Einzelnummier 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Bei wöchentlich Tmaligem Eiſcheinen vom 1. Aprll
bis 30. April 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
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tragegebühr, abgeholt 2.— Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmart frei Haus. Poſfbezugspreis
im April ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reſchsmark.
Verantwortiſchkeit für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen.
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erſcheſnen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
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zugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindlichkeiſt für uns. Poſiſcheckkonio
Franfurt a. M. 4301
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Montag, den 10. April 1933.
Nummer 100
196. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 35 Reichspfg. Reklamezeile (92 mm
breit) 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 35Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 50 Reichepfg. 92 mm breite
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zeiſe 3.— Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmare
(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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träge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
oder gerichiſicher Beſtreſbung fällt jeder Rabatt weg.
Bankkonto Deutſche Bank und Darmſſädter und
Nationalbank.
Die heſſiſche Staaksregierung Dr. Werner-Dr. Müller bleibt im Amk. — Gauleiter Sprenger zum
Reichs=
kommiſſar für Beamkenfragen ernannk. — Bor der Gleichſchalkung aller Beamkenverbände.
Die vorausſichklichen Reichs=Skatthalker
in den Ländern.
CNB. Berlin, 9. April.
Das Geſetz über die Gleichſchaltung der Länder und die
Ernen=
nung der Statthalter hat in Berliner politiſchen Kreiſen zahlreiche
Kombinationen über die Perſönlichkeiten der Statthalter ausgelöſt,
die teilweiſe der Wirklichkeit ziemlich nahe kommen dürften. So
werden u. a. genannt für Sachſen der SA.=Gruppenführer und
Reichskommiſſar für Sachſen Manfred v. Killinger, als
Mini=
ſterpräſident der Gauleiter Mutſchmann, M. d. R., für beide
Mecklenburg der Reichstagsabgeordnete Friedrich
Hilde=
brand, nationalſozialiſtiſcher Gauleiter. In Mecklenburg=
Schwe=
rin dürfte die bisherige Regierung Granzow im Amt bleiben,
wäh=
rend in Mecklenburg=Strelitz der deutſchnationale Staatsminiſter
v Michael abberufen werden dürfte, nachdem jetzt infolge der
Gleichſchaltung der Landtage die NSDAP. die abſolute Mehrheit
in Mecklenburg=Strelitz hat. Man rechnet damit, daß die
Zuſam=
menſchlußbeſtrebungen zwiſchen beiden
Län=
dern ernſtere Formen annehmen und gegebenenfalls
Miniſterpräſident Granzow auch die Regierung von Mecklenburg=
Strelitz übernimmt.
Für den Freiſtaat Heſſen wird der natſoz. Gauleiter
Jakob Sprenger in Frankfurt a. M. als
Statt=
halter genannt, während die
nationalſoziali=
ſtiſche Regierung Werner im Amte bleiben
dürfte.
Für Baden nenat man den bisherigen Reichskommiſſar für
Baden, den Gauleiter Wagner, M. d. R., für Bayern den
Reichskommiſſar General v. Epp. Ueber die Perſönlichkeiten der
Miniſterpräſidenten dürfte wohl für beide Länder noch keine
Klar=
heit herrſchen.
Gauführer Sptenger
Zeichskommiſſaxr für Beamkenorganifalion.
CNB. Berlin, 9. April.
Der Reichsminiſter des Innern hat den
Reichstagsabgeord=
neten Sprenger=Frankfurt a. M. zum ehrenamtlichen
Reichskom=
miſſar für Beamtenorganiſation ernannt. Er hat den Auftrag,
die Gleichſchaltung der beſtehenden
Beamten=
organiſationen mit der Regierung der nationalen
Erhe=
bung durchzuführen. Im Rahmen dieſer Aufgabe iſt das
Auf=
gabengebiet der Beamtenorganiſationen neu
beſtimmt worden. Ein Zuſammenſchluß von Beamten in der
Form von Gewerkſchaften darf nicht mehr ſtattfinden. Die
Be=
faſſung mit Warenwirtſchaft iſt ebenfalls unterſagt.
Eingliederung des Reichsbundes der höh. Beamken
Der Reichsbund der höheren Beamten veröffentlicht eine
Er=
klärung, in der er ſich grundſätzlich für ſeine Eingliederung in
den neu aufgebauten Deutſchen Beamtenbund ausſpricht. Die Art
der Eingliederung wird vom Reichskommiſſar Sprenger im
Ein=
vernehmen mit der Vertretung des Reichsbundes der höheren
Be=
amten beſtimmt. Damit iſt die Einheit der deutſchen
Beamten=
ſchaft in organiſatoriſcher Hinſicht wieder hergeſtellt. Der
neu=
geordnete Beamtenbund umfaßt nunmehr 1,3 Millionen deutſcher
Beamten unter nationalſozialiſtiſcher Führung.
Der 9.H.5. unler neuer Führung.
CNB. Hamburg, 9. April.
Geſamtverwaltung und Aufſichtsrat des Deutſchnationalen
Handlungsgehilfen=Verbandes traten heute im Hamburger
Ver=
bandshaus im Beiſein des Beauftragten der NSDAP., des
Reichs=
tagsabgeordneten und ehemaligen Vizepräſidenten des Reichstags
Stöhr, zu entſcheidenden Beratungen zuſammen. Verbandsvorſteher
Bechly ſtellte den Antrag, ihn von ſeinem Amt zu entbinden und
ſeinen Stellvertreter Hermann Miltzow zum Vorſteher des
Ver=
bandes zu ernennen. Die leitenden Körperſchaften des D.H.V.
würdigten die Haltung des Verbandsvorſtehers Bechly und
be=
riefen entſprechend ſeinem Wunſche Hermann Miltzow zu ſeinem
Nachfolger.
Stagisſekrelär von Bismarck zur Dispoſikion geſtellk.
Der Preußiſche Miniſter des Innern teilt mit: Zum
Staats=
ſekretär im preußiſchen Innenminiſterium iſt Miniſterialdirektor
Grauert ernannt worden. Der bisherige Staatsſekretär
von Bismarck wurde zwecks anderer Verwendung einſtweilen
zur Dispoſition geſtellt.
Bizekanzlet von Papen in Rom.
TU. Rom, 9. April.
Der Vizekanzler des Reiches, von Papen, iſt am Sonntag
morgen in Rom eingetroffen. Er wurde am Bahnhof von
Ver=
tretern der deutſchen Botſchaft, ſowie von einem hohen Beamten
des italieniſchen Außenminiſters empfangen. Obwohl die Reiſe
von Papens privater Art iſt, war er ſchon an der italieniſchen
Grenze von dem Präfekten der Provinz Bozen und in Verona
durch den dortigen Bürgermeiſter begrüßt worden. Die
An=
kunft in Rom war ebenfalls nicht unbemerkt geblieben, und eine
zahlreiche Menſchenmenge begrüßte den Vizekanzler, als er den
Bahnhof verließ, mit herzlichem Beifall. Am Sonntag
nach=
mittag beſuchte von Papen die Ausſtellung der fasciſtiſchen
Revolution. Er wurde von dem Vizeſekretär der Fasciſtiſchen
Partei, Marpicati, geführt. Auch hier wurde er beim Verlaſſen
der Ausſtellung von einer großen Menſchenmenge äußerſt
herz=
lich begrüßt.
Parole der neuen Jugenderziehung:
„Zum Ganzen hin!”
Zuſammenſchluß der deukſchen Erzieher
im nafſoz. Lehrerbund.
Leipzig, 9. April.
Nachdem am Samstag die Zuſammenfaſſung aller deutſchen
Erzieherorganiſationen beſchloſſen worden war, fand am Sonntag
vormittag die Reichstagung des nationalſozialiſtiſchen
Lehrer=
bundes mit einer Rieſenkundgebung im überfüllten Feſtſaal des
Zoo ihren Abſchluß. Der Reichsführer des Bundes und bayeriſche
Kultusminiſter Schemm ſprach dabei über das
Erziehungs=
weſen der Zukunft. Er führte u. a. aus: Die große Staatsparole
und damit auch Erziehungsparole unſerer Zeit heißt: „Zum
Gan=
zen hin‟. Der Begriff der Ganzheit alſo gibt der
nationalſoziali=
ſtiſchen Erziehung die Prägung: Aufden Begriffen Raſſe,
Wehr, Perſönlichkeit, Religioſität iſt die
Tota=
lität der neuen deutſchen Erziehung begründet.
Raſſe bedeutet nichts anderes als Hinkehr zu der
Blutsgemein=
ſchaft, als das Unterſtreichen der deutſchen Grundzüge, Sauberkeit,
Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Heldenhaftigkeit, als die Abwehr von
illem Trennenden und Zerklüftenden und beſonders vom
Inter=
tationalen.
Die Ganzheit des Begriffes Wehr iſt uns in den letzten 14
Jahren mit einer tragiſchen Deutlichkeit bewußt geworden. Das
Aufgeben der deutſchen Wehr bedeutete ja nichts anderes als das
Zerreißen des eiſernen Bundes, als den Zerfall des Volkskörpers.
Im Grundſatz der Perſönlichkeit iſt das Bekenntnis zum
Führertum verankert, das in bewußter Abkehr von der
Demo=
kratie, d. h. von der Herrſchaft der Parteien, von dem Gift der
Zerſetzung und Zerklüftung ſich hinwendet zum großen Führer, der
das Volk zuſammenſchmiedet zu einem einheitlichen Ganzen und
damit die Vorausſetzung ſchafft zum Aufſtieg,
Alle dieſe Ganzheitsbegriffe aber werden gekrönt von der
Re=
ligioſität. Daß Gottloſigkeit Loslöſung von Gott, Zerfall
und Vernichtung für Staat und Volk bedeutet, bedarf nach den
Erfahrungen unſerer Generation keines weiteren Beweiſes. Jenes
Weihnachten vor 2000 Jahren, jene neue Menſchwerdung ſei auch
richtunggebend für unſere heutige neue Volkswerdung.
Schließ=
lich iſt Nationalſozialismus nichts anderes als
das Weihnachten desdeutſchen Volkes, das große
Heimweh und die Heimkehr nach Deutſchland. Daß
das deutſche Volk nicht zum Untergang, ſondern zum Leben
be=
ſtimmt iſt, beweiſt eben die Tatſache, daß aus ihm ein deutſcher
Führer auferſtehen konnte, daß ihm der Tag von Potsdam geſchenkt
wurde. Potsdam iſt die große Auszeichnung, die Legimitierung
des deutſchen Volkes für die höchſten Aufgaben.
Jede Schule, ſo führte der Redner weiter aus, die nicht
wahr=
haft Volksſchule iſt, muß als eine Peſtbeule am deutſchen
Volks=
körper betrachtet und ungeſäumt beſeitigt werden. Ganz neu
muß die Einſtellung der Schulaufſichtsorgane
werden. Nicht nach dem Wiſſensſtand, ſondern nach dem
Leuch=
ten der Kinderaugen, nach dem großen Thema „Volk und Gott”
muß man ſehen. Nach der Fähigkeit und dem Willen des
Erzie=
hers die Seele und den Charakter des Kindes zu bilden. Nur die
Offenheit und Ehrlichkeit, nur die Liebe und der reine Charakter
des Erziehers können Vertrauen und Liebe im Kinde entzünden.
Lehrpläne ſind nichts, wenn ein neuer Geiſt des Lehrers ſie nicht
zu formen verſteht.
Schemm ſprach weiter von dem großen Zukunftswerk
einer einheitlichen deutſchen
Jugendorganiſa=
tion, etwanach dem Muſter der fasciſtiſchen
Bal=
lilla. Ein wirklich guter Lehrer müſſe gleichzeitig Offizier ſein,
wie umgekehrt ein Offizier nichts tauge, wenn er nicht Erzieher
ſei. Nicht von der Verwaltung ſeien wir angeſtellt, ſondern vom
Schickſal berufen auf den erſten Platz im Staate, verantwortlich
Gott und Volk. Das ſei das große Ethos unſerer Erziehung, das
hinauswachſe über die Frage nach Gehalt, Klaſſe und Titel.
Die Kundgebung wurde mit dem Dankgeſang „Wir treten
zum Beten”, dem Deutſchlandlied und dem Treueſchwur zu Hitler
abgeſchloſſen.
Deutſch=tſchechiſches Deviſen= Abkommen
perſekt.
EP. Prag, 9. April.
Geſtern wurden die Beratungen über die Regelung des
Zahlungsverkehrs zwiſchen der Tſchechoſlowakei und
Deutſch=
land mit einem Abkommen beendet, das am 12. April in Kraft
tritt. Der Warenaustauſch und der damit verbundene
Zahlungsverkehr wird nach dem Stand der letzten Zeit
in der Weiſe geregelt, daß die Zahlungen beiderſeits auf
be=
ſondere Sammel=Konti der beiden Notenbanken erfolgen. Die
Importeure können ihre Zahlungen bei dieſen Sammelkontis
ohne die bisherigen Beſchränkungen in Form autonomer
Deviſenkontingente leiſten. Gleichzeitig wurde der Bäder=
und Touriſtenverkehr aus Deutſchland in die
Tſchecho=
ſlowakei auf die gleiche Art geregelt, wie dies Deutſchland
be=
reits einigen anderen Staaten, wie Italien und der Schweiz,
zugebilligt hat. Das Abkommen iſt zeitlich nicht begrenzt; es
kann früheſtens am 1. Juli und weiter an jedem Monatserſten
mit einmonatiger Friſt gekündigt werden.
„Reichsverkrelung des deutſchen
4
BAuernſtanges.
BB. Berlin, 9. April. (Priv.=Tel.)
Mit der Bildung der Reichsführerſchaft des deutſchen
Bauern=
ſtandes iſt auch auf dem Wege zur berufsſtändiſchen Neuordnung
der deutſchen Landwirtſchaft der erſte Schritt getan worden. Aber
er iſt nur ein Anfang, der zwar politiſch von außerordentlicher
Bedeutung iſt, dem jedoch die nicht weniger wichtige und ſehr
ſchwierige Arbeit zum Aufbau einer einheitlichen
Standesvertretung folgen muß, die ſpäteſtens am
1. Januar kommenden Jahres abgeſchloſſen ſein
ſoll.
In den beteiligten Kreiſen hat man ſich auch ſchon Gedanken
gemacht, wie die berufsſtändiſche Neuorganiſation, durchgeführt
werden kann. Eine einfache Aufnahme aller
Organi=
ſationen, der Bauernvereine uſw. in den
Reichslandbund alsgrößte Organiſation, dürfte
praktiſch wohl nicht in Frage kommen. Der
Aufbau der Standesorganiſation wird eine
vollkommene Neuordnung bedeuten, in der auch
der Reichslandbund aufgehen wird. Dabei wird von
allen beteiligten Kreiſen erwartet, daß die beſonderen
Tra=
ditionswerte, welche die einzelnen
Organiſa=
tionen geſchaffen haben, nicht zerſtört werden.
Wie ſich die Vertretung im Einzelnen gliedern wird, läßt ſich
heute noch nicht überſehen, da die in dieſer Richtung geführten
Verhandlungen noch im Anfang ſtecken. Es ſcheint aber, daß in
erſter Linie eine Dreigliederung in Frage kommt, ein
Auf=
bau in drei Säulen. Die erſte Säule würde aus den ſchon
heute beſtehenden geſetzlichen
Berufsvertre=
tungen beſtehen, die eine Umbildung erfahren werden, und
zwar vornehmlich in ihrer Spitze, dem Deutſchen
Land=
wirtſchaftsrat. Dieſe Säule, wäre die Organiſation der
öffentlich=rechtlichen Vertretung, und von ihr wären in erſter
Linie techniſche Aufgaben zu leiſten.
Die zweite Säule würde aus den Organiſationen
aufgebaut werden, die heute den Reichslandbund, die
Bauernvereine uſw. bilden. Ihr würden die Aufgaben
der wirtſchaftlichen und politiſchen
Berufsver=
tretung zufallen.
„Die dritte Säule würde auf den bäuerlichen
Genoſ=
ſenſchaften beruhen, wo die Vereinheitlichung ſchon erfolgte.
Dieſe drei Säulen werden dann in einer Spitze
zuſam=
mengefaßt, die öffentlich=rechtlichen Charakter
tragen würde und etwa den Namen erhielte „
Reichsvertre=
tung des deutſchen Bauernſtandes”.
Diplomakiſche Ziele des Quai d Orfag.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 9. April.
Nach der großen — und langweiligen — außenpolitiſchen
De=
batte, in der die Regierung Daladier der Kammer die
vielver=
langten Aufklärungen über die Außenpolitik gab, bleibt eine
große Frage offen, nämlich, wozu der Viererpakt
im Sinne der Erklärungen Daladiers und Paul=
Boncours, die mit einer großen Mehrheit von der franzöſiſchen
Kammer gebilligt wurden, dienen ſoll.
Es iſt vielleicht ungerecht, dieſe Frage nach einer
parlamen=
tariſchen Auseinanderſetzung, in der die Innenpolitik
notwendiger=
weiſe mitſpielte, ſo kategoriſch zu ſtellen. Aber die Tatſache
bleibt: Frankreich hat weder die engliſche, noch die
italieniſche Initiative in ihrer endgültigen
Formabgelehnt. Wenn man ſich nun in der Oeffentlichkeit
zu dem weſentlichen Inhalt der beiden Anregungen negativ
ein=
ſtellt, ſo hat man die Lage keineswegs geklärt. Und ſo ſehr
Un=
recht hatte die Oppoſition mit Louis Marin an der Spitze nicht,
wenn ſie behauptet, die Regierung hätte der Kammer keinen
rei=
nen Wein eingeſchenkt. Wichtiger aber als die mit großem
red=
neriſchem Pomp aufgezogene Debatte in der Kammer iſt das
franzöſiſche Memorandum. Und noch wichtiger als
die=
ſes Memorandum, das eigentlich einen Schachzug in dem
diploma=
tiſchen Kampf bedeutet, iſt das zukünftige Verhalten der
franzöſiſchen Außenpolitik. Daladier und ſein
Außen=
miniſter Paul=Boncour, letzterer macht daraus auch kein
Geheim=
nis, wollen der Kammer gegenüber ſo viel Bewegungsfreiheit als
nur möglich in allen außenpolitiſchen Dingen bewahren.
In einem Punkte iſt die Haltung der franzöſiſchen
Außenpoli=
tik dem Viermächtepakt gegenüber durchaus klar. Man möchte die
Gelegenheit benützen, um ſich Italien zu nähern. Es heißt,
daß bereits die Atmoſphäre zwiſchen Paris und Rom
freundſchaft=
licher geworden iſt. Das hat vorerſt noch keine prinzipielle
Be=
deutung, denn alles hängt von der weiteren Entwicklung ab.
Man behauptet in Paris, daß die Intenſivierung der
diplomatiſchen Arbeit Amerikas und die
Zuſam=
menkunft in Waſhington der weiteren
Entwick=
lung ihren Stempel aufdrücken wird. Die
franzö=
ſiſche Preſſe würde dabei am liebſten die Dinge ſo darſtellen, als
ob die Einladungen Rooſevelts dem Viermächteabkommen
ent=
gegenarbeiten würden. Dabei ſcheint es recht wahrſcheinlich, daß
in Waſhington die Fragen der interalliierten Schulden und die
Sanierung der Weltwirtſchaft im Vordergrund ſtehen werden.
Worüber aber auch in Waſhington die Rede ſein wird, den Faktor
Deutſchland wird man nicht übergehen können; und wenn nur das
geringſte Ergebnis erzielt werden ſoll.
Deutſchlands Mitarbeit erhält man aber nicht auf die Weiſe,
daß man jedem Verſuch. in Europa eine Entſpannung zu
ſchaf=
fen; im voraus den Sinn zu nehmen trachtet. Während der
letzten Jahre wurden eine beträchtliche Anzahl diplomatiſcher
Inſtrumente geſchaffen, die alle den geſunden Gedanken zum
Ausgangspunkt hatten, daß in Europa eine Entſpannung
her=
beigeführt werden muß und die kraſſeſten Abſurditäten der
Friedensverträge beſeitigt werden müſſen. Jedesmal gelang es
der franzöſiſchen Divlomatie, dieſe Initiativen von ihrem Sinn
zu trennen. Die Rahmen ſind geblieben und bereichern die
Genfer Rumpelkammer. Es iſt leicht möglich, ihnen einen neuen
inhaltsloſen Pakt hinzuzufügen, die Zeiten jedoch, wo man
mit ſolchen Mitteln die Oeffentlichkeit der Welt täuſchen
konnte, ſind längſt vorbei.
Seite 2 — Nr. 100
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 10. April 1933
Darmſtadt, den 10. April 1933.
Landes=Buß= und Bektag.
Der geſtrige Palmſonntag wurde nach alter Sitte bei uns in
Heſſen als allgemeiner Buß= und Bettag begangen. Die
Gottes=
dienſte erfreuten ſich in Stadt und Land eines guten Beſuches.
Durch die oberſte Kirchenbehörde waren auch in dieſem Jahre
be=
ſtimmte Predigttexte für die Vormittags= und
Nachmittagsgottes=
dienſte ausgewählt worden. In den meiſten evgl. Kirchen der
Stadt Darmſtadt waren mit den Gottesdienſten Abendmahlsfeiern
verbunden.
DOſterpaketverkehr. Die Poſt bittet, zur Vermeidung von
Anhäufungen und Verzögerungen vor Oſtern Pakete, Poſtgut und
Päckchen möglichſt frühzeitig aufzuliefern, ſie gut zu verpacken, die
Aufſchrift haltbar anzubringen und den Beſtimmungsort
beſon=
ders groß und kräftig niederzuſchreiben. Auf Paket, Poſtgut und
Päckchen muß die vollſtändige Anſchrift des Abſenders angegeben
und in Pakete und Poſtgut ein Doppel der Aufſchrift gelegt
wer=
den. In den Päckchen ſind Hohlräume mit Holzwolle uſw.
auszu=
füllen, damit die Sendungen bei der Beförderung in Säcken und
beim Stapeln nicht eingedrückt werden. Sie müſſen deutlich als
„Briefpäckchen” oder „Päckchen” gekennzeichnet ſein.
Muſikverein — Geiſtliches Konzert in der Karwoche. Um
Mißverſtändniſſen vorzubeugen, wird nochmals darauf aufmerkſam
gemacht, daß das am Mittwoch, den 12. April, 20 Uhr, in der
Stadt=
kirche ſtattfindende Konzert in dieſem Jahre an die Stelle des ſonſt
üblichen Karfreitagskonzertes getreten iſt, das aus verſchiedenen
Gründen dieſesmal ausgefallen iſt. Das Konzert am Mittwoch
gilt als ordentliches drittes Konzert des Muſikvereins.
Mitglie=
der haben dazu ſowie zu der am Mittwoch um 12 Uhr
ſtattfinden=
den Hauptprobe auf ihre Konzertkarten hin Eintritt. — Am
Dienstag, den 11. April, findet keine Geſamtprobe, ſondern eine
Herrenprobe zum „Deutſchen Requiem” von Brahms ſtatt, und
zwar im Großen Hauſe des Landestheaters (Bühneneingang),
10. April Anf. 20, Ende geg. 22 Uhr
Achtes Sinfonie=Konzert. Preiſe 1—5.50 Mk. Dienstag,
11. April Anf. 20, Ende n. 22 Uhr. Bühn.=Volksb. K 14
Der 18. Oktober.
Preiſe 0.50—4.50 Mk. Kleines Haus Dienstag,
11. Apri Anf. 20, End. n. 22½ Uhr Dſt. Volksb. G, Gr. 3u. 4
Der Wildſchütz.
