Darmstädter Tagblatt 1933


30. Juni 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

T4
Atf
A
*

T4
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Bel wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 4. Junl

bies 30. Junl 2. Reichsmark und 20 Pfennig Ab=
tragegebühr
, abgeholt 2. Reiſchsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmark frei Haus. Poſtbezugspreis
im Juni ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reſchsmark.
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beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
erſcheinen
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berechigt den Bezſeher nſcht zur Kürzung des Be=
zugspreſſes
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.

Nummer 179

Freitag, den 30. Juni 1933.

196. Jahrgang

27 mm breſie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reſchspfg.
Finanz=Anzelgen 35 Reiſchspfg. Rellamezeile (92 mm
breſt) 2Reichsmark Anzelgen von auswärts 35Reichspfg.
FinanzeAnzeigen 80 Reichspfg. 92 mm breſte Rellame=
zeſſe
3. Reichsmark. Alle Preiſe in Reſchsmark
(1 Dollar 4.20 Mark). Im Falle höherer
Gewali, wſe Krſeg, Aufruhr Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der Anzeſgenauf=
träge
und Leiſſung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
der gerichtſcher Beſtreſbung, fällt jeder Rabatt weg.
Banſlonto Deuiſche Bank und Darmſtädter und
Nationglbank.

Hagenbergs Rücktritt genehmigt.
Generaldirekkor Schmitk zum Reichswirkſchaftsminiſter, Bauernführer Darré zum Reichsernährungsminiſter
ernannk. Skaalsſekrekär Bang durch Gokkfried Zeder erſehl.

Hindenburgs Enkſcheidung.
Reichskanzler Adolf Hitler hat am Donnerstagnachmittag dem
Reichspräſidenten in Neudeck den angekündigten Beſuch abgeſtattet.
Noch am Abend iſt mitgeteilt worden, daß der Reichspräſident
auf Vorſchlag des Kanzlers den Reichswirtſchaftsminiſter Dr.
Hugenberg die erbetene Entlaſſung aus ſeinen Aemtern erteilt
habe. In der amtlichen Mitteilung heißt es:
Reichspräſident von Hindenburg hat auf Vorſchlag des
Herrn Reichskanzlers den Reichsminiſter für Ernährung und
und Landwirtſchaft und Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Hugen=
berg
die erbetene Entlaſſung aus ſeinen Aem=
tern
erteilt und den Generaldirektor der Allianz=Verſicherungs=
A.=G., Dr. Schmitt zum Reichswirtſchaftsminiſter ſowie das
Mitglied des Reichstages, Dr. Walther Darré, zum Reichs=
miniſter
für Ernährung und Landwirtſchaft ernannt. Der Reichs=
präſident
hat ferner den Staatsſekretär im Reichswirtſchaftsmini=
ſterium
, Dr. Bang, einſtweilen in den Ruheſtand verſetzt und
zum Staatsſekretär im Reichswirtſchaftsminiſterium das Mitglied
des Reichsiages, Diplom=Ingenieur Dr. Gottfried Feder,
ernannt.
* Damit hat die Miniſtertätigkeit Hugenbergs ihr Ende er=
reicht
. Wenn auch über die Gründe ſeines Demiſſionsgeſuches
Stillſchweigen geübt wird, ſo iſt es doch kein Geheimnis, daß er
eigentlich vom Tage ſeines Amtsantritts an ſtändig mit Schwie=
rigkeiten
zu kämpfen hatte. Trotzdem hat er ſein landwirtſchaft=
liches
Programm im weſentlichen durchgeführt, hat aber doch jetzt
vor ſeinem Gegner auf landwirtſchaftlichem Gebiet, Dr. Darré,
die Waffen geſtreckt. Der neue Wirtſchaftsminiſter iſt ſozuſagen
noch ein unbeſchriebenes Blatt. Die jetzige Umgruppierung im
Kabinett gibt dem Reichskanzler die Gewähr dafür, daß ſeine
Wirtſchaftspoltk nach beiden Seiten hin im Geiſte der natſoz.
Weltanſchauung ohne Störungen durchgeführt wird.
Es ſoll aber nicht vergeſſen werden, in dieſem Augenblick die
Arbeitsergebniſſe Hugenbergs mindeſtens als
Reichsernährungsminiſter anzuerkennen. Er hat da=
für
geſorgt, daß der Landwirtſchaft nach ſeiner Amtsübernahme
auf ſchnellſtem Wege und unter Ueberwindung aller bürokratiſchen
Hemmungen Hilfe zuteil wurde. Seine Maßnahmen werden ſich
früheſtens ſchon in dieſem Herbſt auswirken. Sie werden aber
noch erheblich auszubauen ſein. Auch Hugenberg hat nur erſt
einen Grundſtein für die von ihm geplante landwirtſchaftliche
Hilfe legen können. Sein Nachfolger iſt berufen, dieſe Hilfe im
Rahmen der Wiederingangſetzung der deutſchen Wirtſchaft weiter
auszugeſtalten und aus der Landwirtſchaft wieder einen leiſtungs=
fähigen
Stand zu machen, der ſeine Verpflichtungen dem deutſchen
Volke gegenüber in allen Teilen reſtlos nachkommen kann. Auf
wirtſchaftspolitiſchem Gebiet hat man von Dr. Hugenberg dagegen
weniger gehört. Er hat in London noch das Unglück gehabt, daß
er mit ſeinen programmatiſchen Darlegungen nicht durchdrang,
daß er aber ſeine Rede verteilen ließ, die nun wieder wegen eines
Paſſus über die Kolonien bei verſchiedenen Mächten ſtarken An=
ſtoß
erregte. Die Londoner Ereigniſſe werden ſicherlich mit ein
Anlaß für Dr. Hugenberg geweſen ſein, aus dem Amt zu ſcheiden.
Wieder Verſonalunion mit Preußen.
WTB. Berlin, 29. Juni.
Zur Ernennung der neuen Reichsminiſter verlautet noch von
amtlicher preußiſcher Seite, daß der Reichsernährungsminiſter
Dr. Walter Darré auch zum preußiſchen Miniſter für Landwirt=
ſchaft
, Domänen und Forſten und der Reichswirtſchaftsminiſter
Dr. Kurt Schmitt auch zum rreußiſchen Miniſter für Wirtſchaft
und Arbeit ernannt werden wird.
Es verlautet noch weiter, daß der Staatsſekretär im Reichs=
ernährungsminiſterium
von Rohr=Demmin vorläufig im Amte
bleiben wird.

Mehrheit aller Landesteile Deutſchlands als Führer der neuen
Bauernfront verlangt und dann auch Anfang April 1933 von der
Reichsführergemeinſchaft des Deutſchen Bauernſtandes einſtim=
mig
zu ihrem Leiter ausgerufen. Der Geſamtausſchuß des
Reichsverbandes der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften wählte
Darré ebenfalls einſtimmig zum Präſidenten. Schließlich über=
trug
auch der Deutſche Landwirtſchaftsrat im Mai Darré die
Präſidentſchaft. Auch im Deutſchen Landhandelsbund hat Darré
das Präſidium inne.

Der neue Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitk.
Sbendei, ſpendek alle, ſpendet ſofork!
Kurt Schmitt wurde am 7. Oktober 1886 in Heidelberg ge=

boren. Er ſtudierte Jurisprudenz und promovierte zum Dr. jur.
Er wandte ſich dem Verſicherungsfach zu und brachte es ſchon in
jungen Jahren zum Generaldirektor der Allianz. Als dieſe
Geſellſchaft mit dem Stuttgarter Verein unter der Firma Allianz
und Stuttgarter Verein. Verſicherungs=AG fuſionierte, wurde
er Generaldirektor dieſer Geſellſchaft. Er iſt Mitglied der In=
duſtrie
= und Handelskammer Berlin und war bis 1928 Mitglied
des vorläufigen Reichswirtſchaftsrats. Seiner außerordentlichen
Fähigkeiten wegen wurde er auch als Aufſichtsrat in beinahe
eine aller führenden Verſicherungsfirmen Deutſchlands berufen.
Schmitts ſchnelles Eingreifen für die Verbindlichkeiten der in
Schwierigkeiten geratenen Frankfurter Allgemeinen Verſiche=
rungs
=AG. wurde allgemein bewundert und anerkannt. Seit
längerer Zeit gehört Dr. Schmitt der NSDAP. an.
Der neue Reichsernährungsminiſter Dr. Darré.
Das Amt des Reichsminiſters für Ernährung und Land=
wirtſchaft
hat nunmehr eine der einflußreichſten und aktivſten
Perſönlichkeiten des neuen Deutſchland übernommen, hinter der
das uneingeſchränkte Vertrauen des geſamten deutſchen Bauern=
ſtandes
ſteht: Richard Walther Darré.
Darré wurde am 14. Juli 1895 in Belgrane in Argentinien
geboren. Er ſtudierte Landwirtſchaft und erwarb landwirtſchaft=
liche
Praxis in Oberbayern, Heſſen und Oldenburg. In den
Jahren 1928 bis 1929 war er der deutſchen Geſandtſchaft in Riga
zur Wahrung oſtpreußiſcher landwirtſchaftlicher Belange zuge=
teilt
und wurde dann Hauptſchriftleiter der Nationalſozialiſti=
ſchen
Landpoſt und Herausgeber der Monatsſchrift Deutſche
Agrarpolitik. Im März 1933 wurde Darrs von der großen

Der Waffenſtillſkand von Tangku.

Spendek Arbeik!
Ein Aufruf an alle Volksgenoſſen
und Volksgenoſſinnen.
Der Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium, Reinhardt,
hat am Donnerstag im Rundfunk an alle Volksgenoſſen und Volks=
genoſſinnen
den folgenden Aufruf gerichtet:
Die Reichsregierung der nationalſozialiſtiſchen Revolution
ruft alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen auf, freiwillige
Spenden zur Förderungder nationalen Arbeit zu
leiſten. Die Spende kann in bar durch Zahlkarte, Poſtſchecküberwei=
ſung
oder Banküberweiſung geleiſtet werden. Für die Entgegen=
nahme
der Spende iſt das Finanzamt zuſtändig. Der Spender muß
alſo den Spendenbetrag bei der Kaſſe des Finanzamtes einzahlen
oder durch Zahlkarte, Poſtſchecküberweiſung oder Banküberweiſung
auf das Poſtſcheckkonto des Finanzamtes überweiſen.
Arbeiter und Angeſtellte können ihren Arbeitgeber bitten, bei
der nächſten Lohn= oder Gehaltszahlung einen beſtimmten Betrag
einzubehalten und für die als freiwillige Spende zur Förderung
der nationalen Arbeit an das Finanzamt abzuführen.
Die nächſte Gehaltszahlung fällt bei den meiſten Angeſtellten
und Beamtea auf den heutigen 30. Juni. Es ſollte kein Angeſtell=
ter
und kein Beamter unterlaſſen, heute vormittag ſofort zu ver=
anlaſſen
, daß von ſeinem Gehalt ein beſtimmter Betrag als frei=
willige
Spende einbehalten und für ihn an das Finanzamt abge=
führt
wird. Wo die Berückſichtigung dieſes Wunſches aus techniſchen
Gründen nicht mehr möglich ſein ſollte, iſt es Sache des Angeſtell=
ten
oder Beamten, den Spendenbetrag durch Zahlkarte, Poſtſcheck=
überweiſung
oder Banküberweiſung noch am 30. Juni dem Konto
des Finanzamtes zuzuleiten.
Es ſollte auch kein Arbeiter, der morgen oder übermorgen ſeine
nächſte Lohnzahlung erhält, unterlaſſen, morgen vormittag ſeinen
Arbeitgeber zu bitten, von der Lohnzahlung einen beſtimmten Be=
trag
einzubehalten und als freiwillige Spende zur Förderung der
nationalen Arbeit für ihn an das Finanzamt weiterzuleiten.
Alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen, die nicht in einem
Arbeitsverhältnis ſtehen, ſondern Unternehmer, Angehörige eines
freien Berufes oder Reutner ſind, überweiſen, ſoweit es noch nicht
geſchehen iſt, einen Betrag als freiwillige Spende zur Förderung
der nationalen Arbeit morgen oder übermorgen auf das Konto
des Finanzamtes.
Die Reichsregierung der nationalſozialiſtiſchen Revolution er=
wartet
, daß alle deutſchen Männer und Frauen den Begriff der
Volksgemeinſchaft erfaſſen. Wer ſich zur deutſchen Volksgemeinſchaft
bekennt, der muß bereit ſein, von ſeinem Einkommen freiwillig
einen Betrag zur Förderung der nationalen Arbeit zu ſpenden.
Die Spende wird verwendet zur Beſchaffung von Arbeit für ſolche
Volksgenoſſen, die bereits ſeit Jahren ohne Arbeit und ohne Ein=
kommen
ſind. Ein Mindeſtbetrag iſt nicht vorgeſchrieben. Auch der
kleinſte Betrag, der als freiwillige Spende zur Förderung der na=
tionalen
Arbeit gegeben wird, bildet einen Teil der Hilfe zur Ver=
minderung
der Arbeitsloſigkeit und damit des ſozialen Elends.
Volksgenoſſen und Bolksgenofſinnen!

Kabinektsbeſchluß.
Der ſtellverkrekende Führer der NSDAP. nimmt
künftig an den Kabinekksſikungen keil.
Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP teilt mit: Durch Kabi=
nettsbeſchluß
wurde beſtimmt, daß der Stellvertreter des Führers
der NSDAP., Rudolf Heß, künftig an den Kabinettsſitzungen
und Miniſterräten der Reichsregierung teilnimmt.
Adolf=Hikler=Spende auch für das Handwerk
Ehrenpflicht.
Der Reichskommiſſar für den Mittelſtand Dr. Wienbeck hat
in einem Rundſchreiben die Regierungen der Länder gebeten,
der Durchführung der Sammlungen für die Hitler=Spende durch
die Innungen von den Innungs=Aufſichtsbehörden keine Schwie=
rigkeiten
bereiten zu laſſen. In dem Rundſchreiben heißt es u. a.:
Die Beteiligung des ſelbſtändigen Handwerks an der Adolf=
Hitler=Spende iſt eine Ehrenpflicht, der ſich kein Handwerker, der
dazu in der Lage iſt, entziehen ſollte. Bedenken gegen die vor=
geſehene
Einſchaltung der Innungen bei der Aufbringung der
Spende, die etwa aus den Vorſchriften der Gewerbeordnung
hergeleitet werden könnten, müſſen m. E. gegenüber dem hohen
Ziel zurücktreten.

Von unſeremnach Oſt=Aſien entſandten Sonder=
berichterſtatter
Admiral Kinzel.
Mukden, im Juni 1933.
Die Feindſeligkeiten zwiſchen Japan und China ſind
einſtweilen? zum Abſchluß gekommen. Ein Waffenſtillſtand
zumindeſt iſt unterzeichnet, der Wille kundgetan, nicht mehr
kämpfen zu wollen.
Das große Rätſelratenüber dasmilitäriſche
Ziel Japans, das Tagesgeſpräch ſo vieler Monate im gan=
zen
Oſten, iſt damit zunächſt einmal zu Ende. Nach dem Fall
der Stadt Jehol, nach dem Vordringen der Japaner bei Shan=
haikwan
gab es alle Arten von Meinungen; baldiges Halt=
machen
der Japaner, ſchnelle Beſetzung von Peking und Tientſin,
weiteres Vordringen bis zum Weſtfluß, ja Beſetzung der Hafen=
plätze
an der Küſte bis herunter nach Ningpo, das alles konnte
man vermuten und verfechten hören. Und Gründe genug für
jede Anſicht. Die Klügſten und Erfahrenſten aber enthielten ſich
jeder Prophezeiung. Und mit Recht: denn welcher Europäer kennt
und verſteht die Urgründe und Geſetze des Handelns des Oft=
aſigten
?
Ein lange in China anſäſſiger, ſehr geſcheiter deutſcher
Kaufmann ſagte mir, den beſten Bericht über chineſiſche Ver=
hältniſſe
hätte er nach achtwöchigem Aufenthalt in China ver=
faßt
. Er hätte ſich damals fleißig bei allen möglichen erfahrenen
Leuten informiert und dann friſch drauflosgeſchrieben. Natürlich
ſei nichts von dem ganz zutreffend geweſen, aber es hätte ſich
für die Heimat immerhin ein ganz anſchauliches und lebendiges
Bild ergeben. Heut, nach vieljährigeu Anweſenheit, könne er
nicht mehr ſo ſchreiben. Es tauchen immer neue Rätſel auf, je
tiefer man eindringe. Und Sir Robert Hart, deſſen
Standbild an hervorragender Stelle am Bund in Shanghai
ſteht, der erfolgreiche Organiſator des chineſiſchen Seezolles, ſoll
geſagt haben: Nach fünf Jahren habe er geglaubt,
China und den Chineſen zu kennen, nach 15
Jahren ſei es ihm zweifelhaft geworden, nach
35. Jahren hat er gewußt, daß man es als Euro=
päer
nicht voll kennen und verſtehen könne.
Die Japaner haben alſo Peking und Tientſin nicht mit
Waffengewalt genommen was ſie ohne Zweifel leicht hätten
tun können. Weshalb nicht? Vielleicht, um der unangenehmen
Komplikationen mit den großen Geſandtſchaftsbeſitzungen willen?=
Vielleicht, um ſich ein wirklich energiſches Stop! der Großmächte
zu erſparen?? Vielleicht, um die ewigen Kulturſchätze Pekings
nicht durch die Kämpfe zu zerſtören und ſich damit mit einem
Fluch für lange Zeit zu beladen??? Oder einfach, weil ſie ihr
großes Ziel: im Norden Chinas zu behalten, was ſie wirklich
brauchen können und dann allmählich die freundwillige Führung
des Vierhundert=Millionen=Volkes der Chineſen zu übernehmen,
weil ſie dieſes Ziel ſo beſſer erreichen zu können glaubten?
Genug! Der Waffenſtillſtand iſt geſchloſſen, die Linien der
Militärs und der neutralen Zone ſind abgeſteckt. Verhandlungen
können beginnen. Beinahe ſieht es aus, als ob nun eine gewiſſe
Klarheit herrſchte und man in Ruhe die weitere Entwicklung
abwarten könne.
Dem iſt aber keineswegs ſo. Neue Rätſel und Fragen türmen
ſich auf.
Nehmen wir einmal an, daß es gelänge, die großen Maſſen
chineſiſcher Truppen, die, zum Teil völlig demoraliſiert, aus den
fruchtloſen und verluſtreichen Kämpfen (ſeit Beginn der Feind=
ſeligkeit
mit Japan im September 1931 beklagt die Nanking=
regierung
den Verluſt von über 200 000 Soldaten!) nach Süden
ſtörmen, feſt zuſammenzuhalten, ohne daß es zu erneuten ört=
lichen
, mutwilligen Kämpfen mit Japanern kommt. Oder zu
ähnlichen Zwiſchenfällen, die den Japanern ſofort Vorwand zu
erneuten, ernſten Maßnahmen bieten müßten. Nehmen wir das
alſo an. Es bleiben zwei Faktoren, die die nun beginnenden
diplomatiſchen Verhandlungen zunächſt ausſichtslos erſcheinen
laſſen.
Der erſte Faktor beſteht in den 4050 Generalen, die ſich
um den in Kalgan ſitzenden Feng Yue Hſiang, den ſogenann=
ten
chriſtlichen General und Oberquertreiber, geſchart haben,
unter der äußeren Parole: Fortſetzung des Widerſtandes gegen
die Japaner, zweifellos aber mit dem eigentlichen Zweck: Aus=
ſchaltung
der Macht der Zentralregierung in Nord=China. Es
iſt nicht zu empfehlen, dieſe Bewegung nicht ernſt zu nehmen.
Freilich die Bewaffnung dieſer Truppen im Norden iſt nicht
glänzend, und es fehlt ihnen an Einfuhrhäfen oder ſonſtigen
Gelegenheiten, ſie durchgreifend zu verbeſſern. Aber man
ſehe ſich den General Feng, früheren Kriegs=
miniſter
der Nankingregierung, und ſeine
Truppen in Kalgan einmal an. Er iſt eine Bären=
geſtalt
mit einem undurchdringlichen Geſicht, in dem ſich Klug=
heit
und Energie, Verſchlagenheit, Humor und Brutalität paaren;
zweifellos ein Mordskerl, der bei ſeinen jungen Truppen ab=
göttiſch
verehrt wird und dabei ſelbſt, im Gegenſatz zu den
meiſten anderen, völlig bedürfnislos, vorzügliche Diſziplin durch
Beiſpiel und rückſichtsloſes Durchgreifen hält. Es dürfte für
Nanking nicht leicht ſein, mit ihm wirklich fertig zu werden, auch
wenn, was wohl noch nicht ausgemacht iſt, Japan ihn nicht
heimlich unterſtützt!
Mit dieſer neuen Gefahr muß man erſt fertig werden, be=
vor
man mit den Japanern einwandfrei über den Norden
Chinas verhandeln kann.
Und der zweite Faktor iſt die Stimmung im Lande über den
Verluſt der nördlichen Provinzen. Kabinettspolitik hinter ver=
ſchloſſenen
Türen kann die Zentralregierung nicht treiben. Die
Cantonregierung, die Südchineſen mit ihrem neuen eigenen Aus=
wärtigen
Amt, predigen ſchärfſte Ablehnung jeder Anerkennung
von Mandſchukuo, jeden Nachgebens Japan gegenüber. Ein
bequemes Mittel für ſie, um dem unerwünſchten Marſchall
Chiang=Kai=Chek ein Bein zu ſtellen. Auch dort Aufſtellung von
Heeren zum Widerſtand gegen Japan‟. Dieſe Truppen ſammeln
ſich in den Südprovinzen K,oantung und Fukien und rücken
nach Norden vor. In Richtung Hankow müſſen ſie durch die
Provinz Kiangſi, die als die unzuverläſſigſte gilt und in der fort=
geſetzte
Kämpfe gegen die Roten toben. Stimmung und
Tatbereitſchaft gegen Chiangwerden zu gewalt=
ſamer
Entladung kommen, in dem A
wo die Zentralregierung, wo der Ob
haber Chiang=Kai=Chek die erſte Verhand=

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Seite 2 Nr. 179

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 30. Juni 1933

lungsvorbedingung der Japaner erfüllen: An=
erkennung
der Abtrennung der Mandſchurei von China.
Die Lage ſieht für die Zentralregierung faſt verzweifelt aus.
Aber auch hier iſt Prophezeien unangebracht. Chiang=Kai=Chek
hat ſchon ähnliche Schwierigkeiten überwunden. Er hat ſehr
guten politiſchen Inſtinkt; wer weiß, welchen Ausweg er am
Ende auch hier wieder findet. Nur: an einer Grundlage für
ernſthafte Verhandlungen der Zentralregierung mit Japan
ſcheint es einſtweilen vollſtändig zu fehlen. Mehr als das: man
ſollte glauben, daß es geſchickter japanifcher Diplomatie gelingen
könnte, durch allſeitiges Manöverieren ein vorteilhaftes und
wichtiges Teilziel ihres ganzen Strebens zu erreichen; Zerfall
Chinas in drei Teile, deren keiner zu mächtig iſt, Aufrechterhal=
tung
der Uneinigkeit, um ſelbſt allmählich mit Sicherheit die
Zügel für den ganzen Oſten in die Hand zu bekommen.
Eine Feſtſtellung.
Zu unſerem geſtrigen Leitartikel, der ſich noch einmal mit
dem ſogenannten Fall Bernheim beſchäftigte, bittet die heſſiſche
Familie Bernheim um die öffentliche Feſtſtellung, daß ſie mit
jenem öſterreichiſchen Staatsangehörigen Bernheim, der ſich un=
längſt
an den Völkerbund wandte, in keiner Weiſe verwandt iſt.
Die in Heſſen lebende Familie Bernheim iſt rein deutſcher Ab=
ſtammung
.

Eine Berfügung des Wehrkreis=
pfarrers
Müller
zur Behebung der Nokſtände in Kirche und Volk.
WTB. Berlin, 29. Juni.

Der Bevollmächigte des Reichskanzlers für die Angelegenhei=
ten
der evangeliſchen Kirche, Wehrkreispfarrer Müller, gibt fol=
gende
Verfügung zur Behebung der Notſtände in Kirche und
Volk bekannt:
1. Die deutſchen evangeliſchen Kirchen ſind in einen Not=
ſtand
geraten. Die unbedingt notwendige Einheit von Volk und
Kirche iſt in Gefahr.
2. Dieſer Notſtand erfordert außerordentliche Maßnahmen.
Im Einvernehmen mit dem Herrn Staatskommiſſar für die evan=
geliſchen
Landeskirchen Preußens übernehme ich daher um der
Kirche und des Evangeliums willen als Bevollmächtigter des
Herrn Reichskanzlers die Leitung des Evangeliſchen Kirchen=
bundes
.
3. Ich übernehme insbeſondere den Vorſitz im Kirchenbundes=
rat
, die Befugniſſe des Kirchentages, des Kirchenausſchuſſes und
ſeiner Unterausſchüſſe.
Mit Gottvertrauen und dem Bewußtſein meiner Verantwor=
tung
vor Gott und unſerem Volke gehe ich ans Werk, gehorſam
der Wahrheit des reinen und lauteren Evangeliums Jeſu Chriſti.
In Verfolg der vorſtehenden Verfügung beurlaube ich mit
ſofortiger Wirkung den Bundesdirektor des Kirchenbundesamtes
Dr. Hoſemann. Mit der weiteren Durchführung der Verfügung
zur Uebernahme der Geſchäfte des Kirchenbundesamtes beauftrage
ich Herrn Admiral Meuſel.

Vor der Auflöfung des Zenkrums.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Reichsparteivorſtand des Zentrums iſt am Donnerstag
zu einer mehrſtündigen Sitzung zuſammengetreten. Irgendwelche
Beſchlüſſe über das Schickſal des Zentrums ſind noch nicht gefal=
len
. Man will offenbar die Rückkehr des Kanzlers abwarten, um
zu erreichen, daß in irgendeiner Formel ein Weg gefunden wird,
der dem Zentrum die Selbſtauflöſung erleichtert. Die Kräfte,
die ſich noch immer einer Selbſtauflöſung widerſetzen, ſind nicht
gering, ſie wollen zum mindeſten erreichen, daß mit dem Kanzler
ein Uebereinkommen getroffen wird, das das Zentrum in irgend=
einer
, allerdings nicht politiſchen Form weiterbeſtehen läßt. Wir
halten es für ausgeſchloſſen, daß derartige Beſtrebungen beim
Kanzler auf Gehör ſtoßen, weil ſie dem von ihm geſteuerten Kurs
nicht entſprechen würde. Im übrigen machen ſich auch beim Zen=
trum
bereits deutliche Abbröckelungen bemerkbar. Aus verſchie=
denen
Teilen des Reiches Berlin und dem Weſten liegen
Meldungen vor, wonach ſich Zentrumsfraktionen aufgelöſt oder
den Natſoz, angeſchloſſen haben. Fragt ſich nur, ob die
Natſoz, eine ſolche Maſſeninvaſion zentrümlicher Abgeord=
neter
gutheißen wird. Für das Zentrum iſt aber jetzt die Stunde
der Entſcheidung herangekommen, und es iſt damit zu rechnen,
daß wohl noch am Freitag die Würfel fallen werden.

SA.=Mann Brand
Der erſte deutſche SA.=Film.
Nein als Film kritiſch betrachtet iſt dieſer erſte deutſche SA.=Film
unbedingt eine grandioſe Leiſtung. Da mit der Verfilmung des
S.A.=Manns Brand aber wohl mehr beabſichtigt war, und von
dieſer Verfilmung auch mehr erwartet wurde als die bloße
Verlebendigung eines Einzelſchickſals, muß wohl einiges grund=
ſätzlich
dazu geſagt werden.
Mit S.A. verbindet ſich für das deutſche Volk, ſeit den
Tagen der nationalen Erhebung mehr noch als in den Jahren
vorher, die Verkörperung einer Idee einer Bewegung, die das
ganze deutſche Volk erfaßt hat und zu einem geſchloſſenen Willens=
ausdruck
zuſammenſchweißte, der reſtlos mit der Vergangenheit
der letzten 14 Jahre gebrochen. Einer Bewegung, die nationale
Revolution genannt wird und die den deutſchen Menſchen aus
unverdientem Tiefſtand wirtſchaftlicher und ſeeliſcher Verzweif=
lung
emportragen ſoll zur Freiheit, zu neuem Bekenntnis zu
einem Deutſchtum, das wieder um Achtung in der Welt ringt,
das ſtark und zielbewußt einen neuen Kampf um den ihm ge=
bührenden
Platz an der Sonne, aufgenommen und unter harter
Führung durchführen wird.
Wir haben in der Geſchichte der Filmkunſt, der deutſchen, wie
vielleicht mehr noch der ruſſiſchen, Beiſpiele dafür, daß es
möglich iſt, eine weltanſchaulich umriſſene Bewegung, eine ein
ganzes Volk tragende Idee, lebendig, mitnehmend, zum Verſtehet
führend, im lebendigen Bild zu geſtalten. Wir rechnen in dieſe
Reihe vielleicht Nibelungen, Fridericus Rex, vielleicht auch
noch Yorck, Rebell, von den ruſſiſchen etwa Panzerkreuzer
Potemkin, Mutter, Sturm über Aſien. Der erſte deutſche
S. A.=Film zählt nicht in dieſe Reihe.
Ich weiß nicht, ob es die Abſicht der Autoren war, in S.A.=
Mann Brand die gewaltige Bewegung der NSDAP., die gran=
dioſe
Idee, die ſich an den Namen und die Berufung Hitlers
knüpft, zu verlebendigen. Sicher aber iſt, daß Unzählige dieſe Ver=
lebendigung
, dieſes lebendige Geſtalten der Bewegung eine
Aufgabe, der die Filmkunſt unbedingt gewachſen iſt von S.A.=
Mann Brand erwartet haben. Wenn trotzdem vielleicht kein Be=
ſucher
des Films ihn unbefriedigt verläßt, wenn er die Enttäu=
ſchung
ob der Erwartung von etwas anderem vielleicht nicht
ſpürt, oder verwindet, dann iſt das in erſter Linie Verdienſt einer
über jedes Lob erhabenen Darſtellung und einer Regie, die wahr=
ſcheinlich
ungewollt, während der Arbeit an dem Film, zu Reſul=
taten
kam, die urſprünglich nicht ihrer Arbeit letztes Ziel waren.
Der Film S.A.=Mann Brand dramatiſiert in eindring=

Der Reichsetat für 41933.
Der Länderankeil an Reichsſteuern geſonderk aufgeführk. Die Reichsregierung erwarket im Rechnungs=
jahre
1933 höheres Aufkommen an Skeuern und Zöllen.

Größke Sparſamkeik auf allen Gebieken.

WTB. Berlin, 29. Juni.
Die Reichsregierung hat in der Kabinettsſitzung vom 27. Juni
das Reichshaushaltsgeſetz für 1933 verabſchiedet, das damit heute
im Reichsgeſetzblatt verkündet wird. Der Reichshaushaltsplan iſt
ausgeglichen und ſchließt in Ausgabe und Einnahme mit rd. 5,9
Milliarden Reichsmark ab. Im Reichshaushaltsplan für 1932
waren die Ausgaben und die Einnahmen mit je rd. 8,2 Milliarden
veranſchlagt. Die tatſächlichen Ausgaben betrugen im Rechnungs=
jahre
1932 nur insgeſamt 7.9 Milliarden und die tatſächlichen Ein=
nahmen
7,3 Milliarden RM. Die unterſchiedlichen rund 600 Mil=
lionen
RM. ſtellen den Fehlbetrag für 1932 dar. Darin ſind 480
Millionen RM. für außerordentliche Schuldentilgung enthalten.

