Darmstädter Tagblatt 1933


16. Mai 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

20e

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 135
Dienstag, den 16. Mai 1933.
196. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſſchtung auf Erfüllung der Anzeigenauf=
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und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konhurs
oder gerſchtilicher Beitrelbung fälli jeder Rabatt weg.
Banlſonto Deutſche Bank und Darmſſädter und
Nationalbank.

Die neue beſſiſche Regierung.
Darmſtadt Sitz des Reichsſtakthalkers. Profeſſor Dr. Werner zum Miniſterpräſidenken und Skaaksminiſter
von Heſſen, Landkagspräſidenk Jung zum Skaaksſekrekär und ſtellverkrekenden Skaatsminiſter ernannk.

Die erſten Maßnahmen des
Reichsſtatthalters.

Die Staatspreſſeſtelle teilt mit:
Amtsſitz in Darmſtadt genommen. Vorläufig ſind alle haben dieſen Vorſchlag verſchärft aufgegriffen und ihn auch
Zuſchriften nach Darmſtadt, Rheinſtraße 48, zu richten.
von Heſſen, den ſeitherigen Präſidenten des Heſſiſchen Landtags, Heſſen nur unſer Pg. Prof. Dr. Werner in Frage kam, bedarf
ſtellvertretenden Staatsminiſter ernannt.
dieſe Stellen hervorragender Finanzfachmänner bedürfen.
Miniſterpräſident in allen Kreiſen der Bevölkerung beliebt und, dieſe goldene Rückſichtsloſigkeit bewahren wird.
geachtet iſt. Es iſt überflüſſig, über ſeine Perſönlichkeit noch
chaffene Poſten des Staatsſekretärs übertragen worden iſt, iſt bedürfen ja ſo dringend hervorragender Finanzfachleute. Pg. Dr.
eit Jahren einer der führenden Köpfe der nationalſozialiſtiſchen. Müller iſt der Mann dazu.
Bewegung in Heſſen. Was ihn beſonders auszeichnet, iſt ſeine
Mainz bewieſen hat.
Staates ſtellen können.
ine weitere Vereinfachung des heſſiſchen Staatsapparates dar, und geſchehen muß, dient der Rettung und dem Heile des
chen Bevölkerung gedankt werden.

Zu den erſten Maßnahmen des Reichsſtatthalters in Heſſen
chreibt das Gaupreſſeamt:
Die obigen Meldungen bringen die erſten Maßnahmen des
Reichsſtatthalters in Heſſen, Maßnahmen, wie wir National=
ozialiſten
ſie ſeit Jahren gefordert und von unſerem Statt=
ſalter
auch erwartet haben, denn als vor wenigen Tagen durch
chwerwiegender Bedeutung ſei.
jur eine äußerliche Macht darſtellt, ſondern auch eine perſön=
jur
Vertreter des Reichskanzlers, ſondern
uch Vertreter des Führers iſt! Aus dieſem Geſichts=
dender
bürgerlicher Parteien wiſſen noch nicht, daß
tichts auf der Welt eines erſetzen kann: die unbedingte,
und das Erlebnis des Nationalſozialismus, und gerade
Dir in Heſſen, die wir den Gauleiter perſönlich kennen,
viſſen, daß dieſer Mann nur einen Willen, nur eine
Aufgabe, nur ein Lebensziel kennt: den Willen des
Wberſten Führers bis in die kleinſte Kleinigkeit durch=
uuzwingen
. Gerade dieſes Unbedingte ſeines Weſens,
dieſe Klarheit und Härte des Willens waren es, vor
illem aber ſeine Einfachheit, was dieſen Mann an die
Spitze gerückt hat.
Sein Erfolg als Gauleiter beruht nicht zum wenig=
ken
auf der Tatſache, daß er es verſtanden hat, alles
tu, die einfachſte Formel zu bringen. Das hervor=
kechendſte
Merkmal der von ihm geſchaffenen Organi=
ation
war vielleicht das: jede Stelle, auch die kleinſte,
var nötig, vollbeſchäftigt und voll verantwortlich.
20 wuchs aus der Vollkommenheit der kleinſten Teile
las vollkommene Große.
Was aber der Gauleiter Sprenger als erfolg=
Eich erprobte, das darf der Reichsſtatthalter
nit Fug und Recht auf den Staat übertragen. Dies iſt
licht nur eine Möglichkeit, ſondern eine Notwendigkeit,
Zefordert von den ehrlich Schaffenden, von den Steuer=
ſahlern
, von dem ganzen ſtreng richtenden Volk. Dieſe
Notwendigkeit wird nur von einer beſtimmten Clique
Zefürchtet: den Ueberflüſſigen. Aber gerade das beweiſt
die Richtigkeit der getroffenen Maßnahmen. Wir
Nationalſozialiſten wiſſen, daß die Mehrzahl von uns
Deen erfreut waren, wiſſen aber auch, daß durch ver=
chiedene
Amtsſtuben der Schreck geiſterte, als es hieß:
Sprenger iſt Statthalter! Es liegt in der Perſönlichkeit
Des Statthalters begründet, daß er rückſichtslos gegen

Gauleiter Reichskommiſſar Wagner und Reichsſtatthalter Sprenger
ſchreiten die Front ab.

Lage und Ausſichken des Arbeiks
markkes.

ſich ſelbſt und die anderen immer das tut, was die Stunde von
ihm fordert.
So ſind auch die heutigen Maßnahmen Dinge, die ſchon
ſeit langer Zeit der Wunſchtraum vieler Einſichtiger waren.
Das Ein=Miniſter=Syſtem wurde ja gerade in
letzter Zeit in einem Teil der Preſſe lebhaft
erneut gefordert. Es iſt bekannt, daß dieſer Gedanke
Der Herr Reichsſtatthalter in Heſſen hat ſeinen ſchon vor dem Krieg erörtert wurde. Wir Nationalſozialiſten
ſeinerzeit in unſeren 12 Punkten verankert. Und was wir ver=
Der Reichsſtatthalter hat den Pg. Profeſſor Dr. Werner ſprechen, das halten wir auch, denn dafür ſind wir National=
zum
Miniſterpräſidenten und Staatsminiſter ſozialiſten. Daß als Miniſterpräſident und Staatsminiſter von
Pg. Rechtsanwalt Jung, zum Staatsſekretär und wohl keiner Erörterung. Die Ernennung iſt nur die offizielle
Beſtätigung eines bereits beſtehenden Verhältniſſes. Wir Natio=
Da nunmehr nur noch ein Staatsminiſter vorhanden iſt, nalſozialiſten Heſſens glauben, daß wir in dem Reichsſtatthalter
wurde Staatsminiſter Dr. Müller zur anderweitigen Sprenger und dem Miniſterpräſidenten Dr. Werner eine Führer=
hervorragenden
Verwendung frei. Es wird ihm ab ſofort eine gemeinſchaft haben, die vorbildlich iſt. Der Staatsſekretär und
Oberbürgermeiſterſtelle übertragen, da gerade ſtellv. Staatsminiſter Pg. Jung, iſt im Heſſenland ja auch kein
Unbekannter. Pg. Jung iſt einer der Vorkämpfer des Natio=
nalſozialismus
in Heſſen, wurde zunächſt Landtagsabgeordneter
* Die Tatſache, daß Staatspräſident Dr. Werner vom und iſt heute Landtagspräſident. Als Staatskommiſſar hat er
Reichsſtatthalter die alleinige verantwortliche Führung der heſſi= in Mainz bewieſen, daß zielbewußtes Handeln auch in dem
chen Regierungsgeſchäfte übertragen worden iſt, wird in ganz größten Wirrwarr Ordnung ſchafft. Er hat dort gründlich aus=
Heſſen inſofern freudige Genugtuung auslöſen, als der neue geräumt. Wir glauben, daß er ſich auch in ſeiner neuen Stellung
Durch die Einführung des Einminiſterſyſtems wurde der
diel zu ſagen. Seinen Namen kennt in Heſſen jedes Kind. Wir, Staatsminiſter Dr. Müller zu anderweitiger Verwendung frei.
iber kennen in ihm ſeit Jahren den unerſchrockenen Kämpfer für In Anerkennung der hervorragenden Fähigkeiten unſeres Pg.
ine nationale Wiedergeburt unſeres deutſchen Vaterlandes und Dr. Müller hat Reichsſtatthalter Sprenger gebeten, eine Ober=
nsbeſondere
des Heſſenlandes. Herr Jung, dem der neu ge= bürgermeiſterſtelle zu übernehmen. Gerade unſere großen Städte
In den bisher vom Reichsſtatthalter getroffenen Maßnah=
Tatkraft, die er auch jetzt wieder bei der mehrwöchigen men zeichnen ſich für alle, die tiefer blicken, die Grundfätze ab,
ommiſſariſchen Verwaltung des Oberbürgermeiſteramtes in nach denen in Zukunft der heſſiſche Staat geführt werden wird.
Sie zeigen klar, daß es neben der Wiederherſtellung eines
Was wir bedauern, iſt das Ausſcheiden Herrn Dr. Müllers ſauberen Berufsbeamtentums und ſeiner Tugenden die feſte
us dem Staatsminiſterium, der ſich in der kurzen Zeit ſeiner. Abſicht des Reichsſtatthalters iſt, den Staatsapparat bis ins
Amtsführung das Vertrauen und die Achtung aller derer er= Einzelſte zu überprüfen. Für uns alle iſt klar, daß daraus eine
vorben hat, die mit ihm zuſammenarbeiteten. Er wird ja aber bedeutende Vereinfachung entſpringen wird. Es kann ſein,
uf neuem Poſten ſeine Fähigkeiten in den Dienſt unſeres daß dabei Schwierigkeiten und Härten auftreten aber wann
wären Nationalſozialiſten jemals davor zurückgeſcheut? Ein
Die Löſung der Regierungsfrage in Heſſen ſtellt zweifellos Gedanke aber wird über dem allen ſtehen: alles, was geſchieht
Sie wird dem neuen Reichsſtatthalter von der ganzen heſſi= Volkes, Und freudig werden wir alle Maßnahmen des Reichs=
ſtatthalters
begrüßen, die dieſen Zweck verfolgen. Das Heſſen=
volk
wird es ihm zu danken wiſſen!
Der Dank des. Reichsſtakkhalkers an die
katholiſche Kirche.
Auf die Glückwünſche der katholiſchen Kirche zur Ernennung
die Preſſe die Nachricht ging, daß der Führer unſeren Gau= des Gauleiters Sprenger zum Reichsſtatthalter hat Reichsſtatt=
eiter
zum Statthalter in Heſſen ernannt habe, da war es für halter Sprenger am Montag mit einem Dankſchreiben geantwor=
ille
, die Sprenger kennen, klar, daß dieſe Ernennung über das tet, in dem es zum Schluß heißt: Wie die katholiſche Kirche zu
Perſönliche hinaus, für Heſſen und das heſſiſche Volk von allen Zeiten die geſetzmäßige weltliche Obrigkeit anerkannt und
geachtet und mit ihr zum Wohle der Völker zuſammengearbeitet
Darin liegt gerade das Große dieſer Schaffung von Statt= hat, ſo werde ich verantwortungsbewußt meine Amtsführung im=
ſalterſchaften
, daß die Statthalterſchaft nicht eine reine Form= mer ſo halten, daß die Einrichtungen und Segnungen der chriſt=
ache
iſt wie viele erſt dachten daß der Statthalter nicht lichen Kultur allezeit erhalten und gefördert werden.
iche mit einem Wort: daß der Statthalter nicht Hozialdemokrakie bleibt der Landkagsſihung fern.
Aus zuverläſſiger Quelle wird uns mitgeteilt, daß die Land=
uunkt
heraus verſtehen jetzt auch viele, die ſich über die Statt= tagsfraktion der SPD. an der heutigen Landtagsſitzung nicht teil=
halterfrage
den Kopf zerbrachen, warum die Wahl des Führers, nehmen wird. Aus derſelben Quelle verlautet, daß die nicht teil=
jerade
auf Jakob Sprenger fiel, denn dieſe Angehörige ſter= nehmenden SPD.=Abgeordneten als entſchuldigt gelten.
viderſpruchsloſe, eherne Treue gegenüber dem Führer 15 000 Amtswalter der Gaue Heſſen und Heſſen=Naſſau=Süd
in der Frankfurker Feſthalle.

R. Der deutſche Arbeitsmarkt zeigt in dieſem Jahre eine
keineswegs ungünſtige Entwicklung; denn die Kurve der Arbeits=
loſigkeit
iſt nicht nur aus ſaiſonmäßigen Gründen, ſondern auch
rein konjunkturell und damit ſtärker zurückgegangen als in den
Vorjahren. Der Auftrieb, den die Wirtſchaft in dieſem Jahre
erfahren hat, iſt eben größer, und dieſe Tatſache hängt in erſter
Linie mit der erheblichen Beſſerung der pſychologiſchen Vor=
ausſetzungen
für ein vernünftiges Wirtſchaften zuſammen, das
jetzt auf der Grundlage ſtabiler politiſcher Verhältniſſe und
unter der Schirmherrſchaft einer feſten nationalen Regierung vor
ſich gehen kann. Die Saiſonbelebung der Wirtſchaft iſt gegen=
wärtig
in vollem Gange, und in allen Wirtſchaftszweigen, in
denen die Arbeit im Winter ruhen oder eingeſchränkt werden
muß, hat die Beſchäftigung in den letzten Wochen kräftig zu=
genommen
. Die Arbeitsloſigkeit hat in dieſem Jahre den winter=
lichen
Höhepunkt bereits in der zweiten Februarhälfte, alſo
früher als in den letzten Jahren, überſchritten. Im Jahre 1932
hatte ſie erſt einen ganzen Monat ſpäter zu ſinken begonnen.
Wichtiger iſt noch, daß die Entlaſtung in dieſem Jahre ihrem
Umfange nach bedeutend größer war, indem die Zahl der
Arbeitsloſen bei den Arbeitsämtern von Mitte Februar bis
Mitte April, alſo innerhalb dreier Monate, um rund 518000
abgenommen hat; im vorigen Jahre war die Arbeitsloſigkeit
bis zum gleichen Zeitpunkt nur um 195 000 geſunken. Die Ent=
wicklung
des Arbeitsmarktes in dieſem Frühjahr iſt nur ſo zu
erklären, daß ſich zu den ſaiſonmäßigen Auftriebskräften eine
konjunkturelle Entlaſtung des Arbeitsmarktes geſellt hat. Mit
anderen Worten: Auch wenn man die Saiſonbelebung außer
Betracht läßt, geht die Arbeitsloſigkeit zurück. Dieſe Tendenz
konjunkturell ſinkender Arbeitsloſigkeit hat nach den Feſtſtel=
lungen
des Inſtituts für Konjunkturforſchung bereits im Auguſt
vorigen Jahres eingeſetzt, war aber im Winter unterbrochen
bzw. verlangſamt worden und ſcheint ſich nun wieder ſtärker
durchzuſetzen. Damit unterſcheidet ſich die augenblickliche Lage
grundſätzlich von der Situation in der gleichen Jahreszeit der
vorausgegangenen Jahre. Damals hat im Frühjahr den jahres=
zeitlichen
Entlaſtungsmomenten, die in jedem Jahre mit Beginn
des Frühjahrs in Erſcheinung zu treten bflegen, der Konjunktur=
rückgang
der Beſchäftigung entgegengewirkt. Heute aber gehen
Saiſonbewegung und Konjunktur in der gleichen Richtung. Be=
trachtet
man Arbeitsloſigkeit und Beſchäftigung im einzelnen,
d. h. in den einzelnen Berufen und Wirtſchaftszweigen, ſo kann
man feſtſtellen, daß ſich dieſer Vorgang in zweierlei Weiſe voll=
zieht
: Einmal iſt in allen Saiſongewerben, alſo in allen Wirt=
ſchaftszweigen
, in denen die Beſchäftigung im Winter einge=
ſchränkt
zu werden pflegt, die Belebung in dieſem Jahr erheblich
ſtärker, als es in den letzten Jahren durchſchnittlich der Fall
geweſen iſt. Darüber hinaus nimmt aber gleichzeitig auch noch
in den Zweigen, in denen die Saiſonbewegungen keine Rolle
ſpielen, die Beſchäftigung zu. Das geht beſonders deutlich aus
den Ergebniſſen der Induſtrieberichterſtattung des Inſtituts
für Konjunkturforſchung hervor, die auf den Meldungen aus
den Betrieben der einzelnen Branchen beruhen. Danach war die
Belebung in den Produktionsgüter=Induſtrien faſt doppelt ſo
ſtark wie in den Verbrauchsgüter=Induſtrien. In faſt allen
Zweigen der Produktionsgüter=Induſtrien waren beiſpielsweiſe
im März d. J. mehr Arbeiter als im Vorjahre beſchäftigt wo=
bei
ſich am kräftigſten die Bauwirtſchaft, für die ſelbſtverſtänd=
lich
die Jahreszeit die größte Rolle ſpielt, belebt hat. In den
Verbrauchsgüter=Induſtrien iſt dagegen, wenn man von den
Nahrungs= und Genußmittel=Induſtrien abſieht, die Beſchäf=
tigung
hinter dem Stand des Vorjahres, wenn auch nicht ſtark,
zurückgeblieben.
Die verhältnismäßig günſtige Entwicklung des Arbeits=
marktes
darf natürlich, nicht darüber hinwegtäuſchen, daß die
Arbeitsloſigkeit noch immer ſehr groß iſt. Man muß ſich nämlich
vergegenwärtigen, was eine Zahl von noch immer 5,33 Millionen
Arbeitsloſer bedeutet, die ungefähr den vierten Teil des Geſamt=
beſtandes
an Arbeitskräften ausmacht, über den die deutſche
Wirtſchaft verfügt. Zu dem handelt es ſich hier nur um die
Zahlen der Arbeitsloſen, die ſich bei den Arbeitsämtern melden
und infolgedeſſen bei ihnen regiſtriert ſind. Außer dieſen
Arbeitsloſen gibt es aber noch eine ganze Reihe von aus dem
regulären Produktionsprozeß im Verlauf des Konjunkturrück=
ganges
ausgeſchiedenen Arbeitskräften, die ſich nicht bei den
Arbeitsämtern als arbeitslos melden. Genaues über das ſoziale
Schickſal dieſer Arbeitskräfte weiß man nicht; es dürfte ſich
um ſolche handeln, die nur eine geringfügige und deshalb ver=
ſicherungsfreie
Beſchäftigung haben oder die als Hauſierer uſw.
notdürftig ihr Brot verdienen. Das Inſtitut für Konjunktur=
forſchung
ſchätzt dieſe ſtille Reſerve des Arbeitsmarktes auf rund
2 Millionen Köpfe. Gerade die Entwicklung von Beſchäftigung
und Arbeitsloſigkeit in den letzten Monaten hat das Vorhanden=
ſein
einer ſolchen ſtillen Arbeitsmarktreſerve aufs deutlichſte be=
ſtätigt
. Nach der Krankenkaſſen=Statiſtik, die jeweils für das
Ende des Monats die Zahl der beſchäftigten Arbeitnehmer feſt=
ſtellt
, betrug nämlich die Zahl der Beſchäftigten Ende Januar
1933 rund 11.49 Millionen, Ende März rund 12,19 Millionen,
d. h. die Beſchäftigung iſt im Februar und März zuſammen
um 0,70 Millionen Perſonen geſtiegen. Die Zahl der Arbeits=
loſen
, die bei den Arbeitsämtern gemeldet ſind, hat aber in der
gleichen Zeit nur um 0,41 Millionen abgenommen. Dieſer
Unterſchied iſt in der Hauptſache ſo zu erklären, daß ſich gleich=
zeitig
mit der Zunahme der Beſchäftigung bisher nicht gemeldete
Arbeitsloſe nun bei den Arbeitsämtern haben eintragen laſſen,
da ſie wieder hoffen, Arbeit zu bekommen. Es hat ſich alſo in
den letzten Wochen und Monaten unſichtbare Arbeitsloſigkeit
in ſichtbare verwandelt.
Die im Aufſchwung befindliche deutſche Wirtſchaft muß aber
nicht nur die Arbeitsloſen bei den Arbeitsämtern und die ſtille
Reſerve des Arbeitsmarktes aufnehmen, wenn von einem wirk=
lichen
Aufſchwung, den man am beſten an der Geſtaltung der
Arbeitsloſenkurve wird ableſen können, geſprochen werden ſoll,
ſondern darüber hinaus auch noch die neu hinzukommenden
jungen Altersklaſſen. Man erkennt hieran, wie ſchwierig alle
dieſe mit der Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit zuſammenhängen=
den
Fragen ſind, wie wenig eigentlich eine Zahl von 700000 neu
Beſchäftigten bei Durchführung des beabſichtiaten neuen Arbeits=
beſchaffungsprogrammes
im Werte von 1,5 Milliarden gegenüber

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Seite 2 Nr. 135

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 16. Mai 1933

dieſen rieſigen Zahlen der Arbeitsloſigkeit ausmacht und in
welch außerordentlichem Umfange es auf die natürliche Konjunk=
turentwicklung
für eine weſentliche Verringerung der Arbeits=
loſigkeit
ankommt. Daher auch der eindringliche Appell der
nationalen Regierung an jeden deutſchen Unternehmer, ob groß
oder klein, zu ſeinem Teil aus eigener Initiative dazu beizu=
tragen
, daß die Beſchäftigungsmöglichkeiten geſteigert werden,
nachdem jetzt die pſychologiſchen Vorausſetzungen für länger=
friſtige
Dispoſitionen und Inveſtitionen vorhanden ſind.
Das Problem, die jugendlichen Arbeitskräfte für den Pro=
duktionsprozeß
zu ſchulen und ſie ihm einzuordnen, iſt heute
und wird in den kommenden Jahren beſonders akut ſein. Ueber
den Zuwachs an jugendlichen Arbeitskräften haben bisher ge=
nauere
zahlenmäßige Angaben gefehlt, was wohl damit zu=
ſammenhängt
, daß in der vergangenen Zeit der Zugang an
Jugendlichen vorübergehend ziemlich ſtark zuſammengeſchmolzen
war. Wäre dies nicht der Fall geweſen, ſo wäre die Arbeits=
loſigkeit
unter den Jugendlichen noch viel größer geweſen. In
den letzten Jahren vor dem Krieg ſind in Deutſchland in jedem
Jahre zwiſchen 1,8 und 1,9 Millionen Menſchen geboren worden,
in der Kriegszeit trat dann ein ſehr erheblicher Rückgang bis zu
50 Prozent ein und erſt nach dem Kriege iſt die Zahl der Ge=
burten
wieder ſtark angeſtiegen, ſie erreichte im Jahre 1920
mit etwa 1,6 Millionen geborenen Kindern einen Höhepunkt.
Die Wunde, die der Weltkrieg dem Aufbau der deutſchen Be=
völkerung
geſchlagen hat, bringt es mit ſich, daß die Jahrgänge,
die heute im Alter zwiſchen 10 und 20 Jahren ſtehen, ſehr ver=
ſchieden
ſtark beſetzt ſind. Die Jahrgänge 1913 und 1914 ſind
zahlenmäßig ſtark, die folgenden Jahrgänge 1915 bis 1918 bzw.
1919 ſchwach, die folgenden Jahrgänge wieder recht ſtark. Für
den Arbeitsmarkt als ſolchen ſpielt nun das Angebot an jugend=
lichen
Arbeitskräften im Alter von 13 bis 15 Jahren eine große
Rolle, weil gerade in dieſem Alter erfahrungsgemäß ein großer
Teil der Jugendlichen zum erſten Male ins Erwerbsleben ein=
tritt
. Es iſt die Zeit nach dem Schulbeſuch, in der die Jugend=
lichen
normalerweiſe in die Lehre gehen, um ſich auf den künf=
tigen
Beruf vorzubereiten. Auf Grund der Berufszählung von
1925 errechnet das Inſtitut für Konjunkturforſchung für dieſe
für den Zugang zum Arbeitsmarkt wichtigſten Altersklaſſen fol=
gende
Zahlen: Im Jahre 1932 rund 1,96 Millionen, Anfang
1933 rund 2,21 Millionen. Dieſe Steigerung der Zahl der
Jugendlichen von 13 bis 15 Jahren hält noch weitere drei Jahre
bis Anfang 1936 an. Dann beginnt ein neuer, allerdings nur
geringer Rückgang, der die Folge des Geburtenſchwundes der
Inflation und Nachinflation iſt. Zuſammenfaſſend geht aus den
eingehenden Berechnungen des Inſtituts für Konjunkturforſchung
über die jugendlichen Arbeitskräfte der genannten Altersklaſſen,
die hier wiederzugeben nicht der Platz iſt, hervor, daß ihr An=
gebot
während der letzten Jahre ſtark zuſammengeſchmolzen war,
aber in den kommenden Jahren wieder ganz erheblich anwachſen
wird. Würde ſich alſo die Aufnahmefähigkeit und die Auf=
nahmebereitſchaft
der Wirtſchaft für dieſe Arbeitskräfte nicht er=
heblich
beſſern, ſo wäre mit einer ganz erheblichen Steigerung
der Arbeitsloſigkeit unter der Jugend zu rechnen. Das Problem
der Einordnung der jugendlichen Arbeitskräfte in den Produk=
tionsprozeß
erfordert ſomit die allergrößte Beachtung, handelt
es ſich doch bei ihm nicht nur um ſoziale, ſondern auch um
kulturelle und zukunftsweiſende Fragen der deutſchen Volks=
gemeinſchaft
.
E. B.

Uns wird geſchrieben: In dem Kampfe gegen das Syſtem
des November 1918 wurde anläßlich der langerſehnten Wieder=
einführung
der ruhmreichen Farben Schwarz=Weiß=Rot als
Reichsfarben in Wort und Schrift das alte Schwarz=Rot=Gold
der Burſchenſchaft in Unkenntnis der wahren Zuſammenhänge
oft herabſetzend und kränkend dem Schwarz=Rot=Gold der Wei=
marer
Republik gleichgeſetzt. Die Deutſche Burſchenſchaft, die
aus dem Geiſte der Befreiungskriege und deren Farben
Schwarz=Rot=Gold aus den Lützower Farben entſtanden, hat
ſtets in vorderſter Kampflinie für völkiſche Freiheit und deut=
ſches
Volkstum geſtanden. Sie hat ſich in den Nachkriegsjahren
wiederholt unzweideutig und in aller Form öffentlich dagegen
gewehrt, wenn die Weimarer Republik das burſchenſchaftliche
Schwarz=Rot=Gold zur Begründung der Einführung der Farben
Schwarz=Rot=Gold als Reichsfahne herangezogen hat.
Die Deutſche Burſchenſchaft begrüßt dankbar die Wiederein=
führung
der ſchwarz=weiß=roten Reichsfarben, weil damit dem
burſchenſchaftlichen Schwarz=Rot=Gold ein ihm von weſens= und
willensfremder Seite auferlegter Makel genommen wird. Die
Deutſche Burſchenſchaft handelt im Geiſt ihrer völkiſchen Ueber=
lieferung
und Geſinnung, wenn ſie der wiedereingeführten
ſchwarz=weiß=roten Reichsfahne und dem neuen Siegeszeichen,
dem Hakenkreuzbanner, die gleiche Treue hält, wie dem ſchwarz=
rotgoldenen
Bande ihres großdeutſchen Bundes.

Vom Tage.

Vertreter der ſaarländiſchen Parteien ſind zu einer Beſprechung
über die beſondere Lage des Saargebietes zuſammengekommen. An
der Beſprechung nahmen die Nationalſozialiſten, die Deutſchnatio=
nalen
, das Zentrum und die ſarrländiſche Volkspartei teil, alſo
alle Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten.
Die von Reichtsbankpräſident Dr. Schacht angekündigte Zu=
ſammenkunft
der Bankiers in Berlin findet vorausſichtlich am
25. Mai ſtatt.
Im ehemaligen Lehrerſeminar in Spandau erfolgte am Mon=
tag
die feierliche Eröfnung der Reichsführerſchule für den Arbeits=
dienſt
. Reichsarbeitsminiſter Seldte und Staatsſekretär Hierl
wieſen dabei auf die Notwendigkeit einer gründlichen Ausbildung
der Führer für den Arbeitsdienſt hin.
Am 1. Januar 1934 wird die Einziehung der erſten Arbeits=
dienſtpflichtigen
erfolgen Es wird der Jahrgang 1915 aufgerufen
werden, alſo diejenigen jungen Männer, die im Jahre 1934 das
19. Lebensjahr vollenden Zunächſt ſoll die Hälfte dieſes Jahrganges
zur Arbeitsdienſtpflicht herangezogen werden Die näheren Aus=
führungsbeſtimmungen
ſind in Vorbereitung
Der Eingang der Spenden für die Stiftung für Opfer der
Arbeit nimmt von Tag zu Tag zu. Er hat einen derart erfreu=
lichen
Umfang angenommen, daß der Betrag bereits die Summe
von 500 000 RM. überſchritten hat.
Auf der großen Bauerntagung des Thüringer Landbundes in
Meiningen wurde in einem Telegramm die Erſetzung des Reichs=
miniſters
Hugenberg durch den Landbundführer Darré gefordert.
Die nationalſozialiſtiſchen Führer Danzigs haben in einer
Unterredung mit dem Völkerbundskommiſſar erklärt, daß ſie auch
im Falle der Uebernahme der Regierung in Danzig alles tun
würden, um die beſtehenden Verträge und die Verfaſſung loyal
einzuhalten.
In einem Telegramm nach Wien hat der Aeroklub von Deutſch=
land
ſeine und auch die anderen deutſchen Meldungen zum Oeſter=
reichiſchen
Alpenflug zurückgezogen. Die Gründe liegen in der
politiſchen Lage, die durch den deutſchen Miniſterbeſuch in Wien
und die damit in Verbindung ſtehenden Nachrichten aus der öſter=
reichiſchen
Hauptſtadt geſchaffen iſt.
Der nationalen Front, die kürzlich durch die Kampfgemein=
ſchaft
zwiſchen der NSDAP. und dem ſteieriſchen Heimatſchutz ge=
ſchloſſen
wurde, hat ſich nun auch die Großdeutſche Volkspartei an=
gegliedert
.
Der Völkerbundsrat behandelte in einer außerordentlichen
Sitzung den Kriegsfall zwiſchen Bolivien und Paraguay. Es be=
ſteht
mit Rückſicht auf die engliſchen Intereſſen keine Neigung, das
Kriegsverfahren des Völkerbundes gegen Paraguay einzuleiten.

Nach den bisherigen Dispoſitionen ſcheint der Kanzler nicht
die Abſicht zu haben, vor der Sitzung des Reichstages die Frak=
tionsführer
bei ſich zu ſehen. Er wird das vielmehr dem Reichs=
tagspräſidenten
Göring überlaſſen, der wohl die techniſchen Be=
ſprechungen
im Aelteſtenrat am Mittwoch vormittag erledigen
wird. In der ausländiſchen Preſſe ſind Zweifel laut geworden, ob
die ſozialdemokratiſche Fraktion an der Sitzung des Reichstages
teilnehmen würde. Zweifel ſind nur geäußert worden, um daran
die Schlußfolgerung knüpfen zu können, daß dann die ſozialdemo=
kratiſchen
Mandate annulliert würden. Soweit wir wiſſen, haben
die Sozialdemokraten an ein Fernbleiben von der Sitzung nicht
gedacht, ſchon weil die neue Geſchäftsordnung einen Anweſenheits=
zwang
vorſieht. Inzwiſchen hat auch der Abg. Löbe für die ſozial=
demokratiſche
Fraktion an den Präſidenten geſchrieben und ihn
um die Freigabe der Fraktionsräume und um die Freigabe der
verhafteten ſozialdemokratiſchen Abgeordneten gebeten. Damit
ſind zunächſt allen Gerüchten von einer Abſtinenzpolitik der Sozial=
demokraten
der Boden entzogen.

