Darmstädter Tagblatt 1932


09. Februar 1932

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Ginzelnummer 10 Pfennige

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N 29. Februar 2. Reichsmark und 20 Pfennig
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſit. Tagbl. geſtattet.
Nummer 40
Dienstag, den 9. Februar 1932.
195. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg. Aufruhr, Strell uſw., erliſcht
ſede Verpſlichtung au Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Teiſfung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung ſäll ſeder
Nabatt weg. Banſlonto Deuſche Banl und Darm=
ſtädter
und Nationalbank.

Abrüſtung oder Sicherheit?
Englands Außenminiſter für den Genfer Konvenkionsenlwurf, für Feſtſekung von Höchſtgrenzen und
völlige Abſchaffung der U-Booke ſowie der Gas= und chemiſchen Kriegsführung. Frankreichs Kriegs=
miniſter
für Sicherung der jehigen Machkverhälkniſſe unker neuen völkerrechtlichen Garankien.

Die Generalausſprache in Genf.
Englands Skandpunkk:
Sicherheit für alle durch Abrüſtung.
Genf, 8. Februar.
Die allgemeine Ausſprache der Abrüſtungskonferenz wurde am
ſontag vormittag eröffnet. Der Sitzungsſaal war wieder bis
u. den letzten Platz beſetzt. Die Reden dreier großer Staats=
ranner
ſind angekündigt. Die Ausſprache eröffnet der eng=
iche
Außenminiſter Sir John Simon mit einer ein=
ündigen
Rede, in der er u. a. ausführte, die Generationen, die
en. Krieg mit vollem Bewußtſein erlebten, fingen an, denjenigen
ſlatz zu machen, für die der Krieg nur noch eine Kindheits=
riinerung
ſei. Es ſei deshalb jetzt höchſte Zeit, die Ab=
üſtung
zu fördern.
Simon wies auf die rüſtungspolitiſche Ungleich=
eät
der Staaten hin. Die einen ſeien vertraglichen Be=
hüänkungen
unterworfen, während für die anderen nur ihre
gene Auffaſſung, ihre Bedürfniſſe und Verpflichtungen oder
e Anſprüche ihrer öffentlichen Meinung maßgebend ſeien, ohne
ſrere vertragliche Beſchränkungen als jene Abrüſtungsartikel
iNes Völkerbundspaktes. Infolgedeſſen trete eine zunehmende
inergenz hervor. Um weitere Komplikationen zu vermeiden, ſei
prvendig, auf vernünftigen Grundſätzen den Begriff eines
Rtichtages einzuführen, damit die Aufgabe der knüftigen Ab=
tüung
in wirkſamer Weiſe gemeinſam unternommen werden
yme. Simon erklärte:
Die Behauptung, daß der Friede der Welt durch Vorbereitung
u den Krieg geſichert werden muß, findet keinen Glauben mehr.
ſit hoher Rüſtungsſtand iſt kein Erſatz für Sicherheit. Im beſten
all ſchafft er die Illuſion der Sicherheit auf der einen Stelle,
hächrend er gleichzeitig an einer anderen Stelle das Gefühl der
yficherheit verſchärft. Die Sicherheit, die wir uns als Ideal
ongeſetzt haben, iſt Sicherheit für alle, und Sicherheit für alle
än gt maßgebend von der Rüſtungseinſchränkung ab. Rüſtungen
das Symptom eines pathologiſchen Zuſtandes. Simon ſagte,
ui. die Einſchränkung der Rüſtungen durch internationale Ver=
nGarungen
nur auf zwei Wegen, die einzeln oder gleichzeitig be=
hätten
werden könnten, möglich ſei. Das eine ſei die Methode
er Feſtſetzung von Höchſtgrenzen, das andere ſei der
ertragliche Ausſchluß gewiſſer Werkzeuge oder
Rethoden. Für beide Behandlun gsarten ſei als
)eitere Garantie eine internationale Auto=
i
ät erforderlich, die effektiv ſicherſtellt, daß dieſe Beſchränkun=
en
, nicht überſchritten werden, indem ſie Uebertretungsfälle feſt=
ellt
und dadurch einen wirkſamen Druck der übrigen Welt auf
ſe vertragsbrüchigen Staaten herbeiführt. England ſei für
ieſe Behandlungsarten und werde ſein möglich=
es
tun, um eine Durchführung zu ſichern. Beide
ſekhoden ſeien in dem Konventionsentwurf enthalten, der nach
yficht der britiſchen Regierung vorbehaltlich eingehender Prü=
ing
jedes einzelnen Artikels die beſte Grundlage der weiteren
ſtigeit bildet.
Die britiſche Regierung habe die Frage der Höchſtziffer
isjehend geprüft. Sie halte eine weitgehende Herab=
eis
ung der Rüſtungen der Welt etwa im Ausmaß
dm 25 Prozent für einen ausgezeichneten Gedanken. Simon
ü es aber für pſychologiſch richtiger, von vornherein ein
(nximum zu beſtimmen, das nicht überſchritten wer=
en
darf. Er erklärte, Zweck der gegenwärtigen Arbeit ſei
ſoweit als möglich nicht nur eine Begrenzung, ſon=
eEn
eine Herabſetzung der Rüſtungen vorzunehmen.
Ueber die am Freitag veröffentlichten franzöſiſchen
erſchläge erklärte er, daß dieſe mit eingehendſter und wohl=
ollendſter
Aufmerkſamkeit von der britiſchen Delegation ge=
rülft
werden würde. England werde jedoch für alle Aen=
erungen
eintreten, die ſich nach ſorgfältiger Prüfung ls
heckmäßig und brauchbar erweiſen und wirklich
g beitragen würden. Er

ken, die den Menſchlichkeitsempfinden ins Ge=
iht
ſchlagen, effektiv verboten werden. Aehn=
bee
Erwägungen ſeien auch für die U=Boote
aßgebend. Die Abſchaffung der U=Boote, das
Ae er nicht verheimlichen, würde im Intereſſe Eng=
II ds liegen, aber nicht im ausſchließlichen Intereſſe. Der eng=
ſhe
Vorſchlag werde nicht im Intereſſe der engliſchen Kampf=
iEe
, ſondern im Intereſſe der Menſchlichkeit und des dauer=
Inen Friedens gemacht. Die Verträge von Waſhington und
Nidon müßten nach Auffaſſung der britiſchen Regierung bis zu
term Ablauf im Dezember 1936 unangetaſtet bleiben. Zum

chluß ſeiner Rede erklärte Simon:
Wir nehmen als Grundlage der künftigen Verhandlungen
ts allgemeine Schema des Konventionsentwurfes und die Me=
eſten
der Rüſtungsbegrenzung durch die Aufſtellung von Höchſt=
ſſern
auf Grund dieſes Entwurfes an. Wir ſind für die Ein=
zung
einer ſtändigen Abrüſtungskommiſſion, wir verlangen die
hſshaffung des Gas= und chemiſchen Krieges, ebenſo die An=
haffung
der U=Boote. Wir wenden unſere beſondere Aufmerk=
mckeit
ſolchen Verboten oder Beſchränkungen zu, die geeigner
nd. die Angriffsfähigkeit zu ſchwächen und dadurch zu verſuchen,
TAngriffe zu beſeitigen.

Tardien enkwickelt die franzöſiſche Theſe.
Nach der franzöſiſchen Ueberſetzung der Rede Simons, dem
während ſeiner Rede verſchiedentlich und am Schluſſe beſonders
lebhaft Beifall geklatſcht wurde beſtieg der franzöſiſche Kriegs=
miniſter
Tardieu die Rednertribüne.
Tardieu betonte zu Anfang ſeiner Ausführungen, die Aufgabe
der Konferenz, eine Beſchränkung und Herabſetzung der Rüſtungen
vorzubereiten, könne nur unter vier Bedingungen erfolgen. Zu=
nächſt
müſſe die Sicherheit vorhanden ſein, die Durchführung ge=
meinſamer
Aktionen müßte gewährleiſtet ſein, die geographiſche
Lage und die beſonderen Verhältniſſe müßten berückſichtigt werden.
Die Bedingungen, unter denen eine Beſchränkung und Her=
abſetzung
der Rüſtungen erfolgen könne, ſeien je nach den Umſtän=
den
verſchieden. In dieſem Zuſammenhange erklärte Tardieu:
Gleichberechtigung bedeute nicht Gleichmacherei
(Identité).
Sicherung des Friedens und Herabſetzung der Rüſtungen
ſeien nur möglich, wenn ein allgemeines internationales Sicher=
heits
= und Garantiefyſtem, das für alle Staaten verbindlich ſei,
eingeführt werde. Dieſer Aufgabe dienten die von der franzöſi=
ſchen
Delegation vorgelegten Vorſchläge.
Tardieu entwickelte dann im einzelnen die franzöſiſche Theſe.
Der Artikel 8 des Völkerbundspaktes behandele nicht nur die
Regelung der Rüſtungsfrage, ſondern auch die Schaffung kollek=
tiver
Sicherheit. Der Artikel 8 ſei ein unteilbares Ganzes. Eine
Beſchränkung und Herabſetzung der Rüſtungen ſei nur möglich,
wenn gleichzeitig der nach franzöſiſcher Auffaſſung erforderliche
Ausbau der Sicherheitsorganiſation des Völkerbundes erfolge.
Frankreich, das bexeits eine Herabſetzung ſeiner Rüſtungen
börgenommen häbe, ſei bereit, für eine ganz beſtimmte Zeit eine
Begrenzung ſeines augenblicklichen Rüſtungsſtandes ohne beſon=
dere
Bedingungen anzunehmen.
Tardien begründete dann den Standpunkt der franzöſiſchen
Regierung. Die Rüſtungen laſteten ſchwer auf der Bevölkerung
Frankreichs. Im Vergleich zum Jahre 1913 habe Frankreich
ſeine Effektivbeſtände um ein Viertel, die Zahl ſeiner Einheiten
um die Hälfte und die Dienſtzeit um zwei Drittel gekürzt. Im
Gegenſatz zu anderen Staaten, die ihre Rüſtungen verſtärkt hät=
ten
. Im Jahre 1919 hätten Großbritannien und die Vereinig=
ten
Staaten in einer feierlichen Erklärung anerkannt, daß Frank=
reichs
Sicherheit ungenügend ſei. Das franzöſiſche Volk
wolle nichts anderes als den Schutz und die
Sicherheit ſeiner Grenzen. Frankreich habe ſtets eine
großmütige Geſinnung gezeigt, ſo z. B. als es im Jahre 1930,
fünf Jahre vor dem im Verſailler Vertrag feſtgeſetzten Termin,
ein Pfand aus ſeiner Hand gegeben habe. (Tardieu meint die
Rheinlandräumung).
Aus Tardieus Ausführungen ging hervor, daß die franzö=
ſiſche
Delegation die Annahme ihres Programms als eine
weſentliche Vorbedingung für draſtiſche Schritte Frankreichs in
der Abrüftungsfrage anſieht. Zum Schluß erklärte Tardieu, ein
Abkommen ohne Organiſierung der Sicherheit wäre eine brutale
und ungerechte Prämie für die Zahl und die Technik.
Nach der Rede Tardieus wurde die allgemeine Ausſprache auf
Dienstag vormittag 10 Uhr vertagt.
Der Eindruck der Reden Simöns und Tardieus.
Die Rede des britiſchen Außenimniſters, die
auch oratoriſch ſehr wirkſam war, hat in deutſchen Kreiſen einen
außerordentlich nachhaltigen Eindruck gemacht, der ſich auch durch
den lebhaften Beifall bei der deutſchen Delega=
tion
äußerte. Sachlich iſt die ſtarke Betonungder Siche=
rung
des Friedens durch die Abrüſtung bemer=
kenswert
. Beſonders eindrucksvoll war die Formulierung Sir
John Simons, daß der Friede nicht durch die Vorbe=
reit
ung des Krieges geſichert werden könne und
daß hohe Bewaffnung keine Sicherheit gewähre,
ferner die Forderung nach einem Verbot der aus=
geſprochenen
Angriffswaffen, das auch von deutſcher
Seite ſtets als notwendig bezeichnet worden iſt. Sympathiſch be=
rührt
auch die Betonung des gleichen Rechts der
Sicherheit für alle Staaten. Die Annahme des Kon=
ventionsentwurfes
als Diskuſſionsgrundlage war nach der ganzen
bisherigen Stellungnahme Englands zu erwarten. Sie ſchließt
aber ſelbſtverſtändlich nicht aus, daß es allen Delegationen im
Sinne der Eröffnungsanſprache Henderſons freiſteht, Erſatzvor=
ſchläge
zu machen.
Tardieu, der im Anſchluß an den britiſchen Außenminiſter
ſprach, entwickelte die bekannte franzöſiſche Sicherheits=
theſe
, derzufolge die Vorbedingung für jede
Abrüſtungsmaßnahme die ſogenannte Organi=
ſierungdes
Friedens iſt. Darunter verſteht Frankreich die
Sicherung der jetzigen Machtverhältniſſe unter
neuen völkerrechtlichen Garantien. Tardieu erklärte
ausdrücklich, daß die Erfüllung dieſer franzöſiſchen
Sicherheitswünſche die Vorbedingung für jedes
Zugeſtändnis Frankreichs in der Abrüſtungsfrge
ſei. Die ganze Rede Tardieus handelte nicht, wie die von Simon,
von der Notwendigkeit wirklicher Abrüſtung, ſondern von der
Durchſetzung unbegründter franzöſiſcher Sicherheitswünſche. Be=
fremdend
war die Erwähnung der bekannten franzöſiſchen Pro=
pagandatheſe
von den drei Invaſionen, die Frankreich in einem
Jahrhundert erlitten habe. Im übrigen diente die Rede der Er=
läuteiung
der franzöſiſchen Vorſchläge. Bei der Rede konnte man
ſich nicht des Eindruckes entziehen, daß die franzöſiſche Regierung
durch die Aufſtellung kaum erfüllbarer Forderungen die Diskuſ=
ſionsbaſie
von der Abrüſtung entfernen und auf Gleiſe ſchieben
will, die von dem eigentlichen Zweck der Konferenz wegführen,

