Einzelnummer 15 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 36
Sonntag, den 5. Februar 1933.
196. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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aufträse und Teiſſung von Schadenerſatz. Bei!
Konkurs oder gerſchilſcher Beltreibung fäll jeder
Nabatt weg. Banktonto Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Naiſonalbank.
Machtkämpfe um Preußen.
Preußen=Parlamenk lehnk Selbſtauflöſung ab. — Auch im Drei=Männer=Kollegium keine Mehrheit
für die Auflöfung. — Auflöſung durch Nokverordnung will die preußiſche Hoheitsregierung
mik einer neuen Klage vor dem Stgatsgerichtshof beankworken.
des Drei=Männer=Kollegiums zu erzwingen. Aber dieſer Weg
wäre genau ſo zeitraubend wie der erſte. Unter dieſen Umſtän=
Was nun?
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Verſuch einer Auflöſung des Preußiſchen Landtags iſt
am Samstag erſt einmal mißlungen, obwohl er gleichzeitig auf
zwei verſchiedene Weiſen unternommen wurde. Zunächſt ſtand
im Landtag der Antrag der Nationalſozialiſten auf
Selbſtauf=
löſung zur Debatte. Die Entſcheidung lag von vornherein bei
den Kommuniſten, die ſich aber bis zur Abſtimmung über ihre
Abſichten in ein geheimnisvolles Dunkel hüllten, ſchließlich aber
doch mit „Nein” herausrückten. Damit war die erſte Schlacht
eigentlich geſchlagen.
Das Drum und Dran war nur ein vorweggenommener
Wahl=
kampf, hauptſächlich zwiſchen Nationalſozialiſten und
Sozialdemo=
kraten, der teilweiſe ſehr ſtürmiſche Formen annahm und zur
zweimaligen Unterbrechung der Sitzung führte. Dabei ſpielte
das Protokoll eines Miniſterrats eine Rolle. Danach ſoll die
preußiſche Regierung beſchloſſen haben, für die
Regierungspar=
teien zwei Millionen zu Zwecken der Wahlpropaganda zur
Ver=
fügung zu ſtellen, die unter dem Fonds „zur Bekämpfung des
Verbrechertums” verbucht werden ſollten, wie es heißt, aus
etatstechniſchen Gründen, da dieſer Fonds der Nachprüfung durch
die Oberrechnungskammer nicht unterſteht. Severing, der immer
noch Miniſter der Hoheitsregierung iſt, bemühte ſich vergeblich
um eine Rechtſertigung. Die Nationalſozialiſten ließen ihn
ein=
fach nicht zu Worte kommen, ſo daß die Sitzung deswegen
zwei=
mal unterbrochen werden mußte.
Die Abſtimmung
ergav dann die Ablehnung des nationalſozialiſtiſchen Antrags auf.
Auflöſung des Landtags mit 214 Stimmen des Zentrums, der
Sozialdemokraten, der Staatspartei und der Kommuniſten gegen
196 Stimmen der Nationalſozialiſten, der Deutſchnationalen, der
Deutſchen Volkspartei, der Chriſtlich=Sozialen und des Deutſch=
Hannoveraners. Für die Annahme des Antrags wären 212
Stim=
men erforderlich geweſen. Damit war alſo der erſte
verfaſſungs=
mäßige Weg — der über den Landtag — verſperrt.
Als zweiter Ausweg blieb noch die Auflöſung
duich das Drei=Männer=Kollegium.
das noch während der zweiten Landtagspauſe in Gegenwart des
preußiſchen Miniſterpräſidenten Otto Braun zuſammentrat. Man
hatte noch am Freitag abend angenommen, daß der
Reichskom=
miſſar von Papen das Recht der Repräſentation in dieſem
Kolle=
gium für ſich beanſpruchen würde, womit dann zweifellos eine
Mehrheit für die Auflöſung geſichert geweſen wäre. Aber dieſer
Weg ſchien dem Reichskommiſſariat nicht ratſam, da nach dem
Urteil des Staatsgerichtshofs in der Verfaſſungsklage Preußen
gegen das Reich der früheren Preußenregierung die Vertretung
des Landes Preußen gegenüber dem Parlament, alſo auch in
dem Drei=Männer=Kollegium zuſteht. Auch die „Kronjuriſten”
ſcheinen abgewunken zu haben, ſo daß Herr von Papen von
ſei=
nem urſprünglichen Plan Abſtand nahm. Daß Herr Braun
mit Adenauer gegen Kerrl ſtimmte, war vorauszuſehen.
Die Landkagsauflöſung iſt auch hier geſcheitert.
Während der Sitzung dieſes Kollegiums hat Dr. Adenauer
folgende Erklärung abgegeben:
„Eine Auflöſung des Landtages auf grund des Artikels 14
der preußiſchen Verfaſſung ſetzt voraus, daß lebenswichtige
In=
tereſſen des Landes Preußen auf andere Weiſe als durch Auflöſung
und Neuwahl des Landtages nicht genügt werden kann. Ich kann
nicht anerkennen, daß dieſer Fall vorliegt. Die gegenwärtige
Ver=
teilung der Regierungsgewalt in Preußen zwiſchen
Staatsregie=
rung und Reichskommiſſar ſchädigt zwar unbedingt lebenswichtige
Intereſſen Preußens und ſie kann nach Lage der Sache allein durch
die Wahl eines Miniſterpräſidenten durch den Landtag beſeitigt
werden. Ich habe aber guten Grund für die Annahme, daß dieſe
Wahl durch Auflöſung und Neuwahl des Landtages nicht
beſchleu=
nigt, ſondern im Gegenteil verzögert und eventuell erſchwert wird.
Ich ſpreche mich deshalb gegen die Auflöſung des Landtages aus.”
Der preußiſche Miniſterpräſident Braun hat ſeine ablehnende
Haltung u. a. mit dem Hinweis darauf begründet, daß zurzeit nicht
die geringſte Veranlaſſung für die preußiſche Politik vorliege, den
Landtag aufzulöſen. Insbeſondere ſei eine Reichstagsauflöſung
kein Anlaß dafür, auch das preußiſche Parlament neu zu wählen,
zumal er, der Miniſterpräſident, der Meinung ſei, daß auch die
Reichstagsauflöſung im jetzigen Augenblick nicht unbedingt
not=
wendig geweſen ſei. Parlamentsauflöſungen in dieſer Zeit würden
zu nichts anderem als zur Beunruhigung der Bevölkerung führen,
die auf jeden Fall vermieden werden müſſe. Die Auflöſung ſei
auch deshalb nicht zu erſtreben, weil eine weſentlich andere
Zu=
ſammenſetzung des Parlaments bei Neuwahlen zurzeit nicht zu
er=
warten ſei.
Nachdem nun die Auflöſung des Landtags
ſo=
wohl am Landtag ſelbſt als auch im Drei=Männer=Kollegium
geſcheitert iſt, bliebe nach der Verfaſſung noch
der Weg eines Volksentſcheids, der aber viel zu
zeit=
raubend iſt. Es bliebe auch noch der Weg einer Neuwahl
der Kreis= und Provinziallandtage, um auf dieſe
Weiſe eine Aenderung im Staatsrat und ſo auch im Präſidinm
den iſt die Behauptung der Nationalſozialiſten
von beſonderem Intereſſe, daß
die Auflöſung des Landkags unker allen Umſtänden
geſichert
ſei. Die Reichsregierung ſcheint entſchloſſen zu ſein, andere Mittel
zur Anwendung zu bringen. Danach ſcheint man in
Regierungs=
kreiſen an ein Eingreifen des Reichspräſidenten
auf Grund des Artikels 48 zu denken. Es verlautet aber
auch, daß der Reichskommiſſar von Papen für ſich
das Recht der Auflöſung in Anſpruch nimmt, um
ſich dann von dem neuen Landtag Idemnität erteilen zu laſſen.
Im Regierungslager ſcheint man ſich aber über die
verfaſſungs=
rechtlichen Erwägungen, wie vorgegangen werden ſoll, noch nicht
ſchlüſſig zu ſein. Die endgültige Entſcheidung über
die Art der Auflöſung wird erſt in der kommenden
Woche fallen.
Zunächſt Auflöſung der kommunalen
Bertrelungs=
körperſchaften.
Inzwiſchen hat die preußiſche kommiſſariſche Regierung alle
kommunalen Vertretungskörperſchaften aufgelöſt und die
Neu=
wahlen für den 12. März angeordnet. Wie es in der amtlichen
Mitteilung heißt, ergebe ſich die Rechtsgrundlage dieſer
Auf=
löſungsverordnung aus den einzelnen
Gemeindeverfaſſungs=
geſetzen, in denen das Staatsminiſterium ermächtigt fei, durch
Verordnung gemeindliche Vertretungskörperſchaften aufzulöſen.
Zur Verbilligung der hierdurch erforderlich werdenden
Neu=
wahlen habe das Staatsminiſterium (Kommiſſare des Reiches)
gleichzeitig beſchloſſen, den Wahltag für die Neuwahlen
ſämt=
licher aufgelöſter kommunalen Vertretungskörperſchaften
einheit=
lich, und zwar ſo feſtzuſetzen, daß die Auslegung der
Wähler=
liſten zugleich mit der Auslegung der Wählerliſten für die
Reichstagswahl erfolgen könne. Als Wahltag iſt demgemäß der
12. März 1933 feſtgeſetzt worden.
Die etwas unklare Formulierung iſt nach unſeren
Erkundi=
gungen ſo zu verſtehen, daß davon alle
Gemeinde=
bertretungen, ebenſo wie die Kreisvertretungen und die
Provinziallandtage betroffen werden. Der Innenminiſter
Goering nimmt für ſich das Recht in Anſpruch, daß er nach
ſtaatsrechtlicher Auffaſſung zu einer ſolchen Verordnung die
Vollmacht habe. Von ſeiten der Weimarer
Koali=
tion wird eine derartige Auslegung beſtritten,
mit der Behauptung, daß eine Auflöſung der
Provinzialland=
tage außerhalb der normalen Wahlperiode nur erfolgen könne
durch ein Geſetz, das der Landtag mit Zuſtimmung des
Staats=
rates zu verabſchieden hätte. Vermutlich wird in dieſer
An=
gelegenheit von der Weimarer Koalition wieder der
Staatsgerichtshof angerufen werden. Die
kommiſ=
ſariſche Preußenregierung hat ſich aber vorſichtshalber in ihrer
Verordnung auf die Dietramszeller Notverordnung
des Reichspräſidenten berufen. Danach wird die
Auf=
löſung der Kommunalvertretungen mit
Er=
ſparnisrückſichten begründet.
Neue Preußen=Kommiſſare.
Hugenberg für Landwirkſchaft und Wirtſchaft.
Ruſt für Kulkus.
Berlin, 4. Februar.
Der Reichskommiſſar für das Land Preußen hat den
Reichs=
miniſter a. D. Freiherrn v. Braun von der Wahrnehmung der
Ge=
ſchäfte des preußiſchen Miniſteriums für Landwirtſchaft, Domänen
und Forſten, den Univerſitätsprofeſſor D. Dr. Kähler von der
Wahrnehmung der Geſchäfte des preußiſchen Miniſteriums für
Wiſ=
ſenſchaft, Kunſt und Volksbildung und den Miniſterialdirektor
a. D. Dr. Ernſt von der Wahrnehmung der Geſchäfte des
preu=
ßiſchen Miniſteriums für Wirtſchaft und Arbeit entbunden.
Zu ſeinem Stellvertreter für den Geſchäftsbereich des
Mini=
ſteriums für Landwirtſchaft, Domänen und Forſten und für den
Geſchäftsbereich des Miniſteriums für Wirtſchaft und Arbeit hat
der Reichskommiſſar für das Land Preußen den Reichsminiſter Dr.
Hugenberg, zu ſeinem Stellvertreter für den Geſchäftsbereich
des Miniſteriums für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung den
Studienrat a. D. Ruſt ernannt und ſie mit der Wahrnehmung
der Geſchäfte dieſer Miniſterien im Rahmen der Verordnung des
Herrn Reichspräſidenten vom 20. Juli 1932 beauftragt.
Neue Skaatsſekrekäre.
An Stelle des ausſcheidenden Staatsſekretärs im
Reichsernäh=
rungsminiſterium, Muſſehl, iſt der deutſchnationale
Landbund=
führer v. Rohr=Demmin zum Staatsſekretär im
Reichsernäh=
rungsminiſterium, und an Stelle des Staatsſekretärs im
Reichs=
wirtſchaftsminiſterium, Schwartzkopf, der deutſchnationale
Reichs=
tagsabgeordnete Bang zum Staatsſekretär ernannt worden.
* Die Woche.
Der Aſpekt der deutſchen Innenpolitik hat ſich wieder
ein=
mal, und zwar buchſtäblich über Nacht, gründlichſt gewandelt.
Das Kabinett Schleicher iſt geſtürzt und an ſeine Stelle trat die
neue Regierung Hitler—Papen—Hugenberg, die neue Regierung,
die ſich ſelbſt das „Kabinett der nationalen Konzentration”,
nennt. Die enthuſiaſtiſche Begrüßung der neuen Regierung durch
einen großen Teil der deutſchen Oeffentlichkeit enthebt aber doch
nicht den Chroniſten der Pflicht, über dieſe neueſte Entwicklung
der Dinge bei uns nachdenkliche Betrachtungen anzuſtellen,
Man hat in den letzten Monaten viel davon geſprochen, daß
eine Regierung ohne den notwendigen Rückhalt im Volk nicht
arbeiten könne. Darüber fiel Herr v. Papen vor knapp einem
Vierteljahr, darüber ſtürzte jetzt die Regierung Schleicher, bevor
ſie noch irgendwelche Möglichkeiten zu praktiſcher Arbeit gehabt
hätte. Hat die neue Regierung, die unter der Leitung des
nationalſozialiſtiſchen Führers ſteht, nun einen ſtärkeren
Rück=
halt im Volk als ihre Vorgängerinnen? Bei oberflächlicher
Be=
trachtung wird man geneigt ſein, dieſe Frage ohne weiteres zu
bejahen. Hinter dieſer neuen Regierung ſtehen ja die Millionen
Anhänger der Nationalſozialiſtiſchen Partei, hinter ihr ſtehen
die Deutſchnationalen und nicht zuletzt die geſunde und kräftige
Bewegung des Stahlhelm. Hinter dieſer Regierung ſteht auch
die gewaltige Autorität des vom ganzen deutſchen Volk
ver=
ehrten greiſen Reichspräſidenten. Alſo eine unſtreitig
außer=
ordentlich ſtarke Regierung, die bei zielbewußter Arbeit
möglicher=
weiſe — und das will bei unſeren Verhältniſſen wahrlich viel
heißen — ſogar über eine Mehrheit im deutſchen Reichstag
ver=
fügen wird, da kaum anzunehmen iſt, daß das Zentrum ſich
unter den gegenwärtigen Verhältniſſen poſitiver nationaler
Auſ=
bauarbeit grundſätzlich verſagen würde. Aber eine ſolche
Auf=
rechnung iſt zunächſt leider doch nur rein äußerlich. Die
Er=
fahrung hat noch immer gezeigt, daß mit dem parlamentariſchen
Rechenſtift allein eine folgerichtige poſitive Politik in ſchwierigen
Zeiten nicht durchgeführt werden kann. Es ſollte uns doch
nach=
denklich ſtimmen, daß juſt zu derſelben Zeit, zu der in
Deutſch=
land das Kabinett der Nationalen Konzentration gebildet wurde,
in Frankreich die Regierung Boncour prompt
auseinander=
brach, als es ſich darum handelte, die erſten praktiſchen
Maß=
nahmen zu treffen; eine Regierung, der noch wenige Tage
vor=
her das franzöſiſche Parlament mit einer für unſere
Verhält=
niſſe geradezu phantaſtiſchen Mehrheit ſein Vertrauen bekundet
hatte. Es kommt nun einmal nicht allein darauf an,
ziffern=
mäßig möglichſt ſtarke Gruppen in einer Regierung
zuſammen=
zufaſſen, ſondern entſcheidend für die Stärke oder Schwäche
einer Regierung iſt der Grad ihrer inneren
Geſchloſſen=
heit. Daraus ergeben ſich zwangsläufig die Bedenken gegen
jede parlamentariſche Regierung in Augenblicken, in denen es
ſich darum handelt, durch tief einſchneidende Maßnahmen
wirk=
licher Not des Staates zu ſteuern.
Jede Staatskunſt ſetzt das vernünftige Kompromiß voraus.
Das auszuſprechen iſt heute gewiß nicht populär. Wir ſind bei
uns nur allzuſehr geneigt, unſere Sorgen und unſere Nöte
auf eine zu weitgehende Kompromiſſelei zurückzuführen und in
der Volksverſammlung erntet der den größten Beifall, der mit
möglichſter Entſchiedenheit die Abkehr von jedem Kompromiß
in der Politik fordert. Auch dieſe Einſtellung hat, wie das ja
immer der Fall iſt, einen Kern innerer Berechtigung. Wir
haben in der Tat uns in der Vergangenheit vielzuviel auf
faule Kompromiſſe eingelaſſen, weil die Parteien ſich auf
einen geraden praktiſchen Weg nicht einigen konnten, und
des=
wegen in leider nur allzuvielen Fällen das Handeln überhaupt
unterblieb. Alles das aber ändert doch nichts an der Tatſache,
daß wahre Staatskunſt ohne ein Kompromiß, das die
verſchie=
denen ſich widerſtreitenden Intereſſen nach Möglichkeit unter
einen Hut bringt, einfach nicht zu denken iſt. Wir haben ja im
modernen Staat nicht nur landwirtſchaftliche Bevölkerung, nicht
nur Induſtriearbeiter, nicht nur Handwerker und
Gewerbe=
treibende, ſondern alle dieſe Stände und Berufsgruppen haben
das gleiche Recht auf ſorgfältigſte Berückſichtigung ihrer
Inter=
eſſen durch den Staat und ſeine Führung. Bei dem Widerſtreit
der Intereſſen heißt das nun einmal nichts anderes, als daß in
den ſeltenſten Fällen die Wünſche des einen oder des anderen
Standes hundertprozentig erfüllt werden können, ſondern daß
eine kluge Politik darauf hinausläuft, im Wege des
Kom=
promiſſes berechtigte Intereſſen der einen oder der anderen
Gruppe jeweils ſoweit zu fördern, als dies ohne Verletzung
von Lebensintereſſen anderer Gruppen möglich iſt. Hier gehen
die Erforderniſſe der Staatspolitik und der Parteipolitik mit
logiſcher Notwendigkeit auseinander, denn die Partei muß ihrem
Weſen nach hundertprozentig ſein, d. h. ihre Anhänger
ver=
langen von ihr, daß ihre Wünſche hundertprozentig vertreten
werden. Verantwortungsbewußte Parteien haben dieſe Wünſche
ihrer Anhänger nicht immer ganz erfüllt, mit dem Erfolg, daß
ihnen ihre Anhänger davongelaufen ſind, infolgedeſſen ſind
große Maſſenparteien ſtets in beſonderem Maße Gefangene
ihrer eigenen Agitation, ſolange ſie nicht ſchwere Rückſchläge im
Intereſſe des Staates zu riskieren bereit ſind.
Der Sinn der autoritären Staatsführung, über die in den
letzten Monaten ſoviel geſprochen worden iſt, liegt alſo darin,
die Staatsführung freizumachen von den Feſſeln der
Partei=
politik, da man mit Recht der Auffaſſung iſt, daß nur durch eine
ſolche innere Loslöſung entſchloſſenes vernünftiges Handeln
er=
möglicht wird. Mehr und mehr begann im deutſchen Volk das
Verſtändnis zu erwachen für die Notwendigkeit einer ſolchen
autoritären Staatsführung, bis man jetzt von ihr über Nacht
wieder abging. Man mag über die Parteien, die hinter der
neu gebildeten Regierung ſtehen, denken wie man will, daß die
neue Reichsregierung eine Parteiregierung iſt, wird niemand
ernſthaft beſtreiten wollen. Die Regierung Hitler-Papen—
Hugenberg iſt eine Regierung der Parteien der Harzburger
Front, was ja auch deutlich dadurch zum Ausdruck kommt, daß
deren Führer die maßgebenden Poſten innerhalb der neuen
Regierung übernommen haben. Die Männer der neuen
Regie=
rung, insbeſondere auch Herr v. Papen, werden alfo
Verſtänd=
nis dafür haben müſſen, daß dieſe Abkehr von der autoritären
Staatsführung gerade in den Kreiſen zum mindeſten zunächſt
Bedenken erregen muß, die ſeiner Zeit die entſchloſſene Abkehr
des Herrn v. Papen von der rein parlamentariſchen
Regierungs=
form begrüßt haben.
Wichtiger aber noch als dieſe grundſätzlichen Erwägungen iſt
die Frage für das deutſche Volk, ob die innere Geſchloſſenheit
Seite 2 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. Februar 1933
dieſer neuen Regierung ſo groß iſt, daß ſie wirklich in der Lage
iſt, die Maßnahmen von kaum abſehbarer Tragweite, die im
Iutereſſe des deutſchen Volkes nunmehr endlich notwendig ſind,
zu treffen und auch durchzuführen. Ob dies der Fall iſt,
ver=
mag heute mit Beſtimmtheit noch niemand zu ſagen. Wir
müſſen es hoffen im Intereſſe des deutſchen Volkes, wir müſſen
hoffen, daß die Männer der neuen Regierung innerlich ſtark
genug ſind, daß ſie ihr Handeln nicht durch parteipolitiſchen
Phraſennebel beeinfluſſen laſſen.
Um ſo bedenklicher iſt es, daß die erſte Tat der neuen
Regierung ja wahrlich nicht danach angetan iſt, dieſe Hoffnung
zu verſtärken. Daß der am 6. November gewählte Reichstag
ebenſo arbeitsunfähig war wie ſeine Vorgänger, und daß ihm
daher kaum irgend jemand eine Träne nachweinen wird, iſt
ſchon oft genug feſtgeſtellt worden. Daran ändert ja auch die
Auflöſung dieſes Reichstags und die Ausſchreibung von
Neu=
wahlen grundſätzlich nicht das geringſte. Mit um ſo größerem
Recht erwartet alſo das deutſche Volk von den Männern der
neuen Regierung, die ja immer die Untätigkeit der früheren
Regierungen beſonders ſcharf kritiſiert hatten, ein unmittelbar
einſetzendes entſchloſſenes Handeln, ein Handeln, das
ins=
beſondere im Intereſſe unſerer Wirtſchaft keine noch ſo geringe
Verzögerung mehr verträgt. Anſtatt deſſen aber hat man dieſe
Möglichkeit zu entſchloſſenem Handeln zunächſt einmal um
mindeſtens fünf Wochen vertagt und Neuwahlen ausgeſchrieben,
durch die praktiſch kaum etwas geändert wird, die aber
natur=
gemäß von neuem alle im deutſchen Volk vorhandenen Gegenſätze
aufrühren und verſchärfen. Man wird gewiß dafür Verſtändnis
haben, daß eine Regierung zur Durchführung entſcheidender
Maßnahmen Zeit braucht, und wir haben das ja gerade bei den
früheren Regierungen ſtets weitgehendſt berückſichtigt. Durch
Wahlen aber kann ſich nun einmal, ſo wie die Dinge in
Deutſch=
land liegen, eine Regierung ihre Exiſtenz nicht auf Jahre
hin=
aus ſichern. Nur durch entſchloſſene Taten kann dies geſchehen,
und auf dieſe entſchloſſenen Taten wartet jetzt das deutſche
M.
Volk.
Keine Einigung im Fernoſk=Konflikk.
Die neuen japaniſchen Vorſchläge
vom 19er=Ausſchuß abgelehnk.
Genf, 4. Februar.
Am Samstag vormittag trat nach längerer Pauſe der
Neun=
zehner=Ausſchuß des Völkerbundes zur Behandlung des
japaniſch=
chineſiſchen Streitfalles wieder einmal zuſammen. Bekanntlich
war er einberufen worden, um die bisher geleiſtete
Redaktions=
arbeit des von ihm eingeſetzten Neuner=Ausſchuſſes zu prüfen.
Dieſer Neuner=Ausſchuß hat in den beiden letzten Wochen die
erſten drei Teile des Berichtentwurfs für den Völkerbund
fertig=
geſtellt, die eine Schilderung der Entwicklung des japaniſch=
chine=
ſiſchen Streits, die Schlichtungsverſuche des Völkerbundes ſowie
die Schlußfolgerungen aus dieſen Tatbeſtänden enthalten. Die
heutige Sitzung ſollte zunächſt die Ausſprache über die Geſtaltung
des vierten Teils des Berichts, der Empfehlungen der
Völker=
bundsverſammlung, einleiten.
Im Verlauf der Sitzung, die, wie alle Zuſammenkünfte des
Ausſchuſſes in der letzten Zeit, unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit
ſtattfand, machten der Generalſekretär des Völkerbundes, Sir Erice
Drummond, ſowie der Vorſitzende des Ausſchuſſes, Bourquin, der
den abweſenden belgiſchen Außenminiſter Hymans vertritt,
Mit=
teilung von ihren kürzlich geführten Beſprechungen mit dem
japa=
niſchen Vertreter Matſuoko der ihnen in den letzten Tagen gewiſſe
neue Anweiſungen ſeiner Regierung hinſichtlich der japaniſchen
Einſtellung zum Entſchließungsentwurf des Neunzehner=
Ausſchuſ=
ſes vom Dezember 1932 bekanntgegeben hatte. Es ſtellte ſich nun
freilich heraus, daß dieſe neuen japaniſchen Anweiſungen nicht
weſentlich von der früheren Haltung Japans abweichen, ſondern
lediglich ein formales Entgegenkommen bilden. Darauf ſind dieſe
neuen japaniſchen Vorſchläge vom Ausſchuß einſtimmig abgelehnt
worden, wobei, wie beſonders hervorgehoben zu werden verdient,
auch England — von deſſen Vermittlerrolle in den letzten Tagen
man in Genf viel ſprach — eine ablehnende Haltung einnahm.
Bei der ſich daran anſchließenden Ausſprache über den
vier=
ten und wichtigſten Teil des Berichts, die Empfehlungen
des Völkerbunds, einigte man ſich zunächſt darüber, daß
die im 9. Kapitel des Lytton=Berichts aufgeſtellten zehn
Grund=
ſätze die Grundlage dieſer Empfehlungen bilden könnten. Als
man jedoch die Frage aufwarf, welches Verfahren im einzelnen
die Empfehlungen den Parteien vorſchlagen ſollten, ergab ſich,
daß die Mitglieder des Ausſchuſſes in dieſer
Be=
ziehung keine konkreten Vorſchläge machen
konnten. Ueber dieſe Frage ſoll deshalb in einer auf
Mon=
tag vormittag anberaumten Sitzung des Neunzehner=Ausſchuſſes
weiter verhandelt werden.
*
Wee Wiederaufeichtang des Aatotnm
in der Erziehung.
Von Akademieprofeſſor Körber, Frankfurt a. M.
Vom 5. bis 11. Februar findet die diesjährige
Reichserziehungswoche ſtatt, die der Evang.
Reichselternbund in Verbindung mit anderen
Or=
ganiſationen und Verbänden der Lehrerſchaft, der
Frauenbewegung, der Arbeitnehmer, der
Jugend=
pflege und der ſozialen Arbeit veranſtaltet. Das
Thema der Reichserziehungswoche 1933 lautet: „Für
Neubegründung der Autorität in der Erziehung!” In
zahlreichen Verſammlungen über das ganze Reich
hin wird dieſe entſcheidungsſchwere Frage unſeres
geiſtigen und nationalen Lebens erörtert werden.
Die allgemeine Wirtſchaftsnot, die zu einer
Weltwirtſchafts=
kriſe geworden iſt, hat den Blick für die beſonderen Nöte unſeres
Volkes getrübt. Erſchreckend groß iſt noch immer die Zahl derer,
die in unſerer verzweifelten Wirtſchaftslage die Urſache aller
an=
deren Volksübel ſehen und von der finanziellen Beſſerung einen
grundſätzlichen Wandel auch in unſerem geiſtigen und politiſchen
Leben erwarten. Nur allmählich dringt in unſerem Volke die
Er=
kenntnis vor, daß wir im Ringen um die endgültige Geſtaltung
unſeres Staats= und Rechtslebens an einem Wendepunkt
ange=
langt ſind. Dagegen blieb der Oeffentlichkeit faſt ganz
verbor=
gen, daß wir auch auf dem Gebiete der Erziehung in einer Kriſe
ſtehen, deren Ausgang für die Zukunft unſeres Volkes und
be=
ſonders des heranwachſenden Geſchlechts beſtimmend ſein wird.
Die innere Unſicherheit in erzieheriſchen Dingen hat ihren
tiefſten Grund darin, daß man keine Vollmacht zur Erziehung
mehr in ſich ſpürt. Eine Erziehung ohne Autorität iſt aber
un=
denkbar. Es gilt daher, die Autorität in der Erziehung neu zu
begründen und die Anerkennung echter Autorität in unſerem
Volk in allen ſeinen Ordnungen wieder aufubauen und bewußt
zu machen. Die Aufgabe iſt umſo dringlicher, als unſere Jugend
ſelbſt leidenſchaftlich nach Autorität ruft und in der Gefahr ſteht,
haltlos zu verſinken oder durch die Bindung an unechte
Autori=
täten ihre innere Freiheit zu verlieren. Solche unechten
Autori=
täten ſind alle „Werte”, die der Menſch ſich ſelbſt als Autoritäten
ſetzt, weil er ſie für die höchſten hält. Denn nicht der Menſch iſt
das Maß aller Dinge. Dieſer Glaube entſpringt einem unter uns
weitverbreiteten Selbſtändigkeitswahn, der — ſich ſelbſt Geſetz—
des Glaubens lebt, den Weltenlauf von ſich aus meiſtern und die
Welt nach ſeinem Bilde geſtalten zu können. Auch unſere
Er=
ziehung in Haus und Schule, in Gemeinde und Staat iſt weithin
dieſem Wahn verfallen und aus dem verführeriſchen Glauben an
die Selbſtherrlichkeit des Menſchen, des Erziehers wie des Kindes,
Vom Tage.
Reichskanzler Adolf Hitler ſprach am Freitag abend auf
Ein=
ladung des Reichswehrminiſters von Blomberg vor einem
größe=
ren Kreiſe Reichswehroffiziere über die Ziele ſeiner Politik.
Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums betrug die
ſchwebende Schuld des Deutſchen Reiches am 31. Dezember 1932
1836,2 Millionen RM. gegenüber 1828,5 Millionen RM. am 30.
November 1932.
Im Reichsverkehrsminiſterium übergab
Reichsverkehrsmini=
ſter Freiherr Eltz von Rübenach dem Reichsminiſter Goering als
Reichskommiſſar für die Luftfahrt die Luftfahrtabteilung des
Reichsverkehrsminiſteriums.
Der Referent bei der Vereinigten Preſſeabteilung der
Reichs=
regierung, von Boſe, iſt zum Oberregierungsrat und Leiter der
Preſſeſtelle des preußiſchen Staatsminiſteriums ernannt worden.
Der bisherige Leiter der Preſſeſtelle des preußiſchen
Staatsmini=
ſteriums, Oberregierungsrat Dr. von Carlowitz, iſt in den
einſt=
weiligen Ruheſtand verſetzt worden.
An Stelle des abberufenen Oberſten Majewſki iſt der
Poli=
zeioberſtleutnant von Zeppelin zum Leiter der Perſonalabteilung
für die preußiſche Schutzpolizei ernannt worden.
Polizeihaupt=
mann Rath wurde zu ſeinem Hilfsarbeiter ernannt.
Das braunſchweigiſche Staatsminiſterium hat die Auflöſung
der braunſchweigiſchen Stadtverordnetenverſammlung
ausgeſpro=
chen. Als Termin für die Neuwahl hat der Staatsbeauftragte
den 5. März 1933 beſtimmt.
Der deutſche Geſandte Dr. Zechlin hat dem mexikaniſchen
Prä=
ſidenten Rodriguez ſein Beglaubigungsſchreiben überreicht.
Das lettiſche Parlament verwarf mit großer
Stimmenmehr=
heit die vom Bildungsminiſter ausgearbeitete Geſetzesvorlage über
die Auflöſung der vom Staate und den Kommunen unterhaltenen
höheren und Mittelſchulen der Minderheiten. Das Kabinett
Skujenieks kündigte darauf ſeinen Rücktritt an.
Im römiſchen Spionageprozeß gegen den franzöſiſchen
Profeſ=
ſor Eydoux und ſeine Stenotypiſtin Bonnefont wurden der
Pro=
feſſor zu fünf Jahren und das Fräulein zu drei Jahren vier
Mo=
naten Gefängnis verurteilt. Beiden wurde auf Grund der letzten
Amneſtie ein Nachlaß von drei Jahren gewährt.
Der franzöſiſche Außenminiſter Paul=Boncour hatte am
Samstag eine Unterredung mit dem franzöſiſchen Geſandten in
Wien, Claudel, die ſich auf die Waffentransportaffäre von
Hir=
tenberg und die damit im Zuſammenhang ſtehenden diplomatiſchen
Verhandlungen mit den intereſſierten Mächten bezogen haben ſoll.
Minderheikenfeindliches Schulgeſekz
abgelehnk.
Rückkrikt des letkländiſchen Kabinetks.
Riga, 4. Februar.
Der Geſetzentwurf des lettländiſchen Unterrichtsminiſters,
der eine Lettifizierung der Minderheiten=Mittelſchulen bezweckte,
wurde am Freitagſpätabend vom lettländiſchen Parlament mit
64 gegen 24 Stimmen abgelehnt. Daraufhin iſt das geſamte
Kabinett Skujenieks zurückgetreten.
Mit der Ablehnung des Schulgeſetzes iſt ein ſchwerer Schlag
gegen die Minderheiten abgewehrt worden.
Haager Voreniſcheidung im Pleß=Skreik.
Haag, 4. Februar.
Der Internationale Gerichtshof hat am Samstag vormittag
eine Vorentſcheidung in dem deutſch=polniſchen
Pleß=Streit bekanntgegeben, der im Mai v. J. von
Deutſch=
land im Haag anhängig gemacht wurde. Die polniſche
Regie=
rung hatte den Einwand der Unzuſtändigkeit des Haager
Gerichtshofs erhoben. Der Gerichtshof hat unter Zurückweiſung
des polniſchen Einwands entſchieden, daß er ſeine
Stellung=
nahme zu dieſem Einwand mit dem Verfahren zur Hauptſache
verbindet, um in ein und demſelben Urteil zugleich über den
Einwand zu entſcheiden.
Bei dem deutſch=polniſchen Pleß=Streit, in dem die
öffent=
lichen mündlichen Verhandlungen bereits Anfang November
1932 im Haag ſtattfanden, handelt es ſich um eine Klage, die
die deutſche Regierung auf Grund des Genfer Abkommens zum
Schutze der Minderheiten gegen die polniſche Regierung wegen
ſtarker finanzieller Schädigungen der Güterverwaltung des
Fürſten Pleß in Oſt=Oberſchleſien durch polniſche
Willkürhand=
lungen einreichte. In dieſer Klage wurde Einſpruch dagegen
erhoben, daß die polniſchen Behörden unter Mißbrauch der
Steuergeſetze einen ſtarken wirtſchaftlichen Druck auf den Fürſten
Pleß bzw. auf die fürſtlich Pleſſiſche Güterverwaltung
aus=
übten, indem ſie bei der Veranſchlagung dieſer Beſitzungen und
Einkünfte für die Jahre 1925 bis 1930 ſo überſpannte
For=
derungen ſtellten, daß die davon Betroffenen wirtſchaftlich
ruiniert zu werden drohten.
falſche Wege gegangen. Sie haben dahin geführt, daß die
Autori=
tät in der Erziehung aufs ſchwerſte erſchüttert wurde, und daß
viele Erzieher keine Möglichkeit zu ihrer klaren Begründung mehr
ſehen.
So iſt die Frage nach der Autorität zur
Kern=
frage der Erziehung geworden. Ein neues
Erziehungsden=
ken nimmt von hier ſeinen Ausgangspunkt. Man beſinnt ſich
wie=
der darauf, daß alle menſchliche Autorität ihre Quelle und ihren
Urſprung in der göttlichen Autorität hat. Auch die Autorität des
Erziehers iſt nicht Eigen=Autorität, ſondern „
Lebensautori=
tät”, verliehen mit einem Auftrag Gottes, und daher Herrſchaft
und Dienſt zugleich. Damit iſt jede Erziehung ausgeſchloſſen, die
nur eine Form der Herrſchaft über den anderen iſt. Wohl iſt
Autorität undenkbar ohne beſtimmte Forderung; aber dieſe
For=
derung ergeht an Erzieher und Kind in gleicher Weiſe. Wir haben
als Eltern, als Lehrer nicht nur einen Anſpruch auf das Kind,
ſondern das Kind hat auch einen Anſpruch auf uns. So wird
Autorität erkannt als eine Beziehung; eine Beziehung, die aber
allein von Gott aus lebendig wird. Echte Autorität kann man
nicht äußerlich zur Schau tragen und nach Belieben anziehen oder
ablegen. Jede bewußte Sichtbarmachung und äußerliche Betonung
der Autorität im Menſchen ſtände im Widerſpruch zu der
verbor=
genen Majeſtät Gottes, die in der Beziehung zwiſchen Erzieher
und Kind immer wieder neu erfahren werden muß und zugleich
den Abſtand wie die Verbundenheit beider begründet.
Aus dem Bewußtſein dieſer letzten Verantwortung erfährt
das Verantwortungsbewußtſein des Erziehers für das ihm
be=
fohlene Kind die ſtärkſten Antriebe. Er ſieht in ihm das Geſchöpf
Gottes; das bewahrt ihn davor, zu idealiſieren oder zu
vergött=
lichen, und das nötigt ihn ebenſoſehr, den werdenden und
reifen=
den Menſchen ganz ernſt zu nehmen. Er weiß um ſeine eigene
Unvollkommenheit; das bewahrt ihn vor Selbſtſicherheit und
Ueberheblichkeit und nötigt ihn, ſeine Erziehungsarbeit an den
Ergebniſſen pädagogiſcher Forſchung und Lehre immer wieder
nachzuprüfen. Der Erzieher, der ſeine Vollmacht nicht von ſich
ſelbſt nimmt, ſondern als verantwortliche Aufgabe aus Gottes
Hand, wird für jede ihm aus der Wiſſenſchaft und aus der
Er=
fahrung gebotene Erziehungshilfe empfänglich und dankbar ſein.
Denn er erfährt in der täglichen Begegnung mit der
Erziehungs=
wirklichkeit, daß unſer Erziehungswerk trotz allem beſten Willen
ewig unzulänglich bleiben wird, daß wir aber die Verantwortung
für unſer Werk zu tragen haben.
Die Verantwortung für den anderen, dem der Erzieher als
Autorität geſetzt iſt, ſchließt die Eigenverantwortung des Kindes
nicht aus. Echte Autorität und Selbſtverantwortung ſind
viel=
mehr ihrem Weſen nach miteinander verbunden. Aus Achtung vor
der Eigenverantwortung des anderen wird echte Autorität mit
zunehmender Reife des jungen Menſchen immer ſtärker
zurücktre=
ten. Denn das Ziel aller autoritären Erziehung iſt die
Einglie=
derung des Einzelnen in die Ordnungen des Lebens und die
ver=
antwortliche Bindung an die Gemeinſchaften, in die er hinein=
Englands Berhalken zu Hitler.
DLondon, im Februar.
England iſt, ebenſo wie die ganze Welt, auf eine
Kanzler=
ſchaft Hitlers ſeit Monaten vorbereitet geweſen und hat ſeit
jeher dieAnſicht vertreten, daß ihm eine„Chance‟
gegeben werden ſollte, zu zeigen, was er leiſten kann.
Dennoch war die Ueberraſchung über die vollzogene Tatſache über
alle Maßen groß, ſämtliche Abendblätter kamen am hiſtoriſchen
Montag mit den deutſchen Ereigniſſen gewidmeten
Rieſenüber=
ſchriften heraus, und ſelbſt die ſonſt die „Frontpage”
beherrſchen=
den Nachrichten vom auſtraliſchen Cricketmatch mußten an dieſem
Tage ganz in den Hintergrund treten. Wie iſt nun die Aufnahme,
die die Kanzlerſchaft Hitlers bei der engliſchen Oeffentlichkeit
ge=
funden hat? Es hieße die Tatſachen falſch darſtellen, wollte man
verheimlichen, daß die Aufnahme eine gemiſchte iſt. Sie ſetzt ſich
in der Hauptſache aus dreierlei Elementen zuſammen: einem regen
Intereſſe für die maleriſche Perſönlichkeit Adolf Hitlers, einer
Be=
friedigung über die nicht rein nationalſozialiſtiſche
Zuſammen=
ſetzung des Kabinetts und einer ziemlich unverhohlenen
Befürch=
tung über die weitere Entwicklung der Dinge in Deutſchland.
Sämtliche Blätter bringen ausführliche Lebensbeſchreibungen.
Hitlers, in denen ſein erſtaunlicher Werdegang in
amerikaniſch gefärbten Schlagwörtern
geſchil=
dert wird: „Der Mann, der einſt ein Malermeiſter war, der den
Krieg, in dem Hindenburg als Feldmarſchall den Oberbefehl
führte, als einfacher Unteroffizier mitgemacht hat, und der nun
zum Kanzler des Deutſchen Reiches geworden iſt!“ — „Es iſt”,
meint die Daily Mail, „die erſtaunlichſte Wandlung, die unſer
Zeitalter je erlebt hat, mit Ausnahme jenes Falles, da ein
ehe=
maliger Eiſenſchmied, genannt Muſſolini, ſich zum Beherrſcher des
modernen Italien aufſchwang.” Andere Blätter weiſen darauf
hin, daß das von Parteihaß und =hader zerſplitterte Deutſchland
heute der feſten Hand eines wirklichen Meiſters der Situation
be=
darf, und ſtellen die Frage, ob Adolf Hitler in der Tat dieſer
Mann ſei? „In der Vergangenheit,” ſchreibt der Evening
Stan=
dard, „iſt er nur zu ofk vor der Verantwortung zurückgeſchreckt.”
Die Befürchtungen, die die engliſche Preſſe angeſichts der
Kanzlerſchaft Hitlers äußert, ſind mannigfach. Die Blätter
zählen all die bekannten Punkte des
Nazipro=
gramms auf und fragen ſich beſorgt, inwieweit
ſie nunverwirklicht werden ſollen: in welchem Maße
wird die Finanzpolitik des Reiches unter der neuen Regierung
eine Veränderung erfahren? Was wird aus den deutſchen
Aus=
landsſchulden werden? Wie weit gedenkt man die Pläne einer
Beaufſichtigung der Banken zu verfolgen? In welcher Weiſe
wer=
den ſich die antiſemitiſchen Tendenzen der Nationalſozialiſtiſchen
Partei in der Praxis der neuen Regierung äußern? Wie wird
die Außenpolitik eines nationalſozialiſtiſchen Deutſchland
aus=
ſehen? Und ſind nicht in mancher Hinſicht, vor allem in den
Ab=
rüſtungsverhandlungen vom Wechſel des deutſchen Regimes
ernſt=
liche Rückſchläge für die geſamte Weltlage zu gewärtigen?
Indeſſen, ſo ausgeſprochen die in bezug auf die kommenden
deutſchen Entwicklungen gehegten Befürchtungen auch ſein mögen,
ſo verhehlt man ſich dennoch nicht, daß der Wechſel der Dinge auf
der Wilhelmſtraße gleichzeitig eine Reihe
beruhigen=
der Faktoren aufweiſt und verſäumt nicht, dieſe
heraus=
zuſtreichen. „Vor allem” meint der Star, „iſt die neue Regierung
in Wirklichkeit eine ausgeſprochene Koalitionsregierung. Es iſt
daher ſehr unwahrſcheinlich, daß Herr Hitler in der Lage ſein
wird, ein unverwäſſertes Naziprogramm zu verwirklichen.”
Hier=
gegen, meint man, bietet die im Hintergrund verbleibende und
über ſtrenge Einhaltung der Konſtitutionen wachende
Perſönlich=
keit des Reichspräſidenten eine weitgehende Gewähr. Ferner bleibt
der Außenminiſter, Herr von Neurath, der ſich bekanntlich in
Eng=
land eines großen Maßes von Vertrauen erfreut, der gleiche und
garantiert quaſi durch ſeine Perſönlichkeit für eine Kontinuität
der deutſchen Außenpolitik. Gleich beruhigend wirkt das
Verblei=
ben des Finanzminiſters Graf Schwerin, von dem man hofft, daß
er allen gewagten finanzpolitiſchen Projekten entſchiedenen
Wider=
ſtand entgegenſetzen wird.
Endlich wird auch die Deutſchland in immer
ſtär=
kerem Maße bedrohende kommuniſtiſche Gefahr
in England keineswegs überſehen. Man gibt ſich in
England volle Rechenſchaft darüber, daß der Nationalſozialismus
heute am eheſten in der Lage iſt, der anſteigenden Welle des
Kommunismus einen Damm entgegenzuſetzen. Zudem betrachtet
man es als mehr als wahrſcheinlich, daß Adolf Hitler, einmal ans
Ruder gekommen und mit all der Verantwortung des
Regierungs=
amtes belaſtet, ſeinem Wein eine gute Portion Waſſer zuſchütten
und in der Praxis ein großes Maß von Konzilianz zeige dürfte.