Der bayeriſche Innenminiſter gegen die Parkeien.

Der bayeriſche Innenminiſter Adolf Wagener, der heute von
einer längeren Beſichtigungsreiſe nach München zurückkehrt, hielt
am Vormittag in Regensburg vor den Vertretern der Behörden
eine Rede, in der er erklärte, er habe auf ſeiner Reiſe die Ueber=
zeugung
gewonnen, daß das Volk keine Parteien, weder KPD.,
noch SPD., noch Bayeriſche Volkspartei mehr wolle. Das Volk
fühle ſich von den Parteien betrogen. Es gebe nur noch eine
deutſche Volksbewegung. Aus ſeinen Eindrücken habe er die not=
wendigen
Entſchlüſſe gezogen für die Zukunft. Er erkläre hiermit
als verantwortlicher Miniſter für die bayeriſche innere Staats=
verwaltung
und für die bayeriſche Polizeigewalt, daß er in Zu=
kunft
keine Parteien mehr dulden werde. Was von den Führern
dieſer Parteien ohne Volk noch übrig geblieben ſei, müſſe die
Schlußfolgerungen zu ziehen. Entweder beugen ſie ſich vor dem,
was die Nation will, oder ſie ſollen abtreten. Wir machen die
Tore weit auf für alle, die zuſammenſtehen wollen. Aber wer
glaubt, nicht abtreten zu können von der Stelle, die für ihn nicht
mehr zu halten iſt, der iſt ein Narr oder ein Verbrecher. Zur
Frage der Dienſtverträge von Gemeindebeamten ſagte der Mi=
niſter
, lebenslängliche Dienſtverträge ſeien unſittlich und wür=
den
aufgehoben werden.

Aochmats die Borsfarſorge.

Von dem Beauftragten und Bevollmächtigten der Volksfür=
ſorge
A.=G., Herrn Habedank, wird uns geſchrieben:

Unter der Firma Volksfürſorge, Gewerkſchaftlich= Ge=
noſſenſchaftliche
Verſicherungsaktiengeſellſchaft, wird eine Aktien=
geſellſchaft
errichtet, welche ihren Sitz in Hamburg hat. Die Ge=
ſellſchaft
iſt gemeinnützig und dient weſentlich der Förderung der
minderbemittelten Volksklaſſen. Das Geſchäftsgebiet der Geſell=
ſchaft
iſt das Deutſche Reich und die freie Stadt Danzig.
So lautet der erſte Paragraph im Geſellſchaftsvertrag der
Volksfürſorge. Gemeinnützig und Dienſt an den minderbemittel=
ten
Volksgenoſſen. Es ſoll unſere Aufgabe ſein, dieſen urſprüng=
lichen
Sinn reſtlos wieder herzuſtellen. Die Beauftragten der
NSBO. werden ihre ganze Kraft aufwenden und es wird ihre
heiligſte Aufgabe ſein, aus der Volksfürſorge eine Einrichtung
zu machen, auf die wir im nationalen ſowie im ſozialen Sinne
ſpäter einmal mit Stolz zurückblicken können.
Niemals darf die Volksfürſorge eine Einrichtung oder Mittel
zum Zwecke ſein, um für ihre Direktoren hohe Gehälter und
Tantiemen herauszuwirtſchaften, denn verſichern heißt, ſoziale
Pflichten zu erfüllen. Die Volksfürſorge hat an ihren Mitglie=
dern
den bei ihr verſicherten Arbeitern eine große Miſſion zu er.
füllen. Sie kann und muß einmal das Sprungbrett ſein, um das
Niveau des Arbeiters zu heben. Soziale Einrichtungen, wie die
Volksfürſorge, dürfen niemals für die Zwecke irgend welcher
politiſcher Richtungen mißbraucht werden, ſie dürfen nicht ten=
denzmäßig
für die eine oder andere politiſche Partei aufgezogen
werden, ſondern ſie haben nur den einen Zweck, der ſozialen Be=
lange
des Volkes zu dienen.
Aus dieſer Erkenntnis heraus iſt jetzt die Volksfürſorge A. G.
in den neuen Staat eingegliedert, um ſie damit zu ihren ur=
ſprünglichen
Aufgaben zurückzuführen.
Kein Verſicherter braucht über dieſe Umſtellung beunruhigt
zu ſein. Das Unternehmen iſt in feſter, ſicherer und zielbewuß
ter Hand und wird verwaltet nach alten bewährten und ſolider
Grundſätzen. Die einzelnen Reſorts ſind mit abſoluten Fach
leuten beſetzt, die in ihrer Vergangenheit in größten Unterneh=
mungen
ihre Tätigkeit bewieſen haben. Es wird ſparſam und
zweckmäßig gewirtſchaftet und die Verwaltungskoſten auf das
Mindeſtmaß beſchränkt.
Durch die Preſſe ging eine Zeitungsmeldung über Millionen.
verluſte der Volksfürſorge. Dieſe Angaben ſind irrig, denn durck
die Gleichſchaltung aller Gewerkſchaften und ihrer ſozialen Un=
ternehmungen
ſind für die Anlagen derſelben ganz andere Vor=
ausſetzungen
entſtanden, denn die im Abſterben begriffenen
marxiſtiſchen Einrichtungen ſind wieder neu belebt worden. Schor
eine vorläufige Prüfung der Dinge ergab, daß aller Wahrſchein
lichkeit nach verſchiedene Betriebe nicht nur in ihrem alten Wer=
wieder
hergeſtellt werden können, ſondern darüber hinaus noch
einen erheblichen Auftrieb nehmen werden.
Wir möchten vor der Verbreitung irriger und unſinniger
Gerüchte dringend warnen, denn damit wird den Intereſſen de=
Verſicherten ſicherlich nicht gedient.
Alle Verſicherten haben die Pflicht, nun auch von ihrer Seit=
aus
ſich für die Volksfürſorge einzuſetzen, denn es ſind ja ihre
Intereſſen, die hier vertreten werden ſollen. In erſter Lini
müſſen die Beiträge rechtzeitig und regelmäßig abgeführt wer
den, denn bezahlt der Verſicherte dieſelben nicht, oder iſt ſäumig
dann iſt es der Geſchäftsleitung unmöglich gemacht, die Verſicher
ten vor Schaden zu bewahren, und darüber hinaus ka.n die Ent
wicklung der Volksfürſorge empfindlich gehindert werden. Di
Aufbauarbeit darf aber auf keinen Fall geſtört werden, ſonder:
jeder einzelne, iſt verpflichtet, dieſelbe mit allen Kräften zu
fördern.
Ich hoffe, daß alle Verſicherten mit mir dahin einiggehen
aus der Volksfürſorge ein Inſtrument zu machen, das nicht nu=
den
von ihr erwarteten Zweck erfüllt, ſondern ſich darüber hinaus
zum Segen der ganzen deutſchen Arbeiterſchaft auswirkt.

Deutſcher Prokeft in Wien.

* Berlin, 15. Mai. (Priv.=Tel.)
Die deutſchen Miniſter Kerrl und Fraak ſind bei ihrem Be
ſuch in Wien am Samstag von der öſterreichiſchen Regierung i1
einer allen diplomatiſchen Formen widerſprechenden Art empfan
gen worden. Der Bundeskanzler Dollfuß hatte den Wiene
Polizeivizepräſidenten auf den Flugplatz geſchickt, der dem Mini
ſter Frank im Namen der Bundesregierung mitteilte, daß ſein
Beſuch in Wien nicht ſehr erwünſcht ſei, daß aber trotzdem alle=
geſchehen
werde, um ſeine Sicherheit zu gewährleiſten.
Herr Frank hat bereits in Wien angekündigt, daß die deutſch
Regierung ſich einen derartigen Verkehrston nicht gefallen laſſer
würde. Der deutſche Geſandte in Wien iſt denn auch am Monta=
von
der Reichsregierung beauftragt worden, ſchärfſten Proteſt ein
zulegen, wie es in der offiziellen Mitteilung heißt: Wegen der
Vorfälle, die ſich am Samstag auf dem Wiener Flugplatz ereig
geten.

Die politiſche Umwälzung hat auch eine von Grund auf
veränderte geiſtige Situation geſchaffen, die Revolution in
Deutſchland hat alle Lebensgebiete ergriffen. Es wäre aber eine
Täuſchung zu glauben, daß ſich ein geiſtiger Umbau und gar
ein kultureller Neu=Aufbau mit der gleichen Geſchwindigkeit voll=
ziehen
könne, wie die Schlag auf Schlag vor ſich gehenden Aktio=
nen
im Bereich des ſtaatlichen und geſellſchaftlichen Lebens. Das
berühmt gewordene Wort Gleichſchaltung iſt ein Begriff aus
der Technik und läßt ſich nicht einfach ins Geiſtige übertragen.
Das große Reinemachen iſt im weſentlichen erledigt und man
hat um ſo weniger Anlaß, die dabei unterläufenen Mißgriffe
zu kritiſieren, als der preußiſche Kultusminiſter Dr. Ruſt ſelbſt
darum gebeten hat, dieſe Dinge als nunmehr abgeſchloſſen zu
betrachten. Was jetzt zu beginnen hat, iſt der geiſtige Aufbau
und es wird Jahre dauern, bis das Bild des neuen deutſchen
Menſchen ſeine klare Prägung erhalten hat. Daß ſich dabei der
Wille zum Neuen mit dem Wiſſen um überlieferte Werte, die
Leidenſchaft zur Zukunft mit der Beſinnung auf die Größe
unſerer Vergangenheit vereinigen muß, iſt die Ueberzeugung der
geiſtig wahrhaft Führenden. Zur Zeit ſind die Züge, die das
geiſtige Geſicht des kommenden Deutſchen beſtimmen werden,
noch unausgeprägt und widerſpruchsvoll. All dieſe Widerſprüche
wollen ausgetragen werden, denn die kulturelle Neugeburt wird
nicht durch Uniformierung und Aufhebung der Gegenſätze, ſon=
dern
durch ihre Ueberwindung in einer umfaſſenden Einheit
geſchaffen werden. Das deutſche Schrifttum wird die Haupt=
arbeitsſtätte
und zugleich der Spiegel geiſtiger Neugeſtaltung
ſein. Stärker als in den letzten Jahren wird hier über das
kulturelle Leben der Nation entſchieden werden und die Oeffent=
lichkeit
hat die Pflicht, in ſtärkerem Maße als bisher daran teil=
zunehmen
und mitzuarbeiten. Um daran zu unſerem Teile mit=
zuhelfen
, werden wir unſere Aufgabe der literariſchen Vermitt=
lung
weiter als ſeither auch auf die Zeitſchriften ausdehnen
und geben von jetzt an von Zeit zu Zeit in knappen Auszügen
aus führenden Zeitſchriften ſolche Sätze wieder, in denen ſich
uns Weſentliches der Zeit und ihrer Strebungen zu kennzeich=
nen
oder auszudrücken ſcheint.
In der Sonne der von Geh. Rat Gerſtenhauer, Prof
Krieck und Dr. Werner Kulz herausgegebenen Monatsſchrift für
Nordiſche Weltanfchauung und Lebensgeſtaltung findet ſich ein
Aufſatz von Dr. Ludwig Ferdinand Claus, dem bedeutenden
Wegbereiter der Raſſenkunde. Darin heißt es:
Im nordiſchen Sinne als Vorbild leben, heißt nicht, auf
Beifall rechnen und für die Tribüne da ſein (das wäre mittel=
ländiſches
Vorbild=Leben); nordiſches Vorbild lebt im Grunde

einſam vor ſich ſelbſt. Wenn einer der Genoſſen der Gemein=
ſchaft
oder ihrer viele, immer neue Geſchlechter den einſam
vor ſich ſelber Lebenden zu ihrem Vorbild wählen, ſo wählen
ſie in unbedingter Freiheit; keines Menſchen Machtſpruch hält
ſie dazu an. Vorbilder haben da zu ſein und vorzuleben, weiter
nichts.
Je nordiſcher ein Menſch iſt oder ein Geſchlecht, eine Ju=
gend
, je eher ſich wird Nordiſches daraus erziehen laſſen, deſto
minder läßt ſich ſolche Jugend zur Gefolgſchaft eines beſtimmten
Vorbildes zwingen oder überreden. Nordiſche Jugend wählt,
aber in reiner Freiheit, und das ſoll ſie auch. Man kann nicht
ſelbſtändiges Gewiſſen wecken und zugleich es knebeln wollen.
Eine Jugend, die ſich Vorbilder aufreden und auf neue Dogmen
verpflichten ließe, würde beweiſen, daß ſie nicht nordiſch iſt.
In der Deutſchen Rundſchau, die im Geiſte von Möller van
den Brucks. Dritten Reich ſeit langem um die deutſche Er=
neuerung
gekämpft hat, findet ſich im Aprilheft ein ausgezeich=
neter
Leitartikel von Erich Müller Konſervativer Anſpruch
Wir entnehmen daraus folgende wichtige Sätze:
Das deutſche Volk iſt keine lateiniſche Nation. Was der
Fascismus vollzog, indem er ſich allein und ausſchließlich als
Staat konſtituierte, iſt in Deutſchland nicht nachzuahmen. Die
Anerkennung der heroiſchen Leiſtungen des geſamten nationalen
Deutſchland in der Nachkriegszeit ſowohl in aktiven Kämpfen
wie an Bemühungen um eine politiſche Sinngebung unſeres
Schickſals und mühſamer geiſtiger Kärrnerarbeit, ſollte fasciſti=
ſche
Vorſtellungen wie einen Spuk verfliegen laſſen. Indem wir
damit romaniſche Staatsauffaſſungen als dem deutſchen Charak=
ter
abträglich erklären, begeben wir uns keineswegs in eine
Bundesgenoſſenſchaft mit dem Liberalismus, der weſensmäßig
Feind jeder Diktatur und alles Autoritären iſt.
Dabei mögen ſich auch die Verantwortlichen bewußt ſein,
daß Demokratie, Parlamentarismus und wie die Ausdrucksfor=
men
des Liberalismus ſonſt heißen, nur Projektionen ſind, und
zwar auf die politiſche Ebene. In den übrigen Bezirken unſe=
res
Lebens, in Kultur und Wirtſchaft, erfahren wir die gleichen
Abzeichnungen ein und desſelben Geiſtes, des Geiſtes, der in den
Begriffen Maſſe, Klaſſe und Partei, Mechaniſierung und Kollek=
tivierung
lebt. Bevor nicht an ſeine Stelle eine Haltung ge=
treten
iſt, die gegen ihn die arteigenen Werte unſeres Volkes,
Perſönlichkeit und Gliederung, auf ihrem Nährboden der Ge=
meinſchaft
ſetzt, können wir nicht von einer Vollendung der deut=
ſchen
Revolution ſprechen.
Das Maiheft der Neuen Literatur deren Herausgeber
Will Veſper ſoeben in die Dichterakademie berufen worden iſt,
beſchäftigt ſich eingehend mit den praktiſchen Fragen des kul=
turellen
Aufbaues. In dieſem Zuſammenhang leſen wir:
Es kommt auf den guten Willen allein hier nicht an, ſon=
dern
vor allem auch auf Können und ein Wiſſen, das man nicht
von heute auf morgen gewinnen kann, ſondern das nur im
jahrelangen und jahrzehntelangem Kampf erworben wird! Daran
muß man auch ſehr offen und deutlich bei den Gleichſtellungen

an anderen Orten, im Rundfunk und in den Theatern, beſonder=
in
den Staatstheatern, erinnern. Aus Schauſpielern dritter
und vierten Ranges werden z. B. beim beſten nationalen Willen
von heute auf morgen nur in ſolchen Fällen, die man für ein
Wunder halten muß, aus eigener Kraft gute Generalintendan
ten, Dramaturgen und Schauſpieldirektoren!
Aber wir ſind guten Muts und haben das feſte Vertrauen
daß die Führer unſerer großen Bewegung, die wahrhaftig im
Augenblick die Laſt eines Atlas auf den Rücken nehmen, ſchor
bald ſolchen Nutznießern heimleuchten werden. Eine Bewegung
wie dieſe gewaltige Umrührung des deutſchen Volkes, bring
nach dem Wort Muſſolinis, der es auch erfahren hat, ja nich
nur den Rahm, ſondern auch den Abſchaum nach oben. Freilich
Poſten und Pöſtchen ſind in ſolchen Zeiten ſchnell beſetzt, aber
gehalten werden ſie künftig nicht mehr durch Beziehungen
Fahnenſchwingen und ſogenannte gute Geſinnung eine Selbſt
verſtändlichkeit für alle! ſondern allein durch Leiſtung. Daſ
dieſe auch von manchem Außenſeiter, der jetzt zu Einfluß und
Wirkung kommt, zu erwarten iſt, iſt unſere feſte Ueberzeugung
vielmehr erwarten wir gerade von ſolchen Außenſeitern die
wirklich durchgreifende Erneuerung.
Die Literariſche Welt, die es ſich unter der neuen Heraus=
geberſchaft
von Eberhard Meckel zur Aufgabe gemacht hat
allem, was wahrhaft deutſches Schrifttum iſt, in Ehrfurcht und
Freude zu dienen, veröffentlichte in ihrer erſten neuen Nummel
vom 21. April eine Reihe Geleitſprüche von Dichtern, die zu
gleich programmatiſch für die künftige Haltung ſein ſollen
Wir greifen einige beſonders ſchöne heraus:
Conrad Wandrey: Geleitſpruch zum Ziel einer Zeitſchrift.
die der gegenwärtigen deutſchen Literatur dienen will: Natide
naler Gehalt muß wieder eine ſelbſtverſtändliche Vorausſetzung de!
Dichtung werden, nachdem er, in der zurückliegenden Notzel,
eines ſich mißverſtehenden guten Europäertums beſtenfalls nu
eben geduldet wurde. Zum Maßſtab: nationale Geſinnung 9ar
niemals ein Freipaß für künſtleriſches Unvermögen werden.
Gerhard Bohlmann: Die neue Literariſche Welt forderk.
und fördere die Leiſtung. Nichts iſt ſchändlicher als die Zuch=
tung
der Mittelmäßigkeit und eines unſeligen Klüngelweſens
nun auf der Rechten, das wir auf der Linken immer verdamm.
haben.
Edgar J. Jung (der Verfaſſer von Herrſchaft des Minder=
wertigen
): Jede echte Revolution iſt Weltrevolution. Der An=
ſpruch
, die gewaltige Gegenbewegung gegen das Jahr 1789 5, iſt nur gerechtfertigt, wenn die Ziele der deutſchen Revd=
lution
ſind: Herrſchaft der Vornehmheit, Wahrhaftigkeit N
Lebens, eine neue Gerechtigkeit in Deutſchland und Europa.

Der neue Generalmuſikdirektor des Mannheimer National
theaters. Der Oldenburgiſche Landesmuſikdirektor Philipp Wuſt
iſt nach ſeinem mit höchſtem Beifall aufgenommenen Galle

dirigieren am vergangenen Sonntag als Generalmuſikdire!*
des Mannheimer Nationaltheaters beſtellt worden.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 16. Mai 1933

Nervenprobe.
Ktiegs= und Hankkionsgeſchrei in Paris.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 15. Mai.
Die öffentliche Meinung Frankreichs wiederhallt vor erregten
Kommentaren in der Abrüſtungsfrage. Die Hetzpropaganda gegen
Deutſchland dauert nach wie vor. Die wahre Lage in Genf wird
dabei einfach übergangen. Für den franzöſiſchen Zeitungsleſer iſt
es vollkommen unmöglich, über die Streitfragen in Genf ein Bild
zu erhalten, das nur annähernd die ſachlichen Probleme darſtellt.
Die Preſſe ſpielt gewiſſenlos mit dem Wort Sanktionen, ohne
dabei ganz zu verſchweigen, daß jede juriſtiſche Handhabe dazu
fehlt Anſcheinend möchte man dabei vor allem auf die Nerven in
Deutſchland wirken. Wer von Sanktionen ſpricht, der denkt
an Präventivkrieg. Und das gibt einigen zu denken.
Selbſt Zeitungen, die ſtets den Gipfel an Verhetzungsarbeit lei=
ſteten
, werden vor gewiſſen engliſchen Ermunterungen nachdenklich.
Sie halten der engliſchen Preſſe, die am ſchärfſten gegen Deutſch=
land
losfährt, ihre frühere Stellungnahme vor. Es iſt nicht die
Objektivität, die dieſe franzöſiſche Taktik bedingt, ſondern die
Vorſicht. Man möchte England den Vorrang laſſen; auch weiß
man nicht, wie lange die deutſchfeindliche Stim=
mung
in London ſich halten wird; die Furcht vor
der Verantwortung ſpielt dabei auch ihre Rolle.
In politiſchen Kreiſen beurteilt man die Lage ein wenig
ruhiger. Man erwartet mit großer Spannung die
Rede des Reichskanzlers Adolf Hitler, über die
große Bedeutung der Einberufung des Reichstags iſt man ſich
einig, ohne beſtimmte Prognoſen aufſtellen zu können.
Die Genfer Abrüſtungskonferenz hat die Gefährlichkeit ihrer
Methoden voll enthüllt. Sie hat in der Vergangenheit nur Kon=
flikte
geſtiftet, zum Teil ſolche, die bei den üblichen diplomatiſchen
Verhandlungen gar nicht möglich geweſen wären. Was jetzt in
Genf geſchah, iſt nur die logiſche Fortſetzung des bisher Geleiſteten.
Bei jeder Verhandlungsweiſe wäre der offene Gegenſatz zwiſchen
den abgerüſteten Staaten und denen, die von ihrer militäriſchen
Hegemonie keinen Deut laſſen wollen, unvermeidlich. Der Dema=
gogie
und der Verhetzung wäre aber nicht ſo ſehr Vorſchub ge=
leiſtet
worden. Das erklärt ſo manche franzöſiſche Sympathien
ſüir Genf.
Die Hetze um die Abrüſtungsfrage ſoll hier die öffentliche
Neinung darüber hinwegtäuſchen, daß in der Vorbereitung der
londoner Weltwirtſchaftskonferenz noch nichts erreicht worden iſt
ind ohne die aktive Mitarbeit Deutſchlands auch nichts zu er=
eichen
ſein wird. Im Gegenſatz zu der Abrüſtungskonferenz
vünſcht man aber der Weltwirtſchaftskonferenz aufrichtig Erfolg,
und das erklärt, daß man nicht reſtlos guter Laune iſt ..
Iu Erwarkung der Kanzler=Rede.
* Berlin, 15. Mai. (Priv.=Tel.)
Der Reichskanzler iſt am Montag nachmittag aus München
jieder nach Berlin zurückgekehrt und hat ſofort die Beſprechungen
ur Vorbereitung ſeiner Rede aufgenommen. Er wird ſich auch
en Vortrag des Führers der deutſchen Delegation in Genf, Na=
olny
, anhören, wozu auch der Außenminiſter zugezogen wird
nd vermutlich wird dann am Mittwoch noch einmal das Ka=
inett
zuſammentreten.
Inzwiſchen hat ſich die Spannung man kann ſchon
igen: in der ganzen Welt weſentlich verſtärkt.
eberall beſteht das Gefühl, daß von dieſer Rede die
eitere Entwicklung und der Ausgang der Gen=
er
Abrüſtungskonferenz beeinflußt werden.
as kommt am ſtärkſten darin zum Ausdruck, daß der Hauptaus=
zuß
der Konferenz auf den Donnerstag vertagt worden iſt, und
var mit dem ausdrücklichen Hinweis darauf, daß die einzelnen
bordnungen erſt die Rede des Kanzlers hören wollten. Eine
was ſeltſame Begründung, da ſachlich ja ſchon der deutſche
tandpunkt ja längſt feſtſteht und auch den anderen Ländern be=
nnt
iſt. In der Beziehung wird der Kanzler den Fran=
oſen
und Engländern vermutlich nicht viel
eues zu ſagen haben. Für ſie iſt alſo die Vertagung
ur ein Vorwand, um inzwiſchen ihre Agitation umzuſchalten
id die Gegenwirkung gegen die Kanzlerrede vorbereiten zu kön=
i
. Wer optimiſtiſch iſt, kann ſogar aus der Preſſe der nächſt=
ſteiligten
Länder eine gewiſſe Unſicherheit herausleſen.
Wir fürchten aber, daß dieſe Unſicherheit nur der Methode
It, wie die Gegenſeite nach dem Mittwoch den Kampf gegen
eutſchland fortſetzen will. Daß er fortgeſetzt wird, und zwar
it den ſchärfſten Mitteln, daß alle Anſtrengungen darauf ge=
chtet
werden, den moraliſchen Eindruck der deutſchen Kund=
bung
möglichſt raſch zu entwerten, darüber kann kein Zweifel
gentlich nicht beſtehen, und es iſt gewiß kein Zufall, wenn jetzt
im erſtenmal die Möglichkeit angedeutet wird, daß die von
eutſchland angeblich begangenen Verfehlungen gegen die Ent=
affnung
durch eine Inveſtignation geprüft werden müſſe. Eine
irkungsvolle Ergänzung zu dem Geraune in der franzöſiſchen

Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus.

Montag, den 15. Mai 1933.

Oicheſterkonzerk im Brahms-Zyklus.
Unter der Leitung von Karl Maria Zwißler ſpielte das
indestheater=Orcheſter bei betrüblich leerem Haus eine Auswahl
1s den wertvollſten Orcheſterwerken des Meiſters. Zwißler iſt
enſo wie Max Reger, mit dem er als Dirigent für mich man=
erlei
Gemeinſames hat, beſonders in ſeiner Art auf Brahms
ngeſtellt, er ſieht in der Inſtrumentation des Meiſters nichts
Egatives, alſo nicht etwa das Fehlen des Klangſinnes für große
nheitliche Orcheſterfarbe, ſondern den Willen, die Stimmfüh=
ing
gerade durch entgegengeſetzte Klangfarben um ſo mehr zu
lterſtreichen und hervorzuheben. Ferner weiß er in der Tempo=
ihme
die Breite der Linie einzuhalten, die Freude am gelegent=
cen
Verweilen, die für Brahms beſonders charakteriſtiſch iſt. Er
Naltete zuerſt die Tragiſche Ouvertüre op. 81, das Gegenſtück zu
r humorvollen Akademiſchen. Sie erklang ernſt, wurde großzugig
tſoniſch geſtaltet, wirkte aber, wie bei faſt allen Dirigenten, die
wiedergeben, nicht eigentlich tragiſch. Dieſen Inhalt brachte nur
Eitz Steinbach und Max Fiedler heraus, die das Allabreve des
aüptthemas etwas drängender nahmen, dadurch dieſem Abſchnitt
I ungeheures Drängen verliehen, das zweite Thema wie eine
ſt nebenſächliche, aber ſehr ſchöne Epiſode auffaßten und dann
it unheimlicher rhythmiſcher Schärfe genau doppelt ſo langſam
S das erſte Tempo den marſchartigen Zwiſchenſatz dagegen=
ellten
.
Darauf ſang. Inger Karen drei Lieder, deren Klavier=
Bleitung von Max Reger inſtrumentiert wurde, als er in ſeiner
Tgenſchaft als Dirigent der Meininger Hofkapelle ſo oft Werke
eA Brahms darbot und ſich in den Stil dieſes Meiſters ſo hinein=
lüylt
hatte, daß er ihn ſelbſt in eigenen Spätwerken zuweilen
ſ kopierte, So verſchiedener Anſchauung man über die Frage
In kann, ob es richtig iſt, intime Lieder mit Klavierbegleitung
Orcheſtrieren, ſo ſehr muß man feſtſtellen, daß Reger hier über=
42 feinfühlig vorgegangen iſt, nichts Stilfremdes anklingen läßt
a9 der Stimme einen prachtvollen Hintergrund gibt. Zwißler
Aie die Begleitungen wunderbar fein durch, tönte hervorragend
2 nur ſchien er uns bei Immer leiſer wird mein Schlummer
4*2 Allabreve zu überſehen, das Brahms hier vorſchreibt. Unſere
Sbezeichnete Altiſtin ſang ſtimmlich ganz herrlich, im Vortrag
Den ſie uns, wohl veranlaßt durch die Orcheſterbegleitung, ſehr
2 4 kresco=Stil breit anzulegen, ohne in ſubjektive Details ſich
Jöulaſſen, was an ſich dem Lied, der ſubjektivſten unter den

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Preſſe, die bereits das Geſpenſt eines Präventivkriegs an die
Wand malt. Alſo ein Beweis, welche umfaſſenden Vorbereitun=
gen
für den Schlußkampf getroffen werden, ein Beweis auch,
daß dieſer Schlußkampf ſehr hart ſein wird.
Unkerredung Norman Davis mit Paul=Boncour.
Paris, 15. Mai.
Der amerikaniſche Chefdelegierte Norman Davis hatte heute
eine einſtündige Unterredung mit Außenminiſter Paul=Boncour
über die Abrüſtungsfrage und die auf der Londoner Welt=
wirtſchaftskonferenz
zur Behandlung ſtehenden Pro=
bleme
. Nach Schluß ſeiner Unterredung gab Norman Davis den
Journaliſten einige Erklärungen ab, in denen er betonte, daß er
ſich mit Paul=Boncour über dieſe beiden Probleme unterhalten
habe. Natürlich ſei die Lage noch ziemlich verworren.
Von den Schulden habe er nicht geſprochen; dazu habe
er kein Recht. Dagegen habe er ſich lange über das Abrüſtungs=
problem
mit dem früheren franzöſiſchen Außenminiſter unterhal=
ten
. Man warte gegenwärtig die Ereigniſſe ab. Norman Davis
meinte damit ganz offenbar die Rede des Reichskanzlers Hitlers
am kommenden Mittwoch und erklärte weiter, daß er wahr=
ſcheinlich
den Miniſterpräſidenten Daladier vor ſeiner Abreiſe nach
Genf am Mittwoch ſehen werde.
Die hieſige Preſſe trägt dazu bei, die europäiſche Atmoſphäre
noch mehr zuzuſpitzen. Alle Blätter erklären, daß von der
Reichskanzlerrede am kommenden Mittwoch der

Nr. 135 Seite 3

Friede in der ganzen Welt abhängen werde.
Paris Soir und Paris Midi laſſen ſich von ihren Londoner
und Waſhingtoner Berichterſtattern ähnliche Eindrücke aus den
beiden angelſächſiſchen Ländern melden. Der Paris Soir gibt
ferner der Anſicht Ausdruck, daß es für Frankreich beſſer wäre,
wenn Hitler auf den Tiſch ſchlage, denn dann ſehe man klarer, als
wenn er zu finaſſieren beginne. Aus allen dieſen Aeußerungen
der franzöſiſchen Preſſe gewinnt man den Eindruck, daß Frank=
reich
einen Bruch der Genfer Abrüſtungskonfe=
renz
wünſcht, um auf dieſem Weg der Abrüſtung
aus dem Weg zu gehen und Deutſchland mit der
Verantwortung für das Scheiternder Konferenz
zubelaſten.
der Vormarſch der Japaner.
Der japaniſche Vormarſch entlang der von Jehol nach
Peking führenden Mandarinenſtraße hat weitere Fortſchritte ge=
macht
. Nach den letzten Meldungen hat die japaniſche Vorhut
Fengjun erreicht und eingenommen. Die chineſiſchen Streitkräfte,
die überall dem Vormarſch einen verzweifelten Widerſtand ent=
gegenſetzten
, ziehen ſich in guter Ordnung zurück, und die an der
Front bei Jenlo befindlichen ausländiſchen Korreſpondenten
ſtimmen darin überein, daß die Diſziplin der chineſiſchen Trup=
pen
ausgezeichnet iſt, trotz der ſchweren Verluſte der letzten
Tage, die 3000 Mann überſchreiten. Das Gelände zwiſchen
Jenlo und Tungſchau, dem angeblichen vorläufigen Ziel der
Japaner, wird fieberhaft in Verteidigungszuſtand geſetzt.

