Einzelnummer 15 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 112
Sonntag, den 23. April 1933.
196. Jahrgang
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(1 Dollar — 4.20 Mark). — Im Falle höherer
Sewalt, wie Krieg, Aufruhr, Sireik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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träge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
oder gerichtlicher Beitreibung ſällt ſeder Rabat weg.
Bankkonto Deuiſche Bank und Darmſtädter” und
Nationalbank.
Das Maoiielt un der Aden.
Mer neue Geſehe verabſchiedel.—Einſehung eines Reichsjufizkommiſſars. — Kampf um Preußenminiſterium.
Nakionalſozialiſten fordern Landwirtſchaftsminiſterium. — Noch keine Ernennung der Skakthalker.
G=
Dus Wrdeonls dee
Raoideltg=
berakungen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die wiederholt aufgeſchobene Kabinetts=Sitzung hat nun am
Samstag vormittag getagt. Auch das war bis zur letzten Minute
unſicher. Der parteioffiziöſe „Völkiſche Beobachter” hatte noch
am Samstag vormittag gemeldet, daß der Kanzler nach München
gefahren wäre, ſo daß die Kabinetts=Sitzung wieder in der Luft
hing. Und als ſie kurz vor 12 Uhr doch begann, wurde gleich
wieder geſagt, daß ſie nicht allzu lange dauern würde, weil der
Kanzler nach München fliegen müſſe. Trotzdem haben die
Mini=
ſter über drei Stunden beraten. Ein Beweis dafür, daß eine
ganze Reihe wichtiger Fragen angeſchnitten worden iſt. Man
hat die
Beſtellung des bayeriſchen Juſtizminiſters Dr. Frank
zum Reichskommiſſar für die Juſtiz und für
die Neuordnung der Rechkspflege
vollzogen. Aufgabe des Reichskommiſſars ſoll es ſein, die
ein=
heitliche Durchführung der Reichsgeſetze in den Ländern zu ſichern.
Der Reichskommiſſar ſoll ferner den beim Reichsjuſtizminiſterium
zu bildenden Gremien perſönlich angehören, und zwar als
ſtell=
vertretender Vorſitzender, die beauftragt werden, die Reform der
Geſetzgebung vorzubereiten. Dabei handelt es ſich zunächſt um
die Strafgeſetzreform, die Umgeſtaltung des
Strafgerichtsverfah=
rens und des Strafvollzuges und um eine Reihe weiterer
Geſetz=
gebungsarbeiten, die ſeit längerer Zeit vorbereitet ſind und mit
Rückſicht auf die parlamentariſchen Verhältniſſe bisher nicht haben
zum Abſchluß gebracht werden können, wie das Aktiengeſetz, die
Vergleichsordnung, die Geſetze über das Urheberrecht, den
gewerb=
lichen Rechtsſchutz, die Zivilprozeßreform u. a. mehr.
Ferner hat das Kabinett ein
neues Pächkerſchußgeſekz
verabſchiedet. Das Geſetz regelt die Kündigungsbedingungen der
landwirtſchaftlichen Pächter neu und bringt gewiſſe
Erleichte=
rungen. Wenn ein Verpächter ſeinem Pächter kündigt, kann auf
Antrag des Pächters das Pachteinigungsamt die Kündigung
auf=
heben. Neu gekündigt kann nur nach einem längeren Zeitpunkt
werden, wenn der Pächter mit ſeinen Verpflichtungen erheblich
in Verzug geraten iſt oder ein beſonderes Verſchulden vorliegt.
Im übrigen wird der Pachtvertrag zunächſt um ein Jahr
ver=
längert.
Das Geſeß über die Bildung der Skudenkenſchaft
wurde vom Kabinett gleichfalls verabſchiedet, und zwar in Form
eines Rahmengeſetzes, während die Ausfüllung des Rahmens den
Ländern überlaſſen bleibt. Das Geſetz entſpricht im großen und
ganzen vollkommen dem neuen preußiſchen Studentengeſetz vom
19. April ds. Js. Danach gehören alſo ſämtliche Studenten
künf=
tig der Studentenſchaft an. Die Führer der Studentenſchaften
werden künftig ernannt, es werden ſogenannte bündiſche
Kam=
mern gebildet; die Aſta=Wahlen fallen künftig aus.
Das Geſeh über die Zulaſſung der Pakenkanwälke,
das gleichfalls erledigt wurde, lehnt ſich ſehr eng an das neue
Beamtengeſetz an. Es gibt die Möglichkeit, Patentanwälte, die den
Beſtimmungen des Beamtengeſetzes nicht entſprechen, bis zum 30.
September aus der Liſte der Patentanwälte zu ſtreichen. Das
be=
trifft beſonders Anwälte, die ſich kommuniſtiſch betätigt haben,
oder jüdiſcher Abſtammung ſind, ohne den Beſtimmungen des
Be=
amtengeſetzes entſprechend im Felde geweſen zu ſein. Die
Zulaſ=
ſung nichtariſcher Anwälte und ſolcher Anwälte, die der KPD.
angehört oder ſich in ihrem Sinne betätigt haben, wird nach den
gleichen Richtlinien neu geregelt. Eine Verordnung über die
Neubildung der Steuerausſchüſſe
wurde beſchloſſen. Dagegen iſt das Geſetz gegendie
Ueber=
fremdung der Schulen und Hochſchulen
zurückge=
ſtellt worden — offenbar auf Wunſch des Reichskanzlers —, der
ſich dafür eingeſetzt hat, daß zur Verhinderung einer weiteren
Ueberfüllung der Hochſchulen und damit der Züchtung eines
aka=
demiſchen Proletariats, ganz allgemein Maßnahmen gegen
die Ueberfüllung der Hochſchulen getroffen, werden
ſollen. Ebenſo iſt das vom Reichswirtſchaftsminiſter Hugenberg
vorgelegte Geſetz über die Entſchuldung der
Land=
wirtſchaft zunächſt zurückgeſtellt. Es ſoll erſt in der
kommenden Woche dem Kabinett vorgelegt werden. Die nächſte
Kabinettsſitzung iſt für Dienstag abend in Ausſicht genommen.
Bei der Art, wie alle dieſe Geſetze vorbereitet worden ſind,
ſtricht eine gewiſſe Wahrſcheinlichkeit dafür, daß ihre ſachliche
Er=
ledigung im Kabinett nicht allzuviel Zeit in Anſpruch genommen
hat, ſo daß noch Raum genug für eine allgemeine
Ausſprache geweſen ſein müßte, die ſich vielleicht indeſſen nur
auf die Außenpolitik beſchränkt hat, vor allem auf den Bericht
des Vizekanzlers von Papen und des Miniſterpräſidenten Göring
über ihre römiſchen Eindrücke. In der Außenpolitik ſcheint in der
Tat noch alles in der Schwebe geblieben zu ſein. Man wird aber
cus Andeutungen, die jetzt auch aus unterrichteten Kreiſen
kom=
men, annehmen können, daß hier die Dinge zu einer gewiſſen
Klärung drängen.
Hugenberg gegen eine Spalkung des geſamten
wirkſchaftlichen Apparakes.
Es iſt irgendwie Sand in die Maſchine gekommen, was ja
auch darin zum Ausdruck kommt, daß bei der Ernennung
der preußiſchen Miniſter die beiden bisher vom
Miniſter Hugenberg beſetzten Reſſorts
frei=
geblieben ſind, weil, wie es heißt noch weitere
Verhand=
lungen mit Herrn Hugenberg erforderlich wären.
Es ſcheint, daß auf nationalſozialiſtiſcher Seite Neigung
be=
ſteht, den Machtbereich des Reichswirtſchaftsminiſters, der gleich
zwei Reichsminiſterien und zwei preußiſche Miniſterien in der
Hand hat, zu verringern und dadurch gleichzeitig den Einfluß
der nationalſozialiſtiſchen Partei durch Ernennung mindeſtens
eines nationalſozialiſtiſchen Miniſters in Preußen zu verſtärken.
Wenn wir recht unterrichtet ſind, kommt dafür als
Land=
wirtſchaftsminiſter der derzeitige Präſident des
Reichs=
landbundes Wilkens in Betracht, deſſen erſte Aufgabe es dann
ſein ſoll, die Landwirtſchaftskammern aufzulöſen oder vielmehr
den Antrag darüber, den Miniſter Hugenberg im Kabinett
be=
reits vorliegen hat, zur Abſtimmung zu bringen.
Mit der Herausnahme der Landwirtſchaft aus dem von
Herrn Hugenberg verwalteten Komplex würde die bisher
ſicher=
geſtellte einheitliche Leitung des geſamten Wirtſchaftsapparates
und ſeines organiſchen Neuaufbaues gefährdet. Deswegen wehrt
ſich Miniſter Hugenberg auch dagegen, wehrt ſich jedenfalls
inſo=
weit, als dadurch ſeine Arbeit eingeengt werden könnte. Denn
bei der ganzen Konſtruktion, die bisher bei der Arbeitsteilung
zwiſchen Reich und Preußen beſtand, lag ja die eigentliche
Ver=
waltung bei den preußiſchen Miniſterien. Den entſprechenden
Reichsämtern fehlt der notwendige Unterbau. Herr Hugenberg
ſtände alſo vor der Gefahr, daß die ganze landwirtſchaftliche
Entſchuldung, die er als Reichsernährungsminiſter einleitete, in
der Durchführung ſeinem Einfluß entzogen würde, wenn er nicht
gleichzeitig auch preußiſcher Landwirtſchaftsminiſter bleibt.
Des=
halb ſcheint von ihm der Gegenvorſchlag zu kommen, das
Land=
wirtſchaftsminiſterium zu teilen und wenigſtens diejenigen
Ab=
teilungen beim Reichsernährungsminiſterium zu belaſſen, die
ſachlich in den Aufgabenkreis des Reichsernährungsminiſteriums
hineingehören. Es würde dann für das preußiſche
Landwirt=
ſchaftsminiſterium noch die Verwaltung der Domänen, der
For=
ſten und der ſtaatseigenen Werke verbleiben.
Um dieſen Kernpunkt drehen ſich zur Zeit die
Verhandlun=
gen, die nun ſchon hinter den Kuliſſen ſeit einigen Tagen
ge=
führt werden, wobei es ſich wie aus dem Zuſammenhang
her=
vorgeht, nicht um grundſätzliche Meinungsverſchiedenheiten
ſon=
dern nur um Fragen der Zweckmäßigkeit und der
Perſonal=
politik handelt. Man rechnet aber damit, daß es gelingen wird,
darüber hinweg zu kommen, ſo daß alſo bis zum nächſten
Montag dieſe Schwierigkeiten behoben ſein könnten. In einem
allgemein inneren Zuſammenhang damit ſteht auch
die Erennung der Reichsſkafthalter,
weil hier ebenfalls Perſönlichkeitsfragen hineinſpielen, die
Rück=
wirkungen auf das Kabinett haben können. In politiſchen
Krei=
ſen ſprach man offen darüber, daß Herr v. Neurath, der
bis=
herige Außenminiſter, als Statthalter nach Württemberg gehen
ſoll, wodurch die Frage der Neubeſetzung des
Außenminiſte=
riums akut werden würde. Von unterrichteter Seite wird aber
mitgeteilt, daß dieſe Nachricht jeder Begründung entbehre und
auf freier Erfindung beruhe. Die Ernennung der Statthalter
dürfte nach Auskunft von amtlicher Seite kaum vor Dienstag
oder Mittwoch zu erwarten ſein, weil die Perſönlichkeiten, die
der Reichskanzler dem Reichspräſidenten in Vorſchlag bringen
will, noch nicht feſtſtehen. Für Thüringen wird neuerdings auch
der Herzog von Sachſen und Koburg genannt, der vor einigen
Tagen erſt der NSDAP. beigetreten iſt. Da die
Zuſammen=
legung der Statthalterſchaften für die kleineren Länder
eben=
falls noch ſtrittig iſt, wird vielleicht die Ernennung der
Statt=
halter in Etappen erfolgen, in der Form, daß zunächſt eine
Entſcheidung für Baden. Württemberg, Heſſen und
Thürin=
gen erfolgen würde, während ſich für die übrigen Länder, die
Beſtellung noch hinauszögern könnte. Man nimmt aber an, daß
der Reichskanzler ſeine Anweſenheit dazu benutzen wird, um auch
dieſe Fragen, ſoweit ſie perſönlicher Natur ſind, der
Entſchei=
dung näher zu bringen.
Die Ernennung
der preußiſchen Miniſter.
Amtlich wird mitgeteilt: Nachdem der Herr Reichskanzler
durch Telegramm vom 11. April d. J. den Komiſſar des Reiches
für das preußiſche Innenminiſterium Reichsminiſter Hermann
Göring, zum preußiſchen Miniſterpräſidenten ernannt hatte, hat
der Herr Reichskanzler folgende preußiſchen Staatsminiſter
er=
nannt:
Den preußiſchen Miniſterpräſidenten Hermann Göring
gleichzeitig zum Miniſter des Innern.
den Kommiſſar des Reiches für das preußiſche
Finanzminiſte=
rium, Popitz, zum Finanzminiſter,
den Kommiſſar des Reiches für das preußiſche
Juſtizminiſte=
rium, Kerrl, zum Juſtizminiſter ſowie den Kommiſſar
des Reiches für das preußiſche Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt
und Volksbildung, Ruſt, zum Miniſter für Wiſſenſchaft,
Kunſt und Volksbildung.
Wegen der Beſetzung der preußiſchen Miniſterien für
Wirt=
ſchaft Arbeit ſowie für Landwirtſchaft, Domänen und Forſten
ſchweben zwiſchen dem Miniſterpräſidenten Göring und dem
Reichs=
miniſter Hugenberg, der dieſe Reſſorts als Kommiſſar des Reichs
verwaltet, noch Verhandlungen.
* Die Woche.
So wichtig die innerpolitiſche Neuordnung der Dinge fur
uns auch immer ſein mag, wichtiger iſt im Augenblick die
außenpolitiſche Entwicklung, die immer mehr und immer
deut=
licher die Lebensfragen der deutſchen Nation zur Erörterung
ſtellt. Gerade wenn man eine betont nationale
Regierungs=
führung unbedingt und freudig bejaht, wenn man auf dem
Standpunkt ſteht, daß der Regierung der nationalen
Konzen=
tration im Intereſſe des deutſchen Volkes und des deutſchen
Staates der Erfolg nicht verſagt bleiben darf, wird man mit
ernſter Sorge auf die düſteren Wolken hinweiſen müſſen, die
an unſerem außenpolitiſchen Horizont heraufgezogen ſind. Zunächſt
muß eines mit aller Deutlichkeit geſagt werden: die ſeit Wochen
feſtzuſtellende Verſchlechterung unſerer außenpolitiſchen Lage iſt
nicht verurſacht durch Fehler, die etwa die Reichsregierung auf
außenpolitiſchem Gebiet begangen hätte. Die Verſchlechterung
aber iſt da, und nichts wäre gefährlicher, als wenn das deutſche
Volk in dieſer Beziehung jetzt eine Vogel=Strauß=Politik
betrei=
ben würde. Wir halten es vielmehr für mehr wie
wünſchens=
wert, daß die Regierung, die doch von dem Vertrauen einer
gewaltigen Mehrheit des deutſchen Volkes getragen wird, die
erſte Gelegenheit ergriffe, um das deutſche Volk über die
gegen=
wärtige außenpolitiſche Lage möglichſt rückhaltslos zu
unter=
richten. Wir ſind der Ueberzeugung, daß nichts ſo ſehr die
nationalen Kräfte des deutſchen Volkes zu ſtärken vermöchte, als
möglichſt weitgehende Klarheit über unſere außenpolitiſchen
Möglichkeiten. Die Geſchichte iſt noch immer der beſte
Lehr=
meiſter geweſen. Sie erleichtert es, Fehler, die vielleicht früher
einmal begangen worden ſind, zu vermeiden.
Die deutſche Reichsregierung hat, wie ihr Vorgehen in
Lon=
don beweiſt, die Gründonnerstag=Debatte im engliſchen
Unter=
haus ihrer ganzen Bedeutung nach gewürdigt. Um ſo weniger
hat die deutſche öffentliche Meinung Veranlaſſung, darüber wie
über eine Nebenſächlichkeit hinwegzugehen. Es iſt ſicherlich
rich=
tig, daß Sir Auſten Chamberlain, der frühere langjährige
eng=
liſche Außenminiſter, auf die Entſcheidungen der gegenwärtigen
engliſchen Regierung einen unmittelbaren Einfluß nicht
ausübt. Das gleiche gilt auch von den übrigen Rednern jener
denkwürdigen Unterhausſitzung. Aber damit iſt die Tatſache noch
nicht aus der Welt geſchafft, daß alle die Redner aus den
ver=
ſchiedenſten Parteilagern ſehr bedeutſame Exponenten der
öffent=
lichen Meinung Englands ſind, damit iſt die weitere Tatſache
nicht aus der Welt geſchafft, daß weder der Sprecher, des
engliſchen Unterhauſes, noch die anweſenden Mitglieder der
eng=
liſchen Regierung ein Auftreten gegen die geradezu
beiſpiel=
loſen deutſchfeindlichen Aeußerungen irgendwie für nötig hielten.
Es gibt kein deutlicheres Stimmungsbarometer, keinen
deut=
licheren Beweis auch für die Einſtellung der engliſchen
Regie=
rung. Dabei iſt es gänzlich belanglos, ob wir die Haltung der
engliſchen Regierung vom Standpunkt der engliſchen
Außeu=
politik aus für richtig halten. In der Außenpolitik iſt es mehr
noch wie auf allen anderen Gebieten, wichtig, die Dinge nüchtern
und klar zu ſehen. Die franzöſiſche Preſſe aller Richtungen
triumphiert, die engliſche Unterhausdebatte ſei das Ende der
auf eine Reviſion der Friedensverträge abzielenden Politik.
Iſt der Muſſolini=Pakt damit endgültig erledigt? Selbſt die
öſterlichen Beſprechungen in Rom laſſen keinen beſonderen
Optimismus aufkommen. Auch der franzöſiſche Botſchafter de
Jouvenel war ſchon vor Oſtern nach Rom zurückgekehrt, um das
franzöſiſche Memorandum zum Macdonald=Muſſolini=Pakt zu
überreichen. Am gleichen Tage iſt dieſes Memorandum auch in
London überreicht worden. Der Inhalt dieſes franzöſiſchen
Memorandums entſpricht durchaus dem, was über die
fran=
zöſiſche Stellung ſchon vorher bekannt gegeben worden war. Für
die „Gleichheit” aller Staaten und gegen ein Direktorium von
Großmächten; außerdem Einſchaltung des Völkerbundes! Damit
iſt die ganze Angelegenheit auf das tote Geleis geſchoben, und
in Nom ſowohl wie in London iſt es über dieſe Fragen
merk=
würdig ſtill geworden. Es gibt für Muſſolini zur Zeit
wich=
tigere Dinge als die Beziehungen zu Deutſchland. Darüber
können und dürfen Aeußerlichkeiten die deutſche Oeffentlichkeit
nicht hinwegtäuſchen.
Wie es jenſeits unſerer öſtlichen Grenze ausſieht, wiſſen
wir ja leider nur zu gut. Die wüſte Deutſchen=Hetze der letzten
Wochen in Polen iſt zwar inzwiſchen wieder abgeblaſen worden.
Nichtsdeſtoweniger bleibt ſie ſymptomatiſch für die ſtändigen
Gefahren, die von dort her drohen.
Dabei mag es unerörtert bleiben, ob dieſes Abblafen der
polniſchen Deutſchen=Hetze in irgendeinem Zuſammenhang ſtand
mit den deutſch=ruſſiſchen Verhandlungen, die zwiſchen Litwinow
und dem deutſchen Botſchafter in Moskau geführt worden ſind.
Dieſe Verhandlungen haben inſofern zu einer weſentlichen
Ent=
ſpannung geführt, als ruſſiſcherſeits, wie wir hören, ein
Des=
intereſſement an der deutſchen Innenpolitik einwandfrei erklätt
worden iſt. Die deutſch=ruſſiſchen Beziehungen, die
einiger=
maßen gelitten hatten, ſind alſo zum mindeſten äußerlich wieder
hergeſtellt. Ob uns aber die Rückendeckung, die wir bis dahin
gegen Polen hatten, noch ebenſo viel wert iſt wie früher, muß
außerordentlich fraglich erſcheinen angeſichts der ſchweren
oſt=
aſiatiſchen Sorgen der Moskauer Machthaber.
Es braucht wohl kaum noch beſonders betont zu werden,
wie ſich dieſe unerfreuliche europäiſche Lage unter Umſtänden
für uns auswirken kann, wobei man nicht überſehen darf, daß
es ſich ſowohl bei der Reviſionsfrage wie bei den Oſtfragen
um deutſche Lebensintereſſen handelt, deren Behandlung wir
kaum ohne ſchwerſte Schädigungen vertagen können.
Keinen Anlaß zur Freude haben wir auch über die jüngſten
amerikaniſchen Ereigniſſe. Mit dem Verzicht auf die
Goldwäh=
rung hat ſich Präſident Rooſevelt eine eigenartige Ueberraſchung
für ſeine engliſchen und franzöſiſchen Beſucher ausgedacht. Nicht
nur Macdonald iſt durch dieſe Maßnahme — die natürlich auch
in ſehr ſtarkem Maße mit den Verhältniſſen der
inneramerika=
niſchen Wirtſchaft zuſammenhängt — vor eine völlig neue Lage
geſtellt, ſondern auch Herr Jules Sauerwein, der Herriot
be=
gleitet, gibt zu, daß die franzöſiſche Delegation durch die brüske
Initiative Präſident Rooſevelts völlig überraſcht worden ſei
und ihre techniſchen Vorbereitungen auf eine ganz neue Baſis
ſtellen müſſe, die Partie, die zwiſchen London und Waſhington
ausgetragen werde, ſei von einer vitalen Bedeutung auch für
Frankreich. Amerika habe jetzt die Hände frei, und Frankreich
habe nur noch an ſeine eigenen Intereſſen und ſeine eigene
Währung zu denken. Es könnte uns bielleicht mit einer gewiſſen
Seite 2 — Nr. 112
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 23. April 1933
Schadenfreude erfüllen, daß auf dieſe Weiſe Herrn Herriot, der
von einer Art Schiedsrichterrolle zwiſchen England und Amerika
träumte, ſo gründlich das Konzept verdorben worden iſt
wenn wir an all dieſen Dingen ganz
unbetei=
igt wären. Abgeſehen aber davon, daß amerikaniſche
Wäh=
rungsfragen bei der Bedeutung der Vereinigten Staaten für die
Weltwirtſchaft uns nicht gleichgültig laſſen können, darf man ſich
auch darüber keinen Täuſchungen hingeben, daß die
Vorberei=
ungen zur Weltwirtſchaftskonferenz auf dieſe Weiſe nicht
ge=
rade beſchleunigt worden ſind. Mit einigem Recht hat Profeſſor
Riſt, der Subdirektor der Bank von Frankreich, der ebenfalls
Herriot begleitet, erklärt, daß nunmehr eine Einigung über die
Währungspolitik das dringendſte Problem darſtelle, weil weder
wirtſchaftlich noch zollpolitiſch irgendetwas beſchloſſen werden
önne, ſo lange die Währungen ſchwankten. Das iſt ſchon richtig.
Auf der anderen Seite ſteht aber doch noch keineswegs feſt, ob
Herr Rooſevelt die Geiſter, die er rief, ſo ohne weiteres wieder
los werden kann.
Politiſch und wirtſchaftlich ſteht die Welt auf ſchwankendem
Boden. Mit ruhiger Feſtigkeit wird die deutſche Reichsregierung
folgerichtig ihren Weg gehen müſſen. Die außenpolitiſchen
Ent=
ſcheidungen, die ſchon binnen kurzem zu fällen ſein werden,
ſind von ſo ungeheurer Bedeutung für das deutſche Reich und
für das deutſche Volk, daß ſie aller Vorausſicht nach für einige
Zeit unbedingt im Vordergrund jeder politiſchen Erwägung
ſtehen müſſen. Wir haben das unbedingte Vertrauen, daß die
Reichsregierung die ganze Stärke, die ihr ihre innerpolitiſche
Stellung gibt, in dieſem Sinne einſetzen wird. Wir hoffen aber
auch, daß das deutſche Volk in ſeiner Geſamtheit der Regierung
ihr Vorgehen in jedem einzelnen Fall durch Verſtändnis für
die außenpolitiſchen Notwendigkeiten erleichtert. Das deutſche
Volk hat in all dieſen Jahren immer wieder nach einer ſtarken
Führung verlangt. Die ſtarke Führung iſt jetzt da. Das deutſche
Volk aber wird in den kommenden Wochen und Monaten ſeine
nationtale Diſziplin uuter Beweis zu ſtellen haben.
II.
Ein Abkommen der öfterreichiſchen NSDAP.
mit dem Heimatſchuß.
CNB. Wien, 22. April.
Zwiſchen der öſterreichiſchen NSDAP. und dem Deutſch=
Oeſterreichiſchen (Steieriſchen) Heimatſchutz iſt ein Abkommen
ge=
ſchloſſen worden, in welchem auch der Heimatſchutz ſich zu
Adolf Hitler als den Führer der deutſchen Nation
bekennt.
In einer gemeinſamen Erklärung heißt es, daß beide
Or=
ganiſationen beſchloſſen haben, eine enge Kampfgemeinſchaft auf
allen Gebieten und für jeden Fall einzugehen. Aus den
Bedin=
gungen iſt noch hervorzuheben, daß ein Unterſtellungsverhältnis
von Heimatſchutzführern unter die Leitung der NSDAP. oder
umgekehrt nicht beſteht, wohl aber für beide die Pflicht zu enger
und reibungsloſer Zuſammenarbeit. Zur größtmöglichen
Er=
höhung der Schlagkraft beider Organifationen wird die taktiſche
Gliederung dieſer Einheiten bei Wahrung der traditionellen
(Eigenarten in eine übereinſtimmende Form gebracht. Die
An=
gehörigen des Deutſch=Oeſterreichiſchen Heimatſchutzes tragen
künf=
tig wieder neben ihrem Verbandsabzeichen am Stahlhelm das
Hakenkreuz.
Als nächſtes Ziel ihres Kampfes erklären beide
Organiſatio=
nen die Schaffung einer ſtarken Regierung der nationalen
Kon=
zentration und verlangen als deren Vorausſetzung die ſofortige
Auflöſung des gegenwärtigen Nationalrates und unverzügliche
Ausſchreibung von Neuwahlen.
Zuſammenfaſſung der Hochverraksprozeſſe
gegen die KP9. beim Reichsgericht.
CNB. Berlin, 22. April.
Das Reichsgericht beabſichtigt, die
Unter=
ſuchung in den zahlreichen ſchwebenden
Hochver=
ratsverfahren gegen Mitglieder der
Kommu=
niſtiſchen Partei zu einem großen einheitlichen
Komplex zuſammenzufaſſen. Man rechnet damit, daß
die Unterſuchung in acht bis zehn Wochen zum Abſchluß gelangt,
ſo daß dann die geſamten Hochverratsverfahren vom Reichsgericht
behandelt werden können. In Frage kommen ſämtliche
Hochver=
ratstaten, die im Zuſammenhang mit dem Regierungswechſel in
Deutſchland ſtehen, alſo alle Verbrechen aus dem Zeitraum
Ja=
nuar und Februar.
Demnach würde auch das Verfahren wegen der
Reichstags=
brandſtiftung einbezogen werden. Es iſt bisher, wie das Blatt
hört, deshalb nicht ſo raſch vorangekommen, weil die Beteiligten,
vor allem die verhafteten Bulgaren, jegliche Ausſage verweigern.
Die Verdachtsmomente für eine Beteiligung des
Reichstagsabge=
ordneten Torgler haben ſich verſtärkt.
Vom Tage.
Reichskanzler Adolf Hitler iſt am Samstag nachmittag mit
ſeiner Begleitung, in der ſich u. a. Reichsminiſter Dr. Goebbels
und Reichsminiſter Dr. Frick befanden, in München eingetroffen,
wo er an der Gauführertagung der NSDAP. teilnahm.
Das vom Reichsminiſterium des Innern vorbereitete Geſetz
über das Schlachten von Tieren, das das betäubungsloſe Schlachten
aller warmblütigen Tiere verbietet, iſt nunmehr im
Reichsgeſetz=
blatt zur Veröffentlichung gelangt. Gleichzeitig hiermit ſind die
in dem Geſetz vorgeſehenen Ausführungsbeſtimmungen aus der
Verordnung des Reichsminiſters des Innern abgedruckt.
Der Altpreußiſche Kirchenſenat hat den Provinzialkirchenräten
nahegelegt, die Provinzialſynoden nach ihrer verfaſſungsmäßigen
Neuwahl im kommenden Monat mit Beſchleunigung einzuberufen.
damit auch die von den Provinzialſynoden zu wählende
General=
ſynode, die oberſte Vertretung der Geſamtkirche, möglichſt
frühzei=
tig zuſammentreten kann.
Für die Behandlung aller beſonderen Angelegenheiten der
evangeliſchen Kirche iſt als Beauftragter der deutſchnationalen
Parteileitung Hof= und Domprediger D. Doehring, M.d.R.,
be=
ſtimmt worden.
Der Mecklenburg=Schwerinſche Miniſterpräſident Granzow hat
den Hamburgiſchen Kirchenrechtler Bohm als Kommiſſar für die
Evangeliſche Laudeskirche Mecklenburg=Schwerin eingeſetzt. Dem
Kommiſſar iſt die geſetzgeberiſche Verwaltung und richterliche
Ge=
walt der Landeskirche übertragen worden.
Auf der großen deutſchen Preſſekundgebung, die am Sonntag
um 11,45 Uhr im Preußiſchen Landtag ſtattfindet, wird die Rede
des Reichspreſſechefs der NSDAP., Dr. Otto Dietrich, die
weſent=
liche Mitteilungen enthalten wird, in der Zeit von 12 bis 12.25
Uhr auf alle deutſchen Sender übertragen werden.
Durch eine Verordnung des bayeriſchen Geſamtminiſteriums
vom 19. April 1933 wird die bayeriſche Geſandtſchaft in Stuttgart
(bei Württemberg. Baden und Heſſen) vom 1. Juni 1933 an
auf=
gjehoben.
Der ordentliche Profeſſor des öffentlichen Rechts an der
Uni=
verſität Heidelberg, Geheimer Hofrat Dr. Gerhard Anſchütz, wurde
ſeinem Anſuchen entſprechend mit Wirkung vom 1. April 1933
von ſeinen Amtspflichten entbunden.
Die Meldungen, wonach die jopaniſchen Truppen ihre Offen
ſive in China ſüdlich der Großen Mauer abgebrochen haben,
wer=
den beſtätigt. Es wird jedoch hinzugefügt, daß die Japaner, falls
die chineſiſchen Truppen in die von ihnen geräumte Zone wieder
einrücken ſollten, ſie mit Flugzeugen mit Bomben belegen würden.
Düſterberg begrüßk die berufsſtändiſche
Neugliederung der wirtſchaft.
CNB. Bitterfeld, 22. April.
Außer der bereits gemeldeten Rede hielt der 2.
Bundes=
führer des Stahlhelms, Düſterberg, in Bitterfeld noch einen
anderen Vortrag. Im Rahmen der Wirtſchaftstagung des
Gaues Bitterfeld=Wittenberg behandelte er wirtſchaftspolitiſche
Fragen. Er führte u. a. aus: Für uns Stahlhelmkameraden iſt
hinſichtlich der deutſchen Wirtſchaft entſcheidend, ob ſie nicht nur
in Frieden, ſondern auch im Kriege ihrer Aufgabe der
Ver=
ſorgung des deutſchen Volkes gerecht werden kann. Keiner wird
behaupten, daß wir feit 14 Jahren Frieden haben und keiner
weiß, ob nicht das Schickſal bei all unſerem verſtändigen
Frie=
denswillen nicht erneut einen Krieg bringen wird.
Aufgabeder deutſchen Landwirtſchaftiſt und
bleibt. Deutſchland aus eigener Scholle zu
er=
nähren und auch die Futtermittel auf eigener
Scholle zu erzeugen. Nie wieder darf uns eine
Hunger=
blockade in die Knie zwingen. Aehnlichwie die deutſche
Landwirtſchaft nach einem Staatsplan
gelei=
tetwerden muß, gilt dies auch für die Induſtrie.
Von entſcheidender Bedeutung iſt auch in
wirtſchaft=
licher Beziehung die Erhaltung freier, mit dem
Staatswohl ſich eng verbunden fühlender
Füh=
rerperfönlichkeiten. Wir ſind überzeugt, daß eine
beruf=
ſtändiſch gegliederte Wirtſchaft ſowohl der ſtaatlichen
notwen=
digen Einwirkungen wie auch der Entwicklung freier
Perſön=
lichkeiten mit Arbeitsfreude und Verantwortlichkeit die beſte
Geſpähr bietet.
Die Zeit iſt reif alle
Wirtſchaftsorgani=
ſationen zu entpolitiſieren. Die freien wie die
chriſtlichen Gewerkſchaften ſind durch die
natio=
nale Umwandlung zu ihrer Facharbeit
zurück=
gekehrt. Der Pommerſche Landbund hat unter Herr v. Rohr
auf landwirtſchaftlichem Gebiet die Stahlhelmſelbſthilfe in erſter
Linie auf induſtriellem Gebiete verheißungsvolle neue Wege an
Stelle der überwundenen horizontalen
Glie=
derung unſeres Volkes zu der vertikalen
Neu=
gliederung im Sinne des neuen
Gemeinſchafts=
geiſtes beſchritten. Düſterberg ſchloß ſeine Ausführungen mit
dem Bekenntnis der rückhaltloſen Unterſtützung
der nationalen Regierung.
Heſſiſche Polikik.
Weitere Bürgermeiſter-Ernennungen.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit:
Nachſtehende Bürgermeiſter und Beigeordnete wurden ihres
Amtes enthoben und erſetzt durch folgende Herren:
Bad=Nauheim: Beigeordneter Kling durch Heinrich
Götz.
Friedberg: Beigeordneter Ihl durch Wilhelm Sames.
Okarben: Beigeordneter Friedrich Diehl durch Karl
Kranz.
Ober=Erlenbach: Beigeordneter Klopfer durch Karl
Vögler.
Harheim: Bürgermeiſter Scheurich durch Rudolf Harth,
Beigeordneter, Philipp Brauburger durch Peter Frey.
Nieder=Erlenbach: Wilhelm Baumert für den
un=
beſetzten Beigeordnetenpoſten.
Wiſſelsheim: Beigeordneter Riemenſchneider durch
Thiele.
Kaichen: Beigeord. Karl Rühle durch Wilhelm Strauch.
Nieder=Florſtadt: Beigeordneter Georg Ludwig Kautz
durch Karl Wolf 2.
Reichelsheim: Landwirt Karl Horack für unbeſetzte
Beigeordneten=Stelle.
Vilbel; Beigeordneter Martin Reck durch Heinrich
Völker jr.: Beigeordneter Karlein durch Wilhelm Jäger.
Ober=Rosbach: Beigeordneter Auguſt Jakobi durch
Lehrer Becker.
Dorheim: Beigeordneter Muſch durch Hugo Schudt.
Auflöſung und Neuwahl der Nokarkammer.
Das heſſiſche Geſamtminiſterium hat folgendes Geſetz
er=
laſſen:
Das heſſiſche Geſamtminiſterium hat auf Grund des
vor=
läufigen Geſetzes zur Gleichſchaltung der Länder mit dem Reich
vom 31. März 1933 (Reichsgeſetzblatt I S. 153) das folgende
Geſetz beſchloſſen, das hiermit verkündet wird.
§ 1. Die Notarkammer wird mit ſofortiger Wirkung
auf=
gelöſt.
§ 2. Der Juſtizminiſter wird ermächtigt, die zur Neuwahl
der Notarskammer erforderlichen Anordnungen zu treffen und
die zwiſchenzeitliche Wahrnehmung der Kammergeſchäfte zu
regeln. Er kann hierbei von den Vorſchriften des Geſetzes, das
Notariat betreffend, abweichen, auch die Wahldauer und die
Erneuerung der neugebildeten Notarskammer anders regeln.
§ 3. An Stelle der für die Jahre 1933, 1934 und 1935
er=
nannten Mtiglieder und ſtellvertretenden Mitglieder der
Difziplinarkammern und des Diſziplinarhofs für Notare können
für die genannte Zeit neue Mitglieder und Stellvertreter
be=
rufen werden.
8 4. Dieſes Geſetz tritt mit der Verkündung in der „
Darm=
ſtädter Zeitung” in Kraft.
Heſſiſche Perſonalien.
In den Ruheſtand verſetzt wurde: der
Studien=
rat Heinrich Hahn, an dem Gymnaſium und der
Oberreal=
ſchule zu Dieburg, vom 1. Mai 1933 an; der Kreisſchulrat bei
dem Kreisſchulamt Offenbach a. M. Johann Martin auf ſein
Nachſuchen vom 16. April 1933 an; der Berufsſchullehrer zu
Offenbach a. M., zurzeit beauftragt mit der kommiſſariſchen
Verwaltung einer Lehrerſtelle an der evangeliſchen Volksſchule.
zu Lampertheim, Wilhelm Rügner, auf ſein Nachſuchen vom
1. Juli 1933 an.
Ju den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt
wurden: der Oberſtudienrat Emit Seipel an der Aufbauſchule
zu Alzey; die Studienrätin Wilhelmine Welſch an der
Auf=
bauſchule für Mädchen zu Darmſtadt; die Studienrätin Luiſe
Willenbücher an der Aufbauſchule für Mädchen zu
Darm=
ſtadt; der Hausmeiſter Chriſtian Fenchel an der Aufbauſchule
für Mädchen zu Darmſtadt.
Der heſſiſche Miniſter für Kultus und
Bil=
dungsweſen hat angeordnet, daß den
Elternratsmit=
gliedern, die der Kommuniſtiſchen Partei oder
verwandten Vereinigungen angehören, die
Aus=
übung ihrer Befugniſſe bis auf weiteres unterſagt wird.
Leinert verhaffet.
CNB. Berlin, 22. April.
Der aus Hannover verſchwundene ſozialdemokratiſche frühere
Oberbürgermeiſter Leinert iſt am Freitag nachmittag in Celle
er=
mittelt und in Schutzhaft genommen worden. Gegen Leinert
ſchwebt eine Unterſuchung, die ſich auf die Feſtſtellung erſtreckt, ob
und in welchem Umfange durch ſeine früheren Maßnahmen die
Stadt Hannover einen finanziellen Schaden erlitten hat. Die
Pen=
ſionsbezüge Leinerts ſind bis auf weiteres geſperrt worden.
„Wilhelmus von Raſſaue‟.
(Zum 100. Erinnerungstage an ſeine Geburt am 24. Nprit 1533.)
„Wilhelmus von Naſſaue
Bin ich aus deutſchem Blut,
Dem Vaterland getreue
Bleib’ ich bis in den Tod.
Gefürſtet von Oranien,
Bin ich der Väter wert,
Den König von Hiſpanien
Hab’ ich allzeit geehrt.”
Wie oft ſchmetterte das Trompeter=Korps meines lieben
alten Regiments „Oranien” die ſtolzen Klänge des
nieder=
ländiſchen Wilhelmus=Liedes in den ſonnigen Morgen, wenn
wir in Parade ſtanden. Immer wieder hat uns dieſes
unſterb=
liche Lied aus dem Freiheitskampfe des ſtammverwandten
niederländiſchen Volkes gegen die Weltmacht Spanien ergriffen.
Stolz waren wir auf unſere Regiments=Farben „blau=orange‟,
ſtolz auf unſere Naſſau=Oraniſchen Ueberlieferungen.
Damals — ja damals — da ahnten wir nicht, wie oft wir
noch in unſeres Vaterlandes tiefſter Erniedrigung jenes andere
Lied, aus dem niederländiſchen Freiheits=Kampfe ſingen und
beten ſollten:
Wir treten zum Beten
Vor Gott den Gerechten.
Er haltet und waltet
Ein ſtrenges Gericht.
Er läßt von den Schlechten
Die Guten nicht knechten.
Sein Name ſei gelobt,
Er vergißt unſer nicht.”
Wir ahnten auch nicht, daß unſer Kaiſer dereinſt vor einer Welt
von Feinden ſeine Zuflucht finden ſollte auf niederländiſchem
Boden unter dem Schutze einer Fürſtin aus dem Hauſe
Wil=
helms von Naſſauen, die er einſt als „Roſe aus dem Hauſt
Oranien” in huldigender Anſprache ritterlich begrüßt hatte.
Wilhelmus von Naſſaue, Wilhelm von Oranien, einer der
gauz Großen unſeres Volkes, der gefeierte und vielgeliebte
Nationakheld der Niederländer. Eigenartig dieſe Geiſtes=
Ver=
wandtſchaft mit ſeinem naſſauiſchen Landsmann, dem
Reichs=
freiherrn vom Stein. Auf dem Naſſauer Burg=Berg grüßen die
Ruinen der Stammburg Naſſau, auf halber Höhe ragt das
eherne Standbild des ſtolzen Reichsfreiherrn, unten im Lahntal
ſteht das Steinſche Schloß mit dem „Befreiungsturm” den der
Reichsfreiherr zur Erinnerung an die Befreiungskriege
er=
richtet hat.
Beide Männer, der Oranier und der Reichsfreiherr, haben
dem gleichen Wahlſpruch gehuldigt: „Saevis tranguillus in
undis” („Ruhig im wilden Wogengebraus”). Ruhig beide im
ſtillen Schmieden der Pläne zur Befreiung ihres Volkes von der
fremden Tyrannei. Wuchtig, unerſchrocken, tapfer in der
Durch=
führung der Befreiung.
Wilhelm I., Prinz von Oranien.
Gemälde von M. J. Mierevelt.
Für Wilhelm von Oranien wie für den ſtolzen
Reichs=
freiherrn, der nur „ein Vaterland kannte, das Deutſchland
heißt”, trifft das Wilhelmus=Lied zu:
„In Gottesfurcht zu leben,
Hab’ ich allzeit getracht,
Darum bin ich vertrieben
Um Land und Leut gebracht.”
