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Darmſtädter Tagblat
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Franffurt a. M. 1504.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iUnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſebenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 363 Samstag, den 31. Dezember 1932. 195. Jahrgang
21 mm brelite Zelle im Kreie Darmſtadt 23 Rel
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Kampf um 30 Butterbeimiſchung.
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Deie A Der Reichsernährungsminiſter verhandelt mit der Margarine-Induſtrie. — Die Gewerkſchaffen prokeſtieren
UnMte gegen Beimiſchung. — Die Nakionalſozialiſten fordern 10—15 Prozenk Beimiſchungszwang für Butker.
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Tanzer!
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Reine parlamenkariſchen Schwierigkeiken
wegen Bukkerbeimiſchungs=Nokverordnung.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Wie ſchon mitgeteilt, iſt der Reichsernährungsminiſter wegen
zer merkwürdigen Vorgänge am Buttermarkt vorzeitig aus
ſei=
rem Weihnachtsurlaub zurückgekehrt, um auf Grund der
Er=
ächtigung des Reichspräſidenten zur Konſolidierung des
deut=
ſchen Fettmarktes die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Der
Oruck, der aus landwirtſchaftlichen Kreiſen wegen des
kataſtro=
halen Preisverfalls auf ihn ausgeübt wird, hält unvermindert
n und hat zu zahlreichen Proteſttelegrammen an den
Ernäh=
rungsminiſter und den Reichskanzler geführt.
Dr. Braun ſteht bereits in Unterhandlungen mit
er Margarineinduſtrie, um zu erreichen, daß ſie
frei=
willig und möglichſt kurzfriſtig zu der Butterbeimiſchung ſchreitet.
Sollte ſich die Margarineinduſtrie weigern, dann iſt
ſcherlich damit zu rechnen, daß der Ernährungsminiſter anfangs
des Jahres von der ihm erteilten Ermächtigung auf
fettwirt=
ſchaftlichem Gebiet Gebrauch macht. Es handelt ſich im
wurchſchnitt um eine dreiprozentige
Butter=
eimiſchung zur Margarine. Der Regierung ſteht bei ihren
Berhandlungen noch das Druckmittel zur Verfügung, daß ſie ihren
Blan des Margarinemonopols wieder hervorholen
jann. Sie dürfte hierwegen kaum ernſthafte Schwierigkeiten im
Eeichstag erfahren, da faſt drei Viertel der deutſchen
Marga=
j=neinduſtrie in ausländiſchen Händen ruht.
Der Allgemeine deutſche Beamtenbund, der A. D. G. B
Schloßgoſſe 1 und der Afa=Bund haben bei der Regierung gegen jeden
Aeimiſchungszwang zur Margarine proteſtiert,
v eil ſie daraus eine verteuernde Wirkung oder Verknappung des
ngebots befürchten. Die Nationalſozialiſten laufen
im „Völkiſchen Beobachter” Sturm gegen die Butter=
Notverord=
uung, weil ſie ihnen nicht weit genug geht. Sie verlangen
eänen Beimiſchungszwang von 10 bis 15 Proz.,
der erſt eine ſpürbare Erleichterung für die Landwirtſchaft
leingen würde. In politiſchen Kreiſen nimmt man an, daß
zwar beim Zuſammentritt des Reichstags von Kommuniſten und
Siozialdemokraten die Aufhebung des Butterbeimiſchungszwanges
verlangt werden wird, daß aber wegen der grundſätzlich
verſchie=
denen Einſtellung der Nationalſozialiſten ſich eine Mehrheit nicht
e geben wird. Im Zentrum geht zwar noch der Kampf zwi=
Eüſpen dem agrariſchen und dem gewerkſchaftlichen Flügel, doch iſt
Kycht anzunehmen, daß die Gewerkſchaftler ſich in dieſer Frage
1610-Ndurchſetzen werden oder ein Fraktionszwang bei der
entſcheiden=
den Abſtimmung im Reichstag notwendig werden könnte um ſo
WeeAAnehr, da auch die Bayeriſche Volkspartei, für die
AA erordnung ſich einſetzt. Es iſt alſo nicht damit zu rechnen,
Ang8
mittelg
zuſchiſt duß der Vorſtoß der Sozialdemokraten und Kommuniſten einen
ui a. d. GechErfolg im Reichstag haben wird, insbeſondere, wenn es der
Re=
toher wchſcllerung gelingt, im freien Einvernehmen mit der
Margarine=
iß duſtrie zu einer Verſtändigung zu gelangen, die auch für die
M üdet Achormalprodukte der Margarinefabrikation hinſichtlich der Preiſe
hiz a.d 6c19 nügende Sicherheiten bietet.
Der Reichslandbund hat bei dem Ernährungsminiſter
de völlige Buttereinfuhrſperre verlangt. Wie
urr von gut unterrichteter Seite hören, hat deswegen auch eine
MUrtterhaltung v. Brauns mit den Kabinettsmitgliedern, die in
„(ogeſer Hinſicht mitzuſprechen haben, ſtattgefunden. Man iſt ſich
ſim Ernährungsminiſterium vollkommen klar darüber, daß der
AEl este innerdeutſche Sturz am Buttermarkt zu
einem erheblichen Teil auf den Rekordtiefſtand
der=U ieſl ſber Weltmarktpreiſe zurückzuführen iſt, glaubt
er, daß ſich trotz einer Einfuhrſperre oder Kontingentierung
ſoez, 20 10 se Weltmarktpreiſe immer noch ſehr ſtark auf das deutſche
Treisniveau auswirken würden. Zum Zweiten beruhe der
kreisſturz aber auch auf den enttäuſchten
Erwartun=
zen des Weihnachtsgeſchäfts, weshalb der Handel
hemutte auf großen Buttervorräten feſtſitzt. Die Beſprechungen im
Kabinett, dauern noch an, namentlich, ob über die
Ermächti=
gu ngen der Notverordnung hinaus weitere Maßnahmen ſich als
u twendig erweiſen.
Leipark an die Gewerkſchaften.
Für Mitarbeit bei der Arbeitsbeſchaffung.
Berlin, 30. Dezember.
Der „Vorwärts” veröffentlicht einen Neujahrsgruß des
Vor=
ſitzenden des ADGB. Leipart, an die Gewerkſchaften, in dem es
a. heißt: Unſere Ideen haben ſich in der Oeffentlichkeit mehr
uin d mehr durchgeſetzt. Heute verſucht die Regierung von Schleicher
inen Teil unſerer Forderungen zu erfüllen. Den Sozialismus
wird dieſe Regierung nicht verwirklichen, das wiſſen wir wohl. Sie
vill im Gegenteil, ebenſo wie die Regierung von Papen die
kapi=
aliſtiſche Wirtſchaft befeſtigen. Aber können wir in dieſer
Situ=
ticon die Aufforderung der Regierung ablehnen, an der
Durch=
üchrung der Arbeitsbeſchaffung mitzuwirken? Wenn wir als die
derufene Vertretung der Arbeiterſchaft zu dieſer Mitarbeit bei
e Durchführung der Arbeitsbeſchaffung bereit ſind, ſo gehen wir
dorr unſeren letzten großen Zielen kein Jota auf. Die
Verantwor=
v3 Mlurg für die Arbeiterſchaft, die auf uns laſtet, iſt aber zu groß,
ls daß wir es ablehnen können, mit dieſem oder jenem zu
ver=
unndeln, der uns auf Grund ſeiner Vergangenheit nicht angenehm
ſt. Ich weiß, daß die Fruktionäre der Gewerkſchaften dieſe
Hal=
geſterfe” unrg verſtehen. Um ſo mehr erwarte ich, daß ſie der Maſſe der
Mit=
ehehbergke ſtſieder und den Maſſen der Unorganiſierten gegenüber mit aller
Eatſchiedenheit dieſe Haltung verteidigen, daß ſie ſich durch alles
Ge ſchrei von Verrat nicht erſchüttern laſſen.
Forderungen des gewerblichen
Mikkelſtandes.
CNB. Hannover, 30. Dezember.
Der Zeitungsdienſt des Reichsverbands des Deutſchen
Hand=
werks tritt in ſeinem Jahresrückblick für weitgehende Reformen
des gewerblichen Mittelſtands ein. In dieſem Rückblick
wer=
den u. a. die Forderungen des deutſchen Handwerks auf
Ein=
ſchränkung der Gewerbefreiheit erwähnt. Danach
ſoll die Ausübung eines Handwerksbetries von der Ausfertigung
einer Handwerkerkarte abhängig gemacht werden, die auf der
Grundlage der Handwerksrolle auszuſtellen iſt. Ferner wird als
Vorausſetzung für die Ausübung eines Handwerksbetriebs die
Berechtigung zur Führung des Meiſtertitels verlangt.
Zur Rundfunkrede des Reichskommiſſars für
Arbeitsbe=
ſchaffung wird bemerkt, dieſe Rede habe die Bedenken des
Handwerks nicht zu zerſtreuen vermocht, daß eine unmittelbare
Belebung der Wirtſchaft nicht zu erwarten ſei.
Arbeitsbeſchaf=
fungsprogramme für die öffentliche Hand blieben doch immer
„Krücken für die Wirtſchaft‟. Die Regierung Papen habe durch
die Bereitſtellung von 50 Millionen RM. für
Althausrepara=
turen eine recht günſtige Teilbelebung der Wirtſchaft erreicht.
Dieſer Weg ſollte mit aller Energie weiter beſchritten werden.
Zum Schluß heißt es, der Reichsverband des Deutſchen
Handwerks habe die Errichtung eines beſonderen
Reichsminiſteriums für den gewerblichen
Mit=
telſtand gefordert.
Belgiens Enkdeukſchungspolikik.
Kaplan Gillis über die Grenze abgeſchoben.
Aachen, 30. Dezember.
Der am Donnerstag abend dem Reichsdeutſchen Kaplan
Gillis aus Eupen zugeſtellte Ausweiſungsbefehl aus Belgien war
angeſichts der Haltung der Bevölkerung, die dem Geiſtlichen in
hohem Maße zugetan war, bis Freitag abend 12 Uhr befriſtet
worden. Für Donnerstag abend hatten nun der Geſangschor und
der Jünglingsverein Eupens, deſſen Präſes der Ausgewieſene
war, eine Ehrung des ſcheidenden Kaplans geplant.
Am Donnerstag, gegen 15.45 Uhr, erſchienen jedoch in der
Wohnung des Ausgewieſenen zwei belgiſche Gendarme in Zivil,
die ihn aufforderten, ihnen zu folgen. Kaum eine Viertelſtunde
Zeit hatte der Kaplan, um ſeine notwendigſten Sachen zu packen.
Zunächſt begleiteten die beiden Gendarmen ihn zum
Bürgermei=
ſteramt, wo ihm ſeine Papiere ausgehändigt wurden, darunter
auch der Ausweiſungsbefehl, deſſen urſprüngliches Datum 30.
De=
zember in 29. Dezember umgeändert war. Er wurde dann in
Begleitung der beiden Gendarmen in einem Auto an die deutſche
Grenze gebracht, wo er abgeſetzt wurde.
Kaplan Gillis hat in Aachen bereits den deutſchen Behörden
berichtet. Immer mehr wird klar, daß der reichsdeutſche Kaplan
ausgewieſen wurde, da er beſtimmten belgiſchen Kreiſen als
Vor=
ſitzender des Jünglingsvereins, als Lehrer an der
Landwirt=
ſchaftsſchule und an der Oberklaſſe der Volksſchule höchſt
unbe=
quem war, obwohl ſich Gilles jeder politiſchen Betätigung
ent=
halten hat. Gilles hat auch niemals an einer politiſchen
Ver=
anſtaltung teilgenommen oder beim Unterricht irgendwie das
politiſche Gebiet geſtreift. Vor einiger Zeit ſchon iſt, wie jetzt
be=
kannt wird, dem Biſchof von Lüttich von der Süreté ein
Schrei=
ben zugegangen, das ſich mit der Tätigkeit des Kaplans
be=
faßt. Unter anderem ſoll, wie unbeſtätigt verlautet, in dem
Schreiben ſchon angedeutet geweſen ſein, daß Gilles, der 1925
auf ſeine Stelle berufen wurde, genügend Gelegenheit gehabt
habe, um die Verleihung der belgiſchen Staatsangehörigkeit
ein=
zukommen.
Kundgebungen für Kaplan Gilles in Eupen
durc belgiche Gendamen vefide.
Obwohl ſich die Kunde von der Ausweiſung des Kaplans
Gilles in Eupen wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, fanden ſich
doch noch am Donnerstag abend zu der angekündigten Ehrung
für den ſcheidenden Geiſtlichen mehrere hundert Eupener, die
von den neuen Tatſachen anſcheinend noch nichts erfahren hatten,
vor dem Wohnhaus des Kaplans ein. Die Kundgeber brachen
in laute Hochrufe auf Kaplan Gilles aus, bis plötzlich eine
An=
zahl Gendarmen erſchien, die die Leute zum Auseinandergehen
aufforderten. Als dies nicht geſchah, machten die Beamten von
ihrem Gummiknüppel Gebrauch, wobei es natürlich zu heftigen
Gegenkundgebungen kam.
Zollerhöhung in Belgien genehmigl.
TU. Brüſſel, 30. Dezember.
Der belgiſche Senat hat den Finanzplänen der Regierung
und den geforderten Vollmachten zur Durchführung der
Refor=
men ebenfalls zugeſtimmt, ſo daß bereits heute die durch
Miniſterratsbeſchluß vorgeſehene Erhöhung einer Reihe von
Zöl=
len und Einfuhrrechten in Kraft tritt. Von der Erhöhung werden
betroffen: Alkohol, Eſſenzen, Zucker, Tabak, Kaffee und Biere.
Die Steuererhöhungen, die folgen werden, ſollen erſt Anfang des
Jahres bekanntgemacht werden.
* An den Grenzen der Kreml=Machl.
Die „Generalreinigung”. — Der Konſtruktionsfehler. — Das
Fiasko des Agrarſozialismus. — Die Suche
nach einem neuen Weg.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
N. Moskau, Ende Dezember 1932.
„Der erſte Fünfjahresplan iſt erfüllt — es lebe der zweite
Plan!‟ Das Oktoberfeſt, die Feier des 15jährigen Beſtehens der
Räteunion und der Durchführung des erſten Fünfjahresplanes,
iſt vorbei, die Tage der rauſchenden Feſte, der ſagenhaften
Träume vom „Einholen und Ueberholen”, die Tage der
zuſätz=
lichen Lebensmittelkarten, der in Maſſen verteilten Südfrüchte,
der Feſtrationen in den Mittagfabriken”, — das alles iſt
ver=
rauſcht und verklungen. Zwiſchen damals und heute liegt zwar
nur die kurze Zeit von zwei Monaten. Dieſe Zeit iſt aber
eine der ſchwerſten Perioden des
Sowjet=
regimes, eine Zeit der Ernüchterung und
Ent=
täuſchung und eine Zeit der bitteren
Erkennt=
niſſe. — Wenn man heute durch die Straßen Moskaus geht,
ſo kann man auf den Geſichtern auch der hohen
Regierungs=
beamten und Parteifunktionäre eine Spannung feſtſtellen, wie
die der Ahnung eines kommenden Unheils. Die heutige
Wirk=
lichkeit ſieht ſo ganz anders als der Oktoberjubel aus.
Inzwi=
ſchen iſt eine Unzahl neuer Dekrete erſchienen, die, mögen ſie von
der mangelnden Getreidebereitſtellung, von der Sicherung der
Ernährung der ſtädtiſchen Bevölkerung oder der Ankurbelung
der Bedarfsmittelinduſtrie oder der Kohlenverſorgung oder der
Arbeit des Parteiapparats oder von anderen drängenden
Tages=
fragen handeln, alleſamt ſehr drakoniſche Strafen vorſehen, mit
Gericht und Parteiausſchluß und — was das ſchlimmſte iſt —
mit Entzug der Lebensmittelkarte die
Schul=
digen bedrohen. Aber was das Entſcheidende an ihnen iſt:
Sie zeigen eine Wendung, ſie ſind ein Eingeſtändnis, daß es
auf dem bisherigen Wege nicht weiter geht. Und was gar die
neueſte Ueberraſchung angeht, die erſt vor wenigen
Tagen angekündigte Generalreinigung, die
ge=
fürchtete Tſchiſtka, die für jeden Kommuniſten etwas
Außer=
ordentliches, Furchtbares darſtellt, ſo iſt dieſer vollends ein
Be=
weis, daß nicht nur mehr an den Gliedern, fondern auch ſchon
an den Häuptern etwas faul iſt
Iſt der erſte Plan erfüllt? Wird der zweite durchgeführt
werden? Dieſe beiden Fragen, die noch vor kurzem in
treu=
kommuniſtiſchen Sowjetkreiſen als ketzeriſch angeſehen wurden,
werden heute ſchon offen diskutiert. Zwar befaßt ſich ein ſoeben
zuſammengetretenes wiſſenſchaftliches Gremium mit der
Vurch=
führung des erſten Planes und mit der Aufſtellung des
Pro=
gramms für den zweiten, — aber die politiſche Seite dieſes
Problems dürfte erſt von der im Januar ſtattfindenden
Plenar=
tagung des Zentralvollzugsausſchuſſes entſchieden werden. Und
wenn man eine andere Ankündigung in Betracht zieht, ſo wird
es deutlich, daß auch die Spitzen der Regierung und
der Partei einzuſehenbeginnen, daß ſie ſichmit
dem erſten Plan übernommen haben und daß ſie
an den Grenzen ihrer Macht angekommen find.
Dieſe offizielle Ankündigung beſagt, daß die Einlegung eines
Zwiſchen= oder Ruhejahres erwogen wird. Endgültiges, etwas
über dieſe vage Ankündigung Hinausgehendes iſt zurzeit noch
nicht bekannt. Aber umſo deutlicher wirkt ſie ſelbſt. Denn ſie
be=
fagt, daß hinter den Kuliſſen hart darum gerungen wird, in
welche Form das Eingeſtändnis, daß die Fragen nach der
Durch=
führung des erſten und den Ausſichten des zweiten Planes
nicht mehr unbedingt mit einem Ja beantwortet werden können,
gekleidet werden ſoll. Vermutlich wird erſt dieſe Januartagung
Klarheit über den Charakter und das Ziel dieſes Feierjahres
bringen. Seine Ankündigung iſt aber in die Zeit der Hochflut
der Regierungsdekrete, und zwar für alle wirtſchaftlichen Gebiete
ohne Ausnahme, gefallen und in eine Zeit, der der Beſchluß
auf Durchführung der Tſchiſtka auf dem Fuß folgte, — ein
innerer Zuſammenhang zwiſchen all dieſem Grundlegenden iſt
klar.
Vier Konſtruktionsfehler weiſt der erſte Plan auf:
Die einſeitige Begünſtigung der Schwerinduſtrie auf Koſten der
Nahrungsmittel= und Bedarfsartikelerzeugung; die Fiktion von
der Selbſtfinanzierung des Planes, die deshalb nicht
durchführ=
bar war, weil die Kapitalbildung in einem Agrarſtaat wie
Rußland eben zu langſam iſt, um den Bedürfniſſen der
Mil=
liardenaufwendungen für die ſchwerinduſtriellen Neubauten zu
entſprechen: der bäuerliche Widerſtand, der 1928 noch nicht in
Rechnung geſtellt wurde, weil die Partei erſt ein Jahr ſpäter
gezwungen war, die Sozialiſierung der Landwirtſchaft
gleich=
zeitig mit dem Induſtrieaufbau im Eilzugstempo durchzuführen,
dem nur allzu oft der geſunde Menſchenverſtand geopfert wurde;
ſchließlich aber der allgemein menſchliche Faktor, der darauf
be=
ruht, daß der Kollektivmenſch nicht ſchnell genug in ſeiner
rein=
ſten Form geſchaffen werden konnte, daß ihm auch weiterhin alle
menſchlichen Schwächen und Fehler und die kleinbourgeoiſe
Ein=
ſtellung der „Ehemaligen” anhafteten, daß der bäuerliche
An=
alphabeth, der Steinzeitmenſch, der von ſeiner dürflichen
Un=
kultur in die Stadt gebracht und vor die komplizierteſte Maſchine
geſtellt wurde, den Anforderungen der übertechniſierten neuen
Zeit einfach nicht entſprechen konnte, daß er ſich eben nicht von
heute zu morgen auf den Wahlſpruch Lenins „Marxismus plus
Elektrizität ergibt Diktatur des Proletariats” umſtellen konnte.
Die peinlichſte Ueberraſchung iſt und bleibt
aber, daß der kollektivwirtſchaftliche
Agrar=
ſozialismus verſagt hat. Er war für die
Fortentwick=
lung auf allen Gebieten das A und das O — und er hat bei
ſeiner erſten Zuverläſſigkeitsprobe eine ungeheure Enttäuſchung
gebracht. Daß die Lage jetzt und gewöhnlich ernſt iſt, wird auch
ſchon in den amtlichen Organen zugegeben. Die „Iſweſtija”
ge=
ſteht ein, daß überall von der Oſtſee und bis zum Stillen Ozean,
vom nördlichen Polarmeer und bis zu den ſubtropiſchen
Gebie=
ten im Kaukaſus und in Zentralaſien der „Geiſt des
Kulaken=
herrſcht.
Die Zeit zwiſchen dem erſten und dem zweiten
Fünfjahres=
plan — eine Zeit, die vielleicht ein ganzes Jahr lang ſein wird,
iß ausgefüllt von der Suche nach einem neuen Weg.
Seite 2 — Nr. 363
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 31. Dezember 1932
Mord an Henlſch kein poliliſches Verbrechen.
* Berlin, 30. Dezember. (Priv.=Tel.)
Das an die Adreſſe der italieniſchen Regierung
ge=
richtete Erſuchen der ſächſiſchen Regierung um Auslieferung
der Mörder des SA.=Mannes Hentſch, nämlich der
Nationalſozia=
liſten Schenk, Frenkel und Woicik, iſt in Berlin
eingelau=
fen und nach Prüfung durch das Reichsjuſtizminiſterium an das
Auswärtige Amt weitergeleitet worden. Die deutſche
Bot=
ſchaft in Rom wird alſo bei der italieniſchen Regierung
vor=
ſtellig werden. Da Italien politiſchen Verbrechern Aſylrecht
ge=
währt, Sachſen und damit die Reichsregierung jedoch
Ausliefe=
rungsantrag ſtellen, müſſen die polizeilichen Ermittelungen, die
Italien mitgeteilt werden, klar ergeben haben, daß es ſich bei dem
Mord an Hentſch um ein gemeines Verbrechen handelt.
Wie verlautet, haben ſich die Flüchtlinge und insbeſondere
Schenk in Bozen aufgehalten. Zurzeit wird noch erforſcht, wer
den Tätern die Mittel zur Flucht verſchafft und
ſie in Italien unterſtützt hat und noch unterſtützt.
Der flüchtige Sturmführer Schenk, der Hentſch zu dem „
beſon=
deren Auftrag” an die Talſperre beſtellte, iſt im Juni 1931 aus
der Reichswehr wegen nationalſozialiſtiſcher Betätigung im 10.
Infanterieregiment in Dresden, dem er als Oberjäger angehörte,
entlaſſen worden.
Die Sektion des ermordeten SA.=Mannes Hentſch durch die
Gerichtsärzte hat ergeben, daß er drei Schüſſe erhielt, einer
durchbohrte von vorn die Lunge und wirkte tödlich. Der Tod
Hentſchs iſt ſicher ſchon vor der Verſenkung in die Talſperre
ein=
getreten.
Die Neubauken der Reichsmarine.
1933: Ferligſtellung der „Deutſchland”, Skapellauf
„Erſaß Lokhringen” und „Erſak Braunſchweig”
Das neue Jahr wird das Schiffserſatz=Programm der
Reichs=
marine ein gut Stück vorwärts bringen. Das Panzerſchiff
„Deutſchland” wird im Laufe des Jahres fertiggeſtellt. Es iſt
der erſte Erſatzbau des Bauprogramms, das ſich über den
Zeit=
aum 1931—1936 erſtreckt und vom Reichstag ſeinerzeit genehmigt
worden iſt. Die „Deutſchland” wird in Wilhelmshaven in
Dienſt geſtellt werden, während der Kreuzer „Emden” aus
dem Dienſt gezogen wird. Im Frühjahr erfolgt bereits der
Stapellauf des zweiten Schiffes, das als Erſatz für das
Linienſchiff „Lothringen” gedacht iſt. Das dritte Schiff, das
anſtelle des Linienſchiffes „Braunſchweig” treten ſoll, iſt
be=
eits in Auftrag gegeben, ſo daß ſein Stapellauf vielleicht
noch Ende des kommenden Jahres erfolgen kann.
Das letzte Schiff des Programms, das anſtelle der alten „Elſaß”
tritt, wird erſt im Jahre 1934 in Auftrag gegeben.
Bildung einer „nakionalen” Regierung
im iriſchen Freiſtaak geplank.
VTB. London, 30. Dezember.
Der Bürgermeiſter von Dublin. Alfred Byrne, hat geſtern
abend in einer Rede in Dublin mitgeteilt, daß eine Bewegung
im Gange ſei, die auf Bildung einer nationalen Regicrung im
iriſchen Freiſtaat abziele, an der ſich Mitglieder aller Parteien
des Landtages und des Senats beteiligen ſollen. Aufgabe dieſer
Regierung würde u. a. die Regelung des Streites mit
der britiſchen Regierung wegen der
Landannui=
täten und die Beilegung des engliſch=iriſchen
Zollkrieges ſein. Der Führer der Oppoſition, Cosgrave, hat
den Plan des Bürgermeiſters begrüßt. Andererſeits iſt es klar,
daß die Regierungspartei energiſchen Widerſtand leiſten wird.
Welche Ausſichten die neue Bewegung hat, dürfte ſich erſt bei
einer neuen Verſammlung deutlicher erkennen laſſen, die der
Bür=
germeiſter demnächſt in das Dubliner Rathaus einberufen will,
und zu der er alle Mitglieder des Landtages und des Senates
ein=
zuladen gedenkt. Sicher iſt, daß die Lageder Regierung de
Valera ſich in letzter Zeit verſchlechtert hat. Die
Republikaner haben im Parlament die Mehrheit nur infolge ihres
Bündniſſes mit der kleinen Arbeitergruppe, und letztere iſt
ent=
ſchieden gegen den Regierungsplan einer Verminderung der
Be=
züge der unteren Staatsangeſtellten. Die Abſtimmung darüber iſt
bei dem Wiederzuſammentritt des Parlaments im Februar fällig,
und man glaubt, daß die Arbeiter gegen die Regierung
ſtimmen werden, falls ſie ihren Vorſchlag nicht vorher zurückzieht
Vom Tage
Der aus Eupen ausgewieſene Jugendführer Kaplan Gilles
iſt von den belgiſchen Behörden bei Aachen über die deutſche
Grenze gebracht worden. Der Jünglingsverein, deſſen Präſes
Gil=
les war, hatte ihm zum Abſchied noch ein Ständchen bringen
wol=
len. Die belgiſche Behörde hatte aber dieſe wie jede andere
Kund=
gebung verboten.
Der erſt ſeit kurzer Zeit herausgegebene „Nacht=Angriff”
eine Spätausgabe des „Angriffs” wird ab Samstag nicht mehr
erſcheinen. Zur Begründung der Einſtellung des Blattes wird im
„Angriff” darauf verwieſen, daß jetzt der „Völkiſche Beobachter
als Berliner Morgenzeitung erſcheint.
Der tſchechiſche Präſident Maſaryk iſt leicht an Grippe
er=
krankt.
Belgiſche Kammer und Senat haben das Kontingent der
bel=
giſchen Armee für 1933, das 61500 Mann, darunter 34 200 Mann
Miliz vorſieht angenommen. Der Senat hat außerdem das
Sa=
nierungsprojekt der Regierung mit 94 gegen eine Stimme bei
Stimmenthaltung der Sozialiſten gebilligt.
Der franzöſiſche Senat hat mit 242 gegen 6 Stimmen das
Budgetzwölftel mit nur geringfügigen Abänderungen am Text der
Kammer angenommen. Auch mit der beantragten Heraufſetzung
der Höchſtgrenze der auszugebenen Schatzbonds auf 5 Milliarden
hat er ſich einverſtanden erklärt.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Paul=Boncour und
Han=
delsminiſter Durand einerſeits ſowie der öſterreichiſche Geſandte
Schüller andererſeits haben in Paris ein Abkommen über die
Re=
gelung der Einfuhr öſterreichiſcher Hölzer nach Frankreich
unter=
ſeichnet. Dieſes Abkommen ſieht ein Vorzugszollſyſtem für ein
öſter=
eichiſches Holzkontingent unter Bedingungen ähnlich denen, die
bereits für die Einfuhr von Getreide aus den Donauländern
feſt=
geſetzt worden ſind.
Der Finanzausſchuß des franzöſiſchen Senats beſchloß, einen
günſtigen Bericht für die öſterreichiſche Anleihe allerdings unter
gewiſſen Garantien und Vorbehalten, abzufaſſen.
Am Quai d’Orſay wird Anfang 1933 eine Propagandaſtelle
zur Vertretung der franzöſiſchen Intereſſen im Auslande geſchaffen
werden, deren Leitung dem bisherigen Leiter der
Informations=
abteilung des Völkerbundes, Pierre, übertragen werden ſoll.
Die engliſche Regierung hat ebenfalls die Ratifizierung des
öſterreichiſchen Anleiheprotokolls dem Völkerbundsſekretariat
ein=
geſandt. Man erwartet, daß die franzöſiſche Ratifizierung zum
31. Dezember eingehen wird, da die Kammer, wie bekannt, ihre
Zuſtimmung gegeben hat. So kann das Protokoll am letzten Tag
ſeiner Ratifizierung doch noch in Kraft treten.
Das amerikaniſche Repräſentantenhaus nahm den Geſetzentwurf
über die Unabhängigkeit der Philippinen an. über deſſen
Formu=
lierung ſich beide Häuſer in einer gemeinſamen Sitzung geeinigt
haben. Das Geſetz ſieht bekanntlich vor, daß die Philippinen in
zehn Jahren ihre Unabhängigkeit erlangen. Das Geſetz liegt jetzt
dem Präſidenten zur Unterzeichnung vor.
Hammer und senne deriagen Nih.
Franzöſiſcher Senak billigk Anleihe an Oeſterreich.
TU. Paris, 30. Dezember.
