Darmstädter Tagblatt 1933


04. Januar 1933

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 4
Mittwoch, den 4. Januar 1933.
196. Jahrgang

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Die NSOAP vor der Entſcheidung.
Tolerieren oder Oppoſikion um jeden Preis. Scharfe Angriffe Roſenbergs gegen den Reichskanzler.
Drohende Reichskagsauflöſung. Die Enkſcheidung bei Hikler.

*

Schleicher drängk auf Klärung.

Auch um den Preis von Neuwahlen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die Entſcheidung des am Mittwoch nachmittag zuſammen=
tretenden
Aelteſtenrates des Reichstages iſt noch immer ungewiß,
weil die Nationalſozialiſten noch nicht zu erkennen gegeben
haben, wie ſie abſtimmen werden. Es wird offenſichtlich hinter
den Kuliſſen eifrig berhandelt. Die Regierung hat er=
klären
laſſen, daß ſie dem Kampf nicht ausweichen,
ſondern im Reichstag, wenn er zuſammentritt, eine
Klärung auch um den Preis von Neuwahlen er=
zwingen
wolle. Theoretiſch iſt es deshalb nach wie vor
möglich, daß die Nationalſozialiſten dieſer Möglichkeit aus dem
Wege gehen, indem ſie den Zuſammentritt des Reichstages für
den 15. Januar ablehnen und die Vertagung des Aelteſtenrates
um 14 Tage durchſetzen. Aber ſie fürchten andererſeits, daß ſie
durch ein ſolches Ausweichen der Oppoſition Gelegenheit für
neue Angriffe bieten. Auch der Oppoſition in den eigenen
Reihen. Je länger Hitler die Entſcheidung ver=
ſchiebt
, deſto mehr nähert er ſich der von Straſ=
ſer
vorgeſchlagenen Taktik, kommt alſo mit ſich
ſelbſt in Widerſpruch. Aus ſeiner Umgebung wird des=
halb
, wie das Roſenberg im Völkiſchen Beobachter tat, die
Parole Fort mit Schleicher ausgegeben, und ſtark darauf
gedrängt, daß er den Fehdehandſchuh aufnimmt und ſich zum
großen Duell im Reichstag ſtellt auf die Gefahr hin,
daß durch Neuwahlen im Reich und in Preußen auch eine er=
hebliche
Einbuße an Mandaten eintreten wird.
Wenn deshalb in politiſchen Kreiſen jetzt davon geſprochen
wird, daß wegen der Margarine=Notverordnung
der Konflikt zwiſchen Regierung und Reichstag
ausbricht und wir Margarine=Wahlen haben würden,
dann iſt das ganz ſicher falſch geſehen. Möglich, daß zuletzt dieſe
Notverordnung den Anlaß zum Konflikt, wenn es überhaupt
dahin kommt, abgeben kann. Die eigentliche Urſache liegt aber
doch viel tiefer. Vorläufig iſt die ganze weitere Ent=
wicklung
im Reichstag ein Problem der Natio=
nalſozialiſten
. Die Löſung hängt ausſchließ=
lich
davon ab, ob Hitler die größeren Möglich=
keiten
für ſeine Bewegung in Februarwahlen
oder in einer Vertagung ſieht, anders herum, ob
er heute, wo die Zerſetzungserſcheinungen in der
Partei und auch in der SA. zunehmen, noch an der
Kataſtrophen=Theorie feſthält, deretwegen er im Auguſt
und November den Eintritt in die Regierung ablehnte. So=
lange
man nicht weiß, ob er dieſen Glauben aufgegeben hat,
läßt ſich eine Prognoſe nicht ſtellen, da die allgemeinen poli=
tiſchen
Ueberlegungen für die nationalſozialiſtiſche Taktik meiſt
nicht ausſchlaggebend ſind.

Grundſähliche Fragen
ſollen nicht länger in der Schwebe bleiben.
Das Wiederaufleben der politiſchen Tätigkeit nach der Ruhe
der Feiertage kommt in einer ganzen Reihe von Aeußerungen
in den verſchiedenen Zeitungen zum Ausdruck, in denen die
Entwicklung der innerpolitiſchen Lage, vor allem das Ver=
hältnis
zwiſchen Regierung und Reichstag, er=
örtert
wird. Uebereinſtimmend wird in einer ganzen Reihe von
Blättern der 17. Januar als der Termin für den Zuſammentritt
des Reichstags genannt und hervorgehoben, daß die Reichs=
regierung
beſonderen Wert darauf lege, die
Stellungnahme der Par teien zu ihrem Pro=
gramm
in einer Debatte ohne weitere Verzögerung
zu klären und nicht durch eine Vertagung des
Reichstages die grundſätzlichen Fragen in der
Schwebe zu laſſen.
Die Germania ſagt darüber hinaus, die Regierung werde
ſich auch hinſichtlich des Zeitpunktes den Wünſchen des Reichs=
tages
gegenüber entgegenkommend zeigen. Das Blatt hebt wei=
ter
hervor, daß der Reichskanzler vor allem ein
klares Bekenntnis der NSDAP. für oder gegen
ſich fordern werde. Auch in anderen Blättern wird dieſe
Auffaſſung des Kanzlers betont.
Einige Blätter beſchäftigen ſich in dieſem Zuſammenhang
auch mit der Preußenfrage und der bevorſtehenden Aus=
ſprache
zwiſchen Reichskanzler von Schleicher und Miniſterpräſi=
dent
Braun.
Die D.A.3. meint, daß dieſe Unterredung neben anderem
auch die Möglichkeiten der legalen Wahl eines neuen Miniſter=
präſidenten
in Preußen und die Beendigung der kommiſſariſchen
Regierung zum Thema haben werde. Sollte eine Neuwahl des
Miniſterpräſidenten entſprechend den geſetzlichen Beſtimmungen
nicht zuſtande kommen, ſo dürfte nach Auffaſſung des Blattes
mit einer Auflöſung des Landtags, auch unab=
hängig
von dem künftigen Schickſal des Reichs=
tags
, zu rechnen ſein.
Reugliederung der Reichsorganiſakionsleikung
der NSDAP.
München, 3. Januar.
Der Stabsleitere der nationalſozialiſtiſchen Parteiorganiſa=
tion
, Dr. R. Ley, gibt in einer Anordnung bekannt, daß ſich die
Reichsorganiſationsleitung der NSDAP. wie folgt gliedert:
1. Der Stab; 2. Das Perſonalamt; 3. Das Organiſationsamt:
4. Das Schulungsamt. Ley ernennt zu ſeinem Stellvertreter
den Gauleiter Robert Wagner=Karlsruhe. Wagner wird gleich=

zeitig zum Leiter des Perſonalamts ernannt. Das Organiſa=
tionsamt
und das Schulungsamt bleiben vereint; zum Leiter des
Organiſationsamts wird Reichskommiſſar Heinz Haake=Köln=
Braunsfeld ernannt. Gauleiter Wagner behält ſeinen Gau und
ſein Landtagsmandat.
Eine Verfügung Hiklers über nakionalſozialiſtiſche
Bauernſchaften.
In einer Verfügung Adolf Hitlers über nationalſozialiſtiſche
Bauernſchaften heißt es u. a., ſoweit der Leiter des Amts für
Agrarpolitik bei der Reichsleitung der NSDAP. Walter Darre
die Einrichtung von NS.=Bauernſchaften in den Gauen und
Landesteilen genehmige, müßten dieſe in den agrarpolitiſchen
Apparat der NSDAP. eingebaut und von dieſem ſo geführt
werden, wie es die Anordnung des Amtsleiters vorſehe.
Alle bereits gegründeten NS.=Bauernſchaften bedürften der
nochmaligen Beſtätigung von Darre. Nicht beſtätigte Bauern=
ſchaften
hätten ſich mit ſofortiger Wirkung als aufgelöſt zu
betrachten, andernfalls werde Hitler gegen die Verantwortlichen
unnachſichtlich vorgehen. Darre ſei angewieſen die Genehmigung
von NS.=Bauernſchaften nur in Ausnahmefällen zu erteilen und
die Beſtätigung bereits beſtehender NS.=Bauernſchaften auch
nur in Sonderfällen und nur dann zu vollziehen, wenn Gewähr
dafür gegeben ſei, daß dieſe Bauernſchaften reſtlos vom agrar=
politiſchen
Apparat der NSDAP. geführt werden.
Bukker- und Margarine=Krieg."
Skeigende Ertegung in der Landwirtſchaft.
* Berlin, 3. Januar. (Priv.=Tel.)
In den Kreiſen der Landwirtſchaft macht ſich eine von Tag
zu Tag ſteigende Erregung über die Behandlung der Butter=
beimiſchung
zur Margarineproduktion bemerkbar. Der Reichs=
ernährungsminiſter
iſt bei der Margarineinduſtrie auf recht er=
heblichen
Widerſtand geſtoßen. Er glaubt, daß noch einige Zeit
vergehen wird, bis es gelingen wird, eine Beimiſchungsformel
gefunden zu haben, die allen Intereſſen gerecht wird. Inzwiſchen
ſinken aber die Butterpreiſe immer weiter ab. Auch die Dienstag=
Notierungen lagen um 3 RM. niedriger. An dem Abgleiten
der Preiſe iſt zum Teil die geringe Nachfrage, zum Teil aber
die däniſche Schleuderkonkurrenz ſchuld. Infolge der engliſchen
Abſperrung zu Gunſten der Dominions ſitzen Holländer und
Dänen auf rieſigen Poſten Butter und Vieh, das ſie zu nur
einigermaßen erträglichen Preiſen, ja zu Verluſtpreiſen, auf den
deutſchen Markt werfen. Die Folge iſt, daß die Spannung
zwiſchen Landwirtſchaft und Reichsregierung zunimmt und daß
ſie ſich, wie das in den letzten Tagen der Fall geweſen iſt, in
ſcharfen Proteſttelegrammen der landwirtſchaftlichen Organi=
ſationen
bei Reichsregierung und Reichspräſident Luft zu
inachen ſucht.
Matgarine-Induſtrie gegen Butkerbeimiſchung.
Der Margarine=Verband e. V. veröffentlicht eine Erklärung,
in der es u. a. heißt:
In der Oeffentlichkeit werden Meldungen verbreitet, die den
Eindruck erwecken, daß ſeitens des Ernährungsminiſteriums mit
der Margarine=Induſtrie Verhandlungen zur Durchführung der
Verordnung über Butterbeimiſchung gepflogen worden ſeien. Wir
ſind der Oeffentlichkeit die ſtrikte Erklärung ſchuldig, daß in keinem=
Zeitpunkt ſeitens der Induſtrie die Butterbeimiſchung als empfeh=
lenswert
oder durchführbar bezeichnet worden iſt. Das Gegenteil
iſt der Fall.
Soweit in den letzten Monaten was ſehr ſelten geſchah
berufene Vertreter der Margarine=Induſtrie im Miniſterium ge=
hört
wurden, haben ſie in allen Einzelheiten auf die nicht zu um=
gehende
Verteuerung der Margarine und auf die tech=
niſchen
Schwierigkeiten aufmerkſam gemacht. Dieſe Verteuerung
iſt eine abſolute Notwendigkeit, die ſich ganz einfach ſchon daraus
ergibt, daß ſämtliche übrigen Grundſtoffe der heutigen Margarine
weit unter dem Butterpreis liegen, ſowie durch die notwendige
Umſtellung der Betriebe. Wie die Regierung unter dieſen Um=
ſtänden
eine Verteuerung der Margarine verhindern will, iſt nicht
zu verſtehen.
In techniſcher Beziehung iſt das Problem der Butter=
beimiſchung
für deutſche Verhältniſſe ungelöſt.
Die Butterbeimiſchung wird angeordnet, ohne daß irgendeine
Probe gemacht worden iſt, ob dieſes Butter=Margarine=Gemiſch
auf den in Deutſchland üblichen langen Transportſtrecken haltbar
bleibt. Das Beiſpiel in Norwegen hat zu einer Qualität geführt,
die dem deutſchen Konſum nicht angeboten werden darf. In Hol=
land
wird eine erſtklaſſige Butter der Margarine unter ſtarker
Preiserhöhung beigemiſcht und ſelbſt dann bleibt nur eine
Haltbarkeit der Ware von etwa zwei Wochen. Bei uns würde das
neue Geſetz etwa 95 v. H. gute Ware mit Verderben bedrohen,
um etwa 5. v. H. angeblich nicht abſetzbare Butter unterzu=
bringen
.
Die Hintergründe der Verordnung ſind uns unbekannt. Die
bäuerliche Landwirtſchaft, der jeder gute Deutſche helfen will,
ſträubt ſich, wie aus zahlreichen Aeußerungen dieſer Kreiſe hervor=
geht
, gegen das Geſetz. Paradox erſcheint es, die Butterbeimiſchung
anzuordnen und gleichzeitig bei hoher Gefängnisſtrafe zu verbie=
ten
, davon zu ſprechen. Ab 1. April ſoll ſogar nicht mehr geſagt
werden dürfen, Margarine enthalte Milch und ſei ein Buttererſatz.
Das Geſetz, mit dem die Induſtrie überrumpelt wurde, ſtellt für
mindeſtens 40 Millionen unſerer Bevölkerung einen ſchweren
Schlag dar finanziell und als ein in ſeinen Folgen unüberſeh=
bares
Experiment.


Nordoſteuropäiſche Bilanz 1932,
Von
Rolf Wingendorf, Danzig.
I.
Die außenpolitiſche Umgeſtaltung. Ueberall Verſchärfung des
Nationalitätenkampfes. Der wirtſchaftliche Zuſammenbruch.
Außenpolitiſch hat die Bilanz des Jahre 1932 für den
Nordoſten Europas einen großen poſitiv zu wertenden Abſchluß=
poſten
gebracht: Den Nichtangriffsvertrag Sowjetrußlands mit
den baltiſchen Staaten und im letzten Monat des Jahres
auch mit Polen. Für wen dieſer Vertragsabſchluß den größten
Erfolg darſtellt, darüber iſt man ſich allerdings in politiſchen
Kreiſen nicht ganz einig. Für die baltiſchen Staaten, die gegen=
über
dem mächtigen Sowjetrußland mit ſeiner ungeheueren Be=
deutung
für das Wirtſchaftsleben dieſer Staaten außenpolitiſch
kaum etwas zu verlieren hatten, bedeutet der Vertragsabſchluß
ohne Zweifel eine bedeutende Erleichterung. In Polen da=
gegen
iſt man ſich über die poſitive Wertung dieſes Vertrages
nicht in dem gleichen Maße einig. Wie wenig die Regierung
ſelbſt der Zuſtimmung ihrer Anhänger, die die abſolute Mehr=
heit
im Parlament haben, ſicher war, geht ſchon aus der Tat=
ſache
hervor, daß man es nicht gewagt hat, deſen Vertrag auf
dem normalen Wege durch das Parlament ratifizieren zu laſſen,
ſondern, daß die Ratifikation durch ein Dekret des Staats=
präſidenten
, alſo durch ein diktatoriſches Mittel vorgenommen
wurde. Man mußte ſich in Polen darüber klar ſein, daß man
die zweifelhafte Sicherheit gegen Ueberraſchungen von ſeiten
der Sowjets, mit dem Verluſt der Freundſchaft eines lang=
jährigen
Bundesgenoſſen, nämlich Rumäniens, erkaufen mußte.
Vielleicht war aber auch der Wille des mächtigen Bundesgenoſſen
Polens in dieſem Falle der Stärkere; denn Frankreich hat ohne
Zweifel das größte Intereſſe daran in Nordoſteuropa bei ſeinem
Bundesgenoſſen eine gewiſſe Beruhigung der Furcht vor Ueber=
raſchungen
durch die Sphine im Oſten zu ſchaffen, um ſeine
öſtlichen Vaſallen in dem Kräfteſpiel gegen Deutſchland beſſer
verwerten zu können. Ein mit den Oſtverhältniſſen gut ver=
trauter
Politiker hat in dieſem Zuſammenhang geäußert, daß
es bei dieſem Nichtangriffsvertrag eigentlich nur eine Frage
zu löſen gäbe, nämlich die, was größer ſei, die Heuchelei von
ſeiten Sowjetrußlands oder die Naivität der anderen.
Das Kräftebild im Nordoſten Europas hat ſich durch den
Abſchluß dieſer Verträge im Jahre 1932 maßgebend verſchoben.
Während es nämlich noch im Anfang des Jahres von dem
immer ſtärker betonten polniſch=rumäniſchen Bündnis beherrſcht
wurde, iſt Ende dieſes Jahres wieder eine ſtärkere Annäherung
des Standpunktes Polens und der baltiſchen Staaten, ins=
beſondere
Lettlands zu erkennen. Rein äußerlich hat dieſe Um=
gruppierung
ihren Ausdruck darin gefunden, daß man den
polniſchen Außenminiſter Zaleſki in die Wüſte ſchickte, daß man
den bisherigen Geſandten in Rumänien zum ſtellvertretenden
Außenminiſter machte, und daß man zum Geſandten in
Numänien den Mann ernannte, der ſeinerzeit ſchon die brüchig
gewordene polniſch=lettländiſche Freundſchaft flicken mußte, den
bisherigen Geſandten in Riga Arciszewſki.
Auf die Innenpolitik konnte die außenpolitiſche Umgrup=
pierung
natürlich auch nicht ohne Einfluß bleiben. In allen
Regierungen hat es ſich gezeigt, daß ſie, je mehr ſie Widerſtände
auch in eigenen Reihen fühlten, deſto rückſichtsloſer gegen die
Oppoſition vorgingen. Auch in Polen ſcheint es ſo zu ſein, als
ob der Pilſudſkikurs anfängt unſicherer zu werden und infolge=
deſſen
die Ablenkung nach außen, nämlich den rückſichtsloſen
Kampf gegen die Oppoſition geradezu ſucht. Nachdem man in
Breſt Litowſk die Oppoſition der Sozialdemokratie in ihren
Führern vernichtend getroffen hatte, fängt man jetzt an mit der
Oppoſition von rechts entſprechend zu verfahren. Unter recht
fadenſcheinigen Vorwänden, Beſchuldigung des Schmuggels
und ähnlichem, hat man beſonders in Weſtpolen die Führer des
ſogenannten Kreiſes des Großen Polens der akademiſchen
Organiſation der polniſchen Nationaldemokraten feſtgeſetzt und
die Organiſationen ſelbſt verboten. Die Enttäuſchung der
politiſch noch unreifen Jugend ſuchte dann ihre Entladung auf
einem Gebiet, das der Regierung als Ablenkung vielleicht gar
nicht einmal ſo unangenehm war, nämlich in antiſemitiſchen
Ausſchreitungen, wie die nationalen Minderheiten, zu denen
in Polen auch die Juden zählen, ja in Nordoſt=Europa immer
ein beliebtes Ablenkungsobjekt für die politiſchen Leidenſchaften
ſind. Das haben jetzt auch die Deutſchen in Lettland erfahren
müſſen, in dem Staate, wo das Zuſammenleben der Nationali=
täten
ſich bisher noch verhältnismäßig günſtig geſtaltet hatte.
Der Kampf um die Sprachenrechte der deutſchen Minderheit iſt
in dieſem Jahre wieder vollkommen neu aufgelebt. Es entbehrt
nicht einer gewiſſen Pikanterie, daß unter dieſen Zuſtänden
auch die polniſche Minderheit in Lettland zu leiden hat, in deren
Mutterland nicht weniger Kraft zur Vernichtung des Eigen=
lebens
der anderen Nationalitäten aufgewendet wird.
44 Prozent der geſamten polniſchen Bevölkerung iſt nicht
polniſcher Nationalität. Die größte Gruppe von ihnen, die
noch dazu in geſchloſſenem Gebiete wohnt, ſind die Ukrainer, die
kulturell ſtärkſte ſind die Deutſchen. Die Bilanz des Jahres 1932
bringt den Ukrainern eine gewaltige Zahl von Toten und auf
Jahre in die Gefängniſſe geſetzte Landsleuten im politiſchen
Kampf. Sie bringt den Deutſchen in Polen eine andere Verluſt=
liſte
, zahlreiche geſchloſſene deutſche Schulen, entlaſſene Lehrer,
aufgelöſte Jugendorganiſationen uſw. Der Endkampf in dieſem
Ringen um das kulturelle Leben, der kulturell höher ſtehenden
Nation auf polniſchem Gebiet wird aber nicht in Polen, ſondern
auf internationalem Boden ausgetragen werden. Das kommende
Jahr bringt den Kampf um den Minderheitenſchutzvertrag, den
Polen beſeitigt wiſſen will, um ganz freie Hand zu haben.
Deutſchland wird darüber wachen müſſen, daß nicht etwas ge=
ſchieht
, was ſpäter niemals gutzumachen iſt. Iſt die deutſche
Jugend in Polen dem Deutſchtum erſt einmal entfremdet, dann
iſt das Deutſchtum in Polen überhaupt verloren und damit
für ganz Nordoſt=Europa unermeßliche Kulturgüter.
Wenn man glaubte, daß die wilde Zeit des Nationalismus
in Nordoſteuropa ſich endlich überlebt hätte, ſo hat einen das
Jahr 1932 eines Beſſeren belehren müſſen. In Polen, in Lett=
land
, in Eſtland und, wenn auch in beſchränkterem Maße, ſogar

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Seite 2 Nr. 4

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 4. Januar 1933

in Finnland hat ſich der Nationalismus, die nationale Unduld=
ſamkeit
, die einem wirklichen geſunden Nationalgefühl fremd
iſt, erneut zu einer krankhaften Blüte entwickelt.
Eine gewiſſe Erklärung für dieſe Verhältniſſe iſt vielleicht
die wachſende Wirtſchaftskriſe, die dieſe Staaten, die in erſter
Linie Agrar= und Rohſtoffländer ſind, vielleicht nicht einmal
direkt, aber indirekt beſonders hart trifft. Die Kriſe in Deutſch=
land
macht dieſen beſten Abſatzmarkt nicht aufnahmefähig. Dazu
kommt der Zollſchutz Deutſchlands, der für die eigene Wirtſchaft
notwendig ſein mag, der aber gewiſſe Spannungen auch gegen=
über
uns freundlich geſinnten Ländern, wie z. B. Finnland,
unausbleiblich zur Folge haben muß. Unter den allgemeinen
Schwierigkeiten leiden natürlich auch die Staatsfinanzen der
nordoſteuropäiſchen Staaten. Polens Bilanz dürfte der Budget=
voranſchlag
für das kommende Jahr ſein, der bereits ein be=
deutendes
Defizit vorſieht, ohne Deckungsmöglichkeiten anzu=
geben
. Die Leiſtungsfähigkeit des Volkes iſt reſtlos erſchöpft.
Den Beamten kann beim beſten Willen nicht mehr von ihrem
Gehalt gekürzt werden. (Man bedenke, daß in Polen ein Amts=
richter
ein Gehalt von etwas über 200 Zloty, alſo rund
100 RM. erhält, und das, nachdem er jahrelang umſonſt hat
arbeiten müſſen.) Wenn Polen in ſeiner Note an Amerika er=
klärt
hat, daß ein Zwang zur Schuldenzahlung zu einer
Finanzkataſtrophe des polniſchen Staates führen müßte, ſo iſt
das durchaus nicht übertrieben. Trotzdem aber ſteckt dieſer Staat
über die Hälfte ſeiner geſamten Budgetausgaben in das Militär
hinein, trotzdem werden unzählige Millionen für den Hafen
Gdingen als Konkurrenz gegen Danzig ausgegeben, trotzdem
verfügt die polniſche Auslandspropaganda über enorme finan=
zielle
Mittel.
Dieſe krankhaften Verhältniſſe, die zu pſychiſchen und
finanziellen Ueberſteigerungen in einer Richtung und zu hoff=
nungsloſer
Reſignation in anderer Richtung führen, laſſen auch
nach der Bilanz des Jahres 1932 nur den einen Schluß zu:
Das durch den Verſailler Vertrag zerriſſene Nordoſteuropa, die
Grenzziehung im Oſten Deutſchlands zeugen zwar deutlich von
dem politiſchen Willen zur Einkreiſung Deutſchlands das
ſo geſchaffene Gebilde aber iſt wirtſchaftlich und kulturell nicht
lebensfähig. Nur eine radikale Aenderung, nur eine Neu=
geſtaltung
kann dem Nordoſten Europas helfen.
(Der nächſte Artikel ſoll dann die Frage der Geſtaltung des
Danziger= und Korridorproblems im Jahre 1932 behandeln.)

Neuwahlen in Irland.
EP. Dublin, 3. Januar.
Die Regierung des iriſchen Freiſtaates kündigte in den frü=
hen
Morgenſtunden des Dienstag die Auflöſung des Dail
Eireann und die Ausſchreibung von Neuwahlen für den 24. Ja=
nuar
an. de Valera ſucht durch dieſe Maßnahme offenbar den
parlamentariſchen Schwierigkeiten zu entgehen, die durch den
Konflikt zwiſchen der Regierung und der Arbeiterpartei in der
Frage der Lohn= und Gehaltskürzungen entſtanden ſind, Trotz=
dem
die Iriſche Arbeiterpartei nur ſieben Abgeordnete hat, hing
von ihren Stimmen das Schickſal der Regierung ab. Man rech=
net
damit, daß die Arbeiterpartei bei den Neuwahlen überhaupt
keinen Parlamentsſitz mehr erhalten wird, und ſchätzt die Aus=
ſichten
de Valeras, mit ſtarker Mehrheit wieder die Regierung
zu übernehmen, recht günſtig ein.
Das iriſche Kabinett trat heute zuſammen, um über die
Wahlparole der Regierung zu beraten. Es iſt nicht unwahr=
ſcheinlich
, daß de Valera von den Wählern ein Mandat zur
völligen Loslöſung Irlands vom britiſchen Commonwealth ver=
langen
wird. Die vom Lordmayor von Dublin geplante Grün=
dung
einer neuen Oppoſitionspartei mit einem hauptſächlich auf
wirtſchaftlichen Forderungen beruhenden Programm wird trotz
der bevorſtehenden Neuwahlen erfolgen. Die Partei wird ſich
jedoch in dem neuen Parlament mit der Oppoſitionspartei des
früheren Präſidenten Cosgrave in den hauptſächlichſten politi=
ſchen
Fragen verbünden.
Die Stärke der einzelnen Parteien war im bisherigen iri=
ſchen
Parlament die folgende: de Valera=Partei 70 Mitglieder,
Arbeiterpartei 7, zuſammen 77 Mitglieder der Regierungsfront.
Zu der Oppoſition zählten 71 Abgeordnete, und zwar 54 Mit=
glieder
der Cosgrave=Partei, 11 Unabhängige, 4 Farmer, 2 Un=
abhängige
Arbeiterparteiler.

Der Waſhingtoner franzöſiſche Botſchafter Claudel hatte eine
Unterredung mit dem amerikaniſchen Unterſtaatsſekretär Caſtle
über die Kriegsſchuldenfrage. Claudel teilte dem Unterſtaats=
ſekretär
den Beſchluß der franzöſiſchen Regierung mit, die Ver=
handlungen
über das Kriegsſchuldenproblem bis zur Uebernahme
der Amtsgeſchäfte des neugewählten Präſidenten Rooſevelt zu
unterbrechen.

dei Beierseütger eispalnft.
Von A. K. von Hübbenet.
Zu keiner anderen Zeit wurde an den Höfen der europäiſchen
Herrſcherhäuſer ein ſo unmäßiger Prunk getrieben, wie im
18. Jahrhundert. Das Beiſpiel von Verſailles ließ auch die
anderen Majeſtäten nicht ruhen. Die Höfe wetteiferten unter=
einander
in maßloſer Verſchwendung, und der Wunſch, alle
anderen an Reichtum und Prachtentfaltung zu übertreffen, ver=
führte
zur Erfindung der eigenartigſten und koſtſpieligſten
Vergnügungen. Die Zarin Anna (1730 bis 1740) beſtieg den
Thron mit ſiebenunddreißig Jahren. Sie hatte ein an Ent=
täuſchungen
und Erniedrigungen aller Art reiches Leben hinter
ſich, und nun ſchien endlich ihre Stunde gekommen. Der ruſſiſche
Hof, der zurzeit Peters keineswegs pompös war, gab jetzt an
Prunkentfaltung den anderen europäiſchen Höfen nichts nach.
Prächtige Empfänge, Feſte, Maskenbälle und Theateraufführungen
löſten einander in ununterbrochener Reihenfolge ab.
Am liebſten vertrieb ſich Anna Joannowna die Zeit in
Geſellſchaft ihrer zahlreichen Narren und Närrinnen, die die Auf=
gabe
hatten, ununterbrochen zu plappern und ſie auf jede Art
und Weiſe zu unterhalten. Der portugieſiſche Jude Jan
d’Akoſta, Balakireff und der Neapolitaner Pedrillo waren
ſchlaue und berechnende Geſellen, Abenteurernaturen, die aus
freien Stücken die Narrenlaufbahn ergriffen hatten. Die drei
anderen Hofnarren der Zarin Anna gehörten der ruſſiſchen
Ariſtokratie an, vornehmen und ungeheuer reichen Bojaren=
familien
: Fürſt Michael Golizyn, Fürſt Nikita Wolkonſky und
Graf Alekſei Aprakſin. Sie wurden zu ihren Hofnarren ge=
macht
zur Strafe für Vergehen. Fürſt Michael Golizyn wurde
ſein Leben lang vom Schickſal verfolgt. Wenige Tage nach
ſeiner Geburt (1679) wurden Vater und Großvater von Peter
nach Sibirien verbannt und ihre Güter beſchlagnahmt. Da nach
dem damaligen Geſetz auch die Kinder für Vergehen ihrer Väter
büßen mußten, wurde Fürſt Michael, kaum daß er volljährig
war, als einfacher Soldat in die Armee geſteckt und erreichte
mit vierzig Jahren mit Müh und Not den Rang eines Majors.
1729 ſtarb ſeine erſte Frau, und er erbat ſich einen Urlaub ins
Ausland. In Florenz verliebte ſich der bereits Fünfzigjährige
in ein einfaches italieniſches Mädchen, verheiratete ſich und trat
zum katholiſchen Glauben über. Darauf kehrte er nach Ruß=
land
zurück und lebte in Moskau ſtill und zurückgezogen. Aber
es half ihm nichts, daß er ſeine junge Frau und ſeinen
Religionswechſel ſelbſt vor ſeinen Verwandten verheimlichte; die
Zarin Anna erklärte die Ehe für nichtig,
Italienerin wurde

Der Reichspräſident hat ſeinen Dank allen denen ausge=
ſprochen
, die ſeiner am Jahreswechſel freundlichſt gedacht haben
und dieſe Glückwünſche erwidert.
Die Magdeburger Polizei hat den Mann feſtgenommen, der
am Neujahrsmorgen den Redakteur Bartholdy vom national=
ſozialiſtiſchen
Neuen Magdeburger Tageblatt durch einen
Revolverſchuß ſchwer verletzte. Der Täter iſt das Mitglied der
NSDAP. Luci. Er will die Tat in angeheiterter Stimmung und
aus Eiferſucht begangen haben.
Zu den Meldungen, daß Mitte Januar im Reichsrat ein Vor=
ſtoß
Bayerns zu erwarten ſei, wird weiter an zuſtändiger Stelle
betont, daß von einer ſolchen Abſicht nichts bekannt ſei. Die
bayeriſchen Entſchließungen in dieſer Frage würden von der Ent=
wicklung
der Verhältniſſe abhängen.
Das Provinzialſchulkollegium Berlin=Brandenburg hat auf
Anordnung des preußiſchen Kommiſſars im Miniſterium für Wiſ=
ſenſchaft
, Kunſt und Volksbildung am 27. 12. 1932 die Auflöſung
der Körper=Kulturſchule Adolf Koch verfügt, nachdem bereits zum
1. November ein Verbot ergangen war.
Der deutſche Geſandte in Kowno, Morath, der zum Geſandten
in Moutevideo (Uruguay) auserſehen iſt. verläßt in den nächſten
Tagen ſeinen Poſten. Sein Nachfolger wird der bisherige Gene=
ralkonſul
in Leningrad, Dr. Erich Zechlin, ein Bruder des
früheren Preſſechefs der Reichsregierung.
Der in Vorau weilende Unterſuchungsrichter hat die Frei=
laſſung
der verhafteten Bauern gegen entſprechende Zuſicherun=
gen
perfügt.
Das Dnjepropetrowſker Gaugericht verurteilte drei ehe=
malige
Funktionäre wegen böswilliger Sabotage der Getreide=
aufbringung
zum Tode, drei weitere Angeklagte zu zehnjähriger
und fünf Angeklagte zu achtjähriger Freiheitsſtrafe.
Der polniſche Botſchafter in London hat im Foreign Office
eine Beſchwerde über die Silveſterveranſtaltung des engliſchen
Unterhaltungsrundfunks überreicht.
An Stelle des zum Präſidenten des ungariſchen Verwal=
tungsgerichtshofes
auserſehenen Miniſters des Aeußern. Dr.
Puky, wird der Berliner Geſandte Dr. Kanya zum ungariſchen
Miniſter des Aeußern ernannt werden.
Der italieniſche König hat jetzt ſeine Zuſtimmung zur Er=
nennung
des franzöſiſchen Senators Henry de Jouvenel zum
franzöſiſchen Botſchafter in Rom gegeben.
General Guillaumat, einſtiger Oberbefehlshaber der franzö=
ſiſchen
Rheinlandarmee, tritt dieſer Tage in den Ruheſtand, nach=
dem
er 70 Jahre alt geworden iſt. Er war zuletzt Mitglied des
Oberſten Kriegsrats.
Der engliſche Haushalt für die neun Monate April bis
Dezember des Haushaltsjahres 1932/33 zeigt einen Fehlbetrag
von 204 668 000 Pfund gegenüber einem Fehlbetrag von
203 752 903 Pfund im Vorjahre.
Die kolumbiſche Aktion gegen die Beſitznahme der Stadt
Letitia durch die peruaniſchen Truppen hat nun begonnen. Die
früheren franzöſiſchen, jetzt aber in den Beſitz Kolumbiens über=
gegangenen
drei Truppentransportſchiffe haben Para verlaſſen,
um ſich nach Letitia zu begeben.
Amerikaniſche Wirtſchaftsführer haben an Rooſevelt einen
offenen Brief gerichtet, in dem ſie gegenſeitige Herabſetzung der
Zollſätze und baldige Regelung der Kriegsſchuldenfrage als Min=
deſtprogramm
zur Wiederherſtellung geſunder wirtſchaftlicher Ver=
hältniſſe
fordern
Odgen Mills ſchätzt das Defizit im Staatshaushalt der Ver=
einigten
Staaten für den 30. Juni 1933 auf 1146 Millionen Dol=
lar
. Um den Budgetausgleich herbeizuführen, beabſichtigt Hoover.
1830 Millionen Dollar Erſparniſſe in der Hauptſache, durch die
Herabſetzung der Gehälter und Penſionen um elf Prozent zu er=
zielen
.
Die Zahl der Arbeitsloſen in den Vereinigten Staaten beträgt
nach vorſichtigen Schätzungen etwa 12 Millionen. Im Staate
New York allein ſind nach offiziellen Mitteilungen 1 750 000 Per=
ſonen
arbeitslos.
G

