Darmstädter Tagblatt 1933


06. Januar 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 6
Freitag, den 6. Januar 1933.
196. Jahrgang

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aufträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtiſcher Beſtrelbung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankonio Deutſche Bani und Darm=
ſädter
und Nationalbant.

Adolf Sitler bei Papen.
Ausſprache über die Frage der Eingliederung der NSDAP. in eine nakionale Konzenkrakion. Unkerredung
Schleichers mit Gregor Skraſſer. Die nakionalſozialiſtiſche Offenſive gegen
Schleicher bis zur gegebenen Skunde zurückgeſtellkt.

* Zwiſchenſpiel in Köln.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die Unterredung zwiſchen Adolf Hitler und dem früheren
Reichskanzler v. Papen, von der ſchon vor einigen Tagen die
Rede war, hat nun tatſächlich ſtattgefunden, und zwar in Köln,
im Hauſe des Bankiers Schroeder, der als der Finanzier eines
Teiles der Schwerinduſtrie bekannt iſt.
Welchen Zweck dieſe Ausſprache gehabt hat, darüber gehen
die Meinungen auseinander. Nach der einen Verſion ſoll Hit=
ler
die Abſicht gehabt haben, die guten Beziehungen,
die Herr v. Papen immer noch zum Reichspräſidenten
beſitzt, auszunutzen, um noch einmal unmittelbar die Gele=
genheit
zu bekommen, Herrn v. Hindenburg über ſeine Pläne zu
unterrichten. Nach der anderen Lesart ſoll Papen ver=
ſucht
haben, die Verbindung mit Hitler zu ge=
winnen
für den Fall eines baldigen Sturzes
des Kabinetts Schleicher, um von neuem als Kanzler
aufzutreten, diesmal aber mit Unterſtützung der Nationalſozia=
liſten
. Es iſt nicht ganz leicht, die Schleier reſtlos zu lüften, die
über der Unterredung PapenHitler liegen. Nebenher geht auch
noch die Unterredung zwiſchen Schleicher und
Gregor Straſſer. Immerhin muß wenigſtens verſucht
werden, was an Tatſachen nicht zu beſtreiten iſt, aus der Fülle
der Kombinationen und Konſtruktionen herauszuziehen.
An Neuwahlen auf keiner Seite Inkereſſe.
Dabei iſt davon auszugehen, daß weder die Regierung
Schleicher, noch die Nationalſozialiſten ein
Intereſſe an Neuwahlen haben: die Regierung nicht,
weil die Wirtſchaft Ruhe braucht, um die Arbeitsbeſchaffung
wirkſam zu machen, die Nationalſozialiſten nicht, weil ſie nichts
zu gewinnen und nur noch zu verlieren haben. Um dieſen Ein=
druck
zu verdecken, hat ja doch gerade Hitler ſeinen ganzen Pro=
pagandaapparat
für den Wahlkampf nach Lippe dirigiert. Die
ſachlichen Vorbedingungen für eine Verſtän=
digung
zwiſchen den beiden Polen wären alſo an
ſich gegeben, wenn es gelingt, die politiſchen
und perſönlichen Hemmungen zu überwinden.
Dabei iſt bezeichnend, daß die nationalſozialiſtiſche Preſſe ſich in
ihrem Kampfe gegen Schleicher eine Hintertür offenhält. Sie hat
dafür die Formel gefunden, daß ſie den Angriff eröffnen
werde, wenn die Stunde dafür gekommen iſt.
Schleicher zu Zugeſtändniſſen an die Nakional=
ſozialiſten
bereik.
Das iſt natürlich abſichtlich unklar gehalten, denn eine ſolche
Friſt läßt ſich nach Monaten berechnen, ein ſolcher Angriff läßt
ſich außerdem abblaſen, wenn entſprechende Zugeſtändniſſe vor=
liegen
. Zu derartigen Zugeſtändniſſen iſt Herr von
Schleicher nach wie vor bereit, aber ſie haben Hitler bis=
her
nicht genügt, weil er ja doch ſeinen Anhängern gegenüber
den Kanzlerpoſten beanſprucht und deswegen ſchon einmal eine
Niederlage erlitten hat, die er nicht einfach durch ein jetziges Ver=
zichten
anerkennen kann. Dieſer Verzicht wird um ſo ſchwerer,
da inzwiſchen der Konflikt mit Straſſer öffentlich
ausgebrochen iſt.
Hillers Gang nach Köln.
Uns erſcheint aber der Umweg, den Hitler über
Papen genommen hat, doch eigentlich für den nationalſozia=
liſtiſchen
Führer noch ſchwerer. Es iſt doch überall noch
unvergeſſen, mit welchem Haß die Natſoz. den
Wahlkampf gegen Papen geführt haben, und daß
Hitler noch vor wenigen Wochen es überhaupt
abgelehnt hat, mit Papen zu ſprechen. Der
Gegenſatz zwiſchen Hitler und Papen war in=
folge
der natſoz. Agitation doch hundertmal
größer als der zwiſchen Hitler und Schleicher
heute. Es kann daher auch ganz dahingeſtellt bleiben, ob Hit=
ler
dieſen Gang nach Köln ganz freiwillig angetreten hat, oder
ob es eines ſtarken Zuredens ſeiner nordweſtlichen Freunde be=
durft
hat.
Daß Herr v. Papen dieſe Ausſprache geſucht hat, um da=
mit
eine Intrigue gegen das Kabinett Schleicher
einzuleiten, glauben wir nicht. Vorläufig fühlt ſich v. Papen
doch wohl mehr als Vermittler, ohne an die Möglichkeit
eines zweiten Kabinetts Papen zu denken. Es iſt
ja bekannt, daß ſich Herr v. Hindenburg erſt nach langen Kämp=
fen
und Ueberlegungen von Papen als Kanzler getrennt hat.
Nachdem aber eine Entſcheidung gefallen, wird der Reichspräſi=
dent
aus naheliegenden Gründen General Schleicher nicht fallen
laſſen. Das könnte überhaupt nur eintreten, wenn Schleichers
Programm ſich als ein Mißerfolg herausſtellen ſollte, und das
iſt heute nicht der Fall.
Andererſeits haben ſich die Erwartungen Schlei=
chers
im Tempo nicht erfüllt. Man merkt der Regie=
rungspolitik
eine gewiſſe Unſicherheit an, die den Wunſch nach
einer Frontverbreiterung ausgelöſt haben mag.

Schleicher hat durch ſeine Verhandlungen mit
den Gewerkſchaften und ſeine Aeußerungen
mit der Planwirtſchaft einflußreiche Kreiſe
nervös gemacht, die ſich deshalb nach Papen
zurückſehnen. Aber damit iſt doch noch ſehr wenig geſagt.
Wiedereinſchwenken der NSDAP. in die
Harzburger Ftonk?
Nicht unvergeſſen darf die Tatſache bleiben, daß die natſoz.
Preſſe in ihrer ganzen Propaganda gegenüber den Deutſchnatio=
nalen
eine unverkennbare Schwenkung aufzuweiſen hat. Die
ſcharfen Angriffe gegen Hugenberg haben vollkommen aufgehört.
An ihre Stelle iſt wieder eine Art wohlwollender Neutralität
getreten, die ſich vielleicht auf den Wunſch nach Erneue=
rung
der Harz burger Front zurückführen läßt. Dafür
wäre auf deutſchnationaler Seite eine gewiſſe Geneigtheit vor=
handen
. Die Deutſchnationalen fühlen ſich unter dem jetzigen
Kurs Schleicher etwas vereinſamt und machen Schleicher den
Vorwurf, daß er ſich zu ſtark dem Zentrum angenähert habe.
Angeſichts der perſönlichen und materiellen Meinungsverſchie=
denheiten
aber, die im letzten halben Jahr zwiſchen National=
ſozialiſten
und Deutſchnationalen klaffend aufgeriſſen wurden,
laſſen ſich dieſe nicht leicht ausradieren. Es wird nicht leicht
ſein, da anzufangen, wo man eigentlich ſchon in Harzburg ſelbſt
aufgehört hat.
Auffallend iſt, wie aufmerkſam und mißtrauiſch das Zentrum
dieſes ganze Hin und Her verfolgt, weil es das Gefühl hat,
wieder ausgeſchaltet zu werden und, vielleicht nicht ganz mit
Unrecht, befürchtet, daß Herr v. Papen an der Art, wie er vom
Zentrum behandelt wurde, kalte Rache nehmen möchte, woraus
ſich wieder automatiſch ergibt, daß das Zentrum, um nicht
an die Wand gedrückt zu werden, gezwungen iſt, den Kurs
Schleicher zu unterſtützen, noch ſtärker, als es bisher ſchon der
Fall war.
Aufkakt des Endkampfes zwiſchen Schleicher
und Hikler.
Alles in allem ein ſehr verworrenes Bild, in dem die Linien
kraus durcheinander laufen, und letzten Endes doch nur ein Ab=
bild
des Endkampfes zwiſchen Schleicher und
Hitler, der aber erſt mit Trommelfeuer beginnen wird, wenn
die Zahlen der lippiſchen Wahlen am 15. Januar vorliegen.
Hitler ſetzte ſeine letzte Kraft ein, um hier einen
Trumpf gegen Schleicher herauszuholen und eine günſtigere Poſi=
tion
zu erringen, obwohl er ſich ſelbſt wird ſagen müſſen, daß
ſelbſt ein Erfolg unter den 120000 Wählern im kleinen Lippe
nicht einfach auf das ganze Reich übertragen werden kann. Es
iſt jedenfalls nicht zu leugnen, daß das innenpolitiſche Ringen
in den letzten Tagen eine merkwürdige Verſchärfung erfahren
hat, nicht nach außen, aber in ſeiner inneren Intenſität.
NSK. beſtäkigk Hiklers Zuſammenkunft mit Papen.
Die NSK. bringt folgende Notiz: Auf der Durchreiſe
Adolf Hitlers nach Lippe fand am Mittwoch im Hauſeeines
Freundes der NSDAP. in Köln eine kurze Be=
gegnung
Adolf Hitlersmit demfrüheren Reichs=
kanzler
von Papen ſtatt. Es handelt ſich dabei lediglich
um eine zwangsloſe Unterhaltung über die politiſchen Fragen
der letzten Wochen.
Papen über ſeine Unkerredung mit Hikler.
Reichskanzler a. D. v. Papen äußerte ſich über ſeine Aus=
ſprache
mit Hitler in Köln wie folgt:
Anläßlich meiner Reiſe nach Düſſeldorf zu meiner Mutter
habe ich mit Herrn Hitler eine politiſche Ausſprache in Köln
gehabt. Wie mir mitgeteilt wird, knüpft ein Teil der Berliner
Preſſe an die Meldung hierüber Kommentare, die frei erfunden
ſind, ſo insbeſondere die Darſtellung, als ob die Unterredung
mit Herrn Hitler eine Spitze gegen den Reichskanzler oder die
gegenwärtige Negierung gehabt habe. Das Gegenteil iſt der
Fall. Die Ausſprache hat ſich ausſchließlich um die
Löſung der Frage gedreht, der ſchon die Arbeit des letzten
halben Jahres gewidmet war, der Frage der Einglie=
derung
der NSDAP. in eine nationale Konzen=
tration
.
Verkagung deutſcher Zahlungen an Amerika.
Berlin, 5. Januar.
Nach einer Waſhingtoner Meldung ſoll Deutſchland dem
amerikaniſchen Staatsſekretär Mills mitgeteilt haben, es werde
ſich in der Notwendigkeit ſehen, gewiſſe Schuldzahlungen, die am
31. März fällig ſind, aufzuſchieben. Die zu dieſem Termin fälligen
Schuldzahlungen betragen 33 Millionen Mark und beziehen ſich
auf den Erſatz beſtimmter Schäden ſowie auf die amerikaniſchen
Beſatzungskoſten.
Von zuſtändiger Stelle wird die Nachricht beſtätigt. Auf
Grund des deutſch=amerikaniſchen Schuldenabkommens vom 13.
März 1930 ſteht Deutſchland das Recht zu, die jeweils halbjährlich
fälligen Zahlungen aus mixed claims und Beſatzungskoſten an
Amerika mit 90tägiger Vorankündigung aufzuſchieben. Von die=
ſem
Recht iſt erſtmalig zum 30. September 1932 Gebrauch gemacht
worden. Angeſichts der ſchwierigen Finanzlage ſieht ſich Deutſch=
land
gezwungen, auch die am 31. März fälligen Zahlungen auf=
zuſchieben
.

Zwölf Monake Quai d Orſay.
Frankreichs neue Bündnispolitik. Das ungelöſte Schulden=
problem
. Kommt das Kartell der Linken?
Von unſerem B=Korreſpondenten.
Paris, Anfang Januar 1933.
Das Jahr 1932 hat in Frankreich mit vielen Illuſionen auf=
geräumt
, aber merkwürdig wenig neues für das politiſche Welt=
bild
der Franzoſen gebracht. Die unaufhaltbare Entwicklung in
Europa, die ſich in der Lauſanner Konferenz und dem Durchdrin=
gen
des Gleichberechtigungsprinzips äußert, war eigentlich für die
politiſch Denkenden, welcher Richtung ſie auch angehören mögen,
keine Ueberraſchung. Die Kammerwahlen, das wichtigſte innen=
politiſche
Ereignis, haben den lange prophezeiten Ruck
nach links gebracht, aber merkwürdigerweiſe erhielt dieſe Um=
ſchichtung
erſt in der Regierung Paul=Boncours
ihren Ausdruck.
Die Regierung Herriots kann nachträglich wohl auch durch
die politiſche Entwicklung Herriots noch als ein Bindeglied
zwiſchen der alten und neuen Lage betrachtet werden. Herriot mußte
in einem beſonders kritiſchen Augenblick ſeine Regierung bilden, als
noch das Land unter der Einwirkung der Ermordung des Präſi=
denten
Doumer ſtand. Mehr als ſonſt war es nötig geweſen, die
geiſtige Kontinuität der Politik aufrecht zu erhalten und die
Rechte hat davon profitiert. Die Regierungszeit Herriots war ſo
ſehr durch außenpolitiſche Verhandlungen ausgefüllt, daß einfach
die Zeit fehlte, die wichtigſten inneren Pro=
bleme
des Landes anzuſchneiden. So iſt in dieſer Be=
ziehung
das Erbe, das Boncour und ſeine Regierung übernahmen,
beſonders ſchwer.
Die Verweigerung der Bezahlung der Dezem=
ber
=Fälligkeiten an Amerika hat zu dem Sturze Her=
riots
geführt. Ganz Frankreich und auch Herriot ſelbſt waren
gefühlsmäßig geneigt, die Zahlungen an Amerika aufzuſchieben
oder einzuſtellen , der Konflikt zwiſchen Kammer und Regie=
rung
war alſo das Schulbeiſpiel ſeiner grundſätzlichen Meinungs=
verſchiedenheit
ohne tieferen politiſchen oder perſönlichen Hinter=
grund
. Faſt noch nie hat ſich ein innerpolitiſches Geſchehen in ſo
hohen Sphären abgeſpielt, und wenn je eine Regierung, ſo fand
die Herriots einen ſchönen Tod. Aber ſelbſt nach dem ſchönſten
Tode folgt ſo etwas wie ein Begräbnis, und die neue Regierung,
ſo oft und ſo tief ſie ſich auch am Grabe der alten verneigte, kann
nicht als die Fortſetzung der alten betrachtet werden. Paul=
Boncour hat das zwar ſogar in der Regierungserklärung betont,
aber Paul=Boncour ſprach auch von einer grund=
ſätzlich
neuen politiſchen Formel.
In Wirklichkeit war ſchon Herriots Regierung durch latente
innenpolitiſche Schwierigkeiten unterminiert und entſprach nicht
ganz den Richtlinien der Kammer. Die außenpolitiſchen Ver=
handlungen
haben nur die Kriſe hinausgezögert, mit dem Er=
folg
, daß die neue Regierung ſich vor einem ſchier unüberſehbaren
außen=, innen= und finanzpolitiſchen Fragenkomplex ſieht. Kein
Wunder alſo, wenn ihre Ausſichten nicht überall für die beſten
gehalten werden, um ſo mehr, da die rechtsſtehende Oppoſition
ihre bisherige Reſignation aufgibt und nichts unterlaſſen will, um
wieder eine Regierungskriſe herbeizuführen. Sie iſt mit dem Glei=
ten
nach links nicht einverſtanden, um ſo weniger, als ſie be=
hauptet
, daß die weitere Entwicklung nicht abzuſehen ſei. Eine
Regierung, die von den Sozialiſten unterſtützt wird, erſcheint den
franzöſiſchen Rechtskreiſen als die Wegbereiterin des gefürchteten
und gehaßten Kartells der Linken.
Die Frage der interalliierten Schulden iſt
beinahe zu der Grundfrage der geſamten Welt=
politik
geworden. Bei dieſer Behauptung treten die theore=
tiſchen
Folgerungen, wie die, daß Frankreich das Prinzip der
Heiligkeit der Verträge verletzte, ganz zurück. Es handelt ſich
einfach darum, daß, ſolange die Frage der interalliierten Schulden
keine Löſung erfährt, die geſamte Aktivitä, der Weltpolitik ge=
hemmt
iſt. Weder die Weltwirtſchaftskonferenz noch die Abrü=
ſtungsverhandlungen
können frei verhandelt werden, da ſie zahl=
reiche
Zuſammenhänge mit dem Schuldenproblem aufweiſen. Eine
Entſcheidung kann aber kaum vor dem Antritt Rooſevelts erfol=
gen
. Man glaubt in Frankreich weder an die Möglichkeit von
fruchtbaren Verhandlungen mit Hoover, noch aber an eine effek=
tive
Zuſammenarbeit zwiſchen dem ſcheidenden und kommenden
Präſidenten, obwohl die jüngſten Meldungen aus der USA. dies
glauben machen wollen. Selbſt eine diplomatiſche Vorarbeit iſt
ſchwer denkbar, denn es iſt bekannt, daß Rooſevelt nicht nur die
Politik, ſondern ſelbſt die Methoden Hoovers verdammt. Die
Konſequenz dieſer Lage iſt die Verlangſamung der diplomatiſchen
Arbeit, ein proviſoriſcher Zuſtand, der leider keineswegs das
Ende der Weltwirtſchaftskriſe beſchleunigt. Die Aufnahme der
Verhandlungen zwiſchen Paris und Waſhington kann, wenn ſie
nicht glatt vor ſich gehen wird, die engliſche Politik dazu
zwingen, zwiſchen Paris und Waſhington zu wäh=
len
. Allerdings hält man in den hieſigen diplomatiſchen Kreiſen
eine ſolche Zuſpitzung der Lage für höchſt unwahrſcheinlich.
Der Jahreswechſel fand Frankreich auch in einem mehr euro=
päiſchen
Problem auf dem Scheidewege. Unter Herriot wurde die
praktiſche Annäherung an Rußland und die damit
parallele Auflockerung der oſteuropäiſchen Bünd=
nispolitik
durchgeführt, wie die ruſſiſchen Petroleumliefe=
rungen
, die es in der Vergangenheit immer wieder verhindern
konnten, daß die diplomatiſchen Wege zwiſchen Paris und Moskau
endgültig einfrieren. Die von Herriot, eingeſchlagene Außen=
politik
hat aber an einem Punkte eine entſchiedene Schlappe er=
litten
, die Verſtändigung mit Italien mißlang. Und
die plötzlich auflodernde italieniſch=jugoſlawiſche
Spannung hat die Kleine Entente wieder zuſammengeſchmie=
det
. Paul=Boncour fällt es zu, aus dieſer Lage die Folgerungen
zu ziehen. Wer ſeine Einſtellung kennt, der weiß, daß er weniger
als Herriot zu ſtürmiſchen Neuerungen neigt. Man kann ſich auf
dieſem Punkt alſo unter Umſtänden auch auf eine
Rückentwicklung gefaßt machen. Das Eſprit de Suite‟
Paul=Boncours wird ſich auch in dem deutſch=franzöſiſchen Ver=
hältnis
äußern, ſein Wunſch nach Verſtändigung mit Deutſchland
in einem internationalen Rahmen läßt nicht gerade auf eine ſtür=
miſche
Entwicklung ſchließen.

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Seite 2 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 6. Januar 1933

Der Aelkeſtenrak für Realpolikik.
Gegen Kommuniſten
wird Plenarberakung bis Februar verkagt.
Geſchäftslage des Parlamentes zuſammen. Auf der Tagesord= einem Nachbarlande anvertrauen könne,
nung ſtanden insbeſondere die kommuniſtiſchen Anträge auf vor=
dringliche
Beratung einiger Anträge und ſofortigen Zuſammen=
nicht
zuſammenzutreten. Der Aelteſtenrat hat es für notwendig
Oeffentlichkeit zu unterbreiten. Die Erklärung beſagt:
Der Aelteſtenrat des Heſſiſchen Landtags hat heute nach
eingehender Beratung in Gegenwart und mit Zuſtimmung des
Herrn Staatspräſidenten gegen eine Stimme der KPD. beſchloſ=
ſen
, von einer Tagung des Plenums vorläufig abzuſehen und die
bereits verhandlungsreifen Anträge, Anfragen und Eingaben mit
der Beratung des Staatsvoranſchlages zu verbinden. Maß=
ganze
Reihe von Punkten noch in den Ausſchüſſen behandelt wer=
den
ſoll, um die darauffolgende Beratung des Staatsvoranſchlages
unbehindert vor ſich gehen zu laſſen. Andererſeits verſprach man
ſich nach Anhören der Regierung keinen Vorteil von einer Be=
handlung
der Winterhilfe= und der Erwerbsloſenfrage; nachdem
Beratung kommen.
Ausſchußberatung etwa einen Monat, wenn nicht länger, bean= beſondere an kinderreiche Arbeitsloſe, zu vergeben.
ſprucht, da für die neuen Mitglieder des Finanzausſchuſſes die
Materie faſt reſtlos Neuland iſt. Plenarreif wird der Etat alſo
früheſtens im März. Am 31. März läuft aber das Finanzgeſetz
1932 ab, und damit ſind alle dagegen eingebrachten Anträge ge=
genſtandslos
geworden. Wenn das Plenum erſt im März/April
zuſammentritt, dann iſt auch der natſoz. Antrag, bereits im Fe=
bruar
die kommunalen und provinziellen Wahlen neu auszu=
ſchreiben
, ſolange zurückgeſtellt! Am zufriedenſten über den
Beſchluß des Aelteſtenrates wird zweifellos die heſſiſche Regie=
rung
ſein, die nun einige Monate freie Hand beſitzt, da ihr der
Aelteſtenrat ja gegen die Stimme des Kommuniſten weitgehendes
Vertrauen zur Ausführung der gegebenen Verſprechungen aus=
gedrückt
hat.

Polikik und Poſt in Deukſch=Oſkafrika.
Der Deutſche Kolonialverein ſchreibt uns:
In Deutſch=Oſtafrika hat die engliſche Mandatsverwaltung
vor wenigen Wochen ein Poſtgeſetz vollzogen, das einen Schlag
gegen den Mandatscharakter dieſes Landes bedeutet. Es wurde
auf Anweiſung Londons die Poſt Deutſch=Oſtafrikas mit den
Poſtverwaltungen Kenyas und Ugandas zu einem einheitlichen
Verwaltungskörper in der Weiſe verſchmolzen, daß die Zentral=
verwaltung
nach Kenya verlegt wird. Damit verliert unſer
Deutſch=Oſtafrika ſeine Poſtautonomie und wird in dieſem
lebenswichtigen Verwaltungsgebiet integrärer Beſtandteil der

kein Landtag.
engliſchen Kronkolonie Kenya. Der Streit um die polniſchen
Briefkäſten in Danzig findet an der Oſtküſte Afrikas Nach=
ahmung
.
Dieſes Vorgehen der Engländer ſollte im Mandatsausſchuß
des Völkerbundes und vor allem in der deutſchen Oeffentlich=
keit
ſchärfſten Widerſpruch finden. Denn es wird kein Land
auf dieſer weiten Erde geben, das mit England der Anſicht
wäre, gegenüber der Einſparung von 20 000 Mk. ſei die Preis=
Der Aelteſtenrat des Heſſiſchen Landtages trat am Don= gabe der Poſtverwaltung eines ſelbſtändigen Staatsgebildes
nerstag nachmittag zu einer eingehenden Ausſprache über die etwas ſo Nebenſächliches, daß man ihre Funktion bedenkenlos
Das Gegenteil iſt der Fall!
Es muß daher Ziel und Aufgabe deutſcher Staatskunſt
tritt des Plenums. Wenn man ſich die Vorgänge bei der letzten werden, die Zuſammenſchlußpläne der Engländer in Oſtafrika,
Reichstagsſitzung im Dezember und die Artikel einer gewiſſen durch die ſie ſchritt= und abſchnittweiſe zu erreichen ſuchen, was
Preſſe in die Erinnerung zurückruft, dann kann man den Beſchluß bisher im ganzen nicht zu erzwingen war, zu verhindern, und
des Aelteſtenrates nur als heroiſch bezeichnen, vor Februar gar darüber hinaus dem deutſchen Volkswillen Geltung zu ver=
gehalten
, die Gründe für ſeine Stellungnahme formuliert der ſchaffen, der täglich ruft: Gebt uns unſere Kolonien heraus!
19.
Raf dei Bege jamn Aargaeihr!
Kompromiß?
gebend für dieſen Beſchluß war einmal die Tatſache, daß eine Ablofung des Beimiſchungszwanges durch eine
Abgabe der Margarine-Induſtrie.
* Berlin, 5. Jan. (Priv.=Tel.)
Der Reichsernährungsminiſter hat in ſeinen Verhandlungen
die Regierung erklärt hatte, daß ſie jetzt ſchon alle ihr zur Ver= mit der Margarineinduſtrie erfahren müſſen, daß die Marga=
fügung
ſtehenden Mittel reſtlos ausſchütte, um die Not der Er= rine=Erzeuger dieſe Beimiſchung ablehnen. Der Miniſter hat
werbsloſen zu lindern. Eine Debatte über die Frage der Er= umgekehrt damit gedroht, von ſeiner Ermächtigung Gebrauch zu
werbsloſenhilfe ſchien der großen Mehrheit auch um deswillen machen, um mindeſtens 15 000 Tonnen Butter aus dem deutſchen
überflüſſig, weil aus dieſer Ausſprache und uferloſen und un= Fettmarkt herauszuziehen. Es ſieht ſo aus, als ob man bereits
durchführbaren Anträgen zur Winterhilfe für die Erwerbsloſen daran arbeitet, ein Kompromiß auszuarbeiten, deſſen Kernſtück
praktiſch nicht das geringſte herauskäme, und weil die Meinung dahin geht, die 15 000 Tonnen Butter auf jeden Fall aus dem
vorherrſchte, daß bereits alles geſchieht, um bei der kataſtrophalen Markt zu nehmen, ohne die Margarineinduſtrie zur Beimiſchung
Finanzlage des heſſiſchen Staates den Erwerbsloſen möglichſt zu zu zwingen. Angeſonnen war ihr eine Zprozentige Butterbei=
helfen
. Auch in allen ſonſtigen wichtigen Punkten, die bereits in miſchung, während in Holland, Dänemark, Norwegen bis zu 25
den Ausſchüſſen beraten und verabſchiedet worden ſind, und die im Prozent Butter der Margarine beigemiſcht werden. Man über=
Aelteſtenrat nochmals zur Sprache kamen, hat die Regierung zu= legt, ob nicht durch eine Ablöſungsſumme ein Aus=
geſagt
, daß ſie das ihr mögliche ſofort veranlaſſen werde. Da ſonſt weg aus den Schwierigkeiten gefunden werden kann.
die große Mehrheit des Aelteſtenrates einſah, daß nur auf dieſem Man ſcheint den Vorſchlag gemacht zu haben, daß die Marga=
Wege praktiſche Realpolitik getrieben werden könne, entſchloß man rineinduſtrie pro Zentner erzeugter Marga=
ſich
, von einer Tagung des Plenums bis auf weiteres abzuſehen, rine eine beſtimmte Abgabe entrichten ſoll mit
Der Staatsvoranſchlag für 1933 wird ſpäteſtens am 1. Fe= deren Erträgnis 15 000 Tonnen Butter auf dem freien Markt
bruar dem Landtag vorgelegt und dann im Finanzausſchuß zur zuſätzlich verkauft werden ſollen. Man darf annehmen, daß der
Reichsfinanzminiſter es abgelehnt hat, einen ſchon genannten
Aus dieſer Mitteilung ergibt ſich eine Tatſache, die man als Betrag von 20 Millionen zur Butterverbilligung an Erwerbs=
großen
Fortſchritt buchen muß, wenn ſie von Dauer iſt: der Wille, loſe bereitzuſtellen, ſondern vielmehr die Verdienſtſpanne der
von Popularitätshaſcherei auch unter Opfern Abſtand zu nehmen Margarineinduſtrie als Ausgleich empfiehlt. Man ſcheint nun
und der vielgeläſterten Realpolitik zum Durchbruch zu verhelfen, daran gedacht zu haben, aus der Margarineabgabe, die keine
Wenn der Staatsvoranſchlag 1933 im Februar dem Finanz= Preiserhöhung zur Folge haben ſoll, die 15 000 Tonnen Butter
ausſchuß zugeleitet wird, dann kann man damit rechnen, daß die aus dem Markt zu nehmen und an bedürftige Erwerbsloſe, ins=

Vom Tage.
Heute findet eine Ausſprache zwiſchen dem preußiſchen Mini=
ſterpräſidenten
Otto Braun und dem Reichskanzler von Schleicher
wegen der Gewaltenteilung in Preußen ſtatt.
Für Freitag oder Samstag iſt eine Ausführungsverordnung
des Arbeitsbeſchaffungskommiſſars für die Durchführung des
500=Millionen=Sofortprogramms zu erwarten.
Mit dem Inkrafttreten des Geſetzes vom 17. Dezember 1932,
durch das die ſozialpolitiſchen Maßnahmen der Notverordnung
vom 4. September 1932 aufgehoben worden ſind, iſt der Antrag
der Sozialdemokratiſchen Partei vom 12. September 1932 auf Zu=
laſſung
eines Volksbegehrens mit dem Ziel der Aufhebung der
ſozialpolitiſchen Maßnahmen hinfällig geworden. Die Sozial=
demokratiſche
Partei wird daher, wie aus ihren Kreiſen verlautet.
den Antrag zurückziehen.
Die Lippiſche Landesregierung hat eine Verordnung erlaſſen,
nach der ſämtliche Umzüge und Verſammlungen unter freiem
Himmel in Lippe mit ſofortiger Wirkung verboten ſind. Die Lan=
desregierung
erklärt, daß politiſche Zuſammenſtöße zwiſchen radi=
kalen
Parteien in Lemgo dieſe Maßnahme erfordert haben.
Der ungariſche Außenminiſter Puky iſt am Donnerstag zu=
rückgetreten
. Sein Nachfolger wird der Berliner ungariſche Ge=
ſandte
Kanya. Der bisherige Außenminiſter wird an Stelle des
zurückgetretenen Barons Julius Wlaſſies zum Präſidenten des
Verwaltungsgerichtshofes ernannt.

Calvin Coolidge .
Hoovers Vorgänger auf dem amerikaniſchen
Präſidenkenſtuhl.
New York, 5. Jan.
Wie aus Northampton ge=
meldet
wird, iſt der frühere
Präſident Calvin Coolidge
am Donnerstag geſtorben. Er
wurde in ſeinem Heim von
ſeiner Frau, die vorüber=
gehend
abweſend war, tot auf=
* gefunden. Am Morgen hatte
Coolidge ſich wie gewöhnlich
in ſein Büro begeben, war je=
doch
gegen 10 Uhr wieder nach
Hauſe gegangen. Als er von
ſeiner Frau gefunden wurde,
war der Tod vermutlich be=
reits
vor einer Viertelſtunde
eingetreten. Seit etwa 2 bis
3 Wochen hatte Coolidge un=
ter
einer Magenerkrankung zu
leiden. Als Todesurſache wird
eine Herzaffektion angenom=
men
.
Calvin Coolidge, der heute
verſtorbene Expräſident der
Vereinigten Staaten, wurde
am 4. Juli 1872 in dem Berg=
Farmers geboren. Er ſtudierte Mathematik und ſpäter Rechts=
wiſſenſchaften
. Im Alter von 27 Jahren war er bereits
Präſident einer Bank in Northampton, ſpäter trat er in den
Dienſt der Kommunalverwaltung, wurde Bürgermeiſter Senator
und ſchließlich ſtellvertretender Gouverneur von Maſſachuſetts
(19161918). Als Gouverneur wurde dann Coolidge über die
Grenzen des Staates durch die Unterdrückung des Streikes der
Boſtoner Poliziſten im Jahre 1919 bekannt. Den Gouverneur=
poſten
behielt er bis zum März 1921.
Damals wurde Harding zum Präſidenten und Coolidge zum
Vizepräſidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Als Hardiag
19 Monate vor Ablauf ſeiner Amtszeit ſtarb, folgte ihm Coolidge
im Auguſt 1923 automatiſch nach der Verfaſſung im Amte nach.
Im Sommer 1924 wurde er für die Neuwahl als Kandidat
der Republikaner aufgeſtellt und am 4. November 1924 mit ſehr
großer Mehrheit zum Präſidenten gewählt. Am 4. März 1929
endete ſeine Präſidentſchaft. Ihm folgte Hoover. Coolidge zog
ſich von der Politik zurück und wurde Direktor der New Yorker
Life Inſurance.
Der große Schweiger, ſo hieß der Präſident, weil er in
ſeiner politiſchen Tätigkeit und auch im politiſchen Kampfe die
Taktik des Schweigens zur höchſten Kunſt ausgebildet hatte,
erfreute ſich, zumindeſt in den erſten beiden Gruppen ſeiner
Amtszeit, ganz außerordentlicher Beliebtheit. In jene Zeit fiel
die Hochblüte der amerikaniſchen Proſperität mit all ihren
Folgeerſcheinungen auf wirtſchaftlichem und geiſtigem Gebiet.
Keine amerikaniſche Inkervenkion
wegen Schanhaikwan.
Waſhington, 5. Januar.
Ueber die amerikaniſche Haltung gegenüber den Ereigniſſen
von Schanheikwan verlautet von maßgebender Seite, die ameri=
kaniſche
Regierung beabſichtige weder Truppen noch Kriegsſchiffe
an den Schauplatz der Zuſammenſtöße zu entſenden. Sie be=
ſchränke
ſich auf eine Mißbilligung des japaniſchen Vorgehens und
würde Konferenzen mit den europäiſchen Mächten erſt dann er=
wägen
, wenn die fremden Niederlaſſungen in Tientſin und Peking
bedroht werden ſollten.
Verleumder am Werke.
UNB. Paris, 5. Januar.
Während der franzöſiſche Miniſterpräſident noch geſtern den
deutſchen Seeleuten vom Dampfer Ruhr für den Opfermut
hat danken laſſen, mit dem ſie beim Brande der Atlantique‟
bemüht waren, ihre franzöſiſchen Kameraden zu retten, bringt
es die nationaliſtiſche Liberté fertig, allerlei Verleumdungen
über deutſche Reedereien in die Welt zu ſetzen. Das Blatt be=
ruft
ſich auf Aeußerungen eines franzöſiſchen Reeders, den es
jedoch vorſichtshalber ungenannt läßt. Dieſer angebliche Ge=
währsmann
will ſchon vor dem Krieg beobachtet haben, daß
von deutſchen Schiffahrtskreiſen Mitglieder franzöſiſcher Schiffs=
beſatzungen
zu Sabotageakten angeworben worden ſeien.

