Mtahl
Einzelnummer 10 Pfennige
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Franffurt a. M. 1301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 94
Montag, den 4. April 1932.
195. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streilt uſw. erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltelbung ſähl ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Nallonalbanl.
108 Millonen Heſſen=Etat 1932.
Senkung des ordenklichen Ekaks um 29,8 Millionen. — Rückgaug der Reichs=Skeuerüberweiſungen um ein Drikkel. —
Noch=
malige 1oprozentige Kürzung der Sachausgaben. — Um 15.,3 Millionen auf 70,8 Millionen verminderke Perſonglausgaben.
Spiegelbild der Wiekſchaft.
Am Donnerstag wird der Finanzausſchuß des Heſſiſchen
Landtags die allgemeine Ausſprache über den Staatsvoranſchlag
1932 einleiten. Den Mitgliedern des Ausſchuſſes iſt der Entwurf
des Etats am Samstag zugegangen. Wir entnehmen der
beige=
fügten Denkſchrift die folgenden Angaben:
Ziel des Voranſchlags war, das Gleichgewicht zwiſchen
Ein=
nahmen und Ausgaben wieder herzuſtellen. Er ſchließt für den
ordentlichen Haushalt in Einnahme und Ausgabe mit 198 542 555
Reichsmark ab. Gegenüber 1931 haben ſich die Ausgabeziffern
um 29,8 Mill. RM. vermindert. Das Jahr 1929, in dem die
neue Beſoldungsordnung ſich erſtmalig voll auswirkte, hatte ſeine
Abſchlußziffer noch um 33,4 Mill. RM. höher, und das Jahr 1926
mit den alten Beſoldungsſätzen weiſt ebenfalls noch einen mit
182 Millionen RM. immer noch erheblich höheren
Ausgabe=
ſatz auf.
Zu den ſtarken Einſparungen hat neben der allgemeinen
Tendenz, die Ausgaben des Staates zu ſenken, auch die
Verminderung der Einnahmeſeite
den Anſtoß gegeben. Auch die Staatseinnahmen ſind von den
Unſicherheitsfaktoren der Konjunkturſchwankungen weiteſtgehend
beeinflußt. Während das Forſtkapitel im Jahre 1927 noch
einen Ueberſchuß von 2,6 im Jahre 1930 noch einen von 2,3
Mil=
lionen lieferte, bringt bei den von 17,90 RM. im Jahre 1927 auf
12,29 RM. pro Feſtmeter gefallenen Holzpreiſen der Waldbeſitz
Heſſens nur noch eine voranſchlagsmäßige Einnahme
von 777 000 RM. Heſſen iſt dabei immer noch günſtiger daran
als manche anderen Länder, deren Waldungen Zuſchußbetriebe
tatt Einnahmequellen geworden ſind. Als Geſamteinnahme für
Holz konnten nur 3,8 Mill., alſo 1 Mill. RM. weniger als im
Vorjahre eingeſetzt werden. Ebenſo ſind die Einnahmen aus den
Domänen und den Kameralgütern zurückgegangen.
Bad=Nauheim, das im Vorjahre noch mit einer
Abliefe=
rung von 430 000 RM. eingeſetzt war, kann dieſes Jahr ebenſo
wie die Weinbaudomäne nichts abliefern.
Stark zurückgegangen ſind auch die Einnahmen aus den
Landesſteuern. Zuſammen mit dem zu erwartenden
Rück=
gang aus der Wirtſchaftslage bringt die geſetzlich angeordnete
Herabſetzung der Sondergebäudeſteuer einen
Aus=
fall von 5,4 Mill. RM., die Grund= und Gebäudeſteuer einen
ſolchen von 1,2, die Gewerbeſteuer von 0,5 und die indirekten
Abgaben von 1.1 Mill. RM. Am ſchärfſten werden die Anteile
aus den Reichsſteuerüberweiſungen durch den
Nieder=
zang der Wirtſchaft betroffen. Im ganzen verminderten ſich die
ſtaatlichen Anteile um rund 10 Millionen, d. i. nahezu ein
drittel des Anſatzes im letzten Voranſchlagsjahr, trotzdem die
Er=
höhung der Umſatzſteuer von 0,85 auf 2 Prozent darin
berück=
ichtigt iſt. Im Jahre 1929 betrug Heſſens Anteil an der
Ein=
kommen= und Körperſchaftsſteuer noch 32 Mill, 1932 ſind es nur
16 Mill. im Voranſchlag.
Aus dieſer Situation iſt es verſtändlich, daß neue Ausgaben
in dem Etatsentwurf und eine Vermehrung des
Perſonalbeſtan=
des ausgeſchloſſen waren. Die bereits im Vorjahre um 25
Pro=
gent geſenkten ſachlichen Ausgaben ſind nach Möglichkeit
entſprechend der allgemeinen Preis= und Lohnſenkung um
wei=
ere 10 Prozent gekürzt worden.
Der Haupkkeil der Einſparungen
entfällt auf die perſönlichen Koſten, die um 15,3 Mill. RM.
herabgeſetzt wurden. Das iſt eine Auswirkung der verſchiedenen
Notverordnungen. Die perſönlichen Koſten betragen jetzt nur
noch 70,8 Mill. RM.
Rückſichtsloſe Einſparungen mußten ſelbſt
bei den wirtſchaftlichen Betrieben vorgenommen
werden, obwohl ſich das nur als vorübergehende Maßnahme
ver=
antworten läßt. Darunter fällt die Herabſetzung der
Aufwendun=
gen für Wegbau= und Holzanbaukoſten in den
ſtaat=
lichen Forſten und die Streichung der ſtaatlichen
Zu=
ſchüſſe für die Straßenbaukoſten. Auf dem Gebiete
der Schulen ſind 100 Stellen bei den Volksſchulen
und 60 bei den Fortbildungsſchulen eingeſpart
wor=
den. Wie in anderem Zuſammenhang bereits mitgeteilt worden
iſt, hat ſich dieſe Maßnahme durch die freiwilligen
Penſionierun=
gen über 62 Jahre alter Lehrkräfte ohne Härte für die
Jung=
lehrerſchaft durchführen laſſen. Der Stellenausfall bei den
Volks=
ſchulen wirkt ſich überwiegend bei den Mehrſtellen aus, die
trotz der Erhöhung der Meßzahl auf 50 in ihrer Zahl
weſentlich zurückgehen. Beim höheren Schulweſen wurden
Einſparungen durch weitere Zuſammenlegung von Klaſſen und
durch andere Organiſation der Aufbauſchulen erzielt.
Be=
kannt iſt, daß die Gehälter der weiblichen Lehrkräfte
entſprechend der Regelung in den meiſten anderen Ländern um
10 Prozent herabgeſetzt worden ſind. Auch die Zuſchüſſe für
Univerſität und Techniſche Hochſchule ſind,
außer=
ordentlich vermindert worden. Das Landestheater erhält
nur noch den Betrag, der an Koſten dem Staate verbleiben
würde, wenn das Theater geſchloſſen würde. Auf dem Gebiete
der Juſtizverwaltung ſind im Intereſſe der Gemeinden
Amtsgerichte nicht aufgehoben worden, jedoch erfolgten
Stellen=
einſparungen. Die Geſamtzahl der höheren Juſtizbeamten iſt in
Heſſen bereits geringer als in Friedenszeit. Eine Aufhebung von
Kreisämtern erfolgte nicht.
In ſehr heblichem Maße wurde bei den Miniſterien
eingeſpart, bei genen insbeſondere bei den höheren und mitt=
leren Beamten die Zahl der Stellen gegenüber dem
Stellenplan nunmehr um 20 Prozent vermindert worden
iſt. Es gibt kaum eine Abteilung im Voranſchlag, in der nicht
der Rotſtift angeſetzt wurde.
An dem außerordenklichen Ekaf
intereſſiert, daß neu nur 1,2 Millionen RM. an
Vermögensaus=
gaben gemacht werden, darunter 704 000 RM. für Bauvorhaben,
die zum weitaus größten Teil bereits die Genehmigung des
Land=
tags gefunden haben. Dieſe Summe muß, ſoweit die aus
Kapi=
talrückzahlungen ſtammenden und mit 578 600 RM.
angenomme=
nen Vermögenseinnahmen nicht ausreichen, aus Anleihemitteln
abgedeckt werden.
Alles in allem zeigt der neue Heſſiſche Voranſchlag das Bild
rückſichtsloſer Sparſamkeit und Ausgabebeſchränkung; er bringt
die Ausgaben des Staates in Einklang mit den durch die
Wirt=
ſchaftsnot in Heſſen beſonders fühlbaren Einnahmerückgängen und
iſt ſo in vielem das Spiegelbild der Wirtſchaftslage des Landes.
Der Etat 1932 liegt der Oeffentlichkeit im Druck noch nicht
vor. Wir müſſen uns daher eine kritiſche Stellungnahme zu den
vorſtehenden Ausführungen von unterrichteter Seite vorbehalten.
Die Schriftleitung.
166 Lehrkräfte kreken freiwillig in den Ruheſtand.
Wie bereits berichtek, hatte der Miniſter für Kultus= und
Bildungsweſen den über 62 Jahre alten aktiven Lehrern und
Lehrerinnen der Volks= und höheren Schulen anheimgeſtellt,
zu=
gunſten der Junglehrer freiwillig in den Ruheſtand zu treten. Die
Zahl der Volksſchullehrer und =Lehrerinnen, die dieſem Erſuchen
entſprochen haben, hat ſich jetzt auf 126 erhöht. Außerdem haben
noch 40 Lehrkräfte von höheren Schulen ſich zum freiwilligen
Uebertritt in den Ruheſtand bereit erklärt.
Die Main= und Weſer=Linie des 13. März.
Der Reichsarbeitsminiſter in Oberſchleſien.
Breslau, 3. April.
Auf einer Hindenburg=Kundgebung der Zentrumspartei
ſprach am Sonntag der Reichsarbeitsminiſter Dr.
Steger=
wald über die bevorſtehende Reichspräſidentenwahl. Er führte
u. a. aus: Wenn wir in Deutſchland Politik machen wollen,
dann haben wir uns viererlei klar einzuprägen, 1.
daß wir den größten aller Kriege in der Geſchichte verloren
haben; 2. daß jahrelang eine Haßatmoſphäre ohnegleichen in
der Welt gegen Deutſchland verbreitet worden iſt, die nur
ſchritt=
weiſe abgebaut werden konnte; 3, daß wir von unſeren
ehe=
maligen haßerfüllten Gegnern Friedensbedingungen zudiktiert
bekamen, die wir nicht erfüllen konnten; 4, daß wir auf die
gro=
ßen Weltgeſchehniſſe, die in den letzten Jahrzehnten an uns
herangetreten ſind, als Volk und Nation geiſtig nicht ausreichend
vorbereitet waren. Das iſt das einfache Einmaleins der
deut=
ſchen Politik, das vielen Leuten nicht bekannt zu ſein ſcheint.
Kein Menſch hat etwas dagegen, daß die Nationalſozialiſten
auf legalem Wege die Verfaſſung zu ändern ſuchen. Der Streit
geht aber um etwas anderes. Die Nationalſozialiſten ſagen,
ſie wollen auf legalem Wege zur Macht kommen, wobei ihre
Reden häufig in ſchrofftem Gegenſatz zu ihren Taten ſtehen.
Noch kein Nationalſozialiſt aber hat ausgeſprochen, daß, wenn
man an der Macht ſei, man von der Macht auch legal Gebrauch
machen werde. Im Gegenteil: man will die Diktatur, man will
wie in Italien neben der Staatsarmee eine Parteiarmee ſchaffen
und mit dieſer dem übrigen deutſchen Volk den politiſch
dilettan=
tenhaften nationalſozialiſtiſchen Willen aufzwingen.
Die Reichspräſidentenwahl vom 13. März hat eine Weſer=
und Mainlinie klar herausgeſtellt. Glaubt man, daß der Weſten
und der Süden eine nationalſozialiſtiſche Diktatur ruhig
hin=
nehmen würde? Glaubt man, daß die Gewerkſchaften und die
Arbeiter in den Werkſtätten ſich mit einem ſolchen Regime
ab=
finden würden?
All das, was wir im letzten Jahrzehnt erlebt haben — und
das war allerlei — würde eine Kleinigkeit ſein im Vergleich zu
dem, was uns bei einem Hitler=Regime in den nächſten Jahren
noch bevorſtehen würde.
Am 10. April kommt es darauf an, daß Hindenburg mit
überwältigender Mehrheit gewählt wird und daß aus den
Köpfen der breiteſten Schichten des deutſchen Volkes die
national=
ſozialiſtiſchen politiſchen Phantaſtereien gründlich herausgebracht
werden. Es hat gar keinen Zweck, ſich Illuſionen hinzugeben.
Wir haben 1932 noch ein ſehr ſchweres Jahr vor uns. Und in
dieſem Jahre gilt es, das deutſche Volk nicht auseinander,
ſon=
dern es zuſammenzubringen und damit wieder feſte
Grund=
lagen zu ſchaffen für die deutſche Zukunft. 1925 haben manche
Kreiſe Hindenburg gewählt, weil ſie glaubten, daß er als
rechts=
gerichteter Mann für politiſche Experimente zu haben ſein werde.
Weil ſich Hindenburg aber nach ſeiner damaligen Wahl nicht als
Willensvollſtrecker politiſcher Haſardeure, ſondern als
Treuhän=
der des ganzen deutſchen Volkes betätigte, haben ſich viele ſeiner
ehemaligen Wähler von ihm abgewandt. Er hat in ſeinem
arbeitsreichen Leben den Nachweis erbracht, daß er in ſchweren
Stunden Gemeinſchaften der verſchiedenſten Art
zuſammenzu=
halten verſteht, und darum muß er am 10. April mit
überwäl=
tigender Mehrheit wieder Reichspräſident werden.
Die Erklärung des Kronprinzen für Hikler
im Spiegel der Berliner Preſſe.
TU. Berlin, 3. Aprile
Nur ein Teil der Berliner Blätter nimmt zu der Erklärung
des Kronprinzen, daß er im zweiten Wahlgang Hitler wählen
werde, Stellung. Die „Germania” ſagt u. a.: Daß der
Guts=
herr von Oels ſchon im erſten Wahlgang nicht für Hindenburg
ge=
ſtimmt hat, war durch ſeine demonſtrative Teilnahme an der
Dueſterberg=Kundgebung im Sportpalaſt öffentlich dokumentiert.
Wir haben ſchon damals auf die eigenartigen Auffaſſungen vom
Begriff der Treue, die in Oels zu Hauſe ſind, hingewieſen und
wundern uns gar nicht darüber, wenn man in der
Hohenzollern=
familie heute das Hindenburg=Bild ganz von der Wand nimmt,
um Hitler an ſeine Stelle zu ſetzen. Wir möchten dem Gutsherrn
von Oels doch dringend raten, ſich ja gewiſſenhaft zu überlegen,
ob eine „Kundgebung”, wie die heutige, den hohen Einſatz lohnt,
den der Bruch ſeines der Reichsregierung gegebenen Wortes, ſich
nicht politiſch zu betätigen, bedeutet. Politiſchen Weitblick kann
man zwar nicht lernen, wohl aber kann, man durch die treue
Er=
füllung eines einmal gegebenen Ehrenwortes ſich vor
unange=
nehmen Enttäuſchungen bewahren.
Die „DAZ.” meint u. a.: In dieſem Wahlkampf war es für
weite Kreiſe eine Ueberraſchung, ja eine kaum glaubhafte
Senſa=
tion, daß ſich jetzt der Kronprinz für Hitler erklärt hat. Wir ſtehen
nicht an, dieſes politiſche Hervortreten des Kronprinzen zu
be=
dauern. Legitimiſten werden fragen, ob ſich der Mann, der nach
ihrer Rechtsauffaſſung als Erbe der Kaiſerkrone zu gelten hat.
überhaupt an der Wahl eines Präſidenten der Deutſchen Republik
beteiligen ſoll oder kann.
Die „Kreuzzeitung” hebt u. a. hervor: Wir haben auf
das Gefährliche dieſes Beginnens (Stimmabgabe für Hitler) mehr
als einmal aufmerkſam gemacht. Wer ſich zum Führerprinzip
be=
kennt, folgt den Weiſungen der Führer!
Der „Börſen=Courier” ſtellt u. a. feſt: Für ihn (den
Kronprinzen) lebt der „Gedanke von Harzburg”, von dem weder
Hugenberg noch Hitler, bis auf weiteres, etwas wiſſen wollen.
Die „Voſſ. Zeitung” ſchreibt: „Der ehemalige Kronprinz
liebte es früher, ſich höchſt liberal zu gebärden und zu betätigen.
Sein öffentliches Eintreten für Hitler beweiſt, daß es ihm mit der
liberalen Haltung ebenſo wenig ernſt geweſen iſt wie mit ſeinem
Ehrenwort, ſich nicht politiſch zu betätigen.”
Das „Berl. Tageblatt” überſchreibt die Erklärung des
Kronprinzen mit den Worten „Gebrochenes Ehrenwort” und fährt
u. a. fort: Einige werden vielleicht von ihm (dem Kronprinzen)
enttäuſcht ſein, andere, vor allem die große Mehrheit der
republi=
kaniſchen Wähler, wird Hitler den neuen Zuwachs gerne gönnen.
Er grenzt die Fronten noch klarer ab als bisher. Wenn er Hitler
wählen ſollte, hätte ihn kein Menſch daran gehindert, aber die
öffentliche Erklärung, daß er es tun wolle, greift ſelbſtverſtändlich
über die Grenzen hinaus, die er damals freiwillig anerkannt hatte
Zum Opfer des Intellekts hat er noch einen moraliſchen Makel
hinzugefügt, der an ihm haften bleiben wird. Kein Gentleman!
Der „Vorwärts” betont u. a.: Wir ſind mit der öffentlichen
Parieinahme dieſes Mannes für Hitler vollſtändig zufrieden. Sie
iſt ein Stempel für Hitler.„
Keine Kürzung des Beamkenurlaubs.
CNB. Berlin, 3. April.
Das Reichsinnenminiſterium hat, wie wir erfahren, den
Antrag der württembergiſchen
Staatsregie=
rung auf Kürzung der Urlaubszeit für die
Be=
amten abgelehnt. In den meiſten Fällen würde durch eine
ſolche Urlaubskürzung nicht einmal eine materielle Erſparnis
ein=
treten, weil die Kollegen des beurlaubten Beamten deſſen
Funk=
tionen mit zu erfüllen haben. Materielles. Intereſſe an einer
Verkürzung der Urlaubszeit für Beamte würde höchſtens bei den
Betriebsverwaltungen beſtehen, die eventuell Hilfskräfte
einſtel=
len müſſen. Die preußiſche Staatsregierung hat für ihren Bereich
grundſätzlich bekanntgegeben, daß auch die von der Gehaltskürzung
betroffenen Beamten oder diejenigen, die infolge der
Sparmaß=
nahmen in ein anderes Amt verſetzt wurden, in ihrem
Urlaubs=
anſpruch nicht zu verkürzen ſeien.
Die Japaniſierung der Mandſchurei.
Die japaniſche Anleihe für Pui genehmigk.
TU Tſchangtſchun, 3. Aprik.
Am Sonntag ſind in Tſchangtſchun 260 Poliziſten aus Tokio
eingetroffen, um den Polizeidienſt zu organiſieren. Die Beamten
beherrſchen die chineſiſche Sprache vollkommen und werden
bedeu=
tende Stellungen in der Mandſchurei bekleiden. Es ſollen noch
weitere 600 Japaner aus Tokio eintreffen, um verſchiedene
Beamtenſtellungen in der Regierung Puji zu übernehmen.
Das japaniſche Kabinett hat eine Anleihe für die Regierung
Puji in Höhe von 20 Millionen Yen genehmigt. Von japaniſcher
amtlicher Seite wird dazu mitgeteilt, daß die G.nehmigung dieſer
Anleihe mit der Frage der Anerkennung der mandſchuriſchen
Re=
gierung durch Japan in keinem Zuſammenhang ſtehe. Die Anleihe
ſoll in den nächſten Tagen gezeichnet werden.
Seite 2 — Nr. 94
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 4. April 1932
Bedeukſame Rede Baldwins.
Europa und das brikiſche Welkreich.
TU. London, 3. April.
Der Präſident des engliſchen Staatsrates, Baldwin, erklärte
auf einer könſervativen Verſammlung in Worcheſter, er hoffe, daß
die Verhandlungen der engliſchen und der franzöſiſchen
Miniſter=
präſidenten über den Donaubund erfolgreich verlaufen möchten.
Er hoffe ferner, daß die nachfolgende Viermächtekonferenz und
ſpäter die Verhandlungen mit den Donauſtaaten ſelbſt dem
Han=
del größere Freiheit über ein weites Gebiet in Europa geben
möge. Baldwin beſchäftigte ſich dann mit der bevorſtehenden
Welt=
reichskonferenz in Ottawa, von der er erwarte, daß ſie die
Grund=
lage zu einer klaren wirtſchaftlichen Verbindung innerhalb des
Weltreiches lege, als ſie heute beſtehe. Noch nie habe es eine
Kon=
ferenz gegeben, die beſſere Möglichkeiten geboten habe.
Es würde großes Uebel bedeuten, wenn dieſe Möglichkeiten
nicht ausgenutzt würden. Englands Beſtimmung iſt es, ſo erklärte
Baldwin, einer Weltwirtſchaftsunion mit unſerem eigenen Fleiſch
und Blut zuzuſtreben. Wenn das nicht erreicht werden kann, ſo iſt
es gut möglich, daß wir gezwungen werden, unſere Blicke nach
Europa zu richten.
Es iſt ferner möglich, daß gewiſſe Teile des engliſchen
Welt=
reiches in einem halben Jahrhundert weit von ihren jetzigen
Brü=
dern abgetrieben werden, wenn ſie nicht in ihrem eigenen
wirt=
ſchaftlichen Intereſſe dieſem engeren Zuſammenſchluß
unterein=
ander zuſtreben.
Baldwin wandte ſich dann gegen die Behauptung, daß die
eng=
liſche Regierung durch die Einführung des Zolltarifs England auf
ewig dem Protektionismus verſchrieben habe. „Nichts iſt ewig”, ſo
ſagte Baldwin, „ausgenommen die menſchliche Verrücktheit‟. Der
Zolltarif werde ausſchließlich nach ſeinen Erfolgen beurteilt
werden.
Tardieu in London.
London, 3. April.
Miniſterpräſident Tardieu und Finanzminiſter Flandin, die
am Sonntagvormittag Paris verließen, wurden bei der Ankunft in
London von Miniſterpräſident Macdonald, Außenminiſter Simon
und dem Unterſtaatsſekretär im Außenminiſterium, Vanſittart,
begrüßt. Nachdem eine Franzöſin Tardieu einen Roſenſtrauß
überreicht hatte, begab ſich der größte Teil der franzöſiſchen
Ab=
ordnung nach dem Hydeparkhotel, während einige franzöſiſche
Ver=
treter nach der franzöſiſchen Botſchaft fuhren. Ueber das
Ergeb=
nis der erſten Unterredung mit Macdonald wurde eine Erklärung
noch nicht ausgegeben.
Kommuniſtenkrawall in Berlin.
Berlin, 3. April.
Am Sonntag mittag, eine Stunde nach Ablauf des politiſchen
Burgfriedens, kam es im Südoſten Berlins in der Gneiſenauſtraße,
zu kommuniſtiſchen Anſammlungen und Ruheſtörungen. Als ein
Polizeiaufgebot die Kundgeber zerſtreuen wollte, griff die Menge
die Beamten an. Dabei wurde ein Polizeibeamter erheblich
ver=
letzt. Schließlich mußte die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch
machen. Ein Kommuniſt erhielt einen Bruſtſchuß und wurde
ſchwer verletzt ins Urban=Krankenhaus geſchafft. Nachdem eine
Reihe von Zwangsgeſtellungen vorgenommen worden war, konnte
die Ruhe wiederhergeſtellt werden.
Die bayeriſche amtliche Preſſeſtelle veröffentlicht
umfang=
reiches Material über für den 13. März auch in Bayern geplant
geweſene Putſchverſuche der Nationalſozialiſten im Falle eines
Sieges Hitlers.
Die Nationalſozialiſten begannen nach Ablauf des
Oſterfrie=
denz in allen Teilen des Reiches am Sonntag den Kampf um die
Reichspräſidentenwahl mit großen Kundgebungen. In Dresden,
Leipzig, Chemnitz und Plauen ſprach der nationalſozialiſtiſche
Führer Adolf Hitler.
Die Berliner Polizei veranſtaltete am Samstag eine
Haus=
ſuchung im Verlagsgebäude des nationalſozialiſtiſchen „Angriff”
in der Hedemannſtraße.
