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Nummer 64
Sonntag, den 5. März 1933.
Deutſchland darf nicht untergehen!
Ueber
Klaſſengegenſähe, höchſte Hingabe an Bolk und Bakerland unerläßliche Borausſehungen
zur Wiedergewinnung der deutſchen Freiheik.
Der Kanzler im deutſchen Oſten.
Königsberg, 4. März.
Zu dem „Tag der erwachenden Nation”, der, wie im ganzen
Reich, ſo auch in Königsberg von der nationalen Front feierlich
begangen wurde, war Reichskanzler Adolf Hitler perſönlich
erſchienen, um der innigen Verbundenheit des ganzen Reiches
mit der Provinz Oſtpreußen ſelber Ausdruck zu geben. Noch
während ſeines Fluges richtete der Reichskanzler von Bord der
„Richthofen” eine drahtloſe Botſchaft an die Bevölkerung
Oſt=
preußens, deſſen Schickſal auch das Schickſal des Reiches ſei. In
Königsberg, der Hauptſtadt Oſtpreußen, wurde dem Kanzler bei
ſeiner Landung ein ſtürmiſcher Empfang zuteil, der ſich bei
ſei=
nem Eintreffen im „Haus der Technik” noch ſteigerte. In dem
überfüllten Haus hielt Reichskanzler Adolf Hitler am Samstag
abend ſeine letzte Rede vor dem Entſcheidungskampf am
Sonn=
tag, wobei er — von Beifallsſtürmen immer wieder
unterbro=
chen — u. a. ausführte:
Von unten muß das neue Werk der nationalen Sammlung
ſeinen Anfang nehmen, aus dem Volke heraus. Können wir das
Trennende nicht überwinden, dann können wir nicht als
Volks=
gemeinſchaft beſtehen, ſoll, was wir politiſch verloren, nun nicht
Selbſtzweck ſein. Ich lebe nicht für den Sozialismus, nicht für
den Nationalismus, nicht für die Demokratie, nicht für
Pazifis=
mus, ſondern alles das muß dem Leben dienen. Unter dieſem
Geſichtspunkt unterſuchen wir Nationalismus und Sozialismus,
und dabei finden wir, daß beide einer Wurzel entſproſſen ſind.
Beide ſind höchſter Dienſt am Volk, höchſte Hingabe an das Volk,
höchſter Kampf für das Volk, nicht für einen Stand und nicht
für eine Klaſſe. (Beifall.)
In dieſer Erkenntnis iſt unſere Bewegung immer ſtärker
und ſtärker geworden, während ſich die anderen in Klaſſen und
Stände ſpalteten. Dieſe Millionenbewegung herrſcht heute in
allen Teilen Deutſchlands, in Oſtpreußen wie in Köln, in
Ham=
burg wie in Wien, dieſe Bewegung überwindet die
Klaſſengegen=
ſätze im Volk. Sie ſagt dem Arbeiter, daß er für den Bauern
eintreten muß, und ſie ſagt genau ſo dem Landmann, daß er für
den Induſtriearbeiter kämpfen muß. Beiden ſagen wir, daß ſie
auch die Intelligenz achten und ſchützen müſſen.
Aus dieſen drei Lebenskräften der Nation bilden wir einen
Bund, der die Kraft des deutſchen Volkstums wieder erneuern
ſoll in dem ſchweren Kampf um Deutſchland Geltung in der
Welt, den wir zu führen haben. Es iſt ein Segen für einen
Staatsmann, wenn er hinter ſich ein ſo feſt geeintes Volk weiß.
Deukſchland darf nichk zugrunde gehen.
Ich will dieſes Werk vollenden, und bitte Gott, daß er mich nicht
müde und feige werden laſſe. Nun geben auch Sie Ihre
Zu=
ſtimmung zu dem Bund, der geſchloſſen worden iſt zwiſchen den
Männern, denen Deutſchland mehr iſt als ihre Parteien, der
ge=
ſchloſſen worden iſt von dem Generalfeldmarſchall, der hier in
Oſtpreußen Deutſchlands Ehre verfocht, und dem Musketier, der
damals im Weſten treu und gehorſam ſeine Pflicht erfüllte. Sie
und wir, wir müſſen alle von einem überzeugt ſein:
Deutſchland muß ſich wieder erheben. Die Zeit der Not muß
ein Ende nehmen, die Zeit der Unſicherheit muß überwunden
werden, denn einmal muß wiederkommen ein deutſches Volk, das
wieder groß und ſtolz von ſich ſagen kann: Du biſt nun nicht mehr
verſklavt und unfrei, ſondern du biſt nun wieder frei, ein Volk,
das von ſich ſagen kann: Wir alle ſind ſtolz, daß wir durch
Got=
tes gnädige Hilfe wieder zu wahrhaft Deutſchen geworden ſind.
Mit dem Niederländiſchen Dankgebet und unter dem
Ge=
läute der Königsberger Domglocken fand die Feierſtunde, die
auf alle deutſchen Sender übertragen wurde, einen erhebenden
Abſchluß.
Die ſoziale Frage.
Vizekanzler v. Papen an die deutſchen Arbeiter.
CNB. Mülheim (Ruhr), 4. März.
In der überfüllten Stadthalle hielt Vizekanzler v. Papen
heute nachmittag, von der Menge ſtürmiſch begrüßt, ſeine letzte
Wahlrede, in der er u. a. ausführte:
Morgen wird in Deutſchland, eine Entſcheidungsſchlacht
ge=
ſchlagen werden. Es iſt die Entſcheidungsſchlacht für oder gegen
den Sinn der wirtſchaftlichen und ſozialen Entwicklung und
da=
mit der politiſchen Grundhaltung des deutſchen Volkes. Es geht
um die Frage, ob die große geiſtige Bewegung, die in tiefſter
innerer Not gekommen iſt, uns zu den Ufern einer neuen
Volks=
hildung tragen werde.
Der Vizekanzler ging auf die ſoziale Frage ein und ſagte, es
ſei nicht wahr, daß die Mehrzahl der deutſchen Arbeiter die
Ver=
ſtaatlichung aller Produktionen erſtrebe, weil ſie
eigentumsfeind=
lich ſeien; nur der kann eigentumsfeindlich ſein, fuhr der Redner
fort, der keine Hoffnung mehr hat. Heimſtätte und Siedlung, das
ſind die Zauberworte, mit denen man an das ſoziale Programm
herantreten muß. Die Abkehr der Bauernſöhne aus der
Landwirt=
ſchaft muß behoben und darüber hinaus alle jene auf die Scholle
zurückgebracht werden, für die es in der Induſtrie keinen Platz
mehr gibt. Die Vorausſetzung dafür iſt aber die Rentabilität der
Landwirtſchaft.
Eine ſoziale Ordnung, die den Tüchtigen ausbeutet, an Stelle
ihn zu belohnen, iſt ungerecht und falſch. Wir müſſen aus den öden
Lohntheorien herauskommen, damit wir den Menſchen wieder
ſehen und nicht den Lohnarbeiter. (Starker Beifall.) Wäre der
Lohn nicht ſyſtematiſch feſtgeſetzt worden, ſo würde es manches
Werk geben, das nicht hätte ſtillgelegt zu werden brauchen. Das
alſo noch heute zahlreichen Arbeitern ein zwar beſcheidenes, aber
ſicheres Brot hätte geben können.
Ein Menſch, erklärfe der Bizekanzler weiler, ſoll
aufſteigen durch Leiſtung und Tüchkigkeit, nicht
aber durch Schlauheit und Gewiſſenloſigkeil.
(Langanhaltender Beifall.) Der Aufſtieg iſt überhaupt ein ſehr
ſchwieriges Problem. Es iſt heute durchaus nicht ſo, daß
beiſpiels=
weiſe das akademiſche Studium Sicherheit, für ſtandesgemäßen
Verdienſt gewähre. Wir müſſen wieder das Gefühl dafür
gewin=
nen, daß jeder Stand in Deutſchland ſeinen Wert hat: Das iſt
überhaupt die entſcheidende Forderung unſerer Zeit, das deutſche
Arbeitertum in den Arbeiterſtand zu verwandeln. (Beifall.) Der
Vizekanzler betonte, er verkenne nicht, daß die Gewerkſchaften
manches getan hätten, das Arbeitertum mit Standesehre und
Standesbewußtſein zu erfüllen, einem wirklichen Umſchwung aber
habe die Idee des Klaſſenkampfes gegenübergeſtanden.
Falſch iſt das Gerede, ſo fuhr Herr v. Papen fort, als ob. von
der Regierung beabſichtigt ſei, etwa die Volksrechte zu beſeitigen
und die arbeitende Maſſe zu benachteiligen. Wir werfen
viel=
mehr der hinter uns liegenden Demokratie, der deutſchen Linken,
vor, daß ſie nichts getan hat, den deutſchen Arbeiter in Staat und
Geſellſchaft einzubauen. Die Führer des deutſchen Volkes haben
die Pflicht, dem deutſchen Arbeiter heute die Hand zu reichen.
Abſchließend erklärte der Vizekanzler: Gehen wir morgen
zum Kampf als Staatsbürger, die ſich bewußt ſind, ihre Pflicht
zu tun und als Bürger, die eine große hiſtoriſche Miſſion zu
er=
füllen haben, eine Miſſion, die nicht nur eine deutſche, wie eine
Weltmiſſion iſt. Wohlauf zum Kampf mit Hindenburg, zum
Kampf mit Gottes Hilfe für ein heiliges Deutſches Reich, das
wir mit allen Faſern unſeres Herzens lieben. (Stürmiſcher
Bei=
fall.) Die Kundgebung ſchloß mit dem Deutſchlandlied.
*
* Der Reichskag in Poksdam.
Einſpruch des Evangeliſchen Oberkirchenrals
gegen die Benuhung der Garniſonkitche
für parlamenkariſche Zwecke.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die Reichsregierung wird ſich in den nächſten Wochen, wie
an zuſtändiger Stelle verlautet, mit den Vorarbeiten
beſchäfti=
gen, die das Reichsinnenminiſterium inzwiſchen für die
Einberu=
fung des Reichstags nach Potsdam geleiſtet hat.
Die Beſprechungen und örtlichen Unterſuchungen in Potsdam
haben ergeben, daß es nicht leicht ſein wird, den Beſchluß der
Reichsregierung durchzuführen. Vom Evangeliſchen
Oberkirchen=
rat iſt auch bereits gegen die Benutzung der Garniſonkirche für
parlamentariſche Zwecke Einſpruch erhoben worden. Der
Ober=
kirchenrat will nur einen feierlichen Gottesdienſt zur Eröffnung
des neuen Reichstags zulaſſen. Das würde alſo bedeuten, daß
ſich in der Garniſonskirche nur die proteſtantiſchen Mitglieder des
Reichstags verſammeln, während in der katholiſchen Potsdamer
Kirche die katholiſchen Abgeordneten einem
Eröffnungsgottes=
dienſt beiwohnen, wie das auch bisher jedesmal in Berlin vor
der Reichstagseröffnung im Dom und in der Hedwigskirche der
Fall war.
Unter dieſen Umſtänden iſt nun bereits überlegt worden, ob
die in der Nähe liegenden militäriſchen und ſtaatlichen Gebäude
für die parlamentariſchen Arbeiten zur Verfügung geſtellt
wer=
den können. Aber auch hier hat ſich ergeben, daß die
Räumlich=
keiten nicht ausreichen. Mindeſtens müßten gewiſſe Umbauten
vorgenommen werden, die auch notwendig wären, wenn man die
erſte Sitzung des Reichstags in der Garniſonskirche abhalten
würde. Wir glauben aber, daß man auf der Rechten inzwiſchen
allerlei Ueberlegungen angeſtellt hat, die gerade nicht
zugunſten der Garniſonskirche als Zuſammenkunftsort der
Parla=
mentarier ausgefallen ſind. Man hat vor allem
Zwiſchen=
fälle in Rechnung geſtellt, die am Grabe Friedrichs
des Großen zu recht peinlichen Auftritten
füh=
ren könnten. Das ſchließt natürlich nicht aus, daß aus
demon=
ſtrativen Gründen
an Poksdam feftgehaften
werden kann. Die Reichsverfaſſung ſchreibk zwar
im Art. 24 vor, daß der Reichstag „am Sitz der
Reichsregierung” zuſammentritt. Potsdam gehört
zwar nicht zu Berlin, obwohl es in wenigen Minuten erreicht
werden kann. Die geringe räumliche Entfernung wird aber noch
keinen Grund dafür abgeben, von einem Verſtoß gegen die
Ver=
faſſung zu ſprechen, wenn der Reichstag tatſächlich ſeine erſte
Sitzung in Potsdam abhält. Wahrſcheinlich wird er nur zwei
Tage zuſammenbleiben. Er wird ſich konſtruieren und im
An=
ſchluß daran die Regierung ermächtigen, ihr Arbeitsprogramm
innerhalb der nächſten vier Jahre durchzuführen, und dann
vielleicht noch eine zu erwartende Geſetzesvorlage über die
Wie=
dereinführung der Farben Schwarz=Weiß=Rot
verabſchieden, für die, wie man an zuſtändiger Stelle glaubt, auch
das Zentrum zu haben ſein wird..
Die Woche.
Mit einem Seufzer der Erleichterung wird man feſtſtellen
dürfen, daß dieſer Wahlkampf nun endlich vorüber, und es iſt
nur zu wünſchen, daß die von allen Seiten aufgepeitſchte
Er=
regung alsbald wieder abebbt. Es iſt gar nicht zu ſagen, was
an alarmierenden Gerüchten tagtäglich kolportiert wurde, und
wenn die deutſche Preſſe unter dem Druck der Notverordnungen
es vermieden hat, wohl auch vermeiden mußte, die vielfach ganz
unſinnigen Gerüchte zu regiſtrieren, ſo hat das ganz offenbar
keineswegs zu einer Beruhigung beigetragen, ſondern
viel=
leicht ſogar den Gerüchtemachern die Wege geebnet. Wie
ſchäd=
lich derartige Erregungszuſtände dem deutſchen Anſehen in der
Welt ſind, geht am beſten daraus hervor, daß ein konſervativer
Abgeordneter dieſer Tage im engliſchen Unterhaus an ſeine
Regierung die Frage ſtellte, was die engliſche Regierung zum
Schutze des Lebens und Eigentums der engliſchen Staatsbürger
in Deutſchland zu unternehmen gedenke. Es iſt wirklich die
allerhöchſte Zeit, daß dieſer Wahlkampf vorbei iſt, und daß die
Regierung durch ruhige ſachliche Arbeit die Unſinnigkeit aller
dieſer, in ſehr vielen Fällen böswillig in die Welt geſetzten,
Gerüchte erweiſt.
Es iſt unſtreitig richtig, daß ein ſehr großer Teil der
Unruhe in Deutſchland hervorgerufen worden iſt, durch die
kommuniſtiſchen Verſuche, durch Terrorakte jeglicher Art die
Stimmung zu revolutionieren. Die Flammen, die aus der
Reichstagskuppel am Montag zum Nachthimmel emporſchlugen,
ſollten nach der Abſicht der Kommuniſten wie ein Fanal wirken,
ſie ſollten ein Symbol ſein für die Flamme des Aufruhrs, die
nach ihrer Abſicht überall emporzüngeln ſollte. Es iſt nicht
mehr wie ſelbſtverſtändlich, daß jede Regierung die unbedingte
Pflicht hat, bolſchewiſtiſche Umſturzverſuche durch vollen Einſatz
der ſtaatlichen Machtmittel im Keim zu erſticken. Wenn die
gegenwärtige Reichsregierung unnachſichtlich mit den ſchärfſten
Mitteln gegen die kommuniſtiſchen Ruheſtörer vorgeht, ſo iſt ſie
dazu durch die Ereigniſſe der letzten Tage und Wochen im
Intereſſe des Staates verpflichtet, und ſie hat dabei das
ganze deutſche Volk ohne Unterſchied der Partei hinter ſich. Es
war urſprünglich angekündigt worden, daß der deutſche
Reichs=
kanzler bei ſeiner Rede im Berliner Sportpalaſt über das
Thema „Die Brandfackel des Bolſchewismus” ſprechen werde.
Wir haben bedauert, daß er das nicht getan.
Mit der Parole „Kampf dem Marxismus!” trifft man nicht
den Kern der Dinge. Der Marxismus iſt eine Wirtſchafts= und
Geſellſchaftslehre, begründet auf dem weltanſchaulichen
Mate=
rialismus. Der Geiſt eines vergangenen Jahrhunderts kommt
in ihr zu Wort, der heute ſchon längſt nicht mehr lebendig iſt.
Das brauchte nicht erſt durch das Fiasko erwieſen zu werden,
das überall dort eintrat, wo man verſuchte den theoretiſchen
Marxismus in die Praxis zu überſetzen. Die deutſche
Sozial=
demokratiſche Partei bekennt ſich zwar heute noch offiziell zum
Marxismus. Wie viele ſozialdemokratiſche Führer aber, wie
viele ſozialdemokratiſche deutſche Arbeiter gibt es, die auch heute
noch im eigentlichen Sinn Marxiſten wären? Der Marxismus
iſt tot. Daran wird nichts geändert dadurch, daß er in der
deutſchen Sozialdemokratie organiſatoriſch noch ein Scheindaſein
führt. Sehr lebendig aber iſt der Bolſchewismus. Auch
er trägt ja allerdings die Lehren von Karl Marx als
Aushänge=
ſchild vor ſich her. Aber Graf Keyſerling hat ſchon recht, wenn
er letzthin davon ſprach, daß der Marxismus für den
Bolſche=
wismus nur ein Firnis ſei. Der Bolſchewismus iſt ſeinem
innerſten Weſen nach etwas ganz anderes als eine Wirtſchafts=
und Geſellſchaftsordnung. Er iſt die abſolute Verneinung aller
ſtaatlichen und wirtſchaftlichen Begriffe des Abendlandes, ein
naher geiſtiger Verwandter jenes Nihilismus, der ſchon lange
vor dem Weltkriege Rußland unterhöhlt hatte, zu verſtehen
überhaupt nur aus der von der unſeren ſo unendlich
ver=
ſchiedenen Einſtellung des Aſiaten zu Welt und Menſchen.
Bolſchewismus bedeutet Zerſetzung, er muß ſeinem Weſen nach
die Zerſetzung unſerer ganzen abendländiſchen Kultur und
Ziviliſation anſtreben, weil er auf geſundem Boden nicht zu
gedeihen vermag. Rieſengroß war die Gefahr einer
Bolſchewi=
ſierung Deutſchlands in jenen erſten Monaten nach dem
fürchter=
lichen Zuſammenbruch, als alles bei uns in Deutſchland zu
ſtürzen ſchien. Man iſt dieſer Gefahr Herr geworden, nicht nur,
weil die Offiziere und Beamten ſich ſelbſtlos auch dem neuen
Staate zur Verfügung ſtellten, nicht nur, weil das in die
Heimat zurückkehrende Feldheer, das von den Wellen der
Revolution kaum berührt war, unter Führung ſeiner alten
Offiziere der ſich in Berlin bildenden Regierung die
Macht=
mittel in die Hand gab, die ſie brauchte, ſondern auch, weil der
Boden, auf dem unſere Kultur erwachſen, zu feſt und zu geſund
war, als daß er im erſten Anſturm hätte zerſtört werden können.
Mit wiederkehrendem Gleichgewicht wurde die bolſchewiſtiſche
Gefahr geringer. Auch wenn die Wahlziffern der Kommuniſtiſchen
Partei ſtiegen. Der deutſche Arbeiter, der zermürbt durch
wirt=
ſchaftliche Nöte, verzweifelt in Jahre andauernder
Arbeits=
loſigkeit, ſeine Stimme bei einer Wahl der Kommuniſtiſchen
Partei gibt, iſt deswegen ganz gewiß noch nicht ohne weiteres
Bolſchewiſt. Bolſchewiſten ſind jene Fanatiker, die in
ſyſte=
matiſcher planmäßiger Arbeit nunmehr ſchon ſeit Jahren an der
Zerſetzung und Vernichtung aller beſtehenden Ordnung arbeiten,
jene Verblendeten, die auch vor Mord und Brandſtiftung nicht
zurückſchrecken, wenn ſie glauben, ihren Zielen dadurch näher
zu kommen, und für die der irre geleitete Arbeiter nicht mehr
iſt als Kanonenfutter für den Barrikadenkampf. Für einen
feſt=
gefügten europäiſchen Staat iſt der Bolſchewismus keine
Ge=
fahr, ſolange er den eiſernen Willen hat, gegen die Kräfte der
Zerſetzung mit allen Mitteln vorzugehen. Und trotzdem müſſen
wir von einer Weltgefahr des Bolſchewismus ſprechen. Die
europäiſchen Staaten, auch die ſogenannten Siegerſtaaten, ſind
nicht mehr ſo feſt gefügt wie einſt. Die Friedensſchlüſſe von
1919 haben Europa in einen Herd ſtändiger Gärung und Unruhe
verwandelt. Sie haben die beiſpielloſe Wirtſchaftskriſis im
letzten Ende verurſacht, die ſeit mehr als zwei Jahren die ganze
Welt erſchüttert, ſie haben durch all die Jahre hindurch
bolſche=
wiſtiſcher Zerſetzungsarbeit den Boden bereitet, einer
Zerſetzungs=
arbeit, die ſtets auf die reiche geldliche und perſönliche
Unter=
ſtützung eines großen Staates rechnen konnte, für den die
Zer=
ſetzung der anderen ein Mittel im außenpolitiſchen Kampf
bedeutet.
Daß bei uns in Deutſchland der Bolſchewismus jetzt
wiederum zu einer wirklichen Gefahr werden konnte, daran
Seite 2 — Nr. 64
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. März 1933
tragen wir ſelbſt in erheblichem Maße mit die Schuld. Unſere
ewigen parteipolitiſchen Streitigkeiten haben die Autorität des
Staates in einem Grade unterhöhlt, der zu den ernſteſten
Be=
denken Anlaß gibt. So ſind wir allmählich dahin gekommen,
daß wir in einer Regierung nicht mehr den Staat ſehen, den
ſie doch verkörpern ſoll, ſondern nur die Partei, mit der ſie
irgendwie zuſammenhängt. Ein Staat aber, der nicht mehr
felſenfeſt verankert iſt in der Volksgemeinſchaft der geſamten
Nation, wird kaum in der Lage ſein, ſich eines bolſchewiſtiſchen
Anſturms zu erwehren. Wir müſſen von unſerer Regierung
nicht nur verlangen, daß ſie mit allen ihr zur Verfügung
ſtehen=
den Mitteln gegen jeden gewaltſamen Umſturzverſuch vorgeht,
ſondern wir müſſen auch unſererſeits die Möglichkeiten für einen
erfolgreichen Abwehrkampf ſchaffen. Das bedeutet, daß wir uns
auf uns ſelbſt beſinnen, daß wir in uns ſelbſt angehen gegen
die Kräfte der Zerſetzung, daß wir in uns ſelbſt die Autorität
des Staates „ſtabiliſieren wie einen rocher de bronce‟
Wo wären wir hingekommen in dieſen Jahren der
Ver=
wirrung, wenn wir nicht den einen Mann gehabt hätten, der
für uns nicht nur die Autorität des Staates, ſondern auch die
beſten deutſchen Kräfte und Tugenden verkörpert, den vom
ganzen deutſchen Volk verehrten Reichspräſidenten! Er hat oft
genug auf die Gefahren hingewieſen, die dem deutſchen Volk aus
ſeiner parteipolitiſchen Zerriſſenheit erwachſen. Er hat oft genug
gemahnt, daß wir lernen ſollen aus unſerer langen Geſchichte.
Er hat ſtets in Denken und Handeln bewieſen, daß für ihn
die deutſche Volksgemeinſchaft nicht nur ein Wort iſt. Die
tiefen Erſchütterungen eines heftigen Wahlkampfes liegen nun
hinter uns. Es gilt aufzubauen, auf Grundlagen, die durch den
Ausgang der heutigen Wahl unzweifelhaft ſtark beeinflußt
werden, wenn anders dieſe Wahlen überhaupt einen Sinn haben
ſollen. Wir hoffen daher, daß das deutſche Volk auch bei der
heutigen Wahl beweiſt, daß es auch in den Zeiten höchſter
politiſcher Erregung noch Verſtändnis behält für die Stimme
der Vernunft, und daß es ſeine Stimme den Parteien gibt, die
ihr nationales Programm in der Perſönlichkeit Hindenburgs
M.
verkörpert ſehen.
Die Aenderung des Wahlrechts.
Der Reichsinnenminiſter über das Wahlrecht
der Minderheiken.
Berlin, 4. März.
Der Verband der Nationalen Minderheiten in Deutſchland
hat gegen die Aenderung des Reichswahlgeſetzes Einſpruch wegen
angeblicher Kürzung des Wahlrechts der Minderheiten erhoben.
Der Reichsminiſter des Innern hat dem Verband folgendes
ge=
antwortet:
Die Verordnung des Reichspräſidenten über Aenderung des
Reichswahlgeſetzes vom 2. Februar 1933 war durch die
Notwen=
digkeit veranlaßt, der mißbräuchlichen Anwendung des amtlichen
Stimmzettels durch zahlreiche kleine Splitterparteien
entgegen=
zuwirken. Eine Abſicht, das aktive Wahlrecht der nationalen
Minderheiten in Deutſchland für die Reichstagswahlen zu
ſchmä=
lern, lag ihr fern. Auch in ihrer praktiſchen Auswirkung kann die
Verordnung keine Kürzung des Wahlrechts der nationalen
Min=
derheiten bedeuten, wenn man die bisher für die Wahlvorſchläge
der Minderheiten in Deutſchland abgegebenen Stimmen
berück=
ſichtigt. Die letzten Reichstagswahlen haben für die
Minderhei=
tenliſten Stimmenzahlen ergeben, die nicht nur hinter der für
die Erlangung eines Reichstagsſitzes notwendigen Zahl weit
zu=
rückgeblieben ſind, ſondern die auch in keinem Verhältnis zu der
Zahl der Minderheiten in Deutſchland überhaupt geſtanden
ha=
ben. Offenbar gibt es unter den nationalen Minderheiten
zahl=
reiche Wähler, die an einer Vertretung im Reichstag, wie ſie mit
den Minderheitenliſten erſtrebt wird, kein Intereſſe haben.
Aus=
nahmen zugunſten einzelner Wählergruppen zuzulaſſen, kann bei
der Geſtaltung des automatiſchen Wahlſyſtems, mit ſeiner
Ver=
teilung von 60 000, ohne Verletzung des in der Reichsverfaſſung
niedergelegten Grundſatzes der Gleichheit der Wahl nicht in
Be=
tracht kommen.
Sicherung der Wahllokale.
Wie das ganze Reich ſo hat ſich auch Berlin für den 5. März
gerüſtet. Am Samstag ſind die Vorſteher der einzelnen
Wahl=
lokale vom Wahlleiter inſtruiert und mit dem erforderlichen
Material für die Wahlhandlung ausgerüſtet worden. In den
ſpäten Abendſtunden erfolgte die Einrichtung der Wahllokale.
Gleichzeitig iſt die Aufteilung der Sicherheitsmannſchaften, die
am Sonntag Straßendienſt hat, auf die einzelnen
Abſtimmungs=
lokale erfolgt, die genau ſo wie in den Vorjahren unausgeſetzt
unter polizeilichem Schutz ſtehen werden. Durch dieſen
Wach=
dienſt werden natürlich zahlreiche Schutzpoliziſten in Anſpruch
genommen. Die Polizei glaubt, daß ſie mit den außerdem noch
zur Verfügung ſtehenden Bereitſchaften die Ruhe und Ordnung
Vom Tage.
Die Miniſterialräte in der Reichskanzlei Feßler, Vogel und
Pukaß ſind unter Gewährung des geſetzlichen Wartegeldes zum
31. März 1933 in den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt. Ueber die
Beſetzung der Stellen iſt eine Entſcheidung noch nicht getroffen.
Die Wiederverwendung der zur Dispoſition geſtellten Herren an
anderer geeigneter Stelle iſt in Ausſicht genommen.
Die dem Zentrum angehörenden Landräte Werber in Groß=
Strehlitz und Dr. Bleske in Coſel ſind durch miniſteriellen Erlaß
beurlaubt worden. Gleichzeitig iſt auf eigenen Wunſch der
Land=
rat von Grottkau. Dr. Martinius, beurlaubt worden.
Mit dem 1. April 1933 werden unter Zuteilung zum
Reichs=
wehrminiſterium zu Marineattachés ernannt: der Kapitän zur
See Waßner, bei der Botſchaft in London; der Korvettenkapitän
Loycke, bei der Botſchaft in Rom; Wever. bei der Botſchaft in
Paris, bisher ſämtlich zur Verfügung des Chefs der
Marine=
leitung.
Der Leiter der am 1. April d. J. aufzulöſenden
Reichsfor=
ſchungsſtelle für landwirtſchaftliches Marktweſen. Dr. Fritz Baade,
iſt mit ſofortiger Wirkung beurlaubt worden. Gleichzeitig iſt
ſeine Beſtellung zum Reichskommiſſar bei der Deutſchen
Getreide=
handelsgeſellſchaft widerrufen worden.
Da zu Oſtern 1933 in der Volksſchule mit einem Anwachſen
der Schulkinderzahl und mit einer Steigerung des
Stunden=
bedarfs zu rechnen iſt, wird die preußiſche Unterrichtsverwaltung
der Lage durch eine vermehrte Beſchäftigung von Lehrkräften
Rechnung tragen. Der Staat wird zu Oſtern 1933 2500
Hilfs=
lehrerſtellen neu ſchaffen und in dieſe Stellen Schulamtsbewerber
einberufen.
Der Regierungspräſident in Trier hat die Anweiſung erhalten.
für die Aufrechterhaltung geſetzmäßiger Zuſtände in ſeinem
Regie=
rungsbezirk zu ſorgen. Mit der Durchführung der notwendigen
Maßnahmen iſt der Polizeimajor v. Kroppf=Köln beauftragt
wor=
den, dem die geſamte Polizei, Landjägerei und Hilfspolizei des
Regierungsbezirks Trier und eine beſonders zuſammengeſtellte
Ab=
teilung unterſtellt ſind.
Die thüringiſche SPD.=Preſſe hat als Auflagenachricht die
Rede des Reichskanzlers Adolf Hitler im Berliner Sportvalaſt
er=
halten und mußte dieſe Rede am Samstag unter der Ueberſchrift
„Rede des Reichskanzlers über den Marxismus” abdrucken.
Das Frankfurter Zentrumsblatt, die „Rhein=Mainiſche
Volks=
zeitung”, iſt wegen eines Artikels „Untergang des Rechtsſtaates?"
der am 27. Februar erſchienen war, mit ſofortiger Wirkung bis
8. März verboten worden.
aufrecht erhalten kann, und daß es gelingen wird jeden
Ver=
ſuch, die Wahlhandlung zu unterbinden oder Unruhe zu ſtiften,
im Keime zu erſticken.
Die Berliner Polizei wird am Sonntag aber noch die
Auf=
gabe haben, Begleitperſonal für die Stahlhelmkundgebung zu
ſtellen, die in den Nachmittagſtunden vor dem Palais des
Reichspräſidenten ſtattfinden ſoll.
Da bisher alle Wahltage ohne größere Ausſchreitungen
vor=
übergegangen ſind, darf man annehmen, daß auch der Sonntag
einen ruhigen Verlauf nimmt. Sollte es aber wider Erwarten
zu bedrohlichen Situationen kommen, dann darf ſchon jetzt
ver=
ſichert werden, daß ſich die Regierung auf alle Eventualitäten
vorbereitet hat, und mit verſtärkten ihr zur Verfügung ſtehenden
Mitteln rückſichtslos durchgreifen wird.
van der Lübbe vierfacher Brandſtifter.
Berlin, 4. März.
Der holländiſche Staatsangehörige van der Lübbe wurde am
Samstag dem Vernehmungsrichter im Polizeipräſidium unter der
Beſchuldigung vorgeführt, am 25. Februar 1933 das
Wohlfahrts=
amt in Neukölln, das Berliner Stadtſchloß und das Berliner
Rathaus und am 27. Februar 1933 das Reichstagsgebäude
vor=
ſätzlich in Brand geſteckt zu haben. Gegen van der Lübbe, der
in allen vier Fällen geſtändig iſt, wurde Haftbefehl wegen
vorſätzlicher Brandſtiftung in vier Fällen und
wegen Vorbereitung zum Hochverrat erlaſſen, van der
Lübbe hat am 25. Februar 1933 ſowohl im Wohlfahrtsamt
Neu=
kölln als auch im Berliner Rathaus eine Fenſterſcheibe
einge=
worfen und durch die Oeffnung brennende Kohlenanzünder
ge=
worfen. In beiden Fällen konnte der dadurch entfachte Brand
noch im Beginn erſtickt werden. Die beiden übrigen Fälle der
Brandſtiftung ſind der Oeffentlichkeit bekannt.
Frankreich wünſcht „Siebener=Konferenz” in Genf.
Paris, 4. März.
Wie die nationaliſtiſche „Liberté” zu berichten weiß,
beab=
ſichtigt Frankreich, vorzuſchlagen, daß zu einer Großmächte=
Kon=
ferenz, die in Genf nach dem 8. März ſtattfinden ſoll, auch
Bel=
gien und Polen herangezogen werden ſollen. Aus einer „Fünf=
Mächte=Konferenz” ſoll demnach auf franzöſiſchen Wunſch eine
„Siebener=Konferenz” werden.
Eingreifen Englands
in den Gang der Abrüſtungsverhandlungen.
EP. London, 4. März.
Der Beſchluß des engliſchen Kabinetts wonach
ſich Miniſterpräſident Macdonald und Außenminiſter Sir Johr
Simon ſo bald wie möglich zur Abrüſtungskonferenz nach Gen
begeben werden, wurde heute den hieſigen diplomatiſchen Vertre.
tungen von Deutſchland Italien Frankreich und
den Vereinigten Staaten offiziell zur
Kennt=
nis gebracht. Ueber das Datum der Abreiſe der beiden
Mi=
niſter ſteht auch heute noch nichts Endgültiges feſt.
Immer wieder franzöſiſche Sicherheitsforderungen
Genf, 4. März.
Der Politiſche Ausſchuß der Abrüſtungskonferenz begann
heute vormittag die Ausſprache über den gegenſeitigen
Unter=
ſtützungspakt, deſſen Abſchluß bekanntlich vom franzöſiſchen Kon
ſtruktiv=Plan verlangt wird. Der franzöſiſche Außenminiſte=
Paul=Boncour begründete und erläuterte in einer langen Rede
daß die franzöſiſchen Sicherheitsforderunger
für die Abrüſtungskonferenz aus drei Voraus
ſetzungen beſtünden:
1. Die Vereinheitlichung der Heeresſyſteme,
2. eine wirkſame internationale Abrüſtungskontrolle und
3. der Abſchluß eines Unterſtützungspaktes.
Der Abſchluß eines ſolchen Paktes müſſe auf den Beſtimmun
gen der Völkerbundsſatzung, die es zu verſtärken und zu ergänzer
gelte, aufgebaut ſein. Die kürzlich vorgelegten ruſſiſchen Vor
ſchläge zur Beſtimmung des Angreifers ſtellten ebenfalls eine
brauchbare Grundlage dar, die es zu benutzen gelte.
An die Ausführungen des franzöſiſchen Vertreters ſchloß ſick
im Politiſchen Ausſchuß der Abrüſtungskonferenz eine Ausſprache
an, in der die Vertreter Spaniens und der
Klei=
nen Entente ſich für den franzöſiſchen Plan aus
ſprachen. Der deutſche Botſchafter Nadolny übte
Form allgemeiner Bemerkungen ſachliche Kritik an den
franzöſiſchen Plan. Nach der Rede des deutſchen Ver
treters wurde die weitere Beratung auf Dienstag vertagt.
* Pariſer Hoffnungen.
Von unſerem A=Korxeſpondenten.
Paris, 4. März.
Die Abſchiedsfeier des Pariſer amerikaniſchen Botſchafters
Walter Edge — er wird durch Jeſſe Iſidor Strauß, einen Wirt
ſchaftsmann abgelöſt — hat in Paris ſo etwas wie einen
bitteren Nachgeſchmack hinterlaſſen. Oder wenigſtens eine klein
Enttäuſchung. Denn Walter Edge ging in ſeiner Abſchiedsred
nicht auf die Ideen Daladiers ein. Er ließ keine Annäherung
Amerikas an den Völkerbund durchblicken; er ſprach von Mon
rödoktrin und Panamerikanismus.
Nichtsdeſtoweniger hofft man hier alles von einem engliſch
amerikaniſch=franzöſiſchen Zuſammenwirken — wirtſchaftlich und
finanzielle Probleme ſollen es unumgänglich machen. Die
Löſun=
der Frage der interalliierten Schulden iſt nach Paul=Boncours
Worten auf dem beſten Wege zum Erfolg.
Die Genfer Erfolge Paul=Boncours in der Abrüſtungs
debatte werden hier vielfach als rein theoretiſch gewertet; in
London ſoll dies noch mehr der Fall ſein. So ſehr, daß mar
in England die Rettung der Abrüſtungskonferenz angeblich nu
von einer Fünferbeſprechung erwartet, eine Auffaſſung, die hie
äußerſt wenig Anklang findet.
In der Innenpolitik iſt der Rücktritt des Führers
Sozialiſten Léon Blum, ſowie des Parteiſekretärs. Vincen
Auriol der Ausgang aller Kombinationen. Alles, was ma
über die Sciſſion in der Partei erzählt, erſcheint ſtark über
trieben. Wenn bei der Votierung des Budgets eine äußerſ
inks ſtehende Gruppe — zwanzig Stimmen — die Partei
diſziplin durchbrach und gegen die Regierung ſtimmte, ſo ſchein
der Inzident von untergeordneter Bedeutung zu ſein. Wichti
iſt dagegen, daß mit dem Rücktritt Léon Blums in der Part
ſcheinbar die politiſch aktivere Richtung Renaudel=Marque
Compére Morel die Oberhand gewinnt, was eine allgemein
Linkswendung in der franzöſiſchen Innenpolitik bedeuten würde
Wenn die Sozialiſten auf ihre doktrinäre Paſſivität verzichte=
und in Koalitionen eingehen, ſo iſt früher oder ſpäter mit eine
Kartellregierung zu rechnen. Rechts behauptet man, daß ein
ſolche ſchon bevorſtehe, links weiſt man dagegen darauf hir
daß die Votierung des Budgets Daladiers Preſtige erhöht ha
und für den Augenblick kein Grund beſtehe, um an der Z
ſammenſetzung der Regierung etwas zu ändern. Uebrigens kan
man von einer Klärung bei den Sozialiſten noch nicht ſprechen
dieſe wird vielleicht nur ſpäter — vielleicht auf dem Parte
kongreß in Avignon — erfolgen.
Auf der Lowenſpur ges levendigen
Chriſtus.
Von Wilhelm Michel.
Nicht nur der Chriſt, auch der Ungläubige begreift, daß
mit dem Namen Chriſtus etwas Wirkendes gemeint und
benannt iſt, etwas das „nicht in Worten ſtehet, ſondern in
Kraft.” Nicht nur Lehre, ſondern auch Tat und Eingriff. Nicht
nur Umkehr des inneren Menſchen, ſondern auch Weltgeſtaltung
und Weltverwandlung. Wo Chriſtus gegangen iſt, da ließ er
die Löwenſpur: Neues Sein innen und außen, lebensvolle
Barmherzigkeit, atmende, beſeelte Gemeinde! Er ließ ſie ſo
deut=
lich, daß die Forderung nach Weltgeſtaltung aus ſeinem Geiſt
heute noch, nach ſo vielem jammervollem Verſagen vor ihr, friſch
vor uns ſteht wie am erſten Tag.
Es macht heute noch einen ungeheuren Eindruck, lieſt man
in den Briefen und Erlaſſen Kaiſer Julians des Abtrünnigen
(Kaiſer von 361 bis 363), wie ihm zwar die Widerlegung der
chriſtlichen Lehre ſpielend leicht wird, wie er aber ohnmächtig
und verzweifelt ſteht vor der Aufgabe, chriſtliche Uebung der
Barmherzigkeit in ſein erneuertes Heidentum hinüberzuretten
und in die verrottete Lebenswirklichkeit des heidniſchen Klerus
Würde oder auch nur Anſtand zu bringen. Die vom
Chriſten=
tum bewirkte Lebensverwandlung iſt es, die ſich als
unnachahmbar erweiſt und die das Heidentum, trotz der ſublimen
julianiſchen Ausdeutung der alten Götterlehren, zum
Ver=
gangenen wirft.
Es liegt auf derſelben Linie, daß der rettende Gewaltſtreich
auf die Seele Auguſtins geſchieht durch einen Aufruf zur
Lebensverwandlung. Das Wort, das ihm endgiltig zum neuen
Glauben herüberzieht, iſt nicht ein Wort tiefſinniger Spekulation,
ſondern eine Anweiſung zum Umbau ſeines täglichen Lebens:
„Nicht in Freſſen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht,
nicht in Hader und Neid, ſondern ziehet an den Herrn Jeſum
Chriſtum, und wartet des Leibes, doch alſo, daß er nicht geil
werde.‟ Dieſe Lebensverwandlung war es, die das Heidentum
und die Manichäerlehre in dem mächtigen Manne nicht hatten
wirken können, und auf ſie allein kam es ihm an. Noch ehe
die=
ſes Wort an ihn ergeht, iſt er ſchon für ſein Vernehmen reif.
„Was geſchieht uns? Was iſt dies?” ruft er in höchſter
Er=
regung dem Freund Alypius zu, „die Ungelehrten erheben ſich
und reißen das Himmelreich an ſich, und wir mit unſerem
herzloſen Wiſſenskram, ſiehe, wie wir uns wälzen in Fleiſch
und in Blut!“
Wir ahnen in unſren Vorſtellungen von den ſtrahlenden
Göttern Griechenlands kaum mehr, wie weit in dieſen Spät=
zeiten die Menſchenſeele über die heidniſche Form
hinausge=
wachſen war. Sie mußte nach dem neuen Leben Ausſchau
halten, das ihrer Wachstumsſtufe entſprach. Im Sieg des
Chriſtentums über die alte Welt hat die chriſtliche
Lebenswirk=
lichkeit, d. h. die Fähigkeit der neuen Lehre, das Sein der
Menſchen faktiſch umzuformen und Zucht, Gemeinſchaft,
Barm=
herzigkeit unter ihnen zu ſtiften, eine entſcheidende Rolle
ge=
ſpielt. Als Chriſtus=Religion, als Glaube an einen lebendigen
Chriſtus und an ſeine Kirche als Gemeinſchaft mit einem
leben=
digen, wirkſam in das Geſchehen eingreifenden Chriſtus” hat
ſie das hohe Wiſſen der alten Welt überflügelt und zugleich ihr
ſehnliches Ahnen erfüllt.
Von dieſer Tatſache geht eine neue Schrift aus, die
Heinrich Matthes ſoeben unter dem Titel „Grundlagen
der Geſchichte der Chriſtus=Religion” *) herausgebracht hat.