Calvin Coolidge.
dörfchen Plymouth im Staate Vermont als Sohn eines

Epiphania (6. Januar).

natur Chriſti, iſt ein Sammelfeſt. Der Urſprung der Epiphanie= König geboren, gewaltig des Himmelreichs und Erdreichs, der
feier iſt morgenländiſch. Die öſtliche Kirche feierte ſeit dem Erlöſer aller Völker der Erde. Und begehrten alle ſehr, daß
die Epiphanie zur Erinnerung an Chriſti Taufe im Jordan die ſchauten weiſe Männer als Einſiedler aus nach dem Gottesſtern
wohl im Anſchluß an eine erweiterte Stelle im Lukasevangelium. Jahr für Jahr, Tag und Nacht. Als Chriſtus von der reinen
in der dem Täufling Gottes Stimme zuruft heute habe ich dich Jungfrau geboren ward, ließ Gott erſcheinen ſeinen Stern.
geboren, als die von oben beſiegelte Offenbarung der
Gottesnatur Chriſti, als ſeine himmliſche, ſeine geiſtige
Geburt angeſehen wurde. Die Jordantaufe ſtand geſtützt
auf die johanneiſche Auffaſſung von der Taufe Chriſti als
ſeiner geiſtigen Geburt von Gott im Mittelpunkt der
bſtkirchlichen Epiphaniefeier. Als Menſch kommt Chriſtus
zum Jordan, als neugeborener Gottesſohn geht er zum
Erlöſungswerk von dannen. Ich ſage dir, wenn einer
nicht geboren iſt aus Waſſer und Geiſt, kann er nicht
eingehen in das Reich Gottes. (Johannesev.) Der An=
fang
der Welt, lehrte Kyrill von Jeruſalem, war das
Waſſer, der Anfang des Evangeliums war der Jordan.
Die irdiſche Epiphanie, die Geburt Chriſti im Stall von
Betlehem, geſellte ſich erſt in zweiter Linie als eine
volkstümlichere Auslegung der Gottesgeburt zur Epi=
phanie
des getauften überzeitlichen Chriſtus. Wie in der
abendländiſchen Kirche durch die Feſtlegung des Ge=
burtsfeſtes
des Erlöſers auf den 25. Dezember die heid=
niſchen
Feſte der Winterſonnenwende, die Brumalien, die
Feiern des Geburtstages des Sonnengottes erſetzt wur=
den
ſo wird wohl auch im Orient die Epiphaniefeier der
irdiſchen Erſcheinung, des Geburtstages des Herrn, ein
altes heidniſches Feſt, vermutlich das Korion, in dem
in der Nacht vom 5. auf 6. Januar die Geburt des
göttlichen Knaben Aion durch die Jungfrau Kore in
ihrem Tempel feſtlich begangen wurde, abgelöſt haben.
Im Abendland wurde das Geburtsfeſt des Erlöſers
von der Epiphaniefeier getrennt und zu einem beſon=
deren
Hauptfeſt, zum Weihnachtsfeſt am 25. Dezember,
erhoben, das zuerſt im Feſtkalender des römiſchen Chrono=
graphen
für das Jahr 354 bezeugt iſt. Vom Abend aus
verbreitete ſich die Weihnachtsfeier am 25. Dezember
auch im Orient; ja, die orientaliſche Kirche verlegte ſogar
auch das Feſt der Anbetung der Magier auf dieſen
Tag. Nur Armenien hielt feſt am Doppelfeſt der
Epiphanie am 6. Januar: der Taufe des Herrn im
Jordan und iner irdiſchen Geburt. Im Abendland
wurde der 6. Januar in erſter Linie zum Feſttag der

heiligen drei Könige, der Meſſianität, der Offenbarung Chriſti
an die Heidenwelt.
Die Legende der heiligen drei Könige.
Balaam, ein heidniſcher Prieſter, weisſagte: Es wird auf=
Epiphania, Erſcheinung Gottes, Offenbarung der Gottes= gehen ein Stern von Jakob, unter ſeinem Glanz wird ein
Anfang des 3. Jahrhunderts, zuerſt in Aegypten, am 6. Januar, der Stern aufginge. Im Oſten der Welt auf dem Berge Faus

Strahlend ſenkte er ſich nieder auf den Berg Faus als ein
Adler, lauter und klar als die Sonne.
Lebten drei Könige im Oſten der Welt aus Balaams Ge=
ſchlecht
. Einem jeden erſchien der Stern. Und ſie machten ſich
auf den Weg, den neugeborenen König Himmels und der Erde
zu ſuchen und anzubeten. Der Stern leuchtete, nahe über der
Erde ſchwebend, einem jeden auf ſeinem Weg, daß ſie hinzogen
ohn alle Irrung, führte ſie zuſammen auf den Berg Calvarien.
Von dort ſchauten ſie Jeruſalem, gingen hinein zu Herodes,
dem König der Juden, zu fragen nach dem neugeborenen König,
gewaltig des Himmelreichs und Erdreichs. Der erſchrak ſehr.
Denn da der himmliſche König ward geboren, mußte der irdiſche
König weichen. Und höreten Bethlehem nennen als die
Geburtsſtätte des Neugeborenen. Da gingen ſie wieder
aus Jeruſalem heraus, und der Stern leuchtete ihnen.
Um die Sextzeit kamen ſie nach Betlehem. Da ſtand der
Stern ſtill über der Geburtsſtätte. Und teilte ſich und
ſchwebte voran in die dunkle Behauſung, worin Gott
Menſch geworden, liegend in einer Krippe. Da ward
die Höhle ganz erfüllt vom himmliſchen Glanz. Und
die Könige gingen hinein und brachten dem Gotteskind
ihre Gaben, Melchior Gold, Caſpar Weihrauch, Balthaſar
Myrrhen:
Als Gott und König künden ihn
Der Goldſchatz und der Duft der Glut
Von Sabas Weihrauch; doch der Staub
Der bitteren Myrrhe meint ſein Grab.
Einen Tag blieben die heiligen drei Könige in Bethlehem.
Ein Engel hieß ſie heimziehen auf anderen Wegen, daß
ſie nicht mehr kämen vor Herodes. Nach des Herrn
Kreuzestod ward Sankt Thomas geſandt in das Land
Indien, kam zu den heiligen drei Königen, taufte ſie und
machte ſie zu Erzbiſchöfen im Lande des Berges Faus.
Einträchtiglich wohnten die heiligen drei Könige beieinander
in der Stadt Sodella am Fuße des Berges Faus. Und
ſtarben alle drei kurz nacheinander ohne alle Schmerzen,
Sankt Helena, die das heilige Kreuz gefunden, brachte
ihre Leiber in die Konſtantinsſtadt und legte die heiligen
Gebeine in die Kirche zu Sankt Sophia. Dort ruhten
ſie, bis ſie Coſtridis, Mailands Biſchof, empfing als Lohn
für ſeiner Biſchofsſtadt Mithilfe im Kampfe des griechi=
ſchen
Kaiſers gegen die Heidenwelt. Alſo führete man
die heiligen drei Könige gen Mailand und legte ſie in
die Kirche des hl. Biſchofs Euſtorgius.
Der Schrein der heiligen drei Könige.
Nicht für immer ſollten die Leiber der hl. drei
Könige in St. Euſtorgio in ihrem Sarkophag ruhen. Als
Kaiſer Rotbart das widerſpenſtige Mailand 1162 nieder=

[ ][  ][ ]

Freitag, 6. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſfiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 6 Seite 3

Japans panaſiatiſche Träume.
Das Sonnenbanner auf dem aſiakiſchen Feftland fühlk ſich in ſeiner China=Flanke bedroht. Borſtoß nach
Schanhaikwan. Japan zum äußerſten enkſchloſſen, ohne Rückſichk auf den Völkerbund.

Der Brand im Bernen Oſken.

Kampf um die China=Mauer.
Von unſerem Berichterſtatter.
Die Ereigniſſe im Fernen Oſten haben abermals
eine gefährliche Zuſpitzung erfahren. Es erſcheint
gewiß von Intereſſe, in einem ſolchen Augenblick
einen Bericht von Ort und Stelle über die fern=
öſtlichen
Ereigniſſe zu erhalten. Der nachſtehende
Aufſatz unſeres Berichterſtatters liegt zwar rund
zwei Wochen zurück zeigt aber, wie man die Lage
im Verfolg der Säuberungsaktion der Japaner
in Mandſchukuo beurteilte.
N. Mukden, im Dezember 1932.
Was man hier zum Völkerbund und zum Lyttonbericht ſagt,
wollen Sie wiſſen? Nun, das läßt ſich ſehr einfach beantworten:
Nichts! Denn die Rededuelle in Genf kümmern im
Grunde genommen die hieſigen Staatsmänner
des neuen Mandſchukuoſtaates ſo gut wie über=
haupt
nicht. Von den Japanern ganz zu ſchweigen, die
ſich in ihr ewiges freundliches Lächeln hüllen, wenn ſie nicht
gleich einen ganzen Haufen von Argumenten gegen den Bericht
anzuführen wiſſen. Im Grunde genommen iſt es ja auch gleich,
was da in Genf geredet wird, da hier jedenfalls der Völkerbund
eine ſehr entfernte und vage Angelegenheit iſt, die die Japaner
wenig kümmert.
Im neugebackenen Mandſchukuoſtaat hat man ja zunächſt
einmal auch andere Sorgen. Gilt es doch den Staat, deſſen
Grundlagen man vor wenigen Monaten geſchaffen, erſt zu
ſichern und ihm alle die Gebietsteile zu erobern, die ihm auf
dem Papier von ſeinen japaniſchen Vätern zugebilligt worden
ſind. Nachdem die Zivilverwaltung in den letzten Monaten
gute Fortſchritte gemacht hat, geht man jetzt mit aller Energie
daran, das Land von all den legalen und illegalen Truppen=
teilen
der Chineſen zu ſäubern, die das Land zum großen Teil
ihren neuen Herren noch ſtreitig machen. Dazu iſt der Winter
beſonders geeignet, da das Land in dieſer Jahreszeit nackt und
bloß daliegt. Der Kauliang (eine bis zu mannshohe Hirſeart,
die Hauptbrotfrucht des Landes) iſt abgeerntet und kann ſo den
Banden keinen Unterſchlupf mehr bieten. Die Ueberfälle aus
dem Hinterhalt ſind ſokaum mehr ausſichtsreich, und die japaniſche
Armee in ihrer vorzüglichen Winterausrüſtung hat es nicht
ſchwer, ſich der Gegner zu entledigen. Dabei ſind bemerkens=
werterweiſe
die ſogenannten regulären Truppen den Japanern
weniger gefährlich, als die Banden, die überall und nirgends
ſind und ſo leicht Unterſchlupf finden. Die ehemaligen Regie=
rungstruppen
machen zwar äußerlich den beſſeren Eindruck, da
ſie in geſchloſſenen Verbänden auftreten, uniformiert ſind, uſw.
aber gegenüber der überlegenen Bewaffnung und Diſziplin der
Japaner ſind ſie unterlegen. Sie kämpfen ja, im Gegenſatz zu
den Banden auch ſeltener für eine Sache, ſondern folgen nur
den Fahnen ihrer Führer, weil ſie woanders noch keinen Unter=
ſchlupf
gefunden haben. Der ſenſationelle Zuſammen=
bruch
der S=Ping=Wen Armee in Heilungkiang
iſt der beſte Beweis für den Unwert dieſer Truppen, da hier
auf die Revolte eines Generals hin wenige Tauſend Mann
Japaner genügten, um eine chineſiſche Armee von 30000 Ge=
wehren
in die Flucht zu ſchlagen obwohl die Armee, die als
uneinnehmbar geltenden Hingan=Berge zwiſchen ſich und den
Japanern zu liegen hatte, durch die nur ein Eiſenbahntunnel
hindurchführte. Wenige hundert Mann hätten genügt, um dieſe
Stellung gegen Hunderttauſende zu halten. Aber der Helden=
mut
eines japaniſchen Leutnants genügte, um dieſen Tunnel
in die Hand der Japaner zu bringen, woraufhin dann der Reſt
der Armee die Flucht ergriff und von den Ruſſen nach dem
Grenzübertritt ſchmählich entwaffnet wurde.
So iſt jetzt faſt der ganze Norden und Oſten
Mandſchukuosvon den Truppen und den Banden
gereinigt worden, und ſeit einigen Wochen wenden ſich die
Japaner dem Süden und Weſten, d. h. gegen Alt=China ge=
legenen
Gegenden zu. Hier liegen die Dinge allerdings anders,
da ſich hier zum großen Teile echte chineſiſche Truppen be=
finden
, und da man hier ja ſehr bald nach China hinein=
kommen
muß.

Die Frage, die ſeit einigem alle Welt beſchäftigt, iſt daher,
ob die Japaner nach der Provinz Jehol hinein
vorſtoßen werden, und wie weit ſie ſich an die
große Mauer heranwagen werden, die zurzeit noch
ganz im chineſiſch beſetzten Gebiete liegt. Bisher haben die
Japaner ſtrikteſtens abgeleugnet, daß ſie die Abſicht hätten, nach
China hinein zu marſchieren weil das den Krieg mit dem
Reich der Mitte, neue Komplikationen, ein erneutes Eingreifen
des Völkerbundes bedeuten würde. Das ſcheint man nicht zu
wollen. Aber der Eingeweihte weiß auch, daß die Verteidigung
der legitimen Intereſſen Mandſchukuos die Grenzen zwi=
ſchen
China und Mandſchukuo keineswegs
eindeutig feſtlegt. Im Gegenteil, die beiden Staaten
machen ſich gerade die Grenzprovinz ſtrittig. Wird China da
wieder einmal der Gewalt weichen, oder wird es ſich diesmal
zur Wehr ſetzen?
Sicher iſt jedenfalls, daß das japaniſche Verhält=
nis
zu Tſchanghſueliang, dem jetzigen Macht=
haber
in Peking und ehemaligen Marſchall der
Mandſchurei, ſehr ſtark getrübt iſt. Ob Tſchanghſueliang
ſeinen Sinn gewandelt hat, oder was ſonſt die Urſache iſt, das
läßt ſich ſchwer ermeſſen. Er galt bisher als die Rückendeckung
der Japaner bei ihren Unternehmungen in der Mandſchurei
und wurde von chineſiſchen Heißſpornen offen beſchuldigt, daß
er von den Japanern gekauft ſei. Darüber iſt es auch zu hef=
tigen
Konflikten zwiſchen ihm und dem Oberbefehlshaber der
chineſiſchen Armeen, Tſchiankaiſchek, gekommen, die ſoweit gingen,
daß Tſchang den Oberbefehl niederlegte. Vor wenigen Wochen
ſcheinen ſich die beiden chineſiſchen Marſchälle aber gründlich
ausgeſöhnt zu haben. Steht jetzt der chineſiſche Befehlshaber in
der chineſiſchen Grenzprovinz gegen die Japaner? Das wäre in
der Tat eine militäriſche Bedrohung aus der
Flanke, die für die Japaner in der Mandſchurei
ſchwer erträglich wäre, und die ſie zwingen
könnte, weiter zu gehen als ſie es urſprünglich
wollten vielleicht ſogar bis nach Peking.
Vielleicht iſt es möglich, daß der Konflikt vermieden wird,
wenn die Chineſen ſich nämlich zurückziehen und das Feld
kampflos räumen. Aber ſicher iſt das keineswegs. Im Gegen=
teil
, aus allem, was man hier ſieht, muß man ſchließen, daß
die Japaner zum Aeußerſten entſchloſſen ſind
und daß ſie ſich den Teufel um den Völkerbund
ſcheren werden, wenn der ihren Intereſſen im Wege ſtehen
ſollte. Sie werden, das wird einem jedenfalls immer wieder
verſichert, ſchlimmſtenfalls aus dem Völkerbund austreten. Dann
ſoll man in Genf doch zuſehen, wie man dann hier in der
Mandſchurei noch was ausrichten will!
II.
Europa=Invenkur in Mandſchukuo.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Ch. W. K. Harbin, im Dezember 1932.
Wer regiert im Mandſchukuv? Das iſt für uns
unter der Szene ſchwer zu beurteilen. Die Japaner haben
in allen Reſſorts ihre Berater und Beamten, und man geht
wohl nicht zu weit, wenn man ſagt, der Kapitän des neuen
Staatsſchiffes iſt ein Mandſchu, aber der Lotſe iſt ein Japaner.
Der Kurs geht alſo ſo, wie Japan es will. Die Tür iſt
offen und wird immer offen ſein. Jeder kann kommen.
Japaner kommen jeden Tag. Sie kommen zu
Hunderten, zu Tauſenden. Europäer gehen
aber kommen nicht. Export und Import ſtehen längſt ſtill.
Europäiſche Firmen liquidieren. Es iſt für ſie unmöglich,
weiter zu exiſtieren. Japan kann alles viel billiger importieren.
Export iſt bei dieſen Zeiten, wo der Eiſenbahnverkehr nach allen
Richtungen lahmgelegt iſt, unmöglich. Und auch da hat Japan
den Vorteil. Somit iſt alſo die Frage der Offenen Tür im
Mandſchukuo gelöſt. Japan kommt herein und wir Ausländer
gehen hinaus durch dieſelbe offene Tür. Hier iſt nur der eine
Unterſchied, daß der Japaner noch ohne Viſum, wir aber
ſelbſt fürs Hinausgehen noch ein teures Viſum bezahlen
müſſen. Der Poſtverkehr iſt ſeit Monaten unter=
brochen
. Nach China kann man nur durch Reiſende Freunde
und Bekannte Briefe mitgeben und auf dem gleichen Wege
ſolche bekommen. Auch hier wird Privatpoſt gefahndet. Man
muß alſo um ſicher zu gehen Briefe nach Peking, Schanghai

gerungen hatte, begehrte ſein getreuer Paladin, Reinald von Daſſel,
der blonde rotwangige Niederſachſe, KölnsErzbiſchof, als Lohn für
ſeine Mithilfe die Gebeine der hl. drei Könige. Von unſerer nüch=
ternen
Zeiteinſtellung aus geſehen ein ſcheinbar beſcheidener, ja
ſinnloſer Wunſch. Aber der nicht minder nüchtern handelnde
ſtreitbare Erzbiſchof Reinald, der Reichskanzler, wußte um die
zukünftige Wirkſamkeit dieſer Kriegsbente, die mehr wert war
als ein erobertes Land. In Sankt Urſula in Köln ruhte bereits
als Märtyrerin die britiſche Königstochrer mi ihren elftauſend
Jungfrauen, in Sankt Gereon der römiſche Führer der
thebaiſchen Legion. Auf Umwegen zog Reinald von Duſſel mit
ſeiner heiligen Kriegsbeute nach Köln. 41 sanctos aureos
die Stadt der goldenen Heiligen wurde fortan Köln genannt.
Wer wollte nicht teilhaftig werden der Wunderkraft der in
Köln ruhenden Magier aus dem Morgenlaud? Indem Köln
noch die wunderwirkenden Reliquien der hl. drei Könige in
ſeinen Mauern aufnahm, wurde es Ziel und Mittelpunkt mittel=
alterlicher
Frömmigkeit, wurde es zum deutſhen Rom, wurde
Köln zur Mittlerſtadt Nord= und Süddeutſchlands. Zogen die
deutſchen Kaiſer nach Aachen, huldigten fie fortan auf ihrer Fahrt
den heiligen drei Königen in Köln. Aus allen Teilen der Welt
wallfahrtete man zur Stadt der drei Könige‟. In den Gesta
Romanorum leſen wir, daß auch ein Dänenkönig nach Köln
vilgert und drei goldene Kronen ſtiftet. Eine neue Epoche Kölner
Geſchichte hebt mit der Uebertragung der Gebeine der hl. drei
Könige an. Nach dem Tod Reinalds (1167) veranſtaltete Erzbiſchof
Philipp von Heinsberg eine Sammlung von Koſtbarkeiten aller
Art, um die Leiber der hl. drei Könige in einen würdigen
Schrein zu legen. Gold, Silber, Edelſteine, farbige Gläſer, herr=
liche
Gemmen und Kameen, jene in den Schatzkammern ſorgſam
gehüteten Prunkſtücke antiker Steinſchneidekunſt, häuften ſich in
Mengen. Und mittelalterliche deutſche Goldſchmiedekunſt ſchuf
aus dieſem Schatz koſtbarer Materie den herrlichſten Schrein der
Welt. Man ſollte den Dreikönigsſchrein in der Schatzkammer des
Kölner Domes in einem Atemzug nennen mit den rheiniſchen
Domen in Mainz, Worms und Speier als greifbarſte Zeugen
deutſcher Kaiſerherrlichkeit, opferbereiten deutſchen Glaubens.
Beim Tod des Erzbiſchofs Philipp (1191) war der Schrein in
ſeiner architektoniſchen Grundform vollendet. Kein Prunkſarko=
phag
der Pharaonengräber kann es aufnehmen mit der Pracht
des Dreikönigenſchreins, an dem ſich alle Techniken der Gold=
ſchmiedekunſt
zur höchſten künſtleriſchen Vollkommenheit entfal=
ten
: Zellen= und Grubenſchmelz, Filigranwerk, Edelſteinfaſſung,
Gravierſtich, Firnisbrand, Guß= und Treibarbeit. Als ſtattliche
goldſtrahlende dreiſchiffige Baſilika ſteht der Dreikönigenſchrein
vor uns. König Otto IV. ſtiftete amina aurea Goldplatten
die vordere Schmalſeite des Schreines damit zu ſchließen. In
der Tat ſind die Darſtellungen dieſer Seite in purem Gold ge=
trieben
. Wie einen Ausklang der morgenländiſchen Epiphanie=

feier ſchauen wir auf dieſer Goldwand zur Linken der thronen=
den
Gottesmutter, Chriſti Taufe im Jordan; zu ihrer Rechten
nahen ſich die hl. drei Könige in Würde und Demut mit ihren
Gaben dem Sternenkind. Ueber beiden Darſtellungen der Epi=
phanie
thront auf der Vorderſeite des Mittelſchiffes Chriſtus
in ſeiner Glorie zwiſchen zwei Engeln. Hinter den drei Königen
ſteht barhäuptig König Otto IV., durch eine Inſchrift genannt.
So kann die Goldſeite des Dreikönigenſchreins nur entſtanden
ſein in den Jahren ſeines Königstums von 11981208. Ein
deutſcher König, dargeſtellt im Verein mit den heiligen drei
Königen auf ihrem Schrein! Sollte es nur Stiftungsbrauch ſein?
Wir erinnern in dieſem Zuſammenhang daran, daß weſentliche
Abſchnitte der Epiphanie=Meſſe wahrſcheinlich unter dem un=
mittelbaren
Einfluß des Erzbiſchofs von Köln, des von Rechtens
wegen erkorenen Königskröners, Aufnahme in der Krönungs=
liturgie
der deutſchen Könige fanden.
Doch der alles überragende Schmuck des Schreins ſind die
vor den Längswänden ſitzenden getriebenen Apoſtel= und
Prophetenfiguren Schöpfungen eines ganz Großen, eines mittel=
alterlichen
Michelangelo, des Nikolaus von Verdun, der ſchon
mit der im Jahre 1181 vollendeten Altarrückwand im Chor=
herrenſtift
Kloſterneuburg bei Wien Proben ſeiner unvergleich=
lichen
figürlichen und ornamentalen Zeichenkunſt in Schmelz=
arbeit
gegeben hat. Im Lichtkegel einer wahrhaft platoniſch
antiken Bildnerei ſtehen ſeine Figuren in faltenſchimmernden
Hütern des Schreins lebendig, noch befangen in den Apoſteln, zu
Propheten ſind mehr als nur klaſſiziſtiſche Nachempfindungen
antiker Statuarik. Iſt doch die über alle Leibesſchönheit
triumphierende, vollerwachte chriſtliche Seele in allen dieſen
Hütern des Schreins lebendig, noch befangen in den Apoſteln zu
ſeheriſchem Ausdruck geſteigert in den Propheten, die in unerhörter
Lebendigkeit, umrieſelt vom kniſternden Gefältel ihrer ſeidenen
Gewänder, auf vorſtoßenden Sockeln ſitzend, herauswachſen aus
der Schreinswand und hineinlauſchen in eine Jenſeitswelt wie
auf die Stimme Jehovas. Die Nachtigallen einer jungen keimen=
den
Frühlingszeit mit werdendem Leben: des neuen Stils der
Gotik (Witte). Nikolaus muß dieſe Glanzſchöpfungen mittel=
alterlicher
deutſcher Plaſtik bereits vor 1205 vollendet haben;
im gleichen Jahr arbeitet er bereits am Marienſchrein in
Tournai. Gegenüber der Goldſeite und den Längsſeiten des
Schreins tritt die Rückwand mit Geißelung, Kreuzigung und
ſegnendem Heiland zwiſchen den Heiligen Felix und Nabor,
deren Gebeine im Obergeſchoß des Schreins ruhen und dem
Bruſtbild des Reinald von Daſſel an künſtleriſchem Wert zurück.
Ueber dem Schrein der hl. drei Könige wölbte ſich nach
faſt hundertjähriger Bauzeit im Jahre 1322 der rieſige Cbor
des Kölner Doms. Noch zweimal mußten die Weiſen aus dem
Morgenland ihre erhabene Ruheſtätte verlaſſen. Beim Heran=
nahen
des Revolutionsgenerals Champinet wurde der bisher

ete, ete, überhaupt für China durch Japan über Wladiwoſtok
nach Europa und von dort via Sues zurück nach China
ſchicken, eine Reiſe, die beinahe drei Monate dauert. Das heißt
mit der Kirche ums Dorf gehen oder mit der Poſt eine Weltreiſe
machen.
Der Verkehr via Mandschuria iſt ſeit einigen Tagen
wieder hergeſtellt worden, nachdem die Japaner dem Puffer=
ſtaat
, der ſich zwiſchen der Sowjetgrenze und dem Mandſchukno
eingerichtet hatte, ein plötzliches Ende gemacht haben. Sie
hätten das ja ſchon lange machen können, aber Japan hat ſeine
Zeit. Für Japan iſt es günſtiger, wenn das
Chaos hier weiter dauert. Das richtet den aus=
ländiſchen
Handel zu Grunde. Dadurch, daß Japan
jetzt ſeine Truppe an der Sowjetgrenze hat (bei Mandſchuria),
und daß es gerade jetzt und nicht früher die Anabaſis aus=
führte
dadurch ſind wir auch einem japaniſch= ſow=
jetiſchen
Konflikt näher gerückt. Jedenfalls iſt jetzt ein
bedeutender Schritt zur Verwirklichung der koloſſalen Idee vom
Großen Nord=Oſten Aſiens vorwärts gemacht worden.
Das Reiſen iſt beinahe unmöglich geworden
in dieſem Lande, wo man früher ſo leicht und ſo gerne
wenn auch nur auf einige Tage in die Berge gewandert iſt.
In den Städten kann man nur in den belebteſten Stadtteilen
ſich bewegen. Ueberall wimmelt es von Räubern
und Mördern. Eiſenbahnzüge gehen auf kurzen Strecken
und werden auch da von den Räuberbanden angehalten und
überfallen. Die reichen Chineſen ſind ſchon längſt nach China
ausgewandert. Europäer, die Haus und Geld beſitzen, wagen
kaum zum Hauſe hinaus, und wenn ſchon einmal, dann nur
in Begleitung eines bewaffneten Schutzes. Haustüren hat man
hier zu Lande doppelt und dreifache, alle mit großen, eiſernen
Riegeln verſehen. An der äußeren Tür iſt noch eine Kette, die
es ermöglicht, nur ſoweit zu öffnen, um zu ſehen, wer der
Gaſt iſt. So vorſichtig muß man hier zu Lande ſein.
Die europäiſchen vor allem rufſiſche Frauen
und Mädchen ſind am meiſten die weißen
Sklaven des Orients geworden. Ob die Not, oder
die Faulheit zu arbeiten, oder der von Hauſe aus ihnen an=
geborene
Hang zum leichten Leben ſie dazu getrieben hat? Wer
weiß! Urteilen wir nicht, oder im beſten Falle ſchreiben wir
unſer Urteil in den Sand! Die Tatſache ſoll reden: Tauſende
und Abertauſende ſind in die Hände von Chineſen und Japanern
geraten. Ueberall laufen die Aſiaten mit europäiſchen Frauen
und Mädchen herum. Vom reichſten bis zum ärmſten. Manche
ſind regelrecht verheiratet, die meiſten aber leben wild zu=
ſammen
. Da iſt viel Elend, Jammer und Schande, worüber
man beſſer den Vorhang fallen läßt. Wenn man das alles
ſieht, erlebt, mitfühlt und mitleidet, dann kann man ſich nicht
wundern, daß Aſien mit Verachtung auf unſer
untergehendes Europa herabſchaut. Ich ſchweige
von den allerſchlimmſten Städten des europäiſchen Laſters hier
im Mandſchukuo. Chineſen. Japaner, überhaupt die Aſiaten,
ſieht man ſelten betrunken. Ihre Frauen und Töchter ſind tags=
über
wenig, nachts gar nicht auf der Straße zu ſehen.
Chineſiſche Prokeſtnoke an Japan.
Die chineſiſche Regierung hat dem japaniſchen Geſandten
eine Note zugehen laſſen, in der gegen das japaniſche Vorgehen
in Schanhaikwan proteſtiert und die Zurückziehung der japani=
ſchen
Truppen, ſowie die Beſtrafung der an den Zwiſchenfällen
der letzten Tage ſchuldigen japaniſchen Offiziere und Mannſchaf=
ten
gefordert wird.
Vergebliche Hoffnungen Chinas auf Genſ.
Im japaniſch=chineſiſchen Konflikt ſind, in Genf noch keine
neuen chineſiſchen Schritte erfolgt. Der chineſiſche Delegierte Yen,
der in Deutſchland mit dem dort zur Kur weilenden chineſiſchen
Miniſterpräſidenten Fühlung genommen hatte, iſt wieder in Genf
eingetroffen und erklärte Preſſevertretern u. a., daß er vorläufig
genaue Inſtruktionen aus Nanking erwarte, jedoch vom Völker=
bund
eine energiſche Haltung erhoffe. Die beiden anderen chine=
ſiſchen
Hauptdelegierten, Wellington Koo und Quo Tai=ſchi wer=
den
im Laufe des heutigen Tages hier eintreffen. Dagegen ver=
öffentlicht
die japaniſche Delegation, eine längere
Erklärung, in der ſie dem Ereignis von Schanhaikwan nur
lokale Bedeutung beimißt. Der japaniſche Truppenführer bei
Schanhaikwan verhandelt gegenwärtig mit dem chineſiſchen Gene=
ral
, und die Tokioter Regierung ſei entſchloſſen, die Lage nicht
weiter zu verſchärfen. Die Verantwortung für die Er=
eigniſſe
bei Schanhaikwan wird auch in dieſer Erklä=
rung
der japaniſchen Delegierten den Chineſen insbeſon=
dere
dem General Tſchang Hſüeh=liang zuge=
ſchoben
, der ein doppeltes Intereſſe an einem ſolchen Zwiſchen=
fall
habe, da er ſich einmal gegen die chineſiſche Nationalregie=
rung
, die ihm Schwäche vorgeworfen habe, rehabilitieren müſſe,
und zudem durch blutige Ereigniſſe dieſer Art die Aufmerkſamleit
des Völkerbundes vor der Wiederaufnahme der Verhandlungen
erneut auf den Fernen Oſten lenken wolle.

nie angetaſtete Kölner Domſchatz mitſamt dem auseinander=
genommenen
Schrein der hl. drei Könige in Sicherheit gebracht.
Auf mancherlei Umwegen über Weſtfalen, Prag, Frankfurt kam
der Schrein im Jahre 1804, ſchwer beſchädigt, wieder nach Köln
zurück. Die getriebenen Reliefs auf den Dachflächen waren
verſchwunden, das herrliche Diamantkreuz der Goldſeite fehlte.
Um ein ganzes Joch mußte der Schrein verkürzt werden, um
Werkſtücke für ſeine Wiederherſtellung zu gewinnen. Als im
Jahre 1918 feindliche Luftgeſchwader Köln bedrohten, mußte
der Schrein abermals an anderem Ort geborgen werden. Möchte
er von nun an zum Friedensſchrein der chriſtlichen Völker
werden!
Was wir mit verehrenden Händen am Dreikönigsſchrein
faſſen, was wir mit entzückten Augen an ihm ſchauen können,
ſind irdiſche Koſtbarkeiten, geadelt durch höchſte Kunſt. Die aber
im Schrein gebettet liegen, kündeten der Menſchheit das höchſte
Gut: den feſten Glauben an ein Licht von oben, an den himm=
liſchen
Friedensfürſten, über deſſen Geburtsſtätte der Gottes=
ſtern
ſtille ſtand. Unentwegt folgten die hl. drei Könige dem
von oben leuchtenden untrüglichen Wegweiſer und ließen ohne
Bedenken hinter ſich ihr irdiſches Reich. Ihrem lauteren Sinn
offenbarte ſich der in bitterſte Armut herabgeſtiegene Gott. Doch
Herodes und ſeine Henker, die unlauteren Herzens, finden das
himmliſche Kind nicht. Vor dem anbetenden Sinn der Frommen
öffnet ſich das Kleinod der Hütte von Bethlehem und macht
reich, die kamen, um ſelbſt zu ſchenken.
Dr. E. Zeh, Heppenheim a. d. B.

Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. Donnerstag, den 5. Januar.
Prinz Meihuſalem
Operette von Johann Strauß.
Nach gründlicher Ueberarbeitung erſchien die Operette im
neuen Aufputz. So geht ſie beſſer. Bei einer Operette erwartet
jeder ein Stück, prall gefüllt mit allem Feuerwerk, das die
heitere Muſe von der Bühne loslaſſen kann. Das war an
Silveſter nicht der Fall, und iſt es auch heute nur zum Teil,
weil der Stoff zu arm, die Muſik zu fein iſt, und weil die
weibliche Hauptrolle keine Fühlung mit dem Publikum gewinnt.
Immerhin war manches gewonnen. Anzüglichkeiten, Witze,
Pointen von aktueller Schlagkraft ſoliſtiſche Einlagen von
Dr., Allmeroth mit Elan, von Fritzi Jokl meiſterlich geſungen,
und der virtuoſe Tanz von Hans Macke und Ilſe Meudtner,
die ſich damit vorteilhaft einführte, beleben den Abend, ſo daß
der Beſuch jetzt lohnend iſt.
EH.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 6. Januar 1933

* Jauvenel und Rom.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Rom, Anfang Januar.
Der König von Italien hat ſeine Zuſtimmung zur Er=
nennung
des franzöſiſchen Senators Henry de Jouvenel als
Botſchafter der Republik beim Quirinal erteilt. Damit iſt die
Ernennung dieſes viel genannten Franzoſen zu einem diplo=
matiſchen
Faktum geworden, das mit verſchiedenen Hoffnungen
verknüpft iſt.
Diesmal dürften aber die franzöſiſchen Hoffnungen größer
ſein, als die italieniſchen Erwartungen es ſein können. Frank=
reich
hat vielleicht zu lange darauf warten laſſen, als für einen
Leckerbiſſen, der munden ſoll, auch in der politiſchen Küche gut
iſt. Die kurze Bemühung der Franzoſen, in dem nun ſeit dem
Kriege ſchwebenden Meinungs= und Gefühlskonflikt zwiſchen
Paris und Rom einen Beruhigungsanlauf zu unternehmen, iſt
im vergangenen Dezember geſcheitert. Wieder einmal, darf
man ſagen. Denn an Verſuchen hat es in all den Jahren nicht
gefehlt. Aber gerade der letzte Verſuch krankte an dem Haupt=
irrtum
der Franzoſen, daß ſie offenbar noch immer nicht be=
griffen
haben, wie tief die italieniſche Verärgerung um den
Ausdruck milde zu geſtalten gegenüber Frankreich iſt. Der
Verſuch, das Hauptproblem der afrikaniſchen Streitfragen von
Weſten nach Oſten zu verſchieben, war zu bauernſchlau, um nicht
in Rom nur ein Achſelzucken zu erregen. Dazu kam, daß man
in Paris wieder ganz überſah oder überſehen wollte, wie wich=
tig
für Muſſolini eine Regelung der unerquicklichen Emigranten=
frage
iſt. Nachdem in Italien durch die große Amneſtie der
innere Frieden gefördert worden iſt, hat eine franzöſiſche Geſte,
bei der eine weniger ſchützende Haltung gegenüber den anti=
fasciſtiſchen
Emigranten in Paris eine franzöſiſch=italieniſche
Annäherung gefördert hätte, gefehlt, und damit der wichtigſte
moraliſch=politiſche Antrieb für den Palazzo Venezia in Rom,
für Muſſolinis Werkſtätte, einer Pariſer Annäherung Vertrauen
und Entgegenkommen zu zeigen. Aber dieſe weihnachtliche
Gelegenheit wurde in Paris verpaßt.

Wird es nun de Jouvenel gelingen, jene Brücke der Ver=
ſtändigung
zu ſchlagen, die für eine weitere Beruhigung
Guropas ſo wertvoll wäres. Die franzöſiſchen Preſſeſtimmen Schuldendebatte imamertkantichensendt
zeigen, daß Paris anſcheinend den Wunſch hat, durch ſeinen
neuen Botſchafter eine neue freundliche Note in den franzöſiſch=
italieniſchen
Zwiegeſang zu bringen. Auch die Italiener ſind
in ihren Aeußerungen gegenüber dem neuen Botſchafter auf
einen ſo weichen Ton geſtimmt, wie ihn dieſer milde und weiche
Winter in Rom geſtattet. Man iſt eben noch immer in Feſt=
ſtimmung
, trotz des üblen Dalles, der ſich auch hier an allen
Ecken und Enden immer mehr fühlbar macht.
Die Vorbedingungen der äußeren Form wären alſo ge= der Vorſitzende der Senatskommiſſion für Außenpolitik, trat für
geben, unter denen ein ſo erfahrener und angeſehener Mann
wie Henry de Jouvenel gut arbeiten könnte. Wenn nicht eine eine Streichung der Kriegsſchulden gegen Han=
peinliche
Angelegenheit ſchon bei den erſten Sondierungen des
neuen Botſchafters einen falſchen Ton in das Konzert bringen
könnte. Das iſt der italieniſch=jugoſlawiſche Zank wegen des
berüchtigten abgeſchlagenen Löwenkopfes von Trau. Auf beiden
Seiten wird hier geſündigt. Die Jugoſlawen ſind formal und
ſachlich wohl im Unrecht. Aber man kann da unten im halben
Balkan nicht den Maßſtab von europäiſchen vernünftigen die Goldwährung nicht univerſell wiederherſtelle, werde Amerika
Gentlemen anlegen, die überhaupt keine Köpfe abſchlagen wollen, vielleicht zum Bimetallismus zurückkehren müſſen. Für ihn ſei
Nicht einmal ſteinerne alte Markuslöwen aus venezianiſcher
alter Zeit. Aber in Italien hat man auch nicht gerade Maß es nicht zweifelhaft, daß Frankreich bei den Verhandlungen in
gehalten. Man kann den Eindruck nicht loswerden, daß in dem
allerlei Kopfzerbrechen und für Paris ziemlich teure Preiſe
ſchaffen ſoll.
Man könnte ſich vorſtellen, daß diesmal Rom verſuchen
will, außer der Regelung der leidigen afrikaniſchen Probleme
und der Emigrantenfrage auch der die Nordoſtgrenzen und die
albaniſche Hypothek immer belaſtenden jugoflawiſchen Gefahr
auf den Grund zu gehen. Dieſe vermutliche Nebenabſicht (oder nicht erfüllt hätten, ab.
iſt es die Hauptabſicht?) aber ſteht in engem Zuſammenhang
mit der großen europäiſchen Abrüſtungsfrage. Wenn Muſſolini
hier einen bedeutenden Schlag führen will, ſo darf man recht
wichtige Verhandlungen zwiſchen den bisher ſich zankenden
Nachbarn Paris und Rom erwarten, die Herr de Jouvenel
verbrüdern ſoll. Wenn aber zwei ſich zanken, ſoll ſich der
dritte nicht immer freuen, ſondern lieber zunächſt ſchweigen.
Sonſt könnte der eine der feindlichen Brüder ſtutzig werden.
Alſo laſſen wir Henry de Jouvenel zunächſt mal in der miloen
Luft Roms warm und vielleicht trotz aller Frühlingsgefühle.. müſſe der amerikaniſche Kapitalmarkt ent=
ſchlapp
werden.

Senakor Borah für eine Skreichung der Kriegs=
ſchulden
gegen Zugeſtändniſſe in der Abrüſtung.
EP. Waſhington, 5. Januar.
Eine lebhafte Debatte über die Kriegsſchuldenfrage ent=
wickelte
ſich geſtern im amerikaniſchen Senat. Senator Borah,
delsverträge und Zugeſtändniſſe in der Ab=
rüſtung
ein. Der amerikaniſche Farmer leide, ſo führte
Borah aus, unter der Entwertung der ausländiſchen Deviſen,
während Amerika für die Aufrechterhaltung des Goldſtandards
jeden Tag ärmer werde. Wenn die Weltwirtſchaftskonferenz
Lauſanne eine Reviſion ſeiner Kriegsſchulden durch die Vereinig=
andauernden
Geſchrei wegen der geköpften Löwen, der durch ten Staaten erwartet habe. Er wolle nicht ſagen, daß Präſi=
ganz
Italien hallt, ein Syſtem ſteckt daß für Herrn de Jouvenel, dent Hoover dafür ein feſtes Abkommen eingegangen ſei, aber
das, was geſchehen ſei, genüge, um die Haltung Frankreichs zu
rechtfertigen.
Senator Reed lehnte jedoch Schuldenverhand=
lungen
mit denjenigen Staaten, die ihre Verpflichtungen
Senator Johnſon wandte ſich dagegen, daß die euro=
päiſchen
Sieger den Vereinigten Staaten die ganzen Koſten des
Krieges auferlegen und nur die Frucht des Sieges für ſich be=
halten
wollten. Die mitteleuropäiſchen Staaten ſeien zerſtückelt
worden Frankreich habe Elſaß=Lothringen, England und Ita=
lien
hätten Kolonien und Neuland bekommen, während Ame=
rika
leer ausgegangen ſei. Frankreich habe durch die
Anleihegewährung an Oeſterreich ſeine Zahlungsfähigkeit bewie=
ſen
. Den Schuldnern, die nicht zahlen wollten;
zogen werden.

Sibylle

Die Geburt
hiermit an

einer Tochter zeigen

Dipl.-Ing. Hans Wiesenäcker
und Frau Elisabeth, geb, Klein

Darmstadt
Elisabethenstr. 70

Nachruf.
Am 3. Januar 1933 verſchied unerwartet
Herr Franz Schardt
Wagenführer und Schaffner.
Der Verſtorbene hat über 30 Jahre in unſeren
Dienſten geſtanden und verlieren wir in dem=
ſelben
einen fieißigen und umſichtigen Be=
dienſieten

Wir werden dem Dahingeſchiedenen ein treues
Gedenken bewahren.
Heſſiſche Eiſenbahn=A.=G.
Darmftadt.
A

Am 4. Januar, nachmittags ½6 Uhr, entſchlief plötz=
lich
uud unerwartet nach ſchwerem Leiden im
52. Lebensjahr mein herzensguter, treuſorgender
Mann, Bruder, Schwager und Onkel
Adam Spatz
Schreinermeiſter.
In tiefer Trauer:
Frau Eliſe Spatz, geb. Vierheller.
Groß=Bieberau, Steinbuch, Nieder=Ramſtadt, Traiſa,
Brensbach, Rohrbach, Darmſtadt, Frankfurt a. M.
und Süd=Amerika, 6. Januar 1933.
Die Beerdigung findet Samstag, 1½ Uhr, in Groß=
Bieberau ſtatt.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe wohltuender Teil=
nahme
an dem ſchweren Teiden und am
Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen, ins=
beſondere
Herrn Pfarrer Scheid für ſeine
troſtreichen Worte und den Schweſiern des
Marienhoſpitals in Darmſtadt für die liebe=
volle
Pflege ſage ich im Namen aller Hinter=
bliebenen
auf dieſem Wege herzlichen Dank.
P. Ph. Mahr.
Altheim (Heſſen), den 5. Januar 1933.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Gott, dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
innigſigeliebte Frau, unſere teure Mutter, unſere
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Marie Gutmann
geb. Hoffmann
am Silveſiertage zu ſich zu rufen.
In tiefer Trauer:
Dr. Leo Gutmann
Eduard Gutmann
Dipl=Ing. Norbert Gutmann
Maria=Luiſe Gutmann.
San Antonio, Ibiza=Baleares.
Chikago L. S. A.

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am Weißen Turm.

Am 30. Dezember 1932 iſt nach einem arbeits=
reichen
Leben, tief betrauert von den Seinen,
im 71 Lebensjahr
Here Ludwig Speckhardk
Lehrer i. R.
ſanft entſchlafen.
Die feierliche Einäſcherung fand nach dem
Wunſche des Entſchlafenen in aller Stille im
engen Kreiſe ſtatt.
Für die innige Teilnahme und die reichen
Blumenſpenden, für die troſtreichen Worte
des Herrn Pfarrer Wagner, ganz beſonders
für die liebevolle und aufopfernde Pflege im
Diakonenheim ſagen wir unſeren herzlichſien
Dank.
In tiefer Trauer:
551)
Die Angehörigen.
Darmſtadt, den 5. Januar 1933.

Fräulein Philippine Friedrich,
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den 7. Januar, ihren 75. Geburtstag
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[ ][  ][ ]

Freitag, 6. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 6 Seite 5

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 6. Januar 1933.

Wie man Zimmerpfianzen begießen muß.

In den Ruheſtand verſetzt wurde am 3. Januar der Ober=
ſtudiendirektor
an der Studienanſtalt der Frauenſchule zu Mainz
Emil Kohl auf ſein Nachſuchen. vom 1. April 1933 an.
Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregie=
rung
wurde dem Pfarrer Hugo Gundermann zu Ober=
Beerbach die evangeliſche Pfarrſtelle zu Dornheim. Dekanat
Groß=Gerau, übertragen, und Pfarrer Hans Durſt zu Groß=
Felda von der Uebernahme der Pfarrſtelle zu Langenhain, Deka=
nat
Friedberg, entbunden.

Ihren 81. Geburtstag feiert morgen Samstag Frau Kath.
Schuchmann Witwe, Wenckſtraße 23, in voller Rüſtigkeit.
Verein für das Deutſchtum im Ausland. Alle Frauen
und Männer, die dem VDA. als Mitglieder angehören, die
Schülerinnen und Schüler, die in den Schulgruppen vereint ſind,
und alle, die an den Beſtrebungen der Volkstumsarbeit Inter=
eſſe
haben, ſind eingeladen zu dem Vortrag mit Lichtbildern,
den heute Freitag, den 6. Januar, abends 8 Uhr. Herr Super=
intendent
D. Schiller aus Bonn über das Deutſchtum in
Japan halten wird. Der Vortrag findet bei freiem Eintritt im
Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule ſtatt (Eingang Weſt=
portal
).

Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Rüthleins Lokalſtück Der
Glasſchrank kommt am Sonntag, den 8. Januar 1933,
7.30 Uhr, im Kleinen Haus des Landestheaters nochmals zur
Auführung. Die köſtliche Schilderung des Darmſtädter Klein=
bürgertums
, in der Rüthlein unbedingt unerreichter Meiſter iſt.
hat auch bei der diesjährigen Neueinſtudierung einen ſo durch=
ſchlagenden
Erfolg erzielt, daß jeder Freund unſerer Mundart, der
das köſtliche Stück noch nicht kennt, es ſich unbedingt anſehen und
einmal kräftig mitlachen ſollte, was ihm die niederen Eintritts=
preiſe
(60 und 90 Pfg.) unbedingt erleichtern. Der Vorverkauf
hat begonnen.
Frauenverein vom Roten Kreuz für Deutſche über See.
Der Gedanke an unſere verlorenen Kolonien wird immer leben=
diger
in allen deutſchfühlenden Herzen, beſonders da immer
mehr Deutſche, durch die Not der Zeit gezwungen, ſich drüben
eine neue Heimat zu gründen ſuchen. Aus Oſtafrika kommt der
Ruf der dortigen Deutſchen an uns nach einer deutſchen Schwe=
ſter
, die den weit entfernt wohnenden Arzt erſetzen kann. Um
zur Erfüllung dieſer Bitte beitragen zu können, veranſtaltet
unſer Verein am 15. Januar im Saalbau ein Kolonialfeſt und
hofft auf offene Herzen und Hände zur Verwirklichung ſeiner
Aufgabe. Den Kartenverkauf hat liebenswürdigerweiſe die
Firma Leuthner übernommen. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Aliceverein für Frauenbildung und Erwerb. Beginn
neuer Kurſe im Januar im Kochen und Backen für gut bürger=
liche
Küche und Säuglings= und Kleinkinderpflege. Alles Nähere
iſt im heutigen Inſerat zu erſehen.
Erna Volz Rezitationsabend. Wir weiſen nochmals auf
den am Dienstag den 10. Januar, im Saal der Loge, Sand=
ſtraße
10, ſtattfindenden Rezitationsabend von Erna Volz hin.
Es kommen u. a. Werke von Franz Evers. Otto Ernſt, Max
Dauthendey und Guſtav Hochſtetter zu Gehör, Karten bei Chr.
Arnold am Weißen Turm. Mitglieder der Volkshochſchule und
der Gedok, erhalten auf Ausweis Ermäßigung.

Hefſiſches Landestheater.

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6. Januar 19½2234 Uhr. D 10. Noſe Bernd.
Preiſe 0.504.50 Mk. Gaee
7. Januar 19½2234 Uhr. B 12. Carmen.
Preiſe 0.605 Mk. Gatece
8. Januar 192134 Uhr, Heſſenlandmiete U,5.
Prinz Methuſalem. Preiſe 0.70 bis 5.50 Mk. Kleines Haus Mece
6. Januar 19½22 Uhr. Dſt. Volksb. M 3. Vſt.) Gr. I-IV.
Der Barbier vonSevilla. Preiſe 0.804.50 Mk. Gnae
7. Januar 19½, Ende gegen 22 Uhr. Zuſatzmiete VI6.
Preiſe 0.703.80 Mk.
Pygmalion. Sonntag, 19½212 Uhr.
8. Januar Der Glasſchrank. Preiſe 0.60 und 0.90 Mk.

Sonntag, den 8. Januar. In Worms: Der Muſtergatte.

Heſſiſches Landestheater. Neuaufnahme der Car=
men
. Bizets Oper Carmen in der intereſſanten Neuinſze=
nierung
von Carl Ebert wird morgen Samstag wieder in den
Spielplan aufgenommen. Die muſikaliſche Leitung hat K. M.
Zwißler. Die Titelrolle ſingt erſtmalig Inger Karén. In
den übrigen Hauptrollen: Don Joſé: Joachim Sattler, Micaela:
Charlotte Krauß, Escamillo: Johannes Drath.
Bruckner im vierten Symphoniekonzert. Anton Bruckner
ſchrieb ſeine dritte Symphonie im Jahre 1873. Sie nimmt unter
den neun Symphonien des großen Symphonikers eine beſondere
Stelle ein, ſie gilt inhaltlich und formal als das am feſteſten ge=
fügte
Meiſterwerk. Bruckner widmete dieſe D=Moll=Symphonie
dem von ihm grenzenlos verehrten Richard Wagner, der die
Widmung auch annahm. Lebensernſt und Lebensfreude vereini=
gen
ſich zu einem Werk von beſonderer Größe. Nach mehr=
jähriger
Pauſe kommt dieſes großartige Werk im 4 Symphonie=
konzert
des Landestheaters am Montag, dem 9. Januar, unter
der Leitung Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedts zur Wiederauffüh=
rung
. Vorher ſpielt Edwin Fiſcher das Klavierkonzert
Nr. 2 in B=Dur von Johannes Brahms.

6. Akademie=Konzerk.
Lieder= und Arienabend von Julius Patzak.
Städtiſcher Saalbau. Donnerstag, 5. Januar.
Die ſtarke Wirkung, die die Kunſt von Julius Patzak aus=
übt
wird nicht nur durch die Stimmittel hervorgerufen, ſondern
wohl in erſter Linie durch den überaus ſympathiſchen Vortrag,
hinter dem eine außergewöhnliche Muſikalität, erleſener Ge=
ſchmack
und bedeutende perſönliche Züge ſtehen. Selten findet
man, daß ein Opernſänger die dem Künſtler zuſtehenden Frei=
heiten
in Rhythmik und Geſtaltung ſo geſchmackvoll, losgelöſt
vom perſönlichen Effektbedürfnis und der Wirkung des Kunſt=
werks
untergeordnet, handhabt. Stimmlich lernte man im
zweiten Teil, der Opernarien brachte, einen Tenor von ſtrahlen=
dem
Glanz und jugendlicher Friſche kennen, während im erſten
Teil Patzak als Liederſänger abwechſelnd ähnliche dramatiſche
Akzente bot und zarte Lyrik mit einer an das Falſett oft her=
anreichenden
voix wixte ſang, die klanglich verhältnismäßig
wenig Schattierungen bot und wenig gewirkt hätte, wenn nicht
die Vergeiſtigung, Liebenswürdigkeit und Muſikalität des Vor=
trags
gefeſſelt hätte. In der Gruppe der Schumannlieder war
beſonders ſchön das Provenzaliſche Lied, fein im Vortrag
Lehn deine Wang und Frühlingsnacht während Mond=
nacht
und Intermezzo ungewöhnlich langſam und mit voix
mäxte geſungen wurden, letzteres allerdings hervorragend ge=
ſtaltet
. Ganz ungewöhnlich war die ſo ſehr auf zarte Lyrik
geſtimmte Auffaſſung des Hidalgo mit dem allzu vorſichtigen
hohen a in der Schlußphraſe.
Sehr fein war die Wiedergabe der Schubertlieder, zuweilen
faſt zu zurückhaltend in ſtimmlicher Hinſicht. Eigentümlich war
die Auffaſſung von Liebesbotſchaft die wir ſo langſam und
zärtlich noch nicht gehört haben. Nicht ganz ſchien uns der
Muſenſohn ausgeſchöpft, wogegen Der Jüngling an der
Quelle und Geheimnis, die beiden Zugaben, in feinſinniger
Zierlichkeit erſtanden.
Die vollen ſtimmlichen Qualitäten entfaltete der Sänger
dann bei den Arien, brachte geſanglich hervorragend, techniſch
bewunderswert und überaus ſtilſicher Mozart, Donizetti, Puccini
und als Beginn der zahlreichen Zugaben, die das jubelnde
Publikum ſtürmiſch verlangte, Rich. Strauß und Meherbeer.
Der ſympathiſche Künſtler wurde meiſterhaft von Kapellmeiſter
Hans Rosbaud begleitet.
F. N.

Zu welcher Tageszeik ſoll man gießen? Wie ſoll man gießen? Welche Pflanzen brauchen viel Bafſer?

Mie Kaciene ſarſchen Bewsafferng.
Pflanzen brauchen Waſſer. Das weiß jeder Menſch. Nur
wenige aber wiſſen, wie die verſchiedenen Pflanzen begoſſen wer=
den
müſſen, damit das Waſſer ihnen wirklich Nutzen bringt. Es
beſteht nämlich auch die Gefahr, daß die Pflanzen durch falſches
Gießen geſchädigt werden. Man ſoll niemals ſo lange warten,
bis die Pflanzenerde völlig ausgetrocknet iſt. In Zimmern mit
Zentralheizung muß man beſonders, darauf achten, daß,
regelmäßige Bewäſſerung erfolgt, denn die trockene Luft
der Zentralheizung iſt ſchon an und für ſich dem Gedeihen der
Pflanzen ungünſtig. Man muß alſo möglichſt ſchon am frühen
Morgen die Pſlanzen begießen, damit die ſich all=
mählich
durch Zentral= und Ofenheizung erwärmende Luft des
Zimmers bereits Feuchtigkeit vorfindet, die ohne Schädigung der
Pflanzen verdunſtet werden kann. Es muß alſo zu dieſer Zeit
ſchon ein Ueberſchuß an Feuchtigkeit vorhanden ſein, denn man
darf nicht vergeſſen, daß das Waſſer in den Blumentöpfen in
zweifacher Weiſe aufgezehrt wird. Erſtens verbrauchen es die
Pflanzen, für die es ein Lebensſtoff iſt, und zweitens wird das
Waſſer von der Wärme verbraucht. Wenn nun in dem Topf nur
ſoviel Waſſer iſt, wie die Wärme verdunſtet, dann bleibt nicht
genügend Waſſer für die Pflanzen übrig. Die Pflanzen verdur.
ſten, und ſo kommt es, daß ſie auch abſterben, wenn dieſes
Verdurſten des öfteren vorkommt. In kühlen Zim=
mern
iſt darum eine ſo häufige und ſtarke Bewäſſerung nicht er=
forderlich
, weil der größte Teil des Verdunſtungsprozeſſes fort=
fällt
. Man merke ſich aber, daß auch in ſehr kühlen Zimmern
immer noch ein geringer Teil des Waſſers in der Luft als Dunſt
aufgeht.
Die Bewäſſerung erfolgt am beſten durch ganzlangſames
Gießen mit einem Taſſenkopf. Man wartet, bis all=

mählich das Waſſer in der Blumenerde verſchwunden iſt, und gießt
dann immer langſam nach, bis allmählich die Erde von
oben bis unten feucht geworden iſt. Wenn die Blumenerde oben
ganz trocken iſt, iſt es falſch, einfach eine Menge Waſſers raufzu=
ſchütten
, daß die Pflanze einige Zeit gewiſſermaßen in einem
Ueberſchwemmungszuſtand ſich befindet. Das Waſſer tut dann
nicht ſeine Pflicht, bis zu den Wurzeln vorzudringen, von wo aus
es in den Stamm der Pflanze hinaufgeleitet wird. Es ſickert nur
langſam in den Topf ein und bewäſſert nur den oberſten Teil der
Blumenerde, kommt alſo nicht bis zu den Wurzeln hin. Das
Waſſer, das ſich im oberen Teil der Blumenerde befindet, hat
aber für den Waſſerhaushalt im Organismus der Pflanze ſehr
wenig Wert. Jeder ſoll daran denken, daß die Feuchtigkeit für
den Waſſerhaushalt der Pflanze ein notwendiges Lebenselement
iſt und darum dorthin gelangen muß, von wo es in die vielfäl=
tigen
Veräſtelungen des Pflanzenkörpers hineingelangt. Sobald
das Waſſer, nicht dieſen Zweck erfüllt, iſt es überhaupt zwecklos.
Dann kann man ſich auch nicht wundern, wenn die Pflanzen über
kurz oder lang eingehen denn trotz täglichen Gießens ſind ſie im
eigentlichen Sinne des Wortes überhaupt nicht bewäſſert worden.
Das bißchen Feuchtigkeit, das bei falſchem Gießen in die aus=
getrocknete
Blumenerde bis zu den Wurzeln vordringen kann, iſt
ſo gering, daß es den Verfall der Pflanze oft nicht aufhalten kann.
Es kommt dazu, daß die an der Oberfläche befindliche Feuchtigkeit
zuerſt der Verdunſtung anheimfällt. Nicht alle Pflanzen brauchen
gleichmäßig ſtark begoſſen zu werden. Kleine Tannen erfordern
wenig Waſſer. Blätterpflanzen dagegen müſſen viel Waſſer haben,
weil die große Oberfläche der Blätter einen ſtärkeren Stoffwechſel
der Pflanze bedingt. Beſonders muß in der Blütezeit
die Pflanze ſehr ſorgfältig mit Waſſer bedacht
werden, daſie gerade in dieſem Stadiumder Ent=
wicklung
einen ſehr großen Bedarf an Feuchtig=
keit
zum Aufbau ihres Organismus hat. Bei dieſer
Behandlung werden die Pflanzen auch ſtets gut gedeihen.

Weſtkampf der deutſchen Angeſtellken=Jngend!
Wiederum wird die deutſche Angeſtelltenjugend aufgerufen,
zu zeigen, was ſie in ihrem Berufe leiſten kann. Am Sonntag,
den 29. Januar 1933. vormittags 10 Uhr, findet in Darmſtadt in
der kaufmänniſchen Berufsſchule, ſowie ſtädt. Handelsſchule, ein
Wettkampf ſtatt, an dem ſich alle jugendlichen Angeſtellten betei=
ligen
können. Keine Prüfung vor einer großen Kommiſſion, ſon=
dern
jeder kann friſch und frei an die Aufgaben, die ihm geſtellt
werden, herangehen. Irgendwelche Bedingungen wer=
den
dem Teilnehmer nicht geſtellt. Teilnahmeberech=
tigt
iſt jeder Lehrling, der den Angeſtelltenberuf erlernt. Handels=
ſchüler
, ſowie Schüler, die die Abſicht haben, an Oſtern in eine
kaufmänniſche Lehre einzutreten. Der Berufswettkampf iſt in ver=
ſchiedene
Wettkampfklaſſen eingeteilt, ſo daß nicht der Schüler oder
der jüngere Lehrling mit einem älteren, der ſchon weiter ausge=
bildet
iſt, in der gleichen Stufe zu kämpfen hat. Dazu wird die
geſamte deutſche Angeſtelltenjugend aufgerufen.
Der Herr Reichspräſident von Hindenburg hat ſelbſt einen
Ehrenpreis geſtiftet; ebenſo der Herr Reichsbankpräſident Dr.
Luther. Weitere Preiſe ſind von führenden Tageszeitungen ge=
ſtiftet
worden. Schöne und wertvolle Preiſe für den engeren
Darmſtädter Bezirk ſind von führenden Perſönlichkeiten zugeſagt.
Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (G.D.A.), der dieſen Be=
rufswettkampf
durchführt ſtellt ebenfalls eine große Zahl von
Preiſen zur Verfügung. Für Darmſtadt werden zwei Rundflüge
mit einem Verkehrsflugzeug über Darmſtadt Bergſtraße und
einem kleinen Teil des Odenwaldes, ſowie Bücher. Füllfeder=
halter
uſw. in Betracht kommen. Die beſten Teilnehmer im Reich
werden zuſammengezogen und erhalten beſondere Ehrenpreiſe.
Beim letzten Berufswettkampf, den der Gewerkſchaftsbund der
Angeſtellten hier in Darmſtadt durchführte, gewann eine Teil=
nehmerin
einen Ehrenpreis, der in einer achttägigen Studien=
fahrt
nach Berlin beſtand
Sämtliche führende Preisträger hatten außerdem ſofort Ge=
legenheit
, eine Stellung zu erhalten.
Der G.D.A. will damit das Intereſſe an der Ausbildung des
Angeſtelltenberufes wecken, und fordert ſchon jetzt zur Anmeldung
auf. Anmeldebogen ſind auf der Geſchäftsſtelle des G. D.A., Eliſa=
bethenſtraße
34 (Haus Alter), koſtenlos und ohne jegliche Be=
dingung
zu erhalten.

und Gliedern haben ſich
Bei Schmerzen in den Gelenken Togal=Tabletten hervor=
ragend
bewährt. Zahlreiche Dankſchreiben über Togal bei ver=
alteten
Leiden, bei denen kein anderes Mittel half. Togal iſt
ſtark harnſäurelöſend, bakterientötend! Ein Verſuch überzeugt!
12,6 Lith., 0,46 Chin., 74,3 Acid. acet. salic
In allen Apotheken 1.25.
I. Mch. 29)

Im Union=Theater hört man das Stimmphänomen Gitta
Alpar in der entzückenden Tonfilm=Operette Die oder keine‟
heute unwiderruflich zum letzten Male.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute Donnerstag
Fairbanks jun. und Joan Blondell in dem ſpannenden Krimi=
nal
=Tonfilm Banknotenfälſcher von New York. (Gentleman
für einen Tag)
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man noch einige Tage den
großen Erfolgsfilm Helgas Fall und Aufſtieg (Suſan Lenox)
mit Greta Garbo.
Helia=Film=Morgenfeier. Zum erſten Male wird am
Sonntag, vormittags 11.15 Uhr, der intereſſante Ufa=Kulturfilm
Spanien, das Land der Sone, des Weins der paradieſiſchen
Täler und dürren Hochebenen, der tauſendjährigen Städte und
Kirchen das Land der Toreros und der feurigen Temperamente
vorgeführt: Der Film zeigt dieſes wundervolle Land vom Golf
von Biskaya bis an Frankreichs Grenzen. Jugendliche haben
Zutritt. Vorverkauf an der Heliakaſſe.

Barmikädlel Tan Bianbaen
Winter-Ausgabe 1932/33
Preis 70 pfennig 9

Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken, Bahnhofs-
buchhandlung
und Geschäftsstelle, Rheinstraße 25.

