachſam=
keit
der Polizei iſt dieſer Verſuch im Keime erſtickt worden.
Unter Berückſichtigung der beſonderen Verwerflichkeit dieſer
kommuniſtiſchen Agitation hat das Geheime Staatspolizeiamt
die ſofortige Ueberweiſung der 46 Kommuniſten in ein Konzen=
trationslager
angeordnet.

ausfocht auf deutſchem Boden. So war es doch geweſen im
Dreißigjährigen Kriege und ebenſo zum Teil im Siebenjährigen
Krieg, wo u. a. über die Kolonialherrſchaft Englands oder
Frankreichs in Deutſchland entſchieden wurde. Deutſche haben
bluten müſſen für die Lüſte eines Ludwig XIV, für die Welt=
herrſchaft
Englands. Jetzt aber, in der hiſtoriſchen Mobil=
machungsſtunde
, da hatte man Zuverſicht, daß es nie wieder ſo
weit kommen werde, denn etwas Erhebendes war zu beobachten:
Deutſche Einigreit.

ſchlacht, und weit ſtießen deutſche Korps vor im Oſten. Mit
zuſammengebiſſenen Zähnen ſchlugen zahlenmäßig den Franzoſen
erheblich unterlegene Truppenkörper die Champagneſchlacht,
ſeren Grundtendenz ein fürchterliches Grauen war. Zäh und
immer immer wieder rannten ſie gegen die Forts von
Verdun, wo mehr als Grauen herrſchte, wo ihnen das Ent=
ſetzen
in die Glieder fuhr! Bürger und Bauernſöhne,
Arbeiter und Studenten ſchritten, ohne zu murren, wochen= und
monatelang durch die Hölle von Verdun.

Erſt 1870 waren wir das geworden, was Frankreich und
England ſeit Jahrhunderten waren. Wie hatten wir ihnen
nachgeſetzt, ſie teilweiſe überholt! Das alles wieder zu ver=
lieren
, ſtand auf dem Spiel bei Unentſchloſſenheit!
Es war für den Kenner der Verhältniſſe nicht gerade leicht,
den inneren Mut zu bewahren, wenn man an die Ueberzahl
der Feinde, an Querſchläger und Granatſplitter dachte! Doch
immer wieder riß es uns hoch, wenn wir jungen Soldaten uns
ſagten: Daran haben die Bataillonen bei Leuthen und Hohen=
friedberg
, bei Leipzig und Sedan auch nicht denken dürfen!
Am Leben hing ein jeder! Aber die Beſten im Volke wußten,
daß es darauf ankommen werde, ob der einzelne davon durch=
drungen
ſei, daß er nichts zählt, ob er nur an das Ganze denken
und ſich für eine Zukunft werde opfern können, von der er
ſelbſt nichts mehr haben werde. Und der ſtumme Wille zu
zäheſter Gegenwehr ergriff das ganze Volk! Vorbildlich war
das Verhalten der deutſchen Arbeiter! Man wollte Deutſch=
land
erhalten in alter Größe!
Und wir waren ſtark in den Auguſttagen von 1914, denn wir
waren einig! Daß wir nicht einig blieben, war ſpäter die
Schuld aller Schichten! Der große Gedanke des Opferns hatte
nicht alle erfaßt! Es gab Leute, die gut lebten, als andere ſchon
ſtändig hungerten. Es gab Leute, die nicht nur wohlhabend,
ſondern ſchwer, ſchwer reich wurden in einer Zeit, als der Tod
über die weiten Schlachtfelder zog! Es gab Deutſche, die mit
geſundem Körper zu Hauſe blieben Jahr um Jahr, während
andere, drei= und viermal verwundet, immer wieder an den
Feind gingen. Es gab viele ſpäterhin, denen Luſtbarkeit und
Tanz etwas ſehr Erſtrebenswertes war, während unſere Front=
ſoldaten
, bis ins Mark frierend, auf harten Ackerſchollen
lagen!
Der Krieg ging verloren, nicht durch die
Schuld des Frontſoldaten! Dieſer tat bis
zumbitteren Ende ſeine Schuldigkeit, und mehr
als das!
Bis vor Paris war er vorgedrungen in der erſten Marne=

Dort verbrannte die alte Armee zur Schlacke!
Man ſpricht und ſchreibt heute nicht gern vom Kriege, und es
ſcheint mitunter, als habe man jene, die ſeine Opfer wurden,
faſt vergeſſen. Wir wiſſen, das wird bald anders im neuen
Staat!
Aller Frontſoldaten, der gefallenen und
derer die am Leben blieben, zu gedenken in
Achtung und Treue, daran mahne uns der
2. Auguſt!
W. Richter.
200 erwerbsloſe männliche Bühnenangehörige
geſucht.
Zu einer beſonderen Arbeitsverwendung auf Wunſch
innerhalb ihres Bezirks werden gegen 200 erwerbsloſe
männliche Bühnenangehörige geſucht, die für die folgende Spiel=
zeit
noch frei ſind. Die Bewerber müſſen deutſche Reichs=
angehörige
und ariſcher Abſtammung ſein, ſie müſſen Regie=
begabung
und Regie=Erfahrung haben, ausgezeichnete Sprecher
ſein, pädagogiſche Fähigkeiten und literariſche Kenntniſſe beſitzen.
Ferner müſſen ſie eigene Vortragsabende veranſtalten können
und über Organiſationstalent verfügen. Grundbedingung iſt die
Tätigkeit im Sinne nationalſozialiſtiſcher Weltanſchauung, durch
die Kunſt erzieheriſch auf junge Menſchen zu wirken. Nur
ſchriftliche Meldungen von Bewerbungen im Alter von 2230
Jahren mit genauer Anſchrift und kurzer Angabe von Alter
ſowie Art, Ort und Zeitdauer der bisherigen Bühnentätigkeit
ſind umgehend an das Präſidium der Genoſſenſchaft Deutſchen
Bühnenangehöriger, Berlin W 62, Keithſtraße 11, zu richten.
Hölderlins Tod des Empedokles in der Bearbeitung vor
Wilhelm Michel iſt von der neuen Leitung der Sächſiſchen
Staatstheater zur Aufführung als Feſtſpiel in Dresden=Helleraſ
angenommen worden. Die Michelſche Bearbeitung kam ſeinerzei
unter Legals Leitung in Darmſtadt zur Uraufführung.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 2. Auguſt 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 212 Seite 3

SeiceStcerden haBeatſcratd!
Wie will Frankreich zu Verkrauen gelangen, wenn es mit vollen Händen Mißkrauen ſäk?
Der Weg zum Berkrauen kann nur geſchaffen werden durch gleiches Recht.

Deukſchlands Anſpruch
auf gleiche wehr und gleiche Sicherheit.
TU. Berlin. 1. Auguſt.
Am Montag abend ſprach über den Deutſchland=Sender
Legationsrat Dr. Schwendemann über Deutſchlands An=
ſpruch
auf gleiche Wehr und gleiche Sicherheit. Er führte u. a.
aus:
Die Verbindung zwiſchen der ſofortigen Abrüſtung der Be=
ſiegten
und der allgemeinen Abrüſtung wurde in einer Ein=
leitung
zum Teil V des Verſailler Vertrages ausdrücklich feſt=
gelegt
. Die deutſche Abrüſtung iſt ſomit vertraglich nur eine
Vorleiſtung Deutſchlands auf die allgemeine Abrüſtung. Trotz=
dem
iſt praktiſch hinſichtlich der allgemeinen Abrüſtung nichts
geſchehen, wohl aber iſt die Abrüſtung Deutſchlands, Oeſter=
reichs
, Ungarns und Bulgariens von den Siegern verlangt
und unter ihrer Kontrolle durchgeführt worden. So entſtand in
Europa eine Lage wehrpolitiſcher Ungleichheit,
wie ſie in der Weltgeſchichte ohne Beiſpiel iſt. Ringsumher
erheben ſich Befeſtigungen, deren Geſchütze ungehindert weit in
deutſches Land hinein Zerſtörung tragen können, ſtehen Tauſende
von Flugzeugen bereit, die jederzeit die deutſchen Städte riſiko=
los
zu bedrohen vermögen, iſt ein gewaltiges Kriegsmaterial
aufgehäuft und ſind Millionen von waffengeübten Männern vor=
handen
, die jederzeit in Marſch geſetzt werden können, um den
deutſchen Lebensraum von allen Seiten zu überfluten.
Welche Garankie, welche wirkliche Sicherheit haben
wir gegen ähnliche Gewaliakte, wie die Ruhr=
beſehung
und die Beſehung des Rheinlandes, ſo=
lange
unſer Land abgerüſtet inmitken hochgerüſteter
Skaaken liegk?
Seit eineinhalb Jahren dauern mit Pauſen die Verhandlungen
der Abrüſtungskonferenz. Sie haben bei den hochgerüſteten
Staaten keine Kanone, kein Maſchinengewehr und keinen Sol=
daten
beſeitigt. Nur eines hat die Konferenz hinſichtlich Deutſch=
lands
gebracht: Die deutſche Gleichberechtigung wurde in aller
Form als zu verwirklichender Grundſatz anerkannt.
Die deutſche Delegation auf der Abrüſtungskonferenz hat
die Verwirklichung der Gleichberechtigung in den Mittelpunkt
ihres Denkens und Handelns geſtellt. Wir haben die Abrüſtung
der anderen nach denſelben Maßſtäben und Methoden gefordert,
die bei uns angewandt worden ſind. Die Gegenſeite verſucht
uns deshalb zu verdächtigen und moraliſch zu iſolieren, indem
ſie ſagt, wir wollten aufrüſten. Darauf gibt es nur eine Ant=
wort
: Nicht wir wollen aufrüſten, ſondern ihr wollt nicht ab=
rüſten
und wollt uns außerdem noch das Recht auf Gleich=
berechtigung
und auf gleiche Sicherheit abſtreiten.
Wollk ihr nicht abrüſten, ſo muß unſere Sicherheit
eben mit denſelben Mitkeln gewährleiſtek werden,
die ihr für euch ſelbſt in Anſpruch nehmk.
Die Verantwortung dafür fällt nicht auf uns, ſondern auf
euch. Es wird eine geradezu hemmungsloſe Hetze gegen uns
wegen angeblicher Aufrüſtung getrieben. Täglich bringt die fran=
zöſiſche
und die engliſche Preſſe eine Reihe von Senſationsmeldun=
gen
über angebliche militäriſche Maßnahmen und Kriegsvorbe=
reitungen
in Deutſchland. Die Schlußfolgerung, die beſonders
von der franzöſiſchen Preſſe aus dieſen Senationsmeldungen ge=
zogen
wird, iſt die Forderung, in Deutſchland müſſe ſchnellſtens
eine ſcharfe internationale Rüſtungskontrolle durchgeführt wer=
Dden. Eine ſolche Kontrolle denkt man ſich in Paris anſcheinend
auf Grund der Abrüſtungsbeſtimmungen des Friedensdiktats.
Solche Forderungen klingen wahrhaftig wie Stimmen aus
einer vergangenen Epoche deutſcher Erniedrigung. Es gibt offen=
bar
in Frankreich romantiſche Gemüter, die jene Tage, in denen
Rommiſſionen ausländiſcher Offiziere in Deutſchland herumreiſten
und die Zerſchlagung des geſamten deutſchen Rüſtungsapparates
Durchführten, nicht vergeſſen können und ſich nach deren Wieder=
Fehr ſehnen. Sie haben offenbar nicht begriffen, daß inzwiſchen
ſſich einiges in der Welt und vor allem in Deutſchland geändert

hat. Kann irgend jemand glauben, daß eine einſeitige Kontrolle
Deutſchlands von der deutſchen Regierung angenommen oder an=
geſichts
des deutſchen Volkswillens praktiſch überhaupt durchführ=
bar
wäre? Vor ſolchen Illuſionen muß man mit aller Deut=
lichkeit
warnen. Es gibt nur noch ein Vorwärts in einem Zu=
ſtand
der Gleichberechtigung und der gleichen Rüſtungsfreiheit
oder Rüſtungsbeſchränkung für alle Staaten.
Man muß allen Ernſtes jenen im Ausland, die noch
von einſeikiger Rüſtungskonkrolle deulſchlands reden,
die Frage vorlegen, was ſie damit eigentlich beab=
ſichtigen
. Wer ſolche Forderungen aufſtellt, will
bewußtk nicht Berſtändigung, ſondern Feindſchaft,
nicht Vertrauen, ſondern Mißtrauen. Darin liegt die Gefährlich=
keit
der zurzeit gegen Deutſchland gerichteten Propaganda wegen
angeblicher Aufrüſtung und mit dem Ziel einer deutſchen =
ſtungskontrolle
. Aus Frankreich dringt zu uns immer wieder der
Ruf nach Sicherheit. Ohne Vertrauen zu Deutſchland könne
Frankreich keinerlei Abrüſtungsmaßnahmen zuſtimmen. Hat man
Deutſchland, als man es entwaffnete, gefragt, ob es Vertrauen
zu ſeinem Nachbar habe? Hat man an Deutſchlands Sicherheit
gedacht, als man ihm ſeine Waffenausrüſtung auszog? Will man
zu Vertrauen gelangen, wenn man Mißtrauen mit vollen Hän=
den
ſät? Es gibt nur einen Weg zum Vertrauen in Fragen von
Rüſtung und Abrüſtung. Er beſteht darin, daß praktiſch gleiches
Recht in der Wehrfrage für alle geſchaffen wird!
Zwei Telegramme.
Die Reviſion marſchierk.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die außenpolitiſchen Geſpräche der nächſten Zukunft werden
durch die im Viererpakt niedergelegten Richtlinien beſtimmt.
Auf der einen Seite iſt es Muſſolini, der neuerdings wieder
eine ſtarke Aktivität entfaltet, und der auch betont hat, daß er
von den im Pakt liegenden Möglichkeiten Gebrauch machen
werde. Auf der anderen Seite haben wir ein ſtarkes Intereſſe
daran, daß der Pakt möglichſt bald zur Anwendung gelangt,
da für uns die endliche Herbeiführung der Abrüſtung das
dringlichſte Problem iſt. Wir haben uns auf der Abrüſtungs=
konferenz
alle erdenkliche Mühe gegeben, für das Zuſtande=
kommen
eines brauchbaren Ergebniſſes zu ſorgen. Wir haben
auch die Beſtrebungen Henderſons unterſtützt, der übrigens an
eine neue Europareiſe denkt und auch Warſchau auf dieſer Reiſe
berühren will. Wir werden von dem eingeſchlagenen Kurs nicht
abweichen und die geknüpften diplomatiſchen Fäden nicht ab=
reißen
laſſen. Es liegt ja ſchließlich auf der Hand, daß wir als
Gläubiger auf dem Gebiete der Abrüſtungskonferenz gar nicht
anders können, als ſtets von neuem die übrigen Mächte daran
zu erinnern, daß ſie noch gewiſſe Verpflichtungen zu erfüllen
haben. Der Abrüſtungspakt kann unſerem Beſtreben nur förder=
lich
ſein. Im übrigen wird ja in wenigen Monaten die Ab=
rüſtungskonferenz
wieder zuſammentreten, ſo daß ſich dann eine
neue Gelegenheit ergibt, für die Abrüſtung zu werben.
Das größte Hindernis für das Zuſtandekommen einer Ab=
rüſtungsbeſchränkung
bildet noch immer Frankreich, das aber
plötzlich die Reviſion der Friedensverträge international zur
Diskuſſion zu ſtellen ſucht, um auf dieſem Umweg den
Neviſionsgedanken zu erſchlagen. Bereits während der Ver=
handlungen
über den Viererpakt hat ſich ergeben, daß der
Reviſionsgedanke den Franzoſen, mehr aber noch den Ver=
bündeten
Frankreichs, höchſt unſympatiſch iſt. Die Aktivität
Muſſolinis fällt dem Quai d’Orſay natürlich auf die Nerven
Das franzöſiſche Außenminiſterium hat jetzt Herrn Pertinax vor=
geſchickt
, der die kühne Behauptung in die Welt geſetzt hat, daß
Ungarn auf der nächſten Tagung des Völkerbundes offiziell die
Reviſionsfrage anſchneiden werde. Derartige Informationen
hat Herr Pertinax der Oeffentlichkeit ſchon öfters ſerviert, um
damit beſtimmte Zwecke zu erreichen. Diesmal wünſcht man
amtliche Auslaſſungen, mindeſtens der ungariſchen Regierung.
Man will vor allem der franzoſenfreundlichen internationalen
Preſſe das Stichwort geben, um die Folgen einer Vertrags=
reviſion
in den ſchrecklichſten Farben zu ſchildern ..

Daß die Reviſion marſchiert, läßt ſich längſt nicht mehr in
Abrede ſtellen. Muſſolini, der neben Deutſchland immer wieder
die Unhaltbarkeit der Friedensverträge betont hat, hat jetzt zwei
Telegramme an die Abſender von Glückwünſchen zu ſeinem.
50. Geburtstage gerichtet, die einen weiteren Beitrag zum
Thema Reviſion bilden. In ſeinem Telegramm an den Reichs=
kauzler
Hitler ſtellt er feſt, daß er weiterhin für das Ziel
arbeiten werde, daß der Kanzler als die Feſtigung des euro=
päiſchen
Friedens bezeichnet habe, das auf der Gerechtigkeit be=
ruhen
müſſe. In ſeinem Telegramm an den Oberbürgermeiſter
von Budapeſt drückt er ſich noch präziſer aus. Es lautet wört=
lich
: Ich war einer der Erſten, der die Ungerechtigkeit des
Friedensvertrages von Trianon, durch den ihre große und edle
Nation verſtümmelt wurde, verkündet hat, und ich erklärte, daß
ich meinen Standpunkt nicht ändern werde, bis die Wiedergut
machung erfolgt iſt.

in Danzig

vorausſichtlich Anfang Sepkember.
WTB. Danzig. 1. Auguſt.
Die polniſche Preſſe meldete in dieſen Tagen, daß der
offizielle Beſuch, den die Danziger Staatsregierung im Anfang
vorigen Monats der polniſchen Regierung in Warſchau ab=
ſtattete
, im September durch den polniſchen Miniſterpräſidenten
erwidert werde, und es wurden weiterhin bereits Einzelheiten
über die Art und Weiſe veröffentlicht, wie Danzig angeblich
den polniſchen Gegenbeſuch empfangen wolle. Danzigerſeits iſt
wiederholt zum Ausdruck gebracht worden, daß der Senat der
Freien Stadt Danzig einen Beſuch der polniſchen Regierung
erwarte und ihn außerordentlich begrüßen würde. Ein ſolcher
Gegenbeſuch würde auch die zwiſchen Danzig und Polen be=
ſtehende
enge wirtſchaftliche Verknüpfung unterſtreichen und dazu
beitragen, die Herſtellung guter vertrauensvoller Beziehungen
zwiſchen Danzig und Polen zu fordern. Ein näherer Zeitpunkt
des polniſchen Gegenbeſuchs iſt jedoch zur Zeit noch nicht ver=
einbart
worden. Er iſt, wie von polniſcher Seite lediglich mit=
geteilt
wurde, etwa für den Beginn des September in Ausſicht
geſtellt worden, womit Danzig durchaus einverſtanden ſein
würde.
Runderlaß Görings
über die Täkigkeit der Kommiſſare.
TU. Berlin, 1. Auguſt.
Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der
Preußiſche Miniſterpräſident und Miniſter des Innern, Göring,
zugleich im Namen ſämtlicher Staatsminiſter, an die nachgeord=
neten
Behörden einen Runderlaß über die Tätigkeit von Kom=
miſſaren
gerichtet. In dieſem Erlaß heißt es u. a.: Bereits in
einem früheren Erlaß iſt der Erwartung Ausdruck gegeben, daß
alle Staatskommiſſare uſw., die ihre Aufgabe bisher noch nicht zu
Ende geführt haben, dies mit möglichſter Beſchleunigung tun. Die
Ober= und Regierungspräſidenten ſind angewieſen, über die noch
tätigen Staatskommiſſare bis zum 1. Auguſt 1933 zu berichten;
ſoweit die Tätigkeit der Kommiſſare in den Geſchäftsbereich an=
derer
Fachminiſter fällt, iſt auch dieſen bis zum gleichen Zeitpunkt
hierüber in der angeordneten Weiſe Bericht zu erſtatten.
Unberührt bleibt der Runderlaß vom 27. Mai 1933, in dem
die Beſtellung von Kommiſſaren für Gemeinden und Gemeinde=
verbände
geregelt iſt. Ich bringe dieſen aber nochmals nachdrück=
lich
in Erinnerung. Kommiſſare, die nicht auf Grund einer von
der Kommunalaufſichtsbehörde im Rahmen ihrer Zuſtändigkeit
getroffenen Anordnung Aemter Beurlaubter oder ſonſt an der
Ausübung behinderter Beamter oder durch Verabſchiedung uſw.
frei gewordenen Stellen verſehen, ſind ſofort abzuberufen. Dies
gilt auch von den Kommiſſaren, die neben dem Magiſtrat ( Ober=
bürgermeiſtere
) mit beſonderen Vollmachten eingeſetzt ſind.
Sollten Staatskommiſſare den Rahmen ihres Auftrages über=
ſchreiten
, oder ſollten andere Perſonen, ohne von dem Miniſter=
präſidenten
, einem der Fachminiſter oder in Ausnahmefällen von
einem Oberpräſidenten unter nachdrücklicher Zuſtimmung des Mi=
niſterpräſidenten
oder der zuſtändigen kommunalen Aufſichts=
behörde
im Rahmen ihrer Zuſtändigkeit mit der Wahrnehmung
einer Stelle in der Gemeindeverwaltung beauftragt zu ſein, ſich
amtliche Funktionen zulegen oder ſich als Kommiſſare bezeichnen,
ſo ſetzten ſie ſich ſtrafrechtlicher Verfolgung aus. Fälle dieſer Art
ſind von dem Leiter der Behörde, in deren Zuſtändigkeit einge=
griffen
wird, unverzüglich zur Kenntnis der Staatsanwaltſchaft
zu bringen. Dieſe wird auf Grund einer allgemeinen Verfügung
des Juſtizminiſters für eine rückhaltloſe und tatkräftige Verfol=
gung
derartiger ſtrafbarer Handlungen ſorgen.

* Tanzk das Volk im Kreiſe...

Volkskanz und Gegenwark.
Von Konrad Hahm.

Mit der großen Welle der Heimatbewegungen ſind eine Reihe
von Volkstumsgütern wieder entdeckt und belebt worden, die
um praktiſchen und geiſtigen Untergang beſtimmt ſchienen: die
Volkstracht, das Volkslied, die Volksmuſik, der Volkstanz. Sie
ſchienen zum Untergang beſtimmt, weil ſie der alten guten Zeit
ſo völlig angehörten, daß ſie mit der Entwicklung und Mode nicht
mitgingen. Die Freunde dieſer Volksgüter, die ſie zu erhalten
wünſchten, gingen dabei oft falſche Wege, ſie verſuchten beiſpiels=
weiſe
durch gutes Zureden die Bauern bei ihrer altfränkiſchen
Tracht zu erhalten, während das Dorf ſchon elektriſches Licht be=
imm
. Das war ausſichtslos, weil man lediglich die äußere Er=
heinung
pflegen wollte, dabei aber überſah, daß der innere An=
trieb
dafür nicht mehr vorhanden war: die Geſchloſſenheit des
alten bäuerlichen Gemeinſchaftsweſens und ſein Brauchtum. So
ſank dort, wo dieſe innere Grundlage nicht mehr haltbar war,
auch die Volkstracht in die Truhen, oder ſie wandert zum Händ=
er
und in die Muſeen; wo aber noch die alte geiſtige Welt, das
vrölkiſche Bewußtſein dieſer Worte dauerte, blieb auch die Tracht,
n=ie etwa in der heſſiſchen Schwalm.
Wie in den Volkstrachten aufs Land gewanderte Formen=
eCemente
der Modekleidung des Adels und der Städte aus den
terſchiedenſten Epochen vorhanden ſind, ſo ſind auch die Volkstänze
Reſte alter Gemeinſchaftsfeſtbräuche, die ſehr weit zurückgehen,
rerbunden mit Elementen aus den ſtädtiſchen und höfiſchen Tän=
zen
und Feſtbräuchen. Wie in den Volkstrachten Formteile aus
der Renaiſſancemode bis zum Biedermeier erkennbar ſind, ſo ſind
aich in den Volkstänzen uralte Reigen gemiſcht mit dem bäuer=
liahen
Menuett und dem Walzer.
Die alten Volkstanzbräuche ſind mit den Trachten, deren feſt=
liche
Zurſchauſtellung ſie waren, verſchwunden. Sie ſind nur in
ſtenigen Gegenden teils mit der Tracht, teils ohne ſie erhalten.
Aber ſie haben, wie die Volkstrachten, auf einer anderen Linie
ſime Weiterentwicklung gewonnen. Es war die Jugendbewegung
dar allem der Wandervogel, der vor dreißig Jahren begann, die
beimat wieder in ihrem altererbten Brauchtumsbeſitz kennen zu
ſanen, und nicht nur ſah und weiterwanderte, ſondern mit den
Volksgenoſſen ſang, ſpielte und tanzte. Und bald nahm dieſe
Volkstanzbewegung zu; nicht die äußere Erſcheinung, ſondern die

Lieder, die Inſtrumente, die Tanzformen lebten wieder auf, ſie
ſtanden der Freiluftgymnaſtik nahe, ſie vermittelten Rhythmus
und kunſtvolle Bewegung, ſo daß der lebendige Inhalt der Volks=
tänze
neu erſtand und, von der Unfruchtbarkeit hiſtoriſch= karneva=
liſtiſcher
Nachahmung befreit, zu einem ganz unſerer Zeit ge=
hörenden
Erlebnis für Hunderttauſende junger und alter Men=
ſchen
wurde. Heute beſtehen in Deutſchland eine Reihe von Tanz=
kreiſen
in den verſchiedenſten Landſchaften und ſie ſtehen in Ver=
bindung
und Austauſch mit ähnlichen Beſtrebungen in Oeſterreich,
Skandinavien, England, Holland und der Schweiz, bezeichnender=
weiſe
mit den verwandten germaniſchen Kulturländern.
Wenn die Jugendbewegung als eine Bewegung der gebil=
deten
Schichten auf Grund geſchichtlicher Kenntniſſe und Ziele die
neue Volkstanzbewegung geſchaffen und dabei das allgemeine
Intereſſe auf dieſes Gebiet gelenkt hat, ſo iſt doch auch in breiten
Kreiſen des Volkes ſelbſt, beſonders dort, wo ſtarke Volkseigen=
arten
ſich erhalten haben, das Verſtändnis für die Volkstänze
wieder erwacht. Beſonders die landsmannſchaftlichen Vereine, die
ſich ja auch der Pflege der hiſtoriſchen Volkstrachten angenommen
haben, wollen die hiſtoriſchen Volkstänze neu beleben. Das iſt
eine Aufgabe, über deren Wert und Ausſichten man geteilter
Meinung ſein kann. Aber es iſt keine Frage, daß die Beſchäftigung
mit dem alten Volksgut unter allen Umſtänden lohnend iſt. Daß
ſie, dem Verſtändnis ererbter Sitten und Bräuche dienend, dieſe
auch darſtellt, braucht durchaus keine rückſchrittliche Schwärmerei
oder leere Schauſtellung des ſogenannten Volksgeiſtes im Ko=
ſtüm
zu ſein . .. wenn es im rechten Geiſte geſchieht. Auch von
der Nachbildung von hiſtoriſchem Volksgut kann nicht nur Be=
lehrung
ausgehen, und man darf nicht vergeſſen, daß Volkstracht
und Volkstanz Träger des Volksbewußtſeins ſind. Die Volks=
tracht
der Deutſchen in Siebenbürgen etwa iſt ein Beſtandteil und
ein Merkmal ihres Deutſchtums, das man neben den ungariſchen
und rumäniſchen Volkstrachten erhalten will und muß.