Matthes, als lehrender Theologe vielfach bewährt, verfolgt hier
den Weg der Chriſtus=Religion durch die Jahrhunderte. Er
zeigt ſie im Ringen mit dem griechiſchen Geiſt, er zeigt, wie ſie
die Feuerprobe des Gnoſis beſteht, dieſe ſchwere Verſuchung
zur Weltloſigkeit, zum Wiederzerfallen der ſoeben
neugeſchaf=
fenen Menſchengeſtalt. Matthes zeigt weiter, wie ſich die
Chriſtus=Religion in der Frühkirche dogmatiſch ſichert, wie ſie den
Bau der Lehre aufführt ſamt den weit vorgeſchobenen
Außen=
werken, wie ſie ſich in dieſer mächtigen Feſte gelegentlich
ver=
härtet, um ſich zu gegebener Zeit wieder zu befreien. Die Schrift
führt weiter über die Vorreformatoren zu Luther, zur
pietiſti=
ſchen und zur Gemeinſchafts=Bewegung und mündet in die
theologiſchen Kämpfe der Gegenwart mit ihren Fragen nach
Weſen und Wirkungsfeld der Kirche Die Unterſuchung zeigt
ſich dabei immer geführt von dem Streben, Rüſtzeug
herbei=
zuſchaffen zur Entſcheidung der heute grundwichtigen Frage:
Abgrenzung der Chriſtus=Religion gegen den
Säkularis=
mus, alſo gegen jene Anſchauung, daß die Geſtaltung der
wirk=
lichen Welt nur von den weltlichen Kräften und Inſtanzen
geleiſtet werde, und ihnen daher zu überlaſſen ſei. Es iſt
Matthes' dringendſtes Anliegen, in den Geiſtern die Bereitſchaft
und das Feld freizuhalten für eine fortwährende
Welt=
geſtaltung aus der Kraft, die Chriſtus heißt. Er geht mit
Aufmerkſamkeit namentlich allen Aeußerungen chriſtlicher
Ge=
meinſchafts=Geſtaltung nach: die Gemeinde, ihre Liebestätigkeit
und ihre Lebensformung liegen ihm am Herzen. Nimmt man
ſeine warmherzigen, überall verſtandesklaren und gut belegten
Ausführungen achtſam auf, ſo ſtimmt man freudig mit ein: Ja,
ins Leben hinaus will das Wort deſſen, in deſſen Predigt eine
„Gewalt” war, der nichts was er berührte, unverwandelt
zu=
nückließ, vor deſſen Angeſicht ſich die Weltalter ſchieden, das
Steuer der Geſchichte herumſchwang. Vor dieſem Angeſicht
und ſeiner Gewalt glaubt man zu begreifen, daß die Kämpfe
uim die Betätigungsweiſe der Kirche eben doch keine letzte
Wichtigkeit haben können. Man begreift, daß die Anmutung
zur Tat, die von ihm ausgeht, je nach Gaben verſchieden gelek
werden muß, daß aber die eine Auswirkung die andre nich
ausſchließen kann. Beſteht Gogarten vornehmlich auf de
Pflicht der Kirche zur Verkündigung des Wortes, ſo weiß
doch in ſeiner Hörigkeits=Lehre um den unentrinnbaren Anru
des Du — und daß die Offenheit für das Du zu leben
ändernden und weltgeſtaltenden Folgerungen führt, ſteht keine
Augenblick in Frage. Weiſt Matthes ſtändig auf die ſichtbare
lebensvolle Gemeinde hin, ſo bleibt ihm doch feſt, daß da
Lebensblut in dieſem Gemeindekörper das ſtets neu verkündigt
Wort iſt. Dem Standpunkt jedenfalls, daß die heutige
Lebensnöte eine verſchärfte Aufforderung in ſich enthalten, die
„Welt” nicht ſich ſelbſt zu überlaſſen, ſondern ihr aus chriſtlichen
Lebenswiſſen Heilung zu bringen, kann heute nichts, aber aue
nichts mehr an vernünftigen Gründen entgegengehalten werdei
Es iſt wieder einmal eine Zeit „erfüllt” das Säkulum ſelb
begreift, daß es irregelaufen iſt, der Kraft des lebendige
Chriſtus bietet ſich der Angriffspunkt zum Ordnungſtiften ein
deutiger als in vielen vorhergegangenen Zeiträumen dar.
Die Schrift von Heinrich Matthes iſt als eine wertvoll
Gabe zu begrüßen. Sie iſt klar und einfach geſchrieben, ſie ver
arbeitet in ſich ein ausgedehntes Wiſſen, ſie führt, wie ſie au
einem überſchauenden Geiſt ſtammt, eine ſchöne geiſtige Freihe
mit ſich, aus der die Fragen ruhig angeſchaut und behutſame
Löſung entgegengeführt werden.
*) Carl Winters Univerſitätsbuchhandlung, Heidelberg, 19
94 Seiten.
Hans von Hülſen: „Die Bucht von Sant” Agata‟. Ganzlein
3,45 RM. (Philipp Reclam jun., Leipzig.)
Diesmal führt uns der Dichter in eine kleine italieniſche
fenſtadt am Mittelmeer und in das geheimnisvolle Getriebe eine
Geſellſchaft, die aus allen Ländern Europas ſich hier zuſammel
gefunden hat. An der Oberfläche ſpielt ſich das idylliſche Bad
leben ab, das Leben der Gäſte, der Bevölkerung und der Bewo.
ner des gräflichen Schloſſes. Aber untergründig wühlen heimlie
Strömungen, ſpinnen ſich unſichtbare Fäden, und der dieſe Fäde
ſpielend in der Hand hält, iſt der Marcheſe Scarini, ein anerkan!
ter Ehrenmann, der jedem glänzende Gaſtfreundſchaft bietet, de
dem Fiſcher Serafino ſo großmütig zu Reichtum verhilft — u!
der die Unvorſichtigkeit begeht, dem ſchönen Weibe dieſes Unte
gebenen nachzuſtellen. Serafino erfährt davon, und in leide
ſchaftlicher Eiferſucht tötet er ſein Weib und ſucht dem Gehein
nis des Marcheſe, den Quellen ſeines Reichtums und ſeinen unk
irdiſchen Beziehungen zu hochverräteriſchen Aktionen, nachzuſp
ren. Schon ſcheint alles ans Licht zu kommen, aber der Scar
iſt umſichtiger als alle: bei der Fahrt zur Behörde ereilt Seraf!
der tödliche Schuß. Die Aufzeichnungen werden vernichtet u
der große Glücksſpieler beherrſcht am Schluß völlig die Lage.
Sonntag, 5. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Razzia auf Kommuniſten.
Pazifiſtiſche Organiſakionen des Landesverraks verdächkig. — Zahlreiche Berhaflungen von Kommuniſten.
Blutiger Ausgang des Wahlkampfes.
Säuberung
der Berliner Barrikadenvierkel.
* Berlin, 4. März. (Priv.=Tel.)
Die Berliner Polizei, die ſich ſeit dem Reichstagsbrand in
höchſter Alarmbereitſchaft befindet und am Wahlſonntag die
Ab=
ſtimmung beſonders ſichern wird, hat die letzten beiden
Wochen=
tage dazu benutzt, um die ſogenannten Barrikadenviertel Berlins
gründlich auszukämmen. Es handelt ſich dabei einmal um die
ſogenannte Kösliner Straße, und zum andern um einige
Stra=
ßen im Stadtteil Neukölln. Beide Gegenden waren im Mai 1929
der Schauplatz blutiger Barrikadenkämpfe mit der Polizei.
Während die Maſſenhausſuchungen in der Kösliner Straße
und insbeſondere am Wedding im Laufe des Freitags vor ſich
gingen, wurde am Samstag in Neukölln eine große Razzia auf
Kommuniſten abgehalten, die viele Stunden andauerte.
Sämt=
liche Wohnungen des abgeſperrten Stadtteils wurden eingehend
durchſucht. Es wurde zahlreiches Hetzmaterial gefunden,
außer=
dem verſchiedene Waffen. Die Wohnungsinhaber wurden ſofort
feſtgenommen. Infolgedeſſen konnten die Berliner im Laufe des
Samstags verſchiedene große Polizeiwagen beobachten, auf denen
ſich zahlreiche Verhaftete beiderlei Geſchlechts befanden, die dem
Berliner Polizeipräſidium zugeführt wurden. Gleichzeitig
wur=
den die Geſchäftsſtellen einer Reihe
pazifiſti=
ſcher Verbände, wie der „Deutſchen Liga für
Men=
ſchenrechte” und der „Deutſchen Friedensgeſell.” durchſucht. Auch hier wurden mancherlei
Schrif=
ten, die die politiſche Polizei wegen ihres
landesverräte=
riſchen Inhalts intereſſieren, ſichergeſtellt. Eine ähnliche
Hausſuchung fand übrigens in den frühen Morgenſtunden des
Samstags im Gebäude des ſozialdemokratiſchen „Vorwärts” ſtatt.
Weiter wurden 13 Lokale in der Reichshauptſtadt geſchloſſen,
deren Betriebe in ſittlicher Beziehung Anlaß gegeben haben. In
der vergangenen Nacht ſind in Berlin allein 110 Perſonen
feſt=
genommen worden, von denen der überwiegende Teil der KPD.
angehört.
Die Polizeiakkion gegen die KPd. im Reich.
In Koblenz wurden 80 Führer und Unterführer der
KPD. feſtgenommen und in das Polizeipräſidium eingeliefert.
Bei einem Teil von ihnen wurden außer umfangreichen illegalen
Druckſchriften auch Waffen und Munition gefunden, u. a. auch
zwei gebrauchfertige Bomben und Dynamit.
In Bremen wurden 40 kommuniſtiſche Funktionäre in
Schutzhaft genommen.
In Emden wurde eine kommuniſtiſche Geheimdruckerei
ausgehoben, hochverräteriſches Schriftmaterial beſchlagnahmt und
der Drucker wegen Hochverrats feſtgenommen.
In Wuppertal Velbert, Langenberg und Neviges
wurden 350 bis 400 Verhaftungen vorgenommen. In der
Haupt=
ſache handelt es ſich um kommuniſtiſche Führer und Unterführer.
In Breslau hat ſich die Zahl der Feſtgenommenen auf
über 80 erhöht.
In Sachſen wurde die Aktion zur Bekämpfung der
kom=
muniſtiſchen Gefahr gleichfalls erfolgreich fortgeſetzt. Größere
Aktionen erfolgten in und um Dresden, ſowie in den Städten
Freital und Radeberg. 40 Perſonen wurden in Haft genommen.
Auch Bayern hat zur Abwehr kommuniſtiſcher
ſtaats=
gefährdender Gewaltakte bis auf weiteres für das ganze
Staats=
gebiet alle kommuniſtiſchen Aufzüge und Verſammlungen unter
freiem Himmel ſowie kommuniſtiſche Verſammlungen in
ge=
ſchloſſenen, Räumen, kommuniſtiſche periodiſche Druckſchriften,
kommuniſtiſche nichtperiodiſche Druckſchriften mit Einſchluß von
Plakaten und Flugblättern verboten.
Ein geheimnisvolles Dokument
der Bezirksleitung Ruhrgebiet der KP9.
Laut Mitteilung der Eſſener Polizei wurde bei der
Durch=
ſuchung der Räume der Bezirksleitung Ruhrgebiet der KPD. ein
Schriftſtück gefunden, das offenbar zu einem längeren Bericht
ge=
hört, und in dem es heißt:
„Bilder benötigen wir jetzt maſſenweiſe, können allerdings
jetzt keine auftreiben und ſind gezwungen, unſer Glück mit dem
Straßenfilmonkel zu verſuchen. Ich glaube, daß wir jetzt 50
die=
ſer Schädlinge zuſammenhaben.”
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, zu welchem Zweck die
KPD. die Beſchaffung von Lichtbildern von „Schädlingen”
vor=
genommen hat. Die erforderlichen Feſtnahmen ſind angeordnet.
Blukige Ausſchreikungen.
Der letzte Tag des Wahlkampfes hat noch eine ganze Reihe
von Blutopfern gefordert. Aus dem ganzen Reich liegen
Mel=
dungen vor, wonach es zu blutigen Ausſchreitungen gekommen iſt.
In Köln kam es nachts gegen 2 Uhr zu einer
Schieße=
rei zwiſchen Kommuniſten und Angehörigen
eines katholiſchen Verbandes, die einen Toten zu
be=
klagen haben, während ein Kommuniſt durch Bruſtſchuß ſein
Leben verlor. — Bei einem Umzug der SA. durch
Köln wurde in einer von Kommuniſten ſtark bevölkerten
Straße plötzlich von mehreren Dächern eine ganze
An=
zahl Schüſſe auf den Zug abgegeben. Zum Glück wurde
niemand verletzt. Bei einem nächtlichen Zuſammenſtoß in Köln
wurden vier Kommuniſten durch Schüſſe ſchwer verletzt. Zwei
von ihnen ſind bereits geſtorben, der Dritte ſchwebt in
Lebens=
gefahr.
In Düſſeldorf wurde ein Zug
Nationalſvzia=
liſten aus Dachluken und Kellerfenſtern
be=
ſchofſen. Hierbei wurde ein Nationalſozialiſt durch
Herzſchuß tödlich getroffen. Die den Zug ſichernden
Polizeibeamten und die SA. erwiderten das Feuer Eine
Zivilperſon wurde durch Querſchläger in ihrer Wohnung
getötet, eine weitere Perſon wurde ſchwer verletzt. Mehrere
Teilnehmer des Zuges trugen leichtere Verletzungen davon.
Ein ſtarkes Polizeiaufgebot nahm die Durchſuchung des
be=
treffenden Häuſerblocks vor. Dabei wurden 70 Perſonen
feſt=
genommen.
In Duisburg=Hamborn büßte ein SA.=Truppführer
durch Kopfſchuß ſein Leben ein.
In Eſſen wurden in der Nacht zu heute an drei
ver=
ſchiedenen Stellen Nationalſozialiſten von Kommuniſten
be=
ſchoſſen. Ein Nationalſozialiſt wurde lebensgefährlich verletzt.
Außerhalb der Umfaſſungsmauern der Schachtanlage TV/
der Vereinigten Stahlwerke in Hamborn wurde ein Mann
erſchoſſen aufgefunden.
In Homberg iſt geſtern ein Kommuniſt durch einen
Schuß getötet worden.
In Magdeburg ſtießen ein Demonſtrationszug der
Eiſernen Front und ein SA.=Zug aufeinander. Es entwickelte
ſich eine wüſte Schlägerei und Meſſerſtecherei Vier
National=
ſozialiſten und zwei Reichsbannerleute erlitten ſchwere
Ver=
letzungen; außerdem gab es eine Reihe von Leichtverletzten. Auch
in der Bahnhofsſtraße kam es zu Ausſchreitungen. Dort wurden
zwei SA.=Leute in Uniform von linksgerichteten Perſonen
über=
fallen und mißhandelt. Der Polizei gelang es mit großer Mühe,
die Ruhe wiederherzuſtellen.
Von einem Hilfspolizeibeamken angeſchoſſen.
Braunſchweig, 4. März.
Wie die Polizei mitteilt, wurde am Freitag abend ein 20
jäh=
riger Tiſchlergeſelle im Schloßgarten durch einen
Hilfspolizei=
beamten angeſchoſſen. Der Tiſchler hatte auf die mehrmaligen
Anrufe und Aufforderungen des Hilfsbeamten, die Hände hoch zu
heben, nur die linke Hand hochgehalten, während er die rechte in
der Taſche behielt. Die Verletzungen des jungen Tiſchlers ſind
ernſter Natur.
500 Mann Hilfspolizei in Mecklenburg=Schwerin.
Schwerin, 4. März.
Das mecklenburgiſche Staatsminiſterium des Innern hat mit
dem heutigen Tag eine Hilfspolizei eingerichtet, die der
Füh=
rung der Ordnungspolizei unterſteht und zur Unterſtützung der
örtlichen Polizeikräfte dient. Die Bewaffnung beſteht aus
Poli=
zeiknüppel und Piſtole. Als Mitglieder der Hilfspolizei kommen
nur Angehörige der SS., der SA. und des Stahlhelms in Frage,
die im geſamten Staatsgebiet Mecklenburg=Schwerin in einer Stärke
von 500 Mann aufgeboten werden. Jedes Mitglied der
Hilfs=
polizei erhält eine tägliche Entſchädigung von 1.50 RM.
Nr. 64 — Seite 4
Rooſevolls Amksankrikk.
Waſhington, 4. März.
Zu einer überaus
ſchickſals=
ſchweren Stunde inmitten
einer Kriſe von noch nicht
da=
geweſenem Ausmaß übernahm
am Samstag der am 8.
No=
vember vorigen Jahres von
der Demokratiſchen Partei
ge=
wählte Präſident Franklin
Rooſevelt ſein ſchweres Amt.
Aus allen Teilen des
Lan=
des waren Tauſende und aber
Tauſende herbeigeſtrömt, im
Kraftwagen, in Autobuſſen,
mit der Eiſenbahn, zu Pferde
und aus der näheren
Umge=
bung auch zu Fuß, um Zeuge
der feierlichen Amtsübernahme
vor dem Kapitol zu ſein. Die
Zahl der in der amerikaniſchen
Bundeshauptſtadt weilenden
Franklin D. Rooſevelt. Gäſte iſt mit einer Viertel
Million kaum zu hoch geſchätzt.
Schon am Freitag waren alle Hotels und ſonſtigen Unterkünfte
überfüllt.
Hoover übergibt die Präſidenkſchaft an Rooſevelt.
Am Samstag vormittag um 11 Uhr (17 Uhr MEZ.) wurde
Rooſevelt von ſeinem Amtsvorgänger Herbert Hoover im
Weißen Haus, dem Sitz des Präſidenten, empfangen. Von dort
begaben ſich dann der alte und der neue Präſident zum Capitol,
dem amerikaniſchen Parlament, in deſſen linker Hälfte ſich das
Abgeordnetenhaus befindet, während im rechten Flügel das
Oberhaus oder der Senat untergebracht iſt. Im Sitzungsſaal
des Senats wurden zunächſt die neugewählten Senatoren
ver=
eidigt, während draußen ſchon die Vorbereitungen für die ſich
in aller Oeffentlichkeit abſpielende Uebernahmefeier im Gange
waren. Botſchafter, Geſandte und Geſchäftsträger aus aller
Welt waren erſchienen. Militärkapellen unterhielten die wartende
Menge mit luſtigen Weiſen und über den Wartenden kreuzten
Militär= und Marineflugzeuge. Nicht weniger als 80
Mikro=
phone und 20 Lautſprecher ſorgten dafür, daß die geſamte
Be=
völkerung der Vereinigten Staaten die Zeremonie miterleben
konnte. Indianer in maleriſchen Koſtümen, Cowboys aus dem
Weſten der Staaten, amerikaniſche Pfadfinder, Journaliſten aus
aller Herren Länder und eine kaum überſehbare Menfchenmenge
füllten den Platz vor dem Capitol. Punkt 13 Uhr (19 Uhr
MEZ.) erſchien auf der Plattform das alte Kabinett mit Hoover,
Stimſon, Mills und den anderen Miniſtern. Fünf Minuten
ſpäter traf Rooſevelt ein, der ſofort durch den oberſten
Bundes=
richter auf die Verfaſſung vereidigt wurde.
Rooſevells Ankrikksrede.
In ſeiner Antrittsrede von der Freitreppe des Capitols
erklärte der neue Präſident der Vereinigten Staaten, Rooſevelt,
u. a. folgendes:
Wir müſſen der Lage ehrlich und offen ins Auge ſehen
und nur eines fürchten: Die Furcht, die unberechtigte
namen=
loſe unvernünftige Furcht. Die Offenheit und Energie der
Führer wird uns dagegen ſtets zum Siege führen. Werte, Preiſe
und Zahlungsfähigkeit ſind gefallen, die Zahlungsmittel ſind
in den Banken eingefroren, die Erſparniſſe Tauſender von
Familien ſind verloren. Aber unſere Not iſt nicht ſubſtanzieller
Natur; wir ſind weder von Krieg noch Heuſchrecken
heim=
geſucht; wir haben alles reichlich, ja im Ueberfluß, und nur den
geldgierigen Machenſchaften gewiſſenloſer Spekulanten verdanken
wir dieſen Kummer.
Geldbeſitz aber iſt nicht ſo wichtig wie die Möglichkeit zur
Arbeit und die daraus entſpringende Belebung von Mut und
Lebensfreude. Die Regierung wird den Arbeitsloſen in
mög=
lichſt großer Zahl wieder Beſchäftigung geben. Wir werden
die Banken überwachen, und wir werden für ein Ende der
Spekulation eintreten, gleichzeitig jedoch für eine geſunde
Währung. Ich werde alsbald vom Kongreß dieſe Vollmachten
verlangen; wir werden zunächſt unſer eigenes Haus in Ordnung
bringen müſſen, bevor wir zu den erwünſchten internationalen
Verhandlungen ſchreiten. In der Außenpolitik ſind wir für
gute Nachbarſchaft mit allen Nationen und für Vertragstreue.
Mit Vertrauen werden wir dieſe Kriſe bekämpfen und
über=
winden.
Die Garniſonkirche zu Poksdam.
Wo der Reichstag tagen wird.
Die Geſchichte der Garniſonkirche. — Das Grab Friedrich des
Großen. — Das berühmte „Glockenſpiel” von Potsdam.
Der neugewählte Reichstag wird nach dem Beſchluß der
Reichsregierung ſeine erſte Sitzung in der Garniſonkirche zu
Potsdam abhalten. Es iſt hiſtoriſch bedeutſamer Boden, der für
die Eröffnung des neuen Reichstages auserſehen iſt, denn in
der Gruft ruhen die ſterblichen Reſte des großen „
Soldaten=
königs”, Friedrich Wilhelm I. und ſeines großen Sohnes, des
alten Fritzen. Die Garniſonkirche, die das Wahrzeichen von
Potsdam iſt, wurde von Friedrich Wilhelm I. in den Jahren
von 1730 bis 1736 erbaut, und
zwar im Barockſtil jener Zeit,
der ſich durch altpreußiſche
Schlichtheit von anderen
Barock=
bauten unterſcheidet. Der
Sol=
datenkönig war ein ſtrenger und
ſparſamer Herr, und alle ſeine
Bauten tragen den Stempel
ſei=
nes Charakters. Der Turm, der
eine Höhe von 88 Meter
auf=
weiſt, umſchließt das berühmte
„Glockenſpiel von Potsdam”. Es
iſt ein techniſches Meiſterwerk.
das 400 Zenter ſchwer iſt und
jede Viertelſtunde alte
Volks=
lieder und Choräle ertönen läßt.
Trotz ſeines Alters iſt das
Glockenſpiel noch vorzüglich
er=
halten und läßt ſeine Stimme
ohne Störung ſeit faſt 200
Jah=
ren erſchallen. Der Baumeiſter
Philipp Gerhard, der die
Garniſonkirche geſchaffen hat,
war einer der hervorragendſten
Architekten ſeiner Zeit, der ſich
von fremden Vorbildern völlig
frei gemacht hat. Nach dem
dreißigjährigen Kriege war die
Architektur in Deutſchland arg
verkümmert, und bei
Kirchen=
bauten wurden meiſt italieniſche
Architekten ins Land gerufen.
Aber ſchon gegen Ende des
17. Jahrhunderts hatte der
ſich ſelbt beſonnen und über die ausländiſchen Vorbilder den
Sieg davongetragen. Die Garniſonkirche wurde ein ſchönes
Zeugnis des wiedererwachten nationalen preußiſchen Bauſtils
und hat auch dadurch kulturgeſchichtliche Bedeutung erlangt.
Schon ihr Name beſagt, daß ſie auch in der Geſchichte der
Pots=
damer Garniſon, die damals die Urzelle des preußiſchen Heeres
war, eine große Rolle geſpielt hat. Dieſe geſchichtlichen
Be=
ziehungen zwiſchen Kirche und Königshaus, das mit dem Heere
eng verbunden war, ſind auch in ſpäteren Jahren aufrecht
er=
halten worden. Hier haben ſich große Ereigniſſe abgeſpielt, die
für das Werden Preußens von größter Bedeutung waren. In
der Nacht zum 3. November 1805 ſchloſſen Friedrich Wilhelm III.
und Zar Alexander I. von Rußland das Freundſchaftsbündnis,
das ſchließlich einige Jahre zu einer Kampfgemeinſchaft werden
und die Befreiung Deutſchlands von dem Joche Napoleons er=
deutſche Geiſt ſich wieder auf. Die Gruſt mit den Sarkophagen Friedrich Wilhelms I, (links) und Friedrichs des Großen (rechts).
möglichen ſollte Napoleon I. ſelbſt hat auch während ſeiner
An=
weſenheit in Potsdam der Garniſonkirche einen Beſuch
abge=
ſtattet, um das Grab des großen Preußenkönigs zu beſichtigen.
Hier ſoll er das Wort geſprochen haben: „Meine Herren,
ent=
bloßen wir das Haupt! Wenn dieſer Mann noch lebte, ſtänden
wir heut nicht hier.‟ Die Garniſonkirche iſt mit zahlreichen
Fahnen preußiſcher Regimenter geſchmückt, darunter auch mit der
Standarte des alten preußiſchen Grenadierregiments, das den
Namen des großen Königs trägt. Sie iſt über dem Grabe
Fried=
richs des Großen angebracht. Zwar hat die Garniſonkirche in
dem vergangenen Jahrhundert, wo das Königshaus meiſt in
Berlin wohnte, einen Teil ſeiner geſchichtlichen Bedeutung
ver=
loren. Aber ſtets wird ſie das Symbol des alten Potsdam
blei=
ben, wo die Größe Preußens geſchaffen wurde. Auch aus dieſem
Grunde hat die Tagung des deutſchen Reichstages in dieſer
Kirche einen tiefen hiſtoriſchen Sinn.
* „Aſien”.
(Deutſche Uraufführung von H. R. Lenormands Drama
im Wiener Burgtheater.)
Wenn man ein Muſterbeiſpiel für den modernen
Theater=
kitſch geben wollte, könnte man kein beſſeres finden als H. R.
Lenormands Drama „Aſien”, deſſen deutſche Uraufführung
gebracht zu haben, keine Ehre für das Burgtheater iſt.
Unbe=
greiflich, wie man ein ſo verlogenes, von Sentimentalität
trie=
fendes Machwerk auf eine Bühne bringen konnte, deren alte
Tradition ein größeres künſtleriſches Verantwortungsgefühl von
der maßgebenden Leitung erfordern ſollte. Eine Zumutung
ſon=
dergleichen, Schauſpieler von Rang zu ſolchen Rollen zu
ernied=
rigen! Ein franzöſiſcher Abenteurer hat in indiſchen Dſchungeln
eine eingeborene Prinzeſſin kennen gelernt, die ihn durch
Hei=
rat zum Herrſcher ihres Reiches macht. Zwei Halbblutſprößlinge
ſtammen aus dieſer Ehe. Nach acht Jahren wird der europäiſche
Dſchungelfürſt aſienmüde, er reiſt unter Mitnahme von Frau
und Kindern nach der franzöſiſchen Heimat. Während der Reiſe
lernt er auf dem Dampfer eine Landsmännin kennen, in die er
ſich verliebt. Nach der Ankunft in Marſeille will er ſie heiraten,
die ihm läſtig gewordene Gattin (die inzwiſchen allein mit ihrer
alten Amme in einem Hotelzimmer logiert) ſoll mit dem
näch=
ſten Schiff nach Indien zurücktransportiert werden. Natürlich
willigt die Dſchungelfürſtin nicht ein, da man ihr auch ihre
Lei=
den Kinder nehmen will. Um ſich zu rächen, beſchließt ſie, die
Kinder zu töten. Im letzten der neun Bilder ſieht man die
zwei Kleinen vergiftete Marmelade ſchlecken, die ihnen die
Mutter auf das Nachtkäſtchen geſtellt hat. Nach kurzem
Geplap=
per ſpüren ſie die Wirkungen des Gifts, ihre Glieder werden
ſtarr, ſie ſchlafen ein. Die Mutter ſtürzt ſich nach einem
Abſchieds=
monolog an die Sonne aus dem Fenſter. — Traurig genug, daß
ſich Zuſchauer fanden, die zu ſo etwas applaudieren konnten.
Dr. A. S.
Sonntag, 5. März 1933
Seite 4 — Nr. 64
Zer lſcheclſche nerier.
Vor einem neuen „Hochverrats”=Prozeß in der Tſchechoſlowakei.
Sudetendeutſche Abgeordnete werden den tſchechiſchen Gerichten
ausgeliefert.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Prag, Anfang März.
Allen in die tſchechiſchen Verhältniſſe Eingeweihten war von
vornherein klar, daß das im Prager Parlamente ſeit Monatsfriſt
anhängige Auslieferungsverfahren gegen die vier ſudetendeutſchen
nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten Jung, Krebs, Schubert und
Kaſper poſitiv, d. h. im Sinne des tſchechiſchen Antragsſtellers,
enden mußte; der vor Monaten vor dem Brünner Schwurgerichte
durchgeführte Prozeß gegen zahlreiche Mitglieder des der
deut=
ſchen Nationalſozialiſtiſchen Partei naheſtehenden Organiſation
„Volksſport” war der charakteriſtiſche Auftakt dieſer in der
Tſchecho=
ſlowakei gleichzeitig mit dem Anwachſen der nat.=ſoz. Bewegung
im Reiche mit Vehemenz einſetzenden Verfolgungswelle gegen die
oppoſitionelle ſudetendeutſche Nationalſozialiſtiſche Partei und
ihre Führer. Auf Grund militäriſcher Sachverſtändigen=Gutachten
war bekanntlich im Brünner „Volksſport”=Prozeß feſtgeſtellt
wor=
den, daß die von jugendlichen Elementen gebildete Organiſation
„Kampfaufmärſche” durchgeführt, daß die jungen Führer
Verbin=
dung mit der reichsdeutſchen SA. gehabt hatten und außerdem
beſtrebt geweſen ſeien, „Anſchläge gegen den Beſtand und gegen
die Sicherheit der tſchechoſlowakiſchen Republik” vorzubereiten
Sieben von dieſen Jugendlichen, meiſt Studenten und Hochſchüler,
wurden deshalb zu insgeſamt 15 Jahren Gefängnis verurteilt —
gegen mehrere hundert weiterer „Umſtürzler” iſt das Verfahren
noch nicht abgeſchloſſen.
Während dieſes Verfahren weiterläuft, und obwohl auch die
gegen das Brünner Urteil eingebrachte Beſchwerde noch nicht
er=
ledigt iſt, holt die tſchechiſche Juſtiz zu einem neuen Schlage gegen
das Deutſchtum aus: weil die vier deutſchen nationalſozialiſtiſchen
Abgeordneten Kenntnis von dem Beſtand und dem Programm
der Organiſation „Volksſport” hatten, wurden auch ſie des
Ver=
brechens der beabſichtigten Anſchläge gegen die Tſchechoſlowakei
beſchuldigt und ſollen ebenſo wie die verurteilten Volksſport=
Funktionäre vor ein ordentliches Gericht geſtellt werden, zu wel=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
chem Zwecke ſie naturgemäß erſt ihrer parlamentariſchen
Immu=
nität entkleidet werden mußten. Aus den harmloſen ſportlichen
Uebungen der jungen Volksſportler waren ſozuſagen über Nacht
ſoldatiſche, militäriſche Manöver geworden, und weil in der
Tſchechoſlowakei ein Holzgewehr in der Hand eines deutſchen
Kin=
des, ein blecherner Säbel in der Fauſt eines ſudetendeutſchen
Knaben geeignet iſt, den ganzen tſchechiſchen Polizeiapparat in
Be=
wegung zu ſetzen (es gibt hierfür ungezählte Beiſpiele) ward
aus dieſen Spielen, aus dieſen Kletterübungen in der
böhmiſch=
ſächſiſchen Schweiz, aus den Wanderungen an der Elbe oder durch
das deutſche Erzgebirge eine Gefahr für die Sicherheit des
tſchechi=
ſchen Staates abgeleitet; denn, ſo verrieten die tſchechiſchen
Zei=
tungen, erzählten die tſchechiſchen Politiker im Parlament und in
den Volksverſammlungen, eine ſportlich ſo gut durchgebildete
deutſche Jugend könne im Ernſtfalle die Intereſſen der
Landes=
verteidigung beträchtlich bedrohen. Außerdem wachſe dieſe
Ge=
fährdung in entſprechendem Verhältnis zu der Verbreitung des
nationalſozialiſtiſchen Gedankens im Deutſchen Reiche, dem
Nach=
barſtaate, in den die Sudetendeutſchen „dauernd hinüberſchielen”,
wie die Tſchechen ſich gerne ausdrücken, wenn ſie ihren Aerger
darüber äußern, daß die dreieinhalb Millionen Sudetendeutſchen
frei und frank ins Deutſche Reich ſchauen, deſſen Geſchick ſie
kul=
tur= und blutgebunden tiefer miterleben als das des tſchechiſchen
Staates, dem man ſie zwangsweiſe eingebürgert hat.
Aus dieſer ſtändigen und lächerlichen Furcht vor einem
Wie=
dererſtarken des deutſchen Volkes, vor einer Feſtigung der die
Deutſchen über alle Grenzen hinweg verknüpft haltenden Bande
reſultierte in der Tſchechoſlowakei der beſchämende Prozeß gegen
die jungen Volksſportler und nunmehr das Verfahren gegen die
vier Abgeordneten, denen im Grunde genommen kein anderer
Vorwurf gemacht werden kann, als daß ſie als Angehörige einer
deutſchen oppoſitionellen Partei das ungeſunde Prager Syſtem
be=
kämpfen. Daß ſie ſich nicht damit begnügen, papierene Proteſte
nach Prag zu ſchicken, ſondern daß ſie daran gegangen ſind, in das
ſudetendeutſche Volk den Willen zur Abwehr der dauernden
tſchechiſchen Fauſtſchläge hineinzutragen, das läßt ſie den Tſchechen
als gefährliche Feinde erſcheinen, und deshalb ſcheut man vor
keinem Mittel zurück, dieſe treibenden Kräfte nach Möglichkeit
lahmzulegen, ihre Wirkſamkeit zu unterbinden.
Nicht um eine rechtliche Angelegenheit geht es daher im Falle
der Auslieferung dieſer vier deutſchen Politiker, ſondern um eine
politiſch=taktiſche; im Hintergrunde der Auslieferungsaffäre ſteht
die chauriniſtiſche tſchechiſche Preſſe mit ihrem Diktator Stribrny,
dem Eigentümer einer ganzen Anzahl von Boulevardzeitungen
übelſter Sorte, der es gelungen iſt, durch andauernde Hetze die
Auslieferung der mißliebigen deutſchen Abgeordneten zu
erzwin=
gen. Indeſſen wird das jetzt von den Gerichten gegen die vier
Ausgelieferten in die Wege geleitete „Hochverrats”=Verfahren der
Welt abermals Gelegenheit bieten, ſich über die ſonderbaren
Poli=
zeimethoden der Tſchechoſlowakei ein Urteil zu bilden, denen das
geſamte ſudetendeutſche Volk ausgeliefert iſt, wenn dieſem Syſtem
der Ungerechtigkeit, der Unterdrückung und des Haſſes kein
Wider=
ſtand mehr entgegengeſetzt wird!
Die ſüdflawiſchen Handelsverkragsverhandlungen
geſcheikerk.
Berlin, 4. März.
In den letzten Tagen haben in Berlin Beſprechungen
ziviſchen den Vertretern der deutſchen und der jugoſlawiſchen
Regierung über die Möglichkeit ſtattgefunden, eine vorläufige
Regelung der deutſch=jugoſlawiſchen Handelsbeziehungen für die
Zeit nach dem Ablauf des zum 5. März 1933 gekündigten
Han=
delsvertrages zu treffen. Angeſichts der Unklarheit der
all=
gemeinen handelspolitiſchen Lage haben dieſe Verhandlungen
zu einem Ergebnis nicht geführt. Es wird deshalb mit
Wir=
kung vom 6. März ab zwiſchen den beiden Ländern ein
ver=
tragsloſer Zuſtand eintreten mit der Folge, daß auf die deutſche
Einfuhr nach Jugoſlawien der jugoſlawiſche Maximaltarif und
auf die jugoflawiſche Einfuhr nach Deutſchland zunächſt der
all=
gemeine deutſche Tarif Anwendung findet.
Die Reichsregierung wird zu der neuen Sachlage,
ins=
beſondere zu der Frage der Anwendung des deutſchen Obertarifs
auf die jugoſlawiſche Einfuhr demnächſt Stellung nehmen. Wann
Verhandlungen über den Abſchluß eines neuen Handelsvertrages
aufgenommen werden können, läßt ſich unter dieſen Umſtänden
zur Zeit nicht überſehen.
Nach einer Mitteilung des japaniſchen Oberkommandos hat
eine Vorhut der japaniſchen Kavallerie die Hauptſtadt von
Dſche=
hol, Tſchende, beſetzt. Damit dürfte die geſamte Provinz Dſchehol
in japaniſchen Händen ſich befinden.
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Sonntag, 5. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 64 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 5. März 1933.
Straßenſamnlung am Volkskrauerkag.
Am Sonntag, den 12. d. M., dem Volkstrauertag, ſoll wie in
den Vorjahren von 9—18 Uhr eine Straßenſammlung zugunſten
der edlen Zwecke des „Volksbundes Deutſche
Kriegsgräberfür=
ſorge” ſtattfinden. Bei dieſer Gelegenheit kommt durch die
Samm=
ler und Sammlerinnen eine lila Aſter zum Preiſe von 10 Rpfg.
zum Verkauf. Wenn auch die Zeiten ſehr ſchwer ſind, ſo darf man
doch annehmen, daß die, die am Sonntag gebeten werden, ihr
Scherflein zur Erhaltung und Pflege, ſowie zum weiteren
Aus=
bau der in fremdem Land gelegenen letzten Ruheſtätten unſerer
lieben Gefallenen herzugeben, in ihrer übergroßen Mehrheit noch
einen Zehner opfern können und wollen. Es haben ſich durch die
dankenswerte Vermittlung hieſiger Schulen viele Knaben und
Mädchen — ſie müſſen alle über 12 Jahre alt ſein — zum
Sam=
meln zur Verfügung geſtellt. Die Kinder ſind geſetzlicher Vorſchrift
gemäß angewieſen. Gaben nicht ſelbſt in Empfang zu nehmen,
ſondern die Spender zu veranlaſſen, ſie in die Sammelbüchſen
ein=
zuwerfen. Hoffentlich beſchert der Himmel am Sonntag gutes
Wetter, damit auch dieſer Veranſtaltung des „Volksbundes
Deutſche Kriegsgräberfürſorge” ein voller Erfolg beſchieden iſt.
— Ernannt wurde: Am 15. Februar 1933: der
Gendarmerie=
meiſter Karl Kuhl in Offenbach a. M. zum
Gendarmeriekom=
miſſar mit Wirkung vom 16. Februar 1933 an.
— Ruheſtandsverſetzungen. Auf Grund des Artikels 14 des
Polizeibeamtengeſetzes vom 31. März 1928 tritt der
Genddarme=
riekommiſſar Friedrich Johann Röth zu Oppenheim mit
Wir=
kung vom 1. April 1933 in den Ruheſtand. — Auf Grund des
Artikels 14 des Polizeibeamtengeſetzes vom 31. März 1928 tritt
der Gendarmeriehauptwachtmeiſter Wilhelm Heinrich
Schar=
mann in Gießen mit Wirkung vom 1. April 1933 in den
Ruhe=
ſtand.
Hefſiſches Landestheater.
5. Mär= Anf. 19, Ende geg. 22 Uhr. Heſſenland=M. IV,9
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6. März Anf. 20, Ende gegen 22 Uhr.
Sechſtes Sinfonie=Konzert. Pr. 0.80—4.50 Mk. Dienstag.
7 März Anf. 19½, Ende vor 22½ Uhr. Bühn.=V. HI8
Der Freiſchütz.
Br. 0.70—5.50 Mk. Mittwoch,
8. März Anf. 19½, Ende gegen 22½ Uhr. B 16
Die Blume von Hawai. Pr. 0.70—5.50 Mk. Deree
9. März Anf. 19½, Ende vor 23 Uhr. C 17
Pr. 0.60—5.00 Mk.
Figaros Hochzeit. Freitag,
10. März Anf. 20, Ende gegen 221 Uhr.
Zu Gunſten der Darmſtädter Winterhilfe.
Konzert des Landestheater=Orcheſters. Pr. 0.50—2.50 Samstag,
11 März Außer Miete.
Anf. 19½, Ende nach 22½ Uhr.
Kl Pr. 0.50—3,00 Mk.
Wilhelm Tell. Sonntag,
12. März
Anf. 114, Ende geg. 13 Uhr.
Hauptprobe zum 2. Konzert des Muſikvereins,
Foſeph Haydn „Die Schöpfung”. Eintr. n. Mitgl.
19—21½ Uhr. A 16 und P 5, Gruppe 1—4.
Fidelio.
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5. März Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Zuſ.M. IV.7
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9. Mä 19½—22½ Uhr. Zuf.=Miete V11.
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10. März Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Zuſ.=Miete VI9
Die Marquiſe von H. Pr. 0 70—3.80 Mk. Ganache
11. März Anf. 20, Ende geg. 22 Uhr. 2. Kammermuſik=
abend des Schnurrbuſch Qartetts. 0.75, 1.- 1.50 Sonntag,
12. März 11½ Uhr.
Gedachtnisfeier zu Ehren, der Toten des Welthrieges.
Anf. 19, Ende geg. 21¾ Uhr. Zuſ.=Miete III10
Die Marquiſe von O. Preiſe 0.70—3.80 Mk.
— Heſſiſches Landestheater. Aus dem
Wochenſpiel=
plan: 6. Symphoniekonzert am 6. März.
Tſchajkow=
ſkys fünfte Symphonie in E=Moll gelangt am Montag im 6.
Sym=
phoniekonzert zur Aufführung. Sie ſteht in ihrer
Entſtehungs=
zeit an vorletzter Stelle unter den großen Werken des ruſſiſchen
Meiſters. 1888 komponiert, eroberte ſie ſich ſpäter unter dem
Namen. Pathetiſche Symphonie” die deutſchen Konzertſäle. Sie
zeigt Tſchaikowſky auf der Höhe ſeines Schaffens. Im erſten Teil
des Programms kommt eine Sinfonie concertante des
muſikali=
ſchen Leiters des Konzerts, Dr. Hans Schmidt=
Iſſer=
ſtedt, zur Erſtaufführung. Das Konzert beginnt mit einem
An=
dante ſoſtenuto von Arnold Mendelsſohn —
Erſtauf=
führung „Zu wahr, um ſchön zu ſein‟. Die neueſte
Komödie von Bernhard Shaw, „Zu wahr, um ſchön zu ſein”, in
der er die allgemeine Ratloſigkeit der Menſchheit nach dem Kriege
in ſeinen Geſtalten zu verkörpern ſucht, aber auch ihre heftige
Sehnſucht, nach einer neuen Bejahung des Lebens zu kommen,
erlebt am Dienstag, dem 7. März, ihre hieſige
Erſtauf=
führung. Bernhard Shaws Komödie hat ſich nach der
erfolg=
reichen Berliner Uraufführung die weſentlichen deutſchen Bühnen
— Dresden, Frankfurt München Nürnberg — erobert.
Inſze=
nierung: Kurt Hirſchfeld, Bühnenbild: Siegfried Sebba.
In den Hauptrollen: Käthe Gothe. Deli Maria Teichen.
Beſſie Hoffart, Karl Paryla, Franz Kutſchera Hugo
Keßler, Joſef Keim Ernſt Ginsberg, Hans
Bau=
meiſter Paul Maletzky. — Am Freitag, dem 10.
März, gibt das Landestheater=Orcheſter ein Konzert
zugun=
ſten der Darmſtädter Winterhilfe. — Am Sonntag, dem
12. März, wird Beethovens große Oper „Fidelio” in der
muſikaliſchen Neueinſtudierung und unter Leitung von Hermann
Adler zum erſten Male wiederholt.
Aufruf der Darmſtädker Skudenkenſchaft
zum Freiwilligen Arbeitsdienſt.
Der Ausſchuß der Darmſtädter Studentenſchaft ruft
Studen=
ten. Jungakademiker und Abiturienten zum freiwilligen
Arbeits=
dienſt auf. Die Studentenſchaft betrachtet es als ihre Pflicht,
mit=
zuhelfen an der Eingliederung ſämtlicher Volksgenoſſen in den
Dienſt an der Volksgeſamtheit. Sie ſieht unter den
augenblick=
lichen Verhältniſſen einen Weg hierzu, im freiwilligen
Arbeits=
dienſt. Hier wird dem Jungakademiker und dem ins Leben
hinaustretenden Abiturient Gelegenheit gegeben, durch ſinnvolle
Arbeit, verbunden mit Sport und geiſtigen Anregungen, im
Zu=
ſammenleben mit Gleichaltrigen ſeinen Geſichtskreis zu erweitern
und die Nöte anderer Volkskreiſe kennen und würdigen zu lernen.
Die Darmſtädter Studentenſchaft hat aus dieſen Gründen
da=
nach geſtrebt und erreicht, am 13. März 1933 ein eigenes
Arbeits=
lager auf dem Hochſchulſtadion eröffnen zu können. Sie ruft
Stu=
denten. Jungakademiker und Abiturienten auf. ſich zu melden, da
noch die Möglichkeit beſteht, einige Teilnehmer einzureihen. Durch
ſchlichte Arbeit kann jeder hier an der Geſundung unſeres Volkes
mithelfen. Meldungen bitten wir möglichſt umgehend an die
Studentiſche Wirtſchaftshilfe Darmſtadt zu richten.
— Jubiläum. Vierzig Jahre ſind am 6. März d. J. verfloſſen,
daß der Vorarbeiter Johs Emig aus Roßdorf im Städtiſchen
Tiefbauamt in Dienſten ſteht. Am 1. Auguſt d. J. wird der
Ju=
bilar in den verdienten Ruheſtand treten.
— Kunſthalle am Rheintor. Es ſei nochmals darauf
hingewie=
ſen, daß der Vorſtand des Kunſtvereins heute, Sonntag.
Nicht=
mitgliedern die Beſichtigung der derzeitigen intereſſanten
Aus=
ſtellung in der Kunſthalle am Rheintor zu dem ermäßigten Satz
von 30 Pfg. geſtattet, um auch weiteren Kreiſen deren Beſuch zu
ermöglichen.
