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Einzelnummer 10 Pfennige
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 208
Samstag, den 29. Juli 1933.
196. Jahrgang
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ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
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träge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
oder gerichtlicher Beltreibung ſällt ſeder Rabatt weg.
Banſkonto Deuiſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
Nach dem Oſten der Weſten.
Der Generalangriff auf die Arbeitsloſigkeit in Weſtfalen: Vermehrung der Arbeitsplähe in den Bekrieben
durch ſoziale Arbeitsverkeilung, Kurzarbeit und Anwendung des Krümperſyſtems.
Der Kreuzug gegen die Arbeitsloſigkeit
Neue geſetgeberiſche Maßnahmen angekündigt.
* Der Kampf gegen die Erwerbsloſigkeit überſchattet in
ſteigen=
dem Maße alle innen= und außenpolitiſchen Ereigniſſe. Von
Staatsſekretär Reinhardt, der in dieſem Kampfe eine führende
Rolle einnimmt, ſind ſchon wieder neue geſetzgeberiſche
Maßnahmen angekündigt worden, die die Ueberwindung der
Arbeitsloſigkeit erleichtern ſollen.
Nach der NSK. ſoll Staatsſekretär Reinhardt ein Geſetz zur
Verminderung der Arbeitsloſigkeit für den kommenden Herbſt
planen. Darüber hinaus ſoll bereits ein weiterer großzügiger
Plan zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit in Vorbereitung ſein,
mit deſſen Verwirklichung im Frühjahr 1934 begonnen werden
ſolle. Außerdem beabſichtige Staatsſekretär Reinhardt, im
kom=
menden Frühjahr mit einer grundlegenden Vereinfachung des
ge=
ſamten Steuerweſens herauszukommen. Schon für den Herbſt ſei
eine durchgreifende Steuererleichterung für die
Landwirtſchaft geplant, die wahrſcheinlich in einer
Her=
abſetzung der Umſatzſteuer für die Landwirtſchaft
von 2 auf 1 Pro zent beſtehen werde.
Bisher ſind im Kampfe gegen die Arbeitsloſigkeit ſchon
be=
achtenswerte Erfolge erzielt worden, die noch durch die
Selbſthilfe=
aktion aus dem Lande heraus unterſtrichen werden. Wir haben
auf der einen Seite die Opfer finanzieller Natur zugunſten der
Arbeitsbeſchaffung. Wir haben auf der anderen Seite den
Feld=
zug der Behörden. In Oſtpreußen iſt es gelungen, die
Arbeits=
loſigkeit nahezu auszurotten. Allerdings muß hier nun dafür
geſorgt werden, daß für die Zukunft Rückſchläge ausbleiben. Der
Kanzler hat ſchon den Weg gewieſen. Es muß nun daran
gegan=
gen werden, einen Teil der Induſtrie aus dem deutſ ſen Weſten
nach dem Oſten zu verpflanzen.
Aber auch im Weſten ſetzt jetzt eine große Aktion zugunſten
der Arbeitsloſen ein. Das Landesarbeitsamt für Weſtfalen iſt
in dieſem Kampfe führend.
Der große weſtfäliſche Feldzugsplan
liegt jetzt ausgearbeitet vor. Wie das Arbeitsamt Weſtfalen
mit=
teilt, fanden am Donnerstagnachmittag Beratungen über
den Generalangriff auf die Arbeitsloſigkeit in
Weſtfalen ſtatt. An den Beratungen nahmen u. a. teil: Der
Ober=
präſident von Weſtfalen Freiherr v. Lüninck, Miniſter Rieke von
Lippe=Detmold, die Regierungspräſidenten von Arnsberg, Minden
und Münſter, Gauleiter Wagner=Bochum, ferner Vertreter der
NSBO.=Gauleitungen Weſtfalen=Süd und =Nord.
Arbeitsamtspräſident Dr. Ordemann begründete den von
ihm vorgelegten Kampfplan gegen die Arbeitsloſigkeit u. a. wie
folgt:
Die in Oſtpreußen erfolgreich angewandte Methode könne in
Weſtfalen nicht zum Ziele führen. Für uns iſt das Entſcheidende,
das Geſamtniveau der Arbeitsloſigkeit in der ganzen Provinz
erheblich zu ſenken. Dieſer Kampf kann nicht allein durch
künſt=
liche Arbeitsbeſchaffung geführt werden. Selbſtverſtändlich muß
auch auf dieſem Gebiet alles Menſchenmögliche geſchehen, aber
durch Arbeitsbeſchaffungsprogramme, durch Notſtandsarbeiten uſw.
werden nur einige Zehntauſende Arbeitsloſe Beſchäftigung finden.
Die Zahl der unterſtützten Arbeitsloſen in Weſtfalen beträgt
im=
mer noch 330 000. Die Arbeitsloſigkeit in Weſtfalen muß in
zähem ſyſtematiſchen Kampfe bezwungen werden. Wenn der Führer
als notwendigen Zeitraum für einen auf die Dauer erfolgreichen
Kampf vier Jahre bezeichnet hat, ſo geſchah das im beſonderen
Hinblick auf die Induſtriezentren.
Es kommt jekt darauf an, möglichſt ſchnell beſſere
Vorausſehungen für eine organiſche
Wirtſchafts=
belebung zu ſchaffen.
Die Betriebe müſſen ſchrittweiſe von den Steuern und
Sozial=
laſten herunter, derentwegen Millionen von Arbeitnehmern
ent=
laſſen worden ſind. Das iſt aber nur auf dem Wege einer
organi=
ſchen Arbeitsmarktpolitik und damit einer Umgeſtaltung der
Ar=
beitsmarktverhältniſſe zu erreichen. Auf dieſem Wege kann nur
die Reichsregierung die Führung übernehmen. Die Ausführung
ſelbſt iſt Sache des ganzen Volkes. Durch eine richtige,
den ſozialen Verhältniſſen angepaßte
Arbeits=
verteilung ſind von den Betrieben zahlreiche
Arbeitsplätze freizumachen für Familienväter.
Es geht nicht länger an, daß aus vielen
Fami=
lien zwei oder mehr Perſonen in Arbeit ſtehen,
in anderen gar keine. Die Wirtſchaft muß einſehen, daß
ſie mit dieſen kurzſichtigen Methoden niemals von den hohen Laſten
herunterkommt. Schwarzarbeit iſt als ein Verbrechen an der
Aufbauarbeit unſeres Volkes anzuſehen. Die Betriebe müſſen alles
tun, um dieſe Auswechſelung ſo ſchnell wie möglich vorzunehmen.
Die Arbeitsämter werden ſie mit allen Mitteln darin unterſtützen.
Daneben müſſen alle latenten Arbeitsmöglichkeiten ausgeſchöpft
werden.
Für Weſtfalen ergeben ſich zwei große Kampfzonen:
Einmal die Teilarbeitsmärkte des Münſterländiſchen
Textil=
bezirkes, des Minden=Ravensberger gemiſchtwirtſchaftlichen
Be=
zirks und des Landwirtſchaftsbezirks. Daneben bleibt aber das
große vordringliche Problem der drei induſtriellen
Teilarbeits=
märkte beſtehen (Ruhrgebiet, Märkiſcher Bezirk, Siegerland). Es
muß ſchon heute daran gearbeitet werden, daß durch Kurzarbeit
und Krümperſyſtem die vorhandenen Arbeitsplätze einer möglichſt
großen Anzahl von Arbeitnehmern zugänglich gemacht werden.
Neue oder freiwerdende Arbeitsſtellen dürfen nicht mehr
willkür=
lich beſetzt werden. Im übrigen gilt es auch beſonders für die
Großinduſtrie, manche Fehler der vergangenen
Rationaliſierungs=
periode baldigſt wieder auszuräumen.
In einer eingehenden Ausſprache wurden die Einzelheiten des
Vorgehens in den einzelnen Bezirken beſprochen. Der Kampf ſoll
nunmehr auf allen Fronten entbrennen.
* Je mehr ſich die öffentliche Arbeitsbeſchaffung einſpielt, deſto
leichter wird es ſein, auch für den Weſten eine größere Entlaſtung
herbeizuführen. — Das Schwergewicht der Arbeitsbeſchaffung liegt
natürlich nach wie vor auf den Schultern der Privatwirtſchaft,
deren Wiederbelebung durch öffentliche Aufträge angeregt werden
ſoll. Die Reichsregierung hat ſchon eine ganze Reihe von
Maß=
nahmen durchgeführt, um zu erreichen, daß ſich die
privatwirtſchaft=
lichen Kräfte frei und ungehindert entfalten können. Auch die
NSBO. hat jetzt dafür geſorgt, daß von dieſer Seite her in
privat=
wirtſchaftliche Angelegenheiten nicht mehr hineinregiert wird.
Ver=
trauen der Wirtſchaft und innere Beruhigung laufen
nebenein=
ander her, wodurch die Kräfte im Kampf gegen die
Erwerbs=
loſigkeit weſentlich geſteigert werden.
Im Mikkelpunkk wirkſchaftliche Probleme.
Die Verhandlungen zwiſchen dem ungariſchen
Miniſterpräſi=
denten Gömbös und dem italieniſchen Miniſterpräſidenten
Muſſo=
lini ſind beendet. Wenn auch im weſentlichen nur Fragen
behan=
delt worden ſind, die ſich lediglich auf das ungariſch=italieniſche
Verhältnis beziehen, ſo hat der Beſuch doch in dem geſamten
Aus=
land ſtarkes Aufſehen erregt. Er hat auch in Deutſchland ein recht
erhebliches Intereſſe ausgelöſt, weil anzunehmen iſt, daß neben
wirtſchaftlichen Problemen auch Dinge allgemein politiſcher Natur
zur Debatte ſtanden, die in den Rahmen der iralieniſchen
Balkan=
politik hineingehören. Bei den freundſchaftlichen Beziehungen, die
wir zu Rom und Budapeſt unterhalten, darf wohl angenommen
werden, daß die Reichsregierung über die
Grund=
züge dieſer Unterhaltungen ins Bild geſetzt
worden iſt.
In verſchiedenen Kreiſen des Auslandes wird nun behauptet,
daß Muſſolini im Begriff wäre, einen Donaublock zu ſchaffen,
und ſich zunächſt bemühe, in Ungarn und Oeſterreich
Bundesgenoſ=
ſen zu ſuchen. Dieſe Behauptungen ſind übertrieben. Italiens
Balkanpolitik iſt ſeit Jahren kein Geheimnis mehr. Muſſolini
ſucht auf der andern Seite der Adria Freunde. Es iſt ihm gelungen,
zahlreiche Freundſchaftsabkommen abzuſchließen. Er hat auch
mancherlei Schwierigkeiten der Balkanſtaaten untereinander aus
der Welt geſchafft. Allerdings iſt es ihm bis heute verſagt
geblie=
ben, ein engeres Einvernehmen zwiſchen Bulgarien und
Griechen=
land herzuſtellen. Daran arbeitet er beſonders intenſiv. Daß
Frankreich und die Kleine Entente, mindeſtens aber die Tſchechen
und Jugoſlawien die Politik Muſſolinis mit Mißtrauen
beob=
achten, iſt verſtändlich. Von dieſer Seite her wird auch jetzt wieder
verſucht, aus dem Beſuch Gömbös bei Muſſolini antideutſche
Ten=
denzen herauszuleſen, wovon natürlich keine Rede ſein kann. Im
übrigen wird ſich wohl ſehr bald zeigen, daß in den römiſchen
Geſprächen wirtſchaftliche Probleme den Vorrang eingenommen
haben, um deren Löſung Gömbös und Muſſolini ſich intenſiv
be=
müht haben.
Eine ungariſche Skimme über die Bedeukung
der Romreiſe Gömbös.
Budapeſt, 28. Juli.
Der römiſche Korreſpondent des „Peſter Lloyd” erklärt, die
hohe politiſche Bedeutung der Begegnung der beiden
Staats=
männer liege darin, daß die Beziehungen Ungarns zu Italien
eine weitere Vertiefung und Verinnerlichung erfahren.
Zwi=
ſchen den beiden Regierungschefs ſei in Zuſammenhang mit den
vielleicht mehr theoretiſchen Erörterungen über die
Syſtemiſie=
rung des Friedens im Donauraum auch das Reviſionsproblem
zur Sprache gekommen. Aber eswäre ein ſchwerer Fehler, nun
an=
zunehmen, daß dieſes Problem der Hauptgegenſtand der
Bera=
tungen geweſen wäre. Es iſt natürlich, daß für jede politiſche
Aktion Ungarns dieſes Problem einen perſpektiven Hintergrund
bildet, und man ſei ſicherlich nicht daneben, wenn man
Muſſo=
lini als den Träger der Rolle des freundſchaftlichen Vermittlers
zwiſchen Ungarn und den übrigen Kontrahenten des
Viermächte=
paktes anſieht. Der gegenwärtige Aufenthalt Gömbös iſt von
entſcheidender Bedeutung für die zukünftige Politik Ungarns,
nicht allein vom politiſchen, ſondern auch vom wirtſchaftlichen
Geſichtspunkt aus.
Gerüchke um v. Papen.
UNB. Berlin, 28. Juli.
Von einer Reiſe des Vizekanzlers v. Papen nach Paris weiß
der Pariſer ſozialiſtiſche „Populaire” zu fabeln, der behauptet,
daß die deutſche Kolonie heute ein Bankett zu Ehren des
Vize=
kanzlers v. Papen veranſtaltete, deſſen delikate Miſſion es ſei, zu
verſuchen, den Auai dOrſay für engere Beziehungen zum neuen
Deutſchland zu gewinnen. Dieſes Märchen des „Populaire”
ent=
vehrt jeder Grundlage. Daß es ohne jeden Gehalt iſt, wird
da=
durch allein feſtgeſtellt, daß Vizekanzler v. Papen zurzeit auf
ſei=
nem Gut in Wallerfangen bei Saarlouis weilt, von wo er ſich zum
Deutſchen Turnfeſt nach Stuttgart begeben wird.
Muſſolinis Jugend.
Zu ſeinem fünfzigſten Geburkskag.
Von
Dr. O. Karſtedt.
„Die erſten fünfzehn Lebensjahre haben mich geprägt”,
ſchreibt Muſſolini von ſich — „das Kind iſt der Vater des
Mannes” heißt es in der engliſchen Lebensbeſchreibung von
Lewis über Goethe.
Anlagen, Eltern, Heimat, Schickſale beſtimmen jedes
Men=
ſchen Jugend und damit ſein Leben.
Von allen Einflußmächten im Lebensraum ſeiner frühen
Jugend ſchreibt der Duce der Heimat der Landſchaft, die ſtärkſte
Wirkung zu: Viel mehr als die Menſchen beeinflußten mich
dauernd die Dinge, die Jahreszeiten und die Landſchaft” hat
er einmal mit tiefem Heimweh nach der Kindheit und ſeinem
Dörflein geſagt, und in ſeinen „ricordi” hinzugefügt: „
Sanft=
grüne Hügel meiner Heimat, ihr meine Jahreszeiten! Ihr
Nächte, die ich draußen zubrachte in Heu= und Strohſchobern,
bis frühmorgens die Leute zur Feldarbeit kamen!“
Welches iſt dieſe Heimat, die den Mann noch immer in
ihrem Banne hält? Es iſt die Romagna, heute ein Teil der
Provinz Emilia, von Ferrara ſich bis Rimini und dem Hafen
Cattolica ans Meer erſtreckend. Im ſüdlichen Teil, in Dobia,
einem Vordörflein von Predappio in der Nähe der Hauptſtadt
dieſes Gebietes Forli, iſt der Führer geboren. Der Apennin
umkränzt es mit wilden Felsbergen und grünen Olivenhügeln
zugleich. Das Tal herab ſteigt am ſogenannten Alpencaſtell
vorbei, die uralte Maultierſtraße, die ſich alle Apenninentäler
der Romagna hineinverzweigt, die Romagnolen unter ſich
zu=
ſammenbringt und in die große Welt bis hin nach Florenz
führt. Oben im Hochtale liegen einſam nur zwei Gemeinden
Premileuore und Muſſolinis Heimatſtädtchen Predappio. Dieſes
fünfzehn Kilometer lange Tal war die räumliche Jugendwelt
des Knaben. Hier hat er die Berge im Dauerlauf erklommen,
den Fluß durchwatet, ſtundenlang an den Abhängen gelegen
und die Berg= und Tierwelt ſtaunend in ſich aufgenommen.
In dieſem romantiſchen Fleckchen Erde, durch dieſen Ausſchnitt
Natur und Landſchaft nahm der Knabe die Schönheiten ſeines
Vaterlandes auf. Zwei Felſentürme, in grauer Vorzeit zum
Schutz der Straße angelegt, führten in die lateiniſche
Ver=
gangenheit zurück; in der Romagnoler Mundart lebten noch
Reſte der Sprache vorlateiniſcher Bewohner. Von Forli und
vom Meere her hielt die Gegenwart Zwieſprache mit dem
Knaben. Gerüchte von Rom her bedeuteten Ewigkeit und
Zu=
kunft ſeines Volkes. In Dovia und Predappio ſtehen täglich
die Leute auf der Straße und am Markt und beraten über die
Dinge, die der Lauf der Welt ans Geſtade dieſes Abſeits
ſpült: der Knabe hört ſo von politiſchen Fragen und vom
Kampf um ſie. Das Hochtal iſt arm, bevölkert nur von
Tage=
löhnern, ſpäter auch von kleinſten Landwirten. Der Sinn für
den einfachen Mann erwacht ſo in dem künftigen Führer. Die
Bewohner leben geiſtig, arme Analphabeten die ſie ſind, von
uraltem Volksgut, Rätſeln, Reimen, Sagen, Heiligenlegenden.
So ſind ſie konſervativ. Aber die Berge waren Vulkane.
Predappio ſteht auf Lavaboden: ſo bricht durch die Starre der
Jahrhunderte die heiße Glut des Kämpfenwollens für eine
Idee durch die Ruhe des Bergvolkes hindurch.
Eine Verkörperung dieſes Landſchafts= und Volksgeiſtes
war der Vater Muſſolini — ein Schmiedegeſelle. Die
Condot=
tiere von Ravenna und Ferrara ſteckten ihm im Blut. Die
Befreiung des Arbeiterſtandes hatte es ihm angetan. Ihr
opferte er Ruhe und Arbeit, für ſie warb er, für ſie ließ er
ſich unter Polizeiaufſicht ſtellen und ins Gefängnis weiſen, ihre
Idee verpflanzte er in die früheſte Gedankenwelt ſeines
Erſt=
geborenen. Denn der war ſein Lehrling in der Schmiede, beim
politiſchen Werben und von früher Kindheit an beim Studium
der Bücher. Wehe, wenn der Knabe beim Sprühen der Funken
die Augen zukneifen wollte: „Du wirſt es zu nichts bringen,
wenn du vor dem Feuer zurückzuckſt!” grollte dann der Vater.
„Der Kleine brüllte dann wie ein Löwe und floh aus dem
Hauſe” berichtet die Sarfatti in ihrer Lebensbeſchreibung des
Duce. Er hat ſich ſeine Spielkarre von einem größeren Jungen
rauben und ſich damit ſogar ſchlagen laſſen. Der Vater empfängt
ihn dafür mit einer Ohrfeige: „Flenne nicht wie ein Mädchen,
hau wieder wie ein Mann!” Und der Kleine geht hin, ſpitzt
ſich einen Feuerſtein, ſucht den Großen wieder und ſchlägt ihn
mit dem Stein den Kopf blutig — eine Handlung, an die der
Mann noch heute oft grübelnd denkt. 1910 ſtirbt der Vater.
„Ich ſchreibe dieſe Zeilen mit zitternder Hand, nicht um eine
Lobrede zu verfaſſen, ſondern um meine letzte Huldigung am
Grabe meines Vaters niederzulegen und ihm meine kindliche
Verehrung übers Grab hinaus darzubringen. Was im Orte
Gutes geſchah, iſt größtenteils ihm zu verdanken; dennoch
be=
hielten ihn die Behörden im Auge An Geld und Gut hat
er uns nichts hinterlaſſen, wohl aber einen morgliſchen Schatz:
die Idee” So der Sohn in ſeinen „ricord!”.
Die Mutter verkörperte die Sinnigkeit der Landſchaft, in
ihr lebte das alte Volksgut der Romagna. Sie war eine
ver=
heiratete, Lehrerin, die vor= und nachmittags 30—40 kbeine
Romagnolen ins Geiſtesleben ihres Volkes einführte, in der
Frühe und abends den Haushalt verſah, das bißchen Hab und
Gut zuſammenhielt, und die drei eigenen Kinder Benito,
Arnaldo und Edvigo (Hedwig) zärtlich, aber mit feſter Hand
leitete. Ihre Treue, Hingabe und Selbſtloſigkeit hatte ihr im
Tal den Namen einer Heiligen gegeben. Als ſie 46jährig 1905
ſtarb, blieb der Vater vereinſamt, nur die Vorahnung des
Aufſtiegs ſeines Sohnes Benito tröſtete ihn.
Dieſer Sohn nun war nach ſeiner Anlage hämmernder
Schmied wie der Vater, und lehrender Apoſtel wie die Mutter.
Lebhaft, zupackend, tätig und erkenntnisgierig von jung auf,
raſtlos die Umwelt erobernd, immer kampfbereit, ein vulkaniſcher
geiſtiger Boden. Zwei Heldenſtücke malen uns dieſen Wagehals
vor Augen, das eine berichtet er ſelbſt, das andere Beltramelli:
„Ich war ein kühner Feldräuber. In den Schulferien war ich
tagelang mit meinem Bruder Arnaldo ſchaufelnd am
Rabbi=
fluße eifrig beſchäftigt. Einige Male ſtahl ich Lockvögel. Zuletzt
beobachtete es der Vogelſteller und kam auf mich zu. Ich raſte
einen langen Hügel entlang, kam dann wieder an den Fluß,
durchwatete ihn in wütendem Lauf und rettete ſo meine Beute.”
Das zweite Stücklein: Eine Knabenſchar wird durch einen
Apfesbamm voller Früchte angelockt, der Eigentümer überraſcht
Seite 2 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 29. Juli 1933
ſie; alles flieht, nur ein Junge, der hoch oben im Baume ſitzt,
verpaßt den rettenden Augenblick. In der Verzweiflung ſtürzt
er ſich von oben herab, verſtaucht aber ein Bein und bleibt
hilf=
los liegen. Der Eigentümer auf ihn zu, aber ſchon hat der
Knabe Muſſolini Kehrt gemacht, den Verletzten hochgeriſſen und
iſt mit ihm davon, keuchend unter der Laſt. Der Verfolger
holte ihn nicht ein — oder hielt ihn die Achtung vor der kleinen
Heldentat zurück?
Zuerſt geht er bei der Mutter in die Schule, dann in
Predappio beim Hauptlehrer. Er hat früh und ohne Mühe
leſen gelernt, hat mit dem Vater ſchon viele Bücher geleſen, ſo
kann ihm die Schule nicht viel Neues bieten. Muſſolini iſt
Selbſtlernender und bleibt es ſein Leben lang.
Was ſoll aus dieſem Knaben werden? „Bleib bei mir und
ſei mein Geſelle” bittet der Vater. Die Mutter ſieht ſeine
Führerfähigkeit, beobachtet, wie er die ganze Dorfjugend
be=
herrſcht, wie er ſich wild auf Bücher ſtürzt, ſie überwindet das
mütterliche Gefühl, das ihn zu behalten trachtet. Benito
be=
ginnt ſeinen Eroberungszug in die Welt! Zuerſt geht er aufs
Colleg der Saleſianer in Faenza. Der Vater begleitet ihn. Er
iſt unruhig über des Sohnes Zukunft, ſpricht kein Wort. Der
Sohn denkt an ſeine Zeiſige daheim, ein wenig auch an Arnaldo,
an Hedwig, die erſt vier Jahre alt iſt und vor der er unterm
Einfluß der Mutter ein Gefühl der Verehrung hegt. Die
Land=
ſchaft feſſelt das Auge des Jünglings, er ſtudiert genau die
Windungen des Fluſſes, den Flug der Schwalben, Forli
hinter=
läßt einen gewaltigen Eindruck, ebenſo die eiſerne Brücke von
Faenza. „Das iſt ein lebhafter Junge” ſieht der
Studien=
direktor auf den erſten Blick. Dann muß der Vater heim. Der
Sohn ſteht zum erſten Male allein in der Welt, er iſt nicht
mehr bloßes Mitglied der Familie, die Welt da draußen greift
nach ihm — da bricht er, überwältigt von der Wende ſeines
Lebens und vom Dunkel der auf ihn zudringenden Zukunft in
Tränen aus. Tiere, Bäume, Fluß fehlen ihm. „Bäume, viele
Bäume und den Fluß” ſieht er noch heute, wenn er ſeiner
Heimat gedenkt.
Aber der Löwe fühlt ſich im Käfig. Er entflieht oft ins
Freie. Er löſt Streitigkeiten in der Schülerſchaft ſchnell und
tatkräftig mit der Fauſt. Gerade hat er Zeit, ſich mühelos ins
Latein einzuleben, dann verliert der Direktor die Geduld mit
dem „lebhaften Schüler” und ſchickt ihn den Eltern heim.
Die Freude, Arnaldo, Edbige, die Eltern, Tiere, Fluß und
Bäume wiederzuſehen! Aber der Wagen rollt! . . . Diesmal
rollt er zum Lehrerſeminar in Forlimpopoli. Ein ehemaliger
Mitſchüler, der jetzige Profeſſor Calderara, hat über Muſſolinis
Lehrerſeminariſtenleben berichtet. Niemand ahnte damals ſeine
künftige Größe. Er hörte wenig zu, war kein Muſterſchüler.
Er verfteckte ſich hinter den Rücken ſeines Vordermannes und
las eine Zeitung oder ein Buch. Selten lachte er; er war ein
Schweiger. Leidenſchaftlich liebte er die Muſik und die Dichtung.
„Lieber ein Bein verlieren als das Gehör!” ſagte er. Sein
Lieblingsſtück war ſchon damals der Marſch der Berſaglieri, der
Truppe, der er dann in Verona und im Kriege angehörte. Für
Konzertbeſuche opferte er gern ſein mageres Taſchengeld, dabei
wagte er Reiſen bis Bertinoro und Ravenna Des großen
Dichters Carducci Bruder war Direktor des Seminars. So
beherrſchte die Carducci=Dichtung Unterricht und Feier. Einmal
(erzählt Beltramelli) erhielt er eine Frage zu beantworten. Er
erhebt ſich und ſpricht eine geſchlagene Stunde. Der Lehrer
hört überraſcht zu und gibt ihm dann eine — „Vier” Aber
beim Tode Verdis wird er beauftragt, die Gedenkrede zu halten,
öffentlich im Theater Forlimpopolis. Der künftige Volksredner
kündigt ſich an. Er hat ſich gut vorbereitet, ſpricht in kurzen,
gehämmerten Sätzen, mit weittragender, gewaltiger Stimme,
mit Gebärden und glühenden begeiſterung=weckenden Augen.
Valfredeo Carducei umarmt den genialen Schüler=Redner vor
der geſamten Hörerſchaft.
Achtzehnjährig hatte er das=Lehrerzeugnis in der Taſche.
Damit ſuchte er in Predappio in der Staatsbehörde einen
Schreiberpoſten, um ſeinen Eltern die Ausbildungskoſten
zurück=
erſtatten zu können. Vergebens! Er erſchien zu jung dazu. Der
Vater brauſt auf: „Mit oder ohne Predappio wirſt du der
Criſpi von morgen werden! Mach deinen Weg in die Welt!”
Criſpi war treueſter Anhänger des Dreibundes, Schöpfer des
italieniſchen Kolonialreiches. Anderthalb Jahrzehnte ſpäter
be=
grüßt den Duce ein alter Sicilianer auf der Heimatinſel
Criſpis mit den Worten: Kopf Cavours, Fauſt Criſpis!
Der Jüngling wird Hilfslehrer in Gualtieri, Reggio
Emilia, ein amtlicher kluger Jahresbericht von ihm, liegt heute
noch vor. Darin bringt der 18jährige berechtigte Kritik vor die
Behörde, tadelt die Lehrbücher der Schüler als langweilig und
frömmelnd, Bücher, die dieſelbe Behörde vorgeſchrieben hatte!
Die Weite lockt, der unbezähmbare Trieb, ſelbſt und durch
das Leben zu lernen. Er geht in die Schweiz, kommt mit
einigen Soldi in Lauſanne an, findet endlich Gartenarbeit, wird
dann Handlanger und Maurer, Mitglied ſozialpolitiſcher Zirkel,
lernt Franzöſiſch und Deutſch, wird Streikapoſtel und kehrt,
aus der Schweiz, aus Süd=Frankreich und vom öſterreichiſchen
Südtirol ausgewieſen, in die Heimat zurück.
Er wird Soldat, Berſagliere (Berſaglio — Ziel). Die
Berſaglieri ſind Schnellfußtruppen, heute Radfahrer, 12
Regi=
menter zu je 2 Bataillonen. Berühmt ſind ſie durch ihre
Ge=
ſchwindmärſche: 7—8 Stundenkilometer! Der Revolutionär wird
Vom Tage.
Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath hat dem
italieni=
ſchen Miniſterpräſidenten zu ſeinem 50. Geburtstag telegraphiſch
ſeine herzlichſten Glückwünſche übermittelt.
Bekanntlich wurde die am Tage der Nationalen Arbeit auf
dem Tempelhofer Feld gepflanzte Hindenburg=Eiche am 27. Juli
von Kommuniſten zerſtört. Als Gegenmaßnabme hat das Geheime
Staatspolizeiamt angeordnet, ſämtlichen kommuniſtiſchen
Schutz=
häftlingen auf drei Tage die Mittagsmahlzeit zu entziehen. Den
Schutzhäftlingen iſt die Maßnahme unter dem Hinweis auf den
Frevel an der Hindenburg=Eiche zu eröffnen.
Hauptmann a. D. Ausfeld, der langjährige Mitarbeiter des
Reichsarbeitsminiſters Seldte im Bundesamt des Stahlhelms, iſt
zum Oberregierungsrat im Reichsarbeitsminiſterium ernannt
worden.
ein guter Soldat. Er genießt die Achtung ſeiner Offiziere. Der
Tod der Mutter ruft ihn heim zur Unterſtützung des alternden
Vaters wird er vorzeitig entlaſſen. Doch iſt es mit dem Metall=
Schmieden vorbei. Er fühlt, daß er ein Volk zu ſchmieden
be=
rufen iſt.
Noch einmal ein Lehrerverſuch in Tolmezzo in Friaul. Hier
wird er bald verehrt wie einſt ſeine Mutter als Lehrerin.
Sonderbare nur ihm eigene Wege geht er freilich, die
Aufmerk=
ſamkeit der Kinder zu gewinnen. Er ſpricht einmal leiſe, dann
plötzlich ſchallend laut, dann mit rollenden Augen und
leb=
hafteſten Gebärden. Aber die Kinder ſind ja Italiener, ſie lieben
das, ſie lieben ihn.
An der Univerſität Bologna erwirbt er noch die
Lehr=
befähigung für Franzöſiſch, dann wendet er ſich in ſeiner
Hei=
mat ganz der Politik zu, gründet ein eigenes Blatt in Forli,
nimmt ſo Abſchied von der Jugend und wird der Mann und
Kämpfer, der er der Fünfzigjährige, bis heute geblieben iſt.
Aber noch heute, auf dem Gipfel der Macht, zieht es ihn
an die Stätten ſeiner Jugend. Er beſucht, ſo oft er es
ermög=
lichen kann, die Gräber der Eltern; bei der Fahrt im Wagen
von Mailand nach Rom hat er einmal mit ſeiner alten Schule
in Gualtieri Wiederſehen gefeiert. Ueber der Schultür war ein
Gedenkſtein eingelaſſen mit der letzten Aufſatzüberſchrift, die
der achtzehnjährige Junglehrer vor ſeinem Scheiden gegeben
hatte: „Perseverando arrivi!‟ Durch Ausharren kommſt du
zum Ziele! Es war im April 1923, der Duce war ſeit einem
halben Jahre, ſeit dem Marſch auf Rom, durch ausharrende
Willenskraft ans Ziel gelangt. Von Dovia bis zum Palazzo
Chigi in Rom! Es war ein weiter Weg für den
Schmiede=
jungen, aber er hatte Bergen und Flußſchnellen und glühenden
Funken trotzen gelernt und iſt als einſtiges Kind der Armut im
Gedenken an Vater und Mutter Mann des Volkes auch im
Palaſt geblieben.
Die Miſſion der Grenz= und Auslands
deutſchen.
Eine Rede des Reichsaußenminiſters auf einer
volksdenkſchen Kundgebung in Skukkgart.
Stuttgart, 28. Juli.
Im Rahmen des 15. deutſchen Turnfeſtes, fand am Freitag
abend in der Stadthalle in Stuttgart eine große volksdeutſche
Kundgebung für die Auslands= und Grenzlandsdeutſchen ſtatt,
an der auch Reichsaußenminiſter Freiherr v. Neurath als
Ver=
treter der Reichsregierung teilnahm.
Reichsaußenminiſter b. Neurath fagte in ſeiner Anfprache,
in meiner Eigenſchaft als Reichsaußenminiſter begrüße ich
be=
ſonders herzlich alle, die von Fern her als Glieder des
deut=
ſchen Volkstums nach Stuttgart gekommen ſind. Ihr Verdienſt
in erſter Linie iſt es, wenn im Ausland der deutſche Name
hochgeſchätzt iſt. In ſchwerer Zeit iſt vor über 100 Jahren in
Deutſchland der Gedanke des deutſchen Turnens erwacht, nicht
nur zum Wohle des Einzelnen, ſondern bewußt darauf
ge=
richtet, der Pflege des geſamten Deutſchtums zu dienen. Wenn
wir heute wiederum vor ſchweren Zeiten ſtehen, ſo habe ich die
feſte Ueberzeugung, daß das deutſche Volkstum im Ausland
wie bisher ſeine Pflicht tun wird. Es iſt in dieſen Tagen, wo
das wiedererwachte Deutſchland ſich entſchließt zu neuem
Auf=
ſchwung, beſonders zu begrüßen, daß ſo viele Deutſche aus dem
Ausland in die Heimat gekommen ſind. Wir ſtehen wieder vor
einer Schickſalswende. Die ganze Welt will bisher das
Ge=
ſchehen in Deutſchland noch nicht verſtehen und betrachtet uns
mit Mißtrauen und vielfach mit offener Feindſchaft. Zu lang
iſt in den letzten vierzehn Jahren die Welt daran gewöhnt
worden, das deutſche Volk als eine Nation zweiter Klaſſe zu
behandeln. Das iſt jetzt zu Ende. Die Welt wird ſich mit dem
neuen Deutſchland abfinden müſſen. Für uns alle, ob innerhalb
oder außerhalb der Grenzen des Deutſchen Reiches, gilt es jetzt,
das Beſte daran zu ſetzen, um unſere Kräfte zu ſtählen zum
Heile unſeres geliebten Vaterlandes.
Die Rede fand ſtürmiſchen Beifall.
Erweikerung der Beſtimmungen über
die Gewährung von Eheſtandsdarlehen
Beibringung ärzklicher Zeugniſſe für beide
Ehegalkken erforderlich.
Berlin, 28. Juli.
Der Schöpfer des Geſetzes über Förderung der Eheſchließun
gen, Staatsſekretär Reinhardt, hat eine große Anzahl von
Schrei=
ben von Volksgenoſſinnen erhalten, die mitteilen, daß auch ſie einem
Arbeitnehmerberuf angehören und daß auch ſie gern heiraten
möchten, daß ſie jedoch den Beſtimmungen des Geſetzes über
För=
derung der Eheſchließungen gemäß zu ihrer großen Enttäuſchung
ein Eheſtandsdarlehen nicht erhalten könnten, weil ſie entweder
bereits länger als zwei Jahre arbeitslos ſeien oder ſchon einige
Monate vor Inkrafttreten des Geſetzes über Förderung der
Ehe=
ſchließungen geheiratet hätten. Der künftige Ehemann ſei
vorhan=
den, es fehle jedoch an den Mitteln zur Beſchaffung einer
Woh=
nungseinrichtung. Die Wünſche dieſer Volksgenoſſen werden
er=
füllt durch eine 2. Durchführungsverordnung über die Gewährung
von Eheſtandsdarlehen, die Staatsſekretär Reinhard
herausge=
bracht hat.
S 1 dieſer Verordnung entſpricht dem Wunſche aller
derjeni=
gen Volksgenoſſinnen, die bereits länger als zwei Jahre
arbeits=
los ſind. Nach den Beſtimmungen des Geſetzes vom 1. Juni 1933
war eine der Vorausſetzungen für die Gewährung eines
Eheſtands=
darlehens, daß die künftige Ehefrau in der Zeit vom 1. Juni 31
bis 31. Mai 1933 mindeſtens ſechs Monate in einem
Arbeitnehmer=
verhältnis geſtanden hat. Mit dieſer Beſtimmung waren
diejeni=
gen Volksgenoſſinnen nicht einverſtanden, die zwar einem
Arbeit=
nehmerberuf angehören, aber bereits ſeit länger als 1. Juni 1934
arbeitslos ſind. Dieſe Volksgenoſſinnen haben den Wunſch
ausge=
ſprochen, den Beginn des für die Arbeitnehmertätigkeit
maßgeben=
den Zeitraumes auf einen früheren Zeitpunkt zu verlegen. Dem
iſt durch § 1 der ſoeben erſchienenen Verordnung entſprochen
wor=
den. Der Zeitraum, in den die mindeſtens ſechsmonatige
Arbeit=
nehmertätigkeit fallen muß, umfaßt nunmehr nicht mehr zwei,
ſondern fünf Jahre, nämlich die Zeit vom 1. Juli 1928 bis 31.
Mai 1933.
