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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Rcentlich Tmallgem Erſchelnen vom 1. Jufl
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit + verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 193
Mittwoch, den 13. Juli 1932.
195. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſiadt 23 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 35 Reichspfg. Reklamezelle (92 mm
breit)2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 35 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 50 Reſchspfg. 92 mm breite
Rellame=
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(1 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw erliſcht
ſede Verpfliſchtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtimg von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichtlicher Beſtreibung fäll ſeder
Nabatt weg. Banſkonto Deutſche Bani und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Papens wirtſchaftliche Pläne.
Arbeitdienſtpflicht ſtakt Freiwilliger Arbeiisdienſt. — Oſtſiedlung und Stadkrandſiedlung.
Die Reiſe zum Reichspräſidenken.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
ſeichskanzler von Papen wird ſich am Mittwoch nachmittag
Dennenſchaftlich mit dem Reichsinnenminiſter zum
Reichspräſiden=
in ach Neudeck begeben und dort Vortrag über die geſamte
pwifche Situation halten.
Neudeck wird der Kanzler vor allem ſeine Pläne auf
züinchaftlichem Gebiet entwickeln. Das Kabinett hat am Diens=
Aag rneut beraten und ſich vor allem mit der
Arbeits=
eshaffung befaßt. Die einzelnen Projekte ſind wohl im
ſesenlichen abgeſchloſſen. Für die Regierung kommt es darauf
ähun,7as dem Arbeitsdienſt ein brauchbares Werkzeug zur
Mil=
häzue eiing der Arbeitsloſigkeit zu machen. Die
Vor=
ig des Arbeitsminiſters Schäffer, der den Gedanken der
Ar=
eiüsſienſtpflicht ablehnte, hat bei der Mehrheit des Kabinetts
ffeinlar keine Gnade gefunden. Man wünſcht hier, daß die
Frei=
hillickeit eingeengt und für alle Arbeitnehmer von
97 88hs 25 Jahren eine gewiſſe Dienſt pflicht eingeführt
ſird Gewiß werden nicht alle 3 bis 4 Millionen dieſer
Jahr=
äng erfaßt werden können, ſchon wegen der finanziellen
Auf=
we dngen nicht, und es ſcheint ſchon recht, optimiſtiſch, mit
—3 000 Perſonen zu operieren. Das ganze Projekt wird noch
ehälingehend durchberaten werden müſſen. Eine weſentliche
pöüderung des Gedankens iſt auch dann nicht zu ſehen, wenn nun
im koßer bürokratiſcher Apparat neu aufgezogen werden ſoll.
foweit ſich die Dinge bis jetzt überſehen laſſen, iſt der
Prä=
iden der Arbeitsloſenverſicherung, Syrup, als Reichskommiſſar
Asſicht genommen. Ihm ſoll, wie wir ſchon ſagten, ein
öchibriger Wirtſchaftsbeirat aus Vertretern aller Verbände,
ie=ſh mit dem Arbeitsdienſt beſchäftigen, beigegeben werden.
die Fräſidenten der Landesarbeitsämter ſind die ausführenden
mirsate, auch ihnen ſind lokale Beiräte zur Seite geſtellt. Wenn
tan allerdings ſo verfährt, wie in Oſtpreußen bei der Anlage
om feldbefeſtigungen, dann wird es noch allerlei Nackenſchläge
„em) In Oſtpreußen hatte die Reichswehr die Arbeit in die
ſaudgenommen. Sie hatte kurzerhand beſtimmt, wieviel Mann
omden einzelnen Arbeitsämtern zu entſenden waren. Auf dieſe
Veiſ kamen ſehr viel unruhige Elemente in die Reihen der
irlſeisdienſtwilligen hinein. Es gab bald Unruhe und Streitig=
Witen Schließlich mußte die Polizei einen Teil der Leute wieder
7 he Heimat zurückbringen, während andere Arbeitsloſe ihre
irleisplätze ſchon vorher verlaſſen hatten. Bleibt dagegen den
Perbinden eine gewiſſe Kontrolle, dann kann man die
Perſonen=
reiſ beſſer ausſuchen, und die Gewähr für ein reibungsloſes
Eurſtonieren des Arbeitsdienſtes iſt näher gerückt.
zm Wirtſchaftsplan der Reichsregierung gehört auch die
rog’ der Siedlung, die dem Reichsernährungsminiſterium
zu=
etyil worden iſt. Hier iſt vor allem noch ſtrittig, welche
Be=
rä/ den Landlieferern gezahlt werden ſollen, die ihre Güter
micht mehr durchhalten können. Der Miniſter trägt ſich
außer=
em nit dem Plan, die Stadtrandſiedlung in das große
Sied=
unzorogramm hineinzunehmen, ſo daß dann Reichskommiſſar
Ha ſ, deſſen Amt noch bis zum 1. Juli 1933 läuft, ſchon
vor=
eitzgaus ſeinem Arbeitsbereich ausſcheiden könnte.
Nr. Ggerdeler über die Arbeitsdienſtpflichk.
Leipzig, 12. Juli
(berbürgermeiſter Dr. Goerdeler ſprach, wie die „Leipziger
7e=ieſen Nachrichten” melden, in der Aula der Univerſität
Leip=
ig: ber die „Arbeitsdienſtpflicht‟. Das Weſen der praktiſchen
rl ſetsdienſtpflicht kennzeichnete der Redner durch folgende ſechs
ruinſätze:
1. Dr Arbeitsdienſt wird da wertvolle Wirkung leiſten, wo er
ih aus der Freiwilligkeit entwickelt. Je umfaſſender, deſto
vhltätiger. Eine Möglichkeit zur Befreiung vom Dienſte am
Mke, etwa vom 18. bis 30. Lebensjahre, dürfe nur
körper=
ſite Unfähigkeit darſtellen. Eine Form des Loskaufes dürfe
nicht geben. Umfaßt müßten werden alle Jugendlichen, nicht
aür die Arbeitsloſen im techniſchen Sinne. In der öffentlichen
Gwaltung erhalte nur der einen Arbeitsplatz, der am
Ar=
bſtsdienſt einmal teilgenommen habe.
92.Nr Dienſt dürfe ſich nicht beſchränken auf körperliche Arbeit,
begeordnet müſſe ſein die geiſtige Erziehung. Dazu trete
diſzi=
onierte körperliche Bewegung, alles bei einfachſter
Lebens=
hutung.
3.9 Führer der einzelnen Arbeitslager müßten aus dem
Weitsdienſt ſelbſt hervorgehen.
4.=9 Gruppen, deren Erfaſſung bei Kreiſen und Aemtern
ge=
ohe, dürften nicht mehr als 20 bis 40 Mann umfaſſen. Die
Awaltung müſſe möglichſt dezentraliſiert ſein.
3. Inter den drei techniſchen Formen, den geſchloſſenen, offenen
u0 örtlichen Lagern, ſtelle die erſtere eine kleine
Schickſals=
zmeinſchaft dar.
6. Aließlich ſei eine zweckmäßige techniſche Leitung nötig. Der
Reck aller Arbeit müſſe irgendwie der Volkswirtſchaft als
Ginzem zugute kommen. Ausgeſchloſſen ſeien alle Arbeiten,
0 auf dem normalen Arbeitsmarkt ausgeführt werden
fünten.
der Redner ſchloß mit einer Betrachtung der finanziellen
Beitt und teilte mit, daß bis zum Ende dieſes Jahres noch
0000 Mann beſchäftigt würden, von den dazu nötigen 60 Mil=
Fiont RM. Mitteln lägen 40 Millionen RM. bereit.
Ekaksberakung in Frankreich.
Milliardendefizik. —Herriok gegen die von den
Sozia=
liſten geforderke Abſchaffung der Reſerveübungen.
Paris, 12. Juli.
Die franzöſiſche Kammer trat am Montagnachmittag
zuſam=
men, um das Finanzprogramm der Regierung in der vom
Finanz=
ausſchuß abgeänderten Form zu beraten. Angeſichts der Haltung
der Regierung, die beſchloſſen hat, zu dem Artikel über die
Auf=
hebung der großen Manöver nicht die Vertrauensfrage zu ſtellen,
ſondern die endgültigen Entſchlüſſe dem Senat vorzubehalten,
kann man der Sitzung rein akademiſchen Charakter beimeſſen.
Haushaltsminiſter Palmade gab einen ausführlichen
Ueber=
blick über die gegenwärtige Finanzlage
Frank=
reichs. Der Fehlbetrag für 1931 habe ſich auf 4,7
Milliar=
den Franken beziffert und man müſſe für das laufende Jahr mit
vier Milliarden rechnen. Für 1933 könne man ſchon jetzt bei
gün=
ſtiger Vorausſage ſechs Milliarden einſetzen.
Die franzöſiſche Kammer tagte noch in den frühen
Morgen=
ſtunden des Dienstags, um das Finanzprogramm der
Regierung zu verabſchieden.
Bei den Beratungen über die Abſchaffung der
Reſerviſten=
übungen nahm Miniſterpräſident Herriot eine Haltung ein, die
von entſcheidender Bedeutung für die zukünftige Einſtellung der
Regierung ſein dürfte. Entgegen allen Erwartungen wandte ſich
Herriot ſcharf gegen die von den Sozialiſten geforderte
Abſchaf=
fung der Reſerviſtenübung und ſtellte gegen ihren Antrag die
Vertrauensfrage. Mit den Stimmen der gemäßigten Rechten er=
„ielte er gegen die Sozialiſten mit 360 gegen 179 Stimmen eine
Mehrheit von 181 Stimmen.
Die Finanzvorlage angenommen.
Die Linke gegen Herriok.
Die Beratungen über das Finanzprogramm wurden erſt am
Dienstag beendet. Herriot ſtellte erneut bei der Abſtimmung über
die Geſamtvorlage die Vertrauensfrage. Es ſtimmten für die
Re=
gierung 305 Abgeordnete (von den Radikalſozialiſten bis
ein=
ſchließlich der Gruppe Flandin) und dagegen 173 Abgeordnete (
So=
zialiſten, Unabhängige Sozialiſten und Kommuniſten). 125
Abge=
ordnete der äußerſten Rechten enthielten ſich der Stimmabgabe,
Die Mehrheit der Regierung beträgt demnach 133 Stimmen.
*
Von Lauſanne nach Genf.
Von unſerem B.=Korreſpondenten.
Paris, 12. Juli.
Es iſt nicht leicht, für das Ergebnis von Lauſanne, wie es
ſich herauskriſtalliſiert hat, Begeiſterung aufzubringen. Von ſo
hoher Warte man auch die Ergebiſſe beurteilt, ſie bleiben
unbe=
friedigend. Schließlich wurde nur halbe Arbeit geleiſtet.
Nichtsdeſtoweniger: die Reparationszahlungen
haben endgültig aufgehört. Frankreich hat einſehen
müſſen, daß nichts mehr herauszuholen war. Wie man die Lage
in Paris beurteilt, dafür iſt es charakteriſtiſch, daß man die
Feil=
ſcherei über die Milliarden als einen Kampf um etwas
Imagi=
näres betrachtete.
Daß das Ergebnis von Lauſanne etwas Proviſoriſches an ſich
hat und Rückſicht ſowohl auf die Regelung der interalliierten
Schulden wie auch auf die Entwickelung der Konjunktur nimmt,
wird zwar in Frankreich als etwas Wichtiges betont, iſt aber,
rein ſachlich beurteilt, mehr eine Beruhigungspille für die
fran=
zöſiſche Oeffentlichkeit, als ein ſchwerwiegendes taktiſches Manöver
Amerika gegenüber. Es heißt hier übrigens, daß von
amerikani=
ſcher Seite die franzöſiſche Weigerung gegen die Annullierung der
deutſchen Zahlungen bei Macdonald unterſtützt wurde. Für dieſe
Hilfe — daß ſie tatſächlich in Aktion trat, iſt aus verſchiedenen
Gründen anzunehmen — wird Frankreich bei der Regelung der
interalliierten Schulden unter Umſtänden noch einen ſehr hohen
Preis zu zahlen haben. Deutſchland wird bei den politiſchen
Ver=
handlungen in Genf eine relativ günſtige Poſition haben. Das
iſt der Erfolg von Lauſanne.
Herriot hat nach ſeiner Rückkehr aus Lauſanne kaum ſehr viel
Freude an der Situation in der Kammer gehabt. Die Kritik wird,
ſo ſehr auch Herriot von der Preſſe mit Komplimenten überhäuft
wird, nachträglich immer ſchärfer. Man bemängelt, daß der
Ver=
trag zu haſtig zuſammengeſtellt ſei, ſowie daß die kleinen Mächte
nicht angehört wurden. Die Preſſeangriffe gegen die Außenpolitik
von Papens in Deutſchland werden beſonders hervorgehoben. Die
meiſte Unruhe verurſacht aber der Umſtand, daß
das engliſchefranzöſiſche Verhältnis in
Lau=
ſanne eine Verſchlechterung erfuhr. Man befürchtet,
daß ſich dies jetzt in Genf auswirken wird. Man ſpricht in
Eng=
land ſehr viel von der „Nivellierung” des Kontinents. Das wird
ſowohl finanziell als politiſch gemeint. Dieſe Pläne, zuſammen
mit den italieniſchen Anregungen über die Neuverteilung des
Goldvorrates, ſind geeignet, in Frankreich Verſtimmung
hervor=
zurufen.
Die Frage der franzöſiſchen Schulden an England iſt nicht
ge=
klärt. Man befürchtet in Paris, daß England in dieſer Richtung
eine politiſche Preſſion auf Frankreich ausüben wird. Zumal es
auch bei den Erörterungen über die Schulden an Amerika
unum=
gänglich ſein wird, in irgendeiner Form über die Abrüſtung zu
ſprechen. Man erklärt hier zwar offiziell, daß man keinen
Zu=
ſammenhang zwiſchen der Regelung der interalliierten Schulden
und der Abrüſtungsfrage zu akzeptieren geneigt ſei, aber faktiſch
1.
beſteht ſchon dieſer Zuſammenhang.
Die Lauſanner Schlußzahlung.
— Man kann über das Ergebnis der Lauſanner Konferenz
ſehr verſchieden urteilen, je nachdem, ob man es politiſch oder
wirtſchaftlich betrachtet. Wäre in Laufanne ein glatter Strich
durch die Tribute gemacht worden und hätte man nicht eine
immerhin erhebliche Summe von 3 Milliarden Goldmark als
Schlußzahlung feſtgeſetzt, ſo wäre die Tragweite der Lauſanner
Regelung viel leichter zu überſehen geweſen. Man muß ſich
alſo klar machen, was praktiſch dieſe Zahl von 3 Milliarden
bedeutet, welche Vor= und Nachteile ſie Deutſchland bringt und
in welcher Weiſe ſie die deutſche Wirtſchaft und den deutſchen
Kredit, der jetzt wieder aufgebaut werden ſoll, hemmt bzw.
be=
laſtet. Der Reichskanzler hat darauf hingewieſen, daß die
völlige Beſeitigung der Reparationen erreicht, der Young=Plan
gefallen iſt, eine Feftſtellung ſchweren Inhalts, wenn man den
Leidensweg der deutſchen Wirtſchaft rückblickend überſieht, den
ſie unter der Laſt der Reparationszahlungen gegangen iſt. Die
Deutſchland auferlegten Reparationen ſtellten ein Fehlurteil
über die Leiſtungsfähigkeit ſeiner Wirtſchaft dar, wie es nur
von Politikern gefällt werden kann, die wirtſchaftlichen
Zu=
ſammenhänge und wirtſchaftlicher Einſicht gegenüber verſchloſſen
ſind. So iſt denn die 13jährige Geſchichte der Reparationen
nichts anderes geweſen als ein Kampf der Wirtſchaft mit der
Politik, zunächſt nur der deutſchen Wirtſchaft, ſchließlich aber
der geſamten Weltwirtſchaft, die ſich einem in der
Menſchheits=
geſchichte noch nicht dageweſenen wirtſchaftlichen Zerſtörungswerk
als Folge der Reparationen und Kriegsſchuldenzahlungen
gegen=
überfah. Erſt die in den letzten Jahren voll zum Ausbruch
gekommene Kriſe, die ſogar das Syſtem der kapitaliſtiſchen
Wirt=
ſchaft in Frage ſtellte, hat es zu Wege gebracht, daß ſich die
Politik damit einverſtanden erklärte, die Reparationen, die auf
Grund des Young=Planes noch mit etwa 38 Milliarden
feſt=
geſetzt waren, gegen eine Schlußzahlung von 3 Milliarden für
immer zu beſeitigen und damit eine unheilvolle Entwicklung
abzuſtoppen, die zum allgemeinen Chaos hätte führen müſſen.
Zwar bedarf auch noch das Problem der interalliierten
Ver=
ſchuldung der Liquidierung, aber man kann wohl annehmen,
und dazu berechtigt die allzu deutliche Sprache der
weltwirt=
ſchaftlichen Kriſe, daß auch hier eine dem Lauſanner Ergebnis
entſprechende Löſung gefunden wird. Das Eine aber ſteht
zu=
nächſt feſt, daß der Young=Plan tot iſt, und daß der Anſpruch der
alliierten Länder auf Reparationszahlung nicht mehr erhoben
werden wird, nachdem ſich nunmehr Deutſchland bereit erklärt
hat, unter beſtimmten Vorausſetzungen und Bedingungen
3 Milliarden Goldmark zu zahlen. Damit iſt ein für
Deutſch=
land beſonders nachteiliger Schwebezuſtand in wirtſchaftlicher
Hinſicht aufgehoben; denn die Firma Deutſchland war bisher
mit der Reparationspolitik belaſtet, und wenn ſie auch
wieder=
holt erklärt hatte, daß ſie Reparationen weder zahlen könne
noch wolle, ſo fehlte es doch an den internationalen
Ab=
machungen, die die Reparationen tatſächlich als beſeitigt erklärten
und infolgedeſſen die deutſche Wirtſchaft wieder kreditfähig
machten. Mit der Beibehaltung der Reparationen bzw. der
Aufrechterhaltung der Reparationshypothek war an einen
Wieder=
aufbau des Kredites der deutſchen Wirtſchaft nicht zu denken,
weil jeder ausländiſche Kreditgeber wußte, daß die
Reparations=
hypothek an erſter Stelle ſtand. Was iſt nun praktiſch in
Lau=
ſanne erreicht worden? Zunächſt braucht Deutſchland in den
nächſten drei Jahren überhaupt nichts zu zahlen. Es wird dieſe
dreijährige Schonzeit, die ein abſolutes Zahlungsmoratorium
bedeutet, dazu benutzen, ſeine Wirtſchaft und ſeine Finanzen
wieder in Ordnung zu bringen, wobei ſich ſicherlich die Frage
der privaten Auslandsſchulden unter dem Druck der
Verhält=
niſſe in erſter Linie in den Vordergrund ſchieben wird. Dieſe
drei Jahre müſſen der Wiederherſtellung normaler
wirtſchaft=
licher Verhältniſſe und der Anpaſſung auch der ſonſtigen
Ver=
pflichtungen Deutſchlands an ſeine Leiſtungsfähigkeit gewidmet
werden. Bei der weitgehenden Verflechtung der deutſchen
Wirt=
ſchaft mit der Weltwirtſchaft müſſen aber auch die ausländiſchen
Gläubiger Deutſchlands zu ihrem Teil dazu beitragen, daß die
Wiederherſtellung des normalen Zuſtandes in dieſen drei Jahren
gelingt, da für die deutſche Wirtſchaft heute und für längere
Zeit noch jegliche Zahlung unmöglich iſt, abgeſehen davon, daß
das internationale Kreditgebäude infolge des
Reparations=
ſyſtems ſchwer beſchädigt iſt und dringender Reparatur bedarf.
Erſt nach dem Ablauf des dreijährigen
Zahlungsmora=
toriums kann an die Ausgabe der 3 Milliarden Obligationen=
Anleihe gegangen werden, und zwar für eine Zeit von zwölf
Jahren. Können alſo die Schuldverſchreibungen bis dahin
fünf=
zehn Jahre vom Zeitpunkt der Unterzeichnung des Lauſanner
Vertrages an gerechnet, nicht untergebracht werden, ſo müſſen die
nicht untergebrachten Teile vernichtet werden. Nach dem
Lau=
ſanner Abkommen kann von einer Emſſion dieſer Obligationen
aber nur dann Gebrauch gemacht werden, wenn die
Unter=
bringung auf dem internationalen Geldmarkt zu einem Kurſe
von mindeſtens 90 Prozent möglich iſt. Dieſe Beſtimmung findet
eine Einſchränkung inſofern, als nach dem Abkommen der
Ver=
waltungsrat der Bank für internationalen Zahllungsausgleich
mit zwei Drittel Mehrheit einen niedrigeren Kurs feſtſetzen kann,
zu dem die Auflegung der Anleihe dann zu erfolgen hätte; der
Verwaltungsrat der BJZ. muß aber zu der Anſicht gekommen
ſein, daß trotz dieſes niedrigen Standes der Anleihekurſe der
Kredit des deutſchen Reiches wieder hergeſtellt iſt. Man hätte
in dieſer Hinſicht ſehr wohl eine klarere und ſchärfere
For=
mulierung gewünſcht, andererſeits kann es jedoch als höchſt
fraglich bezeichnet werden, ob in dem Verwaltungsrat der BJZ.,
in dem Frankreich, Belgien, Japan, England, Italien, die
Ver=
einigten Staaten von Amerika und Deutſchland ſitzen, in einem
ſolchen Falle eine Zwei=Drittel=Mehrheit zuſtande kommt, da
Italien politiſch auf Seiten Deutſchlands ſteht, England und
Amerika ſtarke Gläubigerintereſſen in Deutſchland haben und
die abſolute Zahlungsfähigkeit Deutſchlands wiederhaben wollen.
Die 3 Milliarden bedeuten zunächſt für die
Reparations=
gläubiger nicht das Plus, was ſie rein zahlenmäßig darſtellen.
Vorausſetzung für die Emiſſion dieſes erheblichen Betrages wäre
nämlich ein Aufſchwung nicht nur der deutſchen, ſondern der
internationalen Wirtſchaft, womit man vorläufig wohl nicht
rechnen kann. Denn das Zerſtörungswerk der
Weltwirtſchafts=
kriſe iſt zu weit fortgeſchritten, als daß ſich die ſchweren Folgen
der Kapitalfehlleitungen in ein paar Jahren beſeitigen ließen.
Entſcheidend für die Möglichkeiten der Auflegung einer 3=
Mil=
liarden=Anleihe iſt aber letzten Endes der internationale Geld=
und Kapitalmarkt ſeloft. Deutſchland trägt bereits eine Mil=
Seite 2 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 13. Juli 1932
liardenſchuld, man ſchätzt die Geſamtverſchuldung der deutſchen
Wirtſchaft, einſchließlich der an das Ausland, auf nicht weniger
als 70 Milliarden, und es iſt kaum denkbar, daß das Ausland
in dem nächſten Jahrzehnt Neigung verſpüren wird, ſich neue
Geldanlagen in Deutſchland zu ſchaffen, wenn ſich nicht die
wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe in Deutſchland grundlegend ändern. Wir
ſind daher der Meinung, daß ein relativ großer Teil der in
dem Lauſanner Abkommen vorgeſehenen Obligationenanleihe
überhaupt niemals zur Auflage kommen wird, weil ſich eben
keine privaten Käufer, auf die es ſchließlich ankommt, finden
werden, daß alſo die Summe von 3 Milliarden, die praktiſch
bei einem Ausgabekurs von 90 Prozent unter Berückſichtigung
des 10prozentigen Begebungsdisagios nur 2,7 Milliarden RM.
bedeutet, ſich dann noch entſprechend vermindern muß, zumak
die Beträge, die, wie geſagt, innerhalb von zwölf Jahren nach
Ablauf der Schonfriſt nicht zur Ausgabe gelangt ſind, verfallen.
Gelingt es, die Anleihe ganz aufzulegen, was von der
Ge=
ſtaltung des internationalen Geld= und Kapitalmarktes und der
Entwicklung des deutſchen Kredites abhängt, ſo würde ſich
prak=
tiſch für Deutſchland eine jährliche Mehrbelaſtung ſeiner
Zah=
lungsbilanz unter Zugrundelegung eines Zinsſatzes von 5
Pro=
zent und einer Tilgungsquote von 1 Prozent jährlich in Höhe
von rund 180 Millionen RM. ergeben. Dieſe Laſt, die
hoffent=
lich niemals effektiv in Frage kommt, wenn nur Teile der
Emiſſion begeben werden können, muß unter den heutigen
Um=
ſtänden als für die deutſche Wirtſchaft kaum tragbar bezeichnet
werden, da ſie gegenwärtig bereits über 600 Millionen RM.
jährlich an Zinſenzahlungen für private Auslandsſchulden
auf=
zubringen hat. Außerdem bleibt die deutſche Jahresleiſtung
für den Dienſt der Dawes= und Younganleihe mit zuſammen
jährlich etwa 140 Millionen RM. beſtehen; hinzu kommen die
ſogenannten Mixed Claims (Entſchädigungsanſprüche
ameri=
kaniſcher Bürger), die einen Betrag von 40,8 Millionen RM.
ausmachen, ferner die Abgeltung der Koſten für die amerikaniſche
Beſatzungsarmee mit zunächft jährlich rund 20 Millionen RM.,
und für die folgenden Jahre Zahlungen von 21,5 Millionen RM.,
auf 26 Millionen RM. ſteigend, für die belgiſche Markabfindung.
Dieſe Laſten, die mit rund 225 Millionen RM. pro Jahr zu
veranſchlagen ſind und übrigens in jedem Falle von Deutſchland
hätten weiter getragen werden müſſen, ſteigern alſo die äußeren
Zahlungen Deutſchlands unter Einrechnung der Verpflichtungen
aus dem Lauſanner Abkommen auf etwas mehr als 400
Mil=
lionen RM. Es iſt aber nicht anzunehmen, daß dieſe Summe
jemals erreicht wird, zumal ſeine Zahlung nach dem Sinn des
Lauſanner Abkommens davon abhängig iſt, ob der deutſche
Kredit ſie zuläßt. Auf zwei wichtige Beſtimmungen des
Lau=
ſanner Abkommens ſei noch hingewieſen. Die Reichsregierung
hat die Möglichkeit, die Laſten aus dem Vertrage durch
Zins=
konverſione zu erleichtern, wenn die Ausgabe von Anleihen zu
einem niedrigeren Zinsfluß als 5 Prozent, und zwar zum
Pariwerte, möglich erſcheint. Auch dies eine Beſtimmung, deren
praktiſche Wirkſamkeit von der Lage des internationalen Geld=
und Kapitalmarktes und der Wiederherſtellung des Kredites der
deutſchen Wirtſchaft abhängig iſt. Weiterhin hat die
Reichs=
regierung zu jeder Zeit das Recht, alle Schuldverſchreibungen
oder einen Teil von ihnen, ſoweit ſie noch nicht ausgegeben
ſind, zu pari zurückzukaufen. Iſt die Reichsregierung in der
Lage, durch eigene Anleiheaufnahmen zu günſtigeren
Ausgabe=
bedingungen ſich ihrer Verpflichtungen aus dem Lauſanner
Ver=
trag zu entledigen, ſo wird ſie von dieſem Recht Gebrauch
machen, auch dann, wenn Deutſchland bei günſtiger
Zahlungs=
bilanz durch ſteuerliche Anſtrengungen ohne Inanſpruchnahme
von Anleihen Teile der Kapitalſchulden zurückzahlen kann. Die
Inanſpruchnahme dieſes Rechtes hängt natürlich in gleicher
Weiſe von der allgemeinen Geſtaltung ab. Auf die
Erleich=
terungen, die auf Grund des Laufanner Abkommens bei
Vor=
liegen ſeiner Ratifizierung durch den Fortfall der internationalen
Bindungen für Reichsbahn und Reichsbank eintreten, wird noch
in einem beſonderen Artikel einzugehen ſein.
Die wichtigſte Frage bei der Beurteilung des Lauſanner
Ergebniſſes iſt die, ob es einen Wendepunkt für die deutſche
Wirtſchaft und die Weltwirtſchaft bedeutet. Sieht man in den
Reparationen eins der Haupthemmniſſe für die Wiedererweckung
und Stärkung des internationalen Vertrauens, ſo muß dieſes
Haupthemmnis jetzt mit ihrer Beſeitigung fallen. Damit ſind
gleichzeitig die auf die Reparationen zurückzuführenden
Störungs=
faktoren aufgehoben. Es kommt nun darauf an, welche
Ent=
laſtungswirkungen ſich aus dieſer Tatſache ergeben und ob ſie
ausreichen, um die tiefgehenden Folgen eines 13jährigen Kampfes
von Politik und Wirtſchaft auszumerzen. Berückſichtigt man
dies, ſo kann Lauſanne ſehr wohl ein verheißungsvoller Anfang
ſein; es muß nur der Weg internationaler Zuſammenarbeit der
in Lauſanne zur Löſung des ſchwierigen Reparationsproblems
beſchritten worden iſt, weiter fortgeſetzt werden. Die im Herbſt
ſtattfindende Weltwirtſchaftskonferenz in London wird das in
Laufanne begonnene Werk internationaler Zuſammenarbeit
fortzuſetzen haben, die Weltwirtſchaft muß wieder organiſch
ge=
ſtaltet werden. Soviel ſteht feſt, daß die
Weltwirtſchafts=
konferenz keinen Sinn haben würde, wenn man in Lauſanne
nicht zu einer Einigung gekommen wäre.
Macdonald verteidigt Laaſanne.
„Ohne witlſchaftliche Erholung deukſchlands keine Erholung für die Well. — Falls Lauſanne ſcheitert
kritt der Young=Plan nicht mehr in Krafk. — Laufanne kein Ulkimakur an Awerika.
Europa handelke enkſprechend dem amerikaniſchen Borſchlag.”
Churchill greift an.
Scharfe Sprache Churchills gegen Deutſchland
und das Laufanner Abkommen.
London, 12. Juli.
Bei den Verhandlungen über die Schuldenfonds im engliſchen
Staatshaushalt forderte im Unterhauſe Churchill die Regierung
auf, ihre Politik eindeutig darzulegen.
Innerhalb weniger als 15 Jahren nach dem Weltkriege,
be=
tonte Churchill, iſt Deutſchland völlig befreit worden von allen
Laſten, „die furchtbaren Verletzungen wiedergutzumachen, die es
ſeinen Nachbarn zugefügt hat”. Deutſchland müſſe zwar 3
Mil=
liarden Mark zahlen, aber Hitler habe geſagt, daß ſie in einigen
Monaten nicht mehr als drei Mark wert ſein werden. Dies, ſo
ſagte Churchill, ſei eine ſehr harte Erklärung. Die Anleihen, die
England und die Vereinigten Staaten nach dem Kriege in
Deutſch=
land hineingeſteckt hätten, überträfen bei weitem die
Reparations=
ſumme, die Deutſchland gezahlt habe. Churchill erinnerte daran,
daß unter dem Friedensvertrag drei große Dampfer von
Deutſch=
land ausgehändigt wurden, und dann habe Deutſchland Geld
ge=
borgt und drei viel beſſere gebaut, und dieſe hätten ſofort das
Blaue Band des Atlantiſchen Ozeans errungen. Die Anleihen,
mit denen ſie aber gebaut wurden, ſeien einem Moratorium
unter=
worfen, während die Engländer andererſeits nicht in der Lage
ſeien, den neuen Cunard=Dampfer zu vollenden, weil ſie nicht das
Geld erhalten könnten.
Churchill forderte von der Regierung offene und vollſtändige
Auskunft darüber, wie es mit der Churchill=Caillaux=
Schuldenrege=
lung nach dem neuen Abkommen ſtehe. Bisher habe man
ge=
glaubt, daß England allen europäiſchen Schuldnern ihre Schulden
und Reparationen ohne Rückſicht auf die engliſchen Verpflichtungen
Amerika gegenüber vergeben habe. Jetzt hätte man aber entnehmen
müſſen, daß ein Gentleman=Abkommen zuſtandegekommen ſei,
wonach die Lauſanner Vereinbarung erſt in Kraft treten ſolle,
wenn die Unterzeichnermächte zu einer Einigung mit ihren
Gläu=
bigern gelangt ſeien. Dadurch verliere das Lauſanner Abkommen
erheblich an Wert.
Chamberlain ankworkek Churchill.