— Schüleraufführung im Ludwig=Georgs=Gymnaſium. Wie
ſchon ſeit einer Reihe von Jahren, lädt das Gymnaſium auch in
dieſem Winter, und zwar auf den 10. März, ſeine Freunde zu
einer dramatiſchen Aufführung ein. Die Wahl iſt
dies=
mal auf das älteſte uns erhaltene hiſtoriſche Drama, die „
Per=
ſer” des Aeſchylus, gefallen, die die Feier des Sieges der
Hellenen bei Salamis zum Gegenſtand haben. Vor der
Auffüh=
rung trägt ein Sprechchor den berühmten Eid der attiſchen
Ephe=
ben vor. Auch das Schülerorcheſter wird durch den Vortrag von
zwei Kompoſitionen von Nagler zur Weihe des Abends
bei=
tragen. Da nur eine Aufführung ſtattfindet, empfiehlt es ſich,
rechtzeitig Karten zu beſorgen. (Siehe Anzeige.)
EHESe enen Kleinuagen etleben.
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Sie sich, daß er
moder-
nen Ansprüchen genügt.
Dazu gehören:
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— Bunter Abend der Volkshochſchule. Es ſtellt ſich immer
wieder das Bedürfnis heraus, von Zeit zu Zeit Gelegenheit zu
geben, einen großen Teil der Mitglieder und Hörer der
Volks=
hochſchule, der in den einzelnen Lehrgängen getrennt iſt,
zuſammen=
zuführen. Dieſem Zweck ſoll der „Bunte Abend” dienen, der am
Samstag, den 11. März, im Mozartſaal ſtattfindet. Einige
Do=
zenten und Hörer werden für heitere Unterhaltung ſorgen, und
im Anſchluß daran iſt Gelegenheit zu perſönlicher Ausſprache
ge=
geben. Wegen der ſtarken Nachfrage empfiehlt es ſich Programme.
die zum Eintritt berechtigen, recht bald in der Geſchäftsſtelle der
Volkshochſchule abzuholen.
— Der Hausfrauenbund und der Frauenbund der Deutſchen
Kolonialgeſellſchaft laden ihre Mitglieder für Mittwoch den
8 März, abends 8 Uhr. im Fürſtenſaal ein. „Unvergeſſenes Land”.
ein Film von deutſcher Not, zeigt Bilder aus unſeren früheren
Kolonien, deren ſchmerzlicher Verluſt noch immer ſo ſchwer
emp=
funden wird. Daß die Fäden die uns mit dem unvergeſſenen
Land” verbinden, noch immer ſehr ſtarke ſind und bleiben müſſen,
wird hier zu lebhaftem Ausdruck kommen. Im Anſchluß daran
„Ernſtes und Heiteres aus dem Leben der Hausfrau‟. Gäſte ſind
herzlich willkommen. (Vgl. auch heutige Anzeige.)
Die Sonne bringt es an den Tag!
Das kann wohl ganz beſonders bei Gardinen behauptet
werden, denn mit dem Einzug der Frühlings=Sonne in die
Wohnungen fällt es erſt richtig auf, wie ſchmutzig Gardinen und
Rollos uſw. während des langen Winters bei andauerndem
Heizen geworden ſind. Für ſachgemäßes Waſchen und Spannen
empfehle ich meine Spezialabteilung für Gardinenreinigung.
Jahr=
zehntelange Erfahrung und beſtgeſchultes Perſonal hierzu ſichern
ſchönſte Wiederherrichtung. — Großwäſcherei Ludwig Hering,
Jahnſtraße 4, Telephon 3949. Nach auswärts prompter Poſt= und
(241a
Bahnverſand.
Gaskoch=Vortrag. Um den vielen Wünſchen aus
Publikums=
kreiſen entgegenzukommen, hat ſich das Gaswerk entſchloſſen, den
Vortrag über „Schmackhafte Mehl= und Eierſpeiſen in der
Gas=
küche” am Donnerstag, den 9. März 1933, abends, in ſeinem
Vor=
tragsſaal. Eliſabethenſtraße 25½, zu wiederholen. Es wird
be=
ſonderer Wert darauf gelegt werden, die Speiſen, nicht nur
be=
kömmlich und wohlſchmeckend zuzubereiten, ſondern vor allem der
ſchlechten Wirtſchaftslage Rechnung zu tragen und die Zubereitung
ſolcher Gerichte vorzuführen, die auch im Rahmen eines
einfache=
ren Haushaltes hergeſtellt werden können. Daß der Brennſtoff
Gas in Beziehung auf Wirtſchaftlichkeit über alle Zweifel erhaben
iſt wird jedermann klar werden, der ſich den Vortrag anhört.
(Siehe auch heutige Anzeige.)
Aufgegriffen. Seit einiger Zeit wird ein Gärtnerlehrling
aus Eberſtadt vermißt. Er iſt jetzt in Hannover aufgegriffen
N
worden.
Kundgebung der nakionalen Fronk.
* Wie im ganzen Reiche, ſo waren auch in Darmſtadt unter
der Parole: Der Tag der erwachenden Nation eine Reihe von
Veranſtaltungen der nationalen Front, die nachmittags mit
Platz=
konzerten auf verſchiedenen Plätzen eingeleitet wurden. In der
8. Abendſtunde zogen uniformierte SS. und SA., ſowie
Stahl=
helm auf den Marienplatz, um die Uebertragung der
Rundfunk=
rede des Reichskanzlers aus Königsberg anzuhören. Schon lange
vor Beginn der Rede war der weite Platz dicht beſetzt, an den
Fenſtern der anliegenden Häuſer ſtanden die Zuhörer, und eine
dichte Menſchenmenge umſäumte den Platz, auf dem lautloſe
Stille herrſchte, als Reichskanzler Hitler ſprach.
Und nach Schluß der Anſprache, als der Choral „Wir treten
zum beten” erklang entzündeten ſich die Fackeln, ein Zug
for=
mierte ſich in muſterhafter Ordnung und bewegte ſich, belebt durch
Muſikkapellen und einen Wald von Fahnen, durch die Straßen
der Stadt, die von Tauſenden umſäumt waren — Eine
unüber=
ſehbare, leuchtende Schlange kam durch die Mühlſtraße auf den
Meßplatz, wo ſich die Einzelformationen in voller Ordnung und
Diſziplin trennten, nachdem die Kapelle den großen Zapfenſtreich
geſpielt hatte.
Alle Veranſtaltungen und der Fackelzug, ſowie die Straßen,
durch die ſich der Zug bewegte, waren durch ſtarbes
Polizeiauf=
gebot geſichert. Die Hundertſchaften waren im Stahlhelm und
vielfach mit Karabinern verſehen. Es herrſchte aber bei den
Veranſtaltern beſte Diſziplin, ſo daß die Polizei nirgends in
Tä=
tigkeit zu treten brauchte. Auch nach Auflöſen des Zuges wurden
bis nach Mitternacht keinerlei Zwiſchenfälle bekannt, ſo daß der
Tag der erwachenden Nation in Darmſtadt in würdiger Weiſe
verlief.
— Odenwaldklub. Ortsgruppe Darmſtadt. Im gut
beſetzten Kronenſaal fand die Hauptverſammlung der Ortsgruppe
Darmſtadt des Odenwaldklubs ſtatt, die den üblichen harmoniſchen
Verlauf zeigte, der die Veranſtaltungen des Odenwaldklubs, eines
Vereins, dem die Liebe zur Heimat. zum Vaterland oberſtes
Ge=
ſetz iſt, immer auszeichnet. Der 1. Vorſitzende, Herr Profeſſor Dr.
Köſer, gedachte zum Eingang der Verſammlung der
Klubgenoſ=
ſen, die im abgelaufenen Wanderjahr die letzte Wanderung
an=
traten, von der es keine Wiederkehr gibt. Den Jahresbericht,
zu=
gleich Rechenſchaftsbericht des Vorſtandes, erſtattete wieder
Direk=
tor Schäfer. Daß die Kaſſenverhältniſſe des Klubs völlig
ge=
ordnet ſind trotz der ſchweren Zeit, wurde durch den Schatzmeiſter,
Herrn Oberinſpektor Kammer, nachgewieſen. Der
Mitglieder=
ſtand ging zwar infolge der wirtſchaftlichen Verhältniſſe wieder
etwas zurück, trotz vieler Neueintritte. Wenn alle Kreiſe, die noch
finanzkräftig genug ſind, ſo dächten wie ein junger Mann, der
trotz geringem Einkommen ſeiner Eintrittsmeldung die
Begrün=
dung mitgab, „ſeit vielen Jahren benutze ich die Markierung des
Odenwaldklubs, da hat man doch die moraliſche Pflicht, durch eine
Gegenleiſtung ſeine Erkenntlichkeit zu beweiſen”, dann wäre ein
Rückgang überhaupt nicht möglich. Leider iſt dieſe Geſinnung
nicht häufig anzutreffen. — Den Höhepunkt der Tagung bildete
wieder die Verleihung des Abzeichens für langjährige Treue zum
Klub. Für 25jährige Mitgliedſchaft wurden 8 Klubgenoſſen
aus=
gezeichnet, während den Herren Geheimer Schulrat Häddeus,
Amtmann Hörr, Oberrechnungsrat Lang und Kaufmann
Pietz das Abzeichen für 40jährige Treue überreicht werden
konnte. Beſondere Anerkennung fand noch die eifrige
Mitglieder=
werbung des geſchäftsführenden Vorſitzenden. Herrn Dr. Götz.—
Daß die Geſangsabteilung des Klubs unter Herrn Chormeiſter
Volz die ganze Veranſtaltung durch gut ausgewählte Volkslieder
belebte, verdient beſonderer Erwähnung.
— In der Sektion Starkenburg des Deutſchen und
Oeſterrei=
chiſchen Alpenvereins hält am Donnerstag, dem 9. März. 20 Uhr,
im Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule (Eingang Weſtportal)
Herr Dipl.=Ing. W. Priem einen Lichtildervortrag über „
Berg=
fahrten in der Berninagruppe‟. Die Mitglieder der Sektion
Darmſtadt ſind freundlichſt eingeladen. Gäſte ſind willkommen.
(Siehe Anzeige.)
— Alice=Eleonorenſchule — Ausbildungsanſtalten für Beruf
und Haus für Volksſchülerinnen, Schülerinnen mit mittlerer
Reife und Abiturientinnen. Das neue Schuljahr beginnt
Diens=
tag, den 25. April. Anmeldungen für alle Abteilungen werden
entgegengenommen im Sekretariat, Friedrichſtraße 4, von 9—3
Uhr. Telephon 1839. Proſpekte koſtenlos. Anmeldungen für die
Fröbelſche Kinderpflegerinnenſchule und das
Kindergärtnerinnen=
ſeminar können auch Montags und Donnerstags von 12—1 Uhr
im Hauſe Martinſtraße 28 entgegengenommen werden. (Siehe
Anzeige.)
— „Die Schöpfung” von Joſ. Haydn kommt im zweiten
dies=
jährigen Konzert des Muſikvereins am Montag, dem 13. März,
20 Uhr, im Großen Haus des Landestheaters unter Leitung von
Dr. Schmidt=Iſſerſtedt und unter Mitwirkung des
Landesorche=
ſters zur Aufführung. Als Soliſten ſind bewährte Kräfte
ge=
wonnen worden: Hilde Weſſelmann aus Barmen, eine der
zur=
zeit beliebteſten Sopranſtimmen Weſtdeutſchlands, Hans Hoefflin
und Theo Herrmann. Der Chor des Muſikvereins iſt durch
Mit=
glieder der „Sängerluſt” verſtärkt. Die öffentliche Hauptprobe
findet am Sonntag, dem 12. März, 11.15 Uhr, ſtatt. Sie iſt
nur für Mitglieder zugänglich; Kartenverkauf findet dafür nicht
ſtatt. (Siehe auch heutige Anzeige.)
— Techniſche Nothilfe. Am Montag, den 6. März, findet die
übliche Monatsverſammlung, abends 8 Uhr. im „Odeon”
ſtatt. Außer den Monatsberichten folgt ein Vortrag von Herrn
Leißler über die „Beziehungen des Menſchen zur Arbeit‟. Eine
ſoziologiſche Studie. Wir bitten um zahlreiches Erſcheinen.
— Wer die Kurzſchrift und das Maſchinenſchreiben braucht
und Wert auf eine gründliche und trotzdem billige Ausbildung
legt, der ſei nochmals auf die morgen abend in der Ballonſchule,
Alexanderſtraße, beginnenden neuen Anfängerkurſe hingewieſen.
Eine vorherige Anmeldung iſt nicht erforderlich. Sie kann in der
erſten Uebungsſtunde erfolgen. Wir empfehlen den Leſern, die
heutige Anzeige des Gabelsbergerſchen Stenographenvereins von
1861 zu beachten.
Die Geſchäftsräume des Schuhhauſes Mercedes (Inhaber Herr
Traub), Ludwigsſtraße 1, wurden geſtern eröffnet, nachdem die
inneren Räume einer durchgreifenden Renovierung unterzogen
worden waren. Es iſt zu ebener Erde ein heller, geräumiger
Laden entſtanden, in dem vor allem auf die Bequemlichkeit des
kaufenden Publikums weiteſtgehend Rückſicht genommen iſt. Auch
im erſten Stock werden nach Beendigung der Arbeiten weitere
Verkaufsräume eingerichtet. Die Renovierung des Ladens lag
in Händen des Architekten Müller, die Arbeiten wurden von
Darmſtädter Handwerkern ausgeführt. Das Schuhhaus kann in
ſeiner neuen Gewandung in die erſte Reihe der modernen
Darm=
ſtädter Geſchäftshäuſer geſtellt werden.
Ganz gleich, welche Art Kaffee Sie verwenden, ob
Bohnenkaffee, Malzkaffee oder einfachen, gewöhnlichen
Setreidekaffee, wie er aus dem Sack oder aus der
Schub=
tade zugewogen wird. — Mühlen Franck.
die gute Kaffeewürze, uut Jodem kallee gut. Schon
17
ein kleiner Zuſatz ſtärkt und belebt Seſchmack, Duſt und
Karbe jedes Kaffees. Mit Mühlen Franck gewürzt,
ergibt Ihr Kaffee mehr Caſſen als bisher. — Sie ſparen alſo!
SCHUTZMARKE
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 64
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. März 1933
Ein wertvolles Kulturbild vergangener Zeiten
Züge aus der Lebensgeſchichte des Darmſtädter Superinkendenken Tobias Plauſtrarius,
des Begründers der erſten öffenklichen Bibliokhek Darmſtadts.
Vorkragsabend des „Alk=Darmſtadt”
Vereins für Orksgeſchichke und Heimakkunde.
386. Veranſtallung.
Ein zahlreicher Hörerkreis hatte ſich in der „Alt=
Darm=
ſtadt=Gemeinde” zuſammengefunden, um dem Vortrag des
geſchätzten und allbeliebten Heimatkenners, Herrn Prälaten
D. Dr. Dr. Diehl, zu lauſchen.
Der verehrte Redner ſprach über Züge aus der
Lebens=
geſchichte des Darmſtädter Superintendenten
Tobias Plauſtrarius des Begründers der
erſten öffentlichen Bibliothek Darmſtadts‟. Der
Redner führte u. a. folgendes aus: Im Jahre 1596 wirkte in
Groß=Bieberau ein Diakonus, Tobias Plauſtrarius
(— Wagner). Dieſer junge Theologe, damals 21 Jahre, hatte
einen ſtark entwickelten Bildungstrieb. Er gehörte leider zu den
Menſchen, von denen Winckelmann ſchreibt: „Es iſt ein koſtbares
Werk um Bücher und kann ſie ihm nicht ein jeder arme Schlucker
zeugen.” Aber er ging mit Winckelmann darin einig, es ſei
nötig, daß dann dieObrigkeit gute Bibliotheken anrichte, damit ein
jeder . . . „deren ſeiner Gelegenheit zum Beſten im Aufſchlagen
zu genießen habe‟.
Auf dieſer Tatſache fußend, wandte ſich Plauſtrarius kurz
entſchloſſen 1596 an ſeinen Superintendenten und bat, er möge
doch für Errichtung einer den Pfarrern und Lehrern der
Ober=
grafſchaft zugänglichen Bibliothek in Darmſtadt ſorgen. Er hatte
zunächſt mit ſeinem Anſuchen kein Glück. Superintendent
Ange=
lus teilte ihm mit, daß man dazu kein Geld habe. Auch
wei=
tere Verſuche des Tobias Plauſtrarius, die Nachfolger von
Ange=
lus, den Superintendenten Heinrich Leuchter (1608—1623)
und Johannes Vietor (1623—1628), für die Sache zu
ge=
winnen, ſchlugen fehl. Plauſtrarius ſchreibt darüber: „Dergeſtalt
hab ich ab anno 1596 bey den wohlehrwürdigen und hochgelahrten
Herrn Superintendenten dieſſen Obern Graffſchaft
Catzenelen=
bogen bittlich angehalten, daß ſie in Darmſtadt den Landt
Pfarr=
herrn zum beſten eine Librarey ahnrichten wölten, mit
Einwen=
dung, es könnten jährlich aus den Kirchenkaſten etliche gülden
darzu genommen werdten.”
Zweiunddreißig Jahre hatte Plauſtrarius, der inzwiſchen
Pfarrer in Auerbach, dann in Zwingenberg, in Oppenheim und
dann wieder in Zwingenberg geweſen war, an der
Verwirk=
lichung ſeines Lieblingsgedankens gearbeitet, ohne das geringſte
erreicht zu haben. Da bot ſich ihmplötzlich, ganz ungeſucht, die
Ge=
legenheit, den Plan ſelbſt in die Tat umzuſetzen. Er ward vom
Landgrafen Georg II. nach dem Tode Vietors dazu berufen, die
eine Hälfte der Obergrafſchaft, die Diözeſe Darmſtadt, als
Super=
intendent zu „regieren”.
Sofort ging er ans Werk, in Darmſtadt eine „Librarey” zu
ſchaffen, die den Pfarrern und Schullehrern allgemein
zugäng=
lich ſein ſollte. Die Arbeiten, die er zu dieſem Zwecke
unter=
nahm, ſchildert er anſchaulich in einem aus dem Jahre 1629
ſtam=
menden Bericht. Er ſchreibt da: „Da aber ich unwürdiger auſſ
göttlicher wunderlicher Regierung und gnädiger Verordnung des
Durchleuchtigen Hochgebohrnen Fürſten und Herrn, Herrn
Geor=
gen Landgraffen zu Heſſen, Graffen zu Catzenelenbogen. Dietz,
Ziegenhain und Nidda uſw. unſſers gnädigen Fürſten und Herrn
zur Superintendentz Darmſtadt beruffen und gefordert, auch
ge=
ordnet worden bin, ab ich mich meiner vorigen Reden bey den
Herrn Superintendenten ſelbſt erinnert, und bey Anhörung der
Kirchenrechnungen in beyden Superintendentzen etliche Kaſten
nach ihrem Vermögen jährlich ein etwas zu einer Librarey der
Kirchen in Darmſtadt zur Stewer uffererlegt. Anno 1628 wurde
ein geringer Anfang bey etlichen Kaſten gemacht. Anno 1629
aber wurde die Sache zu einer gewiſſen Summa gebracht, undt
ſterckte mich in meinem Vornehmen ſehr, daß Unſſer Gnädiger
Landesfürſt und Herr Ihrer F. G. eigne Bücher, die bisdahero
im Schloß uff einem ſonderbahren Gemach verwahrt worden,. auch
gnädig dazu verehrte. Sie ſind mit einander in das fürſtliche
Paedagogium undt eine ſonderlich dazu bereitete Buchkammer
ge=
bracht, unſſerer Stattkirchen Bücher, auch etliche aus den
Landt=
kirchen darzugeſetzt.”
„Damit war die Bücherei gegründet. Sie ſetzte ſich zuſammen
aus Büchern der Hofbibliothek, die Landgraf Georg II. dem
Superintendenten geſchenkt hatte, aus den Büchern, die bisher
der Darmſtädter Stadtkirche und einigen Landkirchen gehört
hat=
ten, und aus Neuerwerbungen. Außerdem gehörten zur
Libra=
rey Bücher aus dem Nachlaß des 1606 verſtorbenen heſſen=
darm=
ſtädtiſchen Leibmedikus Dr. Joachim Struppius und die
Bücherei des 1628 verſtorbenen Heinrich Buch, der 1588—1596
Schulmeiſter in Rüſſelsheim und dann über 30 Jahre lang. 1590
bis 1628, Stadtſchulmeiſter in Darmſtadt geweſen war.
Plauſtrarius war 1629 gewillt, ſeine Bibliothek in Ordnung
zu bringen, daß ſie benutzbar wurde. Dazu waren allerhand
Ar=
beiten nötig, was er in einem Bericht in intereſſanter Weiſe
ſchildert.
Mit dem Jahre 1629 brechen die Akten über die Darmſtädter
Kirchenbibliothek leider ab. Doch iſt nicht anzunehmen, daß
Plau=
ſtrarius ſein Werk vollendete. Ein ſchwerer Schlag kam für das
neue Werk mit den Jahren 1632 ff. Am 15. November 1632
ſtarb ſein Gründer. Tobias Plauſtrarius wurde in der
Früh=
predigt dieſes Tages auf der Darmſtädter Kanzel, in Ableſung
der gemeinen Beicht” von einem ſchweren Unwohlſein befallen,
das ſeinen Tod im Verlaufe von wenigen Stunden zur Folge
hatte. In dem Jahre 1635 kam dann das große Sterben, dem in
wenigen Wochen faſt der ganze Schülerbeſtand des Pädagogs,
ſo=
wie ſämtliche Pädagoglehrer außer Johann Ebel, zum Opfer
fielen. Das Darmſtädter Pädagog geriet dadurch in Verfall,
aus dem es erſt gegen Ende des großen Krieges wieder erlöſt
wurde. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß in der Zeit von 1635 an
ſich niemand mehr um die im Pädagoggebäude untergebrachte
Kirchenbibliothek bekümmerte. Das geſchah erſt wieder, als ein
neuer Rektor, den das Pädagog über 10 Jahre entbehrt hatte,
dorten einzog, im Jahre 1648. Es wurde vorgeſchlagen, dem
Hieronymus Praetorius die Inſpektion der Librarey zu
über=
tragen, dieſer ſollte auch Vorſorge treffen, daß das Inventarium
durchgangen, die anderswohin verlehnten Bücher wieder
beige=
bracht „und auch ſonſt behörende Notdurfft verfügt würde‟. Was
auf dieſe Eingabe geſchah, iſt aus den Akten nicht erſichtlich. Die
Bibliothek verblieb aber auch weiterhin im Pädagoggebäude und
wurde ſchließlich nicht mehr als Kirchenbibliothek, ſondern als
Pädagogbibliothek angeſehen, aus welcher Entleihungen an
Pfar=
rer und Schulmeiſter auf dem Lande nicht mehr ſtattfanden.
Um 1700 zahlen noch die Kirchenkaſten von Rüſſelsheim.
Roß=
dorf und Bauſchheim ihr „Librareygeld” im Betrag von 2 Gul=
den jährlich, aber die kirchliche Vergangenheit und der kirchliche
Zweck der Anſtalt ſind vergeſſen. Das war auch wohl die
Ver=
anlaſſung, daß im 18. Jahrhundert die beiden erſteren
Kirchen=
kaſten ihre Beitragsleiſtung einſtellten. Nur Bauſchheim blieb
bis ins letzte Viertel des Jahrhunderts noch treu und zahlte
jähr=
lich ſeinen Beitrag.
Die im Jahre 1628 geſammelten Bücher der Kirchenbibliothek
ſind zum Teil in die Hofbibliothek, aus der manche ſtammten
zurückgewandert, der Grundſtock aber iſt noch in der Bibliothek
des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums vorhanden.
Der großangelegte Vortrag, der ein wertvolles Kulturbild
vergangener Zeiten bildete, wurde mit lebhaftem Beifall
auf=
genommen. Mit herzlichen Dankesworten an den geſchätzten
Redner beſchloß der Vorſitzende. Herr Philipp Weber, den
für die Heimatgeſchichte ſo wertvollen Vortragsabend.
Nächſte Veranſtaltung Donnerstag, den 16. März,
Fürſten=
ſaal. Vortrag von Herrn Rechnungsrat Jungmann über
„Baron von Hüpſch und ſein Kabinett”.
Große Motorrad-Ausstellung
vom 6.—i1. März, Grafenstraße 45
B. M. W.
Wir zeigen ca. 30 der neuesten Modelle,
zum Teil mit elektrischem Anlasser, von
3172b.
B. K. W.
M. S. U.
— Städtiſche Haushaltungsſchule. Die Stadtverwaltung in
Darmſtadt hat ſchon vor mehr als 40 Jahren erkannt, daß
haus=
wirtſchaftliche Unterweiſung für die heranwachſende
weibliche Jugend erforderlich iſt und deshalb im Jahre 1889 eine
Anſtalt für dieſen Zweck gegründet, die Städtiſche
Haushaltungs=
ſchule. In dieſer langen Zeit haben Tauſende von Mädchen und
Frauen aus der Stadt und ihrer Umgebung ſich in den Tages=
und Abendklaſſen der Anſtalt das Rüſtzeug für richtige Führung
eines Haushaltes im weiteſten Sinne geholt, im nun ablaufenden
Schuljahr wieder 301. In die Tagesklaſſen treten in der
Hauptſache ſchulentlaſſene Mädchen ein. Sie werden in einem
zweijährigen Lehrgang gründlich in allen Gebieten der
Hauswirt=
ſchaft ausgebildet und zur ſelbſtändigen Führung eines Haushaltes
angeleitet. Da dieſe Schülerinnen 10 volle Schuljahre haben ſind
ſie vom 3. Berufsſchuljahr befreit. Für nicht mehr
berufsſchul=
pflichtige Mädchen und Frauen beſtehen beſondere
Abend=
kurſe, in denen die praktiſche Hauswirtſchaft beſonders zu ihrem
Rechte kommt. Sie ſind mehr als Wiederholungskurſe gedacht und
in ihnen hat ſich ſchon gar manche Braut und manche junge Frau
das Rüſtzeug für eine richtige Haushaltsführung geholt.
Anmel=
dungen für das kommende Schuliahr werden während der üblichen
Dienſtſtunden Alexanderſtraße 27 noch von denen
entgegengenom=
men, die nicht bereits für das kommende Schuljahr als
Schülerin=
nen eingetragen ſind. (Siehe die betr. Anzeige.)
— Der Elternabend der kaufmänniſchen Berufsſchule erfreute
ſich eines regen Beſuches der intereſſierten kaufmänniſchen Kreiſe,
der kaufmänniſchen Verbände, der Eltern, ehemaliger und
zukünf=
tiger Schüler. Der Leiter der Anſtalt, Herr
Handelsſtudiendirek=
tor Dr. Diehl, zeigte in klaren, tiefgründigen Ausführungen
Weſen und Ziele der Schule auf: Sie vermittelt ihren
Schü=
lern und Schülerinnen ohne Koſten — auch denen, die
zu=
nächſt noch keine Lehrſtelle haben — in den Abteilungen:
Kauf=
männiſche Berufsſchule Drogiſten= und
Den=
tiſtenfachſchule die wiſſenſchaftlichen Kenntniſſe zur
wirk=
ſamen Ergänzung der gleichzeitigen praktiſchen Berufsausbildung.
Dadurch wird eine ſeltene Einheit der Kaufmannsperſönlichkeit
herangebildet, die nicht nur imſtande iſt, ihre eigenen
wirtſchaft=
lichen Intereſſen zu wahren, ſondern ſich auch als dienendes
Glied dem deutſchen Volksganzen bewußt einzuordnen vermag.
Die ſich anſchließende methodiſche Schau zeigte den kaufm.=
hand=
werklichen Niederſchlag der geiſtigen Arbeit der Schule. Die
leb=
haft intereſſierten Beſucher folgten aufmerkſam den
Erläuterun=
gen des Lehrerkollegiums. Dieſe überſichtliche Schau vermittelte
einen klaren Einblick in die Fülle der Unterrichtsgegenſtände, die
Technik ihrer Durchführung und ihre Ergebniſſe. Sie zeigte, daß
die modernen kaufm. Erforderniſſe in der Kaufm. Berufsſchule
eine tatkräftige, zielbewußte Förderin gefunden haben. — Es ſei
nochmals darauf hingewieſen, daß die Neuaufnahme der
Schüler Montag, den 6. und Dienstag den 7. März, jedesmal
nachmittags von 3—6 Uhr, im Schulhauſe, Hermannſtraße 21
ſtattfindet.
Weifte
— Berufsorganiſation ev. Hausangeſtellter Die hieſige
Be=
rufsorganiſation ev. Hausangeſtellter erſtreckt ſich auf alle weibl.
ev. Vereine der Stadt. In dieſer Woche, Donnerstag, den
9. März, kommt Frl. Fielitz, die Leiterin der ev.
Berufsorgani=
ſation aus Berlin, um die Mädchen einmal um ſich zu
verſam=
meln und die Frage zu beantworten: „Was bietet mir die
Be=
rufsorganiſation ev. Hausangeſtellter erſtreckt ſich auf faſt alle weibl.
Veranſtaltung beſonders eingeladen. Wir bitten, auch ſolche
Hausangeſtellte zu ſchicken, die noch keinem Verein angehören,
damit ſie begreifen lernen, daß auch die Hausangeſtellte, ein
Beruf iſt. Im übrigen verweiſen wir auf die wöchentlich (
Don=
nerstag) ſtattfindenden Abende im Freundinnen=Heim.
Sand=
ſtraße 24, hin, wozu ortsfremde junge Mädchen eingeladen ſind.
— Der Gabelsbergerſche Stenographenverein. gegr. 1861. macht
erneut darauf aufmerkſam, wie wichtig es heute für jeden
Ange=
ſtellten, Kaufmann und Beamten iſt, die Stenographie und das
Maſchinenſchreiben zu beherrſchen. Faſt täglich wiederholen ſich
die Fälle, daß Damen und Herren plötzlich vor die Notwendigkeit
geſtellt werden, ſtenographieren und maſchinenſchreiben zu müſſen.
und dann bleibt in der Regel nichts anderes übrig, als teuere
Privatſtunden zu nehmen. Darum ſollte jeder vorſorgen und bei
Zeiten ſeine Ausbildung der bewährten Führung des bekannten
Vereins anvertrauen. Guter Unterricht, niedrigſte Kursgebühren,
iſt das Prinzip des Vereins. Die neuen Kurſe beginnen am
Dienstag, den 7 März abends 8 Uhr in der Ballonſchule
Alexan=
derſtraße. Anmeldung in der erſten Stunde. (Es ſei auf die
heu=
tige Anzeige verwieſen.)
Skeuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. März 1933.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
1. März: Letzter Tag für die Entrichtung des Schulgeldes für
die Darmſtädter höheren Schulen und die gewerblichen
Fortbildungsſchulen für den Monat Februar 1933 an die
Stadtkaſſe. (Schonfriſt bis 10. März 1933.)
5. (6.) März: Abgabe der Beſcheinigung an die
Finanz=
kaſſe, daß die Summe der im Februar 1933 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im Februar 1933
einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt. (Keine
Schon=
friſt.)
5. (6.) März: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 16. bis 28. Februar 1933 erfolgten Lohnzahlungen.
Falls die bis zum 15. Februar 1933 einbehaltenen Beträge
200.— RM. nicht erreicht haben, im
Ueberweiſungsverfah=
ren Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1.
bis 28. Februar 1933 erfolgten Lohnzahlungen. (Keine
Schonfriſt.)
5. (6.) März: Abführung der im Steuerabzugsverfahren
einbehal=
tenen Ledigenſteuer.
5. (6.) März: Entrichtung der Arbeitsloſenhilfe, ſoweit
dieſe an die Finanzkaſſe abzuführen iſt.
5. (6.) März: Ablauf der Schonfriſt für die am 25.
Fe=
bruar 1933 fällig geweſene ſechſte und letzte Vorauszahlung
(ſtaatliches Ziel) laut gelbem Steuerbeſcheid über ſtaatliche
Grundſteuer, Sondergebäudeſteuer und
Ge=
werbeſteuer für das Rechnungsjahr 1932/33.
6. März: Vorlage der Aufſtellung der Deviſengeſchäfte,
die von einem Unternehmen mit genereller Genehmigung
zum Deviſenerwerb im Monat Januar 1933 getätigt
wor=
den ſind.
10. März: Anmeldung und Zahlung der
Börſenumſatz=
ſteuer, ſoweit dieſe im Abrechnungsverfahren
entrichtet wird.
10. März: Umſatzſteuer=Voranmeldung und Vorauszahlung
für die monatlichen Zahler für den Monat Februar 1933.
(Schonfriſt bis zum 17. März 1933.)
10. März: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung des
Schulgeldes für die Darmſtädter höheren Schulen und
die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den Monat
Fe=
bruar 1933.
10. März: Einkommenſteuer= und
Körperſchaft=
ſteuer=Vorauszahlung 1. Ziel für 1933
Ledigen=
ſteuerfür veranlagte Steuerpflichtige. Zuſchlag für
Auf=
ſichtsratsmitglieder und Entrichtung des
Zu=
ſchlags zur Einkommenſteuer. (Keine Schonfriſt.)
(Nicht für Landwirte.)
15. März: Letzter Tag zur Abgabe der
Steuererklärun=
gen für die Einkommen= Körperſchaft= und Umſatzſteuer,
Auf die Notiz im letzten Steuerkalender für die 2.
Februar=
hälfte wird noch einmal verwieſen.
H. W. Wohmann.
— In den Helia=Lichtſpielen ſieht man bis auf weiteres den
nationalen deutſchen. U=Boot=Tonfilm der Ufa mit Rudolf Forſter
und Elſe Knott in den Hauptrollen. Der Film iſt eine
künſt=
leriſche, dichteriſche, vaterländiſche Tat eine Spitzenleiſtung
deut=
ſcher Kunſt und Technik. Jeder ſollte ihn ſehen! Jugendliche haben
Zutritt. Beginn: 1.30,. 3.45, 5.55 und 8.20 Uhr.
— Das Union=Theater zeigt nur noch heute und morgen Willy
Fritſch und Käthe von Nagy in dem luſtigen Ufa=Tonfilm: „Ich
bei Tag und du bei Nacht.‟ Dazu ein erſtklaſſiges Beiprogramm
und die neueſte Ufa=Tonwoche. Beginn: 2. 4, 6 und 8.20 Uhr.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen heute zum letztenmal den
ſympathiſchen Harry Piel, der Held der tauſend Senſationen, in
dem ſpannenden Abenteuer. Das Schiff ohne Hafen‟ (Das
Ge=
ſpenſterſchiff). Dazu das gute Beiprogramm. Beginn: 2. 4. 6 und
8.20 Uhr.
— Helia=Film=Morgenfeier. Des ganz großen Erfolges halber
und den zahlreichen Wünſchen entſprechend, hat es die Direktion
möglich gemacht, daß der hervorragende Kulturfilm der Ufa „
In=
ſtinkt und Verſtand” heute, Sonntag, vorm. 11.15 Uhr. noch ein
letztes Mal wiederholt werden kann. Jugendliche haben Zutritt.
Kleine Preiſe. Vorverkauf an der Helia=Tageskaſſe.
— Reſi=Theater. Der mit allgemeiner Spannung erwartete
Spionagefilm „Unter falſcher Flagge” mit Charlotte Suſa und
Guſtav Fröhlich zeigt die aufregenden Erlebniſſe eines
Nachrich=
tenoffiziers an der deutſchen und ruſſiſchen Front. Dazu das
be=
liebte Beiprogramm. Mittags Jugendvorſtellung: Tom Mix,
„Der Sohn des goldenen Weſtens”
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am
Sonn=
tag, dem 5. März 1933, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
bereit: Dr. med. Buchhold, Aliceſtr. 191. Telephon 3208;
Dr. med. Hein, Hermannſtraße 25 Telephon 281; Frl. Dr. med.
Stieler, Wilhelm=Gläſſing=Straße 25. Telephon 2721.
Sonntags= und Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts von
Samstag, den 4. März, abends bis Samstag, den 11 März,
früh: die Löwenapotheke, Ballonplatz 11. und die
Adler=
apotheke, Wilhelminenplatz 17.
Kunſtnokizen.
Ueber Werke, Künſiler oder künftleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
geſchieht, behält ſich die Redakiion ihr Urteil vor.
— Elſe Hauf=Janſen, die als dramatiſche Altiſtin am
Stadttheater Münſter i. Weſtf. und an den Vereinigten
Städti=
ſchen Bühnen Düſſeldorf tätig war, und große Erfolge zu
ver=
zeichnen hatte (Carmen, Amneris, Azucena. Brangäne uſw.), hat
ſich danach in Darmſtadt dem Konzertgeſang gewidmet und wird
am Mittwoch, 15. März, im Gartenſaal des Städtiſchen Saalbaus
einen Liederabend geben, der 4 Gruppen wundervollſter Lieder
von Schubert, Brahms, H. Wolf und R. Strauß umfaßt. Am
Blüthner=Flügel begleitet Kapellmeiſter Karl Hauf. Der
Karten=
vorverkauf bei Chriſtian Arnold am Weißen Turm (2,50 RM.,
1.50 RM. num. 1 RM. unnum. 50 Pfg. Schülerkarten) hat
be=
reits begonnen.
Lokale Veranſtallungen.
Im Herrngarten=Café Bekanntgabe der
laufen=
den Wahlreſultate durch verſtärkten Lautſprecher. (Siehe Anz.)
— Ratskeller=Gaſtſtätte, Marktplatz. Heute abend
laufend Bekanntgabe der Wahlreſultate. (Siehe heutige Anzeige.)
— Hotel=Reſtaurant Alte Poſt am Weißen Turm.
Sonntag abend Militärkonzert, ausgeführt von der Hauskapelle,
(Siehe Anzeige.)
Tagskalender fir. Sonntag, den 5. Mrn 197
Helia, vorm 11.15 Uhr: „Inſtinkt und Verſtand”. — Union:
Helia: „Morgenrot”. —
„Ich bei Tag, und du bei Nacht”
Reſi: „Unter falſcher
Palaſt: „Das Schiff ohne Hafen”
Flagge‟ — Konzerte: Café Ernſt=Ludwig. Hotel zur Poſt,
Bahnhofshotel, Reichshof. Weißes Rößl. Waldſchlößchen,
Stadt Nürnberg, Alte Poſt, Cafs Jöſt, am Hauptbahnhof.
Das iſt die Uberzeugung von Kaufleuten in der ganzen Welt. Jetzt kannſt Du
durchführen, was Du ſo lange aufgeſchoben haſt: Sicherſtellung eines Kapitals
für Deine Frau, wemn Du nicht mehr da bift, für Deinen eigenen Lebensabend
und für die Kinder zur Ausſtattung und Berufsausbildung: durch Abſchluß einer
DeorMPberſbrraſd!
Laßt jetzt den Versicherungsfachmann kommen, er sagt Buch, wie auch Eure Zukunft besser wirdi
II. BIn.38)
[ ← ][ ][ → ] Sonntag, 5. März 1933
Aus Heſſen.
— Nieder=Ramſtadt. 4. März. Vereinsjubiläum. Der
Geſangverein „Harmonie”, als älteſter Verein von Nieder=
Nam=
ſtadt. Mitglied des Heſſ. Sängerbundes (Chorleiter Herr H.
Sam=
ver. Darmſtadt), blickt in dieſem Jahre auf ſein 70jähriges
Be=
ſtehen zurück. Aus dieſem Anlaß findet am Samstag, den 25. März.
abends, ein Fackelzug unter Beteiligung der anderen hieſigen
Ver=
eine und anſchließend ein Feſtkommers im Darmſtädter Hof (A.
Knapp) ſtatt, bei dem auch die Ehrung einzelner Mitglieder für
25=, 40= und 50jährige Vereinszugehörigkeit vorgenommen wird.
Am Sonntag, den 26. März. nachmittags findet im Gaſthaus
„Zum Goldenen Anker” (W. Fiſcher) ein Liedertag ſtatt, zu dem
bis jetzt 16 Vereine ihre Mitwirkung zugeſagt haben. Eine
Muſik=
kapelle in erſtklaſſiger Beſetzung wird weſentlich zur Unterhaltung
der Gaſtvereine beitragen.
G Ober=Ramſtadt, 4. März. Filmabendder Inneren
Miſſion. In unſerer Kirche wird am Mittwoch, den 8. März,
durch die Innere Miſſion ein Film „In den Spuren Vater
Bodel=
ſchwinghs” vorgeführt. Der Reinertrag kommt zur Hälfte der
Anſtalt Bethel, zur anderen Hälfte der heſſiſchen Arbeit der
In=
neren Miſſion zu. Der Film macht mit der Arbeit der Betheler
Anſtalten bekannt. Zahlreicher Beſuch erwünſcht. — Gemeine
Tat. Anläßlich des 50jährigen Beſtehens der Ortsgruppe Ober=
Ramſtadt des Odenwaldklubs weihte dieſe im November letzten
Jahres ihrem verdienten derzeitigen 1. Vorſitzenden, Poſtmeiſter
Weber, am „Finſterhöllenberg” eine dreiteilige Ruhebank als
Friedrich=Weber=Ruhe” In genügender Höhe war, an einem
Baum hinter der Bank ein lackiertes Schild mit dem Namen der
Bank und dem Klubabzeichen angebracht. Dieſes Schild iſt nun
ſamt Befeſtigungsſchrauben an einem der letzten Tage von roher
Hand abgeriſſen und mitgenommen, oder irgendwie vernichtet
worden.
An. Groß=Zimmern, 4. März. In der vorigen Woche wurde
auch in hieſiger Gemeinde zur Linderung der Not der Jugend eine
Jugendgruppe ins Leben gerufen, der jetzt 53 Jugendliche im Alter
von 18—25 Jahren angehören. Sie ſind beruflich in zwei
Ab=
teilungen gegliedert. Der erſten Gruppe ſind alle Bauhandwerker
zugeteilt, die zweite Abteilung umfaßt alle übrigen Berufe. Die
berufliche Unterweiſung geſchieht durch zwei hieſige Bautechniker
an vier Vormittagen wöchentlich von 8—12 Uhr. Anſchließend
wird das Mittageſſen gemeinſam eingenommen, das in der
Koch=
küche der Berufsſchule hergeſtellt wird. Von 2 Uhr ab finden
wiſſenſchaftliche Vorträge ſtatt, wozu ſich die hieſigen Lehrer
frei=
willig zur Verfügung geſtellt haben. Den Schluß des Tages bildet
eine Sportſtunde. Der Gemeinde werden die entſtehenden Koſten
vom Arbeitsamt aus Reichsmitteln erſetzt.
k. Dieburg. 4. März. Vom Kreisgeſundheitsamt.
Nach einer Veröffentlichung des Heſſiſchen Kreisgeſundheitsamtes
Dieburg ſtarben im Jahre 1932 in unſerem Kreiſe 595 Perſonen
gegen 621 im Vorjahre. Die wenigſten Sterbefälle ereigneten ſich
in der Altersſtufe von 5—15 Jahre, nämlich 7., die meiſten bei
einem Alter von über 70 Jahren, nämlich 258. Durch Selbſtmord
endeten 10 Perſonen. 1 Tötung und 14 tödliche Unglücksfälle
kamen vor. Die Geburtsziffer betrug 1129, davon 1107 Lebend=
und 22 Totgeborene. Gegen das Vorjahr bedeutet dies einen
Rück=
gang von 69 Geburten Die Zahl der Lebendgeborenen überſteigt
die Zahl d er Sterbefälle um 534. An Krebs ſtarben 68 Perſonen,
an Lungentuberkuloſe 31, was eine geringe Abnahme gegen das
Vorjahr bedeutet
Cr. Semd, 4. März. Gemeinderatsſitzung.
Jagd=
pächter Steinmetz=Dieburg ſoll als Pacht für 1933: 800 RM.
be=
zahlen. — Das Zuſchütten eines Brunnens im Oberend, deſſen
Waſſer den hygieniſchen Anſprüchen nicht genügt, wurde vorläufig
abgelehnt. Bürgermeiſter Heyl wies darauf hin, daß der
Brun=
nen im Falle eines Brandes unentbehrlich ſein könnte. —
Vieh=
ſchätzer für durch Seuche gefallenes Vieh wurden beſtimmt. — Ein
Geſuch um Erhöhung der Sozialrente mußte abgelehnt werden. —
Für die Unterbringung einer Frau im ſtädtiſchen Krankenhaus
Darmſtadt wird die Uebernahme der anteilmäßig entſtehenden
Koſten beſchloſſen. Ebenſo wird eine einſtweilig vorlagsweiſe
Wiederherſtellungsrechnung für durch Aufruhrſchaden beſchädigte
Fenſter auf die Gemeindekaſſe übernommen.