Der volksparteiliche Reichstagsabgeordnete Walter Dauch=
Hamburg, der ſeit einigen Monaten in geſchäftlichen
Angelegen=
heiten in Mittelamerika weilt und dort noch etwa ein Jahr zu
bleiben beabſichtigt, hat ſich entſchloſſen, ſein Reichstagsmandat
niederzulegen, damit die Stadt Hamburg auch in der nächſten Zeit
in der Reichstagsfraktion der D.V.P. vertreten iſt. Als
Nachfol=
ger tritt der Kaufmann Heinrich Bornhövd, Vorſitzender der
Detailliſtenkammer in Hamburg, in die Reichstagsfraktion der
D.V.P. ein.
Nach einer Meldung von der ruſſiſch=polniſchen Grenze kamen
bei einem Brand in dem ſowjetruſſiſchen Konzentrationslager in
Krajſk 50 weißruſſiſche Bauern in den Flammen um. 15 Bauern
wurden vor Schreck wahnſinnig.
Aus der Landeshkapiniadt.
Darmſtadt, den 4. April 1932.
Ein neues Dialekk=Stück.
Wiederum iſt die Heſſ. Spielgemeinſchaft in der glücklichen
Lage, ihren Freunden die Uraufführung eines neuen Dialektſtückes
zu bieten, der neueſten Komödie in 3 Bildern von Dr. G.
Büchner: „1931 oder Hewermehl u. Kompagnie”,
die am Sonntag, den 10. April 1932, 8 Uhr, im Kleinen Hauſe des
Landestheaters ſtatfinden wird.
Die Einſtudierung eines Büchnerſchen Bühnenwerks bedeutet
für die Spielgemeinſchaft eine völlige Umſtellung in der Mundart.
Während Niebergall und Rüthlein die unverfälſchte Mundart mit
ihrer vollen Derbheit fordern, ſo wie ſie das Darmſtädter
Klein=
bürgertum hegt und pflegt, ſpielen Büchners Bühnenſtücke in einem
ganz anderen Milieu. Er ſchildert uns Kreiſe, die von dem
Klein=
bürgertum als „beſſere Leut” bezeichnet werden, deren Mundart
dadurch etwas verwäſſert erſcheint, daß ſie im Geſchäfts= oder
Amtsverkehr „auch hochdeutſch können”, es iſt die Sprache, wie ſie
dort im Familienkreiſe geſprochen wird.
Mit ſeinem neueſten Bühnenwerk gibt uns Büchner einen
hochaktuellen Ausſchnitt unſerer konkursgeſchwängerten Tage. Die
alte Frau, die noch aus der Kaplaneigaß’ ſtammt, hat mit ihrem,
nun verſtorbenen Manne in emſigem Fleiße mit einem kleinen
„Lädchen” anfangend, ſich emporgearbeitet und die hochgeachtete
Firma gegründet und zur blühenden Fabrik erweitert, treulich
unterſtützt von dem Buchhalter, der nun mit ihr alt geworden. Sie
hat ſich vom Geſchäft zurückgezogen, das nun Sohn und
Schwieger=
ſohn durch ihre Großmannsſucht bis zum drohenden Konkurs
her=
untergewirtſchaftet haben; nur die alte Dame kann hier helfen,
und wie ſie es tut, das bildet den dramatiſchen Ablauf der
Ko=
mödie, die in ihrem trotz des Dialekts feingeſchliffenen Dialog dem
Dichter reichliche Gelegenheit gibt, ſeinen ihm ureigenen
Sarkas=
mus zu entfalten.
Die ſorfältige Vorbereitung, die die Spielgemeinſchaft dem
Werk hat angedeihen laſſen, läßt mit Sicherheit erwarten, daß ein
voller Erfolg ihr der Dank ſein möchte, für die in unſerer
auf=
reibenden Zeit doppelt hoch zu veranſchlagende ſelbſtloſe
Auf=
opferung, die eine ſo anſtrengende Probetätigkeit erfordert.
„Friederike” ein Singſpiel aus den Tagen des jungen
Goethe, in 3 Akten von Franz Lehar, gelangt heute abend im
Orpheum mit Erich a Campo als Goethe und Friedl
Gierga als Friederike nochmals bei volkstümlichen
Ein=
trittspreiſen zur Aufführung. (Siehe Anzeige.)
— Stenographie. Heute abend beginnen die neuen
An=
fänger= und Fortbildungskurſe in der deutſchen Einheitskurzſchrift
und im Maſchinenſchreiben des Gabelsbergerſchen
Stenographen=
vereins von 1861. Der Verein weiſt nochmals darauf hin, daß die
Kurſe in der Ballonſchule am Ballonplatz abgehalten werden.
Es wird auf die geſtrige Anzeige verwieſen.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Montag, 4. April. Keine Vorſtellung. Dienstag, 5. April19½, Ende gegen 22½ Uhr, 4 19. Razzia.
Preiſe 0.70—5.60 Mk. Mittwoch, 6. April 20—22¾ Uhr. B 19. Mignon.
Preiſe 0.70—5.60 Mk. Kleines Haus. Montag, 4 April Keine Vorſtellung. Dienstag, 5. April" 20—22½ Uhr. Außer Miete. Der Waffen=
ſchmied. Ermäßigte Preiſe 0.50—3 Mr. 20—22½ Uhr. Bühnenvolksb. K (14. Vorſt.)
Mittwoch, 6. April. IFphigenie. Preiſe 0,60—4,50 Mk.
Heſſiſches Landestheater. Morgen abend geht 19,30 Uhr im
Großen Haus die Premiere von Hans J. Rehfiſchs Berliner
Tragi=
komödie „Razzia” in Szene. Der Autor iſt in Darmſtadt
ein=
getroffen, um an den letzten Proben teilzunehmen und der
Erſt=
aufführung beizuwohnen. Die Regie hat Kurt Hirſchfeld, das
Bühnenbild entwarf S. Sebba. Die Beſetzung iſt wie folgt:
Pau=
line Ruſt: Lotte Kleinſchmidt, Jacob Ruſt: Joſef Sieber, Lucie:
Beſſie Hoffart, Alex: Werner Hinz, Micke: Karl Paryla,
Bern=
ſtein: Hugo Keßler, Barduſcheck: Joſef Keim, Schmidt: Franz
Kutſchera, Fiſchhändlerin: Käthe Gothe, Sonia: Irene Scheinpflug,
Aſſeſſor: Hermann Gallinger, Referendar: Karl Heinz Peters,
Rechtsanwalt: Hans Baumeiſter, Juſtizwachtmeiſter: Paul
Ma=
letzki. — Im Kleinen Haus wird „Der Waffenſchmied”
ge=
geben. — Die Vorbereitungen der großen Revue=Operette „Im
weißen Rößl” mit der Muſik von Ralph Benatzky, eine
ſzeniſch und muſikaliſch völlig neue Bearbeitung des berühmten
Luſtſpiels von Blumenthal und Kadelburg, die in Berlin und
auf zahlreichen Bühnen des Reiches einen wahren Senſationserfolg
erzielte, ſind in vollem Gange.
Friederike” im Orpheum.
Dieſes ſentimentale Singſpiel aus Goethes jungen Tagen,
das immerhin auch im Libretto nicht ohne lyriſche Schönheit
und dichteriſche Qualität iſt, deſſen dankbarer Stoff ihm ſchon
vor Jahren ungezählte volle Häuſer und ebenſo volle Kaſſen
beſonders, in der Reichshauptſtadt ſicherte, darf natürlich im
Goethejahr auch nicht fehlen. Und es hat, dank der hübſchen
Muſik, die Franz Lehär dem Singſpiel gab, ſeine alte
An=
ziehungskraft bewahrt und auch, gute Aufführung vorausgeſetzt,
ſeine alte Wirkung.
Von einer guten Aufführung kann man nach dem geſtrigen
Abend im Orpheum zum mindeſten ſprechen. Beſonders dank der
ausgezeichneten geſanglichen und darſtelleriſchen Verkörperung
der Titelrolle durch Friedl Gierga. Dieſe Künſtlerin, die
ſchon öfter hier gaſtierte, hat in den Jahren, ſeit wir ſie nicht
mehr hörten, entſchieden gewonnen. Ihr Organ iſt reicher und
reifer geworden und ſcheint in guter Pflege geweſen zu ſein.
Die Stimme reicht in dieſer Schulung auch für hochdramatiſche
Anforderungen. Was der Künſtlerin beſonders anzurechnen iſt
iſt, daß ſie auch ſprächlich ſich ausgezeichnet geſchult hat, was bei
einem Singſpiel beſonders wichtig, und bei Sängerinnen und
Sängern leider ſelten iſt.
Das bewies auch ihr Partner Erich a Campo, der aber
die Rolle des stud. jur. Goethe geſanglich ſehr ſympathiſch zu
erſchöpfen wußte. Selbſtverſtändlich wurde „Mädchen, mein
Mädchen” (Tauber!!) da capo gefordert.
Gepflegt und im Enſembleſpiel regielich gut gehalten war
die ganze Aufführung auch in den weniger bedeutenden Rollen.
Beſondere Erwähnung heiſcht auch Gert May, der den Lenz
ſehr markig ſpielte und zuſammen mit Ilſe Henrich
(Salomea) mehrmals den ſtärkſten Erfolg, und beſonders dank
der Tanzduos die meiſten Hervorrufe zu verzeichnen hatte. Heini
Seeger gab den Weyland recht eindrucksvoll und Karl Stadi
ſprach die wenigen Sätze des Hauptmanns Knebel gut. —
Auf=
fallend waren die ſchönen zeitgemäßen Koſtüme, die
Bühnenbil=
der recht gut.
Kapellmeiſter Eugen Neff erwies ſich als ſicherer Führer
des Enſembles wie der Soliſten, und er holte aus der Muſik alle
Schönheiten geſchickt heraus.
Zum Beſten der Darmſtädter Winterhilfsküchen
veranſtal=
teten im Fürſtenſaal mehrere Muſikfreunde unter der Leitung des
Herrn Dipl.=Ing. F. Schembs einen Unterhaltungsabend und
bereiteten den dankbaren Zuhörern einige genußreiche Stunden,
In wechſelnder Folge erklangen alte trauliche Weiſen, Märſche,
Potpourris und Walzer, die formvollendet vorgetragen und
diri=
giert wurden und den Mitwirkenden alle Ehre machten. Außer
dem Muſikleiter, der ſich als feinfühliger Sologeiger vorſtellen
konnte, bot Herr Georg Maſſoth mit ſeinem anſprechenden und
in jeder Lage ausgeglichenen ſonoren Baß einen ganz beſonderen
Genuß. Der zweite Teil der reichhaltigen Vortragsfolge war auf
heitren Ton geſtimmt. Neben beſonders hierfür gewählten
Muſik=
ſtücken und Geſangsvorträgen des Herrn Maſſoth überraſchte Herr
Adolf Kraft (wie wir hören, ein Schüler Hans Baumeiſters) mit
ſeinen ſehr guten rezitatoriſchen Darbietungen und zündenden
Witzen. Nicht endenwollender Beifall war ihm Beweis dafür, daß
man ihm noch länger hätte lauſchen können. Um die würdige und
koſtenloſe Ausſchmückung des bis auf den letzten Platz beſetzten
Saales hat ſich die Gärtnerei Ludwig Kuhn in vorbildlicher
Weiſe ein beſonderes Verdienſt erworben. Möge das edle Werk
dieſer freiwilligen Liebestätigkeit, dem ſich ſämtliche
Mitwirken=
den in ſelbſtloſer Weiſe zur Verfügung ſtellten, die gebührende
Nachahmung finden zum Beſten unſerer notleidenden
Mit=
menſchen.
— Große Sonderveranſtaltung im Union=Theater. Um der
Jugend für die Ferientage etwas Beſonderes zu bieten, bringt das
Union=Theater nur noch heute und morgen in einer
Sondervor=
ſtellung nachm. 2,30 Uhr die luſtige Diebes=Komödie „Emil und
die Detektive‟
— In den Helia=Lichtſpielen gelangt heute zum letzten. Male
die luſtige Tonfilm=Operette „Der Frauendiplomat” zur
Vor=
führung.
— Im Union=Theater ſieht man heute und folgende Tage
Curt Bois, den deutſchen Buſter Keaton mit La Jana, der ſchönſten
Frau der Berliner Bühnen in der witzigen Film=Groteske „Der
Schlemihl”
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage
Ha=
rold Lloyd, den beliebten amerikaniſchen Grotesk=Komiker, in dem
Senſations=Luſtſpiel „Harold halt Dich feſt”.
— Stenographie und Maſchinenſchreiben. Die
Stenographen=
vereinigung beginnt am Dienstag, den 5. d. M., abends 8 Uhr,
im Ludwig=Georgs=Gymnaſium, Karlsſtraße 2, neue Kurſe in
Ein=
heitskurzſchrift für Anfänger und Fortgeſchrittene. Die Kurſe
ſtehen unter Leitung ſtaatlich geprüfter Lehrer. Maſchinenſchreiben
täglich von 17 bis 21 Uhr im Hauſe Karlsſtr. 23 pt. unter
bewähr=
ter Leitung. Niedrige Unterrichtsgebühren, bequeme
Zahlungs=
weiſe. (Siehe Anzeige.)
As Goranſcesiche noſe...
Von George Popoff (London).
„Der größte Goldruſh ſeit den Tagen von Klondyke iſt nun
vorüber ...", erklärte dem „Sunday Expreß” Mr. James Harris,
Inhaber der Londoner Firma Meſſrs, J. J. Harris u. Co., Ltd.,
Händler in Edelmetallen, die ſeit dem Januar dieſes Jahres für
nicht weniger als 80 Millionen Mark in Goldmünzen und
Gold=
ſachen aller Art gekauft und weiterverkauft haben. Der engliſche
Goldruſh von 1932 hatte die merkwürdigſten und tollſten
Er=
ſcheinungen zutage gefördert. Zum Beiſpiel die Geſchichte vom
Herzog, der mit ſeiner in Zeitungspapier eingewickelten Krone
unterm Arm den Laden eines Bondſtreet=Juweliers betrat und
ſie als „Altgold” verkaufte hat mit Recht eine Runde um die
ganze Welt gemacht. Die ſchönſte Geſchichte von allen jedoch, einer
Marlitt, einer Courths=Mahler wert, hat ſich erſt gegen Ende des
Goldruſhs ereignet. Es iſt die unendlich rührende Geſchichte von
des Goldrauſchs letzter Roſe. Sie iſt kaum beachtet worden. Doch
nun ſoll ſie hier genau ſo wiedererzählt werden, wie ſie ſich im
Märchenlande Engelland in Wirklichkeit ereignet hat.
Es war in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Der
junge, ſchmucke Patrick Collins war damals Maat eines
Segel=
ſchiffes, das gerade vor einer weiten Ueberſeereiſe ſtand. Indeß,
während der letzten Wochen, die jung Patrick in ſeinem
heimat=
lichen Dorfe in Surrey verbrachte, verliebte er ſich bis über beide
Ohren in die ſchöne, blonde Mary Owen, der Grafſchaft Surrey
liebreizendſte Roſe. Und als Patrick ſich ſeiner Herzallerliebſten
öffenbarte — es war im lieblichen Garten von Marys
altertüm=
lichen Tudor=Cottage — da brach ſie vom Roſenſtrauch eine hold
erblühte Roſe und, indem ſie dieſe dem beglückten Patrick
über=
reichte, küßte ſie ihn mit ihren keuſchen Mädchenlippen auf ſeinen
reiten, lachenden Seemannsmund. Sie verlobten ſich „on the spot”
und Mary ſchwor heilig und teuer, ein ganzes Jahr und, wenn
es ſein müßte, noch länger, auf ihren Geliebten warten und ihm
treu bleiben zu wollen. Die Roſe war von goldgelber Farbe und
wunderſchön anzuſchauen. Der Gedanke, daß ſie eines Tages
ver=
welken könnte, ſchien Patrick unerträglich. So trug er ſie denn zu
ſeinem Freunde, dem Dorfjuwelier, und bat dieſen, er ſolle eine
goldene Roſe anfertigen, der lebenden auf ein Haar gleich. Sie
wurde ein wahres Meiſterwerk feinſter Goldſchmiedekunſt. Patrick
gab die goldene Roſe ſeiner Mary. Dieſe ſchenkte ſie ihrem
Ver=
lobten zurück. Er gelobte, die Roſe bis zur Stunde ſeiner Rückkehr
aufzubewahren. Am Dock von Southampton trennten ſie ſich. Und
Mary ſtand am Quai und ſchaute noch lange, lange, tränenden
Auges, dem in der blauen Ferne entſchwindenden Segelſchiffe nach.
Mary wartete jedoch keine 12 Monate auf die Wiederkehr
ihres Geliebten. Sie erlag in der Zwiſchenzeit den Verführungen
eines anderen. Es ſtellten ſich Folgen ein. Die Aermſte vermochte
Schmerz und Schmach nicht zu ertragen. In einer nebligen
Novembernacht ſtürzte ſie ſich am Dock von Southampton ins
Waſſer? Den Schiffsmaat Collins erreichte die Trauerbotſchaft
ir=
gendwb in Pernambuco oder Valparaiſo. Er machte noch viele
Seereiſen. Blieb jedoch ſein Leben lang unverheiratet. Wurde
ſchließlich ein alter, 90jähriger Mann. Oft ging es ihm ſehr übek=
Doch die Roſe, die goldene Roſe, begleitete ihn überall hin, und
nichts, abſolut nichts, konnte ihn bewegen, ſich von dieſem, ſeinem
teuerſten Talisman zu trennen . . .
Fünfzig lange, einſame Jahre war Patrick Collins aller Not
und allem Elend gewachſen. Doch vor dem knöchernen Zugriff des
Jammerjahres 1931 erlag auch er! Kapitän Collins verlor in
die=
ſem Kriſenjahre alles, was er beſeſſen hatte. Seit Monaten mußte
er die Wohnungsmiete ſchuldig bleiben. Er, der 90=Jährige, ſollte
nun auf die Straße geſetzt werden. Lange ſchwankte und kämpfte
er. Doch eines Tages, im Februar, betrat ein von Alter und Gram
gebeugter, weißhaariger Greis das Juweliergeſchäft von Meſſrs.
J. J. Harris u. Co., Ltd., legte mit zitternder Hand auf den
Laden=
tiſch eine prächtige, goldene Roſe, ergriff haſtig die paar weißen
Pfundnoten, die man ihm dafür gegeben hatte, und entfernte ſich
ebenſo wortlos, wie er gekommen war ... Mr. James Harris
nahm die goldene Roſe in die Hand, zerbog prüfend einige der
feinen, goldenen Blättchen, führte ſie ſchnuppernd an die Naſe,
lächelte geringſchätzig und warf ſie dann zur Maſſe der übrigen
Gold= und Silberſachen. „In den Schmelzofen mit dem Ding!”
ſagte er nur noch kurz und wandte ſich dem nächſten Kunden zu.
Der dieb als Lebensrekter.
London. Vor dem Polizeigericht in London=Weſt
er=
eicſiete ſich dieſer Tage der ſeltene Fall, daß der Richter einem
niotoriſchen Einbrecher gegenüber, der in flagranti erwiſcht
wor=
den war, Gnade für Recht walten ließ und den hartgeſottenen
Sünder lediglich mit einer väterlichen Verwarnung in die
eigent=
lich verwirkte Freiheit zurückſchickte.
Der Miſſetäter war am hellichten Tage dabei geſehen
wor=
den, wie er in einer Schule Mäntel zu ſtehlen verſuchte. Die
Beobachter alarmierten die nächſten Polizeiwache, — ehe dieſe
aber mit ihrem Inſpektor eintraf, hatte der Dieb ſchon Lunte
gerochen und war auf das Dach des Gebäudes geflüchtet. Die
Polizei kletterte ihm nach, — der Inſpektor jedoch tat oben auf
dem Dache einen Fehltritt und wäre unbedingt in die Tiefe
ge=
ſtürzt, wenn nicht der Verfolgte hinzugreilt wäre und ſeinen
Feind ſolange am Uniformkragen feſtgehalten hätte, bis Hilfe
erſchien. Daraufhin ſetzte der Dieb ſeine Flucht fort und wurde
erſt nach halbſtündiger Jagd über die Dächer feſtgenommen.
Weil er aus freien Stücken oder, wie nach den „Daily
News” der Richter ſagte, aus dem Drange ſeines beſſeren Ich
heraus zum Lebensretter ſeines natürlichen Gegners geworden
war, kam er mit einem freundſchaftlichen Verweis davon. — —
Der Staaksſtreich.
it zehn Jahren iſt niemals mehr als heute über geplante
Skäatsſtreiche, Putſche und Aufſtände geſprochen und geſchrieben
worden. Unverkennbar ſteht die Staatsautorität in einem
hef=
tigen Kampf zur Unterbindung „vorbereitender Handlungen” der
extremen Gruppen, die als Begründung für ihre „Gedanken”. —
hinter denen für jeden Einſichtigen ſchon reales Tun liegt —
ſtets „Pläne” der anderen Seite vorſchieben. In der
Vergan=
genheit trugen Staatsſtreiche meiſt weltumſtürzenden Charakter,
unſerer Generation ſind ſie zu einer beinahe gewohnten
Zeit=
erſcheinung geworden. Wir ſahen in den letzten 20 Jahren viele,
die im Keime erſtickt wurden, viele infolge der Unüberlegtheit
und Energieloſigkeit ihrer Führer ſich totlaufen, nur wenige, die
Erfolg über längere Zeit davontrugen. Wie wird überhaupt ein
Staatsſtreich durchgeführt? Nach welchen Methoden? Nach wel
cher Taktik? Was ſichert den Erfolg einer Aktion? Oder, wenn
die Polizeimethoden ſich als ungenügend erweiſen, den Stagl
gegen die Möglichkeit eines kommuniſtiſchen oder fasciſtiſchen
Putſches zu verteidigen, zu welchen erfolgſicheren Maßnahmen
kann und muß eine Regierung greifen, ohne die Freiheit des
Volkes zu gefährden? Auf dieſe Fragen antwortet Curzio
Malg=
parte, in ſeinem Buch „Der Staatsſtreich” (erſchienen
1932 im E. P. Tal=Verlag, Leipzig, kart. 4,50 RM., Leinen 5,26
Reichsmark). Malaparte (ein Deckname?!) wohnte als Diplomat
den meiſten europäiſchen Staatsſtreichen der jüngſten Zeit bei,
der Marſch auf Rom ſah ihn als Akteur in Oberitalien. In
ſei=
nem Buch ſkizziert er die Technik der gewaltſamen oder „legalen”
Umſtürze bis in die kleinſte Einzelheit, entweder aus der Gee
ſchichte oder aus ſeiner lebendigen Anſchauung. In den Kapie
teln: Der bolſchewiſtiſche Staatsſtreich, die Taktik Lenins und
die Technik Trotzkis; Geſchichte eines mißlungenen
Staats=
ſtreiches: Trotzki gegen Stalin, die polniſche Erfahrung:
Pilſudſki, ein ſozialiſtiſcher General; Kapp oder Mars
gegen Marx; Bonaparte oder der erſte moderne Staats”
ſtreich; Primo de Rivera, ein Höfling; Muſſolini und
der fasciſtiſche Staatsſtreich; ein Diktator, der es nicht wird:
Hitler — erſteht plaſtiſch das „Catalinariertum” mit ſeinen
modernen Spielarten, dem Bonapartismus, Trotzkismus und
Nuſſolinismus. Malaparte kommt in ſeinen oft zum Widerſpruch
reizenden diplomatiſchen Formulierungen zu dem Ergebnis, daß
die Fragen der Eroberung und der Verteidigung eines modernel
Staates keine politiſchen, ſondern in erſter Linie techniſche ſind
der Techniker und Ingenieur als neue politiſche Größe), und
daß die einem Staatsſtreich günſtigen Umſtände nicht
notwendi=
gerweiſe politiſche und ſoziale ſind, nicht von der allgemeinen
Lage des Landes abhängen. Wenn der Verfaſſer meint, ſein
Buch werde „zweifellos einige Unr he bei den freien Männern
der beſtorganiſierten und von der Polizei am ſtärkſten
vertei=
digten Länder Weſteuropas erwecken”, ſo hat er ſicher recht. Sein
Buch iſt ſo intereſſant und aktivierend wie der behandelte
Gegen=
ſtand. Deswegen ſollte es gerade von allen ſtudiert werden,
denen an einem ſtarken und gerechten Staat und einem
unge=
fährdeten Wiederaufbau der Wirtſchaft liegt. Das bisher nur
franzöſiſch erſchienene Buch dem deutſchen Sprachkreis zugängig
gemacht zu haben, iſt ein Verdienſt des Tal=Verlages. —ö=
Montag, 4. April 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 94 — Seite 3
Des
Sängettag des Oeutſchen Sängerbundes in Mainz.
Das Brankfurker Sängerbundesfeſt
findel ſtakl.
Beſchränkung auf drei Tage.
WSN. Mainz, 3. April.
Nachdem bereits am 1. und 2. April Verhandlungen der
ver=
ſchiedenen Ausſchüſſe vorausgegangen waren, wurde der 25.