S 2 der 2. Durchführungsverordnung entſpricht dem Wunſch
derjenigen Volksgenoſſinnen, die ſich zwar noch in einem
Arbeit=
nehmerverhältnis befinden, aber bereits innerhalb des letzten
Jahres vor dem Inkrafttreten des Geſetzes über Förderung der
Eheſchließungen geheiratet haben. Die Vorausſetzung für die
Ge=
währung eines Eheſtandsdarlehens bei den ſchon in der Zeit vom
1. Juni 1932 bis 3. Juni 1933 geſchloſſenen Ehen iſt, daß die
Ehe=
frau, die noch in einem Arbeitnehmerverhältnis ſteht, das bereits
mindeſtens ſechs Monate währt, dieſes Arbeitnehmerverhältnis
vor der Auszahlung des beantragten Eheſtandsdarlehens aufgibt.
§ 4 iſt bedingt durch die Bevölkerungspolitik des neuen
Staa=
tes. Es ſoll die Verheiratung nur ſolcher Volksgenoſſen und
Volks=
genoſſinnen gefördert werden, deren Geſundheitszuſtand geſunde
Nachkommen verbürgt.
8 5 regelt die Frage der Beibringung ärztlicher Zeugniſſe der
Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen, die ein Eheſtandsdarlehen
be=
antragen. Eheſtandsdarlehen werden nicht gewährt, wenn einer
der beiden Ehegatten zur Zeit der Antragſtellung an
Infektions=
krankheiten oder ſonſtigen das Leben bedrohenden Krankheiten
leidet. Ein Zeugnis eines beamteten Arztes hierüber iſt
beizu=
bringen. Die Ausſtellung der Zeugniſſe iſt für die Ehegatten
koſtenfrei.
Der Vorſtand der Anwaltskammer Berlin hat aus der
Samm=
lung der Berliner Rechtsanwaltſchaft für die SLiftung für die
Opfer der Arbeit einen weiteren Betrag von 10 000 RM. zur
Ver=
fügung ſtellen können, ſo daß die Geſamtſumme der der Stiftung
überwieſenen Beträge bereits 25 000 RM. ausmacht.
Der preußiſche Finanzminiſter hat zur Förderung des
Kraft=
fahrverkehrs die Stempelſteuer für Kaufverträge über
Perſonen=
krafträder und Perſonenkraftwagen vom 1. Aug. ab auf die Dauer
eines Jahres erlaſſen.
Die Reichsleitung des Arbeitsdienſtes hat die Zeitſchrift
„Deutſcher Arbeitsdienſt für Volk und Heimat”, Berlin SW. 11,
zu ihrem amtlichen Organ erklärt.
Am Montag, den 31. Juli, von 20,30 Uhr bis 21 Uhr, ſpricht
über den Deutſchland=Sender Legationsrat Dr. Schwendemann
über „Deutſchlands Anſpruch auf gleiche Wehr und gleiche
Sicherheit”
Zwiſchen der Hitlerjugend und dem Deutſchen
Luftſportver=
band iſt es zu einer Vereinbarung über die Errichtung von 17
Fliegerſchulen der Hitlerjugend im ganzen Reich und über die
Aus=
bildung im Fliegerſport der Jugendlichen gekommen.
Wie vom ſozialen Amt der Reichsjugendführung mitgeteilt
wird, hat die Hitlerjugend in kürzeſter Zeit über 50 000
Ferien=
kinder auf dem Lande untergebracht.
Der Landesführer des Stahlhelm, Gau Danzig, Weinberg,
erſtattete dem Präſidenten des Senats darüber Bericht, daß die
Eingliederung des Gaues Danzig des Stahlhelms in die SA.
voll=
zogen iſt.
Solange ein Menſch lebt, gehört er (wiſſentlich oder
un=
wiſſentlich) der Bewegung der Allgemeinheit an. Durch den
Abſchluß ſeines Lebens tritt er uns als ein Feſtbegrenztes,
ſicher zu gewahrendes Beſonderes gegenüber, an ihm und
nach ihm erkennen und beurteilen wir uns ſelbſf.
Richard Wagner.
Geitea oe ii den 200.
Zu Bismarcks 35. Todestage, geſt. am 30. Juli 1898.
Als am 30. Juli 1898 — vor nun 35 Jahren — in der
Nacht zum letzten Juli=Tag die Kunde durch Deutſchlands Gaue
eilte: Fürſt Bismarck iſt nicht mehr, da wollte es niemand
glauben, denn vielen ſchien es unmöglich, daß auch dieſer
ge=
waltige Mann der Natur den menſchlichen Tribut gezöllt habe.
Geboren in dem Jahre, da auf dem Schlachtfelde von
Waterloo das erſte franzöſiſche Kaiſerreich, das Reich des
Korſen, zuſammenbrach, war die Höhe ſeines Lebens von den
Sonnengluten ungeheurer Erfolge umſtrahlt. Er wurde der
Vernichter des dritten Napoleon, des „Schiedsrichters Europas”.
Vom denkwürdigen 22. September 1862 in Babelsberg hinweg
hat er in acht kurzen Jahren ſeinen königlichen Herrn über
Düppel, Königgrätz, nach Sedan geführt. Dann hat er die
„Krone des Rheins” — wie Adolf Hitler ſagt — dem würdigen
Haupte, dem Sproſſen jenes Hauſes gereicht, „das in Friedrich
dem Großen ſchon einmal der Nation in verſchwommener Zeit
ein leuchtendes Sinnbild zur Erhebung für immer geſchenkt
hatte‟, Bismarck iſt es geweſen, der das Träumen und Sehnen
der Jahrhunderte erfüllt, der mit gewaltigem Hammer das
Eiſenband der Einheit ſchmiedete, der die Pforte zum
Kyff=
häuſer aufſchlug, ſo daß Kaiſer Barbaroſſa in Kaiſer
Weißbart ſeine Auferſtehung feiern durfte. In Bismarck
er=
füllte ſich, was Emanuel Geibel, der Dichter und Prophet, im
Jahre 1844 erfleht hatte:
„Ein Mann iſt not, ein Nibelungen=Enkel,
Daß er die Zeit, den tollgewordnen Renner,
Mit ehrner Fauſt beherrſch’ und ehrnem Schenkel.”
Der gewaltige Kanzler hat ſie gmeiſtert, aber dann kam jener
Schickſalstag des deutſchen Volkes: der bittere, verhängnisvolle
20. März 1890, als er, der treue Lotſe, das Schiff verlaſſen
mußte, das er mit feſter Hand geſteuert hatte.
In ſeinem ſtillen Sachſen=Walde hat er als der getreue
Warner „Eckehard” ohne Dank und Lohn zu heiſchen, die Wache
gehalten am Werk ſeines Lebens am Deutſchen Reich! Wie
konnten ſeine Augen noch zornig blitzen, wenn er die Epigonen
dahinwandeln ſah auf den Bahnen des Irrtums.
Wie ein Recke der deutſchen Heldenſage, ja wie der allweiſe
Wodan ſelber, lebte er im Herzen ſeines Volkes während ſeiner
letzten acht Jahre in der Stille ſeines Sachſen=Waldes. Und ſo
iſt „der Alte im Sachſenwalde” der den Breithut Wodans
trug, und ſeinem Volke in treuer Sorge warnende Weisheit
raunte, ſchon jetzt, nach einem Menſchenalter, beinahe zur Sage
geworden. Schon einer ſeiner Zeitgenoſſen ſah ihn, wie Wodan
reiten: „Als wir uns Hammer=Mühle näherten, da bemerkten
wir durch den Nebel einen ungewöhnlich groß ausſehenden
Reiter. Er trug einen mächtigen, breitrandigen ſchwarzen
Filz=
hut, er richtete ſich im Sattel auf und ritt dann im ſcharfen
Trab auf einem Pferde unter den Bäumen dahin.” —
Bis=
marck=Wodan! — Bewunderung und Dankbarkeit und eine heiße
Liebe ſtrömten ihm in unermeßlichen Fluten zu. Er ſelber hat
mit Staunen auf dieſe ſelbſtloſe Liebe geblickt, auf die er, der
eiſerne Kanzler, niemals gerechnet hatte; auch er war dankbar
hierfür, aber er blieb zugleich in tiefer, innerlicher Angſt. Das
laute Gebet ſeiner letzten Tage das ſeine Angehörigen
ver=
nahmen, hat ſeinem Volke und Reiche gegolten, und es kam aus
erſchütterter Seele. Würde erhalten bleiben, was er in
gewal=
tigen Zeiten mit ſeinem Herzblute erkämpft hatte? Eugen Wolf
erzählt (1904) aus den letzten Tagen: In einem fort rief er:
„Hilf! Hilf!” In Phantaſien nannte er Serbien, England, die
Türkei, Rußland. Dann rief er wieder: „Aber ach, Deutſchland,
Deutſchland, Deutſchland!“
Erſchütternd klingt in unſeren Ohren die Weisſagung des
ſcheidenden Reichsgründers: „Ich ſehe ſchwere Gefahren für
Deutſchland, doch auch für Europa aufſteigen. Je ſpäter die
Kataſtrophe eintreten wird, um ſo furchtbarer wird ſie ſein.”
Am Abend des 30. Juli 1898 gegen elf Uhr trat der Tod
ein. Geheimrat Schweninger ſuchte dem Sterbenden durch
Linderung der Atembeſchwerden Hilfe zu leiſten. Die letzten
Worte des Fürſten waren an ſeine Tochter, die Gräfin Rantzau,
gericht:t, welche ihm die Stirne getrocknet hatte: „Danke, mein
Kind.”
In unſeres Volkes Herz lebt Bismarck unvergänglicher wie
in Stein und Erz. Wie einer der Götterhelden unſerer
ger=
maniſchen Vorzeit ihront er für uns intWalhalla; wie haben
wir in den Zeiten der Not zu ihm aufſchauen gelernt, wie
ſchwer war die Reue, weil ſein treuer Rat ungehört verhallte.
Unſer Bismarck, der vor 35 Jahren von uns ging, iſt nicht
tot! Er lebt, und ſein Werk lebt! Seinem Deutſchland iſt nach
Jahren der Schmach und der Not der Retter erſtanden in
unſerem Reichskanzler Adolf Hitler. Leidenſchaftlich in Haß
und leidenſchaftlich in Liebe war Bismarck. Gleich ihm geartet
in Haß und Liebe iſt Adolf Hitler! Ihre Liebe galt und gilt
allein Deutſchland! Ihr leidenſchaftlicher Haß jedem und allen
Feinden des Vaterlandes!
Nicht kalte rechnende Männer ſchaffen den höchſten Erfolg,
ſondern nur jene, die warmen Herzens ſind und fähig zu
lohen=
der Begeiſterung.
Bismarcks feurige Vaterlandsliebe iſt in Adolf Hitler neu
erſtanden. Er iſt unſeres Volkes Führer aus dem Dunkel unſerer
Tage durch Kampf und Not zu den lichten Höhen der Rettung
und des Heils!
Am 35. Todestage des großen Reichsgründers gedenkt ſeines
Bismarck unſer deutſches Volk, und in ſeinem Geiſte folgt es
dem jungen Kanzler des Reiches, der ihm das Banner des
Sieges und der Hoffnung voranträgt.
L. R.
— Der junge Dresdener Lyriker und Schauſpieler Friedrich
Kuhn hat die Berechtigung erhalten, auf ſämtlichen deutſchen
Sendern aus Reichsminiſter Dr. Goebbels „Michael” zu
leſen. Am Sonntag, den 30. Juli, vormittags 11 Uhr, lieſt
Kuhn nunmehr Auszüge aus dem „Michael” des Miniſters Dr.
Goebbels im Deutſchlandſender. Das politiſch=philoſophiſch wie
künſtleriſch bedeutſame Werk erſchien im Verlag Eher, München.
* Die Salzſtraße. Roman von Joſef Martin Bauer, (R. Piper
u. Co., Verlag, München.)
Ein Roman, der ſtarke, ganz ſtarke Schickſalsgeſtaltung iſt. Der
zeitlos iſt, weil er über Einzelſchickſale weit hinausgeht, obwohl
er an und in dieſen haftet. Der aber doch aus der Zeit für die
Zeit geboren iſt. — Die Salzſtraße iſt nicht mehr vorhanden. Aber
in dem Dorf, das die Schickſale gebiert, die in dieſem Roman
lebendig werden, weiß man, daß die uralte Salzſtraße einſt hier
vorbeiging, daß Hunnen und andere ſie zogen und daß überall
irgend etwas von ihnen blieb. Hier erwuchſen Sebaſtian und
Lidwina, dieſes ungleiche Menſchenpaar, das doch zueinander
mußte. Der ſtets unruhige, neuerungsſüchtige Fiſcher und die
derbknochige, ſeßhafte Bauerntochter. Sie verkörpern Zeit und
Menſchheit und gemeinſam beſtehen ſie irgendwie den Kampf des
Lebens, der ſozialen Verhältniſſe, die umfaſſend, mit einem Zug
ins Große konſtruiert werden. — Bauers Erzählerſtil iſt
meiſter=
haft, iſt wahre Kunſt, weil ihm nichts Gekünſteltes anhaftet. Er
kann in ſchlichteſter Ausdrucksform Tragik geſtalten und ins
In=
nerſte packen. —
M. St.
Samstag, 29. Juli 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neu=ſte Nachrichten
Nr. 208 — Seite 3
14 Kommuniſten in Unkerſuchungshaft, 29 Perſonen unker Anklage. — 40 Pakete Sprengſtoff, 2000 Schuß
Munikion und mehrere Schußwaffen gefunden.
Im Kampf gegen den Staaks=
und Bontsfeine.
Nur durch die Mithilfe aller kann hier geſäubert
werden.
Das Heſſiſche Staatspolizeiamt teilt mit:
Bei dem Heſſiſchen Staatspolizeiamt in Darmſtadt kommt in
dieſen Tagen die Unterſuchung in einer Sprengſtoffſache von
rie=
ſigem Ausmaß zum Abſchluß. Bis jetzt ſind bereits 14
Kommu=
niſten dem Unterſuchungsrichter vorgeführt und in Haft
ge=
nommen worden. 15 weitere dürften ebenfalls unter Anklage
geſtellt werden. Den Vorgängen liegt folgender Tatbeſtand
zugrunde:
Anfang Mai dieſes Jahres war der politiſchen Polizei
be=
kannt geworden, daß ſich in Händen von Darmſtädter
Kommu=
niſten große Mengen von Sprengſtoff und Waffen befänden. Es
war bekannt, daß die Sachen auf einem unbenutzten
Fabrik=
gelände im Gräfenhäuſer Weg verſteckt waren. Eine ſofort und
gründlich vorgenommene Durchſuchung blieb zunächſt hinſichtlich
der Waffen und des Sprengſtoffes ergebnislos. Sie förderte
je=
doch eine Schreibmaſchine, Abziehpapier, Korrekturlack und
Bei=
tragsmarken der KPD. zutage. Schreibmaſchine, Abziehpapier
uſw. hatten zweifellos zur Herſtellung illegaler kommuniſtiſcher
Flugblätter gedient. Somit war an ſich der klare Beweis für
die kommuniſtiſche Betätigung der auf dem Fabrikgelände
woh=
nenden Perſonen ergeben. Das geſamte Gelände wurde
darauf=
hin einer erneuten gründlichen Durchſuchung unterzogen. Ein
größeres Aufgebot Schutzſtaffel wurde zur Unterſtützung der
Be=
amten eingeſetzt und nahm an der Durchſuchung teil. Trotz aller
Bemühungen verlief die Aktion ergebnislos. Der Sprengſtoff
konnte nicht gefunden werden. Tag und Nacht wurde nun das
Gelände durch SS. überwacht, ohne zum Ziel zu kommen.
In=
zwiſchen war jedoch durch die Ermittlungen der politiſchen
Poli=
zei der Verdacht auf einen beſtimmten Perſonenkreis gelenkt
wor=
den. Man ſchritt zur Verhaftung einer Reihe führender
Darm=
ſtädter Kommuniſten und konnte nun in kurzer Zeit
das geſuchke Verſteck des Sprengſtoffes
und der Waffen
ermitteln. Wie vermutet, befand ſich der Sprengſtoff auf dem
beſagten Fabrikgelände am Gräfenhäuſer Weg. Die
Kommu=
niſten hatten ihn ſehr geſchickt verborgen, indem ſie ihn in einem
Schuppen, unter einem Kaninchenſtall, vergruben. Als dieſes
Verſteck nicht ſicher genug war, vergrub man ihn unter einem
Gartenbeet, das man wieder friſch bepflanzte. Die politiſche
Polizei fand hier, etwa einen Meter tief unter der Erde, eine
große, längliche Holzkiſte. Dieſe Holzkiſte enthielt in zwei
Blech=
kaſten
40 Pakete Sprengſtoff,
30 Sprengkapſeln und
2000 Schuß Infanteriemunition.
Außerdem befanden ſich in der Kiſte eine große Blechbüchſe mit
Schwarzpulver, ein Karabiner, eine Parabellum iſtole, eine
Leuchtpiſtole, ein Maſchinengewehrſchloß, eine Handgranate und
anderes mehr.
Sofort nach dieſem Fund ſetzten
amfangreiche Ermitkelungen nach der Herkunft
des Sprengſtoffes
ein. Dieſe ergaben, daß der Sprengſtoff bereits im Jahre 1931
in einem Steinbruch in Ober=Ramſtadr geſtohlen worden war.
Seit Juli vorigen Jahres befand ſich der Sprengſtoff in
Hän=
den der offiziellen KPD.=Leitung Darmſtadt. Um ein
Auffin=
den des Sprengſtoffs durch die Polizei zu erſchweren oder
un=
möglich zu machen, war das Verſteck dauernd gewechſelt worden.
So wanderte der Sprengſtoff bald in den Keller einer Wohnung,
um dann nach kurzer Zeit in einem Garten vergraben zu werden.
Dann kam er in das Treibhaus eines Blumenzüchters, von da
wieder in einen Garten und ſo fort. Durch die umfangreichen
Ermittlungen des Heſſiſchen Staatspolizeiamts ſind bis heute alle
Perſonen, durch deren Hände der Sprengſtoff gegangen iſt, feſt=
geſtellt und dem Unterſuchungsrichter vorgeführt worden. Im
Intereſſe der Unterſuchungen war es erſt heute möglich der
Oeffentlichkeit von dieſem ungeheuren Sprengſtoff= und
Muni=
tionsfund Kenntnis zu geben.
Die ganze Angelegenheit zeigt erneut, wie gemeingefährlich
das Treiben der Kommuniſten iſt. Vierzig Pakete Sprengſtoff
und 2000 Schuß Munition in den Händen der roten Mörder
här=
ten genügt, um Tauſende von Menſchenleben zu vernichten. Dank
der Tätigkeit der politiſchen Polizei iſt auch hier den
Kommu=
niſten das Handwerk gelegt worden. An die Bevölkerung aber
ergeht erneut die Mahnung, die Heſſiſche Staatspolizei in ihrem
Kampf gegen den Staats= und Volksfeind zu unterſtützen. Wie
dieſes Beiſpiel zeigt, befinden ſich noch immer größere Mengen
von Sprengſtoff und Waffen in den Händen gewiſſenloſer
kom=
muniſtiſcher Elemente. Nur durch die Mithilfe aller kann hier
geſäubert werden.
Aufhebung einer kommuniſtiſchen
Geheim=
verſammlung im Kreis Offenbach.
WSN. Offenbach, 28. Juli.
Durch Beobachtungen wurde feſtgeſtellt, daß in einem Hauſe
in Sprendlingen (Kreis Offenbach) ehemalige bekannte
Kommu=
niſten zuſammenkamen. Man benachrichtigte ſofort die
Offen=
bacher Landeskriminalpolizei, die ſämtliche Teilnehmer an der
Verſammlung verhaften konnte. Es wurden umfangreiches
kom=
muniſtiſches Schriftenmaterial und Flugblätter beſchlagnahmt.
Die feſtgenommenen 10 Kommuniſten wurden in das Offenbacher
Gerichtsgefängnis eingeliefert.
Bei einem Fluchlverſuch erſchoſſen.
Lpd. Offenbach a. M., 28. Juli.
Am Donnerstag abend wollte das Sonderkommando den in
der Ziegelſtraße wohnenden Wilhelm Reus feſtnehmen. Reus
ergriff jedoch die Flucht und blieb trotz wiederholter
Aufforde=
rung nicht ſtehen. Darauf machte ein Angehöriger des
Sonder=
kommandos von der Schußwaffe Gebrauch und ſchoß aus etwa
60 Meter Entfernung auf den Fliehenden, der tödlich getroffen
wurde.
Aufdeckung einer kommuniſtiſchen
Geheim=
organiſakion im Ruhrgebief.
Bochum, 28. Juli.
Durch den Nachrichtendienſt der hieſigen SA.=Standarte wurde
wiederum eine neuorganiſierte kommuniſtiſche Bewegung
ermit=
telt und unſchädlich gemacht. Unter irreführenden Namen hatten
ſich Tauſende von Kommuniſten im Ruhrgebiet neu
zuſammenge=
ſchloſſen. Der Sitz der Organiſation war Eſſen. Der Vorſitzende iſt
ein übelbeleumundeter Kommuniſt. Die hieſige Ortsgruppe umfaßt
35 Mitglieder, die zum größten Teil feſtgenommen werden
konn=
ten. Unter den Verhafteten befinden ſich der Ortsgruppenleiter
und der Kaſſierer. Die geſamte Kartothek konnte ſichergeſtellt
wer=
den. In Verbindung hiermit konnte die Geſchäftsſtelle feſtgeſtellt
und die geſamte Einrichtung beſchlagnahmt werden. Dabei wurden
4000—5000 Mitgliedskarten aufgefunden.
Weiter wurde der Leiter der kommuniſtiſchen geheimen
Or=
ganiſation im Ruhrgebiet verhaftet. Es handelt ſich um den
be=
rüchtigten kommuniſtiſchen Funktionär Heinrich Hülsmann aus
Eſſen. Die Spur der geheimen Organiſation erſtreckt ſich über das
ganze Induſtriegebiet. Am Donnerstag wurden weitere 14
Kom=
muniſten feſtgenommen, die dieſer bolſchewiſtiſchen
Wühlorgani=
ſation angehören. Hierbei wurden neben kommuniſtiſchen
Hetz=
ſchriften auch einige Ausgaben der 3. Juni=Nummer der „Roten
Fahne” beſchlagnahmt. Dieſe Nummer ſtrotzt von Hetzüberſchriften.
Auch Greuelpropaganda treibt das Blatt.
Zurückziehung NSB9.-Beaufkragker.
Die NSBO.=Leitung veröffentlicht folgende Erklärung:
Beſondere Umſtände zwingen die NSBO.=Leitung, alle
bis=
herigen NSBO.=Beauftragten für Konzerne, Behörden uſw.
wieder zurückzuziehen.
Keiner hat daher das Recht, ſich künftig als „NSBO.=
Beauftragter” für Betriebe uſw. zu bezeichnen.
Zurückgezogen ſind die Ausweiſe der bisherigen NSBO.=
Beauftragten, Trgeger, für die „Epa”=Betriebe und, v. Kienitz,
für den „Karſtadt”=Konzern.
Die NSBO.=Preſſeſtelle, Gau Heſſen=Naſſau, gibt folgendes
bekannt:
Am 26. und 27. Auguſt d. J. findet in Frankfurt a. M. das
Landestreffen der NSBO. ſtatt. Nach den bisherigen Meldungen
aus dem Regierungsbezirk Wiesbaden und dem Freiſtaat
Heſſen muß mit mehr als 100 000 Teilnehmern gerechnet
wer=
den. Die Veranſtaltung findet ihren Höhepunkt am Sonntag,
den 27. Auguſt, mit einem rieſenhaften Aufmarſch ſämtlicher
NSBO.=Formationen und Gliederungen der Deutſchen
Arbeits=
front, an die ſich eine ungeheure Kundgebung im Frankfurter
Stadion anſchließt. Der Herold des Nationalſozialismus,
Reichsminiſter Dr. Goebbels, wird dort unter dem
Motto „Volk ans Gewehr” einen flammenden Appell an die
Maſſen richten, ſie zur fanatiſchen Bekämpfung der
Arbeitsloſig=
keit und des Peſſimismus auffordern und ſie zur freudigen
Lebensbejahung und zu einmütigem Zuſammenſchluß aufrütteln.
Unſer Reichsſtatthalter und Gauleiter Pg. Jakob
Sprenger wird wegen dieſer Kundgebung ſeinen Urlaub
un=
terbrechen und in einer programmatiſchen Rede im Frankfurter
Stadion die Wege weiſen, wie hier im Lande die geballte Kraft
der NSBO. zum Kampfe für Arbeit und Brot eingeſetzt wird.
Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Pg. Dr. Robert Ley,
hat ſein Erſcheinen für dieſen Tag auch bereits zugeſagt; Dr. Ley
wird gleichfalls im Stadion ſprechen. Dutzende von
Ka=
pellen werden dort ſpielen, tauſende Sänger unſere
Kampflieder ſingen, den Abſchluß bilden ein gigantiſches
Feuerwerk und Stadtbeleuchtung.
Heute ergeht an alle der Aufruf: „Helft das Landestreffen
der NSBO. als ein Feſt, des deutſchen Arbeiters würdig, zu
ge=
ſtalten!” Spendet Geld auf Poſtſcheckkonto Frankfurt 6622!
Spen=
det Lebensmittel und Getränke zur Verpflegung der
Zehntau=
ſende! Stellt Freiquartiere für die Nacht des 26. Auguſt zur
Verfügung! Erwerbt das Feſtabzeichen! Stellt euch zur
Mit=
arbeit zur Verfügung!
Auskunft erteilt gerne die Preſſe= und Propagandaſtene ver
Gaubetriebszellenabteilung der NSDAP. (NSBO.), in
Frank=
furt a. M., Klüberſtraße 12/II. (Tel. 74 049).
Straßenverkäufer zum Verkauf der Feſtabzeichen und
Feſt=
programme für das NSBO.=Landestreffen am 27. Auguſt 1933,
im Frankfurter Stadion, geſucht. Schriftliche und mündliche
Meldung erbeten bei SS.=Truppführer Bexen, Gau=NSBO.,
Frankfurt, Klüberſtraße12.
An die geſamte Bevölkerung in Skadk und Land.
Sämtliche Betriebspioniere, NSBO.=Dienſtſtellen und
Amts=
walter ſind von uns mit Sammelliſten ausgerüſtet worden. In
ganz Heſſen und Heſſen=Naſſau treten ſie in dieſen Tagen an
je=
den einzelnen Volksgenoſſen heran mit der Bitte: Spendet,
opfert! Wir richten an alle die herzliche Bitte, dieſe Sammlung
nach Kräften in jeder Beziehung zu unterſtützen. Die Sammlung
dient als Beitrag zum Erwerb des neuen Gau=Hauſes, ſowie
finanzielle Lücken bei der Veranſtaltung des 27. Auguſt zu füllen!
Lohnenkſcheidung des Treuhänders der Arbeit
für die oſtpreußiſche Landarbeikerſchaft.
TU. Königsberg, 28. Juli.
Der Treuhänder der Arbeit für Oſtpreußen, Schreiber, hat
den formell vertragsloſen Zuſtand bei der Entlohnung der
Land=
arbeiterſchaft durch eine am Donnerstag getroffene Entſcheidung
beendet. Es könne im nationalſozialiſtiſchen Oſtpreußen nicht
wei=
ter geduldet werden, daß die Landarbeiterlöhne weiter abſacken
bzw. daß ein Zuſtand aufrechterhalten werde, der leicht zu
Mei=
nungsverſchiedenheiten zwiſchen Landarbeiter und Landwirt
füh=
ren könnte. Vereinzelte Kreiſe der landwirtſchaftlichen
Betriebs=
inhaber hätten es für richtig gehalten, von den geringen
Barlöh=
nen der Arbeiter teilweiſe erhebliche Abzüge zu machen. Das
nationalſozialiſtiſche Landvolk habe ſeine Mitglieder ſtets
ange=
halten, keinerlei Abzüge zu machen, da ſolche bei der Lage
beſon=
ders der Deputanten nicht mehr vertretbar waren. Das
Einbehal=
ten ſolcher Abzüge wird in der vom Treuhänder der Arbeit
ge=
troffenen Regelung mit Wirkung vom 1. Juli 1933 verboten.
Fer=
ner wurde angeordnetz, daß die Erntezulage von zwei Zentnern
Roggen für jeden Deputanten für 1933 wieder gewährt wird und
bis zum 1. Oktober 1933 auszuhändigen iſt. Der Treuhänder der
Arbeit behält ſich gerade in der Frage der Landarbeiterlöhne vor,
je nach der Entwicklung der Verwertungsmöglichkeiten der
dies=
jährigen Ernte neue Entſcheidungen zu treffen.
Sommerſpielzeit im Kleinen Haus.
— Stadttheater Gießen.
Freitag, den 28. Juli.
Die Freundin eines großen Mannes.
Ein heiteres Spiel um eine Bühne in drei Akten.
Von Alfred Möller und Hans Lorenz.
Ein entzückendes, heiter=liebenswürdiges und
temperament=
volles Spiel aus intereſſantem Milieu, dem wirklich ein beſſerer
Beſuch an ſeinem Premierenabend zu wünſchen geweſen wäre.
Und eine originelle Idee aus ganz aktuellen
Zeit=
erſcheinungen ſehr ſauber bearbeitet und bühnenwirkſam geſtaltet,
wenn die Trägerin der Hauptrolle ihrer viel verlangenden
Auf=
gabe gewachſen iſt. — Ein Stadttheater iſt in Gefahr, ſeine
Pforten ſchließen zu müſſen, weil ein kurzſichtiger Stadtrat
Ausgaben für Viehladerampen uſw. für wichtiger hält als den
Theaterzuſchuß! So etwas ſoll vorkommen. Auch ein
Auto=
zuſammenſtoß ſoll ſich hin und wieder ereignen, bei dem der
Schupo ſo ungalant iſt, der Führerin des einen Wagens die
Schuld zuzumeſſen, trotzdem ſie mehr wie entzückend iſt. Es ſoll
auch ſchon vorgekommen ſein, daß der Kontrahent im
Zuſammen=
ſtoß dieſen ausnutzt, der entzückenden Schuldigen „näher zu
treten‟. — Daß dieſer Kontrahent aber die für das
Weiter=
beſtehen des Theaters maßgebenſte Perſönlichkeit iſt im
Stadi=
rat, und daß die entzückende Schuldige eine ganz „Prominente‟
der Hauptſtädtiſchen Bühne iſt, das mußten die Autoren
er=
finden. Ebenſo die weitere Entwicklung der Handlung, in der
die Künſtlerin, die urſprünglich nur einen Kollegen beſuchen
wollte, als „Anfängerin” in einer Bombenrolle in dem fraglichen
Stadttheater auftritt, um den Stadtrat und Theaterfreund
Sturmfels (das iſt der Kontrahent!) zu bekehren und, da dies
nicht gelingt, eine kleine Komödie aufführt, als deren
Ergeb=
nis Sturmfels dann wider Willen den abgelehnten
Theater=
zuſchuß aus eigener Taſche bewilligt, und daß ſchließlich nach
allerlei Zwiſchenfällen aus der Prominenten und dem Stadtrat
ein Paar wird.
Das iſt das heitere Spiel um eine Bühne. Es wurde von
den Gießener Gäſten ſo gewandt und heiter, ſo launig
liebens=
würdig geſpielt, daß die Beſucher in beſter Laune verſetzt
wurden. Otty Ottmar hatte als Ellen Roland alias Vally
Vallery den Hauptanteil am Erfolg. Wenn ihr auch die ganz
überlegende Größe der „Prominenten” noch fehlte, war ihr
Spiel doch gewandt bis zur Routine, frei und
natürlich=
liebenswert. Rudolf Reif und Jochen Hauer, erſterer als
Stadtrat und Liebhaber Sturmfels, letzterer als Kollege, waren
ihr ebenbürtige Gegenſpieler. Wolfgang Kühne und Kari
Volck fühlten ſich offenſichtlich wohl in überlegenen
Inten=
dantenrollen; Gert Geiger ebenſo als Mime.
In kleineren, aber wichtigen Aufgaben waren gut am
Platze Erna Volz, Agathe Walther=Lederer, Kurt=
Peter Hamel (ſehr beweglich als Reporter!), Eliſabeih
Wielander u. a. —
M. St.
Römerberg-Feſtſpiele in Frankfurk.
Die Jungfrau von Orleans.
Der Eindruck, daß die Aufführung der „Jungfrau von
Orleans” in den diesjährigen Freilichtſpielplan am Römerberg
den künſtleriſchen Höhepunkt bedeutet, hat ſich in der Rückſchau
vertieft. Es iſt in Wahrheit eine durch glänzende
Ausſtattungs=
ſzenen und durch hervorragende Schauſpielkunſt zur
Feſtvorſtel=
lung erhobene Aufführung geweſen.
Selbſtverſtändlich gilt hier, wie bei den vorangegangenen
Vorſtellungen: Man muß an die Freilichtbühne einen anderen
Maßſtab anlegen als es eine Theateraufführung im geſchloſſenen
Raum erfordert und bedingt. Szenen intimer Natur, die in
Innenräumen ſpielen, wirken nur dann, wenn der Hörer, bzw.
Zuſchauer guten Willens mitgeht und ſo viel eigene Phantaſie
beſitzt, daß er den Mangel an ſzeniſcher Ausſtattung nicht ſtörend
empfindet. Dieſer Mangel wäre auch zu bemerken geweſen an
den Schlachten=Szenen, in denen große Bühnen heute techniſch
Hervorragendes zu bieten vermögen. Dem gegenüber aber iſt
alles, was an imponierender Ausſtattung hier im Freien
ermög=
licht wird, unendlich impoſanter und eindruckstiefer. Man kann
in militäriſchen Aufzügen eine große Anzahl Reiter zu Pferd
aufmarſchieren laſſen und kann die Soldateska ſelbſt in
unge=
heurer Zahl anmarſchieren laſſen.
Jakob Geis, deſſen Regie und künſtleriſche Leitung einen
uneingeſchränkten Triumph feiern durfte, hat eine ausgezeichnete
Löſung der ſzeniſchen Mängel gefunden, in dem er, beſonders
in den höfiſchen Prunkſzenen, eine Art wandelnde, ſich jeweils
verändernde (Kuliſſe ſchuf, die bei voller Beleuchtung durch
Pagen und 7Militär aufgeſtellt und in rhythmiſchem
Marſch=
tempo nach Belieben geändert werden konnte. Dementſprechend
war der Hauptwert auf den Krönungszug vor der Kathedrale
von Reims gelegt worden, die tatſächlich an Prunk. Menſchen=
und Pferdematerial das Letzte entfaltete, was für eine
Theater=
vorſtellung gerade noch möglich iſt, ohne den künſtleriſchen
Ein=
druck zu ſtören, anſtatt ihn zu heben. Reinhardts
Maſſenauf=
führungen ſind nicht wirſamer geweſen. Dazu kommt die immer
beſſer gewordene Technik der Beleuchtung, ſowohl in den
Farben=
zuſammenſtellungen, wie in der Heraushebung der
Einzel=
ſzenen durch das grelle Licht des Scheinwerferkegels, der die
ganz wundervolle Umgebung der Szenerie in einem
natür=
lichen Halbdunkel hielt oder in ein Ganzdunkel verſchwimmen
ließ. Ebenſo gelungen war die Schlußſzene, in der die Fahnen
ſich über die tote Johanna ſenkten und das Spiel als Ganzes
in ein langſam verdämmerndes Dunkel verſchwinden ließ.
Die künſtleriſche Darſtellung hielt diesmal der Ausſtattung
reſtlos die Waage. Allen voran Ellen Daub, die ſowohl
ſprachtechniſch, wie auch in der rein menſchlichen Verkörperung
der Johanna eine ebenſo vielſeitige, wie alle Forderungen
er=
ſchöpfende Leiſtung bot. Sie war das ſchlichte Hirtenmädchen
und war die kämpfende und ſiegende Johanna, ebenſo wie ſie
groß in den Augenblicken ſeeliſcher Umſchaltung, in der Ve=, wie in der Leidenſchaft des Wiederaufbäumens vor
ihrem letzten Sieg. Bewundernswert wie dieſe Künſtlerin ihr
ſchönes Organ den jeweiligen ſeeliſchen Stimmungen anpaſſen
und ſeine Modulationsfähigkeit in allen Skalen erſchöpfen
konnte.
Ihr ebenbürtig war allerdings nur noch Otto Graf als
Graf Dunois, deſſen Spiel von wundervoller Eindringlichkeit
und deſſen Sprache ſtets die Szene beherrſchend war, ſo daß
auch am entfernteſten Platz kein Wort verloren ging. Eugen
Wallraths König Karl war die weiche, ſchwankende, von
der Verzweiflung bis zum Ueberſchwang ſchnell wechſelnde
Ge=
ſtalt des Frankenkönigs, wie iln Schiller ſich wohl charakteriſiert
gewünſcht haben mag. Kundry Siewert als Agnes Sorel,
blond und ſtrahlend ſchön in allem Antivode zu Johanna und
doch in der Entfaltung letzten weichen Weihtums dieſer gleich.
In den Szenen während und nach der Krönung boten die
beiden Künſtlerinnen ganz ausgezeichnete Leiſtungen.
Fehl am Platz ſchien Gerhard Ritter als Herzog
von Burgund. Gut hingegen waren auch Franz Schneider
und Karl Luley (La Hire und Du Chatle), Hervorragend
wieder Robert Taube, der düſtere Talbot. Eine
Cbarakteri=
ſierung, wie ſie wirkſamer kaum möglich iſt. Die große Zahl der
übrigen Darſteller mag ſich mit einem Geſamtlob begnügen. in
dem Bewußtſein, das jeder Einzelne haben darf, zum letzten
großen Erfolg der Aufführung zu ſeinem Teil beigetragen, zu
M. St.
haben.
Seite 4 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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uns ſo ſchwer getroffenen Verluſſe unſerer lieben
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Darmſtadt, den 29. Juli 1933.