Der franzöſiſche Senat hat es nicht für nötig befunden, der
ausführlichen Ausſprache in der Kammer über die Garantie für
die Oeſterreich zu gewährende Anleihe noch neue Gedankengänge
hinzuzufügen und ſich darauf beſchränkt, die von Paul=Boneour
geſtellte Vertrauensfrage mit 144 gegen 68 Stimmen zu bejahen.
Damit iſt die öſterreichiſche Anleihe endgültig ſichergeſtellt.
Nach der Annahme des öſterreichiſchen Anleiheprotokolls
vertagte ſich der Senat auf unbeſtimmte Zeit.
Paul=Boncour begab ſich darauf ſofort in die Kammer, wo
er um 6 Uhr abends ebenfalls das Schlußdekret verlas.
Großer ſtanzöſiſcher Diplomakenſchub.
EP. Paris, 30. Dezember.
Die Ernennung Henri de Jouvenels zum Botſchafter in Rom,
die noch nicht offiziell iſt, da die franzöſiſche Regierung erſt dieſer
Tage bei der römiſchen Regierung das Agrement einholte, wird
der Auftakt für einen ſehr bedeutenden Diplomatenſchub ſein. In
der Tat werden aller Vorausſicht nach die Botſchafter in London,
Waſhington, Tokio, Angora, Warſchau, Bern und Madrid neu
beſetzt werden. Auch in einer Reihe bedeutender Geſandtſchaften
werden Aenderungen vorgenommen werden. Es ſcheint, daß der
Waſhingtoner Poſten aller Vorausſicht nach einem
Parlamen=
tarier übergeben werden wird, der insbeſondere über die
Schul=
denfrage mit den Vereinigten Staaten zu verhandeln haben und
nur für die Dauer von ſechs Monaten dieſen Poſten beſetzen wird.
In politiſchen Kreiſen ſpricht man nach wie vor von dem
Sena=
tor Béranger als dem ernſthafteſten Anwärter für dieſen Poſten.
* Deukſchland und die anderen.
VII.
Amerika und Hindenburg.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
H. W.v. D. New York, im Dezember 1932.
Das Jahr 1932 hat Deutſchland zum erſten Male ſeit dem
Weltkriege ſichtbare Erleichterungen in den Vereinigten Staaten
und gewiſſe Fortſchritte in Südamerika gebracht. Man muß
fe=
doch zugeben, daß die tiefere Urſache für dieſe Fortſchritte
weni=
ger in einer zunehmenden Belebung des deutſchen Handels, der
deutſchen Induſtrie oder der deutſchen Außenpolitik liegt, als
vielmehr in der durch den Lauf der Ereigniſſe verſchärften
Zwangslage der beiden Amerika.
Die kriegeriſchen und revolutionären Geſchehniſſe, von denen
kaum eine der ſüdamerikaniſchen Republiken verſchont blieb,
waren direkt oder indirekt eine Folge politiſcher oder
finanzieller Einmiſchung von ſeiten der
Ver=
tigten Staaten. Wenn die in Südamerika gegen die
ein
USA. zunehmende Animoſität von europäiſchen und beſonders
deutſchen Exportkreiſen nicht weiter ausgenutzt werden konnte,
o liegt das an der durch die anhaltende politiſche Unruhe
ge=
ſchwächten Wirtſchaftslage aller ſüdamerikaniſchen Länder. Wie
ſehr jedoch Waſhington bemüht iſt, ſeinen gefährdeten politiſchen
(und damit wirtſchaftlichen) Einfluß in Südamerika zu ſtabili=
ſieren, geht aus einem Antrag hervor, den der als USA=
freund=
lich bekannte bisherige kubaniſche Geſandte in Waſhington, Senor
Ferrara, dem Organiſations=Komitee der „7. Internationalen
Konferenz der amerikaniſchen Staaten” vorlegte. Dieſer Antrag,
der den paraguayiſch=bolivianiſchen Konflikt zum Anlaß nahm
zielt auf nichts Anderes hin, als die bisherige lockere „Pan=
Amerikaniſche Union” zu einem feſtgefügten
„Völkerbund der weſtlichen Hemiſphäre” natürlich
unter der Hegemonie der USA, zu machen, die ihn als Gegen
gewicht zu dem unpopulären Genfer Völkerbund und zur Politik
der wirtſchaftlichen Vorzugsbehandlung gebrauchen wird.
Beſon=
ders in Anbetracht der ſteigenden Wirtſchaftskriſe daheim werden
die nordamerikaniſchen Exporteure im kommenden Jahre
ver=
zweifelte Anſtrengungen machen, um die in Südamerika ſich
wieder breitmachende britiſche und deutſche Konkurrenz
nieder=
zukämpfen.
Nachdem die New Yorker Gläubigerbanken im Laufe des
Jahres eine Herabſetzung der deutſchen Anleihe=Verzinſungen
zugeſtimmt und dadurch der deutſchen Wirtſchaft gewiſſe
Erleich=
terungen verſchafft hatten, berechtigt die Wahl
Rooſe=
velts zur Hoffnung auf ähnliche Konzeſſionen
für den deutſchen Export. Wenn Rooſevelt die in dem
demokratiſchen Parteiprogramm niedergelegten Wirtſchaftspläne
zur Durchführung bringt, ſo kann man von ihm eine
Umwand=
lung der einſtigen Hooverſchen Schutzzölle in gegenſeitige
Han=
delsverträge mit den führenden Wirtſchaftsländern erwarten,
in welchem Falle es der Verhandlungsgewandtheit der einzelnen
Regierungen vorbehalten bliebe für ihre Induſtrien angemeſſene
Märkte in der USA zu erſchließen. Ob dieſe Verhandlungen
ſchon im Rahmen der Londoner Weltwirtſchaftskonferenz geführt
verden ſollen, iſt zweifelhaft, da Rooſevelt es ablehnt,
ſich vor ſeinem Amtsantritt verantwortlich
eſtzulegen. Es liegt jedoch Grund zur Annahme vor, daß
Rooſevelt, entgegen der bisherigen Hooverpolitik, eine direkte
Veziehung zwiſchen den hauptſächlichſten
Welt=
fragen —
Kriegsſchulden, Abrüſtung,
Wirt=
ſchaftsbelebung, Erwerbsloſigkeit — auch offiziell
anerkennt und damit einer Diskuſſion des Komplexes den Weg
ebnet, durch die allein eine Löſung dieſer =Weliprobleme
mög=
lich iſt.
Der Glaube der Vereinigten Staaten an eine Wiedererholung
Deutſchlands konnte auch durch die deutſchen innerpolitiſchen
Wirren nicht erſchüttert werden, ſolange das Ruder der
Reichsregierung in den Händen unſeres auch in
Amerika bewunderten Reichspräſidenten von
Hindenburg liegt.
Bombenfunde in Batcelona.
TU. Madrid, 30. Dezember.
Wie zu den Bombenfunden in Barcelona bekannt wird,
han=
delt es ſich um ein Bombenlager der Syndikaliſten,
das neben über tauſend ſchweren Bomben auch 2000 Zünder, 50
Kilo Dynamit, zahlreiche Piſtolen und Gewehre enthielt. Aus
Schriftſtücken geht hervor, daß dieſe Waffen für ein großangeleg=;
tes repolutionäres Unternehmen beſtimmt waren, das gleichzeitig
mit dem geplanten Eiſenbahnerſtreik losgehen ſollte. Der
Um=
ſturzverſuch ſollte zuſammen mit den Offizieren und Soldaten
verſchiedener Garniſonen in den nächſten Tagen vor ſich gehen.
Mi Mindſlatte 10 und T0ingzrr
iN9 drar Jäht.
Von Herbert Leſtiboudvis.
Den ganzen Tag und die Tage vorher hatte der Atlantik
gebrüllt, ſchaumgekrönte Sturzſeen über uns ausgeſchüttet und
alles, was nicht niet= und nagelfeſt war, vom Deck unſerer guten
Olga heruntergefegt. Wie eine gerupfte Silveſtergans ſah ſie aus.
Der Alte fluchte — wenn er ſeine Naſe aus der Kajüte
heraus=
ſteckte — zum Gotterbarmen über die Verheerung, der die
„Olga” immer noch ausgeſetzt war, wünſchte die ganze „Crew”
(Mannſchaft) zum Teufel und verzog ſich auf ſchnellſtem Wege
wieder hinter ſeinen ſteinalten ſüffigen Tokayer, den er in
Maſſen in ſeiner Bude aufgeſtapelt hatte. Uns war zu Ohren
gekommen, daß ſeine Silveſterfeier immer ſchon fünf Tage vor
dem Fälligkeitstermin begann. Und das erſchien uns
hinſicht=
lich der vielen Tokayerflaſchen nicht unwahrſcheinlich. Wir hatten
nichts dagegen. Wir dachten auch voll Liebe der eigenen Flaſchen,
die wohlverwahrt im Spind unſeres Bootsmanns träumten. Die
helfen ſollten, dieſe aus den Angeln geſchleuderte Silveſternacht
zu verſchönern. Von England hatten wir ſie mitgenommen.
Denn wußten wir — frage ich — konnten wir wiſſen, ob der
Alte etwas von ſeinem Tokayer herausrücken würde? . . ."
Ob es ihnen wohl noch gut ging, unſeren Kömbuddeln?
Zwiſchen zwei Sturzſeen ſauſte Heinrich, der ewig Gute, wie der
Wind nach vorn, wo die Logis ſich befanden, kam nach kurzer
Zeit mit der erfreulichen Nachricht zurück, daß alle noch klar
ſeien. Zum Beweis ſeiner Worte hatte er eine Probe mitgebracht,
eine feiſte Flaſche mit langem Hals. Und da ſtanden wir nun,
elf Mann hoch, Heinrich, Klaus, Wilhelm und wie ſie alle
hießen, klammerten uns am Kombüſengeländer feſt und ließen
die Probe reihum gehen. Das war unſer erſter Silveſterſchluck!
Und jeder trank — das darf ich hier wohl ſagen — dieſen erſten
Schluck auf etwas, was ihm lieb war —: auf ſeine Frau zu
Hauſe, auf ein Mädchen, das man kennenlernen wollte, auf
einen alten Pfeifenkopf, dem man zugetan war . . Jeder Seemann
hat etwas in ſein Herz geſchloſſen, und wenn es auch nur ſein
ferbeulter Eßnapf iſt. Denn muß nicht der Jan Maat, der
immer wieder wochenlang von allem Leben abgeſchnitten iſt,
muß nicht gerade der etwas haben, wo er ſich dran halten kann?
Ja, und ſo hielten auch wir uns feſt an unſere Flaſche, am
Kom=
büſengeländer und an unſerer geheimen Liebe, die zu
abſonder=
lichſten Dingen Beziehung unterhielt, und ließen mit einem
leiſen Gluckern den Schluck in die Tiefe rinnen.
Wer weiß, wie lange wir ſo geſtanden haben . . . neben
und über uns lag tiefſchwarze Silveſternacht auf dem
aufge=
wühlten Meer, nur dann und wann durchbrochen von
anrollen=
den ſchaumblinkenden Wogenkämmen, die in regelmäßigen
Ab=
ſtänden gegen die Kommandobrücke donnerten. Wir ſahen den
langen Schatten des erſten Steuermanns beim Ruderhaus
vorüberwandern. Wir ſahen auch den ſchmalen Lichtſtreif, der
aus dem Kartenhaus über Deck fiel. Wir ſahen das alles wie
im Traum und hatten keine Verbindung damit. Noch zu ſehr
hing jeder ſeinen geheimen Beziehungen des Herzens nach. Leer
ging die Flaſche in Heinrichs Hand, pendelte im Rhythmus des
Schiffes und war mit einem Male verſchwunden. Einen kleinen
klingenden Ton nur gab es, als ſie auf Deck ſchlug. Aber dieſer
Ton genügte, uns aufzuſchrecken. Wir ſahen uns an, lachten
und Klaus ſtieß einen vorſintflutlichen Fluch aus. Aber das
war alles nur Verlegenheit, weil in dieſem Moment jeder den
andern bei ſeinen verborgenſten Gedanken ertappt hatte.
Kälter war es geworden. Das Seewaſſer quoll in den
Schäften unſerer Seeſtiefel hoch. Alles war naß, eiſig und
un=
freundlich. Man mochte ſich nicht mehr rühren in dem triefenden
Oelzeug. Und Heinrich ſprach ſeufzend die denkwürdigen Worte
aus: „Wir werden wohl unſern Silveſterdrink vertagen müſſen,
Jungens ..."
Vertagen? Und das wir?
Wir ſollten vertagen? Nur
weil es dem närriſch gewordenen Atlantik gefiel, wie eine Furie
herumzugeifern . ."
In dieſem Augenblick drang undeutliches Poltern aus der
Kapitänskajüte an unſer Ohr. „Der Alte iſt überfällig!”, brüllte
Wilhelm gegen den Sturm. Und als hätte die wackelige
Kajüten=
tür nur gewartet, Wilhelms Feſtſtellung zu beſtätigen, ſprang ſie
auf, und heraus torkelte unſer überfälliger Käppen,
undefinier=
dare Lieder brummend, auf uns zu. Ein rieſiger Schattenkoloß,
ſo wuchs er vor uns auf. Seine Liederfragmente riß der Wind
ihm vom Munde weg. Sekundenlang ſahen wir ihn hinter einer
überkommenden Sturzſee verſchwinden. Dann tauchte er wieder
auf, mit beiden Armen fuchtelnd, und ſeinem mächtigen
Stimm=
organ entrang es ſich: „Heda .. ihr Leute .. alle mal hierher!“
Lachend und zwieſpältiger Empfindungen voll ſtapften wir
über Deck und traten ins Allerheiligſte. Wüſt genug ſah es
darin aus. Leere und zerbrochene Flaſchen und Gläſer rutſchten
beim Schlingern und Stampfen klirrend über den Fußboden.
Der Alte ſaß in ſeinem Stuhl, die Arme wuchtig auf der
Tiſch=
platte, den Kopf in die Hände geſtützt und blinzelte uns aus
zuſammengekniffenen Augen an. Rings an den Wänden
ver=
ankerten wir uns, grinſten vergnüglich und warteten der Dinge,
die da kommen mußten.
Mühſam kam der Alte hoch, umklammerte die Tiſchkanten
mit ſeinen Pfannkuchenfäuſten, nahm die ſchmierige Mütze ab,
als wäre er im Begriffe, eine feierliche Handlung zu begehen,
und polterte plötzlich los:
„Lauſeratten ſei ihr . . . alle wie ihr da ſeid! Hört ihr
Lauſeratten! . . . Er räuſperte ſich, langte unterm Tiſch eine
Flaſche, nahm einen kräftigen Zehnmannsſchluck und fuhr fort:
„Nix für ungut, Kinder, ſeid doch feiner Jungs. Und wenn das
der Kapitän von dieſem gottverlaſſenen Steamer Olga ſagt, dann
ſtimmt das . . . Der Teufel hol euch alle im neuen Jahr! Seid
zu dämlich, die Rede eures Kapitäns zu kapieren . ." Troſtlos
ging ſein Blick über uns hin, als gäbe er uns alle miteinander
auf. Stülpte die Mütze wieder über den großen, ſtruppigen
Schädel, trat ſchwankend an einen Schrank, öffnete ihn und
brummelte hinein:
„Wißt nichts von Feierlichkeit, Jungens . . . Und nu nehmt
ſchon jeder in Buddel hiervon. Und dann raus hier . . . nae
vorn . . . wollen Pauſe machen. Und die „Olga” wird ja wohl
ſchon hinkommen, wo ſie hin ſoll . . . Ruderwache und Ausguck
müſſen natürlich abgelöſt werden . . . macht das, wie ihr Luſt
habt. Und wenn die Glocke zwölf iſt, dann laßt den Käppen auch
mal in guten Mann ſein . . . verſtanden! Zum Teufel, ſeid ihr
immer noch hier? . . . Raus! .. . und bloß nichts für ungut,
Kinder ... ich muß an meine Minna denken .."
Und da ſchoben wir auch ſchon ab, jeder ſein Fläſchchen im
Arm. Mitten im Raum ſtand der Alte auf breiten Beinen, aus
trüben Augen uns tiefſinnig nachblickend.
Draußen war die Silveſternacht undurchdringlich.
Sturz=
ſeen wälzten ſich brüllend übers Vorderſchiff gegen die Brücke,
ächzend ſtampfte die „Olga” ihren Weg. Wir taſteten uns an
Tauen, die über Deck geſpannt waren, nach vorn. Warfen als
erſtes Oelzeug und Seeſtiefel beiſeite und ſuchten die wenigen
Gläſer. Dann ſaßen wir, jeder in ſeiner Koje; dort konnt man
noch am ruhigſten ſitzen. Jeder ſein Glas oder ſeinen
Alumi=
niumbecher in Händen. Und jeder mit einem nachdenklichen
Lächeln. Was war dem Alten widerfahren? . . . So viel hatte
er ſchätzungsweiſe in ſeinem ganzen Leben noch nicht auf
ein=
mal geredet. So freigebig hatten wir ihn noch nie geſehen.
einrich fand wie immer das richtige Wort: „Es macht dig
Liebe”, ſagte er, „es macht die Minna, die auch dieſer
Bullen=
kopf irgendwo ſitzen hat und die ſein Gemüt aufkratzt. Immer
ind wir unterwegs, wenn die zu Hauſe Feſte feiern . . . Aber
es iſt zwölfe, Jungens, . . und da wollen wir Pröſtchen ſagen,
denke ich, und den erſten Drink auf das Wohl unſeres eignen
*
zweifelhaften Daſeins nehmen ..
„..und den zweiten auf den elegiſchen Käppen von der
„Olga”, rief Klaus ein.
„.und den dritten, den nehmen wir ſo im Vorübergehen
mit”, meint Wilhelm.
„.und der Reſt”, fügte ich hinzu, „der Reſt ſei erſt der
Anfang!" —
Ja, ſo war es. Und wir ließen mit ruhigem Gewiſſen die
Sturzſeen über uns wegdonnern. Wir ſaßen gut hier, hegten
nur gute Gedanken für die Welt, und tranken ſteinalten Tokayer
und echten nach England importierten Hamburger Köm, uns
immer mehr wundernd, warum die See ſo aufgeregt war. Wir
gar nicht. Wir waren friedlich.
und
Mochte die „Olga” trudeln . . . Wir trudelten mit
dachten kaum daran, daß uns der Atlantik hätte verſchlingen
können in dieſer Nacht, wenn ihm dran gelegen wäre. War ihm
wohl nicht . .. wver mag das wiſſen?!
Mochte die See toben. Wir ſannen anderen Dingen nach
Und ſo, zwiſchen Wachen und Träumen, zwiſchen geſtern und
morgen, trudelten wir ins neuc Jahr, jeder ſein eigenes
Schiff=
das immer wieder nach neuen Ufern ſucht.
Samstag, 31. Dezember 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus dem Sowjet=Paradies.
it
Einſchränkung der Freizügigkeit
der Arbeiter.
Zwwangsaufenkhalt oder Lebensmitkelkarken=Enkzug.
TU. Moskau, 30. Dezember.
Das Arbeitskommiſſariat der Sowjetunion hat ſämtlichen
dätungen der Werke und ſtaatlichen Fabriken, ſowie anderer
ſartlichen Unternehmungen verboten, neue Arbeiter ohne
Aus=
pe iſe einzuſtellen. Das Verbot wird damit begründet, daß
Ar=
eiter ihre Arbeitsſtätte, ohne ſich abzumelden, verlaſſen und
ver=
uhen, neue Stellungen zu beſſeren Bedingungen zu erhalten.
dee Werkleitungen ſollen künftig von neuen Arbeitern die
Vor=
exung eines Entlaſſungsſcheines ihrer bisherigen Arbeitsſtelle
erlangen. Wenn ſolche Entlaſſungsſcheine nicht vorgelegt
wer=
enn können, dürfen auch keine Lebensmittelkarten ausgeſtellt
v xden.
Eine neue Regierungsverordnung ſchreibt zum Zwecke einer
ſe ſeren „Bewirtſchaftung des Menſchenmaterials” und der
Re=
ſitrierung der Bevölkerung der Städte, Arbeiterſiedlungen und
ſeubauten die Einführung eines einheitlichen Paßſyſtems in der
ſeamten Sowjetunion vor. In der Verordnung wird darauf
ſingewieſen, daß alle über 16 Jahre alte Bürger der
Sowjet=
uion, die ſtändig in Städten oder Arbeiterſiedlungen leben und
m Transportweſen, auf Sowjetgütern oder bei Neubauten
ar=
ſerten, verpflichtet ſind, Päſſe zu beſitzen, die an dieſen Orten als
üinziger Ausweis zur Arbeitsgenehmigung und zur
Beglaubi=
unig der Perſönlichkeit des Beſitzers gelten. Zur unmittelbaren
Läätung bei der Einführung des Paßweſens und zur
allge=
neinen Leitung der Arbeiter= und Bauernmiliz verordnete die
ſiegierung die Schaffung einer Hauptverwaltung der
Arbeiter=
ud Bauernmiliz bei der G. P. U.
Ergebniſſe der Kollekkivierung.
Unter der ſtändigen Rubrik der Ergebniſſe des
Fünfjahres=
lanes veröffentlicht die Sowjetpreſſe Angaben über den
Fort=
uang der Kollektivierung, der Bildung der ſtaatlichen
Wirtſchaf=
en, Traktorſtationen uſw. Danach ſind zurzeit 15 Millionen
Einzelwirtſchaften mit über 30 Millionen bäuerlichen
lrbeitskräften kollektiviert. Die Zahl der ſtaatlichen
Wirtſchaften, die 1928 nur 3000 ausmachte, hat heute
280 mit einer Geſamtfläche von 12,5 Millionen Hektar
er=
beicht. Das Ablieferungsſoll dieſer ſtaatlichen Wirtſchaften
be=
nag 1928 36 Millionen, heute dagegen 110 Millionen Pud
ßetreide. Die Zahl der Kollektivwirtſchaften iſt von 33 000 im
Jahre 1928 auf 211000 angewachſen. Die
Geſamtausſaat=
läche vermehrte ſich in den vier Jahren von 113
Mil=
fonen auf 136, 3 Millionen Hektar. Die
Land=
ſwirtſchaft beſitzt zurzeit 2498 Traktorſtationen mit insgeſamt
42 000 Traktoren, 11700 Mähdreſchern und über 10 000
Auto=
nobilen. Die Brotablieferungen haben 1928 660 Millionen Pud
ngeben, im Vorjahr 1400 Millionen Pud.
Tokid wiltert Beroäch.
Wiederaufnahme der ruſſiſch=chinefiſchen Beziehungen
T.L auf „Anraken Amerikas”.
Ta47
EP. Tokio, 30. Dezember,
Hier erregt ein Telegramm aus Nanking ſtarkes Aufſehen,
ſas davon ſpricht, daß die Wiederaufnahme der diplomatiſchen
Beziehungen zwiſchen Rußland und China auf Anregung
Ame=
ſſas erfolgt ſei, das die Entwicklung von Mandſchukuo mit
wach=
endem Mißtrauen beobachtet habe. Es habe die abgeflaute
Politik Stimſons ſtärken wollen und zu dieſem Zweck die kräftige
UInterſtützung Nankings gegen die Politik des Mandſchureiſtaates
verſprochen. Neuerdings habe ſogar Amerika ein
geheimes ruſſiſch=chineſi ſches Schutz= und
Trutz=
hündnis angeregt und der Nankingregierung
dedeutendes Kapital und Kriegsmaterial zur
Verfügung geſtellt ſowie einen
Geheimver=
ſtrag bezüglich der Neuanlage von drei großen
Flugſtationen auf der Hainan=Inſel, in
Hait=
chau und in Kiautſchau abgeſchloſſen.
Japaniſche Milikärreformen.
Neue Pläne zur Moderniſierung der Armee.
WTB. London, 30. Dezember.
Times meldet aus Tokio: Das Kriegsmniſterium hat ſeine
Pläne über die Moderniſierung der japaniſchen Armee
ver=
öffentlicht. Alljährlich ſollen 100 000 Offiziere und
Mannſchaften aus allen Regimentern beſondere
Aus=
bildung in der Handhabung mechaniſcher
Waf=
fen erhalten. Das Flieger= und das Tankkorps
wer=
den verſtärkt und zahlreiche Kadetten neu eingeſtellt werden.
Ferner wird Vorſorge für die Ausbildung freiwilliger Reſerve=
Offiziere mit kurzer Dienſtzeit getroffen. Die Zahl der
Unter=
offiziere ſoll erhöht und ihre Ausbildung verbeſſert
werden. Der Unterricht in der Gasabwehr ſoll gefördert
werden. In der Mandſchurei plant man die Stärke der
japa=
niſchen Diviſionen dadurch zu erhöhen, daß der größte
Teil ihrer Stammtruppen von Japannach der
Man=
dſchurei verlegt wird. Außerdem werden weitere
Pan=
zerwagen= Flieger= und
Maſchinengewehr=
abteilungen nach der Mandſchurei geſchickt werden.
Damit ſollen die japaniſchen Truppen in der Mandſchurei
während der nächſten zwei Jahre auf 65 000 Mann erhöht werden
Neue Kämpfe in der Mandſchurei.
TU. Schanghai, 30. Dezember.
Die letzten chineſiſchen Berichte aus Mukden und Peking
ſpre=
chen von neuen erbitterten Kämpfen der chineſiſchen Freiwilligen
mit den vordringenden Japanern. Eine offizielle Meldung aus
Mukden beſagt, daß die Stadt Anhuan, ſüdweſtlich Charbins, von
chineſiſchen Freiſchärlern beſetzt worden ſei. Sie verſuchten, durch
Zerſtörung der Bahnlinie den Eiſenbahnverkehr zu hindern, ſind
aber von japaniſchen Panzerzügen zurückgeſchlagen worden.
Aus Tientſin wird berichtet, daß die Chineſen über den
Vor=
marſch der Japaner ſtark beunruhigt ſind und eine Gefahr auch
für Nordchina fürchten. An den Grenzen Nordchinas werden in
der Umgebung Pekings und Tientſins große Truppenmaſſen
zu=
ſammengezogen. Ebenſo hat ſich die Lage an der Grenze der
Pro=
vinz Johol weiter verſchärft. Die Japaner ſetzten ihren
Vor=
marſch fort.
Ruſſiſch=polniſches Luftgefecht.
TU. Bukareſt, 30. Dezember.
Einer Meldung der Grenzwache in Chotin am Dnjeſtr
zu=
folge, hat ſich vor einigen Tagen an der dreifachen Grenze
zwiſchen Polen, Rußland und Rumänien auf polniſchem Gebiet
zwiſchen polniſchen und ruſſiſchen Flugzeugführern ein kleiner
Luftkrieg abgeſpielt. Eine ruſſiſche Maſchine kam über polniſches
Gebiet, worauf ſie von drei polniſchen Flugzeugen verfolgt
wurde. Dem angegriffenen ruſſiſchen Flugzeug kam eine ruſſiſche
Flugſtaffel von drei Maſchinen zu Hilfe. Es entſpann ſich eine
heftige Schießerei, in deren Verlauf das angegriffene ruſſiſche
Flugzeug abgeſchoſſen wurde. Die beiden
In=
ſaſfen fanden den Tod. Die drei anderen ruſſiſchen
Flug=
zeuge kehrten dargufhin auf ruſſiſches Gebiet zurück.
Braſilien warnk!
Drohende Skreikigkeiten zwiſchen Colunbien und pern
TU. Rio de Janeiro, 30. Dezember.
Wegen der drohenden Streitigkeiten zwiſchen Columbien und
Peru und der Zuſammenziehung columbianiſcher Schiffe an der
Amazonas=Mündung hat die braſilianiſche Regierung ſcharfe
Noten an beide Regierungen geſandt, in denen ſie auf den
be=
ſtehenden Vertrag über die Schiffahrt und den Verkehr auf dem
Amazonas=Fluß aufmerkſam macht. Die braſilianiſche Regierung
werde, wie es in der Note heißt, bei einer Fortſetzung der
Feind=
ſeligkeiten zu einer Kündigung des Vertrages und zur Sperrung
des Amazonas für columbianiſche und peruaniſche Schiffe
gezwun=
gen ſein. Gleichzeitig hat die braſilianiſche Regierung die
Abſen=
dung eines Kreuzers, zweier Zerſtörer und von ſechs Seeflugzeugen
von Rio de Janeiro nach Tabatinga am Amazonas angeordnet.
Wie die Silveſterſeier enkſtand.
1700 Jahre Silveſterulk.
(Heftige Fehde der Kirche. — „Contra garrulationes” — „Gegen
Unfugsgeſchwätz”. — Der Name Silveſtertag. — Der Urſprung des
Glückwunſches.)
ink. Der Silveſtertag und der Silveſterabend haben ihren
Namen vom Papſt Silveſter I., der am 31. Dezember 335 geſtorben
iſt und von der katholiſchen und griechiſchen Kirche als Heiliger
verehrt wird. Auch ſchon ungefähr 100 Jchre früher wurde die
Eilveſternacht, die letzte Nacht des chriſtlichen Jahres, von den
er=
ſten Chriſten durchwacht. Es ergab ſich von ſelbſt, daß dabei
ge=
trunken und viel geſchwätzt wurde. Man erzählte ſich Sagen und
Märchen, die ganz offenſichtlich noch heidniſchen Urſprungs waren,
veranſtaltete Liebesorakel, da dieſe Zeit bei den alten Germanen
dem Gotte Freyr heilig und vornehmlich für die Brautſchau
außerſt günſtig war, und veranſtaltete allerlei anderen Ulk.
Ver=
mummungen und Maskenſcherze waren an der Tagesordnung. Die
Männer verkleideten ſich als Wölfe, Bären, Kamele und Ochſen,
ofenbar in Erinnerung an die germaniſchen Feſte oder an die
komiſchen Saturnalien. Die älteſten Biſchöfe waren durchaus nicht
Freunde dieſes Silveſtergeſchwätzes und des Silveſterulks, da ſie
mit Recht annahmen, daß ſie darin Erinnerungen an alte
heid=
niſche Sitten ſehen müßten und eiferten „contra garrulationes”
eigentlich gegen das Silveſtergeſchwätz, in Wahrheit aber gegen
den Silveſterunfug, ohne jedoch damit Erfolge zu erzielen. Seit
1700 Jahren hat ſich ſomit in Deutſchland der Silveſterulk
erhal=
ten. Heute gehört er geradezu zur Feier des Jahreswechſels, denn
kein Menſch ſieht darin mehr irgendwelche Verſtöße gegen religiöſe
Anſchauungen. Auch der Glückwunſch in der Silveſternacht, wo das
alte Jahr ſich verabſchiedet und das neue heranzieht, iſt uralt.