Die Antwort des Schatzkanzlers Neville Chamberlain war
im Hinblick darauf, daß Macdonald ſelbſt am Dienstag eine
Erklärung im Unterhaus abgeben wollte, nur kurz. Er, Cham=
Eerlain, könne aber ſchon jetzt ſagen, daß Churchill dem Land
einen ſchlechten Dienſt erwieſen habe, als er verſucht habe, das
Vertrauen zu untergraben, daß durch die Lauſanner
Verein=
barungen erweckt worden ſei, und als er angedeutet habe, daß
die Regierung unnötigerweiſe die Beziehungen mit den
Gläu=
bigern Englands ſchwieriger und unangenehmer geſtaltet habe.
Macdonald über Lanſanne.
Premierminiſter Macdonald gab am Dienstag nachmittag
im Unterhaus ſeine mit größter Spannung erwartete Erklärung
über das Ergebnis der Lauſanner=Konferenz ab. Unter
ſtürmi=
ſchem Beifall der Regierungsanhänger erklärte er:
Er erhebe den Anſpruch, daß die Lauſanner Konferenz und
ihre Ergebniſſe zu einer Regelung jener Reparationsfragen
füh=
ren können, deren Spuren in allen wirtſchaftlichen
Schwierigkei=
ten zu finden ſind, die die Welt ſeit dem Kriege heimgeſucht
haben, die die nationalen Budgets verfälſcht haben, die in den
Mittelpunkt Europas ein Land geſtellt haben, deſſen Finanzlage
eine Bedrohung für die ganze Welt iſt, und die viel dazu
bei=
getragen haben, jede nationale Wirtſchaft aus den Fugen zu
brin=
gen. Solange Reparationen fortdauerten, könne keine völlige
wirtſchaftliche Erholung eintreten.
Bevor keine Erholung in Deutſchland, als einem Weltfaktor,
ſtattfinde, kann es keine Erholung für uns geben. Er gab
der Hoffnung Ausdruck, daß das Wort „Reparationen” in
Lauſanne zum letzten Male ausgeſprochen worden ſei.
Die Schwierigkeit habe darin beſtanden, daß Deutſchland acl
Reparationen zu bezahlen hatte, während England, Frankru
und einige andere Länder Reparationen zu erhalten und
Kri=
ſchulden zu bezahlen hatten. Dagegen hatte Amerika nur S
lungen in Empfang zu nehmen. Dieſe Dreiteilung habe
Löſung des Problems ganz außerordentlich erſchwert. Nur Menn
großer Schnitt, tief hinein in die Wurzel der Krankheit, koxzſöne
helfen, und dieſer Schnitt ſei in Lauſanne gelungen.
Falls der Lauſanner Plan mißlingen ſollte, ſo werde der
Young=Plan nicht wieder in Kraft treten, ſondern eine
neue Konferenz einberufen werden. Nach wie vor beab=” vert
ſichtige England, aus Reparationen und Kriegsſchulder,
keinen Gewinn herauszuſchlagen. Es gebe nach Anſichs ge N
Macdonalds kein anderes Volk, das zur wirtſchaftlicher” ſ„ſſenol
Geneſung der Welt mehr beizutragen bereit ſei, als das iſen
amerikaniſche. Der Premierminiſter beſtritt, daß Lauſanne
für Amerika ein Ultimatum bedeute, und betonte, daß
alles, was in Lauſanne geſchah, dazu diente, die inneren
Schwierigkeiten Europas einzurenken.
ſadigter
Jauftrau
abgelel
heutterhal
Der Premierminiſter wies darauf hin, daß Art. 1 der Znd ſedoch
einbarung, der den Reparationen ein Ende ſetzte, eine gri nächſtel
Tat ſei. Die internationale Wirtſchaftskonferenz ſollte ſei=zunehn
Anſicht nach nicht in Genf abgehalten werden. Deutſchland m. Mſaierrol
zurückgebracht werden in die gewöhnlichen internationalen =Men witd
ziehungen. Der Völkerbund habe nunmehr die Vorbereitunygeichstal
zum zweiten Teil der internationalen Konferenz, der ſich ſter der
den Währungsfragen zu befaſſen haben werde, begonnen. 1M einet
Vereinigten Staaten würden hierzu eingeladen werden. Eur Auslos
müſſe den Geiſt des Völkerbundsvertrages anwenden. Deus) h md
land müſſe die Wiederaufnahme des normalen nationanwmezu
Lebens ermöglicht werden. Lauſanne habe hierzu neue W/afhöret
eröffnet.
Die Oppofikion haf das Work.
Der Oppoſitionsführer George Lansbury, der nach P
donald das Wort ergriff, begrüßte die Einigung in Lauſa.
und drückte die Hoffnung aus, daß die amerikaniſche Regier=
den Unterzeichnern des Vertrages helfen werde. Von ein
wirklichen Frieden zwiſchen Frankreich E
Mitteleuropa könne ſolange nicht die Rede ſe ſweder
wie die politiſchen Probleme der Friedensv /nmit
träge, insbeſondere die Frage der Verazſein de
wortung Deutſchlands am Kriege, nicht aſren
ledigt ſei.
Lansbury richtete dann die Frage an den Schatzkanzler, Mile
die Regierung in abſehbarer Zeit zur Goldwährung zur.d
zukehren gedenke. Chamberlain antwortete hierauf ſofort in —u
neinendem Sinne und betonte, daß die Politik der Regiern/
durch die jüngſte Entſchließung der BJZ. zu Gunſten der
gemeinen Wiedereinführung des Goldſtandards nicht beeinfllz
werde.
Als dritter Redner kam Lloyd George zu Wort. Er
be=
ſich auf das in der franzöſiſchen Preſſe veröffentlichte Interv=
Herriots, wonach, falls es nicht zu einer Einigung mit
Amerikanern käme, der Youngplan wieder in Kraft tre
würde. Lloyd George erklärte, hierdurch würde das ga
Lauſanner Abkommen, ſoweit es bisher bekannt geworden
wertlos. Er frage deshalb die Regierung, ob von den geheim
Vereinbarungen dem Reichskanzler v. Papen Mitteilung gem
worden ſei, und verlangte mit größter Entſchiedenheit die A
öffentlichung der bisher geheim gehaltenen Abkommen.
Die Ankwork der Regierung.
Neville Chamberlain legte dann die Schuldenfrage auch ziffel
mäßig dar. Wenn eine allgemeine Streichung erzielt werden kad
ſo ſtreichen wir, erklärte er. Wenn andererſeits eine allgeme
Streichung nicht möglich iſt, ſo müſſen wir warten, was Amen
uns vorſchlägt, bevor wir beſchließen, was wir unſeren Alliien4
vorſchlagen können. (Lauter Beifall.) Die Konferenzmächt
waren der Anſicht, daß, nachdem ſie ſich dem
ame=
kaniſchen Rate entſprechend untereinander A
einigt hatten, Amerika es niemals ablehr.
werde, eine Rolle bei einer Weltregelung
ſpielen, die ihm zum Nutzen geraten werde.
Deukſche Kunſt wirbk im Ausland.
Die Osloer Kunſtausſtellung in Köln.
Ich möchte die Worte an den Anfang ſetzen, die der große
nordiſche Maler Edvard Munch der Ausſtellung deutſcher Kunſt
in Oslo gewidmet hat. Es ſind Worte, mit denen ein großer Menſch
freimütig und mit guter Kenntnis über uns und unſere Kunſt
urteilt, wert, daß man an ihnen unſer eigenes Urteil erkennt:
„Es hat mich gefreut, die deutſche Ausſtellung zu ſehen, die
außerordentlich ſchön wirkt. Ich glaube, es iſt die ſchönſte
moderne deutſche Ausſtellung, die ich geſehen habe. Dazu iſt ſie
ganz ausgezeichnet aufgehängt und in ſchönen Räumen
auſ=
geſtellt. Die Ausſtellung hat uns die neue deutſche Kunſt in
ihren angeſpannten und kräftigen Beſtrebungen, neues Land zu
gewinnen, gezeigt. Die Gemälde haben Klarheit in Farbe,
Linie und Form, und dazu Klang, und wirken muſikaliſch. Ich
finde beſonders, daß die neue deutſche Kunſt in der Reinheit
der Farben gewonnen hat. Es iſt auch bemerkenswert wie
ſtark ſie das Intereſſe hier oben auf ſich lenken können. Lange
Zeit ſagte man, daß die Deutſchen keine Farben hätten und
nicht malen könnten. Ich ſagte immer: aber ſie haben ſolche
Muſik, das kann kommen. Jetzt ſieht man an der Ausſtellung,
daß es gekommen iſt. Sie haben ſowohl Farbe, als auch Muſik
in ihren Gemälden. Es iſt intereſſant, die deutſche mit der
franzöſiſchen Ausſtellung zu vergleichen, die neulich im
Künſtler=
haus war. Es war eine wunderbare Auswahl jüngerer
fran=
zöſiſcher Kunſt. Es waren ähnliche Beſtrebungen in ihr, wie
in der Deutſchen, ſowie wohl in ganz Europa. Man kann wohl
jetzt von einer europäiſchen Kunſt ſprechen. Aber der
Unter=
ſchied in der Raſſe war noch da. Die franzöſiſche mit ihrer
wunderbaren Klarheit gerät ein wenig ins Dünne und Papierne.
In der deutſchen war mehr Fülle und Pathos.”
Dieſe deutſche Ausſtellung, die erſte zuſammenfaſſende Schau
deutſcher, nachimpreſſioniſtiſcher Kunſt nach dem Kriege wurde
in Oslo, Göteborg und Kopenhagen gezeigt. Was der
Nord=
länder vorher von deutſcher Kunſt wußte, war bruchſtückhaft und
unvollkommen. Zudem waren Norwegen und Dänemark ſtark nach
Frankreich hin orientiert. Man hielt deutſche Kunſt für
proble=
matiſch und ſchwer zugänglich.
Es ſcheint in unſerer Zeit unvermeidlich, daß alle Leiſtungen,
die über den Durchſchnitt hinausgehen, die auch kunſtpolitiſch
und im beſten Sinne des Wortes politiſch überhaupt wirkſam
ſind, zumindeſt bekrittelt, meiſtens aber in ſtarken öffentlichen
Proteſten gebrandmarkt werden. So blieb auch die Osloer
Aus=
ſtellung nicht verſchont. Obwohl bekannt war, daß die Norweger
ausdrücklich nachimpreſſioniſtiſche Kunſt zu ſehen wünſchten,
er=
hoben verſchiedene Künſtlerorganiſationen Einſpruch, der ſich in
ſehr perſönlicher Form gegen Dr. Thormaehlen von der
National=
galerie in Berlin richtete. Thormaehlen hatte vor einigen Jahren
norwegiſche Kunſt in Berlin gezeigt und wurde beauftragt, die
jetzige Ausſtellung zuſammenzuſtellen. Er löſte die Aufgabe mit
feinem Takt und großem Geſchick. Die Ausſtellung blieb
über=
ſehbar. 180 Bilder mußten ſo gewählt ſein, daß ſie einen
voll=
ſtändigen Ueberblick über die ſchaffenden Kräfte der letzten
25 Jahre gaben. Und er erwirkte die eindringliche und
nach=
haltige Wirkung dadurch, daß er eine kleine Anzahl ſtarker und
eigenartiger Perſönlichkeiten auswählte, von denen er aber nicht
nur einige wenige Bilder, ſondern ſorgfältig gewählte Gruppen
von Arbeiten zuſammenſtellte, um ſo den einzelnen von allen
Seiten ſeines Weſens zu beleuchten und ein klares und dichtes
Bild ſeiner Kunſt zu gewähren.
Daß die Ausſtellung Deutſchland, d. h. deutſche Kunſt, deutſches
Anſehen, deutſche Sinnes= und Gemütsart vertritt und wie ſie
es tut, iſt gut und die Ausſtellung verfolgt ihr hohes Ziel mit
einer Folgerichtigkeit in ſich, daß Kritik ſelbſtverſtändlich für
kommende Gelegenheiten nützlich, für die augenblickliche
Situ=
ation aber ohne jede Bedeutung iſt. Um uns Deutſchen ſelbſt
(im Inland) einen erwünſchten Ueberblick über die letzten
20—25 Jahre zu geben, um uns zu ermöglichen, Bilder z. T.,
beſter Qualität aus Muſeums= und Privatbeſitz zu ſehen, vor
allem, um uns zu zeigen wie Deutſchland ſich im Ausland
repräſentiert hat und wie die Konſtante deutſch durch alle Werke
und Meiſter wirkſam wird, um dies alles auch uns Skeptikern
im eigenen Lande vor Augen zu führen, hat Dr. Buchner,
Direktor des Wallraf=Richarz=Muſeums in Köln, dem dafür
großer Dank gebührt, die Ausſtellung für 4 Wochen nach Köln
gebracht, die bis zur endgültigen Auflöſung bis zum 24. Juli
zu ſehen iſt.
Welche Auswahl hat Thormaehlen getroffen? Im
Mittel=
punkt ſtehen die Meiſter der „Brücke”: Kirchner, Schmitt=Rottluff.
Pechſtein, Otto Müller, Emil Nolde und die Angehörigen des
„blauen Reiters” Marc und Kandinſky, Macke Gampendonk
und Klee. Zu ihnen tritt als ſelbſtändige Erſcheinung Oskar
Kokoſchka. Wenn man die Namen hört, möchte man es nicht
Zufall nennen, daß dieſe Meiſter im ſelben Köln wiedervereinigt
ſind, indem ſie vor nunmehr zwanzig Jahren in der
Sonder=
bundausſtellung 1912 gleich einer Fanfare für Deutſchlands
ver=
änderte Haltung, für die kommende Kataſtrophe und für den
zukünftigen Umſturz aller geiſtigen Werte zeugt! Wer Augen hatte,
konnte ſehen! Aber wer ſah? Was damals begann, blieb gültig. Es
zeugt für die Dichtigkeit und den inneren Wertjener Ausſtellung, daß
ſie nicht das Schickſal vieler ihrer Schweſtern hatte. (Noch
während ſie beſtehen, iſt ihr Inhalt meiſt ſchon der
Vergeſſen=
heit vorausbeſtimmt. Selbſtverſtändlich mit den berühmten
Ausnahmen.) Heute ſind es noch oder wieder dieſelben Meiſter
in einer völlig veränderten Zeit. Ihre Leiſtung iſt abgeſchloſſen.
Was an Mitläufern eine expreſſioniſtiſche Mode hervorzuzaub
vermochte, iſt längſt wieder verſchwunden. Dieſe Meiſter a
beſtehen. „Fülle und Pathos” ſagt Munch. Man darf ſag
eigenwillig, erdverbunden, welthaltig. Und man muß zugls1 5
betonen: generations= und zeitgebunden. Daher erſcheint a.
ihre Leiſtung ebenſo abgerundet wie beendet. Dadurch Silner 6e
ſpüren wir heute nicht mehr den erregenden Durchbruch z
Neuen, ſondern eher eine faſt klaſſiſche Ruhe und Geſchloſſ
heit. Darum erſcheinen mir auch dieſe Künſtler nicht mehr E1d nur
bindlich für unſere Gegenwart. Tatſächlich liegen hier auch=
Grenzen der Ausſtellnug. Für das Ausland war die Beſchra
kung auf ein geſchloſſenes Geſamtbild zweiffellos ohne Nachte
Für uns in Deutſchland, wo ſolche Rückſichten fallen, köniu
ſich hiernach die Feſtſtellung ergeben, daß unſere Zeit ſchws ſie
uneigenwillig, ja bar ſei großer Perſönlichkeiten, jenen ſndes
gleichbar. Hier hätte man ſich gewünſcht, daß ein ebenſo ſe um
nerviger, taktvoller und überragender Kopf den Querſchnitt 4
zu den Jüngſten gezogen hätte, weil ſo nicht nur eine in ſich
ſchloſſene, ſondern auch entwicklungsmäßig in ſich abgeſchl.
ſene, in dieſem Sinne gewiſſermaßen ſchon hiſtoriſche ueb
ſchau zu Stande gekommen wäre, ſondern vielleicht ſogar end
Klärung der Strömungen und Marſchrouten, die die Ma=
der letzten Zeit (alſo unſerer eigentlichen Gegenwart) vertret
Die Ausſtellung tut dies nur andeutungsweiſe. Sie tut
deshalb nur ſpärlich, weil das perſönlich gewählte, reiche S
ſamtbild zeigen wollte, wo der elementare Durchbruch der
ſchen Denkens und Fühlens auch die Bildgeſtaltung bewe‟
hatte. Wo alſo die Auseinanderſetzung mit franzöſiſcher Kux
etwa Picaſſos oder Legers, nicht entſcheidender Antrieb war.
Die Oslo=Kölner=Ausſtellung zeigt Beckmann, der ſich p
den Alpdrücken und beklemmenden Hemmungen der Vorkriee
zeit freigemacht und friſcher, klarer, voll Leben, richtig glücl
befreit erſcheint, Paver Fuhrs wache Urſprünglichkeit i
Werner Scholz’s leidenſchaftliches Temperament. Eine Gruß
für ſich bilden Schrimpf, Champion, Dietrich, Lenk, klein
Format, zart und lyriſch im Inhalt, genau in der Naturwied‟
gabe und doch romantiſch verklärt. Eine große Ueberraſchr.
bietet Otto Dix, der ſich ſelbſt mit ſeinem Kinde auf
Schulter (gleich einem Chriſtophorus) wie ein Romantiker, fell
allem Peſſimismus, nahezu altmeiſterlich malt. Müſſen m
noch Schlemmer, Baumeiſter, Molzahn, Hoerle und Grosbe)
nennen und Chriſtof Drexel, deren grobe, aber auch gro f0
leidenſchaftliche, und innerlich ernſthafte Arbeit in die Zukunft we.!
An Plaftiken fällt an erſter Stelle der wundervolle KON
Secoſt
Aecht,
Mnt.
Eeiſen
die
auch
Stucks von Bleeker=München auf, die ſtehende Figur Leh?0 wor
brucks und der „ſingende Mann” Barlachs Kolbes knien)ſu=
Frau (Pieta genannt) iſt nicht mehr zu ſehen. Sie blieb / Go
Oslo, da die norwegiſche Nationalgalerie ſie angekauft hat. ir
Dr. Guſtav Barthel.= M
Ftwoch, 13. Juli 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 193 — Seite 3
Das „Spiel” mit dem Reichskommiſſar.
Wie lange noch, Herr Reichsinnenminiſter?
Die Deutſchnakionalen fordern Eingreifen
ſit iozialdemokraken fordern Wiedereinführung des Aniform= und Demonſtralions=Verbokes. — Reichs=
Jautminiſter von Gayl lehnk ab. — Nach ſeiner Auffaſſung die Länderregierungen für Aufrechkerhallung
ir Sicherheik verankworklich. — Neue Länderkonferenz zur Wiederherſtellung des inneren Friedens.
Wiſſen des Berliner Polizeipräſidenten. Es wurde dabei auch
„Schnellfeuer in allen Anſchlagsarten” geübt. Das Blatt macht
Es iſt allerhöchfte Zeik!
Nit Reichskanzler v. Papen wird auch am Mittwoch abend
einginnenminiſter v. Gayl zur Beſprechung mit dem
Reichs=
ſäzſinten nach Neudeck fahren. Es ſcheint, daß der
Reichs=
züdent angeſichts der Ausdehnung des
bür=
deenliegsähnlichen Zuſtandes bedenklich
ge=
gorm iſt und ſich von dem Reichsinnenminiſter
ſe ſinlich, der ja während der Abweſenheit des Kanzlers
ſchul eiel bertreten hat, über die noch zu treffenden Maßnahmen
Ae nihten laſſen will.
ülz 2r Reichsinnenminiſter hat am Dienstag die Führer der
ls ſoxüademokraten empfangen, die namentlich die
National=
uſn zihuten als die Hauptſchuldigen an den täglichen Bluttaten
ſte gfoſhudigten und die Wiedereinführung des Uniform= und
inneriaſtrationsverbotes verlangten. Der Innenminiſter hat das
duchabgelehnt und erklärt, daß die Länderregierungen für die
ufuchterhaltung der allgemeinen Sicherheit verantwortlich ſeien.
lgjedoch zu verſtehen gegeben, daß ſich das Kabinett in einer
hmrnächſten Sitzungen mit der Frage beſchäftigen wird. Es
Lununehmen, daß das Kabinett dann aus ſeiner bisherigen
unzuierrolle heraustreten und von ſich aus zur Initiative
ſrnün wird.
Richskanzler v. Papen hat in einer Unterredung mit dem
ſtähle der preußiſchen Deutſchnationalen zu erkennen gegeben,
6 ei einer weiteren Zuſpitzung der innerpolitiſchen Lage
chiuslos von der Reichswehr Gebrauch gemacht würde. Dar=
Sin man ableiten, daß die Reichsregierung gewillt iſt, zum
uunhmezuſtand zu greifen, wenn die täglichen Mordtaten
( ufhören ſollten.
Ar Reichsinnenminiſter wird jedenfalls dem
Reichspräſi=
nney Rede und Antwort ſtehen müſſen und vielleicht auch die
auuhmen aufzählen, die mit den Ländern vereinbart worden
id0 Ob ſich der Reichspräſident damit zufrieden geben wird,
Laßt/ ſch im Augenblick noch nicht überſehen. Verlangt er ein
tenerzſiches Eingreifen — was wahrſcheinlich iſt —, dann iſt es
allieſheinlich, daß die ſchon für dieſe Woche in Ausſicht
ge=
zmnne, aber wegen der Reiſe des Innenminiſters nach
Neu=
dickk vieder abgeſagte Konferenz mit den
Länder=
em rieminiſtern ſehr bald ſteigt, um gemeinſam mit den
Leämen den Feldzug zur Wiederherſtellung des
ichinigten Friedens vorzubereiten.
Meklenburger Sozialdemokraken fordern Einſak
der bewaffneken Machk.
Schwerin, 12. Juli.
Dr Führer der ſozialdemokratiſchen Landtagsfraktion hat an
en )eichsinnenminiſter v. Gayl ein Telegramm gerichtet, in
„emi erklärt, daß die mecklenburgiſche Regierung ſich bisher
ßörſande gezeigt habe, dem Umweſen der Nationalſozialiſten
„inckat zu bieten. Die ſozialdemokratiſche Landtagsfraktion er=
chü jaher den Reichsinnenminiſter, die Vorgänge in
Mecklen=
z lr. nit Aufmerkſamkeit zu verfolgen und eventuell die
bewaff=
rete Nacht zum Schutze der unbewaffneten und friedlichen
Arbei=
grſiſat einzuſetzen.
Knmuniſtiſches Meiſterſchaftsſchießen in Berlin.
* Berlin, 12. Juli. (Priv.=Tel.)
Dr „Vorwärts” hat eine Bilanz des Bürgerkrieges vom
omnig gezogen, der mit folgenden Verluſten abſchließt:
Aye, 10 tötlich Verwundete, 181 Schwerverletzte. Dieſe Auf=
„chmug, die natürlich die Hunderte von leichter Verletzten
lunckſichtigt läßt, deckt ſich ungefähr mit den Feſtſtellungen
idurr Zeitungen. Es iſt nicht die erſte Bilanz dieſer Art, die
ſa letzten Monaten gezogen werden mußte. Gerade
des=
eaxxt iſt es unverſtändlich, daß gewiſſen ſogenannten politiſchen
resſe, die die eigentlichen Träger der fortgeſetzten
Zuſammen=
ößß ind, auch weiterhin Gelegenheit geboten wird, ſich auf
urick Auseinanderſetzungen und das Abſchießen von
anders=
eſiunen Mitbürgern vorzubereiten.
Ye Berliner Börſenzeitung” weiſt darauf hin, daß ein
Vemſter kommuniſtiſcher Schützenverein vor einigen Tagen ein
o ſlibriges „Meiſterſchaftsſchießen” abhielt, und zwar mit
darauf aufmerkſam, daß der Waffenerwerbsſchein für die
groß=
kalibrigen Gewehre und die Munition vom Berliner
Polizei=
präſidium ausgeſtellt ſeien, und zwar an einen Mann, gegen
deſſen Perſon Bedenken vorlagen. Ueber das Ziel der
kom=
muniſtiſchen Schützenvereine fand ſich kürzlich in der
kom=
muniſtiſchen Literatur folgender Satz „es gilt, hier eine ſtarke
und techniſch geſchulte Schützenbewegung des Proletariats
aus=
zubauen”. Wenn man den Kommuniſten erlaubt, daß ſie ſich
derart im Gebrauch von Waffen ausbilden, dann braucht man
ſich nicht zu wundern, wenn die Verluſtliſten des täglichen
Bürgerkrieges ins endloſe wachſen.
Die Berliner Univerſikät geſchloſſen.
Berlin, 12. Juli.
Der Rektor der Friedrich=Wilhelm=Univerſität hat die
vor=
läufige Schließung der Univerſität angeordnet, weil ſeit den
frühen Morgenſtunden unter der Studentenſchaft ſich eine ſo ſtarke.
Erregung bemerkbar machte, daß Tumulte befürchtet werden. Die
Unruhe in der Studentenſchaft hat ihren Grund darin, daß an
einer Anzahl von Kränzen, die am letzten Sonntag bei der
Lange=
marck=Gedenkfeier am Gefallenen=Denkmal niedergelegt waren,
von unbekannter Hand die Schleifen abgeriſſen waren.
Die Geſchäftsſtelle einer ſozialdemokrakiſchen
Zeikung demoliert.
Schwerin, 12. Juli.
Bei der Geſchäftsſtelle der ſozialdemokratiſchen Zeitung „Das
Freie Wort” wurden heute früh ſämtliche Schaufenſterſcheiben
eingeſchlagen; auch die Türen, die zu den Geſchäftsräumen
füh=
ren, wurden demoliert, eine ſchwarz=rot=goldene Fahne wurde
zerriſſen. — Die Täter ſind unerkannt entkommen.
der Reichsregierung in Preußen.
Verlin, 12. Juli.
Der Vorſitzende der deutſchnationalen Fraktion des
Preußi=
ſchen Landtages, v. Winterfeldt, hat in einer Unterredung mit
dem Reichskanzler v. Papen heute angeſichts der Vorgänge in
Ohlau und anderen Orten ſchärfſtes Eingreifen der
Reichs=
regierung in Preußen wegen der immer bedrohlicher werdenden
Bürgerkriegsgefahr gefordert. Herr v. Winterfeldt hat ferner
die Aufmerkſamkeit des Kanzlers auf die Verhältniſſe in
Preu=
ſten gelenkt und zum Ausdruck gebracht, daß eine
Wiederherſtel=
lung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit nur
mög=
lich iſt, wenn Preußen wieder eine aktionsfähige
Regierung erhält. Es wird nun davon geſprochen, daß
Winterfeldt ſich ſelbſt für dieſen Poſten in
Vor=
ſchlag gebracht habe. Wir vermögen die Richtigkeit dieſer
Behauptung nicht nachzuprüfen, aber es läßt ſich nicht beſtreiten
und wir haben darauf ſchon vor einiger Zeit hingewieſen, daß
Winterfeldt wiederholt als kommender
Reichs=
kommiſſar für Preußen genannt worden iſt. Es
ſcheint auch, als ob in der Unterhaltung zwiſchen Winterfeldt
und Papen auch der Plan einer Einſetzung eines
Reichskommiſ=
ſars beſprochen worden iſt und der Kanzler gewiſſe Bedenken
geltend gemacht hat. Auch die Deutſchnationalen laſſen
durch=
blicken, daß ihnen der Gedanke eines Reichskommiſſars im
Rugenblick nicht ſonderlich ſympathiſch iſt, mindeſtens nicht, wenn
dabei die Perſon Winterfeldts eine Rolle ſpielt. Sie glauben
nicht, daß die Ordnung durch den Reichskommiſſar in ſehr kurzer
Zeit hergeſtellt werden könnte, rechnen vielmehr zunächſt mit
einer Fortſetzung des jetzigen Zuſtandes und mit
entſprechen=
den Angriffen der anderen Parteien auf ihren Freund
Winter=
ſeldt und damit gegen die Deutſchnationale Volkspartei. Das
Reichskommiſſariat für Preußen ſcheint jedenfalls vorläufig
er=
ledigt zu ſein.
Fünf Schußverlekzke in Elberfeld.
In Elberfeld kam es am Montag zwiſchen Angehörigen
ver=
ſchiedener Parteien zu ſchweren Auseinanderſetzungen. Ein
Na=
tionalſozialiſt feuerte ſechs Schüſſe ab, durch die fünf Perſonen,
darunter eine Frau, verletzt wurden. Der Täter flüchtete, konnte
aber von Polizeibeamten auf dem Dach eines Hauſes
feſtgenom=
men werden. Er gibt an, in Notwehr gehandelt zu haben, da er
von Kommuniſten und Reichsbannerleuten bedroht worden ſei.
Anhl ven Simmisprafibenen verſcoden.
Enkſcheidung erſt nach der
Reichskagswahl.
Günſtiger Skand der Koalikionsverhandlungen.
* Die Verhandlungen zwiſchen Nationalſozialiſten und
Zen=
trum über die heſſiſche Regierungsbildung, über die wir bereits
vor einigen Tagen berichteten, haben einen im allgemeinen
be=
friedigenden Verlauf genommen. Trotzdem iſt die Wahl des
Staatspräſidenten bis nach den Reichstagswahlen verſchoben
worden, weil beide Parteien offenbar Hemmungen für den
Wahl=
kampf vermeiden möchten. Wenn auch die Verhandlungen im
großen und ganzen ſo gut wie abgeſchloſſen ſein dürften, ſo wird
das endgültige Ergebnis doch auch davon abhängig ſein, ob im
Laufe der nächſten 3 Wochen nicht noch Ereigniſſe eintreten, die
gewiſſermaßen eine neue Lage ſchaffen. Nicht ohne Bedeutung
wird natürlich auch das heſſiſche Wahlergebnis vom 31. Juli auf
die endgültige Entſcheidung ſein.
Aller Vorausſicht nach werden die Miniſterien, die bisher die
Sazialdemokratie innegehabt hat — Staatsminiſterium,
Innenminiſterium und Kultusminiſterium —
von den Nationalſozialiſten übernommen werden,
während das Zentrum wie bisher die Finanzen und
die Juſtiz behält.
So bedauerlich der abermalige Aufſchub der
Staatspräſiden=
tenwahl iſt, ſo ſehr iſt zu wünſchen, daß unmittelbar nach den
Reichstagswahlen in Heſſen wieder eine Mehrheitsregierung
ge=
bildet werden kann, um ſo mehr, als ja die gegenwärtigen
Zu=
ſtände wirklich auf die Dauer unhaltbar ſind und, wie wir hören,
auch beſonders vom Zentrum als unhaltbar empfunden werden.
Der Freiwillige Arbeitsdienſt im Bezirk Heſſen.
Schon im Mai ſtand der Bezirk des Landesarbeitsamtes
Heſſen im ganzen Reiche an der Spitze hinſichtlich der
genehmig=
ten Maßnahmen des Freiwilligen Arbeitsdienſtes. Inzwiſchen
iſt ein weiteres Anwachſen erfolgt, das auch heute noch anhält.
Die Zahl der im Bezirk Heſſen bewilligten Maßnahmen betrug
bis zum 30. Juni 785, wovon 100 beendet ſind. Zahlenmäßig
ſtanden an der Spitze 250 Maßnahmen der
Verkehrs=
verbeſſerung, es folgten 220 Maßnahmen zur Hebung
der Volksgeſundheit, 185 Bodenverbeſſerungen,
91 Forſtarbeiten uſw. Bei dieſen ſämtlichen Maßnahmen
des Freiwilligen Arbeitsdienſtes konnten insgeſamt 18 063
Arbeiter beſchäftigt werden, abzüglich der beendeten ſind
noch 15 755 in Arbeit. Die Hälfte davon waren Jugendliche. In
Zukunft ſoll der Prozentſatz an Jugendlichen allerdings auf etwa
30 Prozent beſchränkt werden. Die Mindeſtarbeitszeit betrug
6 bis 7 Stunden, in ländlichen Bezirken durchweg 7 Stunden.
Bei weitem an der Spitze im Bezirk Heſſen marſchiert das
Ar=
beitsamt Gießen mit 273 Arbeiten, d. ſ. etwa 30 Prozent des
geſamten Bezirks überhaupt. Sehr verdienſtvoll arbeitet hier
als Dachorganiſation das Heſſiſche Heimatwerk, das den
etwa 4000 Beſchäftigten in der Provinz Oberheſſen in den
ein=
zelnen Ortſchaften auch geiſtige Schulung zukommen läßt. Es
folgen der Arbeitsamtsbezirk Kaſſel mit 92 Arbeiten, Limburg
76, Dillenburg 60, Frankfurt 56, Marburg 43, Mainz 28,
Hers=
feld 27, Hanau 26, Darmſtadt 24, Niederlahnſtein 22,
Offen=
bach 20, Wetzlar und Wiesbaden 19, Treyſa 14, Fulda 6 und
Worms 2 Maßnahmen des Freiwilligen Arbeitsdienſtes.
