Kinzelnummer 10. Pfennlge
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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exs wöchenilich 2maligem Erſcheinen vom 1. März
Mt 31. März 2.— Reichsmart und 20 Pfennig
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n März ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reichsmark.
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sſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
gechligt den Bezieher nicht zur Kürzung des
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je mruf ohne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheckonio
Franfurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 83
Mittwoch, den 23. März 1932.
195. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiie Oarmitadt 23 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 35 Reichspfg. Reliamezelle (92 mm
breitl2 Reichsmarl. Anzeigen von auswärte 35 Reichepig.
Finanz=Anzeigen 30 Reſchepfg. 92 mm breite Rellamee
zeile 3.00 Reichesmari. Alle Preiſe in Reichsmark
(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung au Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichticher Beirelbung fäll eder
Rabatt weg. Bantkonto Deutſche Banl und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Der Kampf um den deutſchen Auslandsmarkt
Innökige Aufregung in England über die Beſchränkung der brikiſchen Kohleneinfuhr. — Ab 1. April
An=
wendung des Aberkarifs gegenüber Polen. — Rumänien weicht einer klaren Enkſcheidung aus.
Die Tſchechoſlowakei wünſcht möglichſt freundſchaftliche Beziehungen zu Deukſchland.
Reparakionen, Kredikkriſe und
Bankenreorganiſakion.
Der deutſchengliſche Kohlenkonflikk.
Die Reichsregierung ſchlägk allgemeine
Handelsverkragsverhandlungen vor.
London, 22. März.
Sir Frederic Leith=Roß, der bekannte engliſche Wirtſchaftler,
ntte am Montag eine längere Beſprechung mit Handelsminiſter
funciman, in der er über ſeine Berliner Beratungen Bericht
ſtattete. — Die Antwort der deutſchen Regierung auf die
eng=
lſche Anfrage bezüglich der Kontingentierunig der britiſchen
Koh=
in=Ausfuhr nach Deutſchland durch die deutſchen Behörden weiſt
uf den bereits bekannten deutſchen Standpunkt hin, daß
ſeutſchland aus der Notwendigkeit ſeiner wirtſchaftlichen Lage
braus zur Beſchränkung ſeiner Einfuhr ſchreiten müſſe,
insbe=
ſindere im Hinblick auf die außerordentlich ſchwierige Lage des
ſuhrbergbaues. Deutſchland ſchlägt Verhandlungen vor nicht
mr über die Kohlenfrage, fondern über den Geſamtkomplex der
dutſch=engliſchen Handelsbeziehungen und weiſt dabei darauf
hn, daß von Deutſchland bereits zweimal Verhandlungen
ange=
bten worden ſind. Die Note ſpricht die Hoffnung aus, daß
ſngland den vorgeſchlagenen Weg beſchreiten werde. Im Laufe
deſer Verhandlungen könne auch die Kohlenfrage mit der
Hoff=
ſurg auf einen Ausgleich der Differenzen behandelt werden.
Der Skand der Präferenzverhandlungen
mit Rumänien.
Zollverhandlungen mit Polen und Frankreich.
Leit.
tekelm
At
* Berlin, 22. März. (Priv.=Tel.)
Die polniſche Regierung hatte unmittelbar nach
hm Kobinettsbeſchluß über die Einführung des deutſchen Zoll=
Hertarifs um die Entſendung einer Delegation,
Abeten, mit der über den Abbau der
gegenſei=
tgen Kampfzölle verhandelt werden könne. Die deutſchen
Prtreter verhandeln nun ſchon ſeit etwa 14 Tagen in Warſchau
ud haben wiederholt nach Berlin berichtet.
Es ſcheint jedoch, daß von einem ernſthaften polniſchen
Yillen, die Kampfmaßnahmen abzubauen, nichts zu ſpüren iſt.
De Verhandlungen mit den Polen ſind beſonders kompliziert,
inmerhin ſtehen noch 8 Tage bis zum 1. April zur Verfügung,
ſ daß die Möglichkeit eines Einvernehmens gegeben iſt. Es ſieht
aler ſo aus, als ob die neuen Zollſätze, wie ſie der Obertarif
ach gegen Polen vorſieht, doch zur Anwendung gelangen
müß=
in. Dann werden die Polen die Auswirkung diefer Maßnahmen
m eigenen Leibe ſpüren, denn ſie können ſich ausrechnen, daß
be unnachgiebiger Haltung der Warſchauer Regierung der
pol=
niche Außenhandel nach Deutſchland, im Betrage von über 100
Mllionen, faſt abgeſchnitten iſt. Man darf daher wohl
anneh=
mn, daß aus der polniſchen Wirtſchaft heraus, noch ein ſtarker
Zuck auf die polniſche Regierung ausgeübt wird, um das
dutſche Abſatzgebiet nicht zu verlieren.
Auch die Wirtſchaftsverhandlungen mit
Frank=
rlich gehen noch weiter. Sie ſind beſonders in der Frage der
m den Franzoſen in den Vordergrund gerückten
Kontingen=
ſteungsforderungen ſehr ſchwierig und haben bisher noch zu,
ſiem poſitiben Ergebnis geführt.
Ablehnung jeder ankideukſchen Konzepkion.
leine Donaulöfung ohne Deukſchland und Ikalien.
Prag, 22. März.
Der tſchechiſche Außenminiſter Beneſch nahm am Dienstag
den Vorſchlägen der franzöſiſchen Regierung für die
wirt=
aftliche Zuſammenarbeit der mitteleuropäiſchen Staaten
Stel=
ug. Er wies darauf hin, daß die italieniſche Regierung zögere
0 die deutſche Regierung ſich in ihrem Memorandum im
wentlichen ablehnend äußere.
Die tſchechoflowakiſche Regierung ſei bereit, an konkreten
Behandlungen, der fünf mitteleuropäiſchen Staaten auf der
buindlage des Präferenzgedanken teilzunehmen. Hierbei halte
ſ jede politiſche Aktion von vornherein für ausgeſchloſſen,
Eeſo Verhandlungen über eine Zollunion dieſer Staaten. Sie
tie in keine Verhandlungen ein, an denen nicht auch Numänien
110 Jugoſlawien teilnehmen werden. Wenn Berlin und Rom
zAder franzöſiſchen Initiative nicht ihre Zuſtimmung geben,
Ubde die tſchechoſlowakiſche Regierung an nichts teilnehmen..
Der Miniſter erklärte, das franzöſiſche Memorandum ſetze
ſmns, daß ſich die Großmächte klar für den Grundſatz des
1 utiſchen Desintereſſements in Mitteleuropa erklären. Die
Ihſteleuropäiſchen Staaten hätten bereits ihre politiſche Reife
Angt und ſeien bemüht, in Mitteleuropa eine ſolche Stellung
z rreichen, wie ſie z. B. heute Belgien, Holland oder die ſkan=
1ſmvifchen Staaten haben. Dr Beneſch hält jede
mitteleuro=
ſiche Politik, welche Oeſterreich in irgendeine antideutſche
ltiſche Konzeption hineinziehen würde, für grundſätzlch ver=
Eſt. Die Tſchechoflowakei wünſcht keine ſolche Konſtellation, da
(hr nicht zum Vorteil gereichen würde, ſondern ſie wünſcht,
1M Deutſchland in möglichſt freundſchaftlichem politiſchen
Ver=
ſinis zu ſtehen.
Ueber die Diskuſſion, die wegen der Inkraftſetzung der
Prä=
ferenzverträge mit Rumänien gegenwärtig geführt wird, erfahren
wirvon zuſtändiger Stelle, daß es gegenwärtig den Anſchein habe, als
ob die andere Vertragsſeite keinen großen Wert mehr auf den
Präverenzvertrag lege, obwohl dieſer nur in ihrem Intereſſe
vorgeſchlagen worden ſei. Der rumäniſche Miniſterrat über den
deutſchen Vorſchlag, das Vorzugszollabkommen in Gang zu ſetzen,
iſt ergebnislos verlaufen. Rumänien will ſich augenſcheinlich
nach keiner Seite feſtlegen und ſich erſt dann entſcheiden, wenn
der Tardieuplan greifbare Formen anzunehmen beginnt.
Reiſe Zalefkis nach Paris.
Dem „Krakauer Kurier” zufolge ſind Außenminiſter Zaleſki
und der Staatsſekretär im Außenminiſterium, Oberſt Beck, nach
Paris gefahren, um dafür zu ſorgen, daß Polen bei dem
frau=
zöſiſchen Donaubundplan nicht übergangen werde. In der
offen=
bar inſpirierten Auslaſſung des Blattes wird geſagt, Polen
verlange ebenſo wie die anderen Mächte, die an die
Donaubund=
ſtaaten grenzen, eine gleichberechtigte Stellung bei der
Verwirk=
lichung der Föderation.
Herausforderung Deutſchlands und der
Signakar=
mächte durch Litauen.
Memel, 22. März.
In der heutigen Sitzung des memelländiſchen Landtags, an
der zahlreiche Vertreter der in= und ausländiſchen Preſſe
teil=
nahmen, verlas der neue Landespräſident Simaitis die
Regie=
rungserklärung. Er betonte dabei, daß es notwendig ſein werde,
diejenigen Beamten, die nicht die litauiſche Staatsangehörigkeit
beſäßen, aus dem Dienſt des Memelgebietes zu entfernen.
Die Rede wurde von den Abgeordneten kühl angehört, nur
ſtellenweiſe, wo ſie Unſtimmigkeiten enthielt, durch Zwiſchenrufe
unterbrochen. Bei der Beſprechung der Regierungserklärung
ſtellten zunächſt die Mehrheitsparteien des memelländiſchen
Landtags nach längerer Begründung den Antrag, dem jetzigen
Direktorium das Mißtrauen auszuſprechen. Die litauiſche
Frak=
tion ſprach ſich für die jetzige Regierung aus. Danach
erklär=
ten ſich noch die Vertreter der Sozialdemokraten und der
Arbei=
terpartei ebenfalls gegen das Direktorium Simaitis. In der
Abſtimmung wurde der Antrag der Mehrheitsparteien mit 22
gegen die 5 litauiſchen Stimmen angenommen. Darauf verlas
Präſident Simaitis einen Akt des Gouverneurs, wonach der
memelländiſche Landtag aufgelöſt wird.
* Die Auflöſung des Memellandtags ſtellt eine glatte
Her=
ausforderung der Signatarmächte des Memelſtatuts dar, die eben
erſt in einer ungewöhnlich ſcharfen Note die Kownoer
Regie=
rung aufgefordert hatten, unverzüglich rechtmäßige Zuſtände im
Memelgebiet herzuſtellen.
In der Note war auch gleichzeitig die Möglichkeit einer
Auf=
löſung des Memellandtags berückſichtigt worden. Noch am
Diens=
tag glaubte man an Berliner amtlicher Stelle den Eindruck zu
haben, daß die Signatarmächte doch mit ihrem Schritt in Kowno
ſtarken Eindruck gemacht hätten. Man rechnete natürlich auch mit
einer Ueberraſchung, die in der Tat jetzt eingetreten iſt.
Litauen will im Memelgebiet vollendete Tatſachen ſchaffen.
Es will ſich durch die Aufrichtung ſeiner Diktatur in dem
ge=
raubten deutſchen Gebiet durch die Signatarmächte nicht im
ge=
ringſten behindern laſſen.
Wir haben bereits früher auf Grund der zweifelhaften
Hal=
tung eines Vertreters der Signatarmächte in den Oſtſeeländern
der Vermutung Raum gegeben, daß wahrſcheinlich ein
gemein=
ſamer Proteſt hinten herum wieder durch eine Ermutigung der
Kownoer Regierung entkräftet werden würde. Faſt iſt man
geneigt, anzunehmen, daß die Proteſtaktion bereits durch ein
diplomatiſches Intrigenſpiel wieder durchkreuzt worden iſt, ſo
daß man in Kowno es ruhig wagen durfte, die Signatarmächte
zu brüskieren und herauszufordern.
Das eine ſteht aber feſt, die Reichsregierung hat nicht locker
gelaſſen, bis die Garantiemächte des Memelſtatuts ſich entſchloſſen,
unſeren Wünſchen Rechnung zu tragen. Sie wird jetzt erſt recht
die Signatarmächte ermahnen, ſich der vollen Verantwortung,
die auf ihren Schultern ruht, bewußt zu werden und dafür zu
ſorgen, daß die litauiſche Regierung nunmehr eine Antwort
er=
teilt, die nicht nur das Memelland, ſondern auch uns voll
be=
friedigt. Der Kampf um die Rechte der Memelländer beginnt
nun erſt.
— Der Rechenſchaftsbericht der Reichsbank für das Jahr
1931 wurde dieſes Mal auch von der breiteren Oeffentlichkeit
außerhalb des Kreiſes der Reichsbank=Anteilseigner mit ungleich
größerem Intereſſe erwartet als in den früheren Jahren. Dies
hängt in erſter Linie mit der im letzten Halbjahr 1931 über die
deutſche Wirtſchaft hereingebrochenen ſchweren Kreditkriſe
zuſam=
men und der Tatſache, daß die Reichsbank als zentrales
Kredit=
inſtitut und als Hüterin der Währung ſich vor beſonders
ſchwie=
rige Aufgaben im Kampfe gegen die Kreditkriſe geſtellt ſah, die
ſie, wie man heute ſagen kann, erfolgreich gelöſt hat. Dies trifft
jedenfalls zu, ſoweit es ſich um die Beſeitigung des akuten
Charakters der Kreditkriſe handelt; denn ſie beſteht weiter und
ihr Abbau kann, je nachdem ſich mit zunehmender Bereinigung
der innen= und außenpolitiſchen Verhältniſſe das Vertrauen
wieder einſtellt, nur ſchrittweiſe bei Wahrung der als richtig
er=
kannten währungspolitiſchen Grundſätze erfolgen. Die
Reichs=
bank hat im allgemeinen Teil ihres ausführlichen
Jahresberich=
tes drei wichtige Fragen der Wirtſchaftspolitik herausgegriffen
und zu ihnen im Rahmen der bedeutungsvollen Rolle, die ſie
an ſich als Währungsinſtitut einnimmt, vor allem aber
gegen=
über der Kreditkriſe und der Bankenreorganiſation auf Grund der
bekaunten dramatiſchen Ereigniſſe unmittelbar geſpielt hat,
Stel=
lung genommen. Dieſe Fragen ſind die Reparationen, die
Ueber=
windung der Kreditkriſis und im Zuſammenhang damit die
Bereinigung und der Wiederaufbau des ſchwer erſchütterten
deutſchen Kreditgebäudes.
Bezüglich der Reparationen präziſiert die Reichsbauk ihren
Standpunkt auf die heute feſtſtehende Erkenntnis, daß der Haupt=
Störungs= und Gefahrenherd, für die Weltwirtſchaft in dem
rieſenhaften Komplex der politiſchen Schulden zu fuchen iſt,
die in völligem Widerſpruch zu den natürlichen Geſetzen des
internationalen Wirtſchaftsverkehrs aufgetürmt ſind, auch den
Gläubigern im ganzen mehr Schaden als Nutzen bringen und
einem normalen Funktionieren der Weltwirtſchaft ſowie einem
wahren Friedens= und Vertrauenszuſtand noch heute hindernd
im Wege ſtehen. In dieſer Reihe der Kriegsſchulden kommt der
Deutſchland auferlegten Reparationslaſt eine beſondere
Bedeu=
kung zlt. Als im Verlaufe der Weltwirtſchaftskriſe der Zuſtrom
ausländiſcher Anleihen und Kredite nach Deutſchland, aus denen
tatſächlich die Reparationsleiſtungen aufgebracht wurden, mehr
und mehr verſiegte, trat die Richtigkeit der ſeitens der
maß=
gebenden deutſchen Stellen immer wieder vertretenen Auffaſſung
von der volkswirtſchaftlichen Widerſinnigkeit
und Unmöglichkeit des Reparationsſyſtems in
voller Klarheit in die Erſcheinung, zumal ſich unter der Wirkung
des kataſtrophalen Abſinkens der Weltmarktpreiſe die deutfchen
Laſten gegenüber den Abſichten des Youngplans um mindeſtens
ein Drittel erhöht hatten. Wenn die frühere, entgegen allen
Warnungen der Reichsbank vielfach übertriebene
Kreditgewäh=
rung ſeitens des Auslandes ſich inzwiſchen in ihr Gegenteil
verkehrte, und die Gläubiger im größten Umfange ihre
Kapita=
lien aus Deutſchland zurückzunehmen verſuchten, ſo lag der
Grund dafür nicht nur in eigenem Kapitalbedarf des Auslandes,
nicht nur in Befürchtungen vor zunehmender Radikaliſierung
Deutſchlands als Folge der wachſenden Not, ſondern im
weſent=
lichen in der ſich mehr und mehr durchſetzenden Erkenntnis, daß
Deutſchland unter dem fortbeſtehenden Druck ſeiner
Reparations=
laſten dem Zuſammenbruch zutreibe. Die Vorgänge bei dem
Zu=
ſtandekommen des Hoover=Moratoriums, die deutſche
Banken=
kriſe, die Stillhalteverhandlungen und die Feſtſtellungen der
Baſler Sachverſtändigen befeſtigten dieſe Erkenntnis immer
mehr. Der entſcheidende Punkt iſt jetzt erreicht. Das
Syſtem der Reparationen und ſonſtigen politiſchen Schulden hat
ſich angeſichts der Solidarität der modernen weltwirtſchaftlichen
Beziehungen zwiſchen den Ländern als ein auf die Dauer
un=
taugliches Verfahren erwieſen. Es gibt keine andere Löſung
mehr, als mit aller Beſchleunigung dieſes Syſtem, das ſich
tat=
ſächlich totgelaufen hat, auch formal zu beſeitigen, wenn die
Welt vor neuen wirtſchaftlichen und ſozialen Kataſtrophen
be=
wahrt bleiben ſoll, die in ihren Folgen völlig unüberſehbar ſind
und die für alle die unheilvollen Wirkungen des Weltkrieges
noch übertreffen könnten. Die B=ler Sachverſtändigen=
Aus=
ſchüſſe haben übereinſtimmend feſtgeſtellt, daß eine poſitive
poli=
tiſche Entſcheidung über dieſe Dinge ſchlechthin im unmittelbaren
vitalen Intereſſe aller Länder ohne Ausnahme liege. Nur ein
ſolcher Entſchluß würde im Stande ſein, das innere und
äußere Vertrauen zur deutſchen Wirtſchaft und
zum deutſchen ſtaatlichen Leben wiederherzuſtellen
und damit eine der wichtigſten Vorausſetzungen zur
Ueberwin=
dung der gegenwärtigen Wirtſchafts= und Kreditkriſe der Welt
zu ſchaffen. Das hierzu erforderliche eindeutige und mutige
Be=
kenntnis der vor der Weltgeſchichte verantwortlichen
Staats=
männer, aus den Feſtſtellungen und Empfehlungen der
Sachver=
ſtändigen die praktiſch wirkſamen Schlußfolgerungen ziehen zu
wollen, iſt daher nicht nur eine politiſche Angelegenheit, ſondern
ebenſo ſehr eine unabweisbare wirtſchaftliche Notwendigkeit.”
In der Kreditkriſis, mit ihren unheilvollen Wirkungen, die
im Juli vorigen Jahres ausbrach, ſah ſich die Reichsbank vor
eine doppelte Aufgabe geſtellt. In erſter Linie hatte ſie die
Stabilität der Währung ſicherzuſtellen; daneben war aber die
Zahlungsfähigkeit des deutſchen Bankenſyſtems zu verteidigen
und, ſoweit ſie infolge des Uebermaßes, der Anſprüche ins
Stocken kam, möglichſt ſchnell wieder herzuſtellen. Beiden
Auf=
gaben iſt die Reichsbank durch Gewährung von Kredit ſowie
durch Abgabe von Gold und Deviſen nachgekommen, bis ſich
herausſtellte, daß die Anforderungen der ausländiſchen
Gläu=
biger nicht aufzuhalten waren und die Anſprüche an die
Zah=
lungsbereitſchaft der deutſchen Banken trotz ganz
außerordent=
licher, man wird ſagen dürfen, einzigartiger Leiſtungen die
Kräfte der Banken und die Stützungsmöglichkeiten der
Reichs=
bank einfach überſtiegen. Die Hilfe, die die Reichsbank gewähren
konnte, fand ihre Grenze darin, daß die Methode der Run=
Bekämpfung durch Kredit= und Zahlungsßereitſchaft der
Noten=
bank nicht unbeſchränkt auf einen vom Auslande kommenden
Run anwendhar iſt, weil die Notenbank dem Auslande
gegen=
über nicht auf ihre Noten zurückareifen kann, ſondern mit Gold
und Depiſen zu zahlen hat. In dieſem Punkt wurde beſonders
deutlich, daß — infolge der hohen kurzfriſtigen
Auslandsver=
ſchuldung Deutſchlands — der Gold= und Deviſenbeſtand der
Seite 2 — Nr. 83
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Reichsbank auch zu Zeiten ſeiner größten Höhe ſtets nur ein
techniſcher Tatbeſtand geweſen war, der die Wirklichkeit der
deut=
ſchen Deviſenlage nicht richtig widerſpiegelte. Zur Verteidigung
ihrer Poſition mußte die Reichsbank in ſteigendem Maße
Kredit=
reſtriktionen anwenden, aber erſt durch die Bankenſchließung ent
ſtand eine Sachlage, auf Grund deren es möglich wurde, den
Zahlungsverkehr unter erheblicher Einſchränkung der bisherigen
Gefahren wieder herzuſtellen, ſobald durch Erlaß einer
Deviſen=
ordnung und vorläufige Stillhalteabmachungen eine
Differen=
zierung zwiſchen Zahlungen an das Juland und an das
Aus=
land vorgenommen ſowie durch Gründung der Akzept= und
Garantie=Bank der Liquiditätsrückhalt der deutfchen
Kredit=
inſtitute ſo verſtärkt war, daß die infolge der Vertrauenskriſe
ſtark angewachſenen Barauszahlungen und Koſtenumlagerungen
reibungslos durchgeführt werden konnten. In dieſem neu
ge=
fchaffenen Rahmen konnte eine annähernde Normaliſierung des
Kredit= und Zahlungsverkehrs erfolgen. Die international
be=
dingte Kreditkriſis ſelbſt und die ſich aus ihr ergebenden
ſchwe=
ren Belaſtungen der Wirtſchaft zu beſeitigen, lag jedoch
außer=
halb der Macht der Reichsbank. Für die Rückgewinnung des
Vertrauens im Inlande wird mit von entſcheidender Bedeutung
geweſen ſein, daß die Reichsbank in völliger Uebereinſtimmung
mit der Reichsregierung Währungsexperimente ſtrikt
ablehnte. Sie wird es auch künftig als ihre oberſte Pflicht
anſehen, die Stabilität der Reichsmark auf jede Weiſe zu ſichern.
Nach dem Ausbruch der Bankenkriſis war die
Wiederher=
ſtellung der vollen Funktionsfähigkeit des deutſchen
Bankappa=
rates eine der brennendſten Aufgaben der verantwortlichen
Stellen geworden. Dank dem geſunden Sinn der Bevölkerung
war zwar damals, wie die Reichsbank ausdrücklich betont, die
Wiederingangſetzung des Bankverkehrs überraſchend leicht
ge=
lungen, aber es wurde immer klarer daß die Schaffung einer
neuen geſicherten Vertrauensbaſis für die Banken nur unter
Einſatz ganz außergewöhnlicher Anſtrengungen zu bewerkſtelligen
ſein würde. Aus dieſen Beweggründen war bei der
Reichsregie=
rung und der Reichsbank der Plan einer großen
Bankenreorgaut=
ſation entſtanden, deſſen Durchführung bekanntlich im Februar
1932 eingeſetzt hat. Die gründliche Sanierung und Stärkung
des Bankweſens an ſeinen zentralen Stellen iſt inzwiſchen
er=
folgt, wobei die Reichsbank weitgehend Hilfeſtellung geleiftet hat,
vor allem um eine ausreichende Liquidität der Banken wieder
zu ſchaffen. Das große Ziel iſt, wieder ein funktionsfähiges
Vankweſen zur Verfügung zu haben, um der Wirtſchaft in ihrem
Exiſtenzkampf die Hilfe zu gewähren, deren ſie ſo dringend
be=
darf. Abſchließend wird in dem Rechenſchaftsbericht der
Reichs=
bank die Hoffnung ausgeſprochen, daß alle die Anſtrengungen des
Reichs und der Reichsbank ihre Wirkung nicht verfehlen werden.
ſo daß die deutſche Bankenreorganiſation nicht nur das Vertrauen
im Inlande wiederherſtellt, ſondern auch in ihren weiteren
Aus=
wirkungen der Wiederanknüpfung des Kreditverkehrs mit dem
Auslande förderlich wird.
Senkung der Bierpreiſe.
Berlin, 22. März.
Nach mehrtägigen Verhandlungen zwiſchen dem
Reichspreis=
kommiſſar einerſeits und den Brauereien und Gaſtwirten
anderer=
ſeits iſt es am Dienstag zu einer Einigung über die Frage der
Bierpreisſenkung gekommen. Die Brauereien ſenken den Bierpreis
um 2,25 Mark und die Gaſtwirte den Ausſchankpreis um die
gleiche Summe je Hektoliter. Die Preisſenkung tritt bei den
Brauereien ſofort in Kraft, bei den Gaſtwirten am Samstag. Die
Senkung beträgt einſchließlich der Bierſteuerfenkung in Höhe von
7 Mark insgeſamt 11,50 Mark je Hektoliter.
Der durchſchnittliche Ausſchankpreis wird gemäß der
Bier=
preisſenkung wie folgt berechnet:
Durch Gegenüberſtellung der Preiſe vom 8. Dezember 1931
und der neuen Preiſe iſt feſtzuſtellen, welcher Ausſchankpreis je
Hektoliter ſich für jede Gemäßart unter Zugrundelegung des
hier=
für geforderten Preiſes ergibt. Die Hektoliterpreiſe für die
einzel=
nen Gemäßarten ſind zuſammenzurechnen und die Summe iſt durch
die Anzahl der Gemäßarten zu teilen. Gemäße von mehr als
einem halben Liter bleiben unberückſichtigt. Die Senkung hat
vor=
zugsweiſe bei den gebräuchlichſten Gemäßarten zu erfolgen.
Je=
doch ſoll dort, wo die Steuerſenkung den Betrag von 7 Mark
aus=
macht, der Ausſchankpreis für wenigſtens eines der am 8.
Dezem=
ber 1931 vorhandenen Gemäße mit weniger als einem halben
Liter Inhalt um volle fünf Pfennig ermäßigt werden. Wer
Voll=
bier ausſchenkt, iſt verpflichtet, vom 26. März 1932 ab in ſeinem
Geſchäftslokal ein Preistafel anzubringen, auf der die am 8.
De=
zember 1931 gültig geweſenen und die jeweils geltenden Preiſe
für jede in dem Geſchäftslokal ausgeſchenkte Maßeinheit Vollbier
Nach einer Inſpektion des Aachener Schmugglergebietes
ver=
kringt der Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich ſeinen Oſterurlaub
cm Bodenſee.
Der Oberreichsanwalt hat jetzt beantragt, die Vorunterſuchung
gegen den Polizeileutnant Karl Lange und gegen den
Polizei=
oberwachtmeiſter Hans Schultz=Brieſen wegen Vorbereitung zum
Hochverrat zu eröffnen.
Der „Völkiſche Beobachter” wurde von der Münchener
Poli=
zeidirektion bis einſchließlich Samstag, 26. März, verboten. Den
Grund bilden Ausführungen des Blattes in der Nummer vom
ver=
gangenen Freitag.
Zu einer Kundgebung gegen das däniſche Syſtem der
Zwangs=
verſteigerung haben ſich in Hadersleben (Nordſchleswig) 2500
Landwirte verſammelt. Es wurde eine Entſchließung angenommen,
die für die Zukunft jeden, der einen Hof bei einer
Zwangsverſtei=
gerung erwirbt, für vogelfrei erklärt. In Sonderburg wurden in
die Wohnungen des Vorſitzenden und des ſtellvertretenden
Vor=
ſitzenden der Duebel=Genoſſenſchaftskaſſe Uebungshandgranaten mit
Drohbriefen geworfen.
In Lemberg wurde geſtern morgen auf offener Straße ein
polniſcher Polizeikommiſſar von zwei Unbekannten niedergeſchoſſen.
Von den Mördern, die ſogleich entflohen, fehlt jede Spur. Die
polniſche Preſſe ſchreibt dieſe Tat der ukrainiſchen
Militärorgani=
ſation zu. Die polniſchen Behörden haben unter den Ukrainern
zahlreiche Verhaftungen vorgenommen.
Bei den im deutſchen Gebiet der Tſchechoſlowakei
durchgeführ=
ten Gemeindewahlen konnten die deutſchen Nationalſozialiſten
(Deutſchnationale und Nationalſozialiſten) wieder große Gewinne
erzielen. Eine Ueberraſchung bot die Wahl in Olmütz, wo die
Kommuniſten ihren Beſitzſtand von drei auf ſechs Mandate
er=
höhen konnten.
Im „Populaire” macht der Sozialiſtenführer Lson Blum
auf=
ſehenerregende Mitteilungen über den Donaubund=Plan. Er will
rus ſicherer Quelle wiſſen, daß eigentlich der engliſche
Außen=
miniſter Simon dieſen Plan bei Tardieu angeregt habe.
Wie in Pariſer politiſchen Kreiſen verlautet, wird der
Zeit=
punkt der franzöſiſchen Kammerwahlen erſt nach der endgültigen
Verabſchiedung des Haushalts durch die beiden Kammern amtlich
bekanntgegeben werden. Man rechnet mit der Möglichkeit, daß
die Wahlen am 22. und 29. Mai ſtattfinden werden.
Die Nachricht von einer bevorſtehenden italieniſch=franzöſiſchen
Verſtändigung in der Flottenfrage wird jetzt vom „Giornale
d’Italia” in Abrede geſtellt.
In Belgrader Parlamentskreiſen kurſieren Gerüchte über einen
angeblich in naher Zeit bevorſtehenden Umſchwung. Danach ſoll
die Wiederherſtellung des normalen verfaſſungsmäßigen Regimes
angebahnt werden, das durch ein auf Grund des allgemeinen,
direk=
ten und geheimen Wahlrechts zu wählendes Parlament ins
Le=
ben gerufen werden ſolle.
Chile hat die Zahlung aller ausländiſchen Schulden eingeſtellt,
obwohl das einſchlägige Geſetz erſt im Verlauf dieſer Woche zur
Erörterung kommen und vorausſichtlich auch angenommen
wer=
den ſollte
Zu einem ſchweren Zuſammenſtoß zwiſchen Chineſen und
Ja=
panern kam es bei Nanhutau in der Mandſchurei. Nach den hier
vorliegenden Berichten wurden dabei 150 Chineſen und 13
Ja=
paner getötet.
erſichtlich ſind. Verkaufspreiſe für Flaſchenbier ſind anteilig um
den Betrag zu ermäßigen, um den die Steuern für den Hektoliter
ermäßigt worden ſind. Soweit der Ausſchankpreis in Gaſtſtätten
in der Zeit vom 1. Oktober bis 7. Dezember 1931 einſchließlich
be=
reits geſenkt worden iſt, kann die Anrechnung dieſer Senkung auf
Antrag geſtattet werden, jedoch mit der Beſchränkung, daß
gegen=
über den Preiſen vom 8. Dezember die geſamte Bierſteuerſenkung
und der Preisnachlaß in vollem Umfange ſich auswirkt.
Die Berſchuldung der heſſiſchen Gemeinden.
Die Landgemeinden und die Städte des Volksſtaates Heſſen
haben zum 1. April an die kommunale Landesbank=Girozentrale
an rückſtändigen Zinſen und an Zinſen des laufenden Vierteljahrs
den Betrag von rund acht Millionen zu entrichten. Die
Ver=
ſchuldung der Gemeinden iſt, an dieſem Zinsbetrag gemeſſen,
mit 300 Millionen anzunehmen, womit, die Aufwertungsbeträge
aus den Vorkriegsanleihen eingerechnet, der Vorkriegsſtand der
Schulden innerhalb acht Jahren wieder erreicht iſt. Es iſt
be=
kannt, daß dieſe Schuldenlaſt der Gemeinden nicht zuletzt durch
den Tiefſtand der Wirtſchaft, den Mindereingang an Steuern
und die rieſig geſtiegenen Wohlfahrtslaſten verurſacht iſt. Die
Gemeinden ſind natürlich nicht in der Lage, ihren
Zinsver=
pflichtungen nachzukommen, und es ſprach deshalb eine
Ab=
ordnung der Landesbank und der Städte Heſſens dieſer Tage
hilfeſuchend im Reichsfinanzminiſterium in Berlin vor. Ueber
das Ergebnis der Beſprechung war bis jetzt nichts zu erfahren.