Wie der Reichsfreiherr vom Stein von dem Korſen geächtet,
Mord und Vergiftung preisgegeben war, ſo auch der große
Oranier, den des Spanier=Königs Philipps II. Reichsacht traf.
In der „Neuen Kirche” zu Delft ruht Wilhelm der
Ver=
ſchwiegene, der Begründer der niederländiſchen Unabhängigkeit;
uuf den Lahnhöhen bei Frücht ſchläft der Reichsfreiherr
vom Stein den ewigen Schlaf. Auf ſeiner Ruheſtätte ſteht das
Wort, das ſein treuer Gefährte Ernſt Moritz Arndt ihm
ge=
widmet hat: „unerſchütterlich in Acht und Bann, des gebeugten
Vaterlandes ungebeugter Sohn, in Kampf und Sieg
Deutſch=
lands Mit=Befreier.” Man könnte das Wort mit ſinngemäßer
Aenderung auch auf des Oraniers Grabmal ſetzen. An beiden
Männern hat ſich das Wort bewährt: „Männer machen die
Geſchichte.”
Das 16. Jahrhundert, in dem Wilhelm von Oranien lebte,
iſt die Zeit der großen Charaktere. Die mächtige religiöſe
Be=
wegung fand ein ſtarkes Geſchlecht, das ſich in ihr betätigte,
ſo=
wohl auf der Seite der Neuerer, wie auf der der Anhänger des
alten Glaubens. Wirkung und Gegenwirkung vollzogen ſich unter
der Leitung kräftiger Willensmenſchen. Luther, Zwingli, Calvin,
Hutten, Sickingen, Moritz von Sachſen, Coligny, Wilhelm und
Moritz von Oranien auf der einen Seite, Jgnatius von Lohola,
die Päpſte Paul IV. und Sixtus V., Philipp II., Alba, auf der
anderen.
Wilhelm von Naſſau war am 24. April 1533 auf Schloß
Dillenburg geboren, auf einem der Ausläufer des Weſterwaldes,
wo er zum Dilltal abfällt. Wie oft iſt auf den Höhen des
rauhen Weſterwaldes und in ſeiner heimatlichen Grafſchaft die
Werbetrommel des großen Oraniers erklungen. Tauſende von
Söhnen des Weſterwaldes haben unter ſeinen und ſeiner Söhne
Fahnen für die Freiheit der Niederlande gekämpft. Sein großer
Sohn, der berühmte Kriegsheld und Feldherr Moritz von
Ora=
nien, hat das Wort geprägt: „Ein weſterwälder Soldat wiegt
zwvei andere tapfere Krieger auf”
Wilhelm Heinrich Riehl, unſer berühmter Kultur=Hiſtoriker,
bekundet: „Die Wucht einer Weſterwälder Fauſt, wenn ſie
Schläge austeilt, hat hiſtoriſchen Ruf. Die alten, kraftvollen,
oraniſchen Fürſten mögen zu den Weſterwäldern gezählt werden,
ihre Dillen=Burg ſtand auf den Vorbergen des Weſterwaldes,
und unvergeſſen iſt noch immer die Kunde der glorreichen
oraniſchen Vergangenheit auf dem Weſterwald.”
Sonntag, 23. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 112.— Seite 5
Vor der Abrüſtungskonferenz.
Deukſchlands Skandpunkk unveränderk. — Sicherheif nur durch Abrüſtung.
Abreiſe Nadolnys nach Genſ.
* Berlin, 22. April. (Priv.=Tel.)
Der Leiter der deutſchen Abrüſtungsdelegation für Genf,
Botſchafter v. Nadolny, hat am Samstag Berlin verlaſſen. Er
wird am Sonntag abend bereits in Genf ſein, obwohl die
Ab=
rüſtungskonferenz erſt am Dienstag mit der Beratung des
eng=
liſchen Konventionsentwurfes ihre Beratungen aufnimmt. Herr
Nadolny wird noch den Sonntag abend und den Montag
be=
nutzen, um erneute Verhandlungen mit den übrigen
Dele=
gationsführern aufzunehmen.
Der jetzt beginnende Abſchnitt der Abrüſtungskonferenz
dürfte einer der ſchwierigſten der ganzen Konferenz ſein, weil
es von dieſer Beratungsphaſe abhängt, ob die Konferenz
end=
gültig ſcheitert oder ob es gelingt, einen dauernden
Abrüſtungs=
vertrag zuſtandezubringen. Der deutſche Vertreter wird genau
ſo wie in der Vergangenheit ſich mit allem Nachdruck für eig
poſitives Arbeitsergebnis und für die Anbahnung einer
fried=
lichen Entwicklung in Europa einſetzen.
An dem deutſchen Standpunkt hat ſich nicht das geringſte
ge=
ändert. Während die Gegenſeite erſt die Löſung des
Sicherheits=
problems verlangt, um dann erſt an die Abrüſtung heranzugehen,
vertreten wird die Theſe, daß die Sicherheit nur durch Abrüſtung
zu erzielen ſei.
In dieſem Sinne wird Nadolny bereits bei der Beratung
des engliſchen Konventionsentwurfes wirken, der nach deutſcher
Anſicht durchaus geeignet iſt, die Grundlage für einen
Abrüſtungs=
vertrag abzugeben, der aber bisher von den Franzoſen ſcharf
be=
kämpft wurde, weil in ihm zum erſten Male tatſächliche und
weit=
gehende Abrüſtungsbeſtimmungen wie Materialzerſtörungen
ent=
halten ſind.
Boiſchafter Nadolny über ſeine Aufgaben.
Vor ſeiner Abreiſe ſprach Botſchafter Nadolny am Samstag
mittag vor Vertretern der Deutſchen Preſſe über die Aufgaben
der Genfer Beratungen. Die Konferenz wird gleich am Montag
in die Beratung des engliſchen Konventionsentwurfes eintreten,
der vor den Oſterferien noch von der Generalkommiſſion, die jetzt
ſozuſagen an die Stelle der Vollſitzung getreten iſt, einſtimmig als
Erörterungsgrundlage angenommen worden iſt. Auch die deutſche
Vertretung hat dieſes Projekt angenommen, aber natürlich ebenſo
wie viele andere Abordnungen noch mancherlei daran auszuſetzen.
Das Projekt wird nach Auffaſſung Nadolnys noch manchen
Verän=
derungen unterworfen ſein. Er betonte auch heute, daß der deutſche
Standpunkt in der Abrüſtungsfrage abſolut feſt und unbeſtreitbar
daſtehe. Er ſei nichts weiter als der Inhalt deſſen, was in den
Verträgen feſtgelegt ſei.
Das Echo der franzöſiſchen Preſſe zeige, daß Frankreich immer
noch an ſeinem Verlangen feſthalte: Erſt Sicherheit, dann
Ab=
rüſtung, während das deutſche Verlangen dahingehe: Sicherheit
durch Abrüſtung und Rüſtungsausgleich, wie es Artikel 8
ver=
lange. Es ſteht nirgends geſchrieben, daß erſt Sicherheit und dann
Abrüſtung verlangt werden ſolle.
Deutſchland werde nicht zögern, unter Umſtänden in bezug auf
die Sicherheit weitere Forderungen auszuſprechen, wenn es ſich als
notwendig erweiſen ſollte. Die heutigen inneren Verhältniſſe
Deutſchlands gäben in keiner Weiſe anderen Mächten ein Recht
dazu, ſich bedroht zu fühlen. Niemand werde Deutſchland
nach=
ſagen können, daß es nach dem Kriege irgendwo und irgendwann
eine bedrohliche Haltung eingenommen habe. Man müſſe bekennen,
daß Deutſchland ſtets beſtrebt geweſen ſei, den Weltfrieden zu
ſichern. Daß Deutſchland eine gewiſſe Elaſtizität und politiſche
Ein=
ſicht zeige und Rückſicht auf die Weltlage nehme, ſei
ſelbſtverſtänd=
lich. Es möge manchen Mächten unangenehm ſein, jetzt die
Folge=
rungen zu ziehen, die ſie ſelbſt aufgeſtellt und unterſchrieben
hät=
ten, aber ſie müßten gezogen werden im Intereſſe der Befriedung.
Wenn in der vorletzten Sitzung der Generalkommiſſion Sir
John Simon dem deutſchen Standpunkt in gewiſſer Beziehung
zu=
geſtimmt, aber hinzugefügt habe, Deutſchland müſſe zunächſt
Ver=
trauen geben, ſo müſſe er daran erinnern, daß Deutſchland bereits
ſeit 14 Jahren friedlich verhandele und auf alle Forderungen
ein=
gegangen ſei. Es habe niemals die Forderungen der anderen
Mächte grundſätzlich abgelehnt. Es ſei auch in die Erörterung über
den franzöſiſchen Sicherheitsplan eingetreten und habe ſelbſt die
Fragen der Kontrolle, an denen den Franzoſen beſonders lag,
ohne weiteres in poſitivem Sinne grundſätzlich angenommen.
So=
gar in der Frage der Vereinheitlichung der Heere habe
Deutſch=
land ſich mit einer Uebergangsperiode einverſtanden erklärt. Alles
das zeige das Beſtreben Deutſchlands, Vertrauen zu erwerben und
den guten Willen, dieſes Werk zu einem Abſchluß zu bringen.
Macdonald in Waſhingkon.
Ausſprache mit Rooſevelt über die Probleme der
Welkwirtſchaftskonferenz.
Waſhington, 22. April.
Der engliſche Premier Macdonald, der geſtern in Waſhington
eingetroffen iſt, hatte bereits am Samstag die erſte Ausſprache
mit dem amerikaniſchen Präſidenten Rooſevelt, zu der ſpäter die
Sachverſtändigen beider Staaten zugezogen wurden. Ueber die
Beſprechung wurde ein gemeinſames Communiqué veröffentlicht,
in dem es heißt:
Die Hauptprobleme der Weltwirtſchaftskonferenz wurden
ein=
gehend beſprochen. Man beſchloß, das Studium dieſer Probleme
in erſter Linie den engliſch=amerikaniſchen Sachverſtändigen zu
überlaſſen, die ihre Erörterungen am Samstag nachmittag
be=
reits aufnahmen und ſie am Abend fortſetzten. Die Frage der
Kriegsſchulden wurde bei den Beſprechungen zwar auch erwähnt,
doch legte Rooſevelt den Hauptakzent auf die internationale
Währungsſituation. Er betonte dabei nachdrücklich, daß eine
generelle Hauptabſetzung der Goldwährung für
alle Währungen die Emiſſion neuer
Bank=
noten ermöglichen und damit auch eine
entſpre=
ſchende Aufwärtsbewegung der Warenpreiſe
herbeiführen könne.
Das Endziel der amerikaniſchen Dollar= Abwerkung.
In der heutigen Preſſekonferenz erklärte Staatsſekretär Hull
erneut, die Frage der Kriegsſchuldenregelung ſtehe an Bedeutung
zurück hinter dem Komplex der Maßnahmen, die zur Erleichterung
und Wiederherbeiführung eines normalen Welthandels getroffen
werden müſſen. Wenn man das Problem der Transferierung der
Schuldenzahlungen der fremden Regierungen erörtere, müſſe man
auch die Frage der privaten Schulden des Auslandes an Amerika
in die Diskuſſion einbeziehen.
In den angekündigten Telegrammen an die amerikaniſchen
Botſchaften in Berlin, London, Paris und Rom betont
Staats=
ſekretär Hull erneut, daß der Sinn des Goldausfuhrverbots darin
liege, eine Hebung des inländiſchen amerikaniſchen Preisniveaus
herbeizuführen. Er hoffe, daß auch andere Länder an der Hebung
des Weltpreisniveaus mitarbeiten werden. Das Ziel müſſe die
Er=
reichung eines Preisniveaus ſein, das der ganzen Welt neue
Pro=
ſperität verſchaffen könne.
Frankreich hälk am Goldſkandard feft.
Ueber die Beratungen des Kabinettsrats wird durch Havas
eine offiziöſe Auslaſſung verbreitet, in der es heißt, die
Kabi=
nettsmitglieder ſeien einmütig der Anſicht geweſen, daß man die
Aufgabe des Goldſtandards für Frankreich ablehnen müſſe trotz
der vorübergehenden Erleichterungen, die eine ſolche Maßnahme
mit ſich bringen könnte. Jeder Gedanke einer
Währungs=
inflation ſei ſtrikte verworfen worden. Die Aufrechterhaltung
des Goldſtandards für Frankreich werde allerdings für den Fall,
daß der Kursſturz des Dollars größere Ausmaße annehmen
würde, Schutzmaßnahmen notwendig machen.
Völliger Bruch
der ſowietrufſiſch=engliſchen Handesbeziehungen.
Auf Grund der Verordnung des Volkskommiſſariates der
Sow=
jetunion vom 20. Oktober 1930 „über Wirtſchaftsbeziehungen mit
Ländern, die für den Handel mit der Sowjetunion ein
Reſtrik=
tionsregime feſtſetzen” hat das Volkskommiſſariat für den
Außen=
handel eine Anordnung erlaſſen, die die
Handelsbe=
ziehungen zu England wie folgt regelt:
Erſtens wird den Außenhandelsorganiſationen verboten,
Be=
ſtellungen in England vorzunehmen ſowie Ankäufe in dieſem Land
zu tätigen. Zweitens wird allen ruſſiſchen Stellen unterſagt,
Schiffe zu befrachten, die unter engliſcher Flagge ſchwimmen.
Drit=
tens werden für engliſche Güter des Tranſitverkehrs über die
Sowjetunion Reſtriktionsvorſchriften erlaſſen. Viertens iſt die
Be=
nutzung engliſcher Häfen und Stützpunkte durch Tranſit= und
Wiederausfuhrorganiſationen der Sowjetunion möglichſt
einzu=
ſchränken.
Der Skaaksakt des 1. Mai.
Richklinien für den Feierkag der nakionalen Arbeit.
Berlin, 22. April.
Der Reichsminiſter des Innern hat in einem
Rundſchrei=
ben an die oberſten Reichsbehörden und die Landesregierungen
Richtlinien über die Begehung des Feiertages der nationalen
Arbeit in der öffentlichen Verwaltung erlaſſen.
Am 1. Maiwird im ganzen Reich allgemein
ge=
flaggt. Die Oberbürgermeiſter und Gemeindevorſteher werden
die Einwohner ihrer Gemeinden aufrufen, ſich mit
Beflag=
gung der Privathäuſer dem Vorgehen der öffentlichen
Verwaltung anzuſchließen, um damit der inneren Verbundenheit
von Volk und Staat feierlichen Ausdruck zu verleihen. Die
Dienſt=
gebäude werden mit friſchem Birkengrün oder ſonſtigem Grün in
einfacher Weiſe geſchmückt.
In der Reichshauptſtadt werden drei große Feiern
ab=
gehalten. Im Luſtgarten findet um 10,30 Uhr vormittags
einfeierlicher Staatsakt ſtatt, bei dem der Reichsminiſter
für Volksaufklärung und Propaganda ſprechen und bei der eine
Bofſchaft des Reichspräſidenken
verkündet werden wird. Um 18 Uhr werden Abordnungen der
Ar=
beiterſchaft aus allen Reichsteilen empfangen. Um 19,30 Uhr
fin=
det eine große Abendfeier auf dem Tempelhofer Feld in Berlin
ſtatt. Dieſe drei Feiern werden durch den Deutſchlandſender auf
alle deutſchen Sender übertragen.
Die außerpreußiſchen Landesregierungen werden ihrerſeits in
der Landeshauptſtadt einen feierlichen Staatsakt veranſtalten und
Arbeiterabordnungen empfangen.
Die Schulfeiern werden ſo eingerichtet, daß die Schulen mit
ihren Leitern und Lehrkräften die Uebertragung des großen
Staatsaktes im Berliner Luſtgarten durch den Schulfunk hören.
An den in Berlin ſtattfindenden drei Feiern ſoll die
Bevölke=
rung im ganzen Reich unmittelbar teilnehmen, indem in allen
Orten an geeigneten großen Plätzen von der Gemeindeverwaltung
Lautſprecher aufgeſtellt werden.
Die Muſikkapellen der Schutzpolizei, der Feuerwehr, der SA.
und SS., des Stahlhelms, der Kriegervereine, des
Kyffhäuſerbun=
des und anderer Verbände werden Platzkonzerte veranſtalten. Der
Reichswehrminiſter hat angeordnet, daß an allen Standorten mit
Muſikkapellen Platzkonzerte ſtattfinden.
Bekennknis der Arbeitgeberverbände zum Tag
der nakionalen Arbeit.
Zur Feier der nationalen Arbeit am 1. Mai hat die
Vereini=
gung der Deutſchen Arbeitgeberverbände wie folgt Stellung
ge=
nommen:
Die deutſche Reichsregierung hat den 1. Mai, der früher ein
Tag der Begründung ſozialer Zwietracht war, in einen Feiertag
der nationalen Arbeit zur Ehrung der Arbeit im Sinne der
Ein=
heit des deutſchen Volkes umgewandelt. Die deutſchen Arbeitgeber
haben das Bekenntnis der Regierung der nationalen Erhebung
zum ſozialen Frieden und zur Beſeitigung des unſer Volk
zer=
reißenden Klaſſenkampfes freudig begrüßt und ſich der Regierung
mit allen ihren Kräften zur Mitarbeit zur Verfügung geſtellt.
Es wird dieſem Ziel der ſozialen Verantwortung dienen, wenn
dem Zuſammengehörigkeitsgefühl zwiſchen allen Trägern der
deut=
ſchen Arbeit, zu denen Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gehören, am
Feiertag der nationalen Arbeit auch von den Arbeitgebern in
einer den örtlichen und betrieblichen Verhältniſſen entſprechenden
Form Ausdruck gegeben wird.
Der 3.d.A. am 1. Mai.
Der Zentralverband der Angeſtellten ſchließt ſich dem Aufruf
des Bundesausſchuſſes des Allgemeinen Deutſchen
Gewerkſchafts=
bundes an. Seine Gliederungen beteiligen ſich demgemäß an der
von der Regierung veranlaßten Feier, und die Verwaltungsbüros
hiſſen am 1. Mai die Nationalflagge.
Bekeiligung des G. d. A. am Tag der deutſchen Arbeik.
CNB. Berlin, 22. April.
Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten hat ſeine
Unter=
organiſationen angewieſen, die Mitglieder des Bundes zur
Teil=
nahme an den offiziellen Veranſtaltungen am 1. Mai, dem Tag
der deutſchen Arbeit, aufzurufen. Die gleiche Richtlinie iſt an
die Jungangeſtellten= und Jugendgruppen ausgegeben worden.
Und iſt es nicht merkwürdig, daß da, wo ſich der Weſterwald
zur Lahn herabſenkt, die Stammburg des Reichsfreiherrn
vom Stein ſtand?
Wilhelms Gegenſpieler in dem großen Kampf um die
Be=
freiung der Niederlande war der finſtere, despotiſche Philipp II.
von Spanien, der Sohn Kaiſer Karls V.
Karl V. war in Gent geboren, nie hat er ſeine
niederlän=
diſche Geburt vergeſſen, nie iſt im niederländiſchen Volke ſelbſt
während ſeiner Lebzeiten vergeſſen worden, daß des Kaiſers
Wiege auf niederländiſcher Erde ſtand. Für die Entwicklung der
See= und Handelsmacht der Niederlande iſt es von größter
Be=
deutung geweſen, daß ſie länger als ein halbes Jahrhundert die
Meere befahren konnten, als die Untertanen des mächtigſten
Herrſchers der Welt, in deſſen Reich „die Sonne nicht unterging.
Solange Kaiſer Karl V lebte, tauchte nirgends ein Gedanke der
Trennung der Niederlande von Spanien auf. Das wurde anders,
als Karl V. der Regierung der Niederlande entſagte. In jener
feierlichen Verſammlung im Palaſt zu Brüſſel am 25.
Okto=
ber 1555 erſchien Karl V., geſtützt auf die Schulter ſeines
Lieb=
lings Wilhelms von Oranien, um ſeinen Verzicht auf die
Ne=
gierung auszuſprechen. Früh war Wilhelm von Oranien, deſſen
Haus ſeit 200 Jahren in den Niederlanden reich begütert war,
an den Hof Kaiſer Karls V. gekommen. Der kluge Habsburger,
der in dem hochbegabten Jüngling ſchon früh den künftigen
großen Mann ahnte, überhäufte ihn mit Beweiſen ſeines
Ver=
trauens und ſeiner Gnade.
Das wurde anders, als der despotiſche Philipp II. die
Regentſchaft übernahm. Am 21. September 1558 ſtarb Oraniens
väterlicher Freund, Kaiſer Karl V. im Kloſter San Juſte bei
Placencia.
Philipp II. und Wilhelm von Oranien traten als Gegner
in die Schranken; der Kampf begann, der ſich von 1559 bis zum
Tode Wilhelms, und dann weiter bis zum Jahre 1648 durch
beinahe 90 Jahre hingezogen hat, wo endlich der „Ewige Friede‟
zwiſchen den Niederlanden und Spanien zuſtande kam.
Unge=
heuer ſind die Wechſelfälle, blutig und düſter die Bilder im
Freiheitskampf der Niederlande. Neben der Statthalterin
Mar=
garethe von Parma, in deren Adern flämiſches Blut fließt, der
kluge Kardinal Graevella, der finſtere Alba, der mildere
Requenſes, dem der berühmte Sieger in der Seeſchlacht über die
Türken bei Lepanto Don Jouan d’Auſtria, folgt. Schließlich noch
der tapfere Alexander Farneſſe, der Sohn der Margarethe von
Parma, der 32jährig ſeine Feldherrnlaufbahn beſchließt.
Der Heldenkampf der „Geuſen”, Albas Blutgericht tauchen
auf: 18000 der beſten Niederländer verfallen der Folter, dem
Galgen, dem Schaffot. Am 5. Juni 1568 werden Oraniens
Mit=
kämpfer, die Grafen Egmont und von Horn auf dem Markt=
platz zu Brüſſel hingerichtet. Gemarterte Männer, geſchändete
Frauen bezeichnen den Weg der ſpaniſchen Soldateska des
grau=
ſamen Alba.
Am 14. April 1574 fallen Wilhelms Brüder, die Grafen
Adolf und Heinrich von Naſſau mit 2000 Reitern auf der Mooker
Heide für die Freiheit der Niederlande. Vor dem heldenmütig
verteidigten Leyden bricht eine Kataſtrophe über die Spanier
herein. Die Niederländer durchſtechen die Dämme, 15 000 Spanier
kommen in den eindringenden Wogen um. Wechſelndes
Kriegs=
glück auf beiden Seiten! Durch alle Schwierigkeiten hindurch
führt Wilhelm ſein Volk den Weg zur Freiheit. Da ſandte
Philipp II. mit der Achterklärung die Meuchelmörder gegen den
Oranier aus. Beim erſten Anſchlag wird Wilhelm ſchwer
ver=
wundet, 4 weitere folgen, dem ſechſten fällt er am 10. Juli 1584
zum Opfer.
Seine letzten Worte waren: „Mein Gott, erbarme dich
meiner Seele, Mein Gott erbarme dich dieſes armen
Volkes!” — „Vater des Vaterlandes” haben ihn die dankbaren
Niederländer genannt, ihn den Begründer ihrer Freiheit und
Unabhängigkeit. Im Gedächtnis des niederländiſchen und des
deutſchen Volkes wird er fortleben als einer der größten
Staats=
männer und Feldherrn aller Zeiten: „Wilhelmus von Naſſaue,
ein Held von deutſchem Blut!”
Dr. Ludwig Roth.
Zur bevorſtehenden Neuaufführung von
„Der Widerſpenſtigen Zähmung”.
Von Erich von Hartz.
Alle Dichtung iſt Sprachſchöpfung; ſie geſtaltet das Wort
un=
mittelbar aus dem Bilderlebnis; die innere Schau wird in ihr,
ſcheinbar mühelos, zur Wortgeſtalt. Dies gilt in höchſtem Maße
für Shakeſpeare. Aeußerlich bekundet ſich das in der
Sparſam=
keit ſeiner Regie=Anweiſungen. Alles iſt ſchon im Worte ſelbſt
enthalten; man muß nur ſehen können. Der Literat, der Nicht=
Dichter legt einer Perſon ein Wort in den Mund und fügt etwva
die Bemerkung hinzu „mit Wärme”, „mit Nachdruck”; der
Dich=
ter gibt Nachdruck, Wärme oder was er ſonſt wünſcht, in der
Wortgeſtalt ſelbſt; die Regie=Bemerkung wird dadurch
über=
flüſſig. Und da zeigt ſich nun bei der Darſtellung Shakeſpeares,
ob. der Schauſpieler mehr kann, als ſeine eigene Sprache
ſprechen, ob er eingehen kann in den Bildſinn des Dichterwortes,
um aus dem, was ihm da zuteil wird, Wärme, Ton, Spannung,
die ganze Klangfülle des Lebens hörbar und ſichtbar zu machen.
— An Shakeſpeare erprobt ſich die Fruchtbarkeit des
Schauſpie=
lers, der Reichtum ſeiner nachſchaffenden Phantaſie. Wenn bei
Shakeſpeare=Aufführungen Worte und Sätze der Dichtung
geſtal=
tungsarm, alſo überflüſſig erſcheinen, liegt das faſt ſtets an
mangelnder Fähigkeit des Darſtellers, den plaſtiſchen Inhalt
der Worte zu entbinden. — Naturalismus in der Kunſt gleicht
dem bequemen Leben: er ſchwächt die Begabungen. Darum ſind
Shakeſpeare=Aufführungen heute ein heilſames und lehrreiches
Hinabtauchen zu den Quellen, dem Darſteller ſo zuträglich wie
— dem Zuſchauer.
Als erſter Shakeſpeare im Spielplan dieſes Jahres geht
„Der Widerſpenſtigen Zähmung” über die Darmſtädter Bühne.
Titel und Inhalt des Stückes bieten dem heutigen Hörer
Be=
ziehungen zu manchem, was in unſeren Tagen als
Gegenbewe=
gung auf die verſtandesmäßige Frauenrechtlerei in Erſcheinung
tritt. Doch hüte man ſich vor Schlußfolgerungen. Shakeſpeare iſt
nie und nirgends lehrhaft. Auch das glückhafte Spiel von der
Widerſpenſtigen Zähmung umkleidet nicht die „Moral” eines
allgemeinen Lehrſatzes: Das Weib ſei untertan dem Manne.
Katharina iſt ein Sonderfall des Lebens (wie die moderne
Frauenbewegung auch), darum erfährt ſie dies ihr beſonderes
Schickſal und ſeine beſondere „Lehre”. Hierin allerdings ſpricht
ſich das Geſetz aus, dem auch Shakeſpeare, der Anbeter des
Lebens dient. In der Luft der Widerſpenſtigen tut er es unter
Lachen, Fröhlichkeit und ſinnreicher Vermummung. — Alle
Komödie iſt ja Verwechſlungs=Komödie, bis in die tiefſten
metaphyſiſchen Gründe, wo das Daſein ſelbſt als Täuſchung, d. i.
Vertauſchung des ewigen Sinnes mit den vergänglichen Sinnen;
erſcheint. Dies iſt das Geheimnis Shakeſpeares, wie des Genius
überhaupt: er macht den Schleier der Maja durchſichtig, ſo daß
die für den Verſtand unfaßbare Wahrheit dem ſchauenden
Er=
lebnis mitgeteilt wird. Immer ſagt Shakeſpeare unendlich viel
mehr als ſeine einzelnen Perſonen; der Sinn ſeiner Spiele liegt
im Zuſammenklang aller Einzelheiten vor einem unſagbaren
Hintergrund. — Wo das durch die Bühne offenbar wird, da iſt
die Shakeſpeare=Aufführung gut.
Ein General zum Honorarprofeſſor ernannt. Der
General=
major im Reichsverkehrsminiſterium Profeſſor Dr. ing. Dr. phil.
h. c. Karl Becker iſt zum Honorarprofeſſor in der Fakultät für
Allgemeine Wiſſenſchaften der Techniſchen Hochſchule Berlin
er=
nannt worden. — Gleichzeitig iſt er beauſtragt worden, in der
genannten Fakultät die allgemeine Heerestechnik in Vorleſungen
und Uebungen zu vertreten. Es iſt außerdem beabſichtigt, eine
ordentliche Profeſſur für Wehrwiſſenſchaften ſchon zum
Sommer=
ſemeſter 1933 an der gleichen Hochſchule zu ſchaffen.
Sonntag, 23. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 112 — Seite 5
Darmſtadt, den 23. April 1933.
Arkilleriſtenkag in Darmſtadl.
Am 1., 2. und 3. Juli veranſtalten in Darmſtadt die im
Artilleriebund in Heſſen zuſammengefaßten
Heſſi=
ſchen Artilleriſten in Darmſtadt einen großen
Ar=
tilleriſtentag (Wiederſehensfeier), der ſeinen beſonderen
Wert dadurch erhält, als er in das Jahr der großen nationalen
Erhebung unſeres deutſchen Volkes fällt und demgemäß
aufge=
zogen wird. Der Verlauf der Feier in großen Zügen
wird folgender ſein:
Am 1. Juli: Empfang der Kameraden. Abends 8 Uhr
Be=
grüßungsfeier für die auswärtigen Kameraden bei Maſſenkonzert
im Beſſunger Orangeriegarten, bei ſchlechter Witterung im Städt.
Saalbau. — Am 2. Juli:9 Uhr Verſammlung auf dem
Ka=
ſernenhof des ehemaligen Feldartillerie=Regiments Nr. 25 (alte
Kaſerne — Heidelbergerſtraße). 10 Uhr Kundgebung gegen die
Kriegsſchuldlüge und den Verſailler Vertrag 10.30 Uhr
Feld=
gottesdienſt daſelbſt. Nachmittags 2 Uhr: Aufſtellung des
Feſt=
zuges. Mehrere artilleriſtiſche Gruppen zu Pferd, darunter ein
komplett beſpanntes Geſchütz erſcheinen darin. 4 Uhr Feier im
Orangeriegarten. Abends großes Feuerwerk. — Am 3. Juli;
Veranſtaltungen beſonderer Art im Beſſunger Orangeriegarten.
Eintrittspreiſe: Feſtabzeichen, das zu allen
Veranſtaltun=
gen berechtigt nur 1 RM. Mittageſſen; gut und reichlich,
bei Vorausbeſtellung und Vorauszahlung 80 Pfg Quartiere
zu ganz geringen Preiſen bei Vorausbeſtellung Freiquartiere gibt
es in beſchränktem Umfang. Kameraden! Soweit Ihr noch
nicht Mitglieder ſeid, gebt ſogleich eure Briefanſchrift an unſeren
Schriftführer, Kamerad Zahnarzt Dr. Stroh. Darmſtadt,
Sandſtraße 20, damit wir euch unſere weiteren Nachrichten über
alle Einzelheiten zugehen laſſen können.
Vor allen Dingen. Ihr ehemaligen 25er,
werdet Mitglieder, ſoweit Ihr es noch nicht ſeid! Ihr
müßt unſere Bundeszeitung leſen, damit Ihr erfahret, daß die
Heſſiſche Artillerie nicht tot iſt, ſondern arbeitet, ganz beſonders
im neuen Deutſchland Vereinsbeiträge für
Aus=
wärtige einſchließlich des Bezuges der Bundeszeitung. Heſſiſche
Artillerie” und aller Druckſachen für das ganze Jahr nur
3 RM., ohne die Druckſachen nur 2 RM.
Fehle kein ehemaliger heſſiſcher Artilleriſt
auf dem Artilleriſtentag, er wird eine
Erinne=
rung fürs ganze Leben werden!
Platzumbenennungen. Aus Anlaß der Wiederkehr des 15.
Todestages Manfred von Richthofens am 21. April 1918, des
un=
vergeßlichen deutſchen Kampffliegers, hat der Staatskommiſſar
Dr. Barth am 21. April 1933 angeordnet, daß der Theaterplatz
in Zukunft Manfred=von=Richthofen=Platz heißen
wird. Gleichzeitig wurde angeordnet, daß der Bahnhofsplatz in
Oswald=Boelke=Platz umbenannt wird. Der große
Kampfflieger Oswald Boelke ſtand als aktiver Offizier zu
Be=
ginn des Weltkrieges beim Telegraphenbataillon in Darmſtadt,
meldete ſich ſodann zur Fliegertruppe und erhielt ſeine
Ausbil=
dung auf dem Flugplatz Griesheimer Sand.
— In den Ruheſtand tritt auf ſein Nachſuchen der Direktor
des Landwirtſchaftsamtes zu Worms, Ernſt Metz, mit Wirkung
vom 1. Auguſt 1933.
Heſſiſches Landestheater.
23, April Anf. 11½, Ende nach 13 Uhr. Kein Kartenverk.
Hauptprobe zum Konzert des Mozartvereins
Anf. 19½, bis v. 22½ Uhr. Dſt. Volksb. F,10 Gr. 1-4
Der Freiſchütz.
Preiſe 0.70—5.50 Mk. Martace
24. April Anf. 20, Ende geg. 22 Uhr. Feſitkonzertd. Mozart=
vereins, anläßl. ſeines 30jähr. Beſtehens. Pr. 0.50—2.— Anf 19½/ Ende geg. 22½4 Uhr. 4 19
Dienstag,
25. April Der Widerſpenſtigen Zähmung. Pr. 0.50—4.50 Mittwoch.
26. April 20—22½ Uhr. Darmſtädter Volksb. C, Gr. 1—4
Pr. 0.50 bis 4.50 Mk.
Die Freier. Kleines Haus Gautece
23. April 20—22 Uhr. Zuſ.=Miete I. 10
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Der 18 Oktober. Mirch
26. April Anf. 20. Ende geg. 22 Uhr. Dritter Kammermuſikt=
Abend des Schnurrbuſch=Quartetts. Pr. 0.75, 1.— u. 1.50
— Heſſiſches Landestheater. Der Freiſchütz” Heute abend
wird im Großen Haus nach längerer Pauſe Carl Maria von
Webers romantiſche Oper „Der Freiſchütz” wieder gegeben. Die
muſikaliſche Leitung hat Karl Maria Zwißler, Beſetzung:
Jo=
hannes Drath. Heinz Schlüter. Erna v. Georgi, Regina
Harre, Heinrich Kuhn. Joachim Sattler, Curt Theo
Ritz=
haupt. Johannes Biſchoff. Eugen Vogt. Beginn 19.,30 Uhr.
Miete: Darmſt, Volksb, F (10. Vorſtellg.), Gruppe 1—4. — „Der
18. Oktober”. Im Kleinen Haus findet eine Wiederholung des
nationalen Schauſpiels „Der 18 Oktober” von Walter Erich
Schäfer ſtatt, deſſen letzte Aufführung vor wenigen Tagen als
Feſt=
veranſtaltung zu Ehren des Geburtstags des Reichskanzlers Adolf
Hitler den ſtürmiſchſten Beifall des nahezu ausverkauften Hauſes
hervorrief. Zuſatzmiete 1 10. — Schauſpielpremiere im
Großen Haus. Shakeſpeares Luſtſpiel „Der
Widerſpen=
ſtigen Zähmung” wird am Dienstag, den 25. April, 19.30
Uhr, in der Neuinſzenierung von Arthur Maria Rabenalt
und Wilhelm Reinking zum erſtenmal aufgeführt. Es ſind
be=
ſchäftigt die Damen Menz. Corinth, Berthold Liebel
und die Herren Keim, Eduard Goebel, Lindt, Maletzki,
Kutſchera, Sieber, Baumeiſter, Lohkamp,
Rieß=
land, Peters Keßler, Weſtermann, Hermann
Goe=
bel, Macke. Miete A 19. — Aus dem Spielplan der
Woche. Letzter Tanzabend Ilſe Meudtners in dieſer
Spielzeit, Freitag, den 28. April. 20 Uhr, veranſtaltet die
Solo=
tänzerin des Heſſiſchen Landestheaters, Ilſe Meudtner, wiederum
einen Tanzabend. Die beiden erſten Abende der jungen Künſtlerin
fanden bei Publikum und Preſſe ſtärkſte Anteilnahme. Ilſe
Meudt=
ner wird an dieſem Abend ein faſt vollſtändig neues Programm
bringen. — Im Großen Haus wird an dieſem Tage das
Shake=
ſpeareſche Luſtſpiel „Der Widerſpenſtigen Zähmung”
zum erſtenmal wiederholt. Miete D 20. — „Madame
Butter=
fly” Samstag, den 29. April, ſteht nach längerer Zeit die
Puc=
ciniſche Oper „Madame Butterfly” wieder auf dem Spielplan,
Bühnenvolksbund K 15. — Opernpremiere im Kleinen
Haus. Die immer wieder reizvolle romantiſche komiſche Oper von
Adam „König für einen Tag” wird in der Neuinſzenierung
von Hans Strohbach am Samstag, den 30. April, zum
erſten=
mal aufgeführt. Die muſikaliſche Leitung hat Dr. Hans Schmidt=
Iſſerſtedt, das Bühnenbild entwarf Ella Büttner
Zuſatz=
miete IV 10.
Präſidenk Profeſſor Dr. Köſer zeichnek ein Bild der Geſchichke des Jubelvereins. — Die Pflege des deutſchen
Liedes im Mozarl=Verein.
Als Auftakt zur 90=Jahr=Feier des Mozart=Vereins, der
ge=
rade für Darmſtadts muſikaliſches und geſellſchaftliches Leben eine
überragende Bedeutung hat, fand geſtern abend im Mozart=
Ver=
eins=Saal ein „Ehrenabend der Alten” für die Chormitglieder
und geladenen Gäſte ſtatt. Der Saal war ſchlicht mit friſchem
Grün geſchmückt, zwiſchen Lorbeerbäumen waren die Symbole
des Vereins, die Fahnen, aufgeſtellt. Prachtvolle Ehrenbecher,
alte Stücke, die dem Verein anläßlich früherer Jubiläen
über=
reicht worden waren, ſtanden vor dem Präſidenten.
Einleitend ſang der geſamte Chor unter Leitung des
Kapell=
meiſters Rehbock den „Wahlſpruch” des Mozart=Vereins, der
kleine Chor brachte dann in ausgezeichnetem
Stimmzuſammen=
klang das dem Verein geweihte Lied „Oh Schutzgeiſt alles
Schö=
nen” unter Leitung des Kapellmeiſters Hauff zu Gehör. Das
Drumm=Quartett erfreute darauf die Feſtverſammlung mit zwei
Sätzen aus G=Dur Opus 18 von Beethoven.
Prof. Köſer, der jetzige Präſident des Mozart=Vereins,
wies in ſeiner Begrüßungsanſprache darauf hin, daß ſchlicht und
einfach die Feier des Jubiläums ſei, wie es die eherne Zeit
ge=
biete. Sein herzliches Willkommen galt zunächſt in
humordurch=
würzten Worten den Gäſten. Seinen Gruß rief er zu den Gäſten
des Landestheaters, dem Quartett Drumm, dem er dankte für
die wundervollen Darbietungen, der Preſſe, den Vertretern des
Deutſchen Sängerbundes, den Vereinen, die dem Jubelverein
naheſtehen, vor allem den Freunden der Nachbarſtädte, aus
Frank=
furt, Wiesbaden, den Bundesgenoſſen aus alten Jahrzehnten,
dem Muſikverein, Inſtrumentalverein und allen befreundeten
Vereinen, ſo u. a. der Liedertafel Liederzweig, Liederkranz,
Sän=
gerluſt und Singmannſchaft der Beſſunger Turngemeinde, ferner
den Ehrengäſten und allen Freunden. Mögen alle ſchöne
Stun=
den echten Sängergeiſtes verleben. Die Gefühle der Freundſchaft
faßte er in einem dreifachen Hoch auf die Gäſte zuſammen. Prof.
Köſer gab dann bekannt, daß am heutigen Abend die Vertreter
des Staates und der Stadt nicht hätten teilnehmen können, aber
bei der jetzigen Arbeitsüberhäufung ſei ein Fernbleiben durchaus
zu verſtehen. Alle ſtaatlichen und ſtädtiſchen Stellen hätten aber
herzliche Glückwunſchſchreiben für das Wohlergehen des Vereins
an ihn als Präſidenten gerichtet. Inzwiſchen war Herr Dr.
Blank vom Kultusminiſterium erſchienen, dem herzlicher Gruß
zuteil wurde.
Der Mozart=Verein iſt ſeit ſeiner Gründung ein
vaterländi=
ſcher Verein, daher legte Prof. Köſer ein Treubekenntnis zu dem
deutſchen Vaterlande ab, dem ein dreifaches begeiſtertes Hoch
ausgebracht wurde. Stolz gedachte er des ruhmreichen Reiches
Bismarcks, des eiſernen Kanzlers, das die ganzen Jahre
be=
ſtehen blieb und das ſeine Erneuerung erfuhr durch den
Volks=
kanzler Adolf Hitler. Er gedachte der Großtat Adolf Hitlers der
die Deutſchen wieder zuſammenführte. Ein dreifaches, begeiſtert
aufgenommenes Heil wurde auf das deutſche Volk, den
General=
feldmarſchall und den Volkskanzler ausgebracht. Machtvoll klang
das Lied der Deutſchen und anſchließend das Horſt=Weſſel=Lied.
Dr. Blank, der Vertreter des Kultusminiſteriums, dankte
für die herzlichen Worte der Begrüßung. Er bekenne ſich freudig
zum deutſchen Geſang. Das deutſche Lied bedeute unendlich viel
für die deutſche Volksgemeinſchaft. Das deutſche Volkslied werde
wieder zu Ehren kommen und Schlager und Schmarren werden
verſchwinden. Die Zeit, in der wir leben, habe die Sehnſucht
wach=
gerufen; als einſt die Glocken von Königsberg klangen, habe jeder
begriffen, als man in lautloſer Stille dem ſchlichten Menſchen
lauſchte, dem das deutſche Volk verfallen iſt. Und als die Glocken
von Potsdam klangen, als der Marſchall und der junge Kanzler
ſich die Hand reichten, da wurde die große Zeit lebendig Rein und
ſauber ſoll das deutſche Volk. rein und edel die deutſche Seele
wie=
der werden, dann werde auch das deutſche Lied wieder voll zu
Ehren kommen. Mögen alle mitarbeiten, daß aus einem armen
Deutſchland wieder ein reiches, freies Deutſchland werde. Heil
Deutſchland!