(außerordentliche) und der 26. (ordentliche) Sängertag des
Deut=
chen Sängerbundes am Sonntag vormittag im Rheingeldſaale
ſer Stadthalle eröffnet. Der Mainzer Männergeſangverein
„Frauenlob” brachte nach dem Sängergruß den Chor „Die Nacht
im Rhein” von Hugo Kaun zum Vortrag. Der Komponiſt des
tiedes iſt geſtern plötzlich geſtorben, und die Verſammlung ehrte
ein Andenken durch Erheben von den Sitzen. Der Vorſitzende des
deutſchen Sängerbundes, Geheimrat Dr. Hammerſchmidt=
Nünchen, gab in ſeinen Begrüßungsworten der Hoffnung
Aus=
ruck, daß die Aufwärtsentwicklung des Deutſchen Sängerbundes
ur Wiedererſtarkung des deutſchen Vaterlandes beitragen möge.
Er dankte beſonders der heſſiſchen Regierung und der Stadt Mainz
ür das rege Intereſſe, das ſie der Pflege des Liedes ſtets
gewid=
net haben. Die Grüße und Wünſche des heſſiſchen
Staatspräſi=
enten und Kultusminiſters Dr. Adelung überbrachte Oberſchulrat
daſſinger=Darmſtadt. Er faßte ſeine Ausführungen in drei
Vünſche zuſammen: daß der Deutſche Sängerbund und ſeine
Ver=
ine mit ihrer Arbeit auf immerdar feſt in der deutſchen Heimat
erwurzelt ſein, der Deutſche Sängerbund ſich immer aufs engſte
tit unſerem Volke verbunden fühlen und er allezeit in herzlicher
rinvernahme mit dem Staat zuſammenarbeiten möge. Mit herz=
lichen Worten äußerte ſodann Oberbürgermeiſter Dr. Ehrhard=
Mainz ſeine Freude darüber, daß die Sangesbrüder Mainz zu
ihrem Tagungsort erwählt hätten. Auch er würdigte die
Bedeu=
tung des deutſchen Liedes, das in die Tiefe der deutſchen Seele
hin=
eingreife und das große einige deutſche Volk ſchaffe. Nicht von
äußerem Reichtum hänge die Größe eines Volkes ab, ſondern von
dem, was es in ſich trage, von ſeiner Kultur. — Namens des Heſſ.
Sängerbundes hieß Miniſterialdirektor Dr. Siegert=Darmſtadt
die Verſammlung willkommen. Sein Gruß galt beſonders den
Sangesbrüdern aus Oeſterreich, von der Saar, aus den
abgetre=
tenen Gebieten und aus dem wirklichen Ausland, die einen
heroi=
ſchen Kampf für die Erhaltung der deutſchen Kultur führen. Zum
Schluß der Eröffnungsfeier gab Univerſitätsprofeſſor Dr.
Pol=
heim=Graz einen Ausſchnitt aus dem Leben und Wirken Goethes.
Hierauf wurde in die geſchäftlichen Beratungen
eingetreten. Die Tagung hatte auch die endgültige Entſcheidung
über die Abhaltung des Elften Sängerbundesfeſtes im Juli in
Frankfurt a. M. zu treffen. Dieſer Punkt wurde auf allgemeine
Anregung als erſter Punkt der Tagesordnung beraten. Nach
ein=
gehenden Referaten des Frankfurter Oberbürgermeiſters Dr.
Landmann ſowie der Vorſitzenden der Feſt=, Konzert= und
Muſik=
ausſchüſſe wurde zuerſt ein Antrag des Sächſiſchen Sängerbundes
gegen zwei Stimmen angenommen, zur Erſparung größerer
Un=
koſten für die beteiligten Sänger das Feſt von vier auf drei Tage
zu beſchränken. Sodann wurde einſtimmig der Abhaltung des
Sängerbundesfeſtes in Frankfurt a. M. im Juli d. J. zugeſtimmt.
Wie aus dem Bericht des Vorſitzenden des Frankfurter
Feſtaus=
ſchuſſes hervorgeht, beträgt die Teilnehmerzahl am
Sängerbun=
desfeſt bis zur Stunde 26 500. Es wird aber mit einer
Teilneh=
merzahl von 30 000 bis 40 000 Sängern gerechnet.
Am Sonntag abend veranſtaltete die Mainzer Sängerſchaft
zu Ehren der fremden Gäſte eine Begrüßungsfeier im großen Saal
der Stadthalle.
Reitertag in Arheilgen.
Dd. Arheilgen, 3. April. den einzelnen Abteilungen wurden mit 1. Preiſen ausgezeichnet:
„Bei ſchönſtem Frühlingswetter erfolgte pünktlich um 1 Uhr
er Abmarſch des ſtattlichen Reiterzuges zum Reitplatz an der
Ziehtrift.
Der Reitplatz ſelbſt ſtellt nach fachmänniſchem Urteil mit ſeinen
ht Hinderniſſen eine muſtergültige Anlage dar, wohl die beſte,
e ein ländlicher Reiterverein in Heſſen beſitzt.
Nach dem Aufmarſch der Abteilungen, bei dem ſich die
Reit=
bteilung Neu=Iſenburg mit 13, die Reitabteilung Wixhauſen
iit 8 und die Reitabteilung Arheilgen mit 16 Reitern vorſtellte,
rachen Herr Heil=Habitzheim für den Provinzialverband
länd=
cher Reitervereine und Herr Bundſchuh=Groß=Bieberau als
ertreter des Landbundes Worte zur Begrüßung, dem erſten
Rei=
rtag in dieſem Jahre einen guten Verlauf wünſchend.
Ein Abteilungs=Schulreiten mit ſehr guten Geſamtleiſtungen
öffnete das Programm. Anſchließend führte Neu=Iſenburg eine
ahrſchule vor, die ebenſo wie die ſpäter von Arheilgen gezeigte
it Beifall aufgenommen wurde und von eifriger und
ſyſtemati=
der Arbeit mit den Pferden zeugte. Das größte Intereſſe bei
n zahlreichen Zuſchauern — zirka 1500 Perſonen umſäumten den
latz — fand das darauf folgende Jagdſpringen, der
ver=
ſiedenen Gruppen und das Paarſpringen, das ſowohl an
n Mut als auch an die Fertigkeit der Reiter bei den vielſeitigen
inderniſſen (Wall, Mauer, Graben) große Anforderungen
Ulte. Nur wenige Pferde kamen fehlerfrei über die Bahn, und
gar einige recht gefährlich ausſehende Stürze kamen vor, die
ſer ohne ſchlimmere Folgen blieben. — Eine beſondere
Schau=
ummer bildete das Voltigieren, vorgeführt von der
Reitabtei=
ng Arheilgen unter ihrem bewährten Reitlehrer Schmitt. Dieſe
orführung bewies, daß auch dieſe ſehr ſchwierige Leiſtung mit
m ländlichen Pferdematerial ausgeführt werden kann.
Als Sieger aus dem Wettbewerb gingen hervor: Im
Abtei=
ngsreiten für Fortgeſchrittene 1. Sieg: Arheilgen, 2. Neu=
Iſen=
rg, 3. Wixhauſen.
Im Abteilungsreiten für Anfänger waren die
bteilungen von Neu=Iſenburg und Arheilgen gleichwertig. In
Fritz Schmidt=Neu=Iſenburg, Adam Schmidt=Wixhauſen und Wilh.
Benz=Arheilgen bei den Fortgeſchrittenen und Ernſt Leichter=Neu=
Iſenburg und K. Birk=Arheilgen bei den Anfängern: mit 2.
Prei=
ſen bei den Fortgeſchrittenen Lotti Schaub=Neu=Iſenburg, Gg.
Jourdan und Gg. Frey=Wixhauſen und Ludw. Erzgräber=Arh.;
und bei den Anfängern Karl Lack=Neu=Iſenburg und Hch. Anthes=
Arheilgen; „mit 3. Pxeiſen bei den Fortgeſchrittenen: Fritz Streb=
Neu=Iſenburg, Ernſt Frey=Wixhauſen und Gg. und H. Exzgräber=
Arheilgen, und bei den Anfängern Fr. Gäkelmann=Neu==Iſenburg
und Georg Büttner und Hch. Knöbel=Arheilgen.
Die Ergebniſſe des Jagdſpringens waren: Anfänger
(15 Teilnehmer): 1. Sieg Ldw. Schmidt=Neu=Iſenburg mit 0
Feh=
lern 0,35 Min., 2. Adam Schmidt=Wixhauſen, 3. Hch. Knöbel=Arh.,
4. Ludwig Schmidt==Neu=Iſenburg, 5. Leonh. Meyerhöfer=Arh.
Fortgeſchrittene (13 Teilnehmer): 1. Sieg Georg Jourdan=Wixh.
mit 0 Fehlern 0.36,5 Min 2. Adam Schmidt=Wixh. 2 Ludw.
Erzgräber=Arh 4. Ludw. Knöbel=Arh., 5. Gg. Lauann=Wirh. —
Sonderklaſſe (2 Teilnehmer): 1. Sieg Ludwig Becker=Arh. mit
7 Fehlern 0,42,5 Min.
Im Paarſpringen, gewertet nach Fehlern, Stil und
Zeit, gab es bei 13 Paaren folgende Siege: 1. Becker/Benz=Arh.,
Stil 1, 4 Fehler, Zeit 0.29 Min.; 2. Schmidt/Schmidt=Neu=
Iſen=
burg, 3. Meyerhöfer/Lücker=Arh., 4. Anthes/Knöbel=Arheilgen,
5. Schmidt/Frey=Wixhauſen.
Das Schiedsgericht, beſtehend aus den Herren Landſtallmeiſter
a. D. Hertel=Darmſtadt, Rittmeiſter a. D. Gallo=Darmſtadt und
Dr. Denker=Darmſtadt, hatte es bei den gleichwertigen Leiſtungen
oft nicht leicht, zu entſcheiden. Bei dem Turnier war unbedingt
ein Leiſtungsfortſchritt feſtzuſtellen. — Begleitet von dem
Spiel=
mannszug des Turnvereins, begaben ſich die Reiter in
geſchloſſe=
nem Zuge nach Hauſe. Zum Abſchluß des Reitertages, mit dem
der neue Platz eine würdige Weihe gefunden hatte, fand im
Gaſthaus „Zur Sonne” ein froher Reiterabend ſtatt, der äußerſt
harmoniſch verlief.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzial=Ausſchuſſes am
April, vormittags 9 Uhr: 1. Klage des Preußiſchen
Bezirksfür=
geverbandes Stadt Frankfurt a. M. gegen den
Landesfürſorge=
rband Volksſtaat Heſſen, vertreten durch den heſſiſchen
Bezirks=
rſorgeverband, Kreis Offenbach, wegen Erſatzes von
Aufwen=
ngen und Anerkennung der endgültigen Koſtenerſtattungspfkicht
den Joachim Hofmann. 2. Klage der Frau Kath. Ruppert zu
ein=Steinheim gegen den Beſchluß des Kreisausſchuſſes Offen=,
ch vom 13. November 1932 wegen Erſatzes von
Fürſorgeleiſtun=
i. 3. Klage des Adam Schrod zu Urberach, gegen den Beſcheid
z Kreisamtes Dieburg wegen Nichterteilung eines
Wanderge=
rbeſcheins. 4. Antrag der Bürgermeiſterei Darmſtadt auf
Er=
nung des Diſziplinarverfahrens mit dem Ziele der
Dienſtent=
ſung gegen den Hausmeiſter Heinrich Sch. zu Darmſtadt.
Privattelegrammverkehr der Reiſenden im Zuge. Um den
iſenden bei den nur kurzen Aufenthaltszeiten der Schnell= und
lzüge auf den Unterwegsbahnhöfen die Aufgabe von
Tele=
ammen zu erleichtern, können ab 15. April 1931 in dieſen
gen gewöhnliche Privattelegramme in offener Sprache
tnicht mehr als 14 Wörtern nach Beſtimmüngsorten
Deutſchland durch Vermittlung des Zugführers oder
haffners aufgegeben werden. Die Annahme der
Privattele=
imme im Zuge erfolgt gegen Zahlung der tarifmäßigen
Wort=
dühr und einer Sondergebühr von 20 Rpf. für das Telegramm.
e im Intereſſe des Reiſeverkehrs zunächſt nur verſuchsweiſe
ge=
ffene Maßnahme, die ſich im allgemeinen gut bewährt hat undt
7 den Reiſenden, beſonders von den Geſchäftsreiſenden, als
af=
jehme Bequemlichkeit im Reiſeverkehr empfunden und
allge=
in lobend anerkannt worden iſt, wird daher weiter
beibehal=
werden.
* Ein Waldbrand wurde geſtern nachmittag gegen 3 Uhr
ſüd=
des Waldfriedhofes am Dornheimer Weg entdeckt. Das Feuer,
z bereits eine Fläche von 600 Quadratmetern erfaßt hatte, wurdt
ich ein Kommando Schutzpolizei und die Berufsfeuerwehr=
ein=
chnürt und abgelöſcht. An der elektriſchen Ueberlandleitunig
ent=
nd keine Beſchädigung.
Briefkaſſen.
Ieer Anfrage iſt die letzie Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
Abonnent, hier. Mangels Vereinbarung gilt in
ſen die jeweils für Preußen gültige Gebührenordnung. Sie
rden ſich am beſten informieren, wenn Sie Nr. 11 des Heſſ.
Re=
rungsblattes vom 14. Auguſt 1925 nachleſen, die Sie in der
ndesbiliothek einſehen können.
H. in V. Dahlien würden wohl unter die genannte
Geſetzes=
ſe nur dann gerechnet werden können, wenn ſie ſtrauchartig
lepflanzt wären. Hier würde das Urteil eines
Pflanzen=
ndigen maßgebend ſein.
R. S. Sie werden, wenn Sie Warenbeſtellungen außerhalb
Gemeindebezirks der gewerblichen Niederlaſſung aufſuchen,
r Legitimationskarte bedürfen. Das Aufſuchen von
Beſtellun=
auf Waren darf nur bei Kaufleuten in deren Geſchäftsräumen
bei ſolchen Perſonen geſchehen, in deren Geſchäftsbetriebe
ren der angebotenen Art Verwendung finden. Wer über
ſen Kreis hinaus Warenbeſtellungen aufſucht oder
ren feilbietet, bedarf eines Wandergewerbeſcheins.
Tagskalender für Montag, den 4. April 1932.
tſpieltheater: Helia=Lichtſpiele: „Der Frauen=
Diplo=
at: Palaſt=Lichtſpiele: „Harold, halt dich feſt”
nion=Theater: „Der Schlemihl”. — Orpheum:
Friede=
cke. — Verein f. d. Deutſchtum im Ausland, abends 20 Uhr,
ur Krone, Schuſtergaſſe: Hauptverſammlung. — Städtiſche
kademie, Eliſabethenſtr., abends 20 Uhr: Rezitationsabend
rna Volz. — Fürſtenſaal, Grafenſtraße, 4 und 8 Uhr:
Vor=
äge von Dr. vom Brocke über Naturheilverfahren.
Aus Heſſen.
Cp. Pfungſtadt, 3. April. Dienſtjubiläum.
Bürgermei=
ſtereiſekretär Ludwig Buchholz konnte dieſer Tage ſein 25jähr.
Dienſtjubiläum begehen. — Heute nachmittag fand eine Uebung
der Freiwilligen Feuerwehrſtatt. Dabei wurde gleichzeitig der
alte Jahrgang der Pflichtfeuerwehr entlaſſen und der neue
Jahr=
gang verpflichtet. — Im Nachbarort Hahn kann am Mittwoch die
Hebamme Frau Katharina Grünig ihr 25jähr. Dienſtjubiläum
begehen. Frau Grünig, die aushilfsweiſe auch bereits hier und
in Eſchollbrücken Dienſt getan hat, hat bei ungefähr 700 Geburten
Hilfe geleiſtet — Im 79. Lebensjahr iſt Schuhmachermeiſter Adam
Kramer 2. geſtorben.
1 A. Groß=Rohrheim, 2. April. Wieſenbrand. Trotzdem
es durch polizeiliche Anordnung verboten iſt, wurden in der
Ham=
merau die Wieſen angezündet, auf denen noch altes Heu ſtand,
das im Vorjahr bei dem Hochwaſſerſtand, nicht geerntet werden
konnte. Im Nu ſtanden die Wieſen — über hundert Morgen —
in Brand, da der Wind die Flammen immer weiter trieb. Das
Wild flüchtete. Mehrere Rehe rannten bis in die Gärten hinter
dem Dorf am Fußballplatz. Ein Teil des Wildes kam auch in den
Flammen um, da es keinen Ausweg mehr fand. Von den
Jagd=
pächtern iſt Schadenerſatz beantragt. Die polizeiliche Unterſuchung
iſt eingeleitet. Bei Ermittelung iſt den Tätern Beſtrafung gewiß.
Cp. Klein=Gerau, 3. April. Von der Feuerwehr.
Jo=
hann Friedmann wurde zum ſtellvertretenden
Feuerwehrkom=
mandanten der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr ernannt und
verpflichtet.
Db. Urberach, 2. April. Gemeinderatsbericht. Der
Lernmittelfreiheit der hieſigen Schule wird ſtattgegeben. — Der
ehemalige Gemeinderatsbeſchluß um 50 Prozent Senkung der
Mahn= und Bekanntmachungsgebühren durch die Ortsſchelle wird
laut Verfügung des Kreisamts vom 16. März 1932 aufgehoben,
da dieſer geſetzwidrig und nur Angelegenheit der höheren Behörde
iſt. — Wegen der überaus großen Anfrage nach Steckkartoffeln iſt
anzunehmen, daß die an der Landwirtſchaftskammer
angeforder=
ten 800 Zentner krebsfeſten Kartoffeln bei weitem nicht ausreichen
und ſollen demgemäß 400 Zentner noch nachgefordert werden.
Weikerbericht.
Das Atlantiktief hat ſich ſüdwärts verlagert und breitet ſeinen
Kern über England und den Kanal aus. Dabei gelangt an der
Vorderſeite feuchtmilde Ozeanluft nach dem Feſtland, die
Tem=
veraturanſtieg und Bewölkung mit Niederſchlägen veranlaßt. Die
ſpäter nachfolgende kältere Nordweſtluft wird dann wieder
Ab=
kühlung bringen, wobei der Witterungscharakter unbeſtändig und
wechſelhaft wird und Niederſchläge mehr in Schauern auftreten.
Ausſichten für Montag, den 4. April: Mildes und bewölktes
Wetter, vorübergehend auch aufheiternd, zeitweiſe Niederſchläge.
Ausſichten für Dienstag, den 5. April: Unbeſtändig, wechſelnd
be=
wölkt mit Aufheiterung, wieder etwas kühler, vereinzelte
Regenſchauer.
Haupiſchriffleltung: RudolfMauve
Veraniworilich für Politik und Wiriſchaff: Rudolf Maupe; für Feuiſſeion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
ſür den Inſeratentel und geſchäftlſche Mitellungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Witiich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
Le
afe
Nern!
Oenn unser Sentorchet,
der Schöpfer der
„Königin von Jaba‟,
trotz seines hohen Alters
rüstig und frisch durch die
Fabrik geht, dann haterfür
jeden seiner heute noch bei ihm
tätigen treuen Mitarbeiter
aus den Zeiten eines
bescheidenen Anfangs
ein freundliches Wort.
Der Geist der guten Arbeit
mit ihrem Ltreben nachsoliclel.
Qualität strahlt von ihm aus.
Geliebt und verehrt
iird er im ganzen Hause
nur „der atte Herr genannt.
Die Geschichte des
ruhm-
vollen Aufstiegs einer Cigarette
und ihres Schopfers, so einfach
und doch sodramatisch wie nun
das Leben sein kann, soll Ihnen
der alte Herr.
selbst erzahten.
Es ist die über 50jährige
arbeits und erfolsreiche
Geschichte der bis heute
noch unerreichten, echten
GARBAT
Meigarete
KöNIGINT
Uiie
dick
rund
(N. e
[ ← ][ ][ → ] Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 4. April 1932.
Tender=Booke anſtakt Flugzeug=Mulkerſchiffe für Luftgeſchwader.
Die neuen engliſchen Flugzeug=Begleitboote im Hafen von Southampton.
Die britiſche Luftflotte hat jetzt neuartige Tender=Boote als Heim= und Begleitſchiffe für die
Beſatzung von Waſſerflugzeugen in Dienſt geſtellt. Dieſe Boote, die eine außerordentliche
Geſchwin=
digkeit entwickeln, folgen den Waſſerflugzeug=Geſchwadern auf Fernflügen, führen Betriebs= und
Reparatur=Material mit ſich und dienen der Beſatzung als Wohnſtätte, da die Waſſerflugzeuge,
die ja kein Rädergeſtell beſitzen, nicht auf Flugzeug=Mutterſchiffen ſtarten und landen und dort
untergebracht werden können.
Der Deutſche Poensgen führt bei der Bilard=Welkmeiſterſchaft die Amakeute.
Eine luſtige Gruppenaufnahme der Teilnehmer der Billard=Weltmeiſterſchaft der Amateure
in New York.
Der Zweite von links iſt der letztjährige Weltmeiſter, der Deutſche Albert Poensgen, der ſeine
ſämtlichen Spiele in der erſten Woche gewinnen konnte.
Seite 4 — Nr. 94
Gefährlicher Wettſtreit zwiſchen
National=
ſozialiſten und Kommuniſten.
Kreuznach. Seit Wochen tobt hier
zwi=
ſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten ein
erbitterter Kampf um den hohen Schornſtein der
Glashütte. Beide Parteien wetteifern im
Er=
klettern dieſes Schornſteins, um die gegneriſche
Fahne herunterzuholen und dafür die eigene
Parteifahne aufzupflanzen. Nachdem erſt
vor=
geſtern nacht wieder Nationalſozialiſten unter
Lebensgefahr eine ſeit Wochen auf dem
Schorn=
ſtein angebrachte rote Fahne entfernt und durch
eine Hakenkreuzfahne erſetzt hatten, gelang es
bald darauf den Kommuniſten nach mehreren
vergeblichen Verſuchen, den Schornſtein zu
er=
klimmen und die gegneriſche Fahne
herunterzu=
holen. Jetzt weht wieder eine rote Fahne auf
der Spitze des Schornſteins. Die Bevölkerung
iſt geſpannt, wie lange die Polizei dieſen
lebens=
gefährlichen Unfug noch dulden wird.
Zwei Frauen vom Blitz getroffen.
Trebnitz. Bei dem erſten
Frühlingsgewit=
ter wurden vorgeſtern nachmittag in Strieſa
zwei Frauen, die vom Walde kamen, vom Blitz
getroffen. Die eine der beiden Frauen wurde
ſofort getötet, während die andere, eine
Schwä=
gerin der Getöteten, bis jetzt noch bewußtlos iſt.
Zwei Kinder verſchüttet.
Stettin. Zwei ſechsjährige Knaben
wur=
den beim Spielen von plötzlich abrutſchenden
Erdmaſſen verſchüttet. Beim Durchſuchen des
Grubengeländes fand man ſie tot auf.
Der Prozeß gegen den Waffenhändler Barella.
Berlin. Vor der 1. Großen Strafkammer
des Landgerichts I begann geſtern der Prozeß
gegen den 56jährigen Kaufmann Max Barella,
der als Waffenhändler und gerichtlicher
Sach=
verſtändiger jahrzehntelang in Berlin größtes
Anſehen genoß. Barella wird fortgeſetzte
Un=
treue und Unterſchlagungen als Kaſſenverwalter
der Berliner Singakademie, die er um 300 000
Mark geſchädigt haben ſoll, und als Schatzmeiſter
des Vereins deutſcher Jäger, ſowie fortgeſetzter
Kreditbetrug gegenüber dem Bankhaus Delbrück,
Schickler u. Co. vorgeworfen.
Große Unterſchlagungen bei Kreuger u. Toll
in Stockholm.
Stockholm. Einer großen Unterſchlagung
iſt man bei der Aktiengeſellſchaft Kreuger u. Toll
auf die Spur gekommen. Es handelt ſich um
einen Betrag, der mit 165 000 Kronen beziffert
wird, aber noch nicht genau feſtgeſtellt werden
konnte. Die Unterſchagungen ſind ſchon vor
län=
gerer Zeit verübt, aber erſt jetzt bei der infolge
des Todes Ivar Kreugers durchgeführten
Reviſion entdeckt worden. Die Unterſchlagung
wurde von zwei früheren Beamten der
Geſell=
ſchaft verübt, von denen der eine, namens Stig
Robſahm, bereits verhaftet werden konnte und
ein Geſtändnis abgelegt hat. Der Aufenthaltsort
des anderen namens Torold Pripp iſt der
Poli=
zei bekannt. Die beiden ungetreuen Beamten
wurden im Sommer v. J. auf eigenen Antrag
aus der Firma entlaſſen und gründeten mit den
unterſchlagenen Geldern eine eigene
Makler=
firma.
Erfolgreiche Flucht aus dem Zwangsexil.
