Gingetmmmmer 10. Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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böcheninich 7malgem Erſcheinen vom 1. Dezember
7J. Dezember 2.— Reichtmark und 20 Pfennig
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ſo z. ohne Beſtellgeld monatſich 2,60 Reiſchemari.
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ſurnten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
garnen einzelner Nummern infolge böherer Gewalt
ſärfgt den Bezſeher niſcht zur Kürzung des
zu=spreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
winf ohne Verbindlichkeit für uns. Poſtſcheckonio
Frankfurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſebenen Oriainal=Auflätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 336
Fre tag, den 23. Dezember 1932.
195. Jahrgang
21 mm breite Zeiie im Kreiie Darmſtadt 23 Reichspfg
Finanz=Anzeigen 35 Reichspfg. Reliamezelle (92 mm
breitl2 Reichsmark.Anzeigen von auswärte 3s Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 80 Reſchspfg. 92 mm breite
Rellame=
zeile 3.00 Reichsmarf. Alle preiſe in Reichsmart
f4 Doſſar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strell uſw erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfällung der
Anzelgen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkure oder gerichtliſcher Beitreibung fäſlf ſeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bank und Darme
Kädter und Natſonalbant.
Sertte ndei vent Ardensveſchaffmnasgian.
ſedikausweikung im Einverſkändnis mit der Reichsbank bis auf 2,7 Milliarden. — Ein 500-Millionen=
Soforkprogramm. — Weikere 50 Millionen für Haus=Innenrepatakuren. — Kein neuer
Behördenapparak für Arbeitsbeſchaffung und Kreditverkeilung.
Schnelle Bergebung der Poſt=
und Bahn=Aufkräge.
Berlin, 22. Dezember.
Der Reichskommiſſar für die Arbeitsbeſchaffung, Dr. Gereke,
ſzerte ſich heute vor Preſſevertretern über ſeine
Arbeits=
ſchaffungspläne. Da die Verhandlungen über die Geſtaltung
oſtr Pläne noch heute und morgen andauern, mußte Dr.
veike Einzelheiten noch zurückſtellen.
Dr. Gereke ſtellte eingangs feſt, daß es nicht in ſeiner
Ab=
ſit liege, eine große Behörde zu ſchaffen. Vielmehr ſolle mit
ſem verhältnismäßig kleinen Kreis von Mitarbeitern
ge=
vertet werden, um zunächſt das öffentliche Arbeitsprogramm
n größter Beſchleunigung durchführen zu können. Es handele
hierbei im weſentlichen um eine Ergänzung der von der
Yyerung bereits in Angriff genommenen Maßnahmen.
Auf Grund der Verhandlungen mit der Reichsbank laſſe ſich
ſen, daß ſich das Sofortprogramm im Rahmen der von
Reichs=
btpräſident Luther in ſeiner Münchener Rede enthaltenen
3führungen über die Kreditausweitungsmöglichkeiten bis zu
Milliarden halten werde. Innerhalb dieſes Rahmens werde
Sofortprogramm durchgeführt werden. Für die erſten
Maß=
umen komme ein Betrag von rund 500 Millionen Mark in
ßige. Ueber die Beſchaffung dieſer 500 Millionen Mark ſoll
15) Abſchluß der zurzeit noch laufenden Verhandlungen noch
Weihnachten Mitteilung gemacht werden.
Gr. Gereke erklärte dann weiter, daß er ſich von dem
Kundſatz der Dezentraliſation leiten laſſen werde.
MRredite würden unter beſonders günſtigen Bedingungen auf
Arag gegeben werden. Für die Auszahlung der Kredite
kom=
an in Frage: 1. Die Deutſche Geſellſchaft für öffentliche
Ar=
genr und 2. die Rentenbankkreditanſtalt.
Dr. Gereke hofft, daß ſich der Inſtanzenzug ſo beſchleunigen
9e, daß höchſtwahrſcheinlich ſchon im Januar die
Auf=
küge an die Unternehmer erteilt werden könnten.
Yonderen Wert legt der Reichskommiſſar darauf, daß ſchnelle
Aeit geleiſtet werde, für die in erſter Linie die bisher aus
fun ziellen Rückſichten liegengebliebenen Arbeiten in Frage
ſien.
Auf dem Gebiete der Hausreparaturen ſeien ſeinerzeit vom
ſichsarbeitsminiſterium bereits 50 Millionen Mark zur
Ver=
ſiung geſtellt worden, was eigentlich das Fünffache bedeute,
gan man bedenke, daß 80 v. H. der Hausreparaturen der
ſuseigentümer ſelbſt tragen müſſe. Darüber hinaus ſollen jetzt
übe ſondere für die Innenreparaturen weitere
AMillionen Mark zur Verfügung geſtellt werden.
Als ein weiteres Beiſpiel für die Möglichkeiten der
öffent=
ſten Arbeitsbeſchaffung bezeichnete Dr. Gereke die
Brücken=
huten. Es müßten ſofort alle die Dinge in Angriff
ge=
mmen werden, die normalerweiſe längſt hätten erledigt ſein
ſen. Es handele ſich hier um ſehr große Rückſtände, ſo daß
weitgezogene Rahmen der Kreditausweitung durchaus ver=
Rdlich ſei. Fehlinveſtitionen dürften
ſelbſt=
ſiſtändlich nicht vorkommen. Aus dieſem Grunde
Afen die Richtlinien für die Gewährung der Gelder
be=
yrs ſcharf ſein. Dieſe Richtlinien würden im Einverneh=
D mit dem Finanz= und dem Wirtſchaftsminiſterium zurzeit
Mbearbeitet.
Zum Schluß hob Dr. Gereke hervor, daß die
Durch=
ſhrung des öffentlichen
Arbeitsbeſchaffungs=
hugramms keineswegs als etwas gegen die
Privatwirt=
ſſt Gerichtetes anzuſehen ſei. Im Gegenteil würden die Auf=
9e, die auf Grund der Arbeitsbeſchaffungspläne vergeben
Rden, ja auch der Privatwirtſchaft zugutekommen. In welcher
Sſe die Steuergutſcheine Verwendung finden
den, laſſe ſich erſt morgen nach Abſchluß der zurzeit noch
Webenden Verhandlungen ſagen.
Für die Siedlungsfrage ſei ja durch die Notverord=
19 vom Dienstag ein Ausſchuß unter Vorfitz des Reichs=
Alers eingeſetzt worden, der bald zuſammentreten würde, um
MAusarbeitung der Richtlinien und die Durchführung der
wendigen Maßnahmen in Angriff zu nehmen.
1Auch für die Arbeitsbeſchaffung ſei durch die Notverordnung
ſolcher Ausſchuß geſchaffen worden. Wieviel Arbeitsloſe im
Emen des Sofort=Programms neu eingeſtellt werden könnten,
ſich im Augenblick noch nicht ſagen. Dies könne aber wahr=
Aul ich ſchon Anfangs Januar geſchehen, wenn ſich überſehen
9, in welchem Umfange die Kredite in Anſpruch genommen
Eden würden.
die Kredite würden zu beſonders günſtigen Bedingungen
zur Verfügung geſtellt.
Es bedürfe dabei eines erheblichen Zuſchuſſes des Reiches
1MVerbilligung der Kredite. Es hänge hauptſächlich natürlich
Nn ab, ob die angegriffene Arbeit eine Rente abwerfe oder
%. Diejenigen Arbeiten, die keine Rente abwerfen, müßten
4Aen günſtigſten Bedingungen gegeben werden. Die Entſchei=
M über die Hingabe von Krediten werde vorausſichtlich
be=
hers in kleineren Fällen vom Reichskommiſſar unteren
Ptausſchüſſen übertragen werden. Bei größeren Krediten
be=
ſich der Reichskommiſſar ein Einſpruchsrecht vor. Die An=
D auf Gewährung von Krediten würden vorausſichtlich an
Eſentenbankkreditanſtalt und an die Geſellſchaft für öffent=
3 Arbeiten zu richten ſein.
Ras das Arbeitsbeſchaffungsprogxamm der
csbahn und der Reichspoſt anbetreffe, ſo werde
eichskommiſſar darauf drücken, daß die noch nicht in
Auf=
gegebenen Arbeiten möglichſt bald in Angriff genommen
würden. Es werde Sorge getragen, ſo ſchloß Reichskommiſſar
Dr. Gereke ſeine Ausführungen, daß für das Sofortprogramm
auch die notwendigen Mittel ſofort bereitſtünden.
Im Rundfunk ſpricht am Freitag, den 23. Dezember, von 19.30
bis 20 Uhr der Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung, Dr.
Ge=
reke, über „Die vordringlichſten Aufgaben der
Ar=
beitsbeſchaffung‟. Der Vortrag wird von allen deutſchen
Sendern übernommen.
Ausſöhnungsaktion zwiſchen Hikler
und Gregor Skraſſer?
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der frühere Nationalſozialiſt Dr. Otto Straſſer, der Bruder
Gregor Straſſers, ſetzt in ſeiner „Schwarzen Front” den
Enthül=
lungsfeldzug gegen Hitler fort. Die Verantwortung für dieſe
Schilderungen muß man allerdings Otto Straſſer überlaſſen.
Gregor Straſſer ſelbſt iſt von ſeiner Italienreiſe wieder
nach Deutſchland zurückgekehrt und hält ſich in
Ober=
bayern auf. Soweit wir unterrichtet ſind, hat ſich Hitler bereit
erklärt, mit Straſſer zuſammenzutreffen, damit noch ein Verſuch
gemacht werde, eine Ausſöhnung herbeizuführen. Eine derartige
Ausſprache iſt ſeinerzeit für Januar in Ausſicht genommen
ge=
weſen. In den dazwiſchen liegenden drei Wochen ſollte eine große
Ausſöhnungsaktion in die Wege geleitet werden, um vor allem
zu verhüten, daß das Parteigefüge durch den Konflikt in
Mit=
leidenſchaft gezogen würde. Hitler hat die Zwiſchenzeit benutzt,
um im ganzen Reiche Treuebekenntniſſe zu ſammeln, während ſich
Straſſer außerordentlich zurückhielt. Es iſt bekannt, daß er ſeine
Freunde gebeten hat, nichts zu unternehmen, was für die NSDAP.
ſchädlich ſein könnte. Hitler hat inzwiſchen einen ſo weitgehenden
Perſonenwechſel vorgenommen, daß für Straſſer heute kein ſeiner
bisherigen Stellung entſprechender Poſten mehr zu beſetzen iſt.
Von ſeinen Freunden wird nun verſucht, Adolf
Hitler zu bewegen, den Poſten eines
General=
ſekretärs der Partei zu ſchaffen, der dann durch
Straſſer beſetzt werden ſoll. Bisher ſcheinen dieſe
Be=
mühungen erfolglos geblieben zu ſein. Offenbar will Hitler
ſeine weiteren Entſcheidungen von der
Aus=
ſprache mit Straſſer abhängig machen, die nach der
einen Verſion zwiſchen Weihnachten und Neujahr, nach der
an=
deren nach dem Jahreswechſel in Oberbayern ſtattfinden ſoll.
Heſſiſche Polikik.
Der Finanzausſchuß des Landtages
genehmigte in ſeiner Donnerstagsſitzung bei drei
Stimmenthal=
tungen einen nationalſozialiſtiſchen Antrag, der die Regierung
erſucht, ſofort Maßnahmen zu treffen, „daß den Kindern von
anerkannten Kriegsbeſchädigten und
Krieger=
hinterbliebenen ein beſonderer
Schulgeld=
erlaß gewährt werden kann. Dabei ſoll der bisherige
Ausbildungsgang verbeſſert werden dürfen, wenn bisher wegen
des zu hohen Schulgeldes dem Kind nicht die Ausbildung gegeben
werden konnte, die den Fähigkeiten des Kindes entſprach.
Irgend=
eine Anrechnung dieſes Schulgelderlaſſes auf ein Einkommen der
Eltern darf nicht erfolgen.”
Eine längere Ausſprache rief der nationalſozialiſtiſche
An=
trag „Verhinderung des „Doppelverdiener”
Unwe=
ſens” hervor. Aus dem Ausſchuß wurden zahlreiche Fälle
mit=
geteilt, die von der Regierung auf ihre Richtigkeit nachgeprüft
werden. Die Regierung ſtimmte der Tendenz des Antrages zu
und teilte mit, welche Maßnahmen ſie bisher gegen „
Doppelver=
diener” ergriffen habe, ſo u. a. einen 20proz. Sonderabzug neben
dem normalen Einbehalten am Gehalt. Der Antrag wurde
ein=
ſtimmig angenommen.
Durch die Regierungsantwort für erledigt erklärt wurde der
nationalſozialiſtiſche Antrag, die ſtaatlichen und
kommu=
nalen Lieferungs= und Arbeitsaufträge der
heſſiſchen Wirtſchaft zu reſervieren. Von der
Re=
gierung wurde darauf hingewieſen, daß es, um nicht
ſchwerwie=
gende Gegenmaßnahmen der Nachbarländer hervorzurufen,
un=
möglich ſei, Aufträge lediglich an heſſiſche Wirtſchaftskreiſe zu
vergeben.
Annahme wurde einem ſozialdemokratiſchen Antrag zuteil,
bei der Reichsregierung zu veranlaſſen, daß die Reichsbeihilfe
ſchon für Wohnungsreparaturen im Koſtenbetrag von
150 RM. gegeben wird.
Auf die Eingabe des Deutſchen Ledermuſeums in
Offenbach hat die Regierung für das laufende Jahr den
Staats=
zuſchuß in Vorjahreshöhe zugeſagt. Den erbetenen garantierten
Staatszuſchuß für die Zukunft wird der Landtag bei der
Plenar=
beratung über den Etat zu beſchließen haben.
Bei Stimmenthaltung der Nationalſozialiſten wird eine
Ein=
gabe des Reichsverbandes der Warteſtandsbeamten und
Lehrer, e. V., für erledigt erklärt, da die Regierung auf Grund
der beſtehenden Vorſchriften die Wünſche des Verbandes bezüglich
der Rechtsverhältniſſe der Warteſtandsbeamten nicht ändern
kann.
Der Aelteſtenrat des Landtags wird am 5. Janauar
1933 zuſammentreten und über den Zuſammentritt des
Land=
tages beſchließen. Mit den Plenarberatungen dürfte
wohl erſt in der zweiten Januarhälfte begonnen
verden.
* Polen und der Genfer Pakk.
Von
E. von Ungern=Sternberg.
Der Genfer Pakt der fünf Großmächte hat in Polen nicht
nur Mißſtimmung, ſondern eine mit leidenſchaftlichem Zorn
vermiſchte Beſtürzung hervorgerufen. Polen möchte proteſtieren,
aufbegehren, aber es ſieht ſich zum Schweigen verurteilt, denn
niemand hat es um ſeine Meinung gefragt. Es muß ſich
da=
mit begnügen, an die Hintertüren des Quai d’Orſay zu pochen,
um den mächtigen Schutzpatron in einer Neuinterpretierung
des Genfer Abrüſtungspaktes zu beſtärken. „Wie kommen fünf
fremde Mächte dazu”, fragen die polniſchen Patrioten, „ohne
unſere Zuſtimmung über unſer Sein oder Nichtſein zu
ent=
ſcheiden?” denn für Polen iſt die anerkannte prinzipielle
Rüſtungsgleichheit Deutſchlands weniger eine Frage der
inter=
nationalen Gerechtigkeit, als eine ſpezifiſch deutſch=polniſche
Frage. Wenn auch das offizielle Warſchau es noch leugnet, ſo
dämmert doch im Unterbewußtſein jedes Polen die Wahrheit
auf, daß die unmögliche Grenzziehung im Oſten verändert
wer=
den muß und verändert werden wird. Polen hält ſeine Exiſtenz
nur für verbürgt, ſolange die Feſſeln von Verſailles das Deutſche
Reich militäriſch niederhielten und Millionenheere bereitſtanden,
um Dertſchland, wenn es ſich der Zwangsjacke entledigen wollte,
an der Kehle zu faſſen. Bei einem auch nur annähernden
Rüſtungsausgleich hält ſich Polen für vogelfrei. Wenn ſchon
die kleine deutſche Reichswehr Polen nicht nur als ebenbürtigen
Gegner, ſondern als ein mit einer legendären Kraft beſeeltes
Schreckgeſpenſt galt, wie ſollte es nicht ein militäriſch
erſtarken=
des Deutſchland als eine Gefahr für ſeinen Beſtand betrachten!
Polen hat kein gutes Gewiſſen, es fehlt ihm die
Selbſt=
ſicherheit ſeiner Exiſtenz, denn die Aufteilungspſychoſe und 120
Jahre Fremdherrſchaft ſind nicht vergeſſen und verſchwunden,
und in beſinnlichen Stunden wächſt die Erkenntnis, daß die
Fehler und Sünden, die damals die Haupturſache zum
Zer=
bröckeln der ſtaatlichen Selbſtändigkeit bildeten, auch heute nicht
vermieden werden, nämlich die innere Zerriſſenheit, überhitzter
Chauvinismus, Großmachtsdünkel und die Nichtachtung
frem=
der Rechte. Polen will aus ſeiner tragiſchen Vergangenheit
nichts gelernt haben, in krankhaftem Geltungsbedürfnis will es
jetzt andere vergewaltigen, noch rückſichtsloſer wie es einſt ſelbſt
unter fremde Gewalt geriet. Durch fremden Sieg ſind weite
Gebiete deutſcher Erde an Polen gefallen. Der Korridor und
Oberſchleſien ſind klaffende Wunden, die niemals heilen werden,
und die die Spitzen polniſchen Bajonette niemals heilen laſſen
wollen. Das Deutſche Reich gilt als Erbfeind, weil Polen der
Nutznießer dieſer deutſchen Lande iſt, aber der Beſitz erſcheint
ihm nur geſichert, ſolange es einem wehrloſen Feinde
gegen=
überſteht.
Nach Unterzeichnung des Genfer Paktes konnte man in
manchen polniſchen Zeitungen verzweifelte Gloſſen unter dem
Motto „alles iſt verloren” leſen. Die Regierungsblätter ſetzen
hingegen noch einige Hoffnung auf den weiteren Verlauf der
Abrüſtungskonferenz, die noch Ueberraſchungen zu Gunſten
Polens bringen und auf der erſt Endgültiges entſchieden
wer=
den könne. Andere wollen Einſpruch erheben, wiſſen aber nicht
wo und bei wem, und dann meldet ſich der ohnmächtige Aerger
darüber, daß Warſchau, als in Genf die Würfel über ſein
Schickſal geworfen wurden, nicht zu den Beratungen
hinzu=
gezogen worden war. Man träumt von Repreſſalien, man will
die Minderheitsſchutzverträge einſeitig knüdigen, um ſich
even=
tuell an dem wehrloſen Deutſchen im eigenen Gebiet zu rächen,
deren Rechte trotz der Verträge oft genug mit Füßen getreten
werden, aber dann erinnern ſich gewiſſe Kreiſe daran, daß
Poſen und Pommerellen nur mit der Verpflichtung des
inter=
nationalen Minderheitenſchutzes an Polen übergeben worden
ſind, daß demnach durch eine Kündigung der Schutzverträge
gerade die Fragen vor einem internationalen Forum aufgerollt
werden würden, die Polen als nicht=exiſtierend betrachtet wiſſen
will. — Es iſt in Warſchau ſehr viel Tinte darauf verſchwendet
worden, zu beweiſen, daß der Korridor ethnographiſch, hiſtoriſch,
konfeſſionell und politiſch polniſch iſt. Die hiſtoriſchen Rechte
be=
gründet Polen auf eine Jahrhunderte lang zurückliegende
Zeit=
epoche, als in jenen Landſtrichen noch der Urwald wuchs und
Auerochſen weideten. Es will nicht zugeben, daß Deutſchland
ſich mit der jetzigen Grenzziehung, die auf Willkür, Unrecht und
Bruch des Völkerrechtes beruht, nicht zufrieden geben kann.
Trotz der Volksabſtimmung, die in Oberſchleſien zu Gunſten
Deutſchlands ausfiel, wurde das Gebiet durch ein brutales
Ge=
waltdiktat zerriſſen und ein Teil Polen ausgeliefert. Auch
dieſes Unrecht ſoll niemals gutgemacht werden. Eine Reviſion
der Verträge ſoll in alle Ewigkeit unmöglich ſein, den „heiligen
status quo” ſollen Millionenheere gegen ein für alle Zeiten
wehrloſes Deutſches Reich behüten. Als vor einigen Jahren
Stimmen der Vernunft im früheren feindlichen Ausland laut
wurden und ſich für eine Reviſion des Verſailler Vertrages
aus=
ſprachen, erklärte man in Warſchau: „Wenn an den Verträgen
gerüttelt wird, dann marſchieren wir nach Berlin!” Jetzt muß
man einſehen, daß über den Kopf Polens hinweg eine Reviſion
ſich anbahnt, die zwar nichts mit der blutenden Oſtgrenze zu
tun hat, die aber einen eventuellen polniſchen Marſch nach
Berlin in das Fabelreich verweiſt.
Der polniſche Außenminiſter Zaleſky ſah ſchon vor einem
Jahre das Unvermeidliche kommen, er wollte gegen die Deutſche
Gefahr gerüſtet ſein und warf das Steuer, der Außenpolitik
um. — Im Januar des Vorjahres wurde der Nichtangriffspakt
mit Rußland paraphiert und ſchließlich faſt gleichzeitig mit
Frankreich unterzeichnet. Aber auch dort gab es Enttäuſchungen.
Der rumäniſche Bundesgenoſſe ſchloß ſich aus, und die Fühler,
die nach Litauen ausgeſtreckt wurden, blieben, wenigſtens für
den Augenblick, erfolglos. Man iſt ſich in Kowno darüber im
klaren, daß man von Polen unter den gegenwärtigen
Voraus=
ſetzungen weder politiſch noch wirtſchaftlich etwas zu erwarten
habe. Keine Kompenſationen ſind Litauen hoch genug um
Wilna als Symbol zum Opfer zu bringen, wenn auch die Frage
einer Rückgewinnung des von den Polen geraubten
Wilna=
gebiets zeitweilig nicht erörtert wird. Die Genfer Phraſeologie
hatte keine Geltung mehr, Zaleſky fiel ihr zum Opfer und
über=
gab die Leitung der Außenpolitik Oberſt Beck. Der
Nichtangriffs=
pakt mit der Sowjetunion iſt unterzeichnet, aber ſein
Garantie=
wert wird in Warſchau nicht überſchätzt, denn erſtens iſt der
völkerrechtliche Begriff eines Angriffskrieges nicht g llärt, er iſt
Seite 2 — Nr. 356
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
dehnbar und kann in Moskau im Falle eines deutſch=polniſchen
Konfliktes nach Belieben ausgelegt werden. Zweitens hat ſich
Polen ſoviel ukrainiſche, ruſſiſche und weißruſſiſche Erde
ein=
verleibt, die es nicht verdauen kann, daß ein dauerhafter
Aus=
gleich zwiſchen einem nationalerwachenden Rußland und
War=
ſchau ein Ding der Unmöglichkeit iſt. Auch die Oſt= und
Süd=
grenzen Polens können nur durch Bajonette geſchützt werden,
denn ſie beruhen auf Willkür und Ungerechtigkeit. Sicher wird
das Ukrainiſche Problem ſich zu einem europäiſchen Problem
entwickeln, denn die polniſche Terrorherrſchaft, namentlich in
Oſtgalizien, mit all den Maſſenhinrichtungen kann nicht ewig
dauern. So bleibt denn Polen durch die Erkenntnis gequält,
daß die Fundamente ſeines Staates nicht auf feſtem Boden
ruhen, daß ſie erſchüttert und verſchoben werden können, ſobald.
die außerpolniſche Welt zur Einſicht und zur Befriedung
gelangt.
Um den Gewalttraum eines Großpolen „von Meer zu Meer”
zu verwirklichen, iſt Polen nicht nur bereit, ſein Lebensblut
in Form von Menſchenmaterial zu opfern, ſondern auch in
Form von Millionen und Abermillionen von Zlotys für den
Unterhalt ſeiner Armeen, die mehr als die Hälfte der
Staats=
ausgaben verſchlingen. Wird nun der Rüſtungsausgleich
Tat=
ſache, ſo wankt auch das Vertrauen in die Tanks und in die
Wehrmacht, und die Zukunft erſcheint unſicher und voller
Ge=
fahren. Es gäbe einen Ausweg: Verſtändigung mit
Deutſch=
land und eine Wiedergutmachung des getanenen Unrechts. Aber
Polen hat im Laufe der Geſchichte immer Gefühlspolitik
ge=
trieben und iſt gegebenen Vernunftsgründen ausgewichen. Es
wird deshalb noch viel Zeit vergehen, ehe die Wegweiſer in
Warſchau nach Berlin zeigen.
im Klageweg als rechtsunwirkſam angefochten.
Man ſchreibt uns u. a.:
Auf Grund der heſſiſchen Durchführungsverordnung zur
Sicherung der Haushalte von Ländern und Gemeinden vom
3. November 1931 wurden in Heſſen eine Reihe von Beamten
i. e. R. in den dauernden Ruheſtand verſetzt.
Miniſterialoberreviſor i. e. R. A. K. in Darmſtadt, der von
dieſer Maßnahme betroffen wurde, hat Klage bei dem
Land=
gericht Darmſtadt auf Zahlung des vollen Warteſtandsgeldes
erhoben. In der Klage wird die Ungültigkeit der heſſiſchen
Ver=
ordnung geltend gemacht. Heſſiſche Beamte ſind auf „
Leb=
zeiten” angeſtellt und könnten vor dem 65. Lebensjahr nur
bei gegebener dauernder Dienſtunfähigkeit und auf Grund des
vorgeſchriebenen Verfahrens penſioniert werden. Das Recht bis
zum 65. Lebensjahr im Amt zu verbleiben, ſei durch 8 129
Reichsverfaſſung geſchützt! Dieſer 8, der gerade die Beamten
gegen Willkürmaßnahmen der Länderregierungen ſchützen ſolle,
gewähre ein unverletzliches Recht! Die Maßnahme ſei
überhaupt nicht als Sparmaßnahme begründbar. Die
Penſio=
nierung leiſtungsfähiger und unbeſcholtener Beamten — K.
be=
findet ſich als Bürovorſteher eines Notariats in geachteter,
ver=
antwortungsvoller Stellung, und ſeine volle Leiſtungsfähigkeit
ſtehe außer Zweifel — könne keine Sparmaßnahme darſtellen!
Eine Sparmaßnahme, wie ſie die heſſiſche Regierung vornehme,
trifft einſeitig nur eine beſtimmte Zahl von Beamten, die
bereits mit dieſer falſchen Begründung abgebaut und in ihren
Einkünften erheblich geſchädigt wurden. Die
Zwangspenſio=
nierung laſſe ſich auf ſolche „Sparmaßnahmen” nicht ſtützen!
Bekanntlich iſt der preußiſche Staat, der Lehrer vor dem
65. Lebensjahre penſioniert hatte, verurteilt worden, das volle
Gehalt bis zum 65. Lebensjahre zu zahlen. Die Reichsregierung
hatte in dem ſeinerzeitigen Entwurf über die Rechtsverhältniſſe
der Warteſtandesbeamten ſelbſt in der Begründung angegeben,
daß die Aenderung dieſer Verhältniſſe ein mit Zwei=Drittel=
Mehrheit beſchloſſenes Reichsgeſetz zur Vorausſetzung haben
muß. Ein einfaches Landesgeſetz kann mithin den Beamten ihre
„wohlerworbene Rechte” nicht nehmen! Das Recht des Beamten,
bis zum 65. Lebensjahre im Dienſt zu verbleiben, iſt ein ſolches
wohlerworbenes Recht, wie vom Reichsgericht bereits
ent=
ſchieden iſt.
Termin in der Klageſache ſteht am 24. Januar 1933.
nach der Präſident des Landtags ſowohl das Hausrecht als auch
die Polizeigewalt ausübt. Schließlich ſoll in Artikel 32 ein dritter
Abſatz eingegliedert werden, der beſagt, daß die Mitglieder des
Geſamtminiſteriums und ihre Vertreter im Landtag der
Ord=
nungsgewalt des Präſidenten und ſeiner Stellvertreter
unter=
ſtehen. Für dieſe Faſſung fand ſich im Ausſchuß keine der
quali=
fizierten Mehrheit für Verfaſſungsänderungen im Plenum
ent=
ſprechende Stimmenzahl.
Aleſſandri Präſidenk von Chile.
TU. Santiago de Chile, 22. Dezember.
Der neugewählte chileniſche Kongreß hat Arthuro Aleſſan i
zum verfaſſungsmäßigen chileniſchen Präſidenten ernannt. AHe
ſandri, der bisher geſchäftsführender Präſident war, überninnn
nunmehr die Macht als verfaſſungsmäßiger Präſident.
Landwirtſchaft und Handelspolitik
Die Landwirtſchaft an der Jahreswende
Erklärungen des Reichsernährungsminiſters.
Vermehrte Vollmachten
für den heſſiſchen Landtagspräfidenken.
Der Geſchäftsordnungsausſchuß und der
Geſetz=
gebungsausſchuß berieten gemeinſam verſchiedene Aenderungen
der Heſſiſchen Verfaſſung. Darauf beſchloß der
Geſetzgebungs=
ausſchuß dieſe Aenderungen, die dem Landtagspräſidenten
ver=
mehrte Vollmachten geben. So wird beſtimmt, daß der
Land=
tagspräſident und ſeine Stellvertreter nach Ablauf, Auflöſung
oder Ungültigkeitserklärung des Landtags die Geſchäfte bis zum
Zuſammentritt des neuen Landtags fortführen. Ferner wird in
Artikel 26 der Heſſiſchen Verfaſſung ein Abſatz 3 eingefügt, wo=
Berlin, 22. Dezember.
Im Rundfunk hielt heute der Reichsminiſter für Ernährung
und Landwirtſchaft einen Vortrag über das Thema „Die
Land=
wirtſchaft an der Jahreswende‟. Er führte u. a. aus: Die
Wiederherſtellung der Ertragsfähigkeit der
Landwirtſchaft konnte im Jahre 1932 nicht
er=
reicht werden. Gerade in den typiſch bäuerlichen Gebieten
des Weſtens, Südweſtens und Nordens, deren Schickſal auf
das engſte mit dem Gedeihen der Vieh= und Milchwirtſchaft
ver=
bunden iſt, hat ſich die Lage ausgeſprochen verſchlechtert.
Die Verkaufserlöſe der Vieh= und Milchwirtſchaft waren im
letzten Jahre um mehr als 2 Milliarden Reichsmark niedriger
als im Wirtſchaftsjahr 1928/29.
Die Not unſerer Bauern trifft auch ſchwer die Siedlung,
auf die unſer Volk für die Zukunft große Hoffnungen ſetzt. Denn
die Erzeugniſſe der Viehwirtſchaft ſind die typiſchen Produkte der
Arbeit des Siedlers. Wenn Schweine und Rinder, wenn Schmalz
und Butter nichts bringen, dann kann auch der Siedler trotz
här=
teſter Arbeit nicht vorwärts kommen, ja, er kann auch, wie ſich
gezeigt hat, ſeine Zinſen und ſeine Tilgungsraten nicht abzahlen.
Die Getreideernte reichte erſtmalig ſeit Jahrzehnten
zu einer überreichlichen Deckung des einheimiſchen Bedarfs aus.