Ci. Erbach, 4. März. Odenwälder Vereinigungfür
Kunſt und Wiſſenſchaft. Herr Direktor Weſtphal von
der hieſigen Fachſchule führte ſeinen ſtattlichen Zuhörerkreis nach
Norddeutſchland, in die die Oſtſee umſäumenden Länder, und
ver=
mittelte durch ſeinen Vortrag über „Norddeutſche Backſteinbauten”,
ein anſchauliches Bild dieſer typiſch mittelalterlichen Bauwerke
des deutſchen Nordens die erſt in den letzten Jahrzehnten in
Fach=
kreiſen die ihnen gebührende Würdigung finden. Die Bauten
verdanken den aus den verſchiedenſten Teilen unſeres Vaterlandes
im Mittelalter herangeholten Siedlern ihre Entſtehung,
Geſtal=
tung und Ausſtattung. Die im Weſten die Städte zierenden Dome,
Rathäuſer und Bürgerwohnungen dienten als Vorbild; nur wurde
im Gegenſatz zu ihnen im Norden der Backſtein, das
ausſchlag=
gebende Baumaterial. Der älteſte hier vorkommende Bauſtil iſt
der romaniſche, der aber ſchon recht bald von dem gotiſchen, deſſen
höchſte Entwicklung etwa in der Zeit zwiſchen 1250 und 1500 liegt,
abgelöſt wurde. Mit dem Beginn, der Reformation hörte die
Bautätigkeit faſt völlig auf, und mit ihr die Backſteinbaukunſt die
wir heute noch voller Bewunderung beſtaunen. Die meiſten
Schwierigkeiten machte die Verwendung des Ornamentalſchmuckes;
man verſtand zwar, die Backſteine zu beſtimmten Muſter
zuſammen=
zuſetzen, doch waren gewiſſe Grenzen gezogen. Etwas Abwechſlung
in das Bild brachte die Verwendung von Kalkſteinen an
beſtimm=
ten Stellen des Bauwerkes oder auch die Einordnung glaſierter
grüner Backſteine. Die Hauptwirkung der nordiſchen
Backſtein=
bauten ruht im Geſamtbild. Der Vortragende der als Aſſiſtent
des kulturgeſchichtlichen Seminars der Univerſität Greifswald auf
vielen Reiſen einen großen Teil dieſer berühmten Bauwerke aus
eigener Anſchauung kennen lernte, zeigte eine ganze Anzahl mit
vieler Sorgfalt und auserleſenem Geſchmack zuſammengeſtellter
Aufnahmen im Lichtbild und gewährte ſo eine Fülle von
Ein=
drücken über gewaltige Dome kunſtvoll gebaute Rathäuſer,
Stadt=
tore und Bürgerhäuſer der Oſtſeeſtädte, ſowie über die im Lande
verſtreuten Anlagen des Deutſchritterordens. Mit dem Wunſche,
das fernab im Nordoſten gelegene Gebiet mit ſeinen Reichtümern
an herrlichen, von Deutſchen dereinſt geſchaffenen Kunſtwerken
möge dem Deutſchtum allezeit erhalten bleiben, ſchloß der
Vortra=
gende ſeine mit reichem Beifall aufgenommenen ſachkundigen
Aus=
führungen.
Dn. Beerfelden, 4. März. Freitod. Ein hieſiger
Geſchäfts=
mann machte, während Frau und Tochter bei Beerdigung weilten,
ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende. Geſchäftliche Sorgen
dürften den Verſtorbenen, der früher ein gutgehendes Geſchäft
be=
ſaß, zu dieſem Schritt getrieben haben. — HohesAlter. Am
Sonntag, den 5. März, kann Frau Eliſabetha Freudel Wwe geb.
Wenz dahier, ihren 80. Geburtstag in verhältnismäßiger Friſche
und Geſundheit feiern.
m. Beerfelden i. O., 4. März. Verſchiedenes. Die
In=
ſtandſetzung unſeres Kircheninneren hat in den letzten Tagen
mit der Gerüſtſtellung begonnen. Wenn nichts Unvorhergeſehenes
eintritt, dürften die Arbeiten bis Oſtern beendet ſein. Der
Gottes=
dienſt wird in der Zwiſchenzeit im Saale des Herrn W. H.
Brei=
mer 2 gehalten. — Der nächſte Zuchtvieh= Schweine=
und Ferkelmarkt findet am 6. März ſtatt, die Auftriebszeit
iſt von 9.30 bis 10 Uhr. — Ein Unglücksfall ereignete ſich
dadurch, daß ein junger Mann von hier auf der Fahrt nach
Gam=
melsbach am Gänſebuckel mit ſeinem Rad zu Fall kam. Herr Dr.
Saul fand den Geſtürzten, leiſtete die erſte Hilfe und brachte
den=
ſelben hierher. Eine Gehirnerſchütterung iſt die Folge des Falles.
Dk. Waldmichelbach, 2. März. Verſetzung. Der Leiter
der Pappefabrik der Firma Koch u Komp. in Unter=
Waldmichel=
bach, Direktor Röth wurde an das Filialwerk in Ohrdruf in
Thü=
ringen verſetzt. Während ſeiner 35jährigen Tätigkeit, in der
Pappefabrik hat ſich Direktor Röth durch ſeine großen
Fachkennt=
niſſe und ſeine nicht übertreffliche Pflichterfüllung die Achtung
und Sympathien nicht nur der Arbeiter und Angeſtellten, ſondern
auch der Einwohnerſchaft erworben, und man ſieht ihn nur mit
größtem Bedauern ſcheiden.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Beamtentagung in Groß=Gerau.
* Provinzialverſammlung des Landeskarkells Heſſen des Deutſchen Beamkenbundes.
Au. Groß=Gerau. 4. März. Die diesjährige
Provinzialver=
ſammlung des Landeskartells Heſſen des Deutſchen
Beamten=
bundes fand für die Provinz Starkenburg in Groß=Gerau ſtatt.
Zu der Tagung, die durch den Vorſitzenden des Kreiskartells Groß=
Gerau. Rektor Schneider=Groß=Gerau, mit herzlichen Worten
der Begrüßung eröffnet wurde, hatten ſich neben dem
geſchäfts=
führenden Vorſtand des Landeskartells Heſſen etwa hundert
Ver=
treter der Orts= und Kreiskartelle der Provinz Starkenburg
ein=
gefunden. um aus dem Munde des Vorſitzenden des Landeskartells,
Rektor Dr. Claß. über den Stand der Arbeiten des Bundes
und des Landeskartells ſowie die ernſten Gefahren, die gerade in
der letzten Zeit wieder aus den verſchiedenſten Kreiſen dem
deut=
ſchen Berufsbeamtentum zu drohen ſcheinen, unterrichtet zu
wer=
den. Der Referent der Tagung ſah dieſes Mal von der
Wieder=
gabe eines beſtimmten Referates ab, ſondern verſuchte, lediglich
durch Anſchneiden von zurzeit beſonders akuter Fragen
Anregun=
gen für die ſpätere Ausſprache zu geben. Er betonte die Pflicht
der deutſchen Beamtenſchaft, als Berufsbeamtentum ſtets bewußt
zu bleiben. Diener des Staates und der Allgemeinheit zu ſein. Dr.
Claß ging im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen auch auf
die zurzeit öfters in Kreiſen berufener Wirtſchaftsführer
aufgewor=
fene Frage der Bedeutung des Berufsbeamtentums für Staat und
Volk ein und wies an Hand mehrerer Beiſpiele nach, daß aus
Gründen der Erhaltung der Sauberkeit in der öffentlichen
Ver=
waltung die Forderung auf Erhaltung des deutſchen
Berufsbeam=
tentums als ein koſtbares Kleinod unſeres Staates nicht nur vom
Standpunkte der Exiſtenzſicherung des einzelnen Beamten, ſondern
im eigenſten Intereſſe des Staates und Volkes unabläſſig und
im=
mer ſtärker erhoben werden müſſe. Er wies ferner nach, daß ſelbſt
Staaten, die ſeither ablehnend der Frage des Berufsbeamtentums
gegenüberſtanden, wie zum Beiſpiel Amerika, ſchon ſeit einiger
Zeit die ethiſchen und finanziellen Vorteile des
Berufsbeamten=
tumes erkannt haben und hierzu übergegangen ſind. Des weiteren
ging Dr. Claß näher auf die häufig in der Oeffentlichkeit
erhobe=
nen und ſtets nur von einer grenzenloſen Sachunkenntnis Zeugnis
gebenden Behauptungen über die angeblich gute Bezahlung der
öffentlichen Beamten ein. Hier wies Dr. Claß nach, daß 50
Pro=
zent aller Beamten ein Monatseinkommen von weniger als 200
RM. und über 80 Prozent ein ſolches von weniger als 300 RM.
beziehen, wobei nicht überſehen werden darf, daß bei faſt allen
Beamteneinkünften, durch die Art des Dienſtes bedungen etwa 50
Prozent des Monatseinkommens von vornherein für Miete und
Aufwand für die Kinderausbildung, welcher gerade in
Beamten=
familien in Folge der wirtſchaftlichen Stellung des
Haushaltungs=
vorſtandes und der Tatſache, daß infolge der Eigenart des
Be=
ruſes eines Beamten den Kindern jeglicher wirtſchaftlicher
Rück=
halt in Form des elterlichen Geſchäftes oder Betriebes abgeht,
eine ganz beſondere Bedeutung zufällt, feſtliegen, die als
Kauf=
kraft für den allgemeinen Wirtſchaftsmarkt überhaupt nicht in
Frage kommen. Dr. Claß wies ferner noch auf die Opfer hin,
die die deutſche Beamtenſchaft bereits in den zwei zurückliegenden
Jahren infolge der über ſie hereingebrochenen mehrfachen
Gehalts=
kürzungen in Höhe von 23 bis 32 Prozent des geſamten
Einkom=
mens für die finanzielle Geſundung des Staates gebracht hat und
das den Betrag von 2.25 Millionen überſteigt und ſchon jetzt in
weiten Kreiſen der deutſchen Beamtenſchaft eine ungeheure
Ver=
ſchuldung hervorgerufen hat, ſo daß Offenbarungseide und
Zwangsverſteigerungen auch inBeamtenhaushaltungen heute keine
Seltenheit mehr ſind. Ein Zuſtand, der aber unſtreitig nicht zur
Hebung des Anſehens des durch ſeine Beamten vertretenen
Staa=
tes beiträgt, ganz abgeſehen davon, daß dauernde wirtſchaftliche
Sorgen die Arbeitskraft des nur im öffentlichen Intereſſe
wirken=
den Beamten beeinfluſſen und ihn etwaigen Korruptionsgelüſten
gefügiger machen muß. Dr. Claß beleuchtete außerdem noch die
derzeitige und kaum mehr zu überbietende Notlage der
Beamten=
anwärter, die wohl nicht arbeitslos nach dem Begriff der heutigen
Arbeitsloſenverſicherungsgeſetzgebung, dagegen aber ſtellen= und
völlig mittellos ſind. Allein in dem Schulfach werden zurzeit in
Heſſen 340 unverſorgte Anwärter verzeichnet, die weder über
Unterſtützung noch irgendein Einkommen verfügen und lediglich
auf die Unterhaltszuſchüſſe ihrer Angehörigen angewieſen ſind.
Die Ausführungen des Vorſitzenden gipfelten in der
Ermah=
nung an die anweſenden Kartellvertreter, in ihren Reihen für
weiteren Zuſammenſchluß im Deutſchen Beamtenbund zu wirken
und ſich ſtets bewußt zu bleiben, daß nur in der Einigkeit der
Erfolg liegt.
Die ſehr angeregte Ausſprache wurde in der Hauptſache von
den Herren Weber=Erbach. Wolf=Gernsheim Winter=Mainz,
Zſchech=Offenbach. Goſenheimer=Darmſtadt, Link=Mainz. Payſin=
Gernsheim. Holzhäuſer=Groß=Gerau, Stierle, Lambert und
Wer=
ner beſtritten. Die Ausſprache lieferte erneut den Beweis dafür,
wie exponiert heute die Stellung des öffentlichen Beamten und
wie groß die ſeine Exiſtenz bedrohende Gefahr iſt und wie ſo
not=
wendiger gerade deswegen in der Jetztzeit der Zuſammenſchluß der
deutſchen Beamtenſchaft in ihrer großen und politiſch ſtets
neu=
tralen Berufsvertretung des Deutſchen Beamtenbundes gefordert
und wie es in der Zukunft noch mehr als bisher Aufgabe eines
jeden Beamten in Stadt und Land ſein muß, ſeine lebenswichtigen
Standesintereſſen zu allen Zeiten und nach allen Seiten zu
ver=
treten, um auf dieſe Weiſe auch mit ſeiner Perſon und nach ſeinen
Kräften zur Erhaltung eines ſauberen Berufsbeamtentums, um
das in der Vergangenheit Deutſchland ſo oft ſchon beneidet
wor=
den iſt, zum Beſten des Staates und unſeres deutſchen Volkes
bei=
zutragen.
Die Stadkrandſiedlung in Hersfeld.
Die Stadt Hersfeld hat als eine der erſten unter den
kur=
heſſiſchen Städten eine Stadtrandſiedlung nahezu fertiggeſtellt. Die
Siedlung umfaßt zehn Doppelhäuſer, alſo insgeſamt 20
Wohnun=
gen. Jede Wohnung enthält zwei Zimmer und Küche. Das
Dach=
geſchoß kann ſpäter vom Siedler ausgebaut werden. Außerdem
WIB., Heimatdienst im Bild.
gehören zu jeder Wohnung die notwendigen Nebenräume wie auch
Kleinviehſtallungen. Jedem Siedler werden unmittelbar beim
Hauſe ½ Acker Land und in geringer Entfernung noch ½ Acker
Pachtland zugewieſen. Die Koſten der einzelnen Siedlung ſtellen
ſich auf 2500 RM., die aus einem der Stadt Hersfeld gegebenen
Siedlungsdarlehen in Höhe von 50 000 RM. gedeckt wurden. Dem
einzelnen Siedler erwächſt für Zinſen und Abtrag eine monatliche
Ausgabe von wenig mehr als 15 RM.
de. Hammelbach, 4. März. Brand. In der Nacht von
Donnerstag auf Freitag ertönte um 12.30 Uhr durch die
fried=
lichen Dorfſtraßen Feueralarm. Das Anweſen des Heinrich
Schmitt 2. ſtand in hellen Flammen. Der Feuerherd ſcheint in
der Scheune geweſen zu ſein. Die ſchnell herbeigeeilte Feuerwehr
hatte alsbald den Brand trotz des ſturmiſchen Wetters gelöſcht, das
Wohnhaus wurde zwar gerettet, aber doch durch die Waſſermengen
ſtark beſchädigt. Klein= und Federvieh wurden gerettet. Ob
Brandſtiftung vorliegt, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden.
* Jugenheim a. d. B., 4. März. Die Kampffront Schwarz=
Weiß=Rot veranſtaltete am 2. d. M. eine öffentliche Kundgebung.
welche Profeſſor Heynſen leitete, und in welcher der Führer der
hieſigen Ortsgruppe des Stahlhelms, Dr. Funk. und der erſte
Vor=
ſitzende der Ortsgruppe der DNVP. ſprachen. Die Veranſtaltung
war ein einmütiges Bekenntnis zu dem Wirken der Männer des
Kabinetts Hitler unter beſonderer Würdigung der Bedeutung
Papens. Hugenbergs und Seldtes. Ein eindringlicher Wahlappell
für die Kampffront Schwarz=Weiß=Rot, ein Hoch auf
Reichspräſi=
dent und Vaterland und das Deutſchlandlied ſchloſſen die
ein=
drucksvolle Feier, die durch vaterländiſche Muſikdarbietungen in
ihrer Wirkung erhöht wurde.
Dp. Zwingenberg, 4. März. Zur Begutachtung der hieſigen
Obſtpflanzungen wurde vorgeſtern hier ein Gemarkungsrundgang
vorgenommen, an welchen ſich eine Beſprechung über die
Beſeiti=
gung der vorgefundenen Mängel anſchloß. — Die zur
Einrich=
tung des Freiwilligen Arbeitsdienſtes erforderlichen Mittel ſind
von der Gemeindekaſſe zur Verfügung geſtellt worden. Es iſt der
Ausbau von Straßen im neuen Baugelände im Orbis geplant.
Die 60 Teilnehmer welche ſich hierfür gemeldet haben, müſſen
zu=
vor einen Kurſus für die Nothilfe der deutſchen Jugend beſuchen,
in welchem täglich auf verſchiedenen Gebieten Vorträge gehalten
werden.
By. Langen. 4. März. Die Diphtherie=Epidemie
nach Weihnachten war durch das Schließen der Volksſchule ſo
ziemlich zum Stillſtand gekommen. Nun mußten aber in dieſer
Woche wieder 5 Klaſſen geſchloſſen werden, da neue
Krankheits=
fälle vorgekommen ſind. — Am Donnerstag durchſuchte hier eine
Schupoabteilung die Wohnungen von Kommuniſten nach Waffen
und verbotenen Druckſchriften. Gleichzeitig entfernte ſie
ausge=
hängte kommuniſtiſche Fahnen. Verſchiedene Verhaftungen wurden
vorgenommen.
Da. Egelsbach, 4. März. Zwiſchen den Stationen Egelsbach
und Langen ließ ſich ein junger Mann namens Dietz aus Langen
von einem Zug überfahren. — Auch hier fanden Hausſuchungen
bei Angehörigen der Kommuniſtiſchen Partei ſtatt. Beſchlagnahmt
wurden Schriften ſowie ein Vervielfältigungsapparat.
P. Rüſſelsheim, 4. März. Der polizeilichen Durchſuchung der
Wohnungen ſämtlicher in Rüſſelsheim wohnender Funktionäre der
Kommuniſtiſchen Partei folgte die polizeiliche Entfernung und
Be=
ſchlagnahme der vom Hauſe des Kommuniſtenführers Haberſtock
wehenden roten Fahne mit den Sowjetabzeichen, ebenſo am
Ver=
kehrslokale der Kommuniſten die Entfernung der mit aufreizenden
Wahlplakaten beklebten Holztafel ſowie die Beſeitigung der
kom=
muniſtiſchen Plakate an den ſtädtiſchen Litfaßſäulen. —
Buben=
ſtreich oder Sabotage? In der Nacht vom Donnnerstag
zum Freitag wurde die über der Mainpforte des
Hochwaſſerdam=
mes an der Einmündung der Mainſtraße zum Landungsplatz am
Mainufer angebrachte elektriſche Warnungslampe, die dazu dient,
fremde Fahrzeuge bei Nacht vor Unglücksfällen durch Fahren in
den Main zu warnen, durch einen Revolverſchuß zertrümmert.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
I Mainz, 4. März.
Reichsbahndirektionspräſi=
dent i. R. Martini geſtorben. Am 28 Februar ds. Js.
verſtarb nach langer, ſchwerer Krankheit in Berlin, wo er ſeit
10 Jahren im Ruheſtand lebte, im 77. Lebensjahr Präſident
Mar=
tini. Er hat in den Jahren 1917—1923, alſo in beſonders ſchwerer
Zeit, die Reichsbahndirektion Mainz geleitet. Durch ſein
umfaſ=
ſendes Wiſſen und tatkräftiges Wirken hat er die Belange des
Be=
zirks beſonders gefördert und ſich durch ſeine vornehme Geſinnung
und Herzensgüte das Vertrauen des Perſonals, in beſonderem
Maße erworben.
Mainz, 4. März. Einer der beiden vermißten
Schüler als Leiche geländet. Die beiden 11 Jahre alten
Schüler Hoyer und Eurich werden, wie ſeinerzeit gemeldet, ſeit dem
31. Januar ds. Js. vermißt. Die beiden Knaben hatten ſich
ſeiner=
zeit zum Schlittſchuhlaufen auf die zugefrorenen Rheinkrippen
be=
geben und waren nicht mehr zurückgekehrt. Die Befürchtung, daß
ſie im Eis eingebrochen ſind, hat ſich jetzt leider beſtätigt, denn
ge=
ſtern wurde im Guſtavsburger Hafen die Leiche des Karl Hoyer
geländet. Die Leiche die Verletzungen aufwies, welche
wahrſchein=
lich durch eine Schiffsſchraube verurſacht worden ſind, wurde auf
den Mainzer Friedhof gebracht. Es iſt anzunehmen, daß der
ge=
ländete Knabe zwiſchen der Krippe und der Bleiaue im Eis
ein=
gebrochen iſt und ſpäter durch die Strömung des Rheines in den
Guſtavsburger Hafen getrieben wurde.
Ah. Bingen (Rhein), 4. März. Steinzeitliches
Hünen=
grab. Beim Ausmachen eines Nußbaumes auf einem Grundſtück
des Landwirts Johann Dürk an der Straße Genſingen—
Grols=
heim wurde ein ſteinzeitliches Hünengrab freigelegt. Als der
Baum umgezogen werden ſollte, förderten die Wurzeln, ſchwere
Kalkſteine zutage. Hierauf wurde vorſichtig weiter gegraben. Man
fand ein mit ſchweren Kalkſteinen — die einzelnen Steine wiegen
1—2 Zentner — umfriedetes Grab. In demſelben wurden neben
Menſchenknochen Scherben von großen Krügen und von einer
kleinen zierlichen Schale gefunden. Beſonders intereſſant und
wertvoll ſind die Scherben des kleinen Schälchens. Sie weiſen ein
geſchnitztes Ornament auf. Das Grab ſelbſt lag etwa 1,50 Meter
unter der Erde. Es iſt 2,70 Meter lang und an der Kopfſeite
1 Meter breit. Dieſes einzigartige Kulturdokument will der
Be=
ſitzer des Grundſtücks unter einem benachbarten Nußbaum wieder
aufbauen, ſo daß es von jedem, der Intereſſe daran hat, beſichtigt
werden kann.
Ad. Dolgesheim, 4 März. Großfeuer. Aus bis jetzt
un=
bekannter Urſache brach vorgeſtern abend um 22 Uhr in der
Scheune des Landwirts Partenheimer Feuer aus, dem das mit
Heu und Stroh gefüllte Gebäude zum Opfer fiel. Das Vieh konnte
gerettet werden. Auch Feuerwehrinſpektor Wagner war an der
Brandſtelle erſchienen.
Ab. Wöllſtein (Rhh.), 4. März. Einem bedauerlichen Unfall
fiel der Kriegsinvalide Karl Bretz aus Volxheim, zuletzt
wohn=
haft in Bad Kreuznach zum Opfer. Er wurde bei einem
Vieh=
transport nach Wöllſtein auf der Straße bei Hackenheim von
einem Auto überfahren und dabei ſo ſchwer verletzt, daß der Tod
alsbald eintrat. Die Leiche wurde nach Volxheim gebracht.
Oberheſſen.
WSN. Gießen. 4. März. Adelung jun. zum Doktor
promoviert. Der Sohn des heſſiſchen Staatspräſidenten hat
am 2. d. M. an der Univerſität Gießen ſeine Promotion zum
Dr. jur. abgelegt mit einer Arbeit aus der kommunalen
Selbſt=
verwaltung.
g. sollten Sie die 10oder 15 Pfg. nicht
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Die grüne Packung mit dem Pfeilring — verbürgt stets gleiche Qualität! I.Bln.1808
Seite 8 — Nr. 64
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. März 1933
Die Wanderung der Storchenſchar.
Im ſüdlichſten Quarkier am Weißen Nil, im Paradies der Waſſervögel.
* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Eine ſehr ausführliche und aufgeregte Sitzung fand vor
der Großen Strafkammer ſtatt. Eine ganze Familie
aus Lämmerſpiel ſitzt auf der Anklagebank — Vater, zwei
erwachſene Töchter und zwei erwachſene Söhne — wegen
Ver=
leitung zum Meineid. Der jüngſte Sohn hatte aus der
Werkſtatt eines Freundes, der Autoſchloſſer war, ein
Motorrad=
getriebe geſtohlen, und verſucht, es bei einem Autoſchloſſer in
Hanau zu verkaufen. Sein Freund bekam aber Wind davon und
brachte die Sache zur Anzeige. Und in dieſem Verfahren ſoll die
ganze Familie verſucht haben, die Zeugen zu beeinfluſſen, vor
Ge=
richt etwas Falſches zu beſchwören. Die ſämtlichen Angeklagten
beſtreiten, daß ſie von den Zeugen verlangt hätten, falſch zu
ſchwören. Sie hätten geglaubt, daß es durch die Ausſagen, die
ſie von den Zeugen verlangten, zu gar keiner Verhandlung
kom=
men würde. Der eine Zeuge, der Beſitzer des Motorradgetriebes,
bekundet jedoch, daß ſie ihn noch vor der Tür des Gerichtsſaales
zu beeinfluſſen ſuchten. und ihm 500 Mk. verſprochen hätten, wenn
er ſo ausſage, wie ſie wollten. In der Verhandlung am Mittwoch
entſteht plötzlich eine große Aufregung, weil der
Staatsanwalt=
ſchaft zu Ohren kam. daß ſich wiederum ein Mann an die Zeugen
heranmache und ſie zu beeinfluſſen ſuche. Die Angeklagten leugnen
allerdings, den Mann überhäupt zu kennen. Da das Gericht
Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit dieſes Mannes hegt, wird
der Sache indeſſen — vielleicht zum Glück der Angeklagten — nicht
weiter nachgegangen. Die Verhandlung wurde am Mittwoch
abend auf Samstag vormittag vertagt, da das Gericht auf
An=
trag der Staatsanwaltſchft noch zwei Zeugen vernehmen wollte,
die jedoch kaum Neues bringen. Das Gericht kommt nach
ein=
gehender Beratung zu einer Verurteilung der beiden Töchter, des
einen Sohnes und des Vaters und erkennt wegen Verleitung
zum Meineid auf die Mindeſtſtrafe von je einem
Jahr Zuchthaus. Es erklärt ſich aber bereit, ein Geſuch auf
Umwandlung in Gefängnis und auf Herabſetzung der Strafe zu
befürworten, da die Angeklagten ja lediglich auf Grund ihrer
Familienzuſammengehörigkeit gehandelt hätten. Der älteſten
Tochter, die als die Aktivſte bei der ganzen Angelegenheit in
Un=
terſuchungshaft genommen worden war, wird dieſe mit ſechs
Mo=
naten voll angerechnet, und der Haftbefehl wird aufgehoben. Der
eine Sohn wird mangels Beweiſes freigeſprochen.
Am Freitag vormittag verhandelte die Große
Straf=
kammer gegen einen jungen Journaliſten aus
Frank=
furt wegen fahrläſſiger Tötung. Am 2. Oktober vorigen
Jahres kam der Angeklagte gegen 8 Uhr mit dem Opelauto ſeines
Vaters von einer Sonntagstour aus Rothenburg am Main zurück
und ſtieß auf der Seligenſtädter Straße, kurz vor Bieber, mit
einem Radfahrer zuſammen, der ſofort tot war. Selten klar weiß
der Angeklagte den Vorgang zu ſchildern, wie der Radfahrer, als
er anſcheinend die Lichter des Autos bemerkte, auf ſeine rechte
Fahrbahn hinüberwechſelte, um dann plötzlich kurz vor dem Auto
wieder auf die andere Seite zu kommen ſuchte, ſo daß nach Anſicht
des Angeklagten ein Unfall unvermeidlich war. Der Angeklagte
verſuchte zwar durch ſcharfes Linksauweichen den Zuſammenſtoß
zu verhindern, es glückte jedoch nicht, der einzige Erfolg war
viel=
mehr, daß er nur mit knapper Not noch verhindern konnte, mit
ſeinem Auto gegen einen Telegraphenmaſt zu ſauſen, ſo daß beim
Herumreißen das Steuer brach, das Auto ſich überkugelte und auf
der anderen Seite wieder auf den Rädern im Straßengraben
lan=
dete. Die Inſaſſen kamen mit mehr oder weniger leichten
Ver=
letzungen davon. Es ſtellte ſich heraus, daß der Radfahrer
geiſtes=
krank war, und nachgewieſenermaßen zu unſinnigen Handlungen
neigte. Der vom Gericht hinzugezogene Sachverſtändige iſt aber
der Meinung, daß der Angeklagte, wenn er beim Abblenden auch
ſeine Geſchwindigkeit vorſchriftsmäßig herabgemindert hätte, den
Unfall trotzdem hätte vermeiden können. Das Gericht ſchließt ſich
dieſer Auffaſſung an und verurteilt den Angeklagten an Stelle
einer an ſich verwirkten Gefängnisſtrafe von
einem Monat zu einer Geldſtrafe von 210 Mk.
Am Nachmittag wird noch gegen fünf junge Leute
ehe=
malige Angehörige der Kommuniſtiſchen Partei, wegen
Ver=
gehens gegen das Sprengſtoffgeſetz und gegen
das Schußwaffengeſetz verhandelt. Der dritte Angeklagte
will angeblich eine Handgranate auf dem Speicher ſeines Hauſes
gefunden und ſie dem zweiten Angeklagten mitgegeben haben, da
der angeblich jemand wußte, der ſie vernichten könne. Der
über=
brachte ſie dem erſten Angeklagten, der ſie dann auf dem Oberfeld
zur Exploſion brachte. Außerdem befand ſich der zweite
Ange=
klagte im Beſitz von ein oder zwei Revolvern, die er, da er als
Kraftfahrer viel unterwegs geweſen ſei, oft benutzt habe, und die
er von dem vierten Angeklagten, der wieder von dem fünften
Angeklagten erworben hatte. Amneſtie kann hier nicht Platz
grei=
fen, da die Angeklagten jedes politiſche Motiv weit von ſich
wei=
ſen, und das Gericht erkennt demgemäß gegen den erſten und
dritten Angeklagten wegen Vergehens gegen
das Sprengſtoffgeſetz auf die Mindeſtſtrafe von
drei Monaten Gefängnis, gegen den vierten und
fünften wegen Vergehens gegen das
Schußwaf=
fengeſetz auf einen Monat und auf ſechs Wochen
Gefängnis — der fünfte iſt bereits vorbeſtraft, daher die
höhere Strafe —, und gegen den zweiten Angeklagten
wegen Vergehens gegen, das Sprengſtoffgeſetz
und gegen das Schußwaffengeſetz auf drei Monate
und eine Woche Gefängnis. Die drei erſten erhalten für
je ſechs Wochen eine dreijährige Bewährungsfriſt zugebilligt.
Das Bezirksſchöffengericht verhandelt am
Frei=
tag gegen den jetzigen Geſchäftsführer der
Gries=
heimer Volksbank wegen Vergehens gegen das
Genoſſenſchaftsgeſetz. Dem Angeklagten wird zur Laſt
gelegt, daß er bis zum Jahr 1931 als damaliger Kaſſier und
zwei=
ter Vorſitzender der Bank um die Kreditüberſchreitungen uſw. des
damaligen erſten Vorſitzenden, der deshalb im Sommer vorigen
Jahres verurteilt wurde, wußte, und dieſe nicht verhinderte bzw.
zur Kenntnis des Aufſichtsrates brachte. Der Angeklagte erhält
an Stelle einer an ſich verwirkten
Gefängnis=
ſtrafe von 40 Tagen eine Geldſtrafe von 200 Mk.
und außerdem eine Geldſtrafe von 50 Mk.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsgulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkelt.
K. S. Der Betrag von monatlich 30 Mark ſcheidet bei der
Berechnung wohl aus, da er kein Einkommen darſtellt; die
Zuſammenrechnung der beiden übrigen Poſten ergibt aber keine
1300 Mark im Jahre. Denn eine Einkommenſteuer wird nicht
feſtgeſetzt, wenn die Einnahmen des Steuerpflichtigen weniger
als 1300 Mark im Jahre betragen.
Wo unſere Skörche raſten.
Von unſerer Berichterſtatterin.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
E. G. z. Zt. Luxor (Oberägypten), Ende Februar 1933.
Wer da glaubt, daß ſich unſere Störche Aegypten als
Winter=
quartier ausgeſucht haben, irrt ſich. Der Fremde zumal, der als
Touriſt reiſt, und es ſich nicht vorſtellen kann, daß ein Land,
in dem den ganzen Winter über die Orangen= und
Mandarinen=
bäume voller Früchte hängen, zahlloſe fremde und bekannte
Vogelſtimmen ihn am Morgen wecken, unſerem an manchen
Sturm gewöhnten Storch, noch immer nicht als Winteraufenthalt
genügt. Weil der Fremde aber, wie er annimmt, an jene Orte
nicht geführt werden will, an denen die Störche ſich in großen
Scharen aufhalten ſollen, wie er wohl in der Heimat hörte,
begibt er ſich ſchließlich ſelbſt auf die Suche. Und da kann es
ihm leicht paſſieren, daß er jeden zierlichen Kuhreiher für einen
jungen Storch hält oder gar für einen Ibis. Ja, ſolch einer
optimiſtiſchen Touriſtin kann noch Aergeres zuſtoßen. Glaubte
doch eine von ihnen neulich, ſtatt eines Putenbratens einen ſchön
gebratenen Ibis vorgeſetzt bekommen zu haben, deſſen zartes
Fleiſch ſie laut pries. Daß niemand bei dieſem Ausruf in die
Worte ausbrach: „Da brat mir aber einen Storch uſw.” war
wohl darauf zurückzuführen, daß zurzeit kein Deutſcher zur Stelle
war. Aber allen Ernſtes: Der Storch wie der Ibis, das
Kroko=
dil und das Nilpferd ſamt der Papyrusſtaude, ſind in Aegypten
wild nicht mehr zu finden. Störche ſieht man hier zu Zeiten
allerdings. Aber nur im Vorüberfluge, auf kurzer Raſt oder in
Geſtalt armer Invaliden, die nicht weiterfliegen können und
zurückbleiben müſſen, während ihre Gefährten in gradem Flug
die ſchlammigen Ufer der ſüdafrikaniſchen Gewäſſer aufſuchen.
Es iſt der Weiße Nil mit ſeinen Zuflüſſen, der ſie beſonders
lockt.
Mit voller Genauigkeit iſt der Weg, den die verſchiedenen
Scharen nehmen, nicht feſtzuſtellen. Uns intereſſiert wohl aber
zumeiſt der Weg, den unſere Störche einſchlagen. Man kann
durch in ihrer Heimat beringte Neſtlinge beobachten, daß die im
nördlichen Europa brütenden Störche, die ſich im Auguſt zum
Herbſtzug ſammeln, in ſüdöſtlicher Richtung den Weg über den
Balkan, Kleinaſien und Syrien nehmen. In Syrien kommen die
erſten Züge ſchon in der dritten Auguſtwoche, die letzten aber
erſt etwa Mitte September an: Hier teilen ſich die Scharen. Die
einen ziehen den Wüſtenweg nach Suez vor, wo die erſten
be=
reits Ende Auguſt geſichtet werden, und gehen, mit kurzer
Be=
rührung des Delta, über das Rote Meer, und kreuzen das
Nil=
tal ungefähr erſt bei Wadi Halfa. Die anderen halten ſich ſtrickt
an der ſyriſch=paläſtiniſchen Küſte, überſtreichen das Sinaigebiet,
das Rote Meer und gelangen, gleich den erſten, auf dieſem Wege
auch erſt in Nubien in das Niltal. Je näher die Vögel dem
Sudan kommen, deſto näher rücken die Felſen und die
Wüſten=
ſtriche an das Flußbett. Das bewäſſerte grüne Fruchtland wird
demgemäß immer weiter zurückgedrängt und die Futteraufnahme
dadurch immer ſchwieriger. Daraus geht hervor, daß der
nörd=
liche Sudan ihr Ziel immer noch nicht ſein kann. Das iſt, wie
erwähnt, der Weiße Nil im ſüdlichen Sudan und ſeine von
Sümpfen, ſtellenweiſe auch von Wäldern umgebenen Ufer im
weiteren Afrika.
Der Urſprung des Weißen Nils führt auf den „Kagera”
zurück, der ſich aus dem Hochgebirge in den ſchon in Höhe von
1135 Meter gelegenen Viktoria=See ergießt, der weitere
ſchlam=
mige Binnenſeen durchläuft und nach Aufnahme verſchiedener
ſüdafrikaniſcher Quellenflüſſe ſchließlich den Weißen Nil bildet.
Das ihn umgebende Flachland iſt eine Kombination von Wüſte
und Steppe, das in ſeiner ganzen Ausdehnung von dem Fluß
wie von einem weißen dickflüſſigen Schlamm=Meer monatelang
überſchwemmt wird. Die zurückbleibenden Schlammbänke,
Lagu=
nen und Sümpfe, wie die von den Ueberſchwemmungen und
Regengüſſen ausgeriſſenen Wüſtenpflanzen gebildeten Inſeln
bilden nun das Paradies aller Zug=, insbeſondere aller
Waſſer=
vögel. Und hier findet man auch unſere Störche mit allen ihren
Namensvettern in großen und in kleineren Gruppen wieder.
Den weiß=ſchwarzbefrackten Hausſtorch, manchmal ſogar in
ge=
ſelliger Vereinigung mit anderen Vogelarten. In ſtrenger
Ab=
ſonderung, ſtets kampfbereit, die ſchwarzen Störche. Dann die
Löffel= und die Tantalusſtörche, den Marabu= und den
Sattel=
ſtorch. Kurz und gut, all das andere Vogelvolk, das ſich aus
allen Breite= und Längengraden hier wärmen und laben will.
Da ſchwimmen und waten ſie futterſuchend zu
Hunderttauſen=
den. Zwiſchen ihnen oft kleinere Vögel, denen ſie Schutz bieten
gegen die über ihnen kreiſenden Geier und Adler. Immer neue
Schwärme langen an und verdrängen die anderen weiter in
das ſüdöſtliche Afrika hinein bis ins Kenja= und Tanganjika=
Gebiet, durch Abeſſinien und Rhodeſien bis zum fernen Sambeſi=
Fluß. Bis in den Oktober folgt ein Zug dem anderen. Ihr
Futter finden die Störche gleich den übeigen Waſſervögeln in
kleinen Schlangen, Eidechſen, Grillen und vor allen Dingen
Heu=
ſchrecken, ihrer Lieblingsnahrung, nach der der Sudaner ſie oft
auch Heuſchrecken=Vogel nennt.
Etwa Mitte Februar ſcheint ſich der Storch in ſeinem
ſüd=
lichſten Quartier der fernen Heimat zu erinnern und zum
Auf=
bruch zu „klappern”. In einem der letzten Jahre wurden z. B.
ſchon am 24. Februar 50 beringte Störche, die dem nordöſtlichen
Europa angehören, unter den Trupps geſichtet, die ſüdlich von
Rhodeſien aufbrachen und etappenweiſe andere Storchgruppen
aufnahmen. Man nimmt an, daß viele dieſer Schwärme in
Dauerflügen bis Paläſtina fliegen, wo März und den ganzen
April hindurch mächtige Schwärme anlangen. Wer in dieſer
Zeit Paläſtina durchreiſt, kann wohin er auch ſchaut, Störche
und immer wieder Störche ſehen. Ruhende Störche, ſchlafende
Störche und futterſuchende Störche. Ein großer Teil der aus
dem Süden zurückkehrenden Vögel überfliegen auf den
Früh=
lingszügen auch Oberägypten. Oft in ſolchen kompakten Maſſen,
daß man glauben könnte, ein ſchwarzes Netz überziehe
minuten=
lang den ſtrahlenden Himmel. Die Fremden, die in dieſer Zeit
in Luxor weilen, können dann auch erzählen, an ruhigen Stellen
des Nils und der Kanäle, auf deren Schlammbänken und
Land=
zungen, ſogar in der Wüſte, große Maſſen ruhender und ihrer
Nahrung nachgehender Störche zu finden. Denn auf ihrem
Rückfluge laſſen ſie ſich Zeit und haben es ſichtlich nicht eilig,
ihre nördlich gelegenen Brutſtätten zu erreichen.
Humor am Tokenbett.
(s) Belgrad. Die Geſchichte kommt zwar ein bißchen
ſpät, da John Galsworthy ſchon einige Wochen tot iſt, aber
da ſie die Belgrader Blätter erſt jetzt veröffentlichen, iſt ſie
eigentlich funkelnagelneu. Saßen da im 28 Januar einige
Herren in einem Kaffeehauſe und laſen die Berichte über die
Erkrankung des großen engliſchen Romanſchriftſtellers. Sie
hatten alle lange Zeit in England gelebt und kannten die
engliſche Literatur ſoſo lala, was für Balkanverhältniſſe
immer=
hin ganz beachtlich iſt, da man anſonſten von derlei Dingen
keinen Dunſt von einer Idee hat. Da ſie für Galsworthys
Werke eine beſondere Vorliebe hatten, beſchloſſen ſie, den Dichter
am Krankenbette zu „erheitern und zu ehren”. Sie kratzten
da=
her ihre engliſchen Sprachkenntniſſe zuſammen und verfaßten
folgendes Telegramm: Dont die before writing sequells „Mais
in Waiting‟ „Flowering Wilderness” was ſo viel heißt als:
„Sterben Sie nicht, bevor Sie die Fortſetzungen vom „Mädchen
im Dienſte” und der „Blühenden Wildnis” beendet haben‟. Das
Telegramm unterfertigte der Ingenieur Waſa Srditſch aus
Temerin.
Zu ſeinem Erſtaunen erhielt er am 30. Januar nachmittags
aus London ein Telegramm folgenden Inhalts: „Unfortunately
seduel already written Galsworthy”. Oder auf Deutſch „
Fort=
ſetzung leider ſchon geſchrieben Galsworthy”
Tags darauf, am 31. Januar, verſchied der berühmte
Dichter. Wie man ſieht, hatte er ſelbſt auf dem Sterbebette
ſeinen trockenen engliſchen Humor nicht eingebüßt.
26 „Kiek=in-die-Wells” erkanzen ſich Männer ..."
(d) New York. In einer einzigen Woche haben ſich
ſechs=
undzwanzig junge Damen der New Yorker Kreiſe, die man
kurzerhand „Obere Zehntauſend” zu nennen pflegt, als
Revue=
tänzerinnen anheuern laſſen. 17 der Unternehmungsluſtigen
ſpringen ſchon auf den die Welt bedeutenden Brettern herum
und das ahnungsloſe Publikum ahnte es nicht, daß die kleinen
Girls über ein anſehnlicheres Bankkonto verfügen als das
ge=
ſamte Parkett des Theaters. Es handelt ſich nämlich bei den
26 Kiekindiewelts um ſteinreiche Mädels, die durch dieſen etwas
ungewohnten Schritt einige Abwechſelung in ihr angeblich
unerträglich eintöniges Jungmädchenleben bringen und ſich ſo
nebenbei einen „paſſenden” Ehemann ertanzen wollen. Dorris
Crandall, Tochter eines biederen Seifenkönigs, war ſo ehrlich,
dieſe Abſicht einem Reporter zu verraten. Sie meinte, als Girl
könne ſie viel ungenierter „Umſchau” halten und viel eher den
Richtigen aufſtöbern, als wenn die Männer von vornherein
wiſſen, mit einer Millionenerbin zu tun zu haben. Ein
an=
ſtändiger Jüngling, der einem kleinen Tanzmädchen ewige Liebe
verſpricht, dürfte ſeine Erklärung kaum zurücknehmen, wenn er
hinterher erfährt, daß die Auserwählte zufällig reich ſei. Ein
Körnchen Wahrheit ſteckt ſchon in dieſer Logik; hoffentlich
ge=
lingt es den Mädels, ihre Abſichten zu verwirklichen ohne
„Dollar=Komplikationen”
Die Ovakuejuva.
(7) Windhuk. Die Hereros ſind in gewiſſe
Gemeinſchafts=
verbände, die die Stelle der bei anderen Völkern vorhandenen
Einteilung nach Stämmen einnehmen, geteilt. Es ſind dies die
Omaanda und Otuzo. Es ſind dies Familienabteilungen, in die
ſich das Volk gliedert. Jeder Herero gehört zu dieſer Omaanda
und weiß genau, zu welcher. Hier ein Beiſpiel, wie ſich die
Ein=
geborenen die Entſtehung einer Omaanda weitererzählen: Es
waren einſt drei Schweſtern, deren Onkel geſtorben war. Sie
gedachten zu ſeiner Leichenfeier zu gehen. Da ſagte die eine:
„Laß uns den Regen abwarten, es iſt ſehr heiß.‟ Die andere
jedoch fürchtete die Hitze nicht und ging. Jene nun, die den
Regen abwarten wollte, wurde Omukuenombura,
Regenverſchwä=
gerte, genannt. Die andere, die die Mittagshitze nicht fürchtete,
nannte man Omukuejuva, Sonnenverſchwägerte. Dieſe
Omukue=
juva gebar drei Mädchen, von dieſen kommen die drei Omihoko,
d. h. Familien der Ovakuejuva. Sie ſpielten einſt außerhalb
der Werft. Da fand die jüngſte eine eiſerne Pfeilſpitze und ſagte:
„Sie gehört mir.” Als die zweite Schweſter die Pfeilſpitze, welche
die jüngere gefunden hatte, ſah, fragte ſie dieſe: „Wo haſt du
die Pfeilſpitze gefunden?‟ Dieſe antwortete: „Hier!‟ Da ſprach
die andere: „Ich will ſuchen, ob ich auch eine ſolche finde.” Sie
nahm einen Holzſpan und ſcharrte in der Erde, fand aber nichts,
Die dritte Schweſter ruhte unter einem Baum mit Namen
Omu=
tati. Die nun, die die Pfeilſpitze fand, nannte man Omukuejuva
des Hauſes der Pfeilſpitze; die, die mit dem Holzſpan die Erde
aufſcharrte, wo die Pfeilſpitze gefunden war, nannte man die
Omukuejuva des Hauſes des Scharrens. Die, die unter dem Baum
ruhte, wurde genannt die des Hauſes des Omutati. So
entſtan=
den die drei Omihoko, d. h. Familien der Ovakuejuva.