Das Mitglied Gruß ſang mit ſeinem ſchönen geſchulten
Tenor zwei Lieder und zwar: Im Abendrot” von Schubert, und
„Heimweh” von Wolff. Am Flügel begleitete techniſch vollendet
Konzertſänger Franz Müller. — Anſchließend ſang der kleine Chor
das Bundeslied des Mozartvereins.
Dann gab Profeſſor Köſer einen geſchichtlichen
Rückblick über die Enkwicklung des Mozark-Bereins,
der heute ſein 90jähriges Jubiläum in ſchlichtem Rahmen feiere.
Als beſonderen Feſtakt habe man lediglich als Tag der
Feſtveran=
ſtaltung einen Montag gewählt. Am Tag der Aten wolle er die
Geſchichte des Mozartvereins ſtreifen, denn zum Alten gehöre
Ehrfurcht, Dankbarkeit und Stolz. Der Mozartverein iſt von jeher
ein nationaler Verein geweſen, er hat deutſch gedacht, gefühlt,
gehandelt, immer deutſch geſungen. Der Blick in die Vergangenheit
macht dankbar und ſtolz.
Im Jahre 1843 wurde der Mozartverein Darmſtadt von
muſik=
liebenden jungen Männern gegründet, die ſich von einer „
Lie=
dertafel” (nicht der heute noch beſtehenden) abtrennten, die
haupt=
ſächlich fröhlicher Geſelligkeit huldigte. Der Name „Mozartverein”
ſtellt zugleich ein Bekenntnis und eine Verpflichtung
dar. Er verpflichtet dazu, alles Seichte. Flache, Niedere und
Senti=
mentale abzuweiſen.
Der Mozart=Verein legte von jeher Wert auf beſte
muſi=
kaliſche und geſangliche Darbietungen, und ſeine Veranſtaltungen
fanden daher in Darmſtadt ſchnell ſtärkſte Beachtung und
erfreu=
ten ſich ſtets eines ſehr guten Beſuches. Das erſte Konzert wurde
am 30. Januar 1843 im Hotel Prinz Karl veranſtaltet. Im
Anfang ſetzte der Verein auf ſein Programm lediglich Werke von
Mozart und andere Klaſſiker. Später wurden auch Inſtrumental=
und Vokalſoli zugelaſſen. Grundſätzlich wurde in den erſten
Jah=
ren kein Kreuzer für Vergnügungen ausgegeben. Es beſtand
da=
mals die Deviſe: Der Mozart=Verein ſingt und muſiziert, aber
tanzt nicht
Der Verein hat in ſeinen 90 Jahren mehrere Präſidenten
gehabt. Erſter Vereinsvorſitzender war Kammerſänger Hähnke.
Die Präſidenten waren angeſehene Männer der Darmſtädter
Bürgerſchaft, z. B. Buchhändler Papſt, Inſtitutsvorſteher Renieck,
Hofjuwelier Wondra. Von 1888—1919 führte den Verein der
Rentner Wilhelm Pfeil, der ſeine ganze Kraft dem Verein
wid=
mete und deſſen Wirken unvergeſſen bleiben wird. Er hat den
Verein zur außerordentlichen Blüte gebracht. An ſeine Stelle
trat Profeſſor Dr. Köſer, der heute noch den Verein leitet.
Der Aufſtieg des Vereins in muſikaliſcher Beziehung iſt das
Werk ausgezeichneter, zielbewußter Dirigenten. Der erſte
Diri=
gent war Hofchordirektor Neukäufler, von 1844—1869 leitete
den Chor Hofmuſikus Wilhelm Niederhof, eine ſtarke
Auf=
wärtsentwicklung brachte die von künſtleriſchem Ernſt getragene
Leitung des Hofmuſikdirektors Carl Amand Mangold 41810
bis 1875), ihm folgte Hofkapellmeiſter Willem de Haan (1876
bis 1886). Unter ihm nahm die Leiſtung des Chors einen
un=
geahnten Aufſchwung. Der neue Dirigent erſtrebte ein neues
Gebiet: das Chorwerk mit großem Orcheſter. In den Solopartien
traten hervorragende Künſtler auf. Unter den Beſuchern der
Konzerte ſah man Männer wie Johannes Brahms. Julius
Stock=
hauſen, Max Bruch, Friedrich Bodenſtedt u a. Nach einem
un=
fruchtbaren Interregnum übernahm 1888 Richard Senff aus
Berlin den Chor. Er war Geſangskünſtler und pflegte mit
be=
ſonderer Liebe und ſichtlichem Erfolg den a eappella=Geſang. Seit
1904 leitet Kapellmeiſter Friedrich Rehhock einer der letzten
Schüler Liſzts den Chor (lebh. Bravo). Der Präſident zeichnete
ein anſchauliches Lebensbild des derzeitigen Dirigenten, der nicht
nur für das muſikaliſche Leben Darmſtadts, ſondern auch des
Mozart=Vereins von größter Bedeutung war und dem er im
Namen des Mozart=Vereins wärmſten Dank ausſprach.
Gar mancher bekannte Namen aus dem goldenen Buch des
Vereins ließen alte Erinnerungen wieder wach werden. An früheren
Muſikfeſten beteiligte ſich der Mozartverein aber nur vereinzelt an
Geſangswettſtreiten. Von den Ehrenmitgliedern weilte der 84jähr.
W. Pöllot — freudig begrüßt von der Verſammlung — unter den
Ehrengäſten — Ein ſtilles Gedenken widmete der Präſident dem
verſtorbenen Ehrenmitglied Prof. Mendelsſohn.
Der Mozartverein hat treue Bundesgenoſſenſchaft mit dem
Muſikverein, dem ehemaligen Lehrerchor Darmſtadt, dem
Inſtru=
mentalverein, dem harmoniſchen Sängerkranz uſw. gehalten. Er
hat ſich in den Heſſiſchen Sängerbund eingereiht, hält gute
Be=
ziehungen zu dem VDA., der Verein arbeite ſtets für
Wohltätig=
keit und ſtellte ſich für patriotiſche Zwecke mit Veranſtaltungen
zur Verfügung — Alte und neuere Geſchichte entſtand aus den
Worten des Präſidenten, der ſich weiter verbreitete über das
Weſen echten deutſchen Männerchors, zu dem vor allem auch die
Freundſchaft und die Pflege der Geſelligkeit gehören. Eine
beſon=
ders beachtenswerte Tat war der Erwerb eines eigenen
Mozart=
heims (Schulſtraße 8). Die Weihe des Hauſes hat am 17.
Sep=
tember 1899 ſtattgefunden. Während des Krieges taten alle
Mit=
glieder ihre Pflicht. —
1919 wurde der Verein wieder unter der Präſidentſchaft Prof.
Köſers ins Leben gerufen. Es folgte eine ſchwere Zeit. Er
er=
innert an das 80. Stiftungsfeſt, das in trauriger Zeit ſtattfand.
Die damalige Hoffnung hat ſich heute erfüllt. — In lebendigen
Worten zeichnete er die Unterordnung im Männerchor, die Ideale:
des deutſchen Liedes des Männerchores, der in der Zeit der „
Re=
korde” auch die Akkorde” hochgehalten hat, der der ſeelenloſen
Zeit Inhalt und Geſtalt gegeben hat. Die Vertreter der
vergan=
genen kulturloſen Zeit redeten, aber kannten nicht das deutſche
Lied, dem heute wieder Geltung verſchafft wird. — Und trotz allem
müſſe er als Höhepunkt des Wiener Sängerfeſtes gedenken, bei
dem gezeigt wurde, daß Blut und Boden mächtiger als alles andere
iſt. Der Mozartverein werde auch in Zukunft jung bleiben. Das
Wort des Schöpfers des 3. Reiches beruhe auf Treue, die wolle der
Verein ſtets halten, er wolle in dieſem Geiſte trotz ſeiner 90
Jahre jung bleiben! Sein dreifaches Hoch, in das begeiſtert
einge=
ſtimmt wurde, galt dem alten, jungen Mozartverein.
Nach einer wundervollen muſikaliſchen Darbietung des
Drumm=Quartetts nahm Prof. Köſer
die Ehrungen
langführiger Mitglieder vor, und zwar wurden ausgezeichnet für
10 Jahre Vereinszugehörigkeit die Herren: Gündner, Jochim,
Kleinſchnitz, Lincker, Kump Muth; für 20 Jahre
Vereinszuge=
hörigkeit die Herren: Lehn, Daubenfeld, Aug Schneider; für
40 Jahre Herr Wilhelm Knöß. Eine beſondere Ehrung und
freudige Ueberraſchung wurde Herrn Pof. Köſer ſelbſt zuteil. als
ihm im Namen der Alten mit herzlichen anerkennenden Worten
und dem Ausdruck wärmſten Dankes von Herrn Wilhelm, die
ſchwer=goldene Große Goldene Verdienſtmedaille überreicht wurde,
die ſeit Beſtehen des Vereins an deſſen 50jährigen Jubiläum im
Jahre 1893 nur einmal verliehen wurde. — Der Herr Präſident
dankte ſichtlich gerührt wie herzlich für die ihm zuteil gewordene
Auszeichnung.
Vertreter der befreundeten Vereine brachten dem Jubelverein
aufrichtige Glückwünſche zum Ausdruck. — Mit muſikaliſchen und
geſanglichen Darbietungen wurde die der bedeutungsvollen
Ver=
gangenheit des Mozartvereins würdige, erhebend verlaufene
Ver=
anſtaltung abgeſchloſſen.
— Feſtkonzert des Mozart=Vereins. Alle Freunde des
Män=
nerchorgeſangs haben die Möglichkeit, bei volkstümlichen Preiſen
am Montag, den 24. April, im Großen Haus des Landestheaters
Werke zu hören, die den Männerchor mit dem großen Orcheſter
verbinden. Man hat immer die feinſinnige Art bewundert, in
der Kapellmeiſter Rehbock ſein Programm zuſammenſtellt.
Diesmal leitet er fünf Chorwerke, „Verklärung”, von A.
Men=
delsſohn, „Meine Göttin” von W. Berger, „Grenzen der
Menſch=
heit” von H. Zilcher‟. Ein Harfenklang” und „An den Miſtral”
von K. Bleyle. Die Chöre werden unterbrochen durch Geſänge
von Inger Karen und Dr. Heinrich Allmeroth. Karten
bei O. Tietze und Chr. Arnold.
— 80. Geburtstag. Herr Peter Schnellbacher, Dieburger
Straße 19, begeht am 26. April ſeinen 80. Geburtstag in alter
Friſche.
Von dem Stadtſchulamt Darmſtadt wird uns geſchrieben:
Der Unterricht für das neue Schuljahr 1933/34 beginnt am
Dienstag, den 2. Mai 1933, vormittags 8 Uhr. — Für die
in die Volksſchule erſtmals eintretenden Kinder beginnt
der Unterricht am gleichen Tage vormittags um 9 Uhr.
— Orpheum. Heute Sonntag, den 23. April. abends
8.15 Uhr, wird, zum erſten Male das aberbayeriſche Volksſtück
„Jägerblut” in 4 Akten von B. Rauchenegger wiederholt.
Dieſes Stück wurde in der Vorkriegszeit von Sr. Majeſtät
Kai=
ſer Wilhelm II. des öfteren von Xaver Terofal in der Kroll=
Oper aufgeführt. Es iſt ein Stück mit knorrigen Geſtalten und
humorvollen Typen, das auch den Hochdeutſchen, mag er von der
Spree oder vom Rheine ſein, unbedingt packt. — Wer wahre
Volkskunſt liebt, verſäume die heutige Aufführung nicht. —
Kar=
ten von 50 Pfg. an im Kiosk am Verkehrsbüro von 9—1 Uhr,
Kiosk am Paradeplatz von 1—7 Uhr. Telephoniſch 389. (Siehe
Anzeige.)
Mühlen Franck verbeſſert und verbilligt dedenkagleg. drum
wird gerade in Zeiten wie ſetzt Mühlen Franck beſonders geſchätzt!
Seite 6 — Nr. 112
Neueſte Nachrichten
Sonntag, 23. April 1933
Der Polfsbankprozeß.
Abſchluß der Plädoyers.
In der letzten Sitzung vor Verkündung des Urteils nahm zu
Beginn noch einmal Rechtsanwalt Dr. Leoni, der Verteidiger
des ehemaligen AR.=Vorſitzenden, das Wort zur Stellungnahme
gegen die Ausführungen des Vertreters der Anklage. Er betont
es habe ihm ferngelegen. bei ſeiner Verteidigung eigene
Grund=
ſätze zu entwickeln. Er habe aber zum Ausdruck gebracht, daß die
Auffaſſung des Vertreters der Anklage in weſentlichen Punkten
von höchſtrichterlichen Entſcheidungen abweiche. Das gelte vor allen
Dingen hinſichtlich des Begriffs Untreue. Dazu führt der
Vertei=
diger eine Reihe von Urteilen höherer Inſtanzen an. Die
Ange=
klagten hätten nicht wie Glücksſpieler gehandelt, und alles auf
eine Karte geſetzt, ſie hätten vielmehr den unabänderlichen
Ge=
ſetzen des Wirtſchaftsablaufs vertraut, und dieſe ihren
Entſchei=
dungen zugrunde gelegt. Was die Börſengeſchäfte anlange, ſo ſeien
dieſe ſeinem Klienten, der vor allem Techniker ſei, ein Buch mit
ſieben Siegeln‟. Er habe in dieſer Hinſicht vollkommen Becker
ver=
traut, der Fachmann für dieſe Art von Geſchäften geweſen ſei.
Es könne ſich alſo auch hier nicht um Untreue im ſtrafrechtlichen
Sinn handeln. Auch habe der AR. nicht, wie von ſeiten der
Ver=
teidigung des mitangeklagten Vorſtandsmitgliedes behauptet
werde, die Kreditpolitik des Vorſtandes ohne Hemmungen
mitge=
macht. Es liege im äußerſten Fall ein zwangsläufiges Tolerieren
dieſer Politik vor, einer Kreditpolitik, von der dem AR. lieber
ge=
weſen wäre, wenn ſie von vornherein weniger expanſiv geweſen
wäre. Man habe das alles in Kauf genommen. im Vertrauen auf
die von den höchſten Stellen der Regierung und der Wirtſchaft in
Ausſicht geſtellte Wirtſchaftsbelebung. Nachdem Dr. Leoni noch
einmal kurz die Fragen der Nohlſchen Wechſel, der Ueberziehung
des Wirtſchaftskontos und die Darſtellung der
Reviſionsergeb=
niſſe vor der GV. geſtreift hatte, beſchloß er ſeine Ausführungen
unter Berufung auf die Begründung zum Freiſpruch, wie er ſie in
ſeinem Plädoyer gegeben hatte. Der Vorſitzende machte dann
Mit=
eilung von 12 Beweisanträgen, die von ſeiten der Verteidigung
des Angeklagten Becker eingereicht worden waren, zu deren
Be=
ratung ſich das Gericht darauf zurückzog. Beim Wiedererſcheinen
konnte Landgexichtsdirektor Meyer mitteilen, daß elf Anträge als
wahr unterſtellt werden könnten, während zu dem 12. Antrag. in
dem die Behauptung aufgeſtellt war, daß Becker im Laufe der
Jahre 74 000 RM., eingeſchoſſen habe, der Angeklagte ſich noch
einmal äußern ſollte. Becker glaubt, daß damit bewieſen werden
ſolle, daß er ſowohl ſeine Gewinne als auch ſeine Tantieme ſtets
habe ſtehen laſſen. Falls dem ſo iſt, wird auch dieſer Beweisantrag
als erwieſen unterſtellt. Darauf kommt von den Angeklagten, die
keine Verteidigung geſtellt haben, zuerſt der ehemalige Direktor
der Handwerker=Zentralgenoſſenſchaft Paeſch zu Wort. Er ſtellt
einleitend feſt, die Verhandlung habe ihm noch einmal bewieſen,
wie ſorgfältig der alte AR. ſtets gehandelt habe. Nach all dem
habe der Strafantrag des Staatsanwaltes auf ihn vernichtend
gewirkt, um ſo mehr. als dieſer in ſeiner Anklagerede ihm
be=
ſtätigt habe, daß ſeine Handlungsweiſe durchaus uneigennützig
geweſen ſei. Der Vertreter der Anklage habe ihn als „ſpiritus
rector” und beſonders verantwortlich bezeichnet. Dazu habe er das
folgende zu ſagen: Er habe ſich erſt im vorgerückten Alter als
reiner Autodidakt den Handwerkerfragen gewidmet.
Börſenge=
ſchäfte ſeien ihm ſtets „terra incognita” geweſen. Ferner möge
man in Erwägung ziehen, daß bei der H.3.G., die übrigens keine
Genoſſenſchaft, ſondern eine gemeinnützige A. G. ſei. nur
Kleinſt=
kredite gegeben worden ſeien. Der Angeklagte wendet ſich dann
den einzelnen Anklagepunkten zu. ſtreift die Fragen der
Einbezie=
hung des Wechſelobligos in die Höchſtkreditgrenze und deren
Ueberſchreitung, behandelt die Effektenkredite des Vorſtandes, die
Darſtellungen der Reviſionsergebniſſe durch den AR. und die
Ab=
ſchreibungen, um ſchließlich zu einer Würdigung der poſitiven
Leiſtungen der einzelnen AR.=Mitglieder überzugehen, vor allem
was die Geldbeſchaffung für die Volksbank anlangt, um ſich dann
näher mit den Sanierungsmöglichkeiten zu beſchäftigen. Er ſchließt
ſeine Ausführungen mit einem Hinweis auf Momente zu ſeiner
perſönlichen Entlaſtung, wie ſeinen Geſundheitszuſtand, und ſeine
Arbeitsüberlaſtung als Direktor der H.3.G. Wie die Angeklagten
Becker. Werner und Emmerich, die nach ihm das
Schluß=
wort erhalten, bekennt er ſich als unſchuldig, beteuert, nur das
Beſte der Bank gewollt, nie daran gedacht zu haben, die
Genoſſen=
ſchaft zu ſchädigen, und beantragt Freiſpruch.
Die Verhandlung wird darauf auf Mittwoch, vormittags
9 Uhr. vertagt.
Blütkenfahrt des Starkenburger Aukomobilklubs.
Die neue Fahrſaiſon hat begonnen. Die Einzelklubs haben
ihre Klubanfahrten unternommen. Bei ſtrahlendem
Sommer=
wetter verſammelten ſich zahlreiche Wagen des Starkenburger
Automobilklubs auf dem Marktplatz. Von hier ging es in flotter
Fahrt die herrliche, blühende Bergſtraße entlang nach Mannheim.
dem Ziel der Klubanfahrt, wo am Sonntag die Einweihung des
Benz=Denkmals vorgenommen wurde.
Während der Hinfahrt wurde unterwegs kurze Raſt gehalten.
Oberſt Schröder hielt eine Beſprechung mit den Herrenfahrern
ab, in der er über den Empfang beim heſſ. Staatspräſidenten
berichtete und einige verkehrstechniſche Fragen anſchnitt.
Gegen 10 Uhr kam man im feſtlich geſchmückten Mannheim
an. Reicher Fahnenſchmuck, beſonders ſchwarz=weiß=rote,
Haken=
kreuz= und Stadtfahnen, aber auch auffallend viele ADAC.=
Fah=
nen wehten in den Straßen der Feſtſtadt, durch die ſich trotz der
langen Reihe der Wagen die Einfahrt infolge der Klub=Diſziplin
reibungslos vollzog und die Teilnehmer faſt gleichzeitig in
ge=
ſchloſſener Kolonne an der Ausſtellungshalle ankamen. Dank der
ausgezeichneten Organiſation des Leiters dieſer Fahrt, Herrn
Otto Richter, konnte jedem Fahrer die künſtleriſche Plakette
am Ziel ohne großen Aufenhalt ausgehändigt werden. Dieſe
Plakette zeigt in ausgezeichneter Prägung auf der Vorderſeite
das Bild Carl Benz’, dem Pionier des Automobils auf der
Rück=
ſeite das Denkmal. — Die Klubmitglieder ſahen ſich den Feſtzug
in Mannheim an und trafen ſich anſchließend zu frohem
Zuſam=
menſein.
Getreu der Deviſe des Klubs: „Gemeinnutz geht vor
Eigen=
nutz”, haben die Klubmitglieder u. a. Kritik daran gehalten, daß
unſere ſchöne Bergſtraße, die von ſo vielen Fremden beſucht
wird, immer noch von vielen Plakaten verunziert wird.
Außer=
dem wurde als Mangel empfunden, daß nicht die
Verkehrsver=
eine der Bergſtraßenſtädtchen und =Ortſchaften durch enges
Zu=
ſammenarbeiten mit den Hotels bei deren Ueberfüllung dafür
ſorgen, daß Fremde, in freundlichen Privatquartieren
unter=
gebracht werden können. Durch dieſe Maßnahmen würden ſich
die Fremden daran gewöhnen, in Heſſen zu bleiben, viele
wür=
den dann die günſtige Lage Darmſtadts als Eingang zum
Oden=
wald und zur Bergſtraße kennen lernen und ſo ganz allgemein
dem heſſiſchen und Darmſtädter Hotelgewerbe Zuwachs bringen.
Weiter wurde beanſtandet, daß an einigen Stellen (zwiſchen
Darmſtadt und Zwingenberg) der Uebergang vom Fahrdamm auf
das Bankett vernachläſſigt iſt, ſo daß ſich hierin Gefahren für
den Autofahrer und Fußgänger bergen. Schließlich wurde die
gründliche Inſtandſetzung des heſſiſchen Straßenteils zwiſchen
Mannheim und Weinheim angeregt, um den Fahrern Anreiz zu
geben, die herrliche Bergſtraße entlang nach Darmſtadt zu fahren
und ſich überhaupt in Heſſen aufzuhalten. — Es wurde beſchloſſen,
alter, ſchöner Tradition gemäß, am 30. April eine
Kriegsbeſchä=
digtenfahrt zu unternehmen.
Erfreulich iſt, daß der Starkenburger Automobilklub bei
ſei=
nen Fahrten nicht nur die Schönheiten der Natur und der Fahrt
genießt, ſondern auch im Intereſſe der Allgemeinheit Kritik übt
und Anregungen gibt, die zur Verkehrsbelebung, insbeſondere
unſerer engeren Heimat, dienen. Die Klubanfahrt bei ſchönſtem
Wetter an die blühende Bergſtraße wird in ihrem harmoniſchen
Verlauf allen Teilnehmern in beſter Erinnerung bleiben.
— Gasvortrag. Mit knappem Wirtſchaftsgeld auszukommen,
iſt unter den heutigen Verhältniſſen wohl die Aufgabe einer jeden
Hausfrau. Der zuverläſſigſte Helfer, der ſie gerade im Bezug auf
dieſe Aufgabe in reichem Maße unterſtützt, iſt der Gasherd. Seine
außerordentlich feine Regulierungsmöglichkeit, durch die. ſelbſt
wenn kleinere Töpfe verwendet werden, die Wärme in gleichem
Maße ausgenutzt wird wie bei großen Töpfen, garantiert ſchon
infolge des hohen Wärmegehaltes des Gaſes die wirtſchaftlichſte
Ausnutzung des billigſten Brennſtoffes in der modernen Küche,
des Gaſes. Abgeſehen von ſeinen Hauptvorteilen, der beſonderen
Billigkeit, der raſchen, ſauberen und hygieniſch vollkommen
ein=
wandfreien Betriebsweiſe, kann der Gasherd auf die
verſchieden=
artigſte Weiſe zur Bereitung von Speiſen verwendt werdn.
Nähern Aufſchluß ſoll der am Donnerstag, den 27. April, abends
8 Uhr, im Vortragsſaal des Gaswerks, Eliſabethenſtr. 25½,
ſtatt=
findende Vortrag geben, bei dem auch die neuen kleinen
Durch=
lauferhitzer vorgeführt werden. Der Beſuch des Vortrags ſei
des=
halb beſtens empfohlen. (Siehe auch heutige Anzeige.)
Kindergarten des Alicevereins für Frauenbildung und
Er=
werb. Der Kindergarten will das Elternhaus und die häusliche
Erziehung ergänzen in all dem, worin ſich Schwierigkeiten für
das Kleinkind ergeben. Die körperlichen und geiſtigen Anlagen
des Kindes werden hier gepflegt und entwickelt, es kann ſich in
Spiel und Beſchäftigung ausdrücken, kann Freude erleben und
Freude bereiten. Das Kind lernt ſich in eine Gemeinſchaft
ein=
fügen, es übernimmt kleine Pflichten und iſt dadurch befriedigt
und glücklich. Durch Spiel und Bewegung im Freien wird ſeine
Geſundheit gefördert. (Siehe Anzeige.)
— Gern erfüllte Pflicht. Der Stadtverwaltung wurde
mitge=
eilt, daß ſich die Grabſtätte Ernſt Elias Niebergalls, des
unver=
geßlichen Dichters eines „Datterichs”, in einem der Bedeutung
dieſes Mannes nicht würdigen Zuſtand befinde. Es wurde ſofort
angeordnet, daß für eine entſprechende Ausſchmückung und weitere
pflegliche Behandlung Sorge getragen wird.
Ausflugsfahrten. Die Arbeitsgemeinſchaft der Deutſchen
Reichspoſt in Verbindung mit dem Verkehrsverein
Darm=
ſtadt (MER.=Vertretung) und der Heſſ. Eiſenbahn
A.=G. (Heag) hat für die nächſte Woche wiederum einige recht
hübſche Ausflugsfahrten vorgeſehen. Außerdem beabſichtigt ſie,
für den Reſt der Ferien eine Zwei=Tages=Fahrt nach den ihrer
herrlichen Lage und ihrer reizenden, maleriſchen alten
Fachwerk=
bauten wegen berühmten Städtchen Dinkelsbühl und
Rothenburg o. d. Tauber. Zur Sicherſtellung guter
Un=
terkunft uſw empfiehlt ſich, die Anmeldung im Reiſebüro,
Adolf=Hitler=Platz 4. bis ſpäteſtens 27. April, 18 Uhr,
vorzuneh=
men. (Siehe heutige Anzeige.)
Die Heſſiſche Autobus=Verkehrs=Geſellſchaft, Darmſtadt. Adolf=
Hitler=Platz (Luiſenplatz 1), unternimmt auch in dieſer Woche
eine Reihe billiger Sonderfahrten. (Siehe heutiges Inſerat.)
Der Segelflieger Riedel
unternahm von Griesheim bei Darmſtadt aus einen Flug, der ihn
bis dicht an die franzöſiſche Grenze brachte. Er legte in der
Luft=
inie 120 Kilometer zurück und erreichte eine Höhe von 2100 m.
Lose der Hess, Pferdelotterie
kauft, hilft der Landwittschaft
und sich selbst.
Lose 50 Pfg. Doppellose 1.— Mk.
5326a
Orphenm.
Die Tegernſeer: „Jägerblut”.
Weil auch in Oberbayern, draußen in den Bergen, die Liebe
keinen ſozialen Unterſchied zwiſchen „Jägersbuam und „
Schank=
dirndln” kennt, der Herr Forſtner aber von ſolchen Gſpenzerln
gar nichts wiſſen will, deshalb hätte ſich dieſes Volksſtück beinahe
zu einer ernſten Sache mit einem tränenvollen Schluß
ausgewach=
ſen. Zum Glück aber ſpielte da überraſchend ein „dunkler Punkt”
aus der fröhlichen Jugendzeit des bärbeißigen Waldhüters mit in
die Geſchichte hinein, und die geſpannten Zuſchauer konnten die
glückliche Wendung mit all den damit verbundenen heiteren
Szenen herzlich belachen. Es wäre auch gar zu ſchade geweſen,
wenn der ſchneidige „Learl” (Leo Eſterla) die ſchelmiſche „Loni”
(Lore Ingerl) zum guten Ende nicht doch noch bekommen hätte.
Daß ſie der „Baderwaſchel” der Zangerl (Dir. Bartl IngerI)
nicht verdient hat, hatte man ſich faſt gedacht, wenn er auch ſonſt
durch ſeine tollen „Zicken” den Vogel abgeſchoſſen und zu den
Lach=
ſalven gemeinſam mit der „Frau Madame Resl” ſein gut Teil
beigetragen hat. Das war wirklich ein ſpaßiger Dorfdoktor, der
uns nicht allein durch ſein „oberbayriſches Latein” imponierte.
Der ſo reizend benebelte Wirt Oskar Köhler hätte vielleicht
noch mehr Heiterkeit erregt, wenn man bei ſeinem Auftreten nicht
noch ein bitteres Ende gefürchtet hätte. — Agnes O’swald, Mimi
Wüchner und Theo Kern bewältigten geſchickt und mit
ſym=
pathiſcher Zurückhaltung die weniger dankbaren Rollen, die von
der ernſteren Seite her kamen. Das ganze Volksſtück, für das Dir.
Bartl Ingerl als Spielleiter verantwortlich zeichnete, iſt eine
fröhliche Angelegenheit, bei der das lach= und beifallfreudige
Publikum voll und ganz auf ſeine Rechnung kam. Die Pauſe war
ausgefüllt durch meiſterhafte Zitherſoli von Toni Hauzeneder.
— Im Union=Theater ſieht man bis auf weiteres Otto Gebühr
als Friedrich der Große in dem vaterländiſchen Groß=Tonfilm
Der Choral von Leuthen” ein wundervolles, unter der Regie von
Carl Fröhlich entſtandenes Werk. Jugendliche haben Zutritt.
Be=
ginn der erſten Vorſtellung: 2 Uhr.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen das
hervorragende Doppelprogramm, und zwar den Tonfilm in
deut=
ſcher Sprache „The Champ” (Der Weltmeiſter) mit Wallace Beery,
bekannt aus „Wolkenſtürmer” und dem 11jährigen Filmwunder
Jackie Cooper, ſowie den luſtigen Tonfilm in deutſcher Sprache
„Wer andern keine Liebe gönnt” mit Buſter Keaton. Dazu das
gute Beiprogramm. Beginn der erſten Vorſtellung 2 Uhr.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen nur noch heute und morgen
bedeutend ermäßigten Preiſen Harry Piel in ſeinem neueſten
enſations=Abenteuer „Sprung in den Abgrund‟. Dazu das
be=
innt gute Beiprogramm.
— Helia=Film=Morgenfeier. Heute, Sonntag, vorm. 11.15 Uhr,
undet in den Helia=Lichtſpielen die unwiderruflich letzte
Film=
orgenfeier in dieſer Saiſon ſtatt, und zwar wird der
hervor=
agende neue Alpenflm „Im Berner Oberland” zum letzten Male
jederholt. Jugendliche haben Zutritt. Kleine Preiſe. Die Film=
Corgenfeiern werden dann bis zum Herbſt ausgeſetzt.
— Die Beſſunger Lichtſpiele, Heidelberger Straße 89/ bringen
on heute ab ein neues Doppelprogramm. „Der Sohn des Rajah‟
it Ramon Novarro iſt hier noch in guter Erinnerung. Hinzu
mmt. Hochſtapler aus Liebe” mit Hans Junkermann. Karl
Et=
nger, Julia Serda und Nora Gregor. Um 2 Uhr findet heute
ine Jugend=Sondervorſtellung ſtatt.
— Oeffentliche Impftermnie werden am Mittwoch, den
6. April, und 3. Mai d. J., in der Rundeturmſchule abgehalten.
ur ſolche Kinder, die im Jahre 1931 und früher geboren ſind und
is jetzt noch nicht geimpft ſind, können zu dieſen Impfterminen
bracht werden. Die Impftermine für die im Jahre 1932
ge=
orenen Kinder werden ſpäter bekannt gegeben
Die Generalverſammlung des SB. Darmſtadt 1898
fand in der „Krone” ſtatt. Handelsſtudienrat Fiſcher eröffnete
dieſe ordentliche Hauptverſammlung, zu der ſich 162
ſtimmberech=
tigte Mitglieder eingefunden hatten. Jahresbericht und
Ver=
leſung des letzten Verſammlungsprotokolls führten zu einer
be=
ſonderen Ehrung des zurückgetretenen 1. Vorſitzenden, Herrn Dr.
Heß, deſſen langjährige Verdienſte um die ſportliche und
geſell=
ſchaftliche Entwicklung des Sportvereins würdige Anerkennung
fanden. Durch Verleihung der goldenen Ehrennadel wurden
als=
dann die Herren Bott, Hahn, A. Hill. L. Hill. Nahrgang, Reis und
Sattler geehrt; die ſilberne Ehrennadel erhielten die Herren Ploch
und Steckenreuter. Nach dem Kaſſenbericht, der zweifellos im
Ver=
gleich mit dem „Geſchäftsgebahren” ſo mancher deutſcher
Sport=
vereine auch finanziell eine verantwortungs= und zielbewußte
Ver=
einsführung kennzeichnete, wurde dem bisherigen
Verwaltungs=
ausſchuß unter Anerkennung ſeiner Verdienſte einſtimmig
Ent=
laſtung erteilt.
Die Neuorganiſation der
Vereinsverwal=
tung, zu deren Vorbereitung bereits ein Entwurf einer
Wahl=
kommiſſion und auch Anträge aus Mitgliederkreiſen (Handball —
Fußball) vorlagen, entwickelte ſich zu einem der wichtigſten Punkte
der Tagesordnung. Intereſſante und überaus lebhafte, ja erregte
Debatten führten nach der Ablehnung der beiden wichtigſten
An=
träge ſchließlich doch zur Annahme des abgeänderten Antrags der
Wahlkommiſſion (Zweidrittelmehrheit) wodurch die Reduktion
des eigentlichen Vorſtandes auf 10 Aemter verfaſſungsändernd
beſchloſſen wurde. Raſcher, wie von vielen zuvor noch gedacht, ging
alsdann die Neuwahl der neuen Vereinsleiter vor ſich.
Ein=
ſtimmig wurde Ober=Ing. Wöbke zum 1. Vorſitzenden gewählt, dem
nunmehr als Stellvertreter Inſpektor Krauskopf zur Seite ſteht.
Einſtimmig wurden auch die geſamten Jugendabteilungen unter
die Leitung von Heinz Lindner geſtellt. Die Herren Ditter und
Steckenreuter wurden 1. bzw. 2. Rechner. Als neuer Schriftführer
ſtellte ſich Herr Eiſenmenger zur Verfügung, während Architekt
Weber die Platzverwaltung übernahm. In Prokuriſt Kuhle fand
die Fußballabteilung zweifellos einen ſachkundigen und lebhaft
intereſſierten Leiter. Für die Leichtathletik=, die Hockey= und die
Damen=Abteilung wurden die Herren Hebel. Donat und Jung
beſtätigt. Die Handball= und die Tiſchtennis=Abteilung werden
ihre neuen Leiter dem Verwaltungsausſchuß demnächſt zur
Be=
tätigung vorſchlagen. Schließlich faßte die Generalverſammlung,
in der Erwartung einer tatkräftigen Förderung der Beſtrebungen
durch die Behörden von Reich, Staat und Heimatſtadt, folgende
Reſolution: Getreu ſeiner alten Ueberliefrung, durch
viel=
eitige und zweckmäßige Sportbetätigung ſeine Mitglieder in allen
Lebensaltern zu geſunden, tüchtigen und verantwortungsbewußten
Gliedern der Volksgemeinſchaft heranzubilden, wird der
Sport=
verein Darmſtadt 1898 e. V. auch weiterhin auf der Grundlage der
reinen Sportidee ſeine Arbeit in den Dienſt des nationalen
Deutſchland ſtellen, und dieſe Ausbildung in beſonderem Maße der
Wehrertüchtigung der deutſchen Jugend widmen.”
Mit einem Hoch auf Volk und Vaterland und dem Sportruf
auf ein weiteres Gedeihen des Vereins ſchloß der neue Vorſitzende
in vorgerückter Stunde dieſe ereignisreiche Hauptverſammlung des
älteſten Sportvereins unſerer Vaterſtadt.
— Wir Proteſtanten und das neue Reich. Seit der deutſchen
Reformation war der deutſche Proteſtantismus die weſentlichſte
der geiſtigen Mächte des deutſchen Volkes. Er hat am klarſten die
der gegenwärtigen Wende des deutſchen Schickſals unbeteiligt
bei=
ſeite ſtehen? Er ſoll und muß ſein Wort ſprechen. Der
Evange=
liſche Bund darf auf Grund ſeiner Geſchichte, ſeiner Stellung und
ſeines Programms für ſich in Anſpruch nehmen, in Dingen des
iffentlichen Lebens der Sprecher des deutſchen Proteſtantismus zu
ſein. Er lädt in unſerer Stadt ein zu einer öffentlichen
Ver=
ſammlung auf Sonntagabend in die Woogsturnhalle, abends
8 Uhr, in der der Vorſitzende des heſſiſchen Hauptvereins, Pfarrer
Berck, der Vorſitzende des Darmſtädter Zweigvereins, Pfarrer
Dr. Bergér und Studienrat Krämer ſprechen werden. Der
Eintritt iſt trotz der mancherlei ſonſtigen Darbietungen frei. Alle
Mitglieder des Evangeliſchen Bundes, ſowie alle anderen
Evan=
geliſchen ſind herzlich eingeladen.
— Denkmal Fußartillerie=Regiment „Generalfeldzeugmeiſter”
(Brandenburgiſches) Nr. 3. Anläßlich des 70jährigen
Gründungs=
tages des Regiments im Jahre 1934 ſoll in der einſtigen
Garni=
ſon Mainz eine Wiederſehensfeier aller ehemaligen Brandenbur=.
ger ſtattfinden. Am gleichen Tage wird zur Erinnerung an dieſes
ſchöne Regiment und ſeiner ſämtlichen Feldformationen ein
Denk=
mal aus Stein und Erz enthüllt werden. Der Denkmal=Ausſchuß
inter dem Vorſitz des letzten Friedens=Regiments=Kommandeurs
Herrn Oberſt a. D. Degener richtet an alle ehemaligen
Ange=
hörigen des Regiments die herzliche Bitte, durch Ueberweiſung
einer wen auch noch ſo kleinen Spende auf das Poſtſcheckkonto
Nr. 39600 Frankfurt am Main des Herrn Oberſtadtſekretärs i. R.
Paul Lappe, Oberurſel i. T., ihr Scherflein als Bauſtein
beizu=
tragen. Kameraden, ans Zugtau! Nähere Auskunft erteilen: Kam.
Regierungsrat Zang, Mainz, Auguſtinergaſſe 55 und Kam. Aug.
Göppele, Frankfurt a. M.=Weſt 13. Rödelheimerlandſtr. 128.
Willy Reichert iſt da und ſein ausgezeichnetes Künſtler=
Enſemble! Einem wahren Triumphzuge gleich, führt Willy
Rei=
chert ſeine Künſtlerſchar von Stadt zu Stadt. Man muß ihm
von Herzen dankbar ſein dafür, daß er es fertig bringt, in
heu=
tiger Zeit das Publikum alles vergeſſen zu laſſen und ſich ganz
em Humor einerſeits und der erhebenden Kunſt andererſeits
hinzugeben — Wer ſich einige Stunden ſo recht von Herzen
aus=
lachen will, der benütze dieſes Reichert=Gaſtſpiel, das pünktlich
nachmittags um 4 Uhr und abends 8.15 Uhr beginnt. — Die
Leſer und Leſerinnen des „Darmſtädter Tagblatt haben gegen
Vorlage der Quittungskarte oder der heutigen Anzeige eine
Sondervergünſtigung für die Nachmittagsvorſtellung. Näheres
iehe Anzeige. Der Kartenverkauf iſt vormittags im
Verkehrs=
büro von 9.30 bis 1 Uhr und ab 2.30 Uhr nachmittags
ununter=
brochen an der Saalbaukaſſe.
— Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 23. April, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit: Dr.
med. Blach. Hügelſtraße 45 (Tel. 1412); Dr. med. Nahm,
Heidelberger Straße 83 (Tel. 4646); Dr. med. Weyell,
Hölges=
ſtraße 16 (Tel. 253).
Sonntags= und Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts von
Sonntag, den 23. April 1933. bis Samstag, den 29. April 1933,
früh: Apotheke am Juſtizpalaſt, Bismarckſtraße 9, und
Einhorn=
ſpotheke, Kirchſtraße 10½.
— Leichenländung. Am 13. April 1933 wurde in der
Gemar=
kung Nordheim in der Nähe der Maulbeerau eine unbekannte
weibliche Leiche aus dem Rhein geländet, die etwa 3 Wochen im
Waſſer lag. Beſchreibung: Etwa 30—35 Jahre alt, 1.72
Neter groß, kräftige Geſtalt, volles rundes Geſicht, langes
ſchwar=
zes Haar, braune Augen, dunkelblonde Augenbrauen. breite Naſe,
großen Mund vollſtändige Zähne, auf der Stirnmitte große Narbe,
trug kleinen dunklen Hut, blauen Mantel mit weißen Knöpfen,
ebenſolchen Gürtel mit weißer Schnalle, Unterrock. graue
Strick=
weſte, rotbraunes Kleid, rötlichbrauner Schlüpfer, braune
Strümpfe, braune Halbſchuhe weißes Ober= und weißes
Trikot=
hemd, Leibbinde mit Strumpfhaltern, Hornhaarſpange, gebogenen
Haarkamm, etwa 5=markſtückgroße Broſche und am linken
Ring=
finger Trauring, gez. C. T. Der Kleidung nach handelt es ſich um
die Unbekannte, die am 20. März 1933 bei Ludwigshafen von der
Rheinbrücke in den Rhein ſprang und ertrank. Wo wird eine
Perſon mit vorſtehender Beſchreibung vermißt? Nachricht erbittet
die Landeskriminalpolizeiſtelle. Darmſtadt, Wilhelm=Gläſſing=
Straße 21 (Vermißtenzentrale).