Preiſe 0.80—4,50 Mk. Mittwoch,
12. April 20—22 Uhr. Zuſatz=Miete V. 12
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Der 18. Oktober.
In Worms: Montag, 10. April, Der Gwiſſenswurm.
Achtes Sinfoniekonzert des Landestheaters, Heute abend,
20 Uhr, findet im Großen Haus unter der Leitung von Karl Maria
Zwißler das achte Sinfoniekonzert des Landestheaters ſtatt.
Der Soliſt, Profeſſor Guſtav Havemann, einer der
hervor=
ragendſten Violinvirtuoſen der Gegenwart, wird das
Violin=
konzert mit Orcheſterbegleitung von Johannes
Brahmsſpielen — Hans Pfitzner deſſen Cis=Moll=Sinfonie
den zweiten Teil des Programms bildet, wird bei dieſer
Erſtauf=
führung ſeines Werkes anweſend ſein.
Oſter=Premiere. Sonntag, den 16. April, 18 Uhr, wird in
neuer Einſtudierung und Inſzenierung (Hans Strohbach)
Richard Wagners romantiſche Oper „Lohengrin” zum
erſtenmal gegeben. Die muſikaliſche Leitung hat Karl Maria
Zwißler. Bühnenbild Wilhelm Reinking. Es ſind
beſchäftigt die Damen: Krauß, Karen, Heilmann,
Gerhardt, Toubarts Berthold; die Herren:
Satt=
ler, Schlüter, Blank Biſchoff, Drath Vogt
Walther, Ritzhaupt Buchner. Der Vorverkauf beginnt
bereits Mittwoch, den 12. April. Miete D 19. Gutſcheine Nr. 1—4
beſchränkt gültig. — Morgen. Dienstag, wird im Großen Haus
das Schauſpiel „Der 18. Oktober” zum erſtenmal wiederholt.
Miete Bühnenvolksbund K 14. — Im Kleinen Haus findet eine
Aufführung der Lortzingſchen komiſchen Oper „Der
Wild=
ſchütz” ſtatt. Darmſtädter Volksbühne G (13 Vorſtellung) Gruppe
III und IV. — Von Donnerstag, den 13. April, bis einſchließlich
Samstag, den 15. April, bleiben beide Häuſer des Landestheaters
geſchloſſen. —
Gaſtſpiele des Heſſ. Landestheaters in Worms. Am Montag,
den 10. April, gibt das Heſſiſche Landestheater in Worms ein
Gaſt=
ſpiel mit Anzengrubers Volksſtück „Der Gwiſſenswurm”
Am Karfreitag, den 14. April, wird das Heſſiſche
Landestheater=
orcheſter und Heinz Schlüter Dr. H Allmeroth und
Char=
lotte Krauß als Soliſten mit Haydns Paſſionswerk „Die ſieben
Worte des Erlöſers am Kreuze” in Worms gaſtieren.
Dem Gedächknis
eines großen Darmſtädker Turners.
Karl=Saum=Ehrung der Turngemeinde Beſſungen.
Die am Samstag abend getätigte Vorſtellung der nach dem
Turnerführer „Karl Saum” benannten Riege war eine ganz
be=
ſonders weihevolle Veranſtaltung der Beſſunger Turngemeinde
und zeugte von dem Kult, den die D.T. mit den Manen ihrer
Be=
rufenen treibt.
Karl Saum, Mitglied der Tgde. Beſſungen und deren
Turn=
wart, Gauturnwart des Main=Rhein=Gaues, war einer der
Aus=
erleſenen der D.T. Allzu früh und fern der Heimat mußten ſie
ihn begraben — er fiel 1915 im Weltkriege.
Dr. Kraft, der Sprecher der Tgde. Beſſungen, konnte bei
ſei=
nier Begrüßungsanſprache anerkennend feſtſtellen, welch reiches
Intereſſe der Veranſtaltung entgegengebracht wurde durch den
rei=
chen Beſuch der eigenen und der Mitglieder der angeſchloſſenen
Darmſtädter Turnvereine, der Mitwirkung der „Felſing=Riege” der
Tgde. Darmſtadt und beſonders durch die Anweſenheit der
Gau=
vertretung. Eingeleitet wurde die Feier durch ein gereimtes
Zwiegeſpräch zwiſchen einem jungen und einem älteren Turner.
Der Jüngere begrüßt begeiſtert unſeren Jahn als den Schöpfer
der deutſchen Turnerei und den mutvollen Bekenner zu deutſchem
Volkstum. Er erkennt auch auf die Zwiſchenfrage des Aelteren
Jahns Zeitgenoſſen: Frieſen Eiſelen Körner und die
Nachfolger im Turnertum: Götz. Georgi uſw. an, auch ein
Felſing iſt ihm bekannt. Und er wird von dem Altersturner
mit dem bekannt gemacht, dem der heutige Tag gilt: Karl
Saum, der in der erhabenen Reihe nicht fehlen darf, Saum,
dem deutſchen Manne, der beim Kriegsausbruch unſeren
ſcheiden=
den Turnern zurief: „Nun geht und zeugt für euer Turnertum,
für euer deutſches Volkstum, von dem ihr ſo oft begeiſtert im
Liede geſungen habt!‟ Er ſelbſt hat ja in der Folge mit ſeinem
Herzblute beſiegelt, was er gelehrt und vorgelebt hat. Der ſich
öffnende Vorhang zeigt die ſchmucken „Neun” der „Karl=Saum=
Riege‟. Gauvertreter Roth zeichnet nun ein treues Lebensbild
des Verewigten, ſeines Zeit= und Berufskollegen und Mitarbeiters
im Gau und rief der Saum=Riege zu: „Bewahret und fördert
alle=
zeit die hohe innere und äußere Diſziplin, die ihn allezeit beherrſcht
hat, bekennt treu euer hundert Jahre altes deutſches Volkstum
zur neuen Zeit und helfet ſo mit, daß das liebe Vaterland wieder
geſunde und erblühe zur neuen Größe — ſchafft ihr ſo, dann ſind
dieſe (auf die Gefallenentafel zeigend) nicht umſonſt geſtorben.”
Die Turnfolge eröffnete die K. S.R. mit Freiübungen, die in
ihrer neuartigen geſchmeidigen Art ſtark an die
Bewegungs=
übungen des Frauenturnens grenzten, und dank ihrer ſchönen
Ausführung verdienten Beifall auslöſten. Die gleiche
Anerken=
nung fanden auch die Gäſte, die Felſing=Riege, unter
Schiffer=
deckers Führung, für ihr geſchmeidiges Barrenturnen. Zum
zwei=
ten Auftreten der K.S.R. hatte ſich dieſe das „ſchwerſte Gerät”
das Pferd, ausgewählt; für eine Muſterriege für Stuttgart
ge=
dacht, wäre dieſe Vorführung noch nicht reif genug, trotz
verſchie=
dener hervorragender Leiſtungen. Die nachfolgenden
Stabübun=
gen der Turnerinnen waren glänzend, und nicht nur durch die
glänzenden Nickelſtäbe. Das folgende gemeinſame Reckturnen der
F.= und S.=Riegen brachte prächtige Leiſtungen und zeugte aufs
neue von der Schönheit des Geräteturnens, was auch das
nachfol=
gende Barrenturnen der Turnerinnen beſtens beſtätigte.
Die Bewegungsgruppen der Tu. und Tui. brachten Neues und
Schönes zugleich. Durch gewählte Beleuchtungseffekte untermalt,
waren dieſe Vorführungen das Schönſte der Vortragsfolge, die
mit dem Schlußbild: Stuttgart ruft” abſchloß.
Im Laufe des Abends ehrte die Vorturnerſchaft der Tgde.
Beſſungen einen ihrer älteſten Turner, Gg. Bickel, für
lang=
jährige Mitarbeit durch Ehrenurkunde. Gäſte und
Veran=
ſtalter blieben noch einige Stunden in angeregter Stimmung
zu=
ſammen.
Turnlehrerinnenſeminar. Die Aufnahmeprüfung für das
Turnlehrerinnenſeminar findet vorausſichtlich Mittwoch, den 26.
April 1933, ſtatt. Aufgenommen werden Bewerberinnen, die
zehn=
jährige Schulbildung nachweiſen können (mittlere Reife) und das
18. Lebensjahr vollendet haben, techniſche Lehrerinnen,
wiſſen=
ſchaftliche Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen uſw. Meldungen ſind
umgehend an die Direktion der Alice=Eleonorenſchule zu richten.
— Alice=Eleonorenſchule. Anmeldungen für die Abteilungen:
Vorſeminar, Hauswirtſchafts=, Handarbeits=, Berufsſchul=, Turn=
und Kindergärtnerinnenſeminar, Fröbelſche
Kinderpflegerinnen=
ſchule, Hauswirtſchaftliche Jahresklaſſen, Frauenſchulungskurſe für
Abiturientinnen, fachgewerbliche Kurſe und Mütterſchule werden
auch während der Ferien im Schulhauſe Friedrichſtraße 4 in der
Zeit von 9 bis 3 Uhr entgegengenommen.
— Der Gabelsberger Stenographenverein, gegründet 1861,
er=
öffnet heute abend in der Ballonſchule, Alexanderſtraße, wieder
neue Anfängerkurſe in der deutſchen Einheitskurzſchrift und
im Maſchinenſchreiben nach der Zehnfinger=Blindſchreibmethode,
Wir bitten um Beachtung der geſtrigen Anzeige des Vereins.
Gewichtsabn. v. 15 bis 20 Pfd.
Naturliche Entfettung in Kürze erreichen Sie durch
den ärztlich empfohlenen wohlſchmeck. Ebus=Tee, M. 1,50 (
extra=
ſtark M. 2.—) in Apoth. u. Drog. Verſuch überzeugt! (IV.58
der diesjährige große Daretſtädter Brühjahrs=
Pferdemarkk.
der ſeit Jahrzehnten durchgeführt wird und für die in Frage
koue=
menden Bezirke bezüglich der Prämiierung und für ſämtliche
Händler in Heſſen eine traditionelle Bedeutung gewonnen hat,
findet, wie bereits mehrfach in der Preſſe bekanntgegeben, am
Montag den 24. April 1933, auf dem Pferdemarktplatz
(Holzhofallee) ſtatt. Die Prämiierung iſt in dieſem Jahre
ebenfalls wieder mit entſprechend gutem Plan ausgebaut.
An=
meldungen für die Prämiierung, für die wieder gute
Geld=
preiſe zur Verfügung ſtehen, haben bis zum 18. April ds. Js.
an die Landwirtſchaftskammer zu erfolgen (Poſtkarte genügt).
Die bereits bekanntgegebenen Prämiierungsbedingungen können
durch die Landwirtſchaftskammer bzw. den Landespferdezuchtverein
koſtenlos bezogen werden. Eine rege Beteiligung wird wieder
er=
wartet. — Beſonders anziehend dürfte ſich wohl die
Hengſtvor=
führung geſtalten, haben doch ſämtliche Pferdezüchter und
In=
tereſſenten Gelegenheit, wieder einmal die Hengſte, ſowohl die
ſeitherigen als auch, ſoweit in Frage kommend, die neuangekauften,
zu beſichtigen und damit ihre Wahl für die Bedeckung ihrer
Stu=
ten zu treffen. Schon aus dieſem Grunde wird ein
außerordent=
lich zahlreicher Beſuch des Darmſtädter Marktes erwartet. — Die
zur Verloſung kommenden Pferde und Fohlen werden am
Markttage von einer beſonderen Kommiſſion angekauft. Die
Ver=
loſung ſelbſt findet am Mittwoch den 26. April 1933,
alſo 2 Tage nach dem Markt, ſtatt. Der Lotterieplan iſt diesmal
beſonders günſtig ausgeſtaltet und beim Verkauf der Loſe dadurch
auf die derzeitigen Verhältniſſe Rückſicht genommen worden, daß
ein einfaches Los nur 50 Rpf. koſtet, ſo daß man für 50 Rpf.
be=
reits 1 Pferd gewinnen kann. Der Plan enthält 6 Pferdegewinne,
daneben kommen noch Geldgewinne von 100 RM. abwärts zur
Verloſung. Die Loſe ſind bei allen Vertrauensleuten der
Land=
wirtſchaftskammer, bei ſämtlichen heſſiſchen Reitervereinen, ferner
bei ſämtlichen heſſiſchen Hengſtſtationen zu beziehen. Außerdem
ſind die Loſe ſelbſtverſtändlich in allen einſchlägigen Geſchäften zu
haben — Zur Belebung des Marktes wird wiederum alte
Militärmuſik ihre Weiſen erklingen laſſen.
Pferdebeſitzer, =züchter und =händler und alle ſonſtigen
Inter=
eſſenten werden auf den Darmſtädter Pferdemarkt aufmerkſam
ge=
macht und zu Beſchickung und Beſuch eingeladen.
Die Jahreshauptperſammlung des Polizeiſportvereins, die von
den Jugendmitgliedern außerordentlich gut beſucht war, ergab ein
erfreuliches Bild der Entwicklung des Vereins im verfloſſenen
Ge=
ſchäftsjahr. Neben Verbeſſerung des Uebungsgeländes konnte dem
Hauptſpielfeld eine neue Umzäunung gegeben und geeignete
Um=
kleideräume geſchaffen werden. Ferner war es dem Verein
ver=
gönnt, durch ſeine Veranſtaltung zugunſten der Winterhilfe den
Betrag von 580 RM. an die örtliche Winterhilfe abzuführen.
Dieſes gute Bild der Entwicklung wurde noch abgerundet durch
den Geſchäftsbericht und die Berichte der Fachleiter und des
Kaſſen=
wartes. Alle Abteilungen nehmen nicht nur in ihrer ſportlichen
Betätigung und Erfolge, ſondern auch in der Zunahme der
Betei=
ligung einen erfreulichen Aufſchwung. Finanziell ſteht der Verein
gut, und ein Ueberſchuß konnte ins neue Vereinsjahr übernommen
werden. Für das neue Vereinsjahr iſt eine Verbeſſerung der
Sicht=
möglichkeiten zum Hauptfeld vorgeſehen.
Einen breiten Raum nahm die Erörterung der
Jugendertüch=
tigung ein. Aus den Ausführungen des Vorſitzenden und
Jugend=
leiters war zu entnehmen, daß für die Jugend in allen Beziehungen
Vorbildliches geleiſtet wurde. In der Wehrſportfrage war man ſich
darüber einig, daß demnächſt ein Fachausſchuß gebildet wird, unter
deſſen Leitung die Jugend beſchult werden ſoll. Gerade in dieſer
Beziehung werden in dem Verein nicht nur alle den Wehrſport
be=
treffenden Uebungsarten betrieben, ſondern es ſteht ihm auch das
vorgebildete, erfahrene Führermaterial aus den Reihen ſeiner
Mit=
glieder zur Verfügung.
Der Vorſtand wurde mit Ausnahme des Leiters der
Handball=
abteilung, der ſein Amt wegen Arbeitsüberlaſtung niederlegte, und
des Schwimmleiters einſtimmig wiedergewählt. In ſeiner
Schluß=
anſprache wies der 1. Vorſitzende. Herr Hauptmann Kiſſel. darauf
hin, daß raſten roſten heißt, mit der Aufforderung an alle
Mitglie=
der, ſtärker noch wie ſeither an dem Ausbau des Vereins
mitzu=
arbeiten. Mit dem Hinweis, daß die Arbeit im Intereſſe des
Ver=
eins der geiſtigen Erneuerung und der körperlichen Ertüchtigung
unſeres Volkes in erſter Linie dient und mit einem Bekenntnis,
daß der Verein alle Beſtrebungen der nationalen Regierung mit
beſtem Willen unterſtützen wird, ſchloß der 1. Vorſitzende die
Ver=
ſammlung.
— Dampferexpedition des Norddeutſchen Lloyd. Bremen.
Nach New York ab Bremen=Bremerhaven: D. „Europa” 18. 4
D „Dresden” 20. 4., D. Bremen” 25. 4. — Nach Montreal: D
„Bochum 11. 4. — Nach Nordamerika=Weſtküſte: D. „Vancouver'
ab Bremen 11. 4.. D. „Seattle‟ 15. 4. — Nach Nordbraſilien: D
Nach Oſtaſien: D. „Saarbrücken”
„Anatolia” ab Bremen 20. 4
12. 4 — Nach Auſtralien: D. „Moſel” am 19. 4. — Afrika=Linie:
Oeſtliche Rundfahrt: D. Adolph Woermann 10 4. Weſtliche
Rund=
fahrt: D. „Uebena” 15. 4. (Auskunft über weitere Anſchlüſſe auch
aller angeſchloſſenen und fremden Linien erteilt Anton Fiſcher.
Darmſtadt. Frankfurter Straße 12/14. Tel. 186.)
Das unheimliche „Geſetz der Kette‟. — Fatum oder Nervoſität?
Immer, wenn ein ſinnloſes Schickſal
Menſchen=
leben zerſtört hat, erhebt ſich die bange Frage, ob
nicht unheimliche Geſetze walten, nach denen ſich der
Eintritt großer Kataſtrophen vollzieht. Man glaubt
ein „Geſetz der Serie” entdeckt zu haben, nach dem
auf ein Unglück bald ein zweites, ja drittes ähnliches
Unglück folgen muß. Außer der „Acron” ſind am
gleichen Tag zwei weitere Luftſchiffe geſcheitert.
Kann der „geſunde Menſchenverſtand” dieſes
un=
heimliche „Geſetz der Kette” auf natürliche. Weiſe
erklären?
Einen Tag nach der entſetzlichen Kataſtrophe von
Neun=
kirchen flog in Südbayern eine kleine Gasanlage in die Luft.
Niemand wurde verletzt, und wahrſcheinlich hätte die
Oeffent=
lichkeit kaum etwas davon erfahren, wenn — ja wenn dieſe
Exploſion nicht „zufällig” 24 Stunden nach der von Neunkirchen
erfolgt wäre. Hier liegt der weſentlichſte Angelpunkt des
„Seriengeſetzes”, das ſich nun wieder auf dem Gebiet der
Luft=
fahrt erwieſen zu haben ſcheint. Wenige Tage vor der „Aeron”=
Kataſtrophe ſtürzte ein engliſches Verkehrsflugzeug ab kurz darauf
mußte ein deutſches Flugzeug eine unglücklich verlaufene
Notlan=
dung bei Hannover vornehmen. Hier zeigt ſich ein zweites wichtiges
„Serien”=Moment: die Ungunſt der atmoſphäriſchen Verhältniſſe
zu beſtimmten Jahreszeiten, die ſich vor allem in der Luftfahrt
auswirkt, und der zweifellos alle fünf Flugkataſtrophen
zuzu=
ſchreiben ſind.
Wie verhält es ſich aber bei Kataſtrophen, die keine zeitlich
bedingte Urſachen zu haben ſcheinen?
„Nur zwei Menſchen — der Lokomotibführer und der Heizer
— ſind verantwortlich für Hunderte von Eiſenbahnreiſenden; ein
einziger Beamter bedient die Stellwerke; faſt immer iſt das
momentane Verſagen von Hand oder Auge dieſer wenigen
Men=
ſchen ſchuld an einer Zugkataſtrophe. Das große Zugunglück auf
dem Münchener Oſtbahnhof zu Pfingſten 1926 ereignete ſich
durch die Dichte des Ausflugsverkehrs. Erſt ein Vierteljahr
ſpäter geſchah die zweite Kataſtrophe dieſes „Serien=Sommers”
bei Langenbach (Oberbayern), Wenige Tage darauf: 24 Tote;
bei Leiferde. Und nun folgte eine Woche lang eine Kette von
kleineren Entgleiſungen und Zuſammenſtößen, die allerdings
keine Menſchenleben forderten. Der zweite Kataſtrophenſommer
von 1928 brachte den Unfall des D 47 bei Fürth (24 Tote) am
10. Juni, die Kataſtrophe im Münchener Hauptbahnhof vom
15. Juli, das Unglück von Dinkelſcherben vom 31. Juli. Ein
Vierteljahr ſpäter verunglückte der Simplon=Expreß in
Ru=
mänien.
Hier ſcheint ſich das Geheimnis der „Serie” am deutlichſten
zu enthüllen. Einwandfrei ſteht die Urſache der Kataſtrophe von
Leiferde feſt: es war das Attentat zweier obdachloſer Deſperados.
Die vorangegangenen „zufälligen” Unfälle hatten ſie unbewußt
inſpiriert zu ihrer anarchiſtiſchen Tat. Die auf Leiferde folgenden
kleinen Unfälle aber haben ſich ſamt und ſonders als Reſultate
menſchlicher Fehlleiſtungen herausgeſtellt. Es iſt nicht ſchwer,
den Zuſammenhang zu ahnen: das Bahnperſonal iſt durch die
Kataſtrophennachrichten einfach nervös geworden, hat ſich in
ſeiner gewohnten Alltagsarbeit durch das Kataſtrophengeſpenſt
irritieren laſſen — und gerade dadurch Fehler begangen.
Die=
ſelben Zuſammenhänge ſind bei den Kataſtrophen von Unna und
Berlin=Geſundbrunnen im Juni und Juli 1932 zu vermuten,
ebenſo bei den Schweizer Zugkataſtrophen vom Dezember 1932.
Die ſchweren Zugunfälle von Bellinzona (1924) und Steiermark
(1931) ſtehen außerhalb dieſer „Serien”, die ſich gelegentlich
auch im Luftverkehr beobachten laſſen, der ja ebenfalls vom
Funktionieren einzelner Menſchen abhängig iſt. Durch die
ver=
hältnismäßige Spärlichkeit des Luftdienſtes gegenüber dem
Zug=
verkehr ſind Flugzeug=„Serien” äußerſt ſelten.
Mögen dieſe Zuſammenhänge ſchon einige Schlaglichter auf
die „Serien”=Legende werfen, ſo kommen wir der Löſung des
Rätſels auf dem Gebiete der Bergwerkskataſtrophen von einer
ganz anderen Seite her näher.
Eine Reihe von Kataſtrophenjahren kennen wir aus letzter
Zeit: 1906 in Nordfrankreich, über 1200 Bergleute tot, in Japan,
faſt 300 Bergleute tot. 1907: 148 Tote durch Brand und
Explo=
ſion bei Saarbrücken; und am 16. März zwei gleichzeitige
Kata=
ſtrophen: durch ſchlagende Wetter in Lothringen 75 Tote, durch
Förderſeilbruch bei St. Johann (Saar) 22 Tote. 1908: bei
Hamm 360 Tote; in Illinois 400 Tote. 1921: im Januar,
Februar, April durch Giftgaſe, Schlagwetter, Brand zuſammen
über 50 Tote in deutſchen Bergwerken; im Juni bei Herne 80
Tote. 1924: innerhalb 13 Tage zwei Kataſtrophen im
Erz=
gebirge und in Oeſterreich mit 40 Toten. 1925: im Februar,
März, April, Mai, November zuſammen 250 Tote auf deutſchen
Gruben. 1929: im Juli, Auguſt, September 65 Tote. 1930: im
Februar, Mai, Juli Oktober — 500 Tote! Es iſt das
fürchter=
lichſte Kataſtrophenjahr der Nachkriegszeit. Bei Neurode
Kohlen=
ſäureeinbruch, in Alsdorf Exploſion, bei Saarbrücken, auf der
Maybach=Zeche Schlagwetter. 1931: im Februar 32 Tote in
Eſch=
weiler, 7 Tote in Neurode im Juni.