Aus all dieſen Gründen zeigt England Neigung, auch Herrn
Hitler gegenüber, wie ſchon ſo manch anderem zuvor, zunächſt die
traditionell engliſche Taktik des wait and see” anzuwenden und
mit einem endgültigen Urteil abzuwarten, bis das Regiment
Hitler nach ſeinen Taten beurteilt werden kann.
geſchaffen iſt. „Nur dann iſt Jugend für ihren Dienſt an Volk und
Staat recht vorbereitet, wenn ſie auch daran gewöhnt iſt, ſich in
Zucht und Gehorſam den Ordnungen der Erziehungsgemeinſchaft
einzufügen und ſich willig echter Autorität unterzuordnen.”
Hierzu bedarf es der Wiederaufrichtung der Autorität
zu=
nächſt in der Familie und in der Schule. Das kann nicht durch
äußere Wiederbelebung vergangener Erziehungsformen geſchehen;
deren Wirkung würden äußerliche Subordination und innere
Un=
freiheit ſein. Solche Formen ſtänden auch im ſchärfſten
Wider=
ſpruch zum Weſen echter Autorität und zu der pädagogiſchen
Grundhaltung der neueſten Erziehungsbewegung, wie wir ſie oben
aufgezeigt haben. Hier geht es überhaupt nicht um alte oder neue
Formen, ſondern um eine tiefere Erkenntnis der ſeeliſchen und
pädggogiſchen Grundtatſachen, um eine wirkliche Neubegründung
der Erziehung, die wieder eine Macht werden ſoll und muß in
Schule und Haus, in unſerem Volks= und Staatsleben, wenn wir
dem weiteren Zerfall aller menſchlichen Gemeinſchaften in unſerem
Volke ſteuern wollen.
Meyer Kleines Lexikon, 8. Auflage. Atlas=Ergänzungsband.
238 Haupt= und Nebenkarten, und zwar vier Karten der Erde
und der Polarländer, 14 Karten von Deutſchland, 36 Karten
der übrigen europäiſchen Länder, 15 Karten von Aſien, 14
Kar=
ten von Amerika, 7 Karten von Afrika, 3 Karten von
Auſtra=
lien und Ozeanien; dazu 132 Nebenkarten und 13 Sonderkarten
über Vegetation, Bevölkerung, Raſſen und Religionen und ein
Regiſter mit 72 000 Namen. In Leinen 23 RM., in Halbleder
26 RM. Verlag Bibilographiſches Inſtitut AG., Leipzig.
Wer einmal Meyers Kleines Lexikon angeſchaut hat oder gar
der glückliche Beſitzer dieſes eben vollſtändigen dreibänden Werkes
iſt, wird es ſehr begrüßen, daß ſich der Verlag zur Herausgabe
eines ergänzenden Atlasbandes entſchloſſen hat. Es klingt faſt
paradox: gerade weil dieſes einzigartige Lexikonwerk auch in
kartographiſcher Beziehung großartig ausgeſtattet iſt, wird leicht
der Wunſch laut, das Kartenſtudium auf der breiteren
Grund=
lage eines geſonderten Kartenbandes gleicher Art, aber mit noch
größerer Kartenzahl vornehmen zu können. Ein praktiſches
Be=
dürfnis wie ein ſtarkes geiſtiges Intereſſe führen gleichermaßen
auf dieſes Ziel. Denn jeder weltoffene Menſch, der etwa die
Zei=
tung kaum anders als mit dem Kommentar einer Landkarte leſen
mag, kommt für den Augenblick mit einem zuſammenhängenden
Atlasband ſchneller zur gewünſchten Orientierung, die durch den
Inhalt der drei Lexikonbände dann im einzelnen vertieft wird.
Und noch eins: innerhalb des Lexikons ſtehen die einzelnen
Kar=
ten bei dem ihrem Inhalt entſprechenden Stichwort; in dieſem
Atlasband aber iſt nicht nur ein ſachlicher, nach Erdteilen geordneter
Aufbau möglich, ſondern vor allem auch das unſchätzbare
Hilfsmit=
tel eines rund 72 000 Namen umfaſſenden Regiſters. Außerdem
inden natürlich rnehmlich ſolche Karten Raum, die im
Lexikon=
werk ſelbſt nur durch eine Ueberſichtskarte vertreten ſind. Letztere
werden der Vollſtäindigkeit wegen im Atlasband wiederholt. Der
außerordentlich niedrige Preis läßt dieſe Erſcheinung auf dem
Büchermarkt nicht nur begrüßen, ſondern zwingt zu einem Dank
für den Verlag, deſſen kartographiſche Leiſtungen ja mit an erſter
Stelle in Deutſchland ſtehen.
Sonntag, 5. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 36 — Seite 3
Die Finanzierung der Arbeitsbeſchaffung.
Arbeitsbeſchaffung in enger Fühlungnahme mit der Privakwirkſchaft. — Aufbringung von 250 Millionen
geſicherk. — Mitwirkung der Reichsbank und des Bankgewerbes.
Beſprechungen in der Reichsbank.
Bildung eines Konſorkiums.
Berlin, 4. Februar.
Am Samstag fand in der Reichsbank auf Einladung der als
Konſortialführer fungierenden Deutſchen Bank und
Discontogeſell=
ſchaft und der Reichskreditgeſellſchaft A. G. eine Sitzung eines aus
allen Teilen des Reiches beſchickten engeren Kreiſes von Banken
und Bankiers ſtatt, die zur Teilnahme an der Finanzierung von
250 Millionen RM. Arbeitsbeſchaffungskrediten aufgefordert
wor=
den waren. Dieſe 250 Millionen RM. ſtellen den größten Teil des
über die Deutſche Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten A.G. zu
finanzierenden Anteiles an dem der Oeffentlichkeit bekannten, mit
der Reichsbank vereinbarten Arbeitsbeſchaffungsprogramm von
500 Millionen RM. dar. Die Finanzierung des Reſtes iſt, wie
be=
kannt, bereits geſichert.
Der Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung,
Dr. Gereke, betonte, daß die Reichsregierung größten Wert
darauf lege, das Arbeitsbeſchaffungsprogramm in enger
Fühlung=
nahme mit der Privatwirtſchaft durchzuführen. Gerade mit
Rück=
ſicht auf die große Bedeutung der Arbeitsbeſchaffung für die
Be=
lebung der Privatwirtſchaft rechne er auf die umfaſſende und
ver=
ſtändnisvolle Mitwirkung des geſamten Bankgewerbes.
Reichsbankpräſident Dr. Luther erklärte namens
der Reichsbank, daß dieſe ebenſo wie bei den bisherigen
Arbeits=
beſchaffungswechſeln die Finanzierung der Arbeitsbeſchaffung
er=
leichtern wolle. Dementſprechend ſei ſie bereit, die im Zuge
die=
ſes Kredites ausgeſtellten Wechſel, ſowohl von Mitgliedern des
Konſortiums wie auch von dritter Seite ohne Anrechnung auf die
den Einreichern bei der Reichsbank ſonſt zur Verfügung ſtehenden
Rediskont=Facilitäten hereinzunehmen. Der Reichsbankpräſident
ſprach die Hoffnung aus, daß ſich in dieſen Diskonten außerhalb
der Reichsbank ein regelmäßiger Handel entwickeln werde.
Die anweſenden Vertreter der Banken und
Ban=
kiers erklärten ſich bereit, trotz der Ungunſt der Zeiten ihr
Beſtes zu tun, um durch Uebernahme von entſprechenden Quoten
die Bildung des Konſortiums in dem vorgeſehenen Ausmaße zu
ermöglichen.
Eng begrenzie Möglichkeiken der Arbeitsdienſtpflicht
Die Reichsregierung hat grundſätzlich die Einführung der
Arbeitsdienſtpflicht beſchloſſen. Dieſer Beſchluß dürfte in den
Krei=
ſen derjenigen, die dem Arbeitsdienſt poſitiv gegenüberſtehen, kein
allzu freundliches Echo finden. Bisher hat ſich gezeigt, daß die
Freiwilligkeit ein außerordentlich Gutes hatte, und daß überall
dort, wo der Verſuch gemacht wurde, Wohlfahrtserwerbsloſe mit
leichtem Druck in die Arbeitsdienſtlager abzuſchieben, ſich allerlei
Unzuträglichkeiten einſtellten. Jedenfalls war bisher die
Ueber=
zeugung allgemein, daß der Arbeitsdienſt am
frucht=
barſten bleibt, wenn der Grundſatz der
Freiwil=
ligkeit nicht verlaſſen wird. Das ſoll jetzt
an=
ders werden.
Zunächſt muß noch geklärt werden, in weſſen Hände die
Lei=
tung des Dienſtes übergehen ſoll. Bisher hatte der
Reichsarbeits=
miniſter Dr. Syrup den Arbeitsdienſt kommiſſariſch betreut.
Nach=
dem ihn nun der Stahlhelmführer Seldte auf ſeinem Poſten
abge=
löſt hat, kommt der Arbeitsdienſt zunächſt unter Seldtes Aufſicht.
Die eigentliche Leitung dürfte jedoch einer anderen Perſönlichkeit
übertragen werden. Man ſpricht von dem weſtdeutſchen
Stahl=
helmführer Mahnken und dem natſoz. Oberſten Hierl.
Soviel ſcheint aber feſtzuſtehen, daß mit Hilfe der Dienſtpflicht
der Arbeitsdienſt ganz erheblich ausgedehnt werden ſoll. Wobei
es weniger auf werteſchaffende Arbeit als die Pflege der
Körper=
ertüchtigung ankommen ſoll. Infolgedeſſen werden auch die
ein=
zelnen Arbeitslager, die zahlenmäßig vergrößert werden ſollen,
ſtraffe Lagerordnungen erhalten, die den einzelnen zum abſoluten
Gehorſam verpflichten.
Natürlich wird die Dienſtpflicht vorläufig auf dem Papier
ſtehen bleiben, weil nach der Einſchaltung der Natſoz, in die
Re=
gierungsverantwortlichkeit aus dem natſoz, Lager ein ſehr ſtarker
Zuſtrom von Freiwlligen einſetzen wird. Das Angebot wird alſo
die Nachfrage weſentlich überſteigen, ſo daß dadurch die Dienſt=
pflicht in den Hintergrund treten wird. Aber auch der neue
Arbeitsdienſt wird durch die finanziellen
Mög=
lichkeiten eng begrenzt ſein. Wahrſcheinlich wird man
verſuchen, die Zahl der Lagerinſaſſen auf den früheren Stand von
300 000 aufzufüllen und dann allmählich erſt eine Steigerung
ein=
treten zu laſſen, wobei immer noch geklärt werden muß, wieviele
Wochen auf die Dienſtpflicht im Durchſchnitt entfallen ſollen.
Forderungen der Kommunen.
Die Vorſtände des Deutſchen und des Preußiſchen
Städte=
tages haben geſtern und heute die großen aktuellen Fragen der
Kommunalpolitik durchberaten. Aus dem Inhalt der
Beratun=
gen heißt es, daß die Lage der Kommunen im Jahre 1932 trotz
Senkung der Ausgaben um 50 Prozent gegenüber dem Jahre
1929 völlig unhaltbar geworden ſei, da die Ausgaben für die
gemeindliche Kriſenfürſorge und für die Wohlfahrtserwerbsloſen
beträchtlich geſtiegen, während auf der anderen Seite die
ſteuer=
lichen Einnahmen erheblich zurückgegangen ſeien. Die von der
Reichsregierung im Sommer 1932 für die Gemeinden
bereitge=
ſtellte Reichswohlfahrtshilfe ſei auf die Dauer nicht ausreichend.
Da die Gemeinden kurzfriſtige Ueberbrückungskredite weder
auf=
nehmen konnten noch ſollten, ſo hätten zahlreiche Gemeinden zur
Aufrechterhaltung ihrer dringendſten Aufgaben die Quellen
herangezogen, die ihrem Einfluß zugänglich ſeien, wie
Nicht=
abführung von Steuern an Reich und Länder, Nichtzahlung
fälli=
ger Zinſen und Rechnungen.
Der Vorſtand des Deutſchen Städtetages habe einſtimmig als
Forderung der Städte beſchloſſen, die Arbeitsloſenhilfe,
die jetzt dreigeteilt ſei, finanziell und organiſch zu einer Einheit
zuſammenzufaſſen, deren Spitze das Reich und deren unterſte
Stel=
len die Gemeinden zu bilden hätten. Das finanzielle Riſiko, das
jetzt zum größeren Teil auf die Gemeinden abgewälzt ſei, müſſe
angemeſſen verteilt werden. Das wichtigſte bleibe die
Wiederein=
ſtellung Arbeitsloſer in den Arbeitsprozeß. In normalen Jahren
gäben die Gemeinden Aufträge in Höhe von 4½ Milliarden
Reichsmark. Gebe man jetzt den Gemeinden die Möglichkeit, der
Wirtſchaft wieder Aufträge in normaler Höhe zu erteilen, ſo
wür=
den damit Arbeiter und Angeſtellte wieder beſchäftigt werden
können, wie es kein Arbeitsbeſchaffungsprogramm erreichen
könnte.
Nach einer Stellungnahme über die Geſtaltung des
Finanz=
ausgleiches hat man ſich mit der Frage des kommunalen
Schulden=
dienſtes befaßt. Die Gemeinden ſeien ſelbſtverſtändlich gewillt,
ihre Schuldnerverpflichtungen in vollem Umfange zu erfüllen und
ſich freiwillig mit ihren Gläubigern zu verſtändigen. Dabei
müß=
ten ſie aber von ſeiten des Reiches und der Länder aktive
Unter=
ſtützungen finden.
Hikler vor der Reichswehr.
Der Reichskanzler hat am 3. Februar, einer Einladung des
Reichswehrminiſters ſolgend, an einem Abendeſſen teilgenommen,
das der Chef der Heeresleitung, General Freiherr v. Hammerſtein,
den Befehlshabern von Heer und Marine gab. Der Reichskanzler
hat dabei in einer längeren Anſprache an die Führer des Heeres
und der Marine die Grundlagen ſeiner Politik entwickelt und die
entſcheidende Bedeutung der Wehrgeſinnung des Volkes und der
Arbeit der Wehrmacht zum Ausdruck gebracht.
Die vereiniglen vakerländiſchen Verbände zur Lage.
Die vereinigten vaterländiſchen Verbände Deutſchlands
er=
laſſen folgenden Aufruf, der von Graf von der Goltz im Namen
des Präſidiums unterzeichnet iſt:
Die Regierung der nationalen Vereinigung bedeutet für uns
die Erfüllung eines lang erſtrebten Hochzieles. Dem Herrn
Reichs=
präſidenten danken wir für dieſe Tat. Von der neuen Regierung
erwarten wir, daß mit dem Novemberſyſtem endgültig aufgeräumt
wird und alle Stellen nur nach Fähigkeiten und Charakter beſetzt
werden. Unſer aller Ziel heißt jetzt: Erhaltung der endlich
er=
kämpften Einigkeit. Dies gilt ganz beſonders für den von uns
nicht gewünſchten Wahlkampf, in dem jeder Streit untereinander
zu unterbleiben hat. Parteien, die hiergegen verſtoßen, dürfen
nicht gewählt werden. Unſere Parole heißt: Für nationale
Er=
hebung, gegen Marxismus und ſeine Verbündeten.
Vor erneuken Beſchränkungen
der Preſſe= und Verſammlungsfreiheil.
Berlin, 4. Februar.
Amtlich wird mitgeteilt:
Bei Amtsantritt hatte die Reichsregierung vor der Preſſe
die Hoffnung und den Wunſch zum Ausdruck gebracht, es möge ihr
kein Anlaß geboten werden, frühere Beſchränkungen des
Ver=
ſammlungs= und Preſſerechts wieder aufleben zu laſſen.
Aller=
dings wurde gleichzeitig die Mahnung ausgeſprochen, alles zu
vermeiden, was Beunruhigung in das Volk tragen und die
öffent=
liche Sicherheit gefährden könnte. Dieſe Mahnung iſt nicht
be=
folgt worden. Vor allem in der Preſſe ſind in den letzten Tagen
unerhörte Beſchimpfungen und Beleidigungen erhoben worden,
die eine Regierung, die auf Autorität hält, ſich nicht gefallen
laſſen kann. Ferner hat ein Teil der Preſſe, ganz offenſichtlich,
um Beunruhigung zu ſchaffen und das Vertrauen zur Regierung
zu erſchüttern, Gerüchte über angebliche wirtſchafts= und
ſozial=
politiſche Maßnahmen der Regierung verbreitet, die keinerlei
Unterlagen beſaßen. Die Reichsregierung hat ſich daher
veran=
laßt geſehen, dem Herrn Reichspräſidenten eine Verordnung
vor=
zuſchlagen, die Beſchränkungen des Verſammlungs= und
Preſſe=
rechtes enthält, wie ſie zum Teil auch früher beſtanden. Dieſe
Verordnung gibt der Reichsregierung nunmehr die abſolute
Handhabe, ihre Autorität wirkſam zu wahren und ihre
Aufbau=
arbeit ungeſtört durchzuführen. Somit dient ſie dem Schutze des
deutſchen Volkes. Dieſe Verordnung, die dem Herrn
Reichsprä=
ſidenten zur Unterſchrift vorliegt, wird am Montag veröffentlicht
werden.
Aenderungen des Reichswahlgeſehes
durch Berordnung des Reichspräſidenken.
Durch eine Verordnung des Reichspräſidenten nach Artikel 48,
Abſ. 2 der Reichsverfaſſung wurde das Reichswahlgeſetz in zwei
Punkten geändert.
Bisher konnten Reichsdeutſche mit Wohnſitz im
Ausland an der Reichstagswahl ſich nur beteiligen, wenn ſie
als Staatsbeamte oder Staatsangeſtellte ihren ausländiſchen
Wohnſitz nahe der Reichsgrenze hatten und ſich in die Wählerliſte
einer benachbarten deutſchen Gemeinde eintragen ließen.
Die Verordnung des Reichspräſidenten räumt nunmehr allen
Reichsdeutſchen die Berechtigung zur Teilnahme an einer
Reichs=
wahl ein, ſofern ſie nur am Wahltag im Inland ſich aufhalten.
Die bisherige Bedingung, daß der ausländiſche Wohnort nahe
der Reichsgrenze gelegen ſein muß, iſt beſeitigt. Reichsdeutſche
ohne Unterſchied ihres Berufes oder Standes mit Wohnſitz im
Ausland können ſich von der für ihren Wohnſitz zuſtändigen
diplo=
matiſchen oder konſulariſchen Vertretung des Reiches einen
Stimm=
ſchein ausſtellen laſſen. Hält ſich der Auslandsdeutſche
vorüber=
gehend in Deutſchland auf, ſo ſtellt die Gemeindebehörde des
in=
ländiſchen Aufenthaltsortes den Stimmſchein aus. Auch die
An=
gehörigen der Beſatzung von See= und Binnenſchiffen, die für
keinen feſten Landwohnſitz polizeilich gemeldet ſind, können ſich
künftig von der Gemeindebehörde ihres inländiſchen
Aufenthalts=
ortes einen Stimmſchein ausſtellen laſſen.
Neben der Erweiterung der Möglichkeit, ſich an einer
Reichs=
wahl zu beteiligen, regelt die Verordnung des Reichspräſidenten
außerdem die Einreichung von Kreiswohlvorſchlägen durch
Par=
teien, die im letzten Reichstag noch nicht vertreten waren. Die
neuen Vorſchriften ſollen dem Unweſen der kleinen
Splitterpar=
teien vorbeugen, die ohne ernſthafe Ausſicht auf Wahlerfolg ſich
an der Einreichung von Kreiswahlvorſchlägen beteiligen.
Nunmehr müſſen Kreiswahlvorſchläge ſolcher Parteien, die
Abgeordnete in den letzten Reichstag nicht entſandt hatten, von
mindeſtens ſoviel Wählern des Wahlkreisverbandes unterzeichnet
ſein, als Stimmen zur Erlangung eines Sitzes erforderlich ſind.
Hat eine Wählergruppe dieſe Bedingung für einen ihrer
Kreis=
wahlvorſchläge erfüllt, ſo genügt für jeden ihrer anderen
Kreis=
wahlvorſchläge die Unterzeichnung durch 50 Wähler des
Wahlkrei=
ſes. Bei Parteien, die mindeſtens einen Abgeordneten in den
letz=
ten Reichstag entſandt hatten, genügen für jeden
Kreiswahlvor=
ſchlag 20 Unterſchriften. Für die Sammlung der 60 000
Unter=
ſchriften hat der Reichsminiſter des Innern in einer
Ausführungs=
verordnung die erforderlichen Rechts= und
Verwaltungsvorſchrif=
ten getroffen.
Zragen um unſere Oper.
Die Zeit iſt da, in der die Entſcheidungen fallen müſſen
dar=
über, wie unſere Oper im nächſten Spieljahr ausſehen wird.
Rück=
blicke kommen immer zu ſpät. Es iſt genügend Klarheit gewonnen,
über wünſchenswerte Aenderungen im Enſemble, in den
Vorſtän=
den, in der Organiſation der Leitung zu ſprechen.
Das Enſemble.
Wir haben drei Sängerinnen, die ſich ins Gehege kommen.
Zwei lyriſche Sängerinnen, als ſolche reizvoll verſchieden und
be=
währt, aber eine iſt überzählig. Dieſelben Sängerinnen für das
jungdramatiſche Fach, für deſſen volle Beherrſchung ſie noch nicht
reif ſind. Die Dritte iſt die Zwiſchenfachſängerin, die ſich jedoch in
dieſem Fach bisher nicht durchzuſetzen vermochte. Das
Koloratur=
fach und die Soubrette iſt gut beſetzt, aber verjüngungsbedürftig.
An dramatiſchen Sängerinnen iſt Mangel; nur im Altfach iſt ſie
vollwertig vorhanden. Ueberall ſonſt Lücken. Im Jungdramatiſchen
keine Gräfin, Iphigenie, Desdemona, keine Elſa, Eliſabeth,
Sieg=
linde. Im Zwiſchenfach keine Giulietta, Leonore, Aida, Salome,
Carmen, Senta. Im Hochdramatiſchen keine Donna Anna, Fidelio,
Elektra, Ariadne, Amelia, Recha, Rezia, Brünnhilde, Kundry,
Jſolde.
Kein Wunder, wenn ein abwechſlungsvoller Spielplan nicht
durchführbar iſt, die großen Opern zu kurz kommen, Wagners
Werke nur mit Hilfe von Gäſten möglich ſind — aus Mangel an
vorhandenen oder zureichenden Kräften. Daher manche Zwangs=
und Fehlbeſetzungen, die den Betreffenden mehr ſchadeten, als
nutzten.
Was die Oper demnach braucht, iſt eine jugendliche Sängerin,
die das lyriſche Fach verſieht, und eine, die das jungdramatiſche
Fach beherrſcht — oder beides vereinigt, wie dies z. B. bei
Frau v. Stoſch der Fall war. Wir brauchen eine neue intereſſante
Zwiſchenfachſängerin und eine für das Hochdramatiſche — oder
beides vereinigt, vielleicht unter Verzicht auf die Brünnhilde II
und Iſolde. Solche Sängerinnen gibt es ebenfalls. Für alle drei
Frauenfächer iſt ein anderer Typ erwünſcht, als er eben bevorzugt
wird. Das repräſentative, ſüdliche oder internationale Bild der
lange Zeit typiſchen Opernſängerin — ſtatiöſe Erſcheinung,
klaſ=
ſiſches Profil, Bühnenaugen, wogender Buſen — hat unſerer
deut=
ſchen Jugend von heute nichts mehr zu ſagen. Sie will jungdeutſche
Menſchen, ſchlankwüchſige nordiſche Perſönlichkeiten ſehen, ſie will
nicht italieniſche, ſlawiſche, ſondern herbe, kernige, aber deutſche
Stimmen hören. Wir brauchen ſchließlich eine junge
Opern=
ſoubrette und eine flotte Operndiva — oder beides in einem. Im
Koloraturfach iſt eine junge Kraft ſelten, dennoch erwünſcht.
In den männlichen Fächern ſteht es bei weitem beſſer, wenn
angenommen werden darf, daß der erſte Baß, der lyriſche Bariton,
der lyriſche Tenor, die alle vortrefflich ſind, uns erhalten bleiben.
Hier fehlt vor allem ein Heldenbariton, der ſein Fach voll
be=
herrſcht, vielleicht auch ein zweiter Baß von ſtärkerem Format.
Wenn, wie verlautet, ein ſchwerer Heldentenor und ein neuer
Spieltenor hinzugenommen werden, iſt zunächſt gut vorgeſorgt.
Die Vorſtände.
Wir beſitzen einen Opernregiſſeur, deſſen bewährte Tätigkeit
dazu ermutigen ſollte, ihm größere Vollmachten zu geben. Der im
Winter neu hinzugetretene — übrigens tſchechiſche — Kapellmeiſter
hat als Regiſſeur verſagt. Die Opernregie iſt, wie allenthalben
er=
kannt wird, von der Schauſpielregie ſehr verſchieden und wird
im=
mer wichtiger, für Wagners Werke ausſchlaggebend. Es wäre
er=
wünſcht, eine geeignete Kraft nur mit der Opernregie zu betrauen,
um hierin einen einheitlichen Stil zu gewinnen.
An Bühnenbildnern fehlt es nicht. Für die Romantik — dazu
gehört die Mehrzahl der deutſchen Opern — war ihre Auswahl
nicht immer geeignet. An Neu=Inſzenierungen könnte geſpart
wer=
den, wenn ſie nicht aus der Mode, ſondern aus dem Werk geſchöpft
werden, wodurch ihre Lebensdauer ſich vervielfacht (Aida, Fidelio),
Das Publikum wünſcht, mehr Opern, d. h. ihre Muſik mit guten
Kräften zu hören; es weiß ſich abzufinden, wenn Neu=
Inſzenierun=
gen nicht zu finanzieren ſind. Uebrigens müſſen große
Nachbar=
bühnen mit erheblich geringerem Ausſtattungsetat auskommen.
Die Kapellmeiſterfrage.
Hier hat ſich, wie vorauszuſehen war, das Nebeneinander
von zwei Gleichberechtigten noch ungünſtiger ausgewirkt, als im
Vorjahre. Berechtigt iſt keiner zu entſcheiden, zu führen. Da ſie
keinen Einfluß haben, entfällt Verantwortung und Ehrgeiz. Die
Unterſtellten finden weder Anſprache noch Fürſprache. Beſetzungs=
und Spielplanfragen werden Streitfragen. Jeder hat nur für ſich
Intereſſe. Die Oper hat kein Geſicht, es fehlt der große Zug, der
vorausſchauende, durchorganiſierte Plan. Erwünſcht iſt ein
Opern=
direktor — Regiſſeur oder Kapellmeiſter großen Formates —, der
aber ein Deutſcher ſein muß, eine Kraft, deren weſentliches
Ge=
wicht in der deutſchen Oper ruht, für die er Erfahrung und
Be=
währung beſitzen muß, zumal in der jetzigen Zeit. Die Betreuung
der ausländiſchen Opern durch ihn oder andere Kapellmeiſter wird
nach Begabung, nicht nach Abwechſlungsbedürfnis von Fall zu Fall
zu regeln ſein.
Der Chor hat an guten Stimmen gewonnen, an geſanglicher
Leiſtung indes nicht in erwartetem Maß zugenommen. Sein oft
ſehr veriſtiſch verlangter Einſatz verdirbt ſeine Kultur. Hier wäre
aufzupaſſen.
Schließlich iſt es notwendig, unſer Orcheſter aufzufriſchen und
die Beſetzung der Stimmen auf die erforderliche Zahl zu erhöhen.
Unſer Orcheſterklang iſt nicht ſchön und ſteht hinter dem der
Nach=
barbühnen zurück, weil der Streichkörper zu ſchwach iſt. Das
Or=
cheſter braucht 4—5 Kontrabäſſe, mindeſtens 1 Cello, 1 erſte,
1 zweite Violine mehr, um dem Blechklang die Waage zu halten.
Die muſikaliſchen Grundlagen (Singſtimmen, Orcheſter,
Kapell=
meiſter) ſind in der Oper wichtiger, als die heute leicht überſchätzten
Inſzenierungsfragen. Für unſer vorbildliches techniſches Perſonal
beſteht kein Wunſch, nur Anerkennung.
Der Intendant kann nicht älles machen. Dezentraliſation
för=
dert die Selbſtändigkeit und Verantwortungsfreude der
Unter=
gebenen, bringt Zeitgewinn für Leitungsfragen, ſpart Nerven,
hebt Luſt und Liebe. Die oberſte Führung bleibt unangetaſtet. Daß
die Oper trotz aller Mängel und Unvollſtändigkeiten viele gute
Leiſtungen herausgebracht hat, wird gern anerkannt, v. Hahn.
*5
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Samstag, 4. Februar.
„Carmen”
Oper von G. Bizet.
Eine intereſſante Vorſtellung mit mancherlei Gäſten mit und
ohne Anſtellungsabſichten.
Maria Reining ſetzte ihr mit der Agathe begonnenes
Gaſtſpiel fort. Die Micgela=Rolle kann über die
Verwendungs=
fähigkeit genügenden Aufſchluß ebenſowenig geben, wie Agathe.
Ja, ſie iſt viel farbloſer und gibt nicht Gelegenheit, die
dra=
matiſche Begabung zu prüfen, die für ihr Fach unerläßlich iſt.
Ihr Beſitz eines beſonders ſchönen, ausgeglichenen, ausgiebigen
und gut behandelten ſtimmlichen Materials beſtätigte ſich
voll=
auf; auch ihre innere Beteiligung, ihr Geſchmack und ihr
ſympathiſches Weſen. Für die vorwiegend lyriſchen Rollen ihres
Fachs darf ſie ſomit als ſehr geeignet bezeichnet werden. Ob
ſie für die notwendigen dramatiſchen Aufgaben die Reife und
Intelligenz hat, ſcheint mir auch nicht zweifelhaft. Nach allem,
was ich bei anderer Gelegenheit von der ſehr muſikaliſchen
Künſtlerin zu hören und ſehen bekam, ſcheint ſie ein Gebiet zu
beherrſchen, wie es etwa bei Frau v. Stoſch der Fall war,
ob=
gleich ihr Typ ein ganz anderer, und für einen Teil ihrer
Rollen nicht ganz gemäßer iſt. Gleichwohl wäre damit viel
gewonnen.
Als zweiter Gaſt ſtellte ſich Hans Schweska aus Chemnitz,
der morgen den Sachs ſingen wird, als Escamillo vor. Die
impoſante Erſcheinung, ein dunkelgefärbter Bariton von
mar=
kiger Fülle, von dramatiſchen Akzenten temperamentvoll belebt,
hinterließ günſtige Eindrücke. Schließlich war der unermüdliche
Dr. Allmeroth für den erkrankten J. Sattler als Joſé
ein=
geſprungen. Ein Huſarenſtück, das ihm Dank und Ehre brachte.
Die bewundernswerte Leiſtung, intelligent und leidenſchaftlich
durchgeführt, die oft ſeine Partnerin zu neuen Nüancen mitriß,
zeigte den Weg, den der ſtrebſame Künſtler weiter verfolgen
wird.
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Die Anmeldung ſchul pflichtiger Kinder
zur Aufnahme in die Volksſchulen an Oſtern
1933, hat Dienstag, den 7. Februar Ifd. 5s.
von 8½ bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr
(1802
zu erfolgen.
Näheres in der Bekanntmachung in
den Aushangkäften und in den Schulen.
Darmſtadt, den 28. Januar 1933.
Der Vorfitzende des Schulvorſtandes:
Mueller, Oberbürgermeiſter.
Bergebang von Suuurveiteil.
Angebote für die bei Erbauung einer
Autogarage in Darmſtadt, Heinrichſtr.
Nr. 60 vorkommenden Schreiner=,
Schloſ=
ſer=, Glaſer= Weißbinder= und
Inſtal=
lationsarbeiten ſind verſchloſſen
porto=
frei und mit entſprechender Aufſchrift
verſehen bis ſpäteſtens Donnerstag, den
16. Februar 1933, vormittags 10 Uhr,
hierher einzureichen.
Pläne und Bedingungen liegen in
unſeren Dienſträumen, Neckarſtraße 3,
Zimmer 30, offen, woſelbſt die
Ange=
botsformulare zum Selbſtkoſtenpreis
(1988
abgegeben werden.
Darmſtadt, den 3. Februar 1933.
Provinzialdirektion Starkenburg,
Tiefbau.
Hoizverſteigerang.
Am Montag, den 6. Februar 1933,
von vorm. 10 Uhr anfangend, werden
im Zeilharder Gemeindewald an Ort
und Stelle verſteigert:
Scheitholz, Rm.: Buchen 9, Hainbuche 7.
Eiche 36. Erle 2. Kiefern 40.
Knüppel, Rm.: Buchen 58, Hainbuche 12
Eiche 21, Erle 31, Kiefern 20, Fichte 92.
Knüppelreiſig: 30 Rm. verſchiedene.
Am Dienstag, den 7. Februar 1933.
von vorm. 10 Uhr anfangend, werden
bei Gaſtwirt Heberer, Station Meſſel,
verſteigert:
Eichenſtämme
5,34 Fm.
Fichtenſtämme 197 St. — 67,97 Fm.
Ficht.=Derbſtangen 84 St. — 7.08 Fm.
Zuſammenkunft der Steigerer am erſten
Tag bei Gaſtwirt Heberer, wo auch die
Bedingungen bekannt gegeben werden
und bei ſchlechter Witterung die
Ver=
ſteigerung abgehalten wird. (1984
Zeilhard, den 3. Februar 1933.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Zeilhard.
J. V.: Sauerwein.
Gber-Berſteigerung.
Am Dienstag, den 7. Februar 1933,
vorm. 11½ Uhr, wird im Rathaushof
zu Nieder=Ramſtadt ein zur Zucht
un=
tauglich gewordener Faſeleber öffentlich
meiſtbietend verſteigert.
(1973
Nieder=Ramſtadt, 4. Februar, 1933.
Heſſiſche Bürgermeiſterei. Jährling.
Sonntag, 5. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 36 — Seite 5.
Aus der Lanzeshauptftadk.
Darmſiadt, den 5. Februar 1933.
Bräſidenk Karl Ernſt Hüfferk †.
Am 2. Februar 1933 iſt Präſident Karl Ernſt Süffert nach
kurzer Krankheit geſtorben. Präſident Süffert wurde am 17.
Auguſt 1863 in Schlitz geboren. Er entſtammte einer
angeſehe=
nen heſſiſchen Beamtenfamilie. Mit unſerer Univerſität Gießen
war er Zeit ſeines Lebens durch ſeine Zugehörigkeit zu dem
Korps Teutonia verbunden. Nach Beendigung des juriſtiſchen
Studiums trat er in den heſſiſchen Verwaltungsdienſt ein. Seine
Vorbereitungszeit erledigte er am Amtsgericht und dem
Kreis=
amt in Gießen. 1889 wurde er Regierungsaſſeſſor; er wirkte
nacheinander in Gießen, Alsfeld, Büdingen, Lauterbach. Worms
und Friedberg. Am 1. April 1898 wurde er zum
Feldbereini=
gungskommiſſar der Provinz Oberheſſen ernannt. Sein Amtsſitz
war in Friedberg. Seit dem 1. Dezember 1899 war er
Regierungs=
rat. Vom 15. Oktober 1909 bis 16. September 1905 wirkte
Prä=
ſident Süffert als Kreisrat in Alzey. Darauf folgte ſeine
Be=
rufung in das Finanzminiſterium. Er übernahm den Vorſitz der
Abteilung für Finanzwirtſchaft und Eiſenbahnweſen. Am 24.
März 1910 wurde er Geheimrat. Nach dem Tode des
Geheim=
rats Dr. Eiſenhuth wurde Süffert an die Spitze der Abteilung
für Schulangelegenheiten im Miniſterium des Innern berufen.
Erſt die Staatsumwälzung, die dieſe Stelle zu einer politiſchen
Stelle machte, brachte ihm einen anderen Wirkungskreis. Am
Dezember 1918 wurde er zum Präſidenten der
Oberrechnungs=
kammer ernannt, ſeit 1924 war er auch Präſident des
Verwal=
tungsgerichtshofs. Am 1. Dezember 1928 trat Präſident Süffert
in den Ruheſtand.
Bis zuletzt war er tätig, beſonders beſchäftigte ihn die
Aus=
einanderſetzung zwiſchen Kirche und Staat. Präſident Süffert.
der eine außergewöhnliche Laufbahn hinter ſich hatte, war ſich
ſtets bewußt, daß er die Grundlage ſeiner Bildung ſeiner alten
Schule, dem humaniſtiſchen Gymnaſium, verdankte. Er
betrach=
tete es daher als ſeine Pflicht, ſich zur Verfügung zu ſtellen, als
die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums ihn
in einer Notzeit an ihre Spitze ſtellte. Jahrelang hat er für
das bedrohte humaniſtiſche Gymnaſium die ganze Wucht ſeiner
Perſönlichkeit eingeſetzt. Alle, die ihn kannten, werden ſein
Ge=
dächtnis in Ehren halten!
Dr. 4. M.
Heſſiſches Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen.
Erledigt ſind: Eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Leh=
rer an der Volksſchule in Königſtädten, Kreis Groß=Gerau;
Dienſtwohnung iſt vorhanden, aber zurzeit nicht frei; eine
Schul=
ſtelle für einen Lehrer an der katholiſchen Volksſchule in
Gerns=
heim. Kreis Groß=Gerau: Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden.
Je eine Gerichtsvollzieherſtelle iſt demnächſt in Alsfeld,
Alzey. Darmſtadt. Fürth. Mainz und Offenbach zu beſetzen.
Be=
werbungen von Beamten des Gerichtsvollzieherdienſtes können
bis zum 15. Februar 1933 an den Juſtizminiſter eingereicht
werden.
Epangeliſche Stadtmiſſion E. V., Mühlſtraße 24. Die
Bibelſtunde am heutigen Sonntag nachmittag um 3.30 Uhr im
großen Saale der Stadtmiſſion hält Studienrat Knöpp=
Darm=
ſtadt. Die Mitglieder und Freunde der Stadtmiſſionsarbeit
wer=
den herzlich dazu eingeladen.
— Verein Deutſcher Ingenieure, Ortsgruppe Darmſtadt. Es
wird hierdurch nochmals auf den am Dienstag, den 7. Februar,
20.15 Uhr, im Saal 326 ſtattfindenden Vortrag des Herrn
Ober=
ingenieurs C. Rech=Saarbrücken über „Die praktiſche Arbeit der
Anſtalt für Arbeitskunde in Saarbrücken” aufmerkſam gemacht.
Heſſiſches Landestheater.
Großes HausSonntag.
5. Februar 17—22 Uhr. Gutſcheine 1, 3 u. 4beſchränkt gült.
Die Meiſterſinger von Nürnberg. 0.70—5.50 M. Mertach
Februar 20—2134 Uhr.
Fünftes Sinfonie=Konzert. Pr. 0.90—5.— Mk. Mitch
„8. Februar 19½—22 Uhr. B 14
„Pr. 0.60—5.— Mk.
Zosca. Kleines Haus Sonntag,
5. Februar Zuſ.M. III.6
Anf. 19, Ende g. 2134 Uhr.
Preiſe 0.70—3 80 Mk.
Marins ahoi! Miatce
6. Februar 20—22 Uhr.
Pr. 0.60 u. 0.90 Mk.
Der tolle Hund. Mendtag
Februar Anf. 19½, Ende nach 22½4 Uhr. Außer Miete.
Pr. 0.50—2.50 Mk.
Der Muſtergatte. Mittwoch,
8. Februar Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Zuſ.Miete V9
Pr. 0.70—3,80 Mk.
Marius ahoi!
—Heſſiſches Landestheater. „Marius ahoi” Pagnols
Seemannskomödie „Marius ahoi” wird heute ahend in der
Neu=
inſzenierung von Hermann Adler im Kleinen Haus zumerſten
Male geſpielt. Dieſe lebendige, von echtem Humor
durch=
blutete Komödie, iſt unter dem Titel „Zum goldenen Anker”
mit ſtürmiſchem Erfolg über viele deutſche Bühnen gegangen.
Fanny: Mine Corinth, Marius: Emil Lohkamp
Ceſar: Paul Maletzki, Paniſſe: Hugo Keßler,
Escarti=
figue: Joſef Sieber. Piquoiſeau: Karlheinz Peters,
Brun: Kurt Weſtermann, Honorine: Käthe Gothe. Im
Großen Haus kommt heute abend Richard Wagners große Oper
„Die Meiſterſinger von Nürnberg” zur Aufführung. Für den
erkrankten Joachim Sattler wird die Rolle des Stolzing
Alexan=
der Gillmann vom Opernhaus Köln übernehmen, der ſeinerzeit
als Kalaf in der Turandot=Premiere einen außergewöhnlichen
Erfolg hatte. Die Partie des Hans Sachs ſingt Hans Schweska
als Gaſt. In der übrigen Beſetzung: Evchen: Charlotte Krauß,
Beckmeſſer: Heinrich Kuhn. David: Eugen Vogt, Pogner: Theo
Herrmann, Magdalena: Anna Jacobs, Vogelſang: Dr. Heinrich
Allmeroth, Kothner: Johannes Drath. — 5.
Sinfoniekon=
zert. Unter der Leitung von Karl Maria Zwißler
fin=
det am Dienstag, dem 7. Februar, das 5. Sinfoniekonzert ſtatt.
Emanuel Feuermann, einer der gefeiertſten
Violoncellkünſt=
ler, ſpielt das berühmte A=Moll=Konzert für Violoncello und
Or=
cheſter von Robert Schumann und das Konzert für
Violon=
cello und Orcheſter von Luigi Boccherini. Die ſinfoniſchen
Skiz=
zen „La Mer” von Debuſſy erleben, aufgeführt vom
Landes=
theaterorcheſter, ihre hieſige Erſtaufführung. Zur
Urauffüh=
rung kommt H. H. Hagens Suite für Orcheſter.
— Richard=Wagner=Jahr. Zur Feier des 50. Todestages von
Richard Wagner ſtehen in den nächſten Wochen folgende
Veran=
ſtaltungen in Ausſicht: Heute abend „Die Meiſterſinger von
Nürnberg”. Am Sonntag, dem 12. Februar: „Parſifal”. Am 15.
Februar ein Volksſinfoniekonzert mit Werken Richard Wagners
unter Leitung von Karl Maria Zwißler. Soliſten; Karen,
Kment, Drumm, Biſchoff, Sattler. Am 18. Februar: „Richard
Wagner und Nietzſche”, eine Dichtung von Eugen Gürſter.
Ausführende: Faber, Ginsberg. Innerhalb dieſer Veranſtaltung
kommen unbekannte Kompoſitionen von R. Wagner und Nietzſche
zur Aufführung. Muſikaliſche Leitung: Karl Maria Zwißler. In
Vorbereitung iſt die Neuinſzenierung Guſtav Hartungs von
„Rheingold”. Bühnenbild: Sebba. Außerdem folgt eine
Wieder=
aufnahme der „Walküre‟.
Poſtverkehr einſt und jetzt.
Die Anfänge des Boſtweſens in Heſſen. — Die hefſiſche Poſt von 1867 bis zur Reichsgtändung.
Der „Keiſerlich franzöfiſche Gouvergemenis=Ffgieiten-Cgats"
385. Beranſtaltung des „Alk=Darmſtadt
Der Abend ſtand unter dem Zeichen des Poſtverkehrs: Einſt
und Jetzt.
Anſchließend an den im Vorjahre ſo beifällig aufgenommenen
Vortrag über „Die Anfänge des Poſtweſens in
Heſ=
ſen”, ſprach diesmal Herr Oberpoſtinſpektor E. Groeninger
über „Die heſſiſche Poſt von 1807 bis zur
Reichs=
gründung”.
Nachdem am 6. Auguſt 1806 Kaiſer Franz II. die
Kaiſer=
krone niedergelegt hatte, und damit das „Heilige Römiſche Reich
Deutſcher Nation” aufhörte, war auch das bisherige „Taxiſche
Reichspoſtweſen” in ſeiner ganzen Rechtsform zuſammengebrochen.
Die Poſthoheit ging nun als unveräußerliches
Staatsregierungs=
recht auf die Fürſten des Rheinbundes über.
In Heſſen wurde nach Auflöſung des Reiches mit dem
Fürſten von Taxis Verhandlungen eingeleitet, damit im Intereſſe
des Staates die Poſtanſtalten ſelbſt, der Souveränität unbeſchadet.
in Taxiſcher Verwaltung bleiben konnten. Es kam dann zum erſten
Poſtlehnsvertrag mit Taxis, vom 28 Juni 1807.
8 1lautet: „Wir haben dem Herrn Fürſten Carl Alexander
von Thurn und Taxis für Sich und Seine männlichen
Nachkom=
men die Würde eines Erb=Land=Poſtmeiſters Unſeres
Groß=
herzogthums, als Thronlehen verliehen.”
Zur Wahrung der Rechte und zur Leitung des geſamten
heſ=
ſiſchen Poſtweſens, trat an Stelle der bisherigen fürſtlichen
Ober=
poſtdirektion ein eigenes Kollegium. mit der Bezeichnung: „Ober=
Poſt=Inſpektion‟. Dieſes hatte den Verkehr zwiſchen dem
Landes=
herrn und der den Erb=Landpoſtmeiſter vertretenden
Generaldirek=
tion in Regensburg zu vermitteln. Die Leitung der OP.J. wurde
dem Großherzöglichen Geh. Referendar Schmidt und dem Geh.