Die katſächlichen Ausgaben in 1932 bekrugen 7.9
Milliarden, die für 1933 veranſchlagken Ausgaben
befragen nur 5.9 Milliarden.
Der Unterſchied von rund 2 Milliarden erklärt ſich insbeſon=
dere
daraus, daß die Anteile der Länder an den Reichsſteuern
(Ueberweiſungsſteuern) im Reichshaushalt bisher auf der Ein=
nahmeſeite
im Geſamtaufkommen der einzelnen Reichsſteuern und
auf der Ausgabenſeite als Steuerüberweiſungen an die Länder
erſcheinen und infolgedeſſen nur durchlaufende Poſten darſtellten.
Dieſes bis 1932 beſtandene Bruttoſyſtem iſt bei der Aufſtellung des
Reichshaushalts 1933 aus Zweckmäßigkeitsgründen abgelöſt wor=
den
durch ein Nettoſyſtem. Dieſes Nettoſyſtem beſteht darin, daß
die laufenden Anteile der Länder an den Reichsſteuern auf beiden
Seiten des Reichshaushalts nicht als Einnahmen und Ausgaben
des Reiches, ſondern geſondert aufgeführt werden. Dieſer durch=
laufende
Poſten der Ueberweiſungsſteuern iſt für 1933 veranſchlagt
mit 1,6 Milliarden RM. Die reſtlichen 0,4 Milliarden RM. er=
geben
ſich aus tatſächlichen Minderungen von Ausgabepoſten.
Das auf der Einnahmeſeite erſcheinende

Aufkommen an Skeuern

iſt unter Zugrundelegung des tatſächlichen Aufkommens in den letz=
ten
Monaten und unter Berückſichtigung einer gewiſſen Belebung
der Wirtſchaft geſchätzt worden. Der nach Abzug der Länderanteile
dem Reich verbleibende Anteil an Steuern und Zöllen beträgt die=
ſer
Schätzung gemäß für 1933 rund 5,1 Milliarden RM. Der nach
Abzug der Länderanteile dem Reich verbleibende Anteil an Zöllen
und Steuern betrug im Rechnungsjahre 1932 im Voranſchlag 5,4,
in Wirklichkeit 4,9 Milliarden RM. Im Rechnungsjahr 1933 wird
demnach ein rund 200 Millionen RM. höheres Aufkommen an
Steuern und Zöllen erwartet, als das tatſächliche Aufkommen in
1932 betragen hat.
Zu den übrigen Einnahm en iſt zu bemerken, daß für
1933 wie im Vorjahre ein Erlös aus dem Verkauf von Vor=
zugsaktien
, der Deutſchen Reichsbahn= Geſell=
ſchaft
in Höhe von 100 Millionen RM. und beim Reichsernäh=
rungsminiſterium
neu eine Einnahme aus der Bewirt=
ſchaftungder
Oelfrüchte in Höhe von rund 70 Millionen
Reichsmark vorgeſehen iſt. Die übrigen Verwaltungseinnahmen
uſw. laufen faſt unverändert wie in den Vorjahren.
Auf der Ausgabenſeite erreicht der Reichshaushalt für
1932 nach Abzug der Länderanteile an den Ueberweiſungsſteuern
die Summe von 6,2 Milliarden. Im Haushaltsplan 1933
erreichen die Ausgaben nur 5,9 Milliarden. Darin ſind 130
Millionen für Sonderüberweiſungen an die Länder enthalten, ſo
daß die Reichsausgaben in Wirklichkeit nur rund 5,8 Milliarden
RM. betragen. Das ſind rund 400 Millionen RM. weniger als im
Rechnungsjahre 1932.
In größere Poſten zuſammengefaßt, verteilen ſich
die Ausgaben
wie folgt:
Verſorgung der Kriegsopfer und ihrer Hinter=

bliebenen
1040 Mill. RM.
Zivil= und Militärpenſionen . .
270
Kriegslaſten
425
Beſoldungen (einſchließlich der Reichswehr).
700
Arbeitsloſenhilfe und Arbeitsbeſchaffung".
520
Sozialverſicherung . . . . ..
520

licher Form ein Einzelſchickſal, vielleicht auch deren mehrere, und
mit dieſen Einzelſchickſalen, die in meiſterhafter untheatraliſcher
Kunſtform lebendig erſtehen, gibt er einen erſchütternden Abriß
aus dem Leben des deutſchen Volkes während der letzten 14 Jahre.
Das iſt es, was S.A.=Mann Brand wiederum erhebt über eine
ſchauſpieleriſche oder filmiſche Handlung ſchlechthin. In all den
Geſtalten, in dem S.A.=Mann, in ſeinem marxiſtiſchen Vater, in
dem prachtvollen Gymnaſiaſten, in den Typen aus Rotfront und

Foto: Baverische Film-Ges.
Konflikt in der Familie Brand
Heinz Küingenberg als S4.-Mann Brand in einer erresten
Debatte mit seinem Vater (Oito Wernicke) der Kommunist ist.
Die Mutter (Elise Aulinger) versucht zu vermitteln.
Moskau, vor allem aber in den drei Frauengeſtalten, in den zwei
Müttern und dem jungen Mädchen, ſpiegelt ſich irgendwie die
tiefe Tragik unſerer parteipolitiſch zerriſſenen Vergangenheit, der
Kampf der Lebensanſchauungen, ſpiegeln ſich die tiefen ſeeliſchen
Nöte, in denen das deutſche Volk ſchmachtete. Aus der Hitler= Be=
wegung
, aus der grandioſen Idee der nationalen Erhebung gibt
er nur einen kleinen, in Einzelperſönlichkeiten gezeichneten Aus=
ſchnitt
.

Wohlfahrtspflege (einſchließlich 150 Mill. RM.
200 Mill. RM.
für Fettverbilligung)
100
Wohnungsweſen . .
Ankauf von Vorzugsaktien der Dresdner Bank 100
520
Verzinſung und Tilgung der Reichsſchuld
100
Abdeckung der Fehlbeträge früherer Jahre.
Beſondere Maßnahmen auf dem Gebiete der Er=
140
nährungswirtſchaft . .
190
Schutzpolizei der Länder
Der Reſt von nicht ganz einer Milliarde verteilt ſich auf die
geſamten übrigen Bedürfniſſe des Reiches.
Die von der Regierung der nationalſozialiſtiſchen Revolution
vorgenommenen organiſatoriſchen Aenderungen kommen im Haus=
halt
insbeſondere dadurch zum Ausdruck, daß die neu geſchaffenen
Miniſterien erſtmalig erſcheinen, und zwar das Reichsminiſterium
für Volksaufklärung und Propaganda als Einzelplan ſa und das
Reichsluftfahrtminiſterium als Einzelplan XVI.
Das Propagandaminiſterium erfordert für ſeine vielſeitigen
Aufgaben insgeſamt rund 14.2 Millionen RM. Ausgaben. Dieſe
ſtellen jedoch keine Neubelaſtung dar, denn der größte Teil wird
durch eigene Einnahmen aus dem Rundfunk gedeckt, und im Reſt
hanelt es ſich um Ausgaben, die bisher in den Einzelplänen an=
derer
Miniſterien enthalten waren.
Bei dem Haushalt des Reichstages tritt infolge Verringe=
rung
der Abgeordnetenzahlen (Kommuniſten, Sozialdemokraten
und Staatspartei) eine Erſparnis von über einer Million RM.
ein.
Der Haushalt der Reichsſchuld erfordert u. a. rund 220 Mill.
RM. für die Ausloſungsrechte der Anleiheablöſungsſchuld ( Alt=
beſitzanleihe
).
Für die Abdeckung der Fehlbeträge aus früheren Rechnungs=
jahren
ſind rund 100 Millionen vorgeſehen, für die Inanſpruch=
nahme
des Reiches aus Garantien 35 Millionen.
Für die Einlöſung von Verbindlichkeiten, die das Reich an=
läßlich
der Bankenkriſe im Juli 1931 übernommen hat, haben
u. a. 102 Millionen für den Erwerb von Vorzugsaktien der
Dresdener Bank eingeſtellt werden müſſen.
Schließlich iſt noch ein ſogenannter Globalabſtrich von 50
Millionen, der durch Sparmaßnahmen im Laufe des Jahres er=
reicht
werden ſoll, vorgeſehen.

Appell der Reichstegierung an die Skeuerzahler.
Die Reichsregierung der nationalſozialiſtiſchen Revolution
legt für 1933 einen in ſich ausgeglichenen Haushaltsplan vor.
Vorausſetzung dafür, daß der Ausgleich Wirklichkeit bleibt, iſt,
daß die Belebung von Arbeit, Wirtſchaft und Finanzen eintritt,
die in Auswirkung des Geſetzes zur Verminderung der Arbeits=
loſigkeit
vom 1. Juni 1933 erwartet werden kann, und daß die
Steuerpflichtigen ihre laufenden Steuerverpflichtungen pünktlich
erfüllen und etwa vorhandene Rückſtände ſobald wie möglich ab=
tragen
. Werden dieſe Vorausſetzungen erfüllt, ſo ergibt ſich
zwangsläufig eine Verbeſſerung der Haushaltslage auch der Län=
der
, Gemeinden und Gemeindeverbände. Die Reichsregierung der
nationalſozialiſtiſchen Revolution iſt entſchloſſen, die öffentlichen
Haushalte in Deutſchland in Ordnung zu bringen. Sie erwartet,
daß ſie dabei die verſtändnisvolle und tatkräftige Mitwirkung
aller Kreiſe des deutſchen Volkes finden wird.

Vom Tage.
Reichspräſident v. Hindenburg empfing in Neudeck ( Weſtpreu=
ßen
) in Abſchiedsaudienz den aus ſeinem Amte ſcheidenden König=
lich
Großbritanniſchen Botſchafter in Berlin, Sir Horace Rumbold.
Der preußiſche Miniſterpräſident Göring hat an alle Behör=
den
der preußiſchen Staatsverwaltung einen Runderlaß gerichtet,
in dem er äußerſte Sparſamkeit auf allen Gebieten fordert.
Durch eine Verfügung des Geheimen Staatspolizei=Amtes iſt
die Vereinigung ernſter Bibelforſcher einſchließlich ihrer Neben=
organiſationen
für ganz Preußen verboten worden.
Am Donnerstag fanden im preußiſchen Staatsrat unter Vor=
ſitz
des Führers der deutſchen Arbeitsfront, Dr. Robert Ley Ver=
handlungen
mit den Vertretungen der konfeſſionellen Arbeiter,
Arbeiterinnen und Geſellenvereine ſtatt, die mit der Eingliede=
rung
dieſer Verbände in die deutſche Arbeitsfront endeten.
Aus Gründen der Vereinheitlichung der Führung des Reichs=
landbundes
wird beim Reichsbauernführer Walther Darré ein
aus 13 Referaten beſtehendes Stabsamt errichtet, deſſen Leitung
der Stabsleiter im Amt für Agrarpolitik, Dr. Hermann Reiſchle,
übernimmt.

Wer von dem deutſchen S.A.=Film erwartet hat, daß er ſtark
unterſtrichene parteipolitiſche Tendenz=Bilder entrollt, wer er=
wartet
hat, daß das Sieghafte der Bewegung Hitler mit Fahnen
und Trommelwirbel tendenziös unterſtrichen in den Vorder=
grund
gerückt wird, iſt enttäuſcht. Die Klippe des nationalen
Kitſches iſt ſehr geſchickt umſchifft. Die Regie Franz Seitz hat
auf dieſe Aeußerlichkeiten mit Recht verzichtet. Daran ändert
auch nichts die Tatſache, daß der Film abſchließt mit einem Fackel=
zug
, der in den abendlichen Straßen der Großſtadt von der Be=
völkerung
mit Heilrufen begrüßt wird. Von der gleichen Bevöl=
kerung
, die den S.A.=Propaganda=Marſch, wenige Monate vor=
her
, mit Pfuirufen und Ausſpucken und ſchließlich mit Revolver=
ſchüſſen
ablehnte.
Die Filmhandlung führt direkt in das Milieu ein, das den
Film von Anfang bis zum Schluß umſpannt. In einem ausge=
ſprochenen
Kommuniſtenviertel in dem S.A.=Mann Brand iſt
wohl ein Stück Horſt Weſſel verkörpert hat die S.A. ſelbſtver=
ſtändlich
ſchweren Stand, weil ſie ſtändig brutalen Angriffen und
Ueberfällen durch Rotfront ausgeſetzt iſt. In den Einzelkampf alſo
führt der Anfang des Films. Brand iſt Sohn eines Sozialdemo=
kraten
, dem das braune Hemd ein Dorn im Auge iſt. Die harten
Köpfe prallen oft ſcharf aneinander. Zwiſchen beiden ſteht die
Mutter, die mehr zur Lebensanſchauung des Sohnes ſteht, und zu
ihnen geſellt ſich das junge Mädchen, die Kommuniſtin, die Brand
ſchüchtern und zurückhaltend liebt, die ihn vor Ueberfällen zu
ſchützen ſucht und dadurch ſelbſt Mißhandlungen ausgeſetzt iſt. Ihr
wird der Auftrag, Brand für die KPD. zu gewinnen, der er als
Spitzel dienen ſoll. Sie verrät Brand den Plan. Er geht ſchein=
bar
darauf ein, mit dem Erfolg, daß es ſeinem Sturm gelingt,
ein kommuniſtiſches Waffenlager zu erbeuten. Er wird bei dem
ſich dabei entſpinnenden Revolverkampf ſchwer verwundet. Das
bringt ihn ſeinem Vater näher. In die Ereigniſſe fällt kurz das
Verbot der S.A., gleich darauf aber der Sieg der NSDAP. und
damit der Auftakt zur nationalen Bewegung, der den Film ab=
ſchließt
. Einzelſchickſal bleibt auch der Gymnaſiaſt, deſſen Vater
im Krieg gefallen, deſſen Mutter das Vermächtnis ihres Mannes,
den Jungen in ſeinem Sinn zu erziehen, treu wahrt. Einzel=
ſchickſal
bleibt auch die junge Kommuniſtin, die den S.A.=Mann
Brand liebt, und die nach dem Sieg ſtill zur Seite geht.
Was aber nicht Einzelſchickſal iſt, iſt die wundervoll geformte
Mütterlichkeit, die zu hehrer Symbolik erhoben wird, in den Müt=
tern
der beiden S.A.=Helden und der jungen Kommuniſtin. Dieſes
Weibtrio, in erſchütternder untheatraliſcher Vertiefung gezeigt,
gehört mit zu dem künſtleriſch Beſten des Films.
Zuſammengenommen, iſt es dieſe tiefe Symbolik des Mutter=
begriffes
, der Mütterlichkeit, der opferfrohen Liebe, die Sym=
boliſierung
der ſeeliſchen Volksnot der letzten 14 Jahre, die oft

[ ][  ][ ]

Freitag, 30. Juni 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 179 Seite 3

Pariſer Sorgen.
Verſchlechterung der franzöſiſchen Wiriſchaftslage.
Franzöſiſche Vorwürfe gegen Amerika und England.
Von unſerem A.=Korreſpondenten.
Paris, 29. Juni.
Die Nachrichten aus London lauten nicht günſtig. Man be=
trachtet
in Paris das Schickſal der Konferenz peſſimiſtiſcher als je
und die Verbitterung gegen Amerika wächſt. Die franzöſiſche
Preſſe macht Amerika die bitterſten Vorwürfe und betont, daß,
ſolange Waſhington ſeine Auffaſſung über die Stabiliſierung und
die interalliierten Schulden nicht ändere, die Konferenz keine
poſitive Arbeit leiſten könne. So manche würden eine offene oder
verkappte Vertagung der Konferenz gutheißen die offiziöſen
Kreiſe dagegen heucheln ganz wenig Optimismus.
Die Vorwürfe gegen Amerika und zum Teil gegen Eng=
land
ſind nicht ganz unberechtigt, denn ohne Stabiliſierung
und Schuldenſtreichung iſt wirklich nichts anzufangen. Man unter=
läßt
hier nichts, um Amerika den Beweis zu erbringen, daß die
Vorteile, welche durch die Inflation erzielt werden, nur eine
Illuſion ſind. Und man wehrt ſich mit Händen und Füßen gegen
Zollherabſetzungen, die vor der Stabiliſierung vereinbart werden
ſollten. Man betont hier auch, daß die Ueberproduktion nur ein
Fehler der nichteuropäiſchen Länder ſei. Es iſt in dieſer Beziehung
ſchon als Kurioſum intereſſant, wie viel Aufhebens man
hier aus dem japaniſchen Export macht; man behauptet, daß der
Aufſchwung des Verkehrs am Suezkanal, das als ein Zeichen für
die Beſſerung der Weltkonjunktur gilt, nur eine Folge des japa=
niſchen
Schleuderexports ſei.
Die Londoner Konferenz könnte ſelbſt im ſchlimmſten
Falle wichtige Vorarbeiten erledigen; ſie könnte auch eine
Preſſion für die Stabiliſierung ausüben. Dazu werde aber ein
beſſeres Einverſtändnis der europäiſchen Länder notwendig, hätte
man in Paris nicht jede Gelegenheit zu einer europäiſchen Ver=
ſtändigung
verpaßt, ja hintertrieben, ſo würde die Londoner Kon=
ferenz
über mehr Autorität verfügen. Darüber ſchweigt man aber
lieber und tröſtet ſich damit, daß die Schwierigkeiten der Kon=
ferenz
, die innenpolitiſchen Situationen Macdonalds erſchüttern
könnten. . .
Man ſpricht viel von der Erklärung Macdonalds, wonach jede
internationale Konferenz in der zweiten Woche ihrer Exiſtenz
eine Kriſe durchmacht. Man iſt nun in der dritten Woche die
Stimmung ſollte ſich alſo zum Beſſeren wenden. Die Reiſe des
franzöſiſchen Finanzminiſters Georges Bonnet ſowie die Dr.
Schachts nach London ſollen wenigſtens den Eindruck zerſtreuen,
daß man hier keine Hoffnungen mehr auf die Konferenz gründet.
Mit den Hoffnungen ſteht es allerdings nicht beſonders gut.
Daran ſind vielleicht auch die anderen vorangegangenen inter=
nationalen
Konferenzen aller Art ſchuld. Sie haben zu viel Ent=
täuſchungen
gebracht. Das färbt irgendwie auf die Londoner Kon=
ferenz
ab. Aber eines iſt ſicher: Macdonald iſt entſchloſſen, alles
mögliche für die Rettung der Konferenz zu unternehmen. In Eng=
land
ſoll man ſich inzwiſchen bereits zu der Auffaſſung durchge=
rungen
haben, daß die Stabiliſierung der Währungen auch am
Ende der Konferenz erfolgen könne. Die Aufgabe der Konferenz
würde es alſo ſein, auf Grund dieſer Hypotheſe weiterzuarbeiten.
Die Haltung Amerikas bleibt allerdings weiter konfus; wenn
die Franzoſen aus der wirtſchaftlichen und finanziellen Sicher=
heit
ihr Leitmotiv machen, ſo ſcheinen die Amerikaner aus der
Unſicherheit ihr Dogma zu machen. Wie dem auch ſei, es gibt
eine ganze Reihe von Detailfragen, die man in London löſen
könnte, und damit könnte in einzelnen Gebieten Europas eine
Entſpannung geſchaffen werden. Die Weltwirtſchaftskriſe wäre
damit nicht überwunden; aber das wäre noch kein Grund, um das
mögliche nicht zu unternehmen.
In der franzöſiſchen Innenpolitik iſt eine Entſcheidung gefallen.
Die Regierung hat in der Kammer die Feſtſetzung des Minimal=
preiſes
für Weizen (115 Franken) durchgedrückt. Dieſe Maßnahme
wird von allen Seiten kritiſiert, aber ſie bedeutet einen Fort=
ſchritt
. In den wirtſchaftlichen Problemen kommt man aber nicht
vorwärts. Die Kammer verliert ihre Zeit mit der Diskuſſion
über vollkommen ausſichtsloſe ſozialiſtiſche Pro=
jekte
, die alle auf Verſtaatlichungen hinauslaufen
und die nur aus Entgegenkommen für die mit inneren Schwie=
rigkeiten
kämpfende ſozialiſtiſchen Partei an der Tagesordnung
gehalten werden. Ein Beiſpiel dafür iſt die Frage der Eiſen=
bahnen
, für deren Defizit (täglich zwölf Millionen) der Staat
aufkommen muß. Eine Reorganiſierung kann nicht durchgeführt
werden, weil man über die Verſtaatlichung debattiert.
In dieſem Zuſammenhang will das Gerede über parla=
mentariſche
Vollmachten für Daladier nicht ver=
ſtummen
. Man möchte nur wiſſen, ob es von Freunden oder
Gegnern der Regierung verbreitet wird. Es iſt nicht abzuleug=
nen
, daß der Parlamentarismus in Frankreich ge=
die
materielle überſchrie, die den Film zu einer immerhin hoch=
beachtlichen
Leiſtung erwachſen läßt.
Die Darſtellung iſt durchweg über jedes Lob erhaben. Heinz
Klingenberg iſt ein S.A.=Mann Brand, wie es Tauſende
waren und Hunderttauſende heute noch ſind, ſchlicht, überzeugt,
kampffroh, opferbereit, bis zum Letzten. Eine Geſtalt, die mit
Schauſpieler nichts mehr gemein hat. Rolf Wenkhaus, der
kleine Gymnaſiaſt, wächſt in der Todesſtunde gerade durch die
Schlichtheit zur Größe. Wundervoll iſt Joe Stöckel, deſſen fei=
ner
Humor oft das Brennen der Augen kühlt, was ſicher auch viele
männliche Beſucher ſpüren werden. Sehr kernhaft temperament=
voll
und lebenswahr iſt Otto Wernicke als Vater Brand.
Die drei Frauen, Mutter Brand, Frau Lohner und Anni Bau=
mann
, werden durch Eliſe Aulinger, Hedda Lembach und
Vera Lieſſem verkörpert. Beſonders die letztgenannte junge
M. St.
Darſtellerin wird man ſich merken müſſen.
Als Einleitung der abendlichen Feſtvorſtellung, zu der als
Ehrengäſte u. a. der Herr Miniſterpräſident Prof. Dr. Werner
mit Familie, der Herr Staatskommiſſar für Landwirtſchaft Dr.
Wagner, der Herr kommiſſariſche Oberbürgermeiſter Dr.
Müller und die kommiſſariſchen Bürgermeiſter Haug und
Kopp erſchienen waren, fpielte die Polizeikapelle unter Polizei=
obermuſikmeiſter
Buslau den Badenweiler Marſch. Anſchlie=
ßend
ſprach Herr Weſtermann als wirkungsvollen Prolog den
glaubensſtarken Gruß an Deutſchland‟. Das vollbeſetzte Haus
nahm dieſen erſten großen Film der nationalen Revolution mit
Begeiſterung auf und ſtimmte ſpontan das Horſt=Weſſel=Lied an.

Aicht nur Flugzeuge...

Herren oder Knechte des Materials, Wille zum Leben ſiegt
über Stahlmaſſen Material und Moral.
Von Oberſtleutnant a. D. Benary.
Tauſende, ja Millionen von Jahren ſind dahingegangen, da
zum erſten Male der Menſch einen Stein wider den Menſchen
erhob, da zum erſten Male er, das lebende Weſen, das tote
Material nutzte, ſeinesgleichen zu töten, zu vernichten. Seitdem
hat der Menſch alles Material des Erdballes ſich untertan ge=
macht
, in den Dienſt des Krieges gezwungen. Aber je länger
ſeine Herrſchaft dauerte, je uneingeſchränkter ſie ihm dünkte, um
ſo ſicherer, um ſo enger geriet er ſelber in den Bann der Materie,
in die Abhängigkeit vom Material. Was einſt von Segen ſchien,

genwärtig ſchlecht funktioniert; beſonders die Kammer
ſcheint den Schwierigkeiten des Augenblicks nicht gewachſen. Das
erweiſt ſich bei jeder Detailfrage. Es kommt nur darauf an, ob
es möglich ſei, mit der Idee der Vollmachten für die Regierung
etwas Nützliches zu erreichen. Wie die Dinge ſtehen, könnte
die Debatte über die Vollmachten zu einer alles erſäufenden Flut
von juriſtiſchen Spitzfindigkeiten führen man hat in Frankreich
ſo etwas ſtets am Lager.
Die Wirtſchaftslage wird aber immer ungünſtiger. Zum
wenigſten haben die Londoner Mißerfolge die Gemüter ungünſtig
beeinflußt. Im Vordergrund ſtehen jetzt die kataſtrophale Lage
des Immobilienmarktes und die ungünſtigen Ziffern, die über
den Außenhandel Frankreichs veröffentlicht wurden. Das Defizit
der Handelsbilanz iſt für die erſten fünf Monate des Jahres um
eine Milliarde höher als in derſelben Zeitſpanne des Vorjahres.
Das klingt wie ein Memento für die Wichtigkeit der Londoner
Konferenz.

Aus der NSDAP. ausgeſchloſſen.
Scharfe Maßtegelungen durch den Führer.
TU. Berlin, 29. Juni.
Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. teilt mit: Die ehemaligen
Parteigenoſſen Hauptmann a. D. Cordemann, Hauptmann a. D.
v. Marwitz, Hauptmann a. D. Wolf und Hauptmann a. D. Dr.
Zucker, ſämtlich in Berlin, haben durch telegraphiſche und tele=
phoniſche
Einwirkung über Gauleiter, Handelskammern, Wirt=
ſchaftsunternehmungen
uſw. verſucht, dem Führer die Freiheit
notwendiger Entſchließungen zu rauben. Sie wurden auf Anord=
nung
des Führers ſofort ihrer Aemter enthoben und aus der
Partei ausgeſchloſſen. Auf Befehl des Kanzlers wurden ſie in
Haft genommen und in ein Konzentrationslager eingeliefert.

Zaſammenbruch der Abrüſtangsidee
Unverankworkliche ausweichende Takkik der Mächke. Nirgends auch nur die geringſte Bereitwilligkeik
zum Abrüſten. Berkagung der Genfer Konferenz gegen ſchärfſten deutſchen Prokeſt.

Henderſon gehl auf Reiſen
zur Aufnahme von privaken Beſprechungen
mit den einzelnen Regierungen.
Genf, 29. Juni.
Der Hauptausſchuß der Abrüſtungskonferenz hat am Donners=
tag
mit allen Stimmen gegen die Stimmen Deutſchlands, bei
Stimmenthaltung Ungarns den Vorſchlag des Präſidiums auf
Vertagung der Abrüſtungskonferenz bis zum 16. Oktober ange=
nommen
. Die Vertagung erfolgt mit der Einſchränkung, daß bis
zum 16. Oktober in den jetzt beginnenden privaten Beſprechungen
der Regierungen praktiſche Ergebniſſe erzielt worden ſind. Damit
iſt tatſächlich eine friſtliche Vertagung der Konferenz erfolgt.
* Am Donnerstag ſind auf der Abrüſtungskonferenz die Er=
eigniſſe
ſo gelaufen, wie ſie von den Gegnern Deutſchlands im
voraus beſtimmt worden waren. Die Konferenz hat ſich vertagt,
hat aber vorher noch ein deutſch=franzöſiſches Rededuell erlebt,
in dem der deutſche Vertreter, Botſchafter v. Nadolny, noch ein=
mal
feierlich Verwahrung gegen die Vertagung eingelegt und
zum Ausdruck gebracht hat, daß Deutſchland alles nur mögliche
getan hat, um die Konferenz zum Ziele zu bringen. Das war
eine Selbſtverſtändlichkeit ebenſo wie ſein Hinweis darauf, daß
diejenigen Regierungen die volle Verantwortung tragen, die ſich
jetzt wieder für eine Vertagung ausgeſprochen haben. Bei Stimm=
enthaltung
Ungarns hat lediglich Deutſchland gegen die Ver=
tagung
geſtimmt.
Es blieb aber wieder einmal dem franzöſiſchen Vertreier
Maſſigli vorbehalten, uns gegenüber Töne anzuſchlagen, die wir
uns auf das allerbeſtimmteſte verbitten müſſen. Frankreich Ver=
treter
wollte einen Widerſpruch zwiſchen unſeren Worten und
Taten entdeckt haben, worauf nach ſeiner Anſicht die eigentlichen
Schwierigkeiten der Konferenz zurückzuführen wären. Er hat ſich
überhaupt ſo ausgedrückt, daß für jeden unverzüglich der Eindruck
entſtand, Frankreich will mit aller Gewalt die
Schuld an der verfahrenen Situation auf uns
ſchieben und uns für das etwaige Scheitern der
Abrüſtungskonferenz im voraus verantwortlich
machen.
Wenn jedoch irgendeine Nation Anlaß hat, ſich über einen
Widerſpruch zwiſchen Wort und Tat zu beklagen, dann ſind es
wir Deutſchen. Frankreich macht ſeit Jahren die Welt betrunken
mit ſeinen Friedensphraſen, aber ebenſo lange rüſtet es mit un=
heimlicher
Schnelligkeit auf. Eben erſt iſt im franzöſiſchen Senat
ein Geſetz angenommen worden, das den Ausbau der Luftwaffe
fördern ſoll. Wir haben alſo hier einen ganz kraſſen Widerſpruch
zwiſchen Worten in Genf und Taten im eigenen Lande feſtzu=
ſtellen
.
Aadolnys Prokeft in Genſ.
In ſeiner Nede vor dem Hauptausſchuß der Abrüſtungs=
konferenz
in Genf ſtellte Botſchafter Nadolny feſt, daß der
Fehlſchlag, in London Beſprechungen herbei=
zuführen
, nicht an der deutſchen Regierung ge=
legen
habe, die jederzeit zu Beſprechungen zur Verfügung ge=
ſtanden
hätte.
wurde zum Unſegen. Wir, die wir draußen vor dem Feinde
ſtanden, haben es an uns ſelber erfahren. Wenn die Feuer=
wellen
des Sperrfeuers ſich ſchützend vor unſere Linien legten,
die Feuerwalze die Bahn zum Siege ebnete, wenn Laſtkraft=
wagen
auf Laſtkraftwagen Verſtärkungen, Munition und Ver=
pflegung
heranſchafften, dann ſegneten wir das Eiſen, die Kohle
im heimiſchen Schacht, die ſtillen Gelehrten in der Studierſtube,
die tauſend und aber tauſend fleißigen Hände, die in Sälen und
Fabriken die Naturkräfte uns botmäßig machten. Wenn wir
aber ſchutzlos uns unter den Eiſenhagel des Gegners duckten,
Tank an Tank heranrollte, Flugzeuggeſchwader auf Flugzeug=
geſchwader
über uns hinwegbrauſten, während der Mann im
Schützengraben mit jeder Rolle Stacheldraht, der Kanonier in
der Feuerſtellung mit jeder Granate, der Flieger mit jedem
Liter Benzin geizen mußte, während der Rock am Leibe zerriß,
die Mine wirkungslos verpuffte, der Reifen am Kraftwagen ver=
ſagte
, da Erſatz= anſtelle wertvoller Werkſtoffe getreten waren,
dann ballte ſich zornig die Fauſt in der Taſche vor der Ohn=
macht
des Geiſtes gegenüber der rohen Maſſe der Materie.
Schwerer und ſchwerer laſtete Tag für Tag auf uns die materielle
Ueberlegenheit des Gegners, dem die Hilfsquellen der ganzen
Welt an Rohſtoffen und Maſchinen zur Verfügung ſtanden,
bis wir am Ende unter der Wucht ſeiner Eiſen= und Stahl=
maſſen
zuſammenbrachen.
Die Friedensverträge gedachten den Sieg des Materials
zu vollenden. Sie verſagten Deutſchland die Mittel, die Kraft
des Materials ſeiner Wehrmacht nutzbar zu machen. Sie ver=
kürzten
durch Losreißung von Elſaß=Lothringen und Oſt= Ober=
ſchleſien
die Rohſtoffbaſis Deutſchlands. Sie verſchlugen ſeine
Rüſtungswerke. Sie nahmen ſeinem Heere alle neuzeitlichen
Waffen, ſchweren Geſchütze, Flugzeuge, Tanks und Gas. Sie
behielten, aber die eigene, materielle Rüſtung bei, bauten ſie
nach den neueſten Erfahrungen und Erfindungen der Taktik
und Technik aus. Die Größe, die Geſchwindigkeit, die Be=
ſtückung
ihrer Tanks und Flugzeuge verdoppelte, ja verdrei=
fachte
ſich. Ihre Zahl geht heute allen Abrüſtungsverſprechen
zum Trotz in Tauſende. Ihre ſchweren Geſchütze richten nach
wie vor zu Lande und zur See ihre Mündungen auf Deutſch=
land
. Ihre chemiſchen Werke bereiten den Gaskrieg in jeder
Form vor. Unſere Lage könnte verzweifelt erſcheinen. Hier
materielle Ohnmacht dort Ueberfälle des Materials.
Dennoch! Es wäre unſer, es wäre unſerer ſoldatiſchen
Vergangenheit unwürdig, kleinmuütig zu werden, die Flinte ins
Korn zu werfen. Solange wir noch wir ſelbſt waren, blieben
wir auch Herren des Materials. Als beim Vormarſch im Weſten
zu Kriegsbeginn ſich Panzerfeſten uns entgegentürmten, brachen
wir ihren Trotz mit den Eiſengrüßen deutſchen Ingenieur=
fleißes
, den 42er und 38er Zentimetermörſern. Als auf der

