Darmstädter Tagblatt 1933


22. Januar 1933

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Ginzelnummer 13 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 22
Sonntag, den 22. Januar 1933.
196. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strel uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bani und Darme

Ablehnung der Oder=Akte durch Oeutſchland
Zurückweiſung jeder neuen poliſkiſchen Knebelung und Einſchränkung der Sonveränikät Deukſchlands.
Einengung der allgemein üblichen Neukralikätsbeſtimmungen. Die Kriegsklauſel
für Deutſchland völlig unkragbar.

Deutſche Noke
an die 9der=Skaaken.
* Berlin, 21. Januar. (Priv.=Tel.)
Nachdem die Verhandlungen über den Abſchluß einer
Oderakte, die im Verſailler Vertrag gefordert iſt,
ſeit nahezu 13 Jahren im Gange waren und im Sommer ver=
gangenen
Jahres abgeſchloſſen wurden, hat jetzt die deutſche
Regierung nach eingehender Prüfung des geſamten ſehr um=
fangreichen
Materials den damaligen Standpunkt der deutſchen
Delegierten, die Akte nicht zu unterzeichnen, gebilligt und die
Annahme der Akte abgelehnt. In einem Zuſatzabkommen war
ſ. Zt. der 28. Januar d. J. als der letzte Termin für die Unter=
zeichnung
beſtimmt worden. Der deutſche Standpunkt iſt den
beteiligten Regierungen das ſind außer den Uferſtaaten Polen
und Tſchechoflowakei, entſprechend den Beſtimmungen des Ver=
ſailler
Vertrages die alliierten Staaten Frankreich und England
ſowie die früheren Neutralen Schweden und Dänemark in
einer ausführlichen Note unter dem 14. Januar mitgeteilt
worden.
Auf Grund des Verſailler Vertrages ſind die deutſchen
Ströme internationaliſiert worden. Für jedes deutſche Strom=
gebiet
wurde eine beſondere Kommiſſion eingeſetzt, deren Auſ=
gabe
darin beſtehen ſoll, die Schiffahrt auf dieſen Strömen zu
fördern, die Anlagen zu erhalten und einen Intereſſenausgleich
unter den Anliegerſtaaten herzuſtellen. Derartige Akte regeln
alſo im weſentlichen die Frage, inwieweit das betreffende Fluß=
gebiet
unter die Zuſtändigkeit einer internationalen Kommiſſion
geſtellt wird, weiter das allgemeine Regime für die in Frage
kommenden Strecken, und beſtimmen die gemeinſame Erhaltung
ker Freiheit und die gleiche Behandlung der beteiligten Schiff=
fahrt
. In weiteren Beſtimmungen wird die Organiſation der
Flußkommifſion, ihre Zuſammenſetzung und ihr Sitz feſtgelegt,
ferner das Zollregime und die Ordnung der Strompolizei, und
ſchließlich auch alle noch mit der Stromregulierung zuſammen=
hängenden
Fragen.
Deutſchland hat ſich ſeinerzeit unter dem Druck der Ver=
tragsmächte
veranlaßt geſehn, die äußerſt ungünſtigen Verträge
über die Donau, den Rhein und die Elbe zu unterzeichnen.
Hätte ſich das deutſche Volk damals dagegen gewehrt, dann
wäre es zu beſonderen Strafmaßnahmen ſeitens der Alliierten
gekommen.
Mißbräuchliche Anwendung des Verſailler Verkrags.
Als letzter Vertrag blieb nun die Oder=Akte. Dazu iſt zu
bemerken, daß der ſchiffbare Teil der Oder ausſchließlich durch
deutſches Gebiet geht, ſo daß es alſo ſchon widerſinnig war, die=
ſen
Strom zu internationaliſieren.
Im Laufe der Verhandlungen hat ſich aber herausgeſtellt, daß
die Vertragspartner aus der Oder=Akte einen
Vertrag machen wollten, der ausſchließlichpoli=
tiſchen
Zwecken zu dienen hätte. Es braucht nur auf ein
Beiſpiel aufmerkſam gemacht zu werden, und zwar auf die Mög=
lichkeit
eines Kriegsfalles. Die Vertragspartner ſetz=
ten
voraus, daß Deutſchland bei kriegeriſchen Verwicklungen, ſo=
fern
es neutral bleibt, den Oderſtrom abriegelt. Für dieſen Fall
verlangen ſie, daß der Tſchechoſlowakei ein ähnlicher Weg zur
Verfügung geſtellt werde. Auf eine derartige Klauſel konnte ſich
Deutſchland natürlich nicht einlaſſen. Sie iſt gegen den deutſchen
Proteſt in den Vertrag hineingekommen. Außerdem hat es Polen
abgelehnt, die üblichen Schutzbeſtimmungen in die Oder=Akte auf=
zunehmen
, in denen gefordert wird, daß die beteiligten Staaten
an anderen Grenzen keine günſtigeren Bedingungen gewähren
dürfen, als an dem in Frage kommenden Strom.
Außerdem enthält die Oder=Akte zahlreiche andere
Einſchränkungen der deutſchen Souveränikäk.
So würde es wenn Deutſchland dieſen Vertrag unterzeichnen
würde, möglich ſein, von Deutſchland den Bau beſtimmter An=
lagen
zu verlangen. Würde Deutſchland ſich weigern, dann wür=
den
die Vertragspartner automatiſch das Recht erlangen, auf
deutſchem Gebiet mit ihren Leuten dieſe Anlagen zu errichten.
Außerdem ſollte das geſamte Abgabeweſen unter die Kontrolle
der Kommiſſion geſtellt werden. Da aber die Schiffahrtsabgabe
auf der Oder in das Syſtem der geſamten deutſchen Strom= und
Kanalabgaben gehört, würde die Kommiſſion praktiſch auf das
geſamte deutſche Abgabeweſen Einfluß gewinnen. Es würde alſo
der Reichsregierung nicht mehr möglich ſein, je nach den Ver=
hältniſſen
die Abgaben zu erhöhen oder herabzuſetzen, weil der
Kommiſſion danach das Recht der letzten Entſcheidung vorbehal=
ten
bliebe. Sehr weſentlich für die deutſche Ablehnung war
dann auch
die Behandlung der deutſchen Sprache.
Obwohl, wie geſagt, Deutſchland das einzige Land iſt, in dem die
Oder ſchiffbar iſt, alſo dem allgemeinen Wirtſchaftsverkehr über=
haupt
zugänglich iſt, läßt die Akte alle Sprachen der beteiligten
Lander als rechtsgültig zu und beſtimmt, daß im Falle von Aus=
legungsſchwierigkeiten
der franzöſiſche Text maßgebend iſt. Ueber=
dies
hat Polen ſich geweigert, ebenfalls entgegen den allgemein
üblichen Formen, in die Internationaliſierung der Oder auch das
ſchiffbare Warthe= und Netzegebiet einzubeziehen und hat lediglich
nur die letzte kurze Strecke dieſer beiden Flüſſe freigegeben. Das
bedeutet eine durchaus ungerechtfertigte Bevorzugung Polens.
Die Zahl dieſer Beiſpiele ließe ſich endlos vermehren. Im
ganzen geſehen, kann die Oderſtrom=Akte nicht als eine lediglich
der Schiffahrt und dem Handel dienende Vereinbarung bezeichnet

werden, ſondern ſie bedeutet ein politiſches Abkommen, das den
Zweck verfolgt, Deutſchland international zu bevormunden. Es
bleibt nun abzuwarten, wie ſich die Gegenſeite verhalten wird.
Deutſchland wird jedenfalls in dieſer Angelegenheit nichts mehr
unternehmen. Für uns bleibt es bei der Regelung, wie ſie augen=
blicklich
getroffen iſt.
Kriegsvorbereikungen Südſlawiens?
Die ikalieniſche Preſſe berichket von ſchweizeriſchen
Munikionsſtahl=Lieferungen.
Rom, 21. Januar.
Das halbamtliche Giornale d’Italia bringt eine aufſehen=
erregende
Meldung ſeines Züricher Berichterſtatters, wonach die=
ſem
aus beſter Quelle die fieberhafte Wiederaufnahme der Kriegs=
vorbereitungen
durch die ſüdſlawiſche Regierung beſtätigt worden
ſei. Ungeheure Mengen von Kriegs= und Eiſenbahnmaterial wür=
den
in den letzten Wochen im Hafen von Saloniki eingeladen, die
hauptſächlich aus Frankreich ſtammten. Aus anderer Quelle er=
fahre
er, daß nach einer kurzen Ruhepauſe, die in den ſüdſlawi=
ſchen
Militärarſenalen teils wegen Kapitalmangels, teils wegen
Mangels an techniſchem und Verwaltungsperſonal eingetreten
war, nunmehr nach Behebung dieſer Schwierigkeiten ununterbro=
chen
umfangreiche Arbeiten ausgeführt würden, vor allem im Ar=
ſenal
von Kragujevatſch. Eine Nachricht aber, die die lebhafteſte
Ueberraſchung hervorrufen müſſe, beſtehe im Beweiſe der Tat=
ſache
, daß zwiſchen der ſüdſlawiſchen und der ſchweizeriſchen Re=
gierung
Abmachungen getroffen worden ſeien über den Trans=
port
von Munitionsſtahl nach Südſlawien in einer ſehr beträcht=
lichen
, augenblicklich aber nicht genau feſtzuſtellenden Menge. Der
italieniſche Berichterſtatter will darüber unterrichtet ſein, daß
dieſe Verletzung der internationalen Geſetze und der von der
Schweiz eingegangenen Verpflichtungen den Gegenſtand einer An=
frage
im ſchweizeriſchen Nationalrat bilden werde.
*
Demgegenüber wird durch die Schweizeriſche Depeſchenagen=
tur
das übliche amtliche Dementi verbreitet, wonach kein ſolcher
Vertrag beſtehe und auch von einer derartigen Interpellation den
zuſtändigen ſchweizeriſchen Stellen nichts bekannt ſei.
Polens Milikärausgaben.
Ueber ein Drikkel des Geſamkhaushalts für Kriegs=
rüſtungen
.
Warſchau, 21. Januar.
Im Hauptausſchuß des Seim ſtand dieſer Tage der Haushalt
des Kriegsminiſteriums zur Debatte, wobei auch diesmal wieder
der Berichterſtatter die überaus hohe Quote für das Heer und
die Marine, die über ein Drittel des geſamten Haus=
haltsplanes
ausmacht, dadurch zu rechtfertigen verſuchte, daß
er auf die großen Rüſtungen der weſtlichen und öſtlichen Nach=
barn
Polens, Deutſchland und Sowjetrußland, hinwies. Mit be=
ſonderem
Nachdruck werde in Polen die Motoriſierung der
Armee, die Entwicklung der Panzerwaffe ſowie die
techniſche Ausſtattung der Kriegsmarine und die
Erhöhung ihres Beſatzungsſtandes betrieben.
In ſeiner Ausſprache betonte General Skladkowſki das Be=
ſtreben
der polniſchen Heeresleitung, die Armee
auf allen Gebieten auszurüſten und zu bewaff=
nen
und darauf hinzuweiſen, daß ihre Ausſtat=
tung
und Bewaffnung unabhängig vom Ausland
erfolgen kann. In den letzten Jahren ſeien in dieſer Be=
ziehung
große Fortſchritte gemacht worden. Der Regierungsab=
geordnete
Tabinka wies darauf hin, daß Danzig eine Zen=
trale
deutſcher Spionage ſei und forderte von der pol=
niſchen
Regierung ein energiſches Vorgehen, damit dieſer deutſchen
Spionage ein Ende geſetzt werde.
Die wichtigſten Poſitionen des Heereshaushalts ſind: für das
Landheer rund 777 Millionen Zloty, für die Marine 45,5 Mil=
lionen
, für allgemeine Ausgaben zur Erhaltung der Landarmee
369 Millionen, für Ausrüſtung und Bewaffnung 255,6 Millionen,
für die Kriegsinduſtrie etwa 6,3 Millionen Zloty. Der Stand der
Armee ſtellt ſich wie folgt dar: 17 905 Offiziere, 37 000 Unteroffi=
ziere
, 211 110 Mann und 7800 Zivilbeamte und Angeſtellte. Ins=
geſamt
ſind für den Heereshaushalt 822,7 Millionen Zloty vor=
veranſchlagt
. Rechnet man noch hinzu 144 Millionen Zloty für
Polizei und Grenzſchutz, die im Haushalt des Innenminiſteriums
untergebracht ſind, ſo ergibt dies eine Summe von faſt
1 Milliarde auf eine Geſamtſumme, des Haushalts von 2,4
Milliarden Zloty.
In der Debatte wurde darauf hingewieſen, daß in Anbe=
tracht
der deutſchen Drohungen Polen gegenüber die wichtigſte
Aufgabe der polniſchen Armee darin beſtehen müſſe, ſich für alle
Fälle in Bereitſchaft zu halten.

* Die Woche.
Noch immer iſt auf dem Schlachtfeld der deutſchen Innen=
politik
die Entſcheidung nicht gefallen. Die Sitzung des Aelteſten=
rates
am Freitag nachmittag hat wiederum nur eine Vertagung
um acht Tage gebracht, und ſo werden wir uns eine weitere
Woche noch mit uferloſen Verhandlungen und der Abwandlung
aller nur irgendwie denkbaren Kombinationen beſchäftigen
können. Bei all dem hat ſich die gegenwärtige Reichsregierung
ſchweigend und abwartend im Hintergrund gehalten. Das iſt
für die allgemeine Stimmung in ihrer nervöſen Spannung
zweifellos nicht gut. Auch Kreiſe, die bis dahin Herrn
v. Schleicher zum mindeſten nicht unfreundlich gegenüberſtanden,
beginnen an dem entſchloſſenen Führerwillen der Regierung
zu zweifeln, und man ſollte in der Berliner Wilhelmſtraße
Verſtändnis dafür haben, daß von außen her geſehen dieſes
dauernde Abwarten ſolche Zweifel faſt berechtigt erſcheinen laſſen
könnte. Immerhin drängt ſich aber doch auch eine Parallele auf
mit den Vorgängen während der letzten Regierungsbildung.
Auch damals wartete Herr v. Schleicher ſehr lange, für die
öffentliche Meinung zu lange, auch damals ſteigerte ſich die all=
gemeine
Nervoſität von Tag zu Tag, aber damals das hat
die kurze Dezember=Tagung des Reichstags deutlich erwieſen
hat die abwartende Taktik des Herrn v. Schleicher zu einem
vollen Erfolg geführt. Ob die gleiche Taktik diesmal zum
gleichen Erfolg führen wird, vermag im Augenblick wohl kaum
jemand mit Sicherheit zu ſagen, ſicher ſcheint nur daß die
Dinge nach wochenlangem Verhandeln jetzt ganz offenbar wieder
am Ausgangspunkt angelangt ſind. Wenn jetzt in der kommen=
den
Woche wiederum Verhandlungen geführt werden ſollen über
die Möglichkeiten der Bildung einer parlamentariſchen Mehr=
heit
, die aus Nationalſozialiſten, Deutſchnationalen, DVP. und
Zentrum beſtehen müßte, ſo wird man in aller Beſcheidenheit
daran erinnern müſſen, daß ja die gleichen Verhandlungen mit
dem gleichen Ziel, die damals der Reichspräſident verlangte,
im November völlig ergebnislos blieben. Zu einer bejahenden
Antwort auf die Frage, ob ſich die Verhältniſſe ſeitdem wirk=
lich
grundlegend verändert haben, gehört, vorſichtig geſagt, ein
ganz außerordentlicher Optimismus. Die parteiamtlichen Aeuße=
rungen
der Nationalſozialiſten bis in die allerletzten Tage hin=
ein
laſſen aber einen ſolchen Optimismus kaum berechtigt er=
ſcheinen
. Alles in allem ſieht alſo dieſe Verſchiebung der Ent=
ſcheidung
um acht Tage wie eine Galgenfriſt aus, die man dem
am 6. November gewählten deutſchen Reichstag noch einmal
gewährt hat. Eines muß aber mit aller Deutlichkeit und unmiß=
verſtändlich
ausgeſprochen werden: das deutſche Volk hat dieſe
ewigen parteipolitiſchen Streitigkeiten um irgendeine Regie=
rungsbildung
bis zum Ueberdruß ſatt. Es hat Sorgen aller
Art genug, und es verlangt nichts weiter, als daß nun endlich
einmal eine entſchloſſene Regierung ungehemmt durch törichtes
parteipolitiſches Gezänk ſich an die Arbeit macht, um all den
Sorgen und Nöten nach Kräften abzuhelfen.
Inzwiſchen erfordert die Entwicklung unſerer außenpoli=
tiſchen
Lage oder genauer geſagt die weltpolitiſche Entwicklung
der letzten Zeit immer ernſtere Beachtung. Am Vorabend des
Wiederbeginns der Genfer Abrüſtungsverhandlungen, bei denen
es ſich um die bekannten, für Deutſchland ſo ungeheuer wichtigen
Fragen handelt, muß man eigentlich, ſo paradox das auch
klingen mag, ſagen, daß andere Dinge, die uns dabei nicht
einmal unmittelbar berühren, inzwiſchen für uns vielleicht noch
wichtiger geworden ſind. Das heißt ganz gewiß nicht, daß wir
Anlaß dazu hätten, etwa die Bedeutung der kommenden Genfer
Auseinanderſetzungen für uns zu unterſchätzen. Wir wiſſen ſehr
genau, daß ein unſeren Intereſſen nicht voll Rechnung tragendes
Genfer Ergebnis die Möglichkeiten des deutſchen Volkes für
Gegenwart und Zukunft in geradezu verhängnisvoller Weiſe
beſchneiden würde. Wir wiſſen, mit welchen ernſten Wider=
ſtänden
, insbeſondere von franzöſiſcher Seite, wir in Genf zu
rechnen haben. Aber man hat doch den Eindruck, daß eine ge=
ſchickte
und energiſche deutſche Verhandlungsführung unter den
gegenwärtigen Umſtänden in der Lage ſein wird, den deutſchen
Forderungen zum Durchbruch zu verhelfen. Von außerordent=
licher
Wichtigkeit ſind natürlich auch für uns die Vorbereitungen
zur kommenden Weltwirtſchaftskonferenz, welche aus dem Ab=
grund
der Kriſe herausführen ſoll. Man mag über derartige
Konferenzen noch ſo ſkeptiſch denken, das deutſche Volk, ſeine
außenpolitiſche Führung hat das größte Intereſſe daran, gerade
bei ſolchen Gelegenheiten die Konturen der eigentlichen Probleme
möglichſt ſcharf herauszuarbeiten.
Aber alles dies wird überſchattet durch die düſteren Wolken,
die immer deutlicher ſichtbar, am weltpolitiſchen Horizont her=
aufſteigen
. Europa iſt nicht mehr die erſte Bühne ſondern das
Schwergewicht der Weltpolitik hat ſich nach dem Stillen Ozean
verſchoben. Rnud zehn Jahre iſt es her, daß General Smuts
als Vertreter Südafrikas auf der erſten britiſchen Reichs=
konferenz
nach dem Weltkrieg dieſen Ausſpruch tat und damit
auf eine Entwicklung deutlich hinwies, die wir Europäer heute
mit ſtändig wachſender Sorge verfolgen. Zunächſt eine Vor=
bemerkung
, die man bei dem Deutſchen, dem es nun einmal,
wenn es ſich um Politik handelt, beſonders ſchwer fällt, in
großen Zuſammenhängen zu denken, gar nicht ſtark genug unter=
ſtreichen
kann: Die Vorgänge in Oſtaſien beeinfluſſen trotz der
gewaltigen räumlichen Entfernung die Entwicklung der euro=
päiſchen
Politik außerordentlich ſtark und faſt unmittelbar. Man
muß es immer wiederholen, das deutſch=polniſche Verhältnis
wird rein machtpolitiſch geſehen entſcheidend beeinflußt durch
die jeweilige Lage und Einſtellung Rußlands. Eine Bindung
Rußlands im Oſten bedeutet neben allem anderen eine unmittel=
bare
außerordentliche Verſtärkung der polniſchen Stellung uns
gegenüber. Dieſe Tatſache hat bekanntlich ſchon vor einem Jahr
eine ſehr ernſte Rolle geſpielt, der man allerdings damals in
der deutſchen Oeffentlichkeit längſt nicht die nötige Beachtung
geſchenkt hat."
Jetzt hat Japan zu neuem Schlage ausgeholt. Man hält
in Tokio offenbar den Augenblick für gekommen, in dem lang
gehegte Pläne der Verwirklichung näher gebracht werden können.
Nicht von ungefähr kommt der japaniſche Expanſionsdrang, der
nunmehr mit Macht auf den aſiatiſchen Kontinent hinübergreift.
Ein aufſtrebendes Volk ſieht ſich gezwungen, für die ſtändig und
ſtetig wachſende Bevölkerungszahl. neue Lebensmöglichkeiten,
neuen Lebensraum zu ſuchen. Es iſt kein Wunder, daß ſich
dieſer Expanſionsdrang zunächſt gegen das durch jahrzehnre=

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonatag, 22. Januar 1933

Seite 2 Nr. 22

langen blutigen Bürgerkrieg zermürbte China wendet. Die Er=
oberung
der Mandſchurei, die Gründung eines angeblich ſelb=
ſtändigen
Staates, bildete, den Auftakt. Unbekümmert durch
Unterſuchungskommiſſionen des Völkerbundes und papierene
Proteſte ſchickt man ſich jetzt zu weiterem kriegeriſchen Vorgehen
an. Daß der Genfer Völkerbund in einem ſolchen Fall hoff=
nungslos
verſagen würde, war vorauszuſehen und kann infolge=
deſſen
niemanden überraſchen. Wie lange aber werden die au
Oſtaſien unmittelbar intereſſierten Mächte, neben Rußland in
erſter Linie die Vereinigten Staaten, in zweiter Linie Engkand
noch zuſehen und warten? Werden ſie warten bis ihnen eines
Tages der japaniſche Konkurrent die bisher offen gehaltene Tür
zu dem gewaltigen chineſiſchen Wirtſchaftsgebiet zuzuſchlagen in
der Lage iſt? Es unterliegt keinem Zweifel, daß Rußland zum
mindeſten auf abſehbare Zeit nicht imſtande iſt zu aktivem
Eingreifen. Daran ändert auch die Schaffung eines kriegs=
induſtriellen
Produktionsapparates durch den Fünf=Jahres=Plan
nichts. Auch aus den jüngſten Reden der Moskauer Macht=
haber
geht es klar hervor: Rußland iſt in Oſtaſien in die
Defenſive gedrängt. Anders aber liegen die Dinge für die Ver=
einigten
Staaten, die in Oſtaſien neben gewaltigen wirtſchaft=
lichen
Intereſſen auch höchſt robuſte, politiſche und militäriſche
Intereſſen zu verteidigen haben. Anders liegen die Dinge auch
für England, deſſen auſtraliſche Herrſchaft aufs äußerſte be=
droht
wäre in dem Augenblick, in dem Japan ſeine weitgehen
den oſtaſiatiſchen Pläne zu verwirklichen in der Lage wäre. Die
ſcharfe Mahnung, die Herr Stimſon kürzlich an die Adreſſe
Tokios richtete, ſpricht eine ziemlich deutliche Sprache, und wenn
man dieſer Tage in Genf von den Japanern in einer faſt
ultimativen Form eine Erklärung verlangt, ſo iſt das ſicherlich
nicht nur auf eine Art Geltungsbedürfnis des Völkerbundes
zurückzuführen, der in dieſer Angelegenheit kaum noch etwas an
Anſehen zu verlieren hat. Das erneute Vorgehen Japans in
China hat das oſtaſiatiſche Problem in ſeiner ganzen gigan=
tiſchen
Große aufgerollt, und erſt die Zukunft wird erweiſen,
ob es möglich iſt, neue welterſchütternde Konflikte zu vermeiden,

* Berlin, 21. Januar. (Priv.=Tel.)
Am Montag nimmt das Büro der Abrüſtungskonferenz in
Genf ſeine Arbeiten wieder auf. Der deutſche Vertreter, Bot=
ſchafter
Nadolny, iſt bereits am Samstag nachmittag in Genf
eingetroffen. In den bevorſtehenden Verhandlungen wird ſich
nun zu zeigen haben, ob die Mächte ernſtlich gewillt ſind, die
Deutſchland in dem Dezember=Abkommen zugeſtandene Gleich=
berechtigung
auch in die Tat umzuſetzen. Die Franzoſen laſſen
bereits alle Minen ſpringen, um den deutſchen Vorſtoß im
Intereſſe einer allgemeinen Abrüſtung und eines Rüſtungs=
ausgleichs
zu einem Mißerfolg zu verurteilen.
Zur Taktik der Franzoſen gehört naturgemäß eine ent=
ſprechende
Begleitmuſik in der Pariſer Preſſe. Der Temps
gibt bereits den Ton an, in dem man ſich in Zukunft mit
Deutſchland beſchäftigen wird. Er reibt ſich zunächſt an der
deutſchen Forderung nach Reviſion des Verſailler Vertrages,
ſtürzt ſich aber dann auf einen in der deutſchen Preſſe immer
wieder laut gewordenen Wunſch nach Einrichtung einer der
Rheinlandzone entſprechenden entmilitariſierten Zone auf der
franzöſiſchen Seite der Grenze. In dieſem Zuſammenhang
wird von einer deutſchen Note geſprochen. Irgendwelche Noten
dieſer Art ſind aber in Paris nicht überreicht worden. Viel=
mehr
liegen die Dinge ſo, daß kürzlich eine franzöſiſche Nach=
richtenagentur
eine unzweifelhaft auf eine ſehr gute Quelle
zurückgehende Information brachte, wonach die Reichsregierung
nicht die Abſicht habe, auf der Abrüſtungskonferenz die Frage
der Entmilitariſierung des Rheinlandes aufzuwerfen.
Aus dieſer Information machte der Temps eine deutſche
Note. Er könnte mit dieſer Feſtſtellung eigentlich zufrieden ſein.
Er ärgert ſich aber, daß in der fraglichen Notiz auch noch
einiges über die franzöſiſchen Rüſtungen ſteht. So wird ziemlich
ſchmucklos erklärt, daß man auf deutſcher Seite wegen der An
häufung von Waffen und Kriegsmaterial in allernächſter Nähe
der deutſchen Grenze lebhaft beunruhigt ſei. Der Temps, der,
wenn er auch eine Information in eine Note umzufälſchen ver=
ſuchte
, doch ſehr genau weiß, wem das franzöſiſche Nachrichten=
büro
dieſe Auslaſſung zu verdanken hat, ſucht nun einen deutſch=
franzöſiſchen
diplomatiſchen Zwiſchenfall zu konſtruieren. Er
ſpricht von ungerechtfertigten Vorwürfen gegen Frankreich, ver=
teidigt
die Sicherheitsmaßnahmen und ſucht die Aufmerkſamkeit
darauf zu lenken, daß der Reichspräſident ein Marſchall und ſein
Kanzler ein General ſei, und daß alle Bemühungen Deutſchlands
dahin gingen, das Reich in einen Militärſtaat umzuwandeln.
Es iſt ſonſt wohl nicht üblich, in derartige Auseinander=
ſetzungen
die Staatsoberhäupter hineinzuziehen. Dem Temps,

Meudhal.

Zu ſeinem hundertfünfzigſten Geburtstag am 23. Januar.
Von Robert Braun.
Unter den Quälgeiſtern von
Stendhals Jugend nimmt eine
Geſtalt in ſeinem Vaterhauſe in
Grenoble einen beſonderen Rang
ein: die Tante Seraphie. Sie iſt
es, die ſich die Gewalt der früh
verſtorbenen Mutter aneignet und
auf den Vater einwirkt, den
widerſpenſtigen Knaben nach
frömmleriſchen Grundſätzen zu er=
ziehen
. Henxy empfindet aufrich=
tige
Abneigung gegen ſie, da ſie
beſonders ſeine Lektüre überwacht.
Einmal es iſt während eines
Wintertages öffnet ſich die
Tür der Küche, wo er ſich gerade
befindet, und ein entſetzter Haus=
genoſſe
ruft ihm zu: Sie iſt da=
hin
! Tante Seraphie war nach
der ſich de Stendhal nannte, längerer Krankheit geſtorben. So=
gleich
fällt der Knabe auf die Knie,
erhebt die Hände und betet inbrünſtig; er dankt Gott für die
große Gunſt, daß er endlich die Tante zu ſich rief.
Schon als Zehnjähriger verſteht er ſich auf kräftigſte Selbſt=
behauptung
. Es iſt in ſeinem Geburtshaus in Grenoble. Er lieſt,
Arbeit an ſeinen Schulaufgaben vortäuſchend, in den Memoiren
des Abbé Prevoſt, indes der Vater, durch einen großen Tiſch von
ihm getrennt, unter der Lampe und in einer weißen Flanelljacke
die Zeitung ſtudiert. Der Knabe denkt an die große Revolution,
die eben das Land erſchüttert, und fühlt ſich als einziger in die=
ſem
Hauſe ganz unroyaliſtiſch eines Sinnes mit den Volksmaſſen,
Da raſſelt unten die Eilpoſt Paris-Lyon vorüber. Mit den
Worten: Ich muß doch nachſehen, was die Scheuſäler getan
haben, verläßt der Vater das Zimmer, um nach wenigen Mi=
nuten
bleich einzutreten und zu ſagen: Es iſt geſchehen, ſie haben
ihn (den König Ludwig XVl.) gemordet. Stendhal ſelbſt iſt aber
durchaus nicht niedergeſchlagen darüber. Ich wurde von einer
der lebhafteſten Freudenwallungen ergriffen, die ich je in meinem
Leben hatte, ſchreibt er Jahre ſpäter. Ich war von dieſem gro=
ßen
Akt der Volksjuſtiz ſo begeiſtert, daß ich meinen Roman, un=
ſtreitig
einen der rührendſten, die es gibt, nicht weiterleſen
konnte.

Marie Henry Beyle,

Der Reichspräſident empfing am Samstag die Gewerkſchafts=
führer
Leipart, Graßmann. Eggert und Stähr zur Entgegennahme
eines Berichtes über die Notlage in der deutſchen Arbeiterſchaft.
In einer Sitzung des Fraktionsvorſtandes der ſozialdemokra=
tiſchen
Reichstagsfraktion wurde beſchloſſen, die Geſamtfraktion für
den 30. Januar einzuberufen.
Auf der Vollverſammlung des Württembergiſchen Gemeinde=
tages
ſprach der Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung und Prä=
ſident
des Deutſchen Landgemeindetages, Dr. Gereke, über die
öffentliche Arbeitsbeſchaffung und das Sofortprogramm.
Gegen den Direktor Knöpfke von der Berliner Funkſtunde
A.=G. iſt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Knöpfke
wird beſchuldigt, von der Verlagsdruckerei Preuß 500 000 RM.
Schmiergelder erhalten zu haben.
Als am Freitag abend eine Abteilung der nationalſozialiſti=
ſchen
SA. Düſſeldorfs aus einer Verſammlung ſich auf dem Heim=
marſch
befand, wurde ſie aus einem kommuniſtiſchen Verkehrslokal
beſchoſſen. Dabei fielen ungefähr 15 bis 20 Schüſſe. Der Führer
der Abteilung. Wilhelm Witekamp, wurde tödlich getroffen.
Gegen das Volkshaus in Sevilla wurden in der vergangenen
Nacht zwei Bomben geworfen. Die Zündſchnur der einen Bombe
wurde vom Pförtner des Volkshauſes unmittelbar vor der Explo=
ſion
mit Waſſer gelöſcht, die andere explodierte und verletzte vier
Kinder, eine Frau und ſieben Männer. Drei Perſonen wurden
verhaftet.
Der Londoner Verkehrsſtreik hat eine große Ausdehnung er=
fahren
. Ungefähr 10 bis 11000 Mann des Fahrperſonals der
Omnibuſſe befinden ſich im Ausſtand, was etwa die Hälfte der
Belegſchaft ausmacht.

bleibt es allerdings vorbehalten, ziemlich unverblümte Angriffe
gegen den Reichspräſidenten zu richten und Deutſchland zu unter=
ſtellen
, daß ſeine Politik darauf hinauslaufe, die Sicherheit Frank=
reichs
erneut zu bedrohen. Ganz abgeſehen davon, daß das ge=
ſamte
deutſche Volk ſich derartige Angriffe auf die Perſon des
Reichspräſidenten verbittet, darf wohl die Tatſache feſtgenagelt
werden, daß der Temps durch ſeine grobe Tonart nur die Be=
rechtigung
unſerer Befürchtungen wegen der Anſammlung von
Kriegsmaterial an der Grenze beſtätigt.

Deutſchland, das Reich der Arbeik.
Die Ziele des Deutſchen Nakionalvereins.
Der Deutſche Nationalverein trat am 19. Januar zum erſten
Male mit einer öffentlichen Verſammlung im ehemaligen Herren=
haus
vor die Berliner Oeffentlichkeit. Der Vorſitzende, Eberhard
Wildermuth, führte in ſeinem Vortrag über das Thema Deutſch=
land
, das Reich der Arbeit etwa folgendes aus:
Bei aller inneren Zerriſſenheit ſinde ſich in Deutſchland die
Nation in der Wertung der Arbeit zuſammen. Daher laſte auch
die Arbeitsloſigkeit ſchwerer bei uns auf dem Volke, als dies in
anderen Ländern der Fall iſt. Das deutſche Verlangen gehe nicht
nach Verſorgung, ſondern nach Arbeit. Arbeit ſei ein weſentlicher
Teil unſerer perſönlichen und öffentlichen Moral. Es gebe jedoch
kein Wirtſchaftswunder, durch das innerhalb kurzer Zeit 5 bis
7 Millionen Menſchen wieder Arbeit beſchafft werden könne.
Jedem Arbeitsbeſchaffungsprogramm ſeien durch die Leiſtungs=
fähigkeit
der Wirtſchaft und die Notwendigkeit der Aufrecht=
erhaltung
der Währung Grenzen gezogen. Es erſcheine zurzeit
unbedenklich, ohne Schaden für die Wirtſchaft die ausgeſetzte
Summe von 1200 Millionen Reichsmark für die Arbeitsbeſchaf=
fung
auszugeben. Aus den zur Verfügung ſtehenden Mitteln
dürften aber nur 1. reproduktive Arbeiten, 2. ſolche, die ſpätere
Steuerlaſten erſparen und 3 unumgänglich notwendige Arbeiten
bezahlt werden. Vorausſetzung für den Erfolg des Arbeits=
beſchaffungsprogramms
ſeien aber Ordnung und Frieden im
Innern. Ein gewaltſamer Umſturz müſſe in Deutſchland zum
Bürgerkrieg und damit zu Hunger und Elend führen. Die Zeit
ſei gekommen, wo man ſich von Hanswürſten und falſchen Pro=
pheten
, ebenſo wie von denen, die in Konventikeln und Klubs
unverantwortliche Politik treiben, abwenden müſſe. Eine wei=
tere
Vorbedingung für das Gelingen des Planes ſei eine Stär=
kung
der Rechtsſicherheit. Auf dem Gebiete des Staatsrechts
müßten wir zur Verfaſſungsehrlichkeit zurückkehren. Schließlich
müßten wir den Kampf um einen wirklichen Frieden an Stelle
des Verſailler Vertrages weiterführen. Wir brauchten Sicher=
heit
, um die Freiheit nach außen und innen gewinnen zu können.
Der Sinn aller Arbeit ſei die Freiheit der Perſönlichkeit.
Nach einer angeregten Ausſprache ſchloß der Verſammlungs=
leiter
Dr. Cremer die Kundgebung mit dem Aufruf an die Er=
ſchienenen
, ſich in die große volksbürgerliche Sammlungsbewe=
gung
einzureihen, die der Deutſche Nationalverein anſtrebt. Mit
einem Hoch auf das deutſche Vaterland ſchloß die eindrucksvolle
Verſammlung.

Er iſt ſchon früh der Egotiſt, das heißt: der Menſch, der ſich
trotz einer überwältigenden Meinung durchzuſetzen verſteht, zu=
gleich
: der gegen ſich rückſichtslos Wehrhafte, ſich Bekennende.
Wenn ein Buch langweilig iſt, wird man in zwei Jahren beim.
Krämer die Butter damit einſchlagen; wenn es nicht langweilt,
wird man einſehen, daß der Egotismus, aber nur der aufrich=
tige
, ein Mittel iſt, das menſchliche Herz zu ſchildern
Der Drang, ſich ſelbſt und die Welt klar zu ſehen, führt ihn
der welthiſtoriſchen Bewegung zu, die während ſeiner Jugend
Europa beherrſcht: dem Aufſtieg Napoleons. Er macht als Sieb=
zehnjähriger
den Uebergang des Heeres über den Gotthard und
den Einzug in Italien mit, verlebt als Dragonerleutnant bis
1802 in Mailand und anderen Garniſonen eine glückliche Zeit=
1809 kommt er über Württemberg und Bayern nach Oeſterreich.
Er folgt den Spuren der Verheerung, an ſchwarz ausgebrannten
und noch brennenden Ortſchaften, an Toten und Verwundeten
vorbei. Unter der Ennsbrücke bei Ebelsberg, wo ein furcht=
barer
Kampf vorausging, ſteht noch ſtarr und aufrecht ein totes
Pferd. Er perzeichnet genau alle ſeine Beobachtungen in ſeinem
Taſchenbuch. An mehreren Stellen liegen die Leichen in Haufen=
Ich ſtudierte ihre Geſichter. Auf der Brücke lag ein braver Deut=
ſcher
, tot mit offenen Augen: aus ſeinen Zügen ſprach Mut, Treue,
deutſche Gutmütigkeit und ein wenig Schwermut.
Der Abenteurer aus Leidenſchaft, der er nun einmal iſt.
eigentlich gibt es für ihn nur zwei Dinge, für die es ſich zu leben
lohnt: die Gefahr und die Liebe ſpricht auch aus einer kurzen
Unterweiſung für Duellanten; ſie mögen, wenn der Augenblick
kommt, da der Kugellauf des Gegners ſich auf einen richtet die
Blätter des zunächſt ſtehenden Baumes zählen.
Stendhals Stern ſteht in merkwürdigem Zuſammenhang zum
Geſtirn Napoleons. Wie dieſer wurzelt er in der Revolution, wie
dieſer: endet er als Ariſtokrat. Die Schlacht bei Marengo, da
Napoleons Aufſtieg begann, macht er zwar nicht als Ausländer
mit, aber fünfzehn Monate und fünfzehn Tage ſpäter betritt er
die Stätte, wo noch gefällte Bäume und viele Menſchen= und
Tiergebeine liegen: er ahnt die weltgeſchichtliche Bedeutung die=
ſes
Ereigniſſes. Später erſcheint er immer wie ein heimlicher
Trabant in Napoleons Nähe: er fehlt bei keinem der großen Feld=
züge
, ja dem ruſſiſchen ſchließt er ſich freiwillig an. Während der
Glanzzeit des Kaiſerreiches erreicht auch Stendhals äußeres Le=
ben
ſeinen Zenith: er genießt damals ein jährliches Einkommen
von nicht weniger denn 9500 Franken, was ihm ein freizügiges
Leben ermöglicht. In Paris bewohnt er eine vornehme Woh=
nung
in der Rue Neuve de Louxembourg, hält ſich Diener und
Kutſcher, ein Kabriolett und zwei Pferde.
Mit Napoleons Sturz (1814) erfolgt auch der Zuſammen=
bruch
dieſes Lebens. Er verläßt Paris, da er die Herrſchaft der
Bourbonen nicht ertragen kann, und überſiedelt nach Mailand

Kein Verbot
des Berliner SA-Aufmarſches.
Die Horſt=Weſſel=Kundgebung der NSDAP. pollzeilich
genehmigl.
* Berlin, 21. Januar. (Priv.=Tel.)
Am Samstag nachmittag hat in der Reichskanzlei eine Unter=
redung
zwiſchen dem Reichskanzler von Schleicher, dem preußiſchen
Innenminiſter Dr. Bracht und dem Berliner Polizeipräſidenten
Dr. Melcher ſtattgefunden, die ſich um den für den Sonntag ge=
planten
Aufmarſch der Nationalſozialiſten im Zentrum von Ber=
lin
drehte. Der Reichskanzler hat ſich in ſeiner Eigenſchaft als
Reichskommiſſar für Preußen veranlaßt geſehen, in eine Aus=
ſprache
mit den ihm untergeordneten Inſtanzen einzutreten, um
feſtzuſtellen, ob die polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen genügen
oder ob es nötig ſein würde, im letzten Augenblick die national=
ſozialiſtiſche
Demonſtration zu unterbinden. Die Ausſprache hat
ergeben, daß es bei den getroffenen Dispoſitionen bleibt. In=
folgedeſſen
werden die Nationalſozialiſten am Sonntag mittag
auf dem Bülowplatz por dem Parteigebäude der Kommuniſten
aufmarſchieren.
Verſtärkter Polizeidienſt in Berlin.
Der ſonntäglichen Kundgebung der NSDAP. liegt eine Horſt=
Weſſel=Gedenkfeier zugrunde, mit der auf dem Nikolai=Friedhof
am Prenzlauer Tor die Weihe eines Horſt=Weſſel=Gedenkſteines
verbunden iſt. Da die Kommuniſten um dieſelbe Zeit vor ihrem
Parteigebäude eine Gegenkundgebung veranſtalten wollten, die
allerdings polizeilich verboten worden iſt, hat die Polizei einen
verſtärkten Dienſt eingerichtet. Auto= und Radfahrerſtreifen wer=
den
die Straßenpoſten in ihrer Aufgabe unterſtützen, Ruhe und
Ordnung aufrechtzuerhalten.
Die kommuniſtiſchen Gegenkundgebungen verboten.
Der Polizeipräſident von Berlin hat mit Rückſicht auf die auf=
reizende
Schreibweiſe der kommuniſtiſchen Preſſe für den mor=
gigen
Sonntag alle kommuniſtiſchen Umzüge und Verſammlungen
inter freiem Himmel in folgenden Bezirken verboten: Mitte,
Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Tiergarten, Charlottenburg, Wil=
mersdorf
, Schöneberg, Neukölln, Treptow nördlich des Kauals,
Pankow, Friedrichshain, Wedding und Weißenſee.
In einer Preſſekonferenz nahm die kommuniſtiſche Reichstags=
fraktion
Stellung zu der für Sonntag vorgeſehenen nationalſozia=
liſtiſchen
Kundgebung, die am Bülowplatz ihren Ausgang nehmen
ſoll. Die Kommuniſtiſche Partei, erklärte der Abg. Olbruch=Berlin.
müſſe es als Propokation betrachten, daß die nationalſozialiſtiſche
Kundgebung vor dem Karl=Liebknecht=Haus, dem Sitz des Zen=
tralkomitees
der K.P.D., beginne, zumal der Bülowplatz für
Demonſtrationen und Verſammlungen der K.P.D. ſeit Jahren ge=
ſperrt
ſei. Die K.P.D. habe beim Polizeipräſidium und der
Regierung Proteſt erhoben.
Kirchenverkräge auch in Heſſen?
a. Wie der Schulbote für Heſſen meldet, wurde in einer
Beſprechung, die zwiſchen dem heſſiſchen Kultusminiſter und
Staatspräſident Dr. Adelung und Vertretern des Heſſiſchen
Landes=Lehrervereins ſtattfand, von amtlicher Seite zu=
gegeben
, daß auch in Heſſen ſchon ſeit Jahren Vorbeſprechungen
über ein neues Abkommen zwiſchen dem heſſiſchen Staate und
den Kirchen ſtattgefunden hätten. Näheres über den Stand der
Verhandlungen war jedoch nicht zu erfahren. Von der Seite
der Lehrerſchaft wurde zu der Mitteilung der Staatsregierung
erklärt, daß ſie gegen den Abſchluß von Verträgen zwiſchen
dem Staate und den Kirchen an ſich nichts einzuwenden hätten,
daß ſie aber, genau wie in den übrigen Ländern, ſich gegen die
Aufnahme von Beſtimmungen über die Schule in die Kirchen=
verträge
wehren würde.

