Ginzelnummer 13 Pfennige
Bel wöchenilich 2maligem Erſcheinen vom 1. Januar
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 22
Sonntag, den 22. Januar 1933.
196. Jahrgang
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspig
Finanz=Anzeigen 35 Reſchspfg. Reflamezelle (92 mm
breit)/2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 35 Reichspfg.
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Rellame=
zeilte 3,00 Reichsmarl. Alle preiſe in Reichsmark
(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strel uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bani und Darme
Ablehnung der Oder=Akte durch Oeutſchland
Zurückweiſung jeder neuen poliſkiſchen Knebelung und Einſchränkung der Sonveränikät Deukſchlands.
Einengung der allgemein üblichen Neukralikätsbeſtimmungen. — Die „Kriegsklauſel”
für Deutſchland völlig unkragbar.
Deutſche Noke
an die 9der=Skaaken.
* Berlin, 21. Januar. (Priv.=Tel.)
Nachdem die Verhandlungen über den Abſchluß einer
Oderakte, die im Verſailler Vertrag gefordert iſt,
ſeit nahezu 13 Jahren im Gange waren und im Sommer
ver=
gangenen Jahres abgeſchloſſen wurden, hat jetzt die deutſche
Regierung nach eingehender Prüfung des geſamten ſehr
um=
fangreichen Materials den damaligen Standpunkt der deutſchen
Delegierten, die Akte nicht zu unterzeichnen, gebilligt und die
Annahme der Akte abgelehnt. In einem Zuſatzabkommen war
ſ. Zt. der 28. Januar d. J. als der letzte Termin für die
Unter=
zeichnung beſtimmt worden. Der deutſche Standpunkt iſt den
beteiligten Regierungen — das ſind außer den Uferſtaaten Polen
und Tſchechoflowakei, entſprechend den Beſtimmungen des
Ver=
ſailler Vertrages die alliierten Staaten Frankreich und England
ſowie die früheren Neutralen Schweden und Dänemark — in
einer ausführlichen Note unter dem 14. Januar mitgeteilt
worden.
Auf Grund des Verſailler Vertrages ſind die deutſchen
Ströme internationaliſiert worden. Für jedes deutſche
Strom=
gebiet wurde eine beſondere Kommiſſion eingeſetzt, deren
Auſ=
gabe darin beſtehen ſoll, die Schiffahrt auf dieſen Strömen zu
fördern, die Anlagen zu erhalten und einen Intereſſenausgleich
unter den Anliegerſtaaten herzuſtellen. Derartige Akte regeln
alſo im weſentlichen die Frage, inwieweit das betreffende
Fluß=
gebiet unter die Zuſtändigkeit einer internationalen Kommiſſion
geſtellt wird, weiter das allgemeine Regime für die in Frage
kommenden Strecken, und beſtimmen die gemeinſame Erhaltung
ker Freiheit und die gleiche Behandlung der beteiligten
Schiff=
fahrt. In weiteren Beſtimmungen wird die Organiſation der
Flußkommifſion, ihre Zuſammenſetzung und ihr Sitz feſtgelegt,
ferner das Zollregime und die Ordnung der Strompolizei, und
ſchließlich auch alle noch mit der Stromregulierung
zuſammen=
hängenden Fragen.
Deutſchland hat ſich ſeinerzeit unter dem Druck der
Ver=
tragsmächte veranlaßt geſehn, die äußerſt ungünſtigen Verträge
über die Donau, den Rhein und die Elbe zu unterzeichnen.
Hätte ſich das deutſche Volk damals dagegen gewehrt, dann
wäre es zu beſonderen Strafmaßnahmen ſeitens der Alliierten
gekommen.
Mißbräuchliche Anwendung des Verſailler Verkrags.
Als letzter Vertrag blieb nun die Oder=Akte. Dazu iſt zu
bemerken, daß der ſchiffbare Teil der Oder ausſchließlich durch
deutſches Gebiet geht, ſo daß es alſo ſchon widerſinnig war,
die=
ſen Strom zu internationaliſieren.
Im Laufe der Verhandlungen hat ſich aber herausgeſtellt, daß
die Vertragspartner aus der Oder=Akte einen
Vertrag machen wollten, der
ausſchließlichpoli=
tiſchen Zwecken zu dienen hätte. Es braucht nur auf ein
Beiſpiel aufmerkſam gemacht zu werden, und zwar auf die
Mög=
lichkeit eines Kriegsfalles. Die Vertragspartner
ſetz=
ten voraus, daß Deutſchland bei kriegeriſchen Verwicklungen,
ſo=
fern es neutral bleibt, den Oderſtrom abriegelt. Für dieſen Fall
verlangen ſie, daß der Tſchechoſlowakei „ein ähnlicher Weg” zur
Verfügung geſtellt werde. Auf eine derartige Klauſel konnte ſich
Deutſchland natürlich nicht einlaſſen. Sie iſt gegen den deutſchen
Proteſt in den Vertrag hineingekommen. Außerdem hat es Polen
abgelehnt, die üblichen Schutzbeſtimmungen in die Oder=Akte
auf=
zunehmen, in denen gefordert wird, daß die beteiligten Staaten
an anderen Grenzen keine günſtigeren Bedingungen gewähren
dürfen, als an dem in Frage kommenden Strom.
Außerdem enthält die Oder=Akte zahlreiche andere
Einſchränkungen der deutſchen Souveränikäk.
So würde es wenn Deutſchland dieſen Vertrag unterzeichnen
würde, möglich ſein, von Deutſchland den Bau beſtimmter
An=
lagen zu verlangen. Würde Deutſchland ſich weigern, dann
wür=
den die Vertragspartner automatiſch das Recht erlangen, auf
deutſchem Gebiet mit ihren Leuten dieſe Anlagen zu errichten.
Außerdem ſollte das geſamte Abgabeweſen unter die Kontrolle
der Kommiſſion geſtellt werden. Da aber die Schiffahrtsabgabe
auf der Oder in das Syſtem der geſamten deutſchen Strom= und
Kanalabgaben gehört, würde die Kommiſſion praktiſch auf das
geſamte deutſche Abgabeweſen Einfluß gewinnen. Es würde alſo
der Reichsregierung nicht mehr möglich ſein, je nach den
Ver=
hältniſſen die Abgaben zu erhöhen oder herabzuſetzen, weil der
Kommiſſion danach das Recht der letzten Entſcheidung
vorbehal=
ten bliebe. Sehr weſentlich für die deutſche Ablehnung war
dann auch
die Behandlung der deutſchen Sprache.
Obwohl, wie geſagt, Deutſchland das einzige Land iſt, in dem die
Oder ſchiffbar iſt, alſo dem allgemeinen Wirtſchaftsverkehr
über=
haupt zugänglich iſt, läßt die Akte alle Sprachen der beteiligten
Lander als rechtsgültig zu und beſtimmt, daß im Falle von
Aus=
legungsſchwierigkeiten der franzöſiſche Text maßgebend iſt.
Ueber=
dies hat Polen ſich geweigert, ebenfalls entgegen den allgemein
üblichen Formen, in die Internationaliſierung der Oder auch das
ſchiffbare Warthe= und Netzegebiet einzubeziehen und hat lediglich
nur die letzte kurze Strecke dieſer beiden Flüſſe freigegeben. Das
bedeutet eine durchaus ungerechtfertigte Bevorzugung Polens.
Die Zahl dieſer Beiſpiele ließe ſich endlos vermehren. Im
ganzen geſehen, kann die Oderſtrom=Akte nicht als eine lediglich
der Schiffahrt und dem Handel dienende Vereinbarung bezeichnet
werden, ſondern ſie bedeutet ein politiſches Abkommen, das den
Zweck verfolgt, Deutſchland international zu bevormunden. Es
bleibt nun abzuwarten, wie ſich die Gegenſeite verhalten wird.
Deutſchland wird jedenfalls in dieſer Angelegenheit nichts mehr
unternehmen. Für uns bleibt es bei der Regelung, wie ſie
augen=
blicklich getroffen iſt.
Kriegsvorbereikungen Südſlawiens?
Die ikalieniſche Preſſe berichket von ſchweizeriſchen
Munikionsſtahl=Lieferungen.
Rom, 21. Januar.
Das halbamtliche „Giornale d’Italia” bringt eine
aufſehen=
erregende Meldung ſeines Züricher Berichterſtatters, wonach
die=
ſem aus beſter Quelle die fieberhafte Wiederaufnahme der
Kriegs=
vorbereitungen durch die ſüdſlawiſche Regierung beſtätigt worden
ſei. Ungeheure Mengen von Kriegs= und Eiſenbahnmaterial
wür=
den in den letzten Wochen im Hafen von Saloniki eingeladen, die
hauptſächlich aus Frankreich ſtammten. Aus anderer Quelle
er=
fahre er, daß nach einer kurzen Ruhepauſe, die in den
ſüdſlawi=
ſchen Militärarſenalen teils wegen Kapitalmangels, teils wegen
Mangels an techniſchem und Verwaltungsperſonal eingetreten
war, nunmehr nach Behebung dieſer Schwierigkeiten
ununterbro=
chen umfangreiche Arbeiten ausgeführt würden, vor allem im
Ar=
ſenal von Kragujevatſch. Eine Nachricht aber, die die lebhafteſte
Ueberraſchung hervorrufen müſſe, beſtehe im Beweiſe der
Tat=
ſache, daß zwiſchen der ſüdſlawiſchen und der ſchweizeriſchen
Re=
gierung Abmachungen getroffen worden ſeien über den
Trans=
port von Munitionsſtahl nach Südſlawien in einer ſehr
beträcht=
lichen, augenblicklich aber nicht genau feſtzuſtellenden Menge. Der
italieniſche Berichterſtatter will darüber unterrichtet ſein, daß
dieſe Verletzung der internationalen Geſetze und der von der
Schweiz eingegangenen Verpflichtungen den Gegenſtand einer
An=
frage im ſchweizeriſchen Nationalrat bilden werde.
*
Demgegenüber wird durch die Schweizeriſche
Depeſchenagen=
tur das übliche amtliche Dementi verbreitet, wonach kein ſolcher
Vertrag beſtehe und auch von einer derartigen Interpellation den
zuſtändigen ſchweizeriſchen Stellen nichts bekannt ſei.
Polens Milikärausgaben.
Ueber ein Drikkel des Geſamkhaushalts für
Kriegs=
rüſtungen.
Warſchau, 21. Januar.
Im Hauptausſchuß des Seim ſtand dieſer Tage der Haushalt
des Kriegsminiſteriums zur Debatte, wobei auch diesmal wieder
der Berichterſtatter die überaus hohe Quote für das Heer und
die Marine, die über ein Drittel des geſamten
Haus=
haltsplanes ausmacht, dadurch zu rechtfertigen verſuchte, daß
er auf die großen Rüſtungen der weſtlichen und öſtlichen
Nach=
barn Polens, Deutſchland und Sowjetrußland, hinwies. Mit
be=
ſonderem Nachdruck werde in Polen die Motoriſierung der
Armee, die Entwicklung der Panzerwaffe ſowie die
techniſche Ausſtattung der Kriegsmarine und die
Erhöhung ihres Beſatzungsſtandes betrieben.
In ſeiner Ausſprache betonte General Skladkowſki das
Be=
ſtreben der polniſchen Heeresleitung, die Armee
auf allen Gebieten auszurüſten und zu
bewaff=
nen und darauf hinzuweiſen, daß ihre
Ausſtat=
tung und Bewaffnung unabhängig vom Ausland
erfolgen kann. In den letzten Jahren ſeien in dieſer
Be=
ziehung große Fortſchritte gemacht worden. Der
Regierungsab=
geordnete Tabinka wies darauf hin, daß Danzig eine
Zen=
trale deutſcher Spionage ſei und forderte von der
pol=
niſchen Regierung ein energiſches Vorgehen, damit dieſer deutſchen
Spionage ein Ende geſetzt werde.
Die wichtigſten Poſitionen des Heereshaushalts ſind: für das
Landheer rund 777 Millionen Zloty, für die Marine 45,5
Mil=
lionen, für allgemeine Ausgaben zur Erhaltung der Landarmee
369 Millionen, für Ausrüſtung und Bewaffnung 255,6 Millionen,
für die Kriegsinduſtrie etwa 6,3 Millionen Zloty. Der Stand der
Armee ſtellt ſich wie folgt dar: 17 905 Offiziere, 37 000
Unteroffi=
ziere, 211 110 Mann und 7800 Zivilbeamte und Angeſtellte.
Ins=
geſamt ſind für den Heereshaushalt 822,7 Millionen Zloty
vor=
veranſchlagt. Rechnet man noch hinzu 144 Millionen Zloty für
Polizei und Grenzſchutz, die im Haushalt des Innenminiſteriums
untergebracht ſind, ſo ergibt dies eine Summe von faſt
1 Milliarde auf eine Geſamtſumme, des Haushalts von 2,4
Milliarden Zloty.
In der Debatte wurde darauf hingewieſen, daß in
Anbe=
tracht der deutſchen Drohungen Polen gegenüber die wichtigſte
Aufgabe der polniſchen Armee darin beſtehen müſſe, ſich für alle
Fälle in Bereitſchaft zu halten.
* Die Woche.
Noch immer iſt auf dem Schlachtfeld der deutſchen
Innen=
politik die Entſcheidung nicht gefallen. Die Sitzung des
Aelteſten=
rates am Freitag nachmittag hat wiederum nur eine Vertagung
um acht Tage gebracht, und ſo werden wir uns eine weitere
Woche noch mit uferloſen Verhandlungen und der Abwandlung
aller nur irgendwie denkbaren Kombinationen beſchäftigen
können. Bei all dem hat ſich die gegenwärtige Reichsregierung
ſchweigend und abwartend im Hintergrund gehalten. Das iſt
für die allgemeine Stimmung in ihrer nervöſen Spannung
zweifellos nicht gut. Auch Kreiſe, die bis dahin Herrn
v. Schleicher zum mindeſten nicht unfreundlich gegenüberſtanden,
beginnen an dem entſchloſſenen Führerwillen der Regierung
zu zweifeln, und man ſollte in der Berliner Wilhelmſtraße
Verſtändnis dafür haben, daß von außen her geſehen dieſes
dauernde Abwarten ſolche Zweifel faſt berechtigt erſcheinen laſſen
könnte. Immerhin drängt ſich aber doch auch eine Parallele auf
mit den Vorgängen während der letzten Regierungsbildung.
Auch damals wartete Herr v. Schleicher ſehr lange, für die
öffentliche Meinung zu lange, auch damals ſteigerte ſich die
all=
gemeine Nervoſität von Tag zu Tag, aber damals — das hat
die kurze Dezember=Tagung des Reichstags deutlich erwieſen —
hat die abwartende Taktik des Herrn v. Schleicher zu einem
vollen Erfolg geführt. Ob die gleiche Taktik diesmal zum
gleichen Erfolg führen wird, vermag im Augenblick wohl kaum
jemand mit Sicherheit zu ſagen, ſicher ſcheint nur daß die
Dinge nach wochenlangem Verhandeln jetzt ganz offenbar wieder
am Ausgangspunkt angelangt ſind. Wenn jetzt in der
kommen=
den Woche wiederum Verhandlungen geführt werden ſollen über
die Möglichkeiten der Bildung einer parlamentariſchen
Mehr=
heit, die aus Nationalſozialiſten, Deutſchnationalen, DVP. und
Zentrum beſtehen müßte, ſo wird man in aller Beſcheidenheit
daran erinnern müſſen, daß ja die gleichen Verhandlungen mit
dem gleichen Ziel, die damals der Reichspräſident verlangte,
im November völlig ergebnislos blieben. Zu einer bejahenden
Antwort auf die Frage, ob ſich die Verhältniſſe ſeitdem
wirk=
lich grundlegend verändert haben, gehört, vorſichtig geſagt, ein
ganz außerordentlicher Optimismus. Die parteiamtlichen
Aeuße=
rungen der Nationalſozialiſten bis in die allerletzten Tage
hin=
ein laſſen aber einen ſolchen Optimismus kaum berechtigt
er=
ſcheinen. Alles in allem ſieht alſo dieſe Verſchiebung der
Ent=
ſcheidung um acht Tage wie eine Galgenfriſt aus, die man dem
am 6. November gewählten deutſchen Reichstag noch einmal
gewährt hat. Eines muß aber mit aller Deutlichkeit und
unmiß=
verſtändlich ausgeſprochen werden: das deutſche Volk hat dieſe
ewigen parteipolitiſchen Streitigkeiten um irgendeine
Regie=
rungsbildung bis zum Ueberdruß ſatt. Es hat Sorgen aller
Art genug, und es verlangt nichts weiter, als daß nun endlich
einmal eine entſchloſſene Regierung ungehemmt durch törichtes
parteipolitiſches Gezänk ſich an die Arbeit macht, um all den
Sorgen und Nöten nach Kräften abzuhelfen.
Inzwiſchen erfordert die Entwicklung unſerer
außenpoli=
tiſchen Lage oder genauer geſagt die weltpolitiſche Entwicklung
der letzten Zeit immer ernſtere Beachtung. Am Vorabend des
Wiederbeginns der Genfer Abrüſtungsverhandlungen, bei denen
es ſich um die bekannten, für Deutſchland ſo ungeheuer wichtigen
Fragen handelt, muß man eigentlich, ſo paradox das auch
klingen mag, ſagen, daß andere Dinge, die uns dabei nicht
einmal unmittelbar berühren, inzwiſchen für uns vielleicht noch
wichtiger geworden ſind. Das heißt ganz gewiß nicht, daß wir
Anlaß dazu hätten, etwa die Bedeutung der kommenden Genfer
Auseinanderſetzungen für uns zu unterſchätzen. Wir wiſſen ſehr
genau, daß ein unſeren Intereſſen nicht voll Rechnung tragendes
Genfer Ergebnis die Möglichkeiten des deutſchen Volkes für
Gegenwart und Zukunft in geradezu verhängnisvoller Weiſe
beſchneiden würde. Wir wiſſen, mit welchen ernſten
Wider=
ſtänden, insbeſondere von franzöſiſcher Seite, wir in Genf zu
rechnen haben. Aber man hat doch den Eindruck, daß eine
ge=
ſchickte und energiſche deutſche Verhandlungsführung unter den
gegenwärtigen Umſtänden in der Lage ſein wird, den deutſchen
Forderungen zum Durchbruch zu verhelfen. Von
außerordent=
licher Wichtigkeit ſind natürlich auch für uns die Vorbereitungen
zur kommenden Weltwirtſchaftskonferenz, welche aus dem
Ab=
grund der Kriſe herausführen ſoll. Man mag über derartige
Konferenzen noch ſo ſkeptiſch denken, das deutſche Volk, ſeine
außenpolitiſche Führung hat das größte Intereſſe daran, gerade
bei ſolchen Gelegenheiten die Konturen der eigentlichen Probleme
möglichſt ſcharf herauszuarbeiten.
Aber alles dies wird überſchattet durch die düſteren Wolken,
die immer deutlicher ſichtbar, am weltpolitiſchen Horizont
her=
aufſteigen. „Europa iſt nicht mehr die erſte Bühne ſondern das
Schwergewicht der Weltpolitik hat ſich nach dem Stillen Ozean
verſchoben.” Rnud zehn Jahre iſt es her, daß General Smuts
als Vertreter Südafrikas auf der erſten britiſchen
Reichs=
konferenz nach dem Weltkrieg dieſen Ausſpruch tat und damit
auf eine Entwicklung deutlich hinwies, die wir Europäer heute
mit ſtändig wachſender Sorge verfolgen. Zunächſt eine
Vor=
bemerkung, die man bei dem Deutſchen, dem es nun einmal,
wenn es ſich um Politik handelt, beſonders ſchwer fällt, in
großen Zuſammenhängen zu denken, gar nicht ſtark genug
unter=
ſtreichen kann: Die Vorgänge in Oſtaſien beeinfluſſen trotz der
gewaltigen räumlichen Entfernung die Entwicklung der
euro=
päiſchen Politik außerordentlich ſtark und faſt unmittelbar. Man
muß es immer wiederholen, das deutſch=polniſche Verhältnis
wird rein machtpolitiſch geſehen entſcheidend beeinflußt durch
die jeweilige Lage und Einſtellung Rußlands. Eine Bindung
Rußlands im Oſten bedeutet neben allem anderen eine
unmittel=
bare außerordentliche Verſtärkung der polniſchen Stellung uns
gegenüber. Dieſe Tatſache hat bekanntlich ſchon vor einem Jahr
eine ſehr ernſte Rolle geſpielt, der man allerdings damals in
der deutſchen Oeffentlichkeit längſt nicht die nötige Beachtung
geſchenkt hat."
Jetzt hat Japan zu neuem Schlage ausgeholt. Man hält
in Tokio offenbar den Augenblick für gekommen, in dem lang
gehegte Pläne der Verwirklichung näher gebracht werden können.
Nicht von ungefähr kommt der japaniſche Expanſionsdrang, der
nunmehr mit Macht auf den aſiatiſchen Kontinent hinübergreift.
Ein aufſtrebendes Volk ſieht ſich gezwungen, für die ſtändig und
ſtetig wachſende Bevölkerungszahl. neue Lebensmöglichkeiten,
neuen Lebensraum zu ſuchen. Es iſt kein Wunder, daß ſich
dieſer Expanſionsdrang zunächſt gegen das durch jahrzehnre=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonatag, 22. Januar 1933
Seite 2 — Nr. 22
langen blutigen Bürgerkrieg zermürbte China wendet. Die
Er=
oberung der Mandſchurei, die Gründung eines angeblich
ſelb=
ſtändigen Staates, bildete, den Auftakt. Unbekümmert durch
Unterſuchungskommiſſionen des Völkerbundes und papierene
Proteſte ſchickt man ſich jetzt zu weiterem kriegeriſchen Vorgehen
an. Daß der Genfer Völkerbund in einem ſolchen Fall
hoff=
nungslos verſagen würde, war vorauszuſehen und kann
infolge=
deſſen niemanden überraſchen. Wie lange aber werden die au
Oſtaſien unmittelbar intereſſierten Mächte, neben Rußland in
erſter Linie die Vereinigten Staaten, in zweiter Linie Engkand
noch zuſehen und warten? Werden ſie warten bis ihnen eines
Tages der japaniſche Konkurrent die bisher offen gehaltene Tür
zu dem gewaltigen chineſiſchen Wirtſchaftsgebiet zuzuſchlagen in
der Lage iſt? Es unterliegt keinem Zweifel, daß Rußland zum
mindeſten auf abſehbare Zeit nicht imſtande iſt zu aktivem
Eingreifen. Daran ändert auch die Schaffung eines
kriegs=
induſtriellen Produktionsapparates durch den Fünf=Jahres=Plan
nichts. Auch aus den jüngſten Reden der Moskauer
Macht=
haber geht es klar hervor: Rußland iſt in Oſtaſien in die
Defenſive gedrängt. Anders aber liegen die Dinge für die
Ver=
einigten Staaten, die in Oſtaſien neben gewaltigen
wirtſchaft=
lichen Intereſſen auch höchſt robuſte, politiſche und militäriſche
Intereſſen zu verteidigen haben. Anders liegen die Dinge auch
für England, deſſen auſtraliſche Herrſchaft aufs äußerſte
be=
droht wäre in dem Augenblick, in dem Japan ſeine weitgehen
den oſtaſiatiſchen Pläne zu verwirklichen in der Lage wäre. Die
ſcharfe Mahnung, die Herr Stimſon kürzlich an die Adreſſe
Tokios richtete, ſpricht eine ziemlich deutliche Sprache, und wenn
man dieſer Tage in Genf von den Japanern in einer faſt
ultimativen Form eine Erklärung verlangt, ſo iſt das ſicherlich
nicht nur auf eine Art Geltungsbedürfnis des Völkerbundes
zurückzuführen, der in dieſer Angelegenheit kaum noch etwas an
Anſehen zu verlieren hat. Das erneute Vorgehen Japans in
China hat das oſtaſiatiſche Problem in ſeiner ganzen
gigan=
tiſchen Große aufgerollt, und erſt die Zukunft wird erweiſen,
ob es möglich iſt, neue welterſchütternde Konflikte zu vermeiden,
* Berlin, 21. Januar. (Priv.=Tel.)
Am Montag nimmt das Büro der Abrüſtungskonferenz in
Genf ſeine Arbeiten wieder auf. Der deutſche Vertreter,
Bot=
ſchafter Nadolny, iſt bereits am Samstag nachmittag in Genf
eingetroffen. In den bevorſtehenden Verhandlungen wird ſich
nun zu zeigen haben, ob die Mächte ernſtlich gewillt ſind, die
Deutſchland in dem Dezember=Abkommen zugeſtandene
Gleich=
berechtigung auch in die Tat umzuſetzen. Die Franzoſen laſſen
bereits alle Minen ſpringen, um den deutſchen Vorſtoß im
Intereſſe einer allgemeinen Abrüſtung und eines
Rüſtungs=
ausgleichs zu einem Mißerfolg zu verurteilen.
Zur Taktik der Franzoſen gehört naturgemäß eine
ent=
ſprechende Begleitmuſik in der Pariſer Preſſe. Der „Temps”
gibt bereits den Ton an, in dem man ſich in Zukunft mit
Deutſchland beſchäftigen wird. Er reibt ſich zunächſt an der
deutſchen Forderung nach Reviſion des Verſailler Vertrages,
ſtürzt ſich aber dann auf einen in der deutſchen Preſſe immer
wieder laut gewordenen Wunſch nach Einrichtung einer der
Rheinlandzone entſprechenden entmilitariſierten Zone auf der
franzöſiſchen Seite der Grenze. In dieſem Zuſammenhang
wird von einer deutſchen Note geſprochen. Irgendwelche Noten
dieſer Art ſind aber in Paris nicht überreicht worden.
Viel=
mehr liegen die Dinge ſo, daß kürzlich eine franzöſiſche
Nach=
richtenagentur eine unzweifelhaft auf eine ſehr gute Quelle
zurückgehende Information brachte, wonach die Reichsregierung
nicht die Abſicht habe, auf der Abrüſtungskonferenz die Frage
der Entmilitariſierung des Rheinlandes aufzuwerfen.
Aus dieſer Information machte der „Temps” eine deutſche
Note. Er könnte mit dieſer Feſtſtellung eigentlich zufrieden ſein.
Er ärgert ſich aber, daß in der fraglichen Notiz auch noch
einiges über die franzöſiſchen Rüſtungen ſteht. So wird ziemlich
ſchmucklos erklärt, daß man auf deutſcher Seite wegen der An
häufung von Waffen und Kriegsmaterial in allernächſter Nähe
der deutſchen Grenze lebhaft beunruhigt ſei. Der „Temps”, der,
wenn er auch eine Information in eine Note umzufälſchen
ver=
ſuchte, doch ſehr genau weiß, wem das franzöſiſche
Nachrichten=
büro dieſe Auslaſſung zu verdanken hat, ſucht nun einen
deutſch=
franzöſiſchen diplomatiſchen Zwiſchenfall zu konſtruieren. Er
ſpricht von ungerechtfertigten Vorwürfen gegen Frankreich,
ver=
teidigt die Sicherheitsmaßnahmen und ſucht die Aufmerkſamkeit
darauf zu lenken, daß der Reichspräſident ein Marſchall und ſein
Kanzler ein General ſei, und daß alle Bemühungen Deutſchlands
dahin gingen, das Reich in einen Militärſtaat umzuwandeln.
Es iſt ſonſt wohl nicht üblich, in derartige
Auseinander=
ſetzungen die Staatsoberhäupter hineinzuziehen. Dem „Temps”,
Meudhal.
Zu ſeinem hundertfünfzigſten Geburtstag am 23. Januar.
Von Robert Braun.
Unter den Quälgeiſtern von
Stendhals Jugend nimmt eine
Geſtalt in ſeinem Vaterhauſe in
Grenoble einen beſonderen Rang
ein: die Tante Seraphie. Sie iſt
es, die ſich die Gewalt der früh
verſtorbenen Mutter aneignet und
auf den Vater einwirkt, den
widerſpenſtigen Knaben nach
frömmleriſchen Grundſätzen zu
er=
ziehen. Henxy empfindet
aufrich=
tige Abneigung gegen ſie, da ſie
beſonders ſeine Lektüre überwacht.
Einmal — es iſt während eines
Wintertages — öffnet ſich die
Tür der Küche, wo er ſich gerade
befindet, und ein entſetzter
Haus=
genoſſe ruft ihm zu: „Sie iſt
da=
hin!” Tante Seraphie war nach
der ſich „de Stendhal” nannte, längerer Krankheit geſtorben.
So=
gleich fällt der Knabe auf die Knie,
erhebt die Hände und betet inbrünſtig; er dankt Gott für die
große Gunſt, daß er endlich die Tante zu ſich rief.
Schon als Zehnjähriger verſteht er ſich auf kräftigſte
Selbſt=
behauptung. Es iſt in ſeinem Geburtshaus in Grenoble. Er lieſt,
Arbeit an ſeinen Schulaufgaben vortäuſchend, in den Memoiren
des Abbé Prevoſt, indes der Vater, durch einen großen Tiſch von
ihm getrennt, unter der Lampe und in einer weißen Flanelljacke
die Zeitung ſtudiert. Der Knabe denkt an die große Revolution,
die eben das Land erſchüttert, und fühlt ſich als einziger in
die=
ſem Hauſe ganz unroyaliſtiſch eines Sinnes mit den Volksmaſſen,
Da raſſelt unten die Eilpoſt Paris-Lyon vorüber. Mit den
Worten: „Ich muß doch nachſehen, was die Scheuſäler getan
haben”, verläßt der Vater das Zimmer, um nach wenigen
Mi=
nuten bleich einzutreten und zu ſagen: „Es iſt geſchehen, ſie haben
ihn (den König Ludwig XVl.) gemordet.” Stendhal ſelbſt iſt aber
durchaus nicht niedergeſchlagen darüber. „Ich wurde von einer
der lebhafteſten Freudenwallungen ergriffen, die ich je in meinem
Leben hatte,” ſchreibt er Jahre ſpäter. „Ich war von dieſem
gro=
ßen Akt der Volksjuſtiz ſo begeiſtert, daß ich meinen Roman,
un=
ſtreitig einen der rührendſten, die es gibt, nicht weiterleſen
konnte.”
Marie Henry Beyle,
Der Reichspräſident empfing am Samstag die
Gewerkſchafts=
führer Leipart, Graßmann. Eggert und Stähr zur Entgegennahme
eines Berichtes über die Notlage in der deutſchen Arbeiterſchaft.
In einer Sitzung des Fraktionsvorſtandes der
ſozialdemokra=
tiſchen Reichstagsfraktion wurde beſchloſſen, die Geſamtfraktion für
den 30. Januar einzuberufen.
Auf der Vollverſammlung des Württembergiſchen
Gemeinde=
tages ſprach der Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung und
Prä=
ſident des Deutſchen Landgemeindetages, Dr. Gereke, über die
öffentliche Arbeitsbeſchaffung und das Sofortprogramm.
Gegen den Direktor Knöpfke von der Berliner Funkſtunde
A.=G. iſt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Knöpfke
wird beſchuldigt, von der Verlagsdruckerei Preuß 500 000 RM.
Schmiergelder erhalten zu haben.
Als am Freitag abend eine Abteilung der
nationalſozialiſti=
ſchen SA. Düſſeldorfs aus einer Verſammlung ſich auf dem
Heim=
marſch befand, wurde ſie aus einem kommuniſtiſchen Verkehrslokal
beſchoſſen. Dabei fielen ungefähr 15 bis 20 Schüſſe. Der Führer
der Abteilung. Wilhelm Witekamp, wurde tödlich getroffen.
Gegen das Volkshaus in Sevilla wurden in der vergangenen
Nacht zwei Bomben geworfen. Die Zündſchnur der einen Bombe
wurde vom Pförtner des Volkshauſes unmittelbar vor der
Explo=
ſion mit Waſſer gelöſcht, die andere explodierte und verletzte vier
Kinder, eine Frau und ſieben Männer. Drei Perſonen wurden
verhaftet.
Der Londoner Verkehrsſtreik hat eine große Ausdehnung
er=
fahren. Ungefähr 10 bis 11000 Mann des Fahrperſonals der
Omnibuſſe befinden ſich im Ausſtand, was etwa die Hälfte der
Belegſchaft ausmacht.
bleibt es allerdings vorbehalten, ziemlich unverblümte Angriffe
gegen den Reichspräſidenten zu richten und Deutſchland zu
unter=
ſtellen, daß ſeine Politik darauf hinauslaufe, die Sicherheit
Frank=
reichs erneut zu bedrohen. Ganz abgeſehen davon, daß das
ge=
ſamte deutſche Volk ſich derartige Angriffe auf die Perſon des
Reichspräſidenten verbittet, darf wohl die Tatſache feſtgenagelt
werden, daß der „Temps” durch ſeine grobe Tonart nur die
Be=
rechtigung unſerer Befürchtungen wegen der Anſammlung von
Kriegsmaterial an der Grenze beſtätigt.
Deutſchland, das Reich der Arbeik.
Die Ziele des Deutſchen Nakionalvereins.
Der Deutſche Nationalverein trat am 19. Januar zum erſten
Male mit einer öffentlichen Verſammlung im ehemaligen
Herren=
haus vor die Berliner Oeffentlichkeit. Der Vorſitzende, Eberhard
Wildermuth, führte in ſeinem Vortrag über das Thema „
Deutſch=
land, das Reich der Arbeit” etwa folgendes aus:
Bei aller inneren Zerriſſenheit ſinde ſich in Deutſchland die
Nation in der Wertung der Arbeit zuſammen. Daher laſte auch
die Arbeitsloſigkeit ſchwerer bei uns auf dem Volke, als dies in
anderen Ländern der Fall iſt. Das deutſche Verlangen gehe nicht
nach Verſorgung, ſondern nach Arbeit. Arbeit ſei ein weſentlicher
Teil unſerer perſönlichen und öffentlichen Moral. Es gebe jedoch
kein Wirtſchaftswunder, durch das innerhalb kurzer Zeit 5 bis
7 Millionen Menſchen wieder Arbeit beſchafft werden könne.
Jedem Arbeitsbeſchaffungsprogramm ſeien durch die
Leiſtungs=
fähigkeit der Wirtſchaft und die Notwendigkeit der
Aufrecht=
erhaltung der Währung Grenzen gezogen. Es erſcheine zurzeit
unbedenklich, ohne Schaden für die Wirtſchaft die ausgeſetzte
Summe von 1200 Millionen Reichsmark für die
Arbeitsbeſchaf=
fung auszugeben. Aus den zur Verfügung ſtehenden Mitteln
dürften aber nur 1. reproduktive Arbeiten, 2. ſolche, die ſpätere
Steuerlaſten erſparen und 3 unumgänglich notwendige Arbeiten
bezahlt werden. Vorausſetzung für den Erfolg des
Arbeits=
beſchaffungsprogramms ſeien aber Ordnung und Frieden im
Innern. Ein gewaltſamer Umſturz müſſe in Deutſchland zum
Bürgerkrieg und damit zu Hunger und Elend führen. Die Zeit
ſei gekommen, wo man ſich von Hanswürſten und falſchen
Pro=
pheten, ebenſo wie von denen, die in Konventikeln und Klubs
unverantwortliche Politik treiben, abwenden müſſe. Eine
wei=
tere Vorbedingung für das Gelingen des Planes ſei eine
Stär=
kung der Rechtsſicherheit. Auf dem Gebiete des Staatsrechts
müßten wir zur Verfaſſungsehrlichkeit zurückkehren. Schließlich
müßten wir den Kampf um einen wirklichen Frieden an Stelle
des Verſailler Vertrages weiterführen. Wir brauchten
Sicher=
heit, um die Freiheit nach außen und innen gewinnen zu können.
Der Sinn aller Arbeit ſei die Freiheit der Perſönlichkeit.
Nach einer angeregten Ausſprache ſchloß der
Verſammlungs=
leiter Dr. Cremer die Kundgebung mit dem Aufruf an die
Er=
ſchienenen, ſich in die große volksbürgerliche
Sammlungsbewe=
gung einzureihen, die der Deutſche Nationalverein anſtrebt. Mit
einem Hoch auf das deutſche Vaterland ſchloß die eindrucksvolle
Verſammlung.
Er iſt ſchon früh der „Egotiſt”, das heißt: der Menſch, der ſich
trotz einer überwältigenden Meinung durchzuſetzen verſteht,
zu=
gleich: der gegen ſich rückſichtslos Wehrhafte, ſich Bekennende.
„Wenn ein Buch langweilig iſt, wird man in zwei Jahren beim.
Krämer die Butter damit einſchlagen; wenn es nicht langweilt,
wird man einſehen, daß der Egotismus, aber nur der
aufrich=
tige, ein Mittel iſt, das menſchliche Herz zu ſchildern
Der Drang, ſich ſelbſt und die Welt klar zu ſehen, führt ihn
der welthiſtoriſchen Bewegung zu, die während ſeiner Jugend
Europa beherrſcht: dem Aufſtieg Napoleons. Er macht als
Sieb=
zehnjähriger den Uebergang des Heeres über den Gotthard und
den Einzug in Italien mit, verlebt als Dragonerleutnant bis
1802 in Mailand und anderen Garniſonen eine glückliche Zeit=
1809 kommt er über Württemberg und Bayern nach Oeſterreich.
Er folgt den Spuren der Verheerung, an ſchwarz ausgebrannten
und noch brennenden Ortſchaften, an Toten und Verwundeten
vorbei. Unter der Ennsbrücke bei Ebelsberg, wo ein
furcht=
barer Kampf vorausging, ſteht noch ſtarr und aufrecht ein totes
Pferd. Er perzeichnet genau alle ſeine Beobachtungen in ſeinem
Taſchenbuch. „An mehreren Stellen liegen die Leichen in Haufen=
Ich ſtudierte ihre Geſichter. Auf der Brücke lag ein braver
Deut=
ſcher, tot mit offenen Augen: aus ſeinen Zügen ſprach Mut, Treue,
deutſche Gutmütigkeit und ein wenig Schwermut.”
Der Abenteurer aus Leidenſchaft, der er nun einmal iſt.
eigentlich gibt es für ihn nur zwei Dinge, für die es ſich zu leben
lohnt: die Gefahr und die Liebe — ſpricht auch aus einer kurzen
Unterweiſung für Duellanten; ſie mögen, wenn der Augenblick
kommt, da der Kugellauf des Gegners ſich auf einen richtet — die
Blätter des zunächſt ſtehenden Baumes zählen.
Stendhals Stern ſteht in merkwürdigem Zuſammenhang zum
Geſtirn Napoleons. Wie dieſer wurzelt er in der Revolution, wie
dieſer: endet er als Ariſtokrat. Die Schlacht bei Marengo, da
Napoleons Aufſtieg begann, macht er zwar nicht als Ausländer
mit, aber fünfzehn Monate und fünfzehn Tage ſpäter betritt er
die Stätte, wo noch gefällte Bäume und viele Menſchen= und
Tiergebeine liegen: er ahnt die weltgeſchichtliche Bedeutung
die=
ſes Ereigniſſes. Später erſcheint er immer wie ein heimlicher
Trabant in Napoleons Nähe: er fehlt bei keinem der großen
Feld=
züge, ja dem ruſſiſchen ſchließt er ſich freiwillig an. Während der
Glanzzeit des Kaiſerreiches erreicht auch Stendhals äußeres
Le=
ben ſeinen Zenith: er genießt damals ein jährliches Einkommen
von nicht weniger denn 9500 Franken, was ihm ein freizügiges
Leben ermöglicht. In Paris bewohnt er eine vornehme
Woh=
nung in der Rue Neuve de Louxembourg, hält ſich Diener und
Kutſcher, ein Kabriolett und zwei Pferde.
Mit Napoleons Sturz (1814) erfolgt auch der
Zuſammen=
bruch dieſes Lebens. Er verläßt Paris, da er die Herrſchaft der
Bourbonen nicht ertragen kann, und überſiedelt nach Mailand
Kein Verbot
des Berliner SA-Aufmarſches.
Die Horſt=Weſſel=Kundgebung der NSDAP. pollzeilich
genehmigl.
* Berlin, 21. Januar. (Priv.=Tel.)
Am Samstag nachmittag hat in der Reichskanzlei eine
Unter=
redung zwiſchen dem Reichskanzler von Schleicher, dem preußiſchen
Innenminiſter Dr. Bracht und dem Berliner Polizeipräſidenten
Dr. Melcher ſtattgefunden, die ſich um den für den Sonntag
ge=
planten Aufmarſch der Nationalſozialiſten im Zentrum von
Ber=
lin drehte. Der Reichskanzler hat ſich in ſeiner Eigenſchaft als
Reichskommiſſar für Preußen veranlaßt geſehen, in eine
Aus=
ſprache mit den ihm untergeordneten Inſtanzen einzutreten, um
feſtzuſtellen, ob die polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen genügen
oder ob es nötig ſein würde, im letzten Augenblick die
national=
ſozialiſtiſche Demonſtration zu unterbinden. Die Ausſprache hat
ergeben, daß es bei den getroffenen Dispoſitionen bleibt.
In=
folgedeſſen werden die Nationalſozialiſten am Sonntag mittag
auf dem Bülowplatz por dem Parteigebäude der Kommuniſten
aufmarſchieren.