Gdeihe und die Boitsrande.
Uiter Herders Antrieb ſammelte der jugendliche Goethe im
Elf”i unmittelbar aus dem Mund der Bevölkerung
Volks=
eſtett „Dergleichen Gedichte ſind ſo wahre Poeſie, als ſie
gen) nur ſein kann; ſie haben einen unglaublichen Reiz
gelchſt für uns, die wir auf einer höheren Stufe der
Bil=
urg ſtehen Das wahre dichteriſche Genie wo es auftritt,
Naſt” mſich vollkommen; mag ihm Unvollkommenheit der Sprache,
errüßeren Technik, oder was ſonſt will, entgegenſtehen; es
be=
tzu de höhere innere Form.” Klarer hätte man das künſtleriſche
mßere des Volksliedes nicht erfaſſen können. — In „Kunſt und
gilltyum” preiſt Goethe G. D. Arnolds in Straßburger
Mund=
irt: ſeſchriebenes Luſtſpiel „Der Pfingſtmontag” als „ein
nittegleichliches Denkmal altſtraßburgiſcher Sitte und Sprache‟.—
„Oie „Alemanniſchen Gedichte” des „unſchätzbaren‟ Hebel rühmt
an; berteidigt er gegen eine herabſetzende Rezenſion in der
„eeriaſchen Literaturzeitung. — Den Nürnberger Dialektdichter
un. Stadtflaſchner J. K. Grübel charakteriſiert er als ein
unrgleichliches Beiſpiel von Geradſinn, Menſchenverſtand,
Scklafblick und Durchblick in ſeinem Kreiſe‟. Die ſtaatspolitiſche
„Besſtung von Juſtus Möſers volkskundlichen Studien erkennt
er uf den erſten Blick: „es dürfte nur jeder Staatsverweſer an
ſſeirn Ort auf gleiche Weiſe verfahren, um die Verfaſſung
ſeing Umkreiſes und deren Verknüpfung mit Nachbarn und mit
dem Ganzen aufs beſte kennen zu lernen und ſowohl Gegenwart
als zukunft zu beurteilen.”
und Goethes Hochſchätzung volkskundlichen Lebens, an deſſen
Wrſte und Echtheit „ohne Prätenſion und Affektion” er ſich
wimrme erfreute, verdanken wir auch eine der früheſten volkskund=
Aicke Arbeiten, die Schrift „Sebaſtian Grüner. Ueber die älteſten
Siüt und Gebräuche der Egerländer 1825 für J. W. von Goethe
niahrgeſchrieben”.
Gebaſtian Grüner entſtammt einem alten Egerer
Patrizier=
ge=ſchecht; 1807 wurde er zum Kriminalrat ſeiner Vaterſtadt
icer jant. Ein vielſeitiger Mann. Nicht nur ein tüchtiger, feſt
zuuifender Verwaltungsbeamter, der die Räuberbanden
aus=
rootee, die den Kulmer= und Kaiſerwald unſicher machten,
ſon=
deen auch ein Heimatkundler, der ſich noch nicht ſpezialiſiert
hctt. Ein Heimatkundler, wie wir ihn heute brauchten. Für
ihn war ſein Heimatland, ſein Egerland, eine untrennbare
Kuſtr= und Natureinheit.
Goethe wurde am 16. April 1820 anläßlich ſeines
Karls=
bade Aufenthaltes mit Rat Grüner bekannt. Er fühlte ſich
ſcſyt zu dem geiſtig regen Mann hingezogen. Rat Grüner
we wie kein zweiter Goethe Aufſchluß geben über die ge=
ologiſche Rarität des Egerlandes, den Kammerbühl, einen
er=
loſchenen Vulkan, er konnte Goethe einführen in die Geſchichte,
in Sprache, Sitten und Gebräuche des blühenden Egerländchens,
deſſen Fachwerkhäuſer, im ſog, reichen fränkiſchen Stil, heute
noch die Franzensbader Kurgäſte zum Stehenbleiben zwingen.
Grüners heimatkundliche Forſchung wurde von Goethe
tat=
kräftig unterſtützt. Das Band der Freundſchaft, das auf ſolcher
Grundlage den Dichter und den Volks= und Heimatkundler
an=
einanderknüpfte, hielt bis zum Tod. Die ſchönſte Frucht dieſer
ungetrübten Freundſchaft iſt außer dem Briefwechſel beider die
mit farbigen Bildern reich geſchmückte Egerländer Volkskunde
„Ueber die älteſten Sitten und Gebräuche der Egerländer” eine
Handſchrift von 180 Seiten mit 8 Bildtafeln, die wahrſcheinlich
von Grüner ſelbſt im Jahre 1825 in Weimar Goethe
über=
reicht wurde.
Immer wieder ſchreibt Goethe an den Egerer Freund, er
möchte doch das Buch fertig machen. „Verſäumen Sie auch das
Geringſte nicht, denn bei Charakterdarſtellungen ſind gerade die
kleinſten Züge die bedeutendſten”. (Brief Goethes an Rat Grüner
v. 30. Sept. 1821.) Grüners Egerländer Volkskunde wird in
dem Buche „Briefwechſel und mündlicher Verkehr zwiſchen
Goethe und dem Rath Grüner” (Leipzig 1853) öfter erwähnt;
aber die Handſchrift war verſchollen. Man wußte zwar von
ihr, aber niemand kannte ſie, bis der Egerländer Heimatkundler
A. John im Jahre 1897 neues und erfolgreiches Suchen im
„Goethe= und Schillerarchiv” in Weimar veranlaßte. A. John
veröffentlichte 1901 die Handſchrift mit den farbigen Abbildungen
in den „Beiträgen zur deutſch=böhmiſchen Volkskunde‟.
Grüners Egerländer Volkskunde iſt ſtofflich knapp, es wird
keine Geſamtdarſtellung gegeben. Haus und Hof bleiben
unbe=
rückſichtigt. Wir wollen es verſchmerzen, wir kennen das
ſtatt=
liche Egerländer Gehöft ſehr genau. Um ſo wichtiger iſt jedes
Wort Grüners über die ausgeſtorbene Egerländer Volkstracht. Mit
wiſſenſchaftlicher Exaktheit ſchildert er Schnitt, Maß, Farbe, Stoff
der einzelnen Trachtenſtücke. Farbige Abbildungen veranſchaulichen
das Wort. Mit dem Auge eines modernen Volkskundlers ſah
Rat Grüner ſchon die Abhängigkeit der Volkstracht von der
ſtädtiſchen Tracht. Nach ſeiner eigenen Angabe hatte er die
älteſten und jüngſten Dorfſchneider zu Rat gezogen, um ältere
und jüngere Tracht vergleichen zu können. Und Goethe ſagt
dazu: „Das hat ſein Gutes, man kann in der Folge
wahr=
nehmen, ob und inwiefern der Luxus auf ſie (die Tracht)
ein=
gewirkt hat. Es wäre intereſſant ſolche Aufzeichnungen auch
von anderen Völkern zu haben”. In ſich geſchloſſen iſt die
Dar=
ſtellung der Egerländer Gebräuche von der Wiege bis zur Bahre.
Beſonders überraſcht in Grüners Volkskunde eine umfangreiche
Sammlung von Volksliedern. Was nun freilich Rat Grüner
über Siedlungskunde, Herkunft der Egerländer berichtet, iſt von
der Wiſſenſchaft endgültig abgetan. Die Egerländer haben mit den
Altenburger Wenden nichts zu tun. Bayern, Franken, Thüringer
waren im hohen Mittelalter die Koloniſten des Egerlandes.
Als Goethe am 28. Mai 1820 aus Karlsbad wieder nach
Eger zu Rat Grüner kam, waren ſeine erſten Worte: „Was hat
uns der problematiſche Kammerbühl gebracht, was machen die
Egerländer?‟ Er hatte die Egerländer liebgewonnen. „Es iſt
ein wackeres abgeſchloſſenes Völkchen.” Und Goethe will als
Staatsmann vor allem wiſſen, warum im Egerland ſo wenig
Verbrechen verübt werden. Da antwortet ihm Rat Grüner:
„Meinem Dafürhalten nach dürfte die Urſache teils in der
Er=
ziehung, teils in ihren Gebräuchen zu ſuchen ſein; denn die
Jugend wird zur Schule, zur Gottesfurcht und zur
Arbeit=
ſamkeit angehalten. Der Egerländer iſt ein guter Chriſt, ein
treuer Untertan und Ehemann, ein ſorgſamer, arbeitſamer
Hausvater. Und ſo haben die Kinder ſtets gute Beiſpiele vor
Augen. Insbeſondere glaube ich, daß ein Vorgang bei den
Leichenbegängniſſen auf ſie einen tiefen und nachhaltigen
Ein=
druck hervorbringt. Der Verſtorbene bleibt in offenem Sarge
in ſeiner Wohnſtube ausgeſetzt, um denſelben ſtehen ſeine
An=
gehörigen und Verwandte, auch Freunde und Nachbarn. Zu
Häupten des Verblichenen hält der ſog. Procurater,
Leichen=
bitter, eine Anrede. Vor Allen ſtellt er Betrachtungen über die
Vergänglichkeit des Lebens, auf den Toten hinweiſend, an . . .
Er muntert die Angehörigen zur Gottesfurcht, Eintracht und
Arbeitſamkeit auf, nimmt im Namen des Verblichenen von
allen einen rührenden Abſchied, bittet alle um Verzeihung ..."
und fordert zur Verſöhnung auf mit der nachdrücklichen
Ver=
ſicherung, daß, wenn ſie bei ihren Handlungen und
Unter=
nehmungen immer Gott vor Augen haben, ſie ſich in jener Welt
wiederſehen werden. Der Anblick der Leiche, dieſe Anrede, alle
Nebenumſtände, wirken außerordentlich auf die Umſtehenden.
Der Eindruck iſt bleibend, und die Hinweiſung auf dieſen
Vor=
gang genügt zumeiſt, einen Verirrten wieder auf den rechten
Weg zu bringen.” Goethe hörte aufmerkſam zu und ſagte: Sie
haben recht, dieſer Vorgang muß auf den Landmann einen
grenzenloſen Eindruck machen”.
Noch vor einigen Jahrzehnten war das Egerland eine
Fund=
grube für den Volkskundler. Altes Brauchtum iſt auch heute
noch nicht ganz ausgeſtorben. Der Dudelſack wird noch hinter
verſchloſſenen Türen geblaſen. Das Städtiſche Muſeum in
Eger hütet einen herrlichen Schatz Egerländer Trachten. Doch
das Beſte, was den Egerländern geblieben iſt in ſchwerſter
Be=
drängnis, iſt ihr Deutſchſein bis ins Mark.
Dr. Ernſt Zeh.,
Seite 4 — Nr. 133
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 13. Juſf 1932
Die polikiſchen Zuſammenſtöße in Schleswig=Holſkein.
Die Kampfleitung der Eiſernen Front der Nordmark (Kiel)
richtete wegen der blutigen Zuſammenſtöße, die ſich am Sonntag
in Eckernförde und Clausdorf ereigneten, ein Proteſttelegramm
an den Reichsminiſter des Innern und den preußiſchen
Innen=
miniſter, in dem geſagt wird, daß die polizeiliche Gewalt in
Eckernförde viel zu ſchwach geweſen ſei. Es wird das dringende
Verlangen nach Eingreifen der Staatsgewalt ausgeſprochen, da
ſonſt der Bürgerkrieg unvermeidlich ſei. In dem Telegramm
werden dann weiter die Vorfälle kurz angeführt, wobei geſagt
wird, daß das Gewerkſchaftshaus in Eckernförde von den
Natio=
nalſozialiſten planmäßig und ohne jede Veranlaſſung überfallen.
erſtürmt und demoliert worden und ferner ein Vertreter des
Landesarbeiterverbandes durch Herzſtich getötet und ein anderer
durch Lungenſtich ſchwer verletzt worden ſei. Ebenſo hätten die
Nationalſozialiſten in Clausdorf bei Holtenau einen
Feuerüber=
fall auf das Haus des Gemeindevorſtehers unternommen. Dabei
ſei die Hauseinrichtung zertrümmert und weitere Häuſer
beſchä=
digt worden.
Wie ſchon am Montag gemeldet, ſtehen ſich die Anſichten über
die Urſachen der Zuſammenſtöße bei den beteiligten Parteien
diametral gegenüber. Die Polizeiverwaltung Eckernförde hat
noch keinen amtlichen Bericht herausgegeben, da die Unterſuchung
der Staatsanwaltſchaft über die Schuldfrage noch andauert.
Schwere Ausſchreikungen in Hagen.
Schrotſchüſſe in Küſtrin.
Nach einer Kundgebung der Nationalſozialiſten auf der
Kuh=
weide in Hagen wurden die geſchloſſen abmarſchierenden
Teil=
nehmer und die ſie begleitende Polizei beſchoſſen. Auch im Süden
der Stadt kam es zu ſchweren Zuſammenſtößen, bei denen ebenfalls
geſchoſſen wurde. Die Polizei erwiderte das Feuer. Insgeſamt
wurden etwa 20 Perſonen verletzt. 13 Perſonen wurden
feſtge=
nommen.
Reichsbannermann durch Unkerſchenkelſchuß verletzt.
In Düſſeldorf kam es am Corneliusplatz geſtern abend
zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen Reichsbannerleuten und
Natio=
nalſozialiſten. Die Nationalſozialiſten verſuchten, den
Reichs=
bannerleuten die Abzeichen abzureißen. Als die Reichsbannerleute
ſich zur Wehr ſetzten, wurde von den Nationalſozialiſten geſchoſſen.
Ein Reichsbannermann erhielt einen Unterſchenkelſchuß und
mußte ins Krankenhaus geſchafft werden. Vier der Tat
Verdäch=
tige wurden feſtgenommen.
Schwere Schlägerei im Kaſſeler Stadkparlamenk.
Skraßenſchlacht in Beverungen.
In Beverungen im Kreis Minden kam es zwiſchen Nationo
ſozialiſten und Kommuniſten zu einer eineinhalbſtündigen St:
ßenſchlacht, in deren Verlauf ein Nationalſozialiſt aus Godenfe!
an der Weſer einen Dolchſtoß in den Unterleib erhielt, an deſſe
Folgen er kurz darauf ſtarb. Weitere drei Nationalſozialiſten wr
den durch Revolverſchüſſe ſchwer verletzt. Außerdem wurden
beiden Seiten zahlreiche Leichtverletzte gezählt.
Polikiſcher Mord in Skeeden.
Limburg (Lahn), 12. Juli.
Montag abend wurde in der Gaſtwirtſchaft Denner im benad eru
barten Steeden der 23jährige Nationalſozialiſt Heinrich Gra,
mäher von dem 53 Jahre alten Steinbrecher Heinrich Freit /ku
nach einem vorausgegangenen politiſchen Wortwechſel erſtochmſer,
Freitag iſt Mitglied der SPD. und der Eiſernen Front.
Kommuniſtiſcher Tertor in Nürnberg.
In Küſtriner Neuſtadt kam es zwiſchen Teilnehmern einer
ſozialdemokratiſchen Verſammlung und Nationalſozialiſten zu
Zu=
ſammenſtößen. Dabei ſchoß ein Angehöriger des Reichsbanners
auf die Nationalſozialiſten. Er wurde feſtgenommen und zur
Wache gebracht, wo man ihm die Waffe abnahme. Es meldeten
ſich ſechs verletzte Nationalſozialiſten, von denen fünf durch
Schrot=
ſchüſſe verwundet worden ſind. Der ſechſte hat einen Steckſchuß ins
Bein erhalten.
Im Verlaufe einer politiſchen Debatte im Stadtparlament
nannte der Stadtverordnete Freisler (NSDAP.) den
ſozialdemo=
kratiſchen Abgeordneten Wittrock einen „begnadigten
Zuchthäus=
ler”, was der nationalſozialiſtiſche Vorſteher nicht rügt. Plötzlich
drang die geſamte ſozialdemokratiſche Fraktion auf Freisler ein,
umringte ihn und ſchlug auf ihn ein. Als ein
nationalſozialiſti=
ſcher Stadtverordneter ſeinem Fraktionskollegen zur Hilfe kommen
wollte, wurde auch er von den Sozialdemokraten mißhandelt,
ebenſo der Berichterſtatter der nationalſozialiſtiſchen „Heſſiſchen
Volkswacht”. Nur das Dazwiſchentreten anderer
Stadtverord=
neter verhinderte die ſchlimmſten Folgen für die beiden
national=
ſozialiſtiſchen Stadtverordneten, die erhebliche Verletzungen
davon=
trugen. Schutzpolizei mußte das Eindringen von SA.= Leuten in
das Rathaus verhindern.
Am Montag abend wurden fünf Nationalſozialiſten, de ine
an der Ecke Roland= und Pilotyſtraße Anſchluß an einen Pr=Feie
pagandazug der NSDAP. zu erreichen verſuchten, von etme
den b
20 Kommuniſten überfallen. Einer der Nationalſozialiſten wur
mit einer Zaunlatte zu Boden geſchlagen und hat einen ſchwerMlö ße
Schädelbruch erlitten. Er wurde ins Krankenhaus gebracht.
weiteren Verlauf des Zuges kam es neuerlich zu Reibereicn
wobei ein Kommuniſt eine Kopfverletzung erlitt. Zwei Tär
wurden feſtgenommen.
Bei einem Zuſammenſtoß mit politiſchen Gegnern anenen 1eb
Melanchthonplatz erhielt ein Nationalſozialiſt einen Schuß in dewg und
linke Schulter.
Ein weiterer Zuſammenſtoß hat ſich zwiſchen politiſchnde‟
Gegnern — Reichsbanner und Nationalſozialiſten — E
Frauentorgraben und Leſſingſtraße ereignet, wobei ein Reick,
bannermann durch Schläge auf den Kopf verletzt wurde.
Herr Andreas Schädle, Schreiner,
Darmſtadt, Marienplatz 1, begeht heute,
am 13. Juli, ſeinen 70. Geburtstag.
10079
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Anteilnahme bei dem Heimgange
meines lieben Mannes danke ich
herzlichſt. Beſonderen Dank Herrn
Pfarrer Marx für die troſtreichen
Worte am Grabe, dem Bunde der
Hotelangeſtellten für den ehrenden
Nachruf und Kranzniederlegung,
ſo=
wie dem Stammtiſch Jährling für
ſeine Kranzſpende.
Margarete Spilger
geb. Bickel.
Darmſtadt, den 12. Juli 1932.
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Nr. 193 — Seite 5
Mittwoch, 13. Juli 1932
Aus dei Lundeshauptftadt.
Darmſtadt, den 13. Juli 1932.
Von der Poſt. In dem Leber
n. Jahnſtraße 64, iſt eine amtliche
echen eingerichtet worden.
— Treue Mieter Am 27. Juni 1932 waren es 30 Jahre,
äft Joh.
Horle=
e für Poſtwert=
ß Herr Amtmann i. R. Philipp Fritzges in dem Neubau des
fuſes Erbacher Straße 67 eingezogen iſt. Ein gutes Zeichen
ges treuen Mieters.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
fwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte,
Kriegerhinter=
ſebene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am
Frei=
hig, den 15. ds. Mts., vormittags von 8—12 Uhr, durch die
Eidtkaſſe.
— Rheinfahrt des Rot=Weiß, VfR. nach St. Goar. Als
Ab=
ſtuß ſeiner Jubiläumsveranſtaltungen hat der Verein für
Lei=
ßübungen Rot=Weiß für kommenden Sonntag ſeine Mitglieder
w Anhänger zu einer Rheinfahrt von Erfelden nach St. Goar
egeladen. Zu dieſem Zwecke wurde von dem Verein der Main=
Dampfer „Rheinluſt” verpflichtet, der über 350 Perſonen
ſt. Wie ſehr der Verein mit dieſer Fahrt einem Wunſche der
Atglieder nachgekommen iſt, beweiſt die Tatſache, daß innerhalb
yniger Tage ſämtliche Karten ausverkauft waren. Um allen
ziereſſenten die Teilnahme zu ermöglichen, hat der Verein nun
uen größeren Dampfer verpflichtet. Karten hierzu ſind wieder
uden bekannten Geſchäftsſtellen des Vereins; Zigarrenhaus
hrtmann. Grafenſtraße 20. und Photohaus Umbreit.
Soder=
ſuße 8, erhältlich. (Siehe auch heutige Anzeige.)
fü. Damſihdn ſein Zährides Mbelſeſt. Der . Parſſende
8 Jubelvereins Herr Müller, begrüßte die Erſchienenen und gab
een Ueberblick über die Geſchichte des Vereins, von ſeiner
Grün=
dng und ihren näheren Anlaß bis auf die heutige Zeit.
Nach=
dn durch Erheben von den Sitzen der verſtorbenen Schützen des
Areins gedacht wurde, überreichte der 1. Vorſitzende dem 1. Bun=
Avorſitzenden des Heſſ. Schützenbundes, Ehrenvorſitzenden der
Gützengeſellſchaft Tell, ſowie dem Ehrenmitglied H. Nauheimer,
wiche bei der Gründung des Vereins teilnahmen, für ihre
lang=
ürige Mitgliedſchaft und Treue zu dem Verein eine Ehreurkunde.
Dr 1. Bundesvorſitzende des Heſſ. Schützenbundes, Herr Reuter,
dakte herzlichſt und überreichte im Namen des Bundesvorſtandes
eie Ehrenurkunde, ebenſo überbrachte der 1. Gauvorſitzende. Herr
M Schwab, ſeitens des Gaues Darmſtadt die beſten Grüße, und
un Zeichen der harmoniſchen Zuſammenarbeit ein Ehrengeſchenk.
f2r 1. Vorſitzende der Schützengeſellſchaft Tell dankte allen
An=
venden für ihre Mühe und Arbeit und brachte den Wunſch zum
Asdruck, daß fernerhin alle Mitglieder in kameradſchaftlicher
„d ſportlicher Hinſicht dem Verein treu zur Seite ſtehen.
— Die Neue Nelſon=Revue kommt! Der Orpheumsleitung iſt
gelungen. Meiſter Rudolf Nelſon mit ſeiner neuen Revue
„as ſpricht Bände!” die ſoeben in Breslau mit ſenſationellem
Golg aufgeführt wird, für nächſten Samstag, Sonntag und
ſMontag (16., 17. und 18. Juli) zu verpflichten. In dem etwa
9 Perſonen umfaſſenden Enſemble ſind die alten bewährten
Käfte enthalten; es wirken u a mit: Rudolf Nelſon und
Rud. Sachs an zwei Flügeln; Käthe Erlholz. Fritzi
Shadl, Grete Weiſer, Val. Mabee, Franziska Kenny,
yns Karl Horſten. Walter Groß. Willi Prager. Heinz
Fß uſw. und die Nelſon=Girls! Mit dieſem Gaſtſpiel
difte ſtets geäußerten Wünſchen einer großen Anzahl von
Be=
uern entſprochen ſein. Weitere Mitteilungen folgen. (Siehe
Azeige.)
— Saalbau=Garten — heute Konzert der Don=Koſaken! Das
ntige Wiederholungskonzert der Don=Koſaken beginnt pünktlich
u 8.30 Uhr im Saalbau=Garten (bei Regenwetter im Oxpheum).
chmals ſei darauf hingewieſen, daß das Samstag=Sonntag=
I5ſtſpiel im Orpheum mit großer Begeiſterung und Beifall
auf=
mommen wurde. — Für das heutige letzte Konzert gelten
volks=
ſiiliche Preiſe, auf die Radiohörern, Studenten ſowie
Er=
yrbsloſen eine Ermäßigung gewährt wird. (Siehe Anzeige.)
Reichsbund der Zivildienſtberechtigten, Verein Darmſtadt.
Gute 20,30 Uhr „Eintracht” Eliſabethenſtraße 12:
Mitglieder=
geſammlung. Der 1. Landesverbandsvorſitzende erſtattet Bericht
ier die Arbeit des diesjährigen Bundestags. Vollzähliges
Er=
chinen aller Mitglieder iſt Ehrenpflicht. Alle
Zivildienſtberecht=
liſten der Wehrmacht und der Schutzpolizeit, die aus dem
Wehr=
dr Ordnungsdienſt ausgeſchieden ſind oder in nächſter Zeit
aus=
giden, aber noch nicht Mitglied des R.d.3. ſind, werden
herz=
iſt eingeladen. (Siehe Anzeige.)
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die Juliwanderung
fürte von Weinheim auf ausſichtsreichen Wegen zunächſt zum 340
ſeter hohen Geiersberg und von dort nach Oberflockenbach. Nach
oen dreiſtündigen Marſche mundete den Wanderern im Gaſthaus
zur Roſe” das Frühſtück bei flotter und aufmerkſamer Bedienung
zz vortrefflich. Nach der Raſt ging es zur Abwechſlung wieder
eimal aufwärts auf den 527 Meter hohen Eichelberg zur
Mann=
umer Hütte, die, erſtellt von der Ortsgruppe Mannheim, die
Wöglichkeit bot, durſtige Kehlen mit Tee und Limonade zu
er=
mcken. Zur Bedienung hatten ſich die Klubfreunde aus
Mann=
hm gerne zur Verfügung geſtellt. Auf dem ſogenannten Schinder,
etem ſchmalen Waldpfad, ging es ziemlich ſteil abwärts und dann
ui bequemem Weg und ſchließlich durch das ſchöne „Weite Tal”,
uch dem Endziel Schriesheim=Ludwigstal, wo die Ortsgruppe
Griesheim mit viel Jugend und Muſik zur Begrüßung bereit
ſind. Mit Pauken und Trompeten ging es dann nach prächtiger,
vnn auch 7ſtündiger Wanderung ins Gaſthaus zum „Adler”,
w die Klubgenoſſen raſch das wohlverdiente Mittageſſen
erhiel=
m. Der 1. Vorſitzende der Ortsgruppe Schriesheim, Herr W.
Senk, begrüßte die Darmſtädter Klubgenoſſen, und Herr
Haupt=
lerer Schuhmann, der Vorſitzende des Jungodenwaldklubs,
zeich=
iſte verantvortlich für die von ſeiner Jugendgruppe vorgeführten
ſtönen Tänze und Reigen. Herr Lehrer Salomon. Darmſtadt,
dnkte der befreundeten Ortsgruppe Schriesheim für die
Be=
gißung und die herrlichen Darbietungen der Jugendgruppe und
Feund Böcher, der Senior=Wanderer der Darmſtädter, ſprach den
heden Führern der heutigen Wanderung, den Klubgenoſſen
Sa=
lonon und Straub, den Dank aus für die ſorgfältige Vorbereitung
ud die Ausführung der ſchönen Wanderung aus. Wir weiſen
uſere Mitglieder ſchon heute auf die nächſte Wanderung, die als
Tageswanderung in den Vogelsberg gedacht iſt, hin und
er=
mrten eine zahlreiche Beteiligung, zumal die Koſten hierfür den
hutigen Verhältniſſen durchaus Rechnung tragen und im
umge=
korten Verhältnis zu dem ſtehen, was den Teilnehmern geboten
urd.
Lokale Beranſkaltungen.
De hlerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritſk.
— Vortrag.. Am Donnerstag, den 14. Juli, nachmittags
ud abends, im Fürſtenſaal (Grafenſtraße 20), und Freitag, den
Juli, nachmittags und abends im gr. Saale „Zur Krone‟
ſchuſtergaſſe), finden Vorträge mit Lichtbildern über das Thema
Wunder in der Medizin” ſtatt. (Näheres in der heutigen
izeige.)
— Sportkaffee am Böllenfalltor. Das geſtern
urch ungünſtige Witterung ausgefallene Sommernachtfeſt
ſndet Donnerstag ſtatt. (Näh. ſiehe Anzeige.)
— Im Städt. Saalbau=Garten ſingen heute die
ſton oft und gerne gehörten Don=Koſaken. Donnerstag
gend großes Konzert, Blasmuſik, Illumination und
Tanzein=
gen im Gartenſaal. (Siehe Inſerat.)
— Herrngarten=Café. Am Mittwoch, den 13. Juli,
lends 8 Uhr, findet im Herrngarten=Café ein moderner
Ope=
ſtten= und Schlagerabend ſtatt, ausgeführt von Mitgliedern des
ſtadtorcheſters. Die ſchöne zentrale Lage des Herrngarten=Cafés
betet den Beſuchern — bei guter Muſik — eine angenehme Er=
Alungsſtätte.
Schuls=Terraſſen=Keller. Heute. Mittwoch,
bends 8 Uhr, ſpielt das Stadt=Orcheſter unter Leitung ſeines
ſapellmeiſters W. Schlupp. Die Zuſammenſtellung des
Pro=
tamms verſpricht den Konzertbeſuchern einige genußreiche
Stunden.
Tageskalender für Mittwoch, den 13. Juli 1932.
lnion=Theater: „Es wird ſchon wieder beſſer” und. Der Würger”;
Helia=Lichtſpiele: „Hallo! Hallo! — Hier ſpricht Berlin” und
„Zehn Minuten Schwimm=Unterricht”; Palaſt=Lichtſpiele:
„Brand in der Oper”. — Saalbau=Garten. 20,30 Uhr: „Don=
Kokaſen=Chor”. — Schuls Terraſſenkeller: Konzert —
Herrn=
garten Caf”: Konzert. — Sport=Café am Bällenſalter: Ge
ſchaſtstanz.
Erholungsfahrt für Jedermann.
Sonnkage am Bodenſee. — Die Sonderfahrt der Reichsbahndirekkion Mainz nach Konſtanz.
Eindrucksvolle Erlebniſſe.
Durch ſchöne deutſche Lande.
* Die Sonderfahrten der Reichsbahn erfreuen ſich immer
ſtärkerer Beteiligung, ſie ſind für Viele geradezu unentbehrlich
geworden, denn ſie vermitteln neben ſchönen Erlebnisſtunden,
deren es in der heutigen Zeit leider ſo wenige gibt, tiefe
Ein=
drücke perſönlicher Art und ſie tragen dazu bei, unſere deutſche
Heimat kennen und lieben zu lernen. Die weiteſten Fahrten
werden mühelos überwunden ,da bequeme Sitzplätze in
genü=
gender Zahl zur Verfügung ſtehen und angemeſſene
Fahrtunter=
brechungen zur „Stärkung” Hungriger eingelegt ſind. Und vor
allem: Es muß einmal unterſtrichen werden, daß die
Sonder=
fahrten finanziell für jedermann tragbar ſind. Die
außerordent=
lich ſtarke Beteiligung aus allen Kreiſen der Bevölkerung aus
Darmſtadt, Mainz, Wiesbaden, Worms, Groß=Gerau uſw., wobei
Darmſtadt erfreulicherweiſe an der Spitze marſchiert, bewies, daß
mit einigem guten Willen eine ſolche Erholungsfahrt von jedem
ermöglicht werden kann.
Die Freuden und Erlebniſſe auf ſolcher Fahrt können kaum
ſo leuchtend ausgemalt werden, wie ſie der Einzelne ſelbſt
durch=
koſtet, aber den Teilnehmern zur Erinnerung und allen anderen
zum Anſporn ſei die letzte Fahrt in einigen Einzelheiten
feſt=
gehalten.
In Schnellzugsgeſchwindigkeit ging es unſere
herrliche Bergſtraße entlang über Schwetzingen nach Offenburg,
wo die erſte einſtündige Mittagsrat gehalten wurde. Und nun
ging es tief in den Schwarzwald. Jede Minute brachte
neue überwältigende Bilder. Mächtige Berge wechſelten mit
tie=
fen, anmutigen Tälern, in denen träumeriſch kleine Dörfer oder
einzelne Schwarzwaldhäuschen liegen; blauſchwarze Tannenwälder
löſten weite beſtellte Felder oder Wieſen ab, die in goldenem
Sonnenſchein lagen und von ſilberglänzenden Flüßchen und
Bächen durchzogen waren. Immer neue, wunderſame
Ueber=
raſchungen wurden dem Beſchauer, der dieſe Herrlichkeiten der
Natur zum erſten Male ſah, und auch wer ſchon wiederholt das
Glück hatte, eine ſolche Schwarzwaldfahrt mitzumachen, fand
im=
mer wieder neue entzückende Bilder. Nach einer kurzweiligen
Fahrt, häufig unterbrochen durch die zahlreichen Tunnels (32
an der Zahl), fuhr der Sonderzug planmäßig in der ſchönen
ſüd=
deutſchen Stadt
Konſtanz am Bodenſee
ein. — Alles war auf das peinlichſte vorbereitet, kein Wunder,
hatte doch der altbewährte Sonderzugführer
Reichsbahnoberin=
ſpektor Beck die Leitung des Zuges und die Durchführung der
ſchwierigen Vorarbeiten übernommen. In alter Friſche ſorgte
er für ſeine Schutzbefohlenen, und ihm iſt es in erſter Linie zu
danken, daß die Fahrt in allen Einzelheiten ſo glänzend verlief.