Die für Dienstag, den 24. Januar, angeſetzte Sitzung des
Handwerkskammer=Unterſuchungsausſchuſſes iſt auf Freitag, den
27. Januar 1933, vormittags 10.30 Uhr, verlegt worden. Die
Sitzung iſt nicht öffentlich. Auch die für Montag, den 23. Januax,
vorgeſehene Kontoprüfung bei der Handwerker= Zentralgenoſſen=
ſchaft
Darmſtadt muß wegen dringender Geſchäftsreiſe des Direk=
tors
Neuſel (H3G.) ausfallen.

ſeiner Lieblingsſtadt, wo er, von einer kärglichen Rente lebend.
ein Schriftſtellerdaſein beginnt. Es iſt auffallend, daß das Jahr
1821, da Napoleon ſtirbt, auch für ihn das Jahr der größten Kriſe
wird: er ſteht vor dem Selbſtmord. Nur mit Mühe überſteht er
die erſten Monate in Paris, wohin er wegen der unglücklichen
Liebe zu der Mailänderin Mathilde Dembowska geflüchtet iſt.
Aber dann wendet er ſich ganz dem Schreiben zu. Es hat den
Anſchein, als ob dieſes Jahr, durch das gleichſam die Achſe ſeines
Lebens geht, das Ende ſeiner weltmänniſchen Periode und der
Anfang ſeiner dichteriſchen wäre.
Trotzdem bleibt Napoleon der Gott ſeines Lebens. In ihm
findet er (wie auch die Helden ſeiner Romane) alles verwirklicht.
was der Idee eines großen Daſeins entſpricht. Ex liebt ihn mit
hingebungsvoller, ja, ſeinem wiederholten Eingeſtändnis nach,
einzig verbleibenden Leidenſchaft, ob er ſich auch deſſen Schwächen
bewußt iſt. Sein 1837 ſelbſt verfaßter Nekrolog endigt mit den
Worten Hochachtung hatte er nur vor einem einzigen Manne:
Napoleon Bonaparte‟.
Es gehört auch zu ſeinem ſtolzen Bewußtſein, daß der Im=
perator
ihn dreimal einer Anſprache würdigte. Der große Mann
richtete zum erſtenmal das Wort an mich bei einer Truppenſchau
im Kreml. Ich hatte die Ehre eines langen Geſprächs mit ihm
in Schleſien während des Feldzugs 1813. Schließlich gab er mir
im Dezember 1813 mit lebhafter Stimme ins einzelne gehende
Unterweiſungen während meiner Verwendung in Grenoble unter
dem Senator Grafen von Saint Vallier.
Dieſer begeiſterte Offizier, der ſich nicht ſcheut, ganz in der
Nähe der Vorpoſten und ihres Gewehrfeuers eine Schlacht zu be=
obachten
, obgleich ſein Platz weit hinten geweſen wäre, gehört
trotzdem zu den höchſt empfindſamen Naturen, überhaupt Frauen
gegenüber. In der Jugend verſagen ihm die Füße den Dienſt,
wenn er in Paris die Gaſſe der Schauſpielerin Virginie Cubly,
der erſten Geliebten, betritt. Aber noch als faſt Vierzigjähriger
gibt er ſich ſchwärmeriſch lange Zeit der Hoffnungsloſigkeit hin,
von Mathilde Dembowska, die er unglücklich liebte, getrennt leben
zu müſſen. Als er zehn Jahre ſpäter, auf dem Janiculus in Rom
auf= und abgehend, während der langen Stunden eines Oktobex=
tages
beſchließt, ſein Leben aufzuſchreiben, fragt er ſich: Ich gelte
als ein Mann, der viel Geiſt hat und der unempfindlich iſt. gar als
Lebemann, aber ich ſehe, wie mich immer wieder unglückliche
Liebe heimgeſucht hat. Ich habe wahnſinnig geliebt Mademoiſelle
Cubly, Fräulein von Griesheim. Madame de Diphortz, Mathilde
de Dembowska, aber keine von dieſen habe ich beſeſſen. Mehrere
dieſer Liebſchaften haben drei bis vier Jahre gedauert. Mathilde
hat in den Jahren 18181824 mein ganzes Daſein erfüllt. Und
ich bin noch nicht davon geheilt, muß ich hinzufügen, nachdem ich
eben wohl eine gute Viertelſtunde lang nur von ihr geträumt
habe. Dieſer Stendhal, der in Beinkleidern aus weißem eng=

[ ][  ][ ]

Sonntag, 22. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 22 Seite 3

Japan warnk China vor einem anküjapaniſchen Feldzug an der chineſiſchen Nordgrenze. . Die Genfet
Schlichkungsbemühungen geſcheikerk. Einberufung einer außerordenklichen Völkerbundsverſammlung.

Chineſiſche Zluchk in die Leffenklichkeik.
Schwere Anklagen gegen den 19er=Ausſchuß.
Erneiker Prokeſt gegen die Anerkennung
von Mandſchukuo.
Genf, 21. Januar.
Bei den Vermittlungsbemühungen des Völkerbundes im
chineſiſch=japaniſchen Konflikt iſt eine neue Verſchärfung der
Lage zu verzeichnen durch eine im Laufe der Nacht von der
chineſiſchen Delegation veröffentlichte längere Erklärung. Die
chineſiſche Delegation erhebt darin Einſpruch dagegen, daß der
Neunzehnerausſchuß zu den chineſiſchen Vorſchlägen hinſichtlich
des vorgeſchlagenen Vermittlungsverfahrens, das bereits Ende
Dezember eingebracht worden ſei, überhaupt noch nicht Stellung
genommen habe, dagegen über japaniſche Vorſchläge verhandele.
Die chineſiſche Delegation hat daraufhin ihre eigenen Vorſchläge
der Oeffentlichkeit übergeben. Sie beſteht darauf, daß der
Völkerbund ſich gegen die Anerkennung des Mandſchureiſtaates
ausfpricht, und erklärt, daß China in dieſer Forderung auf
keinen Fall nachgeben werde. Auch in den anderen Punkten
der Entſchließung des Neunzehnerausſchuſſes vom Dezember
nimmt China eine Haltung ein, die derjenigen Japans ent=
gegengeſetzt
iſt, ſo daß die Ausſichten einer Löſung der Schwie=
rigkeiten
immer geringer werden.
Japan warnt China.
Tokio, 21. Januar.
Bei dem Wiederzuſammentritt des japaniſchen Reichstags
gab Außenminiſter Graf Uſchida ausführliche Erklärungen über
die oſtaſiatiſchen Fragen und die internationale Wirtſchaftskriſe
ab. Durch die Anerkennung von Mandſchukuo ſeitens Japan
und die Unterzeichnung des Defenſivabkommens mit dem neuen
Staat ſei eine neue zuverläſſige Bürgſchaft für die Aufrecht=
erhaltung
des Friedens in Oſtaſien geſchaffen worden. Er ſei
überzeugt, daß der Völkerbund und die ausländiſchen Regie=
rungen
gegebenenfalls die Anſtändigkeit und Richtigkeit der von
Japan eingenommenen Haltung anerkennen werden. In China
ſei das politiſche Durcheinander größer denn je.
Nach zuverläſſigen Mitteilungen habe die Kuomintang im
Dezember den Antrag wegen eines antijapaniſchen Feldzuges
an der chineſiſchen Nordgrenze praktiſch angenommen. Japan ſei
verpflichtet, China auf die verhängnisvollen Folgen aufmerkſam
zu machen und aufzufordern, ſich weitere Schritte ernſtlich zu
überlegen.
Mit Bezug auf den Lytton=Bericht legte Uſchida die Ein=
wendungen
Japans dar, und bekundete gleichzeitig den leb=
haften
Wunſch nach vertrauensvoller Zuſammenarbeit mit dem
Völkerbund. Auf das wirtſchaftliche Gebiet übergehend, bedauerte
der Außenminiſter die neuen Handelshemmniſſe, die in mehr
als 40 Staaten durch das Abgehen von der Goldwährung ge=
ſchaffen
worden ſeien, ſowie den Wettlauf um die Errichtung
von Zollſchranken. Er bekannte ſich zur Freihandelsidee und
erklärte zum Schluß, Japan werde ſein Möglichſtes tun, damit
die bevorſtehende Weltwirtſchaftskonferenz zum Ziele führe.
Der 19er=Ausſchuß gibk ſeine Vermikklungen auf.
Genf, 21. Januar.
In den Verhandlungen des 19er Ausſchuſſes iſt am Sams=
tag
eine entſcheidende Wendung eingetreten. Der Ausſchuß hat,
wenn auch noch nicht formell, das Verſöhnungsver=
fahren
zwiſchen Japan und China als ausſichts=
los
aufgegeben und beſchloſſen, das Verfahren des
Artikels 15 Abſatz 4 des Völkerbundsvertrages
vorzubereiten, nachdem der Völkerbund nunmehr
unverzüglich zu einer endgültigen Stellung=
nahme
des Mandſchureiſtreitfalles gezwun=
gen
iſt.
Im Ausſchuß lag eine amtliche Mitteilung von Matſuoka
vor, wonach die dem Ausſchuß am Freitag nichtamtlich mit=
geteilten
japaniſchen Gegenforderungen als die amtlichen Vor=
ſchläge
der japaniſchen Regierung anzuſehen ſeien. Der 19er
Ausſchuß hat es in großer Uebereinſtimmung abgelehnt, zu den
japaniſchen Gegenforderungen Stellung zu nehmen.

liſchen Stoff ſchwermütig, vor den Abendnebeln flüchtend, vom
Janiculus wieder herabſteigt, ſcheint ein anderer als der kühne
Offizier der Napoleonjahre und iſt doch der gleiche. Er hat den
Offiziersdienſt, Reiſen, große und furchtbare Liebeserlebniſſe‟
hinter ſich und ſucht nun Troſt im Schreiben von Büchern.

Unter den Städten liebt er beſonders Mailand. Als ſieben=
zehnjähriger
Dragoner betritt er es zum erſtenmal und verlebt
dort die ſchönſte Zeit ſeines Lebens. Er erlebt während ſeiner
wiederholten jahrelangen Aufenthalte, die ſchickſalsvollſten Be=
ziehungen
zu zwei Frauen: Angiolina Pietragura und Mathilde
Dembowska. Die erſte iſt die Frau eines Kaufmanns, die elf Jahre
nach der erſten Begegnung ſeine Geliebte wird. Er ſchildert ein=
mal
vor einer Trennung ihr Bild: Ohne Zweifel iſt die ſchönſte
Frau, die ich gehabt und vielleicht je geſehen habe, Angela, ſo wie
ſie mir heute abend erſchienen iſt, als wir zuſammen durch die
Straßen ſchritten, beim Schein der Ladenlampen. Ich weiß nicht,
was ſie bewegte, mir, mit jener Natürlichkeit und ohne Eitelkeit,
die ſie auszeichnet, zu ſagen, daß einige ihrer Freunde ihr geſagt
hätten, ſie flöße Furcht ein. Sie war heute abend in Stimmung . .
Wir tranken eine Taſſe Kaffee in einem einſamen Hinterſtübchen;
ihre Augen glänzten, ihr Geſicht hatte im Helldunkel eine ſüße
Harmonie . . . Dieſes Geſicht gäbe eine herrliche Sybille. Frei=
lich
wird er einmal bitter von der Pietragura enttäuſcht. Ein
Kammermädchen beweiſt ihm, daß ſie auch noch andere Männer
mit ihrer Gunſt beſchenkt, und ſo wendet ſich Stendhal, der ſehr
eiferſüchtig iſt, wieder von ihr und einer anderen Mailänderin
zu, die er nie erringen ſoll: Mathilde Dembowska.
Wie ſehr er Mailand liebt, bezeugt die vielleicht merkwür=
digſte
Grabſchrift der Literaturgeſchichte, die Stendhal in meh=
reren
Teſtamenten für ſich entwarf und die ihm auch, wenn auch
leider mit etwas verändertem Text. auf ſeinen Grabſtein gemei=
ßelt
wurde, als er neunundfünfzigjährig in Paxis an einem Ge=
hirnſchlag
ſtarb. Sie lautet: Qui Giace Henry Beyle Milaneſe.
Viſſe=Scriſſe=Amo. (Hier liegt Henry Beyle, der Mailänder. Er
lebte, ſchrieb, liebte.)

* Die Wallfahrt nach Paris von Joſef Magnus Wehner. (Alb.
Langen=Georg Müller.)
Wehner ſchrieb neben vielen anderen Büchern Sieben vor
Verdun eines der eindruckvollſten Kriegsbücher. In Wallfahr
nach Paris geht er andere Wege. Wege, die aus Vergangenheit
und Gegenwart in die Zukunft deuten. Mit den drei Hauptper=
ſonen
, deren Schickſal im geraubten Oſten beginnt und in Pari
endet ſind nicht dieſe drei gemeint. Es iſt Schickſal, das er zeich=
net
, Schickſal unſeres Volkes, das endlich, endlich erkennen muß
wie es ſich zur Zukunft zu ſtellen hat. Ein gutes nationales Buch
das von allen geleſen werden ſollte, die denken und denen unſeres
*5
Volkes Geſchick und Sendung am Herzen liegt.

Bor der Anwendung des Ark. 15, Abſ. 4,
des Völkerbundspaktes.
Der 19er Ausſchuß hat ſich jedoch auf dem Standpunkt ge=
ſtellt
, daß das formelle Scheitern des Verſöhnungsverfahrens
nur von der außerordentlichen Völkerbundsverſammlung feſt=
geſtellt
werden könne. Er hat ſeine Aufgabe dahin feſtgelegt,
den Bericht für die Völkerbundsverſammlung über die Ein=
leitung
des Verfahrens nach dem Artikel 15 Abſatz 4 vor=
zubereiten
.
In der Sitzung ſind die Vertreter Englands und Frank=
reichs
übereinſtimmend in ſchärfſter Weiſe für den Abſchluß des
Verſöhnungsverfahrens und für die Annahme des Lytton=
berichtes
eingetreten. Präſident Hymans wurde beauftragt,
Matſuoka von der Haltung des Ausſchuſſes in Kenntnis zu ſetzen.
Amtlich wird mitgeteilt, daß bis zur Stellungnahme der
Vollverſammlung noch immer die formale Möglichkeit einer
Verſtändigung mit Japan offen bleibe, obwohl ſelbſtverſtändlich
hierfür kaum mehr Ausſicht beſtehe. Ueber die Einberufung
der außerordentlichen Völkerbundsverſammlung iſt noch kein
Beſchluß gefaßt worden. Sie ſoll jedoch unter Umſtänden An=
fangs
Februar einberufen werden. In dem Bericht des 19er
Ausſchuſſes werden die
Anüberbrückbarkeit der Gegenſähe zwiſchen China
und Japan
feftgeſtellt und neue Vorſchläge entſprechend Artikel 15 Abſatz 4
gemacht werden. Die von einzelnen Regierungen vorgeſchlagene
Anhörung der Vertreter Chinas im 19er Ausſchuß wurde ab=
gelehnt
, da die chineſiſche Regierung dann gezwungen ſein würde,
die japaniſchen Vorſchläge amtlich abzulehnen und damit eine
Verſchiebung der Verantwortung ſtattfinden würde. Die faſt
einheitliche Stimmung im Ausſchuß ging dahin, daß für den
kaum noch zu vermeidenden Bruch die japaniſche Regierung
allein verantwortlich zu machen ſei.
Trift Japan aus dem Völkerbund aus?
Die japaniſche Regierung hat ihrerſeits bereits vor einigen
Tagen erklärt, daß ſie die Einleitung des Verfahrens des Ar=
tikels
15 Abſatz 4 als eine Aufforderung zum Austritt aus dem
Völkerbund auffaſſen würde.
Die urſprünglich auf Montag feſtgeſetzte Eröffnungsſitzung
der 70. Ratsſitzung iſt infolge der Sitzung des 19er Ausſchuſſes
auf Dienstag verſchoben worden.

Polniſche Rundfunkbeſchwerde in Berlin.
* Berlin, 21. Jan. (Priv.=Tel.)
In der polniſchen Preſſe wird behauptet, daß ſich die War=
ſchauer
Regierung mit einer Rundfunkbeſchwerde nach Berlin ge=
wandt
habe, und daß in dieſer Beſchwerde wegen der Verletzung
eines geheimen Vertrages mit der Reichsregierung Klage geführt
werde.
In der Wilhelmſtraße wird entſchieden in Abrede geſtellt, daß
es derartige geheime oder offene Verträge mit Polen gebe.
Einigermaßen unverſtändlich bleibt, warum ein amtliches De=
menti
in die Welt geſetzt wird, nachdem ſich allmählich herumge=
ſprochen
hat, daß im Auswärtigen Amt tatſächlich
ein polniſcher Proteſt abgeladen worden iſt. Die
Reichsregierung hätte beſſer daran getan, die polniſchen Preſſe=
meldungen
richtigzuſtellen, ſo daß die Oeffentlichkeit dann ein=
wandfrei
gewußt hätte, ob es wirklich irgendwelche Abmachungen
mit den Polen gibt, die ſich auf den Rundfunk beziehen. Soweit
wir unterrichtet ſind, exiſtieren derartige Abmachungen, die im
weſentlichen darin gipfeln, daß ſich beide Teile verpflichten, im
Rundfunk keine Außenpolitik zu treiben. Die Polen glauben nun,
daß gegen den Sinn dieſer Vereinbarungen durch die wiederhol=
ten
Oſtmarkenkundgebungen im deutſchen Rundfunk verſtoßen
worden ſei.

* Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. Samstag, 21. Januar.
Bunker Abend des Südweſtfunks.
Zugunſten der Darmſtädter Winterhilfe, der hoffentlich bei
dem ausverkauften Haus ein anſehnlicher Betrag zukommt, ver=
anſtaltete
der Südweſtfunk einen bunten Abend, der dazu dienen
ſollte, ſtärkere perſönliche Fühlung zwiſchen den Künſtlern des
Funks und dem Publikum herzuſtellen. Wie ſehr dies den
Wünſchen der Funkhörer entſpricht, bewies der Umſtand, daß
wenige Stunden nach Beginn des Kartenverkaufs ſchon ſämt=
liche
Plätze vergriffen waren. Die Vortragsfolge war inſofern
glücklich geſtaltet, als die erſte Hälfte der Veranſtaltung einheit=
lich
als Konzertaufführung von Opernſzenen aufgebaut war,
während die zweite erſt die eigentliche Buntheit brachte. Hans
Rosbaud leitete den erſten Teil, ein Dirigent von größter
künſtleriſcher Gewiſſenhaftigkeit, von bedeutender Geſtaltungs=
kraft
und Feinheit der Ausführung aller Details. Es war
intereſſant, das Rundfunkorcheſter an derſelben Stelle zu hören,
wo die Konzerte des Landestheaterorcheſters ſtattfinden. Es iſt
ein überaus geſchloſſen wirkender Klangkörper, die Streicher,
denen unſeres Orcheſters etwa ebenbürtig, während die Klang=
ſchönheit
der hieſigen Bläſer mir überlegen erſcheint. In einem
aber war die Leiſtung abſolut vorbildlich, in der zarten Rück=
ſicht
auf die Geſangsſtimmen in der Begleitung. Dieſe Rück=
ſicht
zu üben war reichlich Gelegenheit, denn außer der Ein=
leitung
zum 3. Lohengrinakt, der Polonaiſe aus Eugen Onegin
und der Reiſe nach Le Havre aus Puccinis Manon, wurden
ſtets Geſänge begleitet.
Drei vorzügliche Geſangsſoliſten waren für das Konzert
gewonnen, der Baſſiſt Jvar F. Andreſen (Bild 1), deſſen
baritonal klingendes Organ zwar in der Tiefe wenig anſpricht,
in allen übrigen Lagen von prächtiger Fülle und Weichheit iſt.
Beſonders zu rühmen iſt die ausgezeichnete Ausſprache des
Künſtlers, der das Wagnerſche Pathos in der Anſprache König
Heinrichs aus Lohengrin ebenſo gut traf, wie den würdevollen
bäterlichen Ton des Pater Guardin aus Die Macht des Schick=
ſals
, der die etwas ſehr formale Arie des Fürſten aus Eugen
Onegin Ein Jeder kennt die Lieb auf Erden durch ſeine
Geſangskunſt in höhere Sphäre hob, am meiſten aber durch den
überlegenen Humor erfreute, mit dem er den Plumkett aus
Martha geſtaltete.
Faſt noch mehr genoß die Gunſt der Hörer der Tenoriſt
Marcel Wittriſch, ebenfalls in der tiefen Lage etwas ge=

Angelſächſiſche Wirtſchaftskonferenz.
Englands Vorzugsbehandlung durch Amerika.
Berlin, 21. Januar.
Die geſtern veröffentlichte gemeinſame Erklärung
Hoovers und Rooſevelts über die Bereitſchaft zur bal=
digen
Aufnahme von Schulden= und Wirtſchaftsverhandlungen
mit England wird in Berliner politiſchen Kreiſen überall als
eine entſcheidende Wendung in der amerikaniſch=
engliſchen
Politik betrachtet. Für Amerika bedeutet ſie
die lange erwartete Klärung der Abſichten des neuen
Präſidenten, und zwar im Sinne einer Uebernahme der
Grundſätze, die Hoover in der Schuldenfrage ent=
wickelt
hat. Für die europäiſchen Schuldner, vor allem für
Frankreich, das ſich ſeit Dezember oft genug um Verhandlungen
mit Amerika bemüht hat, enthält ſie die deutliche Lektion, daß
die Vereinigten Staaten nicht gewillt ſind, ſich.
durch einſeitige Zahlungseinſtellungen vor
vollendete Tatſachen ſtellen zu laſſen.
Amerika verhandelt vorläufig nur mit England und den üb=
rigen
Ländern, die ihren Verpflichtungen nachgekommen ſind,
über eine Neuregelung, die nach Lage der Umſtände nur in
einer durch mehr oder weniger große wirtſchaftliche Zugeſtänd=
niſſe
zu erkaufenden Herabſetzung der Kriegsſchulden be=
ſtehen
kann. Ob gegebenenfalls mit einer Streichung
gerechnet werden kann, iſt dabei die wichtigſte, aber bewußt un=
entſchieden
gelaſſene Frage. Andererſeits ſind die offenen Fra=
gen
, auf die noch vorgeſtern die Sachverſtändigen der Weltwirt=
ſchaft
reſigniert hingewieſen haben, überraſchend ſchnell geklärt
worden. Amerika erkennt die Wechſelwirkung
zwiſchen Schulden und Wirtſchaftsfragen an, es
iſt ſogar bereit, ſie gleichzeitig zu behandeln. Es wird, was Eng=
land
betrifft, auf wirtſchaftlichem Gebiet über die Goldwährung
und über die Einfuhrzölle verhandeln, wobei es den von der
Pfundentwertung ausgehenden Preisdruck zu beſeitigen und ſeine
Ausfuhr nach England zu beleben beſtrebt ſein wird.
Die Wichtigkeit dieſer Gegenſtände läßt die ſchon heute in
engliſchen Blättern erwähnte Annahme begründet erſcheinen, daß
die geplanten Verhandlungen mit Amerika die Weltwirtſchafts=
konferenz
in ihrer Bedeutung beeinträchtigen werden. Das wäre
aber trotz gewiſſer Lieblingspläne Macdonalds dann kein Ver=
luſt
, wenn damit die Aufgaben dieſer Konferenz ſo weſentlich ge=
fördert
würden, daß ſie in der Hauptſache nur noch eine regi=
ſtrierende
Tätigkeit hätte. Es klingt deshalb durchaus wahrſchein=
lich
, wenn Macdonald ſchon jetzt die Abſicht zugeſchrieben wird,
die Verhandlungen mit Amerika perſönlich zu führen.
Amerikaniſche Einladung an England.
Waſhington, 21. Januar.
Der britiſche Botſchafter Sir Ronald Lindſay hatte eine län=
gere
Unterredung mit Staatsſekretär Stimſon, der ihm die for=
melle
Einladung an England zur Beſprechung der Schuldenfrage
übermittelte. Wie es heißt, wünſcht Rooſevelt die baldige Ent=
ſendung
einer engliſchen Delegation nach Waſhington, mit der nicht
nur die Frage der Kriegsſchulden, ſondern auch die der Zolltarife
diskutiert werden ſoll. Man nimmt an, daß der engliſche Schatz=
kanzler
Neville Chamberlain die engliſche Abordnung, die man
unmittelbar nach Rooſevelts Amtsantritt Anfang März hier er=
wartet
, führen wird.
Bomben-Akkenkal
auf den mandſchuriſchen Miniſterpräſidenken?
Schanghai, 21. Januar.
Unbeſtätigten Gerüchten zufolge iſt der mandſchuriſche Mini=
ſterpräſident
Tſchang Hſiao=hſu auf dem Bahnhof von Tſchang=
tſchun
durch eine Bombe getötet worden. Der japaniſche Bot=
ſchafter
in der Mandſchurei, General Muto, ſoll durch die gleiche
Bombe ſchwer verletzt worden ſein. Weder Einzelheiten noch eine
Beſtätigung dieſes Gerüchtes waren bisher zu erlangen.

hemmt, im übrigen ein virtuoſer Beherrſcher einer herrlichen,
in der höchſten Lage noch kraftvollen und männlichen Stimme.
Beſonders hoch iſt ihm anzurechnen, daß er die Linie des Künſt=
leriſchen
nie verläßt, und trotzdem er außer der Oper auch das
Operettenrepertoire beherrſcht, ſich nicht zu effektvollen Mätzchen
verleiten läßt, wie mancher berühmte Tenorkollege, die nur
bluffen, das Künſtleriſche der Leiſtung aber herabwürdigen.
Wittriſch iſt Meiſter des Belkanto und wirkt ganz beſonders
durch ſein ſchönes Piano und Pianiſſimo. Er ſang die Joſé=
Arie aus Carmen und Duette mit den beiden anderen Soliſten.
Den beiden Sängern als durchaus ebenbürtig erwies ſich
Emmi Hainmüller vom Opernhaus in Frankfurt (Bild 2),
deren jugendliche und unverbrauchte Stimme von beſtrickendem
Wohllaut und ſympathiſcher Wärme iſt. Man bedauerte, daß ſie
keine Soloſzene ſang, ſondern nur im Duett mit Andreſen oder
Wittriſch auftrat. Beſonders erfreut an, ihrer Geſtaltungskunſt, daß
ſie neutral von Effekt und Routine zugleich perſönlich und beſchei=
den
wirkt. Intereſſant war das Programm inſofern, als es ein ge=
treues
Abbild der Spielpläne der meiſten deutſchen Opernhäuſer
war, einige deutſche Werke, Flotow vielleicht, weil ſich am 24. Ja=
nuar
ſein Todestag zum 50. Male jährt, und ſonſt Verdi, der
Liebling des deutſchen Publikums und der deutſchen Sänger, die
doch gern ſo international wie möglich wirken möchten. Die künſt=
leriſche
Höhe der Darbietungen war allerdings von Bedeutſamkeit
und wurde von den Hörern entſprechend anerkannt.
Den zweiten Teil beſtritten in den humoriſtiſchen Vorträgen
Hans Lorenz als witziger und liebenswürdiger Anſager, Eugen
Rex als Komiker, der in der Wiedergabe deutſcher Mundarten
Ausgezeichnetes leiſtete und durch ſeinen ausgezeichneten Humor
mitriß. Sehr nett waren auch die Vergleiche verſchiedenſter Muſik=
ſtücke
in ihren Anklängen, die Harry Hauptmann, der Schla=
gerkomponiſt
, am Flügel zum Beſten gab. Marcel Wittriſch
und Emmi Hainmüller ſangen noch einige Operettengeſänge,
und das Orcheſter ſpielte unter Kapellmeiſter Willy Naue eine
ſchmiſſige und geſchickt gearbeitete Muſik von Eduard Künnecke
Glückliche Reiſe‟. Das Publikum unterhielt ſich trefflich und ließ
vor Lachen und Beifallſalven Eugen Rex kaum zu Wort kommen,
wir dachten darüber nach, wie es dem Orcheſter wohl zu Mute ſein
muß, das faſt täglich den Wechſel von wertvoller Kunſt und einer
Unterhaltungsmuſik mitmachen muß, deren Niveau nicht gerade
hoch genannt werden kann. Das Publikum in ſeiner breiten
Maſſe hat ja einen guten Magen, verdaut alles durcheinander,
aber der ausführende Künſtler? Viele werden ſich gefreut haben,
auch den Sprecher des Rundfunks, O. W. Studtmann, deſſen
Stimme ihnen wohlbekannt iſt, einmal geſehen zu haben. Die
Geſamtleitung des erfolgreichen Abends hatte Heinz Schulte
Bäuminghaus.
P, A.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 22

Sonntag, 22. Januar 1933

Statt Karten.

Else Diehl
Eritz Walter
grüßen als Verlobte

Darmstadt
Nieder-Ramstädterstr. 43.

Leun a. d. Lahn
(1352

Für die vielen Blumen und Glück-
wünsche
anläßlich meines 85. Geburts=
tages
spreche ich hiermit allen, die an
mich dachten, meinen herzlichsten
Dank aus.
Frau Mathilde Krick Wtw.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſer liebes,
gutes Kind
Eliſabeth
mit Geduld getragenem Leiden im Alter von 37 Jahren
zu ſich zu rufen.
In tiefer Trauer:
Familie Müller und Angehörige
Wienerſtraße 89.
Auf Wunſch unſerer teueren Entſchlafenen fand die
Beerdigung in aller Stille ſtatt.

Statt Karten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, ſowie Kranz= und Blu=
menſpenden
beim Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen
Frau Eliſabeth Gutermuth
geb. Seehaus
ſagen wir allen auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Fritz Gutermuth
Familie Seehaus.
Darmſtadt, den 20. Januar 1933.

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Teiden erlöſt.
In tiefer Trauer:
Die Hinterbliebenen.
J d. N: Werner Stier.
Darmftadt, den 22. Januar 1933.
Die Beerdigung hat in aller Stille ſtattgefunden.
Wir bitten höflich, von Beſuchen abzuſehen.
Für die aufrichtige Teilnahme bei unſerem ſchweren
Verluſt ſagen wir auf dieſem Wege allen unſeren
herzlichſten Dank. Ganz beſonderen Dank den Herren
Aerzten und Schweſtern des Städt. Krankenhauſes für
ihre liebevolle Pflege.

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im 45. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Dina Lautenſchläger, geb. Müller
und Kinder.
Darmſta dt, den 20. Januar 1933.
Die Beerdigung findet am Montag, den 23. Januar, um 3 Uhr, auf
dem alten Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtraße) ſtatt.

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[ ][  ][ ]

Sonntag, 22. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 22 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 22. Januar 1933.
* Sonnkags merkk man’s.
Grau, unfreundlich blickt der Tag durchs Fenſter. Eine Ent=
täuſchung
? Nein. Das Barometer hat ja nichts anderes ver=
ſprochen
. Wenn das Wetter nicht weiß, wozu es ſich entſchließen
ſoll: Zum Regen? Zum Schneien? Zu einem freundlichen Licht=
blick
? Dann ſollen wenigſtens die Menſchen wiſſen, was ſie wol=
len
. Jedem ein Lotterietreffer, wertbeſtändig angelegt und zu
guten Zinſen dann könnte man ganz gut auf politiſche Umzüge
verzichten. Zur Not ließen ſich dann auch noch einige Wün=
ſche
aufbringen, um das Getriebe in Gang zu halten.
Der Morgenkaffee ſchmeckt eigentlich recht dünn. Oder merkt
man es nur, weil man heute einmal Zeit hat, ſich mit ihm zu
befaſſen? An Wochentagen läuft er einem meiſt bis auf die
Treppe nach, weil man ſonſt zu ſpät ins Geſchäft kommt. Eigent=
lich
auch ein überholter Begriff. Denn wieſo zu ſpät, wo ja doch
überall nichts los iſt und man ſich vornehmlich mit Mahnbriefen
abgeben muß, die ebenſo erfolglos ſind, ob man ſie ſelbſt ſchreibt
oder ob man ſie ſelbſt empfängt. Was kommt ſchließlich heutzutage
zu ſpät außer der Zahlung, die man erwartet? Die Pleite? Die
Kündigung? So großes Drängeln iſt da wirklich nicht nötig.
Eigentlich iſt es doch ſchade, daß einem das Wetter den freien
Tag vermieſt. Aber ſchließlich iſt es noch gar nicht ſo ſicher, daß
man einen ſchönen Sonntag ſo genutzt hätte, wie man einen un=
ſchönen
zu nützen wünſchte, wenn er ſchön wäre. Kinder wollen
immer das Spielzeug, das ihnen nicht gehört; ihr eigenes liegt
unbeachtet im Winkel.
Die Sonntagszigarre ſchmeckt recht nach Kraut. Sonderbar,
daß die billigen Zigarren immer ſchlechter ſind als die teuren. Es
könnte doch auch umgekehrt ſein, weil ſich die billigen leichter
kaufen und abſetzen laſſen. Auf die paar Männer, die noch teure
Kräuter rauchen, brauchte die Tabakplantage doch keine Rückſicht
zu nehmen, zumal ſolche Männer im 4usſterben begriffen ſind.
Das unbekannte Huhn im Topf ſcheint davongeflogen zu ſein.
Wenn es ſich wenigſtens auf den Teller verirrt hätte. Den kleinen
Fettfleck hätte man ertragen können. Hühner ſind eben keine klu=
gen
Vögel! Sogar unſere kluge Zeit hat ihnen noch nichts von
richtiger Wiſſenſchaft beigebracht. Außerdem ſind ſie immer zäher
geworden, ſo daß man wirklich gut darauf verzichten kann, ſagte
der Fuchs, als er den Stall wohlverſchloſſen fand.
Ach was! Der Menſch ſoll nicht ſo viel grübeln. Am Sonntag
ſchon gar nicht. Und um unzufrieden zu ſein, hat man doch in der
Woche Zeit genug. Schließlich iſt es das einzige, wovon man
noch genug Vorrat hat, ſogar ſehr oft mehr, als einem lieb iſt.

In den Ruheſtand verſetzt wurde am 16. Januar die Ober=
reallehrerin
Clara Boehme, an der Realſchule zu Baben=
hauſen
, Kreis Dieburg, vom 1. April 1933 an auf Grund des
§ 4 der Dritten Heſſiſchen Durchführungsverordnung zur Siche=
rung
der Haushalte von Ländern und Gemeinden vom 3. Novem=
ber
1931. Auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die Alters=
grenze
der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 19. Dezember 1923,
in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249)
tritt am 1. Februar 1933 der Rektor an der Volksſchule zu Nier=
ſtein
, Kreis Oppenheim, Jakob Dörrſchuck in den Ruhe=
ſtand
.
Hohes Alter, Frau Louiſe Horn, wohnhaft Arheilger
Straſe 92, Witwe des Wagenwärters i. R. Heinrich Horn, feiert
am 23. Januar in voller geiſtiger und körperlicher Friſche ihren,
86. Geburtstag.
Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Sigfrid Sebba=
Ausſtellung. Heute vormittag 11.45 Uhr eröffnet die Bücher=
ſtube
in Anweſenheit Sebbas im Rahmen ihrer künſtleriſchen
Veranſtaltungen die Ausſtellung des am Landestheater wirken=
den
Bühnenbildners; gezeigt werden Oelbilder und Graphik.
Ausſtellung. Das Hirnverletztenheim Frankfurt a. M. ſtellt
zur Zeit im Geſchäft der Firma Eckle u. Bork, hier Saalbauſtr. 40,
von hirnverletzten Kriegsbeſchädigten gefertigte Baſtgeflecht=
und Webarbeiten zum Verkaufe aus. Der Erlös kommt
reſtlos den Beſchädigten zugute. Es wird gebeten, von der Kauf=
gelegenheit
reichlich Gebrauch machen zu wollen.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber Annelies
Röhrig, hervorgegangen aus der Geſangsſchule Maria Franke,
gehen uns folgende Kritiken aus Oldenburg zu: Wilhelmshav.
Kurier; Annelies Röhrig bot eine außerordentliche Leiſtung,
deren Höhepunkt ihre erſte Nummer war, die durch das erſchüt=
ternde
Duett mit Becker ſich kaum noch überbieten ließ. Anne=
lies
Röhrig ſang die ſchwierige Partie der Roſalinde in ganz
hervorragender Form. Prachtvoll gelang, ihr der Czardas im
zweiten Akt. In der geſtrigen Aufführung des Tannhäuſer
ſang Annelies Röhrig die Venus. In dieſer Partie hatte ſie
Gelegenheit, die Schönheit ihrer Stimme wider einmal unter Be=
weis
zu ſtellen. Die grandioſe geſangliche Steigerung des erſten
Aktes ließ erkennen, daß Annelies Röhrig für dieſe Fachrichtung
prädeſtiniert iſt.

Sefſiſches Landestheater.

Miſite He Sonntag,
22. Januar
Anf. 1410 Uhr. Jubiläumsturnen der Turnerinnen=
Abteilung der Freien Turngemeinde e. V. Darmſtadt.
19½22½ Uhr Außer Miete.
Im weißen Rößl.
Preiſe 0.503 Mk. Montag,
23. Januar Anf. 20, Ende geg. 22 Uhr. Zweites Volks=
konzert
. (Tänze fremder Völker). Pr 0.502 Dienstag.
24. Januar 19½22¾ Uhr. Darmſt. Volksb.,G, Gr. 14,
Roſe Bernd.
Preiſe 0.504,50 Mk. Kleines Haus

Dienstag.
Anf. 20, Ende vor 23 Uhr. Außer Miete.
24. Januar Die Cſardasfürſtin. Preiſe 0.703.80 Mk.