Schon die alten Römer kannten die Glückwünſche, die von
Geſchen=
ken begleitet waren. Sie hießen Strenae — Neujahrsgeſchenke.
Dieſe Neujahrsgeſchenke wurden allmählich ein Unfug. Den
ein=
flußreichen Magiſtratsperſonen mußte man zu Neujahr gratulieren
und Geſchenke bringen. Es waren ſchließlich nichts anderes als
Be=
ſtechungen. Auch die Kaiſer erhielten die Strenae. Erſt Kaiſer
Tiberius, der ſtolzeſte, aufrechteſte und unbeſtechlichſte Herrſcher
Roms, ſchaffte ſie ab. Aber Caligula, der in allem das Gegenſtück
dieſes Mannes war, führte ſie wieder ein, um ſich zu bereichern.
Die erſten Chriſten waren gegen dieſe Neujahrsgeſchenke feindlich
eingeſtellt, da ſie ſie als heidniſche Ueberlieferungen anſahen. Sie
verlegten ſie zuerſt auf Oſtern, nicht auf Weihnachten. Schließlich
ſiegte doch die alte Ueberlieferung und die Neujahrsgeſchenke
wur=
den wieder eingeführt. Heute ſpielen ſie in Frankreich noch eine
große Rolle unter dem Namen „les étrennes”. Im Laufe der Zeit
hurden die Geſchenke aber in Deutſchland auf Weihnachten
ver=
legt. Nun wird es noch intereſſieren, einige Einzelheiten über die
Zulturgeſchichte der Neujahrsglückwünſche zu erfahren. In früheren
Zeiten gab es nur mündliche Wünſche. Nach der Erfindung der
3 Minuken vor 1933.
Dieſe „menſchliche Sanduhr” haben ſich kaliforniſche Girls
zur Begrüßung des Jahres 1933 ausgedacht. Hier ſieht man
ſie bei der Probe, und das lebende Zifferblatt zeigt gerade
an: „3 Minuten vor 12! — 3 Minuten vor 1933.”
Kupferſtecherkunſt und der Holzſchneidekunſt wurden ſie auch in
gedruckter Form abgeſtattet. Der älteſte gedruckte Neujahrswunſch,
der mit Holztafeln hergeſtellt wurde, erſchien im Jahre 1440 und
wurde ſchon in vielen Stücken verkauft. In Kupferſtich wurde der
erſte Neujahrsglückwunſch im Jahre 1466 hergeſtellt. Er zeigt ein
Chriſtuskind, das ein Spruchband hält mit der Inſchrift: „ein gout
ſelig jor”. Die erſten Glückwunſchverſe erſchienen im 17.
Jahrhun=
dert. Dieſe Neujahrsglückwünſche waren große Blätter. Als die
Beſuchskarte eingeführt wurde, wurden im 18. Jahrhundert auch
die Glückwünſche in Kartenform hergeſtellt. Unſere
Glückwunſch=
karten ſind alſo erſt 200 Jahre alt. Im 19. Jahrhundert entartete
der Geſchmack ungeheuer. Die Karten wurden zum Teil in Atlas
und Seide, ja ſogar auf Aluminium um die Jahrhundertwende
ge=
druckt, bis man ſich wieder auf Schlichtheit und reine
Formenſchön=
heit des Drucks und Materials beſonnen hat. Der Silveſter und
ſeine Begleiterſcheinungen ſtellen alſo ein Stück Kulturgeſchichte
Alexander Cabral.
dar.
Nr. 363 — Seite 2
Jugoflawien gegen Zollunion zwiſchen
Ikalien und Albanien.
EP Belgrad, 30. Dezember.
Die Meldung von einer beabſichtigten Zoll=Union
zwiſchen Albanien und Italien, die inzwiſchen ſowohl
von italieniſcher wie von albaniſcher Seite dementiert worden
iſt, hat in der jugoſlawiſchen Oeffenttichkeit ſtärkſte B=achtung
gefunden und lebhaftes Aufſehen hervorgerufen. Die „Prawda”
erklärt in ihrem heutigen Leitartikel, daß man dem Dementi von
italieniſcher und albaniſcher Seite keinen Glauben ſchenken könne,
denn alle Ereigniſſe, die ſich ſeit dem Abſhluß des Paktes von
Tirana 1926 abgeſpielt haben, ſeien ein Beweis dafür, daß das
Ziel Italiens tatſächlich die Abſorbierung Albaniens ſei. Die
jugoſlawiſche öffentliche Meinung könne gegenüber dieſen
Zoll=
unions=Plänen nicht ruhig bleiben, denn kardinale
Inter=
eſſen des jugoſlawiſchen Staates ſtünden
biep=
bei auf dem Spiel. Die Unabhängigkeit
Alba=
niens ſei aber auch ein großes internationales
Problem und gleichzeitig die Vorbegingung einer friedlichen
Entwicklung auf dem Balkan. Man müſſe es der ganzen Welt
klar machen, daß die italieniſche Polik gegenüber Albanien
nicht nur die Verſklavung eines Staates zum Ziele habe,
ſon=
dern auch den Frieden ernſtlich gefährde.
Revolke auf Amapala.
Die deutſche Kolonie in Sicherheit gebracht.
EP. San Salvador, 30. Dezember.
Dank der Hilfe der deutſchen Geſandtſchaft in
Mittelame=
rika iſt es gelungen, von der Pazifik=Inſel Amapala, wo
Gene=
ral Joſé Maria Reina einen Aufſtand gegen die Regierung von
Honduras inſzeniert hat, 22 Perſonen, nämlich acht Deutſche
und vierzehn Spanier, Franzoſen und Staatsangehörige von
Salvador und Honduras nach dem Feſtland von Honduras in
Sicherheit zu bringen. Im Auftrage der deutſchen Geſandtſchaft
hatte Legationsrat Hinrich den Verſuch unternommen, mit dem
Lloyd=Dampfer „Agira” die Inſel Amapala anzulaufen, um die
Lage der dort ſeit drei Wochen völlig von der Außenwelt
abge=
ſchloſſenen deutſchen Kolonie feſtzuſtellen. Es gelang Hinrich, die
Verbindung mit den Revolutionären aufzunehmen und
durchzu=
ſetzen, daß die Ausländer, ſowie Frauen und Kinder die Inſel
verlaſſen durften. Sie wurden an Bord des Dampfers „Agira”
nach La Union in San Salvador gebracht. Die Geretteten
be=
finden ſich alle wohlauf.
Hilfsorganiſakion
für die amerikaniſchen Farmer.
EP. Waſhington, 30. Dezember.
Durch Zuſammenlegung ſämtlicher Organe, die bisher zum
Schutze und zur Unterſtützung der Landwirtſchaft beſtanden, in
eine einzige Organiſation ſoll den Farmern, einem Plan der
Demokratiſchen Partei zufolge, neue und wirkſame Hilfe zuteil
werden. Die neue Organiſation, die vom Ackerbäuminiſter
über=
wacht werden ſoll, ſoll die Verteilung der Kredite, die geſamte
Getreidekontrolle und, wenn möglich, auch die bisher von den
föderalen Landwirtſchaftsbanken getätigten Operationen
über=
nehmen. Auch die privaten Landwirtſchaftsbanken ſollen ſich auf
Wunſch an der neuen Organiſation beteiligen können.
Konverkierung der argenkiniſchen Auslandsanleihen
EP. Buenos Aires, 30. Dezember.
Die Konvertierung der ausländiſchen Anleihen der
argen=
tiniſchen Republik wird von der Regierung in Angriff
genom=
men. Die Regierung wurde vom Parlament beauftragt, die
hierzu notwendigen Verhandlungen mit den ausländiſchen
Banken und den Beſitzern der Anleihepapiere aufzunehmen. Die
neue Budgetvorlage wurde vom argentiniſchen Senat
angenom=
men, ſie ſieht einen Ueberſchuß von rund 10 Millionen RM. vor.
* Seelſorge in der Tageszeitung.
Der Darmſtädter Pfarrer Dr. Wilhelm Bergér hat im
Laufe des Jahres 1932 eine Reihe kurzer, volkstümlich gehaltener
Betrachtungen verfaßt, die vom Evangeliſchen Preßverband
ver=
breitet und regelmäßig von einem Viertelhundert heſſiſcher
Zeitun=
gen veröffentlicht wurden. Er bringt ſie jetzt in einem Sammelheft
im Selbſtverlag (Preis 40 Pf.) heraus, betitelt: „Werdie Hand
an den Pfluglegt. . . . Dieſe kurzen Andachten gehen an den
großen Kirchenfeſten und an den brennenden Zeitfragen entlang.
In der Wirklichkeit „die Spur Gottes nachzuweiſen”, iſt ihre
Ab=
ſicht. Ihre Sprache iſt klar und gehört dem Heute an. Berger iſt
davon erfüllt, daß Chriſtentum der ewige Durchbruch nach
vor=
wärts iſt und daß es ein fröhliches Herz hat. Von dieſer Kraft
der Fröhlichkeit zeigt ſich Bergers Denken überall erfriſcht; er iſt
ein unverzagtes Denken, es holt mit friſchem Griff aus jedem der
angeſchlagenen Motive etwas Beherzigenswertes heraus, in neuer
Wendung. Advent: erlebet das „Herannahen”! Weihnacht:
Er=
eignis der „leibhaftigen Begegnung‟. Neujahr: bitte fragt nicht,
was es uns bringen wird, ſondern was Ihr daraus geſtalten
wer=
det. Arbeitsloſigkeit: keiner, auch wenn er erwerbslos iſt, braucht
arbeitslos zu ſein, denn er kann ſeinen Angehörigen zu Dienſt und
ſich ſelbſt zu Frucht und Nutzen leben. Bolſchewismus: man
lerne erkennen, daß er die Sünde der europäiſchen Kultur zum
Vater hat. Technik: ſie iſt eine Gabe des Schöpfers, aber nur ſo
lange ſie das Göttliche im Menſchen achtet. Gemeinſchaft: Jede
Gemeinſchaft iſt wertlos, wenn ſie von der Gottloſigkeit
ausgeſtal=
tet werden ſoll; Gottloſigkeit hebt die Perſönlichkeit auf und
zer=
ſtört damit die Möglichkeit einer wahren Gemeinſchaft. Gebet: es
iſt die Heimkehr aus der Iſolierung, der Eintritt in die wahre
Be=
ziehung zu Gott und allen Mitmenſchen.
So lebt in allen Ausſagen dieſer kleinen Schrift das geiſtlich
belehrte Wiſſen ums Wirkliche. Wir werden keine
menſchenwür=
dige Zukunft erarbeiten, wenn wir ihr nicht dieſes Wiſſen zu=
Wilhelm Michel.
grunde legen.
Max Liebermann Vizekanzler des „Ponr le Mörike‟.
Berlin. Nach dem Ableben des 1. Vizekanzlers des Ordens
„Pour le Mérite” für Wiſſenſchaften und Künſte, Ludwig
Hoff=
mann, iſt, wie die Kaiſer=Wilhelm=Geſellſchaft für Förderung
der Wiſſenſchaften mitteilt, Profeſſor Max Liebermann von den
Ordensrittern zum 1. Vizekanzler gewählt worden.
Die Forſt= und Feldſtrafgeſetzgebung im Volksſtaat Heſſen.
E
Unter dieſem Titel erſchien im Heſſiſchen Staatsverlag von
Forſt=
aſſeſſor Günther Heil eine Neubearbeitung des Forſtſtrafgeſetzes
und des Feldſtrafgeſetzes, beide vom 13. Juli 1904, dazu das Geſetz,
das Verfahren in Forſt= und Feldrügeſachen betr., vom 8. Auguſt
1929, ſowie die Ausführungsverordnung hierzu, unter
Berückſich=
tigung ſämtlicher bis Ende Dezember 1931 erfolgten
Abänderun=
gen und Ergänzungen. Im Anhang findet ſich die Verordnung
über die Leſeholznutzung vom 31. Juli 1854, in der Faſſung der
Bekanntmachung vom 15. September 1904 nach dem Stand vom
31. Dezember 1931,
Seite 4 — Nr. 363
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 31. Dezember 1932
Ststt Karten.
Liesel Puskeppeleit
Ernst Wagner
Verlobte
Weiterstädterstr. 42
Neue Niederstr. 18
Silvester 1932
Dina Platt. Albert Zell
Verlobte
Neujahr 1933
Dieburger Straße, 4
Grüner Weg 13
Ihre VERMAHLUNG geben bekannt
Hans Reinhard Koch
und Frau Fee, geb. Stockhausen
Darmstadt, Silvester 1932.
Prinz Christians Weg 23.
(18144
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten die
Trauer=
nachricht, daß Donnnrstag abend mein innigſtgeliebter,
herzensguter Gatte, unſer lieber Bruder und Onkel,
mein treuer Freund und Kollege
Reichsbahn=Oberingenieur i. R.
Curt Krappe
nach ſchwerem Leiden ſanft entſchlafen iſt.
In tiefer Trauer;
Helmi Krappe, geb. Schwarz
Elſe Gottlob, geb. Krappe, Berlin
Gertrud Krappe, Berlin
Iiſe Segering, geb. Gottlob, Eſſen
Bergrat W. Segering, Eſſen
Reichsbahn=Obering. H, Bambach,
Eſſen.
Darmſtadt, den 30. Dezember 1932.
Am Erlenberg 15.
Dir Einäſcherung findet am 2. Januar 1933,
nach=
mittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Statt beſonderer Anzeige.
Heute verſchied nach langem, ſchweren Leiden
meine liebe, treubeſorgte Frau, unſere
herzens=
gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Schwägerin und Tante
Glau Annd einabety Müyt
geb. Volßz
im 67. Lebensjahr.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
P. Ph. Mahr.
Altheim, Darmſiadt, den 30. Dezember 1932.
Die Beerdigung findet am Sonntag, den 1. Jan. 1933,
nachmittags 743 Uhr ſtatt.
Dankſagung.
r die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
Frau
Endrie Magomiene Jauin
geb. Geyer
ſagen wir hiermit allen unſeren innigſten Dank
Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer A. Müller
für die troſtreichen Worte am Grabe.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Lieſel Klier, geb. Saum.
armſtadt, 31. Dezember 1932.
Sandbergſtr. 8.
Dankſagung.
Statt Karten.
Fam. K. Rindſuß, geb. Daub.
Fam. G. Magſam.
Die Verlobung unserer Tochter
Annelies mit Herrn Dipl.-Ing.
Karl Schlecht geben wir bekannt.
Oberfinanzratkl. Ploch
u. Frau Luise, geb. Diet=
Annelies Ploch
Karl Schlecht
Dipl.-Ing.
Verlobte
Beachten Sie meine
vorzüglichen
Aualitaten
Vergleichen Sie
meine niedrigen
Darmstadt, im Dezember 1932.
Roßdörferstraße 71.
Schloß Ettersburg.
Statt Karten.
Willi Schwarz
Gretel Schwarz, geb. UIlert
Vermählte
Kirchliche Trauung 1. Januar 1933, 3 Uhr nachmittags, in der
Stadtkirche.
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Ihre VERMAHLUNG geben bekannt
Hans Schneider
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Kirchliche Trauung Samstag, 3 Uhr,
Stadtkapelle.
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Dipl.-Ing. Otto Sill
Regierungsbauführer
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Darmstadt.
Walldorf.
Allen Mitgliedern und Freunden
Beste Wünsche
zum Jahreswechsel!
Reichsbund der Kriegsbeschädigten
Ortsgruppe Darmstadt. 18123
Unſeren werten Gäſten, der
Nachbar=
ſchaft, Freunden und Bekannten
ein kräftiges
Proſit Neujahr!
Familie Robert Dörr
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auf wiſſenſchaftlicher Grundlage
Näh. zu erfr. in der Geſchäftsſt. (
Brauko
weltberühmt, gibt
er-
grautem Haar die
Naturfarbe dauernd
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A. Daniel, Parfümerie, Lndwigsplatz 8
L. Lederer, Parfümerie, Zimmerstr. 7
(Römerbad)
Paul Fröhling, Parfämerie, Rheinstr. 37
Nachruf.
Wir erfüllen hiermit die
trau=
rige Pflicht, unſere Mitglieder
von dem Ableben unſeres
lie=
ben Regimentskameraden und
langjährigen Mitgliedes
Heren Emil Knuft
Poſtſekretär i. R.
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
Wir verlieren in dem
Dahin=
geſchiedenen einen guten und
treuen Kameraden, deſſen
An=
denken wir ſtets in hohen Ehren
halten werden.
Auf Wunſch des Entſchlafenen
fand die Beiſetzung in der
Stille ſtatt.
(18143
Verein ehemal. Angehöriger
des Großh. Artilleriekorps.
Der Vorſtand.
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Sonntag, 15. Jan.,
geſucht. Ang. unter
T 175 a. d. Gſchſt.*
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Heimgange unſeres lieben Entſchlafenen
ſagen wir auf dieſem Wege allen Verwandten und
Bekannten unſeren herzlichſten Dank. Insbeſondere
danken wir Herrn Pfarrer Marx für die troſtreichen
Worte am Grabe und allen, die ihm das letzte
Ge=
leit gaben.
(18129
Die trauernden Hinterbliebenen:
Herr, 50er, ſ. Frau
oder ält. Mädchen
zw. Heirat kenn.
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ſurchſchnittl. Auftrieb 400 Pferde aller Raſſen,
Schlachtpferde, größte Auswahl und beſte
heit für Kauf oder Tauſch. Ein Beſuch
dieſer M
(V.18131
hlen.
Sonntags verboten
*9
*
Bekannkmachung.
Wegen Abſchlußarbeiten iſt unſere
Kaſſe für Stromgeldzahlungen
am 2. Januar geſchloſſen.
Heſſ. Eiſenbahn-A. G.,Darmſtadt
(18107b)
Holzverſteigerung Ar. 1
Donnerstag, den 5. Januar 1933,
vor=
mittags 9½ Uhr, werden in der Keller
ſchen Gaſtwirtſchaft zu Wembach aus
den Staatswalddiſtrikten Dörnbach 5a,
8b. Weißdorngrund 1b. 2b. Fichtengar
ten 2. Hohenſtein 2. Stried 9, Großer
Heegwald 17b und Neuer Schlag 18 der
Förſterei Koloniewald verſteigert:
Nutzholz (Nr 1—22). Derbſtangen:
Eſche 3. Kl. 2 St., Fichte 3. Kl. 31 St.
Douglas 3. Kl. 17 St., Lärche 3. Kl.
St. Reisſtangen: Fichte 6. Kl. 120
St., 7. Kl. 75 St., 8. Kl. 35 St.,
Doug=
las 4. Kl. 9 St., 5. Kl. 8 St., Lärche
5. Kl. 15 St.
Brennholz. Scheiter. rm: 6 Buche,
4 Hainbuche, 3 Eiche, 16 Birke, 100
Kie=
fer. Knüppel, rm: 45 Buche. 15
Hain=
buche, 62 Eiche, 44 Birke, 8 Erle, 8
Kiefer. Stammreiſig (Nr. 1—260) 100
28,60 Buche, 6.40 Eſche. 61,60 Eiche.
W.:
Linde, 9.,80 Kiefer. Aſtreiſig, 100
3.: 9,20 Buche, 3.00 Hainbuche, 7.25
Birke. 1.00 Kiefer.
Das Nutzholz und die Stammwellen
lagern in Dörnbach 5b, 8b und
Weiß=
dorngrund 1b. Unterſtrichene Nümmern,
Näh.
kommen nicht zum Ausgebot.
Auskunft durch das unterzeichnete Amt
und Herrn Förſter Schneider zu Rohr
(18135
bach.
Ober=Ramſtadt, 29. Dezember 1932
Heſſ. Forſtamt Ober=Ramſtadt.
Samstag, 31. Dezember 1932
120
Beraial
M1.
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, den 31. Dezember 1932.
Die Direktion des Schloßmuſeums macht nochmals darauf
fmerkſam, daß zu den Führungen am Neujahrstag um 11 und
4—30 Uhr vormittags die Eintrittspreiſe auf 50 Pfg., für Schüler,
Jrudenten und Militärperſonen auf 30 Pfg. ermäßigt ſind.
— Die ruſſiſche Kapelle auf der Mathildenhöhe iſt jeden
Sonn=
gs zur Beſichtigung von 10—12.30 Uhr und von 2—5 Uhr geöffnet.
— Silveſter im Rundfunk. Am letzten Tage des alten Jahres
vrd unter Mitwirkung aller deutſchen Sender zum erſten Male
N— Verſuch gemacht, den ganzen deutſchen Rundfunk in einer
ſo=
zmannten deutſchen Ringſendung zu vereinen. Bei dieſer
Ring=
epung werden geſchloſſene Teile des Programms abwechſelnd von
Der der deutſchen Sendegeſellſchaften auf das geſamte Sendenetz
iertragen. Die Programmfolge iſt von den künſtleriſchen
Lei=
tmgen der Sendegeſellſchaften gemeinſam aufgeſtellt worden. Da=
11
wurden den einzelnen Sendern, um Wiederholungen zu
ver=
geiden, ſolche Gattungen des Rundfunkprogramms zur „
Durch=
ſthrung überlaſſen, die ſich im Laufe der Zeit charakteriſtiſch
ent=
uäckelt haben. Jede Sendegeſellſchaft iſt mit 40 Minuten an dem
beſamtprogramm beteiligt, ſo daß die Sendung von 19.30 bis
rz vor der Jahreswende dauert.
Vom Polizeiamt Darmſtadt wird mitgeteilt. Nach Art 11
r Verordnung zur Einführung einer Schlachtſteuer (
Schlacht=
ſteuergeſetz) vom 9. November 1932 (Reg =Bl. Nr. 18 S. 147) ſind
Inhaber von Läden und ſonſtigen Verkaufsſtellen, in denen
Fleiſch, Fleiſch= und Wurſtwaren, die nach Maßgabe der genannten
Verordnung der Schlachtſteuer und Ausgleichsabgabe unterliegen,
gewerbsmäßig verkauft werden, verpflichtet, eine Abſchrift des der
10M Verordnung beigegebenen Tarifs an einer ſichtbaren Stelle und in
eimer für jeden Käufer lesbaren Schrift im Laden oder in der
Verkaufsſtelle anzuſchlagen. Die Nichterfüllung dieſer Verpflichtung
unterliegt einer Geldſtrafe bis zu 500 RM. Wir weiſen die in
Betracht kommenden Laden= oder Verkaufsſtelleninhaber darauf
hin, daß der Aushang des Tarifs ſpäteſtens bis zum 2. Januar
1933 erfolgt ſein muß. Der Tarif kann, zum Aushängen
her=
gerichtet, von der Bekkerſchen Druckerei dahier, Frankfurterſtr. 10,
zum Preiſe von 10 Pfg. pro Stück bezogen werden.
Vogelsberger Höhenclub, Zweigverein Darmſtadt. Die
ordentliche Mitgliederverſammlung für das nun abgeſchloſſene
Wanderjahr ergab eine rege Mitgliederbeteiligung. Dank der
ſachlichen Leitung des Vorſitzenden, VHC.=Bruder
Miniſterial=
rrt Braun, wickelte ſich die ſatzungsmäßige Tagesordnung glatt
ab. Jahres=, Wander= und Kaſſenbericht, ſowie der Voranſchlag
far das neue Jahr fanden Zuſtimmung, ebenſo der
Wander=
pan. Trotzdem er den ungünſtigen Zeitverhältniſſen Rechnung
trägt, ſieht er doch wieder ſchöne, genußreiche Wanderungen vor.
Zur Auszeichnung ſollen am 8. Januar 1933 74 fleißige
Wanderer kommen, ebenſo erhalten 15 Mitglieder für 20jährige
Mitgliedſchaft die Ehrennadel. Vier treue VHCer, ſtarben. —
Der alte Vorſtand bleibt in ſeinen Aemtern. Die
Geſangsabtei=
lung ſucht nach Kräften weitere Vervollkommnung.
Hefſiſches Landestheater.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 363 — Seite 5
RM
zuceh
aſcht
Sonntag, den 8. Januar. In Worms: Der Muſtergatte.
— Silveſter im Landestheater. Zweimal Kabarett.
Da das Silveſter=Kabarett im Großen Haus ſchon geſtern faſt
ausverkauft war, wird auch im Kleinen Haus ein Kabarett mit
dem gleichen Programm um 22.30 Uhr, nach der Aufführung von
„Pygmalion.” ſtattfinden. Es wirken in dem Kabarett mit
die Damen; Fritzi Jokl. Regina Harre. Erna v. Georgi, Lilli
Palmer. Ilſe Meudtner; die Herren: Joachim Sattler, Theo
Herr=
mann, Joſef Sieber. Ernſt Ginsberg. Erwin Faber. Hans
Bau=
meiſter. Hans Macke, Außerdem das Ballett, und unter Leitung
von Karl Maria Zwißler das Orcheſter des Landestheaters.
Be=
gleitung am Flügel Erwin Palm, Fritz Bohne. Dr. Schloßberg.
Die Conférence im Großen Haus macht Joſef Sieber, für das
Kleine Haus hat ſie Reging Harre übernommen. — Kleines
Shaws. Luſtſpiel
Premiere „Pygmalion
aus
„Pygmalion”, das den größten Welterfolg des Dichters bedeutet
er iſt auch von der „Heiligen Johanna” nicht übertroffen
worden —, wird noch im Laufe der nächſten Wochen ſein neues
Werk „Zu wahr um ſchön zu ſein” gegenübergeſtellt
werden
*Gedanken zum neuen Jahre!
An der Schwelle des neuen Jahres Goki mit uns. — Troſt= Licht in der Unraſt unſerer Tage.
gabe, aus der unſeres Daſeins tiefſtes und ſchönſtes Werk ſich ge=
Eine feſte Stille.
ſtalten ſoll! Wäre ein ſolches aber möglich ohne die Liebe! — —
31. Dezember 19—213, Uhr. Außer Miete.
Prinz Methuſalem.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
22½—231 Uhr.
Silbeſter=Kabarett.
Preiſe 0.70—2.00 Mk. Sonntag,
1. Januar1 Anf 19. Ende 22.
410u. Dſt. Bb. P Gr.1—4
Der Freiſchütz.
Preiſe 0.30—5.50 — Ren ag, 2. Januar Kaharina Lnie. 19½—28 Uhr. Darmſt. Volksb. P. 5. Vorſt.
Preiſe 0.40—4 Mk. Wenäad, v Kcnuar 19½—2314 Darmſt, Volksb. C 7. Vorſt. Gr. 1—10
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Don Carlos. DEDe Lgeniar 19½—221 Uhr. B 10
Preife 0.70—5.50 Mk.
Der Freiſchütz. Wersheh
5. Januar Anf. 19½z, Ende geg. 2214 Uhr. C.11
Prinz Methuſalem. FerCd a Januar 19½—234 Uhr. D 10. Noſe Bernd.
Preiſe 0.50—4.50 Mk. Senktald, ganuar 19½—2294 Uhr. B 12. Carmen
Preiſe 0.60—5 Mk. Sonntag,
8. Januar 19—213 Uhr. Heſſenlandmiete W,5.
Prinz Methuſalem. Preiſe 0.70 bis 5.50 Mk. Meinge Haue Samstag.
3k. Dezember Anfang 19½, Ende geg. 22 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Phamalion. Samstag,
31. Dezember Anf 22½, Ende gegen 2334 Uhr.
Preiſe 0.70—2 Mk.
Silveſter=Kabarett. Sonntag,
A Jarſ4
— Anf. 19½, Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=Miete III5
Preiſe 0 70—3.80 Mk.
Pygmalion. Wer
3. Januar Anf. 191 Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=M. 1, 5
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Byamalion. Mittwoch,
4. Januar 15—171 Uhr.
Jans Wunderhündchen. Preiſe 0.40—2 Mk.
Anf. 19½, Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=M V,7
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Pyamalion. Mece
5. Januar Anf. 19½ Ende n. 22 Uhr. T Gr 1—8
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Der Muſtergatte. We
6. Januar 191—22 Uhr. Dſt. Volksb. M 3. Vſt.) Gr. I-IV.
Der Barbier vonSevilla, Preiſe 0.80—4.50 Mk. Saft.
7. Januar 19½, Ende gegen 22 Uhr. Zuſatzmiete V18.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Bygmalion. Sonrad, z ganuar 19½—213, Uhr.
Der Glasſchrank. Preiſe 0.60 und 0.30 Mk.
Von Reinhold Braun.
Liebe Gäſte waren die Freude unſeres Hauſes.
feinen, tiefen Seelen, daß ſie in unſerem Hauſe etwas geſpürt
hätte von der feſten Stille, die heute ſo ſelten wäre.
Da drang mir ein Gefühl des Glücks zum
Herzen, aber auch zugleich des Dankes gegen den,
der der Grund dieſer feſten Stille iſt und
blei=
ben muß: Gott.
Das Wort von der feſten Stille, ja, es läßt
mich nimmer los. Es wurde mir zum Anſporn.
Immer aber iſt es mir ein Spiegel, in den ich
mit meinem ganzen Menſchen ſchauen kann
und ſoll.
Mich will es dünken, daß es in dieſen
Zeit=
läuften kein beſſeres Tor=Wort bei einer
Jahr=
wende gibt.
Feſte Stille ..."
Fällt uns da nicht der Goetheſche Spruch ein:
„Keine Wälle, keine Mauern,
jeder nur ſich ſelbſt bewußt;
feſte Burg, um auszudauern,
iſt des Mannes eherne Bruſt!”
Und fügen wir hinzu:
Und des Weibes ſtarkes Herz!—
Ja, wir brauchen die feſte Stille wie das
liebe tägliche Brot, und mag dieſes noch ſo karg
ſein!
Wir wiſſen: Das Korn der deutſchen Erde
kann uns ernähren, wenn wir nur wollen. Laßt
uns dabei eingedenk ſein des alten Wortes:
„Einem habernen Roß, einem roggenen Mann,
kann kei Wind und kei Wedder net an!
Wenn wir als Volk und als Einzelner
wirk=
lich beſcheiden ſind und „uns ſelbſt genug” nach
unſerer innerſten, heroiſchen Linie, die
zuſam=
menklingt mit der ewigen unſeres Lebens, dann
iſt damit ein gut Teil des äußeren Fundamentes
unſerer feſten Stille gewonnen.