Verſtärkter Polizeidienſt in Berlin.
Der ſonntäglichen Kundgebung der NSDAP. liegt eine Horſt=
Weſſel=Gedenkfeier zugrunde, mit der auf dem Nikolai=Friedhof
am Prenzlauer Tor die Weihe eines Horſt=Weſſel=Gedenkſteines
verbunden iſt. Da die Kommuniſten um dieſelbe Zeit vor ihrem
Parteigebäude eine Gegenkundgebung veranſtalten wollten, die
allerdings polizeilich verboten worden iſt, hat die Polizei einen
verſtärkten Dienſt eingerichtet. Auto= und Radfahrerſtreifen
wer=
den die Straßenpoſten in ihrer Aufgabe unterſtützen, Ruhe und
Ordnung aufrechtzuerhalten.
Die kommuniſtiſchen Gegenkundgebungen verboten.
Der Polizeipräſident von Berlin hat mit Rückſicht auf die
auf=
reizende Schreibweiſe der kommuniſtiſchen Preſſe für den
mor=
gigen Sonntag alle kommuniſtiſchen Umzüge und Verſammlungen
inter freiem Himmel in folgenden Bezirken verboten: Mitte,
Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Tiergarten, Charlottenburg,
Wil=
mersdorf, Schöneberg, Neukölln, Treptow nördlich des Kauals,
Pankow, Friedrichshain, Wedding und Weißenſee.
In einer Preſſekonferenz nahm die kommuniſtiſche
Reichstags=
fraktion Stellung zu der für Sonntag vorgeſehenen
nationalſozia=
liſtiſchen Kundgebung, die am Bülowplatz ihren Ausgang nehmen
ſoll. Die Kommuniſtiſche Partei, erklärte der Abg. Olbruch=Berlin.
müſſe es als Propokation betrachten, daß die nationalſozialiſtiſche
Kundgebung vor dem Karl=Liebknecht=Haus, dem Sitz des
Zen=
tralkomitees der K.P.D., beginne, zumal der Bülowplatz für
Demonſtrationen und Verſammlungen der K.P.D. ſeit Jahren
ge=
ſperrt ſei. Die K.P.D. habe beim Polizeipräſidium und der
Regierung Proteſt erhoben.
Kirchenverkräge auch in Heſſen?
a. Wie der „Schulbote für Heſſen” meldet, wurde in einer
Beſprechung, die zwiſchen dem heſſiſchen Kultusminiſter und
Staatspräſident Dr. Adelung und Vertretern des Heſſiſchen
Landes=Lehrervereins ſtattfand, von amtlicher Seite
zu=
gegeben, daß auch in Heſſen ſchon ſeit Jahren Vorbeſprechungen
über ein neues Abkommen zwiſchen dem heſſiſchen Staate und
den Kirchen ſtattgefunden hätten. Näheres über den Stand der
Verhandlungen war jedoch nicht zu erfahren. Von der Seite
der Lehrerſchaft wurde zu der Mitteilung der Staatsregierung
erklärt, daß ſie gegen den Abſchluß von Verträgen zwiſchen
dem Staate und den Kirchen an ſich nichts einzuwenden hätten,
daß ſie aber, genau wie in den übrigen Ländern, ſich gegen die
Aufnahme von Beſtimmungen über die Schule in die
Kirchen=
verträge wehren würde.
Die für Dienstag, den 24. Januar, angeſetzte Sitzung des
Handwerkskammer=Unterſuchungsausſchuſſes iſt auf Freitag, den
27. Januar 1933, vormittags 10.30 Uhr, verlegt worden. Die
Sitzung iſt nicht öffentlich. Auch die für Montag, den 23. Januax,
vorgeſehene Kontoprüfung bei der Handwerker=
Zentralgenoſſen=
ſchaft Darmſtadt muß wegen dringender Geſchäftsreiſe des
Direk=
tors Neuſel (H3G.) ausfallen.
ſeiner Lieblingsſtadt, wo er, von einer kärglichen Rente lebend.
ein Schriftſtellerdaſein beginnt. Es iſt auffallend, daß das Jahr
1821, da Napoleon ſtirbt, auch für ihn das Jahr der größten Kriſe
wird: er ſteht vor dem Selbſtmord. Nur mit Mühe überſteht er
die erſten Monate in Paris, wohin er wegen der unglücklichen
Liebe zu der Mailänderin Mathilde Dembowska geflüchtet iſt.
Aber dann wendet er ſich ganz dem Schreiben zu. Es hat den
Anſchein, als ob dieſes Jahr, durch das gleichſam die Achſe ſeines
Lebens geht, das Ende ſeiner weltmänniſchen Periode und der
Anfang ſeiner dichteriſchen wäre.
Trotzdem bleibt Napoleon der Gott ſeines Lebens. In ihm
findet er (wie auch die Helden ſeiner Romane) alles verwirklicht.
was der Idee eines großen Daſeins entſpricht. Ex liebt ihn mit
hingebungsvoller, ja, ſeinem wiederholten Eingeſtändnis nach,
einzig verbleibenden Leidenſchaft, ob er ſich auch deſſen Schwächen
bewußt iſt. Sein 1837 ſelbſt verfaßter Nekrolog endigt mit den
Worten „Hochachtung hatte er nur vor einem einzigen Manne:
Napoleon Bonaparte‟.
Es gehört auch zu ſeinem ſtolzen Bewußtſein, daß der
Im=
perator ihn dreimal einer Anſprache würdigte. „Der große Mann
richtete zum erſtenmal das Wort an mich bei einer Truppenſchau
im Kreml. Ich hatte die Ehre eines langen Geſprächs mit ihm
in Schleſien während des Feldzugs 1813. Schließlich gab er mir
im Dezember 1813 mit lebhafter Stimme ins einzelne gehende
Unterweiſungen während meiner Verwendung in Grenoble unter
dem Senator Grafen von Saint Vallier.”
Dieſer begeiſterte Offizier, der ſich nicht ſcheut, ganz in der
Nähe der Vorpoſten und ihres Gewehrfeuers eine Schlacht zu
be=
obachten, obgleich ſein Platz weit hinten geweſen wäre, gehört
trotzdem zu den höchſt empfindſamen Naturen, überhaupt Frauen
gegenüber. In der Jugend verſagen ihm die Füße den Dienſt,
wenn er in Paris die Gaſſe der Schauſpielerin Virginie Cubly,
der erſten Geliebten, betritt. Aber noch als faſt Vierzigjähriger
gibt er ſich ſchwärmeriſch lange Zeit der Hoffnungsloſigkeit hin,
von Mathilde Dembowska, die er unglücklich liebte, getrennt leben
zu müſſen. Als er zehn Jahre ſpäter, auf dem Janiculus in Rom
auf= und abgehend, während der langen Stunden eines
Oktobex=
tages beſchließt, ſein Leben aufzuſchreiben, fragt er ſich: „Ich gelte
als ein Mann, der viel Geiſt hat und der unempfindlich iſt. gar als
Lebemann, aber ich ſehe, wie mich immer wieder unglückliche
Liebe heimgeſucht hat. Ich habe wahnſinnig geliebt Mademoiſelle
Cubly, Fräulein von Griesheim. Madame de Diphortz, Mathilde
de Dembowska, aber keine von dieſen habe ich beſeſſen. Mehrere
dieſer Liebſchaften haben drei bis vier Jahre gedauert. Mathilde
hat in den Jahren 1818—1824 mein ganzes Daſein erfüllt. Und
ich bin noch nicht davon geheilt, muß ich hinzufügen, nachdem ich
eben wohl eine gute Viertelſtunde lang nur von ihr geträumt
habe.‟ Dieſer Stendhal, der in Beinkleidern aus weißem eng=
Sonntag, 22. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 22 — Seite 3
Japan warnk China vor einem anküjapaniſchen Feldzug an der chineſiſchen Nordgrenze. —. Die Genfet
Schlichkungsbemühungen geſcheikerk. — Einberufung einer außerordenklichen Völkerbundsverſammlung.
Chineſiſche Zluchk in die Leffenklichkeik.
Schwere Anklagen gegen den 19er=Ausſchuß.
Erneiker Prokeſt gegen die Anerkennung
von Mandſchukuo.
Genf, 21. Januar.
Bei den Vermittlungsbemühungen des Völkerbundes im
chineſiſch=japaniſchen Konflikt iſt eine neue Verſchärfung der
Lage zu verzeichnen durch eine im Laufe der Nacht von der
chineſiſchen Delegation veröffentlichte längere Erklärung. Die
chineſiſche Delegation erhebt darin Einſpruch dagegen, daß der
Neunzehnerausſchuß zu den chineſiſchen Vorſchlägen hinſichtlich
des vorgeſchlagenen Vermittlungsverfahrens, das bereits Ende
Dezember eingebracht worden ſei, überhaupt noch nicht Stellung
genommen habe, dagegen über japaniſche Vorſchläge verhandele.
Die chineſiſche Delegation hat daraufhin ihre eigenen Vorſchläge
der Oeffentlichkeit übergeben. Sie beſteht darauf, daß der
Völkerbund ſich gegen die Anerkennung des Mandſchureiſtaates
ausfpricht, und erklärt, daß China in dieſer Forderung auf
keinen Fall nachgeben werde. Auch in den anderen Punkten
der Entſchließung des Neunzehnerausſchuſſes vom Dezember
nimmt China eine Haltung ein, die derjenigen Japans
ent=
gegengeſetzt iſt, ſo daß die Ausſichten einer Löſung der
Schwie=
rigkeiten immer geringer werden.
Japan warnt China.
Tokio, 21. Januar.
Bei dem Wiederzuſammentritt des japaniſchen Reichstags
gab Außenminiſter Graf Uſchida ausführliche Erklärungen über
die oſtaſiatiſchen Fragen und die internationale Wirtſchaftskriſe
ab. Durch die Anerkennung von Mandſchukuo ſeitens Japan
und die Unterzeichnung des Defenſivabkommens mit dem neuen
Staat ſei eine neue zuverläſſige Bürgſchaft für die
Aufrecht=
erhaltung des Friedens in Oſtaſien geſchaffen worden. Er ſei
überzeugt, daß der Völkerbund und die ausländiſchen
Regie=
rungen gegebenenfalls die Anſtändigkeit und Richtigkeit der von
Japan eingenommenen Haltung anerkennen werden. In China
ſei das politiſche Durcheinander größer denn je.
Nach zuverläſſigen Mitteilungen habe die Kuomintang im
Dezember den Antrag wegen eines antijapaniſchen Feldzuges
an der chineſiſchen Nordgrenze praktiſch angenommen. Japan ſei
verpflichtet, China auf die verhängnisvollen Folgen aufmerkſam
zu machen und aufzufordern, ſich weitere Schritte ernſtlich zu
überlegen.
Mit Bezug auf den Lytton=Bericht legte Uſchida die
Ein=
wendungen Japans dar, und bekundete gleichzeitig den
leb=
haften Wunſch nach vertrauensvoller Zuſammenarbeit mit dem
Völkerbund. Auf das wirtſchaftliche Gebiet übergehend, bedauerte
der Außenminiſter die neuen Handelshemmniſſe, die in mehr
als 40 Staaten durch das Abgehen von der Goldwährung
ge=
ſchaffen worden ſeien, ſowie den Wettlauf um die Errichtung
von Zollſchranken. Er bekannte ſich zur Freihandelsidee und
erklärte zum Schluß, Japan werde ſein Möglichſtes tun, damit
die bevorſtehende Weltwirtſchaftskonferenz zum Ziele führe.
Der 19er=Ausſchuß gibk ſeine Vermikklungen auf.
Genf, 21. Januar.
In den Verhandlungen des 19er Ausſchuſſes iſt am
Sams=
tag eine entſcheidende Wendung eingetreten. Der Ausſchuß hat,
wenn auch noch nicht formell, das
Verſöhnungsver=
fahren zwiſchen Japan und China als
ausſichts=
los aufgegeben und beſchloſſen, das Verfahren des
Artikels 15 Abſatz 4 des Völkerbundsvertrages
vorzubereiten, nachdem der Völkerbund nunmehr
unverzüglich zu einer endgültigen
Stellung=
nahme des Mandſchureiſtreitfalles
gezwun=
gen iſt.
Im Ausſchuß lag eine amtliche Mitteilung von Matſuoka
vor, wonach die dem Ausſchuß am Freitag nichtamtlich
mit=
geteilten japaniſchen Gegenforderungen als die amtlichen
Vor=
ſchläge der japaniſchen Regierung anzuſehen ſeien. Der 19er
Ausſchuß hat es in großer Uebereinſtimmung abgelehnt, zu den
japaniſchen Gegenforderungen Stellung zu nehmen.
liſchen Stoff ſchwermütig, vor den Abendnebeln flüchtend, vom
Janiculus wieder herabſteigt, ſcheint ein anderer als der kühne
„Offizier der Napoleonjahre und iſt doch der gleiche. Er hat den
Offiziersdienſt, „Reiſen, große und furchtbare Liebeserlebniſſe‟
hinter ſich und ſucht nun „Troſt im Schreiben von Büchern”.
Unter den Städten liebt er beſonders Mailand. Als
ſieben=
zehnjähriger Dragoner betritt er es zum erſtenmal und verlebt
dort die ſchönſte Zeit ſeines Lebens. Er erlebt während ſeiner
wiederholten jahrelangen Aufenthalte, die ſchickſalsvollſten
Be=
ziehungen zu zwei Frauen: Angiolina Pietragura und Mathilde
Dembowska. Die erſte iſt die Frau eines Kaufmanns, die elf Jahre
nach der erſten Begegnung ſeine Geliebte wird. Er ſchildert
ein=
mal vor einer Trennung ihr Bild: „Ohne Zweifel iſt die ſchönſte
Frau, die ich gehabt und vielleicht je geſehen habe, Angela, ſo wie
ſie mir heute abend erſchienen iſt, als wir zuſammen durch die
Straßen ſchritten, beim Schein der Ladenlampen. Ich weiß nicht,
was ſie bewegte, mir, mit jener Natürlichkeit und ohne Eitelkeit,
die ſie auszeichnet, zu ſagen, daß einige ihrer Freunde ihr geſagt
hätten, ſie flöße Furcht ein. Sie war heute abend in Stimmung . .
Wir tranken eine Taſſe Kaffee in einem einſamen Hinterſtübchen;
ihre Augen glänzten, ihr Geſicht hatte im Helldunkel eine ſüße
Harmonie . . . Dieſes Geſicht gäbe eine herrliche Sybille.”
Frei=
lich wird er einmal bitter von der Pietragura enttäuſcht. Ein
Kammermädchen beweiſt ihm, daß ſie auch noch andere Männer
mit ihrer Gunſt beſchenkt, und ſo wendet ſich Stendhal, der ſehr
eiferſüchtig iſt, wieder von ihr und einer anderen Mailänderin
zu, die er nie erringen ſoll: Mathilde Dembowska.
Wie ſehr er Mailand liebt, bezeugt die vielleicht
merkwür=
digſte Grabſchrift der Literaturgeſchichte, die Stendhal in
meh=
reren Teſtamenten für ſich entwarf und die ihm auch, wenn auch
leider mit etwas verändertem Text. auf ſeinen Grabſtein
gemei=
ßelt wurde, als er neunundfünfzigjährig in Paxis an einem
Ge=
hirnſchlag ſtarb. Sie lautet: „Qui Giace Henry Beyle Milaneſe.
Viſſe=Scriſſe=Amo.” (Hier liegt Henry Beyle, der Mailänder. Er
lebte, ſchrieb, liebte.)
* Die Wallfahrt nach Paris von Joſef Magnus Wehner. (Alb.
Langen=Georg Müller.)
Wehner ſchrieb neben vielen anderen Büchern „Sieben vor
Verdun” eines der eindruckvollſten Kriegsbücher. In „Wallfahr
nach Paris” geht er andere Wege. Wege, die aus Vergangenheit
und Gegenwart in die Zukunft deuten. Mit den drei
Hauptper=
ſonen, deren Schickſal im geraubten Oſten beginnt und in Pari
endet ſind nicht dieſe drei gemeint. Es iſt Schickſal, das er
zeich=
net, Schickſal unſeres Volkes, das endlich, endlich erkennen muß
wie es ſich zur Zukunft zu ſtellen hat. Ein gutes nationales Buch
das von allen geleſen werden ſollte, die denken und denen unſeres
*5
Volkes Geſchick und Sendung am Herzen liegt.
Bor der Anwendung des Ark. 15, Abſ. 4,
des Völkerbundspaktes.
Der 19er Ausſchuß hat ſich jedoch auf dem Standpunkt
ge=
ſtellt, daß das formelle Scheitern des Verſöhnungsverfahrens
nur von der außerordentlichen Völkerbundsverſammlung
feſt=
geſtellt werden könne. Er hat ſeine Aufgabe dahin feſtgelegt,
den Bericht für die Völkerbundsverſammlung über die
Ein=
leitung des Verfahrens nach dem Artikel 15 Abſatz 4
vor=
zubereiten.
In der Sitzung ſind die Vertreter Englands und
Frank=
reichs übereinſtimmend in ſchärfſter Weiſe für den Abſchluß des
Verſöhnungsverfahrens und für die Annahme des
Lytton=
berichtes eingetreten. Präſident Hymans wurde beauftragt,
Matſuoka von der Haltung des Ausſchuſſes in Kenntnis zu ſetzen.
Amtlich wird mitgeteilt, daß bis zur Stellungnahme der
Vollverſammlung noch immer die formale Möglichkeit einer
Verſtändigung mit Japan offen bleibe, obwohl ſelbſtverſtändlich
hierfür kaum mehr Ausſicht beſtehe. Ueber die Einberufung
der außerordentlichen Völkerbundsverſammlung iſt noch kein
Beſchluß gefaßt worden. Sie ſoll jedoch unter Umſtänden
An=
fangs Februar einberufen werden. In dem Bericht des 19er
Ausſchuſſes werden die
Anüberbrückbarkeit der Gegenſähe zwiſchen China
und Japan
feftgeſtellt und neue Vorſchläge entſprechend Artikel 15 Abſatz 4
gemacht werden. Die von einzelnen Regierungen vorgeſchlagene
Anhörung der Vertreter Chinas im 19er Ausſchuß wurde
ab=
gelehnt, da die chineſiſche Regierung dann gezwungen ſein würde,
die japaniſchen Vorſchläge amtlich abzulehnen und damit eine
Verſchiebung der Verantwortung ſtattfinden würde. Die faſt
einheitliche Stimmung im Ausſchuß ging dahin, daß für den
kaum noch zu vermeidenden Bruch die japaniſche Regierung
allein verantwortlich zu machen ſei.
Trift Japan aus dem Völkerbund aus?
Die japaniſche Regierung hat ihrerſeits bereits vor einigen
Tagen erklärt, daß ſie die Einleitung des Verfahrens des
Ar=
tikels 15 Abſatz 4 als eine Aufforderung zum Austritt aus dem
Völkerbund auffaſſen würde.
Die urſprünglich auf Montag feſtgeſetzte Eröffnungsſitzung
der 70. Ratsſitzung iſt infolge der Sitzung des 19er Ausſchuſſes
auf Dienstag verſchoben worden.
Polniſche Rundfunkbeſchwerde in Berlin.
* Berlin, 21. Jan. (Priv.=Tel.)
In der polniſchen Preſſe wird behauptet, daß ſich die
War=
ſchauer Regierung mit einer Rundfunkbeſchwerde nach Berlin
ge=
wandt habe, und daß in dieſer Beſchwerde wegen der Verletzung
eines geheimen Vertrages mit der Reichsregierung Klage geführt
werde.
In der Wilhelmſtraße wird entſchieden in Abrede geſtellt, daß
es derartige geheime oder offene Verträge mit Polen gebe.
Einigermaßen unverſtändlich bleibt, warum ein amtliches
De=
menti in die Welt geſetzt wird, nachdem ſich allmählich
herumge=
ſprochen hat, daß im Auswärtigen Amt tatſächlich
ein polniſcher Proteſt abgeladen worden iſt. Die
Reichsregierung hätte beſſer daran getan, die polniſchen
Preſſe=
meldungen richtigzuſtellen, ſo daß die Oeffentlichkeit dann
ein=
wandfrei gewußt hätte, ob es wirklich irgendwelche Abmachungen
mit den Polen gibt, die ſich auf den Rundfunk beziehen. Soweit
wir unterrichtet ſind, exiſtieren derartige Abmachungen, die im
weſentlichen darin gipfeln, daß ſich beide Teile verpflichten, im
Rundfunk keine Außenpolitik zu treiben. Die Polen glauben nun,
daß gegen den Sinn dieſer Vereinbarungen durch die
wiederhol=
ten Oſtmarkenkundgebungen im deutſchen Rundfunk verſtoßen
worden ſei.
* Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — Samstag, 21. Januar.
Bunker Abend des Südweſtfunks.
Zugunſten der Darmſtädter Winterhilfe, der hoffentlich bei
dem ausverkauften Haus ein anſehnlicher Betrag zukommt,
ver=
anſtaltete der Südweſtfunk einen bunten Abend, der dazu dienen
ſollte, ſtärkere perſönliche Fühlung zwiſchen den Künſtlern des
Funks und dem Publikum herzuſtellen. Wie ſehr dies den
Wünſchen der Funkhörer entſpricht, bewies der Umſtand, daß
wenige Stunden nach Beginn des Kartenverkaufs ſchon
ſämt=
liche Plätze vergriffen waren. Die Vortragsfolge war inſofern
glücklich geſtaltet, als die erſte Hälfte der Veranſtaltung
einheit=
lich als Konzertaufführung von Opernſzenen aufgebaut war,
während die zweite erſt die eigentliche Buntheit brachte. Hans
Rosbaud leitete den erſten Teil, ein Dirigent von größter
künſtleriſcher Gewiſſenhaftigkeit, von bedeutender
Geſtaltungs=
kraft und Feinheit der Ausführung aller Details. Es war
intereſſant, das Rundfunkorcheſter an derſelben Stelle zu hören,
wo die Konzerte des Landestheaterorcheſters ſtattfinden. Es iſt
ein überaus geſchloſſen wirkender Klangkörper, die Streicher,
denen unſeres Orcheſters etwa ebenbürtig, während die
Klang=
ſchönheit der hieſigen Bläſer mir überlegen erſcheint. In einem
aber war die Leiſtung abſolut vorbildlich, in der zarten
Rück=
ſicht auf die Geſangsſtimmen in der Begleitung. Dieſe
Rück=
ſicht zu üben war reichlich Gelegenheit, denn außer der
Ein=
leitung zum 3. Lohengrinakt, der Polonaiſe aus Eugen Onegin
und der Reiſe nach Le Havre aus Puccinis Manon, wurden
ſtets Geſänge begleitet.
Drei vorzügliche Geſangsſoliſten waren für das Konzert
gewonnen, der Baſſiſt Jvar F. Andreſen (Bild 1), deſſen
baritonal klingendes Organ zwar in der Tiefe wenig anſpricht,
in allen übrigen Lagen von prächtiger Fülle und Weichheit iſt.
Beſonders zu rühmen iſt die ausgezeichnete Ausſprache des
Künſtlers, der das Wagnerſche Pathos in der Anſprache König
Heinrichs aus Lohengrin ebenſo gut traf, wie den würdevollen
bäterlichen Ton des Pater Guardin aus „Die Macht des
Schick=
ſals”, der die etwas ſehr formale Arie des Fürſten aus Eugen
Onegin „Ein Jeder kennt die Lieb auf Erden” durch ſeine
Geſangskunſt in höhere Sphäre hob, am meiſten aber durch den
überlegenen Humor erfreute, mit dem er den Plumkett aus
„Martha” geſtaltete.
Faſt noch mehr genoß die Gunſt der Hörer der Tenoriſt
Marcel Wittriſch, ebenfalls in der tiefen Lage etwas ge=
Angelſächſiſche Wirtſchaftskonferenz.
Englands Vorzugsbehandlung durch Amerika.
Berlin, 21. Januar.
Die geſtern veröffentlichte gemeinſame Erklärung
Hoovers und Rooſevelts über die Bereitſchaft zur
bal=
digen Aufnahme von Schulden= und Wirtſchaftsverhandlungen
mit England wird in Berliner politiſchen Kreiſen überall als
eine entſcheidende Wendung in der
amerikaniſch=
engliſchen Politik betrachtet. Für Amerika bedeutet ſie
die lange erwartete Klärung der Abſichten des neuen
Präſidenten, und zwar im Sinne einer Uebernahme der
Grundſätze, die Hoover in der Schuldenfrage
ent=
wickelt hat. Für die europäiſchen Schuldner, vor allem für
Frankreich, das ſich ſeit Dezember oft genug um Verhandlungen
mit Amerika bemüht hat, enthält ſie die deutliche Lektion, daß
die Vereinigten Staaten nicht gewillt ſind, ſich.
durch einſeitige Zahlungseinſtellungen vor
vollendete Tatſachen ſtellen zu laſſen.
Amerika verhandelt vorläufig nur mit England und den
üb=
rigen Ländern, die ihren Verpflichtungen nachgekommen ſind,
über eine Neuregelung, die nach Lage der Umſtände nur in
einer durch mehr oder weniger große wirtſchaftliche
Zugeſtänd=
niſſe zu erkaufenden Herabſetzung der Kriegsſchulden
be=
ſtehen kann. Ob gegebenenfalls mit einer Streichung
gerechnet werden kann, iſt dabei die wichtigſte, aber bewußt
un=
entſchieden gelaſſene Frage. Andererſeits ſind die offenen
Fra=
gen, auf die noch vorgeſtern die Sachverſtändigen der
Weltwirt=
ſchaft reſigniert hingewieſen haben, überraſchend ſchnell geklärt
worden. Amerika erkennt die Wechſelwirkung
zwiſchen Schulden und Wirtſchaftsfragen an, es
iſt ſogar bereit, ſie gleichzeitig zu behandeln. Es wird, was
Eng=
land betrifft, auf wirtſchaftlichem Gebiet über die Goldwährung
und über die Einfuhrzölle verhandeln, wobei es den von der
Pfundentwertung ausgehenden Preisdruck zu beſeitigen und ſeine
Ausfuhr nach England zu beleben beſtrebt ſein wird.
Die Wichtigkeit dieſer Gegenſtände läßt die ſchon heute in
engliſchen Blättern erwähnte Annahme begründet erſcheinen, daß
die geplanten Verhandlungen mit Amerika die
Weltwirtſchafts=
konferenz in ihrer Bedeutung beeinträchtigen werden. Das wäre
aber trotz gewiſſer Lieblingspläne Macdonalds dann kein
Ver=
luſt, wenn damit die Aufgaben dieſer Konferenz ſo weſentlich
ge=
fördert würden, daß ſie in der Hauptſache nur noch eine
regi=
ſtrierende Tätigkeit hätte. Es klingt deshalb durchaus
wahrſchein=
lich, wenn Macdonald ſchon jetzt die Abſicht zugeſchrieben wird,
die Verhandlungen mit Amerika perſönlich zu führen.
Amerikaniſche Einladung an England.
Waſhington, 21. Januar.
Der britiſche Botſchafter Sir Ronald Lindſay hatte eine
län=
gere Unterredung mit Staatsſekretär Stimſon, der ihm die
for=
melle Einladung an England zur Beſprechung der Schuldenfrage
übermittelte. Wie es heißt, wünſcht Rooſevelt die baldige
Ent=
ſendung einer engliſchen Delegation nach Waſhington, mit der nicht
nur die Frage der Kriegsſchulden, ſondern auch die der Zolltarife
diskutiert werden ſoll. Man nimmt an, daß der engliſche
Schatz=
kanzler Neville Chamberlain die engliſche Abordnung, die man
unmittelbar nach Rooſevelts Amtsantritt Anfang März hier
er=
wartet, führen wird.
Bomben-Akkenkal
auf den mandſchuriſchen Miniſterpräſidenken?
Schanghai, 21. Januar.
Unbeſtätigten Gerüchten zufolge iſt der mandſchuriſche
Mini=
ſterpräſident Tſchang Hſiao=hſu auf dem Bahnhof von
Tſchang=
tſchun durch eine Bombe getötet worden. Der japaniſche
Bot=
ſchafter in der Mandſchurei, General Muto, ſoll durch die gleiche
Bombe ſchwer verletzt worden ſein. Weder Einzelheiten noch eine
Beſtätigung dieſes Gerüchtes waren bisher zu erlangen.
hemmt, im übrigen ein virtuoſer Beherrſcher einer herrlichen,
in der höchſten Lage noch kraftvollen und männlichen Stimme.
Beſonders hoch iſt ihm anzurechnen, daß er die Linie des
Künſt=
leriſchen nie verläßt, und trotzdem er außer der Oper auch das
Operettenrepertoire beherrſcht, ſich nicht zu effektvollen Mätzchen
verleiten läßt, wie mancher berühmte Tenorkollege, die nur
bluffen, das Künſtleriſche der Leiſtung aber herabwürdigen.
Wittriſch iſt Meiſter des Belkanto und wirkt ganz beſonders
durch ſein ſchönes Piano und Pianiſſimo. Er ſang die Joſé=
Arie aus Carmen und Duette mit den beiden anderen Soliſten.
Den beiden Sängern als durchaus ebenbürtig erwies ſich
Emmi Hainmüller vom Opernhaus in Frankfurt (Bild 2),
deren jugendliche und unverbrauchte Stimme von beſtrickendem
Wohllaut und ſympathiſcher Wärme iſt. Man bedauerte, daß ſie
keine Soloſzene ſang, ſondern nur im Duett mit Andreſen oder
Wittriſch auftrat. Beſonders erfreut an, ihrer Geſtaltungskunſt, daß
ſie neutral von Effekt und Routine zugleich perſönlich und
beſchei=
den wirkt. Intereſſant war das Programm inſofern, als es ein
ge=
treues Abbild der Spielpläne der meiſten deutſchen Opernhäuſer
war, einige deutſche Werke, Flotow vielleicht, weil ſich am 24.
Ja=
nuar ſein Todestag zum 50. Male jährt, und ſonſt Verdi, der
Liebling des deutſchen Publikums und der deutſchen Sänger, die
doch gern ſo international wie möglich wirken möchten. Die
künſt=
leriſche Höhe der Darbietungen war allerdings von Bedeutſamkeit
und wurde von den Hörern entſprechend anerkannt.
Den zweiten Teil beſtritten in den humoriſtiſchen Vorträgen
Hans Lorenz als witziger und liebenswürdiger Anſager, Eugen
Rex als Komiker, der in der Wiedergabe deutſcher Mundarten
Ausgezeichnetes leiſtete und durch ſeinen ausgezeichneten Humor
mitriß. Sehr nett waren auch die Vergleiche verſchiedenſter
Muſik=
ſtücke in ihren Anklängen, die Harry Hauptmann, der
Schla=
gerkomponiſt, am Flügel zum Beſten gab. Marcel Wittriſch
und Emmi Hainmüller ſangen noch einige Operettengeſänge,
und das Orcheſter ſpielte unter Kapellmeiſter Willy Naue eine
ſchmiſſige und geſchickt gearbeitete Muſik von Eduard Künnecke
„Glückliche Reiſe‟. Das Publikum unterhielt ſich trefflich und ließ
vor Lachen und Beifallſalven Eugen Rex kaum zu Wort kommen,
wir dachten darüber nach, wie es dem Orcheſter wohl zu Mute ſein
muß, das faſt täglich den Wechſel von wertvoller Kunſt und einer
Unterhaltungsmuſik mitmachen muß, deren Niveau nicht gerade
hoch genannt werden kann. Das Publikum in ſeiner breiten
Maſſe hat ja einen guten Magen, verdaut alles durcheinander,
aber der ausführende Künſtler? Viele werden ſich gefreut haben,
auch den Sprecher des Rundfunks, O. W. Studtmann, deſſen
Stimme ihnen wohlbekannt iſt, einmal geſehen zu haben. Die
Geſamtleitung des erfolgreichen Abends hatte Heinz Schulte
Bäuminghaus.
P, A.
Seite 4 — Nr. 22
Sonntag, 22. Januar 1933
Statt Karten.
Else Diehl
Eritz Walter
grüßen als Verlobte
Darmstadt
Nieder-Ramstädterstr. 43.
Leun a. d. Lahn
(1352
Für die vielen Blumen und
Glück-
wünsche anläßlich meines 85.
Geburts=
tages spreche ich hiermit allen, die an
mich dachten, meinen herzlichsten
Dank aus.
Frau Mathilde Krick Wtw.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſer liebes,
gutes Kind
Eliſabeth
mit Geduld getragenem Leiden im Alter von 37 Jahren
zu ſich zu rufen.
In tiefer Trauer:
Familie Müller und Angehörige
Wienerſtraße 89.
Auf Wunſch unſerer teueren Entſchlafenen fand die
Beerdigung in aller Stille ſtatt.
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, ſowie Kranz= und
Blu=
menſpenden beim Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen
Frau Eliſabeth Gutermuth
geb. Seehaus
ſagen wir allen auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Fritz Gutermuth
Familie Seehaus.
Darmſtadt, den 20. Januar 1933.
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durch einen ſanften Tod von ihrem ſchweren
Teiden erlöſt.
In tiefer Trauer:
Die Hinterbliebenen.
J d. N: Werner Stier.
Darmftadt, den 22. Januar 1933.
Die Beerdigung hat in aller Stille ſtattgefunden.
Wir bitten höflich, von Beſuchen abzuſehen.
Für die aufrichtige Teilnahme bei unſerem ſchweren
Verluſt ſagen wir auf dieſem Wege allen unſeren
herzlichſten Dank. Ganz beſonderen Dank den Herren
Aerzten und Schweſtern des Städt. Krankenhauſes für
ihre liebevolle Pflege.
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Beginn: Montag vormittag 8½e Uhr.
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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Dina Lautenſchläger, geb. Müller
und Kinder.
Darmſta dt, den 20. Januar 1933.
Die Beerdigung findet am Montag, den 23. Januar, um 3 Uhr, auf
dem alten Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtraße) ſtatt.
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Sonntag, 22. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 22 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 22. Januar 1933.
* Sonnkags merkk man’s.
Grau, unfreundlich blickt der Tag durchs Fenſter. Eine
Ent=
täuſchung? Nein. Das Barometer hat ja nichts anderes
ver=
ſprochen. Wenn das Wetter nicht weiß, wozu es ſich entſchließen
ſoll: Zum Regen? Zum Schneien? Zu einem freundlichen
Licht=
blick? Dann ſollen wenigſtens die Menſchen wiſſen, was ſie
wol=
len. Jedem ein Lotterietreffer, wertbeſtändig angelegt und zu
guten Zinſen — dann könnte man ganz gut auf politiſche Umzüge
verzichten. — Zur Not ließen ſich dann auch noch einige
Wün=
ſche aufbringen, um das Getriebe in Gang zu halten.
Der Morgenkaffee ſchmeckt eigentlich recht dünn. Oder merkt
man es nur, weil man heute einmal Zeit hat, ſich mit ihm zu
befaſſen? An Wochentagen läuft er einem meiſt bis auf die
Treppe nach, weil man ſonſt zu ſpät ins Geſchäft kommt.
Eigent=
lich auch ein überholter Begriff. Denn wieſo zu ſpät, wo ja doch
überall nichts los iſt und man ſich vornehmlich mit Mahnbriefen
abgeben muß, die ebenſo erfolglos ſind, ob man ſie ſelbſt ſchreibt
oder ob man ſie ſelbſt empfängt. Was kommt ſchließlich heutzutage
zu ſpät außer der Zahlung, die man erwartet? Die Pleite? Die
Kündigung? So großes Drängeln iſt da wirklich nicht nötig.
Eigentlich iſt es doch ſchade, daß einem das Wetter den freien
Tag vermieſt. Aber ſchließlich iſt es noch gar nicht ſo ſicher, daß
man einen ſchönen Sonntag ſo genutzt hätte, wie man einen
un=
ſchönen zu nützen wünſchte, wenn er ſchön wäre. Kinder wollen
immer das Spielzeug, das ihnen nicht gehört; ihr eigenes liegt
unbeachtet im Winkel.
Die Sonntagszigarre ſchmeckt recht nach Kraut. Sonderbar,
daß die billigen Zigarren immer ſchlechter ſind als die teuren. Es
könnte doch auch umgekehrt ſein, weil ſich die billigen leichter
kaufen und abſetzen laſſen. Auf die paar Männer, die noch teure
Kräuter rauchen, brauchte die Tabakplantage doch keine Rückſicht
zu nehmen, zumal ſolche Männer im 4usſterben begriffen ſind.
Das unbekannte Huhn im Topf ſcheint davongeflogen zu ſein.
Wenn es ſich wenigſtens auf den Teller verirrt hätte. Den kleinen
Fettfleck hätte man ertragen können. Hühner ſind eben keine
klu=
gen Vögel! Sogar unſere kluge Zeit hat ihnen noch nichts von
richtiger Wiſſenſchaft beigebracht. Außerdem ſind ſie immer zäher
geworden, ſo daß man wirklich gut darauf verzichten kann, ſagte
der Fuchs, als er den Stall wohlverſchloſſen fand.
Ach was! Der Menſch ſoll nicht ſo viel grübeln. Am Sonntag
ſchon gar nicht. Und um unzufrieden zu ſein, hat man doch in der
Woche Zeit genug. Schließlich iſt es das einzige, „wovon man
noch genug Vorrat hat, ſogar ſehr oft mehr, als einem lieb iſt.
—In den Ruheſtand verſetzt wurde am 16. Januar die
Ober=
reallehrerin Clara Boehme, an der Realſchule zu
Baben=
hauſen, Kreis Dieburg, vom 1. April 1933 an auf Grund des
§ 4 der Dritten Heſſiſchen Durchführungsverordnung zur
Siche=
rung der Haushalte von Ländern und Gemeinden vom 3.
Novem=
ber 1931. — Auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die
Alters=
grenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 19. Dezember 1923,
in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249)
tritt am 1. Februar 1933 der Rektor an der Volksſchule zu
Nier=
ſtein, Kreis Oppenheim, Jakob Dörrſchuck in den
Ruhe=
ſtand.
— Hohes Alter, Frau Louiſe Horn, wohnhaft Arheilger
Straſe 92, Witwe des Wagenwärters i. R. Heinrich Horn, feiert
am 23. Januar in voller geiſtiger und körperlicher Friſche ihren,
86. Geburtstag.
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Sigfrid Sebba=
Ausſtellung. Heute vormittag 11.45 Uhr eröffnet die
Bücher=
ſtube in Anweſenheit Sebbas im Rahmen ihrer künſtleriſchen
Veranſtaltungen die Ausſtellung des am Landestheater
wirken=
den Bühnenbildners; gezeigt werden Oelbilder und Graphik.
—Ausſtellung. Das Hirnverletztenheim Frankfurt a. M. ſtellt
zur Zeit im Geſchäft der Firma Eckle u. Bork, hier Saalbauſtr. 40,
von hirnverletzten Kriegsbeſchädigten gefertigte Baſtgeflecht=
und Webarbeiten zum Verkaufe aus. Der Erlös kommt
reſtlos den Beſchädigten zugute. Es wird gebeten, von der
Kauf=
gelegenheit reichlich Gebrauch machen zu wollen.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber Annelies
Röhrig, hervorgegangen aus der Geſangsſchule Maria Franke,
gehen uns folgende Kritiken aus Oldenburg zu: Wilhelmshav.
Kurier”; Annelies Röhrig bot eine außerordentliche Leiſtung,
deren Höhepunkt ihre erſte Nummer war, die durch das
erſchüt=
ternde Duett mit Becker ſich kaum noch überbieten ließ. —
Anne=
lies Röhrig ſang die ſchwierige Partie der Roſalinde in ganz
hervorragender Form. Prachtvoll gelang, ihr der Czardas im
zweiten Akt. — In der geſtrigen Aufführung des „Tannhäuſer”
ſang Annelies Röhrig die Venus. In dieſer Partie hatte ſie
Gelegenheit, die Schönheit ihrer Stimme wider einmal unter
Be=
weis zu ſtellen. Die grandioſe geſangliche Steigerung des erſten
Aktes ließ erkennen, daß Annelies Röhrig für dieſe Fachrichtung
prädeſtiniert iſt.
Sefſiſches Landestheater.
Miſite He Sonntag,22. Januar
Anf. 1410 Uhr. Jubiläumsturnen der Turnerinnen=
Abteilung der Freien Turngemeinde e. V. Darmſtadt.
19½—22½ Uhr Außer Miete.
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Preiſe 0.50—3 Mk. Montag,
23. Januar Anf. 20, Ende geg. 22 Uhr. Zweites Volks=
konzert. (Tänze fremder Völker). Pr 0.50—2 Dienstag.
24. Januar 19½—22¾ Uhr. Darmſt. Volksb.,G, Gr. 1—4,
Roſe Bernd.
Preiſe 0.50—4,50 Mk. Kleines Haus
Dienstag.
Anf. 20, Ende vor 23 Uhr. Außer Miete.