Die Theoretiker der „Serie” werden auftrumpfen und auf
alle dieſe entſetzlichen Kataſtrophen hinweiſen, die ſich ſo kurz
hintereinander abgeſpielt haben. Sie vergeſſen aber eines: daß
ſich in jedem Monat, man könnte ſagen, in jeder Woche, oft an
jedem Tag Bergwerkskataſtrophen ereignen und der Zufall
eigentlich dort zu ſuchen iſt, wo ſolche Fälle ohne
Menſchen=
opfer ablaufen. Durchſchnittlich — und das ſpricht mehr als
Bände voller Theorien — fordert der deutſche Bergwerksbetrieb
an einzelnen Menſchenleben von etwa 1500 im Jahr, an
einzelnen Verunglückten, Schwerverletzten faſt 12000!
Wir ſehen aber aus den erſchütternden Zahlen dieſer
Sta=
tiſtik: die Bergwerksarbeit ſchließt eine ſtändige, niemals
ab=
reißende „Serie” von Kataſtrophen in ſich ein. Der blinde
Zu=
fall beſtimmt, wieviel Menſchenleben dem einzelnen Unglück zum
Opſer fallen. Und das Intereſſe der Allgemeinheit beſtimmt, an
welcher Stelle der Zeitung vom Sterben der Bergleute berichtet
ſird. Heute in kleinſten Lettern unter „Verſchiedenes”, wenn
ur” ein Toter zu verzeichnen iſt; und morgen als fette
Schlag=
eile wenn Hunderte ſtarben.
Die Abergläubiſchen ſcheinen alſo unrecht zu haben. Es gibt
eine‟ Serien, es gibt nur die Unzulänglichkeiten des Menſchen
nd ſeiner Einrichtungen. Auch heute ſollte man ſich nicht
un=
uchtbarem und gefährlichem Fatalismus hingeben, ſondern alle
aft dafür einſetzen, daß Angſtpſychoſe und Nervoſität nicht
Geiſtliche Abendmuſik in der Stadtkapelle.
Heſſiſcher Singkreis.
Palmſonntag, den 9. April.
In dem feinen Stil, den wir ſeit Jahren kennen und ſtets
als eine weſentliche Bereicherung unſeres Muſiklebens
kenn=
zeichneten, führte der Singkreis unter Günther Simony ſeine
Paſſionsmuſik durch. Gegen frühere Jahre iſt der Klang der
Stimmen voller geworden, die dynamiſche Geſtaltung reicher,
man faßt herzhafter beim Forte zu. Umrahmt von
Gemeinde=
geſängen und unterbrochen von Orgelchoralvorſpielen zu den
Paſſionschorälen, von dem jungen Borngäſſer ſchlicht und
meiſterhaft geſpielt, erklang eine Reihe wertvollſter Chorwerke.
Zuerſt eine umfangreiche Motette aus den 12 geiſtlichen
Ge=
ſängen von Schütz, in der die Einſetzungsworte beim
Abend=
mahl den Höhepunkt bilden. Der Meiſter hatte damals noch
keine ſeiner Paſſionen geſchrieben und ſchließt hier noch an den
Stil der alten choriſchen Motettenpaſſion an, wie ſie von
Ob=
recht (1500) bis Lechner (1600) gepflegt wurde. Das
tiefer=
greifende Werk wurde überaus tonrein in ſeiner Anpaſſung des
Vortrags und der Tempi an den Inhalt wiedergegeben.
Ein polyphoner Choralſatz wurde eingefügt, dann kam die
beim zweiten Anſatz ausgezeichnet geſungene großformige
kontra=
punktiſche Choralparaphraſe über „O Menſch, bewein dein
Sün=
den groß” von Hans Leo Hasler, der ein ſchlichterer Satz über
den gleichen Choral folgte. Sehr klangſchön, würdig und
ſtil=
voll wurde dann ein „Vater unſer” vorgetragen, deſſen
Kompo=
niſten wir nicht kannten. Zuletzt erklang ein großer fugierter
Chorſatz von dem zweitjüngſten Sohn Joh. Seb. Bachs, dem
Bückeburger Bach, aus einem ſeiner Oratorien. Hier miſcht ſich
Fuge mit der großen Form der Da=Capo=Arie, eine Verbindung,
die ſchon nach dem 19. Jahrhundert deutet. Hier iſt die Wucht
des älteren Kirchenſtils gebrochen zu Gunſten einer
gefühl=
volleren ſubjektiven Durchdringung des Textes und beſonders
im Mittelteil häufen ſich dieſe „empfindſamen” Stellen. Trotz
ſehr guter Einſtudierung hatten wir den Eindruck, als ob dieſer
Chor dem Singkreis und ſeiner Art weniger lag als die anderen
Geſänge. Hier ſchlichen ſich leichte Trübungen der Tonreinheit
ein. Als Ganzes war dieſe Abendmuſik wieder ein ſtarkes
Be=
kenntnis zu Vertiefung und einheitlicher Geſtaltung ſolcher
reli=
giöſer Muſikfeiern, eine Stunde wirklicher Sammlung und
Erbauung.
F. N.
Montag, 10. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 100 — Seite 3
Der Heſſiſche Landeslehrerinnen=Berband
zur ſchulpolikiſchen Lage.
Der in Darmſtadt verſammelte Hauptvorſtand des Heſſiſchen
Landeslehrerinnen=Verbandes hat ſich folgender Erklärung ſeines
Spitzenverbands vollinhaltlich angeſchloſſen:
Der am 2. April 1933 in Berlin tagende Geſamtvorſtand des
Allgemeinen Deutſchen Lehrerinnenvereins, der ſich aus
Lehrerin=
nen aller Schularten und aller deutſchen Länder zuſammenſetzt
hat folgende Entſchließung gefaßt: In tiefer Verantwortung fühlt
ſich die Lehrerinnenſchaft an ihr Volk gebunden, das ihr ſein
wert=
vollſtes Gut ſeine Jugend, anvertraut hat. Es iſt uns heilige
Pflicht. im Sinne unſeres ſeit Jahren für uns maßgebenden
Schul=
programms und unſerer Satzung durch die Schule an der
Erhal=
tung und Stärkung der deutſchen Volksgemeinſchaft und am
Auf=
bau des Volksſtaates mitzuarbeiten, die Jugend zu
charakter=
feſten, ſittlich=religiöſen deutſchen Perſönlichkeiten zu erziehen, die
Mädchen zu ſelbſtändiger Erfaſſung der mannigfachen und
eigen=
artigen Aufgaben der Frau im Neuaufbau Deutſchlands zu
bil=
den. Wir rufen alle unſere Mitglieder auf, ſich mit erneutem
Ge=
löbnis zu Volk und Staat für dieſen Dienſt zur Verfügung zu
ſtel=
len und in unermüdlicher Mitarbeit an den nationalen Aufgaben
unſerer Zeit ihre Treue zu bewähren. In klarer Erkenntnis der
nationalen Bedeutung der vollwertig ausgebildeten. zu
ſelbſtän=
diger Verantwortung bereiten Frau und ihrer Mitarbeit in
Fa=
milie und Beruf bittet der Allgemeine Deutſche Lehrerinnenverein
zugleich die Regierung um tatkräftige Förderung der Mädchen=
und Frauenbildung und des erzieheriſchen Fraueneinfluſſes in ihr.
Darmſtädter Radſport=Club 1919. Wanderfahrt
des Darmſtädter Radſport=Clubs 1919. „Es ſoll
Begeiſterung uns entflammen” heißt es im Bundeslied der
Deut=
ſchen Radfahrer. Dieſe Begeiſterung fehlte geſtern bei der Anfahrt
der Jugend im D.R.C. wirklich nicht, ging es doch auf frohe
Wan=
derfahrt dem Lenz entgegen und war ihr doch ein beſonders ſchöner
Frühlingstag vorbehalten. Unter Leitung ihres Fahrwartes Mohr.
der für die geſtern ſo nötige Fahrdiſziplin ſorgte, ging die Fahrt
auf ſchönen Waldwegen zum „Griesheimer Sand”, wo bei frohem
Spiel und luſtigen Erzählungen für manchen viel zu ſchnell die
Zeit verging. Ein froher Wandertag hatte wieder ſein Ende
ge=
funden, der den Teilnehmern noch recht lange in Erinnerung
blei=
ben wird. Wie wir hören, will der D.R.C.. wie in vergangenen
Zeiten, ſich wieder im beſonderen der Jugendpflege widmen und
ſie mit den Schönheiten unſerer engeren Heimat vertraut machen.
Ein frohes „All Heil” zur nächſten Fahrt.
— Deutſch=Evangeliſcher Frauenbund, Ortsgruppe Darmſtadt.
Die Mitgliederverſammlung vom 7. April im Gemeindeſaal der
Pauluskirche wurde von der Vorſitzenden, Frau A. Bernbeck. mit
einem kurzen Hinweis auf die Ereigniſſe eröffnet, in welchen die
Zeitenwende in dieſen letzten Wochen ihren Ausdruck fand. Sie
ſagte: „Wir deutſche evangeliſche Frauen nehmen ſtarken
Anteil an allem, was geſchehen iſt. Wir wollen
verantwortungs=
bewußt mitarbeiten am religiöſen, ſittlichen, nationalen, ſozialen
und wirtſchaftlichen Wiederaufbau unſeres geliebten deutſchen
Volkes, zu dem Gott ſeinen Segen gebe.‟ Den Mittelpunkt der
Verſammlung bildete der Bericht der Vorſitzenden über die
„Kommunalvolitiſche Tagung in Hannover vom 13.—16. Febr
zur Neuorientierung in der Wohlfahrtsarbeit. Wenn auch das
eine oder das andere des dort Gebotenen ſchon wieder als „
über=
holt” gelten dürfte, ſo gaben uns die Ausführungen unſerer
Vor=
ſitzenden doch gar manche Einblicke und Gedanken, die zu
wert=
vollem Nachdenken anregten. Ein geiſtiges Ausruhen bedeutete
für die Anweſenden der charaktervolle, formvollendete Vortrag
einer Violinſonate unſeres ewig jungen Mozart und eines
Menuetts von Beethoven durch Frl. Anny Delp (am Klavier
ein=
fühlend begleitet von Jula Schnitzler), und der reizende
Früh=
lingsgruß einer Kinderſchar, die jedem gegen Einhändigung eines
Obolus für unſere Arbeitsloſen= und Mittelſtandskaſſe aus ihrem
Frühlingswagen eine Gabe austeilten. — Die Vorſitzende ſchloß
die Verſammlung um 6.15 Uhr.
Die Offenbacher Kunſtgewerbeſchule erhielt eine Einladung
der Leitung der Internationalen Ausſtellung für
moderne Buchproduktion. Budapeſt, an dieſer
Aus=
ſtellung mit ihren Fachklaſſen und Werkſtätten ehrenhalber
teilzu=
nehmen. Sie wird der Einladung Folge leiſten und daſelbſt
Ar=
beiten ihrer Fachklaſſen für Buchdruck (Prof. Ernſt Engel),
Gra=
phik (Prof. Ludwig Enders), Schrift (Prof. D. h. c. Rudolf Koch).
Lithographie (Maler Willy Meyer) zur Ausſtellung bringen.
— Helia=Lichtſpiele. Aſta Nielſen, die größte Darſtellerin
im ſtummen Film, hat ſich entſchloſſen, im Tonfilm zu ſpielen.
Sie ſpielt die Vera Holgk in Unmögliche Liebe” unter der Regie
von Erich Waſchneck, deſſen letztes Filmwerk. Acht Mädels im
Boot” ein großer Erfolg war. „Unmögliche Liebe gelangt ab
heute in den Helia=Lichtſpielen zur Vorführung. Dazu das
erſt=
klaſſige Beiprogramm.
— Im Union=Theater läuft ab heute der ſpannende Ufa=
Ton=
film „Kampf” ein Autorennfilm, in dem der Avusſieger Manfred
von Brauchitſch die Rolle des Sportsmannes und Autorennfahrers
ſpielt. Die Hauptrennphaſen ſind auf dem Freiburger
Berg=
rennen und dem Nürburgring gedreht.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
den ſenſationellen und ſpannenden Tonfilm aus der Südſee
„Luana”, eine Schreckensnacht auf Hawaii, mit Dolores del Rio
in der Titelrolle.
— Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 8. April per Pfund
zzw. Stück in Rpfg. Gemüſe: Erdkohlraben 8—10. gelbe
Rü=
ben 8—10, rote Rüben 8—10, weiße Rüben 8—10, Schwarzwurzeln
20—25, Spinat 15—20, Rotkraut 15—20 Weißkraut 8—12, Wirſing
18—20, Roſenkohl 25, Zwiebeln 8—10, Knoblauch 60—80, Tomaten
50—60, Feldſalat (Lattich) 90—100 Kopfſalat 25—30, Salatgurken
50—60, Blumenkohl 50—60 Rettich 5—10, Meerrettich 60—80.
Kartoffeln: Spätkartoffeln 3—4. Obſt: Tafeläpfel 20—35,
Wirtſchaftsäpfel 15—20, Apfelſinen 5—10. Zitronen 4—8.
Ba=
nanen 30—35. Eßwaren: Süßrahmbutter 130—140,
Landbut=
ter 100—120, Weichkäſe 20—25, Handkäſe 5—12. Eier (friſche) 8
bis 10. Wild und Geflügel; Hühner 70—80. Tauben 50—70,
Hähne 100—110, Ziegenlämmer 50—60 Fleiſch= und
Wurſt=
waren: Rindfleiſch (friſch) 56, Kalbfleiſch 71. Hammelfleiſch 60.
* Notlandung. Bei einem Uebungsflug, den die akadem.
Flie=
ger am geſtrigen Sonntag über dem hieſigen Flughafengelände
ausführte. mußte das Flugzeug der Akad. Fliegerſchaft von
Richt=
hofen” hinter dem Bahndamm der Odenwaldſtrecke auf einer Wieſe
wegen Motorſchadens notlanden. Sowohl die Maſchine als auch
der Pilot erlitten keinerlei Schaden bei dieſer Notlandung. Das
Flugzeug mußte demontiert und abgeſchleppt werden.
Tageskalender für Montag, den 10. April 1933.
Union: Unmögliche Liebe”. Helia: „Was wiſſen denn Männer”,
Palaſt: „Luana” — Orpheum, 20 Uhr: „Der Hias”
Verwaltungsgerichkshof.
p. Einwendung des Förſters Sames in
Langs=
dorf gegen ſeine Verſetzung in den Ruheſtand.
Das Miniſterium hatte dem Förſter wegen häufiger
Er=
krankung und mangelhafter Dienſtführung den Antrag auf
Ver=
ſetzung in den Ruheſtand angekündigt. Sames verſah zuletzt den
Dienſt in ſeiner Heimatsgemeinde. Ein amtlicher Bericht wirft
Sames auch mangelnde Autorität gegenüber den Holzhauern vor.
Der Förſter dagegen betont ſeine Pünktlichkeit im Dienſte für
die Regel. Neuerdings hat die Gemeinde berichtet, ſie ſei
zu=
frieden mit der Dienſtführung und wolle den Förſter behalten,
was indes ganz im Widerſpruch ſteht mit einer früheren
Aeußerung eben derſelben Gemeinde. Der Licher Vorgeſetzte
er=
kennt wohl den guten Willen und Dienſteifer an, betont aber die
völlig mangelnde Eignung zur beruflichen Tätigkeit. Sames fehle
der forſtliche Blick. Im letzten halben Jahre hätten ſich die
Leiſtungen etwas gebeſſert.
Der Vertreter des Förſters betont, dieſer ſei ſehr ſpät in
den Staatsdienſt eingetreten, ſtehe er doch jetzt in den fünfziger
Jahren, zudem falle in die Dienſtzeit eine ſtarke Erkrankung
(Rheumatismus und Entzündung der Gallenblaſe), der Förſter
habe keinen längeren Urlaub gehabt.
Der Vertreter des Staatsintereſſes beantragt die Abweiſung
der Einwendung, geſtützt auf das vollſtändig vorliegende
Akten=
material. Gerade im Winter ſei für den Förſter die
arbeits=
reichſte Zeit. In Betracht komme auch die geiſtige
Unzulänglich=
keit.
Die Einwendungen des Förſters werden für
begründet erklärt und es wird erkannt, daß die
Vorausſetzungen zur Verſetzung in den
Ruhe=
ſtand nicht vorliegen.
* Aus dem Gerichtsſagl.
Aw. Die Große Strafkammer verhandelte am
Frei=
tag vormittag wieder einen Autozuſammenſtoß in der
Heidelbergerſtraße. Im November vorigen Jahres fuhr eine
Auto=
taxe in der Heidelbergerſtraße ſüdlicher Richtung. An der
Hein=
richſtraße wollte der Chauffeur ein vor ihm fahrendes Auto
überholen, und war ſchon auf gleicher Höhe, als dieſes plötzlich
in die Heinrichſtraße einbiegen wollte, ſo daß der Chauffeur mit
ſeiner Taxe, um einem Unfall auszuweichen, ganz nach links
aus=
biegen mußte. Im gleichen Augenblick ſauſte ein von Eherſtadt
kommendes Motorrad in ſein Auto hinein, der Fahrer fiel auf
die Kühlerhaube des Autos und rollte dann auf die Erde. Er
zog ſich dabei derart ſchwere Gehirnverletzungen zu, daß er am
vierten Tag ſtarb. Das Gericht iſt der Anſicht, daß der Taxi=
Chauffeur, der deshalb wegen fahrläſſiger Tötung auf
der Anklagebank ſitzt, bei der Vorfahrt nicht genug Vorſicht habe
walten laſſen. Allerdings trage der Getötete, der anſcheinend
mit außerordentlicher Schnelligkeit dahergekommen ſei, ein groß
Teil Schuld an dem Vorfall. Es hält deshalb auch eine
Geld=
ſtrafe für ausreichend und erkennt auf eine ſolche von 300 RM.
anſtelle von einer an ſich verwirkten Gefängnisſtrafe von zwei
Monaten.
Das Bezirksſchöffengericht verhandelt am ſelben
Tag zunächſt gegen einen Kanzleigehilfen der hieſigen
Dampfkeſſelinſpektion und ſeine Frau wegen
ge=
meinſchaftlicher Urkundenfälſchung und Betrug.
Der Mann hatte ſich im Lauf von vier Jahren Kleider im Werte
von 400 RM. bei einem hieſigen Schneider anfertigen laſſen, die
er auf Raten abbezahlte. Als der Schneider die letzte Rate
ein=
ziehen wollte, zeigte ihm die Frau eine Quittung, aus der
her=
vorging, daß ſie ſchon längſt alles bezahlt hatte. Es ſtellte ſich
heraus, daß der Mann die Quittung gefälſcht hatte. Heute kommt
er plötzlich mit der ganz neuen Erklärung, er habe wohl die
Quittung gefälſcht, aber nur, um ſeine Frau nicht wiſſen zu
laſſen, daß er das Geld anderweitig verbraucht habe. Und die
Frau unterſtutzt dieſe Verſion, indem ſie behauptet, ſie habe von
der Fälſchung keine Ahnung gehabt. Als ſie dem Schneider die
Quittung gezeigt habe, habe ihr Mann — der bei den
all=
gemeinen Unterſchlagungen bei der Dampfkeſſelinſpektion beteiligt
ſein ſoll, die übrigens nächſte Woche verhandelt werden — in
Unterſuchungshaft geſeſſen. Das Gericht hält dieſe Behauptungen
der Angeklagten zwar für äußerſt unwahrſcheinlich, iſt jedoch nicht
in der Lage, ſie zu widerlegen und kommt deswegen zu einem
Freiſpruch mangels Beweiſes.
Bis in den ſpäten Abend wird dann gegen einen
Kauf=
mann aus Heppenheim, Beſitzer eines Warenhauſes,
ehe=
maliges Mitglied des Stadtrats, des Arbeitsgerichts und
Vor=
ſitzender des Ortsgewerbevereins, wegen fortgeſetzter
Vor=
nahme unzüchtiger Handlungen an ſeinen
Lehr=
mädchen — in einem Fall ſoll er das Mädchen, das noch nicht
16 Jahre alt war, ſogar mißbraucht haben — verhandelt.
Die Verhandlung fand ſchon einmal im Sommer vorigen Jahres
ſtatt. Da der mediziniſche Sachverſtändige jedoch auf Grund des
Befunds Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten
außerte, entſchied das Gericht, daß der Angeklagte zu einer
ein=
gehenden Beobachtung an die Univerſitätsklinik nach Gießen
kommen ſollte. Der dortige Sachverſtändige, Prof. der
Pſychiatrie Sommer bekundete bei der heutigen
Ver=
handlung, daß er bei dem Angeklagten eine entzündliche
Er=
krankung der Wirbelſäule, des Rückenmarks und der dieſes
um=
gebenden Bänder und Häute feſtgeſtellt habe, die möglicherweiſe
eine Abnormität im Sexualleben des Angeklagten herbeiführen
konnte. Außerdem ſei der Angeklagte Pſychopath und könne
zweifellos als gemindert zurechnungsfähig gelten. Der
Angeklagte gibt, wie ſchon in der erſten Verhandlung, zu, daß
er unzüchtige Handlungen an ſeinen drei Lehrmädchen
vorgenom=
men habe, beſtreitet aber, daß er das eine Mädchen mißbraucht
habe. Das Mädchen bleibt jedoch bei ſeiner Behauptung. Der
Staatsanwalt iſt der Anſicht, daß dem Mädchen voller Glauben
zu ſchenken ſei, und beantragt zwei Jahre Zuchthaus. Das Gericht
hält allerdings dafür, daß die Ausſagen des Mädchens richtig
ſind, iſt aber der Anſicht, daß auf Grund des mediziniſchen
Gut=
achtens mildernde Umſtände am Platze ſeien, und erkennt auf
eine Gefängnisſtrafe von zwei Jahren abzüglich
zwei Monaten Unterſuchungshaft. Es werden dem Angeklagten
außerdem die bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre aberkannt.
— Wer kennt den Toten? Zur Leichenländung bei Groß=
Rohr=
heim am 7. d. M. teilt das Landeskriminalpolizeiamt ergänzend
mit: Die bei dem Toten gefundene Poſtbeſcheinigung konnte
in=
zwiſchen beſſer entziffert werden. Die Adreſſe des Empfängers auf
dem Poſteinlieferungsſchein lautet, ſoweit entzifferbar: Schwie
(oder Schwiel) Vorname iſt unleſerlich, dann weiter: z. Zt.
Berg=
gaſthaus Giebel. W. bei Hindelang, Bayr. Allgäu.” Wer
Aus=
kunft geben kann über den Empfänger oder den Abſender, wird
gebeten. dies beim Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt,
Zentral=
ſtelle für Vermißte und unbekannte Tote. mitzuteilen.
Aus Heſſen.
Tagung des Arheilger Mikkelſtandes.
Neuwahlen im Ortsgewerbeverein. — Ortsgruppengründung
des Kampfbundes.
Dg. Arheilgen, 9. April.
Zu einer außerordentlichen Generalverſammlung hatten
Orts=
gewerbeverein und Handwerkervereinigung heute nachmittag in
den Schwanenſaal eingeladen, der mit den Fahnen ſchwarz=
weiß=
rot, weiß=rot, der Hakenkreuzfahne und dem Bilde des
Reichs=
kanzlers geſchmückt war. Nach kurzen Begrüßungsworten ging
Vorſitzender Rühl auf die Kundgebung des heſſiſchen Handwerks
am verfloſſenen Mittwoch in Darmſtadt ein und wies darauf hin,
daß mit dem Siege der nationalen Revolution ein Wechſel in den
Geſchehniſſen des Deutſchen Reiches eingetreten ſei. Andere
Zei=
ten bedingten andere Maßnahmen. Das Handwerk ſetze volles
Vertrauen in die neue Regierung und ſtehe geſchloſſen hinter ihr.