Aber die Hauptſache bleibt doch das Brot für
die Seele. Und auch das ſoll und darf kein
Zucker=
brot ſein, kein weichliches Geſchwemme; ſondern
ein kernhaftes, hausbackenes Brot muß es ſein.
Ja, der innerſte Grund unſerer feſten Stille
muß das Ewige bleiben, wie es in mancherlei
Geſtalt und Gleichnis alleweg uns begegnet,
wenn wir nur das rechte Auge und Herz dafür
haben.
Nur wenn das Göttliche die Mitte unſeres
Daſeins iſt, bleiben wir die Aufrechten.
Unbe=
zwingbaren in allen Drängniſſen und Stürmen
der Zeit,
Und in der ſchlimmen Unraſt der Tage wiſſen
wir um das Troſt=Licht unſerer Freudewinkel,
das ein Teil des Glanzes aus der höheren und
höchſten Wirklichkeit iſt. Aller Weg zu dieſer
Mitte aber iſt Heimweg, ein Schreiten in die
Preiſe 0.70—5.50 Kraft, Rettung aus dem Wildgewoge eines
un=
barmherzigen Meeres in die Gnaden und
Trau=
lichkeiten eines wahrhaften Hilligenleis.
Feſte Stille ..."
O Wunder, wenn zu dem Glauben ſich die
Liebe noch geſellt! Die Haus=Sonne, wie Goethe
ſie nennt.
Wenn ihre Wahrheit in uns und um uns waltet, was will uns
dann die Lüge der Welt anhaben! Was bedeutet uns ihr Schein,
wenn wir Seiende aus Liebe ſind! Und die Leuchtenden aus ihr!
Welt. deine Dunkelheiten zu durchlichten, allen Zwieſpalt nach
Möglichkeit zu verſöhnen, nehmen wir als einen Auftrag Gottes
und des Lebens in unſer Herz!
Und wachſen wollen wir aus dieſem Auftrag.
Daß wir leben, bleibt immer und unter allen Umſtänden Gabe
einer unerforſchlichen Macht. Wie wir leben, das aber iſt Auf=
Feſte Stille. ... Wir alle und der engſte Kreis um uns ſind
die Zellen des Volksganzen. Alle Geſetze und Verordnungen ſind
in die Luft geſchrieben, wenn nicht die Zellen geſund ſind.
Die feſte Stille des kleinſten Lebensbezirkes aber teilt ſich der
Und als ſie ſchieden, ſagte eine Frau unter ihnen, eine von den Nation mit. Was wäre wohl notwendiger denn das?
Unſer iſt die Tat, und die kleinſte in edler Geſinnung vollführt,
ſegnet ſich dem Großwerke unſeres Volkes ein!
Die Glocken kunden das neue Jahr!
— Jubiläum. Am 2. Januar 1933 kann Fräulein Marie
Effler, Taunusſtraße 7. auf eine Bjährige erſprießliche Tätig=
Achtung!
keit als Buchhalterin bei der Firma Dr. Otto C. Strecker,
Darm=
ſtadt, zurückblicken.
Bis heute abend
werden Anzeigen für die Neu-
Jahrs Nummer angenommen.
Ab 5 Uhr ist die
Geschäfts-
stelle geschlossen.
DER VERLAG.
März 1933 iſt erſchienen. Aus ihm iſt zu erſehen, daß die meiſten
Lehrgänge, die im Oktober begonnen wurden jetzt fortgeführt
werden. Sie wurden auf Antrag unſerer Mitglieder durch einige
neue Lehrgänge ergänzt. Einzelheiten ſind aus dem Plan ſelbſt
zu entnehmen, der in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, in
der Buchhandlung Saeng und im Verkehrsbüro zu haben iſt.
Hört ihr die Glocken hoch erklingen,
Vom künft gen Jahr ſie uns jetzt ſingen.
Ach, ſei doch dieſes neue Jahr
Ein beſſres als das alte war!
Feſte Stille: Aufruf zu einem Werke, daß das ganze Herz und
ſeine Treue fordert!
Deutſch ſein und an der feſten Stille bauen, wo und wie ich
kann, iſt dasſelbe.
Der beſte Beweis meines Lebens und meiner
Daſeinsberech=
tigung ſoll meine und der Meinen feſte Stille ſein.
So komm, du neues Jahr! Wir ſind bereit!
Und Gott mit uns!
— Ludwig=Hoffmann=Hoſpital in Berlin. Der Magiſtrat von
Berlin hat beſchloſſen, zu Ehren des verſtorbenen Stadtbaurates
Dr.=Ing. Ludwig Hoffmann das Hoſpital Buch=Oſt als Ludwig=
Hoffmann=Hoſpital zu bezeichnen
— Jahresſchluß=Feier der Stadtmiſion. Die Stadtmiſſion
wird am letzten Abend des alten Jahres im großen Saal ihres
Vereinshauſes. (Mühlſtraße 24), eine ſchlichte Jahresſchluß=Feier
abhalten. Außer den Stadtmiſſionschören, die mit ihren
Darbie=
tungen den Abend verſchönern helfen, wird im Mittelpunkt der
Feier eine bibliſche Anſprache von Herrn Pfarrer Köhler=
Darm=
ſtadt ſtehen. Alle Freunde und Mitglieder der Stadtmiſſion
wer=
den zu dieſer Feier herzlich eingeladen. Der Eintritt iſt frei!
Gäſte ſind herzlich willkommen. Wegen der Silveſterfeier fällt die
Gebetsſtunde am Sonntag morgen um 9 Uhr aus. Am Sonntag
nachmittag findet eine Neujahrs=Bibelſtunde ſtatt, die Herr
Stadt=
miſſionsinſpektor Bringmann hält. Am Abend des
Neujahrs=
tages wird ein Lichtbildervortrag über das Werk der
Pilgermiſ=
ſionsanſtalt St. Chriſchona bei Baſel ſtattfinden.
— Für die Notleidenden! Der ſüddeutſche Fußball= und
Leicht=
athletikverband hat für den 1. Januar 1933 ein Fußballſpiel
zwi=
ſchen dem Polizeiſportverein Darmſtadt und der ſtarken Mannſchaft
von Union Niederrad angeſetzt. Der Erlös dieſes Spieles fließt
der Winterhilfe zu. Deswegen ſollte niemand verſäumen, ſein
Schärflein beizutragen, zumal gleichzeitig ein hochintereſſantes
und aufſchlußreiches Spiel gezeigt wird. Polizei=Darmſtadt hat in
ihren Verbandsſpielen noch kein Spiel verloren, und es wird ihren
Ehrgeiz wecken, auch gegen dieſen ſtarken Gegner aus der
Be=
zirksliga ohne Verluſt abzuſchneiden. Man muß es beiden
Mann=
ſchaften zu Dank wiſſen, daß ſie zur Linderung der Not ein
Fuß=
ballſpiel austragen. Dies umſomehr, da Polizei Dramſtadt mitten
in den ſchwerſten Verbandsſpielen ſteht und ſicherlich gerne einmal
Ruhe gehabt hätte. Zur Linderung der Not, im Intereſſe einer
möglichſt großen Einnahme, mit Rückſicht auf die ſportliche
Be=
deutung des Spieles, ſei jedermann herzlichſt gebeten, am 1.
Ja=
nuar, nachmittags 14 30 Uhr, ſich auf dem Polizeiſportvereinsplatz
(Exerzierplatz) einzufinden.
An die Hausfrauen von Darmstadt und Umgegend!
18172
Meine Geschäftsräume werden endgültig heute abend 7 Uhr geschlossen. Zwar hat
das Kreisamt, entgegen dem Gutachten der Handelskammer, mir eine Verlängerung
meines Total-Ausverkaufs über den 1 Januar hinaus bewilligt. Der Ansturm aller
Käuferkreise und der Absatz meiner Ware war in den letzten Tagen so stark, daß ich
mich gezwungen sehe, bereits heute Samstag abend 7 Uhr meine Verkaufsräume
end-
gültig zu schließen Heute am letzten Tage kommen nur noch die Restbestände in
um Verkauf.
Damenn und Kinder-Wäsche
AL AA
DAAR
Darmstadt • Ludwigstraße 15
Seite 6 — Nr. 363
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 31. Dezember 1932
Merck’ſche Arbeitsjubiläen.
Im Laufe des Jahres 1932 konnten der Angeſtellte Wilhelm
Krug auf eine 50jährige, ferner die Angeſtellten Karl
Kaufmann, Ludwig Pullmann und Paul
Schwan=
häuſer, ſowie die Arbeiterin Marie Hartmann auf eine
40jährige und 24 weitere Angeſtellte und 46 Arbeiter auf
eine 25jährige Dienſtzeit im Hauſe E. Merck zurückblicken.
Wie alljährlich, hat auch geſtern die Firma eine
eindrucks=
volle Feier für dieſe Jubilare in der feſtlich geſchmückten Halle
des Verwaltungsgebäudes veranſtaltet. Im Namen der Firma
dankte Herr Louis Merck den Jubilaren für ihre in den
vergangenen Jahrzehnten der Firma geleiſteten treuen Dienſte.
Er ſprach die Ueberzeugung aus, daß es der Firma, ſo wie bis
jetzt, auch in Zukunft gelingen werde, ihren Weltruf und ihre
Weltgeltung trotz der ſchweren Kriſe zu behaupten, und wies
auf die Bedeutung hin, die gerade hierfür der Mitarheit des
alten Stammes der Merckſchen Angeſtellten und Arbeiter zu
komme. Die Verworrenheit der Verhältniſſe auf dem Weltmarkt.
die außerordentlichen Erſchwerungen auf dem Gebiet des
inter=
nationalen Warenaustauſches und nicht zuletzt auch einzelne
exporthemmende Maßnahmen der deutſchen Regierung ſelbſt
wirk=
ten ſich auf eine ſo ſtark auf den Export angewieſene Firma wie
die Firma Merck ganz beſonders verhängnisvoll aus. Wenn es
trotzdem der Firma gelungen ſei und nach menſchlicher
Voraus=
ſicht auch weiter gelingen werde, die errungene Stellung auf dem
Weltmarkt zu behaupten, ſo ſei dies vor allem dem Ruf der
Merckſchen Erzeugniſſe zu danken, da der Name Merck heute in
aller Welt für jeden Käufer die Garantie für Güte und
Rein=
heit bedeute. In dieſem Zuſammenhang gedachte Herr Louis Merck
insbeſondere auch des vor kurzem verſtorbenen Seniorchefs der
Firma, Herrn Geheimrat Dr. Willy Merck, unter deſſen
tat=
kräftiger Führung das Haus Merck den großen Aufſchwung der
auch des vor
letzten 30 Jahre erlebt hat, und insbeſondere
mehreren Wochen verſtorbenen Herrn Dr. Stadlmayr der als
Leiter des Kontroll=Laboratoriums der Firma jahrelang mit
ſeiner Perſon und ſeinem Namen für die Qualität der in alle
Weltteile hinausgehenden Merckſchen Erzeugniſſe gebürgt habe.
Herr Louis Merck ſchloß mit dem Appell an die Jubilare und
den ganzen Stamm der Merckſchen Arbeiter und Angeſtellten, in
dieſen verworrenen Zeiten nach wie vor den feſten Kern der
Firma in pflichttreuer Zuſammenarbeit zu bilden.
Im Namen der Jubilare ſprach Herr Prok. Beutmann
den Inhabern der Firma den Dank der Gefeierten aus. Auch
er gedachte des verſtorbenen Herrn Geheimrat Dr. Willy Merck
und der verantwortungsvollen und pflichttreuen Arbeit der
jetzigen Inhabergeneration mit warmen Worten.
Die Jubilare erhielten künſtleriſch ausgeführte
Ehrenurkun=
den der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt und
des Vereins zur Wahrung der Intereſſen der chemiſchen Induſtrie
Deutſchlands, ſowie ein Bild des verſtorbenen Herrn
Geheim=
rat Dr. Willy Merck. Außerdem erhielten die Jubilare mit 50=
und 40jähriger Dienſtzeit die Silberne Gedenkmünze der Firma.
Die Feier war würdig umrahmt von eindrucksvollen
Muſik=
vorträgen des Orcheſters der Angeſtellten und Arbeiter der
Firma.
Aus den Darmftädter Lichtſpieltheakern.
„Helia‟”
bringt den ausgezeichneten Film heiter=liebenswürdiger
Unter=
haltung „Muß man ſich gleich ſcheiden laſſen
Bei, einem Kongreß der Wünſchelrutengänger in Garmiſch
ereignet ſich ein ſeltſamer Vorfall: Einer der Herren Sprecher,
der bekannte Profeſſor Friedrich Hornung, eine Berliner Größe
de Geodäſie, machte auf der Reiſe nach Garmiſch die Coupé=
Bekanntſchaft einer jungen Dame, die ſich im Hotel als ſeine
Frau ausgab. Dieſer jungen Dame verdankt der Gelehrte ein
Abenteuer, das er ſicherlich nicht ſo ſchnell vergeſſen wird. Bei
der Eröffnung des Wünſchelrutenkongreſſes bleibt Herr
Profeſ=
ſor Hornung mitten in ſeiner Rede ſtecken, weil er zu ſeinem
Entſetzen feſtſtellt, daß ihm ſein langer, wallender Vollbart
fehlt. Erſt nach der entſtandenen Panik im Kongreßſaal klärt
ſich der myſteriöſe Vorfall auf. Seine junge Reiſebekanntſchaft
hat durch einen beſtochenen Friſeur dem Profeſſor Hornung
wäh=
rend des Memorierens ſeiner Rede den Bart entfernen laſſen,
um ihren Mann, von dem ſie ſich ſcheiden laſſen wollte, zu
zwingen, gegen ſie die Scheidung einzureichen. Der Bart mußte
fallen, da der junge Gatte der Dame ſeiner Frau nie zugetraut
haben würde, daß ſie ihn mit einem ſo ehrwürdigen Gelehrten
betrügen würde.
Wie die Komödie dann weitergeht und in einer ſehr
hei=
teren, ſehr ſauberen, in gepflegter Schauſpielkunſt dargeſtellten
Szene im Hotel, in der ſtatt des gewünſchten „Flagrantis” in
Geſtalt des Profeſſors ein viel netteres Flagranti auftaucht, zum
guten Ende geführt wird, das alles möge man in dem wirklich
hübſchen Film ſelbſt anſehen. Der Film zeichnet ſich außer durch
die gepflegte Schauſpielkunſt, noch durch überraſchend gute
Bild=
technik und flotte Regie aus und wirkt vor allem durch die
be=
zaubernde Schönheit und graziöſe Anmut der Elſe Elſter
Im Beiprogramm ſieht man zum erſten Male in Darmſtadt,
wenigſtens auf der Leinwand, den bekannten Münchener
Komi=
ker Karl Valentin mit ſeiner Partnerin Lieſl
Karl=
ſtadt in einer überwältigend komiſchen Szene „Beim
Photo=
graphen”.
TA
— Im Uniontheater iſt heute die Premiere der neuen großen
Gitta=Alpar=Tonfilm=Operette „Die oder keine”, in der Gitta
Alpar, das Stimmwunder, und Max Hanſen die Hauptrollen
ſpielen. Die Regie führte der Meiſterregiſſeur Karl Fröhlich,
und die Muſik ſtammt von Otto Stranſky. Bei der Berliner
Uraufführung beſichtigten in den erſten 6 Tagen 20 688 Perſonen
dieſes Filmwerk.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen, um jedermann Gelegenheit
zu geben, ein paar frohe Stunden zu verleben, noch einige Tage
zu ermäßigten Preiſen den großen Lacherfolg „Filmverrückt”.
mit Harold Lloyd.
Helia=Film=Morgenfeier. Der von der Preſſe und
Publi=
kum am 2. Weihnachtsfeiertag mit, ſo großer Begeiſterung
auf=
genommene Kulturtonfilm „Daſſan”, die Inſel der 5 Millionen
Pinguine”, wird am kommenden Sonntag nochmals wiederholt.
Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß eine weitere
Wieder=
holung, anderer Dispoſitionen halber, nicht ſtattfinden kann.
Reſi=Theater. Lilign Harvey und Hans Albers ſtellen
ſich vor als das neueſte Filmliebespaar in „Quick”, den das
„Reſi” ab heute zeigt. Alles in dieſem Ufafilm iſt
außergewöhn=
lich: die großartige Beſetzung, die mitreißende Handlung, und
Mittags
die tolle Stimmung, in die „Quick” Sie bringt.
Jugendvorſtellung „Der fliegende Cowboy”, mit Nott Gibſon,
dazu das gute Beiprogramm.
— 6. Akademie=Konzert. Der Kartenverkauf für den am
5. Januar im Rahmen der Akademie=Konzerte ſtattfindenden
Lieder= und Arienabend von Julius Patzak (München) hat
außerordentlich lebhaft eingeſetzt. Aus München wird berichtet, daß
der Künſtler wohl die ſchönſte, klangedelſte lyriſche Tenorſtimme
beſitzt, die ſeit mehreren Dezennien an der dortigen Staatsoper
wirkte. Patzak beherrſcht auch den Lied= und Oratorienſtil
voll=
kommen. Als idealer Evangeliſt, als Schumann= und Schubert=
Sänger hat er ſich einen ebenſolchen Namen gemacht, wie in der
Oper als Mozart=Interpret. Das Programm des Abends umfaßt
Lieder und Arien, mit denen der Künſtler überall die größten
Er=
zu verzeichnen hatte. Von Robert Schumann kommen ſechs
folge z
Lieder; Provenzaliſches Lied. Mondnacht, Lehn‟ Deine Wang’,
Der Hidalo. Intermezzo und Frühlingsnacht zum Vortrag, von
Franz Schubert vier Lieder: Im Abendrot, Abſchied,
Liebesbot=
ſchaft und Der Muſenſohn. An Arien wurden gewählt: Die
Bild=
nisarie aus Zauberflöte und Arie aus „Coſi fan tutte” von
Mozart ſowie Arien aus „Der Liebestrank” von Donizetti und
„Das Mädchen aus dem goldenen Weſten” von Puccini. Am Flügel
begleitet Kapellmeiſter Hans Rosbaud. Es wird ſich
emp=
fehlen, ſich möglichſt umgehend mit Karten zu verſehen, da für
dieſen außergewöhnlichen Abend die Nachfrage beſonders lebhaft
iſt. Karten im Sekretariat der Städt. Akademie, Eliſabethenſtr. 36,
Tel. 3500 (Stadtverwaltung) „außer Samstag nachmittag.
Tageskalender für Samstag, den 31. Dezember 1932.
Union=Theater: „Die — oder keine‟: Helia=Lichtſpiele: Muß
man ſich gleich ſcheiden laſſen”; Palaſt=Lichtſpiele: „
Filmver=
rückt”, Reſi: „Quick”,
— Silveſterfeier mit Tanz: Städt.
Saal=
bau, Café Ernſt=Ludwig, Café Oper. Hotel z. Traube, Städt.
Ratskeller, Hotel Bender, Reſt. Bender, Kaiſerſaal, Fürſtenſaal,
Rheingauer Weinſtube, Sport=Café a. Böllenfalltor,
Herrngar=
ten=Café, Alte Poſt, Hotel z. Poſt, Perkeo, Bürgerhof:
Silveſter=
feier: Reichshof, Darmſtädter Hof, Reſtaurant Schillereck, Hotel
Nerz, Reſtaurant Rehberger, Feldbergeck, Zur goldenen Krone,
Barths Weinſtube, Gaſthaus Knauf. Bockshaut.
Neujahrsbetrachtungen des Heſſ. Verkehrsverbandes.
Das Verkehrsgewerbe im verfloſſenen Jahre. — Bas einer Berkehrswerbung förderlich wäre!
Hoffnungen für das neue Jahr.
Opkimismus und poſikive
Berkehrs=
gefinnung für 1933.
Das Kriſenjahr 1932 mußte naturgemäß auch für die
ge=
ſamten Verkehrsgewerbe ſchwere Enttäuſchungen bringen, zumal
dieſe Gewerbe in allen ihren Sparten mehr als alle anderen
Wirt=
ſchaftszweige mit einem beſonders hohen Anteil an feſten Koſten
zu rechnen haben und trotz verminderter Umſätze überhohen
Be=
laſtungen aller Art ausgeſetzt ſind. Erfreulicherweiſe darf wohl
feſtgeſtellt werden, daß der Tiefpunkt der Wirtſchaftskriſe, wenn
nicht alle Zeichen trügen, im Verlauf des zu Ende gehenden
Jah=
res erreicht iſt. Hieraus kann die Hoffnung geſchöpft werden, daß
die Wendung zum Beſſeren, die in den letzten Monaten
des Jahres 1932 in der Wirtſchaft zu beobachten war, ſich auch
hinſichtlich des Verkehrsweſens in günſtigem Sinne bemerkbar
machen wird.
Wenn auf irgendeinem Gebiete eine Stimmung des Verzichts
und des Peſſimismus fehl am Platze iſt, ſo iſt dies im Bereiche
des Verkehrsweſens der Fall. Wen dieſes fördern will, muß von
einem, wenn auch mit Rückſicht auf die Zeitverhältniſſe nicht allzu
weitgehenden Optimismus, von einer poſitiven
Verkehrs=
geſinnung getragen ſein, wenn nicht von vornherein alle zur
Förderung des Verkehrs in die Wege geleiteten Maßnahmen zum
Mißerfolg verurteilt ſein ſollen. Dies gilt in gleicher Weiſe für
die großen öffentlichen Verkehrsunternehmungen, wie
Eiſenbah=
nen, Poſt, Schiffahrt, Kraftfahrzeugverkehr. Luftverkehr. für die
Gemeinde= Stadt=, Landes= und Reichsverwaltungen wie für die
privaten Fremdenverkehrsgewerbe, darüber hinaus aber auch für
alle Wirtſchaftszweige, die mittelbar aus den Vorteilen des
Frem=
denverkehrs Nutzen ziehen. In dieſem Sinne werden auch an der
Wende der Jahre 1932/1933 die zahlreichen und vielfältigen
Kräfte, die ſich bisher im Sinne einer gedeihlichen Entwicklung
des Verkehrs ju tatkräftiger Arbeit zuſammengefunden haben.
be=
ſonders in der jetzigen ſchwierigen Zeit ihr Ziel im Auge
behal=
ten, das dahin geht, in gemeinſamer Arbeit den
volkswirtſchaft=
lich ſo wichtigen Zweig des Fremdenverkehrs — dieſen Begriff
im weiteſten Sinne genommen — ſo ſorgſam wie nur immer
mög=
lich zu pflegen.
Hierzu gehört in erſter Reihe, daß trotz aller notwendigen
Sparſamkeit der öffentlichen Finanzgebarung das unbedingt
er=
forderliche Mindeſtmaß an Mitteln für die Werbung
zur Verfügung geſtellt wird. Ohne Werbung kein Erfolg! Dies
gilt in gleicher Weiſe für den einzelnen Geſchäftsmann wie für
einen Fremdenverkehrsplatz oder eine verkehrlich zu fördernde
Landſchaft. Es wäre daher kurzſichtig und falſch, die Sparſamkeit
hier über eine beſtimmte Grenze hinauszutreiben, weil ſonſt
Schä=
digungen unvermeidlich würden, die ſich nicht auf die unmittelbar
folgende Zeit beſchränken ließen, ſondern ſich auf lange Jahre
hinaus ungünſtig auswirken müßten.
Von den Verkehrsverwaltungen darf erwartet
wer=
den, daß ſie wie bisher alle Kräfte anſpannen, um dem
Verkehrs=
bedürfnis gerecht zu werden, nicht nur im Sinne einer
Beibehal=
tung der bisherigen Einrichtungen, vielmehr in planmäßigem
ſorg=
ſamem Ausbau der Verbindungen. In dieſem Sinne bleibt von
beſonderer Bedeutung die Ausgeſtaltung des Fahrplans. für
den im neuen Jahr, wenn auch nur, durch die Zeit bedingt.
be=
grenzte Fortſchritte, namentlich im Sinne einer zweifellos
aller=
eits lebhaft begrüßten allgemeinen Erhöhung der
Reiſege=
ſchwindigkeiten der Züge, zu erwarten ſtehen. Ein
beſon=
ders vordringlicher Wunſch im Rhein=Main=Gebiet geht nach wie
vor dahin, den Bezirks=Eilverkehr noch ſtärker als
bis=
her zu pflegen, da in der Tat in unſerer dichtbeſiedelten Gegend
eine Vermehrung leichter ſchneller Züge, die in erſter Reihe dem
— Weihnachtsmeſſe der bildenden Künſtler in der Kunſthalle
am Rheintor. Von den Gewinn=Nummern der Porträtlöſe haben
ſich die Gewinner der Nummern 53, 85, 317 und 490 noch nicht
ge=
meldet. Die Inhaber dieſer Gewinn=Nummern werden daher
noch=
mals gebeten, bei Auswahl eines Künſtlers bei demſelben
vor=
ſtellig zu werden und nach Aushändigung der Gewinn=Nummer die
gewonnene Porträtzeichnung oder Plakette anfertigen zu laſſen.
Folgende in Darmſtadt lebende Künſtler und Künſtlerinnen ſtehen
für die Ausführung der gewonnenen Porträts, zur Verfügung:
Anna Bornemann, Ohlyſtraße 72: Georg Breitwieſer,
Olbrich=
weg 10: Paula Endner, Kahlertſtraße 12: Nadine von Enkevort,
Riedeſelſtraße 53: Robert Fuchs. Neue Niederſtraße 25: Willi
Hof=
ferbert, Heinrichſtraße 5: Alexander Poſch, Heinrichſtraße 1: Math.
Sittmann, Kiesſtraße 105: Mathilde Stegmeyer, Gervinusſtr. 47;
Karl Scheld, Roßdörfer Straße 85: Martha Velte Heidelberger
Straße 37. Für die Plakette die Bildhauer: Emil Biedenbänder,
Schachtſtraße 6; „Frau Federn=Staudinger, Liebigſtraße 25, und
Fritz Schwarzbeck, Kiesſtraße 38.
Lokale Veranſtalkungen.
Die bierunter erſchelnenden Notizen ſind aueſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kritl.
Im Hotel „Zur Traube” findet, wie ſeit Jahren,
heute der große Silveſterball ſtatt. Es werden viel neue
und ſchöne Ueberraſchungen geboten. Herr Sieber vom
Landes=
theater iſt Conferencier!
— Städt Saalbau. Vielfachem Wunſche entſprechend,
findet in dieſem Jahre zum erſten Male der langerſehnte, große
Silveſter=Ball” in ſämtlichen Räumen des Städt. Saalbaus ſtatt.
(Siehe heutige Anzeige.)
— Städt. Ratskeller. Heute, Samstag abend, 8 Uhr,
große Silveſter=Feier. Künſtlerkonzert mit Tanz=Einlagen und
Ueberraſchungen. (Siehe heutige Anzeige.)
Café=Reſtaurant „Zur Oper. Auf den großen
Silveſterball mit Tim Cave und ſeinem ſieben Herren ſtarken
Tanzorcheſter ſei beſonders hingewieſen. (Siehe Anzeige.)
— Große Silveſter=Feier im Reichshof. Heute
abend unterhält Obermuſikmeiſter Weber mit ſeinen Partnern die
Gäſte in bekannt angenehmer Weiſe. Um 12 Uhr werden uns
jubelnde Fanfarenklänge vom alten in das neue Jahr
hinüber=
leiten. Diverſe Ueberraſchungen.
— Das Herrngartenkaffee ladet ein zur
ſtim=
mungsvollen Silveſter= und Neujahrs=Feier.
— Hotel zur Poſt am Hauptbahnhof bietet wie
jedes Jahr an Silveſter das Beſte. Die ganze Nacht hindurch
Tanz und Ueberraſchungen, am Sonntag, ab 17 Uhr, der beliebte
Tanztee, ab 19 Uhr: Neujahrsfeſt. Telephon 2463. (Siehe Anz.)
— Im Reſtaurant Kaiſerſaal Grafenſtraße findet
heute abend in ſämtlichen Parterre=Räumen Silveſter=Feier mit
Konzert und Tanz ſtatt. (Siehe Anzeige.)
Barths Weinſtuben.
großes Künſtlerkonzert ſtatt.
Am Silveſterabend findet
— Bockshaut. Es iſt eine alte Darmſtädter Tradition.
Sil=
veſter in dieſer gemütlichen hiſtoriſchen Gaſtſtätte zu feiern. (Siehe
auch Anzeige.)
— Das Sport=Kaffee am Böllenfalltor weiſt
auf ſeine Silveſterfeier mit Ueberraſchungen aller Art hin.
— Neujahrskonzert und Ball. Ein Erlebnis
ſtim=
mungsvoll heiterer Art wird denen die Neujahrsveranſtaltung der
Turngemeinde Darmſtadt. Woogsplatz, bedeuten, die
das geringe Eintrittsgeld zur abendlichen Veranſtaltung (ſiehe
heutige Anzeige) aufbringen und hierfür prächtige
Konzertdar=
bietungen des Stadtorcheſters und ſonſt noch angenehme
Ueber=
raſchungen geboten bekommen. (Siehe Anzeige.)
Rot=Weiß, V. f. R. Am 1 Neujahrstag veranſtalten
die Waſſerſportler des Vereins (Paddler und Schwimmer) ihren
traditionellen Tanzausflug nach Traiſa, zu Gaſtwirt Scheerer.
Der Treffpunkt iſt um 3 Uhr am Tierbrunnen. Von 4.30 Uhr
bis 9 Uhr iſt Tanz. Bei ſchlechter Witterung wird nach Traiſa
mit dem fahrplanmäßigen Omnibus gefahren. (Siehe auch
An=
zeige in dieſem Blatte.)
Städteverkehr dienen ein unabweisbares Bedürfnis iſt. Wenm
auf irgendeinem Gebiete, ſo muß auf demienigen des Fahrplans
die Wahrheit des Satzes „Stillſtand iſt Rückſchritt!” Gültigkeit
beanſpruchen. Nur ein zielbewußtes Vorwärtstreiben wird
im=
ſtande ſein, auch bei einer hoffentlich bald zu erwartenden weiterer
Beſſerung der Konjunktur die Stellung der Schiene im
Wett=
bewerb zu feſtigen.