Schießſportvereinigung Darmſtadt Wir machen auf die
morgen, Samstag, abend ſtattfindende Generalverſammlung im
Wiener Kronenbräukeller mit anſchließendem gemütlichen Bei=
ſammenſein
aufmerkſam. Wie wir hören, ſind zur Mitwirkung
nur allererſte Kräfte verpflichtet worden. Wir bemerken jedoch,
daß nur Mitglieder und deren Angehörige Zutritt haben. (Siehe
heutige Anzeige.)
Die Sonderfahrten=Abteilung der Heag veranſtaltet an=
läßlich
des am Sonntag, dem 8. Januar d. J. in Wiesbaden
ſtattfindenden Entſcheidungsſpiels Sportverein 1898Polizei um
die Handballbezirksmeiſterſchaft Sonderfahrten mit Groß= Kraft=
wagen
nach Wiesbaden. Es iſt jedem Gelegenheit geboten,
ſchnell, billig und bequem nach Wiesbaden und zu dem dortigen
Sportplatz zu gelangen, um dem mit ſo viel Intereſſe erwarteten
Handballſpiel beiwohnen zu können. Auskunft und Kartenver=
kauf
durch die Sonderfahrten=Abteilung der Heag, Heaghaus
Tel. 3390 (Samstag bis 17 Uhr, ſowie Sonntag vorm. ab
11.30 Uhr).
Vom Gabelsberger Stenographenverein (gegr. 1861)
wird uns geſchrieben, daß er am kommenden Montag, dem 9. Ja=
nuar
, abends, in ſeinen Unterrichtsräumen Ballonſchule,
Alexanderſtraße, neue Anfängerkurſe in Kurzſchrift und
Maſchinenſchreiben eröffnet. Bei dem durch ſeine großen Er=
folge
bekannten Verein iſt eine gute Ausbildung gewährleiſtet.
Zur Auskunfterteilung iſt die Maſchinenſchreibſchule des Vereins.
Ballonplatz 7, jederzeit gerne bereit. Wir empfehlen den Leſern
die Beachtung der heutigen Anzeige.

HK. Handelsverkehr mit Braſilien. Herr Geſandtſchaftsrat
Haidlen, von der Deutſchen Geſandtſchaft in Rio de Janeiro,
hält am Freitag, den 20. d. M., von 9.30 bis 13 Uhr und von
15.30 bis 18 Uhr, ſowie am Samstag, den 21. d. M., von 9.30
bis 12 Uhr, bei der Außenhandelsſtelle für das Rhein=Main=
Gebiet, Frankfurt a. M., Börſe, anzumelden damit eine Ver=
ſchaftlichen
Verhältniſſe in ſeinem Amtsbezirk ab. Firmen die
an den Sprechſtunden teilnehmen wollen, werden gebeten, ſich bis
zum 14. d. M. bei der Außenhandelsſtelle für das Rhein=Main=
Gebiet, Frankfurt a. M., Börſe anzumelden, damit eine Ver=
teilung
der Beſucher auf die zur Verfügung ſtehende Zeit ſtatt=
finden
kann.
Sulamith=Wülfing=Ausſtellung in der Kunſthalle. Als
erſte Ausſtellung im neuen Jahre, die Samstag, den 7. Januar,
vormittags 11 Uhr, eröffnet wird, bringt der Kunſtverein eine
Schau, die überall, wo ſie gezeigt wurde das größte Intereſſe
aller Kunſtfreunde gefunden hat. Hamburg, Ulm. Stuttgart,
Kiel, Berlin, Karlsruhe, Hagen, Düſſeldorf. Mannheim. Kaſſel
und viele andere deutſche Städte brachten die Sonderausſtellung
Sulamith=Wülfing. Stets wiederholte ſich derſelbe Vorgang, daß
ſich die Beſucherzahl verdoppelte, ja verdreifachte, und beiſpiels=
weiſe
in Nürnberg, der Dürer=Stadt über 8000 betrug. Die
Arbeiten Sulamith=Wülfing ſtellen eine Kunſtform dar, die nicht
nur eine Angelegenheit des Auges und des Intellekts, ſondern
der Empfindung und der Seele iſt und deren techniſche Mittel
meiſterhaft gekonnt ſind. Es war eigentlich zunächſt beabſichtigt,
ihre Arbeiten im Oberlichtſaal zu bringen, es erwies ſich aber
dann als richtiger ſie mit Rückſicht auf ihre Formatgröße in den
beiden an ihn ſich anſchließenden Nordräumen auszuſtellen. Es
ſteht mit Beſtimmtheit zu erhoffen, daß dieſe Schau auch bei uns
in Darmſtadt reichen Beifall finden wird. Außerdem werden aus
dem Nachlaß des 1930 verſtorbenen Graphikers Hans Otto Schoen=
leber
, eines Sohnes des bekannten Landſchafters Profeſſor G.
Schoenleber, eine größere Anzahl von Holzſchnitten und Kupfer=
ſtichen
zur Ausſtellung kommen. Auch ſie wurden bereits in über
20 deutſchen Städten mit großem Erfolg gezeigt und hatten ins=
beſondere
namhafte Verkäufe in Muſeen und an deutſche Samm=
ler
zu verzeichnen.
Schloßmuſeum. Der Beſuch des Schloßmuſeums war zur
Weihnachts= und Neujahrszeit ſehr rege. Es iſt offenbar den
Darmſtädtern zu einer lieben Gewohnheit geworden, ihren Feſt=
gäſten
das in ſeinem Aeußern jetzt ſo prächtig hergeſtellte Reſi=
denzſchloß
mit ſeinen reichen Schätzen zu zeigen. Die Sammlungen
haben auch im vergangenen Jahr ſehr zugenommen. Neuerwer=
bungen
und Stiftungen ſind in allen Abteilungen zu verzeichnen.
Neu aufgeſtellt wurde in der Abteilung des Landgrafen
Ludwig K. eine vollſtändige Sammlung von alten Militär=
muſikinſtrumenten
, unter denen die merkwürdigen Serpente, Tu=
ben
in Schlangenform und Drachenform, beſonders auffallen.
Hundert Jahre Baumaler. Am Samstag, dem 7. d. M.,
vormittags 11 Uhr, wird Herr Schriftſteller Michel in der Aula
der Höheren Landesbauſchule, Neckarſtraße 3, über Handwerks=
kunſt
und Handwerkstradition ſprechen. Im Anſchluß an die=
ſen
Vortrag findet die Eröffnung der im Gewerbemuſeum be=
findlichen
Ausſtellung ſtatt.
Evangeliſche Männervereinigung und Frauenverein der
Petrusgemeinde. Die Hauptverſammlung der gemeinſamen
Sterbekaſſe findet Dienstag, den 24. Januar, abends, im Ge=
meindehaus
, Eichwieſenſtraße 8 ſtatt. Sie wird neben der Er=
ſtattung
des Jahresberichts und der Rechnungsablage hauptſäch=
lich
gangbare, aber für die Kaſſe lebensfähige Wege zu ſuchen
haben, um einerſeits die in der höchſten Gruppe bis jetzt geltenden
Sätze der Not der Zeit anzupaſſen, ohne die Exiſtenzfähigkeit der
Kaſſe zu gefährden, und andererſeits die Sterberate angemeſſen
der Leiſtungsfähigkeit der Kaſſe zu erhöhen.
Allgemeine Gebetswoche in der Stadtmiſſion. In der
erſten vollen Woche jedes neuen Jahres finden ſich in allen Län=
dern
der Erde die chriſtlichen Kreiſe zu gemeinſamen Gebetsver=

anſtaltungen zuſammen. Auch in unſerer Stadt ſind in dieſer
Woche wieder die alljährlichen Allianzgebetsſtunden, an denen
ſich Chriſten aller Denominationen beteiligen. Die große, ſehr
ſtark beſuchte Gebetsverſammlung in der Stadtmiſſion, die am
Dienstag abend Herr Pfarrer Köhler leitete behandelte, das
Thema Die allgemeine chriſtliche Kirche. Am Donnerstag abend
ſprach Herr Miſſionar Michel von der Baſler Miſſion über das
Thema Die äußere Miſſion‟. Die beiden letzten Gebetsver=
ſammlungen
am Freitag abend behandeln das gegenwartswich=
tige
Thema Familie, Schule, Jugend durch Herrn Stadtmiſ=
ſionsinſpektor
, Bringmann und am Samstag Die innere
Miſſion
Volkshochſchule. Im Januar-März=Abſchnitt wird in
das Unterrichtsprogramm Sprechbildung und Stimmhygiene
aufgenommen. Eine durchgreifende ſprecherzieheriſche Schulung
iſt für Angehörige aller Berufe mehr denn je notwendig. Sie be=
deutet
für den Einzelnen ſowohl Förderung der ſprecheriſchen und
redneriſchen Anlagen, als auch eine Steigerung der geſamtper=
ſönlichen
Werte. Stimmerkrankungen können zeitig
verhütet und funktionelle Störungen und Hemmungen
beim Sprechen beſeitigt werden. Die Uebungen werden im Auf=
trag
des Heſſiſchen Seminars für Sprecherziehung von Herrn
Aſſiſtent H. H. Krumb geleitet. Der Beginn iſt am Dienstag,
den 17.Januar, nicht, wie irrtümlich angegeben, am 10. Januar,
im früheren Gewerbemuſeum, Neckarſtraße 3. Zimmer 31.
Edelpelztier= und Kaninchen=Ausſtellung. Wir verweiſen
an dieſer Stelle nochmals auf die in Darmſtadt im Reſt. , Bürger=
hof
ſtattfindende Ausſtellung, welche am Samstag, mittags um
1 Uhr, eröffnet wird und bis Montag ununterbrochen täglich von
9 bis 19 Uhr offen iſt. Die verſchiedenſten Arten von Edelvelz=
tieren
und Kaninchen ſind vertreten. Da ſämtliche Tiere in über=
ſichtlichen
Drahtkäfigen mit entſprechender Bezeichnung unterge=
bracht
ſind, möchten wir deren Aufzählung an dieſer Stelle er=
ſparen
. Trotz des niederen Eintrittspreiſes hat der Reichsbund
nicht die Koſten geſcheut, um den erſten 500 Beſuchern ein Pelz=
tierheft
koſtenlos zu verabreichen, und erhält außerdem jeder 100.
Beſucher ein Kaninchen oder ſonſtiges Kleintier umſonſt. Es ver=
ſäume
deshalb niemand den Beſuch dieſer ſeltenen Ausſtellung.

Briefkaſten.
G. F. Wir möchten raten, ſich mit dem Kreditinſtitut wegen
Senkung des Zinsfußes auf 6 Prozent in Verbindung zu ſetzen
und anzufragen, warum dieſe Senkung nicht ſchon ſeither Platz
gegriffen habe.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 6. Januar 193

Polizeibericht.
der große Wohnungseinbruch in Buchſchlag
geht jetzt ſeiner Aufklärung entgegen. Zwei Täter wur=
den
feſtgenommen. Der größte Teil des Silbers wurde
in Sprendlingen in einem Keller gefunden. Wer
hat noch Einzelſtücke im Beſitz? In der Nacht zum 15. Novem=
ber
1932 wurde in Buchſchlag, Kreis Offenbach, in die Woh=
nung
des abweſenden Pfarrers eingebrochen, wobei den Tätern
Silber und andere Schmuckgegenſtände (Erbüberlieferungen) im
Werte von mehreren hundert Mark in die Hände fielen. Die
geſtohlenen Gegenſtände brachten die Täter in einer Akten=
mappe
nach Frankfurt. Dem verſtändnisvollen Zuſammenarbei=
ten
des Landeskriminalpolizeiamts mit der Gendarmerie. Orts=
polizei
und der Kriminalpolizei Frankfurt a. M. und vor allem
dem energiſchen Zugriff des Amtsgerichts Langen gelang es, den
Einbruch und den Verbleib des Silbers aufzudecken. Es gelang
bis jetzt, 2 Perſonen als der Tat überführt feſtzunehmen und in
Untexſuchungshaft zu bringen. Es handelt ſich um einen 38 jähri=
gen
Spengler und Inſtallateur und um einen 36jährigen Maler
und Weißbinder aus Sprendlingen. Der größte Teil des Sil=
bers
war in Sprendlingen im Keller des einen Täters vergra=
ben
. Es fehlen jedoch noch einige recht wertvolle Stücke, die
nach den Feſtſtellungen der Ermittelungsbeamten in der Um=
gebung
von Sprendlingen, in Frankfurt, Sachſenhauſen, ſowie
auch mainauf= und =abwärts von einem der Täter in Cafés,
Wirtſchaften und auch in Privatwohnungen verkauft wurden.
Teilweiſe ſind ſie auch auf andere Art mit der Begründung ab=
geſetzt
worden, er löſe ſeinen Haushalt auf, die Sachen ſeien
ſein unbeſtrittenes Eigentum. An manchen Stellen hat ſich
der Täter beim Abſatz des Silbers als Handwerksmeiſter aus=
gegeben
, der ſeine Außenſtände nicht hereinbekäme und von
einem Schuldner anſtatt Geld einen Karton mit Silber bekom=
men
habe. Um Geld zu bekommen, ſei er jetzt gezwungen, das
Silber zu verkaufen.
Es werden alle diejenigen Perſonen, die auf dieſe Weiſe
Einzelſtücke des geſtohlenen Silbers erworben haben, erſucht, ſich
bei der Polizei zu melden. Es handelt ſich insbeſondere um
folgende Stücke: 1 Beſteck (Meſſer, Gabel und Löffel) Württ.
Met Mod. 900 12 ſchwere ſilberne Teelöffel, geſt. 800, 2 ſilberne
Teelöffel, gez. E. W., geſt. 800, 1 verſilberten Teelöffel mit Per=
lenmuſter
, geſt. 90, 1 ſilbernen Eßlöffel. gez. E. S., geſt. 800,
mit zwei gekreuzten Fähnchen und dem Buchſtaben M., 1 ver=
goldeten
Zuckerlöffel, ſog. Sternenlöffel (Kunſtgegenſtand) mit
einem etwa 20 Zentimeter langen gewundenen Stiele, die Laffe
mit bunter Moſaikarbeit, 1 ſilbernes Tablett mit Milchkanne
und Zuckerdoſe, 1 goldenes Kreuz, etwa 3 X4 Zentimeter, mit
goldener Kette und ſchwarzem Stein, Moſaik in Gold gefaßt
mit langer Kette. Dieſe Gegenſtände können bei der nächſten Böllſteiner Höhe und dem Heiſtſchen Saale, die ſchon von jeher
Polizeiſtation abgeliefert werden. In Zweifelsfällen erteilen, ein kräftiger Anziehungspunkt der Turner waren. Die Wande=
Auskunft: Kriminalpolizei Frankfurt a M. Zimmer 413 die
Gendarmerieſtation Sprendlingen und das Landeskriminalpoli=

zeiamt Darmſtadt, Fernruf 3356.

* Aus dem Gerichksſaal.

Aw. Nun ſitzt ſchon der dritte Poſtagent aus Dreieichenhain
innerhalb weniger Jahre am Donnerstag auf der Anklage=
bank
der Großen Strafkammer wegen Unterſchla=
gung
im Amt, wegen Urkundenfälſchung und Ver=
nichtung
. Der junge Mann, der einen kleinen Spezereiladen
in Dreieichenhain hatte, übernahm Anfang 1931 die Poſtagen=
tur
, und ſchon im November begann er mit ſeinen Verfehlun=
gen
. Das Geſchäft ſei durch die Not der Zeit ſchlechter gegan=
gen
, es ſei auch ein Konkurrenzunternehmen ins Ort gekommen
und zudem habe die Frau, die ihn geboren habe, ihn täglich
beſtohlen. Dadurch hauptſächlich ſei er ſo weit gekommen. Er
gibt heute ſeine ſämtlichen Verfehlungen, die er vom Novem=
ber
1931 bis April 1932 verübte, zu. Er hatte für ſein Ge=
ſchäft
aus der Poſtkaſſe Geld entnommen, und um das zu ver=
decken
, hielt er Poſtanweiſungen zurück, manchmal einen Tag,
manchmal auch einige Wochen. Da mußte er dann manchmal das
Datum abändern oder ganz neue Zahlkarten ausſchreiben. Auch
in den Büchern machte er falſche Eintragungen. In den erſten
Monaten gelang es ihm noch, bei den zweimaligen monatlichen
Abrechnungen die Kaſſe wieder auszugleichen. Doch ſchließlich
wurde der Fehlbetrag zu hoch. Nahezu 1400 Mark fehlten, die
er aber durch Aufnahme eines Darlehens der Poſt wieder voll=
ſtändig
erſetzen konnte. Das Gericht läßt äußerſte Milde wal=
ten
, doch muß es den Angeklagten, da es bei dem Verbrechen
der Fälſchung von amtlichen Urkunden aus geminnſüchtiger Ab=
ſicht
keine mildernden Umſtände gibt, zu Zuchthaus verurteilen,
Es erkennt dennoch auf insgeſamt ein Jahr und einen
Monat Zuchthaus, iſt aber bereit, da der Angeklagte bis=
her
noch nicht vorbeſtraft iſt und in einer gewiſſen Notlage han=
delte
, ein eventuelles Gnadengeſuch um Umwandlung in Ge=
fängnisſtrafe
, zu befürworten. Das Urteil wird beiderſeits aner=
kannt
und rechtskräftig.
Am Nachmittag wird gegen zwei Bürſtädter verhan=
delt
, die ſich im Auguſt vorigen Jahres anläßlich eines Wohl=
tätigkeitsbaſars
, bei dem es allerorten Freibier gab, bis oben
hin voll dieſes braunen Saftes angefüllt hatten und in dieſem
Zuſtand Krakeel anfingen. Dabei drang der erſte in die Wacht=
ſtube
ein und bedrohte und mißhandelte zwei Schutzleute und
ein Gemeinderatsmitglied, das ihn zur Ruhe ermahnt hatte.
Der zweite ließ ſeinen Gefühlen hauptſächlich in wenig anſpre=
chenden
Titulierungen freien Lauf. Beide behaupten heute, ſie
ſeien ſinnlos betrunken geweſen, doch ſteht bei dem erſten ent=
gegen
, daß er ohne erhebliche Schwierigkeiten die 23ſtufige
Treppe zum Rathaus zu erklimmen vermochte. Bei dem zweiten
hält das Gericht ſinnloſe Trunkenheit für erwieſen und ſpricht
ihn deshalb frei. Der erſte erhält wegen Beleidi=
gung
, Bedrohung Widerſtand, Hausfriedens=
bruch
, Sachbeſchädigung und gefährlicher Kör=
ververletzung
des Schutzmanns und wegen gefährlicher
Körperverletzung des Gemeinderatsmitglieds eine Gefäng=
nisſtrafe
von ſechs Monaten und zwei Wochen.
Er habe eine ſolche Roheit an den Tag gelegt, daß er eine
ſtrenge Strafe verdiene.

Im Städtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, dem 11.
Januar, von vormittags 912 Uhr und Donnerstag, dem 12.
Januar, nachmittags von 2.305 Uhr, Verſteigerung verfallenen
Pfänder ſtatt. (Siehe heutige Bekanntmachung.)
Verwaltungsgerichtshof Zeughausſtraße 2. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, dem 7. Januar 1933, vormittags 9.15 Uhr;
Antrag des Max Kunzke in Bad Nauheim auf Vorentſcheidung.

Vereinskalender.
Jungdeutſcher Orden e. V. Bruderſchaft Darm=
ſtadt
. Am 6. Januar d. J. bei Chriſt, Grafenſtraße, Bruderabend
mit Gäſten. Beginn pünktlich 20,45 Uhr. Vortrag; 1933 ein
jungdeutſches Kampfjahr.

Tageskalender für Freitag, den 6. Januar 1933.
Union=Theater: Die oder keine‟, Helia=Lichtſpiele: Hel=
gas
Fall und Aufſtieg. Palaſt=Lichtſpiele: Banknotenfäl=
ſcher
von New York Union=Theater, nachm. 2.30 Uhr;
Chriſtus Orpheum: Du brauchſt nicht treu zu ſein
Techn. Hochſchule, Hörſaal 326, 20 Uhr: V. D. A.: Oeffentlicher
Vortrag Deutſchtum in Japan

Gokkesdienſt der Iſtgelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 6. Januar: Vorabendgottesdienſt 4,45 Uhr.
Samstag, 7. Januax: Morgengottesdienſt 8,45 Uhr. Schrift=
erklärung
. Sabbatausgang 5.30 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7.30, abends 6.00 Uhr.
Gebekszeiten der Iſraelikiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 7. Januar; Vorabend 4.15 Uhr. Morgens 8 Uhr,
Nachmittags 4 Uhr. Sabbatausgang 5,30 Uhr.
Wochentags: Morgens 705 Uhr. Nachmittags 4.15 Uhr
Sonntag, 8. Januar: Aſſoroh Betewes. Faſtenende 5,27 Uhr.

Sonderfahlien vei Reicsoannont eindk Mainz 41399.

Die Reichsbahndirektion Mainz gibt mit Beginn des neuen
Jahres den vorläufigen Plan ihrer Sonderzüge bekannt. In ſtei=
gendem
Maße, ja man könnte ſagen im umgekehrten Verhältnis
zu der vorwärtsſchreitenden Wirtſchaftskriſe haben dieſe Verwal=
tungsſonderzüge
ihre Beliebtheit nachzuweiſen verſtanden. Kommt
der Teilnehmer doch mit ſeiner um 50 Prozent ermäßigten Fahr=
karte
in die ſchönſten Gebiete unſerer ſchönen deutſchen Heimat.
verſtand es doch die Reichsbahn durch geſchickte Auswahl der Ziele.
durch gute Vorbereitung und Fürſorge in allen Teilnehmern das
Gefühl zu erwecken, daß man ſich während dieſer Sonderfahrten
beſonders wohl fühlen darf und kann.
Gleichſam Vorſpiel iſt die Fahrt zu dem Frühlingsidyll Baden=
Baden am 30. April. Das Maintal mit Miltenberg und Amor=
bach
am 7. Mai und das Lahntal mit Limburg, Weilburg und
Wetzlar am 21. Mai werden alte Freunde locken, neue werben.
Zwiſchendurch für den 14. Mai iſt die erſte Fahrt ins Blaue‟
vorgeſehen. Das Ziel, oder beſſer geſagt, die Ziele dieſer Fahrt
verſprechen ſehr viel.
Durch den Odenwald zum Neckar, nach Eberbach, Hirſchhorn
und Neckargemünd gehts am 11. Juni, und die fröhliche Pfalz mit
ihrem uns Mittelrheinern viel zu wenig bekannten Wald iſt Ziel
einer Fahrt am 18. Juni, woran ſich dann am 25. Juni eine ſolche
ins Herz des Speſſart anſchließt. Gleich mit Julibeginn, mit dem
2. Juli. wird der Odenwald mit Höchſt. Neuſtadt und Bad König
aufgeſucht. Schwetzingen und Heidelberg folgen am 9. Juli.
Die größte Ueberraſchung wird aber in dieſem Jahre geboten
auf der Fahrt nach Hamburg vom 15. bis 20. Juli. Hier wird
nicht etwa Hamburg im Mittelpunkt ſtehen, ſondern es iſt für die
Teilnehmer die Möglichkeit, auf einem großen 12000 Tonnen
Ueberſeedampfer der Hapag eine Hochſeefahrt bis zur norwegiſchen
Küſte zu unternehmen. Am Skagerrak iſt eine ſchlichte Helden=
ehrung
unſerer tapferen Kämpfer von 1915 vorgeſehen Dieſe
Fahrt beginnt am Sonntag, den 15. Juli um 7 Uhr. und endet
am Dienstag, den 18. Juli, um 14 Uhr, in Hamburg. Alſo drei

volle Tage iſt nur die Majeſtät des Meeres, erlebt auf bequemem
Ueberſeedampfer mit ſeiner vorbildlichen Verpflegung. Begleiterin
der Reiſenden. Die Preiſe für dieſe Hochſeefahrt einſchl. Ver=
pflegung
und Uebernachten bewegen ſich je nach Lage der Kabinen
zwiſchen 45 und 75 RM., ſind alſo erträglich.
Der Kunſt alter und neuer Zeit iſt die Frankenfahrt vom 29.
Juli bis 1. Auguſt gewidmet. Es geht nach Bamberg und Bay=
reuth
. Wer in Bamberg bleiben will, der hat die Möglichkeit.
Ebrach. Pommersfelden. Kulmbach und Staffelſtein zu beſuchen.
Wer nach Bayreuth weiterfährt, kann an den Aufführungen der
Meiſterſinger und des Parſival gegen den ermäßigten Preis von
je 30 RM. anſtatt 40 RM. teilnehmen. Auf der Rückfahrt am
1. Auguſt Beſichtigung von Nürnberg.
Das Wochenende vom 5. bis 6. Auguſt kann man in Stutt=
gart
Marbach und Maulbronn verleben. Maria Laach lockt am
13. Auguſt, und am 27. Auguſt geht’s zum zweitenmal Ins Blaue
hinein. Zur Wartburg nach Eiſenach führt die Wochenendfahrt
vom 2. bis 3. September. Am 10. September geht’s zum dritten=
mal
Ins Blaue hinein, Kochendorf, Heilbronn und Wimpfen
a. N. ſind Ziele des 17 September. Den Abſchluß bildet dann die
beliebte Herbſtfahrt nach München und Oberbayern vom 23. bis
30. September. Nicht zu vergeſſen, daß zuſammen mit der Reichs=
bahndirektion
Frankfurt in der Zeit vom 4. bis 12. Februar noch
ein Verwaltungsſonderzug zum Beſuch und zur Ausübung des
Winterſports nach München, Oberbayern und Innsbruck vorge=
ſehen
iſt. Der Zeitpunkt der gemeinſam mit der Reichsbahndirek=
tion
Frankfurt a. M. vorgeſehenen Sonderfahrten nach Kochel am
See und nach dem Vierwaldſtätter See wird noch bekanntgegeben.
Dieſes reichhaltige Programm wird alte Freunde erfreuen,
neue Freunde gewinnen. Jede Sonderfahrt wird ſorgfältig aus=
gearbeitet
und frühzeitig durch die Tageszeitungen, durch Pla=
kate
uſw bekanntgegeben. Der Wettergott iſt beſonders um ein
freundliches Geſicht für dieſe Fahrten angegangen.

Aus Hefſen.
Odenwald=Gau 9.T. Winkerwanderung.
Als erſte Gauveranſtaltung im neuen Jahre findet am Sonn=
tag
, den 8. Januar, die Gauwinterwanderung ſtatt. Sie führt
die Wandergruppen des Gaues auch dieſes Jahr wieder nach der
rung wird als Sternwanderung durchgeführt. Treffpunkt iſt der
Heiſtſche Saal. Hier werden nach dem Eintreffen die Turner ihr
Turnerneujahr feiern. Und denen, die voriges Jahr ſchon dabei
waren, wird die ſchöne Feier noch in lebhafter Erinnerung ſein.
Ernſtes und Heiteres, Singen, Volkstanz und Spiel werden auch
diesmal für Unterhaltung und Abwechſlung ſorgen. Es wird
auch dieſes Jahr wieder fein werden.

Cp. Pfungſtadt, 5. Jan Die Schilfrohrverſteige=
rung
an der Gemeinde=Torfgrube erbrachte einen Geſamterlös
von 2749 RM. gegen 3335 RM. im Vorjahre. Eine der älteſten
hieſigen Einwohnerinnen, Witwe J. Feldhäuſer, geb. Fran=
kenberger
, iſt im Alter von 84 Jahren geſtorben.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 5. Jan. Freiwillige Sanitäts=
kolonne
vom Roten Kreuz. Welch großes Intereſſe der
Arbeit der hieſigen Sanitätskolonne entgegengebracht wird. be=
wies
der jetzt zu Ende geführte Wiederholungskurſus in Waſchen=
bach
, der einen ſtattlichen Beſuch aufzuweiſen hatte, und die Teil=
nehmer
von ſachverſtändiger Seite aus über die Anlegung von
Verbänden bei Unglücksfällen uſw. weitgehenſt unterrichtete. Ab
Montag, den 9. d. M., findet nunmehr im hieſigen Schulhaus wie=
der
ein neuer Anfängerkurſus ſtatt, der unter Leitung des Ko=
lonnenarztes
Herrn Dr. med Georgi, dahier, ſteht und das
Thema Erſte Hilfe bei Unglücksfällen und Krankheiten behan=
delt
. Geflügelſchau. Der Geflügelzuchtverein veranſtaltet
am kommenden Sonntag dahier im Saale des Gaſthauſes Zum
Schwanen eine große Geflügelſchau aller Gattungen.
S. Traiſa, 5. Jan. In der Jahreshauptverſammlung des
Obſt= und Gartenbauvereins, die ſehr gut beſucht war,
erſtattete der 1. Vorſitzende, Herr Gutsverwalter Seydel den Jah=
resbericht
, aus dem hervorging, daß im abgelaufenen Jahre rege
Tätigkeit zu verzeichnen war, und daß der Verein von 34 auf 75
Mitglieder anwuchs. Auch der Bericht des Rechners. Herrn Bür=
germeiſter
Scheerer, zeigte eine geſunde Kaſſenführung. Die Vor=
ſtandswahl
ergab die Wiederwahl des bisherigen Vorſitzenden.
Herrn Gutsverwalter Seydel, ſowie die Wiederwahl des 2. Vor=
ſitzenden
. Herrn Friedrich Fiſcher 1 und des Rechners, Herrn
Bürgermeiſter Scheerer. Der Schriftführer, Herr F. K. Heydt,
legte infolge anderer wichtiger Verpflichtungen ſein Vorſtandsamt
nieder, ſo daß, nachdem ihm der 1. Vorſitzende den Dank für ſeine
Tätigkeit ausgeſprochen hatte, eine Neuwahl ſtattfand, und Herr
Georg Spieß 3. zum Schriftführer gewählt wurde. Zu weiteren
Vorſtandsmitgliedern wurden ernannt: die Herren Georg Bert 5.,
Lehrer Brunner, Straßenbauinſpektor Weber. Adam Fiſcher. Joh.
Fornoff, Franz Rau. Peter Rauch. Karl Rückert. Als Vereins=
diener
wurde Herr Georg Bock beſtimmt.

f. Roßdorf, 4 Jan. Hundetreue. Monteur. Heinrich
Hanſtein iſt im Alter von nahezu 75 Jahren vor 14 Tagen geſtor=
ben
. Sein treueſter Freund, der ihn immer begleitete, war ſein
Dackel. Ohne dieſen kannte man den alleinſtehenden Herrn Han=
ſtein
nicht. Nach dem Ableben Hanſteins war der Dackel unruhig
und winſelke ſtändig. Nunmehr iſt das treue Tier ebenfalls aus
dem Leben geſchieden.
Ober=Beerbach, 5. Jan. Nächſten Sonntag den 8. Januar,
läßt der Kriegerverein um 8 Uhr abends den Film Die Somme=
ſchlacht
vorführen.
Groß=Bieberau, 5. Jan. Frau Eliſabethe Weber, geb.
Keller, feiert am Sonntag, den 8. Januar, in voller Geſundheit
im Kreiſe ihrer Familie ihren 80. Geburtstag.
Bf. Brensbach. 5. Jan. Geſtern verſtarb das zweitälteſte Mit=
glied
unſerer Gemeinde, der ledige Landwirt Leonhard Seibert,
und wird am Freitag mittag, am Tage vor ſeinem 85. Geburts=
tage
, beerdigt. Er konnte bis an ſein Ende immer noch ohne
Brille ſeine Zeitung leſen.

k. Dieburg, 4. Jan. Unfall. Beim Holzabladen auf dem
der Gemeinde gehörigen Holzplatz fiel der 24jährige ledige Karl
Diehl ſo unglücklich vom Wagen, daß er ſchwerverletzt in das
hieſige Rochusſpital eingeliefert wurde. Der Unfall iſt um ſo be=
dauerlicher
, als die Eltern des Verunglückten morgen ihre Sil=
berne
Hochzeit feiern wollen.
Cp. Münſter bei Dieburg, 5. Jan. Der zweitälteſte
Ortseinwohner, Johann Matthias Roßkopf, langjäh=
riger
Direktor der Spar= und Leihkaſſe Münſter ſowie langjäh=
riges
Mitglied des Gemeinderats und des Kirchen= und Schul=
vorſtandes
, kann Freitag ſeinen 86. Geburtstag begehen.

* Neuſtadt mit Burg Breuberg. 4. Jan Das erſte Winter=
lager
für erwerbsloſe männliche Jugend auf Burg Breuberg
findet vom 18. bis 23. Januar unter Leitung des Landesjugend=
pfarrers
Lic. v. d. Au ſtatt. Dank dem freundlichen Entgegen=
kommen
der beiden Kirchſpielsgemeinden Sundbach und Neuſtadt,
unter Führung ihrer Geiſtlichen, kann wiederum koſtenloſe Woh=
nung
und Verpflegung gegeben werden. Die Teilnehmergebühr
beträgt 2 RM. Nähere Anfragen ſind zu richten an das Evang.=
Kirchl. Landesjugendamt. Darmſtadt. Neckarſtraße 16.
Ct Heubach, 5. Jan. Auf Veranlaſſung der hieſigen Landwirt=
ſchaft
hielt das Landwirtſchaftsamt Groß=Umſtadt im Saale des
Gaſthauſes Hild einen Vortrag über die Kalkdüngung der Acker=
böden
. Diplomlandwirt Grünewald=Gießen brachte nach ausführ=
lichen
Ausführungen über die Anwendung des Kalkes einen ſehr
intereſſanten Film, Kalk tut not wodurch ſein Vortrag eine
bildliche Veranſchaulichung erhielt. Zur Aufheiterung der Ge=
müter
der heutigen ernſten Zeit lief noch auf allgemeinen Wunſch
als Zugabe der Luſtfilm Peters Mondfahrt‟ Nach eingehender
Diskuſſion ergriff Dr. Gerlach vom Landwirtſchaftsamt Groß=
Umſtadt das Wort und gab aufklärende Weiſungen über die
Düngerbehandlung und Anwendung, unter beſonderer Hervor=
hebung
des Stalldunges.