Der Dank des Reichsſtakthalters.
Gauleiter und Reichsſtatthalter in Heſſen Sprenger
er=
läßt folgende Dankſagung:
„Anläßlich meines Geburtstages ſind mir Glückwünſche und
Aufmerkſamkeiten in ſo außergewöhnlicher Zahl zugegangen, daß
es mir nicht möglich iſt, einzeln zu antworten. Allen, die an
die=
ſem Tage meiner gedachten, ſpreche ich daher auf dieſem Wege
meinen herzlichen und tiefgefühlten Dank aus.”
*
Anläßlich ſeines 50. Geburtstages beſuchte der
Reichsſtatthal=
ter in Heſſen, Gauleiter Sprenger, ſeine Heimatgemeinde
Ober=
hauſen in der Pfalz, wo er mit großer Freude begrüßt wurde.
Auch dem Kurſtädtchen Bergzabern ſtattete er einen Beſuch ab.
Gebühren für Ankragsgukachken in der
Invaliden=
erſcheung.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Bei Stellung von
Renten=
anträgen ſind von den Verſicherten für die erforderlichen
ärzt=
lichen Gutachten Gebühren nicht zu zahlen, weil die
Landesver=
ſicherungsanſtalt. Heſſen ſie übernommen hat und unmittelbar an
die Aerzte abführt. Nachdem durch die Verordnung über die
Zu=
laſſung von Aerzten zur Tätigkeit bei den Krankenkaſſen die
Tätigkeit von Kaſſenärzten nicht ariſcher Abſtammung und von
Kaſſenärzten, die ſich in kommuniſtiſchem Sinne betätigt haben,
für beendet erklärt iſt, wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht,
daß auch für etwaige, von ſolchen Aerzten ausgeſtellte
Antrags=
gutachten in der Invalidenverſicherung die Gebühr von der
Lan=
desverſicherungsanſtalt Heſſen nicht mehr übernommen wird, ſo
daß ſie bei der Zuziehung derartiger Aerzte die Verſicherten ſelbſt
zu tragen hätten.
Zenkral=Schulungs=Kurs.
Der Zentral=Schulungs=Kurs in Frankfurt
am Main findet am Samstag, den 29. Juli, abends 6 Uhr, im
Hotel „Kyffhäuſer”, Kaiſerſtraße, ſtatt.
Thema: Fortſetzung der Beſprechung des Punktes 1 des
Pro=
gramms: Grenzland= und Auslandsdeutſchtum in Polen. Danzig,
Memelgebiet, Lettland, Eſtland, Frankreich, Belgien, Schweiz und
Rußland.
Auch die Kreisſchulungsleiter von Heſſen haben von nun an
an dem Zentral=Schulungskurs in Frankfurt a. M. teilzunehmen.
Für ſämtliche Schulungsleiter iſt die Teilnahme an dieſem
Kurſe Dienſtpflicht. Dasſelbe gilt für die Schulungsleiter der
NSBO.
SA., SS., HJ., Parteigenoſſen und Parteigenoſſinnen ſind
hiermit zu dem Kurſe eingeladen, und es wird erwartet, daß ſie
recht zahlreich von der günſtigen Gelegenheit Gebrauch machen,
ſachlich und gründlich in das Programm der Bewegung eingeführt
zu werden.
Der Beſuch iſt ſelbſtverſtändlich koſtenlos, doch wird
pünkt=
liches Erſcheinen ſowie Einzeichnen in die Anweſenheitsliſten vor
Beginn des Kurſes erwartet.
Kampf dem Mokorradlärm.
Da die fabrikneuen Maſchinen mit Auspuffdämpfern
gelie=
fert werden, die bewirken, daß die Auspuffgeräuſche auf ein
er=
trägliches Maß herabgeſetzt werden, iſt das übermäßia laute
Knattern von Motorrädern ſtets auf einen abſichtlichen Eingriff
in die Konſtruktion der Schalldämpfervorrichtung zurückzuführen,
der entweder vorgenommen wird, um die Leiſtungsfähigkeit der
Maſchine zu erhöhen oder dazu dient, die Sucht des
Motorrad=
fahrers, mit ſeiner Maſchine einen beſonderen Eindruck zu
machen, zu befriedigen. Zum Schutz der Allgemeinheit vor ſolchen
Beläſtigungen ſind die Polizeibeamten angewieſen, gegen alle
Motorradfahrer deren Maſchinen übermäßig ſtarkes Geräuſch
verurſachen rückſichtslos mit Anzeigen vorzugehen. Außerdem
wird den betreffenden Fahrern auf Grund des 8 35 der K.V.O.
vom 10. Mai 1932 aufgegeben, das Fahrzeug der Polizeidirektion
oder der Dampfkeſſelinſpektion zur Nachprüfung vorzuführen. Die
Unterſuchung erfolgt auf Koſten des Kraftfahrers. Ergibt die
Unterſuchung, daß das Kraftfahrzeug nicht den Anforderungen
der in der Verordnung vorgeſchriebenen Bedingungen entſpricht,
ſo kann ſeine Ausſchließung vom Befahren der öffentlichen Wege
durch die höhere Verwaltungsbehörde verfügt werden.
— Die Empfangsſtunden des Herrn Staatsſekretärs fallen,
wie die Staatspreſſeſtelle mitteilt, heute, Samstag, den 29. Juli
1933. aus.
Verbotene Poſtkarten. Das Reichspoſtminiſterium weiſt
er=
neut darauf hin, daß Poſtkarten, deren Vorderſeite ganz oder
teilweiſe in Felder zur Aufnahme nacheinander anzubringender
Anſchriften eingeteilt iſt, ebenſo wie im innerdeutſchen Verkehr,
auch im zwiſchenſtaatlichen Verkehr verboten ſind, und daher
nicht befördert werden dürfen.
— Die Bevölkerungsdichte in Heſſen Nach dem Ergebnis der
letzten Volkszählung kommen im Deutſchen Reich durchſchnittlich
139 Einwohner auf einen Quadratkilometer. Heſſen übertrifft
dieſen Durchſchnitt mit 185 ganz erheblich. Dabei iſt noch zu
be=
achten, daß in dem am dichteſten beſiedelten Rheinheſſen 296
Ein=
wohner und in der Provinz Starkenburg 220 Einwohner auf
den Quadratkilometer entfallen. Das mehr agrariſche Oberheſſen
dagegen hat nur eine Dichte von 106 Einwohnern je
Quadrat=
kilometer.
— Die Ruſſiſche Kapelle, auf der Mathildenhöhe, iſt jeden
Tag zur Beſichtigung von 10 bis 12.30 Uhr und von 3 bis 7 Uhr
geöffnet.
— Die Techniſche Nothilfe, Ortsgruppe Darmſtadt, teilt mit:
Wochenplan für die Zeit vom 31. Juli bis 5. Auguſt:
Mon=
tag, den 31. Juli. 19 Uhr: Hilfspionierkurs, Marſtall:
Diens=
tag. den 1. Auguſt, 19 Uhr: Nachrichtenkurs, Marſtall:
Don=
nerstag, den 3. Auguſt, 19 Uhr: Hilfspionierkurs Marſtall;
Freitag, den 4. Auguſt, 19 Uhr: Nachrichtenkurs. Marſtall.
— Sommerſpielzeit Kleines Haus. Darmſtadt. Heute abend
20 Uhr, zum erſten Male die Lehär=Operette „Wo die Lerche
ſingt” als dritte Vorſtellung im Samstag=Abonnement. Die
Operettenſängerin Erna Schieferdecker, gaſtiert in der Rolle
der Vilma. Spielzeit bis 23 Uhr. Preiſe B: 0.80—4,00 Mark. —
Sonntag, den 30. Juli, außer Abonnement Wiederholung der
Operette „Wo die Lerche ſingt” von Lehär. Spielzeit von 20—23
Uhr. Preiſe B: 0.80—4,00 Mark. — Montag, den 31. Juli,
ge=
ſchloſſen. — Dienstag den 1 Auguſt, vierte Vorſtellung im
Diens=
tag=Abonnement: „Wo die Lerche ſingt”, Spieldauer von 20—23
UUhr. Preiſe B. — Mittwoch, den 2. Auguſt, vierte Vorſtellung im
„Mittwoch=Abonnement, Wiederholung des heiteren Spieles um
ſeine Bühne: „Die Freundin eines großen Mannes”; drei Akte
won Möller und Lorenz. Von 20 bis gegen 22.30. Preiſe 4: 0.70—
300 Mark. — Donnerstag, den 3. Auguſt, vierte Vorſtellung im
Donnerstag=Abonnement: „Die Freundin eines großen Mannes”,
Luſtſpiel von Möller und Lorenz. Spieldauer von 20 bis gegen
22.30 Uhr. Preiſe 4. — Freitag, den 4. Auguſt. vierte
Vor=
ſtellung im Freitag=Abonnement, die Operette „Wo die Lerche
ſingt” von Lehär. Anfang 20 Uhr. Ende 23 Uhr. Preiſe B. —
Samstag, den 5. Auguſt vierte Vorſtellung im Samstag=
Abonne=
rnent mit der Erſtaufführung des erfolgreichen Militärluſtſvieles
„Krieg im Frieden”; fünf Akte von Moſer und Schönthan.
Spiel=
dauer von 20 bis gegen 23 Uhr. Preiſe 4: 0.70—3,00 Mark.
— Sonderfahrten zur Schloßbeleuchtung. Auch die Heſſiſche
Autobus=Verkehrs=Geſ. Darmſtadt, Adolf=Hitlerpl. 1 (Tel. 3673),
veranſtaltet am 31. Juli verſchiedene Fahrten zur
Schloßbeleuch=
tung. Voranmeldungen unbedingt erforderlich. (Siehe heutige
Anzeige.)
Wenn der Mann ſtellungslos iſt.. .
Zuverſichklichkeit anch in böſen Tagen. — Beſchäftigung verkreibt Unmnt. — Hier erweiſt ſich die Liebe.
Von Marianne Gradenwitz.
Die furchtbare Arbeitsloſigkeit, gegen die das neue Deutſchland
jetzt einen nie dageweſenen Kampf erfolgreich führt, hat die
Män=
ner ſchwer betroffen. Wenn es ſchon für den Alleinſtehenden ſchlimm
iſt, wenn er trotz allen Suchens keine Stellung finden kann und er
das Gefühl haben muß, in dieſer Welt vollkommen überflüſſig zu
ſein, da niemand ihn braucht, ſo iſt dieſes Los doch wohl noch
här=
ter für den Mann, der Frau und Kinder hat. Wenn all ſeine
Bemühungen, ſeine Gänge und Briefe vergeblich ſind, wird es
ihm bitter weh tun, den fragenden Blick ſeiner Frau zu ſehen und
ihr nie die erſehnte Botſchaft bringen zu können: „Ich habe
wie=
der Arbeit gefunden!” Und es iſt dem Mann faſt unerträglich,
mitanzuſehen, wie die Not in ſein bis dahin behagliches Heim
kommt, wie ſeine Frau ſich abmüht. Hilfe zu ſchaffen, wie aber
trotz allen Anſtrengungen es ſchließlich doch ſo weit kommt, daß
die Kinder nicht mehr ſatt zu eſſen haben. Wenn dann der Mann
den Mut verliert, iſt es überhaupt aus, denn Hoffnung und
Zu=
verſicht ſind das einzige, was ihn noch aufrechterhalten und ihn
ſchließlich vielleicht auch wieder hochbringen kann. In dieſem Fall
nun muß die Frau helfend eingreifen. Hier liegt eine Pflicht für
ſie, deren Vernachläſſigung ſie ſelber mit ruiniert.
Eine Frau, deren Mann arbeitslos geworden iſt, ſo daß er
ſich jetzt dauernd im Hauſe aufhält, darf ihn niemals merken
laſſen, daß er ihr etwa läſtig wird. Sie darf ihm auch die
Hoff=
nung nicht nehmen, ſondern muß ihm im Gegenteil Mut
zu=
ſprechen. Er muß aus ihrem Verhalten unbeding: den Eindruck
gewinnen, daß ſie die ganze Sachlage durchaus nicht als
ausſichts=
los anſieht. Selbſt wenn eine Frau in ihres Herzens Grunde
völlig verzagt iſt, darf ſie den Mann das nicht merken laſſen denn
damit würde ſie alles verderben. Je heiterer und zuverſichtlicher
ſie iſt, um ſo beſſer iſt das für den Mann und um ſo eher iſt auch
wirklich Ausſicht, daß die Dinge ſich ändern. Die Frau muß den
Mann immer in ſeinem eigenen Selbſtvertrauen ſtärken, und ſie
muß dafür ſorgen, daß er gut gekleidet iſt:; denn darauf kommt
ſehr viel an. Wenn er ſich um Stellungen bewirbt, hat er immer
noch mehr Ausſicht, wenn er ordentlich und gepflegt ausſieht, als
wenn man ihm die Not ſchon von weitem anſieht. Den größten
Dienſt aber kann ſie ihm erweiſen, wenn ſie nicht das Gefühl.
überflüſſig zu ſein, in ihm aufkommen läßt. Das gelingt ihr am
beſten, indem ſie ihn beſchäftigt. Sehr günſtig ſind die Familien
daran, die einen Garten oder ein Laubenland ihr eigen nennen.
Hier kann ſich der arbeitsloſe Mann höchſt nützlich betätigen und.
indem er gräbt und pflanzt und erntet, weſentlich zur Ernährung
der Familie beitragen. Wenn die Frau dann das von ihm
heim=
gebrachte Gemüſe und Obſt beſonders lobt, ſo macht ſie ihm eine
innige Freude. Durch dieſe Arbeit im Freien bleibt er zugleich
körperlich kräftig und geſund und findet gar keine Zeit mehr.
troſtloſen Grübeleien nachzuhängen. Er darf darüber natürlich
nicht verſäumen, ſich auch weiterhin um Stellungen zu bewerben,
aber er kann die Zwiſchenzeit doch nützlich ausfüllen. Wenn es
alſo irgend zu ermöglichen iſt, ſollte die Frau dem Manne ſo ein
kleines Stück Gartenland verſchaffen; es wird für die ganze
Fa=
milie ein Segen werden.
Doch auch im Haushalt ſelbſt kann der Arbeitsloſe ſich
über=
aus nützlich machen. Sehr viel Freude wird es ihm machen, wenn
er die Zimmer friſch tapezieren oder die Tapeten mit Leimjarbe
überſtreichen kann. Die Koſten ſind nicht hoch, da man ja billige
Tapeten nehmen kann. Auch das Streichen unanſehnlich
gewor=
dener Möbel iſt gute Männerarbeit, die zwar anſtrengt, aber
auch eine wirkliche Befriedigung verſchafft, da der Mann
gewiſ=
ſermaßen unter den Händen aus altem Plunder wunderhübſches
neues Mobiliar entſtehen ſieht; es wird ihm wohltun, wenn ſeine
Familie dann hinterher ihre Freude und ihr Entzücken äußert.
Das Ausweißen der Speiſekammer und der Keller iſt eine nicht
anſtrengende Arbeit, die für ein paar Pfennige einen ſchmutzigen
Raum aufs angenehmſte verwandelt. Auch das Beizen von
Mö=
beln gehört in dies Tätigkeitsgebiet.
Davon abgeſehen kann der Mann ſehr gut auch Einkäufe
machen; die Frau braucht ihm alles nur genau aufzuſchreiben,
dann wird er es gut erledigen und ſie ſpart Zeit, die ſie
viel=
leicht beſſer anwenden kann. Bisweilen gelingt es dem Mann,
durch beſondere Fertigkeiten ſich kleine Einnahmen zu verſchaffen,
und es iſt ſchon oft vorgekommen, daß dieſe Einnahmen mit der
Zeit ſo lohnend wurden, daß er ſeinen eigentlichen Beruf gar
nicht wieder aufnahm. ſondern bei ſeiner Liebhaberei blieb. Die
Frau des Arbeitsloſen muß verſuchen, ihrerſeits bezahlte
Beſchäf=
tigung zu finden, und es iſt für ſie, wenn ſie auf Arbeit ausgeht.
immer eine Beruhigung, wenn der Mann im Hauſe iſt. Verdient
ſie aber, ſo muß ſie dieſes Geld genau ſo bereitwillig zur
Beſtrei=
tung der gemeinſamen Bedürfniſſe hergeben, wie ſonſt der Mann
ſein erarbeitetes Geld gab.
Heute haben die Frauen mehr als jemals Gelegenheit, zu
beweiſen, ob ihnen an ihrem Mann wirklich etwas liegt und ob
es ihnen mit ihrem Gelöbnis, ihm die Treue zu halten, wie das
Leben ſich auch geſtalten möge, ernſt war. Wohl dem Mann, der
in dieſen Tagen findet, daß er keine falſche Wahl getroffen hat,
ſondern daß die alte Liebe auch in den trüben Tagen die gleiche
bleibt.
Neuerwerbungen der Skadtbücherei.
Wilhelm Schäfer, Deutſche Reden. 1933 1 Bd. 338.
Paul Schultze=Naumburg: Kunſt und Raſſe, 1928. 80
Dh. 205. Das neue Deutſchland und die
Juden=
frage. Mitarbeiter: Gottfried Feder, Ferdinand Werner u. a.
1. Band. 1933. 20 B. 460. Konrad Dürre. Erbbiologiſcher
und eugeniſcher Wegweiſer für jedermann 1932. 45 D 23.
Fried=
rich Alfred Beck. Geiſtige Grundlagen der neuen Erziehung,
dargeſtellt aus der nationalſozialiſtiſchen Idee. 1933. 1 Pa 64.
Willy Andreas, Deutſchland vor der Reformation. Eine
Zeitwende, 1932. 30 Bd 20. Gerhard Ritter, Stein. Eine
politiſche Biographie, 2 Bände 1931. 45 Bd 7947795 Ernſt
Buchfink. Feldmarſchall Graf von Haeſeler. 1929, 60 Bd. 715.
Wilhelm Groener. Das Teſtament des Grafen Schlieffen.
Operative Studien über den Weltkrieg. 1926. 45 Bk 109.
Wil=
helm Groener. Der Feldherr wider Willen. Overative
Stu=
dien über den Weltkrieg, 1930. 45 Bk 108. Bernhard von
Volkmann=Leander: Soldaten oder Militärs? Ein Buch
zum Nachdenken. 1. Band. 1932. 1 Bk 170 Friedrich
Stuhl=
mann, Deutſche Wehrmacht. Mit Bildern, 1933. 1 Bk 163.
Ernſt Kabiſch. Das Voksbuch vom Weltkrieg. 1931. 45 Bk
171. Fritz Gauſe. Die Ruſſen in Oſtpreußen 1914/15 1931.
45 Bk 101. Theodor Spieß, Minenwerfer im Großkampf.
1933, 45 Bk 459. Ernſt Otto., Sternenbanner gegen Schwarz=
Weiß=Rot. Ein Großkampfbild. 1930. 45 Bk 336. Georg Kopp,
Das Teufelsſchiff und ſeine kleine Schweſter. Erlebniſſe des
„Goeben”=Funkers. 45 Bk 210. Kurt Jagow. Deutſchland
freigeſprochen! Das Drama der 13 Tage im Urteil der
Ge=
ſchichte. 1933. 80 Bk 315. Die nationale Erhebung
1933. Gedenkbuch für das deutſche Volk, Bilddokumente,
90 Bd 550. Fritz Schiele, Wehrſport=Fibel. Mit
Abbildun=
gen. 2 Bk 120. Konrad Saß, Deutſcher Geländeſport.
Hilfs=
buch für praktiſche Arbeit im Heim und Gelände,
Behelfsſand=
kaſten Geländeſpiele, 1933. 2 Bk 115. Franz Lippmann,
Die Einzelgefechtsausbildung. Mit 66 Tafeln. 1930 2 Bk 60.
Oſtpreußen. Grenzlandführer für die wandernde Jugend
(Grieben), 1931. 80 Cz 190 Carl C. von Loeſch. Das
Ant=
litz der Grenzlande. 1933. 5 Cz 200. H. Schaal. Vom
Tauſch=
handel zum Welthandel, Bilder vom Handel und Verkehr der
Vorgeſchichte und des Altertums. 1931. 25 Fn 74. Peter
Danielcik u. A. Deutſchlands Selbſtverſorgung 1939.
40 Fn 30. Hans Pfitzner, Geſammelte Schriften. 2 Bände.
1926. 35. Km 4710/4711. Heinrich Weinſtock. Sophokles.
1931. 50 Kl 3135. Friedrich von Gagern. Im
Büchſen=
licht. 1 Dz.
Wiedereröffnung der Stadtbücherei. Nach Beendigung der
Reviſionsarbeiten nimmt die Stadtbücherei ab Montag, den
31. Juli, in vollem Umfange ihren öffentlichen Dienſt wieder
auf. Die Ausleihe iſt — und zwar unentgeltlich — für
jeder=
mann zugänglich: Montags und Donnerstags von 11—12,30 Uhr
und von 17—20 Uhr: Dienstags und Freitags durchgehend von auch dieſe Zeitſchrift zu ihrem Teil beigetragen.
11—18 Uhr; Mittwochs und Samstags von 11—12.30 Uhr
Die Zeitungen= und Zeitſchriftenleſeräume ſind unentgeltlich jeden
Tag während des Sommerhalbjahres von 10—13 und 16—21 Uhr, Werk der deutſchen nationalſozialiſtiſchen Erhebung zur Verfügung
während des Winterhalbjahres von 10—21 Uhr durchgehend
ge=
öffnet.
In den Helia=Lichtſpielen gelangt ab heute der erſte
Ori=
ginal=Tonfilm aus dem afrikaniſchen Urwald „Congorilla” zur. Herrn Joſef Balog in Siegen i Weſtf übergegangen. Der Her=
Aufführung. Congorilla” iſt von Martin und Oſa Johnſon in
zweijähriger Arbeit aufgenommen worden und bringt u. a.
einzig=
artige Bild= und Tonaufnahmen von den Pygmäen, den
Zwerg=
menſchen im Urwald von Ituri, die erſtmalig von Filmleuten
be=
ſucht wurden und bei denen die Expedition ſieben volle Monate
verbrachte. „Congorilla” iſt bis jetzt der einzige, abſolut
authen=
tiſche Afrika=Tonfilm, der tatſächlich von A—3 in Afrika
aufge=
nommen wurde.
Das Union=Theater zeigt heute und folgende Tage den Mode Fräulein Annemarie von Roques verantwortlich.
Tonfilm „Ein Lied geht um die Welt”, der dem populären
Rund=
funktenor Joſef Schmidt Gelegenheit gibt, ſeine herrliche Stimme
hören zu laſſen. Dazu das bekannt gute Beiprogramm.
Jugend=
liche haben Zutritt.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen noch einige Tage in
Neu=
aufführung Otto Gebühr (als Friedrich der Große) Lil Dagover
und Hans Stüwe in dem Groß=Tonfilm „Die Tänzerin von
Sans=
programm. Jugendliche haben Zutritt.
— Reſi=Theater zeigt heute letztmalig das große Ufaprogramm
„Ein toller Einfall” und den ſpannenden Kriminalfilm „Der 1
Tiger”. Ab morgen der erſte große Faltbootfilm „Die Waſſerteufel
von Hieflau” mit Hilde Gebühr. Paul Heidemann. Dazu das ent= e
zückende Luſtſpiel. „Ehe mit beſchränkter Haftung” mit Georg
Alexander, Charlotte Suſa, Werner Fuetterer und Paul Morgan, hebung bejahenden Erzieher und Eltern der deutſchen Jugend,
Sonntag mittags in der Jugendvorſtellung „Die Waſſerteufel von denen die Erziehung der Kinder heilige Pflicht iſt, muß es ſein,
Hieflau”.
* Die Hiheperiode des Jahres 1858.
Im Hinblick auf die gegenwärtige Hitzeveriode dürfte es
in=
tereſſieren, daß im Sommer 1858, alſo vor 75 Jahren, ähnlich wie
in dieſer Sommer, Ende Juli eine große Hitze herrſchte, nachdem
bereits der Juni, beſonders in ſeiner zweiten Hälfte,
unverhält=
nismäßig hohe Temperaturen aufzuweiſen hatte. Die troviſche
Hitze dauerte damals bis Ende Auguſt. Infolge der Hitze und
Trockenheit verſiegten viele Quellen. Die Brunnen in den
Ort=
ſchaften mußten vielfach mehrere Fuß tiefer gegraben werden, um
überhaupt auf Waſſer zu ſtoßen. Auch die Bäche litten ſtark unter
Waſſerarmut, was ſich vornehmlich während der Erntezeit ſehr
unangenehm bemerkbar machte, indem beiſpielsweiſe die meiſten
Mühlen im Ried wegen Waſſermangels nicht mehr mahlen
konn=
ten. Selbſt die Modau führte damals teilweiſe ſo wenig Waſſer
mit ſich, daß auch im Modautal viele Müller nicht mehr mahlen
konnten und ihre Betriebe ſtillegen mußten. Im Mühltal. zwiſchen
Nieder=Ramſtadt und Eberſtadt, konnten wenigſtens noch einige
Müller auf Grund günſtiger Umſtände ihren Mahlbetrieb
auf=
recht erhalten. Sie hatten dadurch ſelbſtverſtändlich viel zu tun,
da von weither aus dem Odenwald und aus dem Ried die
Land=
wirte kamen, um ihre Frucht bei ihnen mahlen zu laſſen. Aber
auch die Waſſer der Modau verſiegten allmählich derart, daß der
damalige Bürgermeiſter von Eberſtadt, Johannes Harniſchfeger,
wie ſchriftlich überliefert iſt, in dem Bachbett der Modau von der
Pfungſtädter Gemarkungsgrenze bis zum Ort, trockenen Fußes
gehen konnte, da nur noch Waſſerpfützen, die man im Bachbett
leicht umgehen konnte, vorhanden waren. Da auch der Herbſt des
Jahres 1858 ſehr ſonnig und trocken war, geriet damals der Wein
ſehr gut und wurde äußerſt billig. Andererſeits herrſchte in dem
genannten Jahre derart großer Futtermangel, daß viele
Land=
wirte ihr Vieh zu Spottpreiſen verkaufen mußten.
49.
*
Donnerstag der heißeſte Tag ſeit vier Jahren.
Die Hundstage haben uns am Donnerstag den erſten
Hitze=
rekord gebracht: Mit 34,2 Grad im Schatten wurde ein „
Glut=
tag” erreicht, wie er ſeit 1929 nicht zu verzeichnen geweſen iſt,
Dieſe Hitze ſoll auch noch in den nächſten Tagen anhalten, wobei
hoffentlich das Queckſilber nicht noch weiter in die Höhe klettert.
Glücklicherweiſe bringen die Nächſte Erquickung für Menſch und
Tier, denn ſie kühlen ſich teilweiſe bis 12,8 Grad ab.
„Schule und Elkernhaus” gleichgeſchalkek.
Aus der Notwendigkeit heraus, im Kulturverfall der letzten
Jahrzehnte einen Wall zu bauen, iſt die Zeitſchrift „Schule und
Elternhaus” im Verlag J. Balog u. Co. G. m. b. H., Siegen,
ge=
gründet worden. Es galt, das Vertrauen zwiſchen Schule und
Elternhaus herzuſtellen und die Familie zu erhalten. Daß nicht
auch dieſe letzte Keimzelle des Staates verkümmert iſt, dazu hat
Damit aber der Kampf um die Rettung der deutſchen Seele.
ernſter und erfolgverſprechender geführt, werden kann, hat der
Verlag „Schule und Elternhaus” ſich nunmehr entſchloſſen, ſein
zu ſtellen. In Würdigung der bereits geleiſteten Aufbauarbeit iſt
die Gleichſchaltung erfolgt. Der Herausgeber und der bisherige
Schriftleiter, die Herren Hugo C. Jüngſt und Siegfried Jüngſt,
ſind zurückgetreten. Damit iſt der Verlag in den Alleinbeſitz des
ausgeber iſt Herr Dr. F. Alfred Beck (Bochum)
Miniſte=
rialrat im Preußiſchen Miniſterium für Wiſſenſchaſt. Kunſt und
Volksbildung, Berlin W. 8. Unter den Linden 4. Zum
Haupt=
ſchriftleiter iſt der Kreiskulturwart der NSDAP. und Leiter des
Kampfbundes für deutſche Kultur, Bochum. Herr Schriftſteller
Möller=Crivitz aus Bochum vom Gauleiter der NSDAP.
Weſt=
falen=Süd, Herrn Joſef Wagner, Bochum, ernannt worden. Für
Kunſt, Wiſſen, Unterhaltung und Bilddienſt zeichnen Herr
Schrift=
leiter A. Talus=Holzapfel, für den hauswirtſchaftlichen Teil und
Bereits Heft 17 bringt einen Artikel „Die Sendung der
deut=
ſchen Jugend” von Dr. F. Alfred Beck. In den folgenden Heften
werden jeweils ein Regierungsmitglied oder ſein Stellvertreter,
ſowie namhafte Führer der NS.=Jugend der NS.=
Frauenſchaften=
des NS.=Lehrerbundes uſw. mit Aufſätzen, Artikeln oder
An=
ſprachen vertreten ſein.
Damit iſt der völlige Einbau der Elternzeitſchrift Schule und
ſouci”. (Die Ballering des Königs) ſowie ein reichhaltiges Bei= Elternhaus” in das große Werk des nationalſozialiſtiſchen
Deut=
ſchen Reiches vollzogen. Aeußere Hemmungen für ein kraftvolles
Wirken ſind jetzt nicht mehr gegeben. Mehr als bisher wird es
die Aufgabe der Elternzeitſchrift ſein, die ewig=germaniſchen
Cha=
rakterwerte zur vollen Entfaltung kommen zu laſſen. Sie will
mitarbeiten, daß Deutſchland eine Jugend erſteht, die dieſer Welt
ein würdiges Geſicht geben wird.
Aufgabe und Pflicht für jeden die nationalſozialiſtiſche
Er=
dieſe einzige partei=amtlich anerkannte Elternzeitſchrift zu leſen.
CadbTäder Ter Mie TabaglweTie
denn Sle wahlen von zahllosen Liddrerfenmdrken die weitaus beste s
Seite 6 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 29. Juli 1933
BuRRUS!
Blumen im Zimmer.
Ein paar Blumen in einer ſchlicht=ſchönen Vaſe vermitteln ein
feſtliches Gepräge: in das Zimmer iſt ein Zeichen des Wunders
der Natur geſtellt, und es iſt, als ſei dem Raum eine Seele
ge=
geben. Dieſe Wirkung von Schönheit, Feſtlichkeit und Beſeelung
iſt in ihrer harmoniſch und magiſch ſich zeigenden Stärke
wunder=
bar; ſie greift ein in die Gemütsverfaſſung des Menſchen im
häuslichen Lebensraum; ſie macht ihn feſtlich geſtimmt, heiter und
verklärt; ſie macht einen anderen Menſchen aus ihm, ſo daß er
ſich ſelbſt verändert ſieht und wie von zarten Händen des Glücks
berührt. Das feſtliche Gepräge des häuslichen Lebensraums,
ge=
geben ob des Daſeins einiger Blumen, ſpiegelt ſich in das
menſch=
liche Gemüt und reflektiert daraus zurück als glückhaftes Zeichen
im Menſchengeſicht
Das alles machen ein paar Blumen. Deshalb ſollte jedermann
ſich Blumen ins Zimmer ſtellen, um Gotteswillen aber nicht die
Tagesernte einer Gärtnerei, ſondern einige wenige Bluten.
Jeder=
mann kann ſich dieſen Luxus leiſten, der kein Luxus iſt, der
viel=
mehr betrachtet werden kann als Notwendigkeit in der Notzeit,
darin es gilt, dem Gemüt etwas harmloſe Heiterkeit zuzuführen.
Ein paar Blumen koſten wenig Geld, ein paar Blumen ſind
ſchließlich auch umſonſt zu haben im großen Garten der Natur,
den man ja nicht zu plündern braucht; drei Blumen vom
Wieſen=
ſaum, und du kannſt deiner Stube ein feſtliches Gepräge geben.
Aber es iſt nicht allein damit getan, daß man die Blumen,
indem man ſie in eine Vaſe mit Waſſer ſtellt, ſich in oben
ge=
ſchildertem Sinne nutzbar macht. Blumen ſind lebendige Weſen,
ja, ſie führen ein Seelenleben — wie ſonſt wären ſie imſtande,
Beſeelung zu vermitteln! Lebendige beſeelte Weſen ſind in deine
Obhut gegeben, wenn du in deinen Dienſt ſie ſtellſt. Sie bedürfen
der Pflege, ſie bedürfen der Liebe und Zärtlichkeit; allein ſchon
die kleine Tätigkeit, Blumen in eine Vaſe zu ordnen, muß von
feinſtem Gefühl begleitet ſein. Pflege ſie gut mit liebender Hand,
wenn du erhoffſt, daß ſie dir Freude bereiten!
Wer die liebende Hand nicht hat, ſondern Ungeduld, der möge
ſich mit den lebloſen Ornamenten ſeiner Tapete begnügen und
dabei dumpfen Gemütes bleiben!
Polizeibericht.
Eigentümer geſucht! Unter dem Verdacht eine Reihe
Eiſen=
bahnwaggon= und ſonſtige Diebſtähle verübt zu haben, wurden
drei ſchlecht beleumundete junge Burſchen aus der Groß=Gerauer
Gegend feſtgenommen. Bei den ſtattgefundenen Hausſuchungen
wurden folgende, anſcheinend aus Diebſtählen herrührende
Wa=
ren aufgefunden: 1 Sack Weizenkleie, eine große Menge Fünt=
Pfennig=Zigaretten, Marke „Overſtolz”, 1 Stück ſchwarzen
Koſtümſtoff, zum Teil verarbeitet. Der Sack Kleie ſoll angeblich
im September v. J. von einem Laſtwagen zwiſchen Groß=Gerau
und Mörfelden „heruntergefallen” ſein. Wem wurden derartige
Waren geſtohlen?
Fahrraddiebſtähle. Am 25. Juli wurden folgende Fahrräder
geſtohlen: Gegen 2.30 Uhr, vor dem Hauſe Annaſtraße 25, ein
Herrenfahrrad, Marke Miele, Fabriknummer 3548: gegen 14.30
Uhr, in der Toreinfahrt. Bleichſtraße 47, ein Herrenfahrrad.
Marke Opel, Fabriknummer unbekannt; zwiſchen 16 und 17
Uhr, aus einer offenen Gartenhütte Alexandraweg 3, ein
Her=
renfahrrad, Marke Claeß=Pfeil.
Sichergeſtelltes Fahrrad. Am Freitag wurde in Darmſtadt
ein markenloſes Knabenfahrrad, Fabriknummer 192 583, mit
grü=
nem Steuerknopf und faſt neuem Vorderrad aufgefunden und
polizeilich ſichergeſtellt. Wer iſt der Eigentümer?
Feſtgeſtellte Perſonalien. Die am 27. Juli bei Lampertheim
aus dem Neurhein geländete Leiche wurde als der neunjährige
Schüler Willy Schmid aus Sandhofen feſtgeſtellt.
Lokale Veranſtalkungen.
— Ludwigshöhe. Morgen, Sonntag, ab 4 Uhr
konzer=
tiert die Kapelle der Standarte Nr. 143 unter Matthias Webers
Leitung. Ein gut gewähltes Programm bietet den Beſuchern
an=
genehmen Zeitvertreib. Vgl. morg. Anzeige.)
— Schuls Felſenkeller. Samstag. 29., und Sonntag,
30. Juli, finden in Schuls Felſenkeller große Streichkonzerte ſtatt,
ausgeführt von einer Abteilung des Muſikzugs der Standarte 115,
Leitung W. Schlupp. Am Samstag: Soliſtenabend: am
Sonn=
tag: Große Stimmungsmuſik. Anfang 7 Uhr. Die Ausführung
des Programms bietet den Beſuchern einige frohe Stunden. (
Ver=
gleiche Anzeige.)
— Sommerfeſt mit Tanz. im Hotel u Reſt Zur
Poſt (am Hauptbahnhof) Alle Parterreräume ſind mit
fri=
ſchem Grün geſchmückt. (Vergleiche Anzeige.)
— Gaſtſtätte Knauf (früher Hotel Prinz Heinrich),
Bleichſtraße 48 Sonntag abend ab 7 Uhr Militär=Konzert unter
Leitung von Herrn Obermuſikmeiſter a. D. Rühlemann. (Vergl.
Anzeige.?
Vereinsnachrichten.
Kameradſchaftliche Vereinigung der
Nach=
richtentruppe, Darmſtadt und Umgebung. Am Dienstag,
den 1. Auguſt, abends 20 Uhr, findet im Reſtaurant Sitte,
Karls=
ſtraße 15, die Monatsverſammlung der Kadenach Darmſtadt ſtatt.
Es wird gebeten, möglichſt vollzählig zu erſcheinen und dieſe
Ein=
ladung bei den Kameraden herumzuſprechen, da verſchiedene
An=
ſchriften noch nicht bekannt ſind.
Verein der Pionie re und Verkehrstruppen.
Darmſtadt und Umgegend. Samstag, den 29. d. M. abends
8.30 Uhr: Außerordentliche Hauptverſammlung, Turnhalle am
Woogsplatz. Tagesordnung: 1. Geſchäftliche Mitteilungen;
2. Sterbekaſſe innerhalb der Haſſia; 3. Verſchiedenes Die
Gleich=
ſchaltung wird vorerſt zurückgeſtellt, bis Richtlinien des
Waffen=
rings deutſcher Pioniere bekannt ſind.
Tageskalender für Samstag, den 29. Juli 1933.
Union: „Ein Lied geht um die Welt”. Helia: „Congorilla”, Palaſt:
„Die Tänzerin von Sansſouci”. — Reſi: „Ein toller Einfall”,
und „Der Tiger”. — Schuls Felſenkeller. 20 Uhr: Großes
Streichkonzert. — Kaiſerſaalgarten, Grafenſtr. Großes
Garten=
konzert. — Konzerte: Sportplatz=Café am Böllenfalltor, Hotel
zur Poſt.
gweift die deutſce dine ſichern.