Von womöglich noch größerer Bedeutung in dieſer Beziehung
iſt die Geſtaltung der Perſonentarife. Die in dieſer
Rich=
tung vorgetragenen Wünſche der Verkehrsintereſſenten, die ne
mentlich auf eine allgemeine Herabſetzung, der überhöhten
Einheitsſätze abzielen und im übrigen die
verſchiedenartig=
ſten, großenteils aufeinander abgeſtimmten Vorſchläge gemacht
haben, dürfen als bekannt vorausgeſetzt werden. Leider hat die
Reichshahn ihre Initiative in dieſer Richtung im weſentlichen au
ſolche Teilgebiete beſchränkt, die nach der ganz überwiegenden
Auf=
faſſung der Intereſſenten nicht die letzten Endes wünſchenswerter,
Löſungen darſtellen. So wird auf den Ausbau der nur einem
be=
ſchränkten Perſonenkreis Vorteile bietenden Netz= und
Bezirks=
karten und der ebenfalls nur einem verhältnismäßig kleinen Kreis
zugute kommenden feſten Rundreiſekarten eine beſondere Sorgfalt
gewidmet, während beiſpielsweiſe die Anregungen des
Kilo=
meterheftes und der Halbkarte, der Gruppenkarte
und namentlich auch der allgemeinen Rückfahrkarte
leider noch immer einer Ablehnung begegnen. Als
Hauptargu=
ment wird hierbei immer wieder der errechnete. Ausfall”
ange=
führt, welchen die eine oder andere Tarifmaßnahme, zur Folge
haben würde. Bei einer ſo überwiegend fiskaliſche Erwägungen
voranſtellenden Auffaſſung muß das ſtark verkehrswerbende
Mo=
ment einer Belebung der Benützung des Schienenwegs durch
tari=
fariſche Maßnahmen naturgemäß allzu ſehr in den Hintergrund
treten. Durch die Gewährung veriodiſcher Tarifauflockerungen
wie jetzt wieder für den Weihnachts= und Neujahrsverkehr iſt klar
erwieſen, daß der Normaltarif überſetzt iſt; wäre dies
nicht der Fall, ſo wären, welche die allgemeinen Fahrpreiſe
vorübergehend, und zwar auffallenderweiſe gerade zu Zeiten des
ſtärkſten Verkehrs, ſenkende Tarifmaßnahmen überflüſſig.
Von einer beſonders großen Bedeutung für die weitere
Ver=
kehrsentwicklung erſcheint es ſchließlich, in welcher Weiſe den
be=
rechtigten Forderungen des Kraftfahrzeugverkehrs im
neuen Jahre Rechnung getragen wird. Darüber, daß die
Geſamt=
belaſtung des Kraftfahrzeugverkehrs, die namentlich durch Zölle.
innere Abgaben, Spritbeimiſchungszwang und nicht zuletzt durch
allzu ſtarre Preisbindungen bedingt iſt, eine gedeihliche
Entwick=
lung dieſes gegenüber der Schiene jüngeren und in vielen Be
ziehungen leiſtungsfähigeren Verkehrsmittels, des Kraftwagens.
ſtark abdroſſeln mußte, kann kein Zweifel beſtehen. Die ganz
un=
gewöhnlich hohe Zahl der Abmeldungen von Hunderttauſenden
Kraftfahrzeugen in dieſem Winter dürfte eine genügend klare
Sprache ſprechen. Im Vergleich mit dem ſich freier entfaltenden
Kraftfahrzeugverkehr des Auslandes muß ſich ein ſolcher dem
deutſchen Kraftfahrzeugverkehr ſchwere Feſſeln auferlegender
Zu=
ſtand für die fernere Zukunft äußerſt nachteilig auswirken. Es
iſt daher dringend zu wünſchen, daß den Anxegungen der an einer
Förderung des Verkehrs beteiligten Organiſationen auf eine
zeit=
gemäße Reviſion der ſteuerlichen und ſonſtigen
betrieb=
lichen Belaſtungen des Kraftverkehrs baldigſt
durch=
greifend Rechnung getragen wird.
Alles in allem genommen liegen die Dinge ſo, daß auch das
deutſche Verkehrsweſen das neue Jahr wieder mit hoffnungsvoller
Erwartung begrüßen darf: Die reichen landſchaftlichen
Schön=
heiten und die hohen geſchichtlichen und kulturellen Werte der
deutſchen Gaue, insbeſondere auch des Heſſenlandes, ſind ſo
zahl=
reich und bedeutſam, daß der hierdurch wiederholte Ruf „Reiſt
in Deutſchland
im Jahre 1933 hoffentlich noch mehr als
bisher Verſtändnis und Widerhall finden wird.
Aus Heſſen.
Dd. Arheilgen, 30. Dez. Kaffeekränzchen. Der Evg.
Frauenverein hatte heute nachmittag, wie alljährlich, ale
Frauen über 65 Jahre zu einigen Stunden der Unterhaltung in
das Gemeindehaus eingeladen. Zahlreiche Frauen waren dieſer
Einladung gefolgt. Der einladende Verein bewirtete mit Kaffee
und Kuchen. Die Evg. Jungſchar und die Evg.
Mädchenvereini=
gung hatten ſich in den Dienſt der guten Sache geſtellt und brachten
zwei kleine Weihnachtsſtücke zur Aufführung.
Cp. Pfungſtadt, 30. Dez. Bei einer Treibjagd in der
hieſigen Gemarkung konnten ungefähr 140 Haſen und einige
Fa=
ſanen zur Strecke gebracht werden. Leider ereignete ſich dabei
in=
ſofern ein Unfall, als durch einen vorzeitigen Schuß drei
Jagdteil=
nehmer durch Schrotkörner getroffen wurden. Glücklicherweiſe ſind
Hohes Alter. Witwe H.
die Verletzungen unbedeutend
Gräf, Eberſtädterſtraße, konnte geſtern ihren 80. Geburtstag
be=
gehen — In der letzten Zeit mehren ſich leider die Klagen über
Forſtfrevel im Gemeindewald. In einem Falle gelang es.
drei Männer, zwei Eberſtädter und einen Pfungſtädter
Einwoh=
ner, beim Abtransport von Stamm= und Knüppelholz zu erwiſchen
und zur Anzeige zu bringen.
f. Roßdorf. 30. Dez. Lehrkurſus. Der Bauernverein hält
im Monat Januar einen Kurſus durch Herrn Dr. Seeger vom
Heſſiſchen Landwirtſchaftsamt Darmſtadt über praktiſche
Viehfüt=
terung.
Dieburg. 30. Dez. Zugunſten der Winterhilfe.
Sportvereinigung Haſſia
D.J.K. Dieburg. Am
Neujahrstage veranſtalten obige Vereine auf dem neuen Haſſia=
Sportplatz am Wolfgangshäuschen einen Fußballkampf, deſſen
Er=
trag der Dieburger Winterhilfe zufließt. Dieſes Lokalderby hat
ſeinen beſonderen ſportlichen Reiz dadurch, daß beide Vereine ſich
zum erſtenmal gegenüberſtehen, und dieſes Spiel von den
Sport=
behörden nur geſtattet wurde, weil es ſich um einen wohltätigen
Zweck handelt. Deshalb. Sportsfreunde, am Neujahrstage auf zum
Wolfgangshäuschen!
In Harvertshauſen. 30. Dez. Hohes Alter. Am letzten
Tage des Jahres feiert unſere drittälteſte Einwohnerin. Frau
Chriſtine Däſch, ihren 81. Geburtstag.
Reichelsheim. 30. Dez. Der hieſige Geflügelzuchtverein
hält am Sonntag. den 1. Januar 1933 eine allgemeine
Geflügel=
ſchau im Saale des Gaſthauſes „Zum Adler” ab. Wie die
ſeitheri=
gen, ſo iſt dieſe Schau wiederum mit ſehr zahlreichem und gutem
Material beſchickt.
Ce Mümling=Grumbach, 30 Dez. Autounfall. Auf der
engen Fahrbahn der Mümlingbrücke ſtieß am 29. Dezember ein
durchführender Laſtwagen gegen die Schutzſteine und erlitt
erheb=
liche Beſchädigungen. Es iſt dies bereits der dritte Unfall an
der=
ſelben Stelle, und es wäre an der Zeit, daß die
Provinzialſtraßen=
verwaltung die alte, enge Brücke durch einen zeitgemäßen
Neu=
bau erſetzen würde.
Cd. Michelſtadt, 29. Dez. Bautätigkeit. Als Gegenſtück
zu der Notiz in der Mittwochnummer über die Bautätigkeit in
Birkenau ſei mitgeteilt, daß hier in Michelſtadt als größtem Ort
des Odenwaldes im ablaufenden Jahre nur ein Neubau erſtellt
und auch faſt kaum Reparaturen ausgeführt wurden, ſo daß die
Baubetriebe aller Art faſt kaum Beſchäftigung für ihre eigenen
Inhaber hatten, geſchweige denn noch Leute einſtellen konnten.
Bezeichnend iſt, daß in einigen Bauberufen faſt mehr Arbeit, als
Schwarzarbeit ausgeführt wurde, als durch die einſchlägigen
Ge=
ſchäfte. Diejenigen, welche Schwarzarbeit ausführen laſſen,
wiſ=
ſen ſcheinbar nicht, welche Gefahren ſie hierbei mit auf ſich
neh=
men. Erwähnt ſei hier nur die Haftnflicht des Auftraggebers bei
einem eventuellen Unfall des Arbeiters, was unter Umſtänden
zum finanziellen Ruin des Auftraggebers führen kann. Auf der
anderen Seite entgehen den ſozialen Einrichtungen doch auch die
Beiträge für dieſe Arbeiter und dem Staat die Steuern. Es wäre
an der Zeit, daß auch der Staat hier einmal nach dem Rechten
ſehen würde. Maßnahmen hiergegen würde man hier
jedenfall=
eher begreifen, als eine Kontrolle der Bäckereien auf Beginn
hrer Arbeitszeit. Ankurbelung der Wirtſchaft könnte man es
jedenfalls eher bezeichnen, wenn durch geeignete Maßnahmen die
Schwarzarbeit beſeitigt und ſomit das Bauhandwerk beſſer
be=
ſchäftigt werden könnte, als wenn man diejenigen, die etwas
frü=
her als die übrigen aufſtehen und arbeften wollen, noch beſtraft.
Samstag, 31. Dezember 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 363 — Seite 7
Ea. Stockheim, 28. Dez. Winterhilfe. Zum Beſten der
Winterhilfe veranſtaltete die Volksſchule zu Stockheim unter
Lei=
tung von Herrn Lehrer Aßmus im Saale „Zum Anker
Beſitzer
S. Walther) einen Elternabend, deſſen Erlös der örtlichen
Winter=
hilfe zufloß. Durch eine weitere Sammlung im Ort ſtand dem
Hilfsausſchuß ein ganz namhafter Betrag zur Verfügung. Es
konnten 23 bedürftige Familien mit je 4 Pfund Mehl und 1 Pfd
Fett bedacht werden, außerdem bekamen noch eine Anzahl
Er=
werbsloſe Geldbeträge.
Ci. Erbach, 30. Dezbr. Sing= und Spielabend des
Eichenkreuz. Der Sing= und Spielabend des Eichenkreuz am
28. Dezember wies einen derart ſtarken Beſuch auf, daß die
Ver=
anſtaltung geſtern abend wiederholt werden mußte und wiederum
bei völlig ausverkauftem Hauſe ſtattfand; ein Beweis für die Güte
der Darbietungen und das Anſehen, das dieſe Jugendgruppe hier
genießt.
Vom Zollamt Mit Beginn des neuen Jahres
verläßt Herr Oberzollſekretär Rudolf Kaus ſeinen hieſigen
Wir=
kungskreis, um nach Abſchluß eines Dienſtkurſus an ein größeres
Zollamt verſetzt, zu werden. Herr Kaus erwarb ſich durch ſein
freundliches Weſen und ſein Entgegenkommen im Amte einen
gro=
ßen Freundeskreis, der ihn nur ungern von hier ſcheiden ſieht.
4s. Erbach i. Odw., 30. Dez. Kriegsgräberfürſorge,
Von der Bezirksgruppe Erbach i. Odw. des V. D.K. wurden für den
Kriegerfriedhof Dun ſur Meuſe 3000 RM. zur Verfügung geſtellt,
nicht 30 000 RM., wie in der Notiz vom 27. 12. irrtümlich
ange=
geben iſt.
4r. Rothenberg. 29. Dez. Ratsſitzung. Die
Gemeinde=
autohalle wurde an die beiden Herren Peter Schäffer 2. und Gg.
Setzer zum Pachtpreis von 100 RM. jährlich verpachtet. An
Hunde=
ſteuer werden wie ſeither bis auf weiteres von der Gemeinde
4 RM. erhoben. Auf eine Eingabe des Rats an das Heſſ.
Forſt=
amt Rothenberg in Hirſchhorn um Streuabgabe hat dasſelbe dem
Rat mitgeteilt, daß es mit der Verſteigerung der
Abteilungs=
linien ſowie Schneiſen zu Streunutzung einverſtanden iſt.
— Hirſchhorn, 30. Dezember. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 29. d. M.: 1,50 Meter, am 30. d. M.: 1,52 Meter —
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Cf. Birkenau, 30. Dez. Ein ſchwerer Unfall ereignete
ſich auf der Straße zwiſchen Reiſen und Mörlenbach. Landwirt
Kadel von Reiſen fuhr mit einem Kühfuhrwerk in der Richtung
Mörlenbach. An der Brehmenmühle (Loroch) kam ihm ein
Kraft=
wagen von Bonsweiher entgegen. Als der Kraftwagen das
Fuhr=
werk faſt erreicht hatte, bog dasſelbe plötzlich nach links; Kadel
ſprang ab und wurde im gleichen Augenblick auch ſchon von dem
Kraftwagen erfaßt und zu Boden geſchleudert. Die Verletzungen
des 64jährigen Landwirts Kadel ſcheinen ſchwer zu ſein. Der ſofort
herbeigerufene Arzt Dr. med. Joß ordnete die Ueberführung in
das Städtiſche Krankenhaus Weinheim an.
Cm. Kreidach, 30. Dez. Einbrecher entlarvt. In das
unbewohnte Stationsgebäude beim Bahnhof zu Kreidach ſind in
der letzten Jahren wiederholt Einbrüche verübt und Gelder aus
der Stationskaſſe entnommen worden, ohne den Einbrecher zu
er=
wiſchen. Als vor Tagen der Bahnagent das Stationsgebäude am
Mittag verlaſſen wollte, bemerkte er in der Ferne einen Mann,
der ihm verdächtig ſchien. Auf Umwegen zum Bahnhof
zurückkeh=
rend, kam der Agent gerade hinzu, als der Einbrecher in Perſon
eines Bahnſchaffners ſich im Stationsgebäude aufhielt. Er hatte
ſich mit Hilfe eines Nachſchlüſſels, den er ſchon viele Jahre beſitzen
ſoll, Einlaß verſchafft. Die Unterſuchung des Falles iſt im Gange.
Bt. Auerbach. 27. Dez. Die Auerbacher
Notgemein=
ſchaft entfaltete zum Weihnachtsfeſt eine rege und ſegensreiche
Tätigkeit. So ſind im Laufe der Woche nach dem 4. Advent vom
Alice=Frauenverein 45 Pakete im Werte von 150 RM. an
hilfs=
bedürftige Familien ausgeteilt worden. Im gleichen Umfang hät
der evang. Frauenverein die Hilfsbedürftigen bedacht. Von der
Freiwilligen Winterhilfe konnten am Freitag noch 150 Pakete mit
Lebensmitteln im Werte von je 2 RM. zur Ausgabe gelangen.
Daneben hat der evang. Kirchenvorſtand notleidenden Familien
angemeſſene Geldſpenden zuteil werden laſſen.
Dn. Wolfskehlen. 30. Dez. Hohes Alter! Am morgigen
Samstag, 31. Dezember, feiert der Landwirt Joh. Schaffner.
Floßgaſſe, ſeinen 81. Geburtstag.
Gernsheim, 30. Dez. Im Jagdbezirk ſüdlich der Straße von
hier nach Hähnlein wurden bei der Treibjagd 219 Haſen
er=
legt. Zirka 40 Jäger beteiligten ſich daran.
— Gernsheim, 30. Dezember. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 29. d. M.: —1.08 Meter, am 30. d. M.: —1.13 Meter.
jeweils morgens 5.30 Uhr.
8. Lampertheim, 30. Dez. Gefaßte Schmuggler. Die
Polizei beobachtete ſchon einige Zeit verſchiedene des Schmuggels
nit unverzolltem Zigarettenpapier verdächtige hieſige Perſonen.
Nun griff ſie zu, und es wurden bereits zwei dem Amtsgericht
zu=
geführt und in Haft behalten. Die Unterſuchungen dauern noch
an. Die Einfuhr erfolgte von der Weſtgrenze mittels Auto,
P Rüſſelsheim. 29. Dez. Reichspräſident von Hindenburg hat
dem Ehepaar Gemeinderechner i. R. Treber und Frau, geb.
Wagner, anläßlich ſeiner an Weihnachten gefeierten goldenen
Hochzeit ein Glückwunſchſchreiben überſandt. Ebenſo ließen der
heſſiſche Miniſter des Innern namens des Staatspräſidenten und
der heſſiſchen Regierung, das Kreisamt Groß=Gerau und die
Ge=
meindeverwaltung Rüſſelsheim dem Jubelpaare
Glückwunſchſchrei=
ben überreichen.
— Offenbach. 30. Dez. Lieferauto fährt in eine
Radfahrergruppe. Mehrere Radfahrer aus Dreieichenhain
wurden beim Paſſieren der Sprendlinger Landſtraße von einem
Lieferauto von hinten angefahren. Dabei wurden drei Mann der
Radfahrergruppe ſchwer verletzt und mußten mit dem
Kranken=
auto abtransportiert werden.
* Die Silveſter=Bowle glüht...
Die Geſchichte des Punſches und der Bowle. — Die Urſprünglichkeik der Silveſterfeier.
Der moderne Menſch am Silveſterabend
Von Herbert Remolt.
Zwiſchen dem Alten,
Zwiſchen dem Neuen
Hier uns zu freuen
Schenkt uns das Glück.
Goethe: „Zum neuen Jahr”.
Die Art und Weiſe, wie der moderne Menſch den
Silveſter=
abend und den Neujahrstag verbringt, iſt weit entfernt von der
Urſprünglichkeit, der Mannigfaltigkeit und dem Farbenreichtum
der Neujahrsgebräuche, die im Volke heimiſch ſind und ſich ſeit
Ur=
väterzeiten forterbten. Aber auch wir modernen Menſchen wurzeln
mit unſerer Silveſterfeier, ſo ſchmucklos ſie auch geworden ſein
mag, doch in alten Gebräuchen des Volkes, wenn wir am
Alt=
jahrsabend die alten, bewährten Rezepte hervorſuchen, nach denen
man ſich aus Freude darüber, daß wieder ein Jahr in die Ewigkeit
hinabgeſunken iſt, in den neu anbrechenden Zeitabſchnitt
hinein=
trinkt. Ohne eine feurige Punſchbowle geht es am Jahresſchluß
nun einmal nicht ab, und auch die Alkoholgegner machen am
letz=
ten Abend des Jahres gern eine Ausnahme: man muß doch auf
ein gedeihliches und gutes Jahr anſtoßen, und die Stimmung wird
nun einmal zuverſichtlicher und froher, beſchwingter und
unbe=
ſchwerter, wenn ein guter Tropfen im Glaſe blinkt.
Die Bezeichnung Punſchbowle iſt eigentlich ein
Pleonas=
mus, denn Punſch iſt keine Bowle, und Bowle iſt noch lange kein
Punſch. Der Punſch iſt nämlich urſprünglich ein oſtindiſcher
Warm=
trank, der, weil aus ſünf Ingredienzien — Waſſer, Tee, Arrak.
Zucker und Limone — bereitet, von dem Zahlwort fünf, im
San=
ſkrit pantſche, den Namen erhielt, auf gut Deutſch daher etwa
„Fünferlei” genannt werden müßte. Die Bezeichnung Bowle
ſtammt aus England und bedeutet nichts weiter als das Gefäß, in
welchem ſolcher Trank zubereitet wird und auf den Tiſch kommt.
Eine Bowle oder Terrine fehlte nämlich nirgends in einem
Haus=
halt des luſtigen Alt=Englands; ſie galt in den Tagen des ſeligen
Fakſtaff nachgerade als wichtigſtes Mobiliar in Küche oder
Her=
renzimmer; wenn jeder andere Gegenſtand bereits auf das
Leih=
amt gewandert und der Beſitzer ſo in Schulden verſtrickt war, daß
ihm womöglich Haft drohte — dann erſt entſchloß er ſich dazu, ſich
von dem ihm ans Herz gewachſenen Requiſit zu trennen. So nimmt
die Bowle jener vergangenen Epoche einen durchaus nicht
un=
weſentlichen Platz ein im Kulturleben der Nationen. Aus ihr
ſchöpfen die prächtigen Geſtalten Shakeſpeares ihren ſo
urſprüng=
lichen, jede Sorge verſcheuchenden Frohſinn, und ſie iſt zum Teil
von den herrlichſten Poeſien umkränzt.
Zu einer gewiſſen hiſtoriſchen Berühmtheit gelangte der Punſch
im Jahre 1700 durch den engliſchen Admiral Ruſſel. Dieſer
war nämlich auf Grund ſeines Sieges über die franzöſiſche Flotte
bei La Hougue von dem engliſchen König Wilhelm dem Dritten
in den Rang eines Grafen von Oxford erhoben worden. Um dieſe
Auszeichnung auf beſonders originelle Art zu feiern, ließ Admiral
Ruſſel eine Bowle brauen, die auf höchſt ſeltſame Weiſe den
ge=
ladenen Gäſten angeboten wurde. Als Behälter für das Getränk
ließ der Admiral in ſeinem Park zu Chippenham eine Teichanlage
errichten, in die er folgende Zutaten gießen ließ: 8 Oxhoft Waſſer,
4 Oxhoft Branntwein, 40 Flaſchen ſauren Limonadenſaft, 25 000
Zitronen, 13 Zentner Zucker, 300 geröſtete Zwiebäcke, 5 Pfund ge=
riebene Muskatnüſſe und ein Faß Malagawein. Die Verteilung
dieſes höchſt eigenartig gebrauten Punſches erfolgte durch vier
Matroſen, die auf einem kleinen Boot den Punſchteich befuhren
und dabei die Gläſer der 6000 anweſenden Perſonen ſolange
füll=
ten, bis das Boot auf dem Trockenen ſaß. Nach Deutſchland
ge=
langte der Punſch erſt weſentlich ſpäter, und zwar ſpielte er gegen
Ende des 18. Jahrhunderts beſonders an den Fürſtenhöfen als
Herrengetränk eine gewiſſe Rolle.
Es gibt Tauſende von Bowlen= und Punſch=Rezepten. Aus
Eiern, Rotwein, Arrak, Weißwein, Sekt, Erdbeeren,
Zitronen=
ſchalen, Orangen läßt ſich leicht ein Getränk mit hochtrabendem
Namen herſtellen. Aber dieſe pflaumenweichen Pünſche ſind mehr
für blaſſe Aeſtheten geeignet. Wir lieben einen Punſch, der es
„in ſich hat”. Und das iſt unſere nordiſche Feuerzangen=
Bowle. Die feierliche Art der Zubereitung paßt ausgezeichnet zu
der Myſtik des Silveſterabends. Den Grundſtoff der Bowle bildet
ein guter Rotwein, in den man Zitronen= und Orangenſchalen
nebſt einer Stange Zimt und einige Gewürznelken hineintut. Das
Ganze wird auf langſamem Feuer ſtark erhitzt, aber nicht gekocht,
und in eine Terrine gegoſſen. Ueber dieſe legt man eine Feuerzange
und auf dieſe ein halbes Pfund Hutzucker in großen Stücken, die
vorher kräftig mit Rum getränkt werden. Dann wird das Licht
ausgemacht, und die Flüſſigkeit und der Zucker angezündet, der
nun in blauer Flamme zu brennen beginnt. Der Freundeskreis
ſitzt nun ſtumm und ehrfurchtsvoll und betrachtet das langſame
Zergehen des Zuckers, das ſymboliſch das Zergehen des Jahres
bedeutet, nur daß es leider nicht ſo unverfälſcht ſüß war. Durch
vorſichtiges Nachgießen mit Rum kann man das Feuer noch einige
Zeit unterhalten. Wenn das Bowlenlicht ausgeht, wird das Licht
wieder angeknipſt, nach Bedarf ſiedend heißer Rotwein in den
Topf gegoſſen, und die Bowle ſerviert.
Ein anderer ſüffiger Punſch iſt der berühmte
Krambam=
buli, den Wittekind, der Verfaſſer des „Krambambuliſten”
un=
ter dem Decknamen Crescentius Koromandel bereits
1745 mit völliger Hingabe an den Stoff ſo wunderbar beſungen
hat, daß ſeinem Trinkliede an Popularität kein einziges unſerer
zahlloſen Weinlieder gleichkommt. Das Rezept iſt ſehr einfach: Je
1 Liter ſehr ſtarker Tee, Burgunder und Arrak werden vermengt
und erhitzt. Dazu ein halbes Pfund Zucker. Ein weiteres halbes
Pfund Zucker wird in einem großen Stück mit Arrak kräftig
über=
goſſen und angezündet= nachdem es vorher mit einer Zuckerzange
angefaßt wurde; den brennenden Zucker hält man über die
Ter=
rine. Das iſt ein köſtliches Getränk, würdig der letzten Stunde des
alten Jahres, würdig, das neue, eben aufſteigende, zu begrüßen.
Aber vielleicht wird man den traditionellen Silveſterpunſch
einmal durch ein ſchwediſches Nationalgetränk, den Glögg
er=
ſetzen wollen. Ein Drahtſieb und eine feuerfeſte Terrine gehören
dazu. Man tut ein achtel Pfund gekochte und abgezogene Mandeln,
drei Stangen Zimt, einige Körner Kardamon, einige Roſinen
in die eben erwähnte Terrine, gießt einen Liter 96prozentigen
Spiritus und etwa ebenſoviel Waſſer darauf und läßt das Ganze
etwas ziehen. Dann wird das Sieb auf die Terrine gelegt und ein
Pfund Würfelzucker fein ſäuberlich aufgemauert. Der Spiritus
wird angezündet und erſt langſam, dann immer ſchneller. ſchmilzt
der Zucker in den Punſch, es ziſcht und brodelt, freundliche Düfte
verbreiten ſich. Iſt der Zucker weggeſchmolzen, dann hat der Punſch
eine natürliche Wärme und iſt goldig braun. In jedes Glas gehört
eine Mandel. Dieſes herrliche Getränk ſchmeckt vorzüglich und iſt
ſehr bekömmlich.
Ck. Erfelden, 30. Dez. Strommeiſter Menger konnte
dieſer Tage auf eine 43jährige Tätigkeit im Dienſte des Staates
zurückblicken. Vom Miniſterium wurde ihm ein
Anerkennungs=
ſchreiben für treue Dienſte zugeſtellt.
4z. Seligenſtadt. 30. Dez. Die zweitälteſte
Einwoh=
nerin. Witwe Maria Hoß, kann am 4. Januar 1933 ihren 93.
Geburtstag begehen.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Main= 30. Dez. Leiſtungen der Mainzer
Win=
terhilfe. Mit den Speiſungen wurde ſchon am 19. September
begonnen, weil durch die Kurzung der Wohlfahrtsſätze ſeit
Mona=
ten der Hunger in furchtbarer Weiſe an den Türen der Armen
Es wurden bis jetzt 158 979 Portionen Eſſen
ausge=
anklopfte.
geben. Es wurden verteilt: 1640 Kleidungsſtücke, 72 Stück
Erſt=
lingswäſche und 104 Stück Bettwäſche, Möbel uſw. In der Sitzung
2s geſchäftsführenden Ausſchuſſes der Mainzer Winterhilfe vom
1 Oktober 1932 wurde beſchloſſen, nur an drei Tagen in der
Woche die Speiſungen durchzuführen, weil die Mittel für eine
tägliche Speiſung fehlten. Die Not in allen Kreiſen der
Bevölke=
rung macht es jedoch dringend notwendig, daß die Speiſungen ab
Januar 1933 wieder täglich durchgeführt werden. Bis zum
27. Dezember 1932 wurden für die Mainzer Winterhilfe aus
Bar=
mitteln 29 135,78 RM. gezeichnet. Dazu kommen die Erträgniſſe
aus der Marzipankugel=Lotterie und der Reſtbetrag aus der
Winterhilfe 1931/32 mit zuſammen 15 364,71 RM. Wegen der
Marzipankugel=Lotterie läuft ein Steuergeſuch bei dem
Landes=
finanzamt. Wird dieſes Geſuch zugunſten der Winterhilfe
ent=
ſchieden, ſo fällt der Mainzer Winterhilfe noch ein Betrag von ca.
6000 RM. zu.
Sehr zu begrüßen war es, daß die Mainzer
Kauf=
leute ihre Weihnachtslotterie in den Dienſt der Winterhilfe
ſtell=
ten und ſo der Winterhilfe einen Betrag von 7800 RM. ſchenken
konnten. Neben der Aufgabe, die Hungrigen zu ſpeiſen und die
Bedürftigen zu kleiden, hat die Winterhilfe es übernommen.
denen, die frieren, Kohlen zu liefern. 44 128 Zentner Kohlen
wurden geliefert. In den Monaten Januar, Februar und
Mär=
werden vorausſichtlich noch zirka 90 000 Zentner Kohlen verteilt.
Die Leitung der Mainzer Winterhilfe erläßt einen neuen Aufruf
an die Mainzer Bevölkerung, durch Geld= und Naturalſpenden die
Weiterführung ihrer Arbeit zu ermöglichen, weil die
Durchfüh=
rung der Betreuung der Notleidenden nur geſchehen kann, wenn
alle Kreiſe der Bevölkerung zur Winterhilfe ſtehen und wenn
je=
der, ſoweit es in ſeinen Kräften ſteht, Opfer für die Winterhilfe
bringt.
Nachrichten des Standesamts Darmſtadi.
Geſtorbene. Am 23. Dezember: Scheid, Anna Karoline
Pau=
line, geb. Geuter, 68 J., Ehefrau des Pfarrers, Reichenbach Kr.
Bensheim, hier, Eliſabethenſtift, „Baeder Heinrich Oswald, 70
Kaufmann, Riedeſelſtraße 70. Schmitt, Walter, Handlungsgehilfe
ledig, 23 J.. Ludwigsſtr. 15. Boettinger, Auguſte Marie, geb.