Turmeinſhurz im heſſiſchen Schwelkraftwerk.
200 000 RM. Sachſchaden. Die Urſache noch nicht geklärt.

Wölfersheim (Oberheſſen), 5. Januar.
Im Wölfersheimer Betrieb des Braunkohlenſchwefelkraft=
werks
Heſſen=Frankfurt AG ereignete ſich am Mittwoch nach
Einbruch der Dunkelheit ein ſchwerer Betriebsunfall, der glück=
licherweiſe
keine Opfer forderte. Ein 40 Meter hoher Maſchi=
nenturm
des Kabelbaggers, der die Braunkohle aus der Erde
holt, ſtürzte ein. Die Urſache konnte bisher noch nicht geklärt
werden; die Unterſuchung iſt noch im Gange. Der Sachſchaden
beläuft ſich auf etwa 200 000 RM., doch hat die Verwaltung ſo=
fort
Maßnahmen getroffen, die die Weiterführung des Betriebs
gewährleiſten.

Ay. König i. Odw. (Stahlbad), 5. Jan. Aus dem Ge=
meinderat
. Der Bürgermeiſter gibt bekannt, daß perſönliche
Vorſtellungen bei dem Heſſiſchen Miniſterium des Innern nach
deſſen Verfügung nur in dringenden Fällen bei vorheriger An=
meldung
durch das zuſtändige Kreisamt zugelaſſen werden, wobei
ein Vertreter des Kreisamts der Deputation angehören muß.
Anfang Januar 1933 ſoll nunmehr mit den Holzhauerarbeiten in
den Gemeindewaldungen begonnen werden. Dem Holzhändler
Phil. Müller 2. zu Breitenbrunn wird Pfahlholz zum Preiſe von
6,30 RM. per Meter überlaſſen.
As. Erbach. 5. Jan. Jubelfeier. Das 50jährige Jubiläum
des Gänſegretelvereins wurde im Gaſthaus. Zum Eck unter
außerordentlich ſtarker Beteiligung der einheimiſchen und aus=
wärtigen
Mitglieder gefeiert. Nach dem flott geſpielten Marſch
Jeder will das Gänſegretel heun, eröffnete der Ehrenpräſident
die Jubelfeier mit Worten herzlicher Begrüßung. Ein kurzer
Rückblick auf die Vereinstätigkeit während, der verfloſſenen 50
Jahre leitete zur (üblichen) Ehrung der inzwiſchen Verſtorbenen
über. Der 1. Vorſitzende gab alsdann die Tagesordnung bekannt.
Der Schriftführer verlas den Bericht der vorjährigen Tagung und
auch die Rechnung des letzten Jahres. Nach Entlaſtung und Wie=
derwahl
des Vorſtandes ging es dann nach dem Badbrunnen, um
nach altem Brauch die Taufe der Neueingetretenen vorzunehmen.
m. Beerfelden, 5. Jan. Hohes Alter. Geſtern ſtarb die
älteſte Einwohnerin unſeres Städtchens, Frau A. Ch. Bundſchuh,
in einem Alter von annähernd 90 Jahren; ihr Gatte ging ihr vor
einigen Jahren, auch hochbetagt, im Tode voran. Die Verſtor=
bene
war nur einige Tage ans Bett gefeſſelt, ſonſt geiſtig noch
ſehr regſam und körperlich mit Rückſicht auf das hohe Alter auch
noch völlig rüſtig.
O. Reichenbach i. Odw., 5. Jan. Tödlicher Unglücks=
fall
. Ein hieſiger junger Familienvater erlitt im Walde beim
Holzholen einen mehrfachen Schädelbruch. Einige Arbeitsloſe
waren damit beſchäftigt, mit einem an einer langen Stange be=
findlichen
Haken einen dürren Aſt von einem Baum abzureißen.
Als der Aſt nachgab, wollte der Verunglückte weglaufen, ſtürzte
aber hin und ſchlug mit dem Kopf an einen Felsblock. Gleichzeitig
ſauſte der ſchwere Aſt herunter und traf ihn mit aller Wucht
ebenfalls auf den Kopf. Der junge Mann wurde ſofort ins Bens=
heimer
Hoſpital eingeliefert, wo er nunmehr ſeinen ſchweren Ver=
letzungen
erlegen iſt.
S. Bensheim, 5. Jan. Die Winterhilfe=Lotterie
fand heute unter Aufſicht des Kreisamtes ſtatt. Die Haupt=
gewinne
fielen auf folgende Losnummer: 6340 500 RM. 19715
100 RM., 13 043 50 RM., 27 864, 21 669, 24 976, 16 102 und
23 728 je 20. RM., 4094, 15 954, 29 042, 19163. 6109, 862.
24 226 19 404. 28 419, 14 126, 10 587, 11 321. 20 359, 14 433, 5111
je 10 RM. Weiter wurden noch 1250 Nummern gezogen, auf die
Gutſcheine im Werte von 2. RM. entfielen.
Dp. Zwingenberg, 5. Jan. 21. Heſſiſche Landes= Ge=
flügelſchau
. Am kommenden Samstag und Sonntag findet
in der hieſigen Obſtgroßmarkthalle, welche für dieſen Zweck vor=
züglich
geeignet iſt, die unter der Schirmherrſchaft des Herrn
Miniſterialdirektors Prof. Dr. Rößler=Darmſtadt ſtehende 21.
Heſſiſche Landes=Geflügelſchau ſtatt. Dieſe Ausſtellung wird aus
allen Teilen Heſſens mit beſtem Material beſchickt werden. Es
werden unter den ca. 1100 Stück Geflügel und Tauben faſt alle
Raſſen vertreten ſein. Die Ausſtellung wird nicht nur von dem
Fleiß der Züchter Zeugnis geben, ſondern auch eine Sehenswür=
digkeit
darſtellen.
Rüſſelsheim, 4. Jan Fitzmaurice beſuchtdie Opel=
werke
. Der iriſche Offizier Fitzmaurice, der vor einigen Jah=
ren
zuſammen mit Hauptmann Köhl und dem inzwiſchen verſtor=
benen
von Hünefeld an dem erſten geglückten deutſchen Ozeanflug
teilnahm, traf am Dienstag in Frankfurt ein. Er befindet ſich
auf einer Geſchäftsreiſe durch Deutſchland und wird den Opel=
werken
in Rüſſelsheim einen Beſuch abſtatten.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz. 5. Jan. Kein Verbrechen. Am Neujahrs=
morgen
wurde die Leiche des 60jährigen penſionierten Werkmei=
ſters
Hermann Ihle an der Drehbrücke im Winterhafen geländet.
Da der Tote eine erhebliche Verletzung an der Stirne aufwies.
entſtand der Verdacht, daß ein Verbrechen vorliegen könne. Die
kreisärztliche Unterſuchung der Verletzung ergab aber, daß dieſe
erſt nach dem Ertrinken des Ihle, wahrſcheinlich durch Anſtoßen
an einen ſcharfen Gegenſtand, verurſacht worden war. Be=
ſetzung
des ſtädtiſchen Kapellmeiſterpoſtens Die
Bürgermeiſterei hat ſich entſchloſſen, den zuſtändigen ſtädtiſchen
Körperſchaften vorzuſchlagen, den als Theaterkapellmeiſter ange=
ſtellten
Herrn Hans Schwieger auf die z. Zt. freiſtehende Stelle
des ſtädtiſchen Kapellmeiſters (Amtsvorſtand des ſtädtiſchen Or=
cheſters
) zu berufen.
Ad. Nackenheim, 5. Jan. Beunruhigung durch Ein=
brecher
. Waren die Einwohner der hieſigen Gemeinde ſchon
im verfloſſenen Herbſt durch mehrere ſchwere Einbruchsdiebſtähle
ſehr beunruhigt, ſo hat ſich die Aufregung noch geſteigert durch
drei Gänſediebſtähle in der Weihnachtszeit. Nachdem gar die
frechen Einbrecher einer Witwe einen abermaligen Beſuch mit
Brechwerkzeugen ſchriftlich angeſagt haben und aus anderen Hof=
reiten
zwei Hofhunde auf rätſelhafte Weiſe verſchwunden ſind,
hat die Nervoſität ihren Höhepunkt erreicht, und es wäre hohe
Zeit, daß der Beunruhigung bald ein Ende gemacht würde.

mimm
Wiilst Dd nie erkälter sein-

B

[ ][  ][ ]

Freſtag, 6. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 6 Seite 7

Derſsce Tadomtaafſiaſe Tocfe.
Schuhmaßnahmen für die gekreidebauende Landwirkſchaft. Der Werk und die Bedenkung der Kreditgeneſſenſchaften für die Landwirkſchaff. Die landwirt=
ſchaftliche
Hausfrau, die Slühe der bäuerlichen Bekriebe. Immer wieder die eindringliche Mahnung: Berwendei deutſche Erzeugniſſe!

Abſchluß des landwirtſchaftlichen
Vorkragskurſus.
Akkuelle Fragen zur Renkabilikäksgeſtaltung
mndnliſchälifcher Erergniſe.
Den dritten Tag des gemeinſamen landw. Vortragskurſus
eröffnete Direktor Berg vom Verband der heſſ landw. Genoſſen=
ſchaften
Darmſtadt und erteilte zunächſt Herrn Direktor Stras=
burger
von der Landw. Zentralgenoſſenſchaft Darmſtadt das
Wort zu ſeinem Vortrag über

Akkuelle Fragen im Gefreideverkehr.
Einleitend ging Vortragender auf die Urſachen der Weltgetreide=
kriſe
ein, die ſich in allen getreideerzeugenden Ländern in einem
außerordentlichen Tiefſtand der Preiſe auswirkt. Alle Länder
haben zum Schutze ihrer getreidebauenden Landwirtſchaft mit ge=
ſetzgeberiſchen
Maßnahmen eingegriffen, gegenüber denen die
deutſchen Maßnahmen zum Teil noch weit zurückbleiben. Um
beurteilen zu können, ob und inwieweit die Maßnahmen auf dem
deutſchen Getreidemarkt erfolgre

Eiueßseſiſcäif ein Säldtiſ deusc enfen in en Sendeniſce
haben wir in der diesjährigen Getreideverſorgung einen Erfolg
erzielt, der in wirtſchaftlicher Beziehung von höchſter Bedeutung
iſt, indem es gelungen iſt, unſeren Getreidebau ſo zu ſteigern, daß
wir praktiſch vom Ausland unabhängig geworden ſind. Mit an=
erkennenswerter
Bereitwilligkeit hat ſich unſere Landwirtſchaft in

LefEe DrSen Tant Bilte i i Ser 2ndf.F affs Kech
ſtändnis dafür, daß das Getreide nach ſeinem Wert bezahlt wird.
Die Bedeutung der Naturalgewichte hat ſich beim Landwirt viel
raſcher eingebürgert, als man dies vor Jahren zu hoffen wagte.
Daß beim Verkauf des Weizens ſowie auch des Roggens zuvor die
Naturalgewichtsfeſtſetzung ſelbſt kleinſter Partien erfolgt, iſt faſt
zur Regel geworden. Leider wird von den Großabnehmern die
Vergütung von Uebernaturalgewichten in der Regel abgelehnt,
wenn es ſich um Erfüllung eines früheren Abſchluſſes handelt, und
ſo dem Getreideerzeuger der Lohn für ſeine beſſere Lieferung vor=
enthalten
. Vortragender ging ſodann auf das in dieſem Ernte=
jahr
erſchienene Handelsklaſſengeſetz ein, das in der Praxis ſchlecht
verwertbar iſt, weil die Feinheiten in der Klaſſeneinteilung zu
weit gehen. Das gilt insbeſondere für Gerſte. Dagegen hält der
Vortragende das Handelsklaſſengeſetz für Weizen und Roggen
für durchaus angebracht, ſofern die Ausführungsbeſtimmungen
noch dem täglichen Geſchäft angepaßt werden. Daß das bald ge=
ſchieht
, iſt unbedingt erforderlich, damit der Landwirt die der
Qualität ſeiner Anlieferung entſprechenden Preiſe erhält und ſich
ihm andererſeits durch die Aufnahme von Geſchäften nach dem
Handelsklaſſengeſetz in die Börſennotierung ihm die Möglichkeit
darbietet, ſich über den Verkaufswert ſeines Getreides ſtändig zu
unterrichten. Zurzeit wird in der Praxis nach den aufgeſtellten
Handelsklaſſen noch nicht gehandelt, und ſo entfällt auch für die
Getreidebörſen die Möglichkeit, Handelsklaſſen regelmäßig zu no=
tieren
. Von den übrigen Regierungsmaßnahmen erläuterte ſo=
dann
Direktor Strasburger neben, dem ſeit Jahren beſtehenden
Vermahlungszwang das Weſen des Austauſchſcheins, ging kurz
auf Erntefinanzierung über echten und unechten Lombard ſowie
das Mais= und Reismonopol ein, um dann ſchließlich auch noch
Koppelungsverfahren und Gerſtenſtützung u. a. m. kurz zu charak=
teriſieren
. Dieſe Maßnahmen haben in Verbindung mit den Zöl=
len
das Abſinken der Preiſe verhindert. Leider iſt Hafer bei den
Aktionen recht ſtiefmütterlich behandelt. Erwähnt wurde weiter
das Eingreifen der deutſchen Getreidehandelsgeſellſchaft in den
Getreidemarkt. Eine Stabiliſierung der Preisverhältniſſe kann
aber erſt eintreten, wenn die Preisgeſtaltung, natürlich mit Un=
terſtützung
der Regierung, nicht mehr dem freien Markt über=
laſſen
bleibt. Durch ſtaatliche Garantie iſt es möglich, eine ſichere
Kalkulationshaſis und eine Stabilität der Preiſe zu erreichen.
Hieran ſind Staat und Volk in gleicher Weiſe intereſſiert, damit
nicht die Produktionskraft der Landwirtſchaft durch Minderein=
nahme
bei der Verwertung der Getreideernte geſchwächt oder gar
zerſtört wird. Eine Preisſtützung durch Herausnahme überſchüſſiger
Mengen aus dem Markt und Einlagerung derſelben wird nur Erfolg
haben, wenn überzeugend nachgewieſen wird, daß die aufgeſtapelten
Mengen nur bei unverhofft eintretender Knappheit wieder dem
Markt zugeführt werden. Die Loslöſung unſeres Getreidemark=
tes
vom Ausland rechtfertigt die Magazinierung der Ueberſchüſſe
aus Jahren mit reichen Ernten und ihre Herübernahme als Re=
ſerven
für magere Jahre, ſowie die Hereinnahme in die Futter=
mittelwirtſchaft
. Der Kernpunkt des ganzen landw. Problems
liegt bei den Preiſen. Durch Feſtlegung geſtaffelter Preiſe als=
bald
nach der Ernte, Ausſchaltung jeden unnötigen Zwiſchen=
gewinnes
und Beſeitigung von Konjunkturverluſten muß verſucht
werden, die zurzeit in der Preishildung beſtehende außerordent=
liche
Unſicherheit auszuſchalten. Daß derartige ſtaatliche Bewirt=
ſchaftungsmaßnahmen
nur für eine Uebergangszeit und nur aus
Gründen der Abwehr eines gegebenen Notſtandes in Frage kom=
men
dürfen, iſt ſelbſtverſtändlich.
Die Verſammlung ſpendete dem Vortragenden ſtarken Beifall.
Es folgte der Vortrag von Direktor Feldmann=Bonn über

Die Wirtſchaftskriſe im genoſſenſchaftlichen
Geſte und Kedſgeſchife
Der Vortragende unterſuchte die Auswirkungen und Folgeerſchei=
nungen
der Wirtſchaftskriſe auf die ländlichen Kreditgenoſſenſchaf=
ten
. In der weiteren Folge ſtellte der Redner die verſchiedenen
Urſachen, die zu den Vermögensverluſten der Genoſſenſchaften ge=
führt
haben, ſyſtematiſch dar und führte dieſe Verluſte im weſent=
lichen
auf 4 Urſachenreihen zurück: 1. unmittelbar die Wirtſchafts=
kriſe
als Schickſal, 2. betriebswirtſchaftliche Fehlleitungen ins=
beſondere
Fehler in der Kreditpolitik, 3. mangelnder Zahlungs=
wille
als Maſſenerſcheinung und 4. Verwirrungen der allgemeinen
menſchlichen und geſchäftlichen Moralbegriffe. Der Hauptteil der
Geſamtverluſte entfällt auf Deflationseinbuße, die ans Schickſal
gebunden, von den Genoſſenſchaften hingenommen werden müſſen.
Die Verluſte treffen im übrigen nur einen kleinen Teil der
Genoſſenſchaften, der große, überwiegende Teil hat
die Kriſe ohne merkbare Verluſte gut überſtan=
den
. Bisher ſind die Verluſte aus dem Eigenvermögen der Ge=
noſſenſchaften
und Leiſtungen der Genoſſen gedeckt worden.
Die Rentabilität der Genoſſenſchaften iſt durch die Schrumpfun=
gen
des Betriebskapitals bedroht, ferner durch die Zinszwangs=
wirtſchaft
und den verſchärften Wettbewerb.
Die Zahlungskriſe haben die Genoſſenſchaften im Anfang beſ=
ſer
überſtanden als Banken und Sparkaſſen. Allmählich nahmen
bei ihnen die Abhebungen zu. Heute iſt wieder ein gewiſſer Gleich=
gewichtszuſtand
erreicht. Die Ausſichten ſind aber noch ungewiß.
Der Redner unterſuchte alsdann die Frage: Iſt die Kreditgenoſ=
ſenſchaft
noch exiſtenzfähig und iſt ihre Eriſtenz notwendig?. Er
bejahte dies, und er verwies die Notwendigkeit, beſonders vom
landw. Berufsſtand aus geſehen, daß es gilt, die Kreditgenoſſen=
ſchaften
an die veränderten Arbeits= und Lebensbedingungen an=
zupaſſen
. Von den Verluſten werden mindeſtens 120150 Millio=
nen
aus den eigenen Mitteln der Genoſſenſchaften zu decken ſein,
für den Reſt tritt die Genoſſenſchaftshilfe in Höhe von 230 Mil=
lionen
ein. Die Kritik an dieſer Genoſſenſchaftshilfe iſt unberech=
tigt
. Sie entſpricht im Anfang bei weitem nicht der den Banken
geleiſteten Hilfe.
Für die Genoſſenſchaften iſt notwendig die Rückführung auf=
geblähter
Betriebe auf einen normalen Umfang und die Wieder=
erlangung
der normalen Zahlungsbereitſchaft. Im ganzen ge=
nommen
iſt das genoſſenſchaftliche Geld= und Kreditweſen im

Kern und in ſeinen Gliedern geſund Kriſenhafte Krankheits=
erſcheinungen
ſind zu heilen, und ſo werden die Genoſſenſchaften
ihren Platz in der landwirtſchaftlichen Geſamtorganiſation ohne
Schwierigkeit wieder einnehmen und behaupten können.
An die beiden Vorträge ſchloß ſich eine rege Ausſprache an,
an der ſich die Herren Direktor Berg. Dr. Strub=Frankfurt,
Schilling=Undenheim, Wolf=Albig. Dr. Haſter=Büttelborn betei=
ligten
und wobei insbeſondere die Frage eines gleichbleibenden
Getreidepreiſes eingehend erörtert wurde. Nach einem kurzen
Schlußwort von Direktor Strasburger ſchloß. Direktor
Berg die angeregte Verſammlung, worauf Präſident Henſel
nochmals namens der Hauptveranſtalter des Vortragskurſus den
beſonderen Dank für die rege Teilnahme an die anweſenden Land=
wirte
abſtattete.

Die Verſammlung des Landesverbandes
der landwirtſchaftlichen Frauenvereine
für Heſſen.
im Saale der Krone, die im Rahmen der Heſſiſchen Landwirt=
ſchaftlichen
Woche ſtattfand, war ſehr gut beſucht. Die Tagung
ſtand unter dem Zeichen Ländlicher Hausfleiß‟. Be=
ſonderes
Intereſſe erregte die reichhaltige Ausſtellung von Wolle,
Handarbeiten und Handarbeitsgeräten, die im Saale zu ſehen
war. In Vertretung der am Erſcheinen verhinderten Vorſitzen=
den
, Frau Kröhler, leitete Frau Sommerhoff die Verſamm=
lung
. Sie wies auf die Wege hin, die dem Aufbau der Wirt=
ſchaft
dienlich ſeien. Das neue Jahr werde die Landfrauen auf
dem Poſten ſehen, ſie wollten nicht kleinlich beigeben, ſondern den
Männern eine Stütze ſein und verſuchen, die Gegenſätze auszu=
gleichen
.
Anſchließend hielt Herr Dr. Denker ein Referat über die
Abſatzförderung und den Verbrauch deutſcher Wolle. Seine Aus=
führungen
ſtanden unter dem Moto: Deutſche, kauft deutſche
Waren, verbraucht deutſche Wolle!. Einleitend ſtreifte er die
Entwicklungstendenzen der deutſchen Schafzucht. Die Anfänge
der Schafzucht zeigten, daß auf die Wollqualität noch wenig
Wert gelegt wurde, man war noch nicht ſo anſpruchsvoll wie
heute. In den 1820er Jahren ſprach man von dem Zeitalter 1 I.
des goldenen Vließes‟. Das einſeitige Streben nach verfeinerter
Wolle, das im Anfang des 19. Jahrhunderts aufkam, beſteht
heute nicht mehr in dem früheren Maße. Leider ſei die Schaf=
zucht
in Deutſchland erſchreckend zurückgegangen. Von den 1860er
Jahren an beginnt der Abſtieg der Schafzucht. Es begann Ende
des vorigen Jahrhunderts ein Zugang engliſcher Fleiſchſchafe
Die Schafzucht ging bis zum Kriege immer mehr zurück. Erſt
die Not der Kriegszeit brachte, eine kleine Aenderung. Wir
hatten einen Schafbeſtand
13 Millionen Stück.
1892
1907:
1913: 5

Damit ſei ein kraſſes Abſinken der deutſchen Schafzucht im Gegen=
ſatz
zu der Weltſchafzucht feſtzuſtellen. Nach vorübergehendem
Anſteigen ſei die Schafzucht ſeit 1921 wieder im Rückgang be=
griffen
. Heute könne die Wolle, die in Deutſchland gewonnen
werde bei weitem nicht den Bedarf ganz decken, da heute nur
noch 3½ Millionen Schafe in Deutſchland exiſtieren. Die Sckaf=
haltung
ſei am größten in Auſtralien mit 31 Prozent, es folge
Europa mit 24 Prozent.
Redner gab dann einen Querſchnitt durch die Beſtrebungen
in der deutſchen Schafzucht, unter beſonderer Zeichnung der Raſ=
ſentyven
. In Deutſchland gibt es drei Typen, die Wollſchafe, die
Fleiſchſchafe und Langſchafe. Einzelheiten über die Wollquali=

täten (ad) klärten die Zuhörerinnen über die Verwendungs=
möglichkeiten
der deutſchen Wollerzeugniſſe auf. Wichtig ſei u. a.
das Rendement (Reinheit), die Kraft und ſchließlich die Farbe
und das Waſſeraufſaugungsvermögen der Wolle. Die Qualität
der Wolle ſei entſcheidend für die Schafzüchtung. Es ſei das Be=
ſtreben
des Schafzüchters, eine einheitlich gleichwertige Wolle zu
produzieren. Redner gab dann noch einen kurzen Einblick in den
Wollfabrikationsgang und die Arbeit des Züchters. Daß die
deutſche Wolle noch nicht ſo beliebt iſt, wie die des Auslandes,
läge daran, daß die Standardiſierung der Wolle in Deutſchland.
noch nicht ganz durchgeführt ſei.
Die Landwirtſchaftskammer, Württemberg und die Woll=
G. m. b. H. Ulm haben aber bereits wertvolle Pionierarbeit zur
Verwendung deutſcher Wolle und Wollfabrikate unternommen.
Der Beimiſchungszwang deutſcher Wolle für Uniformen werde
der Wollzucht einen kleinen Antrieb geben. Vorausſetzung für
Behauptung der Wollpreiſe ſei, daß der Wollzucht von allen
maßgebenden Seiten auch weiterhin die nötige Beachtung und
Förderung zukomme.
Generaldirektor Dr. Hamann hielt eine kurze Anſprache,
in der er die Grüße der Landwirtſchaftskammer übermittelte und
dann die Bedeutung gerade der Frauenarbeit im landwirtſchaft=
lichen
Betrieb betonte. Von großem Wert ſei die Verwendung
deutſcher Erzeugniſſe, deutſcher Wolle, Beſtrebungen gingen dahin,
die deutſche Wollverwertung genoſſenſchaftlich zu erfaſſen. Wei=
ter
kam er auf die Milchwirtſchaft zu ſprechen und erklärte zur=
zeit
leide man an Milchüberfluß, ſo daß die Preiſe ſtark gedrückt
ſeien. Heute ſei man ſoweit, daß die Milchbelieferung nach der
Stadt ſogar kontingentiert werden müſſe. Es beſtehe große Ge=
fahr
für die Milchwirtſchaft. Kurz ſtreifte er die Maßnahme des
Butterbeimiſchungszwanges zur Margarine.
Die Geſchäftsführerin Frl. Bopp betonte, daß die heutige
Tagung des Landesverbandes der landwirtſchaftlichen Haus=
frauenvereine
die Landfrauen einig inde in dem Wollen, Deutſch=
land
zu helfen, es müſſe aber auch Schluß mit dem Herabdrücken
des bäuerlichen Lebensſtandards gefordert werden. Man werde
ſeinen Willen durchzuſetzen wiſſen, und beſonders dann, wenn der
enge Zuſammenſchluß immer feſter werde.
Nach einer kurzen Pauſe wurde mit lebhaftem Intereſſe der
Vorführung des Beyerfilms Fleißige Hände gefolgt, ein Film,
der bekanntlich in Darmſtadt bereits einmal mit großem Erfolg
vorgeführt wurde und in dem die verſchiedenen Handarbeitstech=
niken
in einem unterhaltſamen Rahmen gezeigt wurden. Nach
angeregtem Gedankenaustauſch wurde die Verſammlung ge=
ſchloſſen
.
Erweiterte Vorftandsſihung des Junglandbundes
Heſen Salenlarg.
Gelegentlich der Landwirtſchaftlichen Woche fand eine er=
veiterte
Provinzialvorſtandsſitzung des Junglandbundes Heſſen=
Starkenburg ſtatt, die außerordentlich zahlreich beſucht war. Nach
eingehender Beratung über den weiteren Ausbau der berufs=
ſtändiſchen
Organiſation des jungen Landvolks wurde feſtgelegt,
daß die Jahresverſammlung des Junglandbundes am Sonntag,
dem 19. März, in Darmſtadt ſtattfinden ſoll,
Der alljährlich ſtattfindende Junglandbundtag in die=
ſem
Jahre zum 10. Male ſoll am Sonntag, dem 9. Juli, in
Sprendlingen (Kreis Offenbach) abgehalten werden. Mit dieſer
Tagung wird wiederum eine größere Bauernkundgebung, ſowie
turneriſche und reiterſportliche Veranſtaltungen verbunden ſein.
Auch iſt beabſichtigt, in dieſem Jahre an dieſem Bauerntag eine
kleine landwirtſchaftliche Ausſtellung zu veranſtalten zu der
insbeſondere diejenigen Firmen herangezogen werden ſollen, die
in unſerer engeren Heimat die Landwirtſchaft mit Maſchinen
und künſtlichem Dünger und anderen Bedarfsartikeln verſehen.

Sahung des Verbandes der heſſ. landwirtſchaftl. Genoſſenſchaften und ſeiner Zenktalgeſchäftsanſtalken.

Als Abſchluß der landwirtſchaftlichen Woche in Darmſtadt
fand im Rummelbräu, eine Bezirksbeſprechung der
heſſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaf=
ten
ſtatt. Verbandsdirektor Berg, der den Vorſitz führte, be=
grüßte
die außerordentlich zahlreich erſchienenen Vertreter der
Genoſſenſchaften und wies einleitend darauf hin, daß auch das ab=
gelaufene
Jahr die allſeitig erhoffte wirtſchaftliche Geſundung und
politiſche Beruhigung nicht gebracht habe. Nur die Natur habe
im abgelaufenen Jahr das Landvolk nicht enttäuſcht. Selbſt wenn
man optimiſtiſchen Vorausſagen für die Zukunft folge, bliebe nur
die Hoffnung auf langſamen Aufſtieg. Die Hauptfrage ſei, wie
verſchafft man dem Volk Arbeit und Brot. Große Sorge erwecke
das Abſacken der Preiſe für landwirtſchaftliche Produkte, insbe=
ſondere
der Veredlungsprodukte. Wenn man ſich auf den Stand=
punkt
ſtelle, daß die Landwirtſchaft das Fundament der Volks=
wirtſchaft
ſei, dann müſſe man auch durchgreifende Maßnahmen
zu ihrem Schutz treffen und die Betriebe wieder rentabel geſtal=
ten
. Trotz der ſtarken Stürme, die das Genoſſenſchaftsweſen aus=
zuhalten
hatte, ſei es in unſerer heſſiſchen Organiſation nirgends
zu einem nennenswerten Schaden gekommen und kein Zuſammen=
bruch
einer Kreditgenoſſenſchaft zu verzeichnen. Die Zahl der Kre=
dit
= und Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaften hat ſich gehalten Bei
den reinen Abſatzgenoſſenſchaften (Milch. Vieh. Eier) habe ſich der
Beſtand ſogar vermehrt. Der Geſamtbeſtand betrage Ende 1935
1118 Genoſſenſchaften gegenüber 1115 in 1931. Im geſamten
Reichsverband mit 40 600 Genoſſenſchaften ſei nur ein Beſtands=
verluſt
von 0,6 Prozent zu verzeichnen. Das beweiſe ſchlagkräftig
die außerordentliche Kriſenfeſtigkeit der Genoſſenſchaftsform.
Der Vorſitzende erteilte dann Generalſekretär Dr. Hille=
mann
das Wort zu ſeinen Ausführungen über
grundſäßliche genoſſenſchaftliche Fragen.

Der Referent behandelte im einzelnen die Tätigkeit des Ver=
bandes
als Reviſionsverband und ſprach weiter über Fragen der
Rentabilität, der Bilanzierung und der Einſtellung von Zwangs=
verſteigerungen
. Durch den heſiſchen Verband wurden in 1932
75 Prozent der angeſchloſſenen Genoſſenſchaften revidiert, und da=
mit
entfällt die hie und da geäußerte Kritik am genoſſenſchaft=
lichen
Reviſionsweſen. Wie im Staatsleben, ſo ſei auch bei den
einzelnen Genoſſenſchaften im Rahmen der geſetzlichen und ſtatu=
tariſchen
Beſtimmungen eine autoritäre Führung der Geſchäfte
notwendig, nur ſo könne auch die heute ſchwierige Zeit gemeiſtert
werden. Größte Beachtung erfordere die Frage der Rentabilität.
Die veränderten Verhältniſſe, die die Genoſſenſchaften vor ſchwie=
rige
Aufgaben ſtellen, machen eine nüchterne Einſtellung zu allen
geſchäftlichen Fragen unbedingt notwendig. Die Beſtrebungen
zur Zinsſenkung im Rahmen des wirtſchaftlich Möglichen werden
vom Verband warm unterſtützt, und tatſächlich ſei das Zinsniveau
bei allen Kreditinſtituten, insbeſondere bei unſeren Kreditgenoſ=
ſenſchaften
fühlbar zurückgegangen. Eine Gefahr drohe hie und
da der Rentabilität durch die ſteuerliche Belaſtung beſonders
durch Nachveranlagung bei der Gewerbeſteuer. Zur Bilanzierung
ſei zu ſagen, daß grundſätzlich die Bewertung der Bilanzpoſten
Sache der geſamten Verwaltungsorgane ſei. Abſchließend bemerkte
der Referent, daß eine Inflation von der Geldſeite her nicht im
Bereich der Möglichkeit ſtehe und eine Beunruhigung nach dieſer
Richtung jeglicher Begründung entbehre.
Als nächſter Redner ſprach Direktor Dr. Winckler= Krä=
mer
über

das genoſſenſchaftliche Geldgeſchäft.
Das Geſchäft der Landesgenoſſenſchaftshank habe ſich im Umfange
des Vorjahres gehalten. Es ſei ein kleiner Einlagszuwachs zu

verzeichnen, und die Liquidität des Inſtitutes habe ſich gegenüber
dem Vorjahre weiter gebeſſert. Durch die Zinsſenkung konnten
der heſſiſchen Landwirtſchaft erhebliche Summen erhalten bleiben.
Hauptaufgabe für die Kreditgenoſſenſchaften ſei die Erhaltung der
Zahlungsbereitſchaft. Durch Stärkung der eigenen Mittel ( Ein=
zahlung
auf den Geſchäftsanteil), durch Anlegung einer Liqui=
ditätsreſerve
, ſoweit es nur irgendwie wirtſchaftlich möglich ſei,
könne das Vertrauen der genoſſenſchaftlichen Kreditinſtitute be=
feſtigt
werden. Notwendig ſei weiter richtige Verteilung der Kre=
dite
von Zeit zu Zeit Prüfung der Außenſtände auf ihre Ver=
tretbarkeit
hin und Beſchaffung ausreichender Sicherheiten. Der
Referent ſchloß ſeinen Vortrag mit Betrachtungen über die tech=
niſche
Seite der Verwertbarkeit von Steuergutſcheinen.
Als letzter Redner behandelte Direktor Strasburger
Fragen des genoſſenſchaftlichen Warengeſchäffes.
Der Umſatz der Zentralgenoſſenſchaft ſei in 1932 wertmäßig
zurückgegangen, habe ſich aber durch den Preisrückgang faſt aller
Produkte mengenmäßig gehalten. Die Erfaſſung von Getreide
konnte erheblich geſteigert werden und betrug 3035 Prozent
mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Dies iſt auch bei
Berückſichtigung des beſſeren Ernteausfalls ein beachtlicher Fort=
ſchritt
und im Intereſſe der Preisbeeinfluſſung zu begrüßen. Bei
Kartoffeln hielt ſich die Erfaſſung auf der Höhe des Vorjahres.
Dies iſt beſonders bemerkenswert, da infolge der wirtſchaftlichen
Notlage ein Konſumrückgang von 3040 Prozent zu verzeichnen
war. Intenſiv befaßte ſich die Zentralgenoſſenſchaft weiter mit
dem Aufkauf von Obſt und Gemüſe, insbeſondere Gurken und
Spargel. Im Gurkenabſatz hat die Zentralgenoſſenſchaft in Heſſen
die Führung. Ihre Tätigkeit iſt ausſchlaggebend für Preis=
geſtaltung
und Anpaſſung der Landwirte an die Erforderniſſe
der Einlegereien. Wenn auch eine Erweiterung der Anbau=
fläche
wegen der zu befürchtenden Abſatzſchwierigkeiten nicht be=
fürwortet
werden könne, ſo ſeien aber im Groß=Gerauer Bezirk,
durch die Natur begünſtigt, noch lohnende Anbaumöglichkeiten
für Gurken vorhanden. Durch ſtrenge Verpackungs= und Sor=
tierungsvorſchriften
konnte dem heſſiſchen Spargel, Beachtung
verſchafft werden. Dieſe Methoden, insbeſondere in bezug auf
die Sortierung (23 Sorten), müſſe aber in den heſſiſchen An=
baugebieten
Allgemeingut werden, um die Märkte gegenüber
anderen wichtigen Anbaugebieten zu halten. Der Referent be=
handelte
weiter eine Reihe Fragen des Dünger=, Futermittel=
und Saatgutmarktes, und ſchloß mit der Hoffnung, daß es, zu=
mal
ſich der genoſſenſchaftliche Gedanke in 1932 erfreulicherweiſe
noch weiter vertieft habe, im neuen Jahre möglich ſei, in der
genoſſenſchaftlichen Verwertung landwirtſchaftlicher Produkte
weitere gute Fortſchritte zu erzielen.
Mit dem Wunſche auf ein gutes und ertragsreiches neues
Jahr und dem Dank an die Redner der Tagung, deren Ausfüh=
rungen
lebhaften Beifall fanden, konnte Verbandsdirektor
Berg die Tagung ſchließen.

Hauptſchriffleitung: Rudelf Mauve
Veranwortich für Poltik und Wirtſchaff: Rudelk Maupe: für Feuſlleion, Reich und
Auchland und Heſſche Nachrichten: Max Streele: für Sport: Karl Böhmann:
für den Handel:, dr. C. H. Quetſch: ſür den Schlußdlenſ: Andreas Baueri für
Die Gegenwart= Tagesſpiegel in Blid und Wort: Dr Herdert Nettei
fär den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitellungen: Willy Kuhle:.
Druck und Verlag: L. C. Wittſch ſämiliſch in Darmſtiadt.
Fier unvertlangte Manuſtivte wird Garantie der Rücfendung nicht übernemmen.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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Seite 8 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 6. Januar 1333

Zum Brand des franzöſiſchen Ozeandampfers Atlantique‟

Soüthampton gEMGSLAND

ER KANAL

FRANKREICH

R Unglücksstelle

Karte des weſtlichen Kanals
mit der Unglücksſtelle.

Der 42 000 Tonnen große franzöſiſche Dampfer L’Atlantique‟,

Die luxuriöſe Ladenſtraße‟

im Innern des Ozeanrieſen.

Feuer im Schiff
Das kreibende Wrack in Flammen vor der engliſchen Küſte. Im Kampf mit
dem enkfeſſelken Elemenk. Erregung in Frankreich über
die Zerſtörung des Luxusdampfers.

Reich und Ausland.
Goefhe-Medaille
für Profeſſor Dr. Skegemann.
Koblenz. Dem in der Schweiz lebenden
Schriftſteller und Geſchichtsforſcher Prof. Dr.
Hermann Stegemann, einem Sohn der Stadt
Koblenz, iſt in Anerkennung ſeiner Verdienſte
um die deutſche Wiſſenſchaft und Kunſt die vom
Reichspräſidenten geſtiftete Goethe=Medaille ver=
liehen
worden. Oberbürgermeiſter Dr. Roſen=
dahl
hat im Namen der Stadt Koblenz Prof.
Dr. Stegemann in einem herzlich gehaltenen
Schreiben ſeinen Glückwunſch zu dieſer Ehrung
ausgeſprochen.

Juſtizrat Dr. h. c. Pinner f.
Berlin. In Dresden iſt geſtern, wenige
Monate nach Vollendung des 75. Lebensjahres,
der bekannte Berliner Juriſt Juſtizrat Dr. h. c.
Albert Pinner geſtorben. Seine überragende Be=
deutung
lag ſowohl auf wiſſenſchaftlichem, wie
auf anwaltberuflichem Gebiet. Er war über
zehn Jahre lang Vorſitzender des Berliner An=
waltsvereins
und Mitglied des Vorſtandes des
Deutſchen Anwaltvereins.
Profeſſor Moritz Sobernheim f.
Berlin. Legationsrat Prof. Dr. Moritz
Sobernheim, ein Bruder des Direktors der
Commerz= und Privatbank, iſt am Donners=
tag
mittag geſtorben. Prof. Sobernheim war ein
Fachmann auf dem Gebiet der orientaliſchen, be=
ſonders
der hebräiſchen Schriften. Er war
Schriftführer der Vorderaſiatiſchen Geſellſchaft
und Präſident der Geſellſchaft zur Förderung
der Wiſſenſchaft des Judentums.
Schülermord, wegen beobachteter Brandſtiftung?
Raſtenburg. Vor einiger Zeit war, wie
erinnerlich, der achtjährige Schüler Benno Hafke
mit einem Schnitt im Halſe ermordet aufge=
funden
worden. Die unſinnigſten Gerüchte
waren über dieſen Mord durch die Stadt ge=
gangen
. Man hatte einen Traktätchenhändler
aus Gumbinnen verhaftet. Jetzt iſt der Flei=
ſchermeiſter
Popp, der im gleichen Hauſe wie die
Eltern des Kleinen wohnte, unter dem Verdacht
der dreifachen Brandſtiftung und des Mordes
an dem Jungen verhaftet worden. Bemerkens=
wert
iſt, daß kurz vor dem Mord zum zweiten=
mal
ein Brand in dem Haus HafkePopp ent=
ſtand
, und auch kurz nach der Tat das Haus zum
drittenmal in Brand geriet. Man vermutet,
daß der Fleiſchermeiſter das Kind ermordete, da
es ihn bei der zweiten Brandſtiftung beobachtete.
Kohlenſtaubexploſion in Ratingen.
Ratingen. In der Chemiſchen Fabrik von
Eugen Schwarz ereignete ſich Donnerstag vor=
mittag
eine Kohlenſtaubexploſion. Durch die
Stichflammen wurde ein Arbeiter ſo ſchwer ver=
letzt
, daß er bald darauf ſtarb. Ein weiterer Ar=
beiter
mußte mit ſchweren Verletzungen ins
Krankenhaus gebracht werden. Ein dritter wurde
leicht verletzt. Der Brand konnte ſchnell gelöſcht
werden.
Zwanzig Perſonen unter den Trümmern
eines einſtürzenden Hauſes begraben.
Kairo. Im Eingeborenenviertel von Kairo
ereignete ſich eine ſchwere Kataſtrophe. Ein
großes, zweiſtöckiges Gebäude ſtürzte plötzlich
zuſammen und begrub 20 Perſonen unter ſeinen
Trümmern. Vier Perſonen konnten nur als
Leichen geborgen werden, während acht Per=
ſonen
ſchwere Verletzungen davontrugen.

Falſchmünzer in Amerika verhafktei.
New York. Die Geheimpolizei verhaftete
einen Flieger, angeblich den 35jährigen Deut=
ſchen
namens Hans Dechow, alias Graf Enrico
von Bülow, in dem Augenblick, als er mit ſei=
nem
Flugzeug aus Kanada zurückkehrte. Die
Behörden beſchuldigen ihn, im Auftrag einer
Falſchmünzerbande gefälſchte Banknoten im
Werte von 30 000 Dollar auf dem Luftwege
nach Montreal gebracht zu haben. Dechow ſoll
im Beſitz eines deutſchen Zivilfliegerpatents ge=
weſen
ſein. Nach der Verhaftung des angeb=
lichen
deutſchen Fliegers Dechow wurde in der
Nacht zum Donnerstag der bekannte New
Yorker Herzſpezialiſt Dr. Burtan verhaftet, der
das Hauptmitglied einer internationalen Falſch=
münzerbande
zu ſein ſcheint. Burtan war eben=
falls
von Montreal gekommen. In der Zwi=
ſchenzeit
iſt feſtgeſtellt worden, daß Chikagoer
Banken hürzlich 25 000 falſche Dollars umge=
wechſelt
haben, die einen Teil der 1929 in Ber=
lin
hergeſtellten 500 000 falſchen Dollars dar=
ſtellen
.

Bericht des Kapikäns.
Die Geretteten des in Brand geratenen fran=
zöſiſchen
Dampfers Atlantique ſind mit den
verſchiedenen Rettungsſchiffen in Cherbourg ge=
landet
. Das Unglück hat, ſoweit bis jetzt feſt=
geſtellt
iſt, 17 Tote gefordert. 211 Mann der
Beſatzung konnten gerettet werden. Das Schiff
ſelbſt treibt jetzt ſteuerlos und vollſtändig in
Flammen gehüllt, langſam nach Nordweſten und
iſt bis jetzt noch nicht geſunken. Es iſt von der
engliſchen Küſte aus bis Meymouth ſichtbar.
Der Kapitän des Schiffes Schoofs gab bei
der Landung in Cherbourg über die Ent=
ſtehungsurſache
des Unglücks und über den Ver=
lauf
der Rettungsaktion folgende Darſtellung:
Um 3.30 Uhr morgens weckte mich der Ruf
Feuer im Schiff. Aus den Kabinen der
1. Klaſſe, aus dem Auskunftsbüro und aus der
Funkkabine drang dichter Rauch. Ich ließ ſofort
die ganze Mannſchaft auf Feuerpoſten gehen.
Der Funker ſprang in ſeine Kabine, wo er nur
noch gerade Zeit hatte, einen S.O.S.Ruf mit
der Angabe unſerer Poſition auszuſenden. Gleich
darauf war die Funkkabine von Flammen und
Rauch angefüllt, ſo daß ſie aufgegeben werden
mußte; deshalb haben wir ſpäter nicht mehr
funken können. Während 1½ Stunden haben
wir vergebens mit allen Mitteln verſucht, die
Feuersbrunſt zu bekämpfen. Erſt mit Feuer=
löſchern
, dann mit Druckpumpen, aber das
Feuer gewann raſend ſchnell an Boden. Wir
mußten bald den Kampf aufgeben. Um 6 Uhr
morgens befahl ich die Räumung des Schiffes.
Die Beſatzung ging in die Rettungsboote. Da=
bei
kam es zu einem tragiſchen Unfall. Dreißig
Mann hatten in einem Boot Platz genommen,
das gerade im Begriff war, auf das Meer nie=
dergelaſſen
zu werden. Aber die Leute, die das
Boot herunterließen, konnten nicht auf ihrem
Poſten bleiben, weil die Flammen ſie vertrie=
ben
. Die Flammen ergriffen das Tauwerk, die
Traue brannten durch und das Boot ſtürzte ins
Waſſer. Ein Teil der 30 Mann des Bootes konnte
jedoch gerettet werden; die anderen ſind er=
trunken
.
Kapitän Schoofs gab anfangs die Zahl der
Ertrunkenen mit 20 bis 30 an. Die Feſtſtellung
der Namen der Schiffbrüchigen hat aber erge=
ben
, daß nur 17 Mann fehlen.


Ueber die Urſache des Ungläcks
konnte der Kapitän keine näheren Angaben
machen. Man nimmt aber in Sachverſtändigen=
kreiſen
nach den bisherigen Darſtellungen an,
daß es ſich um einen Kurzſchluß in der Funk=
anlage
gehandelt hat, weiſt aber überall auf die
raſende Schnelligkeit hin, mit der das Feuer ſich
ausbreitete, und man will darin gewiſſe An=
zeichen
für die Möglichkeit des Vorliegens eines
Sabotageaktes erblicken.
Die Schiffbrüchigen ſind in einem Hotel in
Cherbourg untergebracht, das den gleichen Na=
men
Atlantique führt, wie ihr verlorenes
Schiff. Die Erregung in ganz Frank=
reich
über den Verluſt des Schiffes,
deſſen Baukoſten etwa 500 Mil=
lionen
Franken betragen haben, iſt
außerordentlich groß. Handelsmarine=
miniſter
Meyer hat ſich ſofort nach Cherbourg
begeben, um das Rettungswerk und die Unter=
ſuchung
über die Urſachen des Unglücks perſön=
lich
zu leiten.
Die funkentelegraphiſchen Einrichtungen der
Schiffe müßten geteilt und unabhängig vonein=
ander
auf dem Schiffe verteilt werden, um im
Falle eines Unglücks wenigſtens immer noch
einen Apparat benutzen zu können.
Dem deutſchen Botſchafter in Paris hat
Handelsmarineminiſter Meyer für die tatkräf=
tige
und gute Hilfe ſeitens der Beſatzung des
Hapag=Motorſchiffes Ruhr ſpontan ſeinen auf=
richtigen
Dank zum Ausdruck gebracht. Wei=
ter
ſind ſowohl bei der franzöſiſchen Regierung,
wie bei der von dem Unglück betroffenen Schif=
fahrtsgeſellſchaft
zahlreiche Beileids= und Sym=
pathie
=Telegramme eingelaufen. Auch der ar=
gentiniſche
und der braſilianiſche Botſchafter in
Paris haben der Schiffahrtsgeſellſchaft beſonders
ihr Bedauern für den Verluſt des Schiffes aus=
geſprochen
, das die Verbindung zwiſchen Frank=
reich
und Südamerika aufrecht erhielt.

Die Aklankique wird abgeſchleppt.
Die Atlantique wurde geſtern nachmittag
von der engliſchen Küſte aus in einer Entfer=
wung
von 13 Kilometer vom Land entfernt ge=
ſichtet
. Das Wrack treibt auf die Inſel Wight
zu. Der Brand konnte ſeit geſtern mittag von
Löſchdampfern wirkſam bekämpft werden; nur
noch aus den Luken des Schiffes dringen dicke
Rauchſchwaden heraus. Den Schleppdampfern iſt
es gelungen, die Atlantique ins Schlepptau zu
nehmen; ſie verſuchen, das Schiff vorſichtig ab=
zuſchleppen
, und zwar in Richtung auf Portland.
Dieſe Operation iſt ſehr ſchwierig, da das Schiff
ſtarke Schlagſeite hat. Wenn das Wetter nicht
ſchlechter wird, hofft man, den ausgebrannten
Schiffskörper in einen rettenden Hafen vor=
ausſichtlich
Portland abſchleppen zu können.
Es ſcheint jedoch, daß der Dampfer ein Leck hat,
durch das in großen Mengen Waſſer eindringt.
In unmittelbarer Nähe des ausgebrannten
Ozeandampfers Atlantique befindet ſich ein
franzöſiſcher Torpedoboots=Zerſtörer. Es iſt beab=
ſichtigt
, den Ozeanrieſen gegebenenfalls in die
Luft zu ſprengen, wenn es nicht gelingen ſollte,
ihn in einen Hafen einzubringen, da er bei ſei=
nem
Untergang in dem ſeichten Gewäſſer eine
erhebliche Gefahr für die Schiffahrt bedeuten
würde.
Ein ſchwerer Schlag
für den engliſchen Verſicherungsmarkk.
Die Vernichtung des franzöſiſchen Dampfers
Atlantique durch Feuer bedeutet einen ſchweren
Schlag für den Londoner Verſicherungsmarkt.
Das Schiff, deſſen Wert auf über drei Mil=
lionen
Pfund veranſchlagt wird, war mit rund
zwei Millionen Pfund verſichert. Davon ent=
fallen
mindeſtens 1,4 Millionen Pfund, teils
durch direkte Verſicherung, teils durch Rückver=
ſicherung
auf engliſche Geſellſchaften. Die Lage
der Verſicherungen wird dadurch erſchwert, daß
es ſich bereits um den ſiebten Fall ſeit einem
Jahr handelt, wobei von den engliſchen Geſell=
ſchaften
insgeſamt ſieben bis acht Millionen
Pfund ausgezahlt worden ſind. Allein beim
Brand des Georges Phikippar im Mai vorigen
Jahres waren 1 230 000 Pfund bezahlt worden.
Wahrſcheinlich werden die ſtarken Verluſte eine
Erhöhung der Prämienſätze für Schiffsverſiche=
rungen
zur Folge haben. Die geſtrige Schwäche
des Pfundkurſes glaubt man in Londoner Finanz=
kreiſen
auf die Tatſache zurückführen zu dür=
fen
, daß die beträchtliche Verſicherungsſumme
für die Atlantique in franzöſiſchen Franken
ausgezahlt werden muß.

Ein Ehrenmal für die Niobe‟-Opfer
in Kiel geplank.
Kiel. Auf dem Marine=Ehrenfriedhof, auf
dem die bisher geborgenen Opfer des unter=
gegangenen
Schulſchiffes Niobe beigeſetzt ſind,
ſoll, wie verlautet, ein Ehrenmal zur Erinne=
rung
an die Kataſtrophe errichtet werden. Neben
einer Grünanlage ſoll jedes Grab mit einem
Stein geſchmückt werden. Auf einer beſonderen
Gedenktafel ſollen die Namen der nicht gebor=
genen
Beſatzungsmitglieder der Nachwelt erhal=
ten
werden. Das Mal ſoll am erſten Jahrestag
des Unterganges 26. Juli eingeweiht
werden.

Ein 16jähriger Tiroler Junge fährk als
Aneſcher Aſer Wmſaff.
nach Berlin.
Berlin. Die abenteuerliche Fahrt eines
16jährigen Burſchen aus einem Städtchen Tirols
fand in Berlin ihr Ende. Der Junge war am
Neujahrstage, aus dem Elternhaus entlaufen
und hatte ſich zunächſt nach München begeben.
Dort mietete er in der Nacht zum 4. d. M.
eine Kraftdroſchke für die Weiterreiſe nach Ber=
lin
. Dem Chauffeur erzählte er, er ſei Offizier
der chineſiſchen Armee; ſein Geld habe er auf
der chineſiſchen Geſandtſchaft hinterlegt. Merk=
würdigerweiſe
glaubte der Münchener Kraft=
wagenführer
dem Jungen und fuhr mit ihm los.
In Potsdam ließ der Chineſe halten, unter
dem Vorwand, daß er ſich Geld von einem dort
ſtationierten Offizier holen wolle. Er kam nach
einiger Zeit zurück mit dem Bemerken, daß er
ſeinen Bekannten nicht angetroffen habe. Die
Fahrt wurde dann nach Berlin fortgeſetzt. Als
der Junge nun den Fahrpreis über 400 RM.
nicht bezahlen konnte, merkte auch der Kraft=
wagenführer
endlich, daß er gründlich beſchwin=
delt
worden war und brachte ſeinen Fahrgaſt zu
einem Polizeirevier. Der Ausreißer wurde in
Gewahrſam genommen; die Eltern ſind benach=
richtigt
worden.

Schweres Verkehrsunglück bei Budapeſt
Budapeſt. Ein tragiſches Verkehrsunglück
hat ſich am Mittwoch in den Ofener Bergen er=
eignet
. Ein Straßenbahnwagen, mit dem eine
Mädchenſchulklaſſe einen Ausflug unternommen
hatte, ſetzte ſich gerade in dem Augeablick, als
die acht= bis zwölfjährigen Kinder im Begriff
waren, wieder in den Wagen einzuſtergen in=
folge
Verſagens der Bremſe plötzlich in Bewe=
gung
und rollte mit etwa 20 Mädchen die ab=
ſchüſſige
und mit Glatteis bedeckte Straße hin=
unter
. Bei einer Geſchwindigkeit von 60 Kilo=
metern
ſprang der Wagen, nachdem er etwa
500 Meter zurückgelegt hatte, in einer Kurve aus
den Schienen und prallte gegen einen Leitungs=
maſt
. Hierbei erlitten der Führer des Wagens
und etwa 10 Mädchen ſchwere Verletzungen.
Zwei der Mädchen im Alter von 9 und 10
Jahren ringen mit dem Tode. Eine Unterſuchung
wurde eingeleitet.

Der Kurzwellenfunk im Dienſte der Polizei.

Der Funker des Wagens nimmt die von der
Ein Spezialwagen der Pariſer Polizei
Zentrale übermittelten Befehle entgegen.
klappt ſeine Rahmenantenne hoch.

Nach amerikaniſchem Vorbild hat die franzöſiſche Polizei einige Spezialwagen in Dienſt geſtellt,
die über eine komplette Funkempfangsanlage verfügen. Beſonders bei politiſchen Unruhen
können dieſe Wagen von der Polizei=Zentrale dauernd eingeſetzt werden, ohne erſt jeweils mit
den Rückfahrten Zeit zu verlieren.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 6 Seite 9

Freitag, 6. Januar 1933

Viel Kopfzerbrechen wegen einesPerbrechers.

Schwierige Aburkeilung des Eiſenbahn=Akkenkäkers Makuſchka. Nach überwindung juriſtiſcher Bedenken
wegen der beſtehenden Rechtsverkräge wird Oeſterreich den Akkenkäker an Ungarn ausliefem.
einem ſolchen Fall dieſer Vorbehalt gemacht worden. Ob aber die
Ungarn diesmal darauf eingehen werden, iſt die Frage, denn nach
Neue senfallen un Marafcia.

(Von unſerem ſtändigen Wiener Mitarbeiter.)
Wien, 2. Januar.
Der Eiſenbahnattentäter Silveſter Matuſchka, den ein Wiener
Schöffengericht im verfloſſenen Sommer zu ſechs Jahren ſchweren
Kerker verurteilte, macht jetzt wieder einmal von ſich reden. Der
Prozeß in Wien hat ſich bekanntlich nur mit dem Anſchlag auf den
Paſſauer Schnellzug bei Anzbach beſchäftigen können, denn die
Kataſtrophen von Jüterbog und Bia=Torbagy entzogen ſich von
vorneherein der öſterreichiſchen Gerichtsbarkeit. In der Vorunter=
ſuchung
waren natürlich auch dieſe beiden Attentate ſehr eingehend
erörtert worden, und die reichsdeutſchen und ungariſchen Behörden
hatten ſogar wiederholt Kriminalbeamte nach Wien entſendet, die
an den Verhören teilnahmen und ſelbſt viel zur Klarſtellung der
Untaten beitrugen. Aber in der Verhandlung iſt dann von Jüter=
bog
und Bia=Torbagy kaum geſprochen worden.
Die Ungarn verlangten anfangs die Auslieferung Matuſchkas
mit der Begründung, daß der Attentäter ungariſcher Staatsbürger
ſei und der Anſchlag bei Bia=Torbagy das ſchwerſte Verbrechen
war, das er begangen hat. Bei Anzbach konnte durch die Geiſtes=
gegenwart
des Lokomotivführers noch im letzten Augenblick das
Unglück verhindert werden und bei Jüterbog hat es zwar zahl=
reiche
Verletzte, aber wie durch ein Wunder kein Todesopfer ge=
geben
. Bei Bia=Torbagy jedoch bezahlten dreiundzwanzig Menſchen
die Wahnſinnstat Matuſchkas mit ihrem Leben. Die öſterreichiſchen
Gerichte hatten ſeinerzeit das Auslieferungsbegehren abgelehnt,
weil zuerſt das in Oeſterreich begangene Attentat ſeine Sühne fin=
den
müſſe und weil alſo vor der Verbüßung der hier über ihn ver=
hängten
Strafe eine Aburteilung vor einem ausländiſchen Gericht
nicht in Betracht käme. Mit dieſem Beſcheid mußten ſich die Un=
garn
damals auch abfinden. Die reichsdeutſchen Gerichtsſtellen
wieder zeigten überhaupt wenig Intereſſe, ſich weiter mit der Per=
ſon
Silveſter Matuſchkas zu beſchäftigen. Nachdem der Fall an ſich
durch die Unterſuchung geklärt war, verzichteten ſie auf eine Aus=
lieferung
des Verbrechers, die allerdings praktiſch ohnehin nicht
in Betracht gekommen wäre. Denn nach Oeſterreich beſaß ja
zweifellos Ungarn die Priorität und ganz zuletzt erſt wäre der
zeitlichen Folge der verübten Attentate entſprechend ein Prozeß
in Deutſchland an die Reihe gekommen. So war es vernünftiger,
die Akten über den Fall Matuſchka zu ſchließen und den Ungarn
das Recht zu übertragen, im gegebenen Zeitpunkt auch den An=
ſchlag
bei Jüterbog gleich in die Anklage mit einzubeziehen.
Nun ſcheint es, daß die ganze Angelegenheit früher aktuell
werden ſoll, als urſprünglich anzunehmen war. Seit ein paar
Wochen betrieben nämlich die ungariſchen Gerichte in Wien aber=
mals
die Auslieferung Matuſchkas und ſie begründen ihr Verlan=
gen
jetzt mit prozeſſualen Erwägungen. In ſechs Jahren, ſo argu=
mentieren
ſie, könnten vielleicht manche Umſtände eingetreten ſein,
die eine Wahrheitsfindung im juriſtiſchen Sinne erſchweren. Es
wäre denkbar, daß dieſer oder jener Zeuge nicht mehr am Leben iſt
oder daß nach einer ſolchen Zeitſpanne auch das Erinnerungsver=
mögen
des Angeklagten verblaßt. Alſo ſoll der Prozeß doch lieber,
ſchon jetzt durchgeführt werden und die ungariſchen Gerichte wollen
ſich zu dem Zweck den Silveſter Matuſchka nur ausborgen. Auf
ſechs Wochen etwa, denn einen Monat würden die Pſychiater
brauchen, die noch einmal den Geiſteszuſtand dieſes merkwürdigen
Verbrechers zu unterſuchen beabſichtigen, und vierzehn Tage müſſe
man für die Verhandlung ſelbſt rechnen. Nach dieſen ſechs Wochen
wollen die Ungarn, ſo verſprechen ſie es wenigſtens, den Silveſter
Matuſchka wieder heil und unverſehrt den öſterreichiſchen Behörden
zurückſtellen, damit er in Oeſterreich den Reſt ſeiner Strafe ab=
büßen
kann. Sie verlangen ihn erſt nach Abbüßung ſeiner ſechs=
jährigen
Kerkerhaft endgültig für ſich.
Der Wunſch der ungariſchen Gerichte hat den zuſtändigen Stel=
len
in Oeſterreich viel Kopfzerbrechen bereitet. Zunächſt war der
Fall an ſich ein Novum, und man hat in den geltenden Rechtsver=
trägen
keine Beſtimmung gefunden, die man hier zur Anwendung
bringen könnte. Aber die Angelegenheit kompliziert ſich noch da=
durch
, daß in Ungarn noch die Todesſtrafe beſteht, die in Oeſter=
reich
in der Verfaſſung ſelbſt abgeſchafft iſt. Es iſt nun ein inter=
nationaler
Rechtsgrundſatz, daß über einen Verbrecher, der dem
Ausland ausgeliefert wird, dort keine härtere Strafe verhängt
werden darf als ſie ihn in dem Land treffen würde, das ihn aus=
liefert
. In der Praxis iſt auch bisher immer von Oeſterreich in

dem geltenden Auslieferungsvertrag ſind ſie zu keinerlei Rück=
ſichtnahme
auf die öſterreichiſchen Geſetze verpflichtet. Andererſeits
können die Oeſterreicher den Silveſter Matuſchka erſt dann vor
Abbüßung ſeiner hier über ihn verhängten Strafe ausliefern,
wenn ihm dieſe Strafe durch einen beſonderen Gnadenakt nach=
gelaſſen
worden iſt, wobei natürlich als Vorausſetzung gilt, daß
über Matuſchka überdies die Landesverweiſung ausgeſprochen
wird. Aber es widerſpricht natürlich dem Geiſt des Geſetzes,
jemandem zu dem Zweck einen Strafnachlaß, alſo eine Gnade,
zuteil werden zu laſſen, damit dann an ihm die Todesſtrafe voll=
ſtreckt
werden kann. Und zu alledem kommt, daß Matuſchka nach
den Beſtimmungen des ungariſchen Geſetzes nicht mehr ausgelie=
fert
, alſo gar nicht mehr an Oeſterreich zurückgeſtellt werden kann,
wenn er in Ungarn rechtskräftig verurteilt iſt. Daß alſo die Un=
garn
eigentlich das Verſprechen gar nicht halten können, das ſie
jetzt den Oeſterreichern geben. Man ſieht, die Sache iſt wirklich
nicht ſo einfach, und man kann es den Kronjuriſten in Wien auch
nicht verargen, wenn ſie lange Zeit verſchiedener Meinung waren
und ſich nicht zu einer einheitlichen Auffaſſung durchringen konnten.
Trotz aller juriſtiſchen Bedenken hat jetzt die oberſte Gerichts=
inſtanz
in Wien entſchieden, daß die Strafanſtalt, in der Silveſter
Matuſchka augenblicklich ſeine Kerkerhaft abſitzt, den Eiſenbahn=
attentäter
tatſächlich auf ſechs Wochen an die ungariſchen Gerichte
ausleiht. Mitte Januar werden ihn Juſtizbeamte an die Grenze
bringen und dort werden ihn die ungariſchen Amtsorgane in
Empfang nehmen. Mitte Februar etwa wird die Welt alſo die
Senſation eines neuen Matuſchka=Prozeſſes erleben, eine Senſa=
tion
, die diesmal wegen der Tathintergründe Jüterbog und
Bia=Torbagy beſtimmt noch viel größer ſein wird, als jene
im verfloſſenen Sommer in Wien. Daß ſich Matuſchka ſelbſt da=
gegen
zur Wehr ſetzt und ſeine Verteidiger noch immer alles auf=
bieten
wollen, um dieſe Verleihung ihres Klienten im letzten
Augenblick zu verhindern, iſt begreiflich. Um ſo mehr als ſich hart=
näckig
das Gerücht erhält, Oeſterreich werde, wenn Matuſchka in
Ungarn zu lebenslänglichem Kerker verurteilt wird, darauf ver=
zichten
, aus Erſparungsgründen nämlich , ihn wieder zurück=
zunehmen
. Was geſchieht aber dann, wenn Ungarn aus den glei=
chen
Erwägungen verlangt, daß für die nächſten fünfeinhalb Jahre
zunächſt noch Oeſterreich für die Koſten des Strafvollzuges auf=
kommen
ſoll?
R. W. B.

Löwenjagd in Frankreich.
(fn) Paris. Zwei biedere Zollbeamte liegen im Walde
bei Quesnoy an der franzöſiſch=belgiſchen Grenze im Hinterhalt
und lauern den Schmugglern auf, die hier täglich die billigen
belgiſchen Zigaretten über die Grenze bringen. Der Himmel
iſt grau und dichter Nebel lagert über Wieſen und Feldern.
Auf 20. Meter im Umkreis wird die Sicht faſt unmöglich.
Leichter Regen rieſelt hernieder. Da plötzlich, zwei eigentümliche
Geſtalten tauchen in der Lichtung auf und verſchwinden ſofort
wieder unter Holz. Pflichtbewußt ſchleichen die beiden Beamten
heran, bis ſie ſtarr vor Schrecken ſtehen bleiben. In wenigen
Metern Entfernung hebt ſich die Silhouette zweier Löwen vom
dunklen Hintergrund ab, die majeſtätiſchen Schrittes der Grenze
zuſchreiten. Kehrtmachen und nach Quesnoy zurücklaufen, um
Verſtärkung zu holen, war das Werk weniger Augenblicke. Im
Wachtlokal wollte man ihnen keinen Glauben ſchenken, denn
man war bisher nur an Rehe, Füchſe oder auch einmal ein
Wildſchwein gewöhnt, aber Löwen?
Eine Jagdexpedition wurde unverzüglich improviſiert, und
gruppenweiſe ſtießen die tapferen Zollbeamten von verſchiedenen
Seiten gegen die Stelle vor, wo die beiden Raubtiere zuletzt
geſichtet worden waren. Natürlich fand man keine Löwen, dafür
aber in der aufgeweichten Erde friſche Spuren von zwei
Hunden, die ſicherlich von anſehnlicher Größe geweſen ſein
müſſen. Jetzt war das Rätſel gelöſt. Die findigen Schmuggler,
die ſehr häufig abgerichtete Hunde über die Grenze ſchicken,
hatten die Tiere mit Löwenfellen bedeckt, um den Zollbeamten
einen Schrecken einzujagen und ihr verbotenes Gewerbe unge=
hindert
durchführen zu können. Sie haben ihr Ziel erreicht
und in Quesnoy hat man noch lange über dieſen Schmuggler=
trick
gelacht.