Transfermoratorium in Sicht.
Anhalkende Schrumpfung der Deviſenbeftände der Reichsbank infolge der Polikik der Gläubigerſtaaken.
Die Erfüllung der deukſchen Zahlungsbedingungen dadurch unmöglich gemachk. Gläubigerkonferenz in
Berlin zur Regelung der langfriſtigen Kredite.

* Schachts Einladung.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Reichsbankpräſident Dr. Schacht hat kurz vor ſeiner Abreiſe
von New York an Deutſchlands Gläubiger die Einladung zu
einer großen Berliner Gläubigerkonferenz ergehen laſſen. Dieſe
Einladung hat im Ausland einigermaßen verblüffend gewirkt.
Zu Unrecht, denn daß etwas Aehnliches bevorſtand, ließ ſich auch
ohne große finanzpolitiſche Kenntniſſe aus der Deviſenlage
Deutſchlands ſchon ſeit einigen Monaten herausleſen.
Was die Reichsbank noch an Gold und Deviſenbeſtänden
hat, iſt wenig mehr als eine halbe Milliarde iſt alſo das
Minimum deſſen, was wir brauchen, um unſere Währung über=
haupt
aufrechterhalten zu können. Unſer Exportüberſchuß iſt ſo
gering geworden, daß er nicht im entfernteſten mehr ausreicht,
um unſere ausländiſchen Verpflichtungen, die doch mindeſtens
auf eine Milliarde geſchätzt werden müſſen, zu erfüllen.
Wir haben in der letzten Zeit noch den Vorteil gehabt, daß
der hohe Ueberſchuß früherer Monate jetzt erſt in Form von
Deviſen eingegangen iſt. Zweifellos iſt auch ein gut Teil deut=
ſcher
Kapitalflucht zurückgekehrt. Im Januar und Februar aber
war der Ausfuhrüberſchuß auf etwa 25 Millionen zurück=
gegangen
. Die Reichsbank wird alſo nur noch in der Lage ſein,
ſehr geringe Beträge an Deviſen abzugeben. Es iſt daher eine
Selbſtverſtändlichkeit, daß ſie ſich jetzt ebenſo, wie das ſchon vor
zwei Jahren bei der kurzfriſtigen Verſchuldung geſchah, als
Treühänder zwiſchen, den deutſchen Schuldnern und den
ausländiſchen Gläubigern auch für die langfriſtigen
Kredite einſchaltet. Denn bei der Deviſenzwangswirtſchaft
kann der Gläubiger ſeine ausländiſchen Geldwerte nur bei der
Reichsbank bekommen. Erhält er ſie nicht, iſt er auch nicht in der
Lage, ſeine ausländiſchen Gläubiger zu bezahlen. Es entſteht
dann die merkwürdige Lage, daß der deutſche Schuldner zah=
lungswillig
und zahlungsbereit iſt, aber nur in Reichsmark, daß
er dieſe Reichsmark nicht transferieren und ſeine Gläubiger
infolgedeſſen nicht befriedigen kann.
Was alſo Dr. Schacht anſtrebt, iſt ein Transfermoratorium,
wobei die Frage wohl noch nicht entſicheden iſt, ob es ſich um
ein volles Moratorium handelt oder ob einzelne Verpflichtun=
gen
, die der Dawes= und der Younganleihe ausgenommen oder
ob etwa jedem Gläubiger die Transferierung eines beſtimmten
Teils ſeines jeweiligen Zinsguthabens zugeſichert wird. Es
ſcheint, als ob die Reichsbank nicht die Abſicht hat, der Berliner
Konferenz beſtimmte Vorſchläge zu machen, daß ſie das viel=
mehr
den Gläubigern überlaſſen will, die ſich in den einzelnen
Ländern in einen Schutzverband zuſammentun und ihre Ver=
treter
nach Berlin entſenden müſſen. Die Reichsbank will ſich
zunächſt damit begnügen, dieſen Delegationen ein ganz unge=
ſchminktes
Bild unſerer Lage zu entwerfen, ihnen zu zeigen,

muſikaliſchen Formgattungen, fremd iſt. Die Sapphiſche Ode war
klanglich wundervoll, im Vortrag mehr prieſterinnenhaft als per=
ſönlich
, Immer leiſer litt unſeres Erachtens darunter, daß durch
das langſame Tempo ſich der melodiſche Bogen in der Singſtimme
nicht recht ſchloß. Auf dem Kirchhof wurde ergreifend geſungen,
es iſt neben den Ernſten Geſängen mit das Genialſte, was der
alternde Brahms ſchuf, eine wunderbar klare Wiedergabe deſſen,
was ſein Innerſtes bewegte, geradezu ein Selbſtporträt. Die ſchon
auf dem Klavier wundervolle Miſchung von ganz hohem und ganz
tiefem Klang beim Schlußakkord hat Reger genial im Orcheſter=
klang
nachgeſchaffen.
Es folgten die Haydn=Variationen Op. 562, eines der lie=
benswürdigſten
Werke, das Brahms geſchrieben hat, eine Kom=
poſition
von klaſſiſcher Vollkommenheit und Ausfeilung, ihr Höhe=
punkt
die wunderbare liebliche 7. Variation mit den vielen un=
glaublich
fein klanglich auseinandergehaltenen ſelbſtändigen
Stimmen, das Stück, bei dem Max Reger beim Dirigieren
wirklich verklärt war. Zwißler ſchöpfte das ganze Werk als ganz
reifer und erfahrener Künſtler aus, und wenn es vorkam, daß
einmal eine Kleinigkeit etwas rhythmiſch verwiſcht wurde, ſoliegt
es daran, daß dieſes Meiſterwerk ſo ſelten bei uns geſpielt wird,
ſo daß es manchem der ausführenden Künſtler wohl faſt unbe=
kannt
war. Denn die Aufgaben für die Orcheſtermitglieder ſind
überaus dankbar, aber ebenſo verantwortlich, kein Inſtrument,
das nicht mehrfach Wichtiges und Entſcheidendes zu ſagen hätte.
Zuletzt erklang die zweite Sinfonie in D=Dur, Op. 73, die
ſeit Kriegsende, wenn wir nicht irren, in Darmſtadt am häufig=
ſten
unter allen Sinfonien des Meiſters geſpielt wurde. Hier
machte Zwißler durch die vorbildliche Ruhe, mit der er den erſten
Satz geſtaltete, dieſen zu einer Idylle, in der die heftigen und
leidenſchaftlichen Stellen nicht wie Kampf oder Zorn, ſondern
wie Energie, feſtes Wollen und Erhabenheit klangen. Hervor=
ragend
gelang das Adagio, es wurde mit geradezu kammer=
muſikaliſcher
Feinheit wiedergegeben, ausgezeichnet phraſiert und
mit perſönlichſter Wärme nachempfunden. Das graziöſe Allegretto
mit ſeinen rhythmiſchen und klanglichen Pikanterien in den
Zwiſchenſätzen war ein Kabinettſtückchen ſeiner Geſtaltungskunſt,
und dann erſtand der Schlußſatz in einem großen Guß, hier eine
Steigerung gegenüber dem erſten, als Brahms jetzt erſt ſeine
volle Leidenſchaftlichkeit entfaltet. Ungewohnt war uns, daß
Zwißler das zweite Thema ohne jede merkliche Verlangſamung
ſpielen ließ, ja in der Repriſe im Tempo gegenüber dem erſten
Thema ſogar noch ſteigerte, während ſonſt die Tradition des
largamente, das Brahms bei dieſer breiten, dithyrambiſchen
Melodie einzeichnet, als eine kleine Verlangſamung aufgefaßt
wird. Zwißler wollte augenſcheinlich dem Satz eine beſonders
charaktervolle Einheitlichkeit geben, was ihm auch völlig gelang,

was von unſerer Seite bisher geſchehen iſt, ihnen zu ſagen
daß wir auch weiterhin bereit ſind, zu zahlen, daß aber die
politiſchen Vertretungen der Gläubigerſtaa=
ten
uns durch ihre Politik die Erfüllung
unſerer Zahlungsverpflichtungen unmöglich
machen. Sache der Gläubiger wird es dann ſein, der Reichs=
bank
als Treuhänderin Vergleichsvorſchläge zu machen, über
die verhandelt werden muß, wobei dann ja auch noch das
Problem der Entwertung verſchiedener Wäh=
rungen
eine Rolle ſpielt. Denn der deutſche Schuldner würde
ja der Reichsbank gegenüber ſeinen Verpflichtungen nachkom=
men
, wenn er am Verfallstag zunächſt ſoviel Reichsmark zur
Verfügung ſtellt, als zum Erwerb einer entſprechenden Anzahll
Dollars oder Pfunden erforderlich ſind. Wenn die fremde
Valuta ſteigt, kann er für dieſe Differenz nicht einſtehen, eben=
ſowenig
, wie er auch den Ueberſchuß nicht herausverlangen kann,
ſondern hier vielleicht eine Art ehrlichen Ausgleichs geſchaffen
werden könnte. Dagegen will Herr Dr. Schacht auf der Ber=
liner
Konferenz das Thema einer allgemeinen Zinsſenkung
nicht anſchneiden. Er ſcheint das bielmehr den privaten Ver=
handlungen
zwiſchen den deutſchen Schuldnern und den aus=
ländiſchen
Gläubigern von Fall zu Fall überlaſſen zu wollen.
Er will die Verhandlungen nicht unnötig komplizieren, denm
allzu viel Zeit ſteht nicht zur Verfügung. Die Reichsbank legt
Wert darauf, bis zum Beginn der Weltwirtſchaftskonferenz
ſchon zu einem Abſchluß zu kommen, weil ſie von derartigen
Verſtändigungen eine Erleichterung der Verhandlungen in Lon=
don
erwartet. Bei denkbar größter Beſchleunigung ſtehen älſo
für die Berliner Beſprechungen nicht viel mehr als drei Wochen
zur Verfügung und das iſt in Anbetracht der ungbſehbaren
Schwierigkeiten nicht allzuviel.
Ein bedeukſamer Funkſpruch Schachts.
Reichsbankpräſident Dr. Schacht, der am Samstag mit dem
Lloyddampfer Europa von New York abgereiſt iſt hat an den
in New York zurückgebliebenen Reichsbankdirektor Nordhoff fol=
genden
bedeutſamen Funkſpruch berichtet:
Kein Vorſchlag bezüglich Herabſetzung der privaten Aus=
landsſchulden
oder Einſtellung der Zahlungen oder Verminde=
rung
der Zinſen wird durch die Reichsbank gemacht werden.
Wir beabſichtigen, die Kreditoren in jeder Hinſicht zu ſchützen.
Kein Moratorium für Markzahlungen der Schuldner wird ge=
fordert
werden. Einziges Problem iſt, wie dieſe Mark in aus=
ländiſche
Währung umgewandelt werden ſollen, da an Deviſen
Mangel herrſcht wegen des dauernden Schrumpfens des Außen=
handels
. Ferner wird kein Vorſchlag bezüglich einer Unter=
ſcheidung
zwiſchen Kreditorengruppen von unſerer Seite kom=
men
. Wir wünſchen nur, die Situation mit allen Gruppen zu
beſprechen und Ratſchläge zu erhalten.
und wollte nach dem piu tranguillo, das am Ende der Durchfüh=
rung
das letzte Verweilen und Ruhen darſtellt, in ungehemmtem
Drängen bis zum Schluß ſteigern. Seine Auffaſſung hatte etwas
Ueberzeugendes, und wir haben jedesmal, wenn dieſer Künſtler
nach genauer perſönlicher Auseinanderſetzung mit ſolcher Auf=
gabe
ein Werk darſtellt, das Empfinden, daß hier eine Dirigen=
tenperſönlichkeit
von außergewöhnlicher Bedeutung ſich entwickelt.
Das Publikum nahm lebhafteſten Anteil an dem herrlichen Kon=
zert
und ſpendete der Sängerin, dem Dirigenten und dem hin=
FM.
gebend ſpielenden Orcheſter begeiſterten Beifall.

Die Baumeiſterverordnung nebſt den in Heſſen gültigen Aus=
führungsbeſtimmungen
. Amtliche Handausgabe. Darmſtadt
1933. Staatsverlag. Preis 80 Pfg. und 5 Pfg. Porto.
§ 133 der Reichsgewerbeordnung handelt vom Meiſtertitel.
Die Regelung der Führung des Titels Baumeiſter war im Jahre
1897 dem Bundesrat überlaſſen worden. Der Bundesrat hatte
ſich dieſer Aufgabe entſchlagen. Einzelne Länder regelten die
Materie von ſich aus, Heſſen nicht. Das verurſachte Unzuträg=
lichkeiten
, die den Intereſſenten bekannt ſind. Hier hat nun die
Reichsverordnung vom 1. April 1931 willkommene Abhilfe ge=
bracht
und klare Verhältniſſe geſchaffen. Wer ſich über die ſeit
1. Oktober 1931 in Kraft befindlichen Vorſchriften, ſachgemäß
unterrichten will, wird die kleine Handausgabe nicht wohl ent=
behren
können.
Juſtizrat Lindt=Darmſtadt.
Das Heſſiſche Ausführungsgeſetz zur Reichsverordnung über die
Fürſorgepflicht vom 17. Juni 1926. Nebſt den wichtigſten
reichs= und landesgeſetzlichen Vorſchriften über die öffentliche
Fürſorge. Nach dem Stande vom 15. März 1933. Amtliche
Handausgabe. Darmſtadt 1933. Staatsverlag.
Wer ſich ſeither mit Fragen des Fürſorgerechts befaſſen
mußte und das waren ja leider recht viele , mußte es als
äußerſt peinlich empfinden, zeitraubende Nachſchlagungen vorzu=
nehmen
. Das iſt ihm jetzt erſpart, da in der vorliegenden, zum Preis
von 2,50 RM., zuzüglich 15 Pfg. Porto, erhältlichen Ausgabe das
Wiſſenswerte überſichtlich zuſammengeſtellt iſt. In dieſem Sinne
begrüßen wir das Erſcheinen der handlichen Broſchüre.
Juſtizrat Lindt=Darmſtadt.
P. v. Hahn, Die Augen des unbekannten Soldaten. Gbd. Gzl.
Roman=Trilogie Wende der Zeit.
Ein deutſcher hiſtoriologiſcher Roman! Paul Rohrbach
ſagt: Das Buch gibt in ganz meiſterlicher Weiſe ein Stück
Pſychologie der ruſſiſchen Revolution. P v. Hahn iſt dazu berufen,
den ruſſiſchen und den deutſchen Typ pſychologiſch abwägend ge=
geneinander
zu ſtellen. Ueber die Erfindung der Fabel brauche ich
keine Komplimente zu machen es ſei denn, man betrachtet das
Wort ſpannend ſchon als Kompliment. Ich ſtelle aber über die
Spannung, die ſich ja von ſelbſt verſteht, den ſo ausgezeichnet
gegebenen pſychologiſchen Au pau des Buches.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 135

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 16. Maf 1933

Todes=Unzeige.
Am Sonntag mittag 2 Uhr
wurde unſer lieber Großvater

Adam Groh

im ſaſt vollendeten 81. Lebens=
jahr
durch ſanften Tod erlöſt.
In tiefer Trauer
und im Namen der Hinterbliebenen:
Adolf Dingeldein u. Frau
Landwehrſtraße 39,
Darmſtadt, 15. Mai 1933. (6309
Die Beerdigung findet Mittwoch,
mittag 3 Uhr, ſtatt, Waldfriedhof.

Geheimer

Medisinalrat Br. Happel
verreist!
Vertreter die Herren:
Dr. Draudt
Heinrichstraße 17
Dr. Hausmann Jrenenstraße 12
Dr. Nahm
Heidelbergerstr. 83
Sanitätsrat Dr. Sior. Hochstraße 60
Dr. Stern 1I Ludwigsplatz 6 (*id

Todes= 4 Anzeige.
Heute nacht entſchlief unſereMutter
Dorothea Krieger

vorbereitet mit den heil. Sterbe=
ſakramenten
im Alter von?0Jahren

Die trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich, Willy, Karl Krieger.

Darmſtadt, den 15. Mai 1933.
Schwanenſtraße 2.
(6308

Winke fur
Magenteldende

Die meiſten Magenleiden haben ihren
Grund in der übermäßigen Säurebil=
dung
: Sodbrennen, Magenkrampf,
Magendruck, Verdauungsbeſchwerden,
Neigung zum Erbrechen treten nach
den Mahlzeiten ein. Bei ſolchen Leiden
hat ſich ſeit Jahrzehnten Welter’s
Mixtur=Magneſia=Magenpulver beſt.
bewährt. Aerztlich verordnet. Schachtel
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Die Beerdigung findet Mittwoch,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Wald=
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Heute nacht entſchlief ſanft nach
längerem Leiden unſere liebe
Mutter und Großmutter

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im Alter von 82 Jahren.

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Die Beerdigung findet Mittwoch
mittag um 2 Uhr auf demBeſſunger
Friedhof ſtatt.

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Darmſtadt, den 15. Mai 1933.

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Die Beerdigung findet Mittwoch, nachmittags 3½ Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt.

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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe liebevoller Teilnahme,
die uns beim Heimgang unſres lieben, unver=
geßlichen
Entſchlafenen
Herrn Friedrich Ewald II.
Werkmeiſter
entgegengebracht wurden, ſprechen wir hiermit
unſeren herzlichſten Dank aus.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Chriſtiane Ewald, geb. Storck
Georg Minckier und Frau.
Roßdorf, den 14 Mai. 1933.
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Dienstag, 16. Mai 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 135 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 16. Mai 1933
Zum 50jährigen Beſtehen des Inſtrumenkalvereins
Darmſtadk.
Von Ludwig Wilk.
Es war im April 1883, als ſich einige muſikliebende Darm=
ſtädter
Männer auf Anregung und unter Führung des dama=
ligen
Konzertmeiſters V. Petr zur Gründung eines Liebhaber=
Orcheſters zuſammenfanden. Kleinſte Anfänge, beſcheidene Lei=
ſtungen
aber eine Begeiſterung für ihre ſchöne Kunſt ließ alle
Mitglieder die Schwierigkeiten überwinden und forderte immer
größere, immer beſſere Leiſtungen von ihnen. So fand das erſte
Konzert des jungen Vereins noch ganz unter Ausſchluß der
Oeffentlichkeit ſtatt, wie ein entzückender. Bericht in der Vereins=
chronik
zu erzählen weiß. Zwei Mitbegründer weilen heute noch
in unſerer Mitte. Herr Rechnungsrat Wilhelm Jungmann und
Herr Rentner Wilhelm Schulz, die dem Verein die Treue be=
wahrten
.
Mancherlei Wandlung, ein Auf und ein Nieder, geleitete
den Verein zu ſeinem heutigen Feſttage und zu ſeiner heutigen
Bedeutung. Denn nichts Diletkantiſches, nicht Halbwiſſen, kein
leichtfertiges Herunterſpielen unſerer muſikaliſchen Güter ſon=
dern
ehrliches und gewiſſenhaftes Ringen in unermüdlicher
Probearbeit um wirklich gute Leiſtungen, und die Auferweckung
namentlich unbekannter älterer Muſikwerke, die von den großen
führenden Orcheſtern nicht oder nur wenig aufgeführt werden
konnten, war vornehmlich Aufgabe des Inſtrumental=Vereins.
Wenn in den letzten Jahren auch bekanntere Werke unſerer gro=
ßen
Meiſter in die Vortragsfolge aufgenommen werden mußten
allerdings ſtets im Rahmen des leiſtungsmäßig Bedingten
dann in erſter Linie aus dem Grunde, weil der Verein es als
ſeine Pflicht anſah, nach dem Kriege und nachdem allgemein be=
ſonders
der ſportlichen Betätigung eine übergroße Bedeutung
beigemeſſen wurde, die Jugend wieder mit dem koſtbarſten Kul=
turgut
vertraut zu machen. Die Dirigenten des Vereins ſahen
gerade in der Erziehungsarbeit ihre vornehmſte Aufgabe und
mit beſonderer Freude kann heute der Chroniſt berichten, daß
ſtets zu ſeiner Zeit der rechte Mann den Taktſtock führte; Män=
ner
wie Petr. Hallwachs, Senff Falkenſtein Schmitt ſind aufs
engſte mit der Entwicklung des Orcheſters verbunden. Heute ſteht
an der Spitze desſelben der Darmſtädter Hans Simon, allen
als vortrefflicher Orcheſterleiter, aber auch durch ſein Muſikſchaf=
fen
weit über die Grenzen unſeres engeren Vaterlandes hinaus
bekannt. Bedeutende Soliſten gaben den Konzerten des Ver=
eins
, die ſeit etwa zehn Jahren als Städt. Akademie=Konzerte
veranſtaltet werden, beſonderes Gepräge, und Anerkennungen
der Preſſe nicht minder als der Beifall der Konzertbeſucher
waren dem Verein und ſeinem Orcheſter immer Anſporn zu wei=
terer
Arbeit.
Nichts konnte der ganzen Entwicklung beſſer Ausdruck geben,
als Beethovens 5. Symphonie, die Schickſals=Symphonie.
die bei dem Jubiläumskonzert am 18. Mai 1933 zur Aufführung
gelangt. Sichtbarlich wird dieſer Gedanke durch die fakſimilierte
Wiedergabe der erſten Partiturſeite in dem auch ſonſt vorzüg=
lich
ausgeſtatteten Programmheft, das allen Beſuchern und
Freunden eine zeitgemäße kleine Erinnerungsgabe ſein ſoll, die
von dem beſcheidenen Anfange des Orcheſters bis zu den heu=
tigen
Leiſtungen und von der Krönung durch Werke eines Lud=
wig
van Beethoven erzählt.
Wegweiſer und Ziel zugleich, aber nicht das Ende, ſo deuten
wir den Aufbau der diesmaligen Vortragsfolge, denn der be=
deutenden
kulturellen Aufgabe iſt ſich der Verein bewußt, näm=

Siecher de aie Serſodnis und die Feſe Shnache Zich
ſorgfältige Einführung geweckt werden ſoll.
Möge das Feſtkonzert, für deſſen Gelingen ſich alle Betei=
ligten
mit Begeiſterung einſetzen, Beweis dafür ſein, daß die
Muſik nicht nur Sache eines beſonderen Standes ſein darf, ſon=
dern
wie unſer Volkskanzler Adolf Hitler die Worte prägte:
Wir wollen unſer Volk wieder beglücken mit
einer wirklich deutſchen Kunſt, Architektur und
Muſik, die unſexe Seele wiedergeben, ſoll.
Berufsjubiläum. Am 15. Mai 1933 konnte der Inhaber der
Buchdruckerei K. E. Häcker, Darmſtadt, Kahlertſtraße 43, auf eine
50jährige Berufstätigkeit zurückblicken. Herr Häcker trat am
15. Mai 1883 als 14=Jähriger in das Buchdruckerhandwerk als
Lehrling ein und hat durch Fleiß und gutes Können ſich empor=
gearbeitet
und konnte ſich ein eigenes Geſchäft gründen. So iſt ſeit
dem 15. Februar 1910 die Buchdruckerei K. E. Häcker. Darmſtadt,
Kahlertſtraße 43, in ſeinem Beſitz.
Heſſiſches Landestheater.

E Dienstag,
16 Mai 2022½ Uhr. Dſt. Volksbühne B 11, Gr. 13
Der Widerſpenſtigen Zähmung. Pr. 0.504.50 Mirce
17. Mai 19½22½4 Uhr. B 22
Preiſe 0.705.50 Mk.
Rigoletto. Donnerstag.
18. Mai 2022 Uhr. Darmſt. Volksbühne G 16, Gr. 14
Wenn der junge Wein blüht. Pr. 0.504.50 Kleines Haus Meee
16. Mai Anf. 20, Ende nach 22½ Uhr. Zuſ.=Miete 111
Pr 0.804.50
König für einen Tag. Mite
17. Mai 2022 Uhr. Zum letzten Male:
Der 18. Oktober
Preiſe 0 603.50 Mk. Donnerstag. Anf. 20, Ende n. 22½ Uhr. Zuſ.=Miete III 12
Pr. 0.804.50
18. Mai König für einen Tag.

Landestheater. Der Widerſpenſtigen Zähmung.
Im Großen Haus findet heute abend eine weitere Wiederholung
von Shakeſpeares Luſtſpiel Der Widerſpenſtigen Zähmung ſtatt.
Inſzenierung Arthur Maria Rabenalt und Wilhelm Rein=
king
. Miete Darmſt. Volksbühne F (11. Vorſtellung), Gruppe
14. Im Kleinen Haus gelangt die von Hans Strohbach
neuinſzenierte komiſche Oper König für einen Tag zur
Aufführung. Die muſikaliſche Leitung hat Dr. Hans Schmidt=
Iſſerſtedt. In den Hauptrollen die Damen Harre und
v. Georgi, die Herren Dr. Allmeroth, Drath, Herr=
mann
, Kuhn. Zuſatzmiete 111. Morgen Mittwoch wird
zum letzten Male, das nationale Schauſpiel von Walter
Erich Schäfer Der 18 Oktober gegeben. Opernpre=
miere
im Großen Haus. Die beliebte komiſche Oper Die
luſtigen Weiber von Windſor wird am Sonntag, den
21. Mai, in der Neuinſzenierung von Hans Strohbach (mit
Bühnenbildern von Hans Strohbach) zum erſten Male gege=
ben
. Die muſikaliſche Leitung hat Karl Maria Zwißler.
Miete D. 22.

1. Stadtratsſitzung nach der Gleichſchaltung.
Einführung und Berpflichkung der neuen Stadkraksmikglieder. Wahl der Raks= und Verwallungsausſchüſſe
und Regelung der Berkrekung der Stadk in anderen Körperſchaften, insbeſondere im Aufſichtsrak der Heag
und im Verwalkungsrak der Sparkaſſe.

Der neue Geiſt im Skadkrak.
* Geſtern war im Rathausſaale die erſte Sitzung des neuen
Stadtrates unter der kommiſſariſch ernannten Stadtverwaltung.
Die denkwürdige Sitzung fand in dem ſchlicht=feſtlich mit friſchem
Grün, mit der ſchwarz=weiß=roten und Hakenkreuzfahne geſchmück=
ten
Saale ſtatt. Außer den Sozialdemokraten, die in einem
Schreiben ihre Aemter niedergelegt haben, waren die Stadträte
vollzählig erſchienen, und zwar nach der Gleichſchaltung 20 Natio=
nalſozialiſten
, 2 Stadträte der Kampffront ſchwarz=weiß=rot, zu=
ſammen
2 Stadträte der DVP.. und der Chriſtlich=Sozialen und
2 des Zentrums. Auf der Tribüne hatten ſich zahlreiche Zuſchauer
eingefunden.
Staatskommiſſar Dr. Barth eröffnete die Sitzung mit einer
Anſprache, in der er die innenpolitiſche Lage und ihre grundlegende
Aenderung zeichnete. Wir haben eine Revolution erlebt, ſo führte
er u. a. aus, die getragen iſt von der jugendlichen Kraft des Na=
tionalſozialismus
. Die Revolution ſteht noch lange nicht vor ihrem
Abſchluß, ſie iſt erſt dann abgeſchloſſen, wenn die Grundidee des
Nationalſozialismus, die bedingungsloſe Hingabe des einzelnen
an ſein Volk Gemeingut aller Deutſchblütigen geworden iſt. Dieſes
Ziel muß erreicht werden um der Zukunft unſeres Volkes willen.
Nur ein vollkommener Sieg der nationalſozialiſtiſchen Idee wird
die Zukunft des deutſchen Volkes ſichern und dem deutſchen Volke
die außenpolitiſche Freiheit garantieren können.
Von den Wänden grüßen die ruhmreichen ſchwarz=weiß=roten
Fahnen und die jugendlichen Hakenkreuzfahnen als Symbol des
Sieges. Die ſchwarz=weißroten Fahnen wären ohne die jugend=
liche
Kraft des Nationalſozialismus nie wieder zur Geltung ge=
kommen
, nachdem ſie am 9. November 1918 niedergeholt wurden.
Der Umſchwung nach der nationalen Erhebung konnte auch an in=
nerpolitiſchen
Dingen Darmſtadts nicht vorübergehen. Der Herr
Miniſter des Innern hat im Einvernehmen mit dem Reichsſtatt=
halter
Sprenger die Staatskommiſſare Dr. Barth, Haug und Kopp
mit der Führung der Stadt beauftragt. Wir ſind uns der ſchweren
Aufgabe bewußt und verſprechen reſtloſen Einſatz zum Beſten der
Stadt Darmſtadt und des ganzen Deutſchen Reiches. Vor allem
wird das Augenmerk darauf gerichtet werden, daß die ſchwierige
finanzielle Lage gebeſſert wird.
Die Umgeſtaltung wurde durch eine Bewegung vollzogen, die
von der weitaus größten Mehrheit des deutſchen Volkes getragen
iſt. Der Stadtrat ſoll in Zukunft wieder ein Rat der Stadt ſein,
er hat aufgehört ein Parlament zu ſein. Bevor ich dem Geſetz ent=
prechend
zur Einführung und Verpflichtung der neuen Mitglieder
ſchreite, erfülle ich eine Ehrenpflicht, der fünf Männer dankend zu
gedenken, die den Gedanken des Nationalſozialismus im alten
Stadtrat vertraten und zwar der Stadträte Abt, Zürtz, Dr. Stroh,
A. Schneider und Wittkopf.
Staatskommiſſar Dr. Barth nahm dann die
Verpflichkung der neuen Skadkräfe
vor die dem Geſetz entſprechend durch Handſchlag erfolgte. An=
ſchließend
verlas er ein Schreiben der SPD.=Stadtratsmitglieder,
in dem dieſe ihre Aemter zur Verfügung ſtellten.
Stadtrat Abt gab nach der Verpflichtung eine Erklärung
ab, in der er ſeiner Freude angeſichts der für die Nationalſozia=
liſten
ſo bedeutungsvollen Stunde Ausdruck gab. Es dränge ihn,
des Tages zu gedenken, an dem die Nationalſozialiſten fünf Mann
hoch in den Stadtrat einzogen. Sie ſeien nicht vertraut geweſen
mit den Fineſſen des Parlamentarismus, ſeien aber zielklar und
ſicher den Weg gegangen, um der nationalen Idee zum Siege zu
verhelfen. Fünf Mann ſtanden einer Front gegenüber, die ſich
charakteriſierte durch bürgerliche Unfähigkeit und marriſtiſche Zer=
ſtörungstheorie
. Wie oft habe man die fünf Nationalſozialiſten be=
ſchimpft
und verleumdet. Das Blatt hat ſich gewendet, und jede
Schuld räche ſich auf Erden, das zeige ſich beſonders auch bei der
DVP., die die Nationalſozialiſten bekämpfte und ſich noch kurz
vor dem Umſchwung vor den Juden Hartung ſtellte. Der parla=
mentariſche
Kuhhandel ſei beendet. Heute haben die Nationalſozia=
liſten
die Mehrheit, und ſie werden von ihrem Geſichtspunkt aus
zum Wohle der Stadt arbeiten. Es ſei bezeichnend, daß die Sozial=
demokraten
nicht den Mut haben, zur Sitzung zu kommen, wenn
Djäten bezahlt würden, wären ſie ſicher nicht zurückgetreten. Die
Nationalſozialiſten marſchieren ſtolz in eine neue Zeit und werden
nicht dulden, daß lange Reden gehalten oder die Arbeit der Na=
tionalſozialiſten
ſabotiert werde. Die Verwaltung wurde im Ge=
genteil
autoriſiert, das zu tun, was ſie für gut und richtig hält.
Er brachte auf die Verwaltung der Stadt Darmſtadt und ihre Ein=
wohner
ein dreifaches Sieg=Heil aus.
Zum Schriftführer wurde Amtsdirektor Bohländer, zu deſſen
Stellvertreter Stadtoberinſpektor Meyer beſtimmt. Anſchließend
wurde
die Zuſammenſetzung der Ausſchüſſe
bekanntgegeben, wie ſie in einer interfraktionellen Sitzung des
Stadtrates am 9. Mai feſtgelegt wurde. Die Zuſtimmung des
Stadtrates erfolgt debattelos die Sitze die der Sozialdemokratie
zugeteilt waren, bleiben vorläufig unbeſetzt.
Staatskommiſſar Dr. Barth erläuterte zunächſt kurz die
Grundſätze, die den nachfolgenden Vorſchlägen der Verwaltung