Vom Geſicht und vom Weſen des völkiſchen Führers. Daß
die Führer des heutigen kämpferiſchen deutſchen Staates weſent=
lich
anders ausſehen als diejenigen die vergeblich verſucht haben,
im vergangenen Jahrzehnt ſeine Geſchicke zu meiſtern, iſt jedem
klar, ohne daß er die Bildniſſe dieſer Führer zu vergleichen
braucht Jugend, Begeiſterung, Angriffsgeiſt bilden andere Köpfe
als behäbiges Alter, Bedächtigkeit und Spießertum. Sozialdemo=
kratiſche
Gewerkſchaftsſekretäre und verdiente Krankenkaſſenbonzen
ſehen anders aus als SA.=Männer und Frontſoldaten. Wirklich
klar wird einem der neue Typus aber erſt, wenn man Gelegenheit
hat, eine Reihe von Bildniſſen der Vorkämpfer der völkiſchen Be=
wegung
zu betrachten. In J. F. Lehmanns Verlag in München

iſt eben eine herrliche Sammlung (Preis 1.50 RM.) ſolcher Köpfe
erſchienen. Sie nennt ſich Wegbereiter und Vorkämpfer für das
neue Deutſchland und bringt 168 Bildniſſe von ausgezeichneten
deutſchen Lichtbildkünſtlern, wie Retzlaff in Düſſeldorf und Hoff=
mann
in München. Das Buch zeigt zunächſt die Bildniſſe der
geiſtigen Vorkämpfer des völkiſchen Gedankens, etwa Lagarde,
Möller van den Bruck, Ernſt Haſſe, Schönerer u. a. Es iſt er=
freulich
, daß dieſe Männer, die in einer Zeit lebten, die aus ihrer
liberaliſtiſchen Einſtellung heraus für die Gedanken von Blut,
Raſſe und Volkstum kein Verſtändnis haben, konnten, hier in
Dankbarkeit gedacht wird. Es folgen dann die Kämpfer der
Gegenwart, und an ihnen kann man ſich beſonders deutlich klar
machen, welche verſchiedenen Typen unter dieſen Führern vertre=
ten
ſind. Frontſoldaten und Künſtler, Gelehrte und Redner er=
fahrene
Beamte und rückſichtsloſe Kämpfer, ſie alle haben ſich in
jener oberſten Führerſchicht durchgeſetzt, und ihre Bildniſſe ver=
raten
durchweg, daß es ſich um eine Auswahl der Beſten der Be=
wegung
handelt.

Das Auguſtheft Die neue Linie zeigt zum erſten Male
der Oeffentlichkeit die neu eingerichtete Amtswohnung des preu=
ßiſchen
Miniſterpräſidenten und Reichsminiſters Hermann Göring.
Die ausgezeichneten Sonderaufnahmen mit einem Aufſatz der
Architektin Frau Dr. Keimer vermitteln nicht zur ein inter=
eſſantes
Bild der Perſönlichkeit Görings, ſondern erregen auch
durch die künſtleriſch=architektoniſchen Löſungen im Umbau eines
alten Hauſes allgemeines Intereſſe. Außerdem, wie ſtets, eine
Fülle anregender Aufſätze mit ſchönſten Photos zu den Themen:
Reiſe, Kunſt, Sport und Literatur. Vor allem ein Aufſatz von
Wilhelm von Scholz über die Landſchaft zwiſchen Bodenſee und
Schwarzwald, von Will Veſper über den uralten Dom zu Gurk
in Kärnten, von Henry Hoek über Frauen in Schnee und Eis
und ein witziger Beitrag über die Kunſt, ohne Wind zu ſegeln.
Der Modeteil gibt den Frauen bereits die erſten Richtlinien
für den kommenden Herbſt. (Verlag Otto Beyer, Leipzig.)
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den Jahren 19141918 von Hans Stahl. Branddirektor i. R.,
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Der Verfaſſer ſchildert in ungemein lebendiger Form ſein Wir=
ken
als Militärbranddirektor. Vor unſeren Augen ziehen vorüber
die erſten Mobilmachungstage die Bildung der Militärfeuerwehr.
die Schwierigkeiten der Ausbildung nur garniſonsdienſtfähiger
Mannſchaften für den hohe Anforderungen ſtellenden Feuerwehr=
beruf
, die Abberufung ausgebildeter Leute an die Front und die
damit verbundenen Auseinanderſetzungep mit verſchiedenen höhe=
ren
Dienſtſtellen. Die feuerpolizeiliche Reviſion der Militär= und
Privatbetriebe, Beratungen zur Errichtung anderer Militärfeuer=
wehren
, erhöhte Feuersgefahr durch die Verwendung von Erſatz=
ſtoffen
, mangelnde Vorſicht in feuergefährlichen Betrieben. Sabo=
tageakte
, zahlreiche, durch Bombenabwürfe im Feſtungsbereich ent=
ſtandene
Brände und deren Bekämpfung u. a.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 212

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Auguſt 1933

1

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Lieſelotte Fröba.
Darmſtadt, den 31. Juli 1933.
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Die Beiſetzung erfolgt am Donnerstag, den 3. Auguſt,
auf dem Friedhofe an der Nieder=Ramſtädterſtraße um
11 Uhr.

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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen
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im 81. Lebensjahre nach kurzem ſchweren
Krankſein heute nachmittag um 5½ Uhr in
die Ewigkeit abzurufen.
Die trauernden Freunde.
Darmſtadt, am 31. Juli 1933.
Die Beiſetzung findet auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße am Donnerstag, den 3. Auguſt, nach=
mittags
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Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
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geb. Thierolf
das letzte Geleit gaben, aufrichtigen Dank. Beſonders
danken wir aber Herrn Pfarrer Waitz für ſeine über=
aus
troſtreichen Worte bei der feierlichen Einſegnung.
Herzlichen Dank aber auch allen denen, die uns ihre
Teiknahme auf andere Art bekundeten.
In tiefer Trauer:
Wilhelm Müller
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Mittwoch, 2. Auguſt 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 2. Auguſi 1933.

Arbeik adelk.
Arbeitsbeſchaffungs=Lokkerie.
Früher galt die Arbeit nur als Ware. Kapital und Arbeit,
das ſind die beiden Gewichte, die auf der Waldwaage liegen, wann
man den Wirtſchaftsprozeß erwägen und ergründen will.
Die Wirtſchaft iſt aber keine Sache an ſich, die irgendwo in
der Luft hängt und zwiſchen Kapital und Arbeit hin und her ven=
delt
, ſondern ſie iſt ein Lebensvorgang, ſie iſt und beför=
dert
das Leben. Ihr Ziel iſt das Wohl des Menſchen, ihre Trieb=
kraft
iſt der lebendige Menſch, der die Arbeit leiſtet. Indem er
ſie leiſtet, dient er nicht nur dem Kapital an ſich oder der Wirt=
ſchaft
an ſich, ſondern er dient dem Wirtſchaftsleben ſeines Vol=
kes
. Er ſteht auch an dem beſcheidenſten Platze als Glied im
großen Getriebe. Er arbeitet alſo nicht nur ſo blindlings ins
Blaue, er arbeitet mit, und dieſe Mitarbeit adelt ihn. Wenn
wir die Wahl haben, aus unſerer Arbeit nicht nur Lohn, ſondern
auch Freude zu ziehen, ſo werden wir uns nicht lange beſinnen.
Wir werden dem Volkskanzler dankbar ſein, der uns wieder die
Freude an der Arbeitsgemeinſchaft erſchließt, jene
Freude, die endlich wieder der Arbeit ihren Adel zurückgibt. Adel
verpflichtet. Der Arbeitsadel verpflichtet alle, die ſeiner teil=
haftig
ſind, zum Opfer für diejenigen, die die Arbeitsfreude wohl
kennen, ſie aber ſchuldlos entbehren müſſen. Ihnen wieder zu
Lohn und Brot zu verhelfen, iſt das vornehmſte Ziel des neuen
Staates. Dabei kann der Einzelne auf mancherlei Weiſe mit=
helfen
. Die große Arbeitsbeſchaffungs=Lotterie macht es beſon=
ders
leicht: Das beſcheidene Opfer von 1 RM., das ſie verlangt,
wiegt ſie dadurch auf. 1½ Millionen Mark werden an die glück=
lichen
Gewinner zurückbezahlt. Den Hauptgewinn dabei machen
aber die Arbeitsloſen, und das iſt ganz in Ordnung ſo.

Ankoſtraße Frankfurk-Mannheim.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit:
Geſtern fand im Miniſterium die erſte Beſprechung zwiſchen
den mit dem Bau beſchäftigten Behörden und der oberſten Bau=
leitung
bei der Reichsbahndirektion Frankfurt ſtatt. Einleitend
gab Miniſterialrat Prof. Knapp als Vorſitzender einen Rückblick
über die Entwicklung des Autoſtraßenbaus und erläuterte dann
den Geſchäftsgang, wie er von dem Herrn Staatsſekretär Jung
zur reibungsloſen Zuſammenarbeit der Heſſiſchen Regierung mit
der Bauleitung angeordnet iſt; es wurde allgemein anerkannt,
daß damit eine weſentliche Erleichterung und raſchere Abwicklung
des Verkehrs zwiſchen den Beteiligten erzielt wird.
Im Anſchluß daran erläuterte Reichsbahnoberat Pückel den
derzeitigen Stand der Entwurfsarbeiten und gab auf die ver=
ſchiedenſten
Anfragen bereitwilligſt Auskunft

Polikiſche Schulung an der Techn. Hochſchule
Darmſtadt.
Am Mittwoch, den 26. Juli, ging der erſte Schulungskurs,
der vom Amt für Schulungsarbeit veranſtaltet wurde, zu Ende.
Dieſer Schulungskurs ſtellte inſofern eine Neuerung dar, als
er die Aufgabe zu löſen hatte, im Laufe von nur ſechs Doppel=
ſtunden
den Nationalſozialiſten im 2. Semeſter, die jetzt zum
Arbeitsdienſt einberufen wurden, eine politiſche und redneriſche
Schulung angedeihen zu laſſen, die ſie befähigt, auf alle politi=
ſchen
und ſozialen Fragen, die im kameradſchaftlichen Zuſam=
menſein
mit unſeren ehemaligen Gegnern auftreten, eindringlichſt
und wirkungsvoll zu beantworten.
Außer den politiſchen Tagesfragen wurden folgende Themen
eingehend durchgeſprochen:
1. Die Familie als Grundlage des Staates;
2. Klaſſenkampf und Volksgemeinſchaft;
3. Blut und Raſſe;
4. Der Betrug des Marxismus.
Die Schulung der Studenten hat in dankenswerter Weiſe
Kreisſchulungsleiter Pg. Dr. Schmidt übernommen. Er ver=
ſtand
es, den Teilnehmern klarzumachen, die vier behandelten
Themen volkstümlich wiederzugeben. Nicht trocken wiſſenſchaft=
lich
, wozu ja der akademiſch geſchulte Verſtand neigt, nein, gleich=
nishaft
, vorſtellungskräftig und kurzweilig ſollen dieſe Fragen
behandelt werden. Denn die Kameraden ſollen im Arbeitsdienſt
nicht als Dozenten auftreten, ſondern in den Arbeitspauſen als
Arbeitskamerad zum Arbeitskameraden ſprechen und auf dieſe
Weiſe den Geiſt im Lager im nationalſozialiſtiſchen Sinn beein=
fluſſen
und heben. Hier gilt es noch viel zu tun, um die letzten
Eiskruſten marxiſtiſch=materieller Erſtarrung aufzutauen und jeden
einzelnen Volksgenoſſen das Erleben der erwachten Volksgemein=
Groepper.
ſchaft im Herzen fühlen zu laſſen.

Hohes Alter, Donnerstag, den 3. Auguſt, begeht die Witwe
Sofie Mark, Kranichſteiner Straße 6, ihren 89. Geburtstag.
Sommerſpielzeit Kleines Haus. Heute abends 20 Uhr
Wiederholung des heiteren Spiels um eine Bühne: Die
Freundin eines großen Mannes von Möller und
Lorenz (Spielleitung: Peter Faſſott), 4. Vorſtellung im Mitt=
woch
=Abonnement. Spieldauer von 20 bis gegen 22.30 Uhr.
Preiſe A von 0.70 bis 3. RM. Donnerstag, 3. Auguſt,
abends 20 Uhr, 4. Vorſtellung im Donnerstag=Abonnement, mit
der Wiederholung der Aufführung: Die Freundin eines großen
Mannes .Ende gegen 22.30 Uhr. Preiſe A von 0.70 bis 3. RM.
Krieg im Frieden das netteſte Militär=Luſtſpiel von Moſer
und Schonthan, kommt am Samstag, den 5. Auguſt, abends
20 Uhr, erſtmalig unter Karl Volcks Spielleitung zur Aufführung.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. An den Rhein führt
die Wanderung am Sonntag, den 13. Auguſt. Ein Sonntag
am Rhein bedarf ganz gewiß keiner beſonderen Empfehlung, kei=
ner
beſonderen Aufforderung zur Teilnahme. Von Bingerbrück
führt der Weg hinauf zur Höhe mit ihren herrlichen Ausblicken.
Mehr ſei nicht angedeutet. Wir wollen nicht vorzeitig enthüllen,
was unſere Führer uns zu zeigen haben. Bei genügender Teil=
nahme
ſteht ein Sonderzug nach Mainz zur Verfügung. Die Fahrt
von Mainz nach Bingen erfolgt auf einem Sonderdampfer, die
Rückfahrt auf einem Schnelldampfer, beide von der Düſſeldorfer
Linie. Am 10. d. M. müſſen bereits die Einzeichnungsliſten ge=
ſchloſſen
werden. Deshalb empfiehlt es ſich, jetzt ſchon ſich einzu=
tragen
bei Klubgenoſſen Tillmann, Eliſabethenſtraße. Dort können
auch ſchon die Karten für die Schiffahrt in Empfang genommen
werden. Der Fahrpreis auf dem Dampfer beträgt für Erwachſene
1.20 Mk., für Kinder unter 14 Jahren 0,60 Mk. Wir bitten, der
Anzeige in der heutigen Nummer beſondere Beachtung zu ſchenken.
Reichsluftſchutzbund! Der Reichsluftſchutzbund macht be=
kannt
, daß er die alleinige Vertretung der Belange des
zivilen Luftſchutzes auf Grund einer Verfügung des Reichsluft=
fahrtminiſters
Göring darſtellt. Verboten ſind ohne Geneh=
migung
der zuſtändigen Landes= und Ortsgruppen des Reichs=
luftſchutzbundes
öffentliche Vorträge und Vorführungen über
Luftſchutz, desgleichen diesbezügliche Filmvorführungen, Werbun=
gen
und Geldſammlungen. Gewarnt wird insbeſondere vor Vor=
führungen
und Filmvorträgen, die unter der Maske der Wer=
bung
für den Luftſchutz lediglich Geſchäftsreklame für irgend=
einen
, in vielen Fällen unbrauchbaren Artikel betreiben.

Nr. 212 Seite 5

Runo unn de Boog.
Em Gruß an de Herr Burrus vumm Philipp vumm Woog‟

Als alter Woogsheiner, ich gehe, nebenbei bemerkt, ſchon bald
60 Jahre in unſern Woog, er iſt meine Waſchſchüſſel, mein See=
bad
, meine Erholungsſtätte, mein Woog, deshalb hat mich das
Loblied vom Herr Burrus, über unſeren Woog beſonders
gefreut. Aber es iſt Gott ſei Dank auch in alten Zeiten ſchon
manchem ſo ergangen; allerdings muß man auch auf dieſem Ge=
biet
Kenner ſein.
Vor mir liegt ein vergilbtes Zeitungsblatt aus dem Jahre
1842, mit einem Aufſatz, der die Ueberſchrift trägt:
Ein Ausflug an den Großen Woog.
Ein Fremder kommt nach Darmſtadt, will einen Beſuch bei
dem Woogsbeherrſcher, dem Großwogul, machen und beſingt
in der Einleitung das Lob des Wooges mit folgenden Worten:
Ich habe die Schweizer und Tiroler Seen bewandert, voll
Entzücken an den pittoresken Ufern des Lago maggiore und
di Garda geſchwelgt, aber keiner hat mich mehr überraſcht, noch
keiner einen ſeligeren Eindruck auf mein Gemüt hervorgebracht,
als der mächtige Binnenſee des Heſſenlandes, der Große Woog,
der ſo nahe bei Darmſtadt liegt, daß, wenn man ihn mit einem
Kanal durch den Rhein verbande, ſich dieſe Reſidenz leicht zur
blühenden Seehandelsſtadt erheben und wahrſchein=
lich
größere Vorteile daraus ziehen dürfte, als von der ſo lange
in Frage ſtehenden FrankfurtMannheimer Eiſenbahn ſich er=
warten
läßt.
Es war am 2. März 1842 chriſtlicher Zeitrechnung, als ich von
Darmſtadt aufbrach, um zum erſtenmal den berühmten See zu be=
ſuchen
. Ich wanderte zum Jägertor hinaus, und gelangte auf
einem anmutigen und vielverſprechenden Wege, zwiſchen Land=
häuſern
. Gärten und Wieſenanlagen, bald an den hohen hol=
ländiſch
=kunſtreich gebauten Uferdamm des Sees. Raſch erſtieg
ich die kleine Anhöhe und o Götter! welch ein reizender An=
hlick
bot ſich nun meinem trunkenen Auge dar! Zu meinen
Füßen breitete ſich der ſtolze Waſſerſpiegel voll ruhiger Majeſtät
in die duftigen Fernen aus, in blühender Verklärung vom Schei=
dekuß
der ſinkenden Sonne ſpielen die Wellen an das Geſtade,
über welches die Natur ihren ganzen Zauber ausgegoſſen zu
haben ſchien, weithin leuchtete die Roſenhöhe mit ihrer lieblichen
Villa. Ich verſinke in ſtille Betrachtung.
So weit wollen wir dem Beſchauer der Vergangenheit fol=
gen
. Spaß bei Seite! Und heute?
Rund um unſern Woog, welch ein Leben und Treiben, Wann=
ſee
Scharmützelſee, Tegelſee u. a. ſinn nix dageje‟! Solch eine
ſchön eingerichtete Badegelegenheit in einer unvergleichlich
ſchönen landſchaftlichen Umgebung, findet man trotz der vielen
Stadione nicht leicht wieder. Und erſt die Darmſtädter Schwim=
mer
! Ihr Ruhm geht in alle Lande. Alſo nach Lage und Schön=
heit
braucht ſich unſer Woog vor keinem deutſchen Freibad zu ver=
ſtecken
; unn vor me ausländiſche erſt recht nett!
Umſäumt von alten Baumgruppen, wobei die Pappeln der
Liebesinſel wie der Darmſtädter ſein Familienbad mit
beſonderem Stolz nennt, dieſem Idyll ein ganz beſonderes Ge=
präge
geben.
Ich bin Frühaufſteher. Ganz von Ferne dämmert der kom=
mende
Tag, in der Natur iſt’s noch ſtill. Leichte Nebelſchwaden
liegen überm Waſſer, nur der Lockruf des Waſſerhuhns oder das
Klatſchen eines Fiſches unterbricht die Stille. Matt ſpiegeln ſich
die Lichter des alten Oſtbahnhofs in der Waſſerfläche. Allmählich

rötet ſich im Oſten der Himmel, und wieder ertönt das Pfeifen
eiges Waſſerhuhns. Der Waldkauz ſtreicht geräuſchlos über die
Schilfkronen, die ſich im leichten Morgenwind wiegen und ver=
ſchwindet
im nahen Wald. Es gibt immer mehr Leben, dieweil
die Natur erwacht, Amſel und Rohrſpatz laſſen ſich hören. Buch=
finke
, Zeiſige, Girlitze, Blaumeiſen, Rotkehlchen beginnen ihr
Morgenkonzert, auch der Spatz auf der Dachrinne der Weißen
Häuschen ſtimmt mit ein.
Wer dann am frühen Morgen an den Hallen des Freibades
Einkehr hält, kann allerlei Studien machen: Zigarettenſtummel,
Staniolpapier, Bananenſchalen, Hemden= und ſonſtige Knöpfe in
allen Spielarten, Haarnadeln und ſonſt alle möglichen, niedlichen
Kleinigkeiten liegen kunterbunt am Boden, bis ein Mann von
der ſtadtiſchen Streichkapelle kommt und alles hinwegfegt.
Auf der Stiftskirche ſchlägts 5 Uhr, da wirds lebendig: de
Woog wird uffgemacht, und die unentwegten Woogsge=
ſchworenen
, die ſchon in früheſter Jugend den Waſſereid
geleiſtet haben, erſcheinen. Allen voran der immer den
Woog umkreiſende wind= und wetterfeſte Mann
des Odenwaldklubs. hinterher ſein Freund, der Woogs=
treiber
dann der Oberſchlammbeißer und der
Waſſerunterſuchende Naturforſcher der Rif=
kabyle
Abd el Krim, der Zielwaſſerſchwimmer
und Nixenfreund, und ſo mancher andere erſcheint auf
dem Plan, ein fröhliches Völkchen, dieſe alten Woogsgeſchworenen,
ſie huldigen in alter Treue ihrem Grundſatz es geht nix
iwwer unſern Wooge. Um 6 Uhr wirds ernſter, da kommt
die Waſſer= und Hafenpolizei, alles ſtramme Leute, dieſe
Woogsmarine‟ Nun ſteht der Woog unter polizeilichem
Schutz, unn es kann nix baſſiern.
Dann wirds von Stunde zu Stunde lebendiger, man muß ſie
alle kennen, die Stammgäſte, die teils noch von Gunders Zeiten
herſtammen, die 7 Uhr=, 8 Uhr=, 9 Uhr=, und ſo gehts fort bis zu
den 12=Uhr==Schwimmern, jede Abteilung ein Verein für ſich, alle
kennen ſich, und wenn die letzte Hülle, das Hemd, gefallen iſt und
jeder im Badekoſtüm daſteht, hört Stand und Rang und Dünkel
auf, Gleichſchaltung im beſten Sinne! So wie’s auf den Weißen
Häuschen luſtig zugeht, ſo gehts auch im Damenbad. Alt und
jung wetteifert miteinander, alles in ſchönſter Eintracht, und
der alte Großwogul, der Beherrſcher des Woogs, muß in ſeinem
Reiche eine helle Freude an dieſem frohen Treiben haben, beſon=
ders
aber an dem auf der Liewesinſel
So woogts weiter am Woog! Im Freibad und in den Hallen,
immer dieſelbe Melodie: Woog Woog und ſo kaah Waſſer,
wie unſer Woogswaſſer, gibts iwwerhaupt kaahns mehr! Des=
halb
halten auch alte Darmſtädter Familien immer noch an der
Gepflogenheit feſt, und benützen bei der Taufe ihrer Säuglinge
Woogswaſſer, deshalb ſtirbt die Raſſe der Woogsheiner auch nicht
aus.
Ein Stahlbad für jeden, der in ſeine Fluten taucht, und je
heißer der Sommer, deſto lieber dem Darmſtädter, weil er dann
ſeinen Woog ſo recht genießen kann. Die Raſſe der Schlamm=
beißer
und Woogsgeſchworenen hält ihm die Treue, weil er
immer der alte bleibt, und wenn einer von ihnen krank wird, be=
kommt
er als heilſame Arznei eine Flaſche Woogswaſſer geſchickt.
Nur den kenne die Woogsgeſchworene net vaſteh, der iwwer
de Woog ſchennt; vunn dem ſage ſe, deß ahner, der wo ſich
iwwerhaupt net wäſcht.

Ein ſelkenes Erlebnis!
Kinderreichkum eine Wohnungsfrage?

Bei meiner täglichen Spazierfahrt in den Park ſah ich geſtern
mittag halb 2 Uhr auf der Wieſe links vor dem Großherzöglichen
Hofgut Kranichſtein, dem Ruthſenbach entlang, einen kapitalen
Vierzehnender=Hirſch anſpringen. Um ihn genau an=
ſprechen
zu können, nahm ich Deckung hinter einem der großen
Nußbäume und erwartete den König der Wälder, gut gedeckt, an
der Chauſſee. Ungefähr zehn Gänge vor mir verhoffte er, mit
weitaufſtehendem Geäſe, hatte Wind von mir bekommen, und ſetzte
ſeine Flucht in kleinen Sprüngen der Chauſſee entlang inner=
halb
des Drahtzaunes fort. Nach zirka 20 Sprüngen ſetzte er über
den 160 Zentimeter hohen Stacheldraht auf die Straße, und nun
ſtand er vor dem Stacheldraht rechts der Wieſe. Ohne Anlauf
ſetzte der Hirſch zum Sprung an und nahm das Hindernis in einem
eleganten Sprung, diesmal allerdings ſchwerer, da der Kapitale
ziemlich abgehetzt war, (wahrſcheinlich von einem vierbeinigen
Wilderer) und ſtreifte mit den Hinterläufen den Stacheldraht ſo
ſtark, daß einige Hautfetzen daran hängen blieben und der Draht
abgeriſſen wurde. Trotz der ſicherlich kleinen Verwundung, woran
der Hirſch nicht eingehen kann, verlangſamte er ſeine Sprungart
auf der Wieſe rechts der Chauſſee und ſetzte abermals über die
Parkwand, um dann in ſchneller Gangart ſich den Augen der Zu=
ſchauer
zu entziehen.
Unfallverhükung in der Reiſezeit.
Im Rahmen der Konferenz der ärztlichen Mitarbeiter der
Berliner Tageszeitungen, die das Referat für Volksgeſundheit
und Volkswohlfahrt im Reichsminiſterium für Volksaufklärung
und Propaganda eingerichtet hat ſprach Staatsanwalt a. D.
Quentin über Verkehrsunfallverhütung in der Reiſezeit und
führte u. a. etwa folgendes aus:
Steigender Reiſeverkehr bringt Steigerung der Verkehrs=
unfälle
. Wenn man bedenkt, daß im Jahr 1930 überwiegend in=
folge
eigener Unvorſichtigkeit 116 Eiſenbahnreiſende
getötet und 650 verletzt wurden, daß im Jahr 1932 im Berliner
Straßenbahnverkehr 366 Perſonen getötet und faſt 11000 verletzt
wurden, daß auf dem Wege zur und von der Arbeitsſtätte 1931
38 000 Arbeitnehmer verunglückten, davon 300 tödlich, dann ſind
das Verluſtliſten, die an Krieg und Volksſeuchen erinnern.
Wenn man die Koſten eines mittelſchweren Unfalles mit
4500 RM. anſetzt und herausrechnet, daß der Geſamtſchaden den
die Volkswirtſchaft jährlich durch Verkehrsunfälle erleidet,
ſchätzungsweiſe eine Milliarde Reichsmark ausmacht, dann iſt es
nicht ſchwer, herauszufinden, welche Erſparniſſe für die Allge=
meinheit
erzielt werden könnten, wenn es auch nur möglich wäre,
eine Verminderung der Verkehrsunfälle um 20 Prozent herbei=
zuführen
.
Nun iſt es tatſächlich ſo, daß nach der Unfallurſachenſtatiſtik
ſachliche Fehler der Fahrzeuge und Mängel der Straße eine ver=
hältnismäßig
geringe Rolle ſpielen. Vielmehr überwiegen die
Urſachen, die in der Perſon der Kraftfahrzeuglenker, der Fuß=
gänger
und Radfahrer liegen. In den meiſten Fällen iſt es der
Menſch, der den Unfall verſchuldet, und nicht die tote Maſchine.
Auch in den Werkſtätten und Fabriken wären etwa drei Viertel
aller Unfälle vermeidbar.
Wohl ſind die Forderungen berechtigt, die an die Gebrauchs=
ſicherheit
der Fahrzeuge geſtellt werden, die praktiſche Anlage der
Straßen verlangen. Aber im Vordergrund aller Arbeiten, die
auf die Verminderung der Unfälle hinzielen, muß immer das
pſychologiſche Mittel ſtehen, der Kampf muß ſich gegen den Leicht=
ſinn
und die Gleichgültigkeit richten, das Publikum muß immer
wieder auf die Gefahren des Verkehrs und die Möglichkeiten hin=
gewieſen
werden, dieſe Gefahren zu vermeiden.
Leichtſinn iſt nicht Mut; Vorſicht iſt nicht Feigheit!