Wiener, 86 J., Witwe des Brauereibeſitzers Heinrichsſtr. 74. Am
24. Dezember: Saum. Marie Magdalene, geb. Geyer, 75 J., Witwe
des Schriftſetzers in Guſtavsburg, hier, Sandbergſtr. 8. Eckler,
Sebaſtian, Bezirksdirektor i. R., 76 J., Heinrichsſtr. 143. Bormet
Emma, geb. Stromeyer 65 J., Witwe des Rechnungsrats,
Hein=
richsſtr. 109. Am 25. Dezember: Lautenberger, Mary Eliza, geb.
Sherwood, 92 J.. Im Geiſenſee 1. Am 24. Dezember: Bahling,
Wilhelmine geb. Link, 79 J., Witwe des Kaufmanns,
Heinrichs=
ſtraße 148. Am 26. Dezember: Göbel, Eliſabeth, geb. Schütz, 83 J.,
Witwe des Metzgermeiſters, Beckſtr. 81. Am 25. Dezember:
Lach=
ner, Anna, 25 J., ledig, ohne Beruf, in Grubach, Bez.=Amt
Beiln=
gries (zurzeit Eberſtadt), hier, Martinspfad 72. Am 27.
Dezem=
ber: Strickert, Johannes, Schloſſer, 75 J.. Nied.=Ramſtädter Str. 3.
Rupp, Anna, Näherin, ledig, Erbacher Str. 25. Diefenbach,
Wil=
helm Theodor, Schuldiener i. R., 81 J., Kaupſtr. 24. Klein, Peter,
Expedient, 37 J., Nauheim, hier Hermannſtr. 6. Am 28. Dezember:
Klaus, Heinrich, Oberamtsgehilfe, 61 J.. Grafenſtr. 30. Am 27. De
zember: Frank. Emil, Kaufmann, 67 J., Kiesbergſtr. 46. Bölke,
Auguſt Wilhelm. Eiſenbahnbetriebsinſpektor i. R., 90 J.,
Witt=
mannſtr. 19. Kranz. Wilhelm Ernſt Heinrich, Kaufmann, 70 J.,
Schloßgarten 7. Knuſt, Emil Adam. Poſtſekretär, 60 J.,
Schuchard=
ſtraße 12. Am 28. Dezember: Erlanger, Betty, ohne Beruf, 70 J.,
Kaſinoſtr. 30. Am 23. Dezember: Drohmann, Katharina, geb.
Späth, 39 J., Witwe des Erhebers, Wendelſtadtſtr. 13. Am 28.
De=
zember: Hofferbert, Katharina, geb. Lenges, 54 J.. Ehefrau des
Buchbinders, Soderſtr. 34. Am 29. Dezember: Schubert, Suſanne,
geb. Reinhard, 82 J., Witwe des Forſtwarts i. R., Kaupſtr. 42.
Am 28. Dezember: Dexheimer, Suſanne Wilhelmine Hedwig geb.
Böckmann, 65 J., Heidelberger Str. 121. Am 29. Dezember:
Deub=
ner, Friedrich, Profeſſor a. D.. 85 J., Heidelberger Str. 21.
Tra=
mer, Eliſabeth. geb. Metz, 67 J. Ehefrau des Poſtſekretärs i. R.,
Müllerſtr. 41. Seitz, Eliſe, geb. Daum, 36 J., Ehefrau des
Weichen=
wärters i. R., Pfirſchbach, hier. Eliſabethenſtift. Krapp. Curt
Am
Friedrich Carl. Oberingenieur, 63 J.. Am Erlenberg 15
30. Dezember: Roſenau, Emma Ida geb. Saalfeld 80 J.. Witwe
des Lehrer. Am Herrnacker 13. Mahr, Anna Eliſabethe, geb.
Voltz, 66 J., Ehefrau des Beigeordneten, Altheim, hier,
Martins=
pfod 72.
Kirchliche Nachrichten.
Epangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte.
Altjahrsabend, Silveſter 1932 (31. Dezember).
Stadtkirche. Abends 6 Uhr: Jahresſchlußfeier mit Feier des heiligen Abendmahls.
rrer Vogel. Abends 8,30 Uhr: Jahresſchlußfeier. Pfarrer Lautenſchläger.
Stadtkavelle. Abends 8 Uhr: Jahresſchlußfeier. Pfarrer Heß.
Schloßkirche. Abends 9 Uhr: Jahresſchlußfeier. Dekan Zimmermann.
Martinskirche. (Kollekte für die Armen der Ge
nde.) Abends 6 Uhr: Silveſter=
Sdienſt mit Feier des heiligen Abendmahls. Pfarrer Köhler. Anmeldung von
gotte
5,30 Uhr an in der Sakriſtei. Abends 8 Uhr: Silveſtergottesdienſt. Landeskirchenrat
D. Waitz.
Kapelle des Städt. Altersheims. Nachm. 5 Uhr: Silveſtergottesdienſt. Pfarrer
göhll
Fohanneskirche, Abenbs 6 Uhr: Predigtgottesdienſt. Pfarraſſiſtent Junker. Abends
8 Uhr: Predigtgottesdienſt. Pfarrer Marx. Abends 10,30 Uhr: Jahresſchlußfeier mit
heiligem Abendmahl. Pfarrer Goethe.
Baul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Abends 8 Uhr:
Silveſter=
gotteedienſt. Pfarraſſiſtent Junker.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). (Kollekte für die Armen.) Abends 6 Uhr:
nſt. Pfarrer Weiß. Abends 8 Uhr: Gottesdienſt. Pfarrer Irle. Nachts 11,30
Gott
*
urgiſche Jahresſchlußleier. Pfarrer Frle.
ub
irche. (Kollekte für die Pauluskirche.) Abends 6 Uhr: Silveſtergottesdienſt.
Baulu
A. Münlel
Pfarre
Stiftskirche. Abends 8 Uhr: Silveſtergottesdienſt. Pfarrer Walbeck.
Schloßkapelle Kranichſtein. Silveſter, 6 Uhr: Gottesdienſt. Pfarreraſſiſtent Nies
Neujahr 1933 (1. Januar).
In allen Kirchen Kollekte für die Gemeindepflege.
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Lautenſchläger. Nachm
5 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarre
er F. Müller.
Stadtkapelle. Vorm. 10 Uhr:
auptgottesdienſt. Pfarrer Köhler,
Schloßkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottes
nſt. Dekan Zimmermann.
Pfarrer
Martinskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdien
Bergér, Vorm. 11Uhr:
Kindergottesdienſt für die Martinsgemeinde Weſt. Pſarrer Dr. Bergdr.
Fohanneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Goeth
Baul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie), Vorm. 10 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt. Pfarraſſiſtent Junker. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Funker
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Borm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Weiß
Pauluskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wolf.
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Hickel.
Donnerstag (5. Januar).
Stiftskirche. Abends 8 Uhr: Betſtunde.
2. Veranſtaltungen.
Martinsgemeinde: Mittwoch, 4. Jan., abends 8 Uhr: Bibelſtunde
Martinsſtift (Müllerſtr. 28). Mittwoch, 4. Jan., abends 8 Uhr: Bibelſtunde
h. 3, 14—22
inb.
Paul=8
ehardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Dienstag, 3. Jan., abends
8 Uhr: Vibelſtunde
Betrusgemeinde: Gemeindehaus (Eichwieſenſtr. 8). Sonntag, 1. Jan., vorm.
11,30 Uhr: Kirchliche Neujahrsbegrüßung.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24
Sonntag: Die Gebetsſtunde und der Kindergottesdienſt
fallen aus. Nachm. 3,80 Uhr: Neujahrs=Bibelſtunde. Herr Bringmann. Von Monta
den 2., bis Samstag, den 7. Januar, finden jeden Abend 8,80 Uhr Gebetsverſammlungen
ſtatt.
gendbund für G. C. (Mühlſtr. 94). Von Montag bis Samstag: Beteiligung an der
Allianz=Gebetswock
Bund deutſcher Bibelkreiſe, Jungenſchaft Darmſtadt (Eliſabethenſtr. 17, I.)
Sams=
tag, 31. Dez., nachm. 4,30 Uhr: Jahresſchlußfeier.
3. Gemeindeämter.
Ev. Wohlfahrtsdienſt: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, Vorderhaus, 1 Treppe.
Sprech=
ſtunden vorm. von 10—12 Uhr und nachm. (außer Samstags) von 5 bis 6 Uhr.
Fern=
ſprecher 4584
Diakonenſtation für männliche Krankenpflege: Heidelberger Straße 21.
Fern=
ſprecher 2883
Diakoniſſenſtationen: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17; Martinsſtift, „Müllerſtr. 28;
Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6; Ge
indehaus, Kahlertſtr. 26; Gemeindehaus.
Eich=
vieſenſtr. 8; neben der Pauluskirche, Ohlyſtr
Gemeindeamt für Kirchenſteuerangelegenheiten: Gemeindehaus, Kiesſtraße 17,
Hinterh.
aal 8. Geſchäftsſtunden vorm, von 8 bis 12 u
ur und nachm. von 8—5,30
Ur
auße Dienstag= und Freitagnachmittag, Fernſpr. 2379.
ſtgeld: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, Hinterhaus, Zimmer 4.
ahlſtelle für das Kir
Zahltage: Montag, Mittwoch und Donnerstag vorm. von 9 bis 12 u.
Svangeliſches Arbeiterſekretariat (Feierabend, Stiftsſtr. 51):
Rechtsauskunfts=
ſtelle. Sprechſtunden vorm. von 10—1 Uhr. Fernſprecher 2288.
Heidelberger Str. 14 (nächſt Heinrichſtr.). Silveſter
Die Chriſtengemeinſchaf
31. Dez. abends 20,30 Uhr
edigtgottesdienſt. PfarrerKuhn. — Neujahr, 1. Jan. 1933
vorm. 10 Uhr: Menſchenweihehandlung mit Predigt.
Auswärttge Gemeinden.
Sdienſt. Pfarrer Mangold. —
Griesheim. 31. Dezember. 8 Uhr: Fihresſchlußgott
Kollekte, für
Ke
die Armen.
Uhr: Gottesdienſt. Pfarreraſſiſt
ar.
F.
Kiudergottesdienſt. — 8 Uhr
Bebelſtunde, Stadtmiſſionar Bringman
—
Friedenskirche, 31. Dezember. 8 Uhr: Fihresſchlußgottesdieſt. Pfarrer Mangold
Evangeliſche Gemeinde Eberſtadt. Altjahrsabend: 8 Uhr: Jahresſchlußfeier. Wieder
holung der Weihnachtskantate „Suſaninne‟, Soliſten, Kirchenchor. Neujahr: Vorm.
8.45 Uhr: Hauptgottesdienſt.
Frovinzialpflegeanſtalt. Vorm. 11 Uhr: Gottesdienſt
Nieder=Namſtadt. Samstag, 81. Dezember, 8 Uhr abenbs: Jahresſchluß=
Gottes=
dienſt. — Sonntag, 1. Januar. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Kollekte für bis
Ortsarmen.
Evangeliſche Kirche Ober=Ramſtadt. Silveſter, 31. Dez. 1982: 8 Uhr:
Jahresſchluß=
llekte) — 9
ahr: 10 Uhr: Gottesdienſt (Kollekte). 11 Uhr:
Kinder=
gutte
lienſt.
8.30
Dienstag,
gottesdien
Uhr: Bibelſtunde.
Evangeliſche Gemeinde Traiſa. Silveſtergottesdienſt 20 Uhr. Neujahr: 10 Uhr:
Gottesdienſt. 11 Uhr: Kindergottesdien
Evangeliſche Gemeinde Roßdorf. Silveſter 31. Dezember, abends 8 Uhr:
Gottes=
dienſt. — Neujahr 1933, Sonntag vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Kollekte für die
Armen der Gemeinde.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Evangeliſche Gemeinſchaft, Schulſtr. 0. Silveſter
2,30 Uhr: Wachnachtgottesdienſt:
. 10 Uhr
ttesdienſ.
Bredi
Prediger Veil
5onntag (Neujahr), von
mann.
Mont
Predigt. Prediger Veihelman,
nn. Abends 8 Uh
Prediger Veihe
abends 8 Uhr: Gebetsſtunde. — Donnerstag, abends 8 Uhr: Alianzgebetsverſammlun
Fhriſtlich=wiſſenſchaftliche Bereinigung (Christlan Solonoe Society) in Darmſtadt,
Aula der Landesbauſchule, Neckarſtr. 3. Gottesdienſte jeden Sonntag vorm 10 Uhr
und jeden Mittwoch, abends 8,15 Uhr.
Methodiſtengemeinde Darmſtadt. (Evangeliche Freikirche) Wendelſtadtſtraße 38.
Rn
ag, 1. Jan. Vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. — Montag—Freitag: Teilnahme
itag
Allianzgebetswoche
an d
aptiſten) Mauerſtr. 17. Silveſterabend,
Geineinde gläubig getaufter Chriſten
Samstag ab 9 Uhr: Jahresſchlußfeier.
nntag, 1. Januar. Nachm. 4.30 Uhr:
Neujahrsfeſtprebigt. — Montag bis Freitag: Teilnahme an der Allianz=Gebetswoche.
Da8 Programm der allgem. Allianz=Gebetswoche. Montag, 2. Jan. 1933: Jebe
Gemeinſchaft verſammelt ſich im eigenen Saal. Thema: Dank der Betgemeinde
das Vorrecht des Glaubensgebetes.
Dienstag, 3. Jan. Allgemeine Beteiliou
m Saale der Stadtmiſſion, Mühlſtraße 24. Thema: Die allgemeine chriſtliche Kirche,
deren Haupt Chriſtus iſt. Redner: Pfarrer Köhler. — Mittwoch, 4. Jan. Allgemeine
Beteiligung im Saale der Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten)
Mauer=
traße 17. Thema: Die Völker und ihre Regierungen. Redner: Prediger Kruſt und
Stadtmil
ionsinſp. Bringmann. — Donnerstag, 5. Jan. Allgemeine Beteiligu
Saale der Euang. Gemeinſch
ſchulſtr. 9. Thema: Außere Miſſion. Redner:
diger Hähnel, Prediger Kruſt.
Freitag, 6. Fan. Allgemeine Beteiligung im S
der chriſtl. Gemeinſchaft, Mollerſtraße 40. Thema: Familie und Fugend. Redner=
Prediger Hähnel. — Alle Verſammlungen beginnen abends 8.30 Uhr. Die
Stadt=
miſſion verſammelt ſich außerdem allabendlich, auch Sonnabend im eigenen Saal
Seite 8 — Nr. 363
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 31. Dezember 1953
Mit dem Kopf nach unken aufgehängt.
Uſingen (Ts.) Der 18jährige Heinrich
Voigt aus Bad Homburg war mit ſeinem Rad
nach Uſingen gefahren. Im Wald bei Wehrheim
wurde er von einem Mann um eine Hilfeleiſtung
gebeten. Als Voigt vom Rade geſtiegen war,
wurde er von dem Unbekannten zu Boden
ge=
worfen, an den Händen gefeſſelt und mit den
Füßen an einer Tanne aufgehängt, ſo daß der
Kopf über dem Boden hing. Der etwa 50 Jahre
alte Mann durchſuchte dann die Taſchen des
Ueberfallenen, nahm die Barſchaft von 2,50 RM.
an ſich und verſchwand. Auf die Hilferufe des
Voigt kamen dann Paſſanten von der nahen
Landſtraße und befreiten den Unglücklichen aus
ſeiner Lage. Bei dem Täter ſoll es ſich um einen
Mann handeln, der in letzter Zeit bettelnd
durch die Gegend zog.
Große Unkerſchlagungen
bei der Reichspoſt=Reklame G.m.b.H. in Köln
aufgedeckt.
Köln. Bei der Reichspoſt=Reklame G. m.
b. H. in Köln, die, wie ausdrücklich bemerkt ſei,
mit der Oberpoſtdirektion nichts zu tun hat, ſind
Freitag morgen der Leiter und deſſen Vertreter
unter dem dringenden Verdacht erheblicher
Un=
terſchlagungen verhaftet und in
Unterſuchungs=
haft genommen worden. Es handelt ſich, wie
verlautet, um ganz erhebliche Beträge, die
an=
geblich 100 000 RM. überſteigen ſollen. Genauere
Zählen ſind zurzeit nicht erhältlich. Ein
Buch=
prüfer iſt mit der weiteren Aufklärung
beauf=
tragt.
Großfeuer in Zell d. d. Moſel.
Köln. Donnerstag abend gegen 18 Uhr
ent=
ſtand in dem Wohnhaus eines Winzers in Zell
a d. Moſel ein Großfeuer, das ſich mit großer
Geſchwindigkeit ausbreitete und auf vier
Nach=
barhäuſer übergriff. Das Feuer konnte bis in
die ſpäten Abendſtunden noch nicht gelöſcht
wer=
den. Es iſt damit zu rechnen, daß ſämtliche fünf
Häuſer den Flammen zum Opfer fallen und ſechs
Familien obdachlos werden. Außer den Häuſern
ſind auch zahlreiche Getreide= und Heuvorräte
von den Flammen ergriffen.
Ein Einbrecher im Kampf mit einem
Polizei=
beamten erſchoſſen.
Berlin. In der Nacht zum Freitag
dran=
gen zwei Einbrecher in den Keller eines
Kolo=
nialwarengeſchäfts in Reinickendorf=Oſt ein.
Hausbewohner benachrichtigten einen im gleichen
Hauſe wohnenden Hauptwachtmeiſter. Als dieſer
den Keller betrat, wurde er von den Einbrechern
mit einer Brechſtange zu Boden geſchlagen. Der
Beamte erhielt eine ſchwere Kopfverletzung. In
der Notwehr gab er einen Schuß ab und verletzte
den einen Einbrecher ſchwer, der zweite flüchtete.
Der Einbrecher ſtarb vor ſeiner Einlieferung
ins Krankenhaus.
Exploſion in einer Aluminium=Bronzefabrik.
Velden (Mittelfranken). In der Aluminium=
Bronzefabrik Günterstal bei Velden erfolgte in
der Mittagsſtunde eine Exploſion von
Alumi=
niumſtaub. Eine langgeſtreckte Halle wurde durch
die Exploſion ziemlich zerſtört. Alle
Fenſter=
ſcheiben wurden zertrümmert. Ein Arbeiter
er=
litt leichte Verbrennungen, der Sachſchaden iſt
nicht erheblich.
Die Todtnauer Hütte niedergebrannt.
Freiburg (Br.). Die am Südhang des
Feldbergs etwa 1300 Meter hoch gelegene
Todt=
nauer Hütte iſt geſtern morgen bis auf die
Graundmauern niedergebrannt. Perſonen ſind
nicht zu Schaden gekommen.
Großer Staatspreis für Architekten.
Berlin. Der Wettbewerb um den Großen
Staatspreis der Preußiſchen Akademie der Künſte
für Architekten iſt geſtern entſchieden worden.
Der Große Staatspreis kam nicht zur
Ver=
leihung. Es wurden dafür drei gleich hohe
Prä=
mien den Architekten Sergius Ruegenberg,
Jo=
hannes Brandt und Willi Pieper, ſämtlich in
Berlin, zugeſprochen.
Neue Felsſtürze im Kanal von Korinth.
Athen. Im Kanal von Korinth haben ſich
neue Felsſtürze ereignet, ſo daß der
Durchgangs=
verkehr unterbrochen iſt.
80. Gebuttskag
des Heerführers von Einem.
Generaloberſt Karl von Einem
kann am 1. Januar ſeinen 80. Geburtstag
be=
gehen. Von Einem, der 1900 der militäriſche
Organiſator der China=Expedition war und von
1903 bis 1909 das preußiſche Kriegsminiſterium
leitete, führte 1914 das 7. Armeekorps ſiegreich
durch Belgien und wurde dann
Oberbefehls=
haber der 3. Armee, mit der er ſich in der
Winterſchlacht in der Champagne gegen
ſechs=
fache Uebermacht hielt. Auch 1917—1918
ver=
mochte er mit den ihm unterſtellten Korps alle
franzöſiſchen Durchbruchsverſuche abzuweiſen.
Der furchtbare Warenhausbrand in Barcelona.
Das gänzlich verkohlte Treppenhaus.
Die brennende Kuppel des Warenhauſes El Siglo.
In dem größten Warenhaus von Barcelona, El Siglo, wütete ein Großfeuer, das alsbald das Rieſenunternehmen gänzlich einäſcherte.
Der Sachſchaden beträgt etwa 10 Millionen Mark. 1400 Angeſtellte wurden brotlos.
Zeuergefecht vor dem Königsſchloß in Sofia.
Das bulgariſche Königsſchloß in Sofia,
vor dem es während einer politiſchen Audienz zu einem folgenſchweren Feuerkampf zwiſchen
geg=
neriſchen mazedoniſchen Gruppen kam. Von den Kämpfenden wurden zwei getötet, acht ſchwer und
viele leicht verletzt.
Chriſtbaum in Flammen.
Zwei Kinder verbrannt, eins lebensgefährlich
verletzt.
Budapeſt. Die drei Kinder eines
Land=
wirtes aus Miskolcz (Ober=Ungarn) zündeten
in Abweſenheit der Eltern die Chriſtbaumkerzen
an. Der Baum fing Feuer, das raſch um ſich
griff. Zwei Kinder im Alter von vier und zwei
Jahren fanden in den Flammen den Tod. Das
dritte Kind im Alter von ſechs Jahren wurde
mit ſchweren Brandwunden ins Krankenhaus
gebracht. Sein Zuſtand iſt hoffnungslos.
Nach 6 Jahren als unſchuldig erklärk.
Bern. Der Kaſſationshof hat dem
prakti=
ſchen Arzt Dr. Riedel 51 000 Franken und ſeiner
Frau 28 000 Franken als Entſchädigung
zuge=
ſprochen. Außerdem erklärte das Gericht, daß
beide Eheleute vor der Rechtsordnung als
un=
ſchuldig betrachtet werden müſſen.
Mit dieſem Urteil findet eine Angelegenheit
ihren Abſchluß, mit der ſich die Oeffentlichkeit
mehrere Jahre lang wiederholt beſchäftigt hat.
Dr. Riedel und ſeine damalige Freundin waren
wegen Vergiftung der Gattin des Arztes im
Jahre 1926 vom Schwurgericht zu Burgdorf zu
20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ende
vorigen Jahres wurden beide im
Wiederauf=
nahmeverfahren von der Anklage des Mordes
freigeſprochen. Der Freiſpruch ließ jedoch einen
gewiſſen Verdacht gegen die Angeklagten übrig.
Dem Arzt wurden damals 38 000 Franken,
ſei=
ner Freundin 30 000 Fr. Entſchädigung zuerkannt.
Die Freigeſprochenen heirateten, nachdem ſie
das Gefängnis verlaſſen hatten, und betrieben
auf dem Reviſionsweg eine Erhöhung der ihnen
zugeſprochenen Entſchädigung und die
Anerken=
nung ihrer vollſtändigen Unſchuld. Mit dem jetzt
gefällten Urteil haben ſie beide Ziele erreicht.
Die Urſache des Grubenunglücks in Ungarn.
Budapeſt. Zu dem Grubenunglück in
Un=
garn wird noch ergänzend gemeldet, daß in der
Grube bei Fünfkirchen Sprengungen
vorgenom=
men wurden. Die Arbeiter waren bis auf die
vorgeſchriebene Entfernung zurückgetreten. Da
nach der Sprengung die Arbeit nicht wieder
ein=
ſetzte und Totenſtille eintrat, ging man auf die
Suche. Der Schacht war mit Grubengas
ange=
füllt. Man verſah ſich mit Gasmasken und
ging in die Tiefe, wo das furchtbare Unglück
feſtgeſtellt wurde.
BerlinerUniverſikätsprofeſſorerhälkals
erſter Ausländer
den rumäniſchen
„Pour le Mörike‟
Profeſſor
Ernſt Gamillſcheg,
der hervorragende
Ro=
maniſt der Univerſität
Berlin, wurde als erſter
Ausländer durch die
Ver=
leihung des rumäniſchen
Ordens „Pour le
Mé=
rite” ausgezeichnet.
Im Segelboot von 9slo nach Florida.
Ein tollkühnes Unternehmen gelungen.
Oslo. Ein norwegiſcher Seemann namens
Alfons Hanſen verließ im Auguſt d. J. in einem
36 Fuß langen Segelboot Oslo, um in
Aus=
führung einer Wette am Weihnachtsabend
Mi=
ami an der Küſte von Florida zu erreichen. Er
iſt kürzlich auf Tag und Stunde in Miami
ein=
getroffen. Seine „Begleitung” beſtand aus einem
Hund und einer Katze, die die Ueberquerung des
Atlantik ſehr gut überſtanden haben.
Der Helbſtmörder als Mörder.
Berlin. Geſtern vormittag hat ſich bei einer
Einbrecherjagd am Luiſenufer einer der
Ver=
folgten, der 30jährige Arbeiter Eugen Pieper,
auf der Flucht erſchoſſen, als er ſah, daß er nichr
mehr entrinnen konnte. Unter dem Verdacht der
Mittäterſchaft wurde ſeine Begleiterin, die
20jährige Erna Trachmann, feſtgenommen und
dem Polizeipräſidium zugeführt. Bei der
Durch=
ſuchung der Wohnung des Pieper, der im
Hauſe Alte=Jakob=Straße 29 mit dem Mädchen
unangemeldet wohnte, fand man neben
Aufzeich=
nungen ſeiner Straftaten auch in einem Brief
die ſenſationelle Selbſtbezichtigung, daß Pieper
in der Nacht zum 9. Oktober bei Grünberg in
Schleſien den Chauffeur Paul Sarnowſki
er=
ſchoſſen habe und die Trachmann, die aus
Schar=
tendorf bei Grünberg ſtammt, Zeugin der Tat
geweſen ſei. Das Mädchen hat bereits ein
um=
faſſendes Geſtändnis abgelegt.
auf ein Fürſorgeheim.
Gewalkſame Befreiung von
Fürſorge=
zöglingen.
Frankfurt a. M. In einem Fürſorgeheim,
dem ſogenannten Weſtendheim, in Frankfurt
a. M., wurden bisher durchſchnittlich 50 bis 70
Zöglinge untergebracht: Dieſes Fürſorgeheim
ſoll nunmehr auf Grund einer Notverordnung
im Zuſammenhang mit den Sparmaßnahmen
aufgelöſt, der größte Teil der Zöglinge entlaſſen
und der Reſt anderswo untergebracht werden.
Vier der Zöglinge, die nach Schloß Dehrn
ge=
bracht werden ſollten, wurden nun Mittwock
nachmittag abtransportiert, und zwar in
Be=
gleitung eines Pflegers von Schloß Dehrn. Von
dieſem Transport hatten Zöglinge des
Weſtend=
heimes, die vor 2 bis 3 Wochen entlaſſen worden
waren, Kenntnis bekommen. Sie erwarteten an
der Bockenheimer Warte die Elektriſche, auf der
ſich die vier Zöglinge mit dem Pfleger befanden,
befreiten zwei von dieſen Zöglingen und
ver=
ſchwanden mit ihnen. Nach dem Polizeibericht
ſollen die beiden entflohenen Zöglinge ſowie die
zu ihrer Befreiung anweſenden jungen Leute
und ehemaligen Zöglinge alle der NSDAP.
an=
gehören. Am gleichen Tage abends erſchienen
dann bei dem Direktor des Weſtendheimes drei
Angehörige der NS
DDAP., um die ganze
Ange=
legenheit zu regeln und um dafür einzutreten,
daß die beiden entführten Zöglinge anderswo
untergebracht und nicht nach Schloß Dehrn
ge=
ſchafft würden. Während dieſe Verhandlungen
noch im Gange waren, drang plötzlich ein ganzer
Trupp junger Leute, nach dem Polizeibericht
ebenfalls Nationalſozialiſten in das
Weſtend=
heim ein, drängte die Pfleger beiſeite, und
ſtürmte das Verhandlungszimmer, ſo daß die
Verhandlungen abgebrochen werden mußten, di
ziemlich nahe an eine Verſtändigung herange
rückt waren. Die Unterſuchung über die ganze
Angelegenheit iſt noch im Gange. Es wurden
von der Polizei zwei junge Leute feſtgenommen,
doch hat man ſie wieder laufen laſſen, weil ſie
anſcheinend keine bedeutendere Rolle in der
Angelegenheit geſpielt haben. Einer der
Pflege=
des Weſtendheims bekam einen Stoß vor die
Bruſt, doch iſt er nicht weiter in Mitleidenſchaft
gezogen worden.
Soweit der Polizeibericht.
Eine Erklärung der NSDAP.
zu der Enkführung.
Von der Leitung der NSDAP. Frankfurt
geht uns dazu folgende Darſtellung zu:
Am Mittwoch kam es am Weſtendheim, das
wegen geringer Frequenz aufgelöſt werden ſoll,
zu einem Zwiſchenfall Zwei Zöglinge ſollten
nach der Erziehungsanſtalt Schloß Dehrn, einer
geſchloſſenen Anſtalt, überführt werden. Von
einer Gruppe Bekannter, die plötzlich auftrat,
wurden ſie überraſchend aus der Straßenbahn in
der Nähe der Bockenheimer Warte herausgeholt
und konnten entkommen. Einige Stunden ſpäter
verhandelten mehrere Angehörige der NSDAP.
in privater Eigenſchaft und lediglich, weil ſie
die beiden entführten Jungen kannten, mit dem
Direktor des Weſtendheimes. Sie bemühten ſich
darum, die beiden jungen Leute in einem
Frankfurter Heim unterzubringen und
mißbil=
ligten die Entführung aus der Straßenbahn.
Ihre Bemühungen zielten darauf ab, die beiden
jungenLeute zur freiwilligen Rückkehr zu
be=
wegen. Während die Verhandlungen mit
Aus=
ſicht auf eine Einigung noch im Gange waren,
ſtürmte ein Trupp junger Leute, unter denen
man verſchiedene ehemalige Fürſorgezöglinge
bemerkte, das Zimmer und ſprengte die
Ver=
handlungen. Die polizeilichen Ermittlungen
gegen dieſe Leute ſowie wegen des Vorfalles in
der Straßenbahn ſind noch im Gange. Es ſind
bereits verſchiedene Feſtnahmen erfolgt
AP., daß
Weiter erfahren wir von der N
keine Dienſtſtelle der NSDAP. mit den beiden
Vorfällen etwas zu tun hat. Lediglich der
Lan=
desſpitzenleiter des Deutſchen Jugendwerkes
e. V., das in keinerlei juriſtiſchem
Zuſammen=
hang mit der NSDAP. ſteht, hat ſich für die
ordnungsgemäße Erledigung der Vorfälle und
für eine geeignete Unterbringung der beiden am
Mittwoch entflohenen jungen Leute eingeſetzt.