Reg. Rat du Thil ſowie dem Poſtmeiſter Nebel übertragen.
Für jede Provinz wurde ein Poſtdebutierter ernannt. Die
Be=
ſetzung der Poſtſtellen, bis zum Scribenten und Exveditor. erfolgte
durch den Landesherrn. Die Thurn und Taxiſche Verwaltung war
eifrig beſtrebt, Verbeſſerungen im Poſtweſen einzuführen, wurde
auch dabei von der Großherzoglichen Regierung ſehr unterſtützt.
ſcheiterte aber bei dieſem Bemühen vielfach an den politiſchen
Ver=
hältniſſen, an der Fortſetzung des Krieges zwiſchen Deutſchland
und Frankreich, teils auch an der Buntſcheckigkeit der poſtaliſchen
Verhältniſſe im Reiche. So daß ſelbſt die Einrichtung kleiner Kurſe.
die in Vorſchlag gebracht worden waren, ſcheitern mußten. Erſt im
Jahre 1810, als der damals hadiſche Ort Miltenberg infolge eines
mit Baden abgeſchloſſenen Vertrages unter heſſiſche Hoheit kam,
wurde ein Poſtkurs von Miltenbera durch den Odenwald und die
Bergſtraße nach Därmſtadt eingerichtet. Dies war um ſo
notwendi=
ger, als der Odenwald bisher faſt gar keine Poſtverbindungen
ge=
habt hatte. Nur zwiſchen Frankfurt a. M. und Fürth verkehrte
ſeit Mitte des 18. Jahrhunderts zweimal wöchentlich eine
kaiſer=
liche Poſt und berührte die Orte: Oberroden Dieburg,
Lengfeld Erbach. Fürſtenau, Michelſtadt.
Um=
ſtadt und Reichelsheim. Außerdem gingen neben der
Er=
bacher Landkutſche und dem Erhacher Boten,
Boten=
poſten von Babenhauſen und Dieburg nach
Frank=
furt a. M.
Später wurden dann reitende Poſten von Miltenberg
über Amorbach, Erbach. Michelſtadt. Reichelsheim.
Fürth. Hepyenheim nach Darmſtadt vom Großherzog
genehmigt. Gleichzeitig wurde in Babenhauſen die Einrichtung
eines Poſtbüros genehmigt, da die reitende Poſt von Seligenſtadt
über Dieburg nach Darmſtadt, über Babenhauſen verkehrte und in
Dieburg bereits ein Poſtamt beſtand. Zum Poſtexneditor in
Bahenhauſen wurde Philipp Roſe daſelhſt ernannt. In
Er=
hach wurde 1811 ein Mathias Glenz Poſthalter. Da ſich die
Landespoſt nur mit Beförderung von Briefen und kleineren Pa=
keten befaßte, gab es nebenher immer noch Privatbotenverbindung;
damit aber die Poſt nicht durch dieſe geſchädigt würde, wurde z. B.
dem Boten Seip in Michelſtadt aufgegeben, „bei den bisher
un=
terhaltenen Fahrten nach Darmſtadt nur Pakete, die nicht für die
Briefpoſt geeignet waren, ſowie Gelder und Pakete über 1 Pfund
zu befördern, ſich aber der Beförderung aller Briefe. Aktenpakete,
die weniger als 1 Pfund wogen, bei namhafter Strafe zu
ent=
halten‟. Damit die Boten dieſe Erlaubnis nicht überſchritten,
wur=
den ſie unter polizeiliche Aufſicht geſtellt.
1812 erfolgte eine Vermehrung der Poſtverbindungen in
Ober=
heſſen. Es wurde am 1. April ein täglicher Kaiſerlich franzöſiſcher
Geuvernements=Eſtafetten=Cours” zwiſchen Paris und Magdeburg
eingerichtet. Zuerſt verkehrte dieſe Poſt über Mainz—Frankfurt
Fulda; vom 11. Juli 1812 auf beſonderen Befehl Napoleons über
Frankfurt—Friedberg-Butzbach—Gießen-Kaſſel. Das Felleiſen,
das die Deveſchen enthielt, wurde von Mainz über Hattersheim,
das die größte Poſthalterei weit und breit beſaß, nach Frankfurt
befördert. Im Stundenpaß waren alle Stationen bis Magdeburg
vermerkt. Ankunft und Abgang mußte von jeder Station
beſchei=
nigt, und der Ritt auf der ganzen Strecke, die Meile (— 2
Weg=
ſtunden) in ½ Stunde zurückgelegt werden. Die Poſtillone
durf=
ten, wenn die Wege ſchlecht und ſteinig waren, jeden beſſeren und
leichteren Nebenweg, der ſchneller zum Ziel führte einſchlagen.
Die Poſthalter waren für geſicherte und unaufgehaltene
Beförde=
rung der Eſtafetten mit ihrem Leben und Vermögen haftbar. An
allen zur Nachtzeit geſchlöſſenen Orten mußten die Tore
offen=
gehalten werden.
Nach Beendigung des Krieges 1813—15 wurde ein zweiter
Poſtlehnsvertrag mit Thurn und Taxis abgeſchloſſen. Durch die
Wiener Kongreßakte wurde das Gebiet des Großherzogtums
Heſ=
ſen wieder geändert, das Herzogtum Weſtfalen fiel an Preußen,
die Aemter Amorbach und Miltenberg an Bayern und der
Groß=
herzog entſagte allen Hoheitsrechten auf Homburg. Als
Entſchädi=
gung erhielt Heſſen Mainz mit Koſtheim und Kaſtel. den Kreis
Alzey (ohne den Kanton Kirchheimbolanden), die Kantone
Worms und Pfeddersheim, ferner erwarb Heſſen das nach dem
Wiener Kongreß an den Kaiſer von Oeſterreich abgetretene
Für=
ſtentum Iſenburg mit Offenbach.
Des weiteren ging der Redner auf die einzelnen Poſtſtationen
in Heſſen, auf die Geſchichte der Reitenden und Fahrenden Poſten
ſehr eingehend ein.
Die erſten Anfänge der Landheſtellungen beginnen mit 1827.
Poſtordnung und Tarife folgen ab 1824. Briefporto erfolgte nach
Entfernung und Gewicht. So koſtete z. B. ein Brief von Erbach
nach Schlitz, ver Lot 12 Kreuzer. Eine neue Epoche kam mit der
Entwicklung der Eiſenbahn mit neuen Verkehrsverhältniſſen 1852:
Main=Weſerhahn, darauf die Heſſiſche Ludwigsbahn. 1858 die
Rhein=Mainbahn.
Auf die einzelnen Etaypen mit ihrer Geſchichte ging der
Red=
ner genau ein, und ſchloß ſeine wertvollen poſtgeſchichtlichen
Aus=
führungen mit der Geſchichte der Norddeutſchen Bundespoſt von
1866 bis 1871 und der nach 1871 geſchaffenen „Deutſchen
Reichspoſt” mit ihrer hochentwickelten Verkehrstechnik. Eine
reichhaltige gute Lichtbilderſerie veranſchaulichte das Ganze in
feiner Weiſe, ſo daß man im Bilde von den erſten Anfängen der
Boten, dem gemütlichen Poſtillon mit der Landkutſche. bis zu dem
modern entwickelten Schnellverkehr und dem modernen Poſtauto.
dem heute alle Gebiete erſchloſſen ſind, folgen konnte.
Der Vorſitzende. Herr Philipp Weber, dankte dem
ge=
ſchätzten Redner für ſeinen wertvollen Kulturbeitrag zur Heſſiſchen
Verkehrsgeſchichte in herzlichen Worten, dem ſich ein lebhafter
Beifall der zahlreichen Hörerſchaft anſchloß.
Zum Beſchluß des Abends brachte Herr Oberſchulrat
Rit=
ſert ein von dem Vorſitzenden des Heſſenvereins in Berlin. Herrn
Profeſſor Mäurer, verfaßtes Feſtgedicht „Heſſenlied” zum
Vortrag, das große Begeiſterung auslöſte. — Nächſte
Veranſtal=
tung: Donnerstag, den 16. Februar. Vortrag mit Lichtbildern von
Herrn, Philipp Weber über: „Alte Darmſtädter
Originale‟
Wahlliſten einſehen!
Am 5. März I. J. findet Reichstagswahl ſtatt. An dieſer
Wahl können alle diejenigen Reichsangehörigen teilnehmen, die
bis zum Wahltag das 20. Lebensjahr vollendet oder — mit
anderen Worten — alle bis einſchließlich 5. März 1913
Ge=
borenen.
Im Intereſſe aller dieſer Perſonen, ſowie der
Stimmberech=
tigten, die bei den letzten Wahlen wegen unterlaſſener Meldung
uſw. nicht in den Liſten enthalten waren, liegt es, ſich im
Stadt=
haus, Rheinſtraße 16/18, Zimmer 17, zur Wählerkartenſammlung
anzumelden. Ausweis iſt vorzulegen.
Siechen-Bier, das baurische aualitätsbier.
Spezial-Ausschank Ratskeller Markiplatz
Preiswerte Mittag- und Abendessen o Gule Küche!!
— Bund deutſcher Architekten. Die
Landesbezirksverſamm=
lung war durch Mitglieder und Vertreter der einzelnen
Orts=
gruppen Darmſtadt, Frankfurt, Gießen. Hanau, Kaſſel,
Mainz. Marburg, Offenbach, Wiesbaden und Worms beſucht.
Der Vorſtand des Landesbezirks ſetzt ſich zuſammen aus den
Ar=
chitekten B. D A. Robert Wollmann, Franz Roeckle, Franz
Del=
cher=Frankfurt a. M., Studienrat Stumpf=Darmſtadt und Alfons
Baecker=Kaſſel. Die Geſchäftsſtelle befindet ſich Kleiner
Hirſch=
graben 14, Frankfurt a. M. — Die Jahresverſammlung der
Ortsgruppe Darmſtadt des BDA. fand im
Sitzungszim=
mer des Jürgervereins ſtatt. Nach dem freiwilligen Ausſcheiden
des bisherigen Rechners, Arch. BDA. Peter Müller, der in
ver=
dienſtvoller und ſelbſtloſer Weiſe die Geſchäfte ſeines Amtes 12
Jahre geführt hat, ergab die Vorſtandswahl folgende
Zuſammen=
ſetzung: Architekten BDA. Studienrat Stumpf 1. Vorſitzender,
Regierungsbaumeiſter a. D. Sixtus Großmann, ſtellv.
Vor=
ſitzender, Jakob Krug, Schriftführer, Karl Schembs,
Rech=
ner. — Die rührige Darmſtädter Ortsgruppe hat in letzter Zeit
beſonders durch ihre hier und anderwärts gezeigte reichhaltige
Modellausſtellung billiger Häuſer zu feſten Preiſen das
Intereſſe weiter Kreiſe erweckt. Eine von ihr vor kurzem
ge=
gründete Jugendgruppe unter Leitung von Sixtus
Groß=
mann gibt jungen, beſchäftigungsloſen Architekten Gelegenheit,
ſich unter ſachverſtändiger Leitung mit den Problemen der
Pra=
xis zu befaſſen.
— Bühnenvolksbund. Niebergalls „Toller Hund” wird am
Montag im Kleinen Haus von der Spielgemeinde aufgeführt.
Unſere Mitglieder erhalten ermäßigte Plätze bei Chriſtian
Ar=
nold. Wir bitten ſehr darum, daß von den Vergünſtigungen auch
reichlich Gebrauch gemacht wird.
Verbol kemmuniſtiſcher Kundgebungen.
Im Hinblick auf die Feierlichkeiten aus Anlaß der
Ein=
weihung eines Denkmals für den nationalſozialiſtiſchen Führer
Peter Gmeinder werden Verſammlungen und Aufzüge der
Kom=
muniſtiſchen Partei, ſowie der ihr angeſchloſſenen Organiſationen
und Gruppen unter freiem Himmel in der Zeit vom 5. Februar
1933, 0.00 Uhr. bis 6. Februar 1933. 8,00 Uhr, wegen
unmittel=
barer Gefahr für die öffentliche Sicherheit auf Grund des
Ar=
tikels 123 Abſ. 2 der Reichsverfaſſung vom 11. Auguſt 1919
ver=
boten.
— Heute Willy=Reichert=Gaſtſpiel im Saalbau! Im feenhaft
geſchmückten Saalbau bringt heute nachmittag 4 Uhr und abends
8.15 Uhr Willy Reichert, der bekannte Stuttgarter Humoriſt,
mit ſeinen Künſtlern luſtige, bunte Stunden zur Darbietung, die
hoch über den Alltag hinaustragen. (Kartenverrauf uſw. ſiehe
Anzeige.)
— In der Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterr.
Alpenvereins, e. V., hält am Donnerstag, den 9. Februar, 20 Uhr,
im Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule (Eingang Weſtportal),
Herr Rechnungsrat A. Dreſte einen Lichtbildervortrag über
„Karwendel‟. Die Mitglieder der Sektion Darmſtadt ſind
freundlichſt eingeladen. Gäſte ſind willkommen. (Siehe Anzeige.)
— Bei der Rößl=Wirtin. Das große Wohltätigkeitsfeſt der
Frauenortsgruppe des V. D. A. am 11. Februar hat wohl den
äußeren Rahmen des vorjährigen Feſtes übernommen, bietet aber
ein ganz neues, überraſchendes Programm, für deſſen Güte allein
der künſtleriſche Ruf von Elli Büttner und Aenne Reiß
bürgt. Die Rößl=Wirtin hat ihren Betrieb auch noch vergrößert.
Denn ſie hat einen echten Grinzing=Schank angegliedert, wo
es feſch und luſtig hergeht. Vorverkauf bei J. Ph. Leuthner.
— Orpheum (Märchentheater). Heute Sonntag, den 5. Febr.
1933, nachmittags 3.30 Uhr. wird ein der Karnevalszeit
entſpre=
chendes humorgewürztes Märchen „Die verzauberte Prinzeſſin”
in 4 Bildern einmalig aufgeführt. Ein Lachen ohne Ende wird
dieſe Neueinſtudierung auslöſen bei alt und jung. Preiſe uſw.
ſiehe Anzeige.
— Be=La=Nachmittag. Am Mittwoch, dem 8. Februar,
fin=
det im Saalbau wieder ein Be=La=Nachmittag für Hausfrauen
und Hausherren unter dem Motto: „Einmal möcht ich
keine Sorgen haben” ſtatt. Wie immer, ſo auch dieſesmal,
ſind eine Reihe erſter Künſtler gewonnen worden. Käthe Gothe
vom Landestheater Darmſtadt. Emil Seidenſpinner vom
Frank=
furter Opernhaus, Cilli Bauer, die beliebte Wiener
Vortrags=
künſtlerin, Bert Brandini, der deutſche Raſtelli, u. a. m. wirken
mit. Eine kleine Maskenſchau iſt in das Programm
eingefloch=
ten. Die hauswirtſchaftliche Ausſtellung iſt wieder reich von
erſten Marken=Firmen Deutſchlands, ſowie erſter Darmſtädter
Firmen beſchickt. (Siehe Anzeige.)
lse enen
M
D9!
941
Seite 6 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. Februar 1933
Darmſtädter Juriſtiſche Geſellſchaft.
Am 40. Vortragsabend der Geſellſchaft erſchien das jüngſte
Mitglied der juriſtiſchen Fakultät unſerer Landesuniverſität, Herr
Profeſſor Dr. E. Bötticher ſelbſt geborene Gießener, am
Rednerpult. Er behandelte grundſätzliche Fragen des
Arbeits=
rechts unter dem Thema: „Privatrechtliches
Arbeits=
verhältnis und ſtaaatlicher Hoheitsakt.”
Die dem Arbeitsrecht angehörenden Probleme bildeten einen
günſtigen Ausgangspunkt für ſehr viel tiefer dringende
Ueber=
legungen. Dort laſſe ſich das dem neueren Wirtſchaftsrecht
charak=
teriſtiſche Ineinanderübergehen öffentlich=rechtlicher und
privat=
rechtlicher Beſtandteile beſonders deutlich und lehrreich verfolgen.
und insbeſondere der Beantwortung der Frage näherkommen, ob
dabei etwa ein drittes, ein vielleicht als „Sozialrecht” zu
bezeich=
nendes Gebilde entſtanden ſei.
Wie das Vorliegen in Abhängigkeit geleiſteter Arbeit den
weſentlichen Tatbeſtand des Arbeitsrechts bilde, ſo ließen ſich
an der Einwirkung ſtaatlicher Hoheitsakte auf die Geſtaltung
dieſes Arbeitsverhältniſſes jene wichtigen Grenzfragen deutlich
illuſtrieren.
Zunächſt, ſoweit die Tätigkeit der Geſetzgebung in Frage
ſtehe. Die zahlreichen zwingenden Normen des Tarifvertragrechts,
des Rechts der Betriebsvereinbarung deuten ebenſo auf
öffent=
lich=rechtliche Beſtandteile hin, wie die — im Arbeitsrecht
all=
mählich ſelten gewordenen — Vorſchriften über den
Kontrahie=
rungszwang etwa im Schwerkriegsbeſchädigtenrecht. In noch weit
höherem Maße erwieſen, ſich öffentlich=rechtliche Momente im
Arbeitsrecht bei der Feſtſtellung, daß in erheblichem Umfang
ſtaatliche Verwaltungsakte und oft auch der Richterſpruch
ge=
ſtaltend eingriffe. Die privatrechtliche Vereinbarung werde als
Erzeugerin eines Arbeitsrechtsverhältniſſes verdrängt durch die
Ergebniſſe des Schlichtungsverfahrens, und erſt recht durch den
Akt der Verbindlichkeitserklärung, nicht anders durch den
be=
reits erwähnten Kontrahierungszwang, der insbeſondere aus dem
Gebiet der Wohnungsmangelgeſetzgebung und der
Mietgeſetz=
gebung geläufig ſei. Dagegen müſſe man vorſichtig ſein, wenn es
nun gelte, die weiteren rechtlichen Konſequenzen aus auf ſolche
Weiſe geſchaffenen Arbeitsverhältniſſen zu ziehen. Es ſei
gefähr=
lich, dieſe, wenn ſie auf ſolche Weiſe auf Tatbeſtänden
öffentlich=
rechtlicher Natur beruhten, hinfort in ihrem weiteren Daſein
ſolchen, die privatrechtlicher Vereinbarung der Parteien ihre
Ent=
ſtehung verdankten, gleichzuſtellen. Form, Rechtsgültigkeit
Anfech=
tungsmöglichkeit müßten zweifellos nach öffentlichem Recht
beur=
teilt werden. Aber auch bei der Frage, wie es mit der Geltung
der allgemeinen Vorſchriften des Vertragsrechts ſei, müſſe
Vor=
ſicht walten. Entgegen der Meinung des Reichsgerichts ſei es
unbillig, auf diejenigen, die für eine nicht rechtsfähige
Gewerk=
ſchaft handeln, die Haftungsvorſchriften des 8 54 RGB.
anzuwen=
den, wenn der Tarifvertrag auf Grund einer
Verbindlichkeits=
erklärung zuſtande gekommen, und nicht dem freien Willen der
Parteien entſprungen ſei. In intereſſanter Weiſe offenbare ſich
dabei, wie die Schaffung des Rechtsgrundes in ihrer rechtlichen
Bedeutung unter Umſtänden ganz anders wie die ſich daraus
her=
leitenden Rechtsfolgen angeſehen werden könne, jene vielleicht
öffentlich=rechtlichen Geſichtspunkten unterſtehe, dieſe aber
min=
deſtens in gewißem Umfang privatrechtlichen Regeln. Daraus
ergäbe ſich aber auch die praktiſche Folgerung, daß Dinge wie die
Verbindlichkeitserklärung nur als ultima ratio betrachtet werden
dürften.
Dieſer Kampf zwiſchen dem öffentlich=rechtlichen Element und
den privatrechtlichen Beſtandteilen arbeitsrechtlicher
Rechtsver=
hältniſſe wirke ſich auch aus z. B. bei der Frage, ob ein für
ver=
bindlich erklärter Schiedsſpruch in einen beſtehenden
Tarifver=
trag eingreifen könne, ein Fall, der im Ruhreiſenkonflikt
aufge=
worfen, von der herrſchenden Meinung verneint werde. Darum
müſſe man ſich der unterſchiedlichen Bedeutung dieſer verſchiedenen
rechtlichen Momente bewußt bleiben. Man dürfe nicht
privat=
rechtliche Dinge nach Normen des öffentlichen Rechts behandeln,
ebenſowenig aber dem öffentlichen Recht angehörige Akte
privat=
rechtlich konſtruieren wollen. Es gelte, die Grenzen klar zu
er=
kennen und die Dinge nicht zu verwirren.
Die Ausführungen des Referenten beſtachen durch vorbildliche
Klarheit des Aufbaues und des inneren Zuſammenhangs ſeiner
Gedankengänge, ſowie durch die anregende, ſehr perſönliche Art
ihres Vortrags. Die zahlreiche Verſammlung gab deshalb ihrer
Anerkennung durch ſehr lebhaften und herzlichen Beifall Ausdruck.
Jahreshauptrerſammlung des Rot=Weiß, V. f. R. Nach
Begrüßung durch den erſten Vorſitzenden, Herrn Rudolf G
aß=
mann, der einen Ueberblick über die Ereigniſſe des abgelaufenen
Geſchäftsjahres gab, folgten die Berichte der einzelnen
Abtei=
lungen. Die Fußballabteilung hat als beſonderes
Er=
eignis die Erringung der 4=Meiſterſchaft und den Aufſtieg zur
Kreisliga zu verzeichnen. Die Handball=Abteilung hat in
dieſem Jahre eine langjährige Kriſenperiode mit dem Abſtieg
aus der Ligaklaſſe beendet. Mangel an Jugendnachwuchs war in
erſter Linie die Urſache dieſes Rückganges. Mit aller Kraft wird
ſich der Verein für den Wiederaufbau der Abteilung einſetzen. Die
Leichtathletik=Abteilung hat einen guten Fortſchritt
auf=
zuweiſen; zahlreiche Siege und erfolgreiche Klubwettkämpfe konnte
die Abteilung verzeichnen. Auf dem Gebiet des Waſſerſports
ſtand Rot=Weiß ſchon immer mit an führender Stelle. Bei den
Schwimmern und Waſſerballern iſt ſportlich, trotz dem Abgang
zahlreicher beſter Kräfte, ein guter Aufſtieg feſtzuſtellen. Der
Bericht der Paddelabteilung zeigte unermüdliche Arbeit auf
die=
ſem jüngſten Gebiet des Waſſerſports, und entſprechend dieſer
Ar=
beit waren auch die Erfolge. Einen ſtarken Auftrieb zeigte der
Be=
richt der Boxabteilung. Mitgliederzugang und ſportlich
gute Erfolge kennzeichnen den Betrieb. Die Damen= ſowie die
Schülerinnen= und Schüler=Abteilungen ſtehen ebenfalls
unter dem Kennzeichen eines ſtarken Mitgliederzuganges. Zwei
neue Sparten hat der Verein im Jahre 1932 aufgenommen, und
zwar das Wandern und den Skilauf. die beide begeiſterte
Anhänger fanden. Der Bericht des Geſchäftsführers zeigte einen
Mitgliederzuwachs gegen das Vorjahr um 126, ſo daß Rot=Weiß
unmehr mit weit über 600 Mitgliedern ſich der Reihe der
Darm=
ſtädter Großvereine angeſchloſſen hat. Als beſonderes Ereignis
feierte Rot=Weiß im Jahre 1932 ſein 20jähriges Stiftungsfeſt,
verbunden mit dem 10jährigen der Schwimmabteilung und dem
10jährigen der Boxabteilung. Eine achttägige
Jubiläumsſport=
woche und das glanzvolle Stiftungsfeſt im Städt. Saalbau mit
dem Feſtſpiel „Altes fällt und Neues bricht ſich Bahn” hat den
Verein auch nach außen hin ſtark gehoben. Aus Anlaß dieſer
Jubiläen hat der Verein in ſeiner Generalverſammlung ſich
ver=
anlaßt geſehen, verſchiedene Mitglieder zu ehren, die ſich um die
Entwicklung des Vereins beſondere Verdienſte gemacht haben, ſei
es in ſportlicher Beziehung oder in Verwaltungsarbeit. Es
er=
hielten die Goldene Ehrennadel die Herren Ernſt Bazus,
Auguſt Dahmer. Ernſt Drieß, Karl Fiſcher, Karl Kuhn und
Pe=
ter Groh, die Silberne Nadel die Herren A. Breuer. Willy
Hergt, E. Hanſt, Kl. Michel. G. Trumpfheller. H. Waldhaus, W.
Weckbach, K. Weicker und Frl. Zimbrich. Der alte Vorſtand wurde
mit wenigen Veränderungen in ſeiner ſeitherigen Zuſammenſetzung
wiedergewählt
Von Prof. Dr. By
HD. Die Arbeitsbeſchaffung ſteht ſeit Wochen im
Brenn=
punkt allgemeiner Diskuſſion. Dabei wird häufig die Frage nach
der Zuſätzlichkeit und Gemeinnützigkeit der durchzuführenden
Ar=
beiten aufgeworfen. Für die Beurteilung insbeſondere der
öffent=
lichen Arbeitsbeſchaffung iſt die Beantwortung dieſer Frage
zwei=
fellos von grundſätzlicher Bedeutung. Was aber iſt „zuſätzlich”?
Was „gemeinnützig‟? Dieſe viel erörterten Begriffe aufzuhellen
und in ihrem weſentlichen Inhalt zu umgrenzen, iſt daher von
allgemeinem und aktuellem Intereſſe.
Zuſätzlich ſind, nach dem vom Reichsarbeitsminiſterium
eingeführten und von den öffentlichen Körperſchaften
übernom=
menen Sprachgebrauch, nur jene Arbeiten, die von den
öffent=
lichen Körperſchaften, Reich, Ländern. Provinzen, Kreiſen.
Ge=
meinden, Gemeindeverbänden in Angriff genommen, in eigener
Regie oder durch Privatfirmen durchgeführt werden, weil die
Privatwirtſchaft ſie in abſehbarer Zeit ſonſt nicht in Angriff
nehmen würde. Dazu zählen Arbeiten, die keine ſofortige
Renta=
bilität verſprechen und die deshalb in Kriſenzeiten noch ſeltener
und zurückhaltender von der Privatwirtſchaft in Angriff
genom=
men werden, als in Zeiten normaler Rentabilität und
günſtige=
ren Geſchäftsganges.
Sieht man ſich die bereits durchgeführten oder einzuleitenden
Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen des Reiches auf ihren „
zuſätzli=
chen” Charakter hin an, ſo findet man, daß in erſter Linie als
zuſätzlich bezeichnet werden die Straßen= und
Waſſer=
bauten, ſowie die landwirtſchaftlichen Meliorationen
für die im laufenden Etatjahr ein Betrag von insgeſamt 342
Millionen ausgeworfen worden iſt. Zuſätzlich ſind ferner die
mit Reichsmitteln ermöglichten
Hausreparatu=
ren (100 Millionen), der Bau von Eigenheimen (20
Millionen), die Anlage von Kleingärten und
Vor=
ſtadtſiedlungen (83 Millionen), ſowie Arbeiten für die
bäuerliche Siedlung (100 Millionen). Zuſätzlich ſind
fer=
ner alle vom freiwilligen Arbeitsdienſt
durchgeführ=
ten oder geplanten Arbeiten der Bodenverbeſſerung und
Waſſer=
regulierung, der Verkehrsverbeſſerung, die Wald= und
Forſt=
arbeiten, die Mitilfe an Siedlungen, an der Erſchließung von
Kleingartengelände uſw. Zuſätzlich ſind ſchließlich auch alle
uno Rauecker.
Arbeiten im Rahmen des „Sofortprogramms”
für die bekanntermaßen 500 Millionen vom Reiche bereitgeſtellt
worden ſind. Der Begriff der Zuſtändigkeit iſt in den
Durch=
führungsbeſtimmungen für die Ausführung des Sofortprogramms
vom 6. Januar klar feſtgelegt. Nur jene Arbeiten ſollen
geför=
dert werden, die „ſich vorwiegend auf Inſtandſetzung.
Verbeſſe=
rung und Vollendung vorhandener Anlagen oder auf die
För=
derung der Bodenkultur erſtrecken‟. Es muß ſich demgemäß
ins=
beſondere um Arbeiten handeln, „die aus Mangel an
Geldmit=
teln bisher nicht ausgeführt werden konnten und auch in
abſeh=
barer Zeit aus Haushaltsmitteln vorausſichtlich nicht ausgeführt
werden können”.
Derartige Beſtimmungen ſind der dritten Gruppe von
Ar=
beitsbeſchaffungsmaßnahmen, der Bereitſtellung von
Steuer=
gutſcheinen durch die Notverordnung vom 4. September,
nicht hinzugefügt worden. Hier handelt es ſich vielmehr um
die „Ankurbelung” der Privatinitiative; um die
Er=
munterung der Privatwirtſchaft. auf Grund gewiſſer ſteuerlicher
Erleichterungen und Kreditmöglichkeiten aus eigenem, freiem
Ermeſſen „zuſätzliche” Arbeit vorzunehmen.
Schwieriger abzugrenzen iſt der Begriff der
Gemein=
nützigkeit. Einwandfrei iſt die Frage der Gemeinnützigkeit
überall dort geklärt, wo der Träger der Arbeit eine Körperſchaft
des öffentlichen Rechtes (Land. Provinz, Landkreis. Gemeinde)
iſt und demnach die Gewähr gegeben iſt, daß die Arbeit der
All=
gemeinheit zugute kommt. Die Vorausſetzung der
Gemeinnützig=
keit iſt auch in allen Fällen vorhanden, in denen die Arbeit
zu=
nächſt nur einem begrenzten Perſonenkreis Nutzen bringt, an
deſſen Wohlfahrt die Allgemeinheit aber intereſſiert iſt. Hierher
gehören beiſpielsweiſe die Arbeiten der Deichgenoſſenſchaften der
Meliorations= und Waſſergenoſſenſchaften, die Arbeiten der
Sied=
lungsgeſellſchaften und anderer ausdrücklich als gemeinnützig
an=
erkannter Stellen. Dagegen bedarf die Feſtſtellung der
Gemein=
nützigkeit einer eingehenden Prüfung bei Arbeiten, die von
pri=
vaten, auf Erwerb gerichteten Unternehmungen angeblich im
In=
tereſſe der Allgemeinheit durchgeführt werden. Hier muß der
privatwirtſchaftliche Nutzen ſtets durch eine unmittelbare Leiſtung
für die Allgemeinheit abgegolten aufgewogen ſein, wenn von
Gemeinnützigkeit die Rede ſein ſoll.
„Kindliches Schaffen.”
* Die Fachgruppe für bildende Kunſt innerhalb der „Gedok”
veranſtaltet zurzeit unter Leitung von Frau Eliſabeth Plenk=
Helferich eine Ausſtellung „Kindliches Schaffen”, die trotz oder
vielleicht gerade wegen ihres ausgeſuchten Schaumaterials
beſon=
deres Intereſſe beanſpruchen darf. Vor allem beobachtet hier die
Mutter und in der Mutter die Künſtlerin das Aufwachen
kind=
lichen Bewußtſeins, das ſich in ſpielender Kinderhand äußert, je
nach Temperament, je nach Veranlagung und innerem Zug.
Be=
kannt iſt, daß die urſprüngliche Ausdrucksform ſich irgendwie zu
geſtalten trachtet, daß noch ſo primitive Gedanken in Plaſtik oder
Zeichnung ſich zu äußern verſuchen. Primitive Urvölker zeichnen,
malen, ſprechen in Bildern, die ihnen naheliegen, legen ihre Freude
in Sonnen und Tänze, legen ihre Angſt in Nacht und in Geſichte
wilden Getiers. Sie bilden Menſch und Tier nach ihrem
Empfin=
den. — Gerade ſo auch das kindliche Gemüt. — Und das iſt das
Erſtaunliche an dieſer Gedok=Ausſtellung, daß in dem Erkennen
und Erfaſſen des Kindergemüts dieſes in Bildern, in Linol= und
Scherenſchnitten, in Wachsfiguren zu dem erwachſenen Beſchauer
unmittelbar ſpricht, daß hier die kindliche Seele, das Talent und
die Phantaſie ganz und gar offenbar wird. Und dieſe
urſprüng=
liche Ausdrucksform baſiert nicht etwa auf inſpirierten Gedanken
Erwachſener, ſondern unmittelbar auf der ureigenſten
Kinder=
gedankenwelt, die ihren Träumereien freien Lauf läßt.
Da ſind fröhliche Einfälle, die Geſtalt angenommen haben,
da ſind ernſte, ja ängſtliche Traumfiguren, die in Zeichnungen
und Figuren ſprechen. Der Beſucher ſollte ſich die Mühe machen.
einzudringen in dieſe Kinderſeele, die ſich ihm hier offenbart, und
er wird erſtaunt ſein, nicht nur über die Fülle Eigenerlebens, das
ſich ihm widerſpiegelt aus ſeiner Kindheit früheſter Tage, ſondern
auch über die Fülle eigenen, wenn auch ſelbſtverſtändlich unreifen
kindlichen Seins, das die Kleinen von ſich aus hier geben.
Mau muß ſich in dieſe Zeichnungen vertiefen, von dem erſten
zuſammengefaßten figürlichen, taſtenden „Zeichendenken” eines
Eineinhalbjährigen, bis zu den ſchon erſtaunlich lebendigen
Be=
wegungsarbeiten, ſei es beiſpielsweiſe in Linol=Scherenſchnitten,
Zeichnungen oder Wachsfiguren von vier ausgeſprochen
talen=
tierten 4—10jährigen Brüdern einer Künſtlerfamilie. Klar und
ſcharf iſt in Landſchafts= und Figurengeſtaltung die Umwelt der
kleinen kindlichen Schaffer zu ſehen bis zu dem Alter, wo
Ver=
ſtändnis. Schule oder Eltern in die Entwicklung gewollt oder
ungewollt eingreifen. Die ausgeſtellten kindlichen Arbeiten
ver=
mitteln eine von viel zu Wenigen beachtete Kinderwelt. Die
Gemeinſchaft kunſtliebender Frauen führt mit dieſer Schau geſchickt
in die Uranfänge bildneriſchen Geſtaltens ein. Die Ausſtellung
iſt noch bis einſchließlich 7. Februar von 11—1 Uhr im Hauſe
Wil=
helminenſtraße 42 zu beſichtigen.
— Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Wie immer in
den Zeiten geiſtiger und wirtſchaftlicher Erſchütterungen, ſo
er=
hofft auch jetzt das notleidende Volk Rat und Hilfe von
überſinn=
lichen, okkultea Kräften. Im Hinblick auf das außerordentliche
Intereſſe, das Okkultismus und Hellſehen gegenwärtig
findet, hat die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft den
Dres=
dener Forſcher Wilhelm Gubiſch auf nächſten Samstag, den
11. Februar, 8 Uhr, zu einem Experimentalvortrag
im Feſtſaal der Loge (Sandſtraße 10) über dieſe Fragen
einge=
laden. Der Vortrag dürfte ſtärkſter Teilnahme ſicher ſein. Der
Vorverkauf bei Buchhandlung Bergſträßer iſt eröffnet.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu
rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag, den
5 Februar 1933, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit:
Dr. med. Bönning. Erbacherſtraße 8. Tel. 2020: Dr. med.
Gal=
lus. Bismarckſtraße 23. Tel. 3148; Dr. med. Th. Schmidt,
Hein=
richſtraße 38, Tel. 3883.
Sonntags= und Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts
von Samstag, den 4. Februar, abends bis Samstag, den 11.
Februar, früh: die Löwenapotheke, Ballonplatz 11, und
die Adlerapotheke, Wilhelminenplatz 17.
Aus den Darmſtädker Lichtſpieliheakern.
„Tod über Schanghai”
heißt der ausgezeichnete Abenteurer=Tonfilm von Dr. Max
Wallner und Dr. Vietzke, der zurzeit in den Palaſt=
Licht=
ſpielen läuft. Eine ungewöhnlich geſchickte Regie, die mit allen
techniſchen und dramatiſchen Mitteln zu arbeiten verſteht und alle
ihr zur Verfügung ſtehenden Inſtrumente glänzend zu ſpielen
weiß, gibt dieſem Abenteurerfilm ein weit über dem Durchſchnitt
ſtehendes Niveau.
Es iſt nicht neu, aber in dieſem Film ſehr geſchickt
gehand=
habt, daß Filmſtreifen, der Wirklichkeit entnommen, in eine
Filmhandlung hineinkomponiert werden und vielfach durch
ge=
ſchickte Photomontage den Eindruck erſtehen laſſen, als ſeien
dieſe Szenen eigens für die Filmhandlung erſtellt.
In „Tod über Schanghai” ſind dieſe Filmſtreifen aus
Wochen=
ſchauen uſw. entnommen. Sie ſtammen zum großen Teil aus den
kriegeriſchen Handlungen zwiſchen Japan und China. z. T. aus
der amerikaniſchen Kriegsmarine und dem USA.=Fliegerkorps.
Die Handlung iſt ſehr ſpannend. Sie leuchtet in das chineſiſche
Bandenunweſen, deren Führer aber merkwürdigerweiſe. Weiße
ſind. Peter Voß ſpielt als amerikaniſcher Geheimagent die
Hauptrolle. Ihm fällt die ſchwere und gefahrvolle Arbeit zu
nicht nur die Banden, die in dem chineſiſch=japaniſchen Konflikt
im Trüben zu fiſchen verſtehen, zu bekämpfen, ſondern in erſter
Linie den Führer, den, wie immer, niemand kennt, der ſeine
Fäden unſichtbar hinter den Kuliſſen ſpielen läßt, unſchädlich zu
machen. Selbſtverſtändlich gelingt ihm das. Bis zum letzten
Ende aber wird der Theaterbeſucher durch zahlloſe Akte aus
einer Senſation in die andere geworfen, von Spannung zu
Span=
nung getrieben. Trotzdem iſt, ähnlich wie in dem letzt
beſproche=
nen Film „Der weiße Dämon”, die Handlung ſauber,
bühnen=
techniſch einwandfrei durchgeführt und frei von Unmöglichkeiten
und gewollten Konſtruktionen. Auch dieſer Film zählt zu den
beſten ſeiner Art.
A2
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen mit unvermindertem Erfolg
bis auf weiteres Hans Albers in dem großen Rauſchgift=Film der
Ufa „Der weiße Dämon” mit Gerda Maurus, Trude von Molo,
Peter Lorre und Raoul Aslan, Beginn: 2, 4. 6 und 8,.20 Uhr.
— Im Union=Theater ſieht man nur noch heute und morgen
Brigitte Helm, luſtig und ausgelaſſen wie noch nie, in dem neuen
Tonfilm voll Herz und Humor: „Hochzeitsreiſe zu Dritt”. Beginn:
2. 4. 6 und 8.20 Uhr
— Helia=Film=Morgenfeier. „Vielſeitigen Wünſchen
entſpre=
chend, gelangt heute, Sonntag, vorm. 11.15 Uhr, in einer
einmali=
gen Neuaufführung der großartige Berg= und Naturfilm „Im
Land der Dolomiten” zur Vorführung. Dieſer Kulturfilm iſt von
überwältigender Schönheit und zeigt in herrlichen Bildern die
Heimat Andreas Hofers. Jugendliche haben Zutritt. Kleine Preiſe.
— Reſi=Theater. Nur noch heute läuft die zündende
Tonfilm=
overette „Ein bißchen Liebe für Dich” („Zwei glückliche Herzen”),
mit Lee Pary, Herm. Thimig. Georg Alexander und Magda
Schneider. In der Jugendvorſtellung „Die Räuberbande”, nach
dem Roman von Leonhard Frank. Ab morgen zeigt das „Reſi”
eine Oper im Tonfilm „Die verkaufte Braut”,
— Mit einem Heſſenſkikurſus zum Winterſport! Am 16.
Fe=
bruar beginnen wieder eine Anzahl der beliebten Skikurſe, die
in die ſchönſten Teile Tirols führen. Beſonders wird auf den
kombinierten Zwei=Wochen=Skikurſus in Sölden hingewieſen mit
Aufenthalt in dem 2044 Meter hohen Sportgaſthof „
Sonnen=
blick” auf der Heimbachalm. Der Sportgaſthof iſt trotz
ſei=
ner Höhenlage mit Zentralheizung ausgeſtattet. Billig und gut
und ſchön iſt der beliebte Kurſus nach Neſſelwängle, das
über 1100 Meter hoch liegt und in der Nähe über prächtiges
Uebungsgelände und erſtklaſſige Eisbahnen verfügt. Zum
zwei=
ten Male in dieſem Monat findet ein Skikurſus in Riezlern
ſtatt, dem bekannten Sonnen= und Schneeparadies im kleinen
Walſertal. Hier iſt auf beſonders gute Unterkunft und
Verpfle=
gung Wert gelegt. (Siehe heutige Anzeige.)
— Schweine=Zwiſchenzählung am 3. März 1933. Der
Reichs=
miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat im
Einverneh=
men mit den Ländern eine neue Schweine=Zwiſchenzählung für
den 3. März 1933 angeordnet.
Bei zwei Pferden der Gutsverwaltung des Hofguts
Kra=
nichſtein wurde anſteckende Blutarmut feſtgeſtellt. Die
angeord=
neten Sperrmaßnahmen wurden beſtätigt.
Se ſchwerer die Zeiten, deſto mehr braucht Deine Familie den Schutz Deiner
Lebensverſicherung! Wenn es Dir ſchon ſchwer fällt, bei den jetzigen Zeiten
Deine Familie zu ernähren — was ſollte dann Deine Familie ohne Dich tun?
Sonntag, 5. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 36 — Seite 7
Stahiheim=Pfichtabend.
Nach der Verpflichtung einer größeren Anzahl neuer
Kame=
raden ergriff Ortsgruppenführer v. Geldern das Wort zur
Verleſung eines Aufrufs des Bundesführers, der die Stellung des
Bundes zum letzten Regierungswechſel klar umriß. Der
Orts=
gruppenführer knüpfte an dieſen richtungweiſenden Erlaß
mar=
kante Worte, die der Freude über die neue Wendung Ausdruck
verliehen, und die Kameraden aufforderten, in dem nun
begin=
nenden Kampf, der aufwärts führen müſſe, ihre ganze Kraft
ein=
zuſetzen, damit es gelinge, den endgültigen Sieg an die nationalen
Fahnen zu beften. Seine Rede klang aus in einem kräftigen
„Front Heil”, in das alle Kameraden begeiſtert mit
einſtimm=
ten. Der erſte und vierte Vers des Deutſchlandliedes leitete dann
zum Vortrag des Kameraden Krimmel über deſſen
wohl=
durchdachte Ausführungen und deſſen erſchütternd beweiskräftiges
Zahlenmaterial ihren Eindruck auf die Verſammelten nicht
ver=
fehlte. Er führte u. a. etwa folgendes aus:
„In dieſen Tagen, wo die Hoffnung auf eine Wendung zum
Guten unſere Herzen wieder höher ſchlagen läßt, wollen wir noch
einmal einen Blick werfen auf mehr als zehn Jahre deutſcher Not
und vaterländiſcher Bedrängnis. Wir wollen uns noch einmal
jene Zeiten ins Gedächtnis zurückrufen, in denen ein Großteil
deutſcher Menſchen ſchon die Hoffnung auf den Fortbeſtand des
Reiches aufgegeben hatte, und wo es auch unter den Beſten des
Volkes der Verzagten genug gab. Wir wollen die Zeiten nicht
vergeſſen, in denen tiefſte Schmach unſer Volk niederdrückte und
viel Häßliches und Finſteres den eingeengten Lebensweg der
Deutſchen beſchattete. Wir wollen uns deshalb erinnern an all
das Schlechte, damit wir wiſſen, was verſchwinden muß und was
wir beſſer machen müſſen.‟ Der Redner führte dann ſeine
Zu=
hörer im Geiſte noch einmal den dornenvollen Weg, der begann,
als das ungeſchlagene Heer in die Heimat zurückkehrte, er
ſchil=
derte die Wirkung der „Friedensverträge”, er gab ein
anſchau=
liches und immer mit Zahlen untermauertes Bild von den
wirt=
ſchaftlichen und finanziellen Opfern, die man uns auferlegte.
Dawes= und Youngplan waren weitere Stationen auf dem
Lei=
densweg eines Volkes, das, von außen bedrangt, auch im Innern
nicht zur Ruhe kommen konnte. Mit eindringlicher Klarheit
ſchil=
derte der Redner die Mißſtände, die von innen her die
Wider=
ſtandskraft des Volkes aushöhlten. Das war das Deutſchland der
Nachkriegsjahre. — In all dieſer ſchweren Zeit aber ſind die im
Stahlhelm geeinten Frontſoldaten nie müde geworden, auf die
Schäden am Volkskörper hinzuweiſen und von innen heraus an
der Geſundung zu arbeiten. Und heute ſcheint es, daß wir dem
großen Ziel ein gutes Stück näher gekommen ſind. An der Spitze
eines gerade von ſozialen Nöten ſchwer bedrückten Volkes ſteht
eine Regierung, die ſich auf die geeinten nationalen Kräfte
ſtützen kann; in dieſer Regierung iſt der Stahlhelm durch ſeinen
Führer vertreten, deſſen Verſtändnis auf ſozialem Gebiet über alle
Zweifel erhaben iſt. Wir glauben an dieſe Regierung, weil wir
an unſeren Führer glauben. So dürfen wir hoffen, daß aus
dem Chaos der Vergangenheit eine glücklichere Zukunft das Erbe
unſerer Jugend ſein wird, und wir alten Frontſoldaten ſind ſtolz,
am Aufbau unſerer Zukunft mitgearbeitet zu haben.