Des weiteren gab er einen kurzen Rückblick auf die Tätigkeit des
Vereins und der Spitzenorganiſationen des Handwerks und
be=
grüßte es, daß auch in der Führung der Spitze ein radikaler
Wech=
ſel eingetreten ſei. Bezüglich der Vertretung des Handwerks im
kommenden neuen Gemeinderat gab er bekannt, daß gelegentlich
einer Ausſprache mit den beiden Gemeindekommiſſaren, bei
wel=
cher Gelegenheit ihnen ſeitens des Vereins das volle Vertrauen
ausgeſprochen wurde, dieſe erklärten, dem Handwerk jederzeit die
notwendige Stütze im Rahmen des Geſamtwohls zu bieten.
Da im Rahmen des Geſamtaufbaues eine Neuwahl bzw.
Be=
ſtätigung des ſeitherigen Vorſtandes notwendig war und der
ſeit=
herige 1 Vorſitzende eine Wiederwahl ablehnte, wurde
Maurer=
meiſter Franz Benz zum 1. Vorſitzenden gewählt 2. Vorſitzender
wurde wieder Heinrich Anthes 13 Rechner Adam Krämer,
Schriftführer wieder Hch. Stork. Die Beiſitzer wurden wieder in
ihren Aemtern beſtätigt unter Hinzuwahl des ſeitherigen 1.
Vor=
ſitzenden Philipp Rühl.
Im Mittelpunkt der Tagung ſtand die Gründung einer
Orts=
gruppe des Kampfbundes des gewerblichen Mittelſtandes. Hierzu
waren die Herren Kreisleiter Schäfer und Metzgermeiſter Schmidt
aus Darmſtadt vom Kampfbund erſchienen, die herzlich begrüßt
wurden. Kreisleiter Schmidt ging in einem ausführlichen
Re=
ferat auf die organiſatoriſche Zuſammenfaſſung des gewerblichen
Mittelſtandes in der Vergangenheit ein, wies auf die zahlreichen
Mißſtände hin, ſprach über die bis jetzt durchgeführte Umſtellung
und betonte beſonders, daß die Politik der NSDAP. nicht das
Wohl des einzelnen Standes ins Auge faſſe, ſondern jedem Stande
unter Wahrung des Geſamtwohls ſein Lebensrecht zugeſtehe. Einen
großen Raum nahmen die Ausführungen des Redners über
Zwecke Ziele, Forderungen und Maßnahmen des Kampfbundes
ein. Die eindrucksvollen Darlegungen fanden ungeteilte
Aner=
kennung. Zum Schluſſe erläuterte Redner noch die politiſchen
Er=
eigniſſe in Darmſtadt nach dem 5. März.
Metzgermeiſter Schmidt gab noch einige Erklärungen und
ſtreifte die organiſatoriſchen Fragen des Kampfbundes. Nach
kur=
zer Pauſe ſetzte eine überaus rege und teilweiſe ſcharfe Ausſprache
über die ſeitherigen Zuſtände ein, in deren Verlauf ſich die volle
Einmütigkeit zur Gründung der Ortsgruppe des Kampfbundes
ergab. Ebenſo einmütig wurde Kohlenhändler Willy Beyer
zum Leiter des örtlichen Kampfbundes gewählt und anſchließend
durch Kreisleiter Schäfer verpflichtet. Der Gewählte dankte für
das in ihn geſetzte Vertrauen und verſprach, dem Bund ſeine ganze
Kraft zur Verfügung zu ſtellen. In einer in den nächſten Tagen
die angeregt verlaufene Verſammlung.
Der Ausflugsverkehr an die Bergſtraße
ſetzte bereits am geſtrigen Sonntag ſtark ein. Beſonders der
Auto=
verkehr war ſehr lebhabt. Wenn auch die Baumblüte an der
Berg=
ſtraße durch das ungünſtige Wetter der letzten Woche noch nicht
ihre volle Pracht entfaltet hat, ſo kamen die Beſucher doch ſchon
auf ihre Rechnung, da bereits die meiſten Steinobſtbäume vor
allem Aprikoſen, Pfirſiche. Frühzwetſchen und Kirſchen zu blühen
begonnen haben. Auch die erſten Kurgäſte ſind bereits an der
Bergſtraße eingetroffen. Man rechnet damit, daß die Bergſtraße
an Oſtern das Ziel vieler Ausflügler wird.
Griesheim. 8 April. Auflöſung. Die Ortsgruppe
Gries=
heim im Arbeiter=Rad= und Kraftfahrer=Bund „Solidarität” hat
ſich aufgelöſt.
— Waſchenbach. 8. April. Das Feſt ihres 50jährigen Beſtehens
feiert die hieſige Freiwillige Feuerwehr am 3., 4. und 5. Juni,
verbunden mit Bannerweihe.
Bf. Brensbach. 8. April. Generalverſammlung des
Ortsgewerbevereins. Nach Berichterſtattung über
Ein=
nahmen und Ausgaben wurde der Rechner entlaſtet. Bei der Wahl
des Geſamtvorſtandes wurde, da der Vorſitzende. Herr Martin
Ritter, ſein Amt zur Verfügung ſtellte. Herr Schreinermeiſter Gg.
Herm. Eiſenhauer zum Vorſitzenden gewählt. Herr Martin Ritter
wurde zum Ehrenvorſitzenden des Vereins ernannt. Die übrigen
Mitglieder vom Vorſtand wurden wiedergewählt, neu hinzu kam
Herr Philipp Daab. Sattler. Im Anſchluß an die Wahl und
Er=
ledigung der übrigen Tagesordnung wurde eine Ausſprache über
Zwecke und Ziele des Kampfbundes für den gewerblichen
Mittel=
ſtand gehalten.
Ce Mümling=Grumbach. 10. April. In ſeiner letzten Sitzung
beſchloß der Gemeinderat einmütig, den Reichskanzler Adolf
Hitler ſowie den heſſiſchen Staatspräſidenten Dr. Werner zu
Ehrenbürgern der Gemeinde zu ernennen. Eine von
Künſt=
lerhand entworfene Urkunde ſoll den beiden Ehrenbürgern
über=
ſandt werden. Als Ausdruck ihrer nationalen Geſinnung faßte die
Hemeindevertretung weiterhin den Beſchluß, die wichtigſten
Orts=
ſtraßen nach den Führern des neuen Deutſchlands zu benennen.
Die Straßen führen künftighin die Bezeichnungen Hitlerſtraße,
Hindenburgſtraße Dr.=Wernerſtraße. Dr.=Beſtſtraße und
Göring=
ſtraße. Der Marktplatz wird in Adolf=Hitler=Platz umbenannt.
Ca. Lorſch. 8. April. In einer überaus zahlreich beſuchten
Verſammlung erfolgte vorgeſtern abend die Gründung einer
Orts=
gruppe Lorſch der Nationalſozialiſtiſchen
Betriebszellenorgani=
ſation. Reichstagsabgeordneter und Staatskommiſſar für
Arbei=
terweſen Pg. Kern, und Pg. Goebel ſprachen über den zukünftigen
Gewerkſchaftsaufbau. Ziel und Zweck der
Betriebszellenorgani=
ſation und ernteten für ihre intereſſanten Ausführungen
reich=
lichen Beifall. — Gereut. Die Diebe, die in vorletzter Nacht
das Auto des Kaufmanns Lichtenſtein entwendeten, haben dies in
der darauffolgenden Nacht wieder an Ort und Stelle
zurück=
gebracht.
Das rolkende Wunderwerk.
4 lange Extrazüge werden zum Transport benötigt, aus
400 Fahrzeugen besteht der immense Wagenpark. Eine ganze
Stadt von Zelten in einem Flächenausmaß von 30000qm bildet
den gewaltigen Komplex. Wie ein riesiges wanderndes Stadion
(rhebt sich aus d ren Mitte das gigantische Vorfährungszelt,
das 12000 Besuchern Platz bietet. Eine bis ins feinste
durch-
dachteOrganisation durchpulst dieses technische Wunderwerk.
das mit einemApparat von 1000 Mann Personal, mit 800Tieren,
mit eig ner Feuerwehr, eigener Sanitätskolonne, eigenen
Schlosser-, Schreiner-u Schmiedewerkstätten, eigenem Kos-
1ümatelier, eigener großen Mannschaftsküche, mit eigenen
fahrbaren Licht- und „Wasserwerken wie ein Symbol
deutscher Tatkraft den Namen „Krone” in alle Wel en trägt.
Von der gesamten
Welt-
presse einstimmig als
Der grödte Gireus Europas
gefeiert
Von Millionen und
Aber-
millionen in all. Ländern als
Derhoste GireusallerLeiten
stürmisch umjubelt
Rommt nach
Barmstadt
Meßplatz
15. bis 18. April.
Nur 4 Tage!
Gipfelpunkt internat, Circus-Kunst!
In der einheitlichen 62 mlangen Arena rollt ein Programm ab,
das wohl als das grandioseste bezeichnet werden kann, was je
einCireus hervorbrachte. Völkerschaften aller Farben u. Rassen
zeigen sich in ihren heimatlichen Künsten. Tscherkessen,
Chinesen, Japaner, Araber, Kongoneger, Cowboys, Mulatte
ete., die hervorragendsten Vertreter der Artistenwelt zeigen
die Spitzenleistungen eircensischer Kunst hoch unter der
Cireuskuppel, aufd. Boden oder d. Rückenihrer Tiere.
Massen-
schauspielem. üb. 400 Menschen zu gleicher Zeit, gr.sportliche
Wettkämpfe u. farbentrunkene Balleteinl. berauschen förmlich
dieBeschauer u. Rekorddress. m. 26Elefanten,24 Tigern, Löwen,
Eis-u Braunbär.,Seelöwen u. 100ten v. Pferd.. m. Kamel., Zebras
u. Büffelnu zahll.and. Tier. bring. wahre Wunder mod. Tierlehre.
Seite 4 — Nr. 100
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 10. April 1933
Die Zinanzlage der Stadt Mainz.
Fehlbelrag 1933 etwa 15 Millionen. — Schuldenſtand
der Stadt 114 Millionen.
Be. Mainz, 10. April.
Staatskommiſſar Jung berichtete am Samstag an den
Staats=
präſidenten über die ſchlechte finanzielle Lage der Stadt Mainz.
Er führte unter anderem aus, er habe bei der Uebernahme der
Geſchäfte des Oberbürgermeiſters der Stadt Mainz eine
Finanz=
lage angetroffen, die es ihm nicht nur notwendig erſcheinen laſſe,
den Staatspräſidenten hiervon rückhaltlos in Kenntnis zu ſetzen,
ſondern auch zugleich zu der Bitte veranlaſſe, der Stadt Mainz bei
der Ueberwindung der beſtehenden Schwierigkeiten jede nur
mög=
liche Unterſtützung zuteil werden zu laſſen. Er ſchilderte ſodann im
einzelnen den kataſtrophalen Rückgang der Finanzen der Stadt
Mainz vom Jahre 1930 bis 1933. Einſchließlich des
Rechnungs=
jahres 1933 würden die ungedeckten Fehlbeträge der
Stadt Mainz eine Höhe von etwa 15 Millionen
Mark erreichen.
Dieſe außerordentlich ungünſtige Entwicklung der finanziellen
Verhältniſſe der Stadt Mainz habe verſchiedene Urſachen. So habe
ſie in einem weſentlich größeren Ausmaß als andere Städte über
ihre Verhältniſſe gelebt. Beſonders auf baulichem Gebiete ſeien
offenbar die zuläſſigen Grenzen weit überſchritten worden. So
wäre offenbar die Stadtverwaltung einer gewiſſen
Großmanns=
ſucht erlegen, ohne ſich darüber klar zu werden, daß in abſehbarer
Zeit ein wirtſchaftlicher und damit auch ein finanzieller
Nieder=
gang erfolgen müſſe. Dabei hätten die Zahlen der Koſten der
Wohlfahrtspflege die Stadtverwaltung ſchon vom Jahre 1925 an
bedenklich ſtimmen müſſen. Denn die Wohlfahrtslaſten ſeien in
den letzten neun Jahren von 1,148 Millionen auf 10,742 Millionen
RM. geſtiegen. Die Stadtverwaltung habe jedoch aus dieſen
er=
ſchreckenden, zugleich aber auch überzeugenden Zahlen keine Lehren
gezogen. Eine weitere Urſache der ſchlechten finanziellen
Verhält=
niſſe der Stadt Mainz ſeien die ſich von Jahr zu Jahr erhöhenden
Wohlfahrtslaſten, der ſtarke Rückgang der Einnahmen aus den
werbenden Betrieben, Unternehmungen und den Steuern.
Weiter führte der Staatskommiſſar aus, daß eine recht ſchwere
und nachhaltige Belaſtung der Stadt Mainz ihr hoher
Schulden=
ſtand ſei. Die große Schuldenlaſt der Stadt Mainz ſei
zweifel=
los zu einem Teil — was anerkannt werden müſſe — durch die
Beſetzung der Stadt während der Jahre 1918 bis
1930 veranlaßt worden. Er könne ſich jedoch des Eindrucks
nicht erwehren, daß man bei der Kapitalaufnahme teilweiſe recht
großzügig verfahren und die Grenzen der Leiſtungsfähigkeit der
Stadt weit überſchätzt habe. Die großen Geländeerwerbungen
ſtell=
ten heute für die Stadt zum Teil totes Kapital dar, das ſie ſchwer
belaſte. Die Geſamtverpflichtungen der Stadt erreichten bei einer
Einwohnerzahl von 134 000 eine Höhe von 114 Millionen Mk.
Die=
ſen Verpflichtungen ſtehe ein Vermögen gegenüber, das ſelbſt bei
vorſichtigſter Berechnung den Schuldenſtand der Stadt Mainz noch
weit überrage.
Bezüglich von Maßnahmen zur Beſſerung der finanziellen Lage
der Stadt iſt der Staatskommiſſar der Anſicht, daß ſeitens der
Stadtverwaltung alles geſchehen müſſe um die
finanzielle Lage zuerleichtern. Es werde ſeine
drin=
gendſte Aufgabe ſein, überall da, wo ſich eine Erſparnismöglichkeit
zeige ſchärfſtens durchzugreifen. Alle dieſe Maßnahmen würden
allerdings eine völlige Geſundung der ſtädtiſchen Finanzen nicht
herbeiführen. Auch neben der allmählich eintretenden Beſſerung
der wirtſchaftlichen Lage würden Sofortmaßnahmen nicht
entbehrlich, ſondern unbedingt notwendig ſein.
Das Reich und das Land müßten in
weiteſt=
gehendem Maße Beiſtand leiſten, da eine der
wichtig=
ſten Aufgaben des Staates die finanzielle Sanierung der Städte
ſei. Dieſe könne nur durch eine Umſchuldung in Verbindung mit
einer ſtarken Senkung des Zinsſatzes erreicht werden. Der einzige
Weg für die Geſundung der ſtädtiſchen Finanzen ſei demnach die
Verteilung der Laſten auf mehrere Generationen und die
Herab=
ſetzung des Zinsſatzes.
W. Heppenheim a. d. B., 8. April. Sanitätskolonne.
Am 5. April zur Nachtzeit hatte die hieſige Freiwillige
Sanitäts=
kolonne blinden Alarm. Die Kolonne ſtand in kürzeſter Friſt am
Bahnhof übungsbereit. Der beabſichtigte Beweis, daß ihr die
not=
wendige Schnelligkeit und Schlagfertigkeit innewohnt, war damit
erbracht
Gernsheim, 8. April. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 7. d. M.: —1,07 Meter, am 8. d. M.: —1,11 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Au. Groß=Gerau, 5. April. Mainz will wieder
aus=
gemeinden! Wie aus Mainz berichtet wird, ſollen die vor
einigen Jahren vom Kreis Groß=Gerau abgetrennten und nach
Mainz eingemeindeten Orte Biſchofsheim und Guſtavsburg
wie=
der ausgemeindet werden. Der Mainzer Gewerbeverein hat
ein diesbezügliches Geſuch an den kommiſſariſchen
Oberbürgermei=
ſter von Mainz gerichtet. Nach Anſicht der Antragſteller iſt die
Eingemeindung dieſer Orte ſeinerzeit lediglich aus
Parteirückſich=
ten und =Intereſſen erfolgt. In Biſchofsheim und Ginsheim hat
der Antrag des Mainzer Gewerbevereins an den
Oberbürger=
meiſter lebhaften Widerhall gefunden.
Volkszählung 1933.
Zweck und Durchführung der Zäblung.
Feſtſtellung der Umſchichtung der Berufe. — Die Statiſtik der
Ar=
beitsloſigkeit. — „Vergreiſung” des Volkes und Arbeit. — Die
landwirtſchaftlichen und gewerblichen Betriebe.
Der Volkszählung 1933 kommt eine Bedeutung zu. die über
die der früheren Zählungen weit hinausgeht. Seit dem Jahre
1925 wo die letzte Volkszählung ſtattfand ſind durch die
Wirt=
ſchaftskriſe gewaltige Umſchichtungen im Volkskörper zu
verzeich=
nen geweſen, ohne daß es bisher möglich war, mehr als einen
oberflächlichen Ueberblick zu gewinnen. Für die Bekämpfung der
Not und Arbeitsloſigkeit iſt es aber von größter Wichtigkeit
feſt=
zuſtellen, in welcher Form ſich dieſe Umſchichtung bemerkbar
ge=
macht hat. Dazu werden in erſter Reihe die ſogenannten
Haus=
haltungsliſten dienen. Es werden darin Vorkehrungen getroffen.
durch die der Beruf der betreffenden Perſon damals und heute
aufgezeichnet werden ſoll. Man will daraus erkennen, wieviel
Perſonen durch die Ungunſt der Verhältniſſe gezwungen wurden,
ihren alten Beruf aufzugeben und ſich in neue Verhältniſſe
ein=
zuleben. Daraus laſſen ſich zahlreiche Lehren für die
Neugeſtal=
tung des Wirtſchafts= und Berufslebens ziehen. Ferner werden
hier Vermerke vorhanden ſein, durch die die Zahl der Arbeitsloſen
und ihre Herkunft aus den verſchiedenen Berufen zu erkennen iſt.
Insbeſondere der Anteil der einzelnen Berufe an der
Arbeitsloſig=
keit iſt von größter Wichtigkeit für die amtlichen Maßnahmen der
Arbeitsverteilung, der Berufsberatung uſw. Man erkennt ſchon
aus dieſen wenigen Einzelheiten, welche Bedeutung der
diesjäh=
rigen Volkszählung auf dem Gebiete der Bekämpfung der
Wirt=
ſchaftskriſe zukommt. Den gleichen Zwecken dient — abgeſehen
ſelbſtverſtändlich von den ſtatiſtiſchen Notwendigkeiten, die ſich in
der regelmäßigen Wiederholung der Volkszählungen ausſprechen
— auch die Feſtſtellung der Zahl der ſelbſtändigen
Wirtſchafts=
unternehmungen aller Art. Dadurch wird ſich vielleicht eine
gleichmäßige Arbeitsverteilung ermöglichen laſſen, ſoweit die
ein=
zelnen Erwerbszweige Arbeitnehmer bedürfen. Von größter
Be=
deutung für die Volkswirtſchaft iſt fernerhin eine genaue
Zäh=
lung der landwirtſchaftlichen Betriebe. Man wird daraus
erken=
nen. welchen Einfluß das Abſinken der Rohſtoffpreiſe in den
letz=
ten Jahren auf den Beſtand der deutſchen Landwirtſchaft gehabt
hat. Die Hilfsmaßnahmen des Reiches und der Länder haben
kaum ausgereicht, um eine Vernichtung eines Teiles der
Land=
wirtſchaft zu verhüten. Der Rückgang ſoll ungefähr 3 Prozent
be=
tragen. Erſt eine genaue Statiſtik wird einen Ueberblick über die
bedeutſame volkswirtſchaftliche Frage ermöglichen. Endlich wird
auch der Beſtand der Gewerbebetriebe aufgenommen werden
kön=
nen. Aus der Feſtſtellung des Altersaufbaues des deutſchen Volkes
wird man im Vergleich mit den Jahresklaſſen der Arbeitnehmer
erkennen, wieweit die Vergreiſung des deutſchen Volkes mit der
Arbeitsloſigkeit zuſammenhängt. Die Volkszählung findet am
16. Juni ſtatt. Die Auswertung der Ergebniſſe wird
vorausſicht=
lich erſt bei Beginn des neuen Jahres vorliegen.
Schwerer Flugzengunfall in Staaken.
Ein Toter, ein Schwerverletzter.
Berlin. Auf dem nationalſozialiſtiſchen Flugtag in Staaken
ereignete ſich am Sonntag ein ſchwerer Unglücksfall. Bei einer
Staffel zwiſchen Reitern, Läufern, Motorradfahrern und
Flug=
zeugen ſtreifte Flugzeugführer Hackbuſch mit der Albatroßmaſchine
D 1705 eine Hochſpannungsleitung über der verlängerten
Heer=
ſtraße und ſtürzte mit dem Flugzeug in die dort zahlreich
erſchie=
nenen Zaungäſte. Ein Zuſchauer wurde ſofort getötet, eine
Zu=
ſchauerin erlitt ſchwere Verletzungen. Die Frau wurde ſofort durch
ein Sanitätsauto des Flughafens ins Spandauer Krankenhaus
eingeliefert. Der Flugzeugführer wurde nur mit geringen
Ver=
letzungen im Geſicht aus den Trümmern ſeiner Maſchine gezogen.
Rheinlandflug der Deutſchen Verkehrsfliegerſchule.
Köln. Am Sonntag vormittag, gegen 12 Uhr, trafen, von
Aachen kommend, die Rheinlandflieger der Deutſchen
Verkehrs=
fliegerſchule (11 Maſchinen), unter Führung von Major Keller,
auf dem Kölner Flughafen ein. Zum Empfang hatten ſich u. a.
der kommiſſariſche Oberbürgermeiſter von Köln, Dr. Rieſen, und
Polizeipräſident Lingens ſowie zahlreiche Vertreter der Behörden
eingefunden. Den weiten Platz des Flughafens umſäumten in
ge=
ſchloſſener Aufſtellung Abordnungen der SA., SS. und des
Stahl=
helm, ſowie Formationen der Schutzpolizei. Auch mehrere tauſend
Zuſchauer hatten ſich an dem ſtrahlenden Frühlingsſonntag
ein=
gefunden. Der kommiſſariſche Oberbürgermeiſter Dr. Rieſen
be=
grüßte die Flieger im Namen der Stadt. Im Namen der Flieger
dankte Major Keller für den begeiſterten Empfang. Der
Gaulei=
ter der NSDAP. Grohe, wies darauf hin, daß es eines der großen
Ziele der nationalen Revolution ſein werde, der deutſchen
Flie=
gerei den ihr gebührenden Platz im Leben der Nation zu bereiten.
— Die Flieger ſtiegen dann zu einem Geſchwaderflug über Köln
auf, um anſchließend, nach kurzem Aufenthalt, im Zuſammenſein
mit den Kölnern, den Weiterflug nach Bonn anzutreten, wo ſie
um 14 Uhr eintrafen. Nach glänzend dargebotenen
Geſchwader=
flügen unternahmen die Flieger in Autobuſſen eine Fahrt durch
das Siebengebirge. Am Abend fand in Bonn eine gemütliche
Zuſammenkunft ſtatt. Am Montag vormittag, um 11 Uhr, geht
der Weiterflug nach Neuſtadt a. d. H.
Geſchäftliches.