Die herrliche Mittelfaſſade
des ehemaligen kurfürſtlichen Palais in Trier, mit dem plaſtiſchen
Giebelſchmuck des Würzburger Meiſters Dietz.

Die Aufnahme ſtammt aus der Zeit der franzöſiſchen Beſatzung,
in der der Prachtbau als Kaſerne benutzt wurde und in der das
Innere ſchwere Beſchädigungen erlitt. Der Zerfallproseß hat
ſeither noch Fortſchritte gemacht. Bedauerlicherweiſe konnte noch
immer keine Klarheit über die Eigentumsverhältniſſe verſchafft
werden, ſo daß ſich keine offizielle Stelle um die Pflege
des ſchönen Baues kümmert.

Ein 13jähriger Meiſter=Zeichner mit den Füßen.

Der Londoner Schüler Patrick Greed
ſcheint das alte Wort zu bewahrheiten, daß Raphael auch ohne
Arme ein großer Maler geweſen wäre. Schon die Handzeichnungen
des Dreizehnjährigen ſind faſt Kunſtwerke, die er mit beinahe
verſelben Vollkommenheit auch mit den Füßen anfertigen kann.

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[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 6. Januar 1933

Short, Shiel und Jucnen

Zußball im Kreis Skarkenberg.

Wiederbeginn der Punktekämpfe.
Am kommenden Sonntag beginnen im Gebiet des Kreiſes
Starkenburg die durch Weihnachten und Neujahr unterbrochenen
Punktkämpfe wieder. Dabei bringt vor allem die Kreisliga
Teine Reihe recht intereſſanter Treffen. Folgende Spiele ſind vor=
geſehen
:
Polizei Darmſtadt Spvg. 04 Arheilgen (11 Uhr)
Haſſia Dieburg Viktoria Walldorf,
F.=V. Sprendlingen Union Darmſtadt.
F.=C. 03 Egelsbach Germ. 03 Pfungſt.,
Sportv. Mörfelden Sportv. Münſter,
S.=V. 98 Darmſtadt Germ. Oberroden,
Germ. Eberſtadt Rot=Weiß Darmſtadt.
Das Haupttreffen des Tages ſteigt bereits vormittags. Ar=
heilgen
iſt zurzeit wieder gut in Fahrt, doch glauben wir nicht,
daß es dem Favoriten ernſtlich gefährlich werden kann. Das
Vorſpiel endete 4:3 für die Polizei. Ein erbittertes Treffen
iſt in Dieburg zu erwarten, wo Viktoria Walldorf antritt. Wall=
dorf
gewann im Vorſpiel mit 3:2 und müßte normalerweiſe in
Dieburg den Kürzeren ziehen. In Sprendlingen rechnen wir
ebenfalls mit einem Erfolg der Einheimiſchen, die ſchon in Beſ=
ſungen
mit 3:1 gewannen. Geſpannt darf man ſein, wie der
Kampf in Egelsbach ausgeht. Mit einem 8:1=Sieg holten die
Pfungſtädter gegen die Gäſte das bisher höchſte Ergebnis der
diesjährigen Spiele heraus, Grund genug für die Egelsbacher, auf
Revanche zu ſinnen. Auf dem Egelsbacher Platz iſt ſozuſagen kein
Ding unmöglich, alſo auch eine klare Revanche der Einheimiſchen.
Trotzdem müßten die Pfungſtädter bei nur einigermaßen klugem
Spiel wenigſtens einen Punkt retten können. Mörfelden ge=
wann
ſchon das Vorſpiel in Münſter und wird wohl auch daheim
die Gäſte nicht zum Sieg kommen laſſen. (Vorſpiel 2:0.) Am
Böllenfalltor in Darmſtadt tritt Germania Oberroden zum Rück=
ſpiel
an. Die 98er verloren in Oberroden mit 5:2. Ihr ſonn=
tägiger
Gegner iſt eine jener Mannſchaften, bei denen die 98er
mit Gewinn rechnen müſſen; denn geht es hier ſchief, ſo iſt bei
den ſtärkeren. Gegnern kaum viel zu holen. Ein knapper Sieg
der Platzherren ſcheint auch möglich, aber auch ein Unentſchie=
den
darf nicht überraſchen. In Eberſtadt gaſtiert Rot=Weiß
Darmſtadt. Der Tabellenletzte wird auch hier kaum zu Erfolgen
kommen. Eberſtadt holte ſchon an der Rheinallee ein 4:0 heraus;
wenn es diesmal auch nicht ſo hoch ausgehen wird, ſo zweifeln wir
aber an einem Eberſtädter Erfolg nicht.

Die Spiele der A=Klaſſe am 8. Januar.
Bergſtraße: Eintracht Darmſtadt Viktoria Griesheim (11 Uhr),
V. Weiterſtadt SV. Geinsheim, Boruſſia Dornheim
SV. Groß=Gerau. FSV. Jugenheim Reichsbahn Darmſt.
Von großer Bedeutung iſt hier das Spiel EintrachtVikt.
Griesheim da der Tabellenführer ſtraucheln kann.
denwald: SV. Roßdorf V. f. L. Michelſtadt, SV. Höchſt
FSV. Groß=Zimmern. SC. Ober=Ramſtadt Sppg. Groß=
Umſtadt, V. f. R. Erbach Germania Babenhauſen, V. f. R.
Beerfelden SV. Lengfeld, Viktoria Kleeſtadt Viktoria
Schaafheim.
Wreieich; Union Wixhauſen SV. Offenthal. T.= u. S.=V Meſſel
SC. Dietzenbach, SV. Erzhauſen FC. 02 Dreieichenhain,
FC. Langen, Reſ. Tgd. Sprendlingen (12.45 Uhr).
Alle Spiele beginnen wenn nichts anders angegeben
um 2.30 Uhr.
Nachzutragen von Neujahr iſt ein Nothilfeſpiel. Die durch
Marquard. Crößmann und Kürth verſtärkte Reſerve der Pfung=
*ſtädter Germanen weilte in Jugenheim und gewann dort mit 6:0.
*Beſuch ſchwach.
Polizei Darmſtadt Sppg. 04 Arheilgen.

Am kommenden Sonntag treffen ſich dieſe beiden alten
MRivalen zum fälligen Verbandsſpiel der Rückrunde. Dieſes Spiel
dieſer beiden hartnäckigen Gegner wird inſofern großen Publi=
kumszuſpruch
haben, als die Arheilger ſtets die Mannſchaft
waren, die ſich gegen Polizei immer in eine gute Form hinein=
ſpielte
und ihre beſten Spiele lieferte. Arheilgen führt in der
Tabelle die Mittelgruppe an, dürfte und ſollte auch das Zeug in
ſich haben, am Schluß der Verbandsſpiele noch günſtiger zu ſtehen.
Die Hauptſtütze der Mannſchaft iſt die Läuferreihe. Aber auch die
Verteidigung ſollte den Anſprüchen genügen. Wie ſich der Sturm
gegen die kampferprobte Polizeihintermannſchaft halten wird, das
wird der kommende Sonntag lehren. Der Tabellenführer, der
immer noch ſeinen 8=Punktevorſprung inne hat und der erſt am
vergangenen Sonntag gegen den Bezirksligiſten Niederrad ſeine
Klaſſe unter Beweis ſtellte wird auch dieſen Gegner zur Strecke
bringen. Allerdings muß ſich die Polizeimannſchaft darüber im
Klaren ſein, daß Sieg und Punkte erſt nach Kampf errungen
werden. Spielbeginn vormittags 10.30 Uhr, Polizeiſportplatz. Um
9 Uhr: Reſervemannſchaften beider Vereine. Um 10 Uhr, auf
Feld II. Polizei III. Reichsbahn.

Rot=Weiß, VfR. Darmſtadt.
Am kommenden Sonntag muß Rot=Weiß mit ſeiner Liga=
ſowie
Reſervemannſchaft zum fälligen Rückſpiel in Eber=
ſtadt
antreten. Das Vorſpiel konnten die Germanen über=
raſchenderweiſe
für ſich entſcheiden. Zieht man nun bei dieſem
Spiel am Sonntag in Betracht, daß Eberſtadt den Vorteil ſei=
nes
eigenen Platzes genießt und Rot=Weiß auch dieſes Treffen
mit Erſatz beſtreitet, dann kann man nicht umhin, auch dieſes
Mal den Germanen wieder ein kleines Plus zu geben. Es
wird die Darmſtädter ſchon eine gute Portion Anſtrengung
koſten, wenn mit einem ehrenvollen Abſchneiden gerechnet wer=
den
ſoll. Für Schlachtenbummler per Fahrrad Abfahrt 1.30 Uhr
bei Löffler, Waldſtraße.
FC. Union. Darmſtadt.
Im weiteren Verlauf der Verbandsſpiele begibt ſich Union
am kommenden Sonntag nach Sprendlingen, zum dortigen
Sportverein. Wenn man auch der verjüngten Unionmannſchaft
gegen einen ſo beachtenswerten Gegner wie Sprendlingen der
ſich den zweiten Tabellenplatz erkämpft hat, noch keinen Erfolg
zutrauen kann ſo darf man verſichert ſein, daß die jungen Leute
ſich deſſen bewußt ſind, durch ſchönes Spiel ehrenvoll abzuſchneiden.
Dieſe zurzeit ſtehende Elf hat es verſtanden, in lobenswerter Weiſe
ritterlich und mit großem Eifer das knappeſte aller Reſultate von
Dieburg mit nach Hauſe zu bringen. Die Sprendlinger mit einer
ſchlagſicheren guten Verteidigung, werden die Beſſunger vor eine
ſchwere Aufgabe ſtellen. Namen wie Aßmuth (Fries), Roß,
Stenner Frühwein, Schilling (Reitzel 1), Beck (Stutz), Arnold,
Berth, Müller (Reitzel 2), Difloe (Schröder). Boos werden be=
ſtimmt
im neuen Jahr dem Verein durch ſportlich einwandfreies
Betragen das gute Anſehen weiter erhalten. Abfahrt mit Omni=
bus
: 1 Uhr Chauſſeehaus; Unkoſten 50 Pfg. Meldung von Freun=
den
zur Mitfahrt bei Wenz,Chauſſeehaus.
Eintracht Darmſtadt Viktoria Griesheim.
Mit dieſem Rückſpiel am Sonntag vormittag 11 Uhr
auf dem Eintrachtplatz, werden die Verbandsſpiele im Gau Berg=
ſtraße
zweifellos ihren Höhepunkt erreichen. Der Spielausgang iſt
für beide Vereine in Bezug auf die Meiſterſchaft von Bedeutung.
Das große Intereſſe, das man dem Kampf deshalb entgegenbringt,
iſt auch verſtändlich. Eintracht hat eine im Vorſpiel erhaltene
Niederlage von 3:0 wettzumachen. Die letzten Ergebniſſe laſſen
aber darauf ſchließen, daß beide Vereine ziemlich gleichwertig
ſind. Ob es den Einheimiſchen gelingt, in den diesjährigen Ver=
bandsſpielen
auf eigenem Platz ungeſchlagen zu bleiben, bleibt ab=
zuwarten
. Ein Sieg bringt Eintracht jedenfalls nochmals in aus=
ſichtsvolle
Poſition; das ſollte den Grün=Weißen Veranlaſſung ge=
nug
ſein, ritterlich zu kämpfen, um ehrenvoll zu beſtehen.
Akademiſche Ski=Bektkämpfe in Sk. Morik.
Leubner=Innsbruck gewinnt den Abfahrtslauf.
In dem in ein prächtiges Winterkleid gehüllten St. Moritz
begannen am Donnerstag die 9. Akademiſchen Skiwettkämpfe aller
Länder. Aus ſieben Nationen haben ſich über 150 Läufer verſam=
melt
, die für die verſchiedenen Konkurrenzen mehr als 500 Mel=
dungen
abgegeben haben. Der erſte Tag brachte den Abfahrts=
lauf
für die Zweier=Kombination. Abfahrt und Slalom. Die
Veranſtalter ſahen von der zuerſt vorgeſehenen ſchweren Corviglia=
Strecke ab und ſchickten die 161 Bewerber auf den etwa 3 Klm.
langen Kurs Fuocla=Schlattain=Alp=Marguns die bei einer
Höhendifferenz von 635 Metern in erſter Linie zu einer Schuß=
fahrt
wurde. Die Strecke war in glänzender Verfaſſung, noch in
der letzten Nacht hatte es ziemlich ſtark geſchneit. Der Wettbewerb
erbrachte den Beweis, daß die Oeſterreicher in dieſer Prüfung ton=
angebend
ſind, denn auf den ſechs erſten Plätzen placierten ſich
vier Vertreter. Die ſchnellſte Zeit des Tages, fuhr H. Leubner=
Innsbruck heraus, der mit 4:03,8 den alten Rekord von 4:38 be=
trächtlich
verbeſſerte. Harald Reinl=Innsbruck war mit 4:10,6 der
zweitſchnellſte Läufer. Hinter ihm placierte ſich Fritz Alvaro=
Italien.
Nur fünf Deutſche konnten ſich unter den 30 Beſten
placieren, die an der Kombination Abfahrt und Slalom weiter=
hin
teilnahmeberechtigt ſind. Höfflein=München wurde in
4:46 Min. 19., Stober=Freiburg in 4:46,8 21 von Weech=München
in 4:47,4 22., Fritz Dehmel=München in 4:50,6 23. und K. Honig=
mann
=Berlin in 4:54 25.
Recht gut dagegen ſchnitten die Deutſchen in der Alters=
klaſſe
I (über 26 Jahre) ab. denn Dr. Vetter=Freiburg holte
mit einer Zeit von 4:13 den erſten Platz heraus. In den 6. Platz
teilten ſich Dr. Pahl=Freiburg und Fritz Werneck=Partenkirchen
mit 4:39.
Bei den zahlreichen Stürzen wurde beſonders der für die Uni=
verſität
Berlin ſtartende Prinz Friedrich von Preußen arg be=
troffen
. Er kam gegen Ende der Abfahrt ſo unglücklich zu Fall.
daß er einen Oberſchenkel brach und ſeine Ueberführung ins Kran=
kenhaus
notwendig wurde.

Zu dem Handballſpiel Polizei-SV. 98,
das am kommenden Sonntag, 14,30 Uhr, auf dem Platze des
SV. Wiesbaden, Frankfurter Straße, ſtattfinden ſoll, ſind uns
zahlreiche Einſendungen aus dem Leſerkreis zugegangen. Um
die ohnehin geſpannte Aomtſphäre unter den beiderſeitigen An=
hängern
nicht zu verſchärfen, ſehen wir von einer Veröffent=
lichung
ab. Im übrigen iſt die in einigen Einſendungen auf=
tretende
Behauptung, daß SV. 98 es nun ſeinerſeits abgelehnt
habe, in Wiesbaden anzutreten, nach unſeren Informationen
völlig unbegründet. Beide Parteien haben vielmehr die Ab=
ſicht
, das Entſcheidungsſpiel in ſportlicher Weiſe zur Durchfüh=
rung
zu bringen, da von ſeinem Ausgang weder die Exiſtenz
eines Vereins, noch Deutſchlands abhängig iſt. In der An=
nahme
, daß unter den in Wiesbaden anweſenden Darmſtädtern
die Mehrzahl aus überzeugten Anhängern der beiden Lager be=
ſtehen
dürfte, ſchließen wir uns der Bitte der Vereinsleitungen
an, ſportlich zu urteilen und dem Beſſeren den Sieg zu wün=
ſchen
und zu gönnen. Aus dieſer Einſtellung halten wir auch
die Ausſichten des Spiels für durchaus offen. Hoffentlich wirkt
es beſſer, als die Art ſeines Zuſtandekommens.
Polizei=SV. Darmſtadt.
Der Polizei=SV. bietet Intereſſenten Gelegenheit, zu mäßi=
gen
Preiſen zum Spiel Pol.SV. 98 nach Wiesbaden zu fahren.
Anmeldungen in der Kantine Emig, Kaſerne 24, oder bei der
Vereinsleitung, Telephon 4720.
Turngeſ. Ober=Ramſtadt.
Kommenden Sonntag begibt ſich Tgſ. Ober=Ramſtadt zum
erſten Aufſtiegſpiel nach Auerbach. Ueber die Spielſtärke
des Gaſtgebers iſt wenig bekannt, und es iſt ſehr ſchwierig, einen
ſicheren Sieger vorauszuſagen. Vorher ſpielen die 2. Mann=
ſchaften
in einem Freundſchaftsſpiel. Abfahrt 12.30 Uhr am
Mühltal.
Tiſchkennis.
Tgſ. 1875 DarmſtadtTſch. Griesheim.
Heute abend 8 Uhr ſtehen ſich im Verlaufe der Gau=
rundenſpiele
(Rückrunde) die genannten Vereine im Mathilden=
höhſaal
. Dieburger Straße, gegenüber. Die 75er, die in der
Tabelle mit beträchtlichem Vorſprung an der Spitze ſtehen, wer=
den
alles daran ſetzen, ihren Vorſpielſieg zu wiederholen.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Freitag, 6. Januar
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.25: Um das Buch: Der Lektor. Unterhaltung.
18.50: Vortrag.
19.00: Die Feen. Romantiſche Oper von Richard Wagner.
22.00: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.30: Nachtmuſik. Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmomiker.
Refraingeſang: W. Maurer (Tenor).
Königswuſterhauſen.

11.30:
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30:
17.55:
18.30:
19.00:
19.30:
19.35:
20.05:
20.35:
AAun
22.00:
Anſchl.

Deutſche Welle: Freitag, 6. Januar
Lehrgang für praktiſche Landwirte.

Jungmädchenſtunde. Erziehung zur Ehe.
Lotte Arndt erzählt Maſuriſche Märchen.

Pädagogiſcher Funk.
Leipzig: Nachmittagskowzert.
Zeitdienſt.
Dr. Everling: Akademiſche Berufsnot und akademiſche Be=
rufsverbände
.
Beethoven: Frühlingsſonate u. Romanze G=Dur. Ausf4
D. Weismann (Violine). Am Flügel: L. Spielmann.
F. Spliedt, M.d.R.: Der Stand der Sozialverſicherung.
Prof. Dr. Nippoldt: Der Laie als Forſcher.
Das Gedicht.
Unterhaltungsmuſik. Kapelle Michael Schugalté.
Serenade von Karol Rathaus (Uraufführung). Berliner
Funkorcheſter. Dirigent: Eugen Jochum.
Die fröhlichen drei Könige. Ein Spiel in der Weihnacht
von H. Steguweit.
Heitere Muſik. (Orcheſter)
Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
Tanz=Muſik. Kapelle Oscar Jooſt.

Wekterbericht.
Das Grenzwetter zwiſchen dem hohen Druck und den Aus=
läufern
der nördlichen Störungen ſetzt ſich fort, ſomit iſt auch
noch keine weſentliche Umgeſtaltung der Wetterlage zu erwarten,
wenn auch maritime Luft aus vereinzelten Breiten ſich zeitweiſe
einmiſcht und einen etwas wechſelnden Witterungscharakter her=
vorruft
.
Ausſichten für Freitag, den 6. Januar: Wechſelnd wolkig mit
Aufklaren, im nördlichen Teil des Bezirks vereinzelte Nie=
derſchläge
, leicht auffriſchende weſtliche Winde.
Ausſichten für Samstag, den 7. Januar: Wolkig mit zeitweiſem
Aufklaren, Temperatur nachts in Gefrierpunktnähe, meiſt
trocken.

74)
Barba flog in die Höhe, ihre Augen traten aus dem Kopf
vor Entſetzen, das war ein Todesſchrei, und der ſo ſchrie
Niemand anders war es als Philipp Spoor.
Oben drückte Fritz hart die Türe zu, um die Schreie abzu=
dämpfen
, hätte er ſie ſtatt deſſen geöffnet, ſo würde er geſehen
haben:
Ein junges Mädchen mit grauſig flammenden Augen raſte
die Treppe hinauf, nicht einmal bemüht, leiſe zu ſein ſie hätte
jeden erdroſſelt, der ſich ihr in den Weg ſtellte. Sie raſte wie
irrſinnig über die Galerie, geleitet von einer Sicherheit, die nie
zu erklären war, fand ſofort den Gang wieder, aus dem die
Hilferufe drangen, die Treppe zum Hofausgang, und trotz des
ganz geringen Lichtſcheins von oben auf der rechten Seite des
Flures in weniger als einer Minute die weißlackierte Eiſentüre,
gegen die nun mit den Schreien wuchtige, aber nutzloſe Hammer=
ſchläge
prallten. Barba öffnete ſie, wann je hätte es Hinder=
niſſe
gegeben für ein liebraſendes Herz
Phil ſtürzte heraus, mit ihm dünner Gaseruch, er hielt den
Hammer mordbereit
Phil keuchte Barba, Phil Phil Phil , ſie
allte, Tränen erſtickten ihre Stimme, auf einmal machte ſie
ſchlapp, ſank ſchwer gegen ihn
Phil brachte kein Wort heraus. Er preßte ſie an ſich, als ob
er ſie erdrücken wollte, nie mehr würde er ſich von ihr trennen,
nie mehr, auch er ſchluchzte, ohne Tränen von weit her er=
ſchollen
furchtbare Schläge
War das Fritz, an deſſen Mordabſichten kein Zweifel blieb,
konnte er nicht jeden Moment zurückkommen? Eine großartige
Geiſtesgegenwart kam über den jungen Mann, an dem die Er=
lebniſſe
der letzten Wochen nicht wirkungslos vorübergegangen
waren faſt unſanft löſte er ſich von Barba, lehnte ſie gegen
die Wand, ein Bild ſtand vor ſeiner Netzhaut: Die heimliche
Bewegung, mit der Fritz eine Mappe auf den Schemel nieder=
gelegt
hatte, ehe er die Türe zuſchlug und das Licht löſchte
in einer unklaren Ahnung von den Zuſammenhängen erkannte
Phil, daß dieſe Mappe an dieſen Platz gelegt eine beſtimmte,
ſicher nicht unweſentliche Aufgabe zu erfüllen hatte, er preßte
das Taſchentuch vor die Naſe der Gasgeruch wurde mit jeder
Sekunde ſtärker, verurſachte Würgen und Uebelkeit Phil
taſtete fand

Er hatte die Mappe. Er ſchloß vorſichtig die Türe überlegte
kurz, dann zog er den Türgriff heraus, der nur loſe im Schloß
ſteckte, und ließ ihn in ſeine Taſche gleiten. So, Fritz konnte
wenigſtens nicht mehr hinein.
Barba war zu ſich gekommen als ſie Phils Hand in der
Dunkelheit ſpürte, mußte ſie wieder weinen, aber es waren er=
löſende
, herrlich befreiende Tropfen, warm fielen ſie auf Phils
Hand. Liebevoll zog er die Schluchzende fort, von der giftigen
Nähe der Türe weg.
Entferntes Gepolter dröhnte furchtbar durch das Haus, wie
Zerſplittern von Holz, gleichzeitig gab es draußen Motoren=
lärm
, ziemlich nahe, kam wieder ein Auto? Feind oder
Freund? Wohin? Ich hab ein Verſteck, flüſterte Barba,
deutete auf das helle Rechteck der Türe oben am Ende der
Treppe, es waren ihre erſten Worte Phil riß ſie ſchnell noch
einmal an ſich ſie eilten die Stufen hinauf.
44.
Bilanz in Deſſau.
Wber die Entſcheidung ging doch von dem Teil des ein=
ſamen
Hauſes aus, von dem das Unheil dieſer Nacht ſeinen
Weg genommen hatte, dem freundlichen Flur, der an ein gut=
geleitetes
Sanatorium erinnerte und jetzt von dem faulen,
ſchweren Giftgeruch des Leuchtgaſes erfüllt war, trotzdem die
Türe zum Hofe offen ſtand.
Noch verweilten die vier Menſchen auf dem Treppenplatz
zwiſchen Galerie und Diele, die Lequis und Phil halb ohn=
mächtig
und blutig zerſchunden am Boden, Ino und Barba,
keuchend, mit Adern, von der koloſſalen Erregung der letzten
Minuten bis zum Platzen angeſchwollen da ereignete es ſich:
Eine ungeheure, meterhohe Stichflamme ſchießt vom unteren
Eingang am Laboratorium die Nebentreppe herauf, bis weit
in die Galerie hinein, Türen und Spiegel zerſchmetternd über=
ſtürzt
von fürchterlichen Knallen, das ganze Gebäude ſchwankt
wie bei einem Erdbeben eine Exploſion fegt den linken
Seitenflügel des Hauſes wie ein Kartenhaus auseinander, über=
ſprudelt
ihn mit dem brüllenden Strom eines durch die Zug=
luft
turmhoch entfachten Feuers, das ſich mit wütender Schnellig=
keit
gleichzeitig von oben und von unten in den Hauptbau
hineinfrißt. Die Säulen biegen ſich, bröckeln, es knattert wie

Maſchinengewehrfeuer, handbreite Riſſe ſprengen die Wände, die
Decken, beißender Qualm wälzt ſich die Treppe herauf und von
der Galerie hinunter, und einen Atemzug ſpäter ſauſt der rieſige
Glaslüſter ſauſt mit der Wucht eines gewaltigen Fallhammers
von oben, ſcharf an der kleinen Gruppe auf der Treppe vorbei,
die der koloſſale Luftdruck zurückwirft, mit gellendem, klirrendem,
klagendem Gepraſſel zerſpringen die tauſend zarten Kriſtallplätt=
chen
in einen Waſſerfall von Glasſcherben auf dem Marmor=
boden
der Diele, die plötzlich ſtatt vom elektriſchen Licht von
wahnwitzig ſchnell überall aufſpringenden Flammen erleuchtet
wird.
All das entwickelt ſich in Sekunden. Die vier Menſchen haben
kaum Zeit, feſtzuſtellen, daß ſie noch leben und ſozuſagen wie
durch ein Wunder unverſehrt ſind, da treibt ſie ſchon die
glühende Rauchwolke nach unten. Ino wie von ſelbſt übernimmt
die Führung, ſie hetzen über den Boden der Diele, der ſchon
heiß zu werden beginnt, im Keller muß es auch durchgeſchlagen
haben.
Halt, kreiſcht Ino, Spoor, die Dokumente!
Phil, noch halbtot, nickt ſtöhnend, erſt verſtändnislos, dann
fällt ihm etwas ein, er brüllt auf und iſt, ehe ihn jemand hin=
dern
kann, nach hinten in Richtung des Dielenwinkels geeilt wo
unter ſchützenden Stoffhüllen die Möbel zuſammengerückt ſtan=
den
. Ino ſieht, daß Barba entſetzt losſchreit, zu hören iſt es
nicht in dem tollen Gepraſſel, von wütendem Krachen über=
ſtülpt
, mit dem oben Balken und Wände einſtürzen, ſie ſieht.
das Barba ihm nacheilen will in den grünrot brodelnden
Nebel, der die Halle durchwirbelt, aber Ino hält ſie feſt, eiſern,
zieht ſie mit ſich dem Hauptausgang zu, Barba ſträubt ſich,
Ino iſt ſtärker, und da kommt auch Phil ſchon zurückgetaumelt,
ſeinen Wintermantel hat er geholt und eine prallgefüllte Mappe,
die im Verſteck unter den Möbelbezügen liegen blieben, den
Wintermantel des Prinzen Ser Biri, den Fritz vor kurzem in
dieſem Hauſe gefaßt hatte, und die Mappe mit dem unerſetz=
lichen
Material, die auf Miſter Vaughams Anordnung zuſam=
men
mit einem ſozuſagen Toten im Laboratorium eingeſperrt
worden war.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Nummer 6

Freitag, 6. Januar

HeſNeueſte Nachrichten

Die deutſche Zahlungsbilanz im Jahre 1932
Ausſuhrüberſchuß 1.1 Milliarden Mark gegen 2.,8 Milliarden im Borjahr. Ausblick auf das laufende Jahr

Zahlen ſprechen!

In dem Wochenbericht des Inſtituts für Konjunkturforſchung
ſind ausführliche Angaben über die deutſche Zahlungsbilanz im
Jahre 1932 enthalten. Danach ergab der Außenhandel einen Aus=
fuhrüberſchuß
von etwa 1.1 Mrd. RM. gegen 2,8 Mrd. RM. im
Jahre 1931. Aus Dienſtleiſtungen (Frachten, Verſicherungen,
Fremdenverkehr uſw.) iſt vorläufig mit einem ähnlichen Aktiv=
ſaldo
wie im Vorjahre zu rechnen (0,2 Mrd. RM.). Für Zinſen
hat Deutſchland 0.,8 Mrd. RM. mehr gezahlt als erhalten (i V.
1.3 Mrd. RM.). Reparationsleiſtungen erforderten noch 0,2 Mrd.
RM. (1,0 Mrd. RM. 1931). Die ſogenannten laufenden Poſten
der Zahlungsbilanz ergaben ſomit zuſammen: Außenhandel und
Dienſtleiſtungen 1932 plus 1.3 Mrd. RM. (1931 plus 3,0 Mrd.
RM.), Zinſen minus 0,8 Mrd. (minus 1,3 Mrd.) RM., Repara=
tionen
minus 0,2 Mrd. RM. (minus 1,0 Mrd. RM.) Laufende
Poſten zuſammen plus 0,3 Mrd. (plus 0,7 Mrd.) RM. Zu dem
Aktivſaldo der laufenden Poſten kommen die Gold= und Deviſen=
abgaben
der Notenbanken. Sie betrugen im Jahre 1932 rund 250
Mill. (650 Mill.) RM. Für Kapitalzahlungen an das Ausland
ſtanden im Jahre 1932 im ganzen alſo etwa 500 bis 600 Mill.
RM. zur Verfügung (i. V. rund 2,4 Mrd. RM.). Hiervon fan=
den
etwa 450 Mill. RM. zur Tilgung langfriſtiger Anleihen und
Kredite ſowie zur Rückzahlung kurzfriſtiger Schulden des Reiches,
der Reichsbank und der Golddiskontbank Verwendung Die Um=
ſätze
auf beiden Seiten der Bilanz, die ſchließlich den im einzelnen
nicht aufgliederbaren Reſt des Paſſiv=Saldos von 100,0 Mill.
RM. ergeben, mögen ſich in der Größenordnung von etwa einer
halben Milliarde RM. oder mehr bewegt haben. Deutſchland hat
alſo auch 1932 aus ſeiner aktiven Handelsbilanz und durch Einſatz
ſeiner bereits ſehr geringen Gold= und Deviſenbeſtände der Noten=
banken
neben den laufenden Zinszahlungen nicht unbeträchtliche
Kapitalbeträge getilgt. Für das Jahr 1933 iſt es nicht wahr=
ſcheinlich
, daß der Aktivſaldo aus Warenhandel und Dienſtleiſtun=
gen
nennenswert zunehmen kann. Wenn ſich die Wirtſchaftslage
beſſert, iſt ſogar mit einer weiteren Verringerung zu rechnen
(Rohſtoffeinfuhr), es ſei denn, daß der deutſchen Ausfuhr wieder
neue Abſatzgebiete erſchloſſen werden. Man wird daher den für
Schuldentilgung verfügbaren Betrag für das Jahr 1933 ſelbſt
unter günſtigen Vorausſetzungen nur auf etwa 200 bis 300 Mill.
RM. veranſchlagen dürfen (gegen 500 bis 600 Mill. RM. im Jahre
1932), wenn die Zinſen für die Auslandskredite nicht herabgeſetzt
werden. Theoretiſch möglich iſt auch noch ein Ausgleich der Zah=
lungsbilanz
durch Aufnahme neuer Kredite. Dieſer Weg iſt aber
vorerſt höchſtens in der Form von Umwandlungen kurzfriſtiger in
langfriſtige Kredite und von Rohſtoffkrediten gangbar.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Die Wertpapierzulaſſungen an der Berliner Börſe im Jahre
1932. Im Jahre 1932 wurden zur Berliner Börſe 163 277 500 RM.
Anleihen und Pfandbriefe gegen 991 927 400 RM. im Jahre 1931
zugelaſſen. An Aktien ſind 832 903 000 RM. gegen 788 907 000
1M. i. V. zugelaſſen worden. Davon entfallen 1932: 471 503000
RM. auf Wiederzulaſſungen nach Kapitalherabſetzungen, ſo daß
das neu an die Börſe gekommene Aktienkapital nur 361 400 000
RM. beträgt.
Bewegung der Unternehmungen. Nach Mitteilung des Sta=
tiſtiſchen
Reichsamtes wurden im Dezember 1932 vier Aktiengeſell=
ſchaften
mit zuſammen 0,7 Mill. RM. Nominalkapital gegründet.
Ferner wurden 20 Kapitalerhöhungen um zuſammen 10,0 Mill.
vorgenommen und 112 Kapitalherabſetzungen um zuſammen 66,0
Mill. RM. 81 Aktiengeſellſchaften mit einem Nominalkapital von
31.0 Mill. RM. wurden aufgelöſt, darunter 9 wegen Konkurs=
eröffnung
. Der Kurswert der gegen Barzahlung im Monat De=
zember
ausgegebenen Aktien betrug 9,4 Mill. RM. Im Dezember
1932 wurden 287 Geſellſchaften m. b. H. 649 Einzelfirmen und
Perſonalgeſellſchaften und 146 Genoſſenſchaften gegründet. Auf=
gelöſt
wurden 452 Geſellſchaften m. b. H. (darunter 107 von Amts
wegen gelöſcht), 1266 Einzelfirmen und Perſonalgeſellſchaften
(darunter 83 von Amts wegen gelöſcht) und 143 Genoſſenſchaften.