Spontaner Beifall dankte Kamerad Krimmel für den
überaus lehrreichen Vortrag, der den offiziellen Teil des Abends
abſchloß.
Sieuer= und Wirtſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Februar 1933.
Ausſchneiden!
* Schwurgericht.
Aufbewahren!
1. Februar: Letzter Tag für die Entrichtung des Schulgeldes
für die Darmſtädter höheren Schulen und die gewerblichen
Fortbildungsſchulen für den Monat Januar 1933 an die
Stadtkaſſe, Grafenſtraße. Schonfriſt bis 10. Februar 1933.
5. (6.) Februar: Abgabe der Beſcheinigung an die
Finanz=
kaſſe, daß die Summe der im Januar 1933 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im Januar 1933
einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt. (Keine
Schon=
friſt.)
5. (6.) Februar: Abführung der Lohnſteuer für die in der
Zeit vom 16. bis 31. Januar 1933 erfolgten Lohnzahlungen.
Falls die bis zum 15. Januar 1933 einbehaltenen Beträge
200.— RM. nicht erreicht haben, im
Ueberweiſungsverfah=
ren Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1
bis 31. Januar 1933 erfolgten Lohnzahlungen. (Keine
Schonfriſt.)
5. (6.) Februar: Abführung der im Steuerabzugsverfahren
ein=
behaltenen Ledigenſteuer.
5. (6.) Februar: Entrichtung der Arbeitsloſenhilfe,
ſo=
weit dieſe an die Finanzkaſſe abzuführen iſt.
6. Februar: Vorlage der Aufſtellung der Deviſengeſchäfte,
die von einem Unternehmen mit genereller Genehmigung
zum Deviſenerwerb im Monat Januar 1933 getätigt
wor=
den ſind.
8, Februar: Letzter Tag, an dem bei Meidung der
Beitrei=
bung und Koſtenberechnung bezahlt werden können:
1. 5. Ziel der Gemeinde=, Kreis= und
Provinzial=
umlagen für das Rechnungsjahr 1932/33.
5. Ziel der Straßenreinigungs=,
Müllab=
fuhr= und Kanalbenutzungsgebühren in der
Stadt Darmſtadt für das Rechnungsrahr 1932/33.
3. 5. Ziel der Filialſteuer in der Stadt Darmſtadt für
das Rechnungsjahr 1932/33.
Dieſe 3 genannten Steuern bzw. Abgaben waren
urſprüng=
lich am 5. bzw. 6. Februar 1933 als an dem Tage des
Ab=
laufs der Schonfriſt fällig, der Ablauf der Schonfriſt wurde
aber durch Bekanntmachung der Stadtkaſſe (ſiehe
Darm=
ſtädter Tagblatt” Nr. 31 vom 31. Januar 1933) bis zum
8. Februar hinausgeſchoben.
10. Februar: Anmeldung und Zahlung der
Börſenumſatz=
ſteuer, ſoweit, dieſe im Abrechnungsverfahren
zu entrichten iſt. (Keine Schonfriſt.)
10. Februar: Umſatzſteuer=Voranmeldung und
Vorauszah=
lung für die monatlichen Zahler für den Monat Januar
1933. (Schonfriſt bis 17. Februar 1933.)
10. Februar: Fälligkeit der Bürgerſteuer. Näheres iſt aus
dem Bürgerſteuerbeſcheid für 1933 (brauner Beſcheid) bzw.
aus der Steuerkarte zu entnehmen.
10. Februar: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung
des Schulgeldes für die Darmſtädter höheren Schulen
und die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den Monat
Januar 1933.
15. Februar: Entrichtung der Hundeſteuer, erſte Rate, für
das Kalenderjahr 1933, ſoweit der Steuerbeſcheid ſchon
zu=
geſtellt worden iſt.
15. Februar: Abführung der Beiträge zur
Brandver=
ſicherungskammer für 1933 an die Finanzkaſſe.
Ein=
ziges Ziel. Die Anforderungszettel gehen in dieſen Tagen
heraus. Soweit die Steuerpflichtigen bis 15. Februar 1933
im Beſitz der Anforderung ſind, iſt der Beitrag termingemäß
zu entrichten.
15. Februar: Vorauszahlung auf die Vermögenſteuer für
1933, erſte Rate. (Keine Schonfriſt.)
15. Februar: Letzter Tag, bis zu dem die Lohnſteuerbelege
für das Kalenderjahr 1932 bei dem zuſtändigen
Finanzamt eingereicht ſein müſſen.
15. Februar: Viertes und letztes Ziel der Kirchen= und
Kul=
tusſteuer für das Rechnungsjahr 1932/33 laut Beſcheid.
15. Februar: Aufbringungsumlage, zweiter Teilbetrag,
für das Rechnungsjahr 1932/33. Näheres aus dem
beſon=
deren Beſcheid und aus dem Erlaß des Reichsminiſters der
Finanzen Nr. S 7400 — 99 III vom 20. Januar 1933.
15. Februar: Einkommenſteuer= bzw.
Körperſchaft=
ſteuervorauszahlung der Landwirtſchaft.
Ferner Abführung der Zuſchläge für Einkommen über 8000
RM., des Zuſchlages für Aufſichtsratsmitglieder, die
Land=
wirte ſind, und der Ledigenſteuer, für Landwirte, ſoweit
nicht infolge der Einführung der landwirtſchaftlichen
Ein=
heitsſteuer eine Befreiung von der Einkommenſteuer
ein=
getreten iſt.
15.—28. Februar: Abgabe der Steuererklärungen für die Ende
1932 endenden Steuerabſchnitte. Benutzung der
vorgeſchrie=
benen Formulare. Näheres iſt aus dieſen und aus den
Bekanntmachungen der Finanzämter zu entnehmen. Es
handelt ſich um die Einkommen= Körperſchaft= und
Umſatz=
ſteuer. Steuerpflichtige, die an ſich ſteuerpflichtig ſind, aber
keinen Vordruck erhalten haben, haben ſolche von ihrem
zu=
ſtändigen Finanzamt anzufordern.
H. W. Wohmann.
Aus Anlaß des Mainzer Karnevals werden von allen
Bahnhöfen im Umkreis (Tarifentfernung) von 100 Kilometer um
Mainz Sonntagsrückfahrkarten (auch Blanko=
Sonntagsrückfahrkar=
ten) nach Mainz Hbf., Mainz=Süd und Mainz=Kaſtel ausgegeben.
Zur Hinfahrt von Samstag, 25. Februar, 0 Uhr, bis zum
Dienstag, 28. Februar, 24 Uhr (Ende der Hinfahrt); zur
Rück=
fahrt von Samstag, 25 Februar, bis zum Mittwoch, 1. März,
12 Uhr (ſpäteſter Antritt der Rückfahrt).
Aw. In der letzten Schwurgerichtsſitzung wurde am
Samstag gegen drei junge Offenbacher wegen
Mein=
eids und Verleitung dazu verhandelt. Die
Verhand=
lung war ſchon einmal auf Freitag voriger Woche angeſetzt,
mußte aber abgeſetzt werden, da der eine Angeklagte nicht
er=
ſchienen war. Er behauptet heute, er habe nicht mehr genug Geld
gehabt, um die Bahnfahrt zu bezahlen.
Die drei jungen Leute haben die traurigſte Kindheit erlebt,
die man ſich denken kann. Die Eltern, alle moraliſch
minder=
wertig und unfähig, ihre Kinder zu erziehen, die infolgedeſſen
ſchon in jungen Jahren in Zwangserziehung kamen. Der erſte
Angeklagte hatte mit ſeinem älteren Bruder im Sommer vorigen
Jahres auf dem Offenbacher Marktplatz Streit, weil der ihm ſein
Eſſen weggenommen hatte, und bei dieſem Streit verletzte er
ſeinen Bruder ſchwer mit ſeinem Taſchenmeſſer. Die beiden
an=
deren waren zufällig Zeugen des Streites. Sie ſollen nun in
der darauffolgenden Verhandlung vor dem Offenbacher
Amts=
gericht wiſſentlich die Unwahrheit geſagt haben, indem ſie
ein=
mal nichts von dem Meſſer wiſſen wollten und weiter
behaupte=
ten, ſie hätten mit dem damals Angeſchuldigten, dem heutigen
erſten Angeklagte, niemals über dieſe Sache geſprochen. In
Wirk=
lichkeit hatten ſie ſehr wohl darüber geſprochen, und der junge
Mann hatte ihnen verſichert, daß ſie von dem Meſſer nichts zu
ſagen brauchten, das ſei vollkommen unwichtig. Er ſitzt nun
heute neben ihnen, weil er ſie zu ihrem Meineid verleitet habe.
Er ſtreitet das indeſſen ab, die beiden anderen jedoch geben alles
zu. und der eine behauptet, er habe gar nicht gewußt, was der
Eid zu bedeuten habe. Das Gericht iſt der Anſicht, daß hier
zweifellos Meineid vorliege und verurteilt beide wegen
Mein=
eids zu je einem Jahr Zuchthaus, drei Jahren Ehrverluſt
und dauernder Eidesunfähigkeit. Der Dritte erhält wegen
Anſtiftung dazu ein Jahr und einen Monat
Zucht=
haus und ebenfalls drei Jahre Ehrverluſt und dauernde
Eides=
unfähigkeit. Das Gericht erklärt ſich indeſſen bereit, ein
even=
tuelles Geſuch auf Umwandlung in eine entſprechende
Gefängnis=
ſtrafe zu befürworten.
Der Volksbankprozeß mußte auf Montag, den
13. Februar vertagt werden da der eine Beiſitzer plötzlich
erkrankte. Der Antrag des Präſidenten Neumann auf
Abtren=
nung des Verfahrens wurde endgültig abgelehnt.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsquittung beizufügen. Anonhme Anfragen werden
nichi beantwortet. Die Beaniwortung erfolgt ohne Rechteverbindlſchkeſt.
H. K. hier. In zwei Jahren verjähren die Anſprüche der
Kaufleute für Lieferung von Waren. Erfolgte aber die Lieferung
für den Gewerbebetrieb des Schuldners, ſo iſt die Verjährung
eine vierjährige Danach wäre die Forderung verjährt, wenn
Schuldner die Verjährung vorſchützt im Klagefalle. War der
Aufenthaltsort des Schuldners unbekannt, ſo hätte eine Klage
mittels öffentlicher Zuſtellung vor Ablauf der Verjährung
er=
hoben werden müſſen.
Abonnent. Wer in der Zeit vom 1 Oktober 1932 bis 30.
September 1933 während dieſer Zeit fällig werdende
Grund=
ſteuer entrichtet, erwirbt einen Anſpruch auf Steuernachlaß in
Höhe von 40 Prozent. Grundſteuer iſt die Steuer, die die
Län=
der und Gemeinden vom Grundbeſitz in Form einer einheitlichen
Steuer oder in Form einer eigentlichen Grundſteuer und einer
Hausſteuer (Gebäudeſteuer) erheben. Dieſer
Steuernach=
laß wird in der Zeit vom 1. April 1934 bis 31.
März 1939 bei der Entrichtung, von Reichsſteuern durch
An=
nahme von Steuergutſcheinen gewährt. Im übrigen haben wir
ja ſeinerzeit (im September 1932) genaue Darlegungen über
das Thema gebracht, die Sie in der Geſchäftsſtelle nachleſen
wollen.
W., hier. 1. Die erteilte Auskunft betraf einen ganz
be=
ſonderen Fall von körperlichem Gebrechen und damit
ver=
bundener Erwerbsunfähigkeit, er darf alſo nicht verallgemeinert
werden. Die Einkommenſteuerfreiheit hat im Fragefalle nur zur
Folge, daß die Hälfte des Landesſatzes erhoben wird. Die
Veran=
lagung iſt ſomit richtig. — 2. und 3. Darüber wäre beim
Finanz=
amt anzufragen.
Lokale Veranſtalkungen.
— Der Odenwaldklub „Frankonia” hält am
Sams=
tag, den 11. Februar, abends, ſeinen mit echt Odenwälder Humor
gewürzten diesjährigen Maskenball in ſämtlichen Räumen des
Rummelbräu, Rheinſtraße, ab. (Siehe heutige Anzeige.)
Vereinskalender.
— Techniſche Nothilfe. Montag, den 6. Februar,
Monatsverſammlung. Nächſte Woche Beginn der Eiſenbähnkurſe.
Anmeldungen werden nur noch am Montag entgegengenommen.
Tageskalender für Sonntag, den 5. Februar 1932.
Helia=Lichtſpiele, vorm. 11.15 Uhr: „Im Land der Dolomiten”,
— Union=Theater: Hochzeitsreiſe zu dritt”. — Helia=
Licht=
ſpiele: „Der weiße Dämon”. — Palaſt=Lichtſpiele: „Tod über
Schanghai”, — Reſi=Theater: „Ein bißchen Liebe für dich”
Orpheum, 15.30 Uhr: „Die verzauberte Prinzeſſin‟ Städt.
Saalbau, 16 und 20.15 Uhr: Willy Reichert und Enſemble.
Woogsplatzturnhalle, 18.11 Uhr: Damen= und Herrenſitzung der
Turngemeinde 1846. — Konzerte: Café Oper, Reſt. Bender,
Herrngartenkaffee, Bockshaut, Reſt. Rehberger, Bahnhofs=Hotel,
Cafs Ernſt=Ludwig, Hotel=Reſt. zur Poſt, Alte Poſt. Schillereck,
Perkeo, Waldſchlößchen. — Schweizerhaus Eberſtadt: Bunter
Abend.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 4. Febr. HohesAlter. Herr
Schuhmacher=
meiſter Georg Vetter. Untere Mühlſtraße 8, konnte am heutigen
Tage ſeinen 80. Geburtstag begehen.
Eberſtadt, 2. Febr. Zweiter Heimatabend. Bei
dem zweiten Heimatabend des Verſchönerungs= und
Verkehrsver=
eins ſpricht Lehrer Burhenne über das Thema:
Parforce=
jagden im Eberſtädter Wald”. Ausgehend von den Wolfsjagden
im 17. Jahrhundert, wird der Redner Jagdbilder aus der
Regie=
rungszeit des Landgrafen Ernſt Ludwig UIII, unter beſonderer
Berückſichtigung der Eberſtädter Gemarkung bringen.
Cp. Pfungſtadt, 4. Febr. Vermißt. Seit Beginn des
Monats wird der 68 Jahre alte verwitwete Taglöhner Valentin
Becker 7., wohnhaft Zieglerſtraße, von ſeinen Angehörigen
ver=
mißt. Er wurde zuletzt am Eberſtädter Friedhof geſehen. Alle
Nachforſchungen nach ihm blieben bisher erfolglos. Der alte
Mann trägt grüne Joppe, Mancheſterhoſe, Schnürſchuhe und bläue
Mütze.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 3. Febr. Kirchenkonzert. Das
Fehlen eines Gemeindehauſes in hieſiger Gemeinde hat ſich ſchon
des öfteren unangenehm bemerkbar gemacht. Der
Kirchenvor=
ſtand hat ſich daher ſchon längſt entſchloſſen, dem Bau eines ſolchen
Heimes zu gegebener Zeit näherzutreten. Die Mittel hierzu
müſ=
ſen zum Teil noch beſchafft werden. Der Geſangverein „Eintracht=
Freundſchaft”, der bereits im vorigen Jahre ein Kirchenkonzert
zum Beſten der Winterhilfe veranſtaltete, ſtellt ſich jetzt auch in
den Dienſt dieſer Sache durch Veranſtaltung eines
Kirchenkon=
zertes am Sonntag, den 12. Februar, abends, in der Kirche zu
Nieder=Ramſtadt. Außer dem Chor wirken mit Frau J. Schrof
von hier (Sopran), die Herren Theo Ritzhaupt, Mitglied des Heſſ.
Landestheaters (Bariton), K. Cauer, Lehrer an der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt (Violine), Günter Kehr=Darmſtadt
(Violine) Lehrer Schuchmann=Darmſtadt (Klavier) und Dipl.=
Ing. K. Schrof von hier (Orgel) Der Reinertrag des Konzerts
fließt reſtlos dem Neubaufonds des Gemeindehauſes zu.
s. Traiſa, 3. Febr. Der Obſt= und Gartenbauverband für
den Kreis Darmſtadt veranſtaltet gemeinſam, mit dem hieſigen
Obſt= und Gartenbauverein am Montag, den 6. Februar, abends
8 Uhr, im „Heſſiſchen Hof” (Ph. Walter) einen Vortrag mit
Lichtbildern des Herrn Herm. Schulz jr. über „Anlegung und
Be=
pflanzung von Hausgärten‟. Dieſe Veranſtaltung dürfte für den
größten Teil der Einwohnerſchaft von Intereſſe ſein.
x. Dieburg, 4 Febr. Evangeliſcher Männerverein
Hauptverſammlung. Zu Beginn der Tagesordnung
ſtand ein Vortrag des Herrn Rechtsanwalts Vogel über das
Thema: „Unſere Heimat zur Römerzeit; eine Römerſchlacht im
jetzigen Kreiſe Dieburg‟. Der Vortrag gab ein feſſelndes Bild
von dem Leben und der Kultur innerhalb des durch den Limes vom
freien Germanien abgeſchloſſenen „beſetzten Gebietes”, dem ſog.
Dekumatenland, zu dem auch unſere Heimat gehörte: Militär,
Han=
del, Gewerbe, Kunſt uſw. zu jener alten Zeit in unſerem Land
wurden eingehend geſchildert. Ausgehend von dem Namen des
Stammes der Auderienſer, wurde die ſprachliche Theorie von der
Ableitung des Namens Odenwald. Otzberg und ſchließlich Dieburg
behandelt. Der Vortrag ſchloß mit einer Schilderung aus dem
römiſchen Militärſchriftſteller Amianus Marcellinus, der einen
Feldzug des römiſchen Kaiſers Valentinian gegen die Alemannen
beſchreibt; den Ort der Schlacht von Solicinium will der
Vortra=
gende im Odenwald bei der ſog. Heunenburg in der Nähe von
Lich=
tenberg finden. Für den feſſelnden, reichhaltigen Vortrag dankte
der Beifall der Hörer, den der zweite Vorſitzende in Worte faßte.
Bei der Vorſtandswahl wurde 1. Vorſitzender Herr Lehrer Karl
Eckhardt, 2. Vorſitzender Herr Rechnungsrat Strauß, Rechner Herr
Rechtsanwalt Vogel, Schriftführer Herr Poſtſekretär Weifenbach;
zu Beiſitzern wurden die Herren Pfarrer Schrimpf, Bahnmeiſter
Vogel, Treber, Hahn und Grübel gewählt. — Im März ds. Js.
kann der Verein ſein 25jähriges Beſtehen feiern.
k. Dieburg, 4. Febr. Notwerk der Jugend. Zur
Durch=
führung des Notwerks der Jugend nach dem Aufruf des
Reichs=
präſidenten hatten ſich auf Einladung der Stadtverwaltung
Her=
ren aus den verſchiedenen Berufsſtänden. Geiſtliche und Lehrer
im großen Rathausſaal verſammelt, um einen Arbeitsausſchuß für
unſere Stadt zu bilden. Es ſollen täglich vier Stunden dazu
ver=
wandt werden, um der arbeitsloſen Jugend ſinnvolle Beſchäftigung
in ihrem erlernten Handwerk zu geben, Sport zu treiben und ſich
gemeinſam geiſtig weiterzubilden. Die Zahl der Teilnehmer ſoll
hundert junge Leute bis zu 25 Jahren umfaſſen, und iſt die
Teil=
nahme Vorausſetzung zur Zulaſſung beim Freiwilligen
Arbeits=
dienſt, der am 1. April wieder aufgenommen werden ſoll.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 3. Febr. Hauptverſammlung
des Odenwaldklubs. Jahresbericht und Rechnung
wur=
den richtig befunden. Bei den Neuwahlen wurden der
Vor=
ſitzende und die Vorſtandsmitglieder bis auf den Schriftführer
wiedergewählt. Als Schriftführer wurde Kollege Heuſel neu
ge=
wählt. Der Wanderplan für das Jahr 1933 wurde aufgeſtellt.
Kirch=Beerfurth, 3. Febr. Der Geſangverein „
Ein=
tracht” hielt ſeine Generalverſammlung ab und beſchloß, in
die=
ſem Jahre von einem Theaterabend Abſtand zu nehmen und dafür
am kommenden Sonntag, den 5. Februar, einen öffentlichen Ball
abzuhalten.
R. Pfaffen=Beerfurth i. Odw., 1. Febr. Freiwilliger
Arbeitsdienſt. Nachdem ſeit längerer Zeit die
Regulie=
rungsarbeiten an der Gerſprenz beendet ſind, hat ſich der
Ge=
meinderat in letzter Zeit mit der weiteren Arbeitsbeſchaffung
be=
faßt. Es wurde nunmehr beſchloſſen, die dringenden Arbeiten
wie Wege ausbeſſern noch im Laufe des Februars aufzunehmen.
Bis zum 15. März ds. Is. ſind dann weitere Arbeiten
auszufüh=
ren, die ebenfalls von dem Gemeinderat genehmigt wurden.
N. Reichelsheim i. O., 4. Febr. Schulſpeiſung. Auch in
dieſem Jahre ſoll eine Schulſpeiſung durchgeführt werden. Fünfzig
bedürftige Schulkinder erhalten bis zum Schluſſe des Schuljahres
täglich 2 Liter warme Milch und 1 Brötchen. Deshalb wurden
geſtern ſämtliche Kinder von Herrn Dr. med. Fiſcher unterſucht.
Auf Grund des Unterſuchungsergebniſſes werden die aus
geſund=
heitlichen oder ſozialen Gründen in Frage kommenden Kinder
aus=
geſucht.
Ci. Erbach, 4. Febr. Notwerkderdeutſchen Jugend.
In verſchiedenen Sitzungen der letzten Tage wurden die
Vorberei=
tungen für das Jugendnotwerk ſoweit gefördert, daß am
kom=
menden Montag mit der Durchführung begonnen werden kann. In
der Fachſchule läuft ein Lehrgang für Elfenbeinſchnitzer und die
damit verwandten Gewerbe; die Volksſchule in Verbindung mit
der Berufsſchule unterhält eine kaufmänniſche Abteilung und
da=
neben einen Kurſus allgemeinbildender Art. Für die geiſtige
Fortbildung ſind in erſter Linie vorgeſehen Buchführung,
Kurz=
ſchrift, Handelslehre, kaufmänniſches Rechnen, ſtaatsbürgerliche
Bildung und daneben noch Lehrgänge in Deutſch, Geologie,
Pflan=
zenkunde uſw. Auch für ſportliche Betätigung ſtehen geeignete
Lehrkräfte bereitwilligſt zur Verfügung. — Ausder
Land=
wirtſchaft. Der Heſſiſche Landbund hält kommende Woche am
Dienstag und Freitag, jedesmal von vormittags 9—12 Uhr, im
Haſthaus „Zum Eck” für ſeine Mitglieder koſtenloſe Sprechſtunden
in Steuer= und Rechtsfragen ab. Auch für Beerfelden und Höchſt
ſind dieſe Beratungsſtunden vorgeſehen; für Beerfelden am
Mon=
tag, den 6. Februar, vormittags von 9—12 Uhr, im „Ochſen” und
für Höchſt am Dienstag, den 7. Februar, nachmittags von 1.30 bis
4 Uhr, in der „Burg Breuberg”
Dk. Waldmichelbach. 1. Febr. Winterhilfe. Die
Samm=
lungen für die Winterhilfe zeitigten hier gute Ergebniſſe. Außer
einem Barbetrag von 495 RM. wurden 21 Zentner Kartoffel, 18
Zentner Kohlen, 2 Zentner Obſt, 6 Zentner Gemüſe. 1 Zentner
Hülſenfrüchte 40 Hemden, 30 Kleider, 20 Paar Schuhe und noch
eine große Menge Kleidungsſtücke und Lebensmittel aller Art
geſpendet.
P. Groß=Rohrheim. 3. Febr. Das Feſt der Goldenen
Hochzeit begingen heute die Eheleute Schreinermeiſter Val.
Kirch 3. und Frau Margarethe, geb. Storck.
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können Ihr Gesicht, Ihre Hände nicht angreifen,
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Seite 8 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. Februar 1933
Skraßenberichk
für die Woche vom 5. bis 11. Februar 1933.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Fernverkehrsſtraßen in Heſſen:
45 Heldenbergen—Windecken bis auf weiteres für allen Verkehr
geſperrt. Umleitung für den Durchgangsverkehr: Friedberg,
Vilbel, Bergen, Mainkur, Hanau; für den Lokalverkehr:
Eichen, Oſtheim, Windecken.
49 Gießen—Fulda (zwiſchen Alsfeld und Renzendorf) bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Eifa. Rainrod.
Hauptſtraßen in Heſſen:
Keine Sperren gemeldet.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Eberſtadt—Seeheim-Jugenheim-Zwingenberg (alte Bergſtraße)
vom 8. 9. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Seeheimer
Tanne. Bickenbach.
Langgöns—Holzheim vom Abzweig Grüningen bis Holzheim vom
22. 9. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Grüningen.
Kirchgöns—Bahnhof vom 7. 11. bis auf weiteres geſperrt.
Oert=
liche Umleitung.
Ee. Gadernheim i. Odw., 4. Febr.
Gemeinderatsbe=
richt. Dem Geſuche des Peter Horn, auf dem Eigentum der
Ge=
meinde eine Tankſtelle errichten zu dürfen, wurde ſtattgegeben,
jedoch wurde zur Bedingung gemacht, daß derſelbe die für dieſe
Einrichtung in Frage kommenden Arbeiten nur von
Ortseinwoh=
nern ausführen läßt und jährlich eine Pacht von 50 Mk. bezahlt.
— Gemäß eines Schreibens des Miniſteriums des Innern,
betref=
fend das Notwerk der Deutſchen Jugend, wonach allen
Arbeits=
loſen bis zum 25. Jahre täglich je zwei Stunden praktiſche und
geiſtige Ausbildung zuteil werden ſollen, beſchloß der Rat, dieſes
Notwerk durchzuführen. Für die geiſtige Ausbildung hat ſich Herr
Lehrer Rapp in ſelbſtloſer Weiſe zur Verfügung geſtellt; für die
praktiſche Ausbildung muß noch eine Kraft gewonnen werden.
d. Rimbach i. Odw., 1. Febr. Hauptverſammlung
der Freiwilligen Feuerwehr. Der 1. Kommandant
Hübner begrüßte in herzlichen Worten die Anweſenden. Im
Jah=
resbericht feierte der Kommandant den Ehrenkommandanten
Knaup=Birkenau als den Schöpfer und Vater der Heſſiſchen
Feuer=
wehrfachſchule Friedberg und übermittelte ihm die beſten Wünſche
der Wehr. Von der Herabſetzung der Brandverſicherungsbeiträge
um faſt ein Dritel wurde Kenntnis genommen. Unſerer Gemeinde
ſoll dieſe Herabſetzung ſchätzungsweiſe 1300.— RM. erſparen.
Schwierige Punkte wurden zur Zufriedenheit aller gelöſt, ſo daß
die Verſammlung unter dem Zeichen beſter Harmonie und
Einig=
keit ſtand. Unſere 16 Mann ſtarke Feuerwehrkapelle unter der
bewährten Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn Valentin Jakob
ſorgte für Unterhaltung. Kommandant Hübner dankte allen
Käameraden für die freundliche Unterſtützung.
Dp. Zwingenberg, 3. Febr. Generalverſammlung
des Deutſchen Turnvereins 1884. Der Jahresbericht
des Vorſitzenden gab Aufſchluß über die im verfloſſenen Jahre
geleiſtete Vereinsarbeit. Die Kaſſenverhältniſſe ſind in Ordnung.
Die Verſammlung beſchließt, den Verein eintragen zu laſſen. An
Stelle des ausgeſchiedenen Turnwarts Machleid wurde der
Ober=
turnwart Jakob Delp vorläufig mit dieſer Tätigkeit betraut.
Herr Heinrich Germann wurde, neu in den Vorſtand gewählt.
Ebenſo Herr Gottfried Kapitzky als zweiter Schriftführer.
Gernsheim, 1. Febr. Die hieſige fliegende Rheinfähre
wurde heute früh wieder angefahren und wird vorausſichtlich
morgen die allgemeine Beförderung wieder durchführen. — Eine
ſeltene Gelegenheit bietet ſich den einheimiſchen Theaterfreunden
zu beſonders günſtigen Preiſen in einem Sonderzug nach
Darm=
ſtadt zu gelangen. Am 5. Februar, 19, Februar und 19. März
fahren Sonderzüge der Wormſer Theatergemeinde nach Darmſtadt.
Die Reichsbahndirektion hat genehmigt, daß dieſe Züge in
Gerns=
heim auf der Hin= und Rückfahrt halten
i. Viernheim, 1. Febr. Die Gemeinde Viernheim beginnt
jetzt dem Spargelbau Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Es ſind
Beſtrebungen im Gange, die Spargelpflanzer zuſammenzuſchließen,
um auch bezüglich des Abſatzmarktes gemeinſame Schritte zu
unter=
nehmen.
Ca. Lorſch, 4. Febr. Maſſenerkrankungen. Die Grippe=
Epidemie greift auch hier immer mehr in erſchreckendem Maße um
ſich. Ganze Familien ſind erkrankt und bei weiterer Ausdehnung
iſt mit einer Schließung der Schulen zu rechnen. Bei einzelnen
Behörden macht ſich Perſonalmangel bemerkbar. Die Aerzte haben
alle Hände voll zu tun, um den Anforderungen gerecht zu werden.
P. Rüſſelsheim, 3. Febr. In der Feldgemarkung wurde am
Dienstag auf mehreren Rübenmieten der Strohſchutz von
bös=
williger Hand in Brand geſetzt. Man vermutet, daß es die
Brandſtifter auf den Diebſtahl von Kartoffeln abgeſehen hatten
und aus Enttäuſchung darüber einen Racheakt verübten. Auch in
den Nachbargemarkungen kamen ähnliche Brandſtiftungen vor.
Oberheſſen.
Gießen, 4. Febr. Schließung aller Gießener
Schu=
len wegen Grippe. Die Erkrankungen von Schulkindern
und Lehrern aller Gießener Schulen an Grippe haben ſich in den
letzten Tagen ſo ſtark vermehrt, daß von Montag ab ſämtliche
Volksſchulen und die höheren Schulen zunächſt auf eine Woche
ge=
ſchloſſen bleiben.
Der Sternhimmel im Februar 1933.
Von Günther Archenhold, Direktor der Treptow=Sternwarte.
Das Anwachſen der Tagesdauer beſchleunigt
ſich jetzt mehr und mehr, denn das Tagesgeſtirn
richtet ſeinen Lauf immer ſteiler gegen den
Himmelsäquator empor. So wächſt die
Mit=
tagshöhe der Sonne in Mitteldeutſchland von
20 Grad auf faſt 30 Grad an, und die
Tages=
länge vergrößert ſich im Laufe des Monats
um 12. Stunden. Ende Februar tritt die
Dunkelheit erſt nach 18 Uhr ein.
Wenn wir für unſere Sternbetrachtung den
Zeitpunkt wählen, in dem der hellfunkelnde
Sirius ſeine höchſte Stellung im Süden erreicht
hat, was am Anfang des Monats um 22 Uhr,
Mitte Februar um 21 Uhr und Ende des
Monats um 20 Uhr der Fall iſt, ſo zeigt ſich
uns der Himmel in der Pracht ſeiner ſchönſten
Geſtirne. Unſere Sternkarte möge dem Leſer
bei ſeiner nächtlichen Sternſchau das Auffinden
der einzelten Bilder erleichtern. Sie iſt ſtets
ſo über ſich zu halten, daß die auf der Karte
vermerkten Richtungen mit der Natur
überein=
ſtimmen. Im Süden finden wir den Kranz
der Winterbilder, im Weſten die
charakteriſti=
ſchen Figuren des Widders, des Perſeus, der
Andromeda und der Kaſſiopeia, die uns zu den
am nördlichen Himmel befindlichen, ſtets
ſicht=
baren Zirkumpolarbildern führt. Im Oſten
ſteigt Arktur im Bootes. Jungfrau und Löwe
herauf. In dieſem Sternbilde halten ſich, dicht
nebeneinander ſtehend, die beiden Planeten
Mars und Jupiter auf.
Mars nähert ſich der Erde und wird wegen
ſeiner wachſenden Helligkeit neben Jupiter
immer auffallender. Ende des Monats beträgt
ſein Abſtand von der Erde nur noch 100
Mil=
lionen Kilometer, und es trennen uns dann
nur noch wenige Tage von der diesmaligen
Erdnähe am 3. März. Die letzte Erdnähe fiel
auf den 25. Januar 1931. Im Durchſchnitt
folgen ſie alle 2 Jahre und 50 Tage
aufein=
ander. Nicht alle Marsnähen ſind wegen der
ſtark elliptiſchen Bahn des Planeten gleich
günſtig. Es ſpielt hierbei eine große Rolle,
ob ſich der Planet bei der Begegnung mit der
Erde in Sonnennähe oder Sonnenferne
befin=
det. Als er im Jahre 1924 nahe dem ſonnen=
Außer Mars und Jupiter ſind von den Planeten noch Anfang
nächſten Punkt ſeiner Bahn ſtand, kam er der Erde bis auf 55
Millionen Kilometer nahe. In dieſem Jahre iſt die Entfernung des Monats Venus für wenige Minuten in der
Morgendämme=
alſo faſt doppelt ſo groß. Man wird daher wohl keine Entdeckung rung und Merkur Ende Februar in der Abenddämmerung
ſicht=
feineren Details auf der Marsoberfläche erwarten dürfen, doch bar. Dieſer ſich ſtets in der Nähe der Sonne aufhaltende Planet
werden vielleicht die verbeſſerten Methoden der Temperatur= taucht am 22. Februar am weſtlichen Abendhimmel auf. Die
beſtimmung und der Photographie mit ultraroten Strahlen einige Dauer ſeiner Sichtbarkeit nimmt von Tag zu Tag zu und beträgt
bedeutende Ergebniſſe zeitigen. Noch immer geht der Streit am Ende des Monats etwa eine halbe Stunde. Am Abend des
darum, ob auf dem Mars Anzeichen für das Vorhandenſein von 25. Februar wird man ihn dicht unterhalb der ſchmalen Mond=
Leben vorhanden ſind. Dabei ſind die von Schiaparelli entdeckten ſichel finden.
Zum Schluſſe ſei noch darauf aufmerkſam gemacht, daß im
Marskanäle mehr und mehr in den Hintergrund getreten, da ſie
zum größten Teil der Unvollkommenheit der optiſchen Hilfsmittel Februar in den mondſcheinloſen Nächten die günſtigſte Jahreszeit
einſchließlich des Auges ihre Sichtbarkeit verdanken. Neuerdings für die abendliche Beobachtung des Zodiakallichtes gegeben
hat man mehr Wert auf die Beobachtungen von Farbenänderun= iſt, das ſich in Geſtalt eines ſchwach leuchtenden Lichtdreiecks mit
gen einzelner Marsgebiete gelegt, die möglicherweiſe dem Vor= einer etwa in den Plejaden gelegenen Spitze am weſtlichen
Him=
mel bemerkbar macht.
handenſein von Vegetation zugeſchrieben werden müſſen. Da
Der Mond iſt zu Anfang des Monats zunehmend. Sein
Mars eine Lufthülle und Waſſer beſitzt, die Temperaturen ſeiner erſtes Viertel fällt auf den 2. Februar, Vollmond iſt am 10., letz=
Aequatorzone im Vergleich zu den irdiſchen noch als erträglich tes Viertel am 17. und Neumond am 24. Februar. An dieſem
bezeichnet werden können, auch der Ablauf der Jahreszeiten bei. Tage tritt eine in Südamerika, Afrika und Arabien ſichtbare
dem Nachbarplaneten ſich ähnlich abſpielt wie auf unſerer Erde, ringförmige Sonnenfinſternis ein. Die nächſte auch bei
ſo darf jedenfalls die Möglichkeit von Leben auf dem Mars nicht uns ſichtbare Sonnenfinſternis findet faſt ein halbes Jahr ſpäter
von der Hand gewieſen werden.
am 21. Auguſt ſtatt.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 4. Febr. Stadtratsſitzung. Im
Mittel=
punkt der letzten Stadtratsſitzung ſtand die zweite Leſung der
Frage der Arbeiterentlaſſungen. In einer Erklärung für die
Ver=
waltung wies Oberbürgermeiſter Dr. Ehrhard darauf hin, daß
unter Berückſichtigung der Finanzlage der Stadt und des
Arbeits=
anfalles die ſeitens der Bürgermeiſterei angeordneten Maßnahmen
unmöglich zurückgezogen werden könnten. Die Materie löſte
wie=
der eine eingehende Ausſprache der Sprecher der einzelnen
Par=
teien aus, bei der ſich beſonders die K.P.D., die S.P.D. und die
S. A. P. durch reichlich demagogiſche, auf die agitatoriſche Wirkung
abgeſtelltes Geſchwätz auszeichneten. Schließlich wurde ein
Kom=
promißantrag des Zentrums gegen die Stimmen der K.P.D
S.A.P. und S.P.D. angenommen, der beſagt: Der Finanz= und
Perſonalausſchuß ſolle zunächſt noch einmal Stellung zu dieſer
Frage nehmen und dahin wirken, daß frei werdende Arbeiter bei
dem in Vorbereitung befindlichen Arbeitsbeſchaffungsprogramm
verwendet würden. Die übrigen Tagesordnungspunkte wurden
raſch und reibungslos erledigt. Zum Haushaltsplan des
Wohl=
fahrtsamtes für 1931 wird eine Kreditergänzung von 877 290,255
RM. bewilligt. Aus Billigkeitsgründen wird auf Antrag die
Ge=
werbeſteuer für 1932 ermäßigt, wenn ſich das Anlage= und
Be=
triebskapital um mindeſtens 33½= Prozent vermindert hat. Die
Veranlagung der Wertzuwachsſteuer für die neu eingemeindeten
Vororte ſoll künftig nicht mehr durch das Finanzamt, ſondern durch
die ſtädtiſche Steuerverwaltung erfolgen.
Mainz, 4, Febr. 3½ Jahre Zuchthaus wegen
Kör=
perverletzung mit Todeserfolg. Am 6. November v.
Is. ſtach in angetrunkenem Zuſtand der 34jährige Arbeiter Kauff
in Weinheim bei Alzey dem 46jährigen Eiſenbahnſchaffner Glaß,
Vater von vier Kindern, im Verlaufe einer tätlichen
Auseinander=
ſetzung mit einem Dolchmeſſer in den Unterleib und in den linken
Oberſchenkel. Nach drei Tagen ſtarb der Verletzte im
Kranken=
haus. Kauff hatte ſich geſtern vor dem hieſigen Schwurgericht
wegen Totſchlags zu verantworten. Er glaubte in Notwehr
gehan=
delt zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu 3½ Jahren
Zucht=
haus und 5 Jahren Ehrverluſt.
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Nr. 36 — Seite. 9
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Seite 10 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. Februar 1933
der Reichspräſidenk auf dem Berliner Reitkurnier.
Hindenburg (X) in der Ehrenloge des großen Reit= und Fahrturniers in Berlin,
das mit dem Beſuch des Reichspräſidenten ſeinen Höhepunkt fand.
Ein Bild von dem Rennen auf dem See von St. Moritz,
auf dem nun wiederum internationale Treffen der Galopper und Traber zum Austrag gelangten.
Mehrere deutſche Pferde konnten das Ziel als Erſte paſſieren, und auch unter den ſiegreichen
Jockeys und Fahrern waren mehrere Deutſche.
Deukſche Reikerſiege in Sk. Morih.
Das neueſte Hapag=Motorſchiff „Caribia”
iſt jetzt ſoweit fertiggeſtellt, daß am Samstag die erſte Probefahrt erfolgen konnte.
Reich und Ausland.
Familiendrama in Frankfurk a. M.
Frankfurt a. M. Der in einem hieſigen
Gaſtwirtsbetrieb bisher beſchäftigte Koch Fuchs
erſchoß, nachdem er vor einigen Tagen wegen
Verfehlungen aus ſeiner Stelle friſtlos
entlaſ=
ſen worden war, in der Nacht zum Samstag
ſeine Frau und ſeinen elfjährigen Sohn. Nach
der Tat hatte er anſcheinend verſucht, ſich zu
erhängen, denn man fand ſeine Leiche mit einem
Strick um den Hals in der mit Gas gefüllten
Küche. — Die Polizei gibt zu dem Drama
fol=
genden Bericht aus: Heute früh bemerkten
Be=
wohner des Hauſes Hindenburgſtraße 104
Gas=
geruch, der aus der Wohnung des Lothar Fuchs
im zweiten Stock kam. Die Polizei öffnete die
Wohnung und ſtellte feſt, daß Fuchs ſeine Frau
und ſeinen elfjährigen Sohn erſchoſſen und ſich
ſelbſt, nachdem er den Gashahn aufgedreht hatte,
am Küchenherd aufgehängt hat. Die Tat wurde
im beiderſeitigen Einverſtändnis verübt. Im
Wohnzimmer fand man Abſchiedsbriefe und
außerdem Anordnungen bezüglich der
letztwil=
ligen Verfügungen.
Die Frankfurter Schulen bleiben weiter
geſchloſſen.
Frankfurt a. M. Da ein weſentlicher
Rückgang der Grippe=Erkrankungen in
Frank=
furt noch nicht erfolgt iſt, haben ſich die
Schul=
behörden im Einverſtändnis mit dem Kreisarzt
und dem Stadtgeſundheitsamt veranlaßt geſehen,
die Schließung der Frankfurter Schulen, die
am 4. Februar ihr Ende erreichen ſollte, noch
bis einſchließlich Mittwoch, den 8. Februar, zu
verlängern. Bis jetzt hat die Grippe=Epidemie
in Frankfurt 47 Todesopfer gefordert.
Mißglückter Raubüberfall auf den Filialleiter
der Firma Latſcha in Langenſelbold.
Langenſelbold. Hier iſt auf den Leiter
der Filiale der Lebensmittelfirma Latſcha, Gg.
Klein, am Freitag abend, kurz vor 22 Uhr, ein
ſchwerer Raubüberfall verübt worden, als
der=
ſelbe ſein Filialgeſchäft verlaſſen hatte und ſich
auf dem Weg zu ſeiner Wohnung befand. Man
hatte bei ihm die Tageseinnahmen des Geſchäfts
vermutet, die aber Klein nicht bei ſich trug. Er
erhielt von zwei noch nicht ermittelten Tätern
heſtige Schläge auf den Kopf und wurde auf
den Boden geworfen. Die Täter hielten ihrem
Opfer den Mund zu, um es am Schreien zu
verhindern. Trotzdem ſtieß Klein laute
Hilfe=
rufe aus. Hierauf ließen die Räuber von ihm
ab und flüchteten in das Feld.
Hinzugekom=
nene Straßenpaſſanten nahmen ſich des
Ueber=
fallenen an, brachten ihn zum Arzt und
benach=
richligten die Polizei, die ſofort eingehende
Er=
mittlungen nach den Tätern anſtellte. Dieſe
blieben bisher erfolglos.
Deukſcher Kliniker zum Ehrendokkor
der Univerſität Paris ernannk.
Prof. Dr. Franz Volhard,
Direktor der mediziniſchen Univerſitätsklinik
in Frankfurt a. M., wurde zum Ehrendoktor
der Univerſität von Paris ernannt.
Das Rheineis an der Lorelei
in Bewegung.
St. Goarshauſen. In den
Nachmittags=
ſtunden des Freitags kam das Packeis an der
Lorelei, das bis über Caub hinausreichte, in
Bewegung. Lediglich an der Pfalz ſtauten ſich
die Eismaſſen noch. Das Eis trieb langſam ab,
ſo daß kein Schaden entſtand. Die Schiffahrt
auf dem Rhein, die auf dem Unterlauf durch
die ſtarke Vereiſung eine Zeitlang unterbrochen
war, iſt geſtern ſowohl für die Berg=, wie auch
für die Talfahrt völlig wieder aufgenommen
worden. Der Verkehr rheinaufwärts iſt aber
nur bis Koblenz möglich, ſolange der
Mittel=
rhein noch durch die Eisbarriere geſperrt iſt.
Grubenunglück auf der Bleigrube
Glanzenßerg.
Welſchenenneſt. Auf der Bleigrube der
Zeche Glanzenberg brach am Freitag abend ein
Brand in einer Zimmerung aus, durch den
21 Mann der Belegſchaft der Weg aus der Grube
verſperrt wurde. Die Rettungsarbeiten wurden
ſofort aufgenommen. Es gelang auch, während
der Nacht bis Samstag früh 15 der
eingeſchloſ=
ſenen Bergleute zu bergen, unter ihnen
befin=
det ſich ein Toter. An der Rettung der noch
eingeſchloſſenen ſechs Bergleute wird eifrigſt
ge=
arbeitet. Man vermutet, daß der Brand durch
die Exploſion einer Karbidlampe entſtanden iſt.
— Wie die Verwaltung der Bleigrube
Glanzen=
berg dazu mitteilt, ſind von den vier noch
ein=
geſchloſſenen Bergleuten gegen mittag zwei als
Leichen geborgen worden. Das Unglück hat
ſo=
mit bis jetzt drei Todesopfer gefordert. Alle
drei Getöteten wurden durch vom Feuer
ent=
wickelten Rauch erſtickt. An der Bergung der
noch vermißten zwei Mann arbeiten die
Ret=
tungstrupps fortgeſetzt.