Botſchafter Nadolny richtete an den Präſidenten die Frage,
ob er ſich tatſächlich einen Erfolg verſpreche, wenn er jetzt von
Regierung zu Regierung reiſe und mit den einzelnen Kabinetten
verhandele. Die Konferenz habe nach dem Londoner Fehlſchlag
nicht nur das Recht, ſondern die Pflicht, die 2. Leſung durch ihre
eigenen Organe ſelbſt in die Hand zu nehmen. Auch die großen
politiſchen Fragen könnten auf der Konferenz durch Beſprechun=
gen
zwiſchen den einzelnen Abordnungen beſſer gefördert wer=
den
als durch Reiſen des Präſidenten von Kabinett zu Kabinett.
Es wird den Völkern, ſo ſagte Nadolny, die die Ergeb=
niſſe
der Abrüſtungskonferenz mit Ungeduld erwarten, nicht klar=
gemacht
werden können, weshalb es einer ſolchen Vertagung
bedarf, damit die Regierungen ſich über die Hauptfrage der Ab=
rüſtung
, die ſeit vierzehn Jahren in Artikel 18 der Völkerbunds=
ſatzung
vorgeſehen ift, die von vornherein die Aufgabe dieſer
Konferenz war und die hier ſeit 1½ Jahren behandelt wird,
endlich ſchlüſſig werden. Es wird der Welt noch weniger klar=
gemacht
werden können, warum während des Zeitraumes, den
man ſich für Verhandlung politiſcher Fragen vornehmen will, die
ebenſo notwendige Bearbeitung und Regelung der übrigen Fra=
gen
ruhen ſoll. Ich will gar nicht von den abgerüſteten Staaten
ſprechen, die ſeit 14 Jahren auf die Einlöſung der Verpflichtung
zur allgemeinen Abrüſtung, auf die Wiederherſtellung ihrer natio=
nalen
Sicherheit warten. Nicht nur von ihrer Seite, ſondern
allenthalben wird man, davon bin ich überzeugt, gegen die
Konferenz den Vorwurf erheben, daß eine derartige Vertagung
der Anfang für einen Verzicht auf die Durchführung ihrer Auf=
gaben
iſt, mit anderen Worten, ein Begräbnis erſter Klaſſe der
Konferenz bedeutet. Ich mache nachdrücklich auf die ernſten Fol=
gen
aufmerkſam, die zu befürchten ſind, wenn das Mißtrauen
gegen den Willen der Konferenz, durch Zuſammenarbeit und
Verſtändnis zu einem Ergebnis zu gelangen, weiter um ſich
greift.
Die Konferenz iſt jetzt in einem Stadium, in dem es nicht
mehr möglich iſt, mit ausweichender Taktik und Hinhalten
weiterzukommen. Ihr Ende kann nicht mehr lange hinausgeſcho=
ben
werden. Es wird nur dann ein gutes Ende ſein, wenn die
Staaten, auf die es ankommt, den ernſten Willen haben, hier
wirklich zu verhandeln, ihre Abrüſtungsverpflichtung zu erfüllen
und im Intereſſe des Zuſtandekommens einer Konvention Ent=
gegenkommen
zu beweiſen, ſo wie dies Deutſchland bereits getan
hat. Die Negierungen, die den Vorſchlag des Büros gutheißen,
üibernehmen damit eine ſchwere Verantwortung. Deutſchland
hat jedenfalls alles nur Mögliche getan, um die Konferenz zu
ihrem Ziel zu bringen.
Aus allen vorgebrachten Gründen muß ich mich demnach
gegen den Vorſchlag des Büros auf Vertagung der Konferenz
ausſprechen.
Keine Akkionen gegen die Skahlhelm=Selbſthilfe.
Berlin, 29. Juni.
Der Zeitungsdienſt teilt mit:
In einer Mitteilung des Arbeitsamtes der Deutſchen Ar=
beitsfront
heißt es, daß infolge Eingliederung des Stahlhelms
in die NSDAP. Aktionen gegen die Stahlhelmſelbſthilfe, die
ſich nach eigenen und auch glaubwürdigen Zuſagen ſelbſt auſ=
löſen
will, ſeitens aller Dienſtſtellen der Partei und der NSDAP.
zu unterlaſſen ſeien. Alle Beſetzungen und Beſchlagnahmungen
ſeien ſofort aufzuheben bezw. nicht mehr durchzuführen.
Verfolgung im Oſten der Ruſſe ſich hinter die Drahtverhaue
wöhlausgebauter Stellungen verkroch, da war es deutſcher
Soldatengeiſt, der ſich nachts eine Gaſſe durch ſie bahnte den
verdutzten gelbbraunen Verteidigern über den Hals kam. Wenn
in den ſpäteren Kriegsjahren nach tagelanger Feuervorbereitung
Franzoſen, Engländer und Amerikaner hinter dem ſchützenden
Vorhang der Feuerwalze ſiegestrunken über das Blachfeld
ſchritten, wähnend, mühelos die Früchte des Materials zu
pflücken, da ſchlug ihnen aus Schlammtrichtern, aus zerſchoſſenen
Grabenſtücken das Maſchinengewehrfeuer beherzter Feldgrauer
entgegen, die, herangequetſcht an die kleinſte Deckung, das Grauen
der Materialſchlacht überdauert hatten. Selbſt die neuzeitlichen
Werkzeuge des Materialkampfes, Tanks, Flugzeuge, Gas, feierten
nur ſolange Triumphe, wie ſie überraſchend auftraten. Kannten
wir erſt ihre Kampfweiſe, war ihr Nimbus dahin. Der Tank
wurde zum zerſplitterten, verglühenden Eiſengerippe, wenn der
Musketier ihm mit geballter Ladung entſchloſſen zu Leibe ging,
der Kanonier ihn klaren Auges anrichtete und die Panzer=
granate
in den Leib jagte. Das Flugzeug mit der blau= weiß=
roten
Kokarde verſchwand, wenn der Rote Kampfflieger am
Horizont erſchien. Das Gas verflüchtete ſich unſchädlich, wenn
der Mann im Graben die Gasmaske ruhig und ſachgemäß hand=
habte
. Der menſchliche Geiſt, der menſchliche Wille überwand
das ſeelenloſe Material. Das wurde erſt anders als andere
Mächte, die Hungerblockade, die Verhetzung, Mangel und Krank=
heiten
unſere ſeeliſche Kraft gebrochen hatten, als wir uns ſelber
aufgaben. Denn immer und ewig bleibt es wahr: Nicht das
Material, nicht die Maſchinen ſind es, die den Sieg im Kampfe
der Männer verbürgen. Sie ſind und bleiben totes Eiſen, nutz=
loſer
Stahl, wenn nicht des Mannes Arm ſie bewegt, des
Mannes Geiſt ſie lenkt, des Mannes Wille ſie bis zum Letzten
ausnutzt. Und ſie ſtehen an den Grenzen ihrer Macht, werden
wieder, was ſie waren, Materie ohne lebende Kraft, wenn ein
ſtärkerer Wille ſich ihnen entgegenſtellt, der ſie überwindet durch
neue, ſtärkere, von ihm gelenkte Waffen, von ihm aus der glei=
chen
toten Materie geſchaffen wie ſie.
Die Welt des Materials der Kriegstechnik
iſt uns Deutſchen zur Stunde verſchloſſen.
Wohlan! Sorgen wir dafür, daß der Wille zum
Leben, zum Kampf denn Leben iſt Kampf
uns erhalten bleibt, daß eine Jugend heran=
wächſt
, die den Mut aufbringt, gleich ihren
Vätern und Großvätern dem Schrecken des Mate=
rials
zutrotzen. Wie immer auch der Streit um Deutſchlands
Gleichberechtigung auf dem Gebiet der Rüſtungen ausläuft, eins
iſt gewiß, im Kampf um die Sicherheit des Lebensraumes der
Völker wird auch in Zukunft die Loſung heißen: nicht Mate=
xiglnder
Noral, ſondern Naterigl und Morgk.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 179

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 30. Juni 1933

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Freitag, 30. Juni 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 179 Seite 7

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 30 Jun: 1933.
Von der Techniſchen Hochſchule.
Einführung des Herrn Prof. Gruber.
In der Techniſchen Hochſchule fand geſtern vormittag die
Einführung des neu berufenen Architekten Profeſſor Gruber
ſtatt. Damit verbunden war eine Ausſtellung von Arbeiten, die
gewiſſermaßen die Antrittsrede Profeſſor Grubers darſtellen ſollte.
Geheimrat Prof. Walbe begrüßte Herrn Prof.
Gruber. Erfreue ſich, Prof. Gruber, deſſen Name der beſten einer
unter den Architekten Deutſchlands ſei, nun auch in einer größe=
ren
Corona willkommen heißen zu können. Die Ausſtellung, die
er zeige, ſei das, was nach altem Brauch die Antrittsrede dar=
ſtelle
, da die Sprache des Architekten in ſeinen Werken und
Entwürfen beſtehe. Er glaube, daß auch Prof. Gruber gern in
eine Architekturabteilung eintrete, die ſich trotz aller Moden
ſtets treu geblieben ſei in dem Grundſatz, das Vergangene zu
lehren, um Neues ſchaffen zu können.
Prof. Gruber ergriff ſodann, von den Anweſenden leb=
haft
begrüßt, das Wort zu einer kurzen Rede, in der er unge=
fähr
folgendes ausführte: Das Schaffen des Künſtlers iſt eng
verbunden mit dem Leben ſeiner Zeit, ja große Wandlungen
kündigen ſich ſchon Menſchenalter zuvor in der Kunſt an. Im
19. Jahrhundert wuchs ein grenzenloſer Vernunftglaube, durch
ihn gediehen Naturwiſſenſchaft und Technik, aber die Kunſt blieb
abſeits, iſoliert ſtand der Künſtler, abgeſchnitten von den großen
nährenden Blutſtrömen, die verſiegt waren in dieſem Zeitalter
des Rationalismus. Auch die Baukunſt ging, trotz einiger
großer Ausnahmen, im ganzen teilnahmslos an den rieſenhaften
Problemen der Zeit vorüber. Die Aufgabe, die Bevölkerung der
Großſtädte richtig unterzubringen, wurde nicht in Angriff ge=
nommen
, die deutſche Landſchaft wurde in den Jahrzehnten vor
dem Krieg vielerorts geſchändet durch die chaotiſche Art zu
bauen.
Zwei Richtungen verſuchten damals, dieſer chaotiſchen Plan=
loſigkeit
entgegenzuwirken. Die eine iſt eng mit Darmſtadt, das
damals ein hervorragendes kulturelles und künſtleriſches Zen=
trum
war, verknüpft. Aber die Vertreter dieſer Richtung, die
dann zur Mode des Jugendſtils führte (Van de Velde, Olbrich,
Chriſtianſen u. a.), waren noch zu formaliſtiſch eingeſtellt. Die
andere, mehr kulturkonſervativ eingeſtellte Richtung fand wieder
zurück zu den Geſtaltungsgeſetzen des Handwerks blieb aller=
dings
anfangs zu ſtark bei der Uebernahme hergebrachter Bau=
ideale
. Heute haben wir erkannt, daß wir zwar aus der Ver=
gangenheit
ſtets lernen können, daß ſie aber nur dann ein Vor=
bild
ſein kann, wenn ähnliche geiſtige und geſellſchaftliche Bin=
dungen
herrſchen. Die Baukunſt der mittelalterlichen Städte.
liegt uns deshalb näher als die barocke und klaſſiziſtiſche, in
der ſich der Geiſt des abſoluten Fürſtentums ausgeprägt hat.
Daß eine Stadt als Kunſtwerk nicht entſtehen kann, wo geſell=
ſchaftliche
Unordnung herrſcht, iſt uns längſt klar. Vielleicht
können uns bei der Bedeutung, die heute dem Siedlungsgedan=
ken
zukommt, die Erzeugniſſe der Koloniſationszeit im Oſten
manches lehren.
Wenn wir heute nach einer Kunſt ſtreben, die Ausdruck
unſeres deutſchen Weſens iſt, ſo müſſen wir beherzigen, daß ſich
ſo etwas nicht bewußt machen läßt. Alle Kunſt wächſt aus dem
Unbewußten, und ſo kann heute auch noch niemand ſagen, wie
die neue deutſche Kunſt ausſehen wird.
Auf die Ausſtellung ſelbſt kommen wir noch zurück.

Heſſiſches Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen. Die
Ausſchreibung einer Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an
der Volksſchule zu Mölsheim, Kreis Worms (Darmſtädter
Zeitung Nr. 126 vom 1. Juni 1933) wird zurückgenommen.
In den Ruheſtand verſetzt wurden am 26. Juni 1933 der
Studienrat an dem Gymnaſium zu Bensheim Wilhelm Knobe=
loch
und der Rektor Johann Heinrich Schwarz zu Egelsbach,
Kreis Offenbach a. M., beide auf ihr Nachſuchen, mit Wirkung
vom 1. Juli 1933 an.
Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Freitag, 30. Juni 202214 Uhr. D 26 u. Dſt. Volksb. C Gr. 14
Der Raub der Sabinerinnen. Pr. 0.504.50 Mk.
Verfalltag der Gutſcheine Nr. 3 bis 14. Samstag, 1. Juli Anf. 19½, Ende 22½ Uhr. T, Gruppe 18
Preiſe 0.705 50 Mk.
Glückliche Reiſe Sonntag. 2. Jul Anf. 18, Ende 22½4 Uhr. Außer Miete.
In neuer Einſtudierung und Ausſtattung:
Preiſe 16 Mk.
Siegfried.
Wahlmieten und Gutſcheine Nr. 1 und 2 gültig

Heſſiſches Landestheater Opern=Premiere im Gr.
Haus. Am Sonntag, den 2. Juli, geht in neuer Einſtudierung
und Ausſtattung Richard Wagners große Oper Siegfried
aus dem Ring des Nibelungen in Szene. Damit hat die Neuein=
ſtudierung
des Ringes die in der nächſten Saiſon fortgeführt wird,
unter der Regie von Hans Strohbach begonnen. Die Einſtudierung
und die Bühnenbilder ſtammen von Hans Strohbach; ebenſo wird
in der nächſten Spielzeit Hans Strohbach ſowohl die Einſtudie=
rung
als auch die Bühnenbilder für den geſamten Ring des Nibe=
lungen
beſorgen. Die Titelpartie im Siegfried ſingt Joachim
Sattler, die Brünhilde die Wagnerſängerin, Frau Hafgreen=
Dinkela, die durch die Bayreuther Feſtſpiele bekannt iſt. Die
muſikaliſche Leitung hat Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt. Mime:
Eugen Vogt, Wanderer; Johannes Biſchoff, Aberich
Heinrich Kuhn, Erda: Anna Jacobs, Waldvogel Suſanne
Heilmann, Fafner: Theo Herrmann. Heute abend
wird im Großen Haus der Schwank von Paul von Schön=
than
Der Raub der Sabinerinnen in den Spielplan
aufgenommen. In den Hauptrollen ſind beſchäftigt die Damen:
Liebel, Garbe, Palmer, Gothe, Herbach und die Herren: Weſter=
mann
, Kutſchera, Baumeiſter, Lindt, Maletzki und Keßler. Mit
dieſer Vorſtellung verfallen die Gutſcheine Nr. 3 bis 14. Mor=
gen
Samstag wird die neue Operette von Künnecke Glück=
liche
Reiſe, die bei Publikum und Preſſe ſehr großen Bei=
fall
gefunden hat, in der Inſzenierung von A. M. Rabenalt und in
der Premierenbeſetzung wiederholt. Da dies die letzte Operetten=
Aufführung im Großen Hauſe iſt, iſt es vorteilhaft, ſich die Ein=
trittskarten
möglichſt frühzeitig zu beſorgen, da mit einem großen
Andrang gerechnet werden kann.

Das Konzert des Reichs=Shmphonie=Otcheſters.

Von Dr. Schmidt.

Die Kunſt iſt international, ſo hörte man es jahrzehnte=
lang
in den Spalten des liberaliſtiſchen Blätterwaldes rauſchen,
und führte als angeblichen Beweis an: Albrecht Dürer, den Deut=
ſchen
, Leonardo da Vinci, den Italiener, Thorwaldſen, den Nord=
länder
, Rembrand, den Niederländer, und darüber hinaus all
die unbekannten Meiſter der baltiſchen und franzöſiſchen Dome.
Gewiß, verſchiedenen ſtaatlichen Verbänden gehörten ſie an. Aber
ſie alle verband innerlich der gemeinſame Strom nordiſchen
Blutes.
Kunſt und Künſtler mögen über den Grenz=
pfählen
ſtehen, aber ſie werden ſich niemals los=
löſen
können aus den Banden ihrer Raſſe. Denn
das Blut, das in den Raſſen fließt, geſtaltet die Erſcheinungs=
formen
der Kultur. Als bei der Reichsleitung die Abteilung
für Raſſefragen errichtet werden ſollte, ſchlug der Abteilungs=
leiter
als Name Abteilung für Kultur und Raſſe vor. Doch
in Erkenntnis, daß die Raſſe das Primäre iſt und ſie erſt die
Kulturen ſchafft, ordnete der Führer an, ſie Abteilung für
Raſſe und Kultur zu nennen.
So zieht ſich von Frankreich bis zu den baltiſchen Oſtſee=
provinzen
hinauf eine Kette gotiſcher Dome, die in den verſchie=
denſten
ſtaatlichen Machtſphären ſtehen, doch ihre Baumeiſter und
Ausgeſtalter waren Menſchen nordiſchen Blutes. Unſichtbar ver=
bindet
ſie die Internationale ihres Blutes.
Esgibtnichts Artgebundeneres als die Kunſt.
Einer der wenigen großen Vorläufer und Wegebereiter Adolf
Hitlers, Paul Lagarde, hat einmal geſagt:
Das deutſche Volk braucht Brot, ein Schwert und eine
Gn 4
Den Brotkorb hatte man uns in den letzten 14 Jahren höher
gehängt, des Reiches Schwert haben ſie zerbrochen, aber eines
konnten ſie nicht zerſtören: die deutſche Seele.
Sie galt zwar nicht mehr viel in der Welt und im eigenen
Heimatland. Man hat ſie geſchlagen, zertreten. Die deutſche
Seele war zum Aſchenbrödel geworden. Aber tief unten in den
breiten Schichten geſunden Volkstums hatte ſie ihre Zufluchts=
ſtätte
gefunden. Sie war in dem Augenblick gerettet, wo der
unbekannte SA.=Mann bewußt für Adolf Hitler, alſo für das
Völkiſche Erwachen ſeines Volkes zu kämpfen ſich anſchickte. Die
Kampflieder nationalſozialiſtiſcher Sturmkolonnen ſind wahre
Volkslieder. Sie hat kein ſchöngeiſtiger Literat am grünen
Schreibtiſch um ſchnöden Geldes willen ausgeklügelt, nein, ſie ſind
entſtanden im Kampf um die Freiheit unſeres Volkstums. Sie
ſind Volkslieder im urſprünglichſten Sinne des Wortes ge=
weſen
und als ſolche in das Geiſtesgut der werdenden Nation
eingegangen.
Darum lehnen wir heute den Song und den Schlager
ab. Aber wir werden mitgeriſſen, wenn unſere SA ſingt: Kehr
ich nicht mehr zurück, was iſt dabei, wenn nur mein=Vaterland,
mein Deutſchland wird frei, weil unſer Blut, das durch Hitlerk
ſeinen Erwecker gefunden hat, in Schwingung gebracht zwird. Sol
haben die alten und neuen Lieder unſeres Volkes einen geheim=

nisvollen Rhythmus hervorgezaubert, jenen nationalſozialiſtiſchen
Impuls, der ſich eines Tages bei den erwachenden Volksgenoſſen
umgeſetzt hat in den Marſchtritt Brauner Kolonnen.
Kunſt und Politik ſtehen im innigſten Zuſammenhang. Sie
werden nichts Gegenſätzliches darſtellen, wo das Volk in ſeiner
Art erhalten und blutsrein geblieben iſt. Eine einheitliche Seele
wird dann Träger von Politik und Kunſt ſein. Solche Zeiten
mag das Griechenland des nordiſchen Menſchen geſehen haben.
Völker, deren Blut vergiftet worden iſt, ſtreben politiſch aus=
einander
, und auch die Kunſt wird zum Tummelplatz verſchiede=
ner
Raſſenſeelen.
Darum werden wir im Augenblick, wo ſich unſer Volk auf
die Werte ſeines Blutes beſinnt und ſeine Seele wieder findet,
auch auf dem Gebiete der Kunſt zu einer einheitlichen Linie, der
Linie des nordiſchen Menſchen kommen.
Wir ſehen jetzt ſchon, daß die deutſche Seele Sieger über den
Kulturbolſchewismus ſein wird.
Eine Verjazzung von Wolframs Lied an den Abendſtern
ſtellt heute eine völlige Unmöglichkeit dar. Vor wenigen Mo=
naten
war es noch Ereignis.
Eine Muſik und Kunſtrichtung, die nicht unſerer Art gemäß
iſt, wird unſere Ablehnung erfahren.
Daraus erklären ſich die großen Erfolge, die das National=
ſozialiſtiſche
Reichs=Symphonie=Orcheſter in den wenigen Monaten
ſeines Beſtehens verzeichnen konnte.
Deutſchbewußte Muſiker fanden ſich zuſammen, um die Werke
der Großen unſeres Volkes ihren Kampfgenoſſen zu Gehör zu
bringen. Mit dem gleichen Ernſt und unbeugſamer Entſchloſſen=
heit
wie politiſche Leitung und SA. ſetzen ſie ſich auf dieſem
Sonderabſchnitt der Front ein und werden ſo zu Trägern des
Kampfes um die Kunſt.
Mit Meiſterhand ſchöpft ihr Dirigent aus der Seele muſika=
liſcher
Vergangenheit und läßt blutvollſte Gegenwart erſtehen.
Unſichtbar, doch dem Sehenden erkenntlich, verſchmelzen Muſik, Or=
cheſter
und Zuhörer zur Gemeinſchaft deutſcher Menſchen
Die Seele des deutſchen Genius ſuchte und fand wieder den
deutſchen Menſchen. Die Zeiten der Dreigroſchenoper und ihres
Moral verſinken im Dunkeln Novemberdeutſchlands.
Wie wir politiſch für die Welt den Kampf um die Freiheit
des ſchaffenden Menſchen eröffnet haben, ſo werden wir auch
auf kulturellem Gebiet der Herrſchaft der Minderwertigen ein
Ende bereiten.
Wir glauben an die Artgebundenheit der Kunſt und werden
politiſch die Vorausſetzungen zu ſchaffen wiſſen, daß ſie ſich frei
im deutſchen Heimatland entfalten kann.
Wir wünſchen dem Reichs=Symphonie=Orcheſter zu ſeinem
=Konzert am heutigen Abend die gleich begeiſterte Zuſtimmung,
die es allenthalben auf ſeinen Reiſen durch die deutſchen Gaue
gefunden hat. Kapellmeiſter Adam und ſeine Getreuen heißen
twir in Darmſtadts Mauern herzlich willkommen und ſehen auch
in ihnen die Kämpfer und Künder von unſerem Deutſchen
Reich.

Haſiſche Krällckiſtentag.

Darmſtadk grüßt!

Namens der Stadtverwaltung und der Bevölkerung rufe ich
den heſſiſchen Artilleriſten ein herzliches Willkommen zu. Die
Erinnerung an die beiden ſtolzen Regimenter 25 und 61 iſt heute
noch ſo lebendig in jedem Darmſtädter Herz, wie vor der Zeit
deutſchen Niedergangs und deutſcher Schmach. Es iſt der aufrich=
tige
Wunſch der Landeshauptſtadt Darmſtadt, der alten Garni=
ſonsſtadt
, daß ſich ihre Gäſte hier wohlfühlen möchten.
Der kommiſſariſche Oberbürgermeiſter:
Dr. Müller.

Vorübergehende Skraßenſperte
während des Feſtzuges am Sonnkag, den 2. Jnli.
Anläßlich des Heſſiſchen Artillerietages ſind für Sonntag, den
2. Juli, ab 12 Uhr, für die Dauer des Feſtzuges nachſtehende
Verkehrseinſchränkungen angeordnet:
A. Für den Durchgangsverkehr werden die äußeren
Umgehungsſtraßen der Stadt im Ringverkehr freigegeben, und
zwar: Rheinſtraße, Bahnhofsplatz, Bismarck= Weiterſtädter= La=
gerhaus
=, Blumenthal=, Schlageterſtraße, Speſſartring, Fiedler=
weg
, Landgraf=Georg= Beck=, Heinrich=, Nieder=Ramſtädter=,
Goethe=, Landskronſtraße.
Der Sektor Heidelberger Straße von der Landskronſtraße bis
zur Rheinſtraße iſt während der Zeit für jeglichen Vehkehr ge=
ſperrt
.
B. Für den Innenverkehr iſt der Fahrzeugverkehr jeg=
licher
Art in dem Abſchnitt Heidelberger=, Neckar=, Rheinſtraße,
Marktplatz, Ludwig= Eliſabethen=, Peter Gemeinder=, Wilhel=
minen
=, Karlſtraße, Orangerieallee, Jahn=, Klappacher=, Herrn=
garten
=, Weinbergſtraße verboten.
C. Der Straßenbahnverkehr auf den Strecken Kirch=
ſtraße
, Marktplatz, obere Rheinſtraße. Neckar=, Heidelbergerſtraße
bis zur Landskronſtraße, Karl= und Beſſunger Straße wird ſtill=
gelegt
.
Vortrag im Heaghaus. Warum kochen die Hausfrauen
heute elektriſch? 1. Weil das elektriſche Kochen das einfachſte und
vollendetſte Kochen iſt. 2. Weil die Hausfrauen das elektriſche
Kochen als eine große Erleichterung empfinden und bewerten. Sie
ſparen Arbeit, Zeit und Aerger. 3. Weil das elektriſche Kochen
heute nicht mehr teurer iſt als das Kochen mit anderen Energie=
arten
. 4 Weil elektriſch gekochte Speiſen wohlſchmeckender ſind,
da ſie ihren Saft und ihr Aroma behalten; ſie ſind vollwertig,
da ſie bei dem geringen Waſſerzuſatz nicht ausgelaugt werden,
ferner ſind ſie ausgiebiger und bekömmlicher. Das ſind die haupt=
ſächlichſten
Gründe, warum die Hausfrau heute elektriſch kocht.
Um jeder intereſſierten Hausfrau Gelegenheit zu geben, die elek=
triſche
Kochweiſe kennenzulernen, findet heute abend 8 Uhr
im Vortragsſaal des Heaghauſes Luiſenſtr. 12.
wiederum ein Vortrag ſtatt mit dem Thema;
Elektriſch kochen iſt ſauber billig, angenehm
Während des Vortrages wird gekocht, gebraten gebacken und
ſteriliſiert werden, ſo daß ſich ein Beſuch dieſes lehrreichen Vor=
trages
unbedingt lohnen dürfte.

30 Jahre Darmſtädter=Goethe=Denkmal.
4a. Am heutigen 30. Juni ſind gerade drei Jahrzehnte ſeit
der im Jahre 1903 erfolgten Einweihung des Goethe=Denkmals
im Herrngarten vergangen. Die Enthüllung fand damals in
Gegenwart des Großherzogs und von Vertretern der ſtädtiſchen
und ſtaatlichen Behörden, der Techniſchen Hochſchule und ihrer
Studentenſchaft, der Landesuniverſität uſw ſtatt. Die Feſtrede
hielt Profeſſor Dr. Harnack. Das Denkmal iſt ein Werk des Bild=
hauers
Profeſſor Ludwig Habich, während die Architektur von
Adolf Zeller ſtammt.
Treuhänder der Arbeit. Die Geſchäftsräume des Treu=
händers
der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen befinden ſich
in den Dienſträumen der Preußiſchen Induſtrie= und Handels=
kammer
für das Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsgeviet, Frankfurt am
Main, Börſe (Eingang Börſenſtraße), 1. Obergeſchoß, Zimmer
Nr. 374. Telephon: vorläufig über Hanſa 20 361 erreichen.
Hohes Alter. Frau Marg. Sommerkorn, Fuhrmann=
ſtraße
11, begeht am 2. Juli ihren 86. Geburtstag.
Sommertheater Darmſtadt. Einer ſagt’s dem ande=
ren
! daß das Enſemble des Stadttheaters Gie=
ißen
auch in dieſem Jahre in den Sommerwochen Juli/Auguſt im
Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters gaſtieren wird. Der
Spielplan ſieht wie im Vorjahre wieder eine Reihe markanter
Aufführungen vor. Gleich die Eröffnungsvorſtellung am Samstag,
den 8. Juli, macht das Darmſtädter Publikum mit einer Auf=
führung
jüngſten deutſchen Theaters bekannt. Unter der Spiel=
leitung
von Oberſpielleiter Peter Faſſott gelangt das Schauſpiel:
Andreas Hollmann von Hans=Chriſtoph Kaergel zur
Aufführung. Kaergel hat mit wuchtigen Strichen über ein aktu=
elles
Thema ein ſehr mutiges Stück geſchrieben, mit Herzblut und
heißem Atem, ein packendes und feſt zupackendes Volksſtück, deſſen
tiefer Wirkung ſich niemand entziehen kann. Ein Stuck. das in
ſeiner Ehrlichkeit und Geſinnung auf alle deutſchen Bühnen ge=
hörte
. Um dem Darmſtädter Publikum, das die Vorſtellungen des
Gaſt=Enſembles regelmäßig zu beſuchen beabſichtigt, in jeder Weiſe
auch wirtſchaftlich entgegenzukommen, legt die Leitung des Stadt=
theaters
Gießen auch in dieſem Sommer wieder ein Abonne=
ment
auf, deſſen Preiſe aus den Anſchlägen erſichtlich ſind.
Schriftliche Abonnementsbeſtellungen ſind bis Samstag, den
1. Juli. an die Sommerſpielzeit im Kleinen Haus zu richten oder
beim Portier abzugeben. Ausgabe der Abonnements an der Kaſſe
im Kleinen Haus ab Montag, den 3. Juli. von 930 bis 13.30 Uhr
und von 18 bis 20 Uhr; ab Mittwoch, den 5. Juli, Abonnements=
Ausgabe und freier Kartenverkauf nur von 9.30 bis 13.30 Uhr.
Auf Wunſch kann der Abonnements=Betrag in zwei Raten gezahlt
werden.
Achtung, Reichsverband bildender Künſtler. Der für heute
abend vorgeſehene Vortrag von Dr. Ernſt Zeh Aktive Kunſtfor=
ſchung
, Eine Kunſtlehre zur Weckung nordiſch=deutſchen Geiſtes,
wird auf Dienstag, den 4. Juli, abends 8.15 Uhr im Hörſaal
326 der Techniſchen Hochſchule verlegt.
Der Leiter der Stahlhelmkapelle, Obermuſikmeiſter Mickley.
gehörte bekanntlich als letzter Obermuſikmeiſter der Kapelle des
Großherzöglichen Artilleriekorps an und zog mit dieſer ins Feld.
Obermuſikmeiſter Mickley wird im Feſtzug des Artilleriefeſtes am
Sonntag die Stahlhelmkapelle leiten, und zwar in der Uniform
ſeines alten Regiments unter Mitführung der von S. K. H. dem
Großherzog Ludwig II. zum 100jährigen Jubiläum des Regi=
ments
1890 verliehenen Standartentrompete. Dieſe Trompete
führte der Stabstrompeter nur bei großen Paraden gewiſſermaßen
als Standarte des Regiments mit ſich. Um dieſe Standartentrom=
pete
anläßlich des Artilleriefeſtes auch weiteren Kreiſen zugäng=
lich
zu machen, wird dieſelbe, die ſeit 1919 im Schloßmuſeum aus=
geſtellt
iſt, bis Samstag, den 1. Juli, im Schaufenſter der Firma
Sittig, Adolf=Hitler=Platz 4, ausgeſtellt.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 6 Nr. 179
Arbeitsbeſchaffung für die Sas= und Waſſerverſorgung.