Die Tagesordnung der 79. Ratskagung.
EP. Genf, 3. Januar.
Die Tagesordnung der am 23. Januar beginnenden
70. Ratstagung wird heute in Genf veröffentlicht. Sie umfaßt
neben der üblichen Berichterſtattung über die laufenden techni=
ſchen
Arbeiten des Völkerbundes diesmal hauptſächlich
Minderheiten= und Danziger Fragen. So wird
der Völkerbundsrat eine endgültige Entſcheidung in der Frage
der mißbräuchlichen Anwendung der Agrar=
reform
durch Polen zu fällen und ſich mit vier Einga=
ben
der deutſchen Minderheiten in Oberſchle=
ſien
, ſowie mit zwei Petitionen der polniſchen Minderheiten in
Deutſch=Oberſchleſien zu beſchäftigen haben. Außerdem iſt die
Ernennung des Hohen Kommiſſars in Danzig
zu erwarten. Weiter befinden ſich auf, der Tagesordnung drei
polniſch=Danziger Streitfragen, deren wichtigſte
die Entſcheidung über das Verfahren in der Action directe iſt.
Der bolivianiſch=paraguayiſche Streitfall, ſowie der britiſch= per=
ſiſche
Oelkonflikt ſtehen ebenfalls auf der Tagesordnung der
70. Ratstagung, die nach der alphabetiſchen Reihenfolge diesmal
von dem japaniſchen Delegierten geleitet werden wird.

abgeſchoben und der greiſe Fürſt dazu verurteilt, der Zarin
als Hofnarr und Hanswurſt zu dienen.
Eines Tages hörte Anna, ihre Närrin Buſcheninowa, eine
häßliche alte Kalmückin, habe Heiratsabſichten geäußert, könne
aber worüber ſich niemand wunderte keinen Mann finden.
Tags darauf wurde dem Fürſten Golizyn mitgeteilt, man habe
eine paſſende Braut für ihn ausfindig gemacht. Die Idee der
Zarin, einen Narr mit einer Närrin zu verheiraten, löſte am
Hofe Begeiſterung aus. Der Kammerherr Tatiſchtſchew ſchlug
vor, am Newa=Ufer ein Haus aus Eis zu bauen und dort das
Paar auf ulkige Weiſe zu vermählen. Sofort wurde unter
dem Vorſitz des Kabinettminiſters Wolynſky eine Maskerade=
Kommiſſion geſchaffen, um den Vorſchlag des Kammerherrn in
die Tat umzuſetzen.
Im Januar 1740 wurde mit dem Bau des Eispalaſtes be=
gonnen
. Als Bauſtelle war ein Platz zwiſchen der Admiralität
und dem Zarenpalais am Ufer der Newa auserſehen. Heftige
Fröſte dauerten ununterbrochen an, ſo daß die Arbeit mit
größter Schnelligkeit vor ſich ging. Als Baumaterial wurde aus=
ſchließlich
Eis verwendet. Es wurde in großen, ſorgfältig zu=
geſchnittenen
und polierten Blöcken aufgeſchichtet und zur Be=
feſtigung
mit Waſſer übergoſſen, das in der Kälte innerhalb
weniger Sekunden gefror. Das Haus, das 16 Meter lang, fünf
Meter breit und ſechs Meter hoch wurde, ſchien wie aus einem
einzigen rieſigen Stück Eis gehauen. Mit ſeinen durchſichtigen,
in klarem und zartem Blauweiß ſchimmernden Eiswänden ſah
es wie ein Kleinod aus einer unirdiſchen Märchenwelt aus.
Das Haus beſtand aus einer Diele mit zwei nach beiden
Seiten hin anſchließenden großen Wohnzimmern. Eines davon
war als Schlafzimmer, das andere als Empfangszimmer her=
gerichtet
. Im Schlafzimmer ſtand ein gewaltiges, pompöſes
Doppelbett, ein Friſiertiſch, zwei Standſpiegel, ein Schemel und
mehrere große Leuchter. Im Empfangszimmer waren zwei
Sofas, zwei Seſſel und mehrere Stühle nebſt einem großen,
kunſtvoll geſchnitzten Tiſch, zwei Amor=Statuen, ſowie ein
Schränkchen mit durchſichtiger dünner Eisſcheibe, in dem das
aus Eis gefertigte Tafelgeſchirr aufbewahrt wurde. Sämtliche
Einrichtungsgegenſtände im ganzen Hauſe waren aus reinem
Eis gearbeitet und in naturgetreuen Farben bemalt. Selbſt
die Kerzen in den Leuchtern und das Holz im Kamin be=
ſtanden
aus Eis. Sie wurden mit Oel übergoſſen und darauf
in Brand geſetzt. Die Wände waren mit Ornamenten geſchmückt,
auch die Tür= und Fenſterrahmen, die mit grüner Farbe bemalt
waren, wieſen kunſtvolle Schnitzereien auf. Die Fenſterſcheiben,
die aus hauchdünnem geſchliffenem Eis beſtanden, waren mit
bunten Malereien verziert. Das elegante Portal, der Sims und
der Maſſive Zaun, der den Palaſt umſchloß, waren mit zahl=
reichen
Skulpturen verſehen, die ausſchließlich aus Eis gefertigt

Reichskanzler a. 9. Cuno .
Ein Schlaganfall ſehzke ſeinem Leben ein Ziel.
Hamburg, 3. Januar.
Der frühere Reichskanzler,
Geheimrat Cuno, Vorſitzen=
der
des Vorſtandes der Ham=
burg
=Amerika=Linie, iſt im
57. Lebensjahre geſtorben.
Zum Ableben von Geheim=
rat
Cuno teilt die Hapag
mit, daß Dr. Cuno ſeit eini=
gen
Tagen an Anfällen von
Herzneuralgie gelitten habe.
Dr. Cuno war am Dienstag
früh im Begriff, ſich für eine
Urlaubsreiſe, die er mit ſei=
ner
Gattin unternehmen
wollte, zu rüſten, als ein
Schlaganfall ſeinem Leben
ein Ziel ſetzte.
*
Der Name Cuno iſt unzer=
trennlich
verknüpft mit der
Erinnerung an den Ruhr=
kampf
und die Inflations=
Reichskanzler a. D. Cuno. kataſtrophe des Jahres 1923.
Dr. Wilhelm Cuno, der aus
Suhl i. Thür. ſtammte, war
während des Krieges Leiter der Reichsgetreideſtelle und übernahm
1916 im Reichsſchatzamt das Hauptreferat für kriegswirtſchaftliche
Fragen. Im Jahre 1917 verließ er den Reichsdienſt und trat in
den Vorſtand der Hamburg=Amerika=Linie ein, deren General=
direktor
er nach dem Tode Ballins im Jahre 1918 wurde. Er hatte
die ſchwere Aufgabe, die Reſte der einſt weltbedeutenden deutſchen
Handelsſchiffahrt zu ſammeln und neu aufzubauen. In dieſer
Stellung kam er zwangsläufig mit der Politik in Berührung, wo=
bei
er ſich als geſchickter diplomatiſcher Unterhändler erwies. Bei
den Waffenſtillſtandsverhandlungen in den zahlreichen folgenden
Konferenzen der erſten Nachkriegszeit wirkte Dr. Cuno als Sach=
verſtändiger
für Wirtſchaftsfragen mit. Er wurde vor allen Din=
gen
von Reichspräſident Ebert zu verſchiedenen vertraulichen Miſ=
ſionen
berufen. Als Sachverſtändiger war er auch in Genua und
hat in ſeinen Berichten auch ſeine Ablehnung des Ergebniſſes nicht
verſchwiegen.
Als im November 1922 die vom Reichspräſidenten Ebert ge=
wünſchten
Bemühungen zur Erweiterung des Kabinetts Wirth
ſcheiterten und zum Rücktritt der Reichsregierung führten, wurde,
inmitten der ſich immer mehr komplizierenden Schwierigkeiten
mit der Reparationskommiſſion, Dr. Cuno mit der Kabinettsbil=
dung
betraut. Sein Kabinett der diskontfähigen Unterſchrift prägte
in der Regierungserklärung den allmählich zum Allgemeingut
gewordenen Programmſatz Erſt Brot, dann Reparatio=
nen
. Denkwürdig bleibt Cunos Angebot einer Reparations=
anleihe
und eines Sicherheitspaktes im Dezember 1922, das freilich
den franzöſiſch=belgiſchen Ruhreinbruch mit ſeinen kataſtrophalen
Folgen für die deutſche Währung nicht mehr abwenden konnte.
Das Kabinett Cuno hatte die ſchwere Aufgabe, den paſſiven
Widerſtand und die Fürſorge für die zahlreichen Opfer des Rhein=
und Ruhrkampfes zu organiſieren. Rein äußerlich geſehen
hatte die Regierung Cuno mit einem Mißerfolg geendet. Sie
hatte die Widerſtandskraft des Volkes überſchätzt und mußte gehen,
als der Zuſammenbruch offenſichtlich wurde, Moraliſch aber
hat ſie doch den einen großen Erfolg gehabt, daß
von da ab in der deutſchen Außenpolitik neue
Methoden Einzug hielten. Zum erſtenmal wurde der Ruhr=
brutalität
gegenüber ein glattes Nein ausgeſprochen. Der Ruhr=
einbruch
hatte ſich totgelaufen, und es war die große Tragik Cu=
nos
, daß die erſte ſichtbare Wirkung, das Abrücken der engliſchen
Regierung und der engliſchen Kronjuriſten von dem Einbruch in
die Ruhr und deſſen offene Kennzeichnung als Vertragsbruch in
dem Augenblick erfolgte, als die Möglichkeit der Fortſetzung des
paſſiven Widerſtandes nicht mehr gegeben war. Inwieweit, die
Schuld dafür in der Unkenntnis, der innenpolitiſchen Lage zu
ſuchen iſt, braucht nicht unterſucht zu werden. Das Verdienſt,
daß er das Steuer herumgeworfen und die Vor=
ausſetzungen
für unſere ſpätere Reparations=
politik
geſchaffen hat, kann ihm nicht beſtritten werden,
auch dann nicht, wenn gleichzeitig feſtgeſtellt werden muß, daß er
ſeinem Nachfolger Streſemann nur ein Trümmerfeld hinterließ.
Cuno iſt dann zur Hapag zurückgekehrt, und hat hier zum
zweitenmal den Kampf um die Weltgeltung der deutſchen Schiff=
fahrt
, diesmal mehr auf politiſchem Gebiet, durchfechten müſſen.
Darin hat er ſich vorzeitig verbraucht. Auch er iſt eines der
vielen Opfer, die Deutſchland, auf dem weiten
Weg der Nachkriegspolitik zu beklagen hat.

waren. Auf mehreren Pfoſten des Zaunes hatte man Töpfe
mit Sträuchern angebracht, auf deren Eiszweige zierliche Eis=
Vögel ſaßen. Vor dem Palaſt ſtanden ſechs Kanonen und zwei
Mörſer, aus denen tatſächlich öfters geſchoſſen wurde. Wie ein
Augenzeuge berichtet, hat ein aus einer Eiskanone feierlich ab=
gefeuertes
Geſchoß ein zwei Daumen dickes Brett auf eine Ent=
fernung
von ſechzig Schritt glatt durchſchlagen was für da=
malige
Begriffe eine reſpektable Leiſtung darſtellte.
An beiden Seiten des Portals befanden ſich zwei Delphine
und in einiger Entfernung ein in Naturgröße erbauter Elefant.
Dieſe Figuren, ebenfalls aus Eis gefertigt, ſpien tagsüber
Waſſerſtrahlen, nachts dagegen brennendes Oel. Der Elefant
war überdies innen hohl und konnte wenn ſich in ſein
Inneres ein mit einer Trompete bewaffneter Menſch verkroch
wie ein richtiger brüllen, was dem Publikum, das den Eis=
palaſt
in Scharen umlagerte, beſondere Freude bereitete. Der
Eispalaſt war von zwei viereckigen, mit großen Fenſtern ver=
ſehenen
Eispyramiden flankiert, in denen rieſige, mit komiſchen
Figuren bemalte Papierlaternen hingen. Dieſe Laternen
wurden nachts beleuchtet und im Kreiſe bewegt, ſo daß die
bunten Figuren im flackernden Schein der Kerzen ihre Umriſſe
komiſch veränderten. Auch ein ruſſiſches Badehaus aus Eis
durfte in der Nähe des Eispalaſtes natürlich nicht fehlen. Es
wurde mehrmals geheizt und von Neugerigen wirklich benutzt.
Dieſen komfortablen, reichlich kühlen Palaſt hatte man aus=
erſehen
, um darin den Narren mit der Närrin auf ulkige Art
zu verheiraten. Um dem Ereignis den entſprechenden Rahmen
zu geben, waren zu der Hochzeit auf Befehl der Zarin aus allen
Enden des rieſigen Reiches je ein männlicher und ein weib=
licher
Vertreter aller der Zarin untertanen Völker und Stämme
nach Petersburg gekommen. Jedes Paar erhielt von der
Maskerade=Kommiſſion, Nationalkoſtüme und entſprechende
Muſikinſtrumente.
Am 6. Februar 1740 wurde die Trauung des Narrenpaares
in der Kirche vollzogen. Der Hochzeitszug war im wahrſten
Sinne eine Völkerwanderung. Immer paarweiſe Männlein und
Weiblein in ihren maleriſchen Nationaltrachten. Der bunte Zug
bewegte ſich auf Pferden, Eſeln, Renntieren, Kamelen, Hunden,
Ochſen, Ziegen und Schweinen, in Schlitten, die verſchiedenes
exotiſches und Fabelgetier darſtellten. Eröffnet wurde die
Prozeſſion von dem neuvermählten Paar, das in einem eiſernen
Käfig auf dem Rücken eines Elefanten hockte.
Ueber all den Feſtlichkeiten und Tänzen war der ſpäte
Abend angebrochen. Der Eispalaſt hob ſich gegen den nacht=
dunklen
Himmel wie eine koſtbare flammende Kriſtallſchale
Er bot einen Anblick von fantaſtiſcher Schönheit. In ſeinem
Innern brannten unzählige Lichter, und der Schein drang in
allen Farben ſchillernd und gleißend durch die durchſichtigen

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 4. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 4 Seite 5

Neuer chineſiſch=japaniſcher Konflikt
Ausbruch neuer Zeindſeligkeiten im Fernen Oſten. Japaniſcher Zeuerüberfall auf Schanhaikwan.
Chineſiſcher Prokeſt in Tokio.
Chineſiſcher Prokeſt in Tokio. Neuer Schritt in Genf
Die Kämpfe um Schanhaikwan.

Schanghai, 3. Januar.
In Schanhaikwan ſind, wie bereits von uns gemeldet, neue
ſchwere Kämpfe zwiſchen Japanern und Chineſen ausgebrochen,
die zur Beſetzung der chineſiſchen Grenzſtadt Schanhaikwan durch
die Japaner führten.
Zu den Kämpfen wird von chineſiſcher Seite berichtet, daß
die japaniſche Artillerie am Montag nachmittag mit der Be=
ſchießung
der Stadt begonnen habe. Etwa 30 Granaten ſeien
in der inneren Stadt explodiert, während japaniſche Flugzeuge
etwa ein Dutzend Bomben abgeworfen hätten. Der angerichtete
Sachſchaden ſei ſehr bedeutend. Um 10 Uhr abends befand ſich
Schanhaikwan noch in den Händen der chineſiſchen Beſatzung,
jedoch hatten japaniſche und mandſchuriſche Truppen in
Stärke von 3000 Mann die Eiſenbahnſtation beſetzt.
Nach ſpäteren, noch nicht beſtätigten Meldungen ſoll die Stadt
ebenfalls von den Japanern eingenommen worden ſein. Die
chineſiſchen Behörden drücken die Hoffnung aus, daß es möglich
ſein werde, den Zwiſchenfall zu lokaliſieren. Falls ſich die Lage
aber verſchlimmere, müſſe der Kriegszuſtand für die ganze
Provinz, einſchließlich Peking und Tientſin, proklamiert werden.
Die Urſache des neuen Konflikks.
Nach chineſiſcher Darſtellung iſt der Streit folgendermaßen
entſtanden: Am Sonntag abend richteten die japaniſchen Militär=
behörden
die Forderung an die Chineſen, daß die Stadt Schan=
haikwan
von der ganzen chineſiſchen Zivilbevölkerung geräumt
werde. Die chineſiſchen Führer erwiderten, ſie hätten keine Be=
fugnis
, eine ſolche Weiſung zu geben. Am Montag früh um
2 Uhr ſtellten die Japaner die Forderung, die chineſiſchen Trup=
pen
ſollten die Stadt räumen. Dies wurde abgelehnt. Am
Montag mittag eröffnete japaniſche Artillerie das Feuer auf die
Stadt. 30 Granaten fielen innerhalb der Stadtmauern nieder
und richteten ſchweren Schaden an. Gleichzeitig warfen fünf
japaniſche Flugzeuge zehn Bomben ab; einige von dieſen fielen
ebenfalls in der Stadt nieder. Um 15 Uhr brachten drei
japaniſche Panzerzüge Verſtärkungen, und der Kampf entbrannte
von neuem.
Japaniſches Ulkimakum
an Marſchall Tſchang=Hfüh=liang.
Von japaniſcher Seite wurde an Marſchall Tſchang= Hfüh=
liang
ein auf 24 Stunden befriſtetes Ultimatum gerichtet, in dem
von den Chineſen eine befriedigende Regelung verlangt wird.
Falls dieſe Forderung nicht erfüllt werde, müſſe Japan die
erforderlichen Maßnahmen ergreifen. Marſchall Tſchang=
Hſüh=liang hat die von Japan geforderte Zurückziehung der
chineſiſchen Truppen aus dem Kampfgebiet abgelehnt und zieht
in aller Eile Verſtärkungen zuſammen.
Vorgehen der Japaner.
Der Angriff der Japaner auf Schanhaikwan hat, wie der
Kommandant der chineſiſchen Verteidigungstruppen hierher tele=
graphierte
, bisher nicht zur Einnahme der Stadt geführt, obwohl
ein Teil der Umwallung durch japaniſches Artilleriefeuer zerſtört
wurde. Verzweifelte Infanterieangriffe der Japaner, die einige
Stunden andauerten, ſeien wie der General meldet, durch das
Maſchinengewehrfeuer der Verteidiger zurückgewieſen worden. Die
japaniſchen Kräfte betragen nach Schätzung der Chineſen 4000
Mann Infanterie und Kavallerie, 19 Feldgeſchütze, ſieben Flug=
zeuge
und zwei Torpedobootszerſtörer, die ſich vom Meer aus an
der Beſchießung beteiligen. Die im Kampfgebiet befindlichen Aus=
länder
werden vorausſichtlich im Lauf des Mittwochs durch Son=
derzug
abtransportiert werden. Der ſüdliche Teil von Schan=
heikwan
wurde, wie das japaniſche Kriegsminiſterium bekannt
gibt, von den japaniſchen Streitkräften beſetzt.
China zum Widerſtand bereit.
Wie die chineſiſche Geſandtſchaft in London mitteilt, hat
die Zentralregierung die Behörden Nordchinas aufgefordert, über
den Zwiſchenfall von Schanghaikwan eingehend Bericht zu er=
ſtatten
und allen Einfällen japaniſcher Truppen Widerſtand
entgegenzuſetzen.

Der Oberbefehlshaber der bei Schanhaikwan ſtationierten
chineſiſchen Truppen hat in einem Schreiben an den Komman=
deur
der japaniſchen Truppen gegen den Angriff der Japaner
proteſtiert, den er als völlig unbegründet bezeichnet.
Ein Telegramm des chineſiſchen Kommandanten im Ab=
ſchnitt
von Schanhaikwan, General Hoſchuhuo, meldet, daß die
Japaner von den chineſiſchen Verteidigungstruppen zurück=
geſchlagen
wurden, nachdem die japaniſche Artillerie mit Unter=
ſtützung
von Flugzeugen in einſtündigem Kampf eine Breſche
in die Mauer der Stadt gelegt hatte. Die Japaner haben ſich,
dieſer Meldung zufolge, zurückgezogen, ſo daß die chineſiſche
Garniſon nunmehr in Erwartung eines neuen Angriffs die Ver=
teidigungsſtellungen
ausbaut."
Die chineſiſche Regierung hat dem Völker=
bund
Mitteilung von den Kämpfen um Schan=
haikwan
gemacht; ſie hat aber keine Proteſtnote an Japan
gerichtet und wird auch in dieſem Sinne nichts unternehmen,
bevor die Lage geklärt iſt. Indeſſen hat ſie den Truppen weitere
Anweiſungen gegeben, jedem Angriff auf die chineſiſchen Stel=
lungen
Widerſtand zu leiſten.
Verſtärkung der japaniſchen Kriegsſchiffe in Ching.
Tokio, 3. Januar.
Im Zuſammenhang mit den letzten Ereigniſſen bei Schan=
haikwan
hat das japaniſche Marine=Miniſterium angeordnet,
daß die vierte Torpedo=Flottille in Saſebo ſich zum Auslaufen
bereit machen ſolle. Die in Tſingtau liegenden japaniſchen
Kriegsſchiffe ſollen verſtärkt werden.
Ein Vertreter des Kriegsminiſteriums erklärte, daß heute
zum Schutz der japaniſchen Staatsangehörigen in Tientſien
Kriegsſchiffe eintreffen würden.
Das japaniſche Kriegsminiſterium erklärt in einer Mit=
teilung
an die Preſſe, daß der Kampf um Schanhaikwan von
den Chineſen herausgefordert worden ſei, die auf die Japaner
geſchoſſen hätten; das ſei eine Auswirkung der bewußten
chineſiſchen Politik, die darauf ausgehe, den Völkerbund zum
Handeln zu zwingen.
Inkernakionale Berwicklungen in Schanhaikwan?
Tokio, 3. Januar.
Die Befehlshaber der ausländiſchen Truppen in Tientſin ſind,
einer Meldung der japaniſchen Agentur Rengo zufolge, zu
einer dringenden Konferenz im Hauptquartier der japaniſchen
Garniſon zuſammengetreten, um ſich mit der Lage zu befaſſen,
die nach der Sprengung einer Eiſenbahnbrücke, drei Kilometer
weſtlich von Schanhaikwan, die angeblich von chineſiſchen Trup=
pen
herbeigeführt wurde, entſtanden iſt. In der japaniſchen Mel=
dung
heißt es weiter, daß die Eiſenbahnlinie Schanhaikwan
Peking auf Grund des Boxer=Protokolls von ausländiſchen Trup=
pen
geſchützt werde.
Waſhinglon verfolgl die Lage in Schanhaikwan.
Waſhington, 3. Januar.
Wie erklärt wird, verfolgt Staatsſekretär Stimſon aufs ge=
naueſte
die Lage in Schanhaikwan. Man verhehlt nicht, daß er
ſie als ſehr ernſt betrachtet. Nationalrat Nicole vorläufig frei=
gelaſſen
.
Ordnungsmaßnahmen an der Wiener Univerſikäf.
Wien, 3. Januar.
Der Rektor der Wiener Univerſität bringt in einer Kund=
gebung
den Studenten eine Reihe von Maßnahmen zur Siche=
rung
von Ruhe und Ordnung an der Univerſität zur Kenntnis.
So wird zur Unterſtützung der akademiſchen Behörden und Or=
gane
eine Akademiſche Union aus verläßlich Studenten gebildet.
Das Tragen von Parteiuniformen und politiſchen Parteiab=
zeichen
in den Univerſitätsräumen iſt verboten. Das Tragen
von Waffen, tätliche Angriffe auf Mitglieder der Akademiſchen
Legion und auf Univerſitätsorgane werden mit Relegierung be=
ſtraft
.

Franzöſiſche Sparmaßnahmen.
Beamkenſperre bis 31. dezember 1933.
EP. Paris, 3. Januak.
Die franzöſiſche Regierung hat ihre erſten Sparmaßnahmen
auf dem Verordnungswege zur Durchführung gebracht. Miniſter=
präſident
Paul=Boncour und Finanzminiſter Chéron haben ein
Dekret unterzeichnet und von dem Präſidenten Lebrun annehmen
laſſen, das bis zum 31. Dezember 1933 jede Neueinſtellung von
Beamten, Angeſtellten und Arbeitern in den Verwaltungen und
Unternehmungen des Staates unterſagt. Ausnahmen werden
nur in Notfällen zugelaſſen und bedürfen der Gegenzeichnung
zweier Miniſter. Dieſe Maßnahmen ſollen nach der Anſicht
der Regierung zur Verringerung des Beamtenkör=
pers
und zu neuen Arbeitsmethoden führen. Die Neueinſtel=
lung
von Rekruten für die Land= und Seeſtreitkräfte wird eben=
falls
ſtark eingeſchränkt und ſoll nicht über die bereits feſtgeſetz=
ten
Ziffern hinausgehen, die im Finanzprojekt vom Jahre 1931
für die Rekrutierung vorgeſehen ſind.
Finanzminiſter Chéron hat außerdem noch eine Verordnung
erlaſſen, in der er ſämtliche Staatseinnahmen und
=ausgaben, ſowie ſämtliche Operationen der
Schatzverwaltung unter die Kontrolle der
Oberſten Rechnungskammer ſtellt, die bisher nur einen
Teil der Finanzaktionen des Staates zu kontrollieren hatte.
Franzöſiſche Querkreibereien
gegen Abrüftung und Völkerverſöhnung.
Paris, 3. Januar.
Während die der Regierung naheſtehende Ere Nouvelle ſich
gegen die deutſche Forderung nach Reviſion der Oſtgrenzen aus=
ſpricht
, iſt die Republique für Rückgabe der deutſchen Kolonien
und eine baldige Regelung der Korridorfrage. Das nationaliſtiſche
Echo de Paris, veröffentlicht einen Hirtenbrief des Biſchofs von
Chalon, in dem dieſer ſich gegen die Abrüſtung wendet. Der
Biſchof erklärt, bis zur Verwirklichung der göttlichen Wahrheit
des Evangeliums, durch eine viel weitergehende Befolgung der
ſozialen und internationalen Geſetze der Zehn Gebote könne es an=
geſichts
ſchlecht verheimlichter Begehrlichkeiten ehrgeiziger, gieriger
Nachbarn vertretbar ſein, daß man ſtark und auf der Hut bleibe,
um das nationale Erbe an Reichtümern, Freiheiten und Ruhm zu
ſchützen. Die Schwäche eines Volkes, die die Nachbarvölker in Ver=
ſuchung
bringen würde, laufe der Erhaltung des Friedens ebenſo
zuwider wie der Kriegsgeiſt, der nicht durch Achtung der Rechte
anderer gezügelt werde.
Zugleich bringt Echo de Paris Ausführungen des
ehemaligen franzöſiſchen Militärattachés in
Berlin, General Tournés, der ſich in leidenſchaftlicher
Weiſe gegen den konſtruktiven Plan Herriots und Paul=Boncours
wendet und gegen jeden Verſuch, auch nur irgend
etwas vom Verſailler Vertrag fortzunehmen.
Tournés erklärt u. a., Frankreich habe in Genf ſogar ſeine ur=
ſprüngliche
Abrüſtungstheſe, die Unantaſtbarkeit des Verſailler
Vertrages, aufgegeben. Im Austauſch dagegen habe es nur das
Verſprechen erhalten, daß man ſeine Forderungen nach Organi=
ſierung
einer gemeinſamen Aktion und der Sicherheit erörtern
werde. Deutſchland dagegen habe alles erhalten, was es ver=
langte
: Die Freiheit, in dem gleichen Maße zu rüſten, wie die an=
deren
. Bereits jetzt habe Deutſchland faſt reſtlos die Vorteile, die
es von der Abrüſtungskonferenz erhoffen konnte, erreicht. Der Er=
folg
ſei alſo auf ſeiten Deutſchlands. Darüber habe man ſich auch
in Mitteleuropa nicht getäuſcht. Staaten wie Oeſterreich, Bul=
garien
, Ungarn, deren Forderungen gleichzeitig mit denen Deutſch=
lands
zum Siege geführt worden ſeien, ſeien ſich darüber ebenſo
klar wie diejenigen Staaten, die aus dem Siege der Alliierten
entſtanden. In Polen, in der Tſchechoſlowakei und ſogar in Süd=
ſlawien
ſei die Beunruhigung wegen des franzöſiſchen Verſagens
in Genf groß.
Der deutſche Einſpruch im Falle Gilles.
Brüſſel, 3. Januar.
Gegen die Ausweiſung des reichsdeutſchen Kaplans Gilles
aus Eupen hat bekanntlich am Dienstag der deutſche Geſandte
bei der belgiſchen Regierung Einſpruch erhoben. Der Geſandte
konnte auf Grund der über den Fall vorliegenden Darſtellung
des Kaplans Gilles darauf hinweiſen, daß dieſer während ſeiner
Tätigkeit in Belgien die in politiſchen Dingen gebotene Zurück=
haltung
ſtets beobachtet und ſich nicht nur jeder antibelgiſchen
Politik, ſondern überhaupt jeder politiſchen Betätigung enthal=
ten
habe. Der Geſandte betonte beſonders die Gefahr einer er=
heblichen
Verſchärfung der Beziehungen zwiſchen den beiden
Ländern, die ſich aus Maßnahmen wie der Ausweiſung des
Kaplans Gilles und die dadurch in der deutſchen Oeffentlichkeit
hervorgerufene außerordentliche Erregung ergeben müßte.

Eiswände und die malereigeſchmückten dünnen Fenſterſcheiben.
In den Eispyramiden drehten ſich die bunten figurenbemalten
Papierlaternen, und der Elefant und die Delphine warfen rieſige
Strahlen brennenden Oels empor. Eine unüberſehbare Menſchen=
menge
beſtaunte das ſeltene Schauſpiel und begrüßte die Hoch=
zeitsprozeſſion
mit lautem Gejohle und Geſchrei.
Der Eispalaſt ſtand noch bis Ende März und bildete eine
der größten Sehenswürdigkeiten Petersburgs. Dann fiel er den
Sonnenſtrahlen zum Opfer. Er neigte ſich der Mittagſonne zu
und fiel in ſich zuſammen. Neun Monate nach der Hochzeits=
feier
ſtarb die Zarin Anna Joannowa. Die nachfolgende
Regentin Anna Leopoldowna, die Mutter des minderjährigen
Zaren Joann III, eine ſanfte und gebildete Frau, entließ am
erſten Tage alle Hofnarren, womit dieſer Stand als offizielle
Einrichtung auch in Rußland endgültig aufhörte zu exiſtieren.
Ueber den Eispalaſt iſt bereits ein Jahr nach ſeiner Errich=
tung
ein wiſſenſchaftliches Werk erſchienen, verfaßt von Georg
Wolfgang Kraft Mitglied der Petersburger Kaiſerlichen
Akademie der Wiſſenſchaften und Profeſſor der Phyſik, einem
nach Rußland eingewanderten deutſchen Gelehrten. Kraft gibt
eine ſehr detaillierte Beſchreibung des Eishauſes (ruſſiſch:
ledjanoi dom) und unterſucht das Tatſachenmaterial vom
Standpunkt des phyſikaliſchen Expertimentes. Er ſchreibt, der
Bau dieſes Hauſes habe der Wiſſenſchaft viele wertvolle Auf=
ſchlüſſe
gegeben. Man kann Eis ſchleifen, polieren, ſchnitzen,
bohren, ſägen und bemalen, wie auch, mit Oel übergoſſen, in
Brand ſetzen; ferner aus Eiskanonen ſchießen, ohne daß man
wie viele glauben das Pulver in eiſernen Röhren in die
Kanonen zu ſtecken braucht. In Deutſchland haben ſich Leute
gefunden, denen die erwähnte Beſchreibung unglaubwürdig und
erfunden erſchien. Und in noch wärmeren Gegenden wird ſie
noch unglaubwürdiger erſcheinen. Dagegen iſt nichts zu machen.