Hapag= und Lloyd=Agenturen im Dienſte der NSDAP.=
Lotterie. Wie uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, haben
ſich die Hamburg=Amerika=Linie, Hamburg, und der Norddeutſche
Lloyd, Bremen, in den Dienſt der NSDAP.=Lotterie geſtellt, die
den Zweck hat, die Regierung in ihrem energiſchen Kampf gegen
die Arbeitsloſigkeit zu unterſtützen. Loſe werden daher bei den
Vertretungen der beiden Schiffahrtsgeſellſchaften, und zwar bei
dem Hapag=Reiſebüro Friedrich Zaun, Adolf=Hitlerplatz 1, und
Lloyd=Reiſebüro Anton Fiſcher, Rheinſtraße 12. erhältlich ſein.

Schonungslos hat Miniſter Dr. Frick den Schleier von dem
wahrhaften Bevölkerungszuſtand in Deutſchland gezogen. Es war
nicht mißzuverſtehen. Wenn der Staat nicht eine unerbittlich
konſequente aktive Bevölkerungspolitik einſchlägt, ſo ſind wir ein
verlorenes Volk, das an Geburtenmangel und Raſſenverſchlechte=
rung
zugrunde geht. Kinderreichtum, der einzige Retter aus
dieſer Not, wird heute faſt von der geſamten Bevölkerung ab=
gelehnt
, und die Aufgabe des Nationalſozialismus, hier Wandel
zu ſchaffen, gleicht einer Arbeit des Herkules. Man könnte an
ihrer Löſung verzweifeln, wenn der Nationalſozialismus nicht in
der kurzen Zeit ſeiner Herrſchaft ſchon Dinge vollbracht hätte, die
uns Deutſchen unerreichbar erſchienen.
Auf zwei Heerſtraßen ziehen wir gegen Ausſterben und
Raſſenverſchlechterung zu Felde, auf einer materiellen und auf
einer geiſtigen. Auf der letzteren wird der Kampf endgültig
entſchieden, aber auf der erſteren muß der Sieg zuerſt erfochten
werden. Oder mit einfachen Worten: dem Zuſtand, daß mit ſtei=
gender
Kinderzahl die Exiſtenzfähigkeit der Familie mehr und
mehr untergraben und ſchließlich vernichtet wird, muß ein Ende
gemacht werden. Wobei wir unter einer kinderreichen Familie
diejenige verſtehen, deren Kinderzahl das bevölkerungspolitiſch
wünſchenswerte Mindeſtmaß überſchreitet, d. h. die 4 Kinder hat.
Eine Einzelfrage ſei hier genannt: die der Wohnung. Eine kin=
derreiche
Familie, die heute ihre Wohnung verliert, ſteht vor
dem Untergange, kein Vermieter nimmt ſie, kein Mitmieter dul=
det
ſie, nicht einmal die Siedlungsgenoſſenſchaften zeigen eine
poſitive Bereitſchaft gegenüber ſolchen Familien. Der Ausweg,
kinderreiche Familien zu gemeinſamer Siedlung zu bringen, iſt
daher im Augenblick unentbehrlich und mit Nachdruck zu fordern.
Bevölkerungspolitiſch aber bleibt er ein gefahrvoller Weg. Es iſt
ein pſychologiſcher Fehler, die kinderreichen Familien aus der
übrigen Bevölkerung herauszuholen und für ſich zu ſetzen. Im
Gegenteil, gerade die erbgeſunde kindergeſegnete Familie muß als
Sauerteig in der übrigen Bevölkerung bleiben, dieſer muß die
Abneigung gegen ſolche Familien aberzogen werden. Es gibt
nur einen Weg, die Mieterſchaft muß lernen, die kinderreiche
Familie unter ſich zu dulden und ſich mit ihr zu freuen, der Haus=
beſitzer
muß veranlaßt werden, wieder an kinderreiche Familien
zu vermieten. Die letztere Frage iſt eine materielle. Der Beſitz
eines Miethauſes iſt ein wirtſchaftliches Unternehmen und die
kinderreiche Familie bereitet dem Vermieter im Durchſchnitt mehr
Sorgen als das kinderloſe Ehepaar. Sie verbraucht mehr Waſſer,
ſie verwohnt die Räume ſtärker, ſie gibt mitunter zu kleinen Be=
ſchwerden
Anlaß. Wirtſchaftliche Probleme aber kann man nicht
durch ſittliche Vorhaltungen, man muß ſie wirtſchaftlich löſen. So
muß man dem Hausbeſitzer, der an eine kinderreiche Familie ver=
mietet
, einen wirtſchaftlichen Ausgleich bieten, der z. B. auf dem
Gebiete der Grundſteuer liegen könnte. Die Hausbeſitzer würden
das Vermieten an kinderreiche Familien mit anderen Augen an=
ſehen
, und vielleicht erleben wir es noch einmal, daß in den Zei=
tungen
Wohnungen angeboten werden, für welche man kinder=
reiche
Familien ſucht!

Abſchiedsfeier. Für den kürzlich in den Ruheſtand getre=
tenen
ſtädtiſchen Verwaltungsdirektor Ludwig Hahn, der 43
Jahre in Dienſten der Stadt ſtand, fand im Stadthaus eine
ſchlichte Abſchiedsfeier im Beiſein der Mitglieder der Verwaltung
und des Perſonals der Bürgermeiſterei ſtatt. Herr Oberbürger=
meiſter
Dr. Müller würdigte die jahrzehntelangen treuen
Dienſte des Genannten und überreichte ihm als Zeichen des Dan=
kes
und der Anerkennung ein Bild mit einem Darmſtädter
Motiv. Herr Direktor Hahn dankte hierauf in beweaten Worten
und verabſchiedete ſich von ſeinen Mitarbeitern.
Billige Tage im Frankfurter Zoo. Es dürfte die weite=
ſten
Kreiſe intereſſieren, daß der Zoologiſche Garten die Zahl der
billigen Tage, an denen die Eintrittspreiſe auf die Hälfte herab=
geſetzt
ſind, vermehrt hat. Ab 1. Auguſt ſind billige Tage: Am
1. Sonntag eines jeden Monats während des Vormittags, am
Sonntag, ſowie an allen Mittwochen während des ganzen
Tages. In der Jubiläumswoche vom 6. bis 12. Auguſt ſind ſo=
gar
an allen Tagen die Preiſe um 50 Prozent und mehr herab=
geſetzt
. Dieſe Einrichtung ſoll weiteſten Kreiſen der Bevolkerung,
insbeſondere der einheimiſchen, den öfteren Beſuch des Zoologi=
ſchen
Gartens ermöglichen, ſie zeigt, daß der Zoo Wert darauf
legt, ein volkstümliches Inſtitut zu bleiben.

V.100

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Seite 6 Nr. 212

Mittwoch, 2. Auguſt 1933

Huriy Bier in Barmtſtadt.
Senſation im Kleinen Haus.
* Geſtern abend war den Theaterbeſuchern des Kleinen Hauſes
eine unerwartete Ueberraſchung beſchert. Der weltberühmte Film=
ſtar
Harry Piel, der zurzeit Deutſchland bereiſt, nahm an der
Abendvorſtellung Wenn die Lerche ſingt teil. Wie ein Lauf=
feuer
hatte ſich die Kunde von ſeiner Anweſenheit verbreitet. In
den Pauſen war das Höfchen nach der Otto=Berndt=Halle zu von
Darmſtadts Heinerjugend geradezu belagert, die ihren Filmhel=
den
, als ſie ſeiner anſichtig wurde, ſtürmig begrüßte. Nach Schluß
der Vorſtellung wurde der Künſtler von Hunderten ſeiner An=
hänger
, die ſtürmiſch nach Autogrammen verlangten, umringt, ſo
daß er ſicherlich nicht in ſeinem Standquartier, dem Hotel zur
Traube, angelangt wäre, wenn ihn nicht ein mitleidiger Polizei=
beamter
zu ſeiner eigenen Sicherheit in ein zufällig vorüberfah=
rendes
, mit SS.=Männern beſetztes Auto geſetzt und nach der
Traube gebracht hätte. Dort ſammelte ſich eine nach Hunderten
zählende Menſchenmenge an. Um weiteren Ovationen zu entgehen,
ſah ſich der Künſtler genötigt, in einem Wagen ſcheinbar ſchleu=
nigſt
abzureiſen. Wie wir erfahren, verbrachte er aber in Wirk=
lichkeit
nach einer kleinen Spazierfahrt die Nacht in Darmſtadt,
wo es ihm ausgezeichnet gefallen ſoll. Jedenfalls wird Harry
Piel die Ueberzeugung gewonnen haben, daß die Darmſtädter
Heinerbuben nicht nur gelehrige Schüler ſeiner Gewandtheit und
Geiſtesgegenwärtigkeit waren, ſondern ihn an Schnelligkeit ſogar
noch übertreffen, denn mit Ueberraſchung mußte er wohl feſtſtel=
len
, daß viele von ihnen ſchon vor dem ſchützenden Auto an der
Traube eingetroffen waren.

Die Polizei meldef:

Neuer Parkplatz. Auf Grund des § 10 der Polizeiverordnung
über die Verkehrsregelung in der Stadt Darmſtadt vom 18. Auguſt
1931 wurde der ſüdöſtliche Teil des Marktplatzes (die Fahrbahn
vor dem Rathaus) zum Parkplatz beſtimmt.
Verkehrsunfall. Am Dienstag ſtieß Ecke der Emil= und Frank=
furter
Straße ein aus der Emilſtraße in die Frankfurter Straße
einbiegender Lieferwagen aus Darmſtadt mit einem aus der Stadt
kommenden Perſonenkraftwagen aus Kiel zuſammen. Es entſtand
lediglich geringer Sachſchaden.
Selbſtmord. Die Ehefrau eines Berliner Rechtsanwaltes, die
in Darmſtadt bei Verwandten zu Beſuch weilt, nahm am letzten
Freitag in ſelbſtmörderiſcher Abſicht eine übergroße Menge Vero=
nal
=Tabletten zu ſich. Sie mußte unter ſchweren Vergiftungs=
erſcheinungen
ſofort ins Stadtkrankenhaus eingeliefert werden, wo
ſie in der Nacht zum Dienstag verſchied, ohne wieder zum Be=
wußtſein
gekommen zu ſein.
Ein unverbeſſerlicher Betrüger. Am Samstag gelang es der
Kriminalpolizei, den gerichtsbekannten Betrüger Wilhelm Dyroff
aus Darmſtadt feſtzunehmen. Kaum erſt aus dem Gefängnis ent=
laſſen
, machte Dyroff wieder Darmſtadt durch zahlreiche Betrü=
gereien
unſicher. Er trat als Proviſionsreiſender in den Dienſt
mehrerer Darmſtädter Elektrofirmen, von denen er ſich, angeblich
für Vorführungszwecke, eine Reihe teurer elektriſcher Geräte
(Föhn, Tauchſieder uſw.) aushändigen ließ. Die erſchwindelten
Apparate ſetzte er, um ſich Geld zu machen, in Wirtſchaften weit
unter Preis ab und verpraßte den Erlös in luſtiger Geſellſchaft.
Auch fälſchte er mehrere Kaufverträge, um ſich in den Beſitz der
Proviſion zu ſetzen. Da die Ermittlungen noch nicht abgeſchloſſen
ſind und vermutet wird, daß Dyroff noch weitere Betrügereien be=
gangen
hat, werden geſchädigte Perſonen gebeten, die Kriminal=
polizei
zu benachrichtigen.
Gefaßter Hochſtapler und Heiratsſchwindler. Als ein Betrü=
ger
großen Formats iſt der in Rohrbach i. Odw. gebürtige, erſt
22jährige Bäckergeſelle Karl Weinerth zu bezeichnen. Er knüpfte
1931, als er in einem Darmſtädter Detektivinſtitut tätig war,
mehrere Verhältniſſe an. In kurzer Zeit verſtand er es, fünf
Dienſtmädchen, denen er die Heirat verſprach und denen gegenüber
er ſich als Korporationsſtudent ausgab, um ihre ganzen Erſpar=
niſſe
, teilweiſe bis zu 1000 RM., zu betrügen. Aus falſcher Scham
und Angſt vor ihren Angehörigen erſtatteten damals die Opfer
des Schwindlers keine Anzeige, weshalb die Sache jetzt erſt zur
Kenntnis der Kriminalpolizei kam. Als ihm in Darmſtadt der
Boden zu heiß wurde, verlegte Weinerth ſein Tätigkeitsfeld nach
Frankfurt a. M. Dort gab er ſich als ſtud, phil. aus Heidelberg
aus und lebte ausſchließlich von Betrügereien. Er ließ ſich von
einer Frankfurter Firma eine Phantaſie=Uniform als Reichsfüh=
rer
des N.S.St.C. Schlageter anfertigen mit roten Spiegeln,
ſilbernem Eichenlaub und dicken ſilbernen Fangſchnüren, dazu
Achſelſtücke aus Silber und an den Hoſen breite Generalſtreifen.
Einer Frankfurter Metzgersfrau gab er ſich als einflußreiche Per=
ſönlichkeit
der NSDAP. aus und verſuchte ſie zu überreden, ihr
Auto für eine Reiſe nach Rom zu Muſſolini und verſchiedenen
fasciſtiſchen Führern in Begleitung ihrer Tochter zur Verfügung
zu ſtellen. Nebenbei beſtellte er ſich ein Flugzeug für 9100 RM.
Ehe es jedoch zur Ablieferung desſelben kam, war die Frankfurter
Polizei hinter die raffinierten Schwindeleien gekommen und
brachte Weinerth, der nirgends einen Pfennig bezahlt hatte und
auch die ſchöne Uniform ſchuldig geblieben war, zum Entſetzen ſei=
ner
Bräute hinter Schloß und Riegel. Da anzunehmen iſt, daß
Weinerth in Darmſtadt noch mehr Betrügereien und Heirats=
ſchwindeleien
begangen hat, bittet die Kriminalpolizei die geſchä=
digten
Perſonen, im Intereſſe der Allgemeinheit auf der Polizei=
direktion
vorzuſprechen.
Der Lindenfelſer Landfriedensbruch.
Die Sondergerichtsverhandlung in der Lindenfelſer Land=
friedensbruchsſache
wurde am Montag mit weiteren Zeugenver=
nehmungen
fortgeſetzt. Am intereſſanteſten war die Ausſage des
Polizeimeiſters in Lindenfels, mit der die Angabe des Haupt=
angeklagten
Ludwig Büchler, er habe im letzten hal=
ben
Jahr kein Meſſer getragen, widerlegt wurde; der Zeuge
ſtellte feſt, daß Büchler 14 Tage vor der Tat, in einem
Café, bei einem Streit das Meſſer zog. Büchler
will davon nichts Rechtes wiſſen, er weicht überhaupt, ſo oft es
mit belaſtenden Momenten gegen ihn geht, aus und tut verſtänd=
nislos
, beſonders als der Vorſitzende den Verſuch unternahm, ihn
über den Ernſt ſeiner Lage aufzuklären. Auf den Vorhalt, daß es
um Kopf und Kragen geht, war Büchler zu keiner Nachgabe und
zu keiner Aenderung ſeines Verhaltens zu bewegen.
Die Dienstagverhandlung brachte neben der Ver=
nehmung
der beiden Aerzte die den Hitlerjungen Frieß in
Behandlung hatten, eine Reihe von weiteren Zeugenausſagen und
die mediziniſchen Gutachten über den Geiſteszuſtand des Ange=
klagten
Büchler. Dr. Blecher hatte den am 6. März bei ihm
eingelieferten Hitlerjungen Frieß behandelt. Nach den Feſtſtel=
lungen
der Zeugen war der Tod bei Frieß eingetreten durch eine
Blutvergiftung, die im Gefolge einer Nierenblutung aufgetre=
ten
war. Zu Dr. Hein, dem nächſten Zeugen, war Frieß am
2. März in Behandlung gekommen. Aeußerungen, die auf die
Urſache des Nierenblutens hätten hindeuten können, hat der Hit=
lerjunge
bei dieſem Zeugen nicht gemacht. Als nächſter Zeuge
wurde Dr. Baunach aus Lindenfels vernommen, der ſich über

gedweicher A.t bei den Angelaten nich efſfelen Nacheit.
und Ed. Trunk aufgerufen. Aus dieſen und den weiteren Zeu=
genvernehmungen
, die im weſentlichen keine neuen Momente in
die Verhandlung bringen, verdient Erwähnung die Ausſage des
Zeugen Haller, der am Weihnachtstag des vergangenen Jahres
zugegen war, als der Angeklagte Büchler im Alkoholrauſch einen
andern jungen Mann mit dem geöffneten Taſchenmeſſer bedrohte,
was um ſo bemerkenswerter iſt, als der Angeklagte früher be=
hauptet
hatte, ſchon lange kein Taſchenmeſſer mehr zu beſitzen.
Aus den Strafakten des Angeklagten Büchle; geht ferner hervor,
daß er am 5. Februar 1925 zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt
wurde, wegen gemeinſamer gefährlicher Mißhandlung. In die=
ſem
Fall hatte er in angetrunkenem Zuſtand einem Sägewerks=
beſitzer
, ohne äußeren Anlaß mit einem Dolch eine gefährliche
Stichverletzung beigebracht.
Aus den zuletzt erſtatteten mediziniſchen Gutachten der Herren
Obermedizinalrat Dr. Heid und Dr. Vjx, die in allen weſent=
lichen
Punkten übereinſtimmen, geht hervor, daß der Angeklagte
zwar intellektuell etwas unter dem Durcſſchnitt ſtehen könne, daß
aber irgendwelche Zeichen abnormer Ertegbarkeit nicht feſtzuſtel=
len
ſind. Schwachſinn kommt nicht in Frage. Sein Intellekt er=
laube
ihm Einſicht in die Strafbarkeit ſeiner Handlungen. Der
Angeklagte ſtand am Tag der Tat nicht unter dem Einfluß von
Alkohol, was aus ſeinem eigenen Geſtändnis hervorgeht. Nach
dem Gutachten der Aerzte vertagte de Vorſitzende die Verhand=
lung
auf Mittwochvormittag. Die Mittwochsſitzung wird
außer der Vernehmung eines Zeugen das Plädoyer des Staats=
anwaeis
und der Verteidigung bringen.

Zur Geſundung des Bauernſtandes.
Die Vorausſehungen für eine geſunde Preisenkwicklung des Gekreides im neuen Wirtſchaftsjahr.

Zum Teufel mit den Spekulanken!
Von W. Meinberg,
Reichsobmann für die bäuerliche Selbſtverwaltung und geſchäfts=
führender
Präſident des Reichs=Landbundes.
Es kann kein Zweifel mehr darüber beſtehen, daß die auf den
verſchiedenen Gebieten durch den Reichsminiſter für Ernährung
und Landwirtſchaft, Darré, getroffenen Maßnahmen ſchon heute
die Vorausſetzungen für eine geſunde Preisentwicklung des Ge=
treides
im neuen Wirtſchaftsjahr geſchaffen haben. Dabei ſtehen
vor allem die beſonderen Getreidebewirtſchaftungsmaßnahmen,
alſo die finanziellen Sicherungen zu einer geordneten
Bergung und Verwertung der Ernte im einzelnen feſt. In dieſem
Rahmen wird insbeſondere durch das Austauſchverfahren
eine wirkſame Marktentlaſtung erſtrebt. Damit ſind für jeden
ruhigen Beobachter alle Maßnahmen ergriffen worden, die nach
menſchlichem Ermeſſen im neuen Getreidebewirtſchaftungsjahr der
Landwirtſchaft einen ungeſtörten Markt ſichern und alle Preis=
einbrüche
oder Störungen anderer Art verhindern müſſen. Auf
Grund der jüngſten ſtatiſtiſchen Veröffentlichungen läßt ſich zu=
dem
feſtſtellen, daß am Ende dieſes Getreidejahres Ueber=
ſchüſſe
nicht mehr vorhanden ſind, ſo daß auch in den
letzten Monaten dieſes Wirtſchaftsjahres ein Preisdruck nicht
mehr zu befürchten iſt. Faſſen wir ſo die geſamte Marktlage klar
zuſammen, ſo ergibt ſich für den ſachlichen Beurteiler, dem jed=
wede
Spekulationsabſicht fern liegt, keinerlei Veranlaſſung zu
irgend welcher nervöſen Haltung.
Trotz dieſer eindeutigen Sachlage wird aus manchen Gegenden
des Reiches eine gewiſſe Beunruhigung über die bevorſtehende
Preisbildung gemeldet, obwohl Getreide der neuen Ernte
überhaupt noch nicht greifbar iſt und die Preiſe, die
von gewiſſenloſer Seite ſchon jetzt genannt werden, im Augen=
blick
noch nicht den geringſten praktiſchen Wert
haben. Die Beunruhigung, die im Hinblick auf die agrarpoli=
tiſchen
Sicherungsmaßnahmen des Reichsernährungsminiſters jetzt
planmäßig unter den Bauern erzeugt wird, iſt allein auf
jene ſattſam bekannten Spekulanten zurückzuführen, die durch
ihre ſchrankenloſen Geldbeutelintereſſen verſuchen, die Preiſe
ſchon jetzt für den Zeitpunkt herunterzuſprechen und
herunterzumanöverieren, da neues Getreide wirklich
auf den Markt kommt. Es dreht ſich hier um nichts anderes als
um eine Beunruhigung der deutſchen Wirtſchaft und insbeſondere
Sabotage des Aufbaues der Landwirtſchaft, aus
der ein ſchmutzigs Geſchäft gemacht werden ſoll. Mit aller Deut=
lichkeit
muß in klarer Erkenntnis der Zuſammenhänge hier er=

klärt werden, daß dieſen Manipulationen von ſeiten des Land=
ſtandes
im engſten Zuſammenwirken mit den neugebildeten natio=
nalſozialiſtiſchen
Börſenvorſtänden mit der größten Entſchieden=
heit
entgegengetreten wird.
Auf der anderen Seite muß ich aber auch vom deutſchen
Bauern verlangen, daß er zu dieſem Zeitpunkt, da unſer
Reichsbauernführer Darré die Verantwortung für das Geſamt=
wohl
des Bauernſtandes übernommen hat und alle nur erdenk=
baren
Maßnahmen ergriffen ſind, nicht ohne irgendeinen
Grund Unruhe und Unſicherheit zeigt. Der Bauer
muß jetzt wirkliche Verkaufsdiſziplin zeigen! Niemand
darf in den nächſten Wochen den Ertrag ſeiner Ernte ganz oder
zum größten Teil auf den Markt werfen in der Annahme, daß
die Preiſe ſich verſchlechtern könnten. Bedauerlicherweiſe gibt es
aber auch hier einige Leute, namentlich in gewiſſen Gegenden
Deutſchlands, auf die der Ehrenname Bauer allerdings nicht
paßt, die ebenſo wie jene Börſenjobber durch ihre Maßnahmen
den Markt dadurch in Unordnung bringen, daß ſie ihr ge=
ſamtes
Getreide ſofort auf den Markt werfen. Dann
glauben ſie ſogar noch das Recht haben zu können, ſich hinzuſtellen
und laut ſchreiend zu fordern: Regierung hilf uns, der
Preis ſackt ab! Wenn unſer Reichsernährungsminiſter alles
unternimmt, um im Intereſſe des Bauern eine ruhige und unge=
ſtörte
Verwertung der Ernte in die Wege zu leiten, ſo müſſen wir
es als eine Sabotage der jetzt eingeleiteten Agrar=
politik
des Miniſters auffaſſen, wenn das Spekulanten=
tum
und die ſogenannten Ueberklugen mit dieſer Art von Stö=
rungsfeuer
in die Flanke der Wiederaufbaufront fallen.
Auf der anderen Seite ſoll natürlich auch niemand, wie es
in dieſem Jahre auch wieder geſchehen iſt, aus Spekulationsgrün=
den
den größten Teil ſeines Ernteertrages bis zum Ende des
Wirtſchaftsjahres aufheben, alſo bis zu einem Zeit=
punkt
, da wiederum neues Getreide auf den Markt drängt.
Jeder Einſichtige muß erkennen, daß auch hier eine völlig, falſche
Methode vorliegt, deren Enttäuſchungen ſpäter keinerlei Grund
zu irgend welchen Beſchwerden geben können. Jetzt, da wir in ge=
ſchloſſener
Bauernfront unter einheitlicher Führung an den Wie=
deraufbau
der Landwirtſchaft gehen, erwarte ich zweierlei vom
nationalſozialiſtiſchen Bauerntum: einmal, ſich die Börſenjobber
anzuſehen, die ſchon heute wieder verſuchen, in Baiſſeſpekulationen
zu machen. Zum anderen, ſich dieſe liberaliſtiſchen Landwirte unter
die Lupe zu nehmen, die aus rein ſpekulativen kapitaliſtiſchen
Gründen das geſamte Getreide in einem Zug auf den Markt wer=
fen
und damit die im Intereſſe des geſamten Bauerntums einge=
leiteten
Maßnahmen erſchüttern helfen. Im möchte an dieſer
Stelle keinen Zweifel darüber laſſen, daß wir in jedem Fall
Mittel und Wege finden werden, um dieſem ſabotierenden Speku=
lantentum
den Sinn und den Willen des Nationalſozialismus
beizubringen.

Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheatern.
* Union=Theater.
Kind, ich freu mich auf dein Kommen.
Unter dieſem etwas zweideutigen Titel verbirgt ſich eine ſehr
harmloſe aber ganz entzückende Luſtſpielangelegenheit. Zwar
ehedem hat der Film wohl andere Tendenzen gehabt. Er war
verboten, weil man irgendwie nicht ganz ſittenreine Hintergründe
ind durch dieſe verderbliche Folgen ſah. Eine Photographin
hat ihren entzückenden Drahthaar=Fox ſo abgerichtet, daß er leer=
ſtehende
, möglichſt vornehme Autos als Ruheplätzchen wählte. Die
zu den Autos gehörigen Herren fanden das Tierchen dann wäh=
rend
der Fahrt irgendwie unter dem Sitz, und da Storch, ſo
heißt der Foxl. die genaue Adreſſe am Halsband trug, wurde er
natürlich jeweils ſeiner Herrin wieder zugeſtellt. Er hatte den
Zweck ſeiner Dreſſur (die Vermittlung vornehmer Bekanntſchaf=
ten
) erfüllt. Zwar Storch hat dieſe Eigenſchaft auch jetzt noch
in dem Film, aber ſie iſt völlig in den Hintergrund gerückt durch

Photz, Ura
Liſſi Arna mit Storch.
Beſchneiden und Aendern, ſo daß jetzt eine wirklich harmloſe, ſehr
humorvolle flott geſpielte Luſtſpielangelegenheit herausgekom=
men
iſt. Storch hat nämlich auch die Angewohnheit, ohne Hals=
band
auszureißen und ſich von einer anderen, ſehr liebenswür=
digen
, entzückenden jungen Dame einfangen zu laſſen, die von
ſeinem verwerflichen Kuppelſpiel ſelbſtverſtändlich nichts weiß.
Dadurch entſtehen nun vorübergehend eine Reihe köſtlicher Ver=
wechſelungen
, die ebenſo vorübergehend zu Tränen führen, die
aber ſchließlich doch das Glück eines jungen Paares endgültig be=
gründen
.
Im übrigen ganz abgeſehen von der Handlung des Films,
ſo luſtig ſie iſt, das Entzückendſte an dem Film iſt Storch, der
Fox. Er macht ſeine Sache wirklich fabelhaft. In einem bild=
hübſchen
Wolfshund findet er ſeine Ergänzung. Und wenn es
wahr iſt, was über die Aufnahmen zu dieſem Film von Storch
alles geſchrieben und erzählt iſt, dann iſt der kleine Kerl allein
ſchon wert, daß man ſich dieſen Film anſieht. Er ſoll darum als
einziger Filmkünſtler genannt ſein.
AA
*
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man ab heute Rens Clairs,
des Schöpfers von Unter den Dächern von Paris, neueſtes
Meiſterwerk: 14. Juli, Das tanzende Paris‟. Der
Film iſt ein wundervolles, poetiſches Märchen, in dem René Clair
wieder Menſchen ſchildert, die ihr Leben leben.
In den Palaſt=Lichtſpielen erſcheint heute und folgende
Tage in Neuaufführung eine ſpannende Spionage=Geſchichte Ein
Liebesroman im Hauſe Habsburg mit Karl Ludwig Diehl, Paul
Wegener. Ellen Richter, Gretl Theimer und Paul Hörbiger in
den Hauptrollen. Intrigen, Skandalaffären, Hochverrat und poli=
tiſche
Machtkämpfe bilden die Handlung dieſes Films. Jugend=
liche
haben Zutritt.

Zum Landestreffen der NSBO. Mandolinen= und Hand=
harmonikaſpieler
. Die großen Kundgebungen des 26, und 27.
Auguſt anläßlich des Landestreffens der NSBO. in Frankfurt
am Main ſollen durch volkstümliche Muſik eine beſondere Note
erhalten. Wir bitten hierdurch alle Mandolinen= und Handhar=
monika
=Vereine um ihre Mitwirkung. Sie wollen ihre genaue
Anſchrift unter Angabe der Mitgliederſtärke richten an die Gau=
NSBO. Frankfurt. Klüberſtraße 12. Tel. 74 049.

Gründung eines NS.=Reichsbundes der Kleingärtner und
Kleinſiedler. Der von annähernd 200 Vertretern aus ganz Deutſch=
land
beſchickte 9. Reichsgärtnertag in Nürnberg billigte die Ueber=
führung
des bisherigen Reichsverbandes der Kleingartenbauver=
eine
Deutſchlands E. V. in den Nationalſozialiſtiſchen Reichs=
bund
der Kleingärtner und Kleinſiedler. Der Reichsbund iſt da=
durch
auf etwa ½4 Millionen Mitglieder angewachſen.
Der Verein der Freundinnen junger Mädchen plant unter
dem Protektorat der Frau Erbgroßherzogin Cäcilie von Heſſen
am 9. September nachmittags, in den Räumen und im Garten
des Heylshofs, Weyprechtſtraße eine Veranſtaltung Für Kinder
und ſolche, die Kinder lieb haben. Aufführungen und verſchie=
dene
Ueberraſchungen ſind in Vorbereitung.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen: Freundinnen=
heim
. Sandſtr. 24. Jeden Donnerstag, abends 8.1510 Uhr: Zu=
ſammenkunft
. Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat:
Nähen und Zuſchneiden. Donnerstag, den 3. Auguſt, Spazier=
gang
. Abmarſch 8.15 Uhr vom Tierbrunnen aus nach dem Böllen=
falltor
.
Ferienfahrten der Köln=Düſſeldorfer werden mit den gro=
ßen
geſchützten Dampfern mehrmals an jedem Wochentag ganz
billig, aber am Donnerstag, dem 3. Auguſt, von Mainz nach Nie=
derheimbach
(Märchenhain), Lorch und Bacharach ausgeführt. An
dieſem Tage fährt ein Sonderdampfer um 9.30 Uhr von hier
nach den drei beliebten Ausflugsplätzen und nach mehrſtündigem
Aufenthalt ſo rechtzeitig zurück, daß der Kinder wegen die An=
kunft
in Mainz um 19 Uhr ſichergeſtellt iſt. In dieſer Fahrt
beträgt der Rückfahrpreis für Erwachſene nur 1,20 RM. und für
Kinder 0,60 RM. Auf die Rheingaubeleuchtung Samstag, den
5. Auguſt, bei der zwiſchen Geiſenheim und Mainz der Rhein in
Flammen erſtrahlen wird, ſei hingewieſen. An dieſem Tage
muß die billige Frühfahrt nach Worms leider ausfallen. Auskunft
durch die Mainzer Vertretung G. L. Kayſer (Fernſprecher 31 959),
(Siehe Anzeige.)
Aus der NSÜAp.

Bekanntmachung des Gauleiters:

Gau=Betriebszellen=Abteilung. Wir machen darauf aufmerk=
ſam
, daß infolge Umzugs und dadurch, daß ſich unſere Arbeiten
in letzter Zeit angehäuft haben und dieſe erſt wieder aufgear=
beitet
werden müſſen, bis zum 12. Auguſt 1933 keine
Sprechſtunde ſtattfindet. Sollten trotzdem Parteigenoſſen
vorſprechen, ſind wir leider gezwungen, dieſe abzuweiſen.

NSKK.=Pflichtappell. Die Bezirksführung Darmſtadt=Stadt
macht bekannt: Am Donnerstag, den 3. Auguſt 1933.
abends 7.45 Uhr: Antreten mit Fahrzeugen am alten Bahnhof.
Anſchließend Treffpunkt Brauereiausſchank Zur Krone Schu=
ſtergaſſe
. NSKK.=Mitglieder, die im Beſitze eines Muſikinſtru=
mentes
ſind, kommen 8.45 Uhr in die Krone‟.
Bekanntmachung der Kreisleitung. Schulungskurſe
finden ſtatt: Mittwoch, 2. Auguſt, abends 9 Uhr, in Gries=
heim
, in der Poſt. Freitag, den 4. Auguſt, abends 9 Uhr,
in Arheilgen, in der Sonne; Pg. Dr. Schmidt ſpricht
Freitag, 4. Auguſt, abends 9 Uhr, in Hahn (Lokalangabe folgt).
Pg. Borchardt ſpricht. Samstag, 5. Auguſt, abends 9 Uhr, in
Kranichſtein, im Mühlchen. Pg. Dr. Schmidt ſpricht.
Das Erſcheinen der Amtswalter iſt Pflicht. Die Parteigenoſſen
werden gebeten. Gäſte, vor allem Frauen und ehemalige politiſche
Gegner zur Teilnahme an den Kurſen aufzufordern.

Vereinskalender.

Vereinigung früherer Leibgardiſten. Don=
nerstag
, den 3. Auguſt, abends 8.30 Uhr, Leibgardiſtenabend im
Reſtaurant Sitte, Karlſtraße. Um zahlreiches Erſcheinen wird
gebeten.

Train=Vereinigung 18. Am Mittwoch, den
Auguſt, abends 8.30 Uhr, findet bei Sitte, Karlsſtraße, unſere
Mitgliederverſammlung ſtatt. Da wir uns an der Wiederſehens=
feier
der Train und Dragoner am Sonntag, den 5. Auguſt, in
Friedberg beteiligen, bitten wir die Kameraden, recht zahlreich
zu erſcheinen, zwecks weiterer Beſprechung.
Bund Königin Luiſe, Ortsgruppe Darmſtadt. Mitt=
woch
, den 2. d. M., abends pünktlich 8.30 Uhr. Pflichtverſamm=
lung
bei Sitte, Karlſtraße. Gäſte herzlich willkommen.

Lokale Veranſtalkungen.
Die Niernnter erſcheinenden Notizen ſinb ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen yu betradte/
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil

Die Stahlhelmkapelle konzertiert am kommenden
Donnerstag, dem 3. d. M. unter Leitung des Regiments= Ober=
muſikmeiſters
Mickley im Herrngarten=Café mit einem Sonder=
rogramm
. Das letzte Konzert der Kapelle war bis auf den letz=
en
Platz beſetzt.
Die Beſſunger 60er (Jahrgang 1873) werden zu
iner Beſprechung. betr. Abhaltung einer Wiederſehensfeier, auf
Freitag, den 4. Aguſt, zu Gaſtwirt Rau, Heidelberger Straße,
ſerzlich eingeladen.

Tageskalender für Mittwoch, den 2. Auguſt 1933.
Union: Kind, ich freu' mich auf dein Kommen. Helia: Das
tanzende Paris, Palaſt: Ein Liebesroman im Hauſe
Habsburg. Saalbaugarten, 20 Uhr: Großes Konzert mit
Tanz. Café Oper; Gaſtſpiel des Mailänder Fasciſten=
Orcheſters.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 2. Auguſt 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 212 Seite 7

Aus Hefſen.
Die Bedenkung der Heimak= und Trachkenvereine.
El. Mainz, 1. Aug. Bei der Jubiläumsfeier des Gebirgs=
trachtenvereins
hielt der Darmſtädter Oberbürger=
meiſter
und Landtagspräſident Dr. Müller die
Feſtrede. Es bedeute jedesmal eine beſondere Freude, ſo erklärte
er, urwüchſiges Volkstum, ſo wie es in den Heimatvereinen zum
Ausdruck komme, zu ſehen. Heute aber ſei es ganz beſonders ein=
drucksvoll
, erleben zu dürfen, wie die Heimat= und Trachtenver=
eine
wieder in feſter Verbindung mit dem deutſchen Volkstum
ſtehen und die Vereinzelung und Iſolierung, in die ſie zu ge=
raten
drohten, nun als überwunden gelten kann, wo das ganze
Volk in beſonders eindringlicher Weiſe ſeine Zuſammengehörig=
keit
erleben dürfe. Wenn aber dieſer neue Geiſt nicht gekommen
wäre, ſo würden alle Treue, aller Fleiß und Zähigkeit nichts
genutzt haben, und das deutſche Volk hätte ein für allemal ſeine
Macht verloren gehabt. In wenigen Jahren hätte man dieſe
Trachten nur noch gegen Entgelt und als Zirkusattraktionen ſehen
können. Heute aber werde wieder geſchätzt, was in der Vergan=
genheit
groß und ſchön geweſen ſei, und aus Achtung und Ehr=
furcht
tragen wir Sorge, es zu erhalten. Wenn auch die Bayern=
vereine
ſich mit Recht von der Politik, wie ſie im alten Staate
als Parteien= und Intereſſenpolitik getrieben wurde, ferngehal=
ten
haben, ſo wachſen ihnen aus der heutigen Staatsauffaſſung
wichtige Aufgaben zu. Dazu zählen vor allem die Sicherung der
deutſchen Zukunft, die Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit und die
Erhaltung unſeres deutſchen Volkstums in all ſeinem Reichtum.
Dieſes Feſt möge auch ein Anſporn ſein zur Pflege des hemi.
Trachtenweſens, ſo daß die bayeriſchen Gäſte zu Hauſe ſagen dür=
fen
, daß auch in Heſſen Deutſche wohnen, die eine alte Ueberliefe=
rung
haben und an alten Bräuchen hängen.

Dg. Arheilgen, 1. Auguſt Evangeliſche Kirchen=
gemeindevertretung
. Da zur Wahl der evangeliſchen
Kirchengemeindevertretung nur eine Einheitsliſte eingereicht wor=
den
war, hatte ſich eine Wahl erübrigt. Nun trat die neue Kir=
chengemeindevertretung
zu ihrer erſten Sitzung zuſammen, bei der
die Verpflichtung der Neugewählten, die Wahl des Kirchenvor=
ſtandes
und die Beratung über die innere Renovierung unſeres
Gotteshauſes zur Tagesordnung ſtanden. Nach dem Lutherlied
hielt Herr Pfarrer Grein eine Anſprache, in der er in eingehen=
den
Ausführungen auf das große Geſchehen im deutſchen Volke und
ſeine Bedeutung für den Neuaufbau der Kirche und des evangeliſch=
kirchlichen
Lebens einging. Anſchließend wurde die Verpflichtung
der neu eingetretenen Kirchengemeindevertreter vorgenommen,
worauf die Wahl des Kirchenvorſtandes folgte. Die Wahl hatte
die Wiederwahl von 10 Mitgliedern des früheren Kirchenvor=
ſtandes
und die Neuwahl von 5 weiteren Mitgliedern zum Er=
gebnis
. Bezüglich der Innenerneuerung unſerer Kirche hat der
Kirchenvorſtand unter Hinzuziehung des Kirchenmalers Velte
und des heſſiſchen Denkmalpflegers die Durchführung beſchloſſen,
und freudig trat die Kirchengemeindevertretung dieſem Beſchluß
bei, um zu dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm im Sinne des
Führers des deutſchen Volkes einen kleinen Beitrag zu leiſten.
Etwa die Hälfte der Mittel zur Durchführung der Renovierung
ſteht bereits aus freiwilligen Gaben zur Verfügung. Die andere
Hälfte ſoll in der Weiſe aufgebracht werden, daß rückzahlbare An=
teilſcheine
in Höhe von je 10. RM. zur Ausgabe gelangen. Auf
dieſem Wege hofft man den noch fehlenden Betrag zuſammenzu=
bringen
. Der Turnverein 1876 empfing die Teilneh=
mer
am Turnfeſt in Stuttgart und geleitete ſie unter Vorantritt
des Spielmannszuges und der SA.=Kapelle in feſtlichem Zuge
nach der Turnhalle. Dort wurden die Preisgekrönten beglück=
wünſcht
, und der Führer des Vereins, Herr Gewerbelehrer
Frank, erſtattete einen kurzen Bericht über den Verlauf des
bedeutungsvollen Feſtes.
J. Griesheim, 1. Jug. Der Geſangverein Liedertafel hat
ſeinen alten treuen Vorſitzenden. Herrn Ludwig Rühl, der ſchon
über 20 Jahre das Vereinsſchifflein zum guten Gelingen und
Gedeihen ſteuerte, einſtimmig zum Führer ernannt, der auch vom
Bundesvorſitzenden bereits beſtätigt wurde. Die einberufene Voll=
verſammlung
bewies ihrem alten Führer durch Erheben von den
Sitzen die Treue. Herr Ludwig Rühl dankte in bewegten Worten
für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und verſprach, ſolange
es ſeine körperlichen Kräfte erlauben, die Liedertafel weiter im
nationalen Geiſte zu führen. Zu ſeinem Stellvertreter ernannte
der Führer Herrn Heinrich Emge. Ein Quartett der Lieder=
tafel
, von echtem Humor und Wanderluſt beſeelt, unternahm,
vom herrlichſten Wetter begünſtigt, eine Sängerfahrt per Rad
nach Koblenz. Um auch den Genuß einer Waſſerfahrt zu verſpü=
ren
, wurde ein Stück der Heimreiſe per Dampfer zurückgelegt.

J. Griesheim, 1. Aug. Feuer=Alarm. Am Sonntag nach=
mittag
wurde die Einwohnerſchaft durch die Sirene in Feueralarm
verſetzt. In der Annaſtraße war in der Hofreite des Gärtners
Karl Moritz Gläſer eine Holzſchuppen, der am Wohnhaus ange=
baut
war, in Brand geraten. Der Schuppen in dem außer Stroh=
und Heuvorräten auch eine größere Anzahl Gärtnereidecken und
Bedarfsartikel für die Gärtnerei untergebracht waren, iſt mit ſei=
nem
geſamten Inhalt ein Raub der Flammen geworden. Die
alsbald zur Stelle geweſene Feuerwehr konnte nur noch das Ueber=
greifen
des Feuers auf das ſtark bedrohte Wohnhaus verhindern
und ſo den Beſitzer vor noch größerem Schaden bewahren. Die
Entſtehungsurſache iſt noch nicht aufgeklärt, der Schaden iſt teil=
weiſe
durch Verſicherung gedeckt.

E. Wixhauſen, 1. Aug. Wahl der Kirchenvorſteher.
Die neue Kirchengemeindevertretung hatte am Sonntag morgen
nach dem Gottesdienſt ihre erſte Sitzung. Nachdem die neuen
Mitglieder von Herrn Pfarrer Erkmann verpflichtet waren, fand
die Wahl von ſechs Kirchenvorſtehern ſtatt. Am nächſten Sonn=
tag
findet die Einweihung der Kinderſchule ſtatt. Aus
dieſem Grunde fällt der Gottesdienſt am Sonntagmorgen aus.
Nachmittags um halb 3 Uhr iſt Feſtgottesdienſt in der Kirche. Als=
dann
wird die neue Kinderſchule eingeweiht. Prälat D. Dr. Dr.
Diehl und Superintendent Dr. Müller werden ſprechen.
Aa. Eberſtadt, 1. Aug. Ausbruch der Rotlaufſeuche.
Unter dem Schweinebeſtand eines Einwohners in der Odenwald=
ſtraße
iſt die Rotlaufſeuche ausgebrochen. Die erforderlichen
Schutzmaßnahmen wurden ſofort verhängt. Die Hebamme
Schröer konnte heute ihr 25jähriges Dienſtjubiläum begehen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 31. Juli. Hohes Alter. Heute
feierte der Taglöhner Heinrich Allmann in noch beſter Geſund=
heit
ſeinen 80. Geburtstag. Wohlfahrtserwerbs=
loſe
. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen geht auch hier all=
mählich
zurück. Von der Höchſtzahl 108 ſind jetzt noch 66 aner=
kannte
Wohlfahrtsunterſtützungsempfänger arbeitslos, eine Ent=

laſtung für die Gemeinde, die ſich am Endbetrag der Wochenunter=
ſtützung
ſchon recht fühlbar macht.
G. Ober=Ramſtadt, 1. Aug. Siegerehrung. Zum
Empfang der hieſigen Teilnehmer am Deutſchen Turnfeſt in Stutt=
gart
, insbeſondere der Turnerin Gretel Dintelmann, die erſt=
mals
einen Deutſchen=Turnfeſt=Sieg für Ober=Ramſtadt errang,
verſammelten ſich die Mitglieder, Turnerinnen, Turner und
Jugendabteilungen des Turnvereins 1877, die SA.=Formationen
mit ihren Fahnen und zahlreiche Einwohner am Bahnhof. Unter
Vorantritt des Spielmannszuges der SA. bewegte ſich ein ſtatt=
licher
Zug durch die Darmſtädter Straße nach dem Marktplatz,
wo kommiſſ. Bürgermeiſter Jörgeling Gelegenheit nahm, die
Heimkehrenden vom Deutſchen Turnfeſt herzlich zu begrüßen. Er
überreichte der ſiegreichen Turnerin namens der Gemeinde ein
Glückwunſchſchreiben und einen herrlichen Blumenkorb. Als
Führer des Tv. 1877 dankte Turner Karl Breitwieſer für dieſen
ſchönen Empfang und beſonders für die Ehrung ſeitens der Ge=
meinde
. Auch unſer alter Kämpe Joſeph Kleber ließ es ſich nicht
nehmen, der als Siegerin Heimkehrenden in Gedichtform ein
herzliches Willkommen zu entbieten.
Ai. Vielbrunn, 1. Aug. Der einzige hier noch lebende Kriegs=
veteran
von 1870/71 und zweitälteſte Einwohner unſerer Gemeinde,
Herr Altbürgermeiſter Joh. Phil. Hofmann, kann am 3.
Auguſt ſeinen 87. Geburtstag feiern.
Bs. Rimhorn, 1. Aug. Abſchiedsfeier. Nach 12jähriger
Tätigkeit an unſerer Volksſchule verläßt nun Herr Lehrer
Schanz unſeren Ort, um nach Weiſung ſeiner Behörde in Bens=
heim
zu beginnen. Aus Liebe und Anhänglichkeit bereitete ihm
die ganze Gemeinde eine Abſchiedsfeier. Männergeſangverein und
gemiſchter Chor brachten einige ſchöne Lieder zu Gehör. Bürger=
meiſter
Friedrich, Pfarrer Schwöbel und der Vorſitzende
des Männergeſangvereins, Herr Schimpf, hoben in Anſprachen
Liebe und Anhänglichkeit der Schule und der Gemeinde zu ihm
und ſeiner Familie hervor. Wie in ſo vielen anderen Orten.
wurde auch hier eine Milchabſatzgenoſſenſchaft gegründet. 18
Landwirte haben ſich bis jetzt in ihr vereinigt. Als Führer wurde
Herr Wilh. Jakob beſtimmt.

Die Schönheiten des Auguſt.
Anf dem Höhepunkt des Jahres. Hochſommerliche Freuden. Der Monak der Reife und der Früchfe.

Der Ernkemond.
Nicht wenige Menſchen lieben den Auguſt von allen Monaten
des Jahres am meiſten. Er bringt die klare Bläue des Himmels,
die nebelloſe Reinheit der Luft, die wir ſo wohltuend empfinden.
Beſonders wenn wir auf die Höhen ſteigen, entzückt uns die Fern=
ſicht
. Weit, weithin ſehen wir alles ganz deutlich, die Gegenſtände
heben ſich zum Greifen voneinander ab, alles hat eine ganz be=
ſondere
Plaſtik, die uns bezaubert. Wo geſtern noch wogende
Kornfelder waren, ſtehen heute ſchon Stoppeläcker. Das iſt freilich
eine Veränderung, die uns zuerſt etwas ſchmerzlich iſt, die Land=
ſchaft
wird karger dadurch, aber wenn wir dann den Blick anders=
wohin
gleiten laſſen, ſind wir getröſtet: die Aepfel und Birnen

an den Bäumen röten und runden ſich, daß es eine Wonne und
eine Pracht iſt! Trotz und trotz allem: dieſe beiden Früchte bleiben
doch unſer liebſtes Obſt. Man ſoll uns gehen mit dem fremdlän=
diſchen
Zeug, dieſe prallen, feſten Aepfel ſind unſer beſter Kame=
rad
für Herſt und Winter.
Auguſt heißt Erntemond. . . Im Plattdeutſchen, im Eng=
liſchen
bedeutet Auſt noch heute: Ernte.
Auf dem Lande iſt noch eilige Zeit, denn die Ernte will ja
nicht nur gemäht, ſondern auch hereingebracht ſein. Und mancher
bange Blick trifft das Barometer, oder die Wetterecke. Dieſer
Sommer hat uns mit Wetterbeſtändigkeit nicht verwöhnt, aber

bald iſt ja auch der Bann gebrochen, den der regenreiche Sieben=
ſchläfertag
uns auferlegt hat, bald können wir mit Fug auf ſonnige
Tage und Trockenheit hoffen.
Iſt es nicht auch ein wenig ſo, daß wir uns dieſes ſchlechte
Wetter nur einbilden? Hören wir nicht Jahr für Jahr die glei=
chen
Klagen, daß es gar nicht Sommer werden will? Und iſt
das nicht nur ein Gedächtnisfehler des Menſchen? Wenn man
irgend etwas Beſonderes vor hat, wünſcht man ſich natürlich das
ſchönſte Wetter, das nur möglich iſt, und wenn das dann nicht
eintritt, ſo gräbt ſich dieſer ungünſtige Tag in unſere Erinne=
rung
ein, und all die andern Tage, an denen das herrlichſte Wet=
ter
war und wir es nur gar nicht recht bemerkten, beachten wir
nicht weiter. Es wird alſo ſchon wahr ſein, was manche Leute
ſagen: uns iſt in jedem Jahr ein gleiches Maß an Sonne und
Regen zugemeſſen, nur iſt die Verteilung eine verſchiedene.
Viele, die verreiſt waren, ſind wieder heimgekehrt, andere
haben jetzt erſt ihr Ränzel geſchnürt und ſind hinausgezogen in
die ſchöne Welt, wird doch kaum in einem andern Land ſo viel
gereiſt wie in Deutſchland, wo faſt jeder es irgendwie möglich
macht, ein paar Ferienwochen in der Fremde zu verbringen, und
ſollte er auf Schuſters Rappen losziehen, und aus dem Ruckſack
ſpeiſen. Das Wandern iſt des Deutſchen innige Freude, und kaum
irgendwo anders finden wir eine ähnlich tiefe Verbundenheit mit
der Natur.
Jetzt im Auguſt müſſen wir ja nachholen, was wir an Som=
merfrerden
noch etwa verſäumt haben. Wie ſchön ſind die langen,
warmen Abende, die uns locken, im Freien umherzuſtreifen oder
in laubigen, lauſchigen Gärten zu ſitzen, wo Muſikkapellen ſpielen
und Menſchen ſich ſammeln, um den Sommer zu feiern. Dann
ziſchen Raketen, ſprühen Sonnen, glühen Leuchtfeuer. Und jedes=
mal
wieder werden wir zu Kindern, die ſtaunend dieſe feurigen
Wunder zum allererſtenmal erleben. An der bunt verwandelten
Welt hängen unſere Augen in beglücktem Staunen. Gewiß, unſer
rechnender Verſtand ſagt uns, daß Unſummen Tag um Tag in die
Lüfte verknallt werden, aber auf der andern Seite ſteht eigen=
ſinnig
das Gefühl: ſchön iſt es doch! Und ſchließlich macht es un=
endlich
vielen Menſchen eine herzliche Freude. Es iſt ja, als müßte
das Fröhlichſein ſich einen ſichtbaren Ausdruck ſchaffen, wie ein
gewaltſames Uebermaß, das die Hülle ſprengt. Und alles, was
ſo empordrängt, iſt ſchön, immer, wenn der Menſch das Emp=
finden
hat, die Fülle des Gefühls nicht mehr faſſen zu können, iſt
er glücklich. Und ſo genießt er auch dieſe Zeit der ſommerlichen
Reife. Ein Höhepunkt des Jahres iſt der Auguſt, er lädt uns
zum Rückblick, wir überſchauen das Erreichte, und wir freuen uns,
wenn wir auf einem Gipfel angekommen ſind, auch, oder gerade
weil wir uns bewußt ſind, daß noch ein weiterer Anſtieg vor uns
liegt. Im Auguſt, da iſt das Jahr noch jung genug, um zu blühen,
und doch ſchon ſo alt, daß es Früchte trägt und hier und da aus=
ruhen
mag, und dieſes Ausruhen, dieſes Die=Hände=in=den=Schoß=
Legen, dieſes Feiern nach getaner Arbeit liebt der Menſch ſo ſehr,
und es hilft ihm, zu ſich ſelbſt zurückzufinden.

NS. Kriegsopferverſorgung, Gau Heſſen.

Ein Nakurdenkmal zerſtört.