IRTERIENTERKKLKUNa?
wo ſie doch dieſes Uebel ſo leicht durch
unſeren hochkonzentrierten
„NSNN‟ HNOBLHUCKSHET
verhindern und beſeitigen können.
Er verjüngt den ganzen Körper, reinigt
Blut und Darm, ſchafft geſunde Säfte
ſcheidet Harnſäure und Darmgifte
aus und ſetzt den Blutdruck herab.
Nach einer Kur mit (IV.64
„RuSAN‟ KNOBLHLCKSART
fühlen Sie ſich wie neugeboren.
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Sonntag, 5. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 64 — Seite 9
Die Verlobung unserer Tochter
Erna mit Herrn Rechtsanwalt
Dr. Kurt Hofmann geben wir
bekannt.
Ministerialrat Dr. Ing. H. Müller
und Frau Anna geb. Scharmann.
Inselstraße 14
Meine Verlobung mit Fräulein
Erna Müller beehre ich mich
anzuzeigen.
Dr. Kurt Hofmann
Rechtsanwalt.
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Darmstadt im März 1955.
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DARMSTADT
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Dankſagung.
Allen Lieben, die an unſerem
großen Schmerz ſo tapfer tragen
halfen, ſei hiermit von ganzem
Herzen gedankt.
Frieda Becker Wwe.
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Darmſtadt, den 5. März 1933. (3183
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Unſere liebe Tante, Schwiegermutter und
Schwägerin
Frau Dr. A. Behſer Awe.
geb. Mahr
iſt heute nach kurzem, ſchweren Leiden im
81. Lebensjahr ſanft verſchieden.
(3203
Die trauernden Hinterbliebenen.
Eberſtadt u. Darmſtadt, 4. März 1933.
Die Beerdigung ſindet Dienstag, den 7. ds. Mis.,
nach=
mittags 3 Uhr, auf dem Friedhofe in Eberſtadt ſiatt.
Statt beſonderer Anzeige.
Am 3. März verſchied in Lauterbach nach kurzem,
ſchweren Leiden im nahezu vollendeten 70. Lebensjahre
unſere liebe Mutter
Mun aunn uutob) Dwr.
geb. Gärtner.
Namens der Hinterbliebenen:
Bürodirektor Fr. Weimar und Frau
Anna, geb Jacobh
Frau Dr. Rob. Hammer Wwe. Emma,
geb Jacobg
Regierungsrat Gg. Jacobh und Frau
Hanni, geb. Gremmel.
Darmſiadt, Lauterbach
Beſſungerſtr. 3, I.
(4244
Die Beiſetzung ſindet am Montag, den 6. März 1933,
nachmittags 2½ Uhr, auf dem Beſſunger Friednof ſtatt.
Statt Karten.
Dankfagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
ſo frühen Heimgange unſeres lieben, unvergeßlichen
Entſchlafenen
Kaſpar Martin Döll
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren aufrichtigſten
Dank. Ganz beſonders danken wir dem hochwürdigen
Herrn Kaplan und den Schweſtern von St. Fidelis
und den Brüdern vom Herz=Jeſu=Hoſpital.
Für die überaus reichen Blumen= und Kranzſpenden,
der Trauermuſik und Kranzniederlegungen des
Reichs=
bundes ehem. Militär=Muſiker, des Kameradſchaftl.
Kriegervereins 1874, des Bayern=Vereins, der
Gaſt=
wirte=Innung, des Bundes der Hotel= und
Kaffee=
haus=Angeſtellten und des Kegler=Verbandes
Darm=
ſtadt und allen, die unſerem lieben Entſchlafenen
das letzte Geleit gaben, ſagen wir unſeren
herz=
innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Johanna Döll
und Kinder.
Statt Karten.
Für alle Liebe und Treue, die uns beim
Heim=
gang unſerer lieben Entſchlafenen zuteil wurde,
danken herzlichſit
Antonie Hahn
Hedwig Hahn
Ober=Ing. W. Müller
und Kinder.
Darmſtadt, 4. März 1933.
(3207
Die Leitung der
chirurgisch-
gynäkologischen und
geburts-
hilflichen Abteilung am Stadt-
Krankenhaus zu Darmstadt
habe ich am 1. Märzds. Us übernommen.
lch halte Sprechstunden:
Montags, Mittwochs und Freitags
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Dr.med. L. Zimmermann
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bei Magen- und Darmstörungen: Wermut und Enziansaft
bei Gallen- und Steinleiden: Rett.chsaft
bei Bleichsucht und Appetitlosigkeit: Möhren- und
Spitzwegerichsaft
bei Rheuma: Meerrettich und Knoblauch
für die Nerven: Johanniskraut und Brennessel
für die Drüsen: Löwenzahn, Bohne, Rettich
für das Blut: Wacholder, Birke, Spinat.
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verstorbenen Herrn Dr.
med. Th. Becker übernommen
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Beginn des neuen Schuljahres: 24. April 1933.
1. Zweijährige Handelsschule (für Schüler und
Schülerinnen mit achtjährigem Schulbesuch)
2. Einjährige Handelsschule (für Schüler
und Schülerinnen mit neunjährigem Schulbesuch)
3. Einjährige Höhere Handelsschule
(für Schüler und Schülerinnen mit
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reife bzw. mittlere Reife)
4.Einjähriger Sonderlehrgang für Abiturienten.
Lehrfächer der Schule:
Handelsbetriebslehre mit kaufm. Schriftverkehr
und Handelsrecht, Buchführung, kaufm. und
wirt-
schattliches Rechnen, Fremdsprachen mit
fremd-
sprachlicher Handelskorrespondenz (engl., franz.,
span. eutl. wahlweise),
Wirtschaftskunde, Wirtschaftsgeographie,
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jährige Handelsschule.)
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Prospekte und Auskunft durch die Schulleitung:
Dr. Zeiger, Handelsstudiendirektor.
HIuuh! — Topf auf’s Hühneraug” gefallen,
Hört man Perle Minna lallen:
Scherben bringen Glück ist Kohl,
Heut noch kauf ich „Lebewohl‟”
Gemeint ist natürlich das berühmte, von vielen Aerzten empfohlene
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Adler-Drog. A. Fischer Frankfurterstr. 12 — 14, Drog.
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Roßdörferstr. 5, Chr: Schwinn, Inh. W. Reich, Drog.,
Rheinstr. 8, Drog. Ph. Secker Nfl., Ludwigshöhstr 1,
Seite 10 — Nr. 64
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Skeuerordnung
über die Erhebung einer Bierſteuer
in der Stadt Darmſtadt.
Auf Grund des § 2 der Verordnung
des Heſſiſchen Geſamtminiſteriums zur
Sicherung der Haushalte von
Gemein=
den pp. vom 25. September 1931, ſowie
der §§ 1, 2 und 7 des II. Abſchnitts der
Verordnung des Reichspräſidenten zur
Behebung finanzieller, wirtſchaftlicher
und ſozialer Notſtände vom 26. Juli
1930 (R. G.Bl. I S. 311) und der S8 3
und 4 Abſ. 2 der Verordnung des
Reichs=
präſidenten über Bierſteuerſenkung pp.
vom 19. März 1932 (R. G.Bl. I S. 135)
wird für den Gemarkungsbezirk der
Stadt Darmſtadt angeordnet, daß die
Bierſteuer für das Rechnungsjahr 1933
mit den folgenden Steuerſätzen — ab
1. April 1933 — zur Erhebung kommt:
bei Einfachbier . . . mit 3.75 RM.
Schankbier . . . „ 4.50
„ 6.-
„ Vollbier
„ 9.—
„ Starkbier
für je einen Hektoliter.
Die hierüber erlaſſene Steuerordnung
liegt in der Zeit vom 6. bis
einſchließ=
lich 11. März 1933 im Stadthaus,
Rheinſtraße Nr. 16 und 18. Zimmer
Nr. 16, zu jedermanns Einſicht offen.
Darmſtadt, den 28. Februar 1933.
Bürgermeiſterei. (St. 3233
Mueller, Oberbürgermeiſter.
Zür die Provinzial=Pflegeanſktalt
Eberſtadt a.d.B.
ſollen, die nachſtehend aufgeführten
Ge=
genſtände für die Zeit vom 1. April bis
30. September 1933 vergeben werden:
Kolonialwaren, Margarine, Kochſalz,
Kaffee=Erſatz (Enrilo), Roggenmehl,
Weizenmehl (Spezial 0), Milch,
Hand=
käſe, Salatöl, Eſſig, Kernſeife,
Schmier=
ſeife, Seifenpulver, Soda, Putzlumpen,
Leder, Rauchtabak, Zigarren,
Strick=
wolle.
(3179
Die in dem Angebot anzuerkennenden
Lieferungsbedingungen liegen am 7.
März 1933 auf dem Verwaltungsbüro
offen, woſelbſt auch die ungefähren
Mengen zu erfahren ſind. Angebote
und Muſter ſind bis zum
Eröffnungs=
termin, dem 14. März 1933, vormittags
8 Uhr, einzureichen.
Ein Verſand der Bedingungen nach
auswärts erfolgt nicht. Von jeder
Gat=
tung darf nur ein Muſter angeboten
werden. Muſter ſind von den
Angebo=
ten getrennt zu halten.
Eberſtadt, den 5. März 1933.
Direktion der Provinzial=Pflegeanſtalt.
Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 2 Damenhandtaſchen mit
Inhalt, 2 Hornbrillen, 1 zweirädriger
Handkarren, 1 ſilberne Armbanduhr,
4 einzelne Handſchuhe, 1 Aktenmappe,
1 Baskenmütze, 1 Perlenbeutel, 1
Por=
temonnaie mit Inhalt, 1 Ohrring, ein
Damen=Ueberjäckchen, 1 Fahrradſtänder
für 3 Fahrräder. — Zugelaufen: Ein
kleiner hellgrauer Hund. 1 kleiner
brauner Schnauzer.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet waren.
Intereſſenten können dieſe
Fundgegen=
ſtände während, der Büroſtunden auf
Zimmer Nr. 11 beſichtigen.
Berſteigerang.
„Im gefl. Auftrag des Treuhänders der
Vermögensmaſſe der früheren Firma
Sander & Co.,
Wilhelminenſtraße 43,
Eingang Heinrichſtraße,
findet Dienstag, den 7. März, morgens
von 10 Uhr durchgehend bis 4 Uhr
nach=
mittags, die Verſteigerung gegen
Bar=
zahlung ſtatt.
Vorausſichtlich findet Mittwoch und
Donnerstag weitere Verſteigerung ſtatt.
bis zur vollſtändigen Räumung der
Lagerreſte an Beleuchtungskörpern,
Elektro=Inſtallationsmaterialien aller
Art, Radioſachen, Lampenſchirm.,
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mobeln, Regalen uſw.
Verſäumen Inſtallateure, Bauherren
und Privatleute dieſe Gelegenheit nicht,
da zu jedem annehmbaren Preis der
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und Taxationen.
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oder Stein ist Atg in der
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die unübertreffliche,
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same Putz- u. Scheuerhilfe.
Atg eignet sich wegen
sei-
ner besonderen Feinheit
und Schaumkraft auch
zur Säuberung schmutzi-
ATA aber im Paket
ist die grobe dualität!
Wo aber von groben
Din-
gen,wie gußeiseren
Pfan-
nen, Herdplatten, Kübeln
usw., starker Rost oder
Schmutz entfernt werden
sollen, da packt Ata im
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zu schaften für
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nische Frische und
ger Hände hervorragend, strahlende Reinheit.
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Sonntag, 5. März 1933
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Dem werten Publikum zur Kenntnis, daß mein
ſtadtbekanntes
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(auf Steinherden gebacken
nicht mehr Schulſtraße 15, ſondern bei
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Ludwlgstraße 18, zu haben iſt.
L. Schantz, Bäckerei Gundernhauſen.
Alle
v. 23. Nov. b. 20. März
Geborenen
woll. Geburtsdatum
u. Adr. ſof. einſend.
an H. Kleine,
Bre=
men28, Poſtfach 387.
Sie erh wertv.
er=
freul. Nachr.
Rück=
portoerw., doch nicht
Bedingung. (I V3151
Reelle Heiraker
ſowie Einheir, ſtets
vorgemerkt. — Büro
Frau G. Schuchmann
Dſtdt., Stiftsſtr. 46.*
Kaufmann, evang.,
Anfang 40er, ſehr
jugendl. Ausſehen,
wünſcht ſich m.
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mög. Frl. (Dame)
nicht unter 25 J.,
wieder z. verheirat.
Einheir, angenehm.
Frdl., Bildoff. unt.
Poſtlagerkarte 0 75
Heidelberg erbet.
Aelt. rüſtig. Herr
(Renten=Bez.), das
Alleinſein müde, ſ.
paſſ. Anſchl. z.
ge=
meinſ. Haushalt 1
penſb. Witwe, evtl.
ſpät. Heirat. Ang.
.H. 86 Geſchſt.
Fräulein, 27 Jahr.,
bäuslich, iſt das
Alleinſein müde,
möchte mit einem
ſoliden Handwerker
bekannt werd.,
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bel vorhand., zwecks
ſpät. Heirat. Ang
unt. H. 99 Geſchſt. *
Fräulein
1,65 groß, möchte m.
ſolid. Herrn, nicht
unt. 33 Jahr., zw.
ſpät. Heirat bekann
werd. Wohng.,
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vorh. Strengſte
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ſchwiegenheit. Ang.
unt. H. 55 Geſchſt.*
Dame, Dreißigerin,
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Nächſte Konkrollmeldung:
Für Männer: Montag, den 13. März.
Für Frauen: Dienstag, den 14. März
Alle vorher angeſetzten
Kontrollen fallen aus.
Darmſtadt, den 4. März 1933.
Arbeitsamt Darmſtadt.
Vorſitzende. (St.3182
Skädtiſche Haushalkungsſchule.
Das neue Schuljahr beginnt am
24. April. Anmeldungen werden
werk=
täglich in der Zeit von 8—12 und von
16—18 Uhr (außer Samstags) im
Schulhaus Alexanderſtraße Nr. 27
ent=
gegengenommen.
Unterrichtsgegenſtände der
Tages=
kurſe: Hand= und Maſchinennähen,
Flicken, Stopfen, Sticken, Bügeln,
Kochen mit Einmachen, Einkochen und
Backen, Lebens= und Bürgerkunde,
Deutſch und Rechnen.
Unterrichtsgegenſtände der
Abend=
kurſe: Handarbeit und Kochen mit
Ein=
nachen, Einkochen und Backen.
Nähere Auskunft bei der Anmeldung.
Darmſtadt, den 27. Februar 1933.
Der Vorſitzende des Schulvorſtandes:
Mueller. (St.3230
Oberbürgermeiſter.
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Küchenſtuhl, roh, 2.95, m. Linol.lack. 5.50
Küchenhocker 2.50. Fußſchemel 1.25.
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Hürnberg, Kühnertsgaſſe 35
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Die „Nürnberger Bürgerzeitung” iſt das Sprachrohr
des Nürnberger und fränk. Hausbeſitzes, des Gaſt=
wirte=Gewerbes, des ſelbſtändigen Handwerkes und
Gewerbes wie überhaupt des geſamten Mittelſtandes.
Die wöchentlich erſcheinenden Beilagen „Nürnberger
Hausbeſitzer=Zeitung”, „Fränk. Gaſtwirte=Zeitung”
und „Süddentſche Mittelſtands=Zeitung” erfreuen
ſich an Hand ihrer wertvollen redaktionellen Beiträge
größter Beachtung, ſtets ſteigender Beliebtheit und
ſtempeln die „Nürnberger Bürger=Zeitung” zur
größten deutſchen Mittelſtandszeitung im Sinne
der Wirtſchaftspartei.
Das geſteigerte Intereſſe Aberträgt ſich naturgemäß
auch auf den Anzeigenteil, ſo daß Anzeigen von auß
fallend guten Erfolgen begleitet ſind. „Bsa
Verlangen Sie unverbindlich Probenummern u.
Preis=
angebgt, wir ſtehen Ihnen hiermit gerne zu Dienſten,
Sonnkag, 5. März 1933
Nr. 64 — Seite 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die neue Elbbrücke bei Tangermünde.
les.
Die Garde begrüßt den Prinzen
Die neue Elbbrücke,
die über einen Kilometer lang iſt und auf 22 rieſigen Betonpfeilern ruht, iſt eine der längſten
Brücken Deutſchlands. Die Brücke iſt jetzt im Außenbau fertiggeſtellt.
Die berühmte Walliſer Garde ehrt den Prinzen von Wales,
indem ſie beim Hoch auf den Thronfolger, der dieſe engliſche Elitetruppe im Schloß von Windſor
beſichtigte, ihre maleriſchen Bärenfellmützen auf den Bajonetten in der Luft ſchwenkt.
Reich und Ausland.
Hidenburg an die Leipziger Meſſe.
Berlin. Reichspräſident von Hindenburg
hat an das Leipziger Meſſeamt folgende
Drah=
tung gerichtet: „Der Leipziger Frühjahrsmeſſe
1933 wünſche ich von Herzen guten Erfolg.
Möge ſie dazu beitragen, daß die Hoffnungen
weiter Volkskreiſe auf eine Belebung der
deut=
ſchen Wirtſchaft in dieſem Jahre ſich erfüllen.
gez. v. Hindenburg, Reichspräſident.”
Außer dem Reichspräſidenten hat auch
Reichs=
wirtſchaftsminiſter Dr. Hugenberg dem
Meſſe=
amt ein Begrüßungstelegramm übermittelt.
Zum Beſuch der Leipziger Frühjahrsmeſſe
ha=
ben ſich außer verſchiedenen ausländiſchen
Wür=
denträgern angemeldet: Reichsminiſter der
Finanzen Graf, Schwerin=v. Kroſigk,
Reichs=
juſtizminiſter Dr. Gürtner, Reichswehrminiſter
Generalleutnant v. Blomberg, der ſächſiſche
Wirtſchafts= und Finanzminiſter Dr. Hedrich,
der württembergiſche Wirtſchaftsminiſter Dr.
Maier, die thüringiſchen Staatsminiſter Sauckel
und Marſchler und der anhaltiſche
Staatsmini=
ſter Dr. Knorr. — Das Leipziger Stadtbild iſt
das am Meſſevorabend gewohnte. Zahlreiche
Fremde ſind ſchon eingetroffen und drängen ſich
in den Straßen.
Ausſkellung Luftſchuk und Sicherheit
vom 1. bis 30. April 1933 zu Frankfurt a. M.,
Junghofſtraße 11.
Mitten im Zentrum der Stadt, unterſtützt
von 18 großen Organiſationen, ſtaatlichen und
ſtädtiſchen Behörden, findet zu einer Zeit, wo
die Frage des Luftſchutzes in der ganzen Welt
in den Vordergrund des öffentlichen Intereſſes
mehr denn je getreten iſt, eine Ausſtellung ſtatt,
welche die Notwendigkeit des Luftſchutzes allen
Schichten der Bevölkerung vor Augen führen
und auf die Mittel hinweiſen ſoll welche uns
gegen die Gefahr ſchützen können. Erheblich
mehr als erwartet, haben ſich in erfreulicher
Weiſe beteiligt: Reichsbahn, Reichspoſt,
Poli=
zei, Techniſche Nothilfe, Rundfunk. Feuerwehr,
Hochbauamt, Straßenbahn, Waſſerwerk und
ſtädtiſches Rettungsweſen der Stadt Frankfurt,
Maingaswerke. Deutſches Rotes Kreuz mit
einigen Landesvereinen. Hygienemuſeum in
Dresden, Deutſche Verkehrswacht, Berlin,
Ver=
ein für Luftfahrt und ſchließlich der Deutſche
Luftſchutzverband, Berlin, mit ſeiner bis auf
die letzte Zeit vervollſtändigten, höchſt
intereſ=
ſanten Wanderausſtellung, die in allen Städten:
Dortmund, Aachen, Bonn, München, größte
Be=
wunderung bezüglich ihrer Vollſtändigkeit
aus=
gelöſt hat. Trotz Not der Zeit haben ſich obige
Behörden und Organiſationen freiwillig in den
Dienſt dieſer vaterländiſchen Sache geſtellt. Viele
namhaften Ausſteller werden die Veranſtaltung
zu einem Ereignis für die Stadt und ihre
Um=
gebung machen. Täglich werden belehrende
Vorträge dieſe erſtklaſſige Fachausſtellung, mit
ſehr niedrigen Eintrittspreiſen, beleben.
Oberbürgermeiſter Dr. Landmann
tritt in den Ruheſtand.
Frankfurt a. M. Gemäß der bisherigen
Uebung, wonach die durch Ablauf der Wahlzeit
oder Erreichung der Altersgrenze notwendige
Neuwahl eines beſoldeten Magiſtratsmitgliedes
zwecks rechtzeitiger Vorbereitung der Wahl der
Stadtverordnetenverſammlung mindeſtens ein
halbes Jahr vorher angezeigt wird, geht der
Stadtverordnetenverſammlung die Mitteilung
zu, daß Oberbürgermeiſter Dr. Landmann in
dieſem Jahr das 65. Lebensjahr vollendet und
damit nach den geſetzlichen Vorſchriften
ſpäte=
ſtens zum 1. Oktober 1933 in den geſetzlichen
Ruheſtand tritt.
Falſchmünzer verhaftet.
Wiesbaden. In einem Hauſe in der
Roonſtraße wurde am Freitag durch die
Falſch=
geldabteilung der Kriminalpolizei eine
Falſch=
münzerwerkſtätte ermittelt. Die beiden
Falſch=
münzer, ein Dentiſt und ein Dreher, die ihr
Vorhaben, falſche Fünf=Markſtücke zu fabrizieren,
infolge, des ſchnellen Zugreifens der Polizei
noch nicht hatten ausführen können, wurden
verhaftet. Zahlreiche Geräte, Werkzeuge ſowie
eine Menge Metall konnten beſchlagnahmt
werden.
Zur Erdbeben=Kakaſtrophe in Japan.
Oben: Eine verwüſtete Straße nach dem rieſigen Erdbeben, das Japan im Jahre 1923 heimſuchte.
Unten: Bild vom Zentrum Tokios, das bei dem heutigen Beben am wenigſten gelitten hat,
da es nach der letzten Kataſtrophe nach einer modernen, ſtabilen und bebenſicheren Bauart
wieder errichtet worden war.
Durch das Erdbeben wurden in der Stadt Kamaiſchi allein 1000 Gebäude, und durch den
nachfolgen=
den Brand weitere 2000 Häuſer vernichtet. Am ſchlimmſten ſind die älteſten Ortſchaften im
Beben=
gebiet betroffen worden. Man rechnet vorläufig mit mindeſtens 500 Toten, doch läßt ſich noch kein
Ueberblick über die Vermißten=Ziffern gewinnen.
3000 Todesopfer
der Nalurkakaſtrophe in Japan?
Tokio. Nach den neueſten Meldungen
be=
läuft ſich die Zahl der Todesopfer des
Erd=
bebens und der Sturmflut in Japan auf 1535.
Vermißt werden 948 Perſonen, verletzt
wur=
den 338. Man befürchtet jedoch, daß die Zahl
der Todesopfer 3000 erreichen wird.
Deutſches Beileid zum Erbeben in Japan.
Berlin. Anläßlich des Erdbebenunglücks
in Japan hat der deutſche Botſchafter in Tokio,
Dr. Voretzſch, der japaniſchen Regierung das
Beileid, der Reichsregierung ausgeſprochen.
Reichsminiſter Freih. v. Neurath hät dem
hie=
ſigen japaniſchen Geſchäftsträger, Botſchaftsrat
Fujii, ebenfalls ſeine Anteilnahme zum
Aus=
druck gebracht. Deutſche Verluſte oder Schäden
ſind noch nicht gemeldet.
Ein tolles Räuberſtück.
Berlin. Zwei Räuber haben am
Don=
nerstag auf ein Lebensmittelgeſchäft in
Karls=
horſt, wo ſich auch die berühmte Berliner
Renn=
bahn befindet, einen Raubüberfall verübt. Kurz
nach Ladenſchluß drangen ſie in das Geſchäft ein,
in dem ſich nur noch die einzige Verkäuferin
befand. Einer von den Unholden bedrohte das
hilfloſe Mädchen mit einem langen Knüttel und
forderte ſie gleichzeitig auf, die Hände hochzuhe=
ben. Der andere ſtürzte ſich währenddeſſen über
die Kaſſe und raubte 100 Mark. Die Verbrecher
ſind entkommen.
Bankdirektor Seiffert zu 1 Jahr 6 Monaten
Zuchthaus verurteilt.
Deſſau. Das anhaltiſche Schwurgericht
ver=
urteilte geſtern den Bankdirektor Willi Seiffert,
Berlin, wegen Meineides zu 1 Jahr 6 Monaten
Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverluſt.
Helft Neunkirchen!
Anfruf der Deutſchen Nokhilfe.
Berlin. Die „Deutſche Nothilfe” erläßt
folgenden Aufruf: „Die Hinterbliebenen von
84 Todesopfern des Neunkirchener
Exploſions=
unglücks, 88 Schwerverletzte und 167 Familien,
deren Wohnung völlig zerſtört wurde, bedürfen
dringend der privaten Hilfe neben den
Lei=
ſtungen der öffentlichen Körperſchaften und der
Verſicherungen. So iſt z. B. nur etwa ein
Drit=
tel des Mobiliarſchadens der betroffenen
Fami=
lien durch Verſicherung gedeckt. Die
Hilfsbereit=
ſchaft für die deutſchen Volksgenoſſen an der
Saar iſt ſchon von Tauſenden durch
Ueberwei=
ſung von Spenden an die Reichsgeſchäftsſtelle der
Deutſchen Nothilfe bewieſen worden. Weitere
Hilfe tut aber dringend not. Einzahlungen
wer=
den erbeten auf das Sonderkonto „Deutſche,
Nothilfe, Exploſionsunglück Neunkirchen (
Saar=
gebiet), bei der Zentrale der Deutſchen Bank
und Disconto=Geſellſchaft in Berlin oder auf
Poſtſcheckkonto Berlin Nr. 48 700 „Deutſche
Not=
hilfe, Exploſionsunglück Neunkirchen (
Saarge=
biet)”, für Bayern auch auf das Poſtſcheckkonto
München Nr. 48 300 (Deutſche Nothilfe,
Landes=
ſtelle Bayern).”
Pfälziſcher Gukshof niedergebrannk.
Brandſtiftung.
Zweibrücken. Auf dem Beileiſterhof bei
Zweibrücken brach in der vorvergangenen Nacht
ein Feuer aus, das von verbrecheriſcher Hand
angelegt worden iſt. Der Sohn des Hofbeſitzers
bemerkte den Brand, als ein Niederkämpfen
be=
reits unmöglich war. Vom Feuer wurde der
ganze, eine Front von etwa 60 Metern
be=
deckende Flügel der Oekonomiegebäude mit zwei
Scheunen, Stallungen, Schuppen uſw. erfaßt und
völlig eingeäſchert. Da völliger Waſſermangel
herrſchte, mußte mit dem Inhalt der
Jauchegru=
ben gelöſcht werden. Die Feuerwehr konnte
nur die Wohngebäude retten.
Bildtelegramme Deutſchland—Frankreich.
Berlin. Am heutigen Sonntag wird
der öffentliche Bildtelegrammverkehr zwiſchen
Deutſchland und Frankreich eröffnet werden.
Schwerer Betriebsunfall in einer Grube
der Gewerkſchaft Roßleben.
Zwei Tote, ein Schwerverletzter.
Roßleben (Unſtrut). Im Grubenbetrieb
der Gewerkſchaft Roßleben wurden vorgeſtern
zwei Bergleute aus Roßleben ſowie der
auf=
ſichtsführende Steiger von hereinbrechendem
Salzgeſtein verſchüttet. Die Bergarbeiter
konn=
ten nur als Leichen geborgen werden. Der
Steiger wurde ſchwer verletzt.
Stapellauf in Hamburg des Schweſterſchiffes
der „Caribia”.
Hamburg. Auf der Werft von Blohm u.
Voß lief geſtern vormittag das neue
Motor=
ſchiff „Cordillera” der Hamburg—Amerika=Linie
vom Stapel. Das Schiff iſt ein Schweſterſchiff
der in den zentralamerikaniſchen Dienſt der
Hapag eingeſtellten „Caribia”. Es hat einen
Bruttoraumgehalt von 12 000 Tonnen und läuft
17 Seemeilen.
Reichswehrauto verunglückt.
Landsberg a. Lech. Auf der
Staats=
ſtraße beim Stillerhof verunglückte ein
Fracht=
wagen der Reichswehr, der auf der vereiſten
Straße ins Schleudern geraten war. Der Wagen
überſchlug ſich und ſtürzte einen Abhang
hinun=
ter. Der Feuerwerker Bayerl wurde getötet, ein
Unterwachtmeiſter ſchwer verletzt.
Wrackreſte eines deutſchen Fiſchdampfers
angetrieben.
Reykjavik. Bei Hvaſſaraun, auf der
Reykijanes=Halbinſel, an der Nordküſte, ſind
Wrackreſte und zwei Rettungsgürtel des
deut=
ſchen Fiſchdampfers „Weſtbank”, aus
Weſer=
münde angetrieben. Ein Fiſchdampfer dieſes
Namens wird ſeit langem vermißt, und man
nimmt an, daß er in der Faxe=Bucht, im Orkan
am 12. Februar, verloren gegangen iſt.
Außer=
dem wird ſeit dieſem Orkan der engliſche
Fiſch=
dampfer „James Long” aus Hull vermißt,
Seite 12 — Nr. 64
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. März 1933
Spoct, Solel und Jucnen
Training iſt das ganze Fußballſpiel!
Ein Könner plauderk aus der Schule.
Ernſt Albrecht-Düſſeldorf über „Forlung” Mekhoden
(Nachdruck verboten!)
Die erſte Vorausſetzung für gutes Fußballſpielen iſt:
Training! Aber nur eine richtige und ſyſtemathiſch durchgeführte
Schulung, denn hier wird noch allenthalben oder wenigſtens
mit ſeltenen Ausnahmen falſch, unzweckmäßig und unzureichend
trainiert. Die Unzweckmäßigkeit des Trainings liegt aber in den
meiſten Fällen in der Unregelmäßigkeit begründet, weil man
das gelegentliche Ueben ohne jede Methode nicht als eine
nutz=
bringende und vollwertige Schulung und ganz gewiß nicht als
eigentliches Training betrachten darf. Jede körperliche und
fußballtechniſche Ausbildung, ſofern ſie ohne Syſtem und ohne
freiwillig auferlegte Regelmäßigkeit betrieben wird iſt und
bleibt ein Nonſens. Und auch die Arbeit und die Mühen des
beſten Trainers oder Fußballlehrers, ſo ein Verein das Glück
hat, einen ſolchen zu beſitzen, müſſen auf die Dauer ſcheitern,
wenn die Spieler ſelbſt nicht mit Luſt und Liebe die Pflicht
des regelmäßigen Trainings auf ſich nehmen.
Wir haben uns an eine Reihe bekannter internationaler
Spieler gewandt und ſie über ihr Training befragt. Einſtimmig
wurde uns verſichert, daß ihre Erfolge einzig und allein nur
aus ihrem ſtändigen, ſyſtematiſchen Training reſultieren. Daß
natürlich ein gewiſſer Prozentſatz Talent jedem Fußballſpieler
mitgegeben ſein muß, verſteht ſich von ſelbſt.
Nachſtehend veröffentlichen wir die Aeußerungen des
Stür=
mers Albrecht=Düſſeldorf, der ſich ſeit Jahren unter der Elite
der deutſchen Internationalen und Klaſſefußballſpieler behauptet.
Die ſehr intereſſanten Angaben erklären auch die Erfolge der
Fortung=Mannſchaft in letzter Zeit.
Ernſt Albrecht hat das Wort:
„Ich möchte zunächſt die Hauptmerkmale unſeres Trainings
nennen: 1. Ernſtes, gewiſſenhaftes und ganz
regelmäßiges Ueben. 2. Taktiſche Vorbereitung.
3. Völlige Konzentration bei jedem Spiel.
Ueberlegen und Denken! Nicht blindlings in
den Tag hinein ſpielen! 4. Pflege der
Kamerad=
ſchaft.
Ein praktiſches Bild unſeres gegenwärtigen Trainings:
Unſer Leiter iſt Heinz Körner, der vielfache öſterreichiſche
Internationale, der uns nun ſchon das ſechſte Jahr betreut.
Ich wiederhole noch mal: das 6. Jahr! Er iſt ein erſtklaſſiger
Fachmann, dem wir Spieler ſehr viel zu verdanken haben. Er
iſt nicht nur ein Ballkünſtler, ſondern auch ein Pädagoge und
großer Menſchenkenner. Er hält uns zuſammen!
Dienstags iſt Hallentraining. Es wird begonnen mit
Ballübungen, und zwar Köpfeln, Stoppeln, Zuſpiel. 45 Minuten
lang. (Viele Fußballer glauben, wir Internationalen brauchen
das nicht mehr, wir wären von dieſen Uebungen ſuspendiert.
Das iſt eine irrige Anſicht. Im Fußballſpielen lernt man nie
aus. Man muß ſtändig in der Uebung bleiben.) Anſchließend
folgen zweckdienliche gymnaſtiſche Uebungen, ſpeziell für den
Oberkörper, dann Startübungen aus dem Stand, Laufen und
Gehen. Ganz plötzliche Wendungen mit anſchließendem Start.
Das ſind fabelhafte Uebungen. Dann 300mal ununterbrochen
Seilchenſpringen (Geſchicklichkeit und Ausdauer), Hochſprung
über eine Leine und Hochſprung nach einem pendelnden Ball,
den man zu köpfen verſucht (eine ſehr gute Uebung!).
Ab=
ſchließend folgt dann ein 10 Minuten langer Dauerlauf im
Freien (Schulhof).
Platztraining iſt dann am Donnerstag. Bei jeder
Witterung!! Zu dieſem Training brauchen wir ſehr viel Bälle.
Unbedingter Beginn mit drei Runden Dauerlauf, anſchließend
Ueben der Ballbehandlung zu Gruppen von zwei bis drei
Mann. Zwiſchendurch Torſchuß der Stürmer und Läufer aus
jeder Lage. Die Flügelſtürmer üben Flanken im Lauf und
treten Ecken. Außenläufer und Verteidiger müſſen Balleinwurf
trainieren und Weitſchuß aus der Luft uſw. Es folgen kurze
Startübungen, 50=Meter=Lauf und abſchließend ein Spiel auf
zwei Tore, wo der Trainer bei taktiſchen Fehlern unterbricht
und die nötigen Erklärungen gibt. Wechſel des Syſtems von
Flachſpiel auf Halbhoch und umgekehrt, Innenſpiel auf
Flügel=
ſpiel, Defenſiv und Offenſivtaktik der Läufer ſind ſtändige
Epiſtel. Selbſtverſtändlich wird der Individualität des Spielers
ein großer Spielraum gegeben.
Und dann kommt abends im Vereinsheim der wichtigſte
theoretiſche Unterricht, an Hand einer gewöhnlichen
Tafel. Da wird nun über alles vorkommende geſprochen und
wir können Fragen ſtellen über Stellungsſpiel, Abdecken uſw.
Der Trainer gibt fachgemäße Kritik über das geweſene Spiel
am letzten Sonntag, wo aus den Fehlern jedes Einzelnen
wieder gelernt wird, und beſpricht das kommende Treffen.
Zwiſchendurch wird vom Trainer eine luſtige Eingabe gemacht,
und ſo wird, ohne das es beſonders auffällt oder zu ſtreng
zu=
geht, ſehr viel gelernt. Und wenn am Sonntag dann geſpielt
wird, kennt jeder ſeine Aufgabe. Dieſe Unterrichtsabende ſind
auch unſere geſelligen Zuſammenkünfte, es geht oft zu wie in
einer mehrköpfigen Familie, ſo wird gleichzeitig der
Kamerad=
ſchaftsgeiſt gepflegt. Das iſt ja das Wichtigſte mit beim
Fuß=
ballſpiel, daß ſich die Elf verſteht und wenn einmal ein
Erſatz=
mann hinzukommt, daß er gleich mit uns eins iſt. Denn das
Fußballſpiel iſt kein Spiel eines Einzelnen, ſondern ein
Mannſchaftsſpiel.
Wir pflegen die moderne Wiener Schule. Kurzpaß wechſelt
mit Langpaß bei bevorzugtem plötzlichen überraſchenden
Flügel=
wechſel. Wir bevorzugen wohl das W=Format, aber nicht zu
ausgeprägt und vor allen Dingen nicht — ich möchte ſagen zu
ſterotyp. Die Halbſtürmer helfen mit am Aufbau, müſſen aber
zur richtigen Zeit vorne ſein, ſie dürfen alſo nicht zu weit
zurückliegen. Mehr noch als Zerſtörungsarbeit pflegt unſere
Läuferreihe das Aufbauſpiel. Ein beſonderes Augenmerk wird
auch der Abdeckung der gegneriſchen Flügelſtürmer geſchenkt.
Ich habe oft bei den Läufern bemerkt, daß ſie ſich viel zu viel
mit dem Innenſturm abgeben und die Außenſtürmer oft
ein=
fach laufen laſſen. Es gibt ſo hundertelei, was zu beachten iſt,
in jedem Spiel iſt es anders, und da iſt es gut, wenn man von
einem Fachmann, der den ganzen Vorgang als Kenner verfolgt,
beraten wird. Und deshalb achten wir auf die Ratſchläge
unſeres Trainers und fügen uns ſeinen Anleitungen. Für die
Richtigkeit unſerer Handlung dürften unſere Erfolge ſprechen.”
Die Ausführungen unſeres internationalen Stürmers
Albrecht ſagen ganz einfach: Training iſt nicht das halbe, es iſt
das ganze Fußballſpiel. Wer ſich auf den Spielfeldern unter
öffentlicher Kontrolle ſtellt, hat nur immer dann eine Chance,
ſein Spiel und ſeine Leiſtungen anerkannt zu ſehen, wenn er
den Sport und ſein Training unbedingt ernſt nimmt. Es
bleibt der Schlüſſel zum Erfolg!
Sporikalender.
Fußball.
10.30 Uhr, Maulbeerallee: Merck — Reichsbahn, 2.
11.00 Uhr, Feſthalle: Eintracht — Reichsbahn Darmſtadt.
15.00 Uhr, Stadion: SV. 98 — Germania Eberſtadt.”
Fußball.
SV. 1922 Roßdorf—FC. Viktoria Schaafheim.
Heute 3 Uhr nachmittags, empfängt SV. Roßdorf den FC.
Viktoria Schaafheim zum fälligen Verbandsſpiel. Obwohl
Roß=
dorf das Vorſpiel in Schaafheim mit 7:1 für ſich entſcheiden
konnte, heißt es hier für die Einheimiſchen, mit allem Ernſt bei
der Sache zu ſein, damit ſich an die Niederlage des letzten
Sonn=
tags nicht eine zweite Ueberraſchung anreiht. Ein eventueller
weiterer Punkteverluſt könnte für die Einheimiſchen
verhängnis=
voll werden. Schaafheim hat durch beachtliche Erfolge in er
Rückrunde an Spielſtärke gewonnen. Wir hoffen, daß ſich bei
den Einheimiſchen ein derart ſchwarzer Tag und ein ſolch
zer=
fahrenes Spiel wie in Groß=Umſtadt nicht wiederholen und die
Mannſchaft ihr gewohnt gutes Können zeigt. Nachmittags 1 Uhr
2. Mſch.
Kanada — Oeſterreich nur 1:0.
Im zweiten Wiener Gaſtſpiel traten die Toronto=
Nationals am Freitag abend in der Engelmann=Arena
ge=
gen die öſterreichiſche Ländermannſchaft an. Nach durchweg
eben=
bürtigen Leiſtungen kamen die Kanadier zu einem ſehr knappen
Siege von 1:0 (0:0, 0:0, 1:0). Die Oeſterreicher waren zuerſt
ſo=
gar überlegen, konnten aber den ausgezeichneten Torwart der
Gäſte nicht überwinden. Später war der Kampf ziemlich
gleich=
wertig, bis es ſchließlich dem Verteidiger Nugent gelang, den
ſiegbringenden Treffer anzubringen.
*
Abgeſagt wurden die für den 5. März vorgeſehenen
ſüddeut=
ſchen Meiſterſchafts=Endſpiele: Spv. Fürth — 1860 München und
Union Böckingen — Phönix Karlsruhe. Außerdem fallen auch
die Pokalſpiele: SSV. Ulm — Würzburg und Sandhofen — Saar
Saarbrücken aus.
Bei der 6. Pokalrunde im engliſchen Fußball gab es am
Samstag die folgenden Ergebniſſe: Mancheſter City — Burnley
1:0. Everton — Luton Town 6:0. Weſtham United —
Birming=
ham 4:0, Derby County — Sunderland 4:3. Aus den
Meiſter=
ſchaftsſpielen des Samstags verdient die 0:1=Niederlage
Arſe=
mals gegen Liverpool mit 0:1 Erwähnung.
Gegen Oeſterreich werden Deutſchlands Waſſerballer am
25. Juni in Ludwigsburg ihren dritten Länderkampf austragen.
Von den bisherigen Spielen gewann jede Nation eines.
Deutſchlands Tennisdamen beſtreiten ihren dritten
Länder=
kampf gegen England am 21. und 22. Juni in Bournemouth.
Nur mit 1:0 blieb die kanadiſche Eishockeymannſchaft der
Toronto=Nationals” am Freitag in der Wiener Engelmann=
Arena gegen die öſterreichiſche Ländermannſchaft ſiegreich.
Das Breslauer Sechstagerennen kann jetzt als geſichert
be=
trachtet werden. Die Veranſtalter haben für die am 17. März
be=
ginnende 145=Stundenfahrt bereits alle Vorbereitungen getroffen.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
21. Ziehungstag
3. März 1933
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Gewinne 10000 m. 137683 332380
8 Gewinne zu 5000 M. 145085 199266 201387 289141
20 Gewinne zu 3000 M. 69040 116301 139552 158201 193282 198069
243073 280771 292444 311033
60 Gewinne zu 2000 M. 22542 37421 63239 98944 106371 109716
120823 122016 140812 141283 162038 183562 166373 172606 182675
193698 206028 216862 219665 287168 288570 368200 384366 384968
388026
120 Gewinne zu 1000 M. 4691 8271 14323 36279 41249 46030 46049
47192 49061 52988 54199 59680 78608 89374 94359 109634 115429
121609 122490 130669 134875 152802 170679 181773 186637 187873
181164 181180 192685 206005 214258 214415 220948 235464 238247
238646 240729 263829 263484 268213 271239 274942 280088 28 1268
289742 292818 296213 299451 302613 306819 328169 338766 366658
359965 360966 363835 368533 385296 387193 387742
178 Gewinne zu 500 M. 778 15728 18286 26997 31135 32391 49156
57931 62508 63749 68096 77620 79713 80874 84080 94922 95556
96562 102633 108677 123668 127475 129046 132501 135733 142306
144830 145663 149276 152782 154056 162594 162812 171771 173669
175116 179486 180308 181142 183066 188679 193658 198538 198508
200463 200672 2626533 213703 217226 218110 219937 222171 229451
234150 240318 256871 257904 259973 964076 266459 269683 268719
389378 292588 296699 301795 304579 306794 310304 314098 318767
319776 320644 321085 326402 330971 340663 343313 346420 36 1642
359745 360991 362757 364027 368727 374666 375838 380641 397936
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Gewinne zu 5000 M. 526682 264015
10 Gewinne zu 3000 M. 13784 90882 245627 306637 312876
42 Gewinne zu 2000 M. 7807 54881 106497 133965 175868 201849
269206 292262 299468 301723 303710 304019 317161 343396 346963
349606 351476 361836 366686 371132 380802
84 Gewinne zu 1000 M. 674 11854 13424 13796 13846 45248 58965
82648 98373 99841 101197 161571 108885 128400 161080 176059
181459 189266 206435 207371 208251 214301 219287 220517 247077
256214 263092 272819 278446 278738 308688 313018 317871 318909
330046 336969 348104 348899 348069 364309 371048 371215
144 Gewinne zu 500 M. 8682 11527 17953 20790 27002 28704 37216
38208 54311 59312 67642 71374 72209 76953 82546 83634 100645
106645 114097 130301 137017 141561 155621 186394 172864 173175
173969 176603 183826 185217 196646 200037 205776 217685 218619
219199 220879 227080 229036 230051 230130 233767 537666 244442
248013 249618 251748 259604 260780 361055 262681 263813 270634
272809 274223 276492 280172 283174 289566 306303 316138 321165
361681 364396 376969 378146 389868 39 1803 392383 393211 394579
398241
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinne
zu je 100000, 2 zu je 50000, 14 zu je 25000, 56 zu je 10000,
146 zu je 5000, 246 zu je 3000, 790 zu je 2000, 1626 zu
je 1000, 2642 zu je 500, 7556 zu je 400, und 100
Schluß=
prämien zu 3000 Mark.