Großes Haus. Dienstag, den 3. Januar.
Don Catlos
Oper von G. Verdi.
Heute ſang Charlotte Krauß die Königin. Wenn ſich die
junge, ſympathiſche Künſtlerin kürzlich als Agathe mit ſchönem
Erfolg bewährte, ſo zeigte ihr heutiges Auftreten die Grenze
ihres zur Zeit erreichbaren Könnens. Nicht etwa, daß ihre
Begabung nicht ausreicht der Mut zur Uebernahme iſt ja
auch ſchon anerkennenswert , ſondern nur, daß die Größe der

ſchauſpieleriſchen Geſtaltung und die Reife der muſikaliſchen
Behandlung ihr noch fehlen, fehlen muß bei ſolcher Jugend für
eine Bühnengeſtalt dieſes Ausmaßes. Wie ſie aber die Aufgabe
anpackte und durchführte, war jetzt ſchon erſtaunlich, und eröffnet
gute Ausſichten. Beſſerungsbedürftig iſt ihre Ausſprache, im
Geſang und beſonders im Dialog, die Reinheit der Vokale, und
eine temperamentvollere Beteiligung an der Handlung. Auf=
fallend
ſtark erweiſt ſich immer ihre Muſikalität, die ſie auch
heute faſt völlig unabhängig vom Taktſtock machte. Inſtinktiv
trifft ſie das Milieu des Stücks und das Weſentliche der dar=
zuſtellenden
Perſon: beides nur erſt in Umriſſen, dieſe aber
ſicher. Ein warmes, gewinnendes Weſen, ein weiblicher Charme
tritt hinzu: ſie iſt die echte lyriſche Sängerin, weshalb ihr auch
die heutige Verwendung nicht ganz entſprach.
Die Vorſtellung im Ganzen und allen ihren Teilen ſteht
noch auf derſelben bewundernswerten Höhe wie am erſten Tag.
RRK

Kleines Haus. Dienstag, den 3. Januar.
Pygmalion
Komödie von Bernard Shaw.
Aus Shaws älteren Beſtänden hat man Pygmalion
wieder zu Leben erweckt, die leichte Komödie der Umwandlung
des Menſchen.
Als wiſſenſchaftlichen Verſuch will der Sprachforſcher Higgins
ein Blumenmädchen der Straße durch ſprachliche Behandlung
zur Dame der Geſellſchaft verwandeln; mit der Umgeſtaltung
der äußeren Formen vollzieht ſich jedoch auch eine Wandlung
des Menſchen; es wird zugleich die Seele des Mädchens gelöſt
und lebendig.
Für Shaw iſt die Handlung der Hintergrund für ein
Feuerwerk von heiteren Paradoxen, biſſiger Zeitkritik, ſcharfer
Desilluſionierung der Welt. Eine Notwendigkeit, dieſen früher
auch hier mehrfach geſpielten Shaw wieder auszugraben, beſtand
nicht; immerhin läßt man ſich den heiteren Abend als leichten
Gemüſegang zwiſchen weſentlicheren Gerichten gefallen.
Die Spielleitung von A. M. Rabenalt nahm mit recht
den Pygmalion nicht ſchwer, wie man überhaupt den wand=
lungsfähigen
G. B. Shaw, auf den jetzt ſogar die Sowjets
als Propagandiſten Anſpruch erheben, nicht allzu ſchwer
nehmen ſoll!
Die Wandlung des Blumenmädchens gewann in Beſſie
Hoffarth überzeugend Geſtalt. Hatte Käthe Dorſch in
Eliza ein zauberhaft ſüßes Mädel gegeben, ſo entwickelte ſich
Beſſie Hoffarth von der kaltnäſigen, kecken Blumenverkäuferin

zu der eleganten, beherrſchten Dame von Welt; jede Stufe der
Wandlung ſcharf geſehen und ſicher gezeichnet.
Joſef Keims Profeſſor Higgins war von der vergnüg=
lichen
Seite genommen: kein bedeutſamer Gelehrter und Menſch,
ſondern ein heiterer, abſonderlicher Experimentierer der ſich
ſelbſt über alle Formen der Geſellſchaft hinwegſetzt, ſo ſehr er
ſie auch ſeinem Zögling einzuimpfen ſucht.
Ein luſtiges Paar der Gegenſätze: Käthe Gothe als die
überlegene, kluge Weltdame und Hermann Gallinger als
der in feiner Charakteriſtik gezeichnete Vater Doolittle, das
komiſche Opfer der Moral des Mittelſtandes!
Mit warmer Menſchlichkeit erfüllte Hans Baumeiſter
den Oberſt Pickering; ſcharmant war C. H. Peters als ſtot=
ternder
Bummler, liebenswürdig ausdrucksvoll Mine Corinth.

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Das neue Rundfunk=Jahrbuch der Reichs=Rundfunk=Geſellſchaft
iſt erſchienen. Wie im Vorjahr iſt ihm eine anſprechende Form ge
geben, die eine wirkungsvolle drucktechniſche Anordnung von Bil
und Schrift möglich macht. Der Einband gibt dadurch einen ſinn.
fälligen Hinweis auf die kulturelle Arbeit des Rundfunks, daſ
neben den techniſchen Hilfsmitteln des Rundfunks Sendeturm
und Aetherwelle ein altdeutſches Kunſtwerk. eine Nürnberger
Maske aus dem Unſchlitthaus zum Blickpunkt gemacht worden iſt
Der Umfang des Buches iſt trotz einer erheblichen Preisſenkung
von 2,50 RM. auf 1.50 RM. vergrößert worden, um dem
Hörer einen möglichſt umfaſſenden Ueberblick über den heutiger
Stand des Rundfunks und alle damit zuſammenhängenden Fragen
geben zu können. Rund 42 Beiträge mit etwa 280 Bildern und
Zeichnungen werden geboten. Es wird die Neuorganiſation der
Rundfunks ſeine Entwicklungsgeſchichte und zum erſtenmal aud
die Wirtſchaftsführung im Rundfunk behandelt. Auch die neuer
Richtlinien für die Sendungen des Rundfunks ſind abgedruckt
Neben launigen Schilderungen aus dem Funkbetriebe Sorgen
des Programmleiters, Reichsſendung .!" Stimmen über dem
Ozean. Pavierkorb oder Rundfunk ſind wertvolle Hinweiſe
für den Hörer zu finden: Hörerrechte und =Pflichten. Funk
techniſches für den täglichen Gebrauch Großſender und Hörer.
Neues von der elektriſchen Muſik (wobei man Jörg Mager=
Entdeckungen vermißt) In einer Aufſatzreihe Heitere Erinnerun.
gen ernſte Gedanken plaudern deutſche Rundfunkberichter zu=
Frage der Entwicklung der Hörberichterſtattung. Einige literariſch
wertvolle Beiträge. Gedichte, Rundfunkmärchen, und ſtatiſtiſche
Angaben aus dem Rundfunkbetrieb, ergänzen die techniſchen Aus=
führungen
des Buches. Dieſes Buch iſt ein paſſendes. billiges
Weihnachtsgeſchenk für jeden Rundfunkteilnehmer. Erhältlich im
Buch= und Zeitungshandel.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 4
Statt Karten.
Für die vielen Beweiſe wohltuender Teilnahme
beim Heimgang unſerer unvergeßlichen Mutter
ſagen wir herzlichen Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
A. Tramer
Oberpoſiſekretär i. R.
Darmſtadt, den 4. Januar 1933.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 4. Januar 1933

enorm B

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger
Anteilnahme an dem Hinſcheiden
unſeres teuren Entſchlafenen
danken herzlich
Die trauernden Hinterbliebenen.
J. d. N.:
Helmi Krappe.
Darmſtadt, 4. Januar 1933.
Am Erlenberg 15.

A

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[ ][  ][ ]

Mittwoch, 4. Januar 1933

Darmſtädter Tagblgtt / Heffifche Reueſte Nachrichten

Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 4. Januar 1933.
* Juſtizral dr. Hugo Bender 70 Jahre all.
Juſtizrat Dr. Hugo Bender, eine der bekannteſten Perſönlich=
keiten
im öffentlichen Leben Darmſtadts, iſt am 3. Januar 1933
70 Jahre alt geworden. (Das Stamm= und Wanderbüchlein der
Abiturienten des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums gibt allerdings den
5. Januar als Geburtsdatum an.)
Es iſt verſtändlich, wenn der 70. Geburtstag einer Perſönlich=
keit
wie die Hugo Benders weit über den Kreis der Familien=
angehörigen
intereſſiert, und ebenſo ſelbſtverſtändlich iſt, daß die
Tagespreſſe davon Kenntnis nimmt und gibt. Hugo Bender, nach
ſeinem eigenen Lebenslauf am 3. Januar 1863 zu Blieskaſtel in
der Bayriſchen Pfalz als Sohn des Lehrers Adolf Bender geboren.
Im Jahre 1865 wurde der Vater nach Oſthofen und 1868 nach
Darmſtadt verſetzt, das dann für Hugo Bender die zweite Heimat
wurde und das ihn bis heute ununterbrochen zu ſeinen Bürgern
zählt. Nach Beſuch der vierklaſſigen Vorſchule des Reinhardtſchen
Knabeninſtituts trat Hugo Bender 1872 in das Ludwig=Georgs=
Gymnaſium ein, das er Oſtern 1881 mit dem Zeugnis der Reife
verließ. Studium der Rechte in Heidelberg und Gießen folgte
Oſtern 1884 das Fakultätsexamen, der Vorbereitungsdienſt wurde
durch Dienſtleiſtung beim Leibgarderegiment 115 unterbrochen. Im
Herbſt 1888 beſtand Hugo Bender das Staatsexamen, war etwa
1½ Jahr in der Praxis des Juſtizrats Hallwachs tätig und ließ
ſich am 1. Januar 1890 als Rechtsanwalt in Darmſtadt nieder.
Im Jahre 1902 wurde Dr. Bender zum Oberlandesgericht zugelaſ=
ſen
und im Jahre 1909 ihm der Charakter als Juſtizrat erteilt.
Seine reichen Kenntniſſe auf juriſtiſchem Gebiet, ſeine erfolg=
reiche
Tätigkeit als Verteidiger in großen Strafprozeſſen, ſein lie=
benswürdiges
und entgegenkommendes Weſen, menſchliche Güte
und Hilfsbereitſchaft ſchufen ihm bald nicht nur eine ausgedehnte
Klientel, ſondern auch einen großen Freundeskreis und die Be=
rufungen
in allerhand Ehrenämter. Am 6. Oktober 1913 wurde
Dr. Bender in den Vorſtand der Heſſiſchen Anwaltskammer be=
rufen
und im Januar 1925 ihm das Amt des Vorſitzenden dieſes
Vorſtandes übertragen.
So war es auch ſelbſtverſtändlich, daß die Oeffentlichkeit ſich
die ſtarke Schaffenskraft und das umfaſſende Wiſſen des beliebten
Anwaltes zu ſichern wußte. Bei den Herbſtwahlen 1907 wurde
Dr. Hugo Bender Stadtverordneter und gehört dem Ratskollegium
der Landeshauptſtadt ununterbrochen bis heute an. Lange Jahre
hindurch widmete er als Vorſitzender des Finanzausſchuſſes der
Stadt ſeine Arbeitskraft und leitet heute noch den Rechtsausſchuß,
den ſtädtiſchen Verwaltungsausſchuß des Heſſiſchen Landes=
theaters
. Er iſt auch Mitglied der ſtaatlich=ſtädtiſchen Theater=
Verwaltungskommiſſion des Landestheaters und gehört ſeit
Gründung der Heag dem Aufſichtsrat an.
Sein umfaſſendes Wiſſen, ſeine ungewöhnliche Begabung und
unermüdliche Arbeitskraft, ſeine Objektivität in der Behandlung
aller Fragen, die das Wohl der Stadt betreffen, gaben ihm oft
eine ausſchlaggebende Bedeutung. Als guter Redner wußte er zu
gegebener Zeit auch friſchen Humor ſeinen Darlegungen zu geben.
Seine beſondere Liebe galt und gilt heute noch der Kunſt. Sozia=
les
Verſtändnis für die Nöte der Mitmenſchen ließen ihm oft Not
lindern helfen.
So fügt ſich bei Juſtizrat Dr. Hugo Bender alles zuſammen,
was ihm Anſehen und Anerkennung, was ihm auch den Dank der
Bürger Darmſtadts unvergänglich ſichert. Unſeren Wünſchen zum
70. Geburtstag wird ſich ſicher die Bürgerſchaft Darmſtadts weit=
gehendſt
anſchließen.
Der Mittelrheiniſche Architekten= und Ingenieure=Verein
und Heſſiſcher Bund für Heimatſchutz lädt im Anzeigenteil zum
Lichtbildervortrag des Herrn Prof. Dr.=Ing. Zeller=Breslau
über Antike Technik und Lehrfilmvorführung mit Vortrag des
Hern von Halem=Düſſeldorf (Stahlwerksverband) über Eiſen
und Stahl als Bau= und Werkſtoff in der Geſchichte der Menſch=
heit
ein. (Siehe Anzeige.)
Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Der begeiſterte Beifall, den die
Neueinſtudierung gefunden, gibt der Spielgemeinſchaft Veranlaſ=
ſung
, Rüthleins prächtigen Glasſchrank am kommenden
Sonntag, den 8. Januar, 7.30 Uhr, nochmals zur Aufführung
zu bringen, die wieder zu den Einheitspreiſen 60 und 90 Pfg.
ſtattfinden wird. Der Vorverkauf beginnt am Donnerstag.
Lieder= und Balladen=Abend. Der beliebte Darmſtädter
Bariton Peter Schäfer ſingt am Mittwoch, dem 11. d. M.,
abends, im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters. Das
fein ausgewählte Programm umfaßt Werke von Brahms, Mou=
ſorgſky
und Loewe. Am Flügel begleitet Prof. Dr. Fr. Noack.
Karten in der Muſtkalienhandlung Chriſtian Arnold am Weißen
Turm und an der Kaſſe des Heſſiſchen Landestheaters.
6. Akademie=Konzert. Auf das Donnerstag den 5. d. M.,
20 Uhr, im großen Saale des Städtiſchen Saalbaues ſtattfin=
dende
6. Akademie=Konzert ſei nochmals ganz beſonders hinge=
wieſen
. Durch die Wahl des Soliſten, Julius Patzak ( Mün=
chen
), der nach Preſſeſtimmen zu den beſten Konzert= und Opern=
tenören
Deutſchlands zählt, verſpricht der Abend einen außer=
gewöhnlichen
Kunſtgenuß. Lieder und Arien umfaſſen das um=
fangreiche
Programm. Am Flügel begleitet Kapellmeiſter
Hans Rosbaud. Karten im Sekretariat der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße 36, Fernſprecher 3500
(Stadtverwaltung)
Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Mittwoch 19½22½ Uhr. B 10
4.Januar / Der Freiſchütz.
Preiſe 0.705.50 Mk. Donnerstag, Anf. 19½, Ende geg. 22½4 Uhr. C 11
5. Januar Prinz Methuſalem.
Preiſe 0.705.50 Freitag.
8. Januar 19½227 Uhr. D 10. Roſe Bernd.
Preiſe 0.504.50 Mk Kleines Haus Mittwoch,
4. Januar 15171 Uhr.
Fans Wunderhündchen. Preiſe 0.402 Mk.
Anf. 19½, Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=M. V, 7
Preiſe 0.703.80 Mk.
Pygmalion. Donnerstag,
5 Januar Anf. 19½, Ende n. 22 Uhr. T Gr. 18
Preiſe 0.703.80 Mk.
Der Muſtergatte. Freitag,
6. Januar 19½22 Uhr. Dſt. Volksb. M 3. Vſt.) Gr. LIV.
Der Barbier vonSevilla, Preiſe 0.804.50 Mk.

Landestheater. Heute letzte Aufführung von Jans
Wunderhündchen Heute nachmittag 15 Uhr iſt die letzte
Aufführung des Weihnachtsmärchens Jans Wunderhündchen
Da die letzten Aufführungen ſehr gut beſucht waren, empfiehlt ſich
rechtzeitige Kartenbeſorgung. Wiederaufnahme des
Barbier von Sevilla. Im Kleinen Haus wird am
Freitag, 6. Januar, Roſſinis heitere Oper Der Barbier von Se=
villa
, in der erfolgreichen Inſzenierung und unter muſikaliſcher
Leitung von Hermann Adler, wieder in den Spielplan auf=
genommen
. Das für Donnerstag, den 5. Januar, im Kleinen
Haus angeſetzte Luſtſpiel Der Muſtergatte beginnt nicht
um 19.30 Uhr, ſondern um 20 Uhr.
Viertes Sinfoniekonzert des Landestheaters. Johannes
Brahms, deſſen 100. Geburtstag die muſikaliſche Welt im Mai
begeht, iſt in den Sinfoniekonzerten dieſes Winters mit zwei ſeiner
bedeutendſten Inſtrumentalwerke vertreten. Im 3. Sinfoniekon=
zert
brachte Karl Maria Zwißler die erſte Sinfonie. Für das am
Montag, den 9. Januar, ſtattfindende 4. Konzert iſt das große
BDur=Klavier=Konzert vorgeſehen, deſſen Solopart Edwin
Fiſcher zu Gehör bringt. Edwin Fiſcher iſt heute als Pianiſt
ein europäiſcher Name. Die muſikaliſche Leitung hat Dr. Hans
Schmidt=Iſterſtedt. Den 2. Teil der Vortragsfolge beherrſcht die
3. Sinfonie von Bruckner.

Nr.,4 Seite 5

*Perſiegte Arzneiqdellen.
Die Benachkeiligung der Kaſſenkranken. Keine Verſchwendung, aber auch keine zu engen Feſſeln.
ligt wird. Ueberſchreitet der Arzt dieſen Betrag, dann wird die
Differenz von ſeinem Kaſſenhonorar abgezogen. Der Arzt wird
Amramgſte Richllinten.
alſo beſtrebt ſein, ſo billig wie möglich zu verordnen.

Von Stadtfürſorgearzt Dr. med. Heinz Heitan, Berlin.
Arzt und Apotheker erfreuen ſich im allgemeinen keiner großen
Beliebtheit. Die Inanſpruchnahme beider iſt durch Krankheit be=
dingt
und mit unvorhergeſehenen Geldausgaben verbunden. Dieſe
Sorge war allerdings einem Teil der Bevölkerung bis vor kurzem
abgenommen durch die deutſche Krankenverſicherung. Inzwiſchen
ließen Wirtſchaftskriſe und ſteigende Zahl der Arbeitsloſen die
Einnahmen der Krankenverſicherung zurückgehen und zwangen zur
Einführung von Sparmaßnahmen. Gegen vernünftige Sparmaß=
nahmen
wird niemand etwas einzuwenden haben. Wenn aber auf
einem Gebiet durch übertriebene Vorſchriften Schaden hervorge=
rufen
wird, dann iſt es Zeit. zu warnen.
Die ausreichende Arzneiverſorgung der Verſicherten iſt in
Frage geſtellt. Bis zum Erlaß der erſten Notverordnung des
Reichspräſidenten vom 26. Juli 1930 wurde den Verſicherten mit
wenigen Ausnahmen die Arznei koſtenlos gewährt. Durch die Not=
verordnung
wurde eine einmalige Krankenſcheingebühr von 0,50
RM. und eine Gebühr von 0.50 RM. für jede ärztliche Verord=
nung
eingeführt. In der Familienverſicherung müſſen die Kran=
ken
ſogar in allen Fällen 50 Prozent der Arzneikoſten tragen. Die
Krankenkaſſe hat keine Möglichkeit in Notfällen die vollen Arznei=
koſten
zu übernehmen. Lebenswichtige Arzneien können nicht ab=
geholt
werden, weil die Koſtenanteile nicht aufgebracht werden
können. Der Avotheker hilft, wo er kann. Es geht aber heute auch
den Apotheken ſchlecht, ein großer Teil hat mit erheblichen Schwie=
rigkeiten
zu kämpfen, ſo daß er nicht ſo helfen kann, wie er
möchte. Hier ſollte eine Aenderung der Krankenverſicherung Er=
leichterung
bringen. Ebenſo wie eine Herabſetzung der Arznei=
koſtenbeteiligung
(von 0.,50 RM. für jede Verordnung) angebracht
iſt. Weitere Maßnahmen zur Droſſelung des Arzneiverbrauchs
der Krankenverſicherung ſind der Regelbetrag auf die Richtlinien
des Reichsausſchuſſes für Aerzte und Krankenkaſſen für wirtſchaft=
liche
Arzneiverordnung. Der Regelbetrag iſt ein kompliziert er=
rechneter
Betrag, der dem Arzt bei der Arzneiverordnung zugebil=

Die Richtlinien für wirtſchaftliche Arzneiverordnung ſind am
ſchärfſten umkämpft. Sie ſtempeln in ihren Auswirkungen den
Kaſſenpatienten zum Patienten zweiter Klaſſe. In zahlreichen
Verordnungen wird der Arzt angehalten, billig zu verordnen, ja
darüber hinaus muß er ſo verordnen, daß der Kranke ſich die
Arznei aus dem verordneten Arzneimittel, ſelbſt herſtellen ſoll.
Der Kranke wird angehalten, ſich Löſungen von den empfindlichen
Jod= und Bromſalzen ſelbſt anzufertigen, Tees ſelbſt zu miſchen.
Abgüſſe und Abkochungen von beſtimmten Drogen ſelbſt zu berei=
ten
obwohl dem Apotheker für die Bereitung derſelben im Deut=
ſchen
Arzneibuch genaue Vorſchriften gemacht ſind, die weder Arzt
noch Patient kennen. Kein Wunder, daß auch in ärztlichen Krei=
ſen
dieſe Richtlinien lebhafter Kritik begegnen. Beſonders die
Herſtellung von Löſungen durch den Kranken wird mit Recht als
eine unmögliche Forderung bezeichnet.
Man kann ſich den kritiſchen Aeußerungen der Aerzte nur an=
ſchließen
. Auch der Kaſſenkranke hat ein Recht auf ausreichende
Arzneiverſorgung. Die verantwortungsvolle Arbeit des Apothe=
kers
läßt ſich nicht ausſchalten. Es wird durch ſolche übertriebenen
Maßnahmen aber auch die Exiſtenz der deutſchen Apotheke und
damit die Aufrechterhaltung einer geordneten Arzneiverſorgung
gefährdet. Der Schaden an der Volksgeſundheit wird weſentlich
größer ſein, als die beſtenfalls erzielten Einſparungen. Ver=
ſchwendung
von Geldern für Medikamente und Apparate, ſo
ſchreibt die Zeitſchrift Der Kaſſenarzt dazu, iſt mit allen Mit=
teln
zu unterbinden. Man gerate aber nicht in das andere Extrem,
die Aerzte zur. Nur=Wirtſchaftlichkeit mit derartigen Richtlinien
erziehen zu wollen. Wenn ſchon Richtlinien und notwendig ſind
ſie natürlich , dann ſolche, die ernſt zu nehmen ſind, die von
Praktikern verfaßt werden und in aller Oeffentlichkeit vorher zur
wiſſenſchaftlichen Diskuſſion ſtehen. Dann werden ſich auch die
Aerzte ihnen gern fügen, während jetzt die Empörung der Aerzte)
gegen ſolche Maßnahmen ſich auf die Patienten zu übertragens
droht. Und den Schaden wird die Volksgeſundheit haben!
Dieſem Zitat iſt nichts mehr hinzuzufügen.

Die leicht enklaſtete Lage des kaufmänniſchen
Skellenmarkkes im Dezember behaupkel.
Nach den Beobachtungen der kaufmänniſchen Stellenvermitt=
lung
des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verbandes hat
ſich die bereits im November leicht gebeſſerte Stellenmarktslage
im Dezember behaupten können. Der Neuzugang an Bewerbern
hielt ſich in erträglichen Grenzen, wird zum Teil ſogar von
Altſtellenloſen geſtellt, die im Hinblick auf Konjunkturhoffnun=
gen
ſich wieder bei der Stellenvermittlung eintragen ließen,
Zum Jahresſchluß ausgeſprochene Kündigungen wurden in grö=
ßerem
Umfange zurückgenommen. Der relativ günſtige Geſamt=
eindruck
wird nur durch die Entwicklung in Schleſien auch
Oberſchleſien beeindruckt. Dort hat die kleine Erholung ſich
nicht durchzuſetzen vermocht, trotzdem Hütten= und Montan=
induſtrie
in beachtlichem Umfange Arbeiter= nicht Angeſtellten=
Einſtellungen vornehmen konnten. Die urſprünglich hauptſäch=
lich
vom Stinnſtoffgewerbe ausgehende konjunkturelle Belebung
iſt im ganzen Reich mehr auf die Eiſen= und Hütteninduſtrie
übergegangen, auf die ſie ſich zurzeit im weſentlichen beſchränkt.
Der Eingang an Beſetzungsaufträgen iſt gegenüber dem
Vormonat wenig geſunken. Das findet eine bedingte Begrün=
dung
in den Feſttagen und den notwendigen Dispoſitionen zum
Jahreswechſel. Das Vermittlungsgeſchäft ſelbſt konnte ſich auf
der Höhe der Novemberzahlen halten. Nennenswerte Aushilfs=
ſtellungen
für Stellenloſe hat das Weihnachtsgeſchäft auch in
dieſem Jahre nicht gebracht. Man beſchränkte ſich wieder über=
wiegend
auf die bequemere Einberufung inzwiſchen verheirate=
ter
weiblicher Hilfskräfte.
Wiederholung des Kurſus über das Zeitungsweſen. Die
Darmſtädter Volkshochſchule hat nach dem Intereſſe, das
ihr erſter Kurſus über das Zeitungsweſen fand, auch in ihrem
Lehrplan, der am 9. Januar beginnt, einen ſolchen Kurſus wieder
aufgenommen. Redakteur Karl Stork behandelt in den vorge=
ſehenen
acht Abenden die Geſchichte der Zeitung, mit beſonderer
Berückſichtigung der Beziehungen Staat und Pxeſſe, Partei und
Preſſe. Anmeldungen: Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Neckar=
ſtraße
3.
Bayern=Verein Darmſtadt E. V. Die Weihnachtsfeier
war gekennzeichnet durch ein reichhaltiges Programm unter
Mitwirkung des Bandonium=Orcheſters Eberſtadt. Nach einem
flotten Einleitungsmarſch folgte im Anſchluß an die Anſprache
des 1. Vorſitzenden, Herrn Ritter, das prachtvoll geſungene
Weihelied Weihnachtsglocken durch den Bayernchor unter der
meiſterhaften Leitung von= Herrn Chordirektor Hippauf und ein
von den Geſchwiſtern Franz und Kath. Stimpfle vorgetragener
ſinniger Weihnachtsprolog von Herrn Selzner. Urwüchſige Schuh=
plattlertänze
der bekannten Weißen=Rößl=Gruppe des Vereins
ſowie die klangvollen Geſangsvorträge mit gemiſchtem Chor und
Zitherbegleitung, Sopranſolo Die Sennerin auf der Alm und
Tenorſolo Der Tiroler Bua wurden mit großem Beifall auf=
genommen
und gaben der Veranſtaltung ein volkstümlich ur=
bayeriſches
Gepräge. Mit Spannung verfolgte man die in
Szene gegangenen Weihnachtsſtücke. Der alte Lump und Die
Verlobung unterm Weihnachtsbaum, die von der Theatergruppe
mit viel Liebe und Hingebung geſpielt wurden. Sie waren für
die Mitwirkenden ein voller Erfolg. Eine reiche Verloſung be=
glückte
die Anweſenden mit allerlei Nützlichem. Zum Schluß
ſpielte das vortreffliche Bandonium=Orcheſter luſtig zum Tanz auf.
Weihnachtsfeier des Kindergartens der Barmherzigen
Schweſtern. Darmſtadt, Beſſunger Straße 115. Sonntag, den
8 Januar, nachmittags 4 Uhr, veranſtalten die Barmherzigen
Schweſtern mit ihrem Kindergarten in der Beſſunger Turnhalle,
Heidelberger Straße, eine Weihnachtsfeier. Wenn dieſe Feier erſt
14 Tage nach dem Heiligen Weihnachtsfeſt ſtattfindet, ſo liegt
darin eine Beſcheidenheit, denn gerne treten ſie mit ihren Kleinen
zurück, wenn vor dem Hl. Weihnachtsfeſt die Großen zuerſt feiern
wollen. Zur Aufführung gelangen u. a. die Extrapoſt, die fidele
Hauskapelle ſowie ein Weihnachtsſpiel. Die Zwergenpoſt in drei
Aufzügen, geſpielt von 23 Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren.
An weiteren Ueberraſchungen durch die Kleinen wird es nicht
fehlen. Allen denjenigen, die ſich noch ein kindliches Gemüt be=
wahrt
haben, wird der Beſuch dieſer Weihnachtsfeier beſtens emp=
fohlen
. Gilt es doch gleichzeitig, unſere Barmherzigen Schwe=
ſtern
die ſich im Dienſte der Nächſtenliebe, der Kinder= und Kran=
kenpflege
allzeit bereitfinden, zu unterſtützen. Wünſchen wir
hierzu ein vollbeſetzes Haus. Die Eintrittspreiſe ſind ſo niedrig
gehalten, daß es jedem ermöglicht iſt. die Weihnachtsfeier zu be=
ſuchen
. Eintrittskarten ſind bei den Schweſtern und an der Kaſſe
erhältlich. Eine Kindervorſtellung findet am Samstag, den
7. Januar, nachmittags 3 Uhr, ſtatt.
Hiſtoriſcher Verein. Der uns befreundete Mitelrheiniſche
Architekten= und Ingenieurverein lädt unſere Mitglieder in
freundlicher Weiſe zu folgenden Vorträgen ein: 1. Donnerstag.
5. Januar. 20 Uhr, Hörſaal 137 der Techniſchen Hochſchule: Prof.
Dr.=Ing. A. Zeller (Breslau) über Antike Technik (mit Licht=
bildern
), 2. Dienstag. 10. Januar, 20 Uhr, Hörſaal 234 der
Techniſchen Hochſchule; Herr v. Harlem vom Deutſchen Stahl=
werkverband
über Eiſen und Stahl als Bau= und Werkſtoff in
der Geſchichte der Menſchheit (mit Lehrfilm),
CWer hat ein fremdes Fahrrad im Beſitz? Am 21. 12. 1932
wurde vor dem Hauſe Stegmüller im Schloßgraben ein Herren=
fahrrad
vertauſcht. Das zurückgebliebene Fahrrad iſt Marke
Ideal‟. Der Eigentümer dieſes Rades wird erſucht, ſich bei
der Kriminalpolizei zu melden.

Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
* Helia
bringt im neuen Programm einen der beſten Greta=Garbo=Filme
in deutſcher Sprache in Helgas Fall und Aufſtieg nach
dem Roman. Suſan Lenox, durch die geſchickte Regie von Robert
3. Leonard ſehr gut verlebendigt. Ueber Greta GarbosDar=
ſtellungskunſt
iſt ſchon oft und faſt ohne Ausnahme Beſtes geſagt
worden. Auch dieſer Film iſt ein Beweis für ihr einzigartiges
Talent. Wie Greta Garbo ihre Menſchen, ihre Mädchen und
Frauen lebt, nicht ſpielt, das iſt bisher von anderen Filmkünſt=
lern
nicht erreicht worden. Mag ſie ſich oft auch wiederholen mag
ſie auch oft oder immer wieder Greta Garbo ſein, alle ihre Rollen
tragen irgendwie eine individuelle Note. Immer wieder weiß ſie
durch andere Nuancen zu packen und tiefſt zu erſchüttern. Daß ſie
in ihrer Schauſpielkunſt durch die Eigenart ihrer Perſönlichkeit.
mag ſie in Tiefen der meſchlichen Geſellſchaft oder auf deren Höhen
wandeln, alle Aufgaben mit überlegener Souveränität löſt. kann
nur erklärt werden durch die offenſichtliche Tatſache, daß ſie durch
langes Studium ſich in die von ihr zu verkörpernden Perſönlich=
keiten
reſtlos einlebt Der Film führt in ſeinen Bildern wieder
durch die halbe Welt und er führt amerikaniſch zum happy
end. Zu einem happr end allerdings, das man der vielgeprüften
Suſan Lenos letztlich gönnt. Die Handlung iſt ein hohes Lied der
opfernden, verzeihenden, durch alle Tiefen gehenden, aber letztlich
rein und groß bleibenden Liebe.
* Palaſt=Lichtſpiele
bringen einen Film Banknotenfälſcher von New
York der mit Spannungsmomente von Anfang bis Ende ge=
laden
iſt. Einen derartigen Kriminalfilm auf der Leinwand
feſſelnd zu geſtalten, erfordert einmal nicht nur gewandte Regie,
zum anderen Anwendung aller filmtechniſch zur Verfügung
ſtehenden modernen Mittel und ſchließlich hauptſächlich erſtklaſ=
ſige
Schauſpieler. Alle drei Forderungen ſind in dieſem Film
erfüllt. Douglas Fairbanks jun in der Hauptrolle verkör=
pert
einen temperamentvollen Gentleman für einen Tag, der
zwar den Gagſter typiſch darſtellt, dem man aber auch menſch=
lich
eine gewiſſe Sympathie nicht verſagen kann. Ausgezeichnet
auch ſeine Partnerin und verſchiedene Partner, vor allem Joan
Blondek. Der Film zeigt eine Falſchgeldwerkſtätte, aufregende
Jagden, Verhaftungen und Verfolgungen von Verbrechern. und
wickelt ſich im D=Zugs=Tempo ab. Ein reichhaltiges, gutes
Beiprogramm vermittelt mit dem Hauptfilm angenehme, unter=
haltſame
Stunden.
Im Union=Theater ſieht man nur noch wenige Tage das
Stimmwunder Gitta Alvar und Max Hanſen in der entzücken=
den
Tonfilm=Operette Die oder keine‟
Union=Theater. Heute morgen und übermorgen um
2.30 Uhr, gelangt in je einer Vorſtellung das einzigartige Film=
werk
Chriſtus im Union=Theater zur Vorführung. Jugendliche
ſind zugelaſſen.
Reſi=Theater. Der tempogeladene, eigenartige Ufa= Ton=
film
Quick mit Hans Albers und Liane Harvey gelangt heute
zum letzten Male zur Vorführung. Ab morgen zeigt das Reſi
das bekannte Bühnenſtück als Tonfilm Mein Leopold, mit
Max Adalbert. Hermann Thimig. Guſtav Fröhlich. Camilla
Spira, Lucy Engliſch, Harald Paulſen, Ida Wüſt uſw.

Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereius. Nachdem die Probleme in den europäiſchen Oſt=
und Weſtalpen nahezu gelöſt ſind, hat ſich ein deutſcher Bergſtei=
gergeiſt
und Forſchungsdrang auch an die außereuropäiſche Hoch=
gebirgswelt
herangewagt. Die Anden in Süd=Amerika und der
Himalaya=Gebirgsſtock in Aſien waren in den letzten Jahren
das Ziel verſchiedener Expeditionen. Unter Führung von Prof.
Dr. Dyhrenfurth=Zürich, eines geborenen Breslauers, unternahm
im Jahre 1930 eine aus 5 Deutſchen 2 Engländern, 2 Schweizern
und 1 Oeſterreicher beſtehende Geſellſchaft die ſogenannte Inter=
nationale
Himalaya=Expedition. Es iſt der Sektion
Starkenburg des D. u. Oe. Alpenvereins gelungen, Prof. Dr.
Dyhrenfurth zu einem Lichtbildervortrag über dieſe in
bergſteigeriſcher und wiſſenſchaftlicher Beziehung hochintereſſante
Expedition zu gewinnen. Der Vortrag findet am Donnerstag, den
19. Januar, abends 8 Uhr, im großen Saal des Städt. Saalbaues,
ſtatt. Nähere Mitteilungen erfolgen demnächſt.
40. (266.) Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Im neuen
Jahre findet die erſte Ziehung, und zwar der 4. Klaſſe, am 11.
und 12. Januar ſtatt. Hauptgewinne wieder 2 X 100 000 RM.
Die Erneuerung der Loſe muß planmäßig ſpäteſtens
bis zum 4. Januar, 18 Uhr, bei Verluſt des Anrechts in
der zuſtändigen Lotterie=Einnahme geſchehen. Zur Vermeidung
von Nachteilen wird die Beachtung dieſer Friſt dringend emp=
fohlen
. Für neue Spieler ſind Kaufloſe in allen Abſchnitten zu
amtlichen Preiſen bei den Staatlichen Lotterie=Einnehmern zu
haben.
Durch einen brennenden Chriſtbaum der erſte in dieſer
Saiſon entſtand geſtern abend in der Martinſtraße 72 ein Zim=
merbrand
, dem Vorhänge, Teppiche und Fenſterverkleidung zum
Opfer fielen. Die Berufsfeuerwehr bot durch Handlöſcher wei=
terem
Schaden Einhalt.
* Im Dienſt vom Tode ereilt. Geſtern wurde der dienſt=
tuende
Straßenbahnſchaffner Franz Schad auf der Linie 5.
Richtung Oſtbahnhof, vom Schlage getroffen und fiel tot aus
dem fahrenden Wagen.

H

EHfEDHIESEDT

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O

A

Ve

indtungen, Apotheken, Drogerien wew, sowle bei Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl.7, Tel. 45
Brunnenschritten durch das Fachinger Zentralbüro, Berlin 108 W 8, Wilhelmstraße 55. Erh

V.574

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 4

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 4. Januar 1933

Perleihung von (hrenurkunden
durch die Heſſiſche Induſtrie= und Handelskammer, Darmſtadt.

Im Jahre 1932 konnten wiederum von der Heſſiſchen Indu=
ſtrie
= und Handelskammer, Darmſtadt, 77 Ehrenurkunden an Ar=
beiter
, Angeſtellte und Betriebsbeamte, die auf eine längere
Tätigkeit bei ihrer Firma zurückblicken können, verliehen werden.
Von dieſen Diplomen entfallen auf 50jährige Tätigkeit 2. auf
40jährige Tätigkeit 15, auf 38jährige Tätigkeit 1, auf 31jährige
Tätigkeit 1, auf 25jährige Tätigkeit 59.
Ausgezeichnet wurden nachſtehende Jubilare: Johannes
Nützel, Darmſtadt (am 12. Jun 1930 31 Jahre bei der Firma
E. Merck, Darmſtadt). Adam Fleiſchmann. Darmſtadt (am
1. April 1931 25 Jahre bei der Firma L. C. Wittich Darmſtadt).
Wilhelm Knierim, Darmſtadt (am 3. Sept. 1931 25 Jahre
bei der Firma L. C. Wittich, Darmſtadt). Ludwig Büttner,
Darmſtadt (am 3. Januar 1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck,
Darmſtadt). Chriſtian Schneider. Darmſtadt (am 4. Jan.
1932 40 Jahre bei der Firma Goebel, A.=G. Darmſtadt).
Auguſt Fleiſcher. Darmſtadt (am 12. Jan. 1932 25 Jahre bei
der Firma Carl Schenck, G. m. b. H., Darmſtadt) Heinrich
Schanz, Darmſtadt (am 14. Jan. 1932 25 Jahre bei der Firma
E. Merck, Darmſtadt) Heinrich Brunner, Zeilhard (am
20. Jan. 1932 40 Jahre bei der Firma Odenwälder Hartſtein=
Induſtrie, A.=G., Darmſtadt). Georg Büttner, Darmſtadt
(am 8. Februar 1932 25 Jahre bei der Firma Carl Schenck. G. m.
b. H. Darmſtadt). Friedrich Neubauer, Darmſtadt (am
11. Februar 1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck. Darmſtadt).
Johann Saxer, Zwingenberg (am 14. Febr. 1932 40 Jahre
bei der Firma Deutſche Milchwerke, A.=G., Zwingenberg). Her=
mann
Maurer, Darmſtadt (am 25. Febr. 1932 25 Jahre bei
der Firma Heſſ. Eiſenbahn=A.=G., Darmſtadt). Johann Adam
Schmitt, Nieder=Ramſtadt (am 10. März 1932 25 Jahre bei
der Firma Odenwälder Hartſtein=Induſtrie, A.=G., Darmſtadt).
Joſeph Lochbühler, Kelſterbach a. M. (am 18. März 1932
25 Jahre bei der Firma Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken, A.=G.,
Kelſterbach a. M.). Karl Kaufmann, Darmſtadt (am
31. März 1932 40 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt).
Johannes Löſch, Rüſſelsheim a. M. (am 31. März 1932 38 Jahre
bei der Firma Adam Opel, A.=G., Rüſſelsheim a. M.). Peter
Berg, Darmſtadt (am 1. April 1932 40 Jahre bei der Firma
Goebel, A.=G., Darmſtadt) Johannes Frank. Darmſtadt (am
1. April 1932 40 Jahre bei der Firma Heinrich Keller u. Sohn,
Darmſtadt). Fritz Beutmann, Darmſtadt (am 1. April
1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck Darmſtadt). Andreas
Küſter. Darmſtadt (am 1. April 1932 25 Jahre bei der Firma
E Merck Darmſtadt). Franz Ries. Darmſtadt (am 2. April
1932 25 Jahre bei der Firma Heſſ. Eiſenbahn=A.=G. Darmſtadt).
Karl Zech, Kelſterbach a. M. (am 3. April 1932 25 Jahre
bei der Firma Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken, A.=G., Kelſterbach
a M. Wilhelm Treutel. Darmſtadt (am 3. April 1932
25 Jahre bei der Firma E Merck Darmſtadt). Philipp Gärt=
ner
. Darmſtadt (am 4. April 1932 25 Jahre bei der Firma E.
Merck, Darmſtadt). Eduard Dittmann. Darmſtadt (am
13. April 1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt).
Auguſt Benz, Darmſtadt (am 16. April 1932 25 Jahre bei der
Firma E. Merck Darmſtadt). Thereſe Kaiſer, Darmſtadt
(am 16. April 1932 25 Jahre bei der Firma Strauß u. Mayer,
Darmſtadt). Georg Fuhrbach. Darmſtadt (am 18. April 1932
25 Jahre bei der Firma E Merck, Darmſtadt). Direktor Guſtav
Oppenheimer. Darmſtadt (am 20. April 1932 40 Jahre bei
der Firma Gebr. Trier, Darmſtadt). Ludwig Pullmann
Darmſtadt (am 21. April 1932 40 Jahre bei der Firma E. Merck.
Darmſtadt). Friedrich Becherer, Darmſtadt (am 22. April
1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt) Karl
Schepp. Darmſtadt (am 23. April 1932 25 Jahre bei der Firma
Goebel. A.=G. Darmſtadt) Guſtav Leichtweiß Eberſtadt
(am 29. April 1932 25 Jahre bei der Firma Eiſenwerk Eberſtadt,
Adolf Rieſterer, Eberſtadt a. d. B.). Otto Bork, Darmſtadt
(am 29. April 1932 25 Jahre bei der Firma Carl Schenck. G. m.
b. H. Darmſtodt). Paul Schwanhäuſer. Darmſtadt (am
1. Mai 1932 40 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt).
Friedrich Leißler. Darmſtadt (am 1. Mai 1932 25 Jahre bei
der Firma Carl Schenck, G. m. b. H. Darmſtadt). Friedrich
Amendt, Darmſtadt (am 9 Mai 1932 50 Jahre bei der Firma
Ph. Wondra, Darmſtadt). Georg Steinbach. Darmſtadt (am
15. Mai 1932 40 Jahre bei der Firma Heſſ. Eiſenbahn=A.=G., Darm=

ſtadt). Peter Horn. Darmſtadt (am 17. Mai 1932 25 Jahre
bei der Firma Odenwälder Hartſtein=Induſtrie, A.=G., Darmſtadt).
Nikolaus Schmidt. Darmſtadt (am 21. Mai 1932 25 Jahre
bei der Firma Heſſ. Eiſenbahn=A.=G., Darmſtadt). Peter
Bohn, Eberſtadt (am 23. Mai 1932 25 Jahre bei der Firma
Eiſenwerk Eberſtadt, Adolf Rieſterer, Eberſtadt a. d. B.). Max
Neupert. Darmſtadt (am 1. Juni 1932 25 Jahre bei der Firma
E. Merck, Darmſtadt). Valentin Brunner, Zeilhard (am
1. Juni 1932 40 Jahre bei der Firma Odenwälder Hartſtein= In=
duſtrie
, A.=G. Darmſtadt). Ludwig Kohlmann, Kelſterbach
a. M. (am 3. Juni 1932 25 Jahre bei der Firma Vereinigte
Glanzſtoff=Fabriken, A.=G., Darmſtadt). Jakob Becker, Darm=
ſtadt
(am 3. Juni 1932 40 Jahre bei Firma Carl Schenck, G. m.
b. H., Darmſtadt). Friedrich Korndörfer, Roßdorf b. D.
(am 4. Juni 1932 40 Jahre bei der Firma Odenwälder Hartſtein=
Induſtrie, A.=G., Darmſtadt). Philipp Juſtus Emig, Roß=
dorf
b. D. (am 5. Juni 1932 25 Jahre bei der Firma Odenwäl=
der
Hartſtein=Induſtrie, A.=G., Darmſtadt). Wilhelm Otto,
Kelſterbach a. M. (am 11. Juni 1932 25 Jahre bei der Firma
Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken, A.=G., Darmſtadt). Georg
Handſchuh, Kelſterbach a. M. (am 24. Juni 1932 25 Jahre bei
der Firma Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken, A.= G., Kelſterbach a.
M.). A. Pathenſchneider Darmſtadt (am 28. Juni 1932
25 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt). Ludwig
Wolff. Darmſtadt (am 1. Juli 1932 25 Jahre bei der Firma E.
Merck, Darmſtadt). Adam Doſer, Kelſterbach a. M. (am
1 Juli 1932 25 Jahre bei der Firma Vereinigte Glanzſtoff=Fabr.,
A.=G., Kelſterbach a. M.). Adam Malm, Darmſtadt (am
4. Juli 1932 25 Jahre bei der Firma Odenwälder Hartſtein=
Induſtre, A.=G., Darmſtadt): Chriſtian Prediger Darm=
ſtadt
(am 8. Juli 1932 25 Jahre bei der Firma Odenwälder Hart=
ſtein
=Induſtrie, A.=G. Darmſtadt). Friedrich Hundsdorf
Darmſtadt (am 29. Juli 1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck,
Darmſtadt). Peter Nicolai, Darmſtadt (am 5. Auguſt 1932
40 Jahre bei der Firma Goebel, A.=G., Darmſtadt) Leonhard
Gräber, Darmſtadt (am 12. Auguſt 1932 25 Jahre bei der Firma
Goebel, A.=G. Darmſtadt). Chriſtian Scheerer, Darmſtadt
(am 15. Auguſt 1932 25 Jahre bei der Firma Goebel, A.=G., Darm=
ſtadt
). Franz Roſtan, Kelſterbach a. M. (am 23. Auguſt 1932
25 Jahre bei der Firma Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken, A.=G.,
Kelſterbach a. M.). Dr Arthur Glahn Darmſtadt (am
1. September 1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt).
Hermann Rodenhäuſer, Darmſtadt (am 3. Sept. 1932
25 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt). Otto Glas=
meyer
. Kelſterbach a. M. (am 16. Sept. 1932 25 Jahre bei der
Firma Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken A.=G., Kelſterbach a. M.),
Wilhelm Knörzer. Darmſtadt (am 25. Sept 1932 25 Jahre
bei der Firma E. Merck, Darmſtadt). Karl Grünewald,
Darmſtadt (am 26. Sept. 1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck.
Darmſtadt). Bonifatius Daikeler (am 26. Sept. 1932
25 Jahre bei der Firma L. C. Wittich, Darmſtadt). Ludwig
Buß. Darmſtadt (am 1. Okt. 1932 25 Jahre bei der Firma E.
Merck Darmſtadt). Emil Glaſer, Darmſtadt (am 1. Okt.
1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt). Johann
P. Groß. Darmſtadt (am 1. Okt. 1932 25 Jahre bei der Firma
E. Merck, Darmſtadt) Konrad Lindenmayer. Darmſtadt
(am 1. Okt. 1932 25 Jahre bei der Firma Röhm u. Haas A=G.,
Darmſtadt). Joſef Oeſtreicher. Darmſtadt (am 1. Okt.
1932 25 Jahre bei der Firma Carl Schenck. G. m. b. H. Darm=
ſtadt
). Karl Gutfreund, Darmſtadt (am 7. Okt. 1932
Wilhelm Krug, Darmſtadt (am 16. Okt. 1932 50 Jahre bei der
Firma E Merck Darmſtadt). Peter Hartmann Darmſtadt
(am 19. Okt. 1932 25 Jahre bei der Firma E. Merck. Darmſtadt).
Guſtav Bühr. Darmſtadt (am 14. Nov. 1932 40 Jahre bei der
Firma Heſſ. Eiſenbahn=A.=G. Darmſtadt). Karl Dreisbach,
Kelſterbach a. M. (am 20. Nov. 1932 25 Jahre bei der Firma
Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken. A.=G., Kelſterbach a. M.).
Philipp Hamm. Darmſtadt (am 21. Nov. 1932 25 Jahre bei
der Firma E. Merck, Darmſtadt) Joſef Pförtner, Darm=
ſtadt
(am 25. Nov, 1932 25 Jahre bei der Firma Odenwälder
Hartſtein=Induſtrie, A.=G. Darmſtadt) Georg Chriſt, Kel=
ſterbach
a. M. (am 16. Dez. 1932 25 Jahre bei der Firma Ver=
einigte
Glanzſtoff=Fabriken, A.=G., Kelſterbach a. M.).

4 Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verhandelte am Diens=
tag
gegen einen jungen Metzgergehilfen von hier
wegen fahrläſſiger Tötung. Der junge Mann fuhr an
einem regneriſchen Abend mit größtmöglichſter Geſchwindigkeit
nach Hauſe und fuhr in der Lichtenbergſtraße mit ſolcher Wucht
gegen eine ältere Frau, die, aus einem Hauſe kommend, die
Straße überqueren wollte, daß ſie umfiel und einen ſchweren
Schädelbruch erlitt, an deſſen Folgen ſie kurz darauf ſtarb. Der
Angeklagte behauptet heute, er ſei ſchuldlos, die Frau ſei ihm
direkt ins Fahrrad gerannt, doch ſieht das Gericht auch ein Ver=
ſchulden
auf ſeiner Seite, indem er zu ſchnell gefahren ſei und
den Kopf wegen des Regens zu tief herabbeugte, ſo daß er die
Straße nicht genügend im Auge behalten konnte. Er erhält eine
Gefängnisſtrafe von zwei Monaten, und da er bis=
her
noch nicht vorbeſtraft iſt, wird ihm eine dreijährige Bewäh=
rungsfriſt
zugebilligt.
Die Kleine Strafkammer eröffnete am Montag den
Reigen mit einer Verhandlung gegen vier Offenbacher,
drei Männer und ein Mädchen, wegen gefährlicher Kör=
perverletzung
. Die vier kehrten in einer Julinacht von
einem Feſt in Bieber zurück und verübten unterwegs allerlei
Allotria an einem Waſſerhäuschen. Der Beſitzer der, um das
Häuschen vor Einbruch zu bewahren, ſich dort ſchlafen gelegt
hatte, erwachte und kam im Hemde, wie er war herausgeeilt,
und wurde nun von den Leuten auf das übelſte mißhandelt. Der
Anführer erhielt ob ſeiner beſonderen Roheit drei Monate
und drei Tage Gefängnis, die beiden anderen
kommen mit ſechs Wochen drei Tagen und drei
Wochen drei Tagen davon. Das Mädchen wurde
mangels Beweiſes freigeſprochen.
Das Amtsgericht verhandelte am Dienstag wieder ein=
mal
gegen einen Stammkunden, den Rudolf K., Herausgeber
des Sportexpreß, und ſeine Frau wegen gemeinſamen
Betrugs. Der Mann hatte vor der Hitlerkundgebung im
Juni 1932 bei hieſigen Geſchäftsleuten angerufen, vorgegeben
die Geſchäftsſtelle der NSDAP. ſei am Apparat. Die Partei
beabſichtige, zu der Kundgebung auf der Rennbahn Programme
herauszugeben, und bäte um Annoncen. Die Frau, die ſchoko=
ladeeſſend
neben ihrem Mann auf der Anklagebank ſitzt, will
von der ganzen Sache nichts wiſſen und wird ordentlich giftig,
als der Amtsanwalt erwähnt, daß ſie bereits eine kleine Vor=
ſtrafe
habe. Zu ihrer großen Beruhigung wird ſie aber dann
mangels Beweiſes freigeſprochen während der Mann
wegen Betrugs in zwei Fällen vier Wochen Gefängnis
erhält.

Selbſttötungsverſuch. Geſtern vormittag verſuchte eine Dame
ſich in einem hieſigen Hotel mit Veronal zu vergiften. Sie wurde
in das Städtiſche Krankenhaus verbracht.
Lokale Veranſtalkungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
Reichshof. Heute und folgende Tage Fortſetzung des
Würzburger Jubiläums=Bock=Ausſchankes, verbunden mit ange=
paßter
muſikaliſcher Unterhaltung. Heute Mittwoch Matthias
Weber perſönlich mit ſeinem auserwählten Orcheſter.
Vereinskalender.
Der Stahlhelm, B. d. F., Ortsgruppe Darm=
ſtadt
. Pflichtappell am Freitag, 6. Januar, 8.30 Uhr abends,
bei Sitte, Karlſtraße 15: Verpflichtung, Vortrag. Fahne zur
Stelle. Anzug: Kluft.

Tageskalender für Mittwoch, den 4. Januar 1933.
Union=Theater: Die oder keine Helia=Lichtſpiele: Helgas
Fall und Aufſtieg. Palaſt=Lichtſpiele: Banknotenfälſcher von
New York Union=Theater, nachm 2.30 Uhr: Chriſtus
Reſi=Theater: Quick. Café Ernſt=Ludwig: Geſellſchaftsabend.
Reichshof: Konzert,

Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 3. Jan. Wohltätigkeitsveranſtal=
tungen
. Der Evang. Kirchengeſangverein brachte in der Kirche
zugunſten der Winterhilfe das am 1. Weihnachtsfeiertag gegebene
Weihnachtsoratorium Die Geburt Jeſu Chriſti von Herzogen=
berg
zur Wiederholung. Wie bei der erſten Aufführung, hinter=
ließ
das Werk, das in allen ſeinen Teilen gut erfaßt und durch=
gearbeitet
war ſowie von den Mitwirkenden mit großer Einfüh=
lung
wiedergegeben wurde, einen nachhaltigen Eindruck. In An=
betracht
des guten Zweckes wäre der Veranſtaltung jedoch ein
beſſerer Beſuch zu wünſchen geweſen. Auf dem Sportplatz am
Arheilger Mühlchen trug die hieſige Sportvereinigung 04 gegen
den 1. FC. Langen ein Fußballwettſpiel aus, welches unentſchieden
1:1 endete. Auch hiervon wird der Reinertrag der Winterhilfe
überwieſen werden. Der Verein katholiſcher Familien brachte
kürzlich im Schwanen die Tragödie Solang dein Mütterlein
noch lebt zur Aufführung. Die Veranſtaltung war überaus gut
beſucht, ſo daß dem örtlichen Winterhilfsausſchuß der Betrag von
102. RM. zugeführt werden konnte.
J. Griesheim, 3. Jan. Flugſportverein. Am Neu=
jahrstage
iſt der neugegründete Griesheimer Flugſport=Verein
erſtmalig in die Oeffentlichkeit getreten, indem er den bekannten
Darmſtädter Segelflieger Jachtmann nach hier verpflichtete, der
auf dem Gelände hinter dem Heagbahnhof vor einer zahlreichen
Zuſchauermenge einige gut gelungene Segelflüge ausführte. Da
das Wetter günſtig war, führte er am Nachmittag bis in die
Abendſtunde hinein noch mehrere Paſſagierflüge aus, an denen ſich
beſonders die jungen Mitglieder des hieſigen Vereins beteiligten.
Der Antrieb des Flugzeuges erfolgte durch ein auf einer Scheibe
auf der Antriebswelle eines Autos angebrachtes Drahtſeil, das
ſich nach dem Aufflug von ſelbſt wieder auslöſte. Hohes
Alter. Ihren 83. Geburtag beging am heutigen Tage Frau
Heinrich Kiſſinger 2. Wwe. Schlußgaſſe 4, hier, in verhältnis=
mäßig
körperlicher und geiſtiger Friſche.
F Eberſtadt, 3. Jan. Winterhilfe. Am Mittwoch, den
4. Januar, nachmittags von 23 Uhr, hält der Winterhilfsaus=
ſchuß
wieder eine Sprechſtunde auf dem Rathaus, Zimmer 8, ab.
Wer unter den bekannten Bedingungen an der Eſſenabgabe der
Winterküche teilnehmen will, muß ſich in dieſer Sprechſtunde mel=
den
. Gemeinderatsſitzung. Am Donnerstag, den 5. Ja=
nuar
, findet im Rathausſaal eine öffentliche Gemeinderatsſitzung
ſtatt
G. Ober=Ramſtadt, 3. Jan. Ausſtellung. Am Neujahrs=
tag
veranſtaltete der Brieftaubenverein Einigkeit im Saalbau
Eliſenbad ſeine alljährliche Ausſtellung. Aus 9 Schlägen ſtan=
den
85 Tauben zur Schau. Neben nichtgereiſten Jungtauben ſah
man ſehr wertvolle Reiſevögel, u. a. ſolche, die in dieſem Jahre
zum zweiten Male als Sieger von dem großen Endflug Debrezcin
Ober=Ramſtadt (über 1000 Kilometer) hervorgingen ſowie die
3 Sieger des Wanderpokals 1932 und dieſen ſelbſt. Das aus=
geſtellte
Material zeugte von erſtklaſſigen züchteriſchen Leiſtungen,
die ſelbſt dem Laien Hochachtung vor dieſem ſchönen Sport ab=
ringen
.
Hohes Alter. Am geſtrigen Tage vollendete
Frau Chr. Phil. Rau Witwe, Bahnhofſtraße, in voller körperlicher
Rüſtigkeit und geiſtiger Friſche ihr 81. Lebensjahr. Holz=
verſteigerung
. Das Forſtamt Ober=Ramſtadt hält ſeine erſte
Nutz= und Brennholzverſteigerung am Donnerstag, den 5. Januar
ds. Is in der Gaſtwirtſchaft Keller in Wembach ab. Näheres
ſiehe Anzeige in Nr. 363 des Darmſtädter Tagblattes.
Ef. Meſſel, 3. Jan. Der Turn= und Sportverein e. V. hielt
im Saale der Gaſtwirtſchaft Joh. Hch Laumann 2, ſeine Winter=
veranſtaltung
, verbunden mit einer Verloſung, ab. Neben dem
Schwank Der Paſtetenbäcker gelangte der Zweiakter Das rechte
Weihnachtsglück zur Aufführung. Anſchließend ſchritt man unter
allgemeiner Spannung zur Verloſung. Ausgeloſt wurden 60
wertvolle Gewinne.
R. Aus dem oberen Gerſprenztal, 3. Jan. Das Treibjagd=
ergebnis
in der Gemeindejagd Ober=Gerſprenz war in dem ver=
gangenen
Jahre ſehr gu.t. Bei den letzten Treibjagden konnten
35 Rehe und 37 Haſen erlegt werden, ein Zeichen dafür, daß die
Jagd ſeither gut gepflegt wurde.

* Generaldirekkor Otto Bonhard-Worms F.
Worms, 3. Januar.
Am Montag ſtarb Generaldirektor Otto Bonhard, nach=
dem
er erſt am 26. Oktober 1932 ſein 80. Lebensjahr vollendet
hatte. Im Jahre 1874 trat er in die Firma Cornelius Heyl
ein. Unzertrennbar ſind die Namen Bonhard und Werk
Liebenau miteinander verbunden, deſſen Aufſtieg er faſt 30 Jahre
ſeine ganze Kraft lieh und bei dem er im Juli 1924 ſein 50 jäh=
riges
Berufsjubiläum feierte. Der Verſtorbene entſtammte
einer alten heſſiſchen Familie, er war in Offenthal bei Langen
geboren und verlebte ſeine Jugend in Offenbach, wohin ſein
Vater als Kirchenrat verſetzt war. Ein umſichtiger Induſtrie=
führer
iſt aus dem Leben geſchieden, dem wegen ſeines edlen
Charakters die Sympathie und Verehrung Tauſender galt und
von deſſen Heimgang alle, die ihn kannten, in aufrichtiger
Trauer Kunde erhalten haben.

Cd. Michelſtadt, 3. Jan. Motorradunglück Vorgeſtern
abend gegen 11 Uhr ereignete ſich bei Ebersberg ein ſchwerer Mo=
torradunfall
. Zwei junge Michelſtädter waren auf der Fahrt von
Beerfelden nach Hauſe, als wahrſcheinlich auf der durch Froſt ſehr
glatten Landſtraße das Motorrad ins Rutſchen kam und die beiden
abſtürzten. Nach einer anderen Darſtellung ſoll durch den Nebel
der Fahrer die Sicht verloren haben oder durch das Rutſchen mit
einem Telephonmaſt in Kolliſion gekommen ſein. Während der
Fahrer Friedrich Meyer mit ganz geringfügigen Hautabſchürfun=
gen
davon kam und das Fahrzeug auch nicht beſchädigt wurde, er=
litt
der auf dem Sozius mitfahrende Franz Gaydoul ſchwere Kopf=
verletzungen
. Er wurde bewußtlos in das hieſige Krankenhaus
eingeliefert und ſtarb heute früh gegen 3 Uhr, ohne das Bewußt=
ſein
wiedererlangt zu haben. Der Turnverein (D.T.)
Michelſtadt feierte vorgeſtern abend ſeinen traditionellen Neu=
jahrsball
. Wie immer, war der geräumige Saal des Schmerkers
Garten voll beſetzt und wurde bis in die Morgenſtunden feſte
das Tanzbein in Bewegung geſetzt. Zwei langjährige Mitglieder
des Vereins, die Herren Phil. Eckart und Leonh. Struve, wurden
bei dieſer Gelegenheit zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Cd Michelſtadt, 3. Jan. Zwei Bewohner eines Wohnwagens.
der bei Stockheim ſteht, zechten in der Silveſternacht in einer hie=
ſigen
Wirtſchaft. Als die gemachte Zeche dann bezahlt werden
ſollte, hatten die beiden kein Bargeld und verlangten, daß der
Wirt ihnen dafür Waren abnehmen ſollte. Die beiden wurden
ſchließlich derart unverſchämt und fingen an zu randalieren, ſo daß
ſie von der inzwiſchen benachrichtigten Gendarmerie verhaftet
wurden. Hohes Alter. Der älteſte Einwohner Steinbachs
feierte am letzten Montag ſeinen 86. Geburtstag.
Ci. Erbach, 3. Jan. Familienabend des Militär=
und Veteranenvereins. Der Familienabend des Mili=
tär
= und Veteranenvereins führte ſoviel Mitglieder und Freunde
des Vereins zuſammen, daß der Schützenhofſaal bis in die letzte
Ecke beſetzt war. Nach einem ſchneidigen Eröffnungsmarſch der
Kapelle Gebhard=Reubold entbot der erſte Vorſitzende,
Herr Baurat Nodnagel, herzlichen Willkommengruß. Sein
beſonderer Dank galt den erſchienenen Ehrenmitgliedern und
Gäſten, namentlich Sr. Erlaucht dem Erbgrafen Alexan=
der
von Erbach=Erbach. Er erinnerte daran, daß der Verein
neben der Pflege der Freundſchaft, Kameradſchaft, Treue und des
nationalen Gedankens, vor allem auch die Unterſtützung der be=
drängten
Kameraden und der hilfsbedürftigen Kriegsopfer be=
treibe
. Auch der Reinertrag dieſer Veranſtaltung fließt reſtlos
der ſozialen Fürſorge zu. Beſonders eindrucksvoll war die Toten=
ehrung
, die die Kapelle mit dem leiſe einſetzenden Lied. Ich hatt:
einen Kameraden zu einem tiefen Erlebnis werden ließ. Mit
lebhaftem Beifall nahm die Zuhörerſchaft die mit einer ſcharfen
Stellungnahme gegen die Kriegsſchuldlüge und dem Gelöbnis
unerſchütterlicher Treue gegen Volk und Vaterland ſchließende
25 Jahre bei der Firma Heſſ. Eiſenbahn=A.=G., Darmſtadt). eindrucksvolle Rede auf. Außerordentlich gut fügte ſich das nun
dargebotene dreiaktige Volksſtück Das Mädel an der Grenze von
Alfred Herzog in den Rahmen der Veranſtaltung ein, zeigte es
doch klar und ſcharf, welche Widerwärtigkeiten und Nöte unſere
Volksgenoſſen an den vielfach ganz willkürlich gezogenen Grenzen
zu überwinden haben. Weſentlich verſtärkt wurde der Eindruck
durch das meiſterliche Spiel der Darſteller. Herzliche Dankesworte
fand der Vorſitzende anſchließend für eine ganze Reihe älterer
treuer Kameraden, von denen 11 für 25jährige und 5 für 40 jäh=
rige
Mitgliedſchaft mit dem Anerkennungszeichen der Haſſia be=
dacht
werden konnten.
Moſſau, 3. Jan. Am 5. Januar feiert der Wagnermeiſter
Gg. Neff ſeinen 88. Geburtstag, er iſt der älteſte Mann unſeres
Kirchſpiels. Geiſtig noch ſehr rüſtig, erzählt er gerne von ſeinen
Jugenderinnerungen; bis vor einigen Jahren arbeitete er noch
in ſeinem Geſchäft und unternahm noch größere Spaziergänge.
d Rimbach i. Odw., 3. Jan. Der Evang. Frauenverein hatte.
die Alten der Geſamtgemeinde zu einer Feier geladen. Soweit ſie
noch rüſtig waren, ſind ſie gekommen, während ſie mittags im Ge=
meindehaus
Gaſt des Frauenvereins waren. Nachdem die Feier
mit dem Choral Lobe den Herren ihren Anfang genommen
hatte, begrüßte Pfarrer Anthes=Rimbach die Alten. Dann wur=
den
dieſe durch 3 Aufführungen erfreut: das ABC. das ſie in
die längſt vergangene Schulzeit zurückverſetzte, ein Krippenſpiel
und ein Spiel, in dem die 12 Monate in ſymbolhaften Geſtalten
am Auge der Alten vorüberzogen. Bei Kaffee und Neujahrsgebäck
verliefen die Stunden nur zu raſch. Die ſchöne Feier, die ſichtlich
bei allen Alten einen tiefen Eindruck hinterlaſſen hat, ſchloß mit
dem Choral Nun danket alle Gott, Könnte man die Lebenszeit
der Alten, die an unſerer Feier teilgenommen haben, aneinander=
reihen
, dann hätten ſie zuſammen 2426 Jahre oder ſeit dem Jahre
493 vor Chriſtus gelebt.
Gernsheim, 3. Jan. Seltener Fang. In einem Gra=
ben
in der Nähe des Waldes fing ein Biebesheimer Einwohner
einen Flußbieber mit zwei Jungen lebendig. Man vermutet, daß
es ſich bei dem Tier um das Weibchen des Biebers handelt, der
im Herſt hier geſchoſſen wurde.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz. 3 Jan Mainzer Gaſtwirte=Innung.
Unter dem Vorſitz des Obermeiſters Richter hielt die 250 Mit=
glieder
umfaſſende Mainzer Gaſtwirte=Innung ihre gut beſuchte
Generalverſammlung ab. Den Jahresbericht erſtattete Hotelier
Otto Schott über den Kaſſenſtand berichtete Gaſtwirt Fritz
Hofe. Die Einnahmen und Ausgaben balanzieren mit 6380.,60
RM. Die Vorſtandswahl ergab die einſtimmige Wiederwahl des
Obermeiſters Richter und der ausſcheidenden Vorſtandsmitglie=
der
. Obermeiſter Richter teilte mit, daß die Innung den Mainzer
Karneval nach Kräften unterſtützen und dafür eintreten werde.
daß die Feierabendſtunde während der Karnevalstage vollſtändig
aufgehoben werde. Der 2 Vorſitzende, Weinreſtaurateur Kirſch.
machte intereſſante Mitteilungen über eine vom 24. Mai bis 6.
Juni 1933 in Mainz ſtattfindende Ausſtellung. Haus. Herd und
Technik, ſowie über den nächſtjährigen Mainzer Weinmarkt. Der
Syndikus der Innung. Dr. Stöber, referierte über aktuelle
Steuer= und Standesfragen. Er iſt der Anſicht, daß endlich auch
einmal die Jugendherbergen uſw. genau ſo mit Steuern belaſtet
ſein müßten wie die Gaſtwirte und Hoteliers. Er wandte ſich in
ſeinen Ausführungen gegen die Konzeſſionierung von Trinkhallen
und gegen die Gemeindegetränkeſteuer, die ſich als eine 10proz.
Sonderumſatzſteuer zum Nachteil des Gaſtwirtsgewerbes ausge=
wirkt
habe.
Be. Mainz, 3. Jan. Ein Dummejungenſtreich. Ein
hieſiges Fuhrgeſchäft ſtellte geſtern nachmittag ein leeres Roll=
fuhrwerk
mit geſchloſſener Bremſe am Leichhof auf. Kurz darauf
öffnete ein 10jähriger Schüler die Bremſe und der Wagen geriet
auf der abſchüſſigen Straße ins Rollen. Um den Wagen anzuhal=
ten
, ſprang der Junge an die Deichſel des Wagens, deſſen linkes
Vorderrad bereits auf den Bürgerſteig geraten war. Beim An=
ſtoßen
des rechten Vorderrades an dem Randſtein flog die Deichſel
nebſt dem Jungen gegen das Schaufenſter eines Pelzwarenhänd=
lers
, das in Trümmer ging. Der unvorſichtige Junge wurde durch
die Glasſcherben erheblich verletzt und mußte zu einem Arzt ge=
bracht
werden, der Notverbände anlegte.
Oberheſſen.
b. Gießen, 3. Jan. Liebig=Familientag in Gießen.
Ein Familientag der Verwandten des großen Gelehrten Juſtus
von Liebig findet in Verbindung mit der diesjährigen Hauptver=
ſammlung
der Geſellſchaft Liebig=Muſeum in Gießen ſtatt. Ein
Vortrag über biographiſche und wiſſenſchaftliche Darſtellung von
Georg Friedrich Knapp, ein Neffe Liebigs, ſteht auf der Tages=
ordnung
. Amtsgerichtsrat Dr. Jöckel=Gießen ſpricht über Juſtus
von Liebig in Gießen. Prof. Dr. Mombert und Geheimrat Prof.
Dr. Sommer (Gießen) werden über die Familie Liebig=Knapp
ſprechen. Bemerkt ſei noch daß das hieſige Liebig=Muſeum im
abgelaufenen Jahre durch die Erwerbung einer großen Samm=
lung
von Liebig=Erinnerungen bereichert werderz konnte.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 4. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 4 Seite 7

oderdtdent der hefſtſaei Tagttmscaft.
Landwirkſchaftliche Woche in Darmſtadk. Dringendſie Hilſerufe an Reichspräſidenk, Reichsregierung und Landesregierung um ſchnellſte Maßnahmen zur
Verhäleng des Zuſammenbruchs der Landwirtſchaft. Allgemeine Laſtenſenkung und Beimiſchungszwang für heimiſche Erzeugniſſe bei konlingenkierker Einfuhr

Landwirkſchaft forderk
Gleichſtellung in der deutſchen Wirkſchaftspolitik.