Der Triumph der Familie Chamberlain.
Eindrücke von einer hiſtoriſchen Parlamentsſitzung.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
G. P. London, 6. Februar.
* Die Sitzung des engliſchen Parlaments vom vorigen Don=
nerstag
, da der Schatzkanzler Neville Chamberlain die Ein=
führung
eines 10=prozentigen Zolltarifs auf die
Mehrzahl aller aus dem nichtengliſchen Auslande kommenden
Lebensmittel und anderen Waren ankündigte, ſtellt in der jünge=
ren
Geſchichte Englands einen hiſtoriſchen Tag erſter Ordnung
dar. An dieſem grauen, nebligen Februarnachmittag wurde der
im Laufe von mehr als 70 Jahren für England maßgebend
geweſene Freihandel, der ſchon im November vorigen Jahres den
Todesſtoß erhalten hatte, endgültig zu Grabe getragen. Doch das
nicht allein. Durch vorläufiges Befreien der aus den Kolonien
und Dominien kommenden Einfuhr von den neuen Zollſätzen
wurde gleichzeitig der Idee des Empire Free Trade zu faſt
vollem Siege verholfen. Dieſer Gedanke, den in letzter Zeit Lord
Beaverbrook mit beſonderer Vehemenz propagiert hatte, iſt erſt=
malig
, als Idee der Reichsvorzugszölle, vor etwa 30 Jahren
von Joſeph Chamberlain aufgebracht worden. Joſeph Chamber=
lain
, drang damals, in einem proſperierenden Englando, miit
ſeinen protektioniſtiſchen Plänen nicht durch. Er zerſchellte am
Widerſtand der damals noch mächtigen Freetrader und ſah ſich
gezwungen, vom Regierungsamt zurückzutreten. Doch nun hat
das Schickſal es ſo gefügt, daß ausgerechnet der Sohn berufen
worden iſt, die vom Vater entworfenen Pläne, allerdings in
einer völlig veränderten Welt, in Wirklichkeit umzuſetzen. Und
der 4. Februar 1932, da dieſes geſchah, war ſomit nicht nur für
England ein hiſtoriſcher Augenblick, ſondern bedeutete auch für
die Familie Chamberlain einen Tag faſt romanhaft unwahr=
ſcheinlichen
Triumphes.
Das Houſe of Commons ſtand ſchon vom frühen Morgen
an im Zeichen eines großen Tages. Die Sitzung war
erſt auf vier Uhr nachmittags anberaumt. Doch ſchon um 8
Uhr morgens erſchienen im Parlament die Abgeordneten und
belegten die beſten Plätze. Um 3 Uhr nachmittags war das Haus
zum Berſten voll. Auf den für nur 400 Perſonen berechneten
Bänken ſaßen an dieſem Tage über 500 Abgeordnete, und mehr
als hundert hatten ſich mit Stehplätzen zu begnügen und dräng=
ten
ſich in dichter Maſſe hinter dem Stuhl des Sprechers. Auch
ſonſt herrſchte überall im Hauſe ein ungewöhnlich reges Leben
und Treiben. Nicht nur die für die Preſſe und für das Publikum
reſervierten Galerien ſind bis auf den letzten Platz beſetzt. Auf
der für Mitglieder des königlichen Hauſes beſtimmten Bauk
unter der Uhr gewahrt man den Prinzen von Wales zwiſchen
ſeinen beiden Brüdern, dem Herzog von York und dem Prinzen
George. Und ſelbſt aus dem Oberhauſe ſind eine Menge Lords
herübergekommen, die mit Intereſſe und Spannung von der
Peersgalerie auf die erregte Maſſe der Gemeinen niederſchauen.
Doch mehr als alles andere wird beachtet, daß auf der
Galerie für diſtinguierte Gäſte ſämtliche Damen der
Familie Chamberlain anweſend ſind. Vor allem
die Witwe Joſeph Chamberlains. Sie iſt in zweiter Ehe mit dem
Kaplan des Houſe of Commons, dem Reverend Carnegie ver=
heiratet
, der ebenfalls zur Stelle iſt. Ferner ſieht man: Miß
Chamberlain Joſeph Chamberlains unverheiratet gebliebene
Tochter, Lady Chamberlain Sir Auſtens Gattin mit Tochter,
Mrs. Chamberlain des Schatzkanzlers Gattin mit Tochter
und noch eine ganze Reihe von Tanten, Baſen und Nichten
gleichen Namens. Viele der Anweſenden ſchauen zu den Cham=
berlainſchen
Damen hinauf und grüßen lächelnd. Dann aber
gleiten ihre Blicke nach dem Sitzungsſaal hinunter, wandern die
dichtbeſetzten Bänke der Abgeordneten entlang und bleiben
ſchließlich auf einem Eckplatz, dritte Reihe hinter der Regierungs=
bank
, haften.
Hier ſitzt, aufrecht und unbeweglich, ſelbſt im Saal den
blanken Zylinder auf dem Haupte, Sir Auſten Cham=
berlain
. Der Platz, auf dem er ſitzt, iſt genau der gleiche,
den ſein Vater grollend einnahm, als er Anno 1903 ſeine Reichs=
zollpläne
aufgeben, von der Regierung zurücktreten und gewöhn=
licher
Abgeordneter werden mußte. Sir Auſten Chamberlain hat
die ehrende Aufgabe, den väterlichen Plänen zu Wiederauf=
erſtehung
und Sieg zu verhelfen, ſeinem jüngeren Bruder Neville
überlaſſen. Sir Auſten nimmt an der Regierung nicht teil. Er
iſt in letzter Zeit merklich gealtert. Doch wie er heute, in dieſem
hiſtoriſchen Augenblick, auf dem angeſtammten Platz der Chami=
berlains
ſitzend, mit dem Monokel im Auge und der Orchidce
im Knopfloch, ganz das Ebenbild des großen Joe, der Rede
ſeines Bruders, des Schatzkanzlers lauſcht, da ſchwellt ſeine
Bruſt kaum verborgener Familienſtolz, und ſein ſchiefer Briten=
mund
mit den großen hervorſtehenden Zähnen verzieht ſich zu
einem jovialen und zufriedenen Lächeln".
Neville Chamberlain, der Schatzkanzler, hat
äußerlich nur wenig Aehnlichkeit von ſeinem berühmten Vater
und ſeinem nicht minder berühmten Bruder. Neville iſt aller=
dings
ebenſo groß vom Wuchs und hält ſich ebenſo gerade uud
ſteif, wie alle Chamberlains. Aber, ungleich feinen beiden glati=
röſierten
und blondhaarigen Verwandten, trägt er einen ſee=
hundhaft
nach unten hängenden Schnurrbart und hat dunkles,
faſt ſchwarzes Haar. Sein Hals iſt unwahrſcheinlich dürr und
hager und ſteckt in einem viel zu großen Kragen. Die Krawaiie
ſitzt meiſtens ſchief. Sein ganzer Aufzug iſt ſalopp, weuig
ſoigniert und nichts weniger als elegant. Im Knopfloch leuch=
tei
kein Schimmer von einer Orchidee. Von einem Monokel weit
und breit keine Spur. Dagegen hält er, ganz im Kontraſt zum
dandyhaften Auſten, in der Hand einen gräßlich bürokratiſch
ausſehenden Kneifer, und wenn er dieſen von Zeit zu Zeit auf
die Naſe klemmt, um aus den vor ihm liegenden Dokumenten
den Abgeordneten irgendwelche ſtatiſtiſchen Daten und Zahlen
vorzuleſen, dann ſieht er plötzlich ganz unchamberlainiſch, ganz
unengliſch aus und hat ſogar eine gewiſſe entfernte Aehnlichkeit
vom ehemaligen Reichsbaukpräſidenten, Dr. Hjalmar
Schacht.
Der Schatzkanzler, deſſen Ausführungen das Haus mit
ſdannender Aufmerkfamkeit lauſcht, iſt kein guter Reduer. Er
ſpricht trocken und ohne Ausdruck. Doch umſobedeutungs=
voller
iſt das, was er zu ſagen hat: Einführung
eines allgemeinen Zolltarifs von 10 Prozent auf ſämtliche von
den Dumping=Zöllen noch nicht betroffene ausländiſche Waren=
Lebensmittel inbegriffen, und nn Weizen, Fleiſch, Bacon, Tee,

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Seite 2 Nr. 40

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 9. Februar 1932

Fiſche, Rohwolle und Rohbaumwolle ausgenommen; von nun
ab ſollen verzollt werden Mehl, Reis, Butter, Margarine,
Speck, Käſe, Eier, getrocknete Früchte, kondenſierte Milch, Konſerven
aller Art und überhaupt all jene eingeführten Nahrungsmitte!,
die die große Volksmaſſe Englands täglich in Mengen zum
Lebensunterhalt braucht; dieſem Zolltarif wird die Einfuhr aus
allen Ländern der Welt unterworfen, mit Ausnahme der
Dominien und ſonſtigen Beſitzungen des britiſchen Reiches, die
53 an der Zahl eine Vorzugsbehandlung erfahren werden.
Das bedeutet die Verwirklichung der Idee von der wirtſchaft=
lichen
Reichseinheit des großen Joſeph Chamberlain, auf den der
Redner zum Schluß ausdrücklich Bezug nahm. Faſt 29 Jahre
ſind es her ſchloß der Schatzkanzler ſeine bedeutſame Rede, als
Joſeph Chamberlain in dieſem ſelben Hauſe ſeinen Feldzug für
Reichsvorzugszölle und Tarifreform begann. Er drang damals
mit ſeinen Ideen nicht durch. Doch welch ein ſchöner Troſt
wäre es für ihn geweſen, hätte er es damals vorausſehen kön=
nen
, daß eines Tages dieſem Hauſe Vorſchläge vorgelegt wür=
den
, die auf ſeine großen Konzeptionen zurückgehen, noch dazu in
Gegenwart des einen und durch den Mund des anderen ſeiner
direkten Nachfolger und Träger des Namens Chamberlain".
Dieſe letzten Worte des Schatzkanzlers gingen in einem ſtür=
miſchen
Beifallsklatſchen des Hauſes unter und, wie der Repor=
ter
des Daily Expreß behauptet, rührten ſie die meiſten An=
weſenden
zu Tränen. Von allen Seiten kamen Abgeordnete
auf den Schatzkanzler zu und beglückwünſchten ihn aufs herz=
lichſte
. Zum Schluß erhob ſich auch von ſeinem hiſtoriſchen Sitze,
langſam und gemeſſen, Sir Auſten Chamberlain, ſchritt voller
Würde die Stufen zur Regierungsbank herunter und ſchüttelte
ebenfalls dem Helden des Tages die brüderliche Rechte.
Eine kleine Diſſonanz brachte ſpäter am Tage die Rede
Sir Herbert Samuels in die Verſammlung. Sir Herbert
machte, zum Staunen der Torh=Abgeordneten, von dem berühm=
ten
britiſchen Recht in der Einigkeit uneinig zu ſein etwas
allzu reichlich Gebrauch. In einer überaus ſcharfen, mehr als
einſtündigen Rede hielt er dem mürriſch, aber aufmerkſam zu=
hörenden
Hauſe die offenſichtliche Wahrheit vor, daß die Ein=
führung
des neuen Zolltarifs unvermeidlich eine ſtarke Ver=
teuerung
der Lebensmittel zur Folge haben müſſe und warnte
das Haus mit allem Nachdruck vor einem zu plötzlichen und zu
unüberlegten Einſchwenken in neue Wirtſchaftsbahnen. Mon=
ſtrous
, monſtrous rief der Erzprotektioniſt Sir Henry Page
Croft mehrmals dazwiſchen. Und Samuel muſt go, Samuel
muſt go echote es von allen Seiten des Hauſe zurück.
Doch dieſer peinliche Zwiſchenfall konnte die allgemeine
Jubelſtimmung der Mehrzahl des Hauſes nicht für
lange dämpfen. Endlich! Ein Wunder iſt geſchehen! Ein
Traum hat ſich verwirklicht!, Der Kreuzzug der Empire Free=
trader
hat geſiegt! ſchwirrte und ſummte es von allen Seiten,
und draußen auf der Straße riefen es bereits in hundert Ton=
arten
die Zeitungsverkäufer. Es iſt zur Zeit die vorwiegende
Stimmung des Landes, eines Landes, für das Prohibitiv=Zölle
noch den Reiz der Neuheit haben und von denen es in der Tat
ein Wirtſchaftswunder, eine Errettung von all ſeinen Nöten er=
hofft
. Unter ſolchen Umſtänden hatten die Chamberlains es
nicht ſonderlich ſchwer zu ſiegen. Ob dieſer Triumph der Familie
Chamberlain indeſſen für immer die wirtſchaftlichen Geſchicke
Englands beſtimmen wird, wird nur die Zeit zeigen können.
Einer der Söhne Sir Auſten Chamberlains bereitet ſich eben=
falls
auf die politiſche Laufbahn vor, und er ſoll, wie man be=
hauptet
, ein überzeugter Freetrader ſein