Dadurch entſtand für die Getreidepolitik eine recht ſchwierige
Lage. Trotzdem gelang es, von der großen Ernte bereits etwa
die Hälfte wenigſtens zu Vorkriegspreiſen unterzubringen. Die
Gewährung einer Ausfallbürgſchaft für die Düngemittellieferung
im Herbſt ermöglichte die Durchführung einer geordneten
Herbſt=
beſtellung.
Am Kartoffelmarkt wurden durch Ankauf von 110000
Tonnen Kartoffelflocken, durch Erhöhung des
Spiritusbeimi=
ſchungszwangs und durch Ausbau des
Stärkemehlbeimiſchungs=
zwangs ausgedehnte Aufnahmemöglichkeiten für auftretende
Ueberſchüſſe geſchaffen.
Auf dem landwirtſchaftlichen Kreditgebiet
wurde ein Fortſchritt dadurch erzielt, daß die Preußiſche
Zentral=
genoſſenſchaftskaſſe zur Deutſchen Zentralgenoſſenſchaftskaſſe
um=
gewandelt und auf das Reich übernommen wurde. Hand in
Hand ging damit die Sanierung des ländlichen
Genoſſenſchafts=
weſens, die wiederum Vorausſetzung einer Ausgeſtaltung des
Abſatzweſens und ſtärkerer Durchorganiſation der
landwirtſchaft=
lichen Warenmärkte iſt. Von nicht zu unterſchätzender
Bedeu=
tung haben ſich dieſe Maßnahmen ſchließlich auch für eines der
drückendſten Kapitel der Landwirtſchaft, für die Zinslaſt,
aus=
gewirkt, und w—rden dies, wie ich annehme, weiter in
verſtärk=
tem Maße tun.
Das Vorgehen gegen die Zinsſpannen im landwirtſchaftlichen
Kreditapparat, Hand in Hand mit der Senkung des
Reichsbank=
diskonts und der Zinſen für Hypothekarkredite, brachte insgeſamt
für die deutſche Landwirtſchaft eine Senkung der Zinslaſt
auf den Vorkriegsſtand. Während im Wirtſchaftsjahr
1931/32 die Landwirtſchaft noch rund 1 Milliarde RM.
an Zinſen aufbringen mußte, wird die geſamte Zinslaſt
im Wirtſchaftsjahr 1932/33 wahrſcheinlich nur noch
etwa 640 Mill. RM. betragen.
Nach jahrzehntelangem heißem Ringen hat die deutſche
Land=
wirtſchaft es zuwege gebracht, den Eigenbedarf an Brotgetreide
zu decken, ein Gedanke, den man früher als völlig utopiſch
be=
zeichnet hätte. Auch in der Fleiſcherzeugung hat man
Steige=
zungen erzielt, die früher nicht für möglich gehalten wurden.
Bei einem erheblichen Teil unſerer Produktion ſind wir aber
in keiner Weiſe an der Grenze der Bedarfsdeckung durch
Eigen=
produktion angelangt.
Zum Beiſpiel werden in der Fettverſorgung
Deutſch=
lands, deren Wert unter Zugrundelegung des
Kleinhandelsprei=
ſes auf etwa 21 Milliarden RM. geſchätzt wird, erſt etwa 40
Prozent im Inland produziert.
Die Handelspolitik
iſt eines der allerwichtigſten und vielfach weit unterſchätzten
Mittel für den Wiederaufſtieg der Landwirtſchaft.
Wir werden — wie ich hoffe — durch die in letzter Zeit
folgte Kündigung mehrerer Handelsverträge —
anderen Ländern die Löſung unerträglicher Zollbindungen 9/
wichtigſten landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe erreichen und dm
autonome Zollgeſtaltung und andere geeignete handelspolitißſ)
Maßnahmen den Preisdruck der vom Weltmarkt nach Deut ſt
land zu niedrigſten Preiſen hereinſtrömenden landwirtſchaftlichu 7M0
Produkte auffangen. Wir wollen weiter dafür eintreten, Siſ
der Deutſche nach Möglichkeit inländiſche Produkte verbrau)
und ſie den ausländiſchen vorzieht. Zweifellos kann auf di
Gebiete der binnenwirtſchaftlichen Organiſati n lei
noch manches erreicht werden.
Zur Erreichung dieſes Zieles können aber, wie vielf-d
empfohlen, ausländiſche Vorbilder nicht, ohne weiteres bei m9/
nachgeahmt werden.
Das neueſte Rezept, das in der Agrarpolitik Eingang geft.) hat, iſt das der Kartellierung. Man will das, was ſich
der induſtriellen Produktion bewährt hat, auch auf die Landwi./
ſchaft übertragen. Praktiſch dürfte jedoch eine Kartellierung an
landwirtſchaftlichen Produktion ſchon an der Fülle der Betriee
ſcheitern.
Es gibt meiſt, beiſpielsweiſe beim Getreidebau, keine andee
Möglichkeit der Beeinfluſſung des Produktionsumfangs, als üchr
den Preis. Der Preis iſt das natürliche Steuerungsmittel 5.
eine Produktion. Er wird im nächſten Jahre, wenn die Laru=
wirtſchaft nicht von ſich aus bei der Frühjahrsbeſtellung groe
Zurückhaltung im Getreidebau ſich auferlegt, auf weite Sicht
T=
ſehen, die Produktionseinſchränkung beim Getreide erzwings
Keine ſtaatliche Maßnahme iſt beſſer als der Preis in der La=g
wieder geſunde Preisverhältniſſe am Getreidemarkt zu ſchaffs,
Als weiteres wird der Landwirtſchaft
Unkoſtenſenkung
empfohlen. Leider ſind die Möglichkeiten der Unkoſtenſenku
für den Einzelnen außerordentlich begrenzt, denn
Soziallaſten, die Preiſe für induſtrielle Bedarfsartikel, Zinſe,
Steuen,
Löhne, das alles ſind Faktoren, die von dem einzelnen Landwär
nicht beeinflußt werden können. Und doch muß ein Ausgle /
zwiſchen den Produktionskoſten der Landwirtſchaft und den Pr=,
ſen für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe geſchaffen werden. =
Verpflichtung, an dieſem Punkt mit allen Kräften zu arbeite,
beſteht nicht nur für den Staat, ſondern auch für die Wirtſchert
ſelbſt.
Als letztes der Rezepte zur Sanierung der Landwirtſchart, ſelunl
wird empfohlen, auf die
Hebung der Kaufkraft der Städte
zu warten oder dieſe in erſter Linie anzuſtreben. Richtig iſt a.
daß die Kaufkraft des Städters beim Abſatz der landwirtſcha
lichen Produkte heute eine ſehr wichtige Rolle ſpielt. Ke
Bauer darf außer Acht laſſen, daß in den Städten fünf bis ſech
Millionen Arbeitsloſe monatlich einen Unterſtützungsſatz vm A für ihre
weniger als 50 RM. beziehen, und daß dieſe Unterſtützung nebuu Aeiſeben.
den Ausgaben für Wohnung und Heizung nur noch zu kümms
lichſter Ernährung hinreicht. Auch die Lohn= und Gehaltsverhäu, Arſe
niſſe der noch in Arbeit befindlichen ſtädtiſchen Bevölkerun
haben ſich in den letzten Jahren ſo verſchlechtert, daß ſie zwang)
läufig eine Einſchränkung der für Lebensmittelbeſchaffung zu
Verfügung ſtehenden Mittel zur Folge hatten.
Es iſt nicht leicht, zwiſchen dieſen Kaufkraftverhältniſſs
und der Notwendigkeit, der Landwirtſchaft zu helfen, den Au te im Un
gleich zu finden. Irgendwie muß dieſe Aufgabe aber gell
werden.
Die Aktion der Reichsregierung zur Winterhilfe m
einem Geſamtaufwand von 37 bis 38 Millionen RM. ſtellt hi” hei.
einen Schritt dar. Sie eröffnet für Fleiſch, Brot, Milch uſty ſbe
durch die Verbilligung mit Reichsmitteln Abſatzmöglichkeiten, de
ohne die Verbilligung durch Reichszuſchüſſe einfach nicht vo / en Weltr
Ni9
handen wären.
Als Endergebnis meiner Betrachtungen möchte ich feſi
ſtellen, daß es kein irgendwie geartetes alleingültiges Rezech
für die gegenwärtig zu treibende Agrarpolitik gibt. Keiry
Schlagwortpolitik kann uns helfen. Eine organiſche Agra
politik ohne Schlagworte iſt der Weg, der gegangen werden muf
Beinr
die V
der der
Rricht
den M
Rich erleicht
Sibiriſche Weihnachk.
Von E. E. Dwinger.
Wir entnehmen dieſen Abſchnitt dem ſoeben
im Verlage Eugen Diederichs in Jena
erſchiene=
nen Buche „Wir rufen Deutſchland”, mit
dem E. E Dwinger den Berichten ſeiner beiden
Sibirienbücher die abſchließende Deutung gibt.
Es war 1919, erzählte er mir, am Heiligen Abend. Wir
waren ſeit dreißig Tagen auf der Flucht, aus dem öſtlichſten
Transbaikalien her. Hier und dort lagen auf freier Strecke
um=
geſtürzte Züge, aus deren Trümmern ſich die Wölfe die Gebeine
zerrten, denn überall tobte der Kampf zwiſchen Koſakenhetmans
und Bolſchewiken. Wir fuhren ſchon 18 Stunden auf dem
Tritt=
brett, dabei herrſchte ſeit Wochen dreißig Grad Kälte. Unſere
Leiber zerſtach der Windzug wie mit Nadeln, unſere um das
Geſtänge geklammerten Hände erſtarben langſam. Endlich
er=
glänzten, in der Ferne Bahnhofslampen: „Tula . . . Tula!”
ſchrie man im Waggon. Kaum hielt der Zug, als fünfzig
ſchwer=
bewaffnete Matroſen in die Wagen ſprangen, jeden mit
auf=
gehobenen Piſtolen kontrollierten. Da wir von hier aus einen
andern Zug benutzen mußten, drängten wir uns eilig durch
die grauen Maſſen zum Bahnhof. Der Leutnant Gerhart ging
voraus, ich ſchleppte mich ihm mühſam nach.
Der Warteſaal fürs Volk war leer und kalt, der
Warte=
raum der erſten Klaſſe aber vollgeſtopft. Mit Glück und Mühe
kamen wir hinein, fingen wir uns zwei Plätze am Büfett. Ein
Dutzend Rotgardiſten zerſchlug mit Kolben die Schnitzereien der
Wandbekleidung, andere ſchoben ſie mit ſpöttiſchem Gelächter in
den Ofen aus taubengrauen Seidenkacheln. Die hohen Wände
waren von Schüſſen aufgeriſſen, an manchen Stellen ſah man
noch helle Plätze, dort hatten einſt des Zaren lebensgroße
Bild=
niſſe gehangen.
Am frühen Morgen ſollte unſer Zug nach Süden kommen,
wir hatten alſo faſt zehn Stunden Erholungszeit. So rauchten
wir denn eine Zigarette nach der andern, ſprachen jedoch nichts,
um keinem der vielen Spione aufzufallen. Daß auch mein
Kame=
rad an Weihnacht dachte, wußte ich auch ohne jede Frage.
Plötzlich wurde die Tür aufgeſtoßen, zwanzig Matroſen
lärmten in den Saal, ſuchten vergeblich einen freien Platz. Wie
— alles voll? „Platz für den Kommandanten!” ſchrie ein großer !
Blonder, trat mit einem Sprung zum Nachbartiſch, knallte
krachend einen Schuß zur Decke, ſo daß der Nachbartiſch im
nächſten Augenblick verlaſſen war. Wir fühlten beide, daß wir
an dieſem Orte nicht mehr lange weilen durften, daß uns
irgendwie Gefahren nahten . .
Da trat der Kommandant herein.
„Ich zog die pelzige Koſakenmütze noch tiefer, ſtarrte aus
ge=
ſenkten Augen heimlich zu ihm hinüber. Es war ein großer,
ſchlanker, ſchwarzer Mann, mit einem auffällig feinen Geſicht.
Zwei ſchwere Revolver ſtaken in ſeinem Gürtel, ein breiter
Säbel hing an ſeinem Koppel, zwei Patronengurte liefen
kreuz=
weis über ſeine Bruſt. Er ging mit weiten, weichen Schritten,
in den Kniegelenken unmerklich federnd — niemand hielt ſeinen
Augen ſtand, er ſchritt durch leere Gaſſen, wohin er ſich auch
wenden mochte.
Nachdem er ſich an den freien Tiſch geſetzt, brachte ihm ein
Adjutant ein Glas Tee. Ein zweiter legte ihm Gebäck dazu, ein
dritter tat ihm Zucker ins Glas. Er dankte keinem.
„Habt ihr den Deſerteur gerichtet?” fragte er plötzlich. Er
hatte eine ſchwingende Stimme, ich ſaß ſo nahe, daß ich jedes
Wort verſtand.
„Soeben, Kommandant!‟ Der Adjutant lachte.
„Die Ordonnanzen dann!‟ Er warf den Kopf zurück, ſah
ſich prüfend um — und traf meinen Blick.
Ich bebte auf . . . Er ſah mich lange an. Im erſten Atem
war ſein Blick ſtählern wie ein Meſſer, hart wie das geſchliffene
Auge eines Vogels. Mit einem Male aber begann er zu
ſchim=
mern, ſich mit einem ſamtenen Schleier zu bedecken. Ganz weich
und gütig ...
Die Ordonnanzen traten an den Tiſch, empfingen ſchneidende
Befehle, ſchwirrten an die Tür zurück. In allen Zwiſchenzeiten
aber ſah er zu mir hin — ruhten ſeine Augen ſeltſam fragend
in den meinen.
„Der Kommandant hat uns erkannt!” flüſterte ich dem
Leut=
nant unmerklich zu, lachte jedoch gleich darauf wie über einen
Scherz. „Es iſt Gefahr im Anzug — komme in kurzem
unauf=
fällig nach — zum rechten Waſſerturm!”
Er wurde blaß, ich ging hinaus. Ein Ruf jetzt! dachte ich
zitternd — und alles iſt zu Ende! Mein Herzſchlag ſetzte aus...
ſechs, ſieben Schritte, immer näher kam die Tür — dann hielt
ich den Griff, öffnete ich ſie . . . Niemand hatte mich
zurück=
gerufen, niemand hatte mich aufgehalten. Es ſind nur meine
Nerven, es iſt nur Einbildung, weil die Kraft zu Ende geht. .."
Draußen war Nacht. Mich packte jene klirrende Kälte, die
durch die beſten Pelze geht. Zu Hauſe brennt man jetzt den
Weihnachtsbaum! dachte ich bitter. Niemand war ringsherum zu
zu ſehen, hier und dort ſchwelte eine trübe Lampe, auf der
Kohlenſtelle keuchten zwei Maſchinen. Ich ſchritt ſtampfend dem
Waſſerturm zu, der ſich am Ende wie ein Felſen in den Himmel
hob.
Ich hatte ihn jedoch noch nicht erreicht, als hinter meinem
Nücken ein weiter, raſcher, federnder Schritt erklang. „Das iſt
des Leutnants Schritt nicht!” durchſchoß es mich. Ich fuhr
herum ..."
Es war der Kommandant!
Er ſprach kein Wort, ſah mich nur an. Sah tief und warm
in meinen ſtarren Blick — und lächelte. „Sie ſind ein deutſches
MS Leben
Offizier, mein Freund!”, ſagte er dann in deutſcher Sprache.
Ich ſchüttelte hilflos den Kopf, machte eine Gebärde de=
Nichtverſtehenkönnens. „Ne ponimaju .. .” ſagte ich ſchließlich.
„Kommen Sie”, ſagte er nur, ging fünfzig Schritte weite
hielt an einer Stelle im Schatten an, an der uns niemand ge
wahren konnte. „Ich habe Sie im Saal geſehen”, begann S
dann, „auch Ihren Kameraden. Sie ſind auf der Flucht, warte
auf den Zug nach Süden. Gut.. . Ich wollte Ihnen nur dieſe
ſagen: es geht kein Zug mehr nach dem Süden. Ein weiße=
General hat unſere Bahn geſprengt, wird in den nächſten Tage
auf Tula marſchieren. Sie können nicht mehr fort . ..
Ich ſchwieg hartnäckig.
„Ich möchte Ihnen helfen, Kamerad!” ſagte er plötzlich
„Ich bin kein Deutſcher!” ſtieß ich auf ruſſiſch aus.
Er öffnete ein ſchwarzes Matroſenhemd. „Sehen Sie hei. er nur, „ſehen Sie her * zwei Hände voller
Perleis=
ketten, an ſtarken Schnüren aufgezogene Ringe, ein Dutzen
großer Brillantorden — das flimmerte auf ſeiner nackten Bruſt
„Es iſt der ganze Schmuck des Hauſes Beljajeff, meis
Freund!” ſagte er langfam. Ich nahm ihn an mich, als di*
Roten unſer Schloß ſtürmten. Und da ich nicht mehr aus dem
Lande konnte, floh ich in die Feſtung Kronſtadt, machte mich
dort durch einen Handſtreich zum Kommandanten. Als roie
Truppenführer erreichte ich es, daß ich an einen ſüdlicheren Plac
befohlen wurde. Mein Regiment vergöttert mich, ich führe ſie von=
Sieg zu Sieg von Beute zu Beute — im ſtillen aber imme.
näher jener Grenze zu, die mir wie Ihnen eines Nachts di
Freiheit bringen ſoll!”
Er ſchwieg und wartete. Ich ſah ihn ſpähend an.
„Mein Name, Freund, iſt Ilja von Beljajeff”, ſagte
ſchwer.
Ich hob den Kopf, als ob ich träumte. Nein, es iſt eine
Falle! dachte ich immer noch, hob abwehrend die Hände.
„Ach, glauben Sie mir noch nicht?” fragte er endlich. Seine
weiche Stimme hatte jählings einen ſchmerzlichen Unterton. „c
kann nicht mehr tun, Freund, als mich ſo in Ihre Hände gebel
— wie ich’s tat!”
„Ja”, flüſterte ich hilflos — in deutſcher Sprache
„Endlich!” rief er da. „Ach, endlich . . . Oh, ich liebe dieſee
Deutſchland!” fuhr er ſchwärmeriſch fort, lächelte mich dankbam.
an. „Ich liebe Deutſchland, ja — und liebe vor allem dieſeiß
Abend! Oh, ich war lange dort, feierte ihn oft, den hellen
Baum! Und als ich Sie am Tiſch ſah, griff mich die Sehnſuoe
danach übermächtig . . . und . . . und .
„Es war das deutſche Auge, was mich rief!” ſetzte er hinil-
Ich griff nach ſeinen Händen, gab ſie nicht mehr frei. 129
danke Ihnen!” ſagte ich erſtickt.
Frreitag, 23. Dezember 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bsenziyſtem im likauiſchen Außenhandel
Nr. 356 — Seite 3
TU. Kowno, 22. Dezember.
Die litauiſche Regierung hat am Mittwochabend nach
län=
zſrer Beratung, zu der auch die Geſandten in London, Berlin,
ſoskau und Prag hinzugezogen worden waren, beſchloſſen, im
ſautiſchen Außenhandel ein Lizenzſyſtem für eine Reihe von
Roh=
yfen und Halbfabrikaten, darunter für Zucker, Zement, Kohle,
ſumwolle, Salz, Eiſen und anderes, einzuführen. Es wurde ein
ußenhandelsausſchuß gebildet, deſſen Vorſitz der Direktor des
andelsdepartements Horkaitis iſt. Zweck des Lizenzſyſtems iſt
Droſſelung der übermäßigen Einfuhr dieſer Waren.
Urſprüng=
ch war beabſichtigt, für die jetzt unter Lizenz geſtellten Waren
höhte Zölle einzuführen, jedoch ſah die Regierung davon ab.
uH die Kontingentierung wurde abgelehnt. Der Beſchluß des
üiniſterkabinetts tritt ſofort in Kraft.
Itei Todesurkeile im Lemberger Ukrainer=Prozeß.
TU. Warſchau, 22. Dezember.
Mit drei Todesurteilen hat der Prozeß vor dem Lemberger
usnahmegericht gegen die vier Ukrainer Mitglieder der
gehei=
un ukrainiſchen Militärorganiſation geendet. Die Angeklagten
unylyſzyn, Bilas und Zurakowſki wurden zum Tode durch den
(rang verurteilt. Die Sache, des vierten Angeklagten Koſſak
ude dem gewöhnlichen Gerichtsverfahren überlaſſen. Die drei
zm Tode Verurteilten waren des Raubüberfalls auf das Poſtamt
ſeodeck bei Lemberg angeklagt. Den Ueberfall haben ſie ihren
usſagen gemäß auf Befehl ihres Geheimbundes als Terrorakt
dem Zweck vollführt, für die Organiſation Geld zu beſchaffen.
*e Sache des Mordes gegen den Regierungsabgeordneten
Ho=
lpko, der im Auguſt vorigen Jahres in Truskawiec verübt wurde,
„d nach Erklärung des Staatsanwalts Gegenſtand eines
ge=
ſiderten Verfahrens bilden. Es iſt auffallend, daß es der Polizei
fslang nicht möglich geweſen iſt, in dieſe dunkle Mordgeſchichte
ſch. etwas Licht zu bringen. Auch in dieſem Falle wurde durch
de Staatsanwaltſchaft und die Polizei der Verſuch gemacht, den
blowko=Mord gewiſſermaßen mitzunehmen. Er ſcheiterte aber
eichfalls an zu vager Beweisführung.
Marokkaner überfallen franzöſiſches Lager.
EP. Paris, 22. Dezember.
Der „Matin” meldet, daß einer der Aufſtändiſchen=Führer in
ſo del Oro, Mohammed Maamun, mit einer Schar von 300
be=
mffneten Aufſtändiſchen gegen Mauretania vorrückten, um die in
deſer franzöſiſchen Kolonie errichteten Lager zu plündern und
eie aus 280 Bewaffneten beſtehenden Eingeborenentruppe unter
dr Führung des franzöſiſchen Kapitäns Delange anzugreifen. In
enm Vorgefecht zwiſchen einer aus acht Mann beſtehenden
fran=
zſiſchen Patrouille und einer weit ſtärkeren Vorhut der
Aufſtän=
ſſchen wurde die franzöſiſche Patrouille bis auf einen Mann
auf=
rieben.
Regierungserklärung vor der belgiſchen Kammer.
Neue Sfeuern.
EP. Brüſſel, 22. Dezember.
Die Kammer trat am Donnerstag nachmittag zuſammen, um
* Regierungserklärung des neuen Kabinetts de Brocqueville
ngegenzunehmen. Die Regierung fordert vor allem
Vollmach=
m für ihre Finanzpolitik. Sie ſei gezwungen, neue Steuern
erheben, ſie werde jedoch die Sparer ſchonen, um den Kredit
„d das Vertrauen nicht zu ſchädigen. Die Regierung kündigt
ſurfe Maßnahmen an.
Indien vor dem Unkerhaus.
EP. London, 22. Dezember.
Der Staatsſekretär für Indien, Sir Samuel Hoare, gab
dute im Unterhaus die erwartete Erklärung über die Lage in
Idien ab. Hoare führte aus, die Situation in Indien habe ſich
n den letzten drei Monaten weſentlich gebeſſert. Das ſei eine
älge des ſtrengen Vorgehens der Regierung gegen die
Ruhe=
hrer. Die Ratifizierung der Ottawa=Abkommen durch eine
pße Mehrheit der Indiſchen Geſetzgebenden Verſammlung ſei
m Zeichen des zunehmenden guten Willens gegenüber dem
bri=
ühen Weltreich. Er hoffe, daß die Notverordnungen in Indien
Beginn des neuen Jahres nicht mehr nötig ſein werden, und
½3 die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ordnung
veder der Geſetzgebenden Verſammlung überlaſſen werden könne.
9e dritte Rundtiſch=Konferenz werde ihre Arbeiten mit einem
kricht zum Abſchluß bringen. Hoare betonte, dieſer Bericht
urde den Weg zu weiteren verfaſſungsmäßigen Maßnahmen
er=
blich erleichtern. Die engliſche Regierung unternehme alles,
1 das Lebensniveau der Arbeiterklaſſe in Indien zu heben.
Vertrauensootum für Paul Boncour
Das Programm der neuen franzöſiſchen Regierung. — Abwarken in der Schuldenfrage. — Feſthalfen
am „Konſtrukkiven Plan” in der Abrüſtungskonferenz. — Jnnere Reformen.
365 : 215 Skimmen.
EP. Paris, 22. Dezember.
In der Regierungserklärung, die Miniſterpräſident Paul=
Boncour in der Kammer und Vizepräſident Gardey im Senat
heute nachmittag verlaſen, wurden zunächſt die Schwierigkeiten
unterſtrichen, mit denen die neue Regierung zu kämpfen haben
werde. Sie habe die Gewalt weder gewünſcht, noch aber auch
ver=
weigert. Die Miniſterkriſe ſei unter beſonders delikaten
Umſtän=
den eröffnet worden. Die Regierungserklärung erwähnt dann
die Haltung Herriots zu der Schuldenfrage. „Die vielleicht
über=
triebenen, aber unendlich ehrenhaften Skrupel, hätten es ihm
un=
möglich gemacht, den Wünſchen all derer nachzugeben, die ihn
wieder berufen wollten. Weiterhin betont die Regierung den
Willen, das Werk Herriots fortzuſetzen. Die Wiederherſtellung
der Staatsautorität ſei der Leitgedanke der neuen Regierung.
Gewiß werde die Regierung, wenn ihr Zeit gelaſſen werde,
auch „kühne Reformen” verwirklichen. Aber zuerſt müſſe
das Werkzeug geſchmiedet werden, müſſe der moderne Staat
geſchaffen werden, in dem die Autorität um ſo weniger
be=
ſtritten ſei, als ſie das Zeichen einer wirkſamen Zuſammenarbeit
aller öffentlichen Stellen der Produzenten und der Verbraucher
ſei. Zuerſt müßten die Staatsfinanzen wieder
aufge=
richtet werden, dem Anwachſen des Fehlbetrages im
Staatshaus=
halt Einhalt geboten und das Gleichgewicht wiederhergeſtellt
werden, wodurch das Mißverhältnis zwiſchen den öffentlichen
Ausgaben und Einnahmen geſtört worden ſei. Daher ſeien vor
allem Budget=Einſparungen nötig, und zwar energiſche
Einſparungen, aber nicht ſo, daß die Schatzamtskaſſen ſich leerten.
Die Regierungserklärung betont, daß alle Staatsbürger in
gleicher Weiſe zu dieſem Sanierungswerk herangezogen werden
ſollen. Vor allem aber müßten die öffentlichen Stellen
reorga=
niſiert, unnütze Poſten aufgehoben und die Verwaltung
vereinfacht werden. Die Regierung verlange für den
Augen=
blick nur ein Budgetzwölftel. Im zweiten Budgetzwölftel für
Februar nächſten Jahres, das unvermeidlich erſcheine, würde
dann bereits ein Teil der Sparmaßnahmen eingefügt werden.
Die zweite Hauptaufgabe der Regierung ſei die
allgemeine Regelung der Kriegsſchuldenfrage,
auf die ſie alle ihre Bemühungen konzentrieren werde. Sie ſei
jedoch der Meinung, daß angeſichts der
gegenwärti=
gen politiſchen Lage in den Vereinigten
Staa=
ten dieſe Verhandlungen mit äußerſter
Vor=
ſicht geführt werden müßten. Seit der
Kammerab=
ſtimmung am 12. Dezember ſei glücklicherweiſe von dem
vorhe=
rigen Regierungschef eine dauernde Verbindung mit der
Regie=
rung der Vereinigten Staaten aufrecht erhalten worden. Die
Regierung ſei dankbar, daß in Waſhington ernſthafte
Anſtren=
gungen gemacht worden ſeien, um zu verſuchen, die
Schwierigkei=
ten zu überbrücken. Nur zu glücklich, jede Annäherungsmöglichkeit
zu ergreifen, werde die Regierung dieſe Verhandlungen mit der
feſten Abſicht führen, eine Geſamtlöſung vorzubereiten, die der
Unordnung ein Ende mache, welche die Laſt der zwiſchenſtaatlichen
Schulden für die allgemeine wirtſchaftliche Wiederaufrichtung
mit ſich bringe.
Die vorhergehende Regierung habe mit Erfolg die
Abrüſtungskonferenz
aus der Ungewißheit und Langſamkeit herausgeriſſen, in der ſie
ſich zu verlieren drohte. Die franzöſiſche Regierung werde ihre
Bemühungen in dieſer Richtung fortſetzen. Ein
konſtruk=
tiver Plan, der in genauen Formeln die notwendige
Ver=
bindung zwiſchen Abrüſtung und Sicherheit herſtelle und der ſich
nicht einer dieſer beiden Richtungen bediene, um die andere
aus=
zuſchalten oder zu verſchieben, ſei hinterlegt worden. Die
franzöſiſche Regierung werde dieſen Plan
ver=
teidigen. Ein bedeutendes Ergebnis ſei bereits erzielt
wor=
den: Der Eintritt in die Konferenz durch ein großes Land, deſſen
Gegenwart notwendig ſei, um der abzuſchließenden Konvention
und den daraus folgenden Garantien und Kontrollen ihre volle
Wirkſamkeit zu verleihen. „Wir werden darüber
wachen, daß man aus der loyalen Anerkennung
einer Gleichberechtigung der Pflichten und
einer poſitiven Organiſation
internationa=
tionaler oder europäiſcher Sicherheit keine
Schlußfolgerungen ziehe, die auf eine mit dem
Ziel der Konferenz und mit dem Vertrag
un=
vereinbare Aufrüſtung hinzielen.”
Die Regierungserklärung kommt dann weiterhin auf
inner=
politiſche Fragen und ihre Löſungsmöglichkeiten zu ſprechen und
hebt zwei beſondere Kriſenerſcheinungen hervor: die
Land=
wirtſchaftskriſe und die Arbeitsloſigkeit. Die
Regierung kündigt an, daß ſie in einer der nächſten
Kammer=
ſitzungen die Verabſchiedung eines Geſetzes zur
Getrei=
deſtützung fordern werde. Später werde ſie dann neue
Pläne für eine beſſere Organiſation und einen wirkſamen Schutz
der geſamten franzöſiſchen Landwirtſchaft der Kammer
unter=
breiten.
Die Erklärung Boncours wurde von dem ganzen Haus mit
größter Aufmerkſamkeit angehört. Im großen und ganzen hat
die Regierungserklärung angenehm enttäuſcht, jedoch nirgends
Begeiſterung ausgelöſt. Die Parteien nehmen weiterhin eine
abwartende Haltung ein.
Sobald der erſte Redner, der Kommuniſt Doriot; die
Tri=
büne beſtieg, leerte ſich das Haus zu neun Zehnteln. Doriot griff
in der üblichen Weiſe das kapitaliſtiſche Syſtem als
Hauptſchul=
digen an den jetzigen Verhältniſſen an. Der nächſte
Interpella=
tionsredner, der Radikale Hulin, forderte die Sozialiſten auf,
tatkräftig und dauerhaft mit der neuen Regierung
zuſammenzu=
arbeiten. Der zweite radikale Redner, Ledoux, vergnügte das
Haus durch witzige Redensarten, ging auf alle Probleme ein,
ohne ihnen jedoch auf den Grund zu gehen.