Das verfloſſene Jahr hat der Landwirtſchaft die erhoffte Er=
leichterung
nicht gebracht, im Gegenteil iſt die Not weiter aufs
Höchſte geſtiegen. Die Landwirtſchaft kämpft einen unerhörten
Exiſtenzkampf, der aufs Schärfſte weitergeführt wird. Aber die
deutſchen Landwirte laſſen trotz allem den Mut nicht ſinken, ſie
vertrauen auf Gott und arbeiten auf ihrer Scholle weiter bis zum
Wiederaufſtieg.
Wie alljährlich findet für die Landwirte ein gemeinſamer
Vortragskurſus im Rahmen einer Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen
Woche ſtatt, die geſtern im überfüllten Rummelbräuſaale eröffnet
wurde. Die Landwirtſchaftskammer Darmſtadt, das Landwirtſchaft=
liche
Inſtitut der Univerſität Gießen, der Verband der heſſiſchen
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften Darmſtadt und des ländlichen
Genoſſenſchaftsverbandes Raiffeiſen e. V. Frankfurt a. M. und
Ludwigshafen a. Rh. haben die diesjährige Veranſtaltung gemein=
ſam
durchgeführt.
Präſident Henſel=Darmſtadt der den Vorſitz führt. begrüßt
die überaus zahlreich erſchienenen Landwirte und insbeſondere die
Ehrengäſte u. a.: Finanzminiſter Kirnberger, dem zugleich die
Landwirtſchaft reſſortmäßig unterſteht, ferner Landtagspräſident
Prof. Werner, Bürgermeiſter Delv. als Vertreter der Stadt Darm=
ſtadt
Miniſterialdirektor Profeſſor Dr. Rößler, die Miniſterial=
räte
Becker, Bauer. Dr. Schrod und Heyl. den Abteilungspräſidenten
des Landesfinanzamtes Staatsrat Dr. Hellwig und die Vertreter
des Landesfinanzamtes, die Vertreter der Reichsbahn, der Ober=
poſtdirektion
, die anweſenden Reichs= und Landtagsabgeordneten.
Landforſtmeiſter Dr. Heſſe. Provinzialdirektor Dr. Gebhardt. Syn=
dikus
Dr. Roeßener für die Induſtrie= und Handelskammer Ober=
meiſter
Kunkel und Direktor Schüttler für die Handwerkskammer,
ſowie zahlreiche Vertreter von ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behör=
den
, der Heſſ. landw. Genoſſenſchaften uſw. Er führte dann u. a. aus:
Vor einem Jahre habe ich bei gleicher Gelegenheit hier in
dieſem Saale die Hoffnung ausgeſprochen, daß das Jahr 1932
hoffentlich für die deutſche Landwirtſchaft, nach all den vielen Ent=
täuſchungen
, endlich die Beſſerung bringen werde.
Wir, die Führer der deutſchen Landwirtſchaft, waren zu die=
ſen
Hoffnungen berechtigt, nachdem der Herr Reichspräſident ſeinen
Miniſtern aufgetragen hatte, für die Rettung der deutſchen Land=
wirtſchaft
die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen. Und was iſt
geſchehen in den letzten Monaten angeſichts der großen Notlage
unſerer Landwirtſchaft? Viele Reden hat man gehalten. Verſpre=
chungen
wurden uns gemacht, aber zu Taten iſt es entweder gar=
nicht
oder nur in unvollkommenem Maße gekommen.
Kein Wunder, wenn unſere heſſiſchen Bauern heute den Ver=
ſprechungen
keinen Glauben mehr ſchenken. Der Bauer fühlt ſich
verlaſſen, er hat kein Vertrauen mehr.
Die verantwortlichen Führer der Reichsregierung haben ſich
leider durch die einſeitigen Intereſſen der am Export beteiligten
Berufsſtände, eines Teiles der Gewerkſchaften, wie auch durch Ver=
treter
einer zu einſeitigen Konſumentenpolitik in ein falſches Fahr=
waſſer
ſteuern laſſen. Sie werden, wenn nicht bald eine Umſtellung
ihrer Wirtſchaftspolitik und der Maßnahmen, die zur Belebung
der Geſamtwirtſchaft getroffen werden müſſen, erfolgt, hoffentlich
nicht zu ſpät, erfahren, welches Unheil angerichtet wurde.
Lebhaft bedauern muß man, daß der Reichstag bei ſeiner wohl
kurzen Tagung für vieles andere Intereſſe hatte, aber nicht für
beſchleunigte Maßnahmen in größerem Umfange zur Rettung un=
ſerer
Landwirtſchaft. Das, was inzwiſchen ſeit der Tagung des
Reichstages, vielleicht mit auf ſeine Veranlaſſung, für die Land=
wirtſchaft
geſchehen, iſt unvollkommen und unzureichend.
Die wirtſchaftspolitiſchen Führer in den deutſchen Landwirt=
ſchaftskammern
, vereinigt in ihrer Spitzenvertretung, dem Deut=
ſchen
Landwirtſchaftsrat, mit ihren Beamten und auch die Führer
der freien landwirtſchaftlichen Organiſationen, haben bis auf den
heutigen Tag für die deutſche Landwirtſchaft gekämpft und ge=
wirkt
, was in ihren Kräften ſtand. Wenn ſie nicht mehr erreichten.
ſo tragen nicht ſie die Schuld, ſondern die Verantwortlichen, welche
nicht den Mut aufbringen, gegen eine verkehrte Wirtſchaftspolitik
der Parteien durchzugreifen. Im Ausland macht mans anders,
z B. England boykottiert die däniſche Butter zugunſten ſeiner
Dominions. Dieſe däniſche Butter wird nun auf den deutſchen
Markt geworfen, welcher ja bekanntlich der beſte Abladeplatz für
überſchüſſige landwirtſchaftliche Auslandsprodukte iſt.
Es kann heute an dieſer Stelle nicht meine Aufgabe ſein, auf
alle geſetzgeberiſchen Maßnahmen der für den Landwirt ſo ver=
kehrten
Wirtſchaftspolitik einzugehen, weil ich den Herren Vor=
tragenden
die Zeit nicht hinwegnehmen möchte. Ich will deshalb
meine Ausführungen abſchließen, aber nicht unterlaſſen, zu be=
tonen
, daß unſer heſſiſcher Miniſter für Landwirtſchaft den guten
Willen gezeigt hat zu helfen, aber erſtens werden die für die Land=
wirtſchaft
zu treffenden Maßnahmen bei der Reichsregierung ge=
macht
und zweitens hat der heſſiſche Staat kein Geld.
Wir ſind ſchwer enttäuſcht über die nicht eingehaltenen Ver=
ſprechung
der Reichsſtellen. Wir werden aber den Mut nicht
ſinken laſſen und für unſere heſſiſche Landwirtſchaft auch im neuen
Jahre kämpfen, ohne zu verzagen.
Helfen uns der Landwirtſchaft die Menſchen nicht, ſo
hoffen wir auf unſeren Herrgott.

Miniſter Kirnberger
verſicherte die Verſammlung ſeiner beſonderen Anteilnahme an
allen landwirtſchaftlichen Fragen und Nöten. Wenn ſich auch
auf dem allgemeinen Wirtſchaftsmarkt in den letzten Monaten
und Wochen Zeichen eines beginnenden Anſtieges der Konjunk=
tur
gezeigt haben, ſei die Not bei weitem noch nicht überwun=
den
. Beſonders ſchwer leide die Landwirtſchaft. Wohl war die
Ernte gut, aber die Preiſe ſanken und damit der Lohn für die
mühevolle Arbeit. Zinſen und öffentliche Laſten ruhen ſchwer
auf jedem Hof. Als ihre ſelbſtverſtändliche Pflicht ſehe es die
Regierung an, der Not der Landwirtſchaft im Rahmen des
einem Einzellande Möglichen zu ſteuern. Die dem Staate vor=
behaltenen
allgemeinen Maßnahmen können jedoch nur von Er=
folg
ſein, wenn der Einzelne in ſeiner eigenen Wirtſchaft alle
Kraft aufbietet, um ſeinen Betrieb durch die ſchwere Zeit zu
bringen.
Dies gilt namentlich von der Staatshilfe, die der Land=
wirtſchaft
durch Handelsverträge und Zölle gewährt werden
kann. Die heſſiſche Regierung habe in letzter Zeit zahlreiche
Anträge an maßgeblicher Stelle unterſtützt und vertreten. Die
Regierung werde ſich dafür einſetzen, daß in der Frage der Win=
zerkredite
dem heſſiſchen Weinbau entgegengekommen wird.
Der Betrag, um den es ſich allein in Heſſen handelt, iſt
allerdings nicht gering. Nicht weniger als 10,5 Millionen RM.
wurden als Winzerkredite nach Heſſen gegeben. Trotzdem bin
ich der Auffaſſung, daß hier weitgehend entgegengekommen wer=
den
muß, um den ſchwer notleidenden Weinbaubetrieben eine
Erleichterung zu verſchaffen.
Ebenſo werde ich ſtets den Wünſchen des Heſſiſchen und des
Deutſchen Weinbauverbandes beitreten und eine baldige Beſei=
tigung
der Getränkeſteuer verlangen, für die ein Erſatz ohne
Härten gefunden werden kann und wofür ſchon Pläne vorliegen.
Ich kann Sie verſichern, daß die Erkenntnis von der Not=
wendigkeit
eines ſtarken Schutzes für die Landwirtſchaft heute in
den weiteſten Kreiſen an Raum gewonnen hat.
Der Miniſter teilte mit daß Reichsernährungsminiſter
von Braun nunmehr ſeine Abſicht, nach Heſſen zu kommen, zu
Beginn des Frühjahres beſtimmt ausführen werde. In einem
Brief an Miniſter Kirnberger hat er geſchrieben: Ich kann Sie
nur verſichern, daß mein Kampf um die Wiederherſtellung der
Ertragsfähigkeit der Landwirtſchaft auch im neuen Jahre mit
unverminderter Kraft fortgeführt werden wird. Die verän=
derte
handelspolitiſche Situation, die ſich aus dem Ablauf meh=
rerer
Handelsverträge in den nächſten Monaten ergibt, eröffnet
hierfür große Möglichkeiten. Ich gebe mich der ſicheren Er=
wartung
hin, daß dieſe, wie auch der Herr Reichskanzler in ſei=
ner
Rundfunkrede geäußert hat, im Sinne der Landwirtſchaft
ausgenutzt werden."

Auch die heſſiſche Regierung werde es an nichts fehlen
laſſen, die allgemeine Notlage nach Kräften zu lindern. Auch
auf ſteuerlichem Gebiete werde ſie nach wie vor beſtrebt ſein, in
gleicher Weiſe wie bisher das Möglichſte zu tun. Er erinnere
nur an die erheblichen Steuermilderungen und Nachläſſe, wie
ſie in gleichem Ausmaße kein anderes Land gewährt habe. Dazu
kommen noch die Hilfsmaßnahmen, die von ihm und ſeiner
Verwaltung im Stillen, beſonders auch für bedrohte Einzel=
betriebe
, in ungeahnter Weiſe geleiſtet wurden. Und, ſo ſchloß
der Miniſter, die Steuerverwaltung hat in viel weitergehen=
dem
Maße, als es allgemein bekannt iſt, der Notlage der Land=
wirtſchaft
Rechnung getragen. Ich ſtehe dafür ein, daß auch für
die Zukunft hierin keine Aenderung eintreten wird.
Leider wird aber allen dieſen Maßnahmen kein voller Er=
folg
beſchieden ſein, ſolange die wirtſchaftliche Depreſſion in
Deutſchland nicht behoben iſt und ehe nicht die Kaufkraft breite=
ſter
Volkskreiſe wieder geſtärkt und dadurch der Abſatz landwirt=
ſchaftlicher
Erzeugniſſe gehoben wird. Hoffen wir deshalb, daß
der Beginn eines Konjunkturumſchwungs, der in der letzten
Zeit feſtgeſtellt werden konnte, auch zugunſten der Landwirtſchaft
Fortſchritte machen und uns allen den Wiederaufſtieg für die
deutſche Landwirtſchaft und für unſer geſamtes deutſches Vater=
land
bringen wird.
Bürgermeiſter Delp richtete herzliche Willkommensworte an
die Teilnehmer des Vortragskurſus. Auch Landtagspräſident Prof.
Werner richtete herzliche Grüße im Namen des Landtags an
die Verſammlung und legte ein Bekenntnis zu den Männern der
Ackerſcholle ab. Deutſchland ſtehe und falle mit der Landwirtſchaft.
Er wünſchte der Landwirtſchaft vollen Erfolg.
Anſchließend hielt Dr. Schindler von dem Deutſchen Land=
wirtſchaftsrat
, Berlin, das erſte Referat über den
Kampf der landwirkſchaftlichen Veredelungs=
egelgung
un die Eerhalfuf ud emeliernig
Mes Mſches af dem Auadenaff.
Die nächſten Monate, ſo führt der Redner aus, würden entſcheidend
ſein für die Landwirtſchaft. Die Ungleichmäßigkeit der derzeitigen
Schutzmaßnahmen ſei für die Landwirtſchaft ſchädlich Glücklicher=
weiſe
habe ſich die Landwirtſchaft wenigſtens die Vielſeitigkeit
ihrer Betriebsgeſtaltung erhalten. Auch ein Großteil der Indu=
ſtrie
habe ſich im letzten Jahre für Getreideſchutz eingeſetzt. Gleiche
Schutzmaßnahmen für die landwirtſchaftlichen Edelerzeugniſſe
konnten dagegen nicht erzielt werden. Ein ſtändiges Abſpringen
aus der Veredlungswirtſchaft und das Hinzuſtrömen in die Acker=
wirtſchaft
erfolgte. Die Verhältniſſe, wie man ſie auf dem Ge=

treidemarkt heute vorfinde zeigen, daß wenn es ſo weiter geht,
alles zuſammenbrechen müſſe Feſtzuſtellen ſei nämlich, daß die
Weizenerzeugung in Deutſchland mengenmäßig ſchon im vorigen
Jahre den Bedarf übertraf. Dabei beſtehe die Frage, ob mit einem
normalen Bedarf überhaupt noch gerechnet werden könnte. Mit
Roggen ſtehe es ähnlich. Der Bedarf an Gerſte ſei ſo ſtark zurück=
gegangen
, daß ein Zuſchußbedarf nicht wünſchenswert ſei. Ein
ganz troſtloſes Kapitel ſei das des Hafers. Die Hafererzeugung.
wie ſie heute betrieben werde, ſei viel zu groß. Im ganzen ſei feſt=
zuſtellen
, daß ein Zuſchußbedarf bei Getreide nicht mehr beſtehe.
Die Feſtſtellung einer ſolchen Leiſtung ſei gewiß vom allgemein
volkswirtſchaftlichen Geſichtspunkt aus betrachtet, gar nicht hoch
genug einzuſchätzen. Aber die vollſtändige Deckung unſeres Be=
darfes
aus der Landwirtſchaft habe den Nachteil, daß die Funktion
des Zolles als Preisregulator verloren gegangen iſt. Denn wenn
keine zuſätzliche Einfuhr nötig ſei, werde der Preis für das ein=
heimiſche
Produkt nicht nach dem Weltmarktpreis und Zoll berech=
net
, ſondern allein nach dem inneren Angebot. Daraus folge, daß
mit jeder weiteren Vermehrung der Getreiderzeugung der Preis
für deutſches Getreide noch mehr ſinken werde Sehr gefährlich ſei
daher jede weitere Ausdehnung des Getreideanbaues.
Der einzige Weg der Getreidewirtſchaft zu helfen, beſtehe
darin, die Rentabilität und Verwertungsmöglichkeit der Verede=
lungserzeugung
der des Getreidebaues gleichzuſtellen. Die Kauf=
kraftſchrumpfung
ſei erſter Grund für die Not der Veredelungs=
erzeugung
.
Der Kampf um die Einführung der Kontingente müſſe von
der geſamten deutſchen Landwirtſchaft geſchloſſen und tatkräftig
wieder aufgenommen werden. Redner ging ausführlich auf den
Verwendungszwang für deutſche Butter, Wolle. Fett, Schmalz.
Oele und anderes mehr ein, der jedoch nur dann wirkſam wer=
den
könne, wenn die Einfuhr entbehrlicher landwirtſchaftlicher
Erzeugniſſe durch entſprechende Kontingente begrenzt werde.
Der programmatiſche Vortrag Dr. Schindlers wurde von der
Verſammlung mit großem Beifall aufgenommen.
Anſchließend ſprach Dr. Schmitt von der landwirtſchaft=
lichen
Verſuchsſtation Darmſtadt über das Thema Die Voraus=
ſetzungen
für die beſte Wirkſamkeit der künſtlichen Düngemittel,
unter beſonderer Berückſichtigung der Phosphorſäuredüngemittel.
Redner verbreitete ſich im einzelnen über die Wechſelbezihungen
zwiſchen dem Reaktionszuſtand des Bodens und der Wirkſamkeit
der verſchiedenen Düngemittel, kennzeichnete die Gebiete mit Kalk=,
Phosphorſäure= und Kalimangel und behandelte die vor längerer
Zeit eingeleiteten mehrjährigen Verſuche über den Einfluß der
Bodenſäure auf die Wirkſamkeit der verſchiedenen Stickſtoff= Phos=
phorſäure
= und Kalidüngemittel. Auch dieſer Vortrag wurde bei=
fällig
aufgenommen.
Anſchließend erfolgte eine längere Ausſprache, in der die bei=
den
Redner noch zu verſchiedenen Anfragen Stellung nahmen.

Die Landesverſammlung
des Heſſiſchen Landbundes.
am Nachmittag im Rummelbräuſaal war wiederum außerordent=
lich
ſtark beſucht, zumal die vorgeſehenen Referate der aktiven
Landwirte hieſiger Gegend lebhaftes Intereſſe erregten. Unter
den Ehrengäſten hemerkte man den Präſidenten der Landwirt=
ſchaftskammer
, Oekonomierat Henſel. Miniſterialdirektor Prof. Dr.
Rößler, die Miniſterialräte Becker und Heyl. ſowie Vertreter der
Behörden und Verbände.
Der Landesvorſitzende, Dr. v. Helmolt, eröffnete mit war=
men
Begrüßungsworten die Verſammlung. Leider ſei die Not der
Landwirtſchaft ungeheuer groß. Heute ſei man zuſammen gekom=
men
, um zu zeigen, daß man einig und gewillt ſei, über alle Par=
teien
dem Aufbau der Landwirtſchaft zu helfen. Für die Organi=
ſation
ſei das letzte Jahr mit ſeinen politiſchen und wirtſchaftlichen
Wirren nicht gerade förderlich geweſen. Zur heutigen Verſamm=
lung
habe man Redner aus den eigenen Reihen gewählt, um die
ſpezifiſch heſſiſchen Belange der Landwirtſchaft beſprechen zu laſſen.
Er hoffe, daß auch nach außen mit dieſer Verſammlung die volle
Einmütigkeit der Landwirtſchaft zutage trete.
Die Rechnungen wurden geprüft und in Ordnung befunden,
dem Rechner und Vorſtand wurde Entlaſtung erteilt Die Satzungs=
änderung
wurde einſtimmig genehmigt. Nach Erledigung der in=
ternen
Punkte der Tagesordnung wurden die Referate über den
Verzweiflungskampf des heſſiſchen Bauernſtandes
gehalten. Der ſtellv, Provinzialvorſitzende, W. Grünewald=
Harreshauſen, beleuchtete die Not der landwirtſchaftlichen Be=
triebe
. Hinter all den Maßnahmen, die zur Steuerung der Not
ergriffen wurden, ſtehe rieſengroß ein Zu ſpät‟. Die Veredlungs=
wirtſchaft
der Gemüſebau, die Viehproduktion, alle Zweige der
Landwirtſchaft, bei einer unglaublich ungenügenden Preisgeſtal=
tung
lägen darnieder. Auf der anderen Seite ſei die Steuerlaſt
und die ſozialen Laſten noch unerſchwinglich. Die Ernte des letzten
Jahres ſei keineswegs ſo glänzend geweſen, wie immer geſagt
wurde, infolge rückſtändiger Steuern ſeien oft landwirtſchaftliche
Betriebe, Kühe uſw. verpfändet. Hinzu komme die ſoziale Not
in den Bauernhäuſern. Eine Kataſtrophe ſtehe bevor. Pflicht der
Organiſation ſei, die Regierungsſtellen dringend zu warnen. Heute
könne die Landwirtſchaft ſich nicht mehr gefallen laſſen, daß wegen
der Induſtrie, um den Export zu heben, die Belange der Land=
wirtſchaft
vernachläſſigt werden. Induſtrie und Landwirtſchaft
müßten gleichgeſtellt werden. Siedeln ſei ſolange ein Verbre=
chen
, als den Siedlern nicht Gelegenheit gegeben werde, ſich auch
zu ernähren. Zu fordern ſei: Aenderung der Verhältniſſe. Ge=
rechtigkeit
für die Landwirtſchaft.
Landwirt Fr. W. Stein=Stumpertenrod, ſprach über die
Lage der Viehwirtſchaft, namentlich im hohen Vogelsberg. Die
Viehpreisgeſtaltung ſei kataſtrophal, dazu habe man noch die
Schlachtſteuer hinzugefügt. Das ſei unerhört. Den Landwirten des
hohen Vogelsberges gehe es beſonders ſchlecht. Die Umſatzſteuer
und alle anderen Steuerarten ſeien im Verhältnis zu den Er=
trägen
viel zu hart. Er bedauere, daß die Einheitsbewertung für
Heſſen noch nicht durchgeführt ſei. Redner beſchäftigte ſich dann
mit der Milch= und Butterwirtſchaft und der Veredlungserzeu=
gung
. Jeder ſorge heute noch für ſein Eigentum, möge
die Regierung dafür ſorgen, daß nicht der Kollektivismus und mit
ihm der Kommunismus komme. Einigkeit, Solidarität und ver=
ſtändnisvolles
Zuſammenſtehen über den verſchiedenen Richtungen
und Parteien möge der Landwirtſchaft und mit ihr dem deutſchen
Vaterland helfen.
Landtagsabg. Landwirt Seipel=Fauerbach erklärt, an Stelle
der Reden müſſe jetzt die Tat treten und heute ſeien die Vorausſetzun=
gen
zur Tat beſſer gegeben wie früher. Die beiden letzten Kanzler
hätten verſagt. Für das Schickſal des Bauernſtandes ſeien heute
Einzelne verantwortlich. Die Forderung nach Kontingentierung
müſſe und werde man immer wieder wiederholen. Es ſei keine
geſunde, ehrliche Wirtſchaftspolitik, einzuführen und die eigenen
Produkte verfaulen zu laſſen. Die zweite Forderung ſei die Neu=
organiſierung
des deutſchen Marktes. Aber nicht nur damit ſei
es getan, die Konkurrenz des Auslandes abzuhalten, die breite
Maſſe müſſe auch kaufen können. Alſo müßten die Arbeitsloſen
wieder in den Arbeitsprozeß eingeführt werden. Der beſte, ſicherſte
Markt, der deutſche Binnenmarkt, der heute zerſtört ſei, müſſe
wieder belebt werden. Es ſei ein Hohn, wie nieder die Arbeit
des Bauern bezahlt werde. Heute befinde man ſich in einer In=
flation
der Güter und Waren. Das einzige Günſtige in der ſchwe=
ren
Kriſenzeit ſei für die Landwirtſchaft noch der Zwangsvoll=
ſtreckungsſchutz
. In dieſer Zeit der Deflation dürfe keinem Bauer
etwas verloren gehen. Erhalten müſſe bleiben, was von den
Vätern ererbt wurde. Die Umſchuldungsaktion des Oſtens war
ſeinerzeit bereits vor 2 Jahren notwendig, notwendig ſei

ſie aber heute auch für den Weſten. Gelder müßten alſo zur Ver=
fügung
geſtellt werden, um auch den Weſten zu entſchulden.
Miniſterialdirektor Dr. Rößler dankte den ſeitherigen Red=
nern
für die objektive Art ihrer Ausführungen über die Not der
Landwirtſchaft. Die Heſſiſche Regierung (Abteilung Landwirt=
ſchaft
) ſtehe voll und ganz an der Seite der Landwirtſchaft. Nicht
nur mit Worten, auch durch die Tat werde man der Landwirtſchaft
zu helfen ſuchen.
Abg. Glaſer=Nordheim wünſcht größere Einheit in
der Landwirtſchaft. Objektiveres Denken ſei Hauptbedingung.
Vor allem müſſe heute in Deutſchland äußerſte Sparſamkeit ge=
fordert
werden. Die Geſamtbelaſtung durch Steuern uſw. ſei heute
viel zu hoch. Die Sondergebäudeſteuer beiſpielsweiſe ſei die un=
gerechteſte
, die es gebe. Für die Landwirtſchaft fehle faſt immer
das Geld an Regierungsſtelle. Die Ausgabewirtſchaft in Deutſch=
land
ſei die denkhar ungünſtigſte geweſen. Bedauerlich ſei, daß
bis heute (nach 6 Jahren) die Einheitsbewertung noch nicht durch=
geführt
ſei. Die Einführung der Schlachtſteuer halte er für voll=
kommen
deplaciert, zumal die Viehpreiſe einen nie dageweſenen
Tiefſtand erreicht hätten. Die Umlagen der landwirtſchaftlichen
Berufsgenoſſenſchaften und die Leiſtungen wurden von dem Red=
ner
einer beſonderen Kritik unterzogen. Eine Beſſerung der Land=
wirtſchaft
könne wohl nach Durchführung eines Arbeitsprogramms
und Stärkung der Kaufkraft erwartet werden.
Landesgeſchäftsführer Dumas=Darmſtadt betonte, die heu=
tige
Verſammlung ſoll ein Notſchrei ſein, ſie ſoll der Regierung
ein Merk auf zurufen. Trotzdem gerade nicht der kraſſe Hunger
im Bauernſtand herrſche, ſo ſei es doch zu wenig bekannt, daß
früher reiche Bauern über und über verſchuldet ſeien. Und die
ärmeren Landwirte ſeien alle am Ende ihrer Kraft angelangt.
Der Landwirt fordere gleichmäßig mittlere Preiſe! Die Land=
wirtſchaft
frage die Regierungen, was ſie von allen Verſprechun=
gen
erfüllt hätten. Alles ſei ſeither nur Stückwerk geweſen. Aber
die Landwirtſchaft laſſe die Regierungen aus den Verſprechungen
nicht heraus. Lächerlich ſei geradezu die Kontingentierungs=
komödie
geweſen. Vom Standpunkt geſunder Wirtſchafts aus müſſe
rentable Arbeitsmöglichkeit geſchaffen werden. Der Staat
habe die Pflicht zur Hilfe. Der Kampf in Berlin um die Kon=
tingente
werde mit aller Kraft geführt. Man möge die Dinge
nicht auf die Spitze treiben. Friede zwiſchen Landwirtſchaft und
Induſtrie müſſe eintreten. Redner beleuchtete dann die Maßnah=
men
der Regierung v. Schleicher. Auf die Regierung könne heute
nur noch auf dem Wege der berufsſtändiſchen Organiſation Ein=
fluß
ausgeübt werden. Daher müſſe die berufsſtändiſche Organi=
ſation
zu einer kampfkräftigen Truppe wie früher gemacht werden,
der es gelingen möge, den Verzweiflungskampf zu einem glück=
lichen
Ende zu führen.
In der folgenden Ausſprache ſprach Landwirt Wolff=
Effolterbach über die Feldbereinigung. Er forderte u. a Preis=
verbilligung
. Abg. Seipel verbreitete ſich noch über die
Schlachtſteuer. Es wurde von ihm eine ſcharfe Reſolution ein=
gebracht
, in der verlangt wurde, daß der Etat nicht von der
Einnahme= ſondern von der Ausgabeſeite ausgeglichen werden
müſſe. Weiter wurde in der Reſolution gegen die Schlachtſteuer
proteſtiert. Die heſſiſche Landwirtſchaft werde ſich zum Wider=
ſtand
bis zur letzten Konſequenz entſchließen, wenn ihr die Re=
gierung
nochmals neue Steuern aufbürden werde. Redner ſprach
dann über die Berufsgenoſſenſchaft. Hier forderte er äußerſte
Sparſamkeit. Zum Schluß machte er noch einige parteipolitiſche
Ausführungen, betonte aber vor allem, daß gewerkſchaftlicher
Zuſammenhalt der Bauernſchaft die Hauptſache ſei. Bürger=
meiſter
Arras=Ober=Oſtern verbreitete ſich über die Urſache
der Not der Landwirtſchaft. Landwirt Jacobi=Königſtädten
ſprach über Wege zur Beſſerung der Lage der Landwirtſchaft,
die er in Friedenszinſen, Friedensſteuern, Friedenslöhnen ſehe.
Der frühere Abg. Dr. Müller wünſcht, daß in der Reſolution
gefordert werde, daß die Schlachtſteuer zurückgenommen werde.
Er unterſtrich vor allem die Notwendigkeit der Zuſammengehö=
rigkeit
im Berufsſtand. Seine Ausführungen entfeſſelten vorüber=
gehend
lebhafte Zwiſchenrufe. Abg. Seipel wandte ſich gegen
die Ausführungen ſeines Vorredners. Landwirt Funk= Har=
reshauſen
verteidigt ſeinerſeits die Einheitsfront im Landbund.
Nach kurzen Ausführungen des Landwirts Wicke wurde die
Reſolution einſtimmig angenommen und folgendes Telegramm
an den Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg geſandt: Wir
bitten Ew. Exzellenz ehrerbietigſt, dem dauernden Spiel der Re=
gierungen
, die Bauernſchaft mit ſchönen Reden und Verſpre=
chungen
zu vertröſten, ein Ende zu machen und für Taten zu
ſorgen. Die bisherige Politik, insbeſondere Kontingente nur zu ver=
ſprechen
, empfinden wir als einen Hohn auf unſere Not. Landes=
verſammlung
des Heſſiſchen Landbundes. (gez.) Dr. v. Helmolt,
Landesvorſitzender
Der Verſammlungsleiter ſchloß dann mit Worten des Dan=
kes
die Tagung, die bewieſen habe, daß auch trotz der Vertre=
tung
verſchiedener Anſichten in den Parteien die Landwirte als
ſolche geſchloſſen im Landbund zuſammenſtehen. Er hoffe für
die Zukunft auf eine Beſſerung der Lage und einen vollen Er=
Dr. OB.
folg der Notmaßnahmen.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 4

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 4. Januar 1933

Die Reichsbahn ſol immer ſchneller fahren.