Heſſiſches Landestheater. Der für heute abend im Kleinen
Haus angeſetzte Lieder= und Arienabend muß leider ausfallen,
da über die Hälfte der zur Mitwirkung vorgeſehenen Geſangs=
ſoliſten
krankheitshalber abſagen mußten. Am Montag dem
23. Januar, findet das 2. Volkskonzert ſtatt. An den Schluß
der Vortragsfolge hat K. M. Zwißler die ſymphoniſche Orcheſter=
ſuite
Scheherazade von Rimſky=Korſakow geſetzt.
Vor einigen Jahren wurde die Suite von Michael Balling er=
folgreich
aufgeführt. Sie gehört zu den am meiſten geſpielten
Kompoſitionen des bedeutenden ruſſiſchen Tondichters. Auch
Borodins Polowetzer Tänze aus ſeiner viel geſpiel=
ten
Oper, Prinz Jgor ſind ein feſter Beſtand aller großen Or=
cheſter
. Ein genauer Kenner der ungariſchen Volksweiſen iſt
Zoltan Kodaly, deſſen Maroſſzeker Tänze, den
zweiten Teil der Vortragsfolge einleiten. Im erſten Teil hören
wir noch die Ballettſuite von Rameau, die Braſi=
lianiſchen
Tänze von Milhaud und die engliſchen
Weiſen von P. A. Grainger. Neueinſtudierung
des Wildſchütz. Am Freitag, dem 2. Januar, wird
Lortzings muſikaliſch reifſte Oper. Der Wildſchütz in einer völli=
gen
Neuinſzenierung Hans Strohbachs in den Spielplan aufge=
gommen
. Die muſikaliſche Leitung hat Dr. Hans Schmidt=
Iſſerſtedt.

Reichsgründungsfeier der vereinigten Kriegerbereine.

Bekennknis zu Deutſchlands Wieder=
aufftieg
und Größe.
* Die Reichsgründungsfeier der vereinigten Kriegervereine
Darmſtadts, die geſtern abend unter außerordentlich ſtarker Be=
teiligung
aus allen Kreiſen der Bevölkerung im Städt. Saalbau
ſtattfand, geſtaltete ſich zu einer erhebenden Kundgebung für
Deutſchlands Wiederaufſtieg und Größe. Nach dem feierlichen
Einzug der Fahnen der beteiligten Verbände, die ihr beſonderes
Gepräge erhielt durch die Begleitung in den alten Uniformen
der heſſiſchen Regimenter, ergriff der Bezirksvorſteher Eiden=
müller
das Wort zur Begrüßung der zahlreichen Gäſte. Be=
ſonderen
Gruß richtete er u. a. an den 1. und 2. Präſidenten
der Haſſia, Herrn Generalleutnant a. D. Exz. v. Oidtmann
und Herrn Landesfinanzamtsdirektor Lindenſtruth, ferner hieß
er Exz. v. Kleinſchmit, die Regimensvereine, den Marinever=
ein
den Stahlhelm uſw willkommen. Er wies darauf hin, daß
es Dankbarkeit ſei, Dankbarkeit für die Leiſtungen der Altvetera=
nen
, die die vereinigten Kriegervereine veranlaßt habe, den
Reichsgründungstag feierlich zu begehen; er gedachte des greiſen
Kaiſers Wilhelm I. und ſeiner Paladine, Bismarck, Moltke und
Roon, deren vereinten Kräften die Gründung des zweiten Kaiſer=
reichs
gelungen ſei. Ihnen gelte es, ſtets in vaterländiſcher
Treue zu gedenken. Er erteilte hierauf das Wort Sr. Exz.
Herrn Generalleutnant v. Oidtmann, der nochmals herzliche
Begrüßungsworte an die Feſtverſammlung richtete. Dann er=
innerte
er an die Feier vor einem Jahre, an der gerade die
Abreiſe der deutſchen Delegation zur Fünfmächte=Konferenz be=
vorſtand
. Die Wünſche, die damals an dieſer Stelle ausgeſpro=
chen
worden ſeien, ſeien nicht in Erfüllung gegangen, die deut=
ſchen
Vertreter ſeien mit leeren Händen zurückgekommen. Heute
ſtünden wir vor ähnlichen Aufgaben, wenn auch das Ergebnis
vom 11. Dezember 1932 uns hoffnungsvoller der kommenden Ab=
rüſtungskonferenz
entgegenſehen laſſe. Trotzdem ſeien für die
deutſchen Vertreter auch jetzt noch die ſchwierigſten Aufgaben zu

fun Be Frachel. EeFrander, ſe Leuſen de ſer Cin=
ſeres
Volkes, deshalb iſt es ihre Pflicht, zu kämpfen
bis aufs Meſſer, und in dieſem Kampf müſſen ſie wiſſen, daß
das geſamte deutſche Volk einmütig und geſchloſſen hinter ihnen
ſteht. Die Frage, wie wir uns zum Problem der Wehrhaftig=
keit
unſeres Volkes ſtellen ſollen, trägt die Antwort in ſich. Volle
Souveränität auf dieſem Gebiete iſt erſte und dringendſte Not=
wendigkeit
, Exz. v. Oidtmann ſchloß mit den Worten: Dem
Vaterland die Treue zu halten, wenn es ſein muß unter Einſatz
unſeres Lebens, das iſt das Gelöbnis, das wir dem Deutſchen
Reiche zum 62. Geburtstage als Geſchenk darbringen.
Nachdem die Vereiniung ehemaliger Militärmuſiker unter
der Stabführung von Obermuſikmeiſter a. D. Rühlemann den
Einzug der Gäſte auf die Wartburg aus Tannhäuſer, mit
vollendeter Virtuoſität vorgetragen hatte, ergriff Prof. Kiſſin=
ger
das Wort zur, groß angelegten Feſtanſprache, in der er u. a.
das Folgende ausführte:
Der 18. Januar weiſt unſeren Blick in die Vergangen=
heit
: Ein Bild von Deutſchlands Höhe erſteht im Schloß
zu Verſailles, in dem einſt die Eroberungskriege Lud=
wigs
XIV gegen Deutſchland ausgeheckt wurden.
Es bedeutet den verheißungsvollen Abſchluß einer Entwick=
lung
, die vor über 100 Jahren begann: die Schmach unter Na=
poleon
war überwunden. Die Völkerſchlacht bei Leipzig hatte den
Umſchwung gebracht, der Erfolg überſtieg die Erwartungen. Aber
was das Volk gut gemacht hatte, das verdarben die Diplomaten.
Indes die Sehnſucht nach einem Deutſchen Reich war da. trotz
der Herren von Wien, die in Eigenbrödelei kein Verſtändnis da=
für
hatten.
Wohl kamen, noch Jahre der Gärung, bis der gewaltige
Staatsmann, den Gottes Fügung uns ſchenkte, Bismarck zuerſt
angefeindet und gehaßt, ſich die Liebe des deutſchen Volkes er=
zwang
und ihr ein Ziel wies zur Einheit. 1870 kam der Geiſt
der Freiheitskriege war wieder erwacht. Fürſten und Volk hatten
ſich gefunden, franzöſiſchen Uebermut in die Schranken zu weiſen.
Wir alten Soldaten haben um ſo mehr Veranlaſſung, davon zu

ſprechen, als wir ja in unſerer Mitte noch Zeugen jenes Kampfes
haben, denen wir in Ehrerbietung unſeren kameradſchaftlichen
Gruß darbringen. Der Staatskunſt eines Bismarck. der Kriegs=
kunſt
der Führer, der Ausdauer des Heeres dankt Deutſchland
den erſten, den großen Tag von Verſailles.
Ein wundervoller Auftakt war dieſes erſte Verſailles. Ein=
heit
macht ſtark. Politiſche Größe ſchafft wirtſchaftliche. Doch
unſer Aufſtieg machte England neidiſch. Es verband ſich, klug be=
rechnend
, mit Frankreich. So begann der Kampf um unſer Sein.
über deſſen Heldenhaftigkeit die Geſchichte ihr Urteil ſprechen
wird. Wir können und wollen die erhebendſten Tage unſeres Le=
bens
nicht verleugnen, da Deutſchlands Parteien einig und ein
Vaterland da iſt, das ſtolz in ſeiner ſchimmernden Wehr in den
Kampf geht. So ziehen wir in den Krieg; Gewaltiges iſt dabei
geſchehen zu Land, Waſſer und Luft. Wie ſind die Helden ge=
fallen
; wir wollen es nimmer vergeſſen. Und wenn erſt einmal
unſer Volk ſtille geworden iſt von den wilden Zuckungen, wird
man auch wieder in weiteren Kreiſen derer gedenken, die für
Deutſchland gefallen, dann wird man auch wieder ſprechen von
Heldentaten, die aus reiner Vaterlandsliebe geſchehen ſind.
Recht iſt es daß Gemeinden, Körperſchaften und Regiments=
vereine
ihren Gefallenen, ein Ehrenmal ſetzen, wenn wir auch
immer noch auf ein Landesdenkmal warten. Mehr noch muß es
ſein, den Hinterbliebenen und Kriegsbeſchädigten über das von
Reichs wegen Mögliche zu helfen, wie es Haſſia und Kyffhäuſer=
bund
erſtreben. Das Beſte aber iſt was uns die Toten ſelbſt zu
ſagen haben. Ihre Gräber ſind Weiheſtätten des Opfertodes, der
Pflichterfüllung.
Freilich all dieſes Heldentum konnte uns jenes zweite Ver=
ſailles
, das von 1919, nicht erſparen. Es ward trotz unſerer tapfe=
ren
Gegenwehr. Und wiel, das zweite ſollte das erſte verwiſchen.
Doch zurück zu den Ereigniſſen des Herbſtes 1918: der Rückzug
kommt. Und hierbei iſt es Dankespflicht, des Mannes zu geden=
ken
, der auch dies letzte mit ſicherer Hand geleitet hat: Hinden=
burg
führt die Truppen in die Heimat. Er hält ſtand, als eine
Welt um uns verſinkt.
Die Lüge von Deutſchlands Schuld am Weltkriege iſt auch
dem Ausland offenſichtlich geworden, das Werk Bismarcks iſt
uns geblieben, trotz Saarland. Memelland und volniſchem Korri=
dor
. Einmal muß auch unſerem Volk die Sonne wieder leuchten.
Dieſer Sehnſucht geben wir Ausdruck im alten Soldatengruß, und
wenn wir uns vereinigen in dem Ruf: Dem Deutſchen Reich und
unſerem Generalfeldmarſchall von Hindenburg ein dreifaches
Hurxa.
Die Feſtverſammlung dankte dem Redner für die von ſtarkem
vaterländiſchem Geiſt getragenen Worte mit lebhaftem, herz=
lichen
Beifall und ſtimmte ſpontan das Lied der Deutſchen an,
deſſen erſte Strophe ſtehend geſungen wurde.
Die Feier nahm ihren Fortgang mit dem von Herrn W.
Eichel mit großer Hingabe und wirklichem Können geſungenen
Selig ſind, die Verfolgung leiden, aus Der Evangelimann.
Der nicht endenwollende Beifall veranlaßte, den Künſtler, die
für den zweiten Teil des Abends vorgeſehene Romanze aus
Aida vorauszunehmen
Ein Sinnbild deutſcher Not und deutſcher Hoffnung waren
die plaſtiſchen Gruppen geſtellt von den Haſſia=Jugendabteilungen
Darmſtadt und Pfungſtadt, zu denen Bezirksjugendführer
Meyer mit viel Einfühlungsvermögen den verbindenden Text
ſprach.
Es iſt hier nicht Raum genug, um all die ernſten und die
im zweiten Teil folgenden künſtleriſchen Leiſtungen muſikaliſcher
und darſtelleriſcher Art im einzelnen anzuführen. Wir erwähnen
nur, die ſamt und ſonders auf bewährter Höhe ſtehenden Dar=
bietungen
der unermüdlichen Vereinigung ehemaliger Militär=
muſiker
, unter der ſtraffen Leitung ihres beliebten Dirigenten,
Obermuſikmeiſters a. D. Rühlemann, die immer wieder die dank=
bare
Feſtgemeinde in Begeiſterung zu verſetzen wußte, wir er=
wähnen
Herrn W. Reichert, der ſich auch nach der Pauſe den
Wünſchen ſeiner Verehrer nicht verſchloß, und wir gedenken nicht
zuletzt der exakten ſportlichen Leiſtungen der Haſſiajugend, die den
ihr gezollten Beifall voll und ganz verdiente.
All dieſe Kräfte vereinigten ſich und machten, daß dieſe
Reichsgründungsfeier für alle, die ſie miterlebten, eine wahre
Feierſtunde bedeutete, die noch lange nachwirken wird und die den
Veranſtaltern den erhofften Erfolg, das vaterländiſche Denken
und Handeln an die Front zu rufen, ſicher gebracht hat.

Die Sektion Darmſtadt des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins hielt am Freitag ihre diesjährige Hauptverſamm=
lung
im Vereinslokal bei Sitte ab. Nach kurzer Begrüßung
durch den Vorſitzenden Dr. Tenner erſtattete der Schriftführer
Dr. Hüffell den Jahresbericht. Die Sektion tritt in das 62.
Vereinsjahr mit einem Mitgliederbeſtand von 330. Ehrenabzei=
chen
für 25jährige Mitgliedſchaft erhielten die Herren Oberregie=
rungsrat
Knöß. Landgerichtspräſident Weifenbach, Miniſterialrat
Melior. An Toten hat die Sektion zu beklagen; Frau Marie
Ullrich, die Herren Zollinſpektor Klingelhöfer, Carl Mahr, Dr.
Stadelmayer, Geh. Med.=Rat Dr. Willi Merck und den Berg=
führer
und Hüttenpächter Rudolf Birkl in St. Anton. Es wur=
den
im Laufe des Jahres 12 Ausflüge unternommen und 6 Vor=
träge
fanden ſtatt. Regelmäßig Freitag abends fanden im Ver=
einslokal
bei Sitte die Vereinsabende ſtatt. Die Bücherei wurde
durch zahlreiche Neuanſchaffungen und Schenkungen weiter ver=
mehrt
. Hierauf erſtattete der Rechner, Herr Rumpf den
Kaſſenbericht, aus dem hervorging, daß die Kaſſenverhältniſſe der
Sektion in beſter Ordnung ſind. Der Hüttenwart, Herr Arm=
bruſt
berichtete über die Vereinshütte im Moostal bei St. Anton
am Arlberg. Trotz des ſchlechten Sommers und der ſchweren
Zeiten erfreut ſich unſere Hütte eines ſehr regen Beſuches und
befindet ſich in tadelloſem Zuſtand. Die Bewirtſchaftung liegt
noch in den Händen der Familie Birkl. die in muſterhafter Art
für Ordnung und gute Verpflegung ſorgt. Die Neuwahl des
Vorſtandes ergab die Herren: 1. Vorſitzender Dr. Tenner Kaſſen=
wart
Rumpf, Hüttenwart Armbruſt, Bücherwart Dr. Schwalm,
Schriftführer Dr. Hüffell. Beiſitzer die Herren: Direktor Laute=
ſchläger
, Oberbürgermeiſter Mueller, und Halſter. Zum Schluß
dankte Herr Heß dem Vorſtand für ſeine Mühewaltung.

Beitadenn. Nach Verleung des Protolols Nopſen Jalt
bericht und Rechenſchaftsbericht erfolgte die Entlaſtung des Vor
ſtandes. Bei der Neuwahl wurde der ſeitherige Vorſitzende, Herr
M. Fiſcher, einſtimmig wiedergewählt, ebenſo mit Stimmenmehr=

heit der größte Teil des alten Vorſtandes, neu hinzu kamen die
Herren Schneider Tracht und Borger. Als Rechnungsprüfer wur=
den
die Herren Roß und Stork beſtimmt. Auch die Liſten der
Vertrauensmänner und Vergnügungskommiſſion wurden durch
einige neue Herren ergänzt.

Preſſebeſprechung. Der Südweſtdeutſche Rundfunk hatte
geſtern abend die Vertreter der Darmſtädter Preſſe zu einer Be=
ſprechung
über verſchiedene für die Ausgeſtaltung und Weiterent=
wicklung
des Rundfunks wichtige Fragen gebeten. Nachdem der
Vertreter des Vorſtandes des Südweſtdeutſchen Rundfunkes. Herr
Schulte=Bäuminghaus, die erſchienenen Herren begrüßt hatte, gab
er Aufſchluß über Zweck und Ziel dieſer bunten Abende, wie einer
geſtern abend im Großen Hauſe ſtattfand. Er betonte das In=
tereſſe
und die Neugierde der vielen Rundfunkhörer, die Künſtler,
die ihnen ſoviel und vielerlei bieten, einmal lebendig vor ſich zu
ſehen; er ſagte, daß der Wunſch, in lebendige Fühlung mit dem
Publikum zu treten, auf ſeiten der ausübenden Künſtler nicht
minder ſtark ſein, und gab ſchließlich ſeiner Freude Ausdruck, daß
der erſte Verſuch in dieſer Hinſicht hier ſo glänzend gelungen ſei.
indem das Theater nach vierſtündigem Vorverkauf bis auf den
letzten Platz ausverkauft ſei. Herr Redakteur Knoeckel ſprach dann
für den verhinderten Herrn Oberingenieur Becker zunächſt über
Techniſche Funkfragen und dann über Rundfunk und Preſſe‟.
Er gab dem Wunſche Ausdruck, daß die Preſſe den Darbietungen
des Rurdfunks vielleicht mehr als bisher Beachtung und kritiſche
Würdigung zukommen kaſſe. Bei der nun folgenden intereſſan=
ten
Ausſprache wurde allſeitig anerkannt, daß bei der großen kul=
turellen
Bedeutung, die der Rundfunk für die Allgemeinheit hat.
dieſer Wunſch berechtigt ſei, und man unterhielt ſich über Mittel
und Wege, wie dieſem Wunſche Rechnung getragen werden könne.
Die Ausſprache verlief außerordentlich anregend und wird ſicher
Früchte tragen. Zum Schluſſe wollen wir noch erwähnen, daß ein
bunter Abend im größten Stile für Mai dieſes Jahres in der
Feſthalle durch den Südweſtdeutſchen Rundfunk geplant iſt.
(Im letzten Kochvortrag des Gaswerks konnte nicht nur
gezeigt werden, daß die Gasküche mit ihren modernen. Geräten
hygieniſch vollkommen einwandfrei arbeitet, ſondern daß ſie wie
kaum eine andere Energie die Möglichkeit bietet, einen Haus=
halt
ſo billig zu führen. Noch nicht einmal 1 Pf koſtete
die Zubereitung eines Mittageſſens für eine Perſon. Daß ein
derartiges Ergebnis erzielt werden konnte, lag nicht zuletzt auch
an dem angewandten Kochverfahren, dem Turmkochen. Turm=
kochen
auf dem Gasherd dürfte heute wohl zweifelsohne die
billigſte Art der Zubereitung von Speiſen ſein. Um dieſes Koch=
verfahren
weiten Kreiſen der Bevölkerung bekannt zu machen,
wird das Gaswerk in ſeinen kommenden Vorträgen ſtets auch
dieſe Frage mitbehandeln. Der nächſte Vortrag findet am Don=
nerstag
, dem 26. Januar, abends 8 Uhr, im Vortragsſaal des
Städt. Gaswerks. Eliſabethenſtraße 25½, ſtatt. Es wird nicht
nur über die neuzeitlichen Kochverfahren und Zubereitung der
verſchiedenartigſten Speiſen geſprochen werden, ſondern auch die
wirtſchaftlichſte und billigſte Heißwaſſerbereitung im Haushalt
wird entſprechend erläutert werden. Allen wirtſchaftlich denken=
den
Hausfrauen ſei deshalb der Beſuch beſtens empfohlen. (Siehe
auch heutige Anzeige.)

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 22

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 22. Januar 1933

Generalverſammlung und Geſellſchaftsabend des SAC.
Der Heſſiſche Ankomobilclub wieder der geſellſchaftlich und ſporklich führende Darmſtädker Chb.
Bielfache Ehrungen des erfolgreichſten deutſchen Herrenfahrers Herrn W. Merck.

Der Heſſiſche Automobilclub hatte mit ſeiner geſtrigen ordeni=
lichen
Hauptverſammlung einen Geſellſchaftsabend in den unteren
Räumen des Hotels Zur Traube verbunden, deſſen glanzvoller
Verlauf, ebenſo wie die voraufgegangene Hauptverſammlung, den
Beweis erbrachte daß der H.A.C. nach Ueberwindung einer in=
neren
Kriſe, dank der ausgezeichneten Führung ſeines jetzigen
Vorſtandes, beſonders ſeines Präſidenten, Herrn W. Merck,
wieder zu dem geworden iſt, worauf er auf Grund ſeiner ſport=
lichen
und geſellſchaftlichen Tradition und der Tatſache, daß er der
erſte und älteſte heſſiſche Automobilclub iſt, Anrecht hat: zum
ſportlich und geſellſchaftlich, führenden Club Darm=
ſtadts
und Heſſens.
Die Hauptverſammlung im Konferenzſaal der
Traube leitete Präſident W. Merck. Der Vorſtand war voll=
zählig
, und erfreulich zahlreich waren auch die Mitglieder er=
ſchienen
. Der Präſident erſtattete den Bericht über das abgelau=
fene
Geſchäftsjahr, nachdem der verſtorbenen Mitglieder, der
Herren Kommerzienrat Dr. Willy Merck, Buchdruckereibeſitzer W.
R. Wittich, Otto Graf zu Erbach=Fürſtenau, ehrend in üblicher
Weiſe gedacht worden war. Nach ſeinen Ausführungen war das
letzte Jahr in wirtſchaftlicher Beziehung das ſchwerſte ſeit
Beſtehen des Clubs. Aber es brachte dem H.A.C. trotz der wirt=
ſchaftlichen
Schwere nicht nur in finanzieller Hinſicht, ſondern
auch eine innere Geſundung, auf die der H. A.C. mit Freude,
Stolz und Genugtuung zurückblicken darf. Zahlen, die die Oef=
fentlichkeit
wenig intereſſieren, die aber ein Geſchäftsbericht ent=
halten
muß, bewieſen das. Der Bericht dankt allen Mitglie=
dern
, die ſich um den Club verdient gemacht haben und appelliert
an die Clubkameradſchaft, in der Arbeit für den Club nicht
nachzulaſſen. Für erfolgreiche Mitgliedwerbung erhalten den
Silbernen Clubbecher die Herren Wilhelm Merck, Georg
Schellhaas, Kahlert, Dr. Vallbracht, Fr. Ganß.
Für regelmäßigen Beſuch der Clubabende erhielten den Club=
becher
die Herren Himmler, Schellhaas, A. Schmitt, K. Müller,
H. Kahlert Dr. Vallbracht, M. Kienzle jr., A. Ober, Dr. Schäfer,
H. Hahn. L. Nungeſſer
Reich waren die Erfolge des H.A.C. auf dem Gebiet der
ſportlichen und touriſtiſchen Veranſtaltungen. So be=
ſonders
beim Großen Preis von Deutſchland, an dem nicht we=
niger
als 23 Fahrzeuge des H.A.C. teilnahmen. Drei wert=
volle
Clubpreiſe konnte der H.A.C. im Berichtsjahr er=
ringen
. Zahlreiche erſte Preiſe konnten Einzelmitglieder ſich aus
dem Club gewinnen. Dr. med. Scherer und Dipl.=Ing.
Adrian ſtellten die ihren dem Club zur Verfügung.
Für Meiſtbeteiligung an den ſportlichen Veranſtal=
tungen
konnten ausgezeichnet werden die Herren Albert Ober,
Eugen Seibert, L. Himmler, H. Kahlert, Dr. Vall=
bracht
.
Auch die Verkehrskommiſſion war eifrig tätig. Es
gibt kaum noch eine Frage des Verkehrs, bei der der H. A.C. von
den Behörden nicht beratend hinzugezogen wird Das Sekre=
tariat
wurde am 1. Oktober in die Räume des Hauſes
Rheinſtraße 9 verlegt. Herrn Generalkonſul Mayer, der die
ſeitherigen Räume koſtenlos überlaſſen hatte, wurde herzlichſt
Dank geſagt. Der Bericht ſchloß mit herzlichen Dankesworten
an den Vorſtand und an alle Herren, die dem Klub treue Arbeit
geleiſtet haben.
Die Rechnungsablage erfolgte durch den Schatzmeiſter, Herrn
Himmler, der das erfreuliche Ergebnis feſtſtellen konnte, daß
der Klub über ein nicht unerhebliches Barvermögen ver=
fügt
.
Auf Antrag des Herrn Dr. Vallbracht wurde dem Ge=
ſamtvorſtand
Entlaſtung erteilt und der Dank für die vorbild=
liche
Führung des Clubs dadurch zum Ausdruck gebracht, daß der
Geſamtvorſtand durch Zuruf einſtimmig wie=
dergewählt
wurde. (Lebhaftes Bravo!)
Namens des Vorſtandes dankte für dieſen Vertrauensbeweis
Präſident W. Merck mit einem Treugelöbnis für den H.A.C. für
alle Zukunft.
Unmittelbar nach der Hauptverſammlung fand dann im roten
und grünen Saal der Traube der Geſellſchaftsabend
ſtatt, an dem über 160 Damen und Herren, auch aus Mainz,
Wiesbaden. Aſchaffenburg uſw., teilnahmen.
Den Reigen der Tiſchreden eröffnete Herr Präſident W.
Merck. Nach herzlicher Begrüßung der Feſtteilnehmer und kur=
zen
Dankesworten an die verdienten Mitglieder führte er aus:
Wenn ich von einer inneren Geſundung und einem Aufſtieg des
H.A.C. geſprochen babe, ſo trifft dies mit in erſter Linie für den
Sport zu. Bei den durchgeführten eigenen und fremden Veran=
ſtaltungen
war ein großer Teil unſerer Mitglieder mit Freude
und Begeiſterung dabei. Mehr als durch Worte wird dies zum
Ausdruck gebracht durch die Teilnehmerzahl bei der Clubwer=
tungsfahrt
zum Großen Preis von Deutſchland auf dem Nürburg=
ring
. Durch die Mitglieder des Clubs konnten im Berichts=
jahre
die folgenden Clubpreiſe nach Hauſe gefahren werden:
1. Clubpreis bei der Clubwertungsfahrt zum Großen Preis von
Deutſchland des A.v.D. auf dem Nürburgring. 1. Clubpreis bei
der Findigkeitsprüfung im Speſſart, veranſtaltet vom Bayeriſchen
Automobil=Club. Ortsgruppe Aſchaffenburg. 1. Clubpreis bei der
Großen Herbſtſchnitzeljagd in Rheinheſſen, veranſtaltet vom Heſſi=
ſchen
Automobil=Club Rheinheſſen. Ich möchte nicht ſchließen, ohne
allen meinen Mitarbeitern im Vorſtande ſowie den Herren der
Kommiſſionen zu danken für ihre im Berichtsjahre geleiſtete Ar=
beit
, ich möchte auch allen Mitgliedern danken, die dem H.A.C. bis
hierher die Treue gehalten haben. Nur durch Ihre treue = Mit=
arbeit
und durch Ihr treues Zuſammenhalten war es möglich.
den Club einer Geſundung entgegenzuführen. Halten Sie auch
weiter treu zur Fahne und es wird auch in den folgenden Jahren
um den H.A.C. nicht ſchlecht beſtellt ſein.
Der Präſident überreichte außer den ſchon genannten folgende
Auszeichnungen: Die Goldene Ehrennadel für
Verdienſte umden Club: Kaufmann Albert Ober, Kauf=
mann
Albert Schmidt: die Ehrennadel für 20jährige verſammlungen Vorträge von allgemeinem Intereſſe oder beleh=
Mitgliedſchaft: Dr. jur. Eduard Diemer. Fabrikant Phi= tendem Charakter, um die Mitglieder geiſtig zu ſchulen und
lipp Merkel, Fabrikant Dr. Otto Röhm.
länglich erworbene Mitgliedſchaft bekannt. Das ſammlungsabend ein Vortrag vorgeſehen den Freiherr v. Wan=
hierfür
beſtimmte Wagenſchild und die Ehrennadel (künſtleriſch genheim über Die Kämpfe von Verdun hielt, und in dem der
entworfen von Herrn Eugen Seibert) erhielten Frau Direktor, Referent auch an Hand ſehr guter anſchaulicher Lichtbilder als
Pfarr, Herr Dr. Fritz Merck und Herr Wilhelm ehemaliger Teilnehmer an dieſen Kämpfen lebendig die unge=
Merck. Der Redner teilte weiter mit, daß der H.A.C. heuren Leiſtungen der deutſchen Truppen im Jahre 1916 ſchilderte.
beſchloſſen habe, ſeinem 1. Präſidenten. Herrn W. Merck.
außerdem den Dank des Clubs für die hervorragende dern, einige interne Anweiſungen, dankte beſonders allen Ka=
Führung in ſchwerſter Zeit durch die Verleihung der meraden, die zu dem guten Gelingen des Vortragsabends beige=

Herr Oberegierungsrat Dr. Bernheim überbrachte die
herzlichſten Grüße und Wünſche des Heſſiſchen Jagdklubs, pries in
poetiſchen Worten die beiden Clubs gleich eigene Liebe zur Natur,
dem ewigen Jungborn, und überreichte im Auftrage des A. D. A. C.
dem Präſidenten W. Merck die Goldene Ehrennadel
des Allgemeinen Deutſchen Automobilclubs in Anerkennung ſeiner
ſportlichen Verdienſte auch im A.D.A.C., dem er ſeit 1921 ange=
hört
. Er ſchloß mit dem Wunſche, daß die ſchöne Gemeinſchaft
des H. A.C. mit dem Jagdklub und dem A.D.A. C. erhalten bleiben
möge. Den Reigen der Tiſchreden beſchloß der launig= humor=
volle
Damentoaſt des Herrn Major Gaßner, der köſtlich über=
leitete
zu dem damit eingeleiteten unterhaltenden Teil des
Abends, der durch künſtleriſche und humoriſtiſche Darbietungen der
Herren Gutkäſe, Thomas, des kleinen Harmonikaſpielers
Fritzchen Schuchmann und Frl. Amelung verſchönt

wurde.
Der
Abſchluß

Abend war in ſeinem ſchönen harmoniſchen Verlauf ein
und ein verheißungsvoller Auftakt für die Zukunft.
M. Si.

Deutſcher Abend des Evangeliſchen Bundes. Evange=
lium
und Volkstum heißt das Thema, das heute abend
8 Uhr in der Stadtkirche beim Deutſchen Abend des Evangeli=
ſchen
Bundes von Dr. Manitius=Berlin behandelt wer=
den
wird. Ein Thema, das ſicherlich weitgehender Beachtung
und Aufmerkſamkeit begegnet. Die Gefahr. entweder das Chriſten=
tum
in eine allgemeine Humanität aufzulöſen, oder andererſeits
das Volkstum zum Religionserſatz aufzuwerten, iſt in unſerer
Zeit gleich groß. Die innere Bezogenheit beider Größen auf=
einander
, ihre gegenſeitige Abgrenzung als auch ihre Verbin=
dung
klarzulegen, iſt eine Notwendigkeit. Sie iſt es gleicher=
maßen
für den volksbewußten Deutſchen wie für den evangeli=
ſchen
Chriſten. Herr Dr. Manitius, der als wiſſenſchaftlicher
Hilfsarbeiter der Zentrale des Evangeliſchen Bundes in Berlin
tätig iſt, hat bei der Kaſſeler Generalverſammlung zu dem ge=
nannten
Thema in glänzender Rede Vorzügliches zu ſagen ge=
wußt
. Wir ſind überzeugt, daß auch ſein hieſiger Vortrag beſon=
dere
Beachtung bei allen Evangeliſchen finden wird. Es wirken
ferner noch der Knabenchor der Paulusgemeinde und Herr Stu=
dienrat
Borngäſſer an der Orgel mit. Der Eintritt iſt frei.
Paulusgemeinde. Auf dem Vortragsabend unſeres
Frauenvereins am Donnerstag, 26. Januar, wird Herr
Pfarrer Irle, von der Petrusgemeinde, das Thema behandeln:
Die Kriſis der Familie und Erziehung in der Gegenwart und
ihre Ueberwindung vom Standpunkt des Evangeliums aus. Un=
ſer
Frauenverein iſt ſich bewußt, daß er mithelfen muß nach ſeinen
Kräften, die ſchützenden Dämme um das Heiligtum eines geſunden
Volkstums aufzurichten und möchte durch dieſen Vortrag in den
Herzen der Gemeindeglieder die Verantwortung wecken laſſen, der
wir uns als evangeliſche Chriſten nicht entziehen dürfen. Auch die
Männer der Gemeinde ſind herzlich eingeladen. Muſikaliſche Dar=
bietungen
umrahmen den Vortrag.
Kolbenheyer=Abend. Am Montag abend ſpricht E. G.
Kolbenheyer im Gartenſaal des Städtiſchen Saalbaues. Der
Dichter, deſſen große Rede über Unſer Befreiungskampf und die
deutſche Dichtkunſt im vorigen Jahre allgemeines und großes
Aufſehen erregte, wird in Darmſtadt von der Bedeutung der
Dichtung für Leben und Schickſal eines Volkes ſprechen. Mit der
tiefdringenden und doch allgemein verſtändlichen Gedanklichkeit
verbindet Kolbenheyer die Lebendigkeit eines warm für die Sache
ſeines Volkes ſchlagenden Herzens, wie ſie aus den großen Ro=
manen
wie aus ſeinen Erzählungen und Dramen ſpricht. Der
Dichter iſt auf Grund ſeiner ſchöpferiſchen Leiſtung der berufene
Künder neuer Aufgaben für wahre Dichtung. Es wird auf die
heutige Anzeige verwieſen.
Ein Abend der Fröhlichkeit, des Frohſinns, des Humors!
Willy Reichert, der ſchwäbiſche Meiſter des Humors, mit
ſeinem Künſtlerenſemble kommt am Sonntag, 5. Februar, nach
Darmſtadt (Städtiſcher Saalbau) und bringt Freude, Lebensluſt
und für einige Stunden Erbauung. Das ganze Programm des
Abends iſt darauf eingeſtellt, den Beſucher einige Stunden hoch
über den Alltag hinwegzutragen, und es ſollte niemand verſäu=
men
, dieſe von Humor ſtrotzende Veranſtaltung in der Willy
Reichert ſowohl als Anſager wie auch als Solohumorit und
Schauſpieler ſeine glänzenden Fähigkeiten zur vollſten Geltung
bringt, zu beſuchen. Der Kartenverkauf hat begonnen. (Näheres
ſiehe Anzeige.)
Heſſen=Skikurſe in Tirol. In Verbindung mit dem Win=
terſport
=Sonderzug nach Garmiſch=Partenkirchen findet in See=
feld
, dem beliebten Winterſportplatz an der Mittenwaldbahn ein
billiger Skikurſus ſtatt. Auf der Rückreiſe ſteht den Teilnehmern
in München ein voller Tag zur freien Verfügung. Für diejeni=
gen
denen der Aufenthalt zu kurz iſt, findet ein 14tägiger Kurſus
auch in Seefeld und Neſſelwängle ſtatt. (Siehe heutige Anzeige.)

Für die Winkerhilfe.
Veranſtallung des Polizei=Sporkvereins
Darmſtadt e. B.
* Einmal im Jahre veranſtaltet der Polizei=Sportverein
ſeine Mitglieder, Freunde und deren Angehörige einen geſell
ſchaftlichen Abend, zu dem ein reichhaltiges und erleſenes Pro
gramm zuſammengeſtellt iſt. Kein Wunder, daß dieſe Feſte, die
im Winter ſtattfinden, immer einen ſehr ſtarken Beſuch aufweiſen
Auch geſtern abend war die Woogsturnhalle erfreulicherweiſe dich
beſetzt, erfreulich deshalb, weil der Polizei=Sportverein ſeine ge
ſamten Reineinnahmen in hochherziger Weiſe der Winterhilfe zur
Verfügung ſtellt und ſomit ſeinen in Not geratenen Mitmenſcher
hilft.
Die Feſtanſprache hielt Ehrenpräſident Pol.=Oberſt Schrö=
der
, der alle Anweſenden und Ehrengäſte, unter dieſen den
Herrn Innenminiſter und die Vertreter der ſtaatlichen und ſtädti=
ſchen
Behörden, herzlich willkommen hieß. Er ſprach zugleich als
Vorſtand des Hilfsausſchuſſes für die Winterhilfe den Dank aus
daß der Winterhilfe ſo erfreuliche Unterſtützung zuteil werde. Die
Not ſei ungeheuer groß, ein Bild davon könne man ſich machen,
wenn man bedenke, daß 18 000 Perſonen, alſo einſchließlich der
Kinder jeder 5. Darmſtädter Einwohner, betreut werden müſſen.
Man würde gern mit der Hilfe mehr in die Tiefe gehen, wenn
die finanziellen Mittel ausreichten. Es ſei aber doch anzuerkennen,
daß dank ſtarker Unterſtützung in unſerer Stadt ſowohl von ſeiten
der Bevölkerung als auch mit Einzelſtiftungen, immerhin viele
Not gelindert werden könne. Die Polizei helfe ſchon viel damit,
daß ſie Kohlen zur Verfügung ſtelle, daß die ausgezeichnete Poli=
zeikapelle
in vielen heſſiſchen Städten Konzerte zugunſten der
Winterhilfe veranſtalte. Dafür gebühre ihr beſonderer Dank. Er
wünſchte allen Anweſenden einen ſchönen, unterhaltſamen Abend.
Das vielſeitige Programm wickelte ſich in raſcher Folge ab.
Künſtler aus Darmſtadt, Offenbach und Mainz beteiligten ſich.
Herr Walraf=Mainz erfreute mit einigen hübſchen Liedern.
Beſondere geſangliche Leiſtungen, die ſtarken Beifall fanden bo=
ten
die Darmſtädter Sing=Boys. Flotte und graziöſe Tänze führ=
ten
die Damen Fanny Piſtor und Aenne Arras. auf. Herr
Gottſchalk, der zugleich den humorvollen geiſtreichen An=
ſager
repräſentierte, gab einige humoriſtiſche Vorträge zum Be=
ſten
. Außerordentlich vielſeitig in jeder Beziehung war Bolli,
der muſikaliſche Clown, der auf den unglaublichſten Inſtrumen=
ten
aufſpielte. Wege zu Kraft und Schönheit zeigte der jüngſte
Polizeinachwuchs mit ſeinen körperlichen Uebungen, unter Pol.=
Oberleutnant Bert. Schwierige Barrenübungen vollführte die
Sportabteilung, unter Polizeioberwachtmeiſter Jüngling.
Die Darbietungen der Bunten Bühne umrahmten ausge=
zeichnete
, flotte Muſikſtücke der tadellos eingeſpielten Polizei=
kapelle
, unter Leitung ihres Dirigenten, Polizeimeiſters Wohl=
fahrt
. Den Feſtabend, vielmehr die Nacht, beſchloß geſelliges
Zuſammenſein bei Tanz und angenehmer Unterhaltung. Die Ver=
anſtalter
dürfen mit dem Gelingen ihres unter großer Mühe und
Aufopferung vorbereiteten Winterfeſtes ebenſo zufrieden ſein.
wie es die Teilnehmer ſind und augenſcheinlich war auch das
finanzielle Ergebnis für die Winterhilfe ein befriedigendes.

7. Akademie=Konzert. Sowohl der Soliſt des Abends,
Willy Hutter, wie auch die Programmgeſtaltung zu dem am
Donnerstag, dem 26. d. M. 17 und 20 Uhr, im Städtiſchen Saal=
bau
ſtattfindenden 7. Akademie=Konzert begegnet beſonderem
Intereſſe. Der Abend beginnt mit der unter Leitung des Kom=
poniſten
ſtehenden Dramatiſchen Fantaſie Op. 9 für Orcheſter
von Hans Simon, der dieſes Werk der Städtiſchen Akademie
und ihrem Orcheſter dem Inſtrumental=Verein, gewidmet hat.
Zur Nachfeier zum 25. Todestag E. Griegs kommt deſſen 4=Moll=
Konzert für Klavier und Orcheſterbegleitung zum Vortrag. In
der zweiten Abteilung des Konzerts wird des 50. Todestages
Richard Wagners durch Aufführung ſeiner im Jahre 1832 kom=
ponierten
(=Dur=Symphonie gedacht, die ebenſo wie die Beglei=
tung
zum Grieg=Konzert unter Leitung des Städt. Muſikdirektors
Profeſſor Wilhelm Schmitt ſteht.
Volksbühne. Der Volkschor (Leitung: Prof. Dr. Friedr.
Noack) gibt unter Mitwirkung der Madrigal=Vereinigung und
des Akademiſchen Chors und unter Mitwirkung namhafter Soli=
ſten
zum Gedächtnis des romantiſchen Komponiſten Johannes
Brahms, deſſen hundertſter Geburtstag in dieſem Jahre gefeiert
wird, zwei Konzerte im Kleinen Haus (Samstag, den 28., und
Montag, den 30. Januar 1933). Zu dieſen Konzerten erhalten
die Mitglieder der Volksbühne ab Montag, den 23. Januar,
im Vorverkauf in der Geſchäftsſtelle der Volksbühne. Eliſabethen=
ſtraße
34 (Haus Alter), Karten zu ermäßigten Preiſen. Es
empfiehlt ſich der Beſuch beider Konzerte, da Doppelkarten weſent=
lich
billiger ſind als einfache. Auf den Vorverkauf wird beſon=
ders
hingewieſen; die Preiſe an der Abendkaſſe ſind erheblich
höher.
Raubüberfall. Im Walde zwiſchen Meſſel und Urberach
wurde der Arbeiter Heinrich Volk von zwei Unbekannten vom
Rad geriſſen. Die Täter warfen den Mann zu Boden und durch=
wühlten
ſeine Taſchen nach Geld. Währenddeſſen kam ein Auto
vorbei, worauf die Räuber von ihrem Opfer abließen und im
Walde verſchwanden.