Haupiſchriffleſtung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reiſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittelungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nich t übernommen.
Geſchäflliches.
Wie kleide ich mich zum Frühjahr?
Geſtatten meine Anſprüche Neuanſchaffungen?
Dieſe Fragen beantwortet Ihnen die ſehenswerte Dekoration
in den Fenſtern am Markt und Ernſt=Ludwigsplatz der Firma
Gebr. Rothſchild. An reizenden Neuheiten und entzückenden
Modellen werden Ihnen die neuen Stoffarten in Wolle und Seide
vor Augen geführt. Ob Sie nun die vielſeitige
Verwendungs=
möglichkeit der Modewaren, die ſchönen Stoffe oder die
beiſpiel=
los niedrigen Preiſe bewundern, in jedem Falle lohnt eine
Be=
ſichtigung der reichhaltigen Auswahl, welche die Firma Gebr.
Rothſchild auch jetzt wieder bietet.
Wir weiſen auf den im Inſeratenteil angekündigten
Vor=
trag über modernes Waſchen mit Gas hin. Der
Vortrag behandelt die Technik der Haushaltwäſche und wird
durch praktiſche Vorführung ergänzt.
Schulnachrichten.
Die Heſſiſche Höhere Bauſchule der
Techni=
ſchen Lehranſtalten Offenbach a. M. beginnt ihr
Som=
mer=Semeſter am 24. April 1933 und nimmt zu dieſem Zeitpunkt
neue Schüler auf. Junge Bauhandwerker, die ſich für den Beruf
eines Baugewerksmeiſters, eines Bauunternehmers, insbeſondere
aber als Hochbautechniker bei Architekten oder Bauunternehmern,
bei Reichs=, Staats= oder Kommunalbehörden ausbilden wollen,
finden hier Gelegenheit zu einem geſchloſſenen Studium. Die
Tech=
niſchen Lehranſtalten Offenbach a. M. verſenden getrennte
Pro=
ſpekte für ihre drei Schulen — Kunſtgewerbeſchule, Höhere
Bau=
ſchule, Maſchinenbauſchule — koſtenlos. (Siehe Anzeigen!)
Wintermarmelade.
10 Minuten Kochzeit.
Getrocknete Aprikoſen. 1 Pfd. getrocknete Aprikoſen
werden mit 1½ Liter Waſſer (keinesfalls mehr) über Nacht
eingeweicht. Am folgenden Tage werden die Früchte in
aller=
feinſte Stückchen zerſchnitten. Beſſer iſt es noch, die eingeweichten
Aprikoſen durch die Fleiſchmaſchine zu drehen. Die ſo
zerkleiner=
en Früchte werden nun mit dem Einweichwaſſer und
3½ Pfd. Zucker (keinesfalls weniger) unter leichtem
Rühren zum Kochen gebracht (abſchäumen) Nachdem es durch
und durch brauſend kocht, läßt man 10 Minuten (nicht kürzer,
bitte auf die Uhr ſehen!) unter Rühren auf möglichſt
ſtarker Flamme gründlich durchkochen, rührt nach Verlauf dieſer
Zeit eine Flaſche Opekta in die kochende Maſſe (ſowie nach
Be=
lieben den Saft einer Zitrone), läßt wieder einen Augenblick —
etwa 4 bis 5 Sekunden — durchkochen, nimmt den Topf vom
Feuer und füllt ſofort in Gläſer.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15: Wetter. Gymmaſtik.
o 6.45: Gymnaſtik. 7.15: Nachrichten. o 7.20: Wetter, 7.25:
Choral. o 7.30: Konzert. O 8.25: Waſſerſtand. 11.45: Zeit,
Program. Nachrichten, Wirtſchaftsmeldungen. Wetter. o 12:
Konzert. O 13.15: Nachrichten. Wetter. o 13.30: Konzert. o 14:
Nachrichten (Sa. 14.30). O 14.10: Werbekonzert (Sa. 14.40). O 15:
Gießener Wetterbericht (Sa. 15.20). O 15.10: Zeit.
Wirtſchafts=
meldungen (Sa. 15.25). o 16.50 u. 18.15: Wirtſchaftsmeldungen.
19.15: Zeit, Programm, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
Sonntag, 5. März
6.35: Bremer Hafenkonzert. — Das gr. Geläute vom Dom.
8.30: Friedenskirche Kaſſel: Morgenfeier.
9.30: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.: AGV. Eintracht. Gießen.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate: Ich bin vergnügt mit meinem Glücke,
12.00: Freiburg: Mittagskonzert des Konzertorcheſters.
13.00: Köln: Mittagskonzert des Weſtd. Kammerorcheſters. Werke
von Strauß, Weber, Waldteufel, Lehar, Blon.
14.30: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
14.40: Weinbauiſpektor Scheu: Die Heranzucht von Jungfeldern im
Weinbau. — Rektor Friſch: Ländliche Erziehungs= u.
Bil=
dungsgemeinſchaft.
15.30: Stunde der Jugend: Chronik des Pfzarro. Hörſpiel=Dichtung
von Otto Rombach.
16.30: Köln: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.00: Kirchenrat D. Eiſenberg: Aus der Arbeit der evangeliſchen
Frauenhilfe.
18.25: Vergnügliches Zwiſchenſpiel.
18.55: Sportbericht.
19.00: Berlin: Orcheſterkonzert. — Dazwiſchen: Bekanntgabe der
Wahlergebniſſe bis zur Feſtſtellung des vorläufigen
End=
reſultates.
22.00: Zeit. Nachrichten. Wetter, Sport.
Anſchl. Berlin: Konzert. — Dazwiſchen: Bekanntgabe der
Wahl=
ergebniſſe bis zur Feſtſtellung des vorläufigen Endreſultates.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15:
Gymnaſtik. o 6.30: Wetter für die Landwirtſchaft. — Anſchl.:
Frühkonzert. O 10: Neueſte Nachrichten. O=11: Deutſcher
Seewetter=
bericht. o 12: Wetter für den Landwirt. — Anſchl.: Konzert.
— Wiederholung des Wetterberichts. O 12.55: Nauener Zeit.
13.45: Nachrichten. 14: Konzert. o 15.30: Wetter, Börſe. O.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft. — Kurzbericht des
Draht=
loſen Dienſtes. O 22.45: Deutſcher See=Wetterbericht.
Deutſchlandſender: Sonntag, 5. März
6.15: Berlin: Funkaymnaſtik.
6.35: Hamburger Hafenkonzert,
8.00: Stunde des Landwirts.
10.00: Gottesdienſt aus der Nikolaikirche zu Berkin.
11.00: Deutſcher Seewetterbericht.
12.00: Breslau: Mittagskonzert des verſtärkten Funkorcheſters.
12.55: Nauener Zeitzeichen,
13.00: Königsberg: Mittagskonzert. Orcheſter des Opernhauſes.
14.00: Elternſtunde: Dr. Sikorſki: Die Frage der Siedlung bel
der Berufswahl.
14.30: Kmdertheater: Vom tapferen Schneiderlein.
15.00: London: Blasmuſik.
15.40: Hans Rehberg lieſt eigene Dichtungen.
16.00: Unterhaltungsmuſik.
16.30: Lebenskampf der Oſtmart. H. Kyſer: Sprache von Verſailles.
17.00: Tägliches Hauskonzert: Unbekannte Klaviermuſik v. Moßart.
17.45: Pfarrer Hauck: Vom Gottvertrauen großer Deutſcher.
18.10: Stunde des Landes.
19.00: Berli: Orcheſterkonzert. Berliner Funk=Orcheſter u. =Chor.
22.30: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
22.45: Deutſcher Seewetterbericht.
Anſchl. Blasorcheſter=Konzert.
Anſchl. Unterhaltungsmuſik aut Schallplatten.
ab 19.00: Bekanntgabe der Wählergebniſſe bis zur Feſtſtellung
des vorläufigen Endergebniſſes.
Wekierbericht.
Noch bleibt die Witterung unter dem Einfluß der
Störungs=
tätigkeit, die ſich nunmehr bis über Polen entfaltet hat und im
Kerngebiet noch über den britiſchen Inſeln lagert. Fortgeſetzt
wird von weſtlichen Staffeln Ozeanluft heranbefördert, die
wei=
terhin wechſelhafte Bewölkung mit zwiſchenzeitlichem Auflaren.
vereinzelt auch noch Regenſchauer hervorruft. Obwohl es
vor=
läufig noch milder bleibt, werden mit der Zeit die Temperaturen
etwas zurückgehen.
Ausſichten für Sonntag, den 5. März: Bewölkt auch vereinzelt
aufheiternd, noch ziemlich mild, zeitweiſe Regenfälle.
Ausſichten für Montag, den 6. März: Fortdauer der wechſelnden
Witterung mit einzelnen Niederſchlägen. Temperatur etwas
ſinkend.
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Alte Romantik erwacht zu neuem Leben.
So wie der Wind es will, füllen ſich die um den Wehltrichter gebundenen Säcke automatiſch.
Auf einer Anhöhe, trotzig dem Weiter die Slügel zugekehrt, ſteht die alte Windmühle.
betrieb, hier und da wohl auch aus Pietät oder durch Initiative
eines Vereins für Heimatſchutz ihren endlichen Abbruch oder
Verfall verhütet, aber die Geſchichten von der klappernden
Windmühle, von dem Müller, der darin lebt, ſeine Segel ſtellt
und nach dem Wind ausſchaut, das iſt heute ein ſchönes Mär=
Was ein richtiger Windmüller iſt, wohnt in der Mühle.
als Objekt und Beſtandteil einer iduliſchen Landſchaft für
Maler und Seichner, und der weißbepuderte Geſelle mit ſeinem
Lied vom Wandern nicht als Sigur einer längſt geſchwundenen
Nomantik, er iſt wirklich da, mitſamt dem alten Müller,
der eigentlich nie ſo ganz die Konkurrenz der Dampf= und
elektriſchen Mühlen verwinden konnte. Er hat trotz des
Stur=
mes, den die Entwicklung des Maſchinenbetriebes gerade in
ſeinem Beruf mit ſich brachte, immer d em Sturm vertraut, der
in die Windmühlenflügel blies.
Manchmal mehr als er brauchte, denn es gab Seiten für
ihn, wo die geringe Anfuhr von Getreide ihn zum Feiern zwang.
Die maſchinenmäßig betriebenen Konkurrenten arbeiteten
ſchneller als ſeine Klappermühle.
Im großen Wirbelſturm der Geſchichte, in den Kriegsjahren,
erlebte ſie ihre erſte Auferſtehung.
Die Bauern ſtanden vor den alten Holzgehäuſen Schlange,
brachten ihr Getreide und ihre Mahlkarten.
Der Kundendienſt wurde wieder eingeführt. Einige
Jahre nach dem Krieg wehte dann wieder ein böſer Wind. Das
alte Gewerbe konnte nicht wetteifern mit der durch große
Maſchinenanlagen der Dampfmühlen aufgeblühten Induſtrie.
Jetzt aber, wo die großen modernen Müllereien unter dem
Druck der Arbeitsnot ihren Betrieb einſchränken müſſen, wo in
jedem Betrieb an erſter Stelle das Wort „Sparen” ſteht und
die Herſtellungskoſten genau kalkuliert werden, beginnt das
Leben in den Windmühlen wieder aufzuflackern. Der alte
Müller kommt wieder zu ſeinem Necht, und der Wind, ſein
alter Gönner, hilft ihm heute noch, wie vor hundert Jahren
ſeinem Vater oder Großvater.
Des Müllers einzige Sorge iſt imer noch: kommt „der
Alte” oder nicht? Schönes Wetter iſt ihm weniger erwünſcht.
Der lachende Himmel und die ſtille Luft ſind nicht ſeine Freunde.
Nur wenn draußen der Sturm ſich meldet, dann herrſcht in der
Mühle beſte Laune. Die erſten Anzeichen ſind ihm, der immer
Ausſchau hält und oft als Wetterprophet in Anſpruch
genom=
men wird, gar wohl bekannt. Dann gilt es, alle Vorbereitungen
zu treffen, wie ſie ein Kapitän auf einem Segelſchiff auf offenem
Meere nicht beſſer treffen kann. Den Sturm kann er nicht
regulieren, ſeine Stärke nicht feſtlegen, aber durch das Stellen
der Cücher und Segel an den langen Flügelarmen bietet er
dem Wetter gerade ſo viel Angriffsfläche, wie für die
Schnellig=
keit des Drehens erforderlich iſt. Das muß ausprobiert werden.
Der alte Müller hat ein Ohr dafür. Wenn alle Näder ſich
bewegen, dann hört er, ob alles in Ordnung iſt.
Der weiße Mann, der den Wind herbeiſehnt, iſt nicht nur
Müller, und es iſt durchaus nicht ſo, daß er bei Sonnenſchein
und Windſtille am Treppenaufgang lehnt und mißvergnügt und
untätig in den Himmel blinzelt. Er iſt in vielen Fällen
Fuhrwerks=
beſitzer. Was die großen Maſchinenmühlen mit Laſtautos und
Elektrokarren bewältigen, die Anfuhr von Getreide und die
Abfuhr des Mehles, das tut bei ihm ſehr oft der wieder zu
Ehren gekomene Einſpänner: der Wagen mit dem Pferd
davor! Manchmal ſpielt Frau Müllerin den Kutſcher, und wenn
es ſein muß, ſcheut ſie nicht davor zurück, ſelbſt Hand an die
ſchweren Sentnerſäcke zu legen.
Was die Bezahlung des gelieferten Mehles angeht, ſo iſt
man vielfach auch heute wieder zum bargeldloſen Verkehr
über=
gegangen. Von dem gelieferten Getreide wird eine beſtimmte
Menge vom Müller einbehalten, bargeldloſe und dennoch
prompte Sahlung! Und das letztere iſt im wahrſten Sinne
des Wortes modern!
Der Kundendienſt wird wieder eingeführt wie zur Blütezeit
Wenn man in einer mit allen Eitelkeiten und deren
Aus=
wüchſen vorbelaſteten Seit wie der heutigen das Wörtchen
„modern” gebraucht, um damit irgendeine Erſcheinung als
be=
ſondere Neuerung zu kennzeichnen, ſo läuft man Gefahr, der
Lächerlnhkeit ausgeliefert zu werden, falls das modern ſein
Sollende nicht gerade identiſch mit etwas ganz Phantaſtiſchem
iſt. Nennt man nun gar Windmühlen in einem Atemzug
mit jenem für ganz „ausgefallene Dinge” reſervierten Wort,
wird man möglicherweiſe ins vorige Jahrhundert verwieſen.
Windmühlen und modern? Eher hat man Muſeen
daraus gemacht oder Sommerausflugsorte mit Neſtaurations=
chen. Das iſt günſtigen Falles
ein Motiv für Maler der alten
Schule. So ſagen viele.
Und doch — genau ſo wie
Großmutters Hutſchachtel
wie=
der aus der Vergeſſenheit
her=
vorgeholt wurde, ſo ſind auch
die Windlühlen nicht mehr nur
das Sumbol aus der „guten
alten Seit” Sie leben noch,
und ſie lebenwieder. Nicht
Wenn in einem der größten Cheater
Shang=
hais bei eiſiger Kälte Cauſende von Chineſen
dicht gedrängt geduldig ausharren, ſo hat dies
etwas beſonderes zu bedeuten: es gilt, dem
Spiel des größten chineſiſchen Darſtellers der
Gegenwart. Mei Lang Fang, zuzuſehen und zu
lauſchen. Dem alten Brauch folgend, beginnen
die Vorführungen gegen 7 Uhr abends und
endigen zwiſchen 1 und 2 Uhr nachts. Auf dem
Spielplan ſtehen mehrere Einakter
verſchie=
denen Inhalts, und erſt im letzten kommt der
Held des Abends, Mei Lang Fang, in der
Hauptrolle zum Vorſchein. War das Cheater
bis dahin ſchon reichlich voll, ſo gleicht es jetzt
in ſeiner Ueberfülle einem vollgepfropften
Heringsfaß.
Die Stärke Mei Lang Fangs liegt darin,
daß er jede Moderniſierung der chineſiſchen
Bühne ablehnt, daß er dem Volk in höchſter
Vollendung jene klaſſiſchen Stücke bietet, deren
Inhalt ſeit Menſchengedenken vom Vater zum
Sohn übertragen wurden, der alſo für den
ein=
geborenen Suhörer gleichſam ein Stück
Ge=
ſchichte iſt. So auch der in ſeiner Aufmachung
beſonders prunkvolle Einakter, deſſen Citel in
der deutſchen Ueberſetzung ſinngemäß lautet:
„Der Phönix findet in ſein Neſt zurück‟. Das
Stück ſpielt etwa in der Seit der Dynaſtie der
Chang (618-907 n. Chr.) und iſt nach Auffaſſung
und Ausſtattung völlig jener Epoche angepaßt.
Der Inhalt iſt ſo ſchrecklich einfach, daß er mit
europäiſch =temperamentvoller Auffaſſung in
fünf Minuten zu bewältigen wäre, hier jedoch
über eine Stunde ſich hinzieht: Ein ſtrebſamer
junger Menſch iſt verlobt mit einer hübſchen
Chinamaid — von Mei Lang Fang
dar=
geſtellt — beide kennen ſich jedoch
perſön=
lich nicht; denn nach altem Brauch kommt
eine Verlobung durch
Vermitt=
lung zuſtande, wenn die beiderſeitigen Eltern
einverſtanden ſind. Die charakterlich ſchlecht
veranlagte Schweſter der jungen Braut
ver=
ſteht es, ſich dem Bräutigam zu nähern und
ihm vorzuſpiegeln, ſie ſelbſt ſei ſeine zukünftige
Ehefrau. Entſetzt wendet ſich bei ihrem Anblick
der junge Mann mit Grauſen; da er aber fleißig
iſt und ſeine Examina macht, gelingt es ihm,
zu Ehre und Anſehen zu gelangen und önner
ſuchen zu vermitteln, damit ihm ſeine richtige
Braut nicht verloren geht. Ueber verſchiedene
Begleiterſcheinungen hinweg, die dem Europäer
deshalb ſchwer verſtändlich ſind, weil er
keiner=
lei Suſammenhang mit dem Inhalt des Stückes
in ihnen finden kann, kommt es dann doch im=
merhin — wie auch auf der modernen Bühne
— zum happy end!
Dies der ſchlichte, der Handlung zugrunde
liegende Catbeſtand, der deshalb ſ lange
dauert, weil hier jedes Mienenſpiel eine
beſon=
dere Bedeutung hat, weil jede einzelne Nolle
aus ſtreng umgrenzten, rhythmiſchen
Bewegun=
gen beſteht, die der Darſteller peinlichſt zu
be=
achten hat. Er darf nicht ſo ſpielen, wie er die
Nolle auffaßt, ſondern er muß ſo darſtellen,
wie die Nolle urſprünglich und erſtmalig geſpielt
wurde. Und darin begründet liegt wohl das
Starre, das der Europäer, nicht der Chineſe,
an der hieſigen Schauſpielkunſt empfindet.
Mei Lang Fang ſpielte die Hauptrolle der
Braut; er ſpielt nur Frauenrollen, wie ja im
alten China nie eine Frau die Bühne betreten
durfte. Heute hingegen gibt es ſchon viele
nennenswerte Berufsſchauſpielerinnen.
Ange=
tan mit den entzückendſten alten Stickereien
und Brokaten, mit den herrlichſten Seiden, mit
perlen= und brillantbeſätem Kopfputz ſpielt Mei
Lang Fang, unterſtützt durch weibliche
Bewe=
gungen und feminine Hände derart, daß Sweifel
auftauchen, ob dieſer Künſtſer nicht ein reſtlos
fominin veranlagter Menſch iſt. Die
Wirklich=
keit ſpricht aber dagegen, beſitzt er doch den
Mut, Ehemann von drei reizenden Frauen und
Vater einer ſtattlichen Nachkommenſchaft zu ſein.
Und das iſt ſeine große Kunſt, daß er nicht nur
in der Darſtellung, ſondern auch in Wort und
Geſang ſich in den höchſten weiblichen Cönen
bewegen kann. Ohne Sweifel wirkt die
prunk=
volle Aufmachung der Darſteller und der Bühne
tief auf den Beſchauer, wenn er dagegen die
Beſtrebungen der modernen chineſiſchen Bühne
vergleicht. Die Bühnendekoration iſt
buntfar=
big, glitzernd und protzig; ſie ſtimmt teilweiſe
mit dem Inhalt des Stückes gar nicht überein,
aber mit Abſicht wird im chineſiſchen Cheater
der Phantaſie ein großer Spielraum überlaſſen.
Eine graziöſe Bewegung mit einem
Fliegen=
wedel und gleichzeitiges Aufheben eines Beines
zum Beiſpiel bedeutet. Ab= und Aufſitzen zu
Pferde. Auch einfache Dinge, wie Sänften,
Nikſah uſw. werden nur angedeutet, obwohl ſie
doch nur von der Straße auf die Bühne
ge=
ſchafft zu werden brauchten. Hat der Darſteller
viel weiße Schminke im Geſicht, ſo beſagt das,
daß er eine ulkige, närriſche oder nicht anſtän=
Silmdiva verſchwunden!
Bill Jones, der Chefredakteur der „New
York Evening News” ſitzt in ſeinem
Arbeits=
zimmer und durchjagt die langen Korrektur= ſucher trotz deſſen hoher Protektion mißmutig
fahnen, die in kurzen Abſtänden von den
Redaktionsboten auf ſeinen Schreibtiſch
ge=
worfen werden. Plötzlich öffnet ſich die Cür,
und ein neu eintretender Bote meldet einen
Beſuch.
Bill hebt den Kopf und ſieht den
An=
kömmling mit einem Blick an, als ob er einen
Irren vor ſich habe. Jetzt, eine knappe Stunde
vor Redaktionsſchluß, Beſuch? Er knurrt
etwas Unverſtändliches, dann arbeitet er
weiter.
„Der Herr kommt auf Empfehlung von
Mac Bride.”
Bill wirft die Sigarre wütend in den
Aſchenbecher.
Mac Bride darf er nicht vor den Kopf
ſtoßen, denn Mac Bride hat einen verdammt" er mit Bill bei einem Sivexo’clock=tea.
langen Arm, wenn es gilt, jemanden zu ſtützen
— oder auch zu treffen.
„Soll kommen” kmurrt Bill wütend. muntert?”
„Schert Euch raus!”
Er fegt mit einer Handbewegung die
PPapiere vor ſich auf einen Haufen und ſieht
zur Cür.
Der junge Mann, der jetzt das Zimmer
betritt, ſieht nicht ſo aus, daß er auf Bill
Ein=
druck machen könnte. Schlecht gekleidet, blaß
Von Hans=Foachim Flechtner.
und ſchmächtig — Bill liebt kräftige, dreite
und geſunde Menſchen. So knurrt er den
Be=
an, was er wünſche.
„Ich möchte eine Stellung bei den Evening
News”, antwortet der Beſucher freundlich.
Bill ſchnappt unwillkürlich nach Luft. Der
Kerl iſt zweifellos verrückt. Kommt wegen einer
Stellung perſönlich zu Bill Jones und noch dazu
zu einer Seit — Bill denkt an Mac Bride und
verſchluckt die Bemerkung, die er auf der
Sunge hat.
„Was darf ich Ihnen denn anbieten?” ſagt
er höhniſch. „Die Auswahl an Stellen iſt bei
uns nämlich ſo überaus groß, daß ich Sie
bitten möchte, ſich deutlicher auszudrücken.”
Der junge Beſucher lächelt, wahrhaftig, in
Bill Jones Arbeitszimmer ſteht nachmittags
um vier Uhr ein Menſch und lächelt, als wäre
„Ich möchte gerne Neporter werden.”
„So — und dazu hat Sie Mac Bride er=
Der Jüngling wird ernſt.
„Ich muß geſtehen, daß ich Mac Bride
gar nicht kenne. Aber ich wußte keinen anderen
Weg, um überhaupt vorgelaſſen zu werden.”
Einen Augenblick ſieht es ſo aus, als ob
Buffallo Bill explodieren würde. Aber er kippt
ein großes Glas Limonade in einem Suge
dige Perſon ſpielt. Note Geſichtsmaske
hin=
gegen iſt der gute Geiſt, der Freund, der
mäch=
tige Gönner. Die Muſik ſitzt auf der Bühne.
Bei den in China beſonders beliebten höchſten
Siſteltönen quittieren die Maſſen der Suhörer
Mei Lang Fangmit Nufen „hau”oder „dinghau”,
unſerem deutſchen gut bzw. ſehr gut gleichzuſetzen.
Beider Dauerdes ganzen Cheaters iſt es begreif=
lich, daß nicht immer große Nuhe im Saale
herrſcht. Nur bei Höhepunkten der Handlung
verſtummt der Lärm, ſonſt aber benimmt man
ſich ziemlich zwanglos. Da werden von Bedienten
heiße Cücher über Neihen hinweg einem
beſtimm=
ten Suhörer zugeworfen; da wird ein Säugling
trocken gelegt, da werden Sonnennblumenkerne
geknabbert, dort Sigaretten angeſteckt, da
wie=
der heißer Cee nicht gerade leiſe geſchlürft, da
mal kräftig auf den Boden geſpuckt und
ähn=
liches mehr. Oder es wird, während vorne
ein Darſteller auftritt, der keine bekannte
Der=
ſönlichkeit iſt und keine Hauptrolle ſpielt, ein
intereſſantes Schwätzchen eingeleitet, an dem
man ſich reihenweiſe beteiligt. Auch mehr oder
minder große Geſchäfte werden ſachlich und
klar erörtert. Ungeſtört ob der Handlung auf
der Bühne arbeiten da die Bühnenarbeiter,
bringen Bediente den Schauſpielern, die ſich
herumdrehen und dem Zuſchauer den Nücken
zudrehen, Cee und dergleichen Dinge mehr.
Wenn man ſich nämlich auf der Bühne
herum=
dreht und das Geſicht nicht dem Beſchauer
zu=
wendet, ſo bedeutet das, daß man einfach nicht
da iſt.
Nach Schluß der Vorſtellung wird geklatſcht,
geſtrampelt und geſchrieen genau ſo wie in
Deutſchland, wenn die Chriſtians, die Bergner
oder Paul Wegener, Jannings und wie ſie alle
heißen, ihr Spiel beendet haben.
Und durch Bananenſchalen, Erdnußreſte,
rote Programme, liegengebliebene
Wärmefla=
ſchen watet man durch den Saal dem Ausgang
zu, Muſik nachträllernd und überzeugt von der
großen Kunſt eines Mei Lang Fang.
Norbert Welkoborsky, Shanghai.
Luſtige Ecke.
Als Calleyrand, der Vater der Süge, im
Jahre 1858 tötlich erkrankt war, erhielt er
den Beſuch Louis Philipps. Dieſer erkundigte
ſich nach dem Befinden Calleurands und erhielt
zur Antwort: O, Sire, ich leide Höllenqualen!”
Worauf der König: „Schon?”
herunter und zündet ſich eine Sigarre an. Dieſe
Handlungen beruhigen ihn doch ſoweit, daß er
wieder klar denken kann. Und jetzt, wie er den
Frechling vor ſich in Ruhe betrachtet, muß er
plötzlich lachen, laut und überwältigend lachen.
„Sie ſind ein unglaublich frecher Burſche‟
ſagt er pruſtend. „Ich würde Sie auf dieſe
Frechheit hin ſchon gerne nehmen. Aber ich
kann wirklich niemand gebrauchen. Sind erſt
geſtern zehn Mann entlaſſen worden. Cut mir
wirklich leid.”
Bill iſt geradezu höflich geworden.
„Laſſen Sie es mich doch verſuchen,” ſagt
der Junge mit bittender Bewegung. „Geben
Sie mir irgendeinen Auftrag. Ich werde Ihnen
ſchon zeigen, daß ich etwas leiſte.”
„Alſo Schluß”, ſagt Bill ſchon wieder
un=
geduldig. „Ich habe Ihnen geſagt, daß es nicht
geht.”
„Geben Sie mir eine Aufgabe, Mr. Jones,
und ſei ſie noch ſo ſchwer, ja ſcheinbar
hoff=
nungslos — ich will es verſuchen.”
„Gehen Sie zur Hölle, Mann. Ich habe
keine Seit.”
Aber der Beſucher rührt ſich nicht und ſieht
Bill nur mit eigentümlich klaren und
drängen=
den Augen an.
Bill wird unter dieſem Blick etwas unſicher
und um ihn loszuwerden, ſagte er knurrend:
„Alſo — dann ſuchen Sie Maud Grill.”
„Ich danke Ihnen, Mr. Jones — ich werde
ſie ſuchen”, ſagte der Junge und geht ſchnell.
Bill lacht kurz auf: Da ſuch’ man, mein Junge
On
Von 2. M. Schultheis.
Jedesmal, wenn der Sommer zu Ende geht,
und mit ihm die Naſſe der Fliegen, bleibt eine
übrig. Dieſe Ueberlebende hat alle angenehmen
Eigenſchaften ihres Geſchlechts, ſie iſt gefräßig,
aufdringlich, frech, unbelehrbar — aber
außer=
dem iſt ſie zäh wie Juchtenleder und hat ein
Leben wie eine Katze. Sie kennt weder
Bron=
chitis noch Rheuma, vermeidet das Fenſter
mit ſeinem Sug und lebt ihrer Geſundheit in
der Nähe des Ofens. Sie ließ täglich ein
Kapi=
tel aus: „Wie werde ich energiſch?” und nimmt
unausgeſetzt zu an Alter und Bosheit.
Auch ich vermeide zu dieſer Jahreszeit das
Fenſter und liebe den Ofen. Mit einiger Einſicht
ginge es ohne Neibungen ab, wenn die Sliege
nicht darauf verſeſſen wäre, auf meiner linken
Schläfe zu ſitzen, ſobald ich mich dem Ofen
nähere. Sie ſchwirrt und ſummt um mich herum
und iſt ebenſo unermüdlich in dieſem Vorhaben
und ebenſo unhaſchbar wie die Behendeſten
ihres Sommers. Sie iſt Darwins ſurvival of
the fitteſt. Wahrſcheinlich lebt ſie mit
Vergnü=
gen bis zum Frühjahr, um ihrer beſtialiſchen
Raſſe die Cradition zu übermitteln, wie man auf
der Markenbutter herumtrampelt, um ſich dann
die Füße abzulecken, wie man in die
Sucker=
büchſe hineinkriecht, um ſüße Cage zu haben,
wie man Schläfer zur Naſerei treibt und wo
man mit dem beſten Effekt ſeine Viſitenkarte
anbringt. Um nicht aus der Uebung zu kommen,
läßt ſie ihr Nepertoire von früh bis ſpät an
uns aus.
Doch man glaube nur, daß ich ſie mit einen
langen, ſchwanken Brett, meiner
Lieblings=
ſommerwaffe, ſchon längſt abgetan hätte, wenn
nicht —
Hier iſt es unumgänglich, daß ich einige
Be=
merkungen mache. Meine Samilie iſt ſeit
Gene=
rationen in Sachen des Aberglaubens erblich
belaſtet. Unzählige Dinge hat es von jeher bei
uns gegeben, die tabu ſind. Man tut ſie unter
keinen Umſtänden. Man verſchüttet kein Salz,
man legt kein Brot verkehrt auf den Ciſch,
man reiſt an keinem Freitag, man gibt ſich die
Hand nicht übers Kreuz. Su dieſen
angeſtamm-
ten Komplikationen des täglichen Lebens
kom=
men noch die ſelbſterworbenen hinzu, die
Eigen=
tümlichkeiten von Völkern, die auf dieſem
Ge=
biet ihre Erfahrungen gemacht haben und ſie
dem Fremdling unentgeltlich mitteilen. Da ſind
z. B. die Engländer, die im Mai nicht
hei=
raten, nie unter einer Leiter durchgehen und
den Wein nur von links nach rechts um den
Ciſch gehen laſſen. Oder die Orientalen, die in
allem den böſen Blick fürchten und dadurch das
Leben zu einer Art von Schwert= und Eiertanz
machen, ſo daß man, wenn irgendwo, dort von
ſeiner erblichen Belaſtung geheilt wird. Aber
keines dieſer Völker hat die letzte Sliege zu
einem Familienfetiſch gemacht, dieſe Letzte, die
die Erfahrungen aller Mückenleben ſammelt,
und geſtützt auf dieſe Erfahrungen die
Menſch=
heit peinigt. Keines hat ſie als ſakroſankt
er=
klärt und verboten, daß man die Hand gegen
ſie erhebt. Es iſt eine Familienmarotte.
Aber darum nicht minder fürchterlich.
Bliebe ſie doch nur auf ihr Altenteil beſchränkt,
aber ſie will überall mittun. Su allen
Mahl=
zeiten kommt ſie aus der Ofenecke, und wenn
das Licht angezündet wird, lieſt ſie, langfam
über die Seilen buchſtabierend, die „Neueſten
Nachrichten” Sie iſt jedem im Weg, aber
nie=
mand iſt verbrecheriſch genug, Hand an ſie zu
legen. Ihre ſenile Dreiſtigkeit iſt widerlich.
Neulich fiel ſie in das Milchkännchen. Es war
ein großer Moment. Sie war in meine Hand
gegeben, wie Saul in die Davids. Aber ſie
ſorgte ſich nicht. Sie wußte, ich würde mich
überwinden und ſie herausfiſchen. Ich tat es.
Sie bekam noch nicht einmal den Schnupfen.
— denkt er. An dem Fall haben ſich ſchon
andere die Sähne ausgebiſſen.
*
Bunny Noß geht aus dem Simmer des
Chefredakteurs geradewegs in die geheiligten
Näume der Lokal=Nedaktion. Jeßzt gehört er
ja dazu, iſt ein Glied in dieſem
Nieſenorga=
nismus.
Ich komme von Chefredakteur Jones und
ſoll mich hier nach den Einzelheiten des
Ver=
ſchwindens von Maud Grill erkundigen,” ſagt
er und wendet ſich dabei an einen älteren
Nedakteur, der dicht neben der Cür ſitzt.
„Bill war doch vorhin noch normal”, ſagt
einer der anderen. „Oder er hat Sie zum
Nar=
ren gehalten, junger Mann. Was wollen Sie
mit dem Fall Maud Grill.”
„Ich ſoll Maud Grill ſuchen”, ſagt Bunny.
Das Gelächter, das auf dieſe Worte folgt,
iſt ſo herrlich, daß ſelbſt Bunny ſich ſeiner
Wirkung nicht entziehen kann. Als die anderen
aber merken, daß es ihm ernſt iſt, da berichten
ſie endlich in knappen Sätzen die Geſchichte von
dem Verſchwinden der bekannten Filmdiva. Sie
iſt ſehr kurz:
Eines Abends kehrt Mand aus dem
Con=
filmatelier in ihrem Wagen nach Hauſe
zu=
rück, legt ſich zu Bett, weil ſie früh am
näch=
ſten Morgen zur Aufnahme muß, und ſchläft
ein. Die Sofe löſcht das Licht und geht
eben=
falls zu Bett. Am nächſten Morgen, als die
Hofe zum Wecken kommt, iſt Maud Grill
ver=
ſchwunden. Die Fenſter ſind zu, die Schlöſſer ſind
Dennoch iſt ſie dieſem Vertrauen auf ihre
Unverletzbarkeit zum Opfer gefallen. Ich
be=
greife es ſelbſt noch nicht. Sie hatte mich von
der Ofenecke aus wieder bis zur Sinnloſigkeit
gereizt. Ich ſtreckte die Hand aus und führte
blindlings einen Schlag gegen ſie, die ruhig an
der Wand ſaß. Ich beſtreite, daß ich
irgend=
welche Abſicht dabei hatte. Als ich mechaniſch
meine Handfläche beſah, klebte ſie daran
zerſchmettert!
Von allen zufälligen Erfolgen des Daſeins
hat mich keiner mehr überraſcht als dieſer. Es
hat alles ſo ſehr geklappt, und doch hat etwas
nicht geklappt. Irgendwie fühle ich, daß es
nicht, ſo hätte kommen dürfen. Dieſe Fliege
hatte einen ungeheuren Glauben an die
Menſchheit, und ich habe ihn enttäuſcht.
Allerdings — es war ein faſt gottesläſterlicher
Glaube — der Glaube Etzels an ſeine Sendung.
Dann aber kommen mir andere
Erwägun=
gen. Morgen ſpäteſtens wird di JFamilie ihren
Setiſch vermiſſen. Es werden Nachforſchungen
gehalten werden. Der Verdacht unlauteren
Cuns heftet ſich an meine Ferſen. Was dann?
Wenn ich ein Schulbub wäre, würde ich ſagen:
warum iſt ſie ſitzen geblieben?
Ich wollt’, ich wär” ein Schulbub!
DerHee0u VohKeickSrAS
Napoleon mit dem König von Rom in geinem Arbeitskabinett
.. Nie iſt ein Kind von ſeinen Eltern, von
ganz Europa ſehnlicher erwartet worden! Um
einen legitimen Leibeserben zu kriegen, hatte
ſich Napoleon von der noch immer reizvollen
Joſephine ſcheiden laſſen. Die junge Marie
Luiſe, die Kaiſerstochter aus der Wiener
Hofburg, war ins Suilerienſchloß eingezogen.
Prompt ein Jahr darnach gebar ſie. Welche
Präludien.. . Und welch ein Jubel, als der
Chronfolger glücklich da war. Das
Aushänge=
ſchild „König von Nom”, ſchon längſt
griffbereit, iſt grade recht für den Säugling dort
in der Prunkwiege mit ihrem Wappenſchild
der kaiſerlichen Bienen und einer
Bronze=
plakette des Flußgottes Ciber nach Meiſter
PPrud hons Entwürfen, grade gut genug für die
Hoffnung der Bonaparte —, für die Sukunft
Europas!
Sozuſagen eine Selbſtverſtändlichkeit, daß
das Heer der Maler, Bildhauer,
Kunſt=
gewerbler allſogleich zur Stelle iſt, die Süge des
Neugeborenen zu verewigen. Das erſte ſchnelle
AAquarellbildchen nach dem Leben burfte
Oſa=
beu anfertigen. Noſig liegt das Baby
hinge=
ſtreckt; aber nicht auf weichen Kiſſenpfühlen.
Gleichwie im Nachen eines Ungetüms ſteckt es
ſein Kopf in der Oeffnung eines Nieſenhelms.
Den Strampelbeinchen dienen nicht Windeln,
dagegen das harte Cuch franzöſiſcher und
öſter=
reichiſcher Jahnen als Unterlage. Die kleinen
Singer umfaſſen ſtatt der Kinderraſſel einen
Lorbeerkranz.
Dieſes ſchickſalhafte Erſtlingsbild eines
vom Weltruhm des Vaters allzeit bedrückten
Lebens ſowie viele, viele weitere von der Hand
zeitgenöſſiſcher Größen wie Gérard
Law=
rence, Daffinger, bis ſchließlich zu
jenem letzten, eindringlichſten aller Abbilder des
„jungen Adlers”: der erſchütternden
Loten=
heil, der Wagen ſteht in der Garage — alles iſt
in Ordnung, nur Maud fehlt.
Die Polizei ſtellt in den folgenden Wochen
ganz Hollywood auf den Kopf, die Staaten
werden an allen Enden alarmiert: Maud Grill
bleibt verſchwunden. Niemand hat ſie geſehen,
keiner hat etwas von ihr gehört — ſie bleibt
verſchwunden. Und jetzt ſoll alſo Bunny Voß
in Erſcheinung treten und den Sall löſen. Die
Sache ſcheint wirklich ausſichtslos.
Aber Bunny verliert den Mut nicht. Keck
ſetzt er ſein ſchäbiges Hütchen auf das rechte
Ohr und ſtürzt ſich in ſein Abenteuer.
Vier Wochen ſind etwa ſeit jenem Cage
vergangen, als Bill Jones wieder einmal
Bunny Noß gemeldet wird. Der Bote bringt
die Karte, auf der unter dem Namen nur die
Worte ſtehen: Ich habe Maud Grill gefunden.
Neben Bill ſteht der Lokalredakteur, und
Bill reicht ihm ſchweigend die Karte.
„Na, was ſagen Sie nun?”
Achſelzucken — Schweigen. Der
Lokal=
redakteur weiß nicht, ob das hier ein Witz
iſt oder eine Frechheit.
Bill ſagt gar nichts und winkt nur, man ſoll
den Beſucher eintreten laſſen.
Bunny Noß ſteht vor Bill, genau wie
da=
mals, ſchmal, blaß, aber ſeine Augen leuchten.
„Ich habe meine Aufgabe gelöſt, Mr.
Jones”, ſagt er. „Maud Grill iſt gefunden.”
„Ach. Wo iſt ſie denn?” Bills Worte
klin=
nicht ſehr ermutigend.
maske, — ſie alle konnte man unlängſt
bei=
ſammen ſehen. In einer Gedächtnisausſtellung
zu Ehren des vor hundert Jahren
Verſtor=
benen.
Sie befand ſich in nächſter Nähe der Stätte
ſeiner Geburt, im Pariſer
Orangerie=
gebäude am Konkordienplatz. Und zu dieſer
lebendigen Chronik in Farbe und Stein — man
könnte ſie „der Sohn Napoleons im Spiegel
zeitgenöſſiſcher Kunſt” nennen — geſellten ſich
die verſchiedenartigſten ſonſtigen
Erinnerungs=
ſtücke. Da lagen die Briefe, in denen der
Sie=
ger von Auſterlitz und Wagram, ausführlich
wie ein guter Hausvater, vom Verlauf der
Ge=
burt dem kaiſerlichen Großvater nach Wien
berichtet: „Mein Herr Bruder und
Schwieger=
vater” lautet die Anrede. Ein anderer
Glas=
kaſten barg ein reizendes, mit dem
napoleoni=
ſchen Adler geziertes Chaischen. Seit vielen
Jahrzehnten ſteht es in der Wagenburg in
Schönbrunn; aber anläßlich der
Hundertjahr=
feier hat man’s wieder hierhergeholt an die
alt=
vertraute Stätte. Nings der Suileriengarten,
in dem es einſt von luſtiger Knabenhand mit
einem Siegengeſpann davor herumkutſchiert
wurde. Und hinter der bei ſolchen Gelegenheiten
üblichen Schau vergilbter Babywäſche und
der=
gleichen, wobei auch die rührſame goldblonde
Kinderlocke im Cabaksdoſendeckel nicht fehlte,
dehnte ſich ein pompöſer Salon. In der Cat, ein
ſtilvoller Aufenthaltsraum für einen König von
Rom; auf den hohen Wandbekleidungen, auf
allen Möbelſtücken Anſichten von der Ewigen
Stadt.
Nicht von Beſtand aber war der, für den all
dieſer Zauber gefertigt worden. Elba kam und
St. Helena. Aus dem kleinen König von Nom
wurde, kaum daß er ſein drittes Lebensjahr
vollendet, — ein ſimpler Prinz von
„Sie liegt unter dem Namen Ellen More
verwundet in der Klinik von Dr. James
Carroll.”
Dieſe ruhige und ſichere Antwort läßt Bill
doch aufſpringen.
„Machen Sie keine Witze, Mann. Iſt das
wahr?”
Bunnu nickt nur freundlich.
Ein Wink zum Lokalredakteur genügt.
Swei Minuten ſpäter jagt ein Wagen zur Klinik
von Dr. Carroll, und der Lokalredakteur der
„Evening News” läßt ſich höchſtperſönlich bei
Ellen More melden und wiederum fünf
Minu=
ten ſpäter hat Bill die Gewißheit, daß Ellen
More wirklich Maud Grill iſt.
„Wie haben Sie das nur fertig gebracht”,
ſagt Bill erſtaunt zu Bunny Noß.