Man war alſo in Konſtanz, ſuchte ſeine Quartiere auf und, da
niemand Ermüdung verſpürte, ſah man bald in den Straßen die
bereits bekannten Geſichter, der Fahrtteilnehmer, die ſich die
Sehenswürdigkeiten dieſer alten hiſtoriſchen Stadt anſchauten.
Man beſichtigte u. a. das im Jahre 1388 erbaute
Konziliums=
gebäude, das Zeppelindenkmal, das im 11. Jahrhundert erbaute
alles überragende Münſter, die alten Stadttore, das ehem.
Domi=
nikanerkloſter, jetziges Inſel=Hotel, und die vielen anderen
beach=
tenswerten Bauten. Der langſam einſetzende Regen führte die
„Fremden aus dem Heſſenlande” zu geſelligem Zuſammenſein in
verſchiedenen Lokalen zuſammen. — Es regnete auch am
folgen=
den Tage, und man hatte doch eine ſo ſchöne
Dampferfahrk auf dem Bodenſee
vorgeſehen! Aber Sonderzugsteilnehmer der
Reichsbahndirek=
tion Mainz, die noch dazu einen ſo unternehmungsluſtigen,
un=
verdrießlichen Führer haben, laſſen ſich die Stimmung nicht
ver=
derben. Man fuhr alſo, nachdem früh morgens „Graf
Zeppe=
lin” auf ſeiner Fahrt nach England über Konſtanz noch froh
begrüßt worden war, bei heftigem Regen gen Bregenz, und in
ſtrömendem Regen legte der ſchmucke Salondampfer „Stadt
Ueberlingen” in Meersburg an, ein urdeutſches maleriſch
gelegenes Städtchen, das ausgiebig beſichtigt wurde, zumal hier
alte Erinnerungen, vor allem an das Wirken Annette v. Droſte=
Hülshoff auftauchten. — Und weiter gings nach
Friedrichs=
hafen. Die Mehrzahl der Fahrtteilnehmer blieb hier während
des Aufenthaltes auf dem Schiff, denn „Graf Zeppelin” war
doch ausgeflogen, und der Regen war noch heftiger geworden,
mit ihm hatte ſich aber erſtaunlicherweiſe die Laune aller noch
gebeſſert, und als man in der wundervollen Inſelſtadt Lindau
einfuhr und unbekümmert um das naſſe Element von einer
friſch=
frohen Muſikkapelle und mit Salutſchüſſen empfangen wurde, gab es
kein Halten mehr. Alles ſtrömte in das bezaubernde Städtchen, und
unter ſachkundiger Anweiſung der von dem rührigen Verkehrsverein
zur Verfügung geſtellten Führer wandelte man durch Lindau
und beſtaunte auch hier die alten Wahrzeichen und Baulichkeiten.
Ganz Unentwegte ſtatteten dem nahen Bad Schachen einen
Beſuch ab und ſtürzten ſich — man höre und ſtaune! — in
fried=
lichem Uebermut in die kühlen Wogen des Bodenſees, um ein
er=
friſchendes Bad zu nehmen. — Das ſchien dem Wettergott denn
doch zu dumm, er ſtellte den Regen ab, und als man zum
Ab=
ſchied den ſtolzen bayriſchen Löwen Lindaus grüßte, herrſchte eitel
Freude und Sonnenſchein. —
In kaum 25 Minuten war Bregenz, die öſterreichiſche
Stadt am Bodenſee, erreicht. Beſuche auf den Pfänder, wo ſich
den erſtaunten Blicken zwiſchen grandioſen Wolkenbänken
wun=
derbare Bilder auf die ſchweizeriſchen, mit Schnee bedeckten
Ge=
birgsrieſen bot, ſind unvergeßlich. Mit ſtiller Wehmut, aber voll
innerer Dankbarkeit für all das Gebotene nahm man Abſchied. —
Eine luſtige, ſelten ſchöne Rückfahrt nach Konſtanz wurde
angetreten. Humor und gute Laune herrſchten auf dem Schiff
— langſam ſank der Abend auf den See. Purpurrot ging die
Sonne unter und zeigte die Berge noch einmal in ganz
unvor=
ſtellbarer Pracht, dann waren nur noch die Konturen der Ufet
zu erkennen, und ſchließlich herrſchte völlige Dunkelheit — Bei
frohem Lied und angeregter Unterhaltung ging die Rückfahrt zu
Ende. Zur Erinnerung an dieſe unvergleichlich ſchöne Fahrt —
auch das ſei feſtgehalten — gründeten einige luſtige
Fahrtteil=
nehmer einen „Ahoibodenſeeklub” ohne Vereinsfahne und ohne
Beitrag von 4 Tagen Lebensdauer!
Der nächſte Tag war ein Sonntag im wahrſten Sinne des
Wortes. Die Sonderzügler erholten ſich bei Ausflügen in die
nahe Schweiz, auf dem See oder in und um Konſtanz, alle aber
kamen auf ihre Rechnung! Der Tag war faſt zu ſchnell zu Ende,
ſchweren Herzens, aber frohen Mutes trennte man ſich von dem
beneidenswert, ſchönen Südweſteckchen Deutſchlands. Noch ein
Erleben ſtand bevor!
Freiburg.
Alle Anerkennung dem vorbildlichen Verkehrsverein unter
Leitung des Direktors Duffner und Mühlbacher zuvor! Der
muſterhaften Organiſation iſt es zu danken, daß die
Sonderzugs=
teilnehmer in bequemen Omnibuſſen in den kurzen Stunden des
Aufenthaltes die Hauptſehenswürdigkeiten genießen konnten, vor
allem auch die prachtvolle Umgebung Freiburgs. Die Rundfahrt
wurde durch eine Fahrt mit der Schauinslandbahn gekrönt. Wir
haben über den Freiburger Aufenhalt bereits berichtet. Man
trennte ſich von dieſer freundlichen Stadt mit dem Verſprechen,
bei einer eigenen Sonderfahrt in ihr einen längeren Aufenthalt
zu nehmen. —
Und dann war die Fahrt zu Ende, mit ihr ein Erleben, das
wie ein Traum in unſerer Erinnerung haftet. Herzlicher Dank
iſt der Reichsbahndirektion Mainz, vor allem auch den
verant=
wörtlichen Herren, die ſich an dieſer Fahrt beteiligten, dem
De=
zernenten für die Reichsbahnſonderfahrten, Oberregierungsrat
Dr. Thomas, und dem unermüdlichen Fahrtleiter
Ober=
inſpektor Beck für die tadelloſe Durchführung dieſer Sonderfahrt
gewiß. Möge ihre Arbeit in ſtarker Beteiligung an den noch
kommenden Sonderfahrten ihre Anerkennung finden. In dieſem
Sinee gilt ihnen und allen Fahrtteilnehmern ein kräftiges
**
„Ahoi”.
Billiger Ausflugſonderzug nach Rothenburg o. d. T.
Um der Bevölkerung einige ſchöne und preiswerte
Ferien=
ſtunden zu verſchaffen, fährt die Reichsbahndirektion Mainz am
Samstag, den 16. Juli, nachmittags, bis Sonntag, den 17. Juli,
abends, einen Wochenendzug nach dem Schatzkäſtchen deutſcher
Vergangenheit, Rothenburg ob der Tauber. Der
Fahr=
preis für Hin= und Rückfahrt iſt um 50 Prozent ermäßigt. Da
erfahrungsgemäß dieſer Zug gut beſetzt wird, empfiehlt es ſich,
die Sonderzug= und Teilnehmerkarte recht frühzeitig zu löſen.
Der Fahrkartenverkauf muß eingeſtellt werden, ſobald die zur
Verfügung ſtehenden Plätze für dieſen Zug vergriffen ſind.
Unter der ſicheren Obhut der Reichsbahn werden alle
Teilneh=
mer ein ſchönes Wochenend verleben.
* Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Union=Theater.
„Es wird ſchon wieder beſſer”.
Unter dieſem vieldeutigen Titel verbirgt ſich ein ſehr guter,
ſehr luſtiger und origineller Film. Zwar originell iſt nicht die
Tatſache, daß „ſie ſich kriegen”, ſie kriegen ſich faſt immer im
modernen Film. Manchmal ſogar mehrfach und heftig Originell
aber iſt ſicher die Art, wie ſie ſich kriegen, und alles andere,
was dem „Sichkriegen” vorausgeht. Als da iſt: Die Nöte eines
unter der Wirtſchaftsnot leidenden Freundespaares, deſſen eine
Hälfte juſt in dem Augenblick das Glück hat, von einem Auto
überfahren zu werden, als der Juſtizrat Haftbefehl zur
Erzwin=
gung des Offenbarungseides gegen ihn erwirkt hat Und zu
die=
ſem Glücksfall kommt dann eine ganze Kette weiterer, die eine
Zickzacklinie des Schickſals zeichnen, wie ſie eben nur der Film
er=
finden und lebendig bildhaft geſtalten kann. Und die
Darſtel=
lung, das Spiel und die Regie ſind ganz ausgezeichnet. Namen
wie Heinz Rühmann, Paul Otto, Fritz Grünbaum, Oskar
Sima, E. Verebes und — Dolly Haas verbürgen ein Spiel
von beſtem Darſtellungsniveau.
Im Beiprogramm läuft Der Würger”, ein engliſcher
Senſations=Eiſenbahn=Attentatsfilm, der eine Reihe guter
Eiſen=
bahn= und Zuſammenſtoß=Aufnahmen bringt, im übrigen aber
.9
eine Angelegenheit für kindliche Gemüter iſt. —
* Palaſt=Lichtſpiele
bringen mit dem neuen Programm einen ungewöhnlich guten
Film der Froehlich=Filmgeſellſchaft. Eine der beſten
Regiearbei=
ten Carl Froehlichs: Brand in der Oper‟ Einem
Theater=
brand von kataſtrophalen Ausmaßen, eine techniſche
Filmglanz=
leiſtung, iſt eine mehraktige Handlung eingegliedert oder
unter=
legt, die endlich einmal nicht abgedroſchene Themen ſondern
einen wenigſtens einigermaßen originellen Gedanken künſtleriſch
lebendig geſtaltet. Aus einer Tannhäuſerprobe heraus, die in
den Zuſchauerraum und hinter die Kuliſſen der Staatsoper
Ber=
lin führt, den Berliner Domchor und einen Knabenchor in guten
geſanglichen Leiſtungen zeigt, führt die Handlung mit dem
Auf=
ſtieg einer jungen Künſtlerin in Proben zu Hoffmanns
Erzäh=
lungen und aus den Klängen der Baccarole heraus flammt
dann bei der Premiere der tragiſche Höhepunkt der Handlung
mit der Technik des Theaterbrandes auf. Ungewollt und
unbe=
wußt wird die junge Künſtlerin vom Schickſal zwiſchen zwei
Männer geſtellt, die bisher Freunde, die aus bitterer Feindſchaft
wieder in Freundſchaft ſich finden. Das happy end kriſtalliſiert
ſich aus Rauch und Flammen. — Guſtav Froehlich, Alexa
Engſtröm, Guſtav Gründgens und eine Reihe anderer
ausgezeichneter Künſtler geben der Handlung das ſtarke Niveau
beſter Darſtellungskunſt.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute das entzückende
Ton=
film=Luſtſpiel „Hallo, Hallo, hier ſpricht Berlin‟. Eine heitere
Liebesgeſchichte von ausgelaſſener Luſtigkeit. Im Beiprogramm
Weißmüller und ſeine Schülerinnen in „10 Minuten
2 neueſte Emelka=Tonwache.
un
Die Hand in der Taſche.
Kleines Erlebnis in der Straßenbahn.
Ich ſtehe auf der hinteren Plattform. „Es iſt ſehr voll auf
der Straßenbahn, ſo gerade nach Geſchäftsſchluß. An eine Stange
gelehnt, leſe ich, ſo gut es geht, meine Zeitung. Da ſpüre ich
plötzlich, wie ſich etwas in meiner Taſche bewegt. Ganz zart,
kaum ſpürbar. Erſchrocken faſſe ich zu. Es iſt eine Hand Und
ſie gehört einem Mann, der hinter mir ſteht und jetzt ein
biß=
chen frech und ein bißchen verlegen zum Fenſter hinausguckt.
Einen Augenblick lang halte ich die Hand feſt, ſie macht keinen
Verſuch, ſich loszureißen, dann gebe ich ſie langſam frei.
Der Mann hat während der ganzen Zeit keine Miene
ver=
zogen. Jetzt, als er ſeine Hand langſam wieder in ſeine
Rock=
taſche ſteckt, dreht er ſich ein wenig zu mir herüber. Er hat ein
ſehr blaſſes Geſicht mit breiten, mongoliſchen Backenknochen. Die
Augen ſind von einer ſonderbaren hellen Waſſerbläue und liegen
tief. In der anderen Hand trägt er eine Aktentaſche, ein
arm=
ſeliges Stück Leder.
„Ich ſehe ihn ſehr lange und ſehr genau an. Das ſcheint ihm
etwas peinlich zu ſein, aber er weicht meinem Blick nicht aus.
Iſt er ſo frech, ſo abgebrüht? denke ich. Dann ſollte man ihn
eigentlich nicht laufen laſſen.
In dieſem Augenblick holt er eine Zigarette hervor und
wendet ſich an mich: „Könnten Sie mir vielleicht Feuer geben?
Offen geſtanden, ich war im erſten Moment ziemlich verplex.
Und dann ſagt er gleich darauf etwas leiſer: „Beinahe hätte ich
mich eben ſchon ſelbſt aus Ihrer Taſche bedient. In dieſer Fülle
kennt man ſich ja mit ſeinen eigenen Extremitäten nicht aus.
Er ſagt wirklich „Extremitäten”. Ich gebe ihm Feuer, die
Hand, die die Zigarette hält, iſt ſehr ſchmal, faſt ariſtokratiſch,
mit ſtarken Adern und ſehr langen Fingern „Langfinger” denke
ich unwillkürlich. Und dann frage ich: „War es wirklich ein
Verſehen?‟ Er beginnt zu lächeln, die waſſerblauen Augen
wer=
den ganz klein. Das Lächeln iſt zweideutig und unergründlich.
„Sie glauben es wohl nicht?” fragt er weiter. Mir ſcheint,
daß er ſich ein wenig über mich luſtig macht.
„Sie haben Glück gehabt”, anwortete ich. Das Lächeln iſt
verſchwunden. Er macht ein nachdenkliches Geſicht und ſchüttelt
dann langſam den Kopf. Und plötzlich klemmt er die Mappe
feſter unter den Arm, nickt mir zu und ſpringt ſchnell aus der
fahrenden Straßenbahn.
Die entſcheidende Frage bleibk offen. War es nun doch ein
Taſchendieb? Oder hat ſich ſeine Hand wirklich nur verirrt?
Ich weiß es nicht ..
Briefkaſten.
L. L. 100. Die Beſtimmungen der Notverordnung vom
8./9. Dezember 1931 über Zinsſenkung betreffen erſt die ab 1.
Januar 1932 beginnenden Zinſenzahlungen. Im übrigen iſt die
von Ihnen geſtellte Frage durch die 1. Durchführungs= und
Er=
gänzungsverordnung über Zinsſenkung auf dem Kavitalmarkt
vom 23. 12. 1931 geregelt. Wir bitten, den Briefkaſten 3. in
Nr. 146 vom 27. Mai 1932 (Seite 6) nachzuleſen oder in unſeres
Geſchäftsſtelle die Nummer einzuſehen.
Seite 6 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 13. Juli 1932
Aus Heiſen.
Roſenausſtellung in Ober=Ramſtadt.
G. Ober=Ramſtadt, 11. Juli.
Die Roſenausſtellung hatte trotz Ablenkung durch andere
Ver=
anſtaltungen einen guten Beſuch zu verzeichnen. Um 10.30 Uhr
fand die offizielle Eröffnung durch Rektor i. R. Hofmann ſtatt.
Derſelbe begrüßte die Erſchienenen herzlichſt und hieß beſonders
den Vorſitzenden des Obſt= und Gartenbauvereins e. V. Darmſtadt,
Herrn Brohm, herzlich willkommen. Herr Lehrer Röſch hat es
als Geſtalter der Ausſtellung verſtanden, etwa 80 Roſenſorten in
geſchmackvoller und überſichtlicher Weiſe zu ordnen. Herr Kögel
ſorgte als Elektrotechniker durch Schallplattenmuſik dafür, daß ſich
zur Blumenpracht und zum Blumenduft noch die richtige
Ohren=
labe geſellte. Mit Rückſicht auf den edlen Zweck der Ausſtellung
iſt es mit Freuden zu begrüßen, daß ſich der Roſenverkauf recht
flott geſtaltete. In unſerer nichts weniger als roſigen
Notver=
ordnungszeit iſt dieſe Roſenausſtellung um ſo mehr zu würdigen,
als ſie geeignet iſt, durch Blumenduft und Farbenpracht die
ge=
drückte Gemütsſtimmung einzudämmen, die Eintracht zu fördern
und die Hoffnung auf Deutſchlands Wiederaufſtieg neu zu beleben.
Dem Obſt= und Gartenbauverein Ober=Ramſtadt und beſonders
Herrn Lehrer Röſch für ſeine große Mühewaltung ſei hiermit
berzlichſt Dank geſagt.
E. Wixhauſen, 12. Juli. Preisſchießen. Die
Schützen=
abteilung des hieſigen „Krieger= und Militärvereins”
veranſtal=
tet am nächſten Sonntag, den 17. Juli, ein Preisſchießen mit
Standweihe. Das Preisſchießen, welches morgens um 8 Uhr
be=
ginnt, iſt für alle Schützen offen und richtet ſich nach den
Satzun=
gen des Kyffhäuſerbundes.
* Meſſel, 11. Juli. Geſtern feierte der Zweigverein
Darmſtadt der Guſtav=Adolf=Stiftung in Meſſel
ſein Jahresfeſt. Schon vor 9 Uhr erſchien der Poſaunenchor der
Petrusgemeinde in Darmſtadt, der auch hernach in Kirche und
Nachverſammlung ſich immer wieder machtvoll hören ließ, und
er=
öffnete das Feſt durch Choralblaſen in den Straßen, wodurch manch
einer in die Kirche gelockt wurde. So war das feſtlich geſchmückte
Gotteshaus um 10 Uhr gut beſetzt. Die Feſtpredigt hielt Herr
Pfarrer Weiß aus Darmſtadt über Pſalm 118 V. 17 („Ich werde
nicht ſterben, ſondern leben und des Herrn Werke verkündigen”).
Er zeigte uns die unüberwindliche Lebenskraft Guſtav Adolfs und
des Guſtav=Adolf=Vereins. Herr Pfarrer Vogel aus Darmſtadt,
der Vorſitzende des Zweigvereins, überbrachte uns in ſeiner
An=
ſprache die Grüße des Hauptvereins. — In der gleichfalls ſehr gut
beſuchten Verſammlung am Nachmittag erſtattete nach einem
Grußwort des Ortsgeiſtlichen Herr Pfarrer Weiß als Schriftführer
des Vereins den Jahresbericht, aus dem hervorging, daß trotz der
Not der Zeit die Sammlungen in einigen Gemeinden erfreuliche
Ergebniſſe hätten, nicht zum wenigſten durch die Tätigkeit der
Guſtav=Adolf=Frauenvereine, weshalb der Redner beſonders an
alle Frauen die Mahnung richtete der Guſtav=Adolf=Sache ſtets
Teilnahme und Liebe entgegenzubringen. Ferner hielten
Anſpra=
chen Herr Pfarrer Wolf aus Sao Leopoldo über Braſilien und
Herr Pfarrer F. Müller aus Darmſtadt über die
Tſchechoſlo=
wakei. Erſterer hat auch vormittags einen Jugendgottesdienſt
ge=
halten. Die Feſtkollekte ergab 61 Mark und wurde je zur Hälfte
für Braſilien und für die heſſiſche Baugemeinde Amöneburg
be=
ſtimmt. Durch Verkauf von Guſtav=Adolf=Schriften gingen 11,50
Mark ein. Erfreulich war, daß auch von auswärts, von
Darm=
ſtadt und von Langen, nahezu hundert Feſtteilnehmer ſich
einge=
funden hatten. Außer dem Kirchenchor wirkte bei dem Feſte auch
der Geſangverein Sängerbund=Eintracht mit, deſſen machtvolle
Chöre und zeitgemäße vaterländiſche Lieder allſeitig Anerkennung
fanden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 12 Juli. Turnverein. Das
Werbe=
turnen, an dem ſich alle Abteilungen des Vereins beteiligten,
war recht gut beſucht. In faſt dreiſtündiger ununterbrochener
Reihenfolge zeigten die einzelnen Abteilungen ihr Können und
führten damit den noch Fernſtehenden vor Auge, welche Zwecke
und Ziele der Turnverein verfolgt. Hoffentlich hat der
Werbe=
tag auch inſofern einen Erfolg, daß die Jugend einſieht, daß
neben der politiſchen Betätigung auch noch eine körperliche
Ertüch=
tigung gehört. — Solbadekuren. Wie alljährlich, ſo auch in
dieſem Jahre wieder, werden dahier örtliche Solbadekuren auf
Veranlaſſung des Kreiswohlfahrtsamtes unter Mithilfe der
Ge=
meinde durchgeführt. Minderbemittelten Eltern iſt damit die
Möglichkeit gegeben, ihren erholungsbedürftigen Kindern ohne
erhebliche Koſten die geſundheitsfördernden Bäder zugute kommen
zu laſſen. Die Nieder=Ramſtädter Anſtalten haben auch in dieſem
Jahre wieder ihre Einrichtungen für den guten Zweck zur
Ver=
fügung geſtellt.
Cg. Reinheim, 12. Juli. Der Kegelklub hatte vorgeſtern
die Mitglieder zu einem Beſuch der Lengfelder Kegelfreunde ins
Gaſthaus Wilh. Heiß, Lengfeld an der Bahn, eingeladen. Teils
per Bahn und Auto, teils per Fußwanderung hatte ſich eine recht
ſtattliche Zahl Reinheimer Herren bei Herrn Heiß eingefunden,
wo unter munterem Scherz und Spiel nur zu ſchnell die Stunden
bis zur Heimfahrt vergingen. Die Lengfelder Kegelfreunde waren,
da viele Mitglieder auswärtige Verpflichtungen hatten, nicht voll
vertreten. — Am vorgeſtrigen Abend fand ein Umzug und
an=
ſchließend öffentliche Verſammlung der NSDAP. auf dem
Markt=
platz ſtatt. Kreisleiter Heß ſen. eröffnete die Verſammlung, deren
Hauptredner Pfr. Knaf war, welcher in zum Teil ſehr guten
Ausführungen über Ziele und Programm ſprach. Eine mehr als
tauſendköpfige Menge wohnte der Verſammlung bei.
Dw. Lützelbach=Neunkirchen, 12. Juli.
Bürgermeiſter=
wahl. Zu der Bürgermeiſterwahl waren drei Wahlvorſchläge
ein=
gereicht. Zwei Kadidaten zogen ihre Vorſchläge zurück, ſo daß
nur noch ein Wahlvorſchlag, nämlich der des Beigeordneten
Hein=
rich Roßmann 4., zu Lützelbach Gültigkeit hatte. Infolgedeſſen
brauchte keine Wahl ſtattzufinden, und der Genannte gilt als
Ortsoberhaupt der beiden Gemeinden Lützelbach und Neunkirchen
als gewählt. Geſtern wurde unter einer kleinen Feier vor dem
Haus des Gewählten, der den ganzen Krieg in vorderſter Front
mitgemacht hat, der „Mai” geſtellt, wobei Lehrer Sauerwein eine
Anſprache hielt, auf die der neugewählte Bürgermeiſter in
be=
wegten Worten dankte.
Ag. Lindenfels, 11. Juli. Bürgermeiſterwahl. Im
Gegenſatz zu allen politiſchen Wahlen hat hier zur
Bürgermeiſter=
wahl keinerlei Propaganda ſtattgefunden. Am Wahltage ſelbſt
hing nur eine „Mahnung an alle Lindenfelſer Wählerinnen und
Wähler” an verſchiedenen Telegraphenſtangen und Scheunentoren;
weiter hat ſich der Verfaſſer nicht vorgetraut, der mit „Mehrere
Wähler” unterſchrieben hatte. Gegen abend kam folgendes
Wahl=
reſultat heraus: Schnellbacher, Bürgermeiſter, erhielt 418
Stimmen, Friedrich, Beigeordneter, 90 Stimmen, Gabelmann,
139 Stimmen, Götzinger, 33 Stimmen, Schneider, 154 Stimmen.
Stimmberechtigt waren 1011, gewählt haben nur 834, ungültig
waren 2, mithin haben abgeſtimmt nur 83 Prozent. Hiemit iſt der
ſeitherige Bürgermeiſter, Herr Schnellbacher, ſchon im erſten
Wahlgang mit abſoluter Stimmenmehrheit zum Bürgermeiſter
der Stadt Lindenfels gewählt worden.
Cs. Ueberau, 12. Juli. Der hieſige Mädchenverein unter
Führung von Frau Pfarrer Sehrt und Herrn und Frau Lehrer
Büchler machte einen Ausflug nach Hirſchhorn am Neckar.
Schon am Samstag nachmittag um 4 Uhr ging es per Bahn bis
Wald=Michelbach. Hier wurde in der Jugendherberge
Nachtquar=
tier genommen. Am Sonntag, nach gemeinſamem Kaffee, ging
die Tour weiter. Begleitet von herrlichem Wetter, zog man durch
den Wald nach Hirſchhorn a. N. Nach ungefähr ſechs Stunden
er=
reichte man das Ziel. Dort beſtieg man das Schloß, von welchem
man den Neckar und das Stauwerk gut ſehen konnte. Dann ging
es weiter an den Neckar, und bald darauf zur Heimreiſe.
Cp. Dieburg, 11 Juli. Liedertag. Der vom Deutſchen
Sängerbund bereits für Ende Juni ausgeſchriebene Werbetag für
das deutſche Lied konnte hier Umſtände halber erſt am geſtrigen
Sonntag abgehalten werden. Er wurde von den beiden hieſigen,
dem Heſſiſchen bzw. dem Deutſchen Sängerbund angehörenden
Ge=
ſangvereinen, „Männergeſangverein” und „Sängerluſt”
gemein=
ſam beſtritten. Die Vereine trafen ſich nach Beendigung der
Gottesdienſte um elf Uhr auf dem Marktplatz Nach einleitenden
Muſikſtücken der Kapelle „Konkordia” ſangen die beiden Vereine
ſowohl gemeinſchaftlich als auch einzeln eine Reihe ſchöner Lieder.
Als Maſſenchöre kamen unter der Stabführung der Chormeiſter
Keller=Dieburg und Simmermacher=Darmſtadt „Das deutſche Lied‟
von Kalliwoda, „Deutſches Volksgebet” von Janoske und „
Frei=
heit” von Groß ſowie „Der Lindenbaum” von Schubert. „
Heimat=
gewalt” von Sabatyl und „Des deutſchen Liedes Sendung” von
Simmermacher zu Gehör. Das zahlreich erſchienene Publikum
ſpendete reichen Beifall
Set ſich nocf du deifen wep.
Ausdauer führt zum Ziel. — Nicht unkerkriegen laſſen, dann ſchafft mans!
Wer das Schickſal zwingk, bleibt Sieger!
Die ſind’s nicht, die ihren Kram in die Ecke werfen, das
Schickſal anklagen und nur die Zeit für die ganze Miſere
verant=
wortlich machen, während ſie ſelbſt die Hände ruhen laſſen und
ſagen: „Es hat ja doch alles keinen Zweck! Wir müſſen eine
beſſere Zeit abwarten!‟ Die ſind’s beſtimmt nicht. — Warten
heißt zurückbleiben; denn die Zeit geht weiter und läuft gerade
über die vernichtend hinweg, die auf eine beſſere hoffen, während
ſie ſelbſt nichts dazu tun, daß ſie beſſer werden kann. Es war doch
ſchon immer ſo in ſchweren Tagen und Zeiten: Die kämpften,
ge=
wannen — die die Flinte ins Korn warfen, haben verloren. —
Alſo die, die das Schickſal zwangen — nicht umgekehrt — bleiben
Sieger. Arbeit — das Wort wird heute ganz groß geſchrieben.
Wer heute noch in Brot ſteht, weiß nicht, ob er nicht morgen ſchon
das Heer der Arbeitsloſen vermehren wird. Dieſes drohende
Ge=
ſpenſt der Arbeitsloſigkeit macht uns heute verbiſſen, unluſtig.
mutlos. Aber das Gegenteil iſt Notwendigkeit: Mut! Trotz allem!
Und — Findigkeit.
Wie man es machen muß,
das zeigen uns ein paar kampfluſtige Zeitgenoſſen:
In der N. N.=Straße in Berlin wohnt ein junger tüchtiger Menſch.
Er hat vor drei Jahren ſein Abitur „gebaut” und wollte
Forſt=
wirtſchaft ſtudieren. Aber ſchon damals ging das Schuhgeſchäft
ſeines Vaters nicht ſo, daß es die hohen Studienkoſten hätte
tra=
gen können. Der Vater ſagte: „Werde Schuhmacher!” Und der
Junge, unſentimental und bodenſtändig, wie unſere Jugend heute
— Gott ſei Dank — zum größten Teile iſt, warf ſeinen
Lieblings=
plan über Bord und — packte zu. Er wurde bald für den Vater
eine gute Hilfskraft, bis — ja. bis das Geſchäft ſo zurückging, daß
auch der Sohn als Hilfskraft überflüſſig wurde. Mutlos werden?
— Nein! Er wurde Bote bei einem Photoverlag. Drei Monate
ſpäter wurde er entlaſſen. Arbeitsmangel. Kopſ hängen laſſen?
Warum? Er hatte ja in der kurzen Zeit viel gelernt, als „Hans
Dampf in allen Gaſſen” ſich mit der Phototechnik vertraut
ge=
macht und ſo erſchien er nach drei Tagen wieder im Verlag ging
zum Chef und verlangte eine Kamera; er wolle ſich jetzt als
Preſſe=
photograph verſuchen. Ja, Sie haben aber doch keine Ahnung! —
„Doch, die habe ich. Bitte, ſtellen Sie mich probeweiſe für vier
Wochen ein mit einem Lohn wie ein Botenfahrer‟ Das ſichere
Auftreten des jungen Mannes überzeugte den Chef. — Hans
Dampf wurde Preſſephotograph. Als die vier Probewochen herum
waren, war das Inſtitut pleite. Der junge Mann ſtand wieder
auf der Straße. Aber nur für drei Tage! Er hatte während
ſeiner kurzen Tätigkeit ſo ſtark ſeine Fähigkeit, das Weſentliche bei
einer Bildherſtellung zu erfaſſen, bewieſen, daß einer der größten
Verlage ihn zu ſich holte und ihn als Hilfsredakteur in ſeiner
Bild=Abteilung einſtellte. Der Wunſch des jungen Mannes ging
vor drei Jahren andere Wege, ſein Wille brachte ihn über das
Schuhhandwerk den Botenfahrer und Preſſephotographen au
dieſen beſſeren Weg. Und nichts beweiſt überzeugender ſeine eiſerrn
Tatkraft als die kurze Antwort auf meine Frage, ob er nun Bild
redakteur bleiben wolle: „Ja, bis ich ſoviel Geld zurückgelegt habe
daß ich Forſtwirtſchaft ſtudieren kann.”
Ob er es ſchafft? Der ganz gewiß!
Ein arbeitsloſer Eiſendreher. Er iſt ſchon längth
aus der Kriſe ausgeſteuert. Er iſt verheiratet und hat zwei
Kiy=
der, für die er zu ſorgen hat. Aber wie? In ſeinem Beruf iſt auf
lange Sicht hinaus keine Hoffnung auf Arbeit. Hofſingen? Mt
Schnürſenkeln, Kragenknöpfen handeln? Ausſichtslos. Das tau
ja heute beinahe jeder zweite Arbeitsloſe; und keiner kauft ſig
heute auch nur ein Paar Schnürſenkel, wenn er ſie nicht wirklän
dringend braucht.