Eine der neuen Heißdampf=Lokomotiven,
wie ſie jetzt auf verſchiedenen Strecken der Reichsbahn, eingeſetzt wurden. Zur Erzeugung und
Leitung des erhitzten Dampfes ſind beſondere Keſſelanlagen nötig, die aus einer ſpeziellen
Metall=Legierung beſtehen. Die Lokomotive kann eine Höchſtgeſchwindigkeit von 145 Stunden=
Kilometern erreichen.

Die Skeierer Bauern wollen auf Graz marſchieren.

Partie an der Mur, mit Blick auf den Schloßberg von Graz, der Hauptſtadt von Steiermark.

Die ſteieriſchen Bauern, die ſich in größter wirtſchaftlicher Notlage befinden, haben ſich zu
Tauſenden zuſammengeran, um einen Marſch auf ihre Hauptſtadt Graz zu unternehmen. Starke
Militärabteilungen mit Stahlhelmen, Handgranaten und Gasmasken ausgerüſtet, wurden ein=
geſetzt
, um den geplanten Marſch aufzuhalten.

Reich und Ausland.
Eiſenbahnunfall in Weſtfalen.
Hagen. Am Montag, gegen 19 Uhr, er=
eignete
ſich im Bahnhof Letmathe ein folgen=
ſchweres
Eiſenbahnunglück. Der Güterzug 10 209
fuhr auf den Perſonenzug 631 Letmathe
Schwerte auf. Der Zugführer Guſtav Schnei=
der
I vom Bahnhof Schwerte wurde aus dem
Zug geſchleudert und von dem noch nicht zum
Stehen gebrachten Güterzug überfahren und
getötet. Eine weitere Perſon wurde verletzt.
Zu dem Eiſenbahnunglück erfahren wir noch,
daß außer dem toten Zugführer Schneider I und
einem verletzten Fahrgaſt noch die Lokomotiv=
führer
beider Züge und ein weiterer Fahrgaſt
Verletzungen erlitten. Das Unglück iſt darauf
zurückzuführen, daß die Einfahrt für den =
terzug
von den Beamten unerlaubter Weiſe frei.
gegeben wurde.

Mord oder Helbſtmord?
Ein Menſch im Kanalrohr.
Wittenberg (Bezirk Halle). Frühmor=
gens
gegen 6 Uhr hörten zur Arbeit gehende
Leute plötzlich Hilferufe aus der Erde dringen.
Unter einem Kanaldeckel an der Ecke Adler=
und Lutherſtraße kam menſchliches Stöhnen und
Rufen hervor. Die ſofort benachrichtigte Kri=
ninalpolizei
, Schutzpolizei und Feuerwehr ſtell=
ten
feſt, daß zwiſchen dem Einſteigſchacht und der
Einmündung in den vorbeifließenden Bach, in
den Kanalröhren ein Menſch lag, obwohl die
Nöhren nur einen Durchmeſſer von 50 Zentime=
ter
haben. Nach eifrigſter Arbeit gelang es, den
Unglücklichen mittels längs aneinander gebun=
dener
Holzſtangen mit einem Haken zu faſſen
und hervorzuziehen. Er lag in einer Entfer=
nung
von etwa 15 Metern vom Schacht. Als
man ihn jedoch gegen 8.30 Uhr geborgen haite,
war er bereits tot. E. handelt ſich um den 65 Arbeiter Hermann Voſſen aus Witten=
berg
. Die linke Pulsader war zweimal durch=
ſchnitten
. Ein blutiges Meſſer ſteckte in der rech=
ten
inneren Bruſttaſche. Ob ein Verbrechen vor=
liegt
, konnte bisher noch nicht geklärt werden.
Einige Feſtnahmen ſind erfolgt.

Helbſtmord des Urhebers des Bomben=
anſchlags
in der Kathedrale von Sofia
Luxemburg. Auslandsblätter verbreiten
die Meldung, im hieſigen Gefängnis habe ein
Bulgare ſich erhängt und ein ſchriftliches Ge=
ſtändnis
hinterlaſſen, in dem er ſich als Urheber
des im Jahre 1925 in Sofia verübten Bomben=
attentates
in der Nedelia=Kathedrale bezeichnet.
Die Tatſache liegt indes faſt zwei Monate zu=
rück
. Der aus Sofia gebürtige 32jährige Georg
Conſtantinoff hatte ſich am 7. und 8. Nov. 1952
vor dem hieſigen Gerichtshof wegen Ermordung
und Beraubung eines katholiſchen Geiſtlichen zu
verantworten. In der Nacht zum 8. Nov. er=
hängte
er ſich in ſeiner Zelle. Auf einer Fen=
ſterbank
fand man eine Niederſchrift, in der er
erklärte, der Urheber des verübten Bombenan=
ſchlags
zu ſein, bei dem bekanntlich 140 Per=
ſonen
getötet und mehr als 200 verletzt wurden.
Die luxemburgiſchen Behörden leiteten eine Un=
terſuchung
ein, die nunmehr beendet iſt und durch
den Polizeichef von Sofia, der zurzeit in Luxem=
burg
weilt, geleitet wurde. Ueber das Ergeb=
nis
iſt noch nichts bekannt.

Eine Baugrube der Hamburger Untergrundbahn
erſoffen.
Hamburg. Die in monatelanger Arbeit
hergeſtellte Baugrube für den neuen Unter=
grundbahnhof
Jungfernſtieg iſt am Dienstag
früh erſoffen. Waſſer der Binnenalſter, das mit
ungeheurer Kraft unter der Spundwand durch=
gebrochen
war, drang mit ſo großer Schnellig=
keit
in den Schacht ein, daß die in der Bau=
grube
beſchäftigten Arbeiter ſich nur mit größ=
ter
Not retten konnten. Die Hamburger Hoch=
bahn
=Geſellſchaft teilt mit, daß die Abdichtung
der Baugrube am U=Bahnhof Jungfernſtieg ſo=
fort
in Angriff genommen worden ſei. Der be=
reits
fertiggeſtellte erſte Bauabſchnitt und der
im Betrieb befindliche Tunnel ſeien nicht ge=
fährdet
. Die waſſerdichten Querwände zum
Schutz dieſer Teile hätten ihren Zweck vollſtän=
dig
erfüllt.

Feuersbrunſt vernichket in der Moſelſtadk Zell ein Häuſervierkel.

Blick auf die Brandruinen.
Eine ſchwere Feuersbrunſt in Zell an der Moſel vernichtete ſieben Häuſer und machte dreizehn
Familien obdachlos. Ein weiteres Haus mußte abgeriſſen werden, um zu verhindern, daß der
ganze Straßenzug niederbrannte.

Aeaaojage und Dandenssrverfage.

Nächklicher Raubüberfall
im Frankfurker Bahnhofsvierkel.
Frankfurt a. M. Ein 38jähriger Ver=
walter
aus Mainz beſuchte am Montag verſchie=
dene
Wirtſchaften, wo er ſich mit Landsleuten
traf. Kurz nach 11 Uhr abends begab er ſich
zum Hauptbahnhof. In der Kronprinzenſtraße
wurde er von drei ihm unbekannten Männern
angehalten. Der eine entriß ihm ſeine Akten=
taſche
, während ein anderer ihn zu Boden warf
und ihm ſein Portemonnaie mit 80 RM. Inhalt
entwendete. Der Ueberfallene ſetzte ſich heftig
zur Wehr. Es gelang ihm, dem Haupttäter
einen Fußtritt zu verſetzen, daß dieſer hinfiel
und das Portemonnaie verlor. Als der Ueber=
fallene
um Hilfe rief und ſo das Publikum auf
den Vorfall aufmerkſam wurde, gingen die =
ter
flüchtig. Die ſofort aufgenommene Verfol=
gung
war bisher erfolglos.
Kampf mit Banditen.
Madrid. Die Polizei hat in den Bergen
bei Ronda nach tagelangen Streifen einen be=
rüchtigten
Banditen mit ſeinen Begleitern auf=
geſtöbert
. Die Bande hatte zahlreiche Morde
ausgeführt und die ganze Gegend in größte Auf=
regung
verſetzt. Nach mehrſtündigem Feuergefecht
gelang es der Polizei, den gut verſchanzten Ban=
denführer
zu töten, der kurz vorher noch einen
Poliziſten niedergeſchoſſen und zwei verwundet
hatte.

Orkan über Bergen.
Oslo. Seit der letzten Nacht herrſcht an
der norwegiſchen Weſtküſte ein Orkan, der ſchon
ſehr große Zerſtörungen angerichtet hat. Im Ha=
fen
von Bergen iſt ein großer Kohlenkran der
einen Wert von 200 000 Kronen darſtellt, zu=
ſammengeſtürzt
. Von einigen Packhäuſern im
Hafen wurden die Dächer abgeriſſen, mehrere
Häuſer eingedrückt, Telegraphen=, Telephon= und
elektriſche Leitungen zerſtört.
Eisbrecher Malygin geſtrandet.
Moskau. Die ruſſiſche Hafenverwaltung in
Leningrad erhielt einen Funkſpruch vom Eis=
brecher
Malygin, daß er bei Spitzbergen ge=
ſtrandet
ſei. Der Eisbrecher Sedow, der ſich
in ſeiner Nähe befand, verſuchte vergeblich, dem

14jährige Burſchen als Waffendiebe.
Eſſen. Ein unglaublicher Vorfall ereig=
nete
ſich am Montag in einem Waffengeſchäft
n der Chauſſeeſtraße. Fünf junge Burſchen,
Kinder im Alter von etwa 14 Jahren, betraten
das Waffengeſchäft, das etwa 30 Meter vom
Rathaus, in dem ſich eine Polizeiwache befin=
det
, entfernt liegt und verlangten von der Ver=
käuferin
die Vorlage von Knieſchonern. Wäh=
rend
die allein im Laden anweſende Verkäufe=
rin
die verlangten Waren herausſuchte, hoben
die Burſchen die Glasplatte der Ladentheke hoch
und nahmen einige Schußwaffen an ſich. Die
Verkäuferin wollte hierauf die Tür feſthalten,
um die Jungen am Entkommen zu hindern. Sie
wurde jedoch von den Burſchen überwältigt und
mißhandelt. In dem Handgemenge gelang es
ihr jedoch, einen der Bengels feſtzuhalten und
ihm die geſtohlene Piſtole zu entreißen. Die
Menſchenmenge nahm Partei für die Waffen=
räuber
. (!) Die Polizei nahm einen Burſchen
feſt, während ſeine drei Gefährten entkamen.
Raubüberfall.
Salzburg. Im Poſtamt in Pieſendorf
bei Zell am See iſt auf die Poſtbeamtin von
zwei vermummten Männern ein Raubüberfall
verübt worden, als ſie einen Geldbeutel zum
Bahnhof bringen wollte. Der Beutel wurde ihr
entriſſen. Er enthielt einen Wertbrief mit 3070
Schilling und einen kleineren Beutel mit 1010
Schilling und vier Einſchreibbrefe.

Malygin zu helfen. Auf Veranlaſſung der
Sowjetregierung hat der größte ruſſiſche Eis=
brecher
Lenin Archangelſk verlaſſen, um den
Malygin zu retten.
Verkehrsflugzeug=Höhenrekord.
Rom. Der italieniſche Flieger Renato Do=
nati
hat ſeinen internationalen Höhenrekord für
Verkehrsflugzeuge durch einen neuen Flug ver=
beſſert
. Er erreichte mit ſeinem Apparat eine
tatſächliche Höhe von über 10 000 Metern. Der
neue Rekord wird auf Grund der techniſchen Be=
rechnungen
vorausſichtlich mit 9300 Meter an=
erkannt
werden. Von 4500 Metern an haben die
Flieger ſich der Sauerſtoffapparate bedient und
waren zudem mit elektriſch geheizten Kleidern
ausgerüſtet.

Auch eine Polizeiſtrafe‟
Hockerſteuer zugunſten der Winkerhilfe
Andernach. Ein Neujahrsgeſchenk ſel=
tener
Art hat die Stadtverwaltung Andernach
ſowohl den Gaſtwirten, als auch den ausdau=
ernden
Zechern die in der alten Rheinſtadt,
nach der großen Zahl der Protokolle wegen
Polizeiſtundenüberſchreitung zu ſchließen, noch
nicht ſelten geworden ſind gemacht. Sie führte
ab 1. Januar 1933 eine Hockerſteuer ein, deren
Erträge den Notleidenden zugute kommen. Je=
der
Zecher hat den Polizeibeamten einen ſofort
zahlbaren Betrag von 50 Rpfg. auszuhändigen.
Die zu dieſem Zweck hergeſtellten Steuerſcheine
entbehren nicht einer gewiſſen Originalität und
haben folgende Inſchrift: Die Stunde der
Polizei hat geſchlagen. Wer nun vermeint,
er könnte es wagen. Der Tafelrunde Ge=
mütlichkeit
Ueber die Ordnung der Obrigkeit
Zu werten, zahle dafür ganz brav Einhalb
Reichsmärkele als Straf. Zur Linderung der
Not dient’s und du biſt billig Davongekom=
men
: Drum zahl auch willig.

Die ſieben Schwaben.
Ein heiteres Stück ereignete ſich dieſer Tage
in einem ſchwäbiſchen Dorfe. Als einige Kegel=
brüder
ſich auf dem Heimweg befanden, bemerk=
ten
ſie durch ein Scheunendach eine auffallende
Helle. Gleich rief einer: Baim Taifel, do
brennts, ſehns die Helle durch das Schlanzel
raus! Die Rollen wurden raſch und kurz eut=
ſchloſſen
verteilt. Einer rannte zum Meßner, um
Sturm zu läuten, der andere weckte den Feuer=
wehr
=Kommandanten und holte den Schlüſſel
zum Spritzenhaus. Zwei zogen die Schlauch=
karren
heraus und rannten mit der Spritze in
ihrem Eifer ſo raſch davon, daß ſich beinahe noch
ein Unglücksfall ereignet hätte. Ein weiterer
weckte die Bewohnerin des brennden Hauſes,
eilte die Treppe hinauf, riß das ſchlummernde
Kind aus ſeinem Bettchen, packte es in Windeln
und Teppiche ein und rettete es ins Freie. In=
zwiſchen
kam in Feuerwehranzug und Helm,
einen Schlauchkarren mitſchleppend, der Kom=
mandant
dazu. Kurz entſchloſſen riß er die
Scheunentür auf und ging mit Todesverachtung
die Leiter hinauf, um nach dem Brandherd zu
ſehen. In halber Höhe wurde ihm der Weg durch
die aufgeſpeicherte Strohmaſſe verſperrt. Ein hin=
zugekommener
Feuerwehrmann kletterte auf der
anderen Seite empor. Als er den Brand ſah,
rief er den ängſtlich Harrenden zu, ſie möchten
einmal den Lichtſchalter drehen, wodurch der
Brand ſich leicht löſchen ließ. Nun iſt durch das
entſchloſſene Handeln der wackeren Schwaben
nachgewieſen worden, daß man elektriſche Lichter
auch ohne Feuerwehrſpritze löſchen kann.

Befrügeriſcher Bankerokk.
Eine Millionen=Unterſchlagung.
Rom. Der vor einiger Zeit von Griechen=
land
ausgelieferte Inhaber der zuſammenge=
brochenen
Bank. Bombelli in Rom, Guiſeppe
Jorio, wird des betrügeriſchen Bankerotts und
der Unterſchlagung von Wertpapieren im Wert
von 16 Millionen Lire angeklagt. Er hat ſich
vor dem römiſchen Schwurgericht auch der Fäl=
ſchung
der Buchhaliung und wegen Scheckbetrü=
gereien
zum Schaden mehrerer Großbanken zu
verantworten.

Marlene Diekrich
wegen Konkrakibruchs verklagt.
Hollywood. Die Filmgeſellſchaft Para=
mount
hat Marlene Dietrich wegen Kontrakt=
bruchs
zur Zahlung von 200 000 Dollar Scha=
denerſatz
verklagt. Das Bundesgericht hat dar=
aufhin
eine vorläufige Verfügung erlaſſen, nach
der es Marlene Dietrich verboten iſt, für eine
andere Geſellſchaft zu filmen. Paramount be=
antragte
bis zur Regelung der Angelegenheit
ein Ausreiſeverbot für Marlene Dietrich. Die
Filmgeſellſchaft erklärte, obwohl Marlene Diet=
rich
ſeit der Vollendung des letzten Filmes
Blonde Venus wöchentlich 4000 Dollar Gage
erhielt, habe ſie plötzlich die weitere Mitarbeit
an zwei in Vorbereitung befindlichen Filmen
verweigert. Der Kontrakt Marlene Dietrichs
läuft Mitte Februar ab.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 4. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 4 Seite 9

Die Erhaltung der Barbaroſſaburg Gelnhauſen.

M.-T.B., Aimatdienst im Bla.

Geſamtanſicht der Barbaroſſaburg.

Sicherung der Arkadenmauer mittels Preßbetonpfählen.

Die Barbaroſſaburg Gelnhauſen, die, wie die meiſten Waſſer=
burgen
auf Pfählen erbaut iſt, deren Zahl man nach den Aus=
grabungsarbeiten
auf 1520000 ſchätzte, war durch das Ab=
ſinken
des Waſſerſpiegels der Kinzig in Gefahr geraten, der
Vernichtung anheimzufallen. Das Preußiſche Kultusminiſterium
hatte die Mittel bewilligt, die nunmehr dazu benutzt worden

ſind, die notwendigen Arbeiten auszuführen, die in der Haupt=
ſache
darin beſtanden, nach Abſprießung der Mauer an Stelle
der verfaulten Pfähle einen Betonunterbau auszuführen. Bei
dieſen Arbeiten konnten die Forſchungen in bezug auf die Ge=
ſchichte
der Burg weitere Antriebe erhalten, ſo daß der Plan
beſteht, ein Werk über die Forſchungsergebniſſe herauszubringen.

Auch über die Bauzeit der Burg, die Ende des 11. Jahrhunderts
begann, werden durch die Ausgrabungsarbeiten neue For=
ſchungen
möglich ſein, zumal der umfangreiche Phalroſtbau
nach Schätzungen des die Arbeiten leitenden Baurats Tuczek=
Hanau allein mindeſtens 15 bis 20 Jahre in Anſpruch ge=
nommen
hat.

Deutſches Schickſal im Oſten.
Deukſches Ordensland, ein gemeinſames Meiſterwerk des deutſchen Adels, des Bürgerkums und der
Bauernſchaftl. Memelſtrom und Memelland ein denkwürdiger Meilenſtein deutſcher Geſchichke.
2as an Deutſchland begangene Grenzunrecht ſchreit nach Wiedergukmachung.

* Der Niemen oder Memel=Skrom
mit den Deutſchordensburgſtädken Tilſik und Memel.
Ratten und Mäuſen gleich nagen die Polen und auch die
Litauer ſei länger als einem Jahrtauſend an dem alten kern=
germaniſchen
Pruzzenland, der heutigen Provinz Oſtpreußen.
Schon einmal iſt es den vereinten Beſtrebungen Polens und
Litauens gelungen, ſich zum Herrn über Oſtpreußen zu machen:
als im Jahre 1386 der litauiſche Großfürſt Jagiello Polens
Erbin Hedwig heiratete und zugleich als Wladislaw IV. den
polniſchen Thron beſtieg, da war das Deutſchordensland Preu=
ßen
zweiſeitig von einem mächtigen Staatsweſen umgriffen.
Aber nicht als der Schwächere unterlag das Heer des deutſchen
Ordens in der unglücklichen Schlacht bei Tannenberg am
15. Juli 1410, ſondern der Verrat der Eidechſenritter hat dieſe
Niederlage verurſacht.
Den deutſchen Königen des Mittelalters wird der Vorwurf
gemacht, daß ſie, der magnetartigen Anziehungskraft der römiſchen
Kaiſerkrone nicht widerſtehend, ihre Blicke nach dem ſonnigen
Italien richteten und den deutſchen Oſten vernachläſſigt haben.
Die Gerechtigkeit verlangt fezuſtellen, daß die deutſchen Könige
in dieſem Drange nach dem Süden von dem Gleichen beſeelt
waren wie alle deutſchen Stämmen ſeit dem Beginn der Völker=
wanderung
, und wie auch die deutſche Intelligenz, die in Italien
ſtudierte und hierdurch bewirkte, daß das fremdländiſche römiſche
Recht das alte deutſche Recht in Deutſchland verdrängt hat.
Logiſches Denken und Fühlen, ſowie die Sprache des Blutes
hätten aber mit dem Beginn des großen Beſiedelungswerkes des
Deutſchen Ordens im alten Pruzzenlande bewirken müſſen, daß
nunmehr ununterbrochen das geſamte deutſche Volk ſich mit
der äußerſten deutſchen Oſtmark Oſtpreußen verbunden
fühlte, war das Gelingen der Bekehrung der Pruzzen und der
Beſiedelung Altpreußens oder Oſtpreußen doch vollendet worden
durch die treue Zuſammenarbeit aller Stände aus allen deutſchen
Gauen! Noch heute zeugen in Oſtpreußen auf dem Lande
und in den Städten Orts= und Familiennamen von ihrer
Herkunft aus Heſſen, Schwaben, Bayern, Weſtfalen, Sachſen,
Thüringen, Schleſien, Altmarkt, Lübeck uſw.: ein gemeinſames
Meiſterwerk des Adels, des Bürgertums und der Bauernſchaft!
Mit demſelben Rechte wie der Rhein Deutſchlands Schick=
ſalsſtrom
zu ſein beanſprucht, kann der Njemen= oder Memel=
ſtrom
ebenfalls verlangen, wenigſtens in ſeinem Unterlaufe, als
deutſcher Schickſalsſtrom bezeichnet und beachtet zu werden!
Wie einſtmals Roland im Tale von Roncesvalles in höchſter
Not und Gefahr in ſein Horn ſtieß, ſo müßte heute vom deut=
ſchen
Rhein das Siegfrieds=Horn blaſen und die deutſchen
Schläfer wecken, damit ſie die Gefahr erkennen, die dem deutſchen
Memelland am deutſchen Memelſtrom droht!
Mancher Leſer wird es für eine Utopie halten, den Memel=
ſtrom
für deutſch zu erklären, da er nach dem Raube des unteren
Memellandes durch Litauen ſich mehr als deutſcher Grenzſtrom
abzeichnet und doch war vor der unglücklichen erſten Schlacht
bei Tannenberg das Gebiet des Deutſchen Ordens auf dem
rechten Ufer des Memelſtromes etwa 4 bis 5 mal ſo groß als
das Deutſchordensgebiet auf dem linken Memelſtromufer, reichte
das Deutſchordensland doch bis zum Peipusſee, und umfaßte
es rechts des Memelſtromes Samogitien mit Kowno, Kurland
mit Riga und Dünaburg, Lipland mit Pernau und Dorpat und
Eſthland mit Reval! Ein zukünftiges Deutſchland, das im Oſten
bis zum Peipusſee reicht, hat auch Bismarck vorgeſchwebt, der
dies in den achtziger Jahren in einem Privatgeſpräch ge=
äußert
hat!
Jeder deutſche Mann jede deutſche Frau und
beſonders auch die deutſche Jugend müßte ſich
andauernd vergegenwärtigen, daß der Unter=
lauf
des Memelſtromes mit dem Memelland ſeit
700 Jahren ununterbrochen deutſches Gebiet iſt,
und auch vordem niemals zu Litauen gehört hat
noch von Litauern bewohnt war! Alle gegenteiligen
Behauptungen ſind Lügen, die ebenſo entlarvt werden müſſen,
wie die bereits der Unwahrheit überführten polniſchen Behaup=
tungen
daß Maſuren und Ermeland alte polniſche Gebietsteile
ſeien! Die alten Preußen oder Pruzzen waren kein litauiſcher
Volkszweig, wie dies die Litauer behaupten, ſondern Guttonen
oder Aeſthier d. h. Oſtleute , die unzweifelhaft ein ger=
maniſch
=baltiſcher Volksſtamm, keine Slawen waren. Die alten
Preußen und die Litauer waren auch landſchaftlich durch breit=
wilde
Grenzſäume getrennt; der nördlichſte preußiſche Grenz=
gau
Schalauen dieſes iſt das Memelland bis über die alt=
ruſſiſche
Grenze, d. h. bis 1918 bzw. 1923 hat niemals zu
Litauen gehört, er war bis zur Ankunft der Deutſchordensritter
um 1250 völlig unbeſiedelt, und gehörte zu jener großen Wild=

nis, die an der Preußengrenze von Memel bis Johannisburg
reichte und noch 200 Jahre von den Deutſchrittern als natür=
liche
Grenze gegen Litauen erhalten wurde. Die erſten Dauer=
ſiedler
in dieſem Grenzgau Schaulauen waren Schalauer und
Kuren und keine Litauer, und die erſte feſte Siedlung war die
Stadt Memel, die ſich unter dem Schutze der von den deutſchen
Rittern erbauten Memelburg entwickelte, das Jahr 1252 gilt
als Gründungsjahr Memels. Kaum drei Jahrzehnte ſpäter
im Jahre 1281 begann eine ordentliche Siedelung des
Deutſchen Ordens in und um Tilſit; die Deutſchordensburg
Tilſit an der Mündung des Baches Tilſe in den Memelſtrom,
die zuerſt Neuhaus, dann Haus Tilſe ſpäter Tilſit hieß,
wurde erſt im Jahre 1407/09 als Sitz eines dem Komtur von
Ragnit unterſtellten Ordens=Pflegers erbaut. In dieſer Sied=
lung
wurde bis zum Jahre 1400 kein einziger Litauer gezählt,
lediglich die als geſchichtlich und ſprachlich als Preußen er=
wieſenen
Schalauer oder Schalwen wurden bis 1400 im Bann=
kreiſe
Tilſit=Ragnit angeſetzt. Im Jahre 1411 iſt zum erſten
Male in einem Verzeichnis der Schadenbücher ein einziger
Litauer verzeichnet, der als ſolcher beſonders gekennzeichnet
wird; ihm folgte dann aber bald eine verhältnismäßig maſſen=
hafte
Einwanderung litauiſcher Läuflinge, Scharwerker und
Siedler, hauptſächlich von 1500 bis 1700, weil die Friedens=
ſchlüſſe
von 1422 und 1466 außenpolitiſche Beunruhigung ge=
ſchaffen
hatte und der Ritter= und Herzogsſtaat Preußen Menſchen
brauchte um die Koloniſation zu verbreitern und in die nun
fallende Grenzwildnis hineinzutragen. Es iſt aber keineswegs
ſo, daß im Nordoſten Oſtpreußens nur Litauer angeſiedelt
wurden, es ſei hier nur an die Salzburger erinnert, denen
der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. auch in dieſem Teile
des durch die Peſt entvölkerten Oſtpreußen eine neue Heimat
gab. Die deutſche Liebhaberei für das Fremde begünſtigte leider
einen Litauerrummel, der arglos Tilſit als die Hauptſtadt
Litauens bezeichnete, litauiſche Muſikfeſte feierte, offiziell von
einem litauiſchen Dragoner=Regiment in der preußiſchen Armee
ſprach, die preußiſche Regierung in Gumbinnen die königl. Regierung nannte uſw. Der Staat Litauen legt dieſe
deutſche Argloſigkeit nunmehr zu ſeinen Gunſten aus.
Dieſes deutſche Memelland mit ſeinen zum Teil litauiſchen
Anſiedlerfamilien, wird durchſtrömt von dem Unterlauf des
Njemen= oder Memelſtromes. Die Frage, weshalb dieſer Memel=
ſtrom
in hervorragendſter Weiſe ein Schickſalsſtrom für Deutſch=
land
iſt, iſt in wenigen Worten ſchwer zu beantwortee und
kann deshalb nur ſkizzenhaft hier gekennzeichnet werden:
1. Der Rombinus=Berg bei Ragnit am Memelſtrom war
der Hauptſitz des alten Pruzzengottes Perkunos.
2. Aus Rache über den Verluſt Vorpommerns an den
Großen Kurfürſten nach ſeinem Siege bei Fehrbellin am 18. Juni
1675 fielen die Schweden von Livland her in das Herzogtum
Preußen ein. Da eilte der Große Kurfürſt herbei und fuhr im
Januar 1679 mit ſeinem Heere auf Schlitten über das Kuriſche
Haff nach der Memelniederung in der Gegend von Tilſit;
gleichzeitig am 30. Januar überfiel der brandenburgiſche
Oberſt Hennigs von Treffenfeld die Schweden, die ſich auf die
Kunde von dem Anmarſche des Großen Kurfürſten zurückzogen
und von dieſem in voller Flucht von der Memelniederung bis
nach Riga verfolgt wurden.
3. Im Memellande wurde im Jahre 1807 über das Schickſal
des preußiſchen Staats und damit Deutſchlands entſchieden: Die
Tatſache, daß durch den Tilſiter Frieden, den Napoleon am
7. Juli 1807 mit dem Kaiſer Alexander I. von Rußland, und
am 9. Juli 1807 mit dem König Friedrich Wilhelm III. von
Preußen ſchloß, und durch den der preußiſche Staat alles Gebiet
weſtlich der Elbe verlor, iſt wahrlich geeignet, die Geburtsſtätte
dieſer ſchwerwiegenden Entſcheidung Memelſtrom und
Memelland als denkwürdigen Meilenſtein deutſcher Geſchichte
zu kennzeichnen!
Das bedrohte und uns teilweiſe ſchon entriſſene deutſche
Memelgebiet kann man Recht beanſpruchen, daß die letzten Vor=
gänge
, die zu dieſem Tilſiter Frieden führten, ins Gedächtnis
zurückgerufen werden, zumal ſie ſich im Memelgebiet abgeſpielt
haben: Im Vertrage von Bartenſtein vom 26. April 1807 hatten
ſich der Kaiſer von Rußland und der König von Preußen ver=
pflichtet
nur im Einverſtändnis miteinander die Waffen nieder=
zulegen
. In deutſcher Treue hielt ſich der preußiſche König an
dieſen Vertrag, als ihm Napoleon nach der Schlacht bei
Preußiſch=Eylau einen Sonderfrieden anbot, demzufolge der
König in ſeinen Staaten in ſeine Rechte zurückgeführt werden
ſollte: in der Stadt Memel, wohin die preußiſche Königsfamilie
von Königsberg über die Kuriſche Nehrung bei ſtrengſter Januar=
kälte
hatte fliehen müſſen, ſchlug König Friedrich Wilhelm III.
am 16. Februar 1807 Napoleons Friedensanerbieten dem
General Bertrand ab, da es ihm widerſtand, ſeinen ruſſiſchen
Bundesgenoſſen zu verlaſſen. Wie verhielten ſich aber die Ruſſen?

Nach der unglücklichen Schlacht bei Friedland, am 14. Juni 1807,
war es mit ihrer Widerſtandskraft vorbei, und unbekümmert um
den Vertrag von Bartenſtein erbat der ruſſiſche General
Bennigſen einen Waffenſtillſtand, den Napoleon gern bewilligte;
der ruſſiſche Kaiſer ſchien infolge des Drängens ſeiner eifrigen
Friedenspartei nicht mehr Herr ſeiner Armee zu ſein. Da die
Schiffsbrücke über den Memelſtrom bei Tilſit verbrannt war, ſo
wurden ſtromauf dieſer Brücke von franzöſiſchen Sappeurs zwei
Flöße verankert und auf ihnen je ein Bretterpavillon errichtet:
Hier auf den Wellen des Memelſtromes fand am 25. Juni 1807
eine Zuſammenkunft Napoleons mit dem ruſſiſchen Kaiſer ſtatt,
der am folgenden Tage eine zweite Zuſammenkunft folgte, zu
der auch der König von Preußen hinzugezogen wurde. Wenn
auch die Unterzeichnung des Tilſiter Friedens nicht auf dem
Memelſtrom ſtattgefunden hat, ſo ſind auf ſeinen Wellen doch
die Grundlinien zu dieſem Frieden gezogen worden, und hier
auf dem Memelſtrom iſt die Entſcheidung über Sein
oder Nichtſein des preußiſchen Staates gefallen, hatte doch
Napoleon dem ruſſiſchen Kaiſer eine moraliſch und politiſch
unerfüllbare Bedingung geſtellt: Die völlige Vernich=
tung
Preußens! Alle preußiſchen und polniſchen Gebiete
bot Napoleon dem ruſſiſchen Zaren an! Dieſer lehnte aber ab.
Auch der Königin Luiſe Opfergang nach Tilſit vermochte
nicht mildere Friedensbedingungen zu erreichen als der Korſe
zubilligte: Napoleon fühlte ſich zwar der Meiſterleiſtung höfiſcher
Taktik und der bewundernswerten Haltung der preußiſchen
Königin, die ihre Jugend in Darmſtadt verlebt hatte, unter
vier Augen unterlegen, deshalb ließ der Kaiſer durch den Grafen
Goltz auch mitteilen Alles, was er der Königin geſagt, wären
nur höfliche Phraſen geweſen, die ihn zu nichts verpflichteten
Der Memelſtrom, bei ſeinem Eintritt ins preußiſche Gebiet
300 Meter breit, iſt der bedeutendſte Fluß Oſtpreußens; unterhalb
Tilſit teilt er ſich in zwei Arme: die Ruß und die Gilge, die ſich beide
wiederum vor ihren Mündungen ins Kuriſche Haff in je vier
Arme ſpalten. Dieſes Mündungsgebiet des Memelſtromes bildet
die Tilſiter Niederung, die infolge ihrer großen Fruchtbarkeit
als reiches Produktions=Ueberſchußgebiet bekannt iſt, anderer=
ſeits
aber auch an der Küſte des Kuriſchen Haffes in den aus=
gedehnten
Forſten von Ibenhorſt und von Tawellningken mit
ihren Moorböden ein urwüchſig wildes Elchrevier bildet,
Von Tilſit führt die Eiſenbahn in nördlicher Richtung durch
das Gebiet des litauiſchen Schmugglers nach der deutſchen, uns
widerrechtlich im Januar 1923 unter Billigung der franzöſiſchen
Beſatzung vom Staate Litauen mit Hinterliſt und Waffengewalt
durch Handſtreich entriſſenen Deutſchordensſtadt Memel, dem
Geburtsort des Dichters Simon Dach. Niemals hat Memel, die
älteſte deutſche Stadt Oſtpreußens, zu Litauen gehört! Die neu=
gezogene
Grenzlinie iſt neben dem großen hiſtoriſchen Unrecht
auch deshalb noch ſo unſinnig, weil die frühere ruſſiſch=deutſche
Grenze eine wirkliche Scheidewand zwiſchen zwei verſchiedenen
Ziviliſationen darſtellt: Mindeſtens ein Jahrhundert trennt ſie
voneinander, ſie iſt die richtige Grenze zwiſchen Weſt und Oſt,
zwiſchen Europa und Aſien!
Tilſit, die Geburtsſtadt des Dichters und Freiheitskämpfers
Max von Schenkendorf und des Archäologen Profeſſor Koſſinna,
des hochbedeutenden Erforſchers deutſcher Vorgeſchichte und alt=
germaniſcher
Urgeſchichte, liegt prachtvoll auf dem hohen Süd=
ufer
des impoſanten Memelſtromes, über den ſich eine der größ=
ten
Eiſenbahnbrücken Deutſchlands ſpannt. Unten erblickt man
die Königin=Luiſe=Brücke, an Stelle der alten Schiffsbrücke er=
baut
, neben der wie bereits erwähnt der franzöſiſche und
der ruſſiſche Kaiſer und der König von Preußen auf einem
Floße zuſammenkamen, um die Grundlagen zu dem ſchmählichen
Frieden von Tilſit feſtzulegen. Ueber dieſelbe Schiffsbrücke
alſo jetzt über die Königin=Luiſe=Brücke geht der Weg nach
Tauroggen und der einſamen Mühle von Poſcherun, in der
fünf Jahre ſpäter der General von Yorck ſeine Konvention
abſchloß, in deren Folge das Volk aufſtand und der Sturm
losbrach
So ſteht das Stromgebiet des Memelſtromes in allerengſter
Verbindung mit Preußens und damit Deutſchlands tiefſter Er=
niedrigung
von über 100 Jahren und aber auch mit ſeiner Er=
hebung
: Oſtpreußens Freiheitswille riß Preußen und Deutſch=
land
mit ſich fort; der in Oſtpreußen geborenen deutſchen Frei=
heit
Vater war ein Soldat, ihre Mutter Oſtpreußens Volk!
Vellerberichl.
Mit dem Weiterzug des Islan iefs nach Skandinavien zu
gelang durch ſeine Südſeite weiterhin milde Ozeanluft nach dem
Feſtlande. Das Wetter bleibt ſomit für die Jahreszeit zu milde
und zeitweiſe noch regneriſch.
Ausſichten für Mittwoch, den 4. Januar: Vielfach bewölkt und
zeitweiſe Niederſchläge, milde.
Ausſichten für Donnerstag, den 5. Januar: Wechſelnd wolkig.
mit kurzem Aufklaren, im ganzen noch mild, doch etwas
kühler, vereinzelt Regenſchauer.