Nach den Rechtsabgeordneten Fabry und Louis Marin
ergriff Paul=Boncour erneut das Wort, um die
Fortfüh=
rung der Herriotſchen Außenpolitik zu betonen. In der
Abrü=
ſtungsfrage lehnte der neue Miniſterpräſident die
einſei=
tigen Kontrollen, wie ſie im Verſailler Vertrag feſtgelegt
ſind, ab, die nur mittels einer Gewaltpolitik verwirklicht
wer=
den könnten. Er ſei vielmehr für eine Annäherungspolitik, die
allein die gegenſeitige und loyale Kontrolle ermögliche.
Der Sozialiſtenführer Léon Blum erklärte ſich von der
Regierungserklärung befriedigt. Seine Gruppe werde ſich
jedoch die Stellungnahme zur Balancierung des Staatshaushalts
vorbehalten.
Die Kammer ſprach darauf mit 365:215 Stimmen der
Regie=
rung das Vertrauen aus und vertagte ſich.
Der Eindruck in Berlin.
Die Rede des neuen franzöſiſchen Miniſterpräſidenten iſt in
ihrem außenpolitiſchen Teil außerordentlich kurz gehalten. Uns
intereſſiert lediglich, daß er auf den Lauſanner Vertrag nicht zu
ſprechen gekommen iſt, obwohl man nach dem bisherigen
Preſſe=
feldzug der Franzoſen damit rechnen mußte, daß ſehr
wahrſchein=
lich für den Fall des Nichtzuſtandekommens einer Einigung mit
Amerika ein Rückgriff auf den Youngplan verkündet werde. Paul=
Boncour hat alſo Lauſanne nicht in Zweifel gezogen. Allerdings
muß erſt der amtliche Wortlaut der Rede abgewartet werden,
dann wird zu erkennen ſein, ob nicht an anderen Stellen dieſe
Dinge doch berührt ſind. Selbſtverſtändlich hat der franzöſiſche
„Anwalt der Aufrüſtung” ſeinen bekannten Konſtruktivplan
her=
vorgeholt, der die Sicherheit mit der Abrüſtung verknüpft und uns
praktiſch keine Sicherheit gewährt, dagegen die Abrüſtung
vollkom=
men ſabotiert. An dieſem Plan hält er alſo nach wie vor zäh
feſt. Wir kennen die Mentalität Boncours und wiſſen, daß wir
uns noch in harten Kämpfen mit ihm herumſchlagen müſſen.
Ob dabei der neue deutſche Geſandte beim Völkerbund,
für welchen Poſten der frühere Geſandte Deutſchlands in Buenos
Aires, v. Keller, in Ausſicht genommen iſt, von Vorteil ſein
wird, muß man zunächſt abwarten. Herr v. Keller iſt neben dem
Botſchafter v. Nadolny in der Abrüſtungsfrage in Genf tätig und
kennt alſo die Materie. Eine andere Frage iſt es, ob überhaupt
dieſer Geſandte beim Völkerbund, der Plan iſt im Kabinett von
Papen entſtanden, notwendig iſt. Wir glauben, daß auch in
Zu=
kunft von Fall zu Fall aus Berlin beſondere Beauftragte nach
Genf kommen werden, und daß bei allen entſcheidenden
Verhand=
lungen doch der Außenminiſter als Hauptdelegierter auftreten
muß.
„Nun aber ſagen Sie — haben Sie noch Geld?”
Ich ſah auf meine Füße. „Nein, faſt nichts mehr.
„Ich bitte, Freund”, ſagte er raſch und griff in ſeine Taſche,
Nickte mir ein Päckchen Noten in die Hände. „Vielleicht”, ſetzte
mit bitterem Unterklang hinzu, kann ich es einſt in
Deutſch=
ſid wieder brauchen!“
„Ach ſagen Sie nur dieſes”, rief ich überwältigt, „ich .. ."
imd . . . nie — nie geſehen ..."
„Ich ſah Ihr Auge!” ſagte er nur. Und da es ſeit Monaten
1s einzige menſchliche Auge unter Tieren war, darum . . .
dch auch, weil meine Hände ſo voll Blut geworden ſind — daß
zuweilen grell nach Güte ſchreien!“
Da fiel am Bahngelände ein Schuß. „Kommandant!” ſchrie
ſie wilde Stimme.
1 „Man ruft mich!” ſagte er raſch. „Nur eines noch: Ich habe
önen zwei Papiere ausgeſtellt für meinen Zug — es iſt der
iſte nach Süden. Nehmen Sie das — Sie werden ſicher bis
im Grenzbezirk damit gelangen. Leben Sie wohl — und: Auf
lederſehen in einem freien Lande!”
Er ging davon. Leicht, weich und wiegend ſchritt er ins Licht zu=
4. Und gleich darauf ſchwang ſeine Stimme ſchon wieder
hieidend über die Geleiſe.
Eine Weile ſpäter kam der Leutnant. Bei ſeinem Kommen
inden Tränen in meinen Augen. „Was iſt?” fragte er
ſchrocken. Ich ſagte nur: „Mir iſt in dieſem Land ein Menſch
gegnet — und: Chriſtus in ihm.
Schulenburg ſchwieg lange. „Ja”, ſagte er dann. „Das
er=
kie er. Am Heiligen Abend. Im Jahre 1919.”
* Heſſiſches Landeslheater.
ſoßes Haus. — Donnerstag, den 22. Dezember.
Cavalleria ruſticana von P. Mascagni.
Der Bajazzo von Leoncavallo.
Für die Neu=Inſzenierungen dieſer beiden Stücke, die im
Eigen Jahre zu lebhafter Diskuſſion führten, bleibt bei öfterem
ſchprüfen der Eindruck beſtehen, daß eine Verlegung von
Hauplatz und Perſonen in die Gegenwart bei der Cavalleria
Charakter der Handlung und ihrer Träger nicht entſpricht,
Ihrend dies für den Bajazzo möglich erſcheint. Hier waren
9 manche vorjährige Ueberſpitzungen fortgelaſſen, und hatte
ſe feinere Ueberarbeitung ſtattgefunden. Es wird, wie ſchon
bei ähnlichen Verſuchen, erſichtlich, daß jedem Werk eine
biſſe Geſetzlichkeit des Aufführungsſtils innewohnt, deren
ſenze ungeſtraft nicht überſchritten werden darf.
Die Aufführungen hatten Zug. Ein Abend der losgelaſſenen
Eperamente! Ueber der erſten waltete zu Anfang kein guter
Stern: Chöre und Enſembles wollten nicht recht glücken.
Dr. Schmidt=Iſſerſtedts energiſche Führung, die ſich
den ganzen. Abend über vortrefflich bewährte, wußte alles
äußerſt geſchickt einzurenken.
Zwei Neubeſetzungen in der Cavalleria. Elſa Kment als
Santuzza. Die Künſtlerin war noch nie ſo gut. Zum erſten
Mal ging ſie ganz aus ſich heraus, und ſchuf mit warmem
Temperament eine großzügige Leiſtung. Siegfried Urias legte
mit ſeinem Alfio Ehre ein. Aber auch Dr. Allmeroth als
Turiddu ſah ich noch ſelten ſich ſo aus dem Vollen verſchwenden.
Die anderen — Anna Jacobs und Suſanne Heilmann —
gut am Platz.
Im Bajazzo erhielten Regina Harre und Joachim
Satt=
ler ſeit längerer Unterbrechung tragende Rollen von Bedeutung.
Geſanglich wie darſtelleriſch iſt die Nedda Frau Harres eine
vorzüglich ausgereifte Leiſtung, voll Intelligenz und
Tempera=
ment, die ſtarke Eindruckskraft beſitzt. Sattlers Canio zeigte
den ſtrahlenden Glanz ſeines immer ſtärker ſich entwickelnden
Materials auf dem Gebiet, das ſeiner heldiſchen Begabung
ent=
ſpricht. Seine Darſtellung hat ſich merklich aufgelockert und
erfreute durch eine erſchütternd im veriſtiſchen Rahmen ſtehende
Geſtaltung. Neben dieſen der unvergleichlich lebendige
ſtimm=
gewaltige Tonio von Johannes Drath, der ſcharf gezeichnete
Beppo Eugen Vogts, und der ſehr ſchön geſungene Silvio
C. Th. Ritzhaupts. In beiden Stücken hatten die Chöre
v. HI.
an dem Erfolg verdienten Anteil.
* Frankfurker Opernhaus.
Abſchied Richard Breitenfeld.
Als Tonio in, Bajazzo” verabſchiedete ſich nach dreißigjähriger
Tätigkeit an der Frankfurter Oper der lyriſche Bariton Richard
Breitenfeld von Bühne und Publikum. Der Künſtler, der in
Bay=
reuth den Gunther und den Heerrufer geſungen hat, kam von
Köln zu uns; die Wärme und Weichheit der Stimme und die
darſtelleriſche Begabung machten Breitenfeld zu einem der aus
gezeichnetſten Vertreter des lyriſchen Fachs; als Wolfram (mit
dem unvergeßlichen E. Forchhammer als Tannhäuſer) Kühleborn,
Amonasro, Nelasco uſw. gelang es ihm, ſich einen Platz in dem
damals ausgezeichneten Enſemble zu ſchaffen. Die Wiedergabe
dramatiſcher Partien hat auch dieſem Organ mit der Zeit die
be=
ſondere Schönheit genommen.
Das dankbare und zahlreich erſchienene Publikum bereitete
dem Künſtler alle Ehrungen eines Abſchiedsabends.
Dr. W. Kn.
* Das Dezemberheft der Monatsſchrift „Atlantis” (
Ver=
lag Bibliographiſches Inſtitut A.=G., Leipzig) iſt eine Art
weih=
nachtlicher Sondernummer über das ſo aktuelle und zugleich
zeit=
joſe Thema „Die Familie”. — Im Mittelpunkt ſteht eine
geiſtreich geſchriebene Abhandlung des Grafen Hermann
Keyſer=
ling „Vom Ewigen der Familie”; eingeleitet wird es durch eine
Zuſammenſtellung von Schriften Peſtalozzis, die wie ein
flam=
mender Aufruf an den Menſchen von heute wirken. — Dr.
Ne=
vermann gibt aus weiteſter ethnologiſcher Kenntnis heraus
eine Ueberſicht über die mannigfaltigen Formen der Familie bei
den Völkern der Erde, Ling Tſiuſen erzählt vom
Familien=
kult ſeiner chineſiſchen Heimat, Werner Hegemann von den
Sonderlichkeiten amerikaniſchen Familienlebens und Frau
Sow=
jetminiſter Kollontay legt den materialiſtiſchen Standpunkt
des heutigen ruſſiſchen Regimes zum Familienproblem in
unmiß=
verſtändlicher Deutlichkeit dar. Ganz anders tönt natürlich, was
der Jeſuitenpater Muckermann und der proteſtantiſche
Theo=
loge Emil Brunner zum gleichen Thema zu ſagen haben und
auch die Stellungnahme von Profeſſor Max Huber, dem
Präſi=
denten des Roten Kreuzes, von Profeſſor Hellpach und
Hein=
rich Mann iſt von der ruſſiſchen denkbar verſchieden. — Wie
ge=
wöhnlich, iſt die Zeitſchrift mit hervorragenden Bildern geſchmückt,
diesmal namentlich mit Reproduktionen bedeutender Kunſtwerke
von Altdorfer bis Picaſſo, darunter, vier Farbtafeln und eine
Tiefdruckſerie nach Rembrandt, zu einem Artikel Karl Schefflers
über „das Familienbild”
Weihnachts=Neuerſcheinungen für Kinder. Die
Veröffent=
lichungen des Verlages J. F. Schreiber, Eßlingen a. N.,
tragen Jahr für Jahr Freude in die Kinderherzen. Die Qualität
der letzten Jahre ſetzt er dieſes Jahr fort. Es liegt eine ganze
Reihe guter Neuerſcheinungen vor. Zunächſt iſt da ein prächtiges
Bilderbuch Leckerli‟. Die Geſchichte einer ſüßen Puppe.
Verſe von Gerdy Strieber. Bilder von Elsbeth Jähnichen. 1.90
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luſtige Malbücher. Zum Anmalen und Ausmalen mit
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Bertz mit Figuren zum Ausſchneiden und Aufſtellen. 0,55 RM.;
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Von Karl Rohr. 0.90 RM. „Netzmalbuch” 0.90 RM. „
Aller=
lei aus dem Tierleben‟. Zwei einzeln käufliche Hefte zu je 0.60
RM. Alle dieſe Bücher ſind großflächig gehalten und geben die
Gegenſtände oder Landſchaften in klaren, einprägſamen Formen und
Farben wieder. — Die vortreffliche Sammlung Schreibers
Beſchäftigungs= und Arbeitsbücher wurde um zwei
weitere ausgezeichnete Hefte vermehrt, die ſich diesmal der
Luft=
ſportbewegung zuwenden: „Nr. 89: „Wir bauen uns
Segelflug=
zeugmodelle‟ 1.10 RM. Nr. 90: Wir fliegen mit unſerem
ſelbſt=
gebauten Segelflugzeug”, 1,35 RM. — Die weitverbreiteten,
namentlich in Schülerkreiſen ſehr bekannten Schreiberſchen
Techniſchen Modellierbogen und
Modellier=
mappen bringen immer wieder freudige Ueberraſchungen.
So liegen vor: 2 Bogen „BMW=Motorrad mit Beiwagen, 50 Pfg.;
3 Bogen „Propeller=Schwebebahn”, 75 Pfg.; 3 Bogen.
Dor=
nier=Verkehrsflugzeug Do. K‟ 75 Pfg; 5 Bogen „Einheits=
Modellierbogen iſt ein 1500=RM.=Preisausſchreiben mit
Preisaufgabe beigegeben. Es kommen 575 wertvolle Preiſe im
Januar 1933 zur Verteilung. Die Aufgabe iſt leicht.
Seite 4 — Nr. 356
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Freitag, 23. Dezember 1932
Aus der Landeshaupkſkadk.
Darmſtadt, den 23. Dezember 1932.
Der Ladenſchluß am Heiligen Abend.
Nach dem Geſetz über den Ladenſchluß am 24. Dezember, vom
Dezember 1929, dürfen offene Verkaufsſtellen am 24.
Dezem=
nur bis 17 Uhr, Verkaufsſtellen, die überwiegend oder
utſchließlich Lebensmittel Genußmittel oder
Blu=
in verkaufen, bis 18 Uhr für den geſchäftlichen
Ver=
ihr geöffnet ſein. Die beim Ladenſchluß ſchon anweſenden
Kun=
ſey dürfen noch bedient werden. Dieſe Vorſchriften gelten auch
fu Verkaufsſtellen von Konſum= und ähnlichen Vereinen, für
ſGe auf Eiſenbahngelände und für das gewerbsmäßige
Feil=
ſeren außerhalb offener Verkaufsſtellen. Sie gelten nicht für
potheken, für den Marktverkehr und den Handel mit
Weih=
uchtsbäumen.
CWeihnachtsverkehr bei der Poſt. Am Samstag, 24.
Dezem=
n. werden die Poſtſchalter um 16 Uhr geſchloſſen. Beim
Poſt=
mr 1 (Rheinſtraße) und Poſtamt 2 (Bahnhof) wird von 16 bis
Uhr ein Schalter für den Verkauf von Poſtwertzeichen ein
eiten Mengen offen gehalten. Im Telegramm= und
Fernſprech=
ſenſt treten Beſchränkungen nicht ein. Die letzte allgemeine
Brief=
ſtenleerung wird am 24. Dezember, zwiſchen 17.30 und 19 Uhr
usgeführt. Die Spätleerung der beſonders bezeichneten
Brief=
ſten zwiſchen 22.45 und 23.30 Uhr bleibt beſtehen. Die erſte
riefkaſtenleerung am 25. Dezember erfolgt zwiſchen 5.30 und
Uhr. Am 26. Dezember Briefkaſtenleerung wie Sonntags. Am
Dezember findet eine Brief= und Paketzuſtellung, aber keine
eldzuſtellung ſtatt. Am 26. Dezember ruht die Brief=, Paket= und
eldzuſtellung. Eilzuſtellung ohne Einſchränkung.
* Auszeichnung. Dem erſten Präſidenten des Heſſiſchen
Auto=
philclubs, Herrn Wilhelm Merck wurde vom Bayeriſchen
ltomobilclub im AvD., das Goldene Sportabzeichen
nliehen. Die ſeltene Auszeichnung erfolgte „für beſondere
Ver=
denſte um den deutſchen Automobilſport und Förderung des
zueriſchen Automobilclubs, ſowie in Anerkennung langjähriger
gſönlicher Aktivität im Rennſport”. Mit dieſer perſönlichen
uszeichnung ſeines erſten Präſidenten fühlt ſich mit Recht auch
de Heſſiſche Automobilclub geehrt, der unter der Präſidentſchaft
s Herrn Wilhelm Merck ſowohl in ſportlicher Beziehung, wie
geſellſchaftlichen und im internen Klubleben überhaupt einen
zreulichen Aufſchwung genommen hat
— Greiner=Ausſtellung, Gewerbemuſeum. Die Führung Dr.
Fäiners durch ſeine Ausſtellung am vergangenen Sonntag war
Adut beſucht und fand ſo ſtarkes Intereſſe, daß der Künſtler
den beiden letzten Ausſtellungstagen, alſo am 25. und 26.
zember, um 11 Uhr vormittags, nochmals je eine perſönliche
thrung vornehmen wird, und zwar wird er am Sonntag haupt=
Elich über ſeine Plaſtik und Graphik, am Montag vorwiegend
det ſeine Gemälde und Handzeichnungen ſprechen. Einige
Ma=
tial= und Werkzeugmuſter werden über die techniſche
Ent=
lyung der Arbeiten in intereſſanter Weiſe unterrichten. Auch
dieſen Führungen wird der übliche kleine Koſtenbeitrag
er=
ben werden. Am 24. Dezember bleibt die Ausſtellung
voll=
ndig geſchloſſen.
Die Ruſſiſche Kapelle auf der Mathildenhöhe iſt jeden
Funtag und Feiertag zur Beſichtigung von 10——12.30 und von
45 Uhr geöffnet.
4 — Rechtsauskunftsſtelle des Allgemeinen Deutſchen
Frauen=
geins. Die Sprechſtunde am Mittwoch, dem 28. Dezember, fällt
5. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.)
4—Chriſtgeburtsſpiel. Am 2. Weihnachtsfeiertag, abends 7.30
Ar wird in der hieſigen Stadtkapelle durch den Spielkreis der
Bratungsſtelle für Laienſpiel beim Heſſiſchen Kultusminiſterium
½ Oberuferer Chriſtgeburtsſpiel mit den alten Geſängen zur
Afführung gelangen. Das Oberuferer Chriſtburtsſpiel iſt
viel=
eht das wertvollſte der vorhandenen mittelalterlichen
Weih=
uhtsſpiele. Der Beſuch der Veranſtaltung wird beſtens
apfohlen. Der Eintritt iſt frei. Die Kollekte am Ausgang der
Kche ſoll der Kaplaneigemeinde zugute kommen.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus
Anf. 18½, Ende vor 22 Uhr. B 11.
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Preiſe 0.90—6 Mk.
25. Dezember Der Freiſchütz.
Rurach
26. Dezember
Anf. 1. Enden. Bühr.
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15—17½4 Uhr.
Jans Wunderhündchen. Preiſe 0.40—2 Mk.
6. Dezember 19½—22 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.70—3.80 Mk=
Der Muſtergatte.
Die Weihnachtsvorſtellungen im Landestheater. Im Gro=
Haus findet am 1. Feiertag die Premiere der romantiſchen
der „Der Freiſchütz” von Karl Marig von Weber ſtatt.
Aſikaliſche Leitung: Karl Maria Zwißler; Inſzenierung: Hans
Kohbach; Bühnenbild: Prof. F. K. Delavilla a. G. In den
Auptrollen: Elſa Kment. Regina Harre. Joachim Sattler Theo
Zrmann, Johannes Drath, Heinz Schlüter, Johannes Biſchoff,
gen Vogt. — Im Kleinen Haus wird (außer Miete zu kleinen
Ziſen 0,50 bis 2.50 Mk.) Goethes Schauſpiel „Iphigenie
Tauris” in der Inſzenierung Guſtav Hartungs, das
be=
untlich an Goethes Geburtstag als Reichsſendung auf alle
en.
Se Do Ceril deFe Wchdle eue eDerſerliſt
Hans Strohbach in Szene. Die muſikaliſche Leitung hat
zrl Maria Zwißler. Die Titelpartie ſingt Dr. Allmeroth; in
* übrigen Hauptrollen: Elſa Kment. Inger Karen. Theo
Herr=
yun, Johannes Drath. Johannes Biſchoff, Heinz Schlüter, Fritzi
XI. Grete Bertholdt, Suſanne Heilmann, Kurt Theo Ritzhaupt.
Eine weitere Aufführung des durchſchlagenden Luſtſpielerfol=
„Der Muſtergatte” findet im Kleinen Haus ſtatt, der
lade jetzt bei ſeiner Wiederaufnahme in Berlin ſtärkſten
Bei=
ſtand. — An beiden Feiettagen wird im Kleinen Haus nach=
Ntags Erika Manns Weihnachtsmärchen „Jans Wunder=
Andchen” wiederholt werden.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 356 — Seite 5
Fragen des Handels und Verkehrs.
Die zehnte Jahresſihung der Heſſiſchen Induſtrie- und Handelskammer in Darmſtadk am 20. Dezember 1932
23. Dezember 15—171 Uhr.
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25. Dezember 15—17½4 Uhr.
Jans Wunderhündchen. Preiſe 0.40—2 Mr.
19½—22 Uhr. Außer Miete.
Zphigetie auf Tauris. Preiſe 0.50—2.50 Mk.
Akkuelle Tagesprobleme.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der die Sitzung
leitende ſtellvertretende Vorſitzende des Heimgangs des
Senior=
chefs der Firma E. Merck. Darmſtadt. Geheimen Kommerzienrats
Dr. phil., Dr. med. h. c Willy Merck. Mit dem
Dahingeſchie=
denen hat nicht nur die Kammer, ſondern die geſamte deutſche
Wirtſchaft eine Perſönlichkeit hohen Ranges verloren, die zum
Aufblühen der deutſchen chemiſch=pharmazeutiſchen Induſtrie
We=
ſentlichſtes beigetragen hat.
Im November dieſes Jahres haben Ergänzungs= und
Erſatzwahlen zur Kammer ſtattgefunden mit dem Ergebnis.
daß die Mitglieder Dr. A. Klefens, Ph. Roeder, H. Brink. K.
Mayer, H. Hirſch (Groß=Gerau). H. Arnold (Bensheim)
wieder=
gewählt und das Mitglied R. L. Wittich i. Fa. L. C. Wittich’ſche
Hofbuchdruckerei. Darmſtadt, neugewählt wurden.
Die heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammern haben bei der
Heſſiſchen Regierung beantragt, daß für Heſſen drei
Eini=
gungsämter in Sachen des unlauteren
Wettbe=
werbs. und zwar mit dem Sitz in Darmſtadt. Gießen und
Mainz errichtet werden. Der Entwurf der Satzungen für dieſe
Einigungsämter wurde aufgeſtellt und der Heſſiſchen Regierung
mit dem Antrag auf Verabſchiedung der erforderlichen
Ausfüh=
rungsbeſtimmungen in Vorlage gebracht. — Bei einer Ausſprache
der Vertreter der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammern mit
dem Herrn heſſiſchen Finanzminiſter über die Frage der
Durch=
ührung der Schlachtſteuer in Heſſen war die Kammer
ver=
treten. Den in dieſer Ausſprache von den Vertretern des Handels
und des Speditionsgewerbes vorgebrachten großen Bedenken
gegen die in Heſſen vorgeſehene Ausgleichſteuer für
Schmalz verſchloß ſich die Regierung erfreulicherweiſe nicht.
mit der Wirkung, daß die Erhebung dieſer Ausgleichsabgabe bis
zum Abſchluß der mit den anderen deutſchen Ländern zu
führen=
den Verhandlungen wegen Vereinheitlichung dieſer Abgabe
aus=
geſetzt bleibt.
Die Forderung bei Lebens= und Genußmitteln den Grundſatz
einer klaren Deklarierungspflicht aufrecht zu erhalten.
muß auch hinſichtlich der derzeitigen Entwicklung auf dem Gebiete
der Eſſigerzeugung erhoben werden. Gleichermaßen zum
Schutz der Verbraucher wie zum Schutz der altangeſeſſenen
Gä=
rungseſſiginduſtrie iſt zu verlangen, daß ſynthetiſch hergeſtellte
Eſſigeſſenz als Kunſtprodukt zu kennzeichnen iſt. Eine Regelung
analog derienigen auf dem Gebiet der Seideninduſtrie dürfte
angebracht ſein.
Bericht wurde erſtattet über die Sitzung des
Hauptaus=
ſchuſſes des Deutſchen Induſtrie= und
Handels=
tags. Der Vorſitzende des Handelstags hatte Veranlaſſung
ge=
nommen, dem zurückgetretenen Reichskanzler von Paven den ganz
Angeigen
für die Weihnachtsnummer, (25. Dezember)
bitten wir bis
Samstag nachm. ½42 Uhr
aufzugeben, bei ſpäterer Beſtellung iſt
Veröffent=
lichung erſt möglich in der Dienstags=Nummer
vom 27. Dezember.
Inſerate für die letztgenannte Ausgabe werden am
Heiligabend bis-4 Uhr angenommen.
Am Heiligabend iſt die Geſchäftsſtelle ab
4 Uhr geschlossen.
Der Verlag.
T 374)
beſonderen Dank der deutſchen Wirtſchaft zu übermitteln, wobei
er der Erwartung Ausdruck gab, daß die derzeitige
Reichsregie=
rung die geſunden Grundſätze des Papenſchen
Wirtſchaftspro=
gramms in weiteſtem Umfange aufrechterhalten möge. —
Ein=
gehend berichtet wurde über die Frage des freiwilligen
Arbeitsdienſtes, der bisher bereits gute Erfolge erzielt hat
und weiteren ſyſtematiſchen Ausbaues harrt. Hierbei iſt nach den
bisherigen Erfahrungen an dem Grundſatz der Freiwilligkeit
feſt=
zuhalten, des weiteren aber auch daran, daß die vorzunehmenden
Arbeiten volkswirtſchaftlich notwendig und nützlich ſind. — Weiter
gelangte das überaus ernſte Problem der deutſchen
Bevöl=
kerungspolitik eingehend zur Darſtellung, das für die
wei=
tere Entwicklung von Volk und Wirtſchaft von größter
Bedeu=
tung iſt.
Ueber die Arbeiten der in der letzten Vollverſammlung der
Kammer eingeſetzten Sonderkommiſſion zur Beratung
über aktuelle Fragen des Kraftfahrweſens wurde
Bericht erſtattet. Es wurde vorgeſchlagen, hinſichtlich der
Rege=
lung der Kraftfahrzeugſteuer bei der Heſſiſchen Regierung und
der Reichsregierung dahingehend vorſtellig zu werden, daß für die
Zeit bis zum 31. März 1933 die Sätze der Kraftfahrzeugſteuer
ſchnellſtens um 50 Prozent geſenkt werden möchten, um einer
wei=
teren Stillegung von Kraftfahrzeugen wirkſam vorzubeugen,
gleich=
zeitig aber auch einen Anreiz zur Wiedereinſtellung von
Fahr=
zeugen zu bieten. Für das am 1 April 1933 beginnende neue
Rechnungsjahr wird zweckmäßiger Weiſe an der bishergien
Rege=
lung der Hubvolumenſteuer feſtzuhalten ſein, da in der noch zur
Verfügung ſtehenden kurzen Zeit ein grundlegender Umbau des
Beſteuerungsſyſtems, etwa im Sinne einer Verbrauchsſteuer, nicht
möglich erſcheint. Unbedingt geboten iſt es aber, daß auch für
das Rechnungsjahr 1933 die Kraftfahrzeugſteuer an ſich gegenüber
den bisherigen Sätzen eine fühlbare Senkung erfährt und daß
auch die Zahlung der einzelnen Raten der Kraftfahrzeugſteuer etwa
durch Einführung von Wertmarken, vereinfacht und erleichtert
wird — Hinſichtlich der Treibſtoffpreiſe iſt zu fordern, daß
die Koſten für den Spritbeimiſchungszwang, einer Maßnahme, die
zugunſten landwirtſchaftlicher Kreiſe eingeführt iſt, von der
All=
gemeinheit übernommen werden, da es nicht angeht, mit dieſer
wirtſchaftspolitiſchen Subvention den Kraftfahrzeugverkehr
ein=
ſeitig zu belaſten. Weiterhin iſt es notwendig, die Zollſätze und
ſonſtigen Abgaben auf Treibſtoffe in einem Ausmaß zu
ver=
ringern, daß der Verkaufspreis an der Tankſtelle ſich= auf der in
den europäiſchen Nachbarländern üblichen Höhe hält. —
Schließ=
lich ſtand noch die Frage der Einführung einer
Zwangs=
haftpflicht=Verſicherung für Kraftfahrzeuge
zur Erörterung, die als durchaus notwendig, gegebenenfalls auf
der Grundlage der Gegenſeitigkeit, bezeichnet wurde. Die
Kam=
mer wird dieſe Frage in geeigneter Weiſe weiterverfolgen.
Wie bereits in der vorangegangenen Vollverſammlung
beſchlof=
ſen, bleibt die Kammer weiterhin bei der Auffaſſung, daß eine
Aufhebung der Luftbereifungsvorſchriften für Laſtkraftwagen nicht
befürwortet werden kann.
Ueber die durch die Reichspoſtverwaltung in der
letzten Zeit eingeführten Betriebseinſchränkungen ſind
auch im Kammerbezirk lebhafte Klagen laut geworden. Bei allem
Verſtändnis dafür, daß auch der Betrieb der Reichspoſt
wirtſchaft=
lich zu geſtalten iſt, darf doch nicht verkannt werden, daß gewiſſe
Mindeſtleiſtungen auch in kleineren Orten notwendia ſind, wenn
nicht die Wettbewerbsfähigkeit der dort anſäſſigen mittleren und
kleineren Betriebe ernſtlich in Frage geſtellt werden ſoll. In
die=
ſem Sinne wird es nicht möglich ſein, die Beſchränkung der
Zu=
ſtellungen auf eine einzige am Tage in allen denjenigen
Ort=
ſchaften aufrecht zu erhalten, für die ſie in der letzten Zeit
ver=
fügt worden iſt. Erfreulicherweiſe darf auf Grund von
Mittei=
lungen der zuſtändigen Stellen der Poſtverwaltung erwartet
wer=
den, daß die verfügten Sparmaßnahmen nur als vorübergehend
gedacht ſind, ſo daß in abſehbarer Zeit die Wiederherſtellung des
bisherigen Zuſtandes, wenigſtens zum weſentlichen Teil, erwartet
werden darf. — Die in der Oeffentlichkeit in letzter Zeit ſtark
er=
örterte Frage, ob angeſichts der ſich mehrenden Raubüberfälle
auf Geldbriefträger auf die Geldzuſtellung überhaupt
ver=
zichtet werden könne, hat auch die Kammer beſchäftigt Nach
ein=
gehender Abwägung der in Betracht kommenden Geſichtspunkte
iſt die Kammer zu dem Ergebnis gelangt, daß ein völliger
Weg=
fall der Geldzuſtellung nicht in Frage kommen kann. Zweckmäßig
erſcheint es indeſſen, Sicherungen für die mit der Geldzuſtellung
beauftragten Poſtbeamten zu ſchaffen, etwa in der Art, daß die
Geldzuſtellung nach Art der Paketzuſtellung, zum mindeſten in
größeren Städten, motoriſiert wird.