Lpd. Offenbach, 9. April. Der Offenbacher
Schlacht=
hausdirektor verhaftet. Der ſeitherige Direktor des
Offenbacher Schlachthofes, Gigerich, der auf Grund der
jüng=
ſten Perſonalveränderungen vor kurzem beurlaubt worden war,
wurde von der Kriminalpolizei verhaftet. Wie aus zuverläſſiger
Quelle verlautet, ſoll er Materialien aus dem Schlachtbaus zu
ſeinem perſönlichen Nutzen verkauft haben. Die
Staatsanwalt=
ſchaft hat bereits die Ermittlungen angeſtellt.
Schotten, 8. April. Tödlicher Unglücksfall im
Steinbruch. In dem Steinbruch bei dem Nachbardorf
Rudings=
hain verunglückte geſtern nachmittag der 28jährige Arbeiter Karl
Frank ſo ſchwer, daß er mit einem ſchweren Schädelbruch und
einem Oberſchenkelbruch dem hieſigen Krankenhaus zugeführt
wer=
den mußte. Wenige Stunden nach ſeiner Einlieferung iſt der
be=
dauernswerte Mann, der erſt vor einem halben Jahr geheiratet
hatte, verſtorben.
Das Lebensalter der Dicken.
Eine intereſſante Statiſtik von 43
Lebensverſicherungsgeſell=
ſchaften ſtellt feſt, daß dreimal ſo viel magere Menſchen das 80.
Lebensjahr erreichen wie dicke. Jedes Pfund Uebergewicht
bedeu=
tet alſo eine Verkürzung des Lebens Aber außer der
Lebens=
verkürzung iſt die Lebensfreude der Korpulenten ſehr
beeinträch=
tigt, nämlich durch ſeine verminderte körperliche Leiſtungsfähigkeit.
Korpulenz behindert das geſunde Arbeiten aller Organe,
ins=
beſondere die Tätigkeit des Herzens (Fettherz). — Nicht zuletzt
wirkt Korpulenz auch unſchön.
Zur Beſeitigung läſtiger Körperfülle hat ſich der ärztlich
empfohlene Ebus=Tee als natürliches Entfettungsmittel
hervor=
ragend bewährt. Gewichtsabnahmen werden oft in überraſchend
kurzer Zeit erreicht. Auch wegen ſeiner guten Bekömmlichkeit und
ſeines Wohlgeſchmackes wird Ebus=Tee vielfach an Stelle von
Kaffee und Tee gern genommen.
Wekterbericht.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nichi beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechisverbindſichkeit.
Abonnentin, hier. Bei pünktlicher Mietzinszahlung würde im
vorliegenden Falle eine Kündigung ohne rechtliche
Wir=
kung ſein. Ein neues Reichsgeſetz hat zudem in den Mieterſchutz
Räumungsfriſten eingebaut, gerade zu dem Zweck, um eine
Obdachloſigkeit zu verhüten. Wir haben ja in letzter Zeit über das
Thema ausführlich — auch im Briefkaſten — berichtet.
K. K. 1. Der frühere Vertrag der Vorkriegszeit wird
bezüg=
lich der Kündigung noch maßgebend ſein. Durch den Hausverkauf
ſind Sie an die beſtehenden Mietverträge gebunden. 2. 3., 4. Da
ja hinſichtlich der Geſetzgebung zurzeit alles im Fluß iſt, iſt zu
raten abzuwarten welche Anordnungen die
Reichsregie=
rung auf dem Gebiete der Wohnungswirtſchaft nun treffen wird.
Durch ein zwiſchenzeitliches Vorgehen könnten Sie die Rechtslage
unter Umſtänden nur komplizieren.
F. B. Wenden Sie ſich an die Handwerkskammer, hier.
A. H. Wenden Sie ſich in ausführlich begründeter Eingabe an
das Reichswehrminiſterium in Berlin W. 10. Königin=Auguſta=
Straße 38/42.
An der Südſeite der Islandſtörung dringt über den Britiſchen
Inſeln eine Staffel wärmerer Ozeanluft vor, welche ſich auch über
Nord= und Mitteldeutſchland ausbreiten wird. Unſer Gebiet dürfte
ebenfalls davon berührt werden, ſo daß unter ſüdweſtlichen
Win=
den mildes. meiſt wolkiges Wetter mit etwas Regen zu
erwar=
ten iſt.
Ausſichten für Montag, den 10. April: Wechſelnd wolkig.
Tem=
veraturen mehr ausgeglichen und etwas wärmer, zeitweiſe
Regen.
Ausſichten für Dienstag, den 11. April: Wechſelnd wolkig mit
Auf=
heiterung. Temperaturen wenig verändert, jedoch etwas
friſcher, noch vereinzelt geringe Niederſchläge
Haupiſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polſtik und Wirtſchaft; Rudelf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: Z. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich 1 übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Meine geliebte Frau, unſere liebe Schweſter
Thilde Schmidt=Walther
Geſanglehrerin an der Viktoriaſchule
wurde heute, nach langem ſchweren Leiden durch einen ſanften
Tod erlöſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Andreas Schmidt
Darmſtadt, Moſerſtr. 3, den 8. Aprik 1933.
Die Einäſcherung findet am Dienstag, den 11. April, um ½3 Uhr, im
Krematorium auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
(4864
Am 8. April 1933 verſchied nach langem ſchweren Leiden unſere
Geſanglehrerin
Frau Schmidt=Walther
Nahezu zwei Jahrzehnte hat ſie an unſerer Schule mit Hingabe für
ihren Beruf gewirkt, bis eine tückiſche Krankheit ſie allzufrüh ihrer
Tätigkeit entriß. Durch ihre hohe künſtleriſche Begabung verſtand
ſie es, bei den Schülerinnen Begeiſterung für ihre Kunſt zu erwecken.
Ein feines Verſtändnis und ein warmes Herz für die Jugend gewann
ihr die Liebe der Schülerinnen. In vorbildlicher treuer Pflichterfüllung
hielt ſie ſich in ihrem Beruf noch aufrecht, als die Kräfte ſchon zu
verſagen begannen.
Ihr Andenken wird in unſeren Herzen dauernd fortleben,
Der Lehrkörper der Studienanſtalt (Viktoriaſchule)
J. A.: Dreſcher, Oberſtudiendirektor
Der Chor der Schule verſammelt ſich zur Probe im Singſaal der
Viktoriaſchule Montag, den 10. April, um 11 Uhr vormittags. (4862
Todes=Anzeige.
Heute Mittag verſchied plötzlich mein lieber,
unvergeßlicher Mann, unſer treuſorgender Vater,
Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und
Onkel
Heinrich Schneider
Zugführer i. R.
im 77. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Alwine Schneider, geb. Diehl.
Darmſtadt, Wetzlar, Griesheim, Eberſtadt,
(4863
den 8. April 1933.
Die Beerdigung finder Dienstag, 11. April 1933,
nachmittags 3½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Achtung!
Suche eine Partie
Schuhwaren ſowie
verſchied.
Kleidungs=
artikel, beides geg.
Grabſtein, direkt v.
Herſteller. (4860
Fr. Kindinger,
Granitwerk.
Reichenbach i. Odw.
Das merke dir!
Nicht nur d. Name,
auch meine Arbeit
macht Reklame!
Schuhl ſohlt u. färbt
wie neu ſo ſchön,
nur Alexanderſtr. 10
Hohlen-Wagner
(1514a)
Habe meineärztl. Tätigkeit
wieder aufgenommen.
IV.4840)
Dr. Degen
[ ← ][ ][ → ]Montag, 10. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 100 — Seite 5
Neuer Wind im Sportlager.
Beſchlüſſe von 2BB., Sporkbehörde und Turnerſchaft zu den akkuellen Fragen der Jugenderküchkigung, Gleichſchaltung
Zur polikiſchen Enkwicklung und den Olympiſchen Spielen 1936.
Haupkausſchuß=Sikung der 2.5.
in Skuktgark.
Staatsminiſter a. D. Dominicus erhält die Ehrenurkunde. —
Ein=
führung des Arier=Paragraphen beſchloſſen.
In Stuttgart. der Stadt des 15. Deutſchen Turnfeſtes, traten
die Führer der Deutſchen Turnerſchaft zur Hauptausſchußſitzung
zuſammen, die folgenſchwere Entſchlüſſe brachte. Der zweite
Vor=
ſitzende der Deutſchen Turnerſchaft. Direktor Neuendorff=Berlin,
eröffnete in Abweſenheit des zurückgetretenen Führers,
Staats=
miniſter a. D. Dr. Dominieus, die Tagung mit ehrenvollem
Ge=
denken an Profeſſor Dr. Partſch, der Jahrzehnte lang der D.T. ein
wertvoller Berater und unermüdlicher Führer geweſen war.
In nichtöffentlicher Sitzung wurde dann über die Lage
ver=
handelt, über die Dir. Neuendorff in glänzender Rede einen
Ueberblick gab. Der erſte Vorſitzende der Deutſchen Turnerſchaft,
Dr. Dominieus, hat mitgeteilt: „Ich lege mein Amt nieder, um
der Deutſchen Turnerſchaft den weiteren Weg zu erleichtern.
Ein=
ſtimmig wurde dazu folgender Antrag angenommen:
„Der Hauptausſchuß der Deutſchen Turnerſchaft erkennt
dank=
bar an, daß der bisherige erſte Vorſitzende der Deutſchen
Turner=
ſchaft. Staatsminiſter a. D. Dr. Dominieus, in Liebe
zur Turnerſchaft und mit Verſtändnis dafür, daß die neue Zeit
eine neue Führung braucht, freiwillig, das Opfer eines
Rücktrittes gebracht hat. Die D.T. dankt ihm für das
außerordent=
lich große Maß von Arbeit, das er für ſie geleiſtet und für alle
Förderung, die ſie durch ihn erfahren hat. Sie verleiht ihm die
höchſte Auszeichnung, die ſie zu vergeben hat, die Ehren=
Ur=
kunde der Deutſchen Turnerſchaft.
Weiter wurden folgende Anträge des Vorſtandes
angenommen:
1. Der Hauptausſchuß wolle die von den Jugendwarten
be=
ſchloſſenen und vom Vorſtand des Turnausſchuſſes ergänzten
Richt=
linien für die Umgeſtaltung und den Sinn der Arbeit an der
Deutſchen Turnerſchaft billigen,
2. Die neuen Richtlinien erſtreben u. a. eine ſtarke
An=
gleichung der Arbeit an der Jugend und
derjeni=
gen ander geſamten Turnerſchaft untereinander Dieſe
Angleichung, die zu einer Vereinheitlichung führen ſolk, iſt nur
möglich, wenn ſie ſich auf ein einheitliches
Zeitſchrif=
tentum ſtützen kann. Der Hauptausſchuß wolle daher
grundſätz=
lich beſchließen, die Herausgabe der „Deutſchen Turnzeitung” und
gegebenenfalls anderen D.T.=Zeitungen einem einzigen
Schrift=
leiter zu übertragen, und zwar Thilo Scheller. Wegen des
Zeit=
punktes der Uebernahme will der Vorſtand mit den in Frage
kom=
menden Perſönlichkeiten verhandeln.
3. Der Hauptausſchuß wolle ſofort durch den Vorſtand eine
Umarbeitung der Deutſchen Turn=Satzung in dem
Sinne vornehmen laſſen, daß in ihr der Grundſatz des
Füh=
rers und der Führung ſtark zum Ausdruck kommt, und daß
im 8 2 Wehrhaftigkeit als Ziel turneriſcher
Ar=
beit ausdrücklichſt bezeichnet wird.
4 Die Deutſche Turnerſchaft hat ſich der nationalen Regierung
zur Verfügung geſtellt. Daher können Männer und Frauen, die
nach ihrem bisherigen öffentlichen Auftreten für dieſe neue
natio=
nale Regierung nicht tragbar ſind, Inhaber von Aemtern
inner=
halb der Deutſchen Turnerſchaft ebenfalls nicht ſein.
Der Hauptausſchuß hat ferner beſchloſſen, den Arier=
Para=
graphen — vorbehaltlich der Zuſtimmung des Deutſchen
Turn=
tages — einzuführen.
Zum DRAFL. und den Olympiſchen Spielen.
Die in Stuttgart am Samstag und Sonntag anläßlich der
Sitzung des Hauptausſchuſſes verſammelten Führer der Deutſchen
Turnerſchaft faßten noch folgende Beſchlüſſe:
„Der Hauptausſchuß hält eine Umgeſtaltung des Deutſchen
Reichsausſchuſſes für Leibesübungen unbedingt für erforderlich,
und zwar dahingehend, daß ihm nur Verbände angehören, die
Leibesübungen im Sinne Jahns betreiben und auf völkiſchem
Boden ſtehen.
Die Deutſche Turnerſchaft wünſcht, daß die Olympiſchen
Spiele 1936 in Berlin ſo ausgeſtaltet werden, daß ſie eine
große nationale Kundgebung darſtellen.
Unter dieſer Vorausſetzung wird die Deutſche Turnerſchaft
be=
reit ſein, an den Spielen und Kämpfen teilzunehmen und wird
ihre ganze Kraft daran ſetzen, mitzuhelfen, daß die Kundgebung
in würdiger Weiſe ein Bild vom Weſen und von der Kraft
deut=
ſchen Turnens bietet.
Die D.T. tritt der „Vereinigung vaterländiſcher Verbände” bei.
Der Hauptausſchuß beauftragt den Jugendausſchuß mit der
Durchführung des Wehrturnens in der Deutſchen Turnerſchaft
im Sinne der „Richtlinien für die Geſtaltung und den Sinn der
Arbeit an der D.T.‟
Das nächſte Alterstreffen der D.2, ſoll 1934 im Saargebiet
ſtattfinden, falls die Verhältniſſe es zulaſſen. Die Frage der
Teil=
nahme an den Deutſchen Kampfſpielen 1934 ſoll ſpäter erledigt
werden. Im Jahre 1934 ſoll das 75jährige Beſtehen der Deutſchen
Turnerſchaft feſtlich begangen werden. Der nächſte Deutſche
Turntag ſoll im Frühjahr 1934 ſtattfinden, falls nicht
beſondere Verhältniſſe eine frühere Einberufung erfordern.
Die Beſtandaufnahme der Deutſchen Turnerſchaft vom
1 1. 33 hat einen in Anbetracht der Notzeit erfreulichen
Auf=
ſchwung gezeigt. Der Kaſſenabſchluß wurde beſprochen und dem
Kaſſenwart Entlaſtung erteilt.
Nach Erledigung einiger Wirtſchafts= und Verſicherungs=
Fra=
gen wurde beſchloſſen, dem Deutſchen Turntag die Einrichtung
eines Fachausſchuſſes für das Kinderturnen vorzuſchlagen.
Den Ausklang bildete eine vaterländiſche Kundgebung, die
mit dem Geſang des Deutſchlandliedes beendet wurde. Mit einem
„Gut Heil” auf die Deutſche Turnerſchaft, Volk und Vaterland
ſchloß der zweite Vorſitzende die denkwürdige Tagung.
Der 2.3.B. zur neuen Lage.
Neue Richklinien für die Jugenderziehung.
Der Vorſtand des Deutſchen Fußball=Bundes hat am
Sonn=
tag in einer Sitzung in Hannover gemeinſam mit Vertretern der
Deutſchen Sportbehörde für Leichtathletik neue Richtlinien für
die Jugenderziehung in den Vereinen beider Verbände beſchloſſen,
die im nachſtehenden wiedergegeben werden:
„Der Vorſtand des Deutſchen Fußballbundes und der
Deut=
ſchen Sportbehörde fordert von ſeinen Vereinen, mit allen Kräften
an der nationalen Erneuerung mitzuarbeiten. Zu dieſem Zweck
verlangt der Vorſtand beider Verbände einen weiteren Ausbau
der Jugendarbeit. Die Jugend ſoll nicht nur körperlich und
ſee=
liſch zum Einzelmenſchen, ſondern noch ſtärker als bisher zum
Mannſchaftsgeiſt, zur Kameradſchaft, zur Diſziplin und zur
Wehr=
haftigkeit erzogen werden. Schon ſeit Jahren iſt es die erſte und
vornehmſte Aufgabe unſerer Jugendzeitſchrift „Deutſche
Sport=
jugend” geweſen, die Jugend zu dieſen Zielen hinzuführen. Um
dieſes Ziel zu erreichen, wird der gemeinſame Jugendausſchuß den
Vereinen einen Arbeitsplan zuſtellen, nach welchem die
Jugend=
arbeit zu erfolgen hat.
Richtlinien dieſes Arbeitsplanes ſind:
1. In den Vereinen mit mehreren Sportarten ſind die
Jugend=
lichen aller Abteilungen in einer einzigen Jugendabteilung
zu=
ſammenzufaſſen.
2. Jeder Jugendliche muß zunächſt eine gründliche, allgemeine
körperliche Durchbildung erhalten. Ziel dieſer Ausbildung iſt der
Erwerb des Reichsjugendabzeichens.
3. Erſt nach allgemeiner körperlicher Durchbildung kann die
Wahl eines Sonderzweiges der Leibesübungen geſtattet werden.
4. Auf Kameradſchaft und Diſziplin fördernde Uebungen in
geſchloſſener Mannſchaft iſt größter Wert zu legen.
5. Neben der Sportbetätigung ſind die einfachen Uebungen des
Geländeſports — Wandern, Marſchieren in geſchloſſener Ordnung,
Geländekunde und Kleinkaliberſchießen — mitzubetreiben. In jedem
Monat muß ein Sonntag den Uebungen des Geländeſports und
dem Wandern vorbehalten bleiben.
6. Jugend= und Elternverbände ſind regelmäßig abzuhalten.
Bei dieſen Veranſtaltungen iſt die Liebe zur Heimat und
Vater=
land bewußt zu pflegen.
7. Für die Jungmänner (Alter: 14 bis 24 Jahre) iſt das
ge=
ſamte Programm des Geländeſports durchzuführen.
8. Der Deutſche Fußball=Bund und die Deutſche Sportbehörde
für Leichtathletik werden denjenigen Vereinen beſondere
Auszeich=
nungen verleihen, welche entſprechend ihrer Mitgliederzahl die
meiſten Jugendlichen zur Erlangung des Turn= und
Sportab=
zeichens geführt und die meiſten Jungmänner im Geländeſport
ausgebildet haben.”
Die Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſche Meiſterſchaft: Vorſpiel in Fürth:
Sppg. Fürth — SV. Waldhof 6:2 (4:2).
Nordbayeriſche Pokalſpiele: Pfeil Schweinau — Siemens=
Schuckert 3,8: Münchener Frühjahrsrunde: ASV.
München — 1860 München 5.5. FC. Fürſtenfeldbruck — Jahn
München 95: „Privatſpiele: Eintracht Frankfurt
Bockenheimer Tam. 7:7. Damen 9:1; FSV. Frankfurt — Tgm.
Nied 3:6. Rot=Weiß Frankfurt — Tſchft. Heddernheim 4,7 abgebr.
TSV. 1862 Langen — Tgſ. Bürgel 6:4, Reichsbahn Frankfurt
V.f. R. Schwanheim 4:8. Polizei Frankfurt — Tv. Nied 7:2.
Handball=Endſpiele im Reich.
Mitteldeutſche Meiſterſchaft: Endſpiel der
Gaumei=
ſter: Polizei Weißenfels — Polizei Burg 4:11 (4:6) ! Um
die 3. Vertreterſtelle: Polizei Halle — Olympia
Magde=
burg 977. Endſpiel der Frauen: Poſt=SV. Magdeburg
—SC. Weimar, 6:3 (4:0), Berlin: 1. Spandauer Pol.=HC.
Reichsbahn Stettin 9:3 (3:0); Weſtdeutſchland: Tura Barmen
Raſenſport Mülheim 6:5 (3:2); Norddeutſchland (
Entſcheidungs=
ſpiel): Polizei Hamburg — St. Georg Hamburg 7:6 (6.:6.
4:4) n. V.
Sppg. Fürth — SV. Waldhof 6:2 (3:1).
Vor 2000 Zuſchauern lieferten ſich die beiden
Abteilungs=
meiſter ein hartes und erbittertes Ringen, das in der erſten
Halbzeit die Fürther klar im Vorteil ſah. Die Gäſte liefen erſt
nach der Pauſe zu der erwarteten Form auf. Sie zeigten dann
ein ſehr gutes Können, hatten aber reichlich Pech und wurden
außerdem durch den ſonſt gut amtierenden Schiedsrichter,
Gieſemann=Nürnberg, um zwei ſichere Tore gebracht, die den
Ausgleich bedeutet hätten. Im Endſpurt ſicherten ſich die Fürther
dann den Sieg. Ihre Leiſtung konnte aber nur in der erſten
Halbzeit gefallen, wo ſie produktiv ſpielten und ſich durch ihre
gut durchdachte Angriffs=Taktik durchſetzten, während das von
Mannheim bevorzugte Dreiinnenſpiel die Fürther Abwehr vor
keine allzuſchweren Aufgaben ſtellte. Im Geſamteindruck des
Spieles konnten die Fürther uicht ganz überzeugen und ihre
Ausſichten für den am 30. April in Mannheim ſtattfindenden
Rückkampf ſind nicht die beſten. Wenn die Elf bis dahin nicht
mehr zeigt, wird ſie ſich ihren fünften Meiſtertitel, mit dem
man immerhin rechnen kann, erſt wieder in einem
Eutſcheidungs=
ſpiele ſichern können.
*
Handball in der 9.T.
Ueberraſchung bei den Kreis=Endſpielen.
Kreisendſpiele: Aſchaffenburg — Fechenheim 5:7 (4:5),
Herrnsheim — Malſtatt 6:1 (1:0), Urmitz — Algenrodt 3:10 (1:3).
Die reſtlichen Spiele gegen die Tgſ. Obernburg können
nicht mehr ausgetragen werden, da dieſer Verein durch das
bayeriſche Innenminiſterium aufgelöſt wurde. Als
Grund wurde angegeben, daß dieſer Verein, der einen
Kommuni=
ſten zum 1. Vorſitzenden gehabt habe, in letzter Zeit zahlreiche
Mitglieder aus dem marxiſtiſchen Lager aufgenommen habe.
Auf den Spielfeldern ſind die erwarteten Siege von
Herrns=
heim und Algenrodt eingetroffen. Aſchaffenburg unterlag nach
heroiſchem Kampfe den Fechenheimern abermals und dürfte damit
ſo gut wie ausgeſpielt haben. Die weiteren Ausſichten der Vereine
können erſt beurteilt werden, wenn die Kreisleitung über die
Wertung der Spiele mit der jetzt aufgelöſten Tgſ, Obernburg
ent=
ſchieden hat.
Privatſpiele: Tſchft. Griesheim — Merck Darmſtadt
7:3 (4:1), Pfungſtadt — Groß=Bieberau 3:3 (1:1), Bensheim —
Heppenheim 1034 (3:2), TSV. Braunshardt (D.SB.) —
Büttel=
born 1036, Tam. Beſſungen — Eberſtadt 11:9 (5:3), Ober=
Ram=
ſtadt — Polizei, Reſ., 10:3 (6:2), Eppertshauſen (D.S.B.) — Tade.
Hainhauſen 13:1 G5:1).
Zu den Spielberichten: Griesheim; Während die Gäſte
von Merck mit ſtärkſter Beſetzung antraten, mußte die Platzelf für
Klinger und Menneckes Erſatz einſtellen, der ſich ſehr gut bewährte.