Lokale Veranſtalkungen.
— Konzert. Im Reſtaurant Rehberger. Ecke
Nieder=
kamſtädter= und Kiesſtraße, im echt bayeriſchen Bierzelt. findet
onzert ſtatt. (Vgl. Anzeige.)
— Club Fröhlichkeit. Einen recht gemütlichen
Oden=
wälder=Heimatabend mitzuerleben, dürfte das hieſige Publikum,
ber auch ganz beſonders unſere hier anſäſſigen Odenwälder auf
das angenehmſte überraſchen. (Vgl. Anzeige.)
Tageskalender für Sonntag, den 23. April 1933.
Helia, vorm. 11.15 Uhr: „Im Berner Oberland” Union: „Der
Choral von Leuthen”, Helia: „The Camp” und „Wer andern
keine Liebe gönnt”, Palaſt: „Sprung in den Abgrund".
Beſſunger Lichtſpiele: „Der Sohn des Rajah” und Hochſtapler
aus Liebe” — Städt., Saalbau, 16 und 20.15 Uhr: Bunter
hei=
terer Abend Willy Reichert Orpheum, 15.30 Uhr: „
Schnee=
weißchen und Roſenrot”: 20.15 Uhr: „Jägerblut”. — Konzerte;
Hotel Poſt, Schillereck. Reichskrone, Reſtaurant Rehberger.
Sonntag, 23. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 112 — Seite 7
Aus Heſſen.
Landhilfe.
Seit Einführung der Landhilfe beſteht nach wie vor ein großes
Ueberangebot an offenen Stellen. Mehrere hundert Jugendliche
können dadurch ſofort zu Arbeit und Barverdienſt kommen.
Die Landhelfer erhalten gute Verpflegung und Unterkunft
und eine Barleiſtung auf der Grundlage der beſtehenden
Tarif=
verträge. Männliche Landhelfer erhalten im erſten Monat
mindeſtens 4 RM. wöchentlich in bar, weibliche 3 RM. bis 3,50
RM. wöchentlich. In den folgenden Monaten ſteigt die
Ver=
gütung entſprechend der Leiſtung des Landhelfers. Eventuell iſt
nach einjähriger Tätigkeit eine Prämie für beide Teile zu
er=
warten. Bei Eintritt des Landhelfers wird die Vergütung
ver=
traglich feſtgelegt.
Bei Nachweis der Bedürftigkeit kann dem Landhelfer das
Fahrgeld zum Arbeitsort vom Arbeitsamt erſtattet, ebenſo eine
Beihilfe für die Arbeitsausrüſtung gegeben werden. Ein
Arbeits=
verhältnis von mindeſtens ſechs Monaten Dauer bei
vierwöchi=
ger Probezeit geht der Landhelfer ein. Er wird in die Familie
des Landwirts aufgenommen und zu wirtſchaftlicher Tätigkeit
angeleitet.
Jugendliche beiderlei Geſchlechts im Alter von 14—25 Jahren
zeigt, daß Ihr arbeiten wollt, tretet ein in die Reihen der
Land=
helfer, meldet Euch bei den zuſtändigen Arbeitsvermittlern beim
Arbeitsamt in Darmſtadt und bei den Nebenſtellen in
Die=
burg, Bensheim, Erbach und Reichelsheim i. Odw.
Dg. Arheilgen, 22. April. Sterbefall. Landwirt Georg
Völger 6. verſtarb geſtern im Alter von 80 Jahren. Eine allſeits
bekannte Perſönlichkeit, war der Verblichene langjähriger
Vor=
ſteher des hieſigen Ortsgerichts, gehörte viele Jahre dem
Auf=
ſichtsrat der Spar= und Darlehnskaſſe an, bekleidete in früheren
Jahren verſchiedene ſonſtige Ehrenämter und war Mitbegründer
des Geſangvereins „Frohſinn”. — Zur wirkſamen Bekämpfung
der läſtigen Schnakenplage empfiehlt es ſich, Tümpel,
Waſſerfäſſer und dergleichen des öfteren zu entleeren und die
Jauchegruben alle 1 bis 2 Wochen mit Saprol zu übergießen.
Rentenzahlung. Die Auszahlung der
Militärverſorgungs=
gebührniſſe für den Monat Mai erfolgt am 27. April, die der
Invaliden= und Unfallrenten am 29. April beim hieſigen
Poſt=
amt. — Hohes Alter. Ihren 75. Geburtstag konnte heute
Frau Magdalene Dieter, geb. Gebauer, wohnhaft
Born=
ſtraße 11, begehen. — Autounfall. In der Dieburger
Straße ereignete ſich ein Autounfall. Ein neuer Frankfurter
Perſonenkraftwagen, der aus der Darmſtädter in die Dieburger
Straße einbiegen wollte, geriet auf den Fußſteig und rannte
gegen eine Mauer. Die beiden Inſaſſen kamen mit dem Schrecken
davon, jedoch wurde der Wagen ſtark beſchädigt.
J. Griesheim, 22. April. Am Freitag, den 21. dieſes Monats,
feierte Frau Margarete Zöller von hier in körperlicher und
geiſtiger Friſche ihren 80 Geburtstag.
Nieder=Ramſtadt, 22 April. Die am Donnerstag nach Oſtern
übliche Frühjahrs=Miſſionskonferenz des
Starken=
burger Hilfsvereins für Baſler Miſſion kam wieder in der
hieſi=
gen Epileptiſchen=Anſtalt zuſammen, wo der freundlich geſchmückte
Betſaal von Herrn Pfarrer Schneider zur Verfügung geſtellt war.
Herr Miſſionar Velte von Kaſſel, der von 1923 bis 1930 auf
dem Baſler Miſſionsgebiet in China geweſen war, erzählte aus
ſeiner reichen Erfahrung über das Thema „Revolution und
Miſ=
ſion in China” anſchaulich und ausführlich. Herr Miſſionar
Mi=
chel von Darmſtadt, der faſt gleichzeitig in China geweſen war,
ſprach nur kurz; er verlas den Brief einer Chriſtenſchar aus einer
ſeiner früheren Gemeinden, die ihn vertrauensvoll in einer
be=
ſonderen Not um Hilfe bat. Herr Studienrat K nöpp=Darmſtadt
hatte zu Anfang der Konferenz eine kraftvolle Andacht gehalten.
Der Anſtaltschor erfreute mit vier Liedern die aus nah und fern
herbeigekommenen Miſſionsfreunde. Der Vorſitzende der
Kon=
ferenz, Herr Pfarrer Sehrt von Ueberau, dankte zuletzt allen
denen, die ſich in den Dienſt der Miſſionsverſammlung geſtellt
hatten.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 22. April. Aufklärend ſei noch
mitge=
teilt, daß die aus Anlaß des Geburtstages des Herrn
Reichskanz=
lers in größeren Städten ausgegebenen Gutſcheine auf
Le=
bensmittel ierorts noch nicht zur Ausgabe gelangten. Dem
Ver=
nehmen nach ſoll dies aber zu einem ſpäteren Zeitpunkt in
an=
derer Form nachgeholt werden.
G. Ober=Ramſtadt. 22. April. Hohes Alter. Am 25. d. M.
vollendet als eine der älteſten Frauen unſeres Ortes. Frau Adam
Emich 1. Witwe. Wehrſtraße 30. ihr 88. Lebensjahr. Die Frau iſt
trotz ihres hohen Alters noch verhältnismäßig rüſtig.
Cp. Dieburg, 22. April. Hohes Alter. Eine der älteſten
hieſigen Einwohnerinnen, Eliſabeth Stauß, wohnhaft
Spital=
ſtraße, kann morgen Sonntag ihren 88. Geburstag begehen.
Zur Erſtkommunion gehen hier morgen (Weißer
Sonn=
tag) 41 Mädchen und 51 Knaben.
r. Babenhauſen. 22. April. Der Froſt der vergangenen Nächte
hat der ſehr ſchönen Baumblüte in unſerer Gegend ſehr geſchadet.
Deutlich iſt jetzt die Wirkung des Froſtes zu ſehen. Die Blüten
werden braun und fallen ab Beſonders die Kirſchen haben ſehr
ge=
litten, die Ernte dürfte ſchwer geſchädigt ſein. — Die erſten
Spargel ſind trotz des halten Wetters hier und in der
Um=
gebung in den letzten Tagen geſtochen worden. Damit hat die
Spargelſaiſon hier früher wie ſonſt eingeſetzt. Mit dem Verſand
von Spargeln iſt begonnen worden. — Der Sanitätskurſus
für die Burſchen der Evangeliſchen Jugendvereinigung, den die
Mitglieder der Sanitätskolonne, die Herren Willand und
Mohrhardt. in uneigennütziger Weiſe während des Winters
erteilten, hat ſein Ende erreicht. Durch eine Abſchlußprüfung
über=
zeugte ſich der Kolonnenführer, Herr Stud.=Rat Weiß, daß der
Unterricht über die erſte Hilfe bei Unglücksfällen auf fruchtbaren
Boden gefallen war.
Cd. Michelſtadt, 22. April. Verkehrsverein. Die
Jah=
reshauptverſammlung des Verkehrsvereins im Saale der Drei
Haſen” wurde vom ſtellvertretenden Vorſitzenden. Inſpektor
Wö=
ber, eröffnet. Bevor in die Tagesordnung eingetreten wurde,
gedachte man der im abgelaufenen Vereinsjahr verſtorbenen
Mit=
glieder. Zum Geſchäftsbericht erklärte der Vorſitzende, daß er
einen ſolchen der Verſammlung leider nicht vorlegen könne, da
dieſer immer von dem verſtorbenen Geſchäftsführer Dern verfaßt
worden ſei; ihm ſelbſt fehlten durch ſeine Beurlaubung die
Unter=
lagen. Auch der Kaſſenbericht konnte nicht erſtattet werden, da
der Rechner nicht erſchienen war. Eine Neuwahl des Vorſtandes
konnte aus dieſen Gründen auch nicht erfolgen. Man war der
Anſicht, daß der jeweilige Bürgermeiſter zugleich 1. Vorſitzender
des Verkehrsvereins ſein ſolle. Damit führt nun Beigeordneter
Nord, der derzeitige kommiſſariſche Bürgermeiſter, auch den
Vorſitz im Verkehrsverein. Bei der Beſprechung der im laufenden
Jahre durchzuführenden Fremdenwerbung wurden verſchiedene
Fälle bezüglich der Handball=Meiſterſchaftsſpiele gerügt.
Beige=
ordneter Nord verſprach, ſtreng darauf zu achten, daß auch in
die=
ſer Sache in Zukunft ſtrengſte Gerechtigkeit herrſchen ſoll. Die
Reklame ſoll mit einigen Einſchränkungen wie im Vorjahre
durch=
geführt werden. Man war der Anſicht, daß auch in dieſem Jahre
wieder wie immer die Rathausbeleuchtung durchgeführt werden
ſoll. Für die Penſionspreiſe ſollen neue Richtpreiſe aufgeſtellt
werden. — Der neue Gemeinderat. In der öffentlichen
Sitzung des Wahlausſchuſſes wurden als Mitglieder des neu zu
bildenden Rates der Stadt Michelſtadt auf Grund des Ergebniſſes
der Reichstagswahl vom 5. März beſtimmt: Auf den Vorſchlag der
NSDAP. entfallen 7 Sitze, auf den Vorſchlag der SPD. 5 Sitze,
Die frühere Zuſammenſetzung war: 8 SPD., 6 bürgerliche
Frak=
tion, 1 KPD.
4 Erhach. 22 Anril. Vom Kreiſe. Die Va=ſch
der NSDAP. für den Provinzialtag der Provinz
Starken=
burg bringt folgende Vertreter aus dem Kreiſe Erbach: 4. Wilh.
Schwinn, Landwirt, Ober=Kainsbach; 8. Gg. Hering. Geometer,
Kirch=Brombach; 14. Chriſtoph Delv, Sägewerksbeſitzer, Kirch=
Beerfurth: 17. Adam Weyrauch, Bürgermeiſter, Ober=Moſſau;
29. Erich Lippold, Oberjuſtizſekretär, Höchſt i. Odw. — In der
Liſte der Stellvertreter zum Provinzialausſchuß iſt an 3. Stelle
genannt: Heinr. Schott. Schreinermeiſter, Beerfelden. —
Aerzt=
licher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, und der Hausarzt nicht erreichbar, ſo
iſt am 23. April Dr. med. Bergſträßer in Erbach zu deſſen
Ver=
tretung hereit.
m. Beerfelden, 22 Avril Schnee. Heute früh lag eine
Schneedecke von etwa 10 Zentimeter Höhe, eine echte
Winterland=
ſchaft, weithin erſtreckte ſie ſich über die Höhen des Odenwaldes.
Die in Blüte ſtehenden Kirſchbäume dürften empfindlichen Schaden
gelitten haben, auch den Gartengewächſen wird der ungewohnte
Tepvich nicht gut bekommen. Die alte Erfahrung beſtätigt ſich
wieder, daß für die Höhenlagen ein ſpätes Frühjahr am
zuträg=
lichſten iſt. Glücklicherweiſe ſind die Steinobſthäume in ihrer
Ent=
wicklung noch größtenteils zurück, ſo daß der Schaden am Obſt bei
uns doch gering ſein dürfte. Das durch den ſchmelzenden Schnee
werdende Waſſer iſt Feldern und Gärten eine willkommene Gabe
Die Gleichſchaltung in den Gemeinderäten.
F. Eberſtadt. 22. April. Neubildung des
Gemeinde=
rats. Die Gemeinde=Wahlkommiſſion hat auf Grund der
zu=
gelaſſenen und feſtgeſtellten Wahlvorſchläge die 15 Sitze, aus denen
der neue Rat beſtehen wird, nach den Stimmenzahlen vom 5. März
zugewieſen. Nach der Reihenfolge auf den zugelaſſenen
Wahlvor=
ſchlägen gelten die Bewerber als gewählt, von der NSDAP. 8,
von der SPD. 6, vom gemeinſamen Wahlvorſchlag der
Kampf=
front Schwarz=weiß=rot, DVP. und Chriſtl.=Soz. Volksdienſt 1.
Griesheim. 22 April Gemeinderatswahl. Nach der
Verordnung über die Neubildung der gemeindlichen
Selbſtverwal=
tungskörper hat der Gemeinderat aus 15 Mitgliedern zu beſtehen.
Die Gemeindewahlkommiſſion hat als gewählt feſtgeſtellt: acht
Sozialdemokraten, ſieben Nationalſozialiſten. — Am Sonntag, den
23. April. voranſtaltet die hieſige Ortsgruppe des Odenwaldklubs
ihre vierte Wanderung nach Einſiedel—Urberach—Meſſel. Abfahrt
7.15 Uhr mit der Elektriſchen.
E. Wixhauſen. 22. April. Neubildung des
Ge=
meinderates. Nach Ablauf der feſtgeſetzten Friſt war hier nur
von den Nationalſozialiſten ein Wahlvorſchlag eingereicht
wor=
den. Mithin fallen der NSDAP. im neuen Gemeindeparlament
zwölf Sitze zu
Cd. Michelſtadt, 22. April. Der neue Gemeinderat.
Der neu zu bildende Rat der Stadt Michelſtadt wird ſich auf
Grund des Ergehniſſes der letzten Reichstagswahl wie folgt
zuſam=
menſetzen: NSDAP. 7 Mandate, SPD. 5. Die ſeitherige
Zuſam=
menſetzung war: SPD. 8 Sitze, bürgerliche Fraktion 6 Sitze und
KPD. einen Sitz.
Dp. Zwingenberg, 22. April. Dem hieſigen Wahlkommiſſar
zur Neubildung des Gemeinderats lagen bei Ablauf
der Einreichungsfriſt zwei Wahlvorſchläge vor, und zwar von der
NSDAP. mit 14 und der SPD. mit 5 Namen. — Die kalten
Nächte haben in der hieſigen Gemarkung Schaden angerichtet.
Aprikoſen und auch Weinreben haben ſtellenweiſe unter dem
Froſt ziemlich gelitten.
Aa. Wolfskehlen, 19. April. Der neue Gemeinderat
ſetzt ſich aus fünf Nationalſozialiſten und vier Sozialdemokraten
— alſo insgeſamt 9 Mitgliedern — zuſammen. Auf der Liſte der
NSDAP. ſtehen Landwirt Wilhelm Hammann, Bankbeamter H.
Appel, Landwirt Georg Ewald, Landwirt Wilhelm Schäfer 4 und
Schreinermeiſter Johann Heinrich Fuchs. Auf Grund der SPD.=
Liſte wurden Franz Weißbarth, Peter Kraft, Karl Mahr und H.
Avemarie beſtimmt.
Ck Crumſtadt, 18. April. Ausdem Gemeinderat. Der
neue Gemeinderat ſetzt ſich hier aus 9 Mitgliedern zuſammen.
Nach dem Ergebnis der letzten Reichstagswahl entfallen hiervon
auf die NSDAP. 6 Mandate, auf die SPD. 3 Mandate. Da ſich
inzwiſchen die SPD.=Ortsgruppe Crumſtadt aufgelöſt hat, beſteht
der neue Gemeinderat ausſchließlich aus Mitgliedern der NSDAP.
P. Nauheim (Ried), 22. April. Da für die neue
Zuſammen=
ſetzung des Gemeinderats nur der Vorſchlag der NSDAP.
eingereicht wurde, wird der künftige Gemeinderat nur aus neun
Nationalſozialiſten beſtehen; ebenſo im benachbarten Berkach
nur aus 7 und in Erfelden aus 9 Nationalſozialiſten.
P. Rüſſelsheim. 22. April. Für die Neubildung des
Gemeinde=
rates haben die Nationalſozialiſten, die Sozialdemokraten, das
Zentrum und die Deutſche Volkspartei ihre Mandatinhaber
ange=
meldet. Es gehören dem Gemeinderat an: 8 nationalſozialiſtiſche
Gemeinderatsmitglieder, 5 ſozialdemokratiſche (ſeither 9), 1
Zen=
trumsmandat und 1 Mandat der Deutſchen Volkspartei, infolge
deren Liſtenverbindung mit dem Chriſtlichſozialen Volksdienſt.
Falls bei der nächſten Volkszählung im Juni für Rüſſelsheim mehr
als 10 000 Einwohner gezählt werden, wird die Zahl der
Gemeinde=
ratsmandate von 15 auf 18 vermehrt. Zwei weitere Mandate
ent=
fallen dann auf die Nationalſozialiſten und ein Mandat auf die
Sozialdemokraten. Die Nationalſozialiſten haben im neuen
Ge=
meinderat die abſolute Mehrheit, da auch der kommiſſariſche
Bei=
geordnete. Ludwig Kammerer zu ihnen gehört und
ſtimmbe=
rechtigt iſt.
Eröffnung der Geländeſporkſchule Bad Schwalbach.
Am 20. April eröffnete die Inſpektion Kaſſel=Frankfurt a. M.
des Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung in Bad Schwalbach
eine neue Gelände=Sportſchule. Zu der Eröffnungsfeier waren
zahlreiche Ehrengäſte erſchienen, u a. auch der Reichsinſpekteur
v. Neufville. Unſer Bild zeigt den Appell im Hof der Kaſerne, in
der die Gelände=Sportſchule ihr Heim gefunden hat und den
Reichsinſpekreur v. Neufville bei der Eröffnungsanſprache.
Straßenbericht
für die Woche vom 23. bis 29. April 1933.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Fernverkehrsſtraßen in Heſſen:
9 Mainz — Bingen (Ortsdurchfahrt, Mainzer Straße in Nieder=
Ingelheim vom Kleinen Markt bis zum Marktplatz) vom 3. 4.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Im Ort Nieder=
Ingelheim.
45 Heldenbergen—Windecken bis auf weiteres für allen Verkehr
geſperrt. Umleitung für den Durchgangsverkehr: Friedberg,
Vilbel, Bergen, Mainkur, Hanau; für den Lokalverkehr:
Eichen, Oſtheim, Windecken.
Hauptſtraßen in Heſſen:
Schlitz—Fulda (zwiſchen Hemmen und Landesgrenze) vom 20. 3.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Salzſchlirf.
Geinsheim—Oppenheim Km. 23,687 bis 26.829, vom 18. 4. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung für den Durchgangsverkehr nach
Rheinheſſen geht über die Rheinbrücken bei Mainz und Worms=
Bleichenbach—Büches vom 24. 4. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung: Stockheim, Lindheim, Düdelsheim, Büches.
Gedern—Merkenfritz vom 24. 4. und Merkenfritz—Hirzenhain vom
1. 5. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung Ortenberg—Gedern
über Wenings, Gelnhaar, Uſenborn. Der über den
Vogels=
berg führende Fernverkehr wird, auf die Straßen Selters,
Nidda, Schotten, Ulrichſtein, Lauterbach verwieſen.
Ortenberg—Lißberg vom Abzweig nach Eckartsborn vom 24. 4. bis
auf weiteres geſperrt. Umleitung: Eckartsborn, Lißberg oder
Uſenborn, Hirzenhain.
Worms—Horchheim vom 19. 4. bis auf weiteres geſperrt.
Umlei=
tung: Weinsheim.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Alsbach-Zwingenberg (alte Bergſtraße) vom 8. 9. bis auf
wei=
teres geſperrt. Umleitung: Bickenbach.
Langgöns—Holzheim vom Abzweig Grüningen bis Holzheim vom
22 9. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Grüningen.
Bad=Nauheim—Ockſtadt vom 20. März bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Friedberg
Ortsdurchfahrt Büdingen (Hammerſtraße) vom 1. 5. bis auf
weite=
res geſperrt. Umleitung nach Rinderbügen über Bindſachſen,
Kefenrod.
Schotten—Rudingshain vom 19. 4. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung Götzen.
m. Beerfelden i. Odw., 22. April. In dieſen Apriltagen waren
es 50 Jahre, daß Herr Rektor i. R. Göbel hier als Lehrer
den Dienſt antrat. Dieſes Gedenken beging in ſeiner letzten
Chor=
ſtunde der Geſangverein „Sängerkranz”, deſſen Dirigent er nun
bald 50 Jahre iſt. Der Vorſitzende, Herr Bürgermeiſter Löb,
ge=
dachte der Verdienſte Herrn Göbels zunächſt um den von ihm
geleiteten Verein, ferner aber auch als Leiter des Kirchenchors.
als Organiſt und als Lehrer. Der ſo Geehrte gab ſeinem Dank
in bewegten Worten Ausdruck. — Vom neuen
Gemeinde=
rat. — Am hieſigen Platze wurden Wahlvorſchläge nur von der
NSDAP. und der Kampffront Schwarz=weiß=rot eingereicht. Elf
Mandate fallen auf die NSDAP., 1 auf die Kampffront
Schwarz=
weiß=rot.
— Gernsheim. 22. April. Waſſerſtand des Rheins am
21. April: 1.50 Meter. am 22. April: 1,52 Meter. (Morgens
5.30 Uhr.)
Ca. Lorſch. 22. April. Am Montag vollendet Frau Leonhard!
Jakob 1. Witwe dahier, körperlich und geiſtig noch ſehr rüſtig.
ihr 80. Lebensjahr. — Auch die Vereine, gehen dazu über, in
der Zuſammenſetzung des Vorſtandes Gleichſchaltung
vorzu=
nehmen. Zu dieſem Zweck hatte der Ortsgewerbeverein eine
außer=
ordentliche Generalverſammlung einberufen, in der man aber noch
zu keinem Ergebnis kam — Auch die Ortsgruppe Lorſch im
Reichs=
bund der Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen hielt aus dem
gleichen Grunde eine außerordentliche Generalverſammlung ab. —
Pflichtfeuerwehr. Für das laufende Jahr wird der
Jahr=
gang 1912 zum Pflicht=Feuerwehrdienſt herangezogen.
Af. Neu=Iſenburg. 19. April Unterſchlagung Ein
jün=
gerer Beamter hat die hieſige Beſondere Ortskrankenkaſſe um über
4000 RM. geſchädigt, indem er Beiträge für ſich verwandte und
mit neuen Eingängen immer wieder ältere Verfehlungen
abzu=
decken wußte. — Vom Gemeinderat. Die Beſchlußfaſſung
über die Zulaſſung der eingereichten Wahlvorſchläge ſowie die
Er=
mittelung und Zuteilung der Sitze findet am kommenden
Frei=
tag, im Sitzungsſaale des Stadthauſes durch die
Gemeindewahl=
kommiſſion ſtatt.
Aa. Kelſterbach, 22. April. Hebammen=Jubiläum.
Die Gemeindehebamme Reuter konnte heute ihr 30jähriges
Dienſtjubiläum begehen.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 22. April. Selbſtmord. Bei der Mainzer
Staatsanwaltſchaft war eine anonyme Anzeige eingelaufen,
wo=
nach in der Weinhandlung der Firma Peter Joſef Kerz in
Bo=
denheim a. Rh. größere Mengen von Hefeweinen hergeſtellt
wür=
den. Am Freitagvormittag nahmen Staatsanwalt Müller und
der ſtaatliche Weinſachverſtändige Joſef Rauſch mit zwei
Krimi=
nalbeamten unvermutet eine Kellerkontrolle bei der Ficma Kerz
vor. Dabei wurde ein Separatkeller entdeckt, in dem ungefähr
vier Stück aus Druſen und Hefe hergeſtellter „Wein” lagerten.
Als die 40jährige Frau des Weinhändlers die Entdeckung des
Separatkellers bemerkte, eilte ſie in die Wohnung zurück und ſchoß
ſich im Schlafzimmer mit einem Revolver eine Kugel in die rechte
Schläfenſeite. Die Frau war ſofort tot. — Der Kriminalpolizei,
war bekannt geworden, daß im Städtiſchen
Elektrizi=
tätswerk in der Rheinallee Durchſtechereien und
Be=
ſtechungen in den letzten Jahren vorgekommen ſein ſollen.
Geſtern wurde durch die Kriminalpolizei im Elektrizitätswerk
eine Kontrolle vorgenommen, wobei die Unredlichkeiten ihre
Be=
ſtätigung fanden. Der verheiratete Bauinſpektor Albert
Schnei=
der aus der Hafenſtraße wurde daraufhin ſofort in Haft
genom=
men. Die Unredlichkeiten ſollen einen großen Umfang
angenom=
men haben. Der Vorgeſetzte des Verhafteten, ein Stadtbaurat,
wurde bis zur Aufklärung der Sache vorläufig ſeines Dienſtes
ent=
hoben.
Bc. Mainz. 22. April Der neue Mainzer Stadtrat.
Unter dem Vorſitz des Staatskommiſſars Jung tagte im
Stadt=
haus die Stadtwahlkommiſſion um die Mandatsverteilung im
Stadtrat auf Grund des Gleichſchaltungsgeſetzes vorzunehmen. Die
Stadtwahlkommiſſion war neu zuſammengeſetzt worden. Nach den
geſetzlichen Beſtimmungenn ſetzt ſich der neue Stadtrat aus 40
Mitgliedern zuſammen. Im neuen Stadtrat iſt vertreten: die
NSDAP. mit 18 Sitzen, die SPD. mit 11, das Zentrum mit 9, die
Kampffront Schwarz=weiß=rot und die Chriſtl.=Soz. mit je 1 Sitz.
Die NSDAP. iſt damit zum erſten Male im Mainzer Stadtrat
vertreten.
4d Oppenheim. 22. April. Nachdem die Reviſion der Bücher
und Belege bei der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe des Kreiſes
Oppenheim beendet iſt, wird gegen Steffan und Rüffer in den
nächſten Tagen die Vorunterſuchung eröffnet, ob in Oppenheim
oder Mainz iſt noch unbeſtimmt. Durch die Bücher=Reviſion wurde
ferner feſtgeſtellt, daß der Schützling von Steffan und Rüffer, der
Krankenkaſſenrechner Paul Lenz der Krankenkaſſen=Nebenſtelle
Nackenheim. zu der auch Bodenheim und Lörzweiler gehören, den
anſehnlichen Betrag von über 4000 RM. unterſchlagen hat. Auch
ſoll er eine nicht unbedeutende Summe, der
Landesverſicherungs=
anſtalt Darmſtadt zuſtehend, für ſich verbraucht haben. Lenz. der
bekanntlich bei Vornahme der Reviſion einen Selbſtmordverſuch
durch Oeffnen der Schlagader beging, befindet ſich im Mainzer
Krankenhaus auf dem Wege der Beſſerung, und iſt die Eröffnung
der Vorunterſuchung gegen ihn ebenfalls in nächſter Zeit zu
er=
warten.
HI. Alsheim. 22. April. In dieſen Tagen feierte Landwirt
Chr. Münk ſeinen 70. Geburstag. Der Männergeſangverein
Eintracht” brachte dem Jubilar und langjährigen
Vereinsmit=
glied ein Ständchen.
Wochenſpielplan des Mainzer Skadkkheakers
für die Zeit vom 23.—30. April 1933.
Sonntag, 23. April, Anfang 19.30 Uhr: „Die
Zirkusprin=
zeſſin”
Montag, 24. April, Anfang 20 Uhr: „Das Rheingold”
Dienstag, 25. April, Anfang 20 Uhr: Der 18. Oktober”,
Mittwoch, 26. April. Anfang 20 Uhr: Achtes und letztes
Sympho=
niekonzert des Städtiſchen Orcheſters. Muſikaliſche Leitung:
Generalmuſikdirektor Heinz Bongartz. Soliſt; Herm. Pillney
(Klavier). Vortragsfolge: 1. Schubert: Symphonie C=Dur;
2. Beethoven: Coriolan=Ouvertüre; 3. Brahms: Klavier=
Konzert B=Dur.
Donnerstag, 27. April, Anfang 18.30 Uhr: „Siegfried‟,
Freitag, 28. April, Anfang 20 Uhr: Sondervorſtellung der NS.=
DAP., Ortsgruppe Mainz=Bahnhof, in Anweſenheit der Heſſ.
Regierung und der Gauleitung der NSDAP. (zum 9. Male):
„Der 18. Oktober”
Samstag, 29. April, Anfang 18.30 Uhr: „
Götterdämme=
rung
Sonntag. 30. April, Anfang 11 Uhr (8. Morgenveranſtaltung):
Moderne Muſik von Paul Hindemith.
Anfang 19 Uhr: „Die Zirkusprinzeſſin”.
Oberheſſen.
a. Friedberg, 22. April. Nach 40 Jahren. Die Lehrer.
die im Jahre 1893 das hieſige Lehrerſeminar verließen, gaben ſich
in ihrer ehemaligen Seminarſtadt ein Stelldichein. Von 38
Klaſ=
ſenbrüdern — meiſt Söhne Oberheſſens — ſind 10 verſtorben und
fünf weitere mußten wegen Krankheit oder zu weiter Entfernung
ihres gegenwärtigen Wohnortes vom Tagungsorte der
Zuſam=
menkunft fernbleiben. Im Weltkriege ſtanden faſt alle noch
leben=
den 28 im Heere.
Seite 8 — Nr. 112
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 23. April 1933
SAüsSSbAesAdt
Veberprüfung der Handballregeln.
Amtlich gibt die Deutſche Turnerſchaft bekannt:
„Die Sperrfriſt der jetzt gültigen Einheitsregeln läuft mit
Ende des Spieljahres 1933/34 ab. Die Ueberprüfung muß alſo
innerhalb des nächſtenn Spieljahres vorgenommen werden. In
der D.T. ſoll die Ueberprüfung — wie bisher — auf breiteſter
Grundlage geſchehen. Die Mitarbeit ſoll auf folgendem Wege
geſichert werden:
1. Engſte Fühlungnahme zwiſchen dem Spielausſchuß der DT.
einerſeits und den Kreisſpielwarten, den Kreisobleuten für
Hand=
ball, andererſeits.
2. Das Jahr 1933 gilt allgemein für die DT. als Verſuchsjahr.
3. Die Turnkreiſe III b (Brandenburg) und IX (Mittelrhein)
werden mit der Durchführung beſonderer Uebungsſpiele
beauf=
tragt. Für dieſe Uebungsſpiele werden beſondere Anweiſungen
gegeben.
Die Ueberprüfungsarbeit darf nicht planlos erfolgen. Der
Spielausſchuß wird vielmehr hierfür von Zeit zu Zeit Richtlinien
geben und die beteiligten Stellen über die eingegangenen oder
ſonſtwie bekanntgewordenen Vorſchläge unterrichten.
Grundſätzlich muß für Verbeſſerungsvorſchläge folgendes Ziel
aufgeſtellt werden:
1. Flüſſiges, wenig unterbrochenes Angriffsſpiel;
2. Ausreichender Schutz für erfolgreiches Deckungsſpiel;
3. Herabminderung der Torerfolge durch Freiwürfe (4 Meter
vom Torraum, 13=Meter=Wurf).
Bisher liegen die nachfolgenden Anregungen vor:
Zu 1a): Fangfehler werden grundſätzlich nicht mehr beſtraft.
Verboten bleibt lediglich Hochwerfen, und =ſchlagen und
Wieder=
fangen des Balles.
b) Das Ball=aus=der=Hand=ſchlagen ſoll auch in Frauenſpielen
geſtattet ſein.
c) Aenderung der Abſeitsbeſtimmung: Fortfall des Abſeits,
bewegliches Abſeits wie beim Fußball (der Spieler muß außer
dem Torwart noch einen Feldſpieler der gegneriſchen Mannſchaft
vor ſich haben); Vergrößerung des Abſeitsraumes von 16,50
Me=
ter auf 20 Meter.
Zu 2. Bei „klarem” Zurückſpielen des Balles in den eigenen
Torraum iſt Strafecke zu geben.
Zu 3a): Vergrößerung des Torraumes (in Verbindung mit
Aenderungen der Abſeitsbeſtimmung).
0) Erweiterung der Entfernung von 4 Meter auf 6 Meter
vom Torraum für Freiwürfe aufs Tor.
Der Spielausſchuß der DT.
Steding. Braungardt. Otto.
Den beiden Turnkreiſen Brandenburg und Mittelrhein
iſt alſo der Auftrag zuteil geworden. Verſuche mit abgeänderten
Spielregeln vorzunehmen. Verſuche, deren Ergebniſſe bei
Feſt=
legung der künftigen Einheitsregeln eine bedeutſame Rolle ſpielen
werden.”
Sportverein 1898 Darmſtadt.
Die Spiele 98 Reſ. — Tgde. 46 und 98 3. — Bickenbach 2.
fallen aus.
Tgde. Beſſungen — TV. Mainz 1860.
Zu einer alten Rückſpielverpflichtung kommt Mainz 1860 als
Gaſt auf die Rennbahn. In ſeinem Gau ein geachteter Gegner,
wird Mainz wohl verſuchen, die Schlappe aus dem Vorſpiel
wie=
der gutzumachen. Ob es dazu kommt, muß das Spiel beweiſen,
eine Vorausſage iſt ſchwer und ſoll deshalb unterbleiben.
Spiel=
beginn 15.15 Uhr. Vorher ſpielt die Jugend gegen TV.
Arheil=
gen Jgd.
Turngemeinde 1846 — Sportverein 98 (Ligaerſatz),
Turngemeinde 1846 2. — TV. Stockſtadt.
Dieſe Spiele können leider nicht ſtattfinden. Als Erſatz
ſpie=
ken zwei komb. Mannſchaften. Beginn 3 Uhr.
Sporkkalender.
Sonntag, den 23. April 1933.
Handball.
15.00 Uhr, Kranichſteinerſtraße: Tgeſ. 75 — Rot=Weiß Darmſt.
15.15 Uhr, Rennbahn: Tgde. Beſſungen — TV. Mainz 60
Fußball.
15.00 Uhr, Rheinallee: Rot=Weiß — Union Wixhauſen.
Radfahren.
7.45 Uhr: Rund um Kranichſtein”,
Jugendzuverläſſigkeit=
fahrt, Park.
50 wird Berlins Olympia Skadion ausſehen.
Modell des umgebauten Deutſchen Stadions
in Berlin=Grunewald,
das für das Olympia 1936 auf einen. Faſſungsraum von 87000
Zuſchauern erweitert wird. Der Entwurf ſtammt von
Regie=
rungsbaumeiſter Werner March, deſſen Vater einſt das Deutſche
Stadion ſchuf. Die jetzigen Pläne wurden auf Grund der
Ver=
handlungen mit den Sportverbänden und der Verkehrspolizei
fertiggeſtellt.
Zußball.
Endſpiel der Deutſchen Tiſchkennis=Meiſterſchaft.
Union Darmſtadt.
SV. 98 Darmſtadt — Kieler TTC. in Jugenheim.
Heute begibt ſich Union zu einem Propagandaſpiel nach
Kleeſtadt. Abfahrt per Auto 12 Uhr Chauſſeehaus. Gäſte
frdl. eingeladen. Der Fahrpreis iſt ſehr gering, ſo daß ſich jeder
dieſes Vergnügen gönnen kann.
Kickers Offenbach — Polizei Darmſtadt.
Das Spiel des neuen Starkenburgkreismeiſters Polizei
Darm=
ſtadt gegen den Bezirksligiſten Kickers Offenbach findet heute auf
dem Platz von Kickers Offenbach ſtatt. Mitglieder und Freunde
haben Gelegenheit zu verbilligter Omnibusfahrt. Abfahrt 14 Uhr
Halle 24.
Sportvereinigung 04 Arheilgen — SC. Viktoria Griesheim.
Nach 28 harten und aufregenden Verbandsſpielen kommen
nun wieder die Privatſpiele zu Wort, und empfängt die
Sport=
vereinigung Arheilgen heute Sonntag den SC. Viktoria
Gries=
heim. „Griesheim hat ſchon mehrmals mit wechſelvollem Geſchick
der Kreisliga angehört und hat auch dieſes Jahr wieder als
A=Meiſter die beſte Ausſicht, ein würdiger Vertreter der
Kreis=
liga zu werden. Beide Vereine haben ſich ſchon viele ſpannende
Verbands= und Privatſpiele geliefert, die die ſchon
jahrzehnte=
langen freundſchaftlichen Beziehungen immer wieder bekräftigten.
Auch heute dürfte es ſicher wieder zu einem intereſſanten Spiel
kommen. Für Griesheim iſt es von beſonderem Intereſſe ſich mit
Kreisligavereinen zu meſſen, da es ſich zurzeit in den
Aufſtiegs=
ſpielen befindet und derartige Spiele als guter Gradmeſſer zu
betrachten ſind. Arheilgen das die Verbandsſpiele nicht ſo
ab=
ſchließen konnte, wie es allgemein erwartet wurde, baut ſeine
Mannſchaft neu auf. Die Verteidigung, in früheren Jahren der
gefüchrtetſte Mannſchaftsteil, macht jetzt viel Kopfzerbrechen und
wird heute wieder neu ausprobiert. Auch die Stürmerreihe iſt
noch ein Schmerzenskind und wird es auch heute, nicht leicht
haben, ſich bei der guten Griesheimer Hintermannſchaft
durchzu=
ſetzen. Trotz alledem, die harte Schule der Kreisligaſpiele
ſtem=
pelt auch heute noch die Mannſchaft zu einem beachtenswerten
Gegner und iſt ſomit die Gewähr für ein ſchönes und
ſpannen=
des Spiel gegeben.
* Kreisliga Südheſſen.
Endlich das letzte Verbandsſpiel.
Zum letzten Male in der Saiſon 1932/33 treffen ſich zwei
Vereine des Südheſſenkreiſes um die Punkte, und zwar in
Horchheim
Spv. Horchheim — VfL. Lampertheim.
Dieſes Spiel iſt an ſich bedeutungslos und trägt nur
Placierungs=
charakter, als VfL. Lampertheim bei evtl. Spielgewinn mit
Hof=
heim punktgleich auf dem dritten Tabellenplatz landet. Es iſt
jedoch anzunehmen, daß die ſpielſtarken Horchheimer ihr letztes
Verbandsſpiel auf eigenem Gelände gewinnen werden.
Bei den Aufſtiegsſpielen zur Kreisliga iſt nur
ein Spiel, das für Olympia Biebesheim von großer Bedeutung
iſt, angeſetzt. Die Biebesheimer haben nämlich in Gimbsheim
anzutreten, weshalb das Vorſchlußſpiel um den Bezirkspokal, wo
Biebesheim in Hofheim anzutreten hat, verſchoben werden mußte.
Gelingt es den Riedleuten, aus der Begegnung
Spv. Gimbsheim — Olympia Biebesheim
auch nur einen Punkt zu holen, ſo dürfte ihr Aufſtieg zur
Kreis=
liga ſo gut wie geſichert ſein. Wir hoffen von dem Vertreter
der Riedgruppe, daß er mit ſeiner beſten Leiſtung aufwartet.
An Freundſchaftsſpielen ſind bis jetzt bekannt
ge=
worden: Germania Eberſtadt — Olympia Lorſch, FV. Biblis —
VfR. Bürſtadt, Olympia Lampertheim — Mainz=Weiſenau,
Wor=
matia Reſ. — Germania Pfungſtadt. Man rechnet auch diesmal
wieder mit ſchönen Spielen.
In Bensheim findet der Bezirkstag ſtatt. Es wäre
zu wünſchen, daß die Vereine ihre Vertreter reſtlos zu dieſer
wichtigen Tagung entſenden.
Es ſei nochmals auf ein ſportliches Ereignis von beſonderem
Reiz hingewieſen. Im ſchönen Jugenheim a. d. B. wird heute
Sonntag, 16 Uhr, im Saal des Hotels. Goldene Krone” das
Endſpiel um die Deutſche Mannſchaftsmeiſterſchaft im
Tiſchten=
nis ausgetragen. Als Gegner ſtehen ſich der Kieler
Tiſchtennis=
klub und SV. 98 Darmſtadt gegenüber, zwei Mannſchaften, die in
Sportkreiſen beſtens bekannt ſind. Wer ſchon ähnlich großen
Tiſchtenniskämpfen beigewohnt hat, weiß, wie mit einem
Auf=
wand körperlicher Kraft und geiſtiger Anſpannung zugleich
Schönheit der körperlichen Bewegung gepaart iſt. Gelegenheit
zur Fahrt nach Jugenheim iſt durch den laufenden
Omnibusver=
fehr genügend gegeben.