Der Voranſchlag der Kammer für das laufende
Rech=
nungsjahr wurde durchberaten und genehmigt.
Bei der Geſchäftsſtenographenprüfung am
13. November d. J. haben ſich 62 Prüflinge beteiligt, wovon 30
die Prüfung beſtanden haben. Beſonders hervorgehoben wurde,
daß der jüngſte Angeſtellte der Kammer, Hans Fiſcher,
Darm=
ſtadt, bei dieſer Prüfung die beſte Leiſtung in der außerordentlich
hohen Geſchwindigkeitsſtufe von 340 Silben in der Minute mit
der Note „ſehr gut” erzielte.
— Volksküche e. V. — Winterhilfsküche. Der alte Verein
Volksküche e. V. deſſen Aufgabe es iſt, der armen Bevölkerung
ſchmackhaftes, gutes und billiges Eſſen zu verabfolgen, hat ſich auf
ſeinem Grundſtück Waldſtraße 18 mit der Winterhilfsküche
ver=
einigt, damit dieſe beiden jetzt in der Notzeit ſo unentbehrlichen
Einrichtungen nicht gegen, ſondern miteinander zum Beſten der
notleidenden Bevölkerung arbeiten. Während die in der
Wald=
ſtraße 18 neu eingerichtete Winterhilfsküche einen beſtimmten
ſtändigen Perſonenkreis betraut, arbeitet die Volksküche in der
bisherigen bewährten Art weiter, um auch durchreiſenden und
nicht bei der Winterhilfsküche angemeldeten Perſonen durch die
Hergabe billigen und guten Eſſens helfen zu können. Die
ſchwie=
rigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe wirken ſich auch beim Verein
Volksküche ſehr ungünſtig aus. Es iſt vor allem ſehr bedauerlich,
daß der Verein nicht einen größeren Zugang an Mitgliedern hat.
Wie viel mehr könnte für die Linderung der notleidenden
Be=
völkerung geſchehen, wenn außer den dankenswerten
Unterſtützun=
gen der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden auch die
Bevölke=
rung, welche dazu in der Lage iſt, durch Mitgliedsbeiträge unſer
Wohlfahrtsunternehmen unterſtützen würde. Die Anmeldung
kann jederzeit ſchriftlich an die Geſchäftsſtelle der Volksküche
e. V., Waldſtraße 18 geſchehen — Trotz der ſchweren
Wirt=
ſchaftslage hat ſich die Volksküche entſchloſſen, am
Weihnachts=
heiligabend für 100 arme Volksgenoſſen eine Freiſpeiſung,
be=
ſtehend aus Suppe, Braten, Gemüſe und Kartoffeln, ſowie etwas
Weihnachtsgebäck, zu veranſtalten. Der Verein Volksküche will
dadurch wenigſtens nach ſeinen Kräften zur Linderung der Not
am Weihnachtsfeſte beitragen.
— Der Wanderklub „Falke 1916” beging ſeine diesjährige
Weihnachtsfeier im großen Saal des Feierabend. Das Programm
wurde eröffnet durch eine Weihnachts=Fantaſie, geſpielt von dem
Klampforcheſter des Klubs. Das jugendliche Mitglied H.
Mittel=
ſtädter ſprach den Prolog, in dem insbeſondere darauf hingewieſen
wurde, daß trotz der Ungunſt der gegenwärtigen Zeitverhältniſſe
doppelt Grund zu feſtem Zuſammenhalt gegeben ſei. Darauf folgte
die Begrüßungsanſprache durch den Vorſitzenden. Herrn Dauven,
der alle Anweſenden, insbeſondere die Ortsgruppen Dieburg.
Nie=
der=Ramſtadt und Traiſa des Odenwaldklubs und die Herren der
Führerſchule des F.A.D. Griesheim, willkommen hieß. Ein
ge=
meinſam geſungenes Lied gab der Feier die weihnachtliche Weihe.
Darauf trat die Jugendabteilung auf und brachte das von den
Herren Eymann und Bingel verfaßte und einſtudierte Stück „Wir
wandern”. Im Mittelpunkt des Abends ſtand die
Wanderer=
ehrung vorgenommen durch den Ehrenvorſitzenden. Herrn
Real=
oberlehrer Schäfer. Zur allgemeinen Erheiterung erſchien nun
der Nikolaus und bedachte die Anweſenden mit ſeinen Gaben.
Als=
dann folgte das von Herrn Amtsgerichtsrat Becker=Dieburg
ver=
faßte Luſtſpiel „Die Radiumquelle‟. Die Handlung ſpielt in einem
Kurort unſeres Odenwaldes. Herr Dauven verkörperte die
Per=
ſon des liebenswürdigen und begehrten. Dr. Lenz”, um den ſich
die Damen Frl. Börſig. Frl. Behringer in ausgezeichneter Weiſe
gruppierten. Mit köſtlichem Humor ſchaltete ſich der „
Likörfabri=
kant Stanislaus Schimmel” in Perſon des Herrn Hans Ballweg
ein. In kleineren Rollen traten als „Miß Lilian” und als.„Charly
Vanderfeld” Frl. Weber und Herr Hans Schneider auf. Der Clou
der Darbietung beſtand im Wirken des jugendlichen Robert Bär
als „Bobby‟. Die Darſteller ernteten lebhaften Beifall ob ihrer
vorzüglichen Leiſtungen. Auch der Autor. Herr Amtsgerichtsrat
Becker, wurde wiederholt auf die Bühne gerufen. Die harmoniſch
verlaufene Feier fand nach Mitternacht ihren Abſchluß. — Im
Januar 1933 veranſtaltet der Wanderklub Falke einen Tanzabend.
— Skifreunde werden ihre Freude haben, wenn ſie die
zur=
zeit im Erker der Firma Kofferkolb in der
Wilhelminen=
ſtraße ausgeſtellte Serie von Karikaturen aus dem ſchönen
Skiſport von Aug. Schwab ſehen.
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1f
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 356
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Abſchluß des II. Führerkurſus des F. A.
Arbeitsmöglichkeit und Arbeitsleiſtung im Freiwilligen Arbeilsdienſt. — Der Führergeiſt und Führerbegriff.
wie er im 5A. gelehrt wird.
Führerauslefe für die Arbeitslager.
** Der zweite Führerkurſus des Freiwilligen Arbeitsdienſtes
hat jetzt im Griesheimer Lager ſein Ende gefunden.
Bekannt=
lich wurde im Hinblick auf die volkserzieheriſche Bedeutung des
Freiwilligen Arbeitsdienſtes vor allem auf die Führerausleſe in
den Arbeitslagern Hauptgewicht gelegt und Schulungskurſe
ein=
gerichtet, die dem „Heſſiſchen Heimatwerk” übertragen wurden.
Aus allen Teilen Heſſens und Heſſen=Naſſaus, ohne Unterſchied
der Partei und Konfeſſion, ſtehen in den Führerkurſen die
jun=
gen Männer jeden Standes zuſammen, um in Erlernung echter
Kameradſchaft freiwillig eine Ausbildung zu genießen, die ſie
befähigt, ſpäter anderen im Freiwilligen Atbeitsdienſt Vorbild,
Führer und Kamerad zu ſein. 52 junge Männer wurden
aus=
gebildet, die Not der Zeit, aber auch die Stunden gemeinſamer
Arbeit, gemeinſamer Freude und Erholung hat ſie verbunden,
nur knapp 6 Wochen, und doch Zeit genug, um viel zu lernen,
um entſcheidende Richtung fürs Leben ſich und anderen
gegen=
über zu finden. — Die Gemeinſchaft, die ſich allen trennenden
Grenzen zum Trotz gebildet hat, wird auch in Zukunft in Form
bleibender Kameradſchaft beſtehen und ſich auf andere übertragen.
Vor dem Auseinandergehen verſammelten ſich die 52
Kurſus=
teilnehmer nochmals mit ihren Dozenten, Führern, Leitern und
Gäſten zu einer ſchlichten Abſchiedsfeier, an der auch Präſident
Dr. Engler, der Bezirkskommiſſar für den FAD. im Gebiete des
Landarbeitsamts Heſſen Oberſchulrat Haſſinger der Begründer
und Vorſitzende des Heſſiſchen Heimatwerkes. Direktor Schwarz,
der Leiter des Arbeitslagers der Heſſ. Flugbetriebs=AG., Dr.
Schellenberg, der Leiter des Führer=Schulungskurſus uſw.
teil=
nahmen.
Auf dem Uebungsgelände erklärten zunächſt die 4
Gruppen=
führer die Ausbildungs= und Arbeitsmethoden, die darin
be=
ſtehen, daß jeder einzelne Auszubildende neben theoretiſchen
Vor=
trägen, die er hört, praktiſche Arbeit zu leiſten hat im Graben,
Herſtellen von Drainagen, Flach= und Tiefgräben, von Dämmen,
Bohrlöchern uſw. Die Arbeiten waren durchweg exakt
ausge=
führt und zeugten von gutem Verſtändnis und
zweckentſprechen=
der Anweiſung in der Technik der Erdarbeiten. — Mit einem
kräftigen. Ahoi” nahmen die „Grauen” und die „Blauen”
von=
einander Abſchied.
Anſchließend wurde im Lehrſaal die ſchlichte Abſchiedsſtunde
abgehalten, die umrahmt wurde von muſikaliſchen Darbietungen
des eigenen kleinen Orcheſters und von hübſchen Geſängen, die
von Dipl.=Ing. G. Simony eingeübt waren; ſogar ein eigenes
Abſchiedslied hatte man komponiert.
Oberſchulrat Haſſinger hielt eine Anſprache an die zur
Entlaſſung kommenden Kameraden und Mithelfer an dem Werke
des Freiwilligen Arbeitsdienſtes, die entlaſſen würden in dem
Vertrauen, daß ſie dem Heſſiſchen Heimatwerk Ehre einlegen, und
in der Hoffnung, daß ſie ihren Mann ſtehen werden, wenn es
gilt, ihren Kameraden als Kameraden zu dienen. Man habe ſich
oft darüber unterhalten, wie der Führerbegriff im
Freiwilligen Arbeitsdienſt aufgefaßt ſein wolle.
Immer ſei in den Vordergrund geſtellt worden, daß Führer ſein
in erſter Linie zu bedeuten hat: Diener und Vorbild zu
ſein. Dazu gehöre einmal eine innere Einſtellung, die jeder
mitgebracht haben muß. Wer beginnen wolle, daß er Anſprüche
geltend mache, der habe verkehrt begonnen, und der werde
auch ſeine Aufgabe zu keinem guten Ende bringen. Es gehöre
weiter ein guter Wille dazu, und den könne man ſich ſelber
aner=
ziehen.
Die Gemeinſchaft, in der man hier lebte, hat die Forderung
des guten Willens an jeden einzelnen des öfteren geſtellt. Er
freue ſich, feſtſtellen zu können, daß überall und von Anfang an
alle ſich eifrig bemüht haben, das Einordnen, Kameradſchafthalten
zu pflegen und zum Inhalt des Beieinanderſeins zu machen. Es
ging ohne Konflikte, obwohl ſie ſich leicht einſtellen, wenn
Menſchen eine längere Zeit hindurch auf ein ſehr enges
Zuſam=
menleben angewieſen ſind. Draußen in den Lagern, in die die
jetzt ausgebildeten Führer nun oder in abſehbarer Zeit gehen
werden, werde es noch viel nötiger ſein, einen ſolchen guten
Willen zu beweiſen. Der Führer und der Helfer in einem
Ar=
beitslager müſſe über den gefühlsmäßigen Einſtellungen ſtehen.
Er müſſe ſich eine Vertrauensſtellung erkämpfen
und ſich von neuem prüfen, ob er frei iſt von perſönlichen
Zu=
neigungen und Abneigungen. Er werde ſeine beſondere
Sorg=
falt darauf richten, ein Vertrauensverhältnis gerade dort
herzu=
ſtellen, wo es ihm am Anfang am ſchwerſten zu fallen ſcheine.
Denen, die ſchwer mit ſich ſelber und mit ihrem Los zu kämpfen
haben, denen gelte euer Kameradſchaftsdienſt zuerſt. Ritterliches
Denken, das ſei Leitziel. Lehrende und Unterweiſende hätten
auch ſpäter ſtets ein offenes Herz für die äußeren und auch
inne=
ren Nöte der jetzt zur Entlaſſung Kommenden. Sie ſollten ſich
nur bedenken, daß man hier nicht in einer Schule für
Vorge=
ſetzte, ſondern in einer Schule der Kameradſchaft
ge=
weſen ſei, man ſoll nicht nur Mitträger der Laſten, ſondern vor
allem auch Kamerad der frohen Stunden ſein. Das
ſei manchmal auch nicht ſo einfach. Nichts Sehnlicheres wünſche
man, als daß ein jeder recht bald wieder an dem Platze ſtehe.
an den er nach ſeiner beruflichen Vorbildung gehört. Aber auch
dann ſoll die Zeit im Lager nicht vergeblich geweſen ſein, denn
ſie wolle nicht zuletzt eine Willens= und
Kamerad=
ſchaftsſchulung geweſen ſein, ſie wolle helfen,
Charak=
tere heranzubilden, die ihre Dienſtbereitſchaft auch erweiſen
zum Wohle des Volksganzen.
Oberſchulrat Haſſinger dankte all denen, die am Kurſus tätig
waren, und rief allen ein herzliches Lebewohl zu. Er wünſchte
ein recht geſegnetes Weihnachtsfeſt. Möge das Licht, das von
dieſem Tage ausſtrahlt, auch unſere Gegenwart erhellen und wir
mit unſerem Volke in eine hellere und wärmere, ſonnenreichere
Zeit wandern.
Der Sprecher der Kurſusteilnehmer, Emerich, dankte in
warmen herzlichen Worten allen Lehrern und Dozenten,
insbe=
ſondere auch den Herren Präſident Engler Oberſchulrat Haſſinger.
Direktor Schwarz und Dr. Schellenberg für die Durchführung des
Kurſes und die beſondere Betreuung der Teilnehmer. Die deutſche
Jugend ſtehe in einem ſchweren Kampf, den ſie aber erfolgreich zu
beenden hoffe. Er verſpreche im Namen aller Mitglieder, daß ſie
im Sinne des F.A.D, weiter ihre Kräfte einſetzen werden zur
Er=
haltung und Förderung eines wahren Kameradſchaftsgeiſtes.
Präſident Dr. Engler, Frankfurt a. M. gab in ſeiner
An=
ſprache intereſſante Einzelheiten über den Stand und die
Aus=
ſichten des Freiwilligen Arbeitsdienſtes, die leider nicht ganz roſig
ſind. Zurzeit werden 250 000 Menſchen im Freiwilligen
Arbeits=
dienſt beſchäftigt, davon 31 473 in Heſſen. Bis 15. Januar ſind
ſoviel Arbeiten erledigt und auch infolge des Winterwetters
Ar=
beitseinſtellungen notwendig, daß zirka 10 000 Menſchen aus dem
Freiw. Arbeitsdienſt ſcheiden werden. Der Präſident beſchäftigte
ſich dann mit der Frage der Einführung der Arbeitsdienſtpflicht,
die abzulehnen ſei, da ſie z. B. ungeheure Umſtellungen in der
ge=
ſamten Wirtſchaft zur Folge haben müßte. Sein Wunſch gehe
da=
hin, daß im freien Arbeitsdienſt überall intenſive Arbeit geleiſtet
werden möge. Er beleuchtet dann die Beſtimmung, nach der die
Arbeitsamtsvorſitzenden 50 Prozent der freiwilligen
Arbeits=
dienſtwilligen ausſuchen dürfen. Infolge der ſchwierigen
Finanz=
lage müſſe manches im Freiw. Arbeitsdienſt unterlaſſen werden,
was man gerne wünſche. Die Deutſche Reichsanſtalt habe einen
namhaften Betrag zur Verfügung geſtellt, aber bei Ausführung
der Arbeiten müſſe ſcharf die Bedürfnisfrage geprüft werden. Alle
Schwierigkeiten müßten in nüchterner Erwägung berückſichtigt
werden. Beſonders die Jugend dürfe ſich nicht durch falſche
Be=
urteilung der ſich entgegenſtellenden finanziellen Schwierigkeiten
beeinfluſſen laſſen. — In den Arbeitslagern müſſe es ſich
ermög=
lichen laſſen, daß alle Mitglieder des Freiw. Arbeitsdienſtes ſich
vertragen und im Nebenmenſchen, wenn er auch anders geſinnt
ſei, ſeinen Kamerad ſehe. Nur dadurch ſei wieder wahre
Volks=
gemeinſchaft zu erreichen. Daß dieſes Ziel erreichbar ſei, zeige
ge=
rade auch dieſer letzte Kurſus. Er ſprach allen Lehrer und
Teil=
nehmern ſeinen Dank aus und wünſchte ein frohes Weihnachtsfeſt.
Nach einer Geſangsdarbietung teilte Oberſchulrat Haſſinger
die Beſcheinigungen aus.
Hauptverſammlung des Kunſtvereins für Heſſen. Nach
Ver=
leſung des Geſchäftsberichts wurde die vorgelegte Jahresrechnung
für 1931 ſowie der Voranſchlag für 1933 entſprechend dem
Vor=
ſchlag des Vorſtandes genehmigt. An Stelle des am 17. März
d. J. verſtorbenen langjährigen ſtellvertretenden Vorſitzenden,
Geheimerats Prof. Dr. Friedrich Back, iſt Graf. v.
Harden=
berg zum ſtellvertretenden Vorſitzenden gewählt worden. In
den Vorſtand wurde neu gewählt Muſeumsdirektor Prof. Dr.
Feigel. — Leider war erneut ein Rückgang der Mitgliederzahl
feſtzuſtellen. Die Ermahnung des 1. Vorſitzenden,
Oberregierungs=
rats Emmerling, dem Kunſtverein auch in dieſer wirtſchaftlich
ſchweren Zeit die Treue zu halten, ſollten alle, die zur Erhaltung
und Förderung der bildenden Kunſt beitragen wollen und können,
beherzigen. Das Eintrittsgeld für den Beſuch der Ausſtellungen
wurde auf 50 Rpfg. ermäßigt. Von Studenten und Schülern ſollen
für die Folge auch bei Einzelbeſuchen nur 20 Rpfg. für den
Ein=
tritt erhoben werden. Im Anſchluß an die Hauptverſammlung fand
die Weihnachtsverloſung ſtatt. Die Gewinne können in der Zeit
von 11 bis 4 Uhr gegen Vorzeigung der letzten Mitgliedskarte in
der Kunſthalle abgeholt werden.
Geſchäftsſtenographenprüfung. An der Herbſtprüfung der
Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt haben nußer
13 Bewerbern in 120 Silben die nachſtehenden Prüflinge mit
Erfolg teilgenommen: 150 Silben: Eliſabeth Bauer, Frieda
Bauer, L. Beckert Paul Dambmann, Elsbeth Höhn. Helma
Kilian, Liſel Kraft, Günther Kreft, Karl Müller, Anna Rettig,
Anni Schlitt, Greta Schroth, Ottilie Storck, Irma Wenz. Elſe
Zimmermann, ſämtlich Darmſtadt. Marie, Gimbel=Arheilgen,
Eliſabeth Merlau=Arheilgen Ludwig Stork=Arheilgen Karl
Lu=
ley=Dornberg, Annelieſe Niſchwitz=Griesheim. Otto Pfannkuchen=
Groß=Gerau. Eva Conradi=Kelſterbach Chriſtine Hardt=
Kelſter=
bach, Hans Laun=Kelſterbach, Chriſtel Trauppell=Neu=Iſenburg,
Ludwig Kumpf=Pfungſtadt. 180 Silben; Julie Bernhardt=
Darmſtadt. Liſelotte Kübitz=Darmſtadt. Wilhelm Seib=Darmſtadt,
Dina Schilling=Daxmſtadt, Ella Stay=Darmſtadt, Jakob Emig=
Arheilgen. 340 Silben: Hans Fiſcher=Darmſtadt. Wilhelm
Schmitt=Darmſtadt.
— Die Selbſthilfe des GDA. Wie in den früheren Jahren
hatte der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (GDA.) ſeine
Mit=
glieder zur Zeichnung der Weihnachtsſpende für ſeine
Stellen=
loſen aufgerufen. Trotz der Notzeit, des Gehaltsabbaues und
der Kurzarbeit haben die Mitglieder dieſes Bundes wiederum
bewieſen, daß der Gedanke der Selbſthilfe ſtärker denn je
her=
vortritt. Die Sammlung ergab, daß ſie nicht hinter den
frühe=
ren Jahren zurückſtand, im Gegenteil, der Geſamtbetrag war
höher als früher. Ihren in Not geratenen Standeskollegen zu
beweiſen, daß ſie noch mit dem großen Angeſtelltenbund eng
ver=
bunden ſind, war der Zweck und Sinn dieſer ſchönen Aufgabe.
Vielen ſtellenloſen Mitgliedern dieſes Bundes konnte jetzt eine
Weihnachtsfreude bereitet werden, da ja gerade die Angeſtellten
die Stellenloſigkeit beſonders hart trifft, weil ſie leider in den
meiſten Fällen ſehr lange andauert.
— Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Als Weihnachtsvorſtellung
er=
füllt die Spielgemeinſchaft zahlreich vorgebrachte Wünſche durch
eine ſorgfältige Neueinſtudierung von H. Rüthleins bisher beſtem
Bühnenſtück: „Der Glasſchrank”, das am 3. Feiertag,
Dienstag, den 28. Dezember, 8 Uhr, im Kleinen Haus des
Lan=
destheaters zur Aufführung gelangt. Es gelten auch für dieſe
Vorſtellung die Einheitspreiſe 60 und 90 Pfg., und beginnt der
Vorverkauf am Freitag.
— Kaminbrände. Ein Kaminbrand, der geſtern vormittag
in einem Hauſe der Soderſtraße ausgebrochen war, konnte
von der Feuerwehr raſch gelöſcht werden. — Gegen 20 Uhr
ent=
ſtand im Hauſe Rhönring 10 ein größerer Kaminbrand, der
jedoch ebenfalls von der Brufsfeuerwehr ſchnell abgelöſcht wurde.
p. Volksbank Eberſtadt. Die Verhandlung wegen
Verfeh=
lungen gegen Genoſſenſchafts= und Depotgeſetz findet am 19.
Ja=
nuar vor der hieſigen Strafkammer ſtatt. Es ſind 14 Perſonen
angeklagt.
Tageskalender für Freitag, den 23 Dezember 1932.
Union=Theater: „Nachtkolonne‟ — Helia=Lichtſpiele: „Der Sohn
des Rajah” — Palaſt=Lichtſpiele: „Unter dem Dächern von
Paris.” — Reſi=Theater: Emil und die Detektive‟. — Cafs
Oper: Konzert. — Theater=Reſtaurant: Tanz.
— Helia=Film=Morgenfeier. Im Rahmen einer der beliebten
Film=Morgenfeiern zeigen die Helia=Lichtſpiele am 2.
Weih=
nachtsfeiertag, vormittags 11.15 Uhr, den von dem Forſcher
Cherry Kearton aufgenommenen hervorragenden Kulturfilm
Daſſan, die Inſel der 5 Millionen Pinguine”, Filme, die
Cherry Kearton aufnimmt, ſind keine erzwungenen Bilder, ſie
ſind Natur, dem Tierleben abgelauſcht in unendlich langen
Ge=
duldsproben. In dieſem Film führt er uns weit über den
Aequator hinaus am ſturmumtoſten Tafelberg bei Kapſtadt an
der Südſpitze Afrikas vorbei, zu einem kleinen ſteinigen Eiland
mitten im Atlantik. Zu dieſem Film haben Jugendliche Zutritt.
Kleine Preiſe. Vorverkauf an der Helia=Kaſſe.
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— Das Union=Theater zeigt heute zum letzten Male den
außergewöhnlich ſpannenden Kriminal=Tonfilm „Nachtkolonne‟,
— In den Helia=Lichtſpielen ſieht man heute zum letzten
Male Ramon Novarro in dem deutſchſprachigen Tonfilm „Der
Sohn des Rajah”.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft René Clairs Meiſterfilm
Unter den Dächern” von Paris von Albert Préjean und Polla
Illery heute unwiderruflich zum letzten Male.
— Reſi=Theater. Das Reſi zeigt im erſten
Weihnachtspro=
gramm den einzigartigen Ufa=Film „Emil und die Detektive‟
mit Fritz Raſp, Käthe Maack und den vielen Großſtadtkindern.
Ein Film für alle, deren Herzen in Erinnerung an goldene
Jugendtage höher ſchlagen.
Winter-Ausgabe 1932
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstraße 25.
Gokkesdienſt der Iſraelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Chanukahfeſt.
Freitag, 23. Dez.: Vorabendgottesdienſt 4.30 Uhr.
Jugendgottes=
dienſt.
Samstag, 24. Dez.: Morgengottesdienſt 8.45 Uhr. Predigt.
Sabbatausgang 5.20 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7.30, abends 6.00 Uhr.
Gebetszeilen der Ifraelikiſchen Religionsgefellſchaft.
Samstag, 24. Dez.: Erſter Tag Chanuckoh. Vorabend 4 Uhr,
Morgens 8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr. Abends 5.20 Uhr.
Wochentags: Morgens 7.15 Uhr. Nachmittags 4 Uhr.
Donnerstag und Freitag, 29. und 30. Dezember: Rauſch
Chaudeſch.
Aus Heſſen.
Weihnachtsfeiern in den Landgemeinden.
— Nieder=Ramſtadt, 22. Dez. Der Turnverein Nieder=Roy
ſtadt e. V. veranſtaltet am 2. Feiertag im Gaſthaus „Zum au
denen Anker” (Beſitzer W. Fiſcher) eine Weihnachtsfei
verbunden mit turneriſchen Aufführungen. muſikaliſchen Darbel
tungen und Tombola. Zum Schluß findet Tanz ſtatt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 21. Dez. Geſangverein „Eintrach
Freundſchaft‟ Die Weihnachtsfeier des Vereins findet
1. Weihnachtsabend im Gaſthaus. Zur Poſt” ſtatt. Zur Auf.9
rung gelangt das ſehr originelle, humorvolle Theaterſtück „We)
nachten im Hochwald”, ein Dreiakter, der anderwärts ſchon ri
großem Erfolg aufgeführt wurde.
( Ober=Ramſtadt, 22. Dez. Weihnachtsfeier der Se
ſamtbelegſchaft der Neuen=Röhrwerke=A.=G. Wy
keine Zeit im Jahre trägt mehr in ſich die Berufung, die Sors/
unſerer Zeit zur neuen Hoffnung werden zu laſſen und verb
dende Brücken über Gegenſätze und Meinungen zu ſchlagen. o4
die um Weihnachten. Um ſo mehr verdienen die Mühen der He
ren des Feſtausſchuſſes Anerkennung und Lob, daß ſie trotz
Bedenken, die einer Weihnachtsfeier entgegenſtanden, den Pll
verwirklichten. Der große Schützenhofſaal war derart gefüllt. b
es dem. der ſich nur wenig verſpätete, kaum gelang, noch ein Plä) zu finden. Der Poſaunenchor leitete unter der bewährtn Qunzwiri
Führung des Herrn Buß mit dem Marſch „Beim Morgengraue
die Feier ein Herr Prokuriſt Noll ſprach treffende Worte Ei
Begrüßung. Nichts hätte wohl vermocht, den Abend ſchöner ud
erhebender zu geſtalten, als die Vorträge des Singchors 2u
Röhrwerke, der unter Stabführung ſeines beliebten Dirigent.
Herrn Hauptlehrer i. R. Würtenberger, mit dem vom Di. M!.f
genten vertonten herrlichen Lied „Nun ade” und anderem deatz Te00
ſchen Sang, den Rahmen der mannigfaltigen Darbietungen
fei=
lich umſchloß. Die geſchulte Stimme des Herrn Georg Acke
mann fand mit dem „Lied an den Abendſtern” aus „Tar
häuſer” dankbare Zuhörer. Und wieder hebt ſich der Vorhang: T.
Sprecher erzählt von des Waiſenkindes Weihnachtstraum. Dam
wirbeln wie verzaubert Elfen und Nixen, vom bunten,
wechſell=
den Farbenlicht beſtrahlt, im Schneeglöckchen=Reigen durch de
Bühnenraum. Im Spiel „Fritzchen und die Tannenfee‟, eE=” u u,
kleine Weihnachtslegende, bringt die gute engelhafte Fee Rtl al deſ
und Hilfe. — Ließen dieſe Darbietungen ſchon hunderte
freus=
ſtrahlende Kinderaugen aufleuchten, ſo ſahen ſie doch noch e
wartungsfreudiger dem ſtolvernden Weihnachtsmann entgegen) ochiten
der ihnen allen mit ſüßen Leckereien und Geſchenken eine mächtE=
Freude bereitete. Herr Pfarrer Nürnberger richtete an O
Feiernden Worte über die Bedeutung der Weihnacht und brache
den Wunſch aller zum Ausdruck, dieſe herrliche Feier zugunſten dr
Winterhilfe zu wiederholen, dem der Vorſitzende des
Fe=
ausſchuſſes freudig zuſtimmte.
Dg. Hergershauſen, 20. Dez. Theaterabend des
Wax=
derklubs „Berg auf” 192,5. Zur Auführung gelang=
Der Erbförſter”, ein Volksſtück in vier Aufzügen. Von all/
Darſtellern gut wiedergegeben, hinterließ das Stück, beſonders
ſeiner tiefen Tragik am Schluſſe, bei allen Beſuchern einen nach
haltigen Eindruck. Die Mitwirkenden ernteten für ihre Leiſtun
verdienten Beifall.
Ap. König i. Odw. (Stahlbad). 22. Dez. In der
evang=
liſchen Kirche fand die Weihnachtsfeier der Kleir,
kinderſchule ſtatt. Hell leuchteten die kleinen Kinderaugen i.
Glanze des Weihnachtsbaumes, unter deſſen Schein die Kleine
voll Fröhlichkeit und Erwartung in Wort un. Bild die alte Wei.
nachtsbotſchaft verkündeten. Reiche hingebende Mühe und opfe
bereite Geduldsarbeit in ſegensreichem Wirken der Schweſt=
Anna waren aus all dem Gebotenen zu erkennen. Die anſchließenn
Beſcherung brachte allerlei Ueberraſchungen und große Freuden
Cd. Michelſtadt. 22. Dez. Weihnachtsfeier des Kri
gervereins. Seine Weihnachtsfeier hielt der Kriegerderei=
Michelſtadt im Schmerkers Garten ab. Nach einleitenden Worte=
ber „Um
nſettor Br
vid. Der.
ei letzten 3
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und bei zal
ſtither ſtets a
Mieb aus
Erſt=
vrzuhel
utde. Der
ind der Vorg
des Vorſitzenden, Herrn F. C. Schiffer, kam eine Engelſchar, de ls über „
Es fol
der Weihnachtsmann folgte. Eine Feier, wie ſie im Familienkrei ſr auf Ein
begann, anſchließend erfolgte dann die Uebergabe der Geſchenn ſrankfurt a.
durch den Weihnachtsmann. Zirka 20 kriegsbeſchädigte und älten, im Thema
Kameraden erhielten anſehnliche Geſchenke, beſtehend in Natr, bſitzes gegent
ralien und Geld, ebenſo wurden die Kinder derſelben reichlich ba
ſchenkt. Der Obmann der Kriegsbeſchädigten, Herr Glenz, ſpraa Närath,D
dann namens ſeiner Kameraden den Stiftern all der
Herrlick=
keiten ſeinen herzlichen Dank aus.