Gauobmann Storck gibt bekannt:
Der Kreis Bensheim der NS. Kriegsopferverſorgung
veranſtaltet am kommenden Sonntag, den 6. Auguſt 1933,
vormittags 8 Uhr ſeine erſte große Kriegsopferkundgebung.
An dieſer Kundgebung nehmen ſämtliche Wehrverbände,
Orts= und Kriegervereine ſowie die Frauenſchaft, Bund deutſcher
Mädels, Hitler=Jugend, Jungſchar und der Arbeitsdienſt teil. Die
Aufſtellung erfolgt vormittags 8 Uhr pünktlich in der Hinden=
burg
=Straße mit der Spitze Bahnhof Bensheim. Die geſamte Be=
völkerung
des Kreiſes Bensheim, insbeſondere die Opfer des
Krieges, werden zu dieſer Kundgebung herzlich eingeladen.
Der Zug bewegt ſich durch die Straßen der Stadt nach dem
Feſtplatz (Bensheimer Sportplatz).
Es ſprechen:
1. Pg. Friedrich Storck. Gauobmann der NSKOV. Gau Heſ=
ſen
, der in ſeiner Anſprache auch der Gefallenen des Weltkrieges
gedenken wird, bei welcher Gelegenheit Glockengeläute ſämtlicher
Bensheimer Kirchen einſetzt;
2. die beiden Geiſtlichen beider Konfeſſionen;
3. Pg. Adolf Ziegler. M. d. L., Landesobmann der NSKOV.,
Landesverband Groß=Heſſen.
Die Feier wird von Muſik= und Geſangsvorträgen umrahmt
und durch Lautſprecherverſtärkung übertragen.
Nach Abſchluß der Geſamtfeier von dem Feſtplatz gemeinſamer
Abmarſch durch die Straßen der Stadt Bensheim nach dem Krie=
gerdenkmal
, dortſelbſt Kranzniederlegung und Vorbeimarſch ſämt=
licher
Vereine mit Fahnenabordnung. Nach Abſchluß der Feier
findet Platzkonzert auf dem Marktplatz und am Bahnhof ſtatt.
Die Behörden ſowie die Bevölkerung werden aufgefordert. an
dieſem Tage die Gebäude und Häuſer zu beflaggen.
Deutſches Volk, erinnere Dich der treueſten
Deiner Brüder und deren Hinterbliebenen!
Möge dieſer Tag beweiſen, daß alle deutſchen Volksgenoſſen
wiſſen, daß noch eine große Dankesſchuld an die Beſten und
Treueſten der Nation abzutragen iſt.

Ci. Erbach, 1. Aug. Erhöhte Induſtrietätigkeit.
Die Bemühungen der Reichsregierung, Erwerbsloſe wieder zur
Arbeit zu führen, wirkten ſich auch hier ſchon gunſtig aus. Die
Belegſchaft der Tuchfabrik G. W. Kumpf Aktiengeſellſchaft, die an=
fangs
März nur noch 100 Perſonen umfaßte hat ſich unterdeſſen
auf 205 erhöht. Dienſtjubiläum. Heute beging in dem
benachbarten Würzberg Herr Förſter Trumpfheller, ſein
40jähriges Dienſtjubiläum. Die ganze Gemeinde nimmt an die=
ſer
Feier herzlichen Anteil. Abſchiedsfeier der Hilfs=
polizei
. Für die hier in Stärke von etwa 50 Mann unter=
gebrachte
Hilfspolizei ſchloß geſtern die Ausbildungszeit ab. Aus
dieſem Anlaß fand unter Beteiligung verſchiedener vaterländiſcher
Verbände am Freitag abend eine große Abſchiedsfeier im Schützen=
hofſaale
ſtatt.
m. Hetzbach i. O., 31. Juli. Erdrutſch durch Wolken=
bruch
. Das heftige Gewitter am letzten Freitag brachte das An=
weſen
des Herrn A. Holſchuh 1. in Gefahr. Hinter demſelben
kamen durch die niedergehenden Waſſermaſſen große Erdmaſſen
in Bewegung und drohten die Hinterwand, des Hauſes einzu=
drücken
. Mit der alarmierten Feuerwehr eilte auch der übrige
Teil der Einwohnerſchaft zu Hilfe, wodurch es gelang, die Gefahr
abzuwenden. Das Unwetter deſſen Mittelpunkt Beerfelden war,
ſuchte außer unſerer Gemarkung auch noch die Gemeinde Etzean
dann einen Teil der Gemarkung von Airlenbach und Falken=Geſäß
ſowie Ober=Sensbach heim.
m. Beerfelden, 31. Juli. Von der hieſigen Mol=
kereigenoſſenſchaft
. Die Neuordnung der Milchwirtſchaft
wird vorausſichtlich ein ſtarkes Anwachſen der Mitgliederzahl im
Gefolge haben, da nur Mitglieder einer Genoſſenſchaft lieferungs=
berechtigt
ſind. Zwecks Neuregelung der Geſchäftsanteile und der
Haftſumme hielt die hieſige Molkerei=Genoſſenſchaft eine außer=
ordentliche
Generalverſammlung ab. Es wurde, folgendes be=
ſchloſſen
: bis 3 Kühe hat der Beſitzer zu übernehmen 1 Geſchäfts=
anteil
und eine Haftſumme von 25 RM., von 36 Kühen 2 Ge=
ſchäftsanteile
und eine Haftſumme von 50 RM., über 6 Kühe 3
Geſchäftsanteile und eine Haftſumme von 75 RM. Durch ein
Rundſchreiben werden die Landwirte, die noch nicht Mitglied ſind,
auf die neuen Beſtimmungen aufmerkſam gemacht.
Ok. Birkenau, 1. Aug. Konzert der Sturmbann=
kapelle
. Die Sturmbannkapelle 4/221 veranſtaltete im Saal
Zum Birkenauer Tal ein Konzert, das recht gut beſucht war.
Alle Konzertſtücke bewieſen wieder das hohe Können der Kapelle
Beſonderen Beifall fand der von Muſikzugführer Meisner ſelbſt
unter der Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn Adam Meisner.
komponierte Sturmbannmarſch.
El. Jugenheim, 1. Aug. Verkehrsunfall. Sonntag
nachmittag ſtieß im Balkhäuſer Tal ein Radfahrer aus Offenbach
mit einem Auto zuſammen. Der in ſehr ſchnellem Tempo tal=
abwärts
fahrende Radfahrer wurde mit zwar ſchweren, aber nicht
lebensgefährlichen Verletzungen von dem herbeigerufenen Arzt
nach Darmſtadt ins Krankenhaus gefahren.

El. Wie wir kürzlich meldeten, iſt die unter Denkmalſchutz ſtehende
Schimsheimer Effe, das Wahrzeichen der rheinheſſiſchen Gemeinde
Schimsheim, durch einen Blitzſchlag zerſtört worden. Nur noch
ein Teil des gewaltigen Stammes mit einem Aſt blieb erhalten.
Schon 1860 brannte der Stamm hohl, doch gelang es damals,
den Baum vor dem Abſterben zu bewahren, ob er aber nach dieſer
neuen Zerſtörung noch zu erhalten iſt, muß die Zeit erſt lehren.
Ueber 1000 Jahre alt iſt dieſer Baumrieſe, der die Mitte der Ge=
meinde
Schimsheim zierte und im Volksmund das Schimsheimer
Rathaus genannt wird. Er war der Sammelpunkt der Ortsein=
wohner
, in ſeinem Schatten wurden die Neuigkeiten ausgetauſcht,
unter ſeinen Aeſten ſuchte groß und klein Schutz bei Regen und
Sonnenſchein, unter ihm tummelte ſich die Schimsheimer Jugend.
15,5 Meter betrug der Umfang des Stammes, und zwar bis zu
einer Höhe von 5 Metern. In dem ausgebrannten Stamm konnte
eine Muſikkapelle bequem konzertieren. Die Schimsheimer Effe
war einer der größten Bäume Deutſchlands.

El. Bickenbach, 31. Juli. Motorrad fährt in Rad=
fahrergruppe
. Am Sonntag abend rannte auf der neuen
Bergſtraße, wo die Straße von Jugenheim auf dieſe mündet der
Motorradfahrer Nik. Bauer aus Hammelbach i. O. in voller Fahrt
auf eine dort auf dem Fußpfad ſtehende Gruppe von Radfahrern.
Dabei wurde der 36jährige Georg Zimmermacher aus Seeheim
umgeriſſen, ſo daß er ſchwere Kopf= und Beinverletzungen davon=
trug
. Auch der Motorradfahrer kam zu Fall und erlitt ebenfalls
ſchwere Verletzungen am Kopf. Beide kamen nach Darmſtadt ins
Krankenhaus.
Dp. Zwingenberg, 1. Aug. Die Blinklichtanlage auf
dem Melibokus wurde nunmehr in Betrieb genommen. Die
Lichtkegel werden in zwei entgegengeſetzten Richtungen ausgeſandt
und führen in der Minute um ihren Ausgangspunkt etwa zehn
Umdrehungen aus. Die Neuerung iſt von Worms, Oppenheim
und auch von Darmſtadt aus gut ſichtbar.
Ca. Lorſch, 1. Aug. Die Turngemeinde Loxſche. V.
weihte zu Ehren ihrer gefallenen Mitglieder auf dem Turnplatze
einen ſchlichten Gedenkſtein ein. Bereits am Samstag abend fand
nach einem Fackelzug in der Turnhalle ein Feſtkommers ſtatt, in
deſſen Mittelpunkt die Feſtrede des Herrn Bürgermeiſters Huba
ſtand. Der Abend wurde weiter durch turneriſche und geſangliche
Darbietungen ſowie durch Muſikvorträge ausgefüllt. Am Sonn=
tag
bewegte ſich dann ein impoſanter Feſtzug, an dem ſich alle
nationalen Wehrverbände und Vereine von Lorſch beteiligten,
zum Turnplatze, wo nach Begrüßung und einer Weiherede von
Herrn Walter Metz der ſchlichte Gedenkſtein enthüllt wurde der
die Namen der 10 gefallenen Helden des Vereins und ein Bildnis
ſeines großen Förderers, Herrn Rektor Graf, trägt. Auch hier
vervollſtändigten Prolog, Lieder= und Muſikvorträge, beendet mit
dem Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied, das Programm.
Pumpwerke. Im Zuſammenhang mit den Meliorationsarbei=
ten
im ſüdlichen Ried werden bei Lorſch, entlang der Weſchnitz,
mehrere Pumpwerke errichtet. Feldbereinigung. Die
Wahl der zur Vollzugskommiſſion zu berufenden einheimiſchen
Vertreter brachte folgende Vorſchläge: Adam Heinrich Lorbacher,
Joh. Wahlig 10., Stellvertreter: Sebaſtian Wahlig 3. und Joh.
Oſtheimer.
Gernsheim 1. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 31. Juli 1,23 Meter, am 1. Auguſt 1,21 Meter, jeweils
vormittags 5.30 Uhr.
Hirſchhorn. 1. Aug Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 31. Juli 1,50 Meter, am 1. Auguſt 1,49 Meter, jeweils
vormittags 5.30 Uhr.
El. Groß=Gerau, 1. Aug. Verkehrsunfall. An der
Ecke der Darmſtädter= und Neuſtraße ereignete ſich heute früh um
6 Uhr ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Lieferwagen und einem
Motorrad. Hierbei wurde der von Klein=Gerau kommende Motor=
radfahrer
, der nach ſeiner Arbeitsſtelle in den Opelwerken wollte,
erheblich verletzt, ſo daß er ins Krankenhaus gebracht werden
mußte.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Bo. Mainz. 1. Aug. Eine Peter=Gemeinder= Gar=
tenanlage
in Mainz. Am Ausgang des Roſengartens auf
dem ehemaligen Schützenfeſtplatz, wurde die Kleingartenanlage,
die in Zukunft den Namen des allzu früh verſtorbenen national=
ſozigliſtiſchen
Führers Gemeinder tragen ſoll, eingeweiht. Bei
der Feier ſprach der Führer der Kleingartenkolonie, Herr Schulz.
Namens der heſſiſchen Regierung gratulierte Landespolizeipräſi=
dent
Dr. Werner Beſt und gab ſeiner Freude darüber Ausdruck,
daß die Stadt Mainz, in der Peter Gemeinder ſeinen letzten Herz=
ſchlag
tat, nun das erſte Gemeinſchaftswerk nach ſeinem Namen
benennt. Für die Stadt Mainz überbrachte Hilfskommiſſar Dr.
Falk herzliche Glückwünſche Für die Kreisleitung ſprach Pg.
Becker, der ein Bild des toten Kämpfers Gemeinder entwarf
und insbeſondere ſeine Verdienſte um das Heſſenland aufzeigte.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 212

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Auguſt 1933

Zwei ködliche Berkehrsunfälle
in Frankfurk a. M.
Frankfurt a. M. Am Montag vormittag
ſtürzte ein Erwerbsloſer an der Honſell=Brücke,
als er auf einen Laſtwagen ſteigen wollte, offen=
bar
, um ſich einen Sack mit Kohlen zu füllen,
ab und geriet unter die Räder des Anhänge=
wagens
. Die Räder gingen dem Unglücklichen
über die Bruſt. Er war ſofort tot. Ein zwei=
ter
tödlicher Verkehrsunfall ereignete ſich am
Montag abend in der Mainzer Landſtraße. Ein
aus Richtung Höchſt kommender Radfahrer, der
45jährige Oberpoſtſchaffner Walter, Franken=
Allee 106 wohnhaft, wollte die Mainzer Land=
ſtraße
überqueren, um in die Franken=Allee zu
gelangen. Dabei wurde er von einem aus gleicher
Richtung kommenden Perſonenwagen erfaßt und
zu Boden geſchleudert. Walter kam unter den
Wagen zu liegen und war ſofort tot.

Schwerkriegsbeſchädigter als Lebensretter.
Arfurt (Lahn). Drei hieſige Schülerinnen
wollten über die Lahn ſchwimmen. Ihnen ſchloß
ſich eine Nichtſchwimmerin an. Als das Waſ=
ſer
tiefer wurde, verſank letztere und konnte
ſich gerade noch an eins der anderen Mädchen
anklammern, das mit unterging. Der Schwer=
kriegsbeſchädigte
Wiegand, der am Ufer lag,
eilte, ſo ſchnell es ſein verletztes Bein erlaubte,
zu Hilfe und entriß die Nichtſchwimmerin der
Gefahr des Ertrinkens. Damit befreite er auch
ſeine Tochter, an die ſich die Nichtſchwimmerin
angeklammert hatte.

Reichsbahnflugzeug Berlin=Königsberg
Für Poſt= und Schnellfracht.
Berlin. Um die Verzögerung des Schnell=
fracht
= und Poſtdienſtes zwiſchen Berlin und
Königsberg, die infolge des Ausfalles des
Nachtſchnellzugpaares eingetreten war, zu behe=
ben
, hat ſich die Reichsbahn entſchloſſen, ein
Flugzeug für die Schnellfracht= und Poſtbeförde=
rung
auf der genannten Strecke einzuſetzen. Bei
den Dornierwerken in Friedrichshafen iſt ein
zweimotoriges Frachtflugzeug in Auftrag gege=
ben
worden, das ein Tragvermögen von 2000
Kilo Nutzlaſt und eine Reiſegeſchwindigkeit von
200 Stundenkilometern haben ſoll. Mit der Auf=
nahme
des Flugzeugdienſtes iſt für den Novem=
ber
zu rechnen. Es iſt dies der erſte Fall, daß die
Reichsbahn ſich für die Fracht= und Poſtbeför=
derung
eines Flugzeuges bedient.

Künfkig alle 14 Tage Luftſchiffverkehr
nach Südamerika.
Hamburg. Vom kommenden Samstag ab
wird das Luftſchiff Graf Zeppelin alle vier=
zehn
Tage von Friedrichshafen nach Rio de
Janeiro ſtarten. Die Verdichtung des bisherigen
vierwöchigen Dienſtes iſt verkehrsmäßig ein Vor=
teil
, denn Regelmäßigkeit und Häufigkeit der
Fahrten ſind die notwendigſten Vorausſetzungen
für eine ſtändig zunehmende Zahl der Fahrt=
teilnehmer
.
Tödlicher Unglücksfall
an Bord der Bremen.
Den Mitreiſenden aus Unachtſamkeit erſchoſſen.
Bremen. Ein bedauerlicher Unfall hat ſich
an Bord der Bremen ereignet. Zwei Paſſa=
giere
der 1. Klaſſe, die amerikaniſchen Staats=
bürger
Charles Nanges und Werner Heye, han=
tierten
in einem Zimmer 1. Klaſſe mit einem
Revolver, als plötzlich ein Schuß losging. Heye
wurde ſo unglücklich getroffen, daß er an den
Folgen der erlittenen Verletzungen verſchied.
Die Bremen befindet ſich zurzeit auf der Rück=
reiſe
von New York nach Bremen und wird
Mittwoch den franzöſiſchen Hafen Cherbourg
anlaufen.
Dem Andenken eines kofen
5A-Führers.

Dieſer 30 Meter hohe Flaggenmaſt
wurde in Freimann bei München errichtet.
Die daran befindliche Flagge iſt nicht weniger
als 50 qm groß. Sie weht zum Gedenken an den
SA=Führer Georg Sergel, der im vorigen Jahr
im Kampf für die nationale Erhebung ſein
Leben ließ.

Segelſchulſchiff Gorch Fock beſucht Swinemünde.

Das ſchmucke Schiff wird am Kai von der Bevölkerung ſtürmiſch begrüßt.
Das neue Segelſchulſchiff der Reichsmarine Gorch Fock iſt zu ſeinem erſten Beſuch im Hafen von
Swinemünde eingelaufen, wo ihm von Tauſenden von Einheimiſchen und Badegäſten ein jubeln=
der
Empfang bereitet wurde.

Schweres Brandunglück.
Bernkaſtel. Von einem ſchweren Brand=
unglück
wurde der bekannte Weinort Braune=
berg
heimgeſucht. In dem Anweſen eines
Kriegsbeſchädigten, der ſich zu dem großen weſt=
deutſchen
Kriegsopfertag nach Köln begeben
hatte, brach plötzlich Feuer aus, das ſich außer=
ordentlich
ausbreitete und bald die mit Ernte=
vorräten
gefüllte Scheune ergriffen hatte. Die
einheimiſche Wehr und die Wehren benachbarter
Ortſchaften ſetzten ſich ſofort tatkräftig dem ent=
feſſelten
Element entgegen, konnten aber nicht
verhindern, daß das Feuer auch auf zwei benach=
barte
Anweſen, ein Geſchäfts= und ein Wohn=
haus
, übergriff, und die Gebäulichkeiten ver=
nichtete
. In einem vierten Hauſe konnte das
Untergeſchoß gerettet werden, während Dach und
Obergeſchoß ebenfalls von den gierigen Flammen
zerſtört wurden. Ein Feuerwehrmann trug bei
den Löſcharbeiten erhebliche Brandverletzungen
davon. Der geſamte Schaden iſt ſehr hoch. Die
Brandurſache bedarf noch der Klärung.

Neun Familien obdachlos.

Allenſtein. Durch ein Großfeuer wurden
vorgeſtern nachmittag im benachbarten Jomen=
dorf
vier Wohnhäuſer und ſieben Wirtſchafts=
gebäude
eingeäſchert. Neun Familien wurden
hierdurch obdachlos. Große Erntevorräte, Vieh
und Maſchinen wurden ein Raub der Flammen.
Der Sachſchaden iſt bedeutend.

Großes Schadenfener in Frankreich.
Das modernſte Baumwoll=Lager Europas
niedergebrannt.
Paris. In der Nähe von Lille fiel heute
ein großes Baumwollager der Baumwollfirma
Fives einem Brand zum Opfer. Das an der
Bahnſtrecke LilleDünkirchen gelegene Baum=
wollager
galt als das ſchönſte und modernſte in
Europa. Es erſtreckte ſich auf eine Fläche von
3600 Quadrameter. Rund 35 000 Baumwoll=
Ballen, d. h. mehr als 140 000 Zentner Baum=
wolle
wurden durch das Feuer vernichtet. Der
Schaden wird auf 40 bis 60 Millionen Francs
geſchätzt. Das Feuer entſtand in den frühen
Morgenſtunden des Dienstags und wurde zu=
nächſt
von dem Nachtwächter entdeckt, der fofort
die Feuerwehren alarmierte. Das Feuer hatte
aber bereits ſtark um ſich gegriffen, ſo daß am
Nachmittag die ganze Anlage vollſtändig aus=
gebrannt
war und nur noch einen einzigen, rie=
ſigen
Trümmerhaufen bildete. Die Urſache des
Feuers iſt noch nicht einwandfrei feſtgeſtellt, doch
dürfte Selbſtentzündung vorliegen. 5000 Ar=
beiter
werden durch den Brand brotlos.
In Calais wurde eine Tüll= und Spitzen=
fabrik
durch Feuer eingeäſchert. Der Schaden be=
ziffert
ſich auf rund 10 Millioen Franken.

Die Aufklärung
der Brünner Exploſions=Kakaſtrophe.
Bis jetzt fünf Tote geborgen.
Brünn. Die Exploſions=Kataſtrophe im
Brünner Hotel Europa ſcheint jetzt ihre Auf=
klärung
gefunden zu haben. Im Laufe des Ta=
ges
wurden der 31 Jahre alte, beſchäftigungs=
loſe
Bauaſſiſtent Zdenko Knop, die 23 Jahre alte
Irma Zwieſelbauer und ihr acht Wochen altes
Kind als vermißt gemeldet. Die Schrift der
Eintragung des angeblichen Adolf Bauer in das
Fremdenbuch des Hotels Europa ſtimmt mit
jener des vermißten Knop überein. Knop, der
mit der Zwieſelbauer ſeit vier Jahren ein Lie=
besverhältnis
unterhielt, hat offenbar mit ihr
gemeinſam Selbſtmord, verübt und dabei die
Exploſion verurſacht. Aus den Schuttmaſſen
konnten im Laufe des Tages noch drei Tote
geborgen werden, eine Frau und zwei Männer.
die im Augenblick der Kataſtrophe an dem Hotel
vorübergingen und durch herabſtürzendes Mauer=
werk
getötet wurden. Damit wurden bis jetzt
4 fünf Tote aus den Trümmern geborgen,

Drei Morde, zwei Mordverſuche
und 30 Brandſtifkungen.
Schuldkonto von zwei Tiroler Bauernburſchen.
München. Den Behörden iſt es gelungen,
zwei Bauernburſchen, Franz Bachler und Alois
Lechner, in Hopfgarten (Tirol) zu verhaften, die
über 30 Brandſtiftungen begangen haben. Nun=
mehr
wurde feſtgeſtellt, daß die Verhafteten mit
einem dritten Bauernburſchen namens Anton
Crementi auch drei Morde und zwei Mordver=
uche
in Hopfgarten und Umgebung begangen
haben. Sie haben u. a. die Geliebte des Dachler
ermordet und die Leiche dann in einem Heu=
ſtapel
verbrannt. Einen zweiten Mord haben
die drei an einem Landwirt verübt.

Die Gattin Oskar von Millers
durch einen Kraftwagenunfall ſchwer verletzt.
München. Am Samstag ſtießen, wie erſt
etzt bekannt wird, in Seeshaupt, am Starnberger
See, zwei Perſonenautos zuſammen. Durch den
Zuſammenſtoß erlitt die Inſaſſin des einen Wa=
gens
, die 73 Jahre alte Gattin Oskar v. Millers,
des Schöpfers des Deutſchen Muſeums, einen
Schädelbruch und einen Schlüſſelbeinbruch. Sie
liegt noch in einem Hotel in Seeshaupt, da ſie
nicht transportfähig iſt. Frau v. Miller, die in
Starnberg in der Sommerfriſche weilte, hatte
von dort aus mit dem Kraftwagen einen Aus=
flug
nach Seeshaupt unternommen.

Große Unweikerſchäden in den Kreiſen
Oppeln, Neuftadk und Frankenſtein.
Gleiwitz. Zu der Unwetterkataſtrophe am
Samstag iſt ergänzend zu berichten, daß auch
die Kreiſe Oppeln, Falkenberg und Neuſtadt in
Mitleidenſchaft gezogen wurden. Im Landkreis
Oppeln ſind es beſonders die Ortſchaften in der
Oderniederung, wo die Ernte faſt zu 100 Proz.
vernichtet wurde. In Dobrau ſchlug der Blitz
in die Getreidefeldſcheune des dortigen Domi=
niums
ein. Die Scheune, die mit mehreren hun=
dert
Zentnern Getreide gefüllt war, wurde ein
Raub der Flammen. Auch im Kreis Franken=
ſtein
hat das Unwetter große Verwüſtungen an=
gerichtet
. U. a. wurde eine Scheune umgeriſſen.
Durch große Hagelkörner wurden auf dem Felde
arbeitende Dorfbewohner verletzt und zahlreiche
Vögel erſchlagen. Auf dem Kamenzer Bahnhof
wurden über 1000 Scheiben vom Hagel einge=
ſchlagen
.
Schwere Hochwaſſerſchäden in Japan
und der Mandſchurei.
Zahlreiche Todesopfer.
Tokio. Die Verbindung mit der japani=
ſchen
Nordinſel Hokkaido war in den letzten Ta=
gen
infolge ſtarker Stürme unterbrochen. Erſt
am Dienstag trafen die erſten Nachrichten von
dort ein, die eine außergewöhnlich heftige Ueber=
ſchwemmung
meldeten. Ueber 12 000 Häuſer ſind
unter Waſſer geſetzt oder von den Fluten er=
faßt
und zerſtört worden. Die amtlichen Feſt=
ſtellungen
über die Menſchenopfer ſind noch im
Gange, doch dürfte die Zahl der Toten recht
beträchtlich ſein. Auch in der Mandſchurei
ſteigt das Hochwaſſer infolge anhaltender Regen=
güſſe
weiterhin an. An zahlreichen Stellen ſind
die Bahnlinien ſtark gefährdet. Nach Mel=
dungen
der Bahnverwaltungen ſind bereits ſechs
Eiſenbahnbrücken unterſpült oder fortgeſchwemmt
worden. Schwere Gefahr beſteht für einige
Tunnels. Wo der Bahnverkehr noch aufrecht
erhalten werden kann, erfolgt er unter beſon=
deren
Vorſichtsmaßregeln. Ein bedeutender
Teil der Getreideernte iſt durch das Hochwaſſer
ſtark gefährdet.

250 Perſonen in Holland nach dem Genuß
von Speiſeeis erkrankt.
Amſterdam. In der Ortſchaft Winſum
(Provinz Groningen) ſind 250 Perſonen nach
dem Genuß von Speiſeeis mehr oder weniger
ernſtlich erkrankt. Von manchen Familien ſind
vier bis fünf Mitglieder erkrankt. Die Aerzte
haben bei einigen Patienten Typhus feſtgeſtellt.

24 Mann der Beſahung
ſollen in Neufundland bleiben.

London. Hauptmann Orſini, der Chef der
italieniſchen Mannſchaft auf der Inſel Valentia
(Irland), ſprach geſtern die Erwartung aus,
daß General Balbo und die italieniſchen Flie=
ger
noch bereits geſtern nacht von Neufundland
ſtarten und heute, vor Einbruch der Dunkel=
heit
, in Irland eintreffen würden. Das Wetter
hat ſich gebeſſert und iſt nun fluggünſtig. Der
Stabschef der italieniſchen Luftſtreitkräfte, Ge=
neral
Valle, traf geſtern, von Rom kommend,
zum Empfang der Flieger in Valentia ein.
St. Johns (Neufundland). General Balbo
hat beſchloſſen, beim Rückflug einen Mann von
der Beſatzung jedes Flugzeuges in Neufundland
zurückzulaſſen, um das Gewicht der Maſchine ſo
niedrig wie möglich zu halten. Da das Geſchwa=
der
zum erſten Male ohne Zwiſchenlandung
über den Ozean fliegen ſoll, werden die Ben=
zintanks
bis zum äußerſten Faſſungsvermögen
aufgefüllt. Alle unnötigen Ausrüſtungsgegen=
ſtände
werden ebenfalls in Neufundland zurück=
gelaſſen
werden.

Eine geheimnisvolle Angelegenheik.
Wer iſt das Mädchen?
London. Eine myſteriöſe Angelegenheit
beſchäftigt gegenwärtig die Behörden von Wind=
ſor
. Vor dem dortigen Polizeigericht erſchien
am Montag ein hübſches und gut gekleidetes
Mädchen, das beſchuldigt wird, ohne Genehmi=
gung
der Einwanderungsbehörden nach England
gekommen zu ſein. Das Mädchen, das nur ge=
brochen
Engliſch ſpricht, tauchte eines Tages in
einem Kloſter bei Windſor auf und bat um Un=
terkunft
. Sie gab an, ſie ſei die Tochter des
ermordeten rumäniſchen Finanzminiſters Graf
Paul Nattaſchaei. Da ihr Leben ebenfalls be=
droht
geweſen ſei, habe ſie mit Hilfe von Freun=
den
und in Männerkleidern Rumänien an Bord
eines ſchwediſchen Frachtdampfers verlaſſen.
Die Nonnen nahmen das junge Mädchen auf
und ſtellten aber nach einiger Zeit feſt, daß ihr
geheimnisvoller Gaſt im Beſitz mehrerer Revol=
ver
war, worauf ſie die Polizei benachrichtigten.
Vor dem Polizeigericht geſtand die angebliche
Miniſterstochter ein, daß ſie nicht Nattaſchaei
heiße, daß ihr aber ihr richtiger Name unbe=
kannt
ſei. Sie beſitze keine Ausweispapiere und
habe ſich vergeblich bemüht, feſtzuſtellen, wer ſie
ſei. Das junge Mädchen wurde vorläufig in
Haft behalten, bis die polizeilichen Ermittlungen
abgeſchloſſen ſein werden.

40 Todesopfer einer Hikewelle
in USA.
New York. Eine furchtbare Hitzewelle hat
im Oſten und mittleren Weſten der Vereinigten
Staaten 40 Todesopfer gefordert, davon in New
York allein 10. Das Thermometer zeigte am
Montag 37½ Grad Celſius im Schatten und
60 Grad in der Sonne, was den Höchſtſtand ſeit
15 Jahren bedeutet. Zur gleichen Zeit iſt der
Staat Montane von einer Kältewelle heim=
geſucht
worden.

Schweres Grubenunglück in Japan.
14 Bergleute getötet.
Tokio. In den Kohlengruben auf der In=
ſel
Hokaito, in denen erſt am 27. Juli eine
Exploſion acht Todesopfer forderte, ereignete ſich
im Montag erneut eine Exploſion. Dabei wur=
den
14 Arbeiter getötet, zwei verſchüttet und
acht ſchwer verletzt. Die Aufräumungsarbeiten
ſind noch im Gange.

Eine Kinderſchlacht.
Kairo. Eine Kinderſchlacht in dem ober=
ägyptiſchen
Dorfe Elayat koſtete ſechs Menſchen
das Leben. Die Kinder zweier miteinander ver=
feindeten
Familien gerieten in Streit, in den
ſich die Eltern einmiſchten. Schließlich ent=
wickelte
ſich eine blutige Schlägerei, bei der von
Revolvern, Meſſern, Knüppeln, Flaſchen uſw. Ge=
brauch
gemacht wurde. Auf dem Kampfplatz blie=
ben
ſechs Tote und 30 Verletzte.

Die Königin=Mukker der Niederlande
75 Jahre all.

Die Königin=Witwe Emma,

geborene Prinzeſſin zu Waldeck und Pyrmont,
die Mutter der jetzigen Königin Wilhelmine,
begeht am 2. Auguſt ihren 75. Geburtstag.

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Mittwoch, 2. Augnſt 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 212 Seite 9

Der Ozeanflieger Ulm beim Skark verunglückk.

Deukſche Möbel ſollen aus deukſchem Holz ſein.

Das beſchädigte Flugzeug am Strande von Pontmarnock bei Dublin (Irland).
Infolge der ſchweren Brennſtoffladung brach das Untergeſtell des Flugzeugs, mit dem der auſtra=
liſche
Flieger Ulm zu einem Ozeanflug nach New York ſtarten wollte. Die fünf Inſaſſen des Flug=
zeugs
erlitten ſämtlich Verletzungen.

Blick in das Schlafzimmer von Werner Herzberg.
Die Arbeitsgemeinſchaft Holz veranſtaltete zuſammen mit dem Reichsforſtwirtſchaftsrat und
dem Deutſchen Forſtverein in der Reichshauptſtadt eine Sonderausſtellung preisgekrönter Möbel,
die ganz und gar aus deutſchem Holz hergeſtellt ſind, und die zeigen, daß die Möbelinduſtrie und
das Möbelgewerbe ſehr gut ohne jeglichen Holzimport auskommen können.

*Reiſe zu den deutſchen Koloniſten im Ruthenenland.
150 Jahre deutſches Volkskum unker Slawen. Pfälzer Deutſch an der polniſch=rumäniſchen Grenze.

Beſuch in Mariahilf und Baginsberg.
Von Noemi Eskul.
Uebev der rutheniſchen Ebene, die unmerklich einige Kilo=
meter
von hier entfernt in rumäniſches Land übergeht, liegt
ein grelles, weißes, glühendes Licht das Licht des ſüdlichen
Juli. Nur der Wind, der von den nahen Karpathen, von der
Wildnis der Wälder und der einſamen Almen herunterweht,
birgt Kühle in ſich.
Es hatte geſtern geregnet, und das Pferdchen des arm=
ſeligen
Fiakers, der uns von dem rutheniſch=polniſchen Städtchen
Kolomaja nach den deutſchen Kolonien Baginsberg und Maria=
hilf
bringen ſoll, verſinkt im Schmutz der zerlöcherten Straße
bis über die Knöchel. Und doch danken wir dem gütigen Ge=
ſchick
, das uns ein feuchtes Wetter vorausgeſchickt hatte, denn
läge nicht der Staub zu zähem Schmutz gebunden in den
Straßenlöchern, ſo ſtünde er, der altteſtamentariſchen Säule
gleich und uns mit Roß und Wagen einhüllend, bis zum
Himmel. So aber wenn wir auch kaum noch zu hoffen
wagen, unbeſchädigten Leibes und mit ganzen Knochen an
unſerm Ziele anzukommen (bei trockner Straße wäre das
übrigens wohl auch nicht beſſer!), ſo haben wir immerhin, die
fliegenden Kotſpritzer abgerechnet, die Annehmlichkeit der ſchönen
Ausſicht auf das ſommerliche Land.
Wenige Wochen ſpäter, wird ſelbſt über den ärmlichen
moosbedachten Katen der Ruthenen der Schimmer eines gewiſſen
Wohlſtandes liegen, denn es wird dann in den Ecken der kleinen
Höfe der dunkelgelbe Kürbisſegen aufgeſtapelt ſein, und faſt
um jedes Dach wird dann unter blauem Auguſthimmel ein
goldener Kranz aus Maiskolben hängen, das Saatgut, das
man ſo, maleriſch und zweckmäßig zugleich, an der Sonne
trocknen läßt. Heute aber, da die Frucht der Mühen noch nicht
die Höfe ziert, ſticht die Armut dieſes Volkes in die Augen:
von ihr zeugen die ſchiefen Fenſter der ſchlechtgebauten Häus=
chen
, die frühverwelkten Frauen und die mageren Leiber der
Kinder, die meiſt nur mit einigen Leinwandfetzen bekleidet ſind.
Nun aber, da wir uns unſerem Ziele nähern, beginnen die
Häuſer ein anderes Geſicht zu bekommen: grüne Läden auf
weiß, blau oder roſa geſtrichene Mauern, ſteinerne, ſolide Bau=
werke
mit gemütlichen Erkern, mit kleinen verglaſten Terraſſen,
mit vielen Blumen vor den Fenſtern und in den Vorgärten;
rote Schieferdächer grüßen heimatlich, und die Kinder, die uns
nun auf der Straße begegnen, tragen ſaubere ganze Kleider,
nur wenige gehen barfuß, und die Mädchen haben Schleifen
im Haar. Lattenzäune umgeben die geräumigen Höfe und
ſiehe da, eine ganze kleine Siedlung, zehn oder zwölf Reihen=
häuſer
, in moderner großfenſtriger Art gebaut, ſchnurgerade
ausgerichtet eine unverkennbare deutſche Note mitten unter
den mit ſlawiſcher Nachläſſigkeit gehaltenen Gehöften der
Ruthenen.
Das da, das ſind ſchon Deutſche, ſagt der Kutſcher, und
zeigt mit der Peitſche auf zwei Frauen, die nah am Wege mit
Feldarbeit beſchäftigt ſind. Sie tragen bunte Kopftücher, nach
der Art des Landes. Noch ungläubig, rufen wir ein paar
deutſche Worte hinüber, und welche freudige Ueberraſchung,
mitten in dieſem Meer ſlawiſchen Idioms eine Antwort in
reinſtem Pfälzer Deutſch zu hören!
Hier haben ſeit 150 Jahren Deutſche aus der Pfalz,
aus Mecklenburg und Oeſterreich geſiedelt. Mariahilf iſt das
Dorf der Katholiſchen. Baginsberg dasjenige der Evangeliſchen
unter den deutſchen Koloniſten, aber es gibt noch eine Reihe
anderer kleinerer und auch gemiſchter Kolonien. Durch hundert=
funfzig
Jahre hindurch haben dieſe Deutſchen, von ſlawiſcher
Sprache und ſlawiſcher Sitte umgeben, ihre Mutterſprache, ihre
Eigenart, ihr deutſches Volkstum bewahrt, und auch nach der
Neukonſtituierung Polens, dem dieſes Land zugefallen war, hat
dieſe Handvoll deutſcher Koloniſten keine Opfer geſcheut, um
alle jene Inſtitutionen vor der Auflöſung zu ſchützen, die zur
Erhaltung deutſchen Geiſtes dienen: Schule, Kirche, das ſo=
genannte
Deutſche Haus (Gemeinde= und Geſellſchaftshaus,
eine Art deutſchen Klubs, das faſt in jeder Kolonie zu finden
iſt), deutſche Lehrer und deutſche Geiſtliche, deutſche Hilfskräfte
für beide werden aus den kärglichen Mitteln der Gemeinden
unterhalten. Die Kinder wachſen ſo im vollen Bewußtſein ihrer
Zugehörigkeit zum Deutſchtum auf.
Die jungen Deutſchen, die ihr Volkstum nicht verleugnen,
wählen bewußt ein hartes Los. Denn läßt man ſie auch
ungeſtört gewähren, was ihre Bildung und ihre Mutterſprache
anbelangt, ſo iſt dieſe Duldung auch alles, was ſie von dem
Staat, in dem ſie leben, zu erwarten haben: von allen Lauf=
bahnen
ſteht ihnen nur die des Handwerks und die des
Händlers offen.
Der Priefterkänig auf dem Dach der welt
Tibet . . . Mutter der Ströme und Land der Trockenheit.
Reich der Wüſte Cobi. Seit der erſte große, kühne Weltreiſende
aus Venedig, Marcopalo, das Land Tibet im Ausgang des
13. Jahrhunderts für unſere Welt entdeckte, iſt doch immer ein
geheimnisvolles Dunkel darüber geblieben. Er iſt damals auf

ſeiner jahrzehntelangen Reiſe (12711295) vorſichtig um das
Verbotene Land an deſſen Nordgrenze vorbeigezogen. Und
noch ein halbes Jahrtauſend blieb das Reich des Dalai Lhama,
das Unbetretene, bis Sven Hedin, der große Zauberer, den Ein=
gang
erſchloß.
Tibet iſt eigentlich nur von Weſten und Oſten zugänglich.
Von Weſten das bedeutet Kaſchmia und Turkeſtan von
Oſten: China . Der Lauf der gewaltigen Ströme, die im
Hindukuſch, dem Hochland von Pamir und dem Himalaja, dem
Dach der Welt entſpringen: ſie weiſen deutlich dieſe beiden
Richtungen an. Indus und Ganges, mit ſeinem gewaltigen
Zufluß, dem Brahmaputra und Mekong, Jangtſekiang und

Der lebende Buddha.
Der Dalai Lhama von Lhaſſa gilt den Tibetanern als
die lebendige Inkarnation des indiſchen Religionsſtifters.
Hwangho. Auch der mächtige mongoliſche Eroberer Aſiens,
Dſchingiskhan, hat die Grenzen ſeines Reiches nicht nach Süden,
über Tibet, ausdehnen können.
Hier herrſcht in der Hauptſtadt Lhaſſa der große Prieſter,
der Dalai Lhama, über eine prieſterliche Hierarchie und ein
armes Hirtenvolk. Es iſt eine beſondere Form der Lehre
Buddhas, des indiſchen Religionsſtifter. Der Lhamaismus iſt
die Form des tibetaniſchen Buddhismus. Im allgemeinen kennt
man bei uns an dieſem Lhamaismus nur die äußerlichen
Formen, die Gebetsmühle, runde Trommeln, oder auch Karren,
worin auf Papierſtreifen aufgezeichnet endloſe Gebete enthalten
ſind. Man weiß; eine einzige Umdrehung bedeutet das Ab=
leiern
dieſer Gebetsfülle. Und doch hat der Lhamaismus von
Tibet eine myſtiſch=tiefe Glaubenslehre. Eine eigenartige Drei=
faltigkeit
iſt ihr Inhalt: Der verhüllte Gott. Sodann den
fleiſchgewordenen Gott, den Dalai Lhama im Kloſterpalaſt zu
Lhaſſa, durch deſſen myſtiſche Gewalt die Gläubigen mit der
Gottheit vereinigt werden. Er iſt der noch lebende, der wieder=
geborene
Buddha, deſſen Seele in ihn eingegangen iſt. Seine
Mittlerſtellung zwiſchen Himmel und Erde gibt dem Ober=
prieſter
Tibets mit der Macht über die Gemüter Macht über die
Menſchen. Der an der Materie haften bleibende Glaube an die
Seelenwanderung hat nirgends ſonſt in der Welt einen ſo
ungeheuerlichen Ausdruck gefunden wie im Dalai Lhamatum
von Tibet. Stirbt der Prieſterkönig von Lhaſſa, ſo geht nach
dem Glauben der Tibetaner ſeine Seele hinüber in die eines
zur gleichen Stunde geborenen Kindes. Der Zufall feiert hier
einen ungeheuerlichen Triumph. Es iſt die Vergottung des
Zufalls.
Der Einfluß Chinas auf das Reich der Wüſte von Sand
und Fels iſt niemals ſehr groß geweſen. Waren die Tibetaner
niemals gaſtlich, ſo darf man nicht vergeſſen, daß es ein unwirt=
licher
Boden iſt, dem ſie entſtammen. Heute, bei der ſchon Jahr=
zehnte
andauernden Verwirrung in China hat der politiſche
Einfluß völlig aufgehört, nur die geringen wirtſchaftlichen Be=
ziehungen
haben den Zuſammenhang noch formell aufrecht er=
halten
. Von Nordweſten aber hat ſich der ruſſiſche Einfluß
zwar ſeit 192023 langſam über Oſtturkeſtan bis weit in die
Wüſte Cobi hinein vorgeſchoben. Vielleicht, daß den modernſten
Verkehrsmitteln Auto und Flugzeug allmählich wieder
ein Eindringen und damit eine ſtärkere Einflußnahme von
Europa her ermöglicht wird! Großer Gewinn winkt nicht. So
wird das Prieſtertum auf dem Dach der Welt trotz mancher
Erſchütterungen noch lange unberührt über Steppe, Sand und
Stein herrſchen.

Die Rache der Hunde.
(C.R.) Athen. In einem griechiſchen Dorfe faßte ein Bauer
in ſeiner Verzweiflung den Entſchluß zur Selbſtvernichtung. Von
den verſchiedenen Methoden, die zu dieſem Ziele führen, entſchied
er ſich für Gift, das er ſich auch zu beſchaffen wußte. Um nun aber
ganz ſicher zu gehen, gab er verſuchsweiſe eine Doſis von ſeinem
Gift ſeinem Hunde, der weder lebensüberdrüſſig, noch ſelbſtmord=
ſüchtig
war. Kaum hatte das arme Tier das Gift geſchluckt, ver=
endete
es auch ſofort. Sein Herr, erfreut über dieſen Erfolg,
nahm nun den Reſt des Giftes in ſich auf und verließ ſodann das
irdiſche Jammertal. Aber ſchon nach kurzer Zeit wurde er auf die=
ſer
ſeiner letzten Reiſe von den Hunden der Nachbarſchaft über=
raſcht
, die nun kamen, ihren Kolkegen zu rächen .. . Wie die grie=
chiſchen
Zeitungen melden, fand man den Leichnam des Selbſt=
nörders
von Hunden zerfetzt in der Nähe der einſamen Land=
ſtraße
, die ſich der arme Bauer für den Schlußakt ſeines Lebens
ausgeſucht hatte.
18 Funkgeräke für 18 Bräuke.
(x) New York. Ganz ſo ſtimmt es ja nicht, denn mit einer
der achtzehn Schönen war Herr Armondo Ortiz in Mexiko=City
regelrecht und ſogar aktiv=rechtskräftig verheiratet. Die übrigen
ſiebzehn teilten ſich in der Liebe des großzügigen. Mannes, wie
man ſo ſagt, von links. Wobei die Ehefrau und die 17 Bräute
gar nicht ſchlecht abgeſchnitten haben; Ortiz war eben Kavalier,
wußte, was ſich ſchickt, und richtete allen Damen ein nettes, klei=
nes
, behagliches Eigenheim ein. Auf dieſe Weiſe verfügte dann
auch er ſelbſt, der Haremrekorder aller Zeiten, über 18 Eigen=
heime
, woraus man entnehmen kann, daß er eigentlich nur für
ſtille Häuslichkeit ſchwärmte. Allerdings en masse.
Schuld an allem iſt natürlich nur die Wirtſchaftskriſe. Die
Geſchäfte gingen immer flauer, doch die Damen blieben reizvoll
und charmant, und Ortiz der Kavalier der alten Schule. Als eine
der 18 den Wunſch äußerte, ein Funkgerät zu beſitzen, meinte Papa
Ortiz, die anderen Lieben müßten dann auch Radios bekommen.
Und er beſchaffte ſich achtzehn vorzügliche Apparate mit dazuge=
hörigen
Lautſprechern. Auf dem einfachſten Wege: aus der Fabrik.
Ab Fabrik ſind ſolche Dinge billiger. Und ganz beſonders preis=
wert
kommt man ab Fabrik inmitten der Nacht weg. In der
Nacht, wenn Liebe und Diebe erwachen.
Man hat ihn ſchnell gekriegt, das Opfer der 18 Radios ſeiner
18 Frauen. Ueber das Trommelfeuer, das die 18 veranſtalteten,
als ſie ſich im Juſtizpalaſt zum erſten Male geſehen, ſchweigt des
Sängers Höflichkeit. Meiſter Ortiz konnte wahrhaftig von
Glück ſprechen, ein Schutzhäftling zu ſein und alſo unter Schutz
zu ſtehen..

Rundfunk=Programme.

Frankfurt: Mittwoch, 2. Auguſt
7.10: Choral. 7.15: Frühkonzert. Kurorcheſter Bad Homburg
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
1200: Mittagskonzert. Zeitgenöſſiſche Tondichter des Auslandes.
13.30: Köln: Mittagskonzert des weſtdeutſchen Kammerorcheſters,
14.20: Jeder hört zu!
15.10: Bad Kreuznach: Stunde der Jugend: Prinzeſſin Marzipania,
Märchenoper von A. Klages, op. 15.
16.35: Badenweiler: Nachmittagskonzert des Kurorcheſters.
18.00: Dr. Buſſard: Spitzenleiſtung oder Breitenarbeit im Sport.
18.20: Königsberg: Seemann in Not. Hörbericht von der Ret=
tungsſtation
Pillau der deutſchen Geſellſchaft zur Rettung
Schiffbrüchiger. Sprecher: Lotſenkommandeur Schall und
Hans G. v. der Burchardt.
18.45: Kurzbericht vom Tage.
19.00: Hamburg: Stunde der Nation: Die dtſch. Reichsmarine.
20,00: Vom Deutſchlandſender: Aufruf zur Förderung der Spende
für die nationale Arbeit.
20.10: Konzert. 21.15: 3X5 Minuten.
21.30: Hans Michael Obentraut. Das Urbild des deutſchen Michel.
22.15: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Köln: Nachtmuſik.

Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 2. unguſt
9.00: Fröhlicher Kindergarten. 9.30: Kindergymnaſtik.
9.45: Anekdoten von Wilhelm Schäfer.
11.30: Dr. Nieſe: Die glücklichen Inſeln.
14.45: Kinderzeitung.
15.10: Jugendſtunde: Sprechchor und Lieder der Hitler=Jugend.
15.45: Paul Alverdes: Allerlieben.
16.00: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.00: Hörbericht vom Training der Deutſchen Fußball=National=
Mannſchaft unter Leitung des Reichstrainers Nerz.
17.30: Zwei Sonatinen für Violine und Klavier von Fr. Schubert.
18.00: Das Gedicht.
18.05: Was uns bewegt. Pfarrer Kintzel=Bernau. Görner (Orgel).
18,35: Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
19.00: Hamburg: Stunde der Nation: Die Reichsmarine.
20,00: Aufruf für die Spende zur Förderung der nationalen Arbeit
Anſchl. Lieder, die wir an der Front ſangen.
21.00: Wo iſt Deutſchland? Ein Hörſpiel von Edwin Erich Dwinger.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Bremen: Unterhaltungskonzert. Ltg.: Fredo Niemann.

Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Sireeſe
Verantwortlich für Politſk: J. V.: Andreas Bauer; für Feuilleion, Reich urd
Ausland und Heſche Nachriſchten: Max Streeſe; für Sport: J. V: Dr. C. 6. Queiſch;
ur den Handel: Dr. C. H. Queiſch; ſür den Schlußdienſt: Andreas Bauer
für Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite=
für
den Inſeratentell und geſchäftliſche Mitteilungen: Willy Kuhle.
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadi.
Für unverlangte Manuſkrlvie wird Garantle der Rückſendung nicht übernommen

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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Seite 10 Nr. 212

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sport, Soiel und Jucnen

Leichtalhlekiſcher Klubwekkkampf.
Viktoria GriesheimMerck Darmſtadt 60½:37½ Punkten.
Alte Herren GriesheimAlte Herren Merck 30:33 Punkten.
Der Kampf beider Leichtathleten=Abteilungen obiger Ver=
eine
, begünſtigt durch gutes Sportwetter, brachte hinſichtlich der
unvollkommenen Lau= ſowie der noch zu weichen Sprungbahnen
recht beachtliche Erfolge. Das Manko bezüglich der Laufver=
hältniſſe
, welches die eifrigen Griesheimer durch die im Bau
befindliche Laufbahn bald auszumerzen gedenken, dürfte voraus=
ſichtlich
bis zum kommenden Frühjahr behoben ſein, was in An=
betracht
des umfangreichen und äußerſt talientierten Sportler=
materials
, über welches die Viktorianer verfügen, unbedingt not=
wendig
iſt. Diesbezüglich konnten natürlich die zum Austrag
gelangten Staffelläufe nur im Pendel bewerkſtelligt werden, wo=
durch
ſelbſtverſtändlich hierbei keine allzu guten Zeiten zu ver=
zeichnen
waren. Nach einer Anſprache des Griesheimer 1. Vor=
ſitzenden
L. Fiedler nahmen pünktlich in Gegenwart des Herrn
Gauſportwarts Lindner=Darmſtadt die Kämpfe ihren Anfang und
brachten nach recht ſpannendem Verlauf nachſtehende Ergebniſſe:
100=Meter=Lauf: 1. Höhl (Gr.) 12,1 Sek., 2. Eiſenbach (Gr.)
12,3, 3. Bernhard (M.) 12,4 4. Menger (M.) 12,5 Sek.
1500=Metek=Lauf: 1. Waffenſchmidt (M.) 4,54. 2. Müller
(M.) 5,03, 3. Sommerkorn (Gr.) 5,05, 4. Görlich (Gr.) 5,12 Min.
4X100 Meter (Pendel): 1. Griesheim 53,9 Sek., 2. Merck=
Darmſtadt 55 3 Sek.
3X1000 Meter: 1. Merck=Darmſtadt 9,19, 2. Griesheim 10.43
Minuten.
10X100 Meter (Pendel): 1. Griesheim 2.15, 2. Merck= Darm=
ſtadt
2,18 Min.
Hochſprung: 1. Sauerwein (Gr.) 1,54 2. Marquardt (M.)
1,49, 3. Eiſenbach (Gr.) und Feldmaier (M.) 1.43 Meter.
Weitſprung: 1 Gies (Gr.) 5,60, 2. Eiſenbach (Gr.) 5,56,
3. Brücher (M.) 5,54. 4. Marquardt 5,18 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Sauerwein (Gr.) 10.90 2 Höhl (Gr.) 9.97,
3. Marquardt (M.) 9.33, 4. Menger (M.) 7,68 Meter.
Handgranatenwerfen: 1. W. Müller (Gr.) 72,85!, 2. Knoth
(Gr.) 62,90, 3. Bernhardt (M.) 55, 4. Kaltwaſſer (M.) 51,30
Meter.
Schleuderball: 1 Müller (Gr.) 46,80, 2. Sauerwein (Gr.)
37,75 3. Brücher (M.) 36,10. 4. Marquardt (M.) 34,20 Meter.
Diskus: 1. Müller (Gr.) 34,32, 2. Schecker (Gr.) 28,95, 3. Brü=
cher
(M.) 25,40. 4. Marquardt (M.) 25,25 Meter.
Fußball im Kreis Skarkenburg.
Die erſten Spiele nach der Sommervauſe.
Rot=Weiß, V. f. R., Darmſtadt Viktoria Griesheim 9:8 (3:4).
Germania 03 Pfungſtadt FV. 09 Weinheim 1:3 (0:2).
Germania Eberſtadt FC. 07 Bensheim 2:3.
TuSpgmd. Mainflingen Haſſia Dieburg 4:3 (2:1).
Der letzte Juliſonntag hat auch den Wiederbeginn der Fuß=
balltätigkeit
unſerer Kreisvereine gebracht. Man hat ſich aber
ſeitens der Vereine noch ſichtlich zurückgehalten und auch recht
damit getan; daß das Wetter am Sonntag an ſich recht günſtig
für den Fußball war, ſpielt dabei keine Rolle es hätte nämlich
nach allem Vorhergeſehenem auch ganz anders kommen können.
Von den Ergebniſſen überraſcht in erſter Linie das hohe Ergeb=
nis
des Spieles zwiſchen Rot=Weiß Darmſtadt und Viktoria Gries=
heim
; ſolche Ziffern iſt man eigentlich nur im Handball gewöhnt.
Germania Pfungſtadt hatte gegen die Gäſte von der badiſchen
Bergſtraße wiederum kein Glück: die Weinheimer, die ſeit Jahren
regelmäßige Gäſte in Pfungſtadt ſind, liegen den Einheimiſchen
nun einmal nicht. Die knappen Niederlagen von Germania Eber=
ſtadt
und Haſſia Dieburg entſprechen etwa dem derzeitigen Kräfte=
verhältnis
. Beide Siegermannſchaften ſtehen in ihren Kreiſen
beſſer placiert wie Eberſtadt und Dieburg.
Die Verbandsſpiele im Kreis werden offiziell nicht
vor dem 10 September beginnen. Nach dem abſchließen=
den
Verbandstag des SFuLV. in Stuttgart wird man auch mehr
über die eventuelle Neueinteilung der Kreiſe zu hören bekommen.
Bis dahin iſt alſo noch reichlich Gelegenheit, die Kräfte im Freund=
ſchaftskampf
mit anderen Gegnern zu meſſen. Es liegen da bereits
eine ganze Reihe intereſſanter Spielabſchlüſſe vor.
Germania Eberſtadt FK. Bensheim 2:3 (0:3).
Zu Beginn der Saiſon hatten ſich die Germanen den FK.
Bensheim verſchrieben. Die Leute aus der Kreisſtadt brachten
eine körperlich gute und ſtabile Mannſchaft mit, die es auch ver=
ſtand
, das ſchwache Spiel der blau=weißen Hintermannſchaft vor
dem Wechſel auszunützen. Während Bensheim bei all ſeinen Ak=
tionen
das Glück auf ſeiner Seite hatte, glückte den Germanen
trotz zahlreicher Gelegenheiten nichts. Nach dem Wechſel kamen die
Germanen ohne Fiſcher aufs Feld. Für ihn ſpielte jetzt Lunk=
hardt
. Die Germanen hatten jetzt weitaus mehr vom Spiel und
drehten gegen Schluß immer mehr und mehr auf. Auf Flanke
von Falter und wundervolle Vorlage von Schimpf waren die Ein=
heimiſchen
durch Schehmel zweimal erfolgreich. Aber zum Aus=
gleich
reichte es nicht mehr. Mit verſtärkter Verteidigung brachte
die Bensheimer ihren knappen, aber auf Grund ihrer beſſeren Ge=
ſamtleiſtung
verdienten Sieg. über die Zeit. In Herrn Friedrich,
Sp.K. Ober=Ramſtadt, hatte das Spiel einen ſchwachen Leiter. 400
Zuſchauer! Reſerven 2:1 für E. 3. Mannſch. Olympia
Hahn 2. 4:2.

Rot=Weiß Polizei Darmſtadt.
Heute abend 6.30 Uhr!
In einem Privatſpiel trifft der Starkenburg=Kreismeiſter
Polizeiſportv. Darmſtadt, heute abend auf dem Rot=Weiß=Platze
auf die Ligamannſchaft des Platzvereins. Wenn auch die verfloſ=
ſenen
Begegnungen dieſer beiden Lokalrivalen ſchon immer ſpan=
nende
und intereſſante Kämpfe brachte, ſo iſt dies doch heute abend
um ſo mehr zu erwarten, da ſeit der letzten Begegnung ſich beide
Mannſchaften zweifellos ſehr zu ihrem Vorteil verändert haben.
Der Kreismeiſter hat die Aufſtiegsſpiele (man kann ruhig be=
haupten
) erfolgreich beendet und in ſeinen Privatſpielen gegen
erſtklaſſige Gegner, wie Offenbacher Kickers und A. u. O. Worms
ſowie gegen Union Niederrad, Erfolge erzielt, die weit über die
Grenzen unſeres Kreiſes Aufſehen erregten. Die Mannſchaft nun
der Rot=Weißen iſt nach den Verbandsſpielen ebenfalls, und zwar
durch einige Spielerzugänge weſentlich ſtärker geworden, was ja
die letzten Reſultate am beſten bewieſen. Nach alldem ſtehen die
Chancen nun zu dieſem Treffen heute abend meiſt auf Seiten der
Polizei, die aber nicht vergſſeen darf, auch in der Mannſchaft des
Rot=Weiß einen Gegner anzutreffen, den man heute nicht mehr
einfach überrennen kann, zumal die Platzmannſchaft gerade gegen
die Polizei ſtets mit guten Leiſtungen aufzuwarten verſtand und
nur ſehr oft durch Pech knappe Niederlagen einſtecken mußte.
Hoffen wir, daß es der Wille beider Mannſchaften iſt, heute abend
anſtändig und fair zu kämpfen, dann werden auch die Zuſchauer
auf ihre Koſten kommen.
Sp.V. Erzhauſen 1929 FC. Egelsbach 03, 1. M. 0:8, 2. M. 1:11.
Die Veranſtaltung hatte einen Doppelzweck: einmal als Spiel
für die Opfer der Arbeit‟. Dieſes Ziel wurde erreicht. Eine für
Erzhäuſer Verhältniſſe zahlreiche Zuſchauermenge, die allerdings
zu zwei Drittel aus Egelsbach ſtammte, bekam ein faires Pro=
pagandaſpiel
zu ſehen, bei dem nur Haller=Egelsbach zweimal
durch bekannte Mätzchen aus der Rolle fiel. Zum anderen wollte
Egelskach ſeine neue Mannſchaftsſtellung ausprobieren. Man
kann kaum behaupten, daß dieſe Abſicht gelungen ſei. Die Egels=
bacher
führten wohl ihren Nachbarn, eine Kombinationständelei
vor, die ſich meiſt bis vor das Tor hinzog, aber irgend welche
Schlüſſe auf die Befähigung der einzelnen Spieler kann nicht ge=
zogen
werden, weil eben von ſeiten des Gegners jeglicher Gegen=
druck
fehlte. Wenn dieſes flache Zuſpiel auch gegenüber ſtärkeren
Mannſchaften ſtandhält, dann wäre wenigſtens ein Gewinn zu
buchen.
Becker muß mit ſeiner ruhigen und ſicheren Verteidigerarbeit
der Mannſchaft unbedingt erhalten bleiben. Lorenz iſt der ge=
borene
Mittelläufer, ſofern er ſich voll einſetzt; deshalb wäre wohl
ein Austauſch Lorenz=Vollhardt angebracht. Vollhardt ſetzt ſich
ſicher auch als Mittelſtürmer durch. E. Volz iſt linker Innenſtür=
mer
: die Frage nach dem Linksaußen iſt alſo nach wie vor offen.
Dieſer Poſten muß mit einem Mann beſetzt ſein, der Ausdauer
und Schnelligkeit beſitzt. Wie wäre es mit Fr. Schlapp, der beide
Eigenſchaften in ſich vereinigt? Er müßte ſich allerdings eine
etwas überlegtere Spielweiſe angewöhnen. Jedenfalls wird das
Spiel am kommenden Samstag gegen die vereinigten Rödelheimer
etwas mehr Aufſchluß über die künftige Mannſchaftsaufſtellung
geben.

Handball.

Sp Vgg. Arheilgen Germania Pfungſtadt 2:7.
Eine überraſchend hohe Niederlage mußte Arheilgen in die=
ſem
Spiel hinnehmen. Allerdings war ſie verdient, denn die
Mannſchaft konnte in keiner Weiſe gefallen. Syſtem, Zuſpiel und
Aufbau vermißte man vollſtändig, hinzu kam noch ſchlechtes Stür=
merſpiel
, das keinen Erfolg aufkommen ließ. Ganz anders bei
Pfungſtadt. Hier war Energie, kraftvolles Spiel und im Sturm
ein geſunder Schuß, wodurch in regelmäßigen Abſtänden die Tore
fielen. Allerdings muß man berückſichtigen, daß die Arheilger
Mannſchaft die 2. Halbzeit nur mit zehn und die letzten zehn Mi=
nuten
nur mit neun Mann ſpielen konnte. Bei voller Mannſchaft
wäre das Reſultat ſicher anders geworden, denn die Pfungſtädter
ließen in der 2. Hälfte ſtark nach. 2. M. 5:2 für Pfungſtadt.
Handball im Odenwaldgau der 2.T.
Groß=Bieberau 1. Reinheim 1. 7:3, 2. Mannſch. 3:4: Kirch=
Brombach 1. Mümling=Grumbach 1. 16:3. 2. Mannſch. 2:7:
Gundernhauſen 1. Groß=Zimmern 1. 6:13: Steinbuch 1. Böll=
ſtein
1. 9:3: König 1. Sp.V. 98 Darmſtadt, Reſ. 9:2: Leng=
feld
1. Nieder=Klingen 1. 5:3: Langſtadt 1. Pfaunheim 1. 5:7.
In Groß=Bieberau treffen ſich nach einem ausgeglichenen
Spiel der 2. Mannſch. die 1. Reinheim ſpielt anfangs ſehr gut,
läßt aber bald nach. Nach der Pauſe übernimmt Groß=Bieberau
die Führung und ſpielt klar überlegen. Kirch=Brombach 2. kann
in der zweiten Halbzeit nicht mehr mithalten. Die 1. Mannſch.
zeigen ein annehmbares, ſchnelles Spiel. Durch zeitweilige Un=
einigkeit
Mlg.=Grumbacher Spieler kommt die hohe Niederlage
zuſtande. Ihr beſter Mann, der Torwart, unermüdlich und ruhig,
iſt ſchuldlos an der Niederlage. Kirch=Brombach, in guter Auf=
ſtellung
, hatte keine allzu ſchwere Aufgabe. Zum vorgeſehenen
Hitler=Spendeſpiel in Gundernhauſen ſagte Nieder=Ramſtadt ab,
Groß=Zimmern ſprang ein, iſt in der erſten Hälfte klar überlegen,

Mittwoch, 2. Auguſt 1933
in der zweiten Hälfte werden ſich die Mannſchaften im Feldſpiel
gleich, doch beſitzen die Gäſte die größere Schußkraft. Für das an=
ſtändige
Spiel gebührt beiden Mannſchaften ein Geſamtlob.
In Steinbuch konnte Böllſtein mit nur zehn Mann nur
in der erſten Spielhälfte ſich einigermaßen halten. In
König konnte die Reſervemannſchaft des Sp.V. 98 Darmſtadt
nur in den erſten Minuten mit gleichwertigen Leiſtungen auf=
warten
, dann hatte ſie aber nichts mehr zu beſtellen. Eigenſinnig=
keit
und Unentſchloſſenheit brachten ſie um weitere Erfolge. Die
Platzmannſchaft war in jeder Hinſicht überlegen. Lengfeld
ſtellte die beſſere Elf, konnte aber nicht höher gewinnen, denn
Nieder=Klingens Torhüter war auf der Höhe Die Gäſte in
Langſtadt zeigten zu Beginn des Spieles ſchönes Feldſpiel und
waren der Platzelf bis zur Halbzeit überlegen. Die vorgenom=
mene
Umſtellung war beſtimmt, nicht von Vorteil. Langſtadt
konnte jetzt mehr aufkommen, und viel hätte zum Ausgleich nicht
gefehlt.
Am Sonntag, den 6. Auguſt 1933 ſpielen:
König 1. SA.=Sturm 33/186, 1 Uhr: Langſtadt 1 Her=
gershauſen
1., 3.30 Uhr: Pfaffen=Beerfurth 1. Reichelsheim 1.,
2.30 Uhr: Heubach 1. Richen 1., 3.30 Uhr: Böllſtein Arbeits=
lager
Fr.=Crumbach, 3 Uhr: Reinheim 1. Groß=Bieberau 1.,
3.15 Uhr, 2. Mannſch. 2 Uhr: Mümling=Grumbach 1. Kirch=
Brombach 1., 3.15 Uhr, 2. Mannſch. 2 Uhr: Fr.=Crumbach 1.
Klein=Zimmern 1., 3.15 Uhr, 2. Mannſch. 2 Uhr: Zell 1. Lützel=
Wiebelsbach 1., 2 Uhr: Groß=Umſtadt 1. Bornheim 1., 3.30 Uhr,
2. Mannſch. 2.30 Uhr: Steinbach 1. Michelſtadt 1., 2 Uhr.
Inkernakionale Alpenfahrk 1933.
Der zweite Fahrtag. Wieder zehn Wagen
ausgeſchieden.
Bei gutem Wetter wurde am Dienstag von Meran aus nach
dem 327 Km. entfernten St. Moritz die zweite Etappe der inter=
nationalen
Alpenfahrt erledigt. Die Schwierigkeiten lagen dies=
mal
an den auf über 2000 Meter führenden Päſſen. Am Stilfſer
Joch ging es auf 2759 Meter hinauf, und zudem war hier eine
Geſchwindigkeits=Prüfung eingelegt, der Bernina=Paß mit 2130
Metern Höhe, der Albula=Paß mit 2315 Metern und endlich der
Flüela=Paß mit ſeinen 2388 Metern ſtellten Anforderungen, denen
zahlreiche Wagen nicht gewachſen waren.
Bei prachtvollem Fahrtwetter wurden um 6 Uhr morgens in
Meran noch 111 Wagen auf die Reiſe geſchickt, darunter 30
ſtrafpunktfreie, einſchließlich der vier deutſchen Adlerwagen. Zehn
Wagen blieben auf der Strecke, während über die Strafpunkte
bei der ſehr mangelhaften Organiſation durch den verantwort=
lichen
Automobil=Club von Frankreich nichts zu erfahren war.
Die Oberleitung iſt ihrer Aufgabe nicht gewachſen, denn über
Ausfälle und ihre Gründe wird ſo gut wie gar nicht berichtet.
Ganz famos dagegen war die Organiſation auf der italieniſchen
Strecke von Meran bis Campo Cologno, wo ähnlich wie bei der
2000=Km.=Fahrt auf der ganzen Strecke Poſten aufgeſtellt waren,
die zum Teil noch mit Signalflagen arbeiteten und die Fahrer
auf gefährliche Stellen aufmerkſam machten. Ebenſo iſt die An=
teilnahme
des Publikums in Italien ziemlich rege, ganz im
Gegenſatz zur Schweiz. Bis auf die Bergprüfung am Stiflſer
Joch nahm die Fahrt einen einwandfreien Verlauf. Nur die als
Sportfahrzeug hochgezüchteten Wagen, wie Alfa Romeo, Bugatti,
Frazer Naſh und Riley, vermochten die Bedingungen zum Teil
zu erfüllen. Bei den meiſten Teilnehmern wurden indes Zeit=
überſchreitungen
von fünf bis ſechs Minuten feſtgeſtellt, ſo daß
wahrſcheinlich die deutſchen Adler=Wagen hier ihre erſten Straf=
punkte
erhalten haben.
Ausgeſchieden ſind auf der zweiten Etappe zehn Fah=
rer
, darunter auch der Deutſche Wrede auf BMW. Bei den
übrigen Fahrern handelt es ſich zumeiſt um Engländer, und zwar
ſind ausgeſchieden: 2 Wagen des Fabrikteams der Swallow
Coachhuilding, J. G. Pige Leſchallas auf ACE. Mrs. Gripper
auf Frazer Naſh, S. Danders auf MG., J. M. Richmond auf
Singer, Staal=Holland auf Bugatti, F. de Bremond=Frankreich
auf Mathis, H. Battu=Frankreich auf Citroen.

Schieß=Sporl.

Den am Sonntag, den 30. Juli, im Lokale der Schützengeſell=
ſchaft
Hubertus mit Tell Ober=Ramſtadt ausgetragene Freund=
ſchaftskampf
konnte Hubertus mit 310 gegen 291 Tell Ober= Ram=
ſtadt
gewinnen. Die zwei geſtifteten Ehrenſcheiben errangen mit
dem beſten Schuß Grün und Schmidt=Hubertus. Unterhaltungs=
ſchießen
: 1. Molter=Hubertus 35 R., 2. Grün=Hubertus 35 R.,
3. Hch. Funck=Hubertus 35 R., 4. Ph. Büchner=Tell 34 R., 5. Schulz=
Tell 34 R., 6. Fiſcher=Tell 34 R., 7. Schmidt=Hubertus 33 R.

Welterbericht.

Durch die Rückſeite des neuen Wirbels, der mit großer
Schnelligkeit bereits bis nach Dänemark gedrungen iſt, gelangt
noch kühlere Luft vor, unter deren Einfluß zunächſt das Wetter
etwas wechſelhaft bleibt und Regenſchauer auftreten. Da aber
gleichzeitig von Weſten her der Luftdruck anſteigt, dürfte durch
ihn der Störungseinfluß allmählich wieder abflauen.
Ausſichten für Mittwoch, den 2. Auguſt: Wechſelnd wolkig mit
Aufheiterung, noch einzelne Schauer, kühl, weſtliche bis nord=
weſtliche
Winde.
Ausſichten für Donnerstag, den 3. Auguſt: Leicht wolkig und mehr.
aufheiternd, etwas wärmer, trocken.

TAl=IO Siade

Original-Roman
von
Hans Hirthammer

41)

(Nachdruck verboten!)

Frau Wittich warf einen raſch abſchätzenden Blick auf ihn,
bevor ſie ihn einließ und nach ſeinen Wünſchen fragte. Wendrich
ſah ſich mißtrauiſch in dem dielenähnlichen Vorraum um, deſſen
ſchäbig vornehme Einrichtung von erſchreckender Stilloſigkeit
zeugte.
Er hatte ſich bereits unterwegs einen Vorwand zurechtgelegt.
Ihre Penſion iſt mir empfohlen worden, log er. Ein Geſchäfts=
freund
, der auf einige Wochen nach Berlin kommt, bat mich, ihm
eine Unterkunft zu beſorgen. Ich möchte mich aber, bevor ich mei=
nen
Freund an Sie weiſe, gerne mit eigenen Augen überzeugen,
daß ich Ihre Penſion mit gutem Gewiſſen empfehlen kann!
Frau Wittich geriet in einige Verlegenheit. Bitte ſehr!
ſagte ſie ſchnippiſch. Wollen der Herr vielleicht ein Zimmer an=
ſehen
?
Ich bitte darum wenn es Ihnen keine Mühe macht!
Wendrich überlegte krampfhaft, wie er ohne Aufſehen ſeinem
Ziel näherkommen konnte.
Was wohnen denn ſo im allgemeinen für Leute bei Ihnen?
holte er vorſichtig aus.
Meine Penſion iſt hochanſtändig! geriet Frau Wittich in
Eifer. Sie warf dem Beſucher einen vorwurfsvollen Blick zu, als
habe er dieſe Tatſache in Zweifel gezogen.
Man war inzwiſchen in ein zurzeit unbewohntes Zimmer ge=
treten
. Frau Wittich zog die Markiſe hoch und begann die Vor=
züge
des Raumes in den hellſten Farben zu malen, ohne näher
auf Wendrichs Frage einzugehen.
Wendrich hörte dem Vortrag geduldig zu. Sogar den Bett=
bezug
mußte er befühlen.
Wenn Sie meine Gäſte fragen könnten ich glaube nicht,
daß Sie eine Klage zu hören bekämen!"
Frau Wittich hatte die Tür des Badezimmers geöffnet. Das
Bad iſt ganz neu eingerichtet! prahlte ſie.
Wendrich glaubte zu ſehen, daß die Badewanne ein ziemlich
verbeultes Ausſehen hatte; bevor er ſich aber genauer überzeugen
konnte, hatte Frau Wittich die Tür bereits wieder geſchloſſen.
Man ſcheint ganz nett hier zu wohnen! ſagte Wendrich und
kehrte neben Frau Wittich unſchlüſſig und in hohem Grad unzu=
frieden
in die Diele zurück.
Da werden Sie immer guten Beſuch haben, verſuchte er ein
Ptes Mal. Wohnen eigentlich auch Damen bei Inen? Ich

habe eine Tante in Paſewalk, die ich ſchon lange mal einladen
ſollte!
Aber gewiß! beteuerte Frau Wittich. Manchmal ſind die
Damen ſogar in der Ueberzahl. Im Augenblick wohnt allerdings
nur eine einzige hier. Da kommt ſie gerade!
Fritz Wendrich fühlte eine jähe Röte ſein Geſicht überziehen.
Eine einzige Dame? Das konnte nur Jenny ſein!
Die Flurtüre hatte ſich geöffnet, und ein weibliches Weſen
kam herein, deſſen Ausſehen alles andere eher als bezaubernd war.
Die Sommerſproſſen auf der kränklich gelben Haut ſahen aus wie
Roſinen in einem Kuchenteig. Ein Kneifer baumelte beängſtigend
auf der äußerſten Naſenſpitze. Die außergewöhnliche Erſcheinung
wurde vervollſtändigt durch eine hochgeſchloſſene Bluſe mit grünem
Binder und ein graues, vom Zahn der Zeit erheblich benagtes
Tuchkoſtüm.
Die ſeltſame Geſtalt blickte im Vorbeigehen flüchtig auf den
Redakteur, nickte der Penſionswirtin einen raſchen Gruß zu und
enteilte in ihr Zimmer.
Wendrichs entgeiſterter Blick war Frau Wittich nicht ent=
gangen
. Daß aber auch ausgerechnet dieſe alberne Perſon, die
verrückte Schabelang, dazwiſchenkommen und ihr das Geſchäft ver=
derben
mußte!
Da hatte man nun ſein Möglichſtes getan und hatte ſich ſchon
an der Ausſicht gefreut, zwei neue und wie man annehmen
durfte gutzahlende Gäſte erwarten zu können und nun ſchie=
nen
die mühſam gegerbten Felle davonſchwimmen zu wollen.
Einen Augenblick war Frau Wittich ratlos. Man konnte dem
Herrn doch nicht ſagen, daß dieſe Dame ein ſtellungsloſes Büfett=
mädchen
war. Du lieber Himmel!
Hätte der Herr nicht ein paar Tage früher kommen können,
als man noch ganz andere Namen und Titel im Gäſtebuch hatte?
Als noch eine Dame im Haus wohnte, mit der man den ärgſten
Zweifler an der Solidität des Unternehmens glatt umlegen
konnte?
Wer war das? fragte Wendrich mit würgender Kehle.
Frau Wittich gab ſich einen Ruck. Die Dame? Ja, Sie wer=
den
ſtaunen! Das iſt ja, das iſt nämlich die Gattin eines
Fabrikdirektors aus Nürnberg, eine gewiſſe Frau Prenner! Ein
eigenes Auto hat ſie ſoger!

Durfte man ihr die kleine Notlüge übelnehmen? Frau Pren=
ner
hatte ja hier gewohnt. Daß ſie inzwiſchen ausgezogen war,
tat doch im Grunde nichts zur Sache.
Der arme Wendrich glaubte den Boden unter den Füßen
wanken zu fühlen. Eine grauenvollere Ernüchterung hätte ihm
nicht zuteil werden können. Das alſo war Jenny Prenner, das
war die Frau, nach der er ſich geſehnt hatte? Entſetzlich!
Aber das Bild! ſuchte er ſich an eine letzte Hoffnung zu
klammern. Nun, da hatte ſich Hildebrand, der Tölpel, eben einen
Bären aufbinden laſſen. Das hier war die Wahrheit, die ver=
nichtende
Wahrheit!
Für welche Zeit darf ich ein Zimmer reſervieren? fragte
Frau Wittich unſicher.
Wendrich warf ihr einen vernichtenden Blick zu, ziſchte etwas
Unverſtändliches durch die Zähne, griff nach dem Hut und war
bereits außer Reichweite, als Frau Wittich ſich von ihrer Beſtür=
zung
erholt hatte.
Wendrich raſte zur nächſten Fernſprechzelle. Dieſer Hilde=
brand
! Dieſer
Natürlich, nur Hildebrand war an der Geſchichte ſchuld!
Hätte er das Bild der richtigen Frau Prenner geſchickt, dann
wäre das ganze Theater nicht zuſtande gekommen.
Hildebrands Stimme meldete ſich. Was es gebe, fragte er
unſchuldig.
Wendrich machte eine Bewegung, als wolle er den Unſicht=
baren
mit beiden Händen am Halſe packen. Aber der Hörer war
ihm hinderlich.
Wiſſen Sie, was Sie ſind, Hildebrand! ſchnaubte er ins
Mikrophon. Ein ganz ausgewachſener Idiot ſind Sie, jawohl!
Ihre Frau Prenner habe ich mir ſoeben angeſehen!
Na und? fragte Hildebrand.
Gar nichts na und! Dieſe Vogelſcheuche können Sie ſich in
Spiritus legen!
Er ſchmiß den Hörer auf die Gabel, daß es knallte.
Da ſtimmt doch etwas nicht! ſtellte Hildebrand feſt, als er
kopfſchüttelnd den Hörer abgelegt hatte.
Und eine Sunde ſpäter bekam Frau Wittich den zweiten
Herrenbeſuch an dieſem Vormittag.
Hildebrand ging ohne viel Umſchweife aufs Ziel los. Ich
möchte mit Frau Prenner ſprechen! verlangte er und zog ſeine
Karte aus der Taſche.
Frau Wittich ſchüttelte bedauernd den Kopf. Die Dame iſt
geſtern mittag ausgezogen."
Hildebrand pfiff leiſe durch die Zähne. Aber das iſt doch
nicht möglich? Mein Kollege behauptet, hier geweſen zu ſein und
die Dame angetroffen zu haben!"
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Nummer 242

Mittwoch, 2. Auguſf

Kanadiſche Anleihe auf dem engliſchen Markt
Die Finanzbedürfniſſe Kanadas. Wirkſchaftspolikiſche Zugeſtändniſſe Englands.