Einen großen Erfolg erzielte der Kölner Flieger Peter
Steffes. Vor 12 000 Zuſchauern gewann er in Angouleme=
Cha=
rente den „Grand Prix” vor Arlet und Martinetti und mit
Vau=
dut als Partner ein Mannſchaftsrennen.
Weitere deutſche Radſporterfolge gab es im Ausland durch
Kilian/Vopel, die in Nijmwegen ein Mannſchaftsrennen
gewan=
nen, durch Schön /Buſchenhagen, die in Brügge in einem
Mann=
ſchafts=Omnium ſiegten, und durch Siegel/Thierbach, die in
Be=
verloo ein 100 Kilometer=Mannſchaftsrennen gewannen.
Frankreichs Nachwuchsſpieler Merlin und Feret mußten im
Rahmen eines Tennis=Klubkampfes in Amſterdam beide von dem
holländiſchen Meiſterſpieler Tig mer Niederlagen im Einzel
hin=
nehmen, während ſie im Dop?el Timmer mit ſeinem Partner
Koopmann in fünf Sätzen beſiegten.
Eine glanzvolle Beſetzung wird das traditionelle Gehen und
Laufen „Quer durch Berlin” am 7. Mai erfahren. Für das
Gehen hat der engliſche Olympiaſieger Green gemeldet, während
für das Laufen der finniſche Olympiadritte im Marathonlauf.
Toivonen, verpflichtet wurde.
Zur D.T. übergetreten iſt der Allgemeine Deutſche
Turner=
bund, der in einer Sitzung in Frankfurt a. M. ſeine Auflöſung
beſchloß.
Einem Großfeuer fiel das Wagengebäude auf der Danziger
Pferderennbahn völlig zum Opfer. Der Schaden beträgt etwa
15 000 Gulden. Funkenflug von einer Lokomotive iſt die Urſache
des Brandes.
Geſchäftliches.
Immer mehr fällt dem Beobachter des Straßenbildes der neue,
fortſchrittliche Schnell=Lieferwagen auf, der als ſogenannter
Hinter=
lader ſich einer täglich zunehmenden Verbreitung erfreut. Es iſt
Goliath=F mit gedecktem wind= und wettergeſchützten Führerhaus,
der ſparſame, ideale Schnell=Lieferwagen, ein Erzeugnis der
Hanſa=Lloyd und Goliath=Werke. Viele Tauſend dieſer Goliath=
Schnell=Lieferwagen fanden in kurzer Zeit ihre Beſitzer. Goliath=b=
Hinterlader und die altbewährten Vorderlader, die meiſt
gefahre=
nen Kleinwagen der Welt, gehören in jeden neuzeitlich geleiteten
Betrieb. (Siehe Anzeige.)
6000 Mark ſuchen neue Beſitzer!
Wer iſt da nicht gern bereit, einer dieſer Glücklichen zu
wer=
den? Und wer greift nicht um ſo lieber zu, als die Sicherung
dieſer Chance nur ganze 50 Pfennig koſtet? Das iſt nämlich der
Preis für ein Los der Heſſiſchen Pferdelotterie zu Gunſten der
Landespferdezucht, deren Ziehung ſchon am 26. April iſt, ſo daß es
allerdings „eilen” heißt. (Siehe Anzeige.)
An der Zuſchneidefachſchule Marg. Becker beginnt am 2. Mai
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Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II.
1. Ziehungstag
21. April 1933
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
2 Gewinne zu 60000 M. 297501
6 Gewinne zu 5000 M. 38120 299450 350643
6 Gewinne zu 3000 M. 290213 337899 392409
6 Gewinne zu 2000 M. 191680 273286 278413
28 Gewinne zu 1000 M. 2608 4296 6921 20941 84530 137869
177275 211312 256230 268842 328220 336086 353777 369345
42 Gewinne zu 800 M. 7974 8366 21237 35989 36563 52752 80206
60336 71461 87773 108083 167708 174067 224734 235803 248360
248426 261367 320881 351673 384629
58 Gewinne zu 600 M. 5728 13803 35274 36614 43048 64512 66566
90244 125746 157467 165489 170173 178623 185750 192645 203557
204740 217711 268940 284713 285202 291176 315072 336916 340714
364273 371898 395077 398885
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
4 Gewinne zu 10000 M. 254681 356486
2 Gewinne zu 5000 M. 274288
6 Gewinne zu 3000 M. 2396 19720 310849
8 Gewinne zu 2000 M. 109082 192280 230746 256 164
24 Gewinne zu 1000 M. 8116 48178 55953 78521 99157 159457
187945 241404 252677 332354 3476578 356646
22 Gewinne zu 800 M. 14944 52281 78302 130594 206102 236147
266488 286591 290362 30 1539 365862
64 Gewinne zu 500 M. 8539 25469 44103 47829 67880 80504
94041 102706 106 129 117254 171845 177000 219259 233307 943224
261706 273303 282883 310502 326219 346604 357713 366040 368142
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Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.00: Gymnaſtik. O 6.30:
Gymnaſtik. o 7.00: Nachrichten. 7.05: Wetter. 8.15:
Waſſer=
ſtand. O 11.45: Zeit. Nachrichten, Vortragsanſage.
Wirtſchaftsmel=
dungen, Wetter. 13.15: Nachrichten, Wetter. o 14: Nachrichten.
O 14.10: Werbekonzert (Sa. 14.40). 6 15: Gießener Wetterbericht.
— Anſchl.: Obſervatorium Aachen: Wetter für Eifel= und
Moſel=
gebiet (Sa. 15.20). O 15.10: Zeit. Wirtſchaftsmeldungen (Sa. 15.25).
O 16.25 u. 17.50: Wirtſchaftsmeldungen. e 18.50 (Di. 18.55):
Zeit, Programm. Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
Sonntag, 23. April
6.15: Bremen: Hafen=Konzert. Das große Geläute vom Bremer
Dom.
8.15: Waſſerſtand Vortragsanſage.
8.30: Katholiſche Morgenfeier.
9.30: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.: Ohlſcher Männerchor, Bad
Vilbel i. H.
10.45: Aus den Bach=Studien von Willy Renner. Ausf.: Der
Komponiſt (Klavier), H. Andrae (Violoncello).
11.15: Dr. Behrmann: Neues aus aller Welt.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate. Ein Herz, das ſeinen Jeſum lebend
weiß.
12.00: München: Mittags=Konzert. Ausf.: SA=Kapelle d. Standarte
81.
13.00: Köln: Mittagskonzert. Ltg.: L. Eyſoldt.
4.30: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
14.40: N. Bruchhäuſer: Muſik auf dem Dorfe. Der Obſtbaum
blüht! Vorſchläge zur Erzielung guten Fruchtanſatzes von Dr.
Schanderl.
15.30: Stunde der Jugend. Tiermärchen: Der Fuchs und die Füchſin.
Vom böſen Schneck, dem Blumenſchreck. Eine Ferienſeereiſe
nach Finnland.
16.30: Mannheim: Nachmittagskonzert. Ausf.: Philharm. Orcheſter
Mannheim.
18.00: Dr. Gebhardt: Menſchen um Wagner: Ludwig Schemann.
18.25: Der Hund von Ellernbeck. Eine Novelle von Bernhard Rehſe.
18.45: Struwwelpeter. Muſikaliſch auskoloriert von Norbert Schultze.
Sprecherin: Vera Spohr. Am Flügel: Der Komponiſt.
19.10: Sportnachrichten.
19.20: Kammermuſik für Violoncello und Klavier. Ausf.: W. Eſterl
(Violoncello), Thea Biſchoff=Eſterl (Klavier).
20.00: Baden: Operetten=Muſik. Dir: Städt. Kapellmeiſter Aßmus.
21.00: Das Narrenſchneiden. Ein luſtig Faſtnachtsſpiel mit drei
Perſonen von Hans Sachs.
21.30: Geſänge aus Tegners Fritiof=Sage. — Sprecher: Paſchen.
22,00: Zeit Nachrichten Wetter Sport.
22.30: Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker,
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Gleichbleibende Weritags=Vortragsfolge: 6.15:
Gymnaſtik. o 6.30: Wetter für die Landwirtſchaft. — Anſchl.:
Frühkonzert O 10: Neueſte Nachrichten. O 11: Deutſcher
Seewetter=
bericht. 12: Wetter für den Landwirt. — Anſchl.: Konzert.
— Wiederholung des Wetterberichts O 12.55: Nauener Zeit. o
18.45: Nachrichten. O 14: Konzert. o 15.30: Wetter, Börſe. 6
18.50: Wetter für die Landwirtſchaft. — Kurzbericht des Drahtloſen
Dienſtes O 22.45: Deutſcher See=Wetterbericht.
Deutſchlandſender: Sonntag. 23. April
6.15: Funk=Gymnaſtik.
6.35: Bremer Hafenkonzert.
7.50: Stunde des Landwirts.
8.30: Aus der Nikolaikirche. Spandau: Morgenfeier.
8,55: Berlin: Morgenfeier. Anſchl.: Glockengeläut des Berliner
Doms.
10.05: Berlin: Wetter.
11.00: Deutſcher Seewetterbericht.
11.30: Leipzig: Ein Herz das ſeinen Jeſum lebend weiß. Bach=
Kantate.
12.00: Breslau: Mittagskonzert der Schleſ. Philharmonie Leitung:
F. Marſzalek.
12.30: Uebertragung des Feſtes der Fahnenweihe in Kalkberge. —
Anſchl.: Fortſetzung des Mittagskonzertes aus Breslau.
12.55: Nauener Zeitzeichen.
14.00: Elternſtunde: Die Eingliederung unſerer ABC=Schützen.
14.30: Kindertheater: Die goldene Gans. Funkmärchen.
15.15: London: Blaskonzert. B. B. C. Wireleß Military Band.
16.00: H. Rothe: Der unbekannte Shakeſpeare.
16.30: Unterhaltungskonzert. Ltg.: Erich Röhn.
17.00: Jugendfunk: Baldur von Schirach: Hitlerjugend, die neue
Idee in der neuen Geſtalt. Sprechchor der Hitler=Jugend.
17.30: Muſik unſerer Zeit. Ausf.: C. Schlottmann. Am Flügel:
M. Narrath.
18.00: H. Kyſer: Lebenskampt der Oſtmark.
18.30: Klavier=Trio C=Dur. op. 87 (Brahms) G. Schumann
(Klavier), K. Klingler (Violine) G. Wille (Violoncello).
19.00: Aufbruch der Jugend 1813. Hiſtoriſche Hörfolge von Th.
Böttiger
20.00: Baden=Baden: Operettenmuſik. Dir.: Städt., Kapellmeiſter
K. Aßmus Städt. Orcheſter Baden=Baden.
21.00: Abel mit der Mundharmonika. Nach dem Roman von
Manfred Hausmann. für den Rundfunk eingerichtet von
Otto=Hein= Jahn.
22.15: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
22.45: Deutſcher Seewetterbericht.
23.00: Berlin: Unterhaltungs= und Tanzmuſik. Kapelle Brüder
Steiner
Wekkerbericht.
Der hohe Druck über den britiſchen Inſeln breitet ſich weiter
über Deutſchland aus, ſo daß die Störungstätigkeit für uns
mehr ausgeſchaltet wird. Wenn auch durch die Rückſeite des
Polentiefs zeitweiſe noch Haufengewölke entſteht, ſo wird doch
durch den hohen Druck auch ſtarke Aufheiterung bewirkt.
In=
folge der ſich durchſetzenden Sonnenſtrahlung wird die
Tempera=
tur tagsüber weſentlich höhere Werte erreichen als ſeither. Ob
die Hochdruckwetterlage ſich längere Zeit halten wird, läßt ſich
noch nicht vorausbeſtimmen, zumal über Nordſkandinavien ſich
eine neue Störung ſüdwärts drängt.
Ausſichten für Sonntag: Neben Wolkenbildungen auch ſtark
aufheiternd, tagsüber warm und meiſt trocken.
Ausſichten für Montag: Stellenweiſe Frühnebel, ſonſt wolkig
mit Aufheiterung, am Tage ziemlich warm und meiſt
trocken.
Sonntag, 23. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 112 — Seite 3
Die Verlobung unjerer jüngſten Schweſter
und Schwägerin Charlotte mit Herrn
Dipl.=Ing. Friedrich Keil geben hiermit
bekannt
Reinhold Gedeck
und Frau Martha, geb. Trenner
Darmſiadt
Ernſt=Ludwigſtraße 20
Charlotte Trenner
Dipl.=Ing. Friedrich Keil
Verlobte
Breslau
23. April 1933
Darmſtadt
(5341
Statt Karten.
Aenne Bauer
Dr.=Ing. Otto Seibert
Verlobte
70. Geburtstag.
Am Sonntag, den 23 April 1933 feiert
Herr Daniel Fayme, Liebfrauenſtr. 86,
ſeinen 70. Geburtstag. (5393
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgang
un=
ſeres teuren Entſchlafenen ſagen wir
hierdurch unſeren tiefgefühlten Dank.
Beſonderen Dank Herrn Pfarrer
Berk für die tröſtenden Worte am
Grabe, ſowie den Schulkameraden,
dem Geſangverein Liederzweig und
der Vogelvereinigung für die
Kranz=
niederlegungen. Ferner danken
wir für die vielen Kranz= und
Blu=
menſpenden, ſowie allen, die ihm
aus Nah und Fern das letzte Geleit
(5349
gaben.
In tiefer Trauer:
Familie Sch. Dreieicher
Roßdorf, den 22. April 1933.
Mainz
Leibnizſtraße 22
Darmſtadt
Mathildenſtraße 1
Lieſel Schulz
Wilhelm Aßmuth
Verlobie
Im Wingert 13
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Mein guter Mann und unſer lieber
Vater
Abert Kuhlmann
Oberrechnungsrat i. R.
ſchied nach längerem Leiden plötzlich
aus dem Leben.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Elſa Kuhlmann, geb. Enderlin.
Darmſtadt, den 22. April 1933. (*
Die Einäſcherung findet in aller
Stille ſtatt.
Es wird gebeten, von
Beileids=
beſuchen abzuſehen.
Habe meine ärztl. Tätigkeit
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Dankſagung.
(Statt Karten).
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und die
zahlreichen Kran ſſpenden bei dem Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen
Frau Katharina Buch Wtw.
geb. Maus
ſagen wir allen unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Steinacker.
Darmſtadt, 23. April 1933.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme, ſowie
für die vielen Blumen und Kranzſpenden bei dem
Hinſcheiden unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Bertha Müller
ſagen wir unſeren innigſten Dank. Ganz beſonderen
Dank Herrn Dekan Zimmermann für ſeine troſtreichen
Worte am Grabe, ſowie der Schweſter Käthe und den
Herren Dr. med. Andres und Dr. Chir. H. Walther
für ihre aufopfernde Pflege.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Michgel Müller und Kinder.
Darmſtadt, den 21. April 1933.
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R
Seite 10 — Nr. 112
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 23. April 1933
„Fittwoch 2 Uhr Zlehung
Hessische
Fierde-Loterie
zug. der Landes-Pferdezucht
(Darmstädter Pferdemarkt)
Ziehung 26. April 1933
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Gewinne TSoo
Einzellos 50 Flg. Doppellos 1RR1
Empfehlen alle hiesigen
Staatl. Lotterie-Einnehmer
sowie die durch Plakate
kennt-
lichen Verkautsstellen. (I.5323
Der Plan über die Herſtellung
eine=
unterirdiſchen Fernſprechlinie in der
Darmſtädterſtraße in Weiterſtadt liegt
bei dem Telegraphenbauamt in Darm
ſtadt auf die Dauer von 4 Wochen aus.
(536
Darmſtadt, 19. April 1933.
Telegraphenbauamt.
Biienintihe Mapfutsen
Für, die im Jahre 1931 und früher
geborenen Kinder, die bis jetzt noch
nicht geimpft ſind, werden
unentgelt=
liche Impftermine abgehalten am:
Mittwocks den 26. April und 3. Mai
d. J., jedesmal von 14—16 Uhr, in
der Rundeturmſchule,
Rundeturm=
ſtraße 9.
Die Nachſchautermine finden
ebenda=
ſelbſt ſtatt am:
Mittwoch, den 3. und 10. Mai, von
15—16 Uhr.
Die Impftermine für die im Jahre 193.
geborenen Kinder finden ſpäter ſtatt
Darmſtadt, den 21. April 1933.
Bürgermeiſterei. (ſt.535‟
Außholzſubmifſion.
Der diesjährige Anfall an
Eichen=
ſtammholz 3.—9. Kl. (116,51 im) ſoll
verkauft werden. — Nähere Auskunft
wird auf dem Stadthaus, Zimmer 46
erteilt, wohin auch ſchriftliche Angebote
dis zum 6. Mai d. J., 10 Uhr
vormit=
tags, erbeten werden.
(ſt. 535
Darmſtadt, den 21. April 1933.
Städt. Güterverwaltung.
Seinnanmachang.
In unſer Handelsregiſter, Abt. B,
wurde heute bei der Fa. Heinrich Kopp
G. m. b. H. in Reinheim eingetragen:
Durch Beſchluß der
Geſellſchafterver=
ſammlung vom 14. Januar 1933 i
Heinrich Kopp jun. als Geſchäftsführe
(5355
ausgeſchieden.
Reinheim, den 6. April 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
Vergleichsverfahren.
Ueber das Vermögen der Firma
Georg Mederle und deren
Alleininha=
bers Schreinermeiſter Georg Mederle in
Darmſiadt, Bleichſtraße 27 iſt heute, am
19. April 1933, nachmittags 4 Uhr das
Vergleichsverfahren zur Abwendung des
Konkurſes eröffnet worden.
Der Amtsgerichtstaxator Dr. jur
Michel in Darmſtadt, Bismarckſtr. 64
iſt zur Vertrauensperſon ernannt. Ein
Gläubigerausſchuß iſt nicht beſtellt.
Termin zur Verhandlung über den
Vergleichsvorſchlag iſt auf:
Mittwoch, den 17. Mai 1933,
vor=
mittags 10 Uhr, vor dem
Amts=
gericht Darmſtadt, Zimmer 216
anberaumt.
An die Schuldner iſt keine Verfü
gungsbeſchränkung erlaſſen. Der Antrag
auf Eröffnung des Verfahrens nebſt
ſei=
nen Anlagen und das Ergebnis der
wei=
teren Ermittlungen iſt auf der
Geſchäfts=
ſtelle zur Einſicht der Beteiligten
nieder=
gelegt.
(5378
Darmſtadt, den 19. April 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
Verſteigerung
Aus einem Nachlaß und zwei
Verän=
derungen von Haushaltungen kommen
Mittwoch, den 26. April zum Ausgebot
Montag und Dienstag
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Sonntag, 23. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 112 — Seite 11
Die Aſche der „Acron”=Opfer dem Meer zurückgegeben.
Der chineſiſche Heerführer General Ma in Berlin.
Interview des Generals (Zweiter von links) bei ſeinem Berliner Aufenthalt
An der Stelle, wo das amerikaniſche Rieſenluftſchiff „Acron” ins Meer ſtürzte, wurden die Urnen
mit der Aſche der kürzlich geborgenen Opfer der Luftſchiff=Kataſtrophe ins Meer geſenkt.
In der Reichshauptſtadt traf der chineſiſche Verteidiger der Mandſchurei, General Ma, mit 50
ſeiner Offiziere ein. Die Chineſen waren von den Japanern zum Uebertreten auf ruſſiſches
Ge=
biet gezwungen und dann in Sibirien interniert worden, wo ſie überraſchend freigelaſſen wurden.
Reich und Ausland.
Neuorganiſakion des Südweſtdeutſchen
Rundfunks.
Frankfurt a. M. Aehnlich wie bei
an=
deren Rundfunkgeſellſchaften hat der
Reichs=
rundfunkkommiſſar Dr. Kruckenberg auch im
Südweſtdeutſchen Rundfunk G. m. b. H. in
Frankfurt einen Kommiſſar zur beſonderen
Ver=
wendung eingeſetzt und mit der Prüfung der
bisherigen verwaltungsmäßigen und
kaufmän=
niſchen Geſchäftsführung beauftragt. Hierzu
wurde von ihm der Geſchäftsführer im
Kampf=
bund für Deutſche Kultur, Major a. D. Zimmer,
berufen, der ſeine Arbeit bereits aufgenommen
hat.
Von der Südweſtdeutſchen Rundfunk G. m.
b. H. ſind der bisherige Leiter der literariſchen
Abteilung Dr. Franz Wallner und der bisherige
erſte Sprecher O. W. Studtmann mit dem
heu=
tigen Tage beurlaubt worden.
Als Mitarbeiter in die neu zu bildende
Unterhaltungsabteilung wurde Dr. Eberhard
Moes berufen. Dr. Moes, der als 30=Jähriger die
Ideenwelt der jungen deutſchen Generation
ver=
tritt, befaßte ſich ſchon während ſeines
literari=
ſchen Studiums mit den völkiſchen
Wirkungs=
möglichkeiten des damals jungen Rundfunks
und iſt ſeit ſieben Jahren als Rundfunkkritiker
und Schriftſteller tätig.
Im Auftrag des Reichsminiſters für
Volks=
aufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels,
führte Reichsrundfunkkommiſſar Dr. Kruckenberg
den neuen Intendanten des
Süd=
weſtdeutſchen Rundfunks, Herrn
Wal=
ter Beumelburg, ein.
Auf die Begrüßungsworte von Dr. W.
Schül=
ler erwiderte der Reichsrundfunkkommiſſar, der
neue Intendant des Frankfurter Senders,
Wal=
ter Beumelburg, werde als Frontſoldat des
Weltkrieges und als jemand, der ſtets im
natio=
nalen Lager gekämpft habe, hier in einem
Be=
zirk, aus dem er ſelbſt und ſeine Vorfahren
ge=
kommen ſeien, dem Rundfunk in Erfüllung
ſei=
ner neuen Aufgaben das erforderliche Gepräge
zu geben wiſſen. Das Ziel der Neuordnung im
Hauſe des Frankfurter Senders müſſe die
Her=
beiführung einer wahren Arbeitsgemeinſchaft
ſein, bei der jeder für den Rundfunk Tätige im
Sinn und Rhythmus der Zeit zu wirken habe.
Der neue Intendant übernahm hierauf die
Geſchäfte und legte ein klares Bekenntnis zu der
ihm vom Reichspropagandaminiſter
übertrage=
nen Aufgabe ab. Wer, wie er, in
unmittel=
barer Nähe die geſchichtlichen Ereigniſſe der
letz=
ten Monate miterlebt habe, könne ſich als alter
Frontkämpfer der nationalen Bewegung nur mit
ſeiner ganzen Perſon hinter den Volkskanzler
ſtellen, dem der Feldmarſchall des Weltkrieges
die Geſchicke der Nation anvertraut habe.
Rich=
tunggebend für ſein Handeln werde das Wort
Adolf Hitlers ſein: „Wir haben die Macht
er=
obert und müſſen jetzt das Volk gewinnen.” Wie
der Frankfurter Sender dabei mitwirken ſoll,
denke er am Sonntag abend bei einer kurzen
Be=
grüßungsanſprache an die Hörer über den
Sen=
der auszuführen.
Ein raffinierter Gaunertrick.
Frankfurt a. M. Auf neuartige Weiſe
konnte ein Poſtbeamter ſeine Behörde um einige
Tauſend Mark prellen. Er mietete ſich in einem
anderen Stadtteil ein Zimmer und gab der
Hauswirtin Vollmacht für einlaufende
Geld=
ſendungen. Innerhalb kurzer Zeit kamen dann
auch 3000 Mark auf Poſtanweiſungen an, die
ihm die Frau prompt ablieferte. Es ſtellte ſich
dann heraus, daß der Beamte die Anweiſungen
ſelbſt angefertigt und abgeſtempelt unter die zur
Auszahlung kommenden Poſtanweiſungen
ge=
ſchmuggelt hatte. Die Kriminalpolizei kam
hin=
ter den Schwindel und nahm den untreuen
Be=
amten feſt.
Schädel eines 80 000 Jahre alten Rhinozeros
gefunden.
Wiesbaden. In einer der Stadt
Wies=
baden gehörenden Kiesgrube bei Nieder=Walluf
fand man den Schädel eines Rhinozeros. Man
nimmt an, daß das Tier beim Einſetzen der
Eis=
zeit hier zugrunde gegangen iſt. Zeitlich
ausge=
drückt dürfte dies etwa 80 000 Jahre zurückliegen.
Fürſt von Yſenburg=Büdingen †.
Wächtersbach. Im hieſigen Fürſtenſchloß
iſt kurz vor Vollendung ſeines 83. Lebensjahres
der Senior des fürſtlichen Hauſes Yſenburg=
Bü=
dingen=Wächtersbach, Fürſt Friedrich Wilhelm,
nach kurzem Leiden geſtorben. Er hatte einen
großen Anteil am Geſchick nicht nur ſeines
eige=
nen Hauſes, ſondern eines weiten Umkreiſes und
beſonders hohe menſchliche Fähigkeiten. Er war
Mitglied der Erſten Ständekammer des
Groß=
herzogtums Heſſen bis 1918, weiter war er
Mit=
glied des Preußiſchen Herrenhauſes und des
Kommunallandtages. Sein beſonderes Intereſſe
galt der heimiſchen Forſt= und Landwirtſchaft.
In dieſer Hinſicht hat er in Geſtalt der
Kinzig=
regulierung der Landwirtſchaft ein Kulturwerk
von beſonderem Wert geſchaffen. Die zu ſeinem
Hauſe gehörige Wächtersbacher Steingutfabrik
hat ſich unter ſeiner Oberleitung zu einem
maß=
geblichen Induſtrieunternehmen der Keramik
entwickelt. — Die Nachfolge der
Standesherr=
ſchaft bleibt dem Enkel des Fürſten, Exbprinz
Otto, vorbehalten.
Ein falſcher Geſandtſchaftsſekrekär.
Wiesbaden. In einem hieſigen Hotel
wurde ein mehrfach vorbeſtrafter 30jähriger
Mann feſtgenommen, der ſich Dr. Theo
Haupt=
mann nannte und als Sekretär des holländiſchen
Geſandten ausgab. Der Schwindler ließ ſich von
verſchiedenen Juwelieren Schmuckſachen=
Aus=
wahlſendungen in das Hotel bringen und hatte
die Abſicht, im geeigneten Moment mit den
Schmuckſachen in einer bereits vor dem Hotel
wartenden Autotaxe zu verſchwinden. Durch die
rechtzeitige Feſtnahme konnte dieſes
Betrugs=
manöver verhindert werden. Bei dem
Hoch=
ſtapler handelt es ſich um den zuletzt in
Düſſel=
dorf wohnhaften Alfons Boeſe, der ſchon neun
Jahre hinter Zuchthaus= und Gefängnismauern
verbracht hat.
Großer Diebſtahl bei dem Fußballſpieler
Ruch=Hertha BSC.
Berlin. Wie erſt jetzt bekannt wird, wurde
n den letzten Tagen bei dem bekannten
Fußball=
ſpieler Ruch=Hertha BSC., der ein
Zigarrenge=
ſchäft betreibt, ein großer Diebſtahl ausgeführt.
Dabei fielen den Dieben neben Tabakwaren im
Werte von etwa 1500 RM Gold= und
Silber=
ſachen im Werte von 2000 RM. in die Hände.
Den Dieben fielen ſämtliche goldenen und
ſilber=
nen Meiſterſchafts=Plaketten des Deutſchen
Fuß=
ballbundes und des Brandenburgiſchen
Ballſpiel=
vereins in die Hände.
Oeſterreich verleihk eine
Kriegs=
erinnerungs-Medaille.
Die neue Medaille,
die vom öſterreichiſchen Bundesminiſterium für
das Heerweſen an Perſönlichkeiten verliehen
wird, die der bewaffneten Macht der einſtigen
Donau=Monarchie während des Weltkriegs
ge=
dient oder dieſe unterſtützt haben.
Ein unbekannkes Dürer=Gemälde
enkdeckk.
„Schmerzensmann”,
ein Gemälde, das in der Galerie des Schloſſes
Weißenſtein bei Bamberg entdeckt wurde und
jetzt der Meiſterhand Albrecht Dürers
zuge=
ſchrieben wird.
Eröffnung der Deukſchen Woche in Köln.
Köln. Die Deutſche Woche in Köln, in deren
Rahmen die unter der Schutzherrſchaft des Herrn
Reichspräſidenten von Hindenburg ſtehende
Deutſche Jagdausſtellung, die Werbeſchau „
Deut=
ſcher Wald — Deutſches Holz” und die
Ausſtel=
lung „Denke deutſch — kaufe deutſch” veranſtaltet
werden, wurde geſtern vormittag mit einem
Feſt=
akt in der Großen Halle im Rheinpark Köln=
Deutz von dem Oberpräſidenten der
Rheinpro=
vinz, Freiherrn v. Lüninck, eröffnet, der u. a.
ausführte: Die Deutſche Woche in Köln will
jedem zeigen, wie der Wille, der gleichzeitig
na=
tionaliſtiſch und ſozialiſtiſch in des Wortes
tief=
ſter und reinſter Bedeutung iſt, in praktiſche Tat
umgeſetzt werden kann. Nicht von außen kann
dem deutſchen Volk Rettung, nicht von außen
kann die Rettung der deutſchen Wirtſchaft
kom=
men. Auch für die Rettung der Wirtſchaft liegen
die Kraftquellen der Erneuerung im deutſchen
Volk ſelbſt. Nichts iſt ſo unſozial
volkswirtſchaft=
lich gedacht, ſo antinational wie der unnötige
Einkauf ausländiſcher Waren, ſoweit
gleichwer=
tige deutſche Waren zur Verfügung ſtehen.
Aus=
ſchlaggebend iſt unter dieſem Geſichtspunkt die
nationale Aufgabe der Frau. Sie hat es im
Grunde in der Hand, ob die deutſche Wirtſchaft
im Elend und Arbeitsloſigkeit weiter verbleibt,
oder ob ſie einen Weg zu beſſeren Tagen, zum
Aufſtieg findet. Die Deutſche Woche ſoll das
na=
tionale und ſoziale Verantwortungsbewußtſein
der Käuferſchaft ſchaffen, damit ſie beim Einkauf
nicht nur und in erſter Linie nach ihrem
perſön=
lichen Vorteil handelt, ſondern immer
entſchei=
dend das Wohl der Geſamtheit der Volksgenoſſen
mit im Auge behält.
Henry Royce geſtorben.
London. Henry Royce, der bekannte
Kon=
ſtrukteur von Kraftwagen= und Flugzeugmotoren,
iſt auf ſeinem Landſitz in der Grafſchaft Süſſex
geſtorben.
Die Jungfernfahrt der „Macon” erfolgreich
verlaufen.
Akron (Ohio). Das neue amerikaniſche
Rie=
ſenluftſchiff „Macon” iſt nach erfolgreich
ver=
laufener Jungfernfahrt wieder glatt gelandet.
Es hatte unterwegs mit ſtarken Gegenwinden zu
kämpfen.
Rieſenbrand
im Londoner Hafen.
5 Millionen Liter Rum vernichlek.
London. Ein Rieſenbrand, wie ihn
Lon=
don ſeit langen nicht mehr erlebt hat, wütete in
der Nacht zum Samstag in den Weſt India Docks
im Londoner Hafen und zerſtörte ein Lagerhaus
mit etwa 5 Millionen Liter Rum. Der Schaden
beläuft ſich auf 50—80 Millionen Mark. Das
Feuer brach um 21 Uhr in einem Holzſchuppen
auf dem berühmten Rum=Kai aus. Innerhalb
weniger Minuten ſtand der ganze Rum=Kai in
hellen Flammen. Die Feuerwehr rückte mit 150
Löſchzügen an und bekämpfte das Feuer mit
Hunderten von Rohren. Trotzdem griff der
Brand immer weiter um ſich. Um Mitternacht
ſchien es, als ob die ganzen Docks in Flammen
aufgehen wollten. Die Löſcharbeiten wurden
durch ununterbrochene Exploſionen erſchwert.
Das berühmte Segelſchiff „Faraday” und andere
in der Nähe liegenden Schiffe konnten nur mit
knapper Not gerettet werden. Ueberall hätten
ſich rieſige Menſchenmengen angeſammelt Am
Samstag früh konnten 60 Löſchzüge zurückgezogen
werden. Das Feuer iſt jedoch noch immer nicht
ganz gelöſcht.
Zigeuner überfallen rumäniſches Dorf.
Bukareſt. In der Gemeinde Cernatul bei
Kronſtadt kam es vorgeſtern nacht zwiſchen
Zi=
geunern und Dorfbewohnern zu einem
regel=
rechten Kampf. Zahlreiche Zigeunerbanden
grif=
fen das Dorf geſchloſſen an, und es gelang ihnen,
in die meiſten Häuſer einzudringen. Mit Beute
beladen ſuchten ſie das Weite. Die
Dorfbewoh=
ner nahmen, verſtärkt durch eine Kompagnie
Gendarmerie, die Verfolgung der Räuberbanden
auf, die man endlich in einem Tal zu ſtellen
ver=
mochte. Die Zigeuner hatten eine regelrechte
Wagenburg errichtet und verteidigten ſich mit
Feuerwaffen gegen die Beamten. Nach einem
langen Gefecht gelang es, die Wagenburg im
Sturm zu nehmen. Auf beiden Seiten gab es
zahlreiche Verwundete. 40 Zigeuner wurden
ge=
fangen genommen und nach Kronſtadt gebracht.
Sechzehnjähriger ſchwimmt ſchneller
als Weißmüller.
Ralph Flanagan,
ein 16jähriger Amerikaner, ſtellte in Miami
mit einer Zeit von 5 Minuten 31,2 Sekunden
einen neuen Weltrekord im Kraulſchwimmen
für die 500=Yards=Strecke auf.
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Seite 12 — Nr. 112
Darmſtädter Tas
Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Gedenkfeier am Grabe Richthofens.
Sonntag, 23. April 1933
Sudenken im Werkdienſt=Halbjahr
Udet, der berühmte Kunſtflieger und einſtige
Kamerad Richthofens, legt an dem Grabe
einen Kranz nieder.
Ehrenwache der SA. und SS.
an der Grabſtätte.
Am 15. Todestage des unvergeßlichen Kampffliegers Manfred von Richthofen, fa
Begräbnisſtätte auf dem Berliner Invaliden=Friedhof eine eindrucksvolle Gedenkfeier
ſeiner
ſtatt.
Feierabend am Kamin.
Die Abiturienten, die jetzt die Schule verlaſſen, müſſen, bevor ſie von den Univerſitäten
aufge=
nommen werden, ſich in einem Werkdienſt=Halbjahr praktiſch betätigen. Man hofft, dadurch die
jungen Leute für den Lebenskampf vorzubereiten und gleichzeitig die Ueberfüllung der Hochſchulen
etwas zu vermindern.
geschichten aus aller Welt
Land ohne Kino.
(br) Sofia. Binnen kürzem wird Bulgarien das Länd ohne
Kinotheater ſein. Am 15. April tritt eine Deviſenbeſtimmung in
Kraft, nach der vorläufig bis zum 1. September Firma aus dem
Ausland nicht mehr eingeführt werden dürfen, weil die
National=
bank nur noch über 110 Millionen Lewa (33 Millionen Mark)
fremde Valuta verfügt. Die Filmtheater der Hauptſtadt kündigen
bereits die bevorſtehende Schließung an, die Preſſe tobt gegen die
„kulturfeindliche” Regierung, die Kinobeſitzer entſenden
Dele=
gationen — 2500 Menſchen werden brotlos, — die
Provinzgemein=
den, die bisher 25 Prozent der Eintrittseinnahmen wegſteuerten,
ſehen ſich um einen Hauptpoſten im Haushalt gebracht. Es wird
alles nichts nützen, denn Bulgarien hat keine Deviſen, bekommt
keine mehr und muß auj jede nicht lebensnotwendige
Ausländs=
einfuhr verzichten. Mit dem Radio ſtehts nicht beſſer. Keine Mark
und kein Franken wird mehr für Einfuhr von Radivapparaten
bewilligt, auch für Zubehörteile nicht. Und dabei hat der
Rund=
funk gerade im letzten Jahr einen vielverſprechenden Aufſchwung
genommen und erſt jetzt die Schallplatte verdrängt. Die Preiſe
für Grammophone, Radiögpparate, für Platten und Lautſprecher
ſchnellen in die Höhe, denn Zufuhr von draußen hat der Händler
nicht mehr zu befürchten und kann nun ſeine Lägerware zu „
kon=
kurrenzlos hohen Preiſen” verkaufen, ſolange der beſchränkte
Vor=
rat reicht. Kino und Radio ſind aber die „Kulturträger”
Bul=
gariens, ſind vor allem Träger deutſcher Kultur. Die deutſchen
Tonfilme ſind führend, nicht äbzuſchätzen iſt ihre Wirkung auf die
deutſchſprechenden Bulgaren, — nicht wenige Kinobeſucher, die
nur ungenügend Deutſch konnten, haben im deutſchen Tonfilm
ihre Sprachkenntniſſe erweitert. Das iſt möglich, weil der
Bul=
gare ein überaus reger Kinobeſucher iſt. Für 15 Lewa (45
Pfen=
nig) kann er zwei Abendſtunden verbringen, billiger und
be=
kömmlicher als im raucherfüllten Kaffeehaus oder in der Kneipe.
Und er ſieht und hört, was draußen in der Welt vorgeht, fühlt
ſich mit ihr verbunden. Aehnlich der Rundfunkhörer, der hier
be=
ſonders die Prögramme der deutſchen Sender ſchätzt. Vom
bul=
gariſchen Rundfunkſender läßt ſich nur ſagen, daß er arm iſt, das
lobenswerte Werk einer begeiſterten Baſtlergemeinde, die ihre
Programme mit Schallplatten durchführt und mit Sehnſucht auf
den Tag wartet, da der bulgariſche Staat einen eigenen Sender
erſtellen wird. Vorläufig zieht man es vor, Europa zu hören,
wenn man einen Empfänger hat oder ſich noch ſchnell einen kaufen
kann. In ein paar Wochen wird der letzte Apparat verkauft ſein!
Neue dürfen nicht eingeführt werden.
Im Zuge dieſer „Kultur=Aütärkie” liegt auch die
Einfuhrbe=
ſchränkung auf fremde Beſucher, die, ſicherlich ungewollt, zu einem
weiteren Schlag gegen den deutſchen Kültureinfluß wird. In
Zukunft dürfen nur noch 50 v. H. der bisher eingeführten Bücher
und Zeitſchriften aus dem Ausland bezogen werden. Die
Leidtra=
genden ſind die bulgariſchen Wiſſenſchaftler aller Fakultäten, die
zum größten Teil ihr Wiſſen auf deutſchen Lehrſtätten bezogen
haben und ſich mit großen Opfern durch den Bezug deutſcher
wiſſen=
ſchaftlicher Werke fortbilden. Auch ihnen werden Schwierigkeiten
bereitet — der Staat hat keine Deviſen, drum erklärt er Bücher
als entbehrlich und verbietet ihre Einfuhr.
Was wird Bulgarien tun? Eine eigene Filminduſtrie gibt
es nicht. Zwei oder drei „bulgariſche” Filme ſind raſch von der
Leinwand verſchwünden und haben den Unternehmern Verluſte
gebracht. Radioapparate ſollen gebaut werden, ein neuer
In=
düſtriezweig tut ſich auf! Gewinnen werden die —
Reparaturwerk=
ſtätten, denn die „Güte” der einheimiſchen Radivapparate wird
mit der der bulgariſchen Telephonapparate wetteifern können, die
durch ein tſchechiſches Unternehmen hergeſtellt werden und dem
Fernſprechteilnehmer und der Poſt Quelle ſtändigen Aergers ſind.
Die „Kultur=Autarkie” wird allerdings den Buchüberſetzern neue
Arbeitsmöglichkeiten ſchaffen. Die im Umlauf befindlichen
aus=
ländiſchen Bücher wiſſenſchaftlichen Inhalts werden ins
Bul=
gariſche überſetzt werden, da man ſie nicht entbehren kann. Und
mancher Prozeß wird wegen dem verletzten Urheberrecht entſtehen,
das in Bulgarien nicht ſonderlich geachtet wird. Es gibt heute
ſchon hunderte Bücher aller Sprachen in bulgariſcher Ueberſetzung,
ohne daß Verfaſſer und Verleger im Ausland eine Ahnung davon
haben.
Der Günſtling Makkhias Corvinus.
(avk) Budapeſt. Im jietten, ſeit einigen Wochen überall
hörbaren Liedchen, will die Katharina lediglich am Sonntag
immer wieder mit ihrem Herzallerliebſten durch den Saal tanzen.
Manche Katharina hat aber höhergeſteckte „Roſinen” im
Köpf=
chen. So das „Kätchen von Budapeſt”, Frau Katharina Erös.
Sie wandte ſich vor einiger Zeit mit zwei nicht gerade
alltäg=
lichen Bitten an das Gericht von Szolnok. Die hochwohllöbliche
Behörde möge dafür ſorgen, daß die Gnädigſte ihren
Adels=
titel einerſeits, und andererſeits ihre Güter wiederbekomme. All
das wurde nämlich anno dazumal ihrem Ahnherrn Georgius
Erös verliehen, dem wackeren und getreuen Hofſtallmeiſter
perſönlich
Man muß ſchon etwas weiter zurückblättern in dem
Ge=
ſchichtsbuch, da nämlich zum XV. Jahrhundert Matthias I.,
König von Ungarn bekannt unter dem Namen „Corvinus”,
ſein ſüdöſtliches Reich von 1458 bis 1490 regierte. Er war der
Sohn des erſten Reichsverweſers der ungariſchen Geſchichte,
be=
ſtieg den Thron mit knappen fünfzehn Jahren, und kämpfte
ſiegreich gegen Friedrich III., gegen die Türken, ſowie gegen
die Böhmen. Unter Matthias gehörten „nur” Schleſien, Mähren
und die Lauſitz zu Ungarn, außerdem eroberte der gekrönte
Feld=
herr 1485 Wien. Nimmt man noch hinzu, daß ihn ſein Volk
abgöttiſch liebte und „Matthias den Gerechten” nannte, wird
man ſchon verſtehen, daß die unverändert königlichen ungariſchen
Gerichte dem Angedenken des großen Nationalhelden auch
anno 1933 die entſprechende Verehrung entgegenbringen. Dieſe
Hochhaltung der Tradition ſoll jetzt der oben genannten, in recht
kümmerlichen Verhältniſſen lebenden Katharina zugute kommen.