Aber es iſt keine Seit zu langen
Erzählun=
gen. Stenotypiſtinnen und Neporter füllen bald
das Simmer und Bunny berichtet und diktiert.
Schreibmaſchinen klappern, Celephone klingeln,
und die Boten jagen über die Flure. Das wird
eine ganz große Sache! Maud Grill iſt
gefun=
den. Man hat Maud Grill entführt, drei
Monate faſt verſteckt gehalten. Unſer
Nepor=
ter hat ihre Spur gefunden — in einer
dunk=
len Gaſſe des New Yorker Hafenviertels hat
er Maud Grill entdeckt. Hypnotiſche
Beein=
fluſſung? Seeliſche Hörigkeit? — Ihre
Be=
freiung durch unſeren jungen Neporter! Ein
Bild von Bunny Noß und dann eine
Schilde=
rung von der abenteuerlichen Flucht vor den
Berfolgern, die Maud gerne wieder einfangen
Parma, der froh ſein konnte, mit der
Mut=
ter einen Unterſchlupf am Kaiſerhof in Wien zu
finden. Deutſche Schulhefte, mit ſteiler
Knaben=
handſchrift bedeckt, und nette Seichnungen,
woraus man erſieht, daß er die künſtleriſche
Begabung Marie Luiſens ererbt, erzählen von
der Entwicklung des kleinen Franz; ſo wurde
Napoleon=Francois=Charles=Joſeph jetzt
ge=
nannt. Er hat ſich mehr und mehr, auch ſchon
rein äußerlich, in die öſterreichiſche
Verwandt=
ſchaft eingelebt. Aus dem robuſten Baby mit
der Adlernaſe und der Napoleonslocke in der
Kinderſtirn, wie es uns Gérards Pinſel
über=
liefert hat, iſt ein ſchmaler, blaublütiger
Habs=
burger Knabe geworden. „Herzog von
Neichſtadt” lautet nun ſein Citel ... „Einſt
reich, jetzt ſtad” (ſtill), witzelten die Wiener
in Anſpielung auf das von der Politik ſo jäh
aus ſeiner Bahn geriſſene Geſchick des
Exilier=
ten. Faſt ohne Kameraden — ſo wollte es
Metternich —, von ſeinem Großvater nicht
gerade verwöhnt lebte der Prinz ſeine Cage in
der großen Hofburg oder im Schönbrunner
Schloß dahin, — die Mutter hatte ihn ſehr bald
ſchon verlaſſen, war als Herzogin mit einem
ihrer Liebhaber nach Parma enteilt.
Vom Vater und deſſen Schickſalen teilte
man ihm nichts mit. „Warum eigentlich heiße
ich auch König von Nom?” faßte er ſich einmal
ein Herz, einen ſeiner Erzieher zu fragen. „Das
ſtammt noch aus der Seit, da Ihr Vater ein
großes Königreich beſaß.” „Hat Nom denn
meinem Vater gehört?” „Nein, Nom gehörte
dem Papſt.” „Und wo iſt der jetzt?“ — „Der
Papſt — immer noch in Nom.” „Und mein
Vater — in Indien, glaub ich?" — „Kein
Nie
Gedanke!” „Iſt er am End in Amerika?
„Warum ſollte er in Amerika ſein!” — „Aber
wo iſt er denn nun wirklich?” „Das kann ich
Ihnen nicht ſagen.” „Man hat mir mal erzählt,
daß er in England war und man ihn dort
weg=
gejagt habe.‟ — Das ſtimmt nicht; Sie
wiſſen ſehr wohl, Prinz, wie oft Sie etwas
mißverſtehen, was Ihnen ſo zu Ohren kommt.”
„Ja freilich, entſchuldigen Sie.” „Ich kann
Ihnen verſichern, daß Ihr Herr Vater nie in
Das Kätzchen der
Madonna.
Ich wohnte in Venedig bei einem Freunde,
hinter der Akademie im Palazzo Corvin.
Gingen wir des Nachts aus, uns an der Kühle
zu erfriſchen, ſo nahm mein Freund gern ſeinen
Hund mit, einen Sox und leidenſchaftlichen
Jäger auf Katzen. Wer Venedig kennt, weiß,
warum man es die Katzenſtadt nennt. Und wer
Katzen kennt, weiß, daß ihr Jäger, der Hund,
faſt nie Glück hat. Wir ſpazierten ſo einmal
durch die ſtillen Gäßchen, uns ganz dem Sufall
ihres Gewirrs überlaſſend, als Soxl davon und
hinter einer Miezekatze herſchoß über ein
Brückchen weg, und ſo ſauſte die Verfolgte
nach rechts ein Gemäuer lang, um das unten
ein ſchwarzer Nio ſpülte. Die Angſt hatte das
Cier ſolchen Weg ohne Ausweg nehmen laſſen,
und da hing es nun mit den Krallen am
Ge=
mäuer, ein Meter über dem Waſſer. Der Hund
war zurück ans gegenüberliegende Ufer
ge=
hetzt und verbellte nun das hangende weiße
Fellchen. Oder ein pochendes Herz. Der Hund
kam auf keinen Ruf, und wo er Poſten gefaßt
hatte, war er der Hand nicht erreichbar. Da
ſtand er und bellte ſeine Wut in die Nacht auf
das Kätzchen hin, das an der faſt glatten,
glitſchigen Mauer hing, — wie lange würde es
das aushalten. Im Schein einer Laterne von
dem Brückchen her ſahen wir, wie ſich die eine
Pfote löſte ...
Da ſchob ſich etwas Dunkles langſam unter
der Brücke vor, ganz langſam, und es war eine
Gondel. Ohne Führer ohne Steuer glitt ſie
mitten im Kanal über das regloſe Waſſer. Als
ob ſie ein lebendiges Weſen wäre, ein ſchwarzer
Schwan. Und da, in dieſem äußerſten
Augen=
blicke kam ſie an die Stelle, wo das Kätzchen in
Codesangſt hing — und wandte ſich mit der
möchten. Nevolverſchüſſe und Boxhiebe ſpielen
eine nicht unweſentliche Nolle in dieſer
Ent=
führungsgeſchichte. Polizeiſchutz für Ellen
More. — Und immer wieder die Senſation:
Ellen More iſt Maud Grill.
Das alles wird in ein paar Stunden in
Rieſenlettern von der erſten Seite der
„Evening News” die Leſer und Paſſanten
an=
ſchreien, und die Welt hat ihre große
Sen=
ſation: Maud Grill iſt wiedergefunden.
In den Silmateliers und bei den
Verleih=
firmen wird ein Sturm einſetzen, man wird
ſich um Maud=Grill=Filme reißen. Der Name
Maud Grill wird von Plakaten und
Anſchlag=
ſäulen und von der Höhe der Nieſen=Film=
Paläſte herableuchten — und die „New York
Evening News” werden es ſein, die dieſen
ganzen „Nun” inſzenieren.
Das alles denkt Bill und reibt ſich
unwill=
kürlich die Hände (eine ſchlechte Angewohnheit
aus Seiten, da Bill Jones noch nicht „oben”
war, und an die man ihn nie erinnern darf).
Wem verdankt aber die „Evening News”
die=
ſen Schlager? Bill iſt ein gerechter Mann und
er ſtreckt Bunny die Hand hin:
„Sie ſind unſer Mann, Bunny! Ueber das
weitere ſprechen wir noch. Sie werden nicht zu
kurz kommen."
Wenige Stunden ſpäter aber iſt New York
überſchwemmt mit den Ueberſchriften,
Schlag=
zeilen und Bildern der „Evening News” und
in den Konkurrenzredaktionen entladen ſich die
tollſten Gewitter. Neporter und Nedakteure
England geweſen iſt.” „... Auch hab’ ich davon
reden hören, er ſei im Elend.” „Wieſo im
Elend?” — „Ja, im Elend‟ . . . „Wie wäre
ſo etwas möglich oder auch nur ausdenkbar!”
. . . Auf dieſe Worte hin begann das Geſicht
des Kindes hell aufzuſtrahlen: „Sehen Sie, das
hatt’ ich mir ja auch ſchon gedacht.” Und damit
beſchied ſich der kleine Frager.
Uebrigens mangelte es dem Enkel Franz I.
nicht an Ehrungen. Das bezeugte ein Kiſſen,
darauf alle Orden und Würdenzeichen, mit
denen man die immer ſchmäler werdende Bruſt
des Jünglings überdeckt hatte. Daneben lag
ein Dreiſpitz, ſein Offiziershut, ganz wie Papa
. . . In den Aufzeichnungen der Hofdame
Baro=
nin Sturmfeder heißt es: „Er ſchien ſeinen
Dienſt ſehr ernſt zu nehmen, und ich hatte den
Eindruck, daß er ſeinen Vater in der Haltung
und in der Art, den Hut zu tragen,
nachzu=
ahmen verſuchte ." Enthält jenes
Swiege-
ſpräch und dieſe kurze Notiz nicht die ganze
Cragik vom Leben des Napoleonſohnes? —
Nach einundzwanzig Lenzen, an einem
Juli=
tag desſelben Jahres, in dem der große Jubilar
von 1952, der Alte von Weimar, ſein Leben
vollendet hatte, erloſch dieſes mit ſo großen
Hoffnungen, mit ſo viel Dramatik und Crara
in die Welt geſetzte Daſein. Eine
Lungen=
ſchwindſucht hatte den Jüngling hingerafft.
Neben das Sterbelager hatte man noch jene
Prunkwiege geſtellt, die ihm die Stadt Paris
zu ſeiner Geburt geſtiftet. Auf einem
zeitgenöſſi=
ſchen franzöſiſchen Flugblatt, das die letzten
Augenblicke „Napoleons II.” veranſchaulicht,
ſteht zu leſen: „Man hat ihn im kalten
Deutſch=
land feſtgehalten und ließ ihn ſterben; er wurde
preisgegeben, weil er der Sohn eines Helden
war .
Jetzt, nach hundert Jahren, hat man die
Ueberreſte des Herzogs von Reichſtadt auf dem
Luftweg von Wien nach Frankreich überführt.
Es war der einzige Flug des „jungen Adlers”,
— der zu ſeinem großen Vater unter die
Kup=
pel des Pariſer Invalidendomes.
Julia Virginia Laengsdorff.
Spitze dieſer Stelle zu, glitt hart neben der
Mauer hin — und das Kätzchen ſprang in die
Gondel, die langſam weiter fuhr in der
Nich=
tung auf den großen Kanal, vielleicht auf das
Meer. Der Hund ſtoppte ſein Bellen. Die
Nacht war auf einmal ganz laut vor Stille.
Wir überſchritten das Brückchen und da ſahen
wir die Retterin der Katze: in der Mauerecke
ein zierliches Steinbild der Madonna. Und
darunter der Name des Gäßchens: Calle della
Madonetta, Kleine Muttergottesgaſſe.
Anekdoten.
In einer Pariſer Geſellſchaft, in der man
ſich über Dante unterhielt, wurde Alphonſe
Daudet befragt, ob er auch ſo begeiſtert von
der Göttlichen Komödie ſei:
„Ich kenne ſie nicht”, gab er zur Antwort.
„Wieſo?‟
„Ich kann nicht italieniſch.”
„Aber es gibt doch ſehr gute franzöſiſche
Ueberſetzungen.”
„Das ſchon. Aber, ſehen Sie, meine Herren,
mit den Ueberſetzungen der Meiſterwerke
frem=
der Literaturen geht es, wie bei vielen Frauen:
Die treuen ſind nicht ſchön und die
ſchönen ſind nicht treu.”
Als König Johann von Sachſen im Jahre
1849 unter dem Namen Philalethes ſeine
Dante=Ueberſetzung veröffentlichte, empfahl
ein Buchhändler, der auch ein Propinzblättchen
herausgab, das Werk in deſſen Anzeigenteil
aufs angelegentlichſte.
Andern Cages wurde er auf die Polizei
befohlen.
„Die Anzeige und Aufforderung zum Kaufe
des Werkes eines gewiſſen Philalethes hat zu
unterbleiben” herrſchte ihn der Gewaltige an.
„Darf ich fragen, warum?”
„Warum? Weil es nicht ſtatthaft iſt, mit
göttlichen Dingen Komödie zu treiben!”
ſtürzen und fahren zur Klinik von Dr. Carroll,
es gilt einzuholen und wenigſtens der zweite
auf dem Platz zu ſein. Aber Dr. Carroll iſt ein
vorſichtiger Mann, und er hat ſich und ſeine
Kranken zu ſchützen gewußt. Die Klinik ſteht
unter polizeilichem Schutz.
Nur ein Neporter iſt in das Innere
ge=
drungen und ſitzt in dem Simmer von Maud
Grill, mit ſtrahlendem Geſicht berichtend, daß
„Bill” ihn genommen und ſogar nur „Bunny
genannt habe."
Maud lächelt. Ihre Wunde iſt nicht ſchlimm,
aber doch ſchmerzhafter, als es beabſichtigt
war.
„Eigentlich habe ich vor Bill ein ſchlechtes
Gewiſſen” ſagt Bunny plötzlich. „
Herauskom=
men wird die Geſchichte ja kaum — aber ich
habe ihm eine Leiſtung vorgetäuſcht, die keine
war.”
Maud ſtreichelte ſeine Hand.
„Man muß heute zugreifen, Bunny” ſagt
ſie. „Sie wiſſen doch ſelbſt, daß man auf
nor=
male Weiſe keine Stellung bekommt. Und die
Entführung war ſchließlich echt. Daß Sie mich
ſelbſt entführt haben, das ändert doch nichts
daran.”
Er nickt nur zur Antwort, aber ſein Geſicht
iſt nicht fröhlich.
„Uns beiden iſt geholfen, Maud=Grill=Filme
ſind wieder die große Mode — und Bunny
Noß hat ſeine Stellung, die er verdient. Daß
Sie ſie verdienen, werden Sie Bill bald zeigen
können.”
Sunndags Noochmiddags=Bedrachdunge
s is awwer doch aach zu aſch, was heit ſo
alles iwwer uns ereibricht, un wo mer net for
menſchunmeechlich halte ſollt; un mer kimmt aus
de Schrecke un aus de Uffreechunge kaum noch
eraus, indem daß a Unglicksbottſchaft die anner
ablöſe dhut; un kaum daß mer ſich iwwer a
Uheil e bische erholt hott, kimmt ſchun widder
e neies doher, wo aam ſchiddelt un packt, un aam
in de Seel enei weh dhut.
Wärklich un wah haffdich, wie ich mei letzt
Wocheend=Bedrachdung mit der peſſimiſtiſche
Schlußfolcherung geſchloſſe hab, daß mer in de
nechſte Zeit nir mehr zu lache hette, do hott mei
Härz un mei Seel net dro gedenkt, daß iwwer
Nacht mei Vermudung ſo grauſiche Wahrheit
wärrn kennt, un daß midde in den
krambfhaft=
freehliche Faßnachtsdruwel ſo e
Unheilsbodd=
ſchaft vun=eme ruch= un ſinnloſe, härnverbrennte
Verbreche knalle kennt. Ja ich glaab ſogar, daß
es manche in ihre verzweifelte Luſtichkeid im
erſte Momend for=en ſchlächte Faſchingswitz
ge=
halte hawwe, wie’s gehaaße hott: „De
Reichs=
dag brennt!” — Un wann mer gar weider noch
heert, was noch alles wahnwitziches geblant war,
dann kennt mer an de ganze Menſchheit
ver=
zweifele! — Wärklich, däß ſin mer ſcheene
Wäld=
verbeſſerer däß! ...
Ach, es denkt mer noch wie heit, wie ich vor
einiche Johrn emol im Reichsdag ehrenhallwer
in meim Schwazſeidene en ganze geſchlagene
Morjend owwe in de Dibblomahdelooſch
ge=
drohnt hab, un hab hochnäßich erunner geguckt,
uff den Haufe Weisheit un Redſeelichkeid, der
wo do in großer Uffmachung verſammelt war.
Dann es war en ſogenannter „große Dag”, wann
ich aach wärklich net behaubte hett kenne, daß
der große Dag uff mich en aſch große Eidruck
ge=
macht hett. Odder valleicht hab ich’s aach net ſo
techt bedabbelt, vun was ſe do geredd hawwe,
dann ich bin jo bekanntlich in Punkto Bolledick
e bische aſch ſchwer vun Begriff, ſo daß ſchun
mancher vun dene wiefe Bolledicker zu mer
ge=
ſagt hott, wann ich geſprächsweis mit ſo=ere
dab=
biche Bemärkung erausgeblatzt bin, un hab=em
es Kunnzäbbt verdorwe, alſo daß in dem Fall.
als ſchun mancher zu=mer geſagt hott: „Bienche,
biſt de nu eichentlich wärklich ſo dumm, odder
dhuſte nor ſo ..
Wie geſagt, ich hab däß Bild vum Reichsdag
noch ſo genaa vor Aage, un die prunkvolle
Aus=
ſtaddung vun de Reimlichkeide is mer heit noch
ſo genaa im Gedächtnis, un ich hab in de letzte
zwaa, drei Johrn oft an die ſchee Eirichdung
denke miſſe, wann ich mit Bedauern läſe mußt,
wie mer in der Hitze des Gefächts domit
um=
gange is — — Do hab ich oft gedenkt, däß hett
ſich unſer Wallot aach net draame loſſe —
Un jetzt? — Ausgebrennt! —
Ab=
gebrennt! — Un däß arme Deitſchland vun
heit is ſo uffgebrennt, daß es ſchwer ſei
wärd, die Middel for de Widderuffbau
uffzu=
bringe. Awwer ſie miſſe uffgebracht wärrn, koſts
was s koſt. Un es wärd aach einiche Zeit dauern,
bis mer widder drinn „dage” kann. Awwer
val=
leicht bräſſierts aach gornet ſo aſch, weil heit
noch niemand ſage kann, ob der deitſche
Reichs=
dag ſei Haus in abſähbarer Zeit ſo aſch needich
hawwe wärd —
Däßhalb ſin ſich beſinnliche Zeitgenoſſe aach
net ganz im Klare dodriwwer, warum mer heit
noch emol an die Wahlkabbſel geſtumbt wärrn.
Un ſie ſage ſich, wann der Ausgang vun de Wahl
doch nir an der Zuſammeſetzung vun unſerem
jetzige Reichskawwinnädd ennert, hett mer dem
deitſche Volk die Uffreechung erſparn kenne...
No, dem ſei jetzt, wie em will, un da s
vor=
ausſichtlich uff lengere Zeit die letzt Wahl ſei
ſoll. zu der mer geneedicht wärrn, wolle mer aach
dißmol noch emol unſer Kreiz uff uns nemme.
un wolle uns in dem Sinn ſage: „Wohlauf,
wohlan, zum letzten Gang ....", wann aach
val=
leicht all die, die wo mer do mit aller Gewalt
in de Reichsdag eneikloreformiern, die Ehr net
lang genieße, ſundern valleicht ſinge kenne:
„Kaum geda=acht kaum geda=acht, ward der Luſt
ein End gema=acht! Gäſtert noch auf hochem
Roſſe! — Heit muß ich mein Sitz verloſſe
—, indem nemlich dem neie Reichsdag heit ſchun
vun zidadefeſte Prognoſtiker broffezeit wärd:
„Warte nur, balde ruheſt auch du
Mir ſälbſt ſoll aach dißmol die Wahl net
ſchwer falle, dann als alde Soldadebraut geheert
mei Härz nu emol unſerm alde
Hinden=
borch. In ihm ſäh ich de Inbegriff vun unſere
deitſche Natzion, zu ihm ſteh ich; un hab geſtanne,
aach in dene Stunde, wo annern ſich hawwe ge=
glaabt, vun=em abwenne zu miſſe. Ich brauch
alſo aach dißmol weiders kaan „Frontwexel”
vorzunemme.
Im iwwriche glaab ich net an Wunner,
dode=
for bin ich mer zu ald. Aach waaß ich lengſt,
daß Urdaale un Verurdaale in de Bolledick äwe
ſo leicht, wie Beſſermache ſchwer is. Un wann ſich
alſo unſer alder Hindenborch jetzt emol de Adolf
Hitler zum Reichskanzler erkorn hott, un wills
emol mit ihm verſuche, ſo ſoll mirs äwenfalls
recht ſei. Aach will ich unſerm derzeidiche Herr
Reichskanzler gärn zugeſteh, daß er, wie alle
annern vor ihm, e bees Erbſchaft adräde
dhut; hoffe un winſche will ich bloß, daß einſt.
wann die Billanz vun ſeine Dädichkeid gezoge
wärd, er net aach for ſich die „mildernde
Um=
ſtende” beaſpruche muß, die er heit all ſeine
Vorgenger im Bauſch un Boge verſage dhut,
eiſchließlich alſo aach unſerm
Reichsbräſi=
dend...
Ich geheer aach net zu dene, die wo e
fixun=
färdich „Brogramm” vun=em verlange, dann däß
weer ſchließlich doch bloß e Baddeibrogramm,
un was mer vun dene zu halte hott, däß hott
mer uns mit de Johrn ſo langſam beigebrocht.
Zudem gehts mit de Rechierungsbrogramme, wie
mit de Ballamentsbeſchliß: nemlich ſie ſähe in
de Ausfiehrung immer ganz annerſter aus,
wie uffm Babbier.
Schließlich gibts aach bloß a
Rechierungs=
brogramm, un däß haaßt vun A bis Zätt, vun
vorne bis hinne, mit aam Wort: „Arweit!“
— die gilts zu ſchaffe, dann kimmt alles annere:
Ruh, Ordnung, Wohlſtand, ganz vun ſälbſt, bei
uns in Deitſchland, wie aach in alle annern
Len=
der uff de große, runde Wäld.
Alſo, die Arweidsloſichkeid gilts zu
iwwer=
winde. — Wie ?— Jano, die Leeſung vun däre
winde. — Wie?— Jano, die Leeſung vun dem
Wäldreedſel iwwerloß ich beſcheidenerweis gärn
Un dann noch aans: „Laßt unſeren Härrgott
aus dem Spiel!” — Er geheert kaam Volk un
kaaner Baddei a, ſundern leßt ſei Sunn ſcheine
uff Gerechte un Ungerechte. Er hott ſei Wäld ſo
ſchee un groß gemacht, daß noch mehr wie
zehe=
mol ſoviel Menſche druff Blatz hawwe un ſatt
wärrn. Un dodezu geheert nor, daß die Menſche
abloſſe vum Haß un Neid, un ſich verſtendiche.
Awwer wann mir uns gäjeſeidich in unſerm
liewe un ſcheene Vaderland ſchun net verſteh,
ſundern liewer der gane e Aag drum gibt, wann
der anner kaans hott, wie ſoll mer’s do erſt
vun de Völkerſchafte gäjeſeidich verlange? .
Zwiedracht un Unaanichkeid, däß
is unſer aldes deitſches Erbiwwel! — Un do
hawwe ſchun viel dro erum gedocktert, un hawwe
ſich — geärrt. Noja: „Irren iſt menſchlich”, un
die Wäld wärd immer ihrn Gang geh, annerſter
als mirs uns winſche un vorſtelle. Wer däß net
vergißt, der wärd ſich vor iwwerſchwengliche
Hoffnunge hiete, awwer er wärd aach im Läwe
vor manche Endeiſchunge bewahrt bleiwe. —
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Alſo mit dene
Frankforter, naa, ſo was vun=ere Allmeinichkeid
hott mer doch uff de ganze runde Wäld noch net
erläbt. Ich meecht eichendlich wiſſe, ob=ſe ſchun
vor=em Stoltze ſeim ſtolzen Ausdruck ſo gewäſe
ſin; odder ob=ſe nor den iwwerhebliche Graggel
im Kobb hawwe, ſeit der Stoltze emol behaubt
hott: „Wie kann nor de Menſch net vun
Frank=
fort ſei! —
Noja, bei Humoriſte waaß mer jo nie ſo recht,
wie mer dro is, un wie ſe’s maane, un ob ihr
Schärz Ernſt is, odder ihr Ernſt Schärz. Däß
is=
em Fritz Reuter ſo gange, wie unſerm Ernſt
Elias Niebergall, un beim Stoltze is es net
annerſter —
Jedenfalls, ſeit dem Stoltze ſeine
lokahlbad=
driodiſche Bemärkung, ſin ſe dermaße vun ſich
iwwerzoge, daß ſe gärn alles zu „Frankforter”
mache dhete, was=en in de Wähk leeft, un was ſe
ſähe. Wobei ich wiederum net die „Frankforter
Wärſchtcher” maan, obgleich ’s in dem Fall
äwen=
falls zudrifft, indem die meiſte Frankfurter
Wärſchtcher in Iſſeborch fawritziert wärrn.
Un drum will mer’s net in de Kobb enei, daß
jeder Menſch ſoll vun Frankfurt ſei; wenichſtens
ſoweit er iwwes e bische was is. Un ſo hawwe
ſe aach widder in ihre Berichte iwwer den
Reichs=
dagsbrand den Brand uffgebrocht, der Erbauer
vum Reichsdag weer — e Frankforter. Obgleich
doch bekanntermaße der Wallot e Heſſ war, e
ge=
bärdicher Oppenheimer, Krickt mer do net
die Krenk! — Bloß weil der Wallot emol e paar
Johr in Frankfort gewohnt hott, ſchun belege=ſen
mit Beſchlag, un dhun ſich dick mit=em.
Noja, den Niebergall hawwe ſe jo aach emol
im Rundfunk zum Frankforter gemacht, un
haw=
we behaupt, de „Datterich” weer e aldfrankforter
Lokahlſtick
Uff die Art wolle ſe jedenfalls die Maagrenz
iwwerbricke, die Großduhner.
Küchenzettel vom 6. bis 12. März.
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Roſenkohlſuppe Schinkennudeln.
Dienstag: Milchſemmelſuppe, Grünkohl mit
Kaſtanien.
Mittwoch: Lauchſuppe, Sauerkraut,
Leber=
klöße, Kartoffelbrei.
Donnerstag: Getrocknete grüne
Bohnen=
ſuppe, Dampfnudeln mit Vanilletunke.
Freitag: Geröſt. Haferflockenſuppe, gebackenen
Fiſch, Kartoffelſalat.
Samstag: Heilbronnerſuppe T,
Kartoffel=
nudels mit Rotkraut.
Sonntag: Gekörnte Fleiſchbrühe mit Einlage,
Schmorbraten u. Makkaroni, Karamelereme.
* Kartoffelnudeln. Von gekochten
Kar=
toffeln einen Kartoffelkloßteig bereiten, davon
formt man längliche Nudeln und bäckt ſie in Fett
auf allen Seiten braun.
Backpflaumen für die
Ueber=
gangszeit. In den Uebergangswochen, bis
zum Erſcheinen des erſten Rhabarbers, ſollte die
Hausfrau ſich des Dörrobſtes bedienen und
na=
mentlich den vielſeitig verwendungsfähigen
Back=
pflaumen ihre Beachtung ſchenken. Dieſe ergeben
zunächſt ein köſtlich ſchmeckendes Kompott, zu
dem man ſie am beſten, flüchtig abgewaſchen, über
Nacht mit reichlich kaltem Waſſer einweicht, um
ſie dann am nächſten Tag in dieſem mit etwas
friſcher oder getrockneter Zitronenſchale und
Zimt langſam weichzukochen. Damit ſie voll
und rund bleiben, laſſe man dieſe zugedeckt
ab=
kühlen. Den abgefüllten Saft mache man mit
wenig Kartoffelmehl ſämig und ſüße ihn nach
Bedarf mit Zucker oder Süßſtofflöſung. Eine
vorzügliche Pflaumen=Suppe bereitet man,
wenn man die Pflaumen, auf die gleiche Weiſe
gekocht, durch ein Sieb ſtreicht, evtl. noch mit
Waſſer auffüllt, mit Kartoffelmehl ſämig macht
und geſüßt noch mit Butter abſchmeckt, um ſie
mit geröſteten Semmelbröckchen aufzutragen.
Umhüllte Pflaumen ergeben ein billiges
Kaffeegebäck. Dazu werden die über Nacht
einge=
weichten Pflaumen auf die gleiche Weiſe gekocht,
in einem dickflüſſigen, nach Bedarf geſüßten
Eier=
kuchenteig mit einer Spicknadel gewendet, darauf
in ſiedendem Backfett lichtbraun gebacken und
noch warm mit Zimtzucker beſtreut.
Böh=
miſche Pflaumenknödel als ſättigendes,
fleiſchloſes Mittaggericht werden aus
ungekoch=
ten, nur eingeweichten Backpflaumen bereitet
und vom Kern befreit, an deſſen Stelle man
eine ſüße Mandel ſteckt und von
Kartoffelkloß=
teig runde Knödel geformt, in die man je eine
Pflaume gibt, in Salzwaſſer gekocht und leicht
aufgeritzt, mit brauner Butter übergoſſen,
ſchmecken dieſe ausgezeichnet.
*
Das Jackenkleid iſt der unbeſtrittene Liebling
der Frühjahrsmode, und zwar nicht nur das
ſtrenge, korrekte Schneiderkoſtüm, ſondern auch
das Phantaſiekoſtüm in verſchiedenſten
Varia=
tioen. Das als Spezial=Modennummer
erſchei=
nende Heft Nr. 5 der „Eleganten Welt” bringt
eine Fülle von bildlich dargeſtellten, intereſſanten
Modellen des Frühjahrskoſtüms jeden Typs in
verſchiedenartigſtem Material. Aufſchlußreiche
Artikel vermitteln Ihnen die genaue Kenntnis
der von der Frühjahrsmode bevorzugten Stoffe.
Schach=Nummer 509.
Endſpielſtudie 66.
Richard Réti.
(Schachmaty 1929.)
a b d g b
Brüftellung: Kb7 ge4 Ba6; Ka5 8b5.
Löſung der Endſpielſtudie 65.
H. Rinck. Kh4 T15 Id5 8e7; Kb4 Lf3 Bb3, d2, 04.
Weiß macht remis.
1. Sc7—a6+ Ka3 (3) 2. L: b3 K:b31 3. Se5t Ke2
(etoder 2) 4. Sre4 Bd1D C: e4 5. Tk2) 5. Te54 Xbs
6.Tb54 Ka3 7. Ta5 + Kb48. Tb5TKe4 9. Te54 Kb4
10.Tb5.4 und Weiß hält remis, indem der weiße Turm auf der
5. Linie fortgeſetzt Schach gibt. — 9..., Kd4 10.Td5 + K:d5
11. Se34!
Auf2.... Be3folgt 3. T:k3 K:b3 4. T:e3+ Kc4 5. Te4t
Ke36. Te3 4 Kd4 7. De8 und Weiß hält remis.
Silbenrätſel.
Aus den Silben de des di eee elms er
fer feu ge ge ge go go he heim ing is ko land
laus le lem lieb ly ma mus ni nil od pi
rich rot ru rü rus ruß ſee ſi tan ter töp um
va wann wel wer wicht zan zun ſind 18
Wör=
ter zu bilden, deren Anfangs= und
Endbuch=
ſtaben, beide von oben nach unten geleſen, einen
Spruch ergeben ſch iſt ein Buchſtabe). Die
Wör=
ter bedeuten: 1. Fatale Lage, 2. Selbſtſucht,
3. Reich in Europa und Aſien, 4. Havelſee, 5.
Ge=
würz, 6. Name ruſſiſcher Zaren. 7. moderner
Tanz, 8. Ort der Seligen in der griechiſchen
Sage. 9. Stadt am Rhein (Weinbau) 10.
fei=
nes Gewürz, 11. Erſcheinung bei Gewitter,
12. älteſter deutſcher Ritterroman, 13. Werkzeug.
14. griechiſche Provinz am Joniſchen Meer,
15. Ackerunkraut, 16. Fiſch, 17. Handwerker
18. ſportliche Gewichtsklaſſe.
Magiſche Figur.
Die Wörter, waggerecht und ſenkrecht
gleich=
lautend. bedeuten: Sohn Davids, ſpaniſche
An=
rede Schiffsgerät, Balladenkomponiſt, italieniſche
Stadt.
*
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 9.
Eine Gabel.
1. Don, 2 Ida, 3. Ems, 4. Kuh, 5. Ohr. 6. Cid,
7. Mai, 8. Kai, 9. Iller, 10. Sonne, 11. Tirol,
12. elf. — „Die Kochkiſte‟.
Zum rechnen und denken.
e i n s
dre i
d e
n=
c i n g
„neun”.
Sein Vorbild.
Zu kleines Maß. Ein Reiſender ließ in
Ir=
land ſeinen Wagen an einem Gaſthof halten, um
einen Trunk zu nehmen, und lud den
Wagen=
führer ein. „Was wollen Sie haben?” fragte er.
— „Dasſelbe wie Sie.” — „Nun, ich gedenke
einen Chartreufe zu trinken.” — „Was iſt denn
das?" — „Das iſt ein erwärmender Trank, der
von Mönchen hergeſtellt und zum Nutzen der
Armen verkauft wird.” — Der Ire grinſte
be=
friedigt. Der Chartreuſe kam in kleinen
Likör=
gläſern, und nachdem Pat ſein Glas mit
Be=
hagen gelert, hob er die Augen zum Himmel
und ſagte: „Möge Gott den frommen Mann
ſegnen, der dieſen Trank gebraut hat.” Dann aber
warf er das Glas wütend beiſeite und rief:
Und der Teufel hole den Mann, der dieſes
Glas erfunden hat!”
Unmöglich. Du biſt doch immer der Letzte, du
Bengel, kannſt du denn nicht einen andern Platz
kriegen?" — „Nein, die ſind alle beſetzt.”
Sein Dank. „Deine Silberhochzeit iſt heute?
Gratuliere alter Junge.” — „Ja, ich danke: die
erſten 25 Jahre ſind nun glücklich vorüber!”
Kein Tierfreund. Sie waren erſt ein paar
Tage verheiratet, und als er abends nach Hauſe
kam, fand er ſeine Frau in Tränen aufgelöſt.
„Was iſt los, Liebling?” fragte er erſchrocken.
— „Dieſe ſchrecklichen Mäuſe”, ſchluchzte ſie. „Sie
haben den ganzen Pudding aufgefreſſen, den ich
für heute abend gekocht.” — „Aber Kleines.”
tröſtete er erleichtert, „wer wird ſich denn ſo
über das Schickſal von ein paar Mäuſen grämen.”
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette. Darmſtadt. Fernſpr, 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ]Die Falteneffekte der Frühjahrslinie.
Wenn man morgens erwacht, gilt in dieſer
Jahreszeit der erſte Gedanke dem Wetter, denn
die Vorfrühlings=Sonnentage löſen jene Freude
aus, die alt und jung beherrſcht!
Daß die elegante Frau das Schönwetter
ſchon längſt mit Sehnſucht erwartet, iſt leicht
erklärlich, denn ſie hat ſchon — uneingeſtanden
und insgeheim — für ihre Frühjahrsgarderobe
geſorgt, um nicht (wenn ſich die Gelegenheit zur
erſten Mittags=Promenade im Sonnenſchein
bietet) unvorbereitet zu ſein!
ſolches Modell, das auf jede „fremde”
Garnie=
rung verzichtet und hoch zum Halſe abſchiießt,
ſicherlich gerne zurückdenken. (Bild 3.)
Noch graziöſer und vielleicht noch betonter in
der modiſchen Abſicht ſind allerdings die kleinen
Koſtüme, die entweder aus ganz beſonders
dünnem Stoff oder aus Seide hergeſtellt ſein
ſollen. Ihre Rockpartien ſind zwar ſchmal, aber
dennoch leicht glockig geſchnitten, das Jäckchen
ſchließt mit einem pliſſierten Volant ab und
fällt durch eine dreifach=unterſchobene, ebenfalls
Zweifellos macht ein ſchöner
Vorfrühlings=
tag doppelte Freude, wenn man ſchon die neue
Aufmachung beſitzt. Jene aber, die noch nicht an
den Aufbau der Frühjahrsgarderobe dachten,
on=
dern warten wollen, bis die großen Werkſtätten
in ihren „offiziellen” Modellvorführungen all
das Neue zeigen, das die kommende Linie zu
bieten hat, werden in der Lage ſein,
gelegent=
lich des Mittagskurſes oder eines Spazierganges
im Park ſehr intereſſante modiſche Anregungen
zu empfangen, indem ſie die Vorboten der neuen
Linie ſtudieren.
Sicherlich wird es alle, die für eine
einfach=
elegante Note Verſtändnis haben,
außerordent=
lich freuen, zu erfahren, daß
Faltenwir=
kungen wieder einmal Eingang in die Mode
finden konnten. Die Erfahrung lehrt, daß dieſe
Effekte immer noch Erfolg hatten und für jede
Dame geeignet ſind, weil ſie die Trägerin
jugendlich erſcheinen laſſen und für die Geſtalt
vorteilhaft ſind.
Natürlich muß man es verſtehen, die Falten
richtig zu verwenden und ſie der Silhouette in
geſchmackvoller Art einzufügen.
Im allgemeinen ſoll die ungezwungene,
un=
aufdringliche Note, die ſchmale Silhouette, alſo:
das, was man „wahre Eleganz” zu nennen
pflegt, betont werden, ſo daß eine neue Mode
im Werden iſt, die unſeren Damen ſicherlich
Freude bereiten wird.
In der Hauptſache ſollen zarte Fältelungen
verwendet werden, alſo entweder Pliſſees oder
ſchmale Legfalten, während die breiten
Falten=
bahnen mehr oder weniger der ſportlichen Mode
vorbehalten bleiben, da ſie ſich für die
Rockpar=
tien der touriſtiſchen Aufmachung ſeit jeher als
praktiſch erwieſen.
Um die neuen Faltenwirkungen genau zu
ſtu=
dieren, wird eine Promenade durch die Stadt
um die Korſo=Stunde ſehr lehrreich ſein, denn
man kann ja hier ſozuſagen eine „Vorſchau”
alles deſſen finden, das in einigen Wochen in
den führenden Werkſtätten „offiziell”, gezeigt
werden wird.
Unternehmen wir alſo einen kleinen
Mode=
ſpäziergang im Sonnenſchein und konzentrieren
wir uns diesmal auf die Faltenmode, die
ſicherlich „jedem etwas” zu bieten haben wird.
Ein entzückendes Kleid aus einem
Frühjahrs=
modeſtoff ſcheint uns ganz beſonders anzuziehen.
Iſt es ſeine ſchlanke Silhouette, ſind es die
Verſchlüſſe in Form einer Reihe kleiner
Strei=
fen, die aus dem Material des Kleides
her=
geſtellt und zu Maſchen verknotet ſind, oder iſt
es doch der originelle Faltenabſchluß des
Klei=
des, der ſo ſehr beſticht? Man wird an ein
gefältelte Rüſchenpartie auf, die in das Armloch
eingearbeitet iſt und ſicherlich für die
eigen=
artige Munterkeit und Bewegtheit der Mode
ſpricht, die unſeren Damen für die neue Saiſon
zugedacht wurde. (Figur 2.)
Ganz ähnlich in der Idee iſt ein
Promenade=
kleid, das unſere erſte Skizze veranſchaulicht. Die
Pliſſees ſind hier als Abſchluß einer Kaſak
vor=
geſehen; die Aermel bringen einen
trichterför=
migen, gefältelten Volant in Ellbogenhöhe; der
viereckige Ausſchnitt vertritt den ſachlichen Stil
und eignet ſich für jene Typen ganz
hervorra=
gend, die ſowohl für Strapazzwecke, als auch für
die Promenade beſtimmt ſind.
Nun raſch noch einen Blick auf das neue
Frühjahrsnachmittagskleid, deſſen
Sonnenpliſſee=
bahnen in der Rockpartie ſehr nett ausſehen und
das durch ein helles, pliſſiertes Cape mit einem
Anſteckſträußchen eine durchaus nicht alltägliche
Note erhält. KLetzte Skizze.)
Der Fächer
iſt wieder zu einem beliebten Detail der
abend=
lichen Aufmachung für Feſte größeren Stils
ge=
worden, was ja auch durchaus verſtändlich iſt,
da alle dieſe Stücke jene kapriziöſe Note haben,
die immer wieder Bewunderung erntet.
Diesmal handelt es ſich keineswegs um große
Stücke, wie man ſie in früheren Jahren trug,
ſondern um ganz reizende kleine Fächer, die ſchon
durch ihre graziöſe Form beſtechen.
Neue Srühjahrs=Garnituren
Die Garnitur für das dunkle Kleid (das
durch jeden lichten Effekt ſo außerordentlich
reiz=
voll belebt wird) iſt ein Thema, das durchaus
individuell behandelt werden muß, da ſich
be=
kanntlich gerade in den Details der Garderobe
die Perſönlichkeit der Frau am deutlichſten
aus=
prägt. Darum kann eine banale Garnitur, alſo
eine „Maſſenerzeugung” auch niemals
geſchmack=
voll wirken!
Kein Wunder, wenn unter dieſen Umſtänden
unſere Modekünſtler bemüht ſind, hier beſonders
aparte Effekte ins Treffen zu führen, umſomehr,
als gerade in dieſen Dingen wirkliches Können
und Begabung für geſchmackvolle Kleinarbeit
zum Ausdrucke zu kommen vermag.
Nicht zuletzt iſt es auch die moderne Frau
ſelbſt, die mancherlei Anregungen für die aparte
Garnierung ihres Kleides gibt, wohl wiſſend,
daß man hin und wieder auch einem Modell des
Vorjahres durch helle Akzente die neumodiſche
Note aufprägen könne!
Laſſen wir darum einmal die Dame ſelbſt
Entwerferin ſein und ſehen wir uns, was ſie
mit ein paar Kreideſtrichen als Neueſtes für den
kommenden Frühling an die Tafel der Mode
ſkizzierte:
Zu einer kleinen modiſchen Senſation geſtaltet
ſie offenbar den neuen „Nonnenkragen”, der als
Effekt erwarten, der von allem Alltäglichen weit
entfernt iſt.
Als nächſte Garnitur zeigen wir die
aller=
ſchlichteſte Möglichkeit der Aufhellung eines
Frühjahrskleides, und zwar den (in Art der
Herrenfaſſon) geteilten Kragen mit angeſetztem,
durch einen Knoten verbundenem „Bäffchen”
Auch die folgende Skizze, die einen ſchmalen
Schalkragen mit doppelter, gekolmter
Rüſchen=
randung, die in zwei Enden ausläuft, vor Augen
führt, iſt als Garnierung geſchmackvollſter Art zu
bezeichnen.
Sehr beliebt iſt die neueſte Variante des
Fichukragens, und zwar ein ſchmaler Schal, der
vorne verknotet und mit einer Anſteckblume
nie=
vergehalten, dann nach rückwärts gebunden und
hier neuerlich verſchlungen wird. Derartige weiße
„Wickelkragen” (auf ſchwarzen und dunkelblauen
Kleidern) oder beigefarbene, hellblaue und
lachs=
roſa Garnituren des gleichen Schnittes ſind
ſicher=
lich eine willkommene Bereicherung der
Früh=
jahrsmode.
Jene, die Fadenzugs=Arbeiten lieben, werden
ſie für Garnituren gerne verwerten und die
Ge=
ſamtwirkung vielfach noch durch eine ſchmale
Rüſche fördern. (Bild 1 der letzten Reihe.)
Auch die aus Leinen verfertigten, in der
Hauptſache für Strapazkleider in Betracht zu
dreifaches Cape aufzufaſſen iſt, das an ein in der
Mitte geknöpftes Leiſtchen montiert iſt. Damit
übereinſtimmende Manſchetten mit dreimal
un=
terſchobenen Kelchen an ſchmaler Blende ſind
nicht weniger reizvoll; eine Garnitur dieſer Art
wäre aus leichtgeſteiftem Leinen (Linon)
herzu=
ſtellen, das in ſeiner Feinheit und zarten
Struk=
tur ganz unvergleichliche Wirkungen bietet.
(Skizze links oben.)
Manche werden allerdings dieſen „ſtrengen”
Stil ablehnen und ſich lieber jenen Effekten
ver=
ſchreiben, die der Biedermeiermode
nachempfun=
den ſind; hierher gehören die verſchiedenen
„Bindekragen” die — in der Mitte durch einen
vielfarbigen Blütentuff gehalten — in zwei
fichuartigen Enden herabfallen. (Wir haben
dieſe Garnierung in unſerem zweiten Bilde
feſt=
gehalten.)
Pikee und Leinen ſind Materialien, die
mancherlei aparte und effektſichere Wirkungen
gewährleiſten; insbeſondere die neuen Plaſtrons
(die eine durchaus ſachliche Note ins Treffen
führen und vielfach einſeitig mit einem großen
Knopfe feſtgehalten ſind) werden aus dieſen
Ge=
weben hergeſtellt. (Letzte Skizze der erſten Reihe.)