Ein Weg, den viele gehen, wird ſchnell ungangbar. Alſo muſſ” ,u
ein anderer Weg gefunden werden. Unſer Eiſendreher hat ihn
gefunden: Er hat eine Kittanſtalt aufgemacht. Er ging von for
gendem Gedankengang aus: Taſſen, Teller, Schüſſeln aus Steiv/ eiül
gut oder Porzellan gehen ſehr leicht kaputt, ſchneller als
meuſio=
heute das Geld wieder zuſammen hat, um ſich neues Geſchirr ka uſ, oes kanl
fen zu können. Noch vor wenigen Jahren warf die Hausfrau deshüig uhe
zerbrochene Geſchirr in den Mülleimer und kaufte ſich neue Telle;ſirug ve
Steingut und Porzellan war ja ſo billig. Doch heute iſt der
B=
griff „billig” ein anderer geworden. Nur das iſt für uns billE/,
was wir uns auch wirklich kaufen können. Und da wir im großeimd
Durchſchnitt alle nur noch das Notwendigſte zum Leben aufbringenlde 119
können, beſitzen wir auch nicht einmal mehr die Pfennige, die zucferd
Neuanſchaffung von Geſchirr hinreichten. Unſer Eiſendreher ſage
es erſt Freunden und Bekannten: „Werft kein Geſchirr fort, da
irgendwie einen Knacks hat; bringt es mir. Ich repariere es eun
ſauber und haltbar. Waſchſchüſſeln, Krüge, Teller, Taſſen wurdeik duch
angeſchleppt, manche Stücke ſahen hoffnungslos aus. Doch dieſeſne f0d
„Onkel Doktor” Eiſendreher ging dem Geſchirr mit Kitt. Bohraf (10 At
und Meſſingdraht zu Leibe, die Bruchſtellen wurden verkittelwret
ſauber und feſt vernietet — und ſiehe da: das ſo reparierte Geſu 9
ſchirr hielt feſt und waſſerdicht wie neues! Die Sache ſprach ſäzdduſchl
herum, und heute kann ſich unſer Eiſendreher in ſeiner Werkſtachwln
— im wahrſten Sinne des Wortes — vor heilungsbedürftigen
Geſchirr nicht mehr retten! Und ſeine größte Freude? „Ich mu
mir einen Gehilfen anſtellen; ich ſchaff’s nich)
mehr alleine!” Was hat er getan?
Ein kleines und doch unendlich viel. Aus der Not der Zec ſton!
ſchaffte er Brot für ſich und die Seinen. Man muß ſich nur zlbeeich
helfen wiſſen. Dann hat man es nicht nötig, auf „beſſere Zeiter drc
zu warten. Wie viele unſerer 6 Millionen Arbeitsloſen beſitz am mülge
aber noch ſo viel Energie, Kenntniſſe, Anpaſſungsfähigkeit ur Achwuchs
— körperliche Kräfte.
Sommerkreffen der Evgl. Jugend in Ober=Ramſtadk.
Wormſer Kommuniſten wegen Totſchlags
G. Ober=Ramſtadt, 11. Juli.
Dem als Feſtort weithin bekannten Ober=Ramſtadt war es
am Samstag und Sonntag vergönnt, die evangel. Jugendvereine
des Heſſenbundes, Kreis Darmſtadt, zu einem Sommertreffen zu
begrüßen und, um es vorweg zu ſagen, war die Anteilnahme der
Einwohnerſchaft an dieſer Veranſtaltung eine über Erwarten
leb=
hafte. Die auswärtigen Gäſte kamen zumeiſt am
Samstagnach=
mittag hier an, wurden von den Mitgliedern der hieſigen
Orts=
gruppe empfangen und in ihre Quartiere geleitet. Um 8.15 Uhr
fand am Bahnhof, wo ſich die einzelnen Jugendvereine zu einem
Fackelzug gruppierten eine Führerbeſprechung ſtatt. Nach
Einbruch der Dunkelheit bewegte ſich alsdann der ſtattliche Zug
mit Muſik durch mehrere Ortsſtraßen nach dem am Wald gelegenen
Spielplatz. Hunderte hieſiger Einwohner umſäumten die Straßen,
durch die der Fackelzug kam und folgten dann auf den Spielplatz
nach. Dort war eine Bühne errichtet. Herr Pfarrer Strack=
Pfungſtadt begrüßte die Erſchienenen herzlichſt und ſchilderte kurz
den Inhalt des von Walter Flex geſchriebenen Stückes: „Die
Bauernführer”, das die evangel. Jugendgruppe Pfungſtadt
muſterhaft zur Aufführung brachte und reichen Beifall erntete.
Unter dem Geſange des Liedes „Flamme empor” wurde dann ein
Holzſtoß entzündet, deſſen Feuerſchein weithin die Gegend
be=
leuchtete.
Am Sonntag fand in den frühen Morgenſtunden ein
Wett=
ſchwimmen der Jugendgruppen im hieſigen
Schwimm=
bad ſtatt, und gegen 8 Uhr begann das Kurrendeſingen in
mehre=
ren Gruppen. Im Feſtgottesdienſt, der gut beſucht war,
predigte Herr Pfarrer Nürnberger und legte ſeinen
Ausführun=
gen den heutigen Kampf der Jugend gegen Unſittlichkeit,
Selbſt=
ſucht und Unwahrheit zugrunde mit der Aufforderung, einzutreten
in die Evangel. Jugendvereine und in ihnen mitzuarbeiten und
mitzukämpfen. Nach dem Gottesdienſt folgte ein Vortrag über:
„Evangeliſche Jugend und freiwilliger
Arbeits=
dienſt”. Die Ausführungen des Herrn Pfarrers Grein=
Arheil=
gen hierzu fanden dankbare Aufnahme. Am Nachmittag bewegte
ſich dann nochmals ein ſtattlicher Feſtzug durch die Ortsſtraßen
nach dem Platz am Walde, wo ſich die Jugendgruppen bei Spiel
und frohem Treiben vergnügten. — Mit einer Schlußfeier im
Ort fand dieſes Sommertreffen, das gewiß vielen Teilnehmern in
angenehmer Erinnerung bleiben wird, ſein Ende.
an dem Nationalſozialiſten Hobelsberger=Biblis verurteilt.
* Vor dem Schwurgericht der Provinz Rheinheſſen hatta
tais
melfleiſch
ſich 7. Wormſer Kommuniſten wegen Totſchlags und Landfräellen ſpiege
densbruchs zu verantworten. Die Kommuniſten hatten in drceſcha
Nacht des 9. November 1931 den von einer Verſammlung zurü.
kehrenden Natſoz. Hobelsberger aus Biblis in der Mainz:
Straße in Worms überfallen mißhandelt und mit Meſſern
ſchw=
verletzt, ſo daß er 7 Tage ſpäter im Krankenhaus ſeinen Ve= Alt ſor
letzungen erlag. Nach 7ſtündiger Verhandlung wurden die Alng für
der Tat beteiligten Kommuniſten Rebholz. Biegi und Kaiſer gnemarkt,
Zuchthausſtrafen von 10. 3 und 2 Jahren, ein weiterer Angekla=weiſe au
ter zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Drei Angeklagte wurdel, Stute
mangels Beweiſes freigeſprochen. Im Verlaufe des Prozeſſ=ſunbe
wurden drei Zeugen wegen dringenden Verdachtes des Mei=uſtrov
eides verhaftet.
* Abſ
Wegen Berbrechens im Amk vor dem Skrafrichken
Der 59jähr. Notar Friedr. Bohn aus Alzey, der verdächtützeilch und
wurde, 30—40 000 Mark veruntreut zu haben, ſtand wegen Vel
brechens im Amte geſtern vor Gericht in Mainz. Die Untsveſit,
ſuchung ergab, daß die Veruntreuungen weit höher waren. DSrmgün
Angeklagten wird zur Laſt gelegt, als Beamter Gelder in E4
Cd. Michelſtadt, 12. Juli. Feuerwehr=Nachtübung.
Die für den Monat Juli angeſetzte Nachtübung der hieſigen
Frei=
willigen Feuerwehr fand geſtern abend ſtatt. Gegen 10 Uhr
er=
tönten die Alarmſignale und erſchreckte manche nichtsahnenden
Einwohner, die den Hinweis, daß in der nächſten Zeit eine Alarm=
Nachtübung ſtattfinden würde, nicht beachtet hatten. Kurze Zeit
nach dem Alarm traf die Wehr an dem angenommenen
Brand=
objekt am Hammerweg ein; die Motorſpritze wurde an der
Müm=
ling poſtiert und kündigte ſofort durch ihr tiefes Brummen an, daß
ſie in Tätigkeit getreten ſei. Aus mehreren Schlauchleitungen
ergoſſen ſich dann die Waſſermaſſen über das angenommene
Brandobjekt, und werden die ganzen Bewohner dort der
Feuer=
wehr für die angenehme Abkühlung dankbar geweſen ſein. Etwas
für die Jugend waren die Rettungsübungen mit dem Schlauchſack.
Ci. Erbach, 12. Juli. Walter Flex=Abend. Die
Ver=
anſtaltung der hieſigen Jungenſchaft der Freiſchar junger Nation
wird jedem Beſucher ein dauerndes Erlebnis bleiben. Hunderte
füllten den Schloßhof, als die Jungenſchaft mit frohem Liede ihre
Darbietungen einleitete. Herzliche Dankesworte fand Herr Lehrer
Magſam für all die, die den Abend vorbereiten und geſtalten
halfen. Sein beſonderer Gruß galt Sr. Erl. dem Grafen Konrad
und den weiter erſchienenen Mitgliedern des Gräflichen Hauſes,
ſowie Herrn Studienrat Eggert=Michelſtadt, dem warmen Freund
und Berater der Jungenſchaft. Nicht minder herzlich grüßte er
die geſchloſſen erſchienenen anderen Jugendbünde, mahnend
dar=
auf hinweiſend, daß trotz aller äußeren Unterſchiede der
Gemein=
ſchaftsgedanke Ziel jeglicher Jugendbewegung ſein müſſe und auch
immer mehr werde. Weiterem Gedicht= und Liedervortrag folgte
nun eine fein angelegte und anſchaulich durchgeführte Schilderung
über das Leben und Wirken von Walter Flex durch Herrn
Stu=
dienrat Eggert, und dann die muſtergültig durchgeführte
Darbie=
tung: „Die Bauernführer”, durch die jugendlichen Spieler, was
angenehm überraſchte. Der einwandfreien Darſtellung ſtand
gleichwertig der äußere Rahmen: der ſtimmungsvolle Schloßhof
mit dem wuchtigen Burgfried und den angrenzenden Schloßbauten
zur Seite. — Odenwälder Vereinigung für Kunſt
und Wiſſenſchaft. Unter dem Vorſitz des Herrn
Oberſtudien=
direktors Dr. Roloff=Michelſtadt hielt der Vorſtand im „Anker”
zu Stockheim eine Sitzung ab, die ſich in der Hauptſache mit der
Aufſtellung des Arbeitsplanes für die kommende Vortragsreihe
befaßte. Dem Wunſche zahlreicher Mitglieder gemäß ſollen dieſes
mal auch wieder einheimiſche Redner zu Vortragsabenden
gewon=
nen werden. In eingehender Ausſprache wurde das
Rahmenpro=
gramm aufgeſtellt und darin etwa 17 Vorträge aus den
verſchie=
denſten Gebieten der Kunſt und Wiſſenſchaft vorgeſehen. Mit
all=
gemeinem Bedauern wurde von einem Schreiben des Herrn
Regie=
rungsrates Dr. Rindfuß Kenntnis genommen, in dem er um
Be=
freiung ſeiner Vorſtandsmitgliedſchaft für ein Jahr bat. Weil
er ſich um das Zuſtandekommen des letzten Winterprogramms
be=
ſondere Verdienſte erwarb, ſoll ihm in einem beſonderen Schreiben
noch einmal der Dank der Vereinigung ausgeſprochen werden.
ſamthöhe von etwa 128 000 Mark ſich rechtswidrig zugeeignet
haben. Der Oberſtaatsanwalt hielt den Angeklagten nach läng.
rer Beweisaufnahme für ſchuldig und beantragte 4 Jahre Zuck
haus 300 Mark Geldſtrafe und 5 Jahre Ehrverluſt.
Der Angeklagte wurde wegen Verbrechens im Amte, uns
heurer Unterſchlagung und Betruges zu 2½ Jahren Zuchthay
verurteilt.
Ee. Gadernheim, 12. Juli. Beerdigung. Der infolge ein /
Schlaganfalles plötzlich am Freitag verſchiedene Bürgermeiſt
Peter Eſſinger=Lautern, der im 69. Lebensjahre ſtand, wurde a.
11. d. M. zu Grabe getragen. Der Verſtorbene bekleidete, 3m
gewählt, viele Jahre ſein Amt und hat ſich als äußerſt gewiſſe
hafter, ſtets für das Wohl der Gemeinde bedachter Beamter be
wieſen. Trotz eines inneren Leidens, welches ihm ſchon lange Ze
Beſchwerde machte, verſah er ſein Amt mit beiſpielloſer Hingau
bis vor zirka 14 Tagen. Eine große Trauergemeinde gab de=
Verſtorbenen das letzte Geleite.
Dp. Zwingenberg, 9. Juli. Der Ausſchuß zur Beſchaffun
fiage nach
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eines Ehrenmals für die Gefallenen hatte ſich vorgeſtern zu ein
entſcheidenden Sitzung zuſammengefunden. Der Vorſitzende, He.,d von
Dickler, zeigte zuerſt einen noch weiter eingegangenen Entwinl
des Herrn Architekten Kilb=Bensheim vor. Sodann wurde e
Entwurf des Herrn Arch. Arnold=Auerbach vorgelegt, für welche
ſich die Verſammlung entſchied. Das Denkmal, welches an de
Eingang des Orbistales zu ſtehen kommt, wird ganz aus hieſige
Granitſteinen erbaut. Es hat einen achteckigen Grundriß und iſt nau eien Erze
oben verjüngt abgeſetzt. Das Ganze iſt von einem Ehrenkreuz
ſchmückt. Auf der Anſichtsſeite iſt eine eindrucksvolle Inſchr
aus Bronze vorgeſehen. An vier Seiten werden einige Brons/
bilder angebracht. Das Denkmal wird von einer Anlage un.
rahmt. Auf der Weſtſeite wird im Halbkreis eine ca. 4 Mek)
hohe Stützmauer errichtet, wodurch eine beachtliche Höhe erreic
und das Denkmal weithin ſichtbar ſein wird. Die beſcheideno
Mittel, welche bis jetzt zur Verfügung ſtehen, genügen kaux.
wenn nicht die geſamte Einwohnerſchaft durch Mitarbeit, Anfc)u
ren von Material und finanzielle Unterſtützung dem Städtchen
dieſer Zierde verhilft.
Bt. Auerbach, 11. Juli. Aus dem Gemeinderat. D0
Gemeinderat genehmigte den Verkauf eines Familienbegräbnt 2
platzes. Anſchließend wurde der Waldwirtſchaftsplan für 1933 g
nehmigt. Die Kulturkoſten belaufen ſich auf 370 RM. Der Antte.
des Kur= und Verkehrsvereins auf volle Ueberlaſſung der Ku
taxe wurde ebenfalls gebilligt. Nach der urſprünglichen Ork
ſatzung wurde der Erlös der Kurtaxe zu Vierfünftel dem Ve.‟
kehrsverein zur Beſtreitung ſeiner Ausgaben für Konzertvera?
ſtaltungen, Inſtandhaltung von Wegweiſern Bänken, Ruheplätze
und Wegen uſw. zur freien Verfügung überlaſſen. Der Gemein?
verblieb ein Fünftel der Kurtaxe. Im vergangenen Jahre hat.”
jedoch die Gemeinde, die die Taxe einzieht, den geſamten Erl4
zu Unterſtützungszwecken verbraucht. Vom Bürgermeiſter wur?
mitgeteilt, daß die noch an den Verkehrsverein zu leiſtende ru‟
ſtändige Kurtaxe vom vergangenen Jahre 2400 RM. betrag
In ſeiner Eingabe machte der Verkehrsverein den Vorſchlag, a2
eine Verzinſung dieſer Forderung zu verzichten, wenn ihm daid
zukünftig die volle Kurtaxe überlaſſen würde. Dieſer Vorſchle
wurde angenommen.
— Gernsheim, 12. Juli. Waſſerſtand des Rheins c
11. Juli: 1,79 Meter, am 12. Juli: 2,07 Meter.
—Unterſchüpf. 9. Juli. Neuer Grünkern. Dieſe
Tage wurde von Bürgermeiſter Weigand hier der erſte Grünker
hergeſtellt. Durch das naßkalte Wetter wurde die Reife ſehr ve
zögert und hat ſich der Beginn der Grünkernernte um ca. 14 Ta4
verſchoben. Letztes Jahr wurde bereits am 29. Juni neuer Gru!
kern zum Verkauf gebracht. Grünkern alter Ernte iſt reſtle /
aufgebraucht. Es iſt mit einem mittleren Ertrag zu rechnen, ur2 ſ0.
der Preis wird nicht unter dem des vorigen Jahres liegen.
Ntwoch, 13. Juli 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 193 — Seite 7
Me Tage vei Lanbwnsſchäft in Menmt Sum 19u4.
Nach Berichten deutſcher Landwirtſchaftskammern.
ſotz der Hoffnung auf eine verhältnismäßig gute Ernte
ſchdie Kriſe auch weiterhin mit aller Schärfe auf der deutſchen
aſwpirtſchaft. In erſter Linie werden die außerordentlich hohen
hügeen aller Art an Steuern, Zinſen uſw., die großen
Schwie=
giben bei der Beſchaffung von Krediten und dem noch immer
tykophalen Tiefſtand der Preiſe für die landwirtſchaftlichen
efrelungserzeugniſſe als beſonders drückend empfunden.
ſie Zahlung der Steuern macht nach wie vor größte
Giprigkeiten. Unter allen Umſtänden fordert man, daß die
(aſtfrhmen der Reichsregierung zur Ueberwindung des
Ernte=
ſunck von der Steuerſeite nicht wieder gefährdet werden. Die
taugirtſchaft iſt durch den Fortfall der Umſatzſteuerbefreiung
ſri ſeinbetriebe und die Einführung der Schlachtſteuer aufs
g zunſ chwer belaſtet worden. Vielfach wurden Klagen darüber
Mtunt daß die neue Einheitsbewertung verſchiedene Betriebe zu
hitſcny ingeſtuft hätte.
ußerordentlich erſchwert wird die Lage der Landwirtſchaft
Iin Juuch die
aſt völlige Unmöglichkeit, notwendige neue Kredite
aufzunehmen.
bich efährlicher iſt, daß durch die Stockung der Verſorgung mit
„euniosmittelkredite die laufende Betriebsführung gefährdet
ſyſch dies kann nicht ohne Einfluß auf die Sicherheit der auf dem
ſezuzd ruhenden Kredite bleiben. Die Unterbindung der
Kredit=
ſrugung veranlaßt, wie beſonders aus Schleſien gemeldet wird.
ſeuüſthafte und unreelle Kreditvermittlungsinſtitute, ſich gegen
hie Vorſchußzahlung zur Geldbeſchaffung anzubieten. Der
mudſtücksmarkt liegt nach wie vor völlig danieder.
de kühle und des öfteren auch ſehr regneriſche
üterung in der vergangenen Zeit hat es mit ſich gebracht,
ſ/ Entwicklung der Hackfrüchte, beſonders in Oſtdeutſchland,
Fueblieben iſt. Der Regen hat beim Getreide ſtellenweiſe
ſoroder minder ſtarke Lagerung zur Folge gehabt. Neben
gardurch die Niederſchläge bedingten ſtarken Verunkrautung
hufach das Auftreten von
Infektionskrankhei=
ne ller Art feſtzuſtellen. So meldet das Rheinland bei
Win=
ſarere infolge Auftretens von Flugbrand einen Ausfall bis zu
u 30 Prozent. Auch Hafernematoden konnten beſonders in
ä hndtutſchland vielfach beobachtet werden. Das gleiche gilt für
Fwelattwanzen und Rübenfliegen.
Der Stand der Saaten
nm m allgemeinen als günſtig angeſehen werden.
ſeileweiſe iſt bereits die Wintergerſtenernte begonnen und
ſchu von beendet worden. Die Heuernte, die im allgemeinen als
üteichnet wurde, hat ſtellenweiſe durch Ueberſchwemmungen
er urch Regen in ihrer Güte gelitten. In Norddeutſchland
urneinfolge der Witterung des öfteren über einen
ungenügen=
nnüchwuchs der Weiden berichtet, ſo daß vereinzelt das Vieh
ſanFuttermangels ſogar einige Tage aufgeſtallt werden mußte.
At Ausnahme der Getreidepreiſe zeigt die Entwicklung
Freiſe nach wie vor einen Stand, der immer wieder zu
n gößten Beſorgniſſen Veranlaſſung gibt Lediglich die
ſeuſefür Ochſen und Kühe konnten ſtellenweiſe etwas anziehen.
ſaegn ſanken die Kälberpreiſe meiſt noch weiter. Die
Schweine=
eige im beſonderen die Preiſe für Fettſchweine, zeigten
verein=
ſtiene etwas feſtere Tendenz. In der Provinz Sachſen war
hmulfleiſch beſſer abzuſetzen als jedes andere Fleiſch. Alles
Um ſpiegelt die Preisentwicklung die Kaufkraft der
Ver=
angrſchaft und die Lage der geſamten Wirtſchaft wider.
der Abſatz für Erzeugniſſe der Tierzucht hat ſich fm
großen und ganzen gut gehalten.
jex ilt ſowohl für die Pferdezucht als auch in geringerem
mnugze für die Rindviehzucht ſowie im beſonderen für den
ſchwbenemarkt, wo ein gewiſſes Intereſſe für Zuchteber und
güllweiſe auch für Ferkel feſtzuſtellen war. Die Zahl der ge=
Mcuen Stuten hat in einzelnen Gebieten etwas zugenommen.
etlunbefriedigend war der Eierabſatz infolge
Dr ſtaſtrophal niedrigen Preiſe die im weſentlichen durch
n1Aslandswettbewerb veranlaßt werden. So wurde z. B.
s edweſtdeutſchland berichtet, daß ruſſiſche Eier zum Preiſe
n94—48 Pfg. je 10 Stück als „friſche Eier” angeboten
wer=
n: Die Gefahr derartiger Angebote wird dadurch erhöht,
ſie geſetzlich vorgeſchriebenen Herkunftsſtempel vielfach
bitlekelich und kaum ſichtbar angebracht ſind. Hier wird unter
ſen Imſtänden eine ſchärfere Beaufſichtigung empfohlen.
Stel=
nrgeie, im beſonderen in der Provinz Sachſen, iſt auf Grund
zugünſtigen Entwicklung eine Einſchränkung der
Geflügel=
ltun feſtzuſtellen, während Schleswig=Holſtein meldet, daß die
naſige nach Junggeflügel, nicht gedeckt werden kann. Die
iülerzeugung hat entgegen den Erwartungen trotz der
grnigen Preiſe keine Abnahme zu verzeichnen gehabt. In
ge=
iſſſy Gebieten, ſo in Nordweſtdeutſchland ſcheint die
Milch=
hegang jedoch bereits ihren Höhepunkt überſchritten zu haben.
aaßf kotz der ungünſtigen Preiſe der Abſatz von
Marken=
uuur im allgemeinen zufriedenſtellend war,
wai daß der deutſche Markt immer noch aufnahmefähig für
uallüätserzeugniſſe iſt, andernfalls müßte auch die Einfuhr
aus=
mütſer, im beſonderen däniſcher Qualitätsbutter, noch weit
irru abnehmen als bisher. Aus dem Rheinland wurde
ge=
elld daß die neugegründeten Molkereien in den rheiniſchen
„öhllnebieten, die im weſentlichen Markenbutter herſtellen,
zu=
riegeſtellend arbeiten.
Iinder Forſtwirtſchaft iſt mit Ausnahme gewiſſer Mengen
r0 Brennholz ein völliger Stillſtand der Verkäufe zu
rgeichnen. Die notwendigen Arbeiten kommen im
all=
eteinen ebenſo wie die geſamte Entwicklung gut voran.
De Gemüſeerzeugung zeigt mit Ausnahme der
Er=
uguug von Treibgemüſe wie Treibtomaten. Kaſtengurken,
ohlha, die durch die kalte Frühjahrswitterung beeinflußt
wur=
en n allgemeinen eine gute Entwicklung. Jedoch waren die
emüt meiſt nur zu ſehr gedrückten Preiſen unterzubringen,
Was fi beſonderen für Rhabarber und Spargel zutrifft, die
mit=
itär aum abzuſetzen waren, eine Folge der teilweiſe ſtark
über=
ieveen Erzeugungsſteigerung. In den wichtigen
Gemüſe=
nbauebieten Preußens z. B. hat die Spargelanbaufläche von
65 dektar im Jahre 1927 auf 11961 Hektar in dieſem Jahre
ſun ggummen. Der Abſatz von Frühkartoffeln
be=
ba / Ende Juni zu anfänglich günſtigen Preiſen (7 RM.
2etner), ſank jedoch ſchnell infolge der hohen
Auslandszufuh=
nuaf nahezu 4 RM. je Zentner. Man erhofft durch die
Kon=
ung erierung der Frühkartoffeleinfuhr eine Beſſerung der
Preis=
erkäniſſe — Etwas günſtiger lagen die Verhältniſſe bisher für
ſeng bſtabſatz, was in bezug auf die Kirſchen im beſonderen auf
ie uhältnismäßig geringe Ernte zurückzuführen iſt.
Erdbee=
enn innten trotz guter Ernte und Verdoppelung der
Anbau=
ääutin den wichtigſten Anbaugebieten Preußens von 1010
Hek=
u1ᛋ Jahre 1924 auf 2124 Hektar im Jahre 1932 im allgemei=
nen bei allerdings gedrückten Preiſen gut untergebracht werden.
Der Abſatz von Steinobſt und Beerenobſt iſt verhältnismäßig gut,
während die Kernobſternte in allen Gebieten des Reiches nicht
unweſentlich geringer ſein wird als im Vorjahre.
Im Weinbau
hat die kalte, naſſe Frühjahrswitterung die Entwicklung um 14
Tage verzögert. Von beſonderem Intereſſe iſt, daß die
Land=
wirtſchaftskammer für die Rheinprovinz eine Weinprüfungsſtelle
eingerichtet hat, die die angemeldeten Flaſchenweine deutſcher
Herkunft einer Prüfung auf ſorgfältige Gewinnung,
Reingärig=
keit, Geſchmack, Krankheit, Auslandsweine, ſowie bei naturreinen
Weinen auch auf Naturreinheit unterſucht. Die als einwandfrei
befundenen Weine werden mit einem Prüfungszeichen in Form
der vom Deutſchen Landwirtſchaftsrat herausgegebenen
Einheits=
banderole zur Kennzeichnung deutſcher landwirtſchaftlicher
Er=
zeugniſſe verſehen.
Die Fiſcherei= und Teichwirtſchaft
hat durch die ungünſtigen Witterungsverhältniſſe gelitten, die zu
verhältnismäßig geringen Fangergebniſſen führten.
Die Verſorgung mit Betriebsmitteln
be=
ſchränkte ſich auf das Notwendigſte. Nach wie vor
wurde vielfach über zu hohe Strom= und Kohlenpreiſe geklagt.
Auf dem Arbeitsmarkt ſteht nach wie vor einer
ge=
ringen Nachfrage ein großes Angebot beſonders an ungelernten
Arbeitern gegenüber. Eine beſondere Nachfrage beſtand
beſon=
ders in Mittel= und Kleinbetrieben für fachlich vorgebildetes
Perſonal aller Art. Dagegen war die Nachfrage nach
Wander=
arbeitern infolge Einſchränkung des Zuckerrübenanbaues
ver=
hältnismäßig gering.
Bei der Durchführung von Meliorationen und
Notſtands=
arbeiten aller Art zeigte ſich nach wie vor in vielen Gebieten ein
großes Intereſſe für die Einführung des Freiwilligen
Arbeits=
dienſtes, der an mehreren Stellen eine weitere Ausdehnung
er=
fahren hat.
Die (ntthronungzer Schiffsſchraube
In zwei Tagen mit den älkeſten Schiffen von Hamburg nach New Vork.
Das Reichspatentamt in Berlin erledigt in dieſen Tagen die
letzten Formalien zur Erteilung eines Patentes, deſſen
Bezeich=
nung kurz lautet:
„Schiffsantrieb mittels ſeitlich angebrachter umlaufender
Floſſen”.
Dahinter verbirgt ſich die zwanzigjährige Lebensarbeit des
Er=
finders Franz Heudorf, eines in Berlin lebenden gebürtigen
Badenſers, Werkzeugmacher von Beruf, Konſtrukteur von
Be=
rufung, der ſchon als 12jähriger Knabe von der Idee beſeſſen war,
die rationellſte Antriebsart für Waſſer= und Luftfahrzeuge zu
finden. Er hatte ſich zum Ziel geſetzt, die
Fortbewegungs=
art des Walfiſches, der von der Natur mit großer
Ge=
ſchwindigkeit ausgeſtattet iſt, die er nicht zum geringſten Teil dem
Umſtand verdankt, daß ihn ein geiſtreicher Trick der Schöpfung
damit begnadet hat, auch noch mit dem Rückſchlag der Floſſe ſelbſt
eine ſein erhebliches Lebendgewicht vorwärtstreibende Kraft zu
er=
zeugen, experimentell darzuſtellen, ſozuſagen alſo der Schöpfung
ihren Trick abzulauſchen. Das iſt ihm nun nach mühſeliger,
jahr=
zehntelanger Kleinarbeit gelungen.
Er hat ein Modell konſtruiert, mit dem er phantaſtiſch zu
nennende Geſchwindigkeiten erzielt, und das darüber hinaus
noch unerreichte Vorzüge für die Sicherheit des
Ozeanſchiffs=
verkehrs bietet.
In der Patentſchrift wird darüber folgendes geſagt: Die bisher
bekannten Antriebsarten für Unterwaſſer= und
Ueberwaſſerfahr=
zeuge ſind in ihrer Bewegungsrichtung nur auf „vorwärts” und
„rückwärts” eingeſtellt. Die Manövrierfähigkeit iſt dadurch ſehr
beengt, ein aufgelaufenes Schiff iſt in den meiſten Fällen
ver=
loren, weil der Antrieb nur auf die beiden genannten
Bewegungs=
richtungen einzuſtellen iſt. Das Schiff kann ſich trotz der Kraft der
Maſchinen nicht freimachen und iſt ein Spielball der Wellen, die
das Schiff in kurzer„Zeit vernichten. So kann z. B. ein Schiff
in der ſchräg überhängenden Lage ſich nicht durch die
Antriebs=
kraft wieder aufrichten und kentert, wenn nicht durch Entlaſten
der überhängenden Seite Abhilfe geſchaffen werden kann. Ein
Unterwaſſerboot kann nur tauchen durch Waſſerballaſt oder
in Fahrt, wenn die ſeitlich angebrachten Flächen das Boot durch
ihre ſchräge Einſtellung unter Waſſer drücken. Zahlloſe
Un=
glücksfälle ſind auf dieſe einſeitige Beweglichbeit der
Waſſer=
fahrzeuge zurückzuführen.
Mit Hilfe des neuen Schiffsantriebes werden alle dieſe
Mängel beſeitigt und dem Schiff größte Manövrierfähigkeit
gegeben.
Der Schiffsantrieb mittels ſeitlich angebrachter umlaufender
Floſ=
ſen ſtellt einen Antrieb dar, der in ſeiner vielſeitigen
Beweglichkeit nicht mehr überbietbar ſcheint.
Die Floſſen werden ſeitlich rechts und links vom Schiff in
Tan=
dem=Anordnung angebracht und können je nach der gewünſchten
Geſchwindigkeit aus zwei, vier oder ſechs Paaren beſtehen. Die
ſeitliche Anordnung der Floſſen erhöht die Manövrierfähigkeit
und verhindert das Schlingern. Der Widerſtand des Waſſers wird
dadurch leichter überwunden und die Kraft der Wellen gebrochen.