Ci. Erbach, 22. Dez. Weihnachten in den hieſige dreltor Nol
Vereinen. Der Männergeſangverein „Liederkranz” veranſtal
tet am erſten Weihnachtsfeiertag im Schützenhofſaale einen ihren
Theaterabend. Zur Aufführung kommt das vaterländiſche Volkss i Reg
ſtück „Das Mädchen von der Grenze‟. — Zur gleichen Zeit häll Gie
das Kulturkartell, in der Feſthalle eine größere Weih
nachtsfeier mit Darbietungen der verſchiedenſten Art ab. — Fü./” ſenen Geme
den 2. Weihnachtsfeiertagabend lädt der „Radfahrerverein”, ſih die Hof
1900” ſeine Mitglieder und Anhänger in den Schützenhofſaa / der auslän
ein. Reigen. Kunſtfahren. Radballſpiele und ein Film vom Rad=/ geſichts der
fahrerbundesfeſte Nürnberg bringen hier reiche Abwechſlung. An ). mer mehr
28. und 29. Dezember veranſtaltet das „Eichenkreuz” im Ge verp
meindehausſaale einen Sing= und Spielabend. — Turmblaſem
am Heiligenabend. Im Anſchluß an die Chriſtveſper anu
Heiligenabend, in der nach althergebrachter Erbacher Sitte
ſämt=
liche Schulklaſſen die Liturgie durch Geſänge ausfüllen helfen-” miniſterien
verkündet der Poſaunenchor vom Turme der Stadtkirche aus durck) ” daß die ſei
Vortrag verſchiedener Choräle die Weihnachtsbotſchaft. — Vor? dem m
heute ab iſt die Eisbahn im Alexanderbad eröffnet.
* Ober=Moſſau, 20. Dez. Der Geſangverein. Eintracht
führte bei Gaſtwirt Ihrig das Theaterſtück „Der Erntekranz” auf
Die Rollen wurden von allen Spielern gut geſpielt. Auch wam
der Beſuch ſehr gut!
Bs. Rimhorn. 21. Dez. Die Kleinkinderſchule unter Leitung
von Frl. Helene Schwind führte allerlei Spiele auf. Die größerem
Schulkinder unter Leitung von Herrn Pfarrer Schwöbel brachtem
ein ſchönes Weihnachtsſtück zur Darſtellung und boten den zahls
reichen Zuſchauern einen ſchönen Abend.
Ce. Seeheim. 22. Dez. Hier fand die Weihnachtsfeier und Be= der Evangeliſchen Kinderſchule ſtatt. Liebes
volle Spenden der Gemeinde hatten den Kleinen dieſes ſchöne Feſte / 1.50
ermöglicht. Schweſter Mariechen, der treue Waldhüter, wie ſie der=
Geiſtliche genannt hatte, hatte die Feier gründlich vorbereitet
und=
die Kinder zahlreiche Verschen und Liedchen gelehrt, mit
denen=
ſie die Katecheſe über die Weihnachtsgeſchichte immer wieder
un=
terbrach. Als der Nikolaus mit ſeinem Eſel hereinſtapfte, vere
ſicherte das kleine Volk, ſtets brav geweſen zu ſein, ſo daß dei
Gabentiſch geöffnet werden konnte. In ſeinem Dankwort an die
leitende Schweſter ſprach Herr Pfarrer Reith. an die Kleinen wie
an die Großen gewandt, von dem Lebendigen, das nie ſtirbt und
von dem uns das Weihnachtsfeſt alljährlich aufs Neue kündet als
der ſchönſten Weihnachtsgabe. — Der Turnverein (9T.)
hatte zu ſeiner Weihnachtsfeier eingeladen. Im erſten Teil zeigten
Turner, unter ihnen ſelbſt ältere, wohlbeleibte Herren, ſowie
Tur=
nerinnen eine treffliche Körverſchule; jene an Pferd und Barren
wo überaus Befriedigendes geleiſtet wurde, dieſe durch Reigen
und exakte rhythmiſche Bewegungen zum Klange der Muſik. Dann
brachte Knecht Ruprecht den 53 Schülern Verschen und Päckchen.
Um zu zeigen, daß bei deutſchen Turnern nicht nur ſtrenge Schue
lung des Körpers etwas gilt, ſondern auch die Pflege des Gemüts,
ging ein innigſt empfundener Zweiakter über die Bretter: Am
Ort, wo deine Wiege ſtand”, von Panneck, der dank des vorzüg”
lichen Spiels beſten Anklang fand.
Bm. Hofheim (Ried), 20. Dezember, Weihnachtsfeiern.
Am Samstag und Sonntag hat hier die Hochflut der
Weihnachts=
feiern eingeſetzt. „Roſenklub”, Freiw. Feuerwehr. evang. und kath.
Kinderſchule, zwei evang. Jugendvereine, „Fidele Brüder” und
NSDAP hielten Sonntag und Montag in ihren Lokalen bzu.
Kinderſchule und Caniſiushaus ihre Weihnachtsfeiern ab.
Dm. Crumſtadt, 21. Dez. Hier fand die Beſcherung der Kiſ”=
derſchule in der Kirche unter Mitwirkung der Gemeindeſchweſter
und Pfarrers Högy ſtatt. — Der Evangeliſche Jungmädchen
verein gab in der Kirche ein Weihnachtsſpiel. Aufgeführt wurde
„Der Liebe Erden=Pfad”, ein Feſtſpiel in 6 Akten. Die Kirche
war bis auf den letzten Platz beſetzt.
— Langen 22. Dez. Weihnachtsſpiel der Reg!‟
ſchule. Die Aufführung ſtand unter dem guten Stern des 50
tereſſes. Sie erreichte mit einfachſten Mitteln größtmöglichſte
Wirkung. Es mag genügen, nur die tragenden und charakter”
ſtiſchſten Rollen hervorzuheben. Zu erſteren gehören der vielſach
kleinmütige Joſef und die gottſelige Maria, der hundertjährige
Gotthilf und die drei Könige; zu letzteren der einnehmende 70d
der auf 2 Schultern tragende Wirt. Herodes in der Brutalität ſei
ner Angſt, Tod und Wächter. Bewundernswert war der Ablauf
des Einzel= und Zuſammenſpiels ohne Stockung und Entgleiſund
dank der Rieſenarbeit der ſich beſcheiden im Verborgenen halten”
den Regie. Eine Wiederholung findet am 2. Weihnachtsfeiertaß
ſtatt.
Freitag, 23. Dezember 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 356 — Seite 7
Heſſiſche Landwirtſchaftliche Woche.
Zur Erküchtigung der Landwirke. — Die Fachreſerate befaſſen ſich mit allen Gebieken des Ackerbaues
und der Biehzucht.
gewonnen hat. — Der dritte Tag des Vortragskurſus ſteht im
Zei=
chen des Genoſſenſchaftsweſens. Es ſprechen Direktor Straß=
Zunt Borleagstarfas von 3.—3. Januut burger von der Landw. Zentralgeno)enſchaft Darmtadt u.
Wie im letzten Jahr, ſo wird auch im kommenden Januar der
Vortragskurſus mit Rückſicht auf die ſchwierigen Zeitverhältniſſe
auf 3 Tage beſchränkt bleiben, und zwar auf den 3., 4 und 5. Ja= 1933. Gemeinſame Veranſtalter ſind wiederum die
Land=
wirtſchaftskammer, der Verband der heſſiſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaften Darmſtadt, das landw. Inſtitut der Univerſität
bießen und der ländliche Genoſſenſchaftsverband Raiffeiſen e. V.
in Frankfurt a. M. und Ludwigshafen a. Rh. Dementſprechend
behandeln die Vorträge 6.
Mä ch e ei e
Am Dienstag, den 3. Januar ſpricht nach der für 9 Uhr
vorgeſehenen Eröffnung zunächſt Dr. Schindler vom Deutſchen
Landwirtſchaftsrat Berlin über das Thema „Der Kampf der
land=
pirtſchaftlichen Veredelungserzeugung und die Erhaltung und
Er=
veiterung ihres Abſatzes auf dem Inlandsmarkt‟. Dr. Schindler
zſt der Leiter der Preisberichtſtelle beim Deutſchen
Landwirtſchafts=
at und hat bereits vor 2 Jahren auf dem Vortragskurſus in
Darmſtadt geſprochen. Den zweiten Vortrag erſtattet Dr.
Schmitt von der Landw. Verſuchsſtation Darmſtadt über das
khema „Die Vorausſetzungen für die beſte Wirkſamkeit der
üngemittel unter beſonderer Berückſichtigung der
Phosphorſäure=
ſüngemittel‟. Gerade unter den gegenwärtigen Verhältniſſen der
betriebsmittelknappheit und ſorgſamſten Verwendung der
Dünge=
nittel dürfte dieſer Vortrag allenthalben Beachtung finden. —
An Mittwoch, den 4. Januar., beginnt der Vortragskurſus mit
inem Vortrag von Profeſſor Dr. Kraemer vom
Tierzuchtinſti=
ut Gießen über das Thema „Die Fleckviehzucht und ihre
Bedeu=
ung für die heſſiſche Landesrindviehzucht”, ein Thema, das
gleich=
alls beſondere Beachtung verdient. Alsdann folgt ein Vortrag
iber „Umſtellung im deutſchen Ohſtbau”, den Kreisobſtbau=
Ober=
nſpektor Braun=Radolfzell erſtatten und hierbei auch auf die
vichtigſten Fragen der Obſtbaum=Schädlingsbekämpfung eingehen
vird. Der Vortragende kommt aus dem Bodenſeegebiet, das in
en letzten Jahren eine große Bedeutung als Obſterzeugungsgebiet
das Thema „Aktuelle Fragen in der Getreideverwertung” und
Direktor Feldmann von Bonn über. Wirtſchaftskriſe im
ge=
noſſenſchaftlichen Geld= und Kreditgeſchäſt”.
An den Nachmittagen der 3 Tage finden die Veranſtaltungen
verſchiedener landwirtſchaftlicher Fachvereine und Organiſationen
ſtatt. Hierbei ſind beteiligt der Heſſ. Landbund der
Ver=
ein zur Förderung der Grünlandwirtſchaft und
der Heſſ. Siloring, der Landespferdezuchtverein
für Heſſen, der Verband der heſſ. landw.
Genoſ=
ſenſchaften und ſeiner Zentralſtellen, ſowie der
Landesverband der landw. Hausfrauenvereine
für Heſſen. — In der am Dienstag, den 3. Januar,
nach=
mittags 2.15 Uhr, ſtattfindenden Verſammlung des Heſſ.
Land=
bundes ſprechen außer dem Landesvorſitzenden Dr. v. Helmolt der
Landwirt Wilhelm Grünewald=Harreshauſen ſowie die
Abgeord=
neten Seipel=Fauerbach und Glaſer=Nordheim. In der am
Mitt=
woch, den 4. Januar, nachmittags 2 Uhr, ſtattfindenden
Haupt=
verſammlung des Vereins zur Förderung der Grünlandwirtſchaft
und des Heſſ. Silorings iſt ein Vortrag des Geſchäftsführers des
Silorings Oſtpreußen, Dr. Hildebrand=Königsberg, über
„Silofutterbereitung in der bäuerlichen Wirtſchaft” vorgeſehen.
Mit der Veranſtaltung iſt außerdem eine Silofutterſchau
verbun=
den Am gleichen Tage, nachmittags 3.30 Uhr, folgt die
General=
verſammlung des Landespferdezuchtvereins für Heſſen, in der ein
Vortrag aus dem Gebiete der Pferdezucht gehalten wird. — Am
Donnerstag, den 5. Januar, nachmittags 2 Uhr, findet
zu=
nächſt die übliche Bezirksbeſprechung des Verbandes heſſ. landw.
Genoſſenſchaften und ſeiner Zentralſtellen und zu gleicher Zeit des
Landesverbandes der landw. Hausfrauenvereine für Heſſen ſtatt.
Die letztgenannte Tagung ſteht unter dem Zeichen „Ländlicher
Hausfleiß‟. Es finden eine Ausſtellung von Wolle. Handarbeiten
und Handarbeitsgeräten, ferner eine Vorführung des Beyer=Films
„Fleißige Hände” ſtatt. — Programme über den Vortragskurſus
und die Landw. Woche ſind bei der Landwirtſchaftskammer
erhält=
lich. Das Eintrittsgeld zu den Vormittagsvorträgen (ieweils 2
Vorträge) beträgt 50 Pfg. Für die Schüler gelten halbe Preiſe.
Notlage des Gemeinde= u. Privatwaldbeſitzes
Forderungen zur Abwendung einer Kakaſtrophe. — Auswirkungen der Kriſe auf die Waldbeſiher.
Die Haupkverſammlung
des Heſſiſchen Waldbeſiher=Berbandes
and bei zahlreicher Beteiligung in Frankfurt a. M. ſtatt. Der
either ſtets am zweiten Tag damit verbundene Waldbegang
unter=
lieb aus Erſparnisgründen. Aus dem geſchäftlichen Teil iſt
her=
vuorzuheben, daß der Mitgliederbeitrag um 20 Prozent geſenkt
zpurde. Der ſeitherige Verbandsausſchuß wurde wiedergewählt
und der Voranſchlag für 1933 genehmigt.
Nach einem Referat des Herrn Forſtmeiſter Scheel=
Braun=
els über „Freiwilliger Arbeitsdienſt im Privatwald”, äußerte ſich
er auf Einladung erſchienene Präſident des Landesarbeitsamts
frankfurt a. M., Herr Dr. e. h. Engler, ſehr eingehend zu
die=
em Thema und erklärte, daß man Anträgen des
Privatwald=
eſitzes gegenüber nicht engherzig ſein werde.
Es folgte ein Vortrag des Herrn Privatdozenten Dr.
Nörath=Darmſtadt über „Bedeutung der Holzforſchung für die
leutige Technik und Forſtwirtſchaft”.
In längeren Ausführungen verwies ſodann Herr
Kammer=
irektor Noll=Lauterbach auf die außerordentliche Notlage des
Hemeinde= und Privatwaldbeſitzes, die zu einer Kataſtrophe
ühren müſſe, wenn nicht unverzüglich Abhilfemaßnahmen ſeitens
er Regierungen des Reiches und der Länder getroffen würden.
Einſtimmig wurde folgende Reſolution beſchloſſen:
„Die im Heſſiſchen Waldbeſitzerverband
zuſammengeſchloſ=
ſenen Gemeinden und Privatwaldbeſitzer halten ſich nachdem
ſich die Hoffnung der deutſchen Waldwirtſchaft auf Beſchränkung
der ausländiſchen Holzeinfuhr anſcheinend nicht erfüllt hat,
an=
geſichts der Verſchärfung der Waldwirtſchaftskriſe und der
im=
mer mehr zunehmenden Unrentabilität ihrer Forſtbetriebe für
verpflichtet und berechtigt, die Aufmerkſamkeit aller deutſchen
Waldbeſitzer und Waldbeſitzerverbände, des Reichsverbands
deut=
ſcher Waldbeſitzerverbände und des Reichsforſtwirtſchaftsrats,
der Landwirtſchaftskammer, der zuſtändigen Landes= und
Reichs=
miniſterien und der Oeffentlichkeit auf die Tatſache zu lenken,
daß die ſeit Jahren mit Verluſt arbeitende Waldwirtſchaft vor
dem wirtſchaftlichen Zuſammenbruch ſteht.”
Die Urſachen dieſer Kriſe ſind ſeit langem allgemein bekannt:
lufnahmeunfähigkeit des Holzmarktes für den
betriebsplan=
näßigen Einſchlag: Holzpreiſe, die 40 bis 50 Prozent unter dem
Vorkriegsſtand liegen; Unkoſten, die den Friedensſtand um ein
Lielfaches überſteigen.
Der Heſſiſche Waldbeſitzerverband iſt nach gewiſſenhafter
Prü=
ung des Zahlenmaterials über die Betriebsergebniſſe
angeſchloſ=
ener Forſtbetriebe im Freien und in der Nachkriegszeit zu dem
Ergebnis gelangt, daß mangels Preisſtützung durch
Einfuhrbe=
hränkung zur Behebung der Waldwirtſchaftskriſe unverzüglich
olgende Maßnahmen getroffen werden müſſen:
1. Herabſetzung und Neugeſtaltung der Frachtſätze für Holz
durch die Reichsbahngeſellſchaft oder Entlaſtung der
Wald=
wirtſchaft durch angemeſſene Vergütungen auf
unwirtſchaft=
liche Tarifätze durch das Reich.
2. Allgemeine Verminderung der ſteuerlichen Belaſtung
der Waldwirtſchaft über die im Rahmen der ſteuergeſetzlichen
Billigkeitsvorſchriften möglichen Erläſſe und Stundungen
hinaus.
3. Reglementierung des Einſchlags der
ſtaat=
lichen Forſtverwaltungen, durch die ein
preis=
politiſch unvertretbarer Druck auf dem Holzmarkt verhindert
wird.
4. Umwandlung hochverzinslicher Kurzkredite
in langfriſtige, tilgbare, zu einem wirtſchaftlich tragbaren
Zinsfuß: Ausgeſtaltung eines den beſonderen Verhältniſſen
der Waldwirtſchaft angepaßten Realkredits; Eröffnung
eines den wirtſchaftlichen Bedürfniſſen der Waldwirtſchaft
angepaßten Pexſonalkredits.
Der Heſſiſche Waldbeſitzerverband erwartet namentlich auch im
ſinblick daxauf, daß ihm die Herbſtnotverordnung des Vorjahres
und dieſes Jahres keine bemerkenswerten Erleichterungen bringen
dnnten und gebracht haben, daß Mittel und Wege gefunden
wer=
en, die die Gefahr des Zuſammenbruchs, die infolge der zuneh=
menden Verluſte und des Mangels an baren Betriebsmitteln für
die geſamte nichtſtaatliche Waldwirtſchaft in unmittelbare Nähe
gerückt iſt, in letzter Stunde abzuwenden. Er ſpricht die dringende
Bitte aus, daß das Erforderliche unverzüglich in die Wege geleitet
wird.
Aus den Gemeinderalsſikzungen.
Dd. Arheilgen, 22. Dez. Gemeinderatsſitzung. Vor
Eintritt in die Tagesordnung beantragte der kommuniſtiſche
Ge=
meinderat Damm, die Beratung über die Winterhilfeanträge
vor=
wegzunehmen. Nach längerer Debatte wurde dieſer Antrag gegen
eine Stimme abgelehnt. Zu Punkt 1 genehmigt der Gemeinderat
die Eintragung einer Grundſchuld für einige noch unbelaſtete
Gemeindehäuſer zugunſten, der Kommunalen Landesbank. Der
Anſpruch der evangeliſchen Kirchengemeinde auf Zahlung einer
Accidentienvergütung iſt im Voranſchlag nicht enthalten. Das
evang. Pfarramt hatte ſich deswegen an das Landeskirchenamt
ge=
wandt, das in einem Schreiben die Auffaſſung vertrat, daß die
politiſche Gemeinde zur Zahlung dieſes Betrages verpflichtet ſei.
Da das Kreisamt zu einer gütlichen Regelung geraten hatte,
wurde trotz heftiger Angriffe gegen die Kirche von ſeiten des
Ge=
meinderats Damm beſchloſſen, mit dem Kirchenvorſtand in
Ver=
handlungen einzutreten. Die Benutzung der Schulturnhalle durch
den Sportverein „Vorwärts” wurde dem Beſchluß des
Schulvor=
ſtandes entſprechend, der ſich überhaupt gegen eine Benutzung der
Schulgebäude durch Vereine ausſprach, verſagt. Zu Punkt 4
wurde beſchloſſen, noch vor den Feiertagen an die Erwerbsloſen
400 Zentner verbilligte Kohlen zum Preis von 80 Pfg. für den
Zentner abzugeben. Weiterhin ſollen ca. 300 Meter Holz aus den
Gemeindewaldungen koſtenlos oder gegen Vergütung des
Hauer=
lohnes an Erwerbsloſe abgegeben werden. Ein allgemeine=
Schneiden der Gemeindeobſtanlagen ſoll in dieſem Jahre nicht
ſtattfinden.
r Babenhauſen, 22. Dez. Gemeinderatsſitzung. Das
in dieſem Winter anfallende Nutzholz wird zum gleichen Preiſe
und an dieſelben Firmen verkauft wie im Vorjahre. Bei den
Holzhauerarbeiten ſind 93 Mann beſchäftigt. Der Verkauf von
4300 Chriſthäumen zum Betrage von rund 1500 RM. an
verſchie=
dene Händler wird genehmigt. Für die Bewohner unſerer Stadt
wird der Verkauf von Chriſtbäumen zu den vorgeſchriebenen
Prei=
ſen Herrn März von hier übertragen. Die Gemeindehundeſteuer
ſell 1933 in der gleichen Höhe wie in dieſem Jahre erhoben
wer=
den. Für den erſten Hund 8.—, für den 2. 16.—, für den 3. 24—
RM. Geſuche des Geſchichts= und Verkehrsvereins und des
Ge=
ſangvereins. Eintracht” um Erlaß der Vergnügungsſteuer werden
genehmigt. Infolge der Einführung der Schlachtſteuer werden die
Wiegegebühren für alles Schlachtvieh ab 1. Januar 1933
er=
mäßigt. Ein abgängiger Faſel wird für 23,2 Pfg. pro Pfund
Lebendgewicht verkauft. Die Arbeiten beim Freiwilligen
Ar=
beitsdienſt müſſen am Ende dieſes Jahres vorerſt eingeſtellt
wer=
den. Die begonnenen Arbeiten ſollen, im Frühjahr beendigt
werden.
Ce. Seeheim, 22.*Dez. Gemeinderatsbericht. Die
Jagdpacht wird an die Heſſ. Landeshyvothekenbank abgetreten,
je=
doch werden Immobilien oder ſonſtige Vermögenswerte nicht
einem Gläubigerinſtitut der Gemeinde übergeben werden. Gleich
nach Neujahr ſoll mit der Holzhauerei begonnen werden. Auf
Antrag können Nachläſſe für Gewerbeſteuern 1932 aus
Billig=
keitsgründen gewährt werden. Die Hundeſteuer bleibt wie ſeither.
Ein Antrag auf Erlaß der Vergnügungsſteuer ſowie zur Zahlung
eines Beitrages für die Landwirtſchaftliche Schule in Darmſtadt
wird abgelehnt, jedoch ſoll die Jagdpacht für 1933 um 100 RM.
ermäßigt werden.
1. Laudenbach, 19. Dez. Aus der jüngſten
Gemeinderats=
ſitzung iſt zu berichten: Um die Schädlinge und Krankheiten im
Obſtbau wirkſam zu bekämpfen, wurde, die Anſchaffung einer
Motor=Obſthaumſpritze durch die Gemeinde beſchloſſen. — Zur
Waſſergenoſſenſchaft Weſchnitz=Nord wurden ſatzungsgemäß 8
Ge=
meindevertreter gewählt.
Cd. Weitengeſäß, 22 Dez. Hohes Alter. Der frühere
Ge=
meinderechner, Herr Joh. Wilh. Bär, feiert am Freitag, 23.
De=
zember, ſeinen 78. Geburtstag.
—Hirſchhorn 22. Dez. Waſſerſtand des Neckars am
21. Dezember 1.50 Meter, am 22. Dezember 1.48 Meter.
Ck Crumſtadt, 22. Dez. Die Kirchengemeindevertretung
be=
ſchloß die Erbauung eines evang. Gemeindehauſes. Mit dem Bau.
der auch eine Wohnung für die Krankenſchweſter enthalten ſoll.
ſoll im Frühjahr begonnen werden.
Dm. Wolfskehlen, 22. Dez. Am geſtrigen Mittwoch, 21.
De=
zember, konnte der Kirchendiener Johannes Schäfer ſeinen 80.
Geburtstag in körperlicher und geiſtiger Friſche feiern.
—Gernsheim. 22. Dez. Waſſerſtand des Rheins am
21. Dez —0,87 Meter am 22. Dez. —0.92 Meter, 5.30 Uhr vorm.
D Rüſſelsheim, 22. Dez. Brand in einer
Wohn=
baracke. In den von zahlreichen minderbemittelten Familien
bewohnten gemeindeeigenen Holzbaracken an der Königſtädter
Straße brach am Mittwoch abend gegen 10 Uhr ein gefährlicher
Brand aus, der im Keller durch Umfallen eines offenen
Petroleum=
lichtes entſtand und ſich raſch weiterverbreitete. Dem Eingreifen
der Freiwilligen Feuerwehr gelang es, die Weiterverbreitung des
Brandes zu verhüten.
Oberheſſen.
h. Nidda, 22. Dez. Bei lebendigem Leibe
ver=
brannt iſt die 60jährige Frau des Bahnbeamten Jendrozeck, die
während des Kochens am offenen Herdfeuer hantierte. Plötzlich
ſtand die Frau in hellen Flammen, lief auf die Straße und ſchrie
um Hilfe. Nachbarn löſchten die Flammen, die Kleider fielen
wie Zunder ab. Die Frau hatte ſo ſchwere Brandwunden
davon=
getragen, daß ſie kurz nach der Einlieferung in die Gießener Klinik
ſtarb.
h. Gießen, 22. Dez. Die Straßenbahnlinie durch
Wieſeck wurde geſtern eröffnet. Um 1 Uhr fand die
landes=
polizeiliche Abnahme ſtatt, und um 4 Uhr befuhren der
Stadt=
vorſtand, die Vertreter des Elektrizitätswerkes und des
Verkehrs=
vereins auf drei feſtlich geſchmückten Straßenbahnwagen die neue
Geſamtſtrecke vom Marktplatz durch die Marburger Straße und
Wieſecker Straße bis in die Mitte des großen Arbeiterdorfes
Wieſeck, wo der Gemeindevorſtand von Wieſeck unter Leitung
des Bürgermeiſters Schomber die Gäſte und die neue
Verkehrs=
verbindung mit der Stadt herzlich begrüßten.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Bc. Mainz, 22. Dez. Weihnachtsfeier für die
Alt=
veteranen. Im feſtlich geſchmückten großen Saale des Kaſinos
„Hof zum Gutenberg” fand eine ſtimmungsvolle Weihnachtsſeier
für die Altveteranen von 1866 und 1870/71 ſtatt. Nicht weniger
als 60 Altveteranen wurden nach der Abwicklung einer würdigen
Vorfeier mit Flaſchenwein, Wurſt. Gebäck und einem Barbetrag
von 10 RM. erfreut. Provinzialdirektor Dr. Wehner hielt die
Begrüßungsanſprache, in der er außer Oberbürgermeiſter Dr.
Ehrhard und den ſonſtigen Ehrengäſten beſonders die Altveteranen
recht herzlich willkommen hieß und deren Energie und Tatkraft
lobte, die für die heutige Generation vorbildlich ſei. Redner
wandte ſich weiter gegen den Verſailler Vertrag, deſſen
Beſtim=
mungen des deutſchen Volkes unwürdig ſeien und an deſſen
Beſei=
tigung wir mit aller Kraft arbeiten müßten. Dankesworte für die
Altveteranen ſprach deren Neſtor, der 84jährige Herr Krämer.
de. Bingen, 20. Dez. Märchenklänge . . . Die
Schul=
gruppe des Binger Lyzeums im Verein für das Deutſchtum im
Ausland hat ein größeres Publikum eingeladen, damit dieſes ſich
die Aufführung von „Frau Holle” und von „Schneewittchen”
an=
ſehen möge. Der Reinertrag iſt für die Winterhilfe beſtimmt.
Dieſe Aufführung war wirklich ein Märchenſpiel, und die Leiterin,
Frl. Baumann, hat hier eine Leiſtung allererſten Ranges
heraus=
geſtellt, wie auch Studiendirektor Dumont für alle die vielen
Zu=
ſchauer feſtſtellte. — Der Freiwillige Arbeitsdienſt
iſt an der Arbeit, die ſchauerlich durch die Reblaus zugerichteten
Weinbergsgefilde des Binger Weinbaugebietes herzurichten. Wege
zu bauen und Reben zu pflanzen, nachdem der Boden rigolt wurde,
Dabei verliert kein Weinbergsarbeiter, kein „Hofmann” eines
Weinbergsbeſitzers ſeinen Poſten, denn dieſe altbewährten
Fach=
leute leiten an und ſie arbeiten vor, und es werden eher noch
neue dazu eingeſtellt, ſo daß der Freiwillige Arbeitsdienſt auf
dieſem Gebiete arbeitbringend ſich auswirkt.
*
Bingerbrück 22. Dez. Zwiſchen Mauer und Auto
ge=
raten. Im benachbarten Weiler bemerkten ſpielende Kinder
infolge des dichten Nebels ein herannahendes Perſonenauto zu
ſpät und verſuchten ſich auf die Gartenmauer am Straßenrand zu
retten. Der Wagenführer bremſte ſo ſtark, daß das Auto infolge
des Glatteiſes ins Rutſchen kam und gegen die Gartenmauer
ge=
ſchleudert wurde, auf der der elfjährige Karl Scheid Zuflucht
ge=
ſucht hatte. Ein Bein des Kindes geriet zwiſchen Mauer und Auto
und dabei wurden die Fleiſchteile von dem Beinknochen geriſſen.
Der Knabe wurde ins Krankenhaus gebracht, wo ihm das Bein
amputiert wurde. Er liegt hoffnungslos darnieder.
Runofunt-Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 23. Dezember
Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
Alte Tanzmuſik.
Vortrag.
Aerzte=Vortrag: Froſtſchäden und ihre Verhütung.
Mannheim: Chriſtnacht. Ein deutſches Weihnachtsliederſpiel
nach oberbayeriſchen und Tiroler Weiſen, von Joſ. Haas.
Verbmdende Worte: W. Dauffmann.
Unbekanntes Europa. Die Napoleoninſeln: Korſika und
Elba.
Klaviermuſik. geſpielt von H. Gieſen.
Zeit. Nachrichten. Wetter, Sport.
Berlin: Nachtmufik
Königswuſterhanſen.
Deutſche Welle: Freitag, 23. Dezember
Lehrgang für praktiſche Landwirte.
Jungmädchenſtunde: Was wir leſen.
Jugendſtunde: Feiert ein Römeriunge Weihnachten?
Pädagogiſcher Funk.
7.00:
Anſchi
18.25:
18.50:
19.30:
20.45:
21.30:
23.W:
22.45:
11.30:
15.00:
15.45:
16.0:
16.30:
1730:
18.00:
18.30:
19.00:
19.20:
20.00:
20.15:
21.15:
22.15:
Anſchl.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
K. Figdor: Techniſche Utopien.
Maria und das Kid. Eine Hörfolge: Anbetung.
Direftor Wittke: Das Geſicht der deutſchen Wirtſchaft=
Sachſen.
Prof. Dr. Kaßney: Der Geldwert des Wetters und der
Wettervorherſage.
Die fröhlichen drei Könige. Ein Spiel in der Weihnacht
von H. Steguweit,
Waſhington: K. G. Sell: Worüber man in Amerika ſpricht.
Wachsplatten)
Breslau= Kinder ſingen zur Weihnacht.
Bergkriſtall. Hörſpiel nach Adalbert Stifters Novelle, von
Max Mohr. Muſik von W. Gronoſtay.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Magdeburg: Abendunterhaltung des Notſtandsorcheſters.
Hauptſchriſtleltung: Rubolf Maupe
Verantworilich für Polſtit und Wiriſchaſt: Rudelf Maupe: für Feulleton, Reio und
Lueland und Heſche Nachrſchten: Mar Streele: ür Sport: Karl Bohmann=
Fr den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſti: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”.„Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr Herbert Nettei.
für den Inſeraientell und geſchäftliche Mittellungen: Wiliy Kuhlei.
Oruck und Derlag: C. C. Wlttich — ſcmilich in Darmſtadt.
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Ludwigstra,
[ ← ][ ][ → ] Sette 8 — Nr. 356 Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten Freitag, 23. Dezember 1933 Reich und Ausland. für die Wiener Vögel.Weihn Großfeuer.
Gasexploſion in Sachſenhauſen.
Frankfurt a. M. Im Hauſe
Brücken=
ſtraße 75, im Stadtteil Sachſenhauſen, entſtand
am Mittwoch, gegen 21 Uhr, im 3. Stockwerk
eine Exploſion, die erheblichen Schaden
an=
richtete. Die Wohnungsinhaberin Frau
Char=
lotte Teetzmann wurde ſchwer verletzt. — Die
im 4, Stock wohnende Familie nahm ſchon ſeit
etwa einer Stunde einen immer ſtärker
werden=
den Gasgeruch war. Als auf ihr Läuten im
3. Stock ſich niemand meldete, nahmen ſie an,
daß das Gas aus ihrer eigenen Leitung ſtrömte.
Als darauf ein junger Mann die Gasleitung
mit einem brennenden Streichholz (!) abſuchte,
entſtand die Exploſion, die ſich in ihrer ganzen
Wirkung nach unter ausdehnte. Die
Türfül=
lungen der Wohnung im 3. Stock wurden völlig
demoliert, ſämtliche Fenſterſcheiben zerſplittert
und die Fenſterrahmen auf die Straße
geſchleu=
dert. Auch die Wände und Möbel wurden ſchwer
beſchädigt. Ein Polizeibeamter drang in die
Wohnung ein und fand im Badezimmer die
etwa 40 Jahre alte Wohnungsinhaberin
ange=
kleidet in der Badewanne liegend auf. Nach
dem vorliegenden Befund zu urteilen, liegt
Selbſtmordverſuch vor. Die Frau hat ſchwere
Verbrennungen erlitten. Ein in der Wohnung
entſtandener Brand konnte von der Feuerwehr
bald gelöſcht werden.
Ehrengeſchenk der Preußiſchen Staatsregierung
für eine Hundertjährige.
Frankfurt a. M. Wie der Amtliche
Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, iſt der Witwe
Marie Wagner, geb. Schneider, in Rüdigheim
anläßlich ihres 100. Geburtstages am 23. Dez.,
mit einem Glückwunſchſchreiben des Vertreters
des Reichskommiſſars für das Land Preußen,
eine Ehrentaſſe aus der Staatlichen
Porzellan=
manufaktur in Berlin ſowie ein Geldgeſchenk
überſandt worden.
Zum Raubüberfall auf den Prokuriſten
Scheuerling.
Wer kennt die Waffe?
Frankfurt a. M. Die Waffe, die bei
dem Ueberfall auf den Prokuriſten Scheuerling
benutzt wurde, iſt ein mittelgroßer Hammer. Der
Stiel hat eine Länge von 29 Zentimetern. Auf
dem Hammer ſteht das Wort „Gußſtahl”, mit
der Firmenbezeichnung „S. E. H.‟. Die
Rück=
ſeite trägt die Gewichtsangabe 250. Der Täter
ſcheint ſich an der linken Hand verletzt zu
ha=
ben, als er durch die eingeſchlagene Glasſcheibe
die Tür öffnete. Die Polizei legt Wert darauf,
zu erfahren, wo der Hammer herſtammt und
ob jemand einen Mann verbunden hat, der ſich
die Hand durch Schnitte verletzt hatte.
Gefährliche Burſchen!
Bad Kreuznach. Abends drangen drei
Männer in das Haus eines Einwohners in
Gonnesweiler ein. Durch die Geräuſche erwachte
eine alte Frau, die, in der Annahme ihr
Enkelkind ſei nach Hauſe gekommen, von ihrem
Krankenlager aus ſich bemerkbar machte. Sofort
ſtürzte einer der Eindringlinge in das
Schlaf=
zimmer, fiel über die Frau her und würgte ſie
am Halſe, ſo daß ſie bewußtlos wurde. Durch
den Lärm war der Hauswirt auf die Vorgänge
aufmerkſam geworden und begab ſich in die
Wohnung der Greiſin, worauf die Einbrecher
die Flucht ergriffen und unerkannt entkamen.
Verhaftung der Inhaber des Zigarettenhauſes
Bergmann.
Dresden. Wie die „T.=U.” erfährt, ſind
am Donnerstag vormittag auf Grund eines
Haftbefehls des Amtsgerichts Dresden die
Inha=
ber der Zigarettenfabrik „Haus Bergmann”,
Generaldirektor Karl Bergmann und Direktor
Sigmund Bergmann, wegen Verfehlungen
ge=
gen die Deviſenbeſtimmungen verhaftet
wor=
den. Es ſoll ſich um Millionenbeträge handeln.
Auf den Großbahnhöfen werden jetzt
wieder Chriſtbäume erſtrahlen.
Die eigenartige Weihnachtsfeier,
die der Wiener Tierſchutzverein für die hungernden Vögel veränſtaltete. Ein großer Tannenbaum
wurde mit Nüſſen, Backwerk und Futterringen reich behängt.
Kinder beſchenkt.
Gleichzeitig wurden 50 tierliebende
Die völlig zerſtörte Spielwaren=Abteilung eines Londoner Warenhauſes,
in dem ein ſchweres Schadenfeuer ausbrach und das rieſige Weihnachtsſpiellager ſamt der
auf=
gebauten Puppen=Ausſtellung zerſtörte.
Warme Weihnachtswoche in Rom.
Neue Wege zur Schuldeneinkreibung.
Weihnachtsbaum in vouem Lichterſchmuck
auf einem Berliner Bahnhof.
Einen überaus ſinnigen Gedanken verwirklicht
die Reichsbahnverwaltung jedes Jahr zu
Weih=
nachten. Auf den Großbahnhöfen werden rieſige
Weihnachtsbäume aufgeſtellt, die allen denen,
die in den Feſttagen auf der Bahn liegen
müſ=
ſen, wenigſtens einen Abglanz der
Weihnachts=
ſtimmung vermitteln.
Wildweſt in einem Nahedorf.
Koblenz. Eine „Selbſthilfe”, die ſchon an
Wildweſt grenzt, leiſtete ſich ein auswärtiger
Kaufmann in der Nähe des Nahedorfes St.
Se=
baſtian. Er ſtellte ſeinen Kraftwagen, als er aus
entgegengeſetzter Richtung einen Mann in einem
Kleinauto herankommen ſah, der ihm einen
ge=
ringen Geldbetrag ſchuldete, für den er aber
be=
reits, dreifache Sicherheit hatte, quer über die
Straße und verſperrte dadurch ſeinem Schuldner
den Weg. Der Kaufmann ſtieg darauf mit
ſei=
nem Begleiter aus ſeinem Auto, fiel über den
Nichtsahnenden her, verprügelt ihn und warf
ihn ſchließlich in den Straßengraben. Darauf
ſetzte er ſich in das Kleinauto, während ſein
Be=
gleiter den anderen Wagen beſtieg, um in
ſchnel=
lem Tempo davonzufahren. Dem Ueberfallenen
blieb nichts anderes übrig, als den Weg zur
nächſten Polizeiſtation zu Fuß zurückzulegen und
Anzeige zu erſtatten. In Niederbreiſig wurde
dann der allzuſtürmiſche Gläubiger von der
Polizei angehalten und das gekaperte Fahrzeug
ſichergeſtellt.
Verwegener Juwelenraub.
Am hellen Tage für 20 000 RM. Brillantringe
aus dem Schaufenſter geraubt.
Hannover. Mit einer Dreiſtigkeit, die
trotz allem, was man in neuerer Zeit ſchon
er=
lebt hat, ihresgleichen ſucht, wurde am
Don=
nerstag vormittag ein großer Raub von
Bril=
lantſchmuck ausgeführt. Am Hauſe des
Juwe=
liers Richard Levin, in der Seilwinderſtraße,
fuhren zwei Unbekannte in einem dunkelfarbigen
Kraftwagen vor. Einer von ihnen ſprang
her=
aus, zerſchlug die große Schaufenſterſcheibe des
Ladens, riß mit größter Geſchwindigkeit ein
Tablett mit Brillantringen heraus und ſprang
wieder in das Auto. Ohne daß einer der vielen
Paſſanten der verkehrsbelebten Straße es zu
hindern vermochte, fuhr der Kraftwagen in
ſchnellſtem Tempo davon, um die koſtbare Beute,
die einen Wert von etwa 20 000 RM. hat, in
Sicherheit zu bringen. Das Auto trug die
Erken=
nungszeichen I P 2881, das auf den
Herkunfts=
bezirk Schleswig=Holſtein ſchließen läßt. Die
Firma hat ein Zehntel des Wertes der
geraub=
ten Schmuckſachen für deren
Wiederherbeiſchaf=
fung und bis zu 2000 RM. Belohnung für die
Ergreifung der Täter ausgeſetzt.
Weißenfels. Geſtern früh, in der
drit=
ten Morgenſtunde, brach im Weißenfelſer
Schloßs=
ein Großfeuer aus, das wahrſcheinlich in der im
Schloßturm untergebrachten Funkſtation den
Polizei ausgebrochen iſt. Außer der
Weißenfel=
ſer Feuerwehr eilten auch noch die Feuerwehrem
aus Halle, Leuna und anderen umliegendem
Orten herbei. Der Schloßturm brannte voll= nieder. Nach viereinhalbſtündiger Arbein
gelang es, den Brand auf ſeinen Herd zu
be=
ſchränken.
Zu dem Weißenfelſer Schloßbrand werdem
noch folgende Einzelheiten bekannt: Das
Weißenfelſer Schloß, die ſogenannte
Auguſtus=
burg, wurde in den Jahren zwiſchen 1664 und=
1690 als Reſidenz der Herzöge von Sachſen=
Weißenfels, einer 1746 ausgeſtorbenen
Neben=
linie des Kurhauſes Sachſen, errichtet. Gegen
3.30 Uhr früh wurde das Feuer entdeckt. Da
es=
nicht gelang, des Brandes Herr zu werden.
wurden die Werkfeuerwehren der Umgebung.
und ſchließlich auch die Halleſche Feuerwehr her=. Sechs Motorſpritzen ſchickten aus
neun Schlauchleitungen 4½ Stunden lang
unge=
heure Waſſermaſſen in das Gebäude.
Infolge=
deſſen iſt der Waſſerſchaden außerordentlich hoch.
Die ſchwere Kupferkuppel ſtürzte glücklicherweiſe
in den Hof, und nicht auf die benachbarten
Sei=
tenflügel, ſo daß es gelang, dieſe zu retten. Der
Mitteltrakt ſelbſt iſt vollſtändig verbrannt.
Rom. In Florenz herrſcht ſeit einigen
Tagen dichter Nebel mit ſtändig ſinkender
Tem=
peratur, die am Mittwoch morgen kaum einen
Grad über Null betrug. Auf den nahen Höhen
bei Piſtoja hingegen, wie auch in Rom, iſt die
Weihnachtswoche durch ſtrahlenden Sonnenſchein
bei Mittagstemperatur bis gegen, ja teilweiſe
über 20 Grad Celſius gekennzeichnet. Die
Nächte allerdings ſind kalt, und der
Tempera=
turunterſchied innerhalb der letzten 24 Stunden
in Rom betrug nicht weniger als. 15 Grad.
In Moskau ſprießt der Flieder.
Moskau. In Moskau und in der geſamten
Sowjetunion wird eine für die jetzige
Jahres=
zeit ungewöhnliche Erſcheinung wahrgenommen.
Während ſonſt überall in Rußland ſchon Mitte
Dezember ſtrenge Fröſte herrſchen, wird jetzt
aus allen Gebieten eine Temperatur gemeldet,
die zwiſchen 4 und 8 Grad über Null ſchwankt.
Trotz der gelegentlichen Nachtfröſte ſprießen in
Moskau die Knoſpen an den Fliederbüſchen und
den Kirſchbäumen. Auch aus Leningrad wird
berichtet, daß der Finniſche Meerbuſen
vollkom=
men eisfrei iſt. Die Schiffahrt iſt in vollem
Gange.
Panik im Zoppoker Spielklub.
Danzig. Als am Mittwoch abend der
Spielleiter an einem Roulette=Tiſch im Zoppoter
Spielkaſino die letzten drei Spiele anſagte, da
um 11 Uhr abends das Rouletteſpiel geſchloſſen
wird, erfolgten unter dem Roulette=Tiſch
plötz=
lich mehrere Exploſionen. Natürlich löſte der
Anſchlag unter den anweſenden Spielern und
Klubangeſtellten eine große Panik aus, die
je=
doch bald wieder beſeitigt werden konnte. Eine
Unterſuchung des aufregenden Vorfalls ergab,
daß jemand einen raketenartigen
Feuerwerks=
körper unter den Spieltiſch geworfen und zur
Exploſion gebracht haben mußte. Irgendein
Schaden iſt nicht entſtanden. Wer den
Feuer=
werkskörper geworfen hat, ließ ſich nicht
feſtſtel=
len. Ganz ohne Zweifel wollte, die betreffende
Perſon eine Panik auslöſen. Entweder handelte
ſie aus Aerger gegen den Spielklub, oder es
handelt ſich ſogar um einen Dieb, der die
Ab=
ſicht hatte, während der Panik recht viel
Bar=
geld und Spielmarken vom Tiſch zu raffen. Trotz
der großen Verwirrung iſt es dem Unbekannten
jedoch nicht gelungen, irgend etwas zu ſtehlen.
Glimpflich verlaufenes Fährunglück.
Mariaort bei Regensburg. In der
vor=
letzten Nacht wollten etwa 20 Regensburger
Pfadfinder in einer Waldhütte im Naabtal eine
Weihnachtsfeier veranſtalten. Um zum Ziel zu
gelangen, wollten, ſie ſich bei der Marigorter
Fähre mittels eines großen Kahnes durch ein
Fiſchermädchen überſetzen laſſen. Als die kleine
Fähre mit den vielen jungen Menſchen in der
Mitte der Naab angelangt war, ſchlug die Fähre
um, und ſämtliche Inſaſſen fielen ins Waſſer.
Zum großen Glück waren alle, auch das
Fiſcher=
mädchen, des Schwimmens kundig und konnten
ſich dadurch ans Land retten. Als die
Beteilig=
ten, die außer einem kalten Bad keinen weiteren
Schaden genommen hatten, noch zitternd vor
Froſt am Ufer beiſammenſtanden und abzählten,
ob auch keiner fehle, fragte die reſolute
Fiſcher=
maid, die ſich zuerſt von dem ausgeſtandenen
Schrecken erholt hatte: „Hat jeder von enk’s
Fahrgeld ſcho zahlt?”.
Ein angeblicher deutſcher Zirkusjunge
in Frankreich geflüchtet.
Paris. Die Gendarmerie in Barjols, in
der Nähe von Toulon, hat einen auf der Straße
umherirrenden 14jährigen Jungen in Schutzhaft
genommen. Bei ſeiner Vernehmung erklärte der
Junge Joſef Hofmann zu heißen und in
Düſſel=
dorf geboren zu ſein. Er ſei mit einer
fahren=
den Zirkustruppe nach Frankreich gekommen, ſei
aber geflüchtet, da man ihn zu ſchlecht
behan=
delt habe.
Acht Tote bei einem Schiffszuſammenſtoß.
London. Der engliſche 700=Tonnen=
Damp=
fer „Gateshead” wurde von dem holländiſchen
Dampfer „Miranda” (1300 Tonnen) in dichtem
Nebel auf der Höhe des oſtengliſchen Hafens
Seaham gerammt. Die „Gateshead”, ſank
in=
nerhalb von zwei Minuten. Der Kapitän und
ſieben Mann der Beſatzung, die ſich im
Schiffs=
raum befanden, ertranken. Fünf Mann konnten
von der „Miranda” gerettet werden.
Schweres Exploſionsunglück.
Ein Toter, 16 Schwerverletzte.
Chikago. Eine ſchwere Exploſion
ereig=
nete ſich in einem Wohnblock. Es entſtand eine
„Panik unter den Bewohnern, die faſt alle
Aus=
gänge verſperrt fanden, da durch die Exploſion
noch ein großer Brand entſtanden war. Bisher
wurden 1 Toter und 16 Schwerverletzte
ge=
borgen. Mehrere Hausbewohner werden noch
vermißt.
500 Wohnhäuſer niedergebrannt.
Tokio. Die japaniſche Stadt Itoigawa
(Provinz Niigata) wurde von einem gewaltigen
Großfeuer heimgeſucht, dem 500 Wohnhäuſer zum
Opfer fielen. Die Zahl der Todesopfer wird
auf 10 geſchätzt. Itoigawa hat rund 6000
Ein=
wohner.
200. Geburtskag des Erfinders.
der Spinnmaſchine.
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Zürkheimer
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Züdesheimer
Weinbrand
Peiberd. g
Laiellikör
Aun-1.Ar
Zauga Gol
Sir Richard Arkwright,
der 1768 die erſte brauchbare Spinnmaſchine
baute, wurde am 23. Dezember 1732 in Preſton
(England) geboren. Arkwright, der urſprünglich
Barbier war, darf als einer der wichtigſten
Freitag, 23. Dezember 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 356 — Seite 3
Die Pontiniſchen Sümpfe verſchwinden!
Der Herd der Malaria ſoll zur Kornkammer Roms zurückerobert werden.
Jung=Italien bei der Eröffnung des Siedlungswerkes.
„Likkoria” wird gekauft.
Von unſerem „=Korreſpondenten.
Rom, 18. Dezember.
Als man morgens :” ſieben Uhr vor die Tür
brannten die Straßenlaternen noch, aber ein ſtrahlender Himmel
ſachte über den bläßlichen Mond, volle Tageshelle überflutete
die ſonntäglich ſtillen Straßen Roms, es verſprach ein richtiger
„Laiſertag” zu werden, an dem eine neue Stadt ihren
Geburts=
ag feiern ſollte. Man fror etwas — im Norden würde man
vn einem kühlen Sommermorgen in den Bergen ſprechen —,
ud war zufrieden, als man der Einladung an die Mitglieder
dr „fremden Preſſe” folgend, im ſchützenden, geſchloſſenen Auto
ſaß, das bald Noms Mauern verlaſſend über die Via Appia
diriaus zu den Caſtelli Romani, den uralten Orten von Albano,
genzano und Velletri eilte.
Ueber der Campagna ging die Sonne blutrot hinter einem
dännen Nebelſchleier auf, an einzelnen Stellen der grünenden
Fkur lag leichter Rauhreif, aus dem heraus gelber Hahnenfuß
und kleine Margueriten lugten. Der Nebel zerteilte ſich, weit
draußen glitzerte rechter Hand der Spiegel des tyrrheniſchen
Neeres auf, während zur Linken die alten Schlöſſer an den
ſraterrändern der Seen am Fuß der Albaner Berge winkten.
hoch über dem Nemiſee glitt man auf der ſonſt ſchnurgeraden
Via Appia, die hier in vielen Kurven um den Rand des alten
Fruptionsbecken ſich windet, um dann wieder in der Tiefe der
Ebene in gerader Linie bis zum Vorgebirge des Monte Circeo
u. der Richtung nach Neapel weiterzueilen.
Man iſt im Gebiet des verrufenen Sumpfgebiets der
Pon=
üiiſchen Sümpfe angelangt, die durch Jahrhunderte verſeucht,
ein Herd der Malaria, ſchon wiederholt, aber vergeblich als
Kornkammer für Rom zurückerobert werden ſollten. Das ſchwache
Gefälle des Waſſers, das infolge der geologiſchen Beſchaffenheit
irſt am Fuße der fonſt waſſerarmen Volskerberge zur rechten
Hand zu Tage tritt, hat die weiten fruchtbaren Bodenſtriche bis
um Meer und hinunter nach dem Circekap ertränkt.
Muſſo=
inis außerordentlich energiſchem Kampfe gegen die Sümpfe
ſcheint es vorbehalten zu ſein, hier wieder jene alte
Fruchtbar=
leit erſtehen zu laſſen, die unmittelbar vor den Toren der
Hauptſtadt einen Kornſpeicher großen Ausmaßes und zugleich
ein Heim für die innere Koloniſation werden dürfte.
Schon fährt man an den erſten der nach einem großzügigen
Bebauungsplan angelegten Bauernhäuſern vorbei, die inmitten
der zugewieſenen Aecker liegen. Man kreuzt breite Kanäle, die
das Sumpfwaſſer zum Meere leiten, ſieht ganze Reihen von
Baggern und ein Arſenal von Motorpflügen, die zur
Winter=
gat bereits angeſetzt waren. Schon grünt dieſe Saat auf weiten
Strecken, denn Tauſende von Koloniſten ſind, zum Teil vom
Süd=
uß der Alpen, hierher verpflanzt worden. Ihr zentraler
Markt=
lecken, das nach dem Littorio, Rutenbündel, als dem
Wahr=
eichen des Fascismus benannte „Littoria” ſoll als „Centro
urale”, ſo lautet die Bezeichnung auf der offiziellen Einladung,
ſeute von Muſſolini eingeweiht werden.
Der Wagen biegt rechtwinklig von der Via Appia nach dem
Neere zu ab, und nach etwa vier Kilometern Fahrt macht man
Halt mitten auf dem neu geſchaffenen Marktplatz der
funkel=
nagelneuen Ortſchaft, die jetzt ihre Taufe erhalten ſoll. Ein
iemlich großer rechteckiger Platz noch nicht ganz fertig, flankiert
von einigen breitausladenden Gebäuden. Mit der Front nach
Süden, den Marktplatz beherrſchend mit ſeinem hohen
vier=
ſckigen Turm in modernem Stil, ragt das Gemeindehaus auf,
m Innern noch bei weitem nicht fertiggeſtellt. Nur der
Haupt=
tock iſt einigermaßen tauffähig, einige Möbel werden gerade
n die Büros geſtellt, der Marmorfußboden iſt noch feucht vom
Abwaſchen, die Bilder des Königs und der Königin und
natür=
lich auch das des Duce werden gerade aufgehängt, und man
vereitet, noch in höchſter Eile alles für den Empfang der
Gäſte vor.
Schon iſt der Episcope Caſtrenſe, der Biſchof im roten
Ge=
vand anweſend, der nachher die neue Fahne weiht; die Häupter
der „Opera nazionale per i Combattenti” des nationalen
Hilfs=
verks für die Kriegsteilnehmer, denen dieſer Agro Pontino
zu=
gedacht iſt, empfangen mehr oder weniger flüchtig die bereits
eingetroffenen Eingeladenen, und ſchon ſtaut ſich auf dem großen
Platz die Fülle der Zuſchauer. Da ſind ganze Bataillone von
„Avanguardiſti”, alſo den Vorſchülern für die Miliz oder die
Reihen der fasciſtiſchen Partei, junge „Balilla”, alſo fasciſtiſche
Jugend weiblichen und männlichen Geſchlechts und Tauſende
von Arbeitern, die an den Kanalbauten und Häuſern
be=
chäftigt ſind.
Während die Avanguardiſti und die Balilla wie alle
offi=
ziellen Fasciſten in ihren Uniformen oder Schwarzhemden ſind,
haben die Arbeiter wie alltäglich ihre oft über und über
be=
ſchmutzten oder vom Kalk beſpritzten Arbeitskleider an, ſehen alſo
alles andere als feſtlich aus. Es iſt bezeichnend für dieſe Menge,
daß ſie auch unter dem Fascismus immer noch die wirklichen
„Demokraten” geblieben ſind, bei denen ein jeder ohne Rückſicht
auf die Kleibung ſich ebenſo gut und gern geſehen fühlt, wie
es jever Zeit in dieſem einfachen und naiven Lande war.
Nach recht langem Warten, das die ſtrahlende Winterſonne
zu einem wahren Schwitzbad zur Weihnachtszeit macht, hört
man fernes, lautes Rufen, eine breite Gaſſe wird freigehalten,
hohe oder niedrigere Würdenträger werden geſchäftig, und
ſchon naht eine Reihe von Automobilen in ſcharfer Fahrt.
Vor=
an im Wagen, den er wie ſo oft ſelbſt ſteuert, Muſſolini in der
Uniform eines Korporals der Miliz mit einem grauen
Winter=
mantel mit breitem Kragen angetan. Wenn man nicht wüßte,
daß der „kleine Korporal” in Frankreich lebte, ſo könnte man
meinen, daß der Mantel Napoleons wieder erſtanden wäre.
Unter endloſem Jubel und immer wiederholtem Schrechchor
„Duce, Duce” ſteigt Muſſolini raſch aus ſeinem Auto und
ver=
ſchwindet nach kurzem Rundblick im Gemeindehaus. Die Gäſte
verſchiedenen Hymnen ſpielen.
Neuer Jubel erſchallt, als Muſſolini bis zur oberſten
Galerie des Turms ſteigt, und man ihn dort entdecken kann.
Dann erſcheint er plötzlich auf dem Balkon des Hauſes im
erſten Stock, wo bereits Lautſprecher angebracht waren, und
hört ſich die Begrüßungsrede des Komiteobmanns an. Man
reicht ihm eine Flaſche Champagner zum Weiheopfer, ganz ſo
als ſei dieſer Ort „Littoria” ein Schiff, das vom Stapel
ge=
laſſen wird. Der Eiſenhebel, mit dem der Duce die Flaſche
zer=
ſchlagen ſoll, wirkt nicht, da ergreift Muſſolini kurz entſchloſſen
den Hals der Flaſche, irgendeiner gibt ihm ein ſchwarzes Tuch,
wie es die Fasciſten um den Hals tragen, er wickelt es um
den Hals der Flaſche und ſchmettert die Flaſche mit feſtem
Schwung auf die Baluſtrade des Balkons. Sekt und Scherben
regnen hernieder, der Duce ſtreicht den Reſt der Scherben auf
der Baluſtrade vorſichtig zur Seite, und das Volk ſchreit und
klatſcht wie beſeſſen. Denn dieſe Geſte ganz im Stile des
tat=
kräftigen Mannes, der ſich immer zu helfen weiß, iſt ſo recht
nach dem Herzen der Maſſe . . . und „Littoria” iſt vom Stapel
gelaſſen.
Nun tritt Muſſolini ganz in die Mitte des Balkons, direkt
vor die Lautſprecheranlage und hält ſeine Einweihungsrede.
Sobald er zu ſprechen beginnt, iſt der tobende Platz in einem
einzigen Augenblick vollkommen ruhig. Man würde tatſächlich
die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören. Muſſolini
ſpricht zunächſt ganz ruhig, nicht ſehr laut. Den Mantel hat
er ausgezogen, ſeine Mütze ſchon vorher abgeſetzt. Er redet
ſachlich und einfach, ganz nach dem Herzen einer
Landbevöl=
kerung. Gegen Ende der Rede ſagte er ein paar Sätze, die auf
Jugoflawien und Frankreich bezogen werden müſſen. Aber ſie
fehlen nachher in der Wiedergabe der Preſſe. Hinter dem
Satze: „Das iſt der Krieg (nämlich eine neue Provinz durch
dieſe Meliorationen zu gewinnen), den wir vorziehen”, konnte
man unten vor dem Balkon deutlich hören, daß der Duce
hinzu=
fügte, man ſoll uns aber bei dieſer Arbeit in Ruhe laſſen, ſonſt
kann man auch in anderer Weiſe Krieg führen. So oder ganz
ähnlich waren die Worte, die ſpäter nicht mehr gedruckt wurden.
Muſſolini iſt ſehr maßvoll geworden, und will wirklich Ruhe und
Frieden und nicht unfruchtbare Kriege.
Dann werden vom Duce noch die andern weſentlichen
Ge=
bäude beſucht, die Poſt die Milizkaſerne und das
Kranken=
haus der neuen „Stadt”. Beſonders die Poſt verdient wirklich
Beachtung, denn ſie iſt ganz modern im Backſteinſtil erbaut,
ihnlich dem Hamburger Ziegelbau, und hat große Drahtgitter
noch vor den ſchlanken Fenſtern, die ſpäter, wenn die Anopheles=
mücke der Malaria endgültig vertrieben ſein wird, einfach
ab=
geſchraubt werden können. Hier iſt wirklich moderne Baukunſt
mit der praktiſchen Notwendigkeit des Augenblicks vereint.
Es iſt Mittag geworden, noch hat der Platz ſeine ganze
Fülle der Menſchen, aber man geht abſeits ſucht und findet
ſeinen Wagen und fährt wieder heimwärts durch die herrliche
Sonne des römiſchen Winters, vorbei an den blumenreichen
Feldern und Wieſen nach der Ewigen Stadt, der eine neue
Kornkammer gewonnen wurde.
„Volk ohne Raum”: Das deutſche Schickſalsbuch.
Nahezu 200 000 Exemplare der im vorigen Herbſt erſchienenen
Volksausgabe von Hans Grimms „Volk ohne
Raum” (Albert Langen/Georg Müller Verlag, München) ſind
im Laufe eines Jahres ins deutſche Volk gedrungen; dazu
kom=
men 65 000 Exemplare, die von der urſprünglich zweibändigen
Ausgabe abgeſetzt wurden, ſo daß alſo heute ſchon über eine
Vier=
telmillion deutſcher Familien, und damit wohl mehr als eine
Million deutſcher Männer und Frauen und Heranwachſender den
Ruf aufnahmen, der aus dieſem aufrüttelnden Buch an das ganze
deutſche Volk erging und noch immer ergeht. „Ein ſchöner
Er=
folg”, ſo könnte man mit Recht ſagen, wenn es ſich nur um ein
Buch, um irgend einen Roman handelte; „kein Erfolg, der
be=
friedigen kann oder darf”, ſo muß man ſagen, wenn man ſich vor
Augen hält, daß in dieſem außerordentlichen Werk die tiefſte
deutſche Lebensnot, das brennendſte und entſcheidendſte Problem
der deutſchen Zukunft in das dichteriſche Wort gerann; wenn man
bebenkt, daß heute vor jedem deutſchen Kind in der Stunde ſeiner
Geburt ſchon die Frage aufſteht nach dem Raum, der ſein
Lebens=
raum werden ſoll, die Frage, durch die Hans Grimm, von
ſchwer=
ſter Sorge um das Schickſal ſeines Volkes getrieben, ſich
gezwun=
gen fühlte, ſein Werk „Volk ohne Raum” zu ſchreiben.
265 000 Exemplare „Volk ohne Raum” würden,
aufeinander=
geſtapelt, einen Raum ergeben, der viermal ſo hoch wäre wie der
höchſte deutſche Berg, die Zugſpitze, — und dennoch iſt auch dieſe
erfreuliche Zahl nur ein Anfang: ein Anfang, der gebieteriſch
auch weiterhin den ſtärkſten Einſatz fordert, wenn das Buch die
Sendung erfüllen ſoll, um derenwillen, ein deutſcher Dichter, von
harter Pionierarbeit im deutſchen Ausland zurückkehrend, fünf
Jahre mühevollſten Schaffens daran wendete: die Sendung
näm=
lich: jedem Deutſchen, dem das Schickſal ſeines Volkes nicht
gleichgültig iſt, in jedem deutſchen Haus unermüdlich zuzurufen:
es iſt deine und deines Kindes Not, die hier klagt, und es iſt dein
und deines Kindes und deines Volkes Tod, der am Ende dieſer
Not ſteht, wenn
Wir haben hier das Erſcheinen der Volksausgabe von „Volk
ohne Raum” im Vorjahr begrüßt und Inhalt und Bedeutung des
Buches gekennzeichnet, um unſere Leſer mit beſonderem
Nach=
druck auf ein ſo notwendiges Buch aufmerkſam zu machen. Wir
halten es für unſere Pflicht, dieſen Hinweis heute mit gleichem
Nachdruck zu wiederholen; denn nur, wenn immer neue
Hundert=
tauſende jenen Ruf aus „Volk ohne Raum” vernehmen, kann das
entſcheidenſte die in Grimms Werk geſchilderte Not
ab=
wendende Wenn bewirkt werden, das nichts anderes bedeutet.
als daß unſer Volk in einmütigem Bekenntnis zu ſeinem Schickſal
den Kampf aufnimmt gegen ſeine unnaturliche Enge und gegen
die aus ihr ſich ergebende Beraubung ſeines Lebensatems.
Es iſt heute nicht mehr nötig, den ganzen Inhalt des Buchs
zu erzählen, und ſeine ſprachlichen und dichteriſchen Schönheiten
bedürfen keines beſonderen Rühmens mehr. Aber das ſei noch
einmal geſagt, daß es keinen Deutſchen gibt, den der Lebensweg
und die Geſchicke Cornelius Friebotts nichts angingen; und dies,
daß es nicht einzelne Menſchen ſind und nicht perſönliche
Schick=
ſale, von denen „Volk ohne Raum” erzählt, ſondern daß das ganze
deutſche Volk in Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft durch
dieſes Buch ſchreitet; und dies, daß der Steinwurf der
Uneinig=
keit und inneren Verwirrung, der den Friebott und mit ihm das
unruhige, mahnende, deutſche Gewiſſen tötete, ungeſühnt iſt,
ſo=
lange wir uns genügen laſſen an unſerer unwürdigen Enge; und
dies endlich, daß es keine deutſche Größe und Herrlichkeit und keine
Ehre deutſchen Namens mehr geben wird, ſolange wir deſſen
zu=
frieden ſind, ein „Volk ohne Raum” zu ſein. Darum, und weil
dieſe Botſchaft von Grimms großem Werk um der deutſchen Zukunft
willen nicht verſtummen darf; und weil wir keine Stunde auf
unſere Sklavennot der Enge vergeſſen dürfen; und weil dieſes
Werk uns deutet, waxum ſo viel innere Not, Uneinigkeit,
Verwir=
rung, gegenſeitiges Sich=Mißverſtehen unter uns ſich ausbreiten
konnte; und weil wir aus ihm auch erfahren, daß nicht jeder
An=
dersdenkende ein Deutſcher zweiter Ordnung iſt und daß nur die
mangelnde Achtung vor der Meinung der anderen dieſe
Zerriſſen=
heit in unſerem Volk bewirkt hat; darum weiſen wir heute noch
einmal auf die Volksausgabe von „Volk ohne Raum” hin. Da es
um eine allgemeine deutſche Sache geht, ſo iſt es nicht zuviel, wenn
wir meinen, daß „Volk ohne Raum” auch in dieſem Jahre auf
keinem deutſchen Weihnachtstiſch fehlen dürfe, denn nur aus
dem=
freimütigen Ja aller ſich verantwortlich fühlenden Deutſchen zu
der Notwendigkeit die Tatſache „Volk ohne Raum” aus der Welt
zu ſchaffen, oder wenigſtens aus ihrem Begreifen uns wieder
zu=
ſammenzuleben, kann unſerem Volk der unüberwindliche Wille
er=
wachſen, hinter den Kampf um ſeine innere und äußere Freiheit
alles Parteigezänk und alle anderen Nöte zurückzuſtellen. Wenn
man von einem Buch der letzten, 50 Jahre mit Recht ſagen kann,
daß es in jedes deutſche Haus gehöre, dann ſage man es von Hans
Grimms „Volk ohne Raum”.
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Darmſtadt, den 20. Dezember 1932.
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unterzeichneten Vorſtande einzureichen.
Darmſtadt, den 20. Dezember 1932.
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Seite 10 — Nr. 356
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Reueſte Nachrichten
Freitag, 23. Dezember 1932
Spoct, Spiel und Jucnen
Kleine Weihnachts=Bokſchaft
vom Frieden auf den Sporkplähen.
Handball=Enkſcheidungsſpiel Sb. 98
gegen Polizei abgeſekt.
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Polizei-SB. gegen Auskragung in Darmſtadi.
Der Verbandsſpielausſchuß hat, wie wir hören, das für den
2. Weihnachtsfeiertag ins Hochſchulſtadion angeſetzte
Entſchei=
dungsſpiel um die Bezirksmeiſterſchaft auf Berufung des
Poli=
zei=SV. abgeſetzt. Das Spiel ſoll am 8. Januar ſtattfinden. Ort
und Zeit ſtehen noch nicht feſt.
In den letzten Wochen iſt in Darmſtadt über dieſes
Entſchei=
dungsſpiel ſchon viel gemunkelt worden. Wir haben geſchwiegen,
obwohl uns die Vorgänge bekannt waren, denn wir glaubten
nicht, daß man die berühmten Schildbürger übertrumpfen wollte.
Das iſt doch geſchehen.
Alſo ſkizzieren wir kurz den Tatbeſtand: Als das
Entſchei=
dungsſpiel zwiſchen den beiden Tabellenführern Polizei und SV.
feſtſtand, trat die Leitung der Böllenfalltorleute, ohne
Einſchal=
tung der Verbandsſtellen, an den PolSV. heran mit dem
Ange=
bot, das Spiel, deſſen Austragungsort ſelbſtverſtändlich nur
Darmſtadt ſein konnte, auf dem Platz eines der beiden Vereine,
wo Tribunen ſtehen, durchzuführen und darüber das Los zu
ziehen. Die 10 Prozent Einnahmen, die dem ausrichtenden
Ver=
ein vom Verband zuflöſſen, ſollten geteilt werden. Nach etwa
einer Woche teilte PolSV. mit, daß die Leitung an ſich ganz
gern den ſympathiſchen Vorſchlag annehmen würde, daß ſie aber
jetzt nicht mehr darauf eingehen könne. Grund: In einer
Schieds=
richterſitzung ſei dieſer Vorſchlag bekannt geworden und als Folge
unter den Mitgliedern des PolSV. ein Sturm der Ablehnung
entſtanden. Um ſich mit ihren Mitgliedern nicht zu verärgern,
müſſe die Vereinsleitung den Vorſchlag leider ablehnen. —
Darauf beantragte SV. 98 beim Bezirksvorſitzenden Feſtſetzung
des Spiels für Darmſtadt. Zu gleicher Zeit war das Spiel
jedoch ſchon nach Wiesbaden beſtimmt worden, wogegen SV. 98
am vorletzten Donnerstag Beſchwerde erhob. Der Handball=
Ver=
bandsausſchuß hat dann am Sonntag in Stuttgart die von uns
mitgeteilte Entſcheidung getroffen und das Spiel für 2.
Weih=
nachtsfeiertag ins Hochſchulſtadion feſtgelegt. Nunmehr rief
PolSV. den Verbandsvorſtand an. Da deſſen Entſcheidung nicht
mehr rechtzeitig getroffen werden konnte, hat er zunächſt das
Spiel abgeſetzt und zur Austragung am 8. Januar vordatiert.
Der Verbands=Handballausſchuß ließ ſich am Sonntag in
Stuttgart von der Erwägung leiten, daß die Verlegung des
Spiels aus Darmſtadt eine Brüskierung des Darmſtädter
Publi=
kums bedeuten würde, die durch nichts gerechtfertigt werden
kann, daß aber auch die Verlegung dem PolSV. zur Laſt gelegt
würde und die Spannungen im Publikum, die früher beſtanden,
erneut aufbrechen könnten, was im ſportlichen und polizeilichen
Intereſſe zu vermeiden ſei,
Ein Standpunkt, auf den jeder Nichtvereinsfanatiker treten
wird — oder noch ſollte. Denn ein Grund, warum das
Spiel gerade nach den vielen Minustreffern dieſer Saiſon nicht
in Darmſtadt ausgetragen werden könnte, liegt tatſächlich nicht
vor.
Der Spielbetrieb über Weihnachten iſt aus begreiflichen
Gründen nur ſchwach. Beide Weihnachtsfeiertage ſind in allen
Kreiſen den Vereinen für Privatſpiele freigegeben worden, aber
nach allem was man hört iſt man dort nicht ſo wild mit dem
Spielen; das ungünſtige Wetter und die Zeitverhältniſſe ſpielen
hier eine große Rolle. Es ſind deshalb alſo nur wenige
Freund=
ſchaftsſpiele bekannt geworden. Daneben finden bereits einige
Spiele zugunſten der Winterhilfe ſtatt, die vom 1. Januar, dem
allgemeinen dafür vorgeſehenen Tag, vorverlegt worden ſind. So
ergibt ſich folgendes Weihnachtsprogramm:
Freundſchaftsſviele.
1. Feiertag: Germania Pfungſtadt — Viktoria Urberach. FV.
Ep=
vertshauſen — Viktoria Griesheim. Sportverein Roßdorf —
Union Wixhauſen. Sportklub Ober=Ramſtadt — Spielvgg.
Ans=
bach i. B.
Spiele für die Winternothilfe.
1. Feiertag: VfL. Michelſtadt — SV. 98 Darmſtadt: 2. Feiertag:
Germania Eberſtadt — Union Darmſtadt. SV. Lengfeld —
Rot=Weiß Darmſtadt.
Die A=Klaſſe am 18. Dezember 1932.
Gruppe Bergſtraße: SV. Groß=Gerau — Viktoria Griesheim 0:1
(0:0), Reichsbahn Darmſtadt — SV. Geinsheim 2:4 (0:1),
Bo=
ruſſia Dornheim — Poſt Darmſtadt 3:1 (0:0). SV. Weiterſtadt
— Eintracht Darmſtadt 0:0 abgebrochen. — Sehr wichtig iſt
der Griesheimer Sieg in Groß=Gerau, der den Sieger ein
gro=
ßes Stück der Meiſterſchaft näher bringt. Ueber die
Weiter=
ſtädter Affäre iſt bereits genügend geſchrieben worden, ſo daß
die Akten darüber geſchloſſen werden können.
Gruppe Odenwald: Germania Babenhauſen — VfL. Michelſtadt
4:1 (4:1), SV. Lengfeld — SV. Höchſt 0:0 Viktoria Kleeſtadt
— VfR. Beerfelden 2:4 (2:1), Viktoria Schaafheim — VfR.
Erbach 1:0 (1:0) — Sportv. Roßdorf — SV. 98 Darmſtadt
Jun. 5:2 (2:1), Privatſpiel.
Die Gruppe Odenwald nach dem 18. Dezember:
Wer A geſagt hat, muß auch B ſagen. Fühlte ſich der
Sport=
redakteur veranlaßt, zu Oſtern in den Oſterchor ſeiner Kollegen
von den übrigen Reſſorts einzufallen, hat er dann verraten, daß
” gekommen ſei, ſo wird es ihm
„Pfingſten, das liebliche Feſt
nicht erſpart bleiben, zum Weihnachten ſeinem Sportteil einen
„feſtlich Geſtimmten” voranzuſetzen.
Wie ſoll er Weihnachten mit dem Sport in Verbindung
brin=
gen? Kann man von den Weihnachtskerzen am Tannenbaum der
deutſchen Leibesübungen ſprechen, und wenn, wie bitte ſoll man
Kann man dem Sport etwas auf den
ſich das vorſtellen
Gabentiſch” legen? Geld hat man auch nicht, und fromme
Wünſche könnten allzu leicht in eine Moralpredigt ausarten. Legt
uns der Sport etwas auf den Gabentiſch, bringt er uns vielleicht
„beſonders feſtliche Ereigniſſe‟? Der Weſtdeutſche Spiel=Verband
hat die Nachricht, wonach er die Abſicht haben ſollte, ein Profiſtatut
unter den Tannenbaum zu legen, dementiert: die Meldung, daß
ſich England im Jahre 1933 zu einem Retourſpiel mit dem
Deut=
ſchen Fußball=Bund herablaſſen wollte, war zwar keine
Weih=
nachtsgans, ſondern eine Ente, und wahr iſt anſcheinend nur, daß
man allenthalben in den winterlich=weihnachtlichen deutſchen
Lan=
den damit beſchäftigt iſt, Aexte auszugraben. Die Kriegsbeile
nämlich zwiſchen den Sportverbänden und der Turnerſchaft, jene
Kriegsbeile, die nun zum Verdruß ſo mancher Unentwegten ſchon,
ach, allzulange begraben waren, dicht unter der Erdoberfläche, und
die man nun, wohlauf ihr Männer, vor der Gefahr des Verroſtens
bewahren muß. Und den „Einigungsvertrag” erhält das Muſeum
für Leibesübungen.
Hier wären wir dann bei dem original=weihnachtlichen Thema
vom „Frieden auf Erden und den Menſchen ein Wohlgefallen”
angelangt.
Aber indem wir unterſuchen, wie es mit dem „Frieden auf
Erden” beſtellt iſt, kommen wir auf eine Entdeckung, die noch nicht
ganz wertlos iſt und die man ſogar ſehr gut unter den
Weihnachts=
baum legen kann.
Die Zeiten, Freunde, waren unruhig. Es gab viel böſes Blut
unter den Menſchen .. .
Aber habt ihr auch ſchon gemerkt, daß es ſeit einiger Zeit
auf den deutſchen Sportplätzen erſtaunlich ordentlich zugeht?
Zuſammenſchluß zwiſchen Luſtfahrlverband
und Aeroklub.
Die Verhandlungen über eine Verſchmelzung des Deutſchen
Luftfahrtverbandes mit dem Aeroklub von Deutſchland ſind zum
Abſchluß gekommen. Der Aeroklub wird am 1. Februar 1933 ſeine
Selbſtändigkeit aufgeben. Gleichzeitig übernimmt der
Luftfahrt=
verband die Bezeichnung Aeroklub von Deutſchland. Der neue
Aeroklub erhält zwei Präſidenten, Staatsminiſter a. D.
Domi=
nicus und Major a. D. von Kehler.
Karl Zimmer erhält den Ehrenbrief der DSB.
Die Deutſche Sportbehörde hat dem Vorſitzenden des
Doppel=
kreiſes Frankfurt=Offenbach, Karl Zimmer, ihren
Ehrenbriefüber=
reicht. Wohl nicht häufig hat jemand dieſe ſchöne Auszeichnung
eher verdient gehabt, als Karl Zimmer, der nun ſchon ſeit langen
Jahren mit vorbildlicher Hingabe an die gute Sache und mit einer
ſeltenen Kenntnis der Materie ſich große Verdienſte ſowohl um
den Fußball, wie auch um die Leichtathletik erworben hat.
Endgültig Berufsſportlerin geworden iſt die
amerikaniſche Olympiaſiegerin Babe Didrickſon. Trotzdem der
amerikaniſche Verband die Susvendierung gegen „Babe” aufhob,
iſt das Texas=Girl jetzt endgültig ins andere Lage abgeſchwenkt.
Einen bedauerlichen Unfall erlitt der deutſche
Ski=
meiſter Rudi Matt, der ſich beim Training in Seſtrieres ein
Bein brach.
Torlos trennten ſich am Mittwoch in München die beiden
Eishockey=Mannſchaften des SC. Rießerſee und der Univerſität
Oxford.
FSV. Groß=Zimmern
Sportverein Roßdorf
VfL. Michelſtadt
SC. 1928 Ober=Ramſtadt
Germania Babenhauſen
V. f. R. Erbach
Viktoria Schaafheim
Spielvgg. Groß=Umſtadt
Sportverein Lengfeld
Sportverein Höchſt
V. f. R. Beerfelden
Viktoria Kleeſtadt
Ueber die Spiele ſelbſt iſt hier nicht viel zu ſagen, der Leſer
wird ſelbſt ſehen, was geboten wird. Jedenfalls ſind recht
inter=
eſſante Treffen dabei. Vor allem den Spielen für die
Winter=
hilfe iſt ein guter Erfolg zu wünſchen.
SV. 98 Darmſtadt (Junioren).
Am 1. Weihnachtsfeiertag fährt die Junioren=Mannſchaft, die
am vergangenen Sonntag gegen Roßdorf 2. 4:0 ſiegen konnte, nach
Heppenheim, um ein Freundſchaftsſpiel gegen die Heppenheimer
Junioren auszutragen. Abfahrt 10.15 Uhr am Hauptbahnhof.
SV. 1910 Weiterſtadt — SV. Erzhauſen.
Am 1. Weihnachtsfeiertag hat SV. Weiterſtadt
ſeinen Namensvetter von Erzhauſen zu Gaſt. Die Gäſte geben
einen nicht zu unterſchätzenden Gegner ab und konnten in den
letzten Verbandsſpielen ſchon manchen Achtungserfolg erzielen.
Bei den Einheimiſchen wird zum erſtenmal der Spielzuwachs
ein=
geſetzt. Für die weiteren Spiele dürfte dies eine weſentliche
Ver=
ſtärkung bedeuten. Spielbeginn 14.30 Uhr. Um 13 Uhr treffen
ſich die 2. Mannſchaften. Auch hier dürfte mit einem ſchönen Spiel
zu rechnen ſein.
Wie, in einer Zeit, in der die Menſchen immer mehr zur Sprache
mit der Fauſt neigten, ausgerechnet in einer ſolchen Zeit ſollten
ſich die Zuſtände auf den Sportplätzen gebeſſert haben? Iſt es ſo?
Es iſt ſo.
Bleiben wir mit unſerem Gedanken beim Fußball, auf den man
ja immer mit langen Fingern wies, wenn die Sprache auf die
Auswüchſe im Sport kam. Wir erinnern uns — wenn auch ungern
— ſo mancher Ausſchreitungen, ſo manchen böſen Geſchreis und an
häßliche Auseinanderſetzungen.
Heuer waren die Punktekämpfe, die doch immer am eheſten zu
den üblen Dingen führten, nicht weniger hart als früher auch. Es
kämpften mehr denn je die Vereine um ihre „Exiſtenz”, und es gab
für die Krakehler hinter den Barrieren gewiß die gleichen Anläſſe.
Aber wir haben ſelten in einem Jahr ſo wenig von wirklich
ernſthaften Ausſchreitungen gehört. Zwar mußten noch manchmal
„Platzſperren” verhängt oder angedroht werden, aber die Urſachen
waren geringfügiger als früher, und auch die Häufigkeit dieſer
notwendigen Erziehungs=Maßnahmen fiel. Wir verzeichnen aber
nicht nur hinter den Barrieren, ſondern auch auf den Kampfſtätten
ſelbſt eine Erſtarkung des ſportlichen Geiſtes. Es gab weniger
Tätlichkeiten, weniger „Platz=Verweiſe” (Darmſtadt
ausgenom=
men. D. Red.) und höchſt ſelten noch Angriffe auf die
Schieds=
richter.
Vielleicht gelten dieſe Feſtſtellungen nicht für alle Gebiete,
aber ſie haben Gültigkeit für die meiſten Bezirke des deutſchen
SSports. Der Begriff „fair play” hat Eroberungen gemacht.
Worauf das nun zurückzuführen iſt? Darüber nachzudenken,
mag eine Beſchäftigung der Leſer für die Feiertage ſein.
Viel=
leicht kommen ſie dann noch zu weiteren, intereſſanten und
lehr=
haften Feſtſtellungen.
Im übrigen aber wollen wir die Beſſerung der ſportlichen
Moral” mit dem Wunſch, daß es ſo bleiben möge, als ein kleines,
aber erfreuliches und annehmbares Weihnachtsgeſchenk begrüßen.
Das Jahr war ſonſt ſo trübe, daß uns dieſes Licht am
Weihnachts=
baum allein ſchon, beſcheiden, wie wir geworden ſind, eine freund=
Bernhard Gnegel.
liche Stunde macht.
SV. 1922 Roßdorf — Union Wixhauſen.
15 Nationen werden ſich vorausſichtlich an den Eishockey=
Europa=Meiſterſchaften beteiligen die vom 16. bis 26. Februar auf
der Prager Kunſteisbahn zum Austrag gelangen.
Am 1. Weihnachtsfeiertag empfängt SV. Roßdorf die Union
Wixhauſen zum Freundſchaftsſpiel. Da die Gäſte das Vorſpiel in
Wixhauſen mit 4:3 knapp für ſich entſcheiden konnten, ſieht man,
daß Roßdorf hier einen ziemlich ſtarken Gegner verpflichtet hat.
Durch die Gleichwertigkeit beider Mannſchaften wird es zu einem
intereſſanten Treffen kommen, welches jedem Sportanhänger
emp=
fohlen ſei. Da die Einheimiſchen in etwas veränderter
Aufſtel=
lung antreten, darf man auf den Spielausgang ſehr geſpannt ſein.
Spielbeginn 2.30 Uhr nachm., 2. Mannſchaften 12.30 Uhr mittags.
Weiterbericht.
FAS
duuernde
zur ert
Obwohl eine Staffel feuchter Luft von der nördlichen
Stö=
rungstätigkeit auch unſer Gebiet berührt und zur Milderung
führt, ſo dürften ihre Energien vorerſt noch nicht ausreichen, um
eine durchgreifende Aenderung der Wetterlage herbeizuführen,
Vielmehr ſcheint ſich nach einer vorübergehenden Beeinfluſſung
der Witterungscharakter der vergangenen Tage wieder
einzuſtel=
len, den der hohe Druck im Südoſten behält ſeine Standhaftigkeit.
Ein neues Engagement hat der bekannte
Automobil=
rennfahrer Hans Stuck angenommen, der in der nächſten
Sai=
ſon nicht mehr für Mercedes=Benz ſtartet, ſondern für
Maſe=
rati (Italien) an den Start geht.
Ausſichten für Freitag, den 23. Dezember: Zunächſt Milderung.
vielfach neblig=wolkig, trocken.
Ausſichten für Samstag, den 24. Dezember: Leichte Nachtfröſte,
neblig und wolkig mit Aufheiterung, noch trocken.
Dore HC• RUMP FE WSomenn lersch
Ino hatte bereits den Telephonhörer erhoben und einen
An=
ſchluß verlangt, bei deſſen Nummer die Herren ſich verdutzt
an=
ſahen. Sie wandte ſich an Geelen: „Einſtweilen betrachte ich
dieſes Zimmer noch als Salon” — rief ſie über die Schulter, „
viel=
leicht nicht nur in meinem alleinigen Intereſſe” — — dann in
den Apparat: „Bitte Kanzlei IIb — hallo — ich möchte Herrn
Ge=
heimrat perſönlich ſprechen! — — Nein, nein, es muß gehen,
be=
mühen Sie ſich mal ein wenig, Herr Monhart — wie? — Ich
erkenne Sie an der Stimme! — Bitte? — Dann ſagen Sie dem
Geheimrat — hier ſpricht Belladonna —
Die Herren zuckten zuſammen und ſahen ſich wiederum ratlos
an. Ino wandte ihnen den Rücken zu. „Herr Geheimrat?” rief ſie
nach knapp einer Minute, „hier ſpricht Belladonna. Ja, ja, guten
Tag. — Wie? — Sehr ſchlecht. Ich benötige Sie dringend — wo?
— Im Polizeipräſidium am Alexanderplatz, Zimmer Nummer.
ſtumme Frage an van Geelen —
„Einhundertſechs”, ſagte er widerſtrebend und ärgerlich.
„Im Zimmer einhundertſechs bei Polizeirat Dr. Obermayr,
Herr Staatsanwalt van Geelen iſt auch zugegen — ich weiß nicht,
wieſo er hierhin kommt! — Scheußliche Geſchichte, Herr
Geheim=
rat, ich werde durch die unverſchämteſte Intrige hier feſtgehalten
— — wann können Sie hier ſein? — Es iſt ſehr wichtig, Herr
Geheimrat, größte Eile iſt notwendig — —
In dieſem Moment nahm van Geelen ihr energiſch den Hörer
aus der Hand. Dieſe Ungeniertheit einer ſozuſagen Verhafteten
ging ihm doch zu weit. „Staatsanwalt Doktor von Geelen ſpricht”
rief er ſchneidend und niederſchmetternd in die Sprechmuſchel,
„wer iſt am Apparat?
Ino war bereitwillig zurückgetreten und beobachtete mit
ſüffiſantem Lächeln das peinliche Erſchrecken auf ſeinem
glattraſier=
ten Geſicht.
„Verzeihung, Exzellenz!” ſagte van Geelen eifrigſt und
be=
mühte ſich, die Verbeugung zurückzudrängen, die ſeinen eiſernen
Rücken krümmen wollte, „ich hatte keine Ahnung, daß Exzellenz
perſönlich — — Worum es ſich handelt? — Einen Moment, wenn
ich bitten darf, Exzellenz” — er nahm den Bogen mit dem Antrag
der Fürſtin Pchouzee Nor vom Tiſch und las ihn dem Geheimrat
Zeile um Zeile vor. Dann lauſchte er mit höflich geneigtem Kopf,
was die Exzellenz zu erwidern hatte, und es gelang ihm nur
ſchwach, ſeine unangenehme Ueberraſchung zu verbergen. „
Selbſt=
verſtändlich, ſelbſtverſtändlich, Exzellenz”, rief er ſchließlich ſichtlich
befreit und hing ein. Mit gänzlich verändertem Tonfall wandte
er ſich dann an Ino, die ans Fenſter getreten war. „Gnädige Frau
wollten mit Ihrem Anwalt ſprechen”, meinte er beinahe
vor=
wurfsvoll.
„Mein Anwalt iſt in dieſem Falle der Geheimrat Nathuſius
vom Auswärtigen Amt!” erwiderte Ino. „Man nennt ihn im
all=
gemeinen die ſcharfe Exzellenz.”
Die Herren lächelten gezwungen. „Exzellenz wird in ein paar
Minuten hier ſein”, fuhr van Geelen fort, „ich muß Sie leider
bitten, ſich ſolange noch gedulden zu wollen.” Statt einer Antwort
wandte Ino ſich brüsk um und ſtarrte auf die Straße.
Fünf Uhr vorbei.
Weit weg ſchaukelte der Zug mit Barba Goering, bald würde
ſie in Deſſau ausſteigen können, fremd und ratlos, was vermochte
ſie zu tun, unwiſſend, was auf dem Spiele ſtand! — Ino hätte
berſten können vor verzweifelter Wut. Möglichkeiten, nach Deſſau
zu kommen, gab es ja noch — die Frage war nur, ob ſie früh
ge=
nug kommen konnte! Ein Auto brauchte bei dieſem Wetter und
Wegeverhältniſſen günſtigenfalls vier Stunden. Eben weil ſie
nicht wußte, wann Fritz im weißen Hauſe ankam, hatte ſie ja den
frühen Zug gewählt, um auf jeden Fall vor ihm dort zu ſein!
Blieb der Verſuch, den Abendſchnellzug zu erreichen, über deſſen
Abfahrtszeit ſie nicht genau unterrichtet war. Alles hing davon
ab, wann der Geheimrat erſchien. Sie hätte dieſe erhabenen
Bie=
dermänner kalten Blutes umbringen können, die durch einen
Zu=
fall in der Lage waren, ſie nach Belieben zurückzuhalten. Und ihre
Zunge war gebunden. Ehe das Attentat nicht verhindert war,
durfte ſie nicht wagen, darüber zu ſprechen. Außer ihr aber, ſo
wie die Dinge am heutigen Abend lagen, war kein Menſch fähig,
rettend einzugreifen. Einen Moment verlor ſie die Beherrſchung.
Sie preßte die glühende Stirn gegen die eiskalte Fenſterſcheibe,
von maßloſer Empörung geſchüttelt, ſie blickte durch die Eisblumen
des Doppelfenſters auf den abendlichen Trubel der Straße, ohne
etwas unterſcheiden zu können als die Bewegung, die alles dort
unten vorantrieb. Jeder dort unten war frei, durch keinen
tücki=
ſchen Zufall gehindert, dem Ziele entgegenzueilen, das er erreichen
wollte, und niemand fragte, ob es klein war oder groß. Sie biß
ſich die Lippen blutig und ſuchte mechaniſch in der Manteltaſche
ihr Tuch. Es war nicht da, nur ein flaches, halbgefülltes
Papier=
tütchen fand ſie und erinnerte ſich, daß es der Mantel der
Früh=
ſtückspaula war, den ſie trug. Mechaniſch öffnete ſie die Tüte, die
ein feines graugrünes Pulver enthielt, mechaniſch ſchob ſie ſie
wieder in die Taſche. Die Zeit verging.
Dann ſchlug ein Wort des roſigen Polizeirates an ihr Ohr.
„Man müßte die Fürſtin Pchouzze Nor erſuchen, zu einer
Konfron=
tation hierherzukommen”, hatte er eifrig geſagt. Ino drehte ſich
heftig um. Ihre Augen flackerten, und zwiſchen ihren ſtarken
Brauen ſtand eine ſcharfe ſenkrechte Falte. „Das würde gar keinen
Zweck haben!” rief ſie.
„Aber es würde doch ſofort den Irrtum aufklären, gnädige
Frau
„Warum ſoll das keinen Zweck haben .?‟
Die Herren ſahen ſie erſtaunt an. Ino näherte ſich ihnen
langſam.
„Weil die Fürſtin Pchouzze Nor auch vor mir und vor Ihnen
dieſe ungeheuerliche Beſchuldignug aufrechterhalten würde!”
Die beiden Herren erhoben ſich erregt. „Und warum, wenn
man fragen darf? — Sie haben doch ſoeben die Behauptung der
Fürſtin als unwahr unterſtellt?
„Unwahr iſt ſie nur in einem Punkte”, ſagte Ino kalt, „int
dem, der den Diebſtahl betrifft — —, ſonſt iſt ſie wahr!“
„Wie — Sie waren doch —
„Sie ſind doch an jenem Donnerstag in der pamaiyatiſchen
Geſandtſchaft geweſen?” Ino nickte. „Die Fürſtin hat recht mit
der Behauptung, mich geſehen zu haben. Ja, ich war während des
Geſangsvortrages in den Privaträumen des Fürſten, aber nicht,
um ein Verbrechen zu begehen, ſondern um eines zu verhindern
— und Sie, meine ſehr verehrten Herren, Sie ſind im
Begrilſ=
durch Ihre übereilte Freiheitsberaubung mir das unmöglich zu
machen!”