Ein ernſter Mahnruf an alle Volksgenoſſen in Skadt und Land.
Hierzu ſchreibt uns die heſſiſche Bauernkammer: In heißer
Sonne ſteht der Bauer und ſchneidet das reife Korn. Ernſt ſtimmt
ihn der Gedanke, ob er für ſeine Ernte einen gerechten Preis
er=
halten wird; muß er doch die Ernte ſo raſch wie möglich
aus=
dreſchen und verkaufen, um den beſtehenden
Zahlungsverpflichtun=
gen nachzukommen.
Auf der anderen Seite ſind noch Millionen deutſcher
Volks=
genoſſen erwerbslos und können ſich und ihre Familie nur
unzu=
reichend ernähren.
Starkes Angebot trifft auf geſchwächte Kaufkraft, die Preiſe
fallen dann unter die Geſtehungskoſten. Das muß das deutſche
Volk in dieſem Jahr zu verhindern wiſſen, wenn es die Mahnung
unſeres Führers richtig verſtanden hat.
Zwar ſind die Vorräte aus der alten Ernte verhältnismäßig
niedrig. Andererſeits iſt aber auch in den heißen Monaten der
Brotverzehr nicht ſo ſtark wie in der kälteren Jahreszeit, da im
Verhältnis mehr Gemüſe, Obſt und andere Speiſen gegeſſen
wer=
den. Auch wird die Arbeitsloſigkeit nicht mit einem Schlag
be=
ſeitigt werden können. Die Verbraucherſchaft kann jedoch ohne
weſentliche Belaſtung — das tägliche Brot darf deshalb nicht
teurer werden — mit dazu beitragen, daß die Getreidepreiſe nicht
ungewöhnlich ſtark unterſinken. Zunächſt können größere
Verbrau=
chergruppen wie Krankenhäuſer, Gaſthäuſer und Hotels. Speiſe=
und Konſumanſtalten, ferner die verſchiedenen Zweige des
ver=
arbeitenden Gewerbes einſchließlich der Induſtrie des
Lebens=
mittelhandels, ſich etwas ſtärker mit Getreide oder Mehl eindecken.
als dies unter normalen Verhältniſſen wie in der Vorkriegszeit
der Fall war. Oeffentliche Anſtalten, die einen beſtimmten
Jahres=
etat zu verwalten haben, können bereits nach der Ernte ihren
* Ein wenig bekannker ausländiſcher Singvogel.
Wenn auch von allen Freunden der Vogelwelt unter den
ausländiſchen Vögeln die Schamadroſſel wegen ihres prachtvollen
Gefieders und ihres unermüdlichen, herrlichen Geſanges am
meiſten geliebt wird, ſo dürfte doch auch ein anderer guter Sänger
unter den ausländiſchen Singvögeln nicht vergeſſen werden.
Es iſt dies der Goldſtirnblattvogel, auch Goldſtirnlaubvogel
genannt, Chloropsis aurifrons Temm.
Der Vogel lebt in den Waldungen, mit Vorliebe in den
Dſchungeln Indiens vom Himalaya durch die öſtlichen Gebiete
Bengalens, durch Aſſam und Birma oſtwärts bis, in Teile
Kam=
bodſchas.
Herrlich und leuchtend in ſeinen Farben iſt das Gefieder des
Goldſtirnblattvogels. Ober= und Unterſeite ſind grasgrün.
Vorder=
kopf und Scheitel glänzend dunkelorange, Zügel, Stirnrand und
Kehle ſammetſchwarz, Kinn bis an den Schnabelgrund
ultra=
marinblau, das ſchwarze Gefieder iſt von einem ſchmalen
orange=
farbenen Band umſäumt, die kleinen Deckfedern am Flügelbug
ſind leuchtend türkisblau. Die Außenfahnen der ſchwarzbraunen
Schwungfedern und die Schwanzfedern ſind grün, das Auge iſt
braun, der Schnabel ſchwarz und die Füße bleigrau.
Das Neſt wird in der Nähe der Aſtſpitzen zwiſchen
Zweig=
gabeln aus Gras, Moos, feinen Zweigen und Pflanzenfaſern in
der Form eines tiefen Napfes gebaut, das Gelege beſteht aus
2—4 weißlichen Eiern, die dicht mit purpurfarbenen weinroten
Flecken und Sprenkeln, zuweilen auch mit unregelmäßigen
Strichen und Linien gezeichnet ſind.
Der Goldſtirnblattvogel wird in ſeiner Heimat wegen ſeines
ſchönen Geſanges gerne gefangen gehalten, ſo daß gerade nicht die
beſten Sänger zum Export kommen. Doch iſt es mit etwas Glück
möglich, auch in Deutſchland einen vortrefflichen und fleißigen
Sänger zu erwerben.
Der Geſang iſt mannigfaltig und tonreich leiſe flötenartige
Töne bilden den Anfang, nach und nach wird der Geſang immer
lauter und ſtärker: Töne der Mönchgrasmücke und der Droſſel
ähnlich wechſeln ab mit trillernden und ſchnarrenden Strophen,
das Ganze zu einem durchaus wohlklingenden, vollen Liede
ver=
einigend; wird der Vogel noch mit anderen Singvögeln gehalten,
dann ahmt er bald die guten aber auch die unangenehmen Töne
mit überraſchender Fertigkeit nach.
Die Fütterung der Goldſtirnblattvogels iſt gar nicht ſo ſchwer,
wie es den Anſchein haben könnte. In der Hauptſache erhält er
ein Nachtigallenfutter, das freilich von ausgezeichneter
Beſchaf=
fenheit ſein muß. Das Wichtigſte iſt jedoch, daß der Vogel neben
dieſem Futter ſtändig Früchte der verſchiedenſten Art bekommt,
ſowohl friſche wie getrocknete. Von friſchen Früchten kommen in
Frage: Süße Kirſchen, Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren,
Pfir=
ſiche, Weintrauben, Aepfel, Birnen, Apfelſinen und Bananen. Von
getrockneten Früchten: Sultaninen, Feigen und Datteln. Zur
Ab=
wechſelung kann noch hartgekochtes und fein gehacktes Ei, friſche
Ameiſenpuppen und einige wenige Mehlwürmer gegeben werden,
In einem geräumigen Käfig wird der Vogel bei ſorgſamer
Pflege bald zutraulich und zahm. Er wird dann ſeinem Beſitzer
viel Freude bereiten, ſei es, daß er dargebotene Leckerbiſſen aus
der Hand frißt, ſei es, daß er nach Zeiſig= oder Meiſenart munter
und behende an den Wänden ſeines Käfigs auf und ab oder
hängend an der Decke entlangklettert, oder ſei es, daß er ohne
er=
ſichtlichen Grund ſeine Zunge, die er nach Axt des Spechtes zum
Unterſuchen und Abtaſten der Biſſen, zum Schlecken des Saftes
und zum Schöpfen der Flüſſigkeiten benutzt, dem erſtaunten
Pfle=
ger herausſtreckt. Während der Zeit der Mauſer, im Spätſommer
und Anfang Herbſt, bedarf der Vogel einer beſonders ſorgfamen
Pflege.
Erdmann, Darmſtadt.
Vom Skahlhelm.
Dienstag, den 1. Auguſt, 8.30 Uhr abends:
Der ) Dienſt der 1. Reſervekompagnie Exerzierhalle, Ecke
Stahtlhelmt Kattrein= und Eſchollbrückerſtraße, Frontheil!
(gez.) Delp, Kreisführer.
Die Stahlhelm=Kapelle konzertiert am kommenden
Sonn=
tag, den 30. d. Mts., von 11—12 Uhr unter Leitung des
Ober=
muſikmeiſters Mickley in der Herrngarten=Pexgola mit
folgen=
dem Programm: 1. „Treu deutſch” Marſch von Teike, 2 Aufruf
König Heinrichs und Gebet aus „Lohengrin” von Rich Wagner.
3. Fantaſie aus Carmen” von Bizet. 4 Armeemarſch Nr. 7,
1. Batl. Garde. Frontheil! (gez.) Delp, Kreisführer.
Erfolgreiche einheimiſche Auto=Induſtrie.
Auf der 2000=Km.=Fahrt durch Deutſchland
ſtarteten, auch 4 neue Röhr Junior, die auf
dieſer Fahrt den Beweis ihrer Zuverläſſigkeit
antreten mußten. Es handelt ſich um den
luft=
gekühlten 1½=Liter=Vierzylinder=Schwingachſer,
der im Frühjahr auf der Berliner Ausſtellung
erſtmalig gezeigt wurde und dort auf
allgemei=
nes Intereſſe geſtoßen iſt.
Die Röhr=Wagen haben den verlangten
Durchſchnitt von 70 Km. mit einer
Gleichmäßig=
keit und Präziſion zurückgelegt, die erſtaunlich
war. Drei Wagen ſind mit großem
Zeitvor=
ſprung am Ziel eingetroffen. Trotz glühender
Sommerhitze und der enormen Beanſpruchung
trat nicht die geringſte Störung ein. Es iſt
ein glänzender Beweis für die Ueberlegenheit
der Konſtruktion, die in der Luftkühlung, dem
Röhr=Chaſſis und den Vollſchwingachſen liegt.
Außerdem errang der Röhr=Achtzylinder 13/75 PS mit dem
bekannten Zeichner der „Berliner Illuſtrierten”, Herrn Mateiko,
den Preis der 2000=Km.=Fahrt in der Klaſſe der 2—4=Liter=
Wagen. Er fuhr die Strecke in der phantaſtiſchen Zeit von 24
Stunden und 48 Minuten, d. h. ein Durchſchnitt von 84 Stdkm.
In dieſer Klaſſe wie auch in der ganz großen Klaſſe über 4 Liter
war ein Ausfall von 80 Prozent der beteiligten Wagen
einge=
treten, ſo daß nur wenige Wagen das Ziel rechtzeitig erreicht
haben. Auch dies iſt ein neuer Beweis für die Zuverläſſigkeit
und Konſtruktion des Fabrikates Röhr. — Auf der gleichzeitig
ſtattgefundenen Schönheitskonkurrenz in Baden=
Baden konnten die gezeigten Röhr=Wagen, und zwar eine
Röhr=Junior=Limouſine und drei große Röhr=Achtzylinder, je
einen 1. Preis erringen. Ein Röhr=Achtzylinder wurde
außer=
dem mit dem ſilbernen Band von Baden=Bader ausgezeichnet.
Auch dies iſt ein Beweis, daß Röhr in den Karoſſerieformen
und Farben auf dem richtigen Wege iſt und guten Geſchmack
ent=
wickelt.
Mehlbedarf zu einem mehr oder weniger großen Teil
herein=
nehmen. Diejenigen Verbraucherfamilien, deren Einkommen noch
über dem Durchſchnitt liegt, ſind gleichfalls in der Lage, in ihrem
Haushalt etwas mehr Mehl als gewöhnlich auf Vorrat zu nehmen.
Alle beteiligten Berufe haben hiervon Vorteile, mehr Menſchen
können beſchäftigt werden, wenn auch die Arbeiten zeitlich
vor=
weggenommen werden, ſo hat dies keine nachteiligen Folgen, da
ſich ja unſere geſamte Wirtſchaftslage langſam aber ſtändig beſſert.
Wenn jeder einzelne zu ſeinem Teil das tägliche Brot des Jahres
dem Bauer im voraus abnimmt, werden die ungünſtigen
Preis=
ſchwankungen der letzten Jahre vermieden, der Landwirt kann
mit einer gleichmäßigen Einnahme aus dem Verkauf ſeines
Ge=
treides rechnen. Es iſt dann nicht erforderlich, daß zahlreiche
Dreſchmaſchinen in wenigen Tagen die geſamte Ernte ausdreſchen
müſſen, während in der Vorkriegszeit den ganzen Winter über die
Dreſchmaſchinen auf dem Dorf ſich durch ihr „Brummen”
ver=
nehmen ließen.
Wenn auch die Reichsregierung zahlreiche Vorkehrungen
ge=
troffen hat um die Verwertung der Ernte zu ſichern, ſo wird
trotzdem jeder deutſche Volksgenoſſe gern von ſich aus mithelfen.
Zwar iſt die Möglichkeit geſchaffen, daß kurz nach der Ernte
Ge=
treide in andere Länder ausgeführt werden kann, wobei die
be=
treffende Exportfirma das Recht hat, die gleiche Menge Getreide
ſpäter wieder hereinzunehmen. Man darf jedoch nicht vergeiſen,
daß jegliches Spazierenfahren des „täglichen Brotes” den
Getreide=
preis mindern und den Brot= und Mehlpreis verteuern hilft.
Da=
mit iſt aber weder Stadt und Land gedient. Verbraucher in Stadt
und Land, ſichert deshalb dem deutſchen Bauer ſeinen verdienten
Lohn, er wird es dem Volke zu danken wiſſen. Wer noch beſſere
Vorſchläge zu machen weiß, der teile ſie unverzüglich mit.
Aus Heſſen.
G. Ober=Ramſtadt, 28. Juli. Nationalſozialiſtiſche
Kriegsopferverſorgung. Montag, den 31. Juli, 18 Uhr,
wird die Kölner Kundgebung des erſten weſtdeutſchen
Kriegs=
opfertages auf dem hieſigen Marktplatz durch Lautſprecher
über=
tragen. Mitglieder der Ortsgruppe, die nicht ſelbſt im Beſitze
eines Rundfunkgerätes ſind, werden aufgefordert, dieſer
Ueber=
tragung beizuwohnen. An demſelben Abend findet um 8.30 Uhr
im Gaſthaus „Zum Hirſch” eine Mitgliederverſammlung ſtatt. Die
Teilnahme aller Mitglieder und ſonſtiger Intereſſenten erwünſcht.
Sprechſtunden auf der Geſchäftsſtelle im neuen Rathaus, Zimmer
Nr. 11, jeden Dienstag von 5—6 Uhr.
f. Roßdorf. 27. Juli. Jubiläum. Frau Anna Häuſer
feiert am Sonntag, den 30. d. M., ihr 25jähriges Dienſtjubiläum
als Gemeindehebamme. Mit unermüdlicher Aufopferung hat Frau
Häuſer ſtets ihre ſchwere Aufgabe mit großer Gewiſſenhaftigkeit
erfüllt und ſich dadurch allſeits Beliebtheit und Wertſchätzung
er=
worben. In nahezu 700 Fällen hat Frau Häuſer Geburtshilfe
ge=
leiſtet.
* Lichtenberg, 28. Juli. Am Sonntag findet im Hofe des
Schloſſes zu Lichtenberg eine Freilichtaufführung des
bekannten Odenwälder Volksſtücks „’s Millerſch Liſſl vum
Michelbach” ſtatt. Hoffentlich macht der Wettergott keinen
Strich durch die Rechnung, ſonſt müßte das Stück im Kaiſerſaale
des Schloſſes geſpielt werden.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 28. Juli. Bei der geſtern abend
ſtatt=
gehabten außerordentlichen Hauptverſammlung des
Turnver=
einse. V. wurden der erſte Führer Georg Mahla, der
Kaſſen=
wart Wilhelm Ruppel und der Oberturnwart Georg Vogel
als geſetzliche Vertreter des Vereins beſtimmt. Bei einer
Beteili=
gung von 20 Perſonen ſoll mittels Laſtwagen das Deutſche
Turn=
feſt in Stuttgart nächſten Sonntag beſucht werden. Fahrpreis
4 Mark pro Perſon. Anſchließend fand dann noch eine
Spieler=
ſitzung der Handball=Mannſchaft ſtatt. — Nächſten Sonntag findet
die Einweihung des hinter dem Gemmingenſchen P—rks gelegenen
neuen Schießſtandes, verbunden mit großem Preisſchießen,
ſtatt.
Ci. Erbach, 28. Juli. Die Kirche gibt ſich eine neue
Spitze. Die ohne weiteren Wahlvorſchlag gebildete
Kirchenge=
meindevertretung trat geſtern zu ihrer erſten Sitzung zuſammen,
um den künftigen Kirchenvorſtand zu wählen. Trotzdem dieſe
Tagung werktags ſtattfand, fehlte faſt kein Mitglied. Herr
Stadt=
pfarrer Hahn begrüßte in herzlicher Weiſe die Erſchienenen und
die neue Zeit, die Chriſten= und Volkstum als die Grundpfeiler
des Neuaufbaues erkoren habe. Beſonderen Dank zollte er den
oberen Führern, die das deutſche Volk wieder zu dem Urquell alles
Seins, zu Gott, zurückführen wollten. Hierauf erfolgte die
Be=
kanntgabe der berufenen und dann die Vereidigung der neuen
Mitglieder. Der Seelenzahl entſprechend ſetzt ſich nach nunmehr
erfolgtem einſtimmigen Beſchluſſe der neue Kirchenvorſtand nicht
mehr, wie ſeither, aus 12, ſondern aus 15 Mitgliedern zuſammen,
von denen 9 auf die Stadt und 6 auf die Filialen entfallen. Vor
der Wahl entſpann ſich eine ſehr lebhafte Ausſprache über die
verſchiedenen Vorſchläge und die Wahlhandlung; nach
zeitrauben=
der Auszählung konnten als gewählt feſtgeſtellt werden aus Erbach
die Herren Fabrikant Fritz Kumpf Bürgermeiſter Lenz.
Brauerei=
beſitzer Wörner, Schreinermeiſter Eberhard Müller, Rektor Weber,
Kaſſenſekretär Otto Müller, Poſtſekretär Fritz Dingeldein,
Poſt=
inſpektor Beck und Schuhmachermeiſter Matern Volk; aus Dorf=
Erbach Herr Johann Gölz, aus Erlenbach Herr Bürgermeiſter
Spatz, aus Lauerbach Herr Kredel, aus Ebersberg Herr Chriſtoph
Grenz. aus Günterfürſt Herr Georg Kredel und aus Haiſterbach
Herr Ludwig Walther.
Cf. Birkenau, 27. Juli. Bei einem Gepäckmarſch wurde der
SA.=Mann Peter Reinhard von hier im Gruppenmarſch 1. und
bei dem Einzelmarſch 2. Sieger. An dem Gepäckmarſch hatten
28 Mann teilgenommen, von welchen 16 am Ziel ankamen. Die
Marſchſtrecke betrug 25 Kilometer. Die Gepäckbelaſtung 25 Pfd.
— Stand der Feldfrüchte. Nachdem das Heu trotz des
wochenlangen, der Heuernte vorausgegangenen Regens ſehr gut
eingebracht wurde, darf man bei dem ausgezeichneten
Ernte=
wetter auch mit einem guten Einbringen des Getreides rechnen.
Hier und da hat im Weſchnitztal die Ernte bereits begonnen, und
wenn kein Witterungsumſchlag eintritt dürfte in 14 Tagen die
Frucht unter Dach und Fach gebracht ſein. Auch der Stand der
Kartoffeln iſt gut.
Ce Seeheim, 28. Juli. Kirchliches. Da die auf breiter
Grundlage vom Kirchenvorſtand aufgebaute Wahlliſte eine
Kir=
chenwahl erübrigte, konnte geſtern bereits die Wahl der
Kirchen=
vorſteher vorgenommen werden. Die gut beſuchte Verſammlung
im Evangel. Gemeindehaus wurde mit einem kirchlichen
Kampf=
lied und mit dem Erntegleichnis eröffnet, worauf Herr Pfarrer
Reith nach kurzer Anſprache die ſieben neuen
Gemeindevertre=
ter durch Handſchlag verpflichtete. In großer Einmütigkeit
er=
folgte die Wiederwahl der fünf alten Kirchenvorſteher:
Altbür=
germeiſter Hill. Beigeordn, Walther, K. Spalt 4., J. Daum.
Rektor Kumpf und als Neuwahl Joh. Chr. Schäfer.
Gernsheim, 28. Juli. Vorgeſtern abend fand wieder eine
Felddienſtübung des Stahlhelms im ſüdlichen Teil
Gernsheims, in der Nähe von Maria Einſiedel ſtatt. Die Uebung
verlief im großen Ganzen ſehr gut. Anſchließend war man im
Hotel Maria Einſiedel noch gemütlich beiſammen. Auch eine
An=
zahl Kameraden unter der Führung der tatkräftigen Leitung ihres
Ortsgruppenführers Fix nahm an dieſer Uebung teil. — Eine
gut beſuchte Verſammlung der NSDAP. fand vorgeſtern
abend im „Darmſtädter Hof” ſtatt. Es wurde die Trauerfeier am
kommenden Sonntag, dem Jahrestag der Mobilmachung 1914,
beſprochen. Es ſollen ſich hieran ſämtliche Vereine beteiligen.
Nach den Gottesdienſten beider Konfeſſionen beginnt die Feier auf
dem Friedhof vor dem Kriegerdenkmal. PfarrerHillenbrand
wird die Trauerrede halten. Die beiden Kirchengeſangvereine
ſo=
wie die Sturmbannkapelle wird die Feier mit entſprechenden
muſi=
kaliſchen Darbietungen umrahmen.
t. Gernsheim, 28. Juli. In der geſtern abend ſtattgefundenen
Generalverſammlung des Geſangvereins Liederkranz
wurde die Anmeldungg zum Heſſiſchen Sängerbund durch den
Vor=
ſtand einſtimmig gutgeheißen. Die Anteilſcheine ſollen alle
zu=
rückbezahlt werden. Die Scheine müſſen nach Bekanntgabe
inner=
halb vier Wochen eingelöſt werden, andernfalls der Betrag
zugun=
ſten des Vereins verfällt. Der Verein beteiligt ſich geſchloſſen mit
Fahne an der am Sonntag auf dem Friedhof ſtattfindenden
Trauerfeier. Die Verſammlung nahm einen ſehr ſchönen Verlauf.
Kurz und bündig wurden die einzelnen Punkte erledigt. Der
Ver=
ein zählt in ſeinem 77. Jahr 139 Mitglieder.
Samstag, 29. Juli 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 208 — Seite 7
Ein „nakionales Ernkefeſt”.
Gegenſtück zum „Feſt der Arbeit”.
Erntefeſte ſind alt=ariſche Bräuche. — Die Erntefeſte der Griechen.
— Der „Alte‟. — Weihe der Senſen. — „Kornmütter und „
Roggen=
muhmen”.
In ganz Deutſchland ſoll in dieſem Jahr
als Gegenſtück zum „Tag der Arbeit” ein
natio=
nales „Erntefeſt” gefeiert werden.
Um die Bedeutung der bäuerlichen Arbeit für das ganze Volk
zu würdigen, wird in dieſem Jahr auf Anregung der nationalen
Regierung zum erſten Male in Deutſchland ein „nationales
Ernte=
feſt” gefeiert werden, das gewiſſermaßen, ein Gegenſtück zu dem
„Feſt der Arbeit” am 1. Mai werden ſoll. Wenn die Erntearbeit
beendet iſt und der Bauer ſich eine kurze Ruhe von den ſchweren
Mühen ſeines Berufes gönnen darf, dann wird auf Feld und Flur
nach altdeutſchem Brauch die Ernte würdig gefeiert werden. Seit
den älteſten Zeiten haben die ariſchen Völker durch religiöſe
Bräuche und Feſte den Abſchluß der Ernte in Gottergebenheit in
mannigfachen Formen gefeiert. Schon die alten Griechen kannten
die „Demeter=Feſte”, da die Göttin Demeter den Menſchen die
Wohltat des Getreidebaues gebracht haben ſoll. Auch die alten
Germanen haben Ernteopfer dargebracht, die mit Feſtlichkeiten
aller Art verknüpft waren. Galt es doch, der Freude über die
ein=
gebrachte Nahrung und dem Dank gegen die gütigen Götter
Aus=
druck zu verleihen. Vor der Ernte wurde bereits durch Prozeſſionen
der „Roggenwolf” abgewehrt, der nach altgermaniſcher Anſchauung
durch die Aehren geht, wenn ſie durch Sturm und Unwetter
nie=
dergebrochen werden, ehe ſie noch geerntet werden können. Nach der
Ernte kam das Feſt des „Alten”, d. h. des Donars, der „de Olde‟
genannt wurde. Dieſes Feſt wurde ein Opfer für die Vögel, denn
es wurde zu dieſem Zweck aus den letzten Aehren eine
Roggen=
garbe in Menſchenform zuſammengebunden. Sie durfte nicht
ge=
droſchen werden, ſondern mußte bei der Scheune ſtehen bleiben,
wohin ſie in feierlichem Umzuge gebracht wurde. Hier war ſie
Nahrung für die Vögel. Im Anſchluß an den Alten” der hier
und da auch heut noch gefeiert wird, tanzte das Jungvolk auf der
Wieſe oder um die Eiche des Dorfplatzes. Dabei wird auch mancher
Tropfen des edlen Gerſtenſaftes vertilgt worden ſein, den die
alten Germanen gut kannten. Noch heut hat ſich dieſe Sitte des
„Erntebieres” erhalten. Zuſammen mit der „Erntekrone” wird
es mit einem Erntereigen gefeiert, wobei die Schnitter und
Schnitterinnen ſingen:
„Der Hausfrau dieſe Erntekron”
Gott ſchenke ihr Exben und Sohn,
Wir ſchwenken im Tanze hier
die zinnerne Kanne mit ſchäumendem Bier.”
In allen dieſen Bräuchen ſind alte religiöſe Vorſtellungen
lebendig geblieben. Für den alten Germanen war die Ernte ein
heiliger Akt, der mit der Gottheit in engſter Verbindung ſtand.
Die Senſen werden heute noch vielfach geſegnet und geweiht, da ſie
dem Bauern die Werkzeuge für eine religiöſe Handlung bedeuten.
Uralte ſeeliſche Vorſtellungen bleiben im Blut und darum
leben=
dig. So ſind die „Kornmütter” und „Roggenmuhmen”, die
allent=
halben nach der Ernte aufgeſtellt werden. Verſinnbildlichungen
der freundlichen Gottheiten, die die Ernte beſchirmt haben, und
denen darum aus den Erzeugniſſen des Bodens Standbilder
er=
richtet werden. Die Göttin Freya und Hertha ſind die
Beſchütze=
rinnen des Wachstums des Getreides und dadurch auch die
Sven=
derinnen der Nahrung in Verbindung mit dem gewaltigen
Don=
uar. Ihnen gelten die Erntefeſte, die in früherer heidniſcher Zeit
mit Opfern aller Art verbunden waren. Später nach der
Bekeh=
rung der alten Germanen zum Chriſtentum wurden die alten
Hei=
denopfer zu kirchlichen Dankſagungsfeſten oder zu den Petersfeſten,
da der heilige Petrus als Wettermacher gilt und von ihm der
Ausfall der Ernte abhängia iſt. Noch heut ſagt der Bauer, wenn
ſich Wolken am Himmel zuſammenballen, daß Petrus ihm gnädig
ſein ſoll, d. h., daß er gutes Wetter zur Ernte ſchicken möge.
Ca. Lorſch, 27. Juli. Gedenkſteinweihe. Die
Turnge=
meinde Lorſch e. V weiht am kommenden Sonntag das zu Ehren
ihrer gefallenen Mitglieder auf dem Turnplatze errichtete
Ehren=
mal ein. Die Feierlichkeiten beginnen am Samstag, den 29. Juli,
mit Fackelzug und Kommers. Am Sonntag Feſtzug zum Turnplatz,
dort u. a. Feſtrede und Enthüllung des Gedenkſteines. — Es ſind
Beſtrebungen im Gange, die beiden noch verbleibenden
Geſangver=
eine Liederkranz und Germania zu einem Verein
zuſammenzu=
ſchließen. Möge das große Werk gelingen, das ſich ſchließlich nur
zum Nutzen des hier noch darliegenden Geſanges auswirken
wird. — Die Verhandlungen der Gemeinde Lorſch mit der
Zigar=
renfabrik J. Reis=Mannheim wegen Erwerb des Fabrikanweſens
in der Lindenſtraße ſind heute zum Abſchluß gelangt. Darnach
geht das Anweſen zu einem Preiſe von 19 225 RM. in den Beſitz
der Gemeinde über, die darin ein Arbeitsdienſtlager einrichten
wird. Das hieſige Arbeitskommando ſoll im Laufe des Sommers
noch bis zu 600 Mann ausgedehnt werden.
— Gernsheim, 28. Juli. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 27. d. M.: 1.55 Meter, am 28. d. M.: 1.47 Meter —
jeweils morgens 5,30 Uhr.
— Hirſchhorn, 28. Juli. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 27. d. M.: 1.50 Meter, am 28. d. M.: 1.48 Meter —
jeweils morgens 5.30 Uhr.
P. Rüſſelsheim, 28. Juli. Ein Gemeindevoranſchlag
ohne Defizit und mit Steuerſenkung. Rüſſelsheim
gehört zu den ſeltenen beneidenswerten Landgemeinden in Heſſen,
deren Voranſchlag für das Jahr 1933 nicht nur ohne Defizit,
ſon=
dern darüber hinaus mit einer nicht unerheblichen Steuerſenkung
abſchließen konnte. Im Gegenſatz zu früheren Jahren hatte der
neue, nur aus Nationalſozialiſten beſtehende Gemeinderat die
Hauptarbeit in den Finanzausſchuß gelegt. Der
Gemeindevoran=
ſchlag wurde debattelos und nach kaum viertelſtündiger
Ver=
handlung en bloc angenommen. Die Ausgaben wurden gegen das
Vorjahr von 1 650 000 auf 1 270 000 Mark geſenkt, alſo um rund
25 Prozent. Durch die hoffentlich anhaltende Vollbeſchäftigung
der Opelwerke hat die Arbeitsloſigkeit in unſerer Gemeinde derart
abgenommen, daß die Wohlfahrtslaſten um 90 000 Mk., der Etat
für Unterſtützung von Klein= und Sozialrentnern um 36 000 Mk.
geſenkt werden konnte.
P. Rüſſelsheim, 26. Juli. Die Zahl der aus kommunalen
Wohlfahrtsmitteln unterſtützten Erwerbsloſen iſt von rund 200
im Monat Januar 1933 auf 75 Mitte Juli zuruckgegangen. Die
jugendlichen Erwerbsloſen im Alter bis zu 25 Jahren ſind, ſoweit
ſie nicht in den Opelwerken untergebracht werden konnten, faſt
ſämtlich im freiwilligen Arbeitsdienſt oder in der Landhilfe tätig,
Bietde-siennen in Giodc, 7. Bou.
eine Borſcau.
Sonntag, den 30. Juli, nachmittags 1.30 Uhr.
Am kommenden Sonntag hält nun der Odenwälder
Rei=
terverein in Erbach auf der Rennbahn, neben der Feſtwieſe,
wo der diesjährige Eulbacher Markt zu Ende geht, ſeinen
dies=
jährigen Renntag ab. Schon ſeit Jahren haben ſich die kleineren
Vollblut= und Halbblutrennpferdebeſitzer auf dieſen Tag eingeſtellt
und ihre Pferde für die einzelnen Entſcheidungen entſprechend
vor=
bereitet. Die Turfgemeinde, ſoweit ſie nicht auf größeren Plätzen
verſammelt iſt, wird ſich die Gelegenheit nicht nehmen laſſen und
auf der ſchön überſichtlichen Bahn recht zahlreich erſcheinen, um
den intereſſanten Rennen, die der Verein diesmal wieder
zuſam=
mengeſtellt hat, beizuwohnen und recht fleißig ſich am Totaliſator
zu betätigen.
Zum Austrag gelangen, wie alljährlich, drei Hindernisrennen.
darunter das Graf=Eberhard=Erinnerungs=Jagdrennen, das als
Herrenreiten ausgeſchrieben wurde, und vier Flachrennen. Im
Mittelpunkte des Programms ſtehen die drei Vollblutrennen, die
einige beſſere Pferde vereinigen werden. Eine weitere
Anziehungs=
kraft wird auch wieder das Amazonen=Rennen bilden, das als
letz=
tes Rennen gelaufen wird. Die wichtigſte Vorbedingung zum
Gelingen auch nach außen hin iſt damit gegeben. Da die Erbacher
Rennen für die große Maſſe der ländlichen Bevölkerung zudem
ſtets den Charakter eines Volksfeſtes tragen, wird es alſo am
Sonntag, am letzten Tage des Eulbacher Marktes, hoch hergehen.
Jedenfalls hat der Odenwälder Reiterverein mit den einzelnen
Prüfungen dem Geſchmack ſeines Publikums Konzeſſion gemacht.
die gute Früchte tragen ſollte, wie dementſprechend auch die lokalen
Konkurrenzen durchaus am Platze ſind. Hoffentlich hält auch das
gute Wetter an.
Die Einleitung beſorgt diesmal wieder ein nichtöffentliches
Rennen über 1000 Meter. Ein neues Bild aus der neuen Zeit:
des SA.=Rennen. Die hier ſtartenden Pferde ſind von
Angehöri=
gen der SA., ſowie von Mitgliedern einiger Reit= und
Fahrver=
eine in Uniform zu reiten. Das darauffolgende Heſſenpreis=
Flach=
rennen über 1800 Meter bringt Vollblutpferde an den Start, die
ſeit 1. Juli 1932 kein Rennen von über 1500 Mark gewonnen
haben, noch ſeitdem in Summa 3000 Mark zuſammengaloppierten.
Miſtinguette, Generaliſſimus, Elan. Good Boy, Adelbert,
Eichen=
krone müßten hier die beſten Ausſichten haben. Im Graf=
Eber=
hard=Erinnerungs=Jagdrennen über 3000 Meter werden einige
er=
folgreiche Herrenreiter in den Sattel ſteigen. Lt. W. Kaupert von
der Schutzpolizei Nürnberg hat ſich den Ritt auf Käthe geſichert.
Dr. Dencker, der aus dienſtlichen Gründen in Erbach zum letzten
Male in den Sattel ſteigen wird, hat mit Dompfaff einige
Aus=
ſichten. Lt. Klingelhöfer=Darmſtadt geht mit Ingeburg an den
Start, während Rittmeiſter Gallo=Darmſtadt ſeine eigene
Heim=
lich reiten wird. Für Ehrentraut wird wohl Herr Major E. von
Moßner kommen. Dann findet ſich noch Brieftaube vor, deren
Reiter unbeſtimmt iſt. Durch die Teilnahme von Turned up, der
auf größeren ſüddeutſchen Bahnen in den letzten Jahren mit
Er=
folg lief, Etoile du Soir, der eigens für dieſes Rennen aus der
Straßburger Trainingszentrale entſandt wird. Good Boy,
Arle=
chino, Adelbert und Heilige Johanna ſowie Raugräfin hat der
Preis der Stadt Erbach (Jagdrennen) eine gute Beſetzung
erhal=
ten. Das 3200 Meter=Rennen iſt ſehr offen. Im Odenwald=
Flach=
rennen kommen die Halbblüter wieder zu Worte. Einen guten
Verlauf ſollte auch das darauffolgende Eulbacher Markt=
Hürden=
rennen nehmen. Balladiſt, Arlechino, Adelbert, Generaliſſimus,
Good Boy und Eichenkrone, die ſich hier wieder vorfinden, werden
einen erbitterten Kampf liefern.
Zum Schluß kommt dann das Amazonen=Rennen (1200 Meter)
zum Austrag. Für dieſe nichtöffentliche Prüfung, die nur mit
Ehrenpreiſen ausgeſtattet iſt, wurden die erfolgreichſten
Reite=
rinnen aus der Rennſportzentrale verpflichtet: Frl. Schläfke, die
Tochter des Privattrainers von Opel, Frl. Perske, Frl. v. Schmidt,
Pauli, Tochter des Mecklenburgiſchen Züchters und
Rennſtallbeſit=
zers, und Frl. Panſe werden bereits am Samstag nachmittag aus
Berlin erwartet. Frl. Jgnatzek=Haßloch, die vor kurzem in Bad
Harzburg die dreijährige Bajuwarin zum Siege ſteuerte, wird
diesmal ihr Glück mit dem Vollblüter Good Boy des Stalles Frey=
Landau verſuchen. Frl. Knauff=Monsheim findet ſich am Start
mit der in der Pfalz gezogenen Dalila vor; Frau Dr. Dencker=
Darmſtadt, die im Vorjahre dieſe Prüfung mit einer Halbblutſtute
gewann, erſcheint mit Ingeburg; Frl. Koch=Darmſtadt mit
Heim=
lich und Frl. Schaub=Frankfurt mit Ehrentraut des Herrn Münch=
Friedrichsdorf.
Alle, die den Turnierprüfungen am Montag nicht beigewohnt
haben, ſollten die Gelegenheit ausnützen, diesmal die Rennen zu
beſuchen, die ſportlich auf großer Höhe ſtehen werden. Das erſte
Rennen wird bereits um 1.30 Uhr gelaufen, worauf wir hiermit
hinweiſen.
Am Vormittag wird auf dem Sportplatz wieder ein
Fußball=
ſpiel vorausgehen. Auf dem Hauptkampffeld treffen ſich die erſte
Ligamannſchaft des SV. 98 Darmſtadt und die erſte Mannſchaft
vom Verein für Raſenſport Erbach. Es iſt ſomit das zweitemal,
daß SV. 98 mit ſeiner Fußballmannſchaft in Erbach gaſtiert.
Straßenbericht
Geſchäfliches.
für die Woche vom 30. Juli bis 5. Auguſt 1933,
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Fernverkehrsſtraßen in Heſſen:
42 Ortsdurchfahrt Erbach: a) Michelſtädter Straße vom Abzweig
der Eulbacher Straße bis zum Abzweig der Kaſernenſtraße am
30. Juli dürfen alle Fahrzeuge weder halten noch wenden:
b) Michelſtädter Straße vom Abzweig Kaſernenſtraße bis
Ab=
zweig Alter Weg am 30. Juli Aufſtellung für alle Fahrzeuge
verboten: c) Eulbacher Straße vom Abzweig Michelſtädter
Straße bis Abzweig nach Dorf Erbach am 30. Juli von 12 bis
18 Uhr für alle Fahrzeuge geſperrt. — Umleitung: Stockheim.
43 Raunheim-Kelſterbach Klm. 9.0—16.0 vom 13. 6. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Goldſtein. Niederrad,
Schwan=
heim oder rechtsmainiſch: Rüſſelsheim, Opelbrücke, Flörsheim,
Höchſt a. M.