24. Januar Die Cſardasfürſtin. Preiſe 0.70—3.80 Mk.
— Heſſiſches Landestheater. Der für heute abend im Kleinen
Haus angeſetzte Lieder= und Arienabend muß leider ausfallen,
da über die Hälfte der zur Mitwirkung vorgeſehenen
Geſangs=
ſoliſten krankheitshalber abſagen mußten. — Am Montag dem
23. Januar, findet das 2. Volkskonzert ſtatt. An den Schluß
der Vortragsfolge hat K. M. Zwißler die ſymphoniſche
Orcheſter=
ſuite „Scheherazade” von Rimſky=Korſakow geſetzt.
Vor einigen Jahren wurde die Suite von Michael Balling
er=
folgreich aufgeführt. Sie gehört zu den am meiſten geſpielten
Kompoſitionen des bedeutenden ruſſiſchen Tondichters. Auch
Borodins Polowetzer Tänze” aus ſeiner viel
geſpiel=
ten Oper, Prinz Jgor” ſind ein feſter Beſtand aller großen
Or=
cheſter. Ein genauer Kenner der ungariſchen Volksweiſen iſt
Zoltan Kodaly, deſſen „Maroſſzeker Tänze”, den
zweiten Teil der Vortragsfolge einleiten. Im erſten Teil hören
wir noch die Ballettſuite von Rameau, die
Braſi=
lianiſchen Tänze von Milhaud und die engliſchen
Weiſen von P. A. Grainger. — Neueinſtudierung
des „Wildſchütz”. Am Freitag, dem 2. Januar, wird
Lortzings muſikaliſch reifſte Oper. Der Wildſchütz” in einer
völli=
gen Neuinſzenierung Hans Strohbachs in den Spielplan
aufge=
gommen. Die muſikaliſche Leitung hat Dr. Hans Schmidt=
Iſſerſtedt.
Reichsgründungsfeier der vereinigten Kriegerbereine.
Bekennknis zu Deutſchlands
Wieder=
aufftieg und Größe.
* Die Reichsgründungsfeier der vereinigten Kriegervereine
Darmſtadts, die geſtern abend unter außerordentlich ſtarker
Be=
teiligung aus allen Kreiſen der Bevölkerung im Städt. Saalbau
ſtattfand, geſtaltete ſich zu einer erhebenden Kundgebung für
Deutſchlands Wiederaufſtieg und Größe. Nach dem feierlichen
Einzug der Fahnen der beteiligten Verbände, die ihr beſonderes
Gepräge erhielt durch die Begleitung in den alten Uniformen
der heſſiſchen Regimenter, ergriff der Bezirksvorſteher
Eiden=
müller das Wort zur Begrüßung der zahlreichen Gäſte.
Be=
ſonderen Gruß richtete er u. a. an den 1. und 2. Präſidenten
der „Haſſia”, Herrn Generalleutnant a. D. Exz. v. Oidtmann
und Herrn Landesfinanzamtsdirektor Lindenſtruth, ferner hieß
er Exz. v. Kleinſchmit, die Regimensvereine, den
Marinever=
ein den Stahlhelm uſw willkommen. Er wies darauf hin, daß
es Dankbarkeit ſei, Dankbarkeit für die Leiſtungen der
Altvetera=
nen, die die vereinigten Kriegervereine veranlaßt habe, den
Reichsgründungstag feierlich zu begehen; er gedachte des greiſen
Kaiſers Wilhelm I. und ſeiner Paladine, Bismarck, Moltke und
Roon, deren vereinten Kräften die Gründung des zweiten
Kaiſer=
reichs gelungen ſei. Ihnen gelte es, ſtets in vaterländiſcher
Treue zu gedenken. Er erteilte hierauf das Wort Sr. Exz.
Herrn Generalleutnant v. Oidtmann, der nochmals herzliche
Begrüßungsworte an die Feſtverſammlung richtete. Dann
er=
innerte er an die Feier vor einem Jahre, an der gerade die
Abreiſe der deutſchen Delegation zur Fünfmächte=Konferenz
be=
vorſtand. Die Wünſche, die damals an dieſer Stelle
ausgeſpro=
chen worden ſeien, ſeien nicht in Erfüllung gegangen, die
deut=
ſchen Vertreter ſeien mit leeren Händen zurückgekommen. Heute
ſtünden wir vor ähnlichen Aufgaben, wenn auch das Ergebnis
vom 11. Dezember 1932 uns hoffnungsvoller der kommenden
Ab=
rüſtungskonferenz entgegenſehen laſſe. Trotzdem ſeien für die
deutſchen Vertreter auch jetzt noch die ſchwierigſten Aufgaben zu
fun Be Frachel. EeFrander, ſe Leuſen de ſer
Cin=
ſeres Volkes, deshalb iſt es ihre Pflicht, zu kämpfen
bis aufs Meſſer, und in dieſem Kampf müſſen ſie wiſſen, daß
das geſamte deutſche Volk einmütig und geſchloſſen hinter ihnen
ſteht.‟ Die Frage, wie wir uns zum Problem der
Wehrhaftig=
keit unſeres Volkes ſtellen ſollen, trägt die Antwort in ſich. Volle
Souveränität auf dieſem Gebiete iſt erſte und dringendſte
Not=
wendigkeit, Exz. v. Oidtmann ſchloß mit den Worten: „Dem
Vaterland die Treue zu halten, wenn es ſein muß unter Einſatz
unſeres Lebens, das iſt das Gelöbnis, das wir dem Deutſchen
Reiche zum 62. Geburtstage als Geſchenk darbringen.”
Nachdem die Vereiniung ehemaliger Militärmuſiker unter
der Stabführung von Obermuſikmeiſter a. D. Rühlemann den
„Einzug der Gäſte auf die Wartburg” aus „Tannhäuſer”, mit
vollendeter Virtuoſität vorgetragen hatte, ergriff Prof.
Kiſſin=
ger das Wort zur, groß angelegten Feſtanſprache, in der er u. a.
das Folgende ausführte:
Der 18. Januar weiſt unſeren Blick in die
Vergangen=
heit: Ein Bild von Deutſchlands Höhe erſteht im Schloß
zu Verſailles, in dem einſt die Eroberungskriege
Lud=
wigs XIV gegen Deutſchland ausgeheckt wurden.
Es bedeutet den verheißungsvollen Abſchluß einer
Entwick=
lung, die vor über 100 Jahren begann: die Schmach unter
Na=
poleon war überwunden. Die Völkerſchlacht bei Leipzig hatte den
Umſchwung gebracht, der Erfolg überſtieg die Erwartungen. Aber
was das Volk gut gemacht hatte, das verdarben die Diplomaten.
Indes die Sehnſucht nach einem Deutſchen Reich war da. trotz
der Herren von Wien, die in Eigenbrödelei kein Verſtändnis
da=
für hatten.
Wohl kamen, noch Jahre der Gärung, bis der gewaltige
Staatsmann, den Gottes Fügung uns ſchenkte, Bismarck zuerſt
angefeindet und gehaßt, ſich die Liebe des deutſchen Volkes
er=
zwang und ihr ein Ziel wies zur Einheit. 1870 kam der Geiſt
der Freiheitskriege war wieder erwacht. Fürſten und Volk hatten
ſich gefunden, franzöſiſchen Uebermut in die Schranken zu weiſen.
Wir alten Soldaten haben um ſo mehr Veranlaſſung, davon zu
ſprechen, als wir ja in unſerer Mitte noch Zeugen jenes Kampfes
haben, denen wir in Ehrerbietung unſeren kameradſchaftlichen
Gruß darbringen. — Der Staatskunſt eines Bismarck. der
Kriegs=
kunſt der Führer, der Ausdauer des Heeres dankt Deutſchland
den erſten, den großen Tag von Verſailles.
Ein wundervoller Auftakt war dieſes erſte Verſailles.
Ein=
heit macht ſtark. Politiſche Größe ſchafft wirtſchaftliche. Doch
unſer Aufſtieg machte England neidiſch. Es verband ſich, klug
be=
rechnend, mit Frankreich. So begann der Kampf um unſer Sein.
über deſſen Heldenhaftigkeit die Geſchichte ihr Urteil ſprechen
wird. Wir können und wollen die erhebendſten Tage unſeres
Le=
bens nicht verleugnen, da Deutſchlands Parteien einig und ein
Vaterland da iſt, das ſtolz in ſeiner ſchimmernden Wehr in den
Kampf geht. — So ziehen wir in den Krieg; Gewaltiges iſt dabei
geſchehen zu Land, Waſſer und Luft. Wie ſind die Helden
ge=
fallen; wir wollen es nimmer vergeſſen. Und wenn erſt einmal
unſer Volk ſtille geworden iſt von den wilden Zuckungen, wird
man auch wieder in weiteren Kreiſen derer gedenken, die für
Deutſchland gefallen, dann wird man auch wieder ſprechen von
Heldentaten, die aus reiner Vaterlandsliebe geſchehen ſind.
Recht iſt es daß Gemeinden, Körperſchaften und
Regiments=
vereine ihren Gefallenen, ein Ehrenmal ſetzen, wenn wir auch
immer noch auf ein Landesdenkmal warten. Mehr noch muß es
ſein, den Hinterbliebenen und Kriegsbeſchädigten über das von
Reichs wegen Mögliche zu helfen, wie es „Haſſia” und
Kyffhäuſer=
bund erſtreben. Das Beſte aber iſt was uns die Toten ſelbſt zu
ſagen haben. Ihre Gräber ſind Weiheſtätten des Opfertodes, der
Pflichterfüllung.
Freilich all dieſes Heldentum konnte uns jenes zweite
Ver=
ſailles, das von 1919, nicht erſparen. Es ward trotz unſerer
tapfe=
ren Gegenwehr. Und wiel, das zweite ſollte das erſte verwiſchen.
— Doch zurück zu den Ereigniſſen des Herbſtes 1918: der Rückzug
kommt. Und hierbei iſt es Dankespflicht, des Mannes zu
geden=
ken, der auch dies letzte mit ſicherer Hand geleitet hat:
Hinden=
burg führt die Truppen in die Heimat. Er hält ſtand, als eine
Welt um uns verſinkt.
Die Lüge von Deutſchlands Schuld am Weltkriege iſt auch
dem Ausland offenſichtlich geworden, das Werk Bismarcks iſt
uns geblieben, trotz Saarland. Memelland und volniſchem
Korri=
dor. Einmal muß auch unſerem Volk die Sonne wieder leuchten.
Dieſer Sehnſucht geben wir Ausdruck im alten Soldatengruß, und
wenn wir uns vereinigen in dem Ruf: „Dem Deutſchen Reich und
unſerem Generalfeldmarſchall von Hindenburg ein dreifaches
„Hurxa”.
Die Feſtverſammlung dankte dem Redner für die von ſtarkem
vaterländiſchem Geiſt getragenen Worte mit lebhaftem,
herz=
lichen Beifall und ſtimmte ſpontan das Lied der Deutſchen an,
deſſen erſte Strophe ſtehend geſungen wurde.
Die Feier nahm ihren Fortgang mit dem von Herrn W.
Eichel mit großer Hingabe und wirklichem Können geſungenen
„Selig ſind, die Verfolgung leiden”, aus „Der Evangelimann”.
Der nicht endenwollende Beifall veranlaßte, den Künſtler, die
für den zweiten Teil des Abends vorgeſehene Romanze aus
„Aida” vorauszunehmen
Ein Sinnbild deutſcher Not und deutſcher Hoffnung waren
die plaſtiſchen Gruppen geſtellt von den Haſſia=Jugendabteilungen
Darmſtadt und Pfungſtadt, zu denen Bezirksjugendführer
Meyer mit viel Einfühlungsvermögen den verbindenden Text
ſprach.
Es iſt hier nicht Raum genug, um all die ernſten und die
im zweiten Teil folgenden künſtleriſchen Leiſtungen muſikaliſcher
und darſtelleriſcher Art im einzelnen anzuführen. Wir erwähnen
nur, die ſamt und ſonders auf bewährter Höhe ſtehenden
Dar=
bietungen der unermüdlichen Vereinigung ehemaliger
Militär=
muſiker, unter der ſtraffen Leitung ihres beliebten Dirigenten,
Obermuſikmeiſters a. D. Rühlemann, die immer wieder die
dank=
bare Feſtgemeinde in Begeiſterung zu verſetzen wußte, wir
er=
wähnen Herrn W. Reichert, der ſich auch nach der Pauſe den
Wünſchen ſeiner Verehrer nicht verſchloß, und wir gedenken nicht
zuletzt der exakten ſportlichen Leiſtungen der Haſſiajugend, die den
ihr gezollten Beifall voll und ganz verdiente.
All dieſe Kräfte vereinigten ſich und machten, daß dieſe
Reichsgründungsfeier für alle, die ſie miterlebten, eine wahre
Feierſtunde bedeutete, die noch lange nachwirken wird und die den
Veranſtaltern den erhofften Erfolg, das vaterländiſche Denken
und Handeln an die Front zu rufen, ſicher gebracht hat.
— Die Sektion Darmſtadt des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins hielt am Freitag ihre diesjährige
Hauptverſamm=
lung im Vereinslokal bei Sitte ab. Nach kurzer Begrüßung
durch den Vorſitzenden Dr. Tenner erſtattete der Schriftführer
Dr. Hüffell den Jahresbericht. Die Sektion tritt in das 62.
Vereinsjahr mit einem Mitgliederbeſtand von 330.
Ehrenabzei=
chen für 25jährige Mitgliedſchaft erhielten die Herren
Oberregie=
rungsrat Knöß. Landgerichtspräſident Weifenbach, Miniſterialrat
Melior. An Toten hat die Sektion zu beklagen; Frau Marie
Ullrich, die Herren Zollinſpektor Klingelhöfer, Carl Mahr, Dr.
Stadelmayer, Geh. Med.=Rat Dr. Willi Merck und den
Berg=
führer und Hüttenpächter Rudolf Birkl in St. Anton. Es
wur=
den im Laufe des Jahres 12 Ausflüge unternommen und 6
Vor=
träge fanden ſtatt. Regelmäßig Freitag abends fanden im
Ver=
einslokal bei Sitte die Vereinsabende ſtatt. Die Bücherei wurde
durch zahlreiche Neuanſchaffungen und Schenkungen weiter
ver=
mehrt. Hierauf erſtattete der Rechner, Herr Rumpf den
Kaſſenbericht, aus dem hervorging, daß die Kaſſenverhältniſſe der
Sektion in beſter Ordnung ſind. Der Hüttenwart, Herr
Arm=
bruſt berichtete über die Vereinshütte im Moostal bei St. Anton
am Arlberg. Trotz des ſchlechten Sommers und der ſchweren
Zeiten erfreut ſich unſere Hütte eines ſehr regen Beſuches und
befindet ſich in tadelloſem Zuſtand. Die Bewirtſchaftung liegt
noch in den Händen der Familie Birkl. die in muſterhafter Art
für Ordnung und gute Verpflegung ſorgt. Die Neuwahl des
Vorſtandes ergab die Herren: 1. Vorſitzender Dr. Tenner
Kaſſen=
wart Rumpf, Hüttenwart Armbruſt, Bücherwart Dr. Schwalm,
Schriftführer Dr. Hüffell. Beiſitzer die Herren: Direktor
Laute=
ſchläger, Oberbürgermeiſter Mueller, und Halſter. Zum Schluß
dankte Herr Heß dem Vorſtand für ſeine Mühewaltung.
Beitadenn. Nach Verleung des Protolols Nopſen Jalt
bericht und Rechenſchaftsbericht erfolgte die Entlaſtung des Vor
ſtandes. Bei der Neuwahl wurde der ſeitherige Vorſitzende, Herr
M. Fiſcher, einſtimmig wiedergewählt, ebenſo mit Stimmenmehr=
heit der größte Teil des alten Vorſtandes, neu hinzu kamen die
Herren Schneider Tracht und Borger. Als Rechnungsprüfer
wur=
den die Herren Roß und Stork beſtimmt. Auch die Liſten der
Vertrauensmänner und Vergnügungskommiſſion wurden durch
einige neue Herren ergänzt.
— Preſſebeſprechung. Der Südweſtdeutſche Rundfunk hatte
geſtern abend die Vertreter der Darmſtädter Preſſe zu einer
Be=
ſprechung über verſchiedene für die Ausgeſtaltung und
Weiterent=
wicklung des Rundfunks wichtige Fragen gebeten. Nachdem der
Vertreter des Vorſtandes des Südweſtdeutſchen Rundfunkes. Herr
Schulte=Bäuminghaus, die erſchienenen Herren begrüßt hatte, gab
er Aufſchluß über Zweck und Ziel dieſer bunten Abende, wie einer
geſtern abend im Großen Hauſe ſtattfand. Er betonte das
In=
tereſſe und die Neugierde der vielen Rundfunkhörer, die Künſtler,
die ihnen ſoviel und vielerlei bieten, einmal lebendig vor ſich zu
ſehen; er ſagte, daß der Wunſch, in lebendige Fühlung mit dem
Publikum zu treten, auf ſeiten der ausübenden Künſtler nicht
minder ſtark ſein, und gab ſchließlich ſeiner Freude Ausdruck, daß
der erſte Verſuch in dieſer Hinſicht hier ſo glänzend gelungen ſei.
indem das Theater nach vierſtündigem Vorverkauf bis auf den
letzten Platz ausverkauft ſei. Herr Redakteur Knoeckel ſprach dann
für den verhinderten Herrn Oberingenieur Becker zunächſt über
Techniſche Funkfragen” und dann über Rundfunk und Preſſe‟.
Er gab dem Wunſche Ausdruck, daß die Preſſe den Darbietungen
des Rurdfunks vielleicht mehr als bisher Beachtung und kritiſche
Würdigung zukommen kaſſe. Bei der nun folgenden
intereſſan=
ten Ausſprache wurde allſeitig anerkannt, daß bei der großen
kul=
turellen Bedeutung, die der Rundfunk für die Allgemeinheit hat.
dieſer Wunſch berechtigt ſei, und man unterhielt ſich über Mittel
und Wege, wie dieſem Wunſche Rechnung getragen werden könne.
Die Ausſprache verlief außerordentlich anregend und wird ſicher
Früchte tragen. Zum Schluſſe wollen wir noch erwähnen, daß ein
bunter Abend im größten Stile für Mai dieſes Jahres in der
Feſthalle durch den Südweſtdeutſchen Rundfunk geplant iſt.
(Im letzten Kochvortrag des Gaswerks konnte nicht nur
gezeigt werden, daß die Gasküche mit ihren modernen. Geräten
hygieniſch vollkommen einwandfrei arbeitet, ſondern daß ſie wie
kaum eine andere Energie die Möglichkeit bietet, einen
Haus=
halt ſo billig zu führen. Noch nicht einmal 1 Pf koſtete
die Zubereitung eines Mittageſſens für eine Perſon. Daß ein
derartiges Ergebnis erzielt werden konnte, lag nicht zuletzt auch
an dem angewandten Kochverfahren, dem Turmkochen.
Turm=
kochen auf dem Gasherd dürfte heute wohl zweifelsohne die
billigſte Art der Zubereitung von Speiſen ſein. Um dieſes
Koch=
verfahren weiten Kreiſen der Bevölkerung bekannt zu machen,
wird das Gaswerk in ſeinen kommenden Vorträgen ſtets auch
dieſe Frage mitbehandeln. Der nächſte Vortrag findet am
Don=
nerstag, dem 26. Januar, abends 8 Uhr, im Vortragsſaal des
Städt. Gaswerks. Eliſabethenſtraße 25½, ſtatt. Es wird nicht
nur über die neuzeitlichen Kochverfahren und Zubereitung der
verſchiedenartigſten Speiſen geſprochen werden, ſondern auch die
wirtſchaftlichſte und billigſte Heißwaſſerbereitung im Haushalt
wird entſprechend erläutert werden. Allen wirtſchaftlich
denken=
den Hausfrauen ſei deshalb der Beſuch beſtens empfohlen. (Siehe
auch heutige Anzeige.)
Seite 6 — Nr. 22
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 22. Januar 1933
Generalverſammlung und Geſellſchaftsabend des SAC.
Der Heſſiſche Ankomobilclub wieder der geſellſchaftlich und ſporklich führende Darmſtädker Chb.
Bielfache Ehrungen des erfolgreichſten deutſchen Herrenfahrers Herrn W. Merck.
Der Heſſiſche Automobilclub hatte mit ſeiner geſtrigen
ordeni=
lichen Hauptverſammlung einen Geſellſchaftsabend in den unteren
Räumen des Hotels „Zur Traube” verbunden, deſſen glanzvoller
Verlauf, ebenſo wie die voraufgegangene Hauptverſammlung, den
Beweis erbrachte daß der H.A.C. nach Ueberwindung einer
in=
neren Kriſe, dank der ausgezeichneten Führung ſeines jetzigen
Vorſtandes, beſonders ſeines Präſidenten, Herrn W. Merck,
wieder zu dem geworden iſt, worauf er auf Grund ſeiner
ſport=
lichen und geſellſchaftlichen Tradition und der Tatſache, daß er der
erſte und älteſte heſſiſche Automobilclub iſt, Anrecht hat: zum
ſportlich und geſellſchaftlich, führenden Club
Darm=
ſtadts und Heſſens.
Die Hauptverſammlung im Konferenzſaal der
„Traube” leitete Präſident W. Merck. Der Vorſtand war
voll=
zählig, und erfreulich zahlreich waren auch die Mitglieder
er=
ſchienen. Der Präſident erſtattete den Bericht über das
abgelau=
fene Geſchäftsjahr, nachdem der verſtorbenen Mitglieder, der
Herren Kommerzienrat Dr. Willy Merck, Buchdruckereibeſitzer W.
R. Wittich, Otto Graf zu Erbach=Fürſtenau, ehrend in üblicher
Weiſe gedacht worden war. Nach ſeinen Ausführungen war das
letzte Jahr in wirtſchaftlicher Beziehung das ſchwerſte ſeit
Beſtehen des Clubs. Aber es brachte dem H.A.C. trotz der
wirt=
ſchaftlichen Schwere nicht nur in finanzieller Hinſicht, ſondern
auch eine innere Geſundung, auf die der H. A.C. mit Freude,
Stolz und Genugtuung zurückblicken darf. Zahlen, die die
Oef=
fentlichkeit wenig intereſſieren, die aber ein Geſchäftsbericht
ent=
halten muß, bewieſen das. Der Bericht dankt allen
Mitglie=
dern, die ſich um den Club verdient gemacht haben und appelliert
an die Clubkameradſchaft, in der Arbeit für den Club nicht
nachzulaſſen. Für erfolgreiche Mitgliedwerbung erhalten den
Silbernen Clubbecher die Herren Wilhelm Merck, Georg
Schellhaas, Kahlert, Dr. Vallbracht, Fr. Ganß.
Für regelmäßigen Beſuch der Clubabende erhielten den
Club=
becher die Herren Himmler, Schellhaas, A. Schmitt, K. Müller,
H. Kahlert Dr. Vallbracht, M. Kienzle jr., A. Ober, Dr. Schäfer,
H. Hahn. L. Nungeſſer
Reich waren die Erfolge des H.A.C. auf dem Gebiet der
ſportlichen und touriſtiſchen Veranſtaltungen. So
be=
ſonders beim Großen Preis von Deutſchland, an dem nicht
we=
niger als 23 Fahrzeuge des H.A.C. teilnahmen. Drei
wert=
volle Clubpreiſe konnte der H.A.C. im Berichtsjahr
er=
ringen. Zahlreiche erſte Preiſe konnten Einzelmitglieder ſich aus
dem „Club gewinnen. Dr. med. Scherer und Dipl.=Ing.
Adrian ſtellten die ihren dem Club zur Verfügung.
Für Meiſtbeteiligung an den ſportlichen
Veranſtal=
tungen konnten ausgezeichnet werden die Herren Albert Ober,
Eugen Seibert, L. Himmler, H. Kahlert, Dr.
Vall=
bracht.
Auch die Verkehrskommiſſion war eifrig tätig. Es
gibt kaum noch eine Frage des Verkehrs, bei der der H. A.C. von
den Behörden nicht beratend hinzugezogen wird — Das
Sekre=
tariat wurde am 1. Oktober in die Räume des Hauſes
Rheinſtraße 9 verlegt. Herrn Generalkonſul Mayer, der die
ſeitherigen Räume koſtenlos überlaſſen hatte, wurde herzlichſt
Dank geſagt. — Der Bericht ſchloß mit herzlichen Dankesworten
an den Vorſtand und an alle Herren, die dem Klub treue Arbeit
geleiſtet haben.
Die Rechnungsablage erfolgte durch den Schatzmeiſter, Herrn
Himmler, der das erfreuliche Ergebnis feſtſtellen konnte, daß
der Klub über ein nicht unerhebliches Barvermögen
ver=
fügt.
Auf Antrag des Herrn Dr. Vallbracht wurde dem
Ge=
ſamtvorſtand Entlaſtung erteilt und der Dank für die
vorbild=
liche Führung des Clubs dadurch zum Ausdruck gebracht, daß der
Geſamtvorſtand durch Zuruf einſtimmig
wie=
dergewählt wurde. (Lebhaftes Bravo!)
Namens des Vorſtandes dankte für dieſen Vertrauensbeweis
Präſident W. Merck mit einem Treugelöbnis für den H.A.C. für
alle Zukunft.
Unmittelbar nach der Hauptverſammlung fand dann im roten
und grünen Saal der „Traube” der Geſellſchaftsabend
ſtatt, an dem über 160 Damen und Herren, auch aus Mainz,
Wiesbaden. Aſchaffenburg uſw., teilnahmen.
Den Reigen der Tiſchreden eröffnete Herr Präſident W.
Merck. Nach herzlicher Begrüßung der Feſtteilnehmer und
kur=
zen Dankesworten an die verdienten Mitglieder führte er aus:
Wenn ich von einer inneren Geſundung und einem Aufſtieg des
H.A.C. geſprochen babe, ſo trifft dies mit in erſter Linie für den
Sport zu. Bei den durchgeführten eigenen und fremden
Veran=
ſtaltungen war ein großer Teil unſerer Mitglieder mit Freude
und Begeiſterung dabei. Mehr als durch Worte wird dies zum
Ausdruck gebracht durch die Teilnehmerzahl bei der
Clubwer=
tungsfahrt zum Großen Preis von Deutſchland auf dem
Nürburg=
ring. Durch die Mitglieder des Clubs konnten im
Berichts=
jahre die folgenden Clubpreiſe nach Hauſe gefahren werden:
1. Clubpreis bei der Clubwertungsfahrt zum Großen Preis von
Deutſchland des A.v.D. auf dem Nürburgring. 1. Clubpreis bei
der Findigkeitsprüfung im Speſſart, veranſtaltet vom Bayeriſchen
Automobil=Club. Ortsgruppe Aſchaffenburg. 1. Clubpreis bei der
Großen Herbſtſchnitzeljagd in Rheinheſſen, veranſtaltet vom
Heſſi=
ſchen Automobil=Club Rheinheſſen. Ich möchte nicht ſchließen, ohne
allen meinen Mitarbeitern im Vorſtande ſowie den Herren der
Kommiſſionen zu danken für ihre im Berichtsjahre geleiſtete
Ar=
beit, ich möchte auch allen Mitgliedern danken, die dem H.A.C. bis
hierher die Treue gehalten haben. Nur durch Ihre treue =
Mit=
arbeit und durch Ihr treues Zuſammenhalten war es möglich.
den Club einer Geſundung entgegenzuführen. Halten Sie auch
weiter treu zur Fahne und es wird auch in den folgenden Jahren
um den H.A.C. nicht ſchlecht beſtellt ſein.
Der Präſident überreichte außer den ſchon genannten folgende
Auszeichnungen: Die Goldene Ehrennadel für
Verdienſte umden Club: Kaufmann Albert Ober,
Kauf=
mann Albert Schmidt: die Ehrennadel für 20jährige verſammlungen Vorträge von allgemeinem Intereſſe oder beleh=
Mitgliedſchaft: Dr. jur. Eduard Diemer. Fabrikant Phi= tendem Charakter, um die Mitglieder geiſtig zu ſchulen und
lipp Merkel, Fabrikant Dr. Otto Röhm.
länglich erworbene Mitgliedſchaft bekannt. Das ſammlungsabend ein Vortrag vorgeſehen den Freiherr v.
Wan=
hierfür beſtimmte Wagenſchild und die Ehrennadel (künſtleriſch genheim über „Die Kämpfe von Verdun” hielt, und in dem der
entworfen von Herrn Eugen Seibert) erhielten Frau Direktor, Referent auch an Hand ſehr guter anſchaulicher Lichtbilder als
Pfarr, Herr Dr. Fritz Merck und Herr Wilhelm ehemaliger Teilnehmer an dieſen Kämpfen lebendig die unge=
Merck. Der Redner teilte weiter mit, daß der H.A.C. heuren Leiſtungen der deutſchen Truppen im Jahre 1916 ſchilderte.
beſchloſſen habe, ſeinem 1. Präſidenten. Herrn W. Merck.
außerdem den Dank des Clubs für die hervorragende dern, einige interne Anweiſungen, dankte beſonders allen Ka=
Führung in ſchwerſter Zeit durch die Verleihung der meraden, die zu dem guten Gelingen des Vortragsabends beige=
Herr Oberegierungsrat Dr. Bernheim überbrachte die
herzlichſten Grüße und Wünſche des Heſſiſchen Jagdklubs, pries in
poetiſchen Worten die beiden Clubs gleich eigene Liebe zur Natur,
dem ewigen Jungborn, und überreichte im Auftrage des A. D. A. C.
dem Präſidenten W. Merck die Goldene Ehrennadel
des Allgemeinen Deutſchen Automobilclubs in Anerkennung ſeiner
ſportlichen Verdienſte auch im A.D.A.C., dem er ſeit 1921
ange=
hört. Er ſchloß mit dem Wunſche, daß die ſchöne Gemeinſchaft
des H. A.C. mit dem Jagdklub und dem A.D.A. C. erhalten bleiben
möge. — Den Reigen der Tiſchreden beſchloß der launig=
humor=
volle Damentoaſt des Herrn Major Gaßner, der köſtlich
über=
leitete zu dem damit eingeleiteten unterhaltenden Teil des
Abends, der durch künſtleriſche und humoriſtiſche Darbietungen der
Herren Gutkäſe, Thomas, des kleinen Harmonikaſpielers
Fritzchen Schuchmann und Frl. Amelung verſchönt
wurde.
Der
Abſchluß
Abend war in ſeinem ſchönen harmoniſchen Verlauf ein
und ein verheißungsvoller Auftakt für die Zukunft.
M. Si.
— Deutſcher Abend des Evangeliſchen Bundes. „
Evange=
lium und Volkstum” heißt das Thema, das heute abend
8 Uhr in der Stadtkirche beim Deutſchen Abend des
Evangeli=
ſchen Bundes von Dr. Manitius=Berlin behandelt
wer=
den wird. Ein Thema, das ſicherlich weitgehender Beachtung
und Aufmerkſamkeit begegnet. Die Gefahr. entweder das
Chriſten=
tum in eine allgemeine Humanität aufzulöſen, oder andererſeits
das Volkstum zum Religionserſatz aufzuwerten, iſt in unſerer
Zeit gleich groß. Die innere Bezogenheit beider Größen
auf=
einander, ihre gegenſeitige Abgrenzung als auch ihre
Verbin=
dung klarzulegen, iſt eine Notwendigkeit. Sie iſt es
gleicher=
maßen für den volksbewußten Deutſchen wie für den
evangeli=
ſchen Chriſten. — Herr Dr. Manitius, der als wiſſenſchaftlicher
Hilfsarbeiter der Zentrale des Evangeliſchen Bundes in Berlin
tätig iſt, hat bei der Kaſſeler Generalverſammlung zu dem
ge=
nannten Thema in glänzender Rede Vorzügliches zu ſagen
ge=
wußt. Wir ſind überzeugt, daß auch ſein hieſiger Vortrag
beſon=
dere Beachtung bei allen Evangeliſchen finden wird. Es wirken
ferner noch der Knabenchor der Paulusgemeinde und Herr
Stu=
dienrat Borngäſſer an der Orgel mit. Der Eintritt iſt frei.
— Paulusgemeinde. Auf dem Vortragsabend unſeres
Frauenvereins am Donnerstag, 26. Januar, wird Herr
Pfarrer Irle, von der Petrusgemeinde, das Thema behandeln:
„Die Kriſis der Familie und Erziehung in der Gegenwart und
ihre Ueberwindung vom Standpunkt des Evangeliums aus”.
Un=
ſer Frauenverein iſt ſich bewußt, daß er mithelfen muß nach ſeinen
Kräften, die ſchützenden Dämme um das Heiligtum eines geſunden
Volkstums aufzurichten und möchte durch dieſen Vortrag in den
Herzen der Gemeindeglieder die Verantwortung wecken laſſen, der
wir uns als evangeliſche Chriſten nicht entziehen dürfen. Auch die
Männer der Gemeinde ſind herzlich eingeladen. Muſikaliſche
Dar=
bietungen umrahmen den Vortrag.
Kolbenheyer=Abend. Am Montag abend ſpricht E. G.
Kolbenheyer im Gartenſaal des Städtiſchen Saalbaues. Der
Dichter, deſſen große Rede über „Unſer Befreiungskampf und die
deutſche Dichtkunſt” im vorigen Jahre allgemeines und großes
Aufſehen erregte, wird in Darmſtadt von der Bedeutung der
Dichtung für Leben und Schickſal eines Volkes ſprechen. Mit der
tiefdringenden und doch allgemein verſtändlichen Gedanklichkeit
verbindet Kolbenheyer die Lebendigkeit eines warm für die Sache
ſeines Volkes ſchlagenden Herzens, wie ſie aus den großen
Ro=
manen wie aus ſeinen Erzählungen und Dramen ſpricht. Der
Dichter iſt auf Grund ſeiner ſchöpferiſchen Leiſtung der berufene
Künder neuer Aufgaben für wahre Dichtung. Es wird auf die
heutige Anzeige verwieſen.
— Ein Abend der Fröhlichkeit, des Frohſinns, des Humors!
Willy Reichert, der ſchwäbiſche Meiſter des Humors, mit
ſeinem Künſtlerenſemble kommt am Sonntag, 5. Februar, nach
Darmſtadt (Städtiſcher Saalbau) und bringt Freude, Lebensluſt
und für einige Stunden Erbauung. Das ganze Programm des
Abends iſt darauf eingeſtellt, den Beſucher einige Stunden hoch
über den Alltag hinwegzutragen, und es ſollte niemand
verſäu=
men, dieſe von Humor ſtrotzende Veranſtaltung in der Willy
Reichert ſowohl als Anſager wie auch als Solohumorit und
Schauſpieler ſeine glänzenden Fähigkeiten zur vollſten Geltung
bringt, zu beſuchen. Der Kartenverkauf hat begonnen. (Näheres
ſiehe Anzeige.)
— Heſſen=Skikurſe in Tirol. In Verbindung mit dem
Win=
terſport=Sonderzug nach Garmiſch=Partenkirchen findet in
See=
feld, dem beliebten Winterſportplatz an der Mittenwaldbahn ein
billiger Skikurſus ſtatt. Auf der Rückreiſe ſteht den Teilnehmern
in München ein voller Tag zur freien Verfügung. Für
diejeni=
gen denen der Aufenthalt zu kurz iſt, findet ein 14tägiger Kurſus
auch in Seefeld und Neſſelwängle ſtatt. (Siehe heutige Anzeige.)
Für die Winkerhilfe.
Veranſtallung des Polizei=Sporkvereins
Darmſtadt e. B.
* Einmal im Jahre veranſtaltet der Polizei=Sportverein fü
ſeine Mitglieder, Freunde und deren Angehörige einen geſell
ſchaftlichen Abend, zu dem ein reichhaltiges und erleſenes Pro
gramm zuſammengeſtellt iſt. Kein Wunder, daß dieſe Feſte, die
im Winter ſtattfinden, immer einen ſehr ſtarken Beſuch aufweiſen
Auch geſtern abend war die Woogsturnhalle erfreulicherweiſe dich
beſetzt, erfreulich deshalb, weil der Polizei=Sportverein ſeine ge
ſamten Reineinnahmen in hochherziger Weiſe der Winterhilfe zur
Verfügung ſtellt und ſomit ſeinen in Not geratenen Mitmenſcher
hilft.
Die Feſtanſprache hielt Ehrenpräſident Pol.=Oberſt
Schrö=
der, der alle Anweſenden und Ehrengäſte, unter dieſen den
Herrn Innenminiſter und die Vertreter der ſtaatlichen und
ſtädti=
ſchen Behörden, herzlich willkommen hieß. Er ſprach zugleich als
Vorſtand des Hilfsausſchuſſes für die Winterhilfe den Dank aus
daß der Winterhilfe ſo erfreuliche Unterſtützung zuteil werde. Die
Not ſei ungeheuer groß, ein Bild davon könne man ſich machen,
wenn man bedenke, daß 18 000 Perſonen, alſo einſchließlich der
Kinder jeder 5. Darmſtädter Einwohner, betreut werden müſſen.
Man würde gern mit der Hilfe mehr in die Tiefe gehen, wenn
die finanziellen Mittel ausreichten. Es ſei aber doch anzuerkennen,
daß dank ſtarker Unterſtützung in unſerer Stadt ſowohl von ſeiten
der Bevölkerung als auch mit Einzelſtiftungen, immerhin viele
Not gelindert werden könne. Die Polizei helfe ſchon viel damit,
daß ſie Kohlen zur Verfügung ſtelle, daß die ausgezeichnete
Poli=
zeikapelle in vielen heſſiſchen Städten Konzerte zugunſten der
Winterhilfe veranſtalte. Dafür gebühre ihr beſonderer Dank. Er
wünſchte allen Anweſenden einen ſchönen, unterhaltſamen Abend.
Das vielſeitige Programm wickelte ſich in raſcher Folge ab.
Künſtler aus Darmſtadt, Offenbach und Mainz beteiligten ſich.
Herr Walraf=Mainz erfreute mit einigen hübſchen Liedern.
Beſondere geſangliche Leiſtungen, die ſtarken Beifall fanden
bo=
ten die Darmſtädter Sing=Boys. Flotte und graziöſe Tänze
führ=
ten die Damen Fanny Piſtor und Aenne Arras. auf. Herr
Gottſchalk, der zugleich den humorvollen geiſtreichen
An=
ſager repräſentierte, gab einige humoriſtiſche Vorträge zum
Be=
ſten. Außerordentlich vielſeitig in jeder Beziehung war „Bolli”,
der muſikaliſche Clown, der auf den unglaublichſten
Inſtrumen=
ten aufſpielte. „Wege zu Kraft und Schönheit” zeigte der jüngſte
Polizeinachwuchs mit ſeinen körperlichen Uebungen, unter Pol.=
Oberleutnant Bert. Schwierige Barrenübungen vollführte die
Sportabteilung, unter Polizeioberwachtmeiſter Jüngling.
Die Darbietungen der „Bunten Bühne” umrahmten
ausge=
zeichnete, flotte Muſikſtücke der tadellos eingeſpielten
Polizei=
kapelle, unter Leitung ihres Dirigenten, Polizeimeiſters
Wohl=
fahrt. Den Feſtabend, vielmehr die Nacht, beſchloß geſelliges
Zuſammenſein bei Tanz und angenehmer Unterhaltung. Die
Ver=
anſtalter dürfen mit dem Gelingen ihres unter großer Mühe und
Aufopferung vorbereiteten Winterfeſtes ebenſo zufrieden ſein.
wie es die Teilnehmer ſind — und augenſcheinlich war auch das
finanzielle Ergebnis für die Winterhilfe ein befriedigendes.
— 7. Akademie=Konzert. Sowohl der Soliſt des Abends,
Willy Hutter, wie auch die Programmgeſtaltung zu dem am
Donnerstag, dem 26. d. M. 17 und 20 Uhr, im Städtiſchen
Saal=
bau ſtattfindenden 7. Akademie=Konzert begegnet beſonderem
Intereſſe. Der Abend beginnt mit der unter Leitung des
Kom=
poniſten ſtehenden „Dramatiſchen Fantaſie” Op. 9 für Orcheſter
von Hans Simon, der dieſes Werk der Städtiſchen Akademie
und ihrem Orcheſter dem Inſtrumental=Verein, gewidmet hat.
Zur Nachfeier zum 25. Todestag E. Griegs kommt deſſen 4=Moll=
Konzert für Klavier und Orcheſterbegleitung zum Vortrag. In
der zweiten Abteilung des Konzerts wird des 50. Todestages
Richard Wagners durch Aufführung ſeiner im Jahre 1832
kom=
ponierten (=Dur=Symphonie gedacht, die ebenſo wie die
Beglei=
tung zum Grieg=Konzert unter Leitung des Städt. Muſikdirektors
Profeſſor Wilhelm Schmitt ſteht.
— Volksbühne. Der Volkschor (Leitung: Prof. Dr. Friedr.
Noack) gibt unter Mitwirkung der Madrigal=Vereinigung und
des Akademiſchen Chors und unter Mitwirkung namhafter
Soli=
ſten zum Gedächtnis des romantiſchen Komponiſten Johannes
Brahms, deſſen hundertſter Geburtstag in dieſem Jahre gefeiert
wird, zwei Konzerte im Kleinen Haus (Samstag, den 28., und
Montag, den 30. Januar 1933). Zu dieſen Konzerten erhalten
die Mitglieder der Volksbühne ab Montag, den 23. Januar,
im Vorverkauf in der Geſchäftsſtelle der Volksbühne.