Die beiden vermißten Bergleute, die ſich bei
dem Brandunglück auf der Grube Glanzenberg
in einen Schacht geflüchtet hatten, in dem ſich
noch gute Lüftung zeigte, wurden am Samstag
lebend aufgefunden. Sie befinden ſich wohlauf.
Eine lebende Fackel.
Altenkirchen. Der 21jährige Chauffeur
Heinrich Weller aus Heuberg wollte ſeinen
Wagen in Gang ſetzen. Da der Motor nicht
anſprang, ſtellte Weller eine Kanne Benzin zum
Anwärmen neben den Ofen. Plötzlich explodierte
die Benzinkanne, und Weller wurde am ganzen
Körper mit Benzin übergoſſen, ſo daß er einer
lebenden Fackel glich. Es gelang ſchließlich den
Angehörigen Wellers, die Flammen zu erſticken
und Weller vor dem Verbrennungstod zu
be=
wahren. Er wurde mit ſchweren Brandwunden
ins Krankenhaus eingeliefert.
Anſchlag auf eine Wiener
Schrift=
ſtellerin und Aerzkin.
Wien. Auf die bekannte Schriftſtellerin
Dr. Roſa Meller, die unter dem Namen
Frank=Mar das ſatiriſche Schauſpiel „Leutnant
Komma” und „Die Weiber von Zoinsdorf”
ge=
ſchrieben hat, wurde am Samstag ein
geheim=
nisvoller Mordanſchlag verübt. Um 17 Uhr
er=
ſchien im Laboratorium der
Arbeiterkranken=
kaſſe in der Myrthenſtrſtaße ein etwa 25jähriger
Mann. Als ihn Frau Dr. Meller, die dort als
Aerztin tätig iſt, fragte, was er wolle, erzählte
er etwas von einer Blutprobe. Als ſich die
Aerztin umdrehte, um die Probe
vorzuberei=
ten, verſetzte ihr der Mann mit einem
Küchen=
meſſer vier Stiche in den Rücken. In
unwill=
kürlicher Abwehr warf die Aerztin zwei
Fläſchchen Salzſäure gegen den Täter. Sie
konnte ihn noch an der Krawatte faſſen, ſank
dann jedoch zu Boden. Nach einiger Zeit wurde
ſie von ihrer Aſſiſtentin aufgefunden. Die
Aſſi=
ſtentin war vorher durch wiederholte
telepho=
niſche Anrufe aus dem Laboratorium
wegge=
lockt worden. Der Täter iſt entkommen. Man
hat allerdings eine ziemlich genaue
Perſonen=
beſchreibung von ihm. Auf einem Abort in der
Nähe des Laboratoriums wurde ein Teil der
Krawatte des Täters und Verbandszeug
gefun=
den, woraus man ſchließt, daß der Attentäter
zunächſt dorthin geflüchtet war, um ſich zu
rei=
nigen, und dann das Haus unauffällig verlaſſen
hat. Frau Dr. Meller wurde zunächſt in eine
Klinik gebracht, dann aber, da ihre Verletzungen
ſich als nicht lebensgefährlich herausſtellten, in
häusliche Pflege entlaſſen.
Die Leichen von 245 Soldaten aus dem Weltkrieg
aufgefunden.
Paris. Im früheren Kampfgebiet nördlich
von Arras wurden im Monat Januar die
Leichen von 245 Soldaten, und zwar 179
deut=
ſchen und 66 franzöſiſchen, aufgefunden. Von
den deutſchen Soldaten konnten 17 und von den
franzöſiſchen 35 identifiziert werden.
Ueberſchwemmungen durch einen Dammbruch.
Paris. Einer der Dämme des großen
Ka=
nals von Roanne=Digoin iſt zwiſchen den
Ort=
ſchaften Arteix und Chambilly in einer
Aus=
dehnung von faſt 30 Metern gebrochen, ſo daß
die Waſſermaſſen die ganze umliegende Gegend
überſchwemmt haben. Das Waſſer des Kanals
ergoß ſich auf eine Strecke von etwa 18
Kilo=
metern. Ein Schiffer wurde von den Waſſer=,
maſſen fortgeriſſen und ertrank. Der
Schiffs=
verkehr wird vorausſichtlich mehrere Monate
un=
terbrochen werden müſſen. Als Urſache für den
plötzlichen Dammbruch wird der raſche
Witte=
rungsumſchwung angenommen.
Rieſenſeuer in der Rhön.
17 Scheunen und Skallungen
eingeäſcherk.
Fulda, 4. Februar.
Am Freitag abend wurde der Rhönort
Hil=
ders im Kreis Gersfeld, von einem
Rieſen=
feuer heimgeſucht. Gegen 9 Uhr abends brach
im Anweſen des Landwirts Johann Winheim,
in der Kanalſtraße, ein Brand aus, der ſich mit
großer Schnelligkeit ausbreitete und auf die
um=
liegenden Gebäude übergriff.
Trotzdem die Wehren aus der geſamten
Um=
gegend alarmiert wurden — es waren insgeſamt
etwa 360 Feuerwehrleute zur Stelle — griff das
Feuer auf die Nebengebäude (Stallungen und
Scheunen) von 17 Anweſen in der Kanalſtraße
und in der Hauptſtraße über, die völlig
ein=
geäſchert wurden. Auch eine Anzahl der
Wohn=
gebäude wurden beſonders durch das Waſſer
ſchwer beſchädigt. Zwei Wohnhäuſer ſind völlig
unbewohnbar geworden. Erſt gegen 2 Uhr nachts
war es gelungen, die Gewalt des Feuers zu
brechen.
Die Entſtehungsurſache iſt noch nicht geklärt.
Man vermutet Brandſtiftung. Auch die Höhe
des Schadens ſteht noch nicht feſt; einige der
Leute ſind ſchwer geſchädigt, da ſie nur zum Teil
verſichert ſind.
Zwei Gehöfte im Weſterwald niedergebrannt.
Flammersfeld. Im benachbarten Hahn
brach in der Scheune des Landwirts Limbach
ein Feuer aus, das an den Erntevorräten reiche
Nahrung fand und infolge des ſtarken
Südwin=
des auf das benachbarte Wohnhaus übergriff.
Wie die Scheune, ſo wurde auch dieſes Haus
ein Raub der Flammen. Der Brand griff vom
Wohnhaus noch auf das angrenzende Gehöft des
Landwirts Heinrich Schneider über, das
gleich=
falls bis auf die Grundmauern eingeäſchert
wurde. Auch das Oekonomiegebäude des
Land=
wirts Schneider brannte nieder. Die Feuerwehr
mußte ſich darauf beſchränken, ein drittes
Wohn=
haus, das bereits Feuer gefangen hatte, mit
Hilfe des wenigen im Brandweiher vorhandenen
Waſſers zu retten. Der Schaden, der in viele
Tauſende geht, iſt durch Verſicherung gedeckt. Als
Brandurſache wird Kurzſchluß der
Kraftſtrom=
leitung angegeben.
Schreckensnacht Schiffbrüchiger.
Stockholm. In der Nacht zum Freitag
ſtrandete an der ſchwediſchen Küſte der
Stock=
holmer Tankdampfer „Klas”. Sieben Männer
und zwei Frauen, die ſich an Bord befanden,
mußten auf dem Wrack eine fürchterliche Nacht
zubringen. Bug und Mittelſchiff ſackten ab, und
die Schiffbrüchigen wurden von den Wellen
überſpült. Das Feuer im Keſſel war erloſchen.
An Deck wagte man kein Feuer anzuzünden, da
auf der See eine dicke Schicht Benzin ſchwamm.
Man hatte nämlich, um das Schif zu erleichtern,
die Tanks geöffnet, in denen ſich 360 000 Liter
Benzin befanden. Am Morgen glückte es
ſchließ=
lich einem Rettungsboot, die Schiffbrüchigen zu
bergen. Zwei von ihnen mußten mit erfrorenen
Gliedern ins Krankenhaus gebracht werden.
Folgenſchwerer Kinobrand in Veracruz.
Veracruz (Mexiko). In Vercruz brach
während einer Kindervorſtellung in einem Kino
plötzlich ein Brand aus. Es entſtand eine
ent=
ſetzliche Panik. Zahlreiche Kinder wurden
nie=
dergetreten, andere ſprangen aus den Fenſtern
und blieben mit ſchweren Verletzungen im Hof
liegen. Die Galerien bildeten ein einziges
Flammenmeer und ſtürzten ſchließlich ein,
wo=
durch zahlreiche Kinder unter den Trümmern
begraben wurden. Gleichzeitig ſpielten ſich vor
den Eingängen erbitterte Kämpfe zwiſchen einem
Militäraufgebot und den verzweifelten Eltern
ab, die zur Rettung ihrer Kinder in den Saal
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[ ← ][ ][ → ]Sonntag, 5. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 36 — Seite 11
Aus dem deutſchen Oſten.
Schlöſſer, Burgen und Kirchen im Ordensland. — Arabiſche und gokiſche Baukunſt als Borbild für die Bauken
der Ordensrikker. — Der Markkplak als Mikkelpunkk des Gemeinweſens.
Der Einfluß des Deutſchen Ordens
auf die Kunftgeſchichke Oſkpreußens.
In jeder Beziehung iſt es von großem Einfluß für ein
Land, wer ſeine Urbewohner waren. In der Urzeit war ganz
Oſtpreußen vergletſchert und erſt nachdem das Eis der Eiszeit
geſchmolzen war, konnten ſich hier Menſchen niederlaſſen, die
aus verſchiedenen Gegenden zuwanderten, hauptſächlich aus
dem Weſten. Dies waren die erſten Siedler Oſtpreußens. In
der Zeit vor der Beſitzergreifung Oſtpreußens durch den
Deutſchen Orden haben niemals Slawen in irgendeinem Teile
Oſtpreußens gewohnt, und demnach haben die Slawen auch
geſchichtlich keinerlei Anſpruch auf den Beſitz Oſtpreußens!
Bis etwa zum Jahre 1000 n. Chr. hießen die Bewohner
Oſtpreußens Aeſthen oder Aeſthier, die einwandfrei als
Ger=
manen anzuſehen ſind: langſchädlige, große Menſchen mit
blon=
den, teilweiſe rötlichen Haaren und blauen Augen; vom Jahre
1000 n. Chr. an kommt der Name Prußen oder Preußen auf.
In der Vorordenszeit iſt in Oſtpreußen von der Baukunſt
nur wenig bekannt, eine Malerei hat es überhaupt nicht gegeben,
die Bilderei ſtand auf ſo niedriger Stufe, daß man von Kunſt
nicht ſprechen kann, hingegen gab es ſchon ein Kunſtgewerbe,
das die menſchlichen Gebrauchsgegenſtände zu veredeln verſuchte
und in dem die Töpferei eine beſondere Rolle geſpielt hat.
Man kann daher wohl mit Recht behaupten, daß die
oſt=
preußiſche Kunſtgeſchichte mit dem Eindringen des Deutſchen
Ordens in das alte Preußenland beginnt. Freilich beſtanden
die allererſten Verteidigungsanlagen des Ordens nur in
Erd=
wällen und Holzburgen, aber ſehr bald begann die
Kunſttätig=
keit des Deutſchen Ordens mit den Bauten von Burgen und
Kirchen und mit der Anlage von Städten und Ortſchaften.
Gemäß päpſtlicher Abmachung hatte der Deutſche Orden
ein Drittel des gewonnenen Preußenlandes an die Kirche
ab=
zutreten, die dieſes Land ſelbſtändig verwaltete, aber zum Teil
fielen dieſe Ländergebiete auf Grund beſonderer Abmachungen
wieder an den Orden zurück. Es gab vier Bistümer: Kulm,
Pomeſanien, Ermland und Samland; erſt im Jahre 1309
ver=
legte der Hochmeiſter ſeinen Sitz von Venedig nach der
Marien=
burg, bis dahin unterſtanden die eroberten Deutſchordensgebiete
dem Landmeiſter.
Im Ordensgebiete war der Ritterorden der Träger ſowohl
der Kunſt wie auch des geiſtigen Lebens, in den der Kirche
unterſtellten Landesteilen der Biſchof das Domkapitel und die
Geiſtlichkeit. Allen anderen Kunſtbetätigungen voran geht die
Baukunſt, in der ſich der Geiſt des Ritterordens verkörpert. Die
Burgen wurden zur Sicherung der eroberten Gebiete und zum
Schutze für die Anſiedler gebaut: Der Orden war Bauherr und
Baumeiſter, die Ausführung ſeiner Gedanken lag in den
Hän=
den der verſchiedenen Handwerker, die aus dem ganzen Deutſchen
Reiche nach dem Ordenslande gezogen wurden. Da zeitlich die
Ordenszeit und die Ordenskunſt einſchließlich der Biſchofs= und
Domkapitelkunſt mit der gotiſchen Kunſt faſt genau
zuſammen=
fallen, ſo iſt die Ordenskunſt gotiſche Kunſt, wenngleich
verein=
zelt auch romaniſche Formen weiterleben.
Da das Preußenland keine Steinbrüche und Steinlager
be=
ſitzt, ſo kamen als Bauſtoffe neben formloſen Feldſteinen in der
Häuptſache Backſteine oder Ziegel in Betracht, die in den vom
Orden angelegten Ziegeleien geformt oder gebrannt wurden;
dieſe waren 30 Zentimeter lang und 15 Zentimeter breit, alſo
größer als unſere heutigen Ziegelſteine; zur Verwendung als
Säulen und Pfeiler wurden von auswärts Granit und
Kalk=
ſtein herbeigeſchafft, die dann werkſteinmäßig bearbeitet wurden.
Auf die Ordenskunſt hat eingewirkt, daß der Deutſche Orden
mit der Baukunſt des Iſlam in Berührung gekommen war, daß
er die arabiſchen Schlöſſer Siziliens und die gotiſche Baukunſt
in Deutſchland und Frankreich kennen gelernt hatte und daß
Handwerker und Siedler aus allen Gegenden des Deutſchen
Reiches im Ordenslande Preußen zuſammenkamen: ſo iſt es
ganz offenſichtlich, daß die hohen Remterräume und die offenen
Kreuzgänge, die beide in oſtpreußiſche Witterungsverhältniſſe
nicht hineinpaſſen, der Einwirkung aus dem Süden ihre
Ent=
ſtehung verdanken.
Von den 150 Burgen und Schlöſſern im geſamten
Deutſch=
ordensgebiete einſchl. der kirchlichen Gebiete entfallen auf das
heutige Oſtpreußen 110. Die eigentlichen Ordensburgen, vom
Orden errichtet, unterſcheiden ſich von den Schlöſſern des
Biſchofs und des Domkapitels, wenngleich dieſe auch ein
wehr=
haftes Ausſehen haben. Die geſchloſſene Burgform einer
Deutſch=
ordensburg iſt quadratiſch oder leicht rechteckig, baukünſtleriſche
Form und Aufbau bilden bei allen Burgen eine gewiſſe
Ein=
heitlichkeit; wurden durch Türme auch Abwechſlung und Leben
in den Burgenbau gebracht, ſo iſt der Geſamteindruck aller
Ordensburgen, die ja Burg und Kloſter zugleich waren, das
wuchtige „Indiehöheſteigen” eines maſſigen, wehrhaften,
klöſter=
lichen, die Umgegend feſtungsmäßig beherrſchenden Baues von
künſtleriſchem Wert. Die großen Konventsburgen beſtehen aus
dem Hochſchloß oder Haupthaus und der Vorburg, beide
zu=
ſammen bilden ein großartiges Feſtungswerk. Das Hochſchloß
war der Wohnſitz der Ritter und enthielt eine große Reihe
be=
ſtimmter Gemeinſchaftsräume: eine Kirche oder Kapelle für den
vorgeſchriebenen Gottesdienſt, mit Bußzellen, den großen
Ver=
ſammlungsraum für Beratungen, „Kapitelſaal” genannt, die
ge=
meinſamen Aufenthaltsſäle, „Remter” genannt, die „
Konvents=
ſtuben” und den „Konventsremter”, ferner Eß= und Schlafſäle,
die Wohnung für den Komtur, Wirtſchafts= und Vorratsräume
und Wehranlagen; das Hochſchloß hatte über dem Kellergeſchoß
in der Regel noch ein Erd=, ein Haupt=, ein Wehr= und ein
Vorratsgeſchoß; die nach dem Hofe offenen Umgänge, „
Kreuz=
gänge” genannt, meiſt zweigeſchoſſig, bildeten ein wichtiges bau=
künſtleriſches Glied für das Burginnere, dem ſie etwas
Stim=
mungsvolles, Klöſterlich=Weltabgekehrtes gaben. Die Vorburgen
enthielten die Wohnungen für das Geſinde die Stallungen für
die Pferde, Scheunen und Speicher, Werkſtätten zur Herſtellung
von Waffen und Kriegsmaſchinen, Unterkunftsräume für
Söld=
ner und für flüchtige Landbevölkerung und endlich noch ein
Krankenhaus, ein Back= und Brauhaus und meiſtens auch eine
Waſſermühle.
Das Schönſte und Wundervollſte was die Ordenskunſt
ge=
ſchaffen hat, ſind die ſaalartigen Räume mit ihren
Rippen=
gewölben: die Raumperhältniſſe und die Raumtiefen — deren
Unterbrechung durch oft zwei Pfeilerreihen keineswegs ſtört, weil
man den Pfeilern eine ſo geringe Stärke gab, daß ſie faſt
ver=
ſchwinden und die Raumeinheitlichkeit nicht beeinfluſſen —
er=
zählen von der hohen künſtleriſchen Größe des deutſchen Ordens
und können vorbildlich vollendet genannt werden. Die Länge der
rechteckigen Säle beträgt im Durchſchnitt das Zwei= bis
Zwei=
einhalbfache ihrer Breite, und die Höhe der Säle iſt gleich der
Breite der Säle, aber in den Kapellräumen beträgt die Höhe
das Eineinhalbfache der Breite. Die Rippengewölbe wurden oft
mit Sternbildungen verſehen und dann auch Sterngewölbe
ge=
nannt: das Sterngewölbe wurde im Deutſchordenslande
eigent=
lich erſt erfunden und gleich in größter Mannigfaltigkeit
abge=
wandelt.
Die Marienburg iſt die großartigſte Ordensanlage, zugleich
eine Glanzleiſtung der Ordenskunſt! Das Königsberger Schloß,
die ſpätere Reſidenz der Hochmeiſter, iſt kein Ordensſchloß mehr,
es repräſentiert einen Fürſtenbau aus der Renaiſſancezeit. Von
den Biſchofsburgen und den Burgen des Domkapitels bildet
die Domkapitelanlage von Marienwerder — Dom, Schloß und
der weit vorſpringende mit dem Schloß verbundene Dansker,
dieſer größte Feſtungsbau des Mittelalters, eine wundervolle,
maleriſch gruppierte Bauanlage, und die Biſchofsburg in
Heils=
berg zählt zu den beſterhaltendſten Bauwerken.
Da der Deutſche Orden ein halb geiſtlicher Stand war —
er hatte doch den Kreuzzug nach dem Preußenlande zwecks
Ver=
chriſtlichung unternommen —, ſo mußte er pflichtgemäß auch
Kirchen bauen. Bei dem Ordenskirchenbau ſind zu unterſcheiden
die Dorfkirchen, die Stadtkirchen und die Biſchofs= Dom= oder
Kathedralkirchen, die auch die Domkapitel=Kirchen in ſich
ſchlie=
ßen. Auch im Kirchenbau des Ordens iſt eine Großzügigkeit zu
erkennen, die ſowohl in der Planung als auch in den weit über
die damaligen Bedürfniſſe hinausgehenden Größenverhältniſſen
zum Ausdruck kommt. Alle Kirchen können als ſchöne Werke der
Baukunſt bezeichnet werden, ſelbſt die meiſt einſchiffigen
Dorf=
kirchen mit ihren Altar= oder Chorräumen im Oſten und dem
vorgebauten Turm im Weſten und klug angeordneten
Raum=
verhältniſſen, mit denen Raumeinheitlichkeit und Raumſchönheit
verbunden ſind. Auch in den Dorfkirchen fallen die ſchönen
Gewölbe und die Strebepfeiler auf. Viele Dorfkirchen zeichnen ſich
äußerlich durch einen beſonders ſchönen und großen Giebelbau
und Eckſtrebepfeiler aus. Trotzdem iſt aber jede Schematiſierung
vermieden worden, der Dorfkirchenbau hat in den verſchiedenen
Provinzteilen Oſtpreußens ein örtlich verſchiedenes Geſicht. Mit
ihren wuchtigen Türmen beherrſchen die Dorfkirchen ebenſo wie
die Ordensburgen das oſtpreußiſche Landſchaftsbild.
Die Stadtkirchen ſind in der Anlage größer, haben meiſt
einen dreiſchiffigen Hallenbau, zeichnen ſich ebenfalls durch
Raumſchönheit und Gewölbebau aus und ſind oft auch in die
Stadtbefeſtigung einbezogen, was bei der Georgi=Kirche in
Raſtenburg am augenfälligſten zum Ausdruck kommt.
Die Biſchofs=, Dom= oder Kathedral=Kirchen einſchl.
Dom=
kapitel=Kirchen gleichen in der Anlage den Stadtkirchen,
unter=
ſcheiden ſich von dieſen aber durch ihre mächtige Größe, die in
der großen Länge des Kirchenſchiffes, noch mehr aber in dem
langen Chor, der durch die Plätze für die Domherren und die
Domgeiſtlichkeit bedingt wird, in Erſcheinung tritt; noch heute
ſind in den Domen zu Königsberg und Marienwerder die
ſo=
genannten Lettner, d. h. die Trennung des Chors von der
Laienkirche, vorhanden. Im Königsberger Dom iſt der
Prieſter=
chor in den niederen Chor und den hohen Chor, die „
Fürſten=
gruft” eingeteilt. Bemerkenswert iſt daß der Königsberger
Dom urſprünglich als Baſilikabau ohne Gewölbe ausgeführt
worden iſt. Ebenſo wie der Königsberger Dom iſt der
hoch=
tragende, mit Türmen und Mauern verſehene, weit über das
Friſche Haff hin ſichtbare Biſchofs=Dom zu Frauenburg, eine
befeſtigte Anlage. Daß der Domkapitel=Dombau in
Marien=
werder mit der Burg und dem Dansker eine einzigartige
bau=
liche Einheit bildet, iſt ſchon erwähnt worden.
Die Stadtbefeſtigungen des Deutſchen Ordens beſtanden in
Mauern mit Wehrgängen und Verteidigungstürmen; ſie hatten
an den Hauptzugängen Stadttore, die in ſehr vielen Fällen eine
baukünſtleriſch hohe Bedeutung beſaßen; nur verhältnismäßig
wenig Stadttore ſtehen heute noch: ſo beſitzt die Stadt Elbing nur
noch ein Tor von einſtmals 24 Türmen und Toren.
Der Deutſche Orden widmete ſeine beſondere
Aufmerkſam=
keit der Anlage der Marktplätze als den Mittelpunkten des
Gemeinweſens und dem Ort des öffentlichen Lebens; der Platz
des Rathauſes wurde beſtimmt, desgleichen wurde vorgeſchrieben,
daß die den Marktplatz umgebenden Häuferreihen einen
Lauben=
gang erhielten; leider ſind dieſe eindrucksvollen alten
Lauben=
häuſer faſt ſämtlich nicht erhalten geblieben. Das Rathaus erhob
ſich in der Mitte des Marktplatzes, war ein Rechteckbau mit Erd=
und Obergeſchoß, Satteldach und ſchönen Giebeln; das Erdgeſchoß
war für den Marktverkehr beſtimmt und enthielt deshalb auch
eine große Halle; im Obergeſchoß befanden ſich der
Bürgerſchafts=
ſaal als Verſammlungsraum für die Bürgerſchaft und verſchiedene
Schreibſtuben; an das Rathaus lehnten ſich viele Verkaufsſtände
— „Hakenbuden” genannt — an, für die Standgeld erhoben wurde.
Der wertvollſt erhaltene Rathausbau iſt das Rathaus in
Marien=
burg.
Die Tauſende von Kunſtwerken im Deutſchordenslande
Preu=
ßen, die in den Bildnereien und Malereien der Schlöſſer und Kir=
Ein 1200jähr. Kirchlein kommt unker den Hammer.
Das St. Corona=Kirchlein in der Nähe von Holzkirchen
in Oberbayern.
das um 700 vom Heiligen Ruppert errichtet ſein ſoll. Dem kleinen
Gotteshaus droht, nun die Zwangsverſteigerung. Die Gemeinde
verſucht zurzeit noch, das hiſtoriſche Bauwerk zu retten.
chen erhalten ſind, beweiſen, daß die Ordenszeit reich an Kunſt
ge=
weſen iſt; dieſe Kunſt iſt keine bodenſtändige, ſondern eine von
vie=
len Deutſchen und einigen Ausländern übertragene Kunſt. Von
dem Reichtum der Bildhauerei der Ordenszeit geben die
Ueber=
reſte größerer Denkmäler und Einzelbildwerke ein genügend
auf=
klärendes Bild. Die Flügelaltäre, das Chorgeſtühl, Einzel=
Kreuz=
heilande, Bildwerke von Heiligen, Grabdenkmäler, Taufbecken uſw.
erfüllen uns mit Staunen und Bewunderung.
Für die Malerei boten die Wandflächen in den Schlöſſern und
Kirchen, ſowie die Flügel der Schreinaltäre reichliche Gelegenheit;
die Deckenmalerei fiel ganz aus, weil hierfür die Rippengewölbe
keinen genügenden Raum boten. Wer dieſe Wandmalereien nicht
geſehen hat, der kann ſich von ihrer Schönheit keinen Begriff
machen; am prächtigſten iſt auch in dieſer Beziehung alles in der
Marienburg, aber auch die Malereien in den kleinen Kirchen und
Schlöſſern des Ordenslandes ſtehen auf gleicher Höhe. Auch die
Glasmalerei muß in der Ordenszeit hochentwickelt geweſen ſein,
aber leider iſt faſt alles zugrunde gegangen. Die Tafelmalereien
auf den Reliquienſchreinen ſind ebenfalls ſehr wertvoll.
Wenn Kunſtgewerbe und Kunſthandwerk auch erſt Ausdrücke
neueren Datums ſind, ſo hat es doch zu allen Zeiten Berufe und
Arbeiter gegeben, die dieſen Begriffen entſprachen. Aber gerade
von dem Kunſthandwerk der Ordenszeit iſt durch die vielen Kriege
und durch Feuersbrünſte unendlich viel verloren gegangen. An
Kirchentüren, Orgelemporen, Kanzeln, Beichtſtühlen, Betpulten,
Kirchengeſtühl — hochbedeutſam iſt z. B. das gotiſche Schnitzwerk
am Hochmeiſterſtuhl im Königsberger Dom — treten uns die
Holz=
arbeiten, in den Kirchen und Rathäuſern, ſowie in den
Komtu=
reien und an den biſchöflichen Höfen die Edelſchmiedearbeiten in
Monſtranzen, Kelchen, Altar= und Kronleuchtern, Schalen,
Schüſ=
ſeln, Platten, Beſtecken, Waſchbecken, Silbergürteln, Kronen,
Span=
gen und Glocken entgegen. Auch die ſchmiedeeiſernen Arbeiten der
Ordenszeit desgleichen die Wappen=, Siegel= und Stempelkunſt
ſo=
wie die Münzprägung des Ordensgeldes und endlich die
Hand=
ſchriften, die Buchmalereien und die Stickereien — beſonders die
Seidenſtickerei — des Deutſchen Ordens ſtehen auf hoher Stufe.
Der Deutſche Orden hat in ſeiner Sieg= und Kraftzeit das
alt=
germaniſche Oſtpreußen in jeder Hinſicht zu hoher Blüte gebracht!
Von den künſtleriſchen Hochleiſtungen der Ordenskunſt ſind noch
viele greifbare Zeugniſſe erhalten geblieben. Mit der Lehre
Luthers brach für das Ordensland die herzogliche Zeit: die
Re=
naiſſancezeit an, der die Barockkunſt folgte, die wiederum von der
Rokokozeit abgelöſt wurde. Die monumentale Baukunſt des
Deut=
ſchen Ordens mit ihrer reichen, formenfreudigen und
vielgeſtalti=
gen Backſteingotik, verbunden mit der Pflege von Bildhauerei,
Bildſchnitzerei, Malerei und Kunſthandwerk, haben ungeheure
Werte geſchaffen und Oſtpreußen für ewige Zeiten — neben der
Chriſtianiſierung des Landes — den Stempel der Kultur
auf=
gedrückt.
Ei.
Geſchäfliches.
Aus der Radio=Induſtrie.
Ganz beſondere Empfindlichkeit, Trennſchärfe und
Klang=
reinheit ſind auch die Hauptforderungen, die den Wert des
Mende 138, des empfindlichſten Zweikreiſers, beſtimmen.
Vier Schirmgitterröhren geben dem Mende 138 eine
Empfind=
lichkeit, die weit über die der normalen Zwei=Kreiſer
hinaus=
geht. Zwei Schirmgitter=Röhren arbeiten in zwei
Hochfrequenz=
ſtufen, wodurch die Verſtärkung der empfangenen Wellen ſo groß
wird, daß das Gerät bereits an einfachen Behelfsantennen ſeine
normale Leiſtungsfähigkeit erreicht. Dutzende von Sendern
kom=
men in guter Lautſtärke und Klangreinheit in den Lautſprecher,
alle einwandfrei getrennt — ein Verdienſt der beiden
ultra=
verluſtarmen Mende=Ultrakreiſe.
Wie verhindert man Grippeübertragung
durch Wäſche?
Die Grippe tobt wieder einmal durch deutſche Lande. Kaum
begonnen, greift ſie blitzſchnell um ſich, und unſere erſte Aufgabe
ſollte es ſein, ihre Verbreitung zu begrenzen.
Die Leib= und Bettwäſche grippekranker Perſonen darf
niemals mit der allgemeinen Wäſche gemeinſam aufbewahrt,
ſondern muß bald allein gewaſchen werden, um alle
Krank=
heitskeime abzutöten, wie es bei der Perſilwäſche ſchnell und
zu=
verläſſig geſchieht. Während ſonſt die meiſten Krankheitskeime
langes Kochen vertragen, ſind ſie mit Perſil ſchon nach kurzer
Kochdauer vernichtet, und jede Anſteckungsgefahr durch die Wäſche
iſt beſeitigt. Genau ſo verfahre man mit den
Schnupfentaſchen=
tüchern. Schnell ſind ſie in einer Perſillauge gekocht und keimfrei.
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Seite 12 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Sonntag, 5. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 36 — Seite 13
SAstSs AOsAatt
Gegenſähe im Hochſchulſpork.
„Gegen die 9lymptſchen Sptele 1936.
Im deutſchen Hochſchuſport beſtehen ſeit längerer Zeit
erheb=
liche Gegenſätze, die durch nachſtehende Entſchließungen deutlich
unterſtrichen werden. Die Tagung der Kreisämter für
Lei=
besübungen und die Vertretung der Aemter für Leibesübungen
von 18 deutſchen Hochſchulen faßten folgende Entſchließung:
„Die Leibesübungen treibenden Studierenden der
deut=
ſchen Hochſchulen ſind gegen die Durchführung der Olympiſchen
Spiele 1936, vor allem in der geplanten Aufmachung.
Ange=
ſichts der viel notwendigeren Arbeiten dieſer Notzeit verlangt
die ſtudentiſche Jugend weit dringender die ſtärkſte Förderung
wirklich nationaler Aufgaben, wie Arbeitsdienſt,
Arbeitsbeſchaf=
fung, Siedlung, ſtudentiſches Werkjahr. Wehr= und
Gelände=
ſport. In dieſen Forderungen weiß ſich die ſtudentiſche
Ju=
gend in einer Front und einer Geſinnung mit der geſamten
jungen Mannſchaft unſeres Volkes. Sie fordert Wahrung
nationaler Würde und Schlichtheit, wendet ſich deshalb gegen
die lärmenden Olympiavorbereitungen geſchäftstüchtiger Kreiſe
und verwahrt ſich dagegen, daß die Sportführer ſich der
Aus=
einanderſetzung mit der deutſchen Sportjugend durch
Reklame=
tätigkeit für internationale Veranſtaltungen entziehen.”
Demgegenüber ſteht ein Schreiben, das die bei den
akademi=
ſchen Skiwettkämpfen aller Länder in St. Moritz vertretenen
aktiven Akademiker an das Turn= und Sportamt der deutſchen
Studenten richten. In dieſem Schreiben heißt es u. a.:
Es berührt uns eigenartig, daß wir als Sportsleute nie
irgendwelche Schwierigkeiten im Verkehr mit den anderen
Na=
tionen haben, im Gegenteil im beſten Einverſtändnis
zuſam=
men konkurrieren. Wie wir wiſſen, fließen dem Turn= und
Sportamt beträchtliche Summen zur Förderung und
Repräſen=
tation des aktiven Sports im In= und Auslande zu. Wir
verlangen jetzt eine Aufklärung, in welcher Weiſe die Gelder
auf die einzelnen Sportarten verteilt werden. Will man dem
Skiſport nichts davon zugute kommen laſſen, oder will man
davon nur „Offizielle” in der Welt herumſchicken, die wie in
St. Moritz, ihre Aufgabe verfehlen und dazu noch ſchlechten
Eindruck machen? Feſt ſteht, daß der Zuſtand zurzeit
unhalt=
bar iſt. Die deutſchen Studenten wollen ſich mit den
Studen=
ten anderer Länder in ſportlichem Wettkampfe meſſen, und der
akademiſche Sport war immer ein wichtiges
Verſtändigungs=
mittel zwiſchen den Völkern, weil er die kommenden
Führer=
ſchichten zuſammenführte. Uns ſcheint es eine wertvollere
Ar=
beit zu ſein, wenn eine gut geführte deutſche Mannſchaft, mit
dem Adler am Arm und dem „D” der Deutſchen
Studenten=
ſchaft, im Ausland ſich ehrenvoll ſchlägt und einen guten
Ein=
druck hinterläßt, als wenn die Vertreter der Deutſchen
Studen=
tenſchaft ſich unfähig erweiſen, auf eine Baſis des Verkehrs
mit den Vertretern ehemalig feindlicher Staaten zu kommen.”
Tagung der Poſtſporkler.
Die vor ſechs Jahren gegründete Arbeitsgemeinſchaft
Deut=
ſcher Poſt=Sportvereine hält am 10. und 11. Februar im
Kon=
greßſaal des Hauptbahnhofes in Frankfurt a. M. ihre
Jahres=
tagung ab. Die umfangreiche Tagesordnung beſchäftigt ſich u. a.
mit dem Verhältnis zu den Turn= und Sportverbänden, zur
Preſſe und zu den Beamten=Organiſationen. Weiterhin mit der
Einrichtung von Uebungsleiter=Kurſen einer Unfall=
Unter=
ſtützungskaſſe, mit der ſportlichen Ausbildung einzelner
Beamten=
gruppen im Jiu=Jitſu und im Schießen, ſowie in dienſtlichem
Pflichtunterricht der Poſt= und Telegraphenbau=Lehrlinge. Neben
den Vereinsdelegierten werden auch behördliche Vertreter der
Reichspoſt, des Reichsbahnſportbundes, der Reichsausſchuſſes für
Polizeiſport und ausländiſcher Poſtſport=Organiſationen an der
Tagung teilnehmen. Die Arbeitsgemeinſchaft Deutſcher
Poſt=
ſportvereine umfaßt 112 Vereine mit 800 Sportabteilungen und
46 000 Mitgliedern.
Fußball.
FV. Sprendlingen—Rot=Weiß Darmſtadt.
Das Verbandsſpiel beider Mannſchaften wurde von der
Be=
hörde abgeſetzt, da bei Sprendlingen faſt die geſamte Elf
grippe=
krank iſt. Ein ſpäterer Termin wird bekannt gegeben.
Poſt=SV. Darmſtadt.
Am Sonntag, dem 5. Februar 1933. finden auf dem
Sportplatz am Dornheimer Weg folgende Spiele ſtatt:
Um 13.30 Uhr Handball gegen TV. Spachbrücken,
um 14.30 Uhr Fußball gegen SV. Weiterſtadt.
* Rreisliga Südheſſen.
Heppenheims ſchwerſter Gang!
Der Weg zur Meiſterſchaft iſt ſchmal und ſteinig. Nur kurz
iſt die Strecke, die von den Bergſträßern noch bezwungen werden
muß, aber uns ſcheint dieſer letzte Abſchnitt beſonders ſchwierig.
Gerade die kommende Begegnung in Lampertheim gegen den
einzigen Rivalen, der von der langen Kette der
Meiſterſchafts=
bewerber übrig geblieben iſt, wird die Heppenheimer vor eine
ſehr große Aufgabe ſtellen; die einzelnen Paarungen dieſes
Spiel=
ſonntags lauten:
Olympia Lampertheim—Starkb. Heppenheim,
FV. Biblis—Spv. Weinsheim,
Norm. Pfiffligheim—Spv. Horchheim,
FC. 07 Bensheim—VfL. Lampertheim,
FV. Hofheim—Spv. Hochheim,
Konk. Gernsheim-Vikt Neuhauſen.
Es iſt nicht von der Hand zu weiſen, daß die bis jetzt immer
noch ungeſchlagenen Heppenheimer großes Glück haben müſſen,
um auch in Lampertheim „ungerupft” davonzukommen. Vielleicht
gelingt den Bergſträßern, wenigſtens ein Remis herauszuholen.
Ein Sieg von Olympia Lampertheim iſt jedoch ſo gut wie ſicher
zu erwarten. Die Bibliſer haben gegen den ſchwachen Gegner
aus Weinsheim wieder Gelegenheit, den driten Platz für ſich
allein in Anſpruch zu nehmen, denn Pfiffligheim wird ſich die
Gelegenheit ſicherlich nicht entgehen laſſen, durch einen Sieg über
Horchheim für die endgültige Sicherung in der Kreisliga zu
ſor=
gen. Bei den drei übrigen Spielen kann man mit mehr oder
weniger glatten Reſultaten die Platzbeſitzer als Sieger erhoffen.
In der Gruppe 3 Ried findet das letzte Verbandsſpiel
dieſer Saiſon zwiſchen
Zwingenberg—Groß=Rohrheim
ſtatt, das jedoch auf die Tabellenſtellung keinen beſonderen
Ein=
fluß hat. Es iſt anzunehmen, daß die Gäſte dieſes Spiel knapp
für ſich entſcheiden werden.
Die deutſchen Teilnehmer an der Viererbob=
Welt=
meiſterſchaft in Chamonix haben ihre Teilnahme zurückgezogen,
da die dortige Bahn den internationalen Beſtimmungen nicht
ent=
ſprechen ſoll.
Sporkkalender.
13.30 Uhr,
14.30 Uhr,
14.30 Uhr,
15.15 Uhr,
Handball.
Dornheimer Weg: Poſt — TV. Spachbrücken.
Stadion: SV. 98 — V. f. R. Schwanheim.
Fußball.
Dornheimer Weg: Poſt — SV. Weiterſtadt.
Müllersteich: Fr. Tgd. — Fr. T. Gräfenhauſen.
Mi Aneriel.
535. und Amakeurproblem.
Während man ſich über die Abwicklung des bevorſtehenden
Programms der F. J. S.=Rennen und wahrſcheinlich auch über die
Ergebniſſe der einzelnen Konkurrenzen im voraus ein ziemlich
klares Bild machen kann, herrſcht über die Behandlung der
Ma=
terien in der gleichzeitig in Innsbruck ſtattfindenden Sitzung des
Internationalen Ski=Verbandes noch ziemliche Unklarheit. Man
braucht durchaus nicht einſeitig eingeſtellt zu ſein, um zu finden,
daß die F. J.S. in organiſatoriſcher Hinſicht ebenſo modern und
großzügig wie in der Anpackung ſchwieriger Probleme auf ihrem
eigenen Gebiet kleinlich und rückſtändig iſt. Es wäre ſehr viel
beſſer, wenn der Internationale Ski=Verband derjenigen Frage,
die jedes Jahr neu angeſchnitten werden muß, und die ſich mit
den Jahren zu einer Frage ganz prinzipieller Bedeutung zu
ent=
wickeln ſcheint, nämlich dem Amateurproblem, endlich
ein=
mal die Aufmerkſamkeit widmen würde, die dieſes Problem
ver=
dient.
60 Prozent derjenigen Läufer, die wir in der vorausſichtlichen
Siegerliſte der Innsbrucker Skirennen finden werden, ſind nach
den ſtrengen Begriffen des Olympia=Sportes keine Amateure mehr.
Sie ſind deswegen nicht etwa ſchlechtere Sportsleute, aber ſie
ziehen aus ihrem Skilaufen — unbeſchadet ihres ſportlichen
Idealismus — zu viel materiellen Nutzen, um. wenn
nicht gerade als Berufsläufer, ſo doch auch gewiß nicht mehr als
Amateure angeſprochen zu werden. Es iſt nun völlig gleich, ob
die Matadoren des Sprung= und Abfahrtslaufes (deren Namen
hier nicht genannt zu werden brauchen, eben weil es ſich gar nicht
um Perſonen, ſondern um ein Prinzip handelt) dieſen materiellen
Nutzen aus ihrer Tätigkeit als Skilehrer, als Mannſchaftstrainer
oder als Mitwirkende bei Ski=Filmen ziehen. Das Weſentliche iſt
und bleibt, daß ſie ihren Hauptberuf, wenn ſie überhaupt einen
haben, längſt an den Nagel gehängt haben und ſich ausſchließlich
der Verwertung ihres ſkitechniſchen Könnens hingeben. Dieſe
Feſt=
ſtellung ſchließt nun keineswegs ein abfälliges Urteil über einen
ſolchen Halbamateurismus in ſich. Im Gegenteil, wenn wir in
einer der letzten Nummern des „Winter”, der amtlichen Zeitſchrift
des Deutſchen Ski=Verbandes, und des Oeſterreichiſchen SV. leſen,
daß augenblicklich in Chamonix und Megeves, alſo im Zentrum
des ſo ſtark aufkommenden franzöſiſchen alpinen Skilaufes, nur
Innsbrucker Läufer als Lehrer tätig ſind, ſo muß uns das vom
Standpunkt der Wertſchätzung deutſchſtämmiger Skiläufer im
Aus=
lande freuen. Aber auf der anderen Seite müſſen wir Verſtändnis
dafür haben, daß ſich Nationen, bei denen der Skiſport ſeit
Jahr=
hunderten Volksſport im beſten Sinne des Wortes iſt, an dieſer
Verwäſſerung des Amateurgedankens im Skilauf ſtoßen.
Aller=
dings ſind ja auch die Norweger nicht ſo ganz davon überzeugt,
daß ihre Leute den Skilauf nur als ſportlichen Selbſtzweck
be=
treiben. Ein wenig iſt das Skilaufen in ſeinem Mutterlande auch
„Mittel zum Zweck” geworden. Norwegiſche
Auslandsmannſchaf=
ten werden ſeit Jahren von norwegiſchen= Sportartikelfirmen
bei=
nahe gratis ausgerüſtet. Und norwegiſche Skifirmen ſollen auch
in dieſem Jahre die Mittel geſtiftet haben, eine inoffizielle
nor=
wegiſche Vertretung für Innsbruck auf die Beine zu bringen. Wenn
der Norwegiſche Skiverband ſeinen Aktiven die Startgenehmigung
für die F.J.S.=Rennen auf Grund privater Subventionen mit
reinem Reklame= oder Werbungs=Hintergrund geſtattet, dann
durchbricht er damit im Grunde das von ihm ſelbſt vertretene
reine Amateurprinzip, und man glaubt nicht mehr recht daran,
daß die Nichtmeldung einer norwegiſchen Mannſchaft für die
F. J. S.=Rennen mit dem Mißlingen des letzten norwegiſchen
Vor=
ſtoßes gegen die mitteleuropäiſchen Berufsſkilehrer
zuſammen=
hängt.
Aehnliche Probleme gibt es ja auch in anderen Sportarten,
z. B. in der Leichtathletik und im Tennis, aber dort hat man
doch wenigſtens gewiſſe Grenzen zwiſchen Halb= und
Ganzamateu=
ren, zwiſchen Profis und Scheinprofis gezogen, und im Golf hat
man ſogar die ideale Löſung gefunden, daß man Amateure und
Profis in gemeinſamen (offenen) und in getrennten (Amateur=
und Berufsſpieler=Meiſterſchaften) ſtarten läßt. Warum ſchlägt
die F. J. S. nicht ähnliche Wege ein? Sie würde damit zwei Fliegen
mit einer Klappe ſchlagen, nämlich die Gegenſätze zwiſchen dem
olympiſchen Amateur=Standpunkt und dem „Amateurisme marron”
der jetzt im internationalen Skileben graſſiert, beſeitigen und
außerdem die Berufs=Skiläufer zu beſſeren ſportlichen Leiſtungen
anſpornen, als ſie bisher — in der großen Amateurmaſſe — zeigen
konnten.
Schwimmen.
Die Darmſtädter Winterrunde.
Am Monkag, dem 6. Februar 1933, findet abends
von 8.30 bis 9.30 Uhr der zweite Wettkampfabend der
Darm=
ſtädter Winterrrunde im Schwimmen ſtatt. Zum Austrag
kom=
men folgende Wettkämpfe: 1. 400 Meter Bruſt Klaſſe I. 2. 10X50
Meter Kraul, Klaſſe II. 3. 6X50 Meter Kraul, Damenklaſſe.