Vortrag beim Stahlhelm.
Gedenken an die Reichsgründung, die, durch Mühen, Opfer und Bluk errungen, deukſche Einheif brachke.

Aus Deutſchlands Vergangenheik.
Ein Bild von den Kämpfen um Verdun.

Ehrenmitgliedſchaft des HAC. zum Ausdruck zu brin=
gen
. Die Mitteilung wurde mit ſtürmiſchem dankenden Bravo
aufgenommen, das ſich ſteigerte, als das jüngſte Ehrenmitglied
den Dank auf die Mitarbeiter ausdehnte und weiter Treue dem
H.A.C. gelobte. Herr Fritz Merck ſprach im Namen der
Ausgezeichneten herzlichen Dank aus.
Eine beſondere Ehrung bereiteten die aktiven Sport=
fahrer
des Clubs ihrem Präſidenten, der ihnen auch auf dem
Gebiete des Renn= und Tourenſports Vorbild war, durch Ueber=
reichung
eines koſtbaren Erinnerungsgeſchenks, das durch Frau
Gaſtell mit herzlichen Worten übergeben wurde, gleichzeitig
im Namen der Herren Sauerwein und Hedderich. Mit Bedauern
nahm man davon Kenntnis, daß Präſident W. Merck nunmehr
aus dem aktiven Sport ausſcheidet. Die dem H.A.C.=Mitglied,
dem bekannten Rennfahrer Stuck. zugedachte höchſte Ehrung des
H.A. C., die außer Herrn W. Merck noch zwei Mitglieder beſitzen.
das Sportabzeichen des H.A.C., konnte dieſem noch nicht überreicht
werden, da er die ſtatutengemäß erforderliche Zeit der Mitglied=
ſchaft
noch nicht erreicht hat.

* Der Stahlhelm. B. d. F., verbindet mit ſeinen Pflicht=
ihnen
namentlich die Geſchichte, auch die jüngſte Geſchichte des
Herr Dr. Vallbracht gab die Ehrungen für lebens= deutſchen Volkes näher zu bringen. So war an dem letzten Ver=
Vorher gab der Ortsgruppenführer, Hauptmann v. Gel=

tragen hatten, und gedachte dann der Deutſchen Reichsgründung
mit folgenden Worten: Zunächſt wollen wir auch hier des Tages
der Reichsgründung gedenken; es iſt mit das Verdienſt unſeres
Bundes die großen Reichsgründungsfeiern herbeigeführt zu
haben, denn am 18. Januar 1919 fand die erſte öffentliche Kund=
gebung
des Bundes ſtatt. Der 18 Januar 1871 gab uns die
deutſche Einheit, das einzige, das die Revolution von Bismarcks
Werk noch übrig gelaſſen und ſich in allen Stürmen der vergan=
genen
Jahre aufrechterhalten hat. Der 18. Januar gilt der Er=
innerung
an die durch Mühen und Opfer, Blut und Eiſen er=
rungene
Einigung der deutſchen Stämme es war eine ſtaats=
männiſche
Leiſtung, die auf dem Fronterlebnis beruhte, eine
Reichsgrundung gewiſſermaßen aus dem in die damalige Zeit
zurückgedachten Stahlhelmgedanken heraus.
Das Bismarckſche Reich iſt abgelöſt worden durch das Reich
von Weimar, deſſen drei Haupt= und Krebsſchäden ſind: Parla=
mentarismus
, Unitarismus und Dualismus zwiſchen Reich und
Preußen.
Dieſen Krebsſchäden ſtellt der Stahlhelm drei urdeutſche
Gedanken gegenüber: den Führergedanken, die Staatsperſönlich=

keit mit ihrem Eigenleben und den organiſchen Gedanken der
Verbindung zwiſchen Preußen und Reich. Die Ausführung dieſer
Gedanken bringt den machtvollen Staat, wie wir ihn wollen, das
neue Deutſche Reich, wie unſer Kamerad von Papen vorgeſtern
auf der Reichsgründungsfeier des Gaues III Berlin ſagte. In
unſerer Treue zum Reich laſſen wir uns, die wir bereit ſind mit
unſerem Blut für das Vaterland einzuſtehen, von niemand über=
treffen
. Anläßlich dieſes Gedenktages grüßen wir Deutſchland
mit einem dreifachen Front Heil!
Anſchließend ſchilderte Freiherr v. Wangenheim in allen
Einzelheiten die Vorbereitungen zu dem deutſchen Angriff auf
Verdun im Frühjahr 1916. An Hand einer überſichtlichen Licht=
bildkarte
erläuterte er die Kriegslage und dann die Kampfhand=
lungen
auf dem rechten Maasufer. Die ſchlechten Zufahrtswege
waren für die deutſchen Vorbereitungen von großem Nachteil,
und wenn man heute die furchtbaren Anſtrengungen und Er=
folge
der deutſchen Truppen rückblickend betrachtet, ſo hält man
die Leiſtungen für kaum glaublich. Unter ſchwerſtem feindlichem
Feuer gewannen die Unſeren Schritt für Schritt Terrain, das
unter zähem Widerſtand von dem Gegner geräumt wurde, nach=
dem
tagelanges Artilleriefeuer die feierlichen Stellungen faſt
eingeebnet hatte. Ungeheuer waren die Kämpfe bis zum Fall
von Fort Vaux und Fort Douaumont, ungeheuer die Kämpfe,
aber auch die Verluſte. Gleich ſchwer war das Ringen am Toten
Mann, auf Höhe 304, alle Waffengattungen, ohne Unterſchied, lei=
ſteten
an dieſen Schickſalstagen Uebermenſchliches. Redner ver=
ſtand
es, all die Phaſen dieſes Ringens in Erinnerung zurückzu=
rufen
. Bilder von den zerſtörten Häuſern, Ortſchaften, von ver=
nichteten
Menſchen und Material unterſtrichen das geſprochene
Wort. Beſonders zeigte er auch die Stellungen, in denen die
heſſiſchen Regimenter ſtanden, und behandelte im zweiten Teile
nochmals eingehend die Kampfhandlungen auf dem linken Mags=
ufer
. Zum Schluſſe wurden noch einige Gefallenendenkmäler und
Ehrenfriedhöfe in Feindesland gezeigt.
Die Ausführungen hinterließen einen nachhaltigen Eindruck
ſowohl bei denen, die vor Verdun im Kampf ſtanden, als auch
bei der jüngeren Generation.

Bei Unbehagen
und Schmerzen.

Das beuährte Sfandandphanotat
und unschädliche Hausmittel.
in allen Apotheken erhältlich zum Preise von
RMd. 0.89, 1.30, 1.88. Nur echt mit dem Namens-
rug
Aarndten auf jeder Packung

[ ][  ][ ]

Sonntag, 22. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 22 Seite 7

Gefahren durch unſere Lieblinge aus dem Tierreich?
Mikkel zur Verhinderung von Tierkrankheiken. Geringe Gefahren für Krankheitsüberkragung.
benutzt, um in dieſem Tiere ſein Larvenſtadium durchzumachen,
und ſich dann erſt im Menſchen zum richtigen Bandwurm zu ent=
Hund and Kute and anfere Gelansheit wickeln, ſo macht der Echinokokkusbandwurm, des Hundes im

Von Dr. Arnold Hahn.
Erſchrecken Sie nicht, meine Gnädigſte, wenn hier ein wenig
von en Gefahren geſprochen werden ſoll, die von unſeren ge=
liebten
Hausgenoſſen aus dem Tierreich ausgehen
(das iſt ſo gemeint, wie es geſagt iſt, und bezieht ſich nicht auf
Eſel oder Kamele‟). Dieſe Gefahren ſind, wenn Sie ſich rich=
tig
verhalten, ganz gering, ja ſelbſt wenn Sie ſich nicht ſo ganz
richtig verhalten, ſind die Gefahren noch immer nicht groß. Wenn
dem nicht ſo wäre, dann hätte das Halten von Lieblingstieren
nicht ſo große Ausmaße annehmen können.
Man hört ſehr oft, daß durch Hunde Würmer übertragen
werden. Das heißt, man hört ſehr oft die Warnung vor dieſer
Tatſache. In Wirklichkeit wird durch einen Hund, der entſpre=
chend
rein gehalten wird, kaum ein Wurm übertragen werden.
Man wird ſchon gleich, wenn der Hund ſeinen Einzug ins Haus
hält, dafür ſorgen, daß er dies möglichſt wurmfrei tut. Alſo man
nimmt eine Wurmkur auf jeden Fall mit ihm vor. Es gibt da=
für
eine ganze Menge guter und bequem erreichbarer Mittel, die
jeder Apotheker vorrätig hält. Solange der Hund dieſe Kur
durchmacht, ſoll er in einer Art von Quarantäne gehalten
werden. Erſt dann, wenn er frei von jedem Verdachte iſt, wird
er richtig in die häusliche Gemeinſchaft aufgenommen. Es wird
aber gut ſein, dieſe prophylaktiſche Wurmkur ein= oder zweimal
im Jahre zu wiederholen, denn ſchließlich iſt eine Hunde=
ſchnauze
überall!
Die Tiertoilette.
Ein beſonders wichtiges Mittel zur Verhinderung von Tier=
krankheiten
und ihrer Uebertragung auf den Menſchen iſt die
Körperpflege des Lieblings. Sie ſpielt auch eine überaus große
Rolle bei der Prophylaxe gegen die ſo gefürchteten Hundewür=
mer
. Wer ſen Tier lieb hat, der wird es nicht bloß aus Schön=
heitsgründen
täglich bürſten und kämmen. Das gilt von
Hunden und Katzen. Er wird auch darauf achten, daß das Tier
jede Woche im Bad bekommt, wobei mit Seife nicht geſpart
werden darf. Auf dieſe Weiſe verhindert man mit größter Wahr=
ſcheinlichkeit
ſe Entſtehung der Räude, aber auch die anſtecken=
der
Hautkranſeiten, etwa von Flechten oder gar des Grindes.
Das Wichtigſ aber iſt, daß dabei auch das kleine Ungeziefer ent=
fernt
wird, enn dieſes kleine Ungeziefer iſt es gerade, das bei
der Uebertraung der Würmer auf den Menſchen eine beſondere
Rolle ſpielt.
Der Hudefloh. von dem es wohl mit Unrecht heißt, daß
er heute beinns ausgeſtorben iſt aber auch der Menſchenfloh
ſpielt nämlie den ſogenannten Zwiſchenwirt bei der Ueber=
tragung
2s Hundebandwurms auf den Menſchen.
Legt man ag durch peinlichſte Reinlichkeit dieſen Kuppler
wider Wille' das Handwerk, ſo iſt man ſchon recht ſicher vor
einer Ueberngung des Bandwurms. Anders ſteht es freilich
mit den Ecknokokkenbandwürmern der Hunde. Denn
wie der mechliche Bandwurm, das Schwein als Zwiſchenwirt

Menſchen das Larvenſtadium durch. Zum Troſte be=
ſorgter
Gemüter ſei geſagt, daß dieſer gefährlichere Echinokokken=
Hundebandwurm in der Großſtadt faſt gar nicht vorkommt. Auch
Katzen haben ihre Bandwürmer, und auch für ihre Pflege gilt
das vom Hunde Geſagte. Man kann ſie ſogar, wenn einem ihre
angeborene Reinlichkeit nicht genügt, auch baden.

enchicen Sicdeinrn in ſc Der Fc e en ceil.
Darum ſoll man, wenn es Haſenbraten gibt, die rohen Innereien
dem Hunde nicht geben.
Ueberempfindlichkeit.
Manche Menſchen vertragen nicht die Haare von Haustieren.
Die einen nicht die des Hundes, die anderen nicht die der Katze,
Sie haben eine ſogenannte Allergie gegen Katzen= oder Hunde=
haare
. Das kann ſich in Hautausſchlägen Kopfſchmerzen uſw
zeigen, am ſchlimmſten aber in Form des Bronchialaſthmas. Auch
hier wird durch ſtrengſte Reinhaltung der Tiere vieles zu ver=
meiden
ſein. Allerdings wird bei größter Ueberempfindlichkeit
nichts anderes übrig bleiben, als ſich von ſeinem geliebten Haus=
gefährten
, der Leiden bringt, ohne es zu wiſſen und zu wollen,
zu trennen.
Hund im Bett.
Kleine Hunde und Katzen lernen bald die Annehmlichkeiten
eines warmen Bettes ſchätzen. Und die Annehmlichkeit, ein von
Herrchen oder Frauchen vorgewärmtes Bett mit dieſen zu teilen.
Nur wenn ſie gebadet, gepflegt und betreut ſind wie eine mor=
genländiſche
Prinzeſſin, die ins Brautgemach geführt wird, kann
man viellei

Aus Heſſen.

Tollwut.
Die Tollwut iſt dank der ſtaatlichen Maßnahmen in Deutſch=
land
eine überaus ſeltene Krankheit geworden. Bei der ſtillen
Wut werden die Tiere melancholiſch, hören nicht auf den Herrn
und freſſen die abſonderlichſten Dinge. Gefährlicher jedoch iſt die
raſende Wut bei der die geifernden Tiere alles beißen, was
ihnen in den Weg kommt. Der Speichel des Hundes enthält einen
Giftſtoff. So iſt ſchon die kleinſte Wunde, die mit dieſem Spei=
chel
in Berührung kommt, infiziert. Es erübrigt ſich, hier die
fürchterlichen Erſcheinungen der Tollwut beim Menſchen zu ſchil=
dern
, ſchon aus dem Grunde, weil erſtens die Tollwut ſehr ſelten
geworden iſt, zweitens, weil es mit Hilfe des Paſteurſchen Toll=
wutimpfſtoffes
möglich iſt, jede Krankheit dieſer Art
an ihrem Ausbruch zu verhindern. Ob ein Hund tollwütig war,
ergibt das mikroſkopiſche Bild ſeines Gehirns, weshalb man in
verdächtigen Fällen den Kopf des getöteten Hundes an die ent=
ſprechende
Unterſuchungsſtelle ſofort einſchickt. Von ihr wird dann
auch der Impfſtoff geliefert.

Auden Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele.
Ein ner Tom Mix! Und zwar ein ſehr guter. Im
Prinzip undn Vorwurf und Ausbau der Handlung bleiben dieſe
Amerikanerch ja immer gleich. Immer iſt Tom Mix, dieſer
unerreichte Gboy, dieſer fabelhafte Reiter und Boxer, der
Feind und Bimpfer von irgendwelchen Banditen oder Räuber=
banden
in Ad=Weſt. Und immer bleibt er Sieger, und immer
erringt er zu Schluß die Braut, die er errettete. Das Geſicht
dieſer Brau wechſelt manchmal, aber meiſt iſt es ein herzlich
unbedeutende Püppchen. Nur: Reiten muß es auch können,
ſonſt paßt diBraut nicht zu Tom Mix! Immer aber auch
kann man ſe; Freude haben an der Fülle der ſo ungemein echt
ausſehenden itzbubentypen, an denen Amerika ja keinen Mangel
hat, und an n tollen Ritten über Stock und Stein, über Berge
und Felſen y durch Waſſer, an den ungeheuren Schießereien;
bei denen nieetroffen wird, oder doch nur höchſt ſelten, und an
den erfriſchem Boxereien. Am meiſten aber muß man immer
wieder den ueheuren Aufwand an Material und Menſchen und

Im Um=Theater läuft immer noch mit unvermindertem
Erfolg der gre Ufa=Tonfilm des Jahres F. P. 1 antwortet
nicht mit Ha Albers. Sybille Schmitz, Paul Hartmann. Peter
Lorre u. v. a. 5ybille Schmitz, die bis vor kurzem am Heſſiſchen

Landestheater itig war, hat ſich mit dieſem Film als raſſige,
mondäne, ſporche Frau die Herzen des Publikums im Sturm
erobert. Die onntagvorſtellungen beginnen um 2. 4. 6 und
8,20 Uhr. Nmittags Jugendvorſtellung, Einlaß 1.30 Uhr.
Die He=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
Lil Dagover u Hans Rehmann in, dem neuen ſpannenden Ton=
film
Abenteu des Thea Roland.
Helia=n=Morgenfeier. Im Rahmen einer der belieb=
ten
Film=Monfeiern läuft in den Helia=Lichtſpielen heute
vormittag 11. UUhr zum erſten Male der hervorragende Ufa=
Kulturfilm Amnen und Pyramiden, ein Film von Land und
Leuten in Aegten.
Reſi=Tſter. Nur noch heute ſehen wir das luſtige
Liebesabenteueines als Kadetten verkleideten Mädels Liebes=
kommando
mDolly Haas und Guſtav Fröhlich. Dazu das
beliebte, gute eiprogramm. Mittags Jugendvorſtellung. Ab
Montag der Hütternde Kriegsfilm Hölzerne Kreuze‟. ( Jen=
ſeits
der deuten Gräben).
Orpheu Heute Sonntag 2 Vorſtellungen. Nachmittags
3.30 Uhr Märnvorſtellung Hänſel und Gretel, für alle Kin=
der
ein freudi Ereignis. Abends 8.15 Uhr Luſtiger Varieté=
Abend, eine rie vielſeitiger Künſte der heiteren Schaubühne.
Karten: Kiosm Verkehrsbüro von 91 Uhr. Kiosk am Pa=
radeplatz
von 7 Uhr ſowie Orpheumskaſſe ab 11 Uhr vor=
mittags
, telepliſch 389.
Aerztlichevonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilferforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu
rufen. Wenn ſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 22. Janu 1933, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung be=
reit
: Dr. medßerger. Wilhelminenſtraße 5. Telephon 187;
Dr. med. Beret, Wittmannſtraße 7. Telephon 2175; Dr. med.
Stern I. Weelſtadtſtraße 5, Telephon 1260.
Sonntags=id Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts von
Samstag, 21. nuar, abends, bis Samstag, 28. Januar, früh:
die Apotheſam Juſtizpalaſt, Bismarckſtr. 9, und die
Einhornapfheke, Kirchſtraße 10½,

Drei Alpenſkikurſe, führt der Skiklub Darmſtadt=
Odenwald in ſicheren Schneelagen, unter bewährter Führung,
im Februar und März durch. Anmeldung und Näheres im Sport=
haus
Adelmann und bei Sportkolb. (Siehe auch heutige An=
zeige
.)

Aus den Parkeien.

Arheilgen, 21. Jan. Am Dienstag, den 24. Jan., abends,
veranſtaltet die Reitergruppe des Junglandbundes Arheilgen im
Gaſthaus Zur Sonne einen Vortragsabend, in der der Tierzucht=
referent
der Landwirtſchaftskammer, Herr, Dr. Dencker= Darm=
ſtadt
, über die Maßnahmen der landwirtſchaftlichen Pferdefütte=
rung
und =pflege ſprechen wird. Zu dieſem Vortrag ſind nicht
nur die Reiter und Freunde des Reitſports, ſondern insbeſon=
dere
auch alle Landwirte von Arheilgen und Umgebung freund=
lichſt
eingeladen.
Dg. Arheilgen, 21. Jan. Hohes Alter. Am kommenden
Montag begeht Herr Jakob Haas, Kleine Felchesgaſſe 18, ſeinen
78. Geburtstag.
G. Ober=Ramſtadt, 22. Jan. Holzverſteigerung. Am
Dienstag, den 24. Januar, vormittags 9 Uhr, findet im Schützen=
hof
(Schulz) in Ober=Ramſtadt eine Verſteigerung von Nutz= und
Brennholz aus dem Gemeindewald (Forſtort Finſterhöllenberg)
ſtatt. Näheres ſiehe Anzeige in heutiger Nummer des Darmſtädter
Tagblattes. Hohes Alter. Am 24. ds. Mts. vollendet
Frau Peter Mink 4. Wwe., Lichtenbergſtraße 10 wohnhaft, ihr
83. Lebensjahr.
G. Ober=Ramſtadt, 16 Jan. StraßenbauOber= Ram=
ſtadt
Rohrbach. Die Arbeiten für den im Herbſt letzten
Jahres in Angriff genommenen Straßenneubau Ober= Ram=
ſtadt
Rohrbach mußten des eingetretenen Froſtes wegen erneut
eingeſtellt werden. Immerhin ſind die Grundarbeiten auf der
ganzen Strecke ſchon ſoweit vorgeſchritten, daß bei Eintritt froſt=
freien
Wetters der Unterbau bald fertiggeſtellt ſein, wird und
dann mit dem Eindecken begonnen werden kann, ſo daß die neue
Straße wohl im Frühjahr dieſes Jahres dem öffentlichen Verkehr
übergeben werden kann.
f. Roßdorf, 21. Jan Feldbereinigung. Die Vollzugs=
kommiſſion
hat die Entwürfe über die Drainierung von Grund=
ſtücken
genehmigt und die alsbaldige Ausführung beſchloſſen. Die
Ausführung ſoll als Notſtandsarbeit unter Bezuſchuſſung durch
Grundförderung erfolgen. Das Drainageprojekt liegt bis ein=
ſchließlich
3. Februar auf der Bürgermeiſterei offen.
Gundernhauſen, 21. Jan Heute feierte Herr Altbürger=
meiſter
Schütz ſeinen 75. Geburtstag bei noch ziemlich guter Ge=
ſundheit
. Vor 5 Jahren trat er nach 30jähriger Tätigkeit als
Bürgermeiſter in den wohlverdienten Ruheſtand. Bis heute noch
führt er mit großem Weitblick die hieſige Spar= und Darlehns=
kaſſe
als Rechner.
4n. Groß=Zimmern, 21. Jan. Unglücksfall im Walde.
Geſtern vormittag gegen 11 Uhr ereignete ſich im hieſigen Ge=
meindewald
ein, ſchwerer Unglücksfall. Der Landwirt Auguſt
Zachais, der auf ſeinem mit 2 Rm. Holz beladenen Wagen ſaß,
rutſchte aus und fiel unter den Wagen, der ihm über die Bruſt
ging. Man holte ſofort ärztliche Hilfe an die Unglücksſtätte. Ein
Arzt aus Groß=Zimmern ſtellte innere Verletzungen feſt und ord=
nete
die Ueberführung in ein Krankenhaus an.
EPH. Groß=Zimmern, 19. Jan. Wie wir bereits berichteten,
wird von Donnerstag, den 26. Januar, an Herr Dr. jur. Berg
aus Neuſtrelitz hier eine Evangeliſation halten. Er wird am 26.
über Verlobung und Ehe, am 27. über Karl Marx und Chri=
ſtus
(mit freier Diskuſſion), am 28. über Warum iſt ſo viel Krieg
und Elend auf der Welt? (mit Diskuſſion), am 29. über Die
kommende Weltkataſtrophe am 31. über Leben die Toten? am

Deutſche Volkspartei, Frauengruppe. Am
kommenden Mittwoch, den 25. Januar, findet abends um 8 Uhr,
im Alpenzimmer bei Sitte, Karlsſtraße ein Lichtbildervortrag
von Frl. Maria Birnbaum, Gießen, über das Thema Aus=
ſchnitte
aus dem Kampf Deutſchlands um ſein
Deutſchtum ſtatt. Alle unſere Freundinnen ſind herzlichſt
eingeladen.

Lokale Veranſtalkungen.

Ole hlerunter erſcheinenden Notizen ſind aueſchließlich als Hinweiſe auf Anzeig
in teinem Falle irgendwie ale Beſprechunu oder Krti.

zu betrachten,

Künſtler=Konzert findet heute, wie jeden Sonn=
tag
abend, im Reſtaurant Sitte, Karlsſtraße, ſtatt. (Siehe
Anzeige.)
Vereinskalender.
Sprachperein. Wir empfehlen den am Sonntagabend
Grafenſtraße 20 ſtattfindenden Lichtbildervortrag, in welchem der
Oſtbund das Schickſal der Oſtmark als unſer Geſamtſchickſal
aufzeigen wird.

Tageskalender für Sonntag, den 22. Januar 1933.
Helia=Lichtſpiele, vorm. 11 15 Uhr: Palmen und Pyramiden
Union=Theater: F. P. 1 antwortet n
Helia= Licht=
ſpiele
: Das Abenteuer der
Rolan
Palaſt= Licht=
ſpiele
: Eine Minute vor Zwölf. Reſidenz=Theater: Lie=
beskommando
. Orpheum. 15.30 Uhr: Hänſel und Gretel:
20.15 Uhr: Luſt. Varieté=Abend. Konzerte: Café Ernſt=
Ludwig, Reichshof, Reſt. Bender, Bahnhofshotel, Hotel=Reſt.
Poſt, Alte Poſt Schillereck Sportkaffee am Böllenfalltor Häfer=
kaſten
, Bürgerhof, Waldſchlößchen, Rummelbräu. Café Jöſt,
Reſtaurant Sitte. Karlsſtraße.
Wochenſpielplan des Mainzer Skadttheakers
für die Zeit vom 21. bis 29. Januar 1933.
Sonntag, den 22 Januar. Anfang 15.30 Uhr, Ende gegen 18.30
Uhr. Die Macht des Schickſals.
Sonntag, den 22. Januar. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 22.30 Uhr.
Hurra, ein Junge‟.
Montag, den 23. Januar. Anfang 19.30 Uhr Ende gegen 21.30
Uhr. Robinſonſollnicht ſterben.
Dienstag, den 24. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.15
Uhr. Der Templer und die Jüdin
Mittwoch, den 25. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30
Uhr. Hamlet, Prinz von Dänemark.
Donnerstag, den 26. Januar. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 22 Uhr.
Robinſon ſoll nicht ſterben
Freitag, den 27. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30
Uhr. Margarete (Fauſt).
Samstag, den 28. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30
Uhr. Hamlet, Prinz von Dänemark.
Sonntag, den 29. Januar. Anfang 15 Uhr, Ende gegen 17 Uhr.
Dornröschen.
Sonntag, den 29 Januar. Anfang 19.30 Uhr. Ende etwa 22.15
Uhr. Der Templer und die Jüdin
In Worms, 20 Uhr: Hurra, ein Junge‟.

1. Februar über Lohnt ſich’s, zu beten?, am 2. über Im Kampf
mit Chriſtus, am 3. über Der Weg zum Frieden ſprechen. Die
Vorträge ſind jeweils 8 Uhr bei freiem Eintritt in der Regel in
in der Kirche, die Diskuſſionsabende finden im Saal Zur Linde‟
ſtatt.
Cp. Dieburg. 21. Jan. Kind tödlich verbrüht. Das
3½ Jahre alte Söhnchen Heini der Familie H. Wolf fiel beim
Spiel mit anderen Kindern in einen Keſſel voll kochenden
Waſſers. Es erlitt dabei ſo ſchwere Brandwunden, daß es nach
qualvollem Leiden ſtarb.
F. Kirch=Beerfurth i. O., 21. Jan. Hohes Alter. Herr
Peter Heiſt, Rechner des Waſſerverbandes, feierte geſtern ſei=
nen
80. Geburtstag. Der Jubilar erfreut ſich ſeltener körper=
licher
und geiſtiger Rüſtigkeit und führt heute noch ſein Amt
zu jedermanns Zufriedenheit aus. Der Jungfrauenbund brachte
dem Jubilar am Abend ein Ständchen.
Bk. Schaafheim, 21. Jan. Einbruchsdiebſtahl in
einer Jagdhütte. Dieſer Tage wurde in das Jagdhaus des
Herrn Stützel eingebrochen und Bettwerk und andere diverſe Ge=
genſtände
geſtohlen. Unterſuchung iſt eingeleitet.

Aa. Heſſelbach i. O., 21. Jan. Pfarrer Nicolai ge=
ſtorben
. Nach ſchwerem Leiden iſt der hieſige katholiſche Orts=

pfarrer Karl Nicolai im Alter von 58 Jahren im St. Vincenz=
Krankenhaus zu Hanau geſtorben. Pfarrer Nicolai war in Ober=
Mörlen geboren.
Dk. Waldmichelbach, 20. Jan. Eine Neunzigjährige.
Heute beging Frau Marie Jöſt, geb. Dörſam, im Ortsteil Stal=
lenkandel
in bewundernswerter geiſtiger und körperlicher Friſche
ihren 90. Geburtstag. Sie wurde im Jahre 1843 in Lörzenbach
im Odenwald geboren. Die Jubilarin macht ſich heute noch im
Haushalt nützlich und verrichtet leichtere Hausarbeiten.
Ae. Hammelbach, 19. Jan. Geſangverein Germania
Generalverſammlung. Der 1. Vorſitzende Johann
Valentin Keil begrüßte die zahlreich erſchienenen aktiven und paſ=
ſiven
Mitglieder und erſtattete den Jahresbericht. Vor Eintritt
in die Tagesordnung wurde der verſtorbenen Mitglieder des Ver=
eins
durch Erheben von den Sitzen gedacht. Trotz der ſchwierigen
Zeiten konnte feſtgeſtellt werden, daß das Vereinsvermögen in ſei=
nem
Beſtand erhalten blieb. Beſchloſſen wurde folgendes: für
Faſtnachtsſonntag eine Operette zum Weißen Rößl und Faſt=
nachtsdienstag
ein Maskenball. Anſchließend an den geſchäft=
lichen
Teil wurde unter Abſingen von Liedern der gemütliche Teil
zu einem ſchönen Zuſammenſein geſtaltet. Militär= und
Veteranenverein Generalverſammlung. Nach
Ehrung der Toten des vergangenen Jahres und der gefallenen
Mitglieder des Vereins durch Erheben von den Sitzen begrüßte
der 1. Vorſitzende Lorenz Riebel 1. die Kameraden nebſt der
Schützenabteilung. Er erſtattete den Jahresbericht, der gutgeheißen
wurde, ebenſo der Rechenſchaftsbericht. Der 1. Vorſitzende beſprach
noch die vorgeſehenen Vereinsfeſtlichkeiten, worauf eine Bericht=
erſtattung
durch den Vorſitzenden der Schützenabteilung, Herrn
Wachtmeiſter Schmidt, erfolgte. Da e im Auguſt ds. Js. 50 Jahre
ſind, ſeitdem das Kriegerdenkmal für die Gefallenen 1870/71 er=
richtet
iſt, ſoll eine kleine Feier ſtattfinden.
e. Bad Wimpfen, 21. Jan. Todesfall. In einer der
letzten Nächte ſtarb an einem Herzſchlag Stadtrechner im Ruhe=
ſtand
Peter Gillmann im Alter von 73 Jahren. Der Verſtorbene
bekleidete das Amt eines Stadtrechners in Bad Wimpfen vom
1. März 1890 bis 1. Dezember 1925.
Gernsheim, 21. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 20. Januar 1,28 Meter am 21. Januar 1.30 Meter.
Hirſchhorn, 21. Jan Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 20. Januar 1,53 Meter, am 21. Januar 1,51 Meter.
P Raunheim, 19. Jan. Im Wege des Freiwilligen Arbeits=
dienſtes
ſollen die alten Sand= und Kiesgruben an der Landſtraße
planiert und zu einem Spiel= und Sportplatz für die Schuljugend
hergeſtellt werden. Der Brieftaubenklub Raunheim, Mit=
glied
des Mittelrheiniſchen Brieftaubenreiſeverbandes Mainz, er=
rang
bei den neun Preisflügen des genannten Verbandes mit
397 Tauben 115 Preiſe. Er wird ſich in dieſem Jahre auch an den
großen Brieftauben=Nationalwettflügen beteiligen.

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Seite 8 Nr. 22

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 22. Januar 1933

Verſicherten=Betreuung in Heſſen.
Täligkeitsbericht des größten hefſiſchen ſozialen Inſtituks für das Jahr 1932.

Geſchäftsergebniſſe
der Landesverſicherungsanſtalk.
Die Geſchäftsergebniſſe der Landesverſicherungsanſtalt
Heſſen ſtehen für 1932 noch nicht endgültig feſt. Wir ſind aber
doch ſchon in der Lage, einen kurzen Bericht über die Tätigkeit
des größten ſozialen Inſtitutes in Heſſen zu geben.
Im Laufe des Jahres 1932 gingen bei der Verſiche=
rungsanſtalt
247 881 Quittungskarten ein. Dieſe Zahl kommt
ungefähr der Anzahl der Verſicherten gleich.
Die Kontrolle der Beitragsleiſtung erſtreckte ſich im Jahre
1932 auf 42 949 Haushaltungen und Betriebe in zuſammen 1670
Orten. Hierbei wurden 143 372 Quittungskarten kontrolliert. Die
Zahl der Verſicherten, für die Beiträge nicht oder nicht genügend
verwendet wurden, betrug 12 239. Durch die Kontrolle wurden
Beitragsmarken im Werte von 158 564,90 RM. abgeſetzt. Zur
Verſicherung wurden 442 Perſonen neu herangezogen. Ordnungs=
ſtrafen
ſind in 638 Fällen verhängt worden. In 88 Fällen wurde
Strafanzeige bei der Staatsanwaltſchaft erhoben. Die für dieſe
Vergehen vom Gericht ausgeſprochene höchſte Geldſtrafe betrug
580 RM. Anträge auf Leiſtung des Offenbarungseides wurden
in 194 Fällen geſtellt.
Im Jahre 1932 waren 9984 Rentenanträge zu bearbeiten.
Von dieſen hatten 6242 Erfolg. Zur Ablehnung kamen 1426 An=
träge
und auf andere Weiſe wurden 883 Anträge erledigt. Ins=
geſamt
wurden ſonach erledigt 8551 Anträge 85,65 Prozent.
Unerledigt blieben 1433. Die Geſamtzahl der am 31. Dezember
1932 laufenden Einzelrenten betrug 66 711. Der Rentenbeſtand
hat ſich gegenüber dem Jahre 1931 um 1051 vermindert. Bei einer
Zahl von 250 000 Verſicherten kommen demnach auf 3.7 Verſicherte
ein Rentenempfänger. Für 8256 Kinder wurde der Kinderzu=
ſchuß
gewährt. Entzogen wurden gemäß § 1304 der Reichsver=
ſicherungsordnung
552 Renten. Die durch die Reichsnotverord=
nung
vom 14. 6. 1932 eingeführte Kürzung der Renten aus der
Invalidenverſicherung betrug bei den am 1. 7. 1932 laufenden In=
validen
=, Alters= und Krankenrenten 6. RM., Witwenrenten
5. RM. und Waiſenrenten 4. RM pro Waiſe monatlich. Der
Grundbetrag bei den nach dem 30. 6. 1932 beantragten und be=
willigten
Renten beträgt nach der erwähnten Notverordnung nur
noch 84. RM. gegenüber 168. RM. vorher. Die Höhe des
Kinderzuſchuſſes iſt bei dieſen Renten von 120. RM. auf 90.
RM. feſtgeſetzt worden.
Der Steigerungsbetrag, aus der Invalidenverſicherung wird
nach der erwähnten Notverordnung den Wanderverſicherten, die
die Leiſtungen aus der Angeſtelltenverſicherung erhalten, nur noch
dann gewährt, wenn die Leiſtungsvorausſetzungen aus der In=
validenverſicherung
erfüllt ſind und nur inſoweit, als der monat=
liche
Steigerungsſatz den Betrag von 5. RM. überſteigt.
Der Geſamtbetrag an Renten, der an die Rentenempfänger
der Anſtalt im Jahre 1932 zur Auszahlung kam. betrug ſchätzungs=
weiſe
23½ Millionen Mark. Die genaue Abrechnung liegt noch
nicht vor.
Das Heilverfahren wurde im Jahre 1932 im großen und
ganzen unter den gleichen Vorausſetzungen wie im Jahr zuvor
durchgeführt. Die Fürſorge für Tuberkulöſe und Geſchlechtskranke
wurde ohne Einſchränkung übernommen.
Es wurden durchgeführt: 317 Kuren in Lungenheilanſtalten,
256 Kuren in Bädern, Krankenhäuſern uſw.. 95 Heilverfahren für
Geſchlechtskranke.
Außerdem wurden in 856 Fällen Zuſchüſſe zu den Koſten
künſtlicher Gebiſſe bewilligt.
Auch im Berichtsjahr wurde beobachtet, daß bei dem Tuber=
kuloſeheilverfahren
die Erkrankungen ſchwerer auftreten und in=
folgedeſſen
die Durchführung des Heilverfahrens längere Zeit in
Anſpruch nimmt als früher. Das chirurgiſche Heilverfahren, ins=
beſondere
die Anlegung eines künſtlichen Pneumothorax, hat ſich
gut bewährt und wird deshalb in allen geeigneten Fällen ange=
wendet
.
Die Invalidenheimpflege für offen tuberkulöſe Verſicherte
wurde in 81 Fällen bei 58 Männern und 23 Frauen durchgeführt.
Für Nichtverſicherte und Angehörige von Verſicherten ſind
im Berichtsjahre 782 Anträge eingegangen. Dabei handelt es ſich
bei den Erwachſenen; um Tuberkuloſe in 224 Fällen, um andere
Krankheiten (einſchl. Krüppelfürſorge und Fürſorge für Ge=

ſchlechtskranke) in 157 Fällen, um Invalidenheimpflege für Nicht=
verſicherte
in 45 Fällen.
Die Fürſorge für Kinder wurde in gleichem Rahmen wie im
Vorjahr durchgeführt. Es entfallen: auf Tuberkuloſe 102 Kinder,
auf andere Krankheiten 254 Kinder.
In den meiſten Fällen wurden Zuſchüſſe zu den Koſten der
Kuren in Heilſtätten. Krankenhäuſern und Kliniken und zu den
Koſten der Beſchaffung von orthopädiſchen Apparaten geleiſtet.
Ferner hat die Landesverſicherungsanſtalt, wie in den Vor=
jahren
, die Einrichtungen, die der Geſundheitsfürſorge dienen,
durch erhebliche Zuwendungen gefördert. Insbeſondere wurden
29 Tuberkuloſefürſorgeſtellen, die über das ganze Land verteilt
ſind. mit Geldmitteln unterſtützt. Von der Landesverſicherungs=
anſtalt
durch Beiträge unterhaltene Beratungsſtellen für Ge=
ſchlechtskranke
ſind 8. Beratungs= und Fürſorgeſtellen für Krüp=
pel
5 vorhanden. Der Aufwand für ſämtliche Fürſorge= und Be=
ratungsſtellen
betrug rund 52 000 RM.
Die Heſſiſche Wanderausſtellung für Geſundheitspfleoe und
ſoziale Fürſorge hat ihre Aufklärungsarbeit fortgeſetzt und nun=
mehr
faſt ganz Heſſen bereiſt. Im Laufe des Jahres 1932 wurde
ſie in 16 Landgemeinden, der Provinz Oberheſſen und in der
Stadt Gießen gezeigt. In allen Ausſtellungsorten wurden über
die verſchiedenen Gebiete der Volksgeſundheit Vorträge gehalten.
Die Veranſtaltungen waren meiſt überfüllt und fanden großes
Intereſſe. Für die Schüler wurden in allen Ausſtellungsorten
Führungen durch die Ausſtellung vorgenommen, ferner in den
benachbarten Gemeinden Vorträge über die Erhaltung der Ge=
ſundheit
für die Schulkinder gehalten. Unter Mitwirkung der
Ausſtellungsleitung ſind im Laufe des Jahres 1932 im ganzen
Lande Heſſen zahlreiche Vorträge über die Hyaiene durch Aerzte,
Fürſorgerinnen uſw. veranſtaltet worden. Die Nachfrage nach der=
artigen
Aufklärungsvorträgen iſt ſo groß, daß ſie im Berichtsjahr
nicht ſämtlich zur Durchführung kommen konnten.
An Koſten für das Heilverfahren ſowie für die vorbeugende
Fürſorge hat die Landesverſicherungsanſtalt im Jahre 1932 rund
540 000 RM. aufgewendet.
Schon aus dieſem kurzen Berichte wird die umfaſſende und
erfolgreiche Tätigkeit der Verſicherungsanſtalt für ihre Verſicher=
ten
, deren Angehörige und für die Volksgeſundheit hervorgehen.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 21. Jan. VDA., Akademiſche Orts=
gruppe
Mainz. Am Montag, den 23. ds. Mts., 20.15 Uhr,
findet im großen Saal der Stadt Mainz der zweite volksdeutſche
Abend ſtatt mit dem Thema Der Odenwald, Kurze Licht=
bildvorträge
zeigen den Odenwald in ſeiner landſchaftlichen Schön=
heit
und als Hüter alter Kulturüberlieferungen. Dichtungen von
Karillon und eine Szene aus Niebergalls Datterich werden vor=
getragen
. Eintritt frei. Im Rahmen der großen Kundgebung
Danzig bleibt deutſch veranſtaltet die akademiſche Ortsgruppe
eine Ausſtellung Danziger Bilder im Foyer des Ufa=Palaſtes, die
in den nächſten Tagen eröffnet wird. Die Bilder ſind vom Deut=
ſchen
Auslands=Inſtitut in Stuttgart zur Verfügung geſtellt.
Veruntreuungen bei der Bekleidungsſtelle der
Reichsbahndirektion Mainz. Bei der Bekleidungsſtelle
der Mainzer Reichsbahndirektion, wurde ein Fehlbetrag von
13 000 RM. konſtatiert. Der Kaſſierer, ein hieſiger Reichsbahn=
Inſpektor, wurde vorläufig ſeines Kaſſiererpoſtens enthoben. Er
behauptete bei ſeiner Vernehmung, daß die Fehlſumme auf Konto
ſeines verſtorbenen Vorgängers zu ſetzen ſei und beſtreitet jede
Schuld. Die Reichsbahndirektion iſt mit der Aufklärung der Sache
beſchäftigt. Arbeiter=Entlaſſungen bei der Stadt
Mainz. Nachdem die im November vorigen Jahres vorgeſehe=
nen
Kündigungen von etwa 200 ſtädtiſchen Arbeitern durch Ver=
kürzung
der Arbeitszeit aufgehalten werden konnten, ſind nunmehr
aus Erſparnismaßnahmen erneut eine Reihe Kundigungen er=
folgt
. Im ganzen ſollen rund 60 Arbeiter entlaſſen werden. Die
chriſtlichen Gewerkſchaften haben bei der Stadtverwaltung gegen
die beabſichtigten Kündigungen proteſtiert.
Ab. Worms a. Rh., 20. Jan. Wormſer Sportler
tödlich verunglückt. Nachts wurde auf der Landſtraße
WormsHerrnsheim der 21jährige Fritz Schelle aus Worms be=
wußtlos
aufgefunden und von einem des Weges kommenden
Kraftfahrer ins Städt. Krankenhaus Worms gebracht. Dort iſt
der junge Mann den ſchweren Verletzungen erlegen. Offenbar
iſt Schelle, der ein bekanntes Mitglied der Hockeyabteilung der
Turngemeinde 1846 Worms war, mit ſeinem Motorrad geſtürzt.

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Mit der Unvollkommenheit zu ringen iſt das
Los des Menſchen, iſt ſein Wert und nicht der
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Mangel bloß.
Nicht von den Rollbahn=Menſchen, ſondern von den fröhlich=
tapferen
Wegetretern kommt die Erlöſung.
Die Zunahme der Rollbahn=Menſchen, das ſind die, die ſich
von dem jeweiligen Tages=Mechanismus willenlos weitertragen
laſſen, bedeutet ein Verhängnis für ein Volk.
Die Menſchen auf den Treppenbahnen der großen Waren=
häuſern
ſind mir wie immer ein Gleichnis der Zeit.
Ein wenig balancieren, und man kommt ſchon dahin, wohin
man will!
Annäherung an die Vollkommenheit in den Dingen der
Ziviliſation und immer größere Entfernung von den Dingen
der Kultur und des echten Menſchenweſens! Das iſt das Bild
der Gegenwart.
Wozu ringen? Wozu? Auch in der Welt des Innern? Die
Rollbahn wartet überall. Man kann ſogar die Augen ſchließen.
Man könnte ſogar ſchlafen. Und es geht doch weiter ..
Zuweilen iſt es einem auf ſolch einer Treppenbahn, als gäbe
es gar keinen Sturm der Unvollkommenheiten in der Welt, wie
ihn unſer Zeitalter erlebt. Ja, man lächelt ſogar in einem An=
flug
von Philiſterlaune über die unaufhörlich und ehrlich ſich
Mühenden und Bemühenden um einen beſſeren Welt= und
Lebensſtand. Und vollends kann man die Opfergänger nicht ver=
ſtehen
.
Nein, ihr Rollbahn=Menſchen, von euch kommt die Erlöſung
nicht! Ihr bleibt der Ballaſt, der trügeriſche, eines Volkes! Ihr
bedeutet nicht nur Unwert, ſondern Hemmung.
Gegrüßt aber ſeien mit heißem Herzen die fröhlich=tapferen
Wege=Treter, die Herrlich=Selbſtändigen, die Leuchtend= Eigen=
willigen
, die Herzhaft=Zupackenden und voller Zuverſicht Schref=
tenden
! Wir fühlen, wieviel Unvollkommenheit noch in uns iſt.
Aber wir ſuchen mit aller Kraft des Erkennens und Fühlens
gegen ſie anzugehen.
Wir halten es mit denen, die in Edwin Erich Dwingers
Roman Wir rufen Deutſchland ſprechen: Auf mich allein
kommt es an! Denn die Beſſerung der Weltordnung wird nie
durch Geſetze, ſondern nur durch die Beſſerung des Einzelnen
erreicht werden! Erſt wenn der Einzelne ſeine Fehler ablegt,
wird es auch der Summe der Einzelnen beſſer gchen! Iſt das
der Widerhall unſerer Leiden, das Vermächtnis uſerer Toten,
der Ruf zum neuen Deutſchland?
Wir aber von dem ſchöpferiſchen Deutſchland ſprchen weiter:
Unſern Wert ſoll man erkennen an dem, wie wir nit den eige=
nen
Unvollkommenheiten und denen unſeres Voles und der
Zeit ringen! Unſer Wert ſoll ſich in unſerer Zähiglit und Ehr=
lichkeit
offenbaren!
Unſer Menſchenlos ſoll trotz aller Drängniſſelund wehen
Uebel ſeinen Adel finden in unſerm Menſchenwert.
Das ſoll nicht phariſäiſch geſprochen ſein, ſondrn als Ge=
lübde
gegen Gott und gleichzeitig als ein Beten u die Kraft
aus der Höhe.
Denn nur wo Ich=Kraft und Gott=Kraft zuſmmenfließt,
kann man von einem wahrhaften Ringen reden.
Auch das beſte Geſetz wird zum Stümperdin, wenn es
Stümper erfüllen ſollen. Wie ein leerer Rahmen hänt es in der
Luft, und die Unvollkommenheiten der Zeit wehen die ein Hohn
hindurch.
Es iſt eine furchtbar ernſte Zeit, auch darin, dc uns allen,
der Welt und uns als Volk von Schickſals und damit von
Gottes wegen unſere Unvollkommenheiten unbarmerzig und in
ihrem tragiſchen Ausmaß vorgehalten werden. D8 entſcheidet
über Welt= und Volkes Geſchick, ob wir ſehen und kennen und
handeln wollen oder nicht!
Rollbahn oder kämpferiſcher Eigenweg. Ja, da iſt die Ent=
ſcheidung
.
Bei dir bei mir, bei uns allen! Nicht morgen und über=
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Sonntag, 22. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 22 Seite 11

Wieder wükeke ein Rieſenbrand in Rokkerdam.

Blick auf die Brandſtätte.
Wenige Tage nach der Brandkataſtrophe des Varieté=Theaters Arena wurde Rotterdam von
einer neuen ſchweren Feuersbrunſt heimgeſucht. Ein Gebäudekomplex von 150 Meter Straßen=
front
wurde vernichtet. Der angerichtete Sachſchaden wird auf zwei Millionen Mark geſchätzt.

Das fahrende Sonnen=Kabinekk.

Eine mit einem Spezialglas verſehene fahrbare Kabine,
von der in Kalifornien alle diejenigen Gebrauch machen, die die ultravioletten Strahlen der
Sonne ausnützen wollen, ohne ſich der Gefahr eines Sonnenbrandes auszuſetzen.

Kakaſtrophale Zunahme der Grippe
in Siegburg.
Die Schule geſchloſſen.
Siegburg. Die Maſſenerkrankungen an
Grippe in der Stadt und in der Umgebung Sieg=
burgs
greifen immer weiter um ſich. Wegen der
großen Zahl von Erkrankungen unter den Schul=
kindern
wurde jetzt auf Verfügung des Kreis=
arztes
die Schließung aller Siegburger Schulen
verfügt. Bei den Ortskrankenkaſſen werden täg=
lich
noch etwa 130 Neuerkrankungen gemeldct.
Verſchiedentlich werden vier oder fünf Kranken=
ſcheine
für eine Familie angefordert ſo daß alſo
ganze Familien krank darniederliegen. Im gan=
zen
beträgt die Erkrankungsziffer im Siegkreis
40 v. H., ſtellenweiſe 50 v. H.

Die Unterſchlagungen beim A. v. D.
Berlin. Der Vernehmungsrichter hat ge=
gen
den beim Automobilclub von Deutſchland
beſchäftigten Buchhalter Eberhard Müller Haft=
befehl
, wegen Urkundenfälſchung, Betrugs und
Unterſchlagung erlaſſen. Müller iſt geſtändig,
gegen 40 000 RM veruntreut zu haben. Mit
der Vollziehung der Unterſuchungshaft wurde
Müller unter der Auflage verſchont, ſich täglich
bei der Polizei zu melden.
Anklage gegen Stadtbankdirektor Schröder
erhoben.
Berlin. Die Staatsanwaltſchaft I hat ge=
gen
den ſeit etwa einem Jahr ſuspendierten
Abteilungsdirektor der Stadtbank Karl Schrö=
der
Anklage wegen ſchwerer paſſiver Beſtechung
im Amte erhoben. Schröder wird zur Laſt ge=
legt
, in den Jahren 1926 bis 1929 als Leiter
der Kreditkontrollabteilung der Stadtbank ſeine
Amtspflicht zur Kontrolle der Sicherheiten, die
die Berliner Stadtbank ſich von der Firma Klei=
dervertriebsgeſellſchaft
Gebrüder Sklarek für die
von ihr gewährten Kredite geben ließ, verletzt
und im Zuſammenhang damit von den Sklareks
Zuwendungen in Geſtalt von Rennwettgewinnen
angenommen zu haben.
Banderolen=Schiebungen einer Berliner Tabak=
Firma.
Berlin. Der Zollfahndungsſtelle iſt es ge=
lungen
, umfangreichen Banderolenſchiebungen
einer Berliner Tabakfirma auf die Spur zu kom=
men
. Die Firma hatte den Tabakwarenverkauf
in zahlreichen Reſtaurationen und Vergnügungs=
lokalen
gepachtet. Dabei ſind Zollhinterziehungen
vorgekommen, indem Zigarren aus unbandero=
lierten
Kiſten in gebrauchte Kiſten mit ſchon
banderolierten Streifen umgepackt wurden. Ueber
den Umfang gibt die Zollfahndungsſtelle noch
keine Zahlen an, jedoch wird angenommen, daß
es ſich um erhebliche Beträge handelt.
Stapellauf zweier franzöſiſcher Paſſagier=
Dampfer.
Paris. Ein neuer franzöſiſcher Paſſagier=
dampfer
, den den Namen des im vergangenen
Jahre ermordeten Präſidenten Doumer tragen
wird und bei einer Größe von 14 800 Tonnen
900 Paſſagiere befördern kann, wird am kom=
menden
Sonntag vom Stapel laufen. Gleich=
zeitig
wird ein Schweſterſchiff, der Marſchall
Joffre, ebenfalls vom Stapel laufen. Die bei=
den
Schiffe werden in den Dienſt nach Indo=
China geſtellt.
Noch immer Leichenfunde aus dem Weltkrieg.
Reims. Bei Bermerichout wurden in den
früheren Schützengraben=Stellungen an der
Eiſenbahn die Leichen von 4 Franzoſen und
14 deutſchen Soldaten gefunden. In einem
Walde bei Reims fand ein Arbeiter eine Gra=
nate
aus dem Kriege, die plötzlich explodierte
and ihn in Stücke riß.
Hundert Häuſer eingeäſchert.
Moskau. Im Amur=Gebiet, in dem Dorfe
Nikitowka, am Fluß Seja, brach ein Feuer aus,
durch das über hundert Häuſer vernichtet wur=
den
. Große Mengen von Getreide ſind dem Brand
zum Opfer gefallen. Acht Bauern werden ver=
mißt
.
Exploſion einer Lokomobile.
Sechs Arbeiter getötet.
Riga. Unweit Kandawa, in Kurland,
explodierte eine Lokomobile eines im Walde ar=
beitenden
Sägegatters. Sechs Arbeiter wurden
getötet, drei lebensgefährlich verletzt.
Erbprinz Reuß Inkendank des Berliner
Skaaksſchauſpielhauſes?

Prinz Heinrich der Fünfundvierzigſte,
der ſich ſeit Jahren, in der Theaterbewegung
ſehr verdient gemacht hat, ſoll der Kandidat des
preußiſchen Kultusminiſteriums für den Inten=
dantenpoſten
im Berliner Staatsſchauſpielhaus
ſein, der ſeit dem Rücktritt von Prof. Jeßner
yerwaiſt iſt.

Kraftwagenführer niedergeſchoſſen.
3000 RM. geraubt.
Gelſenkirchen. Ein dreiſter Raubüber=
fall
wurde am Samstag vormittag im Stadtteil
Horſt=Süd verübt. Als der Kraftwagen einer
Lebensmittelgroßhandlung vor der dortigen
Zweigſtelle hielt, ſprangen plötzlich zwei Bur=
ſchen
, die im Eingang des gegenüberliegenden
Betſaales geſtanden hatten, mit dem Ruf Hände
hoch! auf den Kraftwagenführer und den Bei=
fahrer
zu. Einer der Räuber verletzte den Kraft=
wagenführer
durch einen Bauchſchuß lebensgefähr=
lich
. Die beiden Räuber und ein weiterer Hel=
fershelfer
ſprangen in den Kraftwagen und fuh=
ren
davon In Buer=Beckhauſen ließen ſie den
Wagen, der betriebsunfähig geworden war, im
Stich und flohen über die Felder in den Fürſten=
berger
Wald, nachdem ſie ſich die in dem Kraft=
wagen
liegende Aktentaſche mit etwa 3000 RM.
Bargeld angeeignet hatten. Die Suche der
Schutz= und Kriminalpolizei nach den Räubern
blieb erfolglos.

Wilde Jagd hinter Aukobandiken.
Andernach. Zwei Perſonen, die in Nie=
derbreiſig
in einem Hotel mit einem neuen bel=
giſchen
Wagen abgeſtiegen waren und ſich dort
gut verpflegt hatten, fuhren davon, ohne ihre
Zeche bezahlt zu haben. Der Hotelbeſitzer nahm
ſofort die Verfolgung auf. Die raſende Fahrt
ging zunächſt nach Andernach, wo die Straßen=
paſſanten
in eiliger Flucht ſich in Sicherheit
bringen mußten. Man verlor zunächſt die Spur,
ſtieß aber bei Thür wieder auf die Flüchtlinge.
Trotz mehrerer Schüſſe gelang es nicht, den Wa=
gen
zum Halten zu bringen. Erſt bei Plaidt
erreichte ihn das Schickſal. Das Auto raſte mit
voller Geſchwindigkeit gegen einen Pfeiler der
Nettebrücke und wurde völlig zertrümmert, wäh=
rend
die Inſaſſen mit heiler Haut davonkamen.
Die Polizei konnte die Männer in einem Gehöft
feſtnehmen. Die Feſtgenommenen, die keine Aus=
weispapiere
bei ſich führten, gaben an, den
Wagen von einem Belgier zu einer Probefahrt
erhalten zu haben. Es iſt aber anzunehmen, daß
der Wagen in Belgien geſtohlen wurde.

Schriftſteller George Moore .
London. Der bekannte engliſche Roman=
ſchriftſteller
George Moore iſt geſtern morgen
im Alter von 81 Jahren geſtorben.

Sven Hedin wieder in China.
Auf dem Marſche durch chineſiſche Wüſtengebiete
zwei Monate überfällig.
Berlin. Dr. Sven Hedin befindet ſich zur=
zeit
in Peking, um die Leitung der großen Zen=
tral
=Aſien=Expedition wieder ſelbſt zu überneh=
men
. Zur Ankunft Dr. Spen Hedins werden
ſich die Leiter der verſchiedenen Teilexpeditionen,
Dr. Hoerner, Dr. Bohlin und Dr. Brexell, nach
Peking begeben, um mit dem ſchwediſchen For=
ſcher
die Durchführung der weiteren Arbeiten zu
beſprechen. Von Dr. Nils Ambolt, dem Aſtro=
nomen
und Kartographen der Expedition, fehlt
ſeit längerer Zeit jede Nachricht. Er wollte ver=
ſuchen
, von Termilik aus die ſüdlich des be=
rühmten
Sees Lopnor gelegenen zentralaſiati=
ſchen
Wüſtengebiete zu durchqueren. Nach Spen
Hedins Berechnungen ſollte Dr. Ambolt etwa
Ende November in Peking eintreffen. Er iſt
alſo jetzt zwei Monate überfällig. Von Dr.
Horin, einem geologiſchen Mitglied der Zentral=
aſien
=Expedition Dr. Spen Hedins, traf ſoeben
ein Telegramm aus Kaſchmir ein. Es iſt Dr. Ho=
rin
nach mehrmonatigem ſchwierigen Marſche
gelungen, das Kuenlun=Gebirge und den Kara=
korum
zu durchqueren und ein großes, bisher noch
nicht erforſchtes Gebiet zu kartographieren.
Dr. Horin kann die Aufſehen erregende Mittei=
lung
machen, daß ſeine Karte zuſammen mit den
früher von Spen Hedin und den in den letzten
Monaten von Dr. Ambolt aufgenommenen ein
geſchloſſenes Kartenbild des Kuenlun= und des
Karakorum=Gebirges gibt.

Der engliſche Handelsdampfer City of Exeter
geſunken.
New York. Einem amerikaniſchen Fracht=
ſchiff
, das zur Rettung der Mannſchaft des hava=
rierten
engliſchen Handelsdampfers City of
Exeter herbeigeeilt war, gelang es, 22 Mann
der Beſatzung zu retten. Vier Mann ſind ums
Leben gekommen. Das von der Beſatzung ver=
laſſene
Schiff iſt geſunken.
Lewin entlarvt.
Boſton. Frederic Normano, kurze Zeit
Profeſſor der Harvard Univerſität, iſt nunmehr
einwandfrei als der Bankier Jſaak Lewin aus
Berlin feſtgeſtellt worden. Lewin, der nach dem
Kriege aus Rußland nach Deutſchland kam, wird
von den deutſchen Behörden wegen Schwinde=
leien
in Höhe von drei Millionen RM. geſucht.

Der König von Albanien
vor demAmksgerichkwedding
Der Fünf-Tage=König und Arkiſt klagk.
Berlin. Der nunmehr 51jährige, in Düſ=
ſeldorf
geborene Otto Witte, der am 15. Febr.
1913 zum König von Albanien proklamiert wor=
den
war, die Regentſchaft Albaniens aber nur
für fünf Tage führte, trat am Samstag in der=
ſelben
Phantaſie=Uniform, die er im Jahre 1913
in Durazzo getragen hatte, vor Gericht auf, um
eine Klage wahrzunehmen, die er gegen den
Hamburger Verleger Heimann auf Zahlung von
244 RM. angeſtrengt hatte. Witte hatte ſich als
Artiſt auf der ganzen Welt herumgetrieben. 1903
war er in Belgrad, zu einer Zeit, als es zu
einer Verſchwörung der Garde=Offiziere gegen
den König Alexander kam. Otto Witte, der da=
von
hörte, warnte König Alexander, wurde
aber nicht ernſt genommen. Am 11. Juni 1903
wurde König Alexander tatſächlich ermordet.
Witte landete auch in der türkiſchen Fremden=
legion
, wurde dort in Ketten gelegt, ſprengte
die Ketten, was er als Artiſt gelernt hatte,
flüchtete in Offiziersuniform, raubte aus einem
Harem eine Kaufmannsfrau, heiratete dann in
Deutſchland und trieb ſich nun hier als Schau=
ſteller
mit einem Schauwagen durch die Lande
umher. Als 1913 die Selbſtändigkeit Albaniens
ausgerufen war und ein Prinz zu Wied zum
König proklamiert werden ſollte, trat Witte als
der erwartete Prinz zu Wied in der Phantaſie=
Uniform auf, die er auch noch heute trägt, und in
Durazzo empfing man ihn feierlich. Nur fünf
Tage dauerte der Schwindel, da eine Anzahl
Offiziere gewahr wurden, daß Witte niemals der
deutſche Prinz zu Wied ſein könne. Witte wurde
ſchließlich der Boden zu heiß, er floh in Bauern=
kleidern
und entkam über die Grenze.
In der Verhandlung trug er einen roten
Fez mit modernen Quaſten, Orden, einen langen
Schleppſäbel und breite, gelbe Streifen am Uni=
formrock
. In einem Memoirenband hat Witte
ſein Leben geſchildert. Um einen Betrag für
dieſes Buch geht es in dieſem Prozeß. Der Ham=
burger
Verleger ließ die Zuſtändigkeit des Amts=
gerichts
Wedding beſtreiten, da in dem ſchrift=
lichen
Vertrag zwiſchen ihm und Witte als
Gerichtsſtand bei evtl. Streitigkeiten Hamburg
vereinbart ſei. Witte dagegen erklärte, daß er
eine mündliche Vereinbarung mit dem Verleger
Heimann getroffen habe, daß der Gerichtsſtand
ſein jeweiliger Wohnſitz ſei. Da er mit ſeinem
Schauwagen im Bezirk des Amtsgerichts Wed=
ding
Winterquartier bezogen habe, ſei das
Amtsgericht Wedding zuſtändig. Ueber dieſe
Zuſtändigkeitsfrage ſoll im nächſten Termin, der
am 1. Februar ſtattfindet, entſchieden werden.
Der Richter erſuchte aber den König von Alba=
nien
, beim nächſten Termin in einer Kleidung
zu erſcheinen, wie ſie einem deutſchen Bürger zu=
komme
.

Feuersbrunſt
in einer rumäniſchen Skadt.
Bukareſt. Im Zentrum der Stadt Dorohoi,
in der nördlichen Moldau iſt geſtern eine
Feuersbrunſt ausgebrochen, die infolge des herr=
ſchenden
Windes kataſtrophales Ausmaß ange=
nommen
hat. Sämtliche Häuſer in zwei Straßen
des Geſchäftsviertels ſtehen in Flammen. Das
Feuer droht ſich noch weiter auszubreiten. In
der Stadt herrſcht eine unbeſchreibliche Panik,
da die Feuerwehr der Flammen nicht Herr wer=
den
kann. Bis zur Stunde ſind über 40 Häuſer
eingeäſchert. Der Sachſchaden iſt ſehr groß.

Schneeverwehungen
auf transdanubiſchen Bahnſtrecken.
Budapeſt. Wegen Schneeverwehungen in
Transdanubien mußte der Verkehr auf 17 Lokal=
bahnſtrecken
gänzlich eingeſtellt werden. Auch
bei einigen Hauptlinien kann er nur mit den
größten Schwierigkeiten aufrechterhalten werden.
33 Tote bei einer Dynamit=Exploſion.
Mexiko. In der Stadt Morelia, im Staat
Michoacan, hat ſich ein ſchweres Exploſions=
unglück
ereignet. Aus bisher unbekannter Ur=
ſache
ſind 60 mit Dynamit gefüllte Kiſten in die
Luft geflogen. 33 Perſonen kamen dabei ums
Leben.
Die Fürſtenkochker von Monaco
verzichtef auf das Thronerbe.

Kronprinzeſſin Charlotte von Monaco
mit ihrem früheren Gatten, Prinz Peter
von Polignac, und ihrem Söhnchen Reinier.
Die Prinzeſſin hat jetzt ihrem Vater, dem regie=
renden
Fürſten Louis II., mitgeteilt, daß ſie auf
alle Erbanſprüche zugunſten ihres Sohnes, des
kleinen Prinzen Reinier, verzichte.

[ ][  ][ ]

Seite 12 Nr. 22

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 22. Januar 1933

Spart, Spiel und Jucnen

Jakob=Regensburg,

der Torhüler der deutſchen Mannſchaft.

Schweden wurde 4:3 bezwungen. Dann aber folgten zwei Nie=
derlagen
, ſo gegen Ungarn 1:2 und zuletzt gegen Italien 1:3. Auch

bei den 11 Repräſentativkämpfen darunter die vier ſchweren
Engländerſpiele iſt die Bilanz mit 5 Siegen, 1 Unentſchieden
und 5 Verluſtſpielen, bei einem Torverhältnis von 28:28 ausge=
glichen
. Auch das Torverhältnis der ſüdbayeriſchen Liga ſagt
deutlich, was Jakob für ſeine Mannſchaft bedeutet. Obwohl an
vorletzter Stelle, hat die Mannſchaft nächſt Bayern=München die
wenigſten Gegentore zu verzeichnen.
Sein Können hat Jakob in der Hauptſache nur ſeinem
eiſernen Training zu verdanken. Für ihn gilt die Gymnaſtik in
den Morgenſtunden und vor allem die Leichtathletik als die ſtärkſte
Waffe zur Erreichung von Höchſtleiſtungen im Fußball. Jakob iſt
dann auch ein vorzüglicher Leichtathlet. Er ſpringt beiſpielsweiſe
glatt 1,80 Meter hoch, läuft 110 Meter Hürden in 16,4 und iſt
auch mit dieſen Leiſtungen nach der Verbandsſtatiſtik unter den
10 Beſten Süddeutſchlands. Jakob betonte bei unſerer Unterhal=
tung
, daß die Arbeit des früheren Jahn=Trainers Lanzer=Wien,
der ſich viel mit ihm abgab, und der ihm auch den Weg mit ebnete,
viel zu ſeinem Aufſtieg beigetragen habe; ja, Lanzer ſagte ihm
ſchon vor mehr als drei Jahren ſeine internationale Verwendung
voraus.

Ueber die Spielweiſe war Jakobs Meinung zurückhaltend. Er
fühle ſich nicht befugt, darüber zu ſprechen. Aber eines könnte er
mit beſtem Gewiſſen ſagen: Prächtige Kerls ſind genügend da,
und wenn auch wir in Deutſchland in der Lage wären, uns wochen=
lang
vor Länderſpielen zuſammenzugewöhnen, um die auch bei
uns vorhandenen Ideen zu einem variationsreichen Spiel, zu
einem harmoniſchen Klang vereinen zu können, dann hätte auch
der D.F.B. nicht nur prächtige Einzelkönner, ſondern eine Mann=
ſchaft
, die keinen Gegner zu fürchten brauchte. Und noch etwas:
Ein Tull Harder fehlt vorne! Ein wirklicher Stürmer, der un=
gekünſtelt
ſeinen Weg nach dem Gegentor zieht. Und da hat Ja=
kob
wohl recht. Was nützt ſchließlich ein Bollwerk in der Ab=
wehr
, wenn vorne das Torerzielen fehlt.
Wie Jakob den Sport ganz beſonders ernſt nimmt, wie er
hier an ſich ſelbſt ganz bewußt arbeitet, jeglichem Vergnügen ent=
ſagt
, wenn es ſeinem Sport dienlich iſt, genau ſo iſt er und das
ſchuf ihm die große Reſonanz in ſeiner Heimatſtadt auch im
Beruf.
Von der Pike auf hat er auch hier gedient, als Elektrolehr=
ling
begonnen und in elfjähriger harter Arbeit ſich durch ſeine
Energie zum Techniker bei den Oberpfalzwerken emporgearbeitet.
In dieſem Jahr will er noch die Elektromeiſterprüfung ablegen.
Bei dieſem Streben opfert er immer die wenig freie Zeit noch
ſeinem Sport. Nach all dem, was mir die Ausſprache mit Jakob
offenbarte, beſitzt Deutſchland in dem blonden langen Regens=
burger
einen würdigen Vertreter des deutſchen Fußballſports.
Seine ideale Auffaſſung vom Sport, ſeine allſeits anerkannten
Fähigkeiten und das geſunde Streben nach noch beſſeren Leiſtungen
rechtfertigen ſeine Verwendung in vollem Maße.
Dr. W.

Neue Ausſchreibung für Europa=Rundflug.

Die in Paris abgehaltene Tagung der Fédération Aeronau=
tique
Internationale beſchäftigte ſich mit verſchiedenen wichtigen
Fragen. So wurde ein von Deutſchland und Polen eingebrachter
Antrag auf Abänderung der Rahmen=Ausſchreibung für den
Europa=Rundflug 1934 angenommen. Danach wird dieſer Wett=
bewerb
in=Zukunft nur noch für Flugzeuge der Kategorie von
281560 Kilogramm offen ſein. Dieſer wichtige Beſchluß iſt
dadurch bedingt, daß in der letzten FAJ.=Tagung das Gewicht
der großen Kategorie von 400 auf 560 Kilogramm heraufgeſetzt,
aber das Gewicht der kleinen Kategorie auf 280 Kilogramm
belaſſen wurde. Um der kleinen Kategorie, die für Deutſchlands
flugſportliche Entwicklung weſentlich iſt, keinen Abbruch zu tun,
ſoll verſucht werden, einen beſonderen Wettbewerb für ſie zu
ſchaffen. Aus den Berichten konnte mit beſonderer Genug=
tüung
entnommen werden, daß ſich die Leitung des internatio=
nalen
Verbandes überaus lobend über Deutſchland ausſpricht.
Es heißt da u. a.: Die deutſche Organiſation des Europa=
Fluges war vollendet. Man kann ſagen, daß der Aeroclub von
Deutſchland ein Meiſter in der Kunſt der Organiſation ſolcher
Wettbewerbe geworden iſt.
Die goldene Medaille der FAJ., die im Vorjahre an Dr.
Eckener verliehen worden iſt, wurde diesmal dem ſpaniſchen
Konſtrukteur des Windmühlen=Flugzeuges, de la Cierva,
zuerkannt. Fürſt Bibesco wurde zum Präſidenten wieder=
gemählt
, ebenſo der deutſche Vertreter Gerd von Höppner zum
Vizepräſidenten.

Fußball.

SC. 1928 Ober=RamſtadtSV. Höchſt.

ſie am Sonntag gegen den Tabellenführer, den SV. Roßdorf.
ein Unentſchieden erzielen. Auch die Einheimiſchen zeigten am
Sonntag wieder ein gutes Spiel. Somit iſt ein ſchönes Spiel
zu erwarten. Allerdings werden die Ober=Ramſtädter ihr ganzes
Können einſetzen müſſen, wenn ſie dieſen ſchweren Kampf für ſich
entſcheiden wollen. Um 12.15 Uhr 2. Mſch. Um 1.45 Uhr
Aufſtiegſpiel im Handball: Tgſ. Ober==RamſtadtTv. Nieder=
Ramſtadt.

Boxen.

Rot=Weiß DarmſtadtASV. Ober=Urſel.

Am Samstag, dem 28. Januar 1933, findet im Konkordia=
ſaal
. Waldſtraße, der erſte diesjährige Boxkampfabend von Rot=
Weiß ſtatt. Es kommt der fällige Rückkampf gegen den Ober=
Urſeler ASV. zur Austragung. Da der Vorkampf mit einem
Unentſchieden 8:8 endete, wird Rot=Weiß alles daran ſetzen, um
diesmal einen Sieg buchen zu können. Der Kampf ſelbſt wird
von drei Schaukämpfen umrahmt und iſt es durch die den Zeiten
entſprechenden Eintrittspreiſe jedem möglich, ſich dieſes inter=
eſſante
Treffen anzuſehen.

Sporkkalender.

Ein würdiger Nachfolger von Stuhlfauth und Kreß iſt der
ſympathiſche Regensburger Torhüter Jakob. Zuletzt gegen Ita=

11.00 Uhr,
14.30 Uhr,

lien bewies er wieder ſein großes Können, und ſeiner mutigen
Abwehr haben wir es nicht zuletzt zu verdanken, daß die Nieder=
lage
zahlenmäßig nicht höher ausfiel. Intereſſant iſt hierbei die
Feſtſtellung, daß Jakob durch Zufall Tormann wurde. Wohl
ſpielte er ſchon ſeit ſeinem 12. Lebensjahre auf allen möglichen

Tiſchtennis.
Reichsbahn Darmſtadt Tgeſ. Darmſtadt 8:7.
In dieſem Rückſpiel am Freitag abend konnte die Reichs=
bahn
für die im Vorſpiel erlittene Niederlage Revanche nehmen.
Es war ein harter, ſchöner Kampf, was ſchon aus dem knappen
Reſultat hervorgeht. Beide Mannſchaften ſtehen nun mit je
einem Verluſtſpiel an der Tabellenſpitze, jedoch hat die Tgeſ. 75

ſich einen größeren Punktvorſprung durch höher gewonnene Spiele
geſichert, und dürfte ihr die Meiſterſchaft nicht mehr zu nehmen
ſein

10.45 Uhr,
1 1.00 Uhr.
14.30 Uhr,

10.45 Uhr,

Fußball.
Rheinallee: Rot=Weiß SV. Mörfelden,
Stadion: SV. 98 Haſſia Dieburg.
Handball.
Woogswieſe: Tgde. 46
Tv. Nauheim.
Dornheimer Weg: Poſt Merck Darmſtadt.
Exerzierplatz: Polizei SV. Wiesbaden.
Hockey.
Stadion: SV. 98 RV. Rüſſelsheim.

der Torhiter fehlte. Ialoh mußte einſpringen, Erſt im 10. Le=
bensjahr
ſtehend, verwendete ihn der aus der RT. hervorge=
gangene
1. FC. Regensburg verſuchsweiſe als Hüter der erſten
Aktiven. 1925 führte ihn dann der Weg zum Sportbund Jahn,
dem er heute noch angehört. Jakob machte den Aufſtieg zur Be=
zirksliga
mit, in der er ſeine großen Fähigkeiten beweiſen konnte.
Mit 22 Jahren trug er ſchon das Nationaltrikot. Seine Feuer=
taufe
erhielt er in Breslau gegen Norwegen. Ein Remis (1:1)
war die Ausbeute. Dann mußte Finnland ſich beugen (4:1), auch

Hochſchulſpork.

Eislaufwettkampf Rund um den Woog!
Zum erſten Male wurde vom Amt für Leibesübungen der
Darmſtädter Studentenſchaft ein Eislaufwettkampf Rund um
den Woog ausgetragen. Dieſer fand am Samstag vormittag
ſtatt Beteiligt waren 17 Läufer. Es wurden gelaufen:
1. Eine Runde um die Eisbahn (ungefähr 550 Meter): 1 Buſch.
0:57,5 Min.. 2 Oſann und Haas. je 1:0.12 Min. 4. Burk 1:02,3
Min. 5. Wultſch, 1:02,8 Min. 2. Vier Runden um die Eis=
bahn
(ungefähr 2200 Meter); 1. Buſch, 4:30.0 Min. 2. Schäfer,
4:53,2 Min. 3. Oſann, 4:56,2 Min. 4. Eugen, 5:08,1 Min.
5. Decher, 5:11,5 Min.

Handball.

Vom Sportverein 98 wird uns mitgeteilt, daß das Spiel
Sportverein 98 2. gegen Turnverein Trebur 1. von der Behörde

abgeſetzt wurde.

Einen deutſchen Eislauf=Rekord gab es am erſten Tage der
deutſchen Schnellauf=Meiſterſchaften in Altona. Sandtner= Mün=
chen
durchlief die 5000 Meter in 9:12,7 Min. Der Titelverteidiger
Barwa=Berlin benötigte 9:25,5, nachdem er am Vormittag im 500=
Meter=Laufen mit 50,3 Sekunden die beſte Zeit erreicht hatte:
Sandtner kam hier auf 50,8 Sekunden.
Mit einem 2:0=Sieg des SC. Rieſſerſee über den Oſtpreußen=
Meiſter VfL. Raſtenburg nahmen am Samstag nachmittag in
München die deutſchen Eishockeymeiſterſchaften ihren Anfang.
Bei den Kunſtlauf=Europameiſterſchaften, die am 30. und 31.
Januar in London ausgetragen werden, wird Deutſchland nur
durch den deutſchen Meiſter Ernſt Baier=Berlin vertreten ſein.
Titelverteidiger ſind Sonja Henie, Karl Schäfer und das Ehepaar
Prunet.
Der Kilometer lancé, das bekannte St. Moritzer Ski= Ge=
ſchwindigkeitsreunen
, mußte erneut verlegt werden, und zwar auf
den 15. Februar.
Außer Alfa=Romeo, der bekannten italieniſchen Auto=
mobilfabrik
, wird nun auch eine führende Motorradfabrik. und
zwar die engliſche Rudge=Whitwort=Fabrik. in dieſem
Jahre keine Rennen beſchicken.
Bei der diesjährigen Reichsfahrt des ADAC. ſoll unter die
Sonderprüfungen erſtmals auch eine Geſchwindigkeitsprüfung auf=
genommen
werden. Als Strecke kommt die Avus in Frage.
Zur deutſchen Motorrad=Straßenmeiſterſchaft 1933 gehören in
dieſem Jahre die nachſtehenden fünf Rennen: Eilenriederrennen.
Wartenburger Dreiecksrennen, Rund um Schotten, Grillenburger
Rennen und Schleizer Dreiecksrennen. Die Beiwagenfahrer haben
das Eifelrennen und den Großen Preis der Stadt Berlin zu be=
ſtreiten
.
Für das vom 3. bis 9. Februar laufende Frankfurter Sechs=
tagerennen
werden neue Verpflichtungen bekannt. Es haben jetzt
Rieger=Breslau, Altenburger=Stuttgart und Broccardo Guimbre=
tiere
einen Vertrag erhalten.
Mit wechſelndem Erfolge beteiligten ſich deutſche Schwim=
merinnen
und Schwimmer am erſten Tage beim Schwimmfeſt in
Kopenhagen. Während die Magdeburger Damen geſchlagen wur=
den
, konnten die Vertreter von Hellas einige ſchöne Siege an ſich
bringen.
Sporklikerakur.

Daß die bekannte Motorzeitſchrift Motor und Sport auch im
neuen Jahre das Fachblatt für den Motorfahrer ſein wird, ver=
ſprechen
die erſten Nummern. Heft 3, das ſoeben erſchienen iſt. ent=
hält
eine reiche Anzahl verſchiedener Beiträge, der eine intereſſan=
ter
als der andere Ein Artikel Wahrheit und Dichtung befaßt
ſich mit dem Vorſchlag, die Zölle auf Gasöl zu erhöhen, und dem
Vorgehen der deutſchen Treibſtofferzeuger, das ja dem Kraftfahrer
bekannt iſt. Der techniſche Teil enthält neben den Teſts Das Mär=
chen
von der Stromlinie .. .. das auf einem verworrenen Gebiete
Klarheit ſchafft. Warum blockiert der Motor Winke für den
Geſpannfahrer. Internationale techniſche Typentafeln im juri=
ſtiſchen
Teil Landſtraßenräuber bringen nützliche Aufklärung und
Winke. Wir empfehlen daher, ſich dieſes reichhaltige Heft
Nr. 3 für 50 Rpfg. in der nächſten Buchhandlung oder direkt vom
Vogel=Verlag. Pößneck, zu beſorgen. Sie werden es ab Freitag
überall erhalten.

Geſchäftliches.

Selbſtheilkunde in einer Stunde. Ueber dieſes intereſſante
Thema ſpricht die bekannte und beliebte Referentin, Frau Dir.
Bechert=Lange Dienstag nachmittag 4 Uhr und abends 8.15 Uhr
im Fürſtenſaal, Grafenſtr. 20. Wie aus den Anzeigen erſichtlich,
werden ganz neue Wege zur Geſundheit gezeigt. Näheres ſiehe in
den erſchienenen Inſeraten.

1500 Jahre Rheumatismus! Es iſt ein Troſt für alle Rheuma=
tiker
, daß ihr Leiden keineswegs eine Kulturkrankheit, ſondern
alt, uralt iſt. So haben Sachverſtändige feſtgeſtellt, daß z. B.
Wikingerkönig Olav Geirſtadalv vor reichlich 1100 Jahren an
Gelenkrheumatismus erkrankt war. Aus dieſer Zeit, als an Ra=
dium
und Chemie noch nicht zu denken war, ſtammt das Wiſſen,
daß es gute Kräuter gibt, die das Rheuma vertreiben und erträg=
lich
machen können. Zinſſer=Rheumatismus=Tee enthält dieſe Kräu=
ter
jetzt freilich nach neueſten wiſſenſchaftlichen Erfahrungen ge=
miſcht
. Und iſt es nicht eigenartig, daß es noch nichts Beſſeres bei
Rheuma gibt? Wie der Zinſſer=Rheumatismus=Tee hilft, erfährt
man aus einem Inſerat von Dr. Zinſſer u. Co. aus Leipzia in
dieſer Nummer.

Wekkerbericht.

Das ſich weiter kräftigende Finnlandhoch hat ſich bis über
Deutſchland ausgebreitet und beſtimmt weiterhin unſere Wetter=
lage
. Wenn auch durch die Nordweſtluft, beſonders im weſt=
lichen
Teil des Reiches, noch etwas Schneefall zuſtande kommt,
ſo wird bei uns unter dem Hochdruckeinfluß das vorherrſchend
trockene Wetter beſtehen bleiben. Da ſich der Himmel zeitweiſe
aufklart, nimmt die nächtliche Ausſtrahlung ſtärker zu und die
Froſttemperaturen gehen weiter zurück als ſeither.
Ausſichten für Sonntag, den 22. Januar: Starker Froſt, bewölkt
und aufklarend, meiſt trocken.
Ausſichten für Montag, den 23. Januar: Fortdauer des Froſt=
wetterlage
,

Schnellkriebwagen werden im ganzen Reich eingeführk

Tv. Arheilgen Tv. Groß=Zimmern.
Heute nachmittag dürfte ſich wohl das ſpannendſte Spiel der
letzten Zeit auf dem Sportplatz Hammelstrift abſpielen, wo ſich
um die weitere Beteiligung an den Kreisklaſſe=Endſpielen Tv.
Arheilgen und Groß=Zimmern gegenüberſtehen. Nach der hohen
Niederlage der Arheilger am letzten Sonntag in Groß=Zimmern
wäre durch ein Unentſchieden, bzw. Njederlage, das Schickſal der=
ſelben
beſiegelt, und kann nur ein Sieg die Arheilger retten.
Ein intereſſanter Handballkampf dürfte deshalb zu erwarten
ſein. Anfang 3 Uhr.

Oben: Schnelltriebwagen mit 150=PS=Motor,
wie er jetzt z. B. auf den Stuttgarter Vorortſtrecken eingeſetzt
wird.
Unten: Triebwagen mit einem 410=PS=Maybach=Motor
(der auch bei dem Fliegenden Hamburger eingebaut wurde),
Dieſer Wagentyp findet künftig vor allem in dem Gebiet um
Frankfurt am Main ſeine Verwendung.

Nachdem ſich der Fliegende Hamburger, der mit Beginn
des neuen Sommerfahrplans in den regelmäßigen Dienſt ein=
geſtellt
werden wird, ſich auf den Probefahrten ſo glänzend be=
währt
hat, ſoll nun unverzüglich an den Bau und die Einſtellung
von allerdings ſchwächeren Blitz=Triebwagen auf den verſchiedenen
Strecken der Reichsbahn geſchritten werden.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.

Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15: Wetter, Gymnaſtik.
O 6.45: Gymnaſtik. O 7.15: Nachrichten. O 7.2: Wetter. 0 7.25:
Choral. O 7.30: Konzert. O 8.25: Waſſerſtand O 11.45: Zeit,
Programm. Nachrichten, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter. o 12.00=
Konzert. O 13.15: Nachrichten Wetter. o 13.30: Mittagskonzert.
14: Nachrichten. O 14.10: Werbekonzert. Sa. 14.40). O 15:
Gießener Wetterbericht Sa 15.20). O 15.10: Zeit Wirtſchafts=
meldungen
(Ea. 15.25). 0 16.50 u 18.15: Wirtſchaftsmeldungen. 6
19.15 (Do. 19.25): Zeit. Programm. Wetter. Wirtſchaftsmeldungen.

6.35:
8.30:
9.30:
10.50:

11.30:
12.00:

13.05:
14.00:
14.10:

15.00:

15.50:
16.30:

18.00:
18.15:
18.30:
19.00:
19.20:
19.30:
20.00:
22.00:
22.30:

Sonntag, 22. Januar
Bremer Hafenkonzert Das gr. Geläute vom Dom.
Katholiſche Morgenfeier
Stunde des Chorgeſangs, Oſtend=Quartett. Offenbach a. M.
Rumäniſche Volksmuſik in Siebenbürgen Vortrag mit Bei=
ſpielen
von Bela Bartok.
Leipzig: Bach=Kantate: Herr, wie du willſt, ſo ſchicks mit mir
Heilbromn: Tänze Geſpielt vom Stadttheater=Orcheſter.
Werke von Mozart, Schubert, Brahms, Joh. Strauß u. a.
Köln: Mittagskonzert des Kammerorcheſters
Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
Dr. Schaumburg: Bodenbearbeitung im Lichte neuerer For=
ſchung
. Fr. Becker: Die Arbeit in den landwirtſchaftlichen
Hausfrauen=Vereinen.
Mannheim: Stunde der Jugend. Die Reiſe is Geſundheits=
land
. Ein Rundfunkſpiel
München: Deutſche Eishockey=Meiſterſchaften.
Wiesbaden: Konzert des Städt Kurorcheſters. Werke von
Weber, Beethoven, Biet, Wagner, Roſſini.
Der Bettler und das ſtolze Fräulem, von Rainer M. Rilke,
Wilhelm Michel ſpricht über ſei Buch: Geliebte Welt,
Vergnügliches Zwiſchenſpiel.

Skizenbuch des Alltags.
Sportnachrichten
Zither=Konzert, Ausf.: Rich. Grünwabd.
Wird noch bekanntgegeben
Zeit. Nachrichten. Wetter. Sport.
Wien: Wiener Künſtler für die Winterhilfe.

Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15:
Gymnaſtik. O 6.30: Wetter für die Landwirtſchaft. anſchl.;
Frühkonzert. O 10: Neueſte Nachrichten. O 11: Deutſcher See=
Wetterbericht. 0 12: Wetter für den Landwirt. anſchl.: Kon=
zert
. Wiederholung des Wetterberichts. O 12.55: Nauener Zeit.
O 13.35: Nachrichten. O 14: Konzert. O 15.30: Wetter, Börſe.
o 18.55: Wetter für die Landwirtſchaft. Kurzbericht des
Drahtloſen Dienſtes. 0 22.45: Deutſcher See=Wetterbericht.

6.15:
6.35:
8.00.
8.55:
10.05:
11.00:
11.30:

11.55:
12.15:
12.55:
14.00:

14.30:
15.00:
15.30:
16.15:
16.30:

17.15:

18.00:
19.00:
20.00:
22.00:
22.45:
Anſchl.

Deutſchlandſender: Sonntag, 22. Januar
Berli: Funkgymnaſtik.
Bremer Hafenkonzert.
Stunde des Landwirts.
Berlin: Morgenfeier. Glockengeläut des Berliner Doms.
Berlin: Wettervorherſage.
Deutſcher Seewetterbericht.
Leipzig: Bach=Kantate: Herr, wie du willſt, ſo ſchicks mit
mir.
Dr. Zahn: Neues aus eigenem Schaffen.
Dresden: Mittagskonzert der Dresdner Philharmonie.
Nauener Zeitzeichen.
Elternſtunde: Dr. Künkel: Die Vorbereitung auf den erſten
Schultag.
Aus der Gedankenwelt großer Philoſophen: Leſſing.
Dr. Eberlein: Die Kunſtſtätten u. Kunſtſchätze der Nation.
Berli: Orcheſterkonzert Deutſches Konzert=Orcheſter.
Georg Britting: Die Frankreichfahrt
Oktett F=Dur. op. 166, von Schubert. Ausf.: Kammer=
muſikvereinigung
der Staatsoper.
Ausſprache über die Hörerbriefe zu den Geſprächen: Kolle=
gialität
im Beruf. Wie bin ich zu meinem Beruf ge=
kommen
.
Kammerſymphonie der Klaſſik und Romantik.
Stunde des Landes.
Hamburg: VerdiPuccint=Abend.
Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
Deutſcher Seewetterbericht.
Wien: Wiener Künſtler fur die Winteryilfe.

Hauptſchriſtleltung: RudolfMauve
Verantwortlich für Politit und Wirtſchaff: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Kari Böhmann;
für den Handel: 1r C H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bid und Wort: Dr Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 20 Geiten.

[ ][  ][ ]

22. Zanuar 1933

Nummer 4

Pon der Handpreſſie zur Rotationsmaſchine

Friedrich König
der Wegbereiter der modernen Orucklechnik.
Auf dem ſtimmungsvollen Kloſterfriedhof zu Oberzell bei
Würzburg deckt eine einfache Steinplatte das Grab eines
Mannes, deſſen Codestag ſich 1933 zum 100. Malo jährt:
Friedrich König. Man bezeichnet ihn als Erfinder

wickelte ſich dann die eigentliche, zunächſt in größeren Seitab=
ſchnitten
, aber regelmäßig erſcheinende Seitung, deren Aufſtieg
ſich beſonders vom Anfaug des 17. Jahrhunderts an in einem
raſenden Cempo vollzog. Bedingt war Cutwicklung und Auf=
ſtieg
durch den Stand und den Ausbau der zurs Druck benutz=
ten
Maſchinen. Das einzige bei den Anfängen des Seitungs=
weſens
zu Gebote ſtehende Druckmittel war die hölzerne
Handproſſe, die zwei Mann zu ihrer Bedienung erfor=
derte
und mit Mühe und Not ſtündlich höchſtens 260 bis 240
Abdrucke lioferte, die noch dazu die Größe einer Folioleite nicht
überſchreiten durften.
Erſt gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde durch den
Bau der eiſernen Handprelſe eine Leiſtungsſteigerung
erzielt. Die bekannteſte Druckpreſſe dieſer Seit war die durch
Stanhope geſchaffene, die bald nach ihrer Erfindung von
allen größeren engliſchen Seitungen benutzt wurde. Jede Preſſe
war mit drei Mann beſetzt, die mit einer bis an die Grenze
der menſchlichen Kräfte geſteigerten Leiſtung arbeiten mußten,
um ſtündlich 250 einleitig bedruckte Abzüge oder 125 fertige
vierſeitige Seitungen zu liefern.
Das war der Stand der Drucktechnik am Ende des 18.
Jahrhunderts, als Friedrich König heranwuchs. Er ſelbſt hat
in ſeiner Lehrzeit in der berühmten Druckerei von Breitkopf
u. Härtel in Leipzig noch auf Handpreſſen, ja ſogar noch auf
hölzernen gearbeitet. In dieſer Lehrzeit nahm auch ſein Ge=
danke
einer Verbeſſerung der Buchdruckpreſſe

tragwalze preßte und im Prinzip noch heite das gleiche geblies
ben iſt.
Die erſte Maſchine, die lämtliche Bewegungen der alten
Handpreſſe auf eine einzige drehende zurückführte, iſt, ob=
wohl
zufriedenſtellende Druckverſuche darauf gemacht wurden,
nicht vollendet worden. Schuld daran war der Geldmangel
Königs und die trotz vieler Verſuche ausbleibende Unterſtützung
ſeiner weiteren Pläne. Sie traten zuerſt durch die Bekannt=
ſchaft
mit Bauer, den König in London kennenlernte, in
ein neues Stadium und fanden dann ſpäter Verwirklichung
durch die Gründung der Sirma König u. Bauer in Kloſter
Oberzell bei Würzburg, der bokannten Maſchinenfabrik.
Die 1813 in London gebaute Maſchine bringt als großen
Jortſchritt gegenüber der Suhler Agſchine vor allemn die
Ausführung, bei der die Hilfsmittel des Maſchinenbaues
weitgehend angewandt wurden. Die Maſchine iſt ganz aus
Eiſen und lieferte 400 Drucke ſtündlich. Aus ihr entwickelte
ſich bald die erſte Sulinderdruckmaſchine, die als weſentlichen
Fortſchritt die laufende Hin= und Herbewegung des Druck=
karrens
brachte, während die erſten Maſchinen je einen Stilſtand
für den Druck und für das Einlegen des Bogens forderten.
Und dieſe Maſchine iſt die Urform aller ſpäteren
Schnellpreſſen. Die erſte praktiſche Verwendung im
Seitungsdruck fand ſie bei der Che Cimes am 29. November
1814; 1823 folgte mit einer ſtändigen Erhöhung der Druck=
leiſtung
auf Grund der Erfahrungen Berlin, 1824 Augsburg,
dann in ſchneller Folge Hamburg, Stuttgart, Königsberg, Köln.
Erſt um 1860 folgten die erſten Verſuche der Rotations=
maſchine
, deren Erfinder der Amerikaner William Bullock
iſt, und die in zahlreichen Syſtemen und Verbeſſerungen Höchſt=
leiſtungen
auf dem Gebiete der Drucktechnik bis zum heutigen
Stande brachte.
Dieſe Entwicklung iſt unzertrennlich mit dem Namen
Friedrich König verbunden. Sein Lebenswerk charakteriſiert
dieſes Diſtichon: Vorwärts dränget der Geiſt und die Preſſe
hat zehnfaches Cagwerkl. Daß ſie genüge dem Dienſt, haſt Du
ihr Flügel geformt! (Gedenktafel in Oberzell. 1842.)

Holiſchnitt einer hölzernen Handpreſſe um 1500,
von Oohann Badius erbank.
der erſten Druckmaſchine; aber damit iſt das Ver=
dienſt
dieſes ſchlichten Menſchen noch keineswegs erſchöpft.
Gerade das Jahr 1933 bringt außer der Erinnerung an ſeinen
hundertſten Codostag noch einen anderen Anlaß, das grund=
legende
Lebenswerk Königs im richtigen Lichte erſcheinen
zu laſſen: den 70. Geburtstag der erſten Notations=
druckmaſchine
durch W. Bullock.
Beide Erfindungen greifen, ſo eng ineinander über und
beide haben in den letzten Dezennien eine ſo weſentliche Ent=
wicklung
auf allen Gebieten nach ſich gezogen, daß eine kurze.
Betrachtung wohl wert erſcheint. Den Namen Friedrich König
gebührt dabei inſofern der Ehrenplatz, als er durch ſeine Er=
findung
erſt der eigentliche Wegbereiter war.
Das zeigt am beſten ein kurzer Ueberblick über die Entwicklung
der Zeitungsdruckmaſchine überhaupt.
Im 15. Jahrhundert, bald nach Erfindung der Buchdrucker=
kunſt
, finden wir die erſten Anfänge des Seitungsweſens in
Form von gelegentlich gedruckten Flugblättern. Hieraus ent=

Die 1805 von Friedrich König in Suhl in Chür. gebaute
Druckmaſchine. Sie iſt aus Holz gebaut und die erſte, die
alle Berrichtungen des Druckens mechaniſch bekätigte.
Geſtalt an, und durch ſeine Erfahrungen angeregt, daute König
im Jahre 1803 in dem thüringiſchen Städtchen Suhl, das ſchon
damals durch ſeine Waffenfabrikation berühmt war, mit der
Abſicht, die bisher beſtehende Handpreſſe durch maſchinelle
Vorrichtungen in Bewegung zu ſetzen, die erſte Druck=
maſchine
. Unter Beibehaltung des Grundgedankens der
Handpreſſe wurden bei dieſer erſten Maſchine alle Verrichtun=
gen
des Druckens mechaniſch betätigt, bis auf das Einlegen und
Abnehmen der Bogen. Noch war der Bauſtoff der Preſſe
Holz, grundſätzlich neu das Farbwerk, das aus einem Behälter
mittels eines Kolbens automatiſch die Druckfarbe auf die Auf=

Die von Friedrich König 1813 in London erbaute Sylinder=
druckmaſchine
, bei der zum erſten Male die laufende Hin= und
Herbewegung des Druckkarrens in Anwendung kam.

Eine der wodernen Rotationsmaſchinen, von der Maſchinenfabrik König u. Bauer in Würzburg erbant, die einen gleichzeitigen Druck von 96 Seitungsſeiten ermöglicht.

[ ][  ][ ]

bis zum anderen nur aus Herrenſchneider= Ge=
ſchäften
beſteht, von denen viele 200 und mehr
Jahre alt ſind. Ja es gibt in der Londoner
City, in Staple Inn, ein Geſchäft für Herren=
wäſche
, das im Jahre 15375 gegründet worden
mithin 558 Jahre alt iſt.
Es liegt etwas Imponierendes in
einem auf ſo graue Vergangenheit und ſo viel
Erfahrung zurückblickenden Geſchäftszweig,
und die Welt tut recht, wenn ſie ſich in dieſen
Dingen von den Londoner Lehrmeiſtern wider=
ſpruchslos
beraten läßt. Die Herren von Sa=
vile
Now und St. James: Street äußern gern
ihre Anſichten, was zu tragen ratſam ſei und
was lieber unterlaſſen werden ſollte. Denn Sir
Walter Silbeu iſt in London keineswegs der
einzige arbiter elegantiarum, der ſich über die
Herrentrachten in Notten Now aufzuregen und
Moderegeln zu verkünden pflegt.
Ungefähr zur ſelben Seit, da Sir Walter
Silbeu ſeine Proteſte verlautbaren ließ, wütete
im Londoner Blätterwalde auch eine erlitterte
Sehde über die Frage, ob die engliſche Herren=
welt
dabei bleiben ſollte, abends im Che=
ater
im Abenddreß zu erſcheinen
oder ob die neue Sitte, ins Cheater im Straßen=
anzug
zu gehen, ermuntert werden ſollte. Die
Cimes, die Morning Poſt und andere
Londoner Blätter brachten Hunderte von Brie=
fen
aus dem Leſerkreiſe zu dieſem, die Oeffent=
lichkeit
anſcheiend lebhaft intereſſierenden
Problem. Und es erübrigt ſich, hervorzuheben,
daß die Befürworter der guten alten Sitte‟
bei weitem in der Mehrzahl waren und mit
Erfolg die Aufrechterhaltung des Dreßzwangs
im Theater durchgeſetzt haben.
Der Engländer betrachtet eben die Männer=
kleidung
unſerer Seit keineswegs als abſurd
und reformbedürftig. Ja, die Stärke der
modernen Herrenkleidung beſteht, ſeiner Anſicht
nach, gerade m einem gewiſſen Sormzwang und
in einer gewiſſen Steifheit. Hierin äußert ſich
keineswegs ſtumpfe Eitelkeit, ſondern im Unter-
bewußtſein
ein Stück britiſcher Le-
bensweisheit
. Die Kleidung iſt dem Bri=
ten
eine jener äußeren ſymboliſchen Sormen, die
Gemeingut der Nation ſind. Nicht umſonſt ſind
Engländer überall in der Welt gleich gekleidet.
Der Brite, der ſelbſt im Dſchungel ſich jeden
Abend in ſeinen evening dreß wirft, dürfte
in der Negel um eine plauſible Rechtfertigung
ſeines Cuns verlegen ſein. Doch ſein Inſtinkt
weiſt ihm unfehlbar den rechten Weg. Das
Kleidungsritual erleichtert es ihm mehr als
irgend etwas ſonſt, die nötige Haltung zu be=
wahren
. Es verhilft ihm zum ihm ſo wichtig
erſcheinenden Gefühl der ſafety der Sicher=
heit
in allen Lebenslagen.
Solch ehrenwerte Gentlemen wie Sir Wal=
ter
Gilbeu und andere Originale, die ſich ſo
drollig über die Lockerung der Herrenmoden
aufzuregen wiſſen, ſind, von dieſem Standpunkt
betrachtet, gar nicht ſo ſchrullig und verdreht,
wie es auf den erſten Blick erſcheinen könnte.
Sie wiſſen genau was ſie vertei=
digen
! In welch.m Aufzuge im Hude Park
geritten wird, iſt in England eine Frage von
Wichtigkeit. Und ein Kleidungsreformler, der
es unternehmen wollte, John Bull ſeiner Kra=
vatte
zu berauben, würde bald entdecken, daß
er ſich an einem jener Bande vergriffen hat,
die die geſellſchaftliche Ordnung dieſes Landes
zuſammenhalten und die hier wahrlich nicht ſo
leicht zu lockern ſind . . . George Popoff.

Wie ſchwer und düſter die Sorgen ſind, die
England zur Seit martern, das konnte man
kürzlich wieder erkennen, als die geſamte Preſſe
des Landes allen Ernſtes die hochnotpeinliche
Frage zu erörtern begann welche Kleidung
man korrekterweiſe zum Morgenritt im Hyde
Park zu tra e habe?
Es hatte ſich nämlich folgendes begeben: Ein
höchſt ehrenwerter Gentleman namens Sir
Walter Silbey; ſeines Seichens Landedelmann,
Fuchsjäger und Nennreiter, inſpizierte eines
Cages die Notten Now, den großen
Reitweg im Hude Park, und gewahrte
dort Dinge, die das blaue Blut in ſeinen Bri=
tenadern
erſtarren ließen; primum, einige Leute,
die in weichen Hüten, ſtatt in der vorgeſchrie=
benen
Melone, ritten; ſecundum, Weſen, die
ganz ohne Hüte einhergaloppierten; tertium,
Reiter, die Pullover, Schillerkragen und noch
ähnliche Gräßlichkeiten zur Schau trugen. Sir
Walter murmelte einige unverſtändliche Worte
des Entſetzens, verhüllte ſchmerzerfüllt ſein
John=Bull=Anrlitz und eilte ſchnurſtracks zum
Jahreslunch des Suchsjäger=und Pferdezüchter=
verbandes
, um dort am Buſen von Gleichge=
ſinnten
ſeinen Gram über dieſes jammervolle
Seitalter auszuſchütten.
Ich bin von dem, berichtete Sir Walter
mit bebender Stimme, was ich heute in der
Notten Now geſehen habe, angewidert, im voll=
ſten
Sinne des Wortes angewidert. Es iſt nicht
nur eine Schande für den königlichen Park.
Es iſt eine Entehrung des ganzen Landes. Die
Notten Now war einſt in der ganzen Welt
bekannt für Eleganz der Kleidung und Korrekt=
heit
des Neitſports. Was werden nun aber
die Sremden ſagen, wenn ſie nach London kom=
men
und im Hyde Park dieſe Scheußlichkeiten
erblicken? Wenn das ſo weiter geht, dann wer=
den
nächſtens die Leute im Hyde Park in Bade=
koſtümen
reiten. Die Polizer ſollte einſchreiten,
die Polizei .."

Der Hyde Park, in dem Sir Walter Gilbey
ſo viel Leute in liederlichem Aufzuge erblickt
hatte, war einſt, beſonders zu Anfang des
vorigen Jahrhunderts, ein Nendez=vous=
Platz der eleganten Welt. Damals
hielten hier die berühmten Londoner Dandies,
die Beau Brumme’s, die D’Orſaus und deren
Damen täglich ihre Modeparaden ab. Und zu
dieſen beſſeren Seiten wanderten nun unwill=
kürlich
die Sedanken all jener guten Briten
zurück, die durch die Vorgänge im Hyde Park
ſich, gleich Sir Walter Gilbey, in ihren heilig=
ſten
Gefühlen verwundet fühlten.
Ueber den Urſprung des Wortes
Dandy ſtreiten ſich in England noch die

wiederum einen Prinzen von Wales,
deſſen Modelaunen eine Welt von
Elegants nachzuahmen bemüht iſt.
Um ſich hiervor zu überzeugen, braucht man ſich
nicht erſt nach Aſcot oder zum Eton= und Har=
row
=Match zu begeben, wo alljährlich eine
förmliche Parade von ſchwarzen und grauen
Sulinderhüten, ſmart ſitzenden Morgenröcken,
kunſtvoll geſchlungenen Plaſtrons und betörend
ſchönen Weſten abgehalten wird.
Der Fremde, der nach London kommt, be=
gebe
ſich lieber nach einem der am Picca=
dillg
, Patl Mall oder St. James
Street gelegenen Clubs, ſtelle ſich an
einem Parterrefenſter auf und beobachte von
hier aus die vorübergehenden jungen und alten
Briten. Die Entdeckung, die er bald machen
wird, iſt die, daß es noch Dandies gibt in Eng=
land
. Es wird m auffallen, wie viel beſſer
und ſorgfältiger der durchſchnittliche Engländer
als der Kontinentaleuropäer gekleidet iſt. Je=
des
Oetail der Kleidung verrät Geſchmack und
Ueberlegung. Alles Laute, Auffallende, Un=
paſſende
wird ſorgſam vermieden. Die meiſten
Herren tragen ſelbſt im Sommer Handſchuhe.
Faſt jeder Dritte hat eine Blume, eine Nelke
oder Gardenie im Knopfloch. Und viele Gent=
lemen
flanieren ſicherſtes Seichen eines wah=
ren
Dandytums völlig ziellos, bloß um John
Bulls Sorgen etwas ſpäzieren zu führen, die
St. James Street und die anderen Straßen
vom Clubland auf und nieder
Ebenſo wie in Paris die Nue de la Paix mit
ihren Juwelieren, Parfümerien und Geſchäften
von Damenhüten eine tupiſch weibliche Straße
iſt, ſo iſt in London die St. James' Street
mit ihren Klubs, ihren teuren Sigarrenläden
und ihren ausſchließlichen Geſchäften für Arti=
kel
der Herrenmode eine typiſch männliche
Straße.
Ein Seitenſtück zu ihr iſt die weltberühmte
Savile Now jene mitten im eleganten
Weſtend gelegene Straße, die von einem Ende

Gelehrten. Die einen ſagen, cs ſtamme von
dem franzöſiſchen Dandin. Einfaltspinſel,
Narr, ab. Die anderen meinen, es rühre vom
engliſchen Worte dandiprat her, womit unter
Heinrich VII. eine zu leicht wiegende, wertloſe
Silbermünze bezeichnet wurde.
Der Dandy der Dandies war der be=
rühmte
Beau Brummel, der jeden
Morgen wie ein König in ſeinem Ankleide=
zimmer
Levée hielt. Der Prinz von Wales
brach in Cränen aus, wenn Beau Brummel
den Schnitt ſeines neueſten Sracks mißbilligte.
Jeder junge Sant trachtete danach, es Beau
Brummel tunlichſt nachzuahmen. Bald gab es
in England eine ganze Armee von Dandies
Und obgleich ſie durch ihre affektierten und
arroganten Manieren oft Anſtoß erregten,
wurde das Dandytum eine Zeitlang geradezu
zu einer geſellſchaftlichen Macht, mit der man
zu rechnen hatte, ob man wollte oder nicht.

hat längſt der viel nützlichere Negenſchirm er=
ſetzt
. Die engliſche Herrenmode iſt während der
letzten Jahrzehnte viel ungenierter, freier ge=
worden
. Es iſt auc) auf dieſem Gebiete eine
Jandlung, eine Nevolution vor ſich gegangen,
die weit weniger die ſeit der Herrſchaft Beau
Brummels vergangenen hundert Jahre als die
vier Jahre des Weltkrieges mit ſich gebracht
haben.
Doch man würde einen großen Irrtum be=
gehen
, wollte man annehmen, daß der Englän=
der
von heute in Sragen der Kleidung indiffe-
rent
oder nachläſſig geworden wäre. Es iſt
wahr, es gibt in England keinen Beau Brum=
mel
mehr, um deſſen Meinung ein Prinz. von
Wales beſorgt wäre. Aber England beſitzt

Das traditionelle Derby in
Epsom ist seit jeher der Treff-
punkt
der eleganten Welt
Englands.

Die Kleidung der Dandies beſtand
aus einem braunen oder blauen Frack mit
großen Bronzeknöpfen und mit langen, faſt bis
zur Erde reichenden Schößen. Die Hoſen waren
aus Buckſkin=Leder und lagen ſo eng an, daß,
wenn man ſie anzog, es ſo ausſah, als ob man
einem Aal die Haut abziehen würde‟. Die
Weſte war doppelreihig und um die Caille über=
mäßig
eng geſchnürt. Doch um den Hals mußte
ſie möglichſt offen ſein, damit recht viel vom
koſtbaren, gekräuſelten Hemd und vor allem
von der noch koſtbareren Kravatte ſichtbar
blieb. Die Kravatte hatte aus feinſter, origi=
nell
gemuſterter Seide zu ſein, war oft zwei bis
drei Meter lang und wurde mehreremals um
den Hals geſchlungen. Das Wählen und Bin=
den
einer ſolchen Kravatte ſtellte eine Proze=
dur
von unerhörtem Raffinement dar. Und das
ſpieleriſche Handhaben von Stock und Hand=
ſchuhen
war vollends eine Kunſt, in der nur
Beau Brummel ſelbſt es zu wirklicher Voll=
endung
gebracht haben foll . . ."
Dieſe Zeiten ſind längſt vorüber. Der Dandy
vom Cype eines Beau Brummel oder DOrſau
exiſtiert in England nicht mehr. Ja, ſelbſt der
City=Gentleman mit dem blan=
ken
Sylinder auf dem Haupte iſt zu
einer ſeltenen Erſcheinung geworden. Den Spa=
zierſtock
mit dem ſilbernen oder goldenen Knau

Der Lekord.
Von Bruno Leberecht.
Miß Florida Speed war für Nekorde.
Sie hatte bisher unbeſtritten den Welt=
rekord
im Augenrollen 1931 aufgeſtellt. Im
letzten Jahre hatte ſie den im Schulterzucken
um zweizehntel Sekunde überboten.
Miß Florida gab ſich mit dieſen beiden
Weltmeiſterſchaften nicht zufrieden. (Mehrfache
Prämiierungen in Schonheits=Konkurrenzen
rechnete ſie nicht mit.) Sie wollte ſich im Glanze
eines Dreigeſtirns von Nekorden ihre Zigarette
anzünden dürfen.
Nun erſt, nachdem einige von ihren Lands=
leuten
und Meiſterſchaftskolleginnen den Ka=
nal
durchquert hatten, ließ ihr der Ehrgeiz
keine Ruhe.
Pahl Irgendeinen Kanal durchſchwimmen,
das konnte ſie auch, dachte ſie und zuckte mei=
ſterlich
mit der Schulter. (Miß Florida hatte
nur undeutliche Begriffe von europäiſcher Geo=
graphie
, Konnte dieſes arme Europa größere
Kanäle haben als ihr Amerika?) In. Miß
Floridas Vorſtellung nahm der europäiſche
Kanal Dimenſionen an, gegen die der Mittel=
land
=Kanal ein Ozean war.
Miß Florida teilte die Nekordabſichten
ihrem Manager mit, den ſie er war Spezial=
trainer
für Augenrollen von ihrem erſten

Weltrekord beibehalten hatte. Kanaldurch=
ſchwimmen
? meinte er. Kleinigkeit für Sie.
Schwimmen iſt weiter nichts als häufiges, ſtark
übertriebenes Schulterzucken. Der Nekord iſt
Ihnen alſo gewiß. Das Augenrollen können
Sie vor und nach der Durchquerung anbringen,
wenn Sie gefilmt werden. Uebrigens eing
Nebenfrage: Bleiben Sie oben, wenn man Sie
ins Waſſer wirft?
Miß Florida hoffte oben zu bleiben. Damit
war die Sache gemacht. Man begab ſich über
den Ozean zum Startplatz.
Als Miß Slorida den Kanal erblickte, zuckte
ſie mit den Schultern, ohne leider dabei gefilmt
zu werden. Komiſches Land das Europal
ſagte ſie zu ihrem Manager und rollte ihre
Augen hoffnungsvoll zweihundert Meter weit
auf eine Sandbank. Hinter dem Kanal liegt
gleich das Meer. Sagen Sie mir bitte, wenn
der Kanal zu Ende iſt; mit dem Meer möchte
ich nichts zu tun haben.
Als ſie eingefettet wurde, raunte ihr der
Manager zu: Mit Ihnen zugleich ſtartet der
deutſche Strommeiſter Swohundt.
Spaß! Ich werde den Schwächling ſofort
überwinden.
Der Manager konnte nur mit den Schul=
tern
zucken, o wohl er gar nicht Spezialiſt
darin war, und ſein Begleitboot ſchaukelte, da
warf ſich Aliß Florida ſchon in die Fluten und
blieb zur größten Verwunderung ihres Crai=

ners ſogar oben. Nachdem ſie ſchon längſt über
die Sandbank geſpült war, ſchulterzuckte ſich
Miß Florida an das Begleitboot heran und
fragte atemlos: Iſt denn dieſer Kanal noch
nicht bald zu Ende?
Nein, antwortet der Crainer, deſſen geo-
graphiſche
Kenntniſſe im Gegenſatz zu ſeiner
Schülerin überhaupt null waren. Aber es kann
ſich nur noch um Meter handeln.
Etwas getröſtet wandte ſich die Nekord=
aſpirantin
dem unangenehm feuchten Waſſer
wieder zu. Nach einigen krampfhaften Schul=
terzuckungen
waren ihre Kräfte endgültig ver=
braucht
. Auch die geſteigerte Augenrotation
brachte ſie nur noch um Bruchteile eines Milli=
meters
weiter, So gab ſie ihren Nekord auf
und verſuchte nach einem gelungenen Ohn=
machtsſchrei
in den Sluten zu verſinken.
Im nächſten Augenblick wurde ſie von zwei
kräftigen Männerarmen daran gehindert.
Mein Herr, was erlauben Sie ſich? ſtieß
Miß Florida hervor.
Gnädigſte waren im Begriff zu ertrinken!
Was denken Sie?4 Ich befinde mich auf
einer Kanaldurchquerung .
So. Ich ebenfalls. Mein Name iſt Swo=
hundt
. Der Schwimmer machte bei dieſen
Worten den Verſuch einer Verbeugung.
Das paßt ja fein, meinte Florida als
praktiſche Amerikanerin. Dann können wir
zuſammen den Kanal durchqueren.

Gern verſicherte Sohundt und ließ ſeine
Blicke entzückt über die Geſtalt in ſeinen
Armen ſchweifen. Aber mit dem Vergnü=
gungsdampfer
. Jetzt darf ich Sie wohl in Ihr
Boot zurückbringen?
Was fällt Ihnen ein? Ich will heute noch
einen Nekord aufſtellen. Empört entwand ſich
Miß Florida dem Bewerber (um die Kanäl=
meiſterſchaft
!). Doch kaum war ſie wieder auf
ſich ſelbſt geſtellt (wenn davon überhaupt die
Nede ſein kann), da war ſie ſchon halb er=
trunken
. Kein Augenrollen, kein Schulterzucken
hatte mehr Sweck. Sie ſank ſank
Sank in die offenen Arme des galanten
Schwimmers, der ſie zärtlich an ſich zog: Nun
werde ich Sie aber nie mehr loslaſſen.
Nie? fragte Florida praktiſch und rollte
kokett mit den Augen.
Niel verſicherte er liebevoll entſchloſſen.
Der Kuß verlor unter dem Salzwaſſer nichts
von ſeiner Süßigkeit, die erſte Küſſe auf dem
Seſtlande zu haben pflegen.
Als ſich Miß Florida galant unterſtützt über
den Nand des Begleitbootes ſchwang, ſoweit
ihre Schulterkräfte dies noch zuließen, fragte
ihr Manager ſehr verwundert, indem er den
erſten Weltrekord ſeiner Schülerin zu unter=
bieten
ſuchte: Ich denke, Sie wollten einen
Nekord aufſtellen.
Bitte ſchönl Ich habe ſogar einen doppel=
ten
Vekord aufgeſtellt, ſowohl was Schnellig=

[ ][  ][ ]

PeKKMBasakerT

Wer Leben und Creiben des
bulgariſchen Landvolks kennen
lernen will, dem iſt wohl
nirgends beſſere Gelegenheit
dazu gegeben als auf dem
Markt. Für den Bulgaren, der
vorwiegend Ackerbauer iſt, iſt
der Markttag von beſonderer
Brdeutung. Hier verkauft er
wöchentlich die Erzeugniſſe ſeiner Arbeit hier
kauft er all die Dinge ein, deren er zu ſeiner
Lebensführung bedarf. Schon in frühen Mor=
genſtunden
fahren die Bauern mit Frau und
Kind im Sonntagsſtaat zum Markt! Auf allen
Sufahrtswegen ſieht man ihre Fuhrwerke, mit
Pferden, Mauleſeln oder auch Ochſen und
Waſſerbüffeln beſpannt. Ganze Berge von
Waſſer= und Suckermelonen, Paprikaſchoten
aller Arten: grüne, rote und gelbe, Swiebeln,
Comaten, Crauben, Bamjaſchoten und ſogen.
blaue Comaten uſw. werden in offenen Stän=
den
aufgeſchichtet, allenfalls der großen Hitze
wegen mit einem proviſoriſchen Sonnendach
überdeckt. Ebenſo bringt der bulgariſche Vieh=
züchter
ſeine lebende Ware zum Markt. Hier
ſieht man einen Bauern, der, in jeder Hand
ein Ferkel an den Hinterbeinen tragend, lang=
ſam
durch die Menge geht und einen Käufer
für ſeine quietſchende Ware ſucht. Dort ſitzt
auf der Erde ein Hühnerhändler, der um lich
herum die an den Füßen zuſammengebundenen
Hühner liegen hat, die er ab und zu aus einer
flachen Waſſerſchale tränkt. An einer anderen
Stelle feilſchen zwei Bauern um einen prächti=
gen
Hammel. Daneben ſucht ein Mann, lebhaft

Tun eines
FeMenne

geſtikulierend, einen Bauern für den Kauf
eines Waſſerbüffels zu intereſſieren. Was aber
den Markt ſo beſonders anziehend geſtaltet,
ſind die Stände, an denen die Bauern ihren
häuslichen Bedarf decken. Dort ſtehen die
Buden mit den bunten Holzwaren und Haus=

haltungsartikeln, die Stände mit den Erzeug=
niſſen
alter bulgariſcher Volkskunſt.
Noch heute erwerben ſie dort die Stücke zur
Ergänzung ihrer wertvollen Crachten, und die
weitaus größte Sahl aller feilgebotenen Dinge
iſt alt. Es ſind prachtvoll geſtickte Aermel für
die Frauentracht, mit buntem Ornament ge=
zierte
Bänder, zweifarbig gewebte Gürtel,
Gürtelſchnallen von allen Arten und Formen,
aus Meſſing und Silber getrieben; Ledergürtel
mit Silber- und Bronzebeſchlägen, altertüm=
liche
Ninge und Ketten, ſilberne Siligranarbei=
ten
und kirchlicher Schmuck. Daneben ſtehen
in langen Neihen dickbauchige, enghalſige
Krüge, aus deren hohlem Henkel man trinken
kann. Dann die für die Bulgarentracht ſo
typiſchen Schweinslederſchuhe, aus einem Stück
gefertigt, und prächtig verziertes Sattelzeug

Typiseber
bulgarische!
Warsestüffel-
Gespann
für die Sugtiere. Auch die Crödelhändler feh=
len
nicht, unter deren Kramwaren die Kauf=
luſtigen
lange nach einem geeigneten Stück
ſuchen.
Swiſchen den Buden und Ständen, in den
langen Neihen drängen ſich in der bunten
Volksmenge laut rufend die fliegenden Händ=
ler
: der Limonadenverkäufer, der Drehorgel=
mann
, der Craktathändler, und die blumenver=
kaufenden
Sigeunerfrauen in ihren buntfarbi=
gen
Hoſenröcken. All dies zuſammen gibt dem
Markt die eigenartige Atmoſphäre die Er=
regung
und Sreude verſchäfft und ſo den
Markttag zu einem feſtlichen Ereignis werden
Ludwig Bauer.
läßt.

Kleines Reiscerlebnis
in Bulgarien.
Wir ſtanden im Begriff nach Varna zu
fahren. Kamen von Schumen, vom Beſuch der
berühmteſten Moſchee Bulgariens und waren
noch ganz erfüllt von der Schönheit der alten
osmaniſchen Kultur. Als der Zug ſich in Be=
wegung
ſetzte, ſtürzte plötzlich, ein junger Mann
in unſer Kupee, den wir am Fez als Cürken
erkannten. Er überfiel uns mit einer Flut von
Worten und Geſten, deren Sinn uns völlig
fremd und unbegreiflich war. Auch unſer bul=
gariſcher
Begleiter konnte ihn nicht verſtehen,
da unſer Mann türkiſch und bulgariſch dauernd
durcheinander miſchte. Um ſo mehr ereiferte ſich
der Sremde und drang auf uns ein, ſo daß uns
ganz unheimlich zu Mute wurde. Wir glaubten
ſchon einen Irrſinnigen vor uns zu haben. Wir
beobachteten ihn prüfend und kopfſchüttelnd,
und als er endlich unſer Mißbehagen bemerkte,

Bamilienidylle
af dr Straße

wurde er ganz verweifelt, faßte ſich an den
Kopf, an die Wangen, warf die Arme gen Him=
mel
und krönte ſein merkwürdiges Benehmen,
indem er plötzlich einen Geldbeutel zog und uns
ein Swanzig=Lewa=Stück zuwarf, eine Summe,
die im allgemeinen wohl einen ziemlichen Be=
trag
für einen Bulgaren darſtellt. Wir fingen
langſam an, in Wut zu geraten. Da rannte
unſer Cürke fort, um nach kurzer Seit mit einem
franzöſiſch und türkiſch ſprechenden Soldaten
zurückzukehren, der ihm als Dolmetſcher dienen
ſollte und uns endlich den Sinn der vorange=
gangenen
Szene begreiflich nachte. Es ſtellte

Die=
Kinder

ſich nun folgende rührend=anmutige kleine Ge=
ſchichte
heraus. Der junge Menſch war tür=
kiſcher
Dorfſchullehrer, deſſen Vater einſt im
Weltkrieg in ſerbiſche Kriegsgefangenſchaft ge=
raten
war. Durch den Einſatz der deutſchen
Cruppen konnte er aus den Händen der Ser=
ben
befreit werden. Da die Deutſchen den alten
Mann in völlig erſchöpftem, beinahe hoffnungs=
loſem
Zuſtande vorfanden, nahmen ſie ſich ſei=
ner
an, pflegten ihn und retteten ihn ſo vor
kläglichem Untergange. Seine Dankbarkeit
kannte keine Grenzen. Er erzählte allen in
ſeiner He nat von der großen Güte und Milde
der Deutſchen und ſchärfte beſonders ſeiner
Familie ſtete Dankbarkeit gegen dieſes Volk
ein. Als ſein Sohn, unſer junger Cürke, uns
nun an Kleidung und Sprache als Deutſche er=
kannt
hatte, war er ſo begeiſtert, daß er gleich
zu uns ſtürzte, um uns ſeine freudige und dank=
bare
Geſinnung zum Ausdruck zu bringen. Als
er ſpürte, daß wir ihn nicht verſtünden, griff
er zu dem primitivſten und internationalſten
Mittel: er zog die Börſe, ohne ſelbſtverſtänd=
lich
zu ahnen, daß er dadurch deutſches Emp=
finden
verletzte. Er war auch ſpäterhin durch
nichts zu bewegen, das Geſchenk zurückzuneh=
men
. Wir unterhielten uns noch lange mit
ihm, und er, der kleine arme Lehrer eines
weltabgelegenen Dörfchens, bewunderte alles,
was wir mit uns führten. Vor allem erregten
die Bergſchuhe und unſere ärmelloſen Sport=.
hemden ſein ganzes Entzücken. (Ich will ver=
raten
, daß es ganz billige, ſog. Polohemdchen
waren.) Nun ſahen wir auch die Möglichkeit,
uns ihm ein wenig erkenntlich zu zeigen. Wir
ſchenkten ihm ein beſonders ſchönfarbiges
grünes (die Sarbe des Propheten!) Hemd. Er
geriet in ungeheure Begeiſterung über dieſes
Geſchenk und ſchwor ein über das andere Mal,
das Hemd nur am höchſten türkiſchen Feiertag
anzulegen. Bald war ſeine Station, an der
er ausſteigen mußte, erreicht. Er ſtürzte aus
dem Zug, kaufte ſchnell von einem Händler
fünf Stück der ſo wohlſchmeckenden Mekitzi
(eine Art Blätterteig=Gebäck), drückte jedem
von uns eins in die Hand, verabſchiedete ſich
ſchnell, ſprang in langen Sätzen über die
Schienen und verſchwand in der Dunkelheit.
Dr. Walter Schwarz.

Luſtige Ecke.
Unfehlbares Rezept.
Peter: Wo bewahrſt du eigentlich dein
Geld auf, daß es deine Frau nicht findet?
Paul: Ganz einfach, ich tu es in den Korb
mit ungeſtopften Socken?"

keit als auch Geſchicklichkeit anbelangt, ſagte
Miß Florida triumphierend und ſchmiegte ihre
meiſterhafte Schulter an den jungen Mann, der
neben ihr aus der Flut aufgetaucht war.
Das mach, mir keiner nach. Ich habe mich
mitten im Kanal verlobt!
Januar=Inventur.
Von V. Dieudonné.
Die junge Frau Opret hatte an dieſem Nach=
mittag
in einigen Modegeſchäften Einkäufe ge-
macht
und kam erſt gegen halb acht Uhr nach
Hauſe. Ihr Mann, Herr Felix Opret, erwartete
ſie ſchon eine geſchlagene Stunde. Er ſagte aber
nichts; nur ſein Schweigen war etwas be=
unruhigend
.
Liebſter, begann Frau Opret, du kannſt
dir gar nicht vorſtellen, wieviel Seit man ver=
liert
, will man etwas Paſſendes kaufen. Natür=
lich
, wenn einem die Preiſe gleichgültig ſind ...
Aber du weißt doch, daß deine Frau zu rechnen
verſteht . . ."
Sie öffnete ihre Pakete und zeigte ihm einen
Stoff:
Was glaubſt du, was ich für dieſen Crepe
de Chine gezahlt habe?"
Herr Opret wortete nichts, wahrſcheinlich
ſchon deshalb, weil er von Preiſen nicht die
geringſte Ahnung hatte.

Vierundfünfzig Frcihen für anderthalb
Meter. Aber erſt dieſe Strümpfe da: feinſte
Seide und nur zweiunddreißig Franken!..."
Herr Opret hob auch jetzt nicht ſeine Augen
von der Seitung, in die er vertieft war.
Es iſt ganz unglaublich, was alles man in
dieſen Geſchäften findet! Und nimmt man ſich
die Mühe zu ſuchen, ſo erſpart man oft mehr
als die Hälfte. . ."
Schweigend verzehrten die beiden ihr Eſſen.
Als Frau Opret am nächſten Abend um
ſieben Uhr nach Hauſe kam, war ihr Gatte noch
immer nicht da. Sie dachte ſchon, es könnte ihm
etwas paſſiert ſein, und zeigte ſich ſehr beun=
ruhigt
. Endlich aber, um 8,20 Uhr, erſchien er,
ein kleines Paket in der Hand.
Entſchuldige mich, ſagte er, ich war eben
eine Kravatte kaufen . . ., in einem Warenhaus
in der Avenu= Orleans . . . Dieſes Unternehmen
liquidiert jetzt . . . Schau her: nur vierzehn
Franken, ſchwerſte Seide.
Frau Opret nahm die Kravatte gering=
ſchätzig
in die Hand und erwiderte trocken:
Es wäre wohl am Platz geweſen, mich vor=
her
zu verſtändigen. Schon wollte ich zur Polizei
gehen und die Verluſtanzeige machen.
Cags darauf kam Herr Opret erſt um drei
Viertel neun. Er fand eine Frau vor, deren
Lippen verſchnürt waren und die ihre explo=
ſionsbereite
Wut nur ſchlecht zu unterdrücken
vermochte.

Ich habe mich ein wenig verſpätet, nicht
wahr? ſagte Herr Opret. Ich war nämlich
draußen in Neuilly, in einem Wäſchegeſchäft.
Bitte: Sechs Unterhoſen, garantiert Leinen,
alles zuſammen ſiebzig Franken. Du wirſt doch
zugeben, daß das halb geſchenkt iſt!
Wo warſt du? ziſchte Frau Opret. In
Neuilly? Da wirſt du morgen gewiß nach
Verſailles fahren. Vielleicht findeſt du dort
Strohhüte vom vergangenen Jahr.
Du beliebſt zu ſcherzen, meine Ceure er=
widerte
Herr Opret ganz ruhig. Wer weiß,
ob dein Vorſchlag nicht ſeine Berechtigung
hätte!
Durch volle zwei Wochen machte Herr Opret
an allen Enden von Paris Beſorgungen, und
allabendlich kehrte er heim mit verſchiedenen
Paketen: mit Schuhen, Socken, Kragen, Leib=
wäſche
und anderem, kurz Sachen, die er als
Gelegenheitskäufe erſtanden und die ſo billig
waren, daß man den Eindruck hatte, ſie müßten
von einer Diebesbande herrühren. Und da Herr
Felix kein ſchlechter Gatte war, ſo brachte er
eines Aben’ s ſogar einen Pullover, den er in
einem Hofgeſchäft der Nue Moreau entdeckt
hatte.
Vierzig Franken! ſagte er und hielt den
Pullover triumphierend ſeiner Frau hin.
Iſt auch nicht mehr wert! antwortete Frau
Opret mit einem Achſelzucken. Ich danke dir
ſelbſtredend, fügte ſie hinzu, wenn aber deine

ſämtlichen Gelegenheitskäufe nicht günſtiger lind
als dieſer ..."
Nun aber konnte ſich Herr Opret nicht mehr
zurückhalten.
Alſo gut! ſchrie er. Weißt du, meine
Liebe, was ich mit meinen Einkäufen bezwecke?
Ich wollte dir nur den Beweis liefern, daß du
von dieſen Sachen einen großen Schmarren ver=
ſtehſt
: Für deinen Pullover habe ich hundert=
zwanzig
Franken bezahlt, und zwar in einem
erſtrangigen Geſthäft! Du glaubſt es nicht?
Bitte, hier iſt die Nechnung! Und auch das
übrige ſtammt von ganz hervorragenden
Sirmen. Die Preiſe kannſt du an Hand der
Kataloge nachprüfen; ſie ſind dreimal ſo hoch
wie jene, die ich dir genannt habe. Ich wieder=
hole
: Hier iſt der unwiderlegliche Beweis, daß
du nicht die geringſte Ahnung haſt wieviel etwas
wert iſt. Meine Fahrten in die Vorſtädte?
Alles Erfindung! In Wirklichkeit ſaß ich in
dem kleinen Café gegenüber unſerem Haus.
Sch wollte dir nur eine Lektion geben..."
Frau Opret ſchüttelte ſich vor Lachen:
Und biſt auch prompt hineingefallen
Ach, du Aermſter, ich beds re dich wirklich ..."
Und wieder nachdenklich geworden, fragte ſie:
Haſt du auch die Kaſſenzettel aufgehoben? Ich
werde nämlich die Sachen zurückgeben und gegen
andere umtauſchen. Denn, was die Gelogen=
heitskäufe
betrifft, mein Lieber, da kenne nur
ich allein mich ausl..."

[ ][  ][ ]

K

Iroeteiung!

e

re
Hen

16

Sunndags Noochmiddags=Bedrachdunge

No, däßhalb brauch mer aam doch net glei
en ſchääle Hund zu haoße! Ich hab aach e
paar Aage im Kobb, un ſäh, was vorgeht, un
was vun unſerm Städtche Lowenswärdes zu be=
richte
is.
Awwer mitm Lowe, däß is ſo e Sach. Nem=
lich
wann mer in de heidiche kriddiſche Zeitlaift
äbbes lowe dhut, do muß mer’s aach beweiſe
kenne, wann ſe’s aam glaawe ſolle. Während
wann mer ſchimbft un krddiſſiert, do kann mer
iwwerdreiwe bis dort enaus, die Leit glaawe’s
aam unbeſähe .
Lobt mer dohärngäje wen, odder was, dann
haaßt’s glei, ſo un ſo, un es wärrn aam aller=
hand
verwandſchaftlich=bekanntſchaftliche, oder
baddeibollidiſche un ſunſtiche mehr odder weni=
cher
frogwärdiche Beziehunge vorgeſchmiſſe.
Dhut mer dohärngäje iwwer alles un jedes kräf=
dich
herziehe, un dhuts orndlich bekriddele un
beſchnuddele, dann haaßt’s, ſo un ſo, un Brawo,
un nor immer feſte druff!
Ich hab do ſo mei Erfahrunge. Un wer
jetzt acht gibt, ob ſich do odder dort jemand
kratzt, der wärd aach märke, wen’s beißt
Awwer dem ſoll ſei, wie em mag; un grad
weil in unſere unnerſchlagungsſichdiche, un ſo aſch
bedriebliche Verhältniſſe wenich Lowenswärdes
ſich finne leßt, ſoll mer um ſo mehr däß Weniche
erausſtreiche un belowiche.
Beiſpielsmäßig unſer Verkehrspal=
läſtche
uffm Ernſt=Ludwigsblatz. Macht däß
jetzt, gäje frieher, net en ausgezeichente un wärk=
lich
vornehme‟ Eidruck?!
Gewiß, mer ſin aach in däre Beziehung aſch
beſcheide worrn. Wann ich doch noch ſo dra denk.
ſo vor fimf odder ſer Johr, mit was for Blen
mer do ſchwanger gange is: damols, wo mer ab=
ſelud
Darmſtadt als die‟ Fremdeſtadt erkleert,
un geſagt hott: Jeder aans odder zwaamol in
Darmſtadt! Wo mer de ganze Ernſt= Ludwigs=
blatz
un de. Paradeblatz nooch Nei=Yorker Ver=
hältniſſe
um=un ausbaue wollt, mit=eme große
Verkehrspallaſt un ſo. Domols, wo mer aus lau=
der
Angſt for dem Fremdezuſtrom uff die aus=
gefallenſte
Ideje verfalle is. Wo mer nächtelang
debbadiert un brojäktiert hott, un gornet mehr
vum Stengelche runner kumme is .. s gruſelt
mehr heit noch, wann ich an die ſchwindeler=
regende
Bleen denk, ſo hoch hott mer domols
enaus gewollt ..
Noja, wie geſagt, mir ſin aſch beſcheide worrn,
un unſer Verkehrshaische dhuts for unſer Ver=
kehrsverhältniſſe
noch lang. Wenn ich aach an=
nerſeiz
mit Bedriebnis aus däre Stadiſtick, wo
die Woch der Effentlichkeit kund un zu wiſſe
gedho is worrn, erſähe mußt, daß mer in Bezug=
nahm
uff die Verkehrsunfäll uns abſe=

lud ehrgeizicherweis, nooch wie vor, mit jeder
beſſere Großſtadt mäſſe wolle ....
Awwer ich maan, daß weet doch e bische e
falſcher Stolz, un den ſollte mer uns endlich
emol abgewehne. Odder is däß am End gorkaan
Stolz, ſundern uff de aane Seit bloß die
Rickſichtsloſichkeid, un uff de annere
Seid bloß die Dabbichkeid?! Wanns
däß is, hedde mer erſtrecht Grund, uns däß ab=
zugewehne
. Dann wann de Verkehr abnimmt,
un die Unfäll nemme zu, kann’s doch unmeech=
lich
am Verkehr lieje, ſundern bloß an dene, wo
in dem Verkehr verkehrt verkehrn
No
un do ſoll doch en Budderkeil in’s Fättdibbche
fahrn, wann mer do kag Ordnung eneibringe
kennt .
Halt, jaſo, ich wollt jo heit net ſchimbfe un
kriddiſiern, ſundern bloß lowe. Awwer do kann
mer’s widder emol deidlich ſähe, wie ſchwer aam
däß fellt
Iwwrichens haw=ich mich jo aach lowender=
weis
neilich mit unſerm ſtädtiſche Sparkaſſe=
Diräkter befaßt, un mit ſeine große Uhr vorm
Haus. Däß hott ſcheints ſein Kolleech vun de
Union=Bank net ſchlofe loſſe, un der hott alſo
nir Eilicheriches zu dhu, als äwenfalls e Uhr
erauszuhenke. No un wie ſo Bankdiräkter unner
ſich ſin, ſie mache ſich halt gäjeſeidich gärn e bische
was vor, un ſo hott alſo der Union=Direkter e
Uhr erausgehenkt, ſozuſage mit alle Schickane.
s is jedenfalls äwenfalls en lowenswerter
Fortſchritt, dann wer jetzt uff die Sparkaß in
de Rheinſtroß geh will, kann drei Haiſer vorher
uff de Unionbankuhr genau gucke wieviel’s is,
de wievielte mer hawwe, wie’s Wädder wärd.
und wieviel Grad ’s im Schadde is; bis er uff
die Sparkaß kimmt, is er im Bild..
Jedenfalls is alſo aach die Unionbankuhr in
unſere Haubtſtroß e ſehr lowenswert Eirichdung.
Aaawer (ich därf mich aſtrenge, wie ich
will, ohne e awwer geht’s halt net ab!)
alſo ganz kommblätt is die Uhr nu doch net,
wenichſtens net als Bankuhr. Dann es fehlt
vor allem en Börſe=Fahrblan, wo jeweils ge=
nau
druff ſteht, wann mer aus= un eiſteiche
; odder en Börſebarothermo=
muß

meder, der wo aam s Börſewädder azeiche, un
aam dazu verlocke dhut, en klaane Aus=
flug
in ſo e blumme= un broffiddreich Spebu=
latzions
=Gäjend zu mache. Korzum uff däre
Bankuhr fehlt grad des Haubtſächlichſte nemlich.
en eiwanzfreie Zeicher, wo aam zeiche dhut,
wie mer im Handumdrehn, un ſozuſage im Va=
beigeh
reich wärrn kann. s gibt halt nis
Vollkummenes in de Wäld un in Darmſtadt ſchun
gornet.
Halt, doch. Nemlich unſer Haubtaddrak=
zion
, vun däre die Woch im Blättche bericht is

worrn: unſer Darmſtädter Krimme=
nals
=Muſeum, alſo ſozuſage die Darm=
ſtädter
Schreckenskammer!
Nemlich die is, wie mer geläſe hott, ſo voll=
kumme
, daß mer ſich kaum draut, dra vabeizu=
geh
. aus Angſt, ſie nemme aam am Schlawittche,
und dhun aam eireſchißdriern, indem ſe aam
die Finger in Druckerſchwärz dunke, un dricke ſe
aam uff e Blättche weiß Babier, un dhun dann
den Abdruck mit Liewe uffhewe, zur freundlichen
Erinnerung an das gemietliche Beiſammenſei.
Un däß nenne ſe Daggdilloſchkobie odder
ſo, un wem ſei Fingerſpitze ſe uff die Art in
ihrm Allbumm hawwe, der kann, wie mer ge=
läſe
hott, im Läwe netmehr verlorn geh, un net
verwexelt wärrn, ſundern er is bei de Bollezei
verewicht; un wann er je emol ſein Nome ver=
gäſſe
ſollt, dann geht er bloß uff die Bollezei un
zeicht ſei Fingerſpitze, un wie’s Gewidder, ſage
ſem, wer er is.
No, un wie ich mer hab ſage loſſe, is die
Bollezei mitere Leidenſchaft uff ſo Fingerſpitze
verſäſſe, daß ich ſicher bin, es kimmt eines Dags
ſoweit, daß jeder Darmſtädter bei jeder Geläjen=
heit
net bloß ſein Geburts=. Dagf= un Imbfſchei,
ſei Lehr=, Trau= un Leimundszeichnis, ſein
Staatsausweis un ſei Invaliddekadd, ſundern
aach e Beſcheinigung vorlege muß, wo’s draus
eraus hervorgeht, daß mer ihm uff de Bollezei
mit Erfolg ſei Fingereſpitze abgedruckt hott.
s wärd alſo die Fingerſpitze=Abdruckerei ganz
afach obbligadoriſch, wie’s Imbfe, un wer die
Broddezur net dorchgemacht hott, der därf net
wehle, krickt kaa Arweit, kaa Unnerſtitzung, un
därf weder heirate, weder Kinner krieje, weder
ſunſt was, un kann nadierlich aach im Läwe kaa
Rechierungsrat wärrn, vielwenicher Miniſter un
Staatsbräſendent
No un weil ich waaß, daß, wann mer in
Darmſtadt emol was unnernimmt, dann geſchieht
däß bekanntlich allemol aach zur Hewung vum
Fremdeverkehr. Un do weers alſo net ausge=
ſchloſſe
, daß vun jedem Fremde, wo im Vabei=
geh
emol nooch Darmſtadt limmt, en Finger=
ſpitzeabdruck
gemacht wärd, for die ſtädtiſche
Fremde=Reſchißdradur. Un do wärd e genau
Stadiſtick gefiehrt, un wen mer erwiſcht, daß er
es fimfunzwanzigſtemol in Darmſtadt war, der
krickt die kubbern Blagädd, beim fuffzichſtemol
die ſillwern, un beim hunnerdſtemol die gol=
dern

No, ſoweit is es noch net, awwer es kann ſo=
weit
bumme. Un ich kennt mir denke, daß unſer
modärne Bollezei, in unſere modärne Zeit, un
mit unſere modärne Tächnick, kimfdich jeden
Wachtmagſter un Verkehrsbolleziſt mit ſo=eme
TaſcheDaggdiloſchkobier=Abberad ausriſte dhut,
un dann brauch mer net mehr mitzugeh, ſundern
der feierliche Momend, wo ſe aam die Finger=
ſpitze
zum ewiche Adenke abdrucke, däß mache ſe
in Zukunft aus em Handgelenk uff de Stroß, ſo=
zuſage
im Vabeigeh.

Un do kann mer bei allem noch froh ſei, daß
ſe grad mit ihrm Abdruckverfahrn uff die Fin=
gerſpitze
verfalle ſin, un net uff en annern Kör=
berdaal
, odder uff die Fußſpitze, dann im
letztern Fall hett mer außerdem noch die weitere
Uanehmlichkeit, daß mer’s ganze Johr mit ge=
weſchene
Fieß rum lagfe mißt, weil mer jo nie
net wiſſe kann, wann mer in die Lag kem, daß ſe
aam ſo en Abdruck mache wolle. Unner ſolche
Umſtend is jo nadierlich des Fingerſpitzeabdrucks=
verfahrn
baaderſeiz unbedingt vorzuziehe
No ich nemm nadierlich a', daß ſe däß Darmi
ſtädter Krimmenals=Muſeum demnechſt feier=
lichſt
ereffne, dann ich kann mir net gud denke,
daß aach däß Muſeum, wie alle annern Darm=
ſtädter
Muſeumme, als Veilche im Verborchene
bliehe ſoll; he, odder wie? ..
No, un bei däre feierliche Ereffnung, do
wärrn dann ehrenhallwer vun alle geladene
Ehrengäſt Fingerſpitze=Abdrick gemacht, do
kumme ſe net drum erum
Awwer, ſo lowenswärt an ſich die Sach mit
dem Krimmenals=Muſeum aach ſei mag, vun
däre Ereffnungsfeſtlichkeit wär ich mich diß
mol ganz beſtimmt dricke .
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Do ſeegt mir äwe
unſer Setzerlehrling, mit ſeim vorſchnäbbiche
Schnawwel, daß ich mit meine Aſichte un Be=
drachdunge
, vun wäje dem Darmſtädter Krim=
mels
=Muſeum, zimmlich uffm Holzwähk weer..
Noja, däß griene Gemies waaß jo heit alles
beſſer, däß is emol ſo. Awwer wann ich aach
wärklich mit meine Ausfiehrunge mich uffm
Holzwähk befinne dhu, ſo befinn ich mich in dem
Fall jedenfalls in illuſtrer Geſellſchaft, indem
jo äwe alle gangbare un ungangbare Holzwähk
gradezu iwwerlagfe ſin. Mer kennt diräkt vun=
ere
neie Völker=Wanderung ſpräche.
Un erſt in Berlien drowwe, wo’s uff dene
baddeibollidiſche Holzwähk nor ſo wimmelt, un
die wo zwar net all nooch Rom, awwer zimmlich.
noh’ dro vabei fiehrn, do ſieht’s aſch verfahrn.
aus, un unſicher owwedrei. Dann an Mörroſſe‟
mit dem Dolch im Gewand, die wo den Schleicher
umſchleiche, is kaan Mangel. Jeder zweide will
de dritte im Bund ſei, ’s wärd gehannelt un ge=
ſchachert
, wie uffm Viehmack, un märkwärdicher=
weis
grod vun dene, die den bollediſche Kuh=
hannel
ſeither ſo weit vun ſich gewiſſe hawwe.
E märkwärdich Wäld, ſo daß mer nor ſage kann:
O glicklich, weer noch hoffen kann, aus dieſem
Meer des Irrtums aufzutauchen ..
Awwer e Glick, der Schleicher bleibt kiehl bis
ans Härz hinan, un gibten bloß deidlich zu
verſteh: Mit mir kennt=er ſo Dinger net mache!
Un wänn net alle Zeiche driege, kimmts drit=
tes
widder mol ganz annerſter, wie mer ſich’s
zweidens gedenkt hott. Alſo haaßt’s: Abworte un
Tee drinke; Päfferminz mit Kammille, däß be=
kimmt
am beſte .

Schach=Nummer 503.
Aufgabe 700.
Heinz Flander in Darmſtadt.
Herrn Alain C. White gewidmet.
Urdruck.
z b d g

Küchenzettel vom 23. bis 29. Januar,
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Roſenkohlſuppe (Reſt), Hafer=
flockenbrätlinge
, Salat.
Dienstag: Geröſtete Grießſuppe, Dampf=
nudeln
mit Vanillentunke.
Mittwoch: Sagoſuppe, eingemachtes Kalb=
fleiſch
mit Spätzle.
Donnerstag: Reisſuppe. Deutſche Beef=
ſteak
mit Krautſalat, geröſteten Kartoffeln.
Freitag: Gemüſekraftbrühe mit Einlauf,
Türkiſcher Fiſch (Rezept) im Küchenwunder.
Samstag: Erbſenſuppe mit Würſtchen,
Bratäpfel.
Sonntag; Helgoländerſuppe, Haſenbraten
mit Rotkohl, Apfelbrei, Kaſtaniencreme.
(Rezept.)
Türkiſcher Fiſch im Küchenwunder. Der
Boden des Topfes wird mit angedämpften
Zwiebeln belegt, darauf flach der geſalzene
Fiſch, einige Zitronenſcheiben und Peterſilte.
Nun hat man Kartoffelſtäbchen von rohen Kar=
toffeln
wie zu Pommes=Frites vorbereitet.
Dieſe werden tropfnaß darüber getan, der
Topf bis auf 2. Zentimeter Abſtand bis zum
Rande angefüllt. Man ſetzt die Haube darüber.
und ſowie die Kartoffeln oben gar ſind, iſt
das wohlſchmeckende, billige Gericht fertig.
Kaſtanienereme: ½ Pfund Kaſtanien
geſchält und von der zweiten Schale in kochen=
dem
Waſſer befreit, in gezuckerter Milch fertig
gekocht und durch die Preſſe gegeben. Nach
dem Erkalten miſcht man ſie mit Vanillezucker,
½ Liter Schlagſahne und gibt ſie in einer
Glasſchale zu Liſch.

1. 2. 3. 4. 5. 6.
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AAEBEI Teil des Jahres
Epos Homers
franzöſ. Marſchall
Landſtrich
Fürwort
Mitlaut.
Pyramidenrätſel.

Prüſtſelung: Kex nk1 ka1, es 8otz 42 Beg.
Kd4 La8 Ba7. b4 03, a5.
Wir freuen uns. mit obigem Beitrag aus
dem hieſigen Schachkreiſe aufwarten zu können.
Die nachfolgende hübſche Miniatur iſt dem
von G. Hume herausgegeben Buch The
chessmen speak von C. S. Kipping entnom=
men
, das Alain C. White als das 40. von
ſeinen Weihnachtsbüchern ſeinen Schachfreunden
zum Chriſtfeſt 1932 beſcherte.
Aufgabe 701.
C. S. Kipping in Wednesbury.
(Mancheſter City News, 1911.)
Weiß: Kat 105 Sa6 Se6 (4)
Schwarz: Kas Tg2Bes 8)
Matt in drei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 698 und 699.
698. gr. Nielſen. Ein Zugzwangproblem, deſſen unſchein=
barer
Schlüſſelzug erſt erhellt, wenn man d8 als Luftloch fürden
ſchwarzen König erkannt hat, z. B. 1. Be87 8iké 2. 8g7*
Kad 3.7: 1. Le3: ſcheitert an Kg5l 2. 8(7+ K:h5! Alſo
1. 7o4 441 8:f6 2. 3774. 1. Se7 2. Ab41 Anti=
kitikus
). 1 . . 8h6 2. Bes. Drei hübſche reine Mattbilder.
699. Dr. 2. N. de Fong. 1. Dg1o9! Eine gefällige Bug=
zwangaufgabe
.

Die Wörter entſtehen immer aus den Buch=
ſtaben
des vorhergegangenen Wortes unter Hin=
zufügung
eines neuen Buchſtabens und haben
folgende Bedeutung: 1 Chemiſches Zeichen für
Helium, 2 Pelzwerk, 3 Vorgeſetzter, 4 bedeutet:
fein, flott gekleidet, 5 früherer Berliner Rund=
funkintendant
, 6 Sehne, 7 chemiſches Element.
Anflöſung der Rätſel aus Nr. 3.
Röſſelſprung Eine Bratpfanne‟.
Sei ſparſam im Salzen, aber nicht im
Schmalzen.
Ein biſſerl Geographie.
Peru, Eger, Reka, Ural.

Herr Piepke, wollen Sie nicht mit uns
einen Skat ſpielen? Wir warten auf den
Dritten.
Ich kann nicht, ich warte auf den Erſten.
Unnötig. Der Pantoffelheld erzählte beim
Frühſtück ſeiner Frau: Heute nacht hatte ich
einen ſonderbaren Traum. Ich ſah dich mit einem
andern Mann weglaufen. Nun, und was
ſagteſt du? fragte die Gattin ſtreng.
Ich
fragte den Mann, warum er denn liefe?
Der richtige Gaſt. Ihre Gattin ich wirklich
entzückend. Da müſſen Sie doch ſehr eiferſüchtig
ſein. Das bin ich in der Tat, und ich lade
niemals einen Gaſt ein, für den eine Frau, die
halbwegs bei Sinnen iſt, etwas empfinden
könnte.
Feine Reklame. Das kleine Warenhaus ſuchte
ſich die Gunſt der Kunden auf alle. Weiſe zu er=
halten
; es kündigte ſogar an, daß jeder Käufer
einen Zigarrenanzünder und einen Kleiderauf=
hänger
geſchenkt erhalten würde. In dem ver=
ſiegelten
Paketchen fanden die neugierigen Oeff=
ner
ein Streichholz und einen Nagel!

Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Witich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. Verantwortl. für die Redaktion: Dr. 5. Nette, Darmſtadt. Fernſpr. 1, B892,02. Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten=

[ ][  ][ ]

Entzückende Abendjäckchen.

Die Zeit iſt noch nicht allzu ferne, da man
die Anſchaffung einer Abendumhülle ( gleich=
viel
welcher Art) für einen ſträflichen Leicht=
ſinn
angeſehen und ein ſolches Stück, das j9
vielleicht nicht unumgänglich not=
wendig
iſt, faſt als Hochſtapelei
betrachtet hätte.
Nach und nach aber mußte
man ſich wohl oder übel ſagen,
daß ein ſolches Jäckchen nicht nur
als Luxusſache anzuſehen ſei,
ſondern gelegentlich wunderbare
Dienſte zu leiſten vermöge.
Ein wichtiger Faktor des gro=
ßen
Erfolges, den die kleinen
Abendumhüllen wie man ſie
gerne nennt unſtreitig zu ver=
zeichnen
haben, iſt die Tatſache,
daß ſie mit ganz geringen Mit=
teln
herzuſtellen ſind. Ein Stück
Spitze, Seidenſamt, Brokat oder
ein Reſt irgendeiner Modeſeide
genügt vollkommen, um ein ganz
reizendes Jäckchen herſtellen zu
können, das ſo außerordentlich
phantaſievoll und elegant wirkt,
daß es ſelbſt den Vergleich mit
dem koſtbarſten Abendmantel nicht
zu ſcheuen hat. Natürlich iſt bei
ſolchen Stücken die Machart ſehr
weſentlich, da gerade durch ein
oder das andere effektvolle Detail
die eine ſchicke Wirkung erreicht
wird. Abgeſehen davon iſt auch
die Farbe ein wichtiges Moment;
darum werden auch markante
Effekte in dieſer Richtung nicht
geſcheut und vielfach ſehr lebhafte
Schattierungen gewählt! Natürlich
iſt Schwarz als Neutralfarbe am
häufigſten zu ſehen, doch begegnet.
man auch zahlreichen brandroten,
giftgrünen, kornblauen oder orange=
farbenen
Jäckchen, die ſehr reizvoll
ausfehen.
Faſt immer vermag man aus
dem Materiale ſelbſt mancherlei
aparte Wirkungen zu holen, indem
man Volants, Rüſchen, drapierte
Gürtel, Flügel uff. vorſieht, doch
kann gelegentlich auch fremder
Aufputz herangezogen werden (etwa
Pelzwerk und Blumen), wobei
man insbeſondere was das Fell
anbelangt ſehr häufig Reſte, die
man unverwendet im Schranke
liegen hat, für dieſen Zweck noch
ausgezeichnet aufzuarbeiten ver=
mag
.
Während in den vergangenen
Saiſons halblange Jäckchen be=
vorzugt
wurden, ſetzt ſich heuer
ganz entſchieden das kurze Modell
durch, das aber nicht etwä die loſe
Boleroform hat, ſondern eng um den Körper
gebunden wird und die kurze Taille betont.
Daß auch hier die intereſſanten Aermel=
formen
eine wichtige Rolle ſpielen, iſt faſt
ſelbſtverſtändlich, da ſie ja überhaupt zu den

wichtigſten Merkmalen der neuen Mode ge=
hören
.
Das Abendjäckchen verdankt ſeine große Be=
liebtheit
wohl auch nicht zuletzt dem Umſtande,

daß es für jene Gelegenheiten getragen wer=
den
kann, die ein ärmelloſes Kleid unange=
bracht
und zu aufdringlich erſcheinen laſſen
würden; beiſpielsweiſe wird man fürs Theater
das ärmelloſe, ausgeſchnittene Kleid durch ein

kleines Abendjäckchen zu ergänzen wünſchen
und auf dieſe Weiſe jene Aufmachung gefunden
haben, die heuer ſehr gefällt.
Die Mode der abendlichen Umhüllen bietet
den verſchiedenen Modekünſtlern natürlich ein
ganz neues Betätigungsfeld, und es iſt, von
dieſem Geſichtspunkte aus beurteilt, keineswegs
verwunderlich, wenn dieſes kleine, aber kapri=

ziöſe Garderobeſtück mit Freude, Phantaſie und
vollendetem Geſchmack entworfen wird, ſo daß
hier verſchiedenſte Anregungen geboten werden.
Während ſich nun beiſpielsweiſe viele Salons
mit allem Elan für das Jäckchen einſetzen,

bevorzugen andere Werkſtätten das Cape und
deſſen originelle Varianten. Manche wieder
widmen ihre volle Aufmerkſamkeit den Aermeln
und machen dieſe Partie des Jäckchens zur
effektvollſten.
Es gibt alſo, da hier die eigenartigſten
Ideen zum Ausdrucke gebracht werden, eigeni=
lich
keine modiſchen Richtlinien, und es iſt
um über die letzten Neuheiten eini=
germaßen
orientiert zu ſein wohl
das Allerbeſte, die in unſerem Bild
feſtgehaltenen Skizzen genau zu
ſtudieren.
Zu den beliebteſten Typen darf
man jene Abendumhüllen zählen,
die kurze Ballonärmelchen brin=
gen
, ſchräg überkreuzt und mit
einem breiten Alt=Wiener Gürtel
abgeſchloſſen werden, der mit einer
großen Blüte (etwa mit einer
Dahlie oder Chryſantheme in ab=
geſtimmter
Farbe) garniert erſcheint.
(Modell 2.)
Durchaus zeitlos in ſeiner
anſpruchsloſen Eleganz iſt ein
Jäckchen in der Art des in unſerem
dritten Bild feſtgehaltenen Modells,
das vorne gekreuzt wird und in
ſchmäler werdende Bahnen aus=
läuft
, die rückwärts zu binden ſind;
der leicht erweiterte Aermel wird
mit Fell beſetzt.
An die maleriſchen Trachten der
Ritterdamen gemahnt der Aermel
unſeres erſten Entwurfes.
Mit einem rüſchen=gekanteten
Cape iſt die als letzte Figurine
der oberen Reihe feſtgehaltene
Abendumhülle verſehen und deutet
intereſſant ſtiliſierte Modemotive
vergangener Jahrhunderte an, die
nun vielfach aufgegriffen werden..
Ein Jäckchen, das lediglich
einen Rückenteil und kurze, dreifach
abgeſtufte Aermel bringt und durch
einen ſchmalen, vorne gebundenen
Fellſtreifen feſten Halt gewinnt,
führen wir als erſte Skizze der
unteren Reihe vor Augen.
Auch das nächſte Bild zeigt nur
bauſchige Halbärmel und hat im
Rücken lediglich eine Sattelpartie‟
vorne aber breite, fichuartige
Streifen, die überkreuzt, verknotet
und rückwärts gebunden werden.
Die letzte Skizze macht mit
einer ganz ungewöhnlich reizvol=
len
Abendumhülle vertraut, deren
Schnitt zwar ganz ſchlicht iſt (da
das Jäckchen nur vorne einfach
gebunden wird), die aber durch
entzückende Kelch=Flügel und durch
eine intereſſante, an der Kante
feſtgeheftete Blütengirlande auf=
fällt
.
Alle dieſe Jäckchen, die der
Trägerin immer große Freude be=
reiten
werden, ſind in kürzeſter
Zeit herzuſtellen und erfordern nichts als treff=
ſicheren
Geſchmack; die Ausgabe für ein ſolches
Stück iſt jedoch im allgemeinen ſehr gering,
die Wirkung im Vergleiche dazu aber oft ganz
erſtaunlich!
Willy Ungar.

Etwas theatraliſch, aber außer=
ordentlich
kleidſam
ſind die verſchiedenen Feder= und Blumen=
Rüſchen, die in den führenden Salons zu
Ballkleidern gezeigt werden.
Es ſei ohne weiters zugegeben, daß dieſe
Effekte einen etwas filmhaften Eindruck

machen, doch wird man ſich mit dem Gedanken
dieſer Mode ſicherlich raſcher befreunden, wenn
man bedenkt, daß ja ſchließlich ſchon unſere
Großmütter die Straußfedernſtola als unum=
ſtrittenes
Attribut erleſener Eleganz trugen
und dieſe Garnierung keineswegs über=
trieben
oder primadonnenhaft, ſondern höchſt
vornehm und kultiviert fanden.
Es mag ſein, daß die Frau von heute
in der Tagesmode ganz auf Sachlichkeit ein=
geſtellt
ſich auch abends ſchwerer zu einem

Garderobenattribut entſchließt, das ihren
ſonſtigen Richtlinien widerſpricht
Die großen Bälle und Redouten aber bil=
den
inſoferne einen Ausnahmsfall als jede
einzelne Teilnehmerin hier ſozuſagen zur
Mitſpielerin wird und daher auch wagen
darf, zu Effekten zu greifen, die auf ganz
große Wirkung geſtellt ſind. Willy Ungar.
Die Abendjacke mit Sopfkragen
gilt als eine der meiſt=erörterten Errungen=
ſchaften
der letzten Zeit; die Idee iſt ſicherlich
ſehr apart und dürfte auch inſoferne ſehr ge=
fallen
, als ſie eine Fellverbrämung erläßlich
macht und die Möglichkeit bietet, aus dem

Materiale des Jäckchens ſelbſt einen ſchicken
Kontraſteffekt zu holen.
Die Technik der Herſtellung iſt keineswegs
romantiſch, und jene, die ihre Illuſion nicht

zu zerſtören wünſchen, dürften niemals ver=
ſuchen
, dem Geheimnis des Zopfkragens auf
den Grund zu kommen!
Es werden nämlich ganz einfach jene
Schnüre, die man zur Dichtung der Fenſter=
fugen
zu verwenden pflegte, mit dem Mate=
riale
des Abendjäckchens umwunden und die
ſo entſtandenen Rollen untereinander zu Zöpfen
verflochten, bis der Eindruck unſerer Skizze.
erreicht wird.
Das Jäckchen ſelbſt ſoll als Kontraſt zu
der wuchtigen Form des Kragens ganz
kurz gearbeitet ſein und nur die pompöſen,
bauſchigen Halbärmel halten dem Kragen die
Waage!
Der Geſamteindruck einer ſolchen Umhülle,
die am liebſten aus Seidenſamt verfertigt
wird, iſt unſtreitig ein ganz ausgezeichneter.
Willy Ungar.
Maskenkoſtüme.
In den letzten Jahren hatte man wieder=
holt
Gelegenheit, Maskenbälle aufzuſuchen;
noch beliebter aber ſind die Atelierfeſte, bei
denen im kleineren Rahmen die Originalität
eines Koſtüms natürlich viel beſſer zur Gel=
tung
kommt.
Gewiß will man für dieſen Zweck keine
großen materiellen Opfer bringen, legt alſo
Wert darauf, das Ganze zu improviſieren.
Mit verſchiedenen Materialreſten iſt wie
dies unſer letztes Bild andeutet leicht ein=
modernes
Harlekin=Koſtüm herzuſtel=
len
. Das eine Hoſenbein wird in tragantierte,
alſo ganz ſteif wirkende Schirme aufgelöſt,
das andere (in abſtechender Farbe!) mit
Volants verſehen; eine dreifache, nach abwärls
gekehrte Stulpe am linken Arm iſt ſicherlich
ſehr ſchick. Außerordentlich originell: der kapri=
ziöſe
Oberteil und überaus flott eine ſtiliſierte,
bunt bebänderte Chineſenkappe.

Auch ein Matroſenkoſtüm kann mitunter ſehr
originell ausſehen; eine helle Pyjamahofe wird
mit bunten Filzemblemen in Form von Segel=
ſchiffen
, Fiſchen und Wellen benäht; den Ober=
teil
bildet ein grellfarbiges Badetrikot, an das
ein weißer Kragen mit Maſche angearbeitet
wird. Eine ſeitlich gebundene Gürtelſchärpe
in markanter Schattierung, wirkt immer ſehr

flott, und der Anker an der Schnur darf als
Sinnbild des Koſtüms nicht fehlen.
Oft kann man ſich auch mit einem Abend=
kleide
, das entſprechend adjuſtiert wird, in
aller Eile ſehr gut behelfen. Es genügt hier
zum Beiſpiel wie unſer Mittelbild zeigt
ein Steckkamm mit metalliſchem Spitzenſchleier
und eine richtig angebrachte Girlande künſt=
licher
Blüten, um ein höchſt wirkungsvolles
ſpaniſches Koſtüm entſtehen zu laſſen.
Willy Ungar.

[ ][  ][ ]

Nummer 22

Sonnta g, 22. Januar

Die Lage am Geld= und Oeviſenmarkte.
Tagesgeld nach anfänglicher Verſteifung erleichkerk. Geringe Schwankungen der Deviſen.

Inkernakionale Währungsſtabilikäk.
Durch die anhaltenden ſtarken Ueberweiſungen, die während
der Vorwoche nach Berlin vorgenommen wurden, und durch die
Nachwirkungen des Medio=Termins ergab ſich am Tagesgeldmarkt
in der erſten Wochenhälfte eine kleine Verſteifung. In der zweiten
Hälfte trat dann wieder eine Erleichterung ein, und gegen Wochen=
ende
konnte man ſchon wieder mit Ueberſtänden rechnen. Im
Wechſelgeſchäft war Material an Privatdiskonten angeboten, es
fand jedoch größtenteils am freien Markte Unterkunft. Bei der
Reichsbank war das Geſchäft etwas ruhiger, Reichsſchatzanweiſun=
gen
wurden mit Fälligkeit Juli, Reichsſchatzwechſel per April aus=
gegeben
. Die Lage am Termingeldmarkte war unverändert, die
Umſätze blieben gering, die Sätze bei Großbanken betragen 43 bis
4½ Prozent, für Effekten=Deckungsadreſſen unverändert 5¾ bis
6 Prozent. Auch in Warenwechſeln herrſchte geringer Umſatz,
Material war zu einem etwas unter 4 Prozent liegenden Satze
geſucht.
Am Deviſenmarkt haben ſich diesmal keine größeren Verände=
rungen
ergeben hervorzuheben iſt lediglich, daß die ſüdafrikaniſche
Währung mit der engliſchen paritätiſch geworden iſt. Das eng=
liſche
Pfund ſelbſt liegt unter geringen Schwankungen weiter feſt,
von den Norddeviſen paßten ſich nur die ſchwediſche und die nor=
wegiſche
Krone der Bewegung an. Die Deviſe Dänemark hat ſich
dagegen ſehr ſtark abgeſchwächt und gegen Ende der Berichtswoche
kaum nennenswert gebeſſert. Es iſt die bisher unbeſtätigte .
Vermutung aufgetaucht, daß es ſich hierbei um die Schaffung einer
Exportprämie handeln könne. Der USA.=Dollar war mit geringen
Unterbrechungen nach wie vor feſt, d. h., er lag weiterhin am
Goldeinfuhrpunkt. Der franzöſiſche Franken konnte ſich noch nicht
erholen, und es beſteht immer noch die Gefahr eines Goldabzuges.
Durch die neuerdings bekannt gewordenen Bedingungen der Fede=
ral
Reſerve Bank of New York für die Goldeinfuhr hat ſich der
praktiſche Goldpunkt zwiſchen New York und Paris leicht ver=
ſchoben
, und zwar von bisher 25,62½ auf etwa 25,63½ bis 64
Franken pro Dollar. Für den Schweizer Franken hat ſich etwas
Nachfrage gebildet, ſo daß er ſich leicht erholen konnte. Dieſes
Intereſſe dürfte durch die Auflegung der Elſaß=Lothringiſchen
Eiſenbahn=Zeichnungen in der Schweiz entſtanden ſein. Bei der
italieniſchen Lira und der ſpaniſchen Peſeta haben ſich keine Aende=
rungen
ergeben. Auch die kriegeriſchen Handlungen in Oſtaſien
haben auf den Yen=Kurs noch keine Einwirkungen ausgeübt.
Deviſenabkommen mit Finnland.
Die Verhandlungen mit der finniſchen Regierung zur Rege=
lung
der Zahlungen für den Warenverkehr zwiſchen Deutſchland
und Finnland haben zu einer Einigung geführt. Danach können
künftig Firmen, die im Beſitze einer allgemeinen Deviſengenehmi=
gung
ſind, ſoweit ihre Deviſenkontingente für die Bezahlung von
Warenbezügen aus Finnland nicht ausreichen, die fehlenden Be=
träge
in Reichsmark auf das bei der Reichsbank für die Finnland=
bank
errichtete Sonderkonto einzahlen. Dieſe Markbeträge werden
dann zur Bezahlung deutſcher Lieferungen nach Finnland ver=
wendet
.
Die neue Regelung tritt am 31. Januar 1933 in Kraft.
Bilanz der Schweizeriſchen Bundesbahnen pro 1932.
44,5 Millionen Franken Fehlbetrag.
Die Schweizeriſchen Bundesbahnen, haben im Jahre 1932
einen geſamten Betriebsüberſchuß von 83 254 697 Fr., d. h. 36,1
Mill. Fr. weniger als im Vorjahre, erzielt. Da für Verzinſung,
Amortiſation und Einlagen in Spezialfonds 127 744 000 Fr. auf=
gewendet
werden mußten, reicht der Betriebsüberſchuß zur Deckung
dieſer Summe nicht aus, und es ergibt ſich ein Fehlbetrag von
rund 44,5 Mill. Fr.
Im einzelnen iſt zu erwähnen, daß im abgelaufenen Betriebs=
jahr
115,8 Millionen Reiſende (8,4 Millionen weniger als 1931)
befördert wurden. Die Einnahmen aus dem Perſonenverkehr ſtell=
ten
ſich auf 136,5 Mill. Fr. gegenüber 150,7 Mill. Fr. im Vorjahre.
Der Güterverkehr betrug 15,2 Millionen Tonnen, d. h. 2,5 Mill.
Tonnen weniger als im Vorjahre. Die Totalſumme der Betriebs=
einnahmen
ſtellte ſich auf 342,5 Mill. Fr. gegenüber 387 Mill. Fr.
im Vorjahre, alſo 44,4 Mill. Fr. weniger als 1931. Die Betriebs=
ausgaben
betrugen im abgelaufenen Jahre 259,2 Mill. Fr. und
ſind um 8,3 Mill. Fr. gegenüber 1931 zurückgegangen.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Indexziffern der Großhandelspreiſe vom 18. Januar. Die
vom Statiſtiſchen Reichsamt für den 18. Januar 1933 berechnete
Indexziffer der Großhandelspreiſe iſt mit 90,9 gegenüber der Vor=
woche
(91,2) um 0.3 Prozent zurückgegangen. Die Indexziffern
der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 80,7 (minus 0,9 Prozent),
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 87 3 (unverändert) und in=
duſtrielle
Fertigwaren 112,8 (minus 0.,3 Prozent).
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darm=
ſtadt
. Neue Konkurſe. Offenbach a. M.: Fa. A. Steinber=
ger
u. Co.. Fabrik feiner Lederwaren, Alleininh. Elſe Diehl. An=
meldefriſt
1. 2., Prüfungstermin 9 2.; Fa. Frankfurter Emaillier=
Werke Otto Leroi G m. b. H. Anmeldefriſt 9. 2. Gläubigerver=
ſammlung
2. 2., Prüfungstermin 2. 3. Bingen: Fa. Gebr. Heide,
Inh. Fritz Heide und Karl Wendelin Heide, ſämtlich in Gen=
ſingen
. Anmeldefriſt 10. 2.. Gläubigerverſammlung und Prü=
ſungstermin
18. 2. Neue Vergleichsverfahren:
Gießen: Guſtav Bergan, all. Inh. der Firma Elſe Dittmar. Ver=
gleichstermin
1. 2.
Be. Hauptverſammlung der Mainzer Börſe e. V. Die Main=
zer
Börſe e. V. hielt ihre ordentliche Hauptverſammlung in der
Stadthalle unter dem Vorſitz des Herrn Hugo Scheuer=Mainz ab.
Bei der Erſatzwahl wurden die 4 turnusmäßig ausſcheidenden Vor=
ſtandsmitglieder
Kohl. Löwensberg, H. Mayer und H: Müller
wiedergewählt. Der Geſchäftsführer A. Lang erſtattete den Jah=
resbericht
über die Tätigkeit, der Börſe im abgelaufenen Jahre und
trug die Rechnungsablage für 1932 und den Voranſchlag für 1933
vor. Seine Berichterſtattung fand die einmütige Zuſtimmung der
Verſammlung
Norddeutſche Kreditbank A.=G., Bremen. Die Norddeutſche
Kreditbank A.=G., Bremen, hatte in dem am 30. September 1932
abgelaufenen, erſtmals vollen Geſchäftsjahr noch eine Fülle von
Arbeiten zu erledigen, die der Reparation der Vergangenheit und
der Schaffung von Vorausſetzungen für die Zukunft galten. Auf
das mit den ausländiſchen Gläubigern vereinbarte Separate=
Egreement konnten auf die im Januar fällige erſte Rate gleich
einem Drittel der geſchuldeten Summen erhebliche Vorleiſtun=
gen
bewirkt werden. Von den Gläubigern der früheren J. F.
Schröder Bank, K. a. A., ſei niemand geſchädigt worden, ſich uner=
läßlich
erwieſene Abwicklungen von Unternehmungen, an denen die
Schröderbank früher beteiligt geweſen ſei, habe man unter mög=
lichſter
Schonung der Bremer Wirtſchaft durchgeführt. Die bei der
damaligen Schalterſchließung verlorene Kundſchaft ſei faſt reſtlos
wieder zurückgekehrt. Die geſamten Einnahmen ſtellten ſich auf
3,36 Mill. RM. Nach Abſchreibungen Steuern und Handlungs=
unkoſten
von insgeſamt 2,34 Mill. RM. und Berückſichtigung des
Verluſtvortrages von 3748 RM. ergibt ſich ein Reingewinn von
934 326 RM. aus dem 4 Prozent Dividende auf das 12 Mill. RM.
betragende Aktienkapital verteilt werden ſollen. Aus der Bilanz
(in Mill. RM.): Gläubiger 111,54 (112,72), Kaſſe und Guthaben
bei Notenbanken 1.15 (5.07), Schecks, Wechſel und Schatzanweiſun=
gen
35,70 (29,87), Vorſchüſſe auf verfrachtete oder eingelagerte
Waren ſtehen mit 2,83 (3,94) ausſchließlich der unter das Still=
halteabkommen
fallenden Prolongationen früherer Rembours=
kredite
zu Buche. Schuldner in laufender Rechnung 73,73 (79,67),
eigene Wertpapiere 21,49 (20,01), Beteiligungen 5,48 (5,53). Ge=
neralverſammlung
25. Januar.

Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die letzte Berliner Börſe dieſer Woche brachte bei zuver=
ſichtlicher
Grundſtimmung faſt durchweg höhere Kurſe. Die Ver=
tagung
der Entſcheidung im Reichstag um eine Woche ließ die
Hoffnungen auf eine Verſtändigung ſtark anwachſen und veran=
laßte
das Publikum und die Spekulation zu kleinen Meinungs=
käufen
. Dieſe genügten, um Beſſerungen bis zu 1½ Prozent her=
beizuführen
. Vereinzelt waren größere Gewinne zu verzeichnen.
Im Verlaufe änderte ſich an der freundlichen Tendenz nichts; es
ergaben ſich erneut kleine Steigerungen. Montane ſetzten bis zu
128 Prozent höher ein und lagen ſpäter nochmals bis zu 1 Prozent
gebeſſert. Recht lebhaft waren Gelſenkirchen und Stahlverein, bei
denen die Anfangsumſätze 60 bis 90 Mille betragen haben ſollen.
Braunkohlenwerte waren bis zu 2 Prozent feſter, Ilſe gewannen
insgeſamt 4 Prozent, während Rhein. Braunkohlen 1 Prozent
nachgaben. Chemiſche Werte, Gummiaktien und Elektropapiere
gewannen bis zu 2 Prozent. RWE. fielen durch einen Verluſt
von mehr als 1 Prozent auf. Siemens konnten ſich um etwa 3
Prozent beſſern, da man die Dividendenausſichten wieder beſſer
beurteilte als geſtern. Gasaktien, Kabel= und Drahtwerte, Ma=
ſchin
,nfabriken, Metallwerte, Kunſtſeideaktien und Banken gewan=
nen
bis zu 1¾ Prozent. Von Autowerten waren BMW. mehr als
3 Prozent gebeſſert, während Berger 1 Prozent niedriger lagen.
Papier= und Zellſtoffwerte lagen ruhig und nicht ganz einheitlich.
Später trat auch an dieſem Markt eine Befeſtigung ein. Linoleum=
werte
hatten kaum Geſchäft. Von Brauereien notierten Schult=
heiß
exkluſive Dividende gegen den Vortag ziemlich unverändert.
Verkehrs= und Schiffahrtswerte beſſerten ſich um Brüchteile eines
Prozentes. Von Waſſerwerken waren Charlottenburger Waſſer
2½ Prozent höher, im übrigen ſind Deutſche Atlanten und Südd.
Zucker mit Beſſerungen bis zu 3 Prozent zu erwähnen. Deutſche
Anleihen bröckelten nach freundlicherer Eröffnung etwas ab, die
übrigen Renten, beſonders variable Induſtrieobligationen, ten=
dierten
gleichfalls feſter. Die Gewinne betrugen bis zu 1½ Pro=
zent
. Reichsſchuldbuchforderungen gewannen ca. ½ Prozent. Von
Ausländern waren Türken bis zu 30 Prozent höher.
Die Tendenz der Frankfurter Börſe war auch am
Wochenſchluß weiter freundlich bei etwas lebhafterer Geſchäfts=
tätigkeit
, wobei auch wieder ſeitens des Publikums Kaufintereſſe
ſich bemerkbar machte. Die Vertagung des Reichstages auf den
31. Januar wird an der Börſe günſtig aufgenommen. Daneben
regt vor allem auch die freundliche Haltung der New Yorker Börſe
an, wo beſonders die deutſchen Bonds ausgeſprochen feſt lagen.
Das Hauptgeſchäft der Börſe iſt am Montanmarkt unter Führung
von Gelſenkirchen, die ¼ Prozent höher einſetzten und im Ver=
laufe
nochmals 1½ Prozent gewannen. Die anderen Montanaktien
konnten die am Vortage erzielten Höchſtkurſe anfangs nicht be=
haupten
, ſo hörte man Mannesmann ½, Phönix ¼. Stahlverein
¼ Prozent niedriger doch wurden dieſe Kursverluſte bald aus=
geglichen
Rheinſtahl ½ Prozent höher. Am Chemiemarkte lagen
JG. Farben ½ Prozent feſter. Lebhaft gehandelt waren Scheide=
anſtalt
, die 1½ Prozent anzogen. Auch Erdöl 1 Prozent freund=
licher
, während Rütgers ½ Prozent nachgaben. Am Kunſtſeiden=
markt
waren Aku / Prozent feſter. Zellſtoffwerte und Kaliaktien
nur wenig verändert. Von Schiffahrtswerten Nordlloyd ½8 Pro=
zent
höher. Durchweg freundlich lagen auch Elektrowerte, von
denen Siemens ½, Schuckert 1½, Lahmeyer 1, Gesfürel ¼, Bekula
½ Prozent gewannen. Am Markt für Einzelwerte konnten ſich
Holzmann um 1 Prozent erholen. Metallgeſellſchaft ½, Daimler
s Prozent freundlicher. Auch der Rentenmarkt verkehrte in freund=
licher
Haltung. Altbeſitz= und Neubeſitzanleihe je ½ Prozent
höher desgleichen ſpäte Schuldbuchforderungen Pfandbriefe und
Liquidationspfandbriefe ebenfalls zu höheren Kurſen genannt. Im
Verlaufe der Börſe blieb die Grundtendenz freundlich. Tagesgeld
iſt leicht bei 3½ Prozent. Die Nachbörſe war weiter feſt. Man
hörte JG. Farbeninduſtrie mit 104½. Am Pfandbriefmarkt waren
Frankfurter Hyp. 1 Prozent, Frankfurter Pfandbriefbank ½,
Meininger Hyp. ½ Prozent feſter. Pfälzer und Rheiniſche Hyp.
gut behauptet. Auch Liquidationspfandbriefe ½ Prozent freund,
licher.

Preisermäßigungen im deutſchen Ueberſeeverkehr.
Der Norddeutſche Lloyd und die Hamburg=Amerika=Linie
haben ſich entſchloſſen, mit ſofortiger Wirkung ermäßigte Hin= und
Rückfahrten für den Fernverkehr zwiſchen Europa und Aegypten
einerſeits und den Oſtaſien= und auſtraliſchen Häfen andererſeits
auszugeben. Die Ausgabe der Hin= und Rückfahrkarten geſchieht
gegen die Entrichtung des Geſamtfahrpreiſes vor Antritt der
Reiſe. Dabei wird eine Ermäßigung um 25 v. H. auf den ein=
fachen
Fahrpreis gewährt, wenn die Preiſe für Hin= und Rück=
fahrt
die gleichen ſind. Sind die Preiſe verſchieden, ſo wird die
25prozentige Ermäßigung auf den billigeren Fahrpreis berechnet.
Die Gültigkeit der Hin= und Rückfahrt beträgt 2 Jahre vom Be=
ginn
der Ausreiſe bis zur Beendigung der Rückreiſe.

Be. Mainzer Produktenbericht. Großhandelspreiſe per 100
Kilo loco Mainz: Weizen (76 Kilo Hektolitergewicht) 19,7520,
Roggen rheinh. 15,7516, Hafer 1314, Braugerſte 1818,75. In=
duſtriegerſte
17.2517,50, Futtergerſte 15,5015,75, Malzkeime 10
bis 11. Südd. Weizenmehl Spez. 0 29,15, Roggenmehl (60 Prozent)
22,5023,50, feine Weizenkleie 8, grobe Weizenkleie 8,80. Roggen=
kleie
8,509, Biertreber 10,7511. Erdnußkuchen 12,2512,50,
Kokoskuchen 11,7514,50, Palmkuchen 8,508,75. Rapskuchen 9
bis 9.25, Soyaſchrot 10,50, Trockenſchnitzel 88,25, loſes Wieſenheu
4, geb. Wieſenheu 4,30, loſes Kleeheu 5,70. geb. Kleeheu 6. Ma=
ſchinenſtroh
2,50, Drahtpreßſtroh 2,60.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Der Abſatz geſtaltete ſich
in der abgelaufenen Woche etwas beſſer, doch werden nach wie voc
nur die billigſten Sorten bevorzugt. Infolge des Froſtwetters hat
die Neuproduktion merklich nachgelaſſen, ſo daß die Preiſe etwa
½3 Pfg. höher liegen, deutſche Friſcheier waren 1½ Pfg. feſter.
Es notierten in Pfg. per Stück loco Frankfurt a. M.: jugolawiſche
7,508,00, rumäniſche 7,508,00, holländiſche 7.259,75, flandr.
8,008,25, ungeſtempelte bayeriſche Landeier 8,008,75, deutſche
Friſcheier 8,2511,00.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Auch im Buttergeſchäft
waren die Preiſe weiter erholt, und das Geſchäft war etwas leb=
hafter
. Bevorzugt wird meiſt die billige ſüddeutſche Butter, wäh=
rend
holländiſche und norddeutſche Ware nur wenig gefragt war.
Der größere Milchverbrauch und das kalte Wetter haben die Zu=
fuhren
verringert. Die Verkaufspreiſe des Großhandels lauten
(in 1=Zentner=Tonnen); holländiſche Markenbutter 117121,
deutſche Markenburtter 105108, ſüddeutſche Butter 98105 RM.
Berliner Produktenbricht vom 21. Januar. Die Tendenz an
der Wochenſchlußbörſe war recht ſchwach, da das herauskommende
Material infolge des ſchleppenden Mehlgeſchäftes und der fehlen=
den
Exportmöglichkeiten kaum Aufnahme fand. Bezeichnend für
die ungünſtige Situation der Mühlen iſt die Tatſache, daß bei Feſt=
ſetzung
der Promptnotiz eine hieſige Großmühle zu den 2. RM.
niedrigeren Preiſen, die von der Interventionsfirma bezahlt wur=
den
, Waggonweizen zum Verkauf ſtellte. Roggen war auch reich=
lich
angeboten, ſo daß die Deutſche Getreidehandels=Geſellſchaft
ihren Kaufpreis für märkiſche Waggonware um 1. RM. er=
mäßigte
. Am Lieferungsmarkte lag in größerem Umfange Offer=
tenmaterial
vor, ſo daß die Preiſe trotz Interventionen bis 1,25
RM. unter geſtrigem Schluß eröffneten und im Verlaufe weiter
abbröckelten. Der Mehlabſatz bleibt nach wie vor unbefriedigend,
obwohl die Mühlen ihre Forderungen wieder ermäßigt haben.
Hafer und Gerſte lagen, wie immer am Wochenſchluß, ſehr ruhig
und im Preiſe kaum behauptet.

Diehmärkke.

1. Weinheimer Schweinemarkt vom 21. Januar. Zugeführt
waren 253 Stück, verkauft wurden 155 Tiere und zwar Milch=
ſchweine
das Stück zu 810 RM., Läufer das Stück zu 1228. RM.
Marktverlauf: mittel.
Kleine Wirtſchaflsnachrichten.
Der Zenralverband der deutſchen Metall=Walzwerks= und
Hütten=Induſtrie e. V. gibt folgende neuen Preiſe (in RM. je 100
Kilogramm, für Abſchlüſſe auf 100 Kilogramm) bekannt: Bleche
76 (77), Rohre 105,50 (105.75), Drähte und Stangen 72.15 (72.40),
Schalen 166 (168). Die Preiſe für Aluminium= und Meſſing=
Halbzeug blieben unverändert.
Der Porzellangeſchirrverband hat beſchloſſen, im Einverneh=
men
mit dem Händlerverband die beabſichtigte Preiserhöhung um
10 Prozent bis zum 1. Februar 1933 zurückzuſtellen.

Berliner=Kursbericht
vom 21. Januar 1933

Oeviſenmarkt
vom 21. Januar 1933

Bert. Hanpels=Geſ.
Deutſche Baniu. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban;
Hapag
Hanſa Damp
Nordo. Lloyzd
A.E.G.
Bayr. Motorenh.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas

Vaff
73.
61.75
18.125
33.75
18.50
29.55
78.375
46.50
20.75
34.50
118.
111.

K
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
alöcnerwer
Kolsw Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel

8075
81.75
104125
62.
80.
82.25
54.875
49.
115.75
46.75
71.625
62.25
41.75
42.

Meee
Rütgerswerte
Salzdetfurth Aab.
Leon1. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=-Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Int
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Weite
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer

44
43.
175.
43.125
35.
1418.75
16.50
60.
12.50
23.50
72.50
31.375
56.25

Selingfor?
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Eslo
Kopenhage:
Stocholm
London
Buenos=Aire
New Yort.
Belgien
Italien
Paris

Währung
100 finn.M.
100 Schilling
100 Tſch. Kr
100 Pengö
ſ100 Leva
100 Gulden 189.14
100 Kronen
100 Kronen ſ70 9s
100 Kronen
1 S.Sta.
1 Pap. Peio
Dollar
100 Belge
100 Lire
100 Francs

Ri
6.2341,
15).95
12.465
3.057
K2.33
8.32
14.12
0.85e
4. 209
58.30
21.54
6.42

Brief
6.246
52.05
12.285
3.063
169.59
72.57
71.12
77.08
14.16
0.862
a.21
58.72
21.58
16.46

Schweiz
Spanien
Danzig.
Japan
Rio de Janetrol: Milre!
Jugoſlawien 100 Dinat
Portugal
Athen
Iſtambu= t türk. 2
Kairo.
Kanada
uruquah
Island.
Tallinn (Eſtl. ) 1100 eſtl. Ka
Rigg

Währung
ſ100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen

100 Esendos
100 Trachm.)
1 ägypt. 4
tcanad. Doll.
ſt Goldpeio.
100 isl. Kr
1100 Laz

Geld=
81.12
84,40
81.77
0.869
0.239
5.554
312.84
2.308
2.008
14.50
2.888
N.849
63.69
11-ssl
72.721

Brief.
81.28
34.48.
81.93
0.571
(.241
5.s66
12.56
2.312
2.012
14.54
3,674
f.652
63.81
110.81
79.88

Durmftädter and Kattokarbaft Suraktast, Binnte Drr Stesoher Sunz
Frankfurter Kursbericht vom 21. Januar 1933.

Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34..
1.4. 35..
1. 4. 36
1. 4. 37..:
1.4. 38...
6% Dtſch. Reichsanl
v. 27
6%
5½% Intern.,
6%Baden .....
69 Bayern ....
6% Heſſen ...v. 29
6% Preuß. St. b. 28
6% Sachſen v. 271
6% Thüringen b.2
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4l, Ab=
löſungsanl
.. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6% Baden=Baden
69 Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt ..
6% Dresden..v. 20
620 Frankfurt a.M.
Schätze:b. 29
v.28
62Mainz 7..:
69 Mannheimb. 27
6%München v. 29
6%Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbl.
6% Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hhb.=Bk.=Liquid.
47 %,, Kom.=Obl.

94:1.
88.25
817=
741,
95
80.25
81
85
76

74

681=
9.15
6.9
66
76
68
66
78
69
5.5
69.5
73
84.75
75
87.5
77.3

Me
Pfd.=Anſt. G. Pf.
62 Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heff. Goldobl. R. 11
R.12
88 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
16% Naſſ. Landesbk.
5½3% Liau. Obl
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
AuslSer.
Ser, III
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
5½% Ligu.=Pfbr.
6% Frkf.Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr
Goldoblig.
82 Frkf. Pfbr.=Bk.
½2 Lig.=Pfbr.
16% Mein, Hyp.=Bt.
5½20 Lig. Pfbr.
6% Pfälz.Hyp.=Bk.
5½%0 Lig= Pfbr.
16% Rhein. Hyp. B
5½% Lig. Pfbr..
Goldoblig.
62o Südb. Bod=
(red.=Banf.
5½% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhyp.B.
%. Daimler=Benz
6% Dt. Linol.Werke
6% Mainkrw. b 261

85
77
67.5
70
84
84
76.5

63.55
83

88
86.5
87.75
76.25
86.5
92
87
85
88.5
88.25
86
87.5

88.75
85
89

g

Ma Ru
62Ver. Stählwerkel
6% Boigtc Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
O Inveſt.
5% Bulg. Tab.v.02
1.%0 Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
42 Türk. Admin.
1. Bagdad
Zellanl.
7% Ungarn 19131
1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan
47 Liſſabon
42 Stockholm
Aßtien
A1g. Kunſtziideunn
A. E. 6.
AndregeNoris Bahn!
Aſchaffbo Brauerei
Zeliſto 25
Bemberg, J. P..
Berl. Kraft u. Lichtl119.25
Buderus Eiſen.
Eement Heibelberg! 52
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell123.5
Chem.Werke Albert
Chade ......
Contin. Gummiw.

Va
70.55
78.5
96.75

5.6
4.5

4.95

0.35
e
34.5
80

40
29.75
46.75
62
119

Contim. Linoleum
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr.
Erdö.
Dt. Gold= u. Silber=
cheide
=Anſtal=
Linolwerl.Berl
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Aſchersſeben :1

*

39
20.5
53
96
198
19.5
38
104
25
61.5
S0.25
31.25

83
74
19
81
48.75
24
115,

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50.5
45.5
118.25
22.75
1os
70.5
78
61.75
35.,5

15
35.2*
50"
100

41
43
175
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88
67.5

122.5

68

88.5
34.75!

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A..6. Verehrsw.
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720 Dt. Reichsb. Vz
Hapag
Nordd. Llohzd.
Südd Eiſenb.=Gei.
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Verſicherung.
Verein. Verſ./206
Frankona Rück=u. M
Mannheim. Verſich.

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5.2
119.5
52.25
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58.5

75
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70
61.75
38
159.5
86.75
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44
3.
18.5
18.5

Otavi Minen.
Schantungsandels

16.5
Za

[ ][  ][ ]

Sonntag, 22. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 22 Seite 19

A9

1e Vom

13)

2uneH

Von Paul Bergenholt.

AO1

Ein Roman
aus den Bergen.
(Nachdruck rer

Aber ſie täuſcht ſich; denn der Bauer ſchweigt zwar erſt eine
Weile; aber in ſeinen Augen ſchwelt der inwendige Grimm fort,
und ſeine Haltung bleibt ſprungbereit zu jeder Abwehr.
Und ſo ſind dann auch ſeine Worte:
Nie und nimmer duld ich das. Mutter! Lieber brenn ich
den ganzen Hof ab, als daß ich hier einen Tochtermann hab, der
jetzt nach Innsbruck geſchafft wird: Ins Gefängnis, ins Zuchthaus
gar, was weiß ich! . . So einem iſt das Neunerhaus ver=
ſchloſſen
!
Er ſagt das ſo hart und unerbittlich, daß die Mutter ein=
ſieht
: ſo wird ſie ihm nicht beikommen können. Wo ſich in einem
Menſchen das Gute verſchließt, hört es nicht mehr auf die Güte
eines andern. Die Altbäuerin lächelt ſchmerzlich vor ſich hin:
s klingt großartig, wie du’s ſagſt! . . Aber groß wär’s erſt.
wann du endlich ein Einſehen hättſt, daß ich recht hab und nit
du! . Was haſt dann ſonſt noch für eine Wahl, he!?
Und etwas wie ein leiſer Spott klingt auf:
Wann du eh der König wärſt! Aber auch ein König hat
heut nix mehr zu ſagen! Oder, wann der Neunerhof die Welt
wär! Was aber iſt ſchon der Neunerhof in der allgroßen
Welt!?
Ein Fleckl Erd, ein winziges; und wir Menſchen ſelbſt?
Herrje, grad nit mehr, als wann du ein Ameis rennen ſiehſt!
Und immer noch meinſt, sging alles nach dir und deim Willen?
Gut; aber, obzwar du ein Chriſt biſt, haſt eh doch vergeſſen.
daß alles nur nach einem geht; und vor dem da heroben biſt als
Neunerbauer auch nit mehr, als der Moeſer=Franzl iſt!
So ringt ſie um das Herz ihres Sohnes. Aber deſſen Stunde
iſt noch nicht gekommen; drum begehrt er erneut auf:
Nie und nimmer, ſag ich, Mutter! Und auch das muß ich
jetzt ſagen: Ich hätt nie gedacht, daß hier in unſrem eignen Häusl
wer gegen mich ſteht und mein Feind wird!
Erneut ſchmerzt das die Mutter, denn ſie verſteht, daß ſie der
Feind ſein ſoll, von dem der Lois zornbitter redet. Aber das
gütige Lächeln bleiht auch jetzt noch in ihren Augen:
Geb Gott, daß du nie einen ſchlimmeren Feind haſt als mich
und die Theres! . . . Ich fürcht, dein größter Feind wirſt du dir
ſelbſt ſein und mit dem mußt halt ſehn, fertig zu werden!
Der Neuner hört nicht mehr darauf. So breitrückig ſteht er
nun vor dem Stubenfenſter, daß er auch noch das letzte Biſſel
Taglicht ausſperrt; und wie es nun herinnen dunkelt, ſo dunkel
und einſam iſt’s auch inwendig in ihm. Alſo ſagt er obenhin:
Was ſoll ich dann noch hier!?
Und er ſchickt ſich an, das Häusl zu verlaſſen.
Draußen neitſcht der fegende Wind den Regen und Hagel vor
ſich her. Die Altneunerin drückt einmal das alte runzlige Geſicht
an die Fenſterſcheiben. Ihr Herz iſt voll ſtillen Kummers!
Leicht, daß ich im Xander auf andre Gedanken komm, als
hier! ſaat der Neuner hart. Dann geht er in das Wetter.
Die Mutter ſchaut hinter ihm her, bis er entſchwindet.
IK.
Nach dem Morgen am Florianstag liegt der Xander leer,
und nur die ältliche Zenz ſitzt in ihrer weißen Schürze in der

Leuteſtube und ärgert ſich, daß kein Gaſt kommt, der ſie etwas
verdienen ließe, und wären’s auch nur Kupfergroſchen!
Vor lauter Aerger gähnt ſie ſperrangelweit, tut dann einen
Blick in eine der Zeitungen, die an einem Hakenbrett hangen
und die in ihren Nachrichten ſo altabgeſtanden ſind, daß ſie ſie
niun ſchon auswendig kennt, und ſtellt ſich unters Bogentor. Was
ſoll ſie im Augenblick auch anders tun, als nach dem Wetter zu
ſchauen!
Da ſich das allmählich ein wenig aufzuklären beginnt, hat ſie
die Gewißheit, daß ſie nun doch noch auf ihre Koſten kommen
wird! Uebrigens kann das ja nicht mehr ſo lange dauern!
Mit einem nachdenklichen Blick auf die alte Kaſtenuhr, die
in einer Niſche des bogigen Durchgangs ſteht und ihre trägen
Minuten heruntertackt, ſtellt ſie das zufriedener feſt.
Denn nun wird ja wohl bald der Moeſer=Franzl hier vorbei
fahren. Einige Knechte und Mägde aus dem Xanderhaus ſind
in Puitbach geweſen und haben von dort die Nachricht mitge=
bracht
.
Noch im Laufe des Nachmittags ſoll der Inhaftierte unter
der Bedeckung des Göll nach Innsbruck geſchafft werden!
Sowas aber gibt der Zenz viel aufregende Gedanken, und ſo
geht ſie mit unverhohlener Neugier dem Neunerbauer entgegen
zum Eingang, als ſie ihn auf den Xander zuſteuern ſieht.
Indes, der Neuner geht an ihr vorbei, als ſei ſie gar nicht
vorhanden. Und wenn ihr ſchon auffällt, daß er ſich nicht wie
ſonſt in die Leuteſtube ſetzt, ſondern ins Fremdenzimmer, ſo ver=
wundert
ſie ſich noch viel mehr, als er ſie ſehr kurz abfertigt, als
ſie ihm die brühwarmen Puitbacher Neuigkeiten auftiſchen will:
Die brauch ich nit! . . Hab deren ſelbſt mehr als genug!
Herrie, iſt der aber heut grantig!, flüſtert ſie dem Wirt zu.
als ſie für den Neuner nun einen Roten holt. Der Xanderwirt
lacht geheimnisvoll und, ſo ſcheint’s, ein biſſel hämiſch:
Hat eh allen Grund zum Grantigſein, der Neuner! s iſt
hat eine ſchieche Sach; das zwiſchen der Theres und dem Franzl!
s muß ja den Alten damiſch zwacken, das alls, denk ich!"
Die Zenz macht kreisrunde Augen und giert danach, da
ſie ſchon vom Xanderperſonal etliches läuten hörte, auch ſelbſt
ein Wörtl dazu zu ſagen. Und ſie hält die Hand an ihren Mund:
Aber ſowas auch! . Daß ſolch Madl ſich gar nimmer ſchamt,
mit ſo eim Tunitgut! Nuia, man weiß ſchon: Wann die nob=
ligen
Madl aus der großen Stadtſchul kommen, haben’s halt kein
Religion und Moral mehr im Leib! Sowas tät mir nit paſ=
ſieren
!
Der Xanderwirt ſieht ſie einmal ſüß=ſauer an:
Haſt eh recht, Zenz: die Zeiten ſind vorbei für dich!. Und
er lacht herzhaft zu ſeinem derben Hohn. Der kränkt die Zenz,
und ein beizender Zorn bleibt in ihr zurück.
Als ſie dann dem Neuner den Wein bringt, lauert das Un=
gute
in ihr und kriecht in den Schein einer harmloſen Frage:
Jamein, die Theres wird froh ſein, daß ſie wieder daheim
iſt! . . Und mit der Sach ſelbſt hat ſie nix mehr zu ſchaffen?
Der Neuner wittert das Ungute:
Sehr froh iſt die Theres!, ſagt er grollend und läßt die
Zenz abweiſend ſtehn, ſo daß die in neuem Gekränktſein vor dem
Bauer einen kleinen hämiſchen Knickſer macht:

Neuner, ich mein, fragen darf man doch halt, wies mit dem
Madl ſteht! . . Aus Anteilnahm an der Familie Neuner!
Dies heimliche Zuſtecken erboſt den Lois nur noch mehr;
und er denkt plötzlich: Wann ſich ſo Eins Zudringlichkeiten er=
laubt
, ſtopft man ihm am beſten gleich gründlich das Maul=
werk
und zeigt ihm, daß man über ſolcher Sach ſteht! . . . So
Eins muß wiſſen, daß ein Neuner der Herr bleibt, hier wie
daheim! . . . Und da er ein für allemal Ruhe vor ſolchen
Fragen haben will, ſagt er hart:
Nit mehr über die Schwell kommt mir die Theres!
So, und wann du jetzt noch weiter fragen willſt, ſag, du biſt
ſonſt nis gewahr geworden! Damit hat er den Fall ab=
getan
! . . . Er kehrt der Zent den Rücken zu, ſitzt ſtumm und
will allein ſein!
Für die Zenz aber iſt damit die Sache noch lauge nicht aus.
und als ſie wieder in die Leuteſtube kommt, wo inzwiſchen
zahlreiche andere Gäſte erſchienen ſind, zu denen ſich immer noch
mehr geſellen, da hat ſie nun wenigſtens den Triumph, auch
von ſich aus etwas Neues mitteilen zu können. Sie brennt
darauf:
Wißts eh ſchon das mit der Neuner=Theres? . . Nimmer
zurück in den Neunerhof darf ſie! . . . Grad raus komm ich vom
Bauer! . . . Drin in der Fremdenſtub ſitzt er und hat einen
Mordszorn!
Freilich! . . . Das iſt eine Neuigkeit für die anderen
Bauern; aber wenn die Zenz dann denkt, man wird darüber
hin= und herratſchen und gar über den Neuner herziehen, ſo
täuſcht ſie ſich.
Und wenn ſie nun wieder etwas von dem Gehörten hin=
über
zum Neuner tragen möchte, um zwei Feuer zu ſchüren,
dann kann ſie höchſtens dem ſagen, daß die Bauern in der
Leuteſtub mit dem Neuner einer Anſicht ſind: Nit anders
hätten’s gehandelt!
Das iſt ihr viel zu wenig ſpannend und aufregend und
es geht der eigentlichen Sach auch viel zu wenig auf den Grund,
als daß die Zenz dabei auf ihre Koſten kommen könnte!
Deshalb ſetzt ſie ſich, unbeachtet und enttäuſcht, in eine Ecke
der Leuteſtube und zählt, nachdem alle Gäſte bedient ſind, das
Geld, das ſie in einer Ledertaſche unter der Schürze ver=
wahrt
. Zählt und iſt auch mit dieſem Ergebnis nicht zu=
frieden
.
Es gibt Menſchen, die nie genug daran haben können, ſich
am Mißgeſchick anderer zu weiden; die vielmehr darin noch
herum wühlen und ſchnüffeln, um es ihnen als recht verdient
zuzuerkennen, und um ſich aus dem Unglück anderer einen
Thron ſelbſtgefälliger Rechtlichkeit zu errichten! . . . Zu denen
gehört die Zenz!
Und wieder andere gibt’s, die aus ſolcher böſen Sucht eine
Art hellhöriger und hellſichtiger Ahnung entfalten; kraft gleich=
ſam
einer teufliſchen Intuition! . . . Auch zu denen zählt die
Zenz!
Offenbar hat ſie von beiden Arten ein beträchtliches Quan=
tum
in ſich vereinigt. Denn nun erlauſcht ſie, wiewohl das ja
auch ein anderes Auto ſein könnte, eine noch ferne Hupe. Und
ſie ſpringt aus ihrer Ecke auf und ſchreit unter die Gäſte:
Das iſt er; das muß er ſein, der Moeſer! .. . Gebt’s Ob=
acht
, daß ich recht hab! Und ſie rennt, wie von einem wilden
unerklärlichen Rauſch befallen, unter das Xandertor:
Der Mörder! . . . Der Mädchenſchänder! . . . Grad ſteini=
gen
ſollt man den Loderer! Ihre Stimme überſchlägt ſich.
Aber hat ſie das wirklich geſchrien? . . . Hat ſie’s nur in
einem blutrauſchigen Wunſch gedacht? . . . Haben andere das
geſchrien, als ſie es dachte? . . . Ach, auch nicht einer weiß
das ſpäter mehr ſo genau zu ſagen, wie es tatſächlich ge=
weſen
iſt!
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ]

Seite 20 Nr. 22

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 22. Januar 1933

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