Eliſabethen=
ſtraße 34 (Haus Alter), Karten zu ermäßigten Preiſen. Es
empfiehlt ſich der Beſuch beider Konzerte, da Doppelkarten
weſent=
lich billiger ſind als einfache. Auf den Vorverkauf wird
beſon=
ders hingewieſen; die Preiſe an der Abendkaſſe ſind erheblich
höher.
Raubüberfall. Im Walde zwiſchen Meſſel und Urberach
wurde der Arbeiter Heinrich Volk von zwei Unbekannten vom
Rad geriſſen. Die Täter warfen den Mann zu Boden und
durch=
wühlten ſeine Taſchen nach Geld. Währenddeſſen kam ein Auto
vorbei, worauf die Räuber von ihrem Opfer abließen und im
Walde verſchwanden.
Vortrag beim Stahlhelm.
Gedenken an die Reichsgründung, die, durch Mühen, Opfer und Bluk errungen, deukſche Einheif brachke.
Aus Deutſchlands Vergangenheik.
Ein Bild von den Kämpfen um Verdun.
Ehrenmitgliedſchaft des HAC. zum Ausdruck zu
brin=
gen. Die Mitteilung wurde mit ſtürmiſchem dankenden Bravo
aufgenommen, das ſich ſteigerte, als das jüngſte Ehrenmitglied
den Dank auf die Mitarbeiter ausdehnte und weiter Treue dem
H.A.C. gelobte. — Herr Fritz Merck ſprach im Namen der
Ausgezeichneten herzlichen Dank aus.
Eine beſondere Ehrung bereiteten die aktiven
Sport=
fahrer des Clubs ihrem Präſidenten, der ihnen auch auf dem
Gebiete des Renn= und Tourenſports Vorbild war, durch
Ueber=
reichung eines koſtbaren Erinnerungsgeſchenks, das durch Frau
Gaſtell mit herzlichen Worten übergeben wurde, gleichzeitig
im Namen der Herren Sauerwein und Hedderich. Mit Bedauern
nahm man davon Kenntnis, daß Präſident W. Merck nunmehr
aus dem aktiven Sport ausſcheidet. — Die dem H.A.C.=Mitglied,
dem bekannten Rennfahrer Stuck. zugedachte höchſte Ehrung des
H.A. C., die außer Herrn W. Merck noch zwei Mitglieder beſitzen.
das Sportabzeichen des H.A.C., konnte dieſem noch nicht überreicht
werden, da er die ſtatutengemäß erforderliche Zeit der
Mitglied=
ſchaft noch nicht erreicht hat.
* Der Stahlhelm. B. d. F., verbindet mit ſeinen
Pflicht=
ihnen namentlich die Geſchichte, auch die jüngſte Geſchichte des
Herr Dr. Vallbracht gab die Ehrungen für lebens= deutſchen Volkes näher zu bringen. So war an dem letzten Ver=
Vorher gab der Ortsgruppenführer, Hauptmann v. Gel=
tragen hatten, und gedachte dann der Deutſchen Reichsgründung
mit folgenden Worten: Zunächſt wollen wir auch hier des Tages
der Reichsgründung gedenken; es iſt mit das Verdienſt unſeres
Bundes die großen Reichsgründungsfeiern herbeigeführt zu
haben, denn am 18. Januar 1919 fand die erſte öffentliche
Kund=
gebung des Bundes ſtatt. Der 18 Januar 1871 gab uns die
deutſche Einheit, das einzige, das die Revolution von Bismarcks
Werk noch übrig gelaſſen und ſich in allen Stürmen der
vergan=
genen Jahre aufrechterhalten hat. Der 18. Januar gilt der
Er=
innerung an die durch Mühen und Opfer, Blut und Eiſen
er=
rungene Einigung der deutſchen Stämme — es war eine
ſtaats=
männiſche Leiſtung, die auf dem Fronterlebnis beruhte, eine
Reichsgrundung gewiſſermaßen aus dem in die damalige Zeit
zurückgedachten Stahlhelmgedanken heraus.
Das Bismarckſche Reich iſt abgelöſt worden durch das Reich
von Weimar, deſſen drei Haupt= und Krebsſchäden ſind:
Parla=
mentarismus, Unitarismus und Dualismus zwiſchen Reich und
Preußen.
Dieſen Krebsſchäden ſtellt der Stahlhelm drei urdeutſche
Gedanken gegenüber: den Führergedanken, die Staatsperſönlich=
keit mit ihrem Eigenleben und den organiſchen Gedanken der
Verbindung zwiſchen Preußen und Reich. Die Ausführung dieſer
Gedanken bringt den machtvollen Staat, wie wir ihn wollen, das
neue Deutſche Reich, wie unſer Kamerad von Papen vorgeſtern
auf der Reichsgründungsfeier des Gaues III Berlin ſagte. In
unſerer Treue zum Reich laſſen wir uns, die wir bereit ſind mit
unſerem Blut für das Vaterland einzuſtehen, von niemand
über=
treffen. Anläßlich dieſes Gedenktages grüßen wir Deutſchland
mit einem dreifachen Front Heil!
Anſchließend ſchilderte Freiherr v. Wangenheim in allen
Einzelheiten die Vorbereitungen zu dem deutſchen Angriff auf
Verdun im Frühjahr 1916. An Hand einer überſichtlichen
Licht=
bildkarte erläuterte er die Kriegslage und dann die
Kampfhand=
lungen auf dem rechten Maasufer. Die ſchlechten Zufahrtswege
waren für die deutſchen Vorbereitungen von großem Nachteil,
und wenn man heute die furchtbaren Anſtrengungen und
Er=
folge der deutſchen Truppen rückblickend betrachtet, ſo hält man
die Leiſtungen für kaum glaublich. Unter ſchwerſtem feindlichem
Feuer gewannen die Unſeren Schritt für Schritt Terrain, das
unter zähem Widerſtand von dem Gegner geräumt wurde,
nach=
dem tagelanges Artilleriefeuer die feierlichen Stellungen faſt
eingeebnet hatte. Ungeheuer waren die Kämpfe bis zum Fall
von Fort Vaux und Fort Douaumont, ungeheuer die Kämpfe,
aber auch die Verluſte. Gleich ſchwer war das Ringen am Toten
Mann, auf Höhe 304, alle Waffengattungen, ohne Unterſchied,
lei=
ſteten an dieſen Schickſalstagen Uebermenſchliches. Redner
ver=
ſtand es, all die Phaſen dieſes Ringens in Erinnerung
zurückzu=
rufen. Bilder von den zerſtörten Häuſern, Ortſchaften, von
ver=
nichteten Menſchen und Material unterſtrichen das geſprochene
Wort. Beſonders zeigte er auch die Stellungen, in denen die
heſſiſchen Regimenter ſtanden, und behandelte im zweiten Teile
nochmals eingehend die Kampfhandlungen auf dem linken
Mags=
ufer. Zum Schluſſe wurden noch einige Gefallenendenkmäler und
Ehrenfriedhöfe in Feindesland gezeigt.
Die Ausführungen hinterließen einen nachhaltigen Eindruck
ſowohl bei denen, die vor Verdun im Kampf ſtanden, als auch
bei der jüngeren Generation.
Bei Unbehagen
und Schmerzen.
Das beuährte Sfandandphanotat
und unschädliche Hausmittel.
in allen Apotheken erhältlich zum Preise von
RMd. 0.89, 1.30, 1.88. Nur echt mit dem
Namens-
rug Aarndten auf jeder Packung
Sonntag, 22. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 22 — Seite 7
Gefahren durch unſere Lieblinge aus dem Tierreich?‟
Mikkel zur Verhinderung von Tierkrankheiken. — Geringe Gefahren für Krankheitsüberkragung.
benutzt, um in dieſem Tiere ſein Larvenſtadium durchzumachen,
und ſich dann erſt im Menſchen zum richtigen Bandwurm zu ent=
Hund and Kute and anfere Gelansheit wickeln, ſo macht der Echinokokkusbandwurm, des Hundes im
Von Dr. Arnold Hahn.
Erſchrecken Sie nicht, meine Gnädigſte, wenn hier ein wenig
von en Gefahren geſprochen werden ſoll, die von unſeren
ge=
liebten Hausgenoſſen aus dem Tierreich ausgehen
(das iſt ſo gemeint, wie es geſagt iſt, und bezieht ſich nicht auf
„Eſel” oder „Kamele‟). Dieſe Gefahren ſind, wenn Sie ſich
rich=
tig verhalten, ganz gering, ja ſelbſt wenn Sie ſich nicht ſo ganz
richtig verhalten, ſind die Gefahren noch immer nicht groß. Wenn
dem nicht ſo wäre, dann hätte das Halten von Lieblingstieren
nicht ſo große Ausmaße annehmen können.
Man hört ſehr oft, daß durch Hunde Würmer übertragen
werden. Das heißt, man hört ſehr oft die Warnung vor dieſer
Tatſache. In Wirklichkeit wird durch einen Hund, der
entſpre=
chend rein gehalten wird, kaum ein Wurm übertragen werden.
Man wird ſchon gleich, wenn der Hund ſeinen Einzug ins Haus
hält, dafür ſorgen, daß er dies möglichſt wurmfrei tut. Alſo man
nimmt eine Wurmkur auf jeden Fall mit ihm vor. Es gibt
da=
für eine ganze Menge guter und bequem erreichbarer Mittel, die
jeder Apotheker vorrätig hält. Solange der Hund dieſe Kur
durchmacht, ſoll er in einer Art von Quarantäne gehalten
werden. Erſt dann, wenn er frei von jedem Verdachte iſt, wird
er richtig in die häusliche Gemeinſchaft aufgenommen. Es wird
aber gut ſein, dieſe prophylaktiſche Wurmkur ein= oder zweimal
im Jahre zu wiederholen, denn ſchließlich iſt eine
Hunde=
ſchnauze überall!
Die Tiertoilette.
Ein beſonders wichtiges Mittel zur Verhinderung von
Tier=
krankheiten und ihrer Uebertragung auf den Menſchen iſt die
Körperpflege des Lieblings. Sie ſpielt auch eine überaus große
Rolle bei der Prophylaxe gegen die ſo gefürchteten
Hundewür=
mer. Wer ſen Tier lieb hat, der wird es nicht bloß aus
Schön=
heitsgründen täglich bürſten und kämmen. Das gilt von
Hunden und Katzen. Er wird auch darauf achten, daß das Tier
jede Woche im Bad bekommt, wobei mit Seife nicht geſpart
werden darf. Auf dieſe Weiſe verhindert man mit größter
Wahr=
ſcheinlichkeit ſe Entſtehung der Räude, aber auch die
anſtecken=
der Hautkranſeiten, etwa von Flechten oder gar des Grindes.
Das Wichtigſ aber iſt, daß dabei auch das kleine Ungeziefer
ent=
fernt wird, enn dieſes kleine Ungeziefer iſt es gerade, das bei
der Uebertraung der Würmer auf den Menſchen eine beſondere
Rolle ſpielt.
Der Hudefloh. von dem es wohl mit Unrecht heißt, daß
er heute beinns ausgeſtorben iſt aber auch der Menſchenfloh
ſpielt nämlie den ſogenannten „Zwiſchenwirt” bei der
Ueber=
tragung 2s Hundebandwurms auf den Menſchen.
Legt man ag durch peinlichſte Reinlichkeit dieſen „Kuppler
wider Wille' das Handwerk, ſo iſt man ſchon recht ſicher vor
einer Ueberngung des Bandwurms. Anders ſteht es freilich
mit den Ecknokokkenbandwürmern der Hunde. Denn
wie der mechliche Bandwurm, das Schwein als Zwiſchenwirt
Menſchen das Larvenſtadium durch. Zum Troſte
be=
ſorgter Gemüter ſei geſagt, daß dieſer gefährlichere Echinokokken=
Hundebandwurm in der Großſtadt faſt gar nicht vorkommt. Auch
Katzen haben ihre Bandwürmer, und auch für ihre Pflege gilt
das vom Hunde Geſagte. Man kann ſie ſogar, wenn einem ihre
angeborene Reinlichkeit nicht genügt, auch baden.
enchicen Sicdeinrn in ſc Der Fc e en ceil.
Darum ſoll man, wenn es Haſenbraten gibt, die rohen Innereien
dem Hunde nicht geben.
Ueberempfindlichkeit.
Manche Menſchen vertragen nicht die Haare von Haustieren.
Die einen nicht die des Hundes, die anderen nicht die der Katze,
Sie haben eine ſogenannte „Allergie” gegen Katzen= oder
Hunde=
haare. Das kann ſich in Hautausſchlägen Kopfſchmerzen uſw
zeigen, am ſchlimmſten aber in Form des Bronchialaſthmas. Auch
hier wird durch ſtrengſte Reinhaltung der Tiere vieles zu
ver=
meiden ſein. Allerdings wird bei größter Ueberempfindlichkeit
nichts anderes übrig bleiben, als ſich von ſeinem geliebten
Haus=
gefährten, der Leiden bringt, ohne es zu wiſſen und zu wollen,
zu trennen.
Hund im Bett.
Kleine Hunde und Katzen lernen bald die Annehmlichkeiten
eines warmen Bettes ſchätzen. Und die Annehmlichkeit, ein von
Herrchen oder Frauchen vorgewärmtes Bett mit dieſen zu teilen.
Nur wenn ſie gebadet, gepflegt und betreut ſind wie eine
mor=
genländiſche Prinzeſſin, die ins Brautgemach geführt wird, kann
man viellei
Aus Heſſen.
Tollwut.
Die Tollwut iſt dank der ſtaatlichen Maßnahmen in
Deutſch=
land eine überaus ſeltene Krankheit geworden. Bei der „ſtillen
Wut” werden die Tiere melancholiſch, hören nicht auf den Herrn
und freſſen die abſonderlichſten Dinge. Gefährlicher jedoch iſt die
„raſende Wut” bei der die geifernden Tiere alles beißen, was
ihnen in den Weg kommt. Der Speichel des Hundes enthält einen
Giftſtoff. So iſt ſchon die kleinſte Wunde, die mit dieſem
Spei=
chel in Berührung kommt, infiziert. Es erübrigt ſich, hier die
fürchterlichen Erſcheinungen der Tollwut beim Menſchen zu
ſchil=
dern, ſchon aus dem Grunde, weil erſtens die Tollwut ſehr ſelten
geworden iſt, zweitens, weil es mit Hilfe des Paſteurſchen
Toll=
wutimpfſtoffes möglich iſt, jede Krankheit dieſer Art
an ihrem Ausbruch zu verhindern. Ob ein Hund tollwütig war,
ergibt das mikroſkopiſche Bild ſeines Gehirns, weshalb man in
verdächtigen Fällen den Kopf des getöteten Hundes an die
ent=
ſprechende Unterſuchungsſtelle ſofort einſchickt. Von ihr wird dann
auch der Impfſtoff geliefert.
Auden Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele.
Ein ner Tom Mix! Und zwar ein ſehr guter. Im
Prinzip undn Vorwurf und Ausbau der Handlung bleiben dieſe
Amerikanerch ja immer gleich. Immer iſt Tom Mix, dieſer
unerreichte Gboy, dieſer fabelhafte Reiter und Boxer, der
Feind und Bimpfer von irgendwelchen Banditen oder
Räuber=
banden in Ad=Weſt. Und immer bleibt er Sieger, und immer
erringt er zu Schluß die Braut, die er errettete. Das Geſicht
dieſer „Brau wechſelt manchmal, aber meiſt iſt es ein herzlich
unbedeutende Püppchen. Nur: Reiten muß es auch können,
ſonſt paßt diBraut nicht zu Tom Mix! — Immer aber auch
kann man ſe; Freude haben an der Fülle der ſo ungemein echt
ausſehenden itzbubentypen, an denen Amerika ja keinen Mangel
hat, und an n tollen Ritten über Stock und Stein, über Berge
und Felſen y durch Waſſer, an den ungeheuren Schießereien;
bei denen nieetroffen wird, oder doch nur höchſt ſelten, und an
den erfriſchem Boxereien. Am meiſten aber muß man immer
wieder den ueheuren Aufwand an Material und Menſchen und
— Im Um=Theater läuft immer noch mit unvermindertem
Erfolg der gre Ufa=Tonfilm des Jahres „F. P. 1 antwortet
nicht” mit Ha Albers. Sybille Schmitz, Paul Hartmann. Peter
Lorre u. v. a. 5ybille Schmitz, die bis vor kurzem am Heſſiſchen
Landestheater itig war, hat ſich mit dieſem Film als raſſige,
mondäne, ſporche Frau die Herzen des Publikums im Sturm
erobert. Die onntagvorſtellungen beginnen um 2. 4. 6 und
8,20 Uhr. Nmittags Jugendvorſtellung, Einlaß 1.30 Uhr.
— Die He=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
Lil Dagover u Hans Rehmann in, dem neuen ſpannenden
Ton=
film „Abenteu des Thea Roland”.
Helia=”n=Morgenfeier. Im Rahmen einer der
belieb=
ten Film=Monfeiern läuft in den Helia=Lichtſpielen heute
vormittag 11. UUhr zum erſten Male der hervorragende Ufa=
Kulturfilm „Amnen und Pyramiden”, ein Film von Land und
Leuten in Aegten.
— Reſi=Tſter. Nur noch heute ſehen wir das luſtige
Liebesabenteueines als Kadetten verkleideten Mädels „
Liebes=
kommando” mDolly Haas und Guſtav Fröhlich. Dazu das
beliebte, gute eiprogramm. Mittags Jugendvorſtellung. Ab
Montag der Hütternde Kriegsfilm „Hölzerne Kreuze‟. (
Jen=
ſeits der deuten Gräben).
— Orpheu Heute Sonntag 2 Vorſtellungen. Nachmittags
3.30 Uhr Märnvorſtellung „Hänſel und Gretel”, für alle
Kin=
der ein freudi Ereignis. Abends 8.15 Uhr „Luſtiger Varieté=
Abend”, eine rie vielſeitiger Künſte der heiteren Schaubühne.
Karten: Kiosm Verkehrsbüro von 9—1 Uhr. Kiosk am
Pa=
radeplatz von 7 Uhr ſowie Orpheumskaſſe ab 11 Uhr
vor=
mittags, telepliſch 389.
Aerztlichevonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilferforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu
rufen. Wenn ſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 22. Janu 1933, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
be=
reit: Dr. medßerger. Wilhelminenſtraße 5. Telephon 187;
Dr. med. Beret, Wittmannſtraße 7. Telephon 2175; Dr. med.
Stern I. Weelſtadtſtraße 5, Telephon 1260.
Sonntags=id Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts von
Samstag, 21. nuar, abends, bis Samstag, 28. Januar, früh:
die Apotheſam Juſtizpalaſt, Bismarckſtr. 9, und die
Einhornapfheke, Kirchſtraße 10½,
Drei Alpenſkikurſe, führt der Skiklub Darmſtadt=
Odenwald in ſicheren Schneelagen, unter bewährter Führung,
im Februar und März durch. Anmeldung und Näheres im
Sport=
haus Adelmann und bei Sportkolb. (Siehe auch heutige
An=
zeige.)
Aus den Parkeien.
Arheilgen, 21. Jan. Am Dienstag, den 24. Jan., abends,
veranſtaltet die Reitergruppe des Junglandbundes Arheilgen im
Gaſthaus „Zur Sonne” einen Vortragsabend, in der der
Tierzucht=
referent der Landwirtſchaftskammer, Herr, Dr. Dencker=
Darm=
ſtadt, über die „Maßnahmen der landwirtſchaftlichen
Pferdefütte=
rung und =pflege” ſprechen wird. Zu dieſem Vortrag ſind nicht
nur die Reiter und Freunde des Reitſports, ſondern
insbeſon=
dere auch alle Landwirte von Arheilgen und Umgebung
freund=
lichſt eingeladen.
Dg. Arheilgen, 21. Jan. Hohes Alter. Am kommenden
Montag begeht Herr Jakob Haas, Kleine Felchesgaſſe 18, ſeinen
78. Geburtstag.
G. Ober=Ramſtadt, 22. Jan. Holzverſteigerung. Am
Dienstag, den 24. Januar, vormittags 9 Uhr, findet im
Schützen=
hof” (Schulz) in Ober=Ramſtadt eine Verſteigerung von Nutz= und
Brennholz aus dem Gemeindewald (Forſtort Finſterhöllenberg)
ſtatt. Näheres ſiehe Anzeige in heutiger Nummer des Darmſtädter
Tagblattes. Hohes Alter. Am 24. ds. Mts. vollendet
Frau Peter Mink 4. Wwe., Lichtenbergſtraße 10 wohnhaft, ihr
83. Lebensjahr.
G. Ober=Ramſtadt, 16 Jan. StraßenbauOber=
Ram=
ſtadt—Rohrbach. Die Arbeiten für den im Herbſt letzten
Jahres in Angriff genommenen Straßenneubau Ober=
Ram=
ſtadt—Rohrbach mußten des eingetretenen Froſtes wegen erneut
eingeſtellt werden. Immerhin ſind die Grundarbeiten auf der
ganzen Strecke ſchon ſoweit vorgeſchritten, daß bei Eintritt
froſt=
freien Wetters der Unterbau bald fertiggeſtellt ſein, wird und
dann mit dem Eindecken begonnen werden kann, ſo daß die neue
Straße wohl im Frühjahr dieſes Jahres dem öffentlichen Verkehr
übergeben werden kann.
f. Roßdorf, 21. Jan Feldbereinigung. Die
Vollzugs=
kommiſſion hat die Entwürfe über die Drainierung von
Grund=
ſtücken genehmigt und die alsbaldige Ausführung beſchloſſen. Die
Ausführung ſoll als Notſtandsarbeit unter Bezuſchuſſung durch
Grundförderung erfolgen. Das Drainageprojekt liegt bis
ein=
ſchließlich 3. Februar auf der Bürgermeiſterei offen.
Gundernhauſen, 21. Jan Heute feierte Herr
Altbürger=
meiſter Schütz ſeinen 75. Geburtstag bei noch ziemlich guter
Ge=
ſundheit. Vor 5 Jahren trat er nach 30jähriger Tätigkeit als
Bürgermeiſter in den wohlverdienten Ruheſtand. Bis heute noch
führt er mit großem Weitblick die hieſige Spar= und
Darlehns=
kaſſe als Rechner.
4n. Groß=Zimmern, 21. Jan. Unglücksfall im Walde.
Geſtern vormittag gegen 11 Uhr ereignete ſich im hieſigen
Ge=
meindewald ein, ſchwerer Unglücksfall. Der Landwirt Auguſt
Zachais, der auf ſeinem mit 2 Rm. Holz beladenen Wagen ſaß,
rutſchte aus und fiel unter den Wagen, der ihm über die Bruſt
ging. Man holte ſofort ärztliche Hilfe an die Unglücksſtätte. Ein
Arzt aus Groß=Zimmern ſtellte innere Verletzungen feſt und
ord=
nete die Ueberführung in ein Krankenhaus an.
EPH. Groß=Zimmern, 19. Jan. Wie wir bereits berichteten,
wird von Donnerstag, den 26. Januar, an Herr Dr. jur. Berg
aus Neuſtrelitz hier eine Evangeliſation halten. Er wird am 26.
über „Verlobung und Ehe”, am 27. über „Karl Marx und
Chri=
ſtus (mit freier Diskuſſion), am 28. über „Warum iſt ſo viel Krieg
und Elend auf der Welt?” (mit Diskuſſion), am 29. über „Die
kommende Weltkataſtrophe” am 31. über „Leben die Toten?” am
— Deutſche Volkspartei, Frauengruppe. Am
kommenden Mittwoch, den 25. Januar, findet abends um 8 Uhr,
im Alpenzimmer bei Sitte, Karlsſtraße ein Lichtbildervortrag
von Frl. Maria Birnbaum, Gießen, über das Thema „
Aus=
ſchnitte aus dem Kampf Deutſchlands um ſein
Deutſchtum” ſtatt. Alle unſere Freundinnen ſind herzlichſt
eingeladen.
Lokale Veranſtalkungen.
Ole hlerunter erſcheinenden Notizen ſind aueſchließlich als Hinweiſe auf Anzeig
in teinem Falle irgendwie ale Beſprechunu oder Krti.
zu betrachten,
— Künſtler=Konzert findet heute, wie jeden
Sonn=
tag abend, im Reſtaurant Sitte, Karlsſtraße, ſtatt. (Siehe
Anzeige.)
Vereinskalender.
— Sprachperein. Wir empfehlen den am Sonntagabend
Grafenſtraße 20 ſtattfindenden Lichtbildervortrag, in welchem der
Oſtbund das Schickſal der Oſtmark als unſer Geſamtſchickſal
aufzeigen wird.
Tageskalender für Sonntag, den 22. Januar 1933.
Helia=Lichtſpiele, vorm. 11 15 Uhr: „Palmen und Pyramiden”
Union=Theater: „F. P. 1 antwortet n
Helia=
Licht=
ſpiele: „Das Abenteuer der
Rolan
Palaſt=
Licht=
ſpiele: „Eine Minute vor Zwölf”. — Reſidenz=Theater: „
Lie=
beskommando”. — Orpheum. 15.30 Uhr: „Hänſel und Gretel”:
20.15 Uhr: Luſt. Varieté=Abend. — Konzerte: Café Ernſt=
Ludwig, Reichshof, Reſt. Bender, Bahnhofshotel, Hotel=Reſt.
Poſt, Alte Poſt Schillereck Sportkaffee am Böllenfalltor
Häfer=
kaſten, Bürgerhof, Waldſchlößchen, Rummelbräu. Café Jöſt,
Reſtaurant Sitte. Karlsſtraße.
Wochenſpielplan des Mainzer Skadttheakers
für die Zeit vom 21. bis 29. Januar 1933.
Sonntag, den 22 Januar. Anfang 15.30 Uhr, Ende gegen 18.30
Uhr. „Die Macht des Schickſals”.
Sonntag, den 22. Januar. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 22.30 Uhr.
„Hurra, ein Junge‟.
Montag, den 23. Januar. Anfang 19.30 Uhr Ende gegen 21.30
Uhr. „Robinſonſollnicht ſterben”.
Dienstag, den 24. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.15
Uhr. „Der Templer und die Jüdin”
Mittwoch, den 25. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30
Uhr. „Hamlet, Prinz von Dänemark”.
Donnerstag, den 26. Januar. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 22 Uhr.
„Robinſon ſoll nicht ſterben”
Freitag, den 27. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30
Uhr. „Margarete” (Fauſt).
Samstag, den 28. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30
Uhr. „Hamlet, Prinz von Dänemark”.
Sonntag, den 29. Januar. Anfang 15 Uhr, Ende gegen 17 Uhr.
„Dornröschen”.
Sonntag, den 29 Januar. Anfang 19.30 Uhr. Ende etwa 22.15
Uhr. „Der Templer und die Jüdin”
In Worms, 20 Uhr: „Hurra, ein Junge‟.
1. Februar über „Lohnt ſich’s, zu beten?”, am 2. über „Im Kampf
mit Chriſtus”, am 3. über „Der Weg zum Frieden” ſprechen. Die
Vorträge ſind jeweils 8 Uhr bei freiem Eintritt in der Regel in
in der Kirche, die Diskuſſionsabende finden im Saal „Zur Linde‟
ſtatt.
Cp. Dieburg. 21. Jan. Kind tödlich verbrüht. Das
3½ Jahre alte Söhnchen Heini der Familie H. Wolf fiel beim
Spiel mit anderen Kindern in einen Keſſel voll kochenden
Waſſers. Es erlitt dabei ſo ſchwere Brandwunden, daß es nach
qualvollem Leiden ſtarb.
F. Kirch=Beerfurth i. O., 21. Jan. Hohes Alter. Herr
Peter Heiſt, Rechner des Waſſerverbandes, feierte geſtern
ſei=
nen 80. Geburtstag. Der Jubilar erfreut ſich ſeltener
körper=
licher und geiſtiger Rüſtigkeit und führt heute noch ſein Amt
zu jedermanns Zufriedenheit aus. Der Jungfrauenbund brachte
dem Jubilar am Abend ein Ständchen.
Bk. Schaafheim, 21. Jan. Einbruchsdiebſtahl in
einer Jagdhütte. Dieſer Tage wurde in das Jagdhaus des
Herrn Stützel eingebrochen und Bettwerk und andere diverſe
Ge=
genſtände geſtohlen. Unterſuchung iſt eingeleitet.
Aa. Heſſelbach i. O., 21. Jan. Pfarrer Nicolai
ge=
ſtorben. Nach ſchwerem Leiden iſt der hieſige katholiſche Orts=
pfarrer Karl Nicolai im Alter von 58 Jahren im St. Vincenz=
Krankenhaus zu Hanau geſtorben. Pfarrer Nicolai war in Ober=
Mörlen geboren.
Dk. Waldmichelbach, 20. Jan. Eine Neunzigjährige.
Heute beging Frau Marie Jöſt, geb. Dörſam, im Ortsteil
Stal=
lenkandel in bewundernswerter geiſtiger und körperlicher Friſche
ihren 90. Geburtstag. Sie wurde im Jahre 1843 in Lörzenbach
im Odenwald geboren. Die Jubilarin macht ſich heute noch im
Haushalt nützlich und verrichtet leichtere Hausarbeiten.
Ae. Hammelbach, 19. Jan. Geſangverein „Germania”
— Generalverſammlung. Der 1. Vorſitzende Johann
Valentin Keil begrüßte die zahlreich erſchienenen aktiven und
paſ=
ſiven Mitglieder und erſtattete den Jahresbericht. Vor Eintritt
in die Tagesordnung wurde der verſtorbenen Mitglieder des
Ver=
eins durch Erheben von den Sitzen gedacht. Trotz der ſchwierigen
Zeiten konnte feſtgeſtellt werden, daß das Vereinsvermögen in
ſei=
nem Beſtand erhalten blieb. Beſchloſſen wurde folgendes: für
Faſtnachtsſonntag eine Operette zum „Weißen Rößl” und
Faſt=
nachtsdienstag ein Maskenball. Anſchließend an den
geſchäft=
lichen Teil wurde unter Abſingen von Liedern der gemütliche Teil
zu einem ſchönen Zuſammenſein geſtaltet. — Militär= und
Veteranenverein — Generalverſammlung. Nach
Ehrung der Toten des vergangenen Jahres und der gefallenen
Mitglieder des Vereins durch Erheben von den Sitzen begrüßte
der 1. Vorſitzende Lorenz Riebel 1. die Kameraden nebſt der
Schützenabteilung. Er erſtattete den Jahresbericht, der gutgeheißen
wurde, ebenſo der Rechenſchaftsbericht. Der 1. Vorſitzende beſprach
noch die vorgeſehenen Vereinsfeſtlichkeiten, worauf eine
Bericht=
erſtattung durch den Vorſitzenden der Schützenabteilung, Herrn
Wachtmeiſter Schmidt, erfolgte. Da e im Auguſt ds. Js. 50 Jahre
ſind, ſeitdem das Kriegerdenkmal für die Gefallenen 1870/71
er=
richtet iſt, ſoll eine kleine Feier ſtattfinden.
e. Bad Wimpfen, 21. Jan. Todesfall. In einer der
letzten Nächte ſtarb an einem Herzſchlag Stadtrechner im
Ruhe=
ſtand Peter Gillmann im Alter von 73 Jahren. Der Verſtorbene
bekleidete das Amt eines Stadtrechners in Bad Wimpfen vom
1. März 1890 bis 1. Dezember 1925.
— Gernsheim, 21. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 20. Januar — 1,28 Meter am 21. Januar — 1.30 Meter.
— Hirſchhorn, 21. Jan Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 20. Januar 1,53 Meter, am 21. Januar 1,51 Meter.
P Raunheim, 19. Jan. Im Wege des Freiwilligen
Arbeits=
dienſtes ſollen die alten Sand= und Kiesgruben an der Landſtraße
planiert und zu einem Spiel= und Sportplatz für die Schuljugend
hergeſtellt werden. — Der Brieftaubenklub Raunheim,
Mit=
glied des Mittelrheiniſchen Brieftaubenreiſeverbandes Mainz,
er=
rang bei den neun Preisflügen des genannten Verbandes mit
397 Tauben 115 Preiſe. Er wird ſich in dieſem Jahre auch an den
großen Brieftauben=Nationalwettflügen beteiligen.
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Seite 8 — Nr. 22
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 22. Januar 1933
Verſicherten=Betreuung in Heſſen.
Täligkeitsbericht des größten hefſiſchen ſozialen Inſtituks für das Jahr 1932.
Geſchäftsergebniſſe
der Landesverſicherungsanſtalk.
Die Geſchäftsergebniſſe der Landesverſicherungsanſtalt
Heſſen ſtehen für 1932 noch nicht endgültig feſt. Wir ſind aber
doch ſchon in der Lage, einen kurzen Bericht über die Tätigkeit
des größten ſozialen Inſtitutes in Heſſen zu geben.
Im Laufe des Jahres 1932 gingen bei der
Verſiche=
rungsanſtalt 247 881 Quittungskarten ein. Dieſe Zahl kommt
ungefähr der Anzahl der Verſicherten gleich.
Die Kontrolle der Beitragsleiſtung erſtreckte ſich im Jahre
1932 auf 42 949 Haushaltungen und Betriebe in zuſammen 1670
Orten. Hierbei wurden 143 372 Quittungskarten kontrolliert. Die
Zahl der Verſicherten, für die Beiträge nicht oder nicht genügend
verwendet wurden, betrug 12 239. Durch die Kontrolle wurden
Beitragsmarken im Werte von 158 564,90 RM. abgeſetzt. Zur
Verſicherung wurden 442 Perſonen neu herangezogen.
Ordnungs=
ſtrafen ſind in 638 Fällen verhängt worden. In 88 Fällen wurde
Strafanzeige bei der Staatsanwaltſchaft erhoben. Die für dieſe
Vergehen vom Gericht ausgeſprochene höchſte Geldſtrafe betrug
580 RM. Anträge auf Leiſtung des Offenbarungseides wurden
in 194 Fällen geſtellt.
Im Jahre 1932 waren 9984 Rentenanträge zu bearbeiten.
Von dieſen hatten 6242 Erfolg. Zur Ablehnung kamen 1426
An=
träge und auf andere Weiſe wurden 883 Anträge erledigt.
Ins=
geſamt wurden ſonach erledigt 8551 Anträge — 85,65 Prozent.
Unerledigt blieben 1433. Die Geſamtzahl der am 31. Dezember
1932 laufenden Einzelrenten betrug 66 711. Der Rentenbeſtand
hat ſich gegenüber dem Jahre 1931 um 1051 vermindert. Bei einer
Zahl von 250 000 Verſicherten kommen demnach auf 3.7 Verſicherte
ein Rentenempfänger. Für 8256 Kinder wurde der
Kinderzu=
ſchuß gewährt. Entzogen wurden gemäß § 1304 der
Reichsver=
ſicherungsordnung 552 Renten. Die durch die
Reichsnotverord=
nung vom 14. 6. 1932 eingeführte Kürzung der Renten aus der
Invalidenverſicherung betrug bei den am 1. 7. 1932 laufenden
In=
validen=, Alters= und Krankenrenten 6.— RM., Witwenrenten
5.— RM. und Waiſenrenten 4.— RM pro Waiſe monatlich. Der
Grundbetrag bei den nach dem 30. 6. 1932 beantragten und
be=
willigten Renten beträgt nach der erwähnten Notverordnung nur
noch 84.— RM. gegenüber 168.— RM. vorher. Die Höhe des
Kinderzuſchuſſes iſt bei dieſen Renten von 120.— RM. auf 90.—
RM. feſtgeſetzt worden.
Der Steigerungsbetrag, aus der Invalidenverſicherung wird
nach der erwähnten Notverordnung den Wanderverſicherten, die
die Leiſtungen aus der Angeſtelltenverſicherung erhalten, nur noch
dann gewährt, wenn die Leiſtungsvorausſetzungen aus der
In=
validenverſicherung erfüllt ſind und nur inſoweit, als der
monat=
liche Steigerungsſatz den Betrag von 5.— RM. überſteigt.
Der Geſamtbetrag an Renten, der an die Rentenempfänger
der Anſtalt im Jahre 1932 zur Auszahlung kam. betrug
ſchätzungs=
weiſe 23½ Millionen Mark. Die genaue Abrechnung liegt noch
nicht vor.
Das Heilverfahren wurde im Jahre 1932 im großen und
ganzen unter den gleichen Vorausſetzungen wie im Jahr zuvor
durchgeführt. Die Fürſorge für Tuberkulöſe und Geſchlechtskranke
wurde ohne Einſchränkung übernommen.
Es wurden durchgeführt: 317 Kuren in Lungenheilanſtalten,
256 Kuren in Bädern, Krankenhäuſern uſw.. 95 Heilverfahren für
Geſchlechtskranke.
Außerdem wurden in 856 Fällen Zuſchüſſe zu den Koſten
künſtlicher Gebiſſe bewilligt.
Auch im Berichtsjahr wurde beobachtet, daß bei dem
Tuber=
kuloſeheilverfahren die Erkrankungen ſchwerer auftreten und
in=
folgedeſſen die Durchführung des Heilverfahrens längere Zeit in
Anſpruch nimmt als früher. Das chirurgiſche Heilverfahren,
ins=
beſondere die Anlegung eines künſtlichen Pneumothorax, hat ſich
gut bewährt und wird deshalb in allen geeigneten Fällen
ange=
wendet.
Die Invalidenheimpflege für offen tuberkulöſe Verſicherte
wurde in 81 Fällen bei 58 Männern und 23 Frauen durchgeführt.
Für Nichtverſicherte und Angehörige von Verſicherten ſind
im Berichtsjahre 782 Anträge eingegangen. Dabei handelt es ſich
bei den Erwachſenen; um Tuberkuloſe in 224 Fällen, um andere
Krankheiten (einſchl. Krüppelfürſorge und Fürſorge für Ge=
ſchlechtskranke) in 157 Fällen, um Invalidenheimpflege für
Nicht=
verſicherte in 45 Fällen.
Die Fürſorge für Kinder wurde in gleichem Rahmen wie im
Vorjahr durchgeführt. Es entfallen: auf Tuberkuloſe 102 Kinder,
auf andere Krankheiten 254 Kinder.”
In den meiſten Fällen wurden Zuſchüſſe zu den Koſten der
Kuren in Heilſtätten. Krankenhäuſern und Kliniken und zu den
Koſten der Beſchaffung von orthopädiſchen Apparaten geleiſtet.
Ferner hat die Landesverſicherungsanſtalt, wie in den
Vor=
jahren, die Einrichtungen, die der Geſundheitsfürſorge dienen,
durch erhebliche Zuwendungen gefördert. Insbeſondere wurden
29 Tuberkuloſefürſorgeſtellen, die über das ganze Land verteilt
ſind. mit Geldmitteln unterſtützt. Von der
Landesverſicherungs=
anſtalt durch Beiträge unterhaltene Beratungsſtellen für
Ge=
ſchlechtskranke ſind 8. Beratungs= und Fürſorgeſtellen für
Krüp=
pel 5 vorhanden. Der Aufwand für ſämtliche Fürſorge= und
Be=
ratungsſtellen betrug rund 52 000 RM.
Die Heſſiſche Wanderausſtellung für Geſundheitspfleoe und
ſoziale Fürſorge hat ihre Aufklärungsarbeit fortgeſetzt und
nun=
mehr faſt ganz Heſſen bereiſt. Im Laufe des Jahres 1932 wurde
ſie in 16 Landgemeinden, der Provinz Oberheſſen und in der
Stadt Gießen gezeigt. In allen Ausſtellungsorten wurden über
die verſchiedenen Gebiete der Volksgeſundheit Vorträge gehalten.
Die Veranſtaltungen waren meiſt überfüllt und fanden großes
Intereſſe. Für die Schüler wurden in allen Ausſtellungsorten
Führungen durch die Ausſtellung vorgenommen, ferner in den
benachbarten Gemeinden Vorträge über die Erhaltung der
Ge=
ſundheit für die Schulkinder gehalten. Unter Mitwirkung der
Ausſtellungsleitung ſind im Laufe des Jahres 1932 im ganzen
Lande Heſſen zahlreiche Vorträge über die Hyaiene durch Aerzte,
Fürſorgerinnen uſw. veranſtaltet worden. Die Nachfrage nach
der=
artigen Aufklärungsvorträgen iſt ſo groß, daß ſie im Berichtsjahr
nicht ſämtlich zur Durchführung kommen konnten.
An Koſten für das Heilverfahren ſowie für die vorbeugende
Fürſorge hat die Landesverſicherungsanſtalt im Jahre 1932 rund
540 000 RM. aufgewendet.