Aus den Dokumenten der Bittſtellerin geht nämlich
einwand=
frei hervor, daß Matthias ſeinem verdienten Diener um 1480
herum ausgedehnte Beſitztümer im Komitate Jazygien=
Groß=
kumanien=Szolnok (dem Regierungsbezirk, der ſeit Jahrzehnten
ſtets den Grafen Apponyi ins Parlament ſchickte!) vermacht und
den ſchneidigen Chef der kgl. ungariſchen Stallungen in den
erb=
lichen Adelsſtand erhoben hatte. Wieſo warum und weshalb
die Nächkommenſchaft des höfiſchen Würdenträgers ſpäter
ent=
adelt worden iſt, konnte bislang nicht feſtgeſtellt werden. Wohl
gelang aber der Antragſtellerin für „Wiedergutmachung” zunächſt
vor der erſten Inſtanz die Erbringung dokumentariſcher
Be=
weife, daß kriminelle Delikte gegen die Familie Erös niemals
vorgelegen haben. Demnach beſteht die Möglichkeit, daß ſowohl
die Entadelung als auch die Beſchlagnahme der Güter auf die
Verkettung von unglücklichen Zufällen zurückzuführen ſind. Und
ſo wäre die Behörde theoretiſch gern bereit, den Willen von
Matthias Corvinus zu reſpektieren und das dem ehrwürdigen
Geſchlechte derer von Erös widerfahrene Unrecht ganz im Sinne
des „Gerechten” aus der Welt zu ſchaffen. Leider hat aber Frau
Katharina die entſprechenden Papiere zu einer reichlich
ungün=
ſtigen Zeit aufgeſtöbert. Die jetzige ungariſche Regierung iſt
kaum in der Lage, Güter zu verteilen, und das jetzige Oberhaupt
des Rumpflandes darf weder neue Adelstitel verleihen, noch
einen alten beglaubigen. So muß Katharina eben warten, bis
ein kommender Magyarenkönig durch Eroberung fremder (
viel=
leicht nicht ſo ganz „fremder”!!!) Provinzen techniſch in die
Lage verſetzt wird, auch den Fall Erös in Ordnung zu bringen.
Bis dahin wird wohl der Reichsverweſer mit einer milden
Gabe helfen
Der Herr „Leuknank h. C."
(k) New York. Daß ehrenwerte Männer, die etwas Großes
geleiſtet haben, durch Ernennung zum Ehrendoktor oder Profeſſor
auch äußerlich geehrt werden, iſt ſozuſagen eine
Selbſtverſtändlich=
keit. Man kann auch Politiker und Wirtſchaftsführer zu Räten
allerlei Abſchattungen befördern. Und die ganz Großen werden
eben Ehrenbürger ihrer Vaterſtadt. Das geht alles in Ordnung;
das iſt gut und ſchön ſo, daß aber ein durch und durch „
ziviliſti=
ſcher” Zivilherr in Anerkennung ſeiner Verdienſte zum „
Ehren=
offizier” erhoben wird, dürfte im alten Europa kaum vorkommen.
Das in Chicago ſtationierende Feldartillerie=Regiment Nr. 404
führte jetzt dieſe Neuerung ein, indem es einen ſchlichten Bürger,
ntoch dazu einen Ausländer, zum Ehrenleutnant beförderte. Einen
Ungarn, Herr Johannes von Kurucz.
Man ſtelle ſich folgendes vor: Der Herr
Regimentskomman=
deur hält Offiziersbeſprechung ab. „Stehn Sie bequem, meine
Herren,” meint der Oberſt, „wir kommen jetzt zum letzten Punkt
der Tagesordnung. Miſter Kurucz, Magyare, ſeines Zeichens
Ton=
dichter, hatte die Freundlichkeit, unſerem tapfern Field=Artillery=
Regiment einen ſchmiſſigen Regimentsmarſch zu widmen. Die
Kompoſition iſt geradezu wundervoll, nicht wahr, meine Herren?”
— „Zu Befehl, hes, Herr Oberſt”, meinen die im Halbkreis
Ver=
ſammelten ſporenklirrend. — „Na alſo, rührt Euch”, fährt der
Regimentspapa fort, „der Marſch macht uns alle Ehre. Da wollen
wir auch dem Komponiſten alle Ehre machen und ihn zum
Ehren=
leutnant unſeres tapferen Regiments befördern. Einverſtanden?‟
— „Des, Herr Oberſt”, ertönt es abermals im Chor. — „Darf ich
dann Miſter Kurucz bitten, vorzutreten, um die
Beförderungs=
urkunde?! . . " Der Oberſt kann kaum zu Ende ſprechen, da ſchlägt
Miſter Kurucz die Hacken zuſammen und meldet mit einer Stimme,
daß den Yankees Hören und Sehen vergeht: „Herr Oberſt, kgl.
un=
gariſcher Huſarenoberleutnant v. Kurucz, meldet gehorſamſt ſeine
Ernennung zum Ehrenleutnant des 44. Feldartillerie=Regiments
von Chicago!”
Der Augenblick muß köſtlich geweſen ſein! Alte
Militärſol=
daten ſind erſtaunt und die Herren Offiziersſoldaten müſſen ſich
beſtimmt nicht wenig wundern über die „Degradierung” des
Ober=
leutnants im Weltkriege zum Ehrenleutnant der Nachkriegszeit!.
Hauptſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſſeton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr C H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
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agesſiegel 1i Buld und
AA
2z. April 1933
Nummer 17
Im Rindergarten
der Dzeanrieſen
Wo die großen Dampfer ſchwimmen lernen
Der Beſucher, der hier eintritt und auf dem Waſſer in
der Nieſenhalle die kleinen Kähne und Boote ſchaukeln ſieht,
wird kaum glauben, daß dieſe Waſſerfahrzeuge keine
gewöhn=
lichen Paddel= und Nuderboote ſind, ſondern Seeſchiffe
und Ozeandampfer, die RNieſcn der Meere.
Dieſe Nieſen ſind hier allerdings in ihrer erſten Jugend,
man könnte ſagen, in ihrem Säuglingsalter zu ſehen. Sie lernen
ganz einfach ſchwimmen. Die Pfleger, Ammen und Doktoren
ſind die Herren Ingenieure dieſer Anſtalt. Sie unterſuchen die
die Kinder der Ozeanrieſen,
ſon=
dern die Modelle der
kom=
menden Seegiganten,
die hier, noch bevor ſie in Bau
genommen werden, auf ihre
Fähigkeiten unterſucht werden.
Sonſt wäre ja auch ein
Schiff=
bau, der Millionen verſchlingt,
ein recht koſtſpieliges
Unter=
nehmen, wenn man erſt aus der
Praxis erſehen müßte, welche
Mängel der Bau aufweiſt. Ein Ein Flugbootmodell wird zum
Nieſendämpfer wird nicht nur
auf dem Papier ausgedacht und
berechnet, er muß auch als
Mo=
dell in den Kindergarten gehen und in die Schule zu dem
ſtren=
gen Lehrer. — Ein Ozeanſchiff, das draußen auf hoher See
ge=
waltige Dimenſionen hat, iſt hier nur ein winziges Kähnchen,
aber mehr als anderswo trifft hier das Wort vom Hänschen
Schleppwagen gebracht, nachdem der Schwerpunkt durch Gewicht
an die richtige Stelle gelegt iſt.
Waſſer befindlichen Ceile wie Aufbauten, Maſte,
Schorn=
ſteine haben bei dieſen Verſuchen keinen Einfluß und
wer=
den deshalb nicht mit abgebildet. Die günſtigſte Form für ein
beſtimmtes Modell zu finden, iſt oft ein ſchwieriges Problem für
den Schiffsbauingenieur. Monatelang muß er oft ſeine
Ver=
luche anſtellen. Jede Form unterliegt anderen Geſetzen und
bedingt andere Schraubenkonſtruktion. Die Stelle, an der die
Schrauben angeſetzt werden, muß ganz genau unterſucht werden,
denn eine Verſchiebung um wenige Sentimeter kann ſich beim
Original in einer manchmal ſehr bedeutenden
Leiſtungs=
verminderung auswirken.
Die Verſuche, die in oft ſchwieriger Kleinarbeit gemacht
werden, beziehen ſich aber nicht nur auf die Leiſtungsſteigerung
aller für die Schiffahrt verwendeten Fahrzeuge. Viel
wich=
tiger iſt die Konzentration auf die Sicherheitsfrage. Das
Moment der Sicherheit, die abſolute Gewähr
da=
für, daß der Kapitän mit ſeiner Beſatzung und ſeinen
Paſ=
ſagieren im vollen Vertrauen auf die Güte des Materials
Der fertige Ozeaurieſe, bei dem
alle Erfahrungen der
Verſuchs=
anſtalt Anwendung gefunden
haben. Das Moment der
Sicher=
heit iſt das einzige, was noch an
ſeine Paraffinkindheit erinnert.
Mit den verſchiedenen Schrauben erzielt man eine
ver=
ſchiedene Wirkung. An den Modellen wird das ganz
genau unkerſucht und ausprobiert.
und der Konſtruktion ſeines Schiffes die Fahrt antreten kann,
wurzelt im weſentlichen in der Arbeit jener Anſtalt. Schon aus
dieſem Grunde verdient ſie eine Würdigung.
Intereſſant iſt noch die Catſache, daß in der
Verſuchs=
anſtalt nicht nur Schiffsmodelle hergeſtellt und ausprobiert
werden, ſondern auch ſolche von Flugzeugen, ſofern es ſich
um die ſogenannten Flugboote handelt. Die einzelnen
Abteilungen muten mit ihren Schiffen und Schiffsteilen oft
wie ein Muſeum für Schiffahrtskunde an, nur mit dem
Unter=
ſchied, daß es
lebendiges Muſeum iſt.
Der erſte Schwimmverſuch.
Säuglinge im erſten Abſchnitt ihres Lebens, ob ſie den in ſie
geſetzten Erwartungen einmal entſprechen werden, ob ſie kräftig
genug im Körperbau und geſchmeidig genug in der Figur
ſind, um den Strapazen eines ſpäteren, Lebens und dem Kampf
mit den Elementen gewachſen zu ſein. Dieſe Boote und Kähne,
die, aus Paraffin geformt, den Widerſtand des Waſſers
der Schlepprinne überwinden, müſſen ja ſpäter mit den Wellen
des Meeres um ihre Exiſtenz ringen. Es ſind in der Cat nicht
Hier wird die Form, in der das Modell des Schiffes aus
Paraffin gegoſſen wird, in Con ausgehoben.
und Hans zu. Was der Große
ſpäter leiſtet, muß der Kleine
ſchon in ſich haben. Häufig iſt das
Gewicht des kleinen
Modell=
ſchiffes nur der tauſendſte Ceil
vom Gewicht ſeines großen
Vorbildes. Das macht aber
nichts, denn die Waſſermenge
der Schlepprinne in der
Ver=
ſuchshalle der Preußiſchen
Verſuchsanſtalt für
Waſſerbau und
Schiff=
bau im Berliner Ciergarten
iſt ja im Verhältnis zu den
gro=
ßen Ozeanhäfen auch nur ein
Cröpfchen.
Die Modelle der großen
Schiffe entſprechen in ihrer
Unterwaſſer=Form genau der
der großen Koloſſe. Die über
ERNST MeferrPRRNST
der Mann und ſein Volk.
Ernſt Moritz Arndt iſt zwar als ſchwediſcher
Untertan auf der Inſel Rügen geboren, aber in
ſeinem ganzen Denken und Empfinden hat er
ſich immer deutſch gezeigt, vielleicht aus einem
gernäniſchen oder nordiſchen Gefühl heraus. —
Wir würden heute von ihm ſagen, daß er ſtark
ſozial fühlte und dachte. Bereiss 1805 hatte er
als Dozent an der damals noch ſchwediſchen
Univerſität Greifswald ſeine „Geſchichte der
Leibeigenſchaft in Pommern und Nügen”
er=
ſcheinen laſſen, die den König von Schweden
1806 zur Aufhebung dieſer unwürdigen
Ein=
richtung in Pommern veranlaßte. Arndt konnte
von dieſen Suſtänden ein treffendes Bild
ent=
werfen, denn ſein Vater war noch als
Leib=
eigener geboren.
Als Schüler Sichtes hatte Arndt in den
1790er Jahren in Jena ſtudiert und hier die
entſcheidenden Anregungen für ſein ferneres
Wirken empfangen. Nach dem ſchmachvollen
Frieden von Luneville erwacht ſein
deutſch=
vaterländiſches Bewußtſein zur Cat, und in
ſeinem „Geiſt der Seit” ruft er noch als
ſchwediſcher Univerſitätslehrer das deutſche
Volk mit flammenden Worten auf zum Kampfe
gegen Napoleon, in dem er einen Dämon, ein
tauſendköpfiges Ungeheuer ſieht, das die ganze
Welt verſchlingen will, und er ſchildert den
Cyrannen als den „Fürchterlichen, der ſich durch
Blut und Elend von Hunderttauſenden ſo groß
ſpielt, den kühnen Ehrgeizigen, der bald fühlte,
daß er ſelbſt Geſetz ſein könne‟. Wie fein und
pſychologiſch erfaßt gibt er uns Napoleons
Charakterbild: Die ernſte Haltung, des Südens
tiefverſtecktes Feuer, das ſtrenge
erbarmungs=
l.ſe Gemüt des korſiſchen Inſulaners, mit
Hin=
terliſt gemiſcht, eiſerner Sinn, der furchtbarer
ſein wird im Unglück als im Glück, innen tiefer
Abgrund und Verſchloſſenheit, außen Bewegung
und Blitzesſchnelle; dazu das dunkle
Verhäng=
nis der eigenen Bruſt, der große Aberglaube
des großen Menſchen an ſeine Parze und an
lein Glück, den er ſo auffallend zeigt — dieſe
gewaltigen Kräfte, von einer wild begeiſterten
Seit ergriffen und vom Glück emporgehalten,
wie mußten ſie ſiegen! . . . Furchtbarer iſt kein
Mann den Fürſten und Völkern. Er iſt dem
Weltmeere gleich, das ewig hungrig Bäche
und Ströme in ſich verſchlingt und keinen
Cropfen zurückgibt.”
Während er mit hinreißendem, heiligem
Eifer zum Kampfe gegen Napoleon rief, war
er mit einem ſchwediſchen Offizier, der ſich
weg=
werfend über Deutſchland geäußert hatte, in
Streit geraten, und im Duell mit ſeinem Gegner
hatte er ſchwere Wunden davongetragen.
Napoleon ächtete den kühnen, unerſchrockenen
Mann, und Arndt mußte nach Schweden
flüch=
ten. So war er aus ſeiner’ akademiſchen Wirk=
ſamkeit herausgeriſſen, aber der Kampf gegen
den Feind Deutſchlands blieb ſeine große
Auf=
gabe. Seine Worte werden Flammen und
Schwerter, und er ruft nach Männern, die der
Seit gewachſen ſind, die nicht jammern, ſondern
handeln. Volksredner, Prophet, Ankläger und
Prediger iſt dieſer heimatlos gewordene
Greifs=
walder Profeſſor. Seine Worte wecken Unruhe,
die Lauterkeit ſeiner Geſinnung, die Macht der
haßbeſeſſenen Beredſamkeit weckt die heimlich
ſchwelenden Slammen. Sichte und Arndt ſind die
großen Vorbereiter der kowmenden
Volks=
erhebung, ihre Worte entzünden in der Nacht
der Kleingläubigkeit und der Hoffnungsloſigkeit
zuerſt das zage Morgenrot einer ſehr langſam
ſich vorbereitenden Freiheit, und wir fühlen mit
Arndt Schmerz und Schmach, wenn wir ſeine
Worte hören: „Alle Deutſchen hatten Leid zu
tragen um den Untergang des uralten und
heili=
gen Reiches der Germanen, um die Vernichtung
der Geſetze, die Vertilgung der Sprache, die
Verderbnis der Sitten, die Schmach und das
Elend des Volkes; aber nicht alle hatten gleich
Großes verloren. Das Nei., und ſeine
Herr=
lichkeit hatten viele deutſchen Herzen ſchon lange
nicht gefühlt; was ſollten ſie betrauern, was ſie
kaum gekannt? Die meiſten hatten ſich
ver=
einzelt; als Bürger kleiner Staaten, als
Ceil=
nehmer kleiner Verhältniſſe, Geſchäfte und
An=
ſichten hatten ſie nichts Großes zu verlieren
ge=
habt; gewohnt, Mächtigeren zu folgen und durch
die Beſchlüſſe der großen deutſchen Staaten
be=
ſtimmt z werden, empfanden viele die
Herr=
ſchaft der Fremden kaum als Unglück. Anderes
widerfuhr den Preußen: Sie hatten einen großen
Namen, einen unſterblichen Nuhm verloren; ſie
konnten ohne Ehre nicht mehr glücklich ſein.
Auch die noch vor einigen Jahren ſo mit
hin=
gedämmert und hingeträumt hatten, waren aus
der ſchweren Starrſucht erwacht: alle fühlten
das Unglück, aber bitterer fühlten ſie die
Schande; ſie trauerten, aber ſie zürnten noch
mehr. Napoleon hatte gemeint, der preußiſche
Staat ſei durch die grauſamen Bedingungen, die
er gemacht hatte, durch die Gewalt, die er ſich
wider alle Creue der Verträge genomt. en, ge=
wg zermalmt, er könne ihn zerriſſen mir ſo
liegen laſſen, bis die Seit da ſei, ihn ganz zu
vernichten. Napoleon hatte recht, ſoweit ein
gemütloſer Menſch, der die Menſchheit nur nach
ihren Schwächen und Laſtern beurteilen kann,
die Welt verſteht; die Gefahr, welche
in einer niedergetretenen Ehre
droht, konnte er nicht ermeſſen.”
So kennzeichnete Arndt die ſeeliſche Situation
jener Seit des preußiſchen Niederbruches mit
ſchlichter Anſchaulichkeit. Was Arndt zu ſagen
hat, ſagt er in der Sprache des Volkes, ſchlicht
und bildhaft. Der Dichter faßt Sorn,
Begei=
ſterungen und Hoffnungen ſeines Volkes mit
Benutzung altertümlicher Formen zündend und
begeiſternd zuſammen. Auch der Haß braucht,
wie die Liebe, poetiſche Formung. So iſt das
Lied „Der Gott, der Eiſen wachſen ließ”, die
Eingebung einer glücklichen Stunde.
Die deutſchen Helden werden dem Volke
bündig und klar gezeichnet vor Augen geſtellt.
Schill und Dörnberg, die unglücklichen Opfer
der erſten Erhebungsverſuche, ſind neben einem
Gneiſenau Siguren, wie ſie der Dichter braucht.
Auch der alte Blücher iſt in bunter
Holzſchnitt=
manier gezeichnet in dem Liede „Was blaſen die
Crompeten”
Als Schill in Stralſund unter franzöſiſchen
Kugeln fällt, ruft der unerſchrockene Dichter
von neuem zum Kampf gegen Napoleon, den
„Freiheitsdieb‟
Arndt kannte nicht mehr das dynaſtiſche
Ge=
fühl jener Seit. Er hängt keinem Fürſten und
keinem Fürſtenhauſe an. Preußen iſt der Neprä=
Nach einer zeitgenöſſiſchen Karikatur (Napoleon als Nußknadter)
ſentant Deutſchlands, nichts weiter. So ſchuf
Arndt das erſte „großdeutſche Lied” denn „Das
ganze Deutſchland ſoll es ſein”, wie die Frage
beantwortet wird: „Was iſt des Deutſchen
Vaterland?”
Arndts Lieder und Schriften hatten den
Kampfwert ganzer Regimenter, und Napoleon
wußte wohl, warum er dieſen Mann zu haſſen
und zu fürchten hatte, der 1809 unter falſchem
Namen nach Preußen zrückgekehrt und mit
Stein, Blücher, Gneiſenau und Scharnhorſt in
Verbindung getreten war. Sein „Kurzer
Kate=
chismus für deutſche Soldaten”, ſeine Flugſchrift
über Landwehr und Landſturm, ſein Nachweis,
daß der Vhein „Deutſchlands Strom, nicht
Deutſchlands Grenze” ſei, ſeine „
Auseinander=
ſetzung über Germanien und Europa”, alle dieſe
Flugſchriften tragen in ihrer faſt bibliſchen
Ein=
falt doch einen großen und männlichen Sug in
ſich. Das Feuer einer reinen Hingabe an eine für
recht erkannte Idee hat hier alle Schlacken
aus=
geglüht, und man weiß genau, daß der
Patrio=
tismus eines Arndt nur auf dem Ethos, nicht
auf Profit oder irgendeiner äußeren
Proſperi=
tätsmöglichkeit beruht.
Als der große Kampf des Volkes um ſeine
Freiheit und Selbſtändigkeit gewonnen war
und die üble Demagogenriecherei einſetzte, die
eine der unerfreulichſten Kapitel deutſcher
Ge=
ſchichte darſtellt, da wurde auch Arndt, den der
preußiſche König als Profeſſor an die
neu=
errichtete Bonner Univerſität berufen hatte, den
Machthabern der Neaktion verdächtig, und der
getreue Eckart des deutſchen Volkes wurde vom
Amte entfernt. Erſt nach über 20 Jahren hat
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen dieſes
bittere Unrecht wieder gut gemacht.
In den unruhigen Seiten des Vormärz, als
politiſche Deſperados und Heißſporne die
Flam=
men der Unruhe und Empörung ſchürten,
ge=
hörte Arndt zu den beſonnenen Elementen, die
alle ſozialiſtiſchen Odeologien ablehnten und
ſehn=
lich ein großes, geeintes Deutſchland unter einer
Monarchie erhofften. Im Sturmjahr 1848
wurde der greiſe Arndt als Kandidat des 15.
rheinpreußiſchen Wahlbezirkes aufgeſtellt, und
ſo wählte ihn der Kreis Solingen als
Ab=
geordneten in die Frankfurter
Nationalver=
ſammlung. Das geſamte Parlament grüßte
den nordiſchen Necken in feierlicher Vollſitzung.
Arndt verzichtete darauf, mit großen Neden
hervorzutreten. Wenn er gelegentlich das
Wort nahm, tat er das in ſeiner knappen,
volkstümlichen Weiſe. Er träumte von einer
deutſchen Kaiſerkrone.
Ueber 90 Jahre alt, iſt Arndt am 29.
Januar 1860 abberufen worden. Er, der
Seit=
genoſſe Friedrichs des Großen. Seine Geſtalt
ragt bis in unſere Cage hinein. Sein Leben und
Wirken war fruchtbar wie bei wenigen
an=
deren Menſchen.
Kurt Siemers.
Anekdote.
Als Maria Chereſiens Schwager, dem
Crinker und Nicht=Strategen Karl von
Loth=
ringen vom Alten Fritz bei Leuthen gründlich
heimgeleuchtet worden war, fand man eines
Morgens in ganz Wien — ſogar an der
Hof=
burg — ein köſtliches Spottblatt angeſchlagen.
Es ſtellte den Prinzen und die Generale
Daun und Madasdy vor einer Weinflaſche
ſitzend dar. Daun ſagte: „Mit Verſtand und
Mut”, Nadasdy: „Mit Schwert und Blut”,
und der Prinz, der auf die Flaſche deutete: Der
Wein iſt gut.‟ Darob große Erregung in Wien.
Die Polizei wütete und ſetzte 500 Dukaten für
die Entdeckung des „Frevlers” aus. Aber ohne
Erfolg; nur fand man am andern Morgen an
denſelben Stellen einen neuen Settel folgenden
Inhalts:
„Wir ſind unſer vier
Ich, Cinte, Seder und Papier;
Keines von uns wird das Andre verraten.
Ich pfeife auf deine 500 Dukaten.”
Die Cragödie des
Wunder=
kindes Jacque Crichton.
Von Leo Matthias.
I.
Sugrunde gehen kann jeder. Aber durch ein
Uebermaß von Geſundheit umzukommen — wie
jene Nennpferde, die ſich im Lauf ihre
Muskel=
bänder zerriſſen, weil die Kraft ſtärker iſt als
das Fleiſch — dieſer Cod trifft nur wenige.
Es iſt daher zu verſtehen, daß man die
Ge=
ſchichte Jacque Crichtons einige Jahrhunderte
lang nicht vergeſſen konnte. Cragik iſt ſeltener
als der Nuhm, und daß beides ſich verbindet,
und noch dazu im Leben eines Kindes, dafür
gibt es im letzten Jahrtauſend nur dieſes eine
Beiſpiel.
II.
Ganz im Gegenſatz zu jenen unzähligen
Kin=
dern, die mit zehn Jahren berühmt und mit
Zwanzig vergeſſen ſind, verlief die Nuhmeskurve
Jacque Crichtons von ſeiner Kindheit ab
auf=
wärts.
Crichton beſtimmte bereits mit zehn Jahren
ſeine Studien ſelbſt. Aber ſeine Eltern,
ſchot=
tiſche Adlige aus der Grafſchaft Perth, waren
geneigter, ſeine Neit= und Sechtkünſte zu
be=
wundern als jene erſtaunlichen geiſtigen
Fähig=
keiten, durch die er ſchon damals in Edinborough
Aufſehen erregte. Als ſie da eines Cages
hörten, daß ihr Sohn einen berühmten Fechter
Schottlands beſiegt hatte, hielten ſie ſeine
Aus=
bildung für beendet und ließen ihn
zurück=
kommen.
Crichton kam, erklärte aber noch am gleichen
Cage, nicht vierundzwanzig Stunden zu bleiben,
falls man ihm nicht erlaube, zum Abſchluß ſeiner
Studien nach Paris zu gehen. Widerſtrebend
wurde es ihm geſtattet.
Kurz darauf verläßt der Fünfzehnjährige,
nur von einem Diener begleitet, Schottland und
betritt — vollkommen unbekannt, wr mit
einigen Empfehlungen in der Caſche — an
einem Herbſttag des Jahres 1575 den Kontinent.
In Paris angekommen, mietet er drei
Simmer, ſendet ſeinen Diener ſofort zu einem
Drucker, der eine Stunde ſpäter auch erſcheint,
und gibt ihm einen beſchriebenen Settel mit dem
Auftrag, den Cext eiligſt zu ſetzen.
Swei Cage ſpäter hing an ſämtlichen Cüren
ſämtlicher Colleges von Paris der Anſchlag:
daß Jacque Crichton, Edelmann, gebürtig aus
der Grafſchaft Perth in Schottland, bereit ſei,
jedem, der dazu Luſt verſpüren ſollte, ſich mit
ihm zu meſſen, auf irgendwelche Fragen in zwölf
Sprachen, und zwar in Vers oder Proſa, Nede
und Antwort zu ſtehen.
Niemandem fiel es ein, die Ankündigung
ernſt zu nehmen.
III.
Frau v. Rompart war dreiundzwanzig
Jahre alt, Frau des berühmten Grammatikers,
und ebenſo bekannt durch ihre Häßlichkeit wie
durch ihre Sammlung von Volkstrachten und
Spitzen.
Sie hörte von Crichton durch den Abbé
Corde und machte ſofort den Vorſchlag, die
Herausforderung anzunehmen.
„Wieviel Sprachen beherrſchen Sie, Corde?"
„Griechiſch, Lateiniſch, Hebräiſch,
Ara=
mäiſch, Italieniſch und etwas Spaniſch.”
„Das ſind mr ſechs. — Ich werde mit
Herrn v. Nompart ſprechen. Wir werden ein
Komitee bilden, in dem Kenner aller Sprachen
und Wiſſensgebiete vertreten ſind.”
Der Grammatiker Nompart lachte und
lehnte dieſen Vorſchlag ab.
Corde aber beſuchte am nächſten Morgen
Crichton.
TV.
Weder Frau v. Nompart noch irgend
jemand anders wurde von dem Inhalt dieſes
Geſprächs unterrichtet. Aber Corde
verwen=
dete ſich ſeit jenem Augenblick mit ſolchem Eifer
für das Zuſtandekommen der Diskuſſion, daß
Frau v. Nompart an Crichtons
Bereitwillig=
keit, mit nackten Knien zu erſcheinen, nicht
mehr zweifelte. Sie war mit Corde ſehr
zu=
frieden. Die Diskuſſion ſchien geſichert. Vier
ſeiner Freunde erklärten ſich ſchließlich bereit,
die Herausforderung anzunehmen.
Der Cermin des Wettſtreits wurde
Crich=
ton daraufhin ſchriftlich mitgeteilt. Gleichzeitig
fragte man an, ob er bereit ſei, auf — 1500
Fragen Nede und Antwort zu ſtehen.
Crichton erwiderte noch am gleichen Cage, —
und dieſe Antw .t erregte vielleicht noch
größeres Aufſehen als der Anſchlag an den
Colléges. Crichton erklärte, daß ihm die Sahl
der Fragen vollkommen gleich ſei; es handle
ſich hier nur um eine „affaire du temps et non
pas d’étude”, und falls man ihm zweitauſend
Fragen vorlegen wolle, ſo ſei er damit auch
einverſtanden, geſetzt, daß es dem Publikum
nicht langweilig würde.
Corde triumphierte. Er lief mit dem Brief
ſofort zu Frau v. Nompart. Frau v. Nompart
zeigte ihn Scaliger, der ſich zufällig in Paris
aufhielt, und dieſer berühmte Philologe des
16. Jahrhunderts wurde durch die Kühnheit
Crichtons ſo gereizt, daß er erklärte, ſich an dem
öffentlichen Frageſpiel zu beteiligen. Durch
dieſe Bereitſchaft empfing der Fall Crichton
plötzlich ſeine Sanktion. Gelehrte aller
Wiſ=
ſenszweige drängten ſich dazu, an dieſer
Diskuſ=
ſion teilzunehmen. Schließlich waren es
drei=
undvierzig Männer (unter ihnen auch Herr
v. Nompart), die ſich zu einem Komitee
ver=
einigt hatten.
Keiner wußte, daß der Gegner fünfzehn
Jahre zählte. Srichton verließ nicht ſein
Woh=
nung, und Corde ſchwieg.
V.
Am vereinbarten Cage war das Auditorium
maximum des Sollége de Navarre derartig
überfüllt, daß man die Cüren offenließ, um
den=
jenigen, die auf dem Flur ſtehen bleiben mußten,
wenigſtens die Möglichkeit zu geben, die
Dis=
kuſſionsredner, die ſie nicht ſehen konnten, zu
hören.
Man hatte ſogar einige Frauen zugelaſſen.
Die ſaßen links vom Katheder, unter den
weiß=
getünchten Bogen einer Galerie, die ſich um den
dunklen Saal zog. Unmittelbar unter ihnen
hatten die Gelehrten ihre Plätze, während der
Naum rechts vom Katheder, dort wo die Fenſter
lagen, für Crichton frei blieb.
Aber Crichton kam nicht. Man wartete
zehn Minuten, fünfzehn Minuten. Man fing
an, zu trampeln. Es waren etwa zwanzig
Minuten vergangen, als die öffentliche Stimme
ſchließlich ſeinen Namen in den Saal rief.
Atemlos ſprang er auf das Podium.
Es war nicht nur Frau v. Nompart, die
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mit
Der junge Mann Ole Berndt, ein ebenſo
begabter wie unbekannter Schriftſteller, war
der Anſicht, daß dieſer Cag gleichſam die erſte
Fanfare des Frühlings ſei. Aus geballten
Wol=
ken knallte ein unwahrſcheinliches Blau; die
Kindermädchen und Arbeitsloſen auf den
Bän=
ken im Park legten genießeriſch die Köpfe
zu=
rück, als wollten ſie die Sonne förmlich
ein=
ſchlürfen; die Kinder rannten mit langen Beinen
hinter ihren bunten Neifen her, und, ehe Ole,
der Cräumer, ſich deſſen verſah, hing ihm ein
zappelndes Etwas mit heißen Wangen vor der
Bruſt und ſtammelte Entſchuldigungen. Ole löſte
das Mädelchen, das ihm wie ein Falter
ange=
flogen war, aus der ungewollten
Umklamme=
rung und, wahrhaftig, er hob es hoch und küßte
es, ehe er es laufen ließ. Er fühlte ſich ſo
wun=
dervoll leicht und glücklich heute, gar nicht wie
einer, der ſeine Miete noch nicht bezahlt hat,
ſeinen Sommeranzug unter dem ſchäbigen
Win=
terulſter trägt und für den Gerichtsvollzieher
ein gänzlich ausſichtsloſer Fall iſt.
Ole ſetzt ſich auf eine Bank, neben einen
dicken unraſierten Mann, der ausſieht wie ein
bleicher Kellerpilz und in einer Seitung von
vor=
geſtern lieſt, die er wahrſcheinlich gefundenn hat.
Links von ihm ſitzt ein altes reizloſes Mädchen
und knabbert Erdnüſſe aus einer Cüte. Den
Kopf weit zurückgebogen, träumt er in die
Wol=
ken hinein: da ſind Hügel und blühende Gärten,
weiß und roſa, wie eine rheiniſche Landſchaft
im Mai. Er ſpürt jetzt wirklich den zagen,
heimlichen Duft der Veilchen in der Naſe, er
kommt von der Seite der grauen Jungfrau her.
Ole wendet verwundert den Kopf . . da ſchrickt
er zuſammen, denn die Graue mit den Erdnüſſen
iſt verſchwunden, und ſtatt ihrer ſitzt da eine
junge Dame im Pelz, mit einem feinen
eben=
mäßigen Profil unter der fiederblauen Kappe
und lächelt ein wenig, als der Jüngling ſie ſo
verwundert aus grauen Augen anſtarrt und mit
einer haſtigen Bewegung den Mantel ſchließt.
Indeſſen ſpielt Bobby — vergaßen wir zu
ſagen, daß die junge Dame einen zottigen
Be=
gleiter hatte, mit ſchwarzen Brombeeraugen
und einem geheimrätlichen Backenbart? —
in=
deſſen alſo ſpielt Bobby im Sande unter der
Bank und bemüht ſich, ein kleines Bergwerk
anzulegen. Bei dieſer Cätigkeit landet er einen
tüchtigen Schub Erde in Oles Hoſenbein, und
ſeine Herrin muß den „böſen” Hund bei ihrem
Nachbar entſchuldigen. Der findet, daß Bobby
gar nicht böſe iſt; er iſt ihm ſogar ungeheuer
dankbar, denn nun kann er ſich von ſeiner
Ver=
zauberung erholen und ein paar Worte
ſtam=
meln. Sie kommen ihm ſelbſt unausſprechlich
töricht vor, aber — unbegreiflich — doch iſt
da ein friſcher, gutgeſchnittener Mund, der
dar-
auf antwortet, und der gehört zu einem kecken
Näschen und das wiederum zu einem Paar
brauner Augen und die zu einem wehenden
Lockenbüſchel über der linken Schläfe — und
alles zuſammen gehört zu dem entzückendſten
Mädel, das Ole je geſehen hat.
Hier könnte die Geſchichte enden, wenn es
nach der Praxis des Alltags ging, aber der
Frühling iſt den Dichtern wohlgeſinnt. Ole faßt
ſich endlich ein Herz, ein großes heißes Herz voll
Mut unter dem dünnen Sommeranzug und folgt
dem blauen Wunder. Er kennt einen Weg, der
in anderer Nichtung um den Schwanenteich
führt. Wenn er einen Bogen ſchlägt, muß er
auf der Birkenbrücke wieder mit ihr
zuſam=
mentreffen. Ganz zufällig natürlich. Er wird
den Hut ziehen und ſagen, was man in ſolchen
Fällen zu ſagen pflegt. Er fiebert bei dem
Ge=
danken, er hat ein bißchen Angſt und ſpricht
eine kleine Generalprobe in die Luft hinein:
„Geſtatten Sie, mein Fräulein..." Aber nein,
das iſt dumm. Das iſt albern. Er ſchenkt aus
Verlegenheit dem Bettler am Milchhäuschen
ſein letztes Geldſtück und macht lange Schritte,
wie um vor ſich ſelbſt wegzulaufen. Wie er ſo
vor ſich hinträumt, im Gehen, mit fernen kühnen
Augen und aufgeſcheuchten Empfindungen, da
widerfährt es ihm zum zweiten Male an dieſem
wunderlichen Cage, daß ein Craum zur
Wirk=
lichkeit gerinnt. Er hört plötzlich einen Schrei,
einen kleinen hohen Schrei. Er ſtürmt über den
Aſchenweg mit wehendem Mantel . . . . und
weiß nicht, wie es geſchehen iſt, daß er plötzlich
bis zu den Knien im Waſſer ſteht, mit einem
wilden Klopfen in der Bruſt, und auf ein
krei=
ſendes, zappelndes Etwas ſtarrt, das wenige
Meter vor ihm, doch unerreichbar, in dem
ſchwarzen Waſſerloch mit dem Code ringt.
„Bobby” ſchreit es hinter ihm, „Bobby” und
es durchſticht ihn dieſer Schrei wie mit Nadeln.
Er hämmert mit den Fäuſten auf das morſche
Eis, es bröckelt, aber ſeine Hände bluten, und
er ſinkt bis zur Hüfte ein. Der Hund wühlt und
rudert in ſeiner Codesangſt in dem Eisbrei und
verſucht, ſich an den Nändern feſtzubeißen; er
gurgelt und winſelt mit matter werdenden
Suk=
kungen. Ole wirft ſich wie raſend mit dem
Ober=
körper auf das Eis, um es zu ſprengen; er fühlt
keine Kälte, es brauſt in ſeinen Ohren und ſiedet
in ſeinem Blut wie Aufbruch heißer Quellen.
Da ſchiebt ſich ein mächtiger Arm um ſeine
Schulter . . . und es iſt kein Arm, es iſt ein
brauner Schaft mit ſtählerner Hakenſpitze, wie
ihn die Gärtner brauchen, um Sweige
nieder=
zureißen. Ole aber ſcheint es ein Gottesſchwert;
er faßt das Werkzeug mit beiden Händen und
reißt mit mörderiſchen Hieben ein ſplitternde
Bahn in das Eis, durch das ſich Bobby halbtot
zum Ufer ſtrampelt . .
Es iſt die nackte Wahrheit von Ole Berndts
Frühlingsſchlacht, und es iſt von dem, was ſich
aus leinem Sieg ergab, nicht viel mehr zu
be=
richten, als der geneigte Leſer in ſeiner
Phan=
taſie zu erraten mag. Als ihn ſeine Freunde,
einige Cage ſpäter, beſuchten und über lein
Abenteuer, von dem auch die Seitungen
ſchrie=
ben, Aufſchluß begehrten, da lächelte der junge
Mann auf eine geheimnisvolle Art und deutete
auf den herrlichen Veichenſtrauß, der auf
ſei=
nem Schreibtiſch ſtand, neben dem Bildnis einer
ſehr hübſchen, eleganten jungen Dame mit ihrem
Hund, das die putzige Unterſchrift trug: „Wir
haben Sehnſucht nach unſerem Herrchen”
E. H. Burg.
Die Dienſtfrau.
Da ſtand ſie im Gang des D=Suges, ein
weißes Kellnerinnen=Band über der Friſur,
verhüllt in einem grauen Leinenkittel, wartete
auf etwas und blickte zum Senſter hinaus, eine
Frau von vielleicht vierzig Jahren, mollig und
guter Dinge. Ich trat zu ihr und ſagte, daß es
draußen ziemlich kühl ſei.
Es ſtellte ſich heraus, daß ſie in Vertretung
des Schaffners hier ſtand, um das Licht
einzu=
ſchalten, wenn der Cunnel kam. Der Schaffner
fühlte ſich nicht wohl, er hatte eine geſchwollene
Backe und trank im Packwagen Kaffee.
„Wir helfen uns immer aus”, ſagte ſie.
Oft hatte ich dieſe Frauen mit Cuch und
Eimer durch die D=Süge gehen ſehen, aber
nie hatte ich mir Gedanken gemacht, wie ſie
lebten.
Alle zwölf Tage fuhr ſie die Münchener
Strecke, ja. Dann kam Norddeich, dann
Frank=
furt am Main, dann Aachen, dann Berlin.
Alle zwölf Cage ſchlief ſie in demſelben Bett.
Eine Nacht war ſie auch zu Haus in dieſer
Seit, in Köln. Man gewöhnt ſich daran, ſagte
ſie lachend. Nur in München ſchlafe ich nie
gut, dort ſind die Kopfpolſter ſo hart. Und in
Leipzig führen die Kammerfenſter in die große
Bahnhofshalle, wo die ganze Nacht Krach und
Numoren iſt. Dafür ſind in Norddeich die
Betten vorzüglich ...
Alle zwölf Cage hatte ſie einen Ruhetag.
Dann mußte ſie ſich um ihre beiden Jungen
kümmern, die in der Lehre waren. Der eine
war Metzger. Ein Hüne, größer als Sie mit
ſeinen ſiebenzehn Jahren. Der andere lernte
Konditor. Die Mutter fuhr neun oder elf
Stunden täglich im D=Sug.
Die Maus.
In einer photographiſchen Ausſtellung, die
viele Neugierige anlockte, wurden, ſo glaubte
man, noch die Schatten der Dinge gezeigt,
Menſch und Cier, Stadt und die Landſchaft in
der Deutlichkeit des Abbildkünſtlers. Mich hatte
das Bildlein einer vom Falleiſen erſchlagenen
Maus erſchüttert. Ein hungriges
Dachſtuben=
mäuschen hat den Cod erlitten. Es glänzte
das graue Mausfell, die Augen hatten ihren
Blick nicht verloren, die Füßlein lagen
ver=
krampft und erſtarrt.