wegen Neubildung der Rats= und Verwaltungs=Ausſchüſſe zu=
grunde
liegen. Die Zahl dieſer Ausſchüſſe ſei ſeither viel zu
groß geweſen, ebenſo die Zahl ihrer Mitglieder. Die Verwal=
tung
wolle zunächſt verſuchen, mit drei eigentlichen Ratsausſchüſ=
ſen
auszukommen. Wenn ſich die Notwendigkeit ergeben ſollte,
könne ſpäter immer noch eine Vermehrung eintreten. Die Zu=
ſammenſetzung
der Ausſchüſſe dachte ſich die Verwaltung nach
der Stärke der einzelnen Gruppen im Stadtrat ſo: je 4 Mit=
glieder
der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei, je
2 Mitglieder der Sozialdemokratiſchen Partei und abwechſelnd
je 1 Mitglied der drei kleineren Gruppen, ſo daß die Ausſchüſſe
aus ſieben Mitgliedern beſtehen würden, wozu bei den Verwal=
tungsausſchüſſen
noch das den Vorſitz führende ſtimmberechtigte
Mitglied der Verwaltung kommen würde. Er gab dann die An=
träge
der Verwaltung bekannt: Der Stadtrat bildet zur Vor=
bereitung
ſeiner Beſchlüſſe folgende
Ratsausſchüſſe:
1. einen Finanzausſchuß für alle Angelegenheiten
finanzieller, Art, einſchl. Perſonalien und Verkehrsſachen 2.
einen Bauausſchuß für alle nach der allgemeinen Bau=
ordnung
vom Stadtrat zu behandelnden Angelegenheiten und
andere Bauſachen, 3. einen Ausſchuß für Volksbil=
dung
und Volksertüchtigung zur Behandlung aller
den Rat angehenden Fragen der Bildungsſtätten, Schulen, des
Theaters, des Sports und der Jugendpflege.
Die Ausſchüſſe beſtehen aus je 7 Mitgliedern; über den Er=
ſatz
ausfallender Mitglieder beſtimmt der Rat.
Der Rat bildet weiter
Verwaltungsausſchüſſe.
Auf den ihnen übertragenen Arbeitsgebieten haben ſie folgende
Aufgaben zu erfüllen:
a) Beratung des Bürgermeiſters und der Beigeordneten
0) Beſchlußfaſſung über alle geſetzlich vom Rat zu behandeln=
den
Angelegenheiten, ſoweit das Geſetz eine Uebertragung
auf den Ausſchuß zuläßt. Der Bürgermeiſter oder der Rat
können jedoch jederzeit verlangen, daß eine hiernach vom
Verwaltungsausſchuß zu behandelnde Angelegenheit vor den
Rat gebracht wird. Für die Bildung, Zuſammenſetzung,
Beſchlußfähigkeit, Zahl der Mitglieder und den Geſchäfts=
bereich
gelten in erſter Linie die zwingenden Vorſchriften
der Gemeindeordnung, alsdann die nachfolgenden, dann die
unter 1 getroffenen Anordnungen, zuletzt die ſonſtigen Be=
ſtimmungen
der Gemeindeordnung. Bei Stimmengleichheit
entſcheidet der Vorſitzende. Es werden weiter die Verwal=
tungsausſchüſſe
und zwar: 1. Bauausſchuß, 2. Ver=
waltungsausſchuß
für den Schlachthof, 3. Ver=
waltungssausſchuß
für das Stdtkrankenhaus,
4. Verwaltungsausſchuß für das Bildungswe=
ſen
, 5. Verwaltungsausſchuß für die ſtädt. Wirt=
ſchaftsbetriebe
, 6. Verwaltungsausſchuß für die
ſtädt. Betriebe, 7. Verwaltungsausſchuß für
Land= und Forſtwirtſchaft, 8. Verwaltungsaus=
ſchuß
zur Erteilung der Schankſtättenerlaubnis
nach dem Gaſtſtättengeſetz, 9. Verwaltungsaus=
ſchuß
zur Behandlung von Geſuchen um Stun=
dung
und Erlaß von Steuerforderungen gebildet.
Der Rechtsbeirat.
Er hat die Aufgabe, die Verwaltung rechtlich zu beraten und
an Stelle des Stadtrates die in Art. 52 G.O. vorgeſehenen Er=
mächtigungen
zu erteilen, ſoweit der Bürgermeiſter ſelbſt nicht
grundſätzlich ermächtigt iſt. Prozeſſe zu führen und Vergleiche
abzuſchließen.
Die Bildung der Schulvorſtände und Kuratorien wurde dann
bekannt gegeben, ferner die ſtädtiſche Vertretung in
Stiftungen und anderen Körperſchaften.
Zum Aufſichtsrat der Heſſiſchen Eiſenbahn=
A.=G. wird zunächſt der Verwaltung die Ermächtigung erteilt,
die ſeitherigen ſtädtiſchen Vertreter, ſoweit ſie nicht freiwillig
ihr Amt zur Verfügung ſtellen, abzuberufen. Als Vertreter der
Stadt werden zur nächſten Generalverſammlung gewählt die
Herren: Staatskommiſſar Dr. Barth. Staatskommiſſar Kopp,
Landgerichtsrat, Dr. Krell, die Stadtratsmitglieder Abt,, Zürtz,
Adam Schneider, Eduard Schneider.
In den Aufſichtsrat der Hekoga wird als Vertre=
ter
des Stadtrats an Stelle des ſeitherigen Stadtratsmitglieds
Richter Stadtratsmiglied Adam Schneider vorgeſchlagen.
Zum Verwaltungsrat der Städtiſchen Spar=
kaſſe
wird die Ermächtigung erteilt, die ſeitherigen Mitglie=
der
des Verwaltungsrates, ſoweit ſie die Stadt zu beſtimmen hat,
abzurufen. An ihrer Stelle werden gewählt die Stadtratsmit=
glieder
Claß, Zürtz, Abt, Keller, Fichtmüller, Dr. Stroh, ſowie
Gerichtsaſſeſſor Dr. Werner.
Nach Bekanntgabe aller übrigen Ausſchüſſe und deren Zu=
ſammenſetzung
werden von Staatskommiſſar Dr. Barth die bereits
bekannten Straßenumbenennungen in Darmſtadt offiziell zur
Kenntnis gegeben. Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den
Reichspräſidenten, den Reichskanzler und auf das deutſche Volk
wurde die erſte Stadtratsſitzung geſchloſſen.

Hohes Alter, Frau Katharina Brunner. Witwe des ver=
ſtorbenen
Agenten Jakob Brunner, wohnhaft in Darmſtadt. Mühl=
ſtraße
Nr. 5, begeht am heutigen Tage in körperlicher und geiſtiger
Rüſtigkeit ihren 81. Geburtstag.
Das 10. Akademie=Konzert findet am Donnerstag, den
18. Mai, 20 Uhr, im Städtiſchen Saalbau als Feſt=Konzert zum
50jährigen Beſtehen des Inſtrumental=Vereins, Darmſtadt unter
muſikaliſcher Leitung von Hans Simon ſtatt Zur Aufführung
gelangen Beethovens Ouvertüre zu Egmont, C=Dur=Klavier=
Konzert Nr. 1 mit Frau Elſe Gohr (Berlin) als Soliſtin und
die fünfte Symphonie (C=Moll). Das Orcheſter bilden der In=
ſtrumental
=Verein, das verſtärkte Orcheſter der Städtiſchen Aka=
demie
für Tonkunſt und unter freundlicher Mitwirkung das Darm=
ſtädter
Kammerorcheſter des Kampfbundes für Deutſche Kultur.
Näheres im Anzeigenteil der Sonntagsnummer
Die Sammlung für den Muttertag (für bedürftige Mütter)
am vergangenen Sonntag hat einen Bruttoertrag von 1852,66 RM.
ergeben.
Hausfrauenbund. Heute Dienstag, den 16. Mai, nachmit=
tags
4 Uhr, im Gartenſaal des Saalbaus im Rahmen der Mit=
gliederverſammlung
Feier des Muttertages. Rednerin:
Frau Luiſe Langer, Mannheim. Geſangsdarbietungen: Fräulein
Lili Rückward. Unſere Mitglieder ſind zu dieſer Feier herzlich
eingeladen. Gäſte, durch Mitglieder eingeführt, willkommen!

Anwaltskammer. Nachdem der bisherige Vorſtand der
Heſſiſchen Anwaltskammer vom Geſamtminiſterium
durch Verordnung vom 11. April 1933 aufgelöſt worden war,
wurde in der Kammerverſammlung vom 13. Mai ein neuer Vor=
ſtand
einſtimmig und durch Zuruf gewählt. Derſelbe beſteht aus
12 Rechtsanwälten, davon je 4 aus den Landgerichtsbezirken
Darmſtadt, Mainz und Gießen. Vorſitzender iſt Rechtsanwalt
Meiſel, Darmſtadt.
Volkshochſchule. Auf beſonderen Wunſch hat ſich die Leitung
der Volkshochſchule bereit erklärt, auch im Lehrabſchnitt des Som=
mers
einen Lehrgang über Buchhaltung durchzuführen. Die Lei=
tung
des Lehrganges, der am Mittwoch, den 17. Mai. 20 Uhr, im
Realgymnaſium beginnt, hat Herr Dipl.=Handelslehrer Metzler.
Anmeldungen ſind noch an die Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule,
Neckarſtraße 3, zu richten.
Paulusgemeinde. Am nächſten Donnerstag veranſtaltet der
Frauenverein ſeinen alljährlichen Ausflug auf die Ludwigshöhe.
Abmarſch 3 Uhr von der Pauluskirche; daſelbſt um 3.30 Uhr Fahr=
gelegenheit
mit Heagwagen für ältere und gebrechliche Perſonen.
Die Kaffeekarten zu 1.10, wofür 1 Kännchen Kaffee und 2 Stück
Kuchen geliefert werden (einſchließlich Bedienung), wolle man bis
zum Mittwoch um 6 Uhr beim Kirchendiener im voraus löſen.
Für Unterhaltung mannigfaltiger Art iſt Sorge getragen.

eroberk eine Stadt nachder
andern. Ein Raucher em-
Ffiehlt sie dem andern.-
Aid is die Zigarekte.
die Sie unbedindt versus
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(II. HIbg.3965

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 135

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 16. Mai 1933

Haupkverſammlung der Tgde. Beſſungen 1865.

des Vereinshauſes fand am Mittwoch, den 10. Mai 1933, die außer=
ordentliche
Hauptverſammlung der Turngemeinde Beſſungen 1865
ſtatt
Durch die Neugeſtaltung in der DT. und die Umſtellung auf
das Führerprinzip war es erforderlich, den neuen Vereinsführer
zu wählen.
Die Turngemeinde Beſſungen, die getreu dem Vorbild des
Turnvaters Jahn ihre höchſte Aufgabe von jeher darin ſah, die
Jugend im deutſchen Geiſte zu frohen, freien Menſchen zu er=
ziehen
begrüßt mit Freuden die nationale Erhebung des deut=
ſchen
Volkes. Das hohe Ziel der deutſchen Turnerſchaft, aus der
Jugend wehrhafte, deutſche Männer heranzubilden, wird auch in
ihrem Bereiche als oberſtes Geſetz erhoben.
Der erſte Sprecher. Turnbruder Dr. Kraft, eröffnet die Ver=
ſammlung
mit einer kurzen Begrüßungsanſprache und gibt den
Zweck derſelben bekannt. Zwei alte treue Mitglieder, die Turner
Georg Gerhardt und Heinrich Schüler, wurden auf Antrag des
Vorſtandes zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Dem Bericht über den Kreisturntag in Saarbrücken folgte die
Wahl des neuen Vereinsführers.
Turnbruder Wilhelm Hering wurde für dieſes wichtige Amt
gewählt. In einer eindrucksvollen, zu Herzen gehenden Anſprache
erfolgte ſein Treugelöbnis, das darin ausklang, ſeine ganze Kraft
der Turngemeinde, der deutſchen Turnerſchaft und nicht zuletzt
dem deutſchen Vaterland zu widmen. In einem begeiſtert aufge=
nommenen
Gut=Heil auf unſeren allverehrten Herrn Reichspräſi=
denten
und den Führer der nationalen Erhebung, den jungen
Volkskanzler Adolf Hitler, fand die durch Turnerlieder ſowie das
Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied umrahmte Hauptverſammlung
ihren Abſchluß.

Die Heimak im Bild.

Neue Bilderſerie der Photographiſchen Ausſtellung.
Der Verein von Freunden der Photographie‟. Darmſtadt
legte am Sonntag im Rahmen ſeiner gegenwärtig im Heſſiſchen
Landesmuſeum ſtattfindenden Photographiſchen Ausſtellung eine
neue Serie von Bildern auf. Auch diesmal handelt es ſich durch=
weg
um Heimatbilder im wahrſten Sinne des Wortes und um
Aufnahmen, die ſowohl dem künſtleriſchen Verſtändnis als auch
dem techniſchen Können der Ausſteller das beſte Zeugnis geben.
Land und Leute der Marburger Gegend bringt uns Margarethe
Dieffenbach durch eine umfangreiche Auswahl von Trachten=
bildern
nahe. Sehr ſchön ſind auch ihre Aufnahmen vom Altrhein
und vom altertümlichen Büdingen. Philipp Schmidt hat ſelten
geſehene Aufnahmen vom Odenwald, vom Taunus und von der
Bergſtraße ausgeſtellt. Glanzſtücke ſind beiſpielsweiſe Wenn die
Kirſchen blühen (ein Motiv aus Nieder=Beerbach) Einſames
Kreuz am Wegesrand und Alter Winkel in Zwingenberg. Otto
Drumm vermittelt uns in einigen wertvollen Aufnahmen die
einzigartige Schönheit der Innen= und Außenarchitektur des
Kloſters Maulbronn. Alfred Groß iſt vornehmlich ſtillen Wald=
wegen
, dem Zauber der Frühnebel und ſtimmungsvollen Dorf=
idyllen
im Odenwald nachgegangen. A. Beckhat ſich außer in der
Schwalm und im Schlitzer Land auch im Odenwald fleißig um=
geſehen
und es auch nicht an Aufnahmen aus der näheren Um=
gebung
Darmſtadts (Winteraufnahmen in Kranichſtein und am
Rutſenbach) fehlen laſſen. Theodor Schmidt und Olga Schmidt
ſchließlich haben ebenfalls gute Aufnahmen von Kranichſtein oder
aus dem Odenwald beigeſteuert. Die Ausſtellung erfreute ſich am
Sonntag eines außerordentlich großen Intereſſes.

Weiß Ferdl in Darmſtadk.

* Weiß Ferdl aus München gaſtierte vorgeſtern abend in
der Feſthalle, die überaus ſtark beſetzt war viele Plätze waren

ſogar doppelt belegt! Wir glauben nicht, daß damit beabſich=
tigt
war, als Milieu eine ſolenne bayeriſche Rauferei zu in=
ſzenieren
, um gleich die nötige Stimmung zu ſchaffen, wir
glauben, vielmehr, daß es nur ein Verſehen war aber immer=
hin
, dem Weiß Ferdl iſt jede Ueberraſchung zuzutrauen, jeden=
falls
nahmen es die Betroffenen mit gutem Darmſtädter Humor
hin, und Weiß Ferdl wurde bei ſeinem Erſcheinen, jubelnd Le=
grüßt
!
Alle kannten ihn ſchon. Kein Wunder, wer ihn im Radio
gehört und Millionen hat er ſchon vergnügte Stunden be=
reitet
, der ſtellt ſich ihn juſt ſo vor, wie er iſt: Ein Unikum,
ein urfideler Bayerntyp mit ſeinem luſtigen Geſicht, der kecken
Sternchennaſe in der Mitte und den gutmütigen, aber ver=
ſchmitzt
dreinſchauenden Augen. Sehr vielen iſt Weiß Ferdl
auch aus dem Film bekannt, jedenfalls, er wurde herzlich be=
grüßt
, und ſein Willkommensgruß in der hohen Feſthalle war
ebenſo herzlich. Er war Anſager und ſtellte als ſolcher im
erſten Augenblick den Kontakt zwiſchen Bühne und Publikum
her. Und dann war jedes Wort, jedes Mienenſpiel etwas Eige=
nes
, Einmaliges; drollig im Anhören, luſtig im Sehen, ſo daß
man aus dem Lachen nicht heraus kam. Beſonders mit ſeinen
Originalvorträgen und ſeinem Auftreten als Münchener Zei=
tungsmann
und als Dirigent des Hachtlfinger Chors konnte
wahre Triumphe feiern. Immer wieder wurde ihm fröhlicher,
begeiſterter Beifall gezollt.
Weiß Ferdls Programmfolge war in allen Einzelheiten
erſtklaſſig. Er hatte ſich ein ganzes Enſemble echter bayeriſche
Buam und Deandln mitgebracht, die beſte bayeriſche Muſik, Ge=
ſänge
und Originaltänze boten und ſo die Zuſchauer aufs beſte
unterhielten. Als Soliſten betätigten ſich beſonders die Krieger
Moidl. Bösl Mirzl. Ellendorfer Resl und Feldinger Annamirl.
Alle taten das ihre, einige Stunden befreienden Lachens zu ver=
mitteln
, und das iſt Weiß Ferdl und ſeinem Stab glänzend ge=
lungen
. Hoffentlich hat den bayeriſchen Gäſten Darmſtadt eben=
ſo
gut gefallen, wie den Darmſtädtern die Darbietungen ihrer
Gäſte, dann kommen ſie bald zu einem zweiten Gaſtſpiel und
bringen wieder gute Laune und Sonnenſchein in unſeren grauen
Alltag.

Billiger Ausflugsſonderzug an die Lahn am 21. Mai.

Eines der reizvollſten, landſchaftlich ſchönſten und kultur=
hiſtoriſch
intereſſanteſten Seitentäler des Rheins iſt das der
Lahn. Leider gibt es hier und in der Umgegend gar viele
Leute, die wohl die halbe Welt bereiſt und durchwandert haben,
denen aber die intimen Schönheiten des Lahngebietes unbekangt
geblieben ſind.
Es iſt deshalb ſehr zu begrüßen, daß die Reichsbahndirektion
Mainz im Programm ihrer ſommerlichen Sonderfahrten dieſes
idylliſche Gebiet berückſichtigt hat und am Sonntag, den 21. Mai,
einen außerordentlich verbilligten Sonderzug dorthin leitet. Dieſe
vielverſprechende Fahrt bietet Gelegenheit, das ſchöne Bad Ems,
das machtvoll aufſtrebende gewerbsreiche Limburg an der Lahn
mit ſeinen maleriſchen Winkeln und Gaſſen und ſeinem ſtolzen
Dom, die altnaſſauiſche Reſidenz Weilburg, die Perle des Lahn=
tals
, und die landſchaftlich und au itektoniſch überaus reizvolle
Goethe= und ehemals freie Reichsſtadt Wetzlar kennen zu lernen.
Gerade im Fruhling iſt das Lahngebiet von unvergleich=
licher
Schönheit. Gerade hier, wo Taunus urd Weſterwagd
freundnachbarliche Grüße tauſchen, wo ſich die grünen Wellen
des ſchönſten Nebenfluſſes des Rheins, durchs enge, blühende Tal
drängen, wo lichtes Buchengrün die ſtolzen Zeugen verſunkener
Jahrhunderte umſchmeichelt, wo tauſend Erinnerungen lebendig
ſind und doch die Zeit nicht ſtille ſteht, die Entwicklung nicht
ſtockt gerade hier iſt ein ſonniger Frühlingsta,, ein wahres
Gottesgeſchenk.
Und ſo dürfte denn auch die geplante Lahnfahrt der Reichs=
bahndirektion
Mainz vielen willkommen ſein als das beſte Mit=
tel
, den Alltag zu überwinden und das Wunder des Werdens

aufs neue zu erleben in einem der anmutreichſten und vielge=
ſtaltigſten
Landſchaftsgebiete des deutſchen Vaterlandes.

Tageskalender für Dienstag, den 16. Mai 1933.

Union: Moral und Liebe; Helia: Zwei gute Kameraden
Palaſt: Der Straßenſänger . Beſſunger Lichtſpiele: Der

Würger und Melodie des Herzens

Vom Reik- und Fahrkurnier Darmſtadt.

In dem feſtlich mit Fahnen und den Bildern des Volkskanz=
lers
Adolf Hitler ſowie des Turnvaters Jahn geſchmückten Saale

Der Verband der Heſſiſchen Berwalkungsamkmänne
bekennk ſich zur nakionalen Revolukion.

Ein ſchöner Sprung von Fräulein Koch.

1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Kreis Erbach gegen den
heſſiſchen Bezirksfürſorgeverband Kreis Dieburg wegen Erſtattung
von Fürſorgekoſten für Ph. Weber zu Sandbach und deſſen Ueber=
nahme
in eigene Fürſorge.
Ph. Weber meldete ſich in Reinheim nach Beſchäftigung auf
dem Illbacher Hof als hilfsbedürftig, bekam aber nach ſeiner An=
gabe
keine Unterſtützung, weshalb er ſich nach ſeiner Heimat Sand=
bach
begab. Der Beklagte wendet ein. Weber habe wiederholt
Arbeit verweigert. Kläger entgegnet, die Zuweiſung von Arbeit
an Weber ſei nicht möglich geweſen.
Beklagter Vertreter regt vergleichsweiſe Regelung der An=
gelegenheit
an. Der Vorſitzende betont, daß das Bundesamt für
Heimatweſen als Rechtsmittelinſtanz ſtark überlaſtet ſei, ſo daß
eine endgültige Entſcheidung von dort erſt nach längerer Zeit
etwa 1½ Jahren zu erwarten ſei, weshalb ſich aus dieſem Ge=
ſichtspunkte
ein Vergleich empfehle. Weber, der etwas erwerbs=
beſchränkt
iſt, hat ein Einſitzrecht in Sandbach und wird von der
Gemeinde daſelbſt unterſtützt. Der beklagte Verband übernimmt
die Fürſorgekoſten für Ph. Weber bis zum 30. Juni 1933. von da
ab übernimmt der klagende Verband dieſe Koſten.
2. Klage des Wilhelm Kiefer zu Darmſtadt, Heinrichſtraße 97,
gegen den Beſchluß des Stadtrats zu Darmſtadt vom 12. April
1932 wegen Rückerſtattung gewährter Unterſtützung.
Kläger betont ſein Unvermögen, aus ſeinem Einkommen
etwas zu erſtatten und behauptet, die Beamten des Wohlfahrts=
imtes
hätten ihm erklärt, die ſchrifliche Anerkennung der Rück=
erſtattungspflicht
ſei nur eine Formſache. Der Streitgegenſtand
beträgt 136 Mark, die Kiefer in wöchentlichen 5=Mark=Raten er=
ſtatten
ſoll. Nach § 25 der Fürſorgepflichtverordnung kommt es
auf eine Anerkennung der Verpflichtung nicht an.
Der Unterſtützte kann aber einwenden, daß er kein Einkommen
habe, um die Unterſtützung zu erſtatten. Kiefer betreibt in Mainz
mit einem Geſellſchafter ein Autoſpeditionsgeſchäft, erklärt aber,
durch die Konkurrenz der Bahn werfe das Unternehmen nur ein
ſehr geringes Erträgnis ab. Die Stadtverwaltung läßt betonen,
einen Verzicht hätten die Beamten nicht ausgeſprochen, auch im
Rahmen ihrer Amtsbefugniſſe nicht ausſprechen können. Die
Stadtverwaltung hat mittlerweile die 136 Mark durch Pfändung
eines Poſtſcheckguthabens erhalten.
Das Urteil weiſt die Klage koſtenpflichtig ab.
3. Beſchwerde des Joſef Wagner zu Hambach gegen den Be=
ſcheid
des Kreisamts Heppenheim vom 22. Februar 1933 wegen
Nichterteilung der Erlaubnis zur Abgabe von Milch.
Das Kreisamt hat dem Beſchwerdeführer die Abgabe von
Milch außerhalb Hambachs wegen offenkundiger Unzuverläſſigkeit
unterſagt. Wagner betont, daß er ſchon lange ſeit 1901 das

Milchgeſchäft betrieben habe, alſo nicht unzuverläſſig ſei. Im
Uebrigen ſei er mit den neuen geſetzlichen Beſtimmungen nicht

vertraut geweſen.
Die Erlaubnis zur Abgabe von Milch wird
erteilt.
4. Beſchwerde des Adam Weber I. zu Eppertshauſen gegen den
Beſcheid des Kreisamts Dieburg vom 15. Dezember 1932 wegen
Nichterteilung der Erlaubnis zur Abgabe von Milch.
Die Erlaubnis wurde verſagt wegen Beſtrafungen gegen das
Nahrungsmittelgeſetz und die Preistreibereiverordnung. Weber
betont, er betreibe den Milchhandel ſeit 35 Jahren, zurzeit ſei er
arbeitslos. Weber liefert die Milch an Händler in Offenbach.
Die hierzu nötigen Räume ſind ordnungsmäßig hergeſtellt. Die
Strafen liegen zeitlich weiter zurück.
Auch hier wird die Erlaubnis erteilt.

Sommer-Ausgabe 1933
1 st erschienen
Preis 10 Pfennig

Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken, Bahnhofs-
buchhandlung
und Geschäftsstelle, Rheinstraße 25.

Die Darmſtädter Reiſevereinigung veranſtaltet am kom=
menden
Mittwoch, den 17. Mai, nachm. 13.30 Uhr, ab Heaghaus
ine Sonderfahrt für die Mitglieder und Angehörige der Ver=
einigung
. Die Fahrt geht in einem bequemen Allwetter= Groß=
kraftwagen
von Darmſtadt über Groß=Gerau, Mainz=Kaſtel nach
Wiesbaden. In Wiesbaden wird auf dem Neroberg eine Kaffee=
pauſe
gemacht. Anſchließend Weiterfahrt den Rhein entlang
über Rüdesheim nach Aßmannshauſen, wo bei fröhlicher rhei=
niſcher
Stimmung in der Gaſtſtätte zum alten Haus einige ge=
mütliche
Stunden verbracht werden konnen. Anmeldung und
Karten ſowie Platzverteilung im Heaghaus, Zimmer 6, und in
der Geſchäftsſtelle bei Sportkolb, Wilhelminenſtraße.
Landesverſicherungsanſtalt Heſſen Die Stiftung Adolf Hit=
lers
für Opfer der Arbeit ſoll ein ſichtbares Symbol der Ehrfurcht
des deutſchen Volkes vor der nationalen Arbeit ſein. Dement=
ſprechend
hat auch die Landesverſicherungsanſtalt unter den bei
ihr beſchäftigten Beamten und Angeſtellten eine Sammlung ver=
anſtaltet
, an der ſich alle ohne Ausnahme beteiligt haben. Der
hierbei eingegangene Betrag von 113.20 RM. wurde an die Reichs=
kreditgeſellſchaft
abgeführt
Sitzung des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Darmſtadt. Am
Mittwoch, den 17. Mai 1933, nachmittags 3.30 Uhr findet im
Kreisamtsgebäude dahier (Neckarſtraße 3) eine öffentliche Sitzung
des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Darmſtadt ſtatt mit der Tages=
ordnung
: 1. Wildſchadenserſatzanſpruch des Georg Wendel zu
Weiterſtadt. 2. Geſuch des Max Richter zu Nieder=Ramſtadt um
Erteilung der Genehmigung nach Artikel 14 des Bachgeſetzes zur
Erhöhung ſeines Wehres.