Schon aus dieſem kurzen Berichte wird die umfaſſende und
erfolgreiche Tätigkeit der Verſicherungsanſtalt für ihre
Verſicher=
ten, deren Angehörige und für die Volksgeſundheit hervorgehen.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 21. Jan. VDA., Akademiſche
Orts=
gruppe Mainz. Am Montag, den 23. ds. Mts., 20.15 Uhr,
findet im großen Saal der „Stadt Mainz” der zweite volksdeutſche
Abend ſtatt mit dem Thema „Der Odenwald”, Kurze
Licht=
bildvorträge zeigen den Odenwald in ſeiner landſchaftlichen
Schön=
heit und als Hüter alter Kulturüberlieferungen. Dichtungen von
Karillon und eine Szene aus Niebergalls „Datterich” werden
vor=
getragen. Eintritt frei. Im Rahmen der großen Kundgebung
„Danzig bleibt deutſch” veranſtaltet die akademiſche Ortsgruppe
eine Ausſtellung Danziger Bilder im Foyer des Ufa=Palaſtes, die
in den nächſten Tagen eröffnet wird. Die Bilder ſind vom
Deut=
ſchen Auslands=Inſtitut in Stuttgart zur Verfügung geſtellt.
Veruntreuungen bei der Bekleidungsſtelle der
Reichsbahndirektion Mainz. Bei der Bekleidungsſtelle
der Mainzer Reichsbahndirektion, wurde ein Fehlbetrag von
13 000 RM. konſtatiert. Der Kaſſierer, ein hieſiger Reichsbahn=
Inſpektor, wurde vorläufig ſeines Kaſſiererpoſtens enthoben. Er
behauptete bei ſeiner Vernehmung, daß die Fehlſumme auf Konto
ſeines verſtorbenen Vorgängers zu ſetzen ſei und beſtreitet jede
Schuld. Die Reichsbahndirektion iſt mit der Aufklärung der Sache
beſchäftigt. — Arbeiter=Entlaſſungen bei der Stadt
Mainz. Nachdem die im November vorigen Jahres
vorgeſehe=
nen Kündigungen von etwa 200 ſtädtiſchen Arbeitern durch
Ver=
kürzung der Arbeitszeit aufgehalten werden konnten, ſind nunmehr
aus Erſparnismaßnahmen erneut eine Reihe Kundigungen
er=
folgt. Im ganzen ſollen rund 60 Arbeiter entlaſſen werden. Die
chriſtlichen Gewerkſchaften haben bei der Stadtverwaltung gegen
die beabſichtigten Kündigungen proteſtiert.
Ab. Worms a. Rh., 20. Jan. Wormſer Sportler
tödlich verunglückt. Nachts wurde auf der Landſtraße
Worms—Herrnsheim der 21jährige Fritz Schelle aus Worms
be=
wußtlos aufgefunden und von einem des Weges kommenden
Kraftfahrer ins Städt. Krankenhaus Worms gebracht. Dort iſt
der junge Mann den ſchweren Verletzungen erlegen. Offenbar
iſt Schelle, der ein bekanntes Mitglied der Hockeyabteilung der
Turngemeinde 1846 Worms war, mit ſeinem Motorrad geſtürzt.
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Mit der Unvollkommenheit zu ringen iſt das
Los des Menſchen, iſt ſein Wert und nicht der
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Mangel bloß.
Nicht von den Rollbahn=Menſchen, ſondern von den
fröhlich=
tapferen Wegetretern kommt die Erlöſung.
Die Zunahme der Rollbahn=Menſchen, das ſind die, die ſich
von dem jeweiligen Tages=Mechanismus willenlos weitertragen
laſſen, bedeutet ein Verhängnis für ein Volk.
Die Menſchen auf den Treppenbahnen der großen
Waren=
häuſern ſind mir wie immer ein Gleichnis der Zeit.
Ein wenig balancieren, und man kommt ſchon dahin, wohin
man will!
Annäherung an die Vollkommenheit in den Dingen der
Ziviliſation und immer größere Entfernung von den Dingen
der Kultur und des echten Menſchenweſens! Das iſt das Bild
der Gegenwart.
Wozu ringen? Wozu? Auch in der Welt des Innern? Die
Rollbahn wartet überall. Man kann ſogar die Augen ſchließen.
Man könnte ſogar ſchlafen. Und es geht doch weiter ..
Zuweilen iſt es einem auf ſolch einer Treppenbahn, als gäbe
es gar keinen Sturm der Unvollkommenheiten in der Welt, wie
ihn unſer Zeitalter erlebt. Ja, man lächelt ſogar in einem
An=
flug von Philiſterlaune über die unaufhörlich und ehrlich ſich
Mühenden und Bemühenden um einen beſſeren Welt= und
Lebensſtand. Und vollends kann man die Opfergänger nicht
ver=
ſtehen.
Nein, ihr Rollbahn=Menſchen, von euch kommt die Erlöſung
nicht! Ihr bleibt der Ballaſt, der trügeriſche, eines Volkes! Ihr
bedeutet nicht nur Unwert, ſondern Hemmung.
Gegrüßt aber ſeien mit heißem Herzen die fröhlich=tapferen
Wege=Treter, die Herrlich=Selbſtändigen, die Leuchtend=
Eigen=
willigen, die Herzhaft=Zupackenden und voller Zuverſicht
Schref=
tenden! Wir fühlen, wieviel Unvollkommenheit noch in uns iſt.
Aber wir ſuchen mit aller Kraft des Erkennens und Fühlens
gegen ſie anzugehen.
Wir halten es mit denen, die in Edwin Erich Dwingers
Roman „Wir rufen Deutſchland” ſprechen: „Auf mich allein
kommt es an! Denn die Beſſerung der Weltordnung wird nie
durch Geſetze, ſondern nur durch die Beſſerung des Einzelnen
erreicht werden! Erſt wenn der Einzelne ſeine Fehler ablegt,
wird es auch der Summe der Einzelnen beſſer gchen! Iſt das
der Widerhall unſerer Leiden, das Vermächtnis uſerer Toten,
der Ruf zum neuen Deutſchland?”
Wir aber von dem ſchöpferiſchen Deutſchland ſprchen weiter:
Unſern Wert ſoll man erkennen an dem, wie wir nit den
eige=
nen Unvollkommenheiten und denen unſeres Voles und der
Zeit ringen! Unſer Wert ſoll ſich in unſerer Zähiglit und
Ehr=
lichkeit offenbaren!
Unſer Menſchenlos ſoll trotz aller Drängniſſelund wehen
Uebel ſeinen Adel finden in unſerm Menſchenwert.
Das ſoll nicht phariſäiſch geſprochen ſein, ſondrn als
Ge=
lübde gegen Gott und gleichzeitig als ein Beten u die Kraft
aus der Höhe.
Denn nur wo Ich=Kraft und Gott=Kraft zuſmmenfließt,
kann man von einem wahrhaften Ringen reden.
Auch das beſte Geſetz wird zum Stümperdin, wenn es
Stümper erfüllen ſollen. Wie ein leerer Rahmen hänt es in der
Luft, und die Unvollkommenheiten der Zeit wehen die ein Hohn
hindurch.
Es iſt eine furchtbar ernſte Zeit, auch darin, dc uns allen,
der Welt und uns als Volk von Schickſals und damit von
Gottes wegen unſere Unvollkommenheiten unbarmerzig und in
ihrem tragiſchen Ausmaß vorgehalten werden. D8 entſcheidet
über Welt= und Volkes Geſchick, ob wir ſehen und kennen und
handeln wollen oder nicht!
Rollbahn oder kämpferiſcher Eigenweg. Ja, da iſt die
Ent=
ſcheidung.
Bei dir bei mir, bei uns allen! Nicht morgen und
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Sonntag, 22. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 22 — Seite 11
Wieder wükeke ein Rieſenbrand in Rokkerdam.
Blick auf die Brandſtätte.
Wenige Tage nach der Brandkataſtrophe des Varieté=Theaters „Arena” wurde Rotterdam von
einer neuen ſchweren Feuersbrunſt heimgeſucht. Ein Gebäudekomplex von 150 Meter
Straßen=
front wurde vernichtet. Der angerichtete Sachſchaden wird auf zwei Millionen Mark geſchätzt.
Das fahrende Sonnen=Kabinekk.
Eine mit einem Spezialglas verſehene fahrbare Kabine,
von der in Kalifornien alle diejenigen Gebrauch machen, die die ultravioletten Strahlen der
Sonne ausnützen wollen, ohne ſich der Gefahr eines Sonnenbrandes auszuſetzen.
Kakaſtrophale Zunahme der Grippe
in Siegburg.
Die Schule geſchloſſen.
Siegburg. Die Maſſenerkrankungen an
Grippe in der Stadt und in der Umgebung
Sieg=
burgs greifen immer weiter um ſich. Wegen der
großen Zahl von Erkrankungen unter den
Schul=
kindern wurde jetzt auf Verfügung des
Kreis=
arztes die Schließung aller Siegburger Schulen
verfügt. Bei den Ortskrankenkaſſen werden
täg=
lich noch etwa 130 Neuerkrankungen gemeldct.
Verſchiedentlich werden vier oder fünf
Kranken=
ſcheine für eine Familie angefordert ſo daß alſo
ganze Familien krank darniederliegen. Im
gan=
zen beträgt die Erkrankungsziffer im Siegkreis
40 v. H., ſtellenweiſe 50 v. H.
Die Unterſchlagungen beim A. v. D.
Berlin. Der Vernehmungsrichter hat
ge=
gen den beim Automobilclub von Deutſchland
beſchäftigten Buchhalter Eberhard Müller
Haft=
befehl, wegen Urkundenfälſchung, Betrugs und
Unterſchlagung erlaſſen. Müller iſt geſtändig,
gegen 40 000 RM veruntreut zu haben. Mit
der Vollziehung der Unterſuchungshaft wurde
Müller unter der Auflage verſchont, ſich täglich
bei der Polizei zu melden.
Anklage gegen Stadtbankdirektor Schröder
erhoben.
Berlin. Die Staatsanwaltſchaft I hat
ge=
gen den ſeit etwa einem Jahr ſuspendierten
Abteilungsdirektor der Stadtbank Karl
Schrö=
der Anklage wegen ſchwerer paſſiver Beſtechung
im Amte erhoben. Schröder wird zur Laſt
ge=
legt, in den Jahren 1926 bis 1929 als Leiter
der Kreditkontrollabteilung der Stadtbank ſeine
Amtspflicht zur Kontrolle der Sicherheiten, die
die Berliner Stadtbank ſich von der Firma
Klei=
dervertriebsgeſellſchaft Gebrüder Sklarek für die
von ihr gewährten Kredite geben ließ, verletzt
und im Zuſammenhang damit von den Sklareks
Zuwendungen in Geſtalt von Rennwettgewinnen
angenommen zu haben.
Banderolen=Schiebungen einer Berliner Tabak=
Firma.
Berlin. Der Zollfahndungsſtelle iſt es
ge=
lungen, umfangreichen Banderolenſchiebungen
einer Berliner Tabakfirma auf die Spur zu
kom=
men. Die Firma hatte den Tabakwarenverkauf
in zahlreichen Reſtaurationen und
Vergnügungs=
lokalen gepachtet. Dabei ſind Zollhinterziehungen
vorgekommen, indem Zigarren aus
unbandero=
lierten Kiſten in gebrauchte Kiſten mit ſchon
banderolierten Streifen umgepackt wurden. Ueber
den Umfang gibt die Zollfahndungsſtelle noch
keine Zahlen an, jedoch wird angenommen, daß
es ſich um erhebliche Beträge handelt.
Stapellauf zweier franzöſiſcher Paſſagier=
Dampfer.
Paris. Ein neuer franzöſiſcher
Paſſagier=
dampfer, den den Namen des im vergangenen
Jahre ermordeten Präſidenten Doumer tragen
wird und bei einer Größe von 14 800 Tonnen
900 Paſſagiere befördern kann, wird am
kom=
menden Sonntag vom Stapel laufen.
Gleich=
zeitig wird ein Schweſterſchiff, der „Marſchall
Joffre”, ebenfalls vom Stapel laufen. Die
bei=
den Schiffe werden in den Dienſt nach Indo=
China geſtellt.
Noch immer Leichenfunde aus dem Weltkrieg.
Reims. Bei Bermerichout wurden in den
früheren Schützengraben=Stellungen an der
Eiſenbahn die Leichen von 4 Franzoſen und
14 deutſchen Soldaten gefunden. — In einem
Walde bei Reims fand ein Arbeiter eine
Gra=
nate aus dem Kriege, die plötzlich explodierte
and ihn in Stücke riß.
Hundert Häuſer eingeäſchert.
Moskau. Im Amur=Gebiet, in dem Dorfe
Nikitowka, am Fluß Seja, brach ein Feuer aus,
durch das über hundert Häuſer vernichtet
wur=
den. Große Mengen von Getreide ſind dem Brand
zum Opfer gefallen. Acht Bauern werden
ver=
mißt.
Exploſion einer Lokomobile.
Sechs Arbeiter getötet.
Riga. Unweit Kandawa, in Kurland,
explodierte eine Lokomobile eines im Walde
ar=
beitenden Sägegatters. Sechs Arbeiter wurden
getötet, drei lebensgefährlich verletzt.
Erbprinz Reuß Inkendank des Berliner
Skaaksſchauſpielhauſes?
Prinz Heinrich der Fünfundvierzigſte,
der ſich ſeit Jahren, in der Theaterbewegung
ſehr verdient gemacht hat, ſoll der Kandidat des
preußiſchen Kultusminiſteriums für den
Inten=
dantenpoſten im Berliner Staatsſchauſpielhaus
ſein, der ſeit dem Rücktritt von Prof. Jeßner
yerwaiſt iſt.
Kraftwagenführer niedergeſchoſſen.
3000 RM. geraubt.
Gelſenkirchen. Ein dreiſter
Raubüber=
fall wurde am Samstag vormittag im Stadtteil
Horſt=Süd verübt. Als der Kraftwagen einer
Lebensmittelgroßhandlung vor der dortigen
Zweigſtelle hielt, ſprangen plötzlich zwei
Bur=
ſchen, die im Eingang des gegenüberliegenden
Betſaales geſtanden hatten, mit dem Ruf „Hände
hoch!” auf den Kraftwagenführer und den
Bei=
fahrer zu. Einer der Räuber verletzte den
Kraft=
wagenführer durch einen Bauchſchuß
lebensgefähr=
lich. Die beiden Räuber und ein weiterer
Hel=
fershelfer ſprangen in den Kraftwagen und
fuh=
ren davon In Buer=Beckhauſen ließen ſie den
Wagen, der betriebsunfähig geworden war, im
Stich und flohen über die Felder in den
Fürſten=
berger Wald, nachdem ſie ſich die in dem
Kraft=
wagen liegende Aktentaſche mit etwa 3000 RM.
Bargeld angeeignet hatten. Die Suche der
Schutz= und Kriminalpolizei nach den Räubern
blieb erfolglos.
Wilde Jagd hinter Aukobandiken.
Andernach. Zwei Perſonen, die in
Nie=
derbreiſig in einem Hotel mit einem neuen
bel=
giſchen Wagen abgeſtiegen waren und ſich dort
gut verpflegt hatten, fuhren davon, ohne ihre
Zeche bezahlt zu haben. Der Hotelbeſitzer nahm
ſofort die Verfolgung auf. Die raſende Fahrt
ging zunächſt nach Andernach, wo die
Straßen=
paſſanten in eiliger Flucht ſich in Sicherheit
bringen mußten. Man verlor zunächſt die Spur,
ſtieß aber bei Thür wieder auf die Flüchtlinge.
Trotz mehrerer Schüſſe gelang es nicht, den
Wa=
gen zum Halten zu bringen. Erſt bei Plaidt
erreichte ihn das Schickſal. Das Auto raſte mit
voller Geſchwindigkeit gegen einen Pfeiler der
Nettebrücke und wurde völlig zertrümmert,
wäh=
rend die Inſaſſen mit heiler Haut davonkamen.
Die Polizei konnte die Männer in einem Gehöft
feſtnehmen. Die Feſtgenommenen, die keine
Aus=
weispapiere bei ſich führten, gaben an, den
Wagen von einem Belgier zu einer Probefahrt
erhalten zu haben. Es iſt aber anzunehmen, daß
der Wagen in Belgien geſtohlen wurde.
Schriftſteller George Moore †.
London. Der bekannte engliſche
Roman=
ſchriftſteller George Moore iſt geſtern morgen
im Alter von 81 Jahren geſtorben.
Sven Hedin wieder in China.
Auf dem Marſche durch chineſiſche Wüſtengebiete
zwei Monate überfällig.
Berlin. Dr. Sven Hedin befindet ſich
zur=
zeit in Peking, um die Leitung der großen
Zen=
tral=Aſien=Expedition wieder ſelbſt zu
überneh=
men. Zur Ankunft Dr. Spen Hedins werden
ſich die Leiter der verſchiedenen Teilexpeditionen,
Dr. Hoerner, Dr. Bohlin und Dr. Brexell, nach
Peking begeben, um mit dem ſchwediſchen
For=
ſcher die Durchführung der weiteren Arbeiten zu
beſprechen. Von Dr. Nils Ambolt, dem
Aſtro=
nomen und Kartographen der Expedition, fehlt
ſeit längerer Zeit jede Nachricht. Er wollte
ver=
ſuchen, von Termilik aus die ſüdlich des
be=
rühmten Sees Lopnor gelegenen
zentralaſiati=
ſchen Wüſtengebiete zu durchqueren. Nach Spen
Hedins Berechnungen ſollte Dr. Ambolt etwa
Ende November in Peking eintreffen. Er iſt
alſo jetzt zwei Monate überfällig. — Von Dr.
Horin, einem geologiſchen Mitglied der
Zentral=
aſien=Expedition Dr. Spen Hedins, traf ſoeben
ein Telegramm aus Kaſchmir ein. Es iſt Dr.
Ho=
rin nach mehrmonatigem ſchwierigen Marſche
gelungen, das Kuenlun=Gebirge und den
Kara=
korum zu durchqueren und ein großes, bisher noch
nicht erforſchtes Gebiet zu kartographieren.
Dr. Horin kann die Aufſehen erregende
Mittei=
lung machen, daß ſeine Karte zuſammen mit den
früher von Spen Hedin und den in den letzten
Monaten von Dr. Ambolt aufgenommenen ein
geſchloſſenes Kartenbild des Kuenlun= und des
Karakorum=Gebirges gibt.
Der engliſche Handelsdampfer „City of Exeter”
geſunken.
New York. Einem amerikaniſchen
Fracht=
ſchiff, das zur Rettung der Mannſchaft des
hava=
rierten engliſchen Handelsdampfers „City of
Exeter” herbeigeeilt war, gelang es, 22 Mann
der Beſatzung zu retten. Vier Mann ſind ums
Leben gekommen. Das von der Beſatzung
ver=
laſſene Schiff iſt geſunken.
Lewin entlarvt.
Boſton. Frederic Normano, kurze Zeit
Profeſſor der Harvard Univerſität, iſt nunmehr
einwandfrei als der Bankier Jſaak Lewin aus
Berlin feſtgeſtellt worden. Lewin, der nach dem
Kriege aus Rußland nach Deutſchland kam, wird
von den deutſchen Behörden wegen
Schwinde=
leien in Höhe von drei Millionen RM. geſucht.
Der „König von Albanien”
vor demAmksgerichkwedding
Der Fünf-Tage=König und Arkiſt klagk.
Berlin. Der nunmehr 51jährige, in
Düſ=
ſeldorf geborene Otto Witte, der am 15. Febr.
1913 zum König von Albanien proklamiert
wor=
den war, die Regentſchaft Albaniens aber nur
für fünf Tage führte, trat am Samstag in
der=
ſelben Phantaſie=Uniform, die er im Jahre 1913
in Durazzo getragen hatte, vor Gericht auf, um
eine Klage wahrzunehmen, die er gegen den
Hamburger Verleger Heimann auf Zahlung von
244 RM. angeſtrengt hatte. Witte hatte ſich als
Artiſt auf der ganzen Welt herumgetrieben. 1903
war er in Belgrad, zu einer Zeit, als es zu
einer Verſchwörung der Garde=Offiziere gegen
den König Alexander kam. Otto Witte, der
da=
von hörte, warnte König Alexander, wurde
aber nicht ernſt genommen. Am 11. Juni 1903
wurde König Alexander tatſächlich ermordet.
Witte landete auch in der türkiſchen
Fremden=
legion, wurde dort in Ketten gelegt, ſprengte
die Ketten, was er als Artiſt gelernt hatte,
flüchtete in Offiziersuniform, raubte aus einem
Harem eine Kaufmannsfrau, heiratete dann in
Deutſchland und trieb ſich nun hier als
Schau=
ſteller mit einem Schauwagen durch die Lande
umher. Als 1913 die Selbſtändigkeit Albaniens
ausgerufen war und ein Prinz zu Wied zum
König proklamiert werden ſollte, trat Witte als
der erwartete Prinz zu Wied in der Phantaſie=
Uniform auf, die er auch noch heute trägt, und in
Durazzo empfing man ihn feierlich. Nur fünf
Tage dauerte der Schwindel, da eine Anzahl
Offiziere gewahr wurden, daß Witte niemals der
deutſche Prinz zu Wied ſein könne. Witte wurde
ſchließlich der Boden zu heiß, er floh in
Bauern=
kleidern und entkam über die Grenze.
In der Verhandlung trug er einen roten
Fez mit modernen Quaſten, Orden, einen langen
Schleppſäbel und breite, gelbe Streifen am
Uni=
formrock. In einem Memoirenband hat Witte
ſein Leben geſchildert. Um einen Betrag für
dieſes Buch geht es in dieſem Prozeß. Der
Ham=
burger Verleger ließ die Zuſtändigkeit des
Amts=
gerichts Wedding beſtreiten, da in dem
ſchrift=
lichen Vertrag zwiſchen ihm und Witte als
Gerichtsſtand bei evtl. Streitigkeiten Hamburg
vereinbart ſei. Witte dagegen erklärte, daß er
eine mündliche Vereinbarung mit dem Verleger
Heimann getroffen habe, daß der Gerichtsſtand
ſein jeweiliger Wohnſitz ſei. Da er mit ſeinem
Schauwagen im Bezirk des Amtsgerichts
Wed=
ding Winterquartier bezogen habe, ſei das
Amtsgericht Wedding zuſtändig. Ueber dieſe
Zuſtändigkeitsfrage ſoll im nächſten Termin, der
am 1. Februar ſtattfindet, entſchieden werden.
Der Richter erſuchte aber den „König von
Alba=
nien”, beim nächſten Termin in einer Kleidung
zu erſcheinen, wie ſie einem deutſchen Bürger
zu=
komme.
Feuersbrunſt
in einer rumäniſchen Skadt.
Bukareſt. Im Zentrum der Stadt Dorohoi,
in der nördlichen Moldau iſt geſtern eine
Feuersbrunſt ausgebrochen, die infolge des
herr=
ſchenden Windes kataſtrophales Ausmaß
ange=
nommen hat. Sämtliche Häuſer in zwei Straßen
des Geſchäftsviertels ſtehen in Flammen. Das
Feuer droht ſich noch weiter auszubreiten. In
der Stadt herrſcht eine unbeſchreibliche Panik,
da die Feuerwehr der Flammen nicht Herr
wer=
den kann. Bis zur Stunde ſind über 40 Häuſer
eingeäſchert. Der Sachſchaden iſt ſehr groß.
Schneeverwehungen
auf transdanubiſchen Bahnſtrecken.
Budapeſt. Wegen Schneeverwehungen in
Transdanubien mußte der Verkehr auf 17
Lokal=
bahnſtrecken gänzlich eingeſtellt werden. Auch
bei einigen Hauptlinien kann er nur mit den
größten Schwierigkeiten aufrechterhalten werden.
33 Tote bei einer Dynamit=Exploſion.
Mexiko. In der Stadt Morelia, im Staat
Michoacan, hat ſich ein ſchweres
Exploſions=
unglück ereignet. Aus bisher unbekannter
Ur=
ſache ſind 60 mit Dynamit gefüllte Kiſten in die
Luft geflogen. 33 Perſonen kamen dabei ums
Leben.
Die Fürſtenkochker von Monaco
verzichtef auf das Thronerbe.
Kronprinzeſſin Charlotte von Monaco
mit ihrem früheren Gatten, Prinz Peter
von Polignac, und ihrem Söhnchen Reinier.
Die Prinzeſſin hat jetzt ihrem Vater, dem
regie=
renden Fürſten Louis II., mitgeteilt, daß ſie auf
alle Erbanſprüche zugunſten ihres Sohnes, des
kleinen Prinzen Reinier, verzichte.
Seite 12 — Nr. 22
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 22. Januar 1933
Spart, Spiel und Jucnen
Jakob=Regensburg,
der Torhüler der deutſchen Mannſchaft.
Schweden wurde 4:3 bezwungen. Dann aber folgten zwei
Nie=
derlagen, ſo gegen Ungarn 1:2 und zuletzt gegen Italien 1:3. Auch
bei den 11 Repräſentativkämpfen — darunter die vier ſchweren
Engländerſpiele — iſt die Bilanz mit 5 Siegen, 1 Unentſchieden
und 5 Verluſtſpielen, bei einem Torverhältnis von 28:28
ausge=
glichen. Auch das Torverhältnis der ſüdbayeriſchen Liga ſagt
deutlich, was Jakob für ſeine Mannſchaft bedeutet. Obwohl an
vorletzter Stelle, hat die Mannſchaft nächſt Bayern=München die
wenigſten Gegentore zu verzeichnen.
Sein Können hat Jakob in der Hauptſache nur ſeinem
„eiſernen” Training zu verdanken. Für ihn gilt die Gymnaſtik in
den Morgenſtunden und vor allem die Leichtathletik als die ſtärkſte
Waffe zur Erreichung von Höchſtleiſtungen im Fußball. Jakob iſt
dann auch ein vorzüglicher Leichtathlet. Er ſpringt beiſpielsweiſe
glatt 1,80 Meter hoch, läuft 110 Meter Hürden in 16,4 und iſt
auch mit dieſen Leiſtungen nach der Verbandsſtatiſtik unter den
10 Beſten Süddeutſchlands. Jakob betonte bei unſerer
Unterhal=
tung, daß die Arbeit des früheren Jahn=Trainers Lanzer=Wien,
der ſich viel mit ihm abgab, und der ihm auch den Weg mit ebnete,
viel zu ſeinem Aufſtieg beigetragen habe; ja, Lanzer ſagte ihm
ſchon vor mehr als drei Jahren ſeine internationale Verwendung
voraus.
Ueber die Spielweiſe war Jakobs Meinung zurückhaltend. Er
fühle ſich nicht befugt, darüber zu ſprechen. Aber eines könnte er
mit beſtem Gewiſſen ſagen: „Prächtige Kerls ſind genügend da,
und wenn auch wir in Deutſchland in der Lage wären, uns
wochen=
lang vor Länderſpielen zuſammenzugewöhnen, um die auch bei
uns vorhandenen Ideen zu einem variationsreichen Spiel, zu
einem harmoniſchen Klang vereinen zu können, dann hätte auch
der D.F.B. nicht nur prächtige Einzelkönner, ſondern eine
Mann=
ſchaft, die keinen Gegner zu fürchten brauchte.” Und noch etwas:
Ein Tull Harder fehlt vorne! Ein wirklicher Stürmer, der
un=
gekünſtelt ſeinen Weg nach dem Gegentor zieht. Und da hat
Ja=
kob wohl recht. Was nützt ſchließlich ein Bollwerk in der
Ab=
wehr, wenn vorne das Torerzielen fehlt.
Wie Jakob den Sport ganz beſonders ernſt nimmt, wie er
hier an ſich ſelbſt ganz bewußt arbeitet, jeglichem Vergnügen
ent=
ſagt, wenn es ſeinem Sport dienlich iſt, genau ſo iſt er — und das
ſchuf ihm die große Reſonanz in ſeiner Heimatſtadt — auch im
Beruf.
Von der Pike auf hat er auch hier gedient, als
Elektrolehr=
ling begonnen und in elfjähriger harter Arbeit ſich durch ſeine
Energie zum Techniker bei den Oberpfalzwerken emporgearbeitet.
In dieſem Jahr will er noch die Elektromeiſterprüfung ablegen.
Bei dieſem Streben opfert er immer die wenig freie Zeit noch
ſeinem Sport. Nach all dem, was mir die Ausſprache mit Jakob
offenbarte, beſitzt Deutſchland in dem blonden langen
Regens=
burger einen würdigen Vertreter des deutſchen Fußballſports.
Seine ideale Auffaſſung vom Sport, ſeine allſeits anerkannten
Fähigkeiten und das geſunde Streben nach noch beſſeren Leiſtungen
rechtfertigen ſeine Verwendung in vollem Maße.
Dr. W.
Neue Ausſchreibung für Europa=Rundflug.
Die in Paris abgehaltene Tagung der Fédération
Aeronau=
tique Internationale beſchäftigte ſich mit verſchiedenen wichtigen
Fragen. So wurde ein von Deutſchland und Polen eingebrachter
Antrag auf Abänderung der Rahmen=Ausſchreibung für den
Europa=Rundflug 1934 angenommen. Danach wird dieſer
Wett=
bewerb in=Zukunft nur noch für Flugzeuge der Kategorie von
281—560 Kilogramm offen ſein. Dieſer wichtige Beſchluß iſt
dadurch bedingt, daß in der letzten FAJ.=Tagung das Gewicht
der großen Kategorie von 400 auf 560 Kilogramm heraufgeſetzt,
aber das Gewicht der kleinen Kategorie auf 280 Kilogramm
belaſſen wurde. Um der kleinen Kategorie, die für Deutſchlands
flugſportliche Entwicklung weſentlich iſt, keinen Abbruch zu tun,
ſoll verſucht werden, einen beſonderen Wettbewerb für ſie zu
ſchaffen. Aus den Berichten konnte mit beſonderer
Genug=
tüung entnommen werden, daß ſich die Leitung des
internatio=
nalen Verbandes überaus lobend über Deutſchland ausſpricht.
Es heißt da u. a.: „Die deutſche Organiſation des Europa=
Fluges war vollendet. Man kann ſagen, daß der Aeroclub von
Deutſchland ein Meiſter in der Kunſt der Organiſation ſolcher
Wettbewerbe geworden iſt.”
Die goldene Medaille der FAJ., die im Vorjahre an Dr.
Eckener verliehen worden iſt, wurde diesmal dem ſpaniſchen
Konſtrukteur des Windmühlen=Flugzeuges, de la Cierva,
zuerkannt. Fürſt Bibesco wurde zum Präſidenten
wieder=
gemählt, ebenſo der deutſche Vertreter Gerd von Höppner zum
Vizepräſidenten.
Fußball.
SC. 1928 Ober=Ramſtadt—SV. Höchſt.
ſie am Sonntag gegen den Tabellenführer, den SV. Roßdorf.
ein Unentſchieden erzielen. Auch die Einheimiſchen zeigten am
Sonntag wieder ein gutes Spiel. Somit iſt ein ſchönes Spiel
zu erwarten. Allerdings werden die Ober=Ramſtädter ihr ganzes
Können einſetzen müſſen, wenn ſie dieſen ſchweren Kampf für ſich
entſcheiden wollen. — Um 12.15 Uhr 2. Mſch. — Um 1.45 Uhr
Aufſtiegſpiel im Handball: Tgſ. Ober==Ramſtadt—Tv. Nieder=
Ramſtadt.
Boxen.
Rot=Weiß Darmſtadt—ASV. Ober=Urſel.
Am Samstag, dem 28. Januar 1933, findet im
Konkordia=
ſaal. Waldſtraße, der erſte diesjährige Boxkampfabend von Rot=
Weiß ſtatt. Es kommt der fällige Rückkampf gegen den Ober=
Urſeler ASV. zur Austragung. Da der Vorkampf mit einem
Unentſchieden 8:8 endete, wird Rot=Weiß alles daran ſetzen, um
diesmal einen Sieg buchen zu können. Der Kampf ſelbſt wird
von drei Schaukämpfen umrahmt und iſt es durch die den Zeiten
entſprechenden Eintrittspreiſe jedem möglich, ſich dieſes
inter=
eſſante Treffen anzuſehen.
Sporkkalender.
Ein würdiger Nachfolger von Stuhlfauth und Kreß iſt der
ſympathiſche Regensburger Torhüter Jakob. Zuletzt gegen Ita=
11.00 Uhr,
14.30 Uhr,
lien bewies er wieder ſein großes Können, und ſeiner mutigen
Abwehr haben wir es nicht zuletzt zu verdanken, daß die
Nieder=
lage zahlenmäßig nicht höher ausfiel. Intereſſant iſt hierbei die
Feſtſtellung, daß Jakob durch Zufall Tormann wurde. Wohl
ſpielte er ſchon ſeit ſeinem 12. Lebensjahre auf allen möglichen
Tiſchtennis.
Reichsbahn Darmſtadt — Tgeſ. Darmſtadt 8:7.
In dieſem Rückſpiel am Freitag abend konnte die
Reichs=
bahn für die im Vorſpiel erlittene Niederlage Revanche nehmen.
Es war ein harter, ſchöner Kampf, was ſchon aus dem knappen
Reſultat hervorgeht. Beide Mannſchaften ſtehen nun mit je
einem Verluſtſpiel an der Tabellenſpitze, jedoch hat die Tgeſ. 75
ſich einen größeren Punktvorſprung durch höher gewonnene Spiele
geſichert, und dürfte ihr die Meiſterſchaft nicht mehr zu nehmen
ſein
10.45 Uhr,
1 1.00 Uhr.
14.30 Uhr,
10.45 Uhr,
Fußball.
Rheinallee: Rot=Weiß — SV. Mörfelden,
Stadion: SV. 98 — Haſſia Dieburg.
Handball.
Woogswieſe: Tgde. 46
Tv. Nauheim.
Dornheimer Weg: Poſt — Merck Darmſtadt.
Exerzierplatz: Polizei — SV. Wiesbaden.
Hockey.
Stadion: SV. 98 — RV. Rüſſelsheim.
der Torhiter fehlte. Ialoh mußte einſpringen, Erſt im 10.
Le=
bensjahr ſtehend, verwendete ihn der aus der RT.
hervorge=
gangene 1. FC. Regensburg verſuchsweiſe als Hüter der erſten
Aktiven. 1925 führte ihn dann der Weg zum Sportbund Jahn,
dem er heute noch angehört. Jakob machte den Aufſtieg zur
Be=
zirksliga mit, in der er ſeine großen Fähigkeiten beweiſen konnte.
Mit 22 Jahren trug er ſchon das Nationaltrikot. Seine
Feuer=
taufe erhielt er in Breslau gegen Norwegen. Ein Remis (1:1)
war die Ausbeute. Dann mußte Finnland ſich beugen (4:1), auch
Hochſchulſpork.
Eislaufwettkampf „Rund um den Woog”!
Zum erſten Male wurde vom Amt für Leibesübungen der
Darmſtädter Studentenſchaft ein Eislaufwettkampf „Rund um
den Woog” ausgetragen. Dieſer fand am Samstag vormittag
ſtatt Beteiligt waren 17 Läufer. Es wurden gelaufen:
1. Eine Runde um die Eisbahn (ungefähr 550 Meter): 1 Buſch.
0:57,5 Min.. 2 Oſann und Haas. je 1:0.12 Min. 4. Burk 1:02,3
Min. 5. Wultſch, 1:02,8 Min. — 2. Vier Runden um die
Eis=
bahn (ungefähr 2200 Meter); 1. Buſch, 4:30.0 Min. 2. Schäfer,
4:53,2 Min. 3. Oſann, 4:56,2 Min. 4. Eugen, 5:08,1 Min.
5. Decher, 5:11,5 Min.
Handball.
Vom Sportverein 98 wird uns mitgeteilt, daß das Spiel
Sportverein 98 2. gegen Turnverein Trebur 1. von der Behörde
abgeſetzt wurde.
Einen deutſchen Eislauf=Rekord gab es am erſten Tage der
deutſchen Schnellauf=Meiſterſchaften in Altona. Sandtner=
Mün=
chen durchlief die 5000 Meter in 9:12,7 Min. Der Titelverteidiger
Barwa=Berlin benötigte 9:25,5, nachdem er am Vormittag im 500=
Meter=Laufen mit 50,3 Sekunden die beſte Zeit erreicht hatte:
Sandtner kam hier auf 50,8 Sekunden.
Mit einem 2:0=Sieg des SC. Rieſſerſee über den Oſtpreußen=
Meiſter VfL. Raſtenburg nahmen am Samstag nachmittag in
München die deutſchen Eishockeymeiſterſchaften ihren Anfang.
Bei den Kunſtlauf=Europameiſterſchaften, die am 30. und 31.
Januar in London ausgetragen werden, wird Deutſchland nur
durch den deutſchen Meiſter Ernſt Baier=Berlin vertreten ſein.
Titelverteidiger ſind Sonja Henie, Karl Schäfer und das Ehepaar
Prunet.
Der „Kilometer lancé”, das bekannte St. Moritzer Ski=
Ge=
ſchwindigkeitsreunen, mußte erneut verlegt werden, und zwar auf
den 15. Februar.
Außer Alfa=Romeo, der bekannten italieniſchen
Auto=
mobilfabrik, wird nun auch eine führende Motorradfabrik. und
zwar die engliſche Rudge=Whitwort=Fabrik. in dieſem
Jahre keine Rennen beſchicken.
Bei der diesjährigen Reichsfahrt des ADAC. ſoll unter die
Sonderprüfungen erſtmals auch eine Geſchwindigkeitsprüfung
auf=
genommen werden. Als Strecke kommt die Avus in Frage.
Zur deutſchen Motorrad=Straßenmeiſterſchaft 1933 gehören in
dieſem Jahre die nachſtehenden fünf Rennen: Eilenriederrennen.
Wartenburger Dreiecksrennen, Rund um Schotten, Grillenburger
Rennen und Schleizer Dreiecksrennen. Die Beiwagenfahrer haben
das Eifelrennen und den Großen Preis der Stadt Berlin zu
be=
ſtreiten.
Für das vom 3. bis 9. Februar laufende Frankfurter
Sechs=
tagerennen werden neue Verpflichtungen bekannt. Es haben jetzt
Rieger=Breslau, Altenburger=Stuttgart und Broccardo
Guimbre=
tiere einen Vertrag erhalten.
Mit wechſelndem Erfolge beteiligten ſich deutſche
Schwim=
merinnen und Schwimmer am erſten Tage beim Schwimmfeſt in
Kopenhagen. Während die Magdeburger Damen geſchlagen
wur=
den, konnten die Vertreter von Hellas einige ſchöne Siege an ſich
bringen.
Sporklikerakur.
Daß die bekannte Motorzeitſchrift „Motor und Sport” auch im
neuen Jahre das Fachblatt für den Motorfahrer ſein wird,
ver=
ſprechen die erſten Nummern. Heft 3, das ſoeben erſchienen iſt.
ent=
hält eine reiche Anzahl verſchiedener Beiträge, der eine
intereſſan=
ter als der andere Ein Artikel „Wahrheit und Dichtung” befaßt
ſich mit dem Vorſchlag, die Zölle auf Gasöl zu erhöhen, und dem
Vorgehen der deutſchen Treibſtofferzeuger, das ja dem Kraftfahrer
bekannt iſt. Der techniſche Teil enthält neben den Teſts „Das
Mär=
chen von der Stromlinie .. .”. das auf einem verworrenen Gebiete
Klarheit ſchafft. „Warum blockiert der Motor” „Winke für den
Geſpannfahrer”. Internationale techniſche Typentafeln” im
juri=
ſtiſchen Teil „Landſtraßenräuber” bringen nützliche Aufklärung und
Winke. Wir empfehlen daher, ſich dieſes reichhaltige Heft
Nr. 3 für 50 Rpfg. in der nächſten Buchhandlung oder direkt vom
Vogel=Verlag. Pößneck, zu beſorgen. Sie werden es ab Freitag
überall erhalten.
Geſchäftliches.
„Selbſtheilkunde in einer Stunde”. Ueber dieſes intereſſante
Thema ſpricht die bekannte und beliebte Referentin, Frau Dir.
Bechert=Lange Dienstag nachmittag 4 Uhr und abends 8.15 Uhr
im Fürſtenſaal, Grafenſtr. 20. Wie aus den Anzeigen erſichtlich,
werden ganz neue Wege zur Geſundheit gezeigt. Näheres ſiehe in
den erſchienenen Inſeraten.
1500 Jahre Rheumatismus! Es iſt ein Troſt für alle
Rheuma=
tiker, daß ihr Leiden keineswegs eine Kulturkrankheit, ſondern
alt, uralt iſt. So haben Sachverſtändige feſtgeſtellt, daß z. B.
Wikingerkönig Olav Geirſtadalv vor reichlich 1100 Jahren an
Gelenkrheumatismus erkrankt war. Aus dieſer Zeit, als an
Ra=
dium und Chemie noch nicht zu denken war, ſtammt das Wiſſen,
daß es gute Kräuter gibt, die das Rheuma vertreiben und
erträg=
lich machen können. Zinſſer=Rheumatismus=Tee enthält dieſe
Kräu=
ter jetzt freilich nach neueſten wiſſenſchaftlichen Erfahrungen
ge=
miſcht. Und iſt es nicht eigenartig, daß es noch nichts Beſſeres bei
Rheuma gibt? Wie der Zinſſer=Rheumatismus=Tee hilft, erfährt
man aus einem Inſerat von Dr. Zinſſer u. Co. aus Leipzia in
dieſer Nummer.
Wekkerbericht.