Griesheim nahm das Heft gleich feſt in die Hand und erzielte bei
klarer Ueberlegenheit vier ſchöne Feldtore. Kurz vor der Pauſe
konnte Merck durch Doppelhänder ein Tor aufholen. Dann ließ
Griesheim eine Atempauſe eintreten, in der die Gäſte mit zwei
Strafwürfen das Ergebnis auf 43 verbeſſerten. Den jetzt
einſetzen=
den Schlußſpurt vermochte Merck nicht aufzuhalten und mußte drei
Feldtore Griesheims zum 7:3 hinnehmen. Dem Schiri Hamm=
Büttelborn wurde von Griesheim ein gutes Zeugnis ausgeſtellt,
während ſich die Gäſte zeitweiſe recht aufſäſſig gezeigt hatten.
Be=
ſonders als Griesheim im Spurt davonzog — Ueber das
Befin=
den des Spielers Meneckes erfahren wir, daß er bereits dem Spiel
wieder beiwohnen konnte.
Pfungſtadt: Vor mäßiger Zuſchauerzahl entwickelte ſich
ein Spiel gegen die wackeren Odenwälder, deſſen Ausgang mit 3:3
wohl niemand erwartet hatte. War es zuerſt die Kreisklaſſe des
Odenwaldes, die ſich im Main.Rhein=Gau Reſpekt zu verſchaffen
mußte, ſo folgt jetzt die Meiſterklaſſe. Pfungſtadt hatte eine ſtarke
Elf geſtellt, beſonders in der Abwehr. Während der Sturm im
Rechtsaußen einen Verſager hatte. Bei den Gäſten fehlte der
regu=
läre Hüter, doch ſein Erſatzmann machte keine Schnitzer. Nach
langem Auf und Ab fiel endlich das erſte Tor für die Platzelf.
Den Gäſten gelang der Ausgleich. Nach der Pauſe erhöhte
Pfung=
ſtadt auf 3:1. Beim zweiten Tor der Gäſte entwiſchte Grünig
nochmals der Ball, und das dritte war ein ſaftiger Schuß hoch ins
Dreieck. Der Jubel der Gäſte beim Schlußpfiff war begreiflich. Wie
kam das Unentſchieden zuſtande: Die Gäſte hatten in ihrem
Halb=
rechten eine Stütze, der die vollſte Aufmerkſamkeit der Abwehr
er=
forderte. Die übrigen Stürmer überragten nicht, weshalb
Pfung=
ſtadts Abwehr manchmal etwas ſorglos war. Der Pfungſtädter
Sturm war derart hilflos vor dem gegneriſchen Strafraum, daß
Mittelläufer und rechter Läufer öfters mitſtürmten, um ſelbſt ihr
Glück zu verſuchen. Ballabgabe und Schuß im ungeeigneten
Mo=
ment. Abſeits. Fangfehler und drei Fehlwürfe des Linksaußen
aus beſter Stellung, damit verging die Zeit. Pfungſtadt darf ſich
den Aufbau und ganz beſonders den torſchaffenden Abſchluß der
Angriffsmöglichkeiten angelegen ſein laſſen. Der Schiedsrichter
aus Büttelborn gefiel. — Vorher beſtritt die Schülerelf ihr erſtes
Spiel gegen die Schüler Eberſtadts. Da die Nachbarn mit ſieben
Spielern antraten, ſei nur das Ergebnis mit 7:0 für Pfungſtadt
regiſtriert.
Eppertshauſen (D. S. B.): Haben die Ergebniſſe der
letzten Spiele bereits aufhorchen laſſen, ſo verdient der zweiſtellige
Ausgang gegen Tgde. Hainhauſen, als Vertreter der Meiſterklaſſe
des Gaues Ofenbach—Hanau, beſondere Beachtung.
Tgde, Beſſungen — TV. Eberſtadt 11:9 (5:4).
Bei herrlichſtem Frühlingswetter fand dieſes
Freundſchafts=
ſpiel ſtatt. Ohl=Tode Darmſtadt pfiff das ſehr anſtändige Spiel
in bekannt ſicherer Weiſe. Vom Anpfiff an entwickelte ſich ſofort
ein ſehr ſchnelles Spiel, das bis zuletzt im gleichen Tempo
durch=
hielt. Beſſungen war im Sturm ohne Tadel. Erſatz in der
Läu=
ferreihe, Verteidigung und Tor nicht gerade ſchwach. Eberſtadt
ſehr flink und ſehr laut. Die beſten die Alten. Im großen
Gan=
zen hielt ſich die Elf ſehr anſtändig, bis auf den linken
Verteidi=
ger, der dieſe Note nicht verdient. 2. Mannſch. 6:4 für Beſſungen.
Ober=Roden — Fr. Tgde, Darmſtadt 4:2 (2:1) abgebr.
Ober=Roden hat es zu dem Sieg nur gereicht durch eine
un=
nötige Härte, aber auch durch die mangelhafte Leiſtung des
Un=
parteiſchen. Einige hitzköpfige Außenſtehende verurſachten den
früheren Schluß (4 Min,) des Spieles. Ober=Roden 2. —
Darm=
ſtadt 2. Jgd. 11:2.
Montag, 10. April 1933
Seite 6 — Nr. 100
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Porentſcheidungen im ſüddeutſchen Zußball
F5h. Brankfurk und München 60
vor dem Abkeilangsfieg.
Schweinfutk und B.f.B. Skutkgark im Pokal=Endſpiel.
Die hochintereſſanten Begegnungen bei den ſüddeutſchen
Fuß=
ball=Endſpielen des 9. April haben die erwarteten
Vorentſchei=
dungen gebracht. FSV. Frankfurt und München 1860 haben ihre
Poſitionen ſoweit gehalten, daß niemand mehr an ihrem Endſieg
in den beiden Abteilungen zweifelt. Dieſe Mannſchaften dürften
dann auch als erſte ſüddeutſche Vertreter für die Deutſche
Meiſter=
ſchaft genannt werden. Zweiter wird in der Abteilung 2 die
Frank=
furter Eintracht werden, während der Kampf um den zweiten
Platz in der Abteilung 1 noch offen iſt.
Süddeutſche Meiſterſchaft. Endſpiele,
Abtei=
lung I: Bayern München — Sppg. Fürth 1:1 (0:1), FC.
Kai=
ſerslautern — 1. FC. Nürnberg 0:4 (0:1), SV. Waldhof — FK.
Pirmaſens 0:0, Phönix Ludwigshafen — 1760 München 1:3 (0:0).
Abteilung II: Eintracht — FSV. Frankfurt 0:0, FSV.
Mainz 05 — Wormatia Worms 2:3 (0:3), Stuttgarter Kickers —
Phönix Karlsruhe 7:1 (3:1), Karlsruher FV. — Union Böckingen
3:2 (1:1). — Um die 3. ſüddeutſche Vertreterſtelle:
in Stuttgart: V. f. B. Stuttgart — AO. Worms (Sa.) 1:0 (0:0),
in Würzburg: V. f. R. Mannheim — FC. Schweinfurt 1:2 (1:0).
Weitere Spiele um den Verbandspokal: Main/Heſſen:
Germania Bieber — 1. FC. Langen 2:1; Rhein/Saar: Sppg.
Mundenheim — FV. Saarbrücken 0:1. Amicitia Viernheim
Bor. Neunkirchen: ausgef.; Württemberg/Baden: Sppg.
Schramberg — Germana Brötzingen 2:6, FC Birkenfeld —
Fran=
konia Karlsruhe 3:2, SC. Stuttgart — V. f. B. Karlsruhe: ausgef.
Bayern: ASV. Nürnberg — Würzburg 04: ausgef., Ulm 94
— Schwaben Augsburg 0:1, V. f. R. Fürth — Teutonia München:
kampflos für Teut.
Aufſtiegſpiele:
Gruppe Main: Vikt. Aſchaffenburg — Blau=Weiß Bürgel 3:2,
SV. Bonames — Sppg. 03 Fechenheim 2:0, Spvg. Griesheim 02
— V. f. B. Groß=Auheim 3:1. Gruppe Rhein: FG. Oppau
Sppg. Eberbach 3:0 V. f. L. Neuſtadt — FG. Kirchheim 2:5, TSV.
Altrip — SC. Kaiſerslautern 5:2; Gruppe Saar: V. f. R.
Pir=
maſens — Spvg. Idar 2:1, Vikt. St. Ingbert — Weſtmarck Trier
1:0. Hanſa Dudweiler — V. f. B. Dillingen 1:0; Gruppe
Würt=
temberg: Sppg. Cannſtatt — V. f. R. Heilbronn 0:1. SB.
Reut=
lingen — Spfr. Stuttgart 2:1: Gruppe Nordbayern: Bayern Hof
— V. f. R. Schweinfurt 2:0, FSV. Nürnberg — Burgkundſtadt 2:1;
Gruppe Baden: FV. Daxlanden — Spfr. Forchheim 3:0, FC.
Rheinfelden — FV. Kehl 7:2. FC. Villingen — Spfr. Freiburg
2:1; Gruppe Südbayern: BC. Augsburg — V. f. R. Heidenheim
11:0. SSV. Roſenheim — Ingolſtadt=Ringſee 1:1, FC. Luſtenau
— FC. Straubing: verlegt.
Süddeutſche Privatſpiele: Kickers Offenbach — Kick.=Vikt.
Mühlheim 1:1. Spvg. Mombach 03 — Haſſia Bingen 3:3. SV.
Wiesbaden — Bor. Neunkirchen 4:2, Spvg. 60/94 Hanau — Kick.
Offenbach (Sa.) 2:6. Amicitia Viernheim — V. f. L. Neckarau
3:2. Wacker München — DSV. München (Sa.) 3:2, Freiburger
FC — Wiener SC. 4:2. Jahn Regensburg — ASV.
Nürn=
berg 4:4.
Fußball im Reich.
Endſpiele in den D. F. B.=Landesverbänden:
Berlin: Viktoria 89 — Berliner SV 92 1:2. Norddeutſchland:
Meiſterſchafts=Endrunde: Arminia Hannover —
Eims=
büttel Hamburg 1:1; Weſtdeutſchland: Runde der Meiſter:
FC. Schalke 04 — Hüſten 09 5:1, Fortuna Düſſeldorf — Boruſſia
Fulda 2:1; Pokalſpiele; Rheydter SV. — V. f. L. Benrath
2:3. Duisburg 08 — Schwarz=Weiß Eſſen 1:2; Südoſtdeutſchland:
Kreis I: Vorw. Raſenſp. Gleiwitz — SV. Hoyerswerda 3:4,
Breslau 06 — Beuthen 09 0:1: Kreis II: Preußen
Schweid=
nitz — Waldenburg 09 5:1, STC. Görlitz — SC. Jauer 8:0,
V. f. B. Liegnitz — Gelb=Weiß Görlitz 4:1. Mitteldeutſchland:
Pokalrunde: Sturm Chemnitz — Dresdener SC. 0:4,
SFC. Plauen — Polizei Chemnitz 4:5, Wacker Leipzig — SV.
Rieſa 3:2, 1 SV. Jena — V. f. L. Neuſtadt/Coburg 2:1 n. Verl.
Berliner Fußball: Wacker 04 — Norden=Nordweſt 1:2, V. f. B.
Pankow — Tennis=Boruſſia 2:3. Wedding — Südſtern 3:2,
Spandauer SV. — Blau=Weiß 0:3. Spandauer BC. — Union
Oberſchöneweide 3:2: Adlershofer BC. — Wacker 04 (Sa.) 0:1,
Wedding — Poſt=SV. (Sa.) 3:2, Preußen — Siemens (Sa.) 2.2,
Südſtern — BFV. Oſt 1910 (Sa.) 1:5, BFV. Oſt 1910 — Poſt=
SV. 2:2.
Fußball im Ausland.
Länderſpiele: In Antwerpen: Belgien — Holland 1:3
(0:2); in Wien: Oeſterreich — Tſchechoſlowakei 1:2 (0:0).
Wormalig ſiegt auch in Mainz.
Mainz 05 — Wormatia Worms 2:3 (0:3).
Das Ergebnis bedeutete für die 7000 Zuſchauer eine
Ueber=
raſchung. Mainz verlor das Spiel in erſter Linie durch ſeine
Stürmerreihe, die bis zu einer Umſtellung in der zweiten
Halb=
zeit nicht in der Lage war, die klarſten Chancen auszunützen.
Die Platzherren erzielten ein Eckenverhältnis von 8:2, das bei
der Pauſe 6:1 lautete. Aber gerade in der erſten Halbzeit
ſchoß Worms durch Fath (zwei) und Bitter ſeine Tore. Im
Mainzer Sturm war Scherm nicht nur ſchwach, ſondern auch
eigenſinnig, wodurch er den Fluß aller Aktionen hemmte.
Aller=
dings ſtieß der Mainzer Sturm diesmal auch auf eine Wormſer
Verteidigung, die in Höchſtform war. Erſt in den letzten 20
Minuten, als Scherm zurück in die Verteidigung und der
Ver=
teidiger Schneider vor in den Sturm gegangen war, wurde das
Spiel des Heſſenmeiſters zügiger und jetzt fielen auch durch
Schatz und Burkhardt zwei Treffer. Zum Ausgleich langte es
allerdings nicht mehr.
Keine Ausſichken mehr für Waldßzof.
SV. Waldhof ſpielt gegen FK. Pirmaſens 0:0.
Vor nur 3000 Zuſchauern verſpielte der SV. Waldhof am
letz=
ten Sonntag ſeine letzten, ohnehin nur ſchwachen Ausſichten auf
einen der erſten beiden Plätze durch ein torloſes Ergebnis gegen
den Saarmeiſter FK. Pirmaſens. Der Rheinmeiſter hatte
aller=
dings vier Mann erſetzt, deren Vertreter ſich nur zum Teile mit
ihrer Aufgabe befriedigend abfanden. Durch die völlige
Umſtel=
lung der Mannheimer Mannſchaft litt das ganze Zuſammenſpiel,
und da ſich auch der Gegner nicht in beſonderer Form befand und
keine Tore erzielte, endete der Kampf ſchließlich torlos. Müller=
Hanau leitete den an und für ſich mäßigen Kampf anſprechend, er
hätte aber gegen die Härte etwas ſchärfer durchgreifen dürfen.
Frankfurker Derby forlos.
Eintracht — Fußballſportverein 0:0, vor 30 000 Zuſchauern.
Das Frankfurter Fußball=Derby zwiſchen den alten Rivalen
Eintracht und Fußballſportverein hat mit einem 0:0, alſo mit
einem Erfolg des Fußballſportvereins, geendet. Denn das 0:0
wahrt den Bornheimern den einen Punkt Vorſprung, den ſie vor
dem vorjährigen ſüddeutſchen Meiſter haben, und es iſt nicht
anzunehmen, daß ſich bei den letzten Spielen am Oſterſonntag
an dieſem Stand etwas ändern wird. Mit größter
Wahrſchein=
lichkeit iſt mithin anzunehmen, daß der FSV. Frankfurt Meiſter
der Abteilung II und damit Teilnehmer an den Endſpielen
um die Deutſche Meiſterſchaft wird. Dem großen Kampf im
Frankfurter Stadion wohnten bei wundervollem
Frühlings=
wetter über 30 000 Menſchen bei. Unter den Ehrengäſten ſah
man auch den kommiſſariſchen Oberbürgermeiſter Dr. Krebs.
Das Spiel ſelbſt war in der erſten Halbzeit flüſſig, ſchnell und
von ſchönen Leiſtungen durchſetzt. Im allgemeinen war die
Eintracht die reifere, der Sportverein aber die eifrigere
Mann=
ſchaft. Nach dem Wechſel verlief das Spiel meiſt ausgeglichen,
die Bornheimer waren zu dieſer Zeit ſogar die gefährlichere
Mannſchaft, jedoch blühte auch ihnen kein Erfolg, da die
Hinter=
mannſchaft der Eintracht, Schütz=Stubb, in wirklich
internatio=
naler Form ſpielte.
B. f. B. Slutlgark im Endſpiel.
Im erſten Vorrundenſpiel um den ſüddeutſchen Pokal ſchlug
VfB. Stuttgart Alemannia/Olympia Worms 1:0 (0:0)
Von den beiden Vorrundenſpielen um den ſüdeutſchen
Ver=
bandspokal, fand die Begegnung zwiſchen den Pokalſiegern von
Württemberg/Baden und Main/Heſſen, VfB. Stuttgart und
AO. Worms bereits am Samstag nachmittag in Stuttgart ſtatt.
Vor 4000 Zuſchauern konnten die Einheimiſchen den Gegner
aus Rheinheſſen erſt nach härteſter Gegenwehr knapp mit 1:0
(0:0) ſchlagen. Bei AO. Worms war weder die techniſche Reife
der Mannſchaft bemerkenswert, noch zeigte die Mannſchaft jenen
Schwung, mit der ihr Lokalrive Wormatia ſchon manches Treffen
zu ſeinen Gunſten entſchieden hat.
Der VfB. Stuttgart ſpielte auch nicht in beſter Form. Der
Sturm hat in letzter Zeit ſichtlich nachgelaſſen, er beſitzt längſt
nicht mehr ſeine alte Gefährlichkeit. Bei zahlreichen günſtigen
Gelegenheiten ließ er ſowohl den nötigen letzten Einſatz, wie
auch die ruhige Ueberlegung vermiſſen. Läuferreihe und
Schluß=
trio des Gegners befriedigten.
Ein mehr als glücklicher Sieg.
Karlsruher FV. — Union Böckingen 3:2 (1:1).
Die Mannſchaften lieferten ſich in dieſem Endſpiel einen von
wenig guten Leiſtungen durchſetzten Kampf, in dem die ganz
ge=
wiß nicht beſſere Mannſchaft mehr als glücklicher Sieger blieb. Ein
Unentſchieden zumindeſtens, aber auch ein Sieg für die Gäſte hätte
den gezeigten Leiſtungen durchaus entſprochen. Für Karlsruhe
waren Gaßmann, Bekir und Müller erfolgreich,
Sam=
met urd Walter I waren die Torſchützen der Böckinger Union.
Bei dem Sportpublikum von Karlsruhe fand der Kampf nur
wenig Intereſſe, lediglich 1500 Zuſchauer wohnten dem Spiele bei,
das von Nagel=Schifferſtadt in recht befriedigender Weiſe
ge=
leitet wurde.
Kein Klaſſenſpiel.
Stuttgarter Kickers — Phönix Karlsruhe 7:1 (3:1).
Vom Karlsruher Phönix hatte man ſich in Stuttgart mehr
verſprochen. Die Mannſchaft kam mit zahlreichem Erſatz und
mußte denn auch eine verdiente Niederlage, die aber
zahlen=
mäßig etwas zu hoch ausfiel, hinnehmen. Das Spiel ſtand auf
keinem hohen Niveau, denn auch die Kickers ſpielten trotz der
hohen Torausbeute keineswegs in einem imponierenden Stil.
Bereits bei der Pauſe führten die Platzherren durch Treffer
von Merz (2) und Mößner mit 3:1, während Schwerdtle
den Ehrentreffer für Karlsruhe anbrachte. An den vier Toren
der zweiten Halbzeit war der geſamte Kickersſturm beteiligt.
Schiedsrichter Schwarzkopf=Augsburg leitete den fairen
Kampf peinlich genau. Die gut 6000 Zuſchauer waren von den
gezeigten Leiſtungen nicht befriedigt.
Die „Löwen” brechen den Bann.
Phönix Ludwigshafen — 1860 München 1:3 (0:0).
Den Münchener „Löwen” blieb es vorbehalten, dem
Ludwigs=
hafener Phönix auf ſeinem eigenen Platze die erſte Niederlage
beizubringen. Wo Bayern München und Fürth geſchlagen wurden
und der 1. FC. Nürnberg nur unentſchieden ſpielte, holten ſich die
1860er einen Sieg von 3:1, der zwar nicht dem Spielverlauf
ent=
ſpricht, immerhin aber nicht gerade unverdient iſt, wenn auch nicht
ganz ohne Glück errungen. Nach einer torloſen Halbzeit ging
München wieder in Führung und ein Treffer Kronzuckers ſtellte
das Endergebnis her. Lorenz=Karlsruhe leitete den von 7000
Zu=
ſchauern beſuchten Kampf zufriedenſtellend, er hatte das Treffen
jederzeit feſt in der Hand. München 1860 dürfte nun aller
Vor=
ausſicht nach den Endſieg in der Abteilung I ſicherſtellen
Die Sieger hatten einen außerordentlich guten Sturm zur
Stelle, einen ausgezeichneten Mittelläufer (Pledl) und in Ertl
einen ſehr aufmerkſamen und zuverläſſigen Torhüter. Die
Vertei=
digung war indeſſen an dem Ergebnis weniger beteiligt, denn ſie
konnte nicht immer überzeugen. Die Geſamtleiſtung der
Mün=
chener „Löwen” war recht gut. Phönix hatte in der
Hintermann=
ſchaft den beſten Mannſchaftsteil, obwohl deren Leichtſinn den
zweiten Treffer der Gäſte verſchuldete. Die Läuferreihe war nicht
ſo gut und der Sturm ſpielte unzweckmäßig. Die guten
Flügel=
ſtürmer kamen nicht zur Geltung, weil die Halbſtürmer im
ent=
ſcheidenden Augenblick zu weit zurückhingen.
Bayern=Skurm vergibi die letzte Chance.
Bayern München — Spielvereinigung Fürth 1:1 (0:1).
Der deutſche Fußballmeiſter Bayern München vergab in
dieſem Spiel gegen ſeinen großen Fürther Gegner durch ein 1:1=
Unentſchieden die letzte Chance, ſeinen Titel in den Endkämpfen
um die Deutſche Fußballmeiſterſchaft verteidigen zu können. Die
Bayern hatten das Spiel beſonders in der zweiten Halbzeit
vollkommen in der Hand, aber die über alle Maßen ſchwache
Stürmerreihe vergab alle auch noch ſo ſicheren Chancen. Der
einzige Mann im Bayernſturm der ſeine Nerven nie verlor,
war Nohr, doch konnte er allein es auch nicht ſchaffen. Die
Fürther hielten wieder einmal das, was man ſich von ihnen
verſprochen hatte. Sie ſind nicht mehr die große Mannſchaſt
von ehedem, aber immer noch gut genug, um auch gegen
über=
ragende Gegner ehrenvoll abzuſchneiden. Beide Mannſchaften
waren in ſtärkſter Aufſtellung zur Stelle. Wolf ließ bei den
Fürthern den Erſatz für Rupprecht nie erkennen. Die beiden
Tore fielen je in der 15. Minute der beiden Spielhälften.
Zu=
erſt brachte Leupold 1. die Fürther in Führung, Rohr erzielte
den Ausgleich für den deutſchen Meiſter. Der Schiedsrichter
Müller=Karlsruhe kann für ſich das große Verdienſt in Anſpruch
nehmen, durch energiſches Einſchreiten in der erſten Halbzeit
Anſätze zu rohem Spiel vollkommen unterbunden zu haben.
Club=Skurm diesmal beſſer.
1. FC. Kaiſerslautern — 1. FC. Nürnberg 0:4 (0:1).
Der deutſche Altmeiſter 1. FC. Nürnberg zeigte auf dem
Betzenberg in Kaiſerslautern ein wirklich gutes Spiel. Beſonders
fiel auf, daß diesmal auch der Sturm wieder einmal eine beſſere
Form aufwies und mit ſchönen Angriffen und unter der taktiſch
glänzenden Führung von Kalb auch zu Toren kam. Hervorragend
war der rechte Flügel, in dem ſich überraſchenderweiſe gerade
Hor=
nauer, der in den letzten Spielen immer der ſchlechteſte Stürmer
war, beſonders hervortat. Die Kaiſerslauterner wehrten ſich gegen
ihren großen Gegner ſchlecht und recht, die ſichere Niederlage
hät=
ten ſie nie verhindern können. Die Tore für den Club ſchoß vor
der Pauſe Kalb (Elfmeter), nach dem Wechſel war Friedl zweimal
und Hornauer einmal erfolgreich. Schiedsrichter Benzing=
Schwen=
ningen konnte vor 6000 Zuſchauern nicht befriedigen.