Um die Gleichſchaltung des Verbandes der Verwaltungsam
männer in Heſſen entſprechend den Richtlinien des Deutſchen B=
amtenbundes
herbeizuführen, hatte der Verband zu einer auße
ordentlich ſtark beſuchten Hauptverſammlung am Samstag, de
13. Mai 1933, in Frankfurt a. M. eingeladen.
Nach Erſtattung des Tätigkeitsberichtes durch den ſeitherige
1 Vorſitzenden, Amtmann Ritz=Offenbach, gab dieſer einen aue
führlichen Ueberblick über die beamtenpolitiſche Lage. Amtman
Ritz teilte mit, daß er und der geſamte Vorſtand, um die Gleid
ſchaltung reſtlos zu ermöglichen, ihre Aemter zur Verfügung ge
ſtellt hätten. Um die praktiſche Gleichſchaltung herbeizuführe
wird an Stelle des ſeitherigen 1. Verbandsvorſitzenden und der 1
Vorſtandsmitglieder nunmehr der Führer und ein aus 5 Mitglie
dern beſtehender Führerrat treten. Die Hauptverſammlung genel
migte die hierzu erforderliche Satzungsänderung einſtimmig.
Nunmehr ergriff Bürodirektor Ewald=Mainz das Wor
und ſchlug als Führer des Verbandes Staatskommiſſar Haug
Darmſtadt, Mitglied des Landtages, vor. Der Vorſchlag wurd
von der Hauptverſammlung ſtürmiſch begrüßt und fand einſtin
mige Zuſtimmung. Bürodirektor Ewald ſtellte damit die ein
mütige Beſtellung von Staatskommiſſar Haug zum Führer de
Verbandes der Verwaltungsamtmänner in Heſſen feſt. Der ſei=
herige
langjährige Vorſitzende Amtmann Ritz, beglückwünſchte de
neuen Führer des Verbandes und verſicherte freudige Mitarbei
aller Mitglieder. Staatskommiſſar Haug dankte für das ihm ei
wieſene Vertrauen und verſprach, ſich voll und ganz im Rahme
der gegebenen Verhältniſſe für die Rechte des deutſchen Beruf=
beamtentums
und insbeſondere des Verbandes der Verwaltungs
amtmänner in Heſſen einzuſetzen Gleichzeitig ſprach er dem ſei=
herigen
Vorſtand Dank aus für die im Intereſſe des Verbande
geleiſtete wertvolle Arbeit. Staatskommiſſar Haug gab anſchließen
einen Ueberblick über die Politik der vergangenen 14 Jahre un
rechnete ſcharf mit den Trägern des vergangenen Syſtems al
Demgegenüber ſtellte er klar und deutlich heraus, um was di
nationale Revolution nunmehr in Deutſchland kämpft und wo
ſie das deutſche Volk aufrufe. Um dem Führergedanken auch in der
Verband Ausdruck zu verleihen, berief Staatskommiſſar Haug al
Führer des Verbandes in den zu bildenden Führerrat die He=
ren
: Bürodirektor Ewald=Mainz, Verwaltungsoberſekretä
Hanſel=Darmſtadt, Verwaltungsoberſekretär Biedenkavt
Offenbach, Kreiskaſſeinſpektor Hofmann=Büdingen und Ver=
waltungspraktikant
Hof=Darmſtadt. Die Hauptverſammlung er=
mächtigte
den Führer, alle den Richtlinien des deutſchen Beamter
bundes bezüglich der Gleichſchaltung entgegenſtehende Satzungs
beſtimmungen zu ändern.
Verwaltungsoberſekretär Hanſel=Darmſtadt brachte nur
mehr folgende Entſchließung ein, die von der Verſammlung ein
mütig und begeiſtert aufgenommen worden iſt:
Der Verband der Heſſiſchen Verwaltungsamtmänner ſtel
geſchloſſen auf dem Boden der nationalen Revolution.
Der Verband verſichert dem Reichskommiſſar für Beamter
organiſation, Herrn Reichsſtatthalter Sprenger und der Heſſ
ſchen Regierung vorbehaltlos und freudige Hingabe an d
Arbeit zum Neubau des Deutſchen Reiches.
Um die Verbindung des Verbandes der Heſſiſchen Verwa
tungsamtmänner mit den Führern der nationalen Revolutio
zu ſichern, hat die Hauptverſammlung den Landtagsabgeordn=
ten
Wilhelm Hau g=Darmſtadt als Führer des Verbande
beſtellt.
Der Verband grüßt den Präſidenten des Deutſchen Reiche
Generalfeldmarſchall von Hindenburg, und den Volkskanzle
Adolf Hitler mit einem dreifachen Sieg=Heil!
Der auf der Tagung als Gaſt weilende ſeitherige erſte Vo=
ſitzende
des Heſſiſchen Beamtenbundes, Dr. Claß, beglückwünſch
den Verband zu ſeinem neuen Führer und teilte gleichzeitig mi
daß er durch Reichsſtatthalter Sprenger zum Organiſations= un
Preſſeleiter der Nationalſozialiſtiſchen Gau=Beamtenabteilung i
Heſſen ernannt worden ſei. Auch er ſtellt feſt, daß das deutſche Be
rufsbeamtentum an der Spitze der nationalen Erhebung
marſchieren habe.
Die denkwürdige Tagung klang mit einem dreifachen Sie
Heil auf den Reichspräſidenten und den Führer des neuen Deutſd
lands, den Volkskanzler Adolf Hitler, aus.

Das Eifelrennen.

Das Eifelrennen, das der ADAC. zur Ertüchtigung unſere
deutſchen Jugend alljährlich auf dem Nürburgring, der ideale
Autoprüfſtrecke in der landwirtſchaftlich herrlich gelegenen Eife
abhält, findet in dieſem Jahre am 28. Mai ſtatt. Dieſes Eifei
rennen hat deshalb beſondere Bedeutung, weil es für dieſes Jah
das einzig größere Rennen zur ſportlichen Prüfung auf der
Nürburgring iſt und deshalb beſonders ſtarke Beteiligung finde
und guten Sport bietet.
Der Kartenverkauf hat begonnen. Vorverkaufskarten ſin.
bei der Geſchäftsſtelle des Starkenburger Automobilklubs, Gra
fenſtraße 41, Fernſprecher 3902, zu erhalten. Es wird empfohlen
ſich die Karten baldigſt zu ſichern, da die Preiſe an der Kaſſ
des Nürburgrings weſentlich höher ſind.

Alt=Darmſtadt Verein für Ortsgeſchichte und Heimat
kunde. Nächſte Veranſtaltung: Donnerstag, abends 8.30 Uhr, in
Fürſtenſaal, Grafenſtraße. Vortrag von Herrn Apotheker Ram
dohr über: Nahrungs= und Genußmittel oder Von was Al1
Darmſtadt und ſeine Nachfahren ſich nähren und was ſie genießen
Gäſte können durch Mitglieder eingeführt werden!
Haushilfe. Haushilfe bedeutet Sorge für Haushalt un=
Kinder einer niederkommenden oder erkrankten Frau. Auch in
Fällen der Erkrankung von Hausangeſtellten können die Haushil
fen den Familien wertvolle Hilfe leiſten. Die Haushilfen über
nehmen den Haushalt einer alleinſtehenden erkrankten Perſon un
ermöglichen ihr dadurch den Verbleib im eigenen Heim; auch wir=
ihnen
bei längerer Abweſenheit der Hausfrau ſtets gern die Haus
haltsführung übertragen Die Abteilung Haushilfe des Alice
Frauenvereins entſendet vertrauenswürdige, durchaus zuverläſſight
Frauen zur Haushilfeleiſtung; dieſe ſind ſorgfältig ausgewählk
bereits ſeit Jahren erprobt und werden ſtändig überwacht. Sil
ſind einer Haushilfeordnung unterſtellt. Die Koſten der Haus'
hilfe ſind der allgemeinen Wirtſchaftslage entſprechend möglichſ
niedrig gehalten. Sie können von der Familie ſelbſt ganz odel
teilweiſe getragen werden; auf Antrag hin übernimmt in Einzel=
fällen
die Krankenkaſſe die Koſten. Wie verſchafft man ſich Haus=
hilfe
? Man wendet ſich ſchriftlich, mündlich oder telephoniſch an
die Geſchäftsſtelle des Alice=Frauenvereins. Dieburgerſtr. 21, Ze
lephon 2101: Sprechſtunden: vormittags 1012 Uhr.
Verlängerung der Frühjahrsmeſſe. Mit Rückſicht auf die
ungünſtige Witterung und die ſchlechte wirtſchaftliche Lage wurde
eine Verlängerung der Frühjahrsmeſſe für Samstag, den Qb=
und Sonntag, den 21. Mai, zugebilligt.
Straßenſperre. Auf Grund des § 10 der Polizeiverordnung
über die Verkehrsregelung in der Stadt Darmſtadt vom 18. Augul
1931 wird für die Zeit vom 22. Mai bis einſchließlich 27. Mal
1933 die Blumenthalſtraße von der Liebig= bis zur Pallaswieſenl
ſtraße für den Kraftfahrzeug=, Fuhrwerks= und Radfahrerverkell‟
geſperrt.
In den Helia=Lichtſpielen gelangt ab heute ein neues, ſEht
amüſantes Militär=Luſtſpiel, Zwei gute Kameraden zur Aul
führung. Die Titelrollen ſpielen Fritz Kampers und Paul O0k
biger, zwei unzertrennliche Musketiere.
In den Palaſt=Lichtſpielen läuft ab heute der neue Chebn.
lier=Tonfilm Der Straßenſänger mit Maurice Chevalier in be*
Hauptrolle.
Im Union=Theater ſieht man heute unwiderruflich zum ieh
en Male den ausgezeichneten Tonfilm Moral und Liebe
Die Beſſunger Lichtſpiele, Heidelberger Straße 89, bringe‟
ab heute wieder ein Ufa=Großprogramm. Der Würger, une
auf vielfachen Wunſch die Wiederholung von Melodie desDe‟
zens mit Willy Fritſch und Dita Parlo.
Vereinskalender.
Verein der Freundinnen junger Mädch
Der Heimatabend für ortsfremde junge Mädchen fällt am Dei
nerstag, den 18. Mai, aus.

ne len del ſenk- und
Hues e
gen
A
Mig
Bar
In allen Apotheken erhältlich zum Preise von RM. 0.93 u. 1.88.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 16. Mai 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 135 Seite 7

Aus Heſſen.
Der Mukkerkag auf dem Lande.
Aus einer Reihe von Landgemeinden gehen uns Berichte über
beſondere Feiern zu, in denen man des Muttertages ia würdiger
Weiſe gedachte! Von Muſikſtücken und Chorgeſängen umrahmt
wurden Vorträge, in einzelnen Orten auch Lichtbildervorträge,
gehalten, die Themen wie Mutter und Kind, Mutter und
Volk zum Inhalt hatten, und die Bedeutung der Familie als
Zelle des Staates ſchilderten. Vorleſungen und Gedichte, die Bil=
der
vom Wirken der Frau als Mutter und Erzieherin und Hüte=
rin
deutſcher Sitte zeichneten, hoben den Eindruck der ſchlichten
abendlichen Feiern, die einen ſinnvollen Ausklang des Tages
bildeten.
Freiwillige Fenerwehr Arheilgen.
Dg. Arheilgen. 15 Mai. Die hieſige Freiwillige Feuerwehr
beging den St. Florianstag am geſtrigen Sonntag allerdings
etwas verſpätet in größerem Rahmen. Nachdem in der Morgen=
frühe
eine planmäßige Uebung ſtattgefunden hatte, verſammelte
ſich die geſamte Wehr am Nachmittag in erſter Garnitur und Or=
den
und Ehrenzeichen am Gerätehaus uad gruppierte ſich zu einem
Werbeumzug. Voran die Feuerwehrkapelle, bewegte ſich dieſer
Werbeumzug, in dem ſämtliche Geräte mitgeführt wurden und
deſſen Beſchluß die Freiwillige Sanitätskolonne, ebenfalls mit
Geräten, bildete, durch verſchiedene Ortsſtraßen nach dem Schul=
hofe
, wo ſich die Einwohnerſchaft recht zahlreich eingefunden hatte.
Auch die Spitzen der Behörden waren anweſend. Hier abſolvierte
die Wehr unter dem Kommando des 1. und 2. Kommandanten
einige ſtramm durchgeführte Exerzier= und Geräteübungen. Wäh=
rend
die Kavelle einen Marſch intonierte, ſchritten die beiden ört=
lichen
Kommiſſare, die Herren Bürgermeiſter Birkenſtock und Bei=
geordneter
Zeidler, zuſammen mit dem 1. Kommandanten Gimbel
die ſtrammſtehende Wehr ab. Nach einer kurzen Erklärung über
die nun folgende große Angriffsübung ertönte ein donner=
artiger
Schlag, und aus den Dachlucken des Schulgebäudes drang
Rauch. Der Angriffsübung lag folgender Plan zugrunde:
Bei einem mit ſtarkem Südwind begleiteten Gewitter, das
über unſere Gemarkung zieht, iſt durch Blitzſchlag der Uhrturm
auf der neuen Schule vollſtändig vernichtet worden. Das Feuer,
welches an dem im Dachgeſchoß untergebrachten Altpavier, alten
Stühlen uſw., reichlich Nahrung fand, verbreitete ſich ſchlagartig
über den Dachſtuhl des Gebäudes und bedrohte ſtark den Mittel=
bau
, ſowie den Nordbau. Dem zuerſt eintreffenden Stoßtrupp
unſerer Wehr wurde gemeldet, daß noch einige Kinder, die ſich im
Naturlehreſaal befanden, vermißt werden. Sofort drangen unſere
Rettungsmannſchaften, mit Rauchmasken und Mundſchwämmen
verſehen, in die Räume ein und brachten die Verunglückten in
Sicherheit, indem ſie dieſelben der inzwiſchen eingetroffenen Frei=
willigen
Sanitätskolonne vom Roten Kreuz zur Weiterbehand=
lung
übergaben. Gleichzeitig wurde mit einer Schlauchleitung der
Innenangriff vorgenommen.
Der 1. Zug erhielt den Auftrag, unter Einſchaltung eines
Dreiwegehahnes mit zwei Leitungen durch den Nordbau ebenfalls
zum Innenangriff vorzugehen und mit einer Leitung über die
mechaniſche Schiebeliter Nr. 1 den Uhrturm und den Dachſtuhl des
Südbaues abzulöſchen. Der 2. Zug wurde auf der Weſtſeite einge=
ſetzt
, und zwar mit einer Leitung über die mechaniſche Schiebeleiter
Nr. 2, und eiger Leitung durch den Nordflügel, ebenfalls zum
Innenangriff. Durch gutes Zuſammenarbeiten der beiden Züge
gelingt es, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken und vor dem
Nordflügel abzuriegeln. Unter Belaſſung einer Brandwache konn=
ten
die Züge nun wieder abrücken.
Trotz des einſetzenden Regens nahm die Uebung einen unge=
ſtörten
, exakten Verlauf. Die geretteten Kinder, alle verletzt, und
der verunglückte Feuerwehrmann wurden von der ſofort herbei=
geeilten
Freiwilligen Sanitätskolonne übernommen, mit Trag=
bahren
zur Schulturnhalle transportiert und dort je nach Not=
wendigkeit
erſte Hilfe geleiſtet. Nach der Uebung fand in der Schul=
turnhalle
eine Beſprechung der vorgekommenen Unfälle und die
durchgeführte Hilfeleiſtung ſtatt. Dann richtete Kommandant
Gimbel das Wort an die Verſammelten, ſprach über Feuers=
bekämpfung
und bat um weitgehende Unterſtützung der Beſtrebun=
gen
der Wehr. Gerade die Freiwillige Feuerwehr beweiſe ihre
nationale Geſinnung durch die Tat, indem ſie ſchon immer und
ohne Unterſchied jedem und jederzeit helfend zur Verfügung ſtehe.
Oberbrandmeiſter Ehrhardt von der Berufsfeuerwehr Darm=
ſtadt
erſtattete dann ein kurzes Referat über Feuerverhütung und
Feuerbekämpfung, über das Feuerlöſchweſen in früheren Zeiten
und über den Florianstag. Abſchließend ging er auf die vorge=
führte
Uebung ein, betonte die vorbildliche Durchführung und hob
hervor, daß unſere ſchlagkräftige und wohldiſziplinierte Wehr
jederzeit in der Lage ſei, allen Anforderungen zu genügen. Mit
einem Teil aus Schillers Glocke, flott von einem Schuliungen vor=
getragen
, und dem gemeinſam geſungenen Deutſchlandlied fand
der Nachmittag ſeinen Abſchluß. Nach dem Einbringen der Geräte
fanden ſich die Wehrleute zu einem gemütlichen Zuſammenſein im
Vereinslokal ein, wo auch am Abend ein Tänzchen den Tag
beſchloß.
Griesheim, 15. Mai Goldene Hochzeit. Am Mittwoch,
den 17. Mai, feiert Herr Philipp Kullmann 3. und ſeine Ehefrau
Katharine, geb. Funk, Oberndorferſtraße 57, hier, das Feſt der
goldenen Hochzeit. Herr Kullmann ſteht im 76. und ſeine Ehegat=
in
im 72. Lebensjahre. Beide Eheleute ſind noch wohlauf und er=
freuen
ſich ob ihres freundlichen Weſens in weiten Kreiſen großer
Beliebtheit.
P. Eberſtadt, 15. Mai. Neuhausbeſitzer= Verſamm=
lung
. In einer gut beſuchten Verſammlung hieſiger Neuhaus=
beſitzer
referierte Rechtsanwalt Dr. Neuſchäffer=Darmſtadt
über die Lage des Neuhausbeſitzes ſowie, die Organiſation und
Ziele der zur Vertretung der Intereſſen des Neuhausbeſitzes ge=
gründeten
Notgemeinſchaft. Redner ſchilderte zunächſt die ſchwe=
ren
Gefahren, die durch den Rückgang der Baupreiſe und der ſich
daraus ergebenden zunehmenden Entwertung des Neuhausbeſitzes
und die überhöhte Verzinſung der geſamten hypothekariſchen Be=
laſtung
, dem Ende der Steuerfreiheit und nicht zuletzt durch die
allgemeine Schrumpfung der Einkommensverhältniſſe den Haus=
beſitzer
in mehr und mehr kataſtrophaler Weiſe bedrohen. Da die
bislang beſtehenden Haus= und Grundbeſitzervereine faſt ausſchließ=
lich
die Intereſſen des Althausbeſitzes, bei dem die Verhältniſſe in
weitem Umfange anders gelagert ſind als beim Neuhausbeſitz, ver=
treten
, habe ſich im September 1932 die Notgemeinſchaft des heſſi=
ſchen
Neuhausbeſitzes in Darmſtadt gegründet. Die Notgemein=
ſchaft
habe ſich zum Ziel geſetzt, jedem Neuhausbeſitzer in allen den
Neuhausbeſitz angehenden Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu
ſtehen. Seit ihrer Gründung habe ſie in ganz Heſſen eine große
Anzahl von Ortsgruppen ins Leben gerufen. Der Mitglieder=
ſtand
nehme täglich zu. Die Tatſache, daß in den letzten 8 Jahren
18 Milliarden Mark Kapital in Neubauten inveſtiert worden ſei,
beweiſe, welche Bedeutung dem Neuhausbeſitz zukomme. Das
eigentliche Problem des Neuhausbeſitzes liege bei den Zinſen. Die
Laſten, die in der Scheinblüte der Jahre 19261929 übernommen
worden ſeien, könne der Neuhausbeſitz heute nicht mehr tragen.
Redner ſchildert dann eingehend die bishexigen Schritte der Not=
gemeinſchaft
zur Linderung der Belaſtungen mit dem Hinweis,
daß ſich nicht alle zur Steuerung der Not des Neuhausbeſitzes drin=
gend
notwendigen und durchgreifenden Maßnahmen von heute auf
morgen durchſetzen ließen. Dazu ſei noch die Schaffung der nötigen
Reſonanz für die Forderungen des Neuhausbeſitzes in der Oeffent=
lichkeit
erforderlich. Die Notgemeinſchaft habe daher vorerſt auch
Rur Maßnahmen für eine Uebergangszeit vorgeſchlagen, der die
Zeit der endgültigen Entlaſtung des Neuhausbeſitzes folgen ſoll.
Die Senkung der Zinsſätze für die erſt= und zweitſtelligen Hypo=
theken
ſei ſo glaubte Redner ſagen zu dürfen in der einen
Oder anderen Weiſe beſtimmt zu erwarten. Der Vorſitzende der
bieſigen Ortsgruppe. Leonhard Löwer, dankte am Schluſſe der
Verſammlung dem Redner für ſeine beifällig aufgenommenen Aus=
führungen
. Ueber 40 der Verſammlungsteilnehmer vollzogen hier=
auf
ihren Beitritt zur Notgemeinſchaft.

Anfruf an alle Bauern Heſſens.
Der Vorſitzende der Landesführergemeinſchaft deutſcher
Bauern in Heſſea, Reichstagsabgeordneter Dr. Wagner, erläßt
folgenden Aufruf an alle Bauern Heſſens:
Da über die Frage der landwirtſchaftlichen Organiſationen
in Heſſen auf dem Land noch viele Unklarheiten beſtehen, ſtelle
ich folgendes ausdrücklich feſt: Der agrarpolitiſche Apparat der
NSDAP und die Organiſation des heſſiſchen Landbundes ſind
durch Beſchluß und Anordnung der Führer gleichgeſchaltet. Dem
Landbund ſind große Aufgaben bei der Arbeit des Wiederaufbaues
vorbehalten und zugewieſen. Er iſt nach dem Willen des oberſten
Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler innerhalb des Neuauf=
baues
des Berufsſtandes die eine, Landwirtſchaftskammern und
Genoſſenſchaften die anderen tragenden Säulen, Hieraus folgt,
daß jeder Landwirt, der es ernſt mit ſeiner Mitarbeit am Wieder=
aufbau
von Vaterland und Wirtſchaft meint, ohne weiteres Mit=
glied
des Landbundes ſein ſollte.
Die Reichsregierung braucht für ihre Arbeit die aufbauwilli=
gen
Stände und als Träger dieſer Stände die herufsſtändigen Or=
ganiſationen
. Nachdem Landbund und NSDAP. in Heſſen gleich=
geſchaltet
ſind, darf in Zukunft für den heſſiſchen Bauern kein
Zweifel mehr beſtehen, daß der heſſiſche Landbund und der Jung=
landbund
im heſſiſchen Bauernſtande ſein Aufgabengebiet zu er=
füllen
hat.
F Eberſtadt, 16. Mai. HohesAlter. Ihren 75 Geburts=
tag
feiert heute Frau Sophie Dächert geb. Thomas, Ehefrau des
Ehrenkommandanten der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr Ludwig
Dächert I., wohnhaft Pfungſtädter Straße 13.
* Erzhauſen, 15. Mai. Am Samstag und Sonntag tagten hier
die Jungſcharführer des Heſſenbundes. Zur Einleitung hielt der
Ortspfarrer eine kurze Andacht. Anſchließend wurde über die
gegenwärtige Lage der Jugendorganiſationen geſprochen. Dabei
wurde betont und darauf hingewieſen, daß die evangeliſche
Jugendarbeit von der Reichsregierung und vom Reichskanzler an=
erkannt
und beſtätigt ſei. Es ſei alſo kein Grund vorhanden, die
Arbeit irgendwie aufzugeben. Am Gottesdienſt, bei dem der
Kirchenchor mitwirkte, nahmen alle Teilnehmer der Tagung teil.
In der Predigt wurde darauf hingewieſen, wie die Jugend im
Kampf geſtanden habe gegen Schmutz und Schund. Der Morgen
brachte dann noch geſchäftliche Dinge. Am Mittag wurden die
Plätze beſichtigt, auf denen am 1. und 2. Juli das Jungſchartreffen
für die Kreiſe Offenbach und Darmſtadt ſtattfinden ſoll. Nun folg=
ten
Berichte über die Arbeit in den einzelnen Gruppen.
Höchſt i. Odw. 15. Mai. Nächſten Sonntag, den 21 d. M.,
nachmittags 2 Uhr, findet wieder Gottesdienſt für Gehör=
loſe
im Evgl. Gemeindehaus hier ſtatt. Fahrtausweis erbitte
man vom hieſigen Pfarramt.
1. Warum .
O
o
(Antwort auf unſer Preisausſchreiben)
Es sei gesagt mit wenig Worten
Warum man Chlorodont benutzt:
Das Wort ist ein Begriff geworden
Für den, der richtig Zähne pufzt.

Cd. Michelſtadt, 15. Mai. Turnverein E. V. (Deutſche
Turnerſchaft). Die Hauptverſammlung des Turnvereins E. V.
Michelſtadt im feſtlich dekorierten Saale des Grünen Baum war
eine nationale Kundgebung im wahrſten Sinne des Wortes. Die
Büſte des Turnvaters Jahn mit der Flagge der Deutſchen Turner=
ſchaft
und ihm zur Seite das Bild des Volkskanzlers Adolf Hit=
ler
waren mit dem Grün des Waldes geſchmückt. Das Ganze hatte
als wirkungsvollen Hintergrund die Fahnen in den Michelſtädter
Stadtfarben Blau=Gelb, die Reichsfarben Schwarz=Weiß=Rot ſo=
wie
das Banner der nationalen Freiheitsbewegung mit dem
Hakenkreuz. Nach Eröffnung der Verſammlung, die einen guten
Beſuch zu verzeichnen hatte, wurde gemeinſam das Lied: Ein Ruf
iſt erklungen geſungen, worauf dann, nach kurzen Begrüßungs=
worten
der Vorſitzende Phil. Eckart dem Turnwart Karl Geitz
das Wort erteilte. Geitz erſtattete einen ausführlichen Bericht
über den Gauturntag in Harpertshauſen. Weiter konnte er er=
freulicherweiſe
mitteilen, daß der diesjährige Gauſchwimmtag in
Michelſtadt ſtattfinden ſoll. Schriftwart Schäfer gab ſodann
einen ſehr intereſſanten Bericht über den in Saarbrücken ſtatt=
gefundenen
Kreisturntag. Im Anſchluß an die beiden Berichte
wurden dann die neuen Richtlinien der Deutſchen Turnerſchaft be=
kannt
gegeben. Nach dieſen iſt nun auch in dem Turnweſen nur
noch das Führerprinzip maßgebend. Von ſeiten der Führung der
Deutſchen Turnerſchaft war daher auch die Gleichſchaltung der ört=
lichen
Turnvereine angeordnet und zur Durchführung dieſer Ver=
fügung
als Bevollmächtigter für den 1. Bezirk Turnbruder Wilh.
Schäfer beſtimmt worden. Der ſeitherige Vorſtand des hieſigen
Turnvereins ſtellte daraufhin geſchloſſen ſeine Aemter zur Ver=
fügung
. Bevollmächtigter Schäfer beſtimmte als Führer des hie=
ſigen
Vereins den ſeitherigen Vorſitzenden Phil. Eckart, der ſeiner=
ſeits
wieder als ſeine Mitarbeiter folgende Turnbrüder berief:
als ſtellvertretenden Führer H. Kraft, als Oberturnwart Karl
Geitz, als Geſchäftsführer und Schriftwart Wilh. Schäfer, als
Kaſſenwart Ernſt Knuſt. Dieſe Zuſammenſetzung wurde auch von
der Verſammlung einſtimmig gebilligt. Der Führer Phil. Eckart
verſprach Treue und gewiſſenhafte Arbeit und forderte auch die
reſtloſe Mitarbeit aller Turnfreunde. Es ſei nicht mehr angängig,
abſeits zu ſtehen, ſondern alle müſſen mitarbeiten am Wiederauf=
bau
der Turnerſache und des deutſchen Vaterlandes. Nach dem
gemeinſam geſungenen Lied O Deutſchland hoch in Ehren wurde
der 8 2 der Satzungen der Deutſchen Turnerſchaft eindringlich be=
kannt
gegeben, der beſagt, daß in den Turnvereinen beſonders die
Pflege des vaterländiſchen Gedankens vorherrſchen müſſe. Weiter
wurden in der angeordneten Durchführung des Arierparagraphen
die jüdiſchen Mitglieder auf der Mitgliederliſte geſtrichen. Am
25. Mai (Himmelfahrtstag) ſoll wieder eine Götz=Wanderung nach
dem Hainhaus ſtattfinden, am 28. Mai ein Lehrgang im Volks=
und Geräteturnen auf dem Turnplatz in der Jahnſtraße ſowie
Mitte Juni ein Schauturnen auf dem vorgenannten Platz. Schrift=
wart
Schäfer regte dann noch an, dafür Sorge zu tragen, daß die
ſeitherige Jahnſtraße geändert werde in Friedrich=Ludwig= Jahn=
ſtraße
, um zu dokumentieren, daß damit der Turnvater Jahn ge=
meint
ſei. Der Turnplatz ſoll dann den Namen Friedrich= Lud=
wig
=Jahn=Platz erhalten. Nach dem gemeinſamen Lied unſeres
Michelſtädter Dichters L. Kurz: Horch, die Wipfel rauſchen for=
derte
der Führer Eckart die Anweſenden auf, zum Zeichen der
Dankbarkeit gegen den Führer des neuen Deutſchland das Lied
der nationalen Freiheitsbewegung zu ſingen. Begeiſtert folgten
die Anweſenden dieſem Wunſche, und ſo ſchloß denn das Horſt=
Weſſel=Lied die harmoniſch und in echt deutſchem Turnergeiſt ver=
laufene
Verſammlung.
Ci. Erbach, 15 Mai. Wiederſehensfeier Geſtern ver=
einigten
ſich hier die 50=, 60= und 70=Jährigen zu ihren Wieder=
ſehensfeiern
. Die Feier begann mit einem gemeinſamen Beſuch
des Gottesdienſtes, in dem Herr Stadtpfarrer Hahn in ſianiger
Weiſe der Bedeutung des Tages gedachte und der Männergeſang=
verein
Tugendbund ſowie der Poſaunenchor in entſprechender Art
die Liturgie durch muſikaliſche Darbietungen verſchönern halfen.
Nach dem Gottesdienſte trafen ſich die Feieraden in verſchiedenen
Lokalen zum gemeinſamen Mittagsmahle und Nachmittagskaffee,
wobei nicht nur alte Erinnerungen ausgetauſcht und bei Muſik=
darbietungen
verſchiedenſter Art frohe Stunden verlebt wurden,
ſondern auch der ehemaligen Geiſtlichen und Lehrer in ehrender
Weiſe gedacht wurde. Die 50=Jährigen unternahmen heute noch
bei reger Teilaahme eine Omnibusfahrt ins ſchöne Neckartal.
Hirſchhorn, 15. Mai Waſſerſtand des Neckars am
14. Mai: 1,78 Meter; am 15. Mai: 1.96 Meter.
Gernsheim, 15. Mai Waſſerſtand des Rheins am
14. Mai: 1.40 Meter; am 15. Mai: 1,52 Meter.