Von beſonderer Bedeutung iſt, daß alle Manöver vom
Kommando=
turm aus mittels eines einfachen Handſteuerrades ausgeführt
werden, ohne die Antriebsmaſchinen umzuſchalten. Man
iſt ſomit vom Kommandoturm aus jeder Situation ſelbſtſtändig
gewachſen, ohne erſt weitere Befehle in den Maſchinenraum
er=
teilen zu müſſen. Es braucht nur das Handſteuerrad gedreht zu
werden, bis der Zeiger das gewünſchte Manöver der Floſſen
an=
zeigt. Auch iſt man nicht auf das Ruder angewieſen, denn man
kann das Schiff mit den Floſſen ſteuern. Jede
ein=
zelne Floſſe iſt imſtande, das Schiff fortzubewegen. Die Floſſen
ſind daher von einander unabhängig und können einzeln dem
Manöver entſprechend eingeſtellt werden. Durch den Schiffsantrieb
mittels umlaufender Floſſen laſſen ſich zwei Bewegungsrichtungen
gleichzeitig ausführen, alſo etwa auf= und vorwärts. Ein
ſinken=
des Schiff kann dadurch länger über Waſſer gehalten werden, bis
Rettung kommt, oder bei günſtigen Umſtänden den Strand
an=
laufen, indem man die Floſſen hebend wirken läßt und zugleich
das Schiff vorwärts bewegt. Entſprechend der Erfindung werden
an einer quer zur Fahrtrichtung angeordneten rotierenden
An=
triebswelle die Floſſen am Ende der Welle angelenkt. Die Floſſe
erhält durch eine einfache Mechanik eine derartige Einſtellung,
daß dieſelbe bei jeder Umdrehung der Welle eine Hin= und
Her=
bewegung um einen Winkel von etwa 90 Grad macht, wodurch
eine Sonderbewegung entſteht, durch die die Floſſen über ihre
ganze Umlaufbewegung hin eine Vortriebskomponente erzeugen.
Der Arbeitsgang der Floſſen
iſt nun folgender: Die Floſſen faſſen das Waſſer in gehobener
Stellung, weit nach vorn geriſſen. Beim Niederſchlagen der
Floſ=
ſen wird das Waſſer zwiſchen den Schiffsrumpf und der
Floſſen=
ſpitze zuſammengepreßt und zügleich nach hinten geworfen. Nun
liegen die Floſſen eng an den Schiffsrumpf an, wobei ſie ſich dicht
an dem Rumpf vorbei mit der ſchmalen Floſſenkante vorn nach
oben bewegen und dabei eine kurze Drehung nach außen hin
machen, wobei die Floſſenrückenflächen das Waſſer nach hinten
werfen und dadurch gleichfalls vorwärts wirken.
Die neue Erfindung iſt vergleichbar der Erfindung der
Schiffs=
ſchrauben vor etwa hundert Jahren, die erſt dem
Dampf=
ſchiffahrtsverkehr zur richtigen praktiſchen Wirkſamkeit
ver=
half, indem ſie die Fahrzeiten mit einem Schlage auf die
Hälfte herabdrückte.
Rund hundert Jahre hat es gedauert, bis die Schiffsſchraube des
Joſeph Reſſel aus Trieſt vom Floſſenantrieb des Franz Heudorf
abgelöſt wird, und heute wie damals beginnt eine neue Aera im
internationalen Schiffsverkehr. Die Hauptſache aber für unſer
Zeitalter der wirtſchaftlichen Depreſſion iſt die Tatſache der
Bil=
ligkeit dieſer neuen Konſtruktion. Sie iſt mit geringen Koſten und
ohne viel zeitraubende Aenderungen auch an Schiffen der älteſten
Typen anzubringen, ſo daß man ſchon heute verſprechen kann:
morgen werden wir mit unſeren älteſten
Schif=
fen in zwei Tagen von Hamburg nach New York
fahren. Ueber die umwälzende Bedeutung, die die neue
Er=
findung auf dem Gebiete der Seekriegführung und ebenſo für
den Verkehr in der Luft nach ſich ziehen muß, werden
wir in einem zweiten Artikel berichten.
Winſton Law.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 13. Juli.
15.15: Stunde der Jugend. 1. Märchen von Otto Weddigen. 2.
Das Erwachen des Waldes. Hörbild mit Schallplatten.
17.00: Köln: Konzert. Werke von Berlioz, Kricka, Dvorak,
Arman=
dola, Grieg u. a.
18.30: Prof. Dr. Michel: Die ſtrukturelle Arbeitsloſigkeit im
Blick=
feld der Volkspolitik.
19.00: Schrammelmuſik. Geſpielt vom Schrammeltrio Heinz Mönch,
Stuttgart.
19.30: Paſſau: Konzert auf der Paſſauer Orgel.
20.00: Pelleas und Meliſande. Muſikdrama von Maurice
Maeten=
linck. Muſik von C. Debuſſy.
22.00: Schauturnen der 10 beſten deutſchen Geräteturner der
Deutſchen Turnerſchaft. (Schallplattenbericht).
22.20: Berlin: Zeitbericht. Die Prohibition in U. S. A. Bearbeitet
von Actualis.
23.00: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
Königswuſterhaufen.
Deutſche Welle: Mittwoch, 13. Juſt
9.30: R. Seifert: Zwei Jahre erwerbslos.
15.00: Dr. Semerau: Naſeweisheit
15.45: Wera Freitag: Pflege von Möbeln und Teppichen.
16.00: Lektor Grander: Neue Wege der franzöſiſchen Pſychologie.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.30: Landgerichtsdirektor Dr. Lehmam: Streißzüge durch das
Bürgerliche Geſetzbuch.
18.00: R. Hernried u. Mitw.: Das Orcheſter und ſeine
Inſtru=
mente.
18.30: Prof. Dr. Moſer: Biologiſche Beobachtungen am
Meeres=
ſtrande.
19.00: Ob.=Reg.=Rat Dr. Nathan: Kamn man mit
Währungs=
maßnahmen Kriſen beheben?
19.20: Dr. v. Bremen: Die Begründung des Beamtenverhältniſſes.
19.40: Ob.=Ing. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
Anſchl. Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Frankfurt: Pelleas und Meliſande. Muſikdrama von Claude
Debuſſn.
22.00: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
22.20: Köln: Märſche und deutſche Tänze. Ausf.: Funkorcheſter.
Hauptſchriſfleltung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpſegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n icht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
Is ist die Solen-F
MIeMMTOOOrTL TI
K
am liebsten. Besonders der deutsche
Haucher, Barumlist unrend in Beutsch-
Iand
Sieltae SAAEEIOo
Seite 8 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Reich und Ausland.
Generalſtaaksanwalk wird Prieſter.
Generalſtaatsanwalt Dr. Peter Clär
aus Marienwerder
hat im Alter von 60 Jahren ſeiner juriſtiſchen
Laufbahn entſagt und wurde nach einem
mehr=
jährigen Studium der Theologie nunmehr in
Paderborn zum Prieſter geweiht.
Guter Verlauf der Nacht=Probeflüge
Frankfurk-Köln.
Frankfurt a. M. In der Nacht von
Mon=
tag zum Dienstag iſt die Strecke Frankfurt—
Köln, und zurück zum erſtenmal während der
Nacht beflogen worden. Dieſem Anlaß kam
des=
halb beſondere Bedeutung zu, weil die Linie
Frankfurt-Köln die erſte Gebirgsnachtflugſtrecke
iſt, die in ganz Mitteleuropa beflogen wird. Die
Flüge ſelbſt verliefen vollkommen programmäßig.
Flugkapitän Drechſel, der die Maſchine ſteuerte,
verließ um 0.15 Uhr Frankfurt und traf um
1.10 Uhr in Köln ein. Er berichtete, daß er bei
dem Flug keinerlei Schwierigkeiten hinſichtlich
der Orientierung gehabt habe. Die Befeuerung
habe ausgezeichnet funktioniert und die
Leucht=
feuer ſeien auf ſehr große Entfernungen gut zu
ſehen. Um 3.10 Uhr trat Drechſel den Rückflug
an und landete um 4.10 Uhr glatt in Frankfurt.
Nach dieſen einwandfrei verlaufenen
Probeflü=
gen wird die Strecke offiziell in der Nacht zum
Freitag eröffnet.
Warnung vor einem Kautionsſchwindler.
Frankfurt a. M. Ein gewiſſer Erich
Rüde=
mann, der ſich auch Vollmer, Weſſel oder
Le=
jeune nennt, iſt verſchiedentlich in Frankfurt und
Umgegend als Kautionsſchwindler aufgetreten,
indem er vorgab, für eine Textilwarenfirma in
der Oberpfalz Warenkommiſſionsläger
einzu=
richten. Vor dem gefährlichen Gauner wird
ge=
warnt.
Ein lohnender Griff.
Frankfurt a. M. Geſtern nachmittag wurde
einem Rentner aus der Arndtſtraße am
Pauls=
platz eine Brieftaſche mit 1800 Mark Inhalt aus
der Taſche gezogen. Die Täter ſind anſcheinend
geübte Taſchendiebe. Sie haben wahrſcheinlich
den Mann beobachtet und den günſtigſten
Augen=
blick zur Entwendung der Brieftaſche abgewartet.
Exploſion in einer Brikettfabrik.
Fünf Verletzte.
Oberhauſen. Am Dienstag früh
ereig=
nete ſich in der Brikettfabrik der Zeche Alſtaden
eine Exploſion, die wahrſcheinlich auf die
Ent=
zündung von Kohlenſtaub zurückzuführen iſt.
Fünf Arbeiter wurden verletzt. Vier Verletzte
mußten dem Krankenhaus zugeführt werden. Der
Sachſchaden iſt nicht bedeutend. Der durch die
Ex=
ploſion hervorgerufene Brand konnte in kurzer
Zeit gelöſcht werden.
Verleger Franx Xaver Bachem 75 Jahre alt.
Köln. Der derzeitige Seniorchef der über
hundert Jahre alten Kölner Kunſt=, Akzidenz=
und Buchdruckerei J. P. Bachem und älteſte
Sohn des Gründers der „Kölniſchen Volksztg.”.
Franz Xaver Bachem, beging geſtern ſeinen
75. Gebrutstag.
Die Berufung im Prozeß gegen die Evangeliſche
Zentralbank.
Berlin. Die Berufung im Prozeß gegen die
Leiter der Evangeliſchen Zentralbank wurde
hin=
ſichtlich des angeklagten Direktors Friedrich Paul
Kunck verworfen und das Urteil erſter Inſtanz,
das auf zwei Jahre drei Monate Gefängnis
lau=
tete, aufrechterhalten. Bei Adolf Kunck wurde
die Strafe auf zwei Jahre drei Monate erhöht.
Fieſeler erobert die deutſche
Kunſtflugmeiſterſchaft zurück.
Der Titelverteidiger Gert Achgelis und der
Herausforderer Gerhard Fieſeler (rechts).
Fieſeler, der großartige deutſche Kunſtflieger
vermochte jetzt in dem Breslauer Luftduell ſich
den Titel „Deutſcher Kunſtflugmeiſter”
zurück=
zuerobern, den ihm Gert Achgelis im letzten
Jahre entriſſen hatte.
Ueber dem Grab des U-Bookes „Promékhse‟.
Mittwoch, 13. Juff
Er lehrt die Poliziſten
Das Hilfsſchiff „Roſtro” legt an der Stelle, an der das franzöſiſche Unterſeeboot „Prométhée‟,
nahe Cherbourg mit über 60 Mann Beſatzung in die Tiefe verſank, zur Markierung eine Boje aus.
Bata tödlich verunglückt.
Tragiſcher Tod des tſchechiſchen Schuhkönigs. — Sein Privakflugzeug ſtürzk aus
bisher noch unbekannker Urſache aus 700 Meker Höhe ab.
Prag, 12. Juli.
Heute um 6 Uhr iſt der Großinduſtrielle Bata
mit ſeinem Flugzeug, in dem er eine
Geſchäfts=
reiſe nach der Schweiz unternehmen wollte, auf
ſeinem Flugplatz Otrokowitz aus einer Höhe von
700 Metern abgeſtürzt. Aus den Trümmern des
Flugzeugs zog man die Leiche des
Großinduſtriel=
len. Auch der Pilot des Flugzeugs, Broucek,
war auf der Stelle tot. Das Unglück hat in der
Tſchechoſlowakei ungeheures Aufſehen erregt. Die
Urſache des Abſturzes konnte noch nicht
feſtge=
ſtellt werden.
Der Tod des Schuhinduſtriellen Bata, der
nun=
mehr auch amtlich beſtätigt wird, hat allgemein
große Erregung hervorgerufen. In Prag ſind
zahlreiche Extrablätter erſchienen.
Thomas Bata.
Ueber den Abſturz des Schuhgroßinduſtriellen
Thomas Bata werden noch folgende Einzelheiten
bekannt: Heute um 6 Uhr früh flog Bata in
ſeinem Eindecker, Typ Fokker, den ſein Pilot
Broucek lenkte, von ſeinem Flugplatz Otrokowice
in Mähren ab. Das Flugzeug ſtieg zunächſt ſanft
in die Höhe. In einer Höhe von 700 Metern
verlor der Apparat aus unbekannter Urſache das
Gleichgewicht und ſtürzte jäh zu Boden, wo er
gänzlich in Trümmer ging. Unter den Trümmern
wurde Thomas Bata in tiefer Bewußtloſigkeit
aufgefunden. Er blutete aus Naſe, Mund und
Ohren: bei der Ueberführung ins Krankenhaus
ſtarb Bata. Inzwiſchen wurde in der Nähe des
Flugplatzes auch die Leiche des Piloten gefunden,
der bei dem Abſturz auf der Stelle getötet
wor=
den war.
Die Reiſe Batas war entgegen den erſten
Mel=
dungen keine Geſchäftsreiſe, ſondern ſollte dem
Beſuche ſeines Sohnes dienen, der ſich
gegen=
wärtig in der Schweiz aufhält.
Der tödliche Abſturz des tſchechiſchen
Schuh=
königs Thomas Bata hat in den tſchechiſchen
Wirtſchafts= und Finanzkreiſen große Beſtürzung
hervorgerufen.
Die Verwaltung der Batawerke veröffentlicht
eine vom Stiefbruder des Verſtorbenen und dem
Prokuriſten der Firma gezeichnete Erklärung, die
beſagt, daß keine Urſache zur Beunruhigung
ge=
geben ſei. In der bisherigen Leitung der
Bata=
betriebe werde keine Aenderung eintreten.
Thomas Bakas Aufftieg.
Thomas Bata wurde im Jahre 1876 in Zlin
(Mähren) als Sohn eines Schuhmachers geboren.
Er erlernte bei ſeinem Vater das
Schuhmacher=
gewerbe. Frühzeitig machte ſich bei ihm der
Selbſtändigkeitstrieb geltend. Im Jahre 1894
gründete er ſeinen erſten eigenen Betrieb.
In der Hauptepoche der Mechaniſierung und
Rationaliſierung groß geworden, war er beſtrebt,
auch ſeinen kleinen Betrieb nach den Grundſätzen
der Rationaliſierung zu organiſieren. Er ging
nach Deutſcyland, um ſich dort dem Studium der
für ſeine Pranche in Betracht kommenden Spe=
zialmaſchinen zu widmen. Die Früchte dieſes
Stu=
diums wandte er im Jahre 1904 bei der
Errich=
tung einer kleinen Fabrik an, bei der die
Hand=
arbeit weiteſtgehend durch Maſchinen erſetzt
wurde. Seinen hochgeſpannten Anforderungen
genügte aber dieſer Betrieb nicht. Er ging mit
einigen ſeiner Arbeiter nach Amerika, um die
dortigen Arbeitsmethoden zu ſtudieren. Er ſelbſt
verdingte ſich als einfacher Arbeiter, da er nur
ſo die Grundlagen der amerikaniſchen
Betriebs=
faſſung auf das genaueſte zu erfaſſen glaubte. In
die Heimat zurückgekehrt, ſtellte er zunächſt nur
Leinenſchuhe her, die ſich auf dem
öſterreichiſch=
ungariſchen Markt günſtig abſetzen ließen. In
dieſer Zeit begannen ſeine erſten Verſuche, den
Export möglichſt großzügig zu betreiben. Der
Krieg, vor allem durch die Produktion von
Mili=
tärſchuhen, nötigte ihn, auch zur Erzeugung von
Lederſchuhen überzugehen. Von nun an nahm die
Produktion ſeiner Betriebe einen phantaſtiſchen
Umfang an. Bereits im Jahre 1917 lieferte er
täglich bei einem Stamm von 4000 Arbeitern
10 000 Paar Schuhe. Der Idee der vertikalen
Konzentration folgend, ging er dazu über, die
Schuhfabrikation vom erſten Rohſtoff bis zum
Kunden in ſeiner Hand zu vereinigen. Er
glie=
derte ſeinem Stammunternehmen immer mehr
Hilfsinduſtrien an. Ende 1930 befanden ſich allein
in Zlin 32 Batafabriken, in denen rund 16 000
Arbeiter eine Tagesleiſtung von 100 000 Paar
Schuhen erbrachten.
Neben ſeiner induſtriellen Tätigkeit widmete
ſich Bata auch den Angelegenheiten des
öffent=
lichen Lebens in weitem Maße. In ſeiner
Ge=
burtsſtadt Zlin war er Bürgermeiſter.
Außer=
dem gehörte er der mähriſchen
Landesvertre=
tung an.
Oberleutnant Hentſchel,
der bekannte Rekordflieger, wurde als Le
für die neu eröffnete Segelflugſchule der pro
ſchen Polizei auf dem Dörnberg bei K
verpflichtet.
Unfug beim Kahnfahren fordert Todesopf/ 20
Wölferlingen (Weſterwald). Am Sohest
tag fuhren auf dem hieſigen Fiſchweiher
Leute aus Hinterkirchen Kahn. Sie trieben
allerlei Unfug, ſo daß ſchließlich der Kahn m
kippte und die jungen Leute ins Waſſer fi
Da ſie ſämtlich des Schwimmens unku
waren, kamen ſie in Lebensgefahr. Zwei konn
ſich retten, während ein dritter, der in den
Jahren ſtehende Viktor Kexel, ertrank. Die 9
wurde nach längerem Suchen gefunden.
Großer Dachſtuhlbrand in Berlin.
Sieben Feuerwehrleute verunglückt.
Berlin. In einem Hauſe im Norden
lins brach geſtern auf noch nicht ermittelte
ein Dachſtuhlbrand aus. Die Flammen
g=
infolge der Trockenheit des Gebälks raſch urn
Die Feuerwehr rückte mit vier Zügen an. E
lang ihr, nach 1½ſtündiger Tätigkeit den 2/
einzukreiſen. Dabei wurden drei Feuerwehr
durch Stichflammen ſo ſchwer verletzt, daß ſi,"
Krankenhaus übergeführt werden mußten.
Feuerwehrmann trug eine erhebliche Rau /P”
giftung davon. Drei Leute wurden le/. 9c
verletzt.
Ein ſpaniſcher Kreuzer geſunken. Ms
mi
Die Beſatzung gerettet.
Madrid. Bei dem an der ſpaniſchen 24
weſtküſte ſüdlich von Cap Finiſtere abgehal/
Manöver der ſpaniſchen Flotte ereignete ſich der
Unglücksfall. Der 4725 Tonnen große geſcintt gei
Kreuzer „Vlas de Levo”, der die Bucht von G0 hek
cubion verteidigen ſollte, fuhr auf einen Uyppe 9e
waſſerfelſen auf und ſank nach kurzer Zeit. f0e
Beſatzung wurde gerettet. Die Bergungsarkſſel,
ſind ſofort eingeleitet worden. Der ſpai
Kreuzer „Mendez Nines” fuhr auf den gle/
Felſen auf und wurde beſchädigt.
Die amerikaniſchen Weltflieger
komme=
nach Berlin.
Moskau. Die amerikaniſchen Weltf!4
Mattern und Griffin beſichtigten vorgeſtery
Moskauer Flughafen, über den ſie ſich
lobend ausſprachen. Heute gedenken die Ee
Flieger nach Berlin zu kommen.
Beduinenüberfall auf die Arbeiter de
Petroleumleitung Meſopotamiens, Mitteln/
London. Die Arbeiter der im Bau be)
lichen Petroleumleitung von Meſopotamien!
dem Mittelmeer wurden bei Kuriaten von
großen Bande wilder Beduinen überfallem
Arbeiter wurden gefangen genommen und & ſirent
führt, 100 Arbeiter konnten entfliehen. Die welt
troleumleitung wurde ſchwer beſchädigt. (
Strecken des bereits ausgehobenen Kanals Bdurch
den von den Beduinen wieder mit Erde A0 Pri
ſchüttet. Die transjordaniſche Regierung Awonm
vor einiger Zeit mit der Aufſtellung von *
Beduinen zum Schutze der Leitung begonmnſ” .ß
Unweiterverwüſtungen im würtkembergiſchen Vorland. — Neue Hochwaſf!
meldungen aus dem Allgäu. — Skürme über Frankreich. — In Amerika zu
hunderk Häuſer forkgeſchwemmk, zwölf Toke.
Stuttgart. Am Montag ging über
einen Teil der Gemeinde Eſchbach bei
Ravensburg ein ſchweres
Gewit=
ter mit wolkenbruchartigen Regengüſſen
nie=
der. Beſonders ſchwerer Schaden wurde in
Ober=
zulgen angerichtet. Die Straße nach Preſtenberg
wurde von den Waſſermaſſen völlig aufgeriſſen
und ſtellenweiſe bis zu 2 Meter Tiefe
wegge=
ſchwemmt. Die Keller ſind voll Waſſer. Das
Vieh mußte aus den Ställen gerettet werden.
Die Wege ſind auf weite Strecken mit Vieh und
Schlamm bedeckt.
München. In München laufen noch immer
Hochwaſſermeldungen aus dem bayeriſchen
Ober=
lande und aus Schwaben ein. In der Stadt Wei=
mu
üine
die
hrt.
Karte der Dammbruchſtelle (X) zwiſchen
Inningen und Göggingen bei Augsbarg.
ler, dem bayeriſchen Allgäu, die bisher vom
waſſer einigermaßen verſchont geblieben ,0 ſppl
trat am Montag infolge heftigen Gewitterreg”ung
Hochwaſſer in einem Ausmaß auf, wie esſl Oſen
200 Jahren nicht mehr erlebt worden iſt. 90 durck
durch die Hauptſtraße führende Bach führt
Unmenge von Baumſtämmen und Geſtrüpxl
ſich. Die Waſſermaſſen räumten ganze W!
läger aus. Die Feuerwehren der Umgebun9
wie die Landespolizei Lindau, kamen der
drängten Bewohnern zu Hilfe. Auch ausl
Bodenſeegegend um Bregenz werden Hochw!
ſchäden gemeldet.
Paris. Der heftige Sturm, der am Mrl
in der Umgegend von Paris tobte, hat an
ſchiedenen Stellen ſchwere Ueberſchwemmuig
hervorgerufen. In Paris ſelbſt mußte ein 2
ſpieltheater während der Vorſtellung gerd
werden. In der Untergrundbahn drang an
ſchiedenen Stellen Waſſer ein. Auch der
triſche Zugverkehr zwiſchen Paris und Verſe4
mußte unterbrochen werden, und die alte Den
lokomotiven kamen wieder zu Ehren. Die KA
zahlreicher Häuſer wurden unter Waſſer g
In dem Pariſer Vorort Colombes mußten
reiche Häuſer geräumt werden. Auch aus an!
Gegenden Frankreichs werden ebenfalls Ge
ter, verbunden mit Wolkenbrüchen, gemelde‟
gleichfalls ſchweren Schaden anrichteten.
Charleſton (Weſt=Virginia). Infolge
ungeheuren Wolkenbruchs ſchwemmte der (
ſchwollene Paintoreek zweihundert Bergarb‟
häuſer fort und überflutete mehrere Sch0
Bisher wurden zwölf Tote und eine Mi‟
Sachſchaden feſtgeſtellt. Der geſamte Schade
noch nicht überſehbar. Alle ſtaatlichen Hilfsk.
wurden alarmiert.
AAUHA TAABAOUAOATALZ
Nummer 7
DARMSTADTER TAGBLATT — HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN
Elektrische Schmelzöfen.
die Wärmewirkung des elektriſchen Stromes wird in immer
mwſiltigerer Form im Haushalt als Wärmequelle genutzt. Faſt
haogyließlich dient hier die Erhitzung eines ſtromdurchfloſſenen
Furs zur Erzeugung von Wärme. Die großen Vorzüge wie
Rwerkeit, Anpaſſungsfähigkeit in der Form, ſtändige Betriebs=
Muſchaft und leichte Regulierbarkeit haben eine ſchnelle Ent=
„wüng ermöglicht und eine weite Verbreitung bewirkt.
lach in der Induſtrie hat die Wärmewirkung der elektriſchen
zagie wegen ihrer beſonderen Vorzüge vielfach Verwendung
„mirden. Tauſende von Möglichkeiten zur Anwendung ſind
ge=
ſſthn. Die Verwendung in den elektriſchen Schmelzöfen für
pgelle, bei denen neben den gewaltigen Abmeſſungen verſchiedene
ſadprinzipien zur Anwendung kommen, verlocken zur näheren
Oeichtung. Drei weſentlich voneinander verſchiedene Bauarten
Anheute in Benutzung: Der Lichtbogenofen, der
Induktions=
ſierfrequenzofen und der Hochfrequenzofen. Bevor die einzelnen
Fan näher betrachtet werden, noch einige Bemerkungen über die
Nguüge gegenüber den mit offener Flamme geheizten
Schmelz=
ui Die mit Hilfe elektriſcher Energie erzeugte Wärme kann
m Uebertragungsverluſte da gewonnen werden, wo der zu
er=
utnde Gegenſtand ſelbſt iſt. Wie im Haushalt, weiß auch die
hndſtrie beſonders bei der Vergütung von Metallen, den
Um=
n zu ſchätzen, daß die elektriſche Kraft die Wärme ohne Rauch
„üStaub, als reinſte Heizungsart, erzeugt. Die Elektroöfen
er=
n suen endlich höhere Hitzegrade als bei Verbrennungsvorgängen
mdich ſind und zudem ſo, daß die Temperatur bis auf einige
Hnu genau reguliert und durch Automaten konſtant erhalten
wer=
ſ„krann. Durch Verbrennung kann in großtechniſchen Betrieben
u ein höherer Hitzegrad als 2000 Grad erreicht werden,
elek=
ſickl ſind Temperaturen auch bei großen Mengen der zu ſchmel=
Gun Maſſe von 3000 Grad zu erzielen. Welche Bedeutung dieſen
Fhelzöfen zukommt, erhellt daraus, daß bis Ende vergangenen
ſhides eine große Firma der deutſchen elektrotechniſchen Induſtrie
100 derartige Oefen geliefert hat.
Der Lichtbogen-Ofen.
der elektriſche Lichtbogen, der zwiſchen zwei Kohlenſtiften
nu gewiſſen Vorausſetzungen entſteht, kann von der
Bogen=
tuplye her als bekannt vorausgeſetzt werden, wenn auch die
Bogen=
naclye heute faſt verſchwunden iſt und mehr und mehr der Ge=
AAlite angehört. Die ungeheure Hitze, die der Lichtbogen
ent=
usprdt, wird zum Schmelzen des Einſatzes im Lichtbogenofen
Abb. 1: Lichtbogenofen.
Eil direkt benutzt, teils wirkt ſie, in dem geſchloſſenen Ofen
ge=
mmelt, zur Anwärmung des geſamten Ofens. Zu Beginn muß
ſctr lichtbogen durch Kurzſchließen der Elektroden erzeugt werden.
bäeurch entſtehen erhebliche Stromſtöße, die durch Droſſelſpulen
ſüer Primärleitung aufgefangen werden. Erſt unter der
Zu=
ſamenwirkung derartiger Droſſelſpulen mit ſelbſttätigen
Elek=
ſhdnregelungen ergibt ſich ein geregelter Ofenbetrieb.
Von verſchiedenen Ofenſyſtemen hat ſich beſonders der Heroult=
Eo bewährt und ſich eine weite Verbreitung geſchaffen. In der
Fön des Dreiphaſenſtrom=Lichtbogenofens mit drei Elektroden,
kuwodi der Lichtbogen zwiſchen Elektroden und Schmelzgut entſteht,
ſbädt dieſe Bauart heute den meiſt verwendeten Elektroofen.
Shn im Jahre 1870 hat Werner von Siemens den Vorſchlag
ge=
mat, mittels elektriſchen Stromes Eiſen und Stahl zu ſchmelzen.
Sc5 Jahre ſpäter hat dann ſein Bruder, Wilhelm Siemens, den
ereim Lichtbogenofen gebaut. Heute werden Oefen mit einem
Futz von 10 bis zu 15 Tonnen hergeſtellt.
Eine Prinzipſkizze dieſer Ofenbauart zeigt die Abbildung 1.
Auuy die drei Elektroden im Deckel des Ofens wird der Strom
urgührt. Der zwiſchen ihnen entſtehende Lichtbogen geht durch
diee 5chlackendecke (S) und den Einſatz (E). Die Oefen ſind
durch=
e kippbar gebaut, ſo daß das Schmelzgut nach entſprechender
Tlezung des Ofens durch eine Gießrinne zum Ausfluß kommt.
TlaOfen iſt auf einem Kreisſegment gelagert. Die Bewegung
E durch zwiſchengelegte Rollen (G) erleichert. Währenddem
unu ſeither den äußeren Mantel des Ofens aus Stahlformguß
„Hſtellte, iſt man neuerdings dazu übergegangen, ihn aus Schweiß=
Abb. 2: Elektrostahlofen, Leisung 10 Tonnen.
Hergestellt von der A. E. G., Berlin.
konſtruktionen zuſammenzuſetzen. Neben der freieren Geſtaltung
in der Form, die hierdurch gegeben iſt, ergeben ſich bei gleicher
Feſtigkeit große Gewichtserſparniſſe.
Derartige Oefen werden zum Erſchmelzen von Stahlformguß
legierten Stählen und Grauguß verwendet.
In Abbildung 2 iſt ein Ofen dargeſtellt, wie er in der
tech=
niſchen Ausführung ausſieht. Die Darſtellung zeigt, welch großer
Unterſchied beſteht zwiſchen dem theoretiſchen Prinzip und dem
praktiſch brauchbaren Gerät.
Der Niederfrequenz-Ofen.
Der Lichtbogenofen iſt geeignet, ſowohl feſtes Material wie
auch ſchon flüſſig eingebrachtes Schmelzgut zu verarbeiten.
Da=
gegen kann der Induktionsofen — Niederfrequenzofen — nur
Abb. 3: Niedertrequenzofen, Bauart Röchling-Rodenhauser.
flüſſig eingebrachtes Material weiter verarbeiten. Dieſe Oefen
verlangen zu Beginn einen gut geſchloſſenen Kreis für den Strom,
den die loſe eingebrachten feſten Eiſenſtücke nicht geben. Um den
Kern eines Transformatorengeſtelles iſt eine Primärwicklung
ge=
legt, die von Wechſelſtrom durchfloſſen wird. Die Sekundärwicklung
bildet der Einſatz flüſſigen Metalls, der ſich in einer gemauerten
Rinne befindet. Es haben ſich zwei grundſätzlich verſchiedene
Bau=
arten durchgeſetzt: a) die Bauart Röchling=Rodenhauſer und b) die
Bauart Ajax=Wyatt.
Die erſte Bauart wurde von dem bekannten Stahlwerk
Röch=
ling in Völkingen an der Saar in den Jahren 1905—06 entwickelt.
Die Abbildung 2 zeigt den grundſätzlichen Aufbau dieſes Ofens.
Der Transformatorenkern (K) wird von den beiden
Primärwick=
lungen (P) umfloſſen. Der ſekundäre Stromkreis geht durch den
flüſſigen Einſatz (R). Die Schmelzrinne vereinigt ſich in der Mitte
zu dem Herd (kT), der aus hüttentechniſchen Gründen notwendig
iſt. In dem Herd müſſen nämlich Zuſchläge für die Bindung von
Schwefel, Phosphor uſw. eingebracht und die Schlacken abgezogen
werden können. Teils durch elektrodynamiſche, teils durch
ther=
miſche Kräfte wird das geſchmolzene Metall in der Schmelzrinne
des Ofens umgetrieben und dabei gemiſcht.
Die zweite erwähnte Form. zuerſt von Ajax=Wyatt angegeben,
ſpäter von Siemens u. Halske, Ruß und anderen weiter entwickelt,
Abb. 4: Niederfreouenzofen,
Bauart Ajax Wyatt.