Was gab es auf dem Dachboden zu
knab=
bern? — Wenig!
Ein paar ſtaubdürre Körnlein, vielleicht
noch aus der Notnachzeit des Krieges her, eine
gelbe Stange Seife, ein Stümpfchen vergeſſener
Kukuruz, Lederhäute, alte, weggeworfene Schuhe
und ſonſt? Cruhen voller Spinnweben, Winkel
voller Staub, ein Schrank voller Gottvergeß und
Gehörtnimmermein!
In den fenſterhellen Stuben des Hauſes
aber — da lag es aufgehäuft in Kaſten und
eiſernen Kaſſen, da fütterte man die Katze, da
lärmte die Köchin, knarrte die Cüre. Hier oben
ſchmetterte kein Fluch, hier glich es einem
Para=
dieſe. Was zankten oft unten die Menſchen! Sie
ließen ihr Herz nicht in Nuhe. Das Mäuslein
kannte ſie ja alle, die ihre Füße und ſchmutzigen
Schuhe unter den Mittagstiſch ſtreckten. Die
Mutter liebte Spiegel und Cand, der Vater
torkelte oft betrunken heim, verletzte die ſchöne,
ſternebringende Nacht mit ſeinem Fluchen. Es
ihn ſofort liebte. Sie erzählte ſpäter, der
Ein=
druck des blondgeſchopften Fünfzehnjährigen
ſei „zu hinreißend” geweſen. Und dieſes
Ge=
fühl muß ganz allgemein geweſen ſein, denn als
ſich Crichton verneigte und die aufregende
Mit=
teilung machte, daß er zu ſpät gekommen ſei,
weil man ihn auf der Straße überfallen habe,
empfand man die Gelegenheit, Sunge und Hände
ſprechen laſſen zu dürfen, wie eine Erlöſung und
beglückwünſchte ihn zu dem überſtandenen
Aben=
teuer durch Surufe und Klatſchen.
Dann begann der Wettſtreit.
Scaliger erhob ſich, drückte das Barett feſt
auf den Kopf und fragte ihn, nachdem die
üb=
lichen Begrüßungsformeln hin und her gegeben
waren, ob er Arabiſch verſtände. Crichton
be=
jahte und Scaliger forderte ihn daraufhin auf,
ihm die Philoſophie des Alkendi mit wenigen
Worten zu entwickceln. Als Crichton dies tat
und auch noch einige andere Fragen ohne
Sögern beantwortet hatte, ſtand ein Sweiter
auf und unterhielt ſich mit ihm lateiniſch über
das Buch „de insomnis” des Hippokrates.
Dann erhob ſich Corde und fragte ihn aramäiſch,
warum das vierte und ſiebente Kapitel des
Buches „Esra” „chaldäiſch” geſchrieben ſei.
Und als Crichton auch darauf eine Antwort
wußte, erkundigte ſich ein Baske in ſeiner
Heimatſprache nach dem Namen des
erſtenchriſt=
lichen Apoſtels in den Pyrenäen.
Die Fragen und Sprachen wurden immer
bunter. Man fragte ihn griechiſch und
itali=
eniſch, ſpaniſch und hebräiſch. Er antwortete
ſchnell, ohne ſichtbare Ueberlegung, und war
nur drei= oder viermal ratlos. Auch zeigte er
keine Spuren von Ermüdung. Er hatte ſogar
Kraft genug, die Suhörer immer wieder zu er=
muntern. Als z. B. einige in der dritten Stunde
anfingen zu gähnen, erwiderte er einem Finnen,
der ihn über Olai Cawaſt interpellierte, ruſſiſch
und gleich darauf einem Nuſſen däniſch. Man
applaudierte, lachte. Die Aufmerkſamkeit war
wieder angeſpannt. Es wird ſogar berichtet,
daß im Publikum Wetten abgeſchloſſen wurden,
wieviel Fragen oder Sprachen er in einer
Stunde auslaſſen würde.
Eine ſolche Wette ſoll den Anlaß gegeben
haben, die Diskuſſion ſchließlich abzubrechen.
Denn nach einem Geſpräch zwiſchen Crichton
und einem Ungarn erhob ſich, ohne daß dies
vereinbart war, plötzlich ein mexikaniſcher
Prie=
ſter und ſprach ihn im Nahoatl dem
mexikaniſchen Idiom, an. Crichton aber geriet
nicht in Verlegenheit. Er zögerte nur einen
Augenblick, warf ſich dann hoch und erwiderte
übermütig und mit dem Lächeln deſſen, der
ſelbſt durch eine Niederlage nicht beſiegt wird,
zum erſtenmak — franzöſiſch, und in Verſen.
Der Applaus donnerte. Scaliger ſprang auf
und umarmte ihn. Corde hielt eine Nede und
nannte ihn ein „genie monstrueux” Frau
von Nompart verließ ihren Balkon und bat
Corde, ihr dieſes Genie vorzuſtellen.
Noch am gleichen Abend gab ſie zu Ehren
dieſes Schotten ein Eſſen. In Gegenwart
ſämt=
licher Gelehrten überreichte Scaliger Crichton
das Erinnerungszeichen an ſeinen Sieg: einen
Diamanten.
Crichton dankte und eröffnete mit Frau
v. Nompart den Canz.
Am nächſten Morgen beteiligte er ſich an
einem Ningturnier, dem Cennis des
Jahr=
hunderts, und wurde als fünfzehnfacher Sieger
zum Meiſter des „bague” ernannt.
UI.
Die Catſachen ſind ſo unglaublich, daß ich
befürchte, man wird mir nicht glauben. Aber
in jedem Konverſationslexikon der Welt findet
man einige Seilen über Sacque Crichton. Auch
kann jeder dort nachleſen, daß dieſer junge
Mann in ſämtlichen Städten Europas die
glei=
chen Criumphe feierte wie in Paris, und daß
er mit zwanzig Jahren ſo viele Sprachen und
ein ſo ungeheures Wiſſen beherrſchte, daß ſeine
Seitgenoſſen ſchließlich behaupteten: er wiſſe
mehr, als ein Menſch wiſſen kann, und er ſei
wahrſcheinlich der „Antichriſt”.
Es war wohl die Furcht vor den Folgen
einer ſolchen Legende, die Crichton ſchließlich
beſtimmte, eine Stellung als Erzieher am Hof
des Herzogs von Mantua anzunehmen. Mantua
war kleiner als Paris. Er konnte ſich hier für
eine gewiſſe Zeit verſtecken. Eine alte
Freund=
ſchaft mit ſeinem Schüler Vincent, dem Sohn
des Herzogs, erleichterte ihm den Entſchluß.
Dieſe Freundſchaft wäre wahrſcheinlich auch
immer unverändert geblieben, wenn der Schotte
nicht eines Cages von einem Mord an einem
mantuaniſchen Offizier erfahren hatte und
dar=
auf den ſeltſamen Entſchluß faßte, die Witwe
dieſes Mannes zu rächen.
Er entdeckte auch bald den Mörder und
tötete ihn im Duell.
Vincent aber konnte ihn von jenem Cage
ab nicht mehr lieben. Er verſtand ebenſowenig
wie ein Korſe, deſſen Blutrache ein Fremder
auf ſich nimt, das Motiv, das Crichton
be=
wegen konnte, einen Aenſchen ohne Haß oder
Nutzen umzubringen.
Wincent fing an, ſich Crichton zu entfremden.
Wie war ſie eigenzich zu dieſem Beruf ges
kommen? Das wäre ein ganzer Noman,
meinte ſie. Ihr Mann hatte ein Geſchäft
ge=
habt, und wie das ſo iſt, er behauptete, er
ver=
diente nichts und zahlte keinen Ofennig. Die
Jungen aber ſollten was Anſtändiges werden.
Sie hörte von dieſer Stellung und nahm ſie an.
Anfangs wurde ihr die grobe dreckige Arbeit
ſchwer. Aber ſie verdiente ganz ordentlich, und
das war doch ſchließlich die Hauptſache. Und
dann hatte ſie auch Spaß daran, immer wo
an=
ders zu ſein, allmählich kannte ſie jedes
Bahn=
wärterhäuschen in Deutſchland, ſie brauchte bloß
aus dem Fenſter zu gucken und wußte genau,
wo wir waren. Man ſieht doch etwas von der
Welt, ſagte ſie. Die Leute, die da in ihren
Bauernhütten ſitzen, vermiſſen ja nichts, ſie
kennen nur ihr Vieh und ihr Feld und ſind
zu=
frieden. Aber wenn man erſt einmal geſehen
hat, daß die Welt wirklich ſehr ſchön iſt, hört
man nicht gern wieder auf zu reiſen. So ſprach
die Dienſtfrau zu mir.
Der Cunnel kam, und ſie knipſte das Licht
an.
Wo ſie eigentlich aß? Für ſechzig Pfennige
im Speiſewagen. Und kochendes Waſſer für
Kaffee konnte ſie ſich da auch holen. Es war
gar nicht ſo ſchlecht. Dreißig Mark die Woche
und Kilometerſpeſen. Heute beneideten ſie alle
ihre Bekannten, die anfangs die Naſe gerümpft
hätten. Heute kam keine mehr an, außer
viel=
leicht einmal, wenn die Frau von einem
ver=
unglückten Eiſenbahner ſich bewarb. Aber ſie
durfte nicht über ſechsunddreißig ſein. Und
ge=
ſund und kräftig mußte ſie auch ſein.
Natür=
lich, die Kolleginnen kannten ſich untereinander,
ſie ſchliefen zu zweit in der Kammer. Manche
hatte einen merkwürdigen Lebenslauf, und zu
erzählen gab es immer etwas. Geſtern hatte
ihr in Koblenz ein erwachſenes Mädchen die
Sunge herausgeſtreckt. Was ſoll mandazſagen?
Und vorige Woche hatte ſich im Abort ein
Numäne die Pulsader geöffnet.
Der Schaffner mit der dicken Backe kam
aus dem Packwagen. Der Cunnel war zu Ende.
Die Frau ging in die nächſte Loilette, um friſche
Handtücher einzulegen. Ich zog mich zurück.
Als ſie ſpäter an meinem Abteil vorbei ging,
lachte ſie mir zu. Meine Mitreiſenden maſterten
mich mißtrauiſch ..."
Nichard Gerlach.
verſchlief der Sohn den Cag meiſt, da er der
Arbeit, der goldgeſchmückten Frau, nimmer
ſchöntat. Und es beſpöttelte die Cochter den
Krimskrams der Stuben. Sie trug teuerbezahlte
Kleider, hatte Singernägel, die wie die
Mond=
ſicheln glänzten.
Wie behagte es dem Mäuslein auf dem
Dachboden! Die alte Magd, die die böſe Katze
fütterte, ſchlürfte manchmal die Dachbodenſtiege
herauf, hing die naſſe Wäſche auf den Strick,
knurrte und ſeufzte dabei, als ob das Weh ihr
Gatte wäre. Wie ſind die Menſchen oft ſo
troſt=
arm, hilflos, gepeinigt! Gar kein Glück füllt ihr
Becherlein mit Würze, es fällt kein
Honig=
tropfen auf ihren Ciſch!
Das Mäuslein hatte geſammelt und hatte
geſpart, ein Chrönlein, dünkte es dem Fleißigen,
ſei das Häufchen Körner, das im Loche prangte.
Wie gibt doch ſo Sichergeborgenes, ſo emſig
Geſpartes, ſo geduldig Geſammeltes dem Herzen
Frohmut und weiſe Stärke!
Das kluge und ſparſame Mäuslein tanzte in
ihrem Mauſeloche vor dem Getreidethrönlein.
Da ſchwellte es der Uebermut, und die Maus
vergaß alle Vorſicht. Es knabberte an einem
geräucherten Speckſchwärtlein, an einem wahren
Dufthäuflein — und ſchnapp, das Eiſen hatte es
erſchlagen!
Aber die erſchlagene Maus wurde
photo=
graphiert. Ich ſah ſie in einer prächtigen
Aus=
ſtellung von „Lichtbildern” als Numero neun; ſie
hing zwiſchen den Photos eines gähnenden
Löwen und einer nackten, wie vom Narrenwinde
gebiſſenen Cänzerin.
Nichard Billinger.
Er konnte nicht aufhören, ſeine Fähigkeiten zu
bewundern, aber er bemühte ſich, ſie zu
ver=
kleinern. Die Exiſtenz des Schotten wurde ihm
ſchließlich zum Anlaß ſtändiger Erregung. Er
bat ſeinen Vater, ihm einen anderen Erzieher
zu bewilligen.
Der Herzog lehnte ab.
Vincent entſchloß ſich, Crichton zu
be=
ſeitigen.
Als Crichton an einem Sommerabend von
einem Späziergang heimkam, wurde er von vier
maskierten Männern überfallen. Es gelang
ihm, drei ſo ſchwer zu verwunden, daß ſie den
Kampf aufgaben, der vierte blieb.
Crichton zerſchnitt ihm mit dem Florett die
Maske.
Vincent ſah ihn an.
Crichton errötete und verſuchte zu lächeln.
Dann bat er ſcherzend um Entſchuldigung, daß
er einige Male ſo heftig zugeſtoßen habe. Aber
es ſei ihm auch nicht einen Augenblick lang der
Gedanke gekommen, daß Freunde ihn
über=
fallen könnten. Er hoffe, daß Vincent
unver=
letzt ſei. Darauf hob er ſein Florett, faßte es,
umgekehrt, an der Spitze, und überreichte es
ſeinem Schüler.
Crichton muß ſeiner Sache ſehr ſicher
ge=
weſen ſein. Er verließ ſich ganz auf die
Wir=
kung dieſer Geſte. Er muß wohl die
Ueber=
zeugung gehabt haben, daß es ihm gelingen
würde, auch ohne Waffen oder Worte zu ſiegen.
Er hat das Abenteuer mit ſeinem Leben
be=
zahlt. Vincent nahm das Florett, warf es hin
und ſtürzte ſich auf ihn.
Crichton war zweiundzwanzig Jahre alt, als
er ſtarb.
Sunndags Noochmiddags=Bedrachdunge
Bekanntlich ſoll mer ſich net um ungelegte
Eier bekimmern, dann mer waaß nie, weß
Geiſtes Kind ſe ſinn.
Awwer no, bei ſo=eme offizielle Noochdrag
zum Oſterfeſt, do hannelt ſich’s jo ſchließlich net
um ungelegte, ſundern um gelegte, odder
viel=
mehr, um gelegt gewäſene Eier, die
menſch=
licher Vorausſicht nooch, bereits ſchun lengſt
widder den Wähk alles Irdiſchen gange ſin. Wie
äweſo däß Rieſeheer vun Schockoladhaſe. Mer
konnt diß Johr diräckt vun=ere Oſterhaſe=
Invaſ=
ſion ſpräche, dann ſowas vun=eme
Schockolad=
haſebetdrieb hab ich meiner Lebdagg net geſähe.
s war ſchun beinoh e Oſterhaſe=
Jwwerſchwem=
mung, e Schockoladhaſeſinnflut. — Ei, wann däß
noch ſo drei Woche weider gange weer, mir
weern vermudlich gäje den dißjehriche Oſterhas
gornet mehr uffkumme, un in lauder Schockolad
erſtickr.
E Glick drum, daß unſer Juchend dem
A=
ſtorm gewaxe war, — un was ſich in dem Fall
noch zu de Jugend zehlt. Dann des
Schockolad=
äſſe gilt jo heit net mehr als Sinn un Schann
for uns Aeldere, wie beiſpielsmeßich däß noch zu
meiner Zeit de Fall war; wo’s iwwrichens for
unſer Art Leit noch gorkaa Schockeladhaſe gäwwe
hott, ſundern die warn vun=ere rote, dauerhafte
Maß; un die ſin gornet all worrn, die hatte
wärklich e „zeh” Läwe, un bis mern de Kobb
abgeluttſcht hatt, do is en ganze Erſte=Feiertag=
Noochmiddag druff gange. .
Dohärngäje ſo=eme ſchockeladerne Oſterhas,
dem is nadierlich ſchnell de Goraus gemacht, un
ſei eierlegendes Handwerk gelegt. Eh. daß er
nor richdich waaß, wiesem geſchied, ſchun is es
aus mit ſeine Oſterhaſeherrlichkeit
Was awwer die Oſter wädderherrlichkeid
bedrifft, die war gäje alle Abmachung
vun=ere Dauerhafdichkeid, daß ſich die
ge=
wärbsmeßiche Weddermacher gornet genug
wunnern konnte, un als nor geſtaunt, un
geguckt, un geſagt hawwe: „O du klarblauer
Himmel, un wie ſcheen bis du heit” —,
Wäh=
rend die Oſterausfliegler mitunner gornet
wußte, was ſe afange ſolle „mit all ihrer
Freid‟,
No, die meiſte hawwe ſe jedenfalls enaus
gedrage „ihr Fraad”, un hawwe ſich wenichſtens
en Spazziergang geleiſt, wann aach bloß en
„druckene‟.
Un was ſo die genußſichdiche Mannsbilder
ſin, die wußte valleicht mit all ihrer Fraad nir
beſſeres a zufange, als ſich in ſo=en Bärgſtroß=
Omnibuß eneizuzwenge, un hawwe ſich in
drang=
voll färchterlicher Enge mit de nechſtbeſte
Aus=
fliechlern agefreund, un geſunge: „Mädel, ruck.
ruck, ruck an meine griene Sashide” —, wobei
ſein ganz egal war, ob ſe rechts, odder links
geſäſſe hawwe, dann ſo im Friehjohr, do ſin ſe
bekanntlich uff alle Seide „grie”, die
Kling=
klang=gloria=Brieder, die Halbſeidene.
Wer dohärngäje uff Schuſter, Rabbe
in’s Land der Franke, odder ſunſt wohin
ge=
fahrn is, der mußt ſich dauernd an däß Liedche
erinnern, wos drinn haaßt: „Jetz laß ich
meine Aeugelein rundherum gehn”, annernfalls
konnts aam baſſieren, daß aam unverſehens ſo,
aaner vun dene Modorradſchorſche iwwer die
Hiehneraage geritſcht, odder daß mer iwwer
ſo=en wahnſinniche Kohlekrobbe, iwwer ſo=e
Han=
nomärche geſtollwert is, odder gar ſo e
Luxus=
limmoſien in Bedrengnis gebrocht hott, ſo daß
mer alſo in de Geſchwindigkeid widderum net
ſchnell genuch wohie wußt „mit all ſeiner
Freid” —— Ganz abgeſähe devo, daß es ſchun
iwwerhaubt gorkaa Fraad is, wann mer vun
ſo=
eme vobeiſauſende Audomobbillerich bloß ganz
freindſchaftlich in ſo=e Staab= un Benzinduftwolk
eigewiggelt wärd. In dem Fall muß ich ſchun
ſage, ich kann die Audomobille ſowiſſo net leide.
außer ich ſitz ſällwer in gam drinn, noochher,
ſchimbf ich nadierlich äwenfalls hochnäſiſch vun
owwe runner uff alles, was da kreucht un
fleucht..
Freilich, freilich, ich glaab, daß aach
verſchie=
dene an Oſtern dehaam geſäſſe hawwe, un
hawwe mehr drieb=, wie ſeelich gedenkt: „Un mit
all meiner Freid, was fang ich jetzt an
Dann warum? — „Es fiel ein Reif in der
Friehlingsnacht” — (er fiel auf die Aemtcher un
Diddel . .) — Un do muß ich wiederum an däß
Liedche vum Scheiden un Meiden denke: „Wer
das Scheiden hat erfunden”, un ſo.
Noja, mer mag iwwer die Erfindung denke
wie mer will, awwer im allgemeine is des
Scheide net grad e Vergnije, un die meiſte Leit
macht’s viel Kummer un Schmärz. Un mer ſollt.
anemme, daß noch niemand gärn, odder gor
leichten Härzens vun hinne geſchiede is.
Awwer die letzte Woche hawwe doch bewieſe.
daß es noch „mudiche”, „entſchloſſene”, „uffrechte‟,
un „wackere” Leit gibt, die wo die Priefung,
be=
dräffs dem Scheide ſozuſage mit
Auszeich=
nung beſtanne hawwe. Dann ſie hawwe
forcht=
los un drei ihr Koffer gepackt, un ſin dadſächlich
ohne Riehrung, un ohne feierliche Abſchied vun
hinne geſchiede, mit Sack un Pack, mit Hab un
Gut, un zwar in die Schweiz, odder noch
Liechten=
ſtag, odder ſo wo hie; un zwar net bloß, um dort
die Oſtern zu verbringe, ſundern um nie widder
vun dort zu ſcheide, dann ſie maane, aamol ſcheide
langt ihne for’s ganze Läwe
Awwer abgeſähe vun dene, die alſo
gewiſſer=
maße geſagt hawwe: „Ich ſcheide gärn von
hinnen”. So gibt’s aach noch e Azahl verſchiedene
annere, die net bloß e owwerflächlich
Bekannt=
ſchaft mit däre Erfindung vum Scheide mache
miſſe, ſundern die Erfindung is an ihne mit Er=
folg ausbrowwiert worrn. Beiſpielsmäßich im
Landdag un im Stadtrad, do hott’s ſo äbbes wie
e Maſſeſcheide, en Maſſeabſchied gäwwe. Un zwar
hannelt ſich’s do äwenfalls net bloß um ſo e Art
Oſtervaganz, ſundern däß is ſchun diräckt en
Dauerurlagb. Un ob’s do noch zu=em
feier=
liche Abſchiedsowend kimmt, odder valleicht bloß
zu=eme ſogenannte „Drollſchobbe” im Ratskeller,
däß mecht ich einichermaße bezweifele. — Heit ſin
ſe net mehr ſo gäbbſchnitzich in däre Art.
Un däßhalb, denk ich mir, hawwe verſchiedene
un annere iwwer die Oſtern, drotz dem ſcheene
Wädder, dehaam geſäſſe, un hawwe
buſchſtäh=
lich net gewißt, wohie mit all ihrer Fraad . ..
Noja, in dem Fall is jo ſchließlich die „Fraad”
vun=ere mehr zweifelhafte Giet, ſoweit ſe ſich uffs
Scheide un Meide bezieht, un uff die
Freifahrt=
ſchei un Diäte, dann do war zum Abſchiednemme
dorchaus net „juſt das rechte Wädder”.
Mir annern dohärngäje, die wo nix worn,
nir wärrn, nir ſin, un nix ſei wolle, mir kenne
uns bei däre Scheiderei un Meiderei zimmlich
„gereinigt” vorkumme; ſozuſage „wie nei
ge=
born”. In dem Sinn kenne mer heit wiederum
den Sunndag feiern, er ſchreibt ſich jo:
Kwaſie=
modogenedief.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Mei offizieller
Noochdrag zum Oſterfeſt weer net ganz
vollſten=
dig, wann ich aach net den „Oſterhaas”
er=
wehne dhet, der wo uns ſeitens vun unſerm
kummiſſariſche Herr Owwerowwer ins Neſt
ge=
legt is worrn. Ich ſag bloß: „Fimf Million
Deffeſſid” — un do wärd mer ſchun wiſſe..
Freilich, der „Haas” is dirückt armche, de
Meenzer ihrm gäjeniwwer, der is noch
drei=
mol ſo groß! — Awwer no, ſie wolle jo ſchun
immer iwwer uns Darmſtädter enaus, die
Meen=
zer.
Doch ſei dem, wie em will, mer wärrn
jeden=
falls eweil dro zu läcke hawwe, un ſo ſchnell, wie
ſich däß valleicht mancher in ſeine kindliche
Un=
ſchuld denkt, is der Oſterhaas net abgeluttſcht.
Awwer drogange muß wärrn, däß kann nu alles
uir hälfe. Un der Afang is jo aach bereits
ge=
macht, un der haaßt for’s erſte: Gehalts= un
Perſonalabbau! — Im iwwriche awwer, erſtens
Sparn, zweidens: Sparn un driitens bis
zwölf=
tens äwenfalls: Sparn!
No, däß is jo mei Gebäd ſchun lang, awwer
leider, in dene Johrn, wo des Sparn noch was
gebadd hett, do hott mei Redd nis gegolte Un
ich kenn ſo gor manchen, der heit ſich iwwer
die Ausgawewärtſchaft net genuch uffrege kann,
der awwer damals geſagt hott, ich ſoll’s Maul
halte, mit meim ewiche Geredd vum „Sparn”.
S is do genau ſo, wie mit de natzionale
Geſinnung. In dene Johrn, wo immerhie
einiche Mut dezu geheert hott, ſich dezu zu
be=
kenne, un gäje de Strom zu ſchwimme, do hott
ſo gar mancher, der ſich jetzt an de Lade legt, ſei
natzionale „Geſinnung” ſchamhaft verduggelt. —
Heit kann mer leicht ſo dhu, als goddesſprich
was krawwelt do. Un ob ſich’s in dem Fall
bei=
ſpielsmeßich um die alde Landgrafe hannelt,
odder um unſern klaane, awwer geiſtich große,
un allzeit uffrechte — Brälad, däß wärd ſich
ganz gleich bleiwe. Die Eigeweihte wiſſe
jeden=
falls Beſcheid —. Un was mich bedrifft, Gott,
wann mer ſo Johr um Johr mit ſeine
Neeh=
maſchien im Städtche rummacht, do kennt mer
ſei Leit un waaß aach ſei Haiſer.
Alſo, wie geſagt: Sparn haaßt jetzt die
Ba=
rohle un es Feldgeſchrei: Drotzdem brauch mer
ſich däßhalb net gleich krumm zu leeche, un aus
alle Vereine auszudräde, Beſunners emol net
aus dene die de Bircherſinn pflääche, un
in dem Sinn for die große Allgemeinheit wirke
un ſchaffe. Wie beiſpielsmeßich unſer „
Verſchee=
nerungsverein”, vun dem mer jo mit
Genuch=
dhuung heert, daß er unner däre kaddaſtrofale
Vereinsflucht net zu leide hott. Sein
Mitglie=
derbeſtand is zwar lang net ſo groß, wie er
frieher war, un heit widder ſei mißt, im
Ver=
hältnis, wie ſei Wirke vun de Allgemeinheit in
Aſpruch genumme wärd. Un es ſin doch bloß
zwaa Mack im ganze Johr! — Un wieviel
be=
gäfene mir uff meine einſame Waldgeng, die
leicht die zwaa, odder aach drei un mehr Mack
uffbringe kennte. — Freie dhun ſe ſich all, wann
ſe an e ſchee Plätzche kumme, un e ordentlich
Bank finne, odder Zuflucht unnerme Tembelche,
wenns blötzlich afangt zu rächene. In dem Fall
mißt en eichentlich s Gewiſſe klobbe, un ſie
mißte ſich ſage: „Du biſt aach ganer vun dene
wo bloß an ſich denke. . . — Un grad beim
Verſcheenerungsverein gilt äwenfalls däß
viel=
zidierte Wort: Gemeinnutz geht for
Eichenutz!
Jawohl: „Gemeinnutz geht vor Eichenutz!” —
Däß ſollte awwer aach all die bedenke, die in
de letzte Zeit — ſei’s aus Angſt, odder ſo! —
nooch Frankfort gefahrn ſin, weil ſe hier
net die Traude hadde, ihrn Eikaaf zu dädiche.
— Ich hob mer ſage loſſe, daß es in de letztes
värrzeh Däg, odder drei Woche ganz aſch gewäſe
ſei ſoll, was do morjens mit vollem Portmannee
un leere Hend, un owends mit leerem
Port=
mannee un volle Hend uff de Eiſebah geſähe
weer worrn. . Däß is awwer doch
jeden=
falls net der Zwäck der Jewung, dann in dem
Fall wärd net bloß en Mandel odder e Koſtiem
in Frankfort gekaaft, ſundern aach ſunſt noch,
was ſo drum un dro henkt. Un däß geht dann
aach de Darmſtädter Geſchäftsleit, Kaafleit un
aach de Wärt verlorn. Dann ſchließlich, was in
Frankfort gekaaft wärd, muß baar bezahlt.
wärrn, un was mer dann noch in Darmſtadt
kaaft, bleibt mer ſchließlich — ſchuldich. — Alſo,
Geſinnung hie, Geſinnung her: Kaaft alles
widder in Darmſtadt, dann aach in dem Fall
geht Gemeinnutz vor Eichenutz, Behärzichts!—
Küchenzettel vom 24. bis 30. April.
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Sagoſuppe; Makkaroni=Auflauf mit
Tomatentunke.
Dienstag: Ger. Grießſuppe; Spinatauflauf
mit Reisk) und holländiſcher Tunke.
Mittwoch; Kerbelſuppe; Lungenhachee im
Kartoffelrund.
Donnerstag: Gerſtenſuppe; Schmorbraten,
Spätzle und Salat.
Freitag; Kartoffelſuppe; Schellfiſch gegrillt,
Kartoffeln, Senftunke.
Samstag: Getr. Gemüſeſuppe; gek.
Weck=
klöße mit Obſt.
Sonntag: Helgoländer Suppe :
Hammel=
braten, grüne Bohnen, gefüllte Windbeutel.
*) Spinatauflauf mit Reis. Spinat
und Reis, jedes für ſich fertig dämpfen, dann
vermiſchen, mit etwas Muskatblüte oder
Ing=
werpulver und feingewiegtem Knoblauchzahn
würzen, etwas abkühlen laſſen und noch zwei
ganze Eier darunterrühren. In eine gut
ge=
fettete Auflaufform füllen, mit geriebenem Käſe
überſtreuen und im Backofen überbacken laſſen.
Man reicht Tomatenſoße dazu.
Falſcher ſehr guter Blätterteig.
½ Pfund Margarine, oder halb Butter, halb
Margarine, rühre man ſchaumig, füge ½ Pfd.
Quatk (Weichkäſe) durch ein Sieb dazu, weiter
1 Ei. 2 Eßlöffel Zucker oder 1 Eßlöffel
Süß=
ſtofflöſung, 1 Meſſerſpitze Salz und ½ Pfd.
Mehl. Schneide viereckige Stücke von dem nicht
zu dünn ausgemangelten Teig, gebe in die
Mitte ſteiſe Marmelade, klappe ſie dreieckig
zu=
fammen, überpinſele ſie mit Eigelb und
be=
ſtreue ſie mit Zucker, ehe man ſie bei guter
H.
Mittelhitze raſch hellbraun bäckt.
Waac
Schach=Nummer 516.
Aufgabe 714.
Prof. J. R. Neukomm in Budapeſt.
(1. Preis „Wochenſchau”, 1920.)
a b c d e g
Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt.
Peüiſtellung: Ke1 Dns Ta3, 18 Ik8.h3 Se4. 16 Bb8.47.
g8; Ke5 Te7 Ug6 Be6, 45, 17.
Aufgabe 715.
C. S. Kipping in Wednesbury.
(The Field, 28. Oktober 1911.)
Weiß: Kg2 Te5 Tk6 Uh1 Se8 Bd2 (6)
Schwarz: Ketz Id5 Bb5 (3).
Matt in drei Zügen.
Läſungen der Aufgaben 711—713.
711. C. S. Ripping. 1. Le5—h81 droht 2. Tia 64
3. Dg24. 1. . .. Be5l 2. Dg21 Be44 (Ke8), 3. 5f4
(DgS)4k. Ein prächtiges Hauptſpiel, 1.:. .. Je3 2. 7id24
1.... D:47 2. N:d24, 1. .. Ke4 2. Uc64.
712. P. F. Blake, 1. Da6—e21 Gbroht 2. D:e44).
Sehr variantenreich; nach Feld es allein 5 Verteidigungszüge!
713. D. Duras, 1. Uh2—oßi droht 2. De8 3. 8r34
1....In6 Gh4) 2. Id 4. 1... Ih4 2. Lik4, 1. .. Bie5
2. S:eß. Der Einleitungszug und die Abſpiele ſind ſchwierig
und ſchön.
Rebus.
1. Gm.
Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel ans Nr. 16.
Eine Beſuchskarte.
Rätſellöſen.
Streichrätſel.
DfUM)AS (KNIABE NEIID BR(OT
OT(TO)
„Das Abenbrot”.
Magiſches Quadrat.
Silbenrätſel.
1 Mohammed, 2 Asgard, 3 Nervi, 4
Kora=
mode, 5 Andrejew. 6 Niagara, 7 Norwich, 8
An=
zengruber, 9 Utah. 10 Chiemſee, 11. Haggai,
12 Landrat, 13 Atlantis, 14 Cotta, 15 Hering,
16 Erdbeere, 17 Nielſen.
Der Spruch lautet: „Man kann auch lachend
die Wahrheit ſagen”.
Erzeugerſtolz.
„Wie kann man nur einen ſo großen Klecks
ins Heft machen!”
„Ganz einfach, Fräulein, man muß nur die
Feder recht tief eintauchen.”
Vertrauen. „Ich muß Ihnen ſagen, daß Sie
zuviel trinken”, ſagte der Arzt zu dem älteren
Herrn. „Wenn Sie damit nicht aufhören, werden
Sie bald rote Flecken im Geſicht haben.” — Nach
einem Monat erſchien der Patient wieder, und
auf ſeinem Geſicht leuchteten die vorhergeſagten
Flecken. „Herr Doktor,” ſagte er mit ehrlicher
Bewunderung. „Sie haben ganz recht gehabt.
Können Sie mir nicht einen Tip für das Derby
R
Beſter Beweis. „Nun, wie hat ſich denn Ihr
Kleiner auf unſerer Kindergeſellſchaft amüſiert?”
fragte Frau Müller. — „Ich glaube
ausgezeich=
net,” erwiderte die Mutter, „er wollte bis zum
Abend des nächſten Tages nichts eſſen.”
Macht der Gewohnheit. „Sie ſollen dem
Ver=
kehrsſchutzmann in jroniſcher Weiſe geantwortet
haben?” fragte der Richter den Angeklagten.
„Aber das lag mir ganz fern” erwiderte dieſer.
„Er ſchimpfte gerade ſo mit mir, wie es meine
Frau immer tut, und da vergaß ich mich und
antwortete: Beruhige dich, meine Liebe=”
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für tie Redaktion: Dr. H. Nette. Darmſtadt. Fernſpr. 1. 2389—2392.— Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] „Seftreift
lautet die Parole der Srühſommermode.
Jede Frau, deren Geſchmack
dezent und vornehm iſt, begegnet
markant=deſſinierten Geweben
im=
mer mit einem gewiſſen
Miß=
trauen und gewöhnt ſich nicht
leicht an beſonders augenfällig
ge=
zeichnete Materialien.
Man erinnert ſich noch ganz
genau, auf welch gewaltige
Schwie=
rigkeiten die geblumten
Mu=
ſter ſtießen, als ſie vor einigen
Jahren aktuell wurden Vorerſt
wollte man von dieſer Richtung
überhaupt nichts wiſſen, ſtellte jede
Möglichkeit eines Erfolges
rund=
weg in Abrede, und nur jene ganz
wenigen, die prinzipiell modiſch
alles wagen und jede Neuheit mit
Ueberzeugung tragen, ſetzten ſich
für die farbenfrohen Seiden voll
und ganz ein. Der nächſte
Som=
mer brachte zwar noch immer
keine Wendung, doch gab es
im=
merhin ſchon weſentlich mehr
An=
hängerinnen der neuen Richtung,
und erſt das dritte Jahr ſollte für
den großen Erfolg entſcheidend
werden, denn letzten Endes mußte
man ſich eingeſtehen, daß die
ver=
ſchiedenen Blumenmuſter ſo ſchön
ſeien, daß es faſt grotesk geweſen
wäre, ihrem Reiz zu widerſtehen.
Die Folge davon war, daß die
farbigen Seiden die Herrſchaft an
ſich riſſen und nun ſchon
jahre=
lang der ſommerlichen Mode ihr
Gepräge geben.
Heute gibt man ſich um dieſen
Kampf gegen eine Mode, die jetzt
„ſelbſtverſtändlich”, ſcheint, kaum
mehr Rechenſchaft, und er iſt
ſozu=
ſagen „Modehiſtorie”, geworden,
wiewohl ſich der Kampf
bekannt=
lich noch vor ganz wenigen Jahren
und — was das Merkwürdige
daran iſt — in aller Welt ſehr
ähnlich abſpielte!
Kein Wunder alſo, wenn man
zum mindeſten fürs erſte etwas
ſkeptiſch urteilt, ſofern es ſich
darum handelt, wieder einmal
eine neue, bunte Mode einzuführen, da man ja
gewärtig ſein muß, denſelben Kampf
noch=
mals mitzuerleben, zum mindeſten aber da
und dort auf energiſchſten Widerſtand zu
ſtoßen, trotzdem Kenner im Voraus wiſſen, daß
der Erfolg ſchließlich doch nicht ausbleiben
kann.
Glücklicherweiſe finden ſich doch immer
wie=
der genügend begeiſterte Vorkämpfer, die für
ihre Ueberzeugung eine Lanze zu brechen bereit
ſind. Nun iſt man alſowieder einmal ſoweit, eine
neue modiſche Richtung einzuſchlagen, die von
manchen angefeindet, von anderen wieder mit
Begeiſterung begrüßt wird; es handelt ſich im
Augenblick um die verſchiedenen Streifen=
Muſterungen, denen die großen Salons
ebenſo wie die elegante Frau einen ungeheuren
Erfolg längſt vorausgeſagt hatten und der ſich
zum Teile mittlerweile ſchon einſtellte!
Demnach dürften auch die Zögernden, die
modiſch Unentſchloſſenſten, den beſonderen Schick
der Streifenmuſter über kurz oder lang anzuer=
kennen bereit ſein und bemerken, welch herrliche
Kombinationen, welch geſchmackvolle Ideen hier
zur Geltung kommen können.
Es gibt innerhalb der Streifenornamentik
unzählige Spielarten, denn es kommt nicht nur
auf die Farbe, ſondern auch auf die Stärke und
auf die Art der Zuſammenſetzung der Streifen
an, wobei in der Hauptſache gerade Muſter und
„Diagonal=Streifenzeichnungen” ſchließlich aber
auch noch „Fiſchgräten=Ornamente” unterſchieden
verden.
Bisweilen werden ſelbſt die
bunteſten Farben zu einem
Strei=
fenmuſter kombiniert, ohne daß
der Geſamteindruck aufdringlich
wäre, da erfahrungsgemäß durch
ein „fortlaufendes”, alſo ſich
regel=
mäßig wiederholendes, „gedecktes”
Muſter jene Einheitlichkeit
ent=
ſteht, die zwar lebhaft, aber nicht
„gewollt” ausſieht.
Unter allen Umſtänden aber
braucht ein aus einem geſtreiften
Gewebe hergeſtelltes
Garderobe=
ſtück einen gewiſſen „Ruhepunkt”
(vielfach durch Kombination mit
einem einfarbigen Material zu
er=
zielen!), da nur dann jene Note
geſichert werden kann, die
anzu=
ſtreben Sache des gepflegten
Ge=
ſchmackes iſt
Oft begnügt man ſich damit,
nur einen Teil des Kleides
aus dem Streifenſtoff herzuſtellen,
wie dies etwa bei unſerem erſten
Modell — einem aus einfarbigem
Rock und Cape und geſtreifter
Bluſe zuſammengeſtellten Complet
— der Fall iſt. Indem man den
Sattel der Bluſe quer und alles
andere in Längsrichtung
ver=
arbeitet, ergibt ſich jene für die
neue Mode abſolut bezeichnende
„geometriſche Linienführung”", die
nicht nur ſchick, ſondern auch
außer=
ordentlich elegant iſt. Eine
Lack=
maſche als Abſchluß des
Ausſchnit=
tes iſt neuartig und ſehr flott.
Mitunter wird der
Streifen=
ſtoff nur auf die Garnierung
reduziert, wie etwa bei unſerem
zweiten Modell, einem Bolero=
Koſtüm mit heller Bluſe, deſſen
breiter, den Uebergang zwiſchen
Rock und Bluſe herſtellender
Schär=
pengürtel, ſowie die zu einer
Maſche gebundenen Bandenden der
Jacke geſtreift ſind
Das neue „Fiſchgräten=Muſter”
(auch „gebrochenes”
Streifenorna=
ment genannt) eignet ſich ganz
ausgezeichnet für flotte
Ausgeh=
kleider, die durch eine Garnitur
aus Georgette oder Organdy zu
erhöhter Wirkung kommen. Mit=
*
unter werden die ſchrägen Taſchen
mit einer kleinen, hellen Rüſche
aus dem Garnierungsmaterial gekantet (
vor=
letzte Skizze). Als Taſchen wurden hier in
geſchickter Weiſe die Anſatzſtellen der Tunika
aus=
gearbeitet.
Sehr ſchick iſt porös=gewebtes,
baumwol=
lenes Buntſtreifenmaterial, das (letztes Bild)
hauptſächlich für kleine Promenade= und Strand=
Jäckchen in Frage kommt, die mit einem hellen
Rocke kombiniert oder über einem lichten Kleid
getragen, entzückend und jugendlich ausſehen.
Willy Ungar.
eine Zuſammenſtellung, die ſicherlich nicht
all=
täglich iſt, als Ausflugskleidung ein wenig vom
Hergebrachten abweicht und doch elegant und
ſchick iſt!
Man vereinigt ein kariertes Kleid mit
brei=
ten Aufſchlägen mit einer kurzen Lederjacke,
die in ihrer Grundfarbe mit dem Karomuſter
des Stoffes übereinſtimmen ſoll.
Es wäre demnach etwa zu beige=
braun=
roſt=kariertem Materiale eine braune, zu
grün=
grau=ſchwarz=deſſiniertem Stoff eine grüne oder
als Neueſtes auch: eine ſchwarze Lederjacke zu
wählen.
Es ſind heuer alle Lederfarben modern, und
man darf ſagen, daß dieſes Material, ſoferne
es ſich um glatte und nicht um
wildleder=
ähnliche Sorten handelt — auch gut ſtrapaz
fähig iſt.
Die entzückenden kleinen karierten Baretts
wirken flott und ſportlich! (Skizze.)