Zu den großen produktiven Aufgaben, die unter den
neuen gemeinwirtſchaftlichen Geſichtspunkten in erſter Linie als
forderungswürdig angeſehen werden, zählt das Geſetz gegen die
Arbeitsloſigkeit die Inſtandſetzung und Verbeſſerung der Alt=
wohnungen
und die Verſorgung mit Gas und Waſſer. Damit iſt in
erfreulicher Weiſe mit der vielfach verbreiteten Anſtö
worden, daß die techniſch vollkommene Ausſtattung unſerer Woh=
nungen
ein Luxus ſei, der ſich mit dem Gebot der Sparſamkeit
nicht verträgt.
Die Initiative liegt bei den Gas= und Waſſerwerken und muß
gefördert werden durch das Verſtändnis der Gemeindeverwaltun=
gen
. Nach überſchläglicher Schätzung auf Grund von Anmeldungen
der Gaswerke liegt ein Bedarf von etwa 90 Millionen vor, für
die Waſſerverſorgungen eine ähnliche Summe. Der Bedarf iſt da=
durch
dringend, daß wegen der Notlage der Gemeinden ſeit Jahren
ſelbſt die notwendigen Unterhaltungs= und Erweiterungsarbeiten
nicht vorgenommen werden konnten. Auch für Erſatzbeſchaffungen
veralteter Anlagen liegt bei den öffentlichen Werken dringender
Bedarf vor. Und alle dieſe Inveſtierungen ſind unmittelbar ren=
tabel
, weil durch die Erweiterungen der Kreis der Verbraucher
vergrößert, durch die Unterhaltungsarbeiten und Erſatzbeſchaffun=
gen
die Ezeugungskoſten verringert werden.
Je größer die Stadt, deſto ſtärker tritt die Tatſache in Er=
ſcheinung
, daß ſelbſt gut gebaute und geräumige Altwohnungen
keinen Mieter mehr finden, weil ihre techniſche Ansſtattung den
berechtigten Anſprüchen der Neuzeit nicht mehr genügt. Auch hier
ergibt ſich ein äußerſt umfangreiches Arbeitsbeſchaffungsgebiet für
alle Kreiſe, die mit dem Gas= und Waſſerfach zu tun haben. Unſere
Waſſerinſtallationen ſtammen in vielen Häuſern noch aus der
Zeit, wo in jeder Wohnung nur eine einzige Waſſerzapfſtelle vor=
handen
war; vielfach müſſen ſich ſogar in den Mietshäuſern meh=
rere
Haushaltungen in der Benutzung einer einzigen Zapfſtelle
teilen. Auch die Gasverſorgung iſt vielfach nur auf die Benutzung
eines kleinen Kochers abgeſtellt, während heute Gasherde, Klein=

Warmwaſſerbereiter und Gasbadeöfen zu den ſelbſtverſtändlichen,
Einrichtungsgegenſtänden einer halbwegs modernen Wohnung ge=
hören
, wo infolge der neuzeitlichen geſtaffelten Tarife auch die
Gasheizung und vor allem die Verwendung des Gaſes in der
Waſchküche, in der ſich die abſolute Sauberkeit des Gasbetriebs
beſonders erfreulich bemerkbar macht, in dauerndem Zunehmen
begriffen ſind. Da außerdem die vorhandenen Inſtallationen viel=
fach
nicht mehr dem Stand unſerer Technik entſprechen, ſollte jeder
Hausbeſitzer daran denken, die durch die neuen Beſtimmungen ge=
botene
günſtige Möglichkeit zur techniſchen Verbeſſerung ſeines
Hauſes wahrzunehmen. In erſter Linie heißt dies für zweckmäßige
und ausreichend bemeſſene Gas= und Waſſerinſtallation zu ſorgen.
Es iſt ein beſonderer Vorzug der Gasgeräte, daß ſie je nach Maß=
gabe
des tatſächlich vorhandenen Bedarfs eingerichtet werden
können, daß z. B. in einem Hauſe mit leerſtehenden Wohnungen
ein Gasbadeofen erſt dann angeſchloſſen zu werden braucht, wenn
ein Mieter für die neu hergerichtete Wohnung gefunden iſt, wäh=
rend
z. B bei zentraler Warmwaſſerverſorgung von Anfang an ein
vollſtändiger und entſprechend koſtſpieliger Ausbau notwendig
iſt. Auch dieſer Geſichtspunkt iſt wichtig, denn die Reichsmittel
werden bekanntlich in erſter Linie für die Arbeiten bewilligt, bei
denen menſchliche Arbeit in größtem Umfange Verwendung fin=
den
kann, in gewerblichen Betrieben bietet ſich allerdings auch noch
die Möglichkeit, vorhandene Geräte durch neuzeitliche Gasfeuer=
ſtätten
zu erſetzen.
Gemeinſame Arbeit der öffentlichen Betriebe
und der privaten Initiative werden es am
ſchnellſten fertig bringen, der Reichsregierung
in ihrem Kampfe gegen die Arbeitsloſigkeit zu
Hilfe zu kommen. Das deutſche Gas= und Waſſer=
fach
hat bereits alle Maßnahmen zu dieſem
Zwecke vorbereitet und wird es nicht daran feh=
len
laſſen, ſich mit voller Kraft an dem Kampfe
für die Geſundung unſerer Wirtſchaft zu be=
teiligen
.

der Bolizeibericht meldef:

Sondergerichk.

Ein guter Fang in letzter Minute. Am Mittwoch gegen 19
Uhr gelang es, ein durchtriebenes junges Bürſchchen am Haupt=
hahnhof
in der Perſon des 18jähr. R. Orth aus Bonn feſtzunehmen.
Der Schwindler hatte in einem Darmſtädter Hotel unter der Vor=
gabe
, daß ſein Vater nachkäme, 2 Zimmer in verſchiedenen Stock=
werken
gemietet. Alsdann begab er ſich in ein Schuhgeſchäft und
in eine Muſikalienhandlung und ließ ſich unter verſchiedenen Deck=
namen
Auswahlſendungen ins Hotel kommen. Vorſorglich bat er,
gleich Wechſelgeld auf 50 Mark mitzuſenden. Im Hotel ließ er
den Boten der Muſikalienhandlung in einem Zimmer zurück und
nahm die Schallplatten mit, um ſie angeblich ſeinem Vater vor=
ſpielen
zu laſſen. Nach einiger Zeit kam er zurück und verlangte
das Wechſelgeld, da er die Platten bezahlen wolle, aber die 50 Mk.
bei ſeinem Vater im Zimmer habe. In der Zwiſchenzeit führte er
die Botin des Schuhgeſchäfts in ein anderes Zimmer, ſchickte ſie
aber bald darauf wieder mit dem Bemerken, daß ſie größere Num=
mern
und Wechſelgeld mitbringen müſſe, fort. Er nahm bei ihrem
Wiedererſcheinen die Schuhe und ſpäter nach ein Paar Leiſten in
Empfang, um ſie ſeinem Vater anprobieren zu laſſen. Alsdann
verſchwand der Schwindler heimlich mit einem Taxameter, Waren
und Wechſelgeld mit ſich nehmend, die Boten auf den Zimmern
wartend zurücklaſſend. Nach kurzer Zeit fand die Wirtin, die er=
fahren
hatte, daß Orth davongefahren war, beide Boten in den
Zimmern auf wodurch der Schwindel herauskam. Durch das ge=
ſchickte
Verhalten des jungen Kaufmanns der Muſikalienhandlung
gelang es mit Hilfe der Polizei, den Betrüger in einem kurz vor
der Abfahrt befindlichen Zuge zu ermitteln und ihn, trotzdem er
ſofort über die Geleiſe die Flucht ergriff, nach Abgabe mehrerer
Schreckſchüſſe unter Beiſtand einer zufällig die Eiſenbahnbrücke
paſſierenden Polizeivatrouille, feſtzunehmen. Wie feſtgeſtellt wer=
den
konnte, hat Orth in Weſel die gleichen Straftaten begangen.
Wer wurde noch geſchädigt?
Leichenländung. Der am Samstag im Main ertrunkene An=
geſtellte
Friedr. Sander aus Hanau wurde inzwiſchen bei Klein=
Steinheim von einem Fiſcher geländet.
Einbruchsdiebſtahl. In der Nacht zum 25. Juni wurde in einer
Gartenhütte im verlängerten Herdweg eingebrochen und ein
Bademantel und verſchiedene Mädchenbadeanzüge geſtohlen. Wer
hat die Täter beobachtet?
Vermißt. Seit 26. Juni wird der 33jährige Gemeindeeinneh=
mer
Konrad Neumann vermißt. Ein Nervenzuſammenbruch
ſoll die Urſache ſeines Verſchwindens ſein. Beſchreibung: 1,76
Meter groß, ſchlank, ovales blaſſes Geſicht, hohe Stirn, graublaue,
Augen, geſtutzter Schnurrbart, Narbe am linken Unterkiefer. Be=
kleidung
: dunkelgrauer Anzug, braune Halbſchuhe lila Hemd.
Führt ein faſt neues Herrenfahrrad, Marke Elite Bielefeld, mit
roten Ballonreifen mit ſich.
Der 16 jährige Konditorlehrling Franz Maul aus Mainz=
Koſtheim hat ſich am 14. Juni aus ſeiner Lehrſtelle in Wiesbaden
entfernt und treibt ſich umher. Beſchreibung: 1,70 Meter groß,
graue Augen, vollſtändige Zähne, kleine Warzen auf der Stirne.
Bekleidung: dunkelblauer Kammgarnanzug, weißes Sporthemd,
braune Halbſchuhe. Er iſt feſtzuhalten.
Feſtgeſtellte Perſonalien. Die am 27. Juni an der Landſtraße
Groß=HauſenJägersburg aufgefundene Leiche wurde als der 71
Jahre alte Landwirt Jakob Jäger aus Pfungſtadt feſtgeſtellt.
Als gefunden ſind gemeldet: 1 Herrenfahrrad 1 Herrenſchirm,
2 Damenſchirme, 3 Portemonnaies mit Inhalt, 1 Brille mit Gold=
faſſung
, 1 Koltertuch. 1 Damenhandtaſche mit Inhalt. 1 Luftſchlauch
und eine Decke für ein Autorad, 1 weißer Damenrock. 1 Schüler=
mütze
, 3 einzelne Handſchuhe, 2 Anſtecknadeln, 3 Gardinenbehänge,
1 Schal, 1 Paar Damenhandſchuhe, 1 Buch. 1 Brille mit weißer
Faſſung, 1 Autodrücker.
Zugelaufen: 1 kleiner junger Pinſcher (grau).
Zugeflogen: 2 Wellenſittiche.

Abendſingen des Männergeſangvereins Concordia im
Schloßhof. Unter der geſchickten Stabführung ſeines Dirigenten
A. Simmermacher veranſtaltete geſtern der Männergeſang=
verein
Concordia ein Abendſingen im Schloßhof. Trotz der un=
günſtigen
Witterung hatte ſich eine recht anſehnliche Zuhörer=
ſchaft
zu der Veranſtaltung eingefunden. Und die Freunde
guten deutſchen Chorgeſanges erlebten keine Enttäuſchung. Die
ſachkundige Zuſammenſtellung der Vortragsfolge, vereint mit
der techniſch und ſtimmlich hervorragenden Wiedergabe durch
einen unter bewährter Leitung ſtehenden diſziplinierten und ge=
ſchulten
Chor, machten dieſe künſtleriſche Darbietung zu einem
ſchönen Erfolg für den Verein. Das Publikum, das dem Vor=
trag
der Chöre mit ſteigender Aufmerkſamkeit lauſchte, dankte
mit lebhaftem Beifall.
Verlegung der Hauptverſammlung des Tierſchutzvereins
für Heſſen. Der Tierſchutzverein für Heſſen ſeiert in dieſem
Jahre ſein 60jähriges Beſtehen. Die Jubiläumsfeier, verbunden
mit der Hauptverſammlung, muß aus wichtigen Gründen auf
den 16. Juli 1933 verſchoben werden. Sie findet in Darm=
ſtadt
in der Turnhalle am Woogsplatz vormittags um 11 Uhr
ſtatt. Zu der von muſikaliſchen Darbietungen umrahmten Feier,
bei der der neue Vorſitzende des Vereins, Herr Miniſterialrat
Ringshauſen und Herr Oberreallehrer Frank ſprechen wer=
den
, ſind alle Mitglieder des Vereins, ſowie alle Freunde des
Tierſchutzes freundlichſt eingeladen.

Das Union=Theater zeigt nur noch heute den neueſten Bali=
Film Inſel der Dämonen, welcher im Rahmen einer ſpannen=
den
Handlung wundervolle Bilder aus der Südſee zeigt. Im bun=
ten
Vorprogramm u. a.: Wir blauen Jungens.
In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute und folgende Tage
in Erſtaufführung die fröhliche Tonfilmpoſſe. Ich heirate meinen
Mann mit Jgo Sym, Szöke Szakall. Kurt Veſpermann Trude
Berliner u. a., ſowie vorher in Neuaufführung das exotiſche Er=
lebnis
aus Niederländiſch=Indien Tropennächte mit Dita Zarlo.
Artilleriebilder von Karl Scheld ſind aus Anlaß des
großen Treffens der heſſiſchen Artilleriſten im Schaukaſten der
Druckerei Hohmann, Peter=Gemeinder=Straße, ausgeſtellt.
Mahnung. Das Schulgeld für den Monat Juni 1933 für
die hieſigen höheren Schulen, ſowie die ſtädtiſchen Maſchinenbau=,
Gewerbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen iſt nach der heutigen
Bekanntmachung bei Meidung der Beitreibung und Koſtenberech=
nung
bis zum 10. Juli 1933 an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28. zu
zahlen.

Aw. Wieder iſt, am Donnerstag beginnend, ein Landfrie=
densbruch
Gegenſtand der Verhandlung vor dem Sonder=
gericht
, der aber dieſes Mal zwei Menſchenleben koſtete. Am
Abend des 2. März wurde auf dem Marktplatz in Höchſt eine
Wahlrede von dem Reichskanzler Adolf Hitler durch einen Laut=
ſprecher
bekanntgegeben, zu dem ſich eine anſehnliche Menſchen=
menge
verſammelt hatte. Die Eiſerne Front aber hatte ſich an
dieſem Abend in ihrem Stammlokal, im ſogenannten Neuen
Viertel, verſammelt, und teilweiſe waren dieſe Leute dann auch
zum Marktplatz geeilt. Unmittelbar nach Schluß der Verſamm=
lung
auf dem Marktplatz war es dann zu einer ſehr kurzen
Schlägerei und Schießerei gekommen. Ein junger SA.=Mann
wurde dabei in die Halsſchlagader getroffen, ſo daß er trotz
ſchnellen Eingreifens verblutete, und ein Kommuniſt erhielt einen
Schuß in den Kopf. der einen Teil der Hirnſchale und des Ge=
hirns
zerſtörte, ſo daß auch bei ihm der alsbaldige Tod eintrat.
Mehrere andere, auch drei von den heutigen Angeklagten, wurden
verletzt. Neunzehn Angeklagte, Kommuniſten und An=
hänger
der SPD., ſitzen deshalb auf der Anklagebank. Vier von
ihnen werden beſchuldigt. Gewalttätigkeiten verübt zu haben. Die
Angeklagten geben zu, daß ſie am Marktplatz waren, ſie hätten
ſich teilweiſe auch gerne die Rede Hitlers anhören wollen. An=
dere
hätten auf ihrem Heimweg über den Marktplatz gehen
müſſen. Von einer Verabredung könne aber gar keine Rede
ſein. Sie hätten ſich bei ihrer Verſammlung lediglich über die
Wahlpropaganda unterhalten und die Arbeiten dabei verteilt.
Es ſei zum Schluß auch ausdrücklich zur Ruhe gemahnt worden.
Sie behaupten, die Nationalſozialiſten hätten ſie angegriffen, ohne
jeden Anlaß, und die Nationalſozialiſten hätten auch geſchoſſen.
Die Zeugen bekunden, daß in Höchſt ſchon von jeher dicke Luft
geherrſcht habe, und der Amtsrichter, der die Vorgänge teilweiſe
beobachtet hatte, bekundet, daß die Angreifer der letzten Jahre
größtenteils auf der linken Seite zu ſuchen geweſen ſeien. Drei
Nationalſozialiſten, die unmittelbar an den Vorgängen beteiligt
waren und von denen einer ebenfalls verletzt worden war, bekun=
den
, daß von ihnen keiner geſchoſſen habe. Die Schüſſe ſeien viel=
mehr
von den Häuſern und Gärten gekommen. Gegen 6 Uhr
wird die Verhandlung auf Freitag. 9 Uhr, vertagt. Morgen ſoll,
wenn möglich, die Beweisaufnahme zu Ende geführt werden.
Plädiert wird dann vorausſichtlich Anfang nächſter Woche.

Sommer-Ausgabe 1933

Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken, Bahnhofs-
buchhandlung
und Geschäftsstelle, Rheinstraße 25.

Vereinskalender.
Marine=Verein Darmſtadt und Umgebung
E. V. Am Artilleriſtentag am Sonntag, den 2. Juli, nimmt der
Verein geſchloſſen teil. Auch alle national denkenden der früheren
Reichsmarine angehörenden Kameraden ſind zu dieſer Feier will=
kommen
. Zuſammenkunft 13.30 Uhr im Vereinslokal Reſtaurant
Rehberger, Nieder=Ramſtädter Straße. (Anzug blau. Mütze.)
Verein der Pioniere und Verkehrstruppen
Darmſtadt und Umgebung. Der Verein beteiligt ſich an
dem Feſtzug der heſſiſchen Artilleriſten am Sonntag, den 2. Juli.
Sammeln 1.30 Uhr, Marienplatz. Samstag, 1. Juli, abends 8 Uhr
Treffen im Odeon. Ecke Marienplatz, Saalbauſtraße bei Kamerad
Gander. Sonntag, 2. Juli, vormittags 9 Uhr Schießen auf den
Ständen der privilesierten Schützengeſellſchaft.
Verein ehem. 117er Darmſtadt Unſere Mit=
glieder
werden auf die heute abend im Vereinslokal ſtattfindende
Mitgliederverſammlung aufmerkſam gemacht. Im Intereſſe un=
ſerer
nächſten Sonntag ſtattfindenden Denkmalsweihe und Wieder=
ſehensfeier
in Mainz wird, um zahlreiche Beteiligung gebeten.
Unter anderem werden auch die Spargelder ausbezahlt.
Die ehemaligen Angehörigen des Landwehr= Feld=
artillerie
=Regiments Nr. 13 treffen ſich am 2. Juli
möglichſt früh im Reſtaurant Conrath. Heidelbergerſtraße 15. und
begeben ſich von da 9.20 Uhr zur Kaſerne.
Der Verband Heſſ. Regimentsvereine nimmt
am Sonntag, den 2. Juli, an den Feſtzug der Artilleriſten teil.
Er ſteht ab 14 Uhr zum Abmarſch in der Kattrainſtraße bereit.
Es wird um zahlreiche Beteiligung gebeten.
Militärverein Darmſtadt. Zur Teilnahme an dem
Feſtzug der heſſiſchen Artilleriſten am Sonntag. den 2. Juli, wollen
ſich die Kameraden um 2 Uhr am Marienplatz verſammeln. Nach
Möglichkeit dunkler Anzug und Zylinder.
Sonnenwendfeier der Rot=Weiß=Paddler.
Die am Samstag abend an der Guntersblumer Fähre ſtattfin=
dende
Sonnenwendfeier wird um eine Stunde, d. h. von 12 Uhr
auf 11 Uhr vorverlegt. Die Nachzügler müſſen ſich beeilen, bis zu
dieſem Zeitpunkt am Standort zu ſein. Stroh für Zelte ſteht ge=
nügend
zur Verfügung. Wer kein Zelt hat, kann in der Scheuer
des Fährwirts Blüm übernachten.

Tageskalender für Freitag, den 30. Juni 1933.
Union: Die Inſel der Dämonen, Helia: SA.=Mann Brand.
Palaſt: Ich heirate meinen Mann und Trovennächte‟.
Heaghaus, 20 Uhr: Vortrag über Elektriſch Kochen.

Gokkesdienſt der Ifrgelitiſchen Heligionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 30. Juni: Vorabendgottesdienſt 7.30 Uhr.
Samstag, 1. Juli: Morgengottesdienſt 8.30 Uhr. Predigt.
Sabbatausgang 9.40 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7,00, abends 7.30 Uhr.

Freitag, 30. Juni 1933

Aus Heſſen.

Wiſſenſchaftlicher Kurſus in Stockheim.
Ci. Erbach, 29. Juni=
Der von dem Kreisſchulamte und dem Dekanat Erbach durch=
geführte
wiſſenſchaftliche Kurſus war ſo ſtark beſucht, daß der ge=
räumige
, Ankerſaal bis zum letzten Platze gefüllt war; behan=
delt
in Vorträgen und Ausſprachen wurde das ſehr zeitgemäße
Thema: Die Geſtaltungskraft des Nationalſozialismus im Blick
auf die Schule und die Kirche. Herr Kreisſchulrat Gerbig
eröffnete mit herzlichen Begrüßungsworten die Vormittagsver=
anſtaltung
und erteilte dann dem Vertreter des heſſiſchen Kultus=
miniſteriums
, Herrn Siebert, das Wort, der in klar aufgebau=
ten
, diefgründigen Ausführungen einen nachhaltigen Eindruck
über das wahre Weſen des Nationalſozialismus und die zu ſeiner
Durchführung notwendige Erzieherarbeit vermittelte. Der Red=
ner
gedachte einleitend der Bedeutung des 28. Juni als Tag des
Friedensdiktates von Verſailles und nunmehr auch als Erinne=
rungstag
für die endgültige Niederringung der Parteienwelt.
In einem geſchichtlichen Rückblick zeigte er, wie Völker und Reiche
dann zerfielen, wenn der zuſammengeballte einheitliche Wille
für ein großes Ziel fehlte, und wenn die Beziehungen zu Gott
verloren gingen. Dieſe geſchichtliche Erkenntnis zeige den Weg.
Jeder wahre Kämpfer der erwachten Nation wiſſe, daß das dritte
Reich mit dem bis jetzt Geſchehenen noch nicht geſchaffen ſei; es
kann nur dann als für die Zukunft geſichert gelten, wenn die ge=
ſamte
Jugend hierfür gewonnen iſt. Unter dieſem Geſichtspunkte
ſeien alle getroffenen und zu treffenden Maßnahmen zu verſtehen
und zu werten, die die Arbeit des Lehrers und Erziehers in= und
außerhalb der Schule im Sinne der großen Idee zu geſtalten
ſuchen. Eine Reihe von Problemen fand nun eingehende Wür=
digung
und die gewünſchte Klärung. Mit der Aufforderung, nicht
nur äußerlich mitzumachen, der Zuſicherung, daß jedem ehrlich
Kommenden die Bruderhand gereicht werde und der Hoffnung,
der uns folgenden Generation möge der Segen des Himmels für
das von uns begonnene und von ihr vollendete Werk beſchieden
ſein, ſchloß der Vortragende ſeine mit ſtärkſtem Beifall aufge=
nommenen
Ausführungen. Dem dem Redner noch einmal durch
Herrn Kreisſchulrat Gerbig, gezollten Danke ſchloß ſich eine
ausgiebige Ausſprache an, die ſich beſonders mit dem Schickſale
der verſchiedenen Jugendverbände befaßte.
In der Nachmittagsveranſtaltung, die von Herrn Dekan
Schäfer=Michelſtadt geleitet wurde, ſprach dann an Stelle des
verhinderten Pfarrers Probſt aus Frankfurt a. M. Herr Pfarrer
Struckmeier=Frankfurt a. M. über das vorgeſehene Thema:
Die Geſtaltungskraft des Nationalſozialismus im Blick auf die
Kirche. Auch hier eine Fülle von Problemen, auch hier eine mei=
ſterhafte
Darlegung der gegenwärtigen Verhältniſſe und eine
klare Herausſtellung des Zieles durch den Vortragenden. Natio=
nalſozialismus
iſt nicht, wie viele anfangs wähnten, eine Ver=
änderung
der Staats= oder Regierungsform, ſondern eine geiſtige,
ſeeliſche Bewegung, die eine innere Erneuerung des geſamten
deutſchen Volkes herbeizuführen entſchloſſen iſt; er verlangt von
jedem einzelnen eine radikale Selbſtbeſinnung beſonders im Hin=
blick
auf die drei Faktoren: Raſſe, Geſchichte und Volkstum. Der
Redner ſchildert deren Bedeutung und erklärt, daß der Erfolg nur
durch Kampf zu erreichen ſei; er zeichnet die ſchwere Aufgabe auf,
deren Löſung der Kirche zugedacht iſt und zieht die Grenzen, die
Staats= und Kirchenarbeit zu achten haben. Zum Schluſſe ver=
mittelte
er ein klares Bild über die noch zu löſende äußere Um=
geſtaltung
der Kirche und die letzten Vorgänge in Preußen auf
dieſem Gebiete. Auch hier lohnte lebhafteſter Beifall die treff=
lichen
Ausführungen, den Herr Dekan Schäfer als Verſamm=
lungsleiter
noch einmal mit Dankesworten wiederholte und auf
den geſamten Nationalſozialismus und ſeinen oberſten Führer
Adolf Hitler ausdehnte, die durch ihr Wirken unſer Vaterland
und Volk vor dem völligen Untergang retteten. In der nun ein=
ſetzenden
Ausſprache wurden die Stellung zum alten Teſtament,
die ariſche Frage in der Kirche und das Verhältnis zwiſchen Na=
tionalſozialismus
und Sekten behandelt. Mit herzlichen Dankes=
worten
an die Redner und die Teilnehmer ſchloß Herr Dekan
Schäfer die an tiefen Eindrücken und wertvollſten Anregungen
überaus reiche Arbeitstagung der Odenwälder Jugend= und Volks=
erzieher
.
Reſerve-Inſ.-Regl. 221. Wiederſehensſeier
am 1. und 2. Juli in Offenbach a. M.

Nach ſiebenjähriger Unterbrechung treffen ſich die ehemaligen
Angehörigen des Reſ.=Inf.=Regts. 221 am 1. und 2. Juli in Offen=
bach
zu einer Wiederſehensfeier. Die Feſtfolge ſieht für den Sams=
tag
abend die Begrüßung im Stadtgarten vor, wo auch das Stand=
quartier
eingerichtet iſt. Am Sonntag treffen ſich die Kameraden
ebenfalls im Stadtgarten ab 8 Uhr vormittags. Von dort findet
um 11 Uhr der Marſch zum Ehrenmal und zur Gedenkfeier ſtatt.
Um 13 Uhr iſt gemeinſames Mittageſſen im Stadtgarten und an=
ſchließend
gemütliches Beiſammenſein. Zahlreiche Anmeldungen
haben ſchon den Beweis erbracht, daß die 221er auch dieſes Mal
nicht zögern, durch ihre Beteiligung ein Bekenntnis zu der Tu=
gend
der Kameradſchaft unter den Frontſoldaten abzulegen. Sie
wollen an dieſem Tag zurückdenken an die Zeit, in der ſie gemein=
ſam
draußen ſtanden. Sie wollen aus dieſem Gedenken an die
große und ſchwere Zeit Hoffnung und Zuverſicht ſchöpfen für die
Zukunft unſeres Volkes und Vaterlandes.

J. Griesheim, 29. Juni. Hohes Alter. Ihren 84. Ge=
burtstag
beging am Mittwoch unſere Mitbürgerin Frau Jakob
Peter Schupp. Wwe., Pfungſtädter Straße 84, in körperlicher
und geiſtiger Friſche Scheidekatarrh bei Rindvieh.
Unter den Rindviehbeſtänden einiger hieſiger Landwirte iſt vom
Kreistierarzt der Scheidekatarrh feſtgeſtellt worden. Der Faſel=
ſtall
iſt deshalb für Rindvieh bis auf weiteres geſperrt.
Ek. Pfungſtadt, 29. Juni. 50 Jahre Geſangverein
Sängerluſt. Kaum iſt das 75jährige Jubelfeſt des Geſang=
vereins
Harmonie ausgeklungen, und ſchon begeht der Bruder=
verein
, die Sängerluſt ihr goldenes Jubiläum. Unter der rüh=
rigen
Leitung des Dirigenten Simmermacher=Darmſtadt hat ſich
der Verein zu beachtlichen Leiſtungen emporgearbeitet. Mit Rück=
ſicht
auf die unberechenbare Witterung konnte ſich die Vereins=
führung
nicht dazu entſchließen, das Feſt im Freien abzuhalten.
Der Kommers am Samstagabend und die Veranſtaltung des
Sonntagnachmittag finden in Vöglers Saalbau ſtatt, wo den Be=
ſuchern
Gelegenheit geboten iſt, den durch Lautſprecher in die
überdachte Gartenwirtſchaft übertragenen Darbietungen zu fol=
gen
. Großes Intereſſe bringt man dem Wertungsſingen entgegen.
* Roßdorf, 29. Juni. Hier begeht am 1. Juli Frau Käthe
Holzapfel, wohnhaft Ober=Ramſtädter Straße 61, ihren 70.
Geburtstag. Bis vor vier Jahren wohnte Frau Holzapfel in der
Eichbergſtraße 22 in Darmſtadt.
G. Ober=Ramſtadt, 29. Juni. Unter außerordentlich ſtarker
Beteiligung aller Kreiſe der Einwohnerſchaft, ſeiner Arbeits=
kameraden
und Betriebsleitung, der Teilnahme von Hunderten
SA., SS.=Kameraden mit ihren Fahnen, der NSBO., der Hitler=
jugend
, Jungvolk und dem Bund deutſcher Mädchen fand geſtern
die feierliche Beiſetzung des am letzten Montag auf ſeinem
Arbeitsplatz in einem hieſigen Betrieb verunglückten 20jähr. Erich
Finger auf dem hieſigen Friedhof ſtatt. In großer Zahl
wurden dem Verſtorbenen Kränze gewidmet. Die Grabrede hielt
Herr Pfarrer Nürnberger
Au. Groß=Gerau. 29. Juni. Das Oberverſicherungsamt Darm=
ſtadt
hat durch Verfügung auf Grund des Geſetzes über Ehren=
ämter
in der ſozialen Verſicherung und der Reichsverſorgung vom
18. Mai 1933 den Vorſtand und den Ausſchuß der Allgemeinen
Ortskrankenkaſſe für den Kreis Groß=Gerau neugebildet. In den
Vorſtand der Krankenkaſſe wurden berufen als Arbeit=
gebervertreter
: Kaufmann Erwin Klein, Groß=Gerau,
Metzgermeiſter Joh. Fr. Baumann=Rüſſelsheim, kommiſſ. Bürger=
meiſter
Jak. Hauf=Geinsheim; als Arbeitnehmervertre=
ter
: Ingenieur Buſch, Groß=Gerau, Elektromonteur J. Rückes=
Nauheim. Arbeiter Alex Neumann=Büttelborn, Verwaltungsinſp.
Karl Hühn=Groß=Gerau, Schloſſer Fritz Anthes=Groß=Gerau und
Hilfsarbeiter Heinr, Beeres=Crumſtadt. Unter dem Vorſitz des
Vertreters des Heſſ. Kreisamt=Verſicherungsamtes, Herrn Reg.=
Rat Dr. Schmahl, fand am 28. Juni die erſte Sitzung des
neuen Vorſtandes der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe für den Kreis
Groß=Gerau in Groß=Gerau ſtatt. Zum erſten Vorſitzenden der
Kaſſe wurde einſtimmig Herr Ingenieur Buſch=Groß=Gerau be=
ſtimmt
; als Stellvertreter Herr Klein, kaufm. Leiter, Groß=
Gerau. Um jegliche Stockungen im Kaſſenbetrieb zu vermeiden,
wurde beſtimmt, daß der ſeitherige ſtellvertretende Geſchäftsführer
Herr Jakob Treber, in Verbindung mit dem Ortsgruppen=
leiter
Schad=Groß=Gerau, der als Kontrollbeamter bei der
Krankenkaſſe bleibt, die Geſchäfte weiterführt. Der Oberſekretär
Georg Geyer wird mit ſofortiger Wirkung beurlaubt.