Landeskagung vom Heſſ. Fechkverein Waiſenſchut.
h. Butzbach, 15. Mai.
Mit der geſtrigen Landestagung verband der hieſige Fecht=
verein
Waiſenſchutz ſeine 30jährige Jubiläums=
Tagung im Heſſiſchen Hof. Die Beteiligung war aus allen
Teilen Heſſens ſehr ſtark. Der Landestagung ging Samstagabend
die Jubiläumsfeier des hieſigen Vereins voraus.
Eine Totengedenkfeier auf dem Friedhof leitete den
Sonntag ein. Die Gedächtnisrede hielt Pfarrer Lindenſtruth am
Grabe des Gründers und langjährigen hieſigen Pfarrers Loos.
Choräle der Feuerwehrkapelle und ein Chor des Geſangvereins
Eintracht verſchönten die Feier.
Die 41. Hauptverſammlung des Landesver=
bands
begann um 10 Uhr unter Leitung des Landesvorſitzenden
Schrapenberg=Mainz, der die Vertreter der Zweigvereine will=
kommen
hieß. Bürgermeiſter Scheller wünſchte namens der Stadt
der Tagung beſten Verlauf und hebt den Wert der freiwilligen
und ſegensreichen Wohlfahrtspflege des Waiſenſchutzes hervor.
Zu Verſammlungsleitern wurden beſtimmt: Studienrat Fiſcher=
Offenbach und Einbrodt=Butzbach, zum Schriftführer Heigel=Mainz
Aus dem Jahresbericht iſt zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl
des Landesverbandes 6300 beträgt, davon entfallen auf die Zweig=
vereine
rund 4000. Der Verband umfaßt 25 Vereine darunter
ſolche in Darmſtadt. Mainz. Offenbach. Butzbach, Friedberg. Gie=
ßen
. Bingen, Erbach, Eberſtadt, Griesheim, Groß=Gerau. Unter
lebhaftem Beifall teilte der Verſammlungsleiter Fiſcher ein
Schreihen des Staatspräſidenten Prof. Dr. Werner mit, das der
Veranſtaltung ein gutes Gelingen zum Beſten der edlen Betäti=
gung
des Waiſenſchutzes wünſcht. Für die, Werbung ſprechen
Brühl=Butzbach für Oberheſſen, Wirts und Saalberg=Darmſtadt
als Landeswerber. Alle Mitarbeiter werden zu reger Werbung
aufgefordert. Der Voranſchlag wird in Höhe von 4000 Mark
für Pflegegelder, für Monatsſchrift mit 3000 Mk., für Verwaltung
mit 1670 Mk. genehmigt.
Ueber künſtleriſche Ausgeſtaltung des Verbands=
organs
entſpinnt ſich nach dem Antrag Bretzenheim eine län=
gere
Ausſprache. Der Antrag 1 wird gegen 26 Stimmen abge=
lehnt
, der Kopf Waiſenſchutz bleibt beſtehen. Als Ort der
nächſtjährigen Landestagung wird Groß=Gerau beſtimmt;
für 1935 iſt Mainz=Bretzenheim in Ausſicht genommen. Für die
Kinder der Väter, die im nationalen Kampf gefallen ſind, wer=
den
200 Mark bewilligt.
Dann erfolgten durch Fiſcher=Offenhach Auszeichnungen
für verdiente Mitglieder der verſchiedenen Zweigvereine des Lan=
desverbandes
. Einſtimmig erfolgte der Beſchluß, den Staats=
präſidenten
Prof. Dr. Werner in den Ehrenrat
aufzunehmen. Das Protektorat bleibt in den Händen des
Großherzogs von Heſſen.
Hefſiſcher Oberförſter=Verband.
Der erweiterte Vorſtand des Heſſiſchen Oberförſter=Verbandes
hat folgende Entſchließungen gefaßt:
1. Zur Durchführung der Gleichſchaltung wird der ſeitherige
Vorſitzende und engere Vorſtand in ſeinen Aemtern beſtätigt.
2. Der erſte Vorſitzende erhält die Ermächtigung, ſelbſtändig,
ohne Befragung des Vorſtandes, alle ihm nötig erſcheinenden
Entſchlüſſe unter eigener Verantwortung zu faſſen.
3. Der Heſſiſche Oberförſter=Verband ſtellt ſich dem Herrn Reichs=
kommiſſar
für die Beamtenorganiſationen zur Eingliederung
in die entſprechende Fachgruppe des Beamtenbundes zur
Verfügung.
Ein Auko mit 5A.-Führern verunglückk.
Ca Lorſch, 15. Mai. Von einer Beſichtigung aus Bürſtadt
kommend, geriet das mit SA.=Führern beſetzte Pexſonenauto, in
dem ſich u. a. Sturmbannführer Eichel und SA.=Führer Hauer
befanden, von der Fahrbahn und rannte in voller Wucht gegen
einen Obſtbaum. Durch den Anprall flog einer der Inſaſſen aus
dem Wagen, während der Führer in die Glasſchutzſcheibe des
Führerſitzes geſchleudert wurde und ſchwere Verletzungen am Kopf
erlitt. Die Verletzungen des Führers Hauer ſind derart, daß er
von dem mit ſeinem Wagen unmittelbar folgenden Herrn Polizei=
direktor
Joſt=Worms nach Bensheim ins Krankenhaus verbracht
werden mußte. Auch Pg. Eichel erlitt erhebliche Verletzungen.
Tags zuvor war faſt an der gleichen Stelle durch die glatte Straße
ein Perſonenwagen ins Schleudern geraten und fuhr die ziemlich
hohe Böſchung hinab, wo er unterwegs glücklicherweiſe an dem
Halteſeil eines Telegraphenmaſtes hängen blieb. Auch hier wurde
der Führer des Wagens in die Glasſcheiben geworfen und erlitt
bedeutende Verletzungen am Kopfe, die eine ärztliche Behandlung
notwendig machten.
Zu dem erſten Fall wird von amtlicher Seite gemeldet:
Auf der Straße BürſtadtLorſch fuhr am Sonntag vormittag um
10 Uhr ein mit ſechs Perſonen beſetzter offener Perſonenwagen,
mit dem der Oberführer Hauer auf einer Beſichtigungsfahrt be=
griffen
war, wahrſcheinlich infolge eines Schwächeanfalles des
Wagenführers, gegen einen Baum. Oberführer Hauer und
Standartenführer Eichel erlitten außer anderen Verletzungen eine
ſchwere Gehirnerſchütterung. Außerdem erlitt Oberführer Hauer
mehrere Rippenbrüche. Ob die Verunglückten auch innere Ver=
letzungen
davongetragen haben, ſteht noch nicht feſt. Die anderen
Inſaſſen des Wagens kamen, abgeſehen von Hautabſchürfungen,
mit dem Schrecken davon. Der Wagen wurde völlig demoliert.
Au. Groß=Gerau, 15. Mai. Nächtliche Schießerei mit
Einbrechern. In der Nacht zum Montag verſuchten drei Ein=
brecher
in die Helvetia=Konſervenfabrik einzudringen. Auf dem
Fabrikgelände wurden die Einbrecher jedoch von der Fabrikwache,
zwei SA=Leuten, die mit Karabinern ausgerüſtet ſiad, überraſcht.
Die Verbrecher verſuchten, die SA=Wache durch die Abgabe einiger
Piſtolenſchüſſe zurückzuhalten, um flüchten zu können. Die Wach=
bamten
erwiderten hierauf das Feuer: die Schüſſe verfehlten je=
doch
in der Dunkelheit ihr Ziel. So gelang es den Verbrechern, im
Schutze der Nacht in der Richtung nach Mainz zu entkommen.
Die Schießerei ſchreckte zahlreiche Einwohner aus dem Schlafe.
Aa. Langen, 15. Mai Diphtherie=Epidemie. Im
Zuſammenhang mit der hier erneut zum Ausbruch gelangten
Diphtherie unter den Schulkindern ſind nach einer Anordnung des
Kreisgeſundheitsamtes Offenbach ſämtliche Volksſchulen geſchloſ=
ſen
worden. In der Berufsſchule wird der Unterricht allerdings
fortgeſetzt. Ferner ſind bis auf weiteres alle Maſſenanſammlun=
gen
von Kindern und der Beſuch von Kindergottesdienſten und
Turnſtunden verboten.
Wochenſpielplan des Mainzer Skadtkheakers
Dienstag, den 16. Mai, geſchloſſen wegen der Vorbereitungen zu
Peer Gynt.
Mittwoch, den 17. Mai, Anfang 19.30 Uhr, in neuer Inſzenierung
und Einſtudierung: Peer Gynt.
Donnerstag, den 18. Mai, Anfang 20 Uhr: Deutſche Tänze,
veranſtaltet von dem Tanz= und Bewegungschor der Mainzer
Volkshochſchule; Leitung: Philipp Müller=Gebhardi, Mainz.
Freitag, den 19. Mai, Anfang 20 Uhr, Sondervorſtellung des
Stahlhelm. Bund der Frontſoldaten, Kreis Mainz=Stadt,
unter Mitwirkung der Stahlhelmkapelle (Leitungg: Kamerad
Holzapfel), in Anweſenheit des Kameraden Landesführer
Groß=Heſſen: Es brennt an der Grenze‟. Ein deut=
ſches
Schauſpiel in fünf Akten von Hans Kyſer.
Samstag, den 20. Mai, Anfang 20.15 Uhr: Gaſtſpiel der NS.=
Kampfbühne Mainz (einführende Worte: Pg. Pfarrer Knab
Mainz=Guſtavsburg): Kampf Bauerntragödie in drei
Akten von Pg. Karl Heucko=Hamburg.
In Oberſtein: Es brennt an der Grenze‟.
Schluß der Spielzeit

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[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 135

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 16. Mai 1933

Der Segelflug=Wanderzirkus ſkellt ſich vor.

Eine Ueberſicht des Flugzirkus auf dem Tempelhofer Feld in Berlin.

von den Tornado=Berwüſkungen in USA.
Erſtes 4

Trümmerfeld einer Stadt im Staate Louiſiana.

Der Wandertrupp, der ganz Deutſchland bereiſt und ſo überall für den Segelflug=Gedanken wirbt
iſt mit den modernſten Mitteln, ſo einem Seilſchlepptraktor und einem Auto mit Arbeitsinnen=
raum
ausgeſtattet.

Der Süden der Vereinigten Staaten wurde wiederum wie ſo oft von einem furchtbaren Wirbel=
ſturm
heimgeſucht, dem im Staate Louiſiana mehr, als hundert Menſchenleben zum Opfer fielen.
Der Sachſchaden geht in die Millionen.

Reich und Ausland.
Neuer Vorſtand des Bereins Deukſcher
Zeikungsverleger.
Berlin. Der Vorſitzende des Vereins Deut=
ſcher
Zeitungsverleger, Kommerzienrat Dr.
Krumbhaar=Liegnitz, und der erſte ſtellvertre=
tende
, Kommerzienrat Dr. h c. Neven=Dumont=
Köln am Rhein haben ihre Aemter unter Ueber=
tragung
der vom Vorſtand des Vereins erteilten
Vollmachten auf den zweiten ſtellvertretenden
Vorſitzenden, Dr. Jänecke=Hannover, niedergelegt.
Der jetzt erfolgte Eintritt der nationalſozia=
liſtiſchen
Zeitungsverlage in den Verein deutſcher
Zeitungsverleger hat zur Umbildung des Prä=
ſidiums
in folgender Zuſammenſetzung geführt:
Verlagsdirektor Max Amann (Völkiſcher Beob=
achter
, München) Vorſitzender, Dr. Walter =
necke
(Hannoverſcher Kurier=Hannover) erſter
ſtellvertretender Vorſitzender, Verlagsdirektor
Jahr (Angriff=Berlin) zweiter ſtellvertretender
Vorſitzender, Dr. Knittel (Karlsruher Zeitung=
Karlsruhe) Beiſitzer, J. K. von Zweck (Anhalter
Kurier=Bernburg) Beiſitzer.
Das Präſidium hat beſchloſſen, den langjähri=
gen
früheren Vorſitzenden, Kommerzienrat Dr.
Krumbhaar=Liegnitz zum Ehrenpräſidenten des
Vereins Deutſcher Zeitungsverleger und den bis=
herigen
erſten ſtellvertretenden Vorſitzenden,
Kommerzienrat Dr. h. c. Neven=Dumont=Köln
zum Ehrenmitglied des Vorſtandes zu ernennen.

Unter Vergiftungserſcheinungen geſtorben.
Mannheim. Am 11. Mai mußte eine
23jährige Ehefrau aus Seckenheim, die vorher in
einer dortigen Wirtſchaft Wurſt gegeſſen hatte,
unter verdächtigen Krankheitserſcheinungen in
ein hieſiges Krankenhaus eingeliefert werden,
wo ſie am nächſten Tage verſtarb. Die gerichtliche
Leichenöffnung hat den dringenden Verdacht der
Wurſtvergiftung ergeben. Da noch mehrere an=
dere
Perſonen unter den gleichen Erſcheinungen
erkrankt ſind, wurden die notwendigen Maß=
nahmen
getroffen und der Wirt ſowie deſſen
Hausmetzger vorläufig in Haft genommen.
General Hermann v. Brancois .
Berlin. Der bekannte Heerführer des Welt=
krieges
, General der Infanterie Hermann von
Francois, iſt am Montag im Alter von 77 Jah=
ren
im Bülow=Sanatorium geſtorben. Der Tag
der Beiſetzung iſt noch nicht feſtgeſetzt.

Hermann von Francois wurde am 31. Januar
1856 in Luxemburg geboren. Er wurde 1911
Diviſionskommandeur und 1913 Kommandieren= General des 1. Armeekorps, das er 1914 in
der Schlacht bei Tannenberg führte. Von Oktober
bis November 1914 befehligte er die 8. Armee,
mit der er den 2. Ruſſenangriff abwies. Von
September 1914 bis Juli 1915 befehligte er das
41. Armekorps. Er wies insbeſondere die fran=
zöſiſchen
Durchbruchsverſuche an der Somme ab,
beteiligte ſich an dem Durchbruch der ruſſiſchen
Front bei Gorlice und an der Eroberung von
Przemysl. Als Kommandierender General des
7. Armeekorps nahm er an der Herbſtſchlacht bei
la Baſſée im Juli 1915 teil. Von Juni 1916 bis
März 1918 war er Befehlshaber der Magsgruppe
Weſt vor Verdun, und im Mai 1918 Befehlshaber
der Angriffsgruppe an der Oiſe. Im Oktober
1918 nahm er ſeinen Abſchied. v. Francois iſt
auch als Militärſchriftſteller hervorgetreten.

Die Jubiläumsfeier des Luiſen=Bundes.

Oben: Prinzeſſin Friedrich Sigismund von Preußen als Königin Luiſe an der Spitze des Feſt=
zuges
, der ſich am Jubiläumstag in das Potsdamer Stadion bewegte. Unten: Freifrau Char=
lotte
von Hadeln, die Reichsführerin des Bundes Königin Luiſe, bei der Anſprache im Pots=
damer
Stadion. In der Mitte rechts: Die Kronprinzeſſin bei der Anſprache, die ſie als Schirm=
herrin
des Bundes im Berliner Sportpalaſt hielt.
Der Frauenbund Königin Luiſe konnte jetzt ſein 10jähriges Beſtehen feiern. Nicht weniger als
30 000 Luiſen waren zu den feſtlichen Veranſtaltungen in die Reichshauptſtadt und nach Potsdam
herbeigekommen.

Genergloberſt a. 9. von Schubert F.
Marburg. Im Alter von 83 Jahren ſtarb
hier Generaloberſt a. D. von Schubert. Er be=
gann
ſeine militäriſche Laufbahn 1867 beim
weſtfäliſchen Pionierbataillon Nr. 7 und kam
1868 als Fähnrich zum Artillerie=Regiment
Nr. 10. Im gleichen Jahre wurde er zum Leut=
nant
befördert. 1870 bis 1871 erwarb er ſich das
Eiſerne Kreuz. Als Oberſt führte er das Feld=
artillerie
=Regiment Nr. 30 in Raſtatt, als Gene=
ralleutnant
die 39. Deviſion in Kolmar, war
dann Gouverneur in Ulm und 1907 bis 1911 In=
ſpekteur
der Feldartillerie 1907 wurde er zum
General der Artillerie befördert und 1909 ge=
adelt
. 1911 ſchied er aus dem aktiven Dienſt aus.
Den Weltkrig hat von Schubert als Komman=
dierender
General des 14. Reſervekorps mitge=
macht
. 1916 erhielt er den Orden Pour le =
rite
und wurde zum Generaloberſt befördert.
1917 wurde ihm der Schwarze Adlerorden ver=
liehen
.
Familienkragödie bei Kaſſel.
Kaſſel. In Holzhauſen bei Kaſſel er=
eignete
ſich am Sonntag abend eine blutige Fa=
milientragödie
. Der 62jährige praktiſche Arzt Dr.
Grönveld geriet mit ſeinem 26jährigen Sohn,
der ſein Studium wegen Ausſichtsloſigkeit auf=
geben
wollte, in Streit. Im Verläufe der Aus=
einanderſetzung
ergriff der Arzt einen Revolver
und verletzte ſeinen Sohn durch einen Schuß hin=
ter
das Ohr lebensgefährlich. Darauf erſchoß ſich
der Arzt ſelbſt. Der Sohn ſtarb auf dem Trans=
port
ins Krankenhaus.

Mordverſuch an Rukker und Bruder.
Selbſtmord durch Brandſtiftung.
Gleiwitz. Der 18 Jahre alte Sohn eines
Landwirts um Deutſch=Zernitz griff am Sonntag
vormittag ſeine Mutter und ſeinen neunjährigen
Bruder tätlich an und brachte beiden ſchwere
Kopfverletzungen bei. Nach einem Handgemenge
mit zwei anderen Brüdern flüchtete er. Bald
darauf brach in der Scheune Feuer aus, das das
ganze Anweſen einäſcherte. Unter den Brand=
trümmern
der Scheune wurde die verkohlte Leiche
des Attentäters gefunden. Man nimmt an, daß
er auf dieſe Weiſe Selbſtmord begangen hat.

Der Fliegende Hamburger in Betrieb.
Hamburg. Mit dem Inkrafttreten des
Sommer=Fahrplans der Reichsbahn hat auch
der Fliegende Hamburger ſeine erſte regel=
mäßige
Fahrt zwiſchen Berlin und Hamburg
durchgeführt. Er fuhr 8.02 Uhr vom Lehrter
Bahnhof in Berlin ab und traf um 10.20 Uhr
fahrplanmäßig im Hamburger Hauptbahnhof ein.
von wo er gleich darauf nach Altona weiterfuhr.
Die Rückfahrt erfolgt ab Altona 14,58 Uhr, ab
Hamburg 15,16 Uhr und die Ankunft in Berlin
17.36 Uhr.
Schnee im Rieſengebirge.
Hirſchberg. Im Rieſengebirge iſt ein
Rückfall des Winters eingetreten. Seit Sonntag
abend ſchneit es im Hochgebirge. Montag vor=
mittag
lagen auf dem Kamm gegen 20 Zenti=
meter
Neuſchnee bei 2 Grad Kälte.

Zur Schließung des Leo=Hauſes.
München. Zu der polizeilichen Schließung
des Münchener Leo=Hauſes erklärt der Völkiſche
Beobachter, mit dem Zuſammenbruch des Leo=
Hauſes erlebe nun auch Süddeutſchland ſeinen
großen Skandal. Sämtliche dort in Sparkonten,
Renkenkonten uſw. hinterlegte Gelder ſeien ver=
ſpekuliert
bzw. verſchwunden. Depots ſeien un=
terſchlagen
und uneinlösbare Wechſel ſeien aus=
gegeben
worden. Man nenne eine Summe von
zwei bis drei Millionen Mark an Verluſten. Er=
ſchwerend
ſei, daß die Leitung des Leo=Hauſes
faſt ausſchließlich in Händen von Geiſtlichen lag.
Neben dem Reichstagsabgeordneten Schwar=
zer
dem Verbandsvorſitzenden, war der verant=
wortliche
Leiter der Prälat Walterbach,
Päpſtlicher Geheimkämmerer. Die Preſſe des Leo=
Hauſes habe ſehr gehäſſige Angriffe auf die
NSDAP. gerichtet. Noch unter der Regierung
Held mußten die vom Leo=Haus herausgegebenen
Zeitungen auf Wochen verboten werden wegen
eines Angriffs auf den damals ſchon zur Macht
gelangten Führer Adolf Hitler.

Ein SS.=Laſtauto die Böſchung herabgeſtürzt.
18 Perſonen verletzt.
Greitz. Ein Greitzer Laſtauto mit etwa 60
Mann der Greitzer SS. ſtieß am Sonntag früh
5 Uhr auf dem Weg nach Jena gegen einen
Chauſſeebaum und ſtürzte eine 1½ Meter hohe
Böſchung hinab auf eine Wieſe. Sämtliche SS.=
Leute wurden aus dem Wagen geſchleudert, wo=
bei
18 von ihnen verletzt wurden, darunter drei
ſchwer. Der Chauffeur gab an, die Steuerung
habe verſagt, doch wird angenommen, daß er
übermüdet war und am Steuer eingeſchlafen iſt,
wodurch der Unfall verurſacht wurde.

Frankreich feiert Jeanne d:Arc.
Paris. In ganz Frankreich fanden am
Sonntag Erinnerungsfeiern an die Jungfrau
von Orleans ſtatt. Vor dem Denkmal der Jung=
frau
von Orleans in Paris verſammelten ſich,
wie in jedem Jahr, die Mitglieder der Regie=
rung
. Der Präſident der Republik hatte ſich ver=
treten
laſſen. Vor dem Denkmal defilierten Trup=
pen
der Pariſer Garniſon. Ferner hatten meh=
rere
katholiſche Verbände unter Beteiligung der
Patriotiſchen Jungen Liga einen Umzug zu
Ehren der Jungfrau veranſtaltet. In den katho=
liſchen
Kirchen fanden Gedenkgottesdienſte ſtatt.

Der Goldene Helm von Deutſchland,
in wertvoller Ehrenpreis, den der Kanzler deiſt
utomobilklub München von 1903 für die
hrung des Siegers bei einem Automobilrenne‟
r Verfügung ſtellte. Das Kleinod iſt vorläufis
i dem Münchener Juwelier ausgeſtellt, der S
geſchaffen hat.

[ ][  ][ ]

Deustag, 16. Mai 1933

war=
verat

Paul Ernft, der Dichker und Kämpfer.
Der Dichter Paul Ernſt, der erſt vor einigen
Tagen vom Kultusminiſter Ruſt in die Dichter=
Akademie berufen wurde, iſt plötzlich geſtorben.
Paul Ernſt, deſſen Name dem großen Publikum wenig
geläufig iſt, war ein Dichter hohen Grades, ein Seher und
Prophet, und allein in dieſem Sinne ein Kämpfer für eine neue
Zukunft des deutſchen Volkes. Er trat nicht geharniſcht in die
Arena des öffentlichen, kulturellen oder politiſchen Kampfes,
um eifrig für ſein Ideal zu ſtreiten. Dazu war er zu ſtill und
perſonnen, ein träumeriſcher Denker und ein denkender Träu=
mer
. Aber in ſeinem dichteriſchen Werk kämpfte er einen uner=
müdlichen
, ſtillen Kampf gegen die materialiſtiſche und grobe
Auffaſſung des Weſens der Dichtung, gegen die allzu naturali=
ſtiſche
Geſtaltung des Lebens, das in ſeinen Wurzeln und
ſeinem rätſelvollen Inhalt viel bedeutſamer iſt, als es die Dich=
ter
, die Zeitgenoſſen von Paul Ernſt waren, wahr haben woll=
ten
. Er kämpfte mit ſeinem Werk, das in die Tiefen der Seele
und des Lebens vordrang, gegen die alles verflachende Zeit der
rein individualiſtiſchen Geſtaltung. Ernſt war am 7. März 1866
in Elbingerode geboren. Er wollte Prieſter werden, ein Er=

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken

Nr. 135 Seite 9

Paul Ernſt.
zieher und Tröſter der Menſchheit, mit dem hohen Ziele, ſeine
Gemeinde zur Erfühlung Gottes emporzuführen. Dieſes Prieſter=
amt
hat er nunmehr als Dichter verwaltet. Sein bedeutendes
Drama Demetrios, das im Jahre 1905 erſchien war ein Weg=
weiſer
zu einer edlen Lebensgeſtaltung eines Volkes. Wenn ſein
Held untergeht, ſo ſpricht aus dieſer Tragödie der Peſſimismus
des Dichters, der an die Verwirklichung großer Volksideale nicht
glauben konnte. Seine Werke waren erfüllt von ſeinen Ideen,
mit denen er Welt und Wirklichkeit erfüllen wollte. Es war
ſeine tragiſche Sendung, daß er in einer Zeit wirkte, die für
hohe und geiſtige Lebensziele nicht geeignet war. In der Vor=
kriegszeit
herrſchte der Naturalismus und die materielle Ge=
ſchichts
= und Lebensauffaſſung, und in der Nachkriegszeit führte
die nüchterne Sachlichkeit das Szepter, die für ideale Vor=
ſtellungen
nur ein Lächeln der Verſtändnisloſigkeit hatte. Seine
Dramen waren von einem ſtrengen Stil und won dem Drange
nach einer klaſſiſchen Form erfüllt, in einer Zeit, in der die
Formloſigkeit als hohes Ziel der Kunſt galt. Für ſein Werk
hatte er in ſeinem Weg zur Form bereits im Jahre 1906 die
theoretiſche Grundlage geſchaffen. Er hatte ſich Klarheit über
ſein Wollen geſchaffen, um bewußt gegen die Ideale der natu=
raliſtiſchen
Kunſtübung ſein eigenes Ideal entgegenzuſtellen.
Aber er drang mit ſeinen Forderungen nicht durch. Man nannte
ſeinen Namen mit hoher Achtung, aber für die Bühne kamen
ſeine Dramen nur wenig in Betracht. Seine Brunhild wurde
ebenſo wie ſeine Chriemhild gelegentlich aufgeführt, die Wir=
kung
war aber nicht nachhaltig. Der Neuklaſſizismus deſſen
Schöpfer er war, fand in dieſen Dramen die reinſte Vollendung,
denn in ihnen vereinigten ſich edle Form, hoher Geiſt und
Sittengeſetz. Die Vorwürfe, daß ſeine Helden nicht Germanen
ſeien, konnten gegenüber den geiſtig=ſittlichen Vorzügen ſeines
Werkes nur wenig beſagen. Er benutzte die ſagenhaften Vor=
würfe
in erſter Reihe dazu, ſeine Ideen von Welt, Volk und
Staat zum Ausdruck zu bringen, in überperſönlicher Form und
Geſtalt. Seine herrliche und bedeutſame Komödie Der heilige
Criſpien ſoll in einigen Tagen in Berlin zur Aufführung ge=
langen
. Der Dichter hat es leider nicht mehr erlebt. In ſeiner
Dichtung. Der Heiland findet man die reine Gottesgläubig=
keit
und Menſchenliebe des Verblichenen. Auch als Novelliſt und
Romandichter hat Paul Ernſt Großes geſchaffen. Die Nachwelt
wird ihm die Hochſchätzung zuteil werden laſſen, die ihm die
Mitwelt verſagte oder nur in kleinem Kreiſe angedeihen ließ,
denn auch in unſeren Tagen gab es Menſchen, die dem hohen
und reinen Streben des Dichters begeiſterte Verehrung entgegen=
K. 4.
brachten.

Alter und neuer Bauernadel.
Bauernlehen in Sachſen, Bayern, Würkkemberg. Laßgüter, Herrengunſtgüker. Salhöfe, Sakkelgüker mit
Eikkerlichen Pflichken. Höſerecht und Anerbenrecht.
burg, Bayern, Schleswig=Holſtein uſw. Es regelte das Erbe der
Art, daß der Hof auf einen Erben ungeteilt übergehen mußte.
Zu dem neuen Bauern=Erbrechl.
In der Wirkung war es alſo dem Anerbenrecht gleich.

Durch das neue Bauernrecht, das den Beſitz des Hofes in der
Sippe ſichern ſoll, wird ein neuer Bauernadel geſchaffen, der mit
dem Boden der Heimat aufs engſte verbunden bleiben wird. In
Deutſchland iſt der Bauernadel in vielen Ländern und Provinzen
eine uralte Einrichtung, die allgemein wenig bekannt geworden
iſt. Die alten frieſiſchen Bauern leben heute noch als alter Adel
auf ihren Höfen und ſind ſich ihrer
tauſendjährigen Geſchichte mit Stolz
bewußt. Auch in vielen anderen
Gauen finden wir Einrichtungen, die
mit den adligen Gütern der großen
Herren ſtarke Aehnlichkeiten aufwei=
ſen
. In Bayern, Sachſen und Würt=
temberg
gibt es zahlreiche Bauern=
güter
, die den alten Lehnsgütern
ähnlich ſind und Bauernlehen, Beu=
tellehen
oder Fallehen heißen. Die
Fallehen ſind diejenigen Höfe, die
nach dem Tode des Lehnsmannes an
den Lehnsherrn zurückfielen. Es
gibt auch Güter, die auf Widerruf
verliehen oder als Lehen über=
geben
worden ſind. Der Widerruf
wurde allerdings faſt nie geltend
gemacht, ſo daß auch dieſe Bauern=
güter
als richtige Lehnsgüter im
adligen Sinne des Wortes anzu=
ſehen
ſind. Dieſe Bauernhöfe hei=
ßen
in Sachſen Laßgüter, in Bay=
ern
Herrengunſtgüter, da ſie durch
die Gunſt der Herren erworben wur=
den
, und in Schwaben nennt man ſie
leibfällige Güter. Ganz enge Ver=
bindungen
mit ritterlichen Sitten
und Gewohnheiten haben die ſo=
genannten
Sal=Höfe und Setel=
Höfe, deren Beſitzer gehalten waren,
ein Ritterpferd zum Dienſt zu ſtellen.
Dieſe Sitte hat ſich viele Jahrhun=
derte
lang erhalten. Sie werden in
einigen Gegenden noch heute Setel=
güter
genannt, was ſoviel bedeutet
wie Sattelhöfe, d. h. Höfe, die ver=
den
Salgütern in der Mark und
in Schwaben haben ſich zahlreiche
Vorrechte erhalten. Die Beſitzer der=
ſchutzherrlichen
Verhältnis ſtanden, ebenſo wie die Erbhöfe in den gleichen Zwecken. Derartige Ordnungen wurden in Bran=
die
die Unteilbarkeit und Geſchloſſenheit der Höfe gewährleiſten löſchen laſſen. Dadurch hat dieſe Maßnahme ihre eigentliche
ſollten.
die der Zerſplitterung durch Erbſchaft nicht ausgeſetzt waren. Der
es in einer neuen Form ſpäter wieder eingeführt, da es ſich aus= keiten geſchickt zu vermeiden. Es laſſen ſich die Verſchiedenhei=
gezeichnet
bewährt hatte und die neuen geſetzlichen Beſtimmungen ten in den einzelnen Ländern und Provinzen bei der Durch=
nicht
ausreichten, um den Bauernſtand und das Bauernerbe zu führung der Schutzgeſetze für die Höfe nicht aufzählen, da ſie
geſchlecht nur durch die Feſtſetzung des Anerbenrechtes möglich, nicht überall bei der Erbfolge das Majorat eingeführt iſt, ſon=
war
. Das neue Bauernrecht, das ſogenannte Höferecht, war dern daß auch einzelne Länder wie Weſtfalen und Oldenburg
Sinne des Bauern waren. Das Anerbenrecht berückſichtigte näm= Erbe.
lich in erſter Reihe die Intereſſen des Gutsherrn, oder des
Obereigentümers. Die Höfe waren häufig nicht Vollbeſitz der
äußert werden dürfen, dann würde dadurch der Wert des ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Geſamthofes gelitten haben. Der Gutsherr hätte alſo großen
Schaden erleiden können. Aus dieſem Grunde beſtimmte das
Anerbenrecht, daß die Höfe unteilbar ſeien. Als nun das An=
erbenrecht
, das die Intereſſen der Obereigentümer ſicherte, be=
ſeitigt
worden war, trat in vielen Gauen Deutſchlands an ſeine
Stelle das ſogenannte Höferecht. Wir finden es in Mecklen=

Im vergangenen Jahrhundert war das Beſtreben zu er=
kennen
, unter Berückſichtigung dieſer gewohnheitsmäßigen
rechtlichen Beſtimmung ein entſprechendes Höfegeſetz zu ſchaf=
fen
, durch das der Bauernſtand erhalten werden ſollte. Dieſe
Höfegeſetze ſollten zugleich für die Erhaltung der Bauern=
güter
wirken. In Braunſchweig, Oldenburg, Baden, Mecklen=