Hauptſtraßen in Heſſen:
Gedern—Merkenfritz vom 24. 4. und Merkenfritz—Hirzenhain vom
1. 5. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung Ortenberg—Gedern
über Wenings, Gelnhaar. Uſenborn. Der über den
Vogels=
herg führende Fernverkehr wird, auf die Straßen Selters,
Nidda, Schotten, Ulrichſtein, Lauterbach verwieſen.
Gießen—Wetzlar (Ortsdurchfahrt Heuchelheim) vom 29. 6. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Gießen, Klein=Linden, Wetzlar.
Nieder=Ramſtadt—Ober=Ramſtadt Klm. 12,5—15,112 vom 17. Juli
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Roßdorf.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Lauterbach—Schlitz (Abteilung Schlitz—Willofs) vom 8. 6. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Salzſchlirf, Landenhauſen.
Eine neue Sonderkarke vom Felsberg.
Als Schreiber dieſer Zeilen in den Jahren 1923 und 1924 die
römiſche Granitinduſtrie auf dem Felsberg neu bearbeitete, ergab
ſich die überraſchende Feſtſtellung, daß ſtatt der bisher bekannten
12 Stücke nicht weniger als 171 noch vorhanden ſind. Der im
Ver=
lage Oskar Schneider=Mainz erſchienene „Führer durch die römiſche
Granitinduſtrie auf dem Felsberg im Odenwald” gibt eine
voll=
ſtändige Aufzählung mit Beſchreibung der techniſchen Vorgänge:
die Werkſtücke ſind laufend in weißer Oelfarbe numeriert. Schon
damals wurde im Heſſiſchen Landesvermeſſungsamt der Plan
einer Sonderkarte des Gebietes gefaßt, der nun zur Ausführung
gekommen iſt. Die im Maßſtab 1:2500 gezeichnete Karte hat die
Größe 52 zu 34 Zentimeter: ſie reicht von der Häuſergruppe am
Forſthaus im Norden bis an den ſüdlichen Waldrand über
Rei=
chenbach und umfaßt in Oſtweſtrichtung das Gebiet der beiden
großen Felſenmeere. Die Ausführung in ſieben Farben bringt
jede Einzelheit zu lebendigem Ausdruck. Die Gebäude, die
hervor=
ragenderen Naturgebilde und die wichtigeren unter den römiſchen
Werkſtücken ſind nach Art der Pharuspläne verſpektiviſch
darge=
ſtellt, in der Wiedergabe der Felſenmeere iſt verſucht, die
geolo=
giſche Entſtehung dieſer gewaltigen Naturerſcheinung zu
verdeut=
lichen. Dieſe neue Felsbergkarte, die zu dem erſtaunlich niedrigen
Preiſe von 60 Pfennigen in den Handel gegeben wird, iſt nicht
nur ein Meiſterſtück neuzeitlicher Kartenkunſt, ſie iſt darüber
hin=
aus ein neues Zeugnis für das tatkräftige Verſtändnis, das das
Heſſiſche Landesvermeſſungsamt ſeit langen Jahren der
Heimat=
kunde entgegenbringt. Die zahlreichen Beſucher des ſchönen Berges
werden ihm für dieſe Gabe dankbar ſein.
Profeſſor Dr. Fr. Behn.
„Wie herrlich — am Wochenende ſtundenlang in der Sonne
zu „aalen”. Wer ſchnell braun werden möchte, ſalbe ſeine Haut
mit dem ausgezeichneten „Olbas=Kraftöl”, das nicht nur raſch
braun werden läßt, ſondern infolge ſeiner beſonderen
Zuſammen=
ſetzung auch wunderbar kühlt und erfriſcht. Auch zur Körpermaſſage
iſt dieſes Oel ſehr zu empfehlen. Erhältlich in den Neuform=
Re=
formhäuſern. Gratis erhältlich ſind zwei intereſſante Broſchüren:
„Die tägliche Maſſage als Kraftquell” von Sportrat Strube. 64
Seiten, illuſtriert, und : „So bleibt man auf der Höhe‟. Wir
kön=
nen nur jedem Leſer empfehlen, ſich dieſe beiden Büchlein im
Reformhaus Braunwarth, Ernſt=Ludwigſtraße 3, geben zu
laſſen.
7.10:
7.15:
12.00
13.30:
14.20:
15.30:
16.30:
17.15:
18.00
18.30
19.00:
20.05:
21.30:
22.45:
23.10:
11.30:
11.45:
15.00:
15.45:
16.00:
16.40:
17.00:
Anſchl.
17.30:
18.00:
18.30
19.00:
AaG
20.30:
21.30:
23.00:
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Samstag, 29. Juli
Choral.
Frühkonzert auf Schallplatten.
Köln: Mittagskonzert des Weſtfäliſchen Funkorcheſters
Mün=
ſter. Ltg.: Wolf.
Mittagskonzert. Aus Tonfilmen.
Kleines Wochenend (mit Einlagen).
Stunde der Jugend: Italieniſche Volksweiſen mit
Gitarren=
begleitung, geſungen von Renato Guerrini.
Karlsruhe: Aus deutſchen Operetten. Ausf.: Karlsruhei
Kammerorcheſter Ltg.: Erwin Koſſakowſky.
15. Deutſches Turnfeſt Stuttgart 1933. Handball=Endſpiel
der Deutſchen Turnerſchaft. 2. Halbzeit.
Magnus Werner: Der Marſch auf Rom.
Wochenſchau. — 18.50: Kurzbericht vom Tag.
Berlin: Stunde der Nation. Volk ans Gewehr. Ein Bild der
Bewegung in Liedern.
Zoppot: Feſtkonzert zugunſten der Zoppoter Winterhilfe.
Nationale Feierſtunde zum 15. Deutſchen Turnfeſt Stuttgart
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Berlin: Tanzmuſik. Kapelle Egon Kaiſer,
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Sonnabend. 29. Juli
Dipl.=Kaufm. Weiß: Wirtſchaftliche Wochenſchau.
Zeitfunk.
Kinderbaſtelſtunde: Das Sommerfeſt der Baſtelkinder.
Friedrich Kayßler: Märchen.
Jugendſtunde: Hörbericht aus einem Jungvolk=Zeltlager im
Fürſtenwalde und anſchließend Volksliederſingen vom
Markt=
platz Fürſtenwalde.
Hamburg: Nachmittagskonzert.
Sport=Wochenſchau.
Stuttgart: Endkampf der Handballwettſpiele.
Heimat und Meer. Geſang: Franz Baumann. Am Flügels
Ernſt Erich Buder. Schifferklavier: Paul Dietrich.
Das Gedicht. — 18.05: Fröhliches Schallgeplätſcher.
Jungmädchenſtunde: Hitlermädels plaudern ü. Fahrterlebniſſe
Berlin: Stunde der Nation: „Volk an’s Gewehr. Ein
Bild der Bewegung m Liedern.
Kernſpruch. — Anſchl.: Herbert Ernſt Groh ſingt.
Raten Sie mal! Luſtiges Kopfzerbrechen am Wochenende.
Stuttgart: Nationale Feierſtunde.
München: Nachtmuſik. Die Bayeriſchen Funkſchrammeln.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
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Seite 8 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 29. Juli 1933
geschichten aus aller Welt
Amerikaniſche Hundskags=Chronik.
Ein Theakerinduſtrieller ſtirbt.
() New York. Winchell Smith bildete ſich niemals im
Leben ein, ein Schriftſteller oder gar Dichter zu ſein. Er meinte
aber, das ſei heutzutage überhaupt nicht nötig; Hauptſache iſt nur,
man verſteht ſich auf die „Triebe” der großen Maſſe und gibt dem
Volk Volkstümliches.
Das tat nun Miſter Smith Jahre, Jahrzehnte hindurch. Er
ſchrieb Theaterſtücke am laufenden Band. Dieſe Stücke waren weder
originell, noch vornehm, weder ſprachlich, noch inhaltlich wertvoll.
Dafür aber Reißer erſter Güter. Insbeſondere die letzte Arbeit
des fruchtbaren Konſum=Schriftſtellers hatte enormen Erfolg.
Sie hieß „Die Millionen des Miſter Brewſter”, und brachte dem
Verfaſſer, man muß ſchon ſagen, ſtilvollerweiſe, eine runde
Mil=
lion Dollars ein.
Nun ſtarb. der Theaterhandwerker vom Format eines
Indu=
ſtriellen. Auf Unſterblichkeit hatte er, wie geſagt, niemals Wert
gelegt. Demgegenüber nahmen ſeine lachenden Erben die Summe
von fünf Millionen Dollars in Empfang. Woraus einwandfrei
hervorgeht, daß der Dramatiker Smith — doch ein Künſtler war.
Ein ganz großer ſogar!
Denn: Nicht alle Schreiber vermachen ihren Nachkommen fünf
Milliönchen. Im Gegenteil. Paul Fort, den ſeine Kollegen anno
1919 zum Dichterkönig gewählt hatten, der „nationalſte”
fran=
zöſiſche Dichter, mußte es ſich gerade jetzt gefallen laſſen, daß man
zur Linderung ſeiner perſönlichen Not einen öffentlichen
Wohl=
tätigkeitsabend veranſtaltete. Er iſt ja auch „nur” ein Dichter!...
Durch einen Zufall gingen die Meldungen über Smiths
Rie=
ſenerbſchaft und Forts Rieſennot am gleichen Tage durch die
amerikaniſche Preſſe. Die es jedoch wohlweislich unterließ,
Ver=
gleiche zu ziehen. ..
Lebenslängliche Portofreiheit.
(r) New York. Frau Coolidge ſollte irgendwie geehrt
wer=
den. Nun ehrt jedes Land ſeine Bürger nach eigener Faſſon. Im
Senat wurde ein Geſetz eingebracht und einſtimmig angenommen,
daß die Witwe des verſtorbenen Präſidenten zeitlebens
Portofrei=
heit genießen möge. Iſt das nicht niedlich? Madame Coolidge
braucht keine Briefmarken mehr zu kaufen! Bleibt zu hoffen, daß
die Gnädigſte eine ausgedehnte und ſteigerungsfähige
Korreſpon=
denz „treibt‟. Auf daß ſich die Ehrung praktiſch auswirken möge..
Herr „Nationalfeind Nr. 1‟.
(*) New York. Dieſen etwas grotesk klingenden Beinamen
führt Miſter Waxey Cordon. Man nennt ihn auch „
National=
übel”, den „verdienten‟ Nachfolger von Al Capone, der die
Unter=
welt von Chicago im Auftrage von Al bis vor kurzem diktatoriſch
regierte.
Nun hat man ihn aufgeſtöbert im Gebirge von Hawthorne,
in ſeiner Luxusvilla. Die Herren Offiziere ()) der USA.=Armee
befehligten eine recht anſehnliche Formation, die man aus
Mili=
tär, Gendarmerie, Polizei zuſammenſtellte. Denn gar ſo einfach
iſt es in Amerika nicht, widerſpenſtige Unterweltkönige zu
zäh=
men. Die Leibwache des Nationalfeindes Nr. t ließ ſich von der
Uebermacht ohne Widerſtand entwaffnen. Die
Maſchinengewehr=
ſchützen des Banditen hielten aber wortwörtlich bis zum letzten
Atemzug die Banditentreue und mußten von Gegen=MG.=
Abtei=
lungen bekämpft werden. Dann drang man in die Hochburg des
Verbrechers ein, ausgerüſtet mit Tränenbomben uned ähnlichen
lieblichen Beſtandteilen einer kriegführenden Armee. Die
Anwen=
dung war aber wider Erwarten überflüſſig: Herr Nationalfeind
Nr. 1 ſchlief in ſeinem Himmelbett und träumte ſüß trotz der nicht
ganz geräuſchlos abgelaufenen Schlacht vor dem Hauſe. Als er
dann erwachte, war es zu ſpät und er formvollendet gefeſſelt.
Und Amerika hat keinen Nationalfeind mehr. Wenigſtens
kei=
nen mit der Nummer 1..
Der Staak als Ehevermikkler.
(st) Tokio. Wohl überall in der Welt wird die Maßnahme
der deutſchen Reichsregierung, das Heiraten durch Gewährung von
Darlehen zu erleichtern, Aufſehen erregt haben. Vielleicht ſchielt
auch nun ſo mancher neidiſch nach Deutſchland und bedauert, daß
er nicht dort geboren iſt. Eine Frau — und noch 1000 Mark
da=
zu! „Von den Deutſchen ſollte unſer Regierung lernen!” ſo ſagt
jetzt mancher hierzulande. Immerhin verdient es gerade die
japa=
niſche Regierung nicht, daß man ihr Intereſſeloſigkeit gegen das
Familienleben nachſagt. Im Gegenteil — ſie iſt ſtändig bemüht,
die Zahl der Eheſchließungen zu erhöhen, und da, wo es
notwen=
dig iſt, wendet ſie auch dazu ganz moderne Mittel an. Tokio
bei=
ſpielsweiſe, das Großſtadtcharakter hat, widmet ſich dem Problem
der Eheſchließung auf recht ſachliche Art. Der Magiſtrat der Stadt
unterhält neben vielen anderen Büros nach europäiſchem Muſter
auch eines, das nur dazu beſtimmt iſt, Ehen zu ſtiften. Dort geht
der japaniſche Junggeſelle, der des Alleinſeins müde iſt, zur
Ein=
tragung in das Regiſter der Eheanwärter hin. Das japaniſche
junge Mädchen „von heute” tut desgleichen. Es iſt nun einmal
Eigenſchaft aller Behörden, daß ſie neugierig ſind, und daher
fragt auch dieſe ſtädtiſche Stelle den Bewerbern alles Mögliche
und Unmögliche heraus. Darüber hinaus läßt es die Anwärter
auf einen glücklichen Eheſtand ärztlich unterſuchen, im
Bedarfs=
falle auch photographieren, und nun erſt beginnt die
Vermitt=
lungstätigkeit. Auf Grund beſonderer ärztlicher Gutachten werden
die Bewerber und Bewerberinnen durch das Ehevermittlungsamt
einander vorgeſchlagen. Nach amtlichem Ermeſſen paßt eben jener
Jüngling zu dieſer Jungfrau, und nach dieſem Prinzip werden
die Bewerber miteinander bekannt gemacht. Nachdem unter
amt=
licher Nachhilfe auch die wirtſchaftlichen Fragen beſprochen und
geregelt ſind, gelingt es — wie der Bericht des Magiſtrats von
Tokio beſagt — in den meiſten Fällen, ſchon beim erſten
Zuſam=
mentreffen eine feſtere Verbindung zu treffen, die faſt immer zur
Ehe führt. Bei den wähleriſchen Bewerbern ſind oft drei und noch
mehr neue Zuſammenſtellungen notwendig. Alles das wird gern
und koſtenfrei vom Magiſtrat unternommen; nur eine Garantie
für Eheglück wird nicht gegeben. Soweit vorgeſchritten iſt man
nicht einmal im ſonſt ſo modernen Japan.
Die Geiſter von Perpignan.
(hk.) Paris. Vor Zigeunerinnen, Geiſtern und
Schatzgrä=
bern ſollte man ſich hüten auf dieſer Erde. Aber wenn nun alle
drei Dinge auf einmal auf einen hereinſtürmen, dann iſt das
vielleicht zuviel, um dieſem Unheil in dreifacher Geſtalt zu
ent=
gehen. So kam es, daß die Brüder Pinadell gut eine Viertel
Mil=
lion mühſam geſparter Franken verloren — wegen Geiſtern,
Zi=
geunerinnen und Schatzgräbern"
Und das kam ſo: Aus dem ſchönen Spanien kam eines Tages
die in der Sonne von Barcelona beſonders gut gediehene
Con=
ſuela Espinas nach Perpignan. Bald entdeckte ihr erfinderiſcher
Geiſt, daß in Perpignan ein naiver Mann wohnte, der einen
ebenſo naiven Bruder und einiges Geld ſein eigen nannte. Dieſem
Mann erzählte Conſuela mancherlei verworrenes Zeug von
mit=
telalterlichen Beſchwörungsformeln, auf die ſie ſich verſtehe, von
einem Schatz, den ſie in einer Ruine bei Perpignan entdeckt habe
Der unheilbringende „Inka=Schak”.
Der ſagenhafte „Schatz der Inkas”, auf deſſen Suche ſich eine
Expedition begab, nachdem die Kunde von ſeiner Auffindung ſich
nicht bewahrheitete, hat nach amerikaniſchen Zeitungsmeldungen
ein neues und eigenartiges Schickfa, erlebt. Einer der berüchtigten
Räuber von Mexiko, namens Tome Urbino, ſoll ihn entdeckt und
verborgen haben. Urbino war bereits ſeit Jahren wegen ſeiner
ungewöhnlichen Verbrecherkühnheit gefürchtet. Er plünderte
Ban=
ken und die Villen der Millionäre aus, dann verſchwand er mit
ſeiner Bande ebenſo ſchnell und unauffällig, wie er gekommen war.
Mit kleinen Objekten gab er ſich nie ab. Als vor einiger Zeit die
Tabak=Millionäre von Havanna ausgeplündert wurden, wobei den
Räubern Millionenwerte in die Hände fielen, ſoll auch Urbino
daran beteiligt geweſen ſein. Sein Vermögen wurde bereits vor
Jahren auf viele Millionen Dollar geſchätzt. Unter ſeiner Bande,
die ſich aus Abenteurern aus aller Herren Länder zuſammenſetzte,
hat nun vor längerer Zeit ihm ein ehemaliger Goldgräber
Mitteilungen gemacht, daß er im Hochlande von Peru im dichten
Urwalde einen ungeheuren Goldſchatz entdeckt habe, den er aber
nicht heben konnte, da der Schatz an völlig unwegſamer Stelle
liegt und große Vorbereitungen zu ſeiner Bergung erforderlich
ſeien. Er habe ſich die Stelle genau bezeichnet, denn er habe
be=
abſichtigt, mit einigen verſchwiegenen Genoſſen zu gelegener Zeit
den Goldſchatz fortzuſchaffen. Bisher hatte er nicht die richtigen
Männer gefunden, denn das Unternehmen müſſe ganz
unauffäl=
lig durchgeführt werden, um nicht andere Abenteurer auf die Spur
des Schatzes zu lenken. Tatſächlich verſchwand Urbino mit ſeiner
ganzen Bande mehrere Monate lang. Als ſie wieder zurückkehrten,
wurde Urbino ermordet. Er hatte vorher — wie es ſeine ſtändige
und von dem ſchrecklichen Geiſt, der darauf ſitze und den Schatz
be=
wache. Könnte man ihn heben — man habe dann rund zwei
Mil=
lionen Gold=Louis verdient ...."
Wer möchte heute nicht zwei Millionen Gold=Louis
verdie=
nen? Aber wie? Oh, Conſuela verſtand doch nicht umſonſt das
Beſchwören. Sie wollte es ſchon machen. Aber ſchwarze Meſſen
ſeien teuer, die Räucherkräuter, die 500 Jahre alt ſein ſollten,
ſeien noch teurer. Alſo es koſte ſchon einiges Geld. Was ſpielen
200 000 oder gar 250 000 Franken für eine Rolle, wenn man zwei
Millionen Gold=Louis gewinnen kann? ja, wenn!
Nach und nach verſtand es die Beſchwörerin, die geſamten
250 000 Franken, die die beiden Brüder Pinadell ihr eigen
nann=
ten, in ihren Beſitz zu bringen.
Heute ſind die Brüder arm wie eine Kirchenmaus. Denn
offenbar ſitzt der Geiſt noch immer auf dem Schatz, der nach wie
vor ungehoben iſt, während die Geiſterbeſchwörerin Conſuela
Es=
pinas aus Frankreich verſchwand. Man verhaftete ſie zwar in
Spanien, aber ſie gab 5000 Franken Kaution und wurde wieder
freigelaſſen. Was bedeuten 5000 Franken, wenn man 245 000
Franken retten kann?
Nun gibt es anſcheinend in Perpignan niemanden mehr, der
die Geiſter beſchwören kann.
Ma Ferguſon ſchmollk ..."
(7) New York. Der weibliche Gouverneur — oder ſagt man
„Gouvernante‟? — des Staates Texas, allgemein unter dem
Namen Ma Ferguſon bekannt, iſt mit Frau Rooſevelt, der Gattin
des amerikaniſchen Präſidenten, böſe und ſchmollt. Ganz Amerika
nimmt an dieſem Vorgang teil, und die Wetten, daß die beiden
Damen ſich in abſehbarer Zeit wieder verſöhnen werden, ſtehen
5:5.
Die Präſidentin Rooſevelt kam neulich im Flugzeug in
Dal=
las, der Hauptſtadt des Staates Texas, an, wo ſie auf dem
Flug=
felde von Ma Ferguſon, als oberſte Spitze der Behörden, und
ihrem Manne freundſchaftlich und feſtlich begrüßt wurde. Die
bei=
den Damen waren außerordentlich liebenswürdig zu einander und
tauſchten die üblichen Höflichkeitsfloskeln miteinander aus. Ein
Photograph ſtörte dies Idyll und näherte ſich mit ſeiner Kamera,
um dieſe herzbewegende und friedliche Begrüßungsſzene im Bilde
feſtzuhalten. Wer beſchreibt die Enttäuſchung Ma Ferguſons, als
die Präſidentin kategoriſch erklärte, eine unüberwindliche
Ab=
neigung gegen Gruppenaufnahmen zu beſitzen und daher, ſo leid
es ihr tue, auf die Ehre verzichten zu müſſen, mit Ma Ferguſon
auf ein und derſelben Platte aufgenommen zu werden? Wütend
verließen die Ferguſons die Szene und weigerten ſich auch, an dem
zu Ehren der Präſidentengattin von den Behörden gegebenen
Frühſtück teilzunehmen.
Gewohnheit war — den Schatz vergraben. Nur einige wertvolle
Stücke hatte jeder Spießgeſelle erhalten, um ſie zu Geld zu machen.
So tauchten plötzlich uralte koſtbare Schmuckſachen auf, deren
Her=
kunft niemand erklären konnte. Sie zeigten das Gepräge der Inka=
Kultur, ſo daß viele annehmen, daß tatſächlich der vielgerühmte
„Schatz der Inkas” von der Räuberbande gefunden worden iſt.
Durch Zufall wurde jüngſt eine der unterirdiſchen Schatzkammern
des ermordeten Räuberhauptmanns von der Polizei entdeckt. Man
fand in ihr große Reichtümer, darunter auch alte
Kunſtgegen=
ſtände aus Gold und Juwelen. Nun fahndete man nach den
Mit=
gliedern der Bande, die zum Teil nach Europa geflohen ſein
ſol=
len. Die Unterſuchung erſtreckt ſich demnach auch nach Europa. Vor
allen Dingen will man wiſſen, was an dem Gerede wahr iſt, daß
ein Mann der Bande in Peru Goldſchätze entdeckt habe, denn
hier=
bei handelt es ſich nicht nur um materielle Werte, ſondern
haupt=
ſächlich um Kulturſchätze von höchſter Bedeutung, falls tatſächlich
der Schatz der Inkas von den Räubern geborgen worden ſein ſoll.
Amerikaniſche Forſcher ſind aber der Anſicht, daß die alten
Gold=
ſchätze bei den verſchiedenen Plünderungen den Räubern in die
Hände gefallen ſind, da heute reiche Amerikaner als Sammler von
alt=amerikaniſchem Kulturgut auftreten und auf dieſe Weiſe viele
derartige Koſtbarkeiten bei den Sammlern zu finden ſind. Die im
Handel aufgetauchten Altertümer amerikaniſchen Urſprungs zeigen
angeblich nicht die charakteriſtiſchen Merkmale, die ſie als Teile
des Inkaſchatzes legitimieren. Die Möglichkeit beſteht, aber nicht
die zwingende Notwendigkeit, daß ſie wirklich dem berühmten
Schatze entſtammen. Jedenfalls iſt das Rätſel um dieſe ſagenhaften
Koſtbarkeiten aus dem alten Inka=Reich durch die Räubergeſchichte
noch größer geworden, denn falls tatſächlich die Goldgegenſtände
dem Schatz entſtammen, dann wurde er nach vielhundertjähriger
Verborgenheit entdeckt, um ſofort wieder zu verſchwinden.
Offen=
bar bringt dieſer „Schatz der Inkas” den Beſitzern ſtets Unheil.
FDei „Schat der Map geraudt und derſchwanden!
Der ſagenhafte Schah kommt nichk zur Ruhe. — Ein merikaniſcher Räuberhaupkmann enkführke den Schak?
Wie man auf ſeine Spur kam. — Verbrechensſpuren führen nach Europa.
Nachrichten des Standesamts Darmſtadi.
Geſtorbene. Am 22. Juli: Flemming. Theodor,
Studien=
referendar, 27 Jahre, aus Hannover; Stadtkrankenhaus.
Hart=
mann, Otto, Schuldiener, 46 Jahre, Karlsſtr. 107. Am 23. Juli:
Blümler, Eliſabethe Margarethe geb. Kraft. Witwe des
Tag=
löhners, 82 Jahre, Babenhauſen, Martinspfad 72. Zahn,
Mar=
garethe, geb. Röder, Ehefrau des Oberfeuerwehrmanns i. R. 65
Jahre, Pädagogſtr. 6. Am 22. Juli: Schmidt. Minna
Philo=
mena Juliane Wilhelmine, geb. Kaltenegger, Köchin. Witwe des
Taglöhners, 73 Jahre Pankratiusſtr. 12 Hirſchkorn,
Abra=
ham, Kaufmann, 51 Jahre, verh Eliſabethenſtr. 64. Scherf,
Ottilie, ohne Beruf, ledig, 75 Jahre, Mathildenplatz 18. Am
24. Juli: Fiedler, Sofie, geb. Storck, Ehefrau des
Fabrikar=
beiters, 32 Jahre, Arheilgen, Martinspfad 72. Am 23. Juli;
Dächert, Magda, 4½ Stunden, Tochter des Modellſchreiners,
Eberſtadt. Martinspfad 72. Renkel. Irma Marie, 11 Jahre,
Tochter des Kanzlei=Aſſiſtenten, Heinheimerſtr. 61. Thomas,
Eliſabeth, geb, Laumann, 53 Jahre, Ehefrau des Landwirts,
Erzhauſen; „Eliſabethenſtift. Eckers, Wilhelm
Maximi=
lian, Schreiner, 50 Jahre, verh., Sandbergſtr. 49. Am 21. Juli:
Stephan, Apollonia, geb. Lennert, Ehefrau des
Schuhmacher=
meiſters, 46 Jahre, Jahnſtr. 27. Am 25. Juli: Becker, Georg,
Schloſſer 34 Jahre, verh., Pankratiusſtr. 71. Am 26. Juli: Scheid.
Georg Karl. Kaufmann, ledig, 24 Jahre, Ballonplatz 10. Keil,
Georg, Schuhmacher, 62 Jahre, verh. Reinheim i. O.:
Hermanns=
ſtraße 6. Am 28. Juli; Hörr, Willi, Schmied, 20 Jahre ledig,
Fränkiſch=Crumbach; Hermannsſtr. 6. Mager, Peter, Former,
61 Jahre verh. Weiterſtadt; Stadtkrankenhaus
Kirchliche Nachrichten.
Evangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte.
Samstag (29. Juli).
Stadtkirche. Abend3 8,30 Uhr: Abendandacht.
Paul=Gerhardt=Hau (G=meindehaus der Wldkolonie). Abend38 Uhr: Chriſtenlehre
7. Sonntay nach Trinitati3 (39. Juli).
Ii allen Kirchen Kollekte für den Bzu evanz. Gemeindehäuſer.
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Vogel. Die Stadtkirche iſt
wochentags von 9 bis 5 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang Nordtüre.
Stadtkapelle. Vorm. 8 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß. Abends 6 Uhr:
Abend=
gottesdienſt. Pfarrer Köhler. — Mittwoch, 2. Auzuſt, abends 8,15 Uhr: Bibelſtunde.
Pfarrer Köhler.
Schloßkirche. Vereinigung zur Abhiltung lutheriſcher Gottesdienſte: Vorm. 9,30 Uhr:
Beichte und Anmeldung in der Sakriſtei. — Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier
des heiligen Abendmahls. Pfarrer Lautenſchläger.
Martinskirche. Vorm. 7 Uhr: Frühgottesdienſt. Pfarrer Köhler, Vorm. 10 Uhr:
Hauptgottesdienſt. Pfarrer Dr. Bergér. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt für die
Martinsgemeinde Weſt. Pfarrer Dr. Bergér. Vorm. 9,15 Uhr: Chriſtenlehre für die
Martins jemeinde Oſt, Gruppe l und II, im Mirtinsſtift. Pfarrer Köhler.
Kapelle des Städt. Alterdheims. Vorm. 10 Uhr: Pjarrer Köhler.
Johannedkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Goethe. Die Johannes=
Urche iſt wochentags von 7bis 7 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 10 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt unter Mitwirkung des Kirchenchors. Pfarraſſiſtent Junker, Vorm. 11,15 Uhr:
Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent Junker.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier
des heiligen Abendmahls. Anmeldung von 9,30 Uhr an in der Sakriſtei. Pfarrer Weiß.
Die Beſſunger Kirche iſt von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends zur ſtillen Andacht geöffnet.
Eingang durch das Haupttor.
Pauluskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer A. Müller.
Stiftskirche. Vorm 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Waldeck. Der
Kindergottes=
dienſt fällt aus. — Donnerstag, 3. Auguſt, abends 8 Uhr: Betſtunde
Amtshandlungen an Auswärtigen hat bis zum 12. Auguſt Herr Dekan Zimmermann;
vom 13. Auguſt an Pfarrer Heß.
2. Veranſtaltungen.
Martinsgemeinde: Gemeindehaus (Liebfrauenſtr. 6). Dienstag, 1. Auguſt,
abends 8 Uhr: Jugendvereinigung. — Donnerstag, 3. Auguſt, abends 8 Uhr:
Mädchen=
vereinigung (Weſt). — Freitag, 4. Auguſt, abends 8 Uhr: Fugendvereinigung, ältere
Abteilung.
Martinsſtift (Müllerſtr. 28). Donnerstag, 3. Auguſt, abends 8 Uhr:
Mädchenver=
einigung (Oſt).
Saal der gleinkinderſchule (Mzuerſtr. 5). Donnerstag, 3. Auguſt, abends 8 Uhr:
Poſaunenchor.
Fohannesgemeinde: Gemeindehaus (Kahlertſtr. 26). Montag, 31. Juli, abends
8 Uhr: Sitzung de Gemeindevertretung.
Paul=Gerharor=Hau3 (Gemeindehaus der Waldkolonie). Donnerstag, 3. Auguſt,
abends 8 Uhr: Mütterabend.
Petrusgemeinde: Gemeindehaus (Eichwieſenſtr. 8). Montag, 31. Juli, abends
8.15 Uhr: Mädchenvereinigung. Abends 8,15 Uhr: Jugendvereinigung. — Mittwoch,
2. Auguſt, abends 6 Uhr: Pſaunenchor. — Samstag, 5. Auguſt, abends 7,30 Uhr:
Singekreis.
Bibelſtundenſaal der neuen Trainkaſerne (Eſchollbrücker Str. 44),
Donners=
tag, 3. Auguſt, abends 8,15 Uhr: Chriſtliche Pfadfinderſchaft.
Eliſabethenſtift (Erbacher Str. 25). Ev. Sonntagsverein: Sonntag, 30. Juli,
nachm. 4—7 Uhr: Vereinsſtunden.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde. Vorm. 11 Uhr:
Kindergottesdienſt. Nachm. 3,30 Uhr: Bibelſtunde, Herr Bringmann. — Montag,
nachm. 4 Uhr: Frauenmiſſionsarbeitsſtunde. — Dienstag, nachm. 4 Uhr:
Frauenbibel=
ſtunde. Abends 8,30 Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Herr Markwort. — Mittwoch, abends
8,30 Uhr: Gemiſchter Chor. — Donnerstag, abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr
Bring=
mann. — Freitag: Die Bibelſtunde in der Beſſunger Mädchenſchule fällt aus. —
Sams=
tag, abends 6 Uhr: Eiſenbahner=Vereinigung. Abends 8 Uhr: Poſaunenchor.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtr. 24). Sonntag, nachm. 2,30 Uhr: Jugendbundſtunde
für junge Männer, 4,45 Uhr: Jugendbundſtunde für junge Mädchen. — 5.45 Uhr:
Gebetsſtunde für junge Mädchen. Abends 8,30 Uhr: Spaziergang für junge Mädchen.
Montag abends 8,30 Uhr: Lautenſtunde. — Dienstag, abend3 8,30 Uhr: Freundeskreis
für junge Mädchen: Baſtelabend. — Mittwoch, nachm. 3 Uhr: Kinderbund und E. C.=
Fungſchar für Mädchen. Abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für junge Minner. Abends 8.30
Uhr: Freundeskreis für junge Männer: Beſprechung über Gruppenarbeit. — Freitag,
nachm. 5,15 Uhr: Spielen auf dem Sportplatz. — Samstay, nachm. 3 Uhr: Linderbund
und E. C.=Jungſchar für Knaben.
Heimabende für orstfremde junge Mädchen: Freundinnenheim, Sandſtr. 24.
Feden Donnerstag, abends 8,15 bis 10 Uhr: Zuſammenkunft. Feden zweiten und vierten
Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
Mädchen=Bibelkreis (M.=B.=K.), Heinrichsſtraße 31 II. Mittwoch, 2. Auguſt, abends
8 Uhr: Ferienkreis.
3. Gemeindeämter.
Ev. Wohlfahrtsdienſt. Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, VorderkAus, 1 Treppe.
Sprech=
ſtunden vorm. von 10 bis 12 Uhr und nachm. (außer Samstagsar o 5 bis 6 Uhr.
Fern=
ſprecher 4584.
Diakonenſtation für männliche Krankenpflege: Heidelberger Str. 21. Fernſprecher
Nr. 2883.
Diakoniſſenſtationen: „Gemeindehaus, Kiesſtr. 17; Martinsſtift, Müllerſtr. 28;
Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6; Gemeindehaus, Kahlertſtr. 26; Gemeindehaus,
Eich=
wieſenſtr. 8; neben der Banluskirche,Ohlyſtr.
Gemeindeamt für Kirchenſteuerangelegenheiten: Gemeindehaus, Kiesſtr. 1 7
Hinterhaus, Saal 3. Geſchäftsſtunden vorm. von 8 bis 12 Uhr und nachm. von 3 bis
5,30 Uhr: außer Dienstag= und Freitagnachmittag. Fernſpr. 2379.
Zahlſtelle für das Kirchnotgeld: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, Hinterhaus Zimmer 4.
Zahltage: Montag, Mittwoch und Donnerstag vorm. von 9 bis 12 Uhr.
Evangeliſches Arbeiterſekretariat (Feierabend, Stiftsſtr. 51):
Rechtsauskunfts=
ſtelle. Sprechſtunden vorm. von 10—1 Uhr. Fernſpr. 2288.
Privatpflegeſtation des Heſſiſchen Diakonievereins, Freiligrathſtr. 8, Fernſpr. 245.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Die Chriſtengemeinſchaft, Heidelberger Str. 14 (nächſt Heinrichſtr.). Sonntag,
30. Juli, vorm. 10 Uhr: Menſchenweihehandlung mit Predigt. Vorm. 11,20 Uhr:
Kinderſonntagshandlung. — Mittwoch, 2. Auguſt, vorm. 7,45 Uhr:
Menſchenweihe=
handlung. — Donnerstag, 3. Auguſt, vorm 10,30 Uhr: Menſchenweihehandlung. —
Freitag, 4. Auguſt, 20,15 Uhr: Vortrag, H. Kuhn, Pfarrer in der Chriſtengemeinſchaft.
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt, Mollerſtr. 40. Sonntag, 30. Juli, vorm 9.30
Uhr: Andacht. Prediger Kruſt. Abends 8 Uhr: Evangeliumsberkundigung. — Dienstag,
abends 8.15 Uhr: Vibelſtunde Prediger Kruſt.
Chriſtlich=wiſſenſchaftliche Vereinigung (Christian Seienge Society) in Darmſtadt,
Aula der Adolf Hitler=Bauſchule, Neckarſtr. 3. Gottesdienſte jeden Sonntag, vorm.
10 Uhr und jeden Mittwoch, abends 8.15 Uhr: Thema am 30. Juli: Liebe; Goldener
Text: Jeſaja 49: 13.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3. Sonntag, vorm. 10 Uhr:
Heiligungsverſamm=
lung. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt, abds. 8 Uhr: Heilsverſammlung. Mittwoch,
abds. 8 Uhr: Heilsverſammlung. Freitag, abds. 8 Uhr: Heiligungsverſammlung.
Vereinigung Evangeliſcher Freikirchen Deutſchlands.
1. Evangeliſche Gemeinſchaft, Schulſtr. 9. Sonntag, vorm. 9,30 Uhr:
Prebigt=
gottesdienſt. (Prediger Hähnel). Vorm. 10,30 Uhr: Sonntagsſchule. Nachm. 2,30 Uhr:
Jungſchar. Abends 8 Uhr: Gottesdienſt. — Montag, 8,30 Ihr: Jugendbund. — Dienstag,
abends 8,30 Uhr: Singſtunde — Donnerstag, abends 8.30 Uhr: Bibelſtunde.
2. Evangeliſche Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17.
Sonntag, vorm. 9,30 Uhr: Predigtgottesdienſt. Vorm. 10.30 Uhr: Sonntagsſchule.
Nachm. 4 Uhr: Evangeliſation. Prediger Hähnel. Abends 8,15 Uhr: Jugendſtunde. —
Dienstag, abends 8,30 Uhr: Singſtunde. — Mittwoch, abends 8,.15 Uhr: Bibelſtunde.