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Freitag, 30. Juni 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 179 Seite 7

Auch dieſes Jahr hat der Hiſtoriſche Verein ſeinen Juni=
Ausflug dem Plan der Tagung der Heſſiſchen Geſchichts= und Al=
tertumsvereine
angepaßt. Im Mittelpunkt dieſer Tagung ſtand
der Vortrag von Univerſitätsprofeſſor Dr. Mayer über Auf=
gaben
der Heſſiſchen Landesgeſchichtsforſchung, über den vor eini=
gen
Tagen an dieſer Stelle ſchon berichtet worden iſt. Sowohl
vor wie nach dieſem Vortrag fand für die Mitglieder des Darm=
ſtädter
wie der übrigen Vereine eine Führung durch Butzbach ſtatt,
die unter der ausgezeichneten Leitung von Prof. Dr. Rauch, dem
Gießener Vertreter der Kunſtgeſchichte, ſtand. Kunſthiſtoriſch be=
trachtet
iſt Butzbach eine Stadt der Spätgotik. Die Stadtkirche
von St. Markus, das bedeutendſte Baudenkmal der Stadt, geht in
ihren älteren Teilen ohne Zweifel in romaniſche Zeit zurück.
Wenn ſie auch ſpäterhin vollſtändig erneuert worden iſt, ſo ſind
doch die urſprünglichen Formen beibehalten worden. Um den
Kern, das Mittelſchiff, iſt nach Abbruch der Seitenſchiffe die
Stadtkirche als eine weiträumige ſpätgotiſche Hallenkirche in
vier Bauperioden von 13701520 entſtanden. Wie einheitlich iſt aber
trotzdem die Geſamtwirkung im Innern, ja gerade der Rhythmus
der drei Schiffe, von der öſtlichen Außenſeite geſehen, gibt dem
Gebäude ſein eigenes Gepräge. An Stelle der hochſtrebenden Ge=
wölbe
iſt damals wieder die Flachdecke getreten. Im einzelnen
läßt ſich das Fortſchreiten des Umbaues an den Formen der Maß=
werkfenſter
verfolgen.
Die Gruft im ſüdlichen Chor der Kirche zeigt deutlich die
Renaiſſanceformen, ſie beſteht aus zwei Teilen, dem unter dem
Boden der Kirche mit einem großen Kreuzgewölbe überdeckten
Raume und dem darüber errichteten baldachinartigen, unter dem
ein ſteinerner Sarkophag und ein Oelbild ſich befinden. Als Rah=
men
dieſes Bildes ſehen wir Adam und Eva in Niſchen mit Mu=
ſcheln
dargeſtellt, eine früheſte Stufe des deutſchen Barock, wobei
eine gewiſſe Abhängigkeit von Dürers bekanntem Kupferſtich frei=
lich
geradezu ſich aufdrängt. Die Stuckdarſtellungen in der Gruft
ſelber, beſonders die Himmelfahrt des Elias, können gewiſſe An=
klänge
an Matthias Grünewald nicht verleugnen, eine Tatſache,
die zudem noch erhärtet wird dadurch, daß ein Enkelſchüler des
großen Meiſters, der Frankfurter Uffenbach, die hiſtoriſchen Ge=
mälde
im landgräflichen Schloß ausgeführt hat.
Die plaſtiſche Kunſt braucht demgegenüber nicht zurück=
zuſtehen
. Das Grabmal Philipps von Falkenſtein aus dem Be=
ginn
des 15. Jahrhunderts geht in ſeinem Naturalismus auf das
mehr Porträtmäßige aus. In ſcharfangeſpannter Stellung ſteht
der Dargeſtellte im Bruſt= und Kettenpanzer da. Etwas über
ein halbes Jahrhundert ſpäter erſcheint ein Eppenſteiner im Plat=
tenpanzer
in der modiſchen Haltung der ausgewinkelten Ellen=
bogen
.
In die gotiſche Zeit gehört auch die dicht bei der Stadtkirche
befindliche Michaelskapelle. Es iſt eine Doppelkavelle.
Der untere Teil diente als Karnerium, als Aufbewahrungsſtätte
für die ausgegrabenen Gebeine. Das ſchöne ſpätgotiſche Maßwerk=
fenſter
iſt in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts anzuſetzen. Hier
ſteht auch ein beſonders beachtenswerter ſpätromaniſcher Tauf=
ſtein
mit Rundbogenfries, in feiner Profilierung und mit pal=
metteartigen
Verzierungen.
Das dritte kirchliche Bauwerk, das für kunſtgeſchichtliche Be=
trachung
von höchſter Bedeutung, iſt die Wendelinskapelle
mit ihrem wertvollſtes handwerkliches Können verratenden
Schreinaltar, der freilich heute bei der etwas zu grellen Beleuch=
tung
nicht den vollen einſtigen künſtleriſchen Eindruck erwecken
kann. Erſtaunlich bleibt, daß die Plaſtiken wie die Gemälde die=
ſes
Meiſterwerks bis heute in ihrem urſprünglichen Zuſtand er=
halten
ſind, unberührt von ſpäterer Farbnichtragung. Am An=
fang
des 16. Jahrhunderts iſt hier vom Einfluß der flandriſchen
Malerei noch nichts zu ſpüren. Wohl aber läßt ſich deutlich ein
gewiſſer Verfall der plaſtiſchen Kunſt feſtſtellen. Die ſtrenge herbe
Formengebung des Mittelalters wird verlaſſen. Während der
Kopf Chriſti noch durchaus in gotiſchem Geiſt gefaßt iſt, wird am
Körper ein Problem der Form in den Vordergrund geſtellt Der Kör=
per
wird in ſeiner Verzerrung ganz als ein einheitlicher Block be=
trachtet
.
Einen ähnlich deutlichen Uebergang zwiſchen Spätgotik und
Renaiſſance bildet das dem urſprünglichen Bau ſpäter vorgelegte
Treppenhaus des Solmſer Schloſſes. Der Konflikt zwiſchen der
modiſchen Form und der mittelalterlichen konnte nicht anders
gelöſt werden, als daß der Baumeiſter von dem modernen gerad=
linigen
Treppenhaus wieder in die ſpätgotiſche Spindeltreppe
zurückfällt.
Von dem alten Wehrgang der Stadt iſt nur wenig noch
erhalten. Manche Teile ſind wiederhergeſtellt, andere in Privat=
häuſer
eingebaut und ſo unverſehrt auf unſere Zeit gekommen.
Nur ein einziger Turm ſteht noch, von einem Tor findet ſich noch
ein ſpärlicher Reſt.
Für den Fachwerkbau bietet das heutige Butzbach lehr=
reiche
Beiſpiele. Oherheſſen iſt die klaſſiſche Landſchaft des wiſſen=
ſchaftlich
noch längſt nicht genug gewürdigten Fachwerkbaues. Ge=
rade
in dieſem Zweig der Baukunſt erhellt deutlich, wie alie Kunſt
im Mittelalter ſtets vom Handwerk ausgegangen iſt. Bezeich=
nende
Werke der Bauſchule des Hüttenbergs und der Wetterau
ſind vor allem die Häuſer auf dem Markt, wie die alte Poſt, mit
ihren vorgekragten Geſchoſſen, mit ihrem phantaſtiſchen Linien=
reichtum
und ihrer verſchwenderiſchen maleriſchen Verzierung oder
das vor einigen Jahren wieder in ſeiner alten Pracht hergeſtellte
monumentale Rathaus mit den wundervoll geſchwungenen Linien
ſeines Giebels oder, in einer Seitengaſſe, das Haus von 1706 mit
ſeinen charakteriſtiſchen Relieftafeln von Sonne und Mond. Mit
dem Ende des 18. Jahrhunderts hört der Fachwerkbau auf nach=
dem
ſchon vorher die Ornamentik zuſammengeſchrumpft und die
großen Wandflächen verputzt worden waren.
Mit dem Gefühl lebhaften Dankes für den Führer durch das
freundliche alte Städtchen und den herzlichen Willkomm, den uns
ſeine Einwohner bereitet haben, ſchieden wir am frühen Nachmit=
tag
, um zunächſt die Johanniterkirche in Niederwei=
ſel
unter der Führung des Ortsgeiſtlichen, Herrn Pfarrer W.
Fiſcher, zu beſichtigen. Dieſes viel zu wenig bekannte Gotteshaus
unſerer engeren Heimat ſtammt aus der Mitte des 13. Jahrhun=
derts
, iſt aber trotz der wechſelvollen Schickſale ſeit der Auflöſung
des Johanniterordens zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in
einem außerordentlich erfreulichen Erhaltungszuſtand.
In dem geheimnisvollen Dunkel des breit wirkenden drei=
ſchiffigen
Raumes, der zudem faſt völlig jeden Inventars ent=
behrt
, kommt eine weihevolle Stimmung auf. Schade, daß er
nahezu völlig ungenutzt daſteht!
Die weitere Fahrt brachte uns nach dem herrlich hoch über
dem Tale gelegenen Schloſſe Ziegenberg mit ſeinen heute
etwas verwilderten Anlagen und ſeinem Teich, ein langgeſtrecktes
anſpruchloſes Gebäude mit Manſardendach, deſſen Nordportal mit
einem Wappen geziert iſt. Das Innere des einſt den Diede von
Fürſtenſtein gehörenden Schloſſes, das jetzt in Privatbeſitz iſt,
konnte gegenwärtig leider nicht beſichtigt werden. Die Innen=
einrichtung
iſt nicht nur wegen ihres an Goethe erinnernden Zim=
mers
, dem ja dieſes Fleckchen Erde bei der Schilderung der Oert=
lichkeiten
in den Wahlverwandtſchaften vorgeſchwebt haben ſoll,
ſondern ebenſoſehr wegen ſeiner reichen Schätze an Kunſtgegen=
ſtänden
aus der klaſſiſchen Zeit wertvoll.
Der weitere Weg brachte noch zwei kleinere Unterbrechungen
bei der Fahrt durch Naſſau. Zunächſt die Burg Cransberg.
Auf einem ſteilen Felſen erhebt ſich die um 1875 in damaligem
Zeitgeſchmack hergeſtellte Burg hoch über dem Uſatal mit ihrem
charakteriſtiſchen Turm, der einen überhöhten Halbkreis bildet.
Weiter ging es bergauf über Wehrheim zur Saalburg, wo eine
letzte Pauſe eingeſchoben wurde. Gerade die letzte Strecke Wegs
von Ziegenberg aus mit ihrem außerordentlich wechſelvollen
Reichtum im landſchaftlichen Bild, die uns den Rückweg durch die
wohlbekannte Wetterau erſparte, wurde mit beſonderem Dank
P. Kn.
begrüßt.
Dp. Zwingenberg, 29. Juni. Herr Rektor Schmidt iſt
vor einigen Tagen von der Leitung der hieſigen Volksſchule im
Intereſſe ſeiner jüngeren Berufskollegen zurückgetreten. Zu Ehren
des verdienten Lehrers wurde eine ſchlichte Abſchiedsfeier
veranſtaltet. Herr Lehrer Scior=Zwingenberg wurde vorläufig
mit der Leitung der Schule betraut.
Dr. Sprendlingen, 29. Juni. Hohes Alter. Herr Heinr.
Schäfer 12.. der über 40 Jahre als Holzſetzer im Gräfl. Schön=
bergſchen
Walde tätig war und jetzt im Ruheſtand lebt, kann am
3. Juli in geiſtiger Friſche ſeinen 77. Geburtstag begehen. Be=
kämpfung
der Schwarzarbeit. Der hieſige Bürger=
meiſter
erläßt im Intereſſe des Gewerbes einen Aufruf, wonach
Wohlfahrtsempfänger die Unterſtützung entzogen bekommen, ſo=
bald
ſie bei Schwarzarbeiten b roffen werden, was mit aller
Schärfe durchgeführt wird.

WSN. Für den Bau der erſten Teilſtrecke der deutſchen Auto=
bahnſtraße
Frankfurt-Mannheim-Heidelberg ſind die Vorarbei=
ten
nunmehr mit größtem Nachdruck aufgenommen worden.
Ueberall werden bereits die Baubüros eingerichtet, die von
Frankfurt aus geleitet werden, und man kann wohl heute ſchon
ſagen, daß die Straße im Rekordtempo gebaut wird. Die Auto=
bahnſtraße
beginnt an der Staßengabelung Frankfurt Wies=
baden
-Mainz, läuft dann in gerader Linie über Kelſterbach,
über den Main zur Unterſchweinſtiege, wo die nördliche Strecke
ſpäter einmünden ſoll, biegt dort ab und verläuft ſüdlich an
Darmſtadt vorbei um am Mannheimer Flugplatz zu
enden. Von dort geht dann eine Zweigſtrecke nach Heidelberg.
Beim Bau werden alle Kreuzungen entweder über= oder unter=
führt
werden, ſo daß die Gefahrquellen, die Straßenkreuzungen
immer mit ſich bringen, völlig beſeitigt ſind. Desgleichen wird
es keinerlei Aufenthalt mehr geben durch Ortsdurchfahrten und
Bahnſchranken, der Kraftfahrer kann alſo mit größter Geſchwin=
digkeit
ſeinen Weg verfolgen. Die Teilung der Straße macht
die Strecke förmlich zu einer Rennbahn. Es wird in Zukunft
ein Genuß ſein, auf einer ſolchen geradezu idealen Straße zu
fahren.
Aa. Seligenſtadt, 28. Juni. Die älteſte Ortseinwoh=
nerin
, Frau Eliſabeth Bayer geb. Sprey, kann morgen Don=
nerstag
ihren 96. Geburtstag begehen. Die Greiſin iſt körperlich
und geiſtig noch verhältnismäßig rüſtig.
Hirſchhorn, 29. Juni. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 28. d. M.: 2,00 Meter, am 29. d. M.: 1,85 Meter
jeweils morgens 5.30 Uhr.
a. Offenbach. 29. Juni. Das Ende der ſittlichen Le=
benskunde
. Kinder von Eltern, die aus der Kirche ausge=
treten
ſind und keiner Religionsgemeinſchaft angehörten, wurden
bis Oſtern in ſittlicher Lebenskunde unterrichtet. Ihre Zahl iſt
ſeit Oſtern bedeutend zurückgegangen, da die Eltern teilweiſe wie=
der
in die Kirche eintraten und ihre Kinder ummeldeten. Kein
Lehrer iſt mehr gehalten, dieſen lebenskundlichen Unterricht zu
erteilen. Die bisherigen Lehrer haben deshalb den Unterricht
niedergelegt, ſo daß der Reſt der Kinder nächſtens wohl einem
anderen Unterricht überwieſen werden wird.
P, Rüſſelsheim. 26. Juni. In den Opelwerken geriet ein Ar=
beiter
mit der Hand in eine Bandſäge und erlitt derartig ſchwere
Verletzungen, daß er durch die Sanitätswache nach Mainz ins
Krankenhaus gebracht werden mußte. In einer öffentlichen
Kundgebung der NSBO. in Groß=Gerau wurde mitgeteilt, daß in
den Opelwerken alle Ueberſtunden beſeitigt wurden und die
Wochenſtundenzahl der Arbeiter und Angeſtellten auf höchſtens
51 feſtgeſetzt worden ſei.
* Schotten, 29. Juni. Hausſchwamm=Aufklärung
In der Turnhalle zu Schotten ſprach auf Einladung des V.H.C.
und des Volksbildungsvereins F. Kallenbach=Darmſtadt, der
Direktor der Heſſiſchen Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=
Beratung über das wirtſchaftlich ſo wichtige Thema Der Haus=
ſchwamm
, ſeine Verhütung und Bekämpfung, mit vielen bunten
Lichtbildern aus ſeiner erfahrungsreichen Praxis. Es iſt außer=
ordentlich
wertvoll, wenn die Aufklärung auf dieſem Gebiet durch
die Förderung der Behörden in alle Kreiſe unſerer Heimat hin=
ausgetragen
wird.

Denkmalsweihe und Wiederſehensſeier des Inſ.=
Leib=Regts. Nr. 117 und ſeiner Kriegsformakionen
am 1., 2. und 3. Juli 1933 in der alten Garniſonſtadt Mainz.
Das 117er Ehrenmal iſt nunmehr fertiggeſtellt. Die opfer=
willigen
Spenden der alten Kameraden ermöglichten es, ein Denk=
mal
zu errichten, das der ruhmreichen Geſchichte des blauen Regi=
ments
würdig iſt. Die feierliche Einweihung findet, wie geplant,
am 2. Juli ſtatt, und iſt mit einer großen Wiederſehensfeier ver=
bunden
. Nachſtehend kurz der Feſtverlauf:
Samstag, den 1. Juli, Vorfeier:
11 Uhr vormittags Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof.
8 Uhr abends Begrüßung in der Stadthalle.
Sonntag, den 2. Juli, vormittags Kirchgang.
11.30 Uhr Denkmalsweihe und Enthüllung; anſchließend Feſt=
zug
durch die Stadt, hierauf Mittageſſen in den Kompagnie=
Standquartieren; 4 Uhr: Großes Militärkonzert in der
Stadthalle: 20 Uhr: Deutſcher Abend in der Stadthalle.
Montag, den 3. Juli, 1.30 Uhr: Rheinfahrt, nach Rückkehr
Fackelzug durch die Stadt.
Die näheren Einzelheiten ſind aus dem Feſtprogramm erſicht=
lich
. Der Feſtbeitrag für Feſtabzeichen nebſt Feſtprogramm, die
zum Beſuch der Veranſtaltungen für den 1. und 2. Juli berechtigen,
beträgt nur 2 RM.
Bei der Reichsbahn können Sonntagsfahrkarten, die 33½= Proz.
Fahrpreisermäßigung haben und deren Gültigkeit ſich für die
Dauer der Veranſtaltungen erſtreckt, gelöſt werden.

Die lehte Fahrl des Segelfliegers.
Bc. Mainz, 29. Juni. Ein junger, vielverſprechender Pionier
des deutſchen Segelflugſports, der 22jährige Segelflieger Paul
Breitenbach von hier wurde geſtern nachmittag unter zahl=
reicher
Beteiligung der Mitglieder der Untergruppe Heſſen der
Landesgruppe Süd=Weſt im D. L.V., der SA.=, SS.= und HJ.= Ka=
meraden
, der NS.=Fachſchaften, des Stahlhelm und des Publikums
zu Grabe getragen. Bekanntlich ſtürzte am Sonntag, 25. Juni,
das Segelflugzeug Mainzer. Bub auf dem Großen Sande ab,
wobei Breitenbach den Tod fand und ſein Kamerad Ott ſchwer
verletzt wurde. Die Leiche des Fliegers war in der Totenkapelle
auf dem Friedhof pietätvoll aufgebahrt worden. Unzählige Kränze
flankierten den Sarg, darunter ein Kranz der Stadt Mainz.
Nach dem Largo von Händel wurden durch den hochwürdigen
Herrn Pfr, Fendel von der Koſtheimer Siedlung die Sterbe=
gebete
geſprochen, worauf nach einem Choral der Sarg nach der
letzten Ruheſtätte des Fliegers in der Nähe des Ehrendenkmals
geleitet wurde. Unter einem Trauermarſch des Muſikzuges der
Standarte 117 unter Leitung des Muſikzugführers Fauſt bewegte
ſich der endloſe Trauerzug nach dem Grabe. Die Kapelle ſpielte
einen Choral, worauf Herr Pfarrer Fendel die Einſegnung vor=
nahm
und ſich die Fahnen zum letzten Gruß über dem Grabe neig=
ten
. Während der Beerdigungszeremonie kreiſten zwei Flugzeuge
über dem Grabe des toten Segelfliegers. Unter den Trauergäſten
befand ſich auch Herr Provinzialdirektor Dr Wehner. Im Auf=
trage
der Flugſportgruppe Mainz widmete deren 1. Vorſitzender
Herr Wucherer dem Entſchlafenen ehrende Worte. SA.=Mann
Stavinoga=Darmſtadt ſprach im Auftrage der Landesgruppe
Süd=Weſt und Herr Beigeordneter Saurmann als Vertreter
der Stadt Mainz. Weiter legten unter ehrenden Worten die Ver=
treter
der Ortsgruppen Alzey. Bingen, Darmſtadt, Rüſſelsheim,
Wiesbaden und Worms am Grabe Kränze nieder. Mit dem
Muſikſtück des Kameradenliedes ſchloß die einfache und doch äußerſt
eindrucksvolle Leichenfeier.

[ ][  ][ ]

Freitag, 30. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 8 Nr. 179

* Dork, vvo die Weſchnitquelle ſprudelt!
Bh. Quer durch den vorderen Odenwald eilt das Poſtauto
von Heppenheim an der ſchönen Bergſtraße hin über Berg und
Tal nach Fürth und von dort immer weiter oſtwärts im ſtets
enger werdenden Weſchnitztale. Gleich hinter Krumbach wird die
Landſtraße noch eingeengter und von Brombach ab ſchlängelt ſie
ſich in einem dauernden Bilderwechſel hin zwiſchen den Ge=
birgszügen
der Tromm und Neunkircher Höhe, deren letzte Aus=
läufer
hier zuſammentreffen. An den Wänden ſchattenſpendende
Buchen= und Tannenwälder, dazwiſchen ein liebliches Wieſen=
tälchen
, durch das das flinke Weſchnitzbächlein plätſchernd, bald
hüben bald drüben ſeinen Weg nimmt. In der Leberbach
treten die ſteilen Seitenhänge greifbar nahe; ſo bildet ſich hier
ein öſtlicher Torabſchluß, durch den ſich einſt der Waſſerlauf ſägte
ähnlich dem weſtlichen Weſchnitztor bei Weinheim. Quer durch
dieſes Tor fließt die Weſchnitz, und daher führt auch die Straßen=
brücke
über das Bächlein, hinüber zur anderen Talwand, in
deren Schatten es eine kurze Strecke gradaus geht . . . dann eine
kleine Biegung und mit einem raſchen Szenenwechſel ſind wir am
Quellgebiet der Weſchnitz:
Eine ſchwarzwaldähnliche Landſchaft bietet ſich dem erſtaun=
ten
Auge dar! Die ſteilen Talwände ſind zurückgetreten, die Tal=
ſohle
erweitert ſich zu einem Talkeſſel; die ihn umſchließenden
Gebirgsarme geben dann mit ihrem Beſtand an dunklen Nadel=
wäldern
das Schwarzwaldbild, das durch die hineingeſtreuten
Fachwerkhäuſer des Luftkurörtchens Weſchnitz noch verſchönert
wird. Gar freundliche, liebe Menſchen wohnen dort, und ſchon
bald fühlen wir uns bei ihnen daheim.
Der melodiſche Geſang der Singvögel iſt unſer Abendlied,
aber auch nach gutem, wohltuenden Schlafe unſer Frühkonzert.
Der blaue Himmel lockt den Blick hinaus durch’s offene Fenſter:
Ringsum, bald nahe, bald weiter entfernt die Kette derBerge, deren
Waldhänge ſich zwiſchen grünen Aeckern und wogenden Kornfeldern
herabziehen zum Wieſental, wo Löwenzahn, Hahnenfuß, Gänſe=
blumen
u. a. m. den bunten Blumenteppich weben helfen. Weſt=
wärts
gleitet der Blick über das noch in der Morgendämmerung
liegende Wisgoz ( Wiesgies Weſchnitztal), weiter bis
zu hochſtrebenden Berghängen, in deren Mitte auf einer Berges=
kuppel
das ſchöne Lindenfels liegt, wie aus einer Spielzeug=
ſchachtel
aufgebaut, ſo ſchmuck! Ueber allem die ſtrahlende Mor=
genſonne
trillernd und jubilierend tönt der Schlag der Lerche
dazwiſchen ſonſt überall, wie auch am ganzen Tage über:
Ruhe, tiefe Ruhe, kraß und wohltuend abſtechend vom nerven=
peitſchenden
Hetzgetriebe im beruflichen Alltage.
Nach dem Frühſtücke beginne ich meine Wanderung. An den
wenigen, vereinzelt liegenden Hofreiten vorbei, deren Bewohner
gerne ein freundliches Wort wechſeln, lenke ich meine Schritte
zu einer der Hauptquellen der Weſchnitz. Zwei kleine Teiche
ſind es, auf deren Grund je eine muntere Quelle quillt, feinen

Sand herausſpülend. Das ganze Jahr über ſprudeln dieſe
Quellen hier, im Gegenſatz zu anderen, die bei trockenem Som=
mer
verſiegen, oder im ſtrengen Winter zufrieren. Noch zahl=
reiche
andere Quellen ſchicken ihr Wäſſerlein zur Talſohle, wo
ſich ſo allmählich die Weſchnitz bildet. Sehr idylliſch liegt auch
die Quelle in der ſogen. Alt= oder Mondſcheinwieſe‟.
Der Schatten des Waldes nimmt mich auf, führt am ſchönen
Schießſtand des K.K.S. Schützenvereins vorbei zu geologiſch
intereſſanten Sandſteinbrüchen, an der Moos=Schlucht vorüber
zu bequemen Ruhebänken an Ausſichtsplätzen; dies alles iſt leicht
zu gehen, da die Spazierwege eigens markiert ſind. So komme
ich zur Mondſcheinwieſe, mitten im Walde.
Wie ein großes, grünes Tuch im hellſten Sonnenſchein
flimmernd, liegt ſie da: eine Einladung zu köſtlicher Ruhe und
heilſamem, ungeſtörtem Sonnenbade. Woher der Name? Auf
einem erfolgreichen Pirſchgange mit meinem jagdliebenden Gaſt=
geber
kamen wir zu ſpäter Abendſtunde hier vorbei: der Mond
ſtand am Himmel, ſein bleiches Licht fiel auf die leuchtenden
Birkenſtämme, zitterte über das ſchon taunaſſe Gras, und die
weißen Strahlen ſpiegelten und brachen ſich an den glitzernden
Tautropfen in glühenden Farben. Daneben gluckerte ein eilendes
Bächlein ſein ewiges Murmellied auf ſeinem Weg hinab zur
größeren Schweſter, Lange Zeit überließ ich mich dieſem elfen=
haften
Stimmungsbilde. Jetzt verſtand ich die vertrauliche
Aeußerung eines jungen Hochzeitspaares: Märchenwieſe
Liebeswieſe . . . wie in Tauſend und eine Nacht!
Von all den ſchönen Wanderungen hinauf zu den Höhen,
zwiſchen weißflammenden Schwarzdornbüſchen und gelben Gin=
ſterſträuchern
, will ich jetzt nur von dem Aufſtieg zur hiſtoriſchen
Walpurgiskapelle berichten.
Eine Jahreszahl am ſchiefen Torbogen nennt als Baujahr
A. D. 1671 aber ihre Geſchichte reicht bis zur Zeit Karls
des Großen zurück. Die ſchwere Eichentüre öffnet ſich knarrend
fröſtelnde Kühle, ein leichter Modergeruch ſchwebt mir ent=
gegen
, einige Lichtſtrahlen huſchen taſtend durch das Düſter, glei=
ten
über den Hochaltar zum Standbild der hl. Walpurga. Ihre
Hand iſt zum Segen erhoben über den vor ihr knienden Beter
aber auch zum Segen über den ganzen Odenwald, der ſich um
ihre Kapelle als ein beſonders herrliches Schauſtück dem Auge bietet.
Zu den Füßen, jäh abfallend, der Kapellenberg. Wie eine empor=
gereckte
Hand grüßt ſein dunkler Tannenwald herauf. Von rechts
blickt der Otzberg über das Oſtertal her. Ueber Wald und
Wald winkt der Kaiſerturm der Neunkircher Höhe gegenüber
der lange Trommrücken, und dazwiſchen wieder das reizende Weſch=
nitztälchen
mit dem Lindenfelsblick. Bei günſtiger Sicht grüßt von
Nordweſt der Taunus und manchmal noch ſchimmert nordöſtlich
ein Höhenrücken des Speſſarts. Welche andere Stelle unſeres
Odenwaldes kann mit dieſer herrlichen und vielfältigen Fernſicht
wettwerben? Großartig, beſonders bei Sonnenuntergang, ſieht die
Natur gleich einem Prachtgemälde von hier oben aus. Dazu
wieder die majeſtätiſche Stille; als Hymnus des Ewigen rings=

um das Rauſchen der Bäume und der Geſang der Singvögel.
Weihevoll fügt ſich in dieſe Stimmung das zarte Geläute, des
Walpurgisglöckchens.
Auf dem kurzen Rückwege wird mein Erleben noch bereichert
durch den Friedhof im Walde. Kein ummauerter Aller=
weltsfriedhof
ſondern ein von Buchen umrahmter Gottes=
acker
im Walde. In der Mitte, zwiſchen 2 hochragenden Buchen,
in mächtiges Eichenkreuz mit dem edlen Chriſtuskörper, das
Ganze überragend und beſchirmend. Man muß hier abends
geſeſſen haben, wenn der Tag verklingt.
Der Sonnenuntergang iſt auch ſehr ſchön von den
Ruhebänken auf der Spielwieſe vor dem Hauſe zu beobachten.
Mit dem Abendglühen taucht das tiefliegende Tal in ſchimmern=
des
Nebelblau der rötliche Sonnenball ſinkt tiefer und tie=
fer
. . . er ſcheint eine Zeitlang ſtillzuſtehen über dem weſtlichen
Gebirgskamme. Roſafarbene Schwaden treiben über die Kämme,
während die ſchwarze Dämmerung immer höher aus dem Tale
ſteigt; das zuvor deutlich ſichtbare Lindenfels iſt bald erfaßt
langſam vernebeln die Einzelheiten und nun hebt ſich Kirch=
turm
und Burg mit der ganzen Landſchaft nur noch wie ein
Scherenſchnitt vom Nachthimmel ab. Noch eine kleine Weile
Geduld, dann taucht der Mond aus ſeinem Gelaſſe ſachte her=
vor
, ſeine Silberſichel ſchwimmt unter den klaren Sternbildern
und die ſtille Nacht ſpinnt mit neuen Reizen am Schatz=
Br.
käſtlein des Odenwaldes.