Bolizei Darmſtadt Skarkenburger
Kreismeiſter.
Haſſia Dieburg — Polizei Darmſtadt . . . . . 1:3 (1:2),
Viktoria Walldorf — FV. Eppertshauſen ausgefallen.
Aufſtiegsſpiel der A=Meiſter.
SC. 06 Dietzenbach — Viktoria Griesheim . . . 4:2 (2:1),
Geſellſchaftsſpiele.
Germania 03 Pfungſtadt — Spielvgg. Sandhofen 2:4 (1:4),
Germania Oberroden — Kickers Aſchaffenburg . 3:4 (2:1),
Sportverein Niederroden — Viktoria Urberach . . 0:5 (0:2),
SV. Offenthal — FSV. Groß=Zimmern . . . . 2:3 (1:2).
Geſtern iſt endlich — eigentlich etwas unerwartet — die
Ent=
ſcheidung in der Starkenburger Meiſterſchaft gefallen. Die Polizei
zeigte ſich in Dieburg in weit beſſerer Verfaſſung als in ihren
bisherigen Spielen und gewann den ſchweren Kampf mit 3:1
ab=
ſolut verdient und hat ſich nun mit 2 Punkten Vorſprung den
Mei=
ſtertitel wieder einmal geſichert. Dem neuen Meiſter gelten auch
unſere herzlichſten Glückwünſche, mit denen wir auch die für ein
erfolgreiches Abſchneiden im Aufſtiegskampf verbinden. — Das
zweite Spiel, Walldorf — Epertshauſen, fiel des Palmſonntags
halber aus.
Im erſten Aufſtiegskampf der drei A=Meiſter gab es in
Dietzen=
bach einen 4:2=Sieg des dortigen SC. 06 über Viktoria Griesheim.
Wenn nicht alles trügt, dürfte es dieſes Jahr durchweg Siege der
Platzvereine geben.
In den Privatſpielen hielt ſich Pfungſtadt recht gut gegen die
ſpielſtarke Spielvgg. Sandhofen, welche guten Bezirksligafußball
demonſtrierte. In Oberroden begann man mit der Feier des
25jährigen Jubiläums, doch ging das einleitende Spiel gegen
Kickers Aſchaffenburg knapp verloren. Allerdings ſtehen die Gäſte
an zweiter Stelle in ihrem Kreis. Im Rahmen des Oberrodener
Jubiläums trafen ſich auch Offenthal und Groß=Zimmern in
Ober=
roden; die Odenwälder behielten knapp die Oberhand.
Die Kreisliga nach dem 9. April 1933.
Spiele Gew. Un. Verl. Tore Punkte Polizei Darmſtadt 19 3 62:17 43 FV. Sprendlingen 19 6 87:40 41. Viktoria Walldorf 16 5 61:45 37 Haſſia Dieburg 16 10 74:50 34 Germ. 03 Pfungſtadt 3 11 10 56:54 29 SV. Mörfelden 28 11 13 58:70 26 Germania Oberroden 28 12 14 47:58 26 FC. 03 Egelsbach 28 11 3 14 70:79 25 SpVgg. 04 Arheilgen 28 10 5 13 59:61 25 FV. Eppertshauſen 26 6 11 55:59 24 SV. Münſter 2 12 40:44 24 Germania Eberſtadt 3. 14 47:55 24 SV. 98 Darmſtadt 12 43:52 22 Union Darmſtadt 2 17 36:70 19 Rot=Weiß Darmſtadt 28 18 33:74 15 Es ſtehen jetzt nur noch die Spiele SV. 98 Darmſtadt—
Wall=
dorf, Walldorf—Eppertshauſen und Eppertshauſen-Polizei aus.
Haſſia Dieburg — Polizei Darmſtadt 1:3 (1:2).
Nun ſind auch im Starkenburgkreis die Würfel gefallen.
Zum zweiten Male errang Polizei=SV. ODſtdt. den Meiſtertitel.
Wir gratulieren zu dieſer feinen Leiſtung, und hoffen, daß ſie
auch in den nun folgenden Aufſtiegsſpielen ihren Mann ſtellt
und Darmſtadt wieder einen Bezirksligaverein ſchenkt!
1500 Zuſchauer waren Zeuge eines heldenhaften Kampfes.
Eine derartige Zuſchauermaſſe hatte man in Dieburg noch nicht
geſehen. Nicht nur der Anhang der Polizei war in ſtarker
Zahl vertreten, ſondern aus Nah und Fern waren die
An=
hänger herbeigeſtrömt, um den neuen Kreismeiſter ſpielen zu
ſehen. Was die Polizei in dieſem Spiel zeigte, war meiſterhaft.
Eine Fülle von techniſchen Feinheiten, dazu ein taktiſch
vorteil=
haftes Stellungsſpiel, brachten der Polizei den großen Vorteil.
Dazu geſellte ſich noch die gute Ballführung, die infolge des
ſchwierigen Sandplatzes noch beſonders erſchwert wurde.
Unbe=
dingt zuverläſſig und hervorragend eingeſpielt iſt die
Ver=
teidigung Klein, Kaſpar, Bouſel. Vor dieſem Trio ſtand eine
Läuferreihe, an der ſich der Dieburger Angriff die Zähne
aus=
biß. Sehr gut war hier insbeſondere das Kopfſpiel. Der Sturm
wartete nach langer Zeit wieder einmal mit einer guten Leiſtung
auf. Das Freiſpielen, das Sicheinſetzen im entſcheidenden
Moment und der Wille zum Sieg, waren entſcheidend für den
Enderfolg.
Bei Dieburg hatte man die Ueberzeugung, daß Haſſia ſich
bemühte, ihr Beſtes zu geben. Der Meiſterelf gegenüber zeigten
ſie natürlich eine Reihe von Mängeln. Die Hintermannſchaft
wurde viel beſchäftigt, dabei zog ſich der Torwächter Pfeiffer
geſchickt aus der Affäre, denn dieſe Tore waren nicht zu halten.
Außerdem gefielen die Gebrüder Flach. Die beiden Schmidt
im Sturm legten dieſes Mal ihr Augenmerk vorwiegend auf
Foulſpiel. Beſonders verwerflich war der Geſäßtritt des
Halb=
rechten Schmidt, womit er den Polizeiverteidiger Kaſpar nicht
unerheblich verletzte. Schiedsrichter Freiländer=Mannheim
korrekt.
Das Spiel beginnt mit lebhaften Angriffen Dieburgs, die
bereits in der 8. Minute mit dem Ehrentreffer belohnt werden.
Im Gegenangriff iſt der Polizeiſturm zweimal durch zwei
aus=
gezeichnete Torſchüſſe Müllers nach guter Vorlage Seipps
er=
folgreich. Nach Halbzeit das gleiche Bild. Polizei beherrſcht das
Feld. Ein ſcharfer Schuß Hanebergers findet den Weg ins Tor.
Ein Elfmeter wurde von Seipps danebengeſchoſſen. Keine der
ſich bietenden Torchancen vermag der Polizeiſturm bis zum
Ende der Spielzeit zu verwerten.
SV. 98 Darmſtadt Jun. — Union Darmſtadt Jun. 1:4 (1:2).
Wie vorausgeſagt, kam es zu einem abwechſlungsreichen und
hart, aber fair, durchgeführten Treffen, ſo daß die annähernd 300
Zuſchauer einen äußerſt ſpannenden und intereſſanten Kampf zu
ſehen bekamen. Man muß feſtſtellen, daß bei dieſen Treffen der
Junioren, dem hoffnungsvollen Nachwuchs der Vereine, die
Zu=
ſchauerzahl von Spiel zu Spiel ſteigt, ein Beweis, daß hier
wirk=
lich guter Sport geboten wird. Union brachte es diesmal fertig,
den 1. Junioren der 98er eine glatte Niederlage beizubringen und
Sieg wie Punkte mit nach Hauſe zu nehmen. Der Sieg hätte ſogar
noch höher ausfallen müſſen, wenn SV. nicht einen fabelhaften
Mann im Tor gehabt hätte. Union überraſchte vor allen Dingen
durch eine flüſſige Zuſammenarbeit aller Reihen und durch eine
große Schußfreudigkeit. Obwohl SV. 98 im Feldſpiel
ausgezeich=
nete Leiſtungen bot, ließen die Stürmer den krönenden Schuß
ver=
miſſen. (Eckenverhältnis 18:4 für Union). Schiri Müller=
Gries=
heim konnte gefallen. 1. Jugend — 1. Jugend Viktoria Griesheim,
dort, 0:2 (Pflichtſpiel).
SV. 98 Darmſtadt.
1. Junioren — 1. Junioren Union, 1:4: 2. Junioren —
Junioren Dieburg, dort, 3:3: 1. Jgd. — 1. Jgd. Wixhauſen,
dort 6:1: 2. Jgd. — 1. Jgd. Arheilgen, dort, 1:2: 1. Schüler —
1. Schüler Wixhauſen hier, 6:2; 2. Schüler — 1. Schüler
Pfung=
ſtadt, dort, 0:1.
Rot=Weiß Darmſt. (Reſ.) — SV. Jugenheim 4:0 (3:0).
Die Erſatzmannſchaft hatte ſich für dieſen Tag mit der
erſten Elf von Jugenheim, einem A=Klaſſen=Gegner, verpflichtet
und konnte denſelben verdient 4:0 ſchlagen. Die Gäſte hatten
während des ganzen Spiels ſehr wenig zu beſtellen, während
die Reſerve als bedeutend beſſere Mannſchaft diktierte. Das
Reſultat hätte dem Verlauf nach, ohne zu übertreiben, ruhig
mit der doppelten Torziffer lauten dürfen. Jedenfalls beſagt
auch dieſes Ergebnis über die Spielſtärke, der faſt ausſchließlich
aus jungen Spielern beſetzten Reſerve, genug.
Montag, 10. April 1933
Reichsbahn Darmſtadt — Eintracht Darmſtadt 1:5 (0:2).
Das obige Spiel enttäuſchte wohl wie ſelten eines die
An=
hänger beider Mannſchaften. Die beſte Spielperiode waren
un=
ſtreitig die erſten 10 Minuten, denn gerade hier lieferte Eintracht
ein wirklich produktives und techniſch gutes Spiel, um aber nachher
ebenfalls nur noch, wie der Gegner, ein zuſammenhangloſes
Ge=
kicke zu zeigen. Reichsbahn konnte wiederum nur eine durch 4
Erſatzleute geſchwächte Mannſchaft zum Spiel ſtellen, was ſich
be=
ſonders in dem hohen Torverhältnis zeigt, denn 2 Tore (hohe
Bälle) wären dem planmäßigen Torwart beſtimmt nicht entwiſcht.
Frieß II als Erſatz gab ſein Beſtes, iſt aber für hohe Bälle zu klein.
Welker, der Faßhauer erſetzen mußte, hielt ſich wieder recht gut,
während die beiden Außen ſich nicht durchſetzen konnten. Sehr
wohltuend wirkte die Ruhe in der Mannſchaft, und kann man ſich
darüber nur freuen, wenn ſich die Mannſchaft nach dieſer Richtung
zum Beſſeren wandelt. Erfolge werden dann auch wieder einmal
einkehren.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Eintracht ſtellte, ſeine bekannte ſchnelle Mannſchaft, deren
Sturm die Reichsbahn=Läufer voll beſchäftigte, ſo daß ihnen keine
Zeit blieb, Aufbauarbeit für den eigenen Sturm zu leiſten. Der
Sieg der Eintracht iſt auch voll und ganz verdient.
Die Spielleitung lag bei Herrn Döring (Rot=Weiß
Darm=
ſtadt) in beſten Händen, ſo daß das Spiel einen wirklich
harmoni=
ſchen Verlauf nahm. — 2. Mannſch. 1:0 für R. — Zum Schluß
ſei noch nachgetragen, daß das Vorſpiel nicht 8:1, wie irrtümlich in
der Vorſchau berichtet wurde, ſondern 11:1 für Eintracht endete.
* Kreisliga Südheſſen.
Olympia Biebesheim — Alem. Groß=Rohrheim 2:1.
Germania Eberſtadt — Biblis
1:2.
Gernsheim — Egelsbach .."
2:6.
Schiri Südheſſen — Horchheim (komb.)
6:0.
Auerfeldein in Heilbronn. — Oſterkag=München Einzelſieger. — 1860 München Mannſchaftsmeiſter.
Eindrucksvolles Abſchneiden
des Sp. 98 Darmſtadk.
* Ausgeſchrieben waren auch in dieſem Jahr „Süddeutſche
Waldlaufmeiſterſchaften”. Durch die Wahl der Laufſtrecken waren
aber daraus reine Querfeldein=Meiſterſchaften geworden. Von
Wald war nichts zu ſehen. Die von Teilnehmern der
Meiſter=
klaſſe abgeforderten Leiſtungen waren daher auch überaus ſchwer
zu erfüllen. Völlig neu und zweifellos recht eindrucksvoll war
der Rahmen, innerhalb welchem dieſe Meiſterſchaften geſtartet
wurden: Platzmuſik der SA.=Kapelle, Aufmarſch der Teilnehmer,
von denen der SV. 98 Darmſtadt nahezu ein Drittel geſtellt
hatte, feierliche Flaggenhiſſung, Horſt=Weſſel= und Deutſchland=
Lied, Beſetzung der Laufſtrecken durch SA.=Leute! Dieſe Art der
Organiſation, verbunden mit Hockey und Fußball, hatte über
1000 Zuſchauer auf den Platz gebracht. Tauſende aber hielten
draußen die Laufſtrecken beſetzt. Die Vorbereitungen des VfR.
Heilbronn waren an ſich ſehr gut getroffen, leider aber — ſo
paradox das klingen mag — ſo gut, daß ſich ſo etwas wie
Ueber=
organiſation verſchiedentlich, vor allem aber in Form von
fal=
ſcher Richtungsangabe und Verlaufen der Jugend. Alten Herren
und der Meiſterklaſſe, unangenehm bemerkbar machte. Die
Lauf=
ſtrecken ſelbſt ſtellten infolge ſtändigen Wechſels im Untergrund
(Bahn, Wieſe, harte Fahrwege, Wieſe, Kiesgruben, Wieſe, Wege,
Bahn) beträchtliche Anforderungen an das „Stehvermögen” der
Teilnehmer. Mancher Kampf des Willens gegen das ach ſo
ſchwache Fleiſch wurde an dieſem von den meiſten Läufern
über=
dies unangenehm empfundenen Sonnentag in Heilbronn
aus=
gefochten. Es gab Triumphe, aber auch manche Niederlage.
Die Jugendklaſſe
ging als erſte an den Start. SV. 98 Darmſtadt war hier mit
3 Mannſchaften vertreten. Die Entſcheidungen lagen hier im
Einzel= und Mannſchaftslauf zwiſchen München, Stuttgart und
Darmſtadt. Im Einzellauf war ſchließlich Dompert=Stuttgart,
vor Zeiler=München und Held=Darmſtadt erfolgreich. Im
Mann=
ſchaftslauf dagegen ſiegte der SV. 98 Darmſtadt mit Held=
Schrauth=Kleinſchmidt knapp vor Jahn=München und den
Kickers=Stuttgart. Auch den 3. und 6. Platz belegten die Jung=
Leichtäthleten des SV. 98 Darmſtadt (Eloos=Stumpf=Weidemänn=
Boller=Raab=Schulze=Vögler).
Die Alten Herren
waren zahlenmäßig ebenfalls ſehr gut vertreten. Im Endkampf
ſetzte ſich Maul, SV. 98 Darmſtadt, ſicher an die Spitze. Sein
Sieg war im Rahmen der Süddeutſchen Konkurrenz ſehr
ein=
drucksvoll. Schwöck und Pfeil, Darmſtadt, wurden Achter bzw.
Zehnter und ſicherten damit dem SV. 98 auch den Sieg im
Mannſchaftslauf.
Mit 10 Aktiven ging der SV. 98 in der
Leiſtungsklaſſe II und III.
über etwa 6 Kilometer an den Start. Groß war die
Ueber=
raſchung der Zuſchauer und noch größer die Freude der
Darm=
ſtädter, als ihr Klubkamerad Creter als Sieger durchs Ziel
lief, und SV. 98 im Mannſchaftslauf dieſer Klaſſe nicht nur
den erſten, ſondern auch noch den zweiten Platz belegte (Creter=
Löwel=Hübner=Leiß=Hebel=Döll),
Den Start der Meiſterklaſſe
über 10 Kilometer nahm Staatskommiſſar Dr. Sommer perſönlich
vor. Nach dem Ablauf gab es ſofort anſtändiges Tempo, doch
nach der 1. Runde (etwa 4 Kilometer) war das Feld noch nicht
ſonderlich auseinandergezogen. In der 2. Runde (6 Kilometer)
machten ſich aber bald die trockene, heiße Luft und insbeſondere
der ſchwere Untergrund bemerkbar: es gab manche
Poſitions=
änderung und manchen . . . „Abbau”. Schließlich wurde die
diesjährige Süddeutſche Waldlauf=, Verzeihung: Querfeldein=
Meiſterſchaft, im Endſpurt entſchieden. Ein kleiner, brauner,
jugendfriſcher Naturburſche — Oſtertag, 1860 München —, der
ſich ſchon die Südbayriſche Meiſterſchaft geholt hatte, gab allen
verſammelten Kanonen von Süddeutſchland das Nachſehen. Sein
Sieg kam immerhin überraſchend. Helber 1. konnte ihn nicht
verhüten. Ausgezeichnet hielt ſich auch Nickel=Nürnberg, vor
Helber 2. und Bertſch. Von den Darmſtädtern mußte leider
Haag in der 2. Runde aufgeben. Habich kam als Achter,
Lindner als Achtzehnter, Gellweiler als
Einundzwanzig=
ſter ein, während Schilgen, ASC., in Anbetracht der
geſchil=
derten Umſtände auch nur Fünfzehnter werden konnte. Durch
den Ausfall von Haag ſchieden die Darmſtädter leider bei dem
Kampf um den Mannſchaftsſieg aus, deſſen Ausgang, ob der
geringen Punktdifferenz, überaus intereſſant war. Der SV 98
wurde in dieſer Klaſſe immerhin noch 6. Sieger. Dieſes „
Ver=
ſagen” in der Meiſterklaſſe konnte aber keineswegs den
ein=
drucksvollen Geſamterfolg des SV. 98 Darmſtadt ſchmälern, der
bei der Siegerehrung von den zahlreichen Zuſchauern ganz
be=
geiſtert gefeiert wurde. Auch Staatskommiſſar Dr. Sommer
brachte ſeine Genugtuung über dieſe wirkliche, und überdies
erfolgreiche, Breitenarbeit des SV. 98 Darmſtadt in einer
Unter=
redung mit Heinz Lindner=Darmſtadt zum Ausdruck.
An Stelle der bisher üblichen Waldlaufmeiſterſchaften
wur=
den alſo 1933 erſtmalig Querfeldein=Meiſterſchaften ausgetragen.
Sie abzulehnen, hieße gegen den guten Geiſt wahren Sportes
verſtoßen. Sie ſind aber in dieſem Jahr — vielleicht als
Aus=
nahme — unter falſcher Flagge geſegelt, und nur deshalb gab
es — zumal Vorbereitung auf Waldlauf noch lange nicht
Fit=
ſein für Querfeldein bedeutet — in den Kreiſen der Aktiven
eine ganz leichte Verſtimmung. Im übrigen waren dieſe
Meiſter=
ſchaften in Heilbronn zweifellos ein Ereignis.
Die Ergebniſſe.
Meiſterſchaftslauf: 1. Oſtertag, 1860 München, 39,10 Min.;
2. Helber 1., Reichsb. Stgt., 39,29; 3. Nickel, Nürnberger SC.,
39,44: 4. Helber 2., VfB. Stuttgart, 39,47 Min.; 5. Bertſch VfB.
Stuttgart; 6. Grathwohl, SV. Cannſtatt; 7. Müller, Stuttg.
Kickers; 8. Habich, SV. 98 Darmſtadt; 9. Jahn, Hota
Stutt=
gart; 10. Beck. Nürnberger SC.
Mannſchaftslauf: 1. SV. 1860 München, 24 P.: 2. VfB.
Stuttgart, 27 P.; 3. Nürnberger SC., 29 P.; 4. Stuttg. Kickers.
Anfänger 4: 1. Creder, SV. 98 Darmſtadt, 30:06,4 Min.;
2. Greller, 1. LA. Verein Illingen, 30,55 Min.; 3.
Lauten=
ſchlager, VfB. Stuttgart, 31,04 Min.; 4. Löwel, SV. 98 Darm=
ſtadt; 5. Hübner, SV. 98 Darmſtadt; 6. Leis, SV. 98
Darmſtadt; 7. Hebel, SV. 98 Darmſtadt; 8. Melzer, 1. SC.
Pforzheim; 9. Kattermann, VfL. Mannheim=Neckarau; 10.
Schlotterbech, VfR. Heilbronn.
Mannſchaftslauf: 1. SV. 98 Darmſtadt, 10 P.; 2. dto., 26 P.;
3. Union Böckingen, 40 P.
Klaſſe Alte Herren: 1. Maul, Darmſtadt 98 9,06 Min;
2. Köhnlein, Spartania Vaihingen, 9,08 Min.; 3. Paul, Reichsb.
Stgt., 9,15 Min.; 4. Scherr, Hota Stuttgart; 5. Berger, VfB.
Stuttgart; 6. Muley, VfL. Neckarau=Mannheim: 7. Drauz, VfB.
Heilbronn; 8, Schröck SV. 98 Darmſt.; 10. Pfeil, Darmſt. 98.
Mannſchaftslauf: SV. 98 Darmſtadt.
Klaſſe Jugend=A: 1. Dompert Kickers Stgt. 8:26,7 Min.;
2. Zeiler, Jahn München, 8,36 Min.; 3. Held. Darmſtadt 98,
8,45 Min.; 4. Werrlein, Jahn München; 5. Deſſecker, Kickers
Stgt.; 6. Schrauth, Darmſtadt 98; 7. Kleinſchmitt,
Darmſt. 98: 8. Cloos. Darmſt. 98; 9. Waiblinger, VfR.
Heilbronn; 10. Geher, Jahn München.
Mannſchaftslauf: 1. S V. 98 Darmſtadt 2 Jahn
Mün=
chen, je 16 P.: 3. Stuttg. Kickers, 19 P.; 4. SV. 98 Darmſtadt,
31 P.; 5. VfR. Heilbronn, 45 P.; 6. SV. 98 Darmſtadt, 48 P.;
7. Sportfreunde Heilbronn, 65 P.
Kreiswaldlauf desMikkeleheinkreiſesDT.
In drei Klaſſen wurden am Sonntag auf der Roſenhöhe in
Offenbach die Waldlaufmeiſterſchaften des Mittelrheinkreiſes D.T.
abgewickelt. Annähernd 100 Läufer und 13 Mannſchaften nahmen
an dem Wettbewerb teil. Die Strecke führte meiſt über ebene
Waldwege, ſie war demzufolge nicht allzu ſchwer.
In der über 7 Kilometer führenden Meiſterklaſſe
gingen 34 Läufer an den Start. Bei 2000 Metern hatte ſich eine
Spitzengruppe von 8 Läufern gebildet, die bis zur
Abwurfkon=
trolle (4000 Meter) zuſammenblieb. Der Endſieger, Wagner=
Saarbrücken, führte meiſtens das Feld an, und ſeinem ſcharfen
Tempo war nur Holzapfel=Gießen gewachſen, der bis zum Eingang
des Platzes folgen konnte, dem Endſpurt des Saarländers aber
auch erlag, ſo daß dieſer mit 60 Meter Vorſprung als Erſter durchs
Ziel ging. Zweiter wurde Holzapfel, hinter dem mit weiteren
40 Meter Rückſtand Dany=Boppard folgte. Den vierten Platz
er=
kämpfte ſich der 36jährige Oberüber=Homburg vor dem
langjähri=
gen Meiſter Fornoff=Darmſtadt, und dann erſt kam der
vorjährige Sieger Garſt=Worms, der ſich bis zum 5. Kilometer in
der Spitze gehalten hatte. Dem Wettkampf wohnten ſowohl auf
dem Platze des Turnvereins Offenbach, der als Start und Ziel
diente, als auch auf der Strecke zahlreiche Zuſchauer bei.
Der Männerturnverein Saarbrücken, dem der
Einzelſieger Wagner angehört, ſicherte ſich auch den Sieg im
Mannſchaftslauf.
Klaſſe A (7000 Meter): Einzellauf: 1. H. Wagner,
MTV. Saarbrücken, 22:56,3; 2. H. Holzapfel, MTV. Gießen,
23:04,6; 3. J. Dany, Boppard, 23:20,4; 4. W. Oberüber,
Hom=
burger TV., 23:31,2: 5. H. Fornoff=Tgde, 75 Darmſtadt, 23:39,1;
6. F. Garſt, Tgde. Worms 46, 23:43,8. Mannſchaftslauf:
1. MTV. Saarbrücken, 15 Punkte: 2. Mainzer TV. 1817, 21 Punkte;
3, TV. Jahn Beuerbach, 29 Punkte.
Klaſſe B (7000 Meter): Einzellauf: 1. H. Neidel, TV.
Heuchelheim, 23:42; 2. P. Gras, Tgſ. Boppard; 3. J. Vaudlet,
MTV. Saarbrücken. Mannſchaftslauf: 1. TV. Maſſenheim;
2. Tgde. Beſſungen.
Klaſſe C (Jugend, 3000 Meter): Einzellauf: 1. Müller,
TV. Erbach, 9:26,4; 2. Thiriot, TV. Völklingen, 9:32,1; 3. F.
Neidel, TV. Heuchelheim, 9:35,2. Mannſchaftslauf: 1. TV.
Offenbach, 2. Tgſ. Offenbach.
Bookslacke
alle Oelfarben
(4o5b
Gebr. Vierheller
Schustergasse 74, Telefon 200
Waldlauf=Meiſterſchaft des Heeres.
Die Heeres=Sportſchule Wünsdorf hatte am Sonntag wieder
einen beſonderen Tag. Zum vierten Male waren die Vertreter
aller Diviſionen des deutſchen Reichsheeres, die ſich aus den
Vor=
kämpfen für die Entſcheidung qualifiziert hatten, nach Wünsdorf
beordert worden, um ſowohl im Einzel= als auch im
Mannſchafts=
lauf die beſten Waldläufer zu ermitteln. In Abweſenheit des
Titelverteidigers Oberkanonier Scheeler fiel der Sieg an den
Unteroffizier Schönfelder, der bereits vor zwei Jahren die
Meiſterſchaft gewonnen hatte. Schönfelder hatte keine Mühe, ſich
bald an die Spitze des Feldes zu ſetzen und die immerhin nicht
leichte 10,2 Kilometer lange Strecke in der
ausgezeich=
neten Zeit von 3 4, 16 Min. als Sieger zu durchlaufen. Zweiter
wurde Gefr. Würker in 37:08 vor dem Oberfunker Hayn und
dem Oberſchützen Nagel. Den ſechſten Platz belegte Oberſchütze
Böhmert, von dem man noch viel erwarten darf. Böhmert
konnte bekanntlich bei der letzten deutſchen 5000=Meter=
Meiſter=
ſchaft den vierten Platz erringen.
Im Mannſchaftswettbewerb, zu dem jede Diviſion
die beſten fünf Läufer ſtellte kam der Vorjahresſieger, die 3.
Kom=
pagnie Inf.=Regmt. 5 (2, Diviſion), nur auf den zweiten Platz
hinter der ſiegreichen Mannſchaft der 3. Komp. Inf.=Rgmt.
11 (4. Diviſion), die in der Beſetzung Unteroffizier Müller,
Schütze Gunzel, Schütze Sauß und Gefr. Sigmund 16 Punkte
er=
zielte.
Süddeutſche Junioren=Fechkmeiſterſchaften.
Mölcher=Darmſtadt ſiegt vor Merzbach=Offenbach.
Einen recht guten Beſuch hatten die am Sonntag im
Mann=
heimer Parkhotel durch den Mannheimer Fechtklub
durchge=
führten Junioren=Säbel=Meiſterſchaften des Deutſchen Fechter=
Bundes, Gau 3 und 4 (Süddeutſchland) zu verzeichnen. Die
Be=
teiligung mit nur zwölf Fechtern aus Offenbach, Darmſtadt,
Rüdesheim und Mannheim war als ſehr mäßig anzuſprechen. Nach
ſchönen Kämpfen ſetzte ſich der Darmſtädter Mölcher mit ſechs
Siegen vor Merzbach=Offenbach mit fünf Siegen durch. Beide
verlieren damit ihre Junioren=Eigenſchaft und rücken zur
Senio=
renklaſſe auf. Dritter wurde Steuernagel=Darmſtadt vor
Koch=Darmſtadt.
Nr. 100 — Seite 7
„1009 Meilen von Brescia”.
Aeuer Sieg von Auvolari. — Brauchitſch ausgeſchieden
Die „7. Coppa Mille Miglia”, Italiens und der Welt
ſchwer=
ſtes Automobil=Rennen, ergab einen neuen Sieg des
hervorragen=
den italieniſchen Fahrers Nuvolari. Nach dem Ausſcheiden des
Deutſchen Manfred von Brauchitſch, dem bei Cremona, als ſein
Wagen auf volle Tourenzahl gekommen war, von allen vier
Rei=
fen die Protektoren abſprangen — wie durch ein Wunder behielt
v. Brauchitſch ſeinen Wagen in der Gewalt und kam mit dem
Schrecken davon —, und des Italieners Borzacchini, der auf dem
zweiten Teil der Strecke wegen eines Defekts aufgab, war für
Nuvolari der Weg zum Sieg frei. Er gewann das 1650
Kilo=
meter lange Rennen in 15:11,50 Stunden, konnte aber mit einem
Stundenmittel von „nur” 108,575 Kilom, nicht den 1000=Meilen=
Rekord des Vorjahresſiegers Borzacchini mit 109,602 Stdkilom.
ſchlagen.
Hauptklaſſe, über 1500 Kbzm.: 1. Tazio Nuvolari (Alfa
Romeo) 15:11,50 — 108,575 Stdklm., 2. Caſtelbarco (Alfa Rom.)
15:38,02; 3. Taruffi (Alfa Roemo) 16:00,57; 4. Battaglia (Alfa
Romeo) 16:2210; 5. Santinelli (Alfa Romeo) 16:25,39; 6. Rueſch=
Schweiz 16:25,46 Stunden. — Bis 1100 Kbzm.: 1. Eyſton=England
(MG.) 18:01,04 — 91,576 Stdklm.; 2. Earl Howe=England (MG.)
18:02,34.
Tourenwagen, bis 1100 Kbzm.: 1. Ricci=Italien (Fiat)
19:11,36 — 86,220 Stdkilom. — Ueber 1100 Kbzm.: 1. Marinelli=
Italien (Bianchi) 18:54,15 — 87,227 Stdklm. — Ueber 1500 Kbzm.:
1. Beroone=Italien (Alfa Romeo) 17:38,45 — 93,250 Stdklm.
Klaſſe der Innenſteuerlimouſinen: 1. Berti=Italien (Alfa
Ro=
meo) 17:49,58 — 92,526 Stdklm.
Hockey.
SV. 98 Darmſtadt — TV. 60 Frankfurt Reſ. 2:0 (0:0).
Eine erfreuliche Tatſache, daß der SV. dieſes Spiel gegen die
ſpielſtarken und ſieggewohnten Turner überzeugend gewinnen
konnte. Nach anfangs beiderſeits ſchwächerem Spiel werden die
98er beſonders in der zweiten Halbzeit zuſehends beſſer und
geſtal=
ten das Treffen durchaus überlegen. In dieſer Zeit werden auch
die beiden Tore durch den ſehr guten Mittelſtürmer erzielt.
Jeden=
falls iſt gegenüber den ſeitherigen Spielen eine weſentliche
Formverbeſſerung feſtzuſtellen, und es wäre zu hoffen, daß bei den
weiteren Spielen mit demſelben Eifer und Kampfgeiſt geſpielt
würde.
Radſpork.
Velociped=Club 1899 Darmſtadt.
Die Rennſport=Abteilung eröffnete geſtern mit dem
traditio=
nellen Früjahrsrennen — zugleich „erſter Lauf zur
Klubmeiſter=
ſchaft” — auf der bekannten Strecke Henkels Gärtnerei (Start)—
Roßdorf—Gundernhauſen — Dieburg — Einſiedel — Oberwaldhaus
(Ziel) die Rennſaiſon 1933. Die Klubmeiſterſchaft, in dieſem Jahre
beſonders heiß umſtritten, wird in fünf Vereinsrennen
ausgetra=
gen. Das Frühjahrsrennen iſt ſtets das ſchwerſte, da die
Höchſt=
form noch nicht erreicht iſt, und zum andern, da dieſes Rennen im
Einzelſtart ausgefahren wird, ſomit jeder Fahrer für ſich Zeiten
herausfahren muß.
Sieger wurde in prächtigem Stile P. Jährling, der ſich
be=
reits in überraſchend guter Form befindet. Auch der Zweite — Fr.
Heckmann (18 Jahre) — war in dieſem Rennen eine Ueberraſchung,
während O. Sauer eine gewiſſe Zeit braucht, um nach vorne zu
kommen. Der mehrjährige Klubmeiſter K. Tritſch 1, wurde, wie
immer im Eröffnungsrennen, nur 5.
Ergebniſſe: 1. P. Jährling 43,1 Min., 2. Fr. Heckmann
43,3 Min., 3. O. Sauer 44,4 Min., 4. W. Wittich 44,6 Min., 5. K.
Tritſch 1. 44,9 Min., 6. W. Seip 45,1 Min., 7. K. Pfirſching 45,3
Min., 8. K. Meinhardt 46,8 Min 9. K. Engel 48,0 Min., 10. H.
Katzenbach 52,56 Min., 11. H. Ullrich 57,30 Min. (Altersfahrer
54 Jahre).
Einen Hallen=Weltrekord ſtellte der deutſche
Sprin=
termeiſter Jonath am Samstag abend beim gut beſuchten
Nürn=
berger Hallenſportfeſt auf. Er durchlief dort die 100 Meter in der
neuen Hallen=Weltbeſtzeit von 10,5 Sek. Bei der gleichen
Veran=
ſtaltung erreichte Sievert=Hamburg im Kugelſtoßen 16,11 Meter.
Die Kampfſpiel=Regatta 1934 wird in Mainz
ab=
gehalten werden, da die Waſſerverhältniſſe in Nürnberg, dem
Schauplatz der Deutſchen Kampfſpiele, eine Regatta=Austragung
nicht zulaſſen
Auf einer a. o. Hauptverſammlung wird der
Deutſche Reichsausſchuß für Leibesübungen am 12. April in
Ber=
lin über die „Eingliederung der Leibesübungen in das neue
Deutſchland” beraten.
Bei der „Acron”=Kataſtrophe kam auch der
ameri=
kaniſche Meiſterfechter und Führer der amerikaniſchen Olympia=
Mannſchaft in Los Angeles, Lt. Calnan. ums Leben.
Die erſten Teilnehmer für die Deutſche Fußball=
Mei=
ſterſchaft ſind die beiden weſtdeutſchen Meiſterſchaftsfinaliſten
For=
tung Düſſeldorf und Schalke 04
An Stelle von Dr. Bergmann wurde Voß=Lennep
zum vorläufigen Frauenſportwart der D. S.B. ernannt.
Rundfunk=Programme.
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13.30:
15.20:
16.30:
18.00:
18.25:
19.00:
20.00;
21.10:
A.
Frankfurt a. M.
Montag, 10. April
Frühkonzert (Schallplatten).
Mittagskonzert (Schallplatten).
Köln: Mittagskonzert des Kl. Orcheſters Münſter.
Geſpräch mit einem Architekten.
Nachmittags=Konzert. Ausf.: Das Württ. Tonkünſtler=Orch.
Ltg.: Kapellmeiſter W. Blume.
Luftſchutz und Sicherheit. Ein Hörbericht aus der
gleich=
namigen Ausſtellung zu Frankfurt a. M. Eimleitende Worte:
O. Hammeran.
Engliſcher Sprachunterricht.
Stunde der Nation. Friedrichs Vermächtnis. Hörfolge.
Deutſche Auswandererſchickſale in fünf Erdteilen. Eine
Hör=
folge von F. C. Weſtphal.
Konzert des Rundfunk=Orcheſters. Ltg.: Dr. Merten. Soliſtin;
15.00
15.45
16.00:
16.30:
17.10:
17.30:
18.00:
18.05:
18.30:
19.00:
Aff
20.50:
21.10:
G.
23.00:
Kammerſängerin Nelly Maerz (Sopran).
Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport,
22.35: Nachtmuſik des Rundfunk=Orcheſters. Lieder der Berge.
Deut=
ſche Quvertüren.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 10. April
Künſtleriſche Handarbeiten: Neuartige Handſchuhe,
Bücherſtunde: „Geſpräch über die Sammlung: „Deutſche
Volkheit.”
Dr. Boehm: Grundfragen der Gremlandpädogogik.
Berlin: Nachmittagskonzert.
Dr. Pechel: Der Charakter als Grundlage des deutſchen
Menſchen.
Tägliches Hauskonzert. Mitw.: E. Seiler (Vſola danore),
Grete Eweler (Geige) und Viola), Hans Schrader (
Violon=
cello). Werke von Schubert, Haydn.
Das Gedicht.
Herm. Jockiſch: Deutſche Kulturarbeit im bolonzalen Amerika.
Balladen von Karl Loewe. Mitw.: P. Seebach (Baß=
Bariton). Annelieſe Kortüm (Flügel).
Stunde der Nation, Friedrichs Vermächtmis. Eine Hörfolge
von W. Grunwald.
Chorkonzert des Kammerchors des Meiſterſchen Geſangvereins,
Kattowitz. Ltg.: Prof. F. Lubrich. Lieder von Brahms=
Lubrich und Mendelsſohn=Bartholdy.
Joachim von der Goltz: Deutſche Sonette.
Aus der Philharmonie, Berlin: Beethoven. Dritte Sinfonie
Es=Dur, Werk 55 (Erofca). Philharm. Orcheſter, Dir.; Dr.
Furtwängler.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Frankfurt: Deutſche Quvertüren. Das
rcheſter.
Ltg.: Dr. R. Merten.
Seite 8 — Nr. 100
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 10. April 1933
Das Rätsel Chopander / Georg lon der Gsbelente.
6)
Roman von
Copyright by Verlag L. Staackmann, Leipzig, durch Dr. Präger Preſſedienſt, Wien.
Eines Morgens brachte ihm der Bote eine Karte von Frau
von Schwarzenfeld, ſie ſeien glücklich in Schlehburg gelandet und
hätten alles in ſchönſter Ordnung gefunden. Ihr Mann ſei fleißig
in Wald und Wirtſchaft, ſie ſelbſt denke noch viel und gern an die
Fahrt auf der „Sachſen”, an die Verſchwendung blauer Farbe
am Himmel droben und im Meer drunten und an die
neuge=
wonnenen Freunde, die all den Glanz mit ihr genoſſen.
Vierzehn Tage danach. Herr von Schwarzenfeld befand ſich
in der Stadt, mit einem Kreditinſtitut über die Aufnahme einer
Hypothek zu verhandeln. Er würde wohl ein oder zwei Nächte
fort ſein. Wera blieb mit dem Mädchen, der Köchin und dem
Gärtner, der einen Teil des Erdgeſchoſſes bewohnte, im Schloß
zurück.
Es war kühl und ſtill in allen Räumen. Ein Buch, das ſie
angefangen, feſſelte ſie nicht, ſie legte es beiſeite und begab ſich
zeitig zu Bett. Die Reiſe hatte ihre Nerven gekräftigt. In den
warmen Kiſſen hoffte ſie angenehm träumen zu können und löſchte
das Licht.
Wolken, die ſchon den ganzen Tag über als blaugraue Mauer
am Himmelsrand geſtanden, waren vor dem aufkommenden Winde
emporgeflogen.
Von den geſtuften Renaiſſancegiebeln des Schloſſes floß der
Negen, ein ewig wechſelndes Netz rinnender Tropfen. —
Auf der Station, eine halbe Stunde unterhalb des einſam
gelegenen Schloſſes, nur eine Mühle und die Förſterei duckten
ſich in unmittelbarer Nähe des Gutes, ſtieg um dieſe Zeit ein
Kerl, unraſiert, ſchmutzig, die Mütze im Genick, mit einem
Ruck=
ſack, aus der vierten Klaſſe.
Er hatte unterwegs davon geredet. Arbeit in einem
Schiefer=
bruch ſuchen zu wollen, es war eine Reihe ſolcher im Tal.
Zwei Bauern, die ſchwerfällig aus dem gleichen Zuge
ge=
klettert, ließ er vorausgehen und zögerte mit Abſicht auf der
dunklen Landſtraße, um dann von ihr auf einen Wieſenweg
abzubiegen, der am Waldrand entlang leitete und erſt hundert
Schritt vom Schloß entfernt wieder auf den Fahrweg zu dieſem
ſtieß.
Als der Mann die Fichtenſchonung erreichte, löſte ſich ein
zweiter, außerordentlich kräftig gebauter aus dem Dunkel der
Bäume und ſtieg über den Weggraben. Er ſchien den
Ankömm=
ling erwartet zu haben und geſellte ſich zu ihm. Auch er trug
einen verſchabten und vielfach ausgebeſſerten Ruckſack auf dem
Nücken und hatte eine Sportmütze über das regenfeuchte Haar
gezogen.
„Ich weiß, wo die Leiter lehnt, und der Karl wird heute
nacht von innen die Fenſter aufriegeln. Drinnen weiß ich ſchon
Beſcheid.”
„Biſt du auch ſicher, daß der Hund Wort hält?”
„Es iſt ihm gekündigt, der tut uns nichts. Paß du nur
draußen auf, ich turne rein, riegle die Türen ab und pack den
Ruckſack voll. Der Schreibtiſch mit dem Geld ſteht gleich im
Zimmer links. Dietriche habe ich. Und kommt mir einer in die
Quere . . .‟ Er zog aus ſeiner Taſche einen ſchweren Hammer
hervor.
„Was ſoll dir in die Quere kommen,”
„Na, die weiße Spinne zum Beiſpiel.‟ Der Strolch lachte
leiſe vor ſich hin.
Main "
„Der Karl hat gehört, wie die Frau ihrem Mann geſagt
hat, es wäre ihr nachts etwas übers Bett gelaufen, wie eine
große weiße Spinne und hätte ſich auf ihre Bruſt geſetzt.”
„Son Quatſch!”
„Ja, die richtige Weibergeſchichte.”
Die beiden ſtanden im Garten unter den Fenſtern des
Schloſſes. Aha, dort! Am Baume lehnte die Leiter, wie erwartet.
Vorſichtig hoben ſie dieſe aus dem Geäſt, trugen ſie wenige
Schritte nach dem Gebäude hinüber und richteten ſie unter das
vierte Fenſter an der Ecke.
So hatte der Kutſcher geraten. Dann vertauſcht der eine
ſchnell ſeine Stiefel mit Filzſchuhen, zieht Handſchuh an und
ſtülpt eine ſchwarze Kappe übers Geſicht. Nur die Augen glühen
aus ſchmalen Schlitzen vor.
„Paß auf”, ſagt er, ich mach’ dir von oben ein Zeichen,
wenn alles in Ordnung iſt.”
Die Filzſchuhe machten jeden Schritt lautlos. Nach einigen
Metern hält er an, horcht, dann ſteigt er weiter. Alles iſt den
beiden Spitzbuben günſtig. Der Wind trägt jedes Geräuſch weg
nach dem nahen Wald und erſtickt es. Auf dem Gutshof hinter
dem Schloſſe liegt man längſt im Schlaf.
Der Einbrecher ſteht oben. Behutſam taſtet er am Fenſter
herum, es iſt wirklich nicht zugeriegelt und öffnet ſich ſeinem
Druck. Nun ſchwingt er ſich auf die Brüſtung, nun verſchwindet
er im Innern.
Noch einmal taucht ſein von der ſchwarzen Maske
verborge=
nes Geſicht im Fenſterrahmen auf. Er flüſtert dem
Untenge=
bliebenen zu, alles ſei ruhig, das Zimmer leer, die Türen habe
er abgeriegelt, er werde getroſt an die Arbeit gehen können.
Jetzt ſieht er drunten, wie ſein Genoſſe die Taſchenlampe
aufblitzen läßt und vom Fenſter wegtretend im Zimmer
ver=
ſchwindet.
Der Regen hat ſich ausgetröpfelt, die Bäume ſtehen in
ſchwarzen Klumpen. Eine Weile bleibt alles ruhig. Ab und zu
ſieht man nur für den Bruchteil einer Sekunde den grellen
Lichtſchein droben an einer Wand vorüberhuſchen. Oh. der Kerl
arbeitete flink und geſchickt. Man betreibt das Geſchäft nichi
umſonſt ſeit Jahren.
Schon meint der Untenſtehende, der oben werde mit ſeiner
Beute im offenen Fenſter erſcheinen, da ſchneidet jäh, unerwartet
aus dem Innern des Zimmers ein grauenvoller Schrei durch
die Nacht.
Gleich darauf ein dumpfer Lärm, als werde ein menſchlicher
Körper mit Gewalt über ein Vett oder ein anderes weiches
Möbel geworfen.
Entſetzt ſpringt der Verbrecher unten von der Leiter einige
Schritte zurück in den Schutz des nächſten Baumes und horcht
auf. Was iſt da geſchehen? Warum hat der Genoſſe ſolchen
Schrei ausgeſtoßen, er, der doch wahrhaftig ſchon manches
unter=
nommen hat?
Hinter der gähnenden Fenſterhöhle bleibt es unheimlich
ſtill und finſter. Die elektriſche Taſchenlampe ſcheint erloſchen.
Jetzt packt den Spitzbuben unterm Baum die Angſt am
Kragen. Auf den Schrei hin muß ja das ganze Schloß wach
werden. Vielleicht hat man den oben gefaßt und wird nun ihn
fangen. Alles andere vergeſſend, jagt er, wie mit Bluthunden
gehetzt, durch den Garten davon dem nahen Walde zu.
Erſt an ſeinem dunklen Saum wagt er ſtehen zu bleiben und
nach dem Schloß zurückzublicken. Es hockt in dem regenfeuchten,
engen Tale breit, unbeweglich auf ſeiner Erhöhung, wie eine
gewaltige Kröte über einem Stein.
Schon erhellen ſich da und dort einige Fenſter und ſcheinen
neugierig auszuſpähen. Stimmen rufen, Hundegebell lärmt. Der
Genoſſe des Einbruchs aber kehrt nicht wieder.
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