4. 10X50 Meter Kraul. Klaſſe I.
Nach dem guten Auftakt am vergangenen Dienstag dürfte
auch dieſer Abend wieder ein beſonderes Intereſſe finden,
zu=
mal das Programm mit ſeinen Sprinterſtaffeln eine
ſchwimm=
ſportliche Delikateſſe zu werden verſpricht.
Nach den Erfahrungen des Dienstags ſollte es den ſportlich
beſſeren Vereinen nicht leicht fallen, die durchweg beträchtlichen
Vorgaben der ſchwächeren einzuholen, ſo daß dieſe wieder zu
Punktgewinnen kommen können.
Eine große Sportausſtellung findet auf Veranlaſſung des
Groß=Berliner Aerztebundes vom 21. April bis 8. Mai in der
Reichshauptſtadt ſtatt.
Die Schwarzwald=Skimeiſterſchaften in
Todt=
nau wurden wegen ungünſtiger Schneeverhältniſſe um eine Woche,
auf den 11. und 12. Februar, verſchoben.
Jean Borotra ſiegte im Finale der franzöſiſchen
internatio=
nalen Hallentennismeiſterſchaften über Goldſmith leicht mit 6:0.
6:1, 6:4.
38 000 Dollar Zuſchuß für ihren Sportbetrieb leiſtete im
Jahre 1932 die Univerſität Boſton.
Sonja Henie verteidigte ihren Titel als
Europameiſte=
rin im Kunſtlaufen in London erfolgreich. Zweite wurde die
Engländerin Colledge vor Fritzie Burger und H. Holovſki=Wien.
Kegler=Vereinigung Darmſtadt und Umgebung. 4
Verbandsklubmeiſterſchaftskämpfe.
Im Rahmen des ſportlichen Programms nehmen die Kämpfe
um die Verbandsklubmeiſterſchaft einen beſonderen Platz ein. Es
gilt, den Meiſter einer jeden Klaſſe zu ermitteln. Für die
Ligaklaſſe beſteht ein beſonderer Anſporn darin, daß der
Mei=
ſter ſich gleichzeitig die Zulaſſung zur Gaumeiſterſchaft
er=
wirbt. Da die Gaumeiſterſchaftskämpfe in dieſem Jahre mit
Rück=
ſicht auf das Bundesfeſt in Frankfurt a. M. früher als ſonſt gelegt
werden mußten, hat ſich die Notwendigkeit alsbaldiger
Austra=
gung der Kämpfe ergeben. Sie zerfallen in drei Klaſſen, Liga=,
4= und B=Klaſſe, die ſich auf den Ergebniſſen der letztjährigen
Kämpfe aufbauen.
Sie werden wie im vergangenen Jahre mit Vor= und
Rück=
kampf ausgetragen und beginnen mit dem Vorkampf am 5. ds.
Mts auf den Bahnen „Zur deutſchen Flotte”, während der
Rück=
kampf auf den Bahnen „Im Bürgerverein” ausgetragen wird.
Intereſſante Kämpfe, zu denen Meldungen bis 6. ds. Mts. beim
Sportwart entgegengenommen werden, ſind zu erwarten.
Der Stand des Frankfurter Sechstagerennens war nach 15
Stunden folgender: 1. Rauſch/Pijnenburg 124 Punkte, 2. Kilian=
Pützfeld 90 P., eine Runde zurück 3. Vopel/Korsmeier 94 P.,
4. Schön/Buſchenhagen 84 P., 4. Dinale/Wals 38 P. Alle
an=
deren Mannſchaften lagen zwei und mehr Runden zurück.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge, 6.15: Wetter, Gymnaſtik.
O 6.45: Gymnaſtik. 7.15: Nachrichten. o 7.20: Wetter. 7.25:
Choral. 7.30: Konzert. 8.25: Waſſerſtand. o 11.45: Zeit.
Nachrichten. Programm, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter. O 12.00:
Konzert. o 13.15: Nachrichten, Wetter. 6 13.30: Mittagskonzert. o
14: Nachrichten. O 14.10: Werbekonzert. (Sa. 14.40). o 15.00:
Gießener Wetterbericht (Sa. 15.20). O 15.10: Zeit,
Wirtſchafts=
meldungen (Sa. 15.25). O 16.50 u. 18.15: Wirtſchaftsmeldungen. O
19.15 (Mi. 19.10, Fr. 18.50, Sa. 18.45): Zeit, Programm, Wetter;
Wirtſchaftsmeldungen.
Sonntag, 5. Februar
6.35: Bremer, Hafenkonzert.
8.15: Katholiſche Morgenfeier.
9.30: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.: DHV.=Männerchor
Lim=
burg/Lahn.
10.45: Stunde der Jugend: Schul= und Hausmuſik.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate: Jeſus ſchläft, was ſoll ich hoffen.
12.10: Wien: Populäre Konzertmuſik. 200. Jazzmuſiker.
13.05: Köln: Mittagskonzert.
14.00: Unſere Heimat. Vom ſchwäbiſch=alemanniſchen Narrentreffen
in Stockach (Baden).
15.00: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
15.10: Dr. Witte: Wie können wir im Weſten zünftigen
Früh=
kartoffelbau betreiben? — Curatus Kling: Welchen Boden
und welche Pflanzen braucht ein rationeller Obſtbau?
16.00: Pforzheim: Nachmittagskonzert des Symphonieorcheſters.
16.30: Bad Lippſpringe: Militärkonzert. Reiter=Regt. Nr. 15.
Pa=
derborn.
17.40: Wiener Leben. Heitere Schattenbilder von Georg Lengbach.
18.00: Norbert Jacques: 25 Jahre Kleines Feuilleton.
18.25: Vergnügliches Zwiſchenſpiel.
18.55: Dr. Paquet: Alltag einer Fürſorgeſtelle.
19.20: Sportnachrichten.
19.35: Stendhal. Zum 150. Geburtstag des franzöſiſchen Dichters
am 23. Januar
20.10: Bunter Abend.
22.00: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.35: Bericht vom Frankfurter Sechstagerennen.
22.50: München: Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge, 6.15:
Gymnaſtik. O 6.30: Wetter für die Landwirtſchaft. — Anſchl.:
Frühkonzert. S 10: Neueſte Nachrichten. 11: Deutſcher See=
Wetterbericht. o 12: Wetter für den Landwirt. — Anſchl.:
Kon=
zert. — Wiederholung des Wetterberichts. O 12.55: Nauener Zeit,
O 13.35: Nachrichten. O 14: Konzert. O 15.30: Wetter, Börſe.
O 18.55: Wetter für die Landwirtſchaft. — „Kurzbericht des
Drahtloſen Dienſtes. O 22.45: Deutſcher See=Wetterbericht.
Deutſchlandſender: Sonntag, 5. Februar
6.15: Berlin: Funkgymnaſtik.
6.35: Bremer Hafenkonzert.
8.00: Stunde des Landwirts.
8.55: Berlin: Morgenfeier. — Glockengeläut des Berliner Doms.
10.05: Berlin: Wettervorherſage.
11.00: Deutſcher See=Wetterbericht.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate: Jeſus ſchläft, was ſoll ich hoffen.
12.00: Willy Seidel lieſt aus eigenen Werken.
12.20: Berlin: Funk=Matinee.
12.55: Nauener Zeitzeichen.
14.00: Muß das Kmd unbedingt gehorchen? Zwiegeſpräch mit
einem Vater.
14.30: Melodien aus bekannten Operetten. (Schallplatten).
15.00: Dr. Wyneken: Aus der Gedankenwelt gr. Philoſopyen: Kant.
15.30: Berlin: Orcheſterkonzert. Berliner Notſtandsorcheſter.
16.30: Bad Lippſpringe: Militärkonzert.
17.40: Prof. Dr. Spannagel: Deutſches Holz u. deutſche Möbel.
18.00: Mozart. Quintett Es=Dur. Ausf.: Bläſerquartett der
Staats=
oper. Mitw.: H. E. Riebenſahm (Klavier).
18.30: Stunde des Landes: Das Dorf im Winter.
19.30: Aida, Oper von Verdi. — In einer Pauſe (22.10): Wetter=,
Tages= und Sportnachrichten.
23.15: Deutſcher See=Wetterbericht.
Anſchl. Berlin: Tammuſik der Kapelle Adalbert Lutter.
Welferbericht.
Die neue Atlantikſtörung hat ſich ſehr ſchnell
wei=
ter entwickelt und auch bereits Niederſchlagstätigkeit
hervorge=
rufen. Eine umfangreiche Warmluftſtaffel lagert noch über
Frankreich und den britiſchen Inſeln. Bei vorwiegend
weſt=
lichen Winden wird dieſe auch auf das Feſtland vorgetragen,
ſo daß das Wetter zunächſt mild und regneriſch bleibt.
Aller=
dings hat bei Island ein Kaltluftvorſtoß eingeſetzt, bei deſſen
Eintreffen dann ſpäter die Wolkendecke zeitweiſe aufreißen wird
und die Temperaturen vorübergehend Rückgänge erfahren. Der
Witterungscharakter geſtaltet ſich dabei weiterhin veränderlich.
Ausſichten für Sonntag, den 5. Februar: Veränderlich, wechſelnd
wolkig, ziemlich mild und regneriſch.
Ausſichten für Montag, den 6. Februar: Wechſelnd bewölkt mit
kurzem Aufklaren. Temperaturen ſchwankend, vereinzelt
Schauer.
Haupiſchriffleltung: RudolfMauve
Verantwortſich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
usland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. HerberiNeite;
für den Inſeratentel und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Die heutige Nummer hat 22 Seiten.
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I.Dr.957
[ ← ][ ][ → ]Nummer 36
Sonntag, 5. Februar
Die Lage am Geldmarkt.
Gegenfähe zwiſchen Berlin und Frankfurk. — Tagesgeld geſuchk. — Angebok ungenügend.
Die Auslandsbewerkung der Reichsmark.
Unker dem Einfluß derUlkimoverſkeifung Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Der Anfang der Berichtswoche ſtand unter dem Einfluß der
zunehmenden Ultimo=Verſteifung am Tagesgeldmarkte. Im
Ge=
genſatz zu Berlin kann man in Frankfurt nicht von einer leichten
Ueberwindung des Ultimo ſprechen. Tagesgeld war während der
ganzen in Betracht kommenden Zeit nur geſucht, ohne daß
weſent=
liches Angebot dem gegenüberſtand. Die Reichsbank war in
die=
ſen Tagen mit Lombards ſehr ſtark in Anſpruch genommen. Im
Schecktauſch ging der Satz bis auf 5 Prozent hinauf und
erleich=
terte ſich erſt wieder ab Donnerstag. Ueberſtände waren in den
letzten Tagen der Woche noch nicht zu verzeichnen. Am
Wechſel=
markt war Material ſehr ſtark angeboten, und erſt gegen
Wochen=
ende trat wieder eine gewiſſe Nachfrage auf. Bei der
Reichs=
bank herrſchte lebhaftes Geſchäft in Reichsſchatzwechſeln und
Reichsſchatzanweiſungen, in den letzteren wurde bekanntlich eine
neue Serie per Auguſt aufgelegt. Die Sätze blieben unverändert.
Das Geſchäft in Termingeld bewegte ſich weiterhin in engſten
Grenzen. Warenwechſel waren bei einem etwas unter 4 Prozent
liegenden Satze geſucht.
Am Deviſenmarkt ſtand in der abgelaufenen Berichtszeit die
bemerkenswerte Abſchwächung des kanadiſchen Dollars im
Vor=
dergrunde, für die ſich bisher keine genauen Gründe angeben
laſ=
ſen. Das engliſche Pfund hat ſich weiterhin bei geringen
Schwan=
kungen gut gehalten, und im Zuſammenhang damit ſind die
Wäh=
rungen Norwegen und Schweden ebenfalls auf der ungefähren
Höhe der Vorwoche geblieben. Die Sonderbewegung der Deviſe
Dänemark iſt zum Stillſtand gekommen, die Dänenkrone lag gegen
Wochenende um ein geringes gebeſſert. Der franzöſiſche Franken
tendierte leicht beſſer, hielt ſich aber noch immer in der Nähe des
Goldausfuhrpunktes. Bei kaum nennenswerten Schwankungen
nach unten lag der Dollar weiterhin feſt. Der holländiſche
Gul=
den war immer noch etwas gedruckt, und auch der Schweizer
Fran=
ken war nach anfänglicher Beſſerung zum Schluß nachgebend. Die
italieniſche Lira blieb unerholt, während die Peſeta zum Teil
etwas befeſtigt iſt. In dieſer Woche war ein Abgleiten des
Kur=
ſes des öſterreichiſchen Schillings gegen Reichsmark in Berlin zu
beobachten, und zwar von ſeither 52 mit Unterbrechungen auf
50½. Die Auslandsbewertung der Reichsmark lag trotz der
poli=
tiſchen Veränderungen nach leichten Schwankungen ca. 1 pro Mille
über der Inlandsparität.
ZuckerInlands=Konkingenk 1933 /34.
Der Verwaltungsausſchuß der Erzeugungsabteilung der
wirt=
ſchaftlichen Vereinigung der deutſchen Zuckerinduſtrie hat in einer
kürzlich abgehaltenen Sitzung ſeiner Anſicht Ausdruck gegeben, daß
nach der ſtatiſtiſchen Lage und unter der Vorausſetzung, daß in
den nächſten Monaten kein unerwartet größerer
Verbrauchsrück=
gang eintritt, und daher nur geringe Reſtbeſtände aus dem
dies=
jährigen Zuckerinlandskontingent vorhanden ſein werden, mit
einem vorläufigen Inlandskontingent für das Geſchäftsjahr
1933/34 in Höhe von 64 Prozent des Grundkontingents zu rechnen
ſein dürfte. Der Verwaltungsausſchuß hat gleichfalls über die
Frage beraten, ob vom Herbſt 1933 ab eine Zuckerausfuhr in
be=
ſcheidenem Rahmen wieder aufgenommen werden ſoll. Der
Ver=
waltungsausſchuß hat hierzu mit großer Mehrheit in poſitivem
Sinne Stellung genommen. Sollten die Vorſchläge des
Verwal=
tungsausſchuſſes von der im Mai ſtattfindenden
Hauptverſamm=
lung der wirtſchaftlichen Vereinigung angenommen werden, ſo
würden überſchüſſige Zuckervorräte auf Grund beſonderen
Be=
ſchluſſes des Verwaltungsausſchuſſes der Erzeugungsabteilung
auch dann durch eine Pflichtausfuhr weggebracht werden können,
wenn die Jahreserzeugung den geſchätzten Verbrauch nicht
über=
ſteigt. Eine ſolche Pflichtausfuhr darf jedoch nicht mehr als
höch=
ſtens 5 Prozent des Grundkontingents des einzelnen Mitgliedes
betragen.
Wirtſchafkliche Rundſchau.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 1. Februar 1933.
Die vom Statiſtiſchen Reichsamt für den 1. Februar 1933
berech=
nete Indexziffer der Großhandelspreiſe ſtellt ſich auf 90,7 (1913
— 100). Sie iſt gegenüber der Vorwoche (90,8) kaum verändert.
Die Indexziffern der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 80,8 (
un=
verändert) induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 87,1 (
unverän=
dert) und induſtrielle Fertigwaren 112,3 (minus 0,4 v. H.).
Die Berliner Metallnotierungen vom 4. Februar ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 46.75 RM.
Neue Vollmachten für die Reſervebank von Südafrika. Der
ſüdafrikaniſche Finanzminiſter Havenga wird am Montag einen
Geſetzentwurf einbringen, durch den der Reſervebank Vollmachten
gegeben werden ſollen, Deviſentransaktionen zu kontrollieren und
den großen, in London angeſammelten Beſtand an engliſchen Pfund
Sterling abzubauen. Die Verbindung der ſüdafrikaniſchen
Wäh=
rung mit dem engliſchen Pfund werde wahrſcheinlich in der Weiſe
vollzogen werden, daß die Reſervebank ermächtigt wird, britiſche
Schatzwechſel als Notendeckung zu verwenden.
Produkkenmärkke.
Be. Mainzer Produktenbericht. Großhandelspreiſe per 100
Kilo loco Mainz: Weizen (76 Kilo Hektolitergewicht) 19,50 bis
20,00, Roggen rheinh 16,00—16.25 Hafer 13,00—14,00, Braugerſte
18,00—18,75. Induſtriegerſte 17 00—17.25, Futtergerſte 15,50 bis
15,75, Malzkeime 10,00—11.,00 Südd. Weizenmehl Spezial 0 29,40
bis 29,90, Roggenmehl (60 Prozent) 22,75—23,50 feine
Weizen=
kleie 8,10—8,25, grobe Weizenkleie 8,80. Roggenkleie 8,50—9 00,
Biertreber 11,00—11,25. Erdnußkuchen 12.25—12,50, Kokoskuchen
11,75—14,25, Palmkuchen 8,50—8,75, Soyaſchrot 10,50—10,75,
Trockenſchnitzel 8,00—8,25, loſes Kleeheu 5,70, geb. Kleeheu 6,00,
loſes Wieſenheu 4,00, geb. Wieſenheu 4,30, Maſchinenſtroh 2,50,
Drahtpreßſtroh 2,60. Tendenz zurückhaltend.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 4. Februar. Im
Zu=
ſammenhang mit der in der Vorwoche noch kalten Witterung
er=
fuhren die Preiſe zunächſt nochmals Erhöhungen bis zu 1 Pfg. per
Stück. In dieſer Woche trat bei ſchleppendem Geſchäft ein
Rück=
ſchlag ein, und die erzielten Preisbeſſerungen der letzten Tage
gin=
gen vollkommen verloren, weil das Publikum die hohen Preiſe
nicht bewilligte. Dazu kam noch, daß die Landwirtſchaft infolge
der milden Witterung mit verſtärktem Angebot an den Markt
kam. Es notierten in Pfg. per Stück ab Frankfurt a. M.:
bul=
gariſche 7.50—7,75, jugoſlawiſche 7,50—7,75 rumäniſche 7,50—7,75,
holländiſche 7,25—9,00 flandriſche 8 00—8,50, ungeſtempelte
bay=
riſche Landeier 8,25—8,50, deutſche Friſcheier je nach Größe 8,50
bis 11,00.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe vom 4. Februar. Im
Frankfurter Buttergroßhandel verlief das Geſchäft zwar ſtill, doch
blieben die erhöhten Preiſe der Vorwoche behauptet. Die
Anliefe=
rungen waren zunächſt noch mäßig, dürften ſich aber ebenfalls mit
Anhalten des milden Wetters verſtärken und ein Nachgeben der
Preiſe verurſachen. Die Verkaufspreiſe des Großhandels lauten
(in 1=Zentner=Tonnen); ſüddeutſche Butter 98—105 RM., deutſche
Markenbutter 106—109 RM., holländiſche Markenbutter 118 bis
122 RM.
Das Geſchäft in Aktien war geſtern ſelbſt für einen Samstag
recht klein. Stimmungsmäßig war zu Beginn des Berliner
Verkehrs in Erwartung der Regierungserklärung zu den
Zwangs=
konverſionsgerüchten eine Beruhigung feſtzuſtellen. Die
Kurs=
geſtaltung war nicht einheitlich. Es ergaben ſich Abweichungen
bis zu 1 Prozent nach beiden Seiten. Teilweiſe waren auch
Ver=
änderungen bis zu 3 Prozent feſtzuſtellen. Gegenüber den
ſchwä=
cheren Frankfurter Abendkurſen war verſchiedentlich eine kleinere
Erholung eingetreten, im Verlaufe ergaben ſich aber doch wieder
Rückgänge, da Meldungen über ein bevorſtehendes
Geſamtmora=
torium für die Landwirtſchaft man ſpricht von 3 bis 4 Monaten,
etwas verſtimmte. Von Bankaktien büßten Reichsbank 3 Prozent
ein. Hier hegt man bekanntlich Dividendenbefürchtungen. Dt.
Anleihen waren beſonders im Verlauf wieder recht ſchwach.
Alt=
beſitz verloren ca. 1 Prozent. Variable Induſtrieobligationen und
Reichsſchuldbuchforderungen bröckelten im Verlauf wieder leicht
ab. In den übrigen feſtverzinslichen Werten beſtand jedoch weiter
Angebot, ſo daß ſich Kursrückgänge bis zu 1½ Prozent ergaben.
Auslandsrenten zeigten bei geringfügigem Geſchäft minimale
Ab=
weichungen nach beiden Seiten. Am Berliner Geldmarkt machte
auch geſtern die Entſpannung weitere Fortſchritte, Tagesgeld war
an der unteren Grenze ſchon mit 4½ bzw. 4½ Prozent erhältlich.
Monatsgeld blieb unverändert 5—7 Prozent. Nach
Privatdis=
konten, Reichswechſeln per drei Monate und
Reichsſchatzanweiſun=
gen per 16. Auguſt beſtand unverändert Nachfrage.
Die Frankfurter Wochenſchlußbörſe eröffnete zwar in
ſehr ſtiller Haltung, die erſten Notierungen zeigten jedoch meiſt
leichte Erholungen, wobei die Ankündigung einer Erklärung, in
der ſich die Regierung nochmals gegen jedwelche Zinskonverſion
wenden würde, nicht nur den Werten des feſtverzinslichen
Mark=
tes, ſondern auch dem Aktienmarkt einige Anregung bot. Infolge
der aber noch anhaltenden, innerpolitiſchen Unſicherheit war die
Umſatztätigkeit gering, und nur die Kuliſſe nahm
verſchiedentlic=
kleine Deckungen vor, während das Publikum ſich nach wie vor
fernhielt. Am Aktienmarkt eröffneten Gelſenkirchen und Deutſche
Erdöl bis zu 1¾ Prozent höher, Stahlverein gewannen 1 Prozent,
JG. Farben und Schuckert bis zu ½ Prozent. Dagegen verloren
Licht u. Kraft und Zement Heidelberg bis zu 1 Prozent. Reichs= weit dieſe auf Koſten der Handelsvertretung der UdSSR. geleiſtet
bankanteile, die an der Abendbörſe infolge von Gerüchten über
eine evtl. Dividendenermäßigung weiter ſchwach lagen, eröffneten erteilt worden iſt.
mit 145 Prozent unverändert. Im Verlauf kamen noch AEG.
Bekula, Aku und Phönix Bergbau bis zu 88 Prozent höher zur
Notiz. Zellſtoffaktien waren kaum verändert.
Im weiteren Verlauf war die Stimmung unſicher, und bei faſt
nahezu völliger Geſchäftsſtille bröckelten die Kurſe von ½—1
Pro=
zent ab. Später nahmen die Kursrückgänge ein ſtärkeres Ausmaß
an, da Meldungen über ein Moratorium für die Landwirtſchaft
verſtimmten. Dem verhältnismäßig geringen Angebot ſtand kaum
Aufnahmeneigung gegenüber, ſo daß durchſchnittliche Verluſte von
nochmal 1—2 Prozent eintraten. Reichsbank gingen bis auf 141
zurück, an der Nachbörſe hörte man einen Kurs von 139 Prozent.
Schußz der nakionalen Erſparniſſe
gegen weikere Zwangseingriffe.
Der „Volksbund zum Schutz erſparten Vermögens gegen
An=
griffe auf Vertragsrecht und Währung e V.” hat an den
Reichs=
wirtſchaftsminiſter ſowie an den Reichsfinanzminiſter ein
Schrei=
ben gerichtet, in dem er den entſchiedenen Schutz der nationalen
Erſparniſſe gegen weitere Zwangseingriffe genereller und
ſchema=
tiſcher Art fordert. U. a. heißt es: „Treu und Glauben und
ge=
ſunde Währung ſind die Vorausſetzungen des ſo notwendigen
all=
gemeinen Vertrauens. Von der Stärkung dieſes Vertrauens der
weit mehr als 20 Millionen deutſcher Sparer hängt entſcheidend
Ausbau und Gedeihen der deutſchen Wirtſchaft ab. Zweifelsohne
darf nichts unterbleiben, was geeignet iſt, Arbeitsplätze zu
ſchaf=
fen und die Betriebe wieder in vollen Gang zu bringen. Jedoch
dürfen nicht Maßnahmen durchgeführt werden, die auf eine
Ge=
fährdung der öffentlichen Finanzlage hinauslaufen und direkt
oder indirekt zu einer Beeinträchtigung der Währung führen
würden. Alle Beſtrebungen, das deutſche Zinsuiveau auf die
Dauer zu ſenken, um den wirtſchaftlichen Aufſchwung zu fördern,
begegnen dem vollen Verſtändnis und bereitwilliger Unterſtützung
des „Volksbundes‟. Dabei vertritt er allerdings die Anſicht, daß
zwangsweiſe, insbeſondere generelle und ſchematiſche Eingriffe in
die Zinsgeſtaltung nicht geeignet ſind, dieſes Ziel zu erreichen.
Im Gegenteil wird durch ſolche Eingriffe das allgemeine
Ver=
trauen der Sparer noch mehr beeinträchtigt, erhöhte
Riſikoprä=
mien werden gefordert, ſtatt zu ſparen wird gehamſtert, und das
Kreditvolumen ſchrumpft. Ueberhaupt müſſen weitere
Zwangs=
eingriffe in die verträglichen Rechte und weitere Verkürzungen
ihres geſetzlichen und gerichtlichen Schutzes unterbleiben. Die
deutſchen Sparer, gleichviel, ob ſie ihre Erſparniſſe bei Sparkaſſen
oder Banken, in Lebensverſicherungen oder Hypotheken, in
Pfand=
briefen oder anderen ſogenannten mündelſicheren Werten
anleg=
ten, haben bereits in zwei Jahrzehnten und insbeſondere wieder
in den letzten anderthalb Jahren ungeheure Opfer gebracht. Sie
fordern daher mit größter Entſchiedenheit — unabhängig von
ihrer parteipolitiſchen Einſtellung — nunmehr den Schutz ihrer
Rechte und Erſparniſſe.”
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Reichswirtſchaftsminiſter teilt mit, daß zwiſchen der
Reichsbank und der Handelsvertretung der UdSSR. in
Deutſch=
land eine Vereinbarung geſchloſſen worden iſt, nach welcher die
Zahlungen für aus Rußland eingeführte Waren an ſowjetruſſiſche
Stellen auch im Jahre 1933 nur in Reichsmark erfolgen dürfen.
Die einzelnen Firmen bedürfen entſprechend den für das Jahr
1932 geltenden Beſtimmungen auch in 1933 keiner Genehmigung
der Deviſenbewirtſchaftungsſtellen zu derartigen Zahlungen,
ſo=
werden, für die eine in ihrer Höhe begrenzte Inkaſſogenehmigung
Die bayeriſche Staats=Finanzverwaltung hat Verhandlungen
über die Aufnahme einer 6prozentigen Staats=Serien=Anleihe im
Betrage von 40 Mill. RM. geführt, die von der
Anleiheberatungs=
ſtelle bereits genehmigt wurde. Ob und wann die Aufnahme der
Anleihe erfolgen könne hänge ganz von der Entwicklung des
Ren=
tenmarktes ab. Auf jeden Fall ſei alles vorbereitet, um in jedem
Augenblick mit der Emiſſion der Anleihe herauskommen zu
können.
Die Verhandlungen, die die Alpine Montangeſellſchaft zur
Zurücknahme ihres Austritts aus dem Hauptverband der
Indu=
ſtrie veranlaſſen ſollten, haben zu keinem Ergebnis geführt.
Berliner Kursbericht
vom 4. Februar 1933
Deviſenmarkt.
vom 4. Februar 1933
j. Weinheimer Schweinemarkt vom 4 Februar. Zugeführt
waren 327 Stück, verkauft wurden 256 Tiere und zwar
Milch=
ſchweine das Stück zu 6—8 RM., Läufer das Stück zu 12—20 RM.
Marktverlauf: mittel.
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Banlu. 7
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenn
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm!.
Deutſche Cont. Gas
Vafe
72.75
61.75
17.375
30.75
17.50
26,625
78.—
45.50
20.75
29.125
118.25
109.,625
Mee
Elektr. Lieferun
J. G. Farbe!
Gelſ. Bergw.
Geſ.felektr.Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöchnerwer
aolsw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
S5.
81.375
103.75
57.—
79.—
Meis
51.25
5o.—
111.50
44.—
677.375
59.125
38.625
40.—
Polhphonwerke
Rütgerswerle
Salzdetfurth Koll
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkaliſ=
Agsb.=Nrnb.Maſch,
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. In1
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer ”*
R.
41.—
36.50
32.625
116.—
38.50
16.—
60.875
12.50
50.
28.50
58.—
Helſingfor
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia.
Sollant
Lslo
Kopenhage:
Stocholm
Lendon
Buenvs=Air
New Yor!
Belgien.
Italien
Paris
Währung
100 finn.M.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden 189.23
100 Kronen ſ73.23
100 Kronen
100 Kronen
2.Stg.
1 Pap. Peſo 0.843
Dollar 4.209
100 Belgo
ſt00 Lire ſai.s2 3
100 Francs 18.425
Radt
6.314
350.45
12.465
3.o57
e3.79
77.37
14.30
58.52
Brief
6. 326
50.55
12.425
3.068
169.57
73.37
33.91
77.53
14.34
0.347
4.21
5o.84
21.56
16.485l
Schwe;
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeirolt Milre!
Jugoſlawien.
Portugal
Athen
Iſtam b:
Kairo
Kanada
Uruguar
3sland.
Tallinn (Eſtl.)/
Rigg
—igeld
ſto0 Frankenlsl.17 4
100 Peſetas 34.45
100 Gulden
1 Yen
100 Dinar
100 Escudoslt
100 Drachm.
1 türk. 2
t ägypt. 2 l14.68
leanad. Doll
1 Goldpeſo
100 isl. Kr /64.44 e
100 eſtl. Kr u10.59
100 La4
8 1.85
0.879
0.2391
5.554
12.99
2.358
2.009
3.5ic
1.5421,
79.572
Brief
81.33
34.51
32,01
0.581
0.241
5.566
13.07
2.362
2.012
14.72
3.524
1.652
64.58
77ast
79.38
Durmſtäuter und Katienntonnt Burmftadt, Ollne dei Bresoher Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 4. Februar 1933.
6So 76.75 76.5 5½%Intern. „ 79.75 6%Baden ...." 81.75 78.25! 6% Baher ....." 83.5 83.25 6% Heſſen.. . . b. 29 76.5 6% Preuß. St. v. 28 95.25 94 62 Sachſen ..b.27 80.5 80.5 6%0 Thüringenv.27 74 Otſche. Anl. Auslo= ſunsſch. 4½. Ab= löſungsanl.. . .. Rse 62.25 Dtſche. Anl. Ablö= ſungsſch. (Neub.) 8.3 Ti. Deutſche Schutzge= bietsanleihe .... 6.2705 5.85 69 Baden=Baden. 65 63 6%Berlin. „v. 24. 71 62 Darmſtadt . . . 6% Dresden v. 26 61 6% Frankfurt a. M. Schätze v. 291 74.4 73.75 6% „ v. 26 65.75 68Mainz ......" 64 68 Mannheim v. 27 76 6% München b. 29 6% Wiesbaden v. 28 70 6% Heſſ. Landesbk. 83.25 81.5 689 Goldoblig 72.5 71 5½% Heſſ. Lds.= Hhp.=Bk.=Liquid. 87.5 84.5 4¾% „Kom.=Obl. 78 761, 6%0 Preuß. Lds.= pfbr.=Anſt. G. Pf. 84.5 6% „Goldoblig 75.5 75.5 6% Landeskomm.= Bk. Girozentr. für Heſſ. Gldobl. R.11 69.5 6%
R.12 69.75 69 6% Kaſſeler Land.= kredit Goldpfbr. 84.5 81.5 6% Naſſ. Landesbk. 83.75 83 5½% „Liqu. Obl. 8771, 95 Dt. Komm. Sam= mel=Ablöſ.-Anl. „Ausl. Ser. I 61.5 55I. . Ser.II 88 79 Dt. Komm. Samm.= Abl.(Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
5½% Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig. Pfbr.
Golboblig
6%
69 Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% n Lig. Ptbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% n Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hhp. Bk.
5½% „ Lig. Pfbr.
835
„ Goldoblig.
6% Südd. Bod.=
Ered.=Bank...
5½% n Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benz
625 Dt. Linol.Werkel
6% Mainkrw. v. 26
6% Mitteld. Stahl.
6%Ver. Stahlwerkel
62 BoigtcHäffner
3. 6. Farben Bonds
% Bosn. L.E.B.
L. Inveſt.
5% Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätzel
4% Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½2
4%
4% Türk. Admin.
42 „ 1. Bagdad
4% „ Zollanl.
4½% Ungarn 1913
19141
4½%
„ Goldr.
42e
1910
4½Budp Stadtanl.
4½Liſſabon
42 Stockholm,
Aktien
Alg. KunſtzideUniel
A. E. G. ... .. .
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauereil
Zelſtoff
Zemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Eement Heidelberg)
Larlſtadt
F. G. Chemie, Baſell
Chem.Werke Abert
Chade .........."
Eontin. Gummiw.
86 87.05 85.5 85.5 13 62.5 I. 83" I 85.5 82 69.75 63.5 76.5 73 19 too 3
95
15 8.5 6.75 53 10.5 4,8 I.
13 17 0.5 19.
27.25 30.25 34.25 14. 80 8o =
15 45.25 36 9 30 27.25 80 92 m 29.25 27.5 ID 58.5 45.5 (N 10 118.75 118 In 43.75 46.5 53.75 5o‟ 58 19 121.5 II
121 47.5 S5 12 E 8 121.5 419
Kafe
ſcheide Anſtalt
Acfd greit
Feinmech, (Fetter)
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Genüſſel
Merfen
Gecher
6.1 4.2. D 6.1. Ga. 37.5 Rh. Braunkohlen. 10 182 192.25 26.5 2GI, „ Elektr. Stamm 5. 93 98 112.5 Stahlwerke ... 74.75 4 88 86.25 Niebeck Montan. 4.* 62 Roeder Gebr. .. 10 152 14911, Rütgerswerke .... 43.5 2 39.25 Salzdetfurth Kali. 186 10 92 94 Salzw. Heilbronn 20 21 16 Schöfferhof=Bind. 18 488 53 Schramm, Lackfbr. 21.5 95.75 fSchriftg. Stempel.Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen. 54 89.25 14 204 198 19.5 19.5 Siem. Glasinduſtr. 37 36 Siemens & Halske. 122.5 121.5 102.3 1031. Südd. Zucker=A. G. 8 140 24.5 22.5 Tellus Bergbau... Thür. Liefer.=Geſ. 64.5 70 38,5 37 Tietz Leonhard ... 51.25 57.5 unterfranken ..... 80.5 Ber. Stahlwerke.. 34.25 37 5 „ Ultramarin .. 6 86.75 98 28 Voigt & Haeffner. 15 169.25 178 Wahß & Freyztag. 5.5 Pe 56 Weſteregeln Kali.. 114.5 Zellſtoff Waldhof. 45.5 * 10 35.5
83 Memel. . . 20.5 20 78.25 Allg. Dt. Creditanſt. 60.25 54.5 84.5 Badiſche Bank.. . 112 41 Br. f. Brauinduſtr. 73.25 75.5 43 Baher. Hyp. u. W. 74.5 12 Berl. Handelsgeſ.. 90 96 793, 77.75 Hypothekbk.!
Comm. u. Privatb. 61.5 49.5 53 148 * Dt. Bankund Disc. 73 72.75 101 Dt. Eff. u. Wechſell 69.5 Dresdner Bant.. 61.5 61.75 m7.5 ant .... Hyp.=Ban1 .. 6 111.5 113‟ Mein. Hyp. Bank.. 78 50.25 Pfälz. Hyp.=Ban! 10 46 Reichsbank=Ant. 148.5 144 182 Rhein. Hyp.=Bank. 86.5 87.75 10 S. Cr. Bk. 23 22.5 Bürtk. Notenbank! 94.5 *= 15. 217 82.5
203 A.G. „Vertehrsw. 46.5 40.: Allg. Lokalb. Kraftw 70.5 73.5 70 7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag .......... 92.25
17‟ 92.5 76.75 Nordd. Llohd. . . . 17.75 17.5 61.5
26 Südd. Eiſenb.=Geſ. 36 34.75 35.75 Allianz. u. Stuttg. Verſicherung .. 12 „ Verein. Verſ. 11 2o8 2o FrankonaRück=u. Ml 104.5 14.5 Mannh. Verſich. . 18 35.5 32.75 Otavi Minen .. 50.5 Schantung Handels 32.5 [ ← ][ ][ → ]
Sonntag, 5. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 36 — Seite 15
Ein Roman
Die vom Neunerhof u da Bersen.
Von Paul B
27)
Und damit ſtellt ſie die Taſſen in den Schrank.
Die Rauthin ſchüttelt traurig ihren Kopf; und ſie ſinnt
darauf, daß ſie vielleicht einmal, — etwa heut noch, — ins
Neunerhaus geht, um auch beim Bruder anzuklopfen, ob’s an
der Zeit iſt, das Alte endlich abzutun. Zuvor aber verſucht ſie
noch zweimal ihr Glück:
„Theres, vergiß nit, daß der Franzl, auch wann er
un=
ſchuldig iſt, ins Gefängnis muß: Wegen Waffentragens,
Wil=
derns, was weiß ich! Und wann er rauskommt, bleibt er doch
der, der geſeſſen iſt! Das iſt kein Ehr! . . Und wo kein Ehr iſt,
fürcht ich, wirds eh ſo ſein, daß ihr alleinig und verlaſſen
da=
ſteht! . . Denk an mich!”
So ſpricht ſie das erſte Mal. Aber die Theres ſtrafft ſich
dagegen, als müſſe ſie durch Spießruten laufen:
„Grad dann erſt recht nit laß ich den Franzl! . . Wirſt eh
doch einſehn, Tant, daß ich dann bei ihm ſtehn muß! . . S” wär
doch ſonſt kein rechte Lieb nit: Verſtehſt das?"
Dann wirbt die Rauthin zum zweiten Mal:
„So denk auf dich ſelber, Madl!. Wannſt Mutter wärſt
und dein Kind käm zu dir und ſagt ſo ganz einfach, daß . .
Aber die Rauthin braucht diesmal gar nicht auszureden;
denn die Theres ſteht vor ihr wie eine Flamme:
„Und käm mein Kind, und hätt wen lieb, und hätt ſich ihm
in Lieb gegeben, — und, gut alſo, es wär Mutter von ihm!, —
an die Hand tät ich’s nehmen, das Kind! Und ſagen: Wannſt
mich brauchſt, kommſt da her! .. Bei Gott: Leichter macht ich’s
ihm ſtatt ſchwerer!“
Und da ſie nun einmal im hellen Brennen iſt, ſo reckt ſie ſich
auf vor der Rauthin, daß die wie gebannt ſteht:
„Wär der Bub arm, wie der Franzl, ſo tät ich ſagen: Nit
ein Geld macht euer Glück! Sondern das Ineinanderwachſen in
Lieb und Gemeinſchaft! . Haſt ihn halt haben wollen; gut; halt
aus bei ihm! . . Ihr zwei müßt euer Leben bauen, wie ihr’s
euch gerichtet habt! . . So, und was ich euch dabei helfen kann,
das tu ich!”
Dann geht die Theres wieder auf den Hof, weil es da
eine Arbeit gibt. Die Rauthin ſchaut hinter ihr her:
„Leicht hat’s Madl recht und ich tät in der gleichen Lag nit
anders handeln; ich weiß das nur jetzt nit ſo!”
Als die Theres wieder in der Kuchl iſt, fährt die
Rauth=
bäuerin ihr, ohne ein Wörtl zu ſagen, einmal über’s Haar. Und
das iſt vielleicht ein tieferes Rechtgeben, als in Worten ..."
IK.
Der Tag gehi weiter. Die Sonne, die zum erſten Male ſeit
Tagen und Wochen ſiegreich um den blauen Himmel kämpfte,
daß er nun wie Gold und Seide anzuſehen iſt, thront im Zenith.
Die Menſchen in der Leutaſch, die nichts mehr erhofften,
denken an die Hülfe ihres Bittgangs am Florianstag. Die
Augen lichten ſich auf. Die Stimmen klingen heller und härter
und froher. Die Männer heben die breit gearbeiteten Hände über
ihren Blick, daß er ungeblendet ſehen kann.
(Nachdruck verboten.
„Nun ſchaffen wir’s eh doch noch!"
Die Hände ſenken ſich zur Arbeit. Aus allen Leutaſch=
Häuſern iſt das klingende Dengeln zu hören, das die
Senſen=
ſchneiden blattartig dünn macht und den Schnitt ſcharf austreibt.
Dann hört man das ziehende Wetzen auf dem Waſſerſtein.
Das ſingt, als zögen Grillen ihre Geigebogenbeine über die
hauchdünnen Flügel. Und danach hört man den Schnitt der
Mäher.
Viel gibt’s ja nicht mehr zu retten; aber da es in den
Unwettertagen als noch geringer erſchien, iſt es dennoch viel;
und die Senſen ziſchen den ganzen Tag, und der Schweiß
rinnt in kleinen Bächen, und die Haut ſpannt ſich glühend über
die Leiber.
Mitten durch dieſen glühenden arbeitsdurchrauſchten Tag
geht die Rauthin die gewundene Straße, zweigt hinterm Kreuz=
Gaſthaus in den Heuerpfad hinein, und der führt ſie ſchräg am
Haug entlang bis in die Gegend des Oberneunerhofes.
Wie in der ganzen Leutaſch, ſo hat auch hier die Sonne
alles mit einer Arbeitswut erfüllt: Der Neunerbruder ſteht
mit=
ten im Goldhafer, der Xaver weiter heroben, noch höher der
Jungknecht. Und ſie ſicheln, was die Arme nur hergeben können!
Als die Rauthin den Bruder ſieht, höhlt ſie ihre Hände
am Mund und ruft wie durch einen Schalltrichter:
„Heda, Lois!. Hättſt ein biſſl ein Zeit für mich! . . Geh
ſa her; ich kann’s dir nit ſo zuſchreien! . . Alſo . ."
„Ja, was haſt dann?” ruft der laut zurück, arbeitet aber
weiter, als gebe es für ihn kein Aufhören damit.
„Geh ſchon her und ſei nit bockig!”
Drauf ſteckt der Neuner den Senſenſchaft in die Erde und
kommt mit breiten Bauernſchnitten auf die Schweſter zu:
„Siehſt eh doch, daß ich zu ſchaffen hab!” ſagt er ſtatt eines
Grußes, und das macht die Rauthin etwas patzig:
„Bin ja auch aus der Arbeit her zu dir! . . S‟ geht halt um
die Theres: und das iſt wichtiger, als dein Goldhafer!”
Der Neuner ſieht ſie ein wenig mißtrauiſch an, weil er
nicht weiß, was das zu bedeuten hat und er ſagt ſo obenhin:
„So, um die Theres geht’s? .. Hätt das dann kein Zeit
ge=
habt? So eilig wird’s eh nit ſein, denk ich!”
Die Rauthbäuerin wird energiſcher:
„Wanns mir eilig iſt, müßt’s bei dir erſt recht preſſieren!..
Biſt ja der Vater und euer Neunernam iſt derſelbig!”
Der Bauer wird widerwillig etwas hellhörig:
„Alſo ſag, was du hier willſt, Schweſter?”
„Das mit dem Franzl hat nun eine gute Wendung!” geht
die Rauthin entſchloſſen vor: „Und ich mein, s wär eh Zeit,
daß du einen Frieden mit der Theres machſt! . . Drum bin
ich her!“
Der Neuner ſchaut ſie eine Weile an:
„Daß ich mich nit gegen ein Recht verſchließ, hab ich halt
bewieſen! . . In Innsbruck wird man’s heut wiſſen! Nur an
die Theres hab ich dabei gedenkt; und an eine Gerechtigkeit, daß
ich halt ſo handeln muß! . . Ueber ſonſtwas hab ich nix zu
ſagen!“
Das klingt abweiſend genug, ſo daß ſich in der Rauthin
etwas wie ein Spott regt, der aus ihren Augen blitzt:
„Kommſt dir eh wie der Herrgott ſelber vor, Lois!?”; und
unnachgiebig tritt ſie ganz nahe vor ihn hin:
„Aber der Herrgott hat noch am Kreuz das große Verzeihen
gehabt! . . Daran will ich dich gemahnen!“
Sie ſagt das ſo eindringlich, als müſſe ſie alles in ihm
auf=
rütteln. Aber der Neuner hat ein verſchloſſenes Geſicht:
„Gar nit komm ich mir vor; und daß ich halt nur ein
Menſch bin, weiß ich auch! . . . S hätt mich ſonſt nit ſo
derwiſcht!”
„Biſt alſo nit der Neuner jetzt, ſondern nur der Vater!”,
ſagt die Rauthbäuerin: „Wanns aber ſo iſt, tät ich an deiner
Stell der Theres halt ein gutes Wörtl geben!“
In dem Neuner meldet ſich das trotzige Herrſein;
„Meinſt wirklich, daß ich hier fortlauf, um dem Madl gute
Wort’ zu geben? Ehnder tät ich ; er ſpricht das nicht zu
Ende, ſondern ſchüttelt nur in harter Abwehr den Kopf:
„S” fehlt halt noch, daß ein Vater hingeht und ſagt: Du haſt
ein Unrecht an mir getan: aber geh her: Verzeih mir das! . ."
Grad zum Lachen wär das, Schweſter! . . Das kannſt nit
ver=
langen!”