Das ſich weiter kräftigende Finnlandhoch hat ſich bis über
Deutſchland ausgebreitet und beſtimmt weiterhin unſere
Wetter=
lage. Wenn auch durch die Nordweſtluft, beſonders im
weſt=
lichen Teil des Reiches, noch etwas Schneefall zuſtande kommt,
ſo wird bei uns unter dem Hochdruckeinfluß das vorherrſchend
trockene Wetter beſtehen bleiben. Da ſich der Himmel zeitweiſe
aufklart, nimmt die nächtliche Ausſtrahlung ſtärker zu und die
Froſttemperaturen gehen weiter zurück als ſeither.
Ausſichten für Sonntag, den 22. Januar: Starker Froſt, bewölkt
und aufklarend, meiſt trocken.
Ausſichten für Montag, den 23. Januar: Fortdauer des
Froſt=
wetterlage,
Schnellkriebwagen werden im ganzen Reich eingeführk
Tv. Arheilgen — Tv. Groß=Zimmern.
Heute nachmittag dürfte ſich wohl das ſpannendſte Spiel der
letzten Zeit auf dem Sportplatz Hammelstrift abſpielen, wo ſich
um die weitere Beteiligung an den Kreisklaſſe=Endſpielen Tv.
Arheilgen und Groß=Zimmern gegenüberſtehen. Nach der hohen
Niederlage der Arheilger am letzten Sonntag in Groß=Zimmern
wäre durch ein Unentſchieden, bzw. Njederlage, das Schickſal
der=
ſelben beſiegelt, und kann nur ein Sieg die Arheilger retten.
Ein intereſſanter Handballkampf dürfte deshalb zu erwarten
ſein. Anfang 3 Uhr.
Oben: Schnelltriebwagen mit 150=PS=Motor,
wie er jetzt z. B. auf den Stuttgarter Vorortſtrecken eingeſetzt
wird.
Unten: Triebwagen mit einem 410=PS=Maybach=Motor
(der auch bei dem „Fliegenden Hamburger” eingebaut wurde),
Dieſer Wagentyp findet künftig vor allem in dem Gebiet um
Frankfurt am Main ſeine Verwendung.
Nachdem ſich der „Fliegende Hamburger”, der mit Beginn
des neuen Sommerfahrplans in den regelmäßigen Dienſt
ein=
geſtellt werden wird, ſich auf den Probefahrten ſo glänzend
be=
währt hat, ſoll nun unverzüglich an den Bau und die Einſtellung
von allerdings ſchwächeren Blitz=Triebwagen auf den verſchiedenen
Strecken der Reichsbahn geſchritten werden.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15: Wetter, Gymnaſtik.
O 6.45: Gymnaſtik. O 7.15: Nachrichten. O 7.2: Wetter. 0 7.25:
Choral. O 7.30: Konzert. O 8.25: Waſſerſtand O 11.45: Zeit,
Programm. Nachrichten, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter. o 12.00=
Konzert. O 13.15: Nachrichten Wetter. o 13.30: Mittagskonzert.
14: Nachrichten. O 14.10: Werbekonzert. Sa. 14.40). O 15:
Gießener Wetterbericht Sa 15.20). O 15.10: Zeit
Wirtſchafts=
meldungen (Ea. 15.25). 0 16.50 u 18.15: Wirtſchaftsmeldungen. 6
19.15 (Do. 19.25): Zeit. Programm. Wetter. Wirtſchaftsmeldungen.
6.35:
8.30:
9.30:
10.50:
11.30:
12.00:
13.05:
14.00:
14.10:
15.00:
15.50:
16.30:
18.00:
18.15:
18.30:
19.00:
19.20:
19.30:
20.00:
22.00:
22.30:
Sonntag, 22. Januar
Bremer Hafenkonzert — Das gr. Geläute vom Dom.
Katholiſche Morgenfeier
Stunde des Chorgeſangs, Oſtend=Quartett. Offenbach a. M.
Rumäniſche Volksmuſik in Siebenbürgen Vortrag mit
Bei=
ſpielen von Bela Bartok.
Leipzig: Bach=Kantate: Herr, wie du willſt, ſo ſchicks mit mir
Heilbromn: Tänze Geſpielt vom Stadttheater=Orcheſter. —
Werke von Mozart, Schubert, Brahms, Joh. Strauß u. a.
Köln: Mittagskonzert des Kammerorcheſters
Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
Dr. Schaumburg: Bodenbearbeitung im Lichte neuerer
For=
ſchung. — Fr. Becker: Die Arbeit in den landwirtſchaftlichen
Hausfrauen=Vereinen.
Mannheim: Stunde der Jugend. Die Reiſe is
Geſundheits=
land. Ein Rundfunkſpiel
München: Deutſche Eishockey=Meiſterſchaften.
Wiesbaden: Konzert des Städt Kurorcheſters. Werke von
Weber, Beethoven, Biet, Wagner, Roſſini.
Der Bettler und das ſtolze Fräulem, von Rainer M. Rilke,
Wilhelm Michel ſpricht über ſei Buch: Geliebte Welt,
Vergnügliches Zwiſchenſpiel.
Skizenbuch des Alltags.
Sportnachrichten
Zither=Konzert, Ausf.: Rich. Grünwabd.
Wird noch bekanntgegeben
Zeit. Nachrichten. Wetter. Sport.
Wien: Wiener Künſtler für die Winterhilfe.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15:
Gymnaſtik. O 6.30: Wetter für die Landwirtſchaft. — anſchl.;
Frühkonzert. O 10: Neueſte Nachrichten. O 11: Deutſcher See=
Wetterbericht. 0 12: Wetter für den Landwirt. — anſchl.:
Kon=
zert. — Wiederholung des Wetterberichts. O 12.55: Nauener Zeit.
O 13.35: Nachrichten. O 14: Konzert. O 15.30: Wetter, Börſe.
o 18.55: Wetter für die Landwirtſchaft. — Kurzbericht des
Drahtloſen Dienſtes. 0 22.45: Deutſcher See=Wetterbericht.
6.15:
6.35:
8.00.
8.55:
10.05:
11.00:
11.30:
11.55:
12.15:
12.55:
14.00:
14.30:
15.00:
15.30:
16.15:
16.30:
17.15:
18.00:
19.00:
20.00:
22.00:
22.45:
Anſchl.
Deutſchlandſender: Sonntag, 22. Januar
Berli: Funkgymnaſtik.
Bremer Hafenkonzert.
Stunde des Landwirts.
Berlin: Morgenfeier. — Glockengeläut des Berliner Doms.
Berlin: Wettervorherſage.
Deutſcher Seewetterbericht.
Leipzig: Bach=Kantate: Herr, wie du willſt, ſo ſchicks mit
mir.
Dr. Zahn: Neues aus eigenem Schaffen.
Dresden: Mittagskonzert der Dresdner Philharmonie.
Nauener Zeitzeichen.
Elternſtunde: Dr. Künkel: Die Vorbereitung auf den erſten
Schultag.
Aus der Gedankenwelt großer Philoſophen: Leſſing.
Dr. Eberlein: Die Kunſtſtätten u. Kunſtſchätze der Nation.
Berli: Orcheſterkonzert Deutſches Konzert=Orcheſter.
Georg Britting: Die Frankreichfahrt
Oktett F=Dur. op. 166, von Schubert. Ausf.:
Kammer=
muſikvereinigung der Staatsoper.
Ausſprache über die Hörerbriefe zu den Geſprächen:
Kolle=
gialität im Beruf. — Wie bin ich zu meinem Beruf
ge=
kommen.
Kammerſymphonie der Klaſſik und Romantik.
Stunde des Landes.
Hamburg: Verdi—Puccint=Abend.
Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
Deutſcher Seewetterbericht.
Wien: Wiener Künſtler fur die Winteryilfe.
Hauptſchriſtleltung: RudolfMauve
Verantwortlich für Politit und Wirtſchaff: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Kari Böhmann;
für den Handel: 1r C H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bid und Wort: Dr Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 20 Geiten.
[ ← ][ ][ → ]22. Zanuar 1933
Nummer 4
Pon der Handpreſſie zur Rotationsmaſchine
Friedrich König
der Wegbereiter der modernen Orucklechnik.
Auf dem ſtimmungsvollen Kloſterfriedhof zu Oberzell bei
Würzburg deckt eine einfache Steinplatte das Grab eines
Mannes, deſſen Codestag ſich 1933 zum 100. Malo jährt:
Friedrich König. Man bezeichnet ihn als Erfinder
wickelte ſich dann die eigentliche, zunächſt in größeren
Seitab=
ſchnitten, aber regelmäßig erſcheinende Seitung, deren Aufſtieg
ſich beſonders vom Anfaug des 17. Jahrhunderts an in einem
raſenden Cempo vollzog. Bedingt war Cutwicklung und
Auf=
ſtieg durch den Stand und den Ausbau der zurs Druck
benutz=
ten Maſchinen. Das einzige bei den Anfängen des
Seitungs=
weſens zu Gebote ſtehende Druckmittel war die hölzerne
Handproſſe, die zwei Mann zu ihrer Bedienung
erfor=
derte und mit Mühe und Not ſtündlich höchſtens 260 bis 240
Abdrucke lioferte, die noch dazu die Größe einer Folioleite nicht
überſchreiten durften.
Erſt gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde durch den
Bau der eiſernen Handprelſe eine Leiſtungsſteigerung
erzielt. Die bekannteſte Druckpreſſe dieſer Seit war die durch
Stanhope geſchaffene, die bald nach ihrer Erfindung von
allen größeren engliſchen Seitungen benutzt wurde. Jede Preſſe
war mit drei Mann beſetzt, die „mit einer bis an die Grenze
der menſchlichen Kräfte geſteigerten Leiſtung” arbeiten mußten,
um ſtündlich 250 einleitig bedruckte Abzüge oder 125 fertige
vierſeitige Seitungen zu liefern.
Das war der Stand der Drucktechnik am Ende des 18.
Jahrhunderts, als Friedrich König heranwuchs. Er ſelbſt hat
in ſeiner Lehrzeit in der berühmten Druckerei von Breitkopf
u. Härtel in Leipzig noch auf Handpreſſen, ja ſogar noch auf
hölzernen gearbeitet. In dieſer Lehrzeit nahm auch ſein
Ge=
danke einer Verbeſſerung der Buchdruckpreſſe
tragwalze preßte und im Prinzip noch heite das gleiche geblies
ben iſt.
Die erſte Maſchine, die lämtliche Bewegungen der alten
Handpreſſe auf eine einzige drehende zurückführte, iſt,
ob=
wohl zufriedenſtellende Druckverſuche darauf gemacht wurden,
nicht vollendet worden. Schuld daran war der Geldmangel
Königs und die trotz vieler Verſuche ausbleibende Unterſtützung
ſeiner weiteren Pläne. Sie traten zuerſt durch die
Bekannt=
ſchaft mit Bauer, den König in London kennenlernte, in
ein neues Stadium und fanden dann ſpäter Verwirklichung
durch die Gründung der Sirma König u. Bauer in Kloſter
Oberzell bei Würzburg, der bokannten Maſchinenfabrik.
Die 1813 in London gebaute Maſchine bringt als großen
Jortſchritt gegenüber der Suhler Agſchine vor allemn die
Ausführung, bei der die Hilfsmittel des Maſchinenbaues
weitgehend angewandt wurden. Die Maſchine iſt ganz aus
Eiſen und lieferte 400 Drucke ſtündlich. Aus ihr entwickelte
ſich bald die erſte Sulinderdruckmaſchine, die als weſentlichen
Fortſchritt die laufende Hin= und Herbewegung des
Druck=
karrens brachte, während die erſten Maſchinen je einen Stilſtand
für den Druck und für das Einlegen des Bogens forderten.
Und dieſe Maſchine iſt die Urform aller ſpäteren
Schnellpreſſen. Die erſte praktiſche Verwendung im
Seitungsdruck fand ſie bei der „Che Cimes” am 29. November
1814; 1823 folgte mit einer ſtändigen Erhöhung der
Druck=
leiſtung auf Grund der Erfahrungen Berlin, 1824 Augsburg,
dann in ſchneller Folge Hamburg, Stuttgart, Königsberg, Köln.
Erſt um 1860 folgten die erſten Verſuche der
Rotations=
maſchine, deren Erfinder der Amerikaner William Bullock
iſt, und die in zahlreichen Syſtemen und Verbeſſerungen
Höchſt=
leiſtungen auf dem Gebiete der Drucktechnik bis zum heutigen
Stande brachte.
Dieſe Entwicklung iſt unzertrennlich mit dem Namen
Friedrich König verbunden. Sein Lebenswerk charakteriſiert
dieſes Diſtichon: „Vorwärts dränget der Geiſt und die Preſſe
hat zehnfaches Cagwerkl. Daß ſie genüge dem Dienſt, haſt Du
ihr Flügel geformt!” (Gedenktafel in Oberzell. 1842.)
Holiſchnitt einer hölzernen Handpreſſe um 1500,
von Oohann Badius erbank.
der erſten Druckmaſchine; aber damit iſt das
Ver=
dienſt dieſes ſchlichten Menſchen noch keineswegs erſchöpft.
Gerade das Jahr 1933 bringt außer der Erinnerung an ſeinen
hundertſten Codostag noch einen anderen Anlaß, das
grund=
legende Lebenswerk Königs im richtigen Lichte erſcheinen
zu laſſen: den 70. Geburtstag der erſten
Notations=
druckmaſchine durch W. Bullock.
Beide Erfindungen greifen, ſo eng ineinander über und
beide haben in den letzten Dezennien eine ſo weſentliche
Ent=
wicklung auf allen Gebieten nach ſich gezogen, daß eine kurze.
Betrachtung wohl wert erſcheint. Den Namen Friedrich König
gebührt dabei inſofern der Ehrenplatz, als er durch ſeine
Er=
findung erſt der eigentliche Wegbereiter war.
Das zeigt am beſten ein kurzer Ueberblick über die Entwicklung
der Zeitungsdruckmaſchine überhaupt.
Im 15. Jahrhundert, bald nach Erfindung der
Buchdrucker=
kunſt, finden wir die erſten Anfänge des Seitungsweſens in
Form von gelegentlich gedruckten Flugblättern. Hieraus ent=
Die 1805 von Friedrich König in Suhl in Chür. gebaute
Druckmaſchine. Sie iſt aus Holz gebaut und die erſte, die
alle Berrichtungen des Druckens mechaniſch bekätigte.
Geſtalt an, und durch ſeine Erfahrungen angeregt, daute König
im Jahre 1803 in dem thüringiſchen Städtchen Suhl, das ſchon
damals durch ſeine Waffenfabrikation berühmt war, mit der
Abſicht, die bisher beſtehende Handpreſſe durch maſchinelle
Vorrichtungen in Bewegung zu ſetzen, die erſte
Druck=
maſchine. Unter Beibehaltung des Grundgedankens der
Handpreſſe wurden bei dieſer erſten Maſchine alle
Verrichtun=
gen des Druckens mechaniſch betätigt, bis auf das Einlegen und
Abnehmen der Bogen. Noch war der Bauſtoff der Preſſe
Holz, grundſätzlich neu das Farbwerk, das aus einem Behälter
mittels eines Kolbens automatiſch die Druckfarbe auf die Auf=
Die von Friedrich König 1813 in London erbaute
Sylinder=
druckmaſchine, bei der zum erſten Male die laufende Hin= und
Herbewegung des Druckkarrens in Anwendung kam.
Eine der wodernen Rotationsmaſchinen, von der Maſchinenfabrik König u. Bauer in Würzburg erbant, die einen gleichzeitigen Druck von 96 Seitungsſeiten ermöglicht.
[ ← ][ ][ → ] bis zum anderen nur aus Herrenſchneider=
Ge=
ſchäften beſteht, von denen viele 200 und mehr
Jahre alt ſind. Ja es gibt in der Londoner
City, in Staple Inn, ein Geſchäft für
Herren=
wäſche, das im Jahre 15375 gegründet worden
mithin 558 Jahre alt iſt.
Es liegt etwas Imponierendes in
einem auf ſo graue Vergangenheit und ſo viel
Erfahrung zurückblickenden Geſchäftszweig,
und die Welt tut recht, wenn ſie ſich in dieſen
Dingen von den Londoner Lehrmeiſtern
wider=
ſpruchslos beraten läßt. Die Herren von
Sa=
vile Now und St. James: Street äußern gern
ihre Anſichten, was zu tragen ratſam ſei und
was lieber unterlaſſen werden ſollte. Denn Sir
Walter Silbeu iſt in London keineswegs der
einzige „arbiter elegantiarum”, der ſich über die
Herrentrachten in Notten Now aufzuregen und
Moderegeln zu verkünden pflegt.
Ungefähr zur ſelben Seit, da Sir Walter
Silbeu ſeine Proteſte verlautbaren ließ, wütete
im Londoner Blätterwalde auch eine erlitterte
Sehde über die Frage, ob die engliſche
Herren=
welt dabei bleiben ſollte, abends im
Che=
ater im Abenddreß zu erſcheinen
oder ob die neue Sitte, ins Cheater im
Straßen=
anzug zu gehen, ermuntert werden ſollte. Die
„Cimes”, die „Morning Poſt” und andere
Londoner Blätter brachten Hunderte von
Brie=
fen aus dem Leſerkreiſe zu dieſem, die
Oeffent=
lichkeit anſcheiend lebhaft intereſſierenden
Problem. Und es erübrigt ſich, hervorzuheben,
daß die Befürworter der „guten alten Sitte‟
bei weitem in der Mehrzahl waren und mit
Erfolg die Aufrechterhaltung des Dreßzwangs
im Theater durchgeſetzt haben.
Der Engländer betrachtet eben die
Männer=
kleidung unſerer Seit keineswegs als abſurd
und reformbedürftig. Ja, die Stärke der
modernen Herrenkleidung beſteht, ſeiner Anſicht
nach, gerade m einem gewiſſen Sormzwang und
in einer gewiſſen Steifheit. Hierin äußert ſich
keineswegs ſtumpfe Eitelkeit, ſondern im
Unter-
bewußtſein ein Stück britiſcher
Le-
bensweisheit. Die Kleidung iſt dem
Bri=
ten eine jener äußeren ſymboliſchen Sormen, die
Gemeingut der Nation ſind. Nicht umſonſt ſind
Engländer überall in der Welt gleich gekleidet.
Der Brite, der ſelbſt im Dſchungel ſich jeden
Abend in ſeinen „evening dreß” wirft, dürfte
in der Negel um eine plauſible Rechtfertigung
ſeines Cuns verlegen ſein. Doch ſein Inſtinkt
weiſt ihm unfehlbar den rechten Weg. Das
Kleidungsritual erleichtert es ihm mehr als
irgend etwas ſonſt, die nötige Haltung zu
be=
wahren. Es verhilft ihm zum ihm ſo wichtig
erſcheinenden Gefühl der „ſafety” der
Sicher=
heit in allen Lebenslagen.
Solch ehrenwerte Gentlemen wie Sir
Wal=
ter Gilbeu und andere Originale, die ſich ſo
drollig über die Lockerung der Herrenmoden
aufzuregen wiſſen, ſind, von dieſem Standpunkt
betrachtet, gar nicht ſo ſchrullig und verdreht,
wie es auf den erſten Blick erſcheinen könnte.
Sie wiſſen genau was ſie
vertei=
digen! In welch.m Aufzuge im Hude Park
geritten wird, iſt in England eine Frage von
Wichtigkeit. Und ein Kleidungsreformler, der
es unternehmen wollte, John Bull ſeiner
Kra=
vatte zu berauben, würde bald entdecken, daß
er ſich an einem jener Bande vergriffen hat,
die die geſellſchaftliche Ordnung dieſes Landes
zuſammenhalten und die hier wahrlich nicht ſo
leicht zu lockern ſind . . . George Popoff.
Wie ſchwer und düſter die Sorgen ſind, die
England zur Seit martern, das konnte man
kürzlich wieder erkennen, als die geſamte Preſſe
des Landes allen Ernſtes die hochnotpeinliche
Frage zu erörtern begann — welche Kleidung
man korrekterweiſe zum Morgenritt im Hyde
Park zu tra e habe?
Es hatte ſich nämlich folgendes begeben: Ein
höchſt ehrenwerter Gentleman namens Sir
Walter Silbey; ſeines Seichens Landedelmann,
Fuchsjäger und Nennreiter, inſpizierte eines
Cages die Notten Now, den großen
Reitweg im Hude Park, und gewahrte
dort Dinge, die das blaue Blut in ſeinen
Bri=
tenadern erſtarren ließen; primum, einige Leute,
die in weichen Hüten, ſtatt in der
vorgeſchrie=
benen Melone, ritten; ſecundum, Weſen, die
ganz ohne Hüte einhergaloppierten; tertium,
Reiter, die Pullover, Schillerkragen und noch
ähnliche Gräßlichkeiten zur Schau trugen. Sir
Walter murmelte einige unverſtändliche Worte
des Entſetzens, verhüllte ſchmerzerfüllt ſein
John=Bull=Anrlitz und eilte ſchnurſtracks zum
Jahreslunch des Suchsjäger=und
Pferdezüchter=
verbandes, um dort am Buſen von
Gleichge=
ſinnten ſeinen Gram über dieſes jammervolle
Seitalter auszuſchütten.
„Ich bin von dem”, berichtete Sir Walter
mit bebender Stimme, was ich heute in der
Notten Now geſehen habe, angewidert, im
voll=
ſten Sinne des Wortes angewidert. Es iſt nicht
nur eine Schande für den königlichen Park.
Es iſt eine Entehrung des ganzen Landes. Die
Notten Now war einſt in der ganzen Welt
bekannt für Eleganz der Kleidung und
Korrekt=
heit des Neitſports. Was werden nun aber
die Sremden ſagen, wenn ſie nach London
kom=
men und im Hyde Park dieſe Scheußlichkeiten
erblicken? Wenn das ſo weiter geht, dann
wer=
den nächſtens die Leute im Hyde Park in
Bade=
koſtümen reiten. Die Polizer ſollte einſchreiten,
die Polizei .."
Der Hyde Park, in dem Sir Walter Gilbey
ſo viel Leute in liederlichem Aufzuge erblickt
hatte, war einſt, beſonders zu Anfang des
vorigen Jahrhunderts, ein Nendez=vous=
Platz der eleganten Welt. Damals
hielten hier die berühmten Londoner Dandies,
die Beau Brumme’s, die D’Orſaus und deren
Damen täglich ihre Modeparaden ab. Und zu
dieſen „beſſeren Seiten” wanderten nun
unwill=
kürlich die Sedanken all jener guten Briten
zurück, die durch die Vorgänge im Hyde Park
ſich, gleich Sir Walter Gilbey, in ihren
heilig=
ſten Gefühlen verwundet fühlten.
Ueber den Urſprung des Wortes
„Dandy” ſtreiten ſich in England noch die
wiederum einen Prinzen von Wales,
deſſen Modelaunen eine Welt von
Elegants nachzuahmen bemüht iſt.
Um ſich hiervor zu überzeugen, braucht man ſich
nicht erſt nach Aſcot oder zum Eton= und
Har=
row=Match zu begeben, wo alljährlich eine
förmliche Parade von ſchwarzen und grauen
Sulinderhüten, ſmart ſitzenden Morgenröcken,
kunſtvoll geſchlungenen Plaſtrons und betörend
ſchönen Weſten abgehalten wird.
Der Fremde, der nach London kommt,
be=
gebe ſich lieber nach einem der am
Picca=
dillg, Patl Mall oder St. James
Street gelegenen Clubs, ſtelle ſich an
einem Parterrefenſter auf und beobachte von
hier aus die vorübergehenden jungen und alten
Briten. Die Entdeckung, die er bald machen
wird, iſt die, daß es noch Dandies gibt in
Eng=
land. Es wird m auffallen, wie viel beſſer
und ſorgfältiger der durchſchnittliche Engländer
als der Kontinentaleuropäer gekleidet iſt.
Je=
des Oetail der Kleidung verrät Geſchmack und
Ueberlegung. Alles Laute, Auffallende,
Un=
paſſende wird ſorgſam vermieden. Die meiſten
Herren tragen ſelbſt im Sommer Handſchuhe.
Faſt jeder Dritte hat eine Blume, eine Nelke
oder Gardenie im Knopfloch. Und viele
Gent=
lemen flanieren — ſicherſtes Seichen eines
wah=
ren Dandytums — völlig ziellos, bloß um John
Bulls Sorgen etwas ſpäzieren zu führen, die
St. James Street und die anderen Straßen
vom „Clubland” auf und nieder
Ebenſo wie in Paris die Nue de la Paix mit
ihren Juwelieren, Parfümerien und Geſchäften
von Damenhüten eine tupiſch weibliche Straße
iſt, ſo iſt in London die St. James' Street
mit ihren Klubs, ihren teuren Sigarrenläden
und ihren ausſchließlichen Geſchäften für
Arti=
kel der Herrenmode eine typiſch männliche
Straße.
Ein Seitenſtück zu ihr iſt die weltberühmte
Savile Now jene mitten im eleganten
Weſtend gelegene Straße, die von einem Ende
Gelehrten. Die einen ſagen, cs ſtamme von
dem franzöſiſchen „Dandin”. Einfaltspinſel,
Narr, ab. Die anderen meinen, es rühre vom
engliſchen Worte „dandiprat” her, womit unter
Heinrich VII. eine zu leicht wiegende, wertloſe
Silbermünze bezeichnet wurde.
Der Dandy der Dandies war der
be=
rühmte Beau Brummel, der jeden
Morgen wie ein König in ſeinem
Ankleide=
zimmer Levée hielt. Der Prinz von Wales
brach in Cränen aus, wenn Beau Brummel
den Schnitt ſeines neueſten Sracks mißbilligte.
Jeder junge Sant trachtete danach, es Beau
Brummel tunlichſt nachzuahmen. Bald gab es
in England eine ganze Armee von Dandies
Und obgleich ſie durch ihre affektierten und
arroganten Manieren oft Anſtoß erregten,
wurde das Dandytum eine Zeitlang geradezu
zu einer geſellſchaftlichen Macht, mit der man
zu rechnen hatte, ob man wollte oder nicht.
hat längſt der viel nützlichere Negenſchirm
er=
ſetzt. Die engliſche Herrenmode iſt während der
letzten Jahrzehnte viel ungenierter, freier
ge=
worden. Es iſt auc) auf dieſem Gebiete eine
Jandlung, eine Nevolution vor ſich gegangen,
die weit weniger die ſeit der Herrſchaft Beau
Brummels vergangenen hundert Jahre als die
vier Jahre des Weltkrieges mit ſich gebracht
haben.
Doch man würde einen großen Irrtum
be=
gehen, wollte man annehmen, daß der
Englän=
der von heute in Sragen der Kleidung
indiffe-
rent oder nachläſſig geworden wäre. Es iſt
wahr, es gibt in England keinen Beau
Brum=
mel mehr, um deſſen Meinung ein Prinz. von
Wales beſorgt wäre. Aber England beſitzt
Das traditionelle Derby in
Epsom ist seit jeher der
Treff-
punkt der eleganten Welt
Englands.
Die Kleidung der Dandies beſtand
aus einem braunen oder blauen Frack mit
großen Bronzeknöpfen und mit langen, faſt bis
zur Erde reichenden Schößen. Die Hoſen waren
aus Buckſkin=Leder und lagen ſo eng an, daß,
wenn man ſie anzog, es ſo ausſah, „als ob man
einem Aal die Haut abziehen würde‟. Die
Weſte war doppelreihig und um die Caille
über=
mäßig eng geſchnürt. Doch um den Hals mußte
ſie möglichſt offen ſein, damit recht viel vom
koſtbaren, gekräuſelten Hemd und vor allem
von der noch koſtbareren Kravatte ſichtbar
blieb. Die Kravatte hatte aus feinſter,
origi=
nell gemuſterter Seide zu ſein, war oft zwei bis
drei Meter lang und wurde mehreremals um
den Hals geſchlungen. Das Wählen und
Bin=
den einer ſolchen Kravatte ſtellte eine
Proze=
dur von unerhörtem Raffinement dar. Und das
ſpieleriſche Handhaben von Stock und
Hand=
ſchuhen war vollends eine Kunſt, in der nur
Beau Brummel ſelbſt es zu wirklicher
Voll=
endung gebracht haben foll . . ."
Dieſe Zeiten ſind längſt vorüber. Der Dandy
vom Cype eines Beau Brummel oder DOrſau
exiſtiert in England nicht mehr. Ja, ſelbſt der
City=Gentleman mit dem
blan=
ken Sylinder auf dem Haupte iſt zu
einer ſeltenen Erſcheinung geworden. Den
Spa=
zierſtock mit dem ſilbernen oder goldenen Knau
Der Lekord.
Von Bruno Leberecht.
Miß Florida Speed war für Nekorde.
Sie hatte bisher unbeſtritten den
Welt=
rekord im Augenrollen 1931 aufgeſtellt. Im
letzten Jahre hatte ſie den im Schulterzucken
um zweizehntel Sekunde überboten.
Miß Florida gab ſich mit dieſen beiden
Weltmeiſterſchaften nicht zufrieden. (Mehrfache
Prämiierungen in Schonheits=Konkurrenzen
rechnete ſie nicht mit.) Sie wollte ſich im Glanze
eines Dreigeſtirns von Nekorden ihre Zigarette
anzünden dürfen.
Nun erſt, nachdem einige von ihren
Lands=
leuten und Meiſterſchaftskolleginnen „den
Ka=
nal” durchquert hatten, ließ ihr der Ehrgeiz
keine Ruhe.
Pahl Irgendeinen Kanal durchſchwimmen,
das konnte ſie auch, dachte ſie und zuckte
mei=
ſterlich mit der Schulter. (Miß Florida hatte
nur undeutliche Begriffe von europäiſcher
Geo=
graphie, Konnte dieſes arme Europa größere
Kanäle haben als ihr Amerika?) In. Miß
Floridas Vorſtellung nahm der europäiſche
Kanal Dimenſionen an, gegen die der
Mittel=
land=Kanal ein Ozean war.
Miß Florida teilte die Nekordabſichten
ihrem Manager mit, den ſie — er war
Spezial=
trainer für Augenrollen — von ihrem erſten
Weltrekord beibehalten hatte. „
Kanaldurch=
ſchwimmen?” meinte er. „Kleinigkeit für Sie.
Schwimmen iſt weiter nichts als häufiges, ſtark
übertriebenes Schulterzucken. Der Nekord iſt
Ihnen alſo gewiß. Das Augenrollen können
Sie vor und nach der Durchquerung anbringen,
wenn Sie gefilmt werden. Uebrigens eing
Nebenfrage: Bleiben Sie oben, wenn man Sie
ins Waſſer wirft?”
Miß Florida hoffte oben zu bleiben. Damit
war die Sache gemacht. Man begab ſich über
den Ozean zum Startplatz.
Als Miß Slorida den Kanal erblickte, zuckte
ſie mit den Schultern, ohne leider dabei gefilmt
zu werden. „Komiſches Land das — Europal”
ſagte ſie zu ihrem Manager und rollte ihre
Augen hoffnungsvoll zweihundert Meter weit
auf eine Sandbank. „Hinter dem Kanal liegt
gleich das Meer. Sagen Sie mir bitte, wenn
der Kanal zu Ende iſt; mit dem Meer möchte
ich nichts zu tun haben.”
Als ſie eingefettet wurde, raunte ihr der
Manager zu: „Mit Ihnen zugleich ſtartet der
deutſche Strommeiſter Swohundt.”
„Spaß! Ich werde den Schwächling ſofort
überwinden.”
Der Manager konnte nur mit den
Schul=
tern zucken, o wohl er gar nicht Spezialiſt
darin war, und ſein Begleitboot ſchaukelte, da
warf ſich Aliß Florida ſchon in die Fluten und
blieb zur größten Verwunderung ihres Crai=
ners ſogar oben. Nachdem ſie ſchon längſt über
die Sandbank geſpült war, ſchulterzuckte ſich
Miß Florida an das Begleitboot heran und
fragte atemlos: „Iſt denn dieſer Kanal noch
nicht bald zu Ende?‟
„Nein”, antwortet der Crainer, deſſen
geo-
graphiſche Kenntniſſe im Gegenſatz zu ſeiner
Schülerin überhaupt null waren. Aber es kann
ſich nur noch um Meter handeln.”
Etwas getröſtet wandte ſich die
Nekord=
aſpirantin dem unangenehm feuchten Waſſer
wieder zu. Nach einigen krampfhaften
Schul=
terzuckungen waren ihre Kräfte endgültig
ver=
braucht. Auch die geſteigerte Augenrotation
brachte ſie nur noch um Bruchteile eines
Milli=
meters weiter, So gab ſie ihren Nekord auf
und verſuchte nach einem gelungenen
Ohn=
machtsſchrei in den Sluten zu verſinken.”
Im nächſten Augenblick wurde ſie von zwei
kräftigen Männerarmen daran gehindert.
„Mein Herr, was erlauben Sie ſich?” ſtieß
Miß Florida hervor.
„Gnädigſte waren im Begriff zu ertrinken!”
„Was denken Sie?4 Ich befinde mich auf
einer Kanaldurchquerung .
„So. Ich ebenfalls. Mein Name iſt
Swo=
hundt.‟ Der Schwimmer machte bei dieſen
Worten den Verſuch einer Verbeugung.
„Das paßt ja fein”, meinte Florida als
praktiſche Amerikanerin. „Dann können wir
zuſammen den Kanal durchqueren.”
„Gern” verſicherte Sohundt und ließ ſeine
Blicke entzückt über die Geſtalt in ſeinen
Armen ſchweifen. Aber mit dem
Vergnü=
gungsdampfer. Jetzt darf ich Sie wohl in Ihr
Boot zurückbringen?‟
„Was fällt Ihnen ein? Ich will heute noch
einen Nekord aufſtellen.” Empört entwand ſich
Miß Florida dem Bewerber (um die
Kanäl=
meiſterſchaft!). Doch kaum war ſie wieder auf
ſich ſelbſt geſtellt (wenn davon überhaupt die
Nede ſein kann), da war ſie ſchon halb
er=
trunken. Kein Augenrollen, kein Schulterzucken
hatte mehr Sweck. Sie ſank — — ſank —
Sank in die offenen Arme des galanten
Schwimmers, der ſie zärtlich an ſich zog: „Nun
werde ich Sie aber nie mehr loslaſſen.”
Nie?” fragte Florida praktiſch und rollte
kokett mit den Augen.
Niel” verſicherte er liebevoll entſchloſſen.
Der Kuß verlor unter dem Salzwaſſer nichts
von ſeiner Süßigkeit, die erſte Küſſe auf dem
Seſtlande zu haben pflegen.
Als ſich Miß Florida galant unterſtützt über
den Nand des Begleitbootes ſchwang, ſoweit
ihre Schulterkräfte dies noch zuließen, fragte
ihr Manager ſehr verwundert, indem er den
erſten Weltrekord ſeiner Schülerin zu
unter=
bieten ſuchte: „Ich denke, Sie wollten einen
Nekord aufſtellen.”
Bitte ſchönl Ich habe ſogar einen
doppel=
ten Vekord aufgeſtellt, ſowohl was Schnellig=
PeKKMBasakerT
Wer Leben und Creiben des
bulgariſchen Landvolks kennen
lernen will, dem iſt wohl
nirgends beſſere Gelegenheit
dazu gegeben als auf dem
Markt. Für den Bulgaren, der
vorwiegend Ackerbauer iſt, iſt
der Markttag von beſonderer
Brdeutung. Hier verkauft er
wöchentlich die Erzeugniſſe ſeiner Arbeit hier
kauft er all die Dinge ein, deren er zu ſeiner
Lebensführung bedarf. Schon in frühen
Mor=
genſtunden fahren die Bauern mit Frau und
Kind im Sonntagsſtaat zum Markt! Auf allen
Sufahrtswegen ſieht man ihre Fuhrwerke, mit
Pferden, Mauleſeln oder auch Ochſen und
Waſſerbüffeln beſpannt. Ganze Berge von
Waſſer= und Suckermelonen, Paprikaſchoten
aller Arten: grüne, rote und gelbe, Swiebeln,
Comaten, Crauben, Bamjaſchoten und ſogen.
blaue Comaten uſw. werden in offenen
Stän=
den aufgeſchichtet, allenfalls der großen Hitze
wegen mit einem proviſoriſchen Sonnendach
überdeckt. Ebenſo bringt der bulgariſche
Vieh=
züchter ſeine lebende Ware zum Markt. Hier
ſieht man einen Bauern, der, in jeder Hand
ein Ferkel an den Hinterbeinen tragend,
lang=
ſam durch die Menge geht und einen Käufer
für ſeine quietſchende Ware ſucht. Dort ſitzt
auf der Erde ein Hühnerhändler, der um lich
herum die an den Füßen zuſammengebundenen
Hühner liegen hat, die er ab und zu aus einer
flachen Waſſerſchale tränkt. An einer anderen
Stelle feilſchen zwei Bauern um einen
prächti=
gen Hammel. Daneben ſucht ein Mann, lebhaft
Tun eines
FeMenne
geſtikulierend, einen Bauern für den Kauf
eines Waſſerbüffels zu intereſſieren. Was aber
den Markt ſo beſonders anziehend geſtaltet,
ſind die Stände, an denen die Bauern ihren
häuslichen Bedarf decken. Dort ſtehen die
Buden mit den bunten Holzwaren und Haus=
haltungsartikeln, die Stände mit den
Erzeug=
niſſen alter bulgariſcher Volkskunſt.
Noch heute erwerben ſie dort die Stücke zur
Ergänzung ihrer wertvollen Crachten, und die
weitaus größte Sahl aller feilgebotenen Dinge
iſt alt. Es ſind prachtvoll geſtickte Aermel für
die Frauentracht, mit buntem Ornament
ge=
zierte Bänder, zweifarbig gewebte Gürtel,
Gürtelſchnallen von allen Arten und Formen,
aus Meſſing und Silber getrieben; Ledergürtel
mit Silber- und Bronzebeſchlägen,
altertüm=
liche Ninge und Ketten, ſilberne
Siligranarbei=
ten und kirchlicher Schmuck. Daneben ſtehen
in langen Neihen dickbauchige, enghalſige
Krüge, aus deren hohlem Henkel man trinken
kann. Dann die für die Bulgarentracht ſo
typiſchen Schweinslederſchuhe, aus einem Stück
gefertigt, und prächtig verziertes Sattelzeug
Typiseber
bulgarische!
Warsestüffel-
Gespann
für die Sugtiere. Auch die Crödelhändler
feh=
len nicht, unter deren Kramwaren die
Kauf=
luſtigen lange nach einem geeigneten Stück
ſuchen.
Swiſchen den Buden und Ständen, in den
langen Neihen drängen ſich in der bunten
Volksmenge laut rufend die fliegenden
Händ=
ler: der Limonadenverkäufer, der
Drehorgel=
mann, der Craktathändler, und die
blumenver=
kaufenden Sigeunerfrauen in ihren
buntfarbi=
gen Hoſenröcken. All dies zuſammen gibt dem
Markt die eigenartige Atmoſphäre die
Er=
regung und Sreude verſchäfft und ſo den
Markttag zu einem feſtlichen Ereignis werden
Ludwig Bauer.
läßt.
Kleines Reiscerlebnis
in Bulgarien.