Preußen erhält ein germaniſches Erbhofrecht.
pflichtet ſind, einen Sattel, d. h. Von links nach rechts: Der Volkswirtſchaftler Geheimrat Prof. Dr. Sehring, der als Sach=
ein
Pferd zu ſtellen. Man nennt ſie verſtändiger bei der Beratung des Geſetzes zugezogen war, der preußiſche Juſtizminiſter
noch heute ſo oder bezeichnet ſie auch Kerrl, der Führer der deutſchen Landwirtſchaft Darré und Miniſterialdirektor Freiß=
heute
noch als Lehnshöfe. Auch auf ler vom preußiſchen Juſtizminiſterium bei dem Berliner Preſſeempfang, auf dem mitgeteilt
wurde, daß das preußiſche Kabinett ein germaniſches Erbhofrecht beſchloſſen habe.
artiger Güter ſind ein uralter Bauernadel. Es kommt vor, daß durch burg=Schwerin, Lübeck und Schaumburg=Lippe wurden derartige
viele Jahrhunderte hindurch dieſelbe Familie auf den Höfen ſitzt Geſetze geſchaffen. In Bremen war die Anwendung in das freie
und eine große Ueberlieferung pflegen kann. Die Beſitzer dieſer Belieben der Hofbeſitzer geſtellt. Sie mußten, wenn ſie die An=
Höfe haben vielfach in der deutſchen Geſchichte eine Rolle geſpielt, wendung des Geſetzes wünſchten, ihre Höfe in die Höferolle‟
Die Güter der Wetterfreien in Weſtfalen und der Erbexen oder Erbgüterrolle eintragen. In anderen Gauen und Län=
im
Bremiſchen zeichnen ſich dadurch aus, daß ſie unter einem dern Deutſchlands dienten die ſogenannten Landgüterordnungen
Lüneburg. Die ſogenannten Freihöfe dagegen ſind nichtadlige denburg, Schleſien uſw. erlaſſen. Durch die Eintragung in die
Bauernhöfe, da ihnen nur der Frondienſt erlaſſen war. Dieſe Höferolle war der Beſitzer in ſeinen Entſchließungen nur
Güter hatten ſchon in früher Zeit beſondere Rechtsverhältniſſe, wenig behindert. Der Beſitzer konnte die Eintragung wieder
Beſtimmung verfehlt, denn der Schutz des Hofes und des
Die alten Bauernhöfe waren eine Art von Fideikommiſſen, Bauernſtandes konnte dadurch ſehr leicht illuſoriſch gemacht wer=
Sohn erbte vor der Tochter. Es waren alſo hier ſchon ähnliche den. Das Höferecht erhielt noch manche Abwandlung, wie
Rechtsverhältniſſe in Kraft, die jetzt wiederum zum Schutze der 3. B. in Hannover, wo der Anerbe den Ueberſchuß über den
Bauernſchaft neu geſchaffen werden ſollen. In den letzten Jahr= ihm zukommenden Anteil an die anderen Erben auszahlen
hunderten hatten ſich nämlich dieſe Schutzbeſtimmungen nicht mehr mußte. Er erbte zwar allein den Hof, aber die Abgeltung der
überall gehalten. Die deutſchen Grundrechte hatten das Grund= anderen Erbberechtigten war für ihn eine große Laſt beſonders
eigentum für teilbar erklärt. So wurde das alte Anerbenrecht, dann, wenn durch ſchlechte Jahre kein Vermögen vorhanden
durch das die Beſitzverhältniſſe auf den Bauernhöfen geregelt war, mit dem er die anderen Erben hätte abfinden können.
wurden, in zahlreichen Ländern Anfang das vorigen Jahrhun= Es wurden Auswege gefunden, die aber nicht das Ideal dar=
derts
durch die Agrargeſetzgebung beſeitigt. Aber vielfach wurde ſtellten. Die neue Geſetzgebung ſucht alle dieſe Unzuträglich=
ſchützen
. Man ſah allmählich ein, daß ein ſeßhaftes Bauern= zum Teil rein juriſtiſcher Art ſind. Es ſei nur erwähnt, daß
eine Fortbildung der alten geſetzlichen Beſtimmungen, die im das Minorat kennen. Es erbt der jüngſte, nicht der älteſte
Hauptſchriffleitung: Rudolf Mauve
Bauern, ſondern ſie gehörten zum Teil den Gutsherren oder Veranwortſich für poliſt und Wirtſchaſt: Rudolf Maupe; für Feulſſeton, Reſch und
Obereigentümern. Wenn nun die Höfe hätten ſtückweiſe ver= Ausland und Heſſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteſlungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämilich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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Wird er gut mitkommen

Das ist für viele Eltern die bange Frage zu Beginn
des Schuljahres. Sie könnten ihrem Jungen da vie
helfen, wenn Sie ihm als Frühstücksgetränk Ovomaltine
gäben. Denn wie soll er aufpassen können, wenn ihn
die Verdauungsarbeit des Magens müde und unauf-
merksam
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[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 135

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 16. Maf 1933

Die Befreiung Binnlands und das
Jäger=Bakaillon 27.
Von Konſul W. Juſt, Wiesbaden.
Am 16. Mai jährt ſich zum fünfzehnten Male der Tag der
Beendigung des finniſchen Freiheitskrieges, an dem die finni=
ſchen
Jäger des Kgl. Pr. Jäger=Bataillons 27 unter der Füh=
rung
des Generals Guſtaf Mannerheim ruhmreichen Anteil
nahmen und gemeinſam mit der Oſtſee=Diviſion Graf v. d. Goltz
ſeine ſiegreiche Entſcheidung herbeiführten. Der Tag wird in
ganz Finnland feſtlich begangen.
Das Jäger=Bataillon 27 wurde unter ſeinem trefflichen Orga=
niſator
und Führer, dem am 25. 10. 1917 als Kommandeur des
R. J. R. 259 gefallenen Major Maximilian Bayer aus dem
kleinen Verbande der Ausbildungstruppe Lockſtedt, die nur
aus finniſchen Freiwilligen beſtand, durch Zuzug einer größeren
Zahl Freiwilliger aus Finnland ſelbſt im Jahre 1915 gebildet.
Es erreichte die ſtattliche Zahl von 2000 Jägern und beſtand
aus vier Jäger=Kompagnien, einer Maſch.=Gewehr=Kompagnie,
½ Haubitzbatterie und einer Pionierkompagnie. Nach der weit
vorausſchauenden Weiſung Bahers bildete es ſo von Anfang an
den ſpäteren Grundſtock der finniſchen Armee.
Nach ſeiner Mobilmachung, Ende Mai 1916, kämpfte das
Bataillon bis zur Landung in Finnland am 25. 2. 1918 im
Verbande der UIII. Armee an der Oſtfront zwiſchen Riga und
Mitau im Abwehrkampf und im Angriff mit Tapferkeit und
beſtem Erfolg, was aus der Verleihung zahlreicher Eiſerner
Kreuze an die finniſchen Jäger hervorgeht.
Nach der am 16. 5. 1918 erfolgten Beendigung des Frei=
heitskampfes
in Finnland ſelbſt wurden die finniſchen Jäger
des Bataillons zur Aufſtellung der jungen finniſchen Armee ver=
wandt
und bildeten ſo, wie Bayer vorausgeſehen, ihre erſte
Grundlage. Sie nahmen mit in das neue Heer: deutſche Diſziplin,
deutſchen ſoldatiſchen Geiſt und deutſchen kameradſchaftlichen
Sinn. Als Erinnerung an ihre Zugehörigkeit zum Jäger=
Bataillon 27 und aus dem Gefühle der Dankbarkeit an ihre
Truppe heraus, der ſie insbeſondere die Befreiung ihres ſchwer=
geprüften
Vaterlandes verdanken, tragen die ehemaligen finni=
ſchen
Jäger des Bataillons auf der linken Bruſt die Jäger=
marke
, ein eiſernes Kreuz, umrahmt von grünem Eichenlaub,
mit der Zahl 27 im Mittelfelde. Auf dem Ehrenfriedhof in
Helſingfors erinnern zwei Denkmäler, geſetzt vom finniſchen
Volk, an die ſchweren Kämpfe, in denen Deutſche und Finn=
länder
zur Befreiung Finnlands geſtritten haben und nach
denen die Gefallenen auf dem Friedhof ihre letzte Ruheſtätte
nebeneinander fanden.
Die finniſchen Jäger ehrten ihren auf dem Felde der Ehre
gebliebenen Kommandeur, Major Bayer, dadurch, daß ſie auf
ſeinem Grabe in Mannheim am 11. Mai 1929, ſeinem Geburts=
tage
, aus einem von ihnen geſtifteten finniſchen Granitblock
zuſammen mit Freunden Bayers und den deutſchen Pfad=
findern
, deren Begründer und erſter Reichsfeldmeiſter Bayer
war, ein würdiges Denkmal errichten ließen, deſſen Bronzetafel
von ihnen folgende Inſchrift erhielt:
Unter dieſem finniſchen Granitblock ruht der
Gründer und ruhmvolle Kommandeur des
Jäger=Bataillons 27. Seiner erinnern ſich in
Dankbarkeit, die finniſchen Jäger und das
finniſche Volk.
Für die treue Hilfe in ſchwerer Zeit, in Not und Gefahr
lebt noch heute die Dankbarkeit des ganzen finniſchen Volkes
gegenüber den deutſchen Waffengefährten, ja gegenüber dem
ganzen deutſchen Volke, fort, was beſonders am 1. Mai d. J.,
dem Nationalfeiertag Deutſchlands, dadurch zum Ausdruck kam,
daß auf höhere Anordnung alle in Deutſchland befindlichen
finniſchen Konſulate die finniſche Flagge ſetzten.
Möge treue Freundſchaft und die im Felde erprobte Kame=
radſchaft
Finnland und Deutſchland ſtets vereinen.

Wekterbericht.
Nordöſtliche Störungstätigkeit bewirkt immer noch Zufuhr
kühler ozeaniſcher Luft, wodurch weiterhin wechſelnde Bewölkung
aufkommt. Allgemeiner Luftdruckanſtieg macht ſich aber bereits
bemerkbar, ſo daß ſich einerſeits die Tiefdruckgebiete auffüllen und
andererſeits der Hochdruckrücken ſich nach dem Feſtland ausbreitet.
Die Wetterlage geſtaltet ſich dabei ruhiger, der Himmel wird
ſtärker aufheitern und die Niederſchlagstätigkeit hört auf. In der
Nacht gehen die Temperaturen ziemlich ſtark zurück, während tags=
über
durch die Sonnenſtrahlung Erwärmung eintritt.
Ausſichten für Dienstag, den 16. Mai: Wechſelnd wolkig mit Auf=
heiterung
, mäßig warm, nur vereinzelt noch geringe Schauer.
Ausſichten für Mittwoch, den 17. Mai: Teils wechſelnd wolkig,
teils aufheiternd. Starke nächtliche Abkühlung, doch tagsüber
wärmer, trocken

Sport, Sptel und Sucnen

Handball.
Abſchiedsſpiel Panzerſchiff Deutſchland SV. 98
2:16 (1:6).
* Bei ſchönem, allerdings kühlen Wetter hatten ſich geſtern
abend zahlreiche Zuſchauer am Böllenfalltor=Stadion eingefunden,
um dem Rückſviel der Handballer des Panzerkreuzers Deutſch=
land
gegen SV. 98 beizuwohnen. Wie bereits von uns geſtern
vorausgeſagt, haben in dieſem zweiten Treffen, das bei günſtigen
Platzverhältniſſen zum Austrag kam, die Gäſte beſtätigt, daß ſie
im Feldſpiel den Einheimiſchen durchaus ebenbürtig ſind, daß ſie
über eine recht ſichere Verteidigung und eine ausdauernde ſtel=
lungsſichere
Läuferreihe verfügen. (Als Aushilfe ſpielte Zopf=
SV. 98 für einen bereits abgereiſten Gaſt ſehr anpaſſungsfähig.)
Wenn man das ziffernmäßige Ergebnis betrachtet, könnte man zur
Anſicht neigen, daß die 98er haushoch überlegen waren. Das war
nicht der Fall. Die Torausbeute beruht lediglich auf der überlege=
nen
Wurfkraft und =kuaſt der Lilienträger, denen die Gäſteſtürmer
in dieſer Hinſicht nicht nachkamen. Der Gäſteſturm pflegte zu ſehr
ein übertriebenes Drei=Innenſpiel, ſeine letzten Schuß= Vorberei=
tungen
waren zu offenkundig und aufgeregt, als daß eine hohe
Torausbeute gegen die 98er Abwehr als flinker Verteidiger
brachte ſich Peter Reuter ganz überzeugend in Erinnerung
hätte zuſtandekommen köngen. Nur die beſſere Wurfkunſt der
Gäſtetorwart hielt, was nur irgend zu halten war zeichnet
für das Torverhältnis verantwortlich. Wenn allerdings ein Feick,
Ploch, Freund frei zum Schuß kommen, dann hilft eben alle Tor=
hüterkunſt
nichts, ſondern höchſtens die Latte oder Glück. De noch
war das Spiel nie einſeitig, wenn man von den erzielten Erfol=
gen
abſah und die ſchnell wechſelnden Situationen des Spiels ſelbſt
wertete. Das Treffen wurde ohne Pauſe, in nicht nachlaſſendem
Tempo von Beginn bis Ende durchgeführt, und jede beſondere
Aktion der Gäſte fand lebhafte Anerkennung der Zuſchauer. Nach=
dem
Ploch für 98 das erſte Tor gebucht, glich Bruns umgehend
aus, doch erſt nach der Pauſe konnte Muts durch einen ſauber
ausgeführten Rückhänder Henß zum zweitenmal ſchlagen. Mehr=
mals
ſtanden die Seiten= und Querlatten den Gäſteſtürmern im
Weg, um die Zahlen heſſer zu ſtellen. Für die 98er warfen Ploch
8, Freund 4, Feick 2. Werner und Förſter je ein Tor. Als Schieds=
richter
pfiff Herr Spiegel in dieſem Freundſchaftstreffea wenig
und korrekt.
Beim Abſchiedsabend in der Krone wurde den liebgeworde=
nen
Matroſen bei einem kleinen Umtrunk noch einmal verſichert.
wie verbindend ihre Anweſenheit in Darmſtadt gewirkt hat, mit
wie ſtarker freundſchaftlicher Anteilnahme in Zukunft Darmſtadt
unſer Panzerſchiff Deutſchland verfolgen wird, und daß wir
hoffentlich bald das Vergnügen haben werden, die Gäſte als Sie=
ger
im ſportlichen Kampf hier zu ſehen.
Zußball.
SV. 1910 Weiterſtadt SC. Ober=Ramſtadt 5:1 (3:1).
Bei ſtrömendem Regen fand das Rückſpiel unter Leitung
des Schiedsrichters Göckel=Darmſtadt gegen SC. Ober=Ramſtadt
ſtatt. Weiterſtadt mußte drei Erſatzleute einſtellen. Vorweg ſei
geſagt, daß ſich der eingeſtellte Erſatz gut bewährte, beſonders der
Halblinke verſtand ſich gut mit ſeinen Nebenleuten, Ober= Ram=
ſtadt
ſtellte eine junge Mannſchaft, die ſich, wie im Vorſviel, ſehr
gut hielt. Die beſten Männer waren zweifellos der Tormann
und ſeine beiden Vorderleute. Das Spiel litt ſehr unter dem
Regen und den ſchlechten Bodenverhältniſſen, die kei genaues und
Regen und den ſchlechten Bodenverhältniſſen, die kein genaues und
ſich ſofort ein ſchnelles Tempo, das bis zum Schluß durchgehai=
ten
wurde. Nach einem ſchönen Durchbruch erzielt Weiterſtadts
Halblinker den erſten Treffer, Sofort ſtellen die Gäſte, infolge
Mißverſtändniſſes der Verteidigung, den Gleichſtand her. Nach
einigem Hin und Her erzielte wiederum Weiterſtadts Halblinker
auf ſchöne Vorlage des Mittelſtürmers den 2. Treffer und gleich
darauf wird auf 3:1 erhöht. Nach Seitenwechſel lag W. zum
größten Teil in der Hälfte der Gäſte. In kurzen Abſtänden er=
zielte
W. noch zwei weitere Tore und ſtellte ſomit das End=
reſultat
her. Die Niederlage des Vorſpiels war wettgemacht.
2. Mannſchaft 3:4.
* Kreisliga Südheſſen.
Unbeſpielbare Plätze.
Bei den Aufſtiegsſpielen zur Bezirksliga fiel die
Begegnung Starkenbg. Heppenheim Spv. Koſt=
heim
, ohne Beginn, ſofort aus, während ſich in Bingen Haſ=
ſia
und Polizei, 15 Minuten lang ſich im Moraſt abmühten,
ohne daß ein zählbarer Erfolg möglich geweſen wäre. Das ein=
zige
, wichtige Aufſtiegsſpiel zur Kreisliga in Aben=
heim
wo Olympia Biebesheim zu Gaſt weilte, wurde
10 Minuten nach der Pauſe beim Stande von 1:1 abgebrochen.
Biebesheim war diesmal gut in Fahrt und hatte auch das erſte
Tor geſchoſſen. Bei den Pokalſpielen um den Bezirks=
pokal
kam das Treffen

Spv. Sprendlingen FV. Hofheim 5:3 (3:0)
zur Durchführung. Damit iſt nur noch ein Vertreter unſeres
Vereins, V. f. L. Lampertheim, im Rennen, weil die Lampert=
heimer
auf ihrem Platze nicht das Spiel gegen Rot=Weiß Darm=
ſtadt
zur Durchführung kommen laſſen konnten. Die Darmſtädter
zeigten ſich übrigens während der Spieldauer von 25 Min. von
der angenehmſten Seite und erzielten auch das einzige Tor des
Tages. Die zum Freundſchaftsſpiel nach Biblis gereiſten Die=
burger
mußten wieder unverrichteter Dinge nach Hauſe fahren.
Kanuſpork.
Zum Klubkampf Frankfurter Kanuklub, Rot=Weiß und Jung=
Deutſchland Darmſtadt
folgen nachſtehend noch die genauen Ergebniſſe:
Einer=Faltboot. 1000 Meter: 1. Paul Faſler=J.D., ohne Zeit;
2. Max Thomas, JD, ohne Zeit: 3. Kurt Zahn, FKC., ohne Zeit;
Einer=Kajak für Anfänger, 1000 Meter: 1. Kurt Richter, FKC.,
4:48,8: 2. Adolf Faſler, ID. 4:49: 3. Anton Heidenfelder, FKC.,
4:52: Zweier=Faltboot für Damen, 600 Meter: 1. Erika Mein=
hardt
=Elſe Horſt, ID. 3:06,2: 2. Elſe Meſſerſchmidt=Fritzi Müller,
FKC., 3:07.4: Einer=Faltboot, Altexsklaſſe, 600 Meter: 1. Ludwig
Müller, JD., 2:58,8: 2. Friedrich Fiſcher, FKC., 3:31: 3. Franz
Fehr, FKC., 3:39,6; Zweier=Kajak, Junioren 1000 Meter: 1 Fritz
Becker=Geora Pullmann, FKC., 4:09,9: 2. Max Thomas=Walter
Bernſee, JD., 4:20,2: 3. Erich Herzig=Karl Scherer RW., 4:25,7:
Einer=Kajak, 1000 Meter: 1. Paul Faſler, JD. 4:39,2: 2. Ludwig
Müller, D., 4:39,/4: 3. Kurt Zahn. FKC., 4:48,9: Einer=Faltboot
für Anfänger, 1000 Meter: 1. Hans Kolb, JD., 5:03: 2. Karl
Thies, FKC., 5:03,2: 3. Karl Kühlwein. FKC., 5:27: Einer=Kajak,
für Gäſte, 1009 Meter: 1. Erich Notlacher, Poſtſportverein Frank=
furt
a. M. 4:27,1: 2. Willi Kiſſel. Poſtſportverein Frankfurt am
Main, 4:27,2: 3. Ludwig Zahn. Mannheimer Kanu=Geſ., 4:36,5:
Zweier=Faltboot für Anfänger, 1000 Meter: 1. Kurt Zahn=Kurt
Nichter, FKC., 5:30: 2. Otto Uhland=Jakob Stuckert, RW., 5:41:
3. Karl Thies=Karl Kühlwein, FKC., 5:42: Zweier=Kaiak für
Senioren. 1000 Meter: 1. Paul Faſler=Ludw. Müller. JD., 4:03,6:
2. Fritz Becker=Georg Pullmann, FKC., 4:07,1: 3. Erich Herzig=
Karl Scherer, RW., 4:10.
Im Geſamtergebnis ſiegte Jung=Deutſchland mit 26 Punkten
vor Frankfurter Kanu=Club mit 23 Punkten und Rot=Weiß mit
4 Punkten.

Rundfunk=Programme.

7.10:
7.15:
12.00:
13.30:
15.20:
16.30;
18.00:
18.25:
19.00:
D.90:

21.00:
21.15:
22.15:
22.45:

10.10:
15.00:
15.45:
16.00:
17.00:

17.25:
17.35:

18.00:
18.05:
18.30:
19.00:
20.00:
21.10:
22.00:
23.00:

Frankfurt a. M.
Dienstag, 16. Mai
Choral.
Frühkonzert auf Schallplatten.
Mittagskonzert des Funk=Orcheſters. Ltg.: Dr. Merten=
Köln: Mittagskonzert. Ltg.: A. Wolf.
Für die Hausfrau.
: München: Nachmittagskonzert der Kapelle Max Textor.
: Prof. Sittig: Der Himmel im Mai uend Juni. Von den
Zwergen und Rieſen unter den Geſtirnen.
Lily Biermer: Die Bedeutung der deutſchen Myſtiker für
unſere Zeit.
Leipzig: Stunde der Nation: Die Thomaner ſingen. Ltg.:
Prof. Dr. Karl Straube.
Aus der Welt des Soldaten. Ausſchmitte aus dem Dienſt
des 2. Schützen=Batls. des 13. (Württ.) Infanterie= Regts=
in
Ludwigsburg.
Deutſcher Almanach.
Unterhaltung des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. Merten.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Nachtmuſik der Tanzkapelle des Funkorcheſters. Ltg.: H. Riſch.
Mitw.: M. Kömpel. Am Flügel: A. Haagen.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 16. Mai
Hamburg: Schulfunk: Ein Brahms=Konzert.
Jugendfunk: Vorſicht beim Freibaden.
Gerhard Kloſe: Der Gottesfeind, (Sprecher: Der Verfalſer.)
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Für die Frau: Wie ſind Kinder hübſch und zweckmäßig an
zuziehen? Warum ſoll ſich auch die Stadtfrau für dis
D. L.G.=Ausſtellung intereſſieren?
Zeitfunk.
Ludwig Thuille, Sextett für Klavier u. Blasinſtrumemte.
Das Bläſerquartett der Staatsoper. Mitw.: K. Wasmund
(Flöte). H. E. Riebenſahm (Klavier).
Das Gedicht.
Schrammelmuſik. Das Dietrich=Quartett.
Hauptſchriftleiter Hans Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchan.
Leipzig: Stunde der Nation. Die Thomaner ſingen. Ltg.3
Prof. D. Dr. Karl Straube.
Die Hochzeitsreiſe. Nach dem Roman von de Coſter von
Klaus Herrmann.
Oldenburg: Blaskonzert. Das Muſikkorps des 3. (Ol
denburger) Batl. 16. Inf.=Rgt.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Hamburg: Spätkonzert. Ltg.: H. Platen. Das Funkorcheſter.
Mitw.: Paul Moth (Violoncello).

Der eieLe ALelAAAA
Original=Roman von Hellmuth Quast-Peregrin.
(Nachdruck verboten.)
2)

Wir wollen, daß unſer heute noch kleiner Staat groß und
ſtark werde, damit er ein Machtwort ſprechen kann, wenn Habs=
burgs
Eigennutz und Frankreichs Habgier des Heiligen Römi=
ſchen
Reiches Größe zunichte machen wollen. Brandenburg muß
mächtig ſein, damit die Deutſchen nicht zu Knechten werden,
Der Rote Adler muß herrſchen zu Lande und auf der See!

Endlich ergreift der Kurfürſt das Wort, er deutet auf die
ihm vorgelegte Aufſtellung aller vom Morian mitgebrachten
afrikaniſchen Handelswaren.
Die Summe Geldes, die mit dieſen Waren erzielt wird,
deckt in keinem Falle die Koſten, welche wir in das afrikaniſche
Unternehmen hineingeſteckt haben."
Der ſkeptiſche Tonfall des Kurfürſten zwingt Raule zu
raſcher Gegenwehr.
Eure Kurfürſtliche Durchlaucht wollen bedenken, daß in
einem jeden Handelsgeſchäft gewiſſe Kapitalien inveſtiert wer=
den
müſſen, daß auch im Anfange allerlei Zubußen nötig ſein
werden, ehe der Handel Profit abzuwerfen beginnt. Denn es
iſt doch ſo, gnädigſter Herr, man bauet ein Schiff, das koſtet
Geld, man wirbt Mannſchaft an, wiederum koſtet es Geld, man
verſorgt das Schiff mit Lebensmitteln, Waffen und Tauſch=
waren
und benötigt dazu noch einmal Geld. Und nun fährt das
Schiff aus, ſucht einen günſtigen Handelsplatz, und es iſt mit
hundert gegen eins zu wetten, daß es wohl nicht gleich beim
erſten Male den größten Erfolg hat, ſondern immer wieder
kommen muß, bis ſich der Handel zu lohnendem Umfange ent=
wickelt
.
Wir hören ſchon, wo er hinaus will. Lächelnd droht der
Kurfürſt mit dem Zeigefinger. Er möchte wohl die Schiffe mit
Regelmäßigkeit unſerer Poſt nach der Guineaküſte gehen laſſen?
Eure Kurfürſtliche Durchlaucht können verſichert ſein, daß
ein möglichſt regelmäßiger Verkehr die Rentabilität des Handels
ſehr fördern würde. Jedenfalls müßten gemäß dieſem Vertrage‟,
er wies auf das von Blonck und den Negerhäuptlingen unter=
zeichnete
Dokument, ſobald als möglich ein oder mehrere
Schiffe die Guinegküſte anlaufen, Soldaten und Ware hin=
bringen
, damit das Fort gebaut und mit dem einträglichen Han=
del
begonnen werde. Es müßte ja mit dem Teufel zugehen,
wenn ſich für den Staat Eurer Kurfürſtlichen Durchlaucht dort in.
Afrika nicht eine reiche Quelle des Wohlſtandes und des Reich=
tums
eröffnen ließe.
Raules eifervolle Erregung nötigte dem Kurfürſten ein

Lächeln ab.
Unſer lieber Raule kämpft wie ein Löwe für ſeine Idee..
Ich will Tag und Nacht arheiten, um für Eure Kurfürſt=
liche
Durchlaucht zu ſchaffen und zu wirken. Dreißig Schiffe mit
über 500 Kanonen uad annähernd 1000 Matroſen ſind teils

unterwegs, liegen teils in der Pillau bereit oder werden noch
ausgerüſtet. Mit Portugal, Frankreich und Skandinavien iſt der
Handelsverkehr bereits in vollem Gange und bringt der Kauf=
mannſchaft
ein ſchönes Stücklein Geld. Aber ich will mich auch
mit den Berliner Handelsherren zuſammenſetzen und eine Gui=
neiſche
Kompanie ins Leben rufen, die Berliner werden viel=
leicht
ein wenig mehr Mut zum Geſchäft haben als die Königs=
berger
Herren, zumal ich heute doch ſchon von allerlei ſchönen
Erfolgen berichten kann. Ich hoffe, die 97 524 Taler und 21
Pfennige, die Eure Kurfürſtliche Durchlaucht für die koſtbare
Spitzenladung des gekaperten Hiſpaniers Carolus Secundus
erhalten haben, werden für die Kaufleute eine gute Locl=
ſpeiſe
ſein. Und wenn Thomas Alderſen die Silberflotte auf=
bringt
.
Nicht zu viel mit einem Male. Die Fortung iſt eine gar
launiſche Dame. Fürs Erſte wird Alderſen heimkommen, er hat
ſich mit den Hiſpaniern ehrenvoll als tapferer Soldat geſchlagen.
Wir werden die Wegnahme der Silberflotte wohl auf ein Spä=
teres
verſchieben müſſen, wenn nicht der hiſpaniſche König vor=
her
die uns ſchuldig gebliebene Subſidienzahlung leiſtet. Mit
der bewußten Silberflotte der Hiſpanier iſt es wohl ein gar
eigenartig Ding, ſie mag einen aufmerkſamen und eifrigen
Schutzpatron haben, denn auch Cornelius Reers hat einen gan=
zen
Winter über mit fünf Schiffen in den weſtindiſchen Ge=
wäſſern
gekreuzt und das Silber aus Peru und Mexiko nicht
abfangen können. Und was die Händel mit den Holländern an=
betrifft
, ſo wird der von Dieſt unſere Angelegenheiten im Haag
energiſch vertreten und dafür ſorgen, daß man uns die g. Fregatte zurückgibt und eine angemeſſene Entſchä=
digung
zahlt.
Und der Guineaküſte werden ſich Eure Kurfürſtliche Durch=
laucht
bemächtigen? fragt Raule, und ſeine Stimme bebt, er
kann ſeine Erregung kaum meiſtern wird der Hohe Herr aus=
holen
und den Schlag gegen die übermütige Holländiſch= Weſt=
indiſche
Kompanie, die ihn, Raule, um Haus und Heimat ge=
bracht
hat, und die er bekämpfen will, mit allem Haß, deſſen er
fähig iſt.
Der Kurfürſt hat die Frage nur halb gehört, er lieſt im
Logbuch des Morian
Jetzt blickt er auf, in ſeinen klaren, ſtrahlenden Augen
brennt ein ſtolzes Feuer.

Minheer Benjamin Raule zeigt den heute in ſeinem Hauſe
verſammelten Gäſten ſeinen Stolz, das Gewächshaus, und ſieht
mit Befriedigung das Erſtaunen, nimmt gern das anerkennende
Lob entgegen. Aber es iſt auch des Lobes wert, was er den
Beſuchern bietet. Während der Dezember luſtig Schnee und
Negen über Berlin und ſeine ſchmutzigen, aufgeweichten Stra=
ßen
und Gaſſen ausgeſchüttet, gedeihen im Gewächshauſe hinter
blitzenden Fenſterſcheiben die herrlichſten Pflanzen, die Afrika,
Weſtindien, Aſien hervorbringen. Da ſteht Ingwer mit ſeinen
hochgeſchloſſenen Zweigſtengeln, zwiſchen denen ſpäter die ſchlan=
ken
Blütenſchäſte mit den zapfenartig daranſitzenden Knoſpen
hervorbrechen ſollen. Da iſt ein zierlicher, echter Muskatnußbaum
und ein dürftiges Sträuchlein des erſt vor kurzem bekannt ge=
wordenen
Kaffeebaumes, auch eine kleine gefiederte Palme aus
dem Lande des Magdalenenſtromes, deren weiße Früchte einen
vortrefflichen Erſatz des koſtbaren Elfenbeins geben ſollten.
Daneben aber ſteht eine wunderlich verwachſene Fackeldiſtel, und
ihm zur Seite findet ſich ein ſchöner ſtarker Strauch aus Oſt=
indien
, der Roſenlorbeer. Es gibt noch vieles in Raules Ge=
wächshaus
zu ſehen, und er wird nicht müde, von allen Pflan=
zen
eine regelrechte Historia biologica zu erzählen und die
zahlreichen Fragen ſeiner Gäſte zu beantworten, denn ſeitdem
Seine Kurfürſtliche Durchlaucht die verwahrloſte Nordſpitze des
Cöllniſchen Werders hinter dem Schloß zu einem Luſtgärtlein
umgeſtaltet hat, befleißigt ſich ein jeder, rege Anteilnahme für
gärtneriſche Künſte an den Tag zu legen.
Den Geheimen Rat Ferdinand Johannes von Zaſtrow, der
ſich mit der Frau von Pleſſow und der Gattin des Bürger=
meiſters
Tieffenbach leiſe unterhält, beginnt der trockene Vor=
trag
Raules zu langweilen, plötzlich blickt er freudig nach den
breiten Fenſtern, in die ſich eben ein ſchüchterner Sonnenſtrahl
hineinſtiehlt.
Lumen de coelo! Der endloſe Regen hat aufgehört, er will
vielleicht nur ein wenig Luft ſchöpfen. Benutzen wir den Augen=
blick
, um möglichſt trocken in das Palais zurückzugelangen. Ich
befürchte auch, daß trotz der angenehmen Wärme die der Ofen
ſpendet, der feuchte Erdgeruch des Gewächshauſes die Naſen
unſerer Damen zu moleſtieren beginnt. Alſo, Herr Direktor,
geben Sie das Zeichen zum allgemeinen Aufbruch.
(Fortſetzung folgt.).