15-Millionen=Anleihe in London.
Die Unſicherheit über das fernere Schickſal des amerikaniſchen
Dollars ſowie die gemeinſame Erklärung der Gliedſtaaten des
britiſchen Reiches über eine Aufrechterhaltung der Währungs=
ſtabilität
innerhalb des Empire haben mit der Ankündigung einer
auf dem Londoner Markt zu begebenden kanadiſchen 15=Millionen=
Pfund=Sterling=Anleihe bereits ein erſtes poſitives Ergebnis im
Sinne der Stärkung des britiſchen Reichsgedankens gezeitigt. Die=
ſes
Ergebnis erſcheint um ſo bemerkenswerter, als gerade das
kanadiſche Dominion als der wichtigſte Teil des britiſchen Reiches
außerhalb Groß=Britanniens ſelbſt materiell und pſychologiſch
häufig im Gegenſatz zur Reichspolitik ſtand. Die betonte Selb=
ſtändigkeit
der Kanadier und die ſehr enge wirtſchaftliche Ver=
flechtung
mit der nordamerikaniſchen Union hatten zur Folge, daß
ſeit dem Kriege die Finanzbedürfniſſe Kanadas durch innere An=
leihen
oder durch ſolche auf dem amerikaniſchen Markt befriedigt
wurden. Unter dem Eindruck der in den letzten Jahren immer
ſtärker werdenden finanzkapitaliſtiſchen Verknüpfung Kanadas
mit der Wallſtreet hatte ſich allmählich innerhalb und außerhalb
des britiſchen Reiches der Gedanke durchgeſetzt, daß eine Loslöſung
dieſes Dominions von der Größe Europas vom britiſchen Welt=
reich
nur eine Frage der Zeit ſei. Man durfte damit um ſo eher
rechnen, als ein ſehr großer Teil der nach den Weizenprovinzen
des kanadiſchen Mittelweſtens einwandernden Farmer nordameri=
kaniſche
Bürger waren eine Eigenſchaft auf die ſie auch nicht Ver=
zicht
leiſten wollten. Auch das eifrige Streben nach eigenen diplo=
matiſchen
Vertretungen im Auslande, dem von London nachgege=
ben
wurde, ſchien darauf hinzudeuten. Bereits während der vor=
jährigen
Reichswirtſchaftskonferenz in Ottawa änderte ſich die
Situation aber dadurch, daß Großbritannien den Kanadiern eine
Reihe von wirtſchaftspolitiſch wichtigen Zugeſtändniſſen machte.
Allerdings hatte auf dieſer Konferenz der kanadiſche Finanzmini=
ſter
Rhoces es noch abgelehnt, den kanadiſchen Dollar an das
Pfund anzuhängen, eine Haltung, der er auch bei ſeiner Budget=
rede
im März ds. Js. treu blieb. Die weitere Entwicklung in der
Weltwirtſchaft und im beſonderen innerhalb der Vereinigten
Staaten hat dann zu dem Entſchluß geführt, die 15=Millionen=
Anleihe in London aufzulegen. Dieſe zunächſt finanzpolitiſche
Transaktion hat aber durch die Umſtände, unter denen ſie erfolgt,
den Charakter eines politiſchen Aktes und iſt auch für die übrige
Welt von Bedeutung, weil ſie eine Beſtätigung der oftmals an=
gezweifelten
Lebensfähigkeit des engliſchen Reiches erbringt.
Ueberzeichnung inneramerikaniſcher Anleihen.
Die zur Zeichnung aufgelegten 500 Millionen Dollar 3½proz.
Bonds mit achtjähriger Laufzeit und die 350 Millionen Dollar
12ſeprozentiger Schatzamtsnoten mit zweijähriger Laufzeit ſind
überzeichnet worden. Beide Anleihen werden für die Abtragung
früherer Anleihen und für das finanzielle Erholungsprogramm
Verwendung finden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Anhaltende Beſſerung des Röhrenabſatzes. Nach Mitteilung
des Röhrenverbandes hat die Belebung des Röhrengeſchäftes auf
dem Inlandsmarkt auch im Monat Juli angehalten, und zwar ſei
dieſe Beſſerung in allen vom Röhrenverband vertriebenen Röhren=
ſorten
zu verzeichnen. Die Abſatzverhältniſſe auf den Auslands=
märkten
ſeien uneinheitlich. Während in den Kontinentsländern
eine kleine Beſſerung gegenüber den Vormonaten nicht zu ver=
kennen
ſei, liegen die Verkaufsmöglichkeiten in den Ueberſeegebie=
ten
weiterhin ſchwierig.
Kennzeichnung von Blumen, Obſt und Gemüſe. Um den
Hausfrauen den Kauf deutſcher Gartenbauerzeugniſſe zu erleich=
tern
, haben alle beteiligten Groß= und Einzelhandelsverbände mit
dem Reichsverband des deutſchen Gartenbaues Vereinbarungen
über eine freiwillige Kennzeichnung der deutſchen Gartenbau=
erzeugniſſe
getroffen. Boykott ausländiſcher Erzeugniſſe werde
jedoch abgelehnt. Es ſolle erreicht werden, daß die heimiſchen Er=
zeugniſſe
zumindeſt gleichberechtigt mit den ausländiſchen Erzeug=
niſſen
behandelt werden.
Zur Transaktion RWE.=Flick=Thyſſen. Es kann wohl damit
gerechnet werden, daß das neue Stadium der Transaktion zwiſchen
RWE.=Rheiniſche Braunkohle und den Gruppen Flick und Thyſſen
in der bevorſtehenden Generalverſammlung der Rheiniſchen Braun=
kohle
zur Erörterung kommt. Bekanntlich ſollen Flick und Thyſſen
in der bevorſtehenden Generalverſammlung der Rheiniſchen
Braunkohle für ihre Rheinbraun=Aktien (ca. 28 Mill RM.) etwa
30 Mill. RM. RWE.=Aktien und 32 bis 33 Mill. RM. Harpener=
Aktien erhalten, wobei Thyſſen lediglich RWE.=Aktien überneh=
men
dürfte. Nach Informationen dürfte von der RWE.= bzw.
Rheinbraun=Verwaltung immer noch kein offizielles Angebot ge=
macht
worden ſein, wenngleich Schwierigkeiten bei dem Umtauſch
nicht zu erwarten ſind. Es iſt anzunehmen, daß im Anſchluß an
die Generalverſammlung der Rheinbraun zumindeſt neue Ver=
handlungen
zwiſchen den Parteien ſtattfinden werden oder ſogar
das offizielle Angebot unterbreitet wird. Die Gruppe RWE.=
Rheinbraun würde ſich dann von den RWE.=Vorratsaktien frei=
gemacht
haben oder noch etwa 6 Mill. RM. Harpener=Aktien be=
halten
. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß früher
oder ſpäter auch hier eine Verlagerung erfolgen wird.
Mehlpreiſe ermäßigt. Die ſüddeutſchen Großmühlen haben
ihre Forderungen für Weizenmehle erneut um 0.25 RM. per 100
Kilogramm ermäßigt. Südd Weizenmehl Spezial Null mit Aus=
tauſchweizen
alter Ernte ſtellt ſich damit auf 30,0030,25 RM.,
die übrigen Mahlen entſprechend höher bzw. niedriger. Für Spe=
zial
Null werden zurzeit vier Preiſe notiert: Weizenmehl mit Aus=
tauſchweizen
alter Ernte, desgleichen mit Austauſchweizen neuer
Ernte, Weizenmehl aus Inlandsweizen alter Ernte und dito neuer
Ernte
Zuckerkreditbank A.=G., Berlin. In der Bilanzſitzung der
Zuckerkreditbank A.=G., Berlin, die nunmehr auf ein 10jähriges
Beſtehen zurückblickt, wurde beſchloſſen, der Generalverſammlung
am 22. Auguſt vorzuſchlagen, von dem ſich nach Vornahme vorſich=
tiger
Abſchreibungen und Rückſtellungen ergebenden Reingewinn
von 498 976 (461 302) RM. eine Dividende von wieder 8 Prozent
auf das Aktienkapital von 4.0 Mill. RM. zu verteilen, ferner
einem neu zu errichtenden Beamtenpenſionsfonds einen Betrag
von 100 000 RM. zuzuführen und den Reſt von 78 976 (41 302)
RM. auf neue Rechnung vorzutragen.
7prozentige rumäniſche Monopol=Anleihe von 1929. Gemäß
Anweiſung der amerikaniſchen Fiscal Agents und des Königl.
Rumäniſchen Monopolinſtituts wird die Einlöſung des am 1. 8.
fälligen Kupons nicht zu dem in den Anleihebedingungen vor=
geſehenen
Kurs von 4. 19792 RM. für den Dollar, ſondern zum
ungefähren Kurs des Dollars vom Tage der Einreichung erfolgen.
Die amerikaniſchen Fiscal Agents teilen mit, daß eine Einlöſung
zu anderen Bedingungen nicht möglich iſt, ſolange nicht die maß=
gebenden
Stellen die Genehmigung erteilt haben und die erforder=
lichen
Mittel zur Verfügung geſtellt werden. Das rumäniſche
Monopolinſtitut erklärt allerdings in ſeiner Mitteilung, daß es
eine Bezahlung des Gegenwerts auf Grundlage des Golddollar=
kurſes
nicht anerkenne. Bei der Einlöſung in Dollar zum Tages=
kurs
iſt die Anbringung eines Vorbehaltes nicht möglich.

Mannheimer Viehmarkt vom 1. Auguſt. Aufgetrieben waren
120 Ochſen, 115 Bullen, 307 Kühe, 251 Färſen 829 Kälber, 15
Schafe, 2187 Schweine, 4 Ziegen. Preiſe: Ochſen a1) 3032,
a2) 2628, b1) 2628; Bullen a) 2730, b) 2527 c) 2325:
Kühe a) 2224, b) 1821 c) 1417 d) 1113: Färſen a) 32
bis 33, b) 2729, C) 2527: Kälber b) 3740, c) 3226, d) 26
bis 29, e) 2225: Schafe b) 2127: Schweine a) 3840. b) 40
bis 42, c) 4142, d) 3942, e) 3639: Ziegen 1017 RM. pro
Stück. Marktverlauf: Großvieh mittel, geräumt; Kälber ſehr
ruhig, Ueberſtand: Schweine mittel, geräumt.

Beiiiner and Hrantfärier efſeriensstie.
Die anhaltende Geſchäftsſtille und das faſt völlige Fehlen
neuer Kundenorders hatten zu Beginn der geſtrigen Berliner
Börſe entgegen den Erwartungen des Vormittagsverkehrs eher
Kursabſchwächungen zur Folge. Unter dem Eindruck der Aus=
führungen
Dr. Schachts an Amerika mit ihrem Appell an den ge=
ſunden
Menſchenverſtand und den anhaltend günſtigen Nachrichten
aus der Wirtſchaft (Auslandsauftrag für Holzmann), Geſchäfts=
belebung
in der Stahlinduſtrie, beſſerer Inlandsröhrenabſatz, die
Arbeitsbeſchaffungspläne in Pommern uſw.) blieb die Grundſtim=
mung
aber durchaus zuverſichtlich. Trotz der überwiegend bis zu
1 Prozent betragenden Kursverluſte iſt die Tendenz als wider=
ſtandsfähig
zu bezeichnen. Rein techniſch machte ſich außerdem
geſtern eine innerhalb der Börſe durchgeführte völlige Umlage=
rung
der Märkte ſtörend bemerkbar, da ſich die Börſenbeſucher zur
Ausführung jeder Order erſt neu orientieren mußten, wo das be=
treffende
Papier jetzt gehandelt wird. Von den einzelnen Märkten
iſt wenig zu berichten. Am Montanmarkt überwogen mit Aus=
nahme
von Buderus und Stahlverein, die bis zu 1 Prozent ge=
wannen
, Kursverluſte bis zu 1 Prozent. Von Kaliwerten ver=
loren
Aſchersleben 2½ und Weſteregeln 4½ Prozent. Am Chemie=
markt
büßten JG. Farben 1½ Prozent ein. Gummi= und Lino=
leumwerte
lagen ſehr ruhig. Conti Gummi gaben um 1 Prozent
nach. Am Elekromarkt hatten Gesfürel mit minus 1½ und Sie=
mens
mit plus 1½ Prozent die ſtärkſten Veränderungen. Von
Tarifwerten zogen Thüringer Gas bei 3 Mille Umſatz um 3½ Pro=
zent
an. Maſchinenfabriken lagen einheitlich etwas ſchwächer.
Bauwerte hatten keine größeren Veränderungen aufzuweiſen.
Julius Berger ſetzten ½ Prozent niedriger ein, während Holz=
mann
auf den Auslandsauftrag 1½ Prozent gewannen. Im Ver=
laufe
bröckelten die Kurſe dann infolge der Geſchäftsſtille meiſt um
½ und ½ Prozent ab. Lediglich Charlottenburger Waſſer und
BMW. fielen als Spezialwerte etwas aus dem Rahmen. Auch
die feſtverzinslichen Papiere waren beſſer gehalten.
*
Nachdem die vorgeſtrige Abendbörſe als gut behauptet anzu=
ſprechen
war, machte ſich im geſtrigen Frankfurter Börſen=
verkehr
anſcheinend die ſchwächere Verfaſſung Wallſtreets bemerk=
bar
, der gegenüber die Rundfunkanſprache Schachts nur wenig
beachtet wurde. Die Umſätze waren nach wie vor gering, beſon=
ders
das Publikumsgeſchäft iſt noch ſehr klein, und die Kurſe
bröckelten teilweiſe, wohl auch infolge der Geſchäftsloſigkeit, etwas
ab. Einheitlich rückläufig war der Montanmarkt, Buderus gaben
etwa die Hälfte ihres Vortagesgewinns, nämlich 1½ Prozent,
wieder her, Harpener, Klöckner, Gelſenkirchen, Mannesmann, Stahl
und Phönix waren bis zu 1 Prozent, Rheinſtahl ½ Prozent ſchwä=
cher
. JG. Farben wurden nach den erſten Kurſen mit 130½ um
1½ Prozent unter Vortag notiert und waren bald nachher 130
Geld. Dagegen konnten ſich die ſonſtigen chemiſchen und elektriſchen
Spezialwerte faſt durchweg verbeſſern: Scheideanſtalt und Siemens
bis 1½ Prozent, AEG. und Licht u. Kraft je bis 8 Prozent,
Rütgers ½ Prozent. Lediglich Gesfürel lagen 1 Prozent und
Bekula ½ Prozent niedriger. Schiffahrts= und Verkehrswerte
gaben bis ½ Prozent nach Daimler Motoren verloren 1 Prozent,
Süddeutſcher Zucker 1½ Prozent. Von ſonſtigen Werten waren
Holzmann ½ Prozent gebeſſert, Zement Heidelberg mit 81½ Pro=
zent
unverändert, hingegen Reichsbankanteile um ½ Prozent er=
mäßigt
. Der Verlauf zeigte größtenteils weitere kleine Rück=
gänge
, ſo verloren Reichsbank nochmals ½8 Prozent Harpener und
AEG. je ½ Prozent. Kali Aſchersleben kamen 19 Prozent niedri=
ger
zur Notiz. Indeſſen bildete ſich allmählich eine gewiſſe Wider=
ſtandsfähigkeit
auf den ermäßigten Kurſen heraus, Farben ſchloſ=
ſen
½ Prozent, Gelſenkirchen ½ Prozent, Reichsbank ½ Prozent.

Vorläufige Auguſt=Stickſtoffpreiſe.
Das Stickſtoff=Syndikat in Berlin teilt folgendes mit: Bis
zur Feſtſetzung und Bekanntgabe der neuen Stickſtoffpreiſe erfolgt
die Lieferung unſerer Stickſtofferzeugniſſe von 1. Auguſt ab zu den
im Auguſt 1932 gültig geweſenen Preiſen. Die endgültige Be=
rechnung
wird ſpäter rückwirkend zu den neuen Auguſtpreiſen vor=
genommen
. Angebot und Verkauf von Kalkſtickſtoff erfolgen von
jetzt ab nur noch in der Gehaltslage von ungefähr 20,5 bis 21,5
Prozent. Die bisherige Gehaltslage B mit einem Stickſtoffgehalt
von ungefähr 23 bis 24 Prozent fällt fort. Veranlaßt durch das
preußiſche Geſetz über die Aenderung ſtempelſteuerpflichtiger Be=
ſtimmungen
vom 23. Mai 1933 laſſen wir mit Wirkung vom 1. Juli
1933 in unſeren Verkaufs= und Lieferungsbedingungen die Beſtim=
mung
in Fortfall kommen, wonach unſere Abnehmer ſchon bei Ver=
tragsabſchluß
mit dinglicher Wirkung die bei einer Weiterver=
äußerung
der Ware entſtehenden Forderungen gegen ihre Abneh=
mer
in Höhe der Kaufpreisſchuld bzw. der Kaufpreisreſtſchuld an
uns abtreten müſſen. Im übrigen behalten die bisherigen allge=
meinen
Verkaufsbedingungen bis auf weiteres ihre Geltung.

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 1. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer; Auguſt und September 49 (49.50), Oktober 49
(49.75), November und Dezember 49.50 (50), Januar 49.75 (50),
Februar 50 (50.75), März 50.25 (51), April 50.50 (51.25). Mai
50.75 (51.75), Juni 50 (51.50). Juli 51.25 (52.50). Tendenz: flau.
Für Blei: Auguſt 17 (17.50), September 17.50 (17.75), Okt.
17.50 (18), November 17.75 (18.50). Dezember 17.75 (19), Januar
18 (19.25) Februar 18 (19.75), März 18.50 (20.25) April 18.75
(20.75), Mai 19 (21). Juni 19.25 (21.25), Juli 19.50 (21.50).
Tendenz: flau. Für Zink: Auguſt 22.76 23), September 22.75
(23.25), Oktober 23 (23.75), November 23,.25 (24). Dezember
23.50 (24.50). Januar 23.75 (24.75), Februar 24 (25), März 24.25
(25.25) April 24.50 (25.50), Mai 24.75 (25.75). Juni 25 (26),
Juli 25. 25 (26.50). Tendenz: ſchwach. Die erſten Zahlen be=
deuten
Geld, die in Klammern Brief.

Produkkenmärkke.

Dieder 10 Pfk. Dar Leichals Reiſhsſchldeuichſärder dnigen Ait
behauptet lagen, gaben Altbeſitz zunächſt ½ Prozent und im Ver=
laufe
nochmals ¼ Prozent her Reichsbahn=Vorzugsaktien (998)
gewannen ½ Prozent, NSU. blieben weiter angeboten.
Die Abendbörſe war ſehr ſtill und völlig geſchäftslos die
Kurſe hielten ſich aber faſt alle auf Mittagsſchluß. Maßgebend
für die behauptete Tendenz ſind die Mitteilungen über die ſtän=
dige
Abnahme der Arbeitsloſenziffer, die für den Markt immer
wieder anregend wirkten. JG. Farben lagen eine Kleinigkeit
leichter; Licht u. Kraft und Klöckner bröckelten um je ½ Proz. ab.

i. Weinheimer Obſtgroßmarkt vom 30. Juli. Amtliche Preis=
notierungen
: Pfirſiche 1a) 2829 Pfg. pro Pfund, dito 1) 2024,
dito 2) 1520 Pfg. Himbeeren 2023 Pfg., Brombeeren 20 Pfg.,
Türkiſche Kirſchen 912 Pfg., Reineklauden 1014 Pfg., Mira=
bellen
1624 Pfg., Stachelbeeren 614 Pfg., Pflaumen 915
Pfg., Zwetſchen 1624 Pfg., Birnen 1) 1019 Pfg., dito 2) 58
Pfg., Aepfel 1) 1017 Pfg., dito 2) 7 Pfg. Johannisbeeren 810
Pfg. pro Pfund. Anfuhr 200 Zentner. Tägliche Verſteigerungen
um 14 Uhr.
Berliner Produktenbericht vom 1. Auguſt. Nach eher ſchwäche=
rem
Vormittagsverkehr war die Stimmung am Getreidemarkte zu
Börſenbeginn ziemlich gehalten. Am Lieferungsmarkte lauteten
die erſten Notierungen völlig unverändert, da die ſtaatliche Stelle
das herauskommende Material aufnahm. Am Promptmarkte
waren die Forderungen für das keineswegs reichliche Angebot eher
höher gehalten, während die Gebote zunächſt 0,50 bis 1.00 RM.
niedriger als geſtern lauteten. Anregungen vom Mehlabſatz feh=
len
weiterhin, und auch die Exportverhandlungen geſtalten ſich
ziemlich ſchwierig. Weizen= und Roggenmehle waren zu geſtrigen
Preiſen angeboten, hatten aber weiter ruhiges Geſchäft. Hafer
alter Ernte bleibt in guten Qualitäten etwas gefragt, neuer Hafer
iſt bisher nur vereinzelt gehandelt worden. Wintergerſte ruhig
und wenig verändert, in Braugerſte hat ſich das Geſchäft noch nicht
entwickelt.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Im Juli wurden durch den Reichsanzeiger 262 neue Konkurſe
und 115 eröffnete Vergleichsverfahren bekannt gegeben. Die ent=
ſprechenden
Zahlen für den Vormonat ſtellen ſich auf 264 bzw. 123.
Wie der Volkswacht aus Paris gemeldet wird hat die
Sportkommiſſion des franzöſiſchen Aeroklubs für die Kunſtflug=
veranſtaltung
von Lyon den erſten Preis in Höhe von 40 000 Fran=
ken
dem deutſchen Kunſtflieger Fieſeler zuerkannt.
Aus der Leitung der Dresdner Bank, Filiale Mannheim,
ſchied Dir. G. Rienacker aus, um in die Direktion der Münchener
Filiale einzutreten. Dir. H. v. Schlebrügge von der Karlsruher
Filiale tritt in die Leitung der Filiale Mannheim über.
Der Londoner Goldpreis betrug am 1. Auguſt 1933 für eine
Unze Feingold 124/0 s 86,8000 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 47,8403 d 2,79068 RM. Zu dieſem Preiſe wurden
300 000 Lſt. Gold verkauft, davon 100 000 Lſt. nach dem Kontinent.
Der Käufer des Reſtbetrages blieb ungenannt.

Berliner Kursbericht
vom 1. Auguſt 1933

Oeviſenmarki
vom 1. Auguſt 1933

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordb. Llotzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

Richt
54.75
45.25
14.

14.75
21.25
137.75
49.75
12.
61.
158.25
116.

Deutſche Erdöl 410.375
Elektr. Lieferung
F. 6. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr.untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen / 62
Phil. Holzmann 51.25
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel l

84.375
u30.75
61.75
80.25
100.50
Hage
79.50
61.625
43.
35.

Mee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali ſ4
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Beſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werie
Lindes Eismaſch.
Bogel Telegr.Draht
Wanderer=Werke

Jafe
58.
171.
16.
36.25
6o.
20.875
73.375
7.-
17.75
70.
55.
88.

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stocholm.
London
Buenos=Aires
New York.
Belgien.
Italien
Paris

Währung
uoo finn. Mk.
100 Schilling/4s.25
100 Tſch. Kr.
100 Bengö
100Leva.
100 Gulden

ſGeld
6.164
12.32
3.047
189.83

100 Kronen fro.28

100 Kronen
100 Kronen
1 2.Stg.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire ſ
100 Franes

62.39
2.18
13.98
0.529
3.147
58.59
22.18
18.43

Brieff
8.176
47.05
12.44
3.053
169.27
70.42
62.51
72.32
14.02
0.932
3.153
58.71
22.20
1s.47

Schweiz
Spanien
Danzig.

Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien. 100 Dinar
Portugal

Athen.
Iſtambul
Kairo
Kanada
uruguah
Fsland.
Tallinn (Eſtl.)
Riga

Währung Geld/s
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden 81.62
1Yen
1 Milre /4
100 Escudos
100 Drachm.
türk. 4
ſtäghpt. 2
canab Donl
1 Goldpeſo
100 isl. Kr. 62.94
100 eſtl. Kr.
100 Lais

81.24
34.96
0.864
0.239
5.195
12.71
2.4309
1.999
14.38
2.695
1.449
71.43

Brief.
81.40
35.04
51.78
0.266
9.241
5.205
12.73
2.412
2.002
14.30
2.503
1.451
63.06
71.57

73.181 73.32

Sarmſtäuter une Kartonatbant Burtckagt, Giliane ber Areicher Junt
Frankfurter Kursbericht vom 1. Auguſt 1933.

D
Gr. IIp. 1934
1935
.. . 1938
. 1937
. . 1938
Gruppe!
6% Dtſch. Reichsanll
v. 27
6%.
5½%Intern.,v.30
68 Baden. . v. 27
6% Bahern.. v. 27
6% Heſſen. . . v. 29
68 Preuß. St. v. 28
6% Sachſen. . v. 27
65Thüringenv. 27
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4I.=Ab... .
Dtſche. Anl. Ablö=
jungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6% Baden=Baden.
6%Berlin. . . b. 24
68 Darmſtadt ...
68 Dresden. v. 26
62 Frankfurt a. M.
Schätze v. 291
v. 26
68 Mainz ...
6% Mannheimv. 27
69 München v. 291
6% Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbk.
Golboblig.
6
5½3 Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.

gnl.
911,
84),
80.
77
86
98
83
82.75
82,
84.5
75
101.25
K
72

77.5
11.05
6.7
60
58.5
K.
692
59
555l,
6921,

80.5
67"

85

43.% beſſ. Landes
Hhp.=Bk. Liqu.
Kom. Obl. . . . .
62 Preuß. Landes.)
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Golboblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
HeſſGldobl. R. 11
R. 121
6½ Kaſſeler Land.
krebit Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.- Anl.
*AuslSer 1
4AuslSerII
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
26Berl. Hyp. Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hhp.=Bk.
5½% n Lig. Pfbr.
Goldoblig.
82% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
½ Pfälz. Hyp.=Bk.
%0 Lig. Pfbr.
62 Rhein. Hyp. Bk.
5½% Lia. Pfbr.
183
Golboblig.
6% Südb. Bod.=
Cred.=Bank ...
5½% Lig. Pfbr.
6% Bürtt. Hhp.=B.

52,5

80.75
81.5
84.25

68.75
89

10

82.25
85:),
68).
82.25
85.75
82
86
85
85.75
83"
85.75
77
87
86,5

Widee
6% Dt. Linol. Werke
6% Mainkrw. v. 26
62 Mitteld. Stahl
16% Salzmann u. Co
16% Ber.Stahlwerke
16% Voigt u. Häffner
F. G. Farben Bonds
5%Bosn. L.E.B
L. Inveſt.!
% Bulg. Tab. v. 621
Oſt. Schätze
%Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
v
47

48 Türk. Admin.
48 1.Bagbadl
149,
Zollanl.
4½% ungarn 1913
4½7 1914
Goldr.
4%o
42 1910
4½ Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien.
Aig. Kunſtziide Unie
A. E. G. .........
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Zellſtoff
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen...
Eement Heidelberg
Karlſtadt
F. G. Chemie, Baſeil,

88.5
84.75
*
59.75
65.5
115

11.s
11.5
41
8.35
3.9
3"
5.15
4.5
4.5
4.25
34.25
ag‟
81
33.9
21
92
50
21.75
49.5
1o9
D
81.75
22.5

ſChem.Werke Abert!.
Chade .........."
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ſcheide=Anſtalt
Linoleum
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Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk..
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Feltc Guilleaume.
Frankfurter Hof ..
Gelſenk. Bergwerk.
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Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.. .
Hochtief Eſſen ..
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Fiſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans .......!

A
158.5
38
28
a16
111.5
171
42.5
85"
13.5
3aus
26.5
1130.5
25

*

an
33
33

35
6.75
97.5
52.5

109.25

Mae
. Aſchersleben.
159 lglein, Schanzlin.
Klöcknerwerke ...
gnorr C. H....,
Lahmeher & Co.
Laurahütte ..
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höck
Mainz. Akt. Br. ..
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Mansfeld Bergb.
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Miag. Mühlenbau.
MotorenDarm ſtadt
35 Reckarwerk Cßling
29,5 lSberbedarf
WPhönix Bergbau ..
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen I=
Elektr. Stamm
Stahlwerke".
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
MRütgerswerke.
Salzbetfurth Kali./1
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.,
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A. G./
Khür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..

lunterfranken,

88
121.75
40.5
57
124
18
70.75
215
63.75
68
62.25
50.25
53
74.5
8.25
36
Marr6
86.5
89.35
88
46
57.75
171
190
159.5
48.5
88
152
69.75
15.5
86

We Huee
Ver. Ultramarin ..
Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditanf.
Badiſche Bank.. .
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hhp. u. W.
Berl. Handelsgef.
Shpothelbi.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bankund Disc.
Dt. Eff. u. Wechiel
Dresdner Bank...
Frankf. Bank.
Hyp.=Bank
Mein. Hyp.=Bank.
Pfälz. Hyp.=Bonk.
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Württb. Notenbank
A.. G.f. Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vze
Gapag ......"
Nordb. Lloyzd.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz= u. Stuttg.)
Verſicherung ...!
Verein.Verſ.
FrankonaRück u.M
Mannheim.Verſich.
Otavi Minen.
Schantung Handels

Mie
114

41.75
44.75
aus
83.5
60.25
88.
49.75
54.75
73
45.25
8o‟
67.5
65.5
1507,
96.5
uo0
47.5
82
992,
14.5
15.25
53.5

197
263

13.5
*

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 212

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Auguſt 1933

Sonntag, 6. Auguſt
Wanderfahrk
ins biaue
Abmarſch zu erfra=
gen
b. d. Geſchäfts=
ſtelle
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Bingen.
Abfahrt m. Sonder=
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der Reichsbahn
ab Hptbhf. 6.45 Uhr.
Fahrprs. n. Mainz
und zurück 1.50 .
Abfahrt m. Sonder=
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der Köln=
Düſſeldorfer Schiff=
fahrtsgeſellſchaft
in
Mainz .. 8.00 Uhr.
Fahrprs. einſchließl.
Rückfahrt m. Schnell=
dampfer
v. Bingen
1.20 .
Die Zwiſchenfahr=
karten
f. d. Sonder=
zug
u. den Dampfer
ſind bei Mitglied
Tillmann bis Mitt=
woch
, den 9. Aug.,
erhältlich. Wir emp=
fehlen
deshalb noch=
mals
allen Mitglie=
dern
, die Anmeldg.
bis zu dieſem Zeit=
punkt
vorzunehmen.
damit ſie in den Ge=
nuß
der bedeuten=
den
Fahrpreisermä=
ßigungen
kommen.
SpäterAngemeldete
müſſen den vollen
Fahrpreis für den
Zug mit 1.90 u.
für die Dampfer=
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