Samstag, 31. Dezember 19
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 363 — Seite 9
Sport, Spiel und Jucnen
Das Winkerhilfeſpiel in Darmſtadt.
Am Neujahrskag: Polizei Oſtdk. — Union Niederrad.
Main=Spitzenklaſſe gegen Starkenburger Kreismeiſter.,
Unter dem Motto „Sportler helfen helfen” findet am
Sonn=
tag dieſes Spiel zugunſten der Nothilfe ſtatt. Der Tabellenvierte
der Gruppe Main, Union Niederrad, ſtellt ſich zum erſten Male in
einem Werbeſpiel den Darmſtädtern vor. Den Niederradern geht
in ſportlicher und ſpieleriſcher Hinſicht ein ſehr guter Ruf voraus,
was nicht zuletzt auf die Tatſache zurückzuführen iſt, daß ſich die
Mannſchaft nur aus einheimiſchen Spielern, rekrutiert. Zu
Be=
ginn der Verbandsſpiele hatte die Mannſchaft durch den Weggang
der beiden repräſentativen Spieler Lindner und Tiefel eine
Schwächeperiode durchzumachen, die aber bald wieder behoben
wurde. Man geht nach den letzten Spielergebniſſen nicht fehl
in der Behauptung, daß die Nied
Pedler. er Säſſe wechein des Landerniechen Zolteſtffe.
mannſchaft manches Rätſel zu löſen geben. Nicht nur die
Ver=
teidigung wird vor eine Kraftprobe geſtellt werden, ſondern vor
allem wird auch das Abſchneiden des Polizeiſturmes intereſſieren,
der in ſeiner Klaſſe die meiſten Tore geſchoſſen hat. Die
Läufer=
reihen beider Mannſchaften werden ſich ſo ziemlich die Waage
halten. Jedenfalls iſt das Spiel dazu angetan, in Darmſtadt und
ſeiner nächſten Umgebung das allergrößte Intereſſe hervorzurufen,
und jeder Fußballanhänger ſoll es ſich am Neujahrstag zur Pflicht
machen, ſeinen Meiſter im Kampf gegen den Bezirksligiſten und
Tabellenvierten der Gruppe Main zu ſehen. Vor dem Spiel und
während der Pauſe unterhält die Polizeikapelle die Zuſchauer.
Spielbeginn 14,30 Uhr Polizeiſportplatz. Es wird darauf
hin=
gewieſen, daß ſämtliche Vergünſtigungen aufgehoben ſind.
SV. 1910 Weiterſtadt — Union Darmſtadt (Liga).
Am Sonntag empfängt SV. 1910 Weiterſtadt die
Ligamann=
ſchaft des FC. Union Darmſt. zu einem Freundſchaftsſpiel. Das Spiel
findet im Rahmen der Winterhilfe ſtatt und ſollte angeſichts des
ſehr guten Gegners ſeine Anziehungskraft nicht verfehlen. Die
Spielſtärke der Gäſte verbürgt ein ſpannendes Treffen. Die
Einheimiſchen müſſen ſich ſchon mächtig ſtrecken, um einigermaßen
ehrenvoll gegen die Ligamannſchaft abſchneiden zu können.
In=
folge der Bedeutung dieſes Treffens haben die Einheimiſchen
ihre zurzeit beſte Mannſchaft aufgeſtellt mit Horſt: Joh. Becker,
Ph. Schwarz; Chr. Rothenhäuſer,
P. Becker, „Jak. Numrich;
Hch. Zimmermann. Ad. Hamm, Schäfer, L. Hahn. Ph. Hamm.
Union Darmſtadt erſcheint mit: Aßmuth; Roß. Steuer;
Beck Reitzel (oder Schilling), Stutz; Arnold, Bert, Müller,
Frühwein, Boos.
Spielbeginn: nachmittags 2.30 Uhr. Kein Einwohner ſollte
dieſes Spiel verſäumen. 2. Mannſch ſpielt um 13 Uhr gegen
die Junioren von Union Darmſtadt. Auch hier dürfte mit einem
ſchönen Spiel zu rechnen ſein.
Handball.
TV. Herrnsheim — Reichsbahn Darmſtadt.
Am 1. Neujahrstag iſt Reichsbahn bei dem Deutſchen
Tur=
nermeiſter TV. Herrnsheim zu Gaſt. Noch allen
Handballan=
hängern dürfte in Erinnerung ſein, daß Reichsbahn im letzten
Spieljahr als 1. D.T.=Verein den Meiſter, wenn auch knapp 8:7,
ſo aber doch ſicher und verdient ſchlagen konnte. Herrnsheim
wird deshalb beſtrebt ſein, die im Vorjahr erlittene Niederlage
wettzumachen, und das dürfte ihm auch gelingen, zumal der Vor= des eigenen Platzes beſteht. Leider iſt die Reichsbahn zurzeit
nicht in der Form, in der ſie gegen den Meiſter im Sommer
antrat, da bekannte Spieler, wie Metzler, Naumann. Arnold,
Weiler und Burger nicht mehr mit der Partie ſind. Trotzdem
glauben wir, daß Herrnsheim das Spiel nicht ohne Kampf
ge=
winnen wird, denn auch die jungen Reichsbahnſportler ſind
ehr=
geizig und wollen ſiegen. Abfahrt 11.45 Uhr, Hauptbahnhof.
Treffpunkt 11.30 Uhr.
Handball in der 2.T.
Kreisklaſſe: Bensheim — Langen.
Das Urteil im Falle Griesheim wegen Nichtantretens in
Langen hat die Lage der Kreisklaſſe mit einem Streiche
ent=
wirrt. Griesheim verliert von jenem Tage ab die reſtlichen
Spiele, ſo daß ſich folgender Tabellenſtand ergibt:
D.F.B.=Vorſtand tagt am 22. Januar.
Der Geſamtvorſtand des Deutſchen Fußball=Bundes hat ſeine
in allen Kreiſen mit großer Spannung erwartete Sitzung
nun=
mehr endgültig für den 22. Januar anberaumt. Bekanntlich ſoll
auf dieſer Tagung die Frage über das Berufsſpielertum
ent=
ſchieden werden. Der urſprünglich vorgeſehene Termin am
29. Januar mußte wegen des an dieſem Tage ſchon vor längerer
Zeit angeſetzten Verbandstages des Verbands Brandenburgiſcher
Ballſpielvereine fallen gelaſſen werden.
75jähriger Biſchof ſpielt Hockey.
Der 75jährige Biſchof von London, Dr. Winnington=Ingram,
iſt noch immer aktiver Hockeyſpieler. Bei einem in Fulham
ſtatt=
gefundenen Kampf zwiſchen den Old Marlburians und dem
Rad=
ley College, den die Marlburians mit 9:1 Toren gewannen, ſchoß
der Biſchof drei Tore!
An den kommenden Kreisendſpielen beteiligen ſich
Bicken=
bach und Arheilgen, während Griesheim (laut Urteil) und
Sprendlingen dem Abſtieg verfallen ſind. Die reſtlichen Spiele
haben nur noch Einfluß auf die Plätze der Mittelgruppe,
wes=
halb ihnen die Schärfe des Punktekampfes teilweiſe
genom=
men iſt.
Handball im Odenwaldgau der 2.T.
Entſcheidungsſpiel um den Tabellenzweiten der Kreisklaſſe.
Am 1. Januar 1933 ſpielen: Kirch=Brombach 1. — König, 1
um 2.30 Uhr, im Sportpark zu Erbach; Heubach, 1. —
Schlier=
bach, 1., um 2 Uhr. Alle Handballfreunde werden am
Neujahrs=
tag nach dem ſchönen Erbacher Sportpark eilen, um dort dem
Entſcheidungskampf um den Tabellenzweiten beizuwohnen. Wenn
der 1. Januar nach Anſicht vieler Handballanhänger wegen der
Silveſterfeiern nicht glücklich gewählt iſt, ſo zwang die
Termin=
not aber zu dieſem Tag. Wir halten die Spieler beider
Mann=
ſchaften auch für ſoviel Sportler, daß ſie ſich um Silveſter
dies=
mal nicht kümmern. Wer wird Sieger werden? Dieſe Frage iſt
mit Sicherheit nicht zu beantworten. König gewann am 9. Okt.
das Vorſpiel mit 7:2 auf eigenem Platz, das Rückſpiel in Kirch=
Brombach am 4. 12. endete 2:2. Nun hat aber Kirch=Brombach
am 1. 12. und 26. 12. Groß=Zimmern zweimal beſiegt, eine
ächtunggebietende Leiſtung. Nach Abwägen aller Vor= und
Nach=
teile meinen wir, daß auch heute noch die Kräfte beider
Mann=
ſchaften ſich die Waage halten und der gewinnt, der die
ſtärk=
ſten Nerven hat. Eine Mahnung an die Zuſchauer ſei
ausge=
ſprochen: Erkennt die ſportliche Leiſtung der Spielenden an!
Alle andern Geſichtspunkte laßt daheim! Wir wollen einem
rit=
terlichen Kampf ohne Gehäſſigkeit zuſehen.
In Heubach
ſcheint die Handballmannſchaft ſich den gerechten Leitgedanken
des Vorſtandes gefügt zu haben, ſo daß auch in dieſem
turne=
riſch auf der Höhe ſtehenden Verein das Spiel wieder weiter
ge=
pflegt werden kann.
Kraffſpork.
Deutſche Eiche Roßdorf — Vorwärts Groß=Zimmern, 2,
Am Sonntag empfängt der KSV. Deutſche Eiche Roßdorf
die 2. Mannſchaft des Athleten=Vereins Groß=Zimmern zu einem
Freundſchaftskampf. Dieſer Kampf zählt nicht zu den Gau=
Kämpfen, ſo daß ſehr ſchöne und ſpannende Kämpfe zu
erwar=
ten ſind. Einer der Hauptkämpfe dürfte Geiß, Roßdorf, gegen
Weidner, Groß=Zimmern, werden. Da ſich die Kräfte beider
Mannſchaften gegenſeitig nicht näher kennen, ſo ſind die
ein=
zelnen Kämpfe vollſtändig offen.
5:2 geſchlagen wurde am Donnerstag die deutſche
Studentenelf, die am Sonntag in Catania gegen Italiens
ſtarke Elf ein Unentſchieden von 3:3 erzielte, von der Mannſchaft
Regina Reggio.
Im Endſpiel um den Spengler=Pokal, das am
Silveſter=
tag ausgetragen wird, ſtehen die Mannſchaften der Univerſität
Oxford und des LTC. Prag. Oxford gewann am Freitag über
Engelmann Wien knapp 1:2.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Samstag, 31. Dezember
13.30: Kehraus 1932. Eine bunte muſikaliſche Srunde.
15.30: Stunde der Jugend: 100 Jahre Morſeapparat und 25
Jahre Bildtelegraphie. — Geza Graf Zicy, der einarmige
Klaviervirtuoſe. — Wir lachen uns krank.
17.00; Konzert. Leitung: N. Merten. Soliſtin: Henny Schmitt (Alt),
Dr. Nielen (Worte und Leſung), R. Merten u. E. J. Kahn
(Klavier). Das Funkorcheſter.
18.00: Zwiſchen den Jahren. Konzert des Funkorcheſters.
19.30: Hier ſind alle deutſchen Sender! Ringſendung.
B.45: Konzert.
24.00: Berli: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Sonnabend, 31. Dezember
11.15: Stunde der Unterhaltung.
15.00: Kinderbaſtelſtunde: Wir feiern mit Herrn Pmm Sylveſter,
15.40: Sylveſter=Plauderei von Munkepunke.
16.00: Dr. Bornſtein: Ein geſundes neues Jahr.
16.25:
Kiel: Sylveſter=Gottesdienſt aus der Univerſitätskirche.
17.40: Prof. Dr. Schubotz: Deutſche Welle und Deutſchlandſender.
Rückblick und Ausblick
18.00: Alte Weihnachtsmuſik für Cembalo, Eta Harich=Schneider.
18.30: Aus dem Schallarchiv: Rückblick auf des Jahr 1932.
19.30: Hier ſind alle deutſchen Sender!
B.45: Uebergang ins neue Jahr!
0.15: Tanzmuſik der Kapelle Otto Kermbach.
Wekkerbericht.
Das Wetterkartenbild zeigt noch keine durchgreifende
Aende=
rung. Wohl rückt maritime Luft nach dem Feſtland vor, die
namentlich auf den Bergen vereinzelte Schneefälle ermöglicht, doch
widerſteht der hohe Luftdruck weiterhin dem Vordringen der
Stö=
rungen und verhindert ſtärkere Niederſchlagstätigkeit.
Ausſichten für Samstag, den 31. Dezember: Meiſt bewölkt und
etwas milder, nachts Temperaturen noch unter Null, keine
weſentlichen Niederſchläge.
Ausſichten für Sonntag, den 1. Januar 1933: Wechſelnd bewölkt
mit vorübergehendem Aufklaren, auf Bergen vereinzelte Schnee=
fälle möglich.
Schneebericht.
Hirſchegg (1124 Meter) bei Oberſtdorf i. Allgäu. Schneehöhe:
m Tal
0 cm, auf der Höhe 40—80 cm. Temperatur
Grad. Beſchaffenheit der Skibahn: Höhen ſehr gut. Abfahrt bis
ins Tal möglich.
Hauptſchriffleitung: Rudolf Mauve
e; für Feulſſeion, Reſch und
Rudolf M
Veraliwortlich für Politik und Wiriſchaff
Ausland und Heſſche Nächrichten: Mäx Streeſe!
Sport: Kar! Bähmann
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für den Handel: Dr. 8
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für den Inſergtenteſl und geſchäftliche Mitteilungen: Wiktiy
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Druck und Verſag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſſadt
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Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
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Nummer 363
Dannadmeagbiae Tagltb
Deutſch=argentiniſcher Handelsvertrags=Konflikt.
Noch keine Enkſcheidung über die Meiſtbegünſtigungsklauſel.
Berliner und Frankfurker Effektenbörſe.
Schwierige Berhandlungen.
Samstag, 31. Dezember
GeſſNeueſte Nachrichten
Zu den verſchiedenen Preſſemeldungen über
Wirtſchaftsver=
handlungen mit Argentinien geht uns von unterrichteter Seite die
nachſtehende Aufklärung zu:
Die deutſch=argentiniſchen Handelsbeziehungen werden durch
den Handelsvertrag vom 19. September 1857 geregelt. In Art. 4
des Handelsvertrags haben ſich die beiden Staaten für den
Waren=
verkehr die Meiſtbegünſtigung gegenſeitig zugeſagt, und zwar in
einer Form die über die Abſichten der beiden Vertragsſtaaten
einen Zweifel nicht zuläßt. Demgemäß haben die beiden Staaten
ſich bis vor kurzem auch gegenſeitig anſtandslos die
Meiſtbegünſti=
gung gewährt. Seit einiger Zeit macht Argentinien aber den
Verſuch, unter Heranziehung einer anderen Beſtimmung des
Han=
delsvertrags, nämlich des Artikels 3, die Verpflichtung zur
Meiſt=
begünſtigung gegenüber Deutſchland zu beſtreiten. Es kann jedoch
angeſichts des klaren Wortlauts des Artikels 4 kein rechtlicher
Zweifel beſtehen, daß der Art, 3 ſich nicht auf Zölle und Abgaben,
ſondern auf die Rechtsverhältniſſe, insbeſondere die perſönlichen
Rechte der beiderſeitigen Staatsangehörigen im Handelsvexkehr,
bezieht. Der beſte Beweis dafür iſt, daß Argentinien 70 Jahre
lang den Handelsvertrag in dem gleichen Sinne ausgelegt und
an=
gewendet hat, wie er von Deutſchland auch jetzt noch ausgelegt
wird.
Seit dem 15. November 1932 hat Argentinien aber in einem
Handelsvertrag mit Chile dieſem Lande eine Reihe von
Zoll=
ermäßigungen zugeſtanden, und dieſe nicht nur ſofort in Kraft
ge=
ſetzt, ſondern ſie auch gleichzeitig auf England, Frankreich und
Ita=
lien auf Grund der Meiſtbegünſtigung übertragen, dagegen ſie
Deutſchland, das ſie gleichfalls auf Grund der Meiſtbegünſtigung
für ſich in Anſpruch nimmt, verweigert.
Wahrſcheinlich ſteht dieſe veränderte Haltung der
argentini=
ſchen Regierung in Zuſammenhang mit den bekannten
Beſtrebun=
gen Argentiniens, mit gewiſſen anderen Ländern in ein
allge=
meines Zollpräferenzverhältnis zu kommen. Das würde für
Deutſchland natürlich bedeuten, daß Deutſchland mit ſeinen
Aus=
fuhrerzeugniſſen in Argentinien unter ſchlechteren
Zollbedingun=
gen konkurrieren müßte, als gewiſſe andere Länder. Es iſt klar,
daß Deutſchland ſich darauf nicht einlaſſen kann. Deutſchland hat
dazu um ſo weniger einen Anlaß, als es zu den größten
Abneh=
mern argentiniſcher Erzeugniſſe gehört.
Da alle deutſchen Vorſtellungen bei der argentiniſchen
Regie=
rung ſeit dem 15. November ohne Ergebnis geblieben ſind, und da
die deutſchen Waren ſeit dieſem Tage tatſächlich bereits
differen=
ziert behandelt werden, hat die deutſche Regierung ſich gezwungen
geſehen, Argentinien von der deutſchen Meiſtbegünſtigungsliſte zu
ſtreichen und den deutſchen Obertarif auf einzelne argentiniſche
Er=
zeugniſſe, wie Talg, Premier Jus, Mais uſw., anzuwenden. Dieſe
Beſtimmung ſollte urſprünglich ſchon am 1. Januar 1933 in Kraft
treten. Auf argentiniſches Erſuchen iſt der Tag des Inkrafttretens
dann aber auf den 10. Januar hinausgeſchoben worden, um
noch=
mals einen Zeitraum für Verhandlungen über die Beilegung
die=
ſer Meinungsverſchiedenheit zu laſſen. Selbſtverſtändlich würde
im Falle einer Einigung die erwähnte Bekanntmachung über die
Streichung Argentiniens von der deutſchen Meiſtbegünſtigungsliſte
und über die Anwendung des deutſchen Obertarifs ſofort wieder
rückgängig gemacht werden.
Kursſturz des ſüdafrikaniſchen Pfundes.
Der Wert des ſüdafrikaniſchen Pfundes iſt heute an der
Lon=
doner Börſe ſehr ſta
geſunken. Es notierte im Verhältnis zur
engliſchen Währung
2 Schilling 6 Pence gegenüber 28 Schilling
6 Pence vor der Preisgabe des Goldſtandards. In hieſigen
City=
kreiſen neigt man zu der Anſicht, daß ſich das ſüdafrikaniſche Pfund
wahrſcheinlich ſehr bald dem Sterlingkurs anpaſſen wird.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten im Dezember.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten (Ernährung,
Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und „ſonſtiger
Be=
darf”) iſt im Durchſchnitt des Monats Dezember 1932 um 0.3
Pro=
zeit auf 118,4 (gegenüber 118,8 im Vormonat) zurückgegangen. Es
haben nachgegeben die Indexziffern für Ernährung um 0,5 Proz.
auf 109,0. Bekleidung um 0.7 Proz. auf 112,4, ſonſtigen Bedarf um
0,5 auf 163,2 Proz. Die Indexziffer für Wohnung iſt mit 121,4
un=
verändert, die Indexziffer für Heizung und Beleuchtung mit 136,6
nahezu unverändert geblieben.
Frankfurter Börſe. Vom 2. Januar ab wird die Notierung
der Teilſchuldverſchreibungen von 1906 der Tellus AG. für
Berg=
bau und Hütteninduſtrie, Frankfurt a. M. infolge Kündigung
ein=
geſtellt. Vom 31. Dezember 1932 ab werden die zum Börſenhandel
an der hieſigen Börſe wieder zugelaſſenen 12 Mill. RM.
Inhaber=
aktien der Vereinsbank in Hamburg amtlich notiert. Von gleichem
Tage ab entfällt die Notiz für die alten Aktien.
Produkkenmärkke.
Berliner Produktenbericht vom 30. Dezember. Abgeſehen von
einer Sonderbewegung in Dezemberweizen, der nach den
reich=
lichen Andienungen der letzten Zeit, kurz vor Monatsſchluß, auf
Liquidationen ſchwächer lag, ſetzten ſich die Preisſteigerungen am
Produktionsmarkte heute faſt allgemein fort. Die Umſatztätigkeit
bewegte ſich allerdings weiter in engen Grenzen, was zum Teil
durch den mäßigen Umfang des inländiſchen Angebots bedingt
war. Vom Konſum fehlt auch eine nennenswerte Anregung,
lediglich die feſte Veranlagung der Weizenexportſcheine bot den
Preiſen eine merkliche Stütze. Am Promptmarkt lauteten die
Forderungen für Weizen und Roggen wieder höher, und vereinzelt
waren 1 Mark höhere Preiſe als geſtern auch durchzuholen. Im
Lieferungsgeſchäft nahm die Deutſche Getreidehandelsgeſellſchaft
heute kaum bei den erſten Notierungen Käufe vor. Weizen wa
und Nogennehle ſind zu unveräuderten Preiſen angeboten. Die
beſſere Nachfrage für Roggenmehl hat ſich nicht halten können.
Für Hafer beſteht an der Küſte nach wie vor gute Kaufluſt,
wäh=
rend der hieſige Konſum höhere Forderungen nur zögernd
bewil=
ligt. Der Haferlieferungsmarkt eröffnete auch 1,50 Mk. feſter.
Gerſte ruhig, aber ſtetig.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
30. Dezember ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif
Ham=
burg. Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung, für
die Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 48,50 RM. — Die
Notie=
rungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Liefe=
rung und Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium,
98 bis 99 Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160
RM., desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99 Prozent, auf 164 RM.
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent auf 350 RM. Antimon=Regulus auf
37—39 RM., Feinſilber (1 Kg fein) auf 33,75—37,25 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 30. Dezember ſtellten ſich
für Kupfer: Dezember 38 (39,25), Januar 38,50 (39), Februar
38,75 (40), März 39,50 (40,25), April 39,75 (40,75), Mai 40,25
(41), Juni, Juli 40,50 (41,50), Auguſt 40,75 (41,50), September
41 (41,75), Oktober 41 (42) November 41,75 (42). Tendenz: ſtetig.
Für Blei: Dezember 14,50 (15,50), Januar 14,50 (16) Februar,
März 14.75 (16,25), April 15 (16.25) Mai 15 (16 50), Juni 15,50
(16,50), Juli 15,50 (16,75) Auguſt 15,75 (16,75), September 15,75
(17), Oktober 16 (17,25), November 16,25 (17,50). Tendenz:
luſt=
los. Für Zink:
Dezember, Januar 19,50 (20,50), Februar 19,50
(20,75). März 20 (21), April 20,25 (21,25) Mai 20,50 (21,75),
Juni 20,75 (22). Juli 21 (22,25), Auguſt, September 21,50 (23),
Oktober 22 (23), November 22,50 (23), Tendenz; luſtlos.
In der Burgſtraße in Berlin ſcheint man dem neuen Jahre
mit einiger Zuverſicht entgegenzuſehen. Jedenfalls zeigte die
vor=
letzte Börſe des alten Jahres ein durchaus freundliches Ausſehen.
Wenngleich bei den Banken etwas Neigung beſtanden haben dürfte,
die Kurſe zum Jahresultimo heraufzuſetzen, ſo lag doch auf Grund
der zwar nicht allzu reichlichen, aber durchweg günſtigen
Nachrich=
ten etwas Publikumsnachfrage vor. Die Anfangsnotierungen
waren daher, wie man dies ſchon vorbörslich erwartet hatte, ganz
allgemein bis zu 1 Proz., vereinzelt bis zu 4 Proz. über dem
geſtri=
gen Schluß. Stärker gebeſſert waren naturgemäß R.W.E., die 3½
Prozent anzogen. Die Sicherung des Erwerbsrechtes von 21
Mil=
lionen Rhein. Braunkohlenaktien aus dem Beſitz der
Charlotten=
hütte regte auch die übrigen Märkte an, zumal man mit weiteren
ähnlichen Transaktionen rechnet. Größere Nachfrage beſtand
wei=
terhin für Maſchinenfabriken, Kunſtſeideaktien und auch
Braun=
kohlenwerte waren nennenswert höher. Im übrigen verwies man
auf die Feſtigkeit New Yorks, insbeſondere auf die neuen ſtarken
Steigerungen der deutſchen Bonds, für die zum Teil internationale
Nachfrage beſtand. Beachtung fand der vorläufige Jahresüberblick
der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft. Nennenswerte
Abſchwächun=
gen waren anfangs kaum zu verzeichnen. Deutſche Anleihen lagen
ruhig; Altbeſitz blieben allerdings lebhaft gefragt und ſehr feſt;
der Kurs ſtellte ſich etwa 1 Proz. höher. In Reichsſchuldbuchfor
derungen bemerkte man einige Realiſationen, ſo daß ſich hier
Ab=
bröckelungen bis zu 0,5 Prozent ergaben. Im Verlaufe wurden
Neubeſitzanleihen, lebhafter und 0,25 Proz. feſter. Pfandbriefe,
Kommunalobligationen uſw. waren noch ziemlich unentwickelt,
ſchienen aber freundlicher veranlagt zu ſein. Verſchiedentlich
be=
ſtand Nachfrage. Im Verlaufe wurde die Tendenz an den
Aktien=
märkten bei weiter freundlicher Grundſtimmung leicht
unregel=
mäßig.
Die Frankfurter Börſe lag einheitlich feſt. In der
Haupt=
iche regte die große Transaktion im Weſten des Reiches, die das
RWE. durch die Angliederung von faſt der Hälfte des 72 Mill.
RM. betragenden Kapitals der Rheiniſchen Braunkohle vornimmt.
Dieſe Uebernahme bedeutet ein Objekt von über 60 Mill. RM. und
wird in Bank= und Börſenkreiſen an ſich nur als ein Ausſchnitt
von bevorſtehenden neuen großen Umgruppierungen im Weſten auf
Man
dem Gebiete der Elektro= und Montanpolitik angeſehen.
hofft, daß eine derartige Expanſion nur als ein Zeichen der
tatſäch=
lichen Wiedergeſundung der Wirtſchaft angeſehen werden könne.
Daneben regte ein neuer großer ruſſiſcher Röhrenauftrag für
Man=
nesmann an. Bevorzugt waren zunächſt Elektro= und
Montan=
werte, beſonders aber die von der erwähnten Transaktion
betrof=
fenen Papiere. Auch JG. Farben erſtmals, wieder lebhaft und
freundlich weil jetzt ſchon ſelbſtverſtändlich vorzeitige Gerüchte
über die Möglichkeit einer 6prozentigen Dividendenausſchüttung in
Umlauf kommen. JG. Farben bei 97,75 (97.25) gehandelt.
Da=
neben Goldſchmidt 1,75, Scheideanſtalt 1. Erdöl 0.5 Prozent höher.
Am Elektromarkt zogen AEG. bis 91,5 (89) an, während ſie geſtern
noch mit 84 Prozent einſetzten. Im Gegenſatz dazu waren Siemens
2 Prozent gedrückt, allerdings Schuckert 0,5, Lahmeyer 1,75, Bekula
0,5 Prozent höher. AEG. lagen ½ Prozent ſchwächer. Am
Mon=
tanmarkte Harpener um 2.25, Rheinbraun 1,5 Prozent feſter; im
übrigen gewannen Ilſe Genüſſe erneut 2,5. Gelſenkirchen 0,75,
Rheinſtahl %, Mansfeld 0,75, Mannesmann auf den
Röhrenauf=
trag / Prozent; unverändert eröffneten Stahlverein und Buderus.
Am Kalimarkt ſetzten Weſteregeln ihre Aufwärtsbewegung um 1,5,
Aſchersleben um 1 Prozent fort. Von ſonſtigen Werten gewannen
am Kunſtſeidemarkt Aku 1. ferner von Zellſtoffwerten Waldhof
Prozent. Schiffahrtswerte bis 1 Prozent feſter. Im einzelnen
waren Holzmann wieder um 0,5, Conti Linol um 1 Proz, höher,
während Südd. Zucker, Junghans, Conti Gummi unverändert
er=
öffneten. Der Anleihemarkt zeigte wieder erhöhtes Intereſſe für
Reichsanleihen; beſonders Altbeſitz um 0.,5. Neubeſitz um ½ Proz.
befeſtigt. Späte Schuldbücher dagegen nur knapp gehalten, da die
Spekulation zum Tauſche in Reichsanleihen überging,
An der letzten Abendbörſe des Jahres war die Tendenz
ſtill, die wenigen genannten Kurſe waren meiſt auf Baſis der
Berliner Schlußkurſe behauptet. Deutſche Erdöl 0,5 Proz., höher.
Gelſenkirchen und Stahlverein etwas niedriger, auch Kaliwerte
0.25—0,50 Prozent gedrückt. Am Rentenmarkt waren Altbeſitz
weiter bevorzugt und 0,25 Proz. gebeſſert. Pfandbriefe und
Indu=
ſtrieobligationen behauptet.
Berliner Kursbericht
vom 30.Dezember 1932
Vom ſüddeutſchen Eiſenmarkk.
In den letzten Wochen hat das Geſchäft am ſüddeutſchen
Eiſen=
markt wiederum eine Abſchwächung erfahren, die wohl in der
Hauptſache ſaiſonmäßig bedingt iſt. Vor allem wurde davon
Stab=
eiſen betroffen, da der Spezifikationseingang in dieſem
Erzeug=
nis gering war und den Erwartungen nicht entſprach. Dies gilt
vor allem für den Bedarf der Händlerkundſchaft, während die
eiſenverarbeitende Induſtrie laufend kleinere Objekte auch in
Ble=
chen vergeben konnte. Die Werke ſind durchaus unzureichend
be=
ſchäftigt, ſo daß die Lieferzeiten im einzelnen uneinheitlich, jedoch
im Durchſchnitt kurz ſind.