Diesmal ein kariertes Kleid,
das Sie ſich ſchon ſo lange gewünſcht haben;
zwar zögerten Sie immer ein wenig, nicht
wahr, denn Sie fanden die Karowirkung etwas
zu lebhaft, zu gewagt, und es bedurfte des
geeigneten Momentes, um Sie ſchlüſſig werden
zu laſſen.
Nun aber iſt dieſer Augenblick gekommen,
denn Sie haben ſich davon überzeugt, daß die
großen Modewerkſtätten ſich ausnahmslos für
Karoeffekte einſetzen, und Sie hatten
mittler=
weile auch häufig Gelegenheit feſtzuſtellen, daß
Pikee und Organdy jene Materialien ſeien,
die ſich mit Karoſtoffen vorzüglich kombinieren
laſſen.
Betrachten Sie nun das in unſerer Skizze
wiedergegebene Kleid, denn es iſt der Inbegriff
des flotten Stils der neuen Frühjahrsmode.
Ein glatter Oberteil (nur keine Garnierung,
bitte, denn der Karoſtoff iſt effektvoll genug!)
und eine gerade Rockpartie mit Hohlfalten —
das iſt alles, Und doch ſieht dieſes Kleid mit
ſeinem Pikeeplaſtron, mit der flotten Maſche
und der hellen Manſchette am halblangen
Aermel (der ganz entſchieden eine der
beach=
tenswerteſten Neuheiten der Saiſon iſt)
ausge=
zeichnet aus, denn gerade die betonte
Einfach=
heit iſt für die ſchicke Wirkung entſcheidend!
Allenfalls ſteht es feſt, daß ein Karokleid
die Garderobe um ein ebenſo kapriziöſes wie
apartes Stück bereichert.
Die Knopfbahn in der Rückenmitte
gehört heuer nicht nur bei Kleidern und
Koſtümen, ſondern auch bei den neueſten
Pale=
tots und Mänteln zu den gebräuchlichſten
Effekten.
Die Wirkung iſt immer ſchick und in ihrer
Sachlichkeit außerordentlich prägnant.
Auch trägt ſie infolge der Betonung der
Längsrichtung dazu bei, die Geſtalt ſchlank
er=
ſcheinen zu laſſen, ſo daß es ſich unbedingt um
eine Mode handelt, der man einen großen
Erfolg vorausſagen darf.
Unſere Skizze führt einen diagonal
geſtreif=
ten, in der Rückenmitte mit einer Knopfreihe
garnierten Sportraglan vor Augen.
Der alte, nette Kutſcherkragen.
eine liebvertraute Mode aus der
Biedermeier=
zeit, tauchte in den großen Modehäuſern
ge=
legentlich in ganz eigenartiger Auffaſſung
wie=
der auf und erwarb ſich ſchon auf den erſten
Blick manche Sympathie und viele
Anhänge=
rinnen. Im allgemeinen löſt man den
Kutſcher=
kragen in drei Stufen auf, die vielfach
gegeneinander abſchattiert werden, ſo daß hier
eine alte Linie, in moderner Farbgebung
be=
jandelt, einen ungemein intereſſanten Eindruck
macht. Mit dieſem Pelerinenkragen ſtimmen
die Manſchetten überein.
Unſer Bild macht mit einem der modernen,
durch die Mitte geknöpften Promenademodelle
vertraut, für die ein Kutſcherkragen ganz
her=
vorragend geeignet erſcheint; ſeine oberſte
Par=
tie iſt aus dem Grundmateriale des Kleides
gedacht, während die beiden anderen Stufen
jeweils die nächſt dunklere Abſchattierung zu
Willy Ungar.
bringen hätten.
Nummer 412
wblatte
Sonntag, 23. April
Die Lage am Geld= und Deviſenmarkke.
Am Geldmarkt war Tagesgeld während der ganzen
vergan=
genen Woche nur im Angebot, der Satz hielt ſich unverändert auf
3 Prozent. Täglich waren Ueberſtände feſtzuſtellen. Die
Flüſſig=
keit iſt wohl in der Hauptſache auf Bereitſtellungen zum Ultimo
zurückzuführen, ſowie darauf, daß Schuldbuchzinſen bezahlt
wur=
den. Am Wechſelmarkt waren Privatdiskonten eher angeboten;
ſie fanden in der erſten Wochenhälfte ſehr rege Aufnahme, die
allerdings gegen Ende des Berichtsabſchnittes am freien Markt
etwas nachließ. Bei der Reichsbank war der Abſatz in
Reichs=
ſchatzwechſeln und Reichsſchatzanweiſungen unverändert.
Termin=
gelder wurden zum bisherigen Satze prolongiert. Das Geſchäft
in Warenwechſeln blieb ruhig.
Der Deviſenmarkt war erheblichen Erſchütterungen ausgeſetzt,
verurſacht durch das Goldausfuhrverbot der amerikaniſchen
Regie=
rung. Der Dollar entwertete ſich bis zu zirka 12 Prozent, hat
dieſes Disagio aber gegen Ende bis auf 8 Prozent verringert. Den
größten Nutzen aus der Dollarbaiſſe hat die engliſche Währung
gezogen; ſie liegt zur Zeit ſo feſt, daß ſogar die Interventionsſtelle
im Markt ſein ſoll, um die Pfundhauſſe zu bremſen. Die am
Gold=
ſtandard feſthaltenden Währungen, wie franzöſiſche und Schweizer
Franken und holländ. Gulden dagegen liegen ſtark gedrückt. Es
ſcheint demnach, daß bei den herrſchenden Kapitalabwanderungen
die bereits um 25 Prozent entwertete engliſche Währung bevorzugt
wird, weil ſie bei einer evtl. internationalen Währungsregelung
die größten Chancen bieten würde. Die Norddeviſen haben ſich
ebenfalls ſtark erhöht. Die Lira iſt abgeſchwächt, während die
Peſeta weiter eine ſehr feſte Tendenz zeigt. Die Reichsmark im
Auslande machte anfangs die Befeſtigung gegenüber dem Dollar
im gleichen Maße wie die anderen Goldſtandard= Deviſen mit,
ſchwächte ſich aber ſpäter etwas ab, wahrſcheinlich in Auswirkung
eines zufälligen größeren Verkaufsauftrages. Die Kursfeſtſetzung
in Berlin wurde dagegen nach wie vor auf der Parität der RM.
vorgenommen.
Berliner und Frankfurker Effektenbörſe.
Der Rückſchlag an der vorgeſtrigen New Yorker Börſe ließ im
geſtrigen Vormittagsverkehr auch für Berlin mit einer
rück=
gängigen Tendenz rechnen. Die Spekulation zeigte nach der
Dol=
larerholung und der Markbeſſerung im Auslande
Realiſations=
bedürfnis, zumal ſie geſtern ſtärker nicht gekauft zu haben ſchien.
Zu Beginn der offiziellen Börſe gelangten aber noch Kauforders
der Kundſchaft und Anlagekäufe aus Stillhaltegeldern zur
Aus=
führung, ſo daß die Aktienmärkte wider Erwarten gut behauptet
lagen. Rein kursmäßig war die Tendenz als uneinheitlich zu
be=
zeichnen. Abſchwächungen bis zu 1,5 Prozent ſtanden Gewinne in
gleichem Ausmaße gegenüber. Akkumulatoren zogen um 2,5 Proz.
an, während andererſeits Eintracht Braunkohle 3,25 Prozent,
Conti=Gummi 2,5 Prozent, Bremer Wolle 2,75 Prozent, Schultheiß
225 Prozent und Muag 3 Prozent nachgaben. Die
Umſatztätig=
keit war aber relativ klein, und häufig beſtimmten wenige Mille
die Kursfeſtſetzung. Hanſa Dampf, die ſeit einigen Tagen nicht
zur Notiz gekommen waren, erſchienen mit Minus=Minus=Zeichen
und gelangten 3½ Prozent niedriger zur Notiz. Von unnotierten
Werten ſind Wintershall mit einem Rückgang von 2 Prozent zu
erwähnen. Aber auch der Rentenmarkt brachte eine Enttäuſchung.
Vorbörslich noch feſter taxiert eröffneten die deutſchen Anleihen
und die Reichsſchuldbuchforderungen nur etwa behauptet. Auch
Induſtrieobligationen lagen nur unbedeutend feſter. Von
Aus=
landsrenten fielen Türken und Mexikaner durch feſtere Tendenz
auf. Auch im Verlauf änderte ſich zunächſt an dem geringen
Ge=
ſchäftsumfang wenig, und die Tendenz blieb weiter uneinheitlich.
Bei den ſich gegen den Anfang ergebenden Abweichungen
über=
wogen aber doch kleine Beſſerungen bis zu 1 Prozent. Papiere
wie Reichshank Bemberg, Deutſche Erdöl und Elektriſche
Liefe=
rungen waren bis zu 1,5 Prozent gebeſſert. Andererſeits büßten
Niederlauſitzer Kohle, anſcheinend auf ein Zufallsangebot, 2,5
Prozent ein. Im weiteren Verlaufe trafen neue kleine
Kunden=
orders ein, die zu einer geringen Geſchäftsbelebung führten.
Die Frankfurter Wochenſchlußbörſe lag ziemlich ruhig.
Auf die offiziöſen Erklärungen, wonach die Reichsbank weiterhin
als unerſchütterliche Macht auf dem Poſten iſt, wenn es gilt, dem
ſchaffenden und ſparenden Volk das Geſchaffene und Erſparte zu
erhalten, traten eine weitere langſame Erholung am Rentenmarkt
ein. Aktien waren demgegenüber nach der vorangegangenen
ge=
waltigen Steigerung bedeutend ruhiger. Man bezeichnet mit
Recht die Aufwärtsbewegung als überhitzt, zumal dabei noch
fal=
ſche Vorausſetzungen mitſprachen. Das Geſprächsthema der Börſe
bleibt nach wie vor der amerikaniſche Dollar. Infolge der
Schwan=
kungen in New York und der beruhigenden Erklärungen war die
Tendenz zurückhaltend. Bekanntlich liegt der Dollar international
um 2 Prozent feſter, wobei europäiſche Käufe dabei zu beobachten
ſeien. Unmittelbar ausſchlaggebende Rückwirkungen auf die
deut=
ſche Wirtſchaft werden nicht befürchtet. Bei ruhigen Umſätzen ſetzte
JG. Farben mit 141 (142,5) Prozent ein und zogen wieder auf
142 Prozent an. Scheideanſtalt gaben 2,5. Deutſche Erdöl ebenfalls
2,5 Prozent nach. Sehr gut gehalten liegt der Elektromarkt. Vor
allem zeigten die Verſorgungswerte ſogar eine leichte
Kursſteige=
rung, ſo für Geſfürel 0,25, Bekula 0.5 Prozent. Lahmeyer waren
unverändert. AEG. erneut ½ Prozent feſter, wobei die
Sanie=
rungsverzögerung mitſpricht. Nur Siemens und Schuckert
bröckel=
ten nach der geſtrigen ſtarken Steigerung etwas ab. Von
Kunſt=
ſeideaktien gaben Aku 2 Prozent nach. Bemberg waren
unver=
ändert. Am Montanmarkt erfolgten Glattſtellungen, wodurch die
vorgeſtrigen Kursſteigerungen etwas abgebaut wurden.
Mannes=
mann gaben 0,5, Rheinſtahl 0.,5. Stahlverein 1 Prozent nach.
Schiffahrts= und ſonſtige Verkehrsweſen=Aktien waren gut
be=
hauptet. Auch Kaliwerte lagen widerſtandsfähig.
Reichsbank=
anteile konnten 1,25 Prozent anziehen. Offenbar iſt die Berliner
Verkaufsorder, die in den letzten Tagen auf den Markt drückte,
erledigt. Von ſonſtigen Einzelwerten verloren Conti Gummi 4,
Metallgeſellſchaft 1. Daimler 98 Prozent. Zement Heidelberg
be=
hauptete ihre vorgeſtrige Steigerung. Der Rentenmarkt lag zwar
ruhig, aber — wie erwähnt — freundlicher. Neubeſitz zogen 0,1,
Altbeſitz 0,5 Prozent an. Auch der Pfandbriefmarkt zeigte
Kurs=
ſteigerungen von 0,5—0,75 Prozent.
Wirkſchaftliche Kundſchau.
Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 19. April. Die vom
Statiſtiſchen Reichsamt für den 19. April berechnete Indexziffer
der Großhandelspreiſe ſtellt ſich auf 90,8 (1913: 100); ſie hat ſich
gegenüber der Vorwoche (90,7) wenig geändert. Die Indexziffer
der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 82,1 (plus 0,4 Prozent),
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 86,9 (minus 0.1 Prozent),
und induſtrielle Fertigwaren 111,3 (minus 0,1 Prozent)
Konkursverfahren über die Kölner Görreshaus=Geſellſchaften
eröffnet. Nach Ablehnung der Anträge auf Eröffnung des
Ver=
gleichsverfahrens iſt am 21. April um 23 Uhr das
Konkursver=
fahren über die Görreshaus=Geſellſchaften eröffnet worden.
Rechts=
anwalt Dr. Heinrich Bodenheim=Köln, Hanſaring 32, iſt zum
Kon=
kursverwalter beſtellt worden. Die Zeitung „Kölniſche
Volks=
zeitung” und „Lokalanzeiger” erſcheinen nicht mehr im Verlag der
Kölner Görreshaus A. G. Im Intereſſe der Arbeiter und
Ange=
ſtellten werden die Zeitungen durch den Konkursverwalter verlegt
bis zur Uebernahme der Verlage durch die in der Gründung
be=
griffenen Zeitungsdruck= und Vertriebs=G.m.b. H. zu Köln.
Kleine Wiriſchaftsnachrichken.
Die Süddeutſche Zinkblechhändlervereinigung erhöhte am 20.
April ihre Preiſe um zirka 1,5 Prozent, nachdem am Vortage ſchon
eine gleiche Erhöhung vorausgegangen war.
Wie der Verlag L. Schottlaender u. Co., G.m.b.H., Berlin, der
bekanntlich den Konfektionär” herausgibt, mitteilt, iſt die
kapital=
mäßige Beherrſchung der Geſellſchaft in andere Hände
übergegan=
gen. In Verbindung hiermit haben die Herren Dr. Paul Schleich
und Georg Evers die Geſchäftsführung, die bisher in den Händen
der Herren Ludwig Katz und Max Löwenberg lag, übernommen.
Die Holland=Amerika=Linie weiſt für 1932 einen Verluſt von
1584 246 (i. V. 588 133) Gulden aus. Die vollſtändige
Reorgani=
ſation der Geſellſchaft wird gegenwärtig erwogen.
Das Bild der Wirtſchaft.
Börderung und Erzeugung.
Die Arbeitsinarkklage in Heſſen
Während die Braunkohlenförderung im März faſt genau den
gleichen Wert wie im Februar beibehalten hat, iſt die
Steinkoh=
lenförderung bereits wieder etwas angeſtiegen. Allerdings iſt ein
Teil dieſer Märzförderung dazu verwandt worden, die Halden
noch etwas weiter aufzufüllen.
Auch die Eiſenherſtellung iſt im März geſtiegen, entſprechend
iſt auch die Koksgewinnung erhöht worden.
Die Erzeugung elektriſchen Stromes urch die Kraftwerke der
Induſtrie zeigt im Februar einen auffälligen Rückgang, der den
erfreulichen Anſtieg der vorangehenden Monate wieder ausgleicht.
Neue Wohnungen ſind im Februar ungefähr in der gleichen
Anzahl fertiggeſtellt worden wie im Januar; es iſt zu beachten,
daß beide Zahlen erheblich höher liegen als die des
vorangegan=
genen Jahres. Im März hat ſich auch der Zementabſatz ſtark
er=
holt.
Zeierkagsruhe an den Karkoffelrärkken.
Die Feiertage hatten das Geſchäft an dem ſüdweſtdeutſchen
Kartoffelmarkt weiter einſchrumpfen laſſen. Wenn das Angebot
nicht ſo klein gehalten werden könnte, weil die Landwirtſchaft das
günſtige Wetter noch zu Beſtellungsarbeiten ausnützt, hätten ſich
die Preisrückgänge ſicher ſtärker gezeigt. Bis jetzt beträgt der
Rückgang etwa 10 Pfg. pro Zentner gegenüber der Vorwoche, ſo
daß man auf Baſis von etwa 1,50—1,55 RM. je Zentner franko
Frankfurt a. M. abſchließen kann. Auch in Rheinheſſen ſind die
Verhältniſſe entſprechend. In Saatkartoffeln waren die Umſätze
in der letzten Woche etwas lebhafter.
Biehmärkke.
i. Weinheimer Schweinemarkt vom 22. April. Zugeführt waren
345 Stück, verkauft wurden 304 Tiere, und zwar Milchſchweine das
Stück zu 12—17 Mark, Läufer das Stück zu 18—24 Mark.
Markt=
verlauf: gut.
und Heiſei Raffan.
Geringe Enklaſtung in der erſten Aprilhälfte.
In der erſten Aprilhälfte war die Entlaſtung des
Arbeits=
marktes weſentlich geringer als in den beiden letzten Wochen des
Monats März. Die Zahl der Arbeitſuchenden ging nur um 580
oder 0,2 v.H. des Standes von Ende März 1933 zurück. Dabei
ergab ſich bei den Männern eine Abnahme um 968 bei den Frauen
dagegen eine Zunahme um 388. Mitte April 1933 wurden
ins=
geſamt 321 903 Arbeitſuchende gezählt; von dieſen waren 50 907
oder 15,8 v.H. Frauen. Damit lag die Zahl der Arbeitſuchenden
um über 14 000 unter dem Stand vom gleichen Zeitpunkt des
Vor=
jahres. Die Zahl der Arbeitsloſen betrug insgeſamt 310 122,
da=
von waren 50 217 oder 16,2 v. H. Frauen. Der Anteil der
Arbeits=
loſen an der Geſamtzahl der verfügbaren Arbeitſuchenden betrug
96,3 v.H. (Vorjahr 98,5). Die Entwicklung war innerhalb der
Arbeitsamtsbezirke nicht einheitlich. In 7 von 18 heſſiſchen
Ar=
beitsamtsbezirken nahm die Zahl der Arbeitſuchenden zu; die
Zu=
nahme war verhältnismäßig am ſtärkſten in Offenbach und in
Worms mit je 16 v.H. Die Abnahme war im Verhältnis am
ſtärkſten in den Bezirken Fulda mit 4,0 v. H., Gießen mit 3,9 v. H.,
Hersfeld und Wetzlar mit je 3,3 v.H. Während in den Gruppen
Land= und Forſtwirtſchaft eine Zunahme der Zahl der
Arbeit=
ſuchenden zu verzeichnen war, ergab ſich in den Gruppen Induſtrie
der Steine und Erden und beſonders im Baugewerbe eine
wei=
tere Abnahme. Eine Entlaſtung trat weiterhin beſonders noch in
den Gruppen Eiſen= und Metallverarbeitung, im Holz= und im
Schnitzſtoffgewerbe, Bekleidungsgewerbe. Gaſt= und
Schankwirt=
ſchaftsgewerbe, ſowie im Verkehrsgewerbe ein. Die Gruppen der
Angeſtellten, zeigten am Quartalsſchluß eine ſtärkere Zunahme.
— Die Beſtandszahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der
Arbeitsloſenverſicherung ging von Anfang bis Mitte April um
3875, in der Kriſenfürſorge um 1875, in beiden
Unterſtützungsein=
richtungen zuſammen um 5750 zurück. Es wurden am 15. April &
der Arbeitsloſenverſicherung 27 736, in der Kriſenfürſorge 71 517.
zuſammen 99 253 Hauptunterſtützungsempfänger, gezählt.
Produkienmärkie.
Mainzer Produktenbericht vom 22. April. Großhandelspreiſe.
per 100 Kilo loko Mainz in RM.: Weizen (76 Kilo=
Hektoliter=
gewicht) 21—21,25; Roggen rheinheſſ. 16,50—17; Braugerſte 18
bis 18,50; Induſtriegerſte 17—17,25; Futtergerſte 15—15,75;
Malzkeime 11—11,50; ſüdd. Weizenmehl Spezial Null 30,65—
31,15: Roggenmehl 60proz. 23,50—24: feine Weizenkleie 7,75.
grobe Weizenkleie 8,15; Roggenkleie 8.50—9; Weizenfuttermehl
10.15; Biertreber 12—12,25: Erdnußkuchen 12: Kokoskuchen 11,50
bis 14,00; Palmkuchen 9—9,50; Rapskuchen 8,50—8,75;
Soya=
ſchrot 10,35—10,50; Trockenſchnitzel 7,75—7,85. Tendenz:
Brot=
getreide befeſtigt; Futtermittel ſtetig. In Brotgetreide ſpeziell
Weizen kleines Angebot. Gerſte nahezu geſchäftslos. Nach
Wei=
zenmehl beſſere Nachfrage. Futtermittel bei kleinem Umſatz gut
behauptet.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Während Auslandseier
aus der bekannten Urſache nicht mehr zu haben ſind, haben ſich die
Zufuhren in deutſchen Eiern merklich verringert. Bei
lebhafte=
rem Geſchäft blieben die letzten Preiſe aber ziemlich unverändert.
Es notierten: Bayern 53—55 gr. 7,25—7,5, desgl. gr. 57—58 7,5
bis 7,75; deutſche Friſcheier Sonderklaſſe über 65 Gramm 9,5,
Kl. 4 unter 65—60 ggr. 8,5, Kl. B unter 60—55 gr. 8,25, Kl. C
unter 55—50 gr. 7,5, Kl. D unter 50—45 gr. 7 Pfg. per Stück loko
Frankfurt a. M.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Durch den
Witterungs=
umſchlag hat die Produktion in deutſcher Butter eine ſtarke
Ver=
knappung erfahren, und aus dem Auslande kommt infolge der
ſchwierigen Beſchaffung von Einfuhrſcheinen kaum Angebot an die
Märkte. Die Preiſe zeigten infolge der erhöhten Nachfrage
Be=
feſtigungen von 2—3 RM. Deutſche Butter 102—105, holländiſche
Butter 105—107 RM. pro 50 Kilo im Faß.
Berliner Produktenbericht vom 22. April. Das Geſchäft an
der Wochenſchlußbörſe war ebenſo wie im Vormittagsverkehr
außerordentlich ruhig, lediglich die Umſatztätigkeit in Eoſinweizen
bleibt ziemlich lebhaft. Das Inlandsangebot iſt nach wie vor
mäßig, und die Abgeber ſind kaum zu Preiskonzeſſionen bereit.
Berliner Kursbericht
vom 22. April 1933
Oeviſenmarkt
vom 22. April 1933
Me He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
DeutſcheCont. Gas
ie
69.—
61.50
20.875
32.—
21.375
31.s0
137.—
50.—
17.—
43.875
158.50
110.75
Deutſche Erdöl 4115.375
Elektr. Lieferun
F. 6. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.felektr. Untern.
Harpener Bergbau / 98.875
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann 59.—
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke
Korsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel 49.375
89.875
141.75
68.—
91.25
75.25
142.—
63.25
78.75
57.25
Meee
Rütgerswerke 54.—
Salzdetfurth Ka
Leonh. Tietz
Berein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Wer 1e
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 95.50
Unicch
205.—
28.25
46.375
142.—
69.75
26.75
88.—
10.875
20.—
92.
66.—
Selſtingfore
Wien
Frag
Budape!
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stocholm
London
Buenos=Aire
New Yor
Belgien
Stalien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen e
100 Kronen
1 2.Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar
100 Belgo
100 Lire
100 Franes
Rrdt
6. 523
45.45
12.71
3.047
171.58
76.42.
66.6o
7o.42
14.98
0.853
3.936
59.44
22.08
16.78
Brieff
6. 537
45.55
12.73
3.053
71.82
78.58
66.82
78.58
15.02
6.257
3.954
59.56
22.12
18.62
Schweis
Spanier
Danzig
Japan
Rio de Janeirolt
Jugoſlawien 100 Dinar
Portugal
Athen
Iſtamb
Kairo
Kanado
Uruguat
Island
Riga
Burmfägter ang Katicharbant Suratftadt, Willite Mr Bteigher Sant
Frankfurter Kursbericht vom 22. April 1933.
Steuergutſcheine
Gr.II p. 1934
„. 1935
„. . 1936
. 1937
„. . 1939
„ Gruppe I
6% Dtſch. Reichsan!
6%
„ b.21
5½% Intern. v.30
62 Baden ... b.27
69 Bahern ..v.2
68 Heſſen ...v. 2
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 27
62 Thüringen v. 2
Otſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. VI=
Ab=
löſungsanl.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Vaden
6% Berlin ...v. 24
6% Darmſtad:
6% Dresden. . v. 2e
6% Frankfurt a.M.
Schätze, v. 29
v. 26
6% Mainz ......."
6% Mannheimb. 27
6% München v. 2‟
JaWiesbaden v.2s
6% Heſt. Landesbk.
6% Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
95‟.
89.5
83.25
78.75
76
98.75
85
88.5
85
89
84.25
98.5
85
81.75
73.5
13.475
8.1
*5s
Ae
74.75
73
78.5
72.5
87.75
88.75
14348 Heſ.Landes=,
Hhp.=Bk. Liqu.
Kom. Obl. . . . .
6% Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf
6% „ Goldoblig
69 Landeskomm.=
Bk. Girozentr. fürl
Heſſchldobl. R. 11
„ R.12
82 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6% Naſſ. Landesbk.
5½% „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAuslSer.
*AuslSer.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp.Bk.
½2 „Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk..
5½8 „ Lig. Pfbr.
„ Goldoblig
6% Frkf. Pfbr. Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hhp.=B.
15½% — Lig. Pfbr.
16% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% — Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hhp. Bk.
5½% „Lig. Pfbr.
Goldoblig.
6% Südd. Bod.=
Ered.=Bank
5½% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp. 3.
78.25
89.75
84
74.5
89.5
89.5
88.75
69.75
81
12
88
89
89
78.5
88
86
88.5
Ziehun=
91.
86
89.5
30.25
83
9a
881,
92
16% Daimler=Benz
6%Dt. Linol. Werke
16% Mainkriv. v. 26
16% Mitteld, Stahl.
68 SalzmanncCo.
6% Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffner
3. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B
L.Inveſt
5% Bulg. Tab.v. 02
4½%0 Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
5 %vereinh. Numän
4½%
4% Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdad
„ Hollanl.
4½% ungarn 1913
1914
2
Goldr.
1210
4½Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
420 Stocholmn .
Aßtien
Alg. KunſtziideUniel
..
A.E. G. ..
AndregeNoris Bahn!!
Aſchaffbg. Brauerei
Bellſtof!
Bemberg, J. P...
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53
88
100
21
21.25
60
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Sonntag, 23. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 112 — Seite 19
Sas Kätder Albllattaer
Roman von
/ Georg von der Gabelentz.
17)
Copyright by Verlag L. Staackmann
Enttäuſchtes Gemurmel folgte den Worten. Als man ſich
be=
ruhigt hatte, räuſperte ſich der Herr, ein ſympathiſch
ausſchauen=
der Mann mit goldenem Klemmer und kurzgehaltenem
Schnurr=
bart, und begann.
Er ſprach ungeordnet und flüchtig, bat um Nachſicht, da er ſich
nicht hätte vorbereiten können. Aber der überzeugungsvolle Ernſt,
mit dem er ſeine Worte brachte, nahm für ihn ein. Man folgte
ihm, wenn auch das meiſte den Hörern nichts Fremdes war.
Unſeré Welt ſei Vorſtellung, ſei bloß das Maskenkleid der
wahren. Nur ein verſchwindender Teil von ihr ſei den Menſchen
bekannt, neue unerhörte Dinge würden fortlaufend entdeckt.
Ge=
ſetze, die man für ewig gehalten, würden als gebrechliche Werke
der Menſchheit, viele Begriffe nur als trügeriſche Surrogate
er=
kannt. Man wiſſe auch heute noch vom eigentlichen Weſen der
Dinge ſo gut wie nichts. Wir Menſchgeborenen ſeien an Raum
und Zeit gebunden, doch ſei die Welt über Raum und Zeit
er=
haben. Das Unſichtbare und Unfaßliche ſei mächtiger, größer als
alles Sichtbare und Greifbare.
Eine der ſeltſamſten Kräfte ſei die der Suggeſtion, der
Beein=
fluſſung durch Gedanken. Sie reiße den Soldaten hinter ſeinem
Führer her, daß er Reiche erobere, ſie habe Kinder in einen
Kreuz=
zug getrieben, ſie habe die Scheiterhaufen der Inquiſition
entzün=
det und Märtyrer vor wilde Tiere geworfen. Man könne ihre
Wirkung kaum jemals überſchätzen, wie die ihr gleiche der Muſik
Nach der Behauptung ſeines Meiſters beruhe dieſe auf einem „
kos=
miſchen” Bewußtſein, einem Teil überſinnlicher Art in unſerer
Natur.
Und weiter, wer ſeinen Willen in der rechten Art zu lenken
verſtehe, der vermöge ſogar ſein eigenes Weſen zu ſpalten. Hier
finde ſich die Erklärung des Doppelgängers und der Macht des
Fakirs.
Das Ziel, der unerhört kühne Gedanke von Profeſſor Virenius
ſei nun, mit Hilfe ſeines ſo geſpaltenen Ichs die Brücke zu
über=
ſchreiten, um in die großen Geheimniſſe des Weltgeſchehens
ein=
zudringen, unter ihnen wie in einem Neuland Umſchau zu halten.
Der Redner führte ein Glas Waſſer an die Lippen. Dann
endete er mit erhobener Stimme:
„Mein verehrter Meiſter endlich hat beobachtet, daß jeder
Menſch die Kraft, zu wirken, dauernd zu erhalten vermag, wenn
er ſie gleichſam immer auffüllt aus den latenten Kraftvorräten
anderer Menſchen. Der Redner, der Schauſpieler zum Beiſpiel,
ſie ſchöpfen dieſe Kraft aus den Lebenskräften ihrer Hörer, vor
allem junger, für jeden Einfluß Empfänglicher, die, wie man ſo
Leipzig, durch Dr. Präger Preſſedienſt, Wien,
richtig ſagt, ſich mit Leib und Seele dem Künſtler und ſeinem
Werke hingeben.
Dieſe Erfahrung war der Grund, warum ſich in früheren
Zeiten alternde Machthaber, mit jungen Pagen, Sklaven oder
Sklavinnen zu umgeben liebten.
Der friſche Born der Jugend belebte den ſtockenden Fluß ihres
Alters.
Das Ich des Menſchen, ſein eigenſtes Weſen, wird dadurch
geſtärkt.
Und kann es etwas Höheres, Berauſchenderes geben, als den
Verſuch, dies Ich in die Welten jenſeits unſeres Alltagsdaſeins
zu ſenden, zu beweiſen, daß wirklich noch ungeahnte Kräfte im
Menſchen ſchlummerten, ungeahnte Möglichkeiten nur der
Er=
weckung harren. Es gilt, ſie zu finden, zu erhalten, ſelbſt auf
Koſten des Lebens anderer.
Alle großen Eroberer und Entdecker darum ſind
Menſchen=
opferer geweſen, mußten es ſein!
Meine Damen und Herren, auch Profeſſor Virenius iſt ein
Pfadfinder, einer, der verſchloſſene Pforten zu ſprengen
unter=
nimmt, ein Wohltäter. Und um ſeines Zieles willen darf er wohl
Opfer fordern.”
Der junge Mann verbeugte ſich und verſchwand von der
Bühne. Der Beifall war nicht lebhaft. Die Hörer verließen den
Saal. Man wußte augenſcheinlich nicht recht, ſollte man den
Pro=
feſſor und ſeinen Schüler als Propheten loben oder als Phantaſten
verlachen. Ihre Annahmen ſtanden auf ſchwer erkennbaren Füßen.
Die letzten Sätze warfen das Ziel des Redners gar zu ſehr ins
Ungewiſſe, ja Ungeheuerliche.
Wendlow und Will Konrad traten zuſammen auf die Straße
hinaus. Dort bildeten ſich im Davongehen einige Gruppen
De=
battierender.
„Ich kann mit dieſem Dämmerhaften abſolut nichts
anfan=
gen,” meinte der Maler
„Vielleicht iſt der Mann ein beklagenswerter Narr. Und doch
hat jede Dämmerung ihre eigenen Reize, und der Menſch von je
eine Freude an Geheimniſſen.”
„Sie dürfte hier doch ein wenig mit Furcht gemiſcht ſein, denn
mian möchte annehmen, daß das Weſen dieſes Herrn Virenius
anfängt, kriminell zu werden. Sein eigener Schüler nennt ihn ja
einen Menſchenopferer.”
„Ganz gleich! Ich muß den Mann kennenlernen! Es gilt
viel=
leicht, eins ſeiner Opfer ihm zu entreißen.”
Eine junge Dame hatte ſich unbemerkt den beiden genähert.
Ehe der Doktor etwas erwidern konnte, geſellte ſie ſich zu ihnen.
Sie ſtanden gerade unter einer Laterne, ſo daß den Herren ihre
leidenden Züge, ihre umſchatteten Augen, die müde Haltung ihres
Körpers auffallen mußten.
Konrad blickte die Dame an und erkannte ſie.
„Ah Sie, gnädiges Fräulein? Auch im Vortrag?‟
Er ſtellte den Freund der Tänzerin Grete Kollen vor. „Eine
Elfe, die mit phantaſtiſchen Tänzen ganz München entzückt hat.”
Die Lippen des jungen Mädchens umſpielte bei den
ſcherzen=
den Bemerkungen nur ſchmerzliches Lächeln.
Sie wehrte ab: „Ach, heute nicht mehr! Aber, haben Sie das
Wort gehört: ein Menſchenopferer?
„Gewiß, gnädiges Fräulein,” entgegnete Wendlow. „Aber
fürchten Sie denn Worte?‟
„Nicht immer. Doch es gibt welche, die können in ihrer
Wir=
kung ſchlimmer ſein wie ein Gift, können uns verfolgen, uns
äng=
ſtigen. Glauben Sie, daß etwas Wahres an dieſen Worten von
Menſchenopferern iſt?” ſtieß ſie faſt angſtvoll hervor.
Will Konrad ſchaute in ihre erregten Augen. Das kleine
Per=
ſönchen war umlodert von Aufregung, durchzuckt von ſchmerzlicher
Begierde.
„Ich glaube gar nichts. Ich fürchte alles”, entgegnete er mit
halbem Scherz.
Alles?‟
Die drei gingen weiter. Grete Kollen ſenkte den Kopf.
„Nein, nein”, rief ſie plötzlich, die Hand zur Abwehr erhebend,
„ſagen Sie nicht, daß Sie alles von ihm fürchten.” Und ſie fügte
mit dumpfer Stimme hinzu: „Ich war bei Profeſſor Virenius,
und ich muß zu ihm zurück.”
„Sie müſſen? Kein Menſch muß müſſen!” ſchalt Wendlow.
„Doch ich! Ich muß!” entgegnete die Tänzerin. Und ſie
verab=
ſchiedete ſich von den Herren mit einigen raſch hingeworfenen
Redensarten, um in eine Nebenſtraße einzubiegen.
„Eine hübſche Perſon,” meinte der Doktor und ſandte der
da=
voneilenden ſchlanken Geſtalt noch einen Blick nach. „Iſt ſie etwa
ſeine Geliebte?"
„Dieſes grauhaarigen Gelehrten? Kaum. Sicher nicht. Dann
hätte ſie nicht dieſe dumme Angſt vor ihm.”
Der Maler machte eine läſſige Handbewegungen, anzudeuten,
daß ihm die überſpannte Art einer Künſtlerin nicht wundernehme.
„Ich habe die Kollen kürzlich einmal in Paſtell gezeichnet. Bei
mir im Atelier lernte Virenius ſie kennen und da ſie eben ohne
Anſtellung iſt, lud er ſie liebenswürdig ein, einige
Sommer=
wochen bei ihm zuzubringen.”
„Auffallend.”
„Nein, natürlich. Ein ſo nettes Perſönchen Sie nahm ſeine
Einladung an. Auf dieſe Weiſe erhoffte das Mädel einen billigen
Sommeraufenthalt, vielleicht Geſchenke.”
„Die ſie am Ende teuer bezahlen muß!”
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für die Leser u. Leserinnen
des „Darmstädter
Tag-
blatt”” zum heutigen
ein-
zigen Gastspiel des
be-
rühmten schwäbischen
Humoristen
Wlly Reicher!
nebst eigenem Gr. Künstler-
Ensemble.
3 Stunden Lachen, Witz.
Laune, Humor?
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Gastspiel-
leitung erhalten Leser
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Bis auf weiteres
Der große Erfolg!
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als Friedrich der Große in dem
vater-
ländischen Groß-Tonflm
Ber Choral
von Leuthen
Der Geist von Leuthen war nicht nur
der Geist der Tapferkeit und des
Wage-
mutes, sondern auch der Treue, des
Pficht gefühls, der Vaterlandsliebe, der
Zucht und des Gottvertrauens.
von Hindenburg.
HiſtoriſcherVerein für Heſſen
29. und 30. April 1933 Hundertjahrfeier.
29. April 8 Uhr:
Akademiſche Feier im Saalban.
Vortrag von Archivdirektor i. R.
Univer=
ſitätsprofeſſor Dr. J. R. Dieterich: „Der
Hiſtoriſche Verein, Rückblick u. Ausblick.”
Begrüßungen, muſikaliſche Umrahmung
durch die Madrigal=Vereinigung unter
Leitung von Prof. Dr. F. Noack. 30. April:
Ausflug in Kraftwagen nach Oppenheim.
Beſichtigung der Stadt. Vortrag von
Dr. P. Krauſe: „Oppenheim im
Pfälzi=
ſchen Kriege 1687/1688.‟ Abfahrt 9 Uhr
Landesmuſeum. Fahrpreis I.60 Mk.,
Mit=
tageſfen 1.20 Mk. Anmeldung zur Fahrt
im Staatsarchiv bis 27. April (Donnerstag
unbedingt erforderlich. (538
Ab heute
Der Sohn des Rajah
mit
Kanttn Novarro
und
Hochslahler aus Liebe
mit
V537
Hans Junkermann — Karl
Etlinger — Nora Gregor
Heute um 2 Uhr
Jugend-Sondervorstellung
Eintrittspreise 20 u. 30 Pfg.
UNSER
CHISPIEIE
RMSTADT
OM
Einladung
zur
Die verehrlichen Mitglieder der
Vereinigten Geſellſchaft werden auf
Montag, den 8. Mai 1933,
20½ Uhr,
zu einer Mitgliederverſammlung im
Geſellſchaftshaus eingeladen. Für den
Fall, daß ein gültiger Beſchluß in
dieſer Verſammlung nach § 20 der
Satzung nicht herbeigeführt werden
kann, wird hiermit eine neue
Mit=
gliederverſammlung auf
denſelben Tag, 21 Uhr,
berufen. — Die Belege und
Erläute=
rungen für die Tagesordnung liegen
im Geſellſchaftshaus offen.
Tagesordnung:
1. Bericht der Rechnungsprüfer über
die Rechnungen für das
abgelau=
fene Jahr.
2. Voranſchlag für das lauf. Jahr.
3. Wahl der Rechnungsprüfer für
(5363
das laufende Jahr.
Vereinigke Geſellſchaft
Der Vorſtand.
Jugendliche zngelassen.
Beginn: 2.00, 4.00, 6.00 und 8.20 Uhr.
Nur noch heute und morgen
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Harry Piel
der Mann mit den eisernen
Nerven in seinem neuesten
Sensations-Abentener
Sprung in den
Angrand
(Spuren im Schnee)
Ein „echter Harry Piel-
Film”, straff, hnmorvoll und
spannungsgeladen.
Beginn: 2, 4,6 u. 820 Uhr.
Nur noch heute und morgen
Im Erstaufführungs-Doppelprogramm
Wallace Beery
und
Jackie Cooper
das 11jährige Filmwunder in
Thechamp
(Der Weltmeister)
V 5353
Vorher:
Buster Keaton
in dem lustigen dentschsprachigen Tonflm
Wer andern keine
Liebe gönnt
sowie das gute Beiprogramm.
Beginn: 2.00, 5.00 und 8.15 Uhr.
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der Arbeitsgemeinſchaft Deutſche Reichspoſt
in Verbindung mit dem Verke 1sverein
Darmſtadt (MER=Vertretung) und Heſſ.
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Dlenstag, dem 25. April 1933:
Abfahrt 13.30 Uhr Reiſebüro Adolf
Hitlerplatz 4 — Aſchaffenburg — Park
Schönbuſch.
Fahrpreis: 2.50 Mk.
Mittwoch, dem 26. April 1933:
1. Abfahrt 13,30 Uhr Reiſebüro Adolf
Hitlerplatz 4 — Neunkirchen—
Linden=
fels — Bensheim. Fahrpreis: 2.30 Mk.
2. Abfahrt 13,30 Uhr Heaghaus,
Luiſen=
ſtraße 16 — Weinheim — Birfenauer
Tal — Fuchs’ſche Mühle —
Kirſch=
häuſer Tal. Fahrpreis: 2.80 Mk.
Donnerstag, dem 27. April 1933:
Abfahrt 13,30 Uhr Reiſebüro, Adolf
Hitlerplatz 4 — Dieburg — Obernburg
(Main).
Fahrpreis: 2.50 Mk.
Sonntag, dem 30. April 1933:
1. Abfahrt 8 Uhr Reifebüro Adolf
Hitlerplatz 4 — Heidelberg —
Hirſch=
horn
Erbach — Michelſtadt.
Fahrpreis: 4.90 Mk.
2 Abfahrt 8 Uhr Heaghaus
Luiſen=
ſtraße 16 — Wiesbaden — Bad
Schwalbach — Wiſpertal — Rüdesheim.
Fahrpreis: 4.90 Mk.
Ferienfahrt.
Sonntag, d. 30. April u. Montag, d. 1. Mai1933:
2=Tagesfahrt nach Dinkelsbühl und
Rothenburg o. d. Tauber. Abfahrt am
30. April 7,30 Uhr. Fahrpreis: 12.-Mk.
Ausführung der Fahrten nur bei
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Heaghaus, Luiſenſtraße 16.
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abends 8 Uhr. im Vortragssaal des
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