Haupſchtiſtelung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politit und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftlſche Mittellungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämilſch in Darmſſadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantſe der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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Seite 10 Nr. 4

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 4. Januar 1933

Abſchied von Sportjahr 1932.

Die wichkigften Ereigniſſe.

Olympiſche Spiele, Meiſterſchaften und Länderkämpfe.

Zur Jahreswende iſt es angebracht, einmal einen kurzen Rück=
blick
auf die ſportlichen Großereigniſſe des abgelaufenen Kalender=
jahres
zu halten. Das Jahr 1932 war ſportlich beſonders bedeu=
tend
durch die Olympiſchen Spiele in Los Angeles, an denen ja
auch Deutſchland mit einer verhältnismäßig ſtarken Streitmacht
beteiligt war. Neben den Olympiſchen Spielen wurde das In=
tereſſe
der großen deutſchen Turn= und Sportgemeinde während
des ganzen Jahres durch die großen Meiſterſchaftskämpfe und
zahlreiche Länderkämpfe in den einzelnen Sportarten wachgehal=
ten
. Die Verzettelung des deutſchen Sportes ſteigert die Zahl der
Meiſterſchaften und trotz der Einigung zwiſchen der Deutſchen
Turnerſchaft und den Sportverbänden, die im übrigen auf dem
beſten Wege iſt, wieder zu ſcheitern, gab es zahlloſe deutſche Mei=
ſter
, und man kann nicht immer ſagen, daß jeder Titelhalter ſeines
Titels auch würdig iſt oder war, beſonders dann, wenn in der
gleichen Sportart mehrere deutſche Meiſter aufmarſchieren.
Alle nationalen und internationalen Ereigniſſe des deutſchen
Sportes wurden natürlich überſchattet von den

Olympiſchen Spielen in Los Angeles
und den Winterſpielen in Lake Placid. Die deutſchen
Erfolge ſind dabei nicht ſo ausgefallen wie man ſie vielleicht er=
wartet
hatte. Es iſt heute müßig, darüber zu ſtreiten, ob das zu
vermeiden war, und welche Fehler eventuell gemacht wurden. Die
Ereigniſſe ſind faſt ſchon wieder vergeſſen, und es bleibt uns nur
die Aufgabe, dafür zu ſorgen, daß 1936 die deutſche Vertretung
im eigenen Lande beſſer abſchneidet. In der Rangliſte der Na=
tionen
von Los Angeles nehmen wir mit drei Siegen, 13 zweiten
und 4 dritten Plätzen zuſammen mit Japan mit je 39 Punkten
den ſechſten bzw. ſiebten Platz ein. Unſere drei Olympiaſiege ent=
fallen
auf die Sportarten Ringen (Brendel=Nürnberg), Gewicht=
heben
(Ismayr=München) und Rudern (Berliner Ruderclub).
Zweite Plätze belegten wir in der Leichtathletik (Jonath=Bochum
und Frl. Braumüller=Berlin) im Schwimmen ( Waſſerballmann=
ſchaft
), Ringen (Ehrl=München, Sperling=Dortmund, Földeak=
Hamburg), Gewichtheben (Wölpert=München) Boxen (Ziglarſki=
München, Schleinkofer=München. Campe=Berlin), Rudern ( Ber=
liner
Ruderclub und Amicitia Mannheim) und im Piſtolen=
ſchießen
(Lt. Hax=Berlin). Die vier dritten Plätze errangen Jonath
und Eberle=Berlin ſowie Frl. Fleiſcher=Frankfurt in der Leicht=
athletik
und Straßberger=München im Gewichtheben.
In Lake Placid war Deutſchland nur im Eislauf, Eis=
hockey
und im Bobfahren vertreten. Im Klaſſement der Nationen
belegten die Deutſchen mit 12 Punkten den ſiebenten Platz. Pla=
ziert
waren wir nur im Viererbob mit dem von Kilian geſteuer=
ten
Bob Deutſchland I auf dem dritten Platz und mit der Eis=
hockeymannſchaft
hinter Kanada und Amerika an gleicher Stelle.
Der Kunſtläufer Baier=Berlin konnte ſich nicht durchſetzen; wurde
aber immerhin noch Fünfter. Unſere Bobfahrer waren durch die
beiden Trainingsunfälle ſchwer gehandicapt. Der Deutſche Ski=
verband
lehnte bekanntlich eine Beſchickung der Spiele ab; Aus=
ſichten
hätten auch gegen die nordiſche Läufer= und Springerklaſſe
nicht beſtanden. Auch im Eisſchnellaufen hätten deutſche Ver=
treter
keine Chancen gehabt.
Fußball.
Der populärſte Beſtandteil der deutſchen Leibesübungen
nimmt naturgemäß in unſeren Beſprechungen auch den größten
Raum ein. Ueber eine Million Sportler beſtreiten während
des ganzen Jahres in allen deutſchen Gauen den Fußballſport,
beſſen Höhenunkt in erſter Linie die deutſche Meiſterſchaft iſt.
Bayern München war im abgelaufenen Jahr der Träger
dieſes ſtolzen Titels nach einem 2:0=Sieg über Eintracht Frank=
furt
im Nürnberger Stadion. Mit der erneuten Begegnung
zweier ſüddeutſchen Mannſchaften im Endkampf um Deutſchlands
höchſten Titel iſt auch die Vorherrſchaft Süddeutſchlands im deut=
ſchen
Fußball, wenigſtens für die abgelaufene Saiſon, erneut
bewieſen worden. Süddeutſchland feierte außerdem noch
eine Reihe ſchöner Erfolge mit ſeiner jungen Auswahlmannſchaft
(5:2 gegen Nord in Mannheim, 5:0 gegen Ungarn B in Stutt=
gart
6:3 gegen Ungarn B in Budapeſt, 1:1 gegen Lombardei
in Mailand, 3:3 gegen Niederöſterreich in München 5:3 gegen
Weſtdeutſchland in Düſſeldorf) und ſchließlich erſt in dieſem Mo=
nat
mit 5:2 in Paris. In den Spielen um den Bundes=
pokal
wurde Brandenburg in Saarbrücken in der Zwiſchen=
runde
8:1 ausgeſchaltet, das Endſpiel allerdings überraſchend in
Leipzig gegen den Norden 2:1 verloren. In der Pokalvorrunde
1932/33 wurde Mitteldeutſchland in Leipzig 4:2 geſchlagen.
Länderſpiele hat der D.F.B. im abgelaufenen Kalender=
jahre
fünf ausgetragen, von denen drei gewonnen wurden (2:0
in Leipzig gegen die Schweiz, 4:1 in Helſingfors gegen Finn=
land
und 4:3 gegen Schweden in Nürnberg), während zwei
Spiele verloren gingen, und zwar in Budapeſt gegen Ungarn

mit 1:2 und in Düſſeldorf gegen Holland mit 0:2.

Handball.
Im Handball iſt die Lage durch das Nebeneinanderſpielen
der D.S.B. und der D.T. etwas verworren. Titelträger wurde
bei der D.S.B. Polizei Weißenfels bei der D.T. der Turnverein
Worms=Herrnsheim; bei den Frauen SC. Charlottenburg
(D. S. B.) und Tv. Vorwärts Breslau (D.T.). Deutſcher
Meiſter wurde dann Polizei Weißenfels bei den Männern
und SC. Charlottenburg bei den Frauen, beide Male alſo die
Vertreter der D. S.B. Unſere Länderſpiel=Beziehungen ſind
im Handball noch nicht über den Verkehr mit Oeſterreich hinaus
gediehen. Das diesjährige Spiel endete in Weißenfels 15:11 für
Deutſchland. Gleich den Fußballern führen die Handballer auch
Pokalkämpfe durch, für die der Süden nach ſeinen Siegen
von 15:7 über Norddeutſchland und 14:8 über Weſtdeutſchland im
Endkampf ſteht.
Hockey.
Im Hockeyſport gibt es nur in einigen Landesverbänden
Meiſterſchaftsſpiele. In der Hauptſache werden aber keine Titel=
kämpfe
ausgetragen, und einen deutſchen Meiſter gibt es nicht,
Das wichtigſte Ereignis im Hockeyſport ſind die alljährlichen
Silberſchildſpiele. Berlin iſt auf dieſe Trophäe bisher
abonniert. Der Süden wurde in der Vorrunde 1932/33 bereits
durch Norddeutſchland mit 2:0 ausgeſchaltet. Ein Kampf zwiſchen
Süddeutſchland und Oeſterreich in Frankfurt endete 3:3. Zwei
Länderſpiele brachten dem D.H.B. Sieg und Niederlage.
Oeſterreich wurde in Leipzig 10:2 bezwungen, während in Mün=
chen
die Inder mit 6:0 einen Sieg feierten.
Rugby.
Deutſcher Rugbymeiſter wurde Hannover=Linden im End=
kampf
gegen die RG. Heidelberg. Das Länderſpiel gegen Frank=
reich
wurde in Frankfurt 4:20 verloren, ein zweites internatio=
nales
Treffen einer deutſchen Fünfzehn gegen den franzöſiſchen
Meiſter in Lyon endete kürzlich 21:15 für die Franzoſen. Von
Repräſentativſpielen der deutſchen Verbände iſt der 8:5=Sieg
Süddeutſchlands über Norddeutſchland im Oktober in Hannover
beſonders zu nennen.
Tennis.
Beſonders im Tennisſport hat ſich Deutſchland im abgelau=
fenen
Jahre Weltgeltung verſchafft. Die großen Erfolge in den
Spielen um den Davispokal werden ſo bald kaum vergeſſen
werden. Ueber Indien, Oeſterreich, Irland und England hin=
weg
kam Deutſchland zum Endſpiel der Europazone gegen Ita=
lien
und ſchlug die Italiener 5:0. Im Interzonenfinale unter=
lagen
die Deutſchen dann den Amerikanern in Paris 2:3. Bei
den deutſchen Meiſterſchaften ſicherten ſich Frl. Payot
und Gottfried von Cramm die Titel in den Einzelſpielen.
Radſport.
Auch im Radſport hat Deutſchland international ſehr gut
abgeſchnitten. Während bei den Dauerfahrern die Weltmeiſter=
ſchaft
an den Franzoſen Lacquehay fiel, war Deutſchland ſeit
langer Zeit wieder einmal der Sieg in der Flieger= Welt=
meiſterſchaft
durch den Kölner Richter vergönnt. Der
3. Platz des Breslauers Frach iſt inzwiſchen annulliert worden.
Im übrigen hat der deutſche Radſport noch zahlreiche große und
internationale Erfolge zu verzeichnen, deren Aufzählung im
einzelnen zu weit gehen würde. Wir wollen nur noch des guten
Abſchneidens unſerer Straßenfahrer bei der Tour de France und
Italien=Rundfahrt gedenken.
Leichtathletik.
Unſere Leichtathleten waren auch in zahlreichen Kämpfen er=
folgreich
. Zahlreiche deutſche Spitzenkönner nahmen an Feſten
im Ausland teil und heimſten ſchöne Erfolge ein. Die beiden
Länderkämpfe des Jahres gegen die Schweiz und Frank=
reich
wurden wieder gewonnen. Die Eidgenoſſen wurden in Wei=
mar
mit 91:47 Punkten, Frankreich in Düſſeldorf mit 87:64 Pkt.
geſchlagen. Bemerkenswert iſt, daß bei den deutſchen Meiſter=
ſchaften
der ſeit 20 Jahren beſtehende deutſche Hochſprung=Rekord
des alten Paſemann durch den Turner Bornhöfft mit 1,93 Me=
tern
gebrochen wurde.
Schwimmen.
Eines der erfreulichſten Ergeiniſſe war der 100=Meter=Rekord
des Kölners Derichs, der dieſe Strecke als erſter Deutſcher unter
einer Minute ſchwamm. Der Länderkampf gegen Frankreich
wurde in Düſſeldorf mit 2:0 gewonnen. Sehr aktiv und auch
erfolgreich waren die deutſchen Waſſerballer, die in Los Angeles
den zweiten Platz belegten und außerdem zahlreiche Länderkämpfe
gewannen.
Boxen.
Sehr erfolgreich waren die deutſchen Amateurboxer, die faſt
ihre ſämtlichen Länderkämpfe gewinnen konnten. Beſonders zu
erwähnen ſind die beiden Länderkämpfe gegen Amerika in Chi=
kago
und Milwaukee mit 8:8 und 14:0. Polen wurde in Dort=
mund
14:2 geſchlagen, während Dänemark ebenfalls in Dortmund

mit 12:4 den Kürzeren zog. Noch aktiver als die deutſche Mann=
ſchaft
war die bayeriſche Verbandsſtaffel, die zahlreiche Länder=
kämpfe
gegen Nationalteams austrug und ſiegreich geſtaltete. Aus
dem Lager der Berufsboxer darf man Max Schmelings bittere
Niederlage gegen Sharkey im Weltmeiſterſchaftskampf ebenſo=
wenig
vergeſſen, als ſeinen ſchönen Sieg gegen Mickey Walker.
Walter Neuſel und Adolf Heuſer brachten ebenfalls den deutſchen
Berufsboxſport zu ſchönen internationalen Ehren, erſterer durch
ſeinen Sieg über Larry Gains und Neuſer durch ſeinen Sieg im
Kampf um die Halbſchwergewichts=Europameiſterſchaft.
Die Erfolge deutſcher Ringer und Gewichtheber bei
den Olympiſchen Spielen ſind an anderer Stelle regiſtriert. Im
Ringen gewannen wir außerdem noch Länderkämpfe gegen Däne=
mark
, die Tſchechei und beim Vierländerturnier in Stockholm
gegen Eſtland, während wir dort von Schweden und Ungarn Nie=
derlagen
einſtecken mußten. Bei zahlreichen internationalen
Kämpfen ſtellten, die deutſchen Schwerathleten ebenfalls ſtets
ihren Mann.
Noch in mancher anderen Sportart deren einzelne Aufzäh=
lung
zu weit führen würde, hat Deutſchland ſchöne Erfolge zu
verzeichnen gehabt. Als Fazit ergibt ſich, daß der deutſche Sport,
der ſich leider nicht der behördlichen Förderung wie in anderen
Ländern erfreut, ſich immerhin im internationalen Wettkampf
erfolgreich behaupten konnte. Hoffentlich bringt das neue Jahr
auf allen Gebieten noch weitere und vielleicht auch größere und
I.
bedeutendere Erfolge.
Waldemar=Pekerſen=Lauf des Akademiſchen Skiklubs
Darmſtadt.
Wie alljährlich, führte der ASD. in Riezlern ſeinen Walde=
mar
=Peters=Lauf durch bei guten Schneeverhältniſſen. Am 15=
Kilometer=Langlauf, der nach norwegiſchem Muſter ausgeſteckt
war, ſiegten: Klaſſe 1: 1. König, Ski=Abtlg. Kaufbeuren, 1:10,10
Stunden, 2. Baumgarten, ASD., 1:11,55 Std. Klaſſe II: 1. Fritz,
Skiklub Riezlern, 1:05,40 Std., 2. Fuchs. Taunusklub Frankfurt
am Main. 1:11,55, 3. Piller ASD., 1:14,32, 4 Schönberger
ASD., 1:15,25, 5. Grönke, ASD. 1:17,22, 6. Gläſer, Rhönklub
Kiſſingen, 1:18,45 Std. Der Abfahrtslauf vom Heuberg am
1. Januar zeigte folgendes Ergebnis: 1. Bryde. ASD., 4:06
Min., 2. Saetre, ASD., 4:07, 3. Fritz Skiklub Riezlern 4:28,
4. Duffner, Hans, Skiklub Riezlern, 4:30, 5. Keßler, Adolf, Ski=
klub
Riezlern, 4:40.

200 Mark Geldſtrafe erhielt Eintracht Frankfurt vom
ſüddeutſchen Verbandsgericht wegen Ziehens des Mainzer Spie=
lers
Poſſelmann. Poſſelmann ſelbſt erhielt vier Monate. Dis=
qualifikation
, die erſt mit Ablauf der Sperrfriſt in Kraft treten.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 4. Januar
15.15: Stunde der Jugend: Von Schiffern und Flößern. Geſpräch.
Schnee. Erlebnis aus den Bergen.
17.00: Konzert des Funkorcheſters. Werke von Reger, Mendels=
ſohn
=Bartholdy. Mitw.: Ly Hofmann (Sopran).
Anſchl. Alte Tanzmuſik.
18.25: Major a. D. Hennig: Das Ausland und der Luftſchutz,
18.50: Zeitfunk. Marga von Etzdorf: Flug in den Oſten.
19.20: K. Haſſelbach: Wir und der deutſche Oſten.
19.35: Wer iſt es? Literariſche Rätſel. aufgegeben von Wolfgang
Weyrauch.
19.50: Robert=Schumann=Konzert des Funkorcheſters. Soliſt: Prof.
von Pauer (Klavier).
21.00: Heiterer Abend. Bunter Teil. Die Flucht nach Hawaii.
Hörſpiel von F. Schick. Muſik von H. Gaertner.
22.10: Zeit. Nachrichten. Wetter, Sport.
22.45: Nachtmuſik der Kapelle Hans Bögner.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Mittwoch, 4. Januar
9.30: B. W. Kannewiſcher: Wie baue ich mir billig eine Wohn=
laube
?
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
14.45: Jugendbühne: Ein Holzſcheit wird lebendig, Hörſpiel.
15.45: Stella Hay lieſt Anekdoten von Wilyelm Schäfer.
16.00: Prof. Friedemann: Wie ſchützt man ſich vor Anſteckung
mit Kinderlähmung? Dr. Jacobſohn: Hygieniſche Mär=
chen
.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert. Norag=Orcheſter.
17.10: Dr. Lezius: Fahnenehre und Fahnentreue.
17.30: Dr. Gerlach: Adalbert Stifters Heimat.
17.55: Muſik für Saxophon und Klavier. Ausf.: E. Höhne und
O. Woll.
18.30: Einheitskurzſchrift für Fortgeſchrittene.
19.00: Franzöſiſch.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Bremen: Militärmärſche der Nationen. Einleitung und ver=
bindende
Worte: Dr. Zimmermann.
20.45: Jagt ihn ein Menſch! Schauſpiel von Kolbenheyer.
22.15: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Tanz=Muſik. Kapelle Egon Kafſer.

Eine kleine Weile braucht die Dame, um ſich zu ſammeln,
nicht lang, aber unbedingt erforderlich.
Dann iſt ſie neben dem Stöhnenden, wendet behutſam ſeinen
Kopf um man muß erſt das Blut wegwiſchen, ehe man ihn
erkennen kann den Burſchen aus Dierlamms Garage, der ſie
geſtern wie ein Wilder in die Arme riß, im Schnee der Straße
zum Flughafen, Fritz, der ſich weigerte, ein Schlächter zu ſein.
Fritz ſchlägt die Augen auf, verklebt, ſchwimmend, er erkennt
ſie ſofort.
Sie?! ſtammelt er, verfluchtes Weib Schwer ſinken die
Augenlider wieder herunter werden braun
Ino rüttelt ihn rückſichtslos. Wo iſt Spoor? ſchreit ſie, wo
iſt Spoor?
Nochmals kommen Lichter auf Fritzens Augen, nochmals glitzert
Leben in ihnen Reue oder Hohn? Gas abgedreht haucht
Fritz mühſam, unten , dann gelingt es ihm mit äußerſter
Anſtrengung, in ſeine Taſche zu greifen, doch die Hand gehorcht
nicht mehr da, lallt er, ich wollt’s dir wiederbrin=
gen
aber nicht ſo
Ino zielt aus ſeinen Fingern die kleine Goldkapſel, die ſie
geſtern im Schlauch verlor, ihren Talisman. Faſſungslos blickt ſie
in das erſtärrende Geſicht des Mörders, ſie legt ſeinen Kopf hin
behutſam, und doch iſt es die harte Bewegung der Welt. Ino
läuft durch die Zimmer, in die Galerie, zur Türe noch dem Sei=
tenflügel
dünner Gasgeruch kriecht ihr entgegen
Zu ſpät!
Sie knirſcht mit den Zähnen, niemals würde ſie das ver=
winden
.
Sie preßt das Taſchentuch an die Naſe, ſauſt wie von der
Feder abgeſchnellt die Treppe hinunter in den kleinen Flur, der
ſo ausſieht wie der eines Sanatoriums, hier iſt der Gasgeruch
ſchon ſtärker. Sie ſauſt hindurch, hält ſich nicht damit auf, den
Lichtſchalter zu ſuchen, ihre in der Lindenſtraße gekaufte Taſchen=
lampe
tut unſchätzbare Dienſte an dieſem Abend, aber was, was
nützt alles, wenn es zu ſpät iſt? Ihr erſter Gedanke: Die Türe
ins Freie öffnen, damit das Gas abziehen kann. Glück, Ino, Ta=
lisman
iſt wieder da, der Schlüſſel ſteckt. auf die Türe für minus
achtzehn Grad und die reinſte Luft der Nacht. Sie ſieht die weiß=
lackierte
Eiſentüre zum Laboratorium, mit einem ganz einfachen
Griff zu öffnen und zu ſchließen, aber der Griff ! Der Griff
fehlt, iſt nicht da, und hinter der Tür, in dem Giftſtrom des Gaſes
liegt der Junge, den ſie bat, auszuhalten. Sie trommelt gegen die
Tür, brüllt dann fällt ihr ein: Gas abſtellen! Sie ſucht den
Flur, ab findet auch gleich den Wandſchrank hinter der Treppe

allein der Schlüſſel fehlt, mit den Händen kann man ihn nicht
aufſchließen! Wie eine Wahnſinnige raſt ſie die Stufen wieder
hinauf, ahnt nicht, daß der Abſatz ihres Schuhes gerade den
Schrankſchlüſſel geſtreift hat, den ſie nicht ſehen kann, weil es im Flur
unten dunkel iſt. Toll muß das gehen, der Bruchteil einer Sekunde
kann noch retten, ſie holt ihre Werkzeuge, Meißel und Schrauben=
ſchlüſſel
, die im Damenſalon liegen blieben, kein Blick für den
Toten zu Füßen Buddhas, den kein Zuknallen der Türen, kein
Schrei in der Nacht wieder zum Leben erweckt. Ino iſt ſchon
wieder auf der Galerie, die ſchweren Eiſen in der Hand ſteht,
als ob ein Blitz vor ihr niedergefahren wäre.
Am Eckpfeiler der Treppenbrüſtung lehnt wie hingeweht
Julitte Lequis. Ihr Revolver iſt auf Ino Beß gerichtet, und der
tödliche Haß in ihren tiefliegenden Augen ſpricht genug. Halt,
ſagt ſie, und das Wort ſchwingt hohl wie durch eine Trommel durch
die weite Halle. Halt, Belladonna, du haſt verſpielt!
Weg, ſchreit Ino, ſie kreiſcht direkt, weg, du Bieſt, Spoor
wird mit Gas vergiftet, ich muß die Türe aufbrechen.
Die Lequis tritt einen Schritt näher, ſie lächelt gemein. Kei=
nen
Zweck mehr, ſchöne blonde Frau, diesmal biſt du zu ſpät auf=
geſtanden
, den weckt deine milde Hand nicht mehr auf. Aber an
dich ſollteſt du beſſer denken, Freundin, jetzt biſt du an der Reihe,
hier iſt Platz für den dritten Mord."
Ino fühlte ein eiſiges Rieſeln die Wirbelſäule hinunter, jäh
läßt ihre Kraft nach, auf einmal glaubt ſie, was die da ſagt, es
iſt zu ſpät, für Philipp Spoor iſt es zu ſpät, der iſt hinüber, nie=
mand
mehr kann ihn retten, apathiſch betrachtet ſie den kleinen
ſchwarzen Lauf der Waffe, auf ihr Herz gerichtet dritten Mord?
denkt ſie müde, ach ſo
Den haſt du wohl gekillt? Sie macht eine Kopfbewegung
zum Damenſalon.
Juliette Lequis nickt verbiſſen. Den hab’ ich gekillt, ja!
Laß dein Handwerkszeug fallen, ſonſt kommſt du ſofort dran, du
weißt, daß ich treffe! Sie ſchreit: Laß es fallen, ſag’ ich!"
Polternd fallen Meißel und Schraubenſchlüſſel zu Boden vor
Inos Füße, alles iſt ihr entrückt, ſie kennt das, dieſe toten Mo=
mente
, nur eine Priſe würde jetzt helfen, ſie iſt eben keine zwanzig
Jahre mehr. Laß doch das dumme Ding, murmelt ſie wegwer=
fend
, in dieſem Zuſtand geiſtiger Leere vermag ſie nicht einmal
zu haſſen, ich kenn deine flinke Hand von früher her zur Ge=
nüge
, mir imponierſt du in keiner Situation
Die Lequis aber, für die ein Verſagen ihres Planes Vernich=
tung
ihres Lebenszieles bedeutet, glüht von Haß und Wut auf
das apathiſche Weib da vor ihr, was der jetzt fehlt, weiß ſie auch.

Nein, kreiſcht ſie außer ſich, alles vergeſſend, du kriegſt nichts
in die Naſe aus deinen dreckigen Verſtecken, du ſtehſt vor meinem
Revolver, merk’ es dir nur, dich hab’ ich ſchon lange dick, heut
abend klappt es, was haſt du Menſch mit meinen Sachen zu tun?
Was? Mit meinen Sachen! Was geht dich das alles an
dich knall’ ich nieder wie eine reudige Töle wo iſt das Schmuck=
ſtück
, wo iſt das Schmuckſtück? Näher kommt ſie, ihre Stimme ſenkt
ſich, wird ſcharf, gemein, du! Früher haſt du mir ſchon immer
die Touren vermaſſelt, weißt du nicht, daß ich dich haſſe, haſſe, daß
ich dieſen Moment herbeigeſehnt habe, ſeit Jahren, erinnerſt du
dich nicht.
Und ſie ſprudelt Sätze heraus, zieht dunkle Begebenheiten ans
Licht, längſt vergeſſen, nennt Namen, deren Klang Ino ſo fremd
erſcheint, ſo gleichgültig, obwohl ſie einſtmals mit ihren Trägern
kämpfte, bebte
Ino hört die wutſchäumende Frau kaum an, ſchlaff hängen
ihre Arme hernieder, das einzige, was ſie denken kann: Laß bloß
dieſe tote Minute vorüber ſein, Keiferin, irre, bloß der Motor
wieder angeworfen deine leichte Hand.
Und doch fühlt ſie, daß dieſe Ausſprache ernſt zu nehmen iſt.
Juliette redet alles was ſie in den langen Jahren der ge=
meinſamen
Tätigkeit aufgeſpeichert hat an Haß gegen die Erfolg=
reichere
, ſtürzt aus ihr heraus, der lange unterdrückte Wunſch,
heimzuzahlen, beherrſcht ſie wie ein Fieberwahn, immer näher
kommt ſie, ihre Augen funkeln gefährlich
Ino ſieht ſtumpf daran vorbei, an der Treppenbrüſtung vor=
bei
, auf die gegenüberliegende Seite der Galerie
Etwas ſchüttelt ſie, Juliette merkt es nicht, Ino ſchließt ſchnell
die Augen, um zu verbergen, was in ihnen vorgeht. Juliette redet
ununterbrochen, ſie iſt heißer, ihre Erregung grenzenlos, ihr Re=
volverlauf
haargenau auf Inos Herz gerichtet.
Drüben auf der anderen Seite der Galerie kletterte ein Mann
an einem Pfeiler von der Diele aus herauf, ſehr geſchickt und ſehr
lautlos, er iſt ſchon faſt oben, ein junger Mann mit ſeltſam be=
kanntem
, ſeltſam fremdem aſiatiſchen Geſicht, ohne Mantel, ohne
Hut, Haare wirr in die Stirn hängend. Oben angelangt, ſieht er
Ino flammend an, legt den Finger auf die Lippen, duckt ſich,
gleitet lautlos von Säule zu Säule, um die Galerie herum zur
Hauptſeite, an der die Frauen ſtehen. Ino öffnet die Augen wie=
der
ſie ſind nicht mehr tot, ſie ſprühen die andere hart an, ihre
Finger krampfen ſich zuſammen, nicht mehr ſchlaff, nein, energiſch,
pochend vor Leben der Motor iſt angeworfen.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Rinanzielle Erſchöpfung der Kommunen.
Verhandlungen über die Abdeckung der Amerikaner=Anleihe der pfälziſchen Städte.
Zolgen der Wirtſchaftskriſe.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.