Marſeille. Mehrere politiſche
Flücht=
linge, unter ihnen der ehemalige portugieſiſche
Kolonialminiſter Machado, ſind vorgeſtern auf
einem von Oſtaſien kommenden Dampfer hier
eingetroffen. Die Flüchtlinge, die wegen
Betei=
ligung an dem Aufſtand vom 26. Auguſt 1931
auf eine Inſel im Stillen Ozean deportiert
wor=
den waren, entkamen von dort auf einem kleinen
Segler. Ein holländiſcher Dampfer nahm ſie
un=
terwegs auf und ſetzte ſie in Singapore ab. Dort
ſchifften ſie ſich auf dem Dampfer ein, der einige
hundert ruſſiſche Mennoniten von Schanghai
nach Marſeille brachte.
Um das Erbe Abdul Hamids.
Zu der Affäre des in Bern verhafteten
an=
geblichen ungariſchen Barons, der eine Geſell
ſchaft zur Verwertung der Erbſchaft des früheret
türkiſchen Sultans Abdul Hamid gegründet hatte
und zahlreiche gutgläubige Geldgeber gefünder
haben ſoll, erfährt das „Berner Tagblatt”, de
Verhaftete ſei der Baron André von Lemheny
In Wirklichkeit ſei er jedoch gar kein Ungar
ſondern Bürger des Fürſtentums Liechtenſtein
Er iſt im Beſitz eines Adelstitels, der kurz vo
der Revolution in Oeſterreich von Kaiſer Kar
gegeben worden ſein ſoll. Lemheny ließ ſich ſpä
ter dieſen Titel durch Juriſten in Madrid
al=
rechtsgültig beſcheinigen. In der Affäre ſpiel
auch ein angebliches Gutachten von Profeſſor Dr.
Rennefahrt in Bern eine Rolle, das ſich in gün
ſtigem Sinne über die juriſtiſche Ernſthaftigkei
des Rechtsanſprüche auf das Erbe Abdul Ha
mids ausgeſprochen haben ſoll. Profeſſor Renne
fahrt beſtreitet jedoch entſchieden, ein Gutachtei
in dieſer Frage abgegeben zu haben. Baron vor
Lemheny beſchäftigte ſich auch mit dem Verkau
von Gemälden. Er veranſtaltete in New Yor
eine große Auktion, jedoch gerade während de
Zeit der größten Börſen=Baiſſe. Dabei verlorer
er und ſeine Kunden große Geldſummen.
Die „Ottoman Imperial Eſtate Inc.” gab ſeh
ſchön ausgearbeitete Obligationen heraus, au
welchen zunächſt feſtgeſtellt wird, daß die „Otto
man Imperial Inc.” nach den Geſetzen des Staa
tes Virginia (U. S.A.) eingetragen ſei, und ſo
dann, daß das bewilligte und eingezahlte Kapi
tal fünf Millionen Dollar betrage. Es wurder
für eine Million Dollar Goldnoten, die nich
verzinslich ſein ſollten, zu 1000 Dollar nominel
ausgegeben.
Wie das „Berner Tagblatt” weiter noch er
fährt, ſind dem Baron und ſeinen Geſellſchaften
von einzelnen Hereingefallenen Beträge von wei
über 5000 Franken zur Verfügung geſtellt wor
den. Wie hoch jedoch die Geſamtſumme der vor
den Hereingefallenen zuſammengetragenen Gel
der iſt, wird erſt die Unterſuchung klären können
Krankenhaus in Tiflis niedergebrannk
Moskau (über Kowno), 3. April.
Im Krankenhaus des Roten Kreuzes in
Tifli=
brach ein Feuer aus, das das geſamte Gebäud
in Aſche legte. Der Feuerwehr gelang es mi
Hilfe von Sprungtüchern, die Kranken zu retter
Ob Perſonen ums Leben gekommen ſind, konnt
noch nicht feſtgeſtellt werden.
Vier jugendliche Banditen auf dem Elektriſchen
Stuhl.
New York. Vier jugendliche Banditen
von denen keiner über 25 Jahre alt war, und
die ſämtlich mehrere Morde auf dem Gewiſſer
hatten, wurden am Freitag in einem Zeitraun
von 20 Minuten im Sing=Sing=Gefängnis au
dem Elektriſchen Stuhl hingerichtet. Die übriger
Gefängnisinſaſſen brachen in Jubelrufe aus,
al=
dieſe Hinrichtung vollzogen wurde, da die vie
Banditen das ungeſchriebene Geſetz der Unter
welt verletzt und, in der Hoffnung, ihr Leben zu
retten, der Polizei Enthüllungen über ander
Verbrecher gemacht hatten. — Ein fünfter Ban
dit, der ebenfalls hingerichtet werden ſollte, er
hielt in letzter Minute einen ſechstägigen Auf
ſchub, da er verſprochen hatte, den Behörden die
Mörder eines Polizeibeamten namhaft zu machen
Todes=Anzeige.
(Statt Karten).
Am 3. April entſchlief ſanft unſere liebe Schweſier, Schwägerin und Tante
Fräulein
Todes=Anzeige.
Heute früh verſchied nach langem
ſchweren Leiden mein lieber
Mann, unſer guter Vater
Herr
Bahnarbeiter i. p.
im Alter von 74 Jahren. (5168
Arheilgen, den 3. April 1932.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 5. April, nachm. 5 Uhr, vom
Sterbehauſe, Geiſengaſſe6 aus ſtatt.
im 71. Lebensjahr.
Die Beſtattung findet Dienstag, den 5. April, nachmittags 2 Uhr,
von der Friedhofskapelle Nieder=Ramſtädterſtr. aus, ſtatt.
Im Namen der Hinterbliebenen=
Ludwig Gandenberger von Moiſy
Oberſt a. D.
Abgehärtete kräft.
Kriegerverein
Darmſtadt.
Geſtern verſchied unſer lieber
Kamerad u. langjähriges treues
5170)
Mitglied
eigenſten Intereſſe 100 Stck. 80 Pfg.
Am 1. April vormittags verſchied nach kurzem
Leiden meine liebe Frau, unſere Mutter und
Schweſter
eigener Zucht. 25 u.
30 Pfg. (*dr
Blumenerde,
Eimer 50 Pfg.
Gärt=
nerei Barban
Dieburgerſtr. 105.
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geb. Weyland
im Alter von 70. Jahren.
Auguſt von Heſſert
Mina von Heſſert
Mathilde Happe, geb. v. Heſſert
Mathilde Weyland
Paul Happe, Dpl.=Ing.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
Martinſtraße 14.
Altbeteran von 1870/71.
Die Beerdigung findet ſtatt am
Dienstag, den 5. April, nachm.
3 Uhr, auf dem Friedhof an
der Nieder=Ramſtädterſtraße.
Wir bitten um zahlreiche
Be=
teiligung.
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A.
OM
Montag, 4. April 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 94 — Seite 5
Die ſäddeutſche Fußballmeiſterſchaft.
Einkracht Frankfark von 3.3. B. 2:0 geſchlagen. — 5. 5.B. und Wormakia Worms punkkgleich an zweiter Stelle.
Mainz ziert das Ende. — Drei Konkurrenken um die Südoſt Führung.
Neue Polalmeiſter.
Die übliche Ueberraſchung bei den ſüddeutſchen Fußball=
End=
vielen war diesmal in der Abteilung Nordweſt fällig.
dier wurde der Tabellenführer, Eintracht=Frankfurt, im
Lokal=
ampf vor 20 000 Zuſchauern von der ſehr eifrig ſpielenden, aber
uch ſtark verbeſſerten Mannſchaft des Fußballſportvereins mit
:0 (2:0) geſchlagen. Die Niederlage hat für die Eintracht
zu=
ächſt noch keine ſtärkere Bedeutung, der Tabellenerſte hat immer
och drei Verluſtpunkte weniger als ſeine Nachbarn, und er wird
uch wohl die Abteilungsmeiſterſchaft trotzdem ſicher an ſich
brin=
en. Für den Fußballſportverein aber war der Sieg ſehr
bedeutungs=
oll, denn er verſtärkt ſeine Chance auf den zweiten Platz
beträcht=
ſch. Vorläufig ſteht allerdings Wormatia mit den Frankfurtern
och punktgleich, denn die Wormſer konnten zu Hauſe den FK.
ſirmaſens mit 3:0 (1:0) ſchlagen. Dagegen iſt der VfL. Neckarau
m einen Punkt zurückgefallen, denn Neckarau konnte in
Mann=
eim gegen Waldhof nur 1:1 (0:0) ſpielen. Saarbrücken beſiegte zu
auſe Mainz 05 glatt mit 5:2 (3:1), jedoch hat dieſes Reſultat
ir die Tabelle keine Bedeutung mehr.
In der Abteilung Südoſt iſt die Situation immer noch
ngeklärt. Zwar wurde die SpVg. Fürth in München durch 1860
0 (2:0) geſchlagen und damit endgültig aus dem Wettbewerb
m die drei vorderen Plätze ausgeſchaltet, aber um dieſe beiden
lätze kämpfen immer noch drei Mannſchaften mit gleichen
Chan=
n. Der 1. FC. Nürnberg holte die führenden Münchener Bayern
urch einen 5:1=Sieg über den Karlsruher FV. ein, aber er hat
pei Verluſtpunkte mehr als die „Bayern”. Aber auch der KFV.
nn trotz ſeiner hohen Niederlage in Nürnberg noch entſcheidend
die Ereigniſſe eingreifen. Pforzheim hat ſich gleichfalls durch
inen 4:0 (4:0)=Sieg über Raſtatt noch eine gewiſſe Chance
ge=
ahrt.
Bei den Pokalſpielen ſind weitere Entſcheidungen gefallen,
okalmeiſter des Bezirks Bayern wurde Teutonia München,
e im letzten Spiel WackerMünchen 4:2 ſchlugen und damit noch
n FC. Schweinfurt, der in Würzburg gegen FV. 04 1:1 unterlag.
n einen Punkt überholen konnte. Im Bezirk Rhein /Saar
die Pokalmeiſterſchaft an Amicitia Viernheim gefallen. Die
ſt in der letzten Saiſon aus der Kreisliga aufgeſtiegene
Viern=
imer Mannſchaft konnte im letzten Treffen die Sportfreunde
garbrücken mit 6:1 ſchlagen und damit ihren erſten Platz in der
abelle endgültig ſicherſtellen. — Im Bezirk Württemberg
aden hätte Germania Brötzingen durch einen Sieg über
Mühl=
urg noch die Stuttgarter Kickers einholen und ein
Entſcheidungs=
iel erzwingen können. Aber Brötzingen ſpielte nur 1:1, ſo daß
e Kickers jetzt endgültig Pokalſieger des Bezirks ſind.
Die vier ſüddeutſchen Bezirks=Pokalſieger heißen alſo: Union
jederrad (Main/Heſſen). Amicitia Viernheim
7hein/Saar), Teutonia München (Bayern) und
Stutt=
arter Kickers (WürttembergBaden). Dieſe vier
Mannſchaf=
n ermitteln jetzt nach dem Pokalſyſtem den Pokalſieger des
Ver=
indes, und dieſer kämpft dann, ebenfalls nach dem Pokalſyſtem,
it den beiden Abteilungs=Zweiten aus den Endſpielen um die
itte ſüddeutſche Vertreterſtelle für die Endſpiele um die
Deut=
ſe Meiſterſchaft.
Die Fußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Süddeutſche Meiſterſchaft.
bteilung Nordweſt:
FSV. Frankfurt — Eintracht Frankfurt 2:0 (2:0).
VfL. Neckarau — SV. Waldhof 1:1 (0:0).
Wormatia Worms — FK. Pirmaſens 3:0 (1:0).
FP. Saarbrücken — FSV. Mainz 05 5:2 (3:1).
bteilung Südoſt:
1. FC. Nürnberg — Karlsruher FV. 5:1 (2:1).
1. FC. Pforzheim — FV. Raſtatt 7:0 (4:0).
SV. München 1860 — Sp.Vgg. Fürth 3:0 (2:0).
Süddeutſche Pokalſpiele.
ezirk Main=Heſſen:
Germania Bieber — Olympia Lorſch 3:1.
1. FC. Langen — FC. Hanau 1893 0:3.
Union Niederrad — VfL. Neu=Iſenburg 3:2.
ezirk Rhein=Saar: Phönix Ludwigshafen — Sp. Vgg.
Sand=
hofen 1:0. Amicitia Viernheim — Sportfr. Saarbrücken 6:1,
1. FC. Kaiſerslautern — Sp.Vgg. Mundenheim 4:1.
ezirk Bayern: FV. Würzburg 04 — FC. Schweinfurt 1:0.
Teu=
tonia München — Wacker München 4:2. Schwaben Augsburg
SSV. Ulm 5:1. ASV. Nürnberg — FC. Bayreuth 3:4.
rzirk Württemberg=Baden: Sp.Vgg. Schramberg — Sportfr.
Eß=
lingen 4:3. Freiburger FC. — Union Böckingen 5:2.
Ger=
mania Brötzingen — FC. Mühlburg 1:1. VfB. Karlsruhe —
FC. Birkenfeld 1:4. Phönix Karlsruhe — FC. Freiburg 6:3.
Privatſpiele.
VfB. Stuttgart — SV. Feuerbach 3:0. Hertha/BSC. Berlin
Bayern München 4:4. CA. Paris — Kickers Stuttgart (
Sams=
g) 1:6.
Letztes Verbandsſpiel Gruppe Main:
Kickers Offenbach — Germania 94 Frankfurt 2:1.
Berliner Fußball.
Meiſterſchafts=Endſpiel: Stettiner SC. — Tennis=Boruſſia 1:2.
rliner, Geſellſchaftsſpiele: Hertha/BSC. — Bayern München
4. Blau=Weiß — Bewag 2:2. Union Oberſchöneweide
acker 04 4:3. Spandauer BC. — VfB. Pankow.1:1. Berolina
SC. — Preußen 4:2.
Wormakia ſchlägt Pirmaſens 3:0.
Pirmaſens beſſer als Reſultat beſagt.
Das Ergebnis täuſcht. Es könnte glauben laſſen, daß
Wor=
matia überlegen geſpielt und leicht gewonnen habe. Der Kampf
war aber ſtets offen und Pirmaſens leiſtete von allen
Endſpiel=
teilnehmern, die man bislang in dieſer Saiſon in Worms geſehen
hat, den härteſten Widerſtand.
Der Kampf wurde vor 5000 Zuſchauern, bei guten Wetter= und
Platzverhältniſſen ausgetragen, und er fand in Beſt=Höchſt einen
ausgezeichneten Leiter. Schon in den erſten Minuten gab es eine
Reihe von Strafſtößen und den Charakter eines harten
Kampf=
ſpiels behielt das Treffen auch während ſeiner ganzen Dauer. In
der 15. Minute verwandelte Willi Winkler einen Strafſtoß
aus 20 Meter Entfernung zum Führungstor für die Platzherren.
Im weiteren Verlauf des Spieles hatte Pirmaſens eine leichte
Ueberlegenheit, die aber deshalb nicht zum verdienten Ausgleich
führte, weil die Gäſteſtürmer zu wenig und zu unplaciert ſchoſſen.
In der 14. Minute nach dem Wechſel erhielt Willi Winkler vom
Mittelſtürmer einen Ball, die große Schußkanone der Wormſer
überſpielte alle Gegner, ſelbſt den Torwart und ſchoß zum zweiten
Treffer ein. Wenige Minuten ſpäter wurde der Pirmaſenſer
Weil=
hammer, der allein aufs Tor zuſteuerte, von Cloſet unfair gelegt.
Den Elfmeter ſchoß Johanneſſen jedoch an die Latte. Vielleicht
hätte die Verwandlung dem Spiel einen anderen Verlauf gegeben,
denn Pirmaſens lag zu dieſer Zeit ſtark im Angriff. 10 Minuten
vor Schluß ſchoß dann noch Trumpfheller eine Flanke des
Linksaußen zum dritten Tor für Wormatia ein.
Die Wormſer Mannſchaft war weit von ihrer Hochform
ent=
fernt, den Sieg hat ſie in erſter Linie der außerordentlichen
Schuß=
kraft von Willi Winkler zu verdanken. Recht ſchwach war bei
Wor=
matia der Mittelſtürmer Trumpfheller, die Läuferreihe war
Durch=
ſchnitt. Die Verteidigung ſpielte gut wie immer und Gisbert im
Tor wurde nur wenig beſchäftigt.
Bei Pirmaſens waren der ſehr wendige und ſchlagſichere
Verteidiger Johanneſſen, der aufopfernd, aber zu hart ſpielende
Mittelläufer Hergert und der Linksaußen Hartmann die beſten
Leute.
Uebertaſchung im Frankfurker Lokalderby.
Fußballſportverein — Eintracht 2:0 (2:0).
Bei ſehr ſchönem Frühlingswetter kamen zum Frankfurter
Lokalderby wieder faſt 20 000 Zuſchauer ins Stadion. Vielleicht
wäre der Beſuch noch weit größer geweſen, hätte man den
über=
raſchenden Verlauf des Kampfes vorausgeahnt. Aber auch diesmal
galt die Eintracht wieder als Favorit und das um ſo mehr, als
beim Sportverein der durch Verletzungen außer Gefecht geſetzte
rechte Flügel Armbrüſter=Schweinhardt erſetzt werden mußte.
Die Bornheimer legten gleich energiſch los und ſie erzielten
auch eine leichte Ueberlegenheit. Ihre Stürmer ſtellten ſich gut
frei, Läuferreihe und Verteidigung zeigten ein geſchicktes
Stel=
lungsſpiel, und die Flügel wurden mit genauen Vorlagen gut
ein=
geſetzt. Dagegen vernachläſſigte man bei der Eintracht die
Flügel=
ganz. Der Innenſturm ſpielte zu engmaſchig und ſetzte auch cf
Bällen nicht energiſch genug nach. Die Hintermannſchaft=Hielte
überraſchend ſchlecht zu. Das ganze Spiel des Mainmeiſteks wirkte
etwas blaſiert. Schon in der vierten Minute kopese Heldmann.
nach einer ſchlechten Abwehr von Stubb den Bgllzu Süß ſchieben.
und dieſer ſchoß aus ſechs Meter Entfernung placiert ein. Eine
Viertelſtunde ſpäter verwandelte Sadtler, eine Vorlage von
Süß zum zweiten Treffer. In der letzten Viertelſtunde fand ſich
die Eintracht beſſer, aber der Sturm richtete nichts aus.
Nach der Pauſe ſtellte die Eintracht um. SV. zog ſofort ſeine
Halbſtürmer in die Abwehr zurück und ſpielte im Angriff nur noch
mit drei Leuten. So gelang es ihm durch dieſe taktiſche Maßnahme,
das Ergebnis zu halten. Die Eintracht machte den Fehler, das
Spiel nicht auseinanderzuziehen. Die Flügel wurden auch jetzt
wenig beſchäftigt. Ehmer hatte ſtets zwei bis drei Gegner zur
Bewachung bei ſich, ſo daß er nicht zum Schuß kam. Die Eintracht
ſpielte ſtändig überlegen, denn der FSV. begnügte ſich mit einigen
wenigen Durchbrüchen, die aber alle ſchon von der Verteidigung
abgefangen wurden. Zum Schluß hatte die Eintracht zwar 7:2
Ecken, aber ein Gegentreffer war nicht gefallen. — Maul=
Nürn=
berg korrekt.
VfL. Neckarau gegen SV. Waldhof 1:1 (0:0).
Es war ein überaus mäßiges Spiel, das Neckarau und
Wald=
hof an dieſem Sonntag den 3000 Zuſchauern boten. In beiden
Mannſchaften wollte aber auch nichts klappen. Erſt als Waldhof
in der zweiten Spielhälfte die Führung übernommen hatte, wurde
das Spiel flüſſiger, bedauerlicherweiſe aber auch ſehr hart.
Hier=
bei zeichnete ſich beſonders der Waldhöfer Läufer Kiefer aus.
Neckarau hätte auf Grund ſeiner techniſch beſſeren Leiſtung
eigent=
lich einen knappen Sieg verdient, doch der Erſatztorhüter Bartak
im gegneriſchen Tor zeigte ſich ſelbſt einem von Zeilfelder
getre=
tenen Elfmeterball gewachſen.
Glalte Niederlage der Mainzer.
FV. Saarbrücken — FSV. Mainz 05 5:2 (3:1).
Daß der FV. Saarbrücken zu einem derart leichten Sieg
kom=
men konnte, bedeutet eigentlich eine Ueberraſchung. Doch ſpielte
Mainz diesmal weit unter ſeiner ſonſt gezeigten Form. Eine
Aus=
nahme machte hiervon lediglich der Torhüter Schwarz, der ſich
ganz ausgezeichnet ſchlug Beſonders ſchwach war die rechte
Sturm=
ſeite Burkhardt=Scherm. Für Saarbrücken genügte eine gute
Durch=
ſchnittsleiſtung, um die beiden Punkte ſicherzuſtellen.
„Löwen” ſchlagen „Kleeblakt”.
1860 München — Sppgg. Fürth 3:0 (2:0).
Trotz des herrlichen Frühlingswetters hatten ſich am erſten
Aprilſonntag im Hans=Ziſch=Stadion in München nur 9000
Zu=
ſchauer eingefunden. Der Kampf brachte einen überraſchenden
Ausgang. Man hatte in München von den Fürthern mehr
erwar=
tet und beſonders dem Angriff der Kleeblättler mehr zugetraut.
Die Münchener brachten wieder einmal eine ausgezeichnete
Ener=
gieleiſtung auf. Sie diktierten periodenweiſe den Kampf und ihr
produktives Stürmerſpiel brachte ihnen ſchließlich auch den
ver=
dienten Sieg. Schiedsrichter Wiegand=Stuttgart leitete den
Kampf zur beiderſeitigen Zufriedenheit.
Der „Club” holk auf.
1. FC. Nürnberg — Karlsruher FV. 5:1 (2:1).
Das Nürnberger Treffen wurde als harter Punktekampf
aus=
getragen. In der erſten Halbzeit hielten ſich beide Mannſchaften
in ihrem Können die Waage, wobei ſich der „Klub” durch ſein
beſſeres Schußvermögen in Führung brachte. In der zweiten
Halb=
zeit brachten die Nürnberger die größere Durchſchlagskraft auf und
konnten faſt die ganze Halbzeit überlegen geſtalten. Dadurch kam
der hohe und vollauf verdiente Sieg zuſtande. Das von 15000
Zuſchauern beſuchte Spiel wurde von Kappelmeier=
München in nicht immer zufriedenſtellender Weiſe geleitet.
Beſon=
ders gegen die harte Spielweiſe ſchritt der Unparteiſche nicht
energiſch genug ein.
Nürnberg kam bereits zu Beginn zu ſeinem Führungstreffer
durch einen Kopfball von Schmidt. Gegen Mitte der erſten
Halbzeit kamen die Karlsruher etwas auf und erzielten in der
33. Minute durch Keller den Ausgleich. Der „Club” übernahm
aber dann wieder die Offenſive und ging in der 41. Minute durch
Friedel erneut in Führung. Nach der Pauſe war Nürnberg
ſtark überlegen und ſetzte in der 10. Minute den Torreigen fort.
Hornauer ſchoß den dritten Treffer auf eine weite Vorlage von
Oehm. Hornauer war es auch, der in der 30. Minute das vierte
Tor erzielte. Kurz vor Schluß umſpielte Hornauer nochmals die
ganze Karlsruher Deckung und ſchob den Ball zu Schmidt, der
aus kurzer Entfernung den fünften und letzten Treffer erzielte.
Süddeutſche Endſpiele.
Abteilung Nordweſt:
Spiele Tore Punkte
Eintracht Frankfurt
22.:14
11
16:6
FSV. Frankfurt
23:14
15:9
Wormatia Worms
30:15
15:9
VfL. Neckarau
25:22
14:10.
FV. Saarbrücken
26:27
12:12
FK. Pirmaſens
20:29
8:14
SV. Waldhof
21:26
12
SV. 05 Mainz
17:32
*Senſakion im Kreis Skarkenburg.
Enkſcheidungsſpiel zwiſchen Sprendlingen
und Paſſe nanendiglt
Kreisligaverbandsſpiele:
Union Wixhauſen—FV. Sprendlingen 6:4 (1:4).
Union Darmſtadt—Polizeiſportverein Darmſtadt 1:1 (1:0).
Haſſia Dieburg—Germania Eberſtadt 5:1 (3:1).
Um den Aufſtieg zur Kreisliga:
SC. Ober=Ramſtadt — Rot=Weiß V.f.R. Darmſtadt 2:2 (0:1).
Geſellſchaftsſpiele:
SV. 98 Darmſtadt — Germania Ober=Roden 8:1 (4:1).
FC. 03 Egelsbach—SV. 98 Darmſtadt Sonderelf 9:4 (3:2).
Viktoria Griesheim — V.f.L. Neu=Iſenburg Pokalelf 2: 2.
Opel Rüſſelsheim — Sportvereinigung Arheilgen 5:4 (1:0).