Manche Garnituren bedienen ſich überaus
phantaſievoller Attribute und ſehen darum auch
ſehr maleriſch aus, ohne aber jemals kitſchig zu
wirken. Man vergegenwärtige ſich etwa ein
hel=
les Plaſtron, das durch eine Girlande
einfar=
biger, aus dem Materiale des „Lätzchens”
herge=
ſtellter Blumen gerandet erſcheint (zweite Reihe).
Wenn dieſes Plaſtron in Paſtellfarbe ausgeführt
wird, darf man einen gamz uyvergleichlichen
ziehenden „Meander=Kragen” ſind ſehr
geſchmack=
voll. (Letztes Modell.)
Wenn man all” dieſe Skizzen betrachtet, kann
man verſtehen, daß die kommende Mode gerade
mit Hilfe dieſer Effekte mancherlei Erfolge
er=
ringen wird.
Die Frühjahrs=Garnitur erſchließt darum auch
wichtiges Modeſtudium, das ſich jede Dame
an=
gelegen ſein laſſen ſollte, um ihre
Uebergangs=
garderobe rechtzeitig „aufzufriſchen”.
Im übrigen hat ſich die Behauptung, daß
ſolche Kleinigkeiten, in denen oft ganz
erſtaun=
liche modiſche Möglichkeiten liegen, für die
Ge=
ſamtwirkung einer Mode beſtimmend ſein
kön=
nen, ſchon häufig bewahrheitet.
Willy Ungar.
Weiße Kleidergarnituren und
ihre Pflege. Die ſparſam=praktiſche
Haus=
frau weiß heute ihren meiſt nur geringen
Klei=
verbeſtand dadurch immer wieder zu verändern,
daß ſie die Kkeidergarnituren zum
Auswech=
ſeln einrichtet und neben den beliebten
bunt=
geſtreiften Kragen und Manſchetten auch die
wieder weißen Beſätze bereithält, um ſie
gelegent=
lich gegen jene auszutauſchen. Namentlich
Rips=
garnituren auf wollenen Kleidern müſſen von
Zeit zu Zeit beſonders ſorgſam behandelt
wer=
den, um ihr ſchneeiges Weiß zu behalten. Man
ſollte ſie deshalb auch öfter einmal mit Sillöſung
durchkochen, darauf in lichtem Blauwaſſer
ſpü=
len, wie Herrenfeinwäſche in trockene Tücher
ein=
rollen, um nach etwa einer Stunde von links zu
bügeln.
Sonntag, 5. März
Nummer 64
Aarſt
Aasbreitung der Bankenkriſe in U. S.A.
Banken-Morakoriam bis jeht in 35 Skagken. — Vorübergehende Schließung der Börſe.
Rückwitkungen auf den Dollgr.
Maßnahnen gegen Ausdehnung
Berliner und Frankfarker Effekkenbörſe
der Bankſchwierigkeiten.
tag geſchloſſen bleiben, da die Börſe an den Bankfeiertagen nicht ſein limitierter Verkaufsaufträge auswirkte. So kam es, daß die
ſtattzufinden pflegt. Die New Yorker Baumwollbörſe hat eben= Anfangsnotierungen den ſehr feſten Vorbörſentaxen nicht in vollem
falls zwei Bankfeiertage beſchloſſen. Das Bankenmoratorium
wurde in einer Konferenz zwiſchen dem Gouverneur Lehmann und
den führenden Bankiers der Stadt New York vereinbart.
Gou=
verneur Lehmann gab, eine Erklärung aus, in der es heißt, bis
zu den frühen Morgenſtunden habe er die Hoffnung gehabt, daß verkehr, Aſchaffenburger Zellſtoff, Feldmühle, Holzmann,
Metall=
es nicht notwendig ſein werde, die Tätigkeit des Bankenſyſtems
im Staate New York zu unterbrechen. Die Ausdehnung der Panik
und die Erſchwerung der Bankenlage durch die in zahlreichen an= wie Farben und Mannesmann hatten Umſätze von 120 bis 150
deren Staaten vorgenommenen Maßnahmen hätten jedoch ſchließ= bis zu 1 Prozent ab. Werte wie Akkumulatoren und Chadeaktien,
lich den New Yorker Banken eine ſo große Laſt auferlegt, daß eine
draſtiſche Aktion unerläßlich geworden ſei. Das Moratorium ſei die etwas ſchwächer eingeſetzt hatten, konnten ſich jedoch erholen.
auf Empfehlung des Federal Reſerve Board eingeführt worden.
Der Gouverneur appelliert weiter an die Kaltblütigkeit der Be= torium und Börſenſchließung — zurückzuführen war. An ſich glaubt
völkerung.
Weitere Bankenmoratoriums wurden im Laufe des Tages ſehen ſind, daß Amerika unbedingt am Goldſtandard feſthalten
in den Staaten Miſſouri für zwei Tage und Illinois für drei will. Stärkere Abſchläge gegen den Anfang traten nicht ein.
Tage eingeführt. Der Gouverneur des letzteren Staates erklärte,
die Banken würden am Mittwoch wieder geöffnet ſein und
min=
deſtens 5 Prozent der Einlagen auszahlen. Durch das
Mora=
torium in Illinois, das durch Kaſſenſtürme des Publikums auf beiden Vortagen machte ſich zum Wochenſchluß an der
Frank=
alle Banken des Staates, beſonders aber in Chicago, notwendig
geworden war, werden etwa zwei Milliarden Dollar Einlagen
zur Einſchränkung der Bankentätigkeit getroffen worden.
Chicago erfolgte im Einvernehmen mit der Bundesregierung in
Waſhington, die während der ganzen Nacht von den Leitern der
Federal Reſervebank und des Schatzamtes über die Entwicklung
in den beiden Staaten auf dem Laufenden gehalten worden war.
Auch im Staate New Jerſey iſt Bankfeiertag erklärt worden.
Die Börſe in Chicago iſt auf unbeſtimmte Zeit geſchloſſen worden, ſtaaten Bankfeiertage verordnet. Wenn die Kursrückgänge an
dung der Bankenkriſe gehen aus der Tatſache hervor, daß 45
Mil=
liarden Dollars Depoſiten nur 6,5 Milliarden Dollars Zahlungs= Montanmarkt überwogen zu Beginn die Kursſteigerungen,
wäh=
mittel gegenüberſtehen. Alle amerikaniſchen Behörden ſind ver= rend im Verlauf auch hier Kursabſchläge eintraten. So verloren
der Finanzkriſe auf New York zu verhindern.
Großes Aufſehen erregte der Zuſammenbruch des Hapag ½ Nordlloyd ½ Prozent. Am Elektromarkt waren ſowohl
New Yorker Emiſſionshauſes S. W. Strauß u. Siemens als Schuckert gut gehalten. Lahmeyer noch 1½ Prozent
Co., das bereits einer Zwangsverwaltung zugeſtimmt hat. Die
Bank hat insgeſamt 140 Hypothekenanleihen im Geſamtbetrage
von rund 800 Millionen Dollars an eine halbe Million
Per=
ſonen emittiert. Der Zuſammenbruch iſt auf das Sinken
über=
höhter Grundſtückswerte zurückzuführen.
Beſondere Neuigkeiten aus dem Inlande waren zu Beginn der
Berliner Samstagsbörſe nicht vorhanden. Der gute Erfolg
der neuen bayeriſchen 40=Millionen=Anleihe kam keineswegs über=
Kunmehr iſt auch in dem großen Bankenzentrum des Oſtens, raſchend. Andererſeits hatten aber die ſtarken Steigerungen der
im Staate New York, ein zweitägiges Moratorium erklärt wor= letzten Tage dazu geführt, daß ſeitens der Kundſchaft etwas
Nei=
den. Höchſtwahrſcheinlich wird auch die Wertpavierbörſe am Mon= gung zu Gewinnmitnahmen beſtand, was ſich in dem Vorhanden=
Umfange entſprechen. Nichtsdeſtoweniger bemerkte man zahlreiche
Gewinne bis zu 1½ Prozent. Darüber hinaus waren Hoeſch
Man=
nesmann, Leopoldsgrube, Salzdetfurth. Harburger Gummi,
Deutſche Linoleum, Felten, BEW., Deutſche Atlanten,
Eiſenbahn=
geſellſchaft und Deutſche Waffen bis zu 4 Prozent geſteigert. Das
Geſchäft war an den Hauptmärkten recht lebhaft; Standardpapiere
Mill. zu verzeichnen. Im Verlaufe bröckelten die Kurſe vielfach
Im allgemeinen herrſchte eine ſtärkere Nervoſität, was auf die
neuen, alarmierenden Meldungen aus Amerika —
Bankenmora=
man jedoch, daß dieſe Maßnahmen als ein Zeichen dafür anzu=
Nach den außerordentlich ſtarken Kursſteigerungen an den
furter Börſe ein Glattſtellungsbedürfnis geltend, das
beſon=
ders in den in den letzten Tagen favoriſierten Werten zu leichten
erfaßt. Insgeſamt ſind jetzt in 35 Staaten der Union Maßnahmen Kursrückgängen führte. Unmittelbar vor den Wahlen ſuchte man
ſeine Engagements ſoweit wie möglich abzubauen. Im weſent=
Die Verkündung des Bankenmoratoriums in New York und lichen war aber der Kursrückgang doch wenigſtens
ſtimmungs=
mäßig von den Vorgängen in Amerika beeinflußt. Die dortigen
Nachrichten ſind alles andere als erfreulich und deuten offenbar
einen Angſt= und Verwirrungszuſtand an, wie er ſelbſt nicht in
der ganzen Kriſe, im Juli 1931 in Deutſchland, erlebt wurde.
Amerika hat für ſeine ſämtlichen Banken in allen ſeinen
Einzel=
der hieſigen Börſe nicht allzu bedeutend waren, ſo liegt es
wie=
derum daran, daß immer noch Publikumskäufe zu erledigen waren
90S Banrhaus 9. D. Strauß Zuſammengebrochen. und nur geringe Verkaufsaufträge von dieſer Seite vorlagen.
Der Ernſt der Lage und die Schwierigkeiten der Ueberwin= Etwas ſtärker gedrückt waren JG. Farben, die bis 114½ nach
115¾ nachgaben. Daneben Erdöl um 1. Rütgers um 58 Prozent
ſchwächer, Scheideanſtalt noch ½ Prozent freundlicher. Auch am
zweifelt und bemühen ſich mit allen Mitteln, eine Ausdehnung Gelſenkirchen ½ Phönix nach anfänglich 5s Prozent Befeſtigung
28 Prozent, Stahlverein ½ Prozent. Mannesmann ſetzten 1
Pro=
zent freundlicher ein. Der Schiffahrtsmarkt war leicht gebeſſert
feſter, während AEG. ½, Bekula ½ Prozent nachgaben.
Kunſt=
ſeide= ſowie Zellſtoffaktien bröckelten erſt im Verlaufe etwas ab.
Die Lage am Geld= und Deviſenmarkk.
Der Monatsultimo brachte diesmal eine recht ſtramme
Bean=
ſpruchung des Geldmarktes. Am Ultimo ſelbſt haben die Banken
die Reichsbank faſt durchweg mit Lombards in Anſpruch nehmen
müſſen — ein Zeichen für eine gewiſſe Schwere des Monatsendes,
wie wir ſie bereits in unſerem letzten Wochenbericht
voraus=
geſagt haben. In den erſten Tagen des neuen Monats ſetzte die
bis dahin zurückgeſtaute Diskonttätigkeit recht rege ein mit der
am Geldmarkt eine Erleichterung zum Ausdruck kam. Tagesgeld
ging von dem Ultimoſatze von 5 Prozent auf 4½ Prozent zurück
und konnte ſich dann bis Wochenende weiter erleichtern. Die
Hoffnungen auf eine baldige Diskontſenkung ſind gegenwärtig
geringer geworden, der Wechſelmarkt erfuhr infolgedeſſen eine
Anregung, die zur Erleichterung des Geldmarktes weſentlich
bei=
trug. Die Nachfrage und die Abgabetätigkeit bei der Reichsbank
hat ſich wieder etwas lebhafter geſtaltet. Am Termingeldmarkte
blieb die Lage ziemlich unverändert und ruhig, auch in dieſer
Woche wurden faſt nur Prolongationen vorgenommen.
Waren=
wechſel waren zu 32/,s Prozent geſucht.
Am Deviſenmarkt ließ die in den Vereinigten Staaten
im=
mer weiter um ſich greifende Bankenkriſe (Bankenmoratorium)
eine Erholung des in der Vorwoche, zurückgegangenen Dollars
naturgemäß nicht zu. Im Gegenteil ſchwächte ſich der Dollar im
Verlaufe der Woche erneut ab. Die Goldarbitrage zwiſchen New
York und Paris iſt bereits in Tätigkeit getreten. Die europäiſchen
Deviſen liegen faſt durchweg feſt; ſpeziell der franzöſiſche Franken
konnte ſich weiterhin ſtark erhöhen. Das engliſche Pfund, das
an=
fangs der Woche durch die Interventionsſtelle in Relation zum
Dollar gehalten wurde, hat ſich gegen Ende der Berichtszeit
eben=
falls gebeſſert, gleichlaufend mit der Entwicklung des Pfundkurſes
verhielten ſich wie bisher die Norddeviſen. Auch Schweizer
Fran=
ken und holländiſcher Gulden liegen höher, eine ausgeſprochen feſte
Tendenz iſt auch diesmal bei der ſpaniſchen Peſeta zu beobachten,
lediglich die italieniſche Lira blieb von den Kursveränderungen
ziemlich unberührt. Der öſterreichiſche Schilling, der zwar in
Ber=
lin mit 48½ notiert wird, liegt weiterhin ſchwach, und der Pengö
zeigt ebenfalls nachgebende Tendenz. Die Reichsmark konnte das
in der Vorwoche gemeldete Auslandsagio nicht voll behaupten und
büßte ca. ½ Prozent davon ein, ſo daß ſie heute im Auslande
nur noch ca. 4 Prozent höher als im Inlande bewertet wird.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 1. März. Die vom
Statiſtiſchen Reichsamt für den 1. März 1933 berechnete
Inder=
ziffer der Großhandelspreiſe ſtellt ſich auf 91,1 (1913 — 100); ſie
iſt gegenüber der Vorwoche (91,7) um 0.7 Prozent zurückgegangen.
Die Indexziffern der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 82,6
(minus 1,8 Prozent), induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 86,7
(minus 0,2 Prozent) und induſtrielle Fertigwaren 111,9 (minus
0,2 Prozent), davon Produktionsmittel 114,5 (unverändert),
Kon=
ſumgüter 110,3 (minus 0,4 Prozent).
Raab=Oedenburg=Ebenfurter Eiſenbahn=Prioritäten. Die
Ver=
jährungsfriſt der Raab=Oedenburger=Ebenfurter Eiſenbahn=
Prio=
ritäten, die normaler Weiſe am 1. April ds. Js. ablaufen würde,
wird auf ausdrückliche Erklärung der Geſellſchaft um den
Zeit=
raum verlängert, während deſſen ſie den Zahlſtellen keine
aus=
reichenden Geldmittel für die Einlöſung zur Verfügung ſtellen
kann.
Biehmärkfe.
1. Weinheimer Schweinemarkt vom 4. März. Zugeführt waren
480 Tiere. Verkauft wurden 312 Stück, und zwar Milchſchweine
das Stück zu 10 bis 17 RM., Läufer das Stück zu 12 bis 25 RM.
Marktverlauf rege.
Berliner Kursbericht
Deviſenmarkt
Dollarbewegung.
* Was in der Nachkriegszeit noch niemals zu verzeichnen war,
muß plötzlich am Samstag an der Berliner Börſe zur Kenntnis
genommen werden: Ein Rückgang der Dollarbewertung um 1½=
Pfennig. Das iſt zwar nicht viel, aber mit ähnlichen Abſchlägen
ſetzte der Markverfall ein, nur daß damals nichts dagegen
unter=
nommen wurde, um der Währungszerſtörung energiſch Einhalt
zu gebieten.
Der Dollar hat nach der Einführung der Feſtmark in
Deutſch=
land bisher ſtarr und unbeweglich auf 4,213 Mark geſtanden. Er
iſt am Samstag in der amtlichen Notiz auf 4,20 Mark herabgeſetzt
worden. Die Abwertung dürfte aber nur vorübergehender Natur
ſein, weil die Amerikaner erklärt haben, daß die Börſenfeiertage.
die ſie eingeführt haben, nur dazu dienen den Dollar zu ſchützen.
Vom Goldſtandard wollen ſie alſo nach dieſen Erklärungen nicht
abgehen. Das Intereſſe der deutſchen und europäiſchen Börſen
wird jetzt aber in erhöhtem Maße auf die Vorgänge in den
Ver=
einigten Staaten konzentriert ſein, zumal die Amerikaner Gold
in ungeheuren Mengen abgeben müſſen.
In England iſt bereits der geſamte Deviſenhandel eingeſtellt
worden, um eine Ausdehnung der Schwierigkeiten zu verhindern,
die ſich durch die amerikaniſchen Verhältniſſe ergeben haben,
wahrſcheinlich aber auch zu vermeiden, daß der Dollar an der
Londoner Börſe mit einem niedrigeren Kurs notiert wird.
Aehn=
lich haben ſich die Pariſer und die Züricher Börſe verhalten, an
denen eine Feſtſetzung des Dollarkurſes nicht ſtattfand.
Produkkenmärkke.
Be. Mainzer Produktenbericht. Großhandelspreiſe per 100
Kilo loco Mainz am Freitag, den 3. März: Weizen (76 Kilo
Hek=
tolitergewicht) 20,50—21,50 Roggen rheinh. 16,50—17,00. Hafer
13,50—14,00, Braugerſte 18,00—18,75, Induſtriegerſte 17,00—17,25,
Futtergerſte 15,50—15,75, Malzkeime 10,50—11,50, Südd.
Weizen=
mehl Spezial 0 31,40—31,90, Roggenmehl (60prozentig) 23,75 bis
24,25, feine Weizenkleie 8,65, grobe Weizenkleie 9,50, Roggenkleie
9,00—9,50, Biertreber 12.00—12,50, Erdnußkuchen 12,25—12,50,
Kokoskuchen 11,75—13,75, Palmkuchen 9,00—9,25, Rapskuchen 9,00,
Soyaſchrot 10,25—10.50, Trockenſchnitzel 8,00—8.25 loſes Kleeheu
6. 20, geb. Kleeheu 6,70, loſes Wieſenheu 4,20, geb. Wieſenheu 4,60,
Maſchinenſtroh 2,50, Drahtpreßſtroh 2.60. Tendenz abwartend.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Bei außerordentlich
ge=
ringem Geſchäft (der Umſatz war im Vergleich zum letzten
Monats=
beginn ca. 50 Prozent geringer) neigte die Haltung des
Eier=
marktes weiter zur Schwäche. Die Preiſe gingen um etwa ¼ bis
½ Pfgrzurück, für ſchwere Eier noch etwas mehr. Die Produktion
von deutſchen Eiern iſt infolge des milden Wetters ſtark im
Zu=
nehmen begriffen, und auch in ausländiſchen Eiern war das
An=
gebot vor der Inkraftſetzung des Zolls ziemlich ſtark, dem wie ſchon
erwähnt, eine ſtark verminderte Kaufkraft gegenüberſtand. Es
notierten loco Frankfurt a. M. per Stück: bulgariſche 7.,50—7 75
jugoſlawiſche 7,50—7,75. rumäniſche 7.25—7,50, holländiſche 7.00
bis 9,00, flandriſche 7,75—8,00 ungeſtempelte bayeriſche Landeier
7,50—8,00 deutſche Friſcheier je nach Größe 7,00—9,50 Pfg.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Trotz der
Stützungs=
maßnahmen erfuhr das Geſchäft am Buttermarkt keinerlei
Be=
lebung, zumal ſich das Angebot ſtark vergrößerte und ſich wieder
große Läger bildeten. Die in der Vorwoche vorgenommene
Er=
höhung um 3—5 RM. für deutſche Butter ging wieder verloren.
Auch holländiſche Butter gab um 4 RM. nach Geringe Qualitäten
von ſüddeutſcher und ausländiſcher Butter ſind vom Markt
ver=
ſchwunden. Die Verkaufspreiſe des Großhandels lauten in 1=Ztr.=
Tonnen: holländiſche Butter 108—110 RM., deutſche Butter 102
bis 105 RM.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Nach den ſtatiſtiſchen Erhebungen des Reichsbundes des
Tex=
til=Einzelhandels belaufen ſich, wie die „Textilwoche” erfährt, die
Umſätze im Textil=Einzelhandel im Januar 1933 wertmäßig auf
85,7 Prozent des Umſatzes im gleichen Monat des Vorjahres
Die Bleiſtiftfabrik Johann Faber A.=G. bleibt für 1932 wieder
dividendenlos. Im Vorjahr ergab ſich bekanntlich ſchon ein kleiner
Verluſt nachdem 1930 noch 10 Prozent verteilt werden konnten.
Maßgeblich für das wenig befriedigende Reſultat war vor allem
die ungünſtige Situation des Exportgeſchäfts,
vom 4. März 1933
vom 4. März 1933
Berl.Handels=Geſ.
Deutſche Ban 1u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm!
Deutſche Cont. Gas
Vae
70.75
17.625
31.—
18.25
38.50
130.375
115.75
Meſe
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe
61.so Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.,
Harpener Bergbau 89.25
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen / 58-75
g5.— Bhil. Holzmann.
48.50 Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke.
Kolsw. Chem. Fabr.
34.75 Mannesm. Röhr. 62.—
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
NMc
85.—
14.50
61.28
81.875
5e.—
119.—
47.75
71.—
40.875
45.—
Mee
Rütgerswerke
Salzdctfurth Kali
Leon l. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali!=
Agsb.=Nrnb. Maſch:/ 40.—
Baſa!t Lin
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfe:
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 60.75
Veh
45.875
178.—
33.50
36.125
122.—
22.—
75.375
12.—
19.125
78.—
31.75
100 Schilling 48.45 48.55 Spanien= 100 Peſetas 34.92 34.98 Prag 100 Tſch. Kr. 12.365 12.495/ Danzig 100 Gulden 62.47 22.63 Budapeſ. 100 Pengö Japan 1 Yen 0.869 0.871 Sofig. 100 Leva. 3.047 3.053 Rio de Janeiro o11 Milre‟ 0.239 0.241 Holland 100 Gulden 170.38 170.72 Lugoflawien 100 Dinar 5.554 5.566 Lslo 100 Kronen 73.93 74.07 Portugal 100 Escudos 13.16 13.18 Kopenhagen 100 Kronen 64.34 64.46 Athen. 100 Drachm. 2.379 2.382 Stockholm. — 160 Kronen 76.57 76.73 Zſtombu türk. 2 2.000 2.012 London. 11 E=Stg. 14.48 14.52 Katro 1ägypt. 4 14.86 14.90 Buenbs=Aires 1 Pap. Peſo 0.833 0.837 Kanado.
canad. Doll. 3.546 2.554 New York. 1 Dollar. 4.156 4.204 uruguah 1 Goldpeſo 1.648/ „e52 Belgien 100 Belog 59.14 59.26 Jsland 100 isl. Kr. 65. 18 65.32 Italien 100 Lire 21.53 21.57 Tallinn Eſtl. 100 eſtl. Kr. 110.59 110.81
Paris 100 Francs 16.62 16.66
Riga 100 Lats 79.52l 79.68
Zurmſtädter und Karicnarbant Barikast, dmiate di Pteicher Bum
Frankfurter Kursbericht vom 4. März 1933.
Steuergutſcheine
fällig 1.4. 34...
„ 1. 4. 35..
„ 1. 4.36...
1.4.37...
„ 1. 4.38.,
ſch. Reichsanl! 901
„b.2.
inter. „
ſen. ..b.39
euß. St. v. 28
chſen ..b.27
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſunsſch. 4Ir
Ab=
löſungsanl.. . ...
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ..
6%Baden=Baden.
69 Berlin. . .b. 24.
69 Darmſtadt . . ..
690 Dresden b. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze v. 291
v. 26
620Mainz .......
6%Mannheim b.27
62 München v. 29
62 Wiesbadenv. 28
6% Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig
5½% Heſſ. Lds.=
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾% „Kom.=Obl.
6% Preuß. Lds..=Anſt. G. Pf.
6% „Goldoblig
69 Landeskomm.=
Bk.Girozentr. für
Heſſ. Gldobl. R.11
R.12
6%o
69 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
62 Naſſ. Landesbk.
5½% „Liqu.Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. I/ 55‟
„„ Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. /Neubeſitz),=
88.25
817
75 95
88I,
81,
771, 741, 741. 92.75 76.5 78 79.75 80 78.25 80.5 83.25 84.5 77.5 94 94.25 80.5 81.5 74 62.25 70.5 FI. 9I, 5.85 6.4 K 71 66.5 67 63.25 73.75 74.75 631, 66.5 81.5 83.25 71 71.5 84.5 78 76”1, 84 84.5 75.5 74.5 69 69 81.5 73.25 83 84, 95 87
1
65 79 82 30. 4.2. Berl. Hyb. Bk. 82 5½%o, Liqu.=Pfbr. 6% Frkf. Hhp.=Bk., 81.25 5½% „ Lig.Pfbr. 84 Goldoblig
6%o 70 6% Frkf. Pfbr.=Bk. 81.5 5½%o n Lig. Pfbr.
6% Mein.Hhp.=Bk. 87 82 ½% Lig. Pfbr. 62 Pfälz. Hyp.=Bk. 84.5 ½% n Lig.=Pfbr. 85.5 6% Rhein. Hhp.Bk. 81.5 5½%0 „ Lig. Pfbr. 841) 6% „ Goldoblig. 73.5 82 Südd. Bod.= Cred.=Bank .... 86 5½%0 „ Lig. Pfbr. 85.5 6% Württ. Hyp.=B. 85.5 6% Daimler=Benz 62.5 6% Dt. Linol.Werke 83 6% Mainkrw. v. 26 82 6%o Mitteld. Stahl. 62Ver. Stahlwerke 63.5 6% VoigtcHäffner 73 J. G. Farben Bonds 95 5% Bosn. L. E.B. „ 2 Inveſt. 5% Bulg. Tab.v. 62 4½% Oſt. Schätze 4% Oſt. Goldrentel 5% vereinh. Rumän 43 K5 42
42 Türk. Admin. 4% „ 1. Bagdad 4% „ Zollanl. 4½% Ungarn 1913 4½½ „ 1914 „ Goldr. 42
1210 4½Budp Stadtanl. 27.25 4½Liſſabon . 34.25 42 Stockholm, 80" Aktien Alg. KunſtziideUlnie! A. E. 6. . .. . . . 27.25 AndregeNoris Bahn 92 Aſchaffbg. Brauereil Zellſtoff 27.5 Bemberg, F. P... 45.5 Berl. Kraft u. Licht 1o 116 Buderus Eiſen.... 46.5 Cement Heidelberg 50" Narlſtadt J. G. Chemie, Baſell 121 Chem.Werke Albert 57 Chade .......... 12 Contin, Gummiw. 8 119
4. 3.
82.25
85I,
88.5
88
85
86.5
88.2
88
86.5
77.
87.5
86
88
68
88
85.5
94.5
992I=
U=
10.1
5.5
36
80
38
31
46
25
48
121
43‟
51.25
141
131
ſContin. Linoleum.
87 Saimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. ..
„ Erdöl".
73 Ot. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
90.25 1Dt. Linoleumwerke
Dortm. Ritterbräu.
Dhckerhoff u. Widm!
88 lEichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen!
(Faber & Schleicher
F. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Selſenk. Bergwerkl
Geſtf.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. .
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frrft.
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen:
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . ...
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phik.
Flſe Bergb. Stamm
„ Genüſſel
Junghans ......
Kali Chemie .. . ..
„ Aſchersleben.
glein, Schanzlin..
glöcknerwerke ....
gnorr C. H...
Lahmeyer E Co. ..
NLaurahüitte ....."
Lech, Augsburg...
Löwenbr. Münch.
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz.Akt.=Br.. .
Mannesm. Röhren!
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.=
Miag, Mühlenbau=
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Sberbedart ......
/Bhönix Bergbau ..
Reiniger. Gebbert
(Rh. Braunkohlen.
„ Elektr. Stamm
„ Stahlwverke ..
Riebeck Montan.. .
Roeder Gebr. ....
Rütgerswerke ....
37.75 Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elettr. ..
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Südd. Bucker=A. G.
Tellus Bergbau...
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard ...
unterfranken ....
Ber. Stahlwerke..
„ Ultramarin ...
Voigt & Haeffner.
Wahß & Freytag.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Memel.
Aulg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank..."
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Hypothekbk.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bankund Disc.
Dt. Eff. u. Wechſell
Dresdner Bant. ..
Frankf. Bank ....
„ Hyp.=Bant ...
Mein. Hyp. Bank..
Pfälz. Hyp.=Ban1
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Hhp.=Bank.
119.75 Südd. Bod.-Cr. Bk.
Württb. Notenbankl
A.-G. ſ. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftwl
796 Dt. Reichsb. Vzg
Hapag ........
Nordd. Llohzd..
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung :.
„„ Verein. Verſ.
FrankonaRück=u. Ml
Mannh. Verſich..
Otavi Minen ...."
Schantung Handels”
— 25 — A 34 [ ← ][ ][ → ]
Sonntag, 5. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
Roman von H. A. von Byern
(Nachdruck verboten!)
„Pick=werick! — Pick=werick!” rief die Wachtel in dem
Halmen=
meer des wie Goldbronze ſchimmernden Weizenfeldes, und der
Regenpfeifer flötete. — Reife, rote Herzkirſchen und
Schwarz=
wälder hingen im dunklen Laub der Straßenbäume, und in dem
Schlehdornſtrauch am Wegrand ſang eine kleine, goldbrüſtige
Am=
mer ihr anſpruchsloſes Lied: „Hab dich ſo lieb, lieb lieb
li—ieb!“
Hanns=Jooachim von Kreuth ſchob den Riemen der
Doppel=
büchſe höher und blieb ſtehen. Tiefe, traumſchwere Stille
rings=
um, das Schweigen der Ebene. Rund und rot wie eine
Blut=
orange ſank im Weſten die Sonne, ließ den fernen Spiegel des
Sees aufblitzen gleich einem Becken voll geſchmolzenem Silber.
Lichtgrüne Haferfahnen neigten ſich körnerſchwer, als dunkler
Strich zog ſich ein Tompinamburſtreifen mitten durch die Felder.
Noch immer rief die Wachtel, und nun lockte am Rain der
Rebhahn: „Girr=itt! — Girr=itt!”
Der Darkehmer griff nach ſeiner Bruſttaſche, dort kniſterte
eine Anſichtskarte — „Mitropa — Auf Wiederſehen in Paris und
— Mißverſtändniſſe ſind dazu da, um aufgeklärt zu werden! W.”
War das nur Augenblickslaune, Flirt oder . mehr?
Gleich=
gültig, dachte Kreuth und zerpflückte die Karte, ſtreute die
win=
zigen, weißen Papierſchnitzel, achtslos in den Straßengraben.
Nein — die Frau, die einmal Herrin ſein ſollte auf dem Erbe
ſeiner Väter, mußte deutſch empfinden, mußte Muttchen ähneln . . .
Hanns=Joachim lachte verſonnen. Ach, du liebe Zeit, da würde er
lange ſuchen können; denn die Margellen hier ulande — nach ja ..
Reiten konnten ſie, und die Jagdpaſſion war ihnen angeboren,
wirtſchaftlich und ſparſam waren ſie auch, aber . . . ſonſt?! Wenn
man ſo ne Komteſſe oder Baroneß ſah, alſo — beſtellt und nicht
abgeholt.
Drüben auf dem Kleeſchlag zogen die erſten Rehe zur Aeſung.
Hanns=Joachim nahm das Glas hoch. Ein Zukunftsbock, ein
Sech=
ſer mit hohen, hellen, dünnen, ſchwach geperlten Stangen und eine
Rickr mit zwei Kitzen. Der mochte nur noch drei oder vier Jahre
älter werden, ehe er die Kugel bekam. Ein Geſperre Rebhühner
huſchte über den Feldweg, winzige, braungelbe Dingerchen, flink
wie Fahrmäuſe.
Vom Dorf herüber klang das Abendgeläut. Der erzene Ton
ſchwamm in der reinen, von keinem Windhauch bewegten Luft,
ſchwoll an, wurde ſchwächer. Und nun flammte der weſtliche
Hori=
zont in purpurnſtem Gold, das ganz allmählich in ein violettes
Dämmern überging. Breite Streifen zogen am Firmament
empor, ſpielten durch alle Farbentöne vom lichteſten
Aquamarin=
blau bis zum tiefen, ſatten Chromgelb.
Kreuth bog in einen ſchmalen Feldweg ein. Blutroter Mohn
flammte zwiſchen den Aehren, tiefblaue Kornblumen und
kar=
moiſinfarbene Raden ſtanden neben weißen Ackerwinden.
„Drrrr! — Drrrr!” ſchnarrte der Wachtelkönig. Vom See
her zogen Stockenten mit metalliſchem Schwingenſchlag nach den
Roggenſchuppen, als dunkles Dreieck zeichnete ſich der Schoof von
dem hellen Abendhimmel ab.
Ein Gemengeſchlag, dann Luzerne und drüben ein kleines
Feldholz, nur wenige Morgen Korbweiden, Birken und ein paar
Erlen, die rings um einen moorigen Tümpel ſtanden.
Schob ſich da nicht ein brandroter Fleck zwiſchen den Stämmen
hervor?! Ein Schmalreh! Es warf auf, ſicherte, windete, äugte,
bewegte ſpielend die Geöhre — nein, nicht Menſch noch Hund
ſchie=
nen um die Wege zu ſein. Und der alte Rammler mit dem
eis=
grauen Grind, der drüben zur Aeſung rüſtete, war eine gewohnte
Erſcheinung.
„Krätſch! — Krätſch!” warnte ein Eichelhäher im Unterwuchs
der Remiſe.
Hanns=Joachim nahm das Glas nicht vom Auge — hatte
plötzlich im Blickfeld der Linſe einen Wildkörper . . . Wie ein
elektriſcher Schlag durchzuckte es den Darkehmer . .
Donner=
wetter! Das war ja der Kapitale, der ſich ſonſt immer an der
Grenze herumtrieb, der Urbock mit dem knuffigen Gehörn!
Mäßig hohe, breit ausgelegte Stangen, über und über
ge=
perlt und gerillt — Perlen, die eigentlich Enden waren, wulſtige,
mehr als Fünfmarkſtück große Roſen, das ganze Geſtänge von
den faſt handlangen Vorderſproſſen an porzellanweiß gefegt..
ein Bock, wie er ſelbſt in Oſtpreußen nur aller Jubeljahre mal
vorkam!
Am trockenen Gaumen ſpürte Kreuth vor Erregung einen
gallbitteren Geſchmack, in Hals= und Schläfenadern hämmerte
das Blut, heiß und kalt lief es dem Darkehmer über den Rücken.
Aber noch war die Entfernung für einen ſicheren,
weid=
gerechten Schuß zu weit . . . es hieß warten warten
Bleiern rannen die Sekunden, dehnten ſich zu Minuten, zu
Ewigkeiten . . . Mit unhörbarem Flügelſchlag ſtrich eine Eule
im Taumelflug tief über die Felder hin, auf einem Haufen
ausgeackerter Steine fußte ein Käuzchen, lachte gellend —
„Ku—u—witt! — Ku—u—witt!“
Ein letztes fahles Leuchten huſchte über den Horizont, gen
Oſten glomm in dem Hyazinthblau der Hochſommernacht ein
Sternlein auf — noch eines, zwiſchen Tag und Dämmerung bei
ſchwindendem Büchſenlicht.
Langſam äſten ſich die Rehe näher. — Zur Not mochte es
jetzt wohl gehen! Zoll um Zoll hob Hanns=Joachim die Büchſe,
merkte ſich genau die Stelle, wo der Bock ſtand: Etwa fünfzehn
Meter links von der einzelnen Dieſtelſtaude, genau vor der
rechten Spitze des Feldholzes.
Silberblitzend fuhr das Korn am Vorderlauf des Kapitalen
Nr. 64 — Seite 19
hoch, zögerte füir, eines Herziſchlags Dauer, ſieg bis in
Bat=
höhe.
„Peng! — Patſch!”
Rund und reißend peitſchte der Hall des Kugelſchuſſes
durch die traumſchwere Abendſtille. Das Schmalreh prellte zur
Seite, machte ein paar lange Fluchten, äugte zurück, zog im
Stechſchritt näher . . . . Und wirbelte dann herum, ſchreckte,
preſchte nach dem Feldholz zu.
Langſam ging der Darkehmer zum Anſchuß, ſchob eine neue
Patrone in den Lauf, ſicherte. Klein Blatt regte ſich, kein
Grashalm zitterte.
Da lag der Bock, ſmaragdener Glanz auf den gebrochenen
Lichtern, rubinrot perlte der Schweiß aus dem kreisrunden
klei=
nen Loch mitten auf dem Blatt.
Kreuth kniete nieder, betaſtete wieder und immer wieder
die knorrigen, mit zackigen, endenartigen Perlen überfäten
Stangen, maß mit der Handſpanne die Höhe, die Auslage,
ver=
ſuchte vergeblich die daumenglieddicken Roſen zu umſpannen,
hielt die Totenwacht bei dem alten Kämpen, den eine
weid=
gerechte Kugel ſchmerzlos gefällt hatte.
Die Stimmen der Nacht wurden laut, geheimnisvolle
Stim=
men, wie der Tag ſie nicht kannte . . . Ackergrillen zirpten, vom
See her klang das dumpfe „Ump=üprump!” der Rohrdommel,
ein Totenkopfſchmetterling ſurrte mit tiefem, brummendem
Flügelſchlag vorüber.
Hanns=Joachim ging nach dem Feldholz, knickte einen
Eichenbruch, netzte ihn an dem zähen, klebrigen Schweiß. Dann
lüftete er den Bock, ſchwang ihn auf die Schultern und ſpürte
die Haare der Decke im Nacken. Das würde wieder den üblichen
Ausſchlag geben, winzige, juckende Bläschen. Aber dagegen
wußte er ein Mittel: Eiskaltes klares Brunnenwaſſer und
hinterher eine Einreibung mit Spiritus, der auf jungen
Fichten=
trieben und den Eiern der großen, roten Waldameiſen abgezogen
war.
Als ſchwarze Silhouetten ſtanden die Chauſſeebäume gegen
den helleren Horizont. In Dunkel und Dämmer flog ein Ton
auf: Das müde Klappern von Hufen auf dem zementharten
Schotter. Ein Wägelchen rumpelte heran. Der Darkehmer blieb
ſtehen.
„Hee — Mannchen!"
Doch dann erkannte der Kutſcher den Jäger.
„Gnädiger Herr — und ich wollte gerade
„Na, was wollten Sie denn, Blodowſki?”
„Nach Darkehmen möchte ich!” ſagte eine helle
Mädchen=
ſtimme. „Wiſſen’s net, wie lang man da braucht?”
„Hanns=Joachim trat näher an den Wagen, verſuchte
um=
ſonſt feſtzuſtellen, wer da gefragt hatte. Und nun ein halblauter
Ausruf:
„Jeſſas! Sind’s am End’ gar der Herr Förſter vom
Dar=
kehmer Baron?”
„Ich bin Hanns=Joachim von Kreuth, in Lebensgröße —‟
„Wer— ſan S?! Der Vetter Achim?!“
„Herrgott — Gräfin!”
(Fortſetzung folgt.)
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in einem Nachlassen der Nervenkraft haben. Der Mensch fühlt sich
wieder frei, geht mit Lust und liebe an sein Tagewerk, er kann gut
schlafen und steht körperlich wie geistig bald wieder auf der Höhe.
Deshalb ist die „Künstliche Höhensonne‟ — Original Hanau — für
alle, die nicht Sklaven ihrer Newven sein wollen, unentbehrlich geworden.
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„Nervös” war früher ein Begriff,
Der fremd den meisten Leuten,
Geruhsam glitt das Lebensschiff
Durch glücklichere Zeiten.
Doch heute, wo man ohne Ruhz
Durchs Dasein mühsam hastet,
Da sind die Nerven schon im Nu
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[ ← ][ ]Seite 20 — Nr. 64
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Heute Abend laufend Bekanntgabe der
Wahlresultate.
(3238
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Heute Sonntag, vormittags 11.15 Uhr. — Letzte Wiederholung.,
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Sonntag Abend
OBes
(3219
Hondert
sgeführt
ler Hauskapelle
Laufende Bekanntgabe der Wahlresaltate.
Der große Ufa-Erfolg!
Willy Frltsch, Käthev. Nagy
in dem neuen Ufa-Lustspiel
loh bei Tag und
Du bei Nacht
ooeee
oosoo
Soo „Bochshaut ssog
Soo
Sés
eo Wahlergebnisse oe
*
durch Radio (3220
Ludwig=Georgs=Gymnaſium
in Darmſtadt
Freitag, den 10. März, 20 Uhr
im Feſtſaale (Karlſtraße 2)
Schüleraufführung:
2
DIE PERSER DES
AESCHYLUS
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Amtsgehilſen ab Dienstag (Vorm.) und
(3236
an der Abendkaſſe.
Die Schlager des Films:
„Wenn ich Sonntags in mein
Kino geh‟
„Uns kann keiner‟
„Wenn Du nicht kommst, dann
haben die Rosen umsonst gebläht‟
Dazu das tönende Beiprogramm.
Beginn 2, 4, 6 und 8.20 Uhr
Elne künstlerische, dlchterische,
menschllche, vaterländische Tat
von ungeheurem Ausmaß . . . . .
schreibt das „Tagblatt” über den nationalen
U-Boot-Film der Ufa
Morgehl0
Radolf Forster und Else Knott.
Jugendliche zugelasgen.
Des großen Andranges wegen bittet man nach
Möglichkeit die Nachmittagsvorstellungen
zu berücksichtigen und die
Anfangs-
zeiten zu beachten.
Heute unwiderruflich
letzter Tag!
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der Held der 1000 Sensationen
Das Sohiff
ohne Hafen
(Das Gespensterschiff).
Eine geheimnisvolle,
spannungs-
reiche Geschichte aus den
Geheim-
akten der Küstenpolizei eines
Weltbafens. (V.3200
Dazu das reichh. Beiprogramm.
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20 Uhr, im
Hör=
ſaal 326 der Techn.
Hochſchule (Eing.:
Weſtportal);
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des Herrn Dipl.=
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„Bergfahrten in der
Berninagruppe‟.
Die Mitglieder der
Sektion. Darmſtadt
ſind frdl. eingelad.
Gäſte ſind willkom.
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Diejenigen Wähler der Deutſchen
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folge Krankheit oder körperlicher
Gebrechen nicht zum Wahllokal
gehen können, werden durch unſeren
Autoſchlepperdienſt abgeholt.
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zeitige Anmeldung wird erbeten.
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bekanntge-
gebene Bockbierfest ist auf 31. März und 1. u. 2. April
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verschoben, da auf den 12. März der Volktrauertag fällt.
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Af3
ASS
Klrchstr. 3
Großes Haus 19 bis ges 2 Uhr
Hesisches Hesenland 119
Landestheater
Sonntag
5. März 1933
Zusatz WV,7
KleinesHaus 19.30 bis geg. 22.15
Die Blume von Hawai
Operette von Abraham
Preise 0.70—5.50 Mk.
Die Marguise von O
Schauspiel von Ferd. Bruckner
Preise 0.70—3.80 Mk.
Wir fordern:
Erhaltung der Sozialverſicherung
durch Reform an Haupt und Gliedern,
weil uns der Kranke wichtiger iſt als als der
Kranken=
kaſſendirektor u.d der Arbeiter wichtiger als
der Gewerkſchaftsſekretär.
Nationale Wirtſchaftspolitik,
weilnur auf dieſem Wege die Arbeitsloſigkeit
beſeitigt werden kann.
Sozial iſt, wer Arbeit ſchafft,
wer kämpft für Arbeit und Brot.
Dies Ziel zu erreichen helft all' mit, wählt
Kam
Weiß=Rot
3239)
Liſte (
MUSKKVEREIN
Montag, den 13. März 1932, 20 Uhr,
im Großen Haus
DIE SCHOPFUNO
VONJOS. HAVDN
Solisten: Hilde Wesselmann, Hans
Hoeflin, Theo Herrmann
Preise: 1 bis 4.50 RM.,
Kartenver-
kauf Buchhandlung Bergsträßer
Hauptprobe: Sonntag, 12. März,
11½ Uhr, nur für Mitglieder, (31sob
Infolge der großen Nachfrage Wiederholung des Vortrages
„Schmackhafte
Mehl- und Eierspeisen
in der Gasküche‟
am Donnerstag, den 9. März 1933, abends 8 Uhr
im Vortragssaal des städtischen Gaswerks,
Elisabethen-
straße 25½.— Eintrittskarten kostenlos dort erhältlich.
Direktion der städtischen Betriebe