Telegramme der Fronkkämpfervereinigungen
an die Abrüſſungskonferenz.
Berlin, 8. Februar.
Der Stahlhelmbund der Frontſoldaten erſucht in einem
Telrgramm die Abrüſtungskonferenz, ihr Augenmerk auf die
friedensgefährdende Ungleichheit der Rüſtungen zwiſchen den
Siegerſtaaten und den Unterlegenen des Weltkrieges zu lenken.
Der Stahlhelm fordert die Aufhebung derjenigen Vertragsbeſtim=
mungen
, die die die Wehrhoheit Deutſchlands beſchränken.
Aehnliche Telegramme ſandten der Deutſche Reichskriegerbund
Kyffhäuſer, der Reichsoffiziersbund, der Deutſche Offiziersbund,
der Nationalverband Deutſcher Offiziere, ſowie die Frontkämpfer=
vereinigungen
Oeſterreichs, Ungarns und Bulgariens nach Genf.
Der Deutſche Offizier=Bund hat an die Abrüſtungskonferenz
in Genf ein Telegramm gerichtet, in dem er unter Hinweis auf
die friedensgefährdende Ungleichheit des Rüſtungsſtandes der ver=
ſchiedenen
Nationen die Forderung ausgeſprochen hat, daß
Deutſchland in wehrpolitiſcher Beziehung den anderen Mitglie=
dern
des Völkerbundes gleichgeſtellt wird, und daß die ſeine
Wehrhoheit einſchränkenden Beſtimmungen des Verſailler Ver=
trages
aufgehoben werden, ſo daß es im Rahmen der finanziellen
Möglichkeiten die zu ſeiner nationalen Sicherheit dringend erfor=
derlichen
Maßnahmen treffen kann.

Vom Tage.

Die Monatszeitung des Heſſ. Stahlhelms Der Stoßtrupp=
Mainz wurde auf die Dauer von 3 Nummern verboten, weil in
der Februar=Ausgabe behauptet wurde, die neuen Machthaber von
1918 hätten alles getan, um das kerndeutſche Schleswig wieder
den Dänen zuzuſchieben, und weiter der heſſiſche Innenminiſter
der aus parteilichen Gründen wiſſentlich begangenen Verletzung
der heſſ. Verfaſſung bezichtigt wird.
Die Rede des Reichskanzlers am Dienstag vormittag um 9,45
Uhr auf der Abrüſtungskonferenz wird auf die deutſchen Sender
übertragen.
Aus dem Bericht der Deutſchen Reichspoſt über das dritte
Viertel des Rechnungsjahres 1931 geht hervor, daß gegenüber
dem gleichen Zeitraum des Vorjahres der Verkehr in allen Zwei=
gen
mit Ausnahme der Barauszahlungen zurückgegangen iſt.
Wie nicht anders zu erwarten war, ſetzt ſich die polniſche
Preſſe für den Plan Tardieus ein.
Bei einer Nachwahl für den verſtorbenen franzöſiſchen Sena=
tor
Victor Berard, der der Republikaniſchen Vereinigung ange=
hörte
, hat im zweiten Wahlgang der bisherige radikale Abgeord=
nete
Pieyre für ſeine Partei dieſen Senatsſitz erobert, und zwar
mit 425 Stimmen, während der Gegenkandidat der Republikani=
ſchen
Vereinigung nur 397 Stimmen erhielt.
In den Vorbereitungen zum amerikaniſchen Präſidentſchafts=
wahlkampf
iſt ein wichtiges Ereignis zu verzeichnen. Der vor=
malige
Gouverneur des Staates New York. Al Smith, der bei
den Wahlen von 1928 demokratiſcher Kandidat war, hat mitge=
teilt
, daß er bereit ſei, auf dem kommenden demokratiſchen Kon=
vent
in Chicago ſich zum Kandidaten ſeiner Partei nominieren zu
laſſen.
Der Verwaltungsrat der B. J.3. iſt am Montag vormittag zu=
ſammengetreten
. Die Verhandlungen werden anſtelle des in den
Vereinigten Staaten weilenden Präſidenten MacGarrah von dem
Vizpräſidenten, dem deutſchen Delegierten Dr. Melchior, geleitet.
Den Verhandlungen wohnen auch die beiden anderen deutſchen
Delegierten. Reichsbankpräſident Dr. Luther und Generaldirektor
Reuſch bei.

für die Volkskandidakur Hindenburgs.
Berlin, 8. Februar.
Die bisher dem Hindenburgausſchuß gemeldeten Einzeich
nungen für die Volkskandidatur Hindenburgs haben am Montag
abend die Zahl von einer Million überſchritten.
Wir machen darauf aufmerkſam, daß die Liſten zur Ein=
zeichnung
nach wie vor auf unſerer Geſchäftsſtelle auffliegen.
Unſere Geſchäftsſtelle iſt durchgehend von 8 Uhr vormittags bis
19 Uhr nachmittags geöffnet.
Gefährliche Enkwicklungen im
deutſchen Oſten.
Geheime Abmachungen zwiſchen Japan und Frank=
reich
. Polniſche Angriffspläne gegen Deutſchland.
* Berlin, 8. Februar. (Priv.=Tel.)
Der Volksdeutſche Dienſt beſchäftigt ſich in einer Betrach=
tung
mit den Vorgängen im Oſten und mit den verſchiedenen
Nichtangriffspakten, die in der letzten Zeit geſchloſſen wurden. Im
Zuſammenhang mit dem Memel=Putſch weiſt er darauf hin, daß
Polen ſeit geraumer Zeit an der oſtpreußiſchen Grenze und in
Poſen Truppen zuſamenzieht, für die ein Handſtreich auf Danzig
eine Kleinigkeit wäre, und daß ſie über wohlvorbereitete Angriffs=
pläne
auf Oſtpreußen und Oſtpommern verfügen. In Oſtober=
ſchleſien
ſind polniſche Truppen unter dem Deckmantel eines
Schutzes bei Streikunruhen zuſammengezogen, die ebenſo leicht wie
tſchechiſche Truppen von der anderen Seite, zwiſchen Glogau und
Görlitz, den Blinddarm abſchnüren können, den Schleſien zwiſchen
dem polniſchen und dem tſchechiſchen Gebiet darſtellt. In Paris,
ſo heißt es weiter, ſind es nicht nur vereinzelte Männer, die wie=
der
von einem militäriſchen Spaziergang nach Berlin träumen, und
weiter heißt es über die Nichtangriffsrakte, daß der Vereinbarung
ParisTokio andere entſprechende Vereinbarungen Tokio War=
ſchau
und Tokio-Prag gefolgt ſind. Der Nichtangriffspakt War=
ſchau
-Moskau mit den Anhängſeln zu anderen ruſſiſchen Rand=
ſtaaten
hat nach jahrelangen franzöſiſchen Bemühungen und bei
gleichzeitigem Angebot von Anleihen den Rücken plötzlich freige=
macht
. Legt Japan im Vertrauen auf die amerikaniſche Untätig=
keit
unter Benutzung des erneuten Kampfes mit General Ma ſeine
Hand auf Oſtſibirien, dann wäre Rußland vollkommen gebunden
und der Zeitpunkt für eine Gendarmerieaktion an Deutſchlands
Grenze gekommen.

* Gold in deutſcher etor.
Von Dr. Emil Carthaus.
Ob aus Wohlwollen oder im Unwillen die Götter Deutſch=
land
Gold und Silber verſagt haben, weiß ich nicht. Doch möchte.
ich nicht behaupten, daß das Land kein Gold und Silber hervor=
bringe
, denn niemand hat danach geſucht, auch hängen die Deut=
ſchen
nicht an ihrem Beſitz. So Tacitus in ſeiner Germania,
der älteſten Adelsurkunde unſeres Volkes. Daß Deutſchland in
früheſter Zeit, als Kelten oder andere Völker hier wohnten,
zwar kein Goldland im Sinne des Wortes, aber auch nicht arm
an Edelmetall geweſen iſt, laſſen die vielen Schmuckſtücke und
Geräte aus Gold vermuten, die in ſeinem Boden gefunben wer=
den
und nachweislich der Bronzezeit angehören, in der den
Völkern Mitteleuropas der Gebrauch von Eiſen noch nicht be=
kannt
war. Kein Land auf dem europäiſchen Kontinent, mit
Ausnahme von Griechenland, kann an Fülle bronzezeitlichen
Goldſchmuckes mit Germanien in Wettbewerb treten, ſagt Pro=
feſſor
Koſinna.
Gold im Rhein.
Was Münzen aus Gold angeht, ſo iſt es auffallend, daß
die den Numismatikern unter dem Namen Regenbogenſchüſſel=
chen
bekannten und den Kelten zugeſchriebenen, faſt ausſchließ=
lich
im Flußgebiet des Rheins und ſeiner Nebenflüſſe gefunden
werden. Einen ſprachlichen Anhalt für die von dieſem Volk an
dem vaterländiſchen Strom betriebene Goldwäſcherei glaubt
Mone unter anderem in dem Namen des badiſchen Ortes Gold=
ſcheuer
zu finden, welcher urſprünglich Goldsgur hieß und nicht
von unſerem Wort Scheuer oder Scheune, ſondern von dem
keltiſch=galliſchen tſuguradi, d. i. waſchen, abzuleiten iſt. Zu
welcher Zeit unſere germaniſchen Altvorderen von den Kelten
die Goldwäſcherei am Rhein übernommen haben, iſt nicht zu er=
mitteln
. In Sang und Sage des deutſchen Volkes ſpielt das
Rheingold ſchon ſehr früh eine Rolle, und der im Rhein ver=
ſenkte
goldene Nibelungenhort, ſowie auch das Harlungengold
der Heldenſage iſt wohl nicht ganz in das Reich der Phantaſie
zu verweiſen. Begieriger nach dem gelben Edelmetall als die
Germanen, haben die Römer an den dem Rhein zufließenden
Gewäſſern in der Eifel ſchon im Beginn unſerer chriſtlichen Aera
(Holdwäſcherei betrieben. Waren doch nach Diodorus, Poſidonius
und Nonus von Panopolis die Sande des Rheingebiets reich
an dieſem Metall. Von dem Umfang der römiſchen Goldgewin=
nung
legt ein ungefähr dreißig Kilometer langer und ſtellen=
weiſe
über zwei Kilometer breiter Zug von ein bis zehn Meter
hohen Waſchhalden, der ſich an der Eiſenbahnlinie AachenSt.
Vith zwiſchen den Stationen Büttgenbach und Stavelot hinziebt.
noch heute Zeugnis ab. Hier und da in dieſen Halden gefun=