Immerhin darf man annehmen, daß die Städte und
Landge=
meinden von Berlin nur dann Hilfe in Ausſicht geſtellt
bekom=
men, wenn ſie ihren Haushaltsplan erneut auf
Erſparnismög=
lichkeiten überprüfen. In dieſer Richtung haben aber die Ge
meinden nur noch wenig zu tun.
Die Skahlhelm=Parole: „.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Mit einiger Verſpätung hat auch der Stahlhelm. Bund der
Frontſoldaten, Stellung zum zweiten Gang der Präſidentenwak.
genommen, die er in eine Kundgebung zur politiſchen Lage ge
faßt hat. Sie iſt darauf abgeſtellt, daß der erſte Wahlgan
bereits die Entſcheidung mit der Wiederwah
des Reichspräſidenten v. Hindenburg mit über
wiegender Mehrheit eigentlich gebracht habe, und da
deshalb der Stahlhelm keinen Grund ſieht, ſich au
2. Wahlgang noch zu betei ligen. Auch der Stahlhelz,
kommt ebenſo wie die Deutſchnationalen darauf ab, daß die
Ent=
ſcheidung am 24. April in Preußen fällt. Er betort
dabei zum erſten Male wieder ſeine Ueberparteilichkeit und deuts
als Theorie wenigſtens die Möglichkeit an, auch andere Parteier
als die Deutſchnationalen zu unterſtützen, ſoweit ſie mit ihm i.
Preußen den gemeinſchaftlichen Kampf führen.
Ueberraſchen muß es, daß — nachdem das Landvolk die
Parole für Hindenburg ausgegeben hat, der Bundes
vorſtand des Reichslandbundes jetzt mit einer Er
klärung hervortritt, die ſich für Hitler ausſpricht, weil ei
deutſcher Bauer Arm in Arm mit den bauernfeindlichen
Soziay=
demokraten nicht einen Reichspräſidenten wählen könne, währem
in der Stimmabgabe für Hilter eine ſtarke kämpferiſche Kund
gebung geſehen werden muß, eine Parole der Verzweif
lung alſo, die nach dem, was gerade der Reichs
präſident v. Hindenburg für die deutſche Land
wirtſchaft getan hat, dem Präſidenten unrech
tut. Die Erklärung iſt aber gleichzeitig ein Beweis dafür, wi
ſtark unter dem Druck der ſtarken Notlage innerhalb der Land
wirtſchaft die politiſchen Meinungen auseinanderſtrömen. Di
Gerüchte von einem Zuſammengehen der Wirtſchaftspartei, de
Landvolkes und des Jungdeutſchen Ordens in einem „ſtändiſche
Block” werden vom Jungdo dementiert.
Die Sozialdemokraten wollen in Preußen in allen Wah!
kreiſen mit Braun und Severing an der Spitze der Wahlliſte
ar=
treten. Sie hoffen dadurch Verſtimmungen über die Kandidater
aufſtellung in den einzelnen Unterbezirken ausgleichen und dan
über hinaus noch Stimmen aus den linksbürgerlichen Kreiſen en
halten zu können.
Keine Kandidakur Klaus Heims.
Zu den Nachrichten, wonach augenblicklich Unterſchriften fü
eine Kandidatur des ſogenannten Bauernführers Klaus Hein
den
daß
gege
für den zweiten Wahlgang der Reichspräſidentenwahl geſamme
werden, iſt darauf hinzuweiſen, daß Heim im Bombenlegerproze)
zu Zuchthaus verurteilt worden iſt und ſeine Strafe augenblickli=
abſitzt. Er kommt deshalb für eine Kandidatur überhaupt nicht i
Frage. Nach Paragraph 31 des Strafgeſetzbuches ſchließen nän ſhörd
lich Zuchthausſtrafen nicht nur vom Dienſt in der Reichswehr ausſein
ſondern ſie haben auch die dauernde Unfähigkeit zur Bekleidün;ſ getret
öffentlicher Aemter von Rechtswegen zur Folge,
Der ſcheidende preſſechef.
* Berlin, 22. März. (Prid. Teſ.
Unmittelbar nach der Wiederwahl des Reichspräſidenten ſol /
nun das ſchon lange angekündigte große Revirement auf Teile7
unſeres auswärtigen Dienſtes erfolgen. Veränderungen gibt e
vor allem in einer Reihe ſüdamerikaniſcher Staaten, dann in
Riga, in Kowno — wo der Geſandte v. Morath erſetzt werden
ſoll, um nach Siam zu gehen — und in Helſingfors. Politiſ
die intereſſanteſte Veränderung iſt die Abberufung des bisheri
gen langjährigen Preſſechefs der Reichsregierung, Zechlin. E.
geht zunächſt als Gefandter, ſpäterhin als Botſchafter nach Ri
de Janeiro. Gleichzeitig foll auch der Dirigent der Preſſeabtei nicht nur
lung ausgewechſelt werden, ſo daß dadurch guch nach dem Geſex len und
der Beamtenhierarchie der Weg für den Leiter des innenpolits ungsw
ſchen Reſſorts frei würde, deſſen Ernennung zum Preſſeche= bürger
ſicherlich bei allen Parteien Zuſtimmung und Unterſtützung finder Jeder
würde.
Profeſſor Georg dehio †.
der Neſtor der deutſchen Kunſthiſtoriker
geſtorben.
Von Max Peſchmann.
Im Alter von faſt 82 Jahren verſchied am
Samstag abend in Tübingen der rühmlichſt
be=
kannte Kunſthiſtoriker Georg Dehio=
Zweimal hat Profeſſor Dehio ſeine Heimat verloren. In
Reval, das damals ja noch zu Rußland gehörte, wurde er als
Sohn des Wirklichen Staatsrates J. W. Dehio am 22.
Novem=
ber 1850 geboren; er iſt alſo eigentlich Balte von Geburt. Aber
dieſer ſo ziemlich nördlichſte Vorpoſten deutſcher Kultur vermochte
ihm nicht den Wirkungskreis zu geben, deſſen er bedurfte — ihn
zog es nach dem deutſchen Mutterlande zurück, die deutſche
Kunſt, deutſche Architektur war es, deren Studium ſein Leben
gehörte. Iſt es da ein Wunder, daß er nach mehrfachen
Statio=
nien in der Stadt eines der herrlichſten deutſchen Bauwerke, zu
Füßen des Straßburger Münſters, ſeine zweite Heimat
fand?
Aber der Weltkrieg vernichtete Deutſchlands Macht. Wieder
wie einſt zu Zeiten Goethes blickte der ehrwürdige deutſche Bau
auf franzöſiſche Trikoloren herab. Und die Machthaber, der
„grande nation” vertrieben den deutſchen Profeſſor von uraltem
deutſchen Boden — wieder verlor Georg Dehio ſeine zweite
Heimat.
Schwer wurde ihm der Abſchied. Im Vorwort ſeiner
ſechs=
bändigen „Geſchichte der deutſchen Kunſt”, das er im
Jahre des Unheils, 1918, ſchrieb, klagt er beweglich: „Heute noch
darf ich dieſe Zeilen an dem Ort ſchreiben, an dem das Buch
— nicht zufällig — entſtanden iſt, im Angeſicht des
Münſter=
baues, deſſen Steine in Ewigkeit deutſch reden werden, auch
dann noch, wenn bei den Menſchen um ihn her der letzte deutſche
Laut verklungen ſein wird, abgeſchworen und vergeſſen.” Wenn
wir auch heute, nach faſt 14jähriger Franzoſenherrſchaft hoffen
dürfen, daß ſich das trübe Wort Dehios nicht erfüllen wird,
wenn wir den zähen Kampf der Elſäſſer um ihr Deutſchtum
bewundern, ſo erzählen die Worte des Gelehrten doch von dem
Schmerz eines echten Deutſchen um den Verluſt urdeutſchen
Landes.
Von der Geſchichte kam Profeſſor Dehio zur Kunſtgeſchichte
Von Göttingen aus erhielt der 27=Jährige eine Berufung als
Univerſitätsprofeſſor nach München: ſeine Habilitationsſchrift
be=
handelte die Geſchichte des Erzbistums Hamburg=
Bremen. Studienreiſen durch Italien und Frankreich weiteten
ſeinen Blick. Anders als Winkelmann, der ſo völlig in der
klaſſi=
ſchen und Renaiſſancearchitektur aufging, daß ihm die Spitzgiebel
Deutſchlands faſt körperliche Schmerzen bereiteten, hatte ſich
Pro=
feſſor Dehio den Sinn für die beſondere Eigenart deutſcher
Bauweiſe, die ſo recht ein Ausdruck der deutſchen Volksſeele war,
bewahrt. So ſchreibt er: „Deutſche Kunſt in uus aufnehmen
Profeſſor Dr. Georg Dehio.
heißt: in Kontakt mit dem Seelenleben unſerer Vorfahren treten.
Deutſche Kunſt verſtehen heißt: uns ſelbſt verſtehen, unſere
an=
geborenen Anlagen und was das Schickſal aus ihnen gemacht
hat — alles in allem: die Kunſt als etwas mit der Ganzheit
des geſchichtlichen Lebensprozeſſes unlöslich Verbundenes.”
Nacheinander läßt Dehio ſeine grundlegenden Werke
erſchei=
nen: „Die kirchliche Baukunſt des Abendlandes”
(7 Bände), „Kunſtgeſchichte in Bildern” (5 Bände), das
„Handbuch der deutſchen Kunſtdenkmäler” und
endlich ſeine 1924 abgeſchloſſene fundamentale „Geſchichte
der deutſchen Kunſt” Eerade jetzt im Goethejahr dürfte
auch ein Abſchnitt aus Dehios „Kunſthiſtoriſchen Aufſätzen” von
Intereſſe ſein über die Anregung, die Goethe für feine Fauſt=
Viſion im Schluß des zweiten Teiles ſeines Lebensgedichtes aus
den Wandbildern des Campo Santo in Piſa gezogen hat.
Klar erkannte Dehio auch den Unterſ hied des germaniſchen
Kunſtempfindens vom romaniſchen.
„Der Deutſche iſt erfüllt vom Gefühl der Unermeßlichkei / Entw
und Rätſelhaftigkeit des Daſeins, ihm erſcheint die Formklar / 50 Jah
heit der Renaiſſance als eine ſchöne Lüge. Nicht Harmome Lydia g
ſondern Diſſonanz iſt ihm der Kern des Lebens. Darum lieb /,75
Jahr=
er in der Kunſt das Dämmernde, Schwebende, Unbegrenzte Anoch wit
nicht das vollendete Sein, fondern das flutende Werden. WaS üiniſcher
ihn zum Klaſſiſchen hinzieht, ſt der wahrheitſuchende Ver= Forſchu
ſtand. Wo er ſich der Urgewalt und Tiefe ſeines Inſtinlts auch die
überläßt, wird er gotiſch, romantiſch, barock.”
Ver
Wie kein anderer hat uns Dehio das Geheimnis deutſchent aus de
Kunſtlebens, deutſchen Kunſtſchaffens erſchloſſen. Aus der deu Pkäbarat
ſchen Seele heraus erklärt er ihr Weſen in einer edlen Spracey
ohne tönende Phraſe. Nur ein wahrhaft adliger Menſch, erfüllm
von heißer Liebe zu deutſcher Kunſt, zu deutſchem Volkstum
konnte derartige Werke ſchreiben. Deshalb werden dieſe auch die
Zeiten überdauern.
Die vielfachen Ehrungen, die dem deutſchen Gelehrten aus
allen Teilen der Kulturwelt zuteil wurden, waren nur Aeußele Wedchle
lichkeiten, ſein ſchönſtes Denkmal hat er ſich ſelbſt in ſeinem Moban
Schriften geſetzt. Kein trockener Stubengelehrter war Profeſſol= Wen
Dehio, nein, aus dem vollen lebendigſten Leben ſchöpfte er. Une au
vergeßlich bleibt uns ſein Wort: „Wo anders als im Leben liege gew
die treibende Kraft der Kunſt.”
50 Jahre Tuberkelbazillus.
Am 2 4. März 1882 machte Robert Koch in der Berlinel
Geſellſchaft für Phyſiologie ſeine erſten Mitteilungen über die=
Entdeckung des Tuberkelbazillus. Es war nicht der erſſe
Bazillus, der entdeckt worden war. Derſelbe geniale Forſc”‟
hatte bereits die Uebertragbarkeit des Milzbrandes durch einel
Bazillus nachgewieſen und damit den erſten Schritt in ein Neue
land der Forſchung getan, aus dem die Heilkunde nicht nur 9a00 Erkenntniſſe zog, ſondern das gleichzeitig eine faſt ube‟
wältigende Fülle neuer wiſſenſchaftlicher Probleme ſchuf,
uns heute noch verwickelter erſcheinen als vor 50 Jahren. Le
uns die Entdeckung des genialen Meiſters Robert Koch SeN."
gebracht? Angeſichts der Kämpfe, die ſich in wiſſenſchaftliche”
und noch mehr in nichtwiſſenſchaftlichen Kreiſen über Lul”.
kuloſeſchutz= und =heilverfahren abgeſpielt haben, könnte ie"
manchmal daran zweifeln. Das halbe Jahrhundert, das
der Entdeckung des Tuberkelbazillus vergangen iſt, hat md”
bedeutſamen Fortſchritten überſpannteſte Hoffnungen und. ""
terſte Enttäuſchungen gezeitigt. Nicht der Streit der Lan”
meinungen kann uns die Bedeutung der Entdeckung Ro”
Mittwoch, 23. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 83 — Seite 3
2
„Jagl ſie — ſie ſind Deutſche!”
Eine neue Welle der Deutſchenverfolgung in der Tſchechoflowakei.
Hundert junge Leute verhaftet. — Vor dem größten politiſchen
Prozeß der Tſchechoſlowakei.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Prag, 23. März.
Seit Wochen veranſtaltet die tſchechiſche Polizei in zahlreichen
deutſchen Städien Böhmens, Mährens und Schleſiens
regel=
rechte Razzien auf Angehörige der Organiſation „Volksſport”
eines Vereines, der in enger Verbindung zur ſudeiendeutſchen
nationalſozialiſtiſchen Partei ſteht. Dieſer „Voltsſport”=
Organi=
ſation gehört in der Hauplſache ein Großteil der
ſudetendeut=
fchen ſtudierenden Jugend an, jene Jugend, die ſich für die
Tſchechoſlowakei und ihre Geſetzgebung deswegen nicht zu
er=
wärmen vermag, weil die Geſetze dieſes Staates dem
akademi=
ſchen deutſchen Bürger ſeit dreizehn Jahren die Anwartſchaft
auf eine ſtaatliche Anſtellung verſagen, weil alle amtlichen Poſten
den Angehörigen der „Staatsnation” vorbehalten bleiben. Der
deutſche Student in der Tſchechoſlowakei weiß, daß er, wenn er
die Matura hinter ſich gebracht oder ſeinen Doktor gemacht hat,
noch auf lange Zeit hinaus dem Vater auf der meiſt ohnedies
ſehr ſchmalen Brieftaſche liegen bleiben wird, und daß das Heer
der erwerbsloſen Akademiker deutſcher Nationalität in der
tſchechi=
ſchen Republik von Jahr zu Jahr immer größer werden muß
angeſichts der rückſichtsloſen Ausſchließung der deutſchen
Intelli=
genz aus dem Staatsdienſte. Aber nicht nur, daß dem deutſchen
Nachwuchs die höheren Amtsſtellen verwehrt bleiben — auch die
untergeordneten Dienſtpoſten bei der tſchechoſlowatiſchen Bahn,
bei der Poſt, in der Straßenverwaltung, im Sicherheitsdienſt
uſw. kommen faſt nur mehr tſchechiſchen Anwärtern zugute; die
durch das gleiche tſchechiſch=nationale Protektionsſyſtem
ge=
ſchwächte ſudetendeutſche Induſtrie und das deutſche Gewerbe in
der Tſchechoſlowakei (es iſt bekannt, daß Staatslieferungen,
öffentliche Bauten u. a. nur an tſchechiſhe Unternehmungen
ver=
geben werden) ſind nicht in der Lage, dem Nachwuchs
aus=
reichende Beſchäftigungsmöglichkeiten zu bieten, ſo daß die
Aus=
ſichten dieſer deutſchen Jugend, ob ſie nun ſtudiert hat oder aus
Werkſtätten und Schreibſtuben hervorgeht, die denkbar trübſten
ſind. Es iſt ſehr begreiflich, daß dieſen jungen Leuten die
radi=
kalen Töne, die von den ſudetendeutſchen Nationalſozialiſten
an=
geſchlagen werden, außerordentlich zuſagen und daß ſie ſich an
den täglich wiederholten nationalſozialiſtiſchen
Kampfankün=
digungen gegen das deutſchfeindliche Prager Syſtem leicht
be=
geiſtern und berauſchen. Daher hat die „Volksſport”=Organiſation
einen überraſchend ſtarken Zulauf aus der ſudetendeutſchen
Jugend erhalten.
Den Tſchechen iſt verſtändlicherweiſe die überhandnehmende
Radikaliſierung des Sudetendeutſchtums aus vielerlei Gründen
unerwünſcht. Statt ſie aber dadurch abzubauen, daß ſie den
Deut=
ſchen die ihnen verfaſſungsmäßig zugeſicherten Rechte zugeſtehen,
daß ſie ein Ende machen mit der unleidlichen Nadelſtichpolitik
gegenüber ihren Mitbürgern deutſcher Zunge, bleiben ſie
weiter=
hin bemüht, den Sudetendeutſchen mit der Macht des Stärkeren
zu imponieren und ihnen die Achtung vor der „Staatsnation” mit
Gummiknüppeln einzubläuen. Auch im Falle der „Volksſport”=
Affäre ſpielen Bajonette und Gummiknüppel eine nicht zu
unter=
ſchätzende Rolle, und nach der hiermit eingeleiteten Aufrollung der
Angelegenheit iſt es nur verſtändlich, wenn ſich dutzendweiſe die
Türen tſchechiſcher Gefängniſſe öffneten und vorderhand rund
hundert junge Sudetendeutſche, die „radikaler und ſtaatsfeindlicher
Umtriebe” beſchuldigt werden, bis auf weiteres in „ſtaatliche
Ver=
pflegung und Fürſorge” genommen wurden . Dieſe jungen
Leute haben das furchtbare Verbrechen begangen, einer
be=
hördlich angemeldeten und bewilligten
Ver=
lſeinigung (eben der erwähnten Volksſport=Organiſation)
bei=
getreten zu ſein und ſich an ihren Veranſtaltungen beteiligt zu
haben. Dieſe Veranſtaltungen beſtanden in gemeinſamen
Wan=
derungen, Geländeſpielen, ſportlichen Uebungen uſw. Der
Innen=
miniſter verfügte über Nacht die Verhaftung der „Volksſport” und die Beſchlagnahme aller bei ihnen vorgefundenen
Papiere und Bücher, da, wie er erklärte, die Gründer des
Ver=
ſeines ganz andere Zwecke verfolgt hätten, als in den Satzungen
ſangegeben worden ſei. Die Oeffentlichkeit vernahm mit
Ueber=
raſchung, daß die Geländeſpiele der Volksſport=Jugend gar keine
Spiele geweſen ſeien, ſondern verſteckte militäriſche Uebungen;
ſie vernahm, daß die Mitglieder des deutſchen Vereins in Rotten
kingeteilt geweſen ſeien, deren Führer ſogar altöſterreichiſche
Kommandoworte gebraucht hätten, und die braven tſchechiſchen
Pa=
krioten überlief vollends eine Gänſehaut, als ſie aus dem Munde
des Innenminiſters erfahren mußten, daß bei den Volksſportlern
nicht nur militäriſche Diſziplin herrſche, ſondern daß bei den
Spie=
ſen und Uebungen auch geſchoſſen werde: freilich nur
andeu=
ungsweiſe durch — hier atmet der beſorgte tſchechiſche
Staats=
ſürger erleichtert auf — alſo durch Händeklatſchen!
Feder Händeklatſch ein Schuß — nicht auszudenken, in welche
Ge=
ſahr die Tſchechoſlowakei geraten könnte, wenn zehntauſend junge
Sudetendeutſche mit klatſchbereiten Händen losgehen würden! ..."
Zudem behauptet der Innenminiſter, die Organiſation ſei in
Ver=
bindung mit ähnlichen reichsdeutſchen Vereinigungen
ge=
ſtanden, von denen bekannt ſei, daß ſie die Vereinigung aller
Deutſchen, alſo auch der in der Tſchechoſlowakei lebenden,
anſtre=
ben; damit richte ſich ihre Tätigkeit gegen die Verfaſſungseinheit
der Tſchechoſlowakei.
Auf deutſcher Seite freilich wird behauptet, daß die ganze
Affäre gegenwärtig nur deshalb ins Rollen gebracht worden ſei,
weil die Aufmerkſamkeit der tſchechiſchen Oeffentlichkeit von der
infolge innerer Konflikte in der tſchechiſchen Koalition drohenden
Kabinettskriſe abgelenkt werden ſoll. Denn ſeit Wochen wankt das
Gebälk der Prager Koalition in bedrohlicher Weiſe, und es wird
ganz offen von einem Rücktritt der Geſamtregierung, von der
Bil=
dung eines Beamten= oder eines Fachmännerkabinettes geſprochen.
Inwieweit die Annahme von Ablenkungsmanövern ganz oder
teil=
weiſe richtig iſt, wird ſich ja ſchon in kurzer Zeit erweiſen.
Einwandfrei ſteht feſt, daß die nächſten Wochen in der
Tſchecho=
ſlowakei im Zeichen eines bevorſtehenden Rieſenprozeſſes gegen
Hunderte von deutſchen Staatsbürgern ſtehen werden, und daß
im Zuſammenhange mit der Verfolgung und dem Verbote des
Verbandes „Volksſport” eine neue Deutſchenhetze begonnen hat,
deren letzte Auswirkungen ſich derzeit noch nicht abſehen laſſen.
Bezeichnend genug freilich iſt die Tatſache, daß die tſchechiſche Preſſe
heute ſchon unverblümt fordert, es mögen die etwa noch in
ſtaat=
lichen Dienſten ſtehenden Väter der verhafteten jungendlichen
Volksſportler ſofort ihrer Funktionen enthoben und durch Tſchechen
erſetzt werden. Jedenfalls wird die geſamte deutſche Oeffentlichkeit
den kommenden Ereigniſſen in der Tſchechoſlowakei und dem
Pro=
zeß gegen die Hundert ſudetendeutſchen Volksſportler das größte
Intereſſe zuwenden müſſen, denn die Verurteilung der jungen
Deutſchen wegen ihrer angeblich ſtaatsgefährlichen Umtriebe
würde bedeuten, daß ſich die dreieinhalb Millionen Deutſchen im
tſchechiſchen Staate in alle Zukunft mit dem gegen ſie angewendeten
Syſtem der Unterdrückung widerſpruchslos abzufinden hätten. Daß
damit das nationale Schickſal der
Sudetendeut=
ſchen beſiegelt wäre, iſt klar, weshalb zu erwarten iſt,
das geſamte Auslandsdeutſchtum werde gegen jene ſonderbaren
Methoden einmütig Proteſt erheben, mit denen man in Prag
die Deutſchen zur Loyalität einem Staatsweſen gegenüber zwingen
will, das ihnen wohl drückende Pflichten auferlegt, aber ihnen
trotz verfaſſungsmäßiger Beſtimmungen keinerlei nationale Rechte
einräumen will!
Die rafnſch sjaramicen Pehlegungen.
Japan beſtreitel die Verlehung des Porksmouther Verkrages.
„Keinerlei ſtrakegiſche Inkereſſen” Japans an der Oſtchinabahn. — Rußland und Japan
beſtreiken die Konzenkrierung von Truppen an der koreaniſchen Grenze.
Sowjetregierung, die eine konſequente Friedenspolitik
betreibe, beobachte ſtreng den Portsmouther Ver=
Fragen und Gegenfragen.
trag und hoffe, daß die japaniſche Regierung und ihre
Ver=
treter in der Mandſchurei ebenfalls die Verpflichtungen, die ſich
Aſiakiſche Höflichkeitserklärungen.
für Japan aus dem Portsmouther Vertrag ergeben, beobachten
Moskau, 22. März.
Zur Frage des Portsmouther Vertrages gab der hieſige
japaniſche Botſchafter, Hirota, im Auftrag ſeiner Regierung dem
Stellvertretenden Volkskommiſſar des Aeußeren, Karachan, am
5. ds. Mts. und am 19. ds. Mts. Erklärungen ab.
Die japaniſche Regierung ſieht in den Transporten und
der Konzentrierung von Truppen auf der Oſtchinabahn keine
Verletzung des Portsmouther Vertrages, da dieſe Transporte
nach der Erklärung Hirotas nicht aus ſtrategiſchen Gründen,
ſon=
dern zum Schutze des Lebens und Eigentums der japaniſchen
Staatsangehörigen hervorgerufen wurden.
Was den Schutz der Oſtchinabahn durch japaniſche Truppen
anbetrifft, ſo rechtfertigt die japaniſche Regierung dieſe Tatſache
mit der Erklärung, daß der Eiſenbahnſchutz im ſüdlichen
Ab=
ſchnitt der Oſtchinabahn infolge der Ereigniſſe in der
Man=
dſchurei verſchwand und daß japaniſche Truppen den Schutz der
Südlinie übernehmen mußten, weil die Gefahr eines Ueberfalls
durch Banditen und der Unterbrechung des Verkehrs beſtand. Am
3. März ſtellten die japaniſchen Truppen die Ueberwachung ein,
und der Bahnſchutz obliegt gegenwärtig den Kiriner Truppen.
Der japaniſche Botſchafter, der der Sowjetregierung die
Ver=
ſicherung abgab, daß Japan den Portsmouther Vertrag loyal
er=
füllt habe und auch weiterhin erfüllen werde, erklärte Karachan,
daß Japan an der Oſtchinabahn keinerlei
ſtrate=
giſche Ziele verfolge und daß die japaniſche
Re=
gierung nicht die geringſte Abſicht habe,
Trup=
pen an der Oſtchinabahn zu belaſſen. Für die
Kon=
zentrierung japaniſcher Truppen an der
korea=
niſchen Sowjetgrenze gab die japaniſche Regierung
be=
reits am 5. ds. Mts. die Erklärung ab, daß ſie keine Ziele,
verfolge, die das Sowjetgebiet bedrohen
könn=
ten. In der Erklärung vom 19. ds. Mis. weiſt die japaniſche
Regierung darauf hin, daß in dieſem Rayon nur ein
Grenz=
ſchutz vorhanden ſei, und ſie verſichert, daß die japaniſche
Ne=
gierung ſeit der Aufnahme der diplomatiſchen Beziehungen
zwi=
ſchen der Sowjetunion und Japan ihre Truppen an der
Sow=
jetgrenze nicht vergrößert habe.
Auf die Gegenfrage der japaniſchen Regierung
wegen der Konzentrierung vun Sowjettruppen
an der koreaniſchen Sowjetgrenze und der
Ein=
richtung eines Flugplatzes dortſelbſt, die der japaniſche
Botſchaf=
ter Hirota am 19. März übermittelte, erwiderte Volkskommiſſar
Karachan, daß dieſe der japaniſchen Regierung zugegangenen
Nachrichten der Grundlage entbehren, da keinerlei
Kon=
zentrierung von Sowjettruppen an der
korea=
niſchen Sowjetgrenze ſtattfinde und auch nicht
beabſichtigt ſei, ebenſo wie keinerlei
Kriegs=
maßnahmen beabſichtigt ſeien, die dem
Ports=
mouther Vertrag zuwiderlaufen würden. Die
ſochs erklären, ſondern lediglich eine ſachliche Darlegung des
Entwicklungsgangs der Tuberkuloſe=Forſchung im Lauf der
(0 Jahre ermöglicht eine Beurteilung. Vor kurzem hat Prof.
(ydia Rabinowitſch=Kempner, eine Frau, die ſich ſeit mehr als
5 Jahren der Erforſchung des Tuberkelbazillus gewidmet und
toch mit Robert Koch gemeinſam gearbeitet hat, in der „
Medi=
uniſchen Welt” die wichtigſten Ergebniſſe der
Tuberkelbazillus=
forſchung aufgezeichnet und damit in ſtreng berichtender Weiſe
ſuch die noch vielen ungelöſten Fragen beleuchtet.
Wer je als junger Student der Medizin zum erſten Mal
us dem Auswurf eines Lungenkranken ein mikroſkopiſches
Fräparat angefertigt hat, wird ſich des ſtarken Eindrucks
er=
nnern, den das Aufleuchten der zarten rot gefärbten Stäbchen
n der dunkelblau gefärbten Maſſe der Eiterkörperchen
hervor=
uft. Die Färbung des Tüberkelbazillus war der erſte große
fortſchritt, der nach der Entdeckung des Tuberkelbazillus
ge=
nacht worden iſt. Schon bald nach Kochs Entdeckung fand der
gniale Paul Ehrlich ein Verfahren, um den an ſich ſchwer
ſrbbaren Bazillus deutlicher erkennbar zu machen. Später
hben Ziehl und Neelſen ein Färbeverfahren angegeben, das
ſch außerordentlich bewährt hat und auch heute noch allgemein
igewendet wird. Der Tuberkelbazillus iſt von einer Art
Wachs=
ſchicht umgeben, die das Eindringen von Farblöſungen erſchwert.
er iſt gegen Säure und Alkali ſehr widerſtandsfähig. Durch
ſttenſive Färbung unter Erhitzung der Farblöſung, durch
Be=
hndlung mit Säure und Alkohol, durch Vernichtung der
an=
dren Bakterien konnte eine beſſere Därſtellung des
Tuberkel=
hzillus erzielt werden. Zugleich ſtellte ſich jedoch heraus, daß
ee ganze Reihe anderer Bakterien, wie z. B. die Leprabazillen
genfalls die Eigenſchaft der Säurefeſtigkeit haben, und daß man
af dieſe Eigenart bei dem Nachweis der Tuberkelbazillen
be=
ſuidere Rückſicht nehmen muß. Die Züchtung der Bazillen auf
Vihrböden gelang ſchon Robert Koch, machte aber lange Zeit
hoße Schwierigkeiten. Jetzt gibt es jedoch Nährböden, die
eſte Fortzüchtung einwandfrei ermöglichen (Eiernährböden,
Rrtoffelnährböden u. a.). Ein Heilſerum im ſtrengen Sinn
uß ſich jedoch aus den Tuberkelbazillenkulturen nicht herſtellen.
zoar fand Robert Koch einen Stoff, den er Tuberkulin nannie
ud auf den zunächſt große Hoffnungen geſetzt wurden. Das
Aberkulin hat ſich auch zum Nachweis einer tuberkulöſen
Er=
lunkung am Menſchen weitgehend bewährt, als Heilmittel hat
( aber nur eine beſcheidene B.deutung eilangt. In kliniſcher
Yziehung war der Nachweis der Tuberkelbazillen im erkrankten
Kwebe von allergrößter Bedeutung. Erſt dadurch wurde es
Mglich, eine Reihe von Krankheitsprozeſſen als tuberkulös zu
gennen, die früher als Krankheiten beſonderer Art angeſehen
hrden. Wenn wir heute neben der Lungentuberkuloſe eine
hochen= und Gelenktuberkuloſe, Drüſen= und Hirnhaut=, Darm=
und Hauttuberkuloſe unterſcheiden, ſo war dies erſt möglich,
nachdem der Erreger einwandfrei erkannt worden war. Es
wurde ferner feſtgeſtellt, daß Tuberkuloſe auch bei Tieren
vor=
kommt. Die Perlſucht der Rinder erwies ſich als tuberlöſe
Er=
kraukung, deren Erreger den menſchlichen Tuberkuloſebazillen
entſpricht, d. h. in bakteriologiſcher Beziehung, in ſeiner krank=
Robert Koch (1843—1910).
heitserregenden Wirkung zeigt er Unterſchiede. Lange Zeit war
überhaupt bezweifelt worden, ob der Rindertuberkuloſe=Bazillus
beim Menſchen Tuberkuloſe auszulöſen vermag. Robert Koch
hat dies anfangs beſtritten, ſpäter jedoch ſeine Anſicht geändert.
Heute ſteht feſt, daß Rindertuberkuloſe auch für den Menſchen,
beſonders für Kinder anſteckend iſt, aber in geringerem Grade
wie menſchliche Tuberkuloſe. Calmette ve wendete bei ſeinem
Tuberkuloſe=Schutzn ittel ein i Stamm von Rindertuberkuloſe,
der urch Züchtung auf künſtlichen Nährbosen ſo abgeſchwächt
worden iſt, daß er praktiſch ungiftig ſein ſoll. Das Friedmannſche
Heilmittel geht von einem Tuberkuloſeſtamm aus der von
Schildkröten ſtammt (Kaltblütertuberkuloſe). Um den Wert dieſes
Heilmitiels iſt nicht nur in wiſſenſchaftlichen Kreiſen, ſondern
auch in der Oeffentlichkeit heftig geſtritten worden. Ganz
all=
gemein muß man leider ſagen, daß die ganze gewaltige Tuber=
werden.
„Die Mandſchurei für Japan von höchſt
polikiſcher Bedeutung.
Tokio, 22. März.
Außenminiſter Yoſhiſawa legte heute vor dem japaniſchen
Parlament den Standpunkt der Regierung über die
Be=
ziehungen Japans zu China und Rußland dar.
Es ſei zu hoffen, daß die neue mandſchuriſche Regierung die
beſtehenden Verträge und die Rechte und Intereſſen der
Aus=
länder reſpektieren werde, ſo wie das Prinzip deroffenen
Tür aufrecht erhalte.
Die in Moskau geführten Verhandlungen über
die Fiſcherei=Rechte in den nördlichen
Gewäſ=
ſern ſeien bisher ergebnislos verlaufen. Im Intereſſe
der freundſchaftlichen Beziehungen beider Länder ſei eine
bal=
dige zufriedenſtellende Regelung dieſer Frage höchſt
wünſchens=
wert.
Yofhiſawa wandte ſich dann wieder den japaniſchen
Be=
ziehungen zu China zu. Während die Interefſen Japans
in der Mandſchurei, ſo erklärte er, höchſte politiſche
Bedeutung hätten, ſeien die japaniſchen Intereſfen
im eigentlichen China hauptſächlich
wirtſchaft=
licher Natur. Wenn daher die Nanking=Regierung und die
chineſiſchen Nationaliſten ihre antijapaniſche Politik aufgeben
und ihre Energie der Erreichung einer Einigkeit und
wirtſchaft=
lichen Fortſchritten zuwenden würden, werde zweifellos völlige
Freundſchaft und ein dauerndes Einvernehmen zwiſchen den
beiden Ländern wieder hergeſtellt werden können.
Japan nimmk die Waffenſtillſtands=Bedingungen an.
Schanghai, 22. März.
Wie der japaniſche Geſandte in China, Schigemitſu, bekannt
gibt, hat ſich die japaniſche Regierung bereit erklärt,
folgende drei Bedingungen für den Abſchluß eines
Waffenſtillſtandes in Schanghai anzunehmen:
1. Die chineſiſchen Truppen verbleiben in ihren bisherigen
Stellungen.
2. Die Japaner ziehen ſich programugemäß, d. h. wohl in
die Internationale Siedlung, zurück.
3. Eine Gemiſchte Kommiſſion, der auch Vertreter der
neu=
tralen Mächte angehören, ſoll die Ausführung der
Waffen=
ſtillſtandsbedingungen überwachen.
Man hofft, daß der Waffenſtillſtand offiziell am Mittwoch
abgeſchloſſen wird, ſo daß alsdann die endgültigen
Friedens=
verhandlungen beginnen können.
kuloſe=Forſchung dieſer 50 Jahre nicht zur Gewinnung eines
wirklich anerkannten und allgemein verwendbaren
bakteriolo=
giſchen oder ſerologiſchen Heilmittels geführt hat.
Die großen Erfolge der Tuberkuloſebekämpfung, die in
allen Ländern zu einem ſtarken Rückgang dieſer Volkskrankheit
geführt haben, verdanken wir einmal der verfeinerten Diagnoſe,
den Fortſchritten der Hygiene, der Heilſtätten, ſowie der
klima=
tiſchen und diätetiſchen Heilbehandlung. In den letzten
Jahr=
zehnten hat auch die chirurgiſche Behandlung der
Lungen=
tuberkuloſe, die Stillegung der erkrankten Lungenabſchnitte durch
Lufteinblaſung in die Bruſthöhle (Pneumothorax) die
Heilungs=
ausſichten weſentlich verbeſſert. Die Erforſchung des
Tuberkel=
bazillus und ſeiner Lebensvorgänge iſt inzwiſchen nach allen
möglichen Richtungen ſpezialiſiert worden. Die Literatur
dar=
über iſt ungeheuer und füllt ganze Bibliotheken. Aus der Fülle
der Forſchungsergebniſſe ſeien nur wenige Tatſachen
hervor=
gehoben: Der Tuberkelbazillus iſt keineswegs ein ſtets
gleich=
artig lebender und wirkender Organismus. Die einzelnen
Bazillenſtämme können in ihrer Lebensweiſe ſehr wechſelnd und
verſchieden wirken, und zwar je nach ihrer Herkunft und ihren
Lebensbedingungen. Schon vor mehreren Jahrzehnten wurden
Körnelungen in einzelnen Tuberkelbazillen feſtgeſtellt. Anfangs
ſah man darin Zerfallerſcheinungen, ſpäter verſtärkte ſich der
Eindruck, daß es ſich um Uebergänge zu anderen Lebensformen
handelt. Es gibt, wie heute zweifelsfrei erwieſen iſt, auch eine
unſichtbare Form des Tuberkuloſe=Giftes, ein Virus, das durch
feinſte Bakterienfilter hindurchgeht, das bei der Ueberimpfung
auf empfängliche Tiere charakteriſtiſche tuberkulöſe
Veränderun=
gen hervorruft, aus denen dann wiederum echte Tuberkelbazillen
gezüchtet und nachgewieſen werden können. Die neueſten
For=
ſchungen beziehen ſich auf das Vorkommen und die Züchtung
von Tuberkelbazillen aus dem Blut. Löwenſtein hat ſolche
Züch=
tungsverſuche in großer Zahl unternommen und Tuberkelbazillen
auch bei Kranken nachgewieſen, die nicht an typiſcher
Tuber=
kuloſe, ſondern an anderen Krankheiten litten. Lydia
Rabino=
witſch=Kempner konnte die Befunde bei Tuberkulöſen beſtätigen,
nicht aber bei Kranken, die an anderen nichttuberkulöfen Leiden
litten.
Die Entdeckung Robert Kochs hat im Laufe dieſer 50 Jahre
zu einer außerordentlich fruchtbaren und vielſeitigen
Forſchungs=
tätigkeit geführt, der ſich die bedeutendſten Forſcher und viele
wiſſenſchaftliche Geſellſchaften mit größtem Eifer widmen und
deren literariſcher Niederſchlag kaum überſehbar iſt. Inzwiſchen
ſind ganz neue Geſichtspunkte und neue Frageſtellungen
aufge=
taucht, und die nächſten 50 Jahre werden nicht ausreichen. um
den ganzen wiſſenſchaftlichen Gehalt der durch Robert Kochs
epochemachenden Leiſtungen begonnenen Entwicklung auszu=
Dr. med. Georg Kaufmann.
ſchöpfen.
Seite 4 — Nr. 83
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 23. März 1932
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Mittwoch, 23. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 83 — Seife 3
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, den 23. März 1932.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 15. März der
ordentliche Profeſſor an der Techniſchen Hochſchule Geh. Hofrat
Dr. Friedrich Dingeldey auf ſein Nachſuchen vom 1. April
1932 ab.
C Schließung der ſtädtiſchen Büros und Kaſſen. Am
Sams=
tag, den 26. März (Oſterſamstag), bleiben die ſtädtiſchen
Ge=
ſchäftszimmer und Kaſſen geſchloſſen, mit Ausnahme der
Städtiſchen Sparkaſſe, deren Schalter wie an anderen Samstagen
offengehalten werden.
Kaſſenſtunden der Sparkaſſe. Die Einleger der Städtiſchen
Sparkaſſe werden auch an dieſer Stelle darauf aufmerkſam gemacht,
daß die Sparkaſſe ihre Kaſſenſchalter ſowohl bei der Hauptſtelle in
der Rheinſtraße wie auch bei den Zweigſtellen Hügelſtraße und
Beſſungerſtraße am Oſterſamstag in der Zeit von vormittags
8—12 Uhr offen hält.
Heſſiſches Landesmuſeum. Das Heſſiſche Landesmuſeum
iſt am Karfreitag und 1. Oſterfeiertag geſchloſſen, dagegen am
2. Feiertag, von 10 bis 13 Uhr, und am
Oſterdiens=
tag, von 11—13 Uhr, unentgeltlich geöffnet. — Im
übrigen ſind die öffentlichen Beſuchsſtunden folgende: Sonntags
von 10 bis 13 Uhr, Dienstags, Donnerstags, Freitags und
Samstags von 11 bis 13 Uhr, und Mittwochs von 14 bis
16 Uhr, (in der Zeit vom 1. April bis 30. September von 15
bis 17 Uhr). Der Eintritt iſt frei.
— Treue Mieter. Am 23. März ſind es 40 Jahre, daß Herr
und Frau Auguſt von Heſſert bei den Bergrat Wilhelm Schenck
Erben, Martinſtraße 14, in ſtändig gutem Einvernehmen wohnen.
— Karfreitagsmuſik in der Pauluskirche. Wie jedes Jahr,
findet auch diesmal am Karfreitag nachmittag um 5 Uhr eine
„Geiſtliche Muſik” in der Pauluskirche ſtatt, die Werke
von Paleſtrina bis Arnold Mendelsſohn bringt.
Von letzterem, dem einheimiſchen Meiſter, drei Werke, die zu
dem Schönſten zählen, was er geſchaffen hat, ein „Neuer armer
Judas” für zwei Frauenſtimmen und Chor, „Das Leiden des
Herrn” und „Auferſtehung” für Soloſtimmen, Chor, Orcheſter
und Orgel. Den zuletzt genannten beiden Werken ſind alte
volks=
tümliche Texte zugrunde gelegt, ſie ſind beide von hinreißender
Schönheit und tiefſter Wirkung. Als Soliſten wirken mit Frl.
Klara Herber (Alt) und Frl. Margarete Knös (Sopran). Das
Orcheſter iſt aus Mitgliedern unſeres Landestheaterorcheſters
zu=
ſammengeſtellt.
Die vom 23. März ab im Kraftpoſtverkehr ausgegebenen
Rückfahrkarten behalten ihre Gültigkeit bis zum 4. April
einſchließlich.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Dem Abſchluß der
Winterveranſtaltungen, die der Odenwaldklub alljährlich bietet,
insbeſondere auch ſeinen Mitgliedern, die nicht an den
Klub=
wanderungen teilnehmen, bildete ein Lichtbildervortrag des Herrn
Profeſſor Kiſſinger. Unterſtützt durch prächtige Lichtbilder,
führte der im Geſamtklub als Redner hochgeſchätzte Klubgenoſſe
die zahlreichen Klubfreunde und deren Angehörige durch Kärnten
und Steiermark. Von ihm kann man lernen, wie man trotz der
Nöte unſerer Zeit immer noch mit Ruckſack und Wanderſtab Land
und Leute entfernter Gegenden gründlich kennen lernen kann,
ganz anders, als wenn man mit der Bahn oder mit Auto durch
die Lande raſt. Das betonte auch der Vorſitzende der Ortsgruppe
Darmſtadt. Herr Profeſſor Köſer, in ſeinen Dankesworten, in
denen er Herrn Profeſſor Kiſſinger als den vorbildlichen
anſpruchs=
loſen Wandersmann für unſere Zeit pries. Er ſprach damit aus,
was in der zahlreichen Zuhörerſchar gewiß allgemein gedacht
wor=
den war.
— Lichtbildervortrag über die Grönlandexpedition Prof. Dr.
Wegener. Auf den heute abend im GDA.=Heim, Schleiermacherſtr.
Ecke Wieſenſtr., ſtattfindenden Vortrag wird nochmals hingewieſen.
Herr Ernſting, ein Expeditionsteilnehmer, wird perſönlich eine
Schilderung dieſer großen Expedition geben. Seine Ausführungen
werden von vielen Lichtbildern begleitet ſein. Da es ſich hier um
eine deutſche Expedition handelt, dürfte dieſer Vortrag das größte
Intereſſe finden
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus.
Mitrwoch, 23 März / Keine Vorſtellung
Kleines Haus.
Mittwoch, 23. März
20, Ende nach 22 Uhr. Zuſatzmiete 11 10.
Zur Goethe=Feier Jphigenie. Preiſe 0.70—5 Mk.
Mittwoch, 23. März: In Gießen (Stadttheater) „Don Juan”.
— Oſtern im Heſſiſchen Landestheater. Am Sonntag geht als
Oſter=Feſtvorſtellung Richard Wagners Bühnenfeſtſpiel „
Par=
ifal” im Großen Haus in Szene Karl Maria Zwißler wird
das Werk dirigieren. Den Parſifal ſingt Joachim Sattler, den
Amfortas Johannes Drath, den Klingſor Heinrich Kuhn.
Gurne=
manz: Theo Herrmann. — Im Kleinen Haus wird Guſtav
Har=
ungs überaus erfolgreiche Neueinſtudierung der „Iphigenie‟
wiederholt. — Am Oſtermontag wird die beliebte Oper „Mignon”
in der Inſzenierung von Heinz Arnold, unter der muſikaliſchen
Leitung von Erwin Palm aufgeführt. Grete Berthold ſingt
wie=
der die Mignon, eine Partie, mit der die junge Künſtlerin des
Heſſiſchen Landestheaters einen ſo ſchönen darſtelleriſchen und
ge=
anglichen Erfolg für ſich buchen konnte. In dieſer Aufführung
wird Dr. Heinrich Allmeroth den Wilhelm Meiſter ſingen,
Lo=
hario: Theo Herrmann, Laertes: Eugen Vogt. Jarno: Kurt Theo
Ritzhaupt. Friedrich: Franz Kutſchera. Am gleichen Abend gibt im
Kleinen Haus eine letzte Aufführung von „Meine Schweſter und
ich” mit der reizenden Muſik von Ralph Benatzky den Darmſtädter
Theaterfreunden Gelegenheit. Werner Hinz, der mit Ablauf dieſer
Spielzeit unſere Bühne verlaſſen wird, um ſeinem Engagement
nach Hamburg Folge zu leiſten, in einer ſeiner charmanteſten
Rollen als Fleuriot zu ſehen — Heute abend, Mittwoch, geht um
20 Uhr im Kleinen Haus als letzte Aufführung der Goethewoche
„Iphigenie”, Schauſpiel von Goethe, in der Inſzenierung Guſtav
Hartungs in Szene.
Sitten und Gebräuche in der Karwoche.
Wie die Karwoche beginnk. — Der „krumme Mikkwoch”. — Die „Rumpelmelke‟
Das „Baumbeken”. — Karwoche und Heiraksglauben.
Die jetzt begonnene Karwoche zeichnet ſich durch tief
ſymbo=
liſche Kultbräuche aus, die in uralten myſtiſchen Vorſtellungen
und in moderneren religiöſen Anſchauungen ihre Wurzeln haben.
In vielen deutſchen Gegenden tragen die Männer am Montag,
Dienstag und Mittwoch der Karwoche ein Kreuz in die Umgegend
der Städte und Dörfer. Die Männer ſind dabei vermummt. Die
Sitte rührt daher, daß fromme Bürger gewiſſermaßen dem
Er=
löſer die ſchwere Kreuzeslaſt abnehmen wollen. Tatſächlich aber
dürfte es ſich darum handeln, die Fluren zu ſegnen und die
er=
wachende Natur zur Fruchtbarkeit zu beſtimmen. Der Mittwoch
der Karwoche hat wiederum ſeine beſondere Bedeutung.
Beſon=
ders in Süddeutſchland und in Tirol ſind alte germaniſche Bräuche
mit moderneren chriſtlichen Anſchauungen verſchmolzen worden
und haben ſeltſame Sitten gezeitigt, wie z. B. den ſogenannten
„krummen Mittwoch‟. Das Wort „krumm” iſt eine Mißbildung
oder Umbildung aus dem Wort „Gerumpe”, das ſoviel wie Lärm
heißt. Der „krumme Mittwoch” bedeutet alſo der geräuſchvolle
Mittwoch. An dieſem Tage ſoll ſich Judas an einer Weinrebe
er=
hängt haben. Darum ſieht der Bauer an dieſem Tage davon ab,
ſich um ſeine Wirtſchaft zu kümmern, denn dieſe Arbeit bringt ihm
Unglück. Dafür wird an dieſem Mittwoch viel Lärm gemacht.
Angeblich handelt es ſich darum, auf dieſe Weiſe ſeine Entrüſtung
über die verräteriſche Tat des Judas zum Ausdruck zu bringen.
Aber das Lärmmachen in dieſen Frühlingstagen iſt auch ein
alt=
germaniſcher Brauch. Er muß alſo urſprünglich eine andere
Be=
deutung gehabt haben. Tatſächlich beſtand der Zweck des
Lär=
mens darin, die böſen Geiſter zu vertreiben, die an ſolchen
Wende=
punkten des Jahres nach heidniſcher Anſchauung in großer Zahl
den Menſchen beläſtigten. Später, als in chriſtlicher Zeit der
Aberglaube von den Geiſtern allmählich vergeſſen war, der
Brauch des Lärmmachens ſich aber noch erhalten hatte, ſuchte man
eine mit den Anſchauungen der chriſtlichen Religion
übereinſtim=
mende Erklärung, und es lag nahe, an den Verrat von Judas
zu denken. Die ſogen. „Rumpelmette” die mit dem
Aufſchla=
gen von Knütteln auf die Betpulte gefeiert wird, hängt mit
die=
ſen Bräuchen zuſammen. Eine ſinnige und bedeutſame Handlung
ſtellt das ſogenannte „Baumbeten” in der Karwoche dar. Die
Gemeinde begibt ſich auf das Feld und betet hier oder im
Gar=
ten in Erinnerung an das Gebet Chriſti unter den Oelbäumen.
Auch hier haben ſich wieder mehrere ſymboliſche Handlungen
ver=
einigt, die aus alter und neuer Zeit ſtammen, denn das „
Baum=
beten” hatte urſprünglich nichts mit dem Angſtgebet Chriſti zu
tun, ſondern es iſt das demütige Flehen der Landbevölkerung um
ein fruchtbares Jahr. Es ſtammt aus den Zeiten, wo das Glück
und Unglück des Volkes von dem Wetter und der Fruchtbarkeit
des Jahres abhingen. Reizvoll und beziehungsvoll iſt auch das
„Feuerziehen” in der Karwoche. Ein Holzſtoß wird entzündet und
vom Geiſtlichen geſegnet. Jeder chriſtliche Mann holt nun ein
Stückchen brennenden Scheites nach Hauſe und vergräbt es hier.
Es iſt die heilige Flamme, die das Haus entſühnen ſoll, und ſie
erinnert an uralte Zeiten, wo die Feuerſtätte im Hauſe die größte
Bedeutung hatte. Um die Frühlingszeit wurde ſie von den alten
Germanen neu entzündet, denn mit dem neuen Feuer, das im
Hauſe aufflammte, kam neues Leben und eine glückliche neue
Zu=
kunft. Am Gründonnerstag ißt man viel grünes Gemüſe, das
vorher mit dem Feuer angeſenkt wird. Es ſind Ueberreſte
alt=
germaniſcher Opferbrände. Die Strohpuppe, die in vielen Orten
verbrannt wird, iſt der Winter, der nun endlich davongejagt oder
zerſtört wird und nun dem Frühling, dem Bringer des Lebens
Platz machen muß. Die Karwoche hat auch allerlei
Heiratsaber=
glauben in ſich. Man bringt das Feuer dem jungen Mädchen,
das man liebt, und kann ſicher ſein, daß man es im nächſten Jahre
heiraten wird. Man holt am Karfreitag aus einem ſtillen Fluß
Waſſer, das nicht nur Heilkraft beſitzt, ſondern das auch
wunder=
werbend iſt, denn wenn man mit ihm das junge Mädchen
be=
ſpritzt, das man liebt, dann wird man Gegenliebe finden. Alle
die Bräuche ſind dazu angetan, das Unglück im nächſten Jahre
von den Menſchen abzuhalten und eine glückliche Zeit
heraufzu=
führen. Die menſchlichen Anſchauungen wurzeln, wie man ſieht,
noch tief in alten myſtiſchen Vorſtellungen, die mit Gott und
Weltall, mit Sonne und Jahreszeiten, aufs innigſte verbunden
ſind.
Die V.D.A.=Männergruppe Darmſtadt lädt ihre Mitglieder
zur diesjährigen Hauptverſammlung auf Montag, den 4. April,
20 Uhr, in das Odenwald=Zimmer der „Krone”, Schuſtergaſſe,
ein Tagesordnung vgl. Anzeige.
— Chriſtlicher Verein Junger Männer, Darmſtadt, e. V.,
Alexanderſtraße 22 (ehem Inf.=Kgſerne). Heute. Mittwoch.
abends, Bibelſtunde der Hauptabteilung. Wir laden hierzu
freundlichſt ein. Freunde und Gäſte ſind herzlich willkommen.
— Die Feier der Angeſtelltenjugend. Der Jugendbund im
GDA. hatte die kaufmänniſchen und techniſchen Lehrlinge, ſowie
die Schüler und Schülerinnen, welche den kaufmänniſchen Beruf
ergreifen wollen, nebſt ihren Eltern zu einer Feierſtunde
einge=
laden. Kein Feſt ſollte es ſein, ſagte der Jugendobmann L.
Schnei=
der in ſeiner Begrüßungsanſprache, ſondern wir wollen zeigen, wie
wir unſere freie Zeit verleben. In ernſter Arbeit wollen wir uns
für unſeren Beruf ausbilden, daneben aber auch echte und gute
Kameradſchaft pflegen. Wir wollen nicht alt werden, ſondern wir
wollen reifen, damit wir in unſerem Beruf unſeren Mann ſtellen.
Eine Vortragsfolge mit vielen abwechſlungsreichen Bildern zeigte
dann, wie dieſe Jugend friſch und geſund an Körper und Seele
lebt. Frohe Lieder, Gedichte Volkstänze uſw. wechſelten in bunter
Reihenfolge miteinander ab. Der Geſchäftsführer Weinberg des
GDA. wies dann in ſeiner Anſprache darauf hin, daß der GDA.
ſtolz ſei, eine ſolche Jugend zu beſitzen, die trotz dieſer ſchweren
Zeit den Kopf nicht hängen läßt. Mag auch das Herz bluten, wenn
man ſieht, wie heute viele junge Menſchen gezwungen ſind, feiern
zu müſſen, wenn man aber dann wieder ſieht, wie dieſe Jugend
bereit iſt, trotz allem an ſich zu arbeiten, zum Wohle des Standes
und des Volkes, dann kann man wieder neue Hoffnung für die
Zukunft ſchöpfen. Ein heiteres Spiel aus dem Leben des
kauf=
männiſchen Lehrlings ſchloß ſich an, während Fräulein Mattheis
einige ſchöne Lieder von Reinecke ſang. Der Vorſitzende Jayme
wies dann noch auf die Bedeutung der Arbeit der Gewerkſchaften
hin und rief die Jugend auf, ſich an dieſer Arbeit zu beteiligen.
Mit der Feier war eine Ausſtellung der Scheinfirmen verbunden,
die die größte Beachtung fand. Es konnte gezeigt werden, wie die
Jugend an ihrer Weiterbildung arbeitet. Wenn der GDA.
be=
ſonders ſtolz auf dieſe Arbeit iſt, dann iſt dies darauf
zurückzu=
führen, weil heute dieſe Art Weiterbildung die größte Beachtung
findet. Der Jugendbund des GDA. hatte die Scheinfirmenarbeit
ſeinerzeit ins Leben gerufen. Der GDA. baute dieſes Netz aus ſo
daß es heute über ganz Deutſchland verbreitet iſt. Außerdem ſind
im Auslande viele Firmen entſtanden, mit denen engſte
Verbin=
dung beſteht.
— Autoliſten. Soeben iſt die Autoliſte Nr. 83 erſchienen.
Dieſe verzeichnet alle Meldungen (Ab= und Zugänge) von
folgender Reihenfolge: Name, Beruf, Wohnort des
Kraftfahr=
zeugbeſitzers; Fahrzeugart, Hubraum in ccm und PS (bei
Laſtkraft=
wagen: Eigengewicht in kg und PS); Fabrikat und
Motornum=
mer. Fabrikneue Fahrzeuge ſind durch * kenntlich
ge=
macht. Die Meldungen ſind geordnet nach den drei Provinzen
(V8. VR. V0) und Kreiſen, und innerhalb dieſer nach
Fahr=
zeugarten. Abgemeldete Fahrzeuge werden beſonders
ge=
führt. — Die Autoliſten ſind unentbehrlich, weil ſie
lau=
fend neueſtes Adreſſenmaterial liefern. Sie erſcheinen
alle 14 Tage, alſo monatlich zwei Liſten. Die ſpäteſtens
am 8. eines jeden Monats ausgegebene Liſte enthält die
Mel=
dungen vom 16.—30. (31.) des voraufgegangenen Monats, und
die ſpäteſtens am 23. eines Monats ausgegebene Liſte die
Mel=
dungen vom 1. bis 15. des gleichen Monats. Wegen des
ermäßigten Bezugspreiſes val. Anzeige! Anfragen
richte man an den zuſtändigen Verlag L. C. Wittich in Darmſtadt.
Turngemeinde 1846 — Jugendwerbeabend.
Die Turngemeinde 1846 hatte zu einer Jugendveranſtaltung
eingeladen, die der Jugendwerbung diente. Die Darbietungen
wurden, mit einzelnen Ausnahmen, ausſchließlich von
Jugend=
lichen geboten. Jugend wollte für die Jugend werben. Der
Beſuch des Abends war bei freiem Eintritt zufriedenſtellend.
Nach einem Vorſpruch (Schülerin Wenner) begrüßte Dr. Konrad
die Erſchienenen und wies in eindringlichen Worten auf die
Bedeutung des Turnens in ſeiner Geſamtheit hin. Seine
Mah=
nung an alle war: Treibt Leibesübungen in der Turngemeinde.
Darauf folgte durch eine Gruppe von Schülern lebhaftes
Boden=
turnen in Verbindung mit Fahnenſchwingen und Seilhüpfen.
Dann ſpielten Schüler im Gedenken an Wilhelm Buſch drei
luſtige Max= und Moritz=Bubenſtreiche mit beſtem Bemühen und
einfachſten Mitteln. Der ſtellvertretende Schwimmwart der
D. T. Robert Braun entwickelte darauf in einem Vortrage:
„Die Jugend und das Schwimmen” die beſonderen Vorteile des
Schwimmens auf die körperliche Entwicklung der Jugend. Hieran
ſchloß ſich eine Bilderſerie von den Schwimm=Meiſterſchaften 1930
in Darmſtadt und vom Eiskunſtlauf.
Die Fortſetzung des Abends bildete dann ein Gedichtvortrag
(Schüler Chriſtmann), zwei Volkstänze der Schülerinnen, ein
Barrenturnen der 1. Riege und ſchließlich das Märchenſpiel
Frau Hulla”, in einfachſter Form dargeſtellt von den
Schüle=
rinnen Schäfer, Liebig. Volz. Imbſcheid. Umrahmt wurde der
Abend durch ausgezeichnete Muſikvorträge von Mitgliedern des
Orcheſters des Realgymnaſiums und Pianiſt Lahl. Die
Geſtal=
tung des Abends lag in den Händen von Schwimmwart Bingel.
Möchte auch dieſer Jugendabend der Tade 1846 den
entſprechen=
den Erfolg bringen und ihr eine große Zahl ſchulentlaſſener
Jugend zuführen. —
Der Sonntag vormittag ſah die Abteilung der
Leichtath=
leten vom Turnplatz Woogswieſe aus zu einer Fuchsjagd in den
nahen Wald ſtrömen, während am Nachmittag ſich die
Mitglie=
der der Turngemeinde zur erſten gemeinſamen Wanderung
zu=
ſamenfanden, die ihren Weg durch die Tanne nach dem
Geha=
borner Hof und von da nach dem Griesheimer Haus uſw. nahm.
— Der Verein ehemaliger Heſſ. Leibdragoner Nr. 24 Darmſtadt
hielt ſeine Generalverſammlung ab. Aus dem Bericht des
Vor=
ſtandes iſt zu entnehmen, daß auf Antrag des Vereins der Sitz
des Bundes ehem. Heſſ. Leibdragoner, der alle Leibdragoner=
Ver=
eine umfaßt, von Gießen wieder nach Darmſtadt verlegt wird. Die
Generalverſammlung beſchloß, daß alle 5 Jahre eine
Wiederſehens=
feier hier in Darmſtadt ſtattfinden ſoll. Der Kaſſenbericht zeigte,
daß im verflöſſenen Jahre durchaus wirtſchaftlich gearbeitet
wurde, wodurch ein kleiner Kaſſenüberſchuß gegen das Vorjahr zu
verzeichnen war. Zwei verdiente Mitglieder konnten zu
Ehren=
mitgliedern ernannt werden. Die Generalvexſammlung dankt dem
Vorſtande für ſeine Mühewaltung und brachte dieſen Dank durch
Wiederwahl des geſamten Vorſtandes durch Zuruf zum
Aus=
druck. Auch die Ergänzungswahl für die im vergangenen Jahr
ausgeſchiedenen Vorſtandsmitglieder wurde glatt erledigt. An die
Generalverſammlung ſchloß ſich ein Lichtbildervortrag über unſere
Kriegsgräber, der von dem Ausſchußmitglied des
Kriegsgräber=
fürſorgeausſchuſſes des Verbandes der vereinigten
Regiments=
vereine, Herrn Syndikus Dr. Luley, gehalten wurde. Die
Hin=
weiſe des Vortragenden, daß die Herrichtung und Ausgeſtaltung
der deutſchen Kriegerfriedhöfe in den ehemalig feindlichen
Län=
dern wohl nicht in der prunkhaften Art, wie dies von einzelnen
anderen Staaten geſchieht, zu geſchehen brauche und auch nicht
ge=
ſchehen ſoll, daß es aber unbedingte Ehrenpflicht ſei, dieſe
Fried=
höfe ſo zu geſtalten, daß man ſich ihrer nicht zu ſchämen brauche,
fand die vollſte Zuſtimmung der Verſammlung.
Luawisstraße 13
Barmstadt
äwigstra
E
Seite 6 — Nr. 33.
„Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 23. März 1932
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Ein reizendes Familienbild enthüllte am Dienstag die
Verhandlung der Großen Strafkammer. Steht da ein
53jähriger Gärtner aus Offenbach, heute Invalide, wegen
Kör=
perverletzung ſeines Sohnes. Seine Kinder, zwei Mädchen
von 12 und 14 Jahren, wollten eines Tages Baden gehen. Der
Vater verbot ihnen aber, ans Mainufer zu gehen, weil es
ver=
boten ſei, behauptete er erſt, gibt aber heute ſchließlich zu, daß
er auf ſeine Töchter eiferſüchtig geweſen ſei. Sieben Tage nach
dem heute zur Verhandlung ſtehenden Fall wurde er wegen
Blutſchande an eben dieſen beiden Mädchen zu zwei Jahren
Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Er ging den
Kindern nach, und als er ſie doch am Mainufer fand,
verprü=
gelte er ſie erſt einmal und ſchickte ſie dann nach Hauſe. Als
ſie wieder nach Hauſe kamen, fing er dort wieder Streit mit den
Mädchen und mit ſeiner Frau an, und als er gegen ſeine Frau
tätlich wurde, nahm der etwa 18jährige Sohn die Kohlenſchippe
und hieb ihm damit auf den Kopf. Er wehrte ſich. Darnach
ging er plötzlich auf ſeinen Sohn los und würgte ihn am Halſe,
daß dieſer bewußtlos wurde. Es fehlte nicht viel und der
Bub wäre nicht wieder aufgeſtanden. Das Bezirksſchöffengericht
in Offenbach verurteilte ihn deswegen am 5. Februar d. J.,
un=
ter Einbeziehung der oben erwähnten Strafe, zu insgeſamt drei
Jahren Zuchthaus. Hiergegen legte der Angeklagte Berufung
ein und behauptet, er habe in Notwehr gehandelt. Das Gericht
rmäßigt denn auch die Strafe auf 2½ Jahre Zuchthaus.
Das Amtsgericht I verhandelt unter anderem gegen
einen jungen Darmſtädter wegen Betrugs. Er hatre
durch ſeinen zukünftigen Schwiegervater einen etwas
ſchwachſin=
nigen Menſchen kennen gelernt, der aber im Beſitz von einigen
hundert Mark und etwa 80 Dollars war. Und er nutzte die
leichte Beeinflußbarkeit dieſes jungen Mannes aus, indem er
ihn beſtimmte, einen Radio zu kaufen, an dem er ſelber etwa
130 Mark verdiente indem er dem anderen einfach einen
höheren Preis angab. Die Anklage legt ihm zur Laſt, daß er
ihm nachher auch noch die Röhren gegen andere minderwertige
umgetauſcht habe, doch iſt das nicht einwandfrei nachzuweiſen,
und er erhält lediglich wegen des erſten Punktes einen
Mo=
nat Gefängnis, der durch die Unterſuchungshaft als
ver=
büßt gilt.
Es erhält dann ein hieſiger Färbereibeſitzer drei Wochen
Gefängnis, der ſeit 1½ Jahr keine Krankenkaſſen= und
Arbeitsloſenverſicherungsbeiträge mehr für ſeine Angeſtellten
bezahlt hatte. Er hatte zwar die Schuld anerkannt, auch
raten=
weiſe Nachzahlung verſprochen, ſei aber bisher nicht in der Lage
geweſen, ſein Verſprechen zu erfüllen. Bei dieſer Gelegenheit
ſagt der Vertreter der Ortskrankenkaſſe, daß ſie im letzten Jahre
76000 RM. Rückſtand an Beiträgen hätte und nächſtens
ge=
zwungen wäre, etwa 250 Anzeigen deswegen an die
Staats=
anwaltſchaft gehen zu laſſen. Die Strafe wird ihm jedoch
er=
laſſen, wenn er ſeine Schuld von insgeſamt 3690 RM.
inner=
halb drei Jahren voll bezahlt.
Ein 54jähriger Sackträger bekam zeitweilig ſeine
Wohlfahrtsunterſtützung entzogen weil man darauf kam, daß er
ſie in Wirtſchaften verkonſumierte. Er geriet darüber, wie er
ſich ausdrückt, ſo „in Verzweiflung”, daß er ſich nicht anders zu
helfen wußte, als in der Eliſabethenſtraße und der Grafenſtraße
an zwei verſchiedenen Tagen je zwei große Schaufenſterſcheiben
der Stadt im Geſamtwert von etwa 1000 Mark einzuſchlagen.
Vor dieſer Verzweiflungstat hatte er ſich aber wie heute
feſt=
geſtellt wird, wieder in einer Wirtſchaft aufgehalten und hatte
Herbeigerufene Schutzleute
beſchädigung in zwei Fällen neun Monate
Ge=
fängnis. Er wird gleich verhaftet und abgeführt.
Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Peter Voß, der Millionendieb, verſchwunden.
— Ein Bankprokuriſt, Peter Voß, plündert eine Bank aus und
verſchwindet mit dem Raub. Eine wilde Jagd durch alle
Erd=
teile ſetzt ein. Peter Voß, der Millionendieb, muß um jeden
Preis gefangen werden. Trotzdem eine Armee Detektive die
Erdkugel abſucht, iſt Voß nicht zu finden. So ſetzt der
ſenſatio=
nelle Emelka=Großfilm „Peter Voß, der Millionendieb” ein, der
unter der Regie von E A. Dupont gedreht wurde und am
Sonntag, den 26. März. im Union=Theater ſeine Erſt=Aufführung
findet. Willi Forſt ſpielt die Hauptrolle des „Peter Voß”. In
weiteren Hauptrollen wirken in dieſem Film mit: Alice Treff,
Paul Hörbiger, Otto Wernicke. Ida Wüſt, H. H. Schaufuß. Willi
Schaeffers, Grigori Chmara, Will Dohm, Joſef Eichheim. Kurt
Horwitz u. a.
— Das Union=Theater zeigt heute und folgende Tage den
Luis=Trenker=Film „Berge in Flammen”,
— In den Helia=Lichtſpielen läuft heute und folgende Tage
des großen deutſchen Regiſſeurs F. W. Murnau letzter und
ſchön=
ſter Film „Tabu”, die Geſchichte einer verbotenen Liebe aus dem
Paradies der Südſee. Jugendliche haben Zutritt.
— In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man heute und folgende
Tage einen Tonfilm aus den afrikaniſchen Tropen „Entfeſſeltes
Afrika‟
— Drei Märchen=Vorſtellungen im Union=Theater. Am
Sams=
tag nachm. ſowie am Oſterſonntag und Oſtermontag vorm. gelangt
im Union=Theater der Märchenfilm „Schneewittchen” nach den
Brüdern Grimm zur Vorführung. Die kleinen Preiſe werden allen
Eltern die Gelegenheit geben, den Kindern eine große Oſterfreude
zu bereiten. Man ſichere ſich Karten im Vorverkauf täglich an
der Union=Theater=Tageskaſſe.
— Orpheum. Nur noch heute Mittwoch und morgen
Don=
nerstag ſpielen Carola Toelle, Bruno Kaſtner und Heinz
Klubertanz die Hauptrollen in der hochintereſſanten
Ko=
mödie „Treu — oder untreu?” von Rudolf Eger — Im Umlauf
befindliche Vergünſtigungsſcheine des Monats März gelten noch
heute und morgen. Radiohörer haben Platzvergünſtigung. (Siehe
Anzeige.)
Aus Heſſen.
Ein Laſtwagenzug rammk ein Sprendlinger Anko
und fährt davon.
Sprendlingen, 22. März. Wie der nach Sprendlingen
zurück=
gekehrte Beſitzer des auf der Fahrt nach Hannover bei
Drans=
feld im Kreiſe Göttingen verunglückten Autos mitteilt, iſt das
Unglück darauf zurückzuführen, daß das Auto auf freier Landſtraße
von einem Schnellaſtwagen von hinten angefahren und gegen
einen Baum gedrückt wurde, wo der Wagen vollſtändig in
Trum=
mer ging.. Noch bevor ſich die Inſaſſen von dem Schreck erholt
hatten, war der Laſtkraftwagen davongefahren, ohne ſich um die
Verunglückten zu kümmern. Die Leiche des getöteten Metzgers
Hopf, Sohn eines Sprendlinger Gaſtwirtes, wird nach
Sprend=
lingen überführt werden. Die Verletzungen der beiden in die
Göttinger Chirurgiſche Klinik eingelieferten Fricke und Störmer
ſind nicht ſo ſchwer, wie es zuerſt den Anſchein hatte, Fricke hat
eine ſchwere Handverletzung davongetragen, während Störmer mit
einer leichteren Verletzung an der Schulter davonkam.
Dü. Arheilgen, 22 März.
Jahreshauptverſamm=
lung der Freiwill. Feuerwehr. Von den verſchiedenen
Tätigkeitsberichten verdient beſondere Erwähnung der Rückblick
über das im vorigen Jahre abgehaltene 50jährige Jubiläum. Die
Neuwahl ergab die Wiederwahl des 1. und 2 Kommandanten
und der beiden Zugführer durch Zuruf. Als Schriftführer wurde
Kam. Franz Benz, als Rechner Kam. Günther, als Zeugwart
Kam. Laubach gewählt. Auf Antrag wurde die Anſchaffung von
zwei Handfeuerlöſchern genehmigt. Der Jahresbeitrag wurde auf
2 RM. feſtgeſetzt, der in vier Vierteljahresraten von 0,50 RM.
erhoben wird. Weiterhin wurde beſchloſſen, an dem
Kreisfeuer=
wehrtag in Meſſel, verbunden mit dem 50jähr. Jubiläum der
dor=
tigen Wehr, teilzunehmen. — Gemeinderatsſitzung. Am
Mittwoch abend findet eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt.
J. Griesheim, 22. März. Konzert des Muſikvereins.
Die anläßlich des Todestages Goethes als Einleitung gewählte
Egmont=Ouvertürewurde vortrefflich geſpielt. Die darauf
folgen=
den drei Lieder von Schubert kamen gut zur Wiedergabe. Eine
erfriſchende Sache war das „Coppelia=Ballett” von Leo Delibes,
das in ſeinen beiden erſten Sätzen beſonders gefiel. Die große
Rigolette=Fantaſie und der Triumphmarſch aus „Aida” waren
Leiſtungen, die allerhand Anforderungen an das Orcheſter ſtellten.
Ueberall zeigte ſich die umſichtige Leitung des Stabführers
Reifen=
rath. Der 2. Teil brachte uns mehr heitere Muſik. Die
ſtimmungs=
volle Leutner=Ouvertüre wurde prächtig zu Gehör gebracht. Der
Sektgeiſter=Walzer von Urbach war eine prickelnde Sache, der das
Orcheſter mit allen Nuancen gerecht wurde. Das große
Bettel=
ſtudent=Potpourri gelang gut. Eine muſikaliſche Perle war der
japaniſche Laternentanz von Yoſhithomo. Ein glänzend
zuſammen=
geſetztes Marſchpotpourri, das in Gedanken in die alten guten
Zeiten zurückverſetzte, begeiſterte zum Schluß nochmals alle Hörer.
F. Eberſtadt, 23 „März., Volksbildungskonzert von
Maya Rodenbach (Klavier) und Heinz Smith (Violine) Das
Konzert brachte zunächſt die Sonate A=Dur Opus 100 für Klavier
und Violine von Johannes Brahms. Durch glänzendes Spiel
atmete der Vortrag die Tiefe und Wahrheit der Empfindung,
die dieſer Sonate zugrunde liegt. Es folgte die Beethovenſche
Solo=Sonate in (=Dur Opus 53, die der Sphäre intimer häuslicher
Muſikpflege entrückt und bewußt auf Konzertwirkung angelegt iſt.
Maya Rodenbach zeigte hier die Höhe ihrer Kunſt. Von dem Gro=
ßen Konzert in D=Moll Opus 31 für Violine mit
Klavierbeglei=
rung des belgiſchen Virtuoſen Henry Vieuxtemps kamen die beiden
rſten Sätze, das Andante (Cadenz) und das Adagio Religioſo,
uurch Heinz Smith zur vollendeten Wiedergabe, ausgezeichnet
durch Adel des Vortrags und glänzende Technik des jungen
Künſt=
ers, der hier Gelegenheit fand, eine köſtliche Probe ſeines
Kön=
nens zu zeigen. Das Konzert ſchloß mit der Sonate Nr. 2 Opus 21
für Klavier und Violine des däniſchen Komponiſten Niels Gade.
Maya Rodenbach und Heinz Smith gaben hier durch glückliche
Benutzung des Klampfmaterials der dieſer Sonate innewohnenden
Feinſinnigkeit tiefen Ausdruck.
Cp. Pfungſtadt. 23 März. Hohes Alter. Die Witwe
L. Seeger 2, wohnhaft Mittelgaſſe, konnte heute ihren 83.
Ge=
burtstag begehen. — Zollſekretär Siebert, der über 30 Jahre hier
Dienſt tat, iſt in den Ruheſtand getreten.
Überraſchend ſchnelle Schmerzbeſeitigung
bei Kopfschmerzen jeglicher Art, Migräne,
Neuralgien und rheumatischen Beschwer
den durch das ärztlich bestens empfohlene
Citrovanille. Unschädlich für Herz u. Magen.
6 Pulver- od. 12Oblaten-Packung Rhd. 1.10
Kf
HI5
dt. Traiſa, 22. März. Obſt=und Gartenbauverein.
Der Vortrag, den am Sonntag nachmittag Herr Obſtbauinſpektor
Behne aus Darmſtadt über „Der Obſtbau im Hausgarten”, im
„Heſſiſchen Hof” hielt, erfreute ſich ziemlich guten Zuſpruchs und
erntete reichen und verdienten Beifall. dem der Vorſitzende, Herr
Gutsverwalter Seydel, nachdrückliche Dankesworte anfügte. Eine
rege Ausſprache brachte wertvolle Anregungen und Aufklarungen,
In der nächſten Monatsverſammlung am 4. April im Heſſiſchen
Hof” Montags abends 8.30 Uhr, wird Herr Landw.=Aſſeſſor Th.
Abels von hier das Thema „Bodenbeſchaffenheit” behandeln.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 22. März. Winterhilfe. Gleich
Konferenz der chriſtlichen Metallarbeiter des Rhein=Main=
Nahe=Gebietes. In Mainz fand am Samstag und Sonntag eine
Tagung der chriſtlich=organiſierten Metallarbeiter ſtatt. Den
Einleitungsvortrag hielt der Bezirksleiter für dieſes Gebiet,
Landtagsabgeordneter Weſp=Darmſtadt. In faſt 1½ſtündigen
Ausführungen gab ex ein Bild über den Aufſtieg der deutſchen
Arbeiterſchaft. Am Sonntag ſprach der Vertreter des
Hauptvor=
ſtandes, Verbandsſekretär Mauer=Duisburg, in zweiſtündigen
Ausführungen über das Thema: „Warum chriſtliche
Gewerk=
ſchaften. . Dabei betonte der Referent auch die Notwendigkeit
der Bildung der „Chriſtlichen Volksfront” in allen Teilen
Deutſchlands. Er ſchilderte dann die Begeiſterung, die gerade
im Rhein=Weſtfäliſchen Induſtriegebiet die Bildung der
Chriſt=
lichen Volksfront, beſtehend aus den chriſtlichen Gewerkſchaften,
Geſellenvereinen und katholiſchen Arbeitervereinen, bei der
Ar=
beiterſchaft gefunden habe. Mit einem Treugelöbnis, daß auch
in Zukunft alles eingeſetzt werden muß zur Ausbreitung des
Chriſtlichen Metallarbeiterverbandes, ſchloß Bezirksleiter Weſp
die Tagung.
Tageskalender für Mittwoch, den 23. März 1932.
Lichtſpieltheater. Union=Theater: „Berge in Flammen”,
Helia=Lichtſpiele: „Tabu”; Palaſt=Lichtſpiele
„Entfeſſeltes Afrika”. — Orpheum: „Treu — oder untreu”. —
GDA.=Heim, Schleiermacherſtraße: Lichtbilder=Vortrag von
Herrn Ernſting, Expeditionsteilnehmer der letzten
Grönland=
expedition Prof. Dr. Wegeners — Konzerte: Rheingauer
Weinſtube, Café Oper, Café Ernſt=Ludwig, Schloßkeller, Perkeo.
ſtehend in Mehl Zucker und Fett, gewährt. Die Ausgabe erfolgt
in den nächſten Tagen, damit die Gaben noch für die Oſterfeiertage
Verwendung finden können. — Karfreitagsfeier. Am
Kar=
freitag abend findet, wie alljährlich, in der Kirche ein
liturgi=
ſcher Gottesdienſt ſtatt, wobei in dieſem Jahre als Soliſtin Frau
Irma Schrof mitwirkt. Ferner haben ſich als Mitwirkende zur
Verfügung geſtellt die Herren L. Reitz und Wilh. Luckhaupt (
Vio=
line) und Rektor Körner (Orgel). — Geſangverein „Eintracht=
Freundſchaft‟ „Wegen des Karfreitags wird die Probe für
dieſe Woche auf Donnerstag, den 24. Marz, abends, verlegt.
Le Groß=Umſtadt, 21. März. Die Goethefeier unſerer
Volksſchule, die gleichzeitig als Elternabend gedacht war, erfreute
ſich eines außerordentlichen Beſuchs. Nach einer
Begrüßungsan=
anſprache durch Rektor Lindner wechſelten Violin=, Zither= und
Geſangsvorträge mit Szenen aus Goethes Leben und Vorträgen
von Gedichten in bunter Folge miteinander ab. Rektor Lindner
verſtand es, in einfacher, kindlich gehaltener, aber äußerſt
anſchau=
licher Weiſe den Klaſſiker und vorbildlichen Menſchen den Kindern
lieb und wert zu machen. Mit der eindringlichen Mahnung an
die zu entlaſſenden Schüler, feſtzuhalten an den religiöſen und
ſittlichen Werten, die ihnen die Schule für das Leben mitgegeben
habe, ſchloß die ſchön verlaufene Feier.
w. Klein=Umſtadt, 22. März. Beerdigung des
För=
ſters Wilhelm Klipſtein. Noch nie hat Klein=Umſtadt
einen derart großen Leichenzug geſehen, wie den, der ſich Sonntag
nachmittag nach unſerem ſtillen Friedhof bewegte. Am Mittwoch
abend war der noch nicht ganz 34 Jahre alte, ſeit etwa 5 Jahren
hier angeſtellte Förſter Klipſtein geſtorben. Wie beliebt und
hoch=
geſchätzt der Verſtorbene war, beweiſt die Menſchenmenge, die ihm
das letzte Geleite gegeben hat. Der Geſangverein „Sängerluſt”
die Kriegervereine Klein=Umſtadt und Richen befanden ſich
voll=
zählig unter dem Trauergefolge. Nach ergreifenden Worten des
Ortsgeiſtlichen am Grabe folgte eine ſehr große Zahl
Kranznieder=
legungen. Herzliche Worte des Beileids wurden von den
Spre=
chern der allzu früh heimgeſuchten jungen Gattin und den
be=
tagten, ehrwürdigen Eltern dargebracht.
Tagungen und Beſuche in Bad=Nauheim.
Die Zeitverhältniſſe ſind in dieſem Jahre den Tagungen
nicht ſonderlich günſtig. Um ſo höher iſt es einzuſchätzen, daß
Bad=Nauheim auch in dieſem Jahre wieder als Sämmelpunkt
und Werkſtätte einer Reihe bedeutſamer Tagungen dienen kann.
Außerdem werden auch verſchiedene Studiengeſellſchaften Bad=
Nauheim beſuchen, um die vorbildliche Zweckmäßigkeit ſeiner
Ein=
richtungen zu beſichtigen. Die Liſte dieſer Tagungen und
Beſuch=
umfaßt jetzt ſchon folgende Daten: Vom 30. April bis 1. Mai
wird der Verband Deutſcher Frauenvereine in
Bad=
heim tagen. Am 15. Mai (1. Pfingſtfeiertag) wird die
Sek=
tion für Kunſt und Literatur des Völkerhundes.
die aus Anlaß des Goethejahres in Frankfurt a. M. weilt, einen
Ausflug nach Bad=Nauheim unternehmen. Am 19. Juni findet
die Hauptverſammlung des Eiſenbahnarzt=Vereins
der Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. ſtatt.
Am 25. und 26. Juni hält der Verband der
Kranken=
hausärzte Deutſchlands e. V. (Sitz Berlin) ſeine Tagung
in Bad=Nauheim ab. Vom 20. bis 24. September findet der
Kongreß der Deutſchen Phyſikaliſchen Geſellſchaft
(Sitz Berlin) ſtatt. Für den gleichen Zeitpunkt ſind auch die
Deutſche Mathematikervereinigung und die
Deutſche Geſellſchaft für angewandte
Mathe=
matik und Mechanik gemeldet. Die Geſellſchaft
Deutſcher Naturforſcher und Aerzte, die vom 24.
bis 30. September in Mainz=Wiesbaden tagt, wird einer
Ein=
ladung des heſſiſchen Staatsbades entſprechen und einen
Aus=
flug nach Bad=Nauheim unternehmen. Anfang Oktober wird der
9. Fortbildungslehrgang der Vereinigung der
Bad=Nauheimer Aerzte abgehalten. Im Oktober iſt
ferner ein Beſuch Bad=Nauheims durch eine Studienreiſe der
Schiller=Akademie, München, für engliſche und
ameri=
kaniſche Univerſitätsgruppen vorgeſehen. Außerdem findet vom
29. bis 30. Oktober der 9 Bundestag des Heſſiſchen
Sänger=
bundes ſtatt. Selbſtverſtändlich wird das Heſſiſche Staatsbad
auch wieder die Durchführung von Studienreiſen ausländiſcher
Aerzte nach Bad=Nauheim pflegen.
Abſturz bei einer Flugveranſtalkung in Schlüchtern.
Schlüchtern. 22. März. Am Sonntag fand hier eine große
Flug=
veranſtaltung ſtatt, die durch den Abſturz des Doppeldeckers
„D. 1516 Oberheſſen” einen vorzeitigen Abbruch fand. Als der
Kunſtflieger Moog, der bereits zu Beginn der Veranſtaltung mit
ſeinen Kunſtflügen das Entzücken der Zuſchauer erregt hatte, im
zweiten Teil des Programms mit „D. 1516 Oberheſſen” wieder
aufgeſtiegen war, geriet das Flugzeug beim Turnieren ins flache
Trudeln und zerſchellte ſchließlich im Angeſicht der
vieltauſend=
köpfigen Zuſchauermenge am Boden. Glücklicherweiſe kam der
23jährige Kunſtflieger Moog bei dem Sturz nur mit einer
Kopf=
wunde davon, die allerdings ſehr ſtarken Blutverluſt und ſeine
völlige Erſchöpfung verurſachte. Der Flieger wurde ins
Kreis=
krankenhaus gebracht, wo er ſeiner baldigen Geneſung
entgegen=
ſieht. Der Flugtag wurde ſofort abgebrochen.
Bx. Reinheim, 22. März. Am Samstag wurde erſtmalig
auf dem von dem KleinkaliberSchützenverein neuerbauten
Schieß=
ſtand geſchoſſen. Die Beteiligung war ſehr gut. Beſonders großes
Intereſſe zeigten die anweſenden Gäſte. Auf die in 4 bis 6 Wochen
ſtattfindende Einweihung des neuen Standes wird aufmerkſam.
gemacht.
Cd. Michelſtadt, 22. März. Um den Gaspreis. Geſtern
abend fand im Saalbau eine Verſammlung der Gasverbraucher
ſtatt; allerdings hätte dieſelbe beſſer beſucht ſein dürfen. Von
ſei=
ten der Erwerbsloſenausſchüſſe von Michelſtadt, Steinbach und
Stockheim war dieſe Verſammlung angeregt worden, und
begrün=
dete der Vorſitzende derſelben, Grasmück, die Notwendigkeit einer
Senkung des Gaspreiſes. Es wurden zum Vergleich die
Gas=
preiſe verſchiedener Orte genannt, bei denen der Preis ca. 30
Pro=
zent unter dem hieſigen liegt. Bürgermeiſter Neff verlas eine
Entgegnung des Gaswerks Odenwald auf die vom Gemeinderat
geſtellte Forderung auf Gaspreisſenkung, wonach die durch die
4. Notverordnung dem Gaswerk entſtehenden Erleichterungen
in=
folge Senkung der Kohlenpreiſe, Frachten, Löhne, Gehälter uſw.
auf der anderen Seite durch Senkung der Preiſe der
Nebenpro=
dukte (Koks, Teer uſw.) und durch Erhöhung der Umſatzſteuer
wie=
der aufgehoben wurden. Auch erfordere das Werk jedes Jahr
ſowieſo ſchon einen Zuſchuß, da der Konſum im Verhältnis zu der
Leiſtungsfähigkeit des Werkes viel zu klein ſei. Ein Ausbau bzw.
Anſchluß weiterer Orte an das Leitungsnetz komme zur Zeit nicht
in Frage. Betriebsleiter Göbel nahm ſodann zu dieſen Fragen
Stellung und betonte beſonders, daß ſich doch das Werk immer
noch ſelbſt tragen müſſe und deshalb auch”, ſo gern dies auch die
Verwaltung des Gaswerks tun würde, nicht in Frage kommen
könne. Aus der Verſammlung wurde dann noch der Antrag
ge=
ſtellt, daß die Klauſel, nach der monatlich 5 Kubikmeter bezahlt
werden müſſen, ob ſie verbraucht wurden oder nicht, unbedingt
fallen müſſe, was einſtimmig gebilligt wurde. Weiter wurde ein
Ausſchuß gebildet, der nun die Sache in die Hand nehmen und
evtl. nach vorheriger gründlicher Bekanntmachung eine zweite
Verſammlung einberufen ſoll. — Hohes Alter. Am Mittwoch,
23. März, kann Frau Kath. Beller Wwe. geb. Eidenmüller
ihren 83. Geburtstag feiern. — Oeffentliche
Gemeinde=
ratsſitzung. Am Gründonnerstag findet abends 8 Uhr in dem
Sitzungsſaale des Rathauſes eine öffentliche Gemeinderatsſitzung
ſtatt.
As. Erbach, 21. März. Aus der Kleinkinderſchule.
Die Leitung der Kleinkinderſchule hatte vorgeſtern nachmittag
die Eltern ihrer Schutzbefohlenen zu einer kleinen Oſterfeier
eingeladen. Mit einem fröhlichen Lied ſtellte die kleine Schar
— es waren in der Hauptſache die jetzt Volksſchulpflichtigen —
ſich vor, und damit war die ſchlichte Feier eröffnet. Herr
Stadt=
pfarrer Hahn begrüßte recht herzlich die zahlreich Erſchienenen,
Nach der Vorführung eines hübſchen Frühlingsreigens führte
der Herr Stadtpfarrer etwa folgendes aus: Mit Beginn des
neuen Jahres iſt in der Leitung der Gräflichen Kleinkinderſchule
ein Wechſel eingetreten. Das Erbacher Grafenhaus hatte es
ſeit=
her als ehrenvolle Aufgabe betrachtet, den Kleinſten in der von
den Vorfahren gegründeten Schule eine Heimſtätte zu geben.
Leider mußte durch die Not der Zeit eine Aenderung eintreten.
Die evangeliſche Kirchengemeinde hat ſich nun bereit erklärt, die
Leitung der Schule zu übernehmen, und wird auch bemüht ſein.".
die ſegensreiche Einrichtung in derſelben Weiſe weiterzuführen.
Doch müſſen ſich die Eltern bereit erklären, von jetzt ab einen
erhöhten Beitrag zu leiſten, denn nur dann iſt der Fortbeſtand
der Schule geſichert. Die noch zu klärenden Fragen ſollen nach
Oſtern in einer Elternverſammlung noch weiter beſprochen
wer=
den. Ich fühle mich nun als Sprecher der Kirchengemeinde
ver=
pflichtet, dem gräfl. Haus herzlichen Dank zu ſagen für all das
Gute und für die Liebe, die es ſeit einer langen Reihe von
Jahren unſren Kleinſten erwieſen hat. SeineErlaucht Graf
Konrad zu Erbach richtete ebenfalls herzliche Worte an die
Schulgemeinde und bedauerte, daß er durch die wirtſchaftliche
i
Aie
Not gezwungen ſei, die Leitung der ihm beſonders lieb
geworde=
nen Kleinkinderſchule aufzugeben. Gleichzeitig dankte Graf Kon=
rad Schweſter Kätchen und ihrer Helferin fur die bis jetzt
ge=
leiſtete Arbeit, und gab der Hoffnung und dem Wunſche
Aus=
druck, die Schule in dem ſeitherigen Geiſte weiterzuführen; dann
werde trotz der ſchwierigen Arbeit der Segen nicht ausbleiben.—
Vortrag. Der Allgemeine Deutſche Gewerkſchaftsbund hatte
für Samstag abend nach Stockheim zu einem Vortrag über das
Thema „Wirtſchaft und Leben unter dem Fünfjahresplan in
Sowjetrußland eingeladen. Der Redner des Abends
Schrift=
ſteller Dr. Zienau aus Berlin, der jahrelang in Rußland
ge=
lebt hat und als Kenner der ruſſiſchen Verhältniſſe bekannt iſt,
prach in faſt zweiſtündigem Vortrag über ſeine Erlebniſſe in
Sowjetrußland. Die Schilderungen wurden erganzt durch
Vor=
führung eigenhändig aufgenommener Lichtbilder.
Dder beite ausarzt:
Dia maugfrau,
Or TAuA
DIner auf den
Abriagt!
Mittwoch, 23. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus den Gemeindeparlamenken.
Nr. 83 — Seite 7
G. Ober=Ramſtadt, 22. März. Gemeinderatsſitzung.
Mittwoch, den 23. d. M., abends, findet auf dem Rathaus eine
Sitzung des Gemeinderats ſtatt. — Bauernverein. Haupt=
zerſammlung. Die von den Vorſtandsmitgliedern
erſtatte=
ten Jahres= und Rechenſchaftsberichte fanden die Zuſtimmung der
Ferſammlung. Bei der alsdann vorgenommenen Vorſtandswahl
purde Landwirt Jakob Bernhard als 1. Georg Jakoby als 2.
Forſitzender, Rektor i. R. Hofmann als Schriftführer, Schloſſer=
n eiſter Friedrich Ehrhardt I. als Rechner und die Landwirte Gg.
ginger, Hermann Ackermann, Wilhelm Müller III., Heinr. Muhl
und Phil. Jakoby als Beiſitzer gewählt. — Jagdvergehen.
durch überraſchenden Zugriff gelang es den Gendarmeriebeamten
ſrig und Reuter, mehrere Perſonen feſtzuſtellen, die ſich in
letz=
ux Zeit mit der Jagd auf wilde Kaninchen betätigten und dabei
ein Frettchen benutzten. Außer dem Frettchen wurden auch die
verwendeten Netze beſchlagnahmt. Die Beteiligten wurden nach
ſeinngehender Vernehmung, bei welcher ſie das verbotene Treihen
in allgemeinen geſtanden, wieder auf freien Fuß geſetzt. — Der
ſeſangverein „Germania” veranſtaltet am erſten
Oſterfeier=
lug im Saal „Zum Schützenhof” einen Theaterabend. bei
velchem ein bayeriſches Volksſtück, mit Geſang zur Aufführung
ſommk. — Säuglingsfürſorge. Nächſte Woche fällt die
itliche Beratungsſtunde aus.
Le. Groß=Umſtadt, 21. März. Ratsſitzung. Die
Holzver=
eigerung Nr. 14 wird genehmigt. — 8 8 Abſatz 2 und 8 9
Ab=
a3 5 der Ortsſatzung über die Erhebung einer Vergnügungsſteuer
um 6. 4. 22 wird wie folgt geändert: „Die Steuer wird für die
inzelne Karte auf den vollen Reichspfennigbetrag nach oben
ab=
erundet” — Der Nachtragsſatz wird genehmigt. — Das Geſuch
es Volkshildungsvereins um Befreiung von der
Vergnügungs=
ieuer für die am 22. 3. ſtattfindende Goethefeier wird genehmigt.
Die Kanaliſation der Karlſtraße ſoll im Rechnungsjahr 1933
usgeführt werden. Vorſehung der Mittel ſoll im Voranſchlag für
gs Ri. 1932 erfolgen.
Am. Haingrund 22. März. In der letzten Ratsſitzung
ourde die Faſelviehhaltung auf ein Jahr neu verſteigert. Die
altung des Bullen kam auf 318 Mk. (früher 460), die
Ziegen=
okhaltung auf 74 Mk. (früher 250). Auch die Reinigung der
leiden Schulen wurde neu verſteigert. Das geringſte Angebot
utete auf 115 Mk. gegen 168 Mk. letztes Jahr.
d. Rimbach i. Odw., 21. März. Gemeinderatsſitzung.
dieſe fand unter dem Vorſitz des Herrn Bürgermeiſters Schäfer
Und in Anweſenheit des Herrn Beigeordneten Schmitt ſowie
ſämt=
cher Gemeinderatsmitglieder ſtatt. P. 1: Den Jagdpächtern der
ieſigen Gemeindejagd wird auf ihren Antrag für das Pachtjahr
32 ein Pachtnachlaß von 10 Prozent bewilligt. — Punkt 2: Ein
eſuch der iſraelitiſchen Religionsgemeinde wegen Uebernahme
er Koſten für die Renovierung der durch politiſchen Unfug
be=
ädigten Synagoge auf die Gemeindekaſſe wird zurückgeſtellt. —
Knis unkt 3: Der ſich bei dem von der Gemeinde erworbenen Kröpfli=
Pyen Anweſen befindende Garten ſoll in gleichgroßen Teilen zu
ſngemeſſenen Pachtpreiſen unter die Mieter des Anweſens verloſt
erden. Eine etwaige Einfriedigung kann nur auf Koſten der
Lieter erfolgen. — Punkt 4: Zu dem Baugeſuch des R. A. T.
be=
oließt der Rat einſtimmig, dem Bauherrn in Anbetracht der
Eiten Zuſtände zu geſtatten, daß er eine Dunggrube und
Einfrie=
bgung auf jederzeitigen Widerruf an der alten Stelle errichtet,
Fo die Verbreiterung der betreffenden Straße nicht beabſichtigt iſt.
muß aber der Bauherr, wenn das Gelände zur Straße gezogen
urd, ohne irgendeinen Anſpruch auf Entſchädigung dieſe Anlage
Mibſt entfernen oder deren Entfernung auf ſeine Koſten dulden.
Punkt 5: Nach einer vorher erfolgten Ortsbeſichtigung ſetzt der
iat die Bau= und Straßenfluchtlinie zu dem Baugeſuch des A.
h. 15. dem Vorſchlag des Heſſiſchen Hochbauamts gemäß, wie in
m vorgelegten Lageplan vorgeſehen, von 1—3 feſt. — Punkt 6:
s Geſuch des A. Sch. 20. um Ueberlaſſung eines Teils der
Röſen=
geſe für Garten von etwa 100 Quadratmeter für den Vachtpreis
un 10 RM. wird von dem Rat einſtimmig genehmigt. Die
Pacht=
ut wird auf unbeſtimmte Zeit mit jederzeitigem Widerruf
ab=
oſchloſſen. — Eine nichtöffentliche Sitzung ſchloß ſich an. Da die
gesordnung nicht ganz erledigt werden konnte, wurde eine
wei=
uch
e Beratung feſtgeſetzt.
ngen in
Ed. Winterkaſten, 22. März. Gemeinderatsbericht.
ier u0
r Gemeinderat heſchloß, die Gemeindegrundſteuer wegen
Ernte=
ſiden auf drei Sechſtel des Betrages herabzuſetzen. — Die
Ge=
ſührenordnung für Erbbegräbniſſe wurde belaſſen wie ſeither.
*54
Eudilürſchiedene Unterſtützungs= und Stundungsanträge wurden ab=
Um hu) f9 ehnt. — Dieſer Tage konnte man an den Ufern der Gerſprenz
eit nicl wße Mengen toter Forellen aufleſen. Für den Fiſchereivächter
lü der Schaden ſehr groß, anſcheinend iſt die ganze Forellenbrut
Frag
luenichtet. Die Urſache dieſes großen Forellenſterbens iſt noch nicht
oigeklärt
Aa. Wolfskehlen, 23 März. Der Gemeinderat beſchloß
gtern abend, die Ortsfeuerwehr bei der Haftpflichtverſicherung
umelden. Ein Antrag des Kreisobſtbau=Inſpektors aus Groß=
Grau wegen Bekämpfung der Schildlaus wurde mit Rückſicht auf
vorgeſchrittene Jahreszeit und die Finanzlage zurückgeſtellt.
irner wurde die Abſchaffung eines Faſelebers beſchloſſen.
Bx. Lengfeld, 22. März. Sechzigjähriges Jubiläum
dir Spar= und Darlehenskaſſe Zipfen. Der
Vor=
unde des Aufſichtsrates, Herr Georg Barth=Lengfeld, eröffnet
10 Jubiläumsverſammlung und begrüßt die Erſchienenen,
insbe=
lodere Herrn Direktor Dr. Winkler=Krämer von der
Landesgenoſ=
achaftsbank und Herrn Reviſor Grünewald vom Verband der
niſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften. Der Rechner
er=
utete den Geſchäftsbericht für 1931 und trug die Bilanz vor.
üſelbe ſchließt mit einem Reingewinn von 534,14 RM. ab. Von
un Reingewinn wurden 5 Prozent Dividende auf die eingezahl=
Geſchäftsanteile verteilt; der Reſt floß den Reſerven zu. Die
n Spareinlagen werden mit 12 Prozent aufgewertet. Die aus=
Adenden Vorſtands= und Aufſichtsratsmitglieder wurden
ein=
ſtmig wiedergewählt. Nach Abwickelung der Tagesordnung ging
u zum feſtlichen Teil über. Der Direktor der Genoſſenſchaft,
dr Joh. Hch. Klober 1., gedachte in ehrenden Worten der
Grün=
ſ von denen keiner mehr am Leben iſt, und erſtattete einen
aus=
ülichen Bericht über den Werdegang der Kaſſe innerhalb der
lelaufenen 60 Jahre. Vor allem gedachte er des verſtorbenen
ſehners, Herrn Adam Becker, dem vor allem der Auftieg der
Ae zu verdanken ſei. Die Glückwünſche der
Landesgenoſſen=
hitsbank wurden von Herrn Dr. Winkler übermittelt, der als
ſtiläumsgeſchenk dem Aufſichtsrat ein in Leder gebundenes
ſtokollbuch überreichte. Herr Reviſor Grünewald überbrachte
ſGlück= und Segenswünſche des Verbandes und ſtreifte in länge=
MAusführungen die zahlenmäßige Entwicklung der Kaſſe. Er
ereichte der Genoſſenſchaft ein ſchlichtes Diplom. Außerdem er=
ieten die beiden Vorſtandsmitglieder, Herr Georg Becker=Wie=
Abach und Herr Joh. Barth 2.=Zipfen, für langjährige
Zuge=
lägkeit zum Vorſtand Diplome.
Da. Egelsbach, 22. März. Todesfälle. Innerhalb der
eten 14 Tage wurden vier hochbetagte Gemeindeglieder vom Tod
Verufen. Es ſtarb zuerſt die ortsälteſte Frau Ph. Keim Wwe,
zMAlter von 89 Jahren; gleich hinterher folgte die 88jährige
ſu Wilh. Werner; dann rief es den 83 Jahre alten Ph.
teen ins Jenſeits, und geſtern (Montag) wurde Herr Peter
ſilapp 3., 87 Jahre alt, zur letzten Ruhe gebettet. Es iſt ein
nartiger Zufall, daß dieſe Aelteſten unſerer Gemeinde in ſo
Wer Folge abberufen wurden. Unter vier Grabhügeln, auf
um kleinen Erdenplätzchen, ruhen 347 Lebensjahre.
(p. Crumſtadt, 22 März. Hohes Alter. Zimmermeiſter
Unſtoph Steuernagel beging am Dienstag ſeinen 81. Geburtstag.
Dp. Sprendlingen. 22. März. Hohes Alter. Der frühere
ſtgermeiſter und Gaſtwirt Adam Ludwig Chriſtian kann in
ſiger und körperlicher Friſche ſeinen 83. Geburtstag feiern.
dene Hochzeit. Der ſtädtiſche Aufſeher in Ruhe, Herr
nnes Stroh und ſeine Ehefrau Katharine feiern am
Stag, den 26. März, das Feſt der goldenen Hochzeit. Der
Ju=
war über 30 Jahre Aufſeher bei den Straßenbauten der
Offenbach. — Hohes Alter. Der Landwirt Wilhelm
ſtk XI feiert am 27. März ſeinen 76. Geburtstag.
IOrmn
II. Haupiverſammlung der Landwirtſchaftskammer.
Sorderungen der hefſiſchen Bauernſchaft. — Präſidenk Henſel und Dr. Hamann zur Noklage der Landwirtſchaft
Die 4. Hauptverſammlung der
Landwirt=
ſchaftskammer, ſand geſtern im Sitzungsſaale des
Landes=
kirchentages ſtatt. Es waren von den Mitgliedern eine große
Reihe von Anträgen und Entſchließungen eingebracht worden, die
eine lebhafte Debatte hervorriefen. Das Mitglied der Kammer
Göckel, nationalſozialiſtiſcher Abgeordneter des Landtags, hatte
eine Entſchließung gegen die Reichsregierung, die rein politiſcher
Natur war, eingebracht. Dieſe Entſchließung wurde durch einen
Vermittlungsvorſchlag des Mitglieds Dettweiler, der Annahme
fand, abgelöſt. Die Mitglieder der Landwirtſchaftskammer haben
unter Ausſchaltung jeglicher Parteipolitik die Abſicht, der ſchwer
geprüften Landwirtſchaft zu dienen und ihr aus der Not zu
hel=
fen. In dieſem Sinne wurden von den Kammermitgliedern die
Verhandlungen geführt.
hieß die Mitglieder der Landwirtſchaftskammer herzlich
willkom=
men und begrüßte beſonders die Vertreter der Regierung. Er
führte u. a. aus: Die heutige Hauptverſammlung findet in einer
ſehr ernſten, tief traurigen Zeit für Deutſchland, insbeſondere für
ſeine Landwirtſchaft ſtatt. Millionen von Menſchen haben keine
Beſchäftigung. Sie ſtehen am Markt und keiner kann ſie dingen,
Tauſende könnten in der Landwirtſchaft untergebracht werden,
wenn die Landwirtſchaft in der Lage wäre, die Löhne ſozialen
Laſten und Verköſtigung aufzubringen. Die deutſche
Landwirt=
ſchaft war, iſt und bleibt der Jungbrunnen für Deutſchlands
Be=
völkerung. Ihr Untergang wird auch der Untergang des Deutſchen
Reiches ſein. Wenn ich geſagt habe, daß die Landwirtſchaft auch
die Verköſtigung für das Dienſtperſonal kaum, viel weniger noch
Löhne und Soziallaſten aufbringen können, ſo iſt das nicht
über=
trieben, es iſt eine tiefbedauerliche Tatſache, iſt doch der Bauer
gezwungen, alle ſeine Erzeugniſſe faſt reſtlos auf den Markt zu
werfen, damit er die nötigen Barmittel erhält, um ſeinen Betrieb
weiterzuführen, bzw. ſein Leben friſten zu können. Es kann
nach=
gewieſen werden, daß in vielen Bauernfamilien kärglich gelebt
wird und die Kinder unterernährt ſind. Die Erzeugniſſe
der Bauern koſten nichts, bzw. ſie ſtehen unter dem
Erzeugerpreis, wie ſoll da der Landwirt exiſtieren? Sehen
Sie ſich die Preiſe für Rindvieh, Schweine, Gerſte, Hafer,
Kar=
toffeln. Wein, Gemüſe, Obſt und Tabak an. Nicht zu vergeſſen iſt
auch die Milch und Butter. Bei den meiſten Produkten werden
Preiſe gezahlt, die weit unter den Vorkriegspreiſen liegen.
Zur Wirtſchaftspolitik und infolge des verlorenen Weltkriegs
entſtandenen Bauernnot, ſind für unſere heſſiſche Landwirtſchaft
in vielen Teilen des Landes 1931 durch höhere Gewalt noch die
großen Ernte=, Witterungs, Waſſer= und
Ueberſchwemmungs=
ſchäden hinzugekommen. Schäden bis zu 80 Proz, ſind keine
Selten=
heit. Die Landwirtſchaftskammer trat mit Unterſtützung der
frei=
willigen Organiſationen ſofort an die heſſiſche und
Reichsregie=
rung heran, mit der Bitte, in dieſer großen Not zu helfen.
Ergeb=
nis: Die heſſiſche Regierung zeigte zwar guten Willen, aber der
wenige Steuererlaß, den ſie gewährte, iſt nur wie ein Tropfen auf
einen heißen Stein. Ich glaube ſagen zu dürfen, ſie hätte gerne
mehr gegeben, wenn der Staatsſäckel nicht leer wäre. Von der
Reichsregierung haben wir bis heute nichts, aber
auch gar nichts erhalten. Das muß um ſo ſchmerzlicher
berüh=
ren, als für andere Zwecke in letzter Zeit hunderte Millionen vom
Reich gegeben wurden. Uns härte ein Bruchteil davon genügt.
Die Verhandlungen mit der Reichsregierung ſind noch im
Gange und werden gemeinſam mit der heſſiſchen Regierung
weiter=
geführt. Soeben teilt uns die Regierung mit daß der
Reichs=
finanzminiſter erkläre, die erſuchten Steuernachläſſe können nicht
bewilligt werden, da Preußen gegen eine einſeitige Bevorzugung
der heſſiſchen Landwirtſchaft Einſpruch erhebe und gleiche
Forde=
rung auf Berückſichtigung in Ausſicht ſtelle. Präſident Henſel
er=
klärt, die heſſiſche Regierung hat in der Unwetterſache uns
reſt=
los unterſtützt und es wäre unrecht, wenn wir ihr nicht dankbar
ſein wollten.
Die Landwirtſchaftskammer hat ſowohl direkt wie auch
in=
direkt über den Deutſchen Landwirtſchaftsrat zu allen Fragen,
welche heute den Landwirt ſchwer bedrücken, Stellung genommen
und entſprechende Anträge geſtellt. Präſident Henſel betonte
ſchließlich: Nachdem ſich gezeigt habe, daß die ſeitherige
Wirt=
ſchaftspolitik auf falſchen Bahnen wandelte, daß trotz ungeheurer
Subventionen die Induſtrie nicht lebensfähig erhalten werden
könne und trotz übertriebener Sozialnolitik auch die Arbeiterſchaft
heute ſchlimmer daran ſei als je, müſſe eine Umkehr von der
ſeit=
herigen Wirtſchaftspolitik gefordert werden. Das Geld, das man
dem Bauern gebe, komme Deutſchlands Induſtrie und der ganzen
Wirtſchaft zugute. Dieſe Binſenweisheit, ſolle man endlich
an=
nehmen, müßte in Regierungskreiſen, allen Berufsſtänden und dem
ganzen Volke heute erkannt werden. — Ueber
die Täkigkeit der Landwirkſchaffskammer
und die Leife der endflfiſchaf in Zeie 131.
ſprach in einem ausführlichen Referat Generaldirektor
Dr. Hamann. Er führte u. a. aus:
Wohl noch kein Jahr in der Zeit nach dem Kriege war für
unſere deutſche, insbeſondere heſſiſche Landwirtſchaft ſo ungünſtig,
wie das Jahr 1931. Die Juli=Kriſe dieſes Jahres hat ſich auch auf
die geſamte Landwirtſchaft außerordentlich nachteilig ausgewirkt.
Schon am Anfang des Jahres 1931 mußte ein Preisrückgang bei
verſchiedenen landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen feſtgeſtellt werden,
der ſich beſonders von der Mitte des Jahres ab immer raſcher
entwickelte. Der Landwirt war vielfach nicht in der
Lage, ſeine Erzeugniſſe abzuſetzen oder nur zu
Preiſen, die unter den Produktionskoſten lagen.
Es war ein Ueberangebot an landwirtſchaftlichen
Erzeugniſſen vorhanden, mit Ausnahme des Roggens, bei
dem infolge der ſtarken Auswinterung in einzelnen Teilen des
Reiches und der Einflüſſe der Jahreswitterung ein erheblicher
Ernteausfall entſtand. Im einzelnen behandelte der Redner die
Produktion und den Abſatz der landwirtſchaftlichen Produkte. Der
Gemüſebauer der hieſigen Gegend leide beſonders unter der
Ein=
fuhr. Die Bananeneinfuhr, ein Erzeugnis, auf das doch gewiß
verzichtet werden kann, habe eine weitere Steigerung erfahren, und
zwar wurden im Januar 1932 rund 10 000 Doppelzentner mehr
auf den Frankfurter Markt gebracht, wie 1931. Daß ſich eine ſolche
Einfuhr auf die einheimiſche Produktion nachteilig auswirken
müſſe, ſei ſelbſtverſtändlich. Zur Preisgeſtaltung bemerkte er, daß
die Preiſe der landwirtſchaftlichen
Betriebs=
mittel und Bedarfsſtoffe des täglichen Lebens
ſich den Erzeugerpreiſen der Landwirtſchaft
nicht anpaßten, daß die Preispolitik für die Landwirtſchaft
unhaltbar ſei. Auch unter dem Steuerdruck leide die
Landwitt=
ſchaft ſtark.
Große Mißſtimmung in weiten Kreiſen der
landwirtſchaft=
lichen Bevölkerung ſeien die Folge der traurigen Geſamtlage der
Landwirtſchaft. Es ſei unter ſolchen ſchwierigen Verhältniſſen für
die Landwirtſchaftskammer nicht leicht geweſen, auch im
abgelau=
fenen Jahre die Förderungsmaßnahmen auf dem
Ge=
biet der Landwirtſchaft durchzuführen.
Im einzelnen behandelte Herr Dr. Hamann dann die Lage
der einzelnen landwirtſchaftlichen Zweige, des Weinbaus, des
Treibhausgemüſebaues uſw.
Er wandte ſich ſcharf gegen die Auslandskonkurrenz und
for=
derte Stützung und Verbrauch deutſcher Produkte.
Zum Schluſſe führte er aus: Die Geſamttätigkeit der
Land=
wirtſchaftskammer hat ſich im abgelaufenen Jahre wiederum
ver=
mehrt, und zwar zwangsläufig, ohne daß ſie in der Lage wäre,
hiergegen etwas zu tun, denn die große Zahl der
Notverordnun=
gen, Geſetze, die ungünſtige Entwicklung der wirtſchaftlichen Lage,
die ſteigende Not der Landwirtſchaft, bringt eine Fülle von
Auf=
gaben und Arbeiten, die erledigt werden müſſen. Es ſei u. a. nur
an das Reichsmilchgeſetz erinnert, das in einer Zeit der größten
Not der Landwirtſchaft eingeführt wurde, um wenigſtens, das iſt
zu hoffen, eine Regelung der Milchmarktverhältniſſe zu erreichen.
So war auch im abgelaufenen Jahre die Tätigkeit der
Landwirt=
ſchaftskammer eine ſehr rege. Hoffentlich war ſie eine erfolgreiche.
Daß ihr ein Erfolg der Arbeit beſchieden iſt, dazu kann nicht
zu=
letzt jeder Landwirt, der Verbandsangehöriger der
Landwirtſchafts=
kammer iſt, beitragen. Möge jeder, der mit ihr zuſammenarbeitet,
n die ihm von der Landwirtſchaftskammer gebotenen Vorteile
wahr=
e nehmen, ihre Arbeit fördern und daran denken, daß es ſeine
Auf=
gabe iſt, in erſter Linie ſeine Berufsvertretung zu ſtützen, die ihm
Führer und Berater in der ſchweren Zeit iſt.
Präſident Henſel dankte für das ausführliche Referat, das
er zuſammen mit den Anträgen zur Diskuſſion ſtellte.
Miniſterialdirektor Prof, Dr. Roeßler als Vertreter der
Regierung dankte im Namen des Herrn Finanzminiſters für die
Einladung zur Hauptverſammlung, und ging auf die
Ausführun=
gen ſeiner Vorredner ein, insbeſondere betonte er, daß die heſſiſche
Regierung auf die Nachricht, daß die Reichsregierung die
ver=
ſprochenen Zuſchüſſe nicht gewähren werde, energiſch proteſtiert
habe. Die Verhältniſſe im Obſt= und Gemüſebau ſeien in Heſſen ſo
ungünſtig, daß man zweckmäßigen Zollſchutz gefordert habe, leider
e ohne merklichen Erfolg. Die Einfuhr aus Frankreich namentlich
aber aus Holland, müſſe gedroſſelt werden. Zum Schluſſe betonte
er, der Herr Finanzminiſter habe größtes Intereſſe für das
Ge=
deihen der Landwirtſchaft und wende den Wünſchen der
Landwirt=
ſchaft größte Aufmerkſamkeit zu.
Es wurden dann eine Reihe von Entſchließungen und
An=
trägen verleſen. Einer Anregung des Vorſtandes der
Landwirt=
ſchaftskammer folgend, bittet die Hauptverſammlung den
Vor=
ſtand der Landwirtſchaftskammer, die nachſtehenden Anträge und
Wünſche bei den zuſtändigen Reichs= und Landesſtellen vertreten
zu wollen:
1. Die Wiederherſtellung der Rentabilität kann nur durch
gegen=
ſeitige Annäherung der landwirtſchaften Erzeugerpreiſe und
der Bedarfsſtoffpreiſe herbeigeführt werden.
2. Es iſt eine allgemeine Erleichterung der Zinsbelaſtung
her=
beizuführen, auch im Intereſſe der Gläubiger. Die hohen
Zins=
ſpannen und Proviſionsſätze der Geldinſtitute ſind
herabzu=
ſetzen.
3. Um eine Schließung der Preisſchere zu ermöglichen, müſſen die
Preisbindungen beſeitigt und die Handelsſpannen für
land=
wirtſchaftliche Erzeugniſſe verringert werden. Ferner iſt auf
dem Arbeitsmarkt einſchl des Lohn= und Tarifweſens die freie
Wirtſchaft wieder einzuführen.
Die übrigen 6 Punkte der Forderung befaſſen ſich mit Steuer=,
Gebühren= und Lohnfragen, ferner mit Maßnahmen zum Schutze
einheimiſcher Erzeugniſſe, ſowie der Frachtſatzregulierung bei der
Reichsbahn.
Weitere Entſchließungen befaſſen ſich mit der Lage des
Treib=
hausgemüſebaues, mit dem Geſetz über Abmarkungen, mit der
Lage des heſſiſchen Weinbaues, mit der Arbeitsloſenverſicherung
und dem freiwilligen Arbeitsdienſt, mit der Notverordnung des
Herrn Reichspräſidenten zur Sicherung der Frühjahrsbeſtellung,
und fordern die Wiederheſtellung der Grundlage zur Rentabilität
der Landwirtſchaft, im Intereſſe der Landwirtſchaft, aber auch des
deutſchen Volkes.
In der folgenden Ausſprache wurde von Kammermitglied
Oekonomierat Korell über die Feldbereinigung geſprochen,
wei=
ter beteiligten ſich an der Debatte die Kammermitglieder
Heu=
nes, Wolff=Albig, Bundſchuh=Lengfeld, der es begrüßen
würde, wenn ſtatt der vielen Anträge nur einer vorläge, und
Gök=
kel=Langen, der nationalſozialiſtiſche Landtagsabgeordnete, der
eine Entſchließung vorbringt, in der erklärt wird, die
Reichs=
regierug beſitze nicht mehr das Vertrauen der heſſiſchen
Landwirt=
ſchaft, und dieſe fordere Rücktritt des Kabinetts Brüning. — Der
Regierungsvertreter erklärte, dieſe Entſchließung liege außerhalb
der Kompetenz der Landwirtſchaftskammer, worauf Mitglied
Göckel bemerkte, wenn die Regierung die Kammer auflöſen wolle,
möge ſie es tun. Auch Kammermitglied Landtagsabg. Glaſer
äußert ſeine Bedenken gegen die Fülle der Anträge, denen er
in=
haltlich wohl zuſtimme. Er forderte zu einmütiger
Zuſammen=
arbeit auf. Präſident Henſel ſprach die Bitte aus, über die
Kompetenzen der Landwirtſchaftskammer nicht hinauszugehen.
Man nehme gerne die Mitwirkung jeder Partei für die
Landwirt=
ſchaft entgegen, aber man möge die Parteipolitik bei den
Kammer=
beratungen beiſeite laſſen. — Kammermitglied Prof. Seſſoux
trat für die Erhaltung der Landwirtſchaftlichen
Forſchungslehr=
ſtelle in Gießen ein.
Nach der Mittagspauſe wurde in der Tagesordnung
fortge=
fahren. Der Präſident gab zunächſt bekannt, daß das
Kammer=
mitglied Wenzel=Hainſtadt ſeinen 79. Geburtstag feiere. Es
wur=
den dem Geburtstagskind von den Mitgliedern herzliche
Glück=
wünſche zuteil.
Bei der folgenden Abſtimmung über die eingereichten
Entſchließungen und Anträge fand keine Debatte ſtatt, ſie wurden
einſtimmig angenommen. Lediglich über den Antrag Göckel, der
als ein politiſcher, die Kompetenz der Kammer überſchreitende
Entſchließung aufgefaßt wurde, fand eine lebhaftere Ausſprache
ſtatt, da Okonomierat Dettweiler einen ſinngemäß ähnlichen,
aber der politiſchen Note entkleideten, gemilderten Antrag
einge=
bracht hatte. Kammermitglied Blank wandte ſich auch gegen
dieſen Antrag, weil daraus hervorgehen könnte, als ob die
Regie=
rung nichts für die Landwirtſchaft getan hätte. In dieſem
Zu=
ſammenhang betonte Mitglied Wolff=Albig, er halte die
Maß=
nahmen der Regierung für nicht hinreichend. Mitglied Glaſer,
ſtimmt dem Vermittelungsantrag zu, zumal man in der
Land=
wirtſchaftskammer vermeiden müſſe, Politik zu treiben, man dürfe
nur das Intereſſe der Landwirtſchaft im Auge haben und in
die=
ſem Sinne handeln. Schließlich wurde die Entſchließung
Dett=
weiler angenommen, die beſagt:
„Die heſſiſche Landwirtſchaft, die in Süddeutſchland ſtets
an führender Stelle ſtand, iſt durch die falſche Wirtſchaftspolitik
der letzten 13 Jahre, trotz eindringlichſter Warnung aller
be=
hördlichen und berufsſtändiſchen Vertretungen, heute zum
größ=
ten Teil ruiniert und zuſammengebrochen. Hier liegt
unbe=
dingte Schuld ſeitens der Reichsregierung vor. Deshalb
be=
ſchließt die heutige Hauptverſammlung der heſſiſchen
Land=
wirtſchaftskammer: Die Reichsregierung kann nicht damit
rech=
nen, daß die heſſiſche Landwirtſchaft einer Reichsregierung
Vertrauen entgegenbringt, die die bisherige Wirtſchaftspolitik
beibehält”
Dieſer Antrag Dettweiler wurde gegen 6 Stimmen
angenom=
men. Man trat dann in die Beratung der Vorlage der
Jah=
resrechnung für 1930 ein. Einen ſehr ausführlichen
Be=
richt über die einzelnen Poſitionen, auch über die
Rechnungsprü=
fung und über den
Hauptvoranſchlag der Landwirtſchaftskammer 1932
erſtattete Generaldirektor Dr. Hamann. Mitglied Lutz=
Elgen=
rod ſchlägt eine 10prozentige Senkung der Umlage des
Voran=
ſchlags vor. Der Regierungsvertreter Miniſterialrat Becker
be=
zeichnet den Antrag als unbrauchbar, da die Kammer die
Pflicht habe lediglich dem Voranſchlag zuzuſtimmen oder ihn
ab=
zulehnen. Mitglied Benz=Arheilgen glaubt, daß eine
Ein=
ſparung oder ein Abbau bei der Kammer nur ganz ſukzeſſive
vor=
genommen werden könne. Mitglied Bundſchuh wandte ſich gegen
eine 10%ige Umlageſenkung. MitgliedJakobi=Königſtädten regte
an, den Voranſchlag en bloc anzunehmen und eine Kommiſſion
einzuſetzen, die Einſparungsmöglichkeiten zum Ausgleich für den
Aufſchlag der landwirtſchaftlichen Fachzeitung prüft. Nach weiterer
umfaſſender Ausſprache, in der vor allem über den
Einſparungs=
antrag Lutz verhandelt wurde, wurde der Geſamtetat
angenom=
men unter dem Vorbehalt, daß die Heſſiſche landwirtſchaftliche
Zeitſchrift wie bisher geliefert werde und der Vorſtand die
da=
durch notwendigen Einſparungen im Voranſchlag vornehme.
Nachdem die von der Kammer vorgeſchlagenen Erſatzwahlen
ohne Debatte einſtimmig genehmigt waren, ſchloß Präſident
Henſel mit Worten des Dankes die 4. Hauptverſammlung der
**
Landwirtſchaftskammer.
ginige Troofen MAGG/ Würze verbessern das einfachste Essen
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Mittwoch, 23. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Todes=Anzeige.
Nach ſechstägiger Krankheit verſchied friedlich am
Montag abend 11½ Uhr mein innigſtgeliebter
Gatte, unſer treubeſorgter Vater,
Schwieger=
vater, Großvater, Urgroßvater, Bruder, Schwager
und Onkel
Heute entſchliet nach kurzer ſchwerer Krankheit mein lieber
Mann, under guter Vater, Sohn und Bruder
(Statt Karten.)
Heute morgen ½11 Uhr wurde im (
liſabethen=
ſtitt mein herzensguter Mann, unſer
treu=
beſorgter Vater, Schwiegervater, Großvater
und Onkel
im 41. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Gertrud Heberer, geb. Marx.
Darmſtadt, Oberurſel, Frankfurt, Bombah, 21. März 1932
Die Einäſcherung findet in der Stille ſiatt.
Förſter i. R.
im 74. Lebensjahr.
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Friedericke Haas, geb. Becker
Pfungfiadt, den 22. März 1932.
(4549
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 24. März
nachmittags 2½ Uhr vom Trauerhauſe,
Main=
ſtraße 30 aus ſtatt Einſegnung 10 Minuten vorher.
Eiſenbahn=Hauptkaſſier
von ſeinem kurzen, ſchweren Leiden im 64,
Le=
bensjahre durch einen fantten Tod in die
Ewigkeit abberu en.
In tiefer Trauer:
Anna Fink Wwe., geb. Strack
Ferdinand Fink u. Frau Gretel
Friedrich Fink
1 Enkelkind.
Darmſiadt, den 21. März 1932.
Mollerſtraße 29.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 24. März,
nachmittags 3½ Uhr, von der Kapelle des alten
Fried=
hofes an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
Todes=Anzeige:
Heute entſchlief ſanft nach kur
zem Leiden unſere liebe Mutter
Broßmutter, Schweſter,
Schwä=
gerin und Tante
Frau
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme und die überaus
zahl=
reichen Blumenſpenden bei dem
Heimgang unſeres lieben
Ent=
ſchlafenen
Nachruf.
Allen unſeren Freunden, Gönnern und Mitgliedern
die erſchütternde Nachricht, daß am Samstag, den
19. März unſer hochverdienter
Ehrendirigent
Herr Max Stetefeld, Kammermufiker i. 7.
Ehrenchormeiſter im Gefſ. Sängerbund
unerwartet an einem Herzſchlag verſchied.
Männergeſangberein Liederkranz, Darmſtadt.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 23. März,
nach=
mittags 2 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
im 78. Lebensjahr.
Darmſtadt, den 22. März 1932.
Die trauernden Hinterbllebenen.
Die Beerdi ung findet
Mitt=
voch, den 23. März 1932,
nach=
mittags 4.30 Uhr vom Portal des
Friedhofs der Iſrael.
Religions=
geſellſchaft aus ſtatt.
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
innigſten Dank. Insbeſondere danken
wir Herrn Pfarrer Wagner fü, die
troſtreichen Worte am Grabe.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Otto Simmerer.
Am 21. März verſchied im faſt vollendeten
81. Tebensjahre mein lieber, guter Mann,
unſer herzensguter Vater) Schwiegervater
und Schwager
Dankſagung.
Allen denen von nah und fern, die unſerm lieben
Entſchlafenen
Die Beerdigung von (4569
verzogen nach gmg
Frankfurterstraße 241.
Telephon 1964 am Herrengarten
Akiuar i. R.
In tieter Trauer:
Eugenie Zimmermann, geb Dapper
Hermann Zimmermann, Pol.=Hauptmann
Frankfurt a. M.
Lent Zimmermann, geb. Muther.
Darmſtadt, den 22. März 1932. 4557
Frankfurterſtr. 41 II.
Die Beerdigung findet in der Stille ſfatt.
Geh. Baurat i. R.
findet Donnerstag, 24. März,
nachmitt. 3 Uhr, auf dem alten
Friedhof. in Darmſtadt ſtatt.
1 Herren= und
Knaben=Fahrrad,
gebr., verk. Huck,
Alexanderſtr. 6. (*
das letzte Geleite gegeben haben, ſei auf dieſem Wege
herzlichſt gedankt. Beſonderen Dank Herrn Pfarrer
Flöring für ſeine troſtreichen Worte am Grabe,
ſo=
wvie dem Kirchenvorſtand, Herrn Poſtmeiſter Fuchs,
Groß=Bieberau, der Oberpoſtdireltion Darmſtadt,
den Beamtinnen und Beamten vom Poſtamt Groß=
Zieberau und der Poſtagentur Niebernhauſen für
Kranzniederlegungen und ehrenden Nachruf,
Zm Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Barbara Pabſt, geb. Adam.
Niedernhauſen, den 21. März 1939.
(4541
Komme am Do
nerstag, den 24.,
Samstag, den
März, nach Darn
ſtadt auf d. Mark
mit einigen tauſe
tiederen und Hoc
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teil.
nahme bei dem Heimgang unſeres lieben
Entſchlafenen
Heinrich Brenner
Oberpoffkaſſenrendant i. R.
ſagen wir herzlichſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Brenner, geb. Kling.
Darmſiadt, den 22. Mälz 1932.
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Nach kurzer, ſchwerer Krankheit nahm uns Gott
im Palmſonntag meinen geliebten Mann, unſern
guten, treuſorgenden Vater und Großvater
den Oberpoſtidirektions=präfident i. Ruhe
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Waldſtr. 9. (1601a
In tiefer Trauer
namens der Hinterbliebenen:
Frau Käthe Stroh, geb. Brandt.
Darmſtadt, den 20. März 1932.
Martinsſtr. 57.
(4576
Die Beiſetzung findet auf Wunſch des Verſtorbenen
in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.
Bott dem Allmächtigen hat es gefallen, heute Nacht
unſere innigſtgeljebte Schweſter, Schwägerin und
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zug zu verk. Ang.
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im Alter von 74 Jahren, nach kurzem, ſchweren
Leiden zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt 22. März 1932.
(4576
Roßdörferſtr. 48
Die Beerdigung findet ſtatt: Gründonnerstag, den
24 März 1932, nachm. ½3 Uhr von der Kapelle
des altes Friedhofes, Nd.=Ramſtädterſtraße aus.
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Teilnahme und die zahlreichen Kranzſpenden
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Mittwoch, 23. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 83 — Seite 9
24
am 271
nAM
Eckeners 2Sjähriges Zeppelin=Zubiläum.
Wie Dr. Eckener der bedeutendſte Luftſchiffer der Welt wurde. — Philoſoph, Nationalökonom, Journaliſt und Luftſchiffer.
Der treue Hüter des Erbes des Grafen Zeppelin. — Die Entwicklung der Zeppelinwerke von 1907 bis 1932. — 1500 Zeppelinfahrten.
Aus Friedrich=hafen wird gemeldet, daß Dr. Eckener jetzt Teil der Zeppeline wurde abgerüſtet oder umgebaut.
Zahl=
ſein 25jähriges Jubiläum als Förderer und Führer des Zep= reiche Luftſchiffe wurden ausgeliefert. Als der Krieg zu Ende
pelin=Unternehmens feiern kann. Auf den Tag genau iſt dieſer war, kehrte Eckener wieder nach Friedrichshafen zurück und trat
Termin wohl nicht zu berechnen, denn Dr. Eckeners Werdegang aufs neue in die Leitung der „Delag” ein. Hier hatte der Krieg
als Luftſchiffer war nicht ganz einheitlich. Im „genteil, er war auch nur noch Trümmer zurückgelaſſen. Zwei kleine Luftſchiffe
recht vielgeſtaltig und abwechflungsreich. Ven Hauſe aus war „Bodenſee” und „Nordſtern” waren vorhanden, aber auch ihres
Dr. Eckener, der am 10. Auguſt 1868 in Flensburg geboren
wurde, nämlich Philoſoph, und zwar hauptſächlich Pſychologe.
Seine Doktorarbeit betrifft nicht Unterſuchungen über die
Be=
deutung der Brennſtoffe bei Motoren oder über die Vorzüge des
ſtarren Syſtems im Luftfahrtweſen, wie man eigentlich
un=
nehmen müßte, ſondern „Unterſuchungen über
Schwankun=
gen der Auffaſſung minimaler Sinnesreize‟. Ja, mit ſolchen
Unterſuchungen beſchäftigte ſich Eckener. Dann ging er zur
National=Oek. nomie über und veröffentlichte einen Teil eines
großen Werkes, das den Titel führt „Arbeitermangel oder Geld=
Die Jagd nach „Peter Voß, der Millionendieb”, ging
dies=
knappheit‟. Er hat die Bee digung dieſes Werkes nicht durch= mal nicht wie im ſtummen Film, unvergeßlichen Angedenkens,
geführt, denn inzwiſchen hat er gelernt, ſich praktiſch mit der rund um den ganzen Erdball — denn ſie iſt ja nicht wie damals
Frage zu befaſſen, welche Bedeutung die Geldknappheit für den für ſechs Kinoabende, ſondern nur für einen einzigen bemeſſen
Arbeitermangel hat. Die reine Theorie überläßt er jetzt anderen — dafür läßt Bruno Frank, der das Drehbuch nach ganz neuen
Leuten. Damals war Dr. Eckener Anfang der dreißiger Jahre. Geſichtspunkten im Komödienſtil ſchrieb, die amüſanten Verfol=
Er ging nach Friedrichshafen, einem damals ruhigen Städtchen, gungsſzenen auf den maleriſcheſten Schauplätzen ſpielen, die man
das für die Durchführung großer Arbeiten die nötige Sammlung ſich denken kann. Im tiefſten Orient nämlich, in der Sahara, im
gewährleiſtete. Dabei lernte er die Beſtrebungen des Grafen hohen Atlas, und in der Stadt Marokko, die Willi Forſt im Ge=
Zeppelin kennen und . . . bekämpfen. Als Korreſpondent der ſpräch gerne mit ihrem ſchöneren und fremdartigerem Namen
„Frankfurter Zeitung” betätigte er ſich als Gegner der Pläne „Marrakeſch” nennt.
Wir hatten Glück. Es paſſierten während unſerer
Anweſen=
des Grafen Zeppelin, und ſein Urteil fiel für den Grafen um
ſo mehr ins Gewicht, als Eckener ein tüchtiger Fachmann war, heit in Marokko ſo ziemlich alle intereſſanten Naturerſcheinungen,
der von der Navigation allerhand verſtand. So ſahen alſo die die man in jenen Gegenden haben kann. Wir erlebten einen
rich=
exſten Berührungspunkte zwiſchen dem Grafen Zeppelin und tigen Samum in der Wüſte, und eines Tages, als wir im Gebirge
Aufnahmen machten, überraſchte uns ein Regenorkan von ſolchen
Dr. Eckener aus. Sie waren nicht beſonders hoffnungsfreudig. Dimenſionen, daß die Wege ſich in Schlamm auflöſten und unſere
um ſo bewunderswerter iſt es, mit welch großartigen Erfolgen. Autos zu einer Strecke, die wir auf der Hinfahrt in zwei Stunden
im poſitiven Sinne dieſe anfängliche Gegnerſchaft endete. Im zurückgelegt hatten, bei der Heimkehr neun Stunden brauchten.
Jahre 1907, im Frühjahr, wurden die Beziehungen zwiſchen
Das Phantaſtiſcheſte aber war wohl der Heuſchreckenſchwarm,
Zeppelin und Eckener inniger und freundſchaftlicher. Eckener, der ſich eines Tages als gewaltige, quirlende, lebendige Wolke auf
erkannte, daß die Pläne des Grafen Zeppelin im Grunde das uns niederſenkte, uns, unſere Wagen und Apparate und Terrain
Problem der Luftſchiffahrt löſten. In den Einzelheiten waren in weitem Umkreiſe vollſtändig einhüllend. Dieſe niedlichen
Tier=
ſelbſtverſtändlich noch Aenderungen erforderlich, die aber eine chen ſind zwar durchaus nicht aggreſſiv. Sie ſtechen nicht und
bei=
grundſetzliche Gegnerſchaft nicht mehr rechtfertigten. Die an= ßen nicht, ja ſie hinterlaſſen nicht einmal eine Spur von
Verun=
fänglichen Kataſtrophen beeinflußten die Stellungnahme Eckeners reinigung. Aber wer es nicht miterlebt hat, kann ſich ſchwerlich
nicht mehr. Es kam die Kataſtrophe von Echterdingen, die zu eine Vorſtellung davon machen, welch ein Gefühl das iſt, wenn
der Spende des deutſchen Volkes führte und das Zeppelinunter= man um und um, auf Kleidern, Geſicht und Händen von dieſen
nehmen wirtſchaftlich ſicherſtellte. Eckener war im Jahre 1909 kribbelnden Inſekten bedeckt iſt und bei jedem Schritt auf
Leben=
bereits Fahrtenleiter und Prokuriſt der Deutſchen Luftſchiffahrts= diges tritt. Bei dieſen gewaltigen Maſſen hilft natürlich kein
Aktiengeſellſchaft geworden. Nun kam der Krieg, und jetzt hatte Scheuchen und Umſichſchlagen. Die wenigen, die ſich dadurch zur
Eckener eine große Miſſion. Er wurde Inſtrukteur bei der Flucht entſchließen, werden ſofort durch Hundert andere verdrängt.
„Marine=Luftſchiff=Abteilung”. Hier hatte er die Aufgabe er= Erſt nach Ablauf einer beſtimmten Ruhefriſt, die ſich der Schwarm
halten, die Kommandanten der Marine=Zeppeline auszubilden, auf ſeinem Fluge gegönnt hat, erhebt er ſich wieder und
entſchwin=
die im Kriege ungeheure Leiſtungen vollbrachten. 42 herrliche det allmählich im Aether. Sofern er nicht das Pech hat, zur „eß=
Luftſchiffe wurden während des Krieges vernichtet. Ein großer baren Sorte” zu gehören, die die Eingeborenen von Marokko
Bleibens ſollte hier nicht mehr lange ſein. Eckener war ein
Mann der Praxis geworden. Er wollte Geld verdienen, um
die Werft lebensfähig zu erhalten. Paſſagierfahrten dienten
dazu. Im Jahre 1920 wurde Eckener Vorſtand der
Zeppelin=
ſtiftung und am 1. April 1924 nach dem Rücktritt des Freiherru
von Gemmingen zum Vorſitzenden der Geſellſchaften des
Luft=
ſchiffbaues. Weltberühmt wurde er durch die große
Amerika=
fahrt des „ZK 3” ſowie durch die Glanzleiſtungen des „Graf
Zeppelin”, Rund 1500 Fahrten mit Zeppelinen hat Eckener
bis=
her durchgeführt. Ein Helium=Luftſchiff wird gebaut. Ein
großartiger Weltverkehr mit Luftſchiffen iſt in Vorbereitung.
Durch alle Wirtſchaftskriſen hindurch, durch Geldſorgen und
Geldmangel hat Eckener in den 25 Jahren das Zeppelinwerk zu
ſeiner jetzigen Größe emporgeführt.
Die Stadt ohne Ehrgeiz.
(Abenteuer aus Marokko.)
Von Willi Forſt.
ſammeln, um ſie zu verſpeiſen oder einen ſchwunghaften Handel
damit zu betreiben.
Von dieſen Vorfällen, die nicht zum täglichen Programm
zäh=
len, abgeſehen, iſt Marrakeſch an und für ſich eine Stadt wie aus
„Tauſendundeiner Nacht”. Um das Traumhafte dieſer Stadt
voll=
kommen zu machen, ſitzt auf dem Marktplatz ein Märchenerzähler,
um den ſich zu allen Tageszeiten die großen und kleinen Kinder
ſcharen. Ganz wunderbar iſt das Weſen dieſer Menſchen, und
idealere Helfer als die Einwohner von Marrakeſch kann eine
Filmexpedition ſich überhaupt nicht wünſchen. Von den
einfluß=
reichſten Beamten bis zum letzten Ziegenhirten ſtellten ſich alle,
bewußt oder unbewußt, in den Dienſt unſerer Sache.
Das größte Entgegenkommen bewies wohl der Caid von
Marrakeſch, der uns geſtattete, vor und in ſeiner „Kasbah”,
ſei=
ner Burg, zu filmen. Seine Dienerſchaft hatte den Auftrag, alle
unſere Wünſche zu erfüllen. Nun ergab es ſich aber, daß man von
dem flachen Dache der Burg, auf dem wir filmen wollten, in die
Frauengemächer ſehen konnte. Schwerſtes Dilemma für den
Haus=
hofmeiſter. Einerſeits war ihm befohlen worden, uns in jeder
Weiſe entgegenzukommen. Andererſeits macht er ſich der
unerhör=
teſten Pflichtverletzung ſchuldig, wenn er die ſtreng gehüteten
Frauengemächer den Blicken der Fremden preisgibt.
Schließlich einigten wir uns darauf, daß wir zwar auf dem
Dache filmen, jedoch keinesfalls in die Fenſter des Harems ſehen
würden. Aber ich glaube, ein Auge riskirte mancher von uns.
Wenn ich von vielen unbewußten Helfern ſprach, ſo meinte ich
damit die Leute, die in Marrakeſch die Straßen bevölkerten,
ohne ſich um uns und unſere Apparate zu kümmern.
Ich erkläre mir die wunderbare philoſophiſche Ruhe und
Aus=
geglichenheit dieſer Menſchen damit, daß es in dieſem Lande keine
Karriere gibt. Wer hier als Ziegenhirt oder Heuſchreckenverkäufer
geboren wird, de muß es bis ans Lebensende bleiben. Wozu alſo
übertriebenen Arbeitseifer, Haſt oder Ehrgeiz entfalten? Die
paar Datteln und Oliven, das bißchen Milch und Ziegenkäſe, die
er zur Nahrung braucht, hat jedermann. Alſo lebt man ohne
be=
ſondere Anſtregung und ohne Sorgen.
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[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 23. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Reich und Ausland.
Seite 10 — Nr. 83
Defraudant Bender wieder in Wiesbaden.
Wiesbaden. Der Geſchäftsführer der
Wiesbadener Geſchäftsſtelle der Evangeliſchen
Verſicherungszentrale, einer Vereinigung von
Sterbekaſſen und Lebensverſicherungen unter der
Dachgeſellſchaft der „Gemeinnützigen
Verſiche=
rungs=A. G.” in Berlin, Adolf Bender, hatte
be=
kanntlich am 12. Dezember 1931, nachdem er
etwa 51 000 RM. unterſchlagen, das Weite
ge=
ſucht und ſeine Sekretärin Neuer, deren Kind
und ſein eigenes Töchterchen mitgenommen.
Be=
reits am 15. Dezember wurde Bender in San
Remo verhaftet und die Kinder ſowie die
Sekre=
tärin in die Heimat zurückgebracht, wo ſie am
10. Januar 1932 eintrafen. Nachdem die
lang=
dauernden Auslieferungsverhandlungen nunmehr
beendet und ein italieniſches Gericht vor
vier=
zehn Tagen über die Auslieferung Benders
be=
funden hat, wurde der inhaftierte Bender im
Sammeltransport via Freiburg—Frankfurt nach
Wiesbaden verbracht, wo er am 19. März
einge=
troffen und in das Landgerichtsgefängnis
ein=
geliefert worden iſt. Die Unterſuchung in der
Unterſchlagungsaffäre nimmt nunmehr ihren
Anfang.
Die Stuttgarter Falſchmünzeraffäre.
Stuttgart. Zu der Aushebung einer
Falſchgeldfabrik in Stuttgart erwähnt der
Poli=
zeibericht noch folgende Einzelheiten: Als an der
Tat beteiligt ſind bis jetzt acht Perſonen
feſt=
genommen worden, darunter zwei, die ſchon
ein=
ſchlägig vorbeſtraft ſind. Die Täter haben ſich
mit der Herſtellung von falſchen
Hundertmark=
ſcheinen befaßt und haben ihren Plan in ſehr
ſorgfältiger Weiſe ſchon ſeit dem Herbſt 1931
vorbereitet. Anfang März d. J. waren ſie ſoweit,
daß ſie ſich die zum Druck des Falſchgeldes
not=
wendigen Maſchinen und Einrichtungen
beſchaf=
fen konnten. Als die Polizei eingriff, waren
ſchon einzelne Probeſtücke fertig. Der Hauptteil
der Falſchſtücke, rund 18 000 falſche
Hundertmark=
ſcheine, wurde in beinahe fertigem Zuſtand noch
im Schwarzdruck beſchlagnahmt. Anhaltspunkte
dafür, daß die Bande Falſchſtücke in den
Ver=
kehr gebracht hätte, konnten bis jetzt nicht
feſt=
geſtellt werden.
Siſyphusarbeit im Keller.
Bad Kreuznach. Eine Arbeit, qualvoll
und unfruchtbar, wie ſie einſt der böſe Siſyphus
in der Unterwelt verrichten mußte, leiſteten zwei
gute hieſige Arbeiter, die ſich auch nicht ganz in
der Unterwelt, aber doch im Keller eines Hauſes
befanden. In dieſem Hauſe war der
Entwäſſe=
rungsſchacht verſtopft. Das Waſſer, das
überge=
laufen und in den Keller gefloſſen war, mußte in
Eimern ausgeſchöpft werden. Zwei Arbeiter
wurden aufgeboten und machten ſich daran, den
Keller von dem unerwünſchten Element zu
be=
freien. Zwei Stunden lang hatten die fleißigen
Leute im Schweiße ihres Angeſichts geſchöpft und
geſchöpft, ohne irgendeinen Erfolg ihrer
Be=
mühungen wahrzunehmen. Der Waſſerſtand an
ihren Waſſerſtiefeln blieb der gleiche. Das konnte,
wie ſie ſich ſagten, unmöglich mit rechten
Din=
gen zugehen. Sie begaben ſich daher zum
Haus=
wirt und erhoben Klage. Irgend ein Böſewicht
müſſe, ſo meinten ſie, immer wieder Waſſer
nach=
ſchütten. Als man der Sache nachging, ſtellte ſich
heraus, daß die Arbeiter das im Keller
ge=
ſchöpfte Waſſer in den Kanal im Hof geſchüttet
hatten, von wo es immer wieder in den Keller
zurückgelaufen war!
45 Millionen Mark geerbt-
und jahrelang nichts davon gewußt.
ſche Kirche
mer 20
Vor 4003
Der Berliner Monteur Ferdinand Groſſe,
der plötzlich von einer ſeit langem ausgeſetzten
Erbſchaft dadurch erfuhr, daß das Finanzamt die
dafür zu zahlenden Steuern anforderte. Der
Vater Groſſes hat mit ſeinen Kindern niemals
davon geſprochen, daß er eine Erbſchaft von 45
Millionen Mark anzutreten habe, die nach den
teſtamentariſchen Beſtimmungen eines
wohl=
habenden Vetters in England perſönlich
ab=
geholt werden muß.
Der Rathausplatz in Bremen mit der Weſtfront des Domes,
in dem vor 400 Jahren zum erſten Male proteſtantiſcher Gottesdienſt ſtattfand. Der Dom, deſſen
Anfänge in das 11. Jahrhundert zurückreichen, gehört zu den ſchönſten alten Wahrzeichen der Stadt.
Oeſterreichs neuer Handn=Doppelſchilling.
Der Haydn=Doppelſchilling, den das Wiener Münzamt nach einem Entwurf des Bildhauers Edwin
Grienauer in den nächſten Tagen zum Gedenken an den großen Komponiſten herausbringt, deſſen
200. Geburtstag am 1. April d. J. gefeiert wird.
„Graf Zeppelin”
an der afrikaniſchen Küſte.
Friedrichshafen. Nach einem
Funk=
ſpruch von Bord des „Graf Zeppelin” überflog
das Luftſchiff geſtern früh 5,34 Uhr Greenwicher
Zeit Rio de Oro. Die Fahrt geht weiter an der
afrikaniſchen Küſte entlang. Gegen 8,30 Uhr
Greenwicher Zeit hatte das Luftſchiff Cap Blanco
erreicht. Die Fahrtgeſchwindigkeit beträgt etwa
120 Stundenkilometer:
Die Hapag teilt mit: Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” befand ſich um 13 Uhr Greenwicher
Zeit auf 18 Grad Nord und 20,7 Grad Weſt,
das iſt nördlich der Kapverdiſchen Inſeln.
Argenkiniſches „Geſchenk” für Europa
Großfeuer beim Verlag Stilke.
Berlin. In der Nacht zum Dienstag wurde
die Feuerwehr nach der Mittelſtraße gerufen,
wo die ſich über drei Stockwerke erſtreckenden
Ge=
ſchäftsräume des bekannten Verlages G. Stilke
brannten. Das Feuer wurde mit fünf Zügen
unter Leitung von Oberbranddirektor Gempp
be=
kämpft. Lagerräume, die Expedition und die
Bodenräume ſind vollſtändig ausgebrannt. Die
Löſcharbeiten geſtalteten ſich ſehr ſchwierig, da
die rieſigen aufgeſtapelten Papiermengen ſtarken
Qualm entwickelten. Das Feuer ſchwelt zur
Stunde noch weiter. Eine Brandwache iſt noch
an Ort und Stelle.
Sieben Kinder vergiftet.
Lüneburg. Auf der ehemaligen Domäne
Mariental bei Artlenburg, die jetzt
Siedlungs=
zwecken dient, hatte der frühere Domänenpächter
verendetes Vieh oberflächlich in einer Grube
eingegraben, anſtatt es vorſchriftsmäßig in der
Abdeckerei abzuliefern. In der Grube hatte ſich
Waſſer angeſammelt, das bei der Kälte der
letz=
ten Nächte gefroren war. Die Kinder des
Sied=
lers Kiehn hatten die dünne Eisdecke
eingeſchla=
gen und von dem Eis gegeſſen. Alle ſieben
Kin=
der erkrankten unter ſchweren
Vergiftungser=
ſcheinungen. Sie wurden dem hieſigen
Kranken=
haus zugeführt, wo eines der Kinder bereits
ge=
ſtorben iſt.
Die Suche nach dem Lindbergh=Kind.
New York. In der Lindbergh=Affäre iſt
die Polizei jetzt auf eine Spur geſtoßen, die nach
ihrer Anſicht mehr als die bisher
aufgenomme=
nen einen Erfolg zu verſprechen ſcheint. Ein
Nachbar Lindberghs erkannte in der
Photogra=
phie eines Mitgliedes der Capone=Bande einen
Mann, der ſich einige Stunden vor der
Entfüh=
rung des Kindes in einem Auto mit zwei
an=
deren Perſonen in der Nähe des Lindbergh=
Hauſes aufhielt. Die Polizei ſucht eifrigſt nach
dieſem Mann. — Man erinnert ſich, daß Al
Ca=
pone ſelbſt aus dem Gefängnis heraus ſich zur
Mitwirkung bei der Suche nach den Entführern
bereit erklärte und ſogar einen Geldbetrag für
deren Ermittlung ſtiften wollte.
Paris. Eine merkwürdige „Fracht” hat der
argentiniſche Hilfskreuzer „Chaco” an Bord, der
ſich gegenwärtig im Hafen von Marſeille
befin=
det. Nach Angabe des Kommandanten befinden
ſich auf dem Schiff 33 Verbrecher, meiſt Polen,
Tſchechen und Italiener, die von der
argentini=
ſchen Regierung als läſtige Ausländer des
Lan=
des verwieſen worden ſind. Der Kommandant
der „Chaco” hat den Auftrag, dieſe Deportierten
in irgend einem europäiſchen Hafen an Land zu
ſetzen. Selbſtverſtändlich bedanken ſich aber alle
Länder für dieſes Geſchenk der argentiniſchen
Re=
gierung. In Las Palmas widerſetzten ſich die
Behörden bereits der Ausſchiffung der
Verur=
teilten. In Marſeille hält ſich die „Chaco” ſchon
ſeit zwei Tagen auf und wird ängſtlich von den
Hafenbehörden überwacht, da man annimmt, daß
die Zahl der an Bord befindlichen Verbrecher
über hundert hinausgeht. Kein Mitglied der
Schiffsbeſatzung wird an Land gelaſſen. — Ein
Marſeiller Einwohner, der ſich zu einem Beſuch
an Bord der „Chaco” begeben hatte, iſt
unfrei=
williger Gefangener des Schiffes, da die
Zollbe=
hörden ihn nicht wieder an Land laſſen wollen,
bevor er nachgewieſen hat, daß er tatſächlich in
Marſeille anſäſſig iſt. Da die Behörden
befürch=
ten, daß der Kommandant der „Chaco” den
Ver=
ſuch machen könnte, ſeine Ladung an einer
ein=
ſamen Stelle der Küſte auszuſchiffen, haben zwei
Torpedojäger des Kriegshafens Toulon den
Be=
fehl erhalten, auszulaufen, um die „Chaco” zu
begleiten, bis jede Gefahr beſeitigt iſt.
Vor einem Generalſtreik der Pariſer
Vergnügungsſtätten.
Paris. Der Beginn des Generalſtreiks der
Pariſer Theater wurde auf den 29 März
feſtge=
ſetzt, falls bis dahin die franzöſiſche Regierung
nicht eine Steuer=Erleichterung gewährt haben
ſollte Dieſer Beſchluß iſt geſtern abend von dem
Theater=Direktorenverband gefaßt worden. Es
iſt ſicher, daß die Beſitzer und Direktoren der
Lichtſpielhäuſer, Muſikhallen. Varietés und
Ka=
barets ſich dieſem Streik anſchließen, ſo daß
die franzöſiſche Hauptſtadt unter Umſtänden ab
29. März ſämtlicher Vergnügungsſtätten beraubt
ſein wird.
Die Regierung hat die Lage geprüft, iſt
jedoch zu der Ueberzeugung gelangt, daß eine
Theater=Steuerreform nicht von heute auf
mor=
gen durchgeführt werden könne, ganz abgeſehen
davon, daß eine Steuer=Reform durch die
Not=
wendigkeit, das Budget=Gleichgewicht zu ſichern,
erſchwert wird
Exploſion in den Waſſerwerken von Jeruſalem.
Drei Araber getötet.
Jeruſalem. Bei einer Exploſion in den
Waſſerwerken von Wadi Fawar, die Jeruſalem
mit Waſſer verſorgen, wurden drei arabiſche
Ar=
beiter getötet.
Der Verleger von Meyers
Konverſakions=Lerikon geſtorben.
Dr. phil. Hermann Meyer,
der Chef des Bibliographiſchen Inſtituts in
Leip=
zig und Herausgeber von Meyers Konverſations=
Lexikon, iſt im Alter von 62 Jahren geſtorben.
Vor ſeiner verlegeriſchen Tätigkeit machte ſich
Hermann Meyer als Forſchungsreiſender einen
Namen. 1895 unternahm er eine Expedition
nach Zentral=Braſilien in das Quellgebiet des
Xingu und entdeckte dort einen bisher
unbe=
kannten Nebenfluß. Später gründete er aus
eigenen Mitteln in dem braſilianiſchen Staate
Rio Grande do Sul die deutſche Kolonie Neu=
Württemberg, die heute 14 000 Bewohner zählt.
Skurmverheerungen in Alabama.
New York. Ein furchtbarer Zyklon wütet
ſeit Sonntag nachmittag über Zentral=Alabama.
Am ſchlimmſten wurde von dem Sturm die Stadt
Northport betroffen, die am Blackwarrier=Fluß.
etwa 80 Kilometer von Birmingham (Alabama)
entfernt liegt. Dort wurden faſt alle Häuſer vom
Sturm und von einem ausgebrochenen
Schaden=
feuer verwüſtet. Nach den bisherigen
Feſtſtellun=
gen wurden 106 Perſonen getötet und 133
ver=
letzt. Weitere Tote und 70 Verletzte gab es in
den Städten Marion, Demopolis, Linden und
Faunsdale. Man fürchtet, daß ſich die Zahl der
Opfer mit dem Fortſchreiten der
Aufräumungs=
arbeiten noch erhöhen wird, da zahlreiche
Per=
ſonen noch vermißt werden.
Zugunglück in Mexiko.
Das Werk von Banditen.
RM
niſe Fe
m S.
Mexiko. Zwiſchen Mexiko und Laredo /Vert,
brachte eine 30 Mann ſtarke Räuberbande zwei Wie
Perſonenzüge zum Entgleiſen. Einer der Zügee
war militäriſch beſetzt. Zwiſchen den Soldaten Vert
und den Banditen entſpann ſich ein Gefecht, in eech
deſſen Verlauf ein Soldat und drei Räuber ge=m
tötet, ſowie ein Soldat und acht Banditen
ver=
wundet wurden.
Ei unä
Elly Beinhorn in Auſtralien angekommen. d
nden
Port Darwin (Nordauſtralien).- Elly
Beinhorn traf geſtern gleichzeitig mit drei Flugs N2
zeugen der britiſchen Flugflotte ein, die auf Mtage
einem Uebungsflug von Singapore nach
Auſtra=
lien unterwegs waren.
Eine Medaille Friedrichs des Großen
für die Amkskekte des
Bürger-
meiſters von Marienburg.
Die goldene Amtskette,
die dem Erſten=Bürgermeiſter der einſtigen
Ordens=Hauptſtadt Marienburg jetzt übergeben
wurde. Das Kernſtück der Kette iſt eine
gol=
dene Medaille, die Marienburg 1772 von
Friedrich dem Großen bei der Wieder=
Einver=
leibung der alten Ordensſtadt in den Staak
Preußen erhielt. Anderthalb Jahrhunderke
war die hiſtoriſch bedeutſame Medaille völlig
in Vergeſſenheit geraten.
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Mittwoch, 23. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 83 — Seite 11
Moetheleiern und -Ausstellungen
Im Reich und Austand.
Der Reichspräſidenk zur Ggekhe=
Gedenkfeier.
Weimar, 22. März.
Der Herr Reichspräſident hat an den
Vorſitzen=
en des Goethe=Ausſchuſſes in Weimar, Herrn Staatsminiſter
D. Dr. e. h. Leutheußer=Weimar, folgenden Brief
ge=
ichtet:
Sehr geehrter Herr Staatsminiſter!
Es iſt mir ein Bedürfnis, auch Ihnen, als dem Vorſitzenden
es Weimarer Goethe=Ausſchuſſes, und durch Sie der
Bevölke=
ung der Stadt Weimar mein aufrichtiges Bedauern zum
Aus=
ruck zu bringen, daß es mir durch die politiſche Lage
unmög=
ſich geworden iſt, der Einladung der thüringiſchen Regierung
ur Goethe=Jahrhundert=Feier perſönlich zu folgen und den
(ranz des deutſchen Volkes am Sarge des großen deutſchen
Dich=
ers ſelbſt niederzulegen.
Meine Wünſche begleiten nicht nur den äußeren feſtlichen
Fſerlauf dieſer Feier. Möge der 22. März in unſerem Volke den
Flbſtzerfleiſchenden Streit der Meinungen zurücktreten laſſen vor
em Gefühl einer ſchickſalhaft verbundenen deutſchen
Kultur=
ad Volksgemeinſchaft, und möge dieſer Tag alle Deutſchen
in=
ſnd außerhalb der Reichsgrenzen zuſammenführen in der
Erin=
erung an eine große Vergangenheit und in der Hoffnung auf
ne beſſere Zukunft, für die wir allen Gewalten zum Trotze,
öer die Not der Gegenwart hinaus Reich und Volk und auch
ie deutſche Kunſt erhalten wollen!
Mit freundlichen Grüßen
gez.: von Hindenburg.
Die Goethe=Zeier in Weimar.
Die Wallfahrk zu Goethes Sarg.
Die offizielle Reichs=Gedächtsnisfeier für Goethe
ann geſtern vormittag 9.30 Uhr mit einer Veranſtaltung in
+ Weimarhalle, in Gegenwart des Reichskanzlers Dr. Brüning
ud zahlreicher Ehrengäſte aus dem In= und Ausland. Ein
9dervortrag des Leipziger Thomanerchors leitete die Feier
1ünmungsvoll ein. Der Präſident der Goethe=Geſellſchaft, Prof.
9 Julius Peterſen hielt die Gedächtnisrede.
Als um 11.30 Uhr, zu Beginn der hundertjährigen
Vederkehr von Goethes Todesſtunde, die Glocken von allen
Irmen riefen, ſäumte den Friedhof eine vielhundertköpfige
nnge in ſchweigender Erwartung. Unabläſſig fuhren die
Ab=
ſonungen vor und wanderten mit blumenreichen Kränzen die
age Allee bergan bis zur Fürſtengruft, wo in weitem
Halb=
uſe Fanale loderten. Nachdem die ehemalige Großherzogin
hu Sachſen=Weimar, zu ihrer Rechten Staatsſekretär Meißner,
14 Vertreter des Reichspräſidenten, und zu ihrer Linken
Reichs=
katzler Dr. Brüning erſchienen waren, ſprach Prof. Peterſen
ue Worte des Gedenkens. Die Großherzogin, der Reichskanzler,
le Vertreter des Reichspräſidenten und der Präſident der
lathegeſellſchaft ſowie Vertreter der mit Goethe verwandten
anilien gingen hinab in das Gewölbe, um die Kränze am
age ſelbſt niederzulegen. Die übrigen Abordnungen brachten
iht Blumengaben für eine Goethebüſte in der Grufthalle dar.
mächſt die Vertreter ausländiſcher Regierungen, die Staats=
9 Miniſterpräſidenten der Länder, die Miniſter und die
ſtimm=
üſrenden Reichsratsbevollmächtigten, die Vertreter von
Reichs=
rm Landesbehörden, des Reichstags und des Thüringiſchen
iadtages, die Vertreter der deutſchen Städte, geführt von dem
Abgeſandten der Stadt Frankfurt a. M., als der Geburtsſtadt
Goethes, Abordnungen des Auslandsdeutſchtums, der deutſchen
Kunſt und Dichtung, unter ihnen Binding, v. Münchhauſen,
Schaffner, Thomas Mann, Kolbenheyer uſw. Dann die
Inten=
danten der deutſchen Bühnen, die Vertreter der Kunſthochſchulen
und der Kunſtverbände, der deutſchen Wiſſenſchaft, unter
Füh=
rung der Univerſitäten Leipzig, Jena, Frankfurt a. M. und
Ber=
lin. Vertreter der deutſchen Akademien, wiſſenſchaftlicher
Geſell=
ſchaften und der deutſchen Preſſe, der Kunſt und Wiſſenſchaft des
Auslandes, der Konfeſſionen, ſchließlich der Ehrenausſchuß für
die Goethefeier 1932. Vertreter der Weimarer Kulturſtätten und
zahlreiche Abordnungen weiterer Organiſationen und Verbände.
Die ſtille Grufthalle verwandelte ſich in ein Meer von
Blu=
men; noch lange, nachdem die offiziellen Abgeſandten ihre
Spen=
den niedergelegt hatten, kamen Menſchen, junge und alte, um
ihre Blumen darzubringen. Dieſe Ehrung Goethes in der Stunde,
da er vor 100 Jahren von uns ſchied, war in ihrer wortknappen
und ſchweigenden Würde die ergreifendſte des Goethegedenktages.
Die Goethe=Feier in Fraukfurk a. M.
Die Geburtsſtadt Goethes beging heute den 100. Todestag
ihres größten Sohnes in einfacher, aber würdiger Weiſe. Das
Geburtshaus Goethes im Großen Hirſchgraben trägt reichen
Flaggenſchmuck, und am Fuße des blumengeſchmückten
Goethe=
denkmals liegen zwei mächtige Lorbeekränze, der eine von der
Stadt Frankfurt ihrem größten Sohn gewidmet, der andere
vom Freien deutſchen Hochſtift, der Betreuerin des Frankfurter
Goethehauſes.
Gegen 11 Uhr verſammelte ſich im Opernhaus eine große
Feſtgemeinde zu einer Weiheſtunde. Mit Rückſicht auf die große
Reichsfeier in Weimax waren nur die Prominenten aus
Frank=
furt und ſeinem engeren Umkreis erſchienen. Man ſah u. a. den
Oberpräſidenten der Propinz Heſſen=Naſſau Haas,
Regierungs=
präſident Ehrler, Landeshauptmann Dr. Lutſch, den heſſiſchen
Innenminiſter Leuſchner, den Präſidenten des Landesfinanzamts
Dr. Lotholz, die Oberbürgermeiſter von Mainz, Offenbach,
Darmſtadt, Marburg, Mannheim, Würzburg und Hanau, die
Chefs der Frankfurter Reichs=, Landes=, Kommunal= und
Kirchenbehörden, Mitglieder von Magiſtrat und
Stadtverord=
netenverſammlung, zahlreiche Reichs= und Landtagsabgeordnete,
die in Frankfurt amtierenden Berufskonſuls, Rektor, Dekane und
Senat der Frankfurter Univerſität, die Leiter der verſchiedenen
großen Frankfurter wiſſenſchaftlichen und kulturellen Inſtitute
und Geſellſchaften, die Rektoren der Univerſität Gießen und der
Techniſchen Hochſchule Darmſtadt, ſowie ſonſtige führende
Per=
ſönlichkeiten des künſtleriſchen und wirtſchaftlichen Lebens,
ſo=
wie aus Finanz, Handel, Induſtrie. Gewerbe uſw.
Nach einem muſikaliſchen Vorſpiel durch das
Opernhaus=
orcheſter, unter Leitung von Kapellmeiſter Seidelmann, ergriff
der Träger des Frankfurter Goethepreiſes Profeſſor Albert
Schweitzer das Wort zu einer eindrucksvollen Gedenkrede.
Profeſſor Schweitzer beantwortete die Frage, was Goethe uns,
die wir in einer unerhörten Notzeit ſtehen, ſein kann und ſoll.
Hat das Streben nach ſolchem Menſchentum noch Sinn, oder
ſollen wir uns auf ein Menſchentum einſtellen, das die Zeit von
uns in der Forderung verlangt, daß der Menſch nur Glied der
Gemeinſchaft ſei, die alle Rechte über ihn hat? Iſt aber das,
was heute in der Welt vorgeht, nicht die gigantiſche
Wieder=
holung des Fauſtiſchen Dramas? Der Menſch hat ſich einer
ſozialen Magie hingegeben und erwartet die Befreiung aus der
Not von Zauberformeln. Der tiefe Widerwille Goethes gegen
das Revolutionäre rührt daher, daß es den Willen des
Ein=
zelnen durch den Maſſenwillen erſetzen will. Er ſagt jedem
einzelnen: „Bleibe du ſelbſt!‟ Deshalb hat ſeine Einſtellung die
Bedeutung einer weltgeſchichtlichen Parole, mit der wir den
Kampf um unſer perſönliches Menſchentum führen ſollen.
Profeſſor Schweitzer gab zum Schluß einen Ausblick auf die
in weniger als zwei Jahrzehnten zu feiernde 200. Wiederkehr des
Geburtstages Goethes. In welcher Lage werden Frankfurt und
Goethes Volk und die Menſchheit jenes Feſt begehen? Für uns
in unſerer Zeit gelte noch der Spruch aus Hermann und
Doro=
thea: „Denn gelöſt ſind die Bande der Welt, wer knüpft ſie
wieder, als nur die Not — die höchſte, die uns bevorſteht.”
Möge auch jenes andere, aus dem Gedicht zu Hermann und
Dorothea an uns wahr werden:
„Aber es ſiege der Mut in dem geſunden Geſchlecht.”
* 2as Goekhe=Jahr und Frankreich.
Es iſt bemerkenswert, wie ſtark das geiſtige Frankreich an
der Jahrhundertfeier von Goethes Tod teilnimmt. Die
Befruch=
tung des geiſtigen Lebens durch Goethes Wirkung iſt doppelt
in=
tereſſant, da das moderne Frankreich ſich allen ausländiſchen
Kulturſtrömungen und in gleicher Zeit dem geiſtigen Inhalt des
Zeitalters Goethes ſich immer mehr zu verſchließen ſchien. Es
iſt kein Zufall und nicht durch den äußeren Anlaß einer
Jahr=
hundertfeier allein zu erklären, daß man ſich jetzt ſo intenſiv mitz
dem Werk Goethes auseinanderſetzt, es iſt vielleicht durch die
geiſtige und kulturelle Kriſe, die Frankreich trotz allem Anſchein
bis auf das tiefſte erfaßte, zu verſtehen. Man flieht zu dem
Humanismus Goethes zurück und ſucht in ihm den Schlüſſel zu
der Ueberwindung der Widerſprüche in der abendländiſchen
Kultur.
In einer Zeit, da man die Entwicklung in Deutſchland
be=
ſonders ſcharf und nicht immer wohlwollend beobachtet und zu
verſtehen ſucht, wirkt die Tatſache, daß Deutſchland fähig iſt,
in=
mitten der heftigſten innenpolitiſchen Kämpfe ſich auf das rein
Geiſtige zu konzentrieren, in Frankreich beſonders imponierend. . .
Man ſieht jetzt in Frankreich in Goethe mehr den Philo= und den führenden Geiſt Europas als den Dichter.
Den=
noch iſt es noch nicht ſicher, daß man ſich auf dem richtigen Wege
zu dem Verſtehen des geiſtigen Deutſchlands befindet. Die
Frage zu beantworten, was das Neuentdecken des allgemein
Menſchlichen im Sinne Goethes in dem franzöſiſchen Geiſtesleben
bedeutet, iſt ſchwer. Frankreich kann manchmal, ſo „Athéuieung”
auch die dritte Republik gemeint war, ſeinen eigenen geiſtigen
Strömungen, die in der Welt ſtarke Wirkungen auszulöſen
ver=
mögen, merkwürdig fremd gegenüberſtehen. Das braucht aber
nicht immer der Fall zu ſein. Und die Frage läßt ſich mit der
Unterſuchung der Reaktionen der öffentlichen Meinung nicht
ohne weiteres entſcheiden.
Das Goethejahr in Frankreich iſt zwar die Sache einer
gei=
ſtigen Elite. Aber dieſe iſt aufrichtiger und tiefer erfaßt, als
es ſonſt der Fall, zu ſein pflegt. Wenn auch die formelle
fran=
zöſiſche Denkungsart zu manchen Mißverſtändniſſen, auch dort,
wo der beſte Wille zum Begreifen vorhanden iſt, führt.
Goethe=Ausſtellungen in Holland.
In der Amſterdamer Univerſitätsbibliothek
iſt auf Anregung der Niederländiſch=Deutſchen Vereinigung und
der Deutſchen Geſellſchaft in Amſterdam eine Goetheausſtellung
eröffnet worden, in der eine große Anzahl Werke, Zeichnungen,
Lithographien, Manuſkripte, Marmorbüſten und andere
Gegen=
ſtände, die ſich auf den Dichter beziehen, aus privatem
holländi=
ſchem und deutſchem Beſitz zuſammengetragen wurden. Um das
Zuſtandekommen der Ausſtellung haben ſich neben den
Vorſtands=
mitgliedern der obengenannten beiden Vereine der
Univerſitäts=
bibliothekar Prof. Dr. Theißen und der Sekretär des Senats der
Univerſität, Prof. J. Scholte, ſehr verdient gemacht. Der
feier=
lichen Eröffnung der Ausſtellung, bei der der Rektor der
Uni=
verſität Prof. Paul Scholten in einer Rede betonte, daß kein
Angehöriger der heutigen jungen Generation an dem Schaffen
Goethes achtlos vorübergehen dürfe, wohnten u. a. zahlreiche
Mitglieder des Profeſſorenkollegiums und der Stadtverwaltung
bei.
Auch in der Stadt Groningen iſt von Privatleuten eine
Goetheausſtellung veranſtaltet worden, die ſich bereits eines
ſtar=
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Seite 12 — Nr. 83
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Short, Spiel und Jucnen
Handball.
Polizei Darmſtadt - Polizei Frankfurk.
Heute nachmittag, 16 Uhr, empfängt Polizei=SV.
Darmſtadt die Polizei Frankfurt zum Freundſchaftsrückſpiel.
Schon oft hatten beide Mannſchaften Gelegenheit, ihre Kräfte zu
meſſen, und nur ſelten gelang es den Grünen, die Frankfurter
zu bezwingen. Im Vorſpiel am letzten Mittwoch zeigten ſich die
Darmſtädter wieder einmal von der beſten Seite und gewannen
auch überlegen mit 9:3 Toren, bei einem Halbzeitſtand von 3:3.
Einen zweiten Beweis ihres Könnens lieferten die Darmſtädter
am letzten Sonntag in Bingen, wo ſie Haſſia Bingen mit 13:5
(6:1) Toren überfuhren.
An den beiden Oſterfeiertagen ſpielt die Polizeilig
in Alsheim. Am 1. Tag gegen Tv. Leiſelheim, und am 2. Tag
gegen Tv. Alsheim.
Fußball.
SV. Winkel — Eintracht Darmſtadt.
Einer Einladung Folge leiſtend begibt ſich Eintracht am
1. Oſterfeiertag mit zwei Mannſchaften nach Winkel. Der Gaſt=
geber gehört zur Kreisliga und nimmt in der Tabelle einen
guten Platz ein. Die grün=weißen Darmſtädter ſind allerdings
ſpielſtark genug, auch gegen gute Kreisliga ehrenvoll zu beſtelen
das haben ſie ſchon oft genug bewieſen. Abfahrt nach Winkel
am 1. Oſter=Feiertag, 10 Uhr, ab Bürgerhof. Bei dem günſtigen
Fahrpreis bitten wir Mitglieder und Gönner um zahlreiche
Be=
teiligung. Einzeichnungen bis Donnerstag im Vereinslokal
Bür=
gerhof.
Germania Oberroden — Germania Eberſtadt 2:3 (2:1).
Das Spiel ſah die Leute von der Bergſtraße, die mit einem
Mann Erſatz angetreten waren, als verdienten Sieger. Es
wurde beiderſeits ſehr hart gekämpft, ohne unfair zu werden.
Die Leute um Kaißer herum lieferten eine ausgezeichnete
Par=
tie. Beim Wechſel lagen ſie mit 2:1 im Hintertreffen,
verſtan=
den es aber dann, durch Einſatz ihrer ganzen Kampfkraft das
Spiel für ſich zu entſcheiden. Einer gegen Schluß einſetzenden
Drangperiode der Platzherren war die Gäſtehintermannſchaft mit
dem erſtmals wieder ſpielenden Fiſcher, der eine ausgezeichnere
Partie lieferte, ſtets gewachſen. Die Treffer fielen durch Schimpf
(2) und Böhm Schiedsrichter Hüpfner Aſchaffenburg gut. —
Am 1. Oſterfeiertag empfängt Germania im
Freundſchafts=
kampf Olympia Worms.
FC. Union Wixhauſen — SV. Münſter 3:2 (0:1).
Im weiteren Verlauf der Pokalſpiele hatte Union
Wix=
hauſen den Sportverein Münſter als Gaſt. Man hätte nicht
erwartet, daß die in letzter Zeit ſtark geſchwächte Elf des
Platz=
beſitzers den Sportverein Munſter beſiegen würde. Beide
Mann=
ſchaften imponierten durch ihren großen Eifer. Münſter war in
der erſten Spielhälfte durch beſſeres Stellungsſpiel ſtets leicht
im Vorteil. Ein gut eingeleiteter Angriff bringt Münſter kurz
vor Halbzeit in Führung. Nach der Pauſe iſt das Spiel völlig
ausgeglichen. Schon nach wenigen Minuten konnte Münſter durch
einen Deckungsfehler auf 2:0 erhöhen. Schon glaubte man an
das in der letzten halben Stunde gewohnte Nachlaſſen der
Union, doch man wurde eines beſſeren belehrt. Den Eifer und
die Hingabe der letzten Kraft der Platzbeſitzer ſah man ſchon
lange nicht mehr. So konnte Wixhauſen bis zum Schlußpfiff
durch Helfrich und Pfaff das Reſultat auf 2:2 ſtellen. In der
Verlängerung machte ſich eine ſtarke Ermüdung beider
Mann=
ſchaften bemerkbar. Erſt nach Wechſel gelang es Union, durch
Helfrich, der drei Gegner geſchickt umſpielte, den ſiegreichen
Tref=
fer zu erzielen. Die Einſtellung Helfrichs in den Sturm iſt
zwei=
fellos ein Erfolg. Die Läuferreihe darf trotz ihrer guten
Zer=
ſtörungsarbeit den Aufbau nicht vergeſſen. Der junge Tormann
Melk war eine angenehme Ueberraſchung. Beiden Mannſchaften
für ihre faire und eifrige Spielweiſe ein Geſamtlob.
Schiedsrich=
ter leitete einwandfrei.
Kreisliga Südheſſen.
Gruppe 3. Ried.
Das kleine Programm des letzten Sonntags brachte zwei recht
aufallende Ueberraſchungen: 07 Bensheim mußte ſeine erſte
Nie=
derlage hinnehmen, und auch Groß=Rohrheim kam zu einem
un=
erwarteten Spielverluſt. Die Reſultate lauten:
Lorſch. Reſ — 07 Bensheim 4:1,
Tv. Biebesheim — Groß=Rohrheim 3:2,
Bobſtadt — Olympia Biebesheim 4:1.
Man hatte allgemein angenommen, daß die
Meiſtermann=
ſchaft ihren Siegeszug fortſetzen würde. Die Lorſcher Reſerve=
Mannſchaft war aber diesmal ſehr gut disponiert, und ſo
muß=
ten die allerdings nicht gerade außerordentlich am Ausgang
die=
ſes Pflichtſpiels ohne Bedeutung intereſſierten Bensheimer die
erſte Niederlage hinnehmen. Die Biebesheimer Turner
voll=
brachten eine ſehr gute Leiſtung, indem ſie die ſpielſtarke
Mann=
ſchaft, wenn auch nur knapp. beſiegen konnten. Olympia
Bie=
besheim lieferte in Bobſtadt ein recht gutes Spiel, mußte ſich
aber dem Eifer und der größeren Durchſchlagskraft der
Platz=
beſitzer beugen.
Der Spork am Karfreikag.
Die behördlichen Beſtimmungen über die Veranſtaltung von
„öffentlichen Luſtbarkeiten” werden in dieſem Jahre beſonders
ſtreng gehandhabt. Infolgedeſſen iſt der Sportbetrieb an dieſem
ſtillen Tag noch geringer als in früheren Jahren.
Fußball: In Saarbrücken trägt der FV. Saarbrücken gegen
den VfL. Neckarau ein „Endſpiel” aus. Zum Pokalkampf treten
im Bezirk Rhein=Saar Boruſſia Neunkirchen und Mundenheim
an. Der Oſter=Fußball ſetzt mit einer Reihe von intereſſanten
Freundſchaftsſpielen ein. Beſondere Erwähnung verdient das
Ber=
liner Jubiläumsturnier, das am Karfreitag die Spiele
Tennis=
boruſſia — München 60 und Minerva — Eintracht bringen ſoll.
Wir erwähnen ferner: Hamburger SV. — Wiener AC.,
Stadt=
mannſchaft Hannover — SpVg. Fürth, Köln=Sülz 07 —
Pforz=
heim, Städteſpiel; Halle — Kaſſel, Weſtdeutſche Auswahlelf —
Admira Wien in Dortmund, AS. Straßburg — KFV., RC. Nimes
— SC. Freiburg.
Handball: Um die weſtdeutſche Handballmeiſterſchaft kämpfen
am Karfreitag VfB. Aachen — Pol. Bochum und Alemannia
Dortmund — Pol. Dortmund.
Schwimmen: Die deutſche Nationalmann haft im Waſſerball
Uebungsſpiel, in
ſetzt ihre Olympia=Vorbereitungen mit einem
Frankfurt gegen eine Fiankfurter Caumannſchaſt fort.
Verſchiedenes: Der deutſche Fliegermeiſter eie . ſtartet bei
Rennen in London. Galopprennen gibt es nur in Vincennes. Der
Deutſche Ruderverband hält in Eiſenach eine Ausſchußſitzung ab,
der Verbandstag des Deutſchen Eisſport=Verbandes findet in
Hamburg ſtatt, und in München treten die Amateurboxer zu
ihrem Verbandstag zuſammen.
Kraftſpork.
Aus dem Deutſchen Athl.=SV. 1891.
Das Hauptintereſſe galt dieſe Woche dem Vorkampf um die
Kreismeiſterſchaft der Oberliga zwiſchen den Bezirkserſten
Ober=
ſtein und Groß=Zimmern. Bei gut beſuchtem Hauſe,
unter reger Anteilnahme des Publikums, lieferten ſich die beiden
Gegner hartnäckige Kämpfe, die im Geſamtreſultat mit viel
Glück von Groß=Zimmern 11:9 gewonnen wurden. Oberſtein
vergab als Platzverein wegen Zuſpätkommen von Loch, W., drei
Punkte. Ein ſtattgefundener Freundſchaftskampf ſah den
Ober=
ſteiner ſchon nach 1 Min. als Schulterſieger durch Hüftzug. Im
Bantam errang Herbert einen überlegenen Punktſieg über
Mat=
tias. Nicht von der beſten Seite hat ſich Weidner, G.=Z., gezeigt,
er mußte nach 20 Min. die Punkte an Klein=O. abgeben. Joh.
Ohl und Gellmann lieferten ſich einen ſchönen Kampf, den Ohl
durch Ueberſtürzer und Eindrücken der Brücke in der 6. Min.
für ſich entſcheiden konnte. Im Welter wurde O. Hirſch
Punkt=
ſieger über Rheinhard. Im Mittelgew. Gr.=3. kampflos Sieger,
wie oben beſchrieben. Im H.=Schwer beſiegte Danz ſeinen
Geg=
ner durch Ausheber. Im Schwergew. legt Bräun ſeinen Gegner
ſchon nach 2 Min. auf die Schultern.
Kreisliga. Kreuznach 2 hat in der Liga=Klaſſe nichts
zu verſpielen, und ſo ſtellte es ſeine Ringer ganz beliebig, ohne
Rückſicht auf das Geſamt=Reſultat und gibt dadurch ſeinen
Leu=
ten die Möglichkeit, ſich Routine anzueignen. So hatte auch
Hammerſtein Gelegenheit ſeiner 16:3=Niederlage vom Vorkampf
einen 17:3=Sieg im Rückkampf gegenüberzuſtellen. — Nieder=
Ramſtadt—Weiſenau. In nicht ganz einer Stunde
wo=
hei noch ein 20=Min.=Kampf war, war dieſer Kampf erledigt.
Drei Schulterſiege durch Jertz, Schütz und Ditt brachten
Wei=
ſenau die 9 Punkte. Im H=Schwer ward N.=R, ohne Kampf.
und im Mittel Punktſieger. Beck über Kauth. Bodenhäuſer und
Ph. Lautenſchläger ſiegten entſcheidend. Geſamt 11:9. — In
Bingen haben ſich die Zuſchauer ſehr zu ihrem Vorteil
verän=
dert. Ohne Zwiſchenrufe ging das Treffen Bingen —
Kreuznach vonſtatten (für die Nachbarſchaft zur Nachahmung
empfohlen). Drei Kämpfe hat Kreuznach verſchenkt. Dieſe
Kämpfe wurden aber als Freundſchaftskämpfe von Mitgliedern
der 1. Mannſchaft nach Punkten gewonnen. Hier lautet das
Reſultat 15:6 für Bingen.
Waſſerball.
Trainingsſpiel der Olympiamannſchaft in Frankfurt.
Die deutſche National=Waſſerballmannſchaft ſpielt am
Kar=
freitag in ſtärkſter Aufſtellung im Städtiſchen Hallenbad in
Frankfurt einige Uebungsſpiele, und zwar nachmittags 4 Uhr.
Die Gegenmannſchaften werden aus den beſten Spielern Frank=
furts und Darmſtadts durch den Gauwaſſerballobmann
zuſam=
mengeſtellt. Insbeſondere ſind nachfolgende Spieler vorgeſehen:
von Jung=Deutſchland Darmſtadt: Orlemann, Richter, Mayer u.
Schüßler; von Rot=Weiß Darmſtadt: E. Hanſt, Rottmann und
Trinkaus; vom 1. Frankfurter Schwimmklub: Krug. Br hm
nd Caeſar; vom Frankfurter Schwimmperein: Seib; vom
SC. Niederrad: Wilhelm und Hahn; vom SC. Delphin
Frank=
furt: Heiſter.
Turnerkampf in Nieder=Ramſtadt.
Tv. Nieder=Ramſtadt trug am Samstag abend mit den
Ver=
einen Ober=Ramſtadt und Frankenhauſen einen Gerätewettkampf
aus. „Jeder Verein ſtellte hierzu ſechs Turner. Die Ergebniſſe:
1. Frankenhauſen (J. Plößer, Hch. Kaffenberger, A. Keller, J..
Keller, Heinrich Schuchmann, Heinrich Keller.) Barren 7
Punkte, Pferd. 98 Punkte, Reck 98½ Punkte. 2. Niedin
Ramſtadt (W. Häuſer, L. Heppenheimer, K. Trautmann.
Gaßmann, M. Becker, R. Dunz). Barren 90 P. Pferd 89
Reck 961 P. 3. Ober=Ramſtadt (H. Göckel, K. Breitwieſer.
Mink, P. Dintelmann, H. Kehr. F. Obmann.) Barren 86½ .
Pferd 79½ P., Reck 89½ P.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 23. März.
15.15: Stunde der Jugend. Jugendgeſchichten aus dem Elſaß. —
Heitere naſſauiſche Mundartproben.
17.00: Konzert arbeitsloſer Berufsmuſiker.
18.40: Prof. Dr. Drevermann: Das Ausſterben von Tier= und
Menſchenraſſen.
19.05: Die Geſchichte des Ramanujan, von Hannah Szaez.
19.35: Mignon. Eine Goethe=Anekdote von W. Schäfer. Geleſen
von P. Hoffmann.
19.45: Unterhaltungsmuſik des Philharm. Orcheſters Stuttgart.
20.45: Aktueller. Dienſt bei Vorliegen beſonderer Ereigniſſe.
21.00: O. L. Brandt: Schnaps, Kokain und Lamas. Reiſeberichte
mit Schallplatten.
21.30: Karlsruhe: Violinmuſik. Ausf.: J. Peiſcher (Violine), Kitty
von Teuffel Klavier).
22.30: Zeit, Wetter. Nachrichten, Sport.
22.55: Der weiße Schlaf. Eine elegiſche Reminiſzenz aus Liedern
von Max Dauthendey, von W. Locks.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Mittwoch, 23. März.
9.00: Schulfunk: Wichtige Berliner Ereigniſſe im erſten Viertek
jahr 1932.
9.30: Prof. Dr. Amſel: Lehrgang für Einheitskurzſchrift.
10.10: Köln: Schulfunk: Smetanas „Moldau‟ Eine Einführung E
die ſinfoniſche Dichtung.
11.25: Leipzig: Prof. Lichtenberger: Goethe und Frankreich.
Dr. Böök: Goethe und die ſkandinaviſche Welt.
14.45: Kindertheater: Oſterſpiel.
15.45: Frauenſtunde Eliſabeth v. Barſewiſch: Gebt den Kinder,
ein Stück Garten.
16.00: Gewerbeoberlehrer Hagedorn: Beſondere Aufgaben der Be
rufsſchule in der heutigen Wirtſchaftskriſe.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Dr. Herre: Großmacht und Kleinſtaat in der Welt
geſchichte.
18.00: H. Teßmer: Neue Bücher über Muſik.
18.30: D. v. Mikuſch=Buchberg: Lebensbilder aus der Geſchicht
des deutſchen Aufſtiegs.
19.00: Dr. Welter: Ende des Kapitalismus.
19.30: Dr. Richhardt: Neuerſcheinungen auf dem Gebiete des Beam
tenrechts.
anſchl. Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Wien: Aus klaſſiſchen Operetten. Ausf.: Orcheſter J. Holzer
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
22.15: Weimar: Kundgebung der Deutſchen Volksgemeinſchaft zu
Goethejahr. (Schallplatten)
22.30: Konzert arbeitsloſer Blaskapellen. Einleitende Worte: A
Barta.
Amkliche Winkerſporknachrichken.
Herausgegeben von der Heſſiſchen Oeffentlichen Wetterdienſtſte
am Landw. Inſtitut der Univerſität Gießen am 22. März 19
Vogelsberg, Odenwald, Taunus und Rhön:
Keine Sportmöglichkeit.
Schwarzwald. Feldberg: Schneefall, — 3 Grad, Schneehöhe 70 En
Neuſchnee 1—2 cm, Pulverſchnee, Sportmöglichkeit ſehr guf
Ruheſtein: Bewölkt, — 2 Grad, Schneehöhe 40 cm, gekört
Sportmöglichkeit gut.
Weikerbericht.
Ueber den Britiſchen Inſeln, Frankreich und Süddeutſchlad
iſt es zu Niederſchlägen gekommen, die teils dem Islandtief u.
teils der Mittelmeerſtörung entſtammen. Eine weitere vollſtändüe
Ausbreitung nach dem übrigen Deutſchland iſt nicht zu erwarta,
denn der hohe Druck behauptet ſeine Vorherrſchaft, zumal auch Oe
Kern über Skandinavien ſich weiter ausgedehnt und nach Därr
mark und der Oſtſee hin verlagert hat, Kühle Luft dringt infols
deſſen vor, die tagsüber ihren Einfluß auf die Temperaturs
geltend macht und nachts gehen die Werte noch unter den
Gefri=
punkt zurück
Ausſichten für Mittwoch, den 23. März: Zeitweiſe bewölkt ſo
aufheiternd, keine oder nur vereinzelt geringe Niederſchläs,/
teils als Schnee, Nachtfroſt, tagsüber etwas kühler.
Ausſichten für Donnerstag, den 24. März: Fortdauer der Ho/
druckwetterlage mit leichtem Nachtfroſt.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Veranwortiſich für Polltik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe; für Feuilleton, Reich
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe” für Sport: Karl Böhman
für den Handel: Dr C H. Queiſch; für den Schlußdienſf: Andreas Bauer; 1
„Die Gegenwart” Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr Herber: Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Wilis Kuhle;
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 83 — Seite 13
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Zahlungseinſtellung der Junkerswerke.
Schwierigkeiten als Folge der Illiquidikät aller Werke.
Eine Erklärung des Reichsverkehrsminiſteriums zur Zahlungseinſtellung.
Die Junkers=Werke teilen mit: „Die Junkers=Werke in ihrer
Geſamtheit, nämlich Junkers=Werke Hauptbüro
Forſchungs=
anſtalt Prof. Junkers, Junkers u. Co., Junkers Flugzeugwerke,
A.=G.. Junkers Motorenbau haben ihren Gläubigern mitgeteilt.
daß ſich Prof. Junkers im Intereſſe der Fortführung ſeiner
Werke und zum Schutze der Geſamtintereſſen der Gläubiger
ent=
ſchloſſen hat, das gerichtliche Vergleichsverfahren zu beantragen.
und daß die Zahlungen eingeſtellt worden ſind.
Dieſe Maßnahme iſt eine Folge der Tatſache, daß die ſeit
Ende vorigen Jahres laufenden Verhandlungen um die
Zufüh=
rung entſprechender liquider Mittel, welche noch bis vor einigen
Tagen als ſehr ausſichtsreich bezeichnet werden konnten,
vor=
läufig nicht zu einer Löſung führen. Es beſteht die beruhigende
Tatſache, daß wenn auch die Illiquidität vorhanden iſt,
Ueber=
ſchuldung nicht vorliegt, wie eine erſt vor einigen Tagen
ſtatt=
gefundene Reviſion erwieſen hat. Dieſe ergab eine ſtarke
Akti=
bität des Geſamtſtatus, wobei die in den techniſchen
Forſchungs=
ergebniſſen enthaltenen beſonderen Vermögenswerte noch nicht
einmal berückſichtigt worden ſind. Im übrigen ſind Umſatz und
Auftragsbeſtand bei den einzelnen Werken nicht ungünſtig,
teil=
weiſe ſogar beſſer als im Vorjahre. Auch hat eine ſeit längerer
Zeit durchgeführte ſtarke Droſſelung der Unkoſten eine gewiſſe
Erleichterung zur Folge gehabt. Man iſt entſchloſſen, das
Be=
ſtehen der Werke auf alle Fälle ſicherzuſtellen, nicht nur, um die
großen in den Junkerswerken vorhandenen Werte zu ſichern,
ſondern auch, um den insgeſamt über 3000 Arbeitern und
An=
geſtellten ihre Daſeinsmöglichkeit zu erhalten
Die Junkers=Diefel=Kraftmaſchinen=Gmb.H Chemnitz, deren
Anteile nicht im alleinigen Beſitz von Prof. Junkers ſich
befin=
den, wird von dieſen Vorgängen nicht berührt.”
Zum Vergleichsverfahren des inſolventen Junkers=
Kon=
zerns erfahren wir noch folgende Einzelheiten:
Der Hauptgläubiger der Junkers=Motoren=G.m.b.H. war die
Firma Borſig in Berlin. Durch die Inſolvenz dieſer Firma
kamen die Junkerswerke in Schwierigkeiten und ſahen ſich
des=
halb genötigt, mit dem Verkehrsminiſterium in Verbindung zu
treten, das auch entgegenkam, doch wurden die Verhältniſſe
trotz=
dem immer ſchwieriger. Da das Ausland wenig aufnahmefähig
iſt, war es den Junkerswerken nicht möglich. rechtzeitig
Aus=
gleich zu ſchaffen. Bei den Flugzeugwerken iſt die Lage zwar
auch ſchwierig geworden, es iſt aber in den letzten Monaten
durch Hereinnahme von Auslandsaufträgen eine weſentliche
Beſ=
ſerung eingetreten. Außer den ſüdamerikaniſchen Staaten haben
auch oſteuropäiſche Länder Flugzeuge beſtellt, ſo daß im Januar
ſogar Arbeiter eingeſtellt werden konnten. Die Durchführung
dieſer Aufträge ſtieß aber auf Schwierigkeiten, die durch die
Illiquidität aller Werke veruſacht waren. Das
Reichsverkehrs=
miniſterium hat bereits vor längerer Zeit die vorhandenen
Sanierungsbeſtrebungen unterſtützt und es wurde die Deutſche
Reviſions= und Treuhand=A.=G. mit der Aufſtellung eines
Sta=
tus betraut, die ſich auch gutachtlich zur Lage der Junkerswerke
geäußert hat und zu dem Ergebnis kam, daß deren
Vermögens=
ſtatus ſehr erheblich (um zirka das Doppelte) aktiv iſt. Es
wurde aber feſtgeſtellt, daß große Betriebsmittel notwendig ſind
(einige Millionen RM.), um die Werke erfolgreich fortzuführen.
Die Art der Verpflichtungen beſteht in zirka 2 Mill. RM.
Bank=
ſchulden Lieferantenſchulden. Vorauszahlungen auf Flugzeuge
und Motoren und in Hypotheken. Die Junkerswerke ſind nach
eingehenden Verhandlungen zu dem Ergebnis gekommen, daß
keine andere Möglichkeit beſtehe, als das gerichtliche
Vergleichs=
verfahren zu beantragen. Die Quote ſteht noch nicht feſt. „Prof.
Dr. Junkers hat die Abſicht, bezüglich der ganzen Konzernwerke
einheitlich vorzugehen.
*
Dem Reichsverkehrsminiſterium iſt die ſchwierige Lage bei
Junkers ſchon ſeit längerer Zeit aufs genaueſte bekannt. Für
einige Monate gelang es, im Rahmen der üblichen
Induſtrie=
betreuung, dem Werk über ſeine Schwierigkeiten hinwegzuhelfen.
Die in der Veröffentlichung der Firma Junkers erwähnten
Stützungsverhandlungen erſtrebten die privatwirtſchaftliche
Betei=
ligung eines Geldgebers, unter einer gewiſſen Hilfsſtellung durh
das Reich. Der Verſuch iſt infolge der heutigen Geſtaltung der
Wirtſchafts= und Kreditverhältniſſe leider geſcheitert.
Die Hilfe des Reichs durch eine abermalige Beteiligung an
dem Junkers=Konzern oder durch andere Stützungsmaßnahmen
kann bei der gegenwärtigen Finanzlage und im Hinblick auf die
notwendige Gleichmäßigkeit in der Behandlung von
Induſtrie=
firmen nicht in Ausſicht genommen werden. Sie würde auch
er=
hebliche Mittel erfordern, die nicht zur Verfügung ſtehen.
Da=
gegen iſt die weitere Unterſtützung der Firma Junkers nach den
mit Zuſtimmung der geſetzgebenden Körperſchaften aufgeſtellten
Richtlinien beabſichtigt, wenn es nach Beendigung des
Ver=
gleichsverfahrens auf privatwirtſchaftlichem Wege gelingen ſollte,
das techniſch wertvolle Unternehmen zu rekonſtruieren.
Die Arbeitsmarkklage im Reich.
Faſt unveränderker Skand der Arbeilslofigkeit.
Der Arbeitsmarkt hat auch in der erſten Hälfte des März
keim=
weſentlichen Aenderungen erfahren. Am 15. März wurden bee
den Arbeitsämtern rund 6 129 000 Arbeitsloſe gezählt. Die Ar
beitsloſenverſicherung erfuhr eine Entlaſtung um rd. 115 000
a-
rd. 1 736 000 Hauptunterſtützungsempfänger, während in der Kr. eine nicht unerwartete weitere Belaſtung um rur
43 000 auf rund 1 717 000 Hauptunterſtützungsempfänger eintra=
Die Zahl der von den Arbeitsämtern anerkannten Wohlfahrt’s
erwerbsloſen betrug Ende Februar rund 1 833 000, während zuur
gleichen Zeit über 3,5 Millionen Arbeitsloſe in der Arbeitsloſem
verſicherung und in der Kriſenfürſorge betreut wurden.
* Der Höchſtſtand der Arbeitsloſigkeit ſcheint tatſächlich erreick
zu ſein. Am 1. März wurden 6.1 Millionen Arbeitsloſe aufgezähl.
Schon damals hat ſich keine nennenswerte Veränderung auf den
Arbeitsmarkt bemerkbar gemacht. Die Zählung bis zum 15. Mäy
hat ergeben, daß kein weiteres Anſteigen der Arbeitsloſenziffer
allerdings auch kein Abſinken, zu verzeichnen iſt. Der ſtrenge ur)
lange Winter hat ſehr viel zu dieſem langen Höchſtſtand der
A=
beitsloſigkeit beigetragen. Mit dem neuen Monat April wird mt
einem langſamen Abgleiten zu rechnen ſein. Man wird aber
gu=
daran tun, ſich darauf einzuſtellen, daß wir noch im ganzen Jahr.
mehrere Millionen Arbeitsloſe haben werden. Es ſei denn da
ſich eine größere internationale Wirtſchaftsverſtändigung ausſchör
fen läßt. Dieſe hängt allerdings in erſter Linie von der Berein;
gung der bevorſtehenden Reparationskonferenz und vor allem vor
der Regelung des ganzen internationalen Schuldenproblems ab.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Der zu Ende März nach einjähriger Dauer ablaufende
Alu=
minium=Walzwerksverband iſt bis Oktober d. Js. verlängert won
den. Die Verhandlungen zu einer Verſtändigung auf dem inter
nationalen Aluminiumhalbzeugmarkt ſind dagegen trotz des Zu
ſammenſchluſſes der maßgebenden Rohaluminiumerzeuger in de
Alliance Aluminium V. in Baſel angeſichts der großen
Widerſtänd=
hiergegen nicht wieder aufgenommen worden.
Die Gültigkeit der Erleichterungen im Deviſenverkehr fü
Kreditinſtitute und Reiſebüros an großen Plätzen, Kurorten ſowi.
in Grenzgebieten, im Ausland und im Saargebiet iſt bis zum 31.
Mai d. J. ausgedehnt worden.
Die Erdölgewinnung Preußens im Februar 1932 betrug nach
den vorläufigen Ergebniſſen der amtlichen Statiſtik 16:028 Tc
gegen 18 171 To. im Vormonat und 14 760 To. im
Monatsdurch=
ſchnitt 1931. Die Zahl der angelegten Arbeiter betrug Ende de=
Monats 1575 gegen 1497 am Ende des Vormonats.
Generalverſammlung der A. C. G.
In der geſtrigen Generalverſammlung der A. E. G. machte
Ge=
heimrat Bücher längere Ausführungen über die Lage der
privat=
wirtſchaftlichen Unternehmungen unter den derzeitigen allgemeinen
Bedingungen. Die deutſche Wirtſchaft ſei unter den beſtehenden
Umſtänden unrentabel geworden. Wenn dieſer Zuſtand noch
län=
gere Zeit andauere, müſſe ſie zugrundegehen. Die A.E G. habe im
Durchſchnitt der letzten ſieben Jahre an Steuern 5,8 Prozent, an
ſozialen Laſten 5,3 Prozent des A.K. bezahlt, zuſammen alſo
jähr=
lich 11,1 Prozent. Im Durchſchnitt der letzten fünf Jahre der
Vor=
kriegszeit nur 3,4 Proz., obwohl ſie im Durchſchnitt der
Geſchäfts=
jahre 1909—14 12,76 Prozent Dinidende und im Durchſchnitt der
Jahre 1924—31 nur 5,7 Proz. Dividende habe ausſchütten können.
Unter der gleichen Belaſtung wie in der Vorkriegszeit würde ſich
der Verluſt ſtatt auf 20 nur auf 2 Millionen belaufen haben,
ab=
geſehen davon, daß das Unternehmen unter viel beſſeren
Bedin=
gungen in die Kriſe eingetreten wäre. Auch in Zeiten guter
Kon=
junktur ſei eine Eigenkapitalbildung in ausreichendem Maße in
der Nachkriegszeit nicht möglich geweſen. In den erſten fünf
Mo=
naten des neuen Geſchäftsjahres haben die Aufträge nur rund 40
Prozent derjenigen betragen, die im günſtigſten Jahre 1928/29
eingegangen ſind. Es mußte eine große Zahl von Arbeitern und
beſonders Angeſtellten entlaſſen oder venſioniert werden. Am Ende
des Geſchäftsjahres werde ſich die Geſamtbelegſchaft um nahezu
30 Prozent gegenüber dem Beginn des Geſchäftsjahres vermindert
haben. Die finanzielle Lage der Geſellſchaft ſei weiter
zufrieden=
ſtellend. Die Weiterentwicklung des Unternehmens hänge von der
Geſamtentwicklung Deutſchlands ab. Auf Anfrage machte Bücher
noch Ausführungen über die Politik der Reichsbahn in der
Beſtel=
lung von Lokomotiven. Dieſe müſſe einerſeits zu einer Veraltung
des Lokomotivparks der Reichsbahn führen, und andererſeits die
Lokomotivinduſtrie zum Erliegen bringen. Die vorgeſchlagene
Einziehung von 15 Mill. RM. Vorratsaktien ſowie der Abſchluß
werden durch Zuruf genehmigt und der Verwaltung Entlaſtung
erteilt. — Die Herren Dr. Birnholz, Hirſchberg und Baurat Pforr,
die aus dem Vorſtand ausſcheiden, wurden in den Aufſichtsrat
ge=
wählt. Bankier Schröder hat ſein Amt als Aufſichtsratsmitglied
niedergelegt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Der Bezirkskonſumverein Darmſtadt hielt eine
Vertreterver=
ſammlung ab, in der über das abgelaufene Geſchäftshalbjahr 1931=
1932 (vom 1. 7. bis 31, 12. 1931), berichtet wurde. Dem Bericht
des Vorſtandes iſt zu entnehmen, daß der Umſatz im erſten
Ge=
ſchäftshalbjahr 1 858 000 RM. gegen 1 979 000 RM. in der gleichen
Zeit des Vorjahres betrug. Wertmäßig iſt wohl der Umſatz auf
Grund der Preisſenkungen um 121 000 RM. gleich 6 Prozent
zu=
rückgegangen, mengenmäßig jedoch geſtiegen. Neu aufgenommen
wurde die Brennmittelverſorgung in Darmſtadt. Geliefert
wur=
den an die ſtädtiſchen Mitglieder rund 51 000 Zentner Kohlen
und Briketts. Die Spareinlagen der Mitglieder betrugen am 31.
Dez. 1931 403 000 RM. und ſind durch bedeutende Grundſtückswerte.
Waren und Inventargegenſtände aufs beſte geſichert. In den
Auf=
ſichtsrat wurden die turnusmäßig ausſcheidenden Herren Karcher,
Knapp. Sulzbach, Eißler und Böhm wieder= und an Stelle des
Herrn Grötzner, der wegen Umzug nach Frankfurt ausſcheidet, Herr
Willi Richter neugewählt.
Beſſerung der öſterreichiſchen Handelsbilanz. Die
öſterreichi=
ſche Handelsbilanz zeigt für den Monat Februar eine
bemerkens=
werte Beſſerung. In dieſem Monat belief ſich nach der jetzt
ver=
öffentlichten amtlichen Statiſtik der Wert der Einfuhr auf 128,2
Millionen Schilling, der der Ausfuhr auf 66,3. Mill. Schill., ſo
daß das Paſſivum 61,9 Mill, Schill betrug. Im Vergleich zu dem
Monat Januar bedeutet das eine Verminderung des Handels=
Paſ=
ſivums um 10,4 Mill. Schill.
Metallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg am 22 März
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 57.25 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Be=
zahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenalux inium 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, (uf 160 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent, auf 164 RM.
Reinnickel 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM. Antimon=Regulus auf
52—54 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 40.75—44 RM.
Viehmärkke.
Beſprechungen über die Börſeneröffnung.
Zur Wiederaufnahme der amklichen Kursno Zierung. — Schwache Tendenz an den Börſen.
Bei der geſtrigen Ausſprache des Berliner Börſenvorſtandes
mit der Preſſe über die bevorſtehende Börſeneröffnung wurde vom
Börſenvorſtand betont, daß nach den notwendigen Vorbereitungen
die Börſe ſo ſchnell wie möglich — alſo in der zweiten Aprilwoche,
eröffnet werden wird. Man kann alſo den 5. oder 6. April als
vorläufigen Termin hierfür annehmen. Man denkt bekanntlich
auch an verſchiedene techniſche Aenderungen, will zum Beiſpiel
Wertpapiere, die nur geringes Geſchäft haben, aus dem variablen
Handel in den Kaſſaverkehr übernehmen, und umgekehrt
Kaſſa=
werte mit Geſchäft zum variablen Verkehr zulaſſen. Ferner
be=
ſteht die Abſicht, um das Geſchäft am feſtverzinslichen Markt mehr
zu konzentrieren, nur an zwei bis drei Tagen in der Woche
offi=
zielle Notizen vorzunehmen; doch ſchweben die Erörterungen mit
den Realkreditinſtituten hierüber noch. Auch an eine
Vereinfach=
ung des Kurszettels der feſtverzinslichen Werte iſt gedacht Und
lich beabſichtigt man auch noch eine Erhöhung der
Provi=
ſionsſätze, da der Bankier bei dem niedrigen Kursniveau ſonſt nicht
imſtande wäre, ſeine Speſen zu decken.
Nachdem der Preußiſche Handelsminiſter die Wiederaufnahme
der amtlichen Kursfeſtſtellung an den Wertpapierbörſen nach
Ab=
lauf der erſten Aprilwoche freigegeben und ſich damit einverſtanden
erklärt hat, daß für dazu geeignete Wertpaviere neben den
An=
fangs=, Einheits= und Schlußkurſen eine fortlaufende Notiz
feſt=
geſtellt wird, hat der Frankfurter Börſenvorſtand in ſeiner Sitzung
vom 22 März 1932 eine Kommiſſion eingeſetzt, die die
erforder=
lichen Vorbereitungen im Einvernehmen mit dem Börſenvorſtand
Berlin zu treffen hat.
In der gleichen Sitzung wurde beſchloſſen, die Abwicklung der
bis zum 31. März laufenden Terminengagements auf den 29 April
1932 hinauszuſchieben auf der Grundlage neuer, am 24. März
feſt=
zuſetzender Liquidationskurſe.
Berliner und Frankfurker Efſekken=Freiverkehr.
* Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 21./22. März. Auftrieb:
33 Ochſen, 20 Bullen, 558 Kühe oder Färſen, 360 Kälber und 890
Schweine. Marktverlauf: Bei Großvieh und Schweinen ruhig;
bei Kälbern mäßig belebt. Ueberall langſam geräumt. Preiſe pro
50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen: a) 1. 30—34; b) 2. 20—23:
Bul=
len: c1 19—23:-Küher a) 20—27,b) 20—23, c) 15—19; Färſen:
a) 28—33: Kälber: c) 36—44, d) 32—36: Schweine: b) und o)
43—46. d) 38—42.
Der geſtrige Berliner Börſenverkehr eröffnete im
allge=
meinen gegen vorgeſtern mittag in ziemlich behaupteter Haltung.
Man brachte dieſe Erholung mit kleinen Käufen in
Zuſammen=
hang, die angeblich der feſtere Verlauf der vorgeſtrigen New
Yor=
ker Börſe und die Hoffnung auf den baldigen amtlichen Verkehr
ausgelöſt hatten. Das Geſchäft war aber wiederum ſehr klein und
beſchränkte ſich auf die Montan= und Schiffahrtswerte, die
ſonſti=
gen wenigen Standardpapiere und den Reichsbankmarkt, der
wie=
der etwas mehr in den Vordergrund getreten war. Nebenwerte
lagen dagegen völlig vernachläſſigt; die Umſätze in dieſen Werten
waren gleich Null. Im allgemeinen hat ſich an der politiſchen
Situation nichts geändert, dagegen lagen einige Momente aus der
Wirtſchaft vor, die zur Zurückhaltung mahnen mußten. So wurden
die Verluſte bei Hirſch Kupfer diskutiert; ferner fanden die
Schwierigkeiten bei den Kommunen, die durch den Bericht der
Ar=
beitsgemeinſchaft der kommunalen Spitzenverbände unterſtrichen
wurden, ſtärkere Beachtung. Weiterhin wurde die Kreugerkriſe
noch nicht als bereinigt angeſehen, zumal ſich herausſtellt, daß die
kurzfriſtige Verſchuldung recht groß iſt uſw. Hinzu kam die
Ge=
ſchäftsunluſt vor den Feiertagen. Einige Märkte fielen auch geſtern
durch ziemlich ſchwache Veranlagung auf. So beſtand für A. E. G.
erneut Angebot; ferner lagen Commerzbank auffallend ſchwach,
und auch Spenska waren erneut um zirka 3 Mk. gedrückt. Im
Ein=
klang hiermit büßten auch Chadeaktien nach widerſtandsfähigem
Beginn im Verlaufe 4 Mk. ein. Ueberhaupt bröckelten die Kurſe
auf Grund der Geſa, „sſtille ſpäter allgemein meiſt ab. J.G.
Far=
ben und Farbenbonds waren im Verlaufe ebenfalls ſchwächer und
verloren bis zu 1,5 Prozent. Feſtverzinsliche Werte lagen ſehr
ruhig. Der freundliche Grundton konnte ſich am Pfandbriefmarkt
jedoch behaupten. Reichsſchuldbuchforderungen lagen ebenſo wie
deutſche Anleihen ziemlich unverändert. Auch
Kommunglobliga=
tionen wurden auf geſtriger Baſis taxiert.
Reichsbahnvorzugs=
aktien verloren 0,25 Prozent ca,, da angeblich wieder ausländiſche
Abgeber auftraten. Auf letztere führte man auch die ſchwache
Hal=
tung der Berliner Kraft u. Licht hin, die gegen geſtern zirka zwei
Prozent einbüßte. Vielleicht hängt dieſe Schwäche aber auch ebenſo
wie die des A. E.G.=Marktes mit den peſſimiſtiſchen Ausführungen
auf der geſtigen Generalverſammlung der A. E. G. zuſammen. Bei
nachlaſſendem Geſchäft bröckelten im weiteren Verlaufe auch auf
den anfangs noch bevorzugten Märkten die Kurſe langſam ab.
Reichsbankanteile verloren bis zu 2 Prozent. Am
Pfandbrief=
markt zeigten Induſtrieobligationen weiter Neigung zur Schwäche.
Am Geldmarkt blieb die Situation unverändert; für Tagesgeld
hörte man einen Satz von 6,5 Prozent und darüher.
Am Nachmittagsbüroverkehr zwiſchen den Berliner Banken
war das Kursniveau im ganzen gehalten, zumal auch die New
Yorker Börſe zu unveränderten Kurſen eröffnete. Lediglich für
A. E. G. beſtand etwas Angebot, ſo daß der Kurs um etwa
34 Prozent nachgab. Farben wurden unverändert zum
Schluß=
kurs gehandelt, etwas Intereſſe betand für Berliner Kraft und
Licht. Am Deviſenmarkt waren weſentliche Veränderungen
eben=
falls nicht zu verzeichnen. Pfunde=Kabel waren mit 3,64½
Pfunde=Amſterdam mit 9.05½ und Pfunde Paris mit 92½ zu
hören. Die Reichsmark, die bis auf den Pariſtand zurückgegangem
war, begegnete wieder etwas größerem Intereſſe.
Nach faſt unverändertem vorbörslichen Verkehr eröffnete der
Frankfurter börsliche Freiverkehr ziemlich ruhig bei etwas
ſchwä=
cheren Kurſen. Das Geſchäft iſt angeſichts der bevorſtehenden
Feiertage außerordentlich klein und bewegt ſich in engſten Grenzen.
Verſtimmend wirkte der Bericht der Arbeitsgemeinſchaft der
kom=
munalen Spitzenverbände über die kataſtrophale Lage der
Ge=
meindefinanzen. Auch die Zahlungseinſtellung der Junkers=Werke
verſtimmte, wenn auch die Lage in den Geſellſchaften in der
letz=
ten Zeit nicht günſtig war. J.G. Farben eröffneten 0,5 Prozent
niedriger und gaben im Verlaufe nochmals 0,75 Prozent nach.
Sehr matt lagen auch Montanaktien, von denen Gelſenkirchen 05.
Rheinſtahl 1. Mannesmann 1, Stahlverein 1,25, Phönix 1
Proz=
verloren. Auch Elektrowerte gedrückt, beſonders Siemens, die
1 Prozent nachgaben. Stärker mitgenommen waren auch
Kali=
aktien, die 2—3 Prozent verloren. Weſteregeln ſank wieder etwas
unter Pari. Schiffahrtswerte auf unveränderter Baſis geſucht.
Reichsbankaktien 1,25 Proz. niedriger. Eine Sonderbewegung
ver=
zeichnete Scheideanſtalt, die bei ſtarker Nachfrage über 2 Prozen4
gegenüber dem geſtrigen Mittagskurſe anziehen konnten. Im
Ver=
lauf blieb die Stimmung ſchwach. Am Pfandbriefmarkt waren
die genannten Kurſe eher etwas freundlicher. Altbeſitz behauptet.
Tagesgeld leicht bei 6 Prozent. Auch am Deviſenmarkt waren
kaum Veränderungen zu verzeichnen. Die Mark liegt etwas
ſchwö=
cher, bewegt ſich aber immer noch auf Pari.
An der Abendbörſe in Frankfurt a. M. war das
Geſchäft=
weiter klein bei anhaltender Zurückhaltung. Seitens der Spekus
lation kam an einzelnen Märkten weiteres Material heraus,
ſo=
daß vereinzelt leichte Kursabſchläge entſtanden. Scheideanſtalt,
die ſchon an der Mittagsbörſe eine Ausnahme machten und bis
2 Prozent feſter lagen, waren ungefähr unverändert. J. G. Farben
lagen etwas leichter. Schiffahrtswerte waren unverändert. Im
Verlaufe ſetzten ſich die Abſchwächungen langſam fort. Auch der
Rentenmarkt lag bei kleinem ſpe äft etwas leichter.
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos Aires
Newv York
Belgien
Italien
Paris
Schweiz
Geld Brief März
Geld 7033 7.047 Spanien 32.07 49.95 50.05 Danzig 81.97 12.465 12.485 Japan 1.349 56,94 57.06 Rio de Jan. 0.249 3.057 3.063 Jugoſlawien 7.413 169.68 170.02 Portugal 13.99 82.12 82.28 Athen 5.445 84.62 84.78 Iſtambul 83.42 83.58 Kairo 15.76 15.35 15.39 Kanada 3.766 1.078. 1.082 Uruguay 1.728 4.209 4217 Island 68.13 58.69 58.,81 Tallinn 109.39 21.78 21.82 Riga 79.72 16.53 16.57 Bukareſt 2.517 81.20 81.36 Kaunas 41.98
Brief
32.13
82.13
1351
0.251
7.427
14.01
5.455
1580
42.06
Weikere Prolongalion von Termingeſchäften
und Börſengelddarlehen.
Durch eine neue Bekanntmachung des Börſenvorſtandes über
die Prolongation von Termingeſchäften und Börſengelddarlehen
wird die Fälligkeit der noch ſchwebenden Termingeſchäfte und Bok=
ſengelddarlehen auf den 29. April 1932 hinausgeſchoben. Der
Börſenvorſtand wird für dieſe Prolongation neue Prolongations=
kurſe auf Baſis der Tageskurſe bekanntmachen.
Der Abbau der ſeit der Börſenſchließung eingetretenen Debet”
differenzen iſt mit Zahlung der letzten Rate Ende März 1932
be=
endet. Die Vorſchriften über freiwillige Abnahme und Lieferung
ſind beibehalten worden. Die Börſengelddarlehen ſind ebenfalls
auf den 29. April 1932 prolongiert worden. Die zur Sicherheit
dieſer Darlehen hinterlegten Wertnaviere werden von jetzt ab
aber nach den jeweiligen Tageskurſen bewertet und müſſen aul
115 Prozent des Darlehnsbetrages gehalten werden. Der
Schuld=
ner kann die etwa vorhandene überſchüſſige Deckung herausper”
langen. Die etwa nach den Tageskurſen notwendigen Nachſchüſſe
ſind bis zum 3. Börſentage nach Eintritt der Unterdeckung zu
lei=
ſten. Was die Höhe der Zinſen anbelangt, ſo iſt es bei Termille
geſchäften und Börſengelddarlehen bei den bisherigen Vorſchriftel
verblieben.
Mittwoch, 23. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Roman von
Anruf in der Nacht. / Eau Rosenhallk
(Nachdruck verboten.)
Jenkins wandte ſich an den Zugführer. „Es wird das beſte
ſein, ein Telegramm mit möglichſt genauer Beſchreibung des
Man=
nes an den Stationsvorſtand in Southampton aufzugeben. Man
muß die Ausgänge des Bahnhofs beſetzen. Miß Dorothy wird uns
das Ausſehen des Mannes beſchreiben können.”
„Haben Sie ihn im Zuge nicht gefunden?” fragte ſie ängſtlich.
In dieſem Augenblick ging ein furchtbarer Ruck durch den Zug.
Koffer fielen krachend aus den Gepäcknetzen, Fenſter raſſelten
nie=
der und zerbarſten klirrend. Wilde Angſtſchreie ertönten aus den
Abteilen. Der gleitende Takt der Räder ging in ein irres
Stamp=
fen über; es war, als ob der Zug über die Schienen hüpfte. Die
Luft war von dem betäubenden Getöſe der kreiſchenden Bremſen
erfüllt. Drei, vier Stöße ließen die Wagenreihen erzittern. Dann
ſtand der Zug ſtill. Türen und Fenſter flogen krachend auf. Der
Zugführer war ans Fenſter geſtürzt und winkte Jenkins. Er
deu=
tete mit der Hand nach vorn. „Dort! Dort!” ſagte er keuchend.
Vorn im Zuge ſchwang ſich ein Mann aus dem Fenſter eines
Coupés erſter Klaſſe. Er ließ ſich auf das Trittbrett nieder,
ſprang mit einem Satz auf den Boden und lief in wahnſinniger
Haſt über den Schotter des Bahndamms.
Dorothy beugte ſich weit aus dem Fenſter. „Das iſt der
Mann — ich erkenne ihn an dem eigentümlichen Mantel. Sehen
Sie, er reicht ihm faſt bis an die Füße!”
Der Flüchtling rollte mehr, als er lief, die ſteile Böſchung
hinunter. Gleich darauf war er in dem dichten Unterholz des
Waldes verſchwunden.
Der Zugführer blickte betroffen auf Jenkins. „Das iſt
un=
erhört”, ſagte er, und in ſeiner Stimme klang der Groll des
be=
leidigten Beamten, „der Kerl hat die Notlremſe gezogen, um
zu fliehen."
Jenkins zuckte gleichmütig die Achſeln. Es ſcheint ſo”, ſagte
er trocken. „Der Burſche iſt entwiſcht.”
„Was nun?”
„Weiterfahren, mein Lieber.”
Der Beamte ſchüttelte verſtändnislos den Kopf; dann gab
er dem vor dem Fenſter ſtehenden Lokomotivführer ein Zeichen.
„Ich muß ein Protokoll über den Vorfall aufnehmen”, ſagte er
mürriſch.
„Daran kann ich Sie nicht hindern. Aber ich habe eine Bitte.
Die Dame und ich möchten den Zug in Wembledon verlaſſen. Iſt
es möglich, dort einen Augenblick zu halten?“
Der Zugführer ſchüttelte mit ſtrenger Miene den Kopf. „Das
iſt gänzlich ausgeſchloſſen, Mr. Jenkins. Wir haben ſchon jetzt
faſt acht Minuten Verſpätung.”
Jenkins blickte auf die vorüberraſende Landſchaft — bei
dieſer Geſchwindigkeit würde der Zug in wenigen Kilometern
ſchon ſeine Verſpätung eingeholt haben. „Lieber Freund”, ſagte
er und klopfte dem Beamten auf die Schulter, „ich bin im
Staatsdienſt. Laſſen Sie in Wembledon zwei Minuten halten.
Jede Verantwortung übernehme ich.”
Der Zugführer ſalutierte. „Allright, Sir!‟ Die Tür rollte
hinter ihm ins Schloß.
„Miß Dorothy, fühlen Sie ſich kräftig genug, einen Flug zu
machen?"
„Sie blickte fragend auf.
„Wir ſehen in Wembledon Anſchluß nach Croydon”, ſagte
Jenkins erklärend, „ich halte es für beſſer, dieſen Herrſchaften in
Southamptom aus dem Wege zu gehen.”
„Ich verſtehe Sie nicht ganz, Mr. Jenkins.”
Der Detektiv ſah auf die Uhr. „Machen Sie ſich ſchon zum
Ausſteigen bereit, Miß Dorothy. In zwölf Minuten ſind wir
in Wembledon.” Er half ihr in den Mantel. „Sehen Sie” fuhr
er fort, „dieſer Burſche — ob er Sie nun lediglich durch ſein
Auftreten in Angſt verſetzen ſollte, oder ob er bei mir noch
immer den Brief zu finden hoffte — dieſer Burſche hat uns
jedenfalls verraten, daß man uns nicht aus den Augen läßt.
Ich möchte den Leuten einen Strich durch die Rechnung machen.
Aendern wie alſo unſere Route. In Croydon haben wir direkte
Flugverbindung bis Paris. Dann wählen wir, immer um Zeit
zu gewinnen, den Landweg nach Genua. Dort erſt nehmen wir
den Dampfer nach Palermo. Damit verlieren uns die
Herrſchaf=
ten aus den Augen.”
Die Bremſen knirſchten. Langſam fuhr der Zug in die
Station. Der Detektio warf einen Blick auf die beleuchtete
Bahn=
hofsuhr. „Es klappt”, ſagte er befriedigt. In einer Viertelſtunde
haben wir Anſchluß nach Croydon.”
*
Nr. 83 — Seite 15
Das zierliche weißleuchtende Küſtenſchiff der Traffice
Juter=
nationale verließ den Hafen von Palermo. Die ſchneeigen
Sonnenſegel des Fahrzeugs warfen in zitternden Reflexen die
Strahlen der ſüdlichn Sonne zurück. In der weichen Dünung
des Hafens glitt das Schiff am Pier der Foro Umberto langſam
aus dem Golf.
Im Heck des Dampfers ſtand Dorothy Crane, und ihre
Augen ſchweiften trunken über die märchenhafte Schönheit der
Landſchaft. Ein wehes Gefühl ſtieg in ihr auf: die Erinnerung
an ſchimmernde Stunden, die ſie vor lauger Zeit hier an der
Seite des Geliebten genießen durfte. Es war ihr, als hörte ſie
noch ſeine leiſe, dunkle Stimme, dieſes klangvolle, ſinnliche
Organ, das ſelbſt die harten Laute der engliſthen Sprache in
ein wohliges „Smorzando” gehüllt hatte. Mit welchem Stolz,
mit welcher lodernden Begeiſterung hatte er die Schönheiten
Palermos gezeigt, die verſchwenderiſche Ueppigkeit der in
Blüten prangenden Gärten, die fruchtüberladenen Bäume der
Conca d’oro, das überwältigende Schauſpiel des
Sonnenauf=
ganges, der die Gipfel des ſchneebedeckten Monte Pellegrino mit
fiammendem Gold überzieht, während unten am Golf die
ſchla=
fende Stadt noch in wallende Nebel getaucht iſt.
Wie ein verzauberter Garten dehnte ſich ringsum die Kette
der ſanften Hügel, und der Landwind trug berauſchende Düfte
der Olivenhaine herüber.
Wehmütig ſenkte Dorothy den Kopf. Ja, das war das Land,
von dem ſie wehmütig geträumt, dieſer ewige Sommer, den ſie
erſehnt, dieſer ſtrahlende Sonnenglanz aus dem azurblauen
Himmel — das lebendig gewordene Märchenland ihrer
Jugend=
zeit. Das Schiff glitt an den Molen vorbei — die weite
grau=
blaue See tat ſich auf: das Tyrrheniſche Meer!
Dorothy warf einen Blick auf die verſchwindende Stadt.
Langſam verfanken die Kuppeln der Paläſte, die Türme der
Metropole, eingebettet in das Grün der Olivenhaine, grüßten
herüber. Sie wandte ſich ſeufzend von dem zauberhaften Bilde
und ging nach dem Vorderdeck.
Dort ſtand Joe Jeukins.
Dorothy deutete nach rückwärts. „Man kaun ſich nicht
ſatt=
ſehen, nicht wahr, Mr. Jenkins? Es iſt eine faſt
verſchwen=
deriſche Schönheit der Natur.”
„Gewiß”, ſagte Jenkins, „Sie haben recht. Es iſt eine ſo
gewaltige Schönheit, daß man darüber ihre Schattenſeiten
vergißt.”
Dorothy blickte betroffen auf und in ihre Augen trat ein
unruhiger Ausdruck. „Wie kange fahren wir bis Alina?” fragte ſie.
„Wir werden kaum drei Stunden gebrauchen. Das Schiff
macht ſchnelle Fahrt.”
(Fortſetzung folgt.)
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Tagesordnung:
1. Verleſung des Protokolls der Hauptverſammlung
vom 26. März 1931.
2. Jahres= und Rechenſchaftsbericht über das
Jahr 1931.
3. Vorſkandswahl.
4. Die Veranſtaltungen des laufenden Jahres.
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5. Verſchiedenes.
Anträge ſind ſpäteſſens 5 Tage vor der Verſammlung
beim Vorſtand ſchriftlich einzureichen (lt. 8 6 der Satzungen).
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[ ← ][ ]Seite 16 — Nr. 83
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Darmſtadt, am 21. März 1932.
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Am Samstag, den 26. März 1932
(Oſterſamstag), bleiben die ſtädtiſchen
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Spar=
kaſſe, deren Schalter wie an anderen
Samstagen offen gehalten werden.
Darmſtadt, den 22. März 1932.
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Darmſtadt, den 22. März 1932.
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