Darmstädter Tagblatt 1933


16. März 1933

[  ][ ]

Einzelnummer 10 Pfennige

Tr4
A
N
Tat
Tat
R4
*
K
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
Bel wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. März

bis 31. März 2. Reſchsmart und 20 Pfennig
Abtragegebühr abgeholt 2. Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reſchsmart frei Haus. Poſtbezugspreis
im März ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reichsmart.
Verantwortlichkelt für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
erſcheinen
einzelner Nummern infolge höherer Gewall
berechtigt den Bezieher nſcht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſiellungen durch
Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheckkonto
Franfurt a. M. 4301.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 75
Donnerstag, den 16. März 1933. 196. Jahrgang

27 mm brelie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reſchspfa.

FinanzAlnzeſgen 50 Reſchepſg, 92mm breite Rellemes
zeile 300 Reichsmarf. Alle Preiſe in Reſchsmark
(4 Dollar 420 Mark). Im Falle, höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der Anzelgen=
aufträge
und Leiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konhufs oder gerichtiſcher Beltebung ſäll eder
Nabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Nationalbank.

Die Aufgaben des Propagandaminiſters.
Nach der Gleichſchaltung zwiſchen Reich und Ländern auch Gleichſchalkung zwiſchen Regierung und Bolk.
Verkrauensvolle Zuſammenarbeit zwiſchen Regierung und Preſſe unerläßliche Voraus=
ſehung
für die Berwirklichung des nalionalen Programms.

Die Rechte der Preſſe
in nakionalen stagk.
Benzerkenswerte Ausführungen Dr. Goebbels
vor der Preſſe.
CNB. Berlin, 15. März.
Der Leiter des neuen Miniſteriums für Volksaufklärung und
Propaganda, Reichsminiſter Goebbels, verbreitete ſich am Mitt=
woch
mittag vor Vertretern der Preſſe über die Aufgaben und
die Organiſation ſeines Miniſteriums. Die nationale Re=
volution
und ihre Ergebniſſe, erklärte der Miniſter,
ſind Tatſachen, mit denen ſich in Deutſchland
jedermann abfinden muß, ob er ihnen ſympathiſch oder
antipathiſch gegenüberſteht. Ich ſehe nun in der Einrichtung
dieſes Miniſteriums eine revolutionäre Regie=
rungstat
, und zwar inſofern, als die neue Regierung
nicht die Abſicht hat, das Volk ſich ſelbſt zu über=
laſſen
, und ſich im luftleeren Raum vom Volke
abzuſchließen. Die Regierung, iſt im wahrſten Sinne des
Wortes eine Volksregierung, ſie iſt aus dem Volke hervorgegan=
gen
und ſie wird auch Vollſtreckerin des Volkswillens ſein. Dr.
Goebbels verwahrte ſich aufs leidenſchaftlichſte dagegen,
daß die Regierung der Ausdruck irgendeines
reaktionären Empfindens ſei. Die Regierung
werde dem Volke das geben, was ihm gebührt, aller=
dings
in anderer Form, als es dem demokratiſchen Parlamen=
tarismus
möglich geweſen ſei. Ueber die Aufgaben des neuen
Miniſteriums erklärte Dr. Goebbels, es ſolle den
lebendigen Konkakk herſtellen zwviſchen der nakionglen
Regierung als der Ausdrucksform des Bolks=
willens
und dert Bolke ſelbit.
Wie ſich in den vergangenen Wochen in ſteigendem Maße eine
politiſche Gleichſchaltung zwiſchen der Reichspolitik und der Län=
derpolitik
vollzogen hat, ſo ſei es die erſte Aufgabe des
neuen Miniſteriums, eine Gleichſchaltung nun
zwiſchen der Regierung, und dem ganzen Volk
herzuſtellen. Das Ziel ſei nicht darin erreicht, daß die Re=
gierung
52 Prozent Parlamentsmehrheit habe. Das könne auf die
Dauer einer Regierung, die ſo große einſchneidende Maßnahmen
treffen muß, nicht den Rückhalt im Volke geben, deſſen ſie bedarf.
Ich ſehe unſere Aufgabe darin, ſagte Dr. Goebbels, die propagan=
diſtiſchen
Vorbereitungen zu treffen, um auf die Dauer das ganze
Volk auf unſere Seite zu ziehen. Das geht nicht allein durch ſach=
liche
Arbeit, dieſe Arbeit muß dem Volk auch klargemacht werden.
Es kann deshalb auch nicht die Aufgabe der Preſſe ſein, lediglich
zu informieren, ſie muß auch inſtruieren, dem Volke klar machen,
was die Regierung tut und warum ſie es tut. Wenn wir ſchwei=
gend
die Erbſchaft der vergangenen 14 Jahre übernähmen, dann
würde es unſeren parteipolitiſchen Gegnern in ganz kurzer Zeit
gelingen, die neue Regierung für die Erbſchaft, die ſie ohne ihre
Schuld übernommen hat, verantwortlich zu machen. Dr. Goebbels
betonte dann, daß die Aufgabe der Regierungspro=
paganda
nicht nur darauf hinzielen könne, Menſchen
mehr oder weniger mit dem neuen Regiment aus=
zuſöhnen
, ſondern ſie zu gewinnen. Das neue Mini=
ſterium
habe den Zweck,
eine Nalien geſchlofſen hinker die Id2e
der nalionalen Revolukion
zu ſtellen. Die Gleichſchaltung zwiſchen nationaler Regierung und
Volk werde in einer unermüdlichen Arbeit vollzogen werden. Auch
der Reſervierteſte werde zu überzeugen verſucht, daß der jetzt ein=
geſchlagene
Kurs richtig iſt. Dr. Goebbels lehnte es ab, ſich wie
vergangene Regierungen auf Bajonette zu berufen. Die Reichs=
wehr
ſei nicht eine innenpolitiſche Schutztruppe, ſondern eine Wehr
und Waffe für Deutſchlands Grenzen. Den innenpolitiſchen Kampf
führe die Regierung durch die Volksbewegung von unten und mit
der ſtaatlichen Macht von oben. Dieſer Kampf ſei für die Gegen=
ſeite
ausſichtslos. Dieſe Regierung gehe nicht mehr, ſie ſei ent=
ſchloſſen
zu bleiben, ſie habe aber auch den Entſchluß, für ihr Blei=
ben
die notwendige Reſonanz in den breiten Volksmaſſen zu finden.
Die alte Staatsführung habe auf dem Gebiete der Prova=
ganda
vollkommen verſagt. Jetzt müßten die propagandiſtiſchen
Unternehmungen und alle volksaufklärenden Inſtitutionen in
einer zentralen Hand vereinigt werden. Die zweite Auf=
gabe
ſei es, dieſen geſamten Propagandaeinrich=
tungen
einen modernen Impuls zu geben. Alle
modernen Mittel der Technik müßten ausgenutzt werden.
Ohne die Mafſen ſei keine Polikik zu machen.
Dieſer Standpunkt ſtehe nicht im Widerſpruch mit dem Perſön=
lichkeitsprinzip
, das Dr. Goebbels bejahte. Die Perſönlich=
keit
werde ſich die Maſſen unterzuordnen wiſſen.
Das Wort vom beſchränkten Untertanenverſtand
müſſe verſchwinden. Alles liege nur daran, daß kompli=
zierte
Gedankengänge ſo vereinfacht werden müſſen, daß jeder ſie
verſteht. Daß das möglich ſei, dafür führte Dr. Goebbels das Bei=
ſpiel
des Youngplanes an, von dem offiziell im Reichstage ein=
mal
geſagt worden ſei, daß man ihn den Maſſen doch nicht ver=

ſtändlich machen könnte. Die nationalſozialiſtiſche Bewegung habe
aber auch hierüber Aufklärung ſchaffen können. Dr. Goebbels ging
dann auf die Organiſation des neuen Miniſteriums
ein, das fünf Abteilungen umfaſſen wird: 1. Abteilung Rund=
funk
, 2. die für die Preſſe, 3. die für aktive Propa=
ganda
, 4. den Film und 5. die Abteilung für Theater und
Volkserziehung. Im einzelnen führte Dr. Goebbels hierzu
aus, daß
dem Rundfunk ein modernes Tempo
gegeben werden ſolle. Geſinnung brauche nicht langweilig zu ſein.
Der Rundfunk ſoll aktuell ſein, dem Zeitgeiſt Rechnung tragen und
ſich ſeiner großen nationalen Verantwortung bewußt ſein. Er ſolle
wirklich den Hörer an den großen Geſchehniſſen, der Nation keil=
nehmen
laſſen. Ein nationales Ereignis, wie die Eröffnung des
neuen Reichstages oder der Dankgottesdienſt in einer Potsdamer
Kirche oder die Parade, eines Potsdamer Regiments vor dem
Reichspräſidenten dürfte ſich nicht mehr vor wenigen Menſchen ab=
ſpielen
, ſondern die ganze Nation müſſe an ſolchen Vorgängen un=
mittelbaren
Anteil nehmen.
Beſonders intereſſant waren auch die Ausführungen, die Dr.
Goebbels zu dem
Problem Preſſe
machte. Ich ſehe in dem Verbot, ſagte er, keinen Normal= und
Idealzuſtand. Die Preſſe muß der Regierung helfen. Sie darf
auch die Regierung kritiſieren. Und jetzt wende ich mich an die
bewußt hinter der Regierung ſtehende Preſſe: Die Preſſemuß
ein Klavier ſein, auf dem die Regierung ſpielen
kann. Auch wenn Sie an der Regierung etwas auszuſetzen haben,
muß das in Form und Ton ſo vorgebracht werden, daß den Fein=
den
der Regierung im Inlande und Auslande nicht die Möglich=
keit
gegeben wird, ſie zu zitieren und damit etwas zu ſagen, was
Sie nicht ſagen durften, ohne ein Verbot zu riskieren. Sie müſſen
dafür ſorgen, daß die Maßnahmen der Regierung nicht nur mit=
geteilt
werden, ſondern daß das Volk dieſe Maßuahmen auch ver=
ſteht
. Ich ſehe deshalb in den täglichen Preſſekonferenzen etwas
anderes als hier bisher getrieben worden iſt. Selbſtverſtändlich
ſollen Sie Informationen bekommen, aber Sie ſollen auch Inſteuk=
tionen
bekommen, Sie ſollen nicht nur wiſſen, was los iſt, ſondern
auch, was die Regierung darüber denkt. Eine Preſſe alſo, die mit
der Regierung, und eine Regierung, die mit der Preſſe zuſammen=
arbeitet
, das iſt unſer Ziel,
Daraus ergibt ſich von ſelbſt das dritte Gebiet, die ak=
tive
Propaganda. Eine Regierung, die Propaganda betreiben
will, muß um ſich
die fähigſten Köpfe für öffenkliche Maſſen=
beeinfluſſung

verſammeln und alle techniſchen Möglichkeiten in Anſpruch neh=
men
. Das Weſen der Propaganda iſt Einfachheit, Wucht und Kon=
zeutration
.
Die Gebiete von Theater und Film ſollen, ſoweit ſie von Län=
derreſſorts
bearbeitet werden unangetaſtet bleiben. Das neue
Miniſterium wird ſich nur inſofern, damit befaſſen, als dabei
Reichsintereſſen berührt werden. Es iſt beiſpielsweiſe auf die
Dauer unerträglich, daß in einer Zeit größter revolutionärer Um=
wälzungen
unſere Theater und große Teile der Filminduſtrie nicht
die Möglichkeit haben, dieſe umwälzenden Ereigniſſe auch künſt=
leriſch
zu erfaſſen. Auf dem Gebiete der Volkserziehung will das
Miniſterium verſuchen, jenen einheitlichen nationalen Geiſt in
das Volk hineinzutragen, der das Fundament der neuen natio=
nalen
Regierung iſt. Man kann heute feſtſtellen, daß ſich
die nakionale Revolukion mit einer Diſziplin
und Geſchloſſenheik vollzogen hak, wie niemals
in der Geſchichke eine Revolukion.
Wenn man ſich heute über manches beklagt, was auch wir mißbil=
ligen
, dann kann man nur ſagen: Seien Sie dankbar, daß es da=
bei
geblieben iſt, und vergeſſen Sie niemals, daß die Männer, die
heute den neuen Staat tragen, vor einem Jahr noch nackt durch
die Straßen marſchierten, weil man ihnen die Braunhemden aus=
gezogen
hatte, daß ſie noch vor einem Jahre manchaml vor dem
wirtſchaftlichen Bankrott ſtanden, weil ihnen ihre Zeitungen ver=
boten
wurden. Uns beſeelt alles andere als kleinliche Rachſucht,
wir haben aber die Pflicht, dafür zu ſorgen, daß das Volk nicht
verhetzt wird. Sie haben nun die Aufgabe, ſich mit dieſen Dingen
abzufinden und ſich ſo oder ſo zu entſcheiden. Die Regierung, die
in 14 Tagen die Reichsreform durchgeſetzt hat, wird nicht kapitu=
lieren
. Aber wir wünſchen keinen Zuſtand des täglichen Krieges,
ſondern wir wünſchen, daß
Preſſe und Regierung verkrauensvoll
Hand in Hand arbeiten
können. Stoßen Sie ſich nicht an der Tendenz; alle Dinge in
der Welt haben eine Tendenz, offen oder verſteckt, und
da iſt mir die offene lieber. Ich glaube auch nicht, daß es eine
abſolute Objektivität gibt. Ich verſpreche, daß ich die Rechte
der Preſſe überall und immer vertreten werde, aber immer
unter der Bedingung, daß die Preſſe die Rechte des
deutſchen Volkes vertritt. Ich möchte mit einem Wort
von Klopſtock ſchließen, das er vor über 120 Jahren dem deutſchen
Volke zugerufen hat: Sei nicht allzu gerecht, ſie denken nicht edel

gemig, zu ſehen, wie ſchön ein Fehler iſt.*

Die kommunifkiſche Bewegung
innerhalb der engliſchen Studenkenſchaff
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
G. P. London, Mitte März.
Gibt es innerhalb der engliſchen Studentenſchaft eine kom=
muniſtiſche
Bewegung und wie ſtark iſt ſie? Dieſe Frage hat
in England plötzlich an Bedeutung gewonnen, und auch für
das übrige Ausland mag ſie, vor allem in Anbetracht des gegen=
wärtigen
Aufräumens mit den Kommuniſten in Deutſchland,
von aktuellem Intereſſe ſein. Den erſten Anlaß zum Aufwerfen
dieſer Frage gab, wie erinnerlich, die im vorigen Monat von
der Oxforder Union Society gefaßte Reſolution, daß die
Oxforder Studenten unter keinen Umſtänden für König und
Vaterland kämpfen würden‟. Dieſes Ereignis war man an=
fänglich
geneigt, als eine entſchuldbare Entgleiſung unreifer
Jünglinge abzutun und ſie nicht als Kennzeichen für die vor=
herrſchende
Stimmung der engliſchen Studentenſchaft zu be=
trachten
. Doch die nächſten Wochen belehrten England eines
anderen, Schlechteren: nach Oxford tat Cambridge das
gleiche und weiterhin beeilten ſich die Studenten einer eng=
liſchen
Univerſität nach der anderen in aller Oeffentlichkeit zu
erklären, daß auch ſie unter keinen Umſtänden für König und
Vaterland kämpfen würden, So lautende Beſchlüſſe wurden
in London, Mancheſter, Leeds und faſt ſämtlichen Univerſitäten
Englands, Irlands und Schottlands mit einer löblichen
Ausnahme, derjenigen von Belfaſt gefaßt. Bei den Debatten
wurden überaus radikale, ja provozierende Reden gehalten und
die Geſamtſtimmung all dieſer Zuſammenkünfte zeugte von
einer mehr oder weniger ausgeſprochen kommuniſtiſchen Ge=
ſinnung
breiter Kreiſe der engliſchen Studentenſchaft. In Oxford
ſelbſt gab es, als der junge Randolph Churchill an die Union
Society den Appell richtete, die antipatriotiſche Revolution zu
widerrufen, im Gegenteil eine Beſtätigung des erſten Beſchluſſes
mit einer noch viel größeren Mehrheit; Pazifiſten und Kom=
muniſten
erwieſen ſich in Oxſord viel zahlreicher, als man an=
fänglich
angenommen hatte; von den etwa 1000 Mitgliedern der
Union Society bekannten ſich zu dieſem Lager über 700 Mann.
Die Mitglieder der Union Society betrachten ſich als die
geiſtige Elite der Oxforder Studentenſchaft. Ob mit Recht oder
Unrecht mag dahingeſtellt ſein. Von ihnen geht jedenfalls ein
ſtarker Einfluß auf die übrige akademiſche Jugend Englands
aus. Das Problem der zunehmenden kommuniſtiſchen Bewegung
innerhalb der Oxforder Studentenſchaft derdient daher durchaus
beachtet und eingehender behandelt zu werden.
Oxford galt ſeit jeher als ein unerſchütterlich feſtes Boll=
werk
des Konſervatismus. Doch ſeit dem Herbſt 1931 begann
eine allmähliche und konſequente Linksſchwenkung der
Oxforder Studentenſchaft einzuſetzen. Sozialiſtiſche
Klubs hatte es in Oxford auch zuvor gegeben. Seit dem Herbſt
1931 begannen ſie aber auffallend mehr von ſich reden zu
machen. Im Oktober 1931 erklärte ſich der Oxford Univerſity
Labour Club gegen die neugebildete Nationalregierung und
ſetzte Ramſay Macdonald von ſeinem bisher innegehabten
Ehrenvorſitzendenpoſten des Klubs ab. Der Labourklub zählt
etwa 500 Mitglieder und veranſtaltet allwöchentlich ſtark beſuchte
und lebhafte Meetings. Ein anderer ſozialiſtiſcher Klub, der
Thursday Club hat als Mitglieder ausſchließlich jüngere
Profeſſoren, und die Tatſache, daß er etwa 40 Mitglieder um=
faßt
, zeugt deutlich genug, daß ſtarke ſozialiſtiſche Sympathien
auch bei einem größeren Teil der Oxforder Pädagogen vor=
handen
ſind. Im Januar 1932 wurde endlich der October
Club, eine ausgeſprochen kommuniſtiſche Organiſation, ins
Leben gerufen. Als der Klub gegründet wurde, betrachtete man
ihn anfänglich als einen ſchlechten Scherz und war feſt über=
zeugt
, daß er bald eingehen würde. Stattdeſſen begann er in
völlig unerwarteter Weiſe zu blühen. Ihm gehören zur Zeit
etwa 300 Studenten an. Die Londoner Vertreter der Sowjet=
regierung
verſorgen den Klub reichlich mit Gaſtrednern, und
eine der hauptſächlichſten Zwecke des Klubs beſteht in einer
möglichſt wirkſamen Propaganda für den Beſuch Sowjetruß=
lands
und für das Sowjetſyſtem überhaupt. Zwiſchen den drei
ſozialiſtiſchen, reſp. kommuniſtiſchen Klubs beſtehen die in=
timſten
Wechſelbeziehungen und in der Praxis eine Art gemein=
ſame
Front. Während des unrühmlich berühmt gewordenen
Hungermarſches auf London taten ſich die genannten Klubs
zu einem Aktionskomitee zuſammen und verſorgten jene kom=
muniſtiſchen
Abteilungen, die durch Oxford marſchierten, mit
Obdach, Nahrungsmitteln und allem Erforderlichen. Im Laufe
der letzten ſechs Monate hat die ſozialiſtiſche, reſp. kommuniſtiſche
Bewegung in Oxford weitere Fortſchritte gemacht; bereits im
Herbſt vorigen Jahres faßte die Union Society mit großer
Mehrheit einen Beſchluß, lautend, daß im Sozialismus allein
die einzige Löſung der das Land bedrohenden Probleme liege‟
Die im Februar gefaßte pazifiſtiſche Reſolution war demnach
nur eine logiſche Konſequenz jener Geſinnungswandlung, die
in Orford im Laufe der letzten drei Jahre vor ſich gegangen
iſt. Durch dieſen Vorgang iſt ſie aber erſt ganz England vor
Augen geführt worden und hat die Frage nach der politiſchen
Einſtellung ſeiner geſamten Studentenſchaft mit einem Schlage
aktuell werden laſſen.
Die kommuniſtiſche Bewegung innerhalb der engliſchen
Studentenſchaft kann natürlich in keiner Weiſe mit den ent=
ſprechenden
Strömungen in Deutſchland, Oeſterreich und anderen
europäiſchen Ländern, geſchweige denn mit dem Weſen der kom=
muniſtiſchen
Jugendverbände Sowjetrußlands verglichen werden;
der Kommunismus von Oxford und Cambridge
iſt letzten Endes doch ein ausgeſprochener
Salonbolſchewismus. Ein großer Teil der Oxforder
und Cambridger Studentenſchaft hatte ſeit jeher einen ſtarken
Hang für alles Neue, Moderne, Revolutionäre und trieb hier=
mit
einen, oft ins Dekadente ausartenden Kultus. Die am in=
brünſtigſten
angebeteten Götter waren noch bis vor kurzem
Prouſt und Picaſſo. Sie herrſchten in dieſen Kreiſen im ſorg=
loſen
und weinſeligen erſten Nachkriegsdezennium faſt unum=
ſchränkt
. Doch 1931 drang die Kriſe ſelbſt in die ſtillen und ver=
träumten
Kloſterhöfe von Oxford und Cambridge ein; ſie ſtürzte
die bisher Angebeteten von ihren Sockeln und pflanzte an ihrer
Statt die Bildniſſe von Karl Marx und Lenin auf. Die eng=
liſche
Studentenſchaft bezeugte früher für politiſche Probleme
ein nur geringes Intereſſe. Die Wehrzahl widmete ſich faſt aus=

[ ][  ][ ]

Seite

Nr. 75

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 16. März 1933

ſchließlich dem Sport. Eine nicht ſehr zahlreiche Minderheit
führte, Zigaretten rauchend und Cocktails trinkend, geſthetiſche
Kunſtgeſpräche. Die große Wandlung, die die Zeit nun mit ſich
gebracht hat, iſt die Tatſache, daß die Kriſe einen großen
Teil der englifchen Studentenſchaft politiſiert
hat. Es gab eine Zeit, da in Oxford und Cambridge politiſche
Debatten nur an beſtimmten Tagen und nur in politiſchen Klubs
zit hören waren. Nun hat der Druck der äußeren Umſtände
dieſen Zeitvertreib in eine Notwendigkeit verwandelt und poli=
tiſche
Diskuſſionen in jedes College, in jede Leſehalle, in jede
Studierſtübe getragen. Sie ſind aber rein akademiſch geblieben
und äußern ſich in keiner aktiven Betätigung. Hierdurch, d. h.
durch die Beſchränkung auf die Theorie allein, erklärt ſich, ſo
paradox dies im erſten Augenblick klingen mag, das erſtaunliche
Anwachſen der kommuniſtiſchen Tendenzen innerhalb der eng=
liſchen
Studentenſchaft: es liegt in der Natur akademiſcher
Debatten, daß ſie weniger durch Erfahrung als durch pointierte
Argumentationen das Urteil der Zuhörerſchaft beeinfluſſen; ſie
tendieren ſtets ins Extreme; und das Obſiegen ſolcher radikalen
Lehren wie der Kommunismus iſt daher in engliſchen Studenten=
debatten
kaum überraſchend. Die Beſchäftigung mit dieſen
Dingen hat für den englifchen Studenten überdies den Reiz
der Neuheit. Der durchſchnittliche engliſche Student iſt unge=
bildet
. Elementare Dinge aus dem Gebiete der Politik und
Nationakökonomie ſind ihm oft gänzlich unbekannt. Die große
Mehrzahl der engliſchen Studentenſchaft hat noch vor zwei bis
drei Jahren den Namen Karl Marx ſicher nie gehört. Nun
freuen ſie ſich, ihn entdeckt zu haben, gebrauchen ihn bei jeder
paſſenden und unpaffenden Gelegenheit, ſind ſich aber ganz be=
ſtimmt
nur ſehr wenig darüber im Klaren, was unter Marxis=
mnus
zu verſtehen iſt und welche Schlußfolgerungen ſie aus
ihrem Kommunismus zu ziehen hätten".
Es verſteht ſich, daß parallel mit den zunehmenden kom=
muniſtiſchen
Tendenzen in den engliſchen Univerſitäten auch völ=
lig
andere Bewegungen immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Auch das Intereſſe für den Fascismus und den
Nationalſozialismus nimmt in Oxford und
Cambridge mit jedem Tage mehr zu. Muſſolini und
Hitler haben bei der engliſchen Studentenſchaft gewiß nicht
weniger begeiſterte Anhänger als Karl Marx und Lenin. Es
fehlt bisher bloß noch an den entſprechenden Organiſationen,
die dieſe Stimmungen richtig ausnutzen würden. Immerhin
geſtalten ſich des engliſchen Fasciſtenführers Sir Oswald Mos=
ley
periodiſche Beſuche in Oxford und Cambridge, trotz der
heftigen kommuniſtiſchen Gegenagitation, jedesmal zu wahren
Triumphzügen. Eine andere auffallende Erſcheinung innerhalb
der engliſchen Studentenſchaft iſt das zunehmende Intereſſe für
religiöſe Probleme. Die Oxford Movement erfreut ſich eines
außerordentlichen Erfolges und hat innerhalb eines großen
Teils der engliſchen Studentenſchaft ein ſtarkes Wiederaufleben
des religiöſen Empfindens wachgerufen. Dieſe Tatſache iſt ge=
wiß
auch ein Zeichen der Zeit und ein erfreuliches. Sie zeugt
von einem machtvollen geiſtigen Erwachen der engliſchen aka=
demiſchen
Jugend. Sie will aber, wie jede andere Jugend, ge=
führt
werden. Und denjenigen, die das Führerhandwerk ver=
ſtehen
, folgen ſie willig und in Scharen

Berlin, 15. März.

Das Reichskabinett erörterte in ſeiner heutigen Sitzung die
mit der Reichstagseröffnung in Zuſammenhang ſtehen=
den
Fragen, die insbeſondere auf die Einbringung und Durchfüh=
rung
des Ermächtigungsgeſetzes ſich beziehen.
Ferner nahm das Kabinett einen Bericht über die kommuni=
ſtiſchen
Umtriebe zur Kenntnis. Es wurde vorgeſchlagen, eine
Ablieferungspflicht für geſtohlene Spreng=
ſtoffe
mit ganz brutalen Strafen feſtzuſetzen, und zwar mit
Rückſicht darauf, daß von den nachweislich geſtohlenen zirka
3000 Zentnern Sprengſtoff bisher nur etwas über 200 Zentner
aufgefunden worden ſind. Dieſe rieſigen Sprengſtoffmengen ſind
naturgemäß in der Hand von verbrecheriſchen Elementen eine
rieſige Gefahr.
Das Reichskabinett war im Anſchluß an einen Bericht des
Reichskommiſſars für Arbeitsbeſchaffung grundſätzlich
der Meinung, daß die Einſtellungsprämien vom
1. April d. J. an abgeſchafft werden ſollen. Die Forma=
litäten
werden noch in Einzelverhandlungen feſtgelegt werden.
Mit Rückſicht auf die Bildung des Reichsminiſteriums für
Volksaufklärung und Propaganda beſchloß das Reichskabinett,
die Auflöſung der Reichszentrale für Heimat=
dienſt
, für die jetzt keine ſtaatspolitiſche Notwendigkeit mehr
beſteht.

Zum vierhundertſten Todesjahr des Nürnberger Bildhauers.

Von Dr. Olga Bloch.
Vor fünf Jahren beging die alte Patrizierſtadt Nürnberg in
feierlichem Rahmen das Dürer=Gedenkjahr, nun ſollen wieder die
Feiern beginnen, ſie werden in unſerer Gegenwart das Andenken
an Veit Stoß ehren, den Bildhauer und Bildſchnitzer, jene dra=
matiſche
Erſcheinung im künſtleriſchen Leben der deutſchen Renaiſ=
ſance
. Unruhe und Erregbarkeit kennzeichnen das Werk des Mei=
ſters
, der in der Nürnberger und in der Krakauer Werkſtatt tätig
geweſen, weshalb ihn die Polen für einen, der Ihrigen in An=
ſpruch
nehmen möchten. Veit Stoß, den deutſchen Meiſter. Nürn=
berg
und Krakau waren zu ſeiner Zeit die beiden großen Kunſt=
zentren
, hin und her wanderten die Bildhauer. Damals war die
deutſche Sprache, wie die Krakauer Akten bezeugen, die offizielle
Sprache in Polen. Und aus der Fülle wiſſenſchaftlicher und archi=
valiſcher
Forſchung ſei allen polniſchen Gegenargumenten zum
Trotz an die in lateiniſcher Sprache abgefaßten Pergamenturkunde
erinnert, die man im Jahre 1533 in einer hinter dem Krakauer
Marienaltar befindlichen Büchſe entdeckte, und in der Veit Stoß
Magiſter Vittus Almanus de Norinberga genannt wird. Iſt
auch ſeine Kunſt von ſlawiſchen Elementen nicht frei, ſo war er
doch im Weſen ein Almanus, deſſen deutſche Herkunft nicht allein
durch ſeine Kunſt beſtätigt wird. Slawiſche Typen und Trachten,
echt ſlawiſche Kopftypen, der polniſche Reiterknecht mit dem ge=
flochtenen
Schnurrbart geſellen ſich neben die Kruzifixe, ein Thema
religiöſer Vertiefung, das Veit Stoß zu allen Zeiten ſeines lan=
gen
Lebens angeſchlagen, das er ſich in gleich erfaſſender Auffaſ=
ſung
und Vollendung geſtaltete. Wir denken hier in erſter Reihe
an das Werk in der Nürnberger Lorenzkirche, über dem Altar,
eine überreich vergoldete Darſtellung, deſſen Vornehmheit in der
Haltung und Größe der Auffaſſung beſonders im Antlitz des Ge=
kreuzigten
Wilhelm von Bode dazu anregte, gerade die herbe
Schönheit dieſes Stoßſchen Werkes zutiefſt zu bewundern. In der
Margarethenkapelle der Nürnberger Burg findet ſich ein weiterer
Kruzifirus, der davon Kunde gibt, daß der Meiſter früh zu Ehren
kam. Wenn man ſein Leben verfolgt, ſo wird es mit beſonderem
Nachdruck bedauerlich erſcheinen, daß er durch jenes höchſt begreif=
liche
Verſchulden alles wieder einbüßte, was er geſchaffen hatte.
Weiß man doch, daß der Gegner des Veit Stoß, Baner, den Mei=
ſter
um ſein gutes Geld gebracht, und daß der damals weit und
breit hochgeehrte Bildhauer auf den Gedanken kam, durch eine
ſein Vermögen zurückzuerhalten, was ihm die
Urkundenfälſchur

Vom Tage.
Wie wir erfahren, ſind die wegen Tötung eines kommuniſti=
ſchen
volniſchen Inſurgenten am 22. Auguſt 1932 vom Sonder=
gericht
in Beuthen im Potempa=Prozeß verurteilten fünf Natio=
nalſozialiſten
am Mittwoch auf Veranlaſſung des Reichskanzlers
Adolf Hitler freigelaſſen worden.
Der Kommiſſar für das Land Sachſen hat auf Grund der Ver=
ordnuna
zum Schutze von Volk und Staat die Vornahme der Wahl
von Betriebsvertretungen (Betriebs=, Angeſtellten= und Arbeiter=
räten
) bis auf weiteres unterſagt.
Das thüringiſche Staatsminiſterium hat ſämtliche Hilfs= und
Nebenorganiſationen der KPD. ſowie die Sozialiſtiſche Arbeiter=
jugend
(SAJ.) verboten. Ferner wird die Durchführung von Be=
triebsratswahlen
mit Ausnahme bei Reichsbahn und Reichspoſt
bis auf weiteres unterſagt.
In der Mittwochsſitzung des württembergiſchen Landtages
wurde der nationalſozialiſtiſche Gauführer Murr mit 36 von 49
gültigen Stimmen zum Staatspräſidenten gewählt
Nach einer Mitteilung der Polizeidirektion Nürnberg wurde
das Freikorps Franken aufgelöſt und verboten. Bei dem Frei=
korps
Franken handelt es ſich um eine Gruppe, die unter Aner=
kennung
der Grundſätze der nationalſozialiſtiſchen Bewegung ſich
organiſatoriſch von der SA. gelöſt hatte.
Im Teſchener Teil der Woiewodſchaft Schleſien kam es am
Dienstag zu ſchweren Arheitsloſenunruhen. In zwei Ortſchaften
in der Nähe von Senbuſch wurden mehrere jüdiſche Geſchäfte ge=
plünderi
. Die Polizei war den Ausſchreitungen gegenüber macht=
los
und mußte die Hilfe der Grenzpolizei in Anſpruch nehmen.
Die Beamten machten ſchließlich von der Schußwaffe Gebrauch,
wobei es fünf Tote und zahlreiche Schwer= und Leichtverletzte gab.
Die Lage auf der Weſterplatte hat ſich bis geſtern abend
nicht geändert. Der volniſche Transportdampfer liegt noch im
Hafenbecken auf der Weſterplatte; auch iſt nicht beohachtet wor=
den
, daß die polniſchen Truppenverſtärkungen die Weſterplatte
verlaſſen haben.
Die politiſche Lage in Tirol iſt ſehr ernſt. Man ſpricht von
einer Aufbietung des ſozialdemokratiſchen Schutzhundes und die
Veranſtaltung eines Generalſtreiks. Die Innsbrucker Heimatwehr
wurde als Hilfspolizei aufgerufen.

Der Baſler Vorwärts iſt in ganz Deutſchland bis zum
6. September 1933 verboten worden.