Viktoria Aſchaffenburg—Germania Pfungſtadt 4:2.
SpV. Münſter—V.f.B. Groß=Auheim 4:2 (1:1).
SpV. Mörfelden—Konkordia Gernsheim 7:2.
Der neue Tabellenſtand.
Es gibt Dinge im Fußball, von welchen ſich der Sterbliche
nichts träumen läßt. Da war die Meiſterſchaft des Kreiſes
Star=
kenburg (das „Fell des Bären”) ſchon verteilt, und wieder iſt es
anders gekommen. Union Wixhauſen hat das Kunſtſtück
fertig=
gebracht, die führenden Sprendlinger mit 6:4 zu ſchlagen, nachdem
dieſe bei der Pauſe ſchon mit 4:1 geführt hatten. Dieſer Um=
Seite 6 — Nr. 94
ſchwung ſcheint unglaublich, iſt aber Tatſache. In Sprendlingen
ſchimpft man nun über den Spielausſchuß, der eine ganz verekehrte
Aufſtellung herausgebracht haben ſoll. Aber verloren iſt verloren!
Es war ein Glück für Sprendlingen, daß auch die Polizei in
Beſ=
ſungen nicht gewinnen konnte; mit 1:1 trennten ſich hier die
Geg=
ner unentſchieden. Das hat zur Folge, daß Sprendlingen und die
Polizei punktgleich geworden ſind und ſich ein Entſcheidungsſpiel
um die Kreismeiſterſchaft liefern müſſen. Man geht nicht fehl,
wenn man annimmt, daß dies am 17. April geſchehen wird, da die
Polizei ja am 10. April wegen der Wahl behindert ſein dürfte.
Jedenfalls hat es ſich beſtätigt, daß der Spielbetrieb im Kreis bis
zuletzt ſpannend ſein würde. — Eberſtadt wurde in Dieburg wie
erwartet geſchlagen.
In den Aufſtiegskämpfen ſicherte ſich Rot=Weiß Darmſtadt in
Ober=Ramſtadt mit 2:2 einen Punkt, der für den Aufſtieg ſehr
wertvoll ſein dürfte.
Biblis — Pfiffligheim 2:0,
Horchheim — Hofheim 4:1,
Abenheim — Hochheim 1:4
V.f.L. Lampertheim — Olympia Worms 2:4.
SV. 98 Darmſtadt — Germania Oberroden 8:1 (4:1).
Die Zuſchauer am Böllenfalltor waren von dem geſtrigen
Spiel, das die jungen Spieler der derzeitigen Ligaelf des
Sport=
vereins lieferten, ſicherlich ſehr befriedigt. Die Elf der 98er
präſentierte ſich als Einheit, die es verſtand, den Ball flach zu
halten und zweckmäßig durchzukombinieren, ſie iſt zudem auch
ſchon ſchneller geworden und ſo wurde das Spiel zu einer
glatten Sache für die Einheimiſchen. Die Hintermannſchaft der
Gäſte hatte große Mühe, das Angriffsſpiel des Darmſtädter
Sturmes, in dem die beiden Eßlinger die treibenden Kräfte
waren, an einer allzugroßen Torausbeute zu hindern; ſo kam
es, daß die Läufer von Oberroden nicht die Zeit fanden, ihre
Stürmer zu unterſtützen. Der Gäſteſturm wurde faſt völlig auf
ſich ſelbſt geſtellt und von dem Gegner verhältnismäßig leicht
gehalten. All dies bewirkte, daß die Darmſtädter faſt ſtändig
mehr vom Spiele hatten und ſo auch der Höhe nach verdient
gewannen. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man den
Sportvereins=Fußballern bei gleicher Weiterentwicklung
voraus=
ſagt, daß ſie ſich bald wieder ihren alten Anhang an Zuſchauern
zurückerobern werden. Zu erwähnen iſt noch, daß ſich in der
blauen Deckung Geher und Frey beſonders auszeichneten.
Das Spiel ſtand in der 1. Hälfte auf höherer Stufe als in
der 2. Halbzeit. Der Sturm der 98er war bald in Fahrt und
ſchoß durch die beiden Eßlinger, meiſt als Abſchluß geſchickter
Kombinationszüge, 3 Tore, dem Frey einen aus dem Hinterhalt
gut angebrachten vierten Torſchuß anreihte, während die Gäſte
nur einen einzigen Treffer entgegenſetzen konnten. In der
zweiten Hälfte war das Spiel ganz kurze Zeit ausgeglichen, bis
SV. wieder überlegen wurde und durch Seifert, Eßlinger 1 u. 2
und Württemberger zu 4 weiteren Toren kam. Lautz (
Pfung=
ſtadt) genügte als Spielleiter.
Das anſchließende Hockeyſpiel ſah die 98er 2:1 über Tv.
1860 Aſchaffenburg ſiegreich.
Union Darmſtadt-Polizei Darmſtadt 1:1 ((1:0).
Bei herrlichem Frühlingswetter hatten ſich zu dieſem
wichti=
gen Treffen zirka 1000 Zuſchauer an der Rennbahn eingefunden,
die einen bis zum Ende hinreißenden ſchönen und fairen Kampf
ſahen. Das Spiel dürfte hiermit einen gerechten Ausgang
ge=
nommen haben. Union ſtellte ſich der erſatzgeſchwächten Polizei
ohne ihren Mittelläufer Darmſtädter entgegen.
Polizei hat Platzwahl und wählt Wind und Sonne zum
Bun=
desgenoſſen. Union findet ſich ſchnelle und geht auch ſchon in der
8. Minute durch unhaltbaren Schuß ihres Rechtsaußen in
Füh=
rung. Während der Polizeiſturm ſehr nervös und unſicher ſpielt,
kommt Union immer mehr in Schwung und oft in gefährliche
Nähe des Polizei=Tores, doch die ſicherſten Sachen wurden im
Uebereifer verſiebt, und 1:0 geht es in die Pauſe. Nach dem
Wechſel haben die Gäſte ihre Ruhe wieder gefunden, doch
Vertei=
digung und Tormann der Union ſind auf der Hut und laſſen keinen
Erfolg für Polizei zu. Endlich in der 25. Min, kommen die Grünen
zum billigen Ausgleich. Der Ball hatte ſchon einen halben Meter
die Auslinie überſchritten, doch der Halblinke der Polizei ſpielt
ihn wieder ins Feld. Union wartet auf den Pfiff des Schiri, der
bleibt aus, und der Mittelſtürmer hat es leicht, einzuſchieben. Im
weiteren Verlauf hatten beide Mannſchaften oft Gelegenheit,
Tore zu ſchießen, doch Schußpech und Aufregung verhinderten
wei=
tere Treffer. — Schiri Göhring=Ludwigshafen großzügig und
un=
beirrbar.
Der Sondermannſchaft gelang es vorher, die ſpielſtarke
Bo=
ruſſia Dornheim 4:2 (2:0) zu ſchlagen. Dieſes wahrhafte
Freundſchaftsſpiel hätte leicht noch höher enden können, doch fielen
die Unioniſten immer wieder auf die Abſeitsfalle der Dornheimer
Abwehr hinein. Den 22 Spielern gebührt für ihre faire
Spiel=
weiſe ein Geſamtlob. — Schiri ſehr gut. Die Ligaerſatz kam zu
dem erwarteten Sieg, der mit 9:2 alles beſagt.
Um den Aufſtieg!
S. C. Ober=Ramſtadt — Rot=Weiß Darmſtadt 2:2 (0:1).
Allgemein hatte man den Rotweißen in dieſem Treffen
einen knappen Sieg zugeſprochen, welcher dem Verlauf nach auch
verdient geweſen wäre, aber man vergaß hierbei, daß Ober=
Ramſtadt auf ſeinem kleinen ſchmalen Platz es verſteht, einen
weſentlich ſtärkeren Gegner als auswärts abzugeben. Rotweiß
hatte ſeine Elf etwas geändert, was ſich in der Hintermannſchaft
ausgezeichnet bewährte, während der Sturm wohl ſchön flach
kombinierte, aber den krönenden Torſchuß im gegebenen Moment
vermiſſen ließ. Aber auch dieſer eine Punktgewinn aus dieſem
Treffen langt den Rotweißen wohl zum Aufſtieg, denn es iſt
kaum anzunehmen, daß Ober=Ramſtadt in ſeinem letzten Spiel
gegen Eppertshauſen einen Sieg erzielt und damit den
Rot=
weißen gefährlich werden könnte. Ein Ueberholen iſt ſelbſt in
dieſem Falle nicht mehr möglich.
Bis Halbzeit lag Darmſtadt 1:0 in Führung, während es
Ober=Ramſtadt gleich nach der Pauſe gelingt, durch einen
Weit=
ſchuß gleichzuziehen. Rotweiß läßt ſich nicht verblüffen, und ſchon
kurze Zeit danach liegen die Gäſte abermals in Führung.
Darm=
ſtadt bleibt überlegen, und niemand zweifelte an dem knappen
Erfolg, als es 4 Minuten vor Schluß dem Halblinken Ober=
Ramſtadts gelingt, im Alleingang überraſchend den Ausgleich
herzuſtellen. Römer muß verletzt ausſcheiden. Die Darmſtädter
ſetzen nochmals zum Generalangriff an, doch einen Erfolg läßt
die vorgeſchrittene Zeit nicht mehr zu. Der gute Schiri verſtand
es, jede Unfairneß im Keime zu erſticken. — Rot=Weiß 2. — Ober=
Ramſtadt 2. 4:1.
Poſt Darmſtadt—Eintracht Darmſtadt 2:2 (2:1).
Das ſehr lebhafte Verbandsſpiel genannter Vereine verlief
in anſtändiger Weiſe. Beide Mannſchaften waren ſich ziemlich
gleich. Das erſte Tor fiel durch einen Elfmeter, und Poſt war
ſo=
mit in Führung; Eintracht zog gleich, und kurze Zeit gelang es
dem Poſt=Halbrechten, ein 2. Tor einzuſchießen. Ein Elfmeter für
Eintracht wurde eine Beute des Poſttorhüters. Aus einem
Wirr=
warr vorm Poſttor gelang es Eintracht, gleichzuziehen.
Schieds=
richter Müller=Griesheim ſehr gut.
Fr. Tgde. Darmſtadt — Mörfelden 2:2 (1:2).
Ein raſſiger, fairer und intereſſanter Kampf hielt die
zahl=
reichen Zuſchauer bis zur letzten Minute in Spannung.
Mör=
felden war in techniſcher Beziehung den Hieſigen etwas voraus,
doch glich Darmſtadt das Manko durch Eifer wieder aus.
Die erſte Halbzeit war die beſte, hier lieferten beide
Mann=
ſchaften ein hervorragendes Spiel. Nach dem Wechſel verſuchen
beide Teile das Reſultat unter allen Umſtänden zu ändern, doch
die Hintermannſchaften beiderſeits verhinderten alle Torerfolge.
In der Mitte der zweiten Halbzeit gelingt den Hieſigen durch
Handelfer der Ausgleich. Schiri ſehr gut. — D. Jgd.—Mörfelden
Jgd. 3:2.—— D. 3. Mſch.—Wixhauſen 3. Mſch. 2:3.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 4. April 1932
Endſcheidungen im ſüddeutſchen Handball.
P.ſ.R. Mannheim
Meiſter der Abkeilung Weft.
Eintracht Frankfurt und 1. F. C. Nürnberg im Finale
zur ſüddeutſchen Damen=Meiſterſchaft.
In der Abteilung Weſt der ſüddeutſchen Meiſterſchafts=
Endrunde iſt am Sonntag die Entſcheidung zugunſten des
V.f. R. Mannheim gefallen. Die Mannheimer konnten gegen ihren
Namensvetter, den V.f.R. Schwanheim, mit 8:4 (5:3) ſiegreich
bleiben und die Meiſterſchaft erringen. Die Mannheimer müſſen
jetzt mit der Spielvereinigung Fürth um den ſüddeutſchen
Mei=
ſtertitel kämpfen und nehmen außerdem zuſammen mit den
Fürthern als Vertreter Süddeutſchlands an den Endſpielen um
die deutſche Meiſterſchaft teil.
Damit iſt zum erſten Male in die Fürther und Darmſtädter
Vorherrſchaft im ſüddeutſchen Handball eine Breſche geſchlagen
worden, denn bisher fielen alle Meiſtertitel ausnahmslos nach
Fürth oder Darmſtadt. Auch diesmal haben zwar die Fürther
die meiſten Ausſichten auf den Titel, es iſt aber auch das erſte
Mal, daß ein Verein aus einem anderen Bezirk als Bahern
oder Main=Heſſen die ſüddeutſchen Farben in den Endſpielen
vertritt. Es iſt ferner das erſte Mal, daß der Sportverein 98
Darmſtadt nicht über die Bezirksmeiſterſchaft hinausgekommen iſt.
Die Schlußtabelle:
SV. Darmſtadt . . . . 6
VfR. Schwanheim . . 6
SC. Saarlouis . . . . 6
6:6
0:12
VfR. Mannheim . . . 6 Spiele 42:26 Tore 10:2 Punkte
38:27 „ 8:4
45:34
13:51 „
Bei den Damen unterlagen die Sportfreunde Landau
überraſchend dem 1. FC. Nürnberg mit 1:2, ſo daß die
Nürn=
berger zuſammen mit dem Titelverteidiger Eintracht Frankfurt
am kommenden Sonntag den Endkampf beſtreiten. Beide
Mann=
ſchaften ſtanden auch vor zwei Jahren im Finale. Damals
er=
rangen die Frankfurterinnen zum erſten Male den Titel, den ſie
im Vorjahre gegen Mannheim 08 erfolgreich verteidigen konnten.
Die Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſche Meiſterſchaft.
Abteilung Weſt: VfR. Mannheim — VfR. Schwanheim 8:4
(5:3). Frauen (Vorſpiel): Sportfreunde Landau —
1. FC. Nürnberg 1:2 (0:1).
Meiſterſchaftsſpiele im Reich.
Brandenburg: Polizei Berlin — Polizei Spandau 14:10.
Norddeutſchland: Männer: St. Georg Hamburg —
Poli=
zei Schwerin 8:7. Poſt Hannover — Polizei Hamburg 9:6.
Frauen: Wandsbeker FC. Eimsbüttel 0:1.
Mitteldeutſchland: Endſpiel der Männer: Polizei
Wei=
ßenfels — Polizei Halle 9:2. Endſpiel der Frauen: SC.
Wei=
mar — Dresdener SC. 2:3. Endſpiel um den 3. Platz (
Män=
ner): Polizei Deſſau — Jahn Magdeburg 7:6.
Südoſtdeutſchland: Endſpiel der Männer: Boruſſia
Carlo=
witz — Polizei Kottbus 9:10. Endſpiel der Frauen: Sportfr.
Breslau — Preußen Glogau 0:0.
Weitere ſüddeutſche Spiele.
Mittelfränkiſcher Pokal: ASV. Nürnberg — 1. FC. Nürnberg 2:9.
Polizei — Barkochba Nürnberg 17:4. Bayern Erlangen —
Pfeil Schweinau 11:8. Poſt Nürnberg — Reichsbahn
Nürn=
berg 9:8.
Münchener Frühjahrsmeiſterſchaft: TSV. 1860 — Turngemeinde
11:6. SV. Jahn — Poſtſportverein 7:4. TV. Milbertshofen
— ASV. München 6:12.
Geſellſchaftsſpiele: FSV. Frankfurt — Rot=Weiß Frankfurt 10:0.
VfL. Sachſenhauſen — Barkochba Frankfurt 9:3.
Um die Handballmeiſkerſchaft
der Sporkler.
In Berlin fand am Sonntag das erſte Entſcheidungsſpiel
um die Meiſterſchaft des VBAV. im Handball ſtatt. Der
viel=
fache deutſche Meiſter Polizeiſportverein Berlin dürfte auch
dies=
mal wieder den Titel erringen, da er den 1. Spandauer PHC.
ſicher mit 14:10 (9:5) abfertigte. Eine große Ueberraſchung gab
es in den Endſpielen der ſüdoſtdeutſchen Meiſterſchaft. Der
mehrfache Meiſter Boruſſia Carlowitz wurde in Breslau vor
5000 Zuſchauern von den eifrig ſpielenden Poliziſten aus
Kott=
bus mit 10:9 (4:5) geſchlagen. Bei den Frauen blieb der Kampf
zwiſchen Sportfreunde Breslau und dem Meiſter Preußen
Glogau nach einmaliger Verlängerung torlos. Durch das. Los.
wurden die Breslauer als ſüdoſtdeutſcher Vertreter bei den
Frauenmeiſterſchaften der DSB. ermittelt. In Norddeutſchland,
wo am Sonntag beide Favoriten geſchlagen wurden, iſt die
Lage ungeklärt. St. Georg Hamburg brachte der Polizei Schwerin
mit 8:7 eine unerwartete Niederlage bei, und die Poſt
Hanno=
ver ſiegte überraſchend über die Polizei Hamburg mit 9:6.
VfR. Mannheim — VfR. Schwanheim 8:4 (5:3).
2000 Zuſchauer wohnten dem entſcheidenden Treffen in
Mann=
heim bei. Mit einem verdienten Siege von 8:4 ſicherte ſich der
VfR. Mannheim die Meiſterſchaft der Abteilung Weſt. Der
außerordentlich ſpannende, aber auch ſehr harte Kampf wurde
von Müller=Wiesbaden gut geleitet. Schon in der 2. Minute
ſchoß Sornberger den erſten Treffer. In der 8. Minute erhöhte
Kees auf 2:0 und kurz darauf ſchoß Sornberger noch einen
dritten Treffer. Durch Pabsdorf kam dann Schwanheim zu zwei=
Treffern. Kurz darauf wurde aber der Schwanheimer Schmidt
wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Platz geſtellt.
Schimmel=
buſch brachte dann Mannheim 4:2 in Führung. Einem dritten
Treffer von Pabsdorf ſetzte Mannheim durch Morgen ein Tor
entgegen und mit 5:3 ging es in die Pauſe. Nach dem Wechſel
erhöhte zunächſt Fiſcher auf 6:3. Dann kam Schwanheim durch
Pabsdorf zum letzten Treffer, während Mannheim durch Fiſcher
und Sornberger noch zweimal erfolgreich war.
Bei Mannheim waren Torwart Mäntele und die
Vertei=
diger gut, während im Sturm Fiſcher und Kees ziemlich
aus=
fielen. Bei den Schwanheimern war die Verteidigung ſchwach.
Pabsdorf war der beſte Mann der Elf.
Rot=Weiß Darmſtadt — Tgde. Beſſungen 7:3 (5:0).
Rot=Weiß hatte geſtern die in der DT.=Meiſterklaſſe ſpielende
Turngemeinde Beſſungen zu Gaſt. Die Turner hielten ganz das,
was man ſich von ihnen verſprochen hatte. Ihr ſchnelles und
ballſicheres Angriffsſpiel brachte das Rot=Weiß=Tor oft in
Ge=
fahr. Aber die ungenauen Schüſſe der Stürmer verfehlten
größ=
tenteils das Ziel. Bei Rot=Weiß klappte es diesmal beſſer. Die
Mannſchaft war jederzeit eifrig am Zeug und man ſah, daß die
Stürmer auch ſchon Tore ſchießen können. Schon bei Halbzeit
ſtand das Treffen ſchon 5:0 für den Platzbeſitzer. Nach dem
Wech=
ſel kam die Turngemeinde durch drei Strafwurf=Tore beſſer auf,
aber die Rot=Weißen erzielten noch zwei Tore, mit denen ſie das
Endreſultat herſtellten. Erwähnt ſei noch, daß beide
Mannſchaf=
ten ein äußerſt faires und anſtändiges Spiel lieferten.
Merck Darmſtadt — Tv. Königſtädten 1:5 (1:3).
Auch im 2. Aufſtiegſpiel gab ſich die Merckſche Maunſchaft
geſchlagen. Die Königſtädter Turner waren ſehr eifrig und flink,
was man beim Gaſtgeber gänzlich vermißte. Schiedsrichter gut.
Handball in der 9.S.
Eberſtadt — Pfungſtadt 1:4 (1:2); Bensheim — Polize
Darmſtadt 2:10 (1:5); Arheilgen — TSV. Langen (DSB.) 4:
(0:2); Tgde. 1846 — Groß=Umſtadt abgeſetzt.
Es war ein guter Gedanke der Eberſtädter Vereinsleitung
die Veranſtaltung des Gauwaldlaufs mit einem Handballſpiel ab
zuſchließen. Bildet doch der Lauf die Grundlage dieſes Spieles=
Mit den Nachbarn aus Pfungſtadt von der Kreisklaſſe legte Ebei
ſtadt Ehre ein. Denn man bekam ein gutes und ſchnelles Spiel z
ſehen, von den nach Hunderten zählenden Zuſchauern mit Span
nung verfolgt und mit Beifall begleitet. Eine Offenbarung fü
den Handball wurde nur von den Gäſten gezeigt. Sicher im Fan
gen und Zuſpiel, ſyſtematiſche Angriffe des Sturmes. Im Schieße
waren die Gäſte reichlich unſicher. Neben vier Schüſſen aufs Ge
häuſe wurden eine ganze Anzahl Bälle daneben gejagt. Eberſtad
bot die Leiſtung eines Spitzenvereins der A=Klaſſe. An Eifer ſtan
es dem Gegner nicht nach. Doch die Ballabgabe der Läufer zun
Sturm ließ öfters Wünſche offen; im Sturme ſelbſt haperte e
auch. Kaum Flügelſpiel. Die Erfolgloſigkeit, mit dem Innenſturr
eine Verteidigung der Kreisklaſſe zu überlaufen, hätte man ſeh.
bald einſehen müſſen. Denn die Platzelf ſtellt fünf wurfkräftig
Spieler, ſo daß Grünig mit einigen Bällen große Mühe hatte
— Lange ſtand das Spiel 0:0, bis Eberſtadt einen abgeſpielter
Strafwurf verwandelte. Bald holte Pfungſtadt auf und ſtellte kur
vor Halbzeit auf 2:1. Dann wurde der Gäſtedruck noch größer, un
die Platzelf kann von Glück ſagen, daß einesteils ihr Hüter öfter
den Beifall herausforderte und im übrigen von Pfungſtadt vie
verſchoſſen wurde. Die Gäſte, vollzählig bis auf Böttiger, der durc
Gräff gut erſetzt war. Bei Eberſtadt vermißte man Eidmann, de
beſtimmt eine andere Leiſtung vollbracht, hätte, als ſein Erſatz
mann. Man merkte, daß dieſer eine Schußkanone iſt, doch zum Schie
ßen kam er nicht. Wenner=Beſſungen leitete fehlerfrei.
Schon ſeit Jahren verſteht es die Vereinsleitung des Tr
Bensheim, ihren Handballfreunden bei den Freundſchaftsſpieler
Delikateſſen zu bieten. Es war daher nicht verwunderlich, daß de
Bensheimer Spielplatz Maſſenbeſuch aufwies. Auch die
Umgebun=
war ſtark vertreten. Wußte man doch, daß Sommer, einſt di
Stütze des Bensheimer Angriffs, auch bei der Polizei ſeinen Poſter
auf Halblinks wieder inne hat. Zum Bericht meldete Bensheim
Die vollzählige Polizeielf führte ein Spiel vor, das begeiſter;
mußte. Ohne jegliche Härte und trotzdem ſcharf. Das
Ergebni=
überraſcht etwas in ſeiner Höhe, doch wurde es erſt in letzter Mi
nute zweiſtellig. Fangſicher und gut im Zuſpiel waren beide Par
teien. Der Polizeiſturm ſetzte ſich mit ſeinem Dreieckſpiel
beſſe=
durch. Sommer ſchoß nur zwei Tore, während Koch einen gan
glänzenden Tag hatte. In die Tore teilte ſich der Sturm gleich
mäßig. Auch der Läufer Daſcher brachte einen Treffer an. Bens
heim kam vor der Pauſe nicht ſo recht in Schwung, da der neu
Halblinke noch Lampenfieber zeigte. Später wurde es beſſer. Went
trotzdem einige Erfolge verſagt blieben, ſo lag das an der gut auf
gelegten Abwehr der Polizei, die auch verſchiedentlich Glück hatte
Ein raſſiger Kampf, der ſeine Werbekraft nicht verfehlt hat. Zeu
nert=Langen tat das Seinige dazu.
Arheilgen: Ein Unglückstag, da man gerade gegen eine
Elf der DSB. mit Erſatz antreten mußte. Vor der Pauſe ſpielte
die Platzelf gänzlich zerfahren und ſie kann von Glück ſagen, daſ
die Gäſte nur zwei Tore vorlegten. Dann wurde es merklich beſſer
Ausgeglichenes Spiel. Ein famoſer Endſpurt, ſchon immer
Arheil=
gens Stärke, brachte es noch zum Unentſchieden. Langen hinterlief
guten Eindruck.
Algenrodt Meiſter des 9. Kreiſes.
In Rüdesheim: Algenrodt — Herrnsheim 7:6. Verlg.: 2:2
4:4. Ein anſtändiges Spiel vor 1000 Zuſchauern. Schiri: Hay=
Hattersheim gut. Zwei gleichſtarke Gegner. Herrnsheim etwas
beſſer, trotzdem 4:4 bei regulärer Spielzeit. Dann baute
Herrns=
heim etwas ab, ſodaß Algenrodt, wenn auch knapp, durch die
grö=
ßere Ausdauer verdient ſiegte.
Meiſter der Turnerinnen: Stadt=SV. Frankfurt,
Groß=Zimmern in Obernburg bei der Tgſ. 7:7 (3:5).
Während die Platzelf bis zur Pauſe mehr vom Spiel hatte
und mit 5:3 in Führung lag, drehte Groß=Zimmern dann ganz
gehörig auf und ſtellte auf 7:6. Beim Nachſpielen fiel durch
Dek=
kungsfehler der Ausgleich für Obernburg. Der Schiri aus Aſchaff.=
Damm fand bei beiden Parteien keine Anerkennung.
C.V.J.M.=B. K., Darmſtadt — Ev. J.M.V. Arheilgen 7:3 (2:2),
Auf dem Sportplatz des Chriſtlichen Vereins Junger
Män=
ner, Maulbeerallee, boten obige Eichenkreuzmannſchaften geſtern
ein flottes Spiel. Arheilgen verfügt über gute Einzelſpieler,
deren Leiſtungen auch erkennbar waren. Mangelndes
Zuſammen=
ſpiel dürfte die Niederlage verurſacht haben. Darmſtadt hatte
im Zuſammenſpiel und in taktiſcher Hinſicht manches voraus.
Schiedsrichter Gimbel=Arheilgen ſehr gut.
Die Beſchlüſſe des Haupkausſchuſſes
der Deutſchen Turnerſchaft.
Der Hauptausſchuß der Deutſchen Turnerſchaft, neben dem
Deutſchen Turntag der wichtigſte Ausſchuß, trat am Samstag in
der deutſchen Turnerſchule in Berlin unter der Leitung des
erſten Vorſitzenden der DT., Staatsminiſter a. D. Dominieus, zu
einer Tagung zuſammen. In gemeinſamer Beſprechung mit dem
Wirtſchafts=Ausſchuß der DT. und den Kaſſenwarten der 19
Turnkreiſe wurde eine günſtige wirtſchaftliche Lage der Deut
ſchen Turnerſchaft feſtgeſtellt und den Kaſſenwarten Entlaſtung
erteilt. Der Hauptausſchuß beſchäftigte ſich ſodann mit den
Er=
gebniſſen der Beſtandserhebung vom 1. Januar 1932, die jedoch
noch nicht vollkommen fertiggeſtellt iſt. Einem Rückgang an
ſteuerpflichtigen Mitgliedern ſtehen Fortſchritte in der Zahl der
Jugendlichen und Kinder gegenüber. Jedoch iſt dadurch mit
einem Ausfall im Steuereingang zu rechnen. Weiterhin iſt die
Zahl der Erwerbsloſen in einzelnen Turnkreiſen überaus
groß=
was ſich in der Beſtandserhebung ſtark auswirkt. Zum
Aus=
gleich des Haushaltsplanes ſollen nun beſondere
Sparmaßnah=
men durch den Vorſtand durchgeführt werden. Eine Beitrags=
Senkung kann nicht vorgenommen werden, da die Beſchlüſſe des
Deutſchen Turntages dieſe nicht zulaſſen. Die Verzugszinſen=
Zuſchläge ſollen auf ½ Prozent pro Monat feſtgelegt werden.
Einigen Kreiſen wurde eine Steuerſtundung gewährt. Außerdem
ſollen den Kreiſen 80 000 Mark für notleidende Vereine unter
den Bedingungen der Götz=Stiftung zur Verfügung geſtellt
werden.
Mit großer Genugtuung konnte ein weſentliches Verdienſt
der DT. an der Durchführung des frei villigen Arbeitsdienſtes
feſtgeſtellt werden. Zu den bereits unterſtützten Vereinen haben
ſich weitere 140 gemeldet, denen nach Möglichkeit geholfen
wer=
den ſoll. Die Arbeit der DT. auf dieſem Gebiete hat alſo
außerordentliche Verdienſte gezeitigt. Zu den Olympiſchen
Spie=
len in Los Angeles wurde beſchloſſen, einige Wettkämpfer, die
Ausſichten haben, einen der erſten Plätze zu belegen, nach Los
Angeles zu entſenden. Die DT. trägt für dieſe Wettkämpfer —
es handelt ſich um drei oder vier —, die auteiligen Koſten von
je 1000 Mark. Reiſebegleiter werden auf Koſten der DT. nicht
geſtellt. Von der Entfendung einer Geräteturnriege ſoll abgeſehei,
werden. Den Ausſchlag für dieſen Beſchluß gab die Tatſache,
daß verſchiedene im Kunſtturnen führende Nationen wie
Jugo=
ſlawien und die Schweiz bei den Olympiſchen Spielen nicht
ver=
treten ſind, ſo daß die Geräteturner der DT. nicht auf erße
klaſſige und gleichwertige Gegner ſtoßen würden.
Montag, 4. April 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 94 — Seite 7
Tag der Waldläufer.
1*
Meiſterſchaften der Gruppe Heſſen
M AArifiaot.
S.9. 98 Darmſtadt Sieger im Einzel= und
Mannſchaftslauf.
* Schon ſeit Jahren ſtehen die Waldlaufmeiſterſchaften der
ruppe Heſſen im Zeichen der Sonne. Dies mag dazu beigetragen
ben, daß immerhin etwa 150 Zuſchauer ſich eingefunden hatten,
e mit großem Intereſſe das reichhaltige Programm verfolgten.
je ſahen den Start gutbeſetzter, buntbewegter Läuferfelder, ſie
iter Leitung des Gruppenſportwartes Eimer=Weiſenau, ſie
konn=
a auf dem Schlußteil der einzelnen Strecken noch ſchöne
Poſitions=
mpfe mitanſehen und waren ſchließlich durch das
verſtändnis=
lle Entgegenkommen der Polizeidienſtſtelle über den Stand des
eiſterſchaftslaufes beim 5. Kilometer im Bilde, denn von dort
urde die Reihenfolge der Läufer telephoniſch nach dem Ziel
rchgegeben. Der Polizei=SV. Darmſtadt hatte alſo die
Vorbe=
itungen ſehr gut getroffen. Die einzelnen Laufſtrecken waren
ſar zumeiſt flach und durchweg in guter Verfaſſung. Sandige,
iche Stellen im raſchen Wechſel mit feſterem Untergrund ſtellten
für erhöhte Anforderungen, beſonders in der Meiſterklaſſe, an
= Läufer. Die Strecken waren zwar nicht markiert, jedoch durch
Wahl von geraden Waldſchneiſen ſehr geſchickt
zuſammen=
ſtellt, und überdies ganz ausgezeichnet mit Kontrollpoſten
be=
ſt, ſo daß alle Läufe einwandfrei abgewickelt werden konnten.
Der Meiſterſchaftslauf über gut 10 Kilometer fand
türlich lebhaftes Intereſſe. 15 Bewerber hatten ſich zum Start
igefunden. Gleich nach dem Start ging Habich=Sportverein 98,
Titelverteidiger, in Führung, gefolgt von ſeinem
Klubkame=
den Lindner und dem A.S. C.er Hanſen, dem Zweiten der
Kreis=
iſterſchaften. Habich vergrößerte auf der Strecke ſeinen
Vor=
ung immer mehr. Vom 7. Kilometer an kam jedoch Lindner
ch hartem Kampf mit Hanſen wieder ſtärker auf, ohne
aller=
a Erſten ſind Beweis für das flotte Tempo des Laufs. Nach
grö=
rem Abſtand kam Hanſen vor Gellweiler=SV. 98 ein, der den
iheren Turner Röſſing=Wiesbaden noch ſicher ſchlagen konnte.
r Mannſchaftslauf feierte ebenfalls der Sportverein 98 mit
bich, Lindner, Gellweiler den vorausgeſagten überlegenen Sieg
d verteidigte damit zu bald ungezählten Malen ununterbrochen
er die Intereſſengemeinſchaft SV.=Schwimmklub Wiesbaden auf
: dritten Platz verweiſen.
Die Klaſſe 2 hatte mit 55 Teilnehmern die beſte Beſetzung
fzuweiſen. Der diesmal beſſer disponierte Waffenſchmidt=
Merck=
fenen Bünſack=Polizei und Leichtlein=SV. 98. Im
Mannſchafts=
if dieſer Klaſſe ſiegte klar SV. 98 1. (Leichtlein, Löwel, Hübner)
Polizei, SV. 98 2. und Rotweiß.
In der Alt=Herren=Klaſſe hatten ſich — für
Süd=
itſchlands Gruppenmeiſter ein Rekord — 13 Altersläufer
einge=
ichte hier Kraft=Bretzenheim, der Landzettel=Eintracht=Darm=
)t und Mayer=Polizei, die Favoriten, auf die Plätze verweiſen
nte. Wöbke=SV. 98 Darmſtadt konnte während dieſes 3=Km. als Aelteſter des Feldes ſogar ſeinen 47. Geburtstag feiern!
n 10. Platz war immer noch nicht der letzte. Im
Mannſchafts=
f ſiegte Eintracht=Darmſtadt, die hoffentlich auch der ſchönen
chtathletik zugetan bleibt.
In der Frauenklaſſe kam es nach einem Kampf über
Km. ſo, wie wir angenommen hatten SV. 98 behielt im
Vizellauf durch Bebbie Stepp und im Mannſchaftslauf durch
pp. Späth und Schenk das beſſere Ende für ſich, vor den
lizeidamen, von denen wiederum Fuchs ſich am beſten erwies.
In den drei Jugendklaſſen waren nur 55
Jugend=
e ihren Meldungen nachgekommen, eine Zahl, die bei der
frei=
ligen Teilnahme immerhin noch angeht. Im Einzellauf der 4 holte ſich Creter=SV. 98 Darmſtadt einen überlegenen Sieg,
Waldmann=Eppertshauſen und Humbert=Olympia Lorſch. In
Klaſſe B wurde Müller=Eppertshauſen erſter Sieger, vor Sei=
und Weber=Polizei, die den Sportpereinler Weidemann noch
dem Ziel niederkämpfen konnten. Bei den Schülern wurde
ber=Polizei vor Blickhahn=Eppertshauſen und Ludwig=SV. 98
ter. Die Jugend des Turn= und Athletik=Vereins
Epperts=
ſen hat demnach unſeren Tip wahrgemacht, während auch
dies=
wieder die SV. 98er Jugendlichen die Erwartungen teilweiſe
täuſcht haben. Im Kampf um den Mannſchaftsſieg konnte
Ep=
tshauſen in Klaſſe 4 und C den erſten Platz belegen, während
ihm in der B=Klaſſe „nur” zum zweiten Sieg langte, Polizei
te in der B=Klaſſe und wurde in Klaſſe 4 Dritter, während
. 98 in der Klaſſe 4 Zweiter und in den beiden anderen
Klaſ=
nur Dritter werden konnte. Die Schüler von Olympia Lorſch
erten ſich ſchließlich noch den 2. Platz unter Punktgleichheit mit
vertshauſen. Im einzelnen wurden folgende Ergebniſſe
elt:
Einzellauf:
Meiſterklaſſe (10 Km.): Meiſter 1932: Habich=SV. 98, 34:08
n., 2. Lindner=SV. 98, 34:31; 3. Hanſen=ASC., 35:25; 4.
Gell=
ler=SV. 98, 36:09; 5. Röſſing=SV. Wiesbaden, 36:23; 6. Luley=
C Darmſtadt, 36:49; 7. Kürſchner=Rotweiß Darmſtadt, 37:40.
Klaſſe 2 (5 Km.): 1. Waffenſchmidt=Merck, 15:10 Min.; 2. Bün=
=Polizei D., 15:19; 3. Leichtlein=SV. 98, 15:34; 4. Löwel 2.=
98, 15:36; 5. Dörr=Pol, Wiesb., 6. Hübner 2.=SV. 98, 7.
Sie=
hagen=Pol. Wiesb., 8. Kolb=Pol. D., 9. Schmidt=Olymp. Lorſch,
Dörſam=Pol. D. — Klaſſe Alte=Herren (3 Km.): 1.
Kraft=
tzenheim, 12:15 Min., 2. Landzettel=Eintracht D. 3. Mayer=
D., 4. Maul=SV. 98 D., 5. Haller=Eintr. D., 6. Pfeil=SV. 98
7. Zucker=Rotw. D., 8 Schröck=Rotw. D., 9. Dieter=Rotw. D 10.
bke=SV. 98 D. — Klaſſe Frauen (2,5 Km.): 1. Stepp 9:50 Min.,
Späth, 9:55, 3. Schenk, 10:05 (alle SV. 98),, 4. Fuchs=Pol. D.
15, 5. Klingler=SV. 98, 6. Vöckler=Pol. D. — Jugend A
14/15) 3 Km.: 1. Creter=SV. 98 D., 2. Waldmann=
Epperts=
ſen, 3. Röth=Pol. D., 4. Humbert=Olympia Lorſch, 5.
Müller=
ſertshauſen, 6. Waldmann 2.= Eppertshauſen, 7. Dietrich=SV.
2., 8. Kürſchner=Rotweiß D., 9. Aßmann=Pol. D., 10.
Weicker=
ſen 8:33 Min., 2. Seidel=Pol. D. 8:34, 3. Weber=Pol. D., 8:43,
Weidemann=SV. 98 D. 8:44, 5. Waldmann=Eppertshauſen,
Rnöß=SV. 98 D., 7. Büttel=Pol. D., 8. Creter 2.=SV. 98 D.,
Krickſer=Eppertshauſen, 10. Traiſer=SV. 98 D. — Jugend C
(1918 ſp. geb.) 1,5 Km.: 1. Weber=Pol. D. 7:25 Min., 2
Blickhahn=
bert=Lorſch, 8. Gruber=Eppertshauſen, 9. Metz=SV. 98 D., 10. Wach=
tel=Lorſch.
Gau=Waldlauf der Main=Rhein=Turner.
Fornoff (Turngeſ. 75) und Turngeſ. 25 Darmſtadt
Likellräger.
Zum diesjährigen Waldlauf des Main=Rhein=Turngaues
wur=
den die Volksturner und Langſtreckler zum Wettkampf durch die
lehten eine gute und einwandfreie Abwicklung des Progranms Gaufachleitung nach Eberſtadt berufen. Wie vorausgeſehen, gab
es recht ſpannende Kämpfe, und ſo blieben denn auch einzelne tungen erhalten, als Heidrich in der 9. Minute unerwartet Schul=
Ueberraſchungen nicht aus. Der bekannte Sandboden der Gemar=
Läufer zum Verhängnis. In der Jugendklaſſe mußte die
Turn=
kam ſo um den ſicher ſtehenden Sieg. Auch im Mannſchaftslauf
wollte es diesmal nicht ſo recht klappen. Münſter kam durch ſein
vorzügliches Läufermaterial zum Vorrang. Um den zweiten Platz
im Mannſchaftslauf kämpften Turngemeinde Darmſtadt und
Turn=
geſellſchaft hart miteinander, den ſchließlich auch der erſtgenannte
Verein für ſich entſcheiden konnte, doch bedeutet der dritte Platz der
Gegner wurden durch ſie aus dem Rennen geworfen. Im
Einzel=
lauf behauptete ſtets Schupp (Griesheim) die Spitze und gab die
Führung, obwohl teils hart bedrängt, bis in das Ziel nicht ab.
Den erſten Platz ſicherte er ſich im glänzenden Endlauf.
In der B=Klaſſe bildeten bei 1500 Meter die Spitzengruppe im
Einzellauf Hirſch (Weiterſtadt), Rettig (Rimbach) und Klumpp
(Sprendlingen). Bei 3500 Meter gelingt es Fiſcher (Tgmde.
Darm=
etwa 100 Meter hinter der erſten Gruppe, beſtehend aus Hirſch
(Weiterſtadt), Rettig (Rimbach), Mattheis (Darmſtadt) und
Schmidt (Griesheim). Ein weſentlich verändertes Bild
er=
igs den Sieg Habichs gefährden zu können. Die Zeiten der bei= gibt ſich bei 4600 Meter. Rettig (Rimbach), der bisher ſtets als
dritter die Kontrollpoſten paſſierte, hat ſich die Spitze erkämpft
und gewinnt in der letzten Teilſtrecke von 600 Metern weiter an
Boden und holt ſich einen Vorſprung von etwa 50 Meter vor
Hirſch (Weiterſtadt) und Aßmuth (Beſſungen) heraus. Auch hier
ein ganz vorzüglicher Endkampf, der durch beſſere Technik
ent=
ſchieden wird. Den erſten Sieg gewann verdient die Turngemeinde
r Meiſtertitel. Erfreulicherweiſe konnten die Akademiker recht Weiterſtadt mit beſſerem Können vor Turngemeinde und
Turn=
geſellſchaft Darmſtadt, die ſich mit dem Unterſchied von einem Punkt
mit dem zweiten und dritten Platz abfinden müſſen.
Im Einzellauf der A=Klaſſe, dem Hauptlauf, kam es zu dem
erwarteten Zweikampfe zwiſchen dem Kreismeiſter Fornoff (
Darm=
rmſtadt ſiegte hier im Einzellauf vor dem überraſchend gut ge= ſtadt, Tgſ.) und ſeinem alten Rivalen Becker (Sprendlingen), der
ſich durch Gäſte aus dem Odenwaldgau noch intereſſanter geſtaltete.
Bei 3000 Meter bildeten Fornoff, Becker und Berger (Groß=
Um=
ſtadt) die Spitzengruppe. Mit 100 Meter Vorſprung vor Schäfer
(Neu=Iſenburg) und Loos (Jugenheim) paſſiert die Spitzengruppe
bei 5000 Meter den Kontrollpoſten. Nach weiteren 1500 Metern
den, die auch alle durch das Ziel kamen. Die Ueberraſchung hat ſich der Abſtand auf 150 Meter erhöht. Im Endlauf gewinnt
Fornoff einen klaren Abſtand und paſſiert unangefochten das
Ziel=
band und ſicherte ſich damit wieder den verteidigten Titel. Anders
im Kampfe um den zweiten und dritten Platz. Berger gelingt es
noch, Becker beim Auslauf auf den dritten Platz zu verweiſen.
Durch gute Placierung der Einzelläufer der Turngeſellſchaft
Darm=
ſtadt in der Oberſtufe gelingt es ihr, wieder den Meiſtertitel zu
holen, was um ſo höher zu bewerten iſt, als die Läufer dadurch
in der höheren Klaſſe ſtarten mußten als vorgeſehen. Bei der dem
Lauf ſich anſchließenden Siegerverkündigung konnte nachſtehendes
Ergebnis bekannt gegeben werden:
A.=Klaſſe.
Turner=Sonderſtufe: 1. H. Fornoff, Tgſ. D., 27.02
Min. 2. W. Becker, Tgmd. Sprendlingen. 3. H. Schäfer, Tgmd.
Neu=Iſenburg.
Turner=Oberſtufe: 1. W. Loos, Tv. Jugenheim, 28.52
Min. 2. W. Stenger, Tgſ. D., 29.35,10 Min. 3. Gg. Fieck, Tgſ. D.
4. Ph. Schneider, Tgſ. D.
Mannſchaftskampf: 1. Tgſ. Darmſtadt, 8 Punkte.
2. Tv. Jugenheim, 15 Punkte.
B=Klaſſe.
Turner=Unterſtufe: 1. Aßmuth, Beſſungen; 2. Eiſe,
„Vorwärts” Langen; 3. Klumpp, Tgmd. Sprendlingen; 4. Weber,
Tgſ. D.; 5. Schmidt, T. Griesheim; 6. Mattheis, Tgmd. D.;
7. Bauer, Eberſtadt; 8. Jakob, Tgmd. D.; 9. Fink. Tgſ. D.; 10.
Darmſtädter, Hahn; 11 Volkmann, Griesheim; 12. Becker,
Gerns=
heim; 13. Reinhardt, Egelsbach; 14. Petzold, Griesheim; 15.
Braunhardt, Egelsbach; 16. Steinmann, Tgſ. D.; 17. Grimm,
Heppenheim; 18. Mattern, Tgmd. D.
Turner=Mittelſtufe: 1. Rettig, Rimbach, 20.18 Min.
2. Hirſch, Weiterſtadt, 20.24 Min.; 3. Fiſcher, Tgmd. D.; 4. Wolf,
Eberſtadt; 5. Bender, 6. Hamm, beide Weiterſtadt; 7. Strübig,
Eberſtadt; 8. Lenz Tgmd. D.
Mannſchaftslauf: 1. Tamd. Weiterſtadt, 24 Punkte;
2. Tgmd. D., 31 P.; 3. Tgſ. D., 32 P.; 4. Griesheim, 32 P.;
5. Tgmd. D. 2., 34 P.
Jugendklaſſe C, Mannſchaftskampf: 1. Münſter 9 P.;
2. Tgde. D., 28 P.; 3. Tgeſ. D., 31 P.
Einzelkampf Jugend 1 (15—16 Jahre): 1. Avemarie,
Tgſ. D.; 2. Vonderſchmied, Tgmde. D.; 3. Plößer, Traiſa; 4.
Hernsdorf, Nieder=Ramſtadt; 5. Dechert, Tgeſ. D.
Jugend 2. Klaſſe (17—18 Jahre): 1. Schupp, Griesheim,
11.02,7 Min.; 2. Beckmann, Beſſungen, 11.05,3 Min.; 3. Schneider,
Münſter; 4. Delp, Beſſungen; 5. Steinmetz, Tgde. D.; 6. Bender,
Vorwärts Langen; 7. Heckwolf, Münſter; 8. Müller, Gernsheim;
9. Schnellbächer, Tgmde. D.; 10. Breneis, Tgeſ. D.; 11.
Sande=
bech, Münſter; 12. Thierolf, Tgmde. D.
Weitere Waldlaufmeiſter wurden: Helpapp=Stettin und
Preu=
ßen=Stettin im Odergau; Kelm=Hamm und VfB. Remſcheid im
Weſtdeutſchen Verband. In der Gruppe Main=: Seyfarth=Eintr.
Frankfurt, Frl. Sperl=Höchſt 01 und Poſt SV.; in Südbayern:
98 D. — Jugend B (1916/17) 2,5 Km.: 1. Müller=Epperts= Kapp=München und München 1860; Baden: Stadtler=Freiburg
und Freiburger FC.; Rhein: Dölzenbach, Jogrim (Pfalz), Frl.
Frau Kehl=VfR. Mannheim und SV. Schwetzingen; Württemberg:
Helber I und Reichsbahn Stuttgart; Nordbayern: Nickel=
Nürn=
berger SC. und 1. FC. Nürnberg.
„Vorwärts” Groß=Zimmern Kreismeiſter
im Mannſchaftsringen.
Groß=Zimmern ſchlägt Oberſtein 12:8.
Am Sonntag nachmittag ſtieg in Groß=Zimmern der letzte
Eppertshauſen 7:31, 3. Ludwig=SV. 98 D. 7:34, 4. Gärtner, 5. Kampf um die Meiſterſchaft des Rhein=Main=Kreiſes, den Groß=
Adrian (beide Olympia Lorſch), 6. Mäller=Eppertshauſen, 7. Al= Zimmern, ebenſo wie den Vorkampf, gewann, und ſo endgültig
die Kreismeiſterſchaft errang. Die Kämpfe waren ſehr hart. Es
wurden nicht weniger als 6 Schulterſiege und nur ein Punktſieg
errungen. Hubeler=Neu=Iſenburg war ein äußerſt ſtrenger, aber
ſehr korrekter Schiedsrichter.
Im Bantamgewicht ſiegte Herbert=Groß=Zimmern nach
zweieinhalb Minuten durch Soubleſſe über Weiß=Ob., nachdem
Herbert ſchon vorher zwei große Wertungen erhielt. Im
Feder=
gewicht ſiegte Weidner=Gr.=3, nach 7 Minuten über Gettmann
durch Doppelnelſon. — Hans Ohl ſetzt im Leichtgew. für Gr.=
Zimmern die Siegesſerie fort und wirft nach 3. Minuten Fetzer
durch Halbnelſon auf beide Schultern. — Im Weltergew. kann
Oberſtein durch Heidrich über Heinrich Ohl ſeinen erſten
Schulter=
ſieg erringen. Ohl hatte in der Bodenlage ſchon zwei große
Wer=
terſchwung zieht und ſeinen Gegner auf beide Schultern wirft.
kung Eberſtadt wirkte ſich ebenfalls aus und wurde ſo manchem Der Kampf im Mittelgew. zwiſchen Reinhardt=Gr.=Z. und
Loch=Ob. war der härteſte des Tages und ging auch über die Zeit.
gemeinde Darmſtadt auf ihren Hoffnungsſtern Verzicht leiſten und Bis zur Halbzeit kann kein Ringer zu einem Vorſprung kommen,
trotzdem beide alle Kräfte einſetzen. Im Bodenkampf kann
Rein=
hardt durch Ueberwurf ſowie durch Halbnelſon 2 Wertungen
er=
halten. Loch kann dann R. ausheben, wobei Reinhardt durch
Feſt=
halten am Bein eine Verwarnung und ſomit Loch eine große
Wertung erhält. Nach Ablauf der Zeit wird Loch knapper
Punkt=
ſieger, was für den jugendlichen Reinhardt eine außerordentliche
Turngeſellſchaft immerhin einen Erfolg, denn beſſer geglaubte Leiſtung iſt. — Im Halbſchwergew. ſiegte ſchließlich Danz
nach 7 Minuten über Hirſch durch Doppelnelſon, wodurch Gr.=3.