— Freitag, abends 8,30 Uhr: Gebetsſtunde
3. Methodiſten=Gemeinde, Wendelſtadtſtr. 38. Sonntag, vorm. 11 Uhr:
Sonntags=
ſchule. Abends 8 Uhr: Predigtgottesdienſt. Prediger Hirtz. Thema: Gottes Gerichte:
1. Die Sintflut. — Montag, abends 8 Uhr: Jugendbundſtunde. — Mittwoch, abends
8 Uhr: Bibelſtunde. — Donnerstag, nachm. 4 Uhr: Frauen=Miſſions=Verein.
Auswärtige Gemeinden.
Evangeliſche Kirche Griesheim. Sonntag, 30. Juli 1933. Vorm. 9.30 Uhr:
Predigt=
gottesdienſt. Pfarrer K. Göbel. Kollekte für evang. Gemeindehäuſer. Vorm. 10,30 Uhr:
Kindergottesdienſt. 1. Chriſtenlehre, Abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde. Stadtmiſſionar
Bringmann.
Friedenzkirche. Vorm. 9,30 Uhr: Predigtgottesdienſt. Pfarrer Mangold, Vorm.
10.30 Uhr: Lindergottesdienſt.
Evangeliſche Kirche Traiſa. Sonntag, 30. Juli 1933. Vorm. 8,45 Uhr: Chriſtenlehre.
9,30 Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 10,30 Uhr: Kindergottesdienſt der Gr. Vorm. 18 Uhr:
Kindergottesdienſt der Kl. — Donnerstag: Frauenabend.
Evangeliſche Kirche Roßdorf. Sonntag, 30. Juli, vorm. 9,30 Uhr: Gottesdienſt.
Erntebittfeier, Kollekte für ebang. Gemeindehäuſer. Jerpflichtung und Einführung der
neugewählten Kirchengemeindevertreter. Neuwahl des Kirchenvorſtandes. Die kirchlichen
Vereine habenin dieſer Woche Ferien
Evangeliſche Kirche Nieder=Ramſtadt. Sonntag, 30. Juli, vorm. 9,30 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt. — Diensta Jugendvereinigung. — Freitag: Jungmädchenverein.
Evangeliſche Kirche Ober=Ramſtadt. Sonntag, 30. Juli, vorm. 9.30 Uhr:
Gottes=
dienſt. Kindergottesdienſt fällt aus. — Montag: Jugendverein. — Dienstag: Bibelſtunde.
Mittwoch: 6 Uhr: Bubenjungſchar. 8,30 Uhr: Kirchenchor. — Donnerstag:
Poſaunen=
chor. — Freitag: 5 Uhr: Mädchenjungſchar, 8,30 Uhr: Mädchenverein. — Samstag:
Jugenoverein.
Einer der reizvollſten Orte des Odenwaldes mit dem
Aus=
gangspunkt zahlreicher Spaziergänge iſt das zirka 1000 Einwohner
zählende Hammelbach i. Odw. Am Nordabhang der Tromm
gelegen, 500 Meter über dem Meere, alſo nur 100 Meter weniger
wie die Tromm ſelbſt, iſt Hammelbach, was vielen nicht bekannt
ſein dürfte, Quellurſprung von Bächen, deren mehrere in ihrem
weiteren Lauf von Zeit zu Zeit zu Flüſſen anſchwellen können.
Da iſt in erſter Linie die Weſchnitz, dann die Ulfenbach, Steinbach,
Egelfurt und Gaßbach. Allgemein bekannt und viel begangen ſind
die Wege in und durch das Weſchnitztal, die vielfach romantiſch
ſchöne Landſchaftsbilder enthüllen, aber auch weniger begangene
Spazierwege, die dem Wanderer Erholung in wundervoller
Wald=
luft — Nadel= und Blätterwald — bieten, nehmen von
Hammel=
bach oder der näheren Umgebung ihren Ausgang und können
wie=
der dorthin führen, wo auch für ausgezeichnete Unterkunft in
Gaſt=
ſtätten und Fremdenpenſionen geſorgt iſt, Unterkunft, die auch
verwöhnteren Anſprüchen genügen kann, ohne den Nachteil allzu
hoher Preisgeſtaltung. Beſonders empfehlenswerte Spaziergänge
ſind etwa zum ſagenumwobenen Siegfriedsbrunnen bei
Wah=
len, nach dem Lindenſtein, nach dem Trommturm, Lindenbrunnen
und nach Lindenfels mit der Schloßruine, zur Walpurgiskapelle,
zur Seibertruhe uſw., nach dem nahegelegenen Weſchnitz mit
ſeinem weitbekannten Waldfriedhof und einer Reihe vorzüglicher
Erholungsgaſtſtätten. Wer längere Zeit zur Verfügung, etwa eine
Tagestour, kann bis zur Neunkircherhöhe wandern, oder zum neuen
Rudi=Wünzer=Turm bei Waldmichelbach.
Hammelbach ſelbſt hat ein mildes Höhenklima. Es liegt
un=
mittelbar an der Waſſerſcheide zwiſchen den Urſprüngen der
Ulfen=
bach und Weſchnitz. Keinerlei ſtörende Induſtrie iſt in der Nähe,
ſo daß Hammelbach als Luftkurort und Sommerfriſche für
Ruhe=
ſuchende und Erholungsbedürftige durchaus empfohlen werden
kann. Ausſichtstempelchen vermitteln einen herrlichen Rundblick
nach dem Katzenbuckel, dem Otzberg, zur Neunkircherhöhe, in das
Weſchnitztal, ja bis ins Ried, der Rheinebene und dem
Haardt=
gebirge. Ueberall iſt vorzügliches weiches, eiſenhaltiges
Trink=
waſſer vorhanden, und da Hammelbach auch ſich für den
Winter=
aufenthalt eignet, iſt auch Gelegenheit geboten für Ski= und
Rodelſport.
Hammelbach liegt zwar abſeits der Eiſenbahn, hat aber gute
Verbindung durch Auto und Pferdegeſpanne. Bequeme
Verbin=
dung iſt mit dem Poſtauto Heppenheim—Erbach geboten. Die
Eiſenbahnſtativnen ſind zugleich die Endſtationen der intereſſanten
abwechſelungsreichen Gebirgs= und Nebenbahnen Weinheim—
Fürth, bzwb, Wahlen, die von der Linie Heidelberg — Frankfurt
abzweigt.
Aus der Hammelbacher Geſchichte geben wir nach einer
Ver=
öffentlichung des früheren Bürgermeiſters Röth Folgendes wieder:
Hammelbach, urkundlich auch Hamelbach mhd. hamel —
abſchüſ=
ſiger Ort, geſchrieben, iſt eine alemanniſche Anſiedlung und ein
alter Grenzort der Kurpfalz. Es liegt auf der Waſſerſcheide. Es
entſpringen hier die Flüßchen Weſchnitz und Ulfenbach und die
Bäche Engelfurt und Gaßbach. Es liegt am Nordabhang der
Tromm in einer Meereshöhe von 450 bis 520 Meter in den
An=
fängen der Urſprungstäler der Weſchnitz und Ulfenbach, die nur
einen ſehr kleinen Durchblick durch das Gebirge gewähren. Der
Ort iſt ſozuſagen, mit Ausnahme der jetzt genannten Durchblicke,
nach allen Seiten von Bergen umrahmt. Wir brauchen uns
des=
halb nicht zu wundern, wenn dieſer nach allen Seiten ſo gut
ge=
ſchützte Erdenfleck ſchon in den frühſten Jahren der deutſchen
Geſchichte eine namhafte Rolle ſpielte und auch heimgeſucht wurde.
Es iſt daher ſehr gut erklärlich, daß aus den früheren
Jahrhunder=
ten nur mündliche Ueberlieferungen vorhanden ſind, die ſich auf
die Geſchichte der mehr im Inneren des Landes gelegenen Orte
ſtützen. Zum erſten Male finden wir Hammelbach im Jahre 892
kurz erwähnt. Von da ab iſt eine Lücke eingetreten, die bis jetzt
noch nicht erforſcht iſt. Um die Jahre 1200 herum beſtand
Hamel=
bach aus 9½ Huben (1 Hube — 300 Morgen). Hamelbach war der
Sitz der kurpfälziſchen Eicher oder Hamelbacher Cent und gehörten
zu dieſer Cent die Orte: Hamelbach, Ober=Scharbach, Nieder=
Scharbach, Affolterbach, Groß=Ellenbach und Wahlheim. Im Jahre
1430 errichtete man hier eine Weistum und Kundſchaft. Die nie=
dere und vogteiliche Gerichtsbarkeit über die einzelnen Orte war
meiſtens zu Lehen gegeben. Das hohe Centgericht aber dehnte ſich
nicht bloß über dieſe, ſondern über mehrere umliegende Dörfer aus.
Das Centgericht wurde zwiſchen Litzelbach und Nieder=
Schar=
bach bei einer großen gefällten Eiche, woher die Cent ihren Namen
hat, abgehalten. Die Strafen beſtanden in Erhängen, durch Ruthen
aushauen oder am Gerichtsſtühl und wurden am Flüßchen
Egel=
furt, wo auch der Galgen errichtet war, geſühnt.
Hamelbach hatte eine eigene Wein= und Feuchtmaßeiche.
Die Lehnsträger um 1300 waren zuerſt die Kreiſſe von
Lin=
denfels, dann durch Pfandſchaft ihrer Anverwandten die
Land=
ſchaften von Steinach, zuletzt die Grafen von Erbach, welche ſie
wieder an Kurpfalz vergleichsweiſe zurückgaben. In der Cent
hatte die Kurpfalz in früheren Zeiten eine Schäferei, gab dieſe
aber der Einwohnerſchaft gegen Weidgeld.
Im Jahre 1316 wurde Hamelbach von Kaiſer Ludwig an
Siegfried von Pavey, einen Edelknecht, für 215 Pfund Heller
verpfändet. Dieſe Pfandſchaft haben die Gebrüder Hartwich und
Wimmer Kreiß von Lindenfels 1324 gelöſt und ſind dieſelben
eingetreten. Erſterer verſicherte mit Einwilligung des
Pfalz=
grafen Rupprecht des Aelteren 1357 ſeiner Gemahlin Eliſabeth,
Landſchadin von Steinach, ein Wittum von 100 Mk. Silber auf
Hamelbach.
Unſere Berge, die früher der Schutz und die Zuflucht der
Menſchen waren, ſind auch ſtehen geblieben, und ſeit einigen
Jahr=
zehnten ſucht der abgeſpannte Städter unſere wunderbaren
Wal=
dungen mit den eng eingeſchnittenen Wieſentälchen und zahlloſen
Quellenbächlein wiederum als Zufluchtsort auf. Er ſucht hier an
der Wurzel der deutſchen Heimat, neue Kraft, Stählung ſeiner
Nerven und die reine ozonreiche Luft.
*Hirſchhorn.
Aus Geſchichke und Landſchaff.
In Hirſchhorn vermählt ſich der Reiz ſchöner Landſchaft mit
reicher Fülle geſchichtlicher Erinnerungen. Mag man vom Kahn
aus den Blick emporrichten zum burgbekrönten Wäldchen oder
mag man nach ſteilem Aufſtieg von ragender Wehr in das Tal
hinabſchauen, immer wieder hat ein empfänglich Herz Freude
an der Schöne dieſer alten Neckarſiedlung.
Die Burg, eine Arbeit von Geſchlechtern, einſt wuchtiger
Ausdruck der Unbeſiegharkeit, heute altersgrau und verwittert,
kleibt auch in Trümmern eindrucksvoll. Auf die Terraſſen des
Schloßbergs ſind die drei Teile der Geſamtanlage geſchichtet. Aus
der am tiefſten gelegenen Vorburg führt uns ein efeuumrankter
Torbau zu der unteren Burg. Zwei ungleiche Turmbrüder, durch
einen Wehrgang verbunden, der eine rund, der andere viereckig,
haben ausgedient auf feindwehrender Wacht. Die Höhe des
Bau=
geländes überwölbt die obere Burg mit dem alles überragenden
Wartturm. Hier ſteht auch das ſtattliche Herrenhaus, das zwiſchen
grünen Bäumen auf das Städtchen heruntergrüßt.
Die Ritter von Hirſchhorn, einſt mainziſche Lehnsleute,
erfreu=
ten ſich um 1360, zu einer Zeit, in der der ritterliche Adel reich
war an armen Schluck, einer außergewöhnlichen Wohlhabenheit.
Es iſt kein Geheimnis, daß ſie manchem ſchuldenwimmelnden
Kaiſer aus der Klemme geholfen haben. Von König Wenzel
er=
wirkten ſie das Recht, das an den Fuß des Berges gelehnte
Dörf=
chen mit Mauern und Türmen zu umgeben, und ſchon im Jahre
1396 erhielt Hirſchhorn Stadtrecht.
Unter den Rittern von Hirſchhorn ragten einige Prachtkerle
heraus, ſo die Ritter Georg II. und Engelhard IV.,die ſich zur
Re=
formation bekannten, Hans X., der als weiſer Regent, ein ſeiner
Zeit vorauseilender Führer und Neugeſtalter auf allen Gebieten
geprieſen wird. Der letzte dieſer Recken war der heißblütige
Friedrich von Hirſchhorn, der 1600 im Zweikampf auf dem
Markt=
platz zu Heidelberg den letzten Ritter von Handſchuhsheim erſtach
und in der Kilianskirche zu Heilbronn ſein Grab fand. Der Fluch
der Mutter des Getöteten, Friedrich möge als letzter ſeines
Stam=
mes ſterben, ging in Erfüllung. Hirſchhorn fiel wieder an
Kur=
mainz, und der alte Glaube zog wieder ein in die ſchöne gotiſche
Kirche des Karmeliterkloſters. In dieſem zur Sühne für
eine Jähzornstat errichteten Gotteshaus und der angebauten St.
Annakapelle feſſeln uns neben gotiſchen Malereien die
Grabdenk=
mäler der Edlen von Hirſchhorn.
Oberhalb des Städtchens zwingt der Vorſprung des
Hunger=
bergs den Neckar zu einem großen Bogen. Auf der ſo
entſtehen=
den Halbinſel dehnte ſich ſchon im 8. Jahrhundert das Dorf
Ers=
heim aus. Aber Ueberſchwemmungen haben aus der
aufſtreben=
den Siedlung die Einwohner verſcheucht, ſo daß im 16.
Jahrhun=
dert nur noch einige Ziegelbrenner auf dem unſicheren Grund
lebten. An die Vergangenheit erinnern die Ersheimer
Ka=
pelle, der Friedhof mit dem Elendſtein, einer ſchön
gearbei=
teten gotiſchen Säule, die einen kleinen, durch ein Glasfenſter
ge=
ſchloſſenen Raum zum Anbringen eines Lichts enthält, nicht
zu=
letzt geheimnisvolle Sagen, die dieſe Stätte umwehen. Wer hat
noch nichts gehört von dem Geiſtergottesdienſt zu Ersheim in der
Allerſeelennacht, von dem großen ſchwarzen Hund, der den
ver=
borgenen Schatz der Ersheimer Kirche bewacht und den Schlüſſel
zu der Goldkiſte in ſeinem Maule trägt, von dem unſteten Ritter
Lindenſchmitt, der auf kohlrabenſchwarzem Roſſe durch die Nacht
ſtürmt, ſein abgeſchlagenes Haupt unter dem Arme tragend?
Den Wanderer lockt die ſchöne Umgebung zu lohnenden
Aus=
flügen. Es iſt gewiß kein Zufall, daß die farbigen Linien der
Wegbezeichnung des Odenwaldklubs ſo zahlreich auf Hirſchhorn
zueilen. Wer ſich über den Schloßberg erhebt und den „
Stei=
nernen Tiſch” erreicht, genießt eine prachtvolle Ausſicht. Von
hier erreicht man über Jgelsbach das von waldreichen Bergen
um=
randete, maleriſch gelegene Eberbach. Man kann ſich auch
nord=
wärts in das anmutige Finkenbachtal verlieren und über
Hain=
brunn nach Rotenberg ſtreben, das auf ausſichtsreiche Höhe
geſtellt iſt. Ein Aufſtieg im Ulfenbachtal führt nach dem reizend
gelegenen Pfarrdorf Heddesbach. Der Nordmarſch mit dem
Ziel Waldmichelbach durchſtreift Siedlungen, die auf den
Karten den Namen Schönmattenwag, auf den Lippen den
Namen „Schimetewoog” tragen. Der Volksmund hat die
alte Bezeichnung „spumosum stagnum” trefflich überſetzt. (
Schäu=
mende Woog.) Auch ein Gang über Darsberg durch herrlichen
Wald ſei empfohlen. Doch damit ſind nur einige Winke gegeben.
Wer als Kurgaſt kleine Spaziergänge undernehmen will, der
wird eingeladen durch wohlgepflegte Wege, die immer wieder
neue, abwechſlungsreiche Bilder vor das Auge ſtellen. Schon in
einer halben Stunde bricht man in das Geheimnis der
Wald=
bruderhütte, wo Leonhard der Einſiedler, durch Friedrich
von Hirſchhorn vertrieben, ſein Tiſchlerhandwerk betrieben haben
ſoll. Man kann auch einmal den Abhang des Dammberges
ent=
lang ſchreiten nach dem Wildweiberſtein, aus dem der Volksmund
einen Wittweiberſtein gemacht hat. Eine weiße Frau ſoll hier ihr
Weſen treiben und dem einſamen Wanderer Schrecken einjagen.
Die ſchönſte Beigabe, um die wir Hirſchhorn beneiden, iſt aber
der bewegte Fluß. Wald und Waſſer verbürgen eine würzige,
anregende Luft und machen die erſchlaffende Schwüle unmöglich,
die uns ſo manchen landſchaftlich begnadeten Ort im Sommer
un=
erträglich macht. Der Neckar iſt der wahre Freudenſpender, der
Friedliche gibt Paddlern und Pudlern, Schwimmern und Ruderern
ein jauchzendes Daſein. Kahn und Dampfboot laden zu wonniger
Fahrt. Schaut man nicht von ſchaukelnden Booten in ein Stück
Mittelalter, in ein ſtilles Plätzchen mit winkeligen Gäßchen, mit
Torbogen, Erkern und Giebeln, in ein Idyll, in dem Bahn und
Auto als Fremdkörper erſcheinen? Wer ſich, entzückt von all der
Schönheit, von den Wellen dahintragen läßt, ahnt nicht, daß der
Neckar auch Launen und Tücken hat. Alte Bücher erzählen von
dem Zwinger Loch, einem mächtigen Strudel, und der
gefähr=
lichen Spielmannsfurt, einer Stelle unterhalb Hirſchhorns.
wo fünf Spielleute mit ihrem Fährmann, dem Fiſcher Stapf, ein
naſſes Grab gefunden haben. Die fröhlichen Muſikanten hatten
bei der Hochzeit Friedrichs von Hirſchhorn mit Urſula von
Stern=
fels wacker aufgeſpielt. In der Nacht wollten ſie noch nach Hauſe
fahren. Auf der Ueberfahrt ſtimmten ſie ein luſtig Stücklein an.
Bald gurgelten ihnen die mitleidsloſen Wellen ein Grablied.
Mein „Hiſtorizismus” hat mich wieder einmal abgelenkt. Ich
wollte ja erzählen von den Fröhlichen, die in Hirſchhorn jetzt zu
Gaſte ſind, und in einer Zeit, in der das Geld nicht über die
Grenze getragen werden darf, andere auffordern, in dieſem
gottge=
ſegneten Winkel am Neckar einmal Einkehr zu halten. E. K.
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Seite 10 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, A. Jt
Die jungen Anhänger Muſſolinis ziehen durch die Münchener Propyläen zum Braunen Haus.
Die 400 jungen Italiener, die ſich auf einer Reiſe durch Deutſchland befinden, wurden in der
baye=
riſchen Hauptſtadt von Adolf Hitler empfangen, der vor ihnen eine zündende Rede hielt. Danach
marſchierten ſie gemeinſam ins Braune Haus, wo der ſtellvertretende Führer der NSDAP., Rudolf
Heß, ſie begrüßte.
Zuverläſſig verlautet, daß das amerikaniſche Luftſchiff „Macon” demnächſt eine Europareiſe
unter=
nimmt. Der amerikaniſche Konſul ſoll ſich mit der Luftfahrtbehörde in Sevilla bereits in
Ver=
bindung geſetzt haben, um Auskünfte über die Landungsmöglichkeiten zu erhalten.
Oub Amernäntſche Meiemafticeftsttten
Loillnee nach entopd.
Die feierliche Enkhüllung des Denkmals der „Niobe‟=Opfer.
Kranzniederlegung an dem Ehrenmal in Anweſenheit hoher Vertreter der Reichsmarine.
Reich und Ausland.
Zuſammenſtoß zwiſchen Skraßenbahn
und Polizeianko.
Frankfurt a. M. Am Donnerstag abend
erfolgte auf der Kaiſerſtraße Ecke Neue
Mainzer=
ſtraße ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Auto
der Offenbacher Polizei und einem
Straßenbahn=
zug. Zwei Inſaſſen des Autos wurden verletzt
und mußten ins Krankenhaus gebracht werden.
Während einer nach Anlegung eines Verbandes
wieder entlaſſen wurde, ſcheinen die
Verletzun=
gen des anderen ernſter Natur zu ſein. Die
Schuldfrage iſt noch nicht einwandfrei geklärt.
Einbrecher angeſchoſſen.
Frankfurt a. M. In der Nacht zum
Freitag verſuchte ein Einbrecher in ein Haus
„Unter den Buchen” einzudringen. Er ſtieg durch
ein offenſtehendes Fenſter in die
Parterrewoh=
nung, wo eine Hausangeſtellte ſchlief. Durch das
Geräuſch wurden die Wohnungsinhaber wach
und der Täter flüchtete. Der Wohnungsinhaber
rief den Täter an und forderte ihn zum
Stehen=
bleiben auf. Da er trotzdem die Flucht ergriff,
machte der Wohnungsinhaber, der im Beſitz
eines Waffenſcheines iſt, von der Schußwaffe
Gebrauch und brachte dem Einbrecher einen
Schuß in den Oberſchenkel bei. Der Einbrecher
konnte dann feſtgenommen werden und wurde
dem Städtiſchen Krankenhaus zugeführt.
Profeſſor Eduard Schütt geſtorben.
Meran. Hier ſtarb der bekannte Pianiſt
und Komponiſt Eduard Schütt. Er war 1856 in
Regensburg geboren. Auf ſeinen Reiſen durch
Europa und Amerika feierte er große Triumphe.
Auch als Komponiſt von Klavierwerken iſt
Pro=
feſſor Schütt hervorgetreten.
Die Hochzeit des Turnierreiters
Oberleuknank Nagel.
Miniſterpräſident Göring beglückwünſcht den ſo
erfolgreichen Turnierreiter nach ſeiner Trauung
in Aachen, wohin der Miniſter von Sylt her, wo
er ſeine wenigen Urlaubstage verbringt, eigens
im Flugzeug gekommen war. Oberleutnant Nagel
gehörte u. a. der deutſchen Reitermannſchaft an,
die in Rom die Coppa Muſſolini errang.
Burg (auf Fehmarn). Aus Anlaß des erſten
Jahrestages des „Niobe”=Unterganges im
Feh=
marnbelt fand am Gammersdorfer Strand auf
Fehmarn gegenüber der Stelle, wo das
Schul=
ſchiff gekentert war, eine ſchlichte
Totengedenk=
feier ſtatt, an der Abordnungen der SA., des
Stahlhelm, der Hitlerjugend ſowie weite Kreiſe
der Inſelbevölkerung teilnahmen. Auch der
nach 15 Jahren ſeine ihm geraubte
Brieftaſche zurück.
Weſterburg. Durch Vermittlung eines
Pfarrers der Baptiſtengemeinde in Sidney
(Auſtralien) erhielt dieſer Tage der 1918 ſchwer
verwundet in franzöſiſche Kriegsgefangenſchaft
geratene Kriegsteilnehmer Joſef Held aus
Dreisbach (Weſterwald) ſeine ihm damals von
einem auſtraliſchen Kolonialſoldaten geraubte
Brieftaſche zurückerſtattet. Der Auſtralier war in
der Gefechtszone am 8. Auguſt 1918 an Held, der
mit einem Beinſchuß vor der Stellung lag,
her=
angetreten und bat ihn in franzöſiſcher Sprache,
ihm ein Andenken zu überlaſſen. Da Held der
franzöſiſchen Sprache nicht mächtig war, den
Soldaten nicht verſtand und ihm deshalb keine
Antwort gab, feuerte dieſer einen Schuß auf ihn
ab, der Held die rechte Seite durchbohrte und
nahm ihm dann die Brieftaſche mit Briefſchaften
und Photographien ab. Jetzt, nach 15 Jahren,
wurde dem auf ſo eigenartige Weiſe um ein
An=
denken Angegangenen ſein Eigentum mit einem
Belegſchreiben eines Matroſen des vor einiger
Zeit zu Beſuch in Auſtralien weilenden deutſchen
Kreuzers „Köln” übermittelt, in dem
mitge=
teilt wird, daß der ehemalige auſtraliſche
Front=
kämpfer glücklich ſei, ſich von dem für ihn mit
traurigen Erinnerungen verknüpften Andenken
trennen zu können.
Engliſcher Fiſchkutter geſunken.
Paris. Auf der Fahrt von Nantes nach
England überrannte der japaniſche Dampfer
„Schotemaru” an der bretoniſchen Küſte einen
franzöſiſchen Fiſchkutter, der innerhalb weniger
Minuten ſank. Von der drei Mann ſtarken
Be=
ſatzung des Fiſchkutters konnte nur ein Mann
gerettet werden.
frühere Kommandant der „Niobe”,
Bürger=
meiſter Lafrenz=Burg, wohnte der Feier bei.
Paſtor Lienau=Langkirchen hielt die
Gedächtnis=
rede. Anſchließend wurde der Grundſtein zu
einem Ehrenmal gelegt. Bei dem zu errichtenden
Ehrenmal handelt es ſich um einen ſchlichten
Stein mit Kreuz. Der Stein wird vom
Stahl=
helm und das Kreuz von der NSDAP. geſtiftet.
Exploſion in einem Kaliſchacht.
Zwei Todesopfer.
Nordhauſen. Bei einer Begehung des
Kaliſchachtes Craja gerieten geſtern der
ſtell=
vertretende Betriebsführer Thiele und der
Berg=
ſchüler Nolte auf einer alten nicht mehr
benutz=
ten Strecke in brennbare Gaſe. Auf unaufgeklärte
Weiſe entzündeten ſich dieſe Gaſe, wobei Thiele
und Nolt ſo ſchwere Brandwunden erlitten, daß
ſie nach ihrer Einlieferung in das Krankenhaus
ſtarben. Die Herkunft der Gaſe iſt bisher noch
nicht reſtlos geklärt, da die bergpolizeiliche
Un=
terſuchung noch im Gange iſt.
Große Hikewelle über Frankreich
und England.
Vier Todesopfer der Hitze in London.
Paris. Die große Hitzewelle, die ſeit
ge=
raumer Zeit über Frankreich lagert, hat im
Laufe des Donnerstag noch zugenommen. Das
Barometer zeigte ſchon gegen 10 Uhr vormittags
31 Grad in Paris und ſtieg im Laufe des
Nach=
nittags auf faſt 36 Grad.
London. Der Donnerstag war der bisher
heißeſte Tag dieſes Jahres in London. Die
Tem=
peratur ſtieg bis zu 33,5 Grad Celſius bei
drük=
kender Schwüle. Bisher ſind vier Todesopfer
in=
folge Hitzſchlags gemeldet worden. Am
Nach=
mittag ſetzten ſchwere Gewitter ein, die in
ein=
zelnen Stadtzteilen Londons erhebliche
Ver=
wüſtungen au ſichteten.
Schlagr etterexploſion in der Türkei.
Iſtanbus. In einem der Kohlenbergwerke
bei Zonguldäk Eeignete ſich eine ſchwere
Schlag=
wetterexploſion. Bisher konnten vier Leichen
ge=
borgen werden. Sieben Bergleute werden noch
vermißt.
Weſterwälder Kriegskeilnehmer erhälk
Großfeuer in einem pommerſchen
Dorfe.
14 Gebäude niedergebrannt.
Gollnow (Pommern). Am Freitag
mit=
tag, als faſt die geſamte Einwohnerſchaft auf
dem Felde beſchäftigt war, brach im Amalienhof
bei Gollnow ein Schadenfeuer aus. Zuerſt geriet
eine Scheune in Brand, die in wenigen Minuten
vollſtändig in Flammen ſtand. Durch den ſtarken
Wind wurde das Feuer von Gebäude zu Gebäude
getragen und auf neun Hofſtellen, insgeſamt
acht Scheunen und ſechs Viehſtälle eingeäſchert.
Das Grohvieh konnte gerettet werden, jedoch iſt
die geſamte Ernte vernichtet und ebenſo eine
große Menge landwirtſchaftlicher Maſchinen.
Man vermutet, daß das Feuer durch ſpielende
Kinder verurſacht wurden iſt.
Vor dem Skark zum Aklankik-Rückflng.
Shoal Harbour. Nachdem die
Witte=
rungsberichte günſtig lauten, iſt der Start zum
Rückflug der 24 Flugboote am Samstag morgen
zu erwarten. Die Schiffe auf dem Atlantiſchen
Ozean melden im allgemeinen gutes Wetter. Die
Vorbereitungen für den Start ſind daher
be=
ſchleunigt worden. Die 24 Flugboote haben
hin=
reichend Brennſtoff gefaßt. — Wie aus Valentia
in Irland gemeldet wird, ſind dort die
Vorbe=
reitungen für die Waſſerung ebenfalls beendet.
Es wurden auch Scheinwerfer für eine etwaige
Nachtlandung aufgeſtellt.
Kronfeld vermißt.
Paris. Der bekannte öſterreichiſche
Segel=
flieger Kronfeld wollte ſich geſtern vormittag
durch ein Motorflugzeug von Straßburg aus
nach dem Pariſer Flughafen Le Bourget
ſchlep=
pen laſſen, um dann mit ſeinem Segelflugzeug
„Auſtria” Segelflüge vorzunehmen. Obwohl der
Start glänzend gelang, war in den
Nachmittags=
ſtunden in Paris noch keine Nachricht über den
Verbleib Kronfelds eingetroffen.
Elly Beinhorn von ihrem Afrika=
Rundflug zurückgekehrt.
Die erfolgreiche Pilotin nach ihrer
Wieder=
ankunft auf dem Tempelhofer Feld, wo ſie vor
mehreren Wochen zu einem Flug rund um
Afrika aufſtieg, den ſie jetzt glücklich beendete.
Samstag, 29. Juli 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 208 — Seike 11
PAus dein deutfchen fen.
Der deutſchen Oſtmark älkeſte Stadt, mit Kapikelſchloß, Dom und Danzker, dem größken Feſtungskurm
des Mitkelalters.
Marienwerder.
Der Zauber, der die Marienburg, dieſen Gralstempel der
deutſchen Seele, umgibt, hat es wohl bedingt, daß der ähnlich
klingende. Name Marienwerders verdunkelt, ja mitunter mit
der Marienburg verwechſelt worden iſt. Nur ſo iſt es eigentlich
zu erklären, daß im großen deutſchen Vaterlande vielfach eine
Unkenntnis von der älteſten Stadt der deutſchen Oſtmark
anzu=
treffen iſt, die in der Geſchichte des deutſchen Oſtens von den
älteſten Zeiten an bis auf den heutigen Tag eine
hoch=
bedeutende Rolle geſpielt hat und nach menſchlicher Vorausſicht
auch noch in der Zukunft ſpielen wird.
Der uralte Kampf um die Weichſel gibt dem Kampfe um
den Rhein an Schwere nichts nach. Die Weichſelniederung iſt
deutſches Kulturgebiet: ſchon zur Zeit der Geburt Chriſti waren
Oſt= und Weſtpreußen, Poſen, Schleſien, Böhmen, kurz die
geſamte Oſtmark von Goten, Burgunden, Vandalen, Silingen,
Markomannen, alſo von rein germaniſchen Völkern bewohnt.
In der Gegend von Marienwerder führte ſchon die alte
Wirt=
ſchaftsſtraße in weſtöſtlicher Richtung von Brandenburg nach
Königsberg über die Weichſel und kreuzte ſich dort mit der noch
älteren „Bernſteinſtraße”, dieſem berühmten Handelswege des
Altertums, auf dem das „Gold der Oſtſee” — der Bernſtein —
ſowohl nach Rom als auch nach Byzanz und von dort nach dem
Orient geholt wurde; der Bedarf an Bernſtein iſt im Orient
deshalb ſo bedeutend, weil der mohammedaniſche Roſenkranz
nach den Vorſchriften des Koran aus Bernſtein beſtehen muß.
Als Sinnbild germaniſcher Kraft und Kühnheit ragt des
Deutſchen Ordens gewaltiges Backſtein=Gotik=Bauwerk zu
Marienwerder, in dem Kapitelſchloß, Dom und der hiſtoriſche
Danzker vereinigt ſind, weit in die Weichſelniederung hinein
und harrt der Stunde, in der die Domglocken verkünden können,
daß das Land weſtlich des Weichſelſtromes — das „Korridor”=
Gebiet — wieder deutſch geworden iſt. Auf ſteiler Höhe, 5
Kilo=
meter öſtlich der Weichſel, im Jahre 1232 von dem Landmeiſter
Hermann Balk gegründet, verkörpert dieſer wuchtige
Ordens=
baukomplex faſt noch mehr als die Marienburg den
männlich=
kämpferiſchen Herrſcherwillen des Deutſchen Ordens, und
pracht=
voll iſt der Blick von der Höhe des Turmes auf das deutſche
Land öſtlich der Weichſel, auf das verlorene deutſche Land —
das „Korridor”=Gebiet — weſtlich der Weichſel und auf die
Stadt Marienwerder. Schon im Hoch= bzw. Spätſommer des
Jahres 1233 entſtand die „Stadt” Marienwerder, aus 51
Bürger=
höfen aus Holz beſtehend, hinter Lehmwällen und Paliſaden.
Die Geſchichte Marienwerders iſt während 700 Jahren ſo
wechſelreich und ſo hochbedeutend geweſen, daß ſie hier nur
fkizzenhaft geſchildert werden kann. Schon die Eroberung der
Landſchaft Pomeſanien bedingte ſchwerſte Kämpfe, in deren
Ver=
lauf es den Pruzzen gelang, Burg und Stadt Marienwerder
zu zerſtören. Die Ordensburg wurde — und zwar nunmehr in
Stein — ſogleich wieder aufgebaut, während die Stadt
Marien=
werder einige Jahre ohne Bürger blieb.
Der päpſtliche Geſandte richtete bei der Ordnung der
kirch=
lichen Verhältniſſe im Ordenslande neben den Bistümern Culm,
Ermland und Samland auch ein Bistum Pomeſanien ein:
Marienwerder wurde Biſchofsſtadt. Als weltlichen Beſitz trat
der Deutſche Orden dem Biſchof von Pomeſanien die heutigen
Landkreiſe Marienwerder, Roſenberg und Deutſch=Eylau ab.
Diente in der erſten Zeit das Altſchlößchen zu Marienwerder als
Biſchofsſitz und die Stadtkirche als Biſchofsdom, ſo wurde im
Jahre 1300 mit dem Bau des noch heute ſtehenden monu entalen
Bautenkomplexes von Kapitelſchloß, Dom und Danzker begonnen.
Im Jahre 1350 war dieſer Rieſenbau vollendet und
bewohn=
bar, mit Ausnahme des mächtigen Danzkers, deſſen Ausbau noch
einige Zeit beanſpruchte.
In keinem Lande des Mittelalters waren die
innerpoli=
tiſchen Verhältniſſe geordneter als im Deutſchen Ordensſtaate
Preußen, in dem das freieſte Recht Geltung hatte. Dennoch
verwirrte die unerwartete Niederlage des Deutſchen
Ordens=
heeres auf dem Schlachtfelde bei Tannenberg am 14. Juli 1410
ſo ſehr das Ordensland, daß die Burgen und Städte — mit
Ausnahme der Marienburg — dem Polenkönig Jagiello ihre
Tore öffneten. Ein beſonders trüber Akt deutſcher Geſchichte
ſpielte ſich am 14. März 1440 im Dom zu Marienwerder ab:
Hier wurde von den Landſtänden und den großen Städten der
„Preußiſche Bund” geſchloſſen. Der förmliche Abſagebrief des
„Preußiſchen Bundes” an den Deutſchen Orden und der
13jährige Städtekrieg ſchwächten die Ordensherrſchaft derart,
daß der Deutſche Orden im zweiten Thorner Frieden unter
polniſche Lehnshoheit geriet und gleichzeitig Weſtpreußen an
Polen abtreten mußte. Zur Ehre Marienwerders ſei aber geſagt,
daß Marienwerder erſt nachträglich und auch nur gezwungen
dieſem „Preußiſchen Bunde” beitrat, und daß es in der ganzen
deutſchen Oſtmark keine zweite Stadt gibt, deren Bürger in
der nun folgenden 70jährigen Leidenszeit ſo ſehr in dem Kampfe
um die Erhaltung der deutſchen Oſtmark litten, und die doch
nicht an der Hoffnung auf das Aufraffen des Deutſchen Ordens
verzagte wie Marienwerder! Inſonderheit ſei erwähnt, daß
die Stadt Marienwerder den Hochmeiſter Martin Truchſeß von
Wetzhauſen treu unterſtützte und deshalb den ſtärkſten Anprall
der Feinde auszuhalten hatte.
Der letzte katholiſche Biſchof von Pomeſanien, der im
Kapitelſchloß zu Marienwerder reſidierte, war Job von Dobeneck,
genannt der „eiſerne Biſchof”; als erſten ebangeliſchen Biſchof,
nach der Umwandlung des geiſtlichen Ordensſtaates in ein
weltliches Herzogtum Preußen ernannte der letzte Hochmeiſter
und zugleich der erſte Herzog Albrecht von Hohenzollern ſeinen
Kanzler Erhard von Queiß, der zu Gunſten des Herzogs auf
die weltliche Landesherrſchaft verzichtete und ſich mit dem
geiſt=
lichen Amte eines evangeliſchen Biſchofs begnügte.
Im Dreißigjährigen Kriege wurde Marienwerder zweimal
von den Schweden beſetzt, die im zweiten ſchwediſch=polniſchen
Kriege zweimal als Feinde und einmal als Freunde Beſitz von
Marienwerder ergriffen. Im Siebenjährigen Kriege nahm der
ruſſiſche General Fermor nach der Schlacht bei Groß
Jägern=
dorf ſein Quartier in Marienwerder und ließ die Weſtſeite der
Vorburg zu einem „Palaſt” für ſich umbauen.
Die Wiedergewinnung Weſtpreußens bei der erſten Teilung
Polens im Jahre 1772 wirkte ſich günſtig für die Entwicklung
Marienwerders aus. Die Kriegsereigniſſe von 1806/07 hatten
Plünderungen der Stadt durch franzöſiſche Truppen im Gefolge.
Von 1809 bis 1812 war General von Yorck der rangälteſte
Offizier der Garniſon Marienwerder. Zu Beginn der
Be=
freiungskriege zogen Koſaken in Marienwerder ein: kamen ſie
auch als Freunde, ſo waren ſie trotzdem wegen ihres brutalen
Auftretens gefürchtet. Nach der Abſchüttelung der
Franzoſen=
herrſchaft wurde der Verfaſſer des „Aufrufes an Mein Volk”,
Gottlieb von Hippel, Regierungs=Präſident in Marienwerder.
Die äußeren Ereigniſſe des Weltkrieges haben Marienwerder
nur mittelbar berührt. Hier ſah die große Weichſelbrücke in den
Auguſttagen 1914 Flüchtlinge jeglicher Art, Landleute mit
halb=
verdurſtetem, abgetriebenem Vieh, Stadtfamilien, die ſich
weſt=
lich der Weichſel in Sicherheit wähnten, Beamte, die Akten in
Sicherheit bringen wollten, Schulen uſw. Aber die zweite
Schlacht bei Tannenberg, in den Tagen vom 26. bis 30. Auguſt
1914, erlöſte auch das Weichſelland aus ſeiner Not, und die
Schlacht an den Maſuriſchen Seen vollendete Oſtpreußens
Be=
freiung. Ruſſen hat Marienwerder nur als Gefangene, nicht
als Eindringlinge geſehen.
Vom 17. Februar bis zum 20. Auguſt 1920 hatte die
inter=
alliierte Kommiſſion zur Verwaltung des Abſtimmungsgebietes
ihren Sitz in Marienwerder; die Abſtimmungen am 11. Juli
1920 brachten einen überwältigenden deutſchen Sieg: die Stadt
Marienwerder ſelbſt ſtimmte zu 95,6 Prozent für „Oſtpreußen”.
Aber trotz der für Deutſchland abgegebenen Stimmen wurde die
polniſche Grenze widerrechtlich zu Deutſchlands Ungunſten
gezogen, und an den rot=weißen Grenzpfählen verſiegt der
Ver=
kehr von hüben und drüben hier bei Marienwerder, wo
Oſt=
preußen einen Zugang zur Weichſel haben ſoll!
Eine ganz beſondere Tragik liegt über der alten
Deutſch=
ordens= und Biſchofsſtadt Marienwerder; erſt im Jahre 1883
erhielt Marienwerder durch den Bau der Weichſelſtädtebahn
den langerſehnten Anſchluß an das deutſche Eiſenbahnnetz, aber
kurz vor dem Weltkriege wurde die große Eiſenbahnbrücke
über die Weichſel gebaut, durch die Marienwerder an eine große
Straße des Weltverkehrs zu kommen beſtimmt war; nicht eine
höhere Macht oder ein Konſtruktionsfehler haben das techniſche
Kunſtwerk dieſer großen Weichſelbrücke bei Münſterwalde
zer=
ſtört, ſondern nur auf Grund deutſchfeindlicher Geſinnung wurde
dieſe Brücke nach 20jährigem Beſtehen abgeriſſen! Noch ſtecken
die Stümpfe der Pfeiler im Strombett der Weichſel als Zeugen
einer Kulturtat des deutſchen Volkes!
Mehr denn je iſt der wuchtige Backſteinbau des Deutſch=
Original-Roman
von
Hans Hirthammer
(Nachdruck verboten!)
Das Schickſal ſchien ſie geradezu augenfällig für ihren
mutigen Entſchluß belohnen zu wollen. Das Bewußtſein, daß
ſie jetzt nicht mehr zu ihrem Vergnügen fuhr, ſondern ſich zum
erſtenmal in ehrlicher Arbeit ihr Brot verdiente, erfüllte ſie mit
Stolz und Freude. Vor einer Stunde hatte ſie noch mit
heim=
lichem Bangen darüber nachgedacht, daß ſie immerhin einiges
Bargeld brauchte, um ihr Unternehmen in Gang zu bringen,
und nun war dieſe Frage bereits in der glücklichſten Weiſe
gelöſt.
Die Herren kamen mit ihren ſchwarzen und braunen
Akten=
mappen aus dem Haus und waren nicht wenig überraſcht, als
ſie den prächtigen Sechsſitzer in der Sonne leuchten ſahen. Unter
anerkennenden Ausrufen verſtauten ſie ſich im Inneren des
Fonds.
„Nun halt dich gut, mein Freund!” murmelte Jenny mit
zuſammengepreßten Zähnen und drückte auf den Anlaſſer.
Er hielt ſich gut der blaue Wagen, er ſchien es darauf
angelegt zu haben, ſeiner Herrin Ehre zu machen, er ſchien zu
ahnen, was auf dem Spiele ſtand, und daß man eine beſondere
Leiſtung von ihm erwartete.
Unaufhaltſam kroch der kleine Zeiger des Tachometers zu
immer größeren Zahlen. Jenny mußte ſelber über die
Sicher=
heit ſtaunen, mit der ſie das Steuer führte. Sie hatte, um die
brütende Hitze im Wagen zu mildern, die Windſchutzſcheibe
ſchräg geſtellt und die Mütze abgenommen. Ihr Haar flatterte
im Wind. Mit vorgebeugtem Körper, als ſitze ſie auf dem
Nücken eines Rennpferdes, verfolgte ſie die Straße, die ihr
mit beängſtigender Geſchwindigkeit entgegenraſte.
Unabläfſig dröhnte und hämmerte der Motor, nur ſelten
geſchah es, daß der Geſchwindigkeitsmeſſer ſich zurückdrehte.
Jenny Prenner beſtand die Feuerprobe. Als ſie durch das
Brandenburger Tor fuhr und den Wagen verſchnaufend durch
die Straße Unter den Linden gleiten ließ, zeigte die Uhr auf
dem Schaltbrett zwanzig Minuten nach fünf. Sie hielt vor dem
Hotel, in welchem die Konferenz anberaumt war. Einer der
Herren trat an den Schlag.
„Donnerwetter!” lachte er. „Alle Anerkennung! Das war
ein recht anſtändiges Tempo! Unſer Chauffeur hätte das
nie=
mals fertig gebracht. — Uebrigens, kommen Sie doch mit
herein!“
Im Foher mußte ſie ſich zunächſt in einen Seſſel fallen
laſſen. Nun, da die übermenſchliche Anſtrengung vorüber war,
berlangten die Nerven nach Entſpannung.
Einer der Herren, der ſchon vorher mit ihr geſprochen hatte,
ſetzte ſich zu ihr und bot ihr eine Zigarette an. Sie bediente
ſich mit einem dankbaren Lächeln.
„Und nun wollen wir hören, was wir Ihnen ſchuldig ſind.
Wenn wir den beſonderen Umſtand in Anrechnung bringen,
daß wir Ihrem ebenſo unerwarteten wie willkommenen
Auf=
tauchen unſere rechtzeitige Ankunft in Berlin verdanken, dann
dürften meines Erachtens dreihundert Mark nicht zu hoch
ge=
griffen ſein. Würde Ihnen dieſer Betrag entſprechen?”
Jenny Prenner glaubte nicht recht verſtanden zu haben.
„Aber — das iſt doch viel zu viel?” ſtotterte ſie zwiſchen Jubel
und Verlegenheit.
Der andere lächelte nachſichtig, zog ein Scheckbuch aus der
Taſche und füllte ein Blatt aus. Dann trennte er es ab und
reichte es Jenny.
Frau Prenner nickte kaum ſichtbar mit dem Kopf und faltete
mit einem leiſe geflüſterten Dankeswort den Scheck zuſammen.
Dann wollte ſie aufſtehen.
„Einen Augenblick noch!” hielt ſie der Mann zurück. Er
entfernte ſich raſch und wechſelte ein paar leiſe Worte mit
ſeinen Kollegen. Sie ſchienen ihm lächelnd zuzuſtimmen, worauf
er zu Frau Prenner zurückkehrte.
„Sind Sie morgen frei?”
Jenny nickte.
„Das iſt ſchön! Wir müſſen nämlich am frühen Morgen
nach Hamburg zurück. Die Bahnverbindung iſt nicht günſtig.
Wollen Sie die Fahrt übernehmen?”
Jenny fühlte unverſehens eine Schwäche in den Beinen.
Sie konnte im Augenblick keine Andwort geben,
Der Mann faßte ihr Zögern falſch auf. „Wir honorieren
Ihnen ſelbſtverſtändlich auch die Rückfahrt nach Berlin!” fügte
er raſch hinzu.
Natürlich war ſie einverſtanden. Als ſie das Hotel
ver=
ließ, taumelte ſie faſt, vor Glück.
Dann ſaß ſie wiger in ihrem Wagen. Sie mußte erſt eine
Weile ausruhen, be sſr ſie imſtande war, das Auto in die
Garage zu fahren.” .5
Hernach ging ſie ſin ein gutes Reſtaurant und leiſtete ſich
zum Abendeſſen ein kühnen Eingriff in den kargen Reſt ihrer
Barſchaft. Der S4 ruhte wohlverwahrt im innerſten Fach
ihrer Handtaſche.
Gegen neun Uhk zog ſie glücklich und müde die Nachtglocke
der Penſion „Flora” und erlöſte Frau Wittich von ihrer
Ver=
zweiflung.
Kaufbeuren feiert wieder das Tänzelfeſt.
Mädchen in Koſtümen aus dem 13. und 16. Jahrhundert ziehen
amt Rathaus vorüber.
Das alte bayeriſche Städtchen Kaufbeuren feiert jetzt wiederum
ſein traditionelles Tänzelfeſt, bei dem die Jugend in Koſtümen
aus bergangenen Jahrhunderten für einen Tag lang völlig das
Stadtbild beherrſcht. Die erſte Aufzeichnung über dieſes ſchöne
Volksfeſt ſtammt aus dem Jahre 1497.
ordenswerkes Marienwerder ein Brennpunkt des deutſchen
Oſtens. Der fromme Biſchofsſtab iſt nicht das Wahrzeichen
Marienwerders geworden, ſondern die ragende Burg mit ihrem
Hochſchloß und der mauerumwehrten Vorburg, mit dem
gewal=
tigen Wartturm und mit dem in die Feſtungsanlage
ein=
bezogenen Dom, in deſſen hochgewölbten gotiſchen Hallen in
Kriegs= und Notzeiten die Bürger und Bauern gemeinſam mit
den geiſtlichen Brüdern des Hauſes beteten, ebenſo wie ſie mit
ihnen von den Wehrgängen bis zum letzten Stückchen Brot und
dem letzten Fleiſch um ihre Freiheit und um ihr Deutſchtum
kämpften!
Wer in der Gegenwart Marienwerder beſucht, tut dies in
der Hauptſache nicht, um die alte Stadt mit dem mächtigen
und höchintereſſanten Deutſchordensbau in Augenſchein zu
nehmen, nicht, um den herrlichen Blick von ihrem viereckigen
Bergfried in die blühende deutſche Weichſelniederung zu
ge=
nießen, auch nicht, um im Dom die Grabmäler von drei
Hoch=
meiſtern und der Biſchöfe von Pomeſanien zu betrachten oder
am Grabmahl des Generals Otto Friedrich von der Groeben
ſich deſſen zu erinnern, daß dieſer Mann es war, der im
Auſ=
trage des Großen Kurfürſten im Jahre 1683 die erſte
branden=
burgiſch=preußiſche Kolonie Groß=Friedrichsburg an der
Weſt=
küſte Afrikas gründete, ſondern um an der bereits erwähnten
Weichſelgrenze die ſchweren ſtaats= und wirtſchaftspolitiſchen
Auswirkungen zu ſtudieren, welche die Erſchaffung des „
Kor=
ridors” hier von dem ſogenannten freien Zugang Oſtpreußens
zur Weichſel bei Kurzenbrack bis hinab zur Dreiländerecke bei.
Weißenberg gezeitigt haben. Das Weſtpreußenkreuz auf dem
Weißen Berge an der Dreiländerecke iſt „das Deutſche Eck im
Oſten”!
„Gott will es” war der Kampfruf des Deutſchen Ordens,
mit dem er ſein Werk begann und vollendete. Gott, der nicht
will, daß die großen Völker verkümmern, ruft die Deutſchen
aufs Neue!
Ei.
14. Kapitel.
Paul Märckl wurde eines Tages, kurz nach Arbeitsbeginn,
in Herrn Buſſes Büro gerufen.
„Mach dir’s nur bequem, mein lieber Paul!” ſagte Gottlieb
Buſſe mit ungewöhnlicher Freundlichkeit und ſchnitt mit einer
Taſchenſchere die Spitze ſeiner Zigarre ab. „Wir werden eine
Weile mitſammen zu ſprechen haben."
Paul Märckl hatte das Gefühl, daß etwas Beſonderes
bevor=
ſtand, und ſetzte ſich erwartungsvoll, eine leichte Erregung
bekämp=
fend, in den angebotenen Klubſeſſel.
Buſſe brachte umſtändlich ſeine Zigarre in Brand, während er
ſeinen Vetter mit prüfenden Blicken anſah. Dann lehnte er ſich
zurück und ſchlug die Beine übereinander.
„Sag mal, mein Junge, haſt du dir ſchon über deine Zukunft
Gedanken gemacht?”
„Gewiß!” gab Märckl verblüfft zu. „Ich habe mich an die
Aus=
ſicht gewöhnt, daß ich mir hier eine dauernde Poſition zu ſchaffen
vermöchte. Gewiſſe Andeutungen deinerſeits ermutigten mich
dazu.”
„Das würde alſo deinen Wünſchen entſprechen?"
„Ich könnte mir kein ſchöneres Ziel denken! Wenn es mir
eines Tages gelänge, eine leitende Stellung im Betrieb —
„Langſam, mein Lieber!” fiel Buſſe lächelnd ein. „Ich habe
dir, das wirſt du mir nicht verdenken, ein bißchen auf die Finger
geſehen. Mit deiner Arbeit bin ich ſoweit zufrieden. Aber es will
mir ſcheinen, daß deine theoretiſchen Kenntniſſe, vor allem das
Kaufmänniſche, noch zu wünſchen übrig laſſen. Du brauchſt nicht
zu erſchrecken, es gibt genug Möglichkeiten, das Verſäumte
nach=
zuholen, beiſpielsweiſe würde ſich der Beſuch einer
Handelshoch=
ſchule empfehlen.”
„Aber du weißt doch, die —
„Laß mich ausreden!” ärgerte ſich Buſſe. „Du wirſt demnächſt
deine Mutter einladen, nach Nürnberg zu kommen. Ich möchte
nicht ohne ihr Einverſtändnis handeln, wenn ich dich nach München
ſchicke. Ich kann dir nämlich im Vertrauen mitteilen, daß ich dich
ſpäter einmal zu verantwortlicher Mitarbeit heranziehen möchte.
Es iſt zwar unklug, dir das jetzt ſchon zu verraten, aber — nun,
ich werde alt und möchte mich eines Tages vom Geſchäft
zurück=
ziehen. Was ſagſt du dazu?‟
Märckl wußte dazu nichts Geſcheites zu ſagen. Er hatte genug
zu tun, ſein freudig pochendes Herz in Zaum zu halten.
„Ob aber — Herr Direktor Prenner damit einverſtanden ſein
wird?” glaubte er einwenden zu müſſen.
Mit Buſſe ging eine unerwartete Veränderung vor ſich. Er
ſchien plötzlich einen unangenehmen Geſchmack auf der Zunge zu
haben. Erregt kaute er an dem Ende ſeiner Zigarre.
Seite 12 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstig, 29. Juſi 1933
Maſſenbekeiligung an den Mehrkämpfen. — Schwerſte Anforderungen an die Teilnehmer.—Bereits zahlreiche Enkſcheidungen
Die Feſtſtadt im Zeichen des
15. Deutſchen Turnfeſtes.
(Eigener Bericht.)
* Einen gewaltigen Eindruck erlebt jeder Beſucher von
Stutt=
gart, ſchon der Austritt aus dem Bahnhof, ein Fahnenmeer,
Gir=
landen und Wimpel in den Farben aller Länder, DT. und
Haken=
kreuz vorherrſchend, Reichsfarben in allen Straßen und Plätzen.
Ueberwältigend der Eindruck der Feſtübergabe mit den
Tauſen=
den von Turnerfahnen. Ueberall überfüllte Straßenbahnzüge,
glänzende Organiſation des Feſtgebers. Der Feſtplatz auf dem
Cannſtatter Waſen, eine Fläche, die doppelt ſo groß iſt wie der
Darmſtädter Flugplatz, Straßenbahnzug auf Straßenbahnzug rollt
an, Hunderte von Beſuchern treten ein, und erleben ein Bild,
das allen noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben wird. Der
42 Meter hohe Flaggenmaſt grüßt ſchon von weiter Ferne und
gibt als mächtiges Wahrzeichen die Größe des Feſtes wieder,
Hunderte von Wimpeln und Fahnen zieren den ſchlichten
Holz=
bau. 10 Verpflegungszelte, alle mit einer Muſikkavelle beſetzt,
ſor=
gen für das leibliche Wohl der Turnfeſtbeſucher. Die Feſtwieſe mit
ihrer Tribüne, ausgeſchmückt mit den Farben der DT. — Rot=Weiß
— macht einen gewaltigen Eindruck auf den Beſucher. Daneben
die Spielfelder für Handball. und anſchließend ſehen wir ein
Zelt=
dorf, das Jugendlager. Einige hundert Zelte bieten Unterſchlupf
für die Turneriugend. 20 Zelte ſind da, hier werden die
Geräte=
übungen der Mehrkämpfe geturnt. Große Zelte, die die Turnplätze
umſäumen, dienen als Kleiderablage. Gewaltige Flächen wurden
benötigt für die Mehrkämpfe der Turnerinnen und Turner, 4mal
10 Hundert=Bahnen wurden gebraucht zum Abwickeln der Läufe
der Mehrkämpfe, und dieſe alle mit elektriſchen Uhren ausgeſtattet.
Wundervoll die Tennisanlagen. Lautſprecher verkünden die
Wett=
ſpiele. Ein Schmuckäſtchen aber bildet die Hauptkampfbahn —
das Adolf=Hitler=Stadion. Einzigartig — dieſe große Tribüne,
hundert Meter lang, mit freitragendem Dach. Wundervolle
Sprung= und Wurfanlagen, der Schauplatz der Endkämpfe im
Volksturnen am Samstag. Eine große Anzahl von Spielfeldern
für Fauſtball und Schlagball vervollſtändigen die Anlage.
Das Suttgarter Feſt wird, und das kann man heute ſchon
ſagen, eines der beſtdurchgeführten Feſte werden.
Die Darmſtädter konnten ſich zum Teil gut halten. Dina
Wannemacher von der Tgeſ. D., die Bezirksmeiſterin, hat ſich
glänzend durchgekämpft. Im Siebenkampf iſt Wannemacher die
Bezirksbeſte; mit 121 Punkten dürfte ſie in die 10 erſten
Siege=
rinnen (Lauf 21 P. Sprung 19. Barren 18) kommen. Kunz
Wilh. (Tgeſ. 1875) kämpfte im 12=Kampf b und errang 178 Pkte.
am Barren und Reck erhielt Kunz 17 Punkte Huthmann (Taſ.)
und Müller (Tgde.) errangen 72 bzw. 73 Punkte, und reicht es
dieſen beiden Altersturnern leider nicht zu einem Siege, ebenſo
Scheerer=Beſſungen Weber (Tgde.) und Hoffmann (
Beſ=
ſungen) kehren als Sieger heim. Letzterer erkämpfte ſich 85 Pkte.
Bei den Tui, finden wir noch Möſer mit 99, Fertig mit 103
und Fiſcher mit 113 Punkten in den Siegerliſten alles
Mit=
glieder der Tade, Beſſungen 1865. Im 5=Kampf der Tui. iſt noch
Swiderſky mit 98 Punkten vertreten. Die
Waſſerballmann=
ſchaft der Tgſ. D. 1875 hat ihre beiden Spiele gegen Düſſeldorf
und Mühlhauſen mit 2:4 und 3:12 verloren. Darmſtadt, eine junge
Mannſchaft, hatte einen ſchweren Stand gegen die erfahrenen
Mannſchaften. Schwimmeriſch ſtanden die Darmſtädter ihren
Geg=
nern nicht nach, jedoch an Spielerfahrung waren die
Mühlhauſe=
ner Turner ſtark überlegen. — Im Tennis konnte Tennismeiſter
Schild von den 46ern ſich leider nicht für die Endſviele
durch=
ſetzen. Starke Gegner in den Vorſpielen brachten ihm eine
Nieder=
lage.
Der zweite Feſtag
galt voll und ganz dem Wettkampfe. Am Vormittag trat die Hälfte
der Mehrkämpfer zum Turnen an und der Nachmittag brachte die
andere Hälfte, die Kreisgruppe 2 auf den Plan. Eine
unüber=
ſehbare Schar von Turnerinnen und Turnern belebten die
Wett=
turnplätze und beängſtigend war das Leben auf den Straßen und
Wegen des Feſtplatzes. Hier ſah man eine Riege am Weitſprung,
dort kam eine andere zum Kugelſtoßen, und hier flog der
Schleu=
derball durch die Luft. Ein ſchönes Bild: 10 Hundertbahnen, ein
Schuß und zehn Mehrkämpfer gehen in den Kampf. Dort ſieht man
die Hochſpringer, und wo man hinſchaut, eine Vielſeitigkeit und
Mannigfaltigkeit, die den beſten Beweis bringt für die
Breiten=
arbeit, die in der DT. geleiſtet wird. Die Hauptaufmerkſamkeit
erſtreckte ſich jedoch auf das Geräteturnen, das in den
Geräte=
zelten ſtattfindet. 20 Zelte, alle mit neuen Geräten ausgeſtattet,
ſtanden bereit, und die Zuſchauer wurden nicht enttäuſcht, ſie ſahen
tatſächlich an den Geräten erſtklaſſige Leiſtungen, die oftmals mit
rauſchendem Beifall belohnt wurden, und dieſe Beifallsſtürme
ſtei=
gerten ſich, wenn eine Uebung mit 20 Punkten gewertet wurde.
Im 12=Kampf1 ſind rund 1500 Teilnehmer angetreten. Im 12=
Kampf, Klaſſe 2, ſind rund 700 angetreten. Im Neunkampf der
älteren Turner finden wir 500 Meldungen. Der reine
Geräte=
kampf (10=Kampf) hat eine Teilnehmerzahl von 400 aufzuweiſen.
Die Turnerinnenkämpfe erfreuten ſich ebenfalls eines großen
Zu=
ſpruchs und die Beſucher belohnten manche ſchöne Uebung mit dem
verdienten Beifall. Die Kämpfe in den Mehrkämpfen dauern noch
an, eine beſtimmte Vorausſage iſt nicht möglich, und wird erſt der
morgige Tage endgültige Ergebniſſe bringen.
Auf den Spielfeldern herrſchte ebenfalls lebhafter Betrieb.
Dichtumſäumte Spielfelder, und ebenſo freudige Zuſchauer
be=
lehnten die Leiſtungen der Spielmannſchaften in den einzelnen
Spielarten.
Die Sieger der Mehrkänpſe.
Faſt 10 000 Turner und Turnerinnen beteiligten ſich beim
15. Deutſchen Turnfeſt in Stuttgart an den Mehrkämpfen, den
Prüfungen größter und ſchönſter turneriſcher Vielſeitigkeit, die
aber an den Teilnehmer auch ſchwerſte Anforderungen ſtellten. Den
ganzen Donnerstag über waren die Zelte mit den Geräten, ſowie
die Kampfplätze für die Freiübungen und die volkstümlichen
leichtathletiſchen) Uebungen von rieſigen Zuſchauermaſſen
be=
lagert, die den Kämpfen mit größter Anteilnahme folgten und
das, trotzdem keine Teilergebniſſe bekanntgegeben wurden.
Erſt nach Mitternacht waren die Wettkampf=Ausſchüſſe mit
der Ausrechnung und Zuſammenſtellung der vielen tauſenden von
Reſultaten fertig und erſt zu dieſer Zeit konnte die große
Span=
nung der Maſſen gelöſt werden. Die Ergebniſſe waren zum
gro=
ßen Teil geradezu verblüffend gut. Trotz der mörderiſchen Hitze.
die vielfach ſehr auf das Leiſtungsvermögen drückte, gab es
durch=
weg hervorragende Leiſtungen. In den volkstümlichen Uebungen
überſprangen Dutzende im Hochſprung 1.80 Meter und 1.85 Meter,
und der Zweite im Fünfkampf, der Greifswalder Student Stöck,
kam ſogar auf 1,90 Meter.
Im Hauptwettbewerb der Mehrkämpfe, dem Zwölfkampf
der Klaſſe I. kam der Leipziger Turner Krötzſch zu einem
vielbejubelten Sieg. Bei 226 Punkten verwies er ſeine beiden
Hauptrivalen, den Frankfurter Ernſt Winter und den
Rheinlän=
der Sandrock nur mit einem Punkt Vorſprung auf die Plätze.
Die einzelnen Ergebniſſe der Mehrkämpfe waren:
Zwölfkampf der Männer, Klaſſe l; 1 Emil Kurt Krötzſch=
Neu=
roſſen bei Leipzig, 226 P.; 2. Ernſt Winter=Frankfurt a. M.
und Sandrock= Immigrath a. Rh. je 225 P.; 4. Schwarzmann=
TV. 60 Fürth 220 P.; 5. Beckert=Neuſtadt 217 P. und
Leu=
pold=München 217 P. — Klaſſe II: 1. Müller=Allſtetten
Zü=
rich 214 P.; 2. Kupke=Görlitz 213 P.; 3. Grimm=Kornweſtheim
211 P.
Zehnkamf (Geräte): 1. Steinemann=St. Gallen 192 P.; 2.
Bet=
termann=Leipzig 189 P.; 3. Betzler=Göggingen 188 P.: 4. Frey=
Kreuznach 187 P.
Neunkampf für Aeltere: 1. Sachſe=Hamburg, Broſch=Hannover und
Jörg=Augsburg ie 165 P.
Volkstümlicher Fünfkampf: 1. Unteroffizier Leichum=Stettin (fr.
TV. Neu=Iſenburg) 118 P.: 2. Stöck=Greifswald 115 P.: 3.
Sin=
ger=Kitzingen 110 P. — Klaſſe II: 1. Opitz=Spandau 109 P.;
2. Block=Ahlen (W.) 105 P.; 3. Dishuſen=Ohligs 103 P. —
Klaſſe III: 1. Hümmeling=Rheinhauſen 115 P.; 2. Weber=
Düſſeldorf 111 P.; 3. Schwalm=Kotten 110 P.
Siebenkampf der Frauen: 1. Pehlſen=Hamburg 141 P.: 2. Schmitt=
München und Czſchorn=Frankenberg (Sa.) je 140 P.
Kurt Krötzſch aus Neu=Röſſen, der Sieger von Stuttgart.
Vierkampf der Frauen: 1. Ilſe Niederhoff=Velbert (Rh.) 97 P.;
2.Mauermayer=München 96 P: 3. Grete Melches=Alteneſſen,
Charlotte Bachmann=Wittenberg, Eberhart=Eislingen und
Hölze=München je 90 Punkte.
Am Donnerstag fand in der Stadthalle noch die 50=
Jahr=
feier des Akademiſchen Turner=Bundes, der viele
tauſend Studenten und Alte Herren des ATV. aus Deutſchland,
Oeſterreich. Danzig und dem Auslande beiwohnten. Bei der Feier
ergriff auch der Reichsſportführer v. Tſchammer und Oſten das
Wort. Er überbrachte die herzlichen Glückwünſche des
Reichsinnen=
miniſters Dr. Frick.
Der Freitag
ſtand beim 15. Deutſchen Turnfeſt im Zeichen des Turnens
der Gaue. 42 000 Turner, und 15 000 Turne=
Fußball.
SV. 1922 Roßdorf — V.f. R. Rot=Weiß Darmſtadt.
Zur Eröffnung der neuen Spielſaiſon 1933/34 treffen ſich am
kommenden Sonntag die beiden 1 Garnituren obiger Vereine zum
Freundſchaftsſpiel in Roßdorf. Die Rot=Weiß=Mannſchaft hat bei
den ſeitherigen Begegnungen mit der Roßdorfer Elf derſelben
im=
mer ſtets ſpannende und gute Spiele geliefert, welche bei
wechſeln=
dem Erfolg ſtets einen ſehr harmoniſchen Verlauf nahmen. Die
im letzten Spieljahr der Starkenburger Kreisliga zugehörige
Gäſtemannſchaft wird mittels der dort gemachten ſpieleriſchen
Er=
fahrungen der Platzmannſchaft nicht ſo ohne weiteres den Sieg
überlaſſen, und müſſen die Einheimiſchen ſchon ſehr bei der Sache
ſein, um das Spiel zu ihren Gunſten entſcheiden zu können. Da
das Vorſpiel in Darmſtadt 2:2 endete und die Einheimiſchen hier
wiederum in etwas veränderter Aufſtellung antreten, dürfte man
auf das Abſchneiden desſelben geſpannt ſein, und iſt einem jeden
einheimiſchen Sportanhänger der Beſuch dieſes Spieles empfohlen.
— Wegen der zurzeit großen Hitze beginnt dieſes Spiel erſt um
4.15 Uhr nachmittags auf dem Sportplatz am Schwimmbad.
Spiele des Sp.=Cl. Ober=Ramſtadt am 29. und 30. Juli.
Am Samstag, den 29. Juli, abends 6 Uhr, empfängt die
1. Mannſchaft des Sp.=Cl. Ober=Ramſtadt die Liga=Mannſchaft
von Union Darmſtadt zum Wilhelm=Wenzel=Gedächtnisſpiel. Da
beide Mannſchaften über ein vorzügliches Können verfügen, wird
es am Samstag abend wieder zu einem ſpannenden Kampfe
kommen, ſo daß wir allen Sportfreunden einen Beſuch dieſes
Spiels, aufs beſte empfehlen können — Sonntaa, den 30. Juli,
begibt ſich der Sport=Club mit ſeiner 1. und 2. Mannſchaft nach
Groß=Gerau, um den gleichen Mannſchaften des dortigen
Sport=
vereins in Freundſchaftsſpielen gegenüberzutreten. Abfahrt:
12.30 Uhr.
rinnen zeigten auf der großen Feſtwieſe von 6.30 Uhr früh
bis abends 19 Uhr Pflicht= und Kürübungen an Geräten,
Frei=
übungen, Gymnaſtik. Bewegungsübungen, Volks= und Feſttänze.
Nach Gauen geordnet, beſetzten nach feierlichem Einmarſch hinter
dem Bundesbanner die weißen Turnerſcharen die einzelnen
Fel=
der um nach 20 Minuten auf ein anderes Feld überzugehen. Es
boten ſich eindrucksvolle Bilder von der turneriſchen Arbeit, die
in der DT. geleiſtet wird. Die ungezählten Tauſende von
Zu=
ſchauern brachen angeſichts der wundervollen Bilder oft in helle.
Begeiſterung aus. Die Kampfrichter aber hatten es bei der
Wer=
tung faſt genau ſo ſchwer wie am Vortage bei den Mehrkämpfen.
Auch hier lagen in den ſpäten Abendſtunden noch keine
offiziel=
len Ergebniſſe vor.
Zur gleichen Zeit herrſchte auch auf allen anderen
Kampf=
bahnen ein äußerſt ſtarker Betrieb, und überall ſtanden die
Ae. Gi 2D) Afr an Preitag zur eiFräuen. 90e deng und
lautete: 1. Geiling=Hamburg 3636 Meter, 2. Hermann=Köln
34,67 Meter, 3. Bieſenthal=Berlin 34,54 Meter.
Im Tennis
wurden bei den Einzelſpielen die „letzten Vier” ermittelt. Es
ſind dies bei den Männern:; Steiner=Berlin Mertus=
Hinden=
burg, Wille=Stuttgart und Rudolph=Dresden: bei den
Frauen: Maria Wacker=Dresden, Martha Degenhardt=
Hin=
denburg, Lotte Wiſſinghauſen=Naumburg und Carmen John=
Bernburg.
Bei den
Fechtern
dauerte es bis zu den Abendſtunden, ehe man nach zahlloſen
ſchönen Gefechten die letzten Zehn” im Florettfechten der Turner
und Turnerinnen ermittelt hatte.
Zahlreiche Entſcheidungen fielen bereits bei den Spielen.
Handballmeiſter der Frauen wurde wieder der
NSTV. Breslau, der im Endſpiel den Stdt.=SV. Frankfurt 3:0
(0:0) ſchlug. In der Vorſchlußrunde hatten die Frankfurterinnen
die Hamburger Turnerſchaft 65 geſchlagen. Im Handball
der Männer haben ſich ATG. Gera und TSV. Eßlingen für
das am Samstag ſtattfindende Endſpiel qualifiziert. In der
Vorſchlußrunde beſiegte Eßlingen nach Spielverlängerung den
Titelverteidiger Worms=Herrnsheim mit 95, während. Gera
über den Askaniſchen TV. Berlin 6:3 ſiegte. Schlagball=
Meiſter der Frauen wurde der TV. Wittgensdorf, und
im Fauſtball der Frauen ſiegte im Endſpiel Barmbeck=
Uhlenhorſt über die TG. Landshut mit 27:15 (16:8).
Hochbetrieb gab es im Schwimmſtadion zu
Untertürk=
heim, wo nach zahlloſen Vorentſcheidungen am Vormittag,
nach=
mittags bereits eine Anzahl von Entſcheidungen fiel. Uebrigens
gab es nachmittags beim Turnfeſt einige leichte Regenſchauer, die
aber bei der brütenden Hitze keine Abkühlung brachten. Die
wichtigſten Entſcheidungen waren hier: 1500 Meter Kraul: Bode=
Osnabrück 23:08 4 Min. (Neue DT.=Beſtleiſtung, bei 1000
Me=
ter mit 15:02 Min, ebenfalls neue DT.=Beſtleiſtung), 100 Meter
Bruſt: Turner: Müller=Speyer 1:33 Min. 4mal 100 Meter
Lagen, Turner: Tbd. Cannſtadt 5 :13,11 Min. (3—TGS.
Offen=
bach) Waſſerball (Vorſpiele) TG. Jühlhauſen — TV. 73
Nürnberg 9:1.
Die Fußballmeiſterſchaft fiel an den Pol.=SV. Kiel,
der im Endſpiel vor 40 000 Zuſchauern den TV. 48 Saarbrücken
überlegen mit 4:0 (3:0) abfertigte. — Auch die Fauſtball=
Meiſter der Klaſſen 2 und 3 der Männer konnten am
Frei=
tag noch ermittelt werden, während die Entſcheidung in der
Klaſſe 1 erſt am Samstag fällt. In der Klaſſe 2 (Jahrgänge
1900 his 94) ſiegte im Endſpiel der JG. Sportverein Frankfurt
über Turnklub Hannover mit 30 22, in der Klaſſe 3 (Jahrgänge
93 und früher) war die Studienräte=Mannſchaft des TV. 61
Lud=
wigshafen im Endſpiel über Turnklub Hannover mit 25:18
ſieg=
reich.
D. T.=Handballmeiſter ſiegreich. — T. S.V. Herrnsheim
Worms — Kottbus 10:6.
Das einzige Spiel in der Vorrunde wurde bei der
glühen=
den Hitze vor einer großen Zuſchauerzahl von Herrnsheim
ge=
wonnen. Die große Hitze hinderte beide Mannſchaften an ihrem
Können, jedoch war Herrnsheim, die Mittelrheiner, im Angriff
entſchloſſener
Schießſpork.
Wetlceit. Witerie Getesſkein
Nachdem Sportgemeinde Eintracht Frankfurt plötzlich
ab=
ſagte, gelang es als Gegner die 1. Handballmannſchaft von Vikt
Griesheim zu verpflichten, die in anerkennenswerter Weiſe ſich
zur Verfügung ſtellte. Die Griesheimer verſprechen, einen ebenſo
ſtarken Gegner als die Frankfurter abzugeben, ſo daß ſich der
Beſuch des Spiels ſicher lohnen wird. Die Griesheimer haben in
letzter Zeit glänzende Reſultate gegen gute Gegner erzielt. In
der Mannſchaft ſticht beſonders der äußerſt ſchnelle und
ſchuß=
gewaltige Sturm hervor. Da die Rot=Weiß=Mannſchaft in
letz=
ter Zeit ebenfalls ſehr ſchielſtark geworden iſt, kann mit einem
äußerſt ſpannenden Spiel gerechnet werden. Spielbeginn:
Sonn=
tag vormittag 11 Uhr, an der Rheinallee. — Die 2. Mannſchaft
ſpielt am Sonntag nachmittag 3.30 Uhr in Hahn. Treffpunkt
pünktlich 2 Uhr, per Rad, am Sportplatz in der Rheinallee.
Sportverein 98 — Haſſia By.gen.
Am kommenden Sonntag nachmittag / Uhr iſt der zweite
Vertreter der früheren Gruppe Südrhein bin, ſen 98ern zu Gaſt,
um das fällige Rückſpiel zum Austrag zu bri., gen. Erſt vor ſechs
Wochen konnten die Bingener das Vorſpielß ganz knapp 8:7 auf
eigenem Platz gewinnen, und ſomit ihre 4 o) Spielſtärke
be=
weiſen. Diesmal haben die 98er es in der And. dieſe
Vorſpiel=
niederlage wieder gutzumachen. Bei der afc letzten Samstag
gegen die Polizei gezeigten guten Form ſollte und müßte es
gelingen.
Windmühle Darmſtadt — Sch.V. Polizei=Beamten Mannheim.
Wie an dieſer Stelle ſchon mitgeteilt, findet am Sonntag,
den 30. Juli, der Rückampf zwiſchen obengenannten Vereinen
ſtatt. Mannheim tritt mit denſelben Schützen an mit denen ſie
vor drei Wochen die Badiſche Gaumeiſterſchaft errungen hat. Die
Windmühle=Mannſchaft hat ihre Hauptſtütze zurzeit in Rau und
Ehrig, aber auch die andern Schützen der Mannſchaft tragen durch
ihr gleichmäßig gutes Schießen zum Erfolg bei. Der Wettkampf
nimmt am Sonntag, um 10 Uhr, ſeinen Anfang. Nach Schluß
desſelben ſind die Stände frei für das große Sport= und Werbe=
Schießen, welches offen iſt für alle deutſche Schützen. Dieſelben
werden über den Gabentiſch der ſie hier erwartet, aufs
ange=
nehmſte überraſcht ſein. Auch ſteht hierfür ein Vereinspreis zur
Verfügung, welcher vom feſtgebenden Verein nicht errungen
werden kann.
Tennis.
Am kommenden Sonntag ſpielt der Tennisklub. Weiß=
Blau, Darmſtadt, gegen den 1. Neu=Iſenburger Tennisklub in
Neu=Iſenburg. Darmſtadt wird wiederum, wie am vergangenen
Sonntag in Wiesbaden, beſtrebt ſein, einen überzeugenden Sieg
nach Hauſe zu bringen. Weiß=Blau tritt in folgender Aufſtellung
an: Wöbke, Schäfer, Kaiſer, Wieſer Fuhrländer, Dr. Wiksner,
Bergmann und Frl. Ringer, Frl. Werkmann, Frl. Beck, Frl.
Gräb.
Wetterberichl.
Zwar ſteigt der Luftdruck über Frankreich wieder an: aber
dennoch dürfte durch die angrenzende Störungstätigkeit feuchte
Luft bis in unſer Gebiet vordringen, ſo daß zunächſt die
Möglich=
keit zu Gewitterbildnugen fortbeſteht. Die Beeinfluſſung wird aber
nur vorübergehend ſein, ſo daß ſich zwiſhendurch immer wieder
die Schönwetterlage wiederherſtellt. Die Temperaturen gehen
zu=
nächſt etwas zurück. behalten aber ſommerliche Werte.
Ausſichten für Samstag: Nachlaſſen der Hitze, aber noch
ſommer=
lich warm, aufheiternd und wolkig mit Gewitterſtörungen.
Ausſichten für Sonntag: Fortdauer des aufheiternden und
war=
men Wetters, zwiſchendurch noch Gewitterſtörungen.
iee
Vefanwoclich iſr Poltil J. V. Andreae Bauer uür Teuſle on. Reick u. d
Ausland und Heſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Queiſch;
u den Handel: Dr. C. H. Que ich: für den Schlußdenſt: Andreas Baue:
Ur „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: 1n Herber: Neſte
fär den Inſeratenteil und geſchäftlſche Mitteilungen: Willy Kuhle.
Druck und Verſlag: C. C. Wlttich — ſämtlich in Darmſtad!
Für unverlangte Manuſkrivte wird. Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Nummer 208
DarmſtädeerCagblatte
Samstag, 29. Jad
eſſNeueſte Nachrichten
Beutfalnnos Beinvau und Teinhandel.
Die Ausſichten für den Weinbau. — Die Lage im Weingeſchäff noch unveränderk.
* Die Hundstage”, die kalendermäßig am 23. Juli beginnen
und bis 23. Auguſt dauern, hatten ſich heuer einige Tage früher
eingeſtellt. Dem Rebſtock und insbeſondere der jungen Frucht. die Beiſiner und Heantfärter efſertendorfe.
ſich allgemein gedeihlich entwickelt und mehr und mehr anſchwillt,
kam die Hitze ſehr zu ſtatten. Weniger angenehm wurden aber die
Gewitter empfunden, die faſt täglich niedergingen. Dieſe arteten
teilweiſe zu Unwettern aus und richteten auch verſchiedentlich in
den Weinbergen Schaden an, hier vor allem durch Wegſchwemmen
guten Mutterbodens Andererſeits aber iſt das feucht=ſchwüle
Wet=
ter ſehr der Ausbreitung der Peronoſpora günſtig, die jetzt den
Trauben gfährlich wird und hier die Lederbeerenkrankheit
her=
vorruft. Die Winzer müſſen deshalb beſonders auf dem Damm
ſein. Nun gilt es noch einmal alle Kräfte anzuſpannen, um
Pero=
noſpora, Oidium (Schimmelpilz) und Sauerwurm nach Möglichkeit
von der Traubenfrucht fernzuhalten. Die Ernte muß vor dieſen
Schädlingen geſchützt werden, wobei der Winzer freilich noch
man=
chen Schweißtropfen wird hergeben müſſen. Die letzte Spritzung
(gegen Peronoſpora), in den Ertragsweinbergen, findet in der
erſten Auguſtwoche ſtatt, während ſie in den Junganlagen noch
darüber hinaus vorzunehmen iſt. Beachtenswert iſt das
Beſtre=
ben der Weinbauer, die harte Arbeit möglichſt einfacher und
leich=
ter zu geſtalten. In der Moderniſierung des Weinbaues wurde
ja in den letzten Jahren ſchon manches geleiſtet und getan, was ſich
als Segen und Vorteil für die Winzerſchaft erwieſen hat und
er=
weiſt. Die Kulturarbeiten ſchreiten flott vorwärts, ſei es die
Bo=
denbearbeitung oder die Laubarbeiten. Gerade dieſen Arbeiten
kommt im Hinblick auf die Weiterentwicklung der jungen
Träub=
chen beſondere Bedeutung zu.
Die Lage im Weingeſchäft iſt im allgemeinen weiter
un=
verändert geblieben. Kleinen Weinbeſtänden ſteht eine geringe
Nachfrage gegenüber bei einem in den letzten Monaten
nach=
laſſenden, Weinverbrauch. Doch läßt ſich auch die Tatſache nicht
verſchweigen, daß ſich verſchiedentlich die Nachfrage etwas gehoben
hat. Die Eigner ſind jedoch nicht beſonders und zu jedem Preis
abgabewillig. In Rheinheſſen ſind die Preiſe feſt, beginnend
mit 540 Mk. die 1200 Liter für kleine 1932er Landweine, in der
Spitze bis zu 1000 Mark und mehr für gute und beſſere Sachen.
Im Rheingau werden 700—1200 Mark die 1200 Liter 1932er,
am Mittelrhein 650—850 Mark je 1000 Liter 1932er, in der
Rheinpfalz 450—1000 Mark und mehr je 1000 Liter 1932er
Weißwein und 420—520 Mark je Fuder neuen Rotwein angelegt.
An der Nahe bezahlte man im unteren Gebiet 600—700 Mark
für das Stück 1932er; an der Moſel, Saar und Ruwer
gin=
gen 1932er und 1931er verbeſſert und naturrein zu etwa 550—1100
Mark, auch darüber, das Fuder zu 960 Liter, ab. In Franken
koſteten 1931er und 1932er Konſumweine 55—85 Mark, in Baden
1932er 35—85 Mark, in Württemberg 65—110 Mark je
Hekto=
liter.
4b.
Unveränderke Lage am Karkoffelmarkk.
Die ſtarken Kartoffelzufuhren zu den rhein=mainiſchen
Märk=
ten haben angehalten. Das Angebot von „Erſtlingen” geht zurück,
während „Böhms Allerfrüheſte” in entſprechend großen Mengen
angeboten werden. Die Nachfrage iſt unverändert ſchwach, die
Verbraucher, infolgedeſſen auch die Kleinhändler, decken nur den
nötigſten Bedarf ein. Für, Böhms Allerfrüheſte” gilt weiter ein
Preis von 160—1,65 M. je Zentner ab oberrheiniſchen Stationen.
Der Preis für Erſtlinge von 2,25— 2,35. Mark franko Frankfurt
wird eine Veränderung nach unten kaum mehr erfahren.
Wirkſchafliche Rundſchau.
Die Zinn=Bergwerksproduktion der Welt. Nach Mitteilungen
der Statiſtiſchen Abteilung der Metallgeſellſchaft AG., Frankfurt
am Main, betrug die Welt=Bergwerksproduktion an Zinn im Juni
1933 insgeſamt 6886 To. (im Vormonat 7494 To.), bei einem
Mo=
natsdurchſchnitt 1932 von 8227 To. Am ſtärkſten iſt die Produktion
in den Malaienſtaaten zurückgegangen, wo ſie 1186 (2022) bzw.
2404 To. betrug. Auch in Aſien iſt ein Rückgang in der Produktion
zu verzeichnen; hier wurden 4561 (5077 bzw. 5586) To. gefördert.
In Amerika ſtellen ſich die Ziffern auf 1302 (1330 bzw. 1810) To.;
die auſtraliſche Produktion blieb unverändert bei 180 (180 bzw.
166) To. Die europäiſche Produktion an Zinn hielt ſich mit 200
To. auf der Höhe des Vormonats bei einem Monatsdurchſchnitt
von 158 To im Jahre 1932.
Carl Hisgen AG., Worms. Auf der Tagesordnung der auf
den 17. Auguſt einberufenen o. GV. der Carl Hisgen AG. (
Herſtel=
ler von Ruſſen. chemiſchen Produkten und verwandten Artikeln)
ſteht neben der Erledigung der Regularien für das Geſchäftsjahr
1932 Beſchlußfaſſung über die Herabſetzung des Grundkapitals in
erleichterter Form von 600 000 auf 300 000 RM.
Generalverſammlungen im Konzern Zellſtoff= Waldhof. In
der GV. der Zellſtoffabrik Waldhof wurde der
Verluſt=
abſchluß (RM. 4,33 Mill.), ebenſo wie der Einzug von RM 2,21
Millionen eigenen Aktien, einſtimmig genehmigt. Das AK.
er=
mäßigt ſich auf RM. 37,805 Mill. Die Vergütung an die
Mit=
glieder des Aufſichtsrats wurde auf die Hälfte herabgeſetzt. — Die
Bahngeſellſchaft Waldhof in Mannheim ſchließt nach
RM. 10 433 (11 096) Abſchreibungen mit einem Reingewinn von
RM. 3064 (3288) ab, der vorgetragen wird — Bei der
Badi=
ſchen Holzſtoff= und Pappenfabrik Obertsrot
er=
höht ſich der Verluſtvortrag auf RM. 96 840 (84 965) Die
Pa=
pierfabrik Weißenſtein AG., Pforzheim=
Dillweißen=
ſtein, berichtet bei einem mengenmäßig nur wenig verringerten
Umſatz von einem wertmäßigen Umſatzrückgang von 20 Prozent.
Nach RM. 107 350 (69 000) Abſchreibungen und RM. 30 000
Zu=
weiſungen an Delkredere ergibt ſich einſchließlich RM. 57 497
Vor=
trag ein weitergetragener Geſamtverluſt von RM. 136 096.
Deutſche Dunlop Gummi=Compagnie AG., Hanau. Bei der
Geſellſchaft werden weiterhin Arbeitskräfte in beachtlichem
Aus=
maße eingeſtellt. Der fortgeſetzt gute Beſchäftigungsgrad der
Kraftfahrzeuginduſtrie ließ den Reifenumſatz mit dieſen Werken
weiterhin ſteigen. Dazu kommt, daß auch der Abſatz durch den
Handel bei der jetzigen Witterung erhebliche Fortſchritte macht.
Durch die immer mehr erfolgende Umſtellung der Laſtfahrzeuge
vom elaſtiſchen Vollgummireifen auf Rieſenluftreifen hat auch
die=
ſer Fabrikationsteil des Dunlop=Werkes volle Beſchäftigung.
Trotz=
dem die Beſtellungen der Fahrradinduſtrie jetzt im Hochſommer
etwas nachgelaſſen hat werden täglich noch 12 000 Fahrradreifen
fabriziert. Der Geldeingang iſt als gut zu bezeichnen. Das
Be=
ſtreben der Regierung, Frauenarbeit möglichſt durch Männerarbeit
zu erſetzen, findet durch die Neueinſtellungen weiteſte Unterſtützung.
Ruhige Rohhäutemärkte. Die Kaufſtimmung am deutſchen
Rohhäutemarkt iſt nach wie vor recht vorſichtig. Auf den jüngſten
Verſteigerungen hielt die Abwärtsbewegung in etwa gleicher Höhe
wie auf den vorangegangenen Verſteigerungen weiter an. Nur
wenige Häutegattungen konnten ſich im Preis behaupten bzw. für
Schaffelle lagen die Preiſe teilweiſe um 10 Proz. höher. Auf den
Verſteigerungen mußten wieder vielfach Loſe von Großviehhäuten
und Kalbfellen wegen völlig ungenügender Gebote zurückgezogen
werden. Durch die ſaiſonmäßig ruhige Geſchäftslage am Ledermarkt
verhalten ſich die Käufer weiter abwartend und decken nur den
notwendigſten Bedarf.
Berliner Produktenbericht vom 28. Juli. Während ſich das
Angebot von Inlandsbrotgetreide ſeit geſtern nachmittag verſtärkt
bat, war die Kaufluſt der Mühlen und des Handels ziemlich
vor=
ſichtig. Die Tendenz der Wochenſchlußbörſe war daher
überwie=
gend ſchwächer. Selbſt bei leichten Preiskonzeſſionen der Abgeber
war das herauskommende Material nicht immer unterzubringen.
Die Gebote lauteten etwa 2 Mark niedriger als geſtern. Am
Lie=
ferungsmarkte wurden heute auch Notierungen für Oktober= und
Dezemberſichten feſtgeſtellt, die bei Weizen ein Aufgeld von 2 bzw.
4 Mark gegenüber Septemberlieferung brachten. Die ſtaatliche
Stelle mußte heute am Lieferungsmarkt allgemein ſtärker
eingrei=
fen. Weizen= und Roggenmehle haben auch bei billigeren
Mühlen=
offerten nur kleines Bedarfsgeſchäft. Das Offertenmaterial in
Hafer hat ſich kaum verſtärkt und die Preiſe für gute Qualitäten
waren behauptet.
Die geſtrige Berliner Börſe ſetzte überwiegend mit kleinen
Kursbefeſtigungen ein. Das Geſchäft nahm keinen größeren
Um=
fang an, da die Bankenkundſchaft immer noch fehlt. Zweifellos
ſpielen hierbei die Ferien und das ſommerliche Wetter eine Rolle,
da durch ſie die Unternehmungsluſt des Publikums gehemmt zu
werden pflegt. Verſchiedene aus der Wirtſchaft vorliegende
Nach=
richten lauteten aber weiter günſtig und gaben zu
Spezialbewe=
gungen Anlaß. Viel beſprochen wurde die kräftige Erholung des
Dollars. Für Montanwerte beſtand Kaufintereſſe des
Rheinlan=
des. Es ergaben ſich an dieſem Markt Gewinne bis zu 1 Prozent.
Von Braunkohlenaktien gewannen Rhein. Braunkohle 1,75 Proz.
Am Markt der chemiſchen Werte eröffneten Farben ½ Proz.
niedri=
ger, während Rütgerswerke 1,25 Proz. verloren. Gummi= und
Linoleumwerte lagen, ſoweit notiert, feſter. Deutſch Linoleum
gewannen 2,5 Proz. Am Elektromarkt war die Anfangstendenz
uneinheitlich, aber nur Geſfürel waren mit minus 2 Prozent
ſtär=
ker verändert. Gas= und Tarifwerte gewannen bis zu 1.5 Prozent.
Weitaus den ſtärkſten Gewinn hatten BMW. mit plus 3,25 Proz.
überhaupt waren Autowerte etwas mehr beachtet. Von
Zellſtoff=
papieren erſchienen Aſchaffenburger Zellſtoff mit Plus=Plus,
Zell=
ſtoff gewannen 0,75 Proz, während Waldhof im gleichen Ausmaß
nachgaben. Im weiteren Verlauf drückte die Geſchäftsſtille etwas
auf das Kursniveau. Die Tendenz wurde allgemein unſicher, als
am Montanmarkt angeblich Arbitrageabgaben, die Kurſe von
Stahlverein bis 1 Prozent drückten. Feſtverzinsliche Werte waren
beſſer gehalten. Mit Ausnahme der deutſchen Anleihen wurden
behauptete Kurſe taxiert. Für kurzfriſtige Anlagen beſtand
wei=
terhin Intereſſe, auch Reichsſchuldbuchforderungen gewannen bis
0.5 Prozent. Im Zuſammenhang mit der Dollarbewegung konnten
Stahlbonds mit drei Mille Umſatz 1½ Prozent gewinnen. Hproz.
Mexikaner büßten am Auslandsmarkt erneut ein.
Die Frankfurter Börſe lag außerordentlich ruhig. Es
herrſchte die übliche Sommerſtille. Anregungen in beſonderem
Ausmaße lagen nicht vor. Wenn trotz der Geſchäftsſtille die
Hal=
tung auch am Aktienmarkte ziemlich widerſtandsfähig war, ſo ſind
dafür die beſſeren Konjunkturmeldungen aus der deutſchen
Wirt=
ſchaft immer als maßgebend zu betrachten. Verſchiedentlich häufen
ſich Nachrichten über Dividendenzahlungen und vor allem über
Neueinſtellungen von Arbeitern. Eine beſondere Pflege genießt
im Augenblick wieder der Rentenmarkt, da ſowohl
Publikumsauf=
träge als auch Meinungskäufe der Spekulation vorliegen. Das iſt
ein Zeichen dafür, daß die Geſamtverfaſſung der deutſchen
Wirt=
ſchaft als gut aufgefaßt wird. Die Altbeſitzanleihe zog bis 78,25
nach 77,5 an. Späte Schuldbücher 78,25. Neubeſitz eine Kleinigkeit
ſchwächer. Von Induſtrieobligationen waren Stahlverein
beſon=
ders 1,5 höher. Bekanntlich iſt der Termin zur Entſcheidung in
der Anfechtungsklage über die Behandlung der Zinsſcheine für
einige Zeit vertagt. Man rechnet offenbar mit einer
Verſtändi=
gung. Auch die übrigen Rentenwerte lagen eher freundlich. Der
Pfandbriefmarkt hatte Publikumsaufträge zu verzeichnen. — Am
Aktienmarkt bröckelten vereinzelt die Kurſe infolge der
Geſchäfts=
loſigkeit ab, auf der anderen Seite waren ebenſo häufig
Kursſtei=
gerungen zu verzeichnen. Montanwerte ziemlich freundlich unter
Führung von Harpener, die weitere 2,25 Prozent anzogen Auch
Stahlvereinswerte teilweiſe feſter. So Gelſenkirchen um 2 Proz.
Nur Stahlverein ſelbſt gaben ½ Phönix 0,25 Prozent nach
Rhein=
ſtahl lagen 0,25, Mannesmann ½, Klöckner 0,5 Prozent feſter. An
dem Chemiemarkt waren Farbeninduſtrie mit 130,5 unverändert
und Rütgers gaben 1,25 Prozent nach, da die Frage der
Dividen=
denzahlung und der übrige Inhalt der Prozeßverhandlung erſt in
einiger Zeit zu erwarten iſt. Erdöl verloren 188 Proz. Feſter
waren Scheideanſtalt um 0.5, Goldſchmidt 0,5 Proz. Am
Elektro=
markt gaben AEG. 0.25, Bekula 0,25, Lieferungen 0,5. Geffürel
1,5 Prozent nach. Lahmeyer dagegen auf Mitteilungen über
Divi=
dendenausſchüttung 1 Prozent feſter. Feſter um 2 Proz, waren
auch Licht u. Kraft, Siemens um 05 Proz. Schuckert unverändert.
Das Geſchäft zur Abendbörſe war bei geringen
Auf=
trägen ſehr ſtill. Trotz der Geſchäftsloſigkeit hielten ſich die
Kurſe an allen Märkten auf Mittagsſchluß. Auch der
Renten=
markt blieb ruhig und unverändert. Eine Ausnahme machten
ſpäte Schuldbücher; bei etwas Nachfrage lag der Kurs bis
½ Prozent gebeſſert. Im weiteren Verlauf blieb die Börſe
ruhig.
Berliner Kursbericht
vom 28. Juli 1933
Neuregelung des Maklerweſens an der Frankfurker
Werkpapierbörſe.
Wie der Börſenvorſtand. Abteilung Wertpapierbörſe, mitteilt,
wird die im Frühjahr 1933 eingeleitete Aktion zur Neuregelung
des Maklerweſens am 1. Auguſt zum Abſchluß gebracht ſein. Die
Zahl der Kursmakler iſt von 52 auf 43 herabgeſetzt worden.
Dieſe Verringerung wurde dadurch erreicht, daß nach Einführung
der Altersgrenze von 65 Jahren eine größere Anzahl von
Kurs=
maklern aus ihrem Amt ausſcheiden mußte, und ferner dadurch,
daß eine Reihe von Kursmaklern Entlaſſung aus dem Amt
bean=
tragt hat. Als Erſatz ſind von der Börſenleitung 15 jüngere
Kurs=
makler, die — vorwiegend als freie Makler — ſchon früher an der
Börſe tätig waren und ſich bewährt haben, dem
Regierungspräſi=
denten zur Ernennung vorgeſchlagen worden. Durch die
Verjün=
gung der Kursmaklerſchaft und die Heranziehung bewährter Kräfte
dürfte eine Steigerung der Leiſtungsfähigkeit der Frankfurter
Börſe erreicht worden ſein.
Am 1. Augguſt tritt ferner die vom Börſenvorſtand verfügte
Neuverteilung der Skontri unter den Kursmaklern in
Kraft. In Abweichung von dem bisherigen Syſtem ſind
entſpre=
chend einem anderwärts erprobten Verfahren die 43 nunmehr
im Amt befindlichen Kursmakler in 23 Gruppen zuſammengefaßt
worden, auf die die hier notierten Wertpapiere aufgeteilt worden
ſind. Da dieſer Aufteilung eingehende Vorarbeiten zugrunde
lie=
gen, hofft man, eine den Intereſſen der Börſe wie der Maklerſchaft
gleicherweiſe gerecht werdende Löſung gefunden zu haben.
Auch in der freien Maklerſchaft iſt eine erhebliche
Verminderung der Zahl ſowie eine Verjüngung durchgeführt
wor=
den; erſteres in der Hauptſache durch Ernennung freier Makler zu
Kursmaklern. Nach Abſchluß der letzten, noch ſchwebenden Fälle
werden künftig noch 20 freie Makler (gegen früher 41) an der
Frankfurter Börſe tätig ſein. Durch dieſe Maßnahme iſt eine zwar
zahlenmäßig kleinere, aber leiſtungsfähige und den Bedürfniſſen
des Platzes entſprechende Kuliſſe geſchaffen worden.
Den ausgeſchiedenen Kursmaklern und freien Maklern ſind
aus Mitteln, die zum größten Teil aus der Frankfurter Bankwelt
in früheren Jahren, für dieſen Zweck aufgebracht worden ſind,
unter ſorgfältiger Prüfung jedes Einzelfalles, einmalige
Abfin=
dungen oder laufende Unterſtützungen gewährt worden, zu denen
bei den Kursmaklern noch die Leiſtungen der Penſionsanſtalt für
Kursmakler treten. Erhebliche Härten dürften durch dieſe
Rege=
lung vermieden worden ſein.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 28. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli 50.50 (51), Auguſt 50,50 (50,75) September 50 75
(51), Oktober 51 (51.50), November 51,25 (52). Dezember,
Ja=
nuar 51.75 (52), Februar 52 (52.50), März 52,25 (52,75), April
52,50 (53.25), Mai 52.75 (53.50), Juni 53 (54) Tendenz: befeſtigt.
Für Blei; Juli 18 (18.75), Auguſt 18 (18.50) September 18.25
(18.75), Oktober 18.50 (19) Novemher 18.75 (19.50) Dezember
19 (19.75) Januar 19.25 (20.25), Februar 19.50 (20.25), März 20
(20.50) Ausil 20.25 (21), Mai 20.50 (21.50). Juni 21 (22).
Ten=
denz: ſtetig. Für Zink: Juli 23.25 (23.75), Auguſt 23,50 (24),
September 23.75 (24.25), Oktober 24 (24.50) November 24.25
Dezember 24.50 (25), Januar 24.,75 (25.25) Februar 25 (25.75),
März 25.25 (26), April 25.50 (26.25), Mai 25.75 (26.75). Juni 26
(27). Tendenz: ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klammern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Abſatz des deutſchen Kaliſyndikats im Modat Juni 1933
betrug 410 500 Doppelzentner K 20, gegen 289 000 Doppelzentner
in dem gleichen Monat des Vorjahres. Im erſten Halbjahr 1933
ſtellt ſich der Geſamtabſatz auf 5 569 000 Doppelzentner,
gegen=
über 5 217 000 Doppelzentner in der erſten Hälfte des Vorjahres.
An der Berliner Produktenbörſe wurden im
handelsrecht=
lichen Lieferungsgeſchäft die Notierungen für Weizen und
Rog=
gen für die Termine Oktober/Dezember ab geſtern aufgenommen.
Bisher konnten nach den herrſchenden Beſtimmungen nur die
Ter=
mine Juli/September notiert werden. Die Notierungsart bleibt
die gleiche wie bisher.
Laut DHD. vird die Deutſche Landmann=Bank. A.=G.,
Ber=
lin für das Geſchäftsjahr 1932/33 vorausſichtlich mit einem
Ver=
luſt abgeſchließen, der ſich jedoch in engen Grenzen halten dürfte.
Im Vorjahr wurde bekanntlich ein Gewinn von 11 674 RM.
er=
zielt. Das ungünſtige finanzielle Ergebnis iſt auf die
Auswir=
kungen der Oſthilfeſicherungsverfahren zurückzuführen.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 28. 7. für eine Unze
Feingold 86,7886 RM., für ein Gramm Feingold 2,79032 RM.
Deviſenmarkt
vom 28. Juli 1933
Bert. Honpdels,Gel
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
DeutſcheCont. Gas 1
Re
54.50
45.25
14.50
18.—
15.125
20.—
136.75
51.50
12.—
64.25
160.125
13.75
Mae
Elektr. Lieferung
7. 6. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali
Aſchersleben=
glöcknerwerke
Koksw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
411.75
85.—
130,75
63.—
79.75
102.-—
64.—
51.125
121.50
57.—
78.50
6e.—
43.50
35.125
Mee
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke.
57.—
172.—
15.625
38.125
21.—
73.625
6.75
72n5
88.25
Helſingfors
Wien
Brag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
o0 Schilling!
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100Leva.
100 Gulden 169.23
100 Kronen 10.18
100 gronen
100 Kronen 5
1 s=Sta.
1 Pap. Peſo
1 Dollar.
100 Belga
100 Lire
100 Franes
Reit
6.164
46.95
112,42
3.047
62.34
1.98
13.95
0.328
3.147
58. 48
22.11
18.40
D
Stine
47.05
12.44
3.053
169.57
70.32
62.46
72.12
13.99
0.932
3. 153
58.60
22.15
16.44
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal.
Athen.
Iſtambu
Kairo
Kanada
Fsland
Tallinn (Eſtl. ) /100 eſtl. Kr.
Riga
Währung
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
1 Den
Milre i4
100 Dinar
100 Eseudos
100 Drachm.
1 türk. 2
1 ägypt. *
1 canad. Doll.
Uruguah 1 Goldpeſo
100 isl. Kr.
00 Lais
Rad
81.07
34.26
a1.57
0.234
5.195
12.69
2.408
1.290
14.33
2.937
1.479
62.94
71.43
73.19
Brief
91.23
35.04
81.73
0.364 0.268
0.236
5.205
12.71
2.472
2.009
14.37
2.943
1.451
63.06
71.57
73.32
Durlfradter ans Härioharoane Surmftade, Fillate orr Sresoher Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 28. Juli 1933.
Steuergutſcheine
„ Gr. IIp. 1934
„ „ „ 1935
„. „ 1986
.. . 1937
„. „ 1938
„ GruppeI
6% Dtſch. Reichsan!
„ b. 27
5½% Intern.,v. 30
6% Baden. . . v. 27
6% Bahern.. v. 27
6% Heſſen... v. 29
6% Preuß. St. b. 28
6% Sachſen, . v. 27
68 Thüringenv. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. I.
Ab=
löſungsanl.. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlin. . ..b.24
6% Darmſtadt . ..
6% Dresden. .b. 20
6% Frankfurt a. M
Schätze v. 29
„ v. 26
6% Mainz......."
6% Mannheimb. 27
6% München v. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſi. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
5½ % Heſſ. Landes=
Syp.=Bk.=Liquib.
Pe
Hhp.=Bk. Liqu.=
S11), Kom. Obl. . .
84:), 16% Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf.
771, 16% „ Goldoblig.
86 6% Landeskomm.=
98.5 I Bk. Girozentr. fürl
HeſſGhldobl. R. 111
„ R. 121
82 Kaſſeler Land.=
8aa5 l kredit Goldpfbr.
74.75 16% Naſſ.Landesbk.
101/, 15½% „Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
711, I mel=Ablöſ. Anl.
4Auslser I
*AuslSerII
77l. 1Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
11.1 16% Berl. Hyp. Bk.
5½%0 n Lig.=Pfbr.
6.65 16% Frrf. Hyp.=Bk.
½% Lig. Pfbr.
60
Goldoblig
Frkf. Pfbr.=Bk.
59.5
%0 „ Lig.=Pfbr.
57.5
16% Mein. Hyp.=Bk.!
Lig. Pfbr.
n0I.
L Pfälz. Hyp.=Bk.
59
½a%0 „ Lig. Pfbr.
ss 182 Rhein. Hyp. Br.
5½% Lig. Pfbr.
„ Goldoblig.
Südd. Bod.=
80.25,, Cred.=Bank
s% „ Lig. Pfbr.
Tet
6Württ. Hyp.=B.
80.
83
81
85
79
84.75
72.5
63
80.75
84.9
69.25
89
10
82
86
81.,5
85‟
67.75
81.5
85
88
85.25
85.5
85.5
84
85.75
7.5
85.25
86.5
Nadeu
% Dt. Linol. Werke
% Mainkrw. v. 28
6% Mittelb. Stahl
6% Salzmann u. Co
62 Ver. Stahlwerke
62 Voigt u. Häffner
J. G. Farben Bondsl.
59Bosn. L.E.B.
„ 8. Inveſt.
2 Bulg. Tab. v.081
4½% Oſt. Schätzel
4% Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½
420
42 Türk. Admin.
42 1.Bagbadl
42 „Zollanl.
4½%ungarn 1913
14½% „ 19141
Goldr.
4½
1910
42
4½ Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
(42½ Stockholm
Aktien.
Rig. Kunſtziide Unie
A. E. G. ......
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei!
. Zelſtoff
Bemberg, J. P....
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Cement Heidelbero
Karlſtadt
J. G.Chemie, Baſell
885
84.25
54.75
64.
114
11.5
4.5
8.75
25
Chem.Werke Albert
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum
Daimler=Benz....
Ot. Atl. Telegr. ..
„ Erdöl.
...!=
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
Linoleum ..
Dortm. Ritterbrät
Dyckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleiche
F. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter,
Felt & Guillegume.
Frankfurter Hof ..
Gelſenk. Bergwerk.
Geſtftelektr. Untern
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kahſer...
Grün & Bilfinger ./
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. ...
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm
„ Genüſſel=
Junghans ......
Chade ........../159.75! Aſchersleben.
29.25
29.25
u12
170.5
43.5
86
65
98.5
26.5
35
130
30.5
2
80I,
49
184
59
102.25
93
6.75
97.5
52.75
108.75
Mie
lglein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ....
Knorr C. 6....
Lahmeyer & Co.
Laurahütte ...
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch..
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt. Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ.
Miag. Mühlen
Motoren Darm ſte
Meckarwert Cßling.
ſoberbedart..
Phönix Bergbau..
Reiniger, Gebbert.
61:, Nh. Braunkohlen .
Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan...
Roeder, Gebr. .
Rütgerswerke ....
33 Salzdetfurth Kall.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.:
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr. I.
Schwartz, Storcher
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A. 6. /1
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ...!
lunterfranken .....
MIS
,18
63
69
62.25
28.5
50.75
52.5
190
159
102.5
83
1537),
154
69.75
16
84.5
Wer Hde
Ver. Ultramarin..
Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Ereditanſt.
Badiſche Bank. .
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
„ Shpothekbt.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bankund Dise.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban1. ..
Frankf. Bank.
Hyp.=Ban!.
Mein. Hyp.=Ban!
Pfälz. Hhp.=Ban1.
Reichsbank.Ant. . .
Rhein. Hhp.=Bank.
Südd. Bod.-Cr. B1
Württb. Notenban!
A.-G. f. Vertehrsw
Allg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. Reichsb. Vzo
Hapag .......
Nordd. Llohzd. . ..
Südd. Eiſenb.=Gef.
Altanz= u. Stuttg.)
Verſicherung . 1205
„ Verein. Verſ,!1
FrankonaRück=u. M
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handels
7n5
112
44.75
113.5
86.5
63.5
88.5
49.75
54.5
73
45.25
GrI.
151
98.5
81s
992),
15.75
53.5
198
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 29. Juli 1333
IIE
V.
Heute und folgende Tage
IOSEF SCHMIDT
der popnläre- Rundfunktenor
Ein Lied geht
um die Weit
Jugendliche zugelassen.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Stadttheater Gießen
Sommerspielzeit
im Kleinen Haus
des Hess. Landes-Theaters.
Hente Samstag, 29. Juli, 20—geg. 23
Zum ersten Mal:
Wo die Lerche singt...
Operette in 3 Akten.
Musik von Franz Lehar.
Preise 0.80 bis 4.— RM. (V.9293
Sonntag, 30. Juli, 20 Uhr
he singt . . .
Wo die L
P.44
Heute und 1oigende Tnge
Otto Gebühr — Lil Dagover
HIans Stüwe
in dem spannenden Großfilm:
Die Tänzerin
von Sanssouei
Sonverfahrien
zur Schloßbeleuchtung
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Montag, den 31. 7. 1933. Abfahrt 9 Uhr
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Abfahrt 19.15 Uhr
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Voranmeldungen unbedingt erforderlich.
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uusgeführt von ehem. Militärmusikern in
Uniform unter Leitung von
Obermusikmeister a. D. Rühlemann.
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willen, die er birgt, hergestellt wurde, sondern um
den Menschen von den Wundern der Erde
Kunde zu geben!
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auf-
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Samstag abend ½9 Uhr
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Abends Konzerk u. Tanz.
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Heute Samstag, den 29. Juli
Grosses Gartenkonzert
unter Leitung von
Obermuslkmeister a. D. Rühlemann
Eintritt frei.
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Samstag und Sonntag
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Eintritt frei.
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DER TIGER
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Die Wasserteufel
von Hieflau
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von Jugend, Sonne,
Lebens-
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Eintritt frei.
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Samstag
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ſtädter Tagblatt anvertraut
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Worauf warken Sie?
Es iſt ein erheblicher Unterſchied, ob der Geſchäftsmann
ſagt: Ich muß mal wieder Reklame machen oder — Ich
will werben! Dieſes Muß=Werben wird ſtets von einem
Zwange begleitet ſein, die richtige Freude am Ausarbeiten
der Werbe=Idee, der Werbeſachen ſelbſt wird niemals
auf=
kommen. Wer ſo unluſtig an die Durchführung einer
Werbe=
aktion geht, der wird ſpätere Erfolge ſtets als zu niedrig
betrachten. Das Mißtrauen, mit dem eine ſolche Werbung
geſtartet wurde, bleibt auch bei der Auswirkung der
Wer=
bung beſtehen.
zugreifend ſein. Fehlt dieſer Optimismus, ſo wird auch
regelmäßig die Werbeſache recht unluſtig, farblos ausſehen.
Die Vorausſetzung aller Erfolge iſt ſchließlich, daß man
ſelbſt an ſein Können und an den Erfolg glaubt. Dieſer
Glaube wirkt immer belebend, immer vorwärtstreibend.
Wir alle — der kleinſte und der größte Geſchäftsmann! —
ſind bemüht, die Geſamtwirtſchaft mit neuen Impulſen zu
verſehen. Wir alle wollen zu unſerem Teil dazu beitragen,
belebend auf die Wirtſchaft einzuwirken. Daß dieſe
Be=
lebung in ſehr ſtarkem Maße mit der Werbung eng
verbun=
den iſt, bedarf wohl kaum einer Beweisführung.
Wer anbietet, der iſt aktiv. Wer immer nur wartet, ob
dies oder jenes kommen könne, wer in ſtändigem
Fatalis=
mus die Daumen dreht, der darf ſich nicht wundern, daß er
ins Hintertreffen gerät. Keine Zeit war der Anbietarheit
ſo günſtig wie dieſe: die alte kaufmänniſche Regel: Das
Angebot ſchafft Nachfrage — behält Gültigkeit.
Anbieten ja, aber ſorgſam die Träger dieſer Werbung
aus=
ſuchen. Ein Werbemittel wie das „Darmſtädter Tagblatt”
hat ſich ſeit jeher als hervorragender Mittler zwiſchen
An=
gebot und Nachfrage bewährt.
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