Berlin, 15. März.
Der Herr Reichspräſident hat mit Gegenzeichnung des
Reichskanzlers und des Reichswehrminiſters für die Wehr=
macht
eine Aenderung der Hoheitszeichen verordnet.
Nach dieſer Verordnung iſt die Reichskriegsflagge
wie bisher ſchwarz=weiß=rot mit dem eiſernen
Kreuz in der Mitte unter Wegfall der ſchwarz=
rot
=goldenen Ecke.
Die Göſch der Kriegsſchiffe iſt die neue Reichskriegsflagge
in entſprechend kleineren Abmeſſungen.
Die Flagge des Reichswehrminiſters iſt die neue Reichs=
kriegsflagge
mit weiß=ſchwarzer Umrandung.
Die Dienſtflagge der Reichsbehörden zur See, ſoweit ſie
von Behörden der Wehrmacht geführt wird, iſt die Reichskriegs=
flagge
, jedoch im weißen Streifen mit dem Reichsadler anſtelle
des eiſernen Kreuzes.
Der Herr Reichspräſident hat ferner verordnet, daß die
Wehrmacht an der Dienſtmütze im Eichenlaubkranz die Reichs=
kokarde
in den Farben ſchwarz=weiß=rot und an der Feldmütze
nur die Reichskokarde zu tragen hat. Am Stahlhelm wird an
der Stelle des bisherigen landsmannſchaftlichen Abzeichens das
gleiche Schild in den Farben ſchwarz=weiß=rot getragen.
Der Herr Reichspräſident hat dazu folgenden
Erlaß an die Wehrmachk
gerichtet:
An die Wehrmacht!
Durch meine Verordnungen über die Aenderung der Reichs=
kriegsflagge
und über die Wiedereinführung der alten ſchwarz=
weiß
=roten Kokarde habe ich der inneren Verbundenheit der
deutſchen Wehrmacht mit den wiedererſtarkten nationalen Kräften
des deutſchen Volkes auch einen ſichtbaren Ausdruck gegeben. Die
deutſche Reichswehr hat, trotz aller äußeren Feſſeln, durch ſchwere
Nachkriegsjahre dem deutſchen Volke den Wehrgedanken erhalten.
Mögen dieſe äußeren Zeichen innerer Verbundenheit dem ganzen
Volke ſtets vor Augen führen, daß eine beſſere Zukunft nicht
ohne den Willen zur Verteidigung der Heimat errungen werden
kann. Im Dienſte der alten Soldatentugenden, getragen vom
einheitlichen Willen des Volkes, ſoll die Wehrmacht auch künftig=
hin
Sinnbild und Stolz der Nation bleiben.
Der Reichswehrminiſter
Der Reichspräſident
(gez.) v. Hindenburg.
(gez.) v. Blomberg.
m

in jenen Zeitläuften übliche öffentliche Brandmarkung, die Durch=
bohrung
beider Wangen, einbrachte. Leider verlor Veit Stoß da=
durch
für dauernd ſein ſeeliſches Gleichgewicht, und in den ganz
ſpäten, durch neueſte Forſchungen geſicherten Arbeiten, äußert ſich
dieſe Störung ſeeliſcher Natur aufs deutlichſte.
Man hat die achtzehn Relieftafeln des Krakauer Marien=
altars
als die höchſte Offenbarung Stoßſchen Schaffens hingeſtellt.
Aber es will doch ſcheinen, daß der Grundton dieſer Kunſt auch
im Engliſchen Gruß der heimatlichen Lorenzkirche zu finden iſt.
Ueberaus dekorativ, genial und großartig muter dieſer Entwurf
an, ein praktvoller Kirchenſchmuck, der neben dem ſchon genannten
Kruzifixus über dem Altar die deutſche Herkunft des Bildhauers
verdeutlicht. Von Nürnberg nach Krakau es iſt kein ſo weiter
Weg, wie man es vermuten möchte, es gilt nicht ein derartig
großes Maß von Umſtellung im künſtleriſchen Sinne wie man
vermuten wollte! Den im Relief des Marientodes ſchwingt jene
aus Nürnberg wie überhaupt den Stätten heimatlichen Schaffens
bekannte Dramatik, beſänftigt und gebändigt jedoch durch edle
Zurückhaltung: ſtille Teilnahme zugleich und wehmütige Er=
hebung
, Herzenstrauer, geſagt mit den feinſten Mitteln, die die
Künſtlerſchaft eines Großen ermöglicht. Da iſt auch die Gewand=
behandlung
, die man am Marienaltar in Hülle und Fülle genie=
ßen
kann: Ein Uebermaß von Bewegung, gedrehte Falten, die
aber keineswegs ſteif wirken, leidenſchaftliche Bewegungsmotive,
aufgeregtes Flattern, Kinder des Zeitſtils ſind dieſe Gewänder
an den Figuren, die man mit Botticellis Engelgeſtalten verglei=
chen
wollte.
Und daneben der geiſtige Gehalt der Köpfe in Krakau! Der
Tempelgang der Maria iſt vielleicht die früheſte Tafel des
Marienaltars, ihre formal betrachtete Zweiteilung begegnet auch
bei der Darſtellung Chriſti im Tempel, Geiſtig am bedeutungs=
vollſten
bleibt die Himmelfahrt und die Beweinung, wo die
ſuggeſtive Kraft der Menge, ſchließlich die Erregung, bei der der Aus=
druck
des mütterlichen Stolzes ſich im feingeſchnittenen Antlitz
der Maria ſpiegelt, unvergeſſen bleiben. Ein prachtvoller Men=
ſchenſchlag
repräſentiert ſich in den Jüngern, deren ſeeliſche An=
teilnahme
uns Veit Stoß zu ſchildern weiß. Petrus, der Knieende,
ganz Ehrfurcht, und der Jünger neben ihm, deſſen Kopf uns Heu=
tige
überaus modern anmutet.
Durchgeht man das Werk dieſes Künſtlers, ſo muß man feſt=
ſtellen
, daß er ſich über die engen Grenzen des ſeiner Zeit geläu=
figen
zünftigen Bürgertums hinwegſetzt, keine kleinbürgerlichen
Typen ſchafft, wie man ſie am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
erwarten würde. Ein letzter Schimmer höfiſcher Pracht des Mit=
telalters
, zarte Gelenke, zierliche Gewänder, keine der knochigen
Bauerngeſtalten, wie es ſpäter in der deutſchen Kunſt der Fall

Genf. 15. März.

Aus maßgebenden Kreiſen der engliſchen Delegation ver=
lautet
, daß der engliſche Premierminiſter Mac=
donald
ſichnunmehr endgültigentſchloſſen hat,
in den nächſten Tagen Muſſolini einen Beſuch abzu=
ſtatten
, um mit ihm den Stand der Abrüſtungsfrage und
insbeſondere den Plan, den er morgen bekanntgeben wird, zu
beſprechen. Macdonald dürfte ſich am Freitag oder Samstag in
Begleitung des engliſchen Außenminiſters Sir John Simon
nach Rom begeben.
Am Mittwoch mittag nahm der deutſche Abrüſtungs=
delegierte
, Botſchafter Nadolny, an einem Frühſtück teil, zu dem
der indiſche Delegierte Aga Khan eine größere Anzahl Genfer
Delegationsführer, darunter auch den engliſchen Miniſterpräſi=
denten
Macdonald, eingeladen hatte. Bei dieſer Gelegenheit
fand eine längere Ausſprache zwiſchen Macdonald
und dem deutſchen Vertreter ſtatt, bei der Botſchafter
Nadolny, wie man annimmt, über die Grundzüge des eng=
liſchen
Abrüſtungsplans unterrichtet wurde.
Zu dem engliſchen Plan, den Maedonald am Donnerstag
nachmittag der Abrüſtungskonferenz vorlegen wird, erfahren wir,
daß ſein auf das Sicherheitsproblem bezüglicher Teil einen
Konſultativ=Vorſchlag enthalten ſoll, der anrege, daß die Mächte
bei einer Verletzung des Kellogg=Paktes miteinander beraten
ſollten. Das geſamte Abkommen, das Maedonald vorſchlägt, ſoll
eine Laufzeit von fünf Jahren haben und als erſte Abrüſtungs=
konvention
, d. h. als erſte Etappe des Abrüſtungswerkes im
Sinne der Genfer Entſchließung vom April 1932 gelten. Hin=
ſichtlich
der Gleichberechtigung dürfte es die Formulierung des
engliſchen Außenminiſters Sir John Simon in ſeiner Rede vor
dem Büro der Abrüſtungskonferenz vom November 1932 in
großen Zügen wieder aufgreifen und, ebenſo wie dieſe, aus=
drücklich
betonen, daß die Gleichberechtigung nicht in einer
Wiederbewaffnung der abgerüſteten Staaten beſtehen dürfe.
Um den Arkikel 43 des Verſailler Dikkakes.
* Die Franzoſen beklagen ſich jetzt darüber, daß die Demarche
des franzöſiſchen Botſchafters falſch aufgefaßt worden ſei. Sie
behaupten, daß Frangois Poncet lediglich in freundſchaftlichſter
Form den Außenminiſter v. Neurath auf die Vorgänge in Kehl
aufmerkſam gemacht habe, und daß von der Hilfspolizei überhaupt
nicht geſprochen worden ſei.
Wir müſſen demgegenüber auf die amtliche Notiz hinweiſen,
aus der hervorgeht, daß auch die Hilfspolizei in der Unterredung
mit dem franzöſiſchen Botſchafter eine Rolle geſpielt hat. Der
franzöſiſche Botſchafter hat bei dieſer Gelegenheit auf Artikel 43
des Verſailler Diktates hingewieſen, wenn es auch richtig iſt, daß
ſich die Unterhaltung in den höflichſten Formen abgeſpielt hat.
Aber dies iſt gerade unter alten Diplomaten eigentlich eine
Selbſtverſtändlichkeit. Es läßt ſich jedoch nicht beſtreiten, daß die
Franzoſen mit der Behauptung hervorgetreten ſind, der Verfailler
Vertrag ſei durch uns verletzt worden.
In Artikel 43 wird beſtimmt, daß in der entmilitariſierten
Zone die Unterhaltung oder die Zuſammenziehung einer bewaff=
neten
Macht, ſowohl in ſtändiger, wie auch in vorübergehender
Form, ſowie alle militäriſchen Uebungen jederzeit und die Auf=
rechterhaltung
irgendwelcher materiellen Vorkehrungen für eine
Mobilmachung unterſagt ſind.
Ausgerechnet den Franzoſen iſt es vorbehalten geblieben, aus
einer Flaggendemonſtration auf Vorkehrungen für eine Mobil=
machung
zu ſchließen und die Einſtellung von Hilfspolizei zur
Bekämpfung des Kommunismus in eine Zuſammenziehung be=
waffneter
Streitkräfte umzufälſchen. Wir nehmen an, daß ſich
die Pariſer Regierung auf Grund der Mitteilungen des Reichs=
außenminiſters
von der Ueberflüſſigkeit ihres Vorſtoßes über=
zeugt
hat.
In der franzöſiſchen Preſſe wird allerdings davon geſprochen,
daß die Frage der Hilfspolizei zurzeit Gegen=
ſtand
von diplomatiſchen Verhandlungen der
Vertragsmächte untereinander ſei, und daß man die
Abſicht habe, ſobald eine Vertragsverletzung feſtgeſtellt ſei, den
Völkerbund zu alarmieren. Wenn das zutrifft, ſo können wir der
weiteren Entwicklung ruhig entgegenſehen, weil, abgeſehen von
den Franzoſen und Polen, im Völkerbundsrat niemand aufſtehen
wird, um zu behaupten, daß die Einſtellung von einigen Hilfs=
poliziſten
eine Vertragsverletzung oder gar eine Bedrohung der
Franzoſen darſtellt.
3
Reuter meldet: Wie in Londoner diplomatiſchen Kreiſen ver=
lautet
, wird die engliſche Regierung die Proteſtaktion Frankreichs
gegen den Aufenthalt von SA.=Gruppen in der entmilitariſierten
Zone nicht unterſtützen.

wurde, begegnen uns bei Veit Stoß. Seine Figuren atmen die
vornehme Abſtammung, zugleich die Verbundenheit mit dem Le=
ben
, dem individuellen Leben, das aber nicht in Naturalismus
verfällt. Man hat insbeſondere die in dieſem Sinne verborgene
Schönheit des Krakauer Altars überſehen, die reifſte und vollen=
detſte
große Arbeit von Veit Stoß.

* Das März=Heft der Kunſt ſetzt einen im Oktoberheft be=
gonnenen
Aufſatz von Hans Kiener fort, der tiefſchürfend und
mit klarem Blick für die Formenſprache und ihre Wandlungen ein
vortreffliches Bild des modernen Kirchenbaues zeichnet. Das Wort
wird vorteilhaft ergänzt durch hervorragende photographiſche
Wiedergabe typiſcher Beiſpiele, ſo u. a. der Marienkirche in Mül=
heim
=Ruhr, (E. Fahrenkamp. Düſſeldorf), der Katharinenkirche in
Altenhain i. T. (Albert Boßlet. Würzburg), Kloſterkirche Hermes=
keil
=Trier (Clemens Holzmeiſter, Wien), Kloſterkirche in Thuinen
bei Osnabrück (Hans u. Chr. Rummel, Frankfurt a. M.) u. v. a.
Eine Arbeit Otto Brendels bringt eine ſehr beachtenswerte
Würdigung der ſchönſten Antikenfunde des letzten Jahrzehnts un=
ter
beſonderer Berückſichtigung der Bronzeſtatue vom Kap Artemi=
ſion
, die ſeit vier Jahren im Nationalmuſeum in Athen ſteht.
Von Hermann Uhde=Bernays ſtammt eine wertvolle Beſpre=
chung
der großen Manet=Ausſtellung, die auf Veranlaſſung des
franzöſiſchen Staates im Sommer und Herbſt 1932 zur Erinnerung
an die Jahrhundertfeier des Tages der Geburt dieſes wahrhaft
großen Künſtlers veranſtaltet wurde. Eine Reihe gut gelungener
photographiſcher Reproduktionen vervollſtändigen und vertiefen
die von eingehender Sachkenntnis getragenen Ausführungen Uhde=
Bernays. Neue Wege in der künſtleriſchen Auffaſſung und im
architektoniſchen Aufbau bei der Geſtaltung einer Familiengrab=
ſtätte
iſt der Berliner Architekt Carl Mauve gegangen, wie die
Wiedergabe einer ſeiner Arbeiten auf dem Stahnsdorfer Friedhof
bei Berlin zeigt. Wie Fritz Hellwag mit Recht anerkennt. iſt
es dem Architekten gelungen, mit einfachen Mitteln eine in ihrer
Schlichtheit wohltuend wirkende, reife, architektoniſche Leiſtung zu
erzielen, ein Grabdenkmal zu ſchaffen, das ſich würdig der ſchönen
Umgebung einordnet. Drei gute Bilder von Arbeiten des Mün=
chener
Bildhauers Ferdinand Liebermann. zu denen Hubert
Wilm den Tert geſchrieben hat, und die Wiedergabe einiger
Werke des Malers Wilhelm Kohlhoff von Franz Linde
beſprochen, verſchaffen dem Leſer Einblick in das Schaffen zweier
namhafter deutſcher Künſtler. Ein Aufſatz Raum und Mode‟
unterrichtet über die derzeitige Ausſtellung im Oeſterreichiſchen
Muſeum. deren geſamtes Material auf Entwürfe von Schülern
und Profeſſoren der Wiener Kunſtgewerbeſchule zurückgoht
Verſchiedene kleinere Aufſätze und Plaudereien über Wohnkultur
und verwandte Gebiete, die ſtets, wie auch alle oben erwöhnten
Arbeiten. mit ausgezeicheten, techniſch vollendeten Illuſtrationen
ergänzt ſind, vervollſtändigen den guten Geſamteindruc dieſes
neueſten Heftes und machen, daß der Kunſt ihre alten Freunde
treu bleiben, und laſſen erwarten, daß neue ſich hinzufinden.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 16. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 75 Seite 3

Schualfrei in Heſſen.
An 18. März lSamstag) Schulfeiern aus Anlaß des 13. März. Perſonalveränderungen im Miniſterium
für Kulus= und Bildungsweſen. Wechſel auſ dem Poſten des Darmſtädter Polizeidirektors.

An die heſſiſchen Schulen
hat Kultusminiſter Dr. Werner folgende Anordnung ergehen
laſſen: In einem mehr als zehn Jahre langen Kampfe haben
wir Nationalſozialiſten gegen den internationalen, Volk und
Vaterland zerſtörenden, Glauben, Tugend und Charakter ver=
nichtenden
Irrſinn gekämpft, haben ihm die Macht im Staate
entriſſen und haben nun ſelbſt nach einem ihn niederſchmettern=
den
Siege die Führung im Reiche und am 13. März auch im
Heſſenland in die Hand genommen. Es iſt unſere Aufgabe, den
Sieg des deutſchen Gedankens unſerem Volke eindringlichſt
zum Bewußtſein zu bringen, und zu ſeiner Erhaltung aus
unſerer Jugend ein ſelbſtbewußtes, ſtolzes, kraftvolles und
gläubiges Geſchlecht zu formen. Ich ordne daher an:
am Samstag, dem 18. März, fällt der Unterricht an
ſämtlichen Schulen aus.
Dafür werden gruppenweiſe Feiern abgehalten, bei denen
durch die Leiter auf die hiſtoriſche Bedeutung des 13. März
hingewieſen wird. Der Gegenſatz zwiſchen dem Vergangenen
und dem Zukünftigen wird dabei hervorgehoben und der auf=
bauende
, ſtaatspolitiſche, ſittliche Wert des nationalen und
ſozialiſtiſchen Gedankens in den Vordergrund geſtellt. Die Feier
muß ein Bekenntnis zu Deutſchland werden. Das Deutſchland=
lied
, Horſt=Weſſel=Lied, Schülervorträge uſw. dienen der Be=
lebung
und die Fahnen des zweiten und dritten Reichs treten
in Erſcheinung. Lehrer und Schüler können, ſoweit ſie dazu
berechtigt ſind, das braune Ehrenkleid anlegen. Der Raum oder
das Gelände der Feier iſt ſo zu wählen, daß weite Kreiſe der
Bevölkerung daran teilnehmen können. Ueber den Verlauf der
Feiern iſt mir ſpäteſtens zum 28. März 1933 zu berichten. In
Vertretung: Ringshauſen.
Beurlaubt und ernannk.
Im Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen wurden
geſtern folgende Perſonalveränderungen vorgenommen:
Beurlaubt wurden die Miniſterialräte Hoffmann (der
Fraltionsführer der heſſ. Zentrumspartei), Diehl, Jung,
und Dr. Kammer, ferner die Oberſchulräte Friedrich und
Hafſinger. Zu Mitarbeitern wurden berufen
der Studienrat Dr. Blank in Gießen für das höhere
Schulweſen und Lehrer Großmann in Nierſtein für die
Volksſchule. Als Hilfsarbeiter wurde eingeſtellt der
Schulverwalter Siebert in Auerbach.
Für die Leitung des geſamten Schulweſens in
Heſſen iſt Oberſchulrat Ringshaufen aus Offenbach
beſtellt worden.
Polizeidirekkorwechſel in Darmſtadk.
Der Kommiſſar für das Polizeiweſen, Regierungsrat Dr.
Beſt, hat den bisherigen Polizeipräſidenten in Darmſtadt, Poli=
zeidirektor
Dittmar, zur Dienſtleiſtung in das Innen=
miniſterium
berufen. Zur Leitung der Polizeidirektion
Darmſtadt wurde der natſoz. Landtagsabg. und Standarten=
führer
Dr. Ivers unter Ernennung zum Regierungsrat be=
rufen
. Dr. Ivers gehört ſeit Jahren der NSDAP. und dem
heſſiſchen Landtag an. Bisher war er als Chemiker bei der
Firma E. Merck in Darmſtadt angeſtellt. Zu ſeinem Stellvertreter
wurde Reg=Rat Köhler, der bereits im Polizeiamt Darm=
ſtadt
tätig war, ernannt.
Beurlaubt wurden im Polizeiweſen Krim.=Kommiſſar
Reubold=Gr.=Gerau, Gend.=Hauptwachtmeiſter Kern=Gr.=Gerau,
die Polizeimeiſter Dr. Stetter und Wilh. Keutzer, die Pol.=
Hauptwachtmeiſter Paul Wandelt, Wilh. Dalonier, Schalkshorn
und die Oberwachtmeiſter Hirſchfeld und Humburg, ſämtlich in
Offenbach, ſowie Pol=Meiſter Stallmann=Mainz und Gend.=
Meiſter Klein=Oſthofen.
Die Finanzlage Heſſens.
Nach dem erſt heute veröffentlichten Ausweis des Finanz=
miniſteriums
geſtaltet ſich die finanzielle Lage des Landes am
31. Dezember 1932, alſo nach Ablauf von drei Vierteln des Etats=
jahres
, wie folgt: Im ordentlichen Haushalt betragen
die Einnahmen 35,988 Mill., und zwar aus Steuern 35,393
Mill., aus der Rechtspflege 2,243 Mill., aus Schulweſen, Wiſſen=

ſchaft und Kunſt, Kirchen 0,245 Mill. und aus der übrigen Lan=
desverwaltung
11,351 Mill. Bei den ſtaatlichen Betrieben iſt
noch ein Vorſchuß von 0,244 Mill. angekreidet. Die Geſamt=
ausgaben
beziffern ſich auf 58, 269 Mill., und zwar im
einzelnen für Allgemeine Verwaltung einſchließlich Polizei 8,646
Mill., Rechtspflege 5,702 Mill., Verkehrsweſen 0,186 Mill., für
Schule, Wiſſenſchaft, Kunſt, Kirchen 18,321 Mill., ſoziale Maß=
nahmen
3,545 Mill., den Schuldendienſt 3,261 Mill., Ruhegehälter
11,2 Mill. und ſonſtige Ausgaben 7,43 Mill. Der ordentliche
Haushalt weiſt alſo ein kaſſenmäßiges Defizit von 9,281 Mill. auf.
Der außerordentliche Haushalt verzeichnet bei 1,224 Mill.
Einnahmen und 2,623 Mill. Ausgaben einen Fehlbetrag von
1,439 Mill.
Akkenverſchleppung in Baden.
Karlsruhe, 14. März.
In einem Teil der Preſſe wird, wie es in einer Mitteilung
der kommiſſariſchen Preſſeſtelle heißt, verſucht, die Uebernahme
der Geſamtregierung durch den Reichskommiſſar in Baden als
unbegründet und die vorübergehende Inhaftnahme des Staats=
präſidenten
Dr. Schmitt als ungerechtfertigt darzuſtellen. Die
kommiſſariſche Preſſeſtelle ſieht ſich daher veranlaßt, vorläufig
über einen der Gründe, die den Reichskommiſſar zu dieſem Ein=
greifen
veranlaßten, den Schleier zu lüften.
Bald nach der Uebernahme der Regierungsgewalt durch den
Beauftragten der Reichsregierung konnte die intereſſante Feſt=
ſtellung
gemacht werden, daß ſehr wichtige politiſche
Akten des Staatsminiſteriums fehlten. Die Unter=
ſuchung
ergab, daß die Akten noch am 10. März in einem mit
dem Dienſtſiegel des Staatsminiſteriums mehrfach verſiegelten
Paket als privates Depot des Staatspräſidenten Dr. Schmitt bei
dem Generallandesarchiv unter am 11. März ſchriftlich niederge=
legten
Bedingungen niedergelegt worden waren. Die beiſeite ge=
ſchafften
Akten wurden ſamt den Bedingungen auf Weiſung des
Reichskommiſſars durch Polizei ermittelt und ſofort wieder an
ihren Platz zurückgebracht. Der Reichskommiſſar iſt zurzeit mit
ihrer Sichtung beſchäftigt. Welche Folgerungen die Wegſchaffung
für den Staatspräſidenten haben kann, ſteht noch dahin.
Dieſe Aktenverſchleppung iſt nicht der einzige Fall, der bis
jetzt aufgedeckt wurde. Er dürfte aber allein ſchon genügen, um
das raſche Zufaſſen des Reichskommiſſars vor aller Oeffentlichkeit
und in jeder Richtung zu rechtfertigen.
Neue grundlegende Maßnahme
im Arbeiksdienſt.
Ernennung von Bezirkskommiſſaren in den Landes=
arbeitsämkern
.
Berlin, 15. März.
Der neuernannte Reichskommiſſar für den Freiwilligen
Arbeitsdienſt, Reichsarbeitsminiſter Franz Seldte, hat durch eine
Reihe von Verfügungen die wichtigſten vorläufigen Regelungen
für den organiſatoriſchen Ausbau des Arbeitsdienſtes getroffen.
Ohne ſpäteren endgültigen Organiſationsformen vorzugreifen,
wird zunächſt in organiſcher Entwicklung aus dem bisherigen
Zuſtande die Leitung des Arbeitsdienſtes zu einer vollſtändigen
und in ſich geſchloſſenen Verwaltung ausgebaut; dabei wird
die äußere Verbindung zur Verwaltung der Reichsanſtalt für
Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung aufrechterhal=
ten
, da dieſe für Finanzierung und Verwaltung des Arbeits=
dienſtes
zunächſt unentbehrlich iſt.
In den Bezirken der Landesarbeitsämter wird die Leitung
vollſtändig und hauptamtlich in die Hände von neubeſtellten
Bezirkskommiſſaren gelegt. Für einige Bezirke ſind dieſe bereits
mit ſofortigem Amtsantritt ernannt. Innerhalb der Landes=
arbeitsämter
werden jeweils die Bereiche mehrerer Arbeits=
ämter
zu einem eigenen Arbeitsdienſtamt zuſammengefaßt das
an das dafür jeweils beſtgeeignete Arbeitsamt angelehnt wird.
Außerdem ſind Maßnahmen getroffen, um durch eine um=
faſſende
Landesplanung die Auswahl der Arbeiten unter den
Geſichtspunkten der Wirtſchaftlichkeit, der Landeskultur, Sied=
lung
und Raumpolitik ſinnvoll zu geſtalten. Durch weitere An=
ordnungen
ſollen die geſchulten Führerſtämme der Verbände
für den Aufbau der ſpäteren Arbeitsdienſtpflicht ſichergeſtellt
werden.

Am das Schickſal Lukhers.
Heuke Enkſcheidung über Wechſel auf dem Poſten
des Reichsbankpräſidenken.
* Berlin, 15. März. (Priv.=Tel.)
Reichsbankpräſident Dr. Luther hat am Mittwoch eine mehr=
ſtündige
Unterhaltung mit Reichskanzler Hitler gehabt. Er hat
bei dieſer Gelegenheit zunächſt einen Vortrag über die Sitzung des
Verwaltungsrats der BJZ. in Baſel erſtattet. Dann hat ſich das
Geſpräch dem Verhältnis der Reichsregierung zum
Reichsbankpräſidium zugewandt. Es iſt bekannt, daß die
Reichsregierung auch hier eine Gleichſchaltung
anſtrebt und im Reichsbankpräſidium an leitender Stelle eine
Perſönlichkeit wünſcht, die ihr bei der Durchführung ihrer Auf=
gaben
keine unnötigen Schwierigkeiten bereitet. In letzter Zeit
iſt als ausſichtsreichſter Anwärter für den Poſten des
Reichsbankpräſidenten der Vorgänger Dr. Lu=
thers
, nämlich Dr. Schacht, genannt worden. Die Re=
gierung
kann jedoch den Reichsbankpräſidenten
nichtabberufen. Immerhin würde ihr doch wohl eine Hand=
habe
zur Verfügung ſtehen, um Dr. Luther dahin zu bringen, frei=
willig
zu gehen. Es iſt ihm offenbar eine Friſt bis zum
Donnerstag mittag geſetzt worden, um ſich über
die ihm vom Reichskanzler gemachten Vorſchläge
zu äußern. Wir möchten annehmen, daß Dr. Luther darauf
verzichten wird, ſich auf einen Kampf mit der Regierung einzu=
laſſen
, zumal feſtſteht, daß die Reichsregierung auch in
Zukunft eine Reichsbankpolitik innehalten wird, die
jedes Experiment unmöglich macht. Jedenfalls
wird ſich am Donnerstag vormittag das Schickſal
Dr. Luthers entſcheiden.
2 Milliarden für Arbeitsbeſchaffung.
Die Reichsregierung trägt ſich ſeit geraumer Zeit mit dem
Plan, das Arbeitsbeſchaffungsprogramm Dr. Gereckes ganz
erheblich auszuweiten. Es iſt ſeinerzeit auf einen Betrag von
500 Millionen abgeſtellt worden, zu denen noch etwa 300 Mil=
lionen
aus den Steuergutſcheinen kommen, ſo daß man dann
800 Millionen beiſammen haben würde. Die Regierung will
jedoch noch zwei Milliarden flüſſig machen, da ſie es als ihre
Aufgabe anſieht, in großzügigſtem Ausmaß die Arbeitsloſigkeit
zu bekämpfen.
Das ganze Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Zukunft muß
natürlich ſorgfältig darauf abgeſtellt ſein, daß es eine dauernde
Wirkung auslöſt, damit nicht im Winter die Zahl der Arbeits=
loſen
wieder kataſtrophal anſchwillt.
Wie im einzelnen die zwei Milliarden zu beſchaffen ſind,
ſteht noch nicht feſt. Man iſt jedoch in Kreiſen der Reichs=
regierung
ſehr hoffnungsvoll und glaubt, daß das allgemein
zurückkehrende Vertrauen etwaige Schwierigkeiten ſehr raſch
überwinden wird, zumal nicht beabſichtigt iſt, ſich auf irgend=
welche
Währungsexperimente einzulaſſen. Sollte es gelingen,
die ſchon einſetzende innerpolitiſche Beruhigung ſehr raſch zu
fördern, dann wird auch das Vertrauen der privaten Unter=
nehmer
einen ſtarken Auftrieb erhalten, ſo daß von der Seite
der Privatwirtſchaft her die Arbeitsbeſchaffungspläne der
Reichsregierung auf das wirkſamſte gefördert werden.
Unenkgeltliche Abgabe von Roggen und Bukker
durch das Reich für hilfsbedürflige Bevölkerung.
Die beteiligten Reichsminiſterien haben vor einigen Tagen
den zuſtändigen Stellen Richtlinien für die unentgeltliche Vertei=
lung
von Roggen und Butter für die beſonders notleidenden Ge=
biete
gegeben. In den von der Wirtſchaftskriſe beſonders betrof=
fenen
Induſtriegebieten ſoll den Arbeitsloſen und ſonſtigen Un=
terſtützungsempfängern
für einige Wochen der verbilligte Bezug
von Roggen und Butter ermöglicht werden. Zu dieſem Zweck ſtellt
die Reichsregierung unentgeltlich Roggen und Butter zur Ver=
fügung
. Für die Bauern in den beſonders notleidenden Wald=
gebirgsgegenden
ſoll gleichzeitig eine beſtimmte Menge Roggen,
für deſſen Vermahlung die Landesregierung zu ſorgen hat, ähnlich
wie im vorigen Jahr von der Reichsregierung unentgeltlich be=
reitgeſtellt
werden. Die Mühlen ſind verpflichtet, den Roggen
unentgeltlich gegen Ueberlaſſung der Kleie zu vermahlen. Die
Bäcker haben ſich zur Abgabe von Brot lediglich gegen Erſtattung
des Backlohnes gegen einen vom Wohlfahrtsamt oder Arbeitsamt
auszuſtellenden Bezugsſchein zu verpflichten. Um den normalen
Buttermarkt, nicht zu ſtören, iſt die zugeteilte Buttermenge in
Halbpfunde umzuformen und in Pergamentpapier mit dem Auf=
druck
Reichshilfe Unverkäuflich zu verpacken. Für Umfor=
men
, Verpackung, Papier, Druck, Kiſten und ſonſtige etwa ent=
ſtehende
Koſten kann ein Betrag von bis zu 10 Rpf. je Pfund
Butter angerechnet werden, der vom Empfänger zu bezahlen iſt.
Es ſollen möglichſt kleine Mengen, aber nicht unter ¼ Pfund, zur
Ausgabe gelangen.

künſtleriſche Ernſt und die liebevolle Kleinarbeit anzuerkennen,
die die junge Sängerin ſämtlichen Liedern zuwendete, ſo daß
eine eindrucksvolle Wirkung der Wiedergabe auch da zuſtande
kam, wo die üppig quellende Stimme für da und dort not=
wendige
, von den Worten verlangte, feinſte Abtönung faſt
zu üppig quellte. Wir meinen damit ſpeziell die Feld=
einſamkeit
von Brahms. Wie klug aber die Sängerin ihre
Stimme zu bändigen weiß und ganz dem Stimmungsgehalt des
Liedes einzuordnen verſteht, bewies wieder das ſchön abgetönte
Anakreons Grab (Wolf) oder Die Nacht (Strauß). Die
Raſtloſe Liebe von Schubert, Brahmſens vielleicht herrlichſtes
ſeiner ſo herrlichen Lieder, Von ewiger Liebe und die beiden
den Abend beſchließenden Lieder von Strauß Frühlingsfeier
und Cäcilie waren Höhepunkte der Darbietung. Hier ſchwelgte
die Sängerin (und die Hörer) in klangvoll ſtrömender Ton=
gebung
. In gewinnender Natürlichkeit und Liebenswürdigkeit
erklang das Ständchen von Brahms und Der Gärtner von
Wolf. Wir meinen, daß die Sängerin mit ihrer in allen Lagen
ſo ergiebigen wohlgepflegten Stimme, auf der Bühne ihr Beſtes
zu geben vermag. Dieſe Stimme drängt nach dramatiſcher Ent=
faltung
und Betätigung. Wir glauben, daß ihr dort große Er=
folge
winken, und glauben, ihr raten zu ſollen, alles daran zu
ſetzen, dieſen Weg zu gehen. Sie und ihr mit größter muſi=
kaliſcher
und pianiſtiſcher Sicherheit begleitender Gatte fanden
für ihre ſchöne Leiſtung warmen Beifall und dankten mit
Straußens Zueignung.
O.

Gberk auf zwei Mongke beurlaubk.
Oberbürgermeiſter Dr. Sahm hat als Aufſichtsratsvorſitzender.
der Städtiſchen Oper A.=G. den Intendanten Prof. Ebert auf zwei
Monate beurlaubt. Mit der Stellvertretung wurde der Regiſſeur
Krauß beauftragt.

* Richard Fichte: Die Errettung Deutſchlands. Verlags=
anſtalt
Ernſt Mauckiſch, Freiberg’Sa.
In dieſem Buch unternimmt es ein Nachkomme des Philo=
ſophen
Fichte, die Reden ſeines großen Ahnen in eine für unſere
Zeit leicht verſtändliche Sprache und packende Form zu über=
ſetzen
. Und zwar mit beſtem Erfolg, denn die mitreißende Kraft der
Ideen iſt auf jeder Seite zu ſpüren. Heute wie damals gilt, was
Fichte in ſeinen Reden an die deutſche Nation ſagt: Nicht neue
Geſetze, nicht beſſere Verträge, ſondern bis auf die Wurzel beſſere
Menſchen brauchen wir, wenn uns geholfen werden ſoll. Heute
wie damals ſind es die geiſtigen und ſittlichen, nicht die materiel=
len
Kräfte, die im Leben des Einzelnen wie des Volkes entſchei=
den
. Man muß hoffen, daß die Stimme aus dem Grabe, daß
die Prophetenworte Fichtes weithin gehört werden und zur natio=
nalen
Erneuerung beitragen.