Das Lagergeſchäft hat in der letzten Zeit auf der ganzen Linie
ſtark nachgelaſſen, da man durchweg raſch von den Werken bedient
wird. Nur kleinere Poſten, deren Lieferung frachtlich ab Werk
nicht rentiert, kamen ab Lager zur Ausführung.
Die Preiſe ſind bisher unverändert geblieben. Es wird zur
Zeit noch über die Neufeſtſetzung der Notierungen für
Lager=
mengen über 15 000 Kilo verhandelt. Dieſe Richtpreiſe dürften
am 1. Januar 1933 in Kraft treten. Für Werksbezug über 15 To.
gelten die bisherigen Preiſe als Richtpreiſe. Ueber die weitere
Entwicklung der Marktlage geht die Meinung in Fachkreiſen
da=
hin, daß die Zeit um Neujahr und Weihnachten keine Belebung
mehr bringen wird. Dagegen aber rechnet man mit einem
An=
ziehen des Geſchäfts im Frühjahr, da vielfach größerer Bedarf zur
Lieferung im Frühjahr zurückgeſtellt worden iſt. Insbeſondere
dürfte hierbei der Frühjahrsbedarf der Landwirtſchaft mit in
Betracht zu ziehen ſein.
Beſprechungen über den Tilgungsdienſt
der rumäniſchen Renken.
Die Königl. Rumäniſche Geſandtſchaft in Berlin teilt mit: Die
Vertreter der Ständigen Kommiſſion zur Wahrung der Intereſſen
deutſcher Beſitzer ausländiſcher Wertpapiere und der
Emiſſions=
häuſer der unter das Berliner Abkommen fallenden unifizierten
rumäniſchen Renten haben in Verhandlungen mit den Delegierten
der rumäniſchen Regierung deren Wünſche wegen einer
Erleichte=
rung im Tilgungsdienſt der genannten Anleihen
entgegengenom=
ten. Man iſt übereingekommen, die Verhandlungen im Januar
33 fortzuſetzen. Die deutſchen Vertreter haben ſich aber ſchon
jetzt bereit erklärt, den Beſitzern der genannten Anleihen zu
emp=
fehlen, der Aufſchiebung des Transfers der für die Tilgung der
genannten Anleihen erforderlichen Beträge bis einſchließlich 16. 3.
1933 zuzuſtimmen, vorausgeſetzt, daß die Beträge in Lei auf ein
Sperrkonto bei der Rumäniſchen Nationalbank eingezahlt werden.
Bei dieſer Gelegenheit iſt rumäniſcherſeits zugeſagt worden,
die Stadt Bukareſt zur alsbaldigen Aufnahme von Verhandlungen
über ihre Anleihen zu veranlaſſen.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die öſterreichiſche Regierung hat die Friſt für die Einreichung
zum Umtauſch der öſterreichiſchen Vorkriegsanleihen (
Eiſenbahn=
anleihen) gemäß Uebernahmegeſetz vom 23. Dezember 1931, die
Ende d. J. abläuft, bis zum 30. Juni 1933 verlängert.
Die neuen belgiſchen Zollſätze, die von geſtern früh ab in
An=
wendung ſind, beziehen ſich u. a. auf folgende Artikel: Kakao 115
(bisher 0) Franken pro 100 Kilo” ungeröſteter Kaffee 200 (115)
Fr pro 100 Kilo; Tee 600 (345) Fr. pro 100 Kilo; „Mineralöle
112,50 (69) Fr. pro Hektoliter: Zucker 160 (100) Fr. pro 100 Kilo,
und Bier 149,50 (138) Fr. pro Hektoliter,
Die Zahl der unterſtützten Arbeitsloſen in Frankreich iſt in der
Woche vom 17. bis 24. Dezember erneut beträchtlich geſtiegen, und
zwar um 9234 auf.
271,856. Die Verſchlechterung der Lage des
Arbeitsmarktes iſt überraſchenderweiſe, nicht in Paris und
Um=
gebung, ſondern in der Provinz feſtzuſtellen.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 30. Dezember für 1 Unze
Feingold 124 Schill. 5 Pence gleich 86 7806 RM., für ein Gramm
Feingold demnach 48 0010 Pence gleich 2,79 006 RM. Zu dieſem
Preis wurden 80 000 Pfund Sterling nach dem Kontinent verkauft.
In engliſchen Schiffahrtskreiſen macht ſich eine lebhafte
Agi=
tation für die Forderung nach ſtaatlichen Zuſchüſſen bemerkbar.
Als Grund hierfür wird angegeben, daß der erhebliche
Nieder=
gang der engliſchen Schiffahrt zum großen Teil zurückzuführen ſei
auf die Unterſtützung ausländiſcher Schiffahrtsgeſellſchaften, vor
allem in den Vereinigten Staaten, Frankreich und Italien, durch
die dortigen Regierungen.
Ein neuer Vertrag zwiſchen Vertretern der engliſchen
Holz=
induſtrie und Sowjetrußland ſteht ſicherem Vernehmen nach
un=
mittelbar vor dem Abſchluß. Der Vertrag ſieht, wie im vorigen
Jahre, die Lieferung von 400—430 000 „Standards” vor.
Deviſenmarkt
vom 30. Oezember 1932
Mte
Deutſche Banku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas!1
75.—
61.75
17.5
26.
18.25
29.75
64.375
58.75
21.125
77.—
120.
2s
107.75
Mi
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw
Geſ.f.elektr.untern
Harpener Bergbau
zoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kalt Aſchersleben
Klöchnerwer!e
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Fabr.
Mannesm.
hr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
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51.625
M.—
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53.75
61.125
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62.7
44.—
41.7
Mange
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali!
Agsb..Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin=
Berl. Karlör. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Weike
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. raht
Wanderer=Werie
48.25
3.875
172.-
40.-
35.625
u2os6
38.—
17.375
55.—
12.625
26.125
69.—
31. 75
60.—
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Samstag, 31. Dezember 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
68)
Die Dame nickte innig und erinnerte Barba in dem Moment
ſtark an eine Heiratsvermittlerin mit pompöſem Namen, deren
Bild ſie kürzlich in einer illuſtrierten Zeitſchrift geſehen hatte.
„Ja”, ſagte ſie, „in meinem weißen Hauſe, wohin ich Sie jetzt
führen werde. Dort werden Sie ihn ſehen, Philipp Spoor, den
Totgeglaubten!“
Tiefes Aufſeufzen hob Barbas Bruſt. Nochmals blickte ſie
wie Hilfe ſuchend umher, als müßte doch aus irgendeiner Ecke
Inos beruhigende Erſcheinung auftauchen, aber nur unbekannte,
gleichgültige Einwohner der Stadt Deſſau waren zu ſehen, die
herumlungerten und neugierig die beiden Fremden anglotzten,
nochmals ſah ſie prüfend die plötzlich aufgetauchte Freundin von
Ino Beß an, deren ſüßliches Lächeln trotz allem nicht geeignet
war, ihr Mißtrauen zu beſchwichtigen —, was ſollte ſie anders
tun, als ihr folgen?
„Wir wollen gehen”, ſagte Barba Goering feſt, „iſt es weit?"
Böſes Flackern glomm in den Augen der Dame auf. „
Fünf=
undvierzig Minuten zirka — für eine Großſtädterin keine
Ent=
fernung, es iſt beſſer, wenn wir zu Fuß gehen!“
40.
Ein weißes Haus vor den Toren der Stadt.
Vor der Stadt, inmitten eines rieſigen Parkes mit weiten
Raſenflächen, nahe dem alten Tiergarten, liegt an einem
verſteck=
ten Seitenarm des Flüßchens Mulde das weiße Haus unter hohen
Bäumen, eingehüllt in unſägliche Trauer und Einſamkeit. Vom
Keller bis zum Dach ſind ſämtliche Fenſter dicht verſchloſſen oder
mit Brettern verrammelt, öde dehnen ſich Höfe und Gärten—
Dienerwohnungen, Garagen, Stallungen, Hundezwinger —, alles
verſchloſſen, leer, tot, ausgeſtorben im wahrſten Sinne des Wortes.
Schon früher hatte unnahbare Abgeſchloſſenheit das Haus
vor Neugier und fremder Zudringlichkeit zu ſchützen verſtanden,
die Bewohner waren ſelten ſichtbar geworden, man mußte in
der Stadt, daß es Ausländer waren mit märchenhaften Titeln
und Reichtümern, die nichts wollten, als Ruhe haben, aber es
war eine lebenerfüllte Abgeſchloſſenheit geweſen. Im Laufe der
Jahre jedoch war die Ruhe um das Haus drückender geworden.
Die Bewohner verſchwanden, einer nach dem anderen, die
Diener=
ſchaft wurde entlaſſen. Autos, Pferde allmählich verkauft, ein
langſamer Auflöſungsprozeß ſchien vor ſich zu gehen, je dichter
Bäume und Büſche die hohen Parkmauern überwucherten, um ſo
ſtiller wurde es hinter ihnen. Im letzten Jahre — der Zeitpunkt
war überhaupt nicht feſtzuſtellen, hatten ſich auch die letzten
Haus=
inſaſſen verflüchtigt, die man zuweilen ſah, eine ſchlanke, blonde
Frau, ſtets weißgekleidet, mit melancholiſchen Zügen und Augen
von ſchwermütiger Schönheit, ſowie ein ſchmächtiger junger Mann,
offenbar ihr Sohn, unzertrennlich von ihr, etwa zwanzigjährig,
zart, faſt kränklich ausſehend, mit den Augen der Mutter in dem
gelblichen Geſicht eines hochkultivierten Aſiaten. Auch ſie waren
verſchwunden, man wußte nicht wann, und um das weiße Haus
wehte die Ruhe des Grabes. Das einzige menſchliche Weſen, das
zuweilen auftauchte, war die Witwe des ehemaligen Kaſtellans,
ſchweigſame alte Frau, die ein Zimmerchen der Altſtadt bewohnte.
In dieſer Jahreszeit beſchränkte ſie ſich darauf, die Schlöſſer von
Türen und Toren zu prüfen und flüchtig durch das Wohnhaus
zu gehen — ſeit zwei Monaten war ſie überhaupt nicht mehr
da=
geweſen.
Der alte Turm der Schloßkirche hat gerade die zehnte
Nacht=
ſtunde verkündet. Weithin hallen die Glockenſchläge durch die
froſtklare Nacht, über die giebeligen Dächer der Altſtadt, die aus
Gips erbaut zu ſein ſcheint, über die vieltürmigen Schlöſſer und
Palais einer anmutig beſchränkten Vergangenheit, durch das
kahle, reifſtarrende Geäſt des Tiergartens weit hinaus bis an die
düſteren Mauern der Landesirrenanſtalt und bis an jenen
zuge=
frorenen Winkel des Muldeflüßchens, an dem das einſame weiße
Haus liegt.
Auch die beiden jungen Männer, in dem über und über mit
dicken Eiskruſten bedeckten Auto, das gerade bei Hopkes am Ende
der Neuen Zerbſter Straße tankt, hören die Glockenſchläge, und in
beiden flackert die gleiche Erregung auf.
Fritz, den der auf vier Fahrtſtunden verteilte Konſum von
zwei Flaſchen Schnaps mit total betrunkener ſeltſamer Klarheit
erfüllt, erkennt in den ſchwingenden Tönen den Befehl des Buddha,
ans Werk zu gehen. Der Reſt ſeines inneren Widerſtandes
ver=
ſackt, er hat den Befehl, dieſen Burſchen umzubringen — es iſt
ein verdammt rückſichtsloſes Leben, mit mir wird auch kein
Schwein Mitleide haben, aber ſo jung den Gashahn abdrehen —
Aufdrehen, Fritz, aufdrehen! Das iſt ein heimtückiſcher Knabe,
der verpfeift noch die ganze Geſellſchaft!
Uebrigens iſt Fritz momentan nicht zu ſehen. Er hat ſich im
Führerſitz geduckt, und Phil muß an der Straßenſeite aus= und
zuſteigen. „Wir tanken”, hatte Fritz geſagt, „hier iſt Geld, zehn
Große
Silvesterfeier
im Weinhaus
R
NAAN
Liter genügen —” (auf der Fahrt braucht der kein Benzin!)
„du ſteigſt aus und ſprichſt ſonſt kein Wort mit dem Kerl. Ich
kenn ihn, braucht mich nicht zu begrüßen.”
Phil ſtampft, etwas von Herrn Hopkes entfernt, feſt mit den
Füßen auf den Boden, um ſie zu erwärmen. Ihm ſagen die
Glok=
kenſchläge, daß das Unvermeidliche immer näher rückt. Auch er
hat faſt eine ganze Flaſche Kognak verdrückt, nur ſo iſt die Kälte
zu ertragen, die von außen den Körper und von innen das Blut
erſtarren läßt, auch er iſt überwach, denn es kann nach der tollen
Spannungshäufung der letzten Tage nichts anderes kommen als
eine gräßliche Entladung. Er ſah vorhin beim erſten
Lichtſchim=
mer Deſſaus die düſtere Beſeſſenheit in Fritzens Augen und
ent=
deckte plötzlich mit tödlichem Schreck, daß er dem, was ihn
erwar=
ten mochte, völlig hilflos gegenübertrat, ohne Waffe, ohne
Hilfs=
mittel, mit der einzigen vagen Hoffnung auf die kleine blaue
Flamme — in fremden Kleidern, die einen anderen Menſchen aus
ihm machten und tatſächlich die unbekümmerte Wendigkeit Philipp
Spoors irgendwie erſtickt hatten. Beim Bezahlen des Brennſtoffs
ſieht Herr Hopkes vorübergehend in Phils Geſicht und ſtutzt.
Don=
nerwetter, iſt das nicht . . .? Könnte wahrhaftig der junge Herr
aus dem weißen Haus hinterm Tiergarten ſein, der voriges Jahr
ſo plötzlich nit ſeiner Mutter von der Bildfläche verſchwunden
war — auch das Auto war ihm gleich ſo bekannt vorgerommen,
die hatten doch zuletzt nen Amerikaner, richtig —, aber wo ſollte
der jetzt herommen? — Und dann das eiſige Haus in der Nacht,
unheimlich .
Phil it ſchnell eingeſtiegen. Kann auch ein Irrtum ſein,
denkt Hopks und ſieht dem Wagen ein Stückchen nach. Die
Num=
mer iſt uner einer dicken Eisſchicht verſteckt, nicht zu erkennen.
Wenn das der Wachtmeiſter ſieht, koſtet es zehn Em. Na, der
wird wohl heute im „Goldenen Beutel‟ Dienſt tun.
Kopfſchüt=
telnd geht er ins Haus. So ne Kälte.
Die Hälte, durch keinen Schneefall gemindert, läßt die
Stra=
ßen klirret Wieder ſchneiden die Scheinwerfer des Wagens
einen glitarnden Streifen aus der Dunkelheit, einen Streifen.
der aus dm zum Schlaf oder zum Faſchingsrummel bereiten
Städtchen hinausführt bis an das vereiſte Portal einer hohen
Mauer.
Fritz bar ſchon mal hier, vor einigen Tagen, mit Vaugham.
zur nächtſchen Requirierung. Alles, was Philipp Spoor am
Leibe träſt, hat Fritz hier geholt, „empfangen”, nun bringt er
es zurückſſpaßig, wie das zugeht auf der Welt.
18176) Tischbestellungen rechtzeitig erbeten. — Telefon 1152.
Hoclattskäften Kareader Baubehantsbacher Aealstratarariiker
zu seht (18020b
Vorteilaften Preisen
(Fortſetzung folgt.)
Lautz
Raie Hhe
u. Grafenstr.
SHSHOT
Rheinsttr.
SA Grgſite
O Silvester-Feier
mit
Wärzburger Iabiläums-Bock
1
2 Kopellen
Obermusikmei-
Math. Weber, „o.
Kfe
Sport-Café am Böllen Fallter
GROSSE SlLUESTER-FEIER
I. klasaige Stimmunss- und Tanz-Kapelle
Eintritt frei! Mäßige Preise: Dle sanze Nacht geöffnet!
Schöne Tanzflächen!
Gralis Tombola!
Re
ZUR FROHLICHEN
VESTER
EIER
Auto=
Vermietung
Kappel.
billiger!
Telefon nur (*
3 4 4 4.,
Café — Wein — Bier
Silvester das EApTeM SWoogsplatz8
Freſtag — Samstag — Sonntag nachts geöffnet!
HERRNGARTEN-CAEE
ladet zu
Silwester und Neujahn
in den erweiterten, gemütlichen Räumen zur stimmungsvollen Feſer ein.
Gleichzeltig den verehrten Gästen und Bekannten
ein glückliches neues Jahr!
NI. Donath und Prnu-
2
Restaurant /
S
Silwester
R
*.
Tlschbestellung erbeten, (18066b) Fernsprecher 276.
Das gute
Brikett aber nur bei
Kohlen-Schmitt
Schwanenstr. 15, Tel. 2660.
(16888e
soc
BocnSnnuf
55
2 Mente.. attt Kefee
Cst
WaldsohtossChehsn den schön dekor. Raum
Bleichstr. 43. / Das intime Weinlokal
Silvester-Sfimmung! geis
sGriesheim bei Darmsta
SGrode Bilrest F-Feier mit 74
Reinheimer-Tonfülm-Theater
Das große Neujahrsprogramm:
Pat und Patachen
bei den Soldaten
in Schritt und Tritt!
Samstag, den 31. Dex, 1932 Sonntas, den 1. Jan, 1933
Mit Lachen ins neue Jahr
Auch Sie werden Tränen lachen. Der Name Pat und
Patachon bürgt für einen vergnügten Abend.
Gutes Beiprogramm!
Sonntag 2 Uhr Vorstellung!
1stss
Wir rufen allen Freunden
und Gönnern ein frohes
Trosit Neujahr
Das neue fahh Haug brihlich an.
Damit ei Dich gut Leiden kann!
Trink ein 9eaa mit Rchen Qäadn.
To Gegrüst Dä w am Besten!
IM
HOTEL-RESTAURANT
DARMSTADTER
HOF
— BEGINN 20 UHR —
TISCHBESTELLUNSEN ERBETEN!
Je
3098b
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Silwester-Feier
ueu65
KONZERT.
Neujahr gleichfalls Künstler-Konzert.
Rot=Weiß, V. f. R.
Neujahrs=Tanz.
in Traiſa, beim Gaſiwirt Scheerer.
Treffpunkt: 3 Uhr am Tierbrunnen.
Unkoſienbeitrag: 40 Pfg,
18125) Gäſte willkommen.
an Silveſter und
LoNeujahrstag
Unseren werten Gästen, Freunden und
Schweizerhaus Eberſtadt
Bekannten
Wohin heute?
Gustau im Weißen Roß
Glück-Auf
im Neuen Jahr!
G. Mal ow und Frau.
Perkeo-Fest-Säle
Heute großer
Sitvester-Ball.
Anfang 8 Uhr. (18167
Kerslichen Glückwunsch
zum neuen Jahr!
Silvesterfeier mit Konzert.
Familie Josel Rasch
Kotel Mers.
18127
u. Erholungsheim Kümmel=
PenSIOH bacherhof bei Heidelberg.
bietet ernolungsuchenden Gästen behag!.
Aufenthalt auch für die Wintermonate. Un-
mittelbare Waldestäne, erhöhte Lage am
Neckar,herrl. Spoziergänge. Zentralh.
Liege-
nalle,4Mahlz.,a. W Diät. Pensionspr. 4.-an
läng,Aufenth,n. Vereinb. Prosp.a, Wunscn 18136
(10787a)
Rie
Mien
Hier!
aeo unr Lan
am Hauptbahnhof.
Unseren lieben Gästen ein donnerndes
Prosit Neujahr!
Samstag ab 80,Heute Nacht oder nie‟
Großer Silvester-Ball
DEnfſa enanen as
Um Mitternacht lust. Ueberraschungen
Sonntag ab 5 Uhr Tanz-Tee -ab 7 Uhr
Neujahrs-Fest /1815r
unterm reizenden Schneehimmel.
Die beliebt. Haust apelle. DieguteKüche
beim TANZI
Unſeren werten Gäſten, Freunden u. Behannten ein
Proſit Neujahr!
18154)
Wilh. Plank u. Frau.
Wirtſchaft „Zum Feldvergeck”
Allen unſeren Gäſten und Freunden
ſenden wir zum Jahreswechſel
Herzliche Glüchwünſche
und laden zu dem Bunten Abend
unter Mitwirkung des
Komiker=
paares Hch. Merker und Frau ein,
Familie Gg. Becker.
Hotel-Rstaurant
Alte Post
Weßen
Froße
Turm
(18153
Sltesteieierm Tanz
Verstärkes Orchester!
Stimmngs-Musik!
Silyester-Soufs von Mk. 0.80 an
Neujahrstag roße Diners-Auswahl
Seetrihe Rotzungen
Cabliauilet, Schellfisch
Sehr prwvert für Familien:
Mittagessen / Abonnement 0.65 ℳ
Samstg den 31. Dezember,
und Sonnt, den 1. Januar 1933:
Metelſuppe!!
Gleichzeit meinen lieben Gäſten,
Verwand, Freunden,
Bekann=
ten und achbarſchaft die
herzlick. Glückwünſche
n neuen Jahre! (18155
Wifelm Nagel.
ck
Mdtche
Seeheim
wünscht den
den und Freunden des Hauses
gkl,u, zutriedenes Neues Jahr!“
Darmſtadk e. G. m. b. H.
Einladung!
Wir laden unſere Mitglieder hiermit
zu der am Mittwoch, 11. Januar 1933,
nachm. 5 Uhr, in den oberen Räumen
des Brauerei=Ausſchankes „Zur Krone‟
ſtattfindenden
2.ordenkl. Generalverſammlung
unſerer Genoſſenſchaft höflichſt ein und
bitten um zahlreiches und pünktliches
Erſcheinen.
Darmſtadt, den 31. Dez. 1932.
Der Vorſitzende des Aufſichtsrats
L. Werner.
Tagesordnung:
1. Geſchäftsbericht des Vorſtandes über
das Geſchäftsjahr 1931 u.
Prüfungs=
bericht des Aufſichtsrats.
2. Vorlage der Bilanz pro 1931.
3. Verleſung des Reviſionsberichts vom
13. Juni 1932 und der Stellungnahme
der Verwaltung dazu.
4. Beſchlußfaſſung über Genehmigung
der Bilanz nebſt Gewinn= und
Ver=
luſtrechnung und Entlaſtung des
Vor=
ſtandes.
5. Statutenänderungen (§ 4 und 8 18).
6. Feſtſetzung der aktiven und paſſiven
Kreditgrenze (8 49 G.=G.).
7. Neuwahl des Aufſichtsrats.
8. Beſchlußfaſſung über Verwendung der
Reſtguthaben der Genoſſen aus
Ar=
beiten an den Bauten Ebertplatz.
9. Verſchiedenes.
(18151
Die Bilanz pro 1931 liegt in unſerer
Geſchäftsſtelle, Luiſenſtr. 6, ab heute bis
zur Generalverſammlung auf und kann
dort von unſeren Mitgliedern in der
üb=
lichen Geſchäftszeit eingeſehen werden.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 31. Dezember 1932
Seite 12 — Nr. 363
HELIA
Sonntag, vorm. 11.15 Uhr.
Dassan, die Inse
Jugendliche zugelassen!
De
Film-Morgenfeler.
Letztmalige Wiederholung!
Wet
ex 5 Millionen Pinguin
Tileine Preise!
Vorverkauf an der Helialtasse!
Das Iustige Silwester-Programm
Kommen Sie zur Fröhlichen
Silwesterfeier
in das Gasthaus Knauf Beichst.
Siewerdenstlmmungsvolle, genußreiche Stunden verleben.
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IEE
Oaf
Heute Samotag B.r8 170 fff bruns M Hente und folsende Taxe
Das veue, entzückende Sohlager-
Ein Spitzenfilm der Tonfiim=Kunst
Lustspiel
Ein einmaliges beglückendes Erlebnis!
Iwan Petrowich
Else Elster und Szöke Szakall
HTTA ALPAF
das singende Tonfilmwunder, mit
Max Hansen
in der nenen großen Tonfilm:Operſtte
Die roder Keine
Regie: Karl Pröhlich.
Musik: Otto Stransky.
Die Berliner Uraufführung war ein
geradezn trinmphaler Erfolg.
In den ersten 6 Tagen besichtigten
20688 Personen dieses Film werk.
Gitta Alpar, die Königin der Stimme, hat wohl
noch nie ähnliche ergiebige Gelegenheit gehabt, die
ganze Herrlichkeit ihrer Stimme, vor allem ihrer
Koloratur so wirksam einzngetzen wie hier.
Dazu das
erstklassige Beiprogramm.
Ingendliche haben Lntritt. — (.18166
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr=
Muß man sich
gleich
scheiden lassen
Ein elegant ausgestattetes, mnsikal.
Lustspiel, dessen scbmissige Schlager
von Mischa Spoliansky:
„Es ist nie zu spät für eine schöne
Stunde” — und
„Muß man sich gleich scheiden lassen‟
von den Weintraub-Syncopaters mit
Schwung gespielt werden.
Im tönenden Beiprogramm:
Karl Valentin und Liesl Karlstadt in
ihrer berühmten Originalszene:
IM FOTO-ATELIER
Küche und Keller in bekannter Güte.
Um Jedermann Gelegenheit zu geben
ein paar frohe Stunden zu verleben,
bringen wir den erfolgreichen Harold
Lloyd-Film noch wenige Tage zu
bedeutend ermäßigten Preisen.
Kommen Sie und lachen Sie
über:
Harold Lleyd
in dem deutschsprachigen Tonflm:
Filmverräckt
Jugendliche zugelassen.
Of
Burg Frankenſtein!
Allen unſeren verehrten Gäſten,
Freunden und Bekannten ein
Mom keifagt
C. Hechler und Frau.
Auch im Winter iſt der ſchönſte
Ausflug nach dem Frankenſtein!
Im Burg=Reſtaurank
behaglicher Aufenthal
bei mäßigen Preiſen. (18160
Gleichzeitig entbieten wir unseren werten Gästen und
Bekannten
(18163
die bernlichsten aldekwünsche zum Jahreswechsel
Hermann Knauf u. Familie.
Karlstraße 15
Inhaber: FRANZ BELIER
An Siluester und Neujahr
ausgewählte Menüis
von Mark 1.— an
Tischvorausbestellungen
erbeten
KONZER
durch Rundfunkübertragung
Heujahrs-
F Kanmn4
Sonntag, den 1. Januar 1933, abends 7½ Uhr
Turngemeinde Darmstadt, Woogsplatz.
Eintritt für Mitglieder 50 ₰ (einschl. Tanz)
Eintritt für Fremde 75 8 (einschl Tanz
R Saalöffnung 7 Uhr. Karten Abendkasse/
18141
R
Silvester-
Hun Feier
(*1s
Wiltetehte.
8.Immung in den dekorierien Räumen.
Heute Samstag
Städt. Saalbau!
abend 8½½ Uhr:
(Großer Saal)
Großer Silwesteraßall
Bunte Bühne nahmhafter Künstler
Erstklassige Tanz-Kapelle
Eintritt 1.— Mk. einschl. TANZ und Steuer, 18149) Gefränke nach Belieben!
Grohe olllester
eierim Stadt. Ratskeller
KüNSTLER -RONZERT
Uberraschungen und Tanz
Souper, ff. Wein und Bier
Anfang 8 Uhr.
18130
Grosses Haus
Kleines Haus
Es wirken mit;
zweimal Silvester-Kakarett
Preise:
RM. 0.70—2 00.
22.15 Uhr
22.50 Uhr
die Damen Regina Harre, Ernavon Georgl,
Fritzi Jokl, Lilli Palmer, Ilse Medtner,
die Herren Hans Baumeister, ErwiFaber, Ernst
dinsberg, Theo Herrmann, lochim Sattler,
Josef Sleber
Das Orchester des Landestheaterunter Leitung
von Karl Maria Zwisster
Das Ballett unter Leitung von Handacke.
Am Flügel: Fritz Bohne, ErwiPalm, Dr.
Schloßberg-
(18173
Mit Quick-Quick vergnügt ins
Reue Jahr!
Silvester
Neuiehr:
1 Ernst 0.u0 5/g*1728e 1
„GNAD GE FRAU komm und
spiel mit mir” — sinet
HANS ALBER8, der
Sieg-
hafte, einmal schwarz als
Clonn, einmal blond, wie
wir ihn so gerne sehen, zu
der schönen
LLIAN HARVEY, die noch
nie so entzückend, tempe-
Tamentrol, hinreißend war
wie in
Liebe,Mnsik,
AUTCK-HImOTI
Stensation
Alles was Sie zur richtigen
Silvester-Stimmung brauchen,
Sonntag Einlaß 1.30 Uhr
Jugendvorsteilung
Der fliegende Cowkoy
wit Ho0t Gigson
Apgerho
Tan
mit
Ueber-
raschungen!
elefon 1646
18161
Telefon 1646
T Huester-
Abend
P.
9/ Künstter-
RONZERT
Ke
ab 4 uhr: TANZ
im „Goldenen Löwen”, Traiſa,
Wünſcht ſeiner Kundſchaft ein
Glückliches neues Jahr!
Seibert.
Groder- Silvester-Gesellschafts-Abend
FESTKONZERT ab ½9 Uhr • TANZKAPELLE bis 5 Uhr
Um 12 Uhr Fanfarengeschmetter und Glockengeläute
Feierlicher Ubergang ins neue Jahr • Verstärkte Kapelle
Uberraschungen • Die ganze Nacht geöffnet
Sonntag, den 1. Januar 1933, ab ½9 Uhr:
Festkonzert mit Tanzeinlagen • Verstärkte Kapelle L. Geiß
(18138
Dergroße Silwester-Baul
TIMCAUE
und sein Orchester
(sieben Herren)
spielen die ganze Nacht zum Tanz auf!
2 Tanzflächen! Neueste Tanzvorführungen!
RUF:3072
AMLAMTSTHEATER
Tischbestellung werden frühzeitig erbeten. — Soupers von Mk. 1.50 an
Uberraschcy:5 wertvolle Geschenke kommen durch Freilose zur Verteilung
18175)
Meinen werten Gästen ein glückliches
Prosit Neuiahn!
Familie Gustav Weiß
Reskaurank Schillereck
Große Silvester-Feier
181241 mlt der bellebten Ftimmungskapelle
Schustergasze 18 — Telephon 1631
Silvesternacht sowie am 1. Januar
KONZERT
in sämtlichen Räumen
Küche in bekannter Güte!