dene Münzen und Gerätſchaften weiſen deutlich auf römiſchen
Unternehmungsgeiſt hin, der über ſo billige Arbeitskraft ver
fügt haben muß, daß ſelbſt die Stellen der Goldlagerſtätte aus=
gebeutet
worden ſind, welche recht arm geweſen ſein müſſen.
Die älteſte Urkunde, die von deutſcher Goldwäſcherei am Rhein
ſpricht, iſt die Chronik des Kloſters Ebersheim. Darin heißt es,
daß Herzog Alarich von Schwaben dieſem Kloſter 760 den Gau
Witzwitze mit den dazugehörigen Goldwäſchereien geſchenkt habe
Etwas ſpäter erwähnt auch die bekannte Evangelienharmonie
Otfrieds von Straßburg Goldwäſchen im Elſaß. Von anderen
Goldwäſchereien an verſchiedenen Nebenflüſſen des Rheines,
namentlich im Schwarzwald, wie Kinzig, Rench, Dreiſam, Elzach,
Wieſe und Brieg, iſt in einer Verleihungsurkunde des Grafen
Egert von Freiburg aus dem Jahre 1324 die Rede. Im fünf=
zchnten
uno ſechzehnten Jahrhundert wurden nachweislich Gold=
wäſchereien
bei Steinmauren, Stillhofen, Söllingen und ande=
ren
badiſchen Orten am Rhein betrieben, und ebenſo bei Rhein=
biſchofsheim
, Helblingen, Mannheim, Roxheim, Hammerfahit
und Nierſtein. Im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert
ſind zu Heidelberg und Bacharach ſogar Münzen aus Rheingold
geſchlagen worden, und ſoll bei Speher ſogar noch bis in das
vorige Jahrhundert hinein Gold aus Rheinſand gewonnen ſein,
Heute iſt er aber an Gold ſo arm geworden, daß nach verſchie=
denen
Feſtſtellungen ſich der Durchſchnittsgehalt von einem
Kubikmeter nur noch auf 0,0146 Gramm beläuft. Wenn alſo
auch nach den Berechnungen des franzöſiſchen Geologen Daubrée
in dem Sande des Rheintals zwiſchen Baſel und Mannheim
noch über 50 000 Kilogramm Gold liegen, iſt doch an eine loh=
nende
Gewinnung kaum noch zu denken. Wohl könnte ſich viel=
leicht
der Bergbau auf
Gold im Taunus
noch einmal gewinnhringend erweiſen, deſſen Serizitgeſteine und
Quarzite in geologiſcher Hinſicht manche Aehnlichkeit mit denen
zeigen, die in verwitterter Form als Gebirgsſchutt das Gold
der Eifel in ſich einſchloſſen. Schon vor mehr als 150 Jahren
konnte Klipſtein, wie er in ſeinem Mineralogiſchen Briefwech=
ſel
darlegt, in Quarzadern und Quarzlinſen, welche zwiſchen
den Dörfern Breckenhain und Wildſachſen zutage geförder;
waren, ſtellenweiſe einen Goldgehalt von 216 Gramm in der
Tonne feſtſtellen.
Im deutſch=öſterreichiſchen Alpengebiet ſind Bergbauverſuche
auf Gold ſeit einigen Jahren wieder am Hohen Tauern auf=
genommen
, der vor Zeiten erſtaunlich große Mengen des gelben
Edelmetalls an das kaiſerliche Rom abgegeben haben muß. Noch
in den Jahren 1538 bis 1562 haben die dortigen Bergwerke eine
Goldausbeute von mehr als 5 500 000 Goldgulden zu verzeichneu
gehabt. Außerordentlich ergiebig, wenn nicht die reichſten deut=
ſchen
Goldlagerſtätten, ſind die von

Boin fernboſtnchen Heiegsiernpiaß.

Die Wuſungforks noch in Händen der Chineſen.

Schanghai, 8. Februar.
Gegen Montag abend hielten die Chineſen die Wuſungs;
forts noch beſetzt. Die chineſiſchen und japaniſchen Stellungern
vor Schapei ſind unverändert geblieben.

Das japaniſche Außenminiſterium hat die Einrichtung neu
traler Zonen rund um die chineſiſchen Vertragshäfen vorge=
ſchlagen
.
Der Bericht der Schanghaier Konſuln.

Das Völkerbundsſekretariat veröffentlicht heute den Bericht.
den die Schanghaier Konſuln der neutralen Mitglieder, denem
ſich die Vertreter Norwegens und der Vereinigten Staaten ange=
ſchloſſen
hatten, über die Zwiſchenfälle in Schanghai auf Er=
ſuchen
des Generalſekretariats erftattet haben. Der Bericht be=
ſchäftigt
ſich eingehend mit der Entſtehungsurſache des chineſiſch= Konflikts, gibt darüber hinaus eine genaue Dar=
ſtellung
der antijapaniſchen Boykottbewegung in Schanghai, dien
ſchwere Zuſammenſtöße zwiſchen Chineſen und Japanern und
eine in die Einzelheiten gehende Schilderung der ſpäteren bluti=
gen
Ereigniſſe. Für die Behandlung dieſes Berichts im Rat iſtzi
gegenwärtig noch kein Termin anberaumt.

* Staglliche Eingriffe in die Privakwirkſchaft
auch in Frankreich?
Von unſerem A=Korreſpondenten.

Paris, 8 Februar.
Dreihundert Millionen Franken hat die Konſtruktion des
Rieſenſchiffes Super=Ile=de=France bereits verſchlungen, die Stu= nicht mitgerechnet. Bis das Schiff fertig wird, wird es
ſechs= bis ſiebenhundert Millionen Franken koſten. Hundertfünzig
Millionen die Konſtruktion der dazugehörigen Schif erft. Summg
Summarum rechnet man, daß eine runde Milliarde herauskommen
wird. Das iſt nicht etwa die Tragödie der Schiffahrtsgeſellſchaft
Transatlantique, das iſt nur die Affäre dieſes einzelnen Schiffes.
Aber ſie gibt ungefähr einen Begriff davon, was der Zuſammen=
bruch
der Transatlantique bedeutet. Was die Reorganiſierung
dem franzöſiſchen Staate koſten wird, ſteht noch immer nicht feſt.
Als die erſten Nachrichten von den Schwierigkeiten der Trans=
atlantique
auftauchten, ſprach man über die Notwendigkeit einer
ſtaatlichen Hilfe von fünfzig Millionen. Aus fünfzig wurden hun=
dert
, aus hundert zweihundert, und ſo weiter. Jetzt ſpricht man
von einer Milliarde, aber was die Zahlen bedeuten, weiß man
noch immer nicht. Die Finanzen der Geſellſchaft ſind vollkommen
zerrüttet, niemand kennt ſich aus, die parlamentariſche Unter=
ſuchungskommiſſion
entdeckte für 1931 einen Paſſivpoſten von
88 Millionen, von dem bis dahin nicht geſprochen wurde. Für
1932 gab es wieder zwei Fälligkeiten, die der Regierung ver=
ſchwiegen
wurden. Die eine über 21, die andere über 28 Millionen.
Soll nun die Regierung die Geſellſchaft ſanieren, was die ſofortige
Auszahlung von einer Milliarde Franken bedeutet, oder ſoll ſie ſie
ihrem Schickſal überlaſſen, was neben dem Verluſt von achthundert
Millionen den Zuſammenbruch einer Reihe von weiteren Unter=
nehmungen
bedeutet, Tauſende und Abertauſende von Arbeitsloſen
in St. Nazaire allein über dreißigtauſend und einen tödlichen
Schlag für die franzöſiſche Schiffahrt.
Die Etatsfrage um dieſen Fall iſt aufgerollt. Der Staat kann
dem Zuſammenbruch von wirtſchaftlichen Rieſengebilden nicht
tatenlos zuſehen. Denn die Folgen ſind unabſehbar. Aber auch die
ſtaatlichen Finanzmittel ſind nicht unerſchöpflich. Die Steuer=
ſchraube
iſt bereits überdreht. Die Regierung Laval hat vor der
Kammer das Sanierungsprojekt mit Weh und Ach durchgedrügk
Man fürchtet ſich aber, damit vor den Senat zu treten. Ei
Milliardenausgabe mehr im Budget, das ſowieſo überlaſtet iſt, das
könnte eine Regierungskriſe herbeiführen. Um ſo mehr, da es nicht
bei dieſer einmaligen Ausgabe bleibt. Schiffsrieſen wie die Super=
Ile=de=France machen ſich nicht bezahlt, ſie dienen nur dem
Preſtige. Es gibt aber auch noch andere Dinge, die ſich nicht be=
zahlt
machen. Die Meſſageries Maritimes, die viel kleiner und
einfacher organiſiert iſt als die Transatlantique=Geſellſchaft, hat
ſchätzungsweiſe ein Defizit von zweihundert Millionen Franken.
Uebernimmt der Staat die Transatlantique, ſo wird er jedes
Jahr einen Rieſendefizit ausgleichen müſſen, weit höher als die
bisherigen Subventionen. Und eine Reihe von kleinen, aber ge=
ſunden
Unternehmungen werden, da ſie mit der ſtaatlich finanzier=
ten
und mit Verluſt arbeitenden Geſellſchaft nicht konkurrieren kön=
nen
, zugrunde gehen. Das iſt das eigentliche Problem der ſtaat
lichen Einmiſchungen in die Privatwirtſchaft. Es iſt für Frank=
reich
augenblicklich das größte Problem. Die franzöſiſche Regie=
rung
kann keine prinzipiellen Löſungen anſtreben, nur lavieren,
bis ſie eines Tages von der unzufriedenen Kammer geſtürzt wird.

Niederſchleſien

geweſen. Wann man dort angefangen hat, Gold zu gewinnen,
läßt ſich ſchwer ſagen. Möglicherweiſe ſteht die Sage von dem
ſo oft als Spender von Gold erſcheinenden Berggeiſt des Rie=
ſengebirges
, Rübezahl, mit einem ſehr frühen Beginn dieſes
Bergbaues im Zuſammenhang. Wie der alte Brückmann in
ſeinem früher vielgeleſenen Buch über die Wunder der Erdtieſe
auf Grund eines Berichts von Bohnslans Balbinus ſchreibn
haben die alten Einwohner der Gegend beim Rieſengebilge
nichts anderes getan als Goldſand geheiffet und geſiebt, ſo daß
davon ganze Dörfer und Städte ihren Urſprung, Namen und
Wachstum bekommen, und die Sandhügel, davon man das Gold
ſeſchieden, viele Meilen lang am Ufer der Bäche und Fluſſe
hingelegen ſeien. Brückmann ſpricht ſogar von Stücken 60
des bis zur Größe einer Walnuß, die auf den ſchleſiſchen Golde
feldern gefunden ſeien . . . Wenn man noch heute die well
ausgedehnten, ſtellenweiſe haushohen Züge der Pingen une
Waſchhalden ſieht, die zum Beiſpiel bei Schmottſeifen, unſel
Löwenberg, von den Goldwäſchern aufgeworfen ſind, kann ma‟
keinen Augenblick darüber im Zweifel ſein, daß hier im Oſiel
von Deutſchland einmal ſehr viel Gold gewonnen worden ſein
muß. Im Hinblick hierauf findet man auch die Angabe mehrel=
Chroniken des 14. Jahrhunderts nicht übertrieben, daß 500 Mie
derſchleſiſche Bergleute 1241 unter Herzog Heinrich II. in Pe‟
Schlacht bei Wahlſtatt kämpften, und daß dieſes Aufgebot auleln
dadurch zuſtandegebracht wurde, daß man aus der Belegſchaſt
der Goldwäſchen von Goloberg jeden fünften Mann aushoe
Wie groß der Gewinn war, den dieſe Wäſchen abwarfen, mode
man daraus erſehen, daß ſie bei der Stadt Goldberg wöchentlle
eine Ausbeute von einer Mark Goldes und während eines eine
zigen Jahres einen Ertrag im Werte von 389 840 Dukaten 9
verzeichnen hatten. Von den Goldwäſchen um Löwenberg be‟
um erhielt die Stadt im Jahre 1203 wöchentlich 1½ Mark Gole
und Silber.
Das Erliegen des niederſchleſiſchen Gold=
bergbaues

iſt zum Teil auf die Verheerungen durch die Tatarenkriede.."
der Hauptſache aber wohl auf die Erſchöpfung der Lagerſtall.
zurückzuführen. Im Jahre 1661 machten die Herzöge von 2ie
nitz als Herren des ſchleſiſchen Goldgebietes noch einmal Elle‟
ſchwachen Verſuch, den Bergbau auf Edelmetalle wieder auſte..
zu laſſen, jedoch ohne ſichtlichen Erfolg. Das Gold von Niede
ſchleſien entſtammt einer Zone, die ſich von Jauer über Bnu)
lau bis über Löwenberg hinaus erſtreckt, und zeigten ſich.""
beſonders ergiebige Fundorte Goldbera, Nikolſtadt, Wanot
Mertſchütz, Plagwitz, Höfel und Lauterſeifen. Kleinere Ment
Goldes wurden früher auch den Sanden der Iſar entnomi.