Wir ſtanden im Begriff nach Varna zu
fahren. Kamen von Schumen, vom Beſuch der
berühmteſten Moſchee Bulgariens und waren
noch ganz erfüllt von der Schönheit der alten
osmaniſchen Kultur. Als der Zug ſich in
Be=
wegung ſetzte, ſtürzte plötzlich, ein junger Mann
in unſer Kupee, den wir am Fez als Cürken
erkannten. Er überfiel uns mit einer Flut von
Worten und Geſten, deren Sinn uns völlig
fremd und unbegreiflich war. Auch unſer
bul=
gariſcher Begleiter konnte ihn nicht verſtehen,
da unſer Mann türkiſch und bulgariſch dauernd
durcheinander miſchte. Um ſo mehr ereiferte ſich
der Sremde und drang auf uns ein, ſo daß uns
ganz unheimlich zu Mute wurde. Wir glaubten
ſchon einen Irrſinnigen vor uns zu haben. Wir
beobachteten ihn prüfend und kopfſchüttelnd,
und als er endlich unſer Mißbehagen bemerkte,
Bamilienidylle
af dr Straße
wurde er ganz verweifelt, faßte ſich an den
Kopf, an die Wangen, warf die Arme gen
Him=
mel und krönte ſein merkwürdiges Benehmen,
indem er plötzlich einen Geldbeutel zog und uns
ein Swanzig=Lewa=Stück zuwarf, eine Summe,
die im allgemeinen wohl einen ziemlichen
Be=
trag für einen Bulgaren darſtellt. Wir fingen
langſam an, in Wut zu geraten. Da rannte
unſer Cürke fort, um nach kurzer Seit mit einem
franzöſiſch und türkiſch ſprechenden Soldaten
zurückzukehren, der ihm als Dolmetſcher dienen
ſollte und uns endlich den Sinn der
vorange=
gangenen Szene begreiflich nachte. Es ſtellte
Die=
Kinder
ſich nun folgende rührend=anmutige kleine
Ge=
ſchichte heraus. Der junge Menſch war
tür=
kiſcher Dorfſchullehrer, deſſen Vater einſt im
Weltkrieg in ſerbiſche Kriegsgefangenſchaft
ge=
raten war. Durch den Einſatz der deutſchen
Cruppen konnte er aus den Händen der
Ser=
ben befreit werden. Da die Deutſchen den alten
Mann in völlig erſchöpftem, beinahe
hoffnungs=
loſem Zuſtande vorfanden, nahmen ſie ſich
ſei=
ner an, pflegten ihn und retteten ihn ſo vor
kläglichem Untergange. Seine Dankbarkeit
kannte keine Grenzen. Er erzählte allen in
ſeiner He nat von der großen Güte und Milde
der Deutſchen und ſchärfte beſonders ſeiner
Familie ſtete Dankbarkeit gegen dieſes Volk
ein. Als ſein Sohn, unſer junger Cürke, uns
nun an Kleidung und Sprache als Deutſche
er=
kannt hatte, war er ſo begeiſtert, daß er gleich
zu uns ſtürzte, um uns ſeine freudige und
dank=
bare Geſinnung zum Ausdruck zu bringen. Als
er ſpürte, daß wir ihn nicht verſtünden, griff
er zu dem primitivſten und internationalſten
Mittel: er zog die Börſe, ohne
ſelbſtverſtänd=
lich zu ahnen, daß er dadurch deutſches
Emp=
finden verletzte. Er war auch ſpäterhin durch
nichts zu bewegen, das Geſchenk
zurückzuneh=
men. Wir unterhielten uns noch lange mit
ihm, und er, der kleine arme Lehrer eines
weltabgelegenen Dörfchens, bewunderte alles,
was wir mit uns führten. Vor allem erregten
die Bergſchuhe und unſere ärmelloſen Sport=.
hemden ſein ganzes Entzücken. (Ich will
ver=
raten, daß es ganz billige, ſog. Polohemdchen
waren.) Nun ſahen wir auch die Möglichkeit,
uns ihm ein wenig erkenntlich zu zeigen. Wir
ſchenkten ihm ein beſonders ſchönfarbiges
grünes (die Sarbe des Propheten!) Hemd. Er
geriet in ungeheure Begeiſterung über dieſes
Geſchenk und ſchwor ein über das andere Mal,
das Hemd nur am höchſten türkiſchen Feiertag
anzulegen. — Bald war ſeine Station, an der
er ausſteigen mußte, erreicht. Er ſtürzte aus
dem Zug, kaufte ſchnell von einem Händler
fünf Stück der ſo wohlſchmeckenden Mekitzi
(eine Art Blätterteig=Gebäck), drückte jedem
von uns eins in die Hand, verabſchiedete ſich
ſchnell, ſprang in langen Sätzen über die
Schienen und verſchwand in der Dunkelheit.
Dr. Walter Schwarz.
Luſtige Ecke.
Unfehlbares Rezept.
Peter: „Wo bewahrſt du eigentlich dein
Geld auf, daß es deine Frau nicht findet?”
Paul: „Ganz einfach, ich tu es in den Korb
mit ungeſtopften Socken?"
keit als auch Geſchicklichkeit anbelangt”, ſagte
Miß Florida triumphierend und ſchmiegte ihre
meiſterhafte Schulter an den jungen Mann, der
neben ihr aus der Flut aufgetaucht war.
„Das mach, mir keiner nach. Ich habe mich
mitten im Kanal — verlobt!“
Januar=Inventur.
Von V. Dieudonné.
Die junge Frau Opret hatte an dieſem
Nach=
mittag in einigen Modegeſchäften Einkäufe
ge-
macht und kam erſt gegen halb acht Uhr nach
Hauſe. Ihr Mann, Herr Felix Opret, erwartete
ſie ſchon eine geſchlagene Stunde. Er ſagte aber
nichts; nur ſein Schweigen war etwas
be=
unruhigend.
„Liebſter”, begann Frau Opret, „du kannſt
dir gar nicht vorſtellen, wieviel Seit man
ver=
liert, will man etwas Paſſendes kaufen.
Natür=
lich, wenn einem die Preiſe gleichgültig ſind ...
Aber du weißt doch, daß deine Frau zu rechnen
verſteht . . ."
Sie öffnete ihre Pakete und zeigte ihm einen
Stoff:
„Was glaubſt du, was ich für dieſen Crepe
de Chine gezahlt habe?"
Herr Opret — wortete nichts, wahrſcheinlich
ſchon deshalb, weil er von Preiſen nicht die
geringſte Ahnung hatte.
„Vierundfünfzig Frcihen für anderthalb
Meter. Aber erſt dieſe Strümpfe da: feinſte
Seide und nur zweiunddreißig Franken!..."
Herr Opret hob auch jetzt nicht ſeine Augen
von der Seitung, in die er vertieft war.
„Es iſt ganz unglaublich, was alles man in
dieſen Geſchäften findet! Und nimmt man ſich
die Mühe zu ſuchen, ſo erſpart man oft mehr
als die Hälfte. . ."
Schweigend verzehrten die beiden ihr Eſſen.
Als Frau Opret am nächſten Abend um
ſieben Uhr nach Hauſe kam, war ihr Gatte noch
immer nicht da. Sie dachte ſchon, es könnte ihm
etwas paſſiert ſein, und zeigte ſich ſehr
beun=
ruhigt. Endlich aber, um 8,20 Uhr, erſchien er,
ein kleines Paket in der Hand.
„Entſchuldige mich”, ſagte er, „ich war eben
eine Kravatte kaufen . . ., in einem Warenhaus
in der Avenu= Orleans . . . Dieſes Unternehmen
liquidiert jetzt . . . Schau her: nur vierzehn
Franken, ſchwerſte Seide.”
Frau Opret nahm die Kravatte
gering=
ſchätzig in die Hand und erwiderte trocken:
„Es wäre wohl am Platz geweſen, mich
vor=
her zu verſtändigen. Schon wollte ich zur Polizei
gehen und die Verluſtanzeige machen.”
Cags darauf kam Herr Opret erſt um drei
Viertel neun. Er fand eine Frau vor, deren
Lippen verſchnürt waren und die ihre
explo=
ſionsbereite Wut nur ſchlecht zu unterdrücken
vermochte.
„Ich habe mich ein wenig verſpätet, nicht
wahr?” ſagte Herr Opret. „Ich war nämlich
draußen in Neuilly, in einem Wäſchegeſchäft.
Bitte: Sechs Unterhoſen, garantiert Leinen,
alles zuſammen ſiebzig Franken. Du wirſt doch
zugeben, daß das halb geſchenkt iſt!“
„Wo warſt du?” ziſchte Frau Opret. „In
Neuilly? Da wirſt du morgen gewiß nach
Verſailles fahren. Vielleicht findeſt du dort
Strohhüte vom vergangenen Jahr.”
„Du beliebſt zu ſcherzen, meine Ceure”
er=
widerte Herr Opret ganz ruhig. „Wer weiß,
ob dein Vorſchlag nicht ſeine Berechtigung
hätte!”
Durch volle zwei Wochen machte Herr Opret
an allen Enden von Paris Beſorgungen, und
allabendlich kehrte er heim mit verſchiedenen
Paketen: mit Schuhen, Socken, Kragen,
Leib=
wäſche und anderem, kurz Sachen, die er als
Gelegenheitskäufe erſtanden und die ſo billig
waren, daß man den Eindruck hatte, ſie müßten
von einer Diebesbande herrühren. Und da Herr
Felix kein ſchlechter Gatte war, ſo brachte er
eines Aben’ s ſogar einen Pullover, den er in
einem Hofgeſchäft der Nue Moreau entdeckt
hatte.
„Vierzig Franken!” ſagte er und hielt den
Pullover triumphierend ſeiner Frau hin.
„Iſt auch nicht mehr wert!” antwortete Frau
Opret mit einem Achſelzucken. „Ich danke dir
ſelbſtredend”, fügte ſie hinzu, „wenn aber deine
ſämtlichen Gelegenheitskäufe nicht günſtiger lind
als dieſer ..."
„Nun aber konnte ſich Herr Opret nicht mehr
zurückhalten.
„Alſo gut!” ſchrie er. „Weißt du, meine
Liebe, was ich mit meinen Einkäufen bezwecke?
Ich wollte dir nur den Beweis liefern, daß du
von dieſen Sachen einen großen Schmarren
ver=
ſtehſt: Für deinen Pullover habe ich
hundert=
zwanzig Franken bezahlt, und zwar in einem
erſtrangigen Geſthäft! Du glaubſt es nicht?
Bitte, hier iſt die Nechnung! Und auch das
übrige ſtammt von ganz hervorragenden
Sirmen. Die Preiſe kannſt du an Hand der
Kataloge nachprüfen; ſie ſind dreimal ſo hoch
wie jene, die ich dir genannt habe. Ich
wieder=
hole: Hier iſt der unwiderlegliche Beweis, daß
du nicht die geringſte Ahnung haſt wieviel etwas
wert iſt. Meine Fahrten in die Vorſtädte?
Alles Erfindung! In Wirklichkeit ſaß ich in
dem kleinen Café gegenüber unſerem Haus.
Sch wollte dir nur eine Lektion geben..."
Frau Opret ſchüttelte ſich vor Lachen:
„Und biſt auch prompt hineingefallen
Ach, du Aermſter, ich beds re dich wirklich ..."
Und wieder nachdenklich geworden, fragte ſie:
„Haſt du auch die Kaſſenzettel aufgehoben? Ich
werde nämlich die Sachen zurückgeben und gegen
andere umtauſchen. Denn, was die
Gelogen=
heitskäufe betrifft, mein Lieber, da kenne nur
ich allein mich ausl..."
K
Iroeteiung!
e
re
Hen
16
Sunndags Noochmiddags=Bedrachdunge
No, däßhalb brauch mer aam doch net glei
en ſchääle Hund zu haoße! — Ich hab aach e
paar Aage im Kobb, un ſäh, was vorgeht, un
was vun unſerm Städtche Lowenswärdes zu
be=
richte is.
Awwer mitm Lowe, däß is ſo e Sach.
Nem=
lich wann mer in de heidiche kriddiſche Zeitlaift
äbbes lowe dhut, do muß mer’s aach beweiſe
kenne, wann ſe’s aam glaawe ſolle. Während
wann mer ſchimbft un krddiſſiert, do kann mer
iwwerdreiwe bis dort enaus, die Leit glaawe’s
aam unbeſähe .
Lobt mer dohärngäje wen, odder was, dann
haaßt’s glei, ſo un ſo, un es wärrn aam
aller=
hand verwandſchaftlich=bekanntſchaftliche, oder
baddeibollidiſche un ſunſtiche mehr odder
weni=
cher frogwärdiche „Beziehunge” vorgeſchmiſſe.
Dhut mer dohärngäje iwwer alles un jedes
kräf=
dich herziehe, un dhuts orndlich bekriddele un
beſchnuddele, dann haaßt’s, ſo un ſo, un Brawo,
un nor immer feſte druff!—
Ich hab do ſo mei Erfahrunge. — Un wer
jetzt acht gibt, ob ſich do odder dort jemand
kratzt, der wärd aach märke, wen’s beißt —
Awwer dem ſoll ſei, wie em mag; un grad
weil in unſere unnerſchlagungsſichdiche, un ſo aſch
bedriebliche Verhältniſſe wenich Lowenswärdes
ſich finne leßt, ſoll mer um ſo mehr däß Weniche
erausſtreiche un belowiche.
Beiſpielsmäßig unſer „
Verkehrspal=
läſtche” uffm Ernſt=Ludwigsblatz. Macht däß
jetzt, gäje frieher, net en ausgezeichente un
wärk=
lich „vornehme‟ Eidruck?!
Gewiß, mer ſin aach in däre Beziehung aſch
beſcheide worrn. Wann ich doch noch ſo dra denk.
ſo vor fimf odder ſer Johr, mit was for Blen
mer do ſchwanger gange is: damols, wo mer
ab=
ſelud Darmſtadt als „die‟ Fremdeſtadt erkleert,
un geſagt hott: „Jeder aans odder zwaamol in
Darmſtadt!” — Wo mer de ganze Ernſt=
Ludwigs=
blatz un de. Paradeblatz nooch Nei=Yorker
Ver=
hältniſſe um=un ausbaue wollt, mit=eme große
Verkehrspallaſt un ſo. Domols, wo mer aus
lau=
der Angſt for dem „Fremdezuſtrom” uff die
aus=
gefallenſte Ideje verfalle is. Wo mer nächtelang
debbadiert un brojäktiert hott, un gornet mehr
vum Stengelche runner kumme is .. s gruſelt
mehr heit noch, wann ich an die
ſchwindeler=
regende Bleen denk, ſo hoch hott mer domols
enaus gewollt ..
Noja, wie geſagt, mir ſin aſch beſcheide worrn,
un unſer Verkehrshaische dhuts for unſer
Ver=
kehrsverhältniſſe noch lang. Wenn ich aach
an=
nerſeiz mit Bedriebnis aus däre Stadiſtick, wo
die Woch der Effentlichkeit kund un zu wiſſe
gedho is worrn, erſähe mußt, daß mer in
Bezug=
nahm uff die Verkehrsunfäll uns abſe=
lud ehrgeizicherweis, nooch wie vor, mit jeder
beſſere Großſtadt mäſſe wolle ....
Awwer ich maan, daß weet doch e bische e
falſcher Stolz, un den ſollte mer uns endlich
emol abgewehne. Odder is däß am End gorkaan
Stolz, ſundern uff de aane Seit bloß die —
Rickſichtsloſichkeid, un uff de annere
Seid bloß die — Dabbichkeid?! — Wanns
däß is, hedde mer erſtrecht Grund, uns däß
ab=
zugewehne. Dann wann de Verkehr abnimmt,
un die Unfäll nemme zu, kann’s doch
unmeech=
lich am Verkehr lieje, ſundern bloß an dene, wo
in dem Verkehr verkehrt verkehrn —
No
un do ſoll doch en Budderkeil in’s Fättdibbche
fahrn, wann mer do kag Ordnung eneibringe
kennt .
Halt, jaſo, ich wollt jo heit net ſchimbfe un
kriddiſiern, ſundern bloß lowe. Awwer do kann
mer’s widder emol deidlich ſähe, wie ſchwer aam
däß fellt
Iwwrichens haw=ich mich jo aach
lowender=
weis neilich mit unſerm ſtädtiſche Sparkaſſe=
Diräkter befaßt, un mit ſeine große Uhr vorm
Haus. Däß hott ſcheints ſein Kolleech vun de
„Union=Bank” net ſchlofe loſſe, un der hott alſo
nir Eilicheriches zu dhu, als äwenfalls e Uhr
erauszuhenke. No un wie ſo Bankdiräkter unner
ſich ſin, ſie mache ſich halt gäjeſeidich gärn e bische
was vor, un ſo hott alſo der Union=Direkter e
Uhr erausgehenkt, ſozuſage mit alle Schickane.
s is jedenfalls äwenfalls en lowenswerter
Fortſchritt, dann wer jetzt uff die Sparkaß in
de Rheinſtroß geh will, kann drei Haiſer vorher
uff de „Unionbankuhr” genau gucke wieviel’s is,
de wievielte mer hawwe, wie’s Wädder wärd.
und wieviel Grad ’s im Schadde is; bis er uff
die Sparkaß kimmt, is er im Bild..
Jedenfalls is alſo aach die Unionbankuhr in
unſere Haubtſtroß e ſehr lowenswert Eirichdung.
—Aaawer — (ich därf mich aſtrenge, wie ich
will, ohne e „awwer” geht’s halt net ab!)
alſo ganz kommblätt is die Uhr nu doch net,
wenichſtens net als Bankuhr. Dann es fehlt
vor allem en „Börſe=Fahrblan”, wo jeweils
ge=
nau druff ſteht, wann mer aus= un eiſteiche
—; odder en „
Börſebarothermo=
muß
meder”, der wo aam s Börſewädder azeiche, un
aam dazu verlocke dhut, en klaane
Aus=
flug in ſo e blumme= un broffiddreich
Spebu=
latzions=Gäjend zu mache. Korzum uff däre
Bankuhr fehlt grad des Haubtſächlichſte nemlich.
en eiwanzfreie „Zeicher”, wo aam zeiche dhut,
wie mer im Handumdrehn, un ſozuſage im
Va=
beigeh — reich wärrn kann. — s gibt halt nis
Vollkummenes in de Wäld un in Darmſtadt ſchun
gornet.
Halt, doch. — Nemlich unſer
Haubtaddrak=
zion, vun däre die Woch im Blättche bericht is
worrn: unſer „Darmſtädter
Krimme=
nals=Muſeum”, alſo ſozuſage die „
Darm=
ſtädter Schreckenskammer”!
Nemlich die is, wie mer geläſe hott, ſo
voll=
kumme, daß mer ſich kaum draut, dra
vabeizu=
geh. aus Angſt, ſie nemme aam am Schlawittche,
und dhun aam „eireſchißdriern”, indem ſe aam
die Finger in Druckerſchwärz dunke, un dricke ſe
aam uff e Blättche weiß Babier, un dhun dann
den Abdruck mit Liewe uffhewe, zur freundlichen
Erinnerung an das gemietliche Beiſammenſei.
Un däß nenne ſe „Daggdilloſchkobie” odder
ſo, un wem ſei Fingerſpitze ſe uff die Art in
ihrm Allbumm hawwe, der kann, wie mer
ge=
läſe hott, im Läwe netmehr verlorn geh, un net
verwexelt wärrn, ſundern er is bei de Bollezei
verewicht; un wann er je emol ſein Nome
ver=
gäſſe ſollt, dann geht er bloß uff die Bollezei un
zeicht ſei Fingerſpitze, un wie’s Gewidder, ſage
ſem, wer er is.
No, un wie ich mer hab ſage loſſe, is die
Bollezei mitere Leidenſchaft uff ſo Fingerſpitze
verſäſſe, daß ich ſicher bin, es kimmt eines Dags
ſoweit, daß jeder Darmſtädter bei jeder
Geläjen=
heit net bloß ſein Geburts=. Dagf= un Imbfſchei,
ſei Lehr=, Trau= un Leimundszeichnis, ſein
Staatsausweis un ſei Invaliddekadd, ſundern
aach e Beſcheinigung vorlege muß, wo’s draus
eraus hervorgeht, daß mer ihm uff de Bollezei
mit Erfolg ſei Fingereſpitze abgedruckt hott.
s wärd alſo die Fingerſpitze=Abdruckerei ganz
afach obbligadoriſch, wie’s Imbfe, un wer die
Broddezur net dorchgemacht hott, der därf net
wehle, krickt kaa Arweit, kaa Unnerſtitzung, un
därf weder heirate, weder Kinner krieje, weder
ſunſt was, un kann nadierlich aach im Läwe kaa
Rechierungsrat wärrn, vielwenicher Miniſter un
Staatsbräſendent —
No un weil ich waaß, daß, wann mer in
Darmſtadt emol was unnernimmt, dann geſchieht
däß bekanntlich allemol aach zur Hewung vum
Fremdeverkehr. Un do weers alſo net
ausge=
ſchloſſe, daß vun jedem Fremde, wo im
Vabei=
geh emol nooch Darmſtadt limmt, en
Finger=
ſpitzeabdruck gemacht wärd, for die ſtädtiſche
Fremde=Reſchißdradur. Un do wärd e genau
Stadiſtick gefiehrt, un wen mer erwiſcht, daß er
es fimfunzwanzigſtemol in Darmſtadt war, der
krickt die kubbern Blagädd, beim fuffzichſtemol
die ſillwern, un beim hunnerdſtemol die
gol=
dern
No, ſoweit is es noch net, awwer es kann
ſo=
weit bumme. Un ich kennt mir denke, daß unſer
modärne Bollezei, in unſere modärne Zeit, un
mit unſere modärne Tächnick, kimfdich jeden
Wachtmagſter un Verkehrsbolleziſt mit ſo=eme
TaſcheDaggdiloſchkobier=Abberad ausriſte dhut,
un dann brauch mer net mehr mitzugeh, ſundern
der feierliche Momend, wo ſe aam die
Finger=
ſpitze zum ewiche Adenke abdrucke, däß mache ſe
in Zukunft aus em Handgelenk uff de Stroß,
ſo=
zuſage im Vabeigeh.
Un do kann mer bei allem noch froh ſei, daß
ſe grad mit ihrm Abdruckverfahrn uff die
Fin=
gerſpitze verfalle ſin, un net uff en annern
Kör=
berdaal — —, odder uff die Fußſpitze, dann im
letztern Fall hett mer außerdem noch die weitere
Uanehmlichkeit, daß mer’s ganze Johr mit
ge=
weſchene Fieß rum lagfe mißt, weil mer jo nie
net wiſſe kann, wann mer in die Lag kem, daß ſe
aam ſo en Abdruck mache wolle. Unner ſolche
Umſtend is jo nadierlich des
Fingerſpitzeabdrucks=
verfahrn baaderſeiz unbedingt vorzuziehe
No ich nemm nadierlich a', daß ſe däß „Darmi
ſtädter Krimmenals=Muſeum” demnechſt
feier=
lichſt ereffne, dann ich kann mir net gud denke,
daß aach däß Muſeum, wie alle annern
Darm=
ſtädter Muſeumme, als Veilche im Verborchene
bliehe ſoll; he, odder wie? ..
No, un bei däre feierliche Ereffnung, do
wärrn dann ehrenhallwer vun alle geladene
Ehrengäſt — Fingerſpitze=Abdrick gemacht, do
kumme ſe net drum erum —
Awwer, ſo lowenswärt an ſich die Sach mit
dem Krimmenals=Muſeum aach ſei mag, vun
däre „Ereffnungsfeſtlichkeit” wär ich mich diß
mol ganz beſtimmt dricke .
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Do ſeegt mir äwe
unſer Setzerlehrling, mit ſeim vorſchnäbbiche
Schnawwel, daß ich mit meine Aſichte un
Be=
drachdunge, vun wäje dem „Darmſtädter
Krim=
mels=Muſeum”, zimmlich uffm Holzwähk weer..
Noja, däß griene Gemies waaß jo heit alles
beſſer, däß is emol ſo. Awwer wann ich aach
wärklich mit meine Ausfiehrunge mich uffm
Holzwähk befinne dhu, ſo befinn ich mich in dem
Fall jedenfalls in illuſtrer Geſellſchaft, indem
jo äwe alle gangbare un ungangbare Holzwähk
gradezu iwwerlagfe ſin. Mer kennt diräkt
vun=
ere neie Völker=Wanderung ſpräche.
Un erſt in Berlien drowwe, wo’s uff dene
baddeibollidiſche Holzwähk nor ſo wimmelt, un
die wo zwar net all nooch Rom, awwer zimmlich.
noh’ dro vabei fiehrn, do ſieht’s aſch „verfahrn”.
aus, un unſicher owwedrei. Dann an „Mörroſſe‟
mit dem Dolch im Gewand, die wo den Schleicher
umſchleiche, is kaan Mangel. Jeder zweide will
de dritte im Bund ſei, ’s wärd gehannelt un
ge=
ſchachert, wie uffm Viehmack, un
märkwärdicher=
weis grod vun dene, die den bollediſche
Kuh=
hannel ſeither ſo weit vun ſich gewiſſe hawwe.
E märkwärdich Wäld, ſo daß mer nor ſage kann:
„O glicklich, weer noch hoffen kann, aus dieſem
Meer des Irrtums aufzutauchen ..
Awwer e Glick, der Schleicher bleibt kiehl bis
ans Härz hinan, un gibten bloß deidlich zu
verſteh: „Mit mir kennt=er ſo Dinger net mache!
— Un wänn net alle Zeiche driege, kimmts
drit=
tes widder mol ganz annerſter, wie mer ſich’s
zweidens gedenkt hott. Alſo haaßt’s: Abworte un
Tee drinke; Päfferminz mit Kammille, däß
be=
kimmt am beſte .
Schach=Nummer 503.
Aufgabe 700.
Heinz Flander in Darmſtadt.
Herrn Alain C. White gewidmet.
Urdruck.
z b d g
Küchenzettel vom 23. bis 29. Januar,
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Roſenkohlſuppe (Reſt),
Hafer=
flockenbrätlinge, Salat.
Dienstag: Geröſtete Grießſuppe,
Dampf=
nudeln mit Vanillentunke.
Mittwoch: Sagoſuppe, eingemachtes
Kalb=
fleiſch mit Spätzle.
Donnerstag: Reisſuppe. Deutſche
Beef=
ſteak mit Krautſalat, geröſteten Kartoffeln.
Freitag: Gemüſekraftbrühe mit Einlauf,
Türkiſcher Fiſch (Rezept) im Küchenwunder.
Samstag: Erbſenſuppe mit Würſtchen,
Bratäpfel.
Sonntag; „Helgoländerſuppe, Haſenbraten
mit Rotkohl, Apfelbrei, Kaſtaniencreme.
(Rezept.)
Türkiſcher Fiſch im Küchenwunder. Der
Boden des Topfes wird mit angedämpften
Zwiebeln belegt, darauf flach der geſalzene
Fiſch, einige Zitronenſcheiben und Peterſilte.
Nun hat man Kartoffelſtäbchen von rohen
Kar=
toffeln wie zu Pommes=Frites vorbereitet.
Dieſe werden tropfnaß darüber getan, der
Topf bis auf 2. Zentimeter Abſtand bis zum
Rande angefüllt. Man ſetzt die Haube darüber.
und ſowie die Kartoffeln oben gar ſind, iſt
das wohlſchmeckende, billige Gericht fertig.
Kaſtanienereme: ½ Pfund Kaſtanien
geſchält und von der zweiten Schale in
kochen=
dem Waſſer befreit, in gezuckerter Milch fertig
gekocht und durch die Preſſe gegeben. Nach
dem Erkalten miſcht man ſie mit Vanillezucker,
½ Liter Schlagſahne und gibt ſie in einer
Glasſchale zu Liſch.
1. 2. 3. 4. 5. 6.
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W
AAEBEI Teil des Jahres
Epos Homers
franzöſ. Marſchall
Landſtrich
Fürwort
Mitlaut.
Pyramidenrätſel.
Prüſtſelung: Kex nk1 ka1, es 8otz 42 Beg.
Kd4 La8 Ba7. b4 03, a5.
Wir freuen uns. mit obigem Beitrag aus
dem hieſigen Schachkreiſe aufwarten zu können.
Die nachfolgende hübſche Miniatur iſt dem
von G. Hume herausgegeben Buch „The
chessmen speak” von C. S. Kipping
entnom=
men, das Alain C. White als das 40. von
ſeinen Weihnachtsbüchern ſeinen Schachfreunden
zum Chriſtfeſt 1932 beſcherte.
Aufgabe 701.
C. S. Kipping in Wednesbury.
(Mancheſter City News, 1911.)
Weiß: Kat 105 Sa6 Se6 (4)
Schwarz: Kas Tg2Bes 8)
Matt in drei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 698 und 699.
698. gr. Nielſen. Ein Zugzwangproblem, deſſen
unſchein=
barer Schlüſſelzug erſt erhellt, wenn man d8 als Luftloch fürden
ſchwarzen König erkannt hat, z. B. 1. Be87 8iké 2. 8g7*
Kad 3.7: 1. Le3: ſcheitert an Kg5l 2. 8(7+ K:h5!— Alſo
1. 7o4— 441 8:f6 2. 3774. 1. Se7 2. Ab41
Anti=
kitikus). 1 . . 8h6 2. Bes. Drei hübſche reine Mattbilder.
699. Dr. 2. N. de Fong. 1. Dg1—o9! Eine gefällige
Bug=
zwangaufgabe.
Die Wörter entſtehen immer aus den
Buch=
ſtaben des vorhergegangenen Wortes unter
Hin=
zufügung eines neuen Buchſtabens und haben
folgende Bedeutung: 1 Chemiſches Zeichen für
Helium, 2 Pelzwerk, 3 Vorgeſetzter, 4 bedeutet:
fein, flott gekleidet, 5 früherer Berliner
Rund=
funkintendant, 6 Sehne, 7 chemiſches Element.
Anflöſung der Rätſel aus Nr. 3.
Röſſelſprung „Eine Bratpfanne‟.
„Sei ſparſam im Salzen, aber nicht im
Schmalzen”.
Ein biſſerl Geographie.
Peru, Eger, Reka, Ural.
„Herr Piepke, wollen Sie nicht mit uns
einen Skat ſpielen? — Wir warten auf den
Dritten.”
„Ich kann nicht, ich warte auf den Erſten.”
Unnötig. Der Pantoffelheld erzählte beim
Frühſtück ſeiner Frau: „Heute nacht hatte ich
einen ſonderbaren Traum. Ich ſah dich mit einem
andern Mann weglaufen.” — „Nun, und was
ſagteſt du?” fragte die Gattin ſtreng.
„Ich
fragte den Mann, warum er denn liefe?‟
Der richtige Gaſt. „Ihre Gattin ich wirklich
entzückend. Da müſſen Sie doch ſehr eiferſüchtig
ſein.” — „Das bin ich in der Tat, und ich lade
niemals einen Gaſt ein, für den eine Frau, die
halbwegs bei Sinnen iſt, etwas empfinden
könnte.”
Feine Reklame. Das kleine Warenhaus ſuchte
ſich die Gunſt der Kunden auf alle. Weiſe zu
er=
halten; es kündigte ſogar an, daß jeder Käufer
einen Zigarrenanzünder und einen
Kleiderauf=
hänger geſchenkt erhalten würde. In dem
ver=
ſiegelten Paketchen fanden die neugierigen
Oeff=
ner — ein Streichholz und einen Nagel!
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Witich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. 5. Nette, Darmſtadt. Fernſpr. 1, B89—2,02.— Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten=
[ ← ][ ][ → ]Entzückende Abendjäckchen.
Die Zeit iſt noch nicht allzu ferne, da man
die Anſchaffung einer Abendumhülle (
gleich=
viel welcher Art) für einen ſträflichen
Leicht=
ſinn angeſehen und ein ſolches Stück, das j9
vielleicht nicht unumgänglich
not=
wendig iſt, faſt als „Hochſtapelei”
betrachtet hätte.
Nach und nach aber mußte
man ſich wohl oder übel ſagen,
daß ein ſolches Jäckchen nicht nur
als Luxusſache anzuſehen ſei,
ſondern gelegentlich wunderbare
Dienſte zu leiſten vermöge.
Ein wichtiger Faktor des
gro=
ßen Erfolges, den die „kleinen
Abendumhüllen” — wie man ſie
gerne nennt — unſtreitig zu
ver=
zeichnen haben, iſt die Tatſache,
daß ſie mit ganz geringen
Mit=
teln herzuſtellen ſind. Ein Stück
Spitze, Seidenſamt, Brokat oder
ein Reſt irgendeiner Modeſeide
genügt vollkommen, um ein ganz
reizendes Jäckchen herſtellen zu
können, das ſo außerordentlich
phantaſievoll und elegant wirkt,
daß es ſelbſt den Vergleich mit
dem koſtbarſten Abendmantel nicht
zu ſcheuen hat. Natürlich iſt bei
ſolchen Stücken die Machart ſehr
weſentlich, da gerade durch ein
oder das andere effektvolle Detail
die eine ſchicke Wirkung erreicht
wird. Abgeſehen davon iſt auch
die Farbe ein wichtiges Moment;
darum werden auch markante
Effekte in dieſer Richtung nicht
geſcheut und vielfach ſehr lebhafte
Schattierungen gewählt! Natürlich
iſt Schwarz als Neutralfarbe am
häufigſten zu ſehen, doch begegnet.
man auch zahlreichen brandroten,
giftgrünen, kornblauen oder
orange=
farbenen Jäckchen, die ſehr reizvoll
ausfehen.
Faſt immer vermag man aus
dem Materiale ſelbſt mancherlei
aparte Wirkungen zu holen, indem
man Volants, Rüſchen, drapierte
Gürtel, Flügel uff. vorſieht, doch
kann gelegentlich auch „fremder”
Aufputz herangezogen werden (etwa
Pelzwerk und Blumen), wobei
man — insbeſondere was das Fell
anbelangt — ſehr häufig Reſte, die
man unverwendet im Schranke
liegen hat, für dieſen Zweck noch
ausgezeichnet aufzuarbeiten
ver=
mag.
Während in den vergangenen
Saiſons halblange Jäckchen
be=
vorzugt wurden, ſetzt ſich heuer
ganz entſchieden das kurze Modell
durch, das aber nicht etwä die loſe
Boleroform hat, ſondern eng um den Körper
gebunden wird und die kurze Taille betont.
Daß auch hier die intereſſanten
Aermel=
formen eine wichtige Rolle ſpielen, iſt faſt
ſelbſtverſtändlich, da ſie ja überhaupt zu den
wichtigſten Merkmalen der neuen Mode
ge=
hören.
Das Abendjäckchen verdankt ſeine große
Be=
liebtheit wohl auch nicht zuletzt dem Umſtande,
daß es für jene Gelegenheiten getragen
wer=
den kann, die ein ärmelloſes Kleid
unange=
bracht und zu aufdringlich erſcheinen laſſen
würden; beiſpielsweiſe wird man fürs Theater
das ärmelloſe, ausgeſchnittene Kleid durch ein
kleines Abendjäckchen zu ergänzen wünſchen
und auf dieſe Weiſe jene Aufmachung gefunden
haben, die heuer ſehr gefällt.
Die Mode der abendlichen Umhüllen bietet
den verſchiedenen Modekünſtlern natürlich ein
ganz neues Betätigungsfeld, und es iſt, von
dieſem Geſichtspunkte aus beurteilt, keineswegs
verwunderlich, wenn dieſes kleine, aber kapri=
ziöſe Garderobeſtück mit Freude, Phantaſie und
vollendetem Geſchmack entworfen wird, ſo daß
hier verſchiedenſte Anregungen geboten werden.
Während ſich nun beiſpielsweiſe viele Salons
mit allem Elan für das Jäckchen einſetzen,
bevorzugen andere Werkſtätten das Cape und
deſſen originelle Varianten. Manche wieder
widmen ihre volle Aufmerkſamkeit den Aermeln
und machen dieſe Partie des Jäckchens zur
effektvollſten.
Es gibt alſo, da hier die eigenartigſten
„Ideen zum Ausdrucke gebracht werden,
eigeni=
lich keine modiſchen Richtlinien, und es iſt —
um über die letzten Neuheiten
eini=
germaßen orientiert zu ſein — wohl
das Allerbeſte, die in unſerem Bild
feſtgehaltenen Skizzen genau zu
ſtudieren.
Zu den beliebteſten Typen darf
man jene Abendumhüllen zählen,
die kurze „Ballonärmelchen”
brin=
gen, ſchräg überkreuzt und mit
einem breiten „Alt=Wiener Gürtel”
abgeſchloſſen werden, der mit einer
großen Blüte (etwa mit einer
Dahlie oder Chryſantheme in
ab=
geſtimmter Farbe) garniert erſcheint.
(Modell 2.)
Durchaus „zeitlos” in ſeiner
anſpruchsloſen Eleganz iſt ein
Jäckchen in der Art des in unſerem
dritten Bild feſtgehaltenen Modells,
das vorne gekreuzt wird und in
ſchmäler werdende Bahnen
aus=
läuft, die rückwärts zu binden ſind;
der leicht erweiterte Aermel wird
mit Fell beſetzt.
An die maleriſchen Trachten der
Ritterdamen gemahnt der Aermel
unſeres erſten Entwurfes.
Mit einem rüſchen=gekanteten
Cape iſt die als letzte Figurine
der oberen Reihe feſtgehaltene
Abendumhülle verſehen und deutet
intereſſant ſtiliſierte Modemotive
vergangener Jahrhunderte an, die
nun vielfach aufgegriffen werden..
Ein Jäckchen, das lediglich
einen Rückenteil und kurze, dreifach
abgeſtufte Aermel bringt und durch
einen ſchmalen, vorne gebundenen
Fellſtreifen feſten Halt gewinnt,
führen wir als erſte Skizze der
unteren Reihe vor Augen.
Auch das nächſte Bild zeigt nur
bauſchige „Halbärmel” und hat im
Rücken lediglich eine „Sattelpartie‟
vorne aber breite, fichuartige
Streifen, die überkreuzt, verknotet
und rückwärts gebunden werden.
Die letzte Skizze macht mit
einer ganz ungewöhnlich
reizvol=
len Abendumhülle vertraut, deren
Schnitt zwar ganz ſchlicht iſt (da
das Jäckchen nur vorne einfach
gebunden wird), die aber durch
entzückende Kelch=Flügel und durch
eine intereſſante, an der Kante
feſtgeheftete Blütengirlande
auf=
fällt.
Alle dieſe Jäckchen, die der
Trägerin immer große Freude
be=
reiten werden, ſind in kürzeſter
Zeit herzuſtellen und erfordern nichts als
treff=
ſicheren Geſchmack; die Ausgabe für ein ſolches
Stück iſt jedoch im allgemeinen ſehr gering,
die Wirkung im Vergleiche dazu aber oft ganz
erſtaunlich!
Willy Ungar.
Etwas theatraliſch, aber
außer=
ordentlich kleidſam
ſind die verſchiedenen Feder= und Blumen=
Rüſchen, die in den führenden Salons zu
Ballkleidern gezeigt werden.
Es ſei ohne weiters zugegeben, daß dieſe
Effekte einen etwas „filmhaften” Eindruck
machen, doch wird man ſich mit dem Gedanken
dieſer Mode ſicherlich raſcher befreunden, wenn
man bedenkt, daß ja ſchließlich ſchon unſere
Großmütter die Straußfedernſtola als
unum=
ſtrittenes Attribut erleſener Eleganz trugen
und dieſe Garnierung keineswegs „
über=
trieben” oder „primadonnenhaft”, ſondern höchſt
vornehm und kultiviert fanden.
Es mag ſein, daß die Frau von heute —
in der Tagesmode ganz auf Sachlichkeit
ein=
geſtellt — ſich auch abends ſchwerer zu einem
Garderobenattribut entſchließt, das ihren
ſonſtigen Richtlinien widerſpricht
Die großen Bälle und Redouten aber
bil=
den inſoferne einen Ausnahmsfall als jede
einzelne Teilnehmerin hier ſozuſagen zur
„Mitſpielerin” wird und daher auch wagen
darf, zu Effekten zu greifen, die auf „ganz
große Wirkung” geſtellt ſind. Willy Ungar.
Die Abendjacke mit Sopfkragen
gilt als eine der meiſt=erörterten
Errungen=
ſchaften der letzten Zeit; die Idee iſt ſicherlich
ſehr apart und dürfte auch inſoferne ſehr
ge=
fallen, als ſie eine Fellverbrämung erläßlich
macht und die Möglichkeit bietet, aus dem
Materiale des Jäckchens ſelbſt einen ſchicken
Kontraſteffekt zu holen.
Die Technik der Herſtellung iſt keineswegs
„romantiſch”, und jene, die ihre Illuſion nicht
zu zerſtören wünſchen, dürften niemals
ver=
ſuchen, dem Geheimnis des „Zopfkragens” auf
den Grund zu kommen!
Es werden nämlich ganz einfach jene
Schnüre, die man zur Dichtung der
Fenſter=
fugen zu verwenden pflegte, mit dem
Mate=
riale des Abendjäckchens umwunden und die
ſo entſtandenen Rollen untereinander zu Zöpfen
verflochten, bis der Eindruck unſerer Skizze.
erreicht wird.
Das Jäckchen ſelbſt ſoll — als Kontraſt zu
der wuchtigen Form des Kragens — ganz
kurz gearbeitet ſein und nur die pompöſen,
bauſchigen Halbärmel halten dem Kragen die
Waage!
Der Geſamteindruck einer ſolchen Umhülle,
die am liebſten aus Seidenſamt verfertigt
wird, iſt unſtreitig ein ganz ausgezeichneter.
Willy Ungar.
Maskenkoſtüme.
In den letzten Jahren hatte man
wieder=
holt Gelegenheit, Maskenbälle aufzuſuchen;
noch beliebter aber ſind die Atelierfeſte, bei
denen im kleineren Rahmen die Originalität
eines Koſtüms natürlich viel beſſer zur
Gel=
tung kommt.
Gewiß will man für dieſen Zweck keine
großen materiellen Opfer bringen, legt alſo
Wert darauf, das Ganze zu „improviſieren”.
Mit verſchiedenen Materialreſten iſt — wie
dies unſer letztes Bild andeutet — leicht
ein=
modernes „Harlekin=Koſtüm”
herzuſtel=
len. Das eine Hoſenbein wird in tragantierte,
alſo ganz ſteif wirkende „Schirme” aufgelöſt,
das andere (in abſtechender Farbe!) mit
Volants verſehen; eine dreifache, nach abwärls
gekehrte Stulpe am linken Arm iſt ſicherlich
ſehr ſchick. Außerordentlich originell: der
kapri=
ziöſe Oberteil und überaus flott eine ſtiliſierte,
bunt bebänderte Chineſenkappe.
Auch ein Matroſenkoſtüm kann mitunter ſehr
originell ausſehen; eine helle Pyjamahofe wird
mit bunten Filzemblemen in Form von
Segel=
ſchiffen, Fiſchen und Wellen benäht; den
Ober=
teil bildet ein grellfarbiges Badetrikot, an das
ein weißer Kragen mit Maſche angearbeitet
wird. Eine ſeitlich gebundene Gürtelſchärpe
in markanter Schattierung, wirkt immer ſehr
flott, und der Anker an der Schnur darf als
Sinnbild des Koſtüms nicht fehlen.
Oft kann man ſich auch mit einem
Abend=
kleide, das entſprechend adjuſtiert wird, in
aller Eile ſehr gut behelfen. Es genügt hier
zum Beiſpiel — wie unſer Mittelbild zeigt —
ein Steckkamm mit metalliſchem Spitzenſchleier
und eine richtig angebrachte Girlande
künſt=
licher Blüten, um ein höchſt wirkungsvolles
„ſpaniſches Koſtüm” entſtehen zu laſſen.
Willy Ungar.
Nummer 22
Sonnta g, 22. Januar
Die Lage am Geld= und Oeviſenmarkte.
Tagesgeld nach anfänglicher Verſteifung erleichkerk. — Geringe Schwankungen der Deviſen.
Inkernakionale Währungsſtabilikäk.
Durch die anhaltenden ſtarken Ueberweiſungen, die während
der Vorwoche nach Berlin vorgenommen wurden, und durch die
„Nachwirkungen des Medio=Termins ergab ſich am Tagesgeldmarkt
in der erſten Wochenhälfte eine kleine Verſteifung. In der zweiten
Hälfte trat dann wieder eine Erleichterung ein, und gegen
Wochen=
ende konnte man ſchon wieder mit Ueberſtänden rechnen. — Im
Wechſelgeſchäft war Material an Privatdiskonten angeboten, es
fand jedoch größtenteils am freien Markte Unterkunft. Bei der
Reichsbank war das Geſchäft etwas ruhiger,
Reichsſchatzanweiſun=
gen wurden mit Fälligkeit Juli, Reichsſchatzwechſel per April
aus=
gegeben. Die Lage am Termingeldmarkte war unverändert, die
Umſätze blieben gering, die Sätze bei Großbanken betragen 43 bis
4½ Prozent, für Effekten=Deckungsadreſſen unverändert 5¾ bis
6 Prozent. Auch in Warenwechſeln herrſchte geringer Umſatz,
Material war zu einem etwas unter 4 Prozent liegenden Satze
geſucht.
Am Deviſenmarkt haben ſich diesmal keine größeren
Verände=
rungen ergeben hervorzuheben iſt lediglich, daß die ſüdafrikaniſche
Währung mit der engliſchen paritätiſch geworden iſt. Das
eng=
liſche Pfund ſelbſt liegt unter geringen Schwankungen weiter feſt,
von den Norddeviſen paßten ſich nur die ſchwediſche und die
nor=
wegiſche Krone der Bewegung an. Die Deviſe Dänemark hat ſich
dagegen ſehr ſtark abgeſchwächt und gegen Ende der Berichtswoche
kaum nennenswert gebeſſert. Es iſt die — bisher unbeſtätigte —.
Vermutung aufgetaucht, daß es ſich hierbei um die Schaffung einer
Exportprämie handeln könne. Der USA.=Dollar war mit geringen
Unterbrechungen nach wie vor feſt, d. h., er lag weiterhin am
Goldeinfuhrpunkt. Der franzöſiſche Franken konnte ſich noch nicht
erholen, und es beſteht immer noch die Gefahr eines Goldabzuges.
Durch die neuerdings bekannt gewordenen Bedingungen der
Fede=
ral Reſerve Bank of New York für die Goldeinfuhr hat ſich der
praktiſche Goldpunkt zwiſchen New York und Paris leicht
ver=
ſchoben, und zwar von bisher 25,62½ auf etwa 25,63½ bis 64
Franken pro Dollar. Für den Schweizer Franken hat ſich etwas
Nachfrage gebildet, ſo daß er ſich leicht erholen konnte. Dieſes
Intereſſe dürfte durch die Auflegung der Elſaß=Lothringiſchen
Eiſenbahn=Zeichnungen in der Schweiz entſtanden ſein. Bei der
italieniſchen Lira und der ſpaniſchen Peſeta haben ſich keine
Aende=
rungen ergeben. Auch die kriegeriſchen Handlungen in Oſtaſien
haben auf den Yen=Kurs noch keine Einwirkungen ausgeübt.
Deviſenabkommen mit Finnland.
Die Verhandlungen mit der finniſchen Regierung zur
Rege=
lung der Zahlungen für den Warenverkehr zwiſchen Deutſchland
und Finnland haben zu einer Einigung geführt. Danach können
künftig Firmen, die im Beſitze einer allgemeinen
Deviſengenehmi=
gung ſind, ſoweit ihre Deviſenkontingente für die Bezahlung von
Warenbezügen aus Finnland nicht ausreichen, die fehlenden
Be=
träge in Reichsmark auf das bei der Reichsbank für die
Finnland=
bank errichtete Sonderkonto einzahlen. Dieſe Markbeträge werden
dann zur Bezahlung deutſcher Lieferungen nach Finnland
ver=
wendet.
Die neue Regelung tritt am 31. Januar 1933 in Kraft.
Bilanz der Schweizeriſchen Bundesbahnen pro 1932.
44,5 Millionen Franken Fehlbetrag.
Die Schweizeriſchen Bundesbahnen, haben im Jahre 1932
einen geſamten Betriebsüberſchuß von 83 254 697 Fr., d. h. 36,1
Mill. Fr. weniger als im Vorjahre, erzielt. Da für Verzinſung,
Amortiſation und Einlagen in Spezialfonds 127 744 000 Fr.
auf=
gewendet werden mußten, reicht der Betriebsüberſchuß zur Deckung
dieſer Summe nicht aus, und es ergibt ſich ein Fehlbetrag von
rund 44,5 Mill. Fr.
Im einzelnen iſt zu erwähnen, daß im abgelaufenen
Betriebs=
jahr 115,8 Millionen Reiſende (8,4 Millionen weniger als 1931)
befördert wurden. Die Einnahmen aus dem Perſonenverkehr
ſtell=
ten ſich auf 136,5 Mill. Fr. gegenüber 150,7 Mill. Fr. im Vorjahre.
— Der Güterverkehr betrug 15,2 Millionen Tonnen, d. h. 2,5 Mill.
Tonnen weniger als im Vorjahre. Die Totalſumme der
Betriebs=
einnahmen ſtellte ſich auf 342,5 Mill. Fr. gegenüber 387 Mill. Fr.
im Vorjahre, alſo 44,4 Mill. Fr. weniger als 1931. Die
Betriebs=
ausgaben betrugen im abgelaufenen Jahre 259,2 Mill. Fr. und
ſind um 8,3 Mill. Fr. gegenüber 1931 zurückgegangen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Indexziffern der Großhandelspreiſe vom 18. Januar. Die
vom Statiſtiſchen Reichsamt für den 18. Januar 1933 berechnete
Indexziffer der Großhandelspreiſe iſt mit 90,9 gegenüber der
Vor=
woche (91,2) um 0.3 Prozent zurückgegangen. Die Indexziffern
der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 80,7 (minus 0,9 Prozent),
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 87 3 (unverändert) und
in=
duſtrielle Fertigwaren 112,8 (minus 0.,3 Prozent).
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk
Darm=
ſtadt. Neue Konkurſe. Offenbach a. M.: Fa. A.
Steinber=
ger u. Co.. Fabrik feiner Lederwaren, Alleininh. Elſe Diehl.
An=
meldefriſt 1. 2., Prüfungstermin 9 2.; Fa. Frankfurter Emaillier=
Werke Otto Leroi G m. b. H. Anmeldefriſt 9. 2.
Gläubigerver=
ſammlung 2. 2., Prüfungstermin 2. 3. Bingen: Fa. Gebr. Heide,
Inh. Fritz Heide und Karl Wendelin Heide, ſämtlich in
Gen=
ſingen. Anmeldefriſt 10. 2.. Gläubigerverſammlung und
Prü=
ſungstermin 18. 2. — Neue Vergleichsverfahren:
Gießen: Guſtav Bergan, all. Inh. der Firma Elſe Dittmar.
Ver=
gleichstermin 1. 2.
Be. Hauptverſammlung der Mainzer Börſe e. V. Die
Main=
zer Börſe e. V. hielt ihre ordentliche Hauptverſammlung in der
Stadthalle unter dem Vorſitz des Herrn Hugo Scheuer=Mainz ab.
Bei der Erſatzwahl wurden die 4 turnusmäßig ausſcheidenden
Vor=
ſtandsmitglieder Kohl. Löwensberg, H. Mayer und H: Müller
wiedergewählt. Der Geſchäftsführer A. Lang erſtattete den
Jah=
resbericht über die Tätigkeit, der Börſe im abgelaufenen Jahre und
trug die Rechnungsablage für 1932 und den Voranſchlag für 1933
vor. Seine Berichterſtattung fand die einmütige Zuſtimmung der
Verſammlung
Norddeutſche Kreditbank A.=G., Bremen. Die Norddeutſche
Kreditbank A.=G., Bremen, hatte in dem am 30. September 1932
abgelaufenen, erſtmals vollen Geſchäftsjahr noch eine Fülle von
Arbeiten zu erledigen, die der Reparation der Vergangenheit und
der Schaffung von Vorausſetzungen für die Zukunft galten. Auf
das mit den ausländiſchen Gläubigern vereinbarte „Separate=
Egreement” konnten auf die im Januar fällige erſte Rate — gleich
einem Drittel der geſchuldeten Summen — erhebliche
Vorleiſtun=
gen bewirkt werden. Von den Gläubigern der früheren J. F.
Schröder Bank, K. a. A., ſei niemand geſchädigt worden, ſich
uner=
läßlich erwieſene Abwicklungen von Unternehmungen, an denen die
Schröderbank früher beteiligt geweſen ſei, habe man unter
mög=
lichſter Schonung der Bremer Wirtſchaft durchgeführt. Die bei der
damaligen Schalterſchließung verlorene Kundſchaft ſei faſt reſtlos
wieder zurückgekehrt. — Die geſamten Einnahmen ſtellten ſich auf
3,36 Mill. RM. Nach Abſchreibungen Steuern und
Handlungs=
unkoſten von insgeſamt 2,34 Mill. RM. und Berückſichtigung des
Verluſtvortrages von 3748 RM. ergibt ſich ein Reingewinn von
934 326 RM. aus dem 4 Prozent Dividende auf das 12 Mill. RM.
betragende Aktienkapital verteilt werden ſollen. Aus der Bilanz
(in Mill. RM.): Gläubiger 111,54 (112,72), Kaſſe und Guthaben
bei Notenbanken 1.15 (5.07), Schecks, Wechſel und
Schatzanweiſun=
gen 35,70 (29,87), Vorſchüſſe auf verfrachtete oder eingelagerte
Waren ſtehen mit 2,83 (3,94) ausſchließlich der unter das
Still=
halteabkommen fallenden Prolongationen früherer
Rembours=
kredite zu Buche. Schuldner in laufender Rechnung 73,73 (79,67),
eigene Wertpapiere 21,49 (20,01), Beteiligungen 5,48 (5,53).
Ge=
neralverſammlung 25. Januar.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die letzte Berliner Börſe dieſer Woche brachte bei
zuver=
ſichtlicher Grundſtimmung faſt durchweg höhere Kurſe. Die
Ver=
tagung der Entſcheidung im Reichstag um eine Woche ließ die
Hoffnungen auf eine Verſtändigung ſtark anwachſen und
veran=
laßte das Publikum und die Spekulation zu kleinen
Meinungs=
käufen. Dieſe genügten, um Beſſerungen bis zu 1½ Prozent
her=
beizuführen. Vereinzelt waren größere Gewinne zu verzeichnen.
Im Verlaufe änderte ſich an der freundlichen Tendenz nichts; es
ergaben ſich erneut kleine Steigerungen. Montane ſetzten bis zu
128 Prozent höher ein und lagen ſpäter nochmals bis zu 1 Prozent
gebeſſert. Recht lebhaft waren Gelſenkirchen und Stahlverein, bei
denen die Anfangsumſätze 60 bis 90 Mille betragen haben ſollen.
Braunkohlenwerte waren bis zu 2 Prozent feſter, Ilſe gewannen
insgeſamt 4 Prozent, während Rhein. Braunkohlen 1 Prozent
nachgaben. Chemiſche Werte, Gummiaktien und Elektropapiere
gewannen bis zu 2 Prozent. RWE. fielen durch einen Verluſt
von mehr als 1 Prozent auf. Siemens konnten ſich um etwa 3
Prozent beſſern, da man die Dividendenausſichten wieder beſſer
beurteilte als geſtern. Gasaktien, Kabel= und Drahtwerte,
Ma=
ſchin,nfabriken, Metallwerte, Kunſtſeideaktien und Banken
gewan=
nen bis zu 1¾ Prozent. Von Autowerten waren BMW. mehr als
3 Prozent gebeſſert, während Berger 1 Prozent niedriger lagen.
Papier= und Zellſtoffwerte lagen ruhig und nicht ganz einheitlich.
Später trat auch an dieſem Markt eine Befeſtigung ein.
Linoleum=
werte hatten kaum Geſchäft. Von Brauereien notierten
Schult=
heiß exkluſive Dividende gegen den Vortag ziemlich unverändert.
Verkehrs= und Schiffahrtswerte beſſerten ſich um Brüchteile eines
Prozentes. Von Waſſerwerken waren Charlottenburger Waſſer
2½ Prozent höher, im übrigen ſind Deutſche Atlanten und Südd.
Zucker mit Beſſerungen bis zu 3 Prozent zu erwähnen. Deutſche
Anleihen bröckelten nach freundlicherer Eröffnung etwas ab, die
übrigen Renten, beſonders variable Induſtrieobligationen,
ten=
dierten gleichfalls feſter. Die Gewinne betrugen bis zu 1½
Pro=
zent. Reichsſchuldbuchforderungen gewannen ca. ½ Prozent. Von
Ausländern waren Türken bis zu 30 Prozent höher.
Die Tendenz der Frankfurter Börſe war auch am
Wochenſchluß weiter freundlich bei etwas lebhafterer
Geſchäfts=
tätigkeit, wobei auch wieder ſeitens des Publikums Kaufintereſſe
ſich bemerkbar machte. Die Vertagung des Reichstages auf den
31. Januar wird an der Börſe günſtig aufgenommen. Daneben
regt vor allem auch die freundliche Haltung der New Yorker Börſe
an, wo beſonders die deutſchen Bonds ausgeſprochen feſt lagen.
Das Hauptgeſchäft der Börſe iſt am Montanmarkt unter Führung
von Gelſenkirchen, die ¼ Prozent höher einſetzten und im
Ver=
laufe nochmals 1½ Prozent gewannen. Die anderen Montanaktien
konnten die am Vortage erzielten Höchſtkurſe anfangs nicht
be=
haupten, ſo hörte man Mannesmann ½, Phönix ¼. Stahlverein
¼ Prozent niedriger doch wurden dieſe Kursverluſte bald
aus=
geglichen Rheinſtahl ½ Prozent höher. Am Chemiemarkte lagen
JG. Farben ½ Prozent feſter. Lebhaft gehandelt waren
Scheide=
anſtalt, die 1½ Prozent anzogen. Auch Erdöl 1 Prozent
freund=
licher, während Rütgers ½ Prozent nachgaben. Am
Kunſtſeiden=
markt waren Aku / Prozent feſter. Zellſtoffwerte und Kaliaktien
nur wenig verändert. Von Schiffahrtswerten Nordlloyd ½8
Pro=
zent höher. Durchweg freundlich lagen auch Elektrowerte, von
denen Siemens ½, Schuckert 1½, Lahmeyer 1, Gesfürel ¼, Bekula
½ Prozent gewannen. Am Markt für Einzelwerte konnten ſich
Holzmann um 1 Prozent erholen. Metallgeſellſchaft ½, Daimler
s Prozent freundlicher. Auch der Rentenmarkt verkehrte in
freund=
licher Haltung. Altbeſitz= und Neubeſitzanleihe je ½ Prozent
höher desgleichen ſpäte Schuldbuchforderungen Pfandbriefe und
Liquidationspfandbriefe ebenfalls zu höheren Kurſen genannt. Im
Verlaufe der Börſe blieb die Grundtendenz freundlich. Tagesgeld
iſt leicht bei 3½ Prozent. Die Nachbörſe war weiter feſt. Man
hörte JG. Farbeninduſtrie mit 104½. Am Pfandbriefmarkt waren
Frankfurter Hyp. 1 Prozent, Frankfurter Pfandbriefbank ½,
Meininger Hyp. ½ Prozent feſter. Pfälzer und Rheiniſche Hyp.
gut behauptet. Auch Liquidationspfandbriefe ½ Prozent freund,
licher.
Preisermäßigungen im deutſchen Ueberſeeverkehr.
Der Norddeutſche Lloyd und die Hamburg=Amerika=Linie
haben ſich entſchloſſen, mit ſofortiger Wirkung ermäßigte Hin= und
Rückfahrten für den Fernverkehr zwiſchen Europa und Aegypten
einerſeits und den Oſtaſien= und auſtraliſchen Häfen andererſeits
auszugeben. Die Ausgabe der Hin= und Rückfahrkarten geſchieht
gegen die Entrichtung des Geſamtfahrpreiſes vor Antritt der
Reiſe. Dabei wird eine Ermäßigung um 25 v. H. auf den
ein=
fachen Fahrpreis gewährt, wenn die Preiſe für Hin= und
Rück=
fahrt die gleichen ſind. Sind die Preiſe verſchieden, ſo wird die
25prozentige Ermäßigung auf den billigeren Fahrpreis berechnet.
Die Gültigkeit der Hin= und Rückfahrt beträgt 2 Jahre vom
Be=
ginn der Ausreiſe bis zur Beendigung der Rückreiſe.
Be. Mainzer Produktenbericht. Großhandelspreiſe per 100
Kilo loco Mainz: Weizen (76 Kilo Hektolitergewicht) 19,75—20,
Roggen rheinh. 15,75—16, Hafer 13—14, Braugerſte 18—18,75.
In=
duſtriegerſte 17.25—17,50, Futtergerſte 15,50—15,75, Malzkeime 10
bis 11. Südd. Weizenmehl Spez. 0 29,15, Roggenmehl (60 Prozent)
22,50—23,50, feine Weizenkleie 8, grobe Weizenkleie 8,80.
Roggen=
kleie 8,50—9, Biertreber 10,75—11. Erdnußkuchen 12,25—12,50,
Kokoskuchen 11,75—14,50, Palmkuchen 8,50—8,75. Rapskuchen 9
bis 9.25, Soyaſchrot 10,50, Trockenſchnitzel 8—8,25, loſes Wieſenheu
4, geb. Wieſenheu 4,30, loſes Kleeheu 5,70. geb. Kleeheu 6.
Ma=
ſchinenſtroh 2,50, Drahtpreßſtroh 2,60.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Der Abſatz geſtaltete ſich
in der abgelaufenen Woche etwas beſſer, doch werden nach wie voc
nur die billigſten Sorten bevorzugt. Infolge des Froſtwetters hat
die Neuproduktion merklich nachgelaſſen, ſo daß die Preiſe etwa
½—3 Pfg. höher liegen, deutſche Friſcheier waren 1½ Pfg. feſter.
Es notierten in Pfg. per Stück loco Frankfurt a. M.: jugolawiſche
7,50—8,00, rumäniſche 7,50—8,00, holländiſche 7.25—9,75, flandr.
8,00—8,25, ungeſtempelte bayeriſche Landeier 8,00—8,75, deutſche
Friſcheier 8,25—11,00.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Auch im Buttergeſchäft
waren die Preiſe weiter erholt, und das Geſchäft war etwas
leb=
hafter. Bevorzugt wird meiſt die billige ſüddeutſche Butter,
wäh=
rend holländiſche und norddeutſche Ware nur wenig gefragt war.
Der größere Milchverbrauch und das kalte Wetter haben die
Zu=
fuhren verringert. Die Verkaufspreiſe des Großhandels lauten
(in 1=Zentner=Tonnen); holländiſche Markenbutter 117—121,
deutſche Markenburtter 105—108, ſüddeutſche Butter 98—105 RM.
Berliner Produktenbricht vom 21. Januar. Die Tendenz an
der Wochenſchlußbörſe war recht ſchwach, da das herauskommende
Material infolge des ſchleppenden Mehlgeſchäftes und der
fehlen=
den Exportmöglichkeiten kaum Aufnahme fand. Bezeichnend für
die ungünſtige Situation der Mühlen iſt die Tatſache, daß bei
Feſt=
ſetzung der Promptnotiz eine hieſige Großmühle zu den 2.— RM.
niedrigeren Preiſen, die von der Interventionsfirma bezahlt
wur=
den, Waggonweizen zum Verkauf ſtellte. Roggen war auch
reich=
lich angeboten, ſo daß die Deutſche Getreidehandels=Geſellſchaft
ihren Kaufpreis für märkiſche Waggonware um 1.— RM.
er=
mäßigte. Am Lieferungsmarkte lag in größerem Umfange
Offer=
tenmaterial vor, ſo daß die Preiſe trotz Interventionen bis 1,25
RM. unter geſtrigem Schluß eröffneten und im Verlaufe weiter
abbröckelten. Der Mehlabſatz bleibt nach wie vor unbefriedigend,
obwohl die Mühlen ihre Forderungen wieder ermäßigt haben.
Hafer und Gerſte lagen, wie immer am Wochenſchluß, ſehr ruhig
und im Preiſe kaum behauptet.
Diehmärkke.
1. Weinheimer Schweinemarkt vom 21. Januar. Zugeführt
waren 253 Stück, verkauft wurden 155 Tiere und zwar
Milch=
ſchweine das Stück zu 8—10 RM., Läufer das Stück zu 12—28. RM.
Marktverlauf: mittel.
Kleine Wirtſchaflsnachrichten.
Der Zenralverband der deutſchen Metall=Walzwerks= und
Hütten=Induſtrie e. V. gibt folgende neuen Preiſe (in RM. je 100
Kilogramm, für Abſchlüſſe auf 100 Kilogramm) bekannt: Bleche
76 (77), Rohre 105,50 (105.75), Drähte und Stangen 72.15 (72.40),
Schalen 166 (168). Die Preiſe für Aluminium= und Meſſing=
Halbzeug blieben unverändert.
Der Porzellangeſchirrverband hat beſchloſſen, im
Einverneh=
men mit dem Händlerverband die beabſichtigte Preiserhöhung um
10 Prozent bis zum 1. Februar 1933 zurückzuſtellen.
Berliner=Kursbericht
vom 21. Januar 1933
Oeviſenmarkt
vom 21. Januar 1933
Bert. Hanpels=Geſ.
Deutſche Baniu. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban;
Hapag
Hanſa Damp
Nordo. Lloyzd
A.E.G.
Bayr. Motorenh.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas
Vaff
73.
61.75
18.125
33.75
18.50
29.55
78.375
46.50
20.75
34.50
118.—
111.—
K
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
alöcnerwer
Kolsw Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
8075
81.75
104125
62.—
80.—
82.25
54.875
49.—
115.75
46.75
71.625
62.25
41.75
42.—
Meee
Rütgerswerte
Salzdetfurth Aab.
Leon1. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=-Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Int
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Weite
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer
44—
43.
175.—
43.125
35.—
1418.75
16.50
60.—
12.50
23.50
72.50
31.375
56.25
Selingfor?
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Eslo
Kopenhage:
Stocholm
London
Buenos=Aire
New Yort.
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn.M.
100 Schilling
100 Tſch. Kr
100 Pengö
ſ100 Leva
100 Gulden 189.14
100 Kronen
100 Kronen ſ70 9s
100 Kronen
1 S.Sta.
1 Pap. Peio
Dollar
100 Belge
100 Lire
100 Francs
Ri
6.2341,
15).95
12.465
3.057
K2.33
8.32
14.12
0.85e
4. 209
58.30
21.54
6.42
Brief
6.246
52.05
12.285
3.063
169.59
72.57
71.12
77.08
14.16
0.862
a.21
58.72
21.58
16.46
Schweiz
Spanien
Danzig.
Japan
Rio de Janetrol: Milre!
Jugoſlawien 100 Dinat
Portugal
Athen
Iſtambu= t türk. 2
Kairo.
Kanada
uruquah
Island.
Tallinn (Eſtl. ) 1100 eſtl. Ka—
Rigg
Währung
ſ100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
100 Esendos
100 Trachm.)
1 ägypt. 4
tcanad. Doll.
ſt Goldpeio.
100 isl. Kr —
1100 Laz
Geld=
81.12
84,40
81.77
0.869
0.239
5.554
312.84
2.308
2.008
14.50
2.888
N.849
63.69
11-ssl
72.721
Brief.
81.28
34.48.
81.93
0.571
(.241
5.s66
12.56
2.312
2.012
14.54
3,674
f.652
63.81
110.81
79.88
Durmftädter and Kattokarbaft Suraktast, Binnte Drr Stesoher Sunz
Frankfurter Kursbericht vom 21. Januar 1933.
Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34..
„ 1.4. 35..
1. 4. 36
1. 4. 37..:
„ 1.4. 38...
6% Dtſch. Reichsanl
v. 27
6%
5½% Intern.,
6%Baden .....
69 Bayern ....
6% Heſſen ...v. 29
6% Preuß. St. b. 28
6% Sachſen v. 271
6% Thüringen b.2
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4l,
Ab=
löſungsanl.. . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden
69 Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt ..
6% Dresden..v. 20
620 Frankfurt a.M.
Schätze:b. 29
v.28
62Mainz 7..:
69 Mannheimb. 27
6%München v. 29
6%Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbl.
6% „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hhb.=Bk.=Liquid.
47 %,, Kom.=Obl.
94:1.
88.25
817=
741,
95
80.25
81
85
76
74
681=
9.15
6.9
66
76
68
66
78
69
5.5
69.5
73
84.75
75
87.5
77.3
Me
Pfd.=Anſt. G. Pf.
62 „ Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heff. Goldobl. R. 11
R.12
88 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
16% Naſſ. Landesbk.
5½3% Liau. Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
AuslSer.
„ „ Ser, III
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
5½% Ligu.=Pfbr.
6% Frkf.Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr
Goldoblig.
82 Frkf. Pfbr.=Bk.
½2 Lig.=Pfbr.
16% Mein, Hyp.=Bt.
5½20 — Lig. Pfbr.
6% Pfälz.Hyp.=Bk.
5½%0 Lig= Pfbr.
16% Rhein. Hyp. B
5½% Lig. Pfbr..
Goldoblig.
62o Südb. Bod=
(red.=Banf.
5½% — Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhyp.B.
%. Daimler=Benz
6% Dt. Linol.Werke
6% Mainkrw. b 261
85
77
67.5
70
84
84
76.5
63.55
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88
86.5
87.75
76.25
86.5
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87
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88.25
86
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88.75
85
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g
Ma Ru
62Ver. Stählwerkel
6% Boigtc Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
O Inveſt.
5% Bulg. Tab.v.02
1.%0 Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
42 Türk. Admin.
1. Bagdad
Zellanl.
7% Ungarn 19131
1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan
47 Liſſabon
42 Stockholm
Aßtien
A1g. Kunſtziideunn
A. E. 6.
AndregeNoris Bahn!
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Zeliſto 25
Bemberg, J. P..
Berl. Kraft u. Lichtl119.25
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Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell123.5
Chem.Werke Albert
Chade ......
Contin. Gummiw.
Va
70.55
78.5
96.75
5.6
4.5
4.95
0.35
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34.5
80‟
40
29.75
46.75
62
119
„Contim. Linoleum
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr.
Erdö.
Dt. Gold= u.
Silber=
cheide=Anſtal=
Linolwerl.Berl
Dortm. Ritterbräu
Dnckerho & Widm
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Zlſe Bergb. Stamm/102
Genüſſel 38.5
Junghans
KaliChemie ....
Aſchersſeben :1
*
39‟
20.5
53
96
198
19.5
38
104
25
61.5
S0.25
31.25
83
74
19
81
48.75
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Mansfeld, Bergb.
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38 MReiniger Gebbert.
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118.25
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1os
70.5
78
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35.,5
15
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67.5
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Dresdner Ban
Frantf. Bant.
Hyp.=Ban1
Mein. Hhp.=Ban.
Pfälz. Hyp.=Ban.
Reichsbank=An: =
Rhein. Hyp.=Bant.
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Württb. Notenban
A..6. Verehrsw.
Alg. Lokalb. Kraftm
720 Dt. Reichsb. Vz
Hapag
Nordd. Llohzd.
Südd Eiſenb.=Gei.
Allianz u. Stutt”
Verſicherung.
Verein. Verſ./206
Frankona Rück=u. M
Mannheim. Verſich.
e
5.2
119.5
52.25
20
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70
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38
159.5
86.75
V
44
3.
18.5
18.5
Otavi Minen.
Schantungsandels
16.5
Za
Sonntag, 22. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 22 — Seite 19
A9
1e Vom
13)
2uneH
Von Paul Bergenholt.
AO1
Ein Roman
aus den Bergen.
(Nachdruck rer
Aber ſie täuſcht ſich; denn der Bauer ſchweigt zwar erſt eine
Weile; aber in ſeinen Augen ſchwelt der inwendige Grimm fort,
und ſeine Haltung bleibt ſprungbereit zu jeder Abwehr.
Und ſo ſind dann auch ſeine Worte:
„Nie und nimmer duld ich das. Mutter! Lieber brenn ich
den ganzen Hof ab, als daß ich hier einen Tochtermann hab, der
jetzt nach Innsbruck geſchafft wird: Ins Gefängnis, ins Zuchthaus
gar, — was weiß ich! . . So einem iſt das Neunerhaus
ver=
ſchloſſen!”
Er ſagt das ſo hart und unerbittlich, daß die Mutter
ein=
ſieht: ſo wird ſie ihm nicht beikommen können. Wo ſich in einem
Menſchen das Gute verſchließt, hört es nicht mehr auf die Güte
eines andern. Die Altbäuerin lächelt ſchmerzlich vor ſich hin:
„s klingt großartig, wie du’s ſagſt! . . Aber groß wär’s erſt.
wann du endlich ein Einſehen hättſt, daß ich recht hab und nit
du! . Was haſt dann ſonſt noch für eine Wahl, he!?‟
Und etwas wie ein leiſer Spott klingt auf:
„Wann du eh der König wärſt! Aber auch ein König hat
heut nix mehr zu ſagen! Oder, wann der Neunerhof die Welt
wär! Was aber iſt ſchon der Neunerhof in der allgroßen
Welt!?
Ein Fleckl Erd, ein winziges; und wir Menſchen ſelbſt?
Herrje, grad nit mehr, als wann du ein Ameis rennen ſiehſt!
Und immer noch meinſt, sging alles nach dir und deim Willen?
Gut; aber, obzwar du ein Chriſt biſt, haſt eh doch vergeſſen.
daß alles nur nach einem geht; und vor dem da heroben biſt als
Neunerbauer auch nit mehr, als der Moeſer=Franzl iſt!“
So ringt ſie um das Herz ihres Sohnes. Aber deſſen Stunde
iſt noch nicht gekommen; drum begehrt er erneut auf:
„Nie und nimmer, ſag ich, Mutter! Und auch das muß ich
jetzt ſagen: Ich hätt nie gedacht, daß hier in unſrem eignen Häusl
wer gegen mich ſteht und mein Feind wird!“
Erneut ſchmerzt das die Mutter, denn ſie verſteht, daß ſie der
„Feind” ſein ſoll, von dem der Lois zornbitter redet. Aber das
gütige Lächeln bleiht auch jetzt noch in ihren Augen:
„Geb Gott, daß du nie einen ſchlimmeren Feind haſt als mich
und die Theres! . . . Ich fürcht, dein größter Feind wirſt du dir
ſelbſt ſein und mit dem mußt halt ſehn, fertig zu werden!“
Der Neuner hört nicht mehr darauf. So breitrückig ſteht er
nun vor dem Stubenfenſter, daß er auch noch das letzte Biſſel
Taglicht ausſperrt; und wie es nun herinnen dunkelt, ſo dunkel
und einſam iſt’s auch inwendig in ihm. Alſo ſagt er obenhin:
„Was ſoll ich dann noch hier!?
Und er ſchickt ſich an, das Häusl zu verlaſſen.
Draußen neitſcht der fegende Wind den Regen und Hagel vor
ſich her. Die Altneunerin drückt einmal das alte runzlige Geſicht
an die Fenſterſcheiben. Ihr Herz iſt voll ſtillen Kummers!
„Leicht, daß ich im Xander auf andre Gedanken komm, als
hier!” ſaat der Neuner hart. Dann geht er in das Wetter.
Die Mutter ſchaut hinter ihm her, bis er entſchwindet.
IK.
Nach dem Morgen am Florianstag liegt der Xander leer,
und nur die ältliche Zenz ſitzt in ihrer weißen Schürze in der
Leuteſtube und ärgert ſich, daß kein Gaſt kommt, der ſie etwas
verdienen ließe, und wären’s auch nur Kupfergroſchen!
Vor lauter Aerger gähnt ſie ſperrangelweit, tut dann einen
Blick in eine der Zeitungen, die an einem Hakenbrett hangen
und die in ihren Nachrichten ſo altabgeſtanden ſind, daß ſie ſie
niun ſchon auswendig kennt, und ſtellt ſich unters Bogentor. Was
ſoll ſie im Augenblick auch anders tun, als nach dem Wetter zu
ſchauen!
Da ſich das allmählich ein wenig aufzuklären beginnt, hat ſie
die Gewißheit, daß ſie nun doch noch auf ihre Koſten kommen
wird! Uebrigens kann das ja nicht mehr ſo lange dauern!
Mit einem nachdenklichen Blick auf die alte Kaſtenuhr, die
in einer Niſche des bogigen Durchgangs ſteht und ihre trägen
Minuten heruntertackt, ſtellt ſie das zufriedener feſt.
Denn nun wird ja wohl bald der Moeſer=Franzl hier vorbei
fahren. Einige Knechte und Mägde aus dem Xanderhaus ſind
in Puitbach geweſen und haben von dort die Nachricht
mitge=
bracht.
Noch im Laufe des Nachmittags ſoll der Inhaftierte unter
der Bedeckung des Göll nach Innsbruck geſchafft werden!
Sowas aber gibt der Zenz viel aufregende Gedanken, und ſo
geht ſie mit unverhohlener Neugier dem Neunerbauer entgegen
zum Eingang, als ſie ihn auf den Xander zuſteuern ſieht.
Indes, der Neuner geht an ihr vorbei, als ſei ſie gar nicht
vorhanden. Und wenn ihr ſchon auffällt, daß er ſich nicht wie
ſonſt in die Leuteſtube ſetzt, ſondern ins Fremdenzimmer, ſo
ver=
wundert ſie ſich noch viel mehr, als er ſie ſehr kurz abfertigt, als
ſie ihm die brühwarmen Puitbacher Neuigkeiten auftiſchen will:
„Die brauch ich nit! . . Hab deren ſelbſt mehr als genug!”
„Herrie, iſt der aber heut grantig!”, flüſtert ſie dem Wirt zu.
als ſie für den Neuner nun einen Roten holt. Der Xanderwirt
lacht geheimnisvoll und, — ſo ſcheint’s, — ein biſſel hämiſch:
„Hat eh allen Grund zum Grantigſein, der Neuner! s iſt
hat eine ſchieche Sach; das zwiſchen der Theres und dem Franzl!
s muß ja den Alten damiſch zwacken, das alls, denk ich!"
Die Zenz macht kreisrunde Augen und giert danach, — da
ſie ſchon vom Xanderperſonal etliches läuten hörte, — auch ſelbſt
ein Wörtl dazu zu ſagen. Und ſie hält die Hand an ihren Mund:
„Aber ſowas auch! . Daß ſolch Madl ſich gar nimmer ſchamt,
mit ſo eim Tunitgut! Nuia, man weiß ſchon: Wann die
nob=
ligen Madl aus der großen Stadtſchul kommen, haben’s halt kein
Religion und Moral mehr im Leib! Sowas tät mir nit
paſ=
ſieren!“
Der Xanderwirt ſieht ſie einmal ſüß=ſauer an:
„Haſt eh recht, Zenz: die Zeiten ſind vorbei für dich!”. Und
er lacht herzhaft zu ſeinem derben Hohn. Der kränkt die Zenz,
und ein beizender Zorn bleibt in ihr zurück.
Als ſie dann dem Neuner den Wein bringt, lauert das
Un=
gute in ihr und kriecht in den Schein einer harmloſen Frage:
„Jamein, die Theres wird froh ſein, daß ſie wieder daheim
iſt! . . Und mit der Sach ſelbſt hat ſie nix mehr zu ſchaffen?”
Der Neuner wittert das Ungute:
„Sehr froh iſt die Theres!”, ſagt er grollend und läßt die
Zenz abweiſend ſtehn, ſo daß die in neuem Gekränktſein vor dem
Bauer einen kleinen hämiſchen Knickſer macht:
„Neuner, ich mein, fragen darf man doch halt, wies mit dem
Madl ſteht! . . Aus Anteilnahm an der Familie Neuner!“
Dies heimliche Zuſtecken erboſt den Lois nur noch mehr;
und er denkt plötzlich: Wann ſich ſo Eins Zudringlichkeiten
er=
laubt, ſtopft man ihm am beſten gleich gründlich das
Maul=
werk und zeigt ihm, daß man über ſolcher Sach ſteht! . . . So
Eins muß wiſſen, daß ein Neuner der Herr bleibt, hier wie
daheim! . . . Und da er ein für allemal Ruhe vor ſolchen
Fragen haben will, ſagt er hart:
„Nit mehr über die Schwell kommt mir die Theres!
So, und wann du jetzt noch weiter fragen willſt, ſag, du biſt
ſonſt nis gewahr geworden!“ — Damit hat er den Fall
ab=
getan! . . . Er kehrt der Zent den Rücken zu, ſitzt ſtumm und
will allein ſein!
Für die Zenz aber iſt damit die Sache noch lauge nicht aus.
und als ſie wieder in die Leuteſtube kommt, wo inzwiſchen
zahlreiche andere Gäſte erſchienen ſind, zu denen ſich immer noch
mehr geſellen, da hat ſie nun wenigſtens den Triumph, auch
von ſich aus etwas Neues mitteilen zu können. Sie brennt
darauf:
„Wißts eh ſchon das mit der Neuner=Theres? . . Nimmer
zurück in den Neunerhof darf ſie! . . . Grad raus komm ich vom
Bauer! . . . Drin in der Fremdenſtub ſitzt er und hat einen
Mordszorn!”
Freilich! . . . Das iſt eine Neuigkeit für die anderen
Bauern; aber wenn die Zenz dann denkt, man wird darüber
hin= und herratſchen und gar über den Neuner herziehen, ſo
täuſcht ſie ſich.
Und wenn ſie nun wieder etwas von dem Gehörten
hin=
über zum Neuner tragen möchte, um zwei Feuer zu ſchüren,
dann kann ſie höchſtens dem ſagen, daß die Bauern in der
Leuteſtub mit dem Neuner einer Anſicht ſind: „Nit anders
hätten’s gehandelt!“
Das iſt ihr viel zu wenig ſpannend und aufregend und
es geht der eigentlichen Sach auch viel zu wenig auf den Grund,
als daß die Zenz dabei auf ihre Koſten kommen könnte!
Deshalb ſetzt ſie ſich, unbeachtet und enttäuſcht, in eine Ecke
der Leuteſtube und zählt, nachdem alle Gäſte bedient ſind, das
Geld, das ſie in einer Ledertaſche unter der Schürze
ver=
wahrt. — Zählt und iſt auch mit dieſem Ergebnis nicht
zu=
frieden.
Es gibt Menſchen, die nie genug daran haben können, ſich
am Mißgeſchick anderer zu weiden; die vielmehr darin noch
herum wühlen und ſchnüffeln, um es ihnen als recht verdient
zuzuerkennen, und um ſich aus dem Unglück anderer einen
Thron ſelbſtgefälliger Rechtlichkeit zu errichten! . . . Zu denen
gehört die Zenz!
Und wieder andere gibt’s, die aus ſolcher böſen Sucht eine
Art hellhöriger und hellſichtiger Ahnung entfalten; kraft
gleich=
ſam einer teufliſchen Intuition! . . . Auch zu denen zählt die
Zenz!
Offenbar hat ſie von beiden Arten ein beträchtliches
Quan=
tum in ſich vereinigt. Denn nun erlauſcht ſie, wiewohl das ja
auch ein anderes Auto ſein könnte, eine noch ferne Hupe. Und
ſie ſpringt aus ihrer Ecke auf und ſchreit unter die Gäſte:
„Das iſt er; das muß er ſein, der Moeſer! .. . Gebt’s
Ob=
acht, daß ich recht hab!” — Und ſie rennt, wie von einem wilden
unerklärlichen Rauſch befallen, unter das Xandertor:
„Der Mörder! . . . Der Mädchenſchänder! . . . Grad
ſteini=
gen ſollt man den Loderer!” — Ihre Stimme überſchlägt ſich.
Aber hat ſie das wirklich geſchrien? . . . Hat ſie’s nur in
einem blutrauſchigen Wunſch gedacht? . . . Haben andere das
geſchrien, als ſie es dachte? . . . Ach, auch nicht einer weiß
das ſpäter mehr ſo genau zu ſagen, wie es tatſächlich
ge=
weſen iſt!
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 20 — Nr. 22
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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