Aus deutſchen Bädern und Kurorken.
Gaſtein=Reiſende aus Deutſchland wird es durch die geſetzlich
verordnete Ausreiſe=Erſchwerung von jetzt ab erheblich weniger
geben. Die Verreiſenden verlieren aber nichts. Sie gewinnen ſo=
gar
, wenn ſie ihre gewohnte Kur in einem noch viel wirkſameren
Geſund= und Jungbrunnen machen: im Radiumbad Oberſchlema,
dem ſtärkſten Radiumbad der Welt. Es liegt ſchön im waldum=
rauſchten
ſächſ. Erzgebirge, hat Schonungsklima, iſt das jüngſte
Heilbad Deutſchlands und hat ſich ſprunghaft entwickelt dank ſeiner
überragenden Heilerfolge.
Höhenluftkurort Lautenbach. In einem der ſchönſten des
romantiſchen Schwarzwaldtäler, im Murgtal, liegt der Höhen=
luftkurort
Lautenbach. Herrlicher, ozonreicher Tannenwald und
blühende Wieſen umſchließen den Ort, der in einer Höhe von 400
Meter ü. M. durch umliegende hohe Berge gegen rauhe Winde
geſchützt, ſtaubfrei, ohne Autodurchgangsverkehr vollkommen ruhig
und ohne Fabriken, beſonders für Erholungs= und Ruheſuchende
geeignet iſt. Dem Sommer nimmt die Höhenlage die drückende
Schwüle und im Spätjahr liegt der Ort über den Herbſtnebeln in
wohltuend warmem Sonnenſchein. In kurzen und bequemen Spa=
ziergängen
auf gutgepflegten und mit Ruhebänken verſehenen
Wegen ſind die umliegenden Höhen mit Ausſichtspunkten auf die
Rheinebene und die Vogeſen zu erreichen. Für längeren Erho=
lungsaufenthalt
wie auch als Uebernachtungsplatz für Touriſten
iſt der Ort ideal. Auskunft und Proſpekte durch Hans Meyer
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Freitag, 30. Juni 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 179 Seite 9

Keoutaten Aas deiel lerr

Ein Spanferkeleſſen und ſeine Folgen.
Lpd. Dieſer recht ſchauerliche Roman ſpielte in dem Manſar=
denſtock
eines jener friedlichen, baumumrauſchten Häuſer des
Frankfurter Weſtends. Seit Jahrzehnten war ein altes Haus=
meiſterehepaar
der alleinige Bewohner jenes Manſardenſtockes,
und tagsüber blieb die Flucht der übrigen Manſarden, in denen
die Hausmädchen ſchliefen, unbenutzt.
Seit einiger Zeit iſt der Dachſtock von Studenten und Wohl=
fahrtsgängern
belebt, der Hausher hat alles nur irgendwie
Benutzbare vermietet.
Sehr zum Leidweſen der Hausmeiſterleute, die damit um die
Ruhe ihrer alten Tage gebracht ſind.
Am unbeliebteſten hatte ſich aber ein junger Chemieſtudent
gemacht, der die Univerſität beſuchte und oft noch bis ſpät in die
Nacht myſtiſche Dämpfe entwickelte, die bis in alle Ritzen des
Vorplatzes drangen und meiſt furchtbar ſtanken. Auf Beſchwerden
hin zeigte der Hausherr, der am Monatserſten pünktlich die Miete
des jungen Menſchen einſtreichen konnte, taube Ohren.
Bis denn eines Tages das ganze Haus von einem ſchauer=
lichen
Gerücht erfüllt war, das wie ein Alp auf allen Einwoh=
nern
laſtete. An einem Sonntag hatte der junge Menſch den
Beſuch einer Frauensperſon empfangen, die ein in braunes Pack=
papier
ſorgſam verhülltes Paket mitgebracht hatte. Die beiden
hatten ſich in das Zimmer eingeſchloſſen, aus dem nach der Be=
kundung
der mit einer beſonders empfindlichen Naſe begabten
Hausmeiſtersfrau ein brenzliger Brodem gedrungen war. Spät
nachts hatte die Fremde unter Zurücklaſſung ihres Paketes das
Haus verlaſſen.
Am nächſten Morgen war der Student übrigens ein dia=
boliſch
ausſehender Menſch mit wirrem Schwarzhaar und teuſ=
liſch
geſchnittenen Brauen zu Hauſe geblieben. Er lag im Bett
und zeigte alle Erſcheinungen einer ſchweren Gemütsbewegung.
Noch am nächſten Tage hatte er ſich nicht erholt. Und dann fand
die Hausmeiſtersfrau im Mülleimer einen Haufen Knochen und
einen angefangenen Brief: . . .. das ſind alſo die Früchte mei=
ner
Liebe‟.
Der benachrichtigte Hausherr fand es nunmehr an der Zeit,
zwar bleich, aber gefaßt an der Türe ſeines Mieters anzu=
klopfen
, um den überführten Kindesmörder nach gehabter Aus=
ſprache
der Polizei auszuliefern.

Die Verhandlung fand vor der Uebertretungskammer ſtatt,
In dem Protokoll, das über einen ſtattgefundenen Vergleich auf=
genommen
wurde, hieß es u. a.:
Nachdem wir uns davon überzeugt haben, daß das Uebel=
befinden
des Herrn . auf den Genuß eines Spanferkels zurück=
zuführen
war, das ihm ſeine Schweſter gebracht hatte, auf wel=
chen
Zuſtand ſich auch das im Mülleimer gefundene Schreiben
bezog, nehmen wir keinen Anſtand, unſer herzlichſtes Bedauern
über die öffentlich gemachte Unterſtellung des Kindsmords zu
erklären . . . Womit die Akten über den Fall geſchloſſen wurden.
Der Hiirſch als Kanalſchwimmer.
(v. G.) Paris. In le Touquet wird für den im Herbſt
zu einem vorübergehenden Aufenthalt erwarteten engliſchen
Thronfolger der ausgeſtopfte Kopf eines Hirſches als Geſchenk
bereit gehalten, der vor einigen Jahren den Kanal von der eng=
liſchen
Küſte aus ſchwimmend bezwungen hat. Als der Hirſch
noch in le Touquet im Garten eines Reſtaurants luſtwandelte.
hatte der Prinz von Wales ihm ſeine Freundſchaft geſchenkt, und
der Erbe der Krone Großbritanniens ſoll ihn daher zum An=
denken
erhalten.
Mit der Ueberquerung des Kanals war es übrigens keine ſo
einfache Geſchichte, wie es den Anhängern der inzwiſchen ſo zahl=
reich
gewordenen Kanalſchwimmerinnen vielleicht ſcheinen mag,
vor allem hatte ſie ein ſehr langes Nachſpiel. Der Hirſch ſtammte
aus der Grafſchaft Kent. Eines Tages im Jahre des Heils 1924
wurde er wieder einmal durch das Geläut der Stavhounds, der
vielgefürchteten Meute des Generals Pitt, aufgeſchreckt. In lan=
gen
Fluchten ſtob er davon, aber die Stavhounds rückten immer
näher auf. Alle Haken blieben vergeblich und ſo ſchlug das ge=
hetzte
Wild in ſeiner Todesangſt die Richtung auf das Meer
ein und ſtürzte ſich ohne Beſinnen in die Fluten des Kanals.
Als die rotbefrackten Reiter hinter der lechzenden Meute an
den Strand herangaloppierten, konnten ſie das Geweih des Hir=
ſches
über dem Waſſerſpiegel an der Spitze einer langen ſchmalen
Kiellinie eben noch erkennen. Zu gleicher Zeit war ein fran=
zöſiſcher
Fiſcher aus Dünkirchen in See geſtochen. Am Steuer
ſitzend hatte er ſich ſeinen Hoffnungen auf einen reichen Fang
hingegeben, als er plötzlich ein unbekanntes Seegetier auf die

Barke zutreiben ſah. Er rieb ſich die Augen, aber es beſtand kein
Zweifel: das Ungeheuer hatte dazu noch ein Geweih auf. Sofort
wurden Boote mit Netzen ausgeſetzt und es gelang nach mühe=
voller
Arbeit, den erſchöpften Hirſch an Bord zu ziehen und nach
Dünkirchen einzubringen. Hier erwies es ſich aber, daß ſo ein
gehörnter Fiſch Scherereien verurſachen kann. Die Behörden er=
klärten
dem Eigner der Barke, daß er den Hirſch nicht ausladen
dürfe, wenn er keine Strafe zahlen wolle, da er keine Erlaubnis
für die Beförderung von Wild beſaß. Der einzige Ausweg er=
ſchien
ein Geſuch an das Landwirtſchaftsminiſterium. Aber das
Landwirtſchaftsminiſterium antwortete, daß der Hirſch aus dem
Auslande käme und daß es folglich nicht zuſtändig ſei. Nun
wollte der Fiſcher den Hirſch erſchießen, aber er wurde von der
Polizei darauf aufmerkſam gemacht, daß er ſich dadurch ſtrafbar
machen würde, da inzwiſchen die Schonzeit für Hirſche begonnen.
hatte. Darauf wurden Schritte beim engliſchen Konſul einge=
leitet
, um den Hirſch wieder in ſeine Heimat abzuſchieben. Alles
ſchien in Ordnung, bis das engliſche Landwirtſchaftsminiſterium
ein Einfuhr=Quarantäne von mehreren Monaten verlangte.
Schließlich wurde das ſchwierige Problem von dem Beſitzer eines
Neſtaurants in le Touquet gelöſt, indem er den Hirſch kaufte,
alle Strafen bezahlte, die ſich allmählich angehäuft hatten und
das arme Tier in ſeinen Garten losließ. Dort hat der Hirſch,
der auf den Namen Oſtert getauft wurde, in Ruhe und Frieden
gelebt, bis er in die ewigen Jagdgründe abberufen wurde.
Wegen der Berühmtheit, die er erlangt hatte, beſchloß man, ſein
ſtolzes Haupt auszuſtopfen und will dieſe Trophäe jetzt dem
Prinzen von Wales ſchenken.
Hunderkjahrfeier am lebenden Abiekk.
(a) New York. Man feiert Feſte bekanntlich wie ſie fal=
len
. Und wie eine Stadt oder ein Staat die Feſtivität, die
fällig iſt, begeht, iſt bei Gott eine interne Angelegenheit, für
die eine Regierung oder ein Magiſtrat die Vollverantwortung
trägt. Immerhin berührt es etwas eigenartig, daß die Hundert=
jahrfeier
der Stadt Melbourne in Auſtralien für die Bevölke=
rung
mit nicht zu unterſchätzenden Schmerzen verbunden ſein
wird. Und darüber hinaus dürften alle Kinder, die zu ihrem
Pech das Sonnenlicht im Kalenderjahr 1934 erblicken werden,
ſozuſagen als Gezeichnete herumlaufen müſſen, falls die Stadt=
verwaltung
das Unſinnige ihres Beſchluſſes nicht einſieht. Alle
Kinder werden mit dem Stadtwappen tätowiert. Wahrhaftig
und Gott, eine ſonderbare Feier. Aber da iſt das Publikum eben
machtlos: Es wird das Feſt eben feiern müſſen, wie es in die
Haut eingraviert wird.

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Seite 10.

Nr. 179

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 30. Juni 1933

Neuvereidigung des öfkerreichiſchen Bundesheeres.

Ein Bild von der feierlichen Neuvereidigung des öſterreichiſchen Bundesheeres.
Links Graf Starhemberg, der Führer der Heimwehren, neben ihm der allgewaltige Sicherheits=
kommiſſar
Major Fey, in der Mitte Bundeskanzler Dollfuß und Bundespräſident Miklas, rechts
Heeresminiſter Vaugoin. Dieſe fünf Männer beherrſchen Oeſterreich mit diktatoriſchen Vollmach=
ten
, um die ſtändig anwachſende nationalſozialiſtiſche Bewegung des Donaulandes zu unterdrücken.

Die deutſchen Teilnehmer an der Ungarn=Radrundfahrk.

Von links nach rechts: Die deutſchen Fahrer Albrecht, Stach und Händel.
Gleichzeitig mit der Tour de France begann in Ungarn die Tour de Hongrie, ein Straßen=
rennen
, das, obwohl es nur über fünf Etappen führt, nicht weniger Schwierigkeiten bietet als
das große franzöſiſche Rennen. Auch dieſe Fahrt, an der diesmal acht Nationen teilnehmen, führt
durch ein ganzes Land, aber da Ungarn durch den Trianon=Vertrag nur ein Drittel ſo groß iſt
als früher, ſo ſind eben zur Bewältigung nur fünf Tagesetappen nötig.

Ueber 300 Todesopier des Erdbebens
auf Sumaktg.

Einſtellung der Benſionszahlung
an den Frankfurker Oberbürgermeiſter
9r. Landmann.
Frankfurt a. M. Der Magiſtrat hat be=
ſchloſſen
, die Penſionszahlung an Oberbürger=
meiſter
a. D. Dr. Landmann mit ſofortiger Wir=
kung
einzuſtellen. Die einbehaltene Penſion iſt
auf Sperrkonto zu hinterlegen. Der Magiſtrat
hat ferner beſchloſſen, bei der Regierung zu be=
antragen
, auch das Vermögen von Oberbürger=
meiſter
a. D. Dr. Landmann zu beſchlagnahmen.
Die Zuſtimmung der Stadtverordnetenverſamm=
lung
zu dieſen Maßnahmen ſoll herbeigeführt
werden.
Italiener ſchießt auf ſeinen Landsmann.
Frankfurt a. M. Geſtern abend entſtand
zwiſchen zwei Italienern in der Taunusſtraße
ein Streit, in deſſen Verlauf der eine Italiener
ſeinem Landsmann mit einem Revolver in den
Arm ſchoß. Der Verletzte wurde durch die Ret=
tungswache
nach dem Städtiſchen Krankenhaus
verbracht. Der Täter wurde feſtgenommen.
Deuſſche Sludenken an den Gräbern
von Langemarck.
Brüſſel. Am Tage von Verſailles haben
deutſche Studenten, Teilnehmer an der zweiten
Flandernfahrt nach Langemarck der deutſchen
Studentenſchaft, der 10 000 Gefallenen auf dem
Friedhof von Langemarck gedacht. Etwa 50 Ver=
treter
verſchiedener akademiſcher Verbände, Re=
giments
= und Frontkämpfer=Vereinigungen, ver=
einigten
ſich in der Gedenkhalle der Grabſtätte.
Hans Henning Frhr. v. Grothe rief die No=
vembertage
1914 wach, in denen die Regimenter
an dieſer Stelle unter dem Geſang des Deutſch=
landsliedes
in den Tod ſtürmten. Die erſchüt=
ternde
Schilderung dieſes Augenblick in dem
Buche des Reichskanzlers Adolf Hitler Mein
Kampf, wurde wieder wach. Geſandtſchaftsrat
Dr. Bräumer von der deutſchen Geſandtſchaft in
Brüſſel ſprach den Wunſch aus, die alljährliche
Flandernfahrt nach dem Kriegsfriedhof von
Langemarck möge immer mehr zu einer deut=
ſchen
Wallfahrt werden.

Schwerer Garagenbrand in München.
40 Kraftwagen verbrannt.
München. Am Donnerstag nach Mitter=
nacht
entſtand in der Soxlethſtraße in München
in einem etwa 100 Meter langen und 30 Meter
breiten Hallenbau Feuer, das außerordentlich
raſch um ſich griff. Auf die Alarmmeldung rück=
ten
mehrere Löſchzüge an die Brandſtelle, die das
Feuer zunächſt mit acht Rohren bekämpften.
Kurze Zeit ſpäter rückten weitere Löſchmann=
ſchaften
aus, die nochmals zehn Rohre in Tätig=
keit
ſetzten.:Die Halle, die zum Einſtellen ge=
brauchter
Kraftfahrzeuge dient, konnte trotz aller
Anſtrengungen nicht mehr gerettet werden und
brannte ſamt dem Inhalt nahezu reſtlos nieder.
Etwa 40 Kraftfahrzeuge fielen den Flammen
zum Opfer. Den Löſchmannſchaften gelang es
lediglich, die angrenzenden Bauten, darunter
ein Wohnhaus, zu retten. Hierzu mußten ſtarke
Löſchkräfte eingeſetzt werden. Das Grundſtück und
die darauf befindlichen Bauten gehören der
Stadtgemeinde München. SA.= und SS.= Mann=
ſchaften
haben ſich bei den Löſcharbeiten in aner=
kennenswerter
Weiſe beteiligt. Die Brandurſache
iſt unbekannt. Ein Feuerwehrmann wurde bei
den Löſcharbeiten verletzt.

50 Jahre Niederwald=denkmal.

Das Niederwald=Denkmal bei Rüdesheim a. Rh.
ſteht jetzt 50 Jahre. Es wurde 1883 errichtet
als Wahrzeichen der unzerbrechlichen deutſchen
Einheit. Der Entwurf ſtammt von Joh. Schilling.

4200 000 Einwohner in Berlin.
Vorläufiges Ergebnis der Volkszählung.
Berlin. Das ſtädtiſche ſtatiſtiſche Amt hat
das erſte vorläufige Ergebnis der Volkszählung
vom 16. Juni feſtgeſtellt. Danach wurden in Ber=
lin
1936 860 männliche, 2 265 190 weibliche, zu=
ſammen
4 202 050 Perſonen gezählt.

Rieſenkrauung im Berliner Oſten.
Berlin. Am kommenden Sonntag werden
in der Lazaruskirche zu gleicher Zeit etwa 50
Paare getraut werden. Die Männer, die alle
Angehörige der NSDAP. und der Glaubensbe=
wegung
Deutſche Chriſten ſind, tragen braune
Uniform. Der Einmarſch der Hochzeitspaare in
die Kirche erfolgt unter Vorantritt der Fahnen=
abordnungen
der Nationalſozialiſtiſchen Partei,
die von dem Pfarrer und den Kirchenälteſten an=
geführt
werden.
Eine Kirchentrauung in dieſem Umfange
dürfte ſich wohl bisher noch nicht ereignet haben
und erregt deshalb in der dortigen Gemeinde
größtes Aufſehen. Nach der kirchlichen Trauung
begeben ſich, die Hochzeitspaare mit ihren Gäſten
in das Böhmiſche Brauhaus in der Landsberger
Allee, wo bei Konzert und künſtleriſchen Vorträ=
gen
eine gemeinſame Hochzeitsfeier ganz großen
Stiles durchgeführt werden wird, zu der über
1000 Einlaßkarten ausgegeben werden.

Amſterdam. Nach aus Palembang auf
Sumatra eingegangenen Meldungen iſt die Zahl
der Todesopfer des Erdbebens, von dem Süd=
weſt
=Sumatra am Sonntag heimgeſucht wurde,
weit größer als urſprünglich angenommen. Al=
lein
im Ranau=Gebiet ſind 104 Tote und 72
Schwerverletzte gezählt worden. Ferner ſind in
Süd=Benkoelen 206 Menſchen ums Leben ge=
kommen
und 19 ſchwer verletzt worden. Damit
ergibt ſich eine Geſamtzahl von 310 Toten und
91 Verwundeten. Es iſt aber nicht ausgeſchloſ=
ſen
, daß auch dieſe Zahlen noch nicht endgültig
ſind.

Erdrulſch verſchüttet 11 Bergarbeiter.
Budapeſt. In einem Steinbruch in Pilis=
vörösvar
in der Nähe von Budapeſt ereignete ſich
am Mittwoch ein ſchweres Unglück. Eine unter=
irdiſche
Quelle durchbrach den Damm, wodurch
ein Erdrutſch entſtand, der 11 Arbeiter begrub.
Die Rettungsarbeiten dauern ſeit Stunden an,
aber es beſteht kaum die Möglichkeit, die ver=
ſchütteten
Bergarbeiter zu retten.

Schwerer Korrupkionsſkandal
Millionenunkerſchlagungen.
Der frühere SPd.-Kanzler Bauer
verhafkel.
CNB. Berlin, 26. Juni.
Auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft
wurde heute vormittag eine umfangreiche Aktion
durch die Kriminalpolizei durchgeführt, an der
über 100 Kriminalbeamte beteiligt waren, und
die zur Verhaftung des zur Zeit beurlaubten
Geſchäftsführers der Wohnungsfürſorge= Geſell=
ſchaft
, Magiſtratsbaurat Dr. Schallenberger und
des früheren SPD.=Reichskanzlers Bauer ſowie
zur Beſchlagnahme von Büchern bei über 30 ge=
meinnützigen
Siedlungsgeſellſchaften und Bau=
firmen
führte. Die Aktion wurde wegen des
dringenden Verdachtes der Veruntreuung von
für Wohnungsbauten beſtimmten Hauszinsſteuer=
mitteln
durchgeführt. Es beſteht der dringende
Verdacht, daß Schallenberger entgegen den In=
tereſſen
der Stadt zahlreiche Grundſtücksgeſell=
ſchaften
zum Nachteil der Stadt abſichtlich er=
heblich
begünſtigt und hierfür in ſehr erheblichem
Umfange Schmiergelder erhalten hat.
Der frühere SPD.=Reichskanzler Bauer ſoll
die Wohnungsfürſorge=Geſellſchaft durch Vorlage
falſcher Unterlagen getäuſcht haben, um höhere
Hauszinsſteuer=Hypotheken zu erhalten. Durch
betrügeriſche Manipulationen ſoll es der Ge=
ſellſchaft
gelungen ſein, nicht nur Schulden in
Höhe von 700 000 RM. abzudecken, ſondern noch
darüber hinaus Ueberſchüſſe von über dreiviertel
Millionen Reichsmark zu erzielen. Der Schaden,
der der öffentlichen Hand durch dieſe Korrup=
tionsangelegenheit
entſtanden iſt, geht in viele
Millionen und läßt ſich zurzeit noch nicht voll
überſehen.

Hippel=Prozeß.
Zweiter Tag.
Königsberg. Zu Beginn des 2. Tages
im Hippelprozeß erklärte der Angeklagte Ge=
heimrat
v. Hippel zunächſt, er habe ſich am erſten
Tage vielleicht nicht genügend klar ausgedrückt.
Er wiederhole noch einmal, daß für die Land=
ſchaft
die Gewährung der 60 Millionen= Pfand=
briefe
abſolut ſicher geweſen ſei, und daß die
7,2 Millionen Disagio=Zuſchuß vom Reich auch
bereits zur Verfügung geſtellt geweſen war. Es
hätte auch nie ein Zweifel über die Unterbrin=
gung
der Pfandbriefe beſtanden. Die Landſchaft
ſei der Anſicht geweſen, daß alles, was bei einer
gewöhnlichen Bepfandbriefung erlaubt war, auch
n dieſem Falle galt. Er müſſe die Herren der
Generallandſchaftsdirektion in Schutz nehmen,
die bei ihren Beſchlüſſen von tiefſtem Verant=
wortungsgefühl
getragen geweſen wären. Die
Landſchaft habe immer den Standpunkt der all=
gemeinen
Hilfe vertreten und dieſen Standpunkt
habe beiſpielsweiſe auch Darré geteilt. Rechts=
anwalt
Behr unterſtrich, daß der Tätigkeit von
Hippels die Oſthilfe überhaupt zu verdanken ge=
weſen
ſei, wozu der Generalſtaatsanwalt er=
klärte
, daß eine ſolche Erklärung ins Plädoyer
gehöre. Darauf begann die Zeugenvernehmung.
Zunächſt wurde Präſident Brandes vernom=
men
. Er erklärte, daß durch den Disagio=Zuſchuß
der Markt für erſte Hypotheken wieder in Fluß
gebracht werden ſollte. Auch er unterſtrich den
Standpunkt der allgemeinen Hilfe, der in Oſt=
preußen
allgemein vertreten war. Er glaubt, daß
bei dem Disagio=Zuſchuß ſich dieſer Standpunkt
dem Reich gegenüber durchgeſetzt habe. Graf
Eulenburg, Mitglied der Generallandſchafts=
direktion
, gab darauf an, von der Beleihung der
Hippelſchen Güter nichts gewußt zu haben, da
er an den fraglichen Sitzungen nicht teilgenom=
men
hätte. Oberregierungsrat Hinz, der erſte
Generallandſchaftsſyndikus, wußte über die Be=
leihung
als ſolche nichts auszuſagen. Er erörterte
nur, daß bei den erſten Hypotheken eine gewiſſe
Großzügigkeit in Ausſicht genommen worden ſei,
damit eine möglichſt ſchnelle Abwicklung erfolge.
Die Bedürftigkeit ſollte grundſätzlich nicht aus=
ſchlaggebend
ſein.
Im weiteren Verlauf der Donnerstag= Ver=
handlung
des Hippel=Prozeſſes ſagte Ritterguts=
beſitzer
Hoth, der Schwager Hippels, aus, daß ihm
Geheimrat von Hippel im Jahre 1932 10 000
RM. auf den Erbanſpruch ſeiner Frau in Höhe
von 15 000 RM. gezahlt habe. 1928 habe Hippel
ein derartiges Angebot nicht gemacht. Dazu er=
klärt
der Angeklagte, er ſtünde nach wie vor auf
dem Standpunkt, daß es zuläſſig geweſen ſei,
ſolche Erbverpflichtungen als Schulden anzu=
geben
. Der Syndikus der Landſchaft. Viertel,
gegen den ein Diſziplinarverfahren ſchwebt, er=
klärte
, ſeine Abneigung richte ſich nicht gegen die
Perſon Hippels, ſondern gegen die Methoden
Hippels. Den Antrag Hippels habe er zur Wei=
terbearbeitung
an den Syndikus Dr. Domin wei=
tergeleitet
, da er die Sache für nicht in Ordnung
gehalten habe. Nach einer Auseinanderſetzung
über die Glaubwürdigkeit dieſes Zeugen wurde
die Verhandlung auf Freitag vertagt. Man rech=
net
damit, daß das Urteil am Samstag gefällt
wird. Das Verfahren gegen Liſchkau wird erſt am
Mittwoch nächſter Woche verhandelt werden.

Die engliſche Evereſt=Expedition zurückberufen.
London. Die engliſche Evereſt=Expedition,
die unter Führung von Miſter Ruttledge ſteht,
iſt nach England zurückberufen worden, nachdem
die verſchiedenen Verſuche zur Gipfelbeſteigung
auch in dieſem Jahre wieder fehlgeſchlagen ſind.
Die gegenwärtige Wetterlage am Evereſt läßt
es ſehr unwahrſcheinlich erſcheinen, daß in dieſem
Jahre noch eine Beſteigung möglich ſein würde.

immer zur Hand-immer gebrauchsfertig in
der geschlossenen Dose unbeorenzt haltbar.

[ ][  ][ ]

hort, Spiel und Jucnen

nöball=-Runde um den Hikler=Pokal.
Für die Opfer der Arbeit.
In Darmſtadk: Skadkelf Kaſſel.

Die Deutſche Sportbehörde veranſtaltet zum Beſten der
Spende für die Opfer der Arbeit Pokalſpiele. An den Spielen
heteiligen ſich 16 repräſentative Mannſchaften aus allen Gauen
Deutſchlands. Es ſtellen zu dieſem Wettbewerb: Weſtdeut=
ſcher
Spielverband: 4 Mannſchaften, und zwar je eine
aus den Gauen Nordheſſen, Weſtfalen, Mittelrhein und Nieder=
rhein
. Süddeutſcher Fußball= und Leichtathletik=
Verband: 4 Mannſchaften, je eine aus den Gauen Bayern,
Württemberg, Baden und Rhein=Heſſen. Norddeutſcher
Sport=Verband: 2 Mannſchaften, und zwar je eine aus
den Gauen Hannover und Nordmark. Verband Mittel=
deutſcher
Ballſpiel=Vereine: 2 Mannſchaften, und
zwar je eine aus den Gauen Freiſtaat Sachſen und Provinz Sach=
ſen
=Thüringen. Verband Brandenburgiſcher Athle=

Tragen der Turneruniſorm verboken!

Anordnung des Führers der DT.

tik=Vereine: 1 Manſchaft aus dem Gau Berlin= Branden=
burg
. Südoſtdeutſcher Leichtathletik=Verband
* Mannſchaft aus dem Gau Schleſien. Baltiſcher Sport;
Verband: 1 Mannſchaft aus dem Gau Oſtpreußen. Dazu eine
Mannſchaft aus dem Gau PommernGrenzmark-Danzig.
Um die reibungsloſe Abwicklung der Spiele zu gewährleiſten,

werden mit der Vertretung der Gaue die ſtärkſten
Stadtmannſchaften beauftragt. Für Gau Nordheſſen

Kaſſel, für Weſtfalen Hagen/W., für Mittelrhein Köln, für Nie=
derrhein
Wuppertal, für Bayern Nürnberg=Fürth, für Württem=
berg
Stuttgart, für Baden Mannheim, für Rhein=Heſſen Darm=
ſtadt
, für Hannover Hannover, für Nordmark Hamburg, für
Freiſtaat Sachſen Leipzig, für Provinz Sachſen=Thür. Magde=
burg
, für Berlin=Brandenburg Berlin, für Schleſien Breslau,
für Oſtpreußen Königsberg/Pr., für Pommern=Grenzmark= Dan=
zig
Danzig. Grundſätzlich wird feſtgelegt, daß die Stadtmann=
ſchaften
gemiſchte Mannſchaften ſein müſſen, alſo keine reinen
Vereinsmannſchaften antreten dürfen.
Die Spieltage für dieſe Pokalſpiele: Vorrunde
am 9. Juli, 1. Zwiſchenrunde am 16. Juli, 2. Zwiſchenrunde am
23. Juli, Endſpiel am 30. Juli bzw. 6. Auguſt.
Spielplan der Vorrunde am 9. Juli 1933: In
Magdeburg: MagdeburgHannover Schiedsrichter Marienhagen=
Magdeburg; in Leipzig: LeipzigNürnberg=Fürth, Schiedsrichter
Boer=Leipzig; in Breslau: Breslau-Berlin, Schiedsrichter
Nietzek=Breslau; in Mannheim: MannheimStuttgart, Schieds=
richter
Müller=Wiesbaden; in Darmſtadt: Darmſtadt
Kaſſel, Schiedsrichter Heckel=Frankfurt; in Wuppertal: Wup=
pertal
-Köln, Schiedsrichter Huckeſtein=Barmen; in Hagen/W.:
Hagen/W.Hamburg. Schiedsrichter Dr. Schürmann=Werdohl: in
Königsberg/Pr.: Königsberg/Pr.Danzig, Schiedsrichter. Woi=
czinſki
=Königsberg. Als Spielbeginn iſt 15.30 Uhr vorgeſehen.
Sämtliche Spiele ſind Pokalſpiele, d. h. der Verlierer
ſcheidet aus. Bei unentſchiedenem Ausgang nach
Spielverlängerung entſcheidet das Los über die weitere
Teilnahme. Für alle anderen Spiele gilt die Sperre der DSB.
vom 1. Juli bis einſchließlich 28. Juli 1933.

Fußball.

SpCl. 07 BensheimFC. Union Darmſtadt 2:2 (0:1).