Und er läßt die Rauthin ſtehen und geht langſam davon.
Aber er wendet ſich doch noch einmal zurück:
„Sag das der Theres, daß ſie weiß, ich bin immer leicht
daheim zu finden, wann es ſie dahin treibt!“
Als er dann ſchon wieder ſenſt und, ein wenig vorgeneigt,
bei jedem Hieb einen Schritt vorwärts macht, denkt er einmal,
er hätte der Theres doch einen Gruß gönnen ſollen.
Aber er ſieht die Rauthin nun ſchon ein gut Stück heroben
und begräbt den Gedanken; und hat wieder ſein verſchloſſenes
Geſicht, in dem der Trotz über die ſchnelle Regung ſiegt.
Die Schweſter geht zum Neunerhof und ſitzt dann bei der
Altbäuerin, die grad in der Kuchl hantiert. Und ſie erkundigt
ſich voller Teilnahme, ob ihr der Schrecken mit dem Krug=Jäger
auch nicht weiter geſchadet hat? . . Die Mutter verneint:
„So hinfällig bin ich halt noch nit!” Sie lächelt dazu. Aber.
in dem Lächeln liegt auch eine Sorge; und darüber ſprechen ſie
nun. Was die Rauthin ſagt, iſt der Mutter nichts Neues:
„Hab’s mir eh ſelber ſchon denkt, daß es vergeblich iſt, jetzt
einen Ausgleich zu ſtiften!”; indes verſteht ſie offenbar die
Hal=
tung der Theres beſſer, als die des Sohnes:
„S” iſt halt ein rechtes Kreuz mit ihm!‟ Da ſie aber die
Mutter iſt, vergißt ſie auch ſein Gutes nicht:
„Gerecht iſt er, der Lois; das muß man ihm halt laſſen! .."
Hätt ſich ja ſonſt nit ſo drum gehabt, gleich auf die Nacht noch
alles nach Innsbruck zu melden!” ſagt ſie.
„Freilich!”, ſtimmt die Rauthin zu: „Grad drum aber mein
ich, er ſollt halt ein Einſehn mit den zwei Menſchen haben!
Könnt’ſt du da nit mal ein biſſel zum rechten ſehn, Mutter?”
Die Neunerin macht ein ſorgenvolles Geſicht:
„Ach, was hab ich da nit ſchon alles verſucht! .. Aber oft
iſt’s, daß ich denk, alles Gute iſt nun frei in ihm; und dann,
mit einmal, — iſt er wieder ein ganz andrer, der Lois! . . Als
ging er aus dem Licht wieder in den Schatten zurück! . . Dann
fürcht ich mich.
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 16 —
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Fliegen
Wie der Pilot im Nebel ſeinen Weg findet
Blindfliegen? Was iſt das für ein ſeltſamer Begriff? Für
die Steuerung eines Flugzeuges braucht man doch wahrlich ſeine
geſunden fünf Sinne und darf gerade auf ein gutes und ſicheres
Auge nicht verzichten. Nun — Blindfliegen heißt: Fliegen ohne
Erdſicht. In der Seit der Herbſt= und Winternebel darf der
Luftverkehr nicht ruhen; niedrig hängende Wolken und dicker
Dunſt verſperren aber dem Flugzeugführer den Ausblick auf die
Erde, und aus Sicherheitsgründen kann er nicht dicht über dem
Boden hinwegbrauſen. Alſo muß er ſich von der
Erdorientie=
rung freimachen und im „Dreck” — wie der Flieger ſagt — oder
über einer Wolkendecke ſeinen Weg ſuchen. Daß er ihn
zuver=
läſſig findet — dafür haben die gewaltigen Fortſchritte der
Cech=
nik und die ſorgfältige Schulung des geſamten fliegenden und
Erdperſonals geſorgt.
Vorbedingung für eine glatte Durchführung ſolcher Flüge
iſt eine einwandfreie und verſtändige Zuſammenarbeit zwiſchen
Flugzengbeſatzung und Bodenſtellen und dabei ſelbſtverſtändlich
ein gut inſtrumentiertes Flugzeug in der Hand des Führers. Für
Flüge im Nebel iſt die Steuerung des Flugzeuges nach
Inſtru=
menten unerläßlich. In frühzeitiger Erkenntnis der Bedeutung
des Inſtrumentenfluges richtete z. B. die Deutſche Luft=Hanſa
ſchon in früheren Jahren freiwillige Lehrgänge für den
Inſtru=
mentenflug ein. Im Winterhalbjahr 1929/50 wurde mit der
grundſätzlichen und planmäßigen Schulung begonnen. Anfangs
zeigte es ſich, daß es den Führern teilweiſe ſchwer wurde, das
fliegeriſche Gefühl ganz zu unterdrücken und nur den
Inſtru=
menten zu vertrauen. Ein guter Inſtrumentenflieger muß nicht
immer nur in der Lage ſein, ſein Flugzeug ohne jede Sicht nach
außen im ruhigen Geradeausflug zu ſteuern, er muß ſelbſt bei
böigem Wetter ſein Flugzeug ſo ruhig halten können, daß
Aus=
ſchläge an den Inſtrumenten faſt nicht wahrnehmbar ſind. Er
muß bei jeder Wetterlage ſtets Herr ſein über ſein Flugzeug,
und er muß wiſſen, wo für ihn, je nach der Flugeigenſchaft ſeines
Flugzeuges, die Grenze liegt.
Die hauptſächlichſten Geräte für den Inſtrumentenflug ſind
der Fahrtmeſſer, der Längsneigungsmeſſer, der
Wendezeiger und der Kompaß. Der Fahrtmeſſer zeigt
dem Führer jederzeit die Eigengeſchwindigkeit des Flugzeuges
an und warnt ihn, wenn die Geſchwindigkeit unzuläſſig groß
oder klein wird. Sur weiteren Kontrolle der Lage des Flugzeuges
dient eine Gruppe von Inſtrumenten, die dem Führer angeben,
ob das Flugzeug geradeausfliegt oder in einer Kurve liegt, ob
es ſeitlich hängt oder richtig liegt. Außer dieſen Geräten,
Wendezeiger genannt, gibt es dann noch künſtliche Horizonte,
d. h. Inſtrumente, welche die wahre Lage des Flugzeuges zum
Horizont dauernd anzeigen, und ſo dem Flugzeugführer bei
fehlender Sicht die notwendigen Anhalte geben. Dieſe für den
Blindflug wichtigen Inſtrumente ſind am Inſtrumentenbrett ſo
eng zuſammengefaßt, daß der Führer ſie mit einem Blick
er=
faſſen kann.
Nachdem die Führer in den alljährlich ſtattfindenden
Fort=
bildungskurſen mit dem Inſtrumentenflug vertraut gemacht
waren, hat es ſich herausgeſtellt, daß es notwendig iſt, ein
Flug=
zeug, das durch unvorhergeſehene Wetterverſchlechterung des
Sielhafens und der umliegenden Flughäfen in Schwierigkeiten
geraten iſt, durch ein neu feſtgelegtes Verfahren möglichſt günſtig
in den Sielhafen zu holen. Vorausſetzung für dieſes Verfahren
iſt die enge Suſammenarbeit zwiſchen Bodenſtellen und Flugzeug.
Aus dieſem Grunde wurden auch die Flugleiter der Flughäfen
zu den Fortbildungskurſen hinzugezogen. Es wird dabei, kurz
geſagt, ſo verfahren: Auf jedem Flughafen wird unter
Berück=
ſichtigung der in der Nähe befindlichen höheren Erdhinderniſſe
die günſtigſte Einflugrichtung feſtgelegt. Das Strecken-
flugzeug fliegt nun mit Hilfe der üblichen Sielpeilungen zunächſt
in nicht zu größer Höhe über den Platz. Die Meldung vom
Ueberfliegen wird ſofort vom Flügleiter an das Flugzeug
gege=
ben. Der Führer fliegt dann weiter und ſetzt den neuerlichen
Anflug ſo an, daß er möglichſt genau in den vorher feſtgelegten
Sektor kommt. Er wartet dann auf Meldung vom Flugleiter,
die ihm beſagt, daß er durch die Wolken durchſtoßen und
landen kann.
Su bemerken iſt dabei, daß durch dieſe Uebungsflüge viele
Erkenntniſſe für eine Nebellandung geſammelt werden. Sie
können gleichzeitig als eine Vorſtufe zur Landung ohne Sicht
betrachket werden, über deren Wichtigkeit wohl nichts geſagt
zu werden braucht.
Ein längerer Inſtrumentenflug iſt ohne drahtloſe Verbin=
Das Innere eines zur Schulung im Inſtrumenten=Flug
her=
gerichteten Führerſitzes. Der links befindliche Sitz iſt gerade
geöffnet, während er bei dem Schulflug ſelbſt geſchloſſen iſt.
Rechts der Platz des Lehrers.
dung mit der Erde und die Möglichkeit der Kurs= oder
Stand=
ortbeſtimmung nur ſehr ſchwer durchführbar, denn ſtarker Wind
kann den Führer vom Kurs abtreiben und ſeine vor dem Start
aufgeſtellte Seitberechnung über den Haufen werfen. Hier
ſpringt die drahtloſe Celegraphie helfend ein. Der
Funkver=
kehr hat ſich im Laufe der Jahre zu einem der wichtigſten
Sicherungsfaktoren entwickelt. Der praktiſche Nutzen einer
Funkſtation, mit der während der Schlechtwetterperiode alle
Flugzeuge der Luft=Hanſa ausgerüſtet ſind, hängt
ſelbſtverſtänd=
lich nicht nur von der ſtörungsfreien Arbeit ab, ſondern wird
erſt durch exakte Zuſammenarbeit mit den Bodenſtationen
er=
reicht. Damit die Flugleitungen jederzeit über die
Bewegungs=
vorgänge ihrer Flugzeuge unterrichtet ſind, müſſen die mit
Junkgerät ausgerüſteten Maſchinen von Seit zu Seit ihren
Standort melden. Die Flugzeuge ſtehen alſo im ſtändigen
Wechſelverkehr mit einer der über ganz Europa verteilten
Flughafenfunk= und =peilſtellen. In Deutſchland gibt es uicht
weniger als fünfzehn Flugbodenfunkſtellen, die der Sentralſtelle
für Flugſicherung unterſtehen, und um den Nachrichtenaustauſch
ſchnellſtens und ohne gegenſeitige Störungen erledigen zu
kön=
nen, iſt eine ſtraffe Funkdiſziplin und genaue Einteilung in
Funkverkehrsbezirke notwendig.
Die drahtloſe Celegraphie iſt nicht nur für den ſtändigen
Austauſch von Wetternachrichten bzw. wichtigen
betriebstech=
niſchen Mitteilungen unentbehrlich, ſie ſpielt, beſonders für den
Anflug an einen Hafen, für die Standort= oder Kursbeſtimmung
eine ganz außerordentlich wichtige Nolle. Dem auf der Erd
be=
findlichen Sunkempfänger iſt es mit Hilfe einer drehbaren
An=
tenne jederzeit möglich, genau die Nichtung anzugeben, aus der
ein vom fliegenden Flugzeug abgegebenes Funkzeichen kommt.
So kann dem Flugzeug jederzeit mitgeteilt werden, in welcher
Nichtung es fliegen muß, um den Sielhafen zu erreichen. Das
iſt die Kurspeilung. Wenn nun zwei Sunkempfänger von
verſchiedenen Erdſtationen zuſammenarbeiten, ſo ergibt der
Schnittpunkt der beiden Nichtungslinien genau den jeweiligen
Standort des Flugzeuges. Dieſe Standortpeilung iſt heute ſo
durchorganiſiert, daß der Pilot ſchon ein bis zwei Minuten nach
der Anfrage weiß, wo er ſich befindet. So iſt es möglich, das
Flugzeug im Blindflug bis über den Sielhafen zu lotſen und es
haargenau zur Landung zu bringen, vorausgeſetzt, daß dieſer
Hafen nicht gerade in undurchdringlichen Bodennebel gehüllt iſt.
Hier ſind augenblicklich noch Grenzen gezogen, deren
Ueber=
windung der Weiterentwicklung in den kommenden Jahren
vor=
behalten iſt.
Auf Grund der Fortſchritte im Funkverkehr und dem
In=
ſtrumentenbau und durch die ſyſtematiſche Schulung der Führer
im Inſtrumentenflug ſind die früher unüberwindlich ſcheinenden
Schwierigkeiten des Fluges ohne Sicht nach außen für den
heu=
tigen Luftverkehr praktiſch überwunden.
Das Problem des Schlechtwetter= oder Nebelfluges wird
ſchon ſeit Jahren ſtudiert und, wie die obigen Ausführungen
beſagen, mit Erfolg entwickelt. Es iſt ein beſonderes Verdienſt
des bekannten Kriegs= und Ozeanfliegers Hermann Köhl, auf
dieſem Gebiet bahnbrechend gewirkt zu haben. Als er ſeinen
ſenſationellen Oſt—Weſt=Flug nach Amerika glücklich hinter
ſich gebracht hatte, bezeichnete er als wichtigſte und
vordring=
lichſte Aufgabe die Organiſierung des Schlechtwetter=Fluges.
Er war ſich dabei völlig klar darüber, daß dieſes Problem
ſich nicht von heute auf morgen und vor allem nicht am Grünen
Ciſch gelöſt werden konnte. Hier mußten die Erfahrungen des
Sliegers zuſammenarbeiten mit Cechnik und Wiſſenſchaft.
Der Deutſchen Luft=Hanſa iſt wiederholt vom Ausland die
Anerkennung zuteil geworden, daß ſie in vorbildlicher Weiſe.
für die Sicherheit des Flugverkehrs ſich einſetze. Es war
des=
halb eine Selbſtverſtändlichkeit, daß ſie ſich auch dem Problem
des Blindfliegens mit allen Mitteln und aller Sorgfalt
wid=
mete. Es iſt für den Laien vielleicht überraſchend, zu
verneh=
men, daß die Sunkpeilung nicht erſt neueren Datums iſt, daß
ſie vielmehr im deutſchen Verkehrsflug ſchon ſo durch gebildet
werden konnte, daß im Jahre 1952 nicht weniger als in 18600.
Fällen Flugzeuge durch Funkpeilung ſicher auf den Landeplatz
gelotſt werden konnten. Die dabei zutage getretenen Fehler,
waren äußerordentlich gering und betrugen nur 8 Prozent.
Seife, auf der der Singſchüler ſitzt, iſt abgedeckk.
Das größte Slugzeug für Blindfliegen in Staaken, mit drei Motoren.
K. K z. W. A-B. K.,**
F. Lof. F. 8
Die Reihenfolge, in der ſie die irdiſchen
Güter ſchätzen, iſt: Gewehr, Pferd, Cöchter,
Vieh, Frau. Selbſt wenn ſie die Selder
beſtel=
len, hängen ſie ſich eine Waffe auf den Nücken.
Sie ſind die Urbevölkerung Marokkos,
Berber, ein Neſt jener Naſſe, die
wahrſchein=
lich einſtmals das ganze Gebiet zwiſchen den
(Pyrenäen und dem Sudan bewohnt hat.
Ihr Kampf gegen die Fremden begann vor
ungefähr dreihundert Jahren; Portugieſen und
Engländer wurden damals mehreremal beſiegt.
Heute leben die Kabulen in den Bergen, häufig
verſteckt, manchmal als Nomaden, unter
eige-
nem Necht und mit eigener Sprache. Nur ein
einziger Stamm, in der Nähe von Canger, iſt
ſpanenfreundlich, die anderen gehorchen
ohn=
mächtig dem Sieger oder kämpfen verzweifelt
weiter.
Die meiſten haben bei dieſen Kämpfen alles
verloren; ihre Dörfer ſind elend, liegen an
Ab=
hängen oder auf Gipfeln — ein Gehäuf von
kahlen Lehmwürfeln in einer kahlen Landſchaft.
Von weitem ſieht es aus, als ob irgendein Cier
an dieſer Stelle die Erde hochgeworfen hat.
Oft fehlt ſelbſt der Patio, der offene Hof jedes
arabiſchen Hauſes, durch den das Licht in die
fenſterloſen Simmer fällt. Nur hin und wieder
findet man nach der Straße zu ſchmale
Schar=
ten, die aber nur als Schießſcharten dienen und
daher auch immer mit Wollappen verſtopft ſind.
Als in einem dieſer Dörfer am Nachmittag
ankam, hatte es gerade geregnet; die Oferde
patſchten in einem braunen Lehm. Erſt nach
B
Von Leo
Matthias.
vielem Fragen fand ich die Hütte, die mir als
Nachtquartier empfohlen war. Eine Negerin
öffnete die Holztüre.
Ich bat um Quartier und Eſſen. Aber das
Eſſen wurde mir verweigert, weil der Mann
des Hauſes noch nicht vom Feld zurück war.
Ich war gezwungen zu warten und hatte Seit,
mich in dieſem Kraal umzuſehen.
Aber es war nicht ſehr viel zu entdecken.
DDer Raum war groß und niedrig, ohne Dielen,
durch Nauch geſchwärzt. Die eine Ecke wurde
als Stall benutzt, die andere diente als
Schup=
pen für Holzkohle und Reiſig. Der
Aufenhalts=
ort der Familie ſchien in der Nähe der Cüre
zu ſein; man ſah hier anſtelle eines Kochherds
einen Eiſenofen und an der Cürwand einige
Matten. Was den Blick feſthielt, waren einige
keramiſche Gefäße, die in der Nähe des Ofens
auf der Erde lagen; Becher, Cöpfe, Schüſſeln
und, abſeits davon, ein Leuchter. Die Sachen
waren mit einem ſeltſam=hellen Grün glaſiert
und einige hatten einen Kranz von
geometri=
ſchen Siguren, die in ihrer Einfachheit
außer=
ordentlich ſchon wirkten.
Ich war froh, als der Herr dieſes Hauſes
endlich ſichtbar wurde. Er kam an: braun, mit
nackten Füßen und rieſigem Umhang, Kapuze
und Flinte auf dem Nücken. Ein kleiner Sopf
von faſt rötlichblonden Haaren hing ihm am
Wirbel.
„Mein Bruder hat einmal den Sultan
be=
ſucht. Mein Bruder war europäiſch
ge=
kleidet; er hatte nur einen Sez auf. Der
Sul=
tan ſagte:
„Ich will, daß du umgekehrt gekleidet gehſt;
du ſollſt einen Chriſtenhut tragen und einen
Muſelmannmantel; denn dein Kopf ſoll ſpaniſch
ſein und dein Herz dem Rif gehören.”
„Aber man hat mir geſagt, daß Sie nicht
gegen die Spanier gekämpft haben.”
„Das iſt auch wahr ..
Log er? Hatte man mich falſch unterrichtet?
Ober bekannte er ſeine Liebe zum Rif nur mit
Worten?
Er begrüßte mich diplomatiſch kühl. Die
Catſache, daß er für mein Quartier Geld
er=
halten würde, ſchien ihn in keiner Weiſe zu
er=
freuen. Er wechſelte mit der Negerin einige
Worte, die ich nicht verſtand, rückte dann eine
Matte zurecht, hockte ſich hin, nahm einen Copf
vom Feuer, ſtellte ihn zwiſchen ſeine Beine und
fing an zu eſſen.
Die Negerin hatte mir bereits vorher einen
Copf hingeſtellt — ſchweigend wurde das Fleiſch
vorzehrt.
Erſt nach dem Mahl wurde der Kabule
etwas freundlicher. Er reichte mir Haſchiſch
und fing an zu ſprechen. Während die Negerin
bereits in einer Ecke ſchlief, erzählte er mir von
ſeiner Ernte und ſeinem Vieh, und daß er
ein=
mal in Spanien geweſen ſei.
„Hat es Ihnen dort gefallen?”
„Da.”
„Und warum ſind Sie wieder hierher
zu=
rückgekehrt?”
Ich wagte nicht zu fragen. Ich fühlte, daß
es ihm unangenehm war, über dieſe Dinge zu
reden.
Nach einigen Worten über den nächſten
Cag legte ſich jeder auf ſeine Matte.
Ich lag wie in einem Grab unter den
Ge=
rüchen von Haſchiſch, verbranntem Oel,
Holz=
kohle und Speiſereſten. Es war unmöglich zu
ſchlafen.
Als ich am nächſten Morgen aus dieſer
Hütte heraustrat, war es, als ob ich das
In=
nere der Erde verließ. Die Berge lagen gewellt
bis zum=Horizont. Nur hin und wieder ſah man
eine kleine weiße Kuppel.
Es ſind die „Cubbas” irgendwelcher
Heili=
gen, Nachfahren Mohammeds oder berühmter
Krieger. Man bittet an ihren Gräbern um
Fürſprache bei dem Propheten. Der Heilige
iſt hier Schutzpatron wie in der katholiſchen
Kirche.
Es gibt ein derartiges Patronat nicht in
allen mohammedaniſchen Ländern, und dieſer
Glaube iſt daher eine Beſonderheit der
marok=
kaniſchen Neligion. Mit ihren fünf bis ſechs
Millionen Gläubigen verhält ſich dieſe Lehre
etwa zum Oſlam wie der Glaube eines
katholi=
ſierten Indianers zu dem eines Katholiken: —
ſie iſt durchſetzt mit einer Unzahl von Gebeten
und Gebräuchen, die in uralten, präiſlamiſchen
Vorſtellungen ihre Wurzel haben. Es gibt in
Marokko noch beilige Handlungen, die darin
beſtehen, Nägel oder Glas zu eſſen; es gibt noch
heilige Bäume, heilige Quellen und heilige
Seuer; man glaubt an den böſen Blick und den
Schatten, an Liebestränke und tauſend
Hexereien.
Das Seltſamſte aber iſt, daß man in dieſem
Lande Mitbürger als Halbgötter verehrt und
ihnen die gleiche Macht zuſchreibt wie den
Hei=
ligen der Moſcheen. Dieſe lebenden Heiligen
haben daher auf das Volk einen ungeheuren
Einfluß; ſie ſind die, die über alle Fragen des
Sriedens und Krieges entſcheiden. Im
Gegen=
ſatz zu dem größten Ceile der übrigen
Moham=
medaner ſind ſie antiliberal, eifernd immer
darauf bedacht, Proſeluten zu machen und
da=
her vielleicht innerhalb des geſamten Iſlams die
einzige Gruppe, die etwas von dem Geiſt der
ſtürmenden Heere bewahrt hat, die Spanien
er=
obert haben.
Die ſpaniſche Politik iſt vor allem gegen
dieſe Heiligen gerichtet. Man weiß, daß die
Aufſtände nicht enden werden, bevor ſie
ge=
fangen oder tot ſind. Man bezeichnet ihren
Oſlamismus als „imperialiſtiſch” und ſetzt ihm
den „demokratiſchen” gegenüber, der ſeine
Sentren angeblich in Damaskus und Bagdad
haben ſoll.
Orgendwelche größeren Erfolge hat man
durch dieſe bequeme Antitheſierung jedoch nicht
erreicht. Was bisher gelang, war nur ein Sieg
über die Waffen dieſes Volkes, nicht über ſeine
Neligion.
Sruhſtuck.
Von Frank Forſter.
„Es ſcheint mir” ſagte ich, als der
zweijäh=
rige John zum drittenmal während des
Früh=
ſtücks ſeine Semmel mit Malzſirup auf die
Ciſchdecke legte und ſeinen Celler über den Kopf
ſtülpte, zes ſcheint mir, daß unſeren
Sprößlin=
gen etwas mehr Benehmen nicht ſchaden
könnte.”
„Kinder ſind nun mal Kinder”, bemerkte
meine Frau.
Wenn je ein Junge nach ſeinem Vater
ge=
riet, dann John” warf meine Mutter ein, die
bei uns im Hauſe lebt.
„Das glaube ich nicht,” ſagte ich, „meiner
Meinung nach gerät er nach irgendeinem fernen
Vorfahren, der in ſeiner Höhle hauſte.”
„Ich erinnere mich”, fuhr meine Mutter fort=
„wie du einmal als Kind beim Cee ſaßeſt und —
Aber ich bitte dich,” unterbrach ich ſie, „wie
ſoll ich die Kinder erziehen, wenn du hier
Ne=
miniſzenzen auftiſchſt!?”
Meine Frau und meine Mutter tauſchten
Blicke aus. „Dann erziehſt du ſie alſo,
Lieb=
ling?” ſagte meine Frau.
„Wenn ich zu Hauſe bin, ja”, erwiderte ich.
„Ich weiß, daß meine Seit begrenzt iſt, aber
beim Frühſtück wäre es mir ſehr lieb, wenn du
ſie mir ganz überlaſſen würdeſt.”
Ich nahm John ſonſt entſchloſſen den Celler
vom Haupt und legte die Sirupſemmel auf den
Celler zurück. „John, das nicht wieder tun,”
ſagte ich ſtreng, „ſonſt bekommt John Hiebe.”
((
Platte „Apollo 300o.
Kriminal=Novelle von Soſef M. Huxter.
„Hatte Ihr Vater denn geſchäftliche
Ver=
luſte gehabt?”
„Ich hatte dieſe Frage erwartet, Herr
Kommiſſar.”
Der junge Comſon ſchnitt eine traurige
Gri=
maſſe. Sein Geſicht hatte etwas Verſteintes
und Hoffnungsloſes. Geſtern noch hatte er
ſei=
nen Vater zum Flugplatz begleitet, hatte ihn,
aufſteigend im Londoner Nebel, nach Paris
ſtarten ſehen. Dann war das Celegramm aus
Ca=
lais gekommen. Aufgegeben vom Piloten
En=
ſor, altgedienten Slieger der London-Paris=
Strecke. Es meldete, daß der alte Sofua
Com=
ſon, Inhaber des Bankhauſes Comſon, Lee u.
Co. ſpurlos während der Ueberquerung des
Kanals verſchwunden ſei. Keine Frage, er mußte
aus dem Flugzeug gefallen ſein. Aber wie war
der Bankier dazu gekommen?
„Beſtimmt nicht aus geſchäftlichen Gründen,
Herr Kommiſſar. Unſer Bücherreviſor ſitzt
nebenan. Er wird Ihnen ſagen, daß wir die
Pfund=Entwertung genau ſo gut durchgehalten
haben wie die beſten andern engliſchen Sirmen.
Im übrigen: Vater war weder Spieler noch
Alkoholiker, noch haite er irgendwelche
extra=
vaganten Beziehungen zu Srauen. Swei Jahre
nach dem Code meiner Mutter mietete er einer
Jugendfreundin ein kleines beſcheidenes
Häus=
chen draußen im Grünen. Es war, wie bei dem
Alter natürlich, eine mehr platoniſche
Be=
ziehung. Ab und zu reiſten ſie zuſammen. Kurz:
es gibt keine geheimnisvollen unbekannten
Punkte im Ablauf ſeines unaufregenden
Kauf=
mannslebens.”
Der Kommiſſar Mac Coy zerrte ungeduldig
an ſeinem ſchönen, langen rotblonden
Schnurr=
bart:
„Sie meinen alſo, daß die franzöſiſche
Poli=
zei in Calais recht hat, wenn ſie behauptet: Ihr
Vater hätte die Cür verwechſelt und ſtatt der
Aborttür die Ausgangstür geöffnet? Der
plötz=
lich hereinbrechende Wind und der Blick in die
Ciefe hätten ihn ſchwindlig gemacht, und er ſei
hinausgeſtürzt?"
„Das muß ich wohl annehmen ..."
„Und des Dieners ſind Sie ganz ſicher?”
„Cobber iſt ſeit dreißig Jahren bei uns. Er
iſt mit Vater vertrauter geweſen als ich. Seit
dreißig Jahren hat er ihn überall hinbegleitet.
Ja, ich weiß: Vater hat mit ihm oft eher ſeine
Geſchäftspläne beſprochen, als mit mir. Er iſt
in der Kabine geweſen, als das Unglück geſchah.
Cobber ſteht außer jedem Verdacht.”
Wir haben ihn auch ſchwer im Verhör
ge=
habt. Schließlich hat er geweint. Er weiß
wirk=
lich nichts.”
In dieſem Augenblick wurde die Cür
auf=
geriſſen und Comſons jüngerer Bruder,
eben=
falls Prokuriſt des Bankhauſes, ſtürzte herein.
Er war ſehr blaß und aufgeregt. So aufgeregt,
daß er die Anweſenheit des Kommiſſars gar
nicht beachtete und losſchrie:
Du, Dick, denk dir, im Haustreſor in
Vaters Schreibzimmer fehlen nach der
Auf=
ſtellung von vorgeſtern, die Vater ſelbſt noch
auf einen Settel gemacht hat, zehntauſend Pfund
in Cauſendpfund=Noten.”
Mac Coy ſchloß die Cür die der Bruder
in der Beſtürzung offengelaſſen hatte.
„Sie ſind ganz ſicher, daß Ihr Vater
im=
mer exakt in ſeinen Aufzeichnungen und
No=
tizen geweſen iſt?"
Der ältere Comſon nickte:
„Ich habe einen podantiſcheren Menſchen in
dieſer Hinſicht niemals kennen gelernt.”
Mac Coy machte ein bedauerndes Geſicht:
Dann muß ich Ihnen leider ſagen, daß ich
nicht mehr an einen Unfall glaube. Ihr Vater
entnimmt eine ſo große Summe ſeinem Creſor,
ſtreicht ſie in dem Creſor=Verzeichnis nicht ab,
beſtellt plötzlich das Slugzeug und meldet ſich
nicht mit dem Creſor=Geld ordnungsmäßig
bei der Oeviſenſtelle, wo er doch ganz genau
weiß, daß er ohne Erlaubnis eine ſolche Summe
nicht ausführen darf.”
„Sie wollen alſo behaupten
„Ich wage es nicht, Mr. Comſon. Sch muß
Sie nur darauf aufmerkſam machen, daß es
logiſch iſt zu vermuten, daß Ihr Vater aus
irgendeinem Grunde ein geſetzlich unerlaubtes
Oeviſengeſchäft vorhatte, ja, daß er es
ver=
wickelt in uns noch unbekannte Verpflichtungen,
ausführen mußte, während des Fluges aber von
einer tiefen Depreſſion über den auf ihn
laſten=
den Swang ergriffen wurde und ſich dieſem in
jähem Entſchluß durch den Freitod entzog.”
Dann iſt es aber doch unmöglich,” ſtieß
Dick Comſon hervor, „daß Cobber, der meinen
Vater ſo gut kennt, der es ihm vom Geſicht
ablas, ob er abends kalt oder warm Abendbrot
eſſen wolle, und der es in ſeiner Kunſt der
Ein=
fühlung ſo weit gebracht hatte, daß er meinem
Vater, ohne ihn zu fragen, vor dem Schlafen=
gehen jedesmal die paſſende Grammophonplatte
auflegte
„Was legte er ihm auf?” unterbrach Mac
Coy.
Dick Comſon errötete über ſeine
Ge=
ſchwätzigkeit:
Ach, ich erzähle das nur ſo, weil es mir
die Ausſage Cobbers ſo unverſtändlich macht.
Mein Vater ließ ſich auf ſeinem
Grammophon=
apparat kurz vor dem Einſchlafen eine Platte
vorſpielen. Er nannte das „ſein Schlafmittel”
Mal einen Walzer, mal ein Orcheſterſtück,
meiſtens aber Negers. Mariä Wiegenlied‟.”
„Soſo”, brummte Mac Coy unintereſſiert.
„Auf jeden Fall wollen wir auch Cobber noch
einmal hören.”
Der alte Diener, den, natürlich genug, die
Polizei gehörig geplagt hatte, erſchien mit
rot=
geweinten Augen. Aber ſeine Ausſage glich
auch jetzt der des erſten Protokolls, er hatte
nichts geſehen.
Mac Coy redete eindringlich auf ihn ein:
Wir wollen Sie ja gar nicht mit
irgend=
einem Verdacht quälen, aber wir wiſſen, daß
der verſtorbene Mr. Comſon Sie in alles
ein=
geweiht hat. Wir wiſſen ferner, daß er
uner=
laubterweiſe eine große Summe engliſcher
Pfunde mit ſich geführt hatte. Sie wußten das
auch?"
Die Frage wurde ſo ſcharf hervorgeſtoßen,
daß Cobber bei der Antwort ins Stottern
geriet:
„Ich — ich — ich kann hur wiederholen,
daß ich unruhig wurde, als Mr. Comſon nach
zehn Minuten nicht wieder kam, hinausging und
Er krähte vor Vergnügen. „John viel iebe
aben”, ſagte er, „John jebe dern aben!”
Ich wandte mich empört an meine Frau.
„Was für beklagenswerte
Erziehungsmetho=
den haſt du dir angeeignet,” fragte ich, „daß
ein Kind eine ſolche Bemerkung machen kann?”
„Er hat Hiebe wahrſcheinlich mit Liebe
ver=
wechſelt”, verſetzte meine Frau.
„Das kann ich nicht glauben” antwortete ich.
„Auf jeden Sall aber ſollſt du ihm den
Unter=
ſchied zwiſchen den beiden Dingen einmal
prak=
tiſch klarmachen. „Und nun, Peter,” fuhr ich
fort, indem ich mich meinem Erſtgeborenen
zu=
wandte, „wie kommt es daß Milchtaſſen
um=
geſtoßen werden?”
Nach Peters Antwort hätte man annehmen
müſſen, daß Milchtaſſen nie umgeſtoßen werden,
ſondern, gleich anderen Dingen, die Gewohnheit
haben, von ſelbſt umzufallen.
„Nein, ſagte ich, „ſie werden umgeſtoßen,
weil du ſie ſtets vor deinem Celler ſtehen haſt
und darüber weglangen mußt, um eine Schnitte
zu nehmen. Wenn du ſie neben ihn ſtellſt — ſo,
ſiehſt du —, kann dir nichts paſſieren.” Ich
ſetzte Peters Caſſe an die von mir bezeichnete
Stelle, und als ich das tat, hatte ich das Pech,
meine eigene Kaffeetaſſe umzuſtoßen. Es war
ein ungewöhnlich unzeitgemäßer Unfall.
Die Kinder bekundeten ein ganz unziemliches
Vergnügen über den Vorfall, während meine
Frau ſo etwas wie: „O, Gott, das reine
Ciſch=
tuch!” mumelte.
„Papa,, jebe aben,” krähte John munter,
während Peter ſein Verſtändnis für das
Miß=
liche meiner Situation in einem Maße äußerte,
daß ihm ein Stück Ei in die falſche Kehle geriet,
woraufhin der weibliche Ceil der Samilie ein
zärtliches Crommelfeuer auf ſeinem Rücken
er=
öffnete. Der ganz Ciſch befand ſich in Aufruhr.
Ich war von jeher der Anſicht geweſen, daß
es die kleinen Cücken dieſer Art ſind, die den
wahren Charakter eines Mannes aufdeiken.
Verſteht er es, ſich ſolchen Sufällen gewachſen
zu zeigen und ſeine Würde zu wahren, ſo wird
Darf man es ſagen, offen ausſprechen, was
wir nicht gern — was uns vielleicht an „ihm”
nicht gefällt — gibt es das überhaupt, müſſen
wir nicht immer mit „ihm” zufrieden ſein? Das
ſind wir wohl letzten Endes auch, nur den
klei=
nen Schönheitsfehlern, die man im
Suſammen=
leben entdee
t. möchte man in bekannter weib=
er zweifellos, ins Große übertragen, den
Wir=
belwind zähmen und die Wogen bändigen (wenn
es darauf ankommt) Demzufolge machte ich
mich ohne jeden Kommentar daran, den Kaffee
mit meiner Serviette von der Ciſchdecke zu
wiſchen und ließ die taktloſe Bemerkung
mei=
ner Frau, daß auch die Serviette rein war, völlig
unbeachtet.
„Vielleicht biſt du ſo freundlich, mir eine
zweite Caſſe einzugießen”, ſagte ich ruhig und
warf die Serviette in den Papierkorb.
„Gern.” erwiderte meine Frau, „aber was
haſt du da am Aermel kleben?”
Ich warf einen Blick in die genannte
Nich=
tung. „Verdammt noch mal” rief ich. „Das
iſt ein Stück Semmel! Wie in aller Welt kommt
das Seug an —” Ich blieb mitten im Satz
ſtecken und blickte argwöhniſch auf John.
Die=
ſer junge Gentleman lehnte nachläſſig in ſeinem
hohen Stuhl, den Celler wieder über ſeinen Kop)
geſtülpt. Seine Sirupſemmel war verſchwunden.
Ich entfernte die ſilberige Maſſe von meinem
Aermel und pfefferte ſie der Serviette nach.
„Ich wünſche der Familie einen guten Morgen”,
lagte ich, ſtand auf und ſchritt auf die Cür zu.
„Ich habe genug gefrühſtückt. Ich gehe mich
umziehen."
Kt
... wenn die Jagd nach dem Kragenknopf
eine Katastrophe heraufbeschwört. PhotoUfa
licher Kampfluſt zu Leibe rücken. (Wir Frauen
ſind kampfluſtiger, neuerungsbedürftiger
nein? — doch!) Im gleichen Augenblick, in dem
wir das Störende bemerken, ſoll es auch ſchon
beſeitigt ſein. Aber wir vergeſſen, daß es ſich
meiſt um eingeroſtete Dinge und Gewohnheiten
handelt. Das geht ja nicht ſo ohne weiteres
von heute auf morgen.
Alſo heraus mit der Sprache und Farbe
be=
kennen, was uns an ihm, „dem Held unſerer
Cräume”, nicht gefällt. Wenn er beim
Späzier=
gang die Freundin freundlich grüßt, ſie, mit der
wir gerade überquer ſind, das tut man nicht
(wir täten es nie). Aber dafür hat „er” meiſt
kein Einſehen, verſteht überhaupt nicht, wie
man böſe ſein kann mit ſo einer netten Frau.
Was weiß denn „er” . . . wie ſchnell ſich
Frauen entzweien, entzweien und wieder
ver=
ſöhnen, denn immer blüht das „Kräutlein
weib=
licher Eiferſucht”. Und was wäre noch
anzu=
führen? Es kränkt uns, daß er die
Sigarren=
aſche überall hinſtreut, auf den guten Ceppich,
die elegante Teetiſchdecke, gleichviel . . . „in
Gedanken natürlich”, ſo lautet die bekannte
Entſchuldigung. In einem Punkte ſind wir
be=
ſonders empfindlich, wenn er zu Frau X und
Frau A ritterlicher iſt als zu uns,
zuvorkom=
mender, aufmerkſam zuhört und mit
Kompli=
menten nicht zurückhält, da verſtehen wir nun
einmal keinen Spaß.
Genug der Sünden? Nein, das Regiſter iſt
noch nicht geſchloſſen. Wir haben einen neuen
Hut gekauft, den Hut, erträumt und lange be=
gehrt, und ſitzen in der Canzdiele im traulichen
Beieinander, ſtolz — ſo ſtolz, und was tut „er”?
Packt mit rauher Gebärde das Hütchen
un=
ſanft und ſagt: „Ohne dieſes „Pariſer Modell”
gefällſt du mir viel beſſer”, da bleibt uns doch
die Sprache fort, nicht wahr?
Daß er unſer entzückendes Stühlchen, mit
reſedagrüner Seide gepolſtert — überhaupt kein
Stühlchen, ſondern „eine Gondel”, als
Stiefel=
knecht benutzt, ſoll auch vorkommen. Lieſt er
beim Eſſen geſpannt die Seitung und ſpäter
noch in unſerer Mußeſtunde hat er nicht Auge
noch Ohr für uns, unſere Freuden und Sorgen,
ſoll uns das etwa entzücken, beglücken?
Nun aber das Schlimmſte, das Grundübel,
das faſt typiſch für ihn: Ueberall und immer nach
der Uhr zu ſehen, im Cheater, im Konzert, beim
Canz, auf dem Bergesgipfel, einfach überall!
Kennen Sie den Ausruf: „Wo iſt mein
Kra=
genknopf?” Wo, ja das müſſen wir wiſſen,
aufgeregte Szene, man ſucht hier und dort,
vergebens, ſchließlich findet ſich das tückiſche
Objekt in der Wäſchetruhe. Auch der
Naſier=
apparat iſt ein ewiges Streitobjekt. Immer iſt
gerade die Klinge verroſtet, weil ſie im Naſſen
lag, oder ſie fehlt. Wer hat die Schuld?
Wir.
.. . wenn „er” zum Dienstmädel zu liebens-
Photo Ufa
würdig ist.
Sindet ſich auf dem Schreibtiſch die Rechnung
oder die Notiz nicht ſofort, wer kann dafür?
Entdeckt er ſpäter das ſtürmiſch Geſuchte
fried=
lich verſtaut in der Aktenmappe, war’s
natür=
lich nur ein Irrtum.
Kann vorkommen, gewiß, aber alle die
Auf=
regungen um eine Kleinigkeit, paßt das zu den
Herren der Schöpfung?
Hand auf das männliche Herz, nein, es paßt
nicht, und wir Frauen haben es nun mal nicht
gerne.
Darum wollen wir ihm dieſe kleinen
Un=
tugenden abgewöhnen, ſo ganz allmählich, mit
viel Geduld und noch mehr Liebe.
Nao Mhe die männer Kck- deine
Es gibt Dinge — — Kleinigkeiten, gewiß,
aber ſie können ſich zur Kette verdichten. Die
haben die Männer nicht gerne! Wollen wir
ein=
mal recht einſichtig ſein? Gar nicht nach dem
Warum fragen, gar nicht zur Diskuſſion ſtellen,
.. . oder wenn „er” die Freundin, mit der wir
gerade etwas überquer sind, mit Höflichkeiten
Photo Ufa
überschüttet.
.. . oder wenn „sie” eheliche
Auseinander-
setzungen gern vor Zeugen vornimmt. Phot.
Uf=
nur uns klar werden: welche Dinge ſind’s, die
ihm das Leben in ſeinem Heim nicht ſo
ange=
nehm machen, wie er es ſich wohl einſt
er=
träumte? So angenehm, wie es ſein ſollte, wie
er es ſich ſo ſehnlich wünſcht. Er hat es nicht
gern, wenn er bei ſeiner Heimkehr auf das Eſſen
warten muß. (Sie dürfen nicht vergeſſen, er iſt
abgeſpannt, hungrig und darum empfindlich!)
So iſt er auch nicht angenehm berührt, wenn
der Ciſch nicht tadellos gedeckt bereits auf ihn
wartet. Während der Mahlzeit muß er ſich
erſt umſtellen, langſam ſammeln, entſpannen.
Gönnen Sie ihm dieſe Minuten der
Selbſt=
beſinnung. Salſch iſt es, ihn da gleich zu
über=
fallen mit unintereſſanten Erzählungen über
unſere Not mit der Hausangeſtellten und über
die Ungezogenheit der Kinder (denen man
viel=
leicht nur nicht richtig zu begegnen mußte). Und
auch unſere Bitte um ſofortiges Eingreifen
wird ihn nicht froh machen. Man darf ihm
da=
bei auch nicht von den Ehemännern der
Freun=
dinnen erzählen — und wie ſie es machen.
(Haben wir Frauen das im umgekehrten Falle
gerne?)
Plagen wir ihn nicht mit Ermahnungen:
„Oß nicht zuviel!”, „Rauche nicht mehr — das
ſchadet”, und wie alle die gutgemeinten
ver=
hängnisvollen Natſchläge heißen, die doch ſo
leicht verſtimmend wirken. Geht er am Abend
in ſeinen Klub oder ſonſt wohin, ſtellen wir keine
unnötigen Fragen: „Wann kommſt du heim?
Komm nicht ſo ſpät!” (Verſtändlich, daß wir
ſeine frühe Heimkehr wünſchen, aber es heißt
auch hier: auf jeden Sall Selbſtbeherrſchung
wahren und gefaßt bleiben, auch wenn es
ein=
mal nicht nach unſeren Wünſchen geht!) Je
mehr Spielraum wir ihm laſſen, um ſo
freudi=
ger kehrt er zu uns zurück! Nein, er möchte
nicht beim Empfang ein beleidigtes,
gekränk=
tes Geſichtchen, unterdrückte Cränen.
Aehnlich iſt es mit tauſend anderen
Kleinig=
keiten! Laſſen Sie ihn ſoviel Seitung leſen, wie
er mag — ſchließen Sie nicht die Fenſter, wenn
ihm die Näume überhitzt erſcheinen —
über=
müden Sie ihn nicht mit endloſen unvorſichtigen
Fragen — laſſen Sie ihn ſeine geliebte Seitung
immer an dem gleichen Platz finden.
... uenn die Frau Gemahlin etwas zu
ko-
kett ist.
Photo Uſa
nicht durch langes Süchen unluſtig und nervös
wird!
Kleinigkeiten? Gewiß, unzählige, höchſt
win=
zige Aber es hängt ſo vieles von ihnen ab!
Stellen Sie ſich in all dieſen Dingen auf ihn ein
— denn das haben die Männer nun einmal gern
ſo. gerne! Minni Vrieslander.
entſetzt bemerkte, daß die Ausgangstür offen
war.”
Max Coy legte dem Stammelnden
begüti=
gend die Hand auf die Schulter:
„Aber wir wiſſen ja, daß Sie Ihren Herrn,
vielmehr ſeinen Nuf ſchonen wollen. Es iſt
ſehr edel von Ihnen. Sie ſind ein Gentleman,
wie ihn ſich nur Mr. Comſon zum Vertrauten
wünſchen konnte. Aber ich bin die Polizei, bin
der Staat — und kann auf Ihre Gefühle keine
Rückſicht nehmen.”
Doch Cobber verſteifte ſich. Es war aus
ihm nichts mehr herauszukriegen. Der alte
Diener hielt ſeinem toten Herrn die Creue. Er
wußte nur von einem Unfall, nichts von einem
Selbſtmord. Für ihn war es lauterſte,
unwider=
legbare Wirklichkeit, daß Comſon die Cüren
im Slugzeug verwechſelt hatte.
2llac Coy brach achſelzuckend das
Ver=
hör ab.
Einige, Cage ſpäter fanden Fiſcher am
Strand von Eaſtbourne den angetriebenen
Kor=
per des Bankiers Comſon. Die behördliche
Unterſuchung der Leiche verlief ergebnislos. Sie
wurde zur Beerdigung freigegeben. Geld wurde
nicht bei ihr gefunden. Die Brieftaſche mit den
mitgenommenen Pfunden mußte wohl während
des Sturzes herausgefallen oder von dem
Ban=
kier ſelbſt ſchon vorher in ſeiner Verzweiflung
in die Fluten geſchleudert worden ſein.
Ver=
mutlich hatte längſt der Kanal ſie geſchluckt.
Die Cotenfeier fand unter der Ceilnahme
der Spitzen der Londoner City ſtatt. Der junge
Harriſon, der modiſchſte Prediger des
Nach=
wuchſes der anglikaniſchen Geiſtlichkeit, hielt
eine erſchütternde Crauerrede. Und als der
Sarg den Crägern überliefert wurde, ertönte
hoch oben aus der Niſche der Crauerhalle unter
Lorbeergebüſch hervor Regers „Mariä
Wie=
genlied”, geſpielt von Max Feuerſtein, dem
Liebling der Seaſon, perſönlich. Vorn in der
erſten Reihe aber, neben den beiden jungen
Comſons, ſaß Cobber, und ſein Körper war
durchzuckt von einem einzigen Schmerz, der den
krummen Rücken des alten Mannes noch
wink=
liger zuſammenzog.
Die beiden Brüder Comſon wunderten ſich
nicht, als nach einer Woche Mac Coy
uner=
wartet und am ſpäten Abend bei ihnen erſchi m.
Er wolle eine Anzahl Auskünfte, die er aus
Pariſer und Lyoner Bankkreiſen über
de=
ſtimmte Geſchäfte des Hauſes Comſon, Lee u.
Co., mit ihnen durchſprechen. Mac Coys
Ver=
mutungen ſchienen ſich den Brüdern beſtätigt
zu haben. Es gab auch für ſie keine andere
Er=
klärung des Falles mehr.
Cobber ſervierte den Lieblings=Cocktail des
alten Comſon. Dann ſetzte er ſich wie
gewöhn=
lich in eine entfernte Ecke des Simmers und
legte Patiencen. So war es beim Vater
ge=
weſen, ſo hatten es die Brüder gelaſſen.
Mac Coy ſprach deshalb unwillkürlich
flü=
ſternd. Aber alle ſeine Erklärungen waren
merkwürdig ſubſtanzlos. Er merkte es auch
bald, daß er auf die Brüder keinen großen
Eindruck machte, packte die Akten zuſammen
und erhob ſich. An der Cür blieb er noch einen
Augenblick ſtehen und beſah ſich liebevoll das
Grammophon des alten Comſon.
„Schön hat der Feuerſtein neulich geſpielt.”
meinte er. Wer hat es denn auf der latte
des alten Mr. Comſon gegeigt, Cobber?”
Der hob den Kopf:
„Fritz Kreisler, Herr Kommiſſar.”
„Oh, Kreisler”, ſtaunte er, „wenn ich das
einmal vergleichen dürfte!”
„Aber bitte ſehr”, beeilten ſich die Brüder
Comſon zuzuſtimmen.
Und Cobber fügte hinzu: Oberſte Neihe,
ganz links die Erſte. Platte Apollo Nr. 3000.
Ich weiß die Markennummer natürlich
aus=
vendig. Darf ich ſie heruntergeben?”
„Danke, danke, es geht ſchon”, kam ihm
Mac Cou zuvor und griff nach oben in den
hohen, dichtgefüllten Plattenſchrank. Dann
hielt er die runde, ſchwarze Scheibe in der
Hand. Er reichte ſie Cobber:
„Aber auflegen müſſen Sie ſie. Ich gehe
nicht gern an fremde Apparate.”
Cobber ſtellte den elektriſchen Anlaſſer ein.
Lautlos ſetzte ſich die Platte in Bewegung.
Dann fuhr die Nadel in die erſte Rille.
Und ſtatt des ſanften Geigenſtriches Fritz
Kreislers ertönte ein wildes,
markerſchüttern=
des Schreien. Es heulte in ſchrillen
Schreckens=
rufen von der Platte her:
„Was willſt Du denn, Cobber? Biſt. Du
wahnſinnig geworden? Laß das doch! Um
Gotteswillen — Du reißt mir ja die Jacke
her=
unter — Hilfe — Hilfe — Cobber! Die Cür —
die Cür — laß die Cür zu — hier haſt Du das
Geld — hier — hier —, Hil.."
Dann ſtarb die Stimme plötzlich. Der
Ap=
parat knackte, ſtand.
Die Brüder Comſon ſtarrten ſich entſetzt
an, ſtarrten auf Cobber, der mit hocherhobenen
Armen wie ein Wahnſinniger von dem
Appa=
rat zurückgetaumelt war, jetzt einen erſtickten
Laut der furchtbarſten Angſt ausſtieß und zur
Cür hinausſtürzte. Man hörte ihn die Creppo
hinaufjagen. Mac Coy war in langen Sätzen
ihm nachgeſprungen. Aber Cobber erreichte
ſein Simmer im zweiten Stock doch vor dem
Kommiſſar und riegelte ab, bevor dieſer die
Klinke ergreifen konnte. Kurz darauf fielen
drinnen zwei Schüſſe. Mac Coy hörte einen
Körper dumpf zu Boden krachen. Er ging in
die Halle zu den völlig verſtörten Brüdern
Comſon zurück:
„Er hat ſich erſchoſſen. Entſchuldigen Sie
bitte, däß ich Sie in eine ſo große Aufregung.
ſtürzen mußte. Aber ich wollte Sie als Seuge
des Cobberſchen Geſtändniſſes haben. Die
Platte da auf dem Apparat iſt nicht „Apollo
Nr. 3000”, ſondern eine Platte, die mir der
Schauſpieler Moore nach meinem Cext
be=
ſprochen hat. Ich habe ſie durch ein
Caſchen=
ſpielerſtück vorhin beim Runternehmen
umge=
tauſcht. So ungefähr wird ſich die Szene auf
dem Flugzeug abgeſpielt haben. Cobber hat von
der Mitnahme des Geldes gewußt. Er iſt es
geweſen, der Ihren Vater hinausgeſtürzt hat.
Dann hat er ſchwere Gewiſſensbiſſe bekommen
und ſich noch während des Fluges des Geldes
wieder entledigt. Aber er hat Pech gehabt.
Er hat im Nebel nicht geſehen, daß das
Flug=
zeug ſchon über der Küſte war. Geſtern hat man
mir von Calais den Fund der Brieftaſche
ſig=
naliſiert.”
Die Brüder Comſon fragten entſetzt wie
aus einem Munde:
„Aber der Cobber — 30 Jahre lang —
Mac Coy ächelte reſigniert: „Wer kennt
den Menſchen neben ſich?‟
Sunndags Noochmiddags=Bedrachdunge
No alſo, däß war=derr eich awwer emol en
Widderungsumſchwung, die Woch, ſo vun
Sunn=
dag iwwer Mondag. Mer kann in dem Fall
diräckt vun=eme Umſtorz ſchwätze, ſo bletzlich
is däß gange. Mit dem Wädder.
Netwohr, am Sunndag noch alles feſtgefrorn,
froſtich, kaldſchneitzich, zugeknebbt; mehr
Zälls=
juß wie Rehaumier, un vun=ere Verfahrenheit,
daß mer in Bezugnahm uff die Demmberadur
ſich uffs allerſchlimmſte gefaßt gemacht hott.
Awwer ſchun am Mondag Morjend hott ſo e
gewiſſer Dunſt in de Luft geläje, un der
Därr=
momeder is ſtindlich un miniedlich geſtieje, gäje
Awend faſt bis zum Siedepunkt, ſoweit mer,
midde im Winder vun=eme Siedepunkt ſchwätze
kann. No, un am Diensdag Morjend hadde mer
dann des ſchennſte Gladdeis, indem daß
Ver=
ſchiedene, die wo net feſt uff die Baa warn,
regel=
recht ausgeklittſcht ſin, un zimmlich verdutzt in
die Gäjend geguckt hawwe; während annern
der bletzliche Sillwerſtreife eichendlich e bische
iwwern Horizont gange is
Korzum, an dem ganze, mehr als
märkwär=
diche Widderungsumſchwung kann mer widder
mol deidlich ſähe, daß es als oft bis zum Awend
leicht annerſt wärrn kann, als es am friehen
Morchend war. Domit miſſe mer rächne, un
do=
mit miſſe mer uns abfinne aach in Zukumft
Freilich, mit dem „Abfinne”, däß is ſo e Sach,
es find ſich net ſo leicht ab, wann mer vun
vornerei gleich ſo aſch große Aſprich ſtellt —
Beiſpielsmeßich ſin do unſer Winderſchbortler
dorchaus net ſo abfinnerich veralagt. Sie
ver=
lange ihr Recht, un däß is im Winder en
zimm=
liche Haufe Schnee, un zwar in nechſter Neeh.
wo ſe drim erumrodele, un erumſchiehe kenne
nooch Härzensluſt. Die warn nadierlich iwwer
den ſchneeloſe Winder aißerſt uffgebracht, un
hawwe vun Petrus verlangt: „Gäb dem
Win=
der die ganze Macht!” — Un jetzt ſin ſe
nadier=
lich erſtrecht verſchnubbt, weil’s die Woch, ſtatts
Schnee, drotzallem widder Räje geſchneit hott. . .
Awwer wann mer ſo will, wer is äwe net
verſchnubbt?! . . s dhet Not, daß mer de ganze
Dag mit uffgeſpanntem Räjeſchärm erumlaafe
dhet, um daß mer aus dem Nießräje net unner
e Naſedrauf kimmt. Dann däß is jo äwe e Ge=
„Hatzi”, un e Ge=„Pfitzi”, daß mer in aamfort
uff die Seid ſpringe muß, damit mer net in
ſo=
en Schnubbewolkebruch gerehd.
Soweit mer ſich unner dene vermießte un
vernießte Umſtend jo noch im Freie befinne dhut,
geht’s als noch, mer kann dann immerhie
recht=
zeidich rädderiern, wann mer ſieht, daß aans die
entſprächende Aſtalde macht, wärft de Kobb in
die Ank wie en wälſcher Giggel, verzieht’s
Ge=
ſicht, un runzelt die Nas, um ſo=en Haufe
Schnubbebazille, gradies un franko, un die Luft
zu befördern. Wie geſagt, do kann mer im
Not=
fall noch rechtzeidich ſein Räjeſchärm uſfſpanne,
odder, falls mer den wo ſteh hott loſſe, e
zimm=
lich groß Sackduch vorſichher ſchwenke, wie en
Stierkembfer.
Awwer in de Elektriſch, im Therjader odder
ſunſtwo in=ere eigepärchte Geſellſchaft, wo mer
net hinnerſich un net vorſich kann, do is mer
na=
dierlich kaan Momend vor ſo=ere Duſch ſicher.
Un do gibt’s welche, die dhun ſich diräckt als
Kunſtnießer uffſpiele, un loſſe Bräller raus, daß
die Wend waggele, un nieße im Tenor un
Dißkand, daß aam die Ohrn gälle.
No un es wärd net lang dauern, do wärd
mer ſich aach zuſammenſchließe, un wärd en
„Verein der Dauernießer” grinde, odder en
„Klub der Kunſtnießer”, odder en
Andinießver=
ein; der aane mit=eme Sackduch als Bundesfahn;
der annere en Daume un Zeichefinger als
Ver=
einsnodel; un der Andinießverein, no der kennt
jo Gasmaske drage
Mich wunnerts iwwerhaubt, daß noch kaa
er=
finderiſcher Erfinder druff kumme is, ſo was zu
erfinne, ehnlich wie e Gasmaske. Valleicht dhet’s
ſchließlich ſchun e andiſäbbdiſch Faßnachterlaff.
Uff die Art un Weis kemt wenichſtens e bische
en luſtiche Aſtrich in die ganz Sach; un valleicht
kemt mer vor lauder Lache gornet mehr zum
Nieße, dann es haaßt jo net umſunſt: „Lache,
un du wirſt geſund!“
Allerdings lache mußt ich aach die Woch, wie
ich mol widder nooch meine Endebärzelſen
ge=
guckt hab. Die hatt zwar kag Laff uff, dann die
brauch kaa — —. Dohärngäje hott ſe am Diſch
geſäſſe, hatt e Duch iwwerm Kobb geſtribbt, un
aus de Falte is iwwerall de Damb erauskumme:
’S hott ausgeſähe, wie ſo en klaane Minniadur=
Veſuf. Näwer ſich hatt ſe uff=em Diſch die
Konn=
jackflaſch ſteh.
No ich hab=er dorch däs Duch ins Ohr
ge=
kriſche, ſie ſollt ſich net ſteern loſſe dorch mich, ich
hett Zeit, bis ſe ihr Naſedambfbad iwwerſtanne
hett, un hab dereweil emol brofilaktiſch en
Schluck aus däre Konnjackflaſch gedho, um ere
edwaiche aſchleichende Gribbe=Iwwerdragung
rechtzeidich vorzubeige
Valleicht hab ich den Schluck e bische zu groß
genumme; ſo diräkt aus de Flaſch, do hott mer
nie ſei Maß. — Dann nehmlich, s hott mer faſt
die Gorjel uffgeriſſe, un s Ingeweide verdreht.
— Wie ich widder zu Adam kumme bin, hab ich
zur Prob noch emol e Schlickche genumme, hab’s
langſam iwwer die Zung laafe loſſe, un widder
ausgeſpuckt. Ich kann jo gewiß ſchun äbbes
ver=
drage, awwer ſowas vun=eme Konnjackverſchnitt,
der is mer meines Läwens noch net iwwer die
Libbe kumme; s war jo die reinſte Giftbrieh,
waaß de Deiwel, wo ſe den uffgedriwwe hott ..
Noch ere Weil worſchtelt ſe dann uff aamol
de Kobb aus dem Duch eraus, un guckt mich mit
ihrne verquollene Aage a, daß ich orndlich hab
an mer halte miſſe. Awwer ich hab ſe dann
be=
dauert, wie ſich’s geheert, un wie ſe’s gärn hott,
und hab geſagt, s deht mer ungeheier lagd, daß
es grad ſie ſo gepackt hett, un hab dann,
mit=
eme ſchäle Blick uff die Konnjackflaſch gemaant,
ſie ſollt nor orndlich vorbeiche.
„Vorbeiche, ſeeckt=ſe, wann ich nor kennt.
Awwer ich hab kaa Schnabbs im Haus, ſundern
in däre Flaſch is — Eſſich; ich will mer grad
jetzt en Eſſichlabbe uff die Stärn mache‟—
No, do hatt ich mich alſo doch net gediſche,
ich hab doch gleich geſchmäckt, daß däs kaan
Konnjack ſei kann. — Die Schwindlern, die
Vor=
ſpielern falſcher Dadſache, die ſtellt mer emol
widder e eddigediert Flaſch hie; net en Drobbe
drink ich=err draus, do kann ſe Gift druff nemme.
A Glick, daß ich wenichſtens net ſo
embfind=
lich bin, däß hett ſunſt mein Dod ſei kenne.
An=
nererſeiz bin ich awwer der Maanung, daß mer
was for ſei Geſundheit dhu muß, un ich hab mich
jetzt ſchun dermaße drenniert im Einemme
der=
ardicher Andigribbien=Middel, daß mer’s ganz
leicht eigeht, bloß daß mer’s als in die Fieß
fehrt, ſo daß die ſich ſchun e paarmol ſelbſtendich
gemacht hawwe, un net ſo wollte, wie ich will.
No, es will jo äwe gorviel net ſo, wie mir
wolle. Un es wärd in de nechſte Zeit noch
man=
ches Eſſich ſei, was mer im gude Glaawe for
Konnjack aguckt.
Awwer ſchließlich wärrn mer aach die Gribbe=
Ebbedemie iwwerwinde, wie mer ſchun ſo vieles
iwwerwunde hawwe, s geht alles rum, nor kald
Blut un warm agezoge ...
Bienchen Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Was dohärngäje
die „Heiliche Johanna der Schlachthöfe” abedrift.
do ſag ich nix, do ſag ich gornix; no un däß wärd
mer doch ſchließlich noch ſage därfe. — Drotzdem
dhet’s mich doch emol indräſſiern, was e „Studio=
Ufffiehrung” is, in dem Fall. Odder dhu ich däß
am End net recht bedabbele? — Dann ich bild
mer ei, daß es Therjader immer noch
emora=
liſche, un kaa „Viveſäckzions=Aſtalt” is. Sunſt
weer’s nehmlich es Richdiche, daß mer unſerm
Therjaderbeirat aach en Viehdockter beigebt,
der wo was vun däre Sach verſteht. — He, odder
wie?!— Vielleicht dhets aach ſchun en
Schlacht=
hausverwalter. Odder en ſtädtiſcher
Maul=
worfsfenger, dann die nenne ſich jo aach —
„Kultur=Arweiter‟ ...
Awwer mag dem ſei, wie em will, jedenfalls
hott die fragwärdich „Schlachthofsa geläjenheit”
unſere Herrn Stadträt widder mol Geläjenheit
gäwwe, ihr Licht leichte zu loſſe. Alſo mer ſieht:
s is nix ſo ſchlecht, es is for äbbes gut!
Freilich, ſunnerbar war’s doch, daß mer bei de
letzte Stadtratsſitzung erſt erkleert hott, es ſtende
for die „Sannierung” vun de Winder= odder
Weihnachtsbeihilf net die Middel zur
Ver=
fiechung, wo ſich’s do nor um en Bedrag vun
fuff=
zehdauſend Mack gehannelt hott; un im Laaf der
Theater=Debatte mußt mer heern, daß mer leicht
dem aane odder annere mit zehe= odder
ſächszeh=
dauſend Mack unner die Aerm greife kann
Erkläre mir, Graf Oerindur ..
No un ſo gabs noch allerhand Unſtimmigkeide.
A’ſtimmich abgelehnt hott mer awwer
wenich=
ſtens die — Bierſteier. — Wie haaßts in de
deitſche Verfaſſung? — „Das deutſche Volk, einich
in ſeinen Stämmen” — wenichſtens wann ſichs
um de Dorſcht dreht ..
Noja, un die „Aſtimmichkeid” ſieht gud aus,
macht Eidruck un — hott kaan Wert; bezahlt muß
ſe doch wärrn, die Bierſteier, wann net
bewil=
licht, dann uffm Zwangswähk
Dann hott mer in Bezugnahm der
Arweits=
beſchaffung noch vun e paar neie Brojäkte was
leide geheert, unner annerm: vun=eme
Sunne=
bad im Schwimmbad, un vun ere Heizung in de
Feſthall. Sunnebäder maan ich zwar, hedde mer
um Darmſtadt erum genuch, s fehlt als bloß die
Sunn. Dohärngäje, daß mer in die Feſthalle
Heizung eibaue will, däß laaft ſo ungefehr uff
däß enaus, wo der Mann ſei goldern Uhr
ver=
lorn hatt, un hott däßhalb aach noch die goldern
Kett ewäckgeſchmiſſe. Odder will mer in de
Feſt=
hall kimfdich „Sex=Tage=Renne” veraſtalde odder
ſunſtiche indernatzionale Schbortsfeſte? Zu was
mer ſunſt die Heizung brauch, is mer net ganz
klar. Dann wann die Feſthall unſere Vereine un
Baddeie ſchun im Summer zu deier is, wie
ſoll däß do erſt wärrn, wann ſe aach noch im
Winter die Heizung bezahle ſolle?
Küchenzettel vom 6. bis 12. Februar.
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Tapioka=Julienne=Suppe, Grießkgöße*
mit Reſt vom Sonntag, Salat.
Dienstag: Haferflocken=Suppe, Sauerkraut
mit Leberwurſt, Kartoffelbrei.
Mittwoch: Reisſuppe, Kartoffelkäſeauflauf,
Sellerieſalat.
Donnerstag: Kohlſuppe mit Zwiebeln”,
Reisgemüſe mit Leber (geſchnitzelt).
Freitag: Kartoffelſuppe, grüne Heringe mit
Senftunke, Salzkartoffeln.
Samstag: Linſenſuppe mit Bauchläppchen.
Sonntag: Königinſuppe. Kalbsbraten mit
Erbſengemüſe, Kartoffeln,
Schokoladenpud=
ding.
* Speck=Grießklöße (auch von
Braten=
reſten): 60 Gramm in Würfel geſchnittenen
Rip=
penſpeer hellbraun röſten, mit 4 Liter Milch
ablöſchen, zum kochen bringen. 100 Gramm Grieß
dazu und ſo lange rühren, bis ſich die Maſſe vom
Topf löſt. Wenn erkaltet 1 Ei dazu verquirlt,
etwas Mehl und Klöße formen und in
Salz=
waſſer gar kochen.
* Kohlſuppe mit Zwiebeln. 2 Pfd.
Weißkraut geſchnitten mit 1 Eßlöffel Fett kurz
andämpfen und dann mit 1½ Liter Waſſer
weich=
kochen und mit 50 Gramm angerührtem Mehl
binden. Zuletzt gibt man 2—3 kleingeſchnittene
Zwiebeln in 1 Eßlöfel Fett, brät ſie hellbraun
und gibt ſie zu der abgeſchmeckten Suppe.
Praktiſche Verwendung alter
Säcke. Wenn im Haushalt Säcke durch
Obſt=
oder Kartoffellieferung vorhanden ſind, die vom
Lieferanten nicht wieder zurückgenommen
wur=
den, ſo kann die Hausfrau dieſe noch in
nutz=
bringender Weiſe verwenden. Und zwar ergeben
weiche Säcke, nach ihrr Größe einige Male
durch=
ſchnitten, kräftige Scheuertücher, ferner
nach genauen Maßen gefertigt, Schutzſchürzen für
das Waſchhaus, die mit Trägern verſehen oder
mit einer über den Kopf zu ſtreifenden
Band=
ſchlinge, wie die Handwerkerſchürze, den nötigen
Halt bekommen. Schließlich ſind dieſe Säcke auch
noch ſehr gut als Abſeite an Bettvorlagen und
Fellen zu verwenden.
Schach=Nummer 505.
Aufgabe 702.
Lies, Ferreau, Schröder in Bochum.
(1. Preis geteilt, Problemwettkampf
Dortmund=Bochum, 1932.)
a b d e g
eaufen e er e eie.
as. kö, g5: Ke5Th2Lel Ba3, a5. gi 44, e3, 84. 87.
Löſungen der Weihnachts=Preisaufgaben.
698. Dr. Krgemer und Dr. Zepler, Kb! Da5 Ves. 15 Uh4
Sg6.h7Bb6. C2.03. e2. f3. hB:Kf5TdSLeSSa6.h1BbS,
46, 47. e3, k8, g7). Beabſichtigt iſt ein Vierzüger mit dem
Haupt=
ſpiel: 1. D41 L:ia1 2. Ug 5Td 4 3. Lik6 Tb4F 4. Ib S
Die Fdee der Aufgabe liegt alſo zunächſt darin, durch Damenopfer
den kritiſchen Zug des ſchwarzen Läufers über den ſchwarzen
Schnittpunkt 44 zu erzwingen, der dann durch 2 Tg5 n94
(Sperrzug) 3. Lik6 nutzbar gemacht werden ſoll. Dabei muß
aber das Damenopfer auf a1 erfolgen, der ſchwarze Läufer
auch über das Feld bs gelockt werden, um nach dem
Kreuz=
ſchach 3. . Ab4X das Abzugsmatt 4. I. b 2 zu ermöglichen;
b2 iſt alſo der Schnittpunkt einer ſchwarz=weißen Läufer=
Bahnung. Dieſe beabſichtigte Verkoppelung eines ſchwarzen
Schnittpunkts mit einer ſchwarz=weißen Bahnung iſt ſehr fein.
Als ideegemäße Verführung war 1. De3 gedacht, die nach
1.... l:c3 2.I.g5 N04 3. Lik6 an Ab4 + geſcheitert wäre.
(3 wurde gber nachgewieſen, daß auch 1 Des zum Ziele führt,
nämlich 1. „Lie32. Pe41 droht SeF Te5 (Le5l3. 8g5!
und Matt im nächſten Zug.
W. H. Nhenhuis hat auch feſtgeſtellt, daß die Aufgabe bereits
in drei Zügen lösbar iſt, durch 1. Kit 6 (droht u. a. 2. Heg 4
3. 8ig 74tk) Lifö (g 7 4t6) 2. Dig 7! (ie b4) 3. Tik 6ck und
durch 1. L.:k6 (broht 2. Lie 54) Lifké (e 7316) 2.Tig7
(:e54) 3. Tiké4t.
Beitere Nebenlöſungen in 4 Zügen beginnen mit 1. Db4,
1. T:k6 und 1. Sik 6: (1. Ug52 Nd41 2. Dc3 Sk21 3. Did 4,
la3) 4.3
697 T. N. Dawſon. (Kd3 Dd1 Sc5 Be3. e2: Rd8
Tb2 La1 Bk7; Weiß zieht an und Schwarz hilft, daß Weiß
nach dem vierten Zuge von Schwarz Selbſtmatt in einem Zuge
erzwingt.) Beabſichtigt iſt. 1. 62—e3 Tg2 2. 64 Uh8 3. D944
Tg7 4. Kd4 15 5. Dd74Uid1 74. Der in der einen Ecke des
Brettes bereitliegende Abzug wird auf kürzeſtem Weg in die
gegenüberliegende Ecke hinübergeſpielt. Nebenlöſungen: 1. D:a1
Ke7(Ke2) 2. e3 Kd6 3. SbNr K054. Da4, k5 5. De44
(5e4.
Dieſe Mattſtellung läßt ſich mit 12 verſchiedenen Einleitungs”
zügen herbeiführen.
Weihnachts=Löſungs=Preisausſchreiben
Es gingen in der vorgeſchriebenen Zeit 16 Bewerbungen ein,
aus denen die Reihenfolge der Preisträger ermittelt wurde:
1. W. H. Nyenhuis in Apeldoorn;
2 Dipl.=Ing. N. St. Petrovic in Zagreb;
3. Guſtav Seeh in Eberſtadt a. d. B.;
4. G. Fuhlendorf in Altona;
5. Arni Sngevarr in Dresden.
Wir beglückwünſchen die Preisträger und
wünſchen auch den Nichtpreisträgern bei unſeren
nächſten Löſungs=Preisausſchreiben beſten Erfolg.
Löſerliſte: W. H. Nyenhuis, Dipl.=Ing.
N. St. Petrovic. G. Seeh. G. Fuhlendorf. A.
Sngevarr. G. Gudmundſſon in Leipzig, Artur
Keirans in Riga, Eduard Valcins in Riga, Vr.
Hadac in Lyſz bei Prag. W. O. in Darmſtadt,
Br. Zaſtrow in Karby. Hugo Auguſt in Eſſen,
Dipl.=Ing. Iwan Naidenowitſch in Sofia, A.
Zickermann in Kiel. Peter Andres in Arheilgen
b. Darmſt., Lehrer Jakob Maurer in Weſthofen.
Magiſches Kreuzworträtſel.
Waagerecht und ſenkrecht: 1 Gewicht 2 Stadt
in Bayern, die andere Reihe 2: Raubfiſch,
3 Märchengeſtalt, 4 Verwandter. 5 Teil des
Baumes, 6 Süßigkeit, 7 franzöſiſcher
Roman=
dichter, 8 Baumfrucht, 9 Dichtungsart.
Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 5.
Silbenrätſel.
1 Obſervatorium, 2. Technik, 3. Achat,
4. Epoche, 5. Laertes, 6. Einſpruch, 7. Riemen,
8. Werwolf, 9. Eiger, 10. Irrenhaus 11. Tauber,
12. Oberhaus. 13. Henlein, 14. Odeſſa 15. Ehre,
16. Hawaii, 17. Etappe, 18. Nelke, 19.
Ordnungs=
ruf. — Der Anfang des Liedes lautet: O Täler
weit, o Höhen, o ſchöner grüner Wald.
Magiſches Quadrat.
Europa, Roſina, Panama.
„Es macht einem richtig Spaß, Ihnen
zuzu=
ſehen. Sie ſind doch ſicher Schlächter geweſen?”
„Nee, aber Gerichtsvollzieher.”
Genug fürs Geld. Die Amerikanerin hatte ſich
auf ihrem „Triv” durch Deutſchland in einem
kleinen alten Städtchen einen Führer engagiert,
um alles Sehenswerte zu bewundern. Der Mann
gab ſich große Mühe, und am Ende händigte ſie
ihm außer dem Honorar noch ein Trinkgeld aus,
wozu ſie bemerkte: „Ich verlaſſe mich aber
dar=
auf, daß alles, was Sie mir erzählt haben,
ab=
ſolut wahr iſt. Für Lügen zahle ich nichte”
Der Mann beſah das Markſtück von allen Seiten
und ſagte dann: „Ob wahr oder unwahr,
jeden=
falls haben Sie für eine Mark genug gehabt.”
Die Kennerin. „Was haben Sie denn eben
geſpielt?”, fragte Frau Neureich den
Geigen=
virtuoſen. — „Eine Improviſation” erwiderte
dieſer. — „Ich wußte doch gleich, daß es eins von
meinen Lieblingsſtücken iſt!“
Schlau. „Haſt du Hans geſagt, daß wir ihn
enterben, wenn er dieſes Mädchen heiratet?"
fragte die Mutter. — Mehr als das” erwiderte
der Vater ſtolz. „Ich habe es dem Mädchen
geſagt!”
Ländlich ſittlich. „Ich habe auch eine Poſtkarte
für Sie” ſagte der Landbriefträger zu Frau
Müller, die erwartungsvoll ihn begrüßte.
Ver=
gebliches Suchen. „Kann ſie nicht finden,” fährt
er kopfſchüttelnd fort, „da wird wohl dieſe
neu=
gierige Frau Schmidt vergeſſen haben, ſie mir
wiederzugeben.”
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittichſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. 5. Nette, Darmſtadt. Fernſpr. 1. 2389—2392.— Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ]Man freut ſich über ſchöne Wäſche,
Kommt die tiefergerückte Caille?
denn eine gute Wäſchegarderobe iſt bekanntlich
der Stolz jeder Dame.
Schöne Kleider zu beſitzen, iſt ſicherlich
unge=
mein wichtig und vielfach ſogar der (
oberfläch=
lich urteilenden) Umwelt gegenüber von
aus=
ſchlaggebender Bedeutung. Gute Wäſcheſtücke zur
Verfügung zu haben aber iſt vielen Damen ein
abſolutes Bedürfnis und es gibt nicht Wenige,
die auf die Wäſchegarderobe bedeutend mehr
Wert legen, als auf ihre ſonſtige Aufmachung,
was inſoferne leicht erklärlich iſt, als ja ſchöne
Strapazgelegenheiten aber im Gegenſatze dazu
auf die ſachliche Note geſtellt.
Um die beiden Typen einander in ihrer
augenfälligen Verſchiedenheit gegenüberzuſtellen,
zeigen wir im erſten Bilde eine abendliche Rock=
Kombination (die oben und unten mit Spitze
beſetzt iſt, wobei der obere Rand in moderner
Manier derart „eingearbeitet” wird, daß er bei
Normalfiguren den Büſtenhalter vollkommen zu
erſetzen vermag), während unſere vorletzte Skizze
eine Strapazhemdhoſe darſtellt, deren einzige
und geſchmackvolle Wäſche mit Fug und Recht
als „Kulturfrage” bezeichnet werden darf.
Während der letzten Jahre wurde der
Ge=
ſchmack in dieſer Hinſicht vielfach geſchult und
man iſt ſich heute darüber durchaus klar, daß ſich
das Wäſcheſtück der jeweiligen Tagesmode genau
anzupaſſen habe, und zwar nicht nur im Schnitt,
ſondern auch in der Farbe, in den Materialien
u. ſ. f. Dieſe Auffaſſung hat auch unſtreitig ihre
volle Berechtigung, da man beiſpielsweiſe zu
enganliegenden Garderobeſtücken
ſelbſtverſtänd=
lich auch prinzeß=gearbeitete Wäſche benötigt, da
ja ſonſt die Unterkleidung unſchöne Falten
wer=
fen und die Wirkung des Kleides arg
beeinträch=
tigen könnte.
In unſerer Zeit, die jede Dame zwingt,
prak=
tiſch zu denken, braucht man natürlich
Wäſche=
ſtücke, die nicht nur ſchön, ſondern auch
wider=
ſtandsfähig ſind, die alſo auch nach häufiger
Reinigung ſo gut ausſehen wie am erſten Tage;
darum muß nicht nur das Grundmaterial,
ſon=
dern auch jedes Attribut, jeder Beſatz, jede
Gar=
nierung der modernen Wäſche verläßlich und
dauerhaft ſein. (Ein Spitzenbeſatz, der nach
kur=
zem Tragen ſchon unſcheinbar wird oder gar
zer=
fällt, iſt alſo ein Unding!) Darum wäre es
ge=
wiß ein arger Fehler, die Wäſche nur „fürs
Auge” auszufertigen; Sparſamkeit an
unrich=
tiger Stelle müßte ſich hier übel rächen, ſo daß
eine vernünftig=denkende Frau niemals nach
Surrogaten greifen, ſondern nur die allerbeſten
Materialien heranziehen wird, die in dieſem
Falle die einzig richtigen ſind.
Da man in den letzten Jahren immer
häufi=
ger paſtellfarbene Wäſche zu ſehen bekommt und
weiße Unterkleidung kaum mehr verwendet,
wirft ſich natürlich auch die Frage der
Farb=
echtheit auf, die ſogar als außerordentlich
wichtiger Faktor zu werten iſt, da man — wenn
die Farb= und Licht=Echtheit nicht beobachtet
wird — ſchon nach kurzem Tragen von dem
be=
troffenen Wäſcheſtück ſchwer enttäuſcht wäre.
Außer den allgemein bekannten und
ge=
bräuchlichen Wäſchematerialien verarbeitet man
in letzter Zeit gerne verſchiedene
Milanaiſe=
gewebe, weil man ſich davon überzeugen konnte,
daß ſie nicht nur außerordentlich praktiſch und
dauerhaft ſeien, ſondern auch niemals zerknüllt
ausſehen, was natürlich jedem anderen
Mate=
rial gegenüber einen beträchtlichen Vorteil
darſtellt.
Die neue Wäſche iſt — ſoferne ſie für
abend=
liche Zwecke verwendet, alſo unter einem
Geſell=
ſchaftskleide getragen wird, reicher garniert, für
Garnierung in einer parallel zum oberen Rande
geführten Toledoſtickereibahn beſteht.
Auch bei den Nachthemden ſind zwei
mar=
kante, durchaus unterſchiedliche Arten zu
beob=
achten, das „reiche‟ Nachthemd, das für
Braut=
ausſtattungen in Frage kommt, bringt einen
auch die Oberarme deckenden Spitzenſattel (Bild4),
während die einfacheren Strapazſtücke entweder
den gleichen Schnitt (jedoch ohne Spitze)
ver=
wenden, oder aber ganz ſachlich, mit viereckigem
Ausſchnitt und kurzen Bauſchärmeln gearbeitet
ſind, etwa in der Art des Friſier=Jäckchens, das
wir als Modell 3 unſerer Bildgruppe vor Augen
führen und das übrigens jedes Nachthemd zu
einem Morgenkleide zu ergänzen vermag!
Für die beliebten „Mantel=
Schlaf=
röcke” pflegt man jetzt wieder bunte, reich=
orna=
mentierte Glanzſeide heranzuziehen und verſieht
ſie mit einem ſchmalen Schalkragen ſowie damit
übereinſtimmenden, aus dem gleichen, dunklen
Materiale hergeſtellten „Mandarinen=Aermeln”
die ſchon des Kontraſtes wegen ſympathiſch ſind.
Bei den Bett=Pyjamas, die natürlich
in keiner modernen Wäſcheausſtattung fehlen
dürfen, verzichtet man ſelbſtverſtändlich auf jede
Harnierung und macht einzig und allein
prak=
tiſche Strapazfähigkeit zur Grundbedingung. Der
geknöpfte Oberteil und weite Beinkleider ſind
ebenſo wie die bauſchigen Aermel für die neuen
Typen charakteriſtiſch. (Letztes Bild.)
Stärkwäſche verliert durch
Ge=
friern an „Stand‟. Die ſelbſtwaſchende
Hausfrau ſollte an Froſttagen geſtärkte Wäſche
keinesfalls auf kalten Bodenräumen oder im
Freien zum Trocknen aufhängen, da durch den
Froſt die Stärke gefriert und als Puder wieder
aus der Wäſche fällt. Kann ſie daher
Stärke=
wäſche nicht im warmen Raume trocknen, ſo
rolle ſie ſie lieber in dicke, aufſaugfähige Tücher.
Herren= und Damengamaſchen
un=
ſichtbar auszubeſſern. Da während der
rauhen Jahreszeit Gamaſchen als Fußſchutz
ſo=
wohl bei Herren wie Damen ſehr beliebt und
ſtändig in Gebrauch ſind, ſo werden ſie auch mehr
der minder ſtark ſtrapaziert. Zumeiſt ſind es
die hinteren Ränder, die ein Ausbeſſern
notwen=
dig machen. Da nun aber Stopfarbeit, ſelbſt
wenn ſie mit paſſender Seide ausgeführt wird,
ſichtbar bleibt, iſt es empfehlenswert, ſie auf
fol=
gende Weiſe auzubeſſern. Man ſchneide von
aus=
gedienten, alten Lederhandſchuhen paſſende
Streifen oder evtl. auch Kappen über die Ferſen
und ſteppe ſie mit der Nähmaſchine recht knapp
am Rande ſauber auf. Man wähle dazu die
ſtärkſte Nadel und Knopflochſeide.
.. ja, beinahe ſchon ein Schlagwort, das
ſeit einigen Wochen die führenden Köpfe der
Modekunſt ſehr eingehend beſchäftigt, trotzdem
ſich die Frau von heute mit erſtaunlicher
Hart=
näckigkeit an die hohe Gürtellinie klammert und
abſolut davon durchdrungen zu ſein ſcheint, daß
nur die hohe Taille jenen ſchlicht=ſachlichen Stil
vertreten könne, der in die heutige Zeit paſſe.
Die verſchiedenen Modewerkſtätten aber ſind
durchaus anderer Meinung und ſcheinen zu
fürch=
ten, daß man nach und nach einer Monotonie zu
verfallen drohe, wenn man ſich auch weiterhin
an die jetzige Linie klammern wollte, die ſich ja
ſchließlich und endlich ſchon mehrere Jahre
be=
hauptet und modekünſtleriſch beinahe erſchöpft
iſt. Und da Eintönigkeit eine der allergrößten
Gefahren darſtellt, die einer Mode drohen, kann
man den Standpunkt jener, die hier ſtändig
Neues zu ſchaffen berufen ſind, durchaus
ver=
ſtehen.
Natürlich haben jene Damen unrecht, die ſich
prinzipiell gegen eine neue Linie ſtellen, um ſo
mehr, als ſie ja genau wiſſen ſollten, daß ſie
letz=
ten Endes gegen die Gebote der Mode
vollkom=
nen machtlos ſind und ſich ihnen ſchließlich
im=
mer wieder unterwerfen müſſen.
Darum wäre es gut, im voraus auf ein
Kom=
promiß bedacht und den verſchiedenen Ateliers
beim Aufbau der neuen Linie behilflich zu ſein,
per in günſtiger Weiſe konturiert, ohne aber
die Formen allzu ſehr zu betonen.
Originelle Garnierungen (etwa in Form von
Längsknopfreihen und ähnlichen Effekten)
dürf=
ten die verlängerte Taille kennzeichnen, ohne
aber die Abſicht der Modeſchöpfer in
aufdring=
licher Weiſe kundzutun. Auch tiefer gelegte
ein=
geſchnittene Taſchen erfüllen den gleichen Zweck
und ſehr gut geführte markante Nähte, die den
Oberteil des Kleides verlängert wirken laſſen,
werden in Zukunft ſicherlich oft auffallen.
Auf eine Idee dieſer Art ſoll das in unſerem
erſten Bilde ſkizzierte Abendkleid aufmerkſam
machen, deſſen einander ſchneidende
Bogenpar=
tien ziemlich tief anſetzen, alſo eine vollkommen
neuartige Proportion ſchaffen, die aber dem
bisherigen Modeempfinden durchaus nicht
wider=
ſpricht.
Ein ſchönes Beſuchskleid neuer Linie bringt
unſere Mittelſkizze. Aus einem in intereſſanter
Art geſchnittenen Vorderteil, das tiefe, leicht
ab=
ſtehende Taſchen entſtehen läßt, ergibt ſich hier
eine ſchicke, feſſelnde Silhouette mit merklich
tiefer gerückter Taille. Die bauſchige Form des
Aermels wird etwas beſcheidener gehalten als
bisher, ſo daß die „überdimenſionierten”
Faſ=
ſons, die bisher hoch=aktuell waren, für die
nächſte Saiſon wohl nicht beſtehen bleiben
dürf=
ten. Ein zur Mitte zuſammengezogener berthen=
um eine neue Modeform entſtehen zu laſſen, die
zwar die Abſichten der Modekünſtler durchſetzt,
aber auch die Wünſche der eleganten Frau
be=
rückſichtigt.
Die Mode der tiefer=gerückten Taille ſollte
vor allen Dingen nur der
Geſellſchafts=
kleidung vorbehalten ſein, denn das
ſport=
liche Modell und die Strapazaufmachung der
be=
ruflich tätigen Frau muß nach wie vor die
an=
ſpruchsloſe, jeder Modeumwälzyung fernſtehende
ſachliche Mode beibehalten.
Bei der nachmittäglichen und abendlichen
Kleidung aber iſt man auf modiſche Experimente
immer gefaßt und freut ſich ihrer ſogar, da ſie
die Kritik herausfordern und eine Fülle von
Anregungen bieten.
Es wäre gewiß ein taktiſcher Fehler, die
Taille mit einem Male um mehrere Zentimeter
tiefer zu ſetzen, alſo ohne Uebergang, ohne
ent=
ſprechende Vorbereitung; ein ſolch radikaler
Umſchwung würde auch ſicherlich einem
vollkom=
menen Fehlſchlage gleichkommen.
Die großen Modehäuſer, die dies genau
wiſ=
ſen, ſind auch abſolut darauf eingeſtellt, eine
eventuelle Neuorientierung keineswegs
gewalt=
ſam herbeizuführen, ſondern ihre neuen
Abſich=
ten nach und nach, ſozuſagen „ſchmerzlos”
durch=
zuführen.
Vor allen Dingen wird man vermutlich ſchon
in kürzeſter Zeit wieder vielfach gürtelloſe
Kleider ſehen; dadurch wird die Geſtalt nicht
unterbrochen und die Linie ſehr erheblich
ver=
ändert. Auch wird man vermutlich das Kleid
nicht mehr derart anliegend arbeiten, wie dies
bisher geſchah, da die ſogenannte „ſpielende‟
Faſſon gebräuchlich werden dürfte, die den Kör=
oder cape=ähnlicher Kragen iſt ſehr beliebt und
wirkt in ſeiner Alt=Wiener=Stiliſierung
unge=
mein reizvoll.
Einen der allerneueſten Entwürfe, alſo einen
markanten Vorläufer der kommenden Richtung,
zeigen wir als letzte Skizze: ein hochgeſchloſſenes
Geſellſchaftskleid mit einer Anſteckblume, die an
den hohen Kragen firiert erſcheint, pluderige
„Dreiviertelärmel”, (die nun ſicherlich bald die
langen und die halblangen Typen verdrängen
werden!) und anſtelle von Knöpfen eine Reihe
kleiner Maſchen aus dem Grundmateriale des
Kleides, von der Anſatzſtelle des Kragens bis
über die normale Taillenhöhe laufend. Die
Kon=
turen des Kleides machen mit der gemäßigten
Prinzeßform vertraut, von der ſicherlich in
Zu=
kunft noch häufig die Rede ſein wird.
Es wirft ſich nun die Frage auf, ob ſich
un=
ſere Damen ohne weiteres zur verlängerten
Taille bekennen wollen, oder ob die
verſchiede=
nen Modehäuſer dieſe neue Idee vorerſt noch
(wie ſchon ſo oft!) mit überzeugenden modiſchen
Leiſtungen zu verfechten haben werden.
Willy Ungar.
Ueber die richtige Ernährung und Kleidung
beim Winterſport handelt ein aufſchlußreicher
und intereſſant illuſtrierter Artikel von Maria
Kirchgeßner im Januarheft der nunmehr im
5 Jahrgang vorliegenden Monatsſchrift „Neue
Hauswirtſchaft”, herausgegeben von Frau
Dr. Erna Meyer=München. Die einzelnen Hefte
dieſer Zeitſchrift behandeln: praktiſche
Woh=
nungs=Einrichtungen, neue Erfindungen für den
Haushalt, zeitgemäßes Wohnen,
Siedlungsfra=
gen, Geſundheitspflege, Kindererziehung, Kochen
und Handarbeiten.
Seite 22 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 5. Februar 1933
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