12 Punkte errang. — Im Schwergew. ſiegte Europameiſter
Bräun=Oberſtein ſchon nach 1 Minute über Fröhlich=Gr.=Z. durch
Hammerlock. Geſamtreſultat: 12:8 für Groß=Zimmern.
Wir gratulieren dem Kreismeiſter zu ſeinem nach ſchweren
Kämpfen errungenen Enderfolg und hoffen, daß er auch weiter den
ſtadt), ſich an die Spitze heranzumachen und liegt er mit Klumpp guten Ruf des zweiten Kreiſes und der „Vorwärts”=Tradition
vertreten wird.
Im Kampf Arheilgen —Eckenheim gab es einen 12:9
Sieg der Eckenheimer.
Darmſtadt 1910 — 1888 Mainz 11:8.
Mit obigem Reſultat konnten die Einheimiſchen auch dieſes
Privattreffen für ſich entſcheiden. Die Gäſte traten im Bantam=
und Federgewicht, die Platzherren im Federgewicht mit Erſatz an.
Wie ſchon das Reſultat ergibt, waren ſich beide Mannſchaften
in=
der Geſamtwertung ebenbürtig. Zwei Schulter= und ein
Punkt=
ſieg auf beiden Seiten und ein zugeſprochener Schulterſieg an
Darmſtadt für die vorzeitige Aufgabe des Gäſte=Weltergewichtlers
waren die Ausbeute. Ringtechniſch kam keiner der Einzelkämpfe
über Durchſchnitt hinaus, was wohl damit entſchuldigt werden
kann, daß ſich die Partner zu gut kannten und durch dieſen
Um=
ſtand den Charakter eines Freundſchaftskampfes nicht gerade
an=
genehm beeinflußten. Beck=Arheilgen als Schiri löſte ſeine Aufgabe
zufriedenſtellend.
Die Ergebniſſe: Bantam: Borowſki (1910) ſiegt in 3 Min.
über Weſterburg (1888) 3:0 Punkte; Feder: Keutz (1910) ſiegt
in der 9. Min. gegen Schoch (1888) 6:0; Leicht: Nehrun (1888)
bucht einen knappen Punktſieg gegen Daum (1910) 6:2; Welter:
Keitel (1910) wird in der 8. Min. über Schunk (1888), wegen
Auf=
gabe, Sieger, 9:2; Mittel: Veith (1910) wird Sieger, für beſſere
Arbeit, über Quick (1888) 11:2; Halbſchwer; Horn (1888)
ſiegt in der 11. Min. gegen Walter (1910) 11:5, Schwer,
Bör=
ner (1888) ſiegt nach 30 Sekunden über Schmitt (1910) 11:8.
Der ſüddeutſche Meiſter RC. Heidelberg hat in der Vorrunde
um die deutſche Rugby=Meiſterſchaft am 10. April in Bonn gegen
den weſtdeutſchen Titelträger Rugby=Kickers Düſſeldorf anzutreten.
Der deutſche Rekordmann Syring=Wittenberg iſt an
Nieren=
blutungen erneut erkrankt. Mit dem Start Syrings in Los
An=
geles iſt kaum noch zu rechnen.
In Paris kam die Fußballelf der Stuttgarter Kickers zu einem
glänzenden Erfolg, die Schwaben ſchlugen C.A. Paris mit 6:1 (2:1)
Treffern.
Sparta Prag wurde in s Gravenhage von der holländiſchen
B=National=Fußballmannſchaft mit 3:2 (1:1) geſchlagen.
Regler-Bereinigung Darmſtadk und Amgebung.
Verbandsklubmeiſterſchaftskämpfe.
Zu den Rückkämpfen waren acht Klubriegen angetreten. In
Ligaklaſſe kämpften „Haſſia 1919” und „D. K. 1911=B.V.” Beide
nten das Reſultat des Vorkampfes nicht erreichen, blieben
entlich hinter demſelben zurück.
„u der 4=Klaſſe überraſchte die Riege des Klubs „Kranz
Eber=
t” welche eine gute Pluszahl herausholte und auch das beſte
ebnis der Kämpfe von Samstag und Sonntag erzielte. Drei
tere in dieſer Klaſſe zum Start erſchienene Klubriegen
blie=
hinter der Durchſchnittszahl zurück.
Ein verhältnismäßig gutes Reſultat erzielte die „Donners=
1 ſ=Geſellſchaft”, welge in der B=Klaſſe ſtartete.
Die Ergebniſſe: I Ligaklaſſe: 1. „D.K. 1911=B.V.”
Vorkampf 2636, Rückkampf 2513, zuſammen 5149; 2. „Haſſia 1919”
Vork. 2546, Rückk. 2489, zuſammen 5035. — II. A.=Klaſſe: 1.
„Kranz Eberſtadt” Vorkampf 2477, Rückampf 2562, zuſammen
5031; 2. „Kranz Darmſtadt” Vork. 2474, Rückk. 2507, zuſammen
4981: 3. „Gut Holz Eberſtadt” Vork. 2456, Rückk. 2454, zuſammen
4910; 4. „Keglerluſt”, (außer Konkurrenz) Vork. 2421,
Rück=
kampf 2414, zuſammen 4835. — B=Klaſſe: 1. „Donnerstags=
Geſellſchaft” Vork. 2469, Rückk. 2554, zuſammen 5023; 2. „Rau=
Holz., Vork. 2221, Rückk. 2343, zuſammen 4564. — Fortſetzung und
Beendigung der Kämpfe nächſten Samstag und Sonntag.
Einen Diskuswurf von 48 Metern erzielte der
Deutſchameri=
kaner Schneider bei den jüdiſchen Weltſpielen in Tel Aviv.
Geſchäftliches.
Wäſche=Poſners neue Verkaufsräume
im Hofe der Merck=Apotheke, Rheinſtraße 7, wurden vorgeſtern
ihrer Beſtimmung übergeben. Ein großes Transparent weiſt den
Weg, und beim Betreten der Räume iſt man auf das Angenehmſte
überraſcht darüber wie hier mit den einfachſten Mitteln
Verkaufs=
lokalitäten geſchaffen wurden, die ordentlich Luſt machen zum
Ein=
kaufen. Die zahlreichen alten Stammkunden der Firma, die trotz
des bisher ſehr abgelegenen und reichlich kleinen Lokals immer
gern bei Poſner gekauft haben, werden jetzt umſo lieber kommen
und ſicherlich auch viele neue Kunden mitbringen.
Sie verdienen,
wenn Sie Ihre Garderobe und Kleider chemiſch reinigen laſſen,
denn hierdurch wird Ihre Garderobe in der Regel wieder wie neu.
Auch durch die chemiſche Reinigung Ihrer Gardinen, Teppiche und
Vorhänge uſw. können Sie noch für lange Zeit Einſparungen
machen. Es geht nichts über chemiſche Reinigung. Wenden Sie
ſich in allen dieſen Fällen an die Färberei Gebr. Röver und
ver=
langen Sie Koſtenberechnung. Filialen befinden ſich in allen
Stadtteilen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 4. April.
15.20: Frau Dr. von Zahn=Harnack: Die Frau gehört ins Haus.
17.00: München: Nachmittagskonzert. Werke von Offenbach, Joh,
Strauß, Waldteufel. Debuſſy u. a.
18.25: Vortrag von Prof, Küntzel.
18.50: Engliſch.
19.30: Berlin: Funkprobeſchreiben des Deutſchen
Stenographenbun=
des.
19.50: Grillparzer. Zu ſeinem 60. Geburtstag.
20.30: Heidelberg: Unterhaltungskonzert.
21.30: Karlsruhe: Arthur Kuſterer=Stunde. Marga Janſon=Scharbau
(Sopran), A. Kuſterer (Klavier).
22.00: Naturſchutzpark der Mundarten.
22.30: Zeit Wetter, Nachrichten, Sport.
22.45: Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Montag, 4. April.
14.45: Kinderſtunde. Kinderzeitung.
15.40: M. Roth: Vor und nach dem Abitur.
16.00: Rektor Höft: Schullaſtenverminderung durch Selbſthilfe.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert
17.30: Landesſchulrat Dr. Eſpe: Wie ſtehen die franzöſiſchen
Jung=
wähler dieſes Jahres zu Deutſchland?
18.00: Dr. Juſt: Muſizieren mit unſichtbaren Partnern.
18.30: Spaniſch für Anfänger.
19.00: Aktuelle Stunde.
19.30: Rundtunkprobeſchreiben des Deutſchen Stenographenbundes,
Dresden.
19.50: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Leipzig: Sinfoniekonzert des Sinfonie=Orcheſters
21.30: Leipzig: Zauberſprüche, Zaubertränke. Ein Zirkel magiſcher
Dichtungen.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Tanzmuſik. Kapelle Herbert: F. Henning.
Seite 8 — Nr. 94
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 4. April 193
AIAM NI der Mädltte !
34)
Roman von
Paul Rosenhayn †.
(Nachdruck verboten.)
„Es iſt gut”, unterbrach Jenkins den Redſeligen. „Wiſſen
Sie, ob die Dampfer der Traffico Internationale eine
draht=
loſe Station an Bord haben?”
„Oh, Signore, dieſe Schiffe ſind mit allem erdenklichen
Kom=
fort ausgerüſtet, ſie ſind geradezu ſchwimmende Paläſte, Sie
fin=
den dort jede
Der Detektiv hob die Hand. „Ich glaube es Ihnen,
Verehr=
ter”, ſagte er freundlich, „ich möchte ein Telegramm an Bord
des Stromboli ſenden. Kann ich das hier erledigen?”
Der Clek ſchob den Papierblock zu Jenkins hinüber und
reichte ihm den Füllfederhalter.
„Wo wird ſich das Schiff jetzt befinden?”
Der Gefragte warf einen Blick auf die Karte. „Etwa in der
Höhe von Livorno, Signore.”
„Danke.” Jenkins ſann einen Augenblick nach und ſchrieb
dann ſchnell den Depeſchentext auf das Blatt.
S/S. Stromboli. Kapitän. Drahtet, ob Miß Dorothy Crane
aus London an Bord. Bitte, der Dame unauffällig beſonderen
Schutz zu leiſten, da Gefahr eines Anſchlags vorliegt. Joe
Jen=
kins, Hotel Colon.
„Bitte, haben Sie die Güte, das Telegramm zu beſorgen.”
Der junge Mann rief einen Pagen herbei. „Sofort zur
Mar=
konizelle. Wir haben eigene Station im Hauſe, Signore”, fügte
er nicht ohne Stolz hinzu.
„Geben Sie mir gleich Nachricht, wenn die Antwort
ein=
trifft.”
„Si, Signore.‟ Er übergab Jenkins die Schlüſſel. „Erſter
Stock, Zimmer Nr. 21” rief er dem herbeieilenden Hausdiener
zu. „Buon giorno, Signore!”
Jenkins folgte dem Diener nach dem Fahrſtuhl. Die dunklen
Augen des Liftboys muſterten mit erſtaunten Blicken die
frag=
würdige Geſtalt des Fremden. Aber die Diſziplin des
gutge=
ſchulten Hotelpagen unterdrückte die kindliche Neugier. Surrend
glitt der Lift nach oben.
In der Dämmerung des Spätnachmittags verließ Jenkins
das Büro der Traffico Internationale und ging langſam an den
Hafen hinunter. Eben hatte er erfahren, daß der Stromboli nicht
zur feſtgeſetzten Zeit einlaufen würde; ein Maſchinendefekt hatte
unterwegs die Fahrt des Schiffes unterbrochen. Es war mit
einer Verſpätung von drei bis vier Stunden zu rechnen.
Geſtern war das Radiogramm des Kapitäns eingelaufen;
es gab Jenkins die beruhigende Sicherheit, daß Dorothy Crane
wohlbehalten an Bord war und ſich des beſonderen Schutzes
des Kapitäns erfreute.
Langſam, die Hände in den Taſchen ſeines Ulſters
vergra=
ben, ſchlenderte der Detektiv durch die engen maleriſchen Gaſſen
des Hafenviertels. Noch brandete das Gewühl der Arbeit in den
Straßen, in denen ein Geruch von exotiſchen Gewürzen und
ſüßlichen Früchten ſich mit den Ausdünſtungen der vielen
Gar=
küichen und Trattorien miſchte.
Durch die offenen Türen der Kneipen ſcholl das monotone
grelle Klimpern der Orcheſtrions. Dazwiſchen ſchmetterte
irgend=
ein angehender Caruſo eine Verdiſche Bravour=Arie. Rotes Licht
quoll aus weitgeöffneten Türen, ließ den Blick frei auf einladend
gedeckte Tiſch oder auf ein hellerleuchtetes Podium. Gewirr der
Sprachen, Gewirr der Nationen in den ſchmalen, winkeligen
Straßenzügen. Menſchen, getrieben von harter Pflicht in Haſt
und nervöſer Ungeduld, Müßiggänger, lungernd, nach
irgend=
einer Gelegenheit ſpähend, füllten die Gaſſen. Dazwiſchen eine
Gruppe Neugieriger, ſenſationshaſchender Reiſender. Ihre Augen
ſpähten mit einer von den phantaſtiſchen Schilderungen der
Füh=
rer aufgepeitſchten Lüſternheit nach den verrufenen Stätten der
Laſter. Aber die geſchäftsmäßige Nüchternheit dieſer Kneipen;
der Pulsſchlag der täglichen harten Arbeit, der ſich noch nicht
ganz verloren hatte in dieſer Stunde zwiſchen ſinkendem Werktag
und hereinbrechender Nacht, mochte ſie mit Enttäuſchung und
Langerweile erfüllen.
Ein Maſtenwald ſtieg dort unten in dem weiten Halbrund
des gewaltigen Hafenbeckens auf. Die Rahen und das Tauwerk
ſtanden wie Filigran in dem tiefen Blau des dämmernden
Abends. Winzige Motorboote ſchoſſen wie flinke kleine Terrier
behende an den ſchweren, plumpen Schleppern vorbei. Laſtkähne
zogen mühſelig dahin und verſchwanden hinter den
Schiffs=
leibern. Wie Kinderſpielzeuge lagen ſie längsſeits der
hochbor=
digen Rieſenſchiffe. Schon glänzten hier und dort die grünen
und roten Poſitionslaternen auf. Wie glitzernde Perlenſchnüre
ſtrahlten die Bull’s=eyes der Kabinen, und die Glaswände der
Deckveranden ſchimmerten im Licht der Lampen. Ein weicher,
ſchmeichelnder Wind trug vom Waſſer die vielfältigen Geräuſche
des Welthafens herüber. Grelle Pfiffe und das tiefe Brummen
der Dampfſirenen, das Ziſchen der geöffneten Ventile, das
rhythmiſche Hämmern von den Werften und dazwiſchen die
ver=
wehten Klänge eines Bordorcheſters. Und über allem lagerte
jene ſeltſame Atmoſphäre großer Hafenſtädte, jene
unbeſchreib=
liche ſentimentale Stimmung, in der Abſchiedsſchmerz und Wie=
derſehensfreude nebeneinander ſtehen, jene wehmutsvolle, h
erwartungsfreudige, halb reſigniert=ſchmerzliche Stimmung,
man ſich nicht zu entziehen vermag.
„Seuſi, Signore! Buona ſera!”
Jenkins blickte bei der Anrede zur Seite. Ein kleiner dun
haariger Mann ging neben ihm her.
„Sie brauchen einen Führer, nicht wahr, mein Herr?”
Jenkins ſchüttelte ſchweigend den Kopf.
DerMan tat, als ob er die Ablehnung nicht bemerke."
Signore”, ſagte er mit klangvoller Stimme, „wie wollen
„Genova la Superba” kennenlernen ohne einen ſachkundi
Führer?”
Der Detektiv beſchleunigte ſeine Schritte; aber auch
Genueſe ging ſchneller. Jenkins warf einen flüchtigen Blick
ſeinen unfreiwilligen Begleiter. Er trug einen leichten wei
Mantel, ein grellrotes Halstuch war in maleriſchem Wurf ü
die Schulter geſchlagen. Sein zerbeulter breitrandiger Hut n
verwegen auf das rechte Ohr geſtülpt.
Mit einer chevaleresken Schwenkung zog der Unbekannte
Hut. „Erlauben Sie, mein Herr, daß ich mich vorſtelle: Giaco
Bambaro, Fremdenführer!“
„Geben Sie ſich keine Mühe, mein Lieber. Ich habe ke
Zeit für die Sehenswürdigkeiten dieſer Stadt.”
Der Italiener hob beſchwörend die Hände. „Mein Herr”,
gann er feierlich, mit rollenden Augen, „Sie kennen zweifel
das Wort: vedi Napoli e poi mouri. Aber man kann auch
derſelben Berechtigung ſagen: vedi Genova e poi mouri. Wart
nicht? Neapoli — ja das iſt gleichſam die Inkarnation ein
verſchwenderiſchen Schönheit der Natur. Genova — das iſt e
Symphonie, eine Symphonie der Arbeit, gepaart mit Schönh
der Natur! Sie kennen Napoli, Signore? Nun denn, Sie w
den mir recht geben, wenn ich Ihnen Genova gezeigt hak
werde. Seien Sie ganz außer Sorge, mein Herr, ich bin re
Ich übervorteile die Fremden nicht. Ich führe Sie drei, v
Stunden lang, mein Herr — es ſoll Ihnen nicht mehr
zwanzig Lire koſten —
„Es tut mir leid; ich ſagte Ihnen ſchon —‟
„Bin ich zu teuer? Nun gut — ich mache es für fünfze
Lire. Ich zeige Ihnen die ſtolzen Palazzi auf der Via ver
Settembre. Sie ſollen das herrliche Reiterdenkmal Vittore En
nuels auf der Piazza Corvetto bewundern. Oder ziehen
vor, dem größten Genueſen einen Beſuch abzuſtatten? Woll
Sie das berühmte Denkmal ſehen, das unſeren gewaltigen 9
lumbus ehrt? Es iſt auf der Piazza Aquaverde zu finden, gle
beim Hauptbahnhof ..
Jenkins blieb ſtehen und ſah dem kleinen beweglichen
Ma=
lachend ins Geſicht. „Signore Bambaro, ich unterſchätze Ih
Qualitäten als Führer keineswegs, aber glauben Sie mir, E
vergeuden Ihre Zeit.”
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 95
Dienstag, den 5. April 1932.
195. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſiadt 23 Reichspfg.
FinanzeAnzeigen 33 Reſchepfg. Relamezelle (92 mm
breit) 2 Reichsmart. Anzeigen von auswärte 35 Reichspfg.
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ſtädter und Naiſonalbank.
Beamkenrecht — Beamkenfreiheik.
Sindenburg — Garant weiteren Aufſtieges.
Was ſtehk am 10. April auf dem Spiel?
er Reichskanzler eröffnet den Wahlgang. — „Es muß der Augenblick kommen, wo ſich das deutſche Volk
chämen wird, daß es überhaupk dieſen Wahlkampf hak geben können.” — Die Skunde außenpolikiſcher
Enkſcheidungen forderk Sammlung hinker dem Feldmarſchall.
Hindenburgs Bedeukung
jur ONB Aublund.
Harke, zielklare, glaubensſtarke Politkik.
Karlsruhe, 4. April.
Nach Beendigung ſeines Oſterurlaubes begann heute abend
keichskanzler Dr. Brüning in der badiſchen Hauptſtadt ſeinen
Vahlfeldzug. Der Reichskanzler knüpfte an ſeine Rede in
Bres=
zu im erſten Wahlgang an, wo er erklärte, die Wochen zwiſchen
em 1. und 2. Wahlgang ſeien Wochen ſchwerſten Geſchehens, daß
ber durch die Schuld eines Teiles, des deutſchen Volkes die
ſeichsregierung außenpolitiſch nicht ſo verhandlungsfähig ſei, wie
3 notwendig wäre. Daß er nicht nach London fahre, ſei nicht
bedauerlich, wie es oft dargeſtellt werde, weil ausgezeichnete
Tänner an ſeiner Stelle fahren würden.
Der Kanzler kam dann auf den Verſuch zu ſprechen, die
mtsdauer des Reichspräſidenten, auf parlamentariſchem Wege
i verlängern und erklärte, der Grund für die Haltung der
eichsregierung ſei geweſen das klare Wiſſen, daß eine ſolche
ktion der inneren Geſchloſſenheit außenpolitiſch für Deutſchland
ne Stärkung bedeutet hätte, und das Bewußtſein, daß, ſolange
ir dieſe politiſche Stabilität in Deutſchland nicht ſichern können,
ie immer wieder einſetzende politiſche
Un=
uhe keine Erholung der Wirtſchaft zulaſſen
ird.
Die natſoz. Bewegung, erklärte der Kanzler, habe
keines=
egs die Abſicht, poſitiv mitzuarbeiten, was in Hefſen und
anderen Ländern bewieſen ſei. Das Ziel der NSDAP., die
ſchſte Macht im Staat, den Reichspräſidentenpoſten, zu erhalten,
parteipolitiſch geſehen berechtigt, aber vom vaterländiſchen
tandpunkt aus verwerflich, wenn man ſich in den Parlamenten
* Länder von der Mitarbeit für das Volk drücke. Hitler
bſt habe im erſten Wahlgang einem amerikaniſchen
Korreſpon=
nten in Berlin erklärt, daß er mit der ſtarken abſoluten
Mehr=
it ſchon im erſten Wahlgang rechne, und dabei auch
ausge=
hrt, daß es nicht ſeine Abſicht ſei, die Notverord=
Aungen aufzuheben, im Gegenteil, er müſſe wohl
eue Notverordnungen machen. Wenn auch Herr
tler für den Fall ſeiner Reichspräſidentenſchaft ſozuſagen ſein
ibi ſchon vrher gegeben habe, ſo bleibe doch das eine
be=
hen, daß der Nationalſozialismus etwas erſtrebe, was in
die=
n Jahre hiſtoriſcher Entſcheidungen für das Schickſal des
deut=
en Volkes das allergefährlichſte ſei. Denn, ſo führte der
Kanz=
aus,
die großen Dinge, die langſam herangereift ſind in der
Außenpolitik, und die wir zum Teil bewußt herbeiführen
konnten, dieſe Dinge ſind nur dann zu vollem Erfolge zu
bringen, wenn es gelingt, das Syſtem der vergangenen zwei
Jahre, das Syſtem der jetzigen Regierung, durchzuhalten,
niemals dem Volke demagogiſche Verſprechungen zu machen,
ſondern die ſchmerzliche Wahrheit zu ſagen. (Beifall.)
nes hat die jetzige Reichsregierung für ſich, ſie hat dem In= und
lsland bewieſen, daß ſie ſelbſt in einer ſolchen Kriſenzeit, ſelbſt
6 Millionen Arbeitsloſen,
das Volk ruhig über den ſchwerſten aller Winter hat
hin=
wegbringen können.
Is iſt eine Leiſtung, die dem deutſchen Volke unter Führung des
rrn Reichspräſidenten einen Preſtigegewinn geſchaffen hat, den
n anderer in der Lage geweſen wäre oder in der Zukunft in
Lage ſein wird, zu ſchaffen.
Ohne Vertrauen hat eine Regierung keinen Kredit. Daß
utſchland wirtſchaftlich gerettet wurde in einem Augenblick, wo
es zuſammenzuſtürzen drohte, das iſt nicht aufgebaut auf
priva=
n Kredit, ſondern einzig und allein auf der Tatſache, daß dieſe
gierung es verſtanden hat, in der ungeheuren Not den Etat von
ichr Ländern und Gemeinden zu ſichern und dadurch allein die
itſche Währung ſtabil zu erhalten. (Lebh. Beifall.)
Wenn wir etwa den Sirenenklängen gefolgt wären und
hät=
ein Federgeld geſchaffen, oder hätten im Herbſt des vergange=
* Jahres die Reichsmark an das ſinkende engliſche Pfund
ange=
igt, dann würden wir allerdings für den Augenblick an einigen
veren Maßnahmen vorbeigekommen ſein, in einer ſpäteren
unde hätten wir an Opfern und Entbehrungen aber das
Mehr=
he dem deutſchen Volke auferlegen müſſen.
Ein Volk, das weiß, was am Ende einer nichtſtabilen
Wäh=
rung ſteht, ſollte Leuten, die ſich überzeugt weigern, einmal
öffentlich zu erklären, was ſie alles tun würden, wenn ſie an
die Macht kämen, von vornherein den Laufpaß geben.
türmiſche Zuſtimmung.)
Reichspräſident v. Hindenburg muß am nächſten Sonntag einen
ken Stimmenzuwachs erhalten, damit in den kommenden
Aus=
anderſetzungen und Verhandlungen der nächſten Wochen eine
gierung daſteht, die ſagen kann:
hinter unſerem Nein, hinter unſerer Forderung ſteht nicht
nur die Mehrheit, ſondern die überwiegende Mehrheit des
deutſchen Volkes.
Ich habe die feſte Ueberzeugung, daß es bei hingebungsvollſter
fopferung gelingen wird, dieſes Ziel zu erreichen. Es kommt
auf an, auch ins kleinſte Dorf die Aufklärung zu tragen, daß
nicht nur Deutſchland retten können vor dem Untergang,
ſon=
in daß gerade vor uns die Monate ſtehen, wo wir
darüberhinausdie Grundlagenaußenpolitiſcher
Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung
endgültig erreichen können.
Der Kanzler kam dann auf die Perſönlichkeit
Hin=
denburgs zu ſprechen. Wenn ich, ſo ſagte er, mich für
Hinden=
burg einſetze, ſo tue ich es nicht nur aus Gründen ſachlicher Politik,
ſondern weil ſich alles in mir aufbäumt gegen die Gemeinheit der
Agitation, die gegen dieſe verehrungswürdige hiſtoriſche Perſon
gerichtet wird. (Stürmiſcher Beifall.) Ich denke an die Ehredes
deutſchen Volkes und fühle mich verpflichtet, den Kampf um
dieſe Ehre durchzukämpfen.
Es muß der Augenblick kommen, früher oder ſpäter, wo ſich
das deutſche Volk ſchämen wird, daß es überhaupt dieſen
Kampf um die Reichspräſidentſchaft in dieſem Augenblick
hat geben können.
Wir werden nicht zulaſſen, daß dieſelben Leute, die 1925
Hinden=
burg gebeten und gedrängt haben, ſich noch einmal zur Verfügung
zu ſtellen und eine ſchwere Verantwortung zu übernehmen, dieſen
Staatsmann, der mutig war und zielſicher dieſe ſchwere
Verant=
wortung getragen hat, jetzt in den Staub ziehen. Es geht nicht nur
um politiſche, ſondern um menſchliche Entſcheidungen, um
Ent=
ſcheidungen für Deutſchlands Ehre und Zukunft
Hindenburg iſt für In= und Ausland der ſicherſte Garant
einer harten, zielklaren, für die Zukunft glaubensgeſtärkten
Politik, und nur mit ihm können die Dinge ſchnell geregelt
und erreicht werden, die wir uns alle zum Ziele geſetzt haben,
eben wenn der Mann an der Spitze ſteht, deſſen Vergangenheit,
deſſen Charakter und deſſen monumentale Perſönlichkeit nicht nur
einen Eindruck ohnegleichen auf die Welt macht, ſondern darüber
hinaus eine Verehrung ohnegleichen genießt. Der Kanzler ſchloß:
„Mit Hindenburg für Deutſchlands Glück und Freiheit!“ Die
„Rede fand langanhaltenden donnernden Beifall. Anſchließend
machte Reichsaußenminiſter a. D. Dr. Curtius abſchließende
Ausführungen.
„Ein Work an die Bauernſchaft.”
Der bekannte heſſiſche Bauernführer Reichstagsabg. Dorſch=
Wölfersheim veröffentlicht eine Erklärung „Ein Wort an die
Bauernſchaft”, in der es heißt:
„Der Bundesvorſtand des Reichslandbundes hat die Bauern
aufgefordert, Hitler gegen Hindenburg zu wählen. Wie
ver=
trägt ſich das mit der parteipolitiſchen
Neutra=
lität des Reichslandbundes, die er im Mund
führt, aber nie hält?
Wer gibt der Leitung des Reichslandbundes mit ihrer
koſt=
ſpieligen Zentrale das Recht, gegen Hindenburg, den Sieger
von Tannenberg, anzugehen, unter deſſen
Präſident=
ſchaft Großes für die Landwirtſchaft und
beſon=
ders für den deutſchen Oſten geſchehen iſt?
Wer gibt dem Vorſtand des Reichslandbundes das Recht,
gegen Hindenburg zu kämpfen, ohne deſſen Eingreifen im
Welt=
krieg Deutſchland vielleicht nur noch ein Begriff wäre?
Warum gibt der Reichslandbund, der ſcheinbar nur auf der
fetten Weide der Oppoſition beſtehen und leben kann, nicht der
Wahrheit die Ehre und ſagt, was Hindenburg, Brüning, Schiele
und Schlange für die Landwirtſchaft getan haben?
Wir haben Getreidezölle in einer Höhe, daß heute
Roggen und Weizen in Deutſchland im Preiſe
ſtehen, der mehr als doppelt ſo hoch iſt wie der
Welt=
marktpreis für Getreide. Warum ſagt der
Reichsland=
bund den Bauern nicht, daß unter dem Syſtem Brüning=Schiele=
Schlange Zölle auf eingeführtes Vieh und Fleiſch
eingeführt wurden, die es verhindert haben, daß die Schweine=
und Viehpreiſe nicht noch mehr zurückgegangen ſind, wie es jetzt
der Fall iſt. Koſtet doch z. B. der Zentner Schweinefleiſch in
unſe=
rem Nachbarland Dänemark 20 RM., während bei uns der Preis
für Schweinefleiſch etwa 40 RM. pro Zentner beträgt.
Unter dem jetzigen Syſtem wurde der Butterzoll Geſetz.
Der Zoll fiel leider bei der letzten Reichstagsſitzung, weil die
Oppoſitionsparteien ausrückten. (Anm. d. Schriftltg.: Der
Butter=
zoll iſt bekanntlich durch Notverordnung wieder in Kraft geſetzt
worden.)
Unter dem jetzigen Syſtem iſt die Million Zentner
Ge=
frierfleiſcheinfuhr verſchwunden und anderes mehr.
Unter dem jetzigen Syſtem ſind die Mindeſtſätze aller
Reichsſteuern, Vermögensſteuer, Umſatzſteuer,
Einkommen=
ſteuer ſo erhöht worden, daß 90 Prozent aller
Land=
wirte keine Reichsſteuern zahlen, ſondern nur
Lan=
des= und Gemeindeſteuern.
Darum, deutſche Bauern, ſteht am Wahltag
zu Deutſchlands Retter Hindenburg.
Ralionalſozialiſtiſche Wahlkundgebungen
in Berlin und Poksdam.
CNB. Berlin, 4. April.
Die NSDAP. veranſtaltete heute eine Reihe von
Wahlkund=
gebungen in Berlin und Potsdam. Die Reihe der Kundgebungen
wurde durch eine Verſammlung unter freiem Himmel im
Luſt=
garten eröffnet, bei der Hitler die erſte ſeiner vier Anſprachen
des heutigen Tages hielt. Vom Luſtgarten fuhr Hitler nach
Potsdam zum Stadion, wo die zweite Kundgebung ſtattfand. Im
Anſchluß daran werden weitere Verſammlungen in Berlin im
Sportpalaſt und im Saalbau Friedrichshain abgehalten, bei
denen ebenfalls Reden Hitlers vorgeſehen ſind.
Aus dem Kreiſe der parteipolitiſch neutralen
Be=
amtenbewegung werden wir um die Veröffentlichuns
der folgenden beachtlichen Ausführungen gebeten.
Es kann der Frömmſte nicht in Frieden leben, wenn es dem
böſen Nachbarn nicht gefällt. Dieſe Erfahrung mußten ſtarke
organiſierte Gruppen der Beamtenſchaft und mit ihnen im
Grunde das Beamtentum als Ganzes zwiſchen den beiden
Schlachten der Präſidentenwahl in beſonders bitterer Weiſe
machen. Die beamtenpolitiſchen Strömungen und Ereigniſſe, auf
die ſich dieſe Feſtſtellung ſtützt, verdienen im Zuſammenhang
mit der Präſidentenwahl die beſondere Beachtung der
Oeffent=
lichkeit und vor allem der Beamtenſchaft ſelbſt.
In der großen zentralen Organiſation der politiſch
neutra=
len Beamtenverbände, im „Deutſchen Beamtenbund” hat es ſehr
lebhafte Auseinanderſetzungen über die Frage gegeben, ob man
diesmal mit einer offenen Hindenburgparole die ſatzungsmäßig
vorgeſchriebene parteipolitiſche Neutralität durchbrechen könne.
Es war bereits von der Bundesleitung der Entwurf eines
Wahlaufrufes in dieſem Sinne vorbereitet worden. Man hat
aber ſchließlich auf die Veröffentlichung verzichtet, um ſtreng in
den Grenzen der Neutralität zu bleiben.
Von denjenigen Einzelverbänden des DBB., die eine klare
Parole für die Wiederwahl des Reichspräſidenten von
Hinden=
burg verlangt hatten, wurde dieſe Haltung als wohlwollende
Neutrakität gegenüber rechts gedeutet. Für dieſes
Entgegen=
kommen hat man aber ganz ſchnöden Undank
geern=
tet. Der Bundesvorſtand des DBB. wurde zu ſeiner eigenen
Beſtürzung faſt augenblicklich gezwungen, aus dem betonten
Willen der Neutralität unmittelbar wieder herauszutreten und
eine Kampfſtellung gegen diktatoriſche Bedrohungen
der grundlegenden Beamtenrechte zu beziehen. Als
Angreifer erſchien der nationalſozialiſtiſche Innenminiſter in
Braunſchweig, Klagges, der ausgerechnet gegen einen Verband
des DBB., den Landesverband braunſchweigiſcher
Polizeibeam=
ten, mit brutalſten Mitteln und unter gröblicher Verletzung des
Verfaſſungsartikels 159, vorgegangen iſt, der die
Vereinigungs=
freiheit der Beamten ſicherſtellt. Sämtliche Polizeibeamten
muß=
ten einen Revers unterſchreiben, wonach ſie dem genannten
Ver=
band nicht mehr angehören und auch nicht mehr angehören
wer=
den. Ein ſolch unerhörtes Vorgehen, eine ſolche Antwort auf
eine mehr als entgegenkommende Haltung der
Beamtenorgani=
ſation hatte nicht erwartet werden können. Denn der Verzicht
auf die Hindenburgparole mit Rückſicht auf eine mehr nach rechts
neigende Minderheit hatte den DBB. einige Ueberwindung
ge=
koſtet. Eine Reihe von Fachverbänden, der Reichsverband der
deutſchen Poſt= und Telegraphenbeamten, der Schraderverband
der preußiſchen Polizeibeamten und andere waren gar nicht
da=
mit einverſtanden geweſen, daß den Bedenken der Steuer= und
Zollbeamten, ſowie der größten deutſchen Lehrerorganiſation, des
D. L. V., gegen eine Parole für Hindenburg Rechnung getragen
wurde.
Und nun zum Dank ein ſolcher Schlag ins Geſicht! Es iſt ja
beinahe ſo, als ob der nationalſozialiſtiſche Miniſter in
Braun=
ſchweig die vielfachen Aeußerungen unverantwortlicher
Partei=
führer, die Drohungen gegenüber pflichttreucn Beamten
ſanktio=
nieren wollte: „Ihr werdet bald ohne Penſion fortgejagt!”
Tat=
ſächlich iſt nun von verantwortlicher und entſcheidender Stelle
der Beweis für die Richtigkeit der Behauptungen erbracht, die
der Reichsverband der deutſchen Poſt= und Telegraphenbeamten
in einem beſonderen Aufruf zur Hindenburgwahl aufgeſtellt hat:
„Alle ernſthaſten Gegenkandidaten des derzeitigen Herrn
Reichspräſidenten ſind Gegner des freien Koalitionsrechts. Sie
ſind aber auch, ſoweit ſie eine einſeitige
Partei=
herrſchaft aufrichten wollen, Gegner des
tradi=
tionellen Berufsbeamtentums, deſſen
Poſi=
tion zu verteidigen in dieſer Stunde der
Ent=
ſcheidung unſere ſtandespolitiſche und
ſtaats=
politiſche Pflicht iſt.”
Das iſt der Punkt, auf den es entſcheidend ankommt. Mehr
noch als um materielle Fragen des Augenblicks handelt es ſich
darum, die Grundlagen des traditonellen Berufsbeamtentums
und die Vereinigungsfreiheit zu erhalten. Der Artikel 159 iſt der
Boden, auf dem der Beamte für die Erhaltung ſeiner
wohl=
erworbenen Rechte, für ſeine ſtaatsbürgerliche Freiheit und für
ſeine materiellen Intereſſen kämpfen kann. Nimmt man ihm
dieſe Grundlage, ſo macht man ihn wehrlos und
rechtlos. Wer das Beamtentum an dieſem Punkte angreift,
der erklärt ſich ſelbſt zu ſeinem Feinde. Die Beamtenſchaft kann
ſich nur an Tätſachen, nicht an bloße Verſprechungen halten.
Wenn in der Einleitung des kürzlich aufgeſtellten
nationalſozia=
liſtiſchen Beamtenprogramms die Aufrechterhaltung des
Berufs=
beamtentums mit ſeinen verfaſſungsmäßig garantierten Rechten,
die Freiheit der politiſchen Geſinnung und der freien
Meinungs=
äußerung verſprochen wird, ſo vermißt man eben die
Garantie für die Vereinigungsfreiheit. Auf der
gleichen Linie liegt es, wenn nach einem Bericht des „Völkiſchen
Beobachters” in einer nationalſozialiſtiſchen
Beamtenverſamm=
lung in München der Wortführer ſich ausdrücklich gegen die
Exiſtenz der Beamtenbünde wandte. Ganz auf dieſer Linie liegt
es auch, wenn der nationalſozialiſtiſche Miniſter in
Braun=
ſchweig einen Lehrer zur diſziplinariſchen Verantwortung zieht,
der im Unterricht die Perſon des verfaſſungsmäßigen und
amtie=
renden Reichspräſidenten gewürdigt hatte. Man hat der
Beam=
tenſchaft, ſtatt wohlwollende Neutralität mit wohlwollender
Be=
handlung zu erwidern, offen den Fehdehandſchuh hingeworfen.
Dieſe Kampfanſage wird umſo offenſichtlicher, wenn ſie ſich
ge=
rade gegenüber der großen neutralen Organiſation dokumentiert,
in der eine Anzahl ſtimmungsmäßig nach rechts neigende
Fach=
verbände eine Parole für Hindenburg verhindert hat, was gewiß
nicht als beſondere Gehäſſigkeit gegen die Nationalſozialiſten
an=
geſehen werden kann.
Jetzt wiſſen die Beamten, woran ſie ſind. Jetzt wiſſen ſie,
weſſen ſie ſich zu gewärtigen hätten, wenn ſtatt einer Regierung
unter einem verfaſſungstreuen überparteilichen Präſidenten eine
Parteidiktatur ans Ruder käme, die den Beamten nicht mehr
nach ſeiner Tüchtigkeit und nach ſeinen erworbenen Rechten,
ſon=
dern nur noch nach der Parteigeſinnung beurteilt. Es iſt nach der
Revolution gewiß auch von anderer Seite geſündigt worden.
Aber dieſe Zuſtände ſind inzwiſchen doch zunehmend überwunden,
Seite 8 — Nr. 94
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 4. April 1932
AIAM NI Oer Maaltt
34)
Roman von
Paul Rosenhaun k=
(Nachdruck verboten.)
„Es iſt gut” unterbrach Jenkins den Redſeligen. „Wiſſen
Sie, ob die Dampfer der Traffico Internationale eine
draht=
loſe Station an Bord haben?”
„Oh, Signore, dieſe Schiffe ſind mit allem erdenklichen
Kom=
fort ausgerüſtet, ſie ſind geradezu ſchwimmende Paläſte, Sie
fin=
den dort jede
Der Detektiv hob die Hand. „Ich glaube es Ihnen,
Verehr=
ter”, ſagte er freundlich, „ich möchte ein Telegramm an Bord
des Stromboli ſenden. Kann ich das hier erledigen?”
Der Clek ſchob den Papierblock zu Jenkins hinüber und
reichte ihm den Füllfederhalter.
„Wo wird ſich das Schiff jetzt befinden?”
Der Gefragte warf einen Blick auf die Karte. „Etwa in der
Höhe von Livorno, Signore.”
„Danke.” Jenkins ſann einen Augenblick nach und ſchrieb
dann ſchnell den Depeſchentext auf das Blatt.
S/S. Stromboli. Kapitän. Drahtet, ob Miß Dorothy Crane
aus London an Bord. Bitte, der Dame unauffällig beſonderen
Schutz zu leiſten, da Gefahr eines Anſchlags vorliegt. Joe
Jen=
kins, Hotel Colon.
„Bitte, haben Sie die Güte, das Telegramm zu beſorgen.”
Der junge Mann rief einen Pagen herbei. „Sofort zur
Mar=
conizelle. Wir haben eigene Station im Hauſe, Signore”, fügte
er nicht ohne Stolz hinzu.
„Geben Sie mir gleich Nachricht, wenn die Antwort
ein=
trifft.”
„Si, Signore.‟ Er übergab Jenkins die Schlüſſel. „Erſter
Stock, Zimmer Nr. 21‟, rief er dem herbeieilenden Hausdiener
zu. „Buon giorno, Signore!”
Jenkins folgte dem Diener nach dem Fahrſtuhl. Die dunklen
Augen des Liftboys muſterten mit erſtaunten Blicken die
frag=
würdige Geſtalt des Fremden. Aber die Diſziplin des
gutge=
ſchulten Hotelpagen unterdrückte die kindliche Neugier. Surrend
glitt der Lift nach oben.
In der Dämmerung des Spätnachmittags verließ Jenkins
das Büro der Traffico Internationale und ging langſam an den
Hafen hinunter. Eben hatte er erfahren, daß der Stromboli nicht
zur feſtgeſetzten Zeit einlaufen würde; ein Maſchinendefekt hatte
unterwegs die Fahrt des Schiffes unterbrochen. Es war mit
einer Verſpätung von drei bis vier Stunden zu rechnen.
Geſtern war das Radiogramm des Kapitäns eingelaufen;
es gab Jenkins die beruhigende Sicherheit, daß Dorothy Crane
wohlbehalten an Bord war und ſich des beſonderen Schutzes
des Kapitäns erfreute.
Langſam, die Hände in den Taſchen ſeines Ulſters
vergra=
ben, ſchlenderte der Detektiv durch die engen maleriſchen Gaſſen
des Hafenviertels. Noch brandete das Gewühl der Arbeit in den
Straßen, in denen ein Geruch von exotiſchen Gewürzen und
ſüßlichen Früchten ſich mit den Ausdünſtungen der vielen
Gar=
küichen und Trattorien miſchte.
Durch die offenen Türen der Kneipen ſcholl das monotone
grelle Klimpern der Orcheſtrions. Dazwiſchen ſchmetterte
irgend=
ein angehender Caruſo eine Verdiſche Bravour=Arie. Rotes Licht
quoll aus weitgeöffneten Türen, ließ den Blick frei auf einladend
gedeckte Tiſch oder auf ein hellerleuchtetes Podium. Gewirr der
Sprachen, Gewirr der Nationen in den ſchmalen, winkeligen
Straßenzügen. Menſchen, getrieben von harter Pflicht in Haſt
und nervöſer Ungeduld, Müßiggänger, lungernd, nach
irgend=
einer Gelegenheit ſpähend, füllten die Gaſſen. Dazwiſchen eine
Gruppe Neugieriger, ſenſationshaſchender Reiſender. Ihre Augen
ſpähten mit einer von den phantaſtiſchen Schilderungen der
Füh=
rer aufgepeitſchten Lüſternheit nach den verrufenen Stätten der
Laſter. Aber die geſchäftsmäßige Nüchternheit dieſer Kneipen;
der Pulsſchlag der täglichen harten Arbeit, der ſich noch nicht
ganz verloren hatte in dieſer Stunde zwiſchen ſinkendem Werktag
und hereinbrechender Nacht, mochte ſie mit Enttäuſchung und
Langerweile erfüllen.
Ein Maſtenwald ſtieg dort unten in dem weiten Halbrund
des gewaltigen Hafenbeckens auf. Die Rahen und das Tauwerk
ſtanden wie Filigran in dem tiefen Blau des dämmernden
Abends. Winzige Motorboote ſchoſſen wie flinke kleine Terrier
behende an den ſchweren, plumpen Schleppern vorbei. Laſtkähne
zogen mühſelig dahin und verſchwanden hinter den
Schiffs=
leibern. Wie Kinderſpielzeuge lagen ſie längsſeits der
hochbor=
digen Rieſenſchiffe. Schon glänzten hier und dort die grünen
und roten Poſitionslaternen auf. Wie glitzernde Perlenſchnüre
ſtrahlten die Bull’s=eyes der Kabinen, und die Glaswände der
Deckveranden ſchimmerten im Licht der Lampen. Ein weicher,
ſchmeichelnder Wind trug vom Waſſer die vielfältigen Geräuſche
des Welthafens herüber. Grelle Pfiffe und das tiefe Brummen
der Dampfſirenen, das Ziſchen der geöffneten Ventile, das
rhythmiſche Hämmern von den Werften und dazwiſchen die
ver=
wehten Klänge eines Bordorcheſters. Und über allem lagerte
jene ſeltſame Atmoſphäre großer Hafenſtädte, jene
unbeſchreib=
liche ſentimentale Stimmung, in der Abſchiedsſchmerz und Wie=
derſehensfreude nebeneinander ſtehen, jene wehmutsvolle, ha
erwartungsfreudige, halb reſigniert=ſchmerzliche Stimmung, d
man ſich nicht zu entziehen vermag.
„Scuſi, Signore! Buona ſera!”
Jenkins blickte bei der Anrede zur Seite. Ein kleiner dunke
haariger Mann ging neben ihm her.
„Sie brauchen einen Führer, nicht wahr, mein Herr?”
Jenkins ſchüttelte ſchweigend den Kopf.
DerMan tat, als ob er die Ablehnung nicht bemerke. „O
Signore”, ſagte er mit klangvoller Stimme, „wie wollen E
„Genova la Superba” kennenlernen ohne einen ſachkundig
Führer?”
Der Detektiv beſchleunigte ſeine Schritte; aber auch d
Genueſe ging ſchneller. Jenkins warf einen flüchtigen Blick a
ſeinen unfreiwilligen Begleiter. Er trug einen leichten weit
Mantel, ein grellrotes Halstuch war in maleriſchem Wurf üb
die Schulter geſchlagen. Sein zerbeulter breitrandiger Hut w.
verwegen auf das rechte Ohr geſtülpt.
Mit einer chevaleresken Schwenkung zog der Unbekannte d.
Hut. „Erlauben Sie, mein Herr, daß ich mich vorſtelle: Giacon
Bambaro, Fremdenführer!“
„Geben Sie ſich keine Mühe, mein Lieber. Ich habe kei
Zeit für die Sehenswürdigkeiten dieſer Stadt.”
Der Italiener hob beſchwörend die Hände. „Mein Herr”
gann er feierlich, mit rollenden Augen, „Sie kennen zweifelle
das Wort: vedi Napoli e poi mouri. Aber man kann auch m
derſelben Berechtigung ſagen: vedi Genova e poi mouri. Waru
nicht? Neapoli — ja das iſt gleichſam die Inkarnation ein
verſchwenderiſchen Schönheit der Natur. Genova — das iſt ei
Symphonie, eine Symphonie der Arbeit, gepaart mit Schönhe
der Natur! Sie kennen Napoli, Signore? Nun denn, Sie we
den mir recht geben, wenn ich Ihnen Genova gezeigt habe
werde. Seien Sie ganz außer Sorge, mein Herr, ich bin ree
Ich übervorteile die Fremden nicht. Ich führe Sie drei, vi
Stunden lang, mein Herr — es ſoll Ihnen nicht mehr a.
zwanzig Lire koſten —
„Es tut mir leid; ich ſagte Ihnen ſchon —
„Bin ich zu teuer? Nun gut — ich mache es für fünfzel
Lire. Ich zeige Ihnen die ſtolzen Palazzi auf der Via ven
Settembre. Sie ſollen das herrliche Reiterdenkmal Vittore Em
nuels auf der Piazza Corvetto bewundern. Oder ziehen S
vor, dem größten Genueſen einen Beſuch abzuſtatten? Wolle
Sie das berühmte Denkmal ſehen, das unſeren gewaltigen K
lumbus ehrt? Es iſt auf der Piazza Aquaverde zu finden, glei
beim Hauptbahnhof ..".
Jenkins blieb ſtehen und ſah dem kleinen beweglichen Man
lachend ins Geſicht. „Signore Bambaro, ich unterſchätze Ih=
Qualitäten als Führer keineswegs, aber glauben Sie mir, S.
vergeuden Ihre Zeit.”
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