[ ][  ][ ]

Nummer 135

Dienstag, 16. Mai

Zum Schutz des Einzelhandels.
Sicherung des Beſtandes der mitkelſtändiſchen Bekriebe des Einzelhandels.
Aenderungen der Gewerbeordnung.
Inkraftkreken des Einzelhandel=
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.

ſchußgeſehes.
Im Reichsgeſetzblatt vom 13. Mai wird nunmehr das von der
Reichsregierung beſchloſſene Geſetz zum Schutze des Einzelhandels
vom 12. Mai 1933 veröffentlicht, das der Abwehr der dem Einzel=
handel
aus der gegenwärtigen wirtſchaftlichen Not drohenden Ge=
fahren
und zur Sicherung des Beſtandes der mittelſtändiſchen Be=
triebe
dienen ſoll. Das Geſetz enthält u. a. die Beſtimmung, daß
das Verbot der Errichtung, Erweiterung und Verlegung von Ein=
heitspreisgeſchäften
nicht nur bis zum 1. April 1934, ſondern un=
befriſtet
gilt.
Ferner dürfen nach dem Geſetz Verkaufsſtellen, in denen
Waren zum Verkauf feilgehalten werden, in der Zeit bis zum
1. November 1933 nicht errichtet werden. In dieſes Verbor fällt
u. a. auch die Uebernahme einer Verkaufsſtelle durch ein mehrere
Verkaufsſtellen betreibendes Unternehmen, die Uebernahme durch
eine andere Perſon ſowie die Aenderung der Betriebsart. Auch
die Ausdehnung des Verkaufs auf Lebens= und Genußmittel in
Verkaufsſtellen, in denen andere Waren zum Verkauf feilgehalten
verden, wird hierdurch verboten. Die Vorſchriften finden auch
auf Konſumvereine und Werkskonſumanſtalten Anwendung. Von
dieſen Verbotsvorſchriften können von der Reichsregierung Aus=
nahmen
zugelaſſen werden, die in der Durchführungsverordnung
des Geſetzes näher angeführt ſind. Danach ſind Ausnahmen zuläſſig,
wenn ein beſonderes Bedürfnis für die Errichtung einer Ver=
kaufsſtelle
vorliegt, u. a. z. B. in Kur= und Badeorten, wo die
Errichtung zur Förderung des Fremdenverkehrs gerechtfetigt ſein
kann. Weiterhin beſtimmt das Geſetz, daß ſelbſtändige Handwerks=
betriebe
in Warenhäuſern, Einheitspreisgeſchäften und Konſum=
vereinen
nicht mehr errichtet werden dürfen. Die Reichsregierung
kann beſtimmen, daß Handwerksbetriebe, die in derartigen Be=
trieben
bereits beſtehen, geſchloſſen werden. Die vorſätzliche oder
fahrläſſige Zuwiderhandlung gegen das Geſetz wird mit Geld=
ſtrafe
beſtraft. Eine Entſchädigung wegen des Schadens, der durch
die angeordneten Maßnahmen entſteht, findet nicht ſtatt.
Ein zweiter Artikel des Geſetzes beſtimmt noch, daß die Aus=
übung
des Handels mit Gegenſtänden des täglichen Bedarfs
unterſagt werden kann, wenn ſich aus einer rechtskräftigen Verur=
teilung
des Handeltreibenden wegen Betruges, Wuchers oder
ſchweren Verſtoßes gegen das Geſetz gegen den unlauteren Wett=
bewerb
ſeine Unzuverläſſigkeit in bezug auf den Gewerbebetrieb
ergibt.
Vollſkändiges Zugabeverbok.
Durch das im Reichsgeſetzblatt vom 13. Mai 1933 veröffent=
lichte
Geſetz über das Zugabeweſen vom 12. Mai 1933
tritt mit dem 1. September 1933 ein vollſtändiges Zu=
gabeverbot
in Kraft. Anſprüche aus vorher eingeleiteten Zu=
gabegeſchäften
bleiben unberührt. Jedoch dürfen ausgegebene Gut=
ſcheine
nach dem 31. Dezember 1933 nur noch durch Zahlung des
an Stelle der Zugabe angebotenen Barbetrages eingelöſt werden.
Reicht die Zahl der im Einzelfall zur Verfügung ſtehenden Gut=
ſcheine
zum Bezug des ganzen Barbetragese nicht aus, ſo kann
nach dem 31. Dezember 1933 ihre Einlöſung durch einen verhält=
nismäßig
geminderten Betrag verlangt werden.

Mekallnokierungen.

Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
15. Mai ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 57.25 RM.. Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM., des=
gleichen
in Walz= oder Drahtbarren 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel 98 bis 99 Prozent, auf 330 RM. Antimon=Regulus auf
3941 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 3942 RM.

Biehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 15. Mai. Aufgetrieben waren
1175 Rinder, darunter 53 ſeit dem letzten Markt, 346 Ochſen. 85
Bullen, 372 Kühe und 349 Färſen, ferner 635 Kälber, 33 Schafe
und 3770 Schweine, darunter 80 Tranſit=Schweine. Bezahlt wurde
pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen a) 1. 2932, 2. 2528, b) 1.
2024; Bullen a) 2730, b) 2226; Kühe a) 2527, b) 21
bis 24, c)) 1720, d) 1216: Färſen a) 3033, b) 2729,
2226; Kälber b) 3841, c) 3337, d) 2532: Schafe nicht
notiert; Schweine b) 3739, c) 3640, d) 3539, e) 3237.
Marktverlauf: Rinder ruhig, ausverkauft; Schweine mittel=
mäßig
, ausverkauft; Kälber und Schafe ruhig geräumt. In der
Woche vom 21.27. Mai findet wegen der Maſtviehausſtellung
nur ein Geſamtmarkt am 22. Mai ſtatt. Der Rindermarkt war
etwas ſchwächer als in der Vorwoche beſchickt. Bei ruhigem Ge=
ſchäft
wurde ausverkauft. Die Preiſe zogen etwas an. Etwa
49 Prozent des aufgetriebenen Viehes wurden wieder in die um=
liegenden
Verſorgungsgebiete ausgeführt. Der Schweinemarkt
war ebenfalls ſchwächer als der vorwöchige Hauptmarkt beſchickt.
Produkkenmärkke.
Berliner Produktenbericht vom 15. Mai. Das Geſchäft am
Getreidemarkt kam zu Beginn der Woche nur ſchleppend in Gang
und die Umſatztätigkeit hielt ſich im Prompt= und Lieferungshan=
del
weiter in engen Grenzen. Die Angebotsverhältniſſe haben ſich
kaum verändert, dagegen iſt die Nachfrage für Roggen vereinzelt
as beſſer, und es wurden etwa 1 Mark höhere Preiſe als am
Wöchenſchluß bezahlt. Weizer iſt ruhig, aber behauptet; für
prompte Ware ſind Forderungen und Gebote ſchwer in Einklang
zu bringen. Der Weizenlieferungsmarkt eröffnete bis 0,50 Mark
Fſter. Am Mehlmarkte beſteht vereinzelt beſſere Kaufluſt für
Roggenmehl und die Forderungen ſind im Einklang mit der Preis=
bewegung
für das Rohmaterial wieder erhöht. Weizenmehle
haben kleines Bedarfsgeſchäft. Das Offertenmaterial in Hafer
bleibt gering und die Preiſe unverändert. Gerſte hat ſchleppen=
den
Abſatz.
Mannheimer Produktenbericht vom 15. Mai. Weizen, inl.,
Aut, geſund und trocken 7677 Kilo, 21,8022. Eoſinweizen 15,75
Lis 16,00; Roggen, inländ. 17,5017,75; Hafer, inländ 15,25
2,75; inländ. Sommergerſte 1919,50; Futtergerſte 17,50: La

1en Wei cer de Seſr ife Weite ſeu en en
zernkleeheu 6. 6,80. Stroh. Preßſtroh, Roggen=Weizen 2,803.
Vesgl. Hafer=Gerſte 2,402,80, geb. Stroh Roggen=Weizen 2,70
Dis 2.90, desgl. Hafer=Gerſte 2,302,50; Weizenmehl Spezial 0
mit Austauſchweizen 31,5031,75; Roggenmehl. norddeutſches
R070proz. 22,5023,75, desgl. pfälz. und ſüdd. 2425; Weizen=
Leie, feine 7.757,85: Erdnußkuchen 11,50; desgl. per Juni
Juli 11,35. Tendenz: feſter. Die Forderungen für Weizen ſind
im allgemeinen höher gehalten. Der Konſum iſt aber bei erhöh=
Een Preiſen zurückhaltend. Die Preiſe für ölhaltige Futtermittel
derſtehen ſich einſchließlich Monopolabgaben.

Bei größter Zurückhaltung des Publikums und der Speku=
lation
lagen die Anfangskurſe der Berliner Börſe größten=
teils
ſchwächer. Die ungeklärte außenpolitiſche Lage und die Er=
wartung
der Kanzlererklärung im Reichstag, die ſchwächeren Aus=
landsbörſen
und Kursrückgänge der deutſchen Werte in New York
und London hemmten die Unternehmungsluſt. Montane ſetzten
bis zu 2 Prozent ſchwächer ein, Rheinſtahl, Maximilianshütte
und Buderus hatten bis zu 3½ Prozent verloren. Von Braun=
kohlenwerten
waren Rhein. Braunkohlen bei kleinſtem Umſatz
3,5 Prozent gedrückt. Kaliaktien verloren bis zu 4 Prozent und
chentiſche Werte bis zu 2,25 Proz. Von Gummi= und Linoleum=
werten
büßten Conti=Gummi zunächſt mehr als 4 Proz. ein. Unter
Elektroaktien waren Elektr. Werke Schleſien 1,25 Prozent freund=
licher
und Chadeaktien zogen im Verlauf bis zu 5,5 Mark über
Vortagsniveau an. Im übrigen bemerkte man Rückgänge bis
zu 2,5 Prozent. Von Gasaktien waren Schleſ. Gas 5 Prozent
niedriger. Dtſch. Tel. und Kabel fielen unter Kabel= und Draht=
werten
durch einen 3prozentigen Verluſt auf. Von Autoaktien
waren BMW. zeitweilig 2,5 Prozent abgeſchwächt, Maſchinen=
fabriken
bröckelten etwas ab; Schubert u. Salzer gaben bei drei
Mille Umſatz 5 Prozent nach. Metallwerte lagen bei kleinen Ver=
änderungen
geſchäftslos. Von Bauwerten waren Berger insge=
ſamt
7 Prozent ſchwächer. Kunſtſeide=Aktien, beſonders Bemberg,
verloren bis zu 2 Prozent, während von den übrigen Textilwer=
ten
Stöhr mit minus 4 Prozent auffielen. Papier= und Zellſtoff=
werte
gingen bis zu 2 Prozent, Brauereien, mit Ausnahme der
1 Prozent höheren Dortmunder Union, bis 4,25 Proz. zurück. Im
gleichen Ausmaße waren Waſſerwerke gedrückt. Von ſonſtigen In=
duſtriepapieren
verloren Dt. Atlanten, E. B. Verkehr und Südd.
Zucker bis zu 3 Proz. Verkehrs= und Schiffahrtsaktien bröckelten
etwas ab, HamburgSüd erſchienen mit Minus=Minuszeichen.
In Reichswechſeln per 10. Auguſt und Reichsſchatzanweiſungen
per 15. Februar war das Geſchäft heute ſehr gering.
Die rückläufige Bewegung an der Frankfurter Börſe
ſetzte ſich auch zu Beginn des neuen Berichtsabſchnittes auf der
ganzen Linie fort. Im Hinblick auf die ungeklärte innen= und
außenpolitiſche Situation kam weiteres, wenn auch allzu umfang=
reiches
Angebot ſeitens der Kundſchaft heraus, dem infolge der
mangelnden Unternehmungsluſt der Kuliſſe kaum Aufnahme=
bereitſchaft
gegenüherſtand, zumal man ſich allgemein ſehr ab=
wartend
verhielt. Die Feſtſtellung der erſten Kurſe vollzog ſich
nur ſchleppend, wie überhaupt die Umſatztätigkeit minimal war.
Im Vergleich mit den Kurſen der Wochenſchlußbörſe betrugen die
neuerlichen durchſchnittlichen Einbußen von 1,5 bis 2 Prozent.
Stärker abgeſchwächt waren erneut Kaliaktien aus dem bekann=
ten
Grunde; Salzdetfurth büßten 6 Proz., Aſchersleben und
Weſteregeln ie 5 Prozent ein. Am Chemiemarkt eröffneten JG.
Farben 2,5 Prozent, Deutſche Erdöl 3 Prozent und Scheideanſtalt
1 Prozent niedriger. Von Elektroaktien ſetzten AEG ½ Prozent,
Bekula 1,75 Prozent und Geſfürel 225 Prozent ſchwächer ein,
während die Großwerte, wie Licht u Kraft Siemens u Schuckert
Einbußen mit zu 4,5 Prozent erlitten. Am Markt der Bergwerks=
aktien
betrugen die Rückgänge von 1 bis 1,5 Prozent, darüber
hinaus verloxen Rheinſtahl. Phönix und Stahlverein je 2 Proz.
und Buderus 2,75 Proz. Von Spezialwerten eröffneten Reichs=
bankanteile
2,5 Proz., Conti Gummi 1,5 Proz. und Südd Zucker
1 Proz. niedriger. Schiffahrtsaktien ließen bis zu 58 Prozent
nach, während Holzmann (minus 0,25 Proz.) und Metallgeſell=
ſchaft
(plus 0,25 Proz.) relativ wenig verändert lagen. Im Ver=
lauf
bröckelten die Kurſe bei faſt völliger Stagnation weiter ab.
Die ausgeſprochen matte und unluſtige Haltung der Mittags=
börſe
ſcheint an der Abendbörſe überwunden zu ſein. Am
Rentenmarkt wurden Steigerungen bis zu 0,5 Prozent verzeich=
net
. In Aktienwerten beſtand gleichfalls eine Erholung gegen=
über
den letzten Kursrückgängen. So konnten Farben 1,5, Bu=
derus
1. Mannesmann 0,5 Prozent gewinnen. Am Kalimarkt
waren Beſſerungen bis zu 1 Prozent eingetreten; ſo notierten
Salzdetfurth 177, Weſteregeln und Aſchersleben 125 Proz. Von
Renten hörte man Altbeſitz 0,5, Neubeſitz ½8 Proz. freundlicher.
Im weiteren Verlauf blieb die Abendbörſe freundlich.

Englands Handelsverkräge
mit Schweden und Norwegen abgeſchloſſen.
Die ſeit Wochen ſchwebenden Verhandlungen zwiſchen Eng=
land
einerſeits und Schweden und Norwegen andererſeits ſind am
Montag abgeſchloſſen worden. In beiden Verträgen räumt Eng= ſeinen Vertragspartnern gewiſſe Zollermäßigungen ein, wo=
bei
Schweden beſonders für ſeine beſſeren Stahlſorten weitgehende
Zugeſtändniſſe durchgeſetzt haben ſoll. Als Gegenleiſtung ver=
pflichten
ſich Schweden und Norwegen vornehmlich zu einer Er=
höhung
ihrer Einfuhr an engliſcher Kohle, die im Falle Nor=
wegens
70 Prozent und für Schweden 50 Prozent der geſamten
Kohleneinfuhr ausmachen ſoll.
Obgleich in Regierungskreiſen betont wird, daß beide Abkom=
men
England gewiſſe Vorteile bringen, dürften ſie im Parlament
und in Induſtriekreiſen auf Kritik ſtoßen. Auch ein Teil der
Preſſe lehnt die Abkommen ab, da ſie, wie hervorgehoben wird,
allein der Bergwerksinduſtrie Vorteile bringen, während die eng=
liſche
Induſtrie im allgemeinen durch den darin vorgeſehenen wei=
teren
Abbau der Zollſchutzmaßnahmen geſchädigt würde.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Neuverluſt Stahlwerke Röchling=Buderus AG., Wetzlar. Die
Geſellſchaft, zur Hälfte Buderus in Wetzlar und dem Röchling=
Konzern gehörend, berichtet für 1932, daß der Inlandsmarkt
allein nicht in der Lage ſei, dem Unternehmen eine ſichere und
rationelle Beſchäftigung zu bieten, ſo daß auf dem Auslandsmarkt
Erſatz geſucht werden mußte. Es kamen größere Aufträge aus
Rußland herein, die ſich befriedigend abwickeln. Das Geſchäft in=
den
übrigen Ausfuhrländern litt größtenteils unter der Welt=
wirtſchaftskriſe
, doch konnten auch hier annähernd die Umſätze
früherer Jahre erzielt werden. Das Geſchäftsjahr ſchließt nach
Vornahme von ſtark verminderten Abſchreibungen von 268 879
(i. Vorj. 558 254) RM. mit einem neuen Verluſt von 225 513
RM. ab, der ſich um den Vortrag von 35 505 RM. auf 190 088
RM. ermäßigt; er ſoll vorgetragen werden. J. Vorj. 202 273
RM. Verluſt, der nach Abzug des Gewinnvortrags aus aufge=
löſten
Rücklagen gedeckt wurde, ſo daß noch ein Vortrag von RM.
35 505 verblieb. Was die Ausſichten für das neue Geſchäftsjahr
anbetrifft, ſo glaubt die Verwaltung eine allmähliche, aber ſtetige
Beſſerung im Inland beobachten zu können. Auch aus einzelnen
ausländiſchen Abſatzgebieten werden höhere Umſätze gemeldet.
Mainkraftwerke AG., Frankfurt a. M.=Höchſt. Der auf den
16. Mai angeſetzten Bilanzſitzung der Mainkraftwerke Frankfurt
a. M.=Höchſt wird die Verteilung einer Dividende von wieder 4
Prozent für das Geſchäftsjahr 1932 vorgeſchlagen werden. Wie
aus dem Geſchäftsbericht der AG. für elektriſche Lieferungen her=
vorging
, iſt der Stromabſatz der Mainkraftwerke mit Hilfe des
Stromverkaufs an die beiden neuen Großabnehmer, die AG. für
Bergbau, Blei= und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Weſt=
falen
, Aachen und das Werk Höchſt der JG. Farbeninduſtrie AG.
von 104.24 Mill. Kilowatt auf 112 Mill. Kilowatt geſtiegen. In
Anbetracht der politiſchen Umſtellung werden vorausſichtlich Ver=
treter
der kommunalen Verbände, die zirka 26 Prozent des AK.
beſitzen, aus dem AR. ausſcheiden und durch neue Mitglieder die=
ſer
Körperſchaft erſetzt werden.
Kleine Wiriſchaftsnachrichken.
Am Pfingſtſamstag, den 3. Juni, bleiben die Börſenräume
für jeden Verkehr an der Frankfurter Börſe geſchloſſen. Die
Abendbörſe fällt am Freitag, den 2. Juni, aus.
Der Bundesrat hat für nächſten Dienstag nach Bern eine
Sachverſtändigenkonferenz, an der die Leiter der Nationalbank,
einiger Schweizer Großbanken ſowie Vertreter der Schweizeri=
ſchen
Bankiervereinigung und der Kantonalbanken teilnehmen
werden, einberufen.
Der jugoſlawiſche Miniſter des Aeußern und der Budapeſter
jugoſlawiſche Geſandte haben eine Vereinbarung unterzeichnet,
durch die Einfuhrkontingente für jugoſlawiſche Produkte, Holz=
arten
, Aepfel, Pflaumen und Nüſſe geſichert werden gegenüber
Kompenſationen in ungariſchen Waren in entſprechendem Wert.
Der Londoner Goldpreis betrug am 15. Mai für eine Unze
Feingold 123/3 s gleich 87,6616 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 47,5509 Pence gleich 2,81 838 RM. Zu dieſem Preis
wurden 25 000 Lſtrl. Gold nach dem Kontinent verkauft.

Berliner Kursbericht
vom 15. Mai 1933

Deviſenmarkt
vom 15. Mai 1933

Me Ke
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl.Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas

Vife
60.
59.50
17.50
27.
18.50
26.125
119.50
45.50
15.50
40.625
135.50
109.50

Me
Elektr. Lieferung
7.6. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.felektr. untern.
Harpener Berghau
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben.
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell

Nee
96.
123.875
60.50
93.25
93.125
72.75
59.e4
124.50
61.
gs.
72.
51.50
47.50

Maiennee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali 1
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb. Nnrb.Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

Mie
55.
176.25
18.
38.50
125.
70.
24.625
81.
9.50
81.
67.
89.

Helſimgfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Oslo‟
Kopenhagen
Stocholm.
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris

Mi
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr. 1
100 Pengd
100 Lebo
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen e
100 Kronen .
1 L.Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar
100 Belgo s
100 Lire
100 Franes

GeldBrief
6.274
45.45
12.64
3.047
169.081
72.18
63.34
72.98 73.12
4.20s
0.953
3.608
58.45 158.57
21.86
1i8.53

N KJdc
45.55
12.66
3.053
169.42
72.32
63.46
14.245
0.95i
3.814
21.30
18.57

Schweiz
Spanien

Danzig
Japan

Rio deJaneire
Athen.
Iſtambul
Kairo.
Kanada
Nruguan
Fsland
Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr.
Rigg

Währung?
ſ100 Franken
100 Peſeta
100 Gulden
1 Yen
1 Milreis
Zugoſlawien 100 Dinar 5.7s5
Portugal 100 Escudosſt
100 Drachm.
ſt türk. 2.
kägypt. 2
tcanad. Doll.
1 Goldpeſo
100 isl. Kr. 6
100 Lais 73.101

Rat
181.02
85.21
82.22
0.a69
0.23c
12.94
2.420
2.03
4.5os
3. 147
1.6481
63.94
110.39

Rie
81.18
35.99
82.38
0.871
(.241
5.203
12.887
2.332
2.042
14.625
3.153
1.652
64.06
110.61
73.32

Sarmſtaster und Karionarbant Sarmftade, Siliate orr Btessher Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 15. Mai 1933.

Kenee
Gr.IIp. 1934
. 1935
1938

1937
1938
Gruppe
6% Dtſch. Reichsan!
v.27
69
5½%Intern.,v.30
6% Baden ... v. 27
6% Bahern ..v,2
6% Heſſen ...v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 2
68 Thüringen v.2
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4½, Ab=
löſungsanl
.. ...
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6% Baden=Baden
6% Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt ..
6% Dresden. v. 20
6% Frankfurt a. M.
Schätze, v. 22
v. 2e
62 Mainz .....
6% Mannheimb. 27
680 München v. 29
% Wiesbaden v. 28
68 Heſſ. Landesbk.
Goldoblig
5½% Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.

96.25
963),
83),
79.25
76.5
85.2
92.5
84.75
84.75
87
98
84
76

72.75
11
7.2
69
70
54.75

692

73

85.5

Miee
Hyp. =Bk. Ligu.=
Kom. Obl. . .
620 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
62 Goldoblig,
16O Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſoldobl. R. 11
R.12
Sl9
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.,
6% Naſſ. Landesbk.
5½% Ligu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
FAuslSer.
FAuslSer.III
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
Berl. Hyp. Bk.
% Liqu.=Pfbr.
8% Frkf.Hyp.=Bk.,
5½%0 Lig. Pfbr
Goldoblig
38 Frkf. Pfbr. Bk.
½ 2%0 Lig.=Pfbr.
83 Mein. Hhp.=B.
%0 Lig. Pfbr.
8% Pfälz,Hhp.=B1
½2%0 Lig. Pfbr.
8% Rhein.Hhp.Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
6% Südd. Bod.
Ered.=Bank.
220 n Lig.Pfbr
83 Württ. Hhp.B.

7.5

53

72
84
82.75
84

68.75
91

82.5
82
82.5
82
84
81.75
84
85
84
83.75
83.5
80

Daimler=Benz
6%Dt. Linol.Werke
6% Mainkrw. v. 26
620 Mitteld. Stahl.
6% SalzmannckCo.
6% Ver. Stahlwerke
6% Voigt& Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L Inveſt.
5% Bulg. Tab. v.02
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
7%0
425 Türk. Admin.
4% 1. Bagdak
Zollanl.
4½% ungarn 1913
4½% 1914
Goldr.
147
48 12101
4½Budp. Stadtanl/ 35.25
420 Liſſabon
42 Stockholm
Abtie.t
Ala. Kunſtzüdeunie
A. E. 6. ..... ..
AndregeNoris Bahn/100
Aſchaffbg, Brauereil
Zellfof;
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen.
Eement Heidelberg
Karlſtadt
J. G.Chemie, Beiell=

Chem.Werke Albert ss Chade ...... 81 Contin. Gummiw. Contin. Linoleum: Daimler=Benz.... 61:, Dt. Atl. Telegr. 1124 Erdöl. ......" Dt. Gold=u. Silber= 109.5 ſcheide=Anſtalt Linoleum.. Dortm. Ritterbräu 6.25 Dyckerhoffé Widm 15 Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.

14.5
Sl,
485
3.82
6.25

35
85
36.25
25l,
24
45.5
109
74.25
78
134

Licht u. Kraft 108.5
Eſchw. Bergwer!
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J. 6. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guillegume
Frankfurter Ho
Gelſenk. Bergwer!
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer:
GrüncBilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb./ 43.5
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phi
3lſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans ......"

Me Miie
Aſchersleben
glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ...
29.25 Knorr C. H......

113
41163
27
991,
75
226
27.25
37
1123,
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99
51
83
17.5
18,
55

25

35.5

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 135

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 16. Mai 1933

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die Herzen des Publikums im Sturm
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Jugendliche haben Zutritt.

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Spiel aus dem Soldatenleben.

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Ein Film, hervorragend durch die
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Abheute wieder ein Ufa-
Großprogramm:
Der Würger
Wohl einer der stärksten
Kriminalfilme der Ufa.
Dazu auf vielfachen Wunsch

Melodie des Herzens

mit Willy Fritsch
und Dita Parlo.

Einige sagten, dieser Film
sei alt, sehr viele jedoch
sagen, daß gerade diese
früheren Ufa-Filme mit die
besten seien und darum
bringen wir sie nach und
nach noch einmal. V6298

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19.05 Uhr und Limburg ab 19.36 Uhr.
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nach Limburg (Lahn) 5.80 RM; nach
Weilburg 6.80 RM. und nach Wetzlar
7.40 RM. Die Sonderzugteilnehmer ſind
berechtigt, in Bad Ems, Limburg (Lahn)
oder Weilburg die Fahrt im Sonderzug
zu unterbrechen und unter Benutzung der
Sonderzugkarte mit planmäßigen Zügen
nach dem Zielbahnhof, der auf der Karte
aufgedruckt iſt, weiterzufahren. Sinngemäß
kann auf der Rückfahrt verfahreu und in
Weilburg, Limburg (Lahn) oder Bad Em=
auf
den Sonderzug übergegangen werden.
Näheres iſt aus den Aushängen auf
den Bahnhöfen zu erſehen oder durch die
Fahrkartenausgaben u. Mitteleuropäiſchen
Reiſebüros zu erfragen.
Siehe auch Abhandlung im allgemeiner
Teil dieſer Nummer.
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Humor Paul Hörbigers, das übermütige Tempe-
rament
von Tesste Vihrog u. die tempobeschwingte,
um lustige Einfälle nie verlegene Regie von Max Obal
vereinen sich zu einer Wirkung von sonnigster
Heiterkeit.

Die Schlager des Films:

Wir sind immer gute Kameraden
Sag nicht ja, sag nicht nein.

(V. 6296
Dazu ein interessantes Beiprogramm.

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Grete Mosheim, Camilla Horn,
Johannes Riemann u. a.
Dieser zeitgenössische Film zeigt ein
erschütterndes Stück Wirklichkeit
u. zählt zu den schönsten Eindrücken
seit langer Zeit.
Schuldig
oder nicht schuldig
soll Hier behandelt werden.

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Im Beiprogramm:
Dle Aufnahmen vom
Tag der Arbeit‟

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In der Sonntags=Bekanntmachung
über die Reichsverbilligungsſcheine
zum Bezug von Speiſefett uſw. muß
es unter Abſatz 2 richtig heißen:
2. Sozialrentner, welche Zuſatz=
unterſtützung
vom Wohl=
fahrts
= und Jugendamt er=
halten
, Dienstag, den 16. Mai, bei
der Auszahlung der Zuſatzunter=
ſtützung
am Schalter der Stadtkaſſe,
Grafenſtraße 28.
St 6271

Auftuf..

Zur Vornahme der am 16. Juni 1933
ſtattfindenden Volks=, Berufs= und
Betriebszählung wird eine große
Anzahl von Zählern benötigt.
Die weſentliche Aufgabe der Zähler wird
darin beſtehen, die Zählpapiere an einem
noch zu beſtimmenden Tage in die Häuſer
zu verteilen und ſie dann ſpäter unter
Kontrolle der ordnungsmäßigen Aus=
füllung
wieder einzuſammeln. Nötigen=
falls
wären auch Unkundige bei der Aus=
füllung
der Zählungépapiere durch die
Zähler zu unterſtützen.
Jedem Zähler werden nur verhältnis=
mäßig
wenige Haushaltungen zugewieſen.
Es würde der Abwichkelung des
Zählgeſchäftes ſehr förderlich ſein
und mit Dank angenommen wer=
den
, wenn hieſige ſtadtkundige und
chreibgewandte Einwohner ſich
freiwillig als Zähler zur unentgelt=
lichen
Vornahme des bezeichneten
Beſchäfts zur Verfügung ſtellen
würden.
Dieſer Aufruf verfolgt deshalb den
Zweck, freiwillige Mitarbeiter für
die Zählung zu gewinnen.
Mündliche Anmeldungen werden
dis ſpäteſtens 20. Mai 1933 an die
Bürgermeiſterei, Rheinſtraße 16/18,
(st. 6995
Zimmer 13 erbeten.
Darmſtadt, den 10. Mai 1933.
Bürgermeiſterei
Der Staatskommiſſar.

Zloungsoerſeiserang.

Termin: Mittwoch, den 24. Mai 1933, vormittags 9 Uhr=
Saal 118 neues Gerichtsgebäude in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5, Bd. 12, Bl. 86.
Flur 6 Nr. 448, Hofreite Nr. 33 Frankenſteinſtraße,
1692 qm. Schätzung: 44 500. RM.
Flur 6 Nr. 4487/v0, Hofreite Nr. 33 daſelbſt,
67 qm. Schätzung: 500. RM.
Flur 6 Nr. 449. Hofreite Nr. 32 Weinbergſtraße,
313 qm. Schätzung: 10 000. RM
Flur 6 Nr. 452. Hofraum mit Abort. Frankenſteinſtr.
1041 qm. Schätzung: 10 000. RM.
Eigentümer: Eheleute Heinrich Portune und Luiſe geb=
Wendel in Darmſtadt, Frankenſteinſtraße 33, zu je 72=
Darmſtadt, den 3. April 1933.
(F.5981
Heſſiſches Amtsgericht.