Die Unioniſten waren am Mittwoch abend in Bensheim zu

Gaſt und lieferten den 07ern ein äußerſt ſpannendes Frennd=
ſchaftstreffen
. Leiter litt das Spiel unter der ſchwachen Leitung
des Schiri Hofmann (Wormatia Worms), und wenn das Spiel
in ſportlichem Rahmen verlief, ſo iſt es nur der fairen Auffaſ=
ſung
der beiden Mannſchaften zu danken. Jedenfalls iſt dieſes
Reſultat für Union ſehr ſchmeichelhaft, wenn man bedenkt, daß
Bensheim während der Saiſon auf eigenem Platze kein Spiel
verlor. Aber die Gäſtehintermannſchaft, taktiſch richtig ſpielend.
ließ den gegneriſchen Sturm nicht zur Entwicklung kommen und
deckte beſonders Bensheims beſten Stürmer gut ab, ſo daß auch
die beſtgemeinten Angriffe Bensheims zunichte wurden. Darm=
ſtadts
Läufer, im Verlauf des Spiels immer beſſer in Fahrt
kommend, ließen es auch am Aufbau nicht fehlen, insbeſondere
der Mittelläufer Fritz Noller welcher für den in unſportlicher
Weiſe ferngebliebenen Ott einſprang gab Vorlage auf Vor=
lage
, ſo daß letzten Endes die Erfolge nicht ausbleiben konnten.
Union ging in der 25. Minute durch den Halbrechten Schäfer in
Führung. Kurz vor der Halbzeit erhielt Bensheim wegen Hand
einen Elfmeter zugeſprochen, welcher aber von Unions Torhüter
Frieß glänzend gemeiſtert wurde. In der 75. Minute koxnte der
Mittelſtürmer Difloe den zweiten Treffer für ſeinen. Verein
buchen. In den letzten zehn Minuten, angefeuert von den 300
Zuſchauern, konnte der Halbrechte Bensheims durch wunder=
ſchönen
Kopfball auf ein Tor aufholen, und nicht lange danach
konnte derſelbe Spieler mit unheimlichem Schuß den Ausgleich er=
zielen
.
Liga=Reſerve gegen Germania Eberſtadt. Hier haben die
beſſeren Eberſtädter mit 7:3 verdient gewonnen.

Tgſ. 75 DarmſtadtSV. 98 Darmſtadt, Reſ.
Das vorgeſehene Samstagabendſpiel fällt aus, da SV. 98
keine Spielerlaubnis mehr erhielt.
Die Fußballabteilung wird auf die heute abend bei Gaſtwirt
Bernius ſtattfindende Spielerverſammlung aufmerkſam gemacht.
Vollzähliges Erſcheinen iſt Pflicht.

Mittwoch=Abendſpiel: SV. 98 DarmſtadtSVgg. Arheilgen
3:2 (1:2).

Poligei Darmſtadt-Kickers Offenbach.
Das vorgeſehene Abendſpiel fällt aus.

Für die Fußball=Weltmeiſterſchaft 1934 in Italien ſoll nun
doch noch der Titelverteidiger Uruguay ſeine Meldung abgegeben
haben.

Unerwarteterweiſe haben ſich bei der Einführung der Gleich=
tracht
in manchen Orten Schwierigkeiten ergeben. Ueber die end=
gültige
Zulaſſung der Gleichtracht ſind ſofort erneute Verhand=
lungen
mit der oberſten SA.=Führung aufgenommen worden. Bis
zum Ergehen einer Entſcheidung darf die blaue Gleichtracht
nicht getragen werden. Neuendorff, Führer der Deutſchen
Turnerſchaft.

Der drikte Tag von Wimbledon.

Schöne deutſche Erfolge auch am Mittwoch.
imponiert.

Marielouiſe Horn

Bei anhaltend ſchönem Wetter gab es bei den Tennis= Welt=
meiſterſchaften
in Wimbledon auch am Mittwoch wieder einen
Maſſenbeſuch. Für die deutſchen Intereſſen ſetzte der Tag mit drei
ſchönen Erfolgen unſerer Damen erfreulich ein. Als erſte Deutſche
hatte Marielouiſe Horn (Wiesbaden) die Ehre, vor einem gro=
ßen
Publikum auf dem Hauptplatz ſpielen zu dürfen. Ihre Geg=
nerin
war die polniſche Meiſterin Jadwiga Jedrzejowſka, die in
ihrem Achtel geſetzt wurde. Gegen dieſe Weltrangliſten= Spiele=
rin
lieferte die Deutſche einen Kampf, der das tenniskundige
Publikum in helles Erſtaunen verſetzte. Mit ihrem ſauberen
und reifen Spiel, das ſich in dieſer Saiſon ganz außerordentlich
verbeſſert hat, erteilte Frl. Horn der polniſchen Meiſterin eine
wahre Tennislektion. Beſonders imponierte ihr reiner Grund=
linienſchlag
, ihr haargenauer Aufſchlag und die erſtaunliche
Sicherheit bei allen Aktionen. Im letzten Satz kam die Polin nur
durch verunglückte Matchbälle der Deutſchen zu Punkten Frl.
Horn gewann ſchließlich leicht mit 6:3, 6:3. Den zweiten deut=
ſchen
Sieg gewann Frl. v. Ende, die nach Raſt in der erſten
Runde nun die Kalifornierin Virginia Rice mit hartem und
ſchnellem Spiel ſehr ſicher 5:4, 6:4 auspunktete. Die nächſte
Gegnerin von Frl. v. Ende iſt die Franzöſin Henrotin, die heute
über die bejahrte Engländerin Satterthwaite mit 6:3, 6:0 Ober=
hand
behielt. Auf einem der Nebenplätze drang Hilde Krah=
winkel
durch einen leichten 6:3, 6:3=Sieg über die Englände=
rin
Seymor in die dritte Runde vor. Auch dieſer Sieg der deut=
ſchen
Spitzenſpielerin machte ſtarken Eindruck. Weitere Ergebniſſe
des Damen=Einzels; 1. Runde: Godfree (England)- Roſambert
(Frankreich) 5:7. 6:2, 6:4; 2. Runde: H. Harry (England)-Pons
(Spanien), 4:6, 6:4, 6:2, Whittingſtall (England)-Nonweiler
(USA.) 6:4. 6:2, Trentham (England)Conquerque (Holland)
6:3, 1:6. 9:7. Helen Jakobs (USA.)Saunders (England) 6:1,
6:3.
Beim Herren=Einzel gab es am Mittwoch eine Be=
gegnung
zwiſchen Kaj Lund und dem Iren Littleton Rogers,
die im Hinblick auf den bevorſtehenden Davispokal= Ausſcheidungs=
kampf
DeutſchlandIrland beſonderes Intereſſe auslöſte. Der
junge Norddeutſche unterlag gegen ſeinen über zwei Meter gro=
ßen
Gegner zwar noch mit 6:3, 4:6, 6:3. 1:6, 7:5, aber die Nie=
derlage
fiel äußerſt knapp und ehrenvoll aus, und es iſt noch
nicht ſicher, ob der iriſche Spitzenſpieler bei einer neuerlichen Be=
gegnung
noch einmal gewinnen könnte. Lund hat jedenfalls in
kurzer Zeit ſehr ſchöne Fortſchritte gemacht. Eine Enttäuſchung
brachte der auſtraliſche Wunderboy Vivian Mc. Grath, der von
dem engliſchen Studenten Lee glatt 6:4, 6:3, 6:1. abgefertigt
wurde. Henri Cochet konnte den jungen Amerikaner Burwell
erſt nach mörderiſchem Kampf 2:6 6:4, 6:3, 5:7, 6:3 ſchlagen.
Sehr zu beachten wird der Neuſeeländer Stodman ſein, der den
Südafrikaner Condon 9:11, 6:3, 6:2, 5:7. 6:4 ſchlug. Jack Craw=
ford
nähert ſich wieder ſeiner Pariſer Form, heute beſiegte er
den Franzoſen Gentien glatt mit 6:3, 6:4, 8:6. Weitere Reſul=
tate
des Herren=Einzels: 2. Runde: Stoeffen (USA.)Nunoi
(Japan) 9:7, 2:6, 9:7. 1:6, 6:2, Gledhill (USA.)Quiſt ( Auſtra=
lien
) 6:3, 9:7. 6:2 R. Menzel (Prag)Dr. Gregory (England)
9:7, 6:3, 6:4; 3. Runde: Hughes (England)Oaki (Japan) 6:2,
6:1, 6:0. Jiro Satoh (Japan)-Lyſaght (England) 4:6, 6:3, 6:0,
6:2. Für die Senſation des Mittwochs ſorgten die
Auſtralier Quiſt/Turnbull im Herren=Doppel, das am Mittwoch
in Angriff genommen wurde. Nach aufregendem Kampf ſiegten
die Auſtralier über das geſetzte, wahrſcheinliche amerikaniſche
Davispokal=Doppel Gledhill/Vines mit 4:6, 5:7, 6:2, 6:4, 6:2.
In Wimbledon gab es am Donnerstag bei den Tennis=
Weltmeiſterſchaften deutſche Siege und Niederlagen. Siegreich
blieben Hilde Krahwinkel im Damen=Einzel mit 6:3, 6:4 über
James=England. D. Prenn im Herren=Einzel mit 7:5, 6:0. 6:2
über Turnbull=Auſtralien, die Damen Hornſv. Ende im Damen=
Doppel mit 6:2, 6:1 über Martin/Southwell=England, v. Cramm)
Nourney im Herren=Doppel mit 6:4, 13:11, 6:2 über Burrows!
Rodzianke und in der gleichen Konkurrenz noch Dr. Klein=
ſchroth/Lund
mit einem Funfſatzſieg über Glover/Lewis=England.
Geſchlagen wurden Gottfried v. Cramm im Herren=Einzel von
Sutter=USA. mit 6:3, 6:4, 9:7 und Frl. v. Ende im Damen= Ein=
zel
von Henrotin=Frankreich mit 7:5, 6:1.

Nachahmenswerkes Beiſpiel.

Houben leitet das Krefelder Stadtamt für Leibesübungen.

Deutſchlands erfolgreichſter Sprinter der Nachkriegszeit, Hu=
bert
Houben, hat in dankenswerter Weiſe den Auftrag, die ehren=
amtliche
Leitung des Krefelder Stadtamtes für Leibesübungen zu
übernehmen, angenommen. Man hofft, durch dieſe Berufung dem
Krefelder Sportleben neuen Auftrieb zu geben. Dieſe Hoffnung
iſt um ſo berechtigter, als Houben in allen Sportarten durch ſeine
aktive Sportzeit große Erfahrungen beſitzt.

Bei der 3. Etappe der Tour de France, die am Donnerstag
von Charleville über 166 Km. nach Metz führte, ſiegte im End=
ſpurt
einer ſechsköpfigen Spitzengruppe der Belgier Scheepers in
4:37,25 Stunden vor ſeinem Landsmann Ronſſe. Dritter wurde
der Berliner Buſe, der bisher der beſte deutſche Fahrer iſt und
im Geſamtklaſſement einen ſechſten Platz belegt. Im Länderklaſſe=
ment
führt Belgien vor Frankreich, Deutſchland, Italien und der
Schweiz.

Der Deutſche Fußball=Bund, der ſeinen Namen auch nach der
Neuordnung beibehalten wird, hat für den 9. Juli eine außer=
ordentliche
Tagung ſeines Geſamtvorſtandes und der Ausſchüſſe
nach Berlin einberufen. Hier ſollen auch die Unterführer ernannt
werden.

Geſchäftliches.

Die Mode und der Teint.

Es gibt auch in der Schönheitspflege Dinge, die unberührt
bleiben vom raſtloſen Wechſel der Mode. So iſt es mit dem Schön=
heitsideal
des weiblichen Teints. Von jeher empfinden wir glän=
zende
Haut als unſchön, vielleicht ſogar als Zeichen mangelnder
Pflege. Stets wird es das Beſtreben kultivierter Frauen ſein, dem
Teint eine zart matte, reizvoll ſtumpfe Tönung zu geben. Immer
iſt daher Matt=Creme, das edle 4711 Erzeugnis, eine der wich=
tigſten
und unentbehrlichſten Beſtandteile auf dem Toilettentiſch
der modernen Frau. Ein zarter Hauch dieſes klaſſiſchen Schönheits=
Cremes genügt, um dem Teint für viele Stunden die begehrte
perlenmatte Paſtelltönung zu geben. Auch vor dem Pudern iſt es

ratſam, ein wenig Matt=Creme aufzutragen, denn dieſer erleſene
4711 Creme iſt eine vorbildliche Unterlage für den Puder.

Wichtig iſt es, beim Einkauf auf die weltbekannte Zahl 4711:
zu achten das ſichere Kennzeichen für hervorragende Qualität.

Blindflug über dem Ozean.
Der Flug des italieniſchen Geſchwaders von Rom über Grön=
land
nach Nordamerika gewinnt von der funktechniſchen Seite da=
durch
beſonderes Intereſſe, daß jede der 24 italieniſchen Maſchinen
mit einer Telefunken=Peilanlage ausgerüſtet iſt. Sämtliche Be=
ſatzungen
ſind im Blindflug nud der Benutzung des Peilers be=
ſonders
ausgebildet. Auf der Strecke zwiſchen IrlandIsland
Grönland und Labrador muß mit einem Durchfliegen größerer
Nebelſtrecken gerechnet werden, wobei in Verbindung mit einigen
als Funkfeuer ſtationierten Schiffsſendern bzw. vorhandenen
Küſtenſtationen jede einzelne Maſchine zur ſelbſtändigen Errei=
chung
des Zieles mit Hilfe ſeiner Telefunken=Peilanlage be=
fähigt
wird.
T. Pd.

Rundfunk=Programme.

7.10.
12.00;

13.30:
14.20:
15.20:
16.30
18.00:
18.25:
18.45:
19.00:
20.00
20.10:

20.45:
21.00

22.20:
22.45:

Frankfurt: Freitag, 30. Junf
Choral. 7.15: Frühkonzert auf Schallplatten.
Mittagskonzert auf Schallplatten. Zum Gedächtnis Otto
Fanger (geſt. 1. April 1938).
Köln: Mittagskonzert. Ltg.: Eyſoldt.
Jeder hört zu.
Muſikaliſcher Zeitvertreib.
München: Nachmittagskonzert. Ltg.: E. Kloß.
Aerztevortrag.
Johann Ohlerich. Aus der Novelle von Adolf Wilbrandt.
Kurzbericht vom Tag.
Vom Deutſchlandſender, Stunde d. Nation. Deutſche Balladen
Sonderſendung.
Unterhaltungskonzert. Tanz=Suite des Südweſtfunks. Ltg.:
H. Rosbaud. Ausf.: Das Funkorcheſter.
3X5 Minuten.
Würzburg: 12 Würzburger Mozartfeſt. Sinfoniekonzert.
Ltg.: Prof. Abendroth. Soliſt: Dr. Herm. Zilcher (am
Klavier).
Zeit, Nachrichten, Wetter. Sport.
Nachtmuſik. Ltg.: Dr. Merten. Soliſt: A. Permann.

Königswuſterhauſen.

9.00:
9.35:
10..10:

15.00:
15.45:
16.00:
17.00:
17.25:
17.35,

18.00:
18,05:

18.30:
19.00:
20.00:
Anſchl.
21.66:
22.35:

Au

Deutſchlandſender: Freitag, 30. Juni
Berlin: Schulfunk: Volksliederſingſtunde.
Fröhlicher Kindergarten.
Schulfunk: Sage, Märchen und Vokkslied bei den Sieben=
bürger
Sachſen.
Jungmädchenſtunde: Ferien!
Walter Bauer: Das feurige Herz der Erde.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Gerh. Schröder: Neue nationalpädagogiſche Zeitſchriften.
Zeitfunk.
Lebende Tonſetzer: Clemens Schmalſtich. . Geſang: Georg
Hölger.. Am Flügel: Der Komponiſt.
Das Gedicht.
Lebende Tonſetzer: Max Butting: Streichquartett, op. 20,
Cis=Moll in drei Sätzen. Ausf.: Das Steinerquartett.
W. Marwitz: Wirtſchaftsanarchie oder Wirtſchaftsführung?
Stunde der Nation: Deutſche Balladen.
Kernſpruch.
Neue deutſche Unterhaltungs= u. Tanzmuſik.
Tanzmuſik in neuer Form. Henry Kaßbon u. ſein Orcheſter.
Operndirektor Herm. Kutzſchbach und Regiſſeur Joſef Gielen
unterhalten ſich über die neueſte Oper von Richard Strauß:
Arabella. (Aufnahme.)
Frankfutt: Nachtkonzert. Ltg.: Dr. Merten. Das Fund=
orcheſter
. Soliſt: Adolf Permann (Bariton).

Wetkerberichk.

Der Luftdruck ſteigt über dem Feſtland allmählich etwas an,
ſo daß die Störungstätigkeit weiter zurückgeht. Durch ein neues
Tief über Island wird die Kaltluftzufuhr abgeſchnitten. Doch
findet durch ſie zunächſt noch Beeinfluſſung ſtatt. Wenn auch
noch keine Beſtändigkeit erreicht wird, ſo kommt es doch zeit=
weiſe
zu Aufheiterung und auch die Temperaturen werden etwas
anſteigen.
Ausſichten für Freitag, den 30. Juni: Wechſelnd wolkig mit Auf=
heiterung
, allmählich etwas wärmer; nur noch vereinzelte
Niederſchläge.
Ausſichten für Samstag, den 1. Juli: Vorübergehende Beſſerung
in Ausſicht.

Haupiſchriftleltung: RudolfMaupe
iiwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſleton, Reich und
and und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe für Sport: Karl Böhmann;
den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdlenſf: Andreas Bauer; füe
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämiſſch in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten.

im Motorenbau bedingen auch Fortschritte in der Motorenschmierung. Wir ha-
ben
es von jeher als unsere wichtigste Aufgabe betrachtet, die Gualität unserer
SHELL AUTOOELF zum Teil in Gemeinschaft mit den Moforenfabriken so
zu entwickeln, daß heute für alle Motortypen und alle Jahreszeiten die jeweils
geeignetste, absoluf zuverlässige SHELL AUTOOEL-Sorte vorhanden ist, In un-
seren
Fabriken, den bedeutendsten ihrer Art in Deutschland, und in unseren
Büros beschäftigen wir allein viele Tausende von Arbeitern und Angestellten.

IIHbg. 4397

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[ ][  ][ ]

Nummer 179

Freitag, 30. Juni

Die Reichsbahn im Mai 1933.
Anſteigen des Gükerverkehrs durch Birkſchaftsbelebung. Perſonenverkehr durch die Witterung
der letzten Wochen ſtark beeinflußt.
Belebung der Eiſeninduſtrie im Lahn- und Dillgebiei
der Bericht der Reichsbahn.
Ueber die Lage der Eiſengußinduſtrie im ehemaligen Handels=
Die langſame Steigerung des Güterverkehrs der Reichsbahn kammerbezirk Dillenburg ſowie die Gußherde= und =öfen=Induſtrie

hielt auch im Mai an. Gegenüber April war eine Belebung um
3,5 Prozent zu verzeichnen, während dieſe in den letzten drei Jah=
ren
höchſtens 2,6 Prozent betrug. Der anſteigende Verkehr ent=
ſpricht
der leichten Aufwärtsentwicklung der deutſchen Wirtſchaft.
Der Verſand von Bauſtoffen, beſonders von Wegebauſtoffen, war
hauptſächlich ſtark. Der Rückgang im Verſand von Margarine in=
folge
der Fettverordnung wurde durch erhöhten Verſand von But=
ter
und Fleiſch ausgeglichen. Der Laſtkraftwagen=Fernverkehr hat
weiter erheblich zugenommen.
Der Perſonenverkehr blieb infolge der überwiegend kühlen
und regneriſchen Witterung im Mai im allgemeinen hinter den
Erwartungen zurück.
Die Geſamteinnahmen der Reichsbahn erreichten 231,75 (im
April 221,12) Millionen RM. Die Geſamtausgaben belaufen ſich
auf 271,63 (254,9) Mill. RM.
Der Perſonalbeſtand iſt in der Hauptſache infolge Einſtellung
von Arbeitern in der Bahnunterhaltung und in den Werkſtätten
auf 600 603 (580 554) Köpfe geſtiegen.
Berliner und Zrankfurker Effekkenbörſe.
Nach den vorgeſtern und geſtern vorgenommenen Glattſtellun=
gen
und in Auswirkung des eher ſchwächeren Verlaufs der inter=
nationalen
Effekten= und Warenbörſen war das Geſchäft bei Er=
öffnung
der Berliner Börſe außerordentlich gering, zumal ſei=
tens
der Kundſchaft nur geringe Orders vorlagen. Auch der hohe
kathol. Feiertag blieb auf den Geſchäftsumfang nicht ohne Ein=
fluß
. Daher konnten ſchon kleine Abgaben Kurseinbußen bis 1,5
Prozent hervorrufen. Im Verlaufe machte ſich dann plötzlich eine
ſpontane Geſchäftsbelebung auf faſt allen Aktienmärkten bemerk=
bar
. So konnten insbeſondere Siemens gegen den Anfang 5 Pro=
zent
, JG. Farben 2,5 Proz., Mannesmann 1,25 Proz. gewinnen;
aber auch der größte Teil der übrigen Papiere zeigte Kursſteige=
rungen
von 12 Proz. Am Rentenmarkt blieb die Grundſtim=
mung
dagegen nach anfänglich ſchwächerer Eröffnung auch im Ver=
laufe
ziemlich matt. Altbeſitz, die anfangs 0,75 Prozent eingebüßt
hatten, und Neubeſitz, die ebenfalls um 15 Pfg. niedriger eröffnet
hatten, konnten eine Kleinigkeit wieder aufholen. Induſtrieobli=
gationen
waren bis zu einem Prozent rückgängig. Reichsſchuld=
buchforderungen
verloren 0,5 Proz. Stahlbonds konnten ſich ſpä=
ter
um 1½ Prozent erholen. Von Ausländern waren Mexikaner
und Anatolier erholt, während Türken eher nachgaben. Am Ber=
liner
Geldmarkt hat die Verſteifung weiter Fortſchritte gemacht,
der Tagesgeldſatz zog auf 4,75 bzw. 45 Prozent an. Reichswechſel,
Reichsſchätze und Privatdiskonten waren vor dem Ultimo natür=
lich
angeboten.
Auch die geſtrige Frankfurter Mittagsbörſe zeigte zunächſt
kein lebhafteres Geſchäft. Man hielt ſich in Erwartung der Ent=
wicklung
bei den wirtſchaftlichen Reichsminiſterien weiter zurück.
Immerhin eröffneten die Kurſe an den Aktienmärkten auf die
Schwäche des Dollars hin meiſt behauptet, um nach den erſten Kur=
ſen
bei anhaltender Geſchäftsſtille ziemlich einheitlich zurückzu=
gehen
. Nur Reichsbank gewannen 1,75 Prozent. Die Abſchwä=
chungen
gingen jedoch, abgeſehen von Klöckner Junghans und
Daimler (bis minus 1,75 Prozent) nicht über 1 Proz. hinaus. Im
Verlaufe wurde dann die Stimmung uneinheitlich; JG. Farben
wurden nach 0,75proz. Anfangsverluſt zirka 1,5 Prozent höher ge=
nannt
. Siemens nach 1prozentiger Einbuße 3 Prozent zurückge=
wonnen
; ebenſo waren Mannesmann, Harpener und Schuckert bis
1 Prozent höher notiert; ſo ſetzten ſich bei Scheideanſtalt= und Zell=
ſtoffaktien
Abſchwächungen bis zu 1,5 Prozent durch. Späterhin
ſetzten ſich die Schwankungen weiter fort und die erzielten Ge=
winne
gingen voll verloren, und darüber hinaus ſenkte ſich das
Kursniveau gegen den Anfang bis zu 2,5 Prozent. Am Einheits=
markt
war wenig Geſchäft; Mainkraft, Schramm Lack und Allu=
minium
tendierten matt und gaben bis zu 4 Proz. nach; feſter
notierten dagegen Chem. Albert und Moenus mit plus 3 Prozent.
Der Rentenmarkt war von Anfang an ſchwächer auf die notwen=
dige
Geldbeſchaffung zum Ultimo; außerdem verſtimmte die Teil=
einlöſung
der Lübecker Schatzanweiſungen, da man hier die Schaf=
fung
eines Präzedenzfalles bei den Staatsanleihen befürchtete.
Altbeſitz gaben 1 Prozent. Neubeſitz 0,25 Prozent, Reichsſchuldbuch=
forderungen
0,75 Prozent nach. Von Induſtrieobligationen büßten
Stahlvereinbonds zunächſt / Prozent ein, um ſpäter 1 Prozent zu
gewinnen. Ausländer lagen uneinheitlich während Mexikaner
bis 0,5 Prozent anzogen, verloren Türken bis zu 3 Proz. Städte=
anleihen
lagen ſchwach bei Rückgängen von 13 Proz. Am Pfand=
briefmarkt
waren. Goldpfandbriefe eher angeboten und bis 0,5
Prozent ſchwächer. Liquidationspfandbriefe und Kommunalobli=
gationen
gaben bis etwa 1 Prozent nach. An der Nachbörſe er=
gaben
ſich mangels Umſatz nur noch wenig Veränderungen. Man
nannte JG. Farben 130, AEG. 24, Reichsbank 144. Tagesgeld
war im Hinblick auf den Halbjahresultimo etwas verſteift; der
Satz wurde um 0,25 auf 3,75 Proz. erhöht
Die Abendbörſe zeigte eine ſehr beſcheidene Umſatztätig=
keit
.: Die Kurſe gaben daher auch durchſchnittlich gegenüber dem
Berliner Schluß etwas nach. So waren Farben um 1 Proz. ſchwä=
cher
. Auch Siemens gaben erneut um 1 Prozent nach. Gut gehal=
ten
waren Montanwerte. Buderus um 0,75 Proz. freundlicher.
Der Rentenmarkt lag äußerſt ſtill bei unveränderten Kurſen.
Stahlvereins=Obligationen waren um 0,75 Proz. abgeſchwächt. Im
weiteren Verlauf trat eine Erholung nicht ein.
In den Monaten Juli und Auguſt d. J. findet in Frankfurt
a. M. an Samstagen die Börſe wie folgt ſtatt: Feſtſetzung
der erſten Kurſe ab 11 Uhr, der Einheitskurſe um 11.45 Uhr, der
Schlußkurſe um 12.15 Uhr. Um 12.30 Uhr werden die Börſenräume
geſchloſſen.

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 29. Juni ſtellten ſich für
Kupfer: Juni, Juli 53.50 (54.25), Auguſt 54 (54), September
54.25 (54.75), Oktober 54.50 (55), November 55.25 (55.50). De=
zember
55.50 (56), Januar 55.50 (56.50) Februar 55.75 (57) März
56,75 (57), April 57 (57.50) Mai 57.25 (58), Tendenz: ſchwach.
Für Blei: Juni 18.75 (19.75), Juli 18.5 (19.25), Auguſt 19
(19.50), September 19 (19.75), Oktober 19.75 (20), November
19.75 (20.25), Dezember 20 (21), Januar 20.25 (21.25). Februar
20.25 (21.50) März 20.50 (22), April. Mai 21.50 (22.50). Tendenz:
ſchwächer. Für Zink; Juni 23.50 (24) Juli 23.50 (24.50),
Auguſt 23.75 (24.25), September 23.75 (24.50), Oktober 24 (24,75),
November 24.25 (25.25), Dezember 24.75 (25.50) Januar 25 (26),
Februar 25.25 (26.25), März 25.50 (26.75). April 26 (26.75),
Mai 26 (27.25). Tendenz: ſchwächer. Die erſten Zahlen be=
deuten
Geld, die in Klammern Brief.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 29. Juni. Weizen inländ.,
7677 Kilo, 21,2521: Eoſinweizen 15,5015,75; Roggen, inländ.
ſüddeutſcher 18,2518,50; Hafer inländ. 15,7516; Sommergerſte
18,1018,25: Futtergerſte 16,75: La Plata=Mais 20,7521,00;
Soyaſchrot 13,00; Biertreber 12,7513: Trockenſchnitzel 7,758:
Rohzuckermelaſſe, Heu und Stroh unverändert; Weizenmehl Spe=
zial
Null mit Austauſchweizen 31,7532; Roggenmehl norddeut=
ſches
, 6070 Proz. Ausmahlung, 2324, ſüddeutſches und pfälz.
2425,50; Weizenkleie, feine 8,358,50: Erdnußkuchen prompt 15.
Tendenz: feſter. Nachdem an den Vortagen auf die höheren
Meldungen vom Auslande wie auch von Berlin das Geſchäft leb=
hafter
war, verlief der Markt heute wieder in ſeiner alten Le=
thargie
.

im Lahn= und Dillgebiet wird von gut unterrichteter Seite berich=
tet
, daß eine merkliche Belebung eingeſetzt habe, die angeſichts der
ſtark gelichteten Läger der Eiſenherde in der Herbſtſaiſon des zwei=
ten
Halbjahres erfahrungsgemäß weitere Fortſchritte machen
werde, insbeſondere wird darauf hingewieſen, daß der gemeldete
Beſchäftigungsgrad erheblich beſſer als, zu der gleichen Zeit des
Vorjahres anzuſprechen iſt. In allen Herd= und Oefenfabriken
konnten weitere Einſtellungen in beträchtlichem Umfange vorge=
nommen
werden, ſo auch in den Werken des ehemäligen Heſſen=
Naſſauiſchen Hüttenvereins, die jetzt zu Buderus gehören. Das Ge=
ſchäft
in Haushaltungs=Kochherden wird als beſonders zufrieden=
ſtellend
bezeichnet. Man rechnet in eingeweihten Kreiſen damit,
daß die ſtaatliche Haushaltungsbeihilfe abſatzbelebend wirken
wird. Im ganzen geſehen, iſt bemerkenswert, daß die im Vorjahr
beobachtete Zurückhaltung gewichen und Vertrauen in die ſteigende
Entwicklung vorhanden iſt. Die verhältnismäßig günſtige Beſchäf=
tigungslage
iſt zurückzuführen auf die gute Aufnahmefähigkeit des
Inlandsmarktes. Unerfreulich iſt das Nachlaſſen des Exportes,
wobei hervorgehoben werden muß, daß Holland nach wie vor treuer
Abnehmer iſt.
Veränderungen im Direktarium des Leipziger
Meſſeamkes.
Auf Beſchluß des Verwaltungsrats des Leipziger Meſſeamts,
den dieſer kürzlich auf Vorſchlag des Präſidenten des Meßamtes
gefaßt hat, tritt in das Dirktorium an Stelle des bisherigen Mit=
glieds
Voß der zu dieſem Zweck von der Leipziger Meſſe= und Aus=
ſtellungs
=A. G. als Vorſtandsmitglied beurlaubte Baurat Stege=
mann
auftragsweiſe als ordentliches Mitglied ein. Baurat Stege=
mann
übernimmt im beſonderen die Leitung der literariſchen Ab=
teilung
(Einkäuferpropaganda).
Die Einrichtung einer Balkangeſchäftsſtelle unter Leitung des
bisherigen Mitgliedes des Direktoriums iſt ein Plan, der vorläu=
fig
abgelehnt worden iſt. Die geſtern darüber verbreitete Nach=
richt
ſtammt nicht vom Meſſeamt.

Viebmärkke.

* Darmſtädter Schlachtviehmarkt vom 29. Juni Aufgetrieben
waren 11 Ochſen, 28 Schweine, 3 Schafe, 113 Kälber. Bezahlt
wurde für das Pfund Lebendgewicht: Kälber a) 3237 b) 27
bis 31, c) 2226. Spitzentiere über Notiz. Marktverlauf: ge=
räumt
.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom 29. Juni. Aufgetrieben
waren 32 Kälber, 15 Schafe. 108 Schweine, 871 Ferkel und Läufer.
Bezahlt wurden für Ferkel bis vier Wochen 1012 Mk. über vier
Wochen 1416 Mk., für Läufer 1719. Mk. Marktverlauf; Käl=
ber
und Schweine wegen zu kleiner Zufuhr nicht notiert. Ferkel
und Läufer ruhig, Ueberſtand.
Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 29. Juni. Der Auftrieb
des heutigen Nebenmarktes beſtand aus 152 Rindern, 918 Kälbern,
101 Schafen und 689 Schweinenn. Verglichen mit den Auftriebs=
ziffern
des letzten Nebenmarktes der vergangenen Woche waren
1 Schaf, 39 Rinder, 88 Kälber und 149 Schweine mehr angetrieben.
Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber a)
geſtrichen. b) 3740 c) 3336, d) 2632: Schafe a) 1. Weide=
maſt
2528, b) mittlere 2024; Schweine a) geſtrichen, b) 33
bis 35, c)) 3336, d) 3235. Im Vergleich mit den Preiſen des
Marktes der vergangenen Woche gaben Schafe und Schweine eine
Mart nach, dagegen blieben Kälber behauptet. Marktverlauf:
Kälber und Schafe ruhig, geräumt: Schweine ſchleppend, nahezu
ausverkauft. Fleiſchgroßmarkt. Beſchickung: 828 Viertel Rind=
fleiſch
, 164 ganze Kälber, 15 ganze Hämmel und 470 Schweine=
Hälften. Preis für 1 Zentner friſches Fleiſch in RM.: Ochſen=
und Rindfleiſch 1. 5256, 2. 4954: Bullenfleiſch 4854; Kuh=
fleiſch
2. 3643, 3. 2635; Kalbfleiſch 2. 6875; Schweinefleiſch
1. 5256. Geſchäftsgang ruhig.

Die deutſchen Kredikgenoffenſchaften
und der nalionalſozialiſtiſche Staak.
Von genoſſenſchaftlicher Seite wird uns geſchrieben:
Nachdem auf kulturellem und innerpolitiſchem Gebiete die
nationalſozialiſtiſche Revolution ſich nach jeder Richtung hin durch=
geſetzt
hat, werden die wirtſchaftlichen Aufgaben und Ziele der
nationalen Regierung nunmehr in den Vordergrund treten müſ=
ſen
. Die Ausgeſtaltung des Bankweſens wird in den kommenden
Verhandlungen zweifellos einen breiten Raum einnehmen Soweit
man ſich aus den Aeußerungen führender Nationalſozialiſten ein
Bild machen kann, laufen die Dinge ſchließlich in der Gründung
von Ständebanken aus. Für unſere Kreditgenoſſenſchaften würde
dies keine beſondere Umſtellung bedeuten, weil ſie ſeit über 80
Jahren bereits reine Ständebanken des Mittelſtandes ſind. In
der glücklichen Zuſammenſetzung der Berufsſchichten des Mittel=
ſtandes
alſo der Handwerker, des Handels der Landwirtſchaft, der
freien Berufe und der Beamten liegt gerade die Leiſtungsfähigkeit
unſerer Kreditgenoſſenſchaften begründet, weil der Geldausgleich
innerhalb dieſer Berufsſchichten ſich in der denkbar wirtſchaftlich=
ſten
Form abwickelt. Wenn z. B. der Landwirt für die Landbeſtel=
lung
vorübergehend Darlehen aufnehmen muß, hat der andere Be=
rufsſtand
, z. B. der Kaufmann, ſaiſo äßig bearündete Geldein=
gänge
. So gleichen ſich in der Kreditgenoſſenſchaft Geldangebot
und Geldnachfrage in der beſten Weiſe aus. Man kann daher mit
Recht ſagen, daß unſere Kreditgenoſſenſchaften ſich ohne weiteres
in die geplante Neuordnung der Wirtſchaft eingliedern laſſen und
daß ſie geradezu die Grundpfeiler dieſer Neuordnung ſein werden
und ſein wollen.
Hinzu tritt als beſondere Eigenart der Kreditgenoſſenſchaft,
daß ſie gemeinnützig wirkt, daß ſie nicht zum Verdienen da iſt ſon=
dern
zum Dienen. Sie iſt die Dienerin der mittelſtändiſchen Wirt=
ſchaft
und dazu berufen, den oben angeführten mittelſtändiſchen
Berufskreiſen eine Stütze zu ſein. Damit ſie von der Kreditgenoſ=
ſenſchaft
auch erfüllt werden können, iſt der reſtloſe wirtſchaftliche
Zuſammenſchluß aller dieſer Kreiſe erforderlich. Gemeinnutz geht
vor Eigennutz. Dieſer Spruch ſteht ſchon immer über der Tür der
Genoſſenſchaftsbank geſchrieben.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Geſchäftsräume des Treuhänders der Arbeit für das Wirt=
ſchaftsgebiet
. Heſſen befinden ſich in den Dienſträumen der
Preußiſchen Induſtrie= und Handelskammer für das Rhein= Maini=
ſche
Wirtſchaftsgebiet, Frankfurt a. M., Börſe (Eingang Börſen=
ſtraße
), 1. Obergeſchoß. Zimmer 374. Telefon: vorläufig über
Hanſa 20 361 zu erreichen.
In der Woche vom 11. bis 17. Juni (5,7 Arbeitstage)) ſind
bei der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft 610 949 Güterwagen ge=
ſtellt
worden gegen 530 803 in der Vorwoche (5 Arbeitstage) und
592 477 in der entſprechenden Woche des Vorjahres (6 Arbeits=
tage
). Für den Arbeitstag im Durchſchnitt berechnet, lauten die
entſprechenden Zahlen 107 184 (106 161, 98 760). Nicht rechtzeitig
geſtellt wurden 248 (228) Güterwagen.
Der Schwetzinger Spargelmarkt hat jetzt ſein Ende gefunden.
Die Saiſon begann 1933 bereits früh; der erſte Markt konnte am
15. April abgehalten werden (i. Vorj. 8. Mai); der letzte Markt.
fand am 24. Juni (i. Vj. 22. Juni) ſtatt. Insgeſamt wurden 2474
(2140) Zentner Spargel angefahren. Der Durchſchnittspreis ſtellte
ſich auf 34,6 Pfg. gegenüber 42,2 Pfg. im Vorjahre.
Der Aufſichtsrat der Dyckerhoff u. Widmann AG., Wiesbaden=
Biebrich=Berlin, hat beſchloſſen, der demnächſt einzuberufenden
ord. GV. vorzuſchlagen, das AK. der Geſellſchaft im Verhältnis
5:1 von 7,2 auf 1,44 Mill. RM. zuſammenzulegen und alsdann auf
3,5 Mill. RM. wieder zu erhöhen.
Das Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherung veröffentlicht
im Reichsanzeiger, eine Liſte von Verſicherungsgeſellſchaften und
=Vereinigungen, die entweder zum Geſchäftsbetrieb berechtigt oder
denen die Erlaubnis zum Geſchäftsbetrieb erteilt wird reſp. bei
denen Aenderungen des Geſchäftsplans und Beſtandsveränderun=
gen
genehmigt ſind, und ſchließlich von ſolchen, denen der Geſchäfts=
betrieb
unterſagt wird.
Das Deutſche Betriebsſtoffkartell hat beſchloſſen, ab 30. Juni
in verſchiedenen Gebieten die Betriebsſtoffpreiſe um 12 Pfg. zu
ermäßigen. Der Zweck dieſer Maßnahme iſt eine Angleichung der
preishöheren Gebiete an die billigeren= Zonen, ſelbſt unter gewiſſen
Opfern.
Weitere Zunahme des Goldbeſtands der Bank von Frankreich,
Der Ausweis der Bank von Frankreich weiſt in der Woche vom 16.
bis 23. Juni eine Erhöhung des Goldbeſtandes um 64 Millionen
Fr. auf 81,244 Mill. Fr. aus. Die Golddeckung beträgt 78,60 Proz.
gegenüber 78,36 Prozent in der Vorwoche.

Berliner Kursbericht
vom 29. Juni 1933

Mei Hue
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

91.
57.
46.
16.125
22.50
17.50
24.125
125.
50.25
11.
74.50
159.375
112.

e
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw.Chem. Fab=
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell

Deviſenmarkt
vom 29. Juni 1933

N
87.
131.75
59.
90.
98.
65.75
57.625
128.375
53.50
79.855
65.625
47.75
45.

Ke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali!.
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Bogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke

30.25
61.25
170.
18.25
36.25
128.
24.
74.75
14.
78.50
61.
92.

Helſingfors
Wien

Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris

Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100Leva.
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen ſ
1 2.Stg.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes

Rnt
6.324
146.95
M12.54
3.047
169.33
71.83
63.84
73.63
14.305
0.928
3. 262
59.94
22.23
16.59

Brieft
6.330
47.05
12.56
3.053
169.,8
71.97
63.96
73.77
14.345
0.932
3.260
59.06
22.27
16.63

Schweiz

Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoflawien 100 Dinar
Portugal
Athen
Iſtambul
Kairo
Kanada

Urnguah

Island
Tallinn (Eſtl.)
Riga

wGeld Brief o0 Franken 81.32 81.48 100 Peſetas 35.36 35.44 100 Gulden 82.22 82.38 1 Yen 0.594 0.Ec6. Milreis 0.222 (.231 5.195 5.205 100 Escudos /13.03 13.05 100 Drachm. 2.43 2.032 t türk. 2 2.039 2.092 1 ägypt. 2 14.8c5 14.725 canad. Doll., 2.99 3.003 1 Goldpeſo. 1.439 91 1.451 100 isl. Kr. 64.69 64.81 100 eſtl. Kr. 1110.23 110.37 100 Lais 73.19 73.32

Darmſtädter und Nationalbank Darmſtadt, suale der Oresdner Bank
Frankfurter Kursbericht vom 29. Juni 1933.

Kee
Gr. IIp. 1934
. . 1935
. . 193
. 1937
. 1938
Gruppe I
6% Dtſch. Reichsanl
v. 2
5½ Intern.,b. 30
6%Baden.. . v. 2
6% Bahern.. v. 27
6½ Heſſen.. . v. 29
6% Preuß. St. v. 2
W Sachſen.. b. 21
88 Thüringen v. 2.
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. I= Ab=
löſungsanl
. . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
...
6% Baden=Baden.
69Berlin. . . .24
6% Darmſtadt
690 Dresden. v. 20
690 Frankfurt a. M
Schätze v. 29
v. 2
6% Mainz
6%Mannheimv. 27
68 München v. 29
62Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbk
6% Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Stzp.=Bk.= Liquib.

9571,
911,
841,
80-=
771,
85
90.15
84.25
77.75
82.75
84.5
98.25
82.25
73

75:1,
11.075
7.15
59
65.5
57
55
66.5
s6

80.25
68

84

Dee
Hhp.=Bk. Liqu.
Kom. Obl. ...
62 Preuß. Landes.
Pfd.=Anſt. G.Pf.
6% Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
HeſſGldobl. R. 11
6%
R. 1:
69 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6% Naſſ. Landesbk.
5½% n.Ligu. Obl
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ. Anl.
AuslSer
AuslSerII
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
6% Berl. Hyp. B!
½%0 Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hhp.=Bk.
5½%o Lig. Pfbr.
Goldoblig
% Frkf. Pfbr.=Bk.
2 Lig.=Pfbr.
82Mein. Hyp.=Bk.
2a Lig. Pfbr.
% Pfälz. Hyp.=Bk.
12% Lig. Pfbr
6 Rhein. Hyp. B!
5½% 7 Lig. Pfbr
Goldoblig
Südd. Bod=
Fred.=Bank.
5½% Lig. Pfbr
6% Württ. Hyp.=B

78.25

58

Ree
80
83
83.75

68
90
11
80.5
83
81.25
82.75
68.25
81
83.75
80.5
84.5
85
82.75
83
77.25
87.5
85.5

Daimler=Benz.
85 Dt. Linol. Werk
8% Mainkrw. v. 24
6% Mitteld. Stahl
68 Salzmann u. Col
6% Ver, Stahlwerke
6% Voigt u. Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E.B.
L. Inveſt.
2 Bulg. Tab. v. 02
4½%0 Oſt. Schätze
4½ Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½9
42 Türk. Admin.
1. Bagdadl
Zollanl.
%6 Ungarn 1913
4½% 1914
Goldr.
42
1910
4½ Budp. Stadtanl
42 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien.
Ala. Kunſtziide Unie
A. E. G.
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P....
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Cement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſellz

86.5
82),
58.5
68
114.75

16.5
2.35
4.55
3.5
S.s
5.65
6.25
5.6
38.5
80
398,
24.25
54
20.5
50.75
110.5
72.75
su
134

Weee
Chade ..........!.
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
Dt. Gold=u. Sil
ſcheide=Anſtalt
Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaume.
Frankfurter Hof.
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kayſer.
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm/
Genüſſel=
Junghans ....n..

109
116
170

52 MKali Chemie
180.5 1 Aſchersleben
158.75 Klein, Schanzlin
Klöcknerwerke ...
30.75 Knorr C. H.....
2ahmeher & Co. ..
2aurahütte
Lech, Augs
47.25 Löwenbr.
Mainkr.
Mainz. 2
Mannes
Mansfel
Netall.
2o8 Miag.
Motoren Darmſta
39 Reckarwerk Eßliſtg.
131
35 Sberbedarf
54 Phönix Bergbau.
28 Reiniger, Gebbert.
59.5 Rh. Braunkohlen.
91
Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
7
Riebeck Montan.
180
Roeder, Gebr.
79 Rütgerswerke ....
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
97.5 Schöfferhof=Bind.,
Schramm, Lackfbr.
38 lSchuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
9
Siemens & Halske.
98.5 Südd. Zucker=A. 6./1
57.25
159 Shür. Liefer.=Geſ.
115.5 Tietz Leonhard ..
lunterfranken .....

84.75 Ber. Stahlwerke
Ver, Ultramarin.
127
Voigt & Haeffner.
36
54.5 Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof
122.5 fAllg. Dt. Creditanſt.
16.75 Badiſche Bank.
Bk. f. Brauinduſtr
216 Baher, Hyp. u. V.
62.25 Berl. Handelsgeſ.
Hypothekbk.
66 Comm. u. Privatb.
Dt. Bank und Dise
59.25 Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdner Bank.
38 Frankf. Bank
Hhp.=Bank
10 Mein. Hyp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Bank.
35.5 Reichsbank=Ant.
51 Rhein. Hyp.=Bank
209
Südd. Bod.=Cr. Bk.
98 Württb. Notenbank

23

92.5

50
6G
208
160.5
33
106.75
84
160
152
72

A.=-G. f. Verkehrsw.
Alg. Lokalb. Kraftt
79 Dt. Reichsb. Vz.
Hapag ......."
Nordd. Llohyd..
Südd. Eiſenb.=Ge
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung.
Verein. Ver
FrankonaRück=u. M
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handels

Vuec

129
44.25

44.25

67
91
50.25
73
46
83.5
70.25
69
60
143
99.75
97
44
88
98).
15.75
17.

201
227

31.5

[ ][  ][ ]

Freitag, 30. Juni 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 179 Seite 13

TAlTAtO Siäde
*

Original-Roman
von
Hans Hirthammer

Jenny erſchrak. Ja, aber
Es iſt ganz gut, daß wir einmal darauf zu ſprechen kommen!
unterbrach ſie Prenner. Alſo, damit du es weißt, wir werden
uns ganz verflucht einſchränken müſſen. Die Aufträge gehen kata=
ſtrophal
zurück, und der größte Teil der Außenſtände iſt in abſeh=
barer
Zeit nicht realiſierbar. Ich möchte dir dringend nahe=
legen
, dieſe Bergius zu entlaſſen. Auch dein Wagen ſcheint mir
ein überflüſſiger Luxus zu ſein.
Jennys Züge verhärteten ſich. Ach, darauf geht es hinaus?
Lächerlich! Lieſes Gehalt iſt kaum mehr als ein Taſchengeld, und
mein Wagen, das Hochzeitsgeſchenk meines Vaters, dürfte dich
kaum etwas angehen. Aber haſt du dir eigentlich ſchon einmal
die Mühe genommen, auszurechnen, wie hoch dein perſönlicher
Bedarf iſt? Die Abende im Spielklub? Deine wahnſinnigen
Rennwetten? Und alles andere? Ich weiß ſehr wohl von dei=
nem
Verhältnis mit dieſer Soubrette, deren Unterhalt dich jeden
Monat ein kleines Vermögen koſtet. Bitte, laß mich ausreden! Ich
habe es bisher unter meiner Würde gehalten, mit dir darüber zu
ſprechen, aber ich denke, wenn du von Einſchränkungen redeſt, dann
dürfte wohl zunächſt mit dieſen Dingen angefangen werden.
Prenner, der ſie mehrmals hatte unterbrechen wollen, war
wutſchnaubend aufgeſtanden.
Man ſpioniert alſo hinter mir her, ſieh mal an! Aber meine
kleinen Privatvergnügen werde ich mir von dir am allerwenig=
ſten
verbieten laſſen, verſtehſt du! Das wäre ja noch ſchöner!
Oder habe ich dich vielleicht ſchon gefragt, ob du dich mit deinem
Jungchen, mit deinem feurigen Herrn Chauffeur, ausreichend
amüſierſt? Na alſo! Ich laß dir deinen Spaß, laß du mir den
meinen!
Frau Jenny war über die Verdächtigung ſo erſchrocken, daß
ſie im Augenblick keine Entgegnung wußte.
Jetzt erſt ſah ſie in plötzlicher greller Erkenntnis die ganze
Häßlichkeit und Niedertracht dieſes Menſchen, der ihr Mann war.
Wie hatte es möglich ſein können, daß ſie ihn liebte?
Dem Direktor war ihr jähes Erſchrecken nicht entgangen. Er
machte eine wegwerfende Handbewegung.
Ich bin nicht eiferſüchtig, ſoll jeder ſein Vergnügen haben!
Meinetwegen behalte auch deinen Wagen! Aber wie wäre es,
du haſt doch einen verdammt finanzkräftigen Vetter, irgend ſo ein
großes Vieh, wie heißt er denn gleich? Den könnteſt du mal tüch=
tig
anpumpen! Ich weiß ſonſt nicht, was werden ſoll.
Jenny hatte ſich mit einem Ruck aufgerichtet. Ich halte es
für das beſte, wenn wir dieſes Geſpräch abbrechen! ſagte ſie hart.
Es war der Augenblick, da in ihrem Herzen der Entſchluß reifte,
ſich von der beſchämenden Laſt dieſer Ehe freizumachen.

Als ſie jedoch das Zimmer verlaſſen wollte, hielt Prenner ſie
am Arm zurück. Sein Zugriff war ſo gewalttätig, daß ihr ein
leiſer Ausruf des Schmerzes entſchlüpfte.
Nein, meine Liebe, ziſchte er, ſo ungeſchoren entkommſt du
mir nicht! Ich frage dich noch einmal: Biſt du bereit, mir in kür=
zeſter
Friſt fünf Mille zu beſchaffen? Dein Vetter iſt doch Jung=
geſelle
, der wird einer hübſchen Kuſine keine Bitte abſchlagen.
Laß mich los! ſtöhnte Jenny. Gut, daß du endlich dein
wahres Geſicht zeigſt!
Als er keine Miene machte, ſeine Umklammerung zu löſen, riß
ſie ſich herum und ſtieß ihm mit dem Aufgebot all ihrer Kräfte die
Fauſt vor die Bruſt.
Prenner, der ſich eines ſolchen Angriffs nicht verſehen hatte,
taumelte zurück und mußte ſich, um nicht das Gleichgewicht zu ver=
lieren
, mit beiden Händen am Schreibtiſch feſthalten. Bis er
wieder ſicher auf den Beinen ſtand, war Jenny bereits draußen.
Sie jagte die Treppe hinauf, in ihr Zimmer. Aufweinend,
der Verzweiflung nahe, warf ſie ſich über ihr Bett. Das war alſo
ihr Leben! Ach, nichts mehr zu wiſſen von allem! Einſchlafen
dürfen, um nie mehr aufzuwachen! Man ſollte ihm die Schande
antun, ein Ende machen!
Allmählich kehrte jedoch die geſunde Ueberlegung wieder zu
ihr zurück. Das fehlte noch, daß ſie dieſem Menſchen ihr Leben
opferte! Es gab nur einen Weg: ſofortige Flucht. Frei ſein, frei
ſein! Komme, was wolle! Lieber Not leiden, lieber ums nackte
Daſein kämpfen aber frei ſein!
Sie begann zu überlegen. Wenn ſie wenigſtens etwas Bar=
geld
gehabt hätte! Nur für die erſte Zeit, bis man das Schlimmſte
hinter ſich hatte!
Emils unverfrorenes Anſinnen fiel ihr wieder ein. Ihr
Vetter Werner Soenken! Er war ein bekannter Kunſtmaler in
München, ein einſamer, abſeitiger Menſch, der ihr ſeit der ge=
meinſamen
Kinderzeit in ſtiller Verehrung anhing.
So entſchieden ſie die Zumutung ihres Mannes zurück=
gewieſen
hatte es war immerhin ein ganz anderer Fall, wenn
ſie Werner für ſich ſelbſt um Hilfe bat.
Soenken hatte aus ſeiner tiefen Abneigung gegen Emil
Prenner nie ein Hehl gemacht und hatte ihr mehr als ein=
mal
in ſeiner feinen Art zu verſtehen gegeben, daß ſie ſeines
Beiſtandes gewiß ſein dürfe, wenn ihre Ehe eines Tages in die
Brüche gehen ſollte.
Jenny blickte mit einer verlorenen Sehnſucht in die dunkle
Ecke des Zimmers. Ob wohl Werner ſich ſeines Verſprechens
noch erinnerte? Sie hatte lange nichts mehr von ſich hören
laſſen. Ob er wohl bereit war, ihr mit dem Nötigſten aus=
zuhelfen
?

Bitte ausſchneiden!

An unſere Leſer!

Bitte ausſchneiden!

Unzuläſſige Abonnententverbung
Erklärungen der Organe Hitlers, Dr. Goebbels und des Zeitungsberlegerbereins

Der Verein Deutſcher Zeitungsverleger, der bekanntlich
ſeit einigen Wochen unter nationalſozialiſtiſcher Führung
ſteht (der erſte Vorſitzende des VDZ. iſt Herr Amann,
Verlagsdirektor des Völkiſcher Beobachter), hat dieſer
Tage die nachſtehende Kundgebung veröffentlicht:
Dem Präſidium des Vereins Deutſcher Zeitungs= Ver=
leger
ſind in letzter Zeit zahlreiche Berichte und Beſchwer=
den
über Mißſtände zugegangen, die ſich auf dem Gebiet
des Wettbewerbes der Zeitungen untereinander heraus=
gebildet
haben.
Der VDZ.=V. hat ſtets den Grundſatz vertreten, daß
ein geſunder Wettbewerb im Zeitungsweſen notwendig
iſt, weil damit zugleich eine Leiſtungsſteigerung und
Hebung der geiſtigen Werte der Zeitungen verbunden iſt.
Das Präſidium des VDZ.=V. hält an dieſem Grundſatz
auch weiterhin feſt.
Die Methoden, die in letzter Zeit wie
aus den eingegangenen Berichten hervorgeht im
Wettbewerb der Zeitungen untereinander
in großem Umfange angewendet werden,
haben aber mit einem freien Leiſtungswett=
bewerb
nichts mehr zutun. Sie ſind vielmehr
der Ausfluß eines überſteigerten und da=
mit
ungeſunden Konkurrenzkampfes, der ſich
auf die Dauer für alle Beteiligten wirtſchaftlich nachteilig
auswirken muß. Auf dem Gebiete der Abonnements= und
Anzeigenwerbung ſind vielfach von Werbern, insbeſondere
von Kolonnen, Mittel angewandt worden, die ſowohl
gegen die guten Sitten wie gegen die geſetzlichen
Beſtimmungen verſtoßen und daher aufs ſchärfſte zu miß=
billigen
ſind.
Das Präſidium des VDZ.=V. hat ſich mit den vor=
liegenden
Beſchwerden eingehend befaßt. Es fordert hier=
mit
alle Mitgliedsverlage auf, die vorhandenen Miß=
bräuche
auf dem Gebiete des Wettbewerbs
unverzüglich abzuſtellen.
Für den freien Wettbewerb im Zeitungs=
weſen
können, nur folgende Richtlinien maßgebend
ſein:
Die Verächtlichmachung und Verunglimpfung von
Konkurrenzzeitungen oder Konkurrenzverlagen iſt
unzuläſſig. Auch die ſchärfſten Propagandamaßnah=

men dürfen die Grenzen nicht überſchreiten, die
durch geſetzliche Beſtimmungen (Geſetz gegen den
unlauteren Wettbewerb) und durch die gewerbe=
übliche
Verkehrsſitte gezogen ſind.
Ebenſo unzuläſſig iſt die Werbung mit Mitteln,
die gegen die guten Sitten verſtoßen, zum Beiſpiel
Androhung von geſchäftlichem oder beruflichem
Boykott, Androhung von wirtſchaftlichen Nachteilen,
Aufſtellung von Schwarzen Liſten und Anwendung
ähnlicher Druckmittel.
Das Präſidium des Vereins Deutſcher Zeitungs=
verleger
erwartet, daß die Verlage bei ihren Werbe=
maßnahmen
die obigen Geſichtspunkte berückſichtigen
und daß die Verlage zur Durchſetzung dieſer Richt=
linien
ſchärfſte Kontrolle über ihre Werber aus=
üben
und ungeeignete Elemente aus der Werbung
entfernen. Fälle von Verſtößen gegen dieſe Richt=
linien
ſind unverzüglich zur Kenntnis zu bringen.
Der Völkiſche Beobachter und der An=
griff
nehmen aber nochmals in einer eigenen Ver=
öffentlichung
zu der Zeitungswerbung Stellung. Mit
folgender Erklärung ſind ſie einer Werbung, die das Zei=
tungsweſen
in Mißkredit bringt, am 19. Mai d. J. ent=
gegengetreten
:
Verſchiedene Beſchwerden über Abonnenten= Wer=
ber
, die verſuchen, durch unlautere Methoden bei der
Werbung von Abonnenten unſere Zeitung in Miß=
kredit
zu bringen, veranlaſſen die unterzeichneten
Verlage zu folgender Erklärung:
Wir lehnen es als unvereinbar mit dem Anſehen
unſerer Zeitung ab, neue Abonnenten durch Anwen=
dung
von irgendwelchen Drohungen über eventuelle
Folgen bei einer Abſage werben zu laſſen. Die für
uns tätigen Werber ſind angewieſen, ihre Tätigkeit
für unſere Zeitungen nach rein kaufmänniſchen
Geſichtspunkten auszuüben. Wir bitten unſere Leſer
und Parteifreunde, uns in jedem Falle davon zu
verſtändigen, wenn Werber ihre Befugniſſe über=
ſchreiten
.
Völkiſcher Beobachter.
Der Angriff.

Da uns aus unſerem Leſerkreis auch in den letzten Tagen vielfach Klagen zugingen, daß Werber anderer
Blätter einen ſtarken Druck ausüben, um die Bezieher unſeres Blattes zur Abbeſtellung zu veranlaſſen, halten
wir es für angebracht, die obigen von maßgebenden Stellen ergangenen Entſchließungen jedem Bezieher
unſeres Blattes nochmals bekanntzugeben.
Wir empfehlen allen unſeren Abonnenten,
dieſe Anzeige ſorgfältig aufzubewahren,
denn es iſt damit zu rechnen, daß trotz dieſer Entſchließungen von Werbern ohne Wiſſen ihrer Verlage auch
weiterhin in unzuläſſiger Weiſe gearbeitet wird. Wenn daher Werber unter Anwendung der oben als durchaus
unzuläſſig gekennzeichneten Methoden bei unſeren Abonnenten vorſprechen, dann iſt es ratſam, jenen dieſe
Anzeige vorzulegen. Auch bitten wir in ſolchen Fällen, in denen unſere Abonnenten eine unzuläſſige
Werbearbeit feſtſtellen, um Benachrichtigung, damit wir dieſe Beſchwerden an den maßgebenden Stellen
zur Kenntnis bringen können.
Verlag des Darmſtädter Tagblatt‟

Sie ſtand auf und lehnte ſich ans Fenſter. Die kühle Abend=
luft
tat ihr wohl.
Wenn ſie ihm ihre Lage ſchilderte, wenn ſie ihm erzählte,
was geſchehen war, er würde kaum zögern, ihr beizuſtehen.
Nach einer Weile ſah ſie ihren Mann das Haus verlaſſen
und den Weg in die Fabrik einſchlagen. Er hatte drüben ſeinen
Wagen wahrſcheinlich fuhr er in die Stadt.
Wie ein ſchmerzlich ſüßes Heimweh ſtieg es plötzlich in
ihr hoch, Heimweh nach der vertrauten Umwelt jener frühen
Tage, da ſie noch in Werners Atelier herumgetollt war und ihn
mit den ſchrecklichen Ergebniſſen ihrer Malverſuche in helle Ver=
zweiflung
gebracht hatte.
Wie gut, daß ſie ſeine Fernſprechnummer noch wußte! Ach
Gott, man hatte ſich ja damals alle Augenblicke angerufen.
Gleich jetzt wollte ſie mit ihm ſprechen und ihm ihr Herz
ausſchütten. Dann würde alles ein bißchen leichter ſein.
Sie kehrte in das Arbeitszimmer ihres Mannes zurück, aber
es dauerte für ihre Aufregung beängſtigend lange, bis die Ver=
bindung
mit München hergeſtellt war.
Endlich! Ja, er war da, Gott ſei Dank! Mit leiden=
ſchaftlicher
Bewegtheit ſchilderte ſie ihm das Geſchehene, ihre
Verzweiflung, ihre Abſicht der Flucht und rang ſich die Bitte
um Geld ab.
Bis ſie plötzlich zu ihrem Entſetzen vernehmen mußte, daß
ſie ihre Not einem fremden Menſchen preisgegeben hatte und
daß dieſer Unbekannte ihr ſeine Hilfe anbot.
Während ſie noch, ganz aufgelöſt vor Schreck und Ver=
wirrung
, hilfloſe Worte ſtammelte, kam Prenner ins Zimmer.
Ich hab mir’s ja gedacht, daß hier ein heimliches Spfel
getrieben wird! ſchrie er wütend und knallte die Tür hinter
ſich zu. Man plaudert ein wenig aus der Schule, was?
Jenny hatte vor Entſetzen den Hörer fallen laſſen und
flüchtete, auf einen tätlichen Angriff gefaßt, hinter den Schreib=
tiſch
. Dabei riß ſie die Tiſchlampe um, der Porzellanſchirm zer=
brach
in tauſend Scherben.
Ich tu: dir ja nichts, ziſchte Prenner. Ich werde mich
hüten. Aber ich möchte dich dringend warnen, etwas gegen mich
zu unternehmen.
Als er den Hörer nahm und auf die Gabel legte, durch=
zuckte
es Jenny wie ein tiefer Schmerz. Es war ihr, als ſei
ſie von einer tröſtlichen Gemeinſchaft ausgeſchloſſen worden.
Aus der großen Welt draußen war eine warme, gute Stimme
gekommen und hatte an ihrer Not teilgenommen. Vorbei!
Nun blieb für den Augenblick nur noch einer: Paul Märckl!
Jenny überlegte blitzſchnell. Die Verzweiflung beflügelte ihre
Entſchlüſſe.
Erlaube, daß ich mich auf mein Zimmer zurückziehe! Ich
bin müde. Morgen werde ich dir für eine ſachliche Unterredung
zur Verfügung ſtehen.
Mit einer chevaleresken Gebärde gab Prenner den Weg frei.
Es ſoll mich nur freuen, wenn du bis dahin zu der Einſicht
gekommen biſt, daß meine Vorſchläge außerordentlich vernünftig
ſind!
(Fortſetzung folgt.)

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