Das Mary Wigmann=Werk.
Von den lebenden Vertretern der Tanzkunſt, die wirklich ihre
ſames Kapitel der Kunſtgeſchichte und =Kultur der Zeit einglie= dieſes Menſchentum im Tanz Geſtalt und zur Darſtellung gebracht.
derten, ſind es eigentlich nur zwei, die ihr Kunſtniveau ſo hielten. Es bildet ſozuſagen das Generalthema für eine unbegrenzte, ewig
daß es zum Unvergänglichen ward: Mary Wigmann und Niddy
Impekoven. So ungleich die Kunſt der beiden iſt, ſo ſeelenver=
wandt
iſt ſie.
Rudolf Bach hat es unternommen. Das Mary Wig= konnte es.
mann=Werkk) zu ſchreiben. Und die Kunſt und Eigenart der
Wigmann, wie auch der Aufbau des Werkes brachten es mit ſich, tänze der Wigmann=Gruppen, über die Schule und den Unterricht
daß dieſes Buch zu einem der wertvollſten Kapitel der Tanzkunſt, über Gruppentanz und Regie und über Tanzfeſtſpiele.
ihrer Entwicklung und Geſchichte, vor allem aber ihrer Stellung
im Zeitbild geworden iſt.
Kunſt der Wigmann aufbaut: Dies ſehen wir heute als Labans
hiſtoriſche Leiſtung: Nach allen Präludien der entſcheidende Durch=
bruch
zum Weſen der reinen Bewegung. Bewegung an ſich Zeit nicht verlangen darf, daß er gefeſtigt, abgeklärt, Tradition
Lempos, alles übrige kommt erſt in zweiter Linie. Damit iſt der beitet iſt, und die reine, ſich ſelbſt erfüllende Form entſteht, folgt
Tanz ſich ſelber zurückgegeben und ſelbſtändig gemacht. Doch La=
ban
weiß auch: Soll ſeine löſende Tat fruchtbar werden, braucht
vollen Arbeit theoretiſchen Fixierens, legt das Syſtem der Be=
wegungstatſachen
frei, ergründet die Geſetze tänzeriſcher Harmonie
und ſchafft daraus ſeine Raumlehre des Tanzes: Den
Grund, auf dem allein aufgebaut werden kann.
Und auf dieſen Grund baut Mary Wigmann ihre Tanzkunſt elemente wieder in ein großes dramatiſches Geſamtgeſchehen ein=
Aus dem Umriß des Lebens, den der Autor gibt, intereſſiert die
Oeffentlichkeit wenig. Die Perſon tritt in dieſem Stadium hin=
ter
das Werk der Kunſt zurück, wird zur Unwirklichkeit. Wen es
intereſſiert, der mag immerhin wiſſen, daß Mary Wigmann nicht
leicht, nicht von Jugend auf der Tanzkunſt ſich verſchrieb: Dichtung
und Muſik waren es zunächſt, die ſie bewegten, trieben. Aus der
Erkenntnis, daß Tanz Lebensausdruck iſt, erwächſt ihr Hin=
dornenvoll
ihr Weg. Lange Jahre des Kämpfens und des Zu=
rückgewieſenwerdens
, bis der Erfolg ſich Bahn bricht in der Welt.
Von ihrer poetiſchen Begabung zeugen die Kavitel, die Mary
Wigmann ſelbſt dem Werk beiſteuert. Wie ſie Tanz definiert,
das iſt bei aller Sachlichkeit des Ausdrucks lyriſche Proſa von ganz
eigenem Form= und Stilgefühl. Nicht Gefühle tanzen wir! Sie
ſind ſchon viel zu feſt umriſſen, zu deutlich. Den Wandel und
Wechſel ſeeliſcher Zuſtände tanzen wir, wie ſie als rhyth=
miſch
bewegtes Auf und Ab im Menſchen lebendig ſind. Die In=
halte
des Tanzes und des Tanzkunſtwerkes ſind die gleichen wie
die der übrigen geſtaltenden und darſtellenden Künſte: Es geht
hier wie dort um den Menſchen und ſein Schickſal.
2. Carl Reißner=Verlag=

Nicht um das Schickſal des Menſchen von heute, vor geſtern. oder
von morgen! Sondern um das Schickſal des Menſchen in ſeiner
unvergänglichen und in dauerndem Wechſel begriffenen Erſchei=
nung
. In all ſeinen vielſeitig ſchillernden Aeußerungen, von der
grellſten Realiſtik bis zur ſublimierteſten Abſtraktion, in ſeinen
Kunſt zur Lebensanſchauung erhoben, ſie als ein wichtig=bedeut= Wandlungen, Verkettungen, Kämpfen, Nöten Erfüllungen wird
ſinnvolle Variationenreihe.
Das iſt Ziel und Programm von ſeltenem Weitmaß, dem nur
ganz Große, Gefeſtigte ſich unterſtellen können. Mary Wigmann
Stark ins Fachliche gehen Kapitel dieſes Buches über Einzel=
Mit einem Ausblick von Mary Wigmann ſchließt der Text=
teil
des Werkes. Starkes Selbſtbewußtſein, feſter Glaube an die
Bach beginnt mit Laban, auf deſſen Bewegungslehre die Berufung ihrer Kunſt und Beſcheidenheit halten ſich in dieſem
Ausblick die Waage. Die Feſtſtellung, daß man vom Tanz unſerer
wird wieder Erlebnis. Sie allein iſt Urſprung und Sinn des ſchaffend, ſich auswirkt, daß man geduldig ſein und abwarten
ſollte, bis alles Unorganiſche von ſelber abgeſtoßen und verar=
dies
: Aus unſerem Zeitgefühl heraus muß das Schwergewicht
ſie Form. Keine echte Freiheit ohne neues Geſetz. So entſagt auf dem Gruppentanz liegen. Nicht die ſoliſtiſche Leiſtung
er zunächſt lockender Verwirklichung und unterwirft ſich der mühe= iſt die zukunftsſchwangere. Sie wird immer wieder, auch beim
genialſten Tänzer, eine einmalige und rein perſönliche Höchſt=
leiſtung
ſein. Für den Gruppentanz ſollte die junge Tanzgene=
ration
ſich einſetzen. Dort liegen die Möglichkeiten, dort die Zu=
kunft
. Im Herzen jedes echten Tänzers lebt ſo etwas wie ein
Theater der Zukunft, das den Tanz als eines ſeiner Ur=
bezieht
. Und ſo träumen wir heutigen Tänzer von einem Theater,
das uns nicht nur den Sinn unſeres Daſeins beſtätigt, ſondern
das uns auch mitwirken und aufbauen läßt an einer Ausdrucks=
form
, die ſpätere Generationen in einem neuen Sinn vielleicht
wieder als kultiſch empfinden und erleben können.
Eine Fülle ſehr guter inſtruktiver Bilder, Aufnahmen von Tänzen
und Gruppen. Tanzphaſen und Details, Koſtümen und Masken,
drängen zu dieſer Kunſt in ſchöpferiſcher Aktivität. Schwer und Bilder die faſt das geſamte weite Kunſtgebiet der Wigmann reſt=
los
erſchöpfen, ergänzen den Text.
Max Streeſe.
Liederabend.
* Elſe Hauf=Janſen ſang geſtern abend, begleitet von ihrem
Gatten, Kapellmeiſter Karl Hauf, im Städt. Saalbau Schubert=,
Brahms= Wolf= und Strauß=Lieder. Um es vorweg zunehmen:
ſie fand herzlichen Beifall der recht zahlreich erſchienenen Zu=
hörer
. Es iſt an und für ſich ſchon eine Leiſtung, nicht weniger
als 17, zum Teil ſehr anſpruchsvolle Lieder, in unverminderter
ſtimmlicher =Friſche durchzuhaltens ganz beſonders iſt aber der

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 75

Große Polizei=-Razzia
in einer Berliner Künſtlerkolonie.
UNB. Berlin, 15. März.
Die Polizei hat heute in einer Neubaukolonie am Breiten=
bachplatz
in Berlin=Schmargendorf, im Süden der Stadt, eine
große Razzia vorgenommen, die von vormittags bis 3 Uhr nuch=
mittags
dauerte. Die Häuſer der Kolonie ſind größtenteils von
Künſtlern bewohnt, die ſich zu 75 Prozent als Anhänger des Kon=
munismus
bekennen. Eingeſetzt wurden die drei Bereitſchaften
der Schutzpolizei, die zur beſonderen Verwendung unmittelbar
der politiſchen Polizei unterſtellt ſind. Ergänzt war das Kom=
mande
durch 60 Kriminalbeamte und 20 SA.=Poliziſten in Zivil.
Die Kommandos fuhren auf verſchiedenen Wegen nach dem Brei=
tenbach
= und Laubenheimer=Platz und beſetzten von ort aus
überraſchend die Zugänge zu den verſchiedenen Siraßen und zu
den Häuſern. Polizeipoſten mit Karabinern ſperrten den geſam=
ten
Verkehr und riegelten das Viertel hermetiſch ab.
Als die Einwohner der Kolonie merkten, daß es ſich um eine
groß angelegte Polizeiaktion handelte, verſuchten ſie teilweiſe,
noch ſchnell zu flüchten und durch die Gärten das Weite zu ge=
winnen
. Einige Wohnungsinhaber verbarrikadierten ſich derartig
in ihren Wohnungen, daß die Polizei über Feuerwehrleitern
durch die Fenſter mit Gewalt eindringen mußte. Die Unter=
ſuchung
ergab, daß offenbar in einer Reihe von Wohnungen wich=
tiges
ſchriftliches Material vor Beginn der Hausſuchungen noch
in den Oefen verbrannt worden iſt. Beſonderes Erſtaunen er=
regte
es, daß man in der Wohnung kommuniſtiſcher Funktionäre
nationalſozialiſtiſche Uniformſtücke, gefälſchte Stempel und Brief=
bogen
nationalſozialiſtiſcher Dienſtſtellen und gefälſchte Ausweiſe
der SA. fand. Man glaubt, hier einer Zentrale auf die Spur

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
gekommen zu ſein, die ſyſtematiſch Provokateure in SA.=Uniform
ausſchickte, die Gewalttaten anzetteln ſollten. Die Sichtung des
Materials im Polizeipräſidium wird noch längere Zeit in An=
ſpruch
nehmen, da mehrere Laſtwagen mit ſchriftlichem Material
ins Polizeipräſidium geſchafft wurden. Man fand in der Kolonie
zahlreiche Waffen, darunter Revolver, Dolche, Totſchläger, Gum=
miknüppel
, Seitengewehre, große Mengen von Zerſetzungsmate=
rial
, Akten und Plakate der KPD. und eine große Zahl von roten
Fahnen. Es wurden noch weitere intereſſante Funde gemacht,
über die im Intereſſe der Unterſuchung noch nichts weiter geſagt
werden kann. Im Verlauf der Aktion wurden 14 Perſonen feſt=
genommen
und ins Polizeipräſidium eingeliefert. In den Woh=
nungen
wurden ferner eine Reihe von Perſonen angetroffen, die
ausländiſcher Staatsangehörigkeit ſind und nicht polizeilich ge=
meldet
waren. Auch dieſe Perſonen wurden zur weiteren Klä=
rung
ins Polizeipräſidium mitgenommen.
Ganz beſonders ergiebig war die Durchſuchung der Wohnung
des kommuniſtiſchen Studienrates Schäfer von der Körner=Ober=
Realſchule, der offenbar von der kommuniſtiſchen Zentrale in
Moskau mit beſonderen Aufträgen bedacht worden war. Weiter
durchſucht wurden die Wohnungen des Redakteurs Zadek, der
früher im Moſſe=Haus tätig war und bei dem man mehrere
Schußwaffen fand, die Wohnung des Schriftſtellers Tucholſky, der
unter dem Namen Peter Panter, Jgnaz Wrobel, Theobald Tiger
und Kaſpar Hauſer bekannt geworden iſt, die Wohnung des kom=
muniſtiſchen
Reichstagsabgeordneten Becker und einiger anderer
höherer kommuniſtiſcher und ſozialdemokratiſcher Funktionäre.
Ganz beſonders lohnend war die Durchſuchung in der Laubenhei=
mer
Straße und in der Kreuznacher Straße, wo in den Häuſern
Laubenheimer Straße 1 und Kreuznacher Straße 1 auch große
Stöße von Akten der Polizei in die Hände fielen.

Donnerstag, 16. März 1933
Auflöſung des Preußiſchen Landkages
nicht vor dem Staaksgerichkshof?
Die Mitglieder der bisherigen Regierung Braun übergeben
ls Ergebnis ihrer heute durchgeführten Beſprechungen der
Oeffentlichkeit folgende Erklärung.
Um die Rückkehr zu normalen Zuſtänden zu erleichtern, beab=
ſichtigen
die preußiſchen Staatsminiſter, von einer Weiterverfol=
gung
ihrer Klage auf Ungültigkeitserklärung der Landtagswahl
vor dem Staatsgerichtshof abzuſehen, ſobald die Neubildung der
Regierung durch den Landtag verfaſſungsmäßig erfolgt iſt.
Severings und Grimmes Päſſe zur Veberprüfung
abgenommen.
In Kreiſen, die der bisherigen preußiſchen Regierung Braun
naheſtehen, wird mitgeteilt, daß bereits vor einiger Zeit der
Polizeipräſident von Berlin die Päſſe der früheren preußiſchen
Miniſter Severing und Grimme, die beide der SPD. angehören.
zur Ueberprüfung eingefordert habe. Die Herren Severing und
Grimme hätten darauf ihre Päſſe dem Herrn Reichspräſidenten
zu treuen Händen überſandt.
Im Berliner Polizeipräſidium wird auf Anfrage erklärt,
daß zu dieſer Angelegenheit eine Miteilung zurzeit nicht gemacht
werden könne.
Okko Brgun verzichkek auf ſeine Mandale.
Der frühere preußiſche Miniſterpräſident Otto Braun hat den
Verwaltungen des Reichstages und des Preußiſchen Landtages
mitgeteilt, daß er weder ſein Reichstags=, noch ſein Landtagsman=
dat
annehme.

EHHHT

Die Eheleute Jakob Malchus und Frau Margarethe,
geb. Gunkel, Beſſungerſtr. 82½, feiern heute das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen!
(3682

Todes=Anzeige.
Heute früh entſchlief nach kurzem, ſchweren
Leiden meine liebe Frau, unſere herzensgute
Mutter,Großmutter, Schwiegermutter, Schwä=
gerin
und Schweſter
Frau

Marie

geb. Weber
im 59. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Sinterbliebenen:
Peter Wieſer
Oberſtadtſekretär.
Darmſiadt, den 15. März 1933.
Lichienbergſir. 22.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 18. März
1933, nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof an
der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.

Nach kurzer, ſchwerer Krankheit verſchied mein
lieber Mann und unſer Vater
Heinrich Eller.
Katharina Eller, geb. Eckerdt
und Kinder.

Darmſiadt, den 14. März 1933.

(3663

Im Sinne des Verſtorbenen findei die Beerdigung des
Verſtorbenen in aller Stille ſtatt.

Statt beſonderer Anzeige.
Mein Mann
Steuerat Philipp Hammer
ehemals Kataſter=Infpektor in Elfaß=Lothringen
iſt am 12. März 1933 verſchieden.
Die Einäſcherung hat auf ſeinen Wunſch in aller Stille
ſtattgefunden.
3696
Darmſtadt, den 16. März 1933.
Im Namn der Hinterbliebenen:
Anna. E. Ch. Hammer, geb. Borris.

Bagernbrotig
täglich frisch (auf Steinherden gebacken)
Zu haben bei
M. Greiß Eier Butter Käse
jetzt Schulstraße 15 (3661
Bäckerei Fr. Hahr, Gundernhausen

Hashle Hauußet
bis einschließlich Montag, den 20. März 1933

pietoite

Feinster Apfelwein 9
ſ. Flasche ohne Glas duß

Süge Saftige Blond-Orangen
Feinste Ovalblut-Orangen
Schöne große Zitronen . .
Goldgeibe Bananen
Galif. Tafel-Aepfel".
Frisch geröstete Erdnüsse
Trockene gesunde Zwiebeln".

2 Pkund 29 8
2 Pfund 39
10 Stück 28
1 Pfund 32
1 Pfund 32
1 Plund 23 5
3 Pfund 19

modern, faſt neu, aus einem Herr=
ſchaftshaus
, für 12 Perſonen, 65
Teile, Markenporzellan, weiß mit
blau, Goldrand, desgleichen ein
Kaffeſervice für 12 Perſonen für
die Hälfte d. Anſchaffungspreiſes.
Aukkionsgeſchäft Karlſtr. 41.

Feinster gekochter
Schinken . . . ¼ Pfund

v0x
Beisgnun=
demjenigen
, welcher mir die ruchloſen
Täter welche in der Nacht vom 11.
zum 12. März in meiner Kellerei (Zeug
hausſtraße, Kaſino) Einbruch verubten
und mich durch Leerlaufenlaſſen von
Fäſſern uſw. ſo zu ſchädigen verſuchten
daß meine Exiſtenz auf dem Spiele
ſtand ſo namhaft macht, daß ich die=
ſelben
gerichtlich belangen kann. (3669

mit falschen Zähnen
behaglich den ganzen Tag!
Besitzer künstl. Gebisse haben nicht mehr nötig
zu befürchten, daß ihre Platten nicht am Gaumen
haften bleigen. Dentofix, das neue, antisep-
lische
und verbessette Pulver, morgens auf die
Platte gestreut, hält das Gebiß durchaus ſest,
sicher und bequem für den ganzen Tag. Kelo
unangenehmer Geschmack. Verleiht Zutrauen
und vermeidet irgendwelche Verlegenheiten
beiw Essen Lachev, Sprechen und Niesen. Sie
vergessen, daß Sie künstl. Zähne haben. Be-
sorgen
Sie sich noch heute Dentoflx. Preis
pro Streudose nur 1. Mk. F. Hilgers & Co.,
Miederlahnsteln Rh. Bestimmt erhältl. Iron.
F. Schaefer, Tudwigsnlatz 7.
0.3171.

Wilhelm Hagel
Thams & darfs
Obſtweinkelterei Darmſtadt.

Karlsstr. 7

m. b. H.
Landwehrstr. 1

3688
Kaupstr. 22


34-Zimmer-Wohnung
zum 1. 4. 33 geſ. Preis bis 50 . Miet=
karte
vorh. Angeb. unt. J. 231 Gſchſt.

Verlobungskarten

Vermählungsanzeigen, Geburtsanzeigen,
Familiendruckſachen jeder Art, Ahnentafeln, Stamm=
bäume
, Familiengeſchichten; Chroniken, Zeitſchriften in
einfacher Ausführung und für verwöhnten Geſchmack
druckt die
L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei
Darmſtadt, Rheinſtraße 23, 1. Stock, Zimmer 1
Fernruf 1, 2389, 2390, 2391, Nebenſtelle 44 oder 14

Bauerwellen schreiber
Kiesztrasse 35
Bräutigam’s
Knoblauchsaft
ärztlich empfohlen als (I Hbg 1833
Vorbeugungsmittel g. Grippe,
Arterienverkalk, hohen Blut: 45=Zim.=Wohng.
druck, Rheuma, Gicht, Asthma, m. Bad u. Veranda
chron, Bronchialkatarrh, Lun= von ruhig. Familie Setſtelgerm
genleiden, Darm- und Magen- //(3 Erwachſene) zum Am Freitag, den 17. März 1933, ſollen
störungen, Würmer, blutreini- //1. Julr geſ- Preiss zwangsweiſe gegen Barzahlung ver=
ang
. u. J. 220 Gſch.*
gend und appetitanregend
ſteigert werden:
1/,Flasche Rm. 2.70, ½ Fl. Rm. 1.45
Sonn. 3=Z.=Wohng.f1. nachm. 2½ Uhr, Landwehrſtr. 36:
Knoblauchöl i. Kaps. Rm. 1.55 p. Schachiel IIm. Balk. t. 2. Stock
Zu haben i. d. Apotheken u. Drogerien von ruhig. Ehepaar!
Schreibtiſche, 1 Kaſſenſchrank.
oh. Kinder zu mie=
A.Bräutigam & Co. ,Hamburg8 ſten geſucht. Preis/2. nachm. 3 Uhr, in meinem Verſteige.

1-2 leere Zim.
in ſonniger, freier,
ſchön. Lage, m. Bal=
kon
, ev. Gartenant.,
von einz. Dame al
1. April geſ. Prs.
Ang. u. J. 226 Gſch.

Die Niederdruck=
Dampfheizungsanlage
bei Errichtung einer Flughalle auf dem
ehem. Art.=Schießplatz bei Griesheim ſoll
aufgrund der Reichsverdingungsordnung
vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei der
Heſſiſchen Flugbetriebs=A.=G., Darmſtadt,
Niederramſtädterſtraße 110, offen.
Die Angebote ſind bis Montag,
den 3. April 1933, 10 Uhr, bei der
vorgenannten Geſchäftsſtelle einzureichen.
Heſſiſche Flugbetriebs=A.=G.,
Darmſtadt.
3689)

Schöne 2=Z.=Wohng.
m. Küche p. 1. Mai
v. kdrloſ. Ehep. geſ.
Beſſungen bevorzgt.
Prsang. J. 233 Gſch.*

3-Zim.-Wohng.
mit Bad, möglichſt
Tinten= od. Hohler
Ehepaar ſofort ge=
ſucht
. Ang. erbeten
unt. J. 229 Gſchſt.

Beamter (3 Erw.)
ſucht ſchöne 3=Zim.=
Wohnung z. 1. Juli
ev. 1. Juni. Schriftl
Ang. u. J. 224 Gſch.

3521a
Schreibmaschinen
Rechenmaschinen
Vervielfältiger
repariert und reinigt, auch im Abonnement
Leonhard Lutz, Bürobedart
). Tel. 340
Rheinstr. 22 (früher Dan=
Im Tintenviertel
herrſchaftliche
Kolonialwaren=
WilIA
Geſchäft m. Neben=

raum. gute Lauf=
lage
, ſofort zu ver=
mieten
. Anfrag. u.
J. 228 a. d. Gſchſt.*

9 Z. u. Zub.. ſteu., z. verk. durch
Alb. Mittelſtädt.
Tel. 2340. (3683

Kl. Familie ſucht z.
1. Juli im Johan=
nesviertel
neuzeitl
45=Zim.=Wohng.
Zuſchr. unt. J. 230
an die Gſchſt. (3667

bis zu 50 . Ang.
unt. J. 219 Gſchſt. *

Pünkliche Zahler
ſuchen per 1. Juli
45=Zim.=Wohng.
Angeb. m. Preis u.
. 225 a. d. Gſchſt.*

Leeres Zimmer mit
Ofen geſucht. An=
geb
. mit Preis unt.
J. 223 a. d. Gſchſt.*

Kdl. Ehepaar ſucht
1-Zim.-Wohn.
m. Zub. Preisang.
u. J. 238 Geſchſt.

üN6=TORN

Zum H. 1aSB
34 Zim. m. Gar= geſunde 34=Zimmer=Wohnung von
ten, zu mieten geſ. ruhigem Mieter geſucht. Angebote
Ang. u. J. 284 Gſch. unter J. 237 an die Geſchäftsſtelle.

Berdingung.
Für die Neupflaſterung der links= und
rechtsſeitigen Rampen und Brückenköpfe
der Straßenbrücke über den Rhein bei
Mainz ſollen, folgende Pflaſtermengen
in öffentlicher Ausſchreibung vergeben
werden:
Los I: 85 Tonnen dunkler Odenwälder
Granit für linksſeitigen Brückenkopf.
Los II: 285 Tonnen dunkler Odenwäld.
Granit für rechtsſeitige Rampe.
Los III: 465 Tonnen blauweißer Odenw.
Granit für linksſeitigen Brückenkopf.
Los IV: 290 Tonnen blauweißer Odenw.
Granit für linksſeitige Nordrampe.
Weg=Viertel, von Los V: 300 Tonnen blauweißer Odenw.
Granit für linksſeitige Südrampe.
Los VI: 785 Tonnen blauweißer Odenw.
Granit für rechtsſeitige Rampe.
Angebote ſind verſchloſſen mit ent=
ſprechender
Aufſchrift verſehen bis zum
31. März 1933, um 11 Uhr, bei unſerem
Brückenbaubüro in Mainz. Rheinufer 28,
einzureichen woſelbſt anſchließend die
Angebotseröffnung erfolgt.
Die Lieferungsbedingungen liegen
dort zur Einſichtnahme auf u. ſind zum
Preiſe von 0,50 RM. erhältlich oder
können gegen bare und poſtfreie Vor=
einſendung
des Betrages überſandt wer=
den
. Zuſchlagsfriſt 4 Wochen. (3664
Mainz, den 10. März 1933.
Heſſiſches Waſſerbauamt Mainz.

1 Gutenbergſtatur, 1 Sofa, zwei
rungslokal, Ludwigsplatz 8:
1 Schreibmaſchine, 2 Kaſſenſchränke,
1 Opel=Limouſine, 1 Klavier, 1 Roll=
ſchrank
, 24 Paar Segeltuchſchuhe,
1 Singer= und 1 Dürrkopp= Näh=
maſchine
, 1 Regiſtrierkaſſe, 1 Chevro=
let
=Lieferwagen 1 Schreibladen=
kaſſe
, ſowie Möbel aller Art.
Darmſtadt, den 15. März 1933. (3685
Eißer
Gerichtsvollzieher kr. A.

VerſtſicherungsAlizeige.
Am Freitag, den 17. März 1933, 15 Uhr
verſteigere ich Eſchollbrückerſtraße 26 ver=
chiedene
Gegenſtände öffentlich zwangs=
weiſe
gegen Barzahlung:
Vorausſichtlich verſteigert werden:
1 Schrank, 1 Schränkchen, 2 Büch rſchränke,
1Grasmähmaſchine, 1kompl. Speiſezimmer,
Möbel, Einrichtungsgegenſt., 1 2r. Hand=
wagen
, 1 Hobel= und Dicktenmaſchine,
1 el. Motor, 1 Eiskiſte, / Gefriermaſchine,
Eiszerkleinerungsmaſchine, 7 Benzinöfeu
. a. m.

Darmſtadt, den 16. März 1933. (3698
Craß, Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Ziſcherei=Berpachkung.
Montag, den 27. März 1933, nachm.
4 Uhr, wird in dem Gaſthaus zum
Goldenen Engel in Reichelsheim
i. Odw. die Fiſcherei in der Gerſprenz
von der Bockenröder Mühle abwärts
bis zur Brensbacher Gemarkungsgrenze
in einer Länge von rund 7 Kilometern
auf 12 Jahre öffentlich verpachtet.
Uns unbekannte Pachtliebhaber wol=
len
ſich bis zum 24. März 1933 über
ihre Fähigkeit zu einer Pachtung bei
uns genügend ausweiſen.
(3666
Lindenfels, den 14. März 1933.
Heſſiſches Forſtamt Lindenfels.

zeige.

Am Freitag, den 17. März 1933,
vorm. 10 Uhr, ſollen in meinem Ver=
ſteigerungslokale
Luifenſtraße 32/34
folgende Pfänder zwangsweiſe gegen Bar=
zahlung
verſteigert werden insbeſondere:
1 Büfett, 1 Credenz, 1 Spiegelſchrank,
1 Staubſauger, 1 Sofa, 1 Teppich,
Papierkörbe, Schreibzeuge, Schreib=
mappen
, 1 Eisſchrank, 1 Schrankapparat
(ſchwarz poliert), 1 Schreibmaſchine,
1 Bücherſchränkchen, 1 Truhe mit Um=
bau
, 1 T eke mit Glasauffatz, 1 alter
Seſſel, 1 Ankleideſpiegel, 1 große Partie
Wein, Li ör, Sekt, Cognac, 20 kl. Fäßchen,
1 Schnellwaage, Möbel aller Art u. a. m.
Darmſtadt, den 15. März 1933.
3697
Scharmann
Stellvertr. des Gerichtsvollz.
Jungermann in Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 16. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 75 Seite 5

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 16. März 1933.
Die Wohnungsnok ſteigk weiker an?
Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung ſchreibt uns:
In einem in einem hieſigen Blatt unter vorſtehender Ueberſchrift
abgedruckten Aufſatze empfiehlt ſich am Schluſſe die Bauhütte
Darmſtadt zur ſchlüſſelfertigen Erbauung kleiner Eigenheime
bei nur gering erforderlichem Eigenkapital, wozu ſtark verbilligte
Baudarlehen in Ausſicht geſtellt werden.
Dies gibt Anlaß, darauf hinzuweiſen, daß die Bauhütte
(Darmſtädter Baugeſellſchaft m. b. H.) ein reines Gewerkſchafts=
unternehmen
darſtellt, urſprünglich errichtet, um die ortsanſäſſi=
gen
Baugeſchäfte zu verdrängen, angeſchloſſen an den Bezirks=
konſumverein
und mitfinanziert aus den Geldern der Baubank.
die von dem Deutſchen Gewerkſchaftsbund geſchaffen wurde.
Während urſprünglich nur Maurerarbeiten übernommen wur=
den
, kamen ſchließlich bei dem durch die Gunſt von Behörden be=
dingten
ſtarken Aufblühen der Bauhüttenbewegung noch Zimme=
rer
=, Weißbinder=, Dachdecker= und Schloſſereibetrieb hinzu, ſo daß
der ſchlüſſelfertige Ausbau in eigener Regie ausgeführt werden
konnte.
Erinnert ſei nur an die Tatſache, daß vor kurzem die Gewerk=
ſchaft
durch ihren Funktionär auf der Bauſtelle im Eliſabethen=
ſtift
, wo zu notverordnungsgemäß geſenkten Löhnen gearbeitet
wurde, einen wilden Streik erzwingen ließ, während der gleiche
Funktionär als Vorſtandsmitglied der Bauhütte Darmſtadt ein
großes Inſerat in den bürgerlichen Blättern erſcheinen ließ, in
dem unter Hinweis auf die durch die Notverordnung verbillig=
ten
Lohnſätze um Uebertragung von Bau= und Inſtandſetzungs=
arbeiten
geworben wurde.
Wir halten es deshalb für erforderlich, die Hausbeſitzer
Darmſtadts hierüber aufzuklären, vor allem deshalb, da jedes
ortsanſäſſige Baugeſchäft ebenſo preiswert zu arbeiten vermag,
wie das gewerkſchaftliche Unternehmen der Bauhütte.

Schloß=Einbruch im Odenwald.
Gute Belohnung zugeſichert.

In der Nacht vom 13. zum 14. März 1933 wurde in das
Schloß Fürſtenau bei Steinbach im Odenwald, dem Grafen
Adalbert zu Erbach=Fürſtenau gehörig, ein großer. Einbruchs=
diebſtahl
verübt. Geſtohlen wurden: 1 alter ſilberner Löffel mit
getriebenem Innenraum, 4 Löffel für Eierbecher, 1 ſilberne Ziga=
rettendoſe
, graviert auf dem Deckel Eliſabeth, 1 ſilberne Streich=
holzſchachtel
, graviert E, 2 alte Fingerringe, einer davon in
einem kleinen Etui mit Miniaturbild, 1 runde kleine Doſe,
Bronze, mit braunen Verzierungen auf dem Deckel, 1 kleines
ſilbernes Feuerzeug, 1 große Pelzdecke, außen blaues Tuch, innen
ſchwarz=weißer Pelz, 3 kleinere Servietten, 1 kleine grüne Onix=
Schale, 14 Deſſertmeſſer, 12 Deſſertgabeln, 15 Deſſertlöffel, 2 große
Meſſer, 4 große Löffel, 3 große Gabeln, 11 Teelöffel.
Dieſe Gegenſtände ſind ſämtlich mit dem Wappen des Für=
ſtenhauſes
Fürſtenhut (Krone) gezeichnet.
Ferner wurden geſtohlen: 1 ſilbernes Teekörbchen mit Hen=
kel
, 1 ſilberne Obſtſchale, 1 flache ſilberne Schale mit durchbroche=
nem
Empire=Rand, 1 Porzellan=Standuhr, 3 ovale Empire= Salz=
fäſſer
, 1 kleines Salzfaß mit Deckel, 1 ovales Empire=Salzfaß
mit hohem Fuß, 1 dunkelblaue karierte Reiſedecke, 1 Kupfer= Tee=
kanne
mit Sahnekanne, Zuckerſchale und Spülnapf, 4 Obſtmeſſer
mit Perlmuttgriffen, 1 braune Decke, 3 große Gemüſebeilagelöffel.
Der Geſamtſchaden beträgt 1100 Mark. Beamte des Landes=
kriminalpolizeiamts
Darmſtadt haben ſofort gemeinſchaftlich mit
der zuſtändigen Gendarmerie den Tatbeſtand aufgenommen.

Perſonen, die in dieſer Diebſtahlsſache irgendwelche Wahr=
nehmungen
gemacht haben, insbeſondere auch hinſichtlich der Ein=
brecher
, den Abſatz oder den Verbleib der oben aufgeführten und
beſchriebenen Sachen, werden gebeten, dies alsbald ihrer nächſten
Polizei= oder Gendarmerieſtelle oder auch dem Landeskriminal=
polizeiamt
Darmſtadt, Telephon 3356, Zimmer 65 oder 66, mit=
zuteilen
. Strengſte Diskretion wird zugeſichert.
Beſitzer, die bereits Sachen aus dieſem Diebſtahl käuflich er=
worben
haben, werden in ihrem eigenen Intereſſe und um einer
eventuellen Strafverfolgung aus dem Wege zu gehen, erſucht,
umgehende Mitteilungen an die genannten Polizeiſtellen gelan=
gen
zu laſſen.
Auf die ausgeſetzte Belohnung wird hingewieſen.

Heffiſches Landestheater.

Großes Haus Me
16. Mär Anf. 19, Ende geg. 2314 Uhr. B 17
Preiſe 0.705.50 Mk.
Die Walküre. Mee
17. März 19½22½ Uhr. D 16.
Pr. 0.60
Die Blume von Hawai. Samstag,
18. März 2023 Uhr. Dſt. Volksb. G, 12 Gr. 1
Die Blume von Hawai. Preiſe 0.504.50 Mk. Kleines Haus Donnerstag.
16. März Zuſ.=Miete Vl, 10.
19½22 Uhr.
Preiſe 0.703.80 Mk.
Marius ahoi! Samstag,
18. März Anf. 20, Ende nach 22 Uhr.
Märchen von heute. Preiſe 0.600.90 Mk.

Heſſiſches Landestheater. In Vorbereitung für die kom=
menden
Wochen: in der Oper Rigoletto von Verdi am
24. März, Inſzenierung und muſikaliſche Leitung Karl Maria
Zwißler; Lohengrin in der Neuinſzenierung von Hans
Strohbach, muſikaliſche Leitung Dr. Schmidt=Iſſerſtedt; eine
Wiederaufnahme Triſtan und Jſolde von Wagner, am
2. April, Gaſtſpiel Albert Seibert. Im Schauſpiel: Am 23.
März im Kleinen Haus Der G wiſſenswurm von Anzen=
gruber
, Inſzenierung Arthur Maria Rabenalt; am 29. März
im Großen Haus Die Freier von Joſeph von Eichendorff.
Spielplanänderungen: Statt Maria Stuart wird
am Samstag, dem 18. März, Die Blume von Hawai
von Paul Abraham wiederholt. Anfang 20 Uhr Am Sonn=
tag
, dem 19. März, wird im Kleinen Haus an Stelle des Luſt=
ſpiels
Der Muſtergatte die Volkskomödie Marius ahoi!
wiederholt. Dieſe Vorſtellung iſt für die Zuſatzmiete IV an=
ggſetzt
. Heute abend wird aus Richard Wagners Feſtzyklus
Der Ring des Nibelungen‟. Die Walküre unter der muſi=
kaliſchen
Leitung von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt in den Spielplan
aufgenommen. Beſetzung: Brünhilde: Elly Doerrer a. G.; Sieg=
mund
: Sattler; Sieglinde: Kment, Wotan: Kammerſänger Ernſt
Fiſcher a. G.; Hunding; Herrmann; Fricka: Karen; die Wal=
küren
werden geſungen von den Damen Berthold, Harre, Karen,
Heilmann, Liebel, Domek, Gerhard, Toubartz. Im Kleinen
Haus findet heute abend eine Wiederholung von Pagnols Volks=
ſtück
Marius ahoi! ſtatt.
Gaſtſpiel Paul Wegener. Der allgemeine Vorverkauf für
das einmalige Gaſtſpiel Paul Wegeners mit Irene Trietſch und
Hedwig Wangel am 21. März mit John Gabriel Bork=
mann
von Ibſen beginnt am Freitag, dem 17. März.

Das ärztliche Berufsgeheimnis.
41. Vorkragsabend der Darmſtädker Juriſtiſchen Geſelſchaft. Juriſſiſch=mediziniſche Prohlene
von kiefgehender Bedeutung.

Der 8 390 des Skrafgeſetzbuches.
Am 41. Vortragsabend ſprach vor einem Auditorium, unter
dem man auch zahlreiche Vertreter der Aerzteſchaft Darmſtadts
bemerkte. Herr Miniſterialrat am Reichsjuſtizminiſterium Dr.
Lehmann=Berlin über Das ärztliche Berufsgeheimnis.
Der Vortragende ging davon aus, daß die Beſtimmung des
8 300 des Strafgeſetzbuches, die den Arzt, den Wundarzt, ſowie
den Gehilfen dieſer Perſonen, wenn ſie unbefugt Privatgeheim=
niſſe
offenbarten, die ihnen kraft ihres Standes oder Gewerbes
anvertraut waren, mit Geldſtrafe oder Gefängnis belege, prak=
tiſch
verhältnismäßig wenig zur Anwendung komme. Die ſich da=
bei
ſtrafrechtlich wie auch ſtrafprozeſſual ergebenden Pro=
bleme
ſeien aber auch für die Aerzteſchaft von einer außerordent=
lich
tiefgehenden Bedeutung und zudem für die Dogmatik des
Strafrechts von nicht geringem beiſpielhaften Intereſſe. Der Vor=
tragende
erläuterte zunächſt die einzelnen Tatbeſtandsmerkmale
des 8 300. Er lege die Geheimnispflicht dem Arzt auf. Streitig
ſei, ob dies auch für den Zahnarzt gelte. Der Entwurf des
neuen Strafgeſetzbuchs erweitere die Verpflichtung auf alle ſtaat=
lich
geprüften Medizinalperſonen. Als Gehilfen kämen nur der
berufsmäßige Gehilfe, nicht derienige in Frage, der im Einzel=
fall
einmal behilflich ſei. Die Pflicht zur Geheimhaltung dauere
abſtrakt für immer, insbeſondere auch über den Tod des Patien=
ten
hinaus. Ausnahmsweiſe könne ein beſonderes ſchutzwürdiges
Intereſſe einmal die Offenbarung des Geheimniſſes begründen.
Als Geheimnis habe in erſter Linie alles das zu gelten, was
nach dem Willen des Patienten geheim gehalten werden ſolle und
was nicht offenkundig ſei. Es müſſe ſich um ein anvertrautes
Geheimnis handeln, d. h. um ein ſolches, zu deſſen Wahrnehmung
der Patient Gelegenheit gegeben habe. Dieſes Geheimnis müſſe
offenbart, d. h. einem anderen, der die Dinge nicht kenne, mit=
geteilt
ſein. Strafbar werde die Verletzung der Geheimnis=
pflicht
, wenn ſie unbefugt erfolge. Ein Recht und auch eine
Pflicht zur Weitergabe ſolcher Geheimniſſe ergäbe ſich z. B. aus
§ 139 des Strafgeſetzbuches aus den Vorſchriften des Reichs=
ſeuchengeſetzes
, den Vorſchriften des Geſetzes zum Schutze gegen
die Geſchlechtskrankheiten, des Perſonenſtandsgeſetzes. Befugt
offenbare der Arzt ein Geheimnis auch dann, wenn der Patient
einwillige, oftmals müſſe auch die Eiwilligung eines Dritten ein=
geholt
werden, wenn es ſich gleichzeitig um deſſen Geheimnis han=
dele
. Eine Pflicht zur Mitteilung ärztlichen Befunds ergäbe ſich

auch aus den neueren Vorſchriften der Reichsverſicherungsgeſetze.
Rechtlich könne die Befugnis weiterhin folgen aus dem Geſichts=
punkt
der Geſchäftsführung ohne Auftrag, ſo, wenn ein Kranken=
haus
den Patienten an ein anderes überweiſe. Die ſchwierigſten
Probleme ergäben ſich dann, wenn der Arzt ſich ſchwerwiegenden
Intereſſenkolliſionen gegenüber ſehe, ſo, wenn die Geheimnis=
pflicht
verletzt werden müſſe, um weiteres auf andere Art und
Weiſe nicht abwendbares, ſchweres geſundheitliches Unheil, für
Verwandte, dem anderen Ehegatten oder den Verlobten abzu=
wehren
.
Subjektiv verlange das Geſetz Vorſatz. Fahrläſſigkeit genüge
nicht. Einſchaltend wies der Vortragende noch darauf hin, daß
man bei den Beratungen des Entwurfs des neuen Strafgeſetz=
buchs
im Reichstag beſchloſſen habe, die Pflicht zur Geheimhal=
tung
auszudehnen auf alle Heilbehandler im weiteſten Sinne.
Eine Erweiterung, die ſtrikte abzulehnen ſei. Die Vorſchriften
der Prozeßgeſetze legten in der Zivilprozeßordnung das Zeugnis=
verweigerungsrecht
der mit der Heilbehandlung beſchäftigten Per=
ſonen
in weiterem Umfange feſt wie die Strafprozeßordnung.
Auch die Zeugnisverweigerungsrechte verſagten gegenüber den
Möglichkeiten, die den Strafverfolgungsbehörden hinſichtlich der
Beſchlagnahme von Krankgeſchichten aus der Beſtimmung der
Strafprozeßordnung zuſtanden. Im einzelnen blieben hier noch
viele Zweifel.
Von alledem abgeſehen, gebe der § 300 des RStrGB. ein
intereſſantes Beiſpiel für die Anwendung der neuerdings ſehr
lebhaft entwickelten Lehre vom übergeſetzlichen Notſtand als An=
haltspunkt
für die Löſung der oben bereits erwähnten Intereſſen=
kolliſionen
. Er habe damit eine ſehr lebhafte dogmatiſche Be=
deutung
für die Strafrechtswiſſenſchaft.
Die Vielfaltigkeit der in Frage ſtehenden Möglichkeiten, die
Verſchiedenheit der Auffaſſung bringen es mit ſich, daß über wich=
tige
und ſchwierige Fragen bis heute keine endgültige Klarheit
ſei und daß es ſich wohl auch nicht ermöglichen laſſe, all dieſe
Dinge in klare, zweifelsfreie geſetzliche Normen aufzufangen.
Der Vortrag entwarf in muſtergültig klarer und eindring=
licher
Weiſe ein Bild nicht nur der ſtrafrechtlichen Seite der
Sache, ſondern vor allen Dingen auch eine umfaſſende praktiſche
Bedeutung und Auswirkung der angeſchnittenen Probleme. Eine
lebhafte Diskuſſion, an der ſich insbeſondere die Vertreter der
Aerzteſchaft lebhaft beteiligten, bewies wie ſehr er Anregung ge=
bracht
und wie viel er gleichzeitig für die Klärung der Dings
getan hatte.
Dr. Neuſchäffer.

Der 2. H.B. beim Hefſ. Skaakspräſidenken
Nachdem vorgeſtern die Vertreter des Mittelſtandes vom
heſſiſchen Staatspräſidenten empfangen wurden, empfing geſtern
der Herr Staatspräſident die Vertreter des Gaues Main=Weſer
im Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verband. Gauvorſteher
Auerbach=Frankfurt beglückwünſchte den Herrn Staatspräſi=
denten
zur Uebernahme des hohen Amtes und gab der Freude
Ausdruck, daß der Volksſtaat Heſſen endlich eine nationale Re=
gierung
habe. Er erklärte, daß der DHV. jederzeit bereit ſei,
den Herrn Staatspräſidenten und die heſſiſche Regierung bei der
Löſung aller ſozial= und wirtchaftspolitiſchen Fragen nach beſten
Kräften zu unterſtützen. Erfreulicherweiſe verbinden den DHV.
mit dem Herrn Staatspräſidenten jahrzehntelange freundſchaft=
liche
Beziehungen, da der Herr Staatspräſident genau wie der
DHV. für die Verwirklichung des völkiſchen, nationalen und
ſozialen Gedankens eingetreten ſei. Der Herr Staatspräſident
dankte äußerordentlich herzlich für die Glückwünſche und unter=
ſtrich
ſeine alte enge Verbundenheit zum DHV. und ſeine Hoch=
achtung
vor ſeinen Leiſtungen. Er erklärte, der DHV. ſei heute
aus dem ſozialen, wirtſchaftlichen und politiſchen Leben nicht
mehr wegzudenken.
Der Vertreter des DHV. bat den Herrn Staatspräſidenten
u. a., ſich für Maßnahmen zur baldmöglichſten Milderung der
großen Arbeitsloſigkeit einzuſetzen. Insbeſondere gelte die Sorge
des DHV. der Unterbringung der ſtellenloſen Angeſtellten. Der
Herr Staatspräſident erklärte, daß hoffentlich bereits in den
nächſten Tagen umfangreiche Arbeitsbeſchaffungspläne verwirk=
licht
werden könnten. Die Genehmigung durch Berlin ſei be=
reits
erfolgt. Zur Neubeſetzung der leitenden Stellen im ehema=
ligen
Miniſterium für Arbeit und Wirtchaft wünſcht der DHV.
eine Berückſichtigung von aus nationalen Arbeitnehmerkreiſen
hervorgegangenen Perſönlichkeiten. Der Herr Staatspräſident
hatte hierfür volles Verſtändnis und ſagte die Heranziehung des
DHV. bei Erledigung der ſozial= und wirtſchaftspolitiſchen Fra=
gen
zu. Der DHV. kündigte an, daß er ſeine Wünſche zu den
verſchiedenen Einzelfragen noch ſchriftlich unterbreiten würde.

Kunſknofizen.
(eber Werke, Künſtler oder künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
geſchieht. bebält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Violin=Abend. Unſere einheimiſche Künſtlerin Eliſa=
beth
Dieffenbach, die längere Zeit hier nicht öffentlich ſpielte,
wird mit einem am 24. März, abends 8 Uhr, im Saalbau ſtatt=
findenden
Konzert gewiß allgemeines Intereſſe erringen, um ſo
mehr, als die Geigerin mit einem vielſeitigen Proramm. Werke
von Arnold Mendelsſohn, J. S. Bach, Mozart und Brahms,
Proben ihrer vortrefflichen Geigenkunſt geben wird. Der Kar=
tenverkauf
hat bei Chriſtian Arnold, Muſikhaus am Weißen
Turm, bereits begonnen.
* Evangeliſcher Bund, Zweigverein Darmſtadt. Wir machen
darauf aufmerkſam, daß der für Donnerstag, den 16. März. an=
geſetzte
Beſprechungsabend auf Donnerstag, den 23
März, verlegt worden iſt.
Evang. Martinsgemeinde. Am kommenden Sonntag, dem
19. März, iſt unſer Abendgottesdienſt wieder mit einer kirchen=
muſikaliſchen
Abendfeier verbunden. Dabei wirken mit Fräulein
Lili Rückward (Sopran) und unſere Chorſchule. Der Eintritt
iſt frei.
Tierſchutzverein für Heſſen. Das große Intereſſe das
weite Kreiſe dem Schutze der heimiſchen Natur entgegenbringen,
hat den Tierſchutzverein veranlaßt, in ſeiner nächſten Verſamm=
lung
die heimiſchen Naturſchutzfragen behandeln zu laſſen. Es
werden Lichtbildervorträge über Vogelſchutz und Pflanzenſchutz in
Heſſen gehalten (Forſtreferendar Zeh und Prof. Dr. Spilger).
Alle Naturfreunde ſind hierzu eingeladen. Der Eintritt iſt frei.
(Siehe Anzeige.)
Orpheum. Morgen, Freitag abend. beginnt der Meiſter=
Illuſſioniſt Kasfikis mit ſeinem Senſationsgaſtſpiel. Kasfikis
mit ſeinen 14 Aſſiſtenten führt das Publikum 1½ Stunden ins
Zauberreich. Die Vervollſtändigung des Abendprogramms bringt
eine Kette erſter Varieté=Kunſtkräfte, u. a. ein aus acht Damen
beſtehendes Ballettenſemble, ſowie einen glänzenden Muſikalakt.
Das Gaſtſpiel dieſer großen Zauberſchau iſt nur auf kurze Zeit
verpflichtet, und ſollte es niemand verſäumen, ſich dieſes ſeltene
Gaſtſpiel anzuſehen. Die Preiſe ſind äußerſt niedrig gehalten.
(Siehe Anzeige.)

Die Hilfsakkion des Bayern-Vereins
Darmſtadk
für die Nolleidenden im Bayeriſchen Bald.
Welch große Not im Bayeriſchen Waldgebiet herrſcht und wie
überaus viel mit den Liebesgaben der Hilfsaktion des Bayern=
Vereins geholfen werden konnte, enthüllt das nachſtehende Dank=
ſchreiben
des Herrn Hauptlehrers Mühlbauer, in Rabenſtein
bei Zwieſel, das wir gerne auf Wunſch des Bayern=Vereins zur
Vermittlung an die zahlreichen Spender veröffentlichen:
Rabenſtein, den 3. März 1933.
An die verehrlichen Mitglieder des Bayern=Vereins Darmſtadt!
Liebe Landsleute, liebe Spender zur Oſtmarkhilfe!
Wir leben in einer Notzeit. Not iſt überall in unſerem Vatet=
lande
. Ueberall gibt es Arbeitsloſe, Unterſtützungsempfänger je=
der
Art, überall gibt es Notbilder. Aber bei uns iſt doch die Not
ſo recht heimiſch geworden. Die Oſtmark zählt zu den erſten Not=
gebieten
. Woher dieſe Not bei uns? Unſere Bauern, die ohnedies
in ſchwerer Arbeit dem Boden alles abringen müſſen, hatten drei
ſchwere Jahre. 1929 war die Sturmkataſtrophe, die ihnen ihren
Reichtum, den Wald, nahm. Der Sturm damals hat im Bezirk
einen Forſtſchaden von 8 bis 10 Millionen angerichtet, er hat die
Felder zerſchlagen und die Städel zerbrochen, er hat gemauerte
Häuſer zum Einſturz gebracht, er hat unſeren Kirchturm geköpft.
ſo daß zwei Monate lang 100 Zentner ein großes Kreuz, eine
Meſſingkugel und ein Granitſockel ſeitlich an der Turmwand
hing, bis ſich zeigte, daß der Turm herhielt. 1930 kam ein Früh=
jahrsfroſt
und eine ſchlechte Ernte, 1931 wieder eine Mißernte
durch andauernden Regen. 1932 war eine gute Ernte, aber die
Schulden waren den Leuten ſchon vielfach über den Kopf gewach=
ſen
. Neben der Bauernnot ſteht die Not der Glasarbeiter. Im
Umkreis von ein paar Stunden ſind in der Zwieſeler Gegend ein
Dutzend Glashütten, in denen das feinſte Kriſtallglas hergeſtellt
wird. Künſtler ſind unſere Glasſchleifer, Glasgraveure, Glas=
bläſer
. Nur handgearbeitetes Glas, kein Preßglas, kein mecha=
niſch
hergeſtelltes Glas gibt es bei uns. Fur das Luxusglas fehlt
in unſerer ſchweren Zeit aber der Abſatz. Zudem müſſen bei uns
viele Rohſtoffe weither bezogen werden. So führte die mißliche
Wirtſchaftslage zu großen Ausſperrungen in den Glashütten des
Bayerwaldes. Der dritte Berufszweig in unſeren Gegenden ſind
die Holzarbeiter, die entweder in Heiminduſtrie den ſogenannten
Holzdraht herſtellen oder in den ſtaatlichen Forſten arbeiten. Der
Windbruch 1929 und der kataſtrophale Holzpreis Hauer= und
Zieherlöhne waren ebenſo hoch wie der Geſamtpreis haben
auch die Holzarbeiter im Staatswald um ihre Arbeit gebracht,
während für Holzdraht, der vielfach ins Ausland ging, jeglicher
Abſatz fehlt. So iſt bei uns die Not eingekehrt. In Zwieſel leben
von 5000 Einwohnern etwa 2000 die Familien eingerechnet
von der Gemeinde, Rabenſtein, mit rund 1000 Einwohnern, hat
80 Wohlfahrtserwerbsloſe mit rund 500 Köpfen. Die feſtgeſetz=
ten
Unterſtützungsbeiträge, können von den Gemeinden nicht ein=
gehalten
werden. Es fehlt ſo mit den Jahren an allen Ecken und
Enden, namentlich in der Kleidung. In chriſtlicher Liebe haben
bisher ſchon die Bauern vom Flachland geholfen, aber es waren
zuviel Hände, die haben wollten. Da kam die große Sendung aus
Darmſtadt und löſte große Freude aus. Die Sammlung des
Bayern=Vereins war ſo reichhaltig, daß ein großer Kreis be=
ſchenkt
werden konnte, ſämtliche Wohlfahrtserwerbsloſe, faſt alle
Kinder, viele bedürftige Familien. Im Namen der Beſchenkten
von Rabenſtein, ſei hiermit der herzlichſte Dank ausgeſprochen.
Dank allen Spendern, Dank allen denen, die die Sammlung ein=
leiteten
und durchführten. Dank dem Bayernverein, der ſo ein
glänzendes Zeugnis gab ſeiner Liebe und Verbundenheit zur
alten Heimat. Wir bitten Sie, verehrter Herr Ritter, als Vor=
ſitzender
des Bayern=Vereins, allen ihren Vereinsmitgliedern.
allen Spendern den herzlichſten Dank ausſprechen zu wollen. Auf
treue Landsmannſchaft!
Mühlbauer. Hauptlehrer.

Volkshochſchule. Wir machen nochmals darauf aufmerk=
ſam
, daß am Freitag, dem 17. März. der Lehrgang über
Algebra fortgeführt wird. Der Lehrgang iſt als Tages=
kurſus
eingerichtet und findet in der Zeit von 9.30 bis 12 Uhr
im Saal Nr. 32, Neckarſtraße 3, ſtatt. Die Beteiligung iſt un=
entgeltlich
, jedoch iſt Anmeldung auf der Geſchäftsſtelle der Volks=
hochſchule
, Neckarſtraße 3. erforderlich.

Sie kann lachen, denn Sie

Der nebenstehende Pfeil veranschaulicht die Ausgaben für stets gleichbleibende gute Beschaffenheit bietet
eines normalen Haushalts. Der geringe Betrag, den der und Ihre Haut schont und pflegt. Pfeilring-Lanolin-
Pfeil zeigt, entfällt auf Körperpflege und ein kleiner Teil Seife enthält neben edelsten Pflanzenölen hautaufbau-
hiervon
auf Seife. Sie sollten dafür aber nur eine ge- endes, cholesterinhaltiges Pfeilring-Lanolin. Ein Stück
packte Markenseite kaufen, die Ihnen eine Gewähr Pfeilring-Lanolin-Seife reicht einen Monat lang.
Kaca
WILNINO Lur SETTA
Die grüne Packung mit dem Pfeilring verbürgt stets gleiche Qualität!

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 75

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 16. März 1931

Tricks zum Amzug.

Wie man richkig packk. Billige Erneuerung der Tapeken. Richſige Behandlung des geſtrichenen Fußbodens.

Kleine Kunſtgriffe
Zür oiingen Berſcoherung.
Der Umzug iſt der Schrecken aller Hausfrauen, denn ein
Sprichwort ſagt: Zweimal umgezogen iſt einmal abgebrannt!
Umzüge ſind aber nur dann der Ruin des Haushaltes, wenn ſie
nicht ſachgemäß durchgeführt werden Jede Familie kann ſich aller=
dings
nicht einen Fachmann als Packer mieten. Aber trotzdem
laſſen ſich die gefürchteten Schädigungen des Hausrats, insbeſon=
dere
des Geſchirres und der Gläſer, durch kleine Kunſtgriffe leicht
verhüten. Das einzige Material, das erforderlich iſt, iſt Zeitungs=
papier
. Man braucht nicht jeden Teller und jede Taſſe in Pa=
pier
zu hüllen. Aber man muß zerknülltes Papier zwiſchen jeden
Teller legen, und man wird mit Freude feſtſtellen, daß nicht ein
einziger Teller beſchädigt in der neuen Wohnung ankommt. Glä=
ſer
müſſen in Papier leicht eingehüllt werden, um die Stöße ab=
zuſchwächen
. Das Papier wirkt wie Polſter. Auch Bilder werden
zweckmäßig in Papier gehüllt, dann bleiben die Rahmen und Glä=
ſer
heil. Wenn man richtig packt, bleibt der Hausſtand erhalten!
In einer neuen Wohnung will man ſaubere Tapeten haben.
In größeren und teueren Wohnungen werden wohl vor dem Ein=
zug
des neuen Mieters die Taveten erneuert. Aber die kleinen
Wohnungen ſind heute ſo begehrt, daß der Wirt meiſt Erneue=
rungen
ablehnt. Die Hausfrau muß alſo ſelbſt für Sauberkeit
ſorgen. Die koſtet aber Geld. Ein Umzug erfordert nun ſchon an
und für ſich große Mittel, ſo daß nur das Notwendigſte beſchafft
werden kann. Trotzdem läßt ſich aber die Tapete auffriſchen und
ſauber geſtalten, ohne daß Geldausgaben erforderlich ſind. Man
reibt die Tapeten mit trockenem Weißbrot gut ab, und man wird
erſtaunen, welche erfreuliche Wirkung man erzielt. Schon das
kleine Tapetenſtück, das zu Verſuchszwecken abgerieben werden
ſoll, ſtrahlt in ſo großer Friſche und Reinheit, daß man die alte,
verräucherte und beſchmutzte Wandbekleidung gar nicht mehr wie=
dererkennt
. Man nehme aber möglichſt trockene Semmel, alſo
nicht allzufriſche. Andererſeits darf ſie auch nicht altbacken, alſo
hart ſein, da ſonſt die Tapeten zerreißen. Die Arbeit iſt auch

nicht ſehr zeitraubend. Man hat für wenige Pfennige eine völlig
friſche und ſaubere Tapete erhalten. Wenn es möglich iſt, beſorge
man die Reinigung ſchon vor dem Einzug, da man ſo mühelos
an alle Stellen der Wände gelangt.
Der Fußboden wird meiſt neu geſtrichen, bevor man die neue
Wohnung bezieht. Aber die Träger verunſtalten zum großen
Aerger der Hausfrau den Fußboden mit ihren eiſenbeſchlagenen
Stiefeln und mit dem Rücken der Möbel. Darum muß der friſch
geſtrichene Fußboden gut kalt abgewaſchen werden, ſobald er
trocken geworden iſt. Dann wird er mit Bohnerwachs eingerieben,
da die Wachsſchicht die darunter befindliche Farbe ſchont. Endlich
wird er mit mehreren Lagen Zeitungspapier bedeckt, die jede
Beſchädigung verhüten. Wichtig iſt, daß vorher bereits die Be=
leuchtungskörper
und Gardinen angebracht werden, damit der
Platz für die Möbel beſtimmt iſt und das Rücken der ſchweren
Gegenſtände überflüſſig wird. So kann man den Fußboden ſchonen
und ſeine Schönheit lange bewahren.
Die Fenſter ſind das Geſicht der Wohnung. Sie müſſen
darum ſehr ſchön geſtaltet werden. Auch dieſe Neuerung iſt billig
durchzuführen. Früher waren große Gardinen Mode, die mit
ihren breiten Schals wie ein Hochzeitsſchleier wirkten und den
ganzen Rahmen des Fenſters in weitem Umfange bedeckten. Dazu
brauchte man teure Gardinen und rieſige Haken, an denen die
Stangen befeſtigt wurden. Heute bringt man Gardinen nur in=
nerhalb
, der Fenſter an. Man braucht dazu nur ein
Stückchen Gardinenſtoff. Mull oder Tüll, und eine kleine, leicht
anzubringende Stange. Die Wand bleibt frei und ſchön, ohne
von rieſigen Eiſenhaken verunziert zu werden, das Licht kann in
die Wohnung gelangen, die Luft wird nicht abgehalten, kurz:
Die Wohnung ſieht modern aus und iſt geſund, und das alles
wird mit billigſten Mitteln erreicht. Auch die Reinigung der
Gardinen, die nun nicht mehr Staubfänger ſind und keine langen,
bis zum Fußboden reichenden Schleppen haben, iſt ſehr leicht
durchzuführen. Die Hausfrau wird überraſcht ſein, wie ihre Woh=
nung
durch dieſe Neugeſtaltung der Fenſter, und damit auch der
Wände, einen ganz neuen, heiteren und ſauberen Eindruck macht.
Wenn noch alles alte Zeug rückſichtslos weggelaſſen wird, das
nicht zu gebrauchen iſt, dan hat die Hausfrau eine ſchöne, moderne
Wohnung geſchaffen.

Aus dem Gerichlsſaal.

Aw. Der 39jährige Inſtallateur W. L. aus
Sprendlingen kam im Herbſt vorigen Jahres durch betrüb=
liche
Familienverhältniſſe in ziemliche Not und kam da auf die
Idee, in der Poſt in Buchſchlag einzubrechen. Die Tür war
jedoch zu gut verriegelt und verſchloſſen, und da begab er ſich
einfach einen Stock höher in die Wohnung des gerade abweſen=
den
Pfarrers und räumte dort das Silber und den ganzen Schmuck
zuſammen und nahm ihn mit. Die Räumlichkeiten kannte er ja
zur Genüge, denn er hatte gerade in den Wochen zuvor ſich häu=
fig
Rat bei dem Seelſorger geholt. Er wanderte dann nach
Frankfurt, zunächſt zu der ihm bekannten Familie W., einem
penſionierten, ſchwerkranken Poſtſchaffner und ſeiner Frau. Ihr
verkaufte er die paar anſcheinend wertvollſten Silberſachen und
wohnte auch einige Wochen, bis zu ſeiner Verhaftung, bei ihr.
In einem Frankfurter Café verkaufte er dann durch einen
Mittelsmann das Uebrige an den Sprendlinger. Weißbinder
W. M. Beide, die Frau des Briefträgers und dieſer Weißbin=
der
ſitzen heute, der Hehlerei beſchuldigt, neben ihm auf der
Anklagebank. Die Frau leugnet, daß ſie überhaupt etwas von
dem Silber geſehen habe, und es konnte auch nichts bei ihr ge=
funden
werden. W. L. bleibt jedoch dabei, daß er für 6,70 Mk.
drei bis vier Stücke verkauft habe, die etwa einen Wert von
nahezu 200 Mark gehabt haben mögen. Der Weißbinder M. gibt
zwar zu, daß er die Sachen gekauft hatte, ſie wurden ja auch
bei ihm im Keller vergraben gefunden, dehauptet jedoch, er habe
ſie für L.s rechtmäßiges Eigentum gehalten. Bei der Durch=
ſuchung
wurden noch ein Suppenlöffel und eine Zuckerzange aus
dem Beſitz eines Frankfurter Hotels gefunden, in dem ſeine
Braut gedient hatte, und der Mann iſt deshalb heute auch wegen
Anſtiftung zum Diebſtahl angeklagt. Er behauptet indes, er habe
lediglich ſeine Braut gebeten, ihm die Maße eines Suppenlöffels
zu bringen, da er ſich einen Silberkaſten habe machen laſſen
wollen. Das Bezirksſchöffengericht verurteilte, am
Mittwoch den erſten Angeklagten, der erheblich vorbeſtraft iſt,
wegen ſchweren Diebſtahls im Rückfall unter Zubilligung mil=
dernder
Umſtände zu eineinhalb Jahren Gefängnis.
Strafmildernd kommt außerdem ſeine geiſtige Minderwertigkeit
in Betracht, ſeine offenbare Not hinzu und daß er ſich die letzten
10 Jahre einwandfrei geführt hatte. Der zweite Angeklagte, der
Weißbinder M., der ebenfalls einſchlägig und nicht wenig vor=
beſtraft
iſt, erhält wegen Hehlerei und wegen Unterſchlagung des
Suppenlöffels ein Jahr und drei Wochen Gefängnis.
Auch der Frau, die, nachdem ſie jahrelang Dedektivin war und
jetzt, wie der Staatsanwalt ſich ausdrückt, den etwas ſuſpekten
Beruf einer Heiratsvermittlerin ausübt, kann das Gericht ihre
Unſchuldsbeteuerungen nicht glauben und verurteilt ſie, wegen
Hehlerei, da ſie bisher noch nicht vorbeſtraft iſt, an Stelle einer
an ſich verwirkten Gefängnisſtrafe von 30 Tagen zu einer Geld=
ſtrafe
von 150 Mk. Den beiden Männern wird die Unter=
ſuchungshaft
voll angerechnet.
Vor der Großen Strafkammer wird bis in den
Abend gegen einen Senglermeiſter und Gaſtwirt aus
Mörfelden und ſeinen Schwiegerſohn verhandelt. Die
Spenglerei des Alten ging ſchon das ganze vorige Jahr herzlich
ſchlecht, und als ihn im Herbſt ſeine Bank des öfteren mahnte,
ſeine Kreditüberziehung endlich auszugleichen, fälſchte er hinter=
einander
ſechs Wechſel im Geſamtwerte von etwa 1400 Mk. Die
Bank erlitt jedoch keinen Schaden, da ſie eine Sicherheitshypothek
auf ſein Haus hatte. Im November 1932 mußte aber trotzdem
der Konkurs angemeldet werden, und da ſoll der alte Mann ſei=
nem
Schwiegerſohn ſein geſamtes Hab und Gut zum Schaden der
Gläubiger übereignet haben, für eine angebliche Lohnforderung,
die der Schwiegerſohn, der ſeit 1925 bei ihm gearbeitet hatte,
noch gehabt haben ſoll. Außerdem ſoll er dem Schwiegerſohn
auch neu gekaufte Waren übereignet haben, die dieſer dann ſchleu=
nigſt
außer Haus brachte. Die Beweisaufnahme, die recht aus=
führlich
war, zeigte, daß der treibende Teil bei dieſen ganzen
Manipulationen wohl der Schwiegerſohn war, und das Gerichr
erkennt deshalb auch bei ihm wegen Konkursverbrechens und
wegen Beihilfe dazu auf zehn Monate Gefängnis und
gegen den alten Mann wegen ſchwerer Urkundenfälſchung in Tat=
einheit
mit Betrug und wegen Konkursverbrechens auf insgeſamt
acht Monate Gefängnis. Amneſtie, wie der Verteidiger
es beantragt hatte, kommt nicht in Frage, da der alte Mann
immerhin noch ſeine Wirtſchaft nebenher betrieben habe und alſo
nicht in wirklicher leiblicher Not geweſen ſei.

Das Union=Theater ſtartet heute den neuen Groß=Tonfilm
Menſchen im Hotel, der nach dem vielgeleſenen Roman in der
Berliner Illuſtrierten gedreht wurde und der auch als Bühnen=
ſtück
über die größten Theater der Welt ging. Die Rolle der
Tänzerin Gruſinſkaja ſpielt keine Geringere als Greta Garbo,
die des Generaldirektors Preyſing Wallace Bery. Den Buch=
halter
Kringelein ſpielt Lionel Barrymore, das Flämmchen
wird von Joan Crawford und Dr. Otterſchlag von Lewis Stone
verkörpert.
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man heute zum letzten
Male Iwan Petrovich und Liane Haid in der reizenden Ton=
film
=Operette Der Diamant des Zaren nach der Operette Der
Orlow von Granichſtädten.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch einige Tage zu er=
mäßigten
Preiſen den neuen ſenſationellen Kriminaltonfilm in
deutſcher Sprache Arſene Lupin, der König der Diebe mit John
und Lionel Barrymore in den Hauptrollen.

Durch Leichkſinn in den Tod.
Der Kraftwagenführer Heinrich Hanſtein aus Groß=
Gerau hatte im Auftrag ſeines Arbeitgebers am 14. April 1931
eine Fahrt mit einem Laſtkraftwagen mit Anhänger nach Mainz
gemacht. Als Bremſer in dem Anhänger begleitete ihn der
14jährige Lehrling Sturm. Auf der Rückfahrt, nach
Groß=Gerau ſtieg der Lehrling Sturm, da es zu regnen begann, zu
dem Führer in den Motorwagen, wollte aber kurz vor Groß=
Gerau wieder in ſeinen Anhängerwagen zurückkehren. Er ſagte
dem Kraftwagenführer, er würde während der Fahrt abſpringen.
Hanſtein warnte ihn jedoch, er verlangſamte das Tempo, um den
Wagen auslaufen und den Jungen umſteigen zu laſſen. Dieſer
wartete das Halten des Kraftwagens nicht ab, er ſprang ſchon
vorher ab, lief zum Anhänger und um dieſen herum zum Brem=
ſerhäuschen
. Dabei iſt er auf ungeklärte Weiſe zu Fall gekom=
men
; er geriet mit den Beinen unter den Anhänger und wurde
noch ein Stück mitgeſchleift. Der Führer hatte auf das Geſchrei
des Jungen den Wagen ſofort zum Halten gebracht. Der Junge
iſt kurze Zeit darauf an den Verletzungen geſtorben. Der Kraft=
wagenführer
Hanſtein kam vor das Landgericht Darmſtadt und
mußte ſich wegen fahrläſſiger Tötung verantworten. Das Land=
gericht
Darmſtadt hat ihn am 2. Dezember 1932 freigeſprochen.
Den Kraftwagenführer treffe an dem Tod des Jungen kein Ver=
ſchulden
, er habe dieſen gewarnt, vorher und während der Fahrt
abzuſpringen. An dem Abſpringen ſelbſt, habe er den Jungen
nicht hindern können, da er mit ſeinem Wagen beſchäftigt geweſen
ſei. Er habe auch nicht vorausſehen können, daß der Junge, nach=
dem
er heil vom Motorwagen gekommen iſt, beim Beſteigen des
Anhängers verunglücken würde. Er hätte wohl annehmen können,
daß der Junge, der ſchon wiederholt auch von der Polizei für ſei=
nen
Leichtſinn verwarnt worden iſt, warten würde, bis der Wagen
hielt. Der Kraftwagenführer Hanſtein habe keinen Grund gehabt,
beim Abſpringen des Jungen ſofort ſcharf zu bremſen. Es habe
genügt, den Wagen, der ja ſchon in Schrittgeſchwindigkeit fuhr,
langſam auslaufen zu laſſen.
Gegen dieſes freiſprechende Urteil hatte die Staatsanwalt=
ſchaft
Reviſion eingelegt, die jedoch von dem Vertreter der Reichs=
anwaltſchaft
nicht vertreten wurde. Auch der Senat iſt dem Ur=
teil
der Vorinſtanz beigetreten und hat am 14. März durch Ver=
werfung
der Reviſion der Staatsanwaltſchaft das freiſprechende
Urteil des Landgerichts Darmſtadt beſtätigt.

Ebus=Tee macht ſchlank! nss
ärztl. empfohl, wohlſchmeck. Gewichtsabnahme von 1520 Pfd. in
Kürze. ℳ/1.50. (Verſtärkt 2.), in Apoth. u. Drog. Verſuch überzeugt!
Briefkaſſen.
Jorr Anfrage if die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Aufragen mrdem
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Nechteverbindlichkeit.
Prämie. 1. Ja. Wer in der Zeit vom 1 Oktober 1932 bis
30. September 1933 innerhalb eines Kalendervierteljahres in
ſeinem inländiſchen Betrieb im Durchſchnitt mehr Arbeitnehmer
beſchäftigt, als im Durchſchnitt der Monate Juni, Juli und
Auguſt 1932, erwirbt einen Anſpruch auf Steuernachlaß! Der
letztere wird in der Zeit vom 1. April 1934 bis 31. März 1938
bei der Entrichtung von Reichsſteuern durch Annahme von
Steuergutſcheinen gewährt. Für die Mehrbeſchäftigung eines
Arbeitnehmers im Durchſchnitt des Kalendervierteljahres wer=
den
in der Regel Steuergutſcheine im Betrage von 100 Mark
gewährt. 2. Beim zuſtändigen Finanzamt auf Antrag. Beſchei=
nigung
der Krankenkaſſe über Zahl und Beſchäftigungsdauer der
Arbeitnehmer iſt beizufügen. 3. Durch 1 erledigt.
N. N. 100. Sie werden gut daran tun, ſich über die Be=
zahlung
der Gutſcheine bei der Ausgabeſtelle derſelben zu erkun=
digen
, um in der Sache ſicher zu gehen.
P. hier. Sie werden dem Vermieter ſchriftlich eine Friſt ſetzen
müſſen, innerhalb deren er die genau zu bezeichnenden Repara=
turen
leiſtet. Verſtreicht dieſe ohne Erfolg, ſo ſind Sie befugt, dieſe
Arbeiten herſtellen zu laſſen und deren Betrag am Mietzins ab=
zuziehen
. Dies iſt der richtige Weg.
J. K. 35. Wenn es ſich um einen Nutzgarten handelt, wird
Ihnen gemäß 8 585 BGB. für den geſamten Pachtzins (auch
den rückſtändigen ſowie den noch nicht fälligen) das Pfandrecht an
den Früchten des Grundſtücks ſowohl wie an den eingebrachten
Sachen des Pächters zuſtehen. Wegen der Geltendmachung dieſes
Rechts empfiehlt ſich die Zuziehung eines Anwalts. Der im Be=
zirke
des Pachtgrundſtücks wohnt. Eine Gehaltspfändung dürfte
unter den geſchilderten Umſtänden nicht in Frage kommen.
Freiwilliger Arbeitsdienſt Sie werden ſich am beſten an
den beſtellten Reichskommiſſar der dem Reichsarbeitsminiſterium
in Berlin unterſteht, wenden. Anſchrift; Berlin NM 40, Scharn=
horſtſtraße
35.
Tageskalender für Donnerstag, den 16. März 1933.
Union: Menſchen im Hotel. Helia: Der Diamant des
Zaren Pakaſt: Arſene Lupin, der König der Diebe‟
Vortragsſaal des Städt. Gaswerks, Eliſabethenſtr., 20 Uhr:
Vortrag: Schmackhafte Mehl= und Eierſpeiſen in der Gas=
küche
.

Aus Hefſen.
Aus den Gemeinderaksſihungen.
f. Roßdorf, 14 März. Ratsſitzung. Vor Eingang in die
Tagesordnung teilte der Bürgermeiſter mit, daß nach einer Er=
klärung
der ſozialdemokr, Ratsfraktion dieſe ſolange nicht mehr
an den Sitzungen teilnehme, als auf dem Rathaus die Haken=
kreuzfahne
gehißt ſei. Zur Sitzung waren daher die Räte der
ſozialdemokratiſchen Fraktion nicht erſchienen, ebenſo war auch der
Vertreter der kommuniſtiſchen Fraktion nicht anweſend. Da jedoch
trotzdem Beſchlußfähigkeit beſtand, wurde zur Tagesordnung über=
gegangen
. 1. Hinſichtlich des Erlaſſes der gmeindlichen Gewerbe=
ſteuer
für Ri. 1931 ſollen die durch die Provinzialdirektion Ober=
heſſen
aufgeſtellten Grundſätze Anwendung finden. 2. Die Be=
dürfnisfrage
zum Betriebe einer Gaſtwirtſchaft im Hauſe Fried=
rich
Konrad Schumann wird bejaht. 3. Ein Antrag eines Jagd=
pächters
um Pachtpreisermäßigung wird zurückgeſtellt 4 Für
Hilfeleiſtungen bei den Reinigungsarbeiten in den Schulſälen
wird eine jährliche Vergütung zugeſprochen. 5. Ein Antrag um
Errichtung eines Urnenhains wird zurückgeſtellt. 6 Der Karuſſell=
platz
für 1933 wird zum Angebotspreiſe von 80 RM. zugeſchlagen.
Zum Schluſſe gibt der Bürgermeiſter noch das Reviſionsergebnis
der Gemeindekaſſe durch die Oberrechnungskammer bekannt. Hier=
nach
wurde dem Rechner Diehl für ſeine umfangreichen Arbeits=
leiſtungen
Dank und Anerkennung ausgeſprochen.
Ay. König i. Odw (Stahlbad), 14. März. Aus dem Ge=
meinderat
. Der Ankauf von 100 Ztr. Heu zum Preiſe von
2.25 Mk. per Ztr. und 50 Ztr. Dickwurz ver Ztr. 0.75 Mk. wird
genehmigt. Einem Antrag mehrerer Pächter auf Herabſetzung des
Pachtpreiſes für Gemeindegrundſtücke wird dahingehend entſpro=
chen
, daß die Pacht um weitere 5 Prozent für das Rechnungsjahr
1933 geſenkt wird. Der Koſtenvoranſchlag des Heſſ. Kulturbau=
amtes
Darmſtadt zur Fernmeldeleitung des hieſigen Waſſerwerks.
der ſich auf insgeſamt 2530 RM. nebſt einer monatlichen Gebühr
von 13,92 RM. beläuft. findet unter der Vorausſetzung Annahme.
daß die Koſten um 20 Prozent ermäßigt werden. Der Eintrag
von Robert Enz und Karl Zabel als Jagdberechtigte des Jagd=
bogens
II findet Genehmigung. Eine Abgabe von Mauerſteinen
aus den Gemeindewaldungen an Private findet grundſätzlich nicht
mehr ſtatt. Der Freiwilligen Feuerwehr werden 100 Meter Waſ=
ſerſchläuche
bewilligt, deren Anſchaffung auf dem Submiſſions=
wege
erfolgen ſoll. Die zwiſchen Jahnſtraße und Momarter Weg
neu projektierte Straße ſoll zu Ehren des hier früher tätigen
verſtorbenen Oberlehrers Philivp Schmunck deſſen Namen tragen.
Zur Schulkinderſpeiſung werden weitere 20 Mk. aus der Gemeinde=
kaſſe
beigeſteuert.
A4s Erbach, 15. März Gemeinderatsſitzung. Die
durch den Bau einer Ortsdurchfahrt bedingte Verbreiterung des
Alten Weges und die Aenderung des Ortsbauplans löſten die
Einſprüche der Anlieger aus. Der Rat beſchließt, mit dem erſten
Beteiligten in neue Verhandlungen einzutreten. Die Bauflucht=
linie
für das Gelände am Drachenfels wurde im Sinne des An=
tragſtellers
vorverlegt. Die Inſtandſetzung des Weges oberhalb
der Graf=Franz=Straße ſoll in den zweiten Arbeitsplan des Frei=
willigen
Arbeitsdienſtes aufgenommen werden. Bis dahin iſt den
beiden Intereſſenten geſtattet, den Zufahrtsweg zur Hauptſport=
platzſtraße
zu benutzen. Die Erweiterung der Waſſerleitung im
Brühl wird genehmigt. Der Antrag des Herrn Max Küpper
um Erteilung der Erlaubnis zum Handel mit Obſt und Südfrüch=
ten
wird verleſen, anſchließend auch der Einſpruch der ortsanſäſſi=
gen
Obſt= und Gemüſehändler. Nach einer längeren Ausſprache
wird der Vorſchlag auf nochmalige Verhandlung mit dem An=
tragſteller
angenommen.
Bn. Hirſchhorn. 13 März. Ausdem Gemeinderat. Die
im Wege des Freiwilligen Arbeitsdienſtes vorzunehmende Auffül=
lung
ſowie das Planieren bei den ſogenannten Herrenſtücken der
Bürgerwieſen zu Weidenau wird genehmigt. Ferner wird der Er=
bauung
des Waldwegs im Gemeindewald. Diſtrikt Vorderer
Gaickler Inneres Hainbuchental Wittweiberwald und Schneid=
mühlbuchwald
, die im Wege des freiwilligen Arbeitsdienſtes aus=
geführt
werden ſoll. zugeſtimmt. Als Notſtandsarbeit ſoll die Er=
bauung
eines neuen Weges im Gemeindewald Diſtrikt Vorderer,
Mittlerer und Hinterer Stadtwald ſowie Wolfsgrund zur Aus=
führung
kommen, was von dem Rat genehmigt wird. Dem Selbſt=
anſchluß
für Telephon der Bürgermeiſterei und Gemeindekaſſe
wird nicht zugeſtimmt. Die Beratung der hieſigen Gemeinderech=
nung
pro Ri. 1930 wurde vorgenommen und hierüber das vorge=
ſchriebene
beſondere Protokoll aufgenommen. Der von dem
Neckarverkehrsverband in Bad=Wimpfen geſtellte Antrag auf
Uebernahme der rückſtändigen Beiträge aus 1931 und 1939 wird
nicht genehmigt, da in dieſen Jahren wegen Bau des Neckarkanals
hier kein Fremdenverkehr herrſchte. Der Antrag des Johann Biß=
dorf
1. auf Ueberlaſſung eines Platzes bei der neuen Neckarbrücke
zur Aufſtellung einer Erfriſchungshalle wird vorerſt zurückgeſtellt.
Wegen Rücktritts des ſeitherigen Pächters Johann Chriſtian Kel=
mer
wird das von demſelhen ſeither gepachtete Gemeindegrund=
ſtück
dem Johann Georg Wieder vom Rechnungsjahr 1933 ab bis
zum Ablauf der derzeitigen Pachtdauer verpachtet.
At. Goddelau, 14. März. Gemeinderatsbericht. Wie
gemeldet, war die letzte Gemeinderatsſitzung durch Fehlen der
Hälfte der Mitglieder nicht beſchlußfähig, ſo daß der Bürgermei=
ſter
eine nochmalige Sitzung mit derſelben Tagesordnung ein=
berief
. Zunächſt lagen drei Baugeſuche vor, die ſogleich Genehmi=
gung
fanden. Zwei Straßenlampen ſollen umgeändert werden.
Eine Kapitalaufnahme von 1500 RM. wird genehmigt, damit
endlich einmal das Kirchendach, eines der Schmerzenskinder der
Gemeinde, umgedeckt werden kann. Die Arbeiten führt Dachdecker
Numrich aus. Leider wird die Herrichtung von Zeichen= und
Kochſchulſaal der Berufsſchule dadurch für Oſtern wieder unmög=
lich
, daß der Gemeinderat den Zuſchlag für die Bauarbeiten ver=
ſagt
und die ganze Sache zurückſtellt.

J. Griesheim, 15. März. Das Kreisamt Darmſtadt hat in
Anbetracht der kataſtrophalen Lage der Gemeinde Griesheim auf
Grund des 8 2 der Verordnung zur Sicherung der Haushalte
von Gemeinden, Gemeindeverbänden und ſonſtigen Körperſchaften
des öffentlichen Rechts mit Verfügung vom 23. Februar ds. Js.
angeordnet, alle laufenden Unterſtützungsfälle nachzuprüfen und
in allen Fällen, wo Vermögen, Grundbeſitz uſw. vorhanden iſt, die
Weiterzahlung der Unterſtützung von einer Sicherſtellung ( Ein=
tragung
von Sicherheitshypotheken uſw.) abhängig zu machen. In
Ausführung dieſer Verfügung hat die hieſige Bürgermeiſterei an
alle Unterſtützungsempfänger, die Grundvermögen beſitzen, die
Aufforderung zur Abgabe einer Erklärung darüber gerichtet, ob
ſie zur Beſtellung einer Sicherheitshypothek bereit ſind. Sie hat
hierbei darauf hingewieſen, daß in allen Fällen, in denen Be=
ſtellung
von Sicherheitshypotheken abgelehnt wird, die Einſtel=
lung
der Wohlfahrtsunterſtützung verfügt werden muß.
Griesheim, 15. März. Die Gemüſediebſtähle haben
in hieſiger Gemeinde in letzter Zeit wieder zugenommen. In
einer der letzten Nächte gelang es mehreren jungen Leuten auf
einer nächtlichen Streife wiederum, zwei Frevler zu erwiſchen.
Sie hatten zwei Säcke mit Wirſing bei ſich, die ihnen abgenommen
und bei der Bürgermeiſterei ſichergeſtellt wurden. Beide kamen
zur Anzeige.
Dd. Arheilgen. 14 März. Theaterabend. Der Geſang=
verein
Liederzweig brachte das Odenwälder Volksſtück Ernte=
kranz
von Georg Löffler zur Aufführung. Vor Beginn begrüßte
der Vorſitzende des Vereins, Herr Beyer, die zahlreichen Beſucher
und ſtellte den Verfaſſer des Stückes, der perſönlich erſchienen war,
vor. Herr Löffler dankte für den warmen Empfang und brachte
zwei noch nicht veröffentlichte Gedichte in Odenwälder Mundart.
betitelt Worim und Der Grenzſtreit, zum Vortrag, die ſehr
beifällig aufgenommen wurden. Das aufgeführte Stück ſelbſt
brachte in fünf Bildern einen Ausſchnitt aus dem Dorfleben zur
Erntezeit. Die hochdramatiſche Handlung war umrahmt von Lie=
dern
und Tänzen der Dorfjugend. Alle Spieler gaben ihr beſtes
Können, ſo daß die Aufführung als ein großer Erfolg des Vereins
bezeichnet werden kann. Um auch allen, die zu der Aufführung
am Sonntag keine Karten mehr bekommen konnten. Gelegenheit
zu bieten, dieſes Volksſtück zu ſehen, findet am kommenden Sonn=
tag
eine Wiederholung ſtatt.

D

Aaultall ſolteeltelgellläde Meer Nuize

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 16. März 1933,

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

des deutſchen Handwerks.

Von Dr. Leßmann.
Referent im Deutſchen Handwerks= und Gewerbekammertag.
Die Vorſchläge der Spitzenverbände des Handwerks auf Ein=
ſchränkung
der Gewerbefreiheit und auf die damit verbundene
Einführung einer Handwerkerkarte ſind in der letzten Zeit in der
Tagespreſſe mehrfach erörtert worden. In ihrem Kern beſagen
dieſe Vorſchläge folgendes: Künftig ſoll die ſelbſtändige Ausübung
eines Handwerks als ſtehendes Gewerbe nur ſolchen Perſonen ge=
ſtattet
ſein, die die Berechtigung zur Führung des Meiſtertitels
in Verbindung mit der Bezeichnung eines Handwerks beſitzen. Auf
dieſe Weiſe würden in Zukunft nur ſolche ſelbſtändigen Handwer=
ker
vorhanden ſein, die die bereits jetzt vorgeſchriebenen Voraus=
ſetzungen
für die Erlangung des Meiſtertitels erfüllt haben, die
alſo eine ordnungsmäßige Lehrzeit mit abſchließender Geſellen=
prüfung
und eine Geſellenzeit von drei Jahren mit abſchließender
Meiſterprüfung zurückgelegt haben. Daß im Zuſammenhang mit
dieſen Vorausſetzungen im Einzelfall die Berechtigung zur Füh=
rung
des Meiſtertitels in Verbindung mit der Bezeichnung eines
Handwerks vorhanden iſt, ſoll von der jeweils bezirklich zuſtän=
digen
Handwerkskammer beſcheinigt werden. Die Beſcheinigung
ſoll in Form einer ſogenannten Handwerkerkarte ausgeſtellt
werden. Auf dieſe Weiſe würden die Gewerbepolizeibehörden, bei
denen der ſelbſtändige Betrieb eines Handwerks als ſtehendes Ge=
werbe
anzumelden iſt, durch die Vorlegung der Handwerkerkarte
die techniſche Möglichkeit einer Kontrolle darüber erhalten, daß
die als Vorausſetzung für den ſelbſtändigen Betrieb eines Hand=
werks
vorgeſehene Berechtigung zur Führung des Handwerks=
meiſtertitels
tatſächlich vorhanden iſt.
Soweit das Handwerk nicht von natürlichen Perſonen, ſon=
dern
in Form einer juriſtiſchen Perſon. z. B. einer Geſellſchaft mit
beſchränkter Haſtung oder einer Genoſſenſchaft ausgeübt wird, iſt
eine beſondere Regelung dahin vorgeſehen, daß der geſetzliche Ver=
treter
der juriſtiſchen Perſon oder der techniſche Leiter des Hand=
werksbetriebs
die Berechtigung zur Führung des Handwerksmei=
ſtertitels
beſitzen muß. In ähnlicher Weiſe braucht in den Fällen,
in denen ein Handwerksbetrieb mit einem Induſtrie= oder Han=
delsunternehmen
als ſelbſtändiger Nebenbetrieb verbunden iſt,
auch nicht unbedingt der Inhaber dieſer Unternehmen die Berech=
tigung
zur Führung des Handwerksmeiſtertitels zu beſitzen; es
genügt vielmehr, wenn der Leiter des angegliederten Handwerks=
betriebs
dieſe Berechtigung aufweiſen kann.
Um Härten zu vermeiden, ſind in den Vorſchlägen der Spitzen=
verhände
des Handwerks Uebergangsbeſtimmungen vorgeſehen,
nach denen die bisherigen ſelbſtändigen Handwerker die Hand=
werkerkarte
ohne weiteres erhalten. Allerdings müſſen diefenigen
ſelbſtändigen Handwerker, die den Anforderungen des Geſetzes
nicht entſprechen und die beim Inkrafttreten des Geſetzes das 30.
Lebensjahr noch nicht vollendet haben, innerhalb von 5 Jahren
nach Inkrafttreten den Anforderungen nachkommen: andernfalls
werden ſie nach Ablauf der fünf Jahre von der ſelbſtändigen Aus=
übung
eines Handwerks ausgeſchloſſen.
Die Vorſchläge der Snitzenverbände des Handwerks ſind, in
der Tagespreſſe in vielen Fällen mißverſtanden worden. Zum Teil
wird angenommen, es ſolle ein ſogenannter großer Befähigungs=
nachweis
eingeführt werden. Die Vorſchläge werden auch in Ver=
bindung
gebracht mit Maßnahmen zur Bekämpfung der Schwarz=
arbeit
und darüber hinaus allgemein mit Abſichten zur Ein=
ſchränkung
des Wettbewerbes. Demgegenüber iſt feſtzuſtellen, daß
die Einführung der Handwerkerkarte keineswegs die Einführung
eines ſog. großen Befähigungsnachweiſes bezweckt. Um die Ein=

führung des großen Befähigungsnachweiſes würde es ſich jeden=
falls
erſt dann handeln können, wenn vorgeſchlagen wäre, daß die
ſelbſtändige Ausübung eines Handwerks die mit Erfolg abgelegte
Meiſterprüfung in dem gerade betriebenen Hand=
werk
zur Vorausſetzung hat. Die Vorſchläge der Spitzenver=
bände
des Handwerks beſagen aber nur, daß in irgendeinem Hand=
werk
die Meiſterprüfung mit Erfolg abgelegt ſein muß, ohne daß
dieſe Meiſterprüfung irgendwie mit dem gerade betriebenen Hand=
werk
in Verbindung gebracht wird. Ebenſo unrichtig iſt es, die
Einführung der Handwerkerkarte als Maßnahme zur Bekämpfung
der Schwarzarbeit anzuſehen. Selbſtverſtändlich werden auch nach
Einführung der Handwerkerkarte Schwarzarbeiter vorkommen, die
dann eben gerade deshalb als Schwarzarbeiter anzuſehen ſein
werden, weil ſie ſich den Anforderungen für die Erlangung der
Handwerkerkarte entziehen. Wenn andererſeits die Einführung
der Handwerkerkarte mittelbar den Erfolg haben kann, daß die
Fälle von Schwarzarbeit im Handwerk leichter feſtzuſtellen ſind
und bei angemeſſenen Strafen an Zahl abnehmen, ſo wird ein
derartiger Erfolg vom Standpunkt der Handwerkswirtſchaft aus
ſelbſtverſtändlich nur zu begrüßen ſein. Die Einführung der Hand=
werkerkarte
brinat im übrigen keineswegs eine grundſätzliche Ein=
ſchränkung
des Wettbewerbs mit ſich. Nach wie vor wird jeden=
falls
die Ausübung eines Handwerks als ſtehendes Gewerbe jeder=
mann
geſtattet ſein, wenn nur die Berechtigung zur Führung des
Meiſtertitels in Verbindung mit der Bezeichnung eines Hand=
werks
vorhanden iſt. Daß ſchließlich die derzeitige außerordent=
lich
ſchlechte Lage der Handwerkswirtſchaft durch die Einführung
der Handwerkerkarte keinerlei Beſſerung über Nacht erfahren wird.
da eine derartige Beſſerung von ganz anderen Faktoren, wie z. B.
von einer Senkung der Steuern und ſonſtigen allgemeinen Laſten
abhängt, iſt ohne weiteres zuzugeben.
Im Sinne der vorſtehend erörterten Zuſammenhänge hat die
Einführung der Handwerkerkarte unmittelbar überhaupt kein
irgendwie geartetes Nachziel, wie auch aus den in den Ueber=
gangsbeſtimmungen
vorgeſehenen Friſten hervorgeht. Im Vorder=
grund
der mit der Einführung der Handwerkerkarte verfolgten
Abſichten ſteht vielmehr die Erreichung eines Fernzieles. In die=
ſem
Sinne handelt es ſich darum, durch die Einführung der Hand=
werkerkarte
die zur ideellen Aufrechterhaltung des Handwerks
als Berufsſtand unbedingt notwendige Geſchloſſenheit gegenüber
hochkapitaliſtiſchen und ſozialiſtiſchen Beſtrebungen hzw. Auffaſ=
ſungen
herbeizuführen, um letzten Endes eine berufsſtändiſche Ord=
nung
im Handwerk zu erreichen. Dieſe Geſchloſſenheit des Hand=
werks
als Berufsſtand wird aber niemals vorhanden ſein, wenn
es bei den bisherigen Zuſtänden bleibt, daß die verſchiedenartig=
ſten
Elemente dem Handwerk zuſtrömen, die mit dem Handwerk
innerlich hzw. durch gemeinſame Berufsſtandsauffaſſung in keiner
Weiſe verbunden ſind oder verbunden ſein können. Dieſe Verbun=
denheit
kann eben nur dann entſtehen bzw. zur Entwicklung ge=
bracht
werden, wenn zunächſt einmal der einzelne ſelbſtändige
Handwerker ſich in der Weiſe dem Handwerk eingegliedert hat,
wie es die wertvolle Ueberlieferung im Handwerk vorſieht. In
dieſem Sinne kann eine Eingliederung in das Handwerk nur auf
dem Wege einer ordnungsmäßigen Lehrzeit mit abſchließender
Geſellenprüfung und einer Geſellenzeit mit abſchließender Meiſter=
prüfung
erfolgen. Bei der großen Ueberſetzung aller Berufe be=
ſteht
aber heute mehr als je die Gefahr, daß gerade das Handwerk
zu einem Sammelnlatz berufsfremder Elemente gemacht wird.
Heute mehr als je liegt deshalb begründeter Anlaß vor, die über=
lieferungsmäßige
Eingliederung in das Handwerk verſtärkt zu be=
tonen
und zu ſichern, um nicht des Handwerks als Berufsſtand
verluſtig zu gehen, das ſeiner Geſchichte nach in erſter Linie dazu
berufen iſt, die berufsſtändiſche Idee im Gegenſatz zum Klaſſen=
kampfgedanken
weiterzutragen.

Ak. Nieder=Ramſtadt. 14. März. Obſt= und Gartenbau=
verein
Jahreshauptverſammlung. Der Vorſitzende. Bürger=
meiſterei
=Sekr. Steuernagel, gedachte vor Eintritt in die Tages=
ordnung
der geſtorbenen Mitglieder in ehrenden Worten. Aus
dem Geſchäftsbericht war zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl
zwar etwas zurückgegangen iſt, daß aber der Verein in ſonſtiger
Hinſicht eine gute Entwicklung genommen hat. Geſchäfts= und
Rechenſchaftsbericht wurden einſtimmig angenommen, ebenſo der
Voranſchlag für 1933. Ein Antrag des Vorſtandes, in dieſem Jahre
wieder eine ſyſtematiſche Beſpritzung der Obſtbäume mit Kar=
bolineum
(Dentrin) durchzuführen, fand einſtimmige Annahme.
Die Arbeiten werden unter Leitung des Obſtbaumwärters Roß
durchgeführt. Für Mitglieder des Vereins wird das benötigte
Karbolineum aus Vereinsmitteln beſtritten. Eine reichhaltige
Gratisverloſung in neueren Sorten Saatbohnen und Saaterbſen
beſchloß die außerordentlich anregende Verſammlung, der ein ſehr
lehrreicher Lichtbildervortrag des Herrn Hermann Schulz jr. aus
Darmſtadt unter Aſſiſtenz von Herrn Lehrer Grimm daſelbſt über
das Thema Bepflanzung und Anlegung von Hausgarten vor=
ausging
.
G. Ober=Ramſtadt. 14. März. Waldbrand. Im Forſtort
Buchwald des Gemeindewaldes, am Schachenmühlenweg, entſtand
geſtern nachmittag ein Waldbrand, wobei auf zirka 200 Quadrat=
meter
die Laub= und Grasdecke abbrannte. Anſcheinend wurde
das Feuer durch Kinder angelegt. Nur durch ſofortiges Zugreifen
konnte größerer Schaden verhindert werden. Dieſer Fall gibt
erneut Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß jegliches Anzünden
von Rainen und Böſchungen, beſonders in unmittelbarer Nähe des
Waldes, ſtreng verboten iſt, und die Eltern für derartige, von
ihren Kindern verurſachte Schäden haftbar ſind. General=
verſammlung
des Militärvereins Germania.
Nach Erſtattung der Geſchäfts= und Rechenſchaftsberichte wurde
dem Vorſtand Entlaſtung erteilt und der geſamte ſeitherige Vor=
ſtand
als ſolcher wiedergewählt. Die Sterbekaſſe hat ſich nun er=
freulicherweiſe
ſoweit entwickelt, daß beim Ableben eines Mit=
gliedes
ein Sterbegeld von 30 RM. gezahlt werden kann. Hin=
ſichtlich
der Errichtung eines Schießſtandes ſoll das Erforderliche
nunmehr erneut in die Wege geleitet und der Schießſport auch
weiterhin größtmöglichſt gefördert werden, zumal das Bezirks=
ſchießen
des Haſſia=Verbandes in dieſem Jahre hier ſtattfinden
ſoll. Bachſchau. Die Bachſchau an der Modau findet am
Donnerstag, den 16. März. ſtatt. Sie beginnt um 8 Uhr vormit=
tags
an der Kreisgrenze in Ober=Ramſtadt gegen 11 Uhr.

Bf. Brensbach, 14. März. Odenwaldklub Deko=
rierungsfeſt
. Die benachbarten Ortsgruppen Fränkiſch=
Crumbach und Groß=Bieberau waren erſchienen. Letztere hat
durch Mitwirken im Programm reichlich zur Verſchönerung des
Abends beigetragen. Nachdem der 1. Teil, Muſik, Prologe, Ge=
dichte
und Volkstänze, erledigt war, wurden im 2. Teil der Ver=
anſtaltung
die letztjährigen Wanderungen verleſen und dann die
Dekorierung vorgenommen. Ganz wenigen wurde das ſilberne,
den meiſten konnte das goldene Abzeichen verliehen werden. Den
größten Spaß und Freude hatte der kleinſte Wanderer, der 8jähr.
Georg Daab, als ihm das Abzeichen angeheftet wurde. Die An=
ſprachen
von Herrn Wachtmeiſter Ruhland, Herrn Lehrer Zimmer,
Bürgermeiſter Schellhaas und Bürgermeiſter Schanz gipfelten
ziemlich alle darin, daß man im Wandern den Körper ſtählen, die

Natur und Heimat lieben und die Geſelligkeit üben könne und als
echte deutſche Männer und Frauen ſich einreihen in die einige
Nation.

Dx. Ernſthofen, 15. März. Odenwaldklub Wan=
dererehrung
, verbunden mit 25jährigem Jubliäum. Die
Veranſtaltung war trotz der Ungunſt der Zeit ſehr gut beſucht.
derr Oberſtudiendirektor i. R. Kiſſinger=Darmſtadt als Vertreter
des Hauptausſchuſſes hielt eine markige Anſprache. Dank der
vortrefflichen Vorarbeit war ein ausgezeichnetes Programm zu=
ammengeſtellt
, durch das ohne weiteres eine feſtliche Stimmung
in die Veranſtaltung hineingetragen wurde. Es wurden aus=
gezeichnet
wegen 25jähriger Mitgliedſchaft 8 Wanderer, zum 7.
Nale ausgezeichnet 5 Wanderer, zum 6. Male 1. zum 4. Male 2,
um 3. Male 2, zum 2. Male 7. zum 1. Male 1 Wanderer.

Kirch= und Pfaffen=Beerfurth, 15. März. Die Waſſer=
leitung
der Gemeinden hat ſich im Laufe der Jahre durch roſt=
ähnliche
Eiſenablagerungen ſo weit zugeſetzt, daß die verengten
Rohre nur noch einen kleinen Teil der normalen Waſſermenge
durchließen. Um die Waſſerverſorgung wieder ſicherzuſtellen, läßt
der Waſſerwerksverband zurzeit die Rohre gründlich reinigen.
Die nötigen Geräte ſtellt die Firma Nagel u. Becker, Wiesbaden,
leihweiſe, ſo daß die Arbeiten unter Leitung des Heſſ. Kultur=
bauamtes
Darmſtadt von anſäſſigen Arbeitsloſen ausgeführt wer=
den
können.
* König. 14. März. Stahlhelm. Bund der Front=
ſoldaten
. Auf einer Fahrt durch den Odenwald machte die
Stahlhelmkapelle Mainz bei ihren Kameraden in König Halt
und konzertierte kurz nach 3 Uhr nachmittags auf dem Schloßplatz.
Bald erſchallten bekannte und unvergeßliche Marſchweiſen über
den weiten Platz, der von Menſchen dicht beſetzt war. Nach dem
Stahlhelmmarſch und dem Horſt=Weſſel=Lied richtete der
Kreisleiter des Stahlhelms. Sr. Erlaucht der Erbgraf Erbach zu
Erbach. eine von Stahlhelmgeiſt getragene Anſprache an die Zu=
hörenden
. Nicht zum Kriege hetzen wir Stahlhelmer, die wir den
Krieg in ſeiner rauhen Wirklichkeit geſchaut haben. Wir wollen
den Frieden, aber nicht den Frieden unter Preisgabe lebensnot=
wendiger
Unterlagen für den Wiederaufſtieg unſeres Volkes,
nicht unter Preisgabe unſerer Wehr. Wir wollen ein ſtarkes, ge=
eintes
Deutſchland. Wir reichen die Kameradenhand dem Arbei=
ter
und wollen ihn eingliedern in dieſes neue Reich, das nicht
Klaſſen kennen ſoll. In die nationale Regierung ſetzen wir das
Vertrauen, daß ſie uns wieder hinaufführt zur Höhe. Der Weg
wird hart und lang ſein, aber am Ziele muß ein Deutſchland
ſtehen, das wieder von ſich ſingen kann: Deutſchland Deutſchland
über alles! Nach dem Abſingen der 1. und 4. Strophe des
Deutſchlandliedes und einem Schlußmarſch ſchloß die eindrucksvolle
Kundgebung. und die Mainzer Stahlhelmer beſtiegen das Auto
und fuhren nach Michelſtadt und Erbach weiter.

Cd. Michelſtadt, 15. März. Freitod. Seinem Leben durch
Erhängen ein Ende bereitet hat der Geſchäftsführer des hieſigen
Verkehrsvereins, Herr E. Dern. Er wurde heute früh in einem
Nebengebäude ſeines Anweſens aufgefunden, und konnte der ſofort
herbeigerufene Gerichtsarzt und die Gendarmerie nur noch den
Tod feſtſtellen. Da Dern in letzter Zeit ein ſehr aufgeregtes Weſen
zeigte, nimmt man allgemein an, daß er die unſelige Tat in einem
Anfalle geiſtiger Umnachtung beging.

Nr. 75 Seite 7

Bn. Hirſchhorn, 15. März. Gefährliches Spiel mit
der Schußwaffe. Am Montag abend gegen 11 Uhr ereig=
nete
ſich hier ein ſchwerer Unfall. Ein hieſiger junger Mann,
Mitglied der hieſigen SA., wollte einem Mädchen ſeine Schuß=
waffe
zeigen und machte ſich an der Waffe zu ſchaffen, wobei ſich
plötzlich ein Schuß löſte und dem Mädchen in den Unterleib drang,
ſo daß es ſchwer verletzt zu Boden ſank. Man verbrachte die Ver=
letzte
zunächſt in das hieſige St. Bonifatiuskrankenhaus. Die
außerordentlich ſchweren Verletzungen machten jedoch eine Ueber=
führung
nach den Heidelberger Kliniken erforderlich. An dem
Aufkommen des jungen Menſchenlebens wird gezweifelt. Der
junge Mann erlitt auch eine Schußverletzung an der Hand.
Hirſchhorn, 15. März. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 14. März 1,60 Meter, am 15. März 1,60 Meter.
t. Gernsheim, 15. März. Verſammlung des Orts=
gewerbevereins
. Die lehrreichen Ausführungen des Vor=
ſitzenden
der Handwerkskammer Darmſtadt, Nothnagel, hätten
einen beſſeren Beſuch verdient. In ſeinem Vortrag kam er auf
die Urſachen der Arbeitsloſigkeit zu ſprechen und legte dar, wie
dieſe beſeitigt werden könnte, und verbreitete ſich zum Schluß
über aktuelle Wirtſchafts= und Steuerfragen des Handwerks.
In einer hieſigen Fabrik wurde ein Treibriemen von ca. 100.
RM. Wert geſtohlen. Bei den Rheinregulierungsarbeiten am
Schwarzen Ort ſind zurzeit ca 140 Arbeiter beſchäftigt. Die Ar=
beiten
dauern vorausſichtlich über den Sommer hinaus.
Ca. Lorſch. 14. März. Die älteſte Bewohnerin Lorſchs, Frau
Margareta Seib Witwe, iſt geſtern im Alter von nahezu 92 Jah=
ren
nach einem kurzen Leiden verſtorben. Bis in ihre letzten Le=
bensſtunden
erfreute ſich die Verſtorbene ihrer vollen Verſtandes=
kräfte
Bautätigkeit. Mit Beginn des Frühjahrs nimmt
erfreulicherweiſe auch in unſerem Orte die Bautätigkeit wieder
zu. Zurzeit ſind ſechs Wohnungsneubauten im Entſtehen begrif=
fen
, und bringen verſchiedenen Handwerkern lohnende Beſchäf=
tigung
.
Bm. Hofheim (Ried). 14. März. Seit geſtern haben die Land=
wirte
allgemein mit den Arbeiten zur Frühjahrsbeſtellung be=
gonnen
.
Gernsheim, 15. März. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 14. März 0,27 Meter, am 15. März 0,39 Meter.
Ck. Stockſtadt a. Rh., 15 März. Ein Motorradunfall
ereignete ſich auf der Chauſſee Gernsheim-Groß=Rohrheim. Der
Badehausbeſitzer Redelbach und der Arbeiter Kohlbacher aus
Stockſtadt ſtießen mit einem Auto zuſammen, wodurch Redelbach
ſchwere Verletzungen davontrug. Kohlbacher wurden nur die
Kleider zerriſſen. Das Motorrad iſt ſchwer demoliert.

Aus Mainz und Rheinheſſen.
Der Sprengſtoffdiebſtahl reſtlos aufgeklärt.
Bc. Mainz, 14. März. Nach längerer intenſiver Tätigkeit iſt
es geſtern Staatsanwalt Müller und Kriminalpolizeimeiſter
Lang endlich gelungen, den ſchweren Sprengſtoffdiebſtahl reſtlos
aufzuklären und einen der Täter zu einem umfaſſenden Geſtändnis
zu bewegen. Auf Grund dieſes Geſtändniſſes wurden geſtern nach=
mittag
außer dem ſchon vor einigen Tagen feſtgenommenen Ar=
beiter
Willi Karl Steigner aus Gonſenheim noch der 40 jäh=
rige
Schloſſer Hch. Frenz, beide aus Gonſenheim, ſowie die
31jährigen Steinbrecher und Schloſſer Ph. Nikolay und Karl
Silz, beide aus Finthen, als Mittäter in das Unterſuchungs=
gefängnis
des Landgerichts eingeliefert. Ein weiterer Haupt=
täter
, der ſchon mehrfach genannte 32jährige Schmied Ph. Joſef
Lukas und der ebenfalls in die Sache verwickelte 39jährige
frühere Rennfahrer und jetzige Gärtner Joſef Pfeiffer von
hier, ſind flüchtig und konnten bis jetzt noch nicht ermittelt wer=
den
. Es wird darauf hingewieſen, daß diejenigen, die zur Ver=
haftung
des Lukas und Pfeiffer beitragen, unter Umſtänden An=
ſpruch
auf die ausgeſetzte Belohnung haben.
Das Motiv zu dem großen Sprengſtoffdiebſtahl iſt zurzeit noch
völlig ungeklärt, es iſt aber zu erwarten, daß die weitere Unter=
ſuchung
auch in dieſer Hinſicht Aufklärung bringen wird. Man
geht wohl nicht fehl, wenn man bezüglich der Tat politiſche Mo=
tive
annimmt, da ſämtliche Täter eine hervorragende Rolle inner=
halb
der KPD. ſpielen. Die Unterſuchung hat ferner ergeben, daß
die Beſchuldigten außer dem Sprengſtoffdiebſtahl in letzter Zeit
noch eine Reihe weiterer Einbrüche begangen haben, die aber
nicht auf politiſche Urſachen zurückzuführen ſind. Es wird weiter=
hin
erneut darauf hingewieſen, daß zweckdienliche Mitteilungen,
die zur Verhaftung des Lukas und Pfeiffer führen könnten und
die vertraulich behandelt werden, an die Kriminalpolizei in der
Klaraſtraße 4 gerichtet werden können.

* Mainz, 15. März. Schußwaffen und Munition
geſtohlen. Nachdem ſchon einmal in das Waffengeſchäft der
Firma Baſſing am Graben vor einiger Zeit eingebrochen wor=
den
war, wobei die Täter erwiſcht und beſtraft wurden, führten
Einbrecher am frühen Dienstag morgen in dasſelbe Geſchäft einen
zweiten Einbruch aus. Der Firmeninhaber glaubte ſich dadurch
geſichert, daß er an der zum Laden führenden Eingangstüre im
Hausflur eine Selbſtſchußanlage anlegen ließ. Gegen 3 Uhr vor=
mittags
öffneten Einbrecher mittels Nachſchlüſſels die Haustüre
und bohrten ſodann das Sicherheitsſchloß aus der Ladentüre. Beim
Oeffnen der Türe ging der Selbſtſchuß los, doch wurde anſcheinend
keiner der Einbrecher verletzt. Der Schuß wurde von Hausbewoh=
nern
als das Platzen eines Autoreifens auf der Straße angeſehen.
Die Einbrecher konnten nun in Ruhe einpacken. Nach den Feſt=
ſtellungen
wurden 5 Piſtolen, 1 Revolver, 16 Gaspiſtolen und
Gasrevolver, 6 Start= und Schreckſchußrevolver, 7 Taſchen= und
Jagdmeſſer, 5 Sportmeſſer, 11 Schlagringe, 2 Einlegeläufe für
Modell 98, 2 Jagdgläſer, 5 Leuchtſtäbe, ungefähr 2000 Schuß Re=
volver
= und Piſtolenmunition, 4000 Schuß Kleinkaliber= Rand=
feuer
, 16 Päckchen Raſierklingen 2. 10 Stück, 2300 Gaspatronen,
20. RM. Wechſelgeld und Briefmarken im Werte von 6. RM.
geſtohlen. Der Schaden beträgt ungefähr 1000 RM., iſt aber durch
Verſicherung gedeckt. Nach Anſicht der Kriminalpolizei handelt es
ſich bei den Tätern um Spezialeinbrecher, die die geſtohlenen
Waren an Hehler abſetzen. Die geſtohlene Ware konnte, nach
ihrem Umfang zu ſchließen, in 2 Ruckſäcken abtransportiert wer=
den
. In letzter Zeit wurden hier auf die gleiche Art verſchiedene
Einbrüche ausgeführt.
Be. Mainz, 15. März. Polizeinſpektor Grötzner
wurde mit der Führung der politiſchen Abteilung beim Heſſiſchen
Polizeiamt Mainz beauftragt.
Ad. Oppenheim, 15. März. Erledigter Stadtrat.
Nachdem die Zahl der Stadtratsmitglieder nicht nur unter zwei
Drittel des geſetzlichen Standes, ſondern ſogar unter die Zahl der
zur Faſſung rechtsgültiger Beſchlüſſe notwendigen Mitglieder ge=
ſunken
iſt, hat das Kreisamt Oppenheim verfügt, daß der Stadt=
rat
in Oppenheim nicht mehr berechtigt iſt, rechtsgültige Willens=
erklärungen
abzugeben. Bis zur Wiederwahl eines arbeits=
fähigen
Stadtrates iſt der Bürgermeiſter ermächtigt, die Verwal=
tung
ſelbſtändig zu führen. Krankenkaſſenrechnungsrat Rüffer
wurde am Montag von ſeinem Dienſte ſuspendiert und wegen
der bedrohlichen Haltung der Bürgerſchaft in Schutzhaft genom=
men
. Zu ſeinem Amtsnachfolger wurde Otto Stallmann, Uelvers=
heim
, gewählt.