Die pfälziſchen Städte Ludwigshafen, Kaiſerslautern, Speyer,
Frankentahl, Neuſtadt a. d. H., Zweibrücken und Landau hatten
im Jahre 1926 in Amerika gemeinſam eine Anleihe in Höhe von
3,8 Millionen Dollar aufgenommen. Die Anleihemittel wurden
beſtimmungsgemäß für den Ausbau der Waſſer= Gas= und Elek=
trizitätswerke
verwandt. Bisher wurden die jeweiligen Zins=
und Tilgungsbeträge friſtgemäß in vollem Umfange gezahlt. Wie
wir von zuſtändiger Stelle erfahren, war am 1. Januar 1933 die
Zahlung von 410000 RM. Zinſen nach Ueberwindung größter
Schwierigkeiten zwar möglich, doch kann die Tilgungsrate im Ge=
genwert
von 590 000 RM. nicht mehr aufgebracht werden. Be=
gründet
wird dieſe Unmöglichkeit damit, daß die Finanzkraft der
an der Anleihe beteiligten Städte infolge, der gerade in der
Rheinpfalz in beſonders kraſſem Ausmaß in Erſcheinung treten=
den
Wirtſchaftskriſe der letzten Jahre außerordentlich ſchlecht
wurde. Die Finanzquellen wurden außerdem durch die in der
Arbeitsloſenfürſorge in den letzten Jahren zu ihren Ungunſten
eingetretene Laſtenverſchiebung völlig erſchöpft. Mit den Gläu=
bigern
ſoll jetzt über ihre Befriedigung verhandelt werden. Die
Anleihe wird in New York notiert.
Die landwirkſchaflichen Genoſſenſchaften
am Jahresbeginn.
Der ſeit 1930 zu beobachtende Rüchgang im Geſamtbeſtand des
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſens hat ſich auch im ab=
gelaufenen
Jahre fortgeſetzt. Dieſe weitere Beſtandverminderung
ſpricht deutlich für die geſteigerte Zunahme, der wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten bei der Landwirtſchaft im allgemeinen und ihrer
Genoſſenſchaften im beſonderen, zeigt aber andererſeits erneut die
Widerſtandsfähigkeit der genoſſenſchaftlichen Organiſation, wenn
man bedenkt, daß, gemeſſen am Geſamtbeſtand, dieſe Ziffer nur
einem Rückgang von 0,69 Prozent, alſo noch nicht einmal ¼ Pro=
zent
, entſpricht. Insgeſamt ſind 1932 bei 1017 Auflöſungen 737
Genoſſenſchaften neu gegründet worden. Trotz der Paſſivität der
Allgemeinbewegung ſind verſchiedene Gruppen des landwirt=
ſchaftlichen
Genoſſenſchaftsweſens entſprechend der bereits in den
Vorjahren erkenntlichen Tendenz auch 1932 wieder im Anſteigen
geblieben. Das gilt insbeſondere von nahezu allen Gruppen,
welche der Förderung des landwirtſchaftlichen Abſatzes dienen,
nämlich den Molkereigenoſſenſchaften, den Obſt= und Gemüſever=
wertungsgenoſſenſchaften
und den Winzergenoſſenſchaften. Da=
gegen
hat die Gruppe der Eierverwertungsgenoſſenſchaften dieſe
Tendenz nicht fortgeſetzt, da durch die ſchlechten handelspolitiſchen
Vorausſetzungen und die infolge der geſetzlichen Neuregelung auf
dem Gebiete der Eierwirtſchaft hervorgerufenen Auswirkungen
dieſer bisher ſo günſtig eitwickelte Zweig der genoſſenſchaftlichen
Arbeit nachteilig beeinflußt worden iſt. Selbſtverſtändlich kommt
in der Beſtandsverminderung der einzelnen Gruppen auch die
nach wie vor fortſchreitende Rationaliſierung des genoſſenſchaft=
lichen
Ueberbaues zum Ausdruck.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Wahlen zum Börſenvorſtand. In der Sitzung des Berliner
Geſamtbörſenvorſtandes wurden Dr. Eduard Mosler zum Vor=
ſitzenden
, Komm.=Rat Alfred Zielenziger zum 1. ſtellv. Vorſitzen=
den
und Dir. Heinrich Peierls zum 2. ſtellv. Vorſitzenden wieder=
gewählt
. In der Sitzung des Börſenvorſtandes, Abt. Wertpapier=
börſe
, wurden Dr. Eduard Mosler, zum Vorſitzenden, Julius
Schwarz zum 1. ſtellv. Vorſitzenden und Paul Bergmann zum 2.
ſtellv. Vorſitzenden gewählt.
Die Siegerländer Induſtrie am Jahreswechſel. Ein Rückblick
über die Entwicklung der Siegerländer Wirtſchaft im abgelaufe=
nen
Jahre läßt für das neue Jahr eine etwas freundlichere Be=
urteilung
der Lage zu. Der Anteil des Siegerlandes an der deut=
ſchen
Roheiſenerzeugung betrug 1932: 3,3 Prozent, wobei die Pro=
duktionsziffer
für Dezember noch unberückſichtigt blieb, an der
Rohſtahlerzeugung 3 Prozent, an Walzwerk=Fertigerzeugniſſen
6,4 Prozent, an Stabeiſen und kleinem Formeiſen 2,7 Prozent,
Grobblechen 4,2 Prozent, Mittelblechen 5.7 Prozent, Feinblechen
31,5 Prozent und Feinblechen bis zu 1 Millimeter 34,4 Prozent.
In der vearrbeitenden Induſtrie ſpielten die Ruſſenaufträge eine
große Rolle. Bei den Walzwerkserzeugniſſen blieb die Beſchäfti=
gungslage
trotz des Treurabatts für den Bezug bei deutſchen Ver=
kaufsverbänden
mangelhaft, dagegen war die Blechwarenindſturie
verhältnismäßig gut beſchäftigt. Im Eiſenſtein=Bergbau hat das
vergangene Jahr die völlige Einſtellung und die vorübergehende
Außerbetriebſetzung mehrer Gruben, des Siegerlandes gebracht.
Man rechnet aber zum Frühjahr 1933 mit der Wiederinbetrieb=
nahme
einiger größerer Gruben.
Rudolph Kahn A.=G., Lederwarenfabrik. Offenbach, i. L. Die
Rudolph Kahn A.=G., Lederwarenfabrik, Offenbach, die in den
letzten beiden Jahren eine Herabſetzung des Aktienkapitals von
1,2 Mill. auf 0,9 Mill. und dann auf 0,4 Mill. RM. durchgeführt
hat, hat die Liquidation beſchloſſen. Die Liquidationseröffnungs=
bilanz
weiſt auf der Aktivſeite Immobilien mit 0,24 Mill. RM.,
Warenforderungen mit 0,21 Mill RM. und ſonſtige Aktiven mit
0.11 Mill. RM. aus. Nach Wegfall des Aktienkapitals und der
Reſerven (0,13 Mill. RM.) beſtehen noch Forderungen ſeitens der
Aktionäre mit 0,22 Mill. RM., noch zu zahlende Unkoſten mit 0.05
Mill. RM. Das Liquidationsvermögen wird per 1. Oktober 1932
auf 0 29 Mill. RM. beziffert.
Schweizer Diskontbank. Vertreter der wichtigſten intereſſier=
ten
Gruppen, die in der Schweizeriſchen Diskontbank beteiligt ſind,
d. h. der Bund, die Darlehnskaſſe der Schweizeriſchen Eidgenoſſen=
ſchaft
, die Kantonalbank und die Genfer Banken, ſind unter dem
Vorſitz des Präſidenten des Direktoriums der Schweizeriſchen Na=
tionalbank
in Bern zuſammengetreten, um den definitiven Reor=
ganiſationsplan
der Schweizeriſchen Diskontbank zu beſprechen.
Die Beteiligten erklärten ſich einverſtanden mit den allgemeinen
Grundſätzen dieſes Planes, der darauf abzielt, die Stammaktien
herabzuſetzen, die Vorzugsaktien in Stammaktien umzutauſchen
und gewiſſe bedeutende Forderungen, insbeſondere des Bundes, in
Aktien umzutauſchen. Es wurde eine Kommiſſion gewählt, die den
Reorganiſationsplan in allen Einzelheiten ausarbeiten wird.
Meiallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 3. Januar ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektroly:kupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 48.60 RM. Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes) die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98= bis 99. in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM. Reinnickel, 98= bis
99proz, 350 RM.. Antimon Regulus 3739 RM.. Feinſilber
(1 Kilogr. fein) 34.2537.,75 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 3. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 37.25 (38.25), Februar 38 (38,50), März
38.50 (39 50), April 38.75 (39.75), Mai 39.50 (40.25), Juni 39.75
(40.75), Juli 40 (41.25), Auguſt 40.25 (41.50), September 40.50
(41.75), Oktober 40.75 (41.75). November 41 (42). Dezember
41.25 (42). Tendenz; ruhig. Für Blei: Januar 14 (15),
Februar 14.50 (15), März 14,75 (15.25), April 14,75 (15.75), Mai
14,75 (15.50), Juni 15 (15.25), Juli und Auguſt 15.25 (16.50),
September 15,50 (17), Oktober und November 15.75 (17). Dezem=
ber
16 (17). Tendenz: kaum ſtetig. Für Zink= Januar und
Februar 19.50 (20.50) März 19.50 (20.75), April 20 (21), Mai
20 (21.50) Juni 20.50 (21.75), Tuli 20.50 (22). Auguſt 20.75
(22,50), September 21 (22,75), Oktober 21.25 (23). November
21.50 (23), Dezember 22 (22.75). Tendenz: luſtlos. Die erſten
Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Die Eröffnung der geſtrigen Berliner Börſe brachte eine
gewiſſe Enttäuſchung. Während vormittags ein trotz der Ge=
ſchäftsloſigkeit
freundlicher Grundton, herrſchte, beſtand zu den
erſten Kurſen ſtärkere Neigung zu Gewinnmitnahmen. Es hatte
den Anſchein, als ob die Spekulation im Hinblick auf die kriege=
riſchen
Auseinanderſetzungen im Fernen Oſten Poſitionslöſungen
vornehme, doch dürfte möglicherweiſe auch das Publikum mit klei=
nen
Abgaben im Markte geweſen ſein. Man befürchtet wohl auch,
daß die Parlamentstagungen im Januar innerpolitiſche Schwie=
rigkeiten
bringen werden. Aus dem Auslande lagen keine Mel=
dungen
vor, der bereits vorgeſtern veröffentlichte Jahresbericht
der Reichskreditgeſellſchaft wirkte kaum noch nach, und auch der mit
einer Geſamtſpannung von nur 325 Millionen und einer Beſſerung
der Gold= und Deviſenbilanz verhältnismäßig gute Ultimoaus=
weis
der Reichsbank nahm auf die Kursgeſtaltung keinen ſtärkeren
Einfluß. Die in den letzten Tagen erheblicher geſtalteten Werte
litten unter Realiſationen. Im allgemeinen betrugen die Ver=
luſte
1 bis 1½ Prozent. Verſchiedene Montane waren bis zu 2½
Prozent gedrückt, nur Laura konnten ſich um 1½ Prozent erholen.
In Braunkohlenwerten gingen die Verluſte bis zu 3 Prozent, bei
Kaliaktien bis zu 2½ Prozent. Von chemiſchen Papieren waren
Heyden 2 Prozent ſchwächer. Gummiwerte eröffneten etwas
freundlicher. Harburger gewannen 1½ Prozent. Elektrowerte
zeigten anfangs kein ganz einheitliches Ausſehen. Gaswerte waren
bei Verluſten bis zu 2½ Prozent auffallend ſchwach Auch Ma=
ſchinenfabriken
tendierten ſchwächer, Schubert u. Salzer verloren
5½ Prozent. Kunſtſeideaktien waren unregelmäßig. Bankaktien
meiſt ſchwächer. Nur Braubank lagen freundlicher. Im Verlaufe
gaben die Notierungen ziemlich allgemein weiter nach. Die Ver=
luſte
gingen bis zu 2 Prozent, ganz vereinzelt waren anfangs ſtär=
ker
gedrückte Werte leicht erholt. Deutſche Anleihen, Reichsſchuld=
buchforderungen
und Induſtrieobligationen gaben etwas nach.
Die Frankfurter Börſe lag allgemein ſchwächer, beſon=
ders
waren vielfach Aktienwerte ausgeſprochen matt. Die ſchwä=
chere
Stimmung am Aktienmarkt ging von den Rückgängen am
Montanmarkte aus. Im allgemeinen treten wieder die innen=
politiſchen
Erörterungen in den Vordergrund. Die Börſe befürch=
tet
eine neue Reichstagsauflöſung und damit ein erneutes Her=
vortreten
politiſcher Beunruhigung, die ſich ungünſtig auf die
Wirtſchaft auswirkt. Daneben verſtimmt der Kursrückgang am
Farbenmarkt, da das hier herauskommende Material in ſeinem
Urſprung wieder nicht zu erkennen iſt. Man bringt ihn in Zuſam=
menhang
mit ruſſiſchen Verkäufen. Vielfach waren Interventio=
nen
zu beobachten, die vor Jahresſchluß mit Rückſicht auf die
Bilanzſteuerkurſe vorhanden waren. Günſtigere Meldungen, wie
die Mitteilung von der Wiederaufnahme der Dividendenzahlung
bei Schuckert blieben ziemlich eindruckslos. Reichsbankanteile er=
öffneten
2 Prozent ſchwächer. Farbeninduſtrie gaben bis 945
(95½) Prozent nach. Auch Scheideanſtalt und Erdol etwas niedri=
ger
. Gut gehalten lagen Zellſtoffwerte. Kunſtſeideaktien waren
gut gehalten, hier wirken die höheren Auslandskurſe günſtig.
Schiffahrtsaktien lagen kaum ohne Veränderung. Der Tod von
Dr. Cuno blieb auf die Schiffahrtsaktien ohne Einfluß. Von ſon=
ſtigen
Transportwerten lagen Allgemeine Lokalbahn ³ Prozent,
Reichsbahnvorzüge ½ Prozent ſchwächer. Am Elektromarkt bröckel=
ten
die Kurſe eine Kleinigkeit ab, nur Schuckert auf die Wieder=
aufnahme
der Dividendenzahlung ½ Prozent freundlicher. Sonſt
waren Siemens ½, Lahmeyer ½. Licht u. Kraft ½, AEG. 3 Pro=
zent
niedriger. Am Montanmarkt fiel der matte Kurs von Stahl=
verein
von über 1 Prozent auf. Daneben Gelſenkirchen 1½, Bu=
derus
¼ Prozent gedrückt. Klöckner 258 Prozent ſchwächer nur
Laura 1½ Prozent befeſtigt. Kaliwerte wieſen Rückgänge bis zu
2 Proz. auf. Im Verlaufe blieb die Börſe ruhiger, aber unſicher.
Nach der Abwärtsbewegung an der Mittagsbörſe waren die
Kurſe an der Abendbörſe noch etwas leichter. Die noch ungeklärte
innerpolitiſche Situation tritt wieder in den Vordergrund der Er=
örterungen
und lähmt die Unternehmungsluſt. JG. Farben
lagen ½ Prozent ſchwächer. Montanwerte waren uneinheitlich.
Von Elektrowerten waren Bekula / Prozent. Gesfürel ¼ Prozent
höher. Auch Linoleumwerte ½½ Prozent höher. Am Renten=
markt
war die Stimmung etwas beeinträchtigt von der Meldung
über die ins Stocken geratene Tilgung der amerikaniſchen Sam=
melanleihe
mehrerer Pfalzſtätte. Altbeſitz ¼ Prozent ſchwächer,
Neubeſitz knapp behauptet.

Der Ausweis der Reichsbank.
Verhälfnismäßig geringe Anſpangang
zum Jahreswechſel.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 31. Dezember 1932
hat ſich in der Ultimowoche die geſamte Kapitalanlage der Bank
in Wechſeln und Schecks. Lombards und Effekten um 325.3 Millio=
nen
auf 3379,7 Millionen RM. erhöht. Im einzelnen haben die
Beſtände an Handelswechſeln und =ſchecks um 259,8 Millionen auf
2805,5 Millionen RM., die Lombardbeſtände um 72,9 Millionen
auf 176,1 Millionen RM. und die Effektenbeſtände um 0,5 Mil=
lionen
auf 397 5 Millionen RM. zugenommen die Beſtände an
Reichsſchatzwechſeln um 7.9 Millionen auf 0,6 Millionen RM. ab=
genommen
.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
202,9 Millionen RM. in den Verkehr abgefloſſen, und zwar hat
ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 189,2 Millionen auf
3560,5 Millionen, derjenige an Rentenbankſcheinen um 13.,7 Mil=
lionen
auf 413,2 Millionen RM. erhöht. Dementſprechend haben
ſich die Beſtände der Reichsbank an Rentenbankſcheinen auf 13,8
Millionen, RM. ermäßigt. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf
ſtellte ſich unter Einbeziehung von etwa 1496 Mill. RM. Scheide=
münzen
und etwa 188 Millionen RM. Privatbanknoten auf rund
5657 Millionen RM. gegen 6678 Millionen RM. Ende 1931. Die
fremden Gelder zeigen mit 539,9 Millionen RM. eine Zunahme
um 153,6 Millionen RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben
ſich um 2,5 Millionen auf 920,0 Millionen RM. erhöht. Im ein=
zelnen
haben die Goldbeſtände um 6.1 Millionen auf 806,2 Millio=
nen
RM. zugenommen und die Beſtände an deckungsfähigen Devi=
ſen
um 3,6 Millionen auf 113,8 Millionen RM. abgenommen.
Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Deviſen
betrug am Ultimo 25,8 Prozent gegen 27,2 Prozent am 23. De=
zember
1932.

Produkkenmärkke.

Berliner Produktenbericht vom 3. Januar. Die Preisrück=
gänge
am Produktenmarkte ſetzten ſich heute auf faſt allen Markt=
gebieten
fort. Das Inlandsangebot iſt allgemein ſtärker gewor=
den
, während die Nachfrage noch immer keine Belebung erkennen
läßt. Die hieſigen Mühlen kaufen beſonders vorſichtig, da infolge
der Interventionen die Preisverhältniſſe gegenüber den anderen
Stationen wieder eine Verſchiebung erfahren haben. Am Prompt=
markte
lauteten die Gebote für Weizen und Roggen erneut 1.
RM. niedriger, und die intervenierenden Firmen dürften heute
mehr Material als bisher aufzunehmen haben. Am Lieferungs=
markte
kaufte die DGH allerdings nur vorſichtig, ſo daß die An=
fangsnotierungen
bei Weizen bis 1,25 RM., bei Roggen bis 1.75
RM. unter geſtrigem Schluß lagen. Weizen= und Roggenmehle
haben kleines Bedarfsgeſchäft, obwohl die Mühlen bei Geboten zu
Preiskonzeſſionen bereit ſind. Die Konſumnachfrage für Hafer
läßt wieder ſehr zu wünſchen übrig, ſo daß das Angebot ſtärker in
Erſcheinung tritt. Am Lieferungsmarkte betrugen die Preisver=
luſte
2. RM. Gerſte iſt reichlicher offeriert und auch kaum be=
hauptet
.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Das vorläufige Geſamtergebnis für 1932 beträgt für die Kon=
kurſe
nach den Zählkarten der Amtsgerichte 13966 (die mangels
Maſſe abgelehnten Konkurſe für Dezember 1932 ſind geſchätzt
1931: 19 254)) für die Vergleichsverfahren 6185 (1931: 8628).
Die Zahl der Konkurſe hat demnach gegenüber dem Jahre 1931
um 27,5 Prozent, die Zahl der Vergleichsverfahren um 28,3 Pro=
zent
abgenommen.
Die deutſche Produktion von Original=Hüttenweichblei ein=
ſchließlich
kleinerer Mengen Hartblei ſtellte ſich auf Grund der
Berechnungen des Statiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft A.=G.
Frankfurt a. M., im November 1932 auf 9760 Tonnen gegen 9994
Tonnen im Monat Oktober 1932.
Bei der Commerz= und Privatbank A.=G., Berlin, ſind die
ſtellvertretenden Direktoren Karl Bethke, Max Grunow, Georg
Luſt, Georg Maerz und Karl Marquardt zu Direktoren der Bank
beſtellt worden.
Die holländiſche Regierung wird am 11. Januar eine innere
Anleihe in Höhe von 296 Millionen Gulden zu 4 Prozent zur
Ausgabe bringen. Ein Teil der Anleihe wird der Konverſion der
rüheren 5prozentigen Anleihe vom Jahre 1932 der Reſt der
Konſolidierung der ſchwebenden Schuld der Regierung Nieder=
ländiſch
=Indiens dienen.

Berliner Kursbericht
vom 3. Januar 1933

Oeviſenmarft
vom 3. Januar 1933

Berl.,Handels=Geſ.
Deutſche Banku. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban:
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenn
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

Mect
73.
61.75
17.
17.75
29.875
67.75
58.
20.75
36.
117.25
108.75

Me
Elektr. Lieferung
F. 6. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerie
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel

fe
82.
9s.50
50.125
77.25
82.75
51.625
60.87
112.50
44.75
60.50
43.
42.

Maluee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein, Stahlwerke
Weſteregeln Alkali 1
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl, Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werle

MAcch
43.
169.
39.50
32.375
116.75
40.
17.125
55.25
12.875
23.
31.
58.

Wien
Prag
Rudapeſt
Sofig.
Holland
Oslo
Stockholm
London
Buenos=Aire?
New Yor)
Belgien
ſtalien
Paris

Währung
Helſingfors 100 finn.M.,)
100 Schillingls
100 Tſch. Kr. t
100 Pengö
100 Levg
100 Gulden
100 Kronen
Kopenhagen 100 Kronen
100 Kronen 5
1 E=Sto.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire ſ=
100 Franes

Reit
6. 164
51.95
12.465
3.057
169.23
72.18
7a.58
76.27
14,01
0.258
4.209
58.26
21.55 2
6.42

Rit
6. 176
52.05
12.485
3.063
169.57
72.32
72.72
76.43
14.05
0.36
4.21
56.38
21.59
16.46

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeirt
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Fſtambu
Kairo.
Kanada
Uruquah
Jsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga

Währung edd 100 Franken 1/80.94 ſ100 Peſetas 39.38 100 Gulden 81.67 181.83 1 Ye 0.869 1 Milte, 0.269 100 Dinar 5.574 100 Eseudos 12.76 r00 Drachm. 2.198 1 türk. 2 2.009 äghpt. * 12.39 teanad. Dolk. 3.716 1 Goldpeſo 1.648 100 isl. Kr. 6 100 eſtl. Kr. 10.59 00 Lat= 79.721

Rie
81.10
34.45
0.871
0.271
5.586
12.78
2.202
2.012
14.33
3.724
1.652
63.34 63.46
110.81
79.68

Burmſäuter und Kariokalbane Buraftabt, Biljate
Frankfurter Kursbericht vom 3. Januar 1933.

Mr Btrsoher Sunr

Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34...
1. 4. 35 ..
1. 4. 36 ..
1. 4. 37...
1. 4. 38 ...
6% Dtſch. Reichsanl
v.27
5½0 Intern.,
63 Baden .......
6%Bahern ......
6% Heſſen ...b. 29
6% Preuß. St. v. 2
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen b.2
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4f, Ab=
löſungsanl
.. ...
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6% Baden=Baden
6% Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt .
6% Dresden. . v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze, v. 22
v. 26
68Mainz ....
69Mannheimb. 2
68 München v. 2
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
3% Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
4¾ %n Kom.,Obl

923
86
81
76.25
72.25
93.25
z=
77.6
95.5
80
73.25

63½=
7.
6.175
65
69
65

76
65
64.75
n01/
73
83.5
73.5
86.9
78

Wiee
Pfd.=Anſt. G. Pf.
62 Goldoblig
62 Landeskomm.,
Bk.Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
R.12

6% Kaſſeler Land.,
kredit Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Ligu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
FAuslSer.
Ser,II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)..
Berl. Hyp. Bk.
20 Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½%0 Lig. Pfbr.
Golboblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bk.
s % Lig.=Pfbr
6% Mein. Hyp.=Bk.
½ % Lig. Pfbr.
5% Pfälz. Hyp.=Bk.
g%0 Lig. Pfbr.
62 Rhein, Hhyp.B
5½% Lig. Pfbr.,
Goldoblig
2 Südd. Bod.=
Cred.=Bank....
5½% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benz
6% Dt. Linol. Werkel
2o Mainkrw. v 261

84.5
75.75
70

71
84.5
83.25
86.7

60.5
79
7.25
84.5
86.5
851),
88.5
75.25
86.5
90.25
85.75
86.75
85.5
86
83
75.25
8721
87

e

elb. Stahl.
Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffner
F. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Inbeſt.
520 Bulg. Tab.b.02
4½% Oſt. Schätze
429 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½½
42 Türk. Admin.
1. Bagdadl
Bollanl.
12 ungarn 1913
1914
41,%
Goldr.
1910/
4½Budp. Stadtan!
14% Liſſabon
42 Stockholm

Aktien
Alg. Kunſtzideuni

A. E. G.
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff 30
Bemberg, J. P... ./ 57.5
Berl. Kraft u. Licht/118
Buderus Eiſen....
Cement Heidelbergl 51
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell,
Chem.Werke Albert!
Chade ........."
Contin. Gummiw. 418

Rei
68
76.5
96

8.5

5.3
8.9
4.75
3.8

31
31.75
80

ARf
29.1.

120
48

Wenin ee
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl ...."
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Dortm. Ritterbräu
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ
Licht u. Kraftl 96
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
7. G. Farbeninduſt
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof.
Gelſenk. Bergwerl.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. . ./ 34.5
Gritzner=Kayſer. . . 29
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.:/ 36.25 Schöfferhof=
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm. 43
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen..
3lſe Bergb. Stamm!
Junghans ......
Kali Chemie ...."

Linolwerk.Berll 41 Löwenbr. Münch.
Oyckerhof! c Widm 22.25 Mainkr.=W. Höchſ

Eſchw. Bergwert /192.5 (Metallgeſ. Frank
20

Na
Me K
19.,6 glöcknerwerke ....
Knorr C. H.......
Lahmeher & Co.
Laurahütte ..
152.5 Lech, Augsburg
89.5 Lutz, Gebr. Darm
Mainz. Akt.=Br.
Mannesm.=Röh=
Mansfeld. Berg
Miag. Mühlenbau
36 MontecatiniMaild.
95.75 Motoren Darmſtadt
22.75 Oberbedar
Phöni= Bergba
MReiniger, Gel
49.25 Nh. Braunkohl
Elektr. Stam
Stahlwerke
Riebea Montan
Grün & Bilfinger. /170.25 MRoeder, Gebr.
Hafenmühle Frkft. 56. Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Salzw. Heilbronn 1
d.I5
Harpener Vergbau/ 83 Schramm, Lackfbr
Schriftg. Stempel
Schuckert, Elektr.
Schwarz=Storchen.
12
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halse.
Holzmann, Phil. 61.25 Südd. Zucker=A. G./
Tellus Bergbau...
Genüſſel 102.75 Thür. Liefer.=Geſ..,
Tietz Leonhard.
lunterfranken ..
Aſchersleben 112,5 Ber. Stahlwerke ..

441,
181"
Aae
75.5
215
Mos
61.5
24.75
33.5

15.75
32.5
182.75
94.5
61
38
42:1.
180
150
21
54
86
63.5

145.5

Are

Vie Medce
Voigt & Haeffner
Wahß & Frehtag.
Weſteregeln Kali
Zellſtoff Waldho
Memel.
Allg. Dt. Creditan
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgef.
Ghpotherbt.
Comm. . Privatk
Dt. Ban und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdner Ban1.
Frankf. Bank.
Hyp.=Bank.
Mein. Hhp.=Ban
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Hyp.=Bank
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Württb. Notenban
A.-G. I. Veriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw)
7% Dt. Reichsb. Vz
Hapag ..
Nordd. Llohd.
Südd. Eiſenb.=Ge).
Allianz u. Stuttg
Verſicherung
Verein. Verſ.
Frankona Rückzu. Ml102.75
Mannheim. Verſich

Otavi Minen
SchantungHande

TJ
5.5
116
46.5
20.5
61.5
105
70.25
74.5

53
73
30
61.75
60
78

147
87.5
817,
94.5
435),
69.25
ſ.
36

337

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 4

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 4. Januar 1933

Pedale,
Schutzbleche,
Ketten,
Speichen,
Lenker,
Bremſen,
Felgen,
Sättel und
alle Erſatzteile
am billigſten bei

Feder einmal bei Gitta Alpar / Heute und folgende Tage

Stadigespräch
ist das singendle Filmwunder
GITTAALPAR
in der entzückenden Tonfilm-Operette

Donglas Fairbanksjun.
und
Jonn Blondell
in dem spannenden Kriminal-
Tonfilm:

Und wieder ein
großer Erfolg!

GRETA GARBO
die schönste Frau und die größte
Schauspielerin spricht deutsch
in ihrem neuesten Film:

Banknolenfälscher
BEN
Die oder Heine
Helgas Fall
Kaufhaus

für Fahrradbedarf,
Grafenſtraße 20.
46)
Das gute

MAK HANSEN.
Beeilen Sie sich, sie hören Gitta
Alpar nur noch wenige Tage.
Jugendliche zugelassen.

Brikett aber nur bei
Kohlen-Schmitt
Schwauenstr. 15, Tel. 2660.
(234a)

von New Vork
Gentleman für einen Tag)
Dazu das reichhaltige
Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr

ung Aufstieg

Ein Frauenschicksal. aufsteigend aus
tiefsten Tiefen zu höchsten Höhen
des Lebens. (V.428

eginn: 3.45. 6.00 und 8.20 Uhr

SHOF
TRheinstt.

Heute
ab 20 Uhr

L

Konzert

Matbias Weber
Obermusikmeister a. D.
Spezialität: Gänsebraten m. Kohl Rm. 1.25

Mittelrh. Kreh.- I. Ing.-Verein
I. Hess. Bund für Heimalschufz
Einladung
zu folgenden 2 Veranstaltungen:
1. Lichtbildervortrag desHerrnProf.
Dr. Ing. Zeller-Breslau, über
Ankike Technik‟
am Donnerstag, den 5. 1. 1933,
abends 8 Uhr, im Hörsal Nr. 137
der Techn. Hochschule.
2. Lehrfilmvorführung mitVortrag
des Herrn von Halem-Düsseldorf
(Stahlwerksverband) über
Eisen und Stahl als Bau-
und Werkstoff in der de-
schichte
der Menschheft‟
am Dienstag, den 10. 1. 1933, abends
8 Uhr, im Hörsal 234 der Techn.
(442
Hochschule.
Unsere Mitglieder und diejenigen der
Vortragsgemeinschaft (V. D. J., Hess.
El. Ges., V. d. d. J.), sowie sonst be-
freundeter
Vereine werden um zahl-
reiches
Erscheinen gebeten. Damen
und Gäste willkommen!
Darmstadt, 4. 1. 33. Der Vorstand.

Vereinigung von Katzenfreunden
Monatsverſammlung Freitag, 6. Januar,
20 Uhr, Reſtaur. Chriſt, Grafenſtr. (Weißer
Saal). Eintritt frei. Gäſte willkommen. (458

Auflöſung.
Von Haushaltungen kommen freihändig
zu Verſteigerungspreiſen z. Verkauf.
1Saloneinrichtung, Diverſe, Diwane,
1 großes und ein kleines Büfett, 1 eintür
Nußb. Spiegelſchrank, verſchiedene
einzelne Bettſtellen, mit und ohne In=
halt
, eine Partie Roßhaarmatratzen
gebraucht, eine Pariie Trumeauſpiegel
und Hängeſpiegel, 1 Sekretär, 2 Damen=
ſchreibtiſche
, 1 kleiner Eisſchrank, 1 ganz
kl. Kaſſtenſchrank, vieles Ungenannte
Eugen Wagner
Telefon 294:
Telefon 2943
Verſteigé rungshalle Karlſtraße 20.
Annahlne von Verſteigerungen
(443
und Taxationen.

DIE HERVORRAGENDE
TON-
WIEDERGABE,
im

1 I
st-Luc
StFa
Wer
HANS ALBERS
in seiner Doppelrolle,
einmal Bajazzo,
einmal Kavalier
noch nicht gesehen hat,
muß es heute tun
TAICA
ist der Großflm der Ufa mit
Lilian Harvey und Hans Albers
den man immer wieder, drei
und viermal. ansehen kann.

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ſiatt. Der Film zeigt uns Chriſius von der Ver=
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Heilige Ehrfurcht erfüllt uns beim Anblick der
prachtvollen, ſo lebenswahr vorgeſtellten Darbie=
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Die Stadtwahlkommiſſion hat feſtge=
ſtellt
, daß anſtelle des verſtorbenen Stadt=
ratsmitgliedes
Herrn Prof. Kalbfleiſch
Herr Bäckermeiſter Leonhard Ludwig
und anſtelle des ausgeſchiedenen Stadt=
atsmitgliedes
Herrn Miniſterialdirek=
tor
Neuroth
Herr Hugo Parnicke, Geſchäftsführer
der Volkshochſchule,
in den Stadtrat einzutreten haben. Das
Protokoll liegt vom 5. bis 7. Januar
1933 im Stadthaus, Zimmer 33, wäh=
rend
der Dienſtſtunden zur Einſicht der
Beteiligten offen. Einwendungen gegen
die Wahl und die Gewählten ſind wäh=
rend
dieſer Zeit ſchriftlich oder zu Pro=
tokoll
bei dem Unterzeichneten bei Mei=
dung
des Ausſchluſſes vorzubringen.
Darmſtadt, den 2. Januar 1933.
Der Stadtwahlkommiſſar:
Delp, Bürgermeiſter. (St.421

Holzverſteigerung M. 3.
Dienstag, den 10. ds. Mts. von
9 Uhr ab werden in der Turnhalle
am Woogsplatz, hier, aus den ſtädt.
Förſtereien Heiligkreuz (Woogsberg
40, Abtrieb Holzſchlag 23, Los 543
bis 713). Beſſ. Laubwald ( Dieter=
ſchlag
2, Los 10221) u. Städt. Tanne
(Texas 42 u. 43, nur Kiefer, Los 529
bis 660) verſteigert
Scheiter Rm. 600 Buche, 6 Eiche,
84 Kiefer; Knüppel Rm. 111 Buche,
4 Eiche, 102 Kiefer u. Reiſigknüppel
Rm. 29 Buche.
(St.454
Darmſtadt, den 3. Januar 1933.
Städt. Güterverwaltung.

Einträge in das Handelsregiſter,
Abteilung A: Am 27. Dezember 1932
hinſichtlich der Firma: Jakob Ganß,
Darmſtadt: Kaufmann Georg Philipp
Daab in Darmſtadt iſt in das Geſchäft
als perſönlich haftender Geſellſchafter ein=
getreten
. Die Geſellſchaft offeneHandels=
geſellſchaft
hat am 11. Mai 1932 be=
gonnen
. Der Uebergang der in dem
Betriebe des Geſchäfts vor dem 11. Mai
1932 begründeten Forderungen und Ver=
bindlichkeiten
auf die Geſellſchaft iſt aus=
geſchloſſen
. Die Firma iſt geändert in:
Ganß & Daab. Am 28. Dezember
1932 hinſichtlich der Firma: J. Carl
Schmidt, Woll=Schmidt, Darmſtadt:
Eliſabeth Erneſtine Anna=Luiſe Schmidt
iſt am 21. Auguſt 1932 volljährig ge=
worden
und ſomit die Vertretungsbefug=
nis
der Eliſabethe Anna Karoline Katha=
rina
Schmidt Witwe, geborene Heß in
Darmſtadt für ſie erloſchen. Am
29. Dezember 1932 hinſichtlich der Firma:
Hugo Ortmann vorm. L. Nachtigall
Nachf. Valentin Grab, Darmſtadt:
Die Firma iſt erloſchen.
Abteilung B: Am 28. Dezember 1932
hinſichtlich der Firma: G. C. Klebe
Aktiengeſellſchaft. Eberſtadt: Die
Generalverſammlung vom 21. Oktober
1932 hat folgendes beſchloſſen: 1. Das
Grundkapital, das zur Zeit 160 000.-
Reichsmark beträgt, wird auf 8000.
ſteichsmark herabgeſetzt. 2. Das Grund=
kapital
wird nach Durchführung der
Kapitalherabſetzung um 220000. Reichs=
mark
auf 30000 Reichsmark erhöht.
Darmſtadt, den 31. Dezember 1932.
Amtsgericht Darmſtadt. (449