Das Telephon ſchellte.
Dr. van Geelen ging hin. Ein ſpöttiſches Lächeln überzog
ſein Geſicht, während er hörte. Betont exakt legte er den Hörer
hin, betont langſam trat er vom Schreibtiſch zurück.
(Fortſetzung folgt.)
Freitag, 23. Oezember
Der Krupp=Abſchluß 1931/32.
19,6 Millionen RM. Verluſt aus Rücklagen gedeckt. — Umſahrückgang von 265 Mill. RM. i. V. auf 169 Mill.
Erſter Abſchluß nach der Akkienrechts- Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Nodene vom 23. 3. 1931.
Infolge der Kriſenverſchärfung ſchließt auch die Friedrich
Krupp A.=G., Eſſen, 1931/32 mit einem neuen Verluſt ab. Der
Rohertrag wird mit 108 065 RM. angegeben. Hinzu kommen
4696 106 RM. Erträge aus Beteiligungen und 3 020 299 RM.
außerordentliche Erträge. Demgegenüber erforderten Löhne und
Gehälter 69 568 603 RM., ſoziale Abgaben 7 544 549 (im Vorjahre
11 132735) RM., Steuern 10 504 713 (13 540 367 RM.,
frei=
willige Wohlfahrtsausgaben, Penſionen uſw. 6 143 466 (6 001 102)
RM., ferner Zinſen 4 665 203 RM., Vertriebs= und
Verwaltungs=
foſten, Bergſchäden uſw. 11 054 171 RM. und Verluſte aus dem
lau=
fenden Geſchäft der Beteiligungen 3 472 548 RM., ſo daß ſich nach
Abzug von 11 354 961 (14 863 780) RM. Abſchreibungen aus
An=
lagen und 6 705 000 RM. anderen Abſchreibungen und einſchließlich
4 415 733 RM. Verluſtvortrag aus dem Vorjahr ein Geſamtverluſt
von 19 647 375 RM. ergibt, zu deſſen Deckung in gleicher Höhe
ver=
ſchiedene Rücklagen herangezogen werden (i. V. Geſamtverluſt
13 415 733 RM., davon durch Auflöſung des
Werkserhaltungskon=
os 9 Mill. RM. gedeckt). In den Erläuterungen zum Abſchluß
bemerkt die Verwaltung noch, daß ſie auch in dieſem Jahr
ge=
zwungen war, aus der Rückſtellung zur Unterſtützung von
Pen=
ionären weitere 2 Mill. RM. zu entnehmen. — Die
Steuerbela=
tung iſt von 5,10 RM. pro 100 RM. Umſatz im Vorjahre auf 6.20
RM. im Berichtsjahr (1929/30: 4,23 RM.) geſtiegen. Bezieht man
dieſen Satz auf die Steuern in ihrer abſoluten Höhe, ſo läßt ſich
daraus für 1931/32 ein Umſatz von 169 Mill. RM. gegen 265 Mill.
RM. i. V. und 389 Mill. RM. im Jahre 1929/30 errechnen. Im
ibrigen ergeben ſich für 1931/32 folgende Produktionsziffern:
Kohle 4 740 039 (1930/31: 6 139 802) Tonnen, Koks 1 235 465
11 633 708). Erz 141 038 (338 958), Roheiſen 472791 (933 772).
Rohſtahl 684 728 (1 111889) und Walzwerkserzeugniſſe 477 763
(815 932) Tonnen. Die Zahl der Werksangehörigen (einſchl. der
der Tochterunternehmungen) betrug am 30. 9. 1932: 35 647
/44 107) und iſt damit auf etwa die Hälfte des Standes von 1928
zurückgegangen. Bei den angeſchloſſenen Werken und
Handels=
ſirmen waren weitere 10 460 (12 750) Perſonen beſchäftigt. In
Auswirkung der Notverordnung zur Belebung der Wirtſchaft
wur=
den ſeit dem 1. Oktober 1932 in den Betrieben der Friedr. Krupp
A.=G. und ihrer Tochtergeſellſchaften rund 1400 Arbeiter neu
ein=
geſtellt. — Im einzelnen beſchäftigt ſich der Bericht mit der
bekann=
en Entwicklung im Kohlenbergbau und in der Großeiſeninduſtrie.
In der Bilanz ſind bislang ſtill verbuchte Rücklagen offen in
Erſcheinung getreten, ſo daß ſich im großen und ganzen, wenn man
von der Heranziehung des vorjährigen, mit 9 Mill. RM.
aus=
gewieſenen Werkserhaltungskontos zur damaligen Verluſtdeckung
ibſieht, die geſamten Rücklagen nur wenig verändert haben,
ob=
chon für die diesjährige Verluſtdeckung Entnahmen aus Rücklagen
n Höhe von 19,6 Mill. RM. erfolgt ſind.
Neben dem unveränderten Aktienkapital von 160 Mill. RM.
ind der geſetzliche Reſervefonds mit 16 Mill. RM. und Andere
Reſervefonds” mit 10 Mill. RM. unverändert. Hinzu kommen
veitere „Rückſtellungen”, mit 21 474 107 RM. und ein Poſten
„Wertberichtigungen” mit 16 929 020 RM. (i. V. Deckung für
Schäden und Verpflichtungen 17 450 247 RM. und ſonſtige
Rück=
tellungen 29 101 772 RM.) Die Vergleichbarkeit der einzelnen
8etriebskonten auf beiden Seiten der Bilanz iſt begrenzt.
Im neuen Geſchäftsjahr mehren ſich auf dem Inlands=
und Auslandsmarkt die Anzeichen für eine Belebung des
Ge=
chäftes, die man bereits in den letzten Monaten des verfloſſenen
Heſchäftsjahres feſtſtellen konnte. Insbeſondere habe ſich der
Ab=
atz der Kohlenzechen etwas gehoben. Eine weiter reichende und
auernde Beſſerung der Wirtſchaftslage Deutſchlands könne jedoch
jur erwartet werden, wenn endlich Ruhe und Stetigkeit in ſeinen
nnerpolitiſchen Verhältniſſen wiederkehren. Von den
konzernzu=
jehörigen Werken ſchließt die Friedr. Krupp Gruſonwerk A.=G.,
Nagdeburg, 1931/32 bei 885 186 (—) Abſchreibungen mit einem
Verluſt von 389 175 RM. ab, der aus Rücklagen gedeckt wird (i. V.
purden 358 685 RM. Verluſt von der Friedr. Krupp A.=G. in Eſſen
ibernommen). Auch bei dieſer Geſellſchaft iſt der Umſatz weiter
ermania Werft A.=G.,
Fen, übernonnen Dird (t 9.45o0 NM. er Säenmſirca
ibernommener Reingewinn). Für die auf ein Drittel
vermin=
derte Belegſchaft verbleibe noch Beſchäftigung bis etwa Ende des
Die A.=G. für Unternehmungen
aufenden Geſchäftsjahres
er Eiſen= und Stahlinduſtrie, Berlin, die ſich auch 1931/32 auf die
Verwaltung ihrer Wertpapiere und Beteiligungen beſchränkt hat.
egt einen Verluſt von 255 986 (59 929) RM. vor, der
vertrags=
zemäß von der Friedr. Krupp A.=G. übernommen wurde.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 22. Dezember. Weizen
(nländ. (75/76 Kilo) 20.50—20,75, Roggen inländ. 16,75—17,
d. 18,75—20,
leeheu 5—5,20, Luzernkleheu 5—5,60, Stroh: Preßſtroh Roggen=
Veizen 2,70—2,.90, Hafer=Gerſte 2,40—2,80 geb. Stroh Roggen=
Veizen 2,20—2,40. Hafer=Gerſte 2—2,20 Weizenmehl Spezial 0
neue Mahlart mit Austauſchweizen) mit Sack 28,50— 28,75.
Rog=
enmehl (60—70prozentige Ausmahlung je nach Fabrikat) mit
Sack 21,50—23,50, feine Weizenkleie mit Sack 7,50, Erdnußkuchen
2,25. Tendenz ruhig.
Darmſtädter Viehmarkt vom 22. Dezember. Aufgetrieben
varen 152 Kälber, 4 Schafe. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber
uuf a) 27—32. b) 23—26, c) 18—22 Pfg. pro Pfund, Spitzentiere
iher Notiz. Langſam geräumt.
Be. Frühjahrs=Pferde= und Fohlenmarkt in Mainz 1933. In
iner Sitzung der ſtädtiſchen Verwaltungsausſchüſſe für Markt=
und Meſſeangelegenheiten und des Schlacht= und Viehhofes wurde
inſtimmig beſchloſſen, am 9. März 1933 auf dem Gelände des
tädtiſchen Viehhofes einen Frühjahrs=Pferde= und Fohlenmarkt,
derbunden mit Prämiierung und einer Pferde=Lotterie,
abzuhal=
en.
Schweinemarkt in Friedberg. Der mit dem althergebrachten
Friedberger Weihnachtsmarkt verbundene Schweinemarkt hatte
inen Auftrieb von 310 Jungtieren zu verzeichnen. Es wurden
dezahlt für 6 Wochen alte Tiere 8—10 RM. 6—8 Wochen alte 10
dis 15 RM., 8—12 Wochen alte 15—20 RM. Der Markt wurde
dei flottem Geſchäft geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 22. Dezember. Aufgetrieben
varen: Rinder ſeit dem letzten Markt 82 darunter 18 Ochſen, 8
Bullen, 13 Kühe und 43 Färſen, ferner 901 Kälber, 113 Schafe,
96 Schweine darunter 270 Memelländer und 39 vor
Markt=
deginn ausgeführt. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht:
Kälber b) 35—38, c) 31—34, d) 25—30: Schafe a1) 24—26. b) 20
dis 23: Schweine nicht notiert. Marktverlauf: In allen
Gattun=
gen rege ausverkauft. Fleiſchroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1)
10—54, dito 2) 42—46: Bullenfleiſch 43—48: Kuhfleiſch 2) 32—38,
ſito 3) 20—31; Kalbfleiſch 2) 52—60: Hammelfleiſch 50—60;
Schweinefleiſch 2) 54—58. Geſchäftsgang mittelmäßig.
Einge=
dracht waren: 830 Viertel Rinder, 182 Hämmel, 36 Kälber, 516
halbe Schweine.
Mannheimer Viehmarkt vom 22. Dezember. Auftrieb: 86 Käl=
der, 66 Schafe, 54 Schweine, 356 Ferkel. 2 Ziegen. Preiſe:
Käl=
der b) 33—36, c) 30—32, d) 24—27: Schafe b) 16—24: Schweine
nicht notiert; Ferkel bis 4 Wochen 5—9. Ferkel über 4 Wochen 10
bis 13. Läufer 14—17: Ziegen 10—15. Marktverlauf; Kälber
mit=
el, geräumt: Schweine nicht notiert; Ferkel und Läufer mittel.
Die Stimmung in Berlin war, wie ſchon an der Vorbörſe,
ſo auch zum offiziellen Beginn, als freundlich zu bezeichnen, wenn
auch die Kursgeſtaltung wieder nicht einheitlich war. Die
vorlie=
genden Momente waren überwiegend günſtiger Natur, doch mahnte
die Verſchlechterung der Arbeitsmarktlage im Reiche zur
Zurück=
haltung. Bei den Banken lagen verſchiedentlich Kauforders vor,
die ſich in der Hauptſache auf Montanpapiere erſtreckten, und auch
für verſchiedene Eelektropapiere zeigte ſich Intereſſe, doch konnte
man andererſeits auch Realiſationen vor den Feiertagen
beobach=
ten. Die Perfektuierung des Arbeitsbeſchaffungsprogramms mit
einem Betrage von 500 Millionen RM. wurde mit Befriedigung
zur Kenntnis genommen. Einen recht guten Eindruck machte der
Bericht der Vereinigten Stahlwerke, der von einem lebhafteren
Abſatz ſpricht und recht optimiſtiſch gehalten iſt. Durch das
Ar=
beitsbeſchaffungsprogramm ſind bei den Werken bis jetzt 6000
Mann neu eingeſtellt worden. Von der vorgeſtrigen New Yorker
Börſe konnte eine Anregung nicht ausgehen, auch nicht von der
Be=
wegung der deutſchen Bonds dort, doch regte die weitere Erholung
des engliſchen Pfundes an. Am Farbenmarkt lag wieder Material
vor, ſo daß der Kurs um ½ Prozent zurückging. Am Montanmarkt
lagen nur König, Rheinſtahl und Schleſ Bergbau etwas ſchwächer,
alle anderen Werte beſſerten ſich. Dt. Atlanten und Dt. Linoleum
waren bis 2 Prozent, Weſteregeln ſogar um 3½8 Prozent
abge=
ſchwächt. Deutſche Anleihen waren etwas feſter, auch Pfandbriefe
zeigten freundliche Grundſtimmung. Im Verlaufe ergaben ſich
zu=
nächſt bei etwas belebterem Geſchaft überwiegend Kursbeſſerungen
bis / Prozent. Am Berliner Geldmarkt war die Situation faſt
unverändert, Tagesgeld ſtellte ſich an der unteren Grenze auf 4½
bzw. 4½ und auch 4 Prozent. Monatsgeld blieb unverändert.
Die Frankfurter Börſe lag zwar außerordentlich ruhig.
aber ausgeſprochen freundlich. Die Beſchlüſſe des Reichskabinetts
über ein Sofort=Arbeitsbeſchaffungsprogramm über 500 Mill. RM.,
ferner befriedigende Mitteilungen über die Beſchäftigungslage des
Stahlvereinskonzerns ſowie die Mitteilungen in der
General=
verſammlung von Hoeſch=Köln=Neueſſen boten eine größere
Anre=
gung beſonders für die Werte des Montanmarktes. Die
Speku=
lation mußte infolgedeſſen ihre an den beiden Vortagen
vor=
genommenen Baiſſe=Abgaben wieder ſtark decken, was die
Kurs=
erholung begünſtigte. Auch JG. Farben, in denen in der letzten
Zeit größere Verkäufe zu beobachten waren, konnten ſich in
gerin=
gem Maße erholen, dabei wirkte ſich die günſtige Mitteilung über
4000 Arbeiter=Neueinſtellungen gut aus. JG. Farben waren zu
Be=
ginn 8s Prozent freundlicher. Stärker gebeſſert waren Erdöl um
1. Rütgers um 1½ Prozent. Die Erdölvorkommen haben ſich auch
in 1932 gegen das Vorjahr außerordentlich günſtig entwickelt.
Scheideanſtalt lagen ½ Prozent freundlicher. Auch
Reichsbank=
anteile zogen weiter an, wobei die Hoffnung auf wieder 12
Pro=
zent Dividende mitſprach. Kunſtſeide= und Zellſtoffwerte waren
etwas freundlicher. Aku 3, Waldhof ½8 Prozent gebeſſert.
Schiff=
fahrtsaktien ½ bis ¼ Prozent niedriger. Der Elekromarkt
da=
gegen durchweg freundlich. Siemens eröffneten unverändert,
Licht u. Kraft ½, Bekula 1½, AEG. 1 Prozent feſter. Rheag
da=
gegen in Neaktion auf die letzte Steigerung 1 Prozent ſchwächer.
Angeblich iſt hier der Verkauf des 36 Mill. RM. Pfalzwerke=
Paketes doch nicht endgültig perfekt. Am Montanmarkt trat
be=
ſonders im Verlaufe eine allgemeine Erholung ein aus den oben
angeführten Gründen, Phönix ¼, Rheinſtahl 4, Stahlverein 1,
Rheinbraun 2½, Mannesmann R. Gelſenkirchen 2, Buderus 4
Prozent höher. Kaliwerte waren dagegen bis 1 Prozent
niedri=
ger. Von Einzelwerten gaben Metallgeſ. eine Kleinigkeit nach.
Nach dem lebhafteren und feſten Verlauf, der Mittagsbörſe
zeigte die Abendbörſe wieder ruhiges Geſchäft. Die Kurſe lagen
meiſt behauptet, teilweiſe etwas niedriger. So verloren JG.
Far=
ben ½ Prozent. Montanwerte lagen uneinheitlich Stahlverein
½ Prozent niedriger, dagegen Gelſenkirchen ½ Prozent höher.
Elektrowerte lagen ohne weſentliche Veränderung. Reichsbank
konnten ihren befeſtigten Mittagskurs von 138½ Prozent gut
be=
haupten. Am Kunſtſeidenmarkt lagen Bemberg 1 Prozent
ſchwä=
her. Von Renten waren Altbeſitz ¼ Prozent gedrückt. In
Städte=
anleihen waren 6prozentige Mainzer ½ Prozent niedriger, 6
pro=
zentige Frankfurter hörte, man bei 57½. Von Auslandsrenten
lagen Ungarn etwas feſter. 3½prozentige Schweizer Bundesbahn
notierten 123½, 4prozentige dito 128 Prozent.
Die Arbeitsmarkklage in Heſſen
und Heſſen=Raſſau.
Zunahme der Arbeitſuchenden um 9000.
Ueber die Arbeitsmarktlage im Bezirk des Landesarbeitsamts
Heſſen in der Zeit vom 1. bis 15. Dezember 1932 teilt das
Landes=
arbeitsamt Heſſen mit: In der erſten Hälfte des Monats Dezember
hat die Zahl der verfügbaren Arbeitſuchenden bei den
Arbeits=
ämtern um 9095 oder 2,8 v. H. des Standes von Ende November
zugenommen. In der gleichen Zeit des Vorjahres war die
Zu=
nahme bei allerdings niedrigerem Ausgangsſtande mit 9370 oder
3.1 v. H. etwas höher. In ſämtlichen Arbeitsamtsbezirken ergab
ſich während der Berichtszeit ein Zugang der verfügbaren
Arbeit=
ſuchenden. Gegenüber dem Durchſchnitt von 2,8 v. H. im geſamten
Bezirk war er relativ in den Bezirken Corbach (9,6 v. H.). Fulda
(9,4 v. H.) und Worms (8,1 v. H.) am ſtärkſten; verhältnismäßig
am niedrigſten war er in Dillenburg und Mainz mit 1,4 bzw. 1,7
v. H. der Ausgangszahl von Ende November. Insgeſamt wurden
am Stichtag vom 15. Dezember 328 348 verfügbare Arbeitſuchende
gezählt gegenüber 319 253 Ende November. Die Zahl der
Ar=
beitsloſen nahm ſtärker zu als die der verfügbaren
Arbeitſuchen=
den. Sie erhöhte ſich während der Berichtszeit um 10 600. Die
Erklärung dafür iſt darin zu ſuchen, daß infolge des eingetretenen
Froſtes die Notſtandsarbeiten wenigſtens zunächſt in erheblichen
Umfange zur Einſtellung gelangten und die bei ſolchen
Maßnab=
men Beſchäftigten daher zur Entlaſſung kommen mußten. Dieſ=
Entlaſſungen aus Notſtandsarbeiten wirken ſich in der Zahl der
verfügbaren Arbeitſuchenden nicht aus, da Notſtandsarbeiter
wäh=
rend ihrer Beſchäftigung weiterhin als verfügbare Arbeitſuchende
gemeldet bleiben.
Während in der vorhergehenden Berichtszeit ſich bei der
Frauen noch eine Abnahme ergeben hatte, hat nunmehr auch di
Zahl der arbeitſuchenden und arbeitsloſen Frauen zugenommer
Der Anteil der Frauen an der Geſamtzahl der Arbeitſuchenden
be=
trägt Mitte Dezember 15,1 v. H., an der Zahl der Arbeitsloſe
15,3 v. H. Da die berufliche Gliederung der Arbeitſuchenden in
folge der Einführung des neuen Berufsverzeichniſſes zu
Monats=
mitte unterbleibt, läßt ſich die Entwicklung in den einzelnen
Be=
rufsgruppen für den Stichtag vom 15. Dezember nicht überſehen.
Wie ſich dagegen aus den Berichten der Arbeitsämter entnehmen
läßt, iſt die während der Berichtszeit eingetretene ſtärkere Bele
ſtung des Arbeitsmarktes vornehmlich auf Einflüſſe der
Witte=
rungsverhältniſſe zurückzuführen. In der Arbeitsloſenverſicherun
wurden, am 15. Dezember ds. Js. 33 274, in der Kriſenfürſorg
56 734 Hauptunterſtützungsempfänger gezählt. Gegenüber der
Beſtandszahlen von Ende November liegt die Zahl der
Haupt=
unterſtützungsempfänger in der verſicherungsmäßigen
Arbeits=
loſenunterſtützung um 548, in der Kriſenfürſorge um 1112 höher.
In dieſer Zunahme der Hauptunterſtützungsempfänger in der
Kriſenfürſorge wirkt ſich erſtmalig die Verordnung vom 7.
Novem=
ber ds. Is aus. nach der nach dem 28. November
Ausſteuerunge=
in der Kxiſenfürſorge bis Ende März 1933 nicht mehr erfolge
dürfen. Insgeſamt beträgt die Zahl der
Hauptunterſtützung=
empfänger Mitte Dezember in beiden Unterſtützungseinrichtunge
rund 90 000 gegenüber rund 88 350 im Zeitpunkt von Mitte
No=
vember ds. Js., ſo daß die Zunahme insgeſamt 1660 beträgt. Be
den Notſtandsarbeiten waren Ende November ds. Js. 7115
Per=
ſonen beſchäftigt; von dieſen waren 564 Wohlfahrtserwerbsloſe.
Die Zahl der aus Mitteln der Arbeitsloſenverſicherung
unter=
ſtützten Kurzarbeiter hat ſich wieder erhöht; ſie betrug in der
letz=
ten Novemberwoche rund 8500, während in der letzten
Oktober=
woche nur rund 8100 gezählt wurden.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 22. Dezember ſtellten ſich
für Kupfer: Dezember und Januar 37.50 (38) Februar 37.75
(38.50), März 38 (39), April 38.50 (39.25), Mai 39.25 (39.50),
Juni 39.75 (40), Juli 40 (40.25), Auguſt 40.25 (40.50)
Septem=
ber 40.50 (41), Oktober 40.,75 (41.25). November 41.25 (41 50).
Tendenz: ſtetig. — Für Blei: Dezember 14.50 (15.75). Jan.
14.75 (15.75), Februar 14.75 (16), März und April 15 (16.25).
Mai und Juni 15.50 (16.25), Juli 15.50 (16.50) Auguſt 15.75
(16.75), September 16 (17), Oktober 16.25 (17.25). November 16.25
(17.50). Tendenz: ruhig. — Für Zink: Dezember 20.25 (21),
Januar 2
(21.25), Februar 20.75 (21.50), März 21 (21.75),
April 21.50 (22). Mai 21.50 (22.25), Juni 21.75 (22.25). Juli
22.25 (22.50), Auguſt 22.50 (22.75), September 22.50 (23.25),
Oktober und November 22,75 (23.50). Tendenz; ſtetig. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Berliner Kursbericht
vom 22. Dezember 1932
Beutſche Sunt und Sibrontd-Grfraſchaft
Deviſenmarkt
vom 22. Dezember 1932
Berl.,Handels=Geſ.
Deutſche Banku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Damp e
Nordd. Qoyzd
A.E. G.
Bahr. Motorenn.
C. B. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas
Meke
75.—
61.75
16.75
23.875
17.125
30.—
61.50
57.—
20.75
34.125
115.875
100.—
Me
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Bhil. Holzmann.
Kall Aſchersleben
glöchnerwerte.
Koksw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
75
73.50
92.875
58.—
72.75
gs.
51.—
55.—
07.50
a5.—
73.50
60.—
41.375
37.375
Ingee
Rütgerswerke
Salzbetfurth Koli
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin=
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Weike
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Berie
47.625
43.50
165.375
37.125
34.—
111.50
37.56
16.50
52.5g
13.
Gr.
32.—
60.625
Helſingfors
Wien.
Prag
Budapeſt
Sofia.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stocholm
London
Buenos=Aires
New Yor!.
Belgien.
Italien
Paris
Währung Geid
100 finn.M.) 6.15‟
1o0 Schillings1.g5
100 Tſch. Kr. 12.465
100 Pengö
100 Leva 3.057
100 Gulden 188.13
100 Kronen K2.28
100 Kronen K2,68
100 Kronen H8.47
1 2.Sta. 4,03
Bap. Beio 0.950
1 Hollar 4.209
100 Belge f5s.24
100 Lire ſei.54
00 Franes h6.42
Riit
21 6.771
52.05
12-465
3.063
169.47
72.42
72.82
76.63
14.05
0.862
4.211
58.36
215s
S.a8
Schwenz
Sponien
Danzig
Japan
Rio de Janeirolt Milre:
Jugoſlawien 100 Dinar
Portugal.
Athen.
Iſtambu t türk. 2
Kairo.
Uruguay
Fsland.
Tallinn (Eſtl.)
1
Rigg
Surmſtädter und Kariokatount Burmrast, Iitian Mr Ptescher Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 22. Oezember 1932.
Steuernutſcheine
fällig 1. 4. 34...
„ 1. 4. 35 ...
1. 4. B6 ...
1. 4. 37..
„ 1. 4. 38...
6%Dtſch. Reichsanl
v.27
6%
5120 Intern.,
69Baden ......
6% Bahern ......
Heſſen ..b. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 2:
62 Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4½,
Ab=
ſöſungsanl.. . .
Diſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....)
6%Baden=Baden.
69Berlin „..v. 24
6% Darmſtadt ...
6% Dresden. v. 26
7 Frankfurt a. M.
Schätze, b. 29
v. 26
82Mainz .
68 Mannheimb. 27
62 München „v. 29
6% Wiesbaden v.2s
6% Heſſ. Landesbk.
6%9 „ Goldoblig.
5½ % Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
24 %. Kom.=Obl.
90.75
85
80
75.25
71"
91.75
76
76.25
81.75
92,5
75.5
68.25
581l.
6.45
5.725
6o
57.5
73.75
581.
57.75
64.5
67.5
80
67.25
84.5
74.5
We
Pfd.=Anſt. G.Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. fürl
Heſ. Goldobl. R.11
R.ie
6%
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+AuslSer. I
„. Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
% Berl. Hyp.Bk.
%a Liqu.=Pfbr.
% Frkf.Hhp.=Bk.:
5½% „ Lig. Pfbr.
5% „ Golboblig.
6% Frkf. Bfbr.=Bk.
.. Lig.-Pfbr.
7Mein, Hyp.=Bi.
2 „ Lig. Pfbr.
18% Pfälz.Hyp.=Bl.
20 „ Lig. Pfbr.
8SRhein,Hyp.Bl.
5½% „ Lig. Pfbr.,
Goldoblig.
„Südd. Bod.=
Freb.=Bank ....
5½% „ Lig. Pfbr.
62 Württ. Hhp.=B.
Daimler=Benz
6% Dt. Linol. Werke
620 Mainkrw. v. 261
80.5
70
66
K=
56
5.75
80
83.5
827.
8421,
71.25
83
89
81.5
04.05
84.5
85
81.75
84.9
72,5
86.5
86.1
68
81=/
82.5
Mieſh
82Ver. Stahlwerke
6% Boigtc Häffner
J. 6. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
2.Inveſt.
% Bulg. Tab.v.02
20 Oſt. Schätze
42 Oſt. 0oldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
42 Türk. Wmin.
. 1. Bagdad
Zollanl.
4½2 Ungarn 1913
1914
Goldr.!
1910
4½Budp. Stadtan!
4% Liſſabon
420 Stocholm
Ahtifen
Aig. Kunſtzüdeuniel 48
36
A. E. G. ....."
AndregeNorisBahn
Aſchaffba. Brauereil
Bellſtoff
Bemberg, J. P....
Berl. Kraft u. Licht/108.75
Buderus Eiſen.. ..! 43
Eement Heidelbergl 45½1,
Karlſtadt 5
J. G.Chemie Baſel/122.5
Chem.Werke Albert! 35.5
Chade ....
Contin. Gummtiw. 415
661I,
73
94.75
3
4.aes
3l.
RRe
802
Manie uech
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr. „
Erdöl ..
..
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheibe=Anſtalt
Linolwerk.Berl
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoft & Widm
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
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Genüſſelt
Junghans
Kali Chemie.
„ Aſchersleben .1
108
84.5
149.75
46
93.5
192,5
33.5
93
52.25
37.5
52.55
72.1
26.5
29
51
9a
38
88
68
46.5
41
12
73
100.5
15
72.5
117
lein, Schanzlin ..
Klöckhnerwerke ....
Knorr C. H.....I.
Lahmeher & Co. ..
Laurahütte ......
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmſt
17.75 Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz.Akt.=Br.
Mannesm.=Röhrer
Mansfeld, Bergb.
Metallgeſ. Franrf.
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
MotorenDarmſtadi
(Sberbedar
Bhönix Bergbau ..
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerke..
Riebeck Montan...
166 Roeder, Gebr. ...
Rütgerswerke.
Salzdetfurth ga
Salzw. Heilbronn 11
Schöfferhof=Bind.,
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schucker:, Elektr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Südd. Rucker-A. 6./142
Tellus Bergbau...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
Innterfranken ....
Ber. Stahlwverke,
44
46
188
24
„a
59
76
60.75
33
26
11.5
34.5
203.25
87.55
37.5
43
180
145
13.5
54
9-.
56.5
6u.5
Ber. Ulramarm.-1
Boigt & Haeffner.
Wahß & Freytag.
Beſteregeln Kali..
Zellſtoff Waldhof.
Memel..
Aulg. Dt. Ereditank.
Badiſche Bank.... / 94.5
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher, Hyp. u. W./ 69.25
Berl. Handelsget. ( 891.
Sypothelbk.
Comm. — Privatb./ 53.5
Dt. Ban lund Disc.
Dt. Eff. u. Wechſell 6:
Dresdner Ban1.
61.75
Frankf. Bant...
Syp.=Banl. / 67.75
Mem. Hhp.=Ban
Pfälz. Hhp.=Ban
Reichsbank=Ant ./137
Rhein. Hyp.=Bant. / 78.75
Südd. Bod. Cr. Bl./ 69.5
Bürttb. Notenbanil 89.5
A..G. .Beriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
72Dt. Reichsb. Vzg
Hapag ...
Nordd. Llohzd. .
Südd Eiſenb.=Geſ
Alltanz u. Stutta.
Verſicherung .
„ Berein. Berf.
Frankona Rück=u. Ml
Mannheim.Verich.!
Otavi Minen...
SchantungHandel
26
4.9
112.5
43
68
93
10
37.5
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hierzu alle Badener, Freunde und Gönner
des Vereins, herzlich ein Der Borſtand.
Nechtsauskunftsſtelle des
Allgem. Deutſchen Frauenvereins
Die Sprechſtunde am Mittwoch, den
28. Dezember 1932, fällt aus. Die
Sprech=
ſtunden beginnen am Mittwoch, den 4.
Ja=
nuar u. finden regelmäßig Mittwoch nachm.
von 5—7 Uhr Waldſtr. 21, Hinterhaus I. St.
ſtatt. DieRechtsauskunftsſtelle,unt. der
Lei=
tung ein. Juriſtin,erteilt Minderbemittelten
koſtenlos Auskunft über Rechtsfragen.
Ern3t-I.n, dmigstraße 1
Motto für Weihnachten:
„Noch einmal sorglos die
Jugend erleben!“
Emil und die
Detektive
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