Bad Nauheim, 15. März.
Seine Königliche Hoheit der
Herzog Ulrich von Württemberg iſt zur Kur in Bad Nauheim ein=
getroffen
und nahm im Kurhaus Carlton Wohnung. Im Welt=
krieg
führte der Herzog zuerſt das zweite Württembergiſche
Ulanen=Regiment Nr. 20, ſpäter war er Kommandeur der 16.
Kavallerie=Brigade und ſchied als Generalmajor aus dem Dienſt.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 75

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 16. Mr

Die Kroll=Oper wird für die Reichskagsſihungen umgebauk.

Zeier des deukſchen Volkskrauerkages in England.

Die im Bau befindliche Tribüne für die Regierungsmitglieder.
Für die bevorſtehende Reichstagstagung in der Kroll=Oper in Berlin muß ſowohl der Zuſchauer=
raum
, als auch die Bühne zweckentſprechend umgebaut werden. Wenn es ſich auch nur um provi=
ſoriſche
Umbauten handelt, ſo muß doch den berechtigten Wünſchen der Regierung, der Abgeord=
neten
und nicht zuletzt der Preſſe Rechnung getragen werden, um eine reibungsloſe Abwicklung
des parlamentariſchen Verkehrs zu ermöglichen.

Der deutſche Botſchafter Dr. von Hoeſch legt am Grabe gefallener deutſcher Luftſchiffer in London
einen Kranz nieder.
Auf dem Friedhof Potters Bar bei London befindet ſich das Grab derjenigen deutſchen Luft=
ſchiffer
, die während des Weltkrieges durch den Abſchuß deutſcher Zeppeline über England
den Tod gefunden haben. Alljährlich am Volkstrauertag begibt ſich die Londoner deutſche Kolonie
zu dieſer Ruheſtätte deutſcher Helden, um hier an einem ſchlichten Gottesdienſt in Anweſenheit
des deutſchen Botſchafter teilzunehmen.

Dr. Rieſer
wurde zum Kölner Oberbürgermeiſter ernannt
und tritt ſomit an die Stelle Dr. Adenauers,
der beurlaubt wurde.

Schmiergelder=Skandal bei der Poſt=
krankenkaſſe
.
Berlin. Durch Beamte der Kriminalpoſt=
dienſtſtelle
wurde der 2. Voxſitzende der Kran=
kenkaſſe
für Beamte der Deutſchen Reichspoſt im
Bezirki der Oberpoſtdirektion Berlin, Poſtſekre=
tär
Franz Kugler=Charlottenburg, verhaftet.
Außerdem wurden feſtgenommen deſſen Ehefrau,
ſowie der Dentiſt Willi Griebel und deſſen Ehe=
frau
. Ein Dentiſt, der Griebel und Kugler be=
ſchuldigt
hatte, ſeine Angaben aber widerrief,
als ihm von den beiden Verhafteten 35 000 RM.
Schweigegelder gezahlt wurden, wurde vorüber=
gehend
feſtgenommen und nach Ablegung eines
Geſtändniſſes wieder auf freien Fuß geſetzt. Kug=
ler
hat gemeinſam mit Griebel ſeit längerer
Zeit durch raffinierte Fälſchungen der Unter=
lagen
von der Poſtkrankenkaſſe und der Not=
ſtandsbeihilfe
der Deutſchen Reichspoſt Beträge
an Griebel auszahlen laſſen, ohne daß entſpre=
chende
Leiſtungen des Dentiſten Griebel vor=
lagen
. Den größten Teil der ſo vereinnahmten
Beträge hat Griebel an Kugler gezahlt. Die
Summe der veruntreuten Gelder dürfte ſich auf
etwa 75 000 bis 100 000 RM. belaufen. Die
Betrügereien erſtrecken ſich auf einen Zeitraum
von mindeſtens ſechs Jahren.
Schadenfeuer in einer Fabrik.
Dillenburg. Im Kreisorte Schönbach
entſtand in einer Fabrik, in der feuerfeſte
Steine hergeſtellt werden, ein Brand, dem die
Hälfte des Gebäudes zum Opfer fiel.
Bücherdiebſtahl an der Univerſität Göttingen.
Göttingen. In der Bibliothek des mathe=
matiſchen
Inſtituts wurde am Schluß des Se=
meſters
ein großer Bücherdiebſtahl entdeckt. Es
fehlen etwa 200 bis 220 Bände der Handbiblio=
thek
, wobei es ſich um die klaſſiſche Lehrbücher=
Bibliothek für Mathematik und Phyſik handelt.
Die Bücher ſind noch im Buchhandel zu haben
und jederzeit, allerdings unter Aufwendung er=
heblicher
Mittel, zu erſetzen. Bei der ſehr
ſtrengen Kontrolle müſſen die Diebe beſonders
raffiniert vorgegangen ſein.

Wann kann man den Zepp
in Friedrichshafen beſuchen?
Immer wieder kommen aus dem In= und
Ausland Anfragen an Zeitungsredaktionen und
Reiſebüros nach Möglichkeiten für die Beſich=
tigung
des Luftſchiffes Graf Zeppelin in
Friedrichshafen am Bodenſee. Für alle die in
dieſem Jahre die Abſicht haben, einen Abſtecher
nach der Geburtsſtätte des Zeppelins und dem
jetzigen Heimatort unſeres ſtolzen Zepp zu
machen, werden daher einige Angaben über die
Beſuchszeiten von Inkereſſe ſein. Nach Mittei=
lung
des Luftſchiffbau Zeppelin iſt der Graf
Zeppelin ſoweit er ſich nicht auf Fahrt befin=
det
, täglich von 8 bis 11 Uhr und 13 bis 17 Uhr,
an Sonntagen durchgehend von 8 bis 17 Uhr,
zu beſichtigen. Der Eintrittspreis, der gleichzei=
tig
zum Beſuch des Zeppelinmuſeums berechtigt,
beträgt 0,80 RM. Jedem 3000. Beſucher wird
ein Freiplatz auf einer kleineren Zeppelinfahrt
als Prämie gewährt.
Bisher 70 000 RM. Spenden für Neunkirchen
eingegangen.
Berlin. Nach einem von der Reichsge=
ſchäftsſtelle
der Deutſchen Nothilfe erſtatteten
Bericht ſind bisher Spenden für Neunkirchen
im Geſamtbetrage von rund 70 000 RM. einge=
gangen
. Die Notlage der Hinterbliebenen und
Verletzten erfordert jedoch erheblich höhere Be=
träge
. Einzahlungen können auf das Konto
Deutſche Nothilfe, Exploſionsunglück Neun=
kirchen
(Saargebiet), bei der Zentrale der
Deutſchen Bank und Diskonto=Geſellſchaft, Ber=
lin
, oder auf das Poſtſcheckkonto Berlin
Nr. 48 700, Deutſche Nothilfe, Exploſionsun=
glück
Neunkirchen (Saargebiet) weiterhin ge=
leiſtet
werden.
Paul v. Gentard wegen Deviſenvergehens
verhaftet.
Berlin. Der Kronzeuge des Bullerjahn=
Prozeſſes Paul von Gentard wurde von der
Zollfahndungsſtelle unter der Beſchuldigung,
Auslandsguthaben in der Schweiz und in Hol=
land
in Höhe von 1 Million RM. nicht ange=
meldet
und gleichzeitig Steuerhinterziehung be=
trieben
zu haben, dem Unterſuchungsrichter vor=
geführt
.

wo ſie mehr als 10 Monate lang in der Titel=
rolle
der Operette Die Dubarry mit ganz
ungewöhnlichem Erfolg aufgetreten war und
wo ſie ſeit ihrer Erkrankung von einer engli=
ſchen
Kollegin vertreten wurde, traf die Nach=
cicht
während der Abendvorſtellung ein und er=
regte
tiefe Beſtürzung. Es wurden Beileids=
telegramme
an die in Hamburg lebenden Ver=
wandten
der verſtorbenen Künſtlerin geſandt.
Am Tage des Begräbniſſes wird die Vorſtellung
ausfallen.

Reich und Ausland.
Vermißkes jugendliches Liebespaar.
Frankfurt a. M. Seit Montag, den
13. März, wird die 17jährige Ilſe Henning, in
Frankfurt a. M., Eſchenheimer Anlage wohn=
haft
, vermißt. Sie hat ſich am genannten Tage
nachmittags von zu Hauſe entfernt und iſt mit
dem 21jährigen Oberprimaner Walther Metzger
nach Mainz gefahren. Von Mainz haben die
beiden gemeinſchaftliche Abſchiedsbriefe an die
Eltern geſchrieben, in denen ſie mitteilten, daß
ſie gemeinſam aus dem Leben ſcheiden wollen.
Die Beſchreibung des jungen Mädchens: 17 Jahre
alt, etwa 1,70 Meter groß, dunkelblondes, ſtar=
kes
Haar, Bubikopf, graue Augen, kräftige, voll=
ſchlanke
Figur, gebogene Naſe, ſtarke Narbe am
Oberarm, ſpricht badiſchen Dialekt; bekleidet war
ſie mit braunen Halbſchuhen, braunen Strümp=
fen
mit Monogramm J. H., blau und weiß
meliertem, wollenem Kleid, dunkelblauem Man=
tel
, Mütze aus blauem Stoff, weiß eingefaßt.
Beſchreibung des Pxrimaners: 21 Jahre alt,
1,70 Meter groß, dunkle Haare, etwas ſüdlän=
diſcher
Typus, bekleidet mit braunen Touri=
ſtenſchuhen
, hellen Sportſtrümpfen, grauer
Knickerbockerhoſe, hellem Pullover und braunem
Rock, brauner Windjacke, trägt einen Ruckſack
und einen Photoapparat in braunem Lederetui
bei ſich, ſchwarze Baskenmütze. Um die In=
ſchutzhaftnahme
des jungen Mädchens wird ge=
beten
. Vermutlich hält ſich das junge Paar in
einer Stadt am Rhein auf

Der Geldraub war fingiert.
Frankfurt a. M. Der Lehrling, dem auf
dem Wege3 zum Poſtamt ein Beutel mit
550 RM. Bargeld geraubt worden ſein ſollte,
hatte geſchwindelt. Wie die Kriminalpolizei
feſtſtellte, iſt auch dieſer Raubüberfall, wie ſo
viele andere, fingiert geweſen. Bereits am Tage
vor der Tat hat ſich der Lehrling mit zwei
Freunden verabredet, wie ſie möglichſt unbe=
merkt
den Räubüberfall ausführen konnten. Sie
fuhren auf Rädern an das Poſtamt 10 und pro=
bierten
, ob die Sache auch klappte. Am nächſten
Tage, zu der verabredeten Zeit, folgten dem
Lehrling ſeine Freunde auf Rädern, überholten
ihn und nahmen ihm den Geldbeutel als
wenn es ein Staffettenſtab wäre ab und
fuhren davon. Die Beute teilten ſie ſich dann
im Stadtwald. Der Anſtifter, d. i. der angeb=
lich
Beſtohlene, hat bis jetzt von ſeinen Kom=
plizen
noch keinen Pfennig erhalten. Am Abend
der Tat beſuchten dieſe mehrere Weinlokale und
ſetzten ſo einen Teil des geraubten Geldes um.
Inzwiſchen ſind ſie jedoch feſtgenommen worden.
Ein Teil des Geldes konnte wieder herbeige=
ſchafft
werden. Die Täter ſind junge Burſchen
im Alter von 18 und 19 Jahren.

Der neue Kölner 9berbürgermeiſter.

700-Jahr=Zeier Marienwerders.

Das gewaltige Bauwerk, das der deutſche Ritterorden in den Jahren 1280 bis 1350
in Geſtalt von Kapitelsſchloß, Dom und Dansker ſchuf.
In dieſem Jahre ſieht die weſtpreußiſche Stadt Marienwerder auf ihr 700jähriges Beſtehen zurück.
Der Bautenkomplex des Deutſchen Ritterordens gehört mit ſeiner reinen Backſtein=Gothik
zu den köſtlichſten Baudenkmälern des deutſchen Oſtens.

Krebsheilung durch Schlangengifk?
Paris. In der Mediziniſchen Akademie
berichtete der Chirurg Prof. Goſſet über inter=
eſſante
Ergebniſſe zweieinhalbjähriger Verſuche
eines Pariſer und eines amerikaniſchen Arztes,
die in der bekannten Klinik Salpetriere zur Be=
kämpfung
des Krebſes durch das Gift der Kobra
gemacht worden ſeien. Durch Einſpritzung habe
man einen Stillſtand der Krebsgeſchwüre er=
reicht
und außerdem eine Milderung der Lei=
den
feſtſtellen können. Nach dem Vortragenden
erklärte Prof. Calmette ſich für eine Fortſetzung
der Verſuche und berichtete, daß er vor etwa
32 Jahren von einer Kobra gebiſſen worden
ſei. Nach dem erſten Schmerz ſei ſein Arm in
Anäſtheſie verfallen, ohne Lähmungserſchei=
nungen
aufzuweiſen.

Ein Tornado verheert den Mittelweſten
der Vereinigten Staaten.
New York. Wie aus Naſhville (Tenneſſes)
berichtet wird, hat ein Tornado zahlreiche Ge=
meinden
der Staaten Tennéſſee, Kentucki, Miſ=
ſourri
und Arcanſas zerſtört: 23 Perſonen wur=
den
getötet und 200 verletzt. 150 Häuſer und
zahlreiche Scheunen mit der geſamten Ernte
wurden vernichtet. Der Sachſchaden wird auf
300 000 Dollar geſchätzt.
Faſt 4000 Tote des letzten Erdbebens in Japan.
Tokio. Das japaniſche Außenminiſterium
teilt mit, daß bei der letzten Erdbebenkataſtrophe
in Japan 3915 Perſonen ums Leben gekommen
und vermißt worden ſind. Für die Wiederher=
ſtellung
der zerſtörten Gebiete wurden 10 Mil=
lionen
Yen zur Verfügung geſtellt.
werden noch vermißt.
Fünf Millionen Dollars für das kaliforniſche
Erdbebengebiet.
Waſhington. Der Senat nahm die
Vorlage an, die einen Hilfsfonds in Höhe von
5 Millionen Dollars für die kaliforniſche Erd=
bebenzone
vorſieht. Die Annahme der Vorlage
im Repräſentantenhaus iſt geſichert.

Die deutſche Schauſpielerin
Annie Ahlers in London geſtorben.
London. Die deutſche Schauſpielerin und
Sängerin Annie Ahlers iſt vorgeſtern abend in
einer Londoner Klinik plötzlich geſtorben. Sie
war vor kurzer Zeit erkrankt und fnach der Kli=
nik
gebracht worden. Im His Majeſtys Theatre,

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 16. März 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 75. Seite 9

geschichten aus adler Welt

Die Verräkerin der gorekto Höhe‟
freigeſprochen.
Abſchluß eines kragiſchen Romans des Weltkrieges.
Kampf eines Mädchens mit zwei franzöſiſchen Spionen.
Wegen Verrates zum Tode verurteilt. Nach 14 Jahren frei=
geſprochen
.
Jeanne Lalart, die in den franzöſiſchen Kriminalakten als
die Verräterin der Loretto=Höhe bekannt iſt, wurde jetzt von
dem Vorwurf des Kriegsverrates freigeſprochen, nachdem ſie
14 Jahre im Zuchthauſe verbracht hatte. Jeanne Lalart iſt die
Heldin eines tragiſchen Liebesromans, der im Weltkriege zur
Zeit der großen franzöſiſchen Offenſive vom 9. Mai bis zum
23. Juli 1915 bei Arras ſpielte. Die Loretto=Höhe, die ſeit dem
Oktober 1914 ſich in deutſchen Händen befand, war der Brenn=
punkt
dieſer gewaltigen Offenſive, die mit einer ſchweren Nieder=
lage
der Franzoſen und Engländer endete. Zur Vorbereitung
ihrer Offenſive hatten die Franzoſen mehrere Spione nach der
deutſchen Stellung geſchickt, um hier alle Munitionsdepots zu
vernichten und die deutſchen Truppen wehrlos zu machen. Zwei
Spione wohnten als Bauern verkleidet bei der Mutter der
Jeanne, die mit einem bayriſchen Soldaten Liebesbeziehungen
angeknüpft hatte. Die beiden Geheimagenten Frankreichs er=
zählten
in der Weinlaune großſpurig von ihrer wichtigen Auf=
gabe
, die ſie in den nächſten Tagen nach gründlicher Vorberei=
tung
durchführen wollten. Sie wollten in der Nachtzeit das
große Munitionsdepot ſprengen. Jeanne hörte die Mitteilungen
mit Entſetzen, denn bei dieſem Munitionsdepot war ihr Ge=
liebter
als Wachpoſten aufgeſtellt. Er mußte bei der Sprengung
ſein Leben verlieren. In ihrer Angſt um das Wohlergehen des
Geliebten teilte ſie der deutſchen Feldpolizei angeblich mit, wer
die Gäſte ihrer Mutter wären. In Wirklichkeit hatte aber die
Feldpolizei ſchon den wahren Charakter der franzöſiſchen
Bauern erkannt und rechtzeitig zugegriffen, bevor die Geheim=
agenten
Schaden ſtiften konnten. Nach dem Ende des Krieges
wurde gegen Jeanne Lalart das Verfahren wegen Landes=
verrates
eröffnet. Im Jahre 1919 wurde ſie nach kurzer Ver=
handlung
zum Tode verurteilt. Da aber ihr Verbrechen nicht
einwandfrei bewieſen worden war, und gegen die Feſtſtellung,
daß die Spione ohne ihre Mitwirkung entlarvt wurden, nicht als
unwahr bewieſen werden konnte, wurde die Verräterin der
Loretto=Höhe zu lebenslänglicher Zuchthausſtrafe begnadigt.
Jetzt, nach 14 Jahren, hatten die Beſtrebungen der Mutter um
ein Wiederaufnahmeverfahren Erfolg. Die Kriegspſychoſe, die
noch in den erſten Nachkriegsjahren herrſchte, hatte auch in
Frankreich einer ruhigeren Betrachtung der Verhältniſſe Platz
gemacht. In richtiger Würdigung aller Umſtände, die für die
geringe Schuld oder Unſchuld der Jeanne ſprachen, wurde die
Verräterin der Loretto=Höhe jetzt von der Anklage des Landes=
oder
Kriegsverrates freigeſprochen und ſofort aus dem Zucht=
haus
entlaſſen, in dem ſie 14 Jahre geſchmachtet hatte. Jeanne
Lalart war, als das erſte Urteil gefällt wurde, 20 Jahre alt,
denn ſie hatte ſich verliebt, als ſie 16 Jahre alt war. Sie hat
auch jetzt wieder erklärt, daß ſie alles getan hätte, um das
Leben ihres Geliebten zu retten, aber aller Maßnahmen durch
die Verhaftung der Spione rechtzeitig überhoben wurde. Die
Abſicht wurde aber nicht als Verrat angeſehen. In dem Zucht=
haus
iſt die angebliche Verräterin vollſtändig verfallen. Sie
macht den Eindruck einer alten Frau. Da ſie mit dem Leben
kein, Band verbindet, will ſie in Nancy in ein Kloſter gehen.
Einbruch des Abendlandes.
(br) Sofia. Durch einen Erlaß des Handelsminiſters iſt
Sofia in einem weſentlichen Punkt ſeines Charakters als halb=
orientaliſche
Stadt entkleidet worden. Am 28 Februar ſah
Bulgariens hauptſtädtiſches Geſchäftsleben noch ſo aus, wie vor
zehn oder fünfzig Jahren. Es gab keine Mittagspauſe, keinen
F=Uhr=Ladenſchluß und keinen Achtſtundentag, man konnte ſich
noch um 10 Uhr in der Nacht raſieren laſſen, konnte um 1 Uhr
mittags die verſpäteten Einkäufe fürs Mittageſſen machen und
gar die zahlloſen Buden auf der Straße, die eigentlich nur
Zeitungen und Zigaretten verkaufen. Am 1. März trat die neue
Arbeitszeitverordnung in Kraft und jedermann iſt unzu=
frieden
! Daß die Arbeitgeber es nicht gerne ſehen, wenn Ge=
ſellen
, Verkäufer und Lehrbuben pünktlich um 1 Uhr vom Ge=
ſchäft
weglaufen, erſt um 3,30 Uhr wieder antreten und um
7 Uhr abends die Arbeitsſtätte verlaſſen, iſt begreiflich. Bis
vor einigen Tagen betrug die normale Arbeitszeit 1012 Stun=
den
! Aber auch die Arbeitnehmer, die ſeit der Väter Zeiten
nichts anderes wußten, als den ganzen Tag pauſenlos auf der

Arbeitsſtätte zu verweilen, ſind nicht zufrieden. Was ſollen ſie
auch mit der 2½ſtündigen Mittagspauſe anfangen? Für das
Publikum, für die Käuferſcharen iſt die Neuordnung recht
unbequem. Man war es gewöhnt, daß man auf dem Nachhauſe=
weg
mittags und abends die Einkäufe beſorgte und brauchte
ſich nicht zu eilen, die Läden waren ja immer offen. Aber an
alles gewöhnt man ſich, auch an die neue Arbeitszeit bis
auf ein Gewerbe! Niemals wird es der Bulgare billigen, daß
die Buden an den Straßenecken auf gleicher Linie wie die Läden
behandelt werden. Dieſe ſchönen Buden, in denen alles feil=
geboten
wird, vor allem Zigaretten und Zeitungen und Brief=
marken
! Es iſt ein ungeheurer Eingriff in die Rechte des
Käufers, daß er nicht mehr damit rechnen kann, von 6 Uhr
morgens bis 11 Uhr nachts Zigaretten, Zeitungen, Schnür=
ſenkel
, Seifen, Spielkarten, Stempelmarken, Papier und Poſt=
karten
zu kaufen, wann und wo es ihm beliebt! Der jedem
Europäer ſelbſtverſtändliche Anblick geſchloſſener Läden um die
Mittagszeit und nach 7 Uhr abends iſt hier etwas Unerhörtes
und wird es lange bleiben. Und wenn der Herr Handels=
miniſter
nicht ganz ſtreng die Ausführung der Verordnung über=
wacht
, wird ſie, ganz orientaliſch, langſam und leiſe da und
dort durchbrochen werden . .. damit in einem Jahr Sofia das
alte, vertraute Ausſehen wieder gewinnt.
Splitker aus rumäniſchen Zeitungen.
(ht) Bukareſt. Das Ausland führt ſogar Lumpen nach
Rumänien ein. Die haben wir gerade nötig!
Das Parlament wird am 1. April d. J. geſchloſſen. Bravo!
Eine witzloſe Geſchichte ſoll man immer mit einem guten Witz
beenden.
Die meiſten Abgeordneten ſind über Sonntag zum Beſuch
ihrer Wahikreiſe abgereiſt . . . Müſſen die Leute einen Mut
haben!
Aus Sparſamkeitsgründen ſoll die Hälfte der Univerſitäts=
profeſſoren
ihr Amt nur noch ehrenhalber ausüben. Das wäre
doch eigentlich etwas für unſere Miniſter!
Der Analphabetismus hat in dieſem Jahre weitere Fort=
ſchritte
gemacht. Und dabei wird immer behauptet, daß auſ
allen Gebieten immer nur Rückſchritte zu verzeichnen wären.
In Amerika werden immer mehr Banken von der Kriſe
erfaßt. Bei uns iſt das zum Glück nicht mehr möglich.
Der Polizeibericht meldet, daß Einbrecher den Großen
Treſor der Popeſku=Bank erbrochen und 5000 Lei erbeutet haben.
Wir erwarten, daß die Bank ſofort die Polizei wegen Gefähr=
dung
des Kredits verklagen wird.
Klalſch um Shakeſpeare.
() London. Der Sänger, der Barde von Avon der
große Shakeſpeare würde ſich im Grabe umdrehen, wenn er
wüßte, daß man jetzt, nach ſo langer Zeit von den Schulden
und dem Schuldgefängnis ſeiner Anverwandten ſpricht. Die
Tantiemenfrage war damals noch nicht ſo weit gelöſt. Der
Barde hatte ſelbſt nichts und hinterließ auch nichts.
Und dieſer Zuſtand ſcheint bei ihm üblich geweſen zu ſein,
ebenſo wie in ſeiner ganzen Familie. Da hat man in Warwick
eine Menge Papiere gefunden, alte Mahnbriefe und Gerichts=
vollzieherſchreiben
, ferner Schuldakten und ähnliche Dinge. Und
da war auch ein Schreiben, wonach Henry Shakeſpeare im Jahre.
1539 vor den Richter kam, weil er einem gewiſſen John Blyth
zwei Ochſen ſchuldete oder den Betrag von 6. Pfund, 13 s.
und 6 d.
Das Pech wollte es, daß er im Schuldgefängnis auch noch
verſtarb und ausgerechnet an dem Tag, als das Geld aus einer
anderen Stelle einging, ſo daß man ihn an dieſem Tag hätte
freilaſſen müſſen.
Eine Schuldgefängnistragödie, wie ſie nicht unbekannt iſt
in England, in dieſem Falle bemerkenswert eigentlich nur da=
durch
, daß es eben ein Onkel des Barden von Avon war, der
hier dafür mit dem Gefängnis büßen mußte, daß er zwei
Ochſen nicht bezahlen konnte
Jage Löwen zuhauſe.
(hk) St. Louis. Vor ein paar Wochen wurde die Oeffent=
lichkeit
durch die Nachricht erregt, daß Denver Wright, ein ganz
vermögender Mann auf einer Inſel in Miſſouri, Löwenjagden
veranſtalten wollte. Iſt es ein Kunſtſtück Löwen zu jagen, wenn
die armen Tiere nicht ausreißen können? Daß der Löwe der
König der Tiere iſt, betrachtet man ſowieſo als ein Märchen
ſo verkrochen ſich auch die zu jagenden Löwen auf der Inſel
ſo, daß man ſie nur mit Mühe wieder fing, um ſie für den Tag
der Jagd bereit zu halten. Kurz vorher fanden ſich freilich ein

Neies Berfahfen zu Meberbeleſing Erlkfiukener.

Verunglückte, bei denen Wiederbelebungsverſuche nach dem
neuen Verfahren angeſtellt werden.
Ein amerikaniſcher Forſcher hat ein Verfahren erfunden, durch
das es möglich iſt, Ertrunkene oder Gasvergiftete auch dann noch
wieder zu beleben, wenn alle bisher gebräuchlichen Mittel ver=
ſagten
. Der Verunglückte wird auf eine Art;Wippe gebunden,
die die Blutzirkulation durch das Schaukeln in Gang bringt,
während ihm Sauerſtoff zugeführt wird.

paar Sheriffs ein, die die Löwen in den Käfigen mit ein paar
Schüſſen ſchmerzlos und ſicher ins Reich der Tiere im Jenſeits
beförderten. Einmal, weil man es für eine Gefahr für die Be=
völkerung
hielt, denn auch der feigſte Löwe kann in der Todes=
angſt
Unheil anrichten. Dann aber hielt man es auch für eine
Tierquälerei. Nun vernimmt man plötzlich, daß der Kaufmann
ſchon wieder ein paar Löwen gekauft hat, die nun für die nächſte
Jagd bereitgehalten werden. Sie ſoll mit Trägern und Treibern,
mit Negern und allem was dazu gehört vorgenommen werden.
Denver Wright will es ſich eben nicht ausredenlaſſen, daß man
auch Löwen zuhauſe jagen könne. Er läßt ſich die Sache etwas
koſten und er glaubt vor allem eine neue Mode für die
Staaten aufzutun. Der Himmel möge die Staaten vor dieſem
neuen Irrſinn bewahren.

Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lokterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf fede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II

30. Ziehungstag
14. März 1933
In der heutigen Schlußziehung wurden Gewinne über 400 Mark
2 Gewinne zu 3000 M. und 2 Prämien zu 500000 M. auf Nr. 275882
Ferner ſielen:
10 Gewinne zu 3900 M. 4760 69111 213181 318368 389696
14 Gewinne zu 2000 M. 8987 78392 180835 188161 293266 317934
886944
40 Gewinne zu 1000 M. 20970 31889 111693 129855 134680 149747
179138 210495 2331 10 2580 13 263785 279343 294840 295037 310696
318169 335373 339991 341826 366753
68 Gewinne zu 500 M. 12786 21230 34176 64257 75800 80361 83476
104848 131687 137309 148524 157777 1
275 207181 208150 951392
267705 272717 274019 277512 278491 278835 285246 293768 296788
300738 300 798 308057 322748 337621 364387 357578 384705 395254
Schlußprämien.
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei Prämien zu je 3000 RM
gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher Nummer in den
Abteilungen I und II:
4701 jai2i 15744 32496 34956 45483 48556 53282 56518 60606
71304 72312 79634 95704 102779 113272 161678 185389 177664
186773 187012 193633 209730 216890 231355 932385 934496 253427
255066 263008 264 158 270962 983944 289054 2894 14 292478 309222
310381 318705 323815 394347 331428 346194 351921 3586171 381818
885788 388182 380671 392034
Die Ziehung der 1. Klaſſe 41. Preußiſch=Süddeutſchen (267. Preu=
ßiſchen
) Staats=Lotterie findet am 21. und 22. Apkil 1933 ſtatt.

Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Bitte deutſch! ſagte Hanns=Joachim kurz: Zweimal ſechs
langgeſtielte Roſen, rot und weiß!
Beleidigt von ſo viel Sachlichkeit wandte ſich die Kleine ab.
Vierundzwanzig Mark, bitte.
Wieviel?! fragte der Darkehmer.
Vierundzwanzig Mark Reichsmark!
Er zahlte, nickte kurz das konnte ja reizend werden!
Mit einer Unterwürfigkeit, als ob der Maharadſcha von Jai=
pur
ſeinen Einzug hielte, riß der ſilberbetreßte Portier die Flügel=
tür
zu dem in Weiß und Gelb gehaltenen Speiſeſaal auf.
Neugierige, erſtaunte, entrüſtete Augenpaare muſterten den
Ankömmling.
Shocking! Affreux!
Ein Herr im gewöhnlichen, ganz gewöhnlichen dunkelblauen
Straßenanzug ... entweder war das ein Hinterwälder oder ein
Dollarmultimillionär! Eine dritte Möglichkeit gab es nicht, man
brüskierte die Mode nur dann, wenn man turmhoch über oder
unter ihren Trägern ſtand!
Kreuth, der von dem Aufruhr, den ſein Erſcheinen hervorge=
rufen
hatte, nichts bemerkte, ſah ſich ſuchend um
Ein kleiner, ganz kleiner heller Schrei.
Annemarie! Muttchen!
Mit wenigen Schritten ſtand er neben dem Tiſchchen, ſtreckte
den Damen beide Hände hin: Na, iſt mir die Ueberraſchung
geglückt? Und dann beugte er ſich nieder, küßte der alten Dame
die Wange.
Mein lieber, guter Junge!
Ganz blaß war das Annemarietſcherl geworden:
Achim!
Er hielt ihre Hand in der ſeinen:
Ein paar Roſen Herrgott, Herrgott, bin ich froh ..
Aber er vergaß, den Grund ſeiner Freude zu nennen ..."
Befliſſen ſchob der Kellner einen Stuhl heran, dienerte, legte
die Speiſefolge und Weinkarte vor.
Hanns=Joachim muſterte den in einer ziegelroten Liorce
ſteckenden Mann:
Suppe? Fiſch, Wo ſeid ihr denn, Muttchen? Beim
Zwiſchengericht. Schön, da halte ich gleich mit, nicht nachſervie=
ren
! Uind als Getränk. Gewitzigt durch ſeine Erfahrung in der
Blumenhalle, ſah er nach den Preiſen: Eine Flaſche Deides=
heimer
Herrgottsacker, man ſoll den deutſchen Weinbau unter=
ſtützen
.
Und wieder ein Kreuzfeuer aus neugierigen, erſtaunten, be=
wundernden
Augen, ein ganzes Brillantfeuerwerk ſchmachtender,
kokettierender, werbender Blicke. Zwei Namen, geflüſtert von
Tiſch zu Tiſch: Monſienr le Baron de Kreuth!
Der Beſitzer
von Wiener Blut,
(Fortſetzung folgt.)

Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
Roman von H. A. von Byern
(Nachdruck verboten!)
3).

Ach nee! Freuen Sie ſich denn?
Befehl, Herr Rittmeiſter! Wir werdens den verdammten
Franzmännern ſchon beſorgen!
Der Darkehmer ſchmunzelte.
Hören Sie mal, Wilhelm, das dürfen Sie aber nur denken,
nicht laut ſagen! Die Franzoſen ſind dort unſere Gäſte! Wenn Sie
ſich nun in ſo ne niedliche Kammerzofe aus Paris verlieben?
Befehl. Herr Rittmeiſter, das tu’ ich nich!!"
Na, na, warum denn?
Weil der Wilhelm holte tief Atem wie ein Schwimmer,
der untertauchen will, weil ich das nämlich ſchon bin!
Was denn? Verliebt?
Befehl! Im nächſten Jahr wollen die Johanna und ich
heiraten.
Die ... Mamſell?!"
Befehl! Aber nur, wenn ich bei dem Herrn Rittmeiſter blei=
ben
darf!
Und wenn das ... nicht ginge? fragte Kreuth leiſe.
Dann wirds niſcht, Herr Rittmeiſter!
Da lächelte Hanns=Joachim und dachte an die Stunde, in der
ihn ſein Burſche nach einem Sturmangriff aus dem Niemandsland
zwiſchen den deutſchen und franzöſiſchen Gräben geborgen hatte.
Iſt gut. Wilhelm. Es wird gehen, ſehr gut gehen, mit einer
entſprechenden Gehaltsaufbeſſerung. Ueber die reden wir noch.
Nur das eine bitte ich mir aus: Bei Ihrem erſten Jungen will ich
Pate ſtehen, der ſoll ſo ein treuer, famoſer Kerl werden, wie ſein
Vater! Abgemacht?
Befehl, Herr Rittmeiſter! ſagte der Wilhelm, hielt das
Steuer feſt und wiſchte ſich mit der freien linken Hand über die
Augen, in die ihm wohl ein Stäubchen geflogen war.
A votre ſervice, Monſieur! Lächelnd verbeugte ſich der Ge=
ſchäftsführer
des Hotels Stephanie‟
Von der Höhe ſeiner ſechs Fuß acht Zoll herab maß der Dar=
kehmer
das Männlein im Cut nach neueſtem Pariſer Schnitt.
Hörn Se mal, Verehrteſter, hier ſind wir in Deutſchland und
hier wird deutſch geſprochen! Die franzöſiſche Anrede verbitte ich
mir! Im übrigen wünſche ich zu wiſſen, in welchen Zimmern Frau
Joſefa von Kreuth und die Gräfin Rechberg=Eckartsau wohnen.
O bitte .. .", vollkommen aus der Faſſung gebracht, ſtarrte

der Betriebsleiter den Hünen an: Zimmer Nummer 43, 44, 45
... erſte Etage .. Verzeihung .. . Stockwerk.,
Kreuth ſchmunzelte.
Alſo zwei Zimmer, eines für mich im zweiten Stock, eines
für meinen Diener, möglichſt in der Nähe. Und ich wünſche keines=
falls
, daß die Damen von meiner Ankunft erfahren!
Sehr wohl, Herr ..
von Kreuth, beiße ich.
Außerordentliche Ehre, Herr Baron!
Den Baron können Sie ſich ſchenken.
Hanns=Joachim ſuchte ſein Zimmer auf
Nach einer guten halben Stunde betrachtete er ſein Spiegel=
bild
. Friſch raſiert, gebadet, tadellos ſaß der dunkle Sakkoanzug.
Herein! rief Kreuth, als es an der Tür klopfte.
Da ſtand der Kellner mit dem Anmeldezettel.
Wann wird denn zu Abend gegeſſen?
Hat ſoeben begonnen.
Schön. Sind Frau von Kreuth und die Gräfin Rechberg auch
dort?"
Sehr wohl ... ich glaube ..
Dann führen Sie mich mal an die Stätte der allgemeinen
Abfütterung. So, hier iſt der Zettel.
Es war eine Wanderung durch ein Labyrinth von Gängen bis
zu der großen Halle.
Na nu‟ Hanns=Joachim ſah ſich erſtaunt um. Das iſt wohl
hier ſo ne Aut Bazar oder Warenhaus?
Der Kellner lächelte geſchmeidig. Den Gäſten ſollen möglichſt
im Hauſe ſelbſt alle Bequemlichkeiten geboten werden. Die Läden
in den Paſſagen und unter den Kolonnaden ſind an private Ge=
ſchäftsleute
vermietet worden."
Koloſſal! Der Darkehmer blieb vor dem durch ein Draht=
gitter
geſicherten Auslagefenſter einer Juwelierfirma ſtehen. Da
flammten auf pfirſichblutfarbenem Samt drei Reihen waſſerklarer,
bläulich iriſierender Brillanten.
Occaſion! 350 000 RM.
Netter Gelegenheitskauf! dachte Kreuth und trat in einen
Blumenverkaufsſtand. Die wie ein Mannequin aus einem der gro=
ßen
Schneiderateliers der Rue de la Paix herausgebrachte Ver=
käuferin
lächelte zuckerſüß.
Monſieur?