Abb. 5: Hochtreguenzofen
TiegelOten
ſtellt die Abbildung 4 dar. Die Transformatorenjoche (T) werden
durch die Primärwicklung (P) induziert, wodurch in der
Schmelz=
rinne (B) die Erwärmung bewirkt wird. Ueber die Schmelzrinne
iſt der Herd (H) angeordnet. Die Schmelzrinnen ſtehen in einem
beſtimmten Winkel zueinander. Gegenüber der erſtgenannten Form
hat der Ofen den großen Vorteil, daß bei einem Durchbruch der
Schmelzrinne nicht wie bei der erſten Bauart die Wicklungen und
die Bewegungseinrichtungen des Ofens gefährdet ſind.
Auch dieſe beiden Oefen werden kippbar ausgeführt. Aus dem
Eiſenhüttenbetrieb ſind dieſe Ofenformen faſt verſchwunden.
Da=
gegen haben ſie ſich für Metallhüttenzwecke das Feld ganz erobert.
Ihr großer Vorteil beſteht darin, daß ſie eine gleichmäßige
Er=
wärmung über den geſamten Querſchnitt der Schmelze bewirken.
Ihr Nachteil liegt darin, daß ein flüſſiger Sumpf zurückbleiben
muß.
Nach Verſuchen mit Oefen von 60 und 300 Kg. Einſatz hat
ſpeziell Röchling zur Erzeugung von Edelſtählen Oefen bis zu
8 Tonnen Faſſungsvermögen, während der Kriegszeit entwickelt.
Ein im Jahr 1917 begonnener Ofen, der ſogar 15 Tonnen faſſen
ſollte, wurde nicht vollendet, da nach dem Krieg keine
Abſatzmög=
lichkeit mehr beſtand.
Der Hochfrequenz-Ofen.
Die Nachteile, die dem Niederfrequenzofen anhaften, haben
dazu geführt, daß in den letzten Jahren der eiſenloſe
Hochfrequenz=
ofen vervollkommnet wurde. Seine Bauart iſt durch die
Abbil=
dung 5 gekennzeichnet. In dieſem Ofen kehrt die alte Form des
Tiegelofens wieder. Der Tiegel (T) wird von einer
waſſerge=
kühlten Spule (S) umgeben, die von Wechſelſtrom durchfloſſen
wird. Das hierdurch erzeugte Magnetfeld induziert in dem
Ein=
ſatz des Tiegels die zum Schmelzen notwendigen Heizſtröme. Dieſe
Ofenbauart wird heute in erſter Linie zur Erzeugung hochwertiger
Stahle verwandt. Es ſind aber auch Verſuche im Gange, die darauf
hinarbeiten, dieſe Ofenart zu allen metallurgiſchen Vorgängen,
13. Julä 1932.
wie Friſchen, Desoxydieren, Abſtehenlaſſen, zu verwenden. Auch
Nichteiſenmetalle, beſonders hochwertige Bronzelegierungen,
Rein=
kupfer, Reinnickel, hochwertige Nickellegierungen und Edelmetalle
werden im eiſenloſen Induktionstiegelofen erſchmolzen. Die gute
Durchmiſchung und die gleichmäßige Erwärmung ſowie die ſaubere
Arbeitsweiſe und die Unabhängigkeit von dem feſten oder flüſſigen
Zuſtand des Einſatzes erſchließen dieſem Ofen weitgehende
Ver=
wendungsmöglichkeiten. Die Einfachheit der Bauart ergibt eine
billige Herſtellung des Ofens. Der Ofen kann mit einem
ge=
dämpften oder ungedämpften Schwingungskreis getrieben werden.
Im letzteren Falle beſteht der Umformer aus einem
Wechſelſtrom=
oder Gleichſtrommotor, der unmittelbar mit einem
Hochfrequenz=
ſtromerzeuger gekuppelt iſt.
*Das Höhenforschungs-
Blugzeug.
In einem Vortrag vor der Vortragsgemeinſchaft
techniſch=
wiſſenſchaftlicher Vereine Darmſtadts führte Herr Privatdozent
Dr. Schrenk von der Verſuchsanſtalt für Luftfahrt in Berlin=
Adlershof über das deutſche Höhenforſchungsflugzeug etwa
folgen=
des aus: In den letzten 10 Jahren brachte die allgemeine
Ent=
wicklung der Hochleiſtungsflugzeuge eine faſt ſtetige Steigerung
der Geſchwindigkeit und der Flugweite. Dieſe Entwicklung iſt ſo
ſtetig, daß man faſt auf Jahre hinaus die Entwicklung
voraus=
ſagen kann. Immer wieder wurden durch Verbeſſerungen in der
Konſtruktion, teils bei Entwicklung vollſtändig neuer Wege,
Fort=
ſchritte ermöglicht, die den Rekord des vorhergehenden Jahres
überboten. Dagegen iſt in der Erreichung der Höhe eine Grenze
geſetzt, die ſeit Jahren mit dem Flugzeug nicht überſchritten
wer=
den konnte, da wegen der pſychologiſchen Wirkung der dünnen
Luftſchichten eine unüberſteigbare Grenze bei etwa 14 Kilometern
geſetzt iſt. Profeſſor Piccard hat es im vergangenen Jahre
erſt=
malig ermöglicht, unter Verwendung einer Druckkammer eine
Höhe von 16 Kilometern zu erreichen, allerdings nicht im
geſteuer=
ten Flugzeug, ſondern im Freiballon.
Zur Erſchließung dieſer Höhenzonen veranlaßt einmal das
wiſſenſchaftliche Intereſſe: Es ſollen die kosmiſchen Strahlungen
erkundet und die meteorologiſchen Verhältniſſe in der Stratoſphäre
erforſcht werden. Seither war es möglich, mit einigermaßen,
Sicherheit die Witterung für einige Tage vorauszuſagen. Wenn
die Verhältniſſe in der Stratoſphäre bekannt ſind, wird es uns
wahrſcheinlich ermöglicht, mit der gleichen Sicherheit auch die
Witterung für Wochen und Monate im voraus anzugeben. Neben
dem wiſſenſchaftlichen Intereſſe verſpricht ſich auch die Flugtechnik
inſofern große Vorteile aus der Erſchließung des Verkehrs in der
Stratoſphäre, als es dort wegen der geringeren Dichte der Luft
möglich ſein wird, mit der 2,8fachen Geſchwindigkeit bei gleicher
Leiſtung wie in der ſeither üblichen Flughöhe vorwärtszukommen.
Ebenſo ſteigt die Flugweite mit der Höhe.
Das deutſche Höhenforſchungsflugzeug wird von den Junkers=
Flugwerken in engſter Zuſammenarbeit mit der deutſchen
Ver=
ſuchsanſtalt in Berlin=Adlershof entwickelt. Die konſtruktiven
Vorarbeiten wurden im Jahre 1926 begonnen, die erſten Arbeiten,
am Bau ſelbſt erſt im Jahre 1929. Durch die wirtſchaftlichen
Er=
ſchwerniſſe wurden ſie erheblich verzögert, man hofft aber doch, bis
zum Herbſt dieſes Jahres ſtartbereit zu ſein. Das Flugzeug hat
eine Spannweite von 28 Metern bei einem Geſamtgewicht von
4 Tonnen. Die Luftſchraube erhält wegen der geringen
Dichtig=
keit der Luft den ungewöhnlich großen Durchmeſſer von 6 Metern.
Sie wird angetrieben durch einen Junkers V=Motor von 800 P8,
der 800 Umdrehungen in der Minute macht. Mit Rückſicht auf den
geringen Sauerſtoffgehalt der Luft in dieſen Höhen muß die zur
Verbrennung notwendige Luftmenge durch ein Gebläſe zugeführt
werden, das für die erſten Verſuche zweiſtufig, für die ſpäteren
Höhen von 16—17 Kilometern dreiſtufig werden wird. Das
Flug=
zeug iſt derart gebaut, daß es auch ohne Steuerung in der Luft
ſchwebt und, für den Fall, daß die auf zwei Perſonen vorgeſehene
Beſatzung arbeitsunfähig wird, ohne Steuerung im Gleitflug
nie=
dergeht.
Der wichtigſte Teil des Flugzeuges iſt die eingebaute
Druck=
kammer. In ihr wird ebenſo wie in der Piccardſchen Kugelgondel
ein normaler Luftdruck durch beſondere Anlagen gehalten. Die
Druckammer erhält nicht Kugelform, ſondern muß der Form des
Flugzeuges angepaßt werden. Auf Rippen, die aus Silumin
ge=
goſſen ſind, werden innen und außen 2 Millimeter ſtarke
Alumi=
niumbleche aufgenietet, wodurch eine Doppelwandung entſteht.
Beſondere Inſtrumente ermöglichen es, den Druck zwiſchen den
beiden Wandungen zu beobachten, ſo daß Undichtigkeiten ſofort
kenntlich gemacht werden. Beſondere Schwierigkeiten bietet das
Einſetzen der Fenſter. Nach langwierigen Verſuchen hat man ſich
dazu entſchloſſen, zwei von Zeiß gelieferte Scheiben in Form von
Kugelkalotten zu wählen, die mit einer von Röhm &. Haas
ge=
lieferten Maſſe zuſammengekittet werden. Ueber dieſes
Verfah=
ren, ſplitterſicheres Glas herzuſtellen, haben wir unſeren Leſern
vor Jahresfriſt ausführlich berichtet. Eine weitere Schwierigkeit
bot die luftdichte Uebertragung der Steuerbewegungen von der
Druckkammer aus auf die verſchiedenen Teile des Flugzeuges.
Man hat grundſätzlich alle dieſe Uebertragungen in
Drehbewegun=
gen umgeſetzt, da dieſe allein mit der nötigen Sicherheit in der
Wandung abgedichtet werden können.
Das Höhenforſchungsflugzeug ſoll neben der rein praktiſchen
Erprobung des Fluges in großen Höhen, auch wiſſenſchaftlichen
Forſchungen dienen. Außer den Inſtrumenten, die den Flug
er=
möglichen, ſind in der Druckkammer eine ganze Reihe weiterer
Inſtrumente untergebracht, die während der Fahrt beobachtet
wer=
den müſſen. Ein Blick auf den Führerſitz zeigt eine verwirrende
Vielzahl von Beobachtungsinſtrumenten, Steuerhebeln, Schaltern
uſw., weit mehr als beim gewohnten Anblick eines Führerſtandes
im Flugzeug.
Es iſt verſtändlich, daß dieſe vielfältigen Neuerungen eine
ſchier endloſe Reihe von Vorverſuchen bedingten, beſonders dann,
wenn man, wie dies von Junkers rühmlichſt bekannt iſt, mit der
größtmöglichſten Sicherheit vorgehen und alle unvorhergeſehenen
Zwiſchenfälle ausſchalten wollte. In den letzten Monaten kommen
auch von Frankreich Nachrichten, daß dort ein Höhenflugzeug im
Bau iſt. Bei der Genauigkeit, mit der hier gearbeitet werden
muß, können aber auch ſolche Nachrichten nicht zu Uebereilungen
Veranlaſſung geben.
KURZEMITTEILUNGEN
* Die leiſtungsfähigſte Kaplanturbine mit einer Kraftleiſtung
von 42 500 PS. wird zur Zeit in Amerika aufgeſtellt.
Kaplan=
turbinen haben Laufräder, die etwa wie die Propeller einer
Schiffsſchraube ausgebildet ſind. Das Laufrad der neuen Anlage
beſitzt fünf verſtellbare Schaufeln. Bei einem Gefälle von 16,7
Metern kann die Turbine etwa 230 Kubikmeter ſekundlich bei
einer Umdrehungsgeſchwindigkeit von 109 Umdrehungen in der
Minute verarbeiten. Das Laufrad hat einen Durchmeſſer von
5,60 Metern. Um Anfreſſungen der Schaufel durch
Hohlraum=
bildungen zu vermeiden, wurden die Schaufeln, etwa 2 Meter
unter dem Unterwaſſerſpiegel angeordnet.
Seite 10 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 13. Juli 1932
Soee Ster Tte Sotietr
Handball im Odenwaldgan der 9.T.
Die Ergebniſſe vom 10. Juli:
Groß=Zimmern 1. — Reinheim 1. 10:3, 2. Mannſchaft. 6:5;
Zell 1. — Mümling=Grumbach 1. 8:6; Zell 2. — Momart 2. 4:3;
Beerfelden 1. — Steinbach 7:7; König 1. — Momart 1. 9:5;
Hainſtadt — Schlierbach 8:5.
Groß=Zimmerns 1. fand ſich in der erſten Halbzeit ſchlecht
zu=
ſammen. Reinheim legte ſogar drei Tore vor. Bei dem Stande
3:3 wurde gewechſelt. Nach der Pauſe taute Groß=Zimmern auf.
Seine Schnelligkeit und beſſere Technik ſetzten ſich durch, ſo daß
es noch ſiebenmal einſenden konnte. Bei den zweiten Mannſchaften
war Reinheim anfangs ſtark im Nachteil. In der zweiten
Halb=
zeit war aber Groß=Zimmern überlegen, jedoch zum Ausgleich
reichte es nicht mehr, wenn er auch verdient war. — Alle Vereine
mit Grasplätzen müſſen unbedingt dafür ſorgen, daß die Linien
zu erkennen ſind, ſonſt kann kein Schiedsrichter gerecht amtieren.
Auch Zell muß ſich das merken! Das Treffen der erſten
Mann=
ſchaften wir ziemlich ausgeglichen. Beide Gegner zeigten ſchönes
Zuſammenſpiel. Die Gäſte hatten in der Verteidigung Erſatz.
Wenn gegen Schluß die Spielweiſe härter wurde, ſo waren daran
die Zurufe der Zuſchauer ſchuld. Bei den 2. Mannſchaften herrſchte
ein Gewurzel, in das Momart noch eine unnötige harte Note
hin=
eintrug. — Wenn Steinbach ſeine 2. Mannſchaft ſchickte, ſtatt der
gemeldeten erſten, dann wäre es gerecht geweſen, wenn es eine
Abfuhr bekommen hätte. In der erſten Hälfte war Beerfelden
jederzeit tonangebend. Stand 4:1. Nach dem Wechſel holte
Stein=
bach ſtark auf und konnte mit viel Glück mehrmals hintereinander
erfolgreich einſenden. Dazu kam der gute Tormann der 1.
Mann=
ſchaft, ſo daß das Unentſchieden zuſtande kam. — In König wurde
ein Kampf von Nachbarmannſchaften mit all den üblen
Begleit=
umſtänden ausgetragen. Der Platzverein führte in den erſten 20
Minuten 6:0, dann ließ ſein Angriff nach, die Gäſte holten ſchnell
3 Tore auf, ſo daß mit 6:3 gewechſelt wurde. In der zweiten
Halbzeit vermißte man bei König das ſchöne, zügige
Zuſammen=
ſpiel. Die Gäſte dagegen kamen beſſer in Fahrt.
Am kommenden Sonntag ſpielen: Steinbuch — Reinheim,
3 Uhr; Spachbrücken — Mlg.=Grumbach, 2.30 Uhr; Semd —
Gr.=Zimmern 2., 3,30 Uhr; Schlierbach — Richen, 3 Uhr;
Gun=
dernhauſen — Gr.=Zimmern, 2,30 Uhr; Fränk.=Crumbach —
Böll=
ſtein, 2.30 Uhr; König — Zell, 2,30 Uhr; König 2. — Zell 2.,
1.15 Uhr — Steinbuch und Reinheim kämpfen um den Aufſtieg zur
Meiſterklaſſe. Wer ſiegt? Dies iſt bei den eigenartigen
Platzver=
hältniſſen in Steinbuch ſchwer zu ſagen. — Den Neuling Fränk.=
Crumbach begrüßen wir mit einem herzl. „Gut Heil!”.
Geländeſpork=Zünfkampf.
Darmſtädter Hochſchulmeiſterſchaften.
Im Rahmen der Internen Meiſterſchaften führt die
Darm=
ſtädter Studentenſchaft heute nachmittag den im
Gelände=
ſport=Fünfkampf ausgeſchriebenen Gepäckmarſch über 20
Kilometer mit anſchließendem Kleinkaliberſchießen (10 Schuß
liegend freihändig) durch. Seine Magnifizenz der Rektor der
Techniſchen Hochſchule, Herr Profeſſor Reuleaux, hat für die beſte
Mannſchaft im „Geländeſport=Fünfkampf in liebenswürdiger
Weiſe einen Wanderpreis geſtiftet. Ebenſo hat Herr
Oberbür=
germeiſter Mueller ſein Intereſſe für den Geländeſport
da=
durch bewieſen, daß er für die beſte Korporation im
Gelände=
ſport=Fünfkampf ebenfalls einen Wanderpreis ſtiftete, wofür
bei=
den Herren an dieſer Stelle nochmals herzlichſt gedankt ſei. Es
iſt das erſtemal, daß in Darmſtadt ein ſolcher Gepäckmarſch
über=
haupt durchgeführt wird. Die Darmſtädter Studentenſchaft lädt
hiermit alle Sportfreunde, die hierfür ein beſonderes Intereſſe
haben, recht herzlich zu dieſer Veranſtaltung ein.
Am Gepäckmarſch nehmen ca 100 Wettkämpfer teil. Der
Weg führt vom Start am Kleinkaliberſchießſtand, Böllenfalltor,
über die Nieder=Ramſtädter Straße, hinterm Friedhof her zur
Roßdörfer Straße dieſer folgend bis Roßdorf, von da nach
Ober=Ramſtadt und über Trautheim zurück zum
Start=
platz, wo auf den Schießſtänden das Kleinkaliberſchießen
aus=
getragen wird. Der Start beginnt 14.30 Uhr: die erſten
Teil=
nehmer werden ca. 16.15 Uhr an den Schießſtänden wieder
ein=
treffen.
Hüddeutſche Waſſerballmeiſterſchaft
am kommenden Samstag und Sonntag in Darmſtadt.
Turner=Stadtmannſchaft — Tv. Arheilgen.
Die Stadtmannſchaft der Darmſtädter Turnerſchaft empfängt
heute. 19 Uhr, den Tv. Arheilgen zu einem Freundſchaftsſpiel auf
dem Platze der Turngeſellſchaft 1875 in der Kranichſteinerſtraße.
Die Stadtmannſchaft ſpielt in folgender Aufſtellung:
Hahndorf (Reichsb.); Grün (Tgeſ. 75), Naumann (Reichsb.);
Schnellbächer (Tgeſ 75), Kaltenbach (Tgde. Beſſ.), Aßmuth (Tgde.
Beſſ.); Weiler Wolf, Holl 1., Hartmann, Holl 2. (alle Reichsbahn=
T.u. SV.) — Es iſt bei dieſem Spiel beſtimmt mit gutem Sport
zu rechnen.
Handball: Heute abend 7 Uhr ſtehen ſich auf der
Woogs=
wieſe die Turngemeinde 1846 Darmſtadt 2. und Sportabteilung
Singer Darmſtadt gegenüber.
Kreisliga Südheſſen.
Unter dem Vorſitz des Klaſſenleiters Berg=Lampertheim,
fand in Worms eine Beſprechung der 30 zweitklaſſigen Vereine
des Kreiſes ſtatt. Faſt ausnahmslos hatten die zu den drei
Grup=
pen unſeres Kreiſes gehörenden Vereine ihre Vertreter entſandt,
da evtl. mit einer Umgeſtaltung der Gruppen zu rechnen war.
Man wollte nämlich verſchiedenerſeits die drei Gruppen wieder
wie früher in Gaue einteilen und auch dann noch eine Trennung
in der Spielſtärke einführen, indem man wieder 4= und B=Klaſſen
gründen wollte. Es kam dieſerhalb nach ausgiebiger Debatte zur
Abſtimmung, wobei bei knapper Stimmenmehrheit die ſeitherige
Einteilung beibehalten wurde. Die für unſer Gebiet hauptſächlich
in Frage kommende Gruppe 3, Ried, ſtellte noch den Antrag auf
möglichſt frühzeitigen Beginn der kommenden Verbandsſerie.
Diesbezüglich fand letzten Endes noch eine Einigung dahingehend
ſtatt, daß die Spiele in der Gruppe 3, Ried, berits am 14. Auguſt
1932 beginnen, während die Vereine der Gruppen 1 und 2,
Weſt=
rhein, erſt 14 Tage ſpäter mit den Punktekämpfen anfangen.
Zum Rhön=Segelflug vom 17. bis 31. Juli ſind diesmal 95
Nennungen eingegangen, darunter auch einige von ausländiſchen
Fliegern.
Man hat in Darmſtadt ſchon manchen ausgezeichneten
Waſſer=
ballkampf, ſchon viele erſtklaſſige Waſſerballmannſchaften geſehen.
Jung=Deutſchlands Unternehmungsgeiſt hat es ſchon oft fertig
gebracht, bekannte Waſſerballmannſchaften ſchon oft nach
Darm=
ſtadt zu verpflichten. So bedeutende Vereine wie der 3. Bezirk
und M.A.C. Budapeſt, die Wiener Vereine E.W. A.S.C und
M. A. C., franzöſiſche Mannſchaften aus Nizza und Straßburg.
Waſ=
ſerfreunde Hannover, Poſeidon Köln, Schwimmſportfreunde
Bar=
men. Bayern 07 und den 1. F.C. Nürnberg, S.V. Göppingen und
viele andere Mannſchaften haben im Großen Woog mit den
Darmſtädtern die Klingen gekreuzt. Nicht zu vergeſſen ſind die
herrlichen Waſſerballſpiele der Studentenolympiade im Jahre 1930.
beſonders das Entſcheidungsſpiel zwiſchen Deutſchland und
Un=
garn. bei dem die Wogen der Begeiſterung des ſachverſtändigen
Darmſtädter Publikums ihren Höhepunkt erreichten.
Am kommenden Samstag und Sonntag wird wieder einmal
Waſſerball in Darmſtadt geboten. Die Paarungen für die
ein=
zelnen Spiele ſind wie folgt angeſetzt:
Samstag, 16. Juli, 18,30 Uhr: Jung=Deutſchland
Bayern 07 Nürnberg; Schiedsrichter: Blank=Mannheim. 19.00
Uhr: Göppingen — München 99; Schiedsrichter Belz=Frankfurt.
Sonntag, 17. Juli, 11 Uhr: Jung=Deutſchland
Göppingen 04; Schiedsrichter: Bertſch=Frankfurt. 11.30 Uhr:
Bayern 07 Nürnberg — München 99; Schiedsrichter: Belz. 16.30
Uhr: Göppingen 04 — Bayern 07 Nürnbg.; Schiedsrichter: Bertſch.
7.00 Uhr: München 99 — Jung=Deutſchland;
Schieds=
richter: Blank.
6. nationales Sportfeſt der S.Vgg. Arheilgen am 31. Juli.
Die Sportvereinigung 04 Arheilgen hält am 31. Juli d. J.
ihr 6 nationales Sportfeſt ab. Sie hielt ſich verpflichtet, vielfachen
Wünſchen ſeiner letzten Teilnehmer beim Erſtlings= und
Jugend=
ſportfeſt an Pfingſten, erneut zum Stelldichein einzuladen. Nie
war die Abhaltung ſchwieriger als in dieſem Jahre. Möge durch
Abgabe zahlreicher Meldungen die Gewähr eines guten Beſuches
gelohnt werden. Ausſchreibungen ſind unter Anſchrift „Poſtfach”
bei der Veranſtalterin noch zu erhalten. Die Ausſchreibung
ent=
hält 10 offene Wettbewerbe für Männer, nebſt 4 Staffeln.
Lei=
ſtungsklaſſe 2 und 3, 3 Wettbewerbe und 1 Staffel. Offen für
Frauen 4 Wettbewerbe und 1 Staffel. Meldeſchluß am 25. Juli.
Die Sieger erhalten Plaketten und Diplome. Nachfolgend die
Sieger der Wanderpreiſe vergangener Sportfeſte: 4 mal 100=
Meter=Staffel: 1924: 99 Offenbach: 1925: 99 Offenbach: 1926:
Sp.V. 98 Darmſtadt: 1927: F. Sp.V. Frankfurt: 1930: Sp. V. 98
Darmſtadt. 3 mal 1000=Meter=Staffel: 1924: Nieder=Erlenbach;
1925: F.V. Karlsruhe; 1926: Eintracht Frankfurt; 1927: Ein=
tracht Frankfurt; 1930: Sp.V. 98 Darmſtadt. Olympiſche Staffel:
1925: F. V. Karlsruhe; 1926: Sp.V. 98 Darmſtadt: 1927: F. Sp.V.
Frankfurt; 1930: Sportklub 1880 Frankfurt.
Frl. Horn=Wiesbaden errang ſich in Edgebaſton den Titel
einer mittelengliſchen Tennismeiſterin durch einen Sieg von 6:2,
6:3 über die Engländerin James.
9. Nalionale Jugend=Wekkkämpfe in Darmſtadt
am kommenden Sonntag am Böllenfalltor.
Auch in dieſem Jahre führt der SV. 1898 Darmſtadt ſei
Nationalen Jugend=Wettkämpfe durch. Dieſe alljährliche Groſ
veranſtaltung, die in dieſem Jahre bereits zum 9. Male zu
Durchführung gelangt, wird am kommenden Sonntag im
Stadi=
am Böllenfalltor wieder einmal mehr erklaſſige Kämpfe O
Jung=Leichtathleten bringen. Es iſt klar, daß ſich die Not O
Zeiten auch im Sport immer mehr bemerkbar macht, und es wu
auch aus dieſem Grunde von vornherein damit zu rechnen, daß
dieſem Jahre die zahlenmäßige Beſetzung der einzelnen Jugen
felder nicht ſo hervorragend ſein wird wie in den Voxjahre
Die zahlenmäßig geringere Beteiligung tut jedoch der Tatſad
keinen Abbruch, daß auch am kommenden Sonntag wieder allg
beſte Leiſtungen zu ſehen ſein werden. Viele Vereine beſchränke
ſich darauf, nur ihre leiſtungsmäßig beſten Jung=Leichtathlet.!
antreten zu laſſen.
Die Kämpfe am kommenden Sonntag, deren Entſcheidung
ab 15 Uhr geſtartet werden, bringen beſtimmt den Beweis dafz
daß auch 1932 die Nationalen Jugend=Wettkämpfe des SV.
nicht an Qualität der Leiſtungen nachſtehen. Das Meldeergel
nis ſteht zwar noch nicht endgültig feſt, ſo daß wir heute vo
Vereinen aus größerer Entfernung zunächſt nennen könne
München 1860, K.F.V. Karlsruhe, Sp.Vgg. 1900 Gießen, Poli=
Mannheim V.f. T. S. Feudenheim. SV. Wiesbaden und vor allen
noch die Frankfurter Großvereine. Die diesjährige Veranſto,
tung wird vor allem noch beſonders intereſſant, als erſtma=
der wertvolle Wanderpreis des „Darmſtädter Ta
blatt” für die beſte Vereinsleiſtung des Tages vergeben wi=
Dieſe verſtändnisvolle Stiftung iſt dem dankbaren Veranſtaltzſ/Ki
ein ſichtbares Zeichen dafür, daß ſeine langjährigen Verdien
um unſere Sportjugend Beachtung und Anerkennung finden!
Schwerakhlekik.
Aus dem 2. Kreis des DASV. 1891.
fuſfielen Der 2und Belies Narm de Taneft nicker geien d4
bei dem Biſchofsheim mit 15:6 gewinnen konnte, der Rückkan
am Sonntag in Mainz brachte mit 11:9 den Sieg für Mainz,
daß im Geſamtreſultat Biſchofsheim mit 24:17 Sieger blieb und ſſtngen
für die nächſte Saiſon in der Kreisliga 2. Bezirk kämpft. Hella
das in dieſem Jahre mit viel Pech kämpfte, dürfte doch wied
die nächſten Aufſtiegkämpfe beſtreiten und ſo wieder Gelegenh
haben, ſich wieder in die Kreisliga aufzuſchwingen.
Freundſchaftskampf Aſchaffenburg=Damm — Athleten=Club
Euskirchen 11:9.
Die Meiſterſchaften im Raſenkraftſport und der Leichtathle A0ſich üb
(Mannſchaften) ſind auf den 17. Juli verſchoben und werden v=
Kraftſportclub Neu=Iſenburg ausgetragen.
Von ſchönſtem Wetter begünſtigt, hielt der A. C. Koſtheim.
Anweſenheit von Vertretern der Stadt Mainz und den ſtädt. E) ſoe die
ſret für
mitz 10
ſe der
ſinder
bei
engen
Te
und
hörden ſowie in Anweſenheit des Verbandsgeſchäftsführers
Scotti und vielen Gönnern des Vereins ſeine Platzeinweihung
Tödlich verunglückt iſt der Münchener Federgewichtler Sti
pel gelegentlich einer Klettertour auf die Scheffauer Nordwarſul erre
ute
ſen Kaſ
uhiguns
Wetterbericht.
deutſche
keit zu Gewitterbildungen oder vereinzelten Niederſchlägen, gu snaß va
geben iſt, ſo wird alsbald durch den vom Atlantik herannahende
.
hohen Druck die Schönwetterlage wieder hergeſtellt.
Ausſichten für Mittwoch, den 13. Juli: Vorerſt noch ſchwüles Wes ſſte Zeit
ter mit lokalen Gewittern oder vereinzelten Niederſchläge;
aber auch aufheiternd.
Ausſichten für Donnerstag, den 14. Juli: Bewölkt mit Aufheit
rung, ſehr warm und meiſt trocken.
Stadt Lr Sag
28)
Kriminalroman von Harold Etfberg.
(Nachdruck verboten.)
H.
Antonia wurde aus tiefem Schlaf geweckt, als der
Zoll=
beamte in Bentheim ihr Abteil betrat. Auf Anraten ihrer
Freundin Jimmie hatte ſie bei der Abfahrt aus London am
Abend vorher ein Schlafmittel genommen, das ſich erſt nach
Verlaſſen des Schiffes richtig ausgewirkt hatte. Sie konnte ſich
nicht einmal beſinnen, wie ſie es bewerkſtelligt hatte, rechtzeitig
an Land zu gehen und den Zug zu beſteigen.
Die Aufregungen des geſtrigen Tages waren doch größer
geweſen, als ſie ſie je in ihrem Leben durchgemacht hatte. Als
wohlbehütetes Kind wohlhabender Eltern war ſie bisher nie
ſelbſtändig vor Entſcheidungen geſtellt geweſen, immer waren
ihr die Wege geebnet worden. Und der Beſuch im Gefängnis
hatte große Anſprüche an ſie geſtellt. Auf der Fahrt dorthin
hatte ſie an allen Gliedern gezittert, obwohl ihr der alte Perkins
immer wieder beruhigend ihre eiskalten Hände geſtreichelt hatte.
Und dann der Weg durch die langen Gänge, an Zellen
vor=
bei, an Wärtern, die ſie muſterten, als ſei ſie eingeliefert worden,
bis zu dem Sprechraum, der durch Schranken in zwei Teile
ab=
gegrenzt war, zwiſchen denen der Aufſichtsbeamte während des
Geſprächs Platz nahm!
Endloſe Minuten des Wartens, die vielleicht nur Sekunden
waren, bis ſich die gegnüberliegende Tür öffnete, und Charlie
Perkins vor ihr ſtand: blaß, ſchlank, elegant wie immer, ein
Lächeln auf den Lippen, und wie hatten ſeine Augen geleuchtet,
als er ſie erblickte, zuerſt ſprachlos vor Ueberraſchung.
Takt=
vollerweiſe war ſein Vater bei Jimmie im Wartezimmer
zurück=
geblieben, aber jetzt, in dieſem Augenblick, hätte ſie ihn gern an
ihre Seite gewußt.
„Antonia, du hier? Biſt meinetwegen . . .?"
Sie hate nur ſtumm genickt, noch immer unfähig, ein Wort
zu ſagen.
„Charlie, ich weiß, du biſt unſchuldig”, brachte ſie
ſchließ=
lich hervor, „aber ich muß es aus deinem Munde hören, um
ganz, ganz ſicher zu ſein.”
„Konnteſt du daran zweifeln?” fragte er lächelnd.
Der Beamte hatte die Hand erhoben. Ueber den
Gegen=
ſtand der Unterſuchung durfte nicht geſprochen werden.
Beide hatten gleichzeitig genickt und ſich einen Augenblick
nur ſtumm angeſchaut, während ihr unaufhaltſam die Tränen
die Wangen herunterliefen, ſo daß auch er ſich einen Augenblick
abwenden mußte.
„Charlie” hatte ſie dann ſchluchzend geſagt, „es wird alles
geſchehen, was in unſerer Macht ſteht, um deine Unſchuld zu
beweiſen! Verlier’ nicht den Mut!”
Und er hatte ſie dann in ihrer Angſt zu beruhigen verſucht,
ihr Mut zuſprechen müſſen, als ob ſie es wäre, zu deren Beſuch
er gekommen war. Schließlich hatte ſie ihn veranlaßt, die
mit=
gebrachte Vollmacht zu unterſchreiben, die jetzt in ihrem
Geld=
täſchchen geborgen lag.
Was hätten ſie ſich noch weiter ſagen ſollen? Worte konnten
doch nicht ausdrücken, was ſie in dieſem Augenblick fühlte und
litt, und ſeine Blicke ſprachen eine beredtere Sprache zu ihrem
Herzen, als Worte es vermocht hätten.
Schließlich hatte ſie ihm die Hand reichen dürfen, und ihm
war es gelungen, ſich über die Schranke zu beugen und einen
ſlüchtigen Kuß auf ihre Finger zu drücken.
Den ganzen Weg zum Wartezimmer zurück hatte ſie mit
ihrer andern Hand dieſe Finger geſtreichelt, als ob der Abdruck
ſeiner Lippen noch auf ihnen haftete. Dann war ſie Jimmte
in die Arme gefallen. An ihrer Bruſt hatte ſie ſich ausweinen
dürfen. Herr Perkins hatte inzwiſchen das Zimmer verlaſſen
und wartete auf dem Gang.
Das Ganze war doch mehr geweſen, als ſie hatte ertragen
können. Ihre Aufregung wollte ſich nicht legen. Es bedurfte
erſt des eindringlichen Zuredens ihrer Freundin, ſie glauben
zu machen, welch großen Liebesdienſt ſie Charlie mit ihrem
Beſuch erwieſen hätte.
Der Zollbeamte hatte längſt das Abteil verlaſſen, der Zug
ſich von neuem in Bewegung geſetzt, während Antonia dies
alles durch den Kopf ging, und es kamen ihr wieder die Tränen.
Der vornehme Solicitor, der alte Anwalt der Familie, von
Perkins auf ihren Wunſch telephoniſch nach Grosvenor Place
herbeigerufen, hatte ein ernſtes Geſicht gemacht und ihr nicht
verhehlt, daß bei dem gegenwärtigen Stand der Unterſuchung
kaum daran zu zweifeln wäre, daß Charles Auslieferung
er=
folgen müßte. Wenn es in ihrer oder ihrer Familie Macht läge,
die Verdachtsgründe gegen ihn zu erſchüttern, ſo dürfte keine
Zeit verloren werden.
Ein Hoffnungsſchimmer hatte ſich wenigſtens gezeigt bei
dem Beſuch des Mr. Leroi in George Street, dem Chef der
Firma Emerſon, Leroi u. Emerſon, zu dem ſie von dem
Ge=
fängnis aus hingefahren waren. Das war ein bekanntes
Detek=
tivbüro, das ſich von andern dadurch vorteilhaft auszeichnete,
daß es nicht nur Geld von ſeinen Kunden nahm, ſondern au
dafür etwas leiſtete.
Mr. Leroi, ein militäriſch ausſehender Mann, während de ſch den
Krieges Mitglied des „Intelligence Departement” des engliſche=
Gegenſpionagebüros, hatte den Brief der Commercial Enterpri”
Company eingehend, geprüft und ſich die Sachlage
vortrage=
laſſen. Inſtinktiv hatte Antonia darauf beſtanden er
müß=
auch zu erforſchen ſuchen, auf welchem Wege die Geſellſchaft d5
Photographie der Formel ſo ſchnell nach England gebracht hätt
nicht nur wie ſie überhaupt in den Beſitz des Schriftſtückes gel
kommen wäre. Leroi hatte nicht viel Worte gemacht, beruhigem
war aber ſeine Verſicherung, die Geſellſchaft wäre ihm nicht garn
unbekannt, vor allen Dingen der Inhaber der Geſellſchaft
nich=
der ſchon im Kriege eine etwas zweifelhafte Rolle geſpielt hätt
ein gewiſſer Captain Rolt, der mit Rückſicht auf ſeine vorzig
lichen Sprachkenntniſſe im Spionagedienſt der britiſchen Arme
verwendet worden wäre. Er hoffe, in wenigen Tagen Beſchek
geben zu können.
Der Gedanke an dieſe Unterſtützung war einigermaßen
tröf=
lich, und ſo ebbte die Aufregung ein wenig ab, die Antonia be
dem plötzlichen Erwachen wieder befallen hatte. Das gleic
mäßige Räderrollen und das Schlafpulver taten ein übriges
und ſie fiel noch einmal in einen leichten Schlaf. In Hannohe=
icht un
eer die
Herausgegebn von der
Staatl. Forſchungsſtelle für langfriſtige Witterungsvorherſag
in Frankfurt am Main.
Das Witterungsgepräge der nächſten 10 Tage wird in de V
Gebiet, für das die Vorherſagen gelten, zeitlich und räumlich nich
einheitlich, im ganzen genommen aber ziemlich ſchön ſein.
Zunächſt wird ſchwüles, wechſelnd bewölktes, zu gewitterige/s in
Niederſchlägen geneigtes Wetter vorherrſchen. Dann werden e // Verkel
bis zwei kühlere, bewölkte Tage mit zeitweiſen Regenfällen kor,uud der
men, Tage, die aber im ganzen nicht unfreundlich ſein werde=”ſer Auß
Schließlich wird wieder meiſt ſchönes, warmes bis ſehr warm=/ziehalb
nig am
und vorwiegend trockenes Wetter eintreten
Von dieſem gewiſſermaßen mittleren Witterungsverlauf ruſl ſo daß
ganzen Vorherſagegebiet wird die Witterung in Norddeutſchlau / Tax
inſofern abzweigen, als dort im allgemeinen mit ſchönerem un uben.
trockenerem Wetter zu rechnen iſt, während die Gewitter= un —3 P
Niederſchlagsneigung in Süd= und Mitteldeutſchland, beſonders E.)munſchein
nördlichen Vorland der Alpen und der Mittelgebirge, am größtsl ment ber
Mais gekor
ſein wird.
Während über Nord= und Oſtdeutſchland, begünſtigt dur enen mi
hohen Druck über der Oſtſee, heiteres Wetter mit Morgentemper zhüchteru
turen bis zu 24 Grad herrſcht, liegt der übrige Teil des Reich=Wbeſitz na
unter dem Einfluß der flachen Störung, welche einen Wolken) vähren
ſchirm ausgebreitet hat. Wenn auch durch das Tief noch Möglis/Obligat
Wandbr
beſtehen.
te auf di
ie die 2
ungere
aus den
Die
ier
teilwei
re
in
getrete
wurde ſie durch das vorſichtige Klopfen des Salonwagenſchafn
ners geweckt. „Ob die gnädige Frau denn gar nichts zu ſic)a
nehmen wolle, der Speiſewagen ſei nebenan, und er könne im Fhhr
alles im Abteil ſervieren, ſie brauche ſich nicht zu erheben-)auſe h
Gleichzeitig legte er ihr eine Speiſekarte vor, aus der ſie dan / gegen
aus Erkenntlichkeit ein Gericht ausſuchte.
Nachdem Antonia gegeſſen hatte, ließ ſie ſich wieder in ihr!
Kiſſen zurückfallen und ſchloß einen Augenblick die Augen, u
ſie gleich darauf in einem gewiſſen Wohlbehagen zu öffnen. Ip
Blick umfaßte den kleinen, mit Seide beſpannten elegante
Raum. Eigentlich hatte ſie es doch ſehr gut, ihr perſönlic.
konnte es in keiner Weiſe beſſer gehen. Wie kam es nur, da
ein kurzes Geſpräch in einer dunklen Maiennacht, kurz im Ver
hältnis zu einem ganzen Leben, und ein noch kürzeres in der ie
proſaiſchen Vorraum eines Bahnhofs eine ſolche Veränderun /wn
in ihrem Leben bewirkt haben konnte? Eine Veränderung, Pharkt
groß, daß ſie jeden Gedanken an ſich, jede Freude am Daſel /Ech
zunichte machte zugunſten dieſes andern Menſchen, dem die Vor
ſehung zur Zeit weniger wohl wollte als ihr. Oder hatte ſt,
nur in einem leichtſinnigen Augenblick „ja” geſagt, gelangweis)
von der Zurückhaltung ihres bisherigen angeblichen Verlobten /
Hatte ſie ſich von ſeinen Worten betören laſſen?
Sie ſchloß wieder die Augen, und ſofort ſtand das bleich
Geſicht des geliebten Mannes vor ihr mit dem mutigen Lächeln!
wie ſie es geſtern in der düſteren Gefängniszelle geſehen hatie
und ſofort waren alle dieſe beunruhigenden Gedanken vee
ſchwunden. Sie war voll Weh über das ihm zugefügte Unregh2ſ"
und ſie konnte nicht mehr begreifen, wie ſie auch nur einer //
Augenblick in ihrer Liebe zu ihm habe ſchwankend werder ſihe
können.
(Fortſetzung folgt)
Mittwoch, den 13. Juſſ
Einzelhandel in der Juli=Kriſe 1931.
4bſakenkwicklung in Kriſenzeiken. — Die Auswirkungen der Kriſe auf die verſchiedenen Warengakkungen.
Der Einzelhandel als Kaſſenfkelle
der Wirkſchaft.
Vor einem Jahre wurde der deutſche Einzelhandel inſolge
diie Juli=Ereigniſſe auf dem Kapital= und Geldmarkt in eine
eugnartige Lage verſetzt. Der normale Wirtſchaftsverlauf war
gürt, der Zahlungsmittelverkehr insbeſondere ſchien vollkommen
hutgelegt zu ſein. Inflationsangſt ergriff weite Schichten der
ſeulkerung. Die Art, wie der deutſche Einzelhandel auf die
Kriſe 1931 reagierte, wurde durch den allgemeinen
Defla=
tſasdruck und durch den Mangel an Zahlungsmitteln einerſeits
un von dem Beſtreben der Käuferſchaft, durch Eindecken von
Aönen den Inflationsgefahren zu entgehen, andererſeits
be=
ſtümnt. Die Forſchungsſtelle für den Handel veröffentlicht jetzt
bütsErgebnis ihrer Erhebungen und Unterſuchungen, insbeſondere
üüide die Umſatzentwickelung in den Juli=Wochen 1931; ſie
er=
ruchet für die kritiſche Woche vom 13. bis zum 20. Juli einen
mtz von 700 bis 800 Mill. RM. Der zuſätzliche Umſatz als
üole der Kriſe darf in der Größenordnung von 150 bis 180
RM. angenommen werden. Eine Reihe von Handelszweigen
„hſutin der Kriſe die Umſätze ſteigern können, in anderen
Waren=
gyungen hingegen trat eine beinahe vollkommene Stockung ein.
Füſen Handelszweigen, bei denen die Umſätze in der Kriſe
ge=
ſtüten ſind, gehören Möbel, Teppiche und
Haushaltungsgegen=
ſtüme, Textilwaren Bekleidung, Wäſche und Schuhe, Gold=,
Siſerwaren und Radioartikel. Handelszweige bei denen die
limitze in der Kriſe geſunken ſind, umfaſſen Luxuswaren,
mo=
ſt und Sportartikel. Bei Lebensmitteln konnte eine einheit=
Tendenz nicht feſtgeſtellt werden. Der Umſatz ſcheint nicht
er=
tüch über das normale Maß hinausgegangen zu ſein. Der
kikeſtgebende Einzelhandel, deſſen Umſätze ebenfalls nicht
erheb=
lilt ſtiegen, ging faſt ausſchließlich zum Barverkauf über. Der
Bwerkauf brachte es mit ſich, daß der Einzelhandel in der Zeit,
in er die Banken in der Ausübung ihrer natürlichen Funktionen
vungten und ein Moratorium nicht erklärt wurde, zu der
wich=
titzüin Kaſſenſtelle der Wirtſchaft wurde. Die Tatſache, daß die
Wrhigung der breiten Schichten im Juli 1931 verhältnismäßig
iarte ſchinll erreicht wurde kann man zweifellos auch durch die Haltung
dasdeutſchen Einzelhandels erklären. Dadurch, daß Preiſe nicht
eugſſht und Ware nicht zurückgehalten wurden, konnte um ſo
ſiſteer die Stetigkeit und die Kontinuierlichkeit des
Wirtſchafts=
varlufes wieder hergeſtellt werden.
Atliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die ſchon vorgeſtern im Verlaufe der Berliner Börſe und
aueds in Frankfurt erkennbare Kursbewegung hat ſich im
geſtri=
gean Verkehr trotz der Erholungen in New York fortgeſetzt. Auf
Gnd der ſich immer wieder zeigenden Meinungsverſchiedenheiten
im er Außenpolitik und der anſcheinend beſtehenden Differenzen
inwehalb des Kabinetts beteiligte ſich das Publikum wieder nur
mng am Geſchäft. Es wurden erneut Realiſationen
vorgenom=
mi ſo daß ſich, ſelbſt gegenüber den ſchon ſchwächeren
vorbörs=
ſlühn Taxen, noch Abſchwächungen um Bruchteile eines Prozents
mſerzoen. Verſchiedentlich traten dadurch gegen geſtern Verkuſte
vun 2—3 Prozent ein. Chadeaktien verloren 4 Mk. Auch Ilſe=
„Gäußſcheine waren mit minus 3,5 und Feldmühle mit minus 3
nüAllzent bemerkenswert ſchwach. Die ſeit einigen Tagen nicht zur
Muttz gekommenen Hamburg—Süd= und Hanſa=Dampf=Aktien
er=
ſchugen mit Min.=min.=Zeichen. Auch am Rentenmarkt war eine
mEänchterung heute unverkennbar. Von deutſchen Anleihen büßten
Mueſitz nach anfänglicher Minus=minus=Notiz zirka 0,5 Prozent
geän,während Altbeſitz faſt 1 Prozent niedriger variierten.
Indu=
ſt zeObligationen verloren zirka 1,5 Prozent, und in gleichem
Almaß waren Reichsſchuldbuchforderungen rückgängig. Aber auch
für Ffandbriefe ſcheint ſeitens des Publikums Realiſationsneigung
zu bſtehen, zumal die Diskontentſcheidung der Reichsbank für die
niſchte Zeit wenigſtens hinausgeſchoben ſein dürfte. Der Tod Bat’s
ſihott auf die Börſentendenz keinen Einfluß, zumal der
Verſtor=
bom kaum als Spekulant anzuſprechen war. Auch im Verlaufe
nauge die Tendenz eher zur Schwäche, wobei in der Hauptſache der
gerügere Geſchäftsumfang, daneben aber auch ſchwächere Meldun=
„gen aus dem Auslande mitſprechen.
*
Die Frankfurter Börſe war ſtärker verſtimmt über die
mdurd den Wahlkampf erfolgten politiſchen Auseinanderſetzungen,
di eilweiſe ſehr ſcharfe Formen annehmen. Das Geſchäft hielt
aſie n relativ kleinem Rahmen. Jedoch ſchon geringes Angebot
genizte zu teilweiſe ſtärkerem Kursdruck. Das Publikum war
gllufalls als Verkäufer von Aktien und vor allem auch Renten
arfſtreten, da offiziöſe Aeußerungen dahin gedeutet werden, daß
eillenochmalige Zinskonverſion kommen werde. Die zurückgeſetzte
E=mißigung des Reichsbankdiskontes führte zu Zurückhaltung in
6 Alſgen am feſtverzinslichen Markt. J.G. Farben waren
vorüber=
ubl gesnd bis 89,5 um 1,5 Prozent abgeſchwächt, erholten ſich ſpäter
ſchwoetr auf 90 Prozent. Scheideanſtalt verloren 1 Erdöl 2½,
Rüt=
ger4½8 Prozent. Relativ gut gehalten waren Reichsbankanteile,
diü hren Anfangsverluſt von 8 Prozent ausglichen. Von
Zell=
ſtufſverten gaben Waldhof 0,5, Aſchaffenburger 0,75 Proz. nach.
Al/ Transportwerte ſtärker gedrückt. So Hapag um 1½ Nordd.
Aloh um 58 Prozent. Reichsbahnvorzüge 0,5 Prozent niedriger.
MAh Elektromarkt gaben Siemens 3, Geſfürel 2. Schuckert 2,
Lah=
muyr 1. AEG. 0,5 Prozent nach. Auch der Montanmarkt zeigte
nlüllewiegnd Kursrückgänge. So verloren Rheinſtahl 1.5,
Stahl=
zuveren 0,5 Prozent, nur Gelſenkirchen 8 Prozent höher. Sehr matt
lazn Kaliwerte, wo Salzdetfurth 5,5 Proz. verloren. Am
Ren=
tesnarkt gaben Altbeſitzanleihe 1½ Prozent, Neubeſitz 0,5 Proz.
noch Schuldbuchforderungen ſpäter Fälligkeit lagen bis 1,75
Pro=
zesti niedriger. Am Pfandbriefmarkt kam etwas Material heraus,
dos rber nicht ſehr umfangreich war. Zum Börſebeginn lagen
Psadbriefe etwa 0.75 Proz. unter Vortageshöhe. Im ſpäteren
Wmufe blieb die Börſe im Grundtone unſicher, ohne daß
aller=
düng gegenüber den ſchwachen Eröffnungskurſen zunächſt eine
wei=
tesstarke Kurseinbuße zu verzeichnen war. Bekula, Berliner Kraft
1. üht AG., die geſtern in Berlin amtlich eingeführt wurden,
wur=
den nit 90—90,5 gehandelt. Tagesgeld 4,25 Proz. Die Nachbörſe
warflau bei anhaltendem, wenn auch kleinem Verkaufsdruck. JG.
Frien verloren 1,5 Prozent, auch Siemens nochmals 1 Prozent
ſchycher. Von Renten waren Neubeſitz bei 5½ „ſpäte
Schuld=
bir bei 55 Prozent geſucht. Farben ſchloſſen 88,5.
Die Abendbörſe war weiter abgeſchwächt bei
vorherr=
ſEeder Abgabeneigung. Auch das Publikum iſt wieder als
Ab=
gaßt am Markt. J.G. Farben eröffneten 8 Prozent niedriger,
garhnnen aber im Verlauf wieder ½ Prozent zurück. Am
Elek=
tpvarkt beſonders Siemens gedrückt. Eine Sonderbewegung
ve wichneten Gelſenkirchen, die auf vorliegende Kauforders 1 Pro=
9 zeeuanzogen. Am Rentenmarkt lagen die Kurſe gleichfalls
niedri=
aFſpäte Schuldbuchforderungen 0,5 Prozent gedrückt, auch
Alt=
beiit Neubeſitz und Pfandbriefe ſchwächer. Im Verlauf blieben
d7r kurſe gut behauptet. Farben ſchloſſen bei 88,25,
Piehmärkke.
Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 11./12.. Juli.
Tatſäch=
lich uf dem Markte zum Verkauf: 15 Ochſen, 11 Bullen. 507 Kühe
oder Färſen, 340 Kälber, 780 Schweine Preis pro 50 Kilogramm
Lehndgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 32—35, b) 2. 20—27; Bullen
bl/1—24: Kühe a) 20—28, b) 17—22, c) 15—17: Färſen (
Kal=
bimen): a) 30—35: Kälber c) 27—33, d) 22—27: Schweine b)
urie) 45—47, d) 41—44. Marktverlauf: Bei Schweinen
mittel=
müßg belebt, ausverkauft: bei Großvieh mäßig belebt, langſam
genumt; bei Kälbern ſchleppend, geringer Ueberſtand.
Inkernakionale Skickſtoff=Konferenz in London.
Die Internationale Stickſtoff=Konferenz, die bisher in Berlin
getagt hat, wird in London fortgeſetzt. Die Hauptteilnehmer an
den Verhandlungen ſind die Vertreter, der engliſchen Imperial
Chemical=Geſellſchaft, der J. G. Farbeninduſtrie und des
Chileni=
ſchen Salpeter=Truſts. Zweck der Konferenz iſt die Erzielung einer
Einigung zwiſchen den Erzeugern des organiſchen und des
ſynthe=
tiſchen Salpeters.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Kohlenproduktion in Heſſen. Die monatliche Statiſtik
der Kohlenproduktion des Volksſtaates Heſſen weiſt für den
Mo=
nat Juli 1932 folgende Zahlen nach: An Rohbraunkohlen wurden
gefördert 78 532 Tonnen, davon wurden 70 372 Tonnen zu
Schwe=
lereiprodukten weiter verarbeitet. Aus den verſchwelten Kohlen
wurden gewonnen: 4605,270 Tonnen Rohteer, 562,840. Tonnen
Leichtöl aus Schwelgaſen, 11 910 Tonnen Koks, ohne die
Schwel=
rückſtände des Meſſeler Kohlenſchiefers.
Mannheimer Gummifabrik A. G., Mannheim. Die
Mannhei=
mer Gummifabrik A. G., Mannheim, ſchließt per 31. Dezember 31
mit einem Bruttogewinn von 997 169 RM. (einſchließlich 127 500
RM. Uebertrag aus dem Entwertungskonto), wogegen Unkoſten
und Abſchreibungen 1 012 535 RM. erforderten, ſo daß ſich ein
Ver=
luſt von 15 365 RM. ergibt. Bekanntlich kam nach ſchwierigen
Verhandlungen im Januar 1931 ein Vergleich zuſtande, wonach der
Verluſt von 1930 von nahezu einer Million durch Zuſammenlegung
des A. K. von 1 205 000 auf 120 000 RM. ausgeglichen wurde. Das
A.K. wurde dann auf 520 000 RM. wieder erhöht. Nach dem
Be=
richt für 1931 ſoll neben der allgemeinen ungünſtigen
Wirtſchafts=
lage vor allem auch der Wettbewerb von Firmen mit günſtigerer
Lohnbaſis der Geſellſchaft ſehr geſchadet haben. Der Geſchäftslage
Rechnung tragend hat man auf Rohſtoffe und Fertigwaren
außer=
ordentliche Abſchreibungen vorgenommen. Das Auslandsgeſchäft
war durch die Währungsverhältniſſe und die Deviſenmaßnahmen
ſchwer gehemmt.
Vergleich Baumann u. Lederer A. G. beſtätigt. Am
Verkün=
dungstermin gab das Amtsgericht die Beſtätigung des
angebo=
tenen Vergleichs bekannt. Die Gläubiger mit Forderungen bis
200 Mark erhalten 50 Prozent, die mit Forderungen von 200 bis
1350 Mk. erhalten 30 Prozent, und zwar beide Gruppen in bar.
Die Gläubiger mit Forderungen über 1350 Mk. erhalten 30 Proz.
ihrer Forderungen, und zwar in neuen Aktien der Firma, deren
Nominalwert auf 400 RM. feſtgeſetzt iſt.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Arbeitsloſigkeit hat in England im Laufe des Juni trotz
der günſtigen Jahreszeit zugenommen, und zwar um rund 6000
Perſonen. Sie beträgt nunmehr Ende Juni 2747 343.
Die britiſche Regierung hat geſtern beſchloſſen, die bisherigen
Zollſätze auf eine Reihe von Waren, darunter Getreide, Früchte,
Steinkohlen, Maſchinen und Gewebe um 50—300 Prozent zu
er=
höhen. Gleichzeitig ſind die Einfuhrkontingente für eine ganze
Anzahl von Waren aufgehoben worden.
Die erſte Tranche von 200 Millionen Franken der belgiſchen
800 Millionen Franken=Anleihe, die in Frankreich aufgelegt wird
und zu deren Zeichnung am Montag die Proſpekte zum erſtenmal
aufforderten, iſt bereits überzeichnet worden, ſo daß
Anforderun=
gen aus Belgien nicht befriedigt werden konnten.
Nachdem erſt kürzlich die amerikaniſche Regierung
Griechen=
land einen neuen Aufſchub, für die fälligen
Kriegsſchuldenzahlun=
gen gewährt hat haben nun auch die amerikaniſchen Banken die
der griechiſchen Regierung vor zwei Jahren gewährte Anleihe von
7,5 Millionen Dollars verlängert.
Nach einer Times=Meldung aus New York wird die Zahl der
Arbeitsloſen in der Stadt New York allein jetzt auf eine Million
geſchätzt.
Der amerikaniſche Senat hat den Antrag Glaß angenommen,
der die Ausgabe von Regierungsſchuldverſchreibungen zur Deckung
einer gewiſſen Vermehrung des Notenumlaufes vorſieht. In
Re=
gierungskreiſen wird eine Vermehrung um etwa 800 Millionen
Dollar erwartet, was dem Wert der von Privaten infolge der
Bankenkriſe aufgenommenen Banknoten entſprechen würde.
Vom ſüddeutſchen Eiſenmarkk.
Während die Frühjahrsmonate am ſüddeutſchen Eiſenmarkt
eine gewiſſe Belebung brachten, iſt in den letzten Wochen wieder
ein ſtarker Rückgang des Bedarfs in Walzwerkserzeugniſſen
feſt=
zuſtellen. Hauptſächlich macht ſich dieſe in Stabeiſen bemerkbar,
da die Provinzhändler nun ihre Läger genügend angefüllt haben,
um den gegenwärtig anfallenden Bedarf, der außerordentlich
ge=
ring iſt, befriedigen zu können. Trotz der allgemeinen Tendenz
nach unten, die den Markt kennzeichnet, konnte ein etwas erhöhter
Bedarf für Bauzwecke feſtgeſtellt werden, der natürlich nicht im
geringſten an den in ſonſtigen Jahren aufgetretenen Saiſonbedarf
in Formeiſen und Moniereiſen heranreicht. In der Hauptſache
handelt es ſich um kleine und kleinſte Objekte: die
Aufnahmefähig=
keit, der eiſenverarbeitenden Induſtrie für Stabeiſen und Bleche
hat weiter nachgelaſſen. Fürs erſte iſt hier mit einem erhöhten
Bedarf nicht zu rechnen, da der Erport von Fertigfabrikaten ganz
enorm zurückgegangen iſt. Die Werke können den Marktbedarf
im allgemeinen reibungslos befriedigen. Der
Spezifikationsein=
gang war jedoch ſehr gering und hatte zur Folge, daß die
Liefer=
termine auch für glatte Spezifikationen ſtark verlängert werden
mußten. Jedenfalls iſt die Leiſtungsfähigkeit der
eiſenerzeugen=
den Induſtrie bei weitem nicht ausgenutzt, und es wäre zu
wün=
ſchen, daß für den tatſächlich vorhandenen Bedarf in Geſtalt
größe=
rer Objekte Finanzierungsmöglichkeit beſtünde.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 12. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 47,5 RM. — Die Notierungen der
Kom=
miſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezah=
lung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Pro=
zent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent, auf 164 RM.. Reinnickel.
98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus auf 34—36
RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 38—41,25 RM.
Die Berliner Betalltermine vom 12. Juli ſtellten ſich für
Kupfer; Juli 37,50 (37,75), Auguſt 38 (38,25), September
38,25 (38,50), Oktober 38,75 (39), November 39,25 (39,75).
De=
zember 39,75 (40,25), Januar 40 (40,75), Februax 40,50 (41,50),
März 41 (42), April 42 (42,75), Mai 42.25 (43.25), Juni 43 (43,75).
Tendenz: ruhig. Für Blei: Juli 15 (15,25), Auguſt 15 (15,50),
September 15 (16), Oktober 15,25 (16,50), November 15,50 (17),
Dezember 15,75 (17,25), Januar 16 (17,50), Februar 16,25 (18),
März 16,50 (18,50), April 16.75 (18.75), Mai, Juni 17 (19).
Tendenz: matt. Für Zink: Juli 17 75 (18), Auguſt 18 (18,25).
September 18,25 (18,75) Oktober 18,50 (19) November 18,75
(19,50). Dezember 19 (20) Januar 19,25 (20,25) Februar 19,50
(20,50) März 19,75 (20,75), April 20 (21) Mai 20,25 (21.25),
Juni 20.50 (21,25). Tendenz: ruhig. — Die erſten Zahlen
be=
deuten Geld, die in Klammern Brief.
Prodnkkenmärkke.
Berliner Produktenbericht vom 12. Juli. Das günſtige Wetter
der letzten Tage hat die Erwartungen bezüglich einer frühen Ernte
merklich erhöht. Nach der Wintergerſte hat nun auch der
Roggen=
ſchnitt verſchiedentlich eingeſetzt. Infolgedeſſen drängt die immer
noch beſtehende, nicht unerhebliche Preisdifferenz zwiſchen Ware
alter und neuer Ernte auf einen Ausgleich, der ſich ziemlich
ſprung=
haft vollzieht. Dies kommt beſonders am handelsrechtlichen
Lie=
ferungsmarkt zum Ausdruck; bei Brotgetreide erſchienen für die
Juli=Sichten die bekannten Minus=minus=Zeichen, da dem
vor=
handenen Angebot kaum Nachfrage gegenüberſtand. Später ſetzte
Juli=Weizen 6 Mark ſchwächer ein. Die ſpäteren Sichten waren
um 1 und 1,5 Mk. geſchwächt, während Roggen ſich bis 3,5 Mk.
nie=
driger ſtellte. Am Effektivmarkt waren Gebote für Weizen und
Roggen kaum oder nur zu um 4—5 Mark niedrigeren Preiſen
er=
hältlich, da der Mehlabſatz zumeiſt zu wünſchen übrig läßt und die
Mühlen vor Hexeinkommen der neuen Ernte ihre Läger möglichſt
leeren wollen. Für Neu=Weizen lauteten die Gebote 1 Mk., für
Neu=Roggen 1 Mark niedriger. Das erſthändige
Offertenmate=
rial iſt zwar keineswegs dringlich, infolge des ſtockenden
Export=
geſchäfts und angeſichts der rückgängigen Preiſe für Exportſcheine
iſt die Aufnahmeneigung aber gering. Am Mehlmarkt findet nur
Roggenmehl zur prompten Lieferung vereinzelt Beachtung. Hafer
bei ſtärkerem Angebot und Zurückhaltung des Konſums gleichfalls
ſchwächer. Für neue Wintergerſte für Durchſchnittsqualitäten ſind
Gebote kaum erhältlich. Beſte Sorten finden auch nur zu
gedrück=
ten Preiſen Unterkunft.
Berliner Kursbericht
vom 12. Juli 1932
Beulfce Sunr und Siblönte Urfenfchaft
Deviſenmarkt
vom 12. Juli 1932
Med
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Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llohzb
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—
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Wien
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Belgien
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100 Schilling
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100 Belga
100 Lire
100 Franes 1
72
51.95
12.465
Brieſ
6.376
52.05
12.485
3,057 3.08=
169.98 170.34
21.77
76.87
14.965
0.938
4.209
58.47 I
21.46
ie 52s
74.32
81.33
7.03
15.005
0.94:
4.21f
58,59
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82.13
33.68
82.28
1.151
0.327
8.707
13.69
2.303
2.022
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Frankfurter Kursbericht vom 12. Juli 1932.
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26
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153
42
50
5o.5
92
11.5
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Seite 12 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 13. Juli 1932
Heute
die große Premlere:
Das erste deutsche Filmlustspiel des berühmten
„Davicl Golder‟ Regisseurs Julien Durivier.
Hallo! Hallol ...
Hier spricht Berlin
Hundert tolle Einfälle beleben die reizende
humor-
volle Handlung, deren Schauplatz die beiden Weltstädte
Berlin und Paris sind.
Vorher ein Kulturfilm:
„Zehn Minuten Schwimm-Unterricht‟
mit Jonny Weißmüller, dem Inhaber vieler
Schwimmrekorde, mit seinen Schälerinnen
und Schülern.
Die neueste Emelka-Tonwoche.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
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Bis auf Weiteres
im Doppelprogramm:
Der neue lustige Ufa-Tonfilm:
Es wird schon wieder besser
mit Dolly. Haas, Heinz Rühmann,
Fritz Grünbaum u. a.
Vorher:
Ein mysteriöser Sensations-Tonfilm von der
Katastrophe des Nord-Expreß.
Jugendliche haben zum I. Teil Zutritt.
Beginn: 3.30, 5.40, 8.20 Uhr
V.10076)
Bis auf Weiteres:
Gustav Fröhlich und Alexa Engstroem
unter Mitwirkung der Staatsoper Berlin und des
Berliner Domchors, in dem großen Film-Schauspiel
Brand in der Oper
Regie: Carl Froelich.
Nach Motiven von Hoffmanns Erzählungen.
Beginn: 3.30, letzte Vorstellung 8.15 Uhr.
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