Produktenmärkke.

Mannheimer Produktenbericht vom 5. Januar. Weizen in=
länd
. (76 /77 Kilo) 20,5020,75, Roggen inländ. 17,75 Hafer in=
länd
. 13.5014, Sommergerſte inländ. 18,5020, Futtergerſte
17.6517,75, La=Plata=Mais 18,7519, Soyaſchrot (Mannheimer
Fabrikat) prompt 10.25, Biertreber mit Sack 10.5010,75 Trocken=
ſchnitzel
loſe 8. Wieſenheu loſe 55.,30, Rotkleeheu 55 20, Lu=
zernkleeheu
55,60, Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,702,90,
Hafer=Gerſte 2,402,80, geb. Stroh Roggen=Weizen 2,202,40,
Hafer=Gerſte 22,20, Weizenmehl Spezial 0 (neue Mahlart mit
Austauſchweizen) mit Sack 28,75. Roggenmehl nordd.=ſüdd. (60= bis
70proz. Ausmahlung je nach Fabrikat) mit Sack 21,7524, feine
Weizenkleie mit Sack 7,507,60, Erdnußkuchen 11,7512. Tendenz
ſtetig, erhöhte Forderungen des Auslandes wirkten auf den Markt
befeſtigend, der Konſum iſt aber immer noch zurückhaltend.
Vom ſüdweſtdeutſchen Kartoffelmarkt. Am Kartoffelmarkt
machen ſich neuerdings kleine Anzeichen einer freundlicheren Stim=
mung
bemerkbar, allerdings nur inſoweit, als ſie das Geſchäft
und die Verſorgung der nächſten Verbraucherplätze betreffen,
während der Verſand noch vollkommen ruht. Als Stütze wirkt
das kleine Angebot der Landwirtſchaft. In Frankfurt konnte
zwar mangels größerer Abſchlüſſe noch keine Notierung erfolgen,
jedoch haben ſich die Preiſe ein wenig gebeſſert, ſo daß man ab
Rheinheſſen nunmehr wieder zwiſchen 1,551,60 RM. je Zentner
erfolgreich fordern kann. Die Vorräte in den Städten ſcheinen
doch ſchneller zu Ende zu gehen, als man urſprünglich annehmen
mußte.
Berliner Produktenbericht vom 5. Januar. Nach den Preis=
rückgängen
der letzten Tage war die Tendenz an der Produkten=
börſe
heute etwas ſtetiger. Das Inlandsangebot trat im allgemei=
nen
weniger ſtark in Erſcheinung, wobei die feſten Auslands=
meldungen
vielleicht auch eine gewiſſe Rolle ſpielten, andererſeits
hat ſich die Nachfrage an der Küſte kaum belebt, vor allem iſt die
Kaufluſt der rheiniſchen Mühlen weiter ziemlich gering. Am
Promptmarkte werden an den außerhalb Berlin gelegenen Plätzen
zumeiſt 1. RM. höhere Preiſe als geſtern bewilligt. Die ſtetigere
Tendenz der Weizen= und Roggenexportſcheine bietet dem Markte
naturgemäß auch eine Stütze. Das Geſchäft bewegt ſich aber zu=
meiſt
in ruhigen Bahnen. Auch im Zeithandel war die Umſatz=
tätigkeit
wenig lebhaft, zumal die Staatliche Geſellſchaft nur am
Weizenlieferungsmarkte vereinzelt Interventionen vornahm. Die
Weizennotierungen lagen 11.50 RM. über geſtrigem Schluß=
niveau
. Roggen zog um 0,501 25 RM. an. Weizen= und Roggen=
mehle
haben bei behaupteten Preiſen ruhiges Geſchäft. Für Hafer
beſteht vereinzelt etwas beſſere Kaufluſt, und leicht erhöhte Preiſe
werden zumeiſt bewilligt. Gerſte hatte unveränderte Marktlage,

Darmſtädter Viehmarkt vom 5. Januar. Aufgetrieben waren
8 Ochſen, 88 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber auf a) 26
bis 30, b) 2325, c) 1822 Pfg. pro Pfund, Spitzentiere über
Notiz, Marktverlauf: geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 5. Januar. Auftrieb: 53 Käl=
ber
, 14 Schafe, 102 Schweine. 1020 Ferkel und Läufer, 4 Ziegen.
Preiſe: Kälber b) 2730 c) 2427, d) 2024: Schafe b) 1523;
Schweine nicht notiert: Ferkel bis 4 Wochen 711. Ferkel über
4 Wochen 1215, Läufer 1618; Ziegen 1014. Marktverlauf:
Kälher ruhig, langſam geräumt; Ferkel und Läufer mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 5. Januar. Aufgetrieben waren
63 Rinder ſeit dem letzten Markt, 744 Kälber, 208 Schafe und 564
Schweine. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht; Kälber
b) 3134, c) 2630, d) 2025: Schafe a1) 2224, b) 1921,
() 1518: Schweine b) 3537, c) 3438, d) 3437. Marktver=
lauf
: Kälber und Schafe langſam geräumt, Schweine ruhig. aus=
verkauft
.

Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die kräftige Befeſtigung in New York und die neuen be=
trächtlichen
Steigerungen der deutſchen Bonds ſowie die Verſchie=
bung
der Reichstagseröffnung ließen vormittags Hoffnungen auf
eine feſte Berliner Börſe aufkommen. Zu Beginn des Ver=
kehrs
zeigte es ſich dann aber, daß das Publikum ſich weiter vom
Geſchäft fernhielt, ſo daß die Notierungen, je nachdem die Speku=
lation
Deckungen oder Glattſtellungen vornahm, etwas höher oder
niedriger lagen. Die Veränderungen blieben meiſt unbedeutend.
Bei Farben herrſchte auf Grund der Hoffnungen auf eine 7 pro=
zentige
Dividende zu 1½ Prozent höberem Kurſe Nachfrage. Mon=
tane
lagen bei Veränderungen bis zu 1½ Prozent völlig unein=
heitlich
, Stollberger Zink waren auf kleines Angebot 3½ Prozent,
das ſind 10 Prozent des effektiven Wertes, gedrückt. Braunkohlen=
werte
tendierten durchweg ſchwächer. Kaliwerte konnten ſich nach
den vorgeſtrigen Rückgängen bis zu 1½ Prozent erholen. Von
chemiſchen Werten waren außer Farben auch Goldſchmidt mehr
als 1 Prozent gebeſſert. Conti=Gummi waren etwas freundlicher,
während Linoleumwerte 1 Prozent verloren. Elektropapiere
waren bei Abweichungen bis zu 1 Prozent völlig uneinheitlich,
Akkumulatorenfabrik gingen 2½ Prozent zurück. Gaswerte, Auto=
aktien
und die meiſten Maſchinenfabriken waren freundlicher.
Kabel= und Drahtwerte, Metall= und Bauwerte lagen vernach=
läſſigt
. Kunſtſeideaktien eröffneten bis zu 1 Prozent ſchwächer.
Sonſtige Textilwerte waren gut behauptet. Papier= und Zellſtoff=
werte
waren ruhig und teilweiſe ſchwächer. Von Brauereien ge=
wannen
Schultheiß 1 Prozent; die Anteile von Waſſerwerken
zeigten ruhige, aber gut behauptete Tendenz. Verkehrswerte und
Bankaktien lagen etwas freundlicher. Allgemeine Lokal u. Kraft
gewannen 2 Prozent. Im Verlaufe blieb die Tendenz zunächſt
unregelmäßig, ſpäter genügte kleine Nachfrage für einzelne Werte,
um die betreffenden Kurſe bis zu 1½ Prozent anziehen zu laſſen.

Bei etwas lebhafterer Geſchäftstätigkeit war die Tendenz der
Frankfurter Börſe durchaus freundlich, wenn auch vereinzelt
noch Kursabſchwächungen zu verzeichnen waren. Vor allem regte
die feſte New Yorker Börſe und die weiter feſte Haltung für
deutſche Auslandsrenten an. Die Verſchiebung der Einberufung
des Reichstages regte gleichfalls an, da man hofft, daß ſich ernſtere
innerpolitiſche Komplikationen vermeiden laſſen. Einige freund=
lichere
Meldungen aus der Induſtrie boten der Tendenz gleich=
falls
eine gewiſſe Stütze. Im Vordergrund der Bewegung an den
Aktienmärkten ſtehen neuerdings wieder JG. Farben, nachdem der
Kurs eine ganze Zeit lang unter Druck gelegen hat. Die Notiz
ſtellte ſich bereits zu Beginn ½ Prozent höher, und der Kurs
konnte im Verlaufe nochmals 1 Prozent anziehen, wobei jedoch der
Höchſtkurs von 98½ zunächſt nicht ganz gehalten werden konnte.
Von ſonſtigen Chemiewerten, waren Goldſchmidt 1½ Prozent
feſter, dagegen waren Scheideanſtalt ½ Prozent gedrückt. Durch=
weg
freundlich waren Elektroaktien. Eine Ausnahme machten
hier allerdings Siemens, die wieder ſtärker nachgaben um 1½
Prozent, auch Bekula 15 Prozent ſchwächer, dagegen waren AEG.
½ , Licht u. Kraft und Gesfürel je ¼, Lahmeyer 1. Lechwerke 7
Prozent feſter. Montanwerte waren zu Beginn meiſt freund=
licher
, beſonders Harpener, die 1½ Prozent anzogen. Mannes=
mann
und Stahlverein lagen 1 Prozent höher, Gelſenkirchen ver=
loren
ihren Anfangsgewinn von ½ Prozent im Verlaufe wieder,
Buderus notierten ½ Prozent niedriger. Am Zellſtoffmarkt waren
Waldhof 1½ Prozent gedrückt. Kaliwerte und Schiffahrtsaktien
waren unverändert. Von Einzelwerten waren Conti=Linol. 1½,
Holzmann ½ Prozent höher. Am Anleihemarkt waren Altbeſitz
18 Prozent gedrückt, Neubeſitz behauptet. Pfandbriefe unverändert.
Auch an der Abendbörſe war die Tendenz ausgeſprochen
freundlich. Die beruhigtere Beurteilung der innerpolitiſchen Lage
regte an. JG. Farben gewannen im Verlauf ¼ Prozent. Bevor=
zugt
waren Montanwerte, von denen Buderus, Rheinſtahl und
Klöckner ½ Prozent höher lagen. Gelſenkirchen gewannen ½ Pro=
zent
, Stahlverein ½ Prozent. Auch Elektrowerte teilweiſe etwas
freundlicher. Am Kalimarkt waren Aſchersleben 1½ Prozent
höher, dagegen Weſteregeln 1 Prozent niedriger. Reichsbank ge=
wannen
1 Prozent. Am Rentenmarkt gewannen Altheſitz 4 Pro=
zent
. Neubeſitz etwas höher. Von Pfandbriefen gewannen
Frankfurter Pfbr. ½. Frankfurter Hyp. Pfbr. ½, Rhein. Hyp.
Pfbr. ½ Prozent. Stärker befeſtigt waren Dekoſama, die 138
Prozent anzogen.

Gordſiever in ehne.
Auch Folgen der Wirkſchaftskriſe.
Die ſchwere Wirtſchaftskriſe, in die Chile durch die Erſchüt=
terung
des Weltmarktes und insbeſondere die faſt völlige Still=
legung
ſeiner Salpeterinduſtrie geraten iſt, hat bei der Entwer=
tung
der einheimiſchen Währung das Wort Gold zu einem
magiſchen Begriff und einem von allen begehrten Objekt werden
laſſen. Ueberall verkünden Schilder an den Läden, daß Gold
gekauft wird, und bei der zunehmenden Not wandert viel Gold in
Form von Schmuckſtücken, Münzen, Kunſtgegenſtänden uſw. den
Weg über dieſe Aufkäufer in die ſtaatliche Schmelze. Die Haupt=
nachfrage
nach Gold erfolgt durch den Einfuhrhandel, der genötigt
iſt, ſeine Verpflichtungen in Gold abzudecken. Unter dieſen Ver=
hältniſſen
iſt es nicht verwunderlich, daß man ſich der Goldvor=
kommen
des Landes erinnerte, deren Ausbeute in früheren Jah=
ren
ſich wegen der hohen Unkoſten nicht lohnte. Jetzt hat aber die
Regierung die Goldgewinnung offiziell in die Hand genommen.
Im November 1932 waren bereits 30 000 Arbeiter in den chileni=
ſchen
Goldwäſchereien beſchäftigt eine Ziffer, die die geſamte
Arbeiterzahl in der Salpeter= und Kupferinduſtrie überſteigt. Man
hofft, bald 100 000 Goldwäſcher beſchäftigen zu können und würde
damit auch der Arbeitsloſigkeit eine fühlbare Abhilfe ſchaffen.
Das gewonnene Gold darf nur von der ſtaatlichen Leitung der
Goldwäſchereien erworben werden privater Handel iſt unter
ſtrenge Strafe geſtellt die es ihrerſeits wiederum der chileni=
ſchen
Zentralbank zur Deponierung zuleitet. Die Zentralbank
gibt dann für das eingegangene Gold Schatzwechſel aus, die durch
Verſteigerung von den hierzu durch die Deviſenkontrollkommiſſion
ermächtigten Banken und Perſonen, erworben werden können.
Mit der Differenz zwiſchen Erwerbskoſten und Verkaufserlös
werden die Koſten der Goldgewinnung gedeckt.

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 5. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 36.50 (37.25), Februar 36.75 (37.25), März
37 (37.75). April 37.50 (38,50), Mai 37.75 (38.50). Juni 38
(38,75),
JJuli 38,25 (39), Auguſt 38.50 (39.25), September 39
(39.50), Oktober 39.25 (40), November 39,75 (40). Dezember 40
(40,75). Tendenz: ruhig. Für Blei: Januar 13.75 (15),
Februar 14 (15), März 14 (15.25) April 14.50 (15.50), Mai und
Juni 14.75 (16), Juli und Auguſt 15 (16.50), September 15.25
(16.75), Oktober 15.50 (16.75), November 15.50 (17). Dezember
15.75 (17.25). Tendenz: luſtlos. Für Zink: Januar 19 (20),
Februar 19.25 (20 25), März 19.50 (20.75), April 19.75 (20.75),
Mai 20 (21.25), Juni 20.25 (21.50), Juli 20.50 (22), Auguſt
20,75 (22), September 21 (22.50), Oktober 21.25 (22.25). Novem=
ber
21.50 (22.75), Dezember 21.75 (23). Tendenz; luſtlos. Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klommern Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Zentralverband der deutſchen Metall=Walzwerks= und
Hütten=Induſtrie e, V. gibt folgende, ab 4. Januar geltenden
neuen Preiſe (in RM. je 100 Kilogramm, für Abſchlüſſe auf 100
Kilogramm) bekannt: Kupfer: Rohre 107 (bisher 107,50),
Drähte und Stangen 73 65 (74 15) Die Preiſe für Aluminium=
und Meſſing=Halbzeug ſowie Kupferbleche und =ſchalen blieben
unverändert.
Wie wir hören, iſt zu dem für den 5. ds. Mts. angeſetzten
Schlußtermin für eine Beitrittserklärung der Außenſeiter zum
Weſtdeutſchen Zementverband eine Einigung noch nicht erzielt
worden. Vor allem handelt es ſich um den Beitritt der Firma
Wittekind (Miebach), von deren Zuſtimmungserklärung auch der
Beitritt der Firma Gebr. Seibel abhängig gemacht iſt. Die Ver=
handlungen
werden fortgeſetzt.
In der Nähe der bei Nienburg a. d. W. gelegenen Gemeinde
Eſtorf hat die zum Intereſſenkreis der Deutſche Erdöl A.=G. ge=
hörende
. Deutſche Petroleum A.=G. neue Erdölgewinnungsver=
träge
abgeſchloſſen, die ein Gelände von etwa 5000 Morgen be=
treffen
.
Bei einer unveränderten offiziellen Elektrolytkupfer= Notie=
rung
werden zurzeit Spezialpreiſe des Kartells von 5,00 Dollar=
cents
per lb. genannt.
Bei der Federal=Reſervebank iſt eine Goldſendung im Wert
von 11 510 000 Dollar aus England, eine weitere Goldſendung im
Wert von 3 740 000 Dollar aus Indien und eine dritte in Höhe
von annähernd 2 Mill. Dollar aus Frankreich eingetroffen.
Die türkiſche Regierung wird demnächſt eine Inlandsanleihe
von 5 Millionen engliſchen Pfund auflegen, die zu Eiſenbahnbau=
ten
beſtimmt iſt.

Berliner Kursbericht
vom 5. Januar 1933

Srulſche Bunr and Oibtonto-Gefrafcäft

Oeviſenmarkt
vom 5. Januar 1933

Berl.Handels=Geſ.
Deutſche Banku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
ContiGumm!.
Deutſche Cont. Gas

A
73.
61.75
16.50
25.75
17.
28.50
68.875
57.25
20.75
34.625
117.75
106.75

M
Elektr. Lieferung
F.G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Unter
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
glöchnerwert
golsw. Chem. Fab=
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell

78,625
98.25
49.75
78.25
82.125
50.50
60.125
108.25
44.
70.25
59.871
41.875
39. I

Oee
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali 15
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb.Maſch
Baſalt Lin ;
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Wer1e

R.
43.
165.25
37.50
32.75
113.25
39.50
16.875
60.
12.50
23.
69.375
29.75
56.75

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires 1
New Yor!.
Belgien

ſtalien

Paris

Währung
100 finn.M.
100 Schillingls1.25
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva.
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen h.
1 2.Sta.
1 Pap. Peio
Dollar 4.209
100 Belgo
100 Lire
1o0 Franes is.44 1

Ge(t
6. 194.
12.465
3.057
100 Gulden 189.43/ 169.77
72.38
72.78
76.42
14,05
0.858
56.34 158.46

Rit
6. 196
52.05
12.485
3.oßs
72.52
72.92
76.56
14.09
0.862
4.277
21.55 21.59
16.48

Schweiz

Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambu=
Kairo.
Kanada
Uruguay
Fsland.
Tallinn Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 1

Rigg

Währung
100 Franken
Spanien 100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
oſt Milre:
100 Dinar
100 Escudost
100 Drachm.
1 türk. 2
1ägypt. 4
tcanad. Doll.
1 Goldpeſo
100 isl. Kr. 63.44
00 Lat

Geld‟=
18 1.04
34.42
81.72
0.869
0.259
5.569
12.76
2.198
2.008
4.43
3.726
1.648
110.59
79.73

Rie
81.20
34.48
81.88
0.571
0.261
5.576
12.78
2.202
2.012
14.47.
3.734
1.652
63.56
110.s1
79.58

Buraftädter and Kartokardane Burmftadt, Flin Mr Stesoher Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 5. Januar 1933.

Stenergutſcheine
fällig 1. 4. 34..
1. 4. 35 ...
1. 4. 36 ...
1. 4. 37...
1. 4. 38..
6%Dtſch. Reichsanl
W Ri
5½2Intern.,
6%Baden ......
69Bahern .....
6% Heſſen ...b. 29
6% Preuß. St. v. 27
6% Sachſen. v. 27
6% Thüringen v. 2
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. FI= Ab=
löſungsanl
.. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....!
6% Baden=Baden.
6%Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt ..
6% Dresden. v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze, v. 29
v. 26
6% Mainz....."
6% Mannheimv. 27
6% München v. 2
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbl
6% Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾ %., Kom.=Obl

92
86.25
81.25
76.5
72.35
94
76.5
79.75
83
78
95.25
72:1,

63.75
7.

s. 7705

64
61
74.5

65
76
71.25
67.5
83
32.5
87.3
77.25

Wie
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R. 11
R.12
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.,
16%Naſſ Landesbk.
5½%0 Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
-AuslSer. I
. SerII
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
2 20 Liqu.=Pfbr.
6% Frkſ.Hyp.=Bk.
½s %0 Lig. Pfbr.
Goldoblig.
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
5½%0 Lig. Pfbr..
62% Pfälz.Hyp.=Bk
5½% Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp.B.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
6% Südd. Bod.
Cred.=Bank ...
5½% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hyp.=B.
% Daimler=Benz
62 Dt. Linol. Werkel
8% Mainkrw, b 261

84.5
75.5
69
69
84.5
84.75
82.4

gu

73.75
86.75
90.5

86.25
87
873
85.5
8771e
75
87.5
86.75

71

Mitteld, Stahl.
6%Ver. Stahlwerke
6% Voigte Häffner
J. G. Farben Bondsl
5% Bosn. L. E.B
L.Inbeſt.
53 Bulg. Tab.v.08
½ % Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
5%vereinh.Rumän
½%
4% Türk. Admin.
1. Bagdad
Zollanl.
2 ungarn 1913
1914
Goldr.
19101
4½Budp. Stadtanl
42 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien
Alg. Kunſtzüideunie
A. E. G.
AndregeNoris Zahr
Aſchaffba. Brauerei
Zelſto ff! 29
Bemberg, J. P... . / 56.5
Berl. Kraft u. Licht/117
Buderus Eiſen...
Eement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell
Chem.Werke Abert!
Chade ........."
Contin. Gummiw.

Re
68.25
78
97.75
15.5
8.5

Kac
8.25
4.85
3.7

30.75
30.25

28.75
88
42.5
52.5

46

Weain Hae
Daimler=Benz....
Ot. Atl. Telegr.
Erdöl ....
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Linolwert.Berll.
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhofſ c Widml 20.75
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer!.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
7. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter.
Felt. & Guileaume
Frankfurter Hof / 38
Gelſenk. Bergwert.
Geſ.f.elektr. Untern. 78.9
Goldſchmidt Th. ..I.
Gritzner=Kahſer...
Grün & Bilfinger. . 11
Hafenmühle Frift.
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.. ..
Hochtief Eſſen ....! 77.75
Holzmann, Phil.
Ilſe Bergb. Stamm
Genüfſel4oo
Junghans ..
Kali Chemie ...
Aſchersleben 109.5

u50,5
92
47
79.5
94.5
19
98.5
23.5
47.75
36.5
169,25
169.25
56

36.25
83.5

66

Klein, Schanzlin.-
19.75 glöcknerwerke ....
Knorr C. 6..... ../
85 Lahmeyer & Co.
Laurahütte ..
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz.Akt.=Br
Mannesm.=Röhren
MMansfeld. Bergb.
Metallge). Frankf.
Miag. Mühlenbau.
36 MontecatiniMaild.
MotorenDarmſtadt
loberbedar
hönix Bergbau../ 33.5
Reiniger, Gebb
Rh. Braunkohle
Elektr. 6

Stahlwerte
Riebea Montan.
(Roeder. Gebr
Rütgerswerk
Salzdetfurth 9
Salzw.H‟
Schöfferhof=Bind.,
Schramm. Lackfbr. 21.5
Schriftg. Stempel.! 54
Schucker:, Elektr.
Schwarz=Storchen. 64
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske. 1119.25
Südd. Zucker=A. G.)
Tellus Bergbau..
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard ..
unterfranken ..
Ber. Stahlwerre.

182

76.25
219,5
66
25
60.25
24.5
34.75

50.5
182
91.5
60
38.5
168
152
144
65

32.,6

Ver. Ulramarin. I
Boigt & Haeffner.
Bahß & Freytag.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Memel.
Allg. Dt. Creditanſ.
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgei.
Hypotherbk.
Comm. .. Privatb.
Dt. Ban jund Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban1.
Frankf. Bant..
Hyp.=Bank.
Mein. Hyp.=Ban
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=An:.../1
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bl.
Württb. Notenbant
A..G. . Veriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. Reichsb. Vz
Hapag ......
Nordd, Llohzd. .
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz u. Stuttg
Verſicherung.
.. Verein. Verſ.
Frankona Rück=u. /1
Mannheim. Verſich

Otavi Minen.
SchantungHankel

Mi
112
45

60.75
74.25
89.5
53
73
69.5
61.75
77.5
78.5
147.75

94.5
45
68
17.05
36

A.
104

16.5
32.5

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Gandſtr. 10
Saal der Loge zunnniuntinan
Dienstag, den 10. Januar 1933, 20½ Uhr
Rezitationen
Erna Volz
Karten zu 0.75 und 1.25 Mark
C. Chr. Arnold (am weißen Turm)

Mittwoch, 11. Jan., 20 Uhr
KLEINES HAUS
Lieder- u. Balladen-Abend
RIeA
SCHAFER
Am Flügel: (526
Prof. Dr. FR. NOAcK

VORANZEIGE
HELIA
HELIA
Sonntag vorm. 11.15 Uhr. Film-Morgenfefer Zum ersten Mal
Der interesgante
Iugendl1 che baben Amtritt.
Kulturfiw der UIa OPANIEN Lerverkanf an der Heliakagse

Freitag, 6. Januar 1933
Bolieninm musieum Wendelsadlskr. 40, heuie 16-10 Uhr
Mus. Opfer, Goldberg-Var., Passacaglia.

Spanien, das Land der Sonne, der paradiesischen Täler und dürren Hochebenen, der tausendjährigen Städte und
Kirchen, das Land der Toreros und der feurigen Temperamente.
(V.517

AZ

Heute unwiderruflich
letzter Tag!
GlTTAALPAR
das singende Filmwunder,
in der entzückenden Tonfilm-Operette

Bie vael Keine

Karten bei Christian Arnold,
Musikalienhandlg, am weißen
Turm und Kasse Kleines Haus

Heute unwiderruflich
letzter Tag
Donglas Fairbanks jun.
und Jonn Blondell
in dem spannenden Kriminal-
Tonfilm:
Banknolenfälscher
Von Hew Vork

Und wieder ein
großer Erfolg!
GRETA GARBO
die schönste Frau und die größte
Schauspielerin spricht deutsch
in ihrem neuesten Film:
Helgas Fall
und Aufstieg

D
Beginn. 3.45. 6.00 und 8.20 Uhr

des Deutſchen Republikaniſchen
Studentenbundes.
Redner:
Miniſter a. 2. Korell
Heute 8 Uhr abends (550
im Konkordiaſaale, Waldſtraze.
Seugeeonberfährr
zur Handballbezirksmeiſterſchaft
nach Wiesbaden
Sonntag, den 8. 1. 33., Abſährt 12.30
Uhr, ab Heaghaus. Fahrpreis 2.00.
Auskunft und Kartenverkauf Heaghaus,
Tel. 3390 (Sonderfahrten=Abteil.), Samstag
bis 5 Uhr nachm., ſowie Sonntag vormittag
(V.541
ab 11.30 Uhr.

Kolonialfeſt
des Frauenvereins vom Roten Kreuz
für Deutſche über See

Sonntag, den 15. Januar 1933, abends 7 Uhr
im Städtiſchen Saalbau

Großes Haus 19.3022.45 Uhr
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D 10

Landestheater
Freitag
6. Januar 1933

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Das Forſtamt Mörfelden verſteigert
am Montag, den 9. Januar 1933, von
vorm. 9 Uhr ab, in Mörfelden im Gaſt=
haus
Zum Saalbau, Bahnhofſtraße 5,
das Dürr= und Windfallholz aus För=
ſterei
Wieſental, Abtlg. 4 bis 35 einſchl.
und aus Sensfelder Tanne 7 bis 12
einſchl., Holznummer 153475, u. zwar:
Scheitholz, rm: Buche 60, Hainbuche 11,
Eſche 1, Eiche 147, Birke 16. Ulme 9,
Erle 1. Linde 7. Kiefer 27. Wey=
mouthskiefer
3.
Knüppelholz, rm: Buche 16. Hainbuche
32, Eſche 2 Eiche 86, Birke 8. Ulme 1,
Erle 3, Linde 10, Kiefer 185, Wey=
mouthskiefer
2.
Reiſerholz 1. Klaſſe: Buche 5.
Das Holz iſt vor der Verſteigerung
einzuſehen. Blau unterſtrichene Num=
mern
kommen nicht zum Ausgebot.
Auskunft erteilt Herr Förſter Som=
merlad
zu Forſthaus Wieſental und die
(525
unterzeichnete Stelle.
Mörfelden, den 4. Januar 1933.
Heſſiſches Forſtamt Mörfelden.

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Trieſch, Abt. 13 (Brennholz=Nummern:
Harras 451657, Trieſch von 658 an):
Nutzſcheitholz (rund, 1.25 m lang) rm:
85 Kiefer 1. Kl., 32 Kiefer 2. Kl.
Nutzknüppel, rm: 1 Eiche (2,50 m lang),
67 Kiefer (2.50 m lang, Schweinſtall=
legner
).
Scheitholz.rm: 9Buche, 9 Eiche, 242 Kiefer.
Knüppel.rm: 30 Buche, 6 Eiche, 367 Kiefer.
Reiſerholz 1.Kl., rm: 13 Buche, 48 Kiefer.
Die Kiefern=Nutzſcheiter in Abteilg. 7
werden nicht verſteigert. Die Nummern
der Kiefern=Nutzſcheiter und =knüppel
ſind ſchwarz unterſtrichen. Auskunft
durch Herrn Förſter Ahlheim, Forſthaus
(521
Harras.
Heſſiſches Forſtamt Dornberg.

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Faſanenjährige, p. Stück 2.00
Faſanen junge, p. Stück 2.50
Ferner empfehle:
la Wetterauer Maſt=Gänſe
fette Suppen=Ragout=Hühner
junge Hahnen, junge Enten
Auf Wunſch alles bratfertig

Heinrich Grimm
Schulſtr. 16 (5ss) Telefon 115

Freiwillige Verſteigerung
folgender gebrauchter Gegenſtände am
Samstag, den 7. Jan. 33, nachm. 2,30
Uhr, Mühlſtr. 10, Eingang Toreinfahrt:
Noten, Holz für Baſtler, Nutzholz,
Kiſten, Brennholz, Böcke, Holzſchrau=
ben
, Eiſendraht, Druckmaſchine. Bohr=
maſchinen
, Elektromotore, Politur=
präparate
, Spinette, 1 Schreibtiſch m.
Rolladenverſchluß u. a. m.
Karl Arnold und Sohn.

Wie steht es mit der
Stenograpbie
und mit dem Maschinenschreiben
bei Ihnen? Werden Sie sich be-
wußt
, daß ohne beide in kauf-
männischen
und behördlichen Be-
trieben
nicht mehr auszukommen
ist und nehmen Sie an den am
9. Januar, abends 8 Uhr in der
Ballonschule beginnenden neuen
Anfängerkursen teil, die Sie sicher
zum Ziel führen, da erfahrene
Lehrer ihre Ausbildung leiten. An-
meldung
in der ersten Stunde. (540
Lahelsherger Stenographen-Verein
gegr. 1861. Verein f. Einheitskurzichrift e. 1.

Aliceverein für Frauenbildung und
Erwerb / Friedrichſtraße 4

Beginn neuer Kurſe im Januar
1. Kochen und Backen für gutbürgerl. Küche
2. Säuglings= und Kleinkinderpflege
ſprakt. Arbeit: Baden, Ankleiden
ferner Ernährungsfragen, Kinderkrank=
heiten
, Erziehungsfragen.)
Anmeldungen erbeten telefoniſch unter
Nr. 1839 oder in der Alice=Kochſchule,
Friedrichſtr. 4, tägl. 94 Uhr.

Regelbahn
(Aſphalt)
gut geheizt, Montags und Samstags bis
0 Uhr frei. Reſtaurant Sitte, Karlsſtr. 15.

Geſchäftsbücher
ſämkl. Regiſtrakurbedarf
alle Büroartikel äuß. preiswert.
Leonhard Lutz, Bürobedarf,
Darmſtadt, Rheinſtraße 2
(früh. Danatbank), Telef. 3409.

Bronktankägter
Zentner 2.80 frei Haus ab 15. Januar
wieder lieferbar.
(556b
Samenhandlung HIinkel
Fernruf 2815
Schloßgartenſtr. 49

Nähmaſchine 115., Weltmarke, auch auf Teilzah=
ung
, Wochenrate 1.50 Mk. Erſte Zahlung
März 1933. Koſtenloſer Nählurſus. Ohné
Anzahlung, frei Haus. Altmaſch i. Zahlg.
Angeb. u. W. 73 an Geſchäftsſt. (10.479

10 Süße Mandarinen 0.28
3 Pfd. ſüße Orangen . 0.55
1 Pfd. Bananen ... 0.20
ſchnitt=
feſte
Tomaten 0.34
Storpef
Ernſt=Ludwigsſtr. 29 Telefon 1369

im Städk. Leihamk, Kirchſt. 9.
Mittwoch, den 11. Januar, vormittags
von 912 Uhr, und Donnerstag, den
12. Januar, nachmittags von 2½5 Uhr.
Verſteigerung der bis Ende Dezember
1932 verfallenen Pfänder:
Brillanten, Gold= und Silberwaren,
Uhren, Herren= und Damenkleider,
Mäntel Wäſche. Photo=Apparate,
Nähmaſchinen, Fahrräder, Muſik=
inſtrumente
uſw.
Am Dienstag, den 10. Januar, bleibt
das Amt wegen der Vorarbeiten zur
Verſteigerung nur eine Stunde von
12 bis 1 Uhr geöffnet, und zwar nur
für Auslöſung verfallener Pfänder.
Darmſtadt, den 5. Januar 1933.
Städt, Leihamt. (St.549