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 75

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 16. März 1933

Stadr SalerTiaSadſtett

Handball.
SV. 98 Darmſtadt Sb. Mannheim=Waldhof.
Als vorletztes Spiel um die Süddeutſche Meiſterſchaft ( Weſt=
gruppe
) tragen die 98er am kommenden Sonntag den Rückkampf
gegen den Rheinmeiſter SV. Mannheim=Waldhof aus. Die
Waldhöfer ſtehen zurzeit mit 4 Punkten Vorſprung an der Spitze
der Tabelle. Es iſt anzunehmen, daß dieſer Vorſprung zur Mei=
ſterſchaft
der Weſtgruppe ausreicht, da die Darmſtädter bzw. die
Schwanheimer nur dann die gleiche Punktzahl wie der Rhein=
meiſter
erreichen könnten, wenn dieſer die beiden noch ausſtehen=
den
Spiele in Darmſtadt und auf eigenem Platz gegen den Main=
meiſter
verlieren würde. Das bevorſtehende Spiel wird alſo der
Waldhofmannſchaft ſchon dann endgültig den Meiſterſchaftstitel
verſchaffen, wenn ſie es fertig bringt, die Lilienträger auf eige=
nem
Platze zu ſchlagen oder zumindeſt ein Unentſchieden heraus=
zuholen
.
In Darmſtadt wird man mit großem Intereſſe dem Antreten
des Rheinmeiſters entgegenſehen. Wohl keine ſüddeutſche Ver=
einself
hat es in den letzten Jahren verſtanden, ſich in ſolch kurzer
Zeit einen Namen zu ſchaffen wie die Waldhöfer. Die unter Lei=
tung
des Sportlehrers Tauchert ſtehenden Gäſte haben ſchon in
den diesjährigen Verbandsſpielen der Gruppe Rhein berechtigtes
Aufſehen erregt, und zwar hauptſächlich dadurch, daß ſie faſt jedes
Verbandsſpiel zweiſtellig gewannen. So kamen ſie trotz hart=
näckiger
Gegenwehr des vorjährigen Meiſters, VfR. Schwanheim,
unangefochten zur Gruppenmeiſterſchaft mit einer Torausbeute,
die auf der Aktivſeite mehr als 220 Tore aufzuweiſen hat. In
den Spielen der Weſtgruppe ſpielten die Waldhöfer bisher die
gleiche hervorragende Rolle. Nach dem 5:3=Sieg in Schwanheim
gelangen der ſenſationell wirkende Sieg gegen die 98er in Wald=
hof
mit 10:4 und zwei außerordentlich hohe Reſultate gegen den
Saarmeiſter (15:3, 17:2). Die Spielſtärke dieſer Elf ſpiegelt ſich
in dieſen Reſultaten derart, augenſcheinlich wider, daß ſich alle
weiteren Ausführungen erübrigen. Man, wird geſpannt ſein
dürfen, wie ſich der vielgerühmte Waldhofſturm unter der Füh=
rung
ſeines Mittelſtürmers Spengler, der beim Pokalendſpiel in
Leipzig am vergangenen Sonntag die ſüddeutſchen Farben ſo her=
vorragend
vertreten hat, in Darmſtadt ſchlagen wird.
Was bedeutet das Spiel für die 98er? Wenn auch die Aus=
ſichten
auf die Meiſterſchaft nur noch äußerſt gering ſind, ſo gilt
es doch, zu zeigen, daß der Unterſchied in der Spielſtärke nicht ſo
groß iſt, wie aus dem Reſultat des Vorſpieles geſchloſſen werden
tönnte. Man wird der Sportöffentlichkeit zu beweiſen haben, daß
man auch noch in Darmſtadt Handball zu ſpielen verſteht. Wir
hoffen daher, daß ſich die Lilienträger mit voller Kraft dafür ein=
ſetzen
, die Scharte des Vorſpiels auszugleichen. Wenn nicht alle
Anzeichen trügen, wird ſich das Spiel gegen den Rheinmeiſter zu
einem Großkampf geſtalten, deſſen Ausgang für Darmſtadt als
Handballhochburg von großer Bedeutung ſein wird. Spielbeginn
3 Uhr.
Fußball.
Union WiehauſenGermania Bieber 2:1 (0:0).
Bei ſchönem Fußballwetter ſah man ein faires und inter=
eſſantes
Treffen. Beide Mannſchaften zeigten großen Eifer und
ſolides Können. Es iſt erſtaunlich, wie ſich die jungen Union=
ſpieler
in letzter Zeit herausgemacht haben. Die Mannſchaft
zeigte tadelloſes Zuſammenſpiel und beherrſchte auch während
des ganzen Spieles das Feld. Die Gäſte verſtanden ſich im
Sturm nicht recht und wurden dadurch ſelten gefährlich. Trotz
zahlreicher Torgelegenheiten des Platzbeſitzers ging es torlos in
die Pauſe. Nach dem Wechſel drehten beide Mannſchaften noch=
mals
mächtig auf und der Torhüter der Gäſte hatte bange Minu=
ten
zu überſtehen. Endlich gelangt Union kurz hintereinander
durch Arheilger und Jakobi zu zwei ſchönen Erfolgen. Bieber
konnte kurz vor Schluß den Ehrentreffer erzielen. Schiedsrichter
leitete einwandfrei.
Radfahren.
Zuverläſſigkeitsfahrt für die Jugend (14 bis 18 Jahre)
Der erſte Schritt Dürkopp.
Der Bund Deutſcher Radfahrer hat den Jugend=Wettbewerb
Der erſte Schritt Dürkopp dem Velociped=Club Darmſtadt e. V.
zur Ausrichtung übertragen. Dieſe Zuverläſſigkeitsfahrt. zu wel=
cher
alle Jugendlichen im Alter von 1418 Jahren zugelaſſen
ſind, einerlei, ob ſie einem Radfahrer=Verein angehören oder
nicht, findet am Sonntag, den 23. April 1933, vormittags 8 Uhr,
auf der bekannten Rundſtrecke. Rund um Kranichſtein (31,5 Kilo=
meter
) ſtatt. Die Zuverläſſigkeitsfahrt iſt eine Vorentſcheidung
zu der am Sonntag, den 3. September, in Berlin ſtattfindenden
Endentſcheidung. Gleichzeitig gilt dieſe Vorentſcheidung als Lei=
ſtungsprüfung
für den Erwerb des Deutſchen Radſport= Jugend=
abzeichens
. (Bedingung: 15 Kilometer in 45 Minuten.) Mel=
dungen
unter Beifügung der Einverſtändniserklärung der Eltern
ſowie 0,50 RM. Meldegebühr bis zum 15. April an den Sport=
ausſchuß
=Vorſitzenden Ernſt Jakobi, Darmſtadt, Waldſtraße 34 I.,
oder Montags ab 7 Uhr Turnhalle der Ludwigs=Oberrealſchule
am Kapellplatz.

Main=Rhein=Gan Deutſche Turnerſchaft.

Das Arbeitsprogramm für 19. März.
Verzeichnete das Arbeitsprogramm der letzten beiden Sonn=
tage
eine weniger reichhaltige Veranſtaltungsfolge, ſo wird der
kommende Sonntag wieder eine deſto ſtärkere Betonung der Brei=
tenarbeit
finden. Die Turnerinnen treffen zu einem Lehrtag in
Darmſtadt (Tgde.) zuſammen. Das Uebungsgebiet iſt ganz auf
die Groß=Turnveranſtaltungen, Gauturnen in Walldorf und DT.=
Feſt in Stuttgart, eingeſtellt. Infolge der reichhaltigen Turn=
folge
iſt die Fachleitung des Frauenturnens, entgegen der ſeither
üblichen Gepflogenheit, nur den Vormittag auszufüllen, gezwun=
gen
, auch noch die Nachmittagsſtunden für die turneriſche Arbeit
auszuwerten. Für die geübteren Turner findet ebenfalls ein
Uebungstag im Turnhauſe der Tgde Darmſtadt ſtatt. Die letzte
Fachtagung eines Uebungszweiges iſt der in Arheilgen ſtatt=
findende
Gauſchwimmertag, auf welchem die Gau=Schwimm= und
Waſſerballordnung einer eingehenden Ueberprüfung unterzogen
werden ſoll. Rechnet man noch den am Samstag abend ſtattfin=
denden
Lehrgang für Vorfechter und Kampfrichterausbildung
hinzu, ſo kann man wirklich von einem reichhaltigen Uebungs=
programm
ſprechen. Von Vereinsveranſtaltungen dürfte das
Werbe= und Schauturnen des Tv. Vorwärts Langen, zu welchem
die beſtbekannteſte Kunſtturnriege (Jahnriege) der Tgde. Ein=
tracht
Frankfurt verpflichtet iſt, weit über den Rahmen einer
nur örtlichen Veranſtaltung hinausgehen.
Schwerakhletik.
Der Deutſche Athletik=Sportverband 1891 (D.A.S.V. 1891)
in Vorbereitung auf die Europa=Meiſterſchaften
und die Olympiade 1936 in Berlin.
Es werden wohl jedem Sportanhänger noch die Erfolge in
Los Angeles in beſter Erinnerung ſein, wo die Schwerathleten
mit einer kleinen Expedition die meiſten Punkte für Deutſchland
zu verzeichnen hatten. Es hatte der D.A.S.V. 1891 ſchon Jahre
vorher, ſich ſeiner Kampfſtärke bewußt, darauf eingeſtellt, ſeine
Leute für dieſes internationale Feſt zu ſtählen und vorzube=
reiten
. Es wurden in jahrelangen Kampfen hauptſächlich im
Stemmen und Ringen immer wieder die Beſten zu einem Stell=
dichein
geladen. Beſonders groß war daher die Enttäuſchung, als
bei Zuſammenſetzung der deutſchen Vertretung die Schwerathleten
in ihrer Riegenſtellung arg beſchnitten wurden. Es mußten hier
ſehr ausſichtsreiche Leute feuchten Auges zurückgelaſſen werden,
während man bei anderen Sportarten bei der Zugeſtehung der
Anzahl der Teilnehmer nicht ſo zurückhaltend war. Wie dem auch
jetzt ſei, es iſt geſchehen. Der Reichsausſchuß wird daraus die
Lehre gezogen haben, und es ſollen Verärgerungen beiſeite blei=
ben
. Bei dem letzten Länderkampf in Köln gegen Schweden hat
Deutſchlands Ringerelite wieder ihre Erfolge unterſtrichen.
Es läßt ſich auch der D.A.S.V. in ſeinen Beſtrebungen durch
Hintanſetzung nicht beirren. Er iſt ſich ſeiner Kampfſtärke für die
Olympiade 1936 in Berlin bewußt. Schon jetzt beginnen als Vor=
bereitungen
dazu wieder Kämpfe innerhalb des Kreiſes Mittel=
rhein
, die der Schulung der Kämpfer dienen. Es werden die
Beſten zuſammengeholt und zu Mannſchaften zuſammengeſtellt, die
ſich gegenſeitig Kämpfe liefern. Es werden ſich dabei in erſter
Linie die national und international erprobten und bewährten
Sportler mit der heranwachſenden Jugend meſſen, denn durch die
Vorbereitungen und Mannſchaftskämpfe hat ſich auch ein Nach=
wuchs
herausgebildet, der den alten Kämpen nicht viel nachſteht,
ja vielfach ebenbürtig iſt.
Die Kämpfe, die mit dem erſten Sonntag im April ihren
Anfang nehmen, ſind auf das ganze Kreisgebiet verteilt und wer=
den
in Kreisregie abgehalten. Das erſte Treffen findet in Mainz
ſtatt. Die Auswahl iſt bereits getroffen. Die weiteren Kampf=
orte
ſind noch nicht beſtimmt, werden aber jedenfalls Kreuznach,
Darmſtadt. Neu=Iſenburg oder Hanau, oder deſſen Umge=
bung
ſein. Die genauen Termine ſtehen noch nicht feſt, da auf
die Kämpfer, die in den Gruppenkämpfen ſtehen, Rückſicht genom=
men
werden muß. Sobald ſie feſtſtehen werden ſie an dieſer
Stelle veröffentlicht. Die Anhänger und Freunde des ſchwerath=
letiſchen
Sportes werden, bei dieſen Kämpfen nur die Elite des
Mittelrheinkreiſes zu Geſicht bekommen und ſich von dem Können
jedes Einzelnen und der intenſiven Ausbildung der Auserwählten
überzeugen können. Aus dieſer Paarung werden ſich dann die
Beſten herausſchälen, die dann im Kampf mit den Beſten der
übrigen Kreiſe zuſammentreffen. Denn für den D.A.S.V. 1891
muß auch jetzt die Loſung ſein: In Anbetracht ſeiner Stärke, nach
zielbewußter Ausbildung, mit voller Riegengeſtellung, die beſten
Kräfte in den olympiſchen Kampf auf deutſchem Boden für Deutſch=
lands
Farben zu entſenden.

Gegen Tendenzmeldungen in der ausländiſchen Preſſe, wonach
die Olympiſchen Spiele 1936 in Deutſchland nicht zur Durchfüh=
rung
kommen würden, wendet ſich energiſch Dr. Lewald, der Prä=
ſident
des Deutſchen Reichsausſchuſſes für Leibesübungen.
Einen neuen Weltrekord im Gewichtheben ſtellte der Oeſter=
reicher
Janiſch im beidarmigen Reißen der Federgewichtsklaſſe mit
97,5 Kg. auf.

Adolf Hikler empfängt das AdAC.-Präſidium.
Der Sport eine große nationale Aufgabe.
Reichskanzler Hitler hat am Dienstag nachmittag das Präſi=
dium
des ADAC. in München, wo er ſich zurzeit aufhält, emp=
fangen
. Er legte dem Präſidenten Fulle, dem Sportpräſidenten
Kroth und dem Vizepräſidenten Filſer in großen Zügen ſeine
Auffaſſung über die Bedeutung des deutſchen Kraftfahrweſens
dar. Seine Ausführungen haben bewieſen, daß der Reichskanz=
ler
, der ſelbſt ſeit Jahren Mitglied des ADAC. iſt, die Entwick=
lung
des deutſchen Kraftfahrweſens und des deutſchen Kraftfahr=
ſports
mit größter Aufmerkſamkeit verfolgt hat und in Anbe=
tracht
der Wichtigkeit und Bedeutung dieſes Wirtſchaftszweiges
alles tun will, um ihn zu neuer Blüte zu bringen.
Es ſei ſelbſtverſtändlich die Pflicht eines jeden Deutſchen
das deutſche Fabrikat zu fahren. Sein beſonderes Augenmerk
wendet der Reichskanzler der Löſung der Steuerfrage zu. Mit
Begeiſterung ſprach Adolf Hitler vom Sport, in
dem er neben dem erzieheriſchen Moment eine große nationale
Aufgabe ſieht.
Die Ausführungen des Herrn Reichskanzlers waren getragen
von dem unerſchütterlichen Glauben an die innere Kraft des
Volkes.

Im Berliner Länderſpiel zwiſchen Deutſchland und Frankreich
wird vorausſichtlich keine Rundfunkübertragung erfolgen, weil ſich
zahlreiche Vereine beim DFB. gegen die Uebertragung, die ſie
als unliebſame Konkurrenz anſehen, beſchwerten.
Die ſüddeutſche Rugby=Meiſterſchaft wurde jetzt durch Be=
ſchluß
des Verbandsvorſtandes der RG. Heidelberg zugeſprochen,
die nach Abſchluß der Vorrunde vor dem Frankfurter TV. 1860
und dem Cannſtatter RC. ungeſchlagen führt. Die Rückrunde fin=
det
nicht mehr ſtatt.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 16. März
9.00: Schulfunk: Bilder aus Alt=Frankfurt.
15.30: Stunde der Jugend: Anekdoten und Luſtiges vom Fußball=
ſpiel
und von Fußballſpielern. Beſuch auf der Vogel=
beobachtungswarte
am Berger Hang, einer Zweigſtelle der
Staatlichen Vogelwarte Helgoland.
17.00: Wiesbaden: Konzert des Städt. Kurorcheſters.
18.25: Deutſchlands Not und die Not des deutſchen Kunſthand=
werks
. Ein Geſpräch des Kunſtgoldſchmiedes K. B.
Berthold mit einem Laien.
18.50: Dr. phil. Artur Kreiner: Modernes aus der Geſchichte.
19.20: Prof. Dr. Behrmann: Neues aus aller Welt.
19.30: Kleine Stücke für Violine, geſpielt von Prof. Frydberg,
Am Flügel: A. Haagen.
20.00: Stockholm: Schwediſche Volksmuſik.
20.35: Mannheim: Die goldenen Schuhe. Komiſch=phantaſtiſche Oper
von Tſchaikowſky.
22.05: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.20: Bunte Stunde.

Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 16. März
9.00: Frankfurt: Schulfunk: Alt=Frankfurt. Streifzug durch eine
Stadt.
10.10: Schuffunk: Ein Mikrophonbeſuch in einem neuzeitlichen Fern=
ſprechamt
.
15.00: Muſikaliſche Kinderſtunde: Wir ſpielen von Hörkindern
erfundene Spiele.
15.45: Rilke: Geſchichten vom lieben Gott.
16.00: Dr. Gertrud Haupt: Vorſchau auf die Berliner Ausſtellungs
Die Frau.
16.30: Berlin: Lachmittagskonzert.
17.10: Prof. Dr. Dietrich: Philoſophiſche Arbeitsgemeinſchaft.
17.30: Tägliches Hauskonzert: Oeſtliche Volksmuſik.
18.00: Dr. Haushofer: Schickſale der Auslandsdeutſchen in Rußland.
18.30: Kapellmeiſter Snaga u. Mitw.: Collegium muſicum. Aus der
Entwicklung der Marſchmuſik.
19.00: Dr. Günther: Deutſch für Deutſche AAnfangsgründe).
19.30: Das Gedicht.
19.35: Stunde des Landwirts.
20.00: Berlin: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Adalbert Lutter.
20.35: Köln: BrahmsBeethoven. Ausf.: Funkorcheſter. Soliſtin?
Eily Neu (Klavier).
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Die Boheme.
Weikerbericht.
Das heranrückende Tiefdruckgebiet führt allmählich auch bei
uns zu einem Abbau des hohen Druckes. Vom Ozean her ge=
langt
unter zunehmender Lufterwärmung feucht=milde Luft nach
dem Kontinent, die vereinzelt zu Niederſchlag führen wird.
Ausſichten für Donnerstag, den 16. März: Teils dunſtig und be=
wölkt
, teils aufheiternd, vorerſt noch meiſt trocken.
Ausſichten für Freitag, den 17. März: Zunahme der Bewölkung,
mild, vereinzelte Niederſchläge.

Hauptſchrifileitung: Rudolf Mauve
Verantworilich für Politiſk und Wiriſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wilih Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

R

Zum Beſuch von
Privatkundſchaft
eingeführte
Briitier
Deikakeß=
Menſat
geſucht. Magdeburg
Schließfach 6. (3684

UIEIBLICH

In guten Haushal
(2 Damen) ſelbſtän=
dige
ältere Stütz
für Küche u. Haus
arbeit zu baldigem
Eintritt geſ. Große
Wäſche außerhalb.
Langj. Zeugn. Bed.
Ang. u. J. 227 Gſch

Eriſtenz!
Fabrikat.=Patent
ein. tägl. Bedarfs=
art
., bei Behörden
uſw. eingeführt, iſt
für Heſſen u. günſt.
Beding, zu verkauf.
Chem. Art., große
Gewinnchance,
leichte Selbſtherſt.
Etwas Kap. erford.
Geeign. f. penſ. Be=
amte
. Näh. u. Off.
J. 246 a. d. Geſch.*

Gut empfohl. jung.
Mädchen wöch. 3
2 Stunden geſucht.
Näheres: Hinden=
burgſtraße
49.

WElBLICH

Jung. anſt. Mädch.,
ſchulfrei, ſucht ab 1.
April f. nachm. Be=
ſchäftigung
. evtl. zu
Kindern. Angeb. u.
J. 236 a. d. Gſchſt.*

Fleiß. Mädch. ( Voll=
waiſe
) ſucht f. ſof
Stell. i. Jugenheim
o. Umg. Gt. Zeugn
vh. A. g. Taſch.=G.
Ang. u. J. 242 Gſch.*

Kaufmanns=Tehrling
für Büro und Laden ſofort geſucht.
Lebenslauf mit Zeugnisabſchriften u.
T 250 an die Geſchäftsſt. (3691b

Hauskochter-
ſtelle
z. 1. 4. 33 ſucht
20jähr. Mädel. Ly=
ceum
=Bild., Näh=
u
. Kochkenntn. vor=
hand
. Fam.=Anſchl.
u. Taſchengeld erw.
Angeb. unt. J. 212
8b)
I. d. Geſch.

Gebild. Fräul.
1 Jahre,
ſucht Stelle, als
Stütze od. Beſchlie=
ßerin
per 1. 4. 33.
Angeb. unt. J. 239
a. d. Geſchäftsſt.

Aelt, ſol. Mädchen
ſucht bei ält. Ehep.
od. alleinſt. Dame
Stell. z. 1. 4. ev. ſof
Off. u. J. 244 Gſch.*

Heinrichſtr. 11
Sonnige, neu her=
gericht
. geräumige
5=Zim.=Wohng. im
2. Stock preiswert z
vermieten. Näheres
i. 1. Stock: Andreß.
52a)

5=Zimm.=Wohnung
o. Bd., ſchön, ſonn.,
4. zu vermiet.
Näh. Roßdörferſtr
35, pt., v. 910 U.

Sichere Existenz
durch Uebernahme der Generalvertretung unserer patent-
amtl
. geschützten Reklamenezheit für Hessen. Erforderl.
3000. Mk. Interessenten erfahren Näheres durch Rechts-
anwalt
Haucke am Freitag und Samstag im HIotel/Eliſabethenſtr. 29, I. ſind 2 gr. Zimmer
Holdene-Kroneß.Darmstadt.

5-Zim.-Wohng.
Roßdörferſtr. 72, pt.
(anzuſ. zw. 11 u.
1 u. 3 u. 5 Uhr),
Roßdörferſtr. 72, I.,
per 1. April 1933.
Näh. weg. Beſichtig.
und Preis durch den
Darmſtädter
Hausbeſitzer=Verein
Telefon 560. (216a

Schöne, ſonnige
4=Zim.-Wohn.
an ruhige Leute zu
vermiet. L. Kaiſer,
Lichtenbergſtr. 54,
Ecke Wenckſtraße.

Schöne, abgeſchloſſ.
3=Zim.=Wohnung.
Balkon, 2 Manſd.=
Zim. uſw. bis 1. 4.
oder 1. 5. zu verm.
Georg Schüßler,
Alsbach a. d. B.,
Ludwigſtraße 10.
(3629b)

Einf. möb. Zim.
ev. als Schlafſtelle
z. vm. Näh. Gſchſt.

Die großen
Anstrengungen
des Spezial-Geschäftes
Geiger & Günther finden ihren
besonders auffälligen Aus-
druck
in den modernen
Herren-Oberhemden zu Mk.
2.90 3.50 u. 5.50
Sehen Sie sich diese Hem-
den
einmal an und Sie wer-
den
und bleiben Kunde von
GeigeraGünther
Darmstadt, Ludwigstraße 17
3686)

Taunusſtr. 10, III. Gt. Koſt u. Wohng.
ſchön möb. Z. z. v. f. jung. Mann bill.

Hügelſtr. 4, II., g. m.
Z. m. el. L. z. vm.
(3586a)

Nd.Ramſt. Str. 36, II.
gut möb. Zim. 3

Geräum. 8=Zim.=Wohn.
mit Dampfheizung u. Garage, großen
Boden= u. Kellerräumen, f. alle Zwecke
(Praxis, Penſion, Büros uſw. geeign.,
z. 1. April zu vermieten. Waldſtraße 49,
bei Beſſunger. Telfon 662.
302b

66794mit ſep. Eing., für Büro z. vm. (1836a

Heinrichſtraße 69.
(3606b)

Bleichſtraße 37, II.
möbl. ſonn. 3., neu=
herger
., bill. z. vm.*

Möbl. Zimmer ſof.
od. 1. April z. vm.
Halteſt. d. El. Hein=
richſtr
. 104, Jäger.

Liebigſtr. 35½, pt.
2 möb. Zimmer
ev. Wohn= u. Schlaf=
zimmer
, ab 1. April
zu vermieten.

Sonniges
ſchön möbl. Zimmer Balkon (Südſeite),
elektr. Licht, Schreibtiſch, in ruh. Villa
auf 1. April z. vm. Herrngartenſtr. 33.*
Großes, ſonniges
2-Zim.-Wohng.
guf möbl. Zim.ſper alsb. zu verm.
mit 2 Fenſt. .=/Eliſabethenſtr 42.*
Schrank u. Schreib=
tiſch
p. 1. 4. 33 pr.=12 Zim. m. Küche
wert z. vm. Näh.; per 1. April z. vm.
Eliſabethenſtr. 51.
Näh.: Hobrechtſtr.
part. rechts. *Nr. 10, pt. (3694

Grafenſtr. 16, II., möb.
W.=u. Schlz., .=B.*

Aliceſtr. 8, I. möbl.
3. m. o. oh. Penſ.*

Zimmer=
Wohnun=
in
beſſ. iſraelit.
Hauſe mit Bal=
kon
, Zentralhzg.
uſw., möbliert
oder unmöbliert,
Wilhelmſtraße
3u vermieken.
Offert. u. J. 240
an die Geſchäfts=
ſtelle
d. Bl. (3681

Leere Zimmer

Gr. leer. Zim.
an berufst. Dame
o. z. Unterſt. v. Möb.
z. vm. Anzuſ. 89
vorm. Näh. Geſchſt.
(*mdg)

Wohnung
(parterre)
in Eberftadt
4 grß. Zim. etc.
zum 1. April 33
zu verm. (3658
J. Hilſz, G.m.b.H.
Heidelbergerſtr. 1.

Sehr ſchöne
Werkftäfte
zu jedem Zweck ge=
eignet
, ev. m. 2=3.=/1 vermieten. (3659
zu vm. Eliſabethen=
ſtr
. 42. Laden. (*dg.

Sie rasieren sich wundervoll
mit dieser le hauchdünnen
frif
SPEC/ALKLINGE
Blau-Weiß - hn 0.45.
Rot- Weiß 1 2h O.95
Stück
Schwarz-Weiß
1.50
und dem neuen
Bakelit-Rasierapparat zu 0.50,
Parftlmerie FRANK.
nur Elisabethenstraße 9.


Wercedes-Benz Typ 170
1,7 Ltr., 7/32 PS, Schwingachsen und
Schnellgang Nochnicht abgenommen;
umständehalber gegen einige Hundert
Mark Abstand weiterzuverkaufen.
Ang. unt. J241 a. d. Geschäftsst (3678

Billige Kerzen!
St. 8er nur 7.
3 St. 8er nur 20 3
Neu: Jed. Stück iſt
mit einem Patent=
Fuß verſehen und
ſteht ohne Leuchter.
Seiſen=Lehner
Waldſtr. 9. Tel. 215
(176a) 2 Läden
in Eberſtadt
1 u. 2 Schaufen=
ſter
, ſofort zu
Wohng., p. alsbald// J. Hilſz, G.m.b.H.
Heidelbergerſtr. 1. [ ][  ][ ]

auch bei
her ge=
Luſt nach
g und be=
wölkun

Reicd ud
Böhnanni
Bautefi ſüe

Heif
FP1I0

Leuchte

Nummer 25
Darmſtadter

Donnerstag, 16. März

Der deutſche Außenhandel im Februar.

Finfuhr 347 Millionen. Ausfuhr 374 Millionen Mark. Beſſerung des Ausfuhrüberſchuſſes
gegenüher Januar um 4 Millionen Mark.
27 Millionen Mark deutſcher Ausfuhr- Berliner und Frankfucker Effekkenbörſe.
Im Gegenſatz zu den zuverſichtlichen Erwartungen des Vor=
börſenverkehrs
machte, ſich zum geſtrigen Berliner Börſen=
überſchuß
.
beginn eine gewiſſe Unſicherheit fühlbar, die ſich dann im Börſen=

Im Februar beträgt die Einfuhr 347 Mill. RM. die Aus=
fuhr
374 Mill. RM.; der Ausfuhrüberſchuß beziffert ſich mithin
auf 27 Mill. RM. gegen 23. Mill. RM. im Januar.
Nach den abſoluten Ergebniſſen iſt im Februar die Einfuhr
um 21 Mill. RM., die Ausfuhr um 17 Mill. RM. geringer aus=
gewieſen
als im Januar. Bei der Wertung dieſer Ergebniſſe iſt
jedoch zu berückſichtigen, daß der Februar ds. Js. zwei Werktage
weniger als im Januar umfaßt und mit einem entſprechenden
Ausfall zu rechnen war. Vergleicht man die Ergebniſſe nach dem
Werktagsdurchſchnitt in dieſen beiden Monaten, ſo ergibt
ſich für die Einfuhr eine Zunahme um 2,3 v. H., für die Ausfuhr
ſogar um 3,7 v. H. Denn in der Einfuhr iſt der Werktagsdurch=
ſchnitt
von 14,14 Mill. RM. im Januar auf 14 47 Mill. RM. im
Februar, in der Ausfuhr von 15,02. Mill. RM. auf 15,57 Mill.
RM. geſtiegen. Dieſe Zunahme des Werktagsdurchſchnitts der
Ein= und Ausfuhr vom Januar zum Februar entſpricht der Be=
wegung
im vergangenen Jahr; bei der Ausfuhr iſt dieſe Zunahme
ſogar etwas ſtärker (damals nur 3,2 v. H.) bei der Einfuhr da=
gegen
ſchwächer (damals 4,2 v. H.) als im Schaltjahr 1932
Von dem nach den abſoluten Ergebniſſen um 21. Mill. RM.
geringeren Wert der Einfuhr im Februar entfallen 13 Mill.
RM. auf die Rohſtoffe (davon 11 Mill. RM. auf den hauptſäch=
lich
ſaiſonmäßig bedingten Rückgang der Baumwolleinfuhr) und
8 Mill. RM. auf die Lebensmittel (davon 5 Mill. RM. auf Obſt
und Südfrüchte, je 1 Mill. RM. auf Mais und Eier; um je 1 Mill.
RM. zugenommen hat die Einfuhr von Margarine und Schmalz).
Der Durchſchnittswert der Geſamteinfuhr hat gegenüber dem Vor=
monat
keine Veränderung erfahren, ſo daß Wert= und Volumen=
bewegung
der Geſamteinfuhr nicht differieren. Soweit ſich die
Ergebniſſe der Einfuhr aus den einzelnen Ländern ſchon über=
blicken
laſſen, zeigt ſich, daß die Einfuhr namentlich in den Be=
zügen
aus den Vereinigten Staaten von Amerika und Argentinien
geringer geweſen iſt als im Januar; auf dieſe beiden Ueberſee=
länder
dürfte je ein Drittel der Mindereinfuhr entfallen. Die
Einfuhr aus den übrigen Bezugsgebieten ſcheint bei den einzelnen
Ländern keine weſentlichen Veränderungen erfahren zu haben;
leicht zugenommen hat die Einfuhr aus Großbritannien, den Nie=
derlanden
und der UdSSR.
Von dem um 17 Mill. RM. geringeren Wert der Ausfuhr
entfallen 15 Mill. RM. auf den Abſatz von Fertigwaren. Der
Rückgang liegt in erſter Linie bei den Waſſerfahrzeugen ( 9
Mill. RM.), die im Vormonat in Höhe des gleichen Wertbetrages
nach Danzig geliefert worden waren; ferner bei Maſchinen ( 6
Mill. RM.) und Eiſenwaren ( 5 Mill. RM.), deren Ausfuhr
nach der UdSSR. einen weiteren Rückgang verzeichnet. Die Aus=
fuhr
von Textilfertigwaren iſt dagegen um 8 Mill. RM. geſtiegen.
Die Geſamtausfuhr iſt dem Wert nach um 4 v. H., dem Volumen
nach nur um 3 v. H. geringer ausgewieſen als im Januar, da ſich
der Durchſchnittswert für die Fertigwarenausfuhr etwas geſenkt
hat. Abgeſehen von der die Abnahme der Geſamtausfuhr über=
ſteigenden
Minderausfuhr nach Danzig und der UdSSR. hat die
Ausfuhr nach den einzelnen Ländern keine bedeutenden Verände=
rungen
gegenüber dem Vormonat erfahren; die Ausfuhr nach
Großbritannien und einigen anderen Ländern iſt leicht geſtiegen.

Bom Holzmarkk.

Unſer Mitarbeiter ſchreibt uns: Eine kleine Belebung iſt am
Holzmarkt eingetreten, die nicht nur auf die ſaiſonmäßige Beſſe=
rung
der Abſatzverhältniſſe in Schnitthölzern aller Arten, ſondern
auch darauf zurückzuführen iſt, daß man in weiten Kreiſen mit
dem Beginn ruhigerer Zuſtände, größerer Stetigkeit und mit er=
wachender
Unternehmungsluſt rechnet. Freilich ſieht es am Möbel=
markt
nicht ſehr roſig aus, weil der unterbrochene Abſatz erſt dann
wieder hergeſtellt werden kann, wenn eine ſtärkere Abnahme der
Arbeitsloſigkeit eintreten wird. Am Baumarkt ſieht es, ſoweit das
Kleinbauweſen in Betracht kommt, ſchon jetzt recht lebhaft aus.
Den Holzhandlungen liegen täglich Anfragen nach Lieferungen
von Kantholz, Schalware, Bohlen, Latten und Blockbrettern vor,
die auch in den letzten Tagen zu verſchiedenen Abſchlüſſen führten.
Insbeſondere iſt die Blockware beachtet, weil das Geſchäft in nor=
diſcher
Kiefer infolge der Zollverhältniſſe, entſprechend dem Sinn
der Zollerhöhungen, beträchtlich nachgelaſſen hat. Die Einfuhr=
häuſer
müſſen nunmehr die geſamten Zollmehrkoſten von ihren
Kunden fordern, dieſe aber ſind nicht in der Lage, ohne jede Ueber=
gangszeit
ihre Abnehmer an die in dieſem Umfang erhöhten
Preiſe zu gewöhnen. Immerhin ſind die Preiſe für Dielung um
8 bis 12 v. H. geſtiegen. Dagegen war es ſchwer, für Kantholz
Preiserhöhungen durchzuſetzen. Schalbretter waren geſucht bei
Preiserhöhungen um etwa 2. RM. je Kubikmeter. Neuerdings
regt ſich auch die Nachfrage nach deutſcher geſägter Eiche wieder
etwas. Der Waldbeſitz wartet darauf ſchon ſeit faſt 6 Jahren.
Das Eichenholz wird bereits in ſteigendem Umfang in der Möbel=
herſtellung
wieder benutzt. Allerdings wird es längerer Zeit be=
dürfen
, bis die großen, mehrjährigen Eichenholzläger, die überall
am deutſchen Markt anzutreffen ſind, verbraucht ſind. Die letzten
Rohholztermine in den Staatsforſten zeigen ſchwächere Teilnahme,
der Einſchlag iſt gegenüber dem vorjährigen beträchtlich geſteigert
worden, ſo daß die kapitalkräftigen Werke im Rahmen ihrer Mit=
tel
genügend Rohſtoff gekauft haben und abwartend ſind. Das
Ergebnis der Leipziger Möbelmeſſe wird widerſprechend beurteilt.
Die daraufhin ſtattgefundenen Umſätze in Möbelkiefer ſind jeden=
falls
beſcheiden.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Produktenbericht vom 15. März. Die Getreide=
börſe
lag faſt auf der ganzen Linie geſchäftslos. Weizen bröckelte
etwas ab, ebenſo blieben Mühlennachprodukte nur knapp behaup=
tet
, während im übrigen die Montagspreiſe unverändert waren.
Weizen 212,50210,00. Roggen 174 00. Braugerſte 180,00182,50.
Hafer 145,00147,50, Weizenmehl ſüdd. und niederrhein. 30,50 bis
31,50, Roggenmehl 23,7524.50, Weizenkleie 8,007,90, Roggen=
kleie
8,508,40. Tendenz ſtill.
Berliner Produktenbericht vom 15. März. Das Geſchäft im
Produktenverkehr hat keine Belebung erfahren. Das keineswegs
dringliche erſthändige Offertenmaterial überſteigt weiterhin die
vorſichtige Nachfrage. Am Promptmarkte wurde Weizen 1.
RM. niedriger bewertet, auch für Roggen konnte, das geſtrige
Preisniveau an den außerhalb Berlins gelegenen Stationen nicht
aufrecht erhalten werden. Auch am Lieferungsmarkte beſtand nur
mäßige Unternehmungsluſt: Weizen eröffnete bis 1. RM ſchwä=
cher
, während Roggen in den vorderen Sichten bis 0,50 RM.
niedriger einſetzte. Am Mehlmarkte erfolgen nur die notwendig=
ſten
Bedarfskäufe. Roggenmehle in Provinzfabrikaten ſind ſtärker
und vereinzelt auch bei entgegenkommenden Preiſen angeboten,
Biebmärkke.
Mainzer Viehhof=Marktbericht. Amtliche Notierung vom
14 März 1933. Auftrieb: 26 Ochſen, 11 Bullen, 500 Kühe oder
Färſen, 325 Kälber, 879 Schweine. Marktverlauf: Bei Schwei=

b) 1619, ) 1416: Färſen (Kalbinnen) a) 25 31: Kälber
C) 2230, d) 1721: Schweine b) 4244, C) 4445, d) 4042.
Schweinemarkt in Schotten. Auf dem geſtrigen Schweine=
markt
in unſerer Stadt ſtanden 330 Ferkel, 76 Läuferſchweine und
1: Einleger zum Verkauf. Man bezahlte für Ferkel bis zu 6
Wochen alt 1018 RM. 6 bis 8 Wochen alt 1820 RM. 8 bis
13 Wochen alt 2022 RM., Läuferſchweine 2326 RM. Einleger
2530 RM. Bei gutem Geſchäft wurde der Markt geräumt.

verlauf zu einer allgemeinen Abſchwächung entwickelte.
Daß das Geſchäft kleiner war als in den letzten Tagen, kam nicht
ſo überraſchend wie die unregelmäßige Kursentwicklung. Man
wußte zwar, daß das Publikum weiter tauſchen will, beiſpiels=
weiſe
aus den Tarifwerten herausgeht und am Montanmarkt
einſteigt, war aber doch enttäuſcht, als die Verkaufsorders über=
wogen
. Beſonders am Farbenmarkte bildete die Grenze von 125
Prozent ein ſchwieriges Hindernis, da auf dieſer Baſis größere
Verkaufslimite vorlagen. Bei den Tarifwerten und den übrigen
Favoriten der letzten Tage wie Maſchinenaktien und BMW. gin=
gen
die Verluſte bis zu 238 Prozent. Aſchaffenburger Zellſtoff
büßten auf neue Zuſammenlegungsbefürchtungen nach anfänglicher
Minus=Minus=Minus=Notiz 3 Prozent ein, und Reichsbankanteile
gaben wieder um 2 Prozent nach. Demgegenüber ſind nur wenige
Werte mit Kursgewinnen bis zu 2 Prozent zu nennen, wobei ſich
das Intereſſe auf Montanpapiere, Salzdetfurth, HEW., Chemiſche
Heiden und Stöhr beſchränkte. Bei letzteren konnten die kürzlich
konvertierten Aktien bis auf 103 Prozent anziehen. Die weiter
zunehmende Beruhigung in USA. und die Feſtigkeit des Dollars
hatten am hieſigen Anlagenmarkte ein zunehmendes Intereſſe der
Kundſchaft zur Folge. Beſonders deutſche Anleihen waren ge=
beſſert
, auch Induſtrieobligationen erfuhren überwiegend Befeſti=
gungen
, während Reichsſchuldbuchforderungen und Goldpfand=
briefe
zunächſt nur unverändert genannt wurden. Nach den erſten
Kurſen wurde die Tendenz einheitlich ſchwächer. Ausgehend vom
Montanmarkt, wurde es dann gegen 12.45 Uhr wieder feſter, die
Anfangskurſe wurden größtenteils wieder erreicht, teilweiſe ſogar.
noch bis zu 1 Prozent überſchritten. Am Geldmarkt blieben die
Sätze trotz des Medios unverändert. In Privatdiskonten hielten
ſich Angebot und Nachfrage die Waage.
Die Tendenz der Frankfurter Börſe war uneinheitlich.
teilweiſe waren bei anhaltender Realiſationsneigung weitere Ab=
ſchwächungen
feſtzuſtellen. Immerhin bleibt jedoch die Börſe im
Grunde durchaus widerſtandsfähig. Viel beachtet wird eine Mel=
dung
, daß Verhandlungen über ein großzügiges Arbeitsbeſchaf=
fungsprogramm
in Höhe von 2 Milliarden in letzter Zeit wieder
geführt worden ſind. Mit Spannung ſah man auch dem Ergebnis
der Unterredung des Reichskanzlers mit dem Reichsbankpräſiden=
ten
entgegen, die der Anpaſſung der Reichsbankpolitik an die Re=
gierungspläne
gilt. JG. Farben eröffneten auf unveränderter
Baſis bei 125 Prozent. Von ſonſtigen Chemiewerten waren Rüt=
gers
½, Scheideanſtalt 1 Prozent ſchwächer. Elektroaktien ruhiger
und meiſt gut behauptet. Tarifwerte weiter nachgebend, ſo Bekula
um 2 Prozent. Auch Schuckert um ½ Prozent ſchwächer. Montan=
aktien
wieder nicht ganz einheitlich, ſo lagen Harpener 12 Klöck=
ner
½, Stahlverein ½, Rheinbraun 2½ Prozent freundlicher, Bu=
derus
, Gelſenkirchen und Rheinſtahl waren behauptet, während
Mannesmann und Phönix etwas gedrückt waren. Kaliaktien
waren gut behauptet, aber Salzdetfurth ſtärker anziehend um 4½
Prozent. Transportwerte vernachläſſigt. Verkehrsweſen 1½ Pro=
zent
ſchwächer. Kunſtſeideaktien ½ bis ½ Prozent freundlicher.
Zellſtoffwerte gut behauptet. Am Markt für Einzelwerte waren
Zement Heidelberg behauptet. Deutſche Linol. 1½ Prozent ſchwä=
cher
, Holzmann dagegen ½ Prozent feſter, auch Conti Gummi 1½
Prozent anziehend. Stärkeres Intereſſe beſtand für Autoaktien.
beſonders für Kleyer, die bei 32 (plus 1) geſucht waren.
An der Abendbörſe war das Geſchäft ziemlich ſtill, die Ten=
denz
neigte nach unten. Man erwartet mit Spannung das Er=
gebnis
der Unterredung des Reichskanzlers mit dem Reichsbank=
präſidenten
, ob ein Wechſel in der Reichsbankleitung eintritt oder
nicht. Farbeninduſtrie ½8 Prozent niedriger blieben aber ſo be=
hauptet
. Montanwerte waren ½ bis ½ Prozent gedrückt. Am
Elektromarkt ergaben ſich Kursrückgänge bis zu ½ Prozent.
Reichsbankanteile lagen 9 Prozent matter. Von Autoaktien
Daimler 34 Prozent niedriger, dagegen Adler=Kleyer bei 32 Pro=
zent
geſucht. Der Rentenmarkt zeigte ebenfalls leicht gedrückte
Kurſe. Rhein. Hyp.=Pfandbriefe, die mittags geſtrichen Geld
notierten, mußten bei 88 Prozent rationiert werden.

Sofortprogramm der Haupkgemeinſchaft
des Einzelhandels.
Die Hauptgemeinſchaft hat in einem Schreiben an den Reichs=
wirtſchaftsminiſter
auf die Ereigniſſe der letzten Tage hingewieſen
und unter dem Geſichtspunkt der gegenwärtigen Lage die aller=
dringlichſten
Fragen als Vorſchlag eines Sofortprogramms,
aufgezählt. Insbeſondere werden gefordert: 1. Beſeitigung des
ſchädlichen Wettbewerbs von Betrieben der öffentlichen Hand;
2. Zugabeverbot; 3. Inkraftſetzung einer kleinen Novelle zur Ge=
werbeordnung
, die ſchon vorliegt und u. a. die Möglichkeit bietet,
untaugliche Perſonen aus dem Handelsſtande auszuſchließen, die
ſich in den letzten Jahren bei ihm eingefunden haben; 4. Erlaß
von Beſtimmungen, die ungeeigneten Perſonen oder Betrieben
das Recht zum Halten von Lehrlingen im Einzelhandel aberken=
nen
; 5. Neuregelung von Sonntagsruhe und Ladenſchluß im Sinne
einer Wiederherſtellung der Gleichberechtigung aller Formen der
Warenverteilung und beſſerer Anpaſſung der Verkaufszeiten des
Einzelhandels an die Einkaufsmöglichkeiten der Verbraucher. Fer=
ner
wird die Erhebung einer Eröffnungsſteuer für neue Be=
triebe
und eine Sperre für die Neuerrichtung von Warenhäuſern
uſw. vorgeſchlagen.

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 15. März ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 49 RM. Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich am Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium. 98 99proz,, in Blöcken. Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM.,
desgleichen in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM., Rein=
nickel
. 98= bis 99proz. 350 RM. Antimon Regulus 3941 RM.,
Feinſilber (1 Kilogr. fein) 37.7541.25 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 15. März ſtellten ſich für
Kupfer: März 39 (40.50), April 39.50 (39.50). Mai und Juni
39.75 (40), Juli 39.75 (40.25), Auguſt 40 (40.50), September
40.25 (40.75), Oktober 40.50 (41), November 41 (41.25). Dezember
41.25 (41.50), Januar 41.50 (41.75), Februar 41.75 (42) Tendenz:
ſchwächer. Für Blei; März und April 14 (15), Mai 14.25
(15), Juni 14.25 (15.25), Juli 14.50 (15.25), Auguſt 14.50 (15.75).
September 14.75 (15.75), Oktober 15 (16) November 15.25
(16.25), Dezember 15.50 (16.50), Januax 15.75 (16.75). Februar
15.75 (17). Tendenz: abgeſchwächt. Für Zink: März und
April 20 (20.50), Mai 20.25 (20.75), Juni 20.50 (21), Juli und
Auguſt 21 (21.25), September 21.25 (21.50), Oktober 21.50
(21.75), November 21.50 (22), Dezember 21.75 (22.25). Januar
21.75 (22.50), Februar 22 (22,75). Tendenz; ſtetig. Die erſten
Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wiekſchafisnachrichken.
Der Zentralverband der deutſchen Metall=Walzwerks= und
Hütten=Induſtrie e. V. gibt folgende, ab 14. März geltenden
neuen Preiſe (in RM. je 100 Kilogramm, für Abſchlüſſe auf 100
Kilogramm) bekannt: Kupfer: Bleche 80. (bisher 79.),
Rohre 109,25 (108.50), Drähte und Stangen 75,90 (75.15), Schalen
170. (169.). Die Preiſe für Aluminium= und Meſſing= Halb=
zeug
blieben unverändert.
Der auf geſtern angeſetzte Termin in dem gerichtlichen Ver=
gleichsverfahren
der Schuhfabrik Eugen Wallerſtein u. Co. A.=G.,
Offenbach a. M., iſt auf den 25. März vertagt worden.
Die Pathe Cinema, die größte franzöſiſche Filmgeſellſchaft,
weiſt für 1932: 16.96 Mill. Franken Reingewinn gegen 26,55 Mill.
Franken im Vorjahre aus. Dieſer Gewinn wird zu Abſchrei=
bungen
benutzt, ſo daß abermals keine Dividende ausgeſchüttet
wird.
Die geſtern zur Zeichnung aufgelegten 800 Millionen Dollar
4½prozentiger Noten, deren Gegenwert teilweiſe zur Rückzah=
lung
der geſtern fälligen 661 Mill. Dollar 3Bprozentiger Noten
verwendet werden ſoll, ſind nach Mitteilung des amerikaniſchen
Schatzſekretärs Woodin ſchon 2½mal überzeichnet worden,
Die geſtern bekannt gegebene Dividende der Imperial Chemi=
cal
beträgt 6 Prozent. Der erzielte Reingewinn von 6 415 423
überſteigt den des Vorjahres um rund 1 750 000 Pfund. Die Ge=
ſellſchaft
gibt ferner bekannt, daß ſie ſämtliche im Laufe des Jah=
res
vorgenommenen Gehalts= oder Lohnherabſetzungen den Be=
troffenen
zuerückerſtatten werde.

Berliner Kursbericht
vom 15. März 1933

Deviſenmarkt
vom 15. März 1933

70.25
17.75
32.375
Deutſche Cont. Ga8 112.

Berſ. Handels= Gei. 92.50
Deutſche Ban 1u. 1
Discontv=Geſ.
Dresdner Ban 61.50
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llotzd 18.25
N.E. G.
Bayr. Motorenw. 111.
C. P. Bembere 41.25
Bergmann Elektr 17.
Berl. Maſch.=Bau 44.50
Conti=Gumm 137.50

ee
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe
Geli. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmanr.
Kali Aſchersleben
glödnerwerke
Ko sw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel

Mrre
90.
125.
66.75
88.875
94.50
71.
51.25
136.50
61.25
80.75
74.
49.625
55.

Mee
Rütgerswert: 53.375
Salzdttſurth. Kali /s
Leon1. Tiet
Verein. Stablwerte
Weſteregeln Alkali
Agsb.Nrnb.Maick.,
Baia uLin
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfe:
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Voge Telegr. 2raht
Wonderer=Werke

effe
203.
33.
40.75
139,75
49.
28.25
85.
22.-
84.75
31.50
78.

Helſingfore
Wien.
Prag
Budape!
Sofig.
Solland
Eslo
Kopenhagen
Stocholm
London.
Buenos=Aires
New York
Belgien.
Italien
Paris

Währung
1o0 finn.M.,/ 8.4041
100 Schilling!
100 Tſch.Kr.
100 Pengö
100 Leva 2.097
100 Gulben
100 Kronen
100 Kronen ſe
100 Kronen
1 2.Stg.
Pap. Peio
Dollar.
100 Belga 58.74
100 Lire ſa
100 Francs ſt

Ge.
8.35

188.58
73.98
ſ64.49
76.42
14.46
0.823
4.198
21.45
18.54

Brief
6.416
48.55

3.053
1e9.ge
74.12
64.61
76.58
14.50
0.825
4.194
58.86
21.49
1a.58

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janert
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambu
Kairo.
Kanado
Uruguah
3sland.
Tallinn (Eſt.
Rigo

Währung GeioBrief 100 Franken a1.37 100 Peſetas 85.71 100 Gulden 82.32 1 Yen 0.889l l1 Milre 0.239 100 Dinau 5.55) 1100 Escudos 13.16 100 Drachm. 2.35 türt, 2 2.008 1ägypt. 2 ſteanab. Doll. 2.487 1 Goldpeſo 1.643 100 isl. Kr 65. 18 16 n00 eſtil. Kr. 100 Lats 7.77

81.53
35.19
22.48
(.30r
C.241
5.*66
13.18
2.262
2.072
14,34 19,98
3.493
1.e52
G.3
110.59/ 710.31
77.33

Zurmſtndter and Kartokaroaft Surmktabt, suicr Mr öteigker Dan
Frankfurter Kursbericht vom 15. März 1933.

Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34..
1.4. 35...
1. 4. 36 ..
1. 4. 37...
. 1. 4. 38...
6% Dtſch. Reichsan!
v.27
6
51%Intern.,
82 Baden ...!
6%Bayern .....
62 Heſſen ..v. 29
6% Preuß. St. v. 2
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen v.27
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4½,Ab=
(öſungsanl..
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
.
6% Baden=Baden.
6% Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt
6% Dresden. .v. 26
68 Frankfurt a. M.
Schätze. v. 29
v.26
880 Mainz
69 Mannheimb. 2
62München v. 29
68 Wiesbaden v.28
6% Hefi. Landesbl.
Goldoblig.
%5 Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
434 J., Kom.Obl.

95
88
82
78
75
97.5
78.75
81.25
817,
85.25
77.75
96.25
81
73.75

69=
10.25

7.2
64
76
65.25
64,5
74.5
65.25
K
69.5
74
85.5
73
88
78.75

Wee
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6 Landeskomm..
Br. Girozentr. für
Hefſ. Goldobl. R. 11
Se
R.12
6% Kaſieler Land. Goldpfbr.,
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Di. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
-AuslSer. 1
Ser.Ik
Di. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
Berl. Hyp. Bl.
Vo Liqu.=Pfbr.
Frkſ.Hyp.=Bt.
Lia.Pfbr.
Goldoblig.
% Frli. Pfbr.=Bk.
Lig.=Pfbr.
82 Mein,Hyp=Bi.
20 Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
g%0 Lig. Pfbr.
8% Rhein. Snp. B
Lig. Pfbr.
Goldoblig.
82 Südd. Bod=
Ered.=Ban)...
Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.,B.
% Daimler=Benz
2 Dt. Linol. Werkel
z Mainkrw. v 26

85.75
76

86.25
87.9

65.25
84
8.6
85
88.5
87.25
872l,
85
92
86.75
87
88.5

871=

89.25

Mi Re
89Ver, Stahlwerke
835 Voigtc Häfſner!
3. G. Farben Bondsl:
5% Bosn. L. E.B.
2. Inveſt.
52 Bulg. Tab. v.0s
4½% Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5% vereinh.Rumän!
20 Türk. Admin
1. Bagbad
Zollanl.
26 Ungarn 19131
1914
Goldr.!
1910
4½Budp. Stadtan!
429 Liſſabon
42 Stockholm
Aßtien
Alg. Kunſtziidennie
A.E.G. ...."
AndregeNoris Bahn
Aſchaffba. Brauereil
Zellſto
Bemberg. J. P...
Berl. Kraft u. Licht/116.5
Buderus Eiſen. . ../ 59.5
Cement Heidelberg! 61.5
Karlſtadt.
7. G. Chemie, Baſel/137,.5
Chem.Werke Abert
Chade ....."
Contin. Gummiw. 138.5

1o8

8.5
15.25
13
6.8
16.25
5.6
4.5
5.1

32.25
38
86

34.5
32

23
61.5

Wae Luge
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr.
Di. Gold= u. Silber=
Linvlwert,Berl
Oyckerho! & Widm
Eichbaum=Werger.
Eleitr. Lieferg.-Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Beraw
Eßling. Maſchinen. 29
Faber & Schleicher
J. 6. Farbenindufr.
Feinmech. (Jette:
Felt. & Gul leaume
Frankfurte Hof.
Geſſenl. Berawerl.
Geſ. f.elektr.Untern.
Golbſchmid Th.
Gritzner=Kah er.
Grünck Bilſinger. /182
Hafenmühle Frift
Hammerſen (Csn.)
Hanaue: Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen:
Harpener Vergbau
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Sochtief Eſſen.
Junghans ..!
Kali Chemie ..
Aſchers eben. 1

Ra He
3971, lKlöcknerwerke.
Knorr C. H.....
Erdö, ....:/105.5 Lahmeher & Co. ..
Laurahütte .....!
ſcheide=Anſtaltl170 Lech, Augsburg
37.25 Löwenbr. Münch.
Dortm. Ritterbräu 82. Lutz,Gebr. Darmſt.
Maink.=W. Höchſt.
21.
61 Mainz.Akt.=Br.
Mannesm.=Röhre
1o0
Mansfeld. Bergb.
195
Metallge). Franki
Miag. Mühlenbau.
35.5 Montecatin Maild.
Motoren Darmſtadt
125.1
ſSberbedar
61.5 Whön , Bergbau
36.5 Reiniger, Gebbert.
67.5 Rh. Braunkohlen.
Glektr. Stamm
43.751 Stahlwerte.
32 MRiebeo Moutan.
Roede: Gebr.
65 Rütgerswerie
Salzbetfurtl Kalt /s
Salzw. Heilbront
Schöf erhof=Bind.
95 Schramm Lackfhr.
Schriftg, Stempel.
A5
Schucker: Eleft
68 Schwarz=Storchen.
8.75 Siem. Glasinduſtr.
87.75 Siemen: & Halske.
Sorzmann, Ph. 1 52 Südd. Bucker=A. 6.
Flſe Berab. Stamml156 KTellus Bergbau...
Genüfſe l1 14.75 Thür. Liefer.=Geſ..
24.75 Tietz Leonhard
os lunterfranken ...
137 Ber. Stahlwerr

Aus

134.5
23.25

221

18
Aare
54
98.5
85.5
78
41.75
52.75
Re

70

u58
160.5

33ns

0.5

Ver. Ulramarm.-1
Voigt & Haeffner: 22.5
Wayß & Freytag..
3.3
Weſteregeln Kall. /139
Zellſtoff Waldhof.
Memel. 18
Aug. Dt. Credutan/ / 52.25
Badiſche Bant..
112,5
Bk. f. Brauinduſi:
80
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Han elsge.
93
Sypotherbi.
Comm. Privatb./ 53
Di. Ban jund Disc./ 70.25
Dt. Eff. u. Wechie!
Dresdner Ban!
61.s
Frankf. Ban1=
75
Hyp.=Bant.
Mein. Hyp.=Ban1. 86
Pfälz. Hyp.=Ban1 78.5
Reichsbani=An 1140.25
Rhein. Hyp.=Ban:.
Südd. Bod.=Cr.Bi.
Württ! Notenban:/ 91
A.-G. Ver ehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7%0 Dt. Meichsb. Bzc! 967)
Gapag
181.
Nordd, Lloyzd.
18),
Sütd Eiſenh.=Ge! 41
Alltans Stu*4
Verferkehrs auf be
Vgenwärtig mit
Frankong
Mannheimmlaufes vor=
Dollar neues
Otan Min) im Grunde
Schantung

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 75

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerskag, 16. März 1933

Immer wiederſ
erprobt!
A
Haid & Neu
Nähmaſchinen
Niedrigſte Preiſe!
Gütting,
Schuchardſtraße 10.
(3208a)
Alle Sorten aner=
kannte
u. nicht an=
erkannte
weſtpreuß.
Saat=
Rartoffeln
liefert vom Sand=
boden
waggonweiſe
als Selbſtverlader
billigſt: Gg. Fürſt,
Deutſch=Krone 172,
Telef. 517 Telegr.=
Adr.: Kartoffelfürſt.
(TV.3672)
Derſchaherren scheher
Einladung zur Berſammlung
i. Fürſtenſaal, Montag, 20. März. 20 Uh=
Lichtbildvorträge:
Forſtreferendar Zeh: Vogelſchutz in Heſ=
ſen
. Dr. Spilger: Pflanzenſchutz in
(3665
Heſſen. Eintritt frei

Hente leizter Tag

Ein Film, der jedem gefällt!
Eine witzige, spannende,
amüsante Tonfilm-Operette
Der Diamant
des Zaren
G
(Der Orfom)
mit
(V.3625
Iwan Petrovich und
Liane Haid.

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

Reitinger & Blechſchmidt
Inhaber: Jakob Lautenſchläger
Telephon 543
Eliſabethenſtraße 19
Erſtklaſſiges Fiſch=Spezialgeſchäft.
Während der Faſtenzeit finden Sie
bei uns in bekannter Güte alle
Fluß= und Seefiſche
in größter Auswahl.
Beſonders preiswert!
Blütenw. Heilbutt im Schnitt 1.20
Weſer=Stinte . . . . . . Pfd. 0.45
Rheinfalm i. Schn. Slberſalm i.sch. 1.20
Konſumfiſche ab Laden /Küchenf. Ausſchn.=Fiſche
Cabliauo, Kopf. ..20 Nordſe=Selachspfbd. 40 Gautiſch Ufd.
Schellfiſch o. Kopf .. 35 Island=Cabliau Pfd./
Goldbarſch o. Kopf. . 40 Fiſchfilet pfd 749
Grine Heringe 390. 50 weißm Scheunfſch Po. 50 . S.Meligel
Bratſchellfiſch= . . 26 Stockfiſch, blütenw. 45 Bleichſtraße 17.

Heſſ. Anſtalt Alice=
ſtift
Nied.=Ramſt.=
Str. 177 verk. Frei=
tag
. 17. März 1933,
nachmitt. 3 Uhr, in
öffentl. Vergebung
1 Schlachtkuh und
3 Schlachtſchweine.
(3673)

A

Wegen
Plahmangel
erfra billig!
Schlafzimmer
Eiche mit Nuß=
baum
, komplett
27O.
Echt Nußbaum pol.
Schlafzimmer
komplett
A
Ferner noch:
Chaiſelongue
Diwan

Angelſchellfiſch, Seehecht, Steinbutt, See=
zungen
, Rotzungen, Schollen,ff. Schell=
fiſch
im Schnitt.
Leb. Spiegelkarpfen 959, leb. Schleien 1.30
Rheinhecht, Rheinzander, Backfiſche 35.5
Große Breſem 50 1. 60.5
Räucherwaren Marinaden, Fiſchkonſerven
½Ltr. 1 Ltr.
4Lt
Marinaden .28 9r 42 9 65 Po
Reichsverbilligungsſcheine Nr. 11 werden
angenommen. Prompter Verſand! /* wie neu, a. Privat=

(369
Tel. 1608.
Guterh. vol. Bett,
la Sprungmatr. u.
faſt neue Wollmatr.
u. Schoner f. 30
z. vk. Müllerſtr. 19.
2. Stock. (3662

Marktplatz!

gegenüber Rothſchild!
Großer Fiſchverkauf.
Billige Preise!
Kabliau o. K. 193 V Taseelachs i. Sch.35.5
Bratſchellfiſch 255 TaKabliau i. Sch.40.S
Schellfiſch o. K. 33.5 TaSchellfiſch,, 45.S
Goldbarſch o. K. 35.5 Nordſ.=Kabliau 50.S
Grüne Heringe 3 Pfd. 45.5 Fiſch=Filet 40.5
Garantiert allerfriſcheſte Ware
Reichsverbill.=Scheine werden angenommen.

Heute Frisch
Kabliau
v. Kopf, i. Ganzen, Pfd.
im Ausſchnitt . . Pfd. 226
Fst. Fischfilet
küchenfertig .. .Pfd. 38
Fr. Bücklinge
20
Pfd. ..
Rollmops, Bism. Heringe
Brat- und Geleeheringe
60
1=Liter=Doſe.
Fettheringe
in Tomatenſauee, Oofe 40
Makrelen
in Luknllusſauee, Dofe 86.
Schade &
Füllgrabe
Fillalen in allen Stadtteilen.
36

hand preisw. z. vk.
Näh. Geſchäftsſt
Herrenzimmer
in Eiche, kompl.,
neuwert., in beſt.
Zuſtand, ſehr gün=
ſtig
abzug. (3671b
Schreinerei
Pankratiusſtr. 50.
Schreibmaſchine
f. 25. u. 60.
abzug. Friedmann,
Luiſenplatz 1.
Wieſenheu
gutes, abzugeben.
Griesheim.
Pfungſtädterſtr.
Groß. Tiſch 6
Küchenſchrank 10

Küchentiſch
Kl. Anrichte
El. Bügeleiſen 5
Eiſ. Blument. 2
Fliegenſchrank 3
3 el. Lampen, zuſ.
10 zu verkaufen.
Näh. Geſchäftsſt.
Schreibmaſchine
(Kappel), faſt neu,
zu verkaufen. Off
u. K. 1 a. d. Geſch.
1 neuer Frack
ſow. 2 etwas getr.
Fräcke (mittl. Fig.)
billig abzugeben.
Mühlſtraße 78, II
Guterh. Nußbaum=
Bettſtelle m. Sprg. ſowie Kin=
derwagen
zu verk.
Hobrechtſtraße 5, II.
Ot
Darlehen v. 2300
N geſ. auf gut erh.
Klav., Schiedmayer.
Off. u. J. 245 Gſch.*

Heute Donnerstag die große Premiére!
Ein einmaliges Erlebnis, ein Film, der nur
ein Prädikat verdient:
Vollkommen.
Ein großes Spiel, es rollen merkwürdige,
ereignisreiche, hinreißende Dinge ab.

IEWIS STONE

Nach
Doman vo VickiGa
REéIE: EDMUNb SoULbINS.

EIN

G-EIIM

Greta darbe.
Ein beglückender,berauschender Triumph
Die Garbo gibt hier die ergreifendste
Schöpfung ihrer künstlerischen Laufbahn.
Die schnelle Wandlung aus dem flatternden
Nervenbündel zu einer glückstrahlenden
Frau ist unvergeßlich.
Ein erschütternder Höhepunkt ihrer Filmkunst.
Menschen kommen Menschen gehen
Menschen im Hotel
Sämtliche Vergünstigungen, Ehren- und Freiharten aufgehoben.
Des zu ewwartenden großen Andranges wegen, bittet man die
(N.3668
Nachmittags-Vorstellungen zu berücksichtigen.
Beginn: 3.00, 5.30 und 8.20 Uhr

Großes Haus 19bis geg 23.15
Hessisches
E 17.
Landestheater

Donnerstag
16. März 1933

Zusatz W1,10

Kleines Haus 19.3022 Uhr

Noch einige Tage
zu bedeutend ermäßigten Preisen
Aische Haßin

Der König der Diebe
Ein sensationeller und spannender
Kriminal-Tonfilm
mit
John u. Lionel Barrymore

Fahrrad=
Reparaturen
fachgemäß u. am
Uilnigſten. A jetzt: Kirchſtr. 21

Das gute

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Wer fertigt Zteilige
Roßh.=Matratze im
Hauſe an u. zu w.
Preis? Angeb. unt.
J. 232 a. d. Gſchſt.*

Brikett aber nur bei
Kohlen-Schmitt
Schwanenstr. 15, Tel. 2660.
(243a)

Suche gebrauchten
Kleinwagen
(15 PS. Ang. u.
J. 221 a. d. Gſchſt.*

Vierſitzer Opel frei,
für Geſchäftsfahrten
Kilometer 15 Pfg.*
Ang. u. J. 222 Gſch.

5725 NSA.
4=Sitzer Perſonen=
auto
billig abzu=
(3692
geben.
Gütting,
Schuchardſtraße

Freunde! Kommt alle am
Freitag, 17. März, 20.15 Uhr,
in den Feierabend, Stiftſtr. 51.
Herr D. Georgi=Niederramſtadt
ſpricht über
Der Volksdienſt nach der Wahl
Eintriit frei! (3670
Chriſtl. ſozialer Volksdienſt
Evangeliſche Bewegung

Ford=-Tudor
Mod. 31, Ia Zuſtd.,
zu verk. Nehme ev.
Kl.=Wag. in Zahl.
Villenk. Eberſtadt,
Am Elfengrund 63.
Tel. 2492.

Guterhaltener
Kinderwagen
zu kaufen geſ. Ang.
unt. J. 235 Gſchſt.
Gukerh. Anzug
u. leicht. Mank.
f. kleine Fig. billig
zu kauf. geſ. Ang. u.
J. 249. Geſch. (368
G. erh. Bettſt. mit
Pat.=Matr. z. k. geſ.
Ang. u. J. 243 Gſch.
Kaufe alte u. def.
Fahrräder. Angeb.
u. J. 247 Geſchſt.

A

einntögen
am 15. abends
gelb. Wellenſittich.
Abzugeb. gegen Be=
(3690
lohnung
Bismarckſtraße 61.

Das führende Fiſchſpezialgeſchäft
Eliſabethenſtr. 42. Telefon 367
Billige Eischel
Feinſt. Nordſee=Schellfiſch, Steinbutt,
Seezungen, Lachsforellen,Rhein=Salm
Silber=Salm i. Schnitt u. a. m.
Beſonders preiswert:
Heilbutt i. gz. Fiſch 0.85, i. Schn. 1.20
Rotzungen 0.80 Rhein=Zander 0.95
Aus eigener Rheinfiſcherei:
Leb. Karpfen 0.95 Backfiſch 0.30 Breſem

Konſumfiſche: Küchenf. Ausſchnittſiſche
Kabliau o. K. nur 20/Ia Seelachs i. Schn. 40
Schellfiſch o. K. 35 Ia Fiſch=Filet /49
3Pfd. grün. Heringe50/ Ia Jsld.=Schellfiſch 50
Goldbarſch o. K. 40 Nordſee=Kabliau 55

Bratſchellſiſch 26 Ia Jsld. Kablian /
Beſonders zu empfehlen:
Rieſ.=Bratheringe 15 1 Lir. Marinaden,
Rollmops
Qualit. 70
Bismarckhg / 18 ½.Ltr.
45
Räucherwaren für jeden Geſchmack,
Deutſche Salzheringe . . 3 Stck. 0.20
Reichsverbilligungsſcheine werd. angenommen
Prompter Verſand (3676

Mod. kompl. Bett
(nußbaum) billig.
Kiesſtraße 80, I.

Elektriſcher Herd
z. vk. Annaſtr. 15


Fischhaus Fertig

Lebendfrische Fischel Billige Preise!
Empfehle küchenfertiges Fiſchfilet Pfd. 0.60, 0.55, 0.40
ff. blütenweißer Schellfiſch, im Schnitt . Pfd. 0.65, 0.55
Ia Kabliau Pfd. 0.55, Ia Seelachs Pfd. 0.40
Gewäſſerte Stockfiſche Pfd. 0.45, Goldbarſch Pfd. 0.40
Konſum=Cabliau Pfd. 0.22 / Ia Heilbutt, i. Schn Pfd. 1.20
Konſum=Schellfiſche 0.38 Heilbutt i. g. Fiſch Pfd. 0.80
Grüne Heringe . Pfd. 0.18 Rotzungen 0 80, Schollen 0 60,0 50
Ia Backfiſche Pfd. 0.28 GroßeBreſem Pfd.0.60, 0.50
Echtes Filder Sauerkraut, Rheinbackfiſche Pfd. 0.35
m. Weingeſchmack Pfd. 0.18 I ff. Salmi. Schn. . Pfd. 1.80
Ia Süßrahmbutter ½Pfd. 0.58 Tafelzander Pfd. 0.75

Die Walküre
Oper von Richard Wagner
Preise 0.705.50 Mk.

Marius ahoi!
Komödie von Pagnol
Preise 0.703.80 Mk.

NBSS
Das Königswellen-Motorrad
ist eingetroffen,
(67
Die Zeitschrift Das Motorrad schreibt:
Fast unbegrenzte Lebensdauer, Geräusch-
losigkeit
, bezüglich der Straßenlage das
Prädikat hervorragend, sie wird als die
rassigste u. schönste Maschine bezeichnet.
Standard - Sport Königswellen -. Block
ttel Gebes sichtigen und dann urteilen
amtl. gesck
Heinheimer-
3000Darmstädter straße 86.
anwalt I
A4

Kommen

Sehen! Staunen!

Der Meister-Illusionist
Kasfikis kommt!
Premiere Freitag, 17. März, abends 8½ Uhr, im Orpheum
Sehen!
Staunen!
Kommen!

Hotel Prinz Karl
Heute
Donnerstag BCllldenblest
Hierzu freundliche Einladung Familie M. Schnellbacher(t

Deutſche Vollheringe
Stck. . . 0.07, 5 Stck. 0.30
Stck. . . 0.10, 5 Stck. 0.45
Allerbeſte große Holländer
Stck. . . 0.13, 5 Stck. 0.60

Eriscne Seemuschein
1 Pfd. 0.15, 5 Pfd. 0.60
Süße Makrelbücklinge½ Pf.0.18
Gr. Salzgurken . Stck. 0.10
Süßſaure Gurken Stck. 0.15

Ein debot der Zeit
Nur Cualität trotz billigster Preise‟
erfüllt: Schoko-Buck
Stets fabrikfrische Schokoladen u. Pralinen durch ratio-
nellste
Herstellung und bescheidenste Verdienstspanne
100 g Rum-Kugeln . . . . . .
20 Pfg
100 g P. W. (preiswerte) Pralinen-Mischung 20 Pfg
100 geremefreie Pralinen-Mischung . . . 32 Pfg
100 gla Vollmilch-Haselnnß-Schokolade 20 Pfg.
100 g Ouadrat-Tafeln sortiert . . . . . 25 Pfg.
100 g dentsches Edelerzengnis in den Sorten
Alpen-Sahne,Alpen-Vollmilch, Sahne-
Mokka, Edelherb . . . . . . . . 30 Pfg.
Ein Versuch stellt Sie bestimmt zufrieden!
Schoko-Buek: Fabrik-Verkaufsstelieder
Schokoladenfabrilt Buck A.-G.,Stuttgart,
Darmstadt, Marktplatz 5. (Vl.837