[ ][  ][ ]

Nr. 40 Seite 3

Die Reichsregierung lenkt die Aufmerkſamkeit des Völkerbundsrakes
auf den von der likauiſchen Regierung begangenen Rechksbruch.
ſeinen Gegenvorſchlag unterbreiten wird. Er will noch am glei=
Buyeneyiang dee Sntelefſenl Meſſelg. chen Abend nach Berlin zurückreiſen und kann das auch ohne Scha=
den
für das Anſehen Deutſchlands und ohne Gefährdung der Ver=
teidigung
der memelländiſchen Rechte, wenn es tatſächlich im Lauf
der Kanzler fordert Sofortmaßnahmen des Rakes, des Dienstag zu der außerordentlichen Ratstagung kommt, in der
gegen Likauen.
der Kanzler perſönlich für die Memelländer eintreten wird. Wir

Genf, 8. Februar.
Die vom Reichskanzler Dr. Brüning u iterzeichnete Note an
e Generalſekretär des Völkerbundes, in dr die Reichsregierung
euntragt, die Vorgänge im Memelgebiet auf die Tagesordnung
ter außerordentlichen ſofort einzuberufenden Sitzung des Völker=
undsrates
zu ſetzen, iſt heute
punittag dem Generalſekretär
* Völkerbundes übermittelt
rden. Dieſer hat die Note
nserzüglich telegraphiſch der
truiſchen Regierung über=
tirtelt
, mit dem Erſuchen,
nen Vertreter für die Ver=
urdlungen
im Völkerbunds=
u
zu ernennen. Satzungs=
emräß
iſt das deutſche Er=
lchen
auf die Tagung des
äkerbundsrates geſetzt wor=
. Die Note hat folgenden
Kortlaut:
Serr Generalſekretär! Am
FFebruar hat der Gouver=
eur
des Memelgebietes, Herr
ſaerkys, den Präſidenten des
bictigen Direktoriums Herrn
ſörtcher, für abgeſetzt erklärt,
eiſhaften und in eine Kaſerne
6 rführen laſſen. An ſeiner
ſte lle iſt der Landesrat Toli=
hus
mit der einſtweiligen
ſüHrung der Geſchäfte des
ſraſidenten des Direktoriums
eauuftragt worden. Nach den
ei deutſchen Regierung vor=
e
enden Nachrichten ſind
ſeee Maßnahmen von dem
onverneur im Einverſtänd=
14 mit der litauiſchen Re=
Yerung getroffen worden und
ien allem Anſchein nach
oi ähnliche weitere Maß=
ahmen
im Gefolge haben. Das Vorgehen der litauiſchen Re=

würden es allerdings bedauern, wenn er auch dann ſchon am
Dienstag abend nach Berlin zurückkehren würde, wenn die außer=
ordentliche
Ratstagung erſt am Mittwoch ſteigen ſollte. In dieſem
Falle, ſo hört man, würde dann der Staatsſekretär Bülow die
Anklage gegen Litauen erheben. Der Kanzler muß ſich aber im
Klaren darüber ſein, daß unſere Aktion in dem Augenblick nicht

Blick auf die Marktſtraße von Memel.

ſerung ſtellt eine flagrante Verle tzung des Memel=
atutes
dar, das in Artikel 17 Abſ. 2 beſtimmt, daß der Präſi=
luck
ſo lange im Amte bleibt, als er das Vertrauen des Land=
iges
hat. Dieſe Vorausſetzung liegt hinſichtlich des Präſidenten
ſöt tcher vor, da ihm noch durch Beſchluß des Landtages vom
Januar das Vertrauen ausgeſprochen worden iſt. Gemäß Ar=
keck
17 Abſ. 1 der Memelkonvention lenkt die deutſche Re=
lierung
die Aufmerkſamkeit des Völkerbunds=
akes
auf den von der litauiſchen Regierung be=
amgenen
Rechtsbruch. Sie weiſt darauf hin, daß Ver=
ſtzungen
der dem Memelgebiet zuſtehenden Autonomie ſchon
ſiderholt die Anrufung des Völkerbundsrates erforderlich ge=
ſacht
haben. Durch die oben erwähnten Vorgänge iſt eine be=
Inders ernſte Lage entſtanden. Ich bitte deshalb, die Angelegen=
ei
als dringend auf die Tagesordnung des Rates zu ſetzen und
n Rat zu einer ſofortigen Sitzung zuſammenzuberufen.
Genehmigen Sie Herr Generalſekretär, den Ausdruck meiner
(gez.) Dr. Brüning.
pizüglichſten Hochachtung
* Das Schwergewicht der Außenpolitik liegt im gegenwärtigen
ſugenblick in Genf. Dort fallen auch alle Entſcheidungen des
ſeichskanzlers über die Verteidigung der Rechte der Memellän=
bei
Es iſt ſehr warhſcheinlich, daß die außerordentliche Rats=
Iigeung ſchon am Dienstag erfolgt, da der litauiſche Außenminiſter
ſaanius plötzlich erkrankt iſt, alſo man auf ihn nicht zu war=
braucht
. Der Kanzler wird am Dienstag vormittag auf der
Grüſtungskonferenz ſprechen. Nachdem Tardieu ſeine bekannten
ſorſchläge vorgebracht hat, glaubt man Grund zu der Annahme
7 Haben, daß der Kanzler ſeine Taktik ändern und nun ebenfalls

mehr allzu ernſt genommen wird, in dem er einem Beamten des
Auswärtigen Amtes die Aufrollung der Memelaffäre vor dem
Rat überweiſt.

Merkys.
der litauiſche Gouverneur
des Memelgebietes.

Böttcher,
der Präſident des Memel=
Direktoriums.

Neuer Rechlsbruch des Gouverneurs Merkys.
Wie aus Memel verlautet, hat ſich Präſident Böttcher allen
Beſtrebungen, ihn zur Unterzeichnung ſeiner Abdankung zu ver=
anlaſſen
, widerſetzt, ſelbſt unter der Androhung, daß es ihm ſonſt

ſo wie Woldemaras gehen würde. Nun weiß heute nachmittag
die in Memel erſcheinende national=litauiſche Zeitung zu berich=
ten
, daß Gouverneur Merkys das neue Direktorium ſelbſt gebil=
det
habe. Es ſetzt ſich aus Landesrat Toliſchus als Präſidenten
und Landesſteuerrat Taleilis, Landesrat v. Gehr als Mitgliedern
zuſammen. Es handelt ſich bei dieſem Schritt des Gouverneurs
um eine erneute Verletzung des Memel=Statuts.
Präſidenk Bölicher in ſeiner Wohnung inkernierk.
Wie aus authentiſcher Quelle verlautet, iſt der Präſident des
Memeldirektoriums Böttcher auf freien Fuß geſetzt worden.
D. h. er durfte die Kaſerne, in der er feſtgehalten worden war,
zwar verlaſſen, muß ſich aber bis auf weiteres zur Verfügung
des Gouverneurs in ſeiner Wohnung halten. In gleicher Weiſe
iſt auch der Direktor des Landesdirektoriums Pudſchus in ſeiner
Wohnung interniert worden.
Die Memelländer fordern Volksabſtimmung.
Memel, 8. Februar.
Unter dem Druck der letzten Ereigniſſe, die deutlich beweiſen,
daß Litauen die Memellandautonomie völlig zerſchlagen will, er=
hebt
ſich in der Bevölkerung des Memelgebietes immer deutlicher
die Forderung auf Selbſtbeſtimmung durch eine
Volksabſtimmung. Allgemein iſt man der Auffaſſung, daß
im Hinblick auf die zahlreichen Verletzungen des Memelſtatuts
der jetzt durchgeführte Staatsſtreich dem Völkerbundsrat Ver=
anlaſſung
geben müßte, feſtzuſtellen, daß Litauen die Bedingun=
gen
, unter denen es die Souveränität über das Memelgebiet er=
hielt
, nicht erfüllt hat und daß es infolgedeſſen ſeiner Rechte
verluſtig gegangen iſt.
Der Memelland=Bund fordert Abbruch der
diplomakiſchen Beziehungen Deukſchlands zu Likauen.
Der Memelland=Bund, die Organiſation der Memelländer in
Deutſchland, hat ein Schreiben an den Reichspräſidenten
gerichtet. Die Neuregelung der Memelfrage, heißt es in dem
Schreiben, müſſe ihren Ausgangspunkt in einer Volksbefragung
aller Memelländer innerhalb und außerhalb der Heimat haben.
Der Reichspräſident wird gebeten, als der Befreier Oſtpreußens
und damit des Memellandes, ſich für dieſes Ziel mit ſeiner ehr=
würdigen
Perſönlichkeit einzuſetzen.
In einem Telegramm an den Reichskanzler
Brüning wird verlangt, die diplomatiſchen Be=
ziehungen
zu Litauen ſofort abzubrechen. Auch
der Reichsverband der Heimattreuen Oſt= und Weſtpreußen ſpricht
in einem Telegramm an den Reichskanzler die Erwartung aus,
daß von der Reichsregierung alles geſchieht, um das geknechtete
Memelland für immer von Litauen zu befreien.
Rund um den Memel=Putſch.
Die Verbindungen mit dem Memelgebiet ſind nach wie vor
äußerſt dürftig. Von litauiſcher Seite wird alles getan, um eine
Berichterſtattung über die gegenwärtigen Verhältniſſe zu er=
ſchweren
. Der Berliner Lokalanzeiger bringt nun einen länge=
ren
Bericht über die Zenſur an der deutſch=litauiſchen Grenze.
Dem Berichterſtatter gelang es, mit dem Pfarrer Podſchus, dem
Dezernenten der Landespolizei, telephoniſch in Verbindung zu
treten. Er konnte aber von ihm nur erfahren, daß er in ſeinem
Hauſe interniert ſei und ſtreng bewacht werde. In Tilſit herrſcht
über das Verhalten der Litauer eine ſtarke Erregung. Das
Memeler Dampfboot darf nur Nachrichten veröffentlichen, die
vorher der litauiſchen Zenſur vorgelegen haben. Der litauiſche
Gouverneur Merkys hat es abgelehnt, ſämtlichen Mitgliedern
des memelländiſchen Landtages nähere Auskünfte zu erteilen.
Auch der Präſident des Landtages konnte über das Schickſal
Böttchers, der inzwiſchen in ſeiner Wohnung interniert worden
iſt, nichts näheres erfahren. Der kleine Grenzverkehr ſpielt ſich
zwar im üblichen Rahmen ab. Auf der anderen Seite der
Grenze wird aber jeder argwöhniſch beobachtet, der von Deutſch=
land
herüberkommt, auch wenn er ſich im Beſitz eines gültigen
Paſſierſcheines befindet. Die memelländiſche Bevölkerung hat erſt
ganz allmählich von dem Vorgehen der Litauer in Memel Kenut=
nis
erhalten, da die deutſchen Zeitungen nicht in das Memel=
gebiet
hineingelaſſen werden und nur die Rundfunkhörer in der
Lage ſind, die deutſchen Sendungen abzuhören und ſich ein Bild
von den jüngſten Vorgängen in ihrer engeren Heimat zu machen.
Memel ſelbſt ſteht im Zeichen der litauiſchen Schützenvereinigung,
deren Mitglieder in großer Zahl in Zivil in Memel eingetroffen
ſind, während litauiſche Polizeibeamten ſchwer bewaffnet durch
die Straßen Memels patrouillieren.
Die Kownoer Zenſur ſtellte am Montag mit der Beſchlag=
nahme
deutſcher Blätter einen Rekord auf. Nicht weniger als
20 deutſche Zeitungen, die Meldungen und Artikeln über die Vor=
gänge
im Memelgebiet brachten, verſielen der Beſchlagnahme.

nd es wurde auf der Höhe des Thüringer Waldes wie auch bei
ſol dkronach im Fichtelgebirge zeitweiſe ſogar Bergbau auf Gold
nier Tag betrieben, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Da=
gen
haben unſere ſich auf das Zugutemachen von Erzen ſchon
uge meiſterhaft verſtehenden deutſchen Hüttenleute recht viel
ſol d aus Kupfer= und Silbererzen im Laufe der Zeit gewvonnen,
ſie vor allem bei Mansfeld, im Erzgebirge und ſchon in recht
über Zeit bei Frankenberg in Heſſen.
Geologiſch ſteht das goldführende Gebirge von Frankenberg
Verbindung mit dem des jüngſt in der Preſſe ſo viel genann=
In zu Waldeck gehörenden Edertales. Jahrhundertelang iſt in
ieſem ſchon Gold gewaſchen, ohne daß man ſeinen Urſprung
mitteln konnte. Das iſt nun aber einem Siegener Gewerken
ſil Unterſtützung eines namhaften deutſchen Geologen gelungen.
ſieſſer glaubt den Wert des in dem Hauptgangzug des Eiſen=
Riges abgeſetzten Goldes im Werte auf mehr als 20 Millionen
fork veranſchlagen zu können, und nun hat ſich die Preußag
ſhchloſſen, die Ausbeutung dieſer Lagerſtätte mit den erforder=
hen
Geldmitteln in die Hand zu nehmen.

Großes Haus. Sonntag, 7. Februar.
Zweites Faſchingskonzerk.
Auch dieſes zweite Nachtkonzert, unter der muſikaliſchen Lei=
us
K. M. Zwißlers, ſtand in ſeinen Leiſtungen hinter dem
ſtrigen nicht zurück. Das Orcheſter ſpielte nue Schlager=
wäk
, Märſche und Tänze, einen fabelhaft klingenden Tango
2 den Donauwalzer ſo, wie ihn Bruno Walter nicht ſchöner
lirngen laſſen könnte. Zwißlers ſüddeutſches Muſikantentum
NBigkeit und Temperament und ſeine ſtarke Einſtellung zur
ſoderne feierte Triumphe.
Im übrigen war ich erſtaunt, genau das gleiche Kabarett=
In gramm vorzufinden, das im erſten Konzert abgelaufen war.
ſen wir wirklich ſo wenig Begabungen für Humor, um zwei
hende füllen zu können? Freilich hatte der von anderen Ver=
ſaltungen
freie Sonntag abend ein völlig neues Publikum
racht, wird es vielleicht auch bei der morgigen zweiten Wieder=
Nung bringen. Und dieſes über und über gefüllte Haus, in ge=
annter
Stimmung und weitgeöffneter Aufnahmebereitſchaft,
M. eigentlich das Ereignis des Abends. Der myſtiſche Abgrund
biſchen Vorhang und Parkett war bereits nach dem erſten
orſch, den die Galerie ſchon mitſang, verſchwunden, und als
dy Radetzky=Schlußmarſch Konzertmeiſter Drumm ſpielend
d. dirigierend den Bogen ſchwang, während Zwißler am Flü=
ſaß
, gab es nur eine in Faſchingslaune überſprudelnde große
v. H.
eſtegemeinde.

* Berliner Premieren.
Der Dramaturg der Staatsoper, Julius Kapp, bear=
beitet
ſeit Jahren planmäßig alte und noch ältere Werke des
Opernrepertoires, um die Opern, deren Muſik heute noch lebendig
wirkt, durch textliche Neugeſtaltung dem heutigen Geſchmack zu=
gänglich
zu machen. Eine ſchwere Arbeit, eine vielleicht lohnende
Arbeit, aber ganz gewiß eine Tätigkeit, die urſprünglich und un=
mittelbar
auf die neuzeitliche Opernkriſe zurückzuführen iſt. Sieht
man hiervon ab, kann man ſachlich feſtſtellen, daß Meyerbeers
Hugenotten, mit ihrer theaterſicheren Muſikalität auch
Anno 1932 geeignet erſcheinen, die ſogenannte Große Oper in
techniſcher Vollendung zu repräſentieren. So hatte denn die
Staatsoper mit der neufriſierten großen Oper einen ihrer großen
Abende.
Die Berliner Schauſpielergemeinſchaft, eine Garde ehrgei=
ziger
junger Schauſvieler, zeigte in einer Nachtvorſtellung das
Negerſtück. Alle Kinder Gottes haben Flügel, von
Eugene O’Neill. Es beſchäftiat ſich mit dem großen ame=
rikaniſchen
Raſſeproblem Schwarz=Weiß. Der Verfaſſer baut
ſehr geſchickt eine Szenenreihe auf. die, abgeſehen von einigen
unerträglichen Längen, die hinlänglich bekannten pſychologiſchen
und biologiſchen Gegenſätze der weißen und ſchwarzen Raſſe ziem=
lich
ſcharf, ziemlich plaſtiſch und ziemlich glaubhaft vor Augen
führt. Das Endergebnis jedoch zu dem O’Neill nach dreiſtün=
digen
Erörterungen gelangt, dürfte allgemein enttäuſchen. Es
wird feſtgeſtellt, daß einerſeits der Neger auch ein Menſch ſei, und
daß man andererſeits die großen Gegenſätze nicht aut überbrücken
könne. Das weiß man. Und ſo lehnt man das Werk trotz ſeiner
gelegentlichen dramatiſchen Stärke und trotz einer ausnehmend
eindrucksſtarken Aufführung ab: Wozu ein Problem aufrollen.
wenn man es nicht löſen kann? So galt der ſtürmiſche Beifall
vornehmlich den Darſtellern.
In Reinhardts Deutſchem Theater hörte, man
Bruckner=Taggers neueſte Arbeit: Timon‟ Der
erfolgreiche und durch ſeine Erfolge beglaubigte Fachbearbeiter
für Zeittheater=Pſychologie ſtellt hier feſt, daß die Weisheit, die
man aus den Büchern der Philoſophen bezieht, in dem Augenblick
nichts mehr taugt, wenn es ernſt wird im Leben. Es iſt ein be=
drückendes
Gefühl, einen gelehrten Schwächling als Helden einer
Tragödie zu ſehen. Auch dann, wenn die Tragödie, wie alle
Arbeiten Bruckner=Taggers, ein gut gezimmertes Theaterſtück mit
ſtarken Szenen iſt
Im Komödienhaus unternahm der nicht unbegabte
Heinz Pohl eine vielleicht gutgemeinte, aber reichlich ver=
worrene
Spartakus=Ehrenrettung unter dem Titel. Kampf
um Kolbenau‟ Ein politiſches Feuilleton, über dem gewiſ=
ſermaßen
der Geiſt Gerhart Hauptmanns (Weber) ſchwebt.
Im Theater am Schiffbauerdamm behandelt
Hannes Reutter das abgeleierte, aber immer noch ( beziehungs=
weiſe
immer wieder) aktuelle Thema: Wer wird der Sieger blei=
ben
? Maſchine über Menſch, oder Menſch über Maſchine. Trotz
der guten Stoffwahl konnte das Stück. Der große Krumme‟
keinen Erfolg erzielen, da die Mittel, die der Verfaſſer anwen=
dete
, unzulänglich waren. Sprachlich, dramaturgiſch und ſogar

theatraliſch. Was um ſo mehr wunder nahm, als ſich hinter dem
Decknamen Reutter angeblich der Leiter des Heidelberger Thea=
ters
verbirgt.
André v. Kün.

Die Goeihe=Gedenkſpiele

der Goethe=Gedächtnisfeier in Weimar.
Die Goethe=Gedächtnis=Woche in Weimar vom 20. bis 28.
März erhält, wie bekannt, dadurch ihr beſonderes Gepräge, daß
neben den repräſentativen Gedenkfeiern ſechs der namhafteſten
deutſchen Bühnen einſchließlich des Burgtheaters Wien in einen
idealen Wettbewerb treten, um Goethes dramatiſche Werke zu
verlebendigen.
Ueber die Beſetzung dieſer Gedenkaufführungen, an denen
erſte Kräfte mitwirken, ſteht nunmehr folgendes feſt: An Goethes
Todestag, dem 22. März, wird das Burgtheater zu Wien unter
der Regie Albert Heines den Taſſo ſpielen. Die Titelrolle wird.
Raoul Aslan verkörpern, während die beiden Leonoren von Elſe
Wohlgemuth und Ebba Johannſen geſpielt werden. Weiter wir=
ken
mit Fred Hennings und E. Balſer.
Dke Gedenkwoche beginnt mit einer Aufführung vom Ur=
götz
durch das Staatliche Schauſpielhaus Berlin, unter der Regie
des Indendanten Ernſt Legal. Heinrich George wurde für den
Gottfried (Götz) gewonnen, während die Eliſabeth von Maria
Koppenhöfer geſpielt werden wird. Aus der großen Zahl der Mit=
wirkenden
ſeien noch genannt: Alexander Granach als Lerſe, Fritz
Genſchow als Sickingen. Artur Kraußneck als Kaiſer, Bernhard
Minetti als Weißlingen, Veit Harlan als Franz. Clemens
Haſſe als Georg und Hildegard Büren als Marie.
Am Montag folgt durch das Staatstheater Bochum der Eg=
mont
, deſſen Titelrolle mit Willi Buſch beſetzt ſein wird, wäh=
rend
Margarete von Parma bei Liſelotte Schreiner. Oranien bei
Gerhard Geißler. Alba bei Gerhard Meinecke und das Clärchen
bei Deli=Maria Teichen liegen werden. Die Regie führt Inten=
dant
Dr. Saladin Schmitt.
Das Staatl Schauſpielhaus Dresden wird am Mittwoch unter
der Spielleitung von Georg Kieſau Die natürliche Tochter brin=
gen
, bei der Bruno de Carli als König. Antonia Dietrich als
Eugenie. Walter Kottenkamp als Herzog. Alice Verden als Aeb=
tiſſin
, ſowie die Herren Ponto, Kleinoſchegg u. a. mitwirken
Die Jphigenie wird am Donnerstag durch das Staatl.
Schauſpielhaus München geboten werden. Unter der Regie von
Alfons Pave werden Dorothea Neff als Iphigenie. Armand Zäpfel
als Oreſt. Friedrich Ulmer als Thoas. Ernſt Martens als Pylades
und Otto Wernicke als Arkas handeln.
Schließlich wird das Staatstheater Stuttgart mit einer Auf=
führung
des Clavigo am Samstag die Reihe der auswärtigen
Gaſtſpiele beſchließen. Unter der Regie von Fried ch Branden=
burg
wird Rudolf Fernau den Clavigo ſpielen, während Kurt
Junker als Carlos. Mila Kopp als Marie und Chriſtian Kayßler
als Beaumarchais vorgeſehen ſind.
Für die Beſetzung von Fauſt I und II. der durch das Deutſche
Nationaltheater Weimar als Abſchluß der Gedenkwoche heraus=
gebracht
werden wird, ſteht die Beſetzung zurzeit noch nicht end=
ültig
feſt.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 40

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 9. Februar 1932

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige)
Heute früh iſt mein lieber Gatte, unſer teuerer
Schwiegerſohn, Bruder, Schwager und Onkel
Herr Profeſſor
Kutt Miniier
im 63. Lebensjahr ſanft entſchlafen.

Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Gertrud Zimmer, geb. Neuhaus.

Darmſiadi, den 7. Februar 1932.
Heinrichſtraße 21.

Die Beiſetzung findet am Mittwoch, den 10. Februar,
nachmittags 3 Uhr vom Portal des alten Friedhofs
(Nieder=Ramſtädterſtraße) aus ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man Abſiand zu nehmen

Nachruf.
Am 7. Februar iſt plötzlich
Herr profeſſor Karl Zimmer

aus dem LTeben geſchieden.
Der Verewigte gehörte ſeit dem Jahre 1903 dem Lehrkörper
des Realgymnaſiums an und iſt in nahezu 3 Jahrzehnten als
aufrichtiger, herzensguter Menſch ſeinen Amtsgenoſſen und
ſeinen Schülern verbunden geweſen. Von allen geſchätzt,
geehrt und geachtet war er vielen ein guter Freund und
treuer Berater.
Dem Heimgegangenen wünſchen wir Frieden aus der Zeit
in die Ewigkeit. Sein Gedächtnis halten wir in Ehren.

Im Namen des Lehrkörpers des Realgymnaſiums.
Pfersdorff, Oberſiudiendirektor.
Darmſiadt, den s. Februar 1932.
2242

Nachruf.

Tieferſchüttert erfüllen wir die traurige Pflicht, unſere Mit=
glieder
von dem am 7. Februar 1932, erfolgten Ableben unſeres

Ehrenvorſitzenden
und geſchäftsführenden Vorſitzenden, Herrn

in Kenntnis zu ſetzen.

Wir beklagen den Verluſt eines weidgerechten Jägers und
echt deutſchen Mannes, der über 25 Jahre unſerem Vorſtand
angehörte, den Wiederaufbau unſeres Klubs nach Krieg
und Inflationszeit organiſierte und mit ſeltener Hingabe und
Ausdauer ſeine ganze Kraft bis zum letzten Atemzuge unſeren
Beſtrebungen widmete. Er war uns ein treuer Freund, der
ſtets für Jeden einzutreten bereit war, durch deſſen Heimgang
der Heſſiſche Fagdklub, die deutſche Jägerwelt und die deutſche
Gebrauchshundeſache unendlich viel verliert.
Sein Andenken wird von uns in hohen Ehren gehalten
werden.
Die Mitglieder werden gebeten, an der Mittwoch, den
10. Februar 1932, nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof
an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtattfindenden Beiſetzung
möglichſt vollzählig teilzunehmen.

Für den Vorſtand des Heſſ. Jagdklubs
Ebel, Oberforſtmeiſter.

22

Färberei Reick

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſere innig=
geliebte
Tochter, Schweſter, Schwägerin und Nichte

Kätha Lehrmann

nach langem, mit unendlicher Geduld getragenem
Leiden im 37. Lebensjahr zu ſich in die Ewigkeit zu
rufen.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 10. Februar,
um 3½ Uhr, vom Portule des Friedhofs an der Nieder=
Ramſtädterſtiaße aus ſtatt.
Requiem am Donnerstag, den 11. Februar um 7½ Uhr
in St. Eliſabeth.
(2-44

Dankſagung.

Für all die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange unſeres
lieben Entſchlafenen

Herrn
Ludwig Spielmann I.

ſagen wir auf dieſem Wege herzlichen
Dank. Beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Winkler für die troſtreiche
Grabrede, der Freiwilligen Feuerwehr,
der Schmiedinnung und dem Geſang=
verein
Sängerbund=Eintracht für die
Kranzſpenden und den Grabgeſang.
Die trauernden Hinterbliebenen
Meſſel, den 7. Februar 1932.

Beigeiasverfahten.

Ueber das Vermögen des Leonhart
Henſel, Inhabers einer Sattlerei in
Wixhauſen bei Darmſtadt, iſt am 29
Januar 1932, vormittags 10 Uhr, das
Vergleichsverfahren zur Abwendung des
Konkurſes eröffnet worden. Von de
Zeſtellung einer Vertrauensperſon wird
abgeſehen, da ſie wegen der Einfachheit
und Klarheit der Verhältniſſe und
wegen des geringen Umfanges des Ge=
ſchäftsbetriebes
entbehrlich erſcheint.
Termin zur Verhandlung über den
Vergleichsvorſchlag iſt auf
Mittwoch, den 24. Februar 1932,
vormittags 9 Uhr,
vor dem Heſſiſchen Amtsgericht Darm=
ſtadt
, Sitzungsſaal 118, anberaumt. Der
Antrag auf Eröffnung des Verfahrens
nebſt ſeinen Anlagen und das Ergebnis
der weiteren Ermittlungen ſind auf der
Geſchäftsſtelle zur Einſicht der Beteilig=
(2235
ten niedergelegt.
Darmſtadt, den 29. Januar 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.

Freitag, den 12. Februar 1932,
vorm ittags 10 Uhr anfangend, werden
im Gundernhäuſer Gemeinde=Wald
verſteigert:
7 Kiefernſtämme Kl. 3a, 3b, 4a, 4b
mit 8,63 fm; 6 Kiefernabſchnitte 2b,
3b, 4a, 4b mit 7,11 fm; 308 Fichten=
ſtämme
Kl. 1a bis 3b mit 193,52 fm;
20 Eichenſtämme Kl. 3, 4 und 5 mit
15,96 im; 3 Lärchenſtämme Kl. 1b. 2a
mit 1,90 fm; 2 Eſchenſtämme Kl. 2
mit 1,11 fm; 2 Erlenſtämme Kl. 2
mit 77 im; 36 Fichten Derbſtangen Kl. I,
31 Fichten Derbſtangen Kl. 1I, 31 Fichten
Derbſtangen Kl. III.
Zuſammenkunft auf der Abtriebfläche
in Abt. 26 an der Kreuzung Herrnwieſen=
und Schwediſchrainſchneiſe des hieſigen
Gemeindewaldes.
Bei ſchlechter Witterung findet die
Verſteigerung in der Wirtſchaft Georg
Schacker, dahier ſtatt; das Holz wäre im
letzteren Falle vorher einzuſehen.
Die unterzeichnete Stelle iſt zu weiteren
Auskünften gerne bereit.
Gundernhauſen, den 8. Februar 1932.
Heſſ. Bürgermeiſterei.
2269)
Chriſt.

Stamm= und Brennholz

Verſteigerung.

Donnerstag, den 11. Februar I. J.,
vormittags 10 Uhr anfangend, wird im

Gaſthaus von Hch. Kaffenberger dahiet
nachſtehendes Holz aus den Waldungen
der Gemeinde Steinau öffenil. verſteigert:
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Bemerkt wird: Blau unterſtrichene Nr
kommen nicht zum Ausgebot. Man bittet,
das Holz vorher einzuſehen. Nähere Aus=
kunft
erteilt Herr Forſt=Aſſ. Kampf in
Lützelbach.
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Steinau, den 7. Februar 1932.
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Zwangsverſkeigerung.

Termin: Mittwoch, den 6. April 1932, vormittags 10 UH.
im Sitzungsſaal des Neuen Gerichtsgebäudes
Darmſtadt (Saal 118).
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 3, Bd. 17. Bl. 782
Flur 3 Nr. 716, Grasgarten, Liebigſtraße, 63 a
Schätzung: 600. RM.
Flur 3 Nr. 717. Hofreite Nr. 75 daſelbſt, 186 gr
Schätzung: 19 000. RM.
Flur 3 Nr. 717, Grasgarten (Vorgarten) daſelb?
44 qm. Schätzung: 400. RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchan
in Freiburg im Breisgau.
Darmſtadt, den 15. Oktober 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.

Zwangsverſkeigerung.

Termin: Dienstag, den 16. Februar 1932, nachm. 344 Uh
im Sitzungsſaale Zimmere 219 des Neuen Gerichts
gebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt. Bez. 1. Bd. 19. Bl. 92A
Flur 1 Nr. 1860, Hofreite Nr. 84 Soderſtraße, 128 4
Schätzung: 7500. RM.
Flur 1 Nr. 1861, Grabgarten mit Teilwaſchküche der
ſelbſt, 57 qm. Schätzung: 500. RM.
Flur 1 Nr. 1862½/y, Grabgarten mit Teilwaſchküch
Soderſtraße, 416 qm. Schätzung: 4000. RM.
Eigentümer: a) Marie geb. Müller, Witwe des Jakob Wiß
mann, zu 58, b) Anna Eliſabeth Margarete Wißman.
zu ½, c) Kaufmann Heinrich Ludwig Wißmann zu
d) Katharina geb. Wißmann Ehefrau Heinrich Ber=
der
zu ½.
Die Verſteigerung erfolgt zwecks Aufhebung
der Gemeinſchaft.
Darmſtadt den 8. Oktober 1931.
ſches Amtsgericht I.

Zwangsverſtkeigerung.

Termin: Dienstag, den 16. Februar 1932, nachmittag.
½4 Uhr, im Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neue
Gerichtsgebäudes in Darmſtadt,
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5, Bd. 22, Bl. 1477
Flur 20 Nr. 9. Acker, das Irrfeld, 1875 qm. Schätzungz
2800. RM.
Flur 20 Nr. 10. Acker daſelbſt, 1871 qm. Schätzung:
2800. RM.
Flur 20 Nr. 8 Acker, das Irrfeld, 7169 qm. Schätzung
9400. RM.
Eigentümer: Eheleute Kaufmann Auguſt Krautwurm
und Marie geb. Reeg als Geſamtgut der Errungen
ſchaftsgemeinſchaft, Darmſtadt, Heidelbergerſtraße 1794
Darmſtadt, den 5. Oktober 1931.
Wie
Heſſiſches Amtsgericht I.

Zwangsverſteigerung.
Termin: Dienstag, den 23 Februar 1932, nachmittags ½4Uhr.
im Sitzungsſaal des Neuen Gerichtsgebäudes in Darm-
ſtadt
. Zimmer 219.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 6, Band O
Blatt 375. Flur 30. Nr. 43, Ho reite Kaſtanienallee Nr. 28.
hinter dem Ziegelbuſch. 931 qm, Schätzung 23000 RM.
Eigentümer: Eheleute Kau mann Johann Heinrich Katzenbac
und Katharina geb. Bangert, in Darmſtadt zu je einhalb
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvollſtreckung:
(239e
Darmſtadt, den 10. Oftober 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I

Zwangsverſteigerung.
Termin: Dienstag, den 23. Februar 1932, nachmittage
74 Uhr, im Sitzungsſaal des neuen Gerichtsgebäudes
in Darmſtadt, Zimmer 219.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5, Band 2
Blatt 1804.
Flur 18, Nr. 81, Grasgarten, Heidelbergerſtr., 209 gm.
Schätzung: 2000 Rmk.
Flur 18, Nr. 22, Hofreite Nr. 59, daſelbſt, 702 qm,
Schätzung: 34000 Rmk.
Flur 18, Nr. 82.., Grasgarten (Vorgarien) daſelbſt, 9/ Al
Schätzung: 1000 Nmk-
Eigentümer: Eheleute Automobildroſchkenbeſitzer Friedrich=
Wilhelm Lehe und Margareie, geb. Sehnert, je zur Hallie
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvollſtreckung
Darmſtadt, den 15. Oktober 1931.
Heſſ. Amtsgericht I.
Af3

Ein pol. Sekretär
billig zu verkaufen.
Seekatzſtraße 25.

Hole ab Küchen=
abfälle
; Kartoffel=
ſchalen
. Liefere als
Entgelt Milch. Ang
u. P. 70 Gſchſt. (*id

Wer tauſcht Milch=
ziege
geg. Einleg=
chwein
? Ang. unt
P. 43 Geſchſt.

Zu verkaufen:
2 Chinchille

Häſinnen.
Wilhelmſtr. 25, p.

[ ][  ][ ]

elste

Denstag, 9. Februar 1932

Ans ver Landeshäuprftadt.
Darmſiadt, den 9. Februar 1932.
Elekfriſches Licht weik billiger als Petroleumlicht.
In den Verbraucherkreiſen des elektriſchen Stromes hat
foch die Meinung verbreitet, daß die zurzeit beſtehenden Strom=
nrreiſe
noch zu hoch ſind, und daß ſich demzufolge die Petroleum=
lmmpe
im Verbrauche billiger ſtellt als die elektriſche Glühlampe.
Wenn man zwei verſchiedenartige Lichtquellen hinſichtlich
iſerer Betriebskoſten miteinander vergleichen will, muß man ſelbſt=
verſtändlich
hierbei auch berückſichtigen, welchen Gegenwert man
furr die aufgewendeten Koſten erhält. Der Gegenwert iſt in
du eſem Falle die erhaltene Lichtleiſtung.
Die Petroleumlampe, wie ſie heute im Handel iſt, hat eine
mittlere Lichtſtärke von 12 Kerzen und verbraucht in 4 Stunden
Liter Petroleum.
Die 25=Watt=Glühlampe hat eine mittlere Lichtſtärke von
u: Kerzen, alſo 50 Prozent mehr als di Petroleumlampe und
werbraucht in 4 Stunden /o Kilowattſtunde.
Der Preis eines Liters Petroleum beträgt heute 40 Rpf., ſo
diaß die Petroleumlampe in 4 Stunden, was ungefähr der täg=
IEhen Benutzungsdauer entſprechen wird, für 8 Rpf. Petroleum
werbraucht.
Die 25=Watt=Glühlampe hingegen verbraucht während dieſer
Beit, weil die Kilowattſtunde auf Grund der inzwiſchen erfolgten
Ekrompreisermäßigung bei Abſchl 5 des Wohnungstarifes höch=
ſtrens
38 Rpf. im Verſorgungsgebiet der Heſſ. Eiſenbahn A.=G.
Trmſtadt koſtet, nur für 3.8 Rpf. Strom.
Das elektriſche Licht iſt mithin um mehr als 50 Prozent
büllliger als das Petroleumlicht und dabei noch um 50 Prozent
ſtärker als dieſes.
Erſt drei Petroleumlampen geben alſo ſoviel Licht wie zwei
2s=Watt=Glühlampen. Die drei Petreleumlampen verbrauchen in
1/Stunden für 3X8 24 Rpf. Petroleum, die zwei Glühlam en
ager in 4 Stunden für 2X3,8 7,6 Rpf. Strom. Auf die gleiche
Lchtſtärke umgerechnet, ſtellt ſich mithin das elektriſche Licht drei=
maal
billiger als das Petroleumlicht.
Wer da glaubt, mit der Petroleumlampe billiger beleuchten
zu können, befindet ſich in einem großen Irrtum, und nimmt
grßerdem mit dem täglichen Putzen und Zurechtmachen der Lampe
nech Unbequemlichkeit, Arbeit und Zeitverluſt in Kauf.
Der Hausfrauenbund zeigt Montag, den 15. Februar nach=

lädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 40 Seſte 5

Profeſſor Karl Zimmer

im Rahmen einer hübſchen Spielhandlung, die von erſten Kräften
gatragen wird. Der Film Fleißige Hände, ebenfalls im
hrahmen einer hübſchen Spielhandlung, macht durch hervorragende
Tchotographie= und Trickzeichnungen die verſchiedenen Handarbeits=
Techniken jedem verſtändlich. Die Filme laufen nur Montag, den
Februar, jeweils um 3 Uhr: Schneiderfilm, 4,30 Uhr: Hand=
awbeitsfilm
. 6.30 Uhr: Schneiderfilm, 8,15 Uhr: Handarbeitsfilm.
Der Vorverkauf beginnt ab heute Dienstag, in allen einſchlägigen
brichhandel=, Papier= und Handarbeitsgeſchäften, die durch Plakate
kerintlich ſind, und in der Geſchäftsſtelle des Hausfrauenbundes in
dm Geſchäftsſtunden von 1012,30 Uhr. Kartenvorverkauf bis ein=
alließlich
Freitag. Es empfiehlt ſich, die Karten rechtzeitig zu
iisern. Wir bitten, am Donnerstag die Anzeigen in den Tages=
ſei
tungen zu beachten.
Heſſiſche Spielgemeinſchaft Piſtole und Tabakspfeife‟.
Anf vielfach an uns gerichtete Anfragen teilen wir mit, daß die
eufte Wiederholung von Rüthleins Piſtole und Tabaks=
v
eife am Samstag nach Faſtnacht (13. Februar 1932),
ihends 8 Uhr, im Kleinen Hauſe ſtattfinden wird. Indeſſen
ſabben die Proben zu Dr. H. Büchners neuer Dialekt=Komödie
.1931 begonnen, ſo daß kurz nach Oſtern wohl die Urauffüh=
ug
angeſetzt werden kann.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die zweite Wan=
ſerung
führt wieder in das heimatliche Gebirge, in ſeinen nörd=
iwen
Teil, wo die Höhen ſich ſchon zu ſenken beginnen gegen die
Moainebene und die kleinen Täler ſich dorthin weiten. Von
Oſer=Ramſtadt führt der Weg zunächſt den Hang entlang und
hietet anziehende Ausblicke auf Tal und Höhen. Dann geht es
ſthwärts auf Webern zu. Dort bietet ſich den Wanderern die
YSglichkeit, durch das dankenswerte Entgegenkommen des Herrn
md.=Rats Dr. Maſer deſſen Peletierfarm zu beſichtigen. In
lutzelbach endigt der erſte Teil der Wanderung. Ihr Ende fin=
dic
ſie in Groß=Bieberau. Die dortige Ortsgruppe freut ſich auf
uſſer Eintreffen und verheißt uns einige Stunden, wie ſie nur
eſtte Wanderer ſich bereiten, und erleben können. Näheres
vängt die Anzeige in der heutigen Nummer. Allen Klub=
gmoſſen
ſei mitgeteilt, daß die Geſchäftsſtelle unſerer Ortsgruppe
Krubgenoſſe Tillmann. Eliſabethenſtraße, übernommen hat.
Mozart=Verein. In ſeinem von Kapellmeiſter Rehbock
glleiteten Konzert wird am 17. Februar der Mozartchor Chöre
umm Praetorius, Haßler, Lendvai Paul Müller und Volkslieder
verſchiedener Nationen ſingen. Zu dieſem reizvollen Programm
vm Eigenart und Vielſeitigkeit treten Lieder und Duette, mit
demen zwei ſo bedeutende Zierden des Konzertſaals wie Elſa
Oehme=Forſter vom Kölner Opernhaus und Dr. Heinrich
AAlmeroth vom Heſſiſchen Landestheater erfreuen. Näheres
ſagen die Anzeigen.
Geſſiſches Landestheater.

Großes Haus. enstag, 2. Febr. 2022½ Uhr. Dſt. Volksb. G (9. Vorſt.) Gr. 1II
u. IV. Die Dubarry. Ermäßigte Pr. 0.504 Mk
22.3024.00 Uhr. Faſtnachtskonzeri n Kabarett
Preiſe 2.50, 0.80 und 1 Mk. Nittwoch 10 Febr Keine Vorſtellung dennerstag, 11 Feb 19½, Ende gegen 22½ Uhr C15. Ranhnacht.
P eiſe 0.705.60 Mk. Kleines Haus. Deenstag, 9 Febr 19.3022 Uhr. Außer Miete. Rina,
Preiſe 0.604.50 M k. Mttwoch, 10 Febr. /Keine Vorſtellung. inmerstag, 11. Feb 20, Ende nach 22 Uhr. Bühnenvolksbund K
(11. Vorſt.) Drei Kurz=Opern der Gegenwart.
Der Faſager, Spiel oder Ernſt. Schwergewicht,
Preiſe 0.604.50 Mk.

Samstag 13. Febr.: In Rüſſelsheim (Hotel Rüſelsheimer Hoff:
Volkstümlicher Opern= und Operetten=Abend.
Heſſiſches Landestheater. Spielplanänderung im
einen Haus. Heute abend wird im Kleinen Haus Bruno
ſianks erfolgreiches Luſtſpiel Nina mit Beſſie Hoffart, Werner
Aunz und Joſef Keim gegeben. Die Eintrittskarten, die für die
nächſt vorgeſehene Aufführung Kakadu=Kakada bereits gekauft
harden ſind, gelten auch für die Aufführung Nina oder können
2: ſpäteſtens zu Beginn der Vorſtellung an der Tageskaſſe zurück=
Eigeben werden. Das letzte Faſtnachtskonzert. Heute
hend findet wegen der großen Nachfrage noch ein Faſtnachtskonzert
O Kabarett ſtatt. Leitung: Karl Maria Zwißler. Mitwirkende:
Läſte Hoffart, Käthe Gothe, Joachim Sattler, Werner Hinz. Joſef
eber, das Stimmbändchen=Quartett: Sattler, Vogt, Drath,
1ü hn ſowie Hans Macke, Irene Scheinpflug, Kurt Metze. Con=
enence
: Richard Jürgas.
Sechſtes Sinfonie=Konzert im Landestheater. Das ſechſte
Mtfonie=Konzert, das unter der Leitung von Karl Maria Zwißler
m Montag, den 15. Februar, ſtattfindet, hat ein bedeutſames Pro=
Imm: zum erſten Male wird in Darmſtadt die 9. Sinfonie von
Dſtav Mahler aufgeführt. Johannes Drath ſingt die Kindertoten=
ſDer
von Mahler. Rauhnacht von Richard Billinger wird
Zonnerstag, den 11. Februar, zum erſten Male in Darmſtadt
mfgeführt. Billinger, der Oberöſterreicher iſt, und unter den
9Auern, die er ſchildert, lebt, gehört zu den ganz wenigen jungen
dichtern, die ſich in aller Kürze die deutſche Bühne erobert haben.
Müinchen und Berlin haben dieſes Stück mit großem Erfolg auſ=
geſtührt
. In dieſer Rauhnacht, die der Faſtnacht gleichzuſetzen iſt=
urſcht
gegen Zucht und Ordnung im Glauben alles Heidniſche und
2ä-moniſche wieder aus ſeiner Hülle heraus. Die Inſzenierung des
stückes hat Rabenalt=Reinking. Die Hauptrollen ſind beſetzt mit
dem Damen Marenbach. Kinz. Hoffart, Gothe, Hutter, Kleinſchmidr,
hiechter, Wiener, Scheinpflug und den Herren: Keim. Paryla,
ſürgas, Weſtermann, Peters, Baumeiſter, Schindler, Sieber, Gal=
un
ger, Maletzki.

In der Frühe des 7. Februar 1932 ſtarb eine Perſönlichkeit,
die weit über Darmſtadts Mauern bekannt, geachtet und verehrt
wurde: Profeſſor Karl Zimmer. Wo auch immer Jäger
in deutſchen Landen dem frohen Weidwerk huldigen, hat ſein
Name einen trefflichen Klang, ſein Tod bedeutet für die Jägerei
einen großen, teilweiſe unerſetzlichen Verluſt. Grund genug,
auch von dieſer Stelle ſeines Lebens und ſeiner Lebensarbeit
rückſchauend zu gedenken.
Karl Zimmer wurde am 8. 12. 1869 zu Friedberg i. H. ge=
boren
. Schon früh kam er nach Darmſtadt, wo er im beſcheidenen
Hauſe ſeines Vaters, der Beamter an der Hofbibliothek war,
aufwuchs und auch das Ludwig=Georgs=Gymnaſium beſuchte.
(Maturitas 1890). In harter Arbeit verbrachte er ſeine Studien=
jahre
an der heſſiſchen Landesuniverſität zu Gießen (1890 bis
1894), raſtlos tätig, ſich die nötigen Mittel für Studium und
Lebensunterhalt ſelbſt zu ſchaffen. Privatſtunden, journaliſtiſche
Tätigkeit, alle Wege mußten beſchritten werden, um die Studien=
zeit
durchzuhalten und zum erſtrebten Abſchluß zu bringen. Die
klaſſiſche Altertumswiſſenſchaft, Deutſch und Geſchichte, waren
die Fächer, in denen Karl Zimmer im Sommer 1894 ſeine
Staatsprüfung für das höhere Lehramt ablegte. Den Vorberei=
tungsdienſt
erledigte der junge Lehramtsakzeſſiſt 1895/96 am
Neuen Gymnaſium zu Darmſtadt. Er wurde unterbrochen durch
die Ableiſtung des Militärdienſtes beim Leibgarde=Infanterie=
Regiment 115 zu Darmſtadt 1896/97. Den Abſchluß des Vorbe=
reitungsdienſtes
für den Oberlehrerberuf bildete die Tätigkeit
am Ludwig=Georgs=Gymnaſium zu Darmſtadt 1897/98. Am 27.
September 1898 wurde Karl Zimmer Lehramtsaſſeſſor. Schon
vorher war ihm die Verwaltung einer akadem. Lehrerſtelle an
der Realſchule und dem Progymnaſium zu Bingen übertragen
worden, wo er auch am 1. 4. 1901 zur endgültigen Anſtellung
gelangte. Nach 2 Jahren bereits erfolgte ſeine Berufung an das
hieſige Realgymnaſium, deſſem Lehrkörper er bis zu ſeinem
Tode, alſo nahezu 30 Jahre, angehörte. Im Jahre 1910 erhielt
er den Charakter als Profeſſor.
Dieſe Daten umreißen ein Leben voll unermüdlicher Arbeit
an der ihm anvertrauten Jugend. Tauſende von Schülern ſind
im Laufe der Jahre dem Lehrer und Erzieher durch die Hände
gegangen. Allen war er ein treuſorgender Freund und Berater
Nicht nur leeres Fachwiſſen wollte er ſeinen Schülern vermitteln,
ſondern vor allem Menſchen aus ihnen machen, die mit ge=
ſundem
Wirklichkeitsſinn ſich feſt auf den Boden der Welt ſtem=
men
und im Daſeinskampf ihren Mann ſtellen ſollten. Voll
Dankbarkeit haben dies frühere Schüler immer wieder bezeugt,
und gerade die Tatſache, daß keine Woche faſt verging, in der
nicht frühere Realgymnaſiaſten, die in Ferien oder ſonſtwie in
Darmſtadt waren, ihren alten Lehrer beſuchten, beweiſt, wie ſehr
Karl Zimmer in den Herzen ſeiner Schüler ſich als Menſch eine
bleibende Statt geſchaffen hat. Seinen Amtsgenoſſen gegen=
über
war er ſtets ein aufrichtiger, offener Freund, nicht zurück=
haltend
mit ſeiner Meinung, ſondern ſie offen und ehrlich aus=
ſprechend
, auch wenn ſie dem andern nicht vom Munde abgeleſen
war. Nicht nur unterrichtlich betätigte ſich Prof. Zimmer aber
an ſeiner Schule, ſondern in allen Dingen, die das Schulleben
mit ſich bringt, war er weit über Pflicht hinaus eifrig bemüht,
über die reine Lehrtätigkeit hinaus Nützliches und Erſprießliches
zu wirken: Seit Jahren verwaltete er die Lehrerbücherei,
und als in den Zeiten der Inflation eine Hilfsbibliothek für
Schüler geſchaffen wurde, die ſogen. Buchhilfe aus der alle
Schüler für wenig Geld die nötigen Schulbücher leihweiſe erhal=
ten
konnten, da war es Karl Zimmer, der dieſe Buchhilfe‟
organiſierte und leitete. Seine ganz beſondere Liebe galt dem
ſeit 1929 geſchaffenen Landheim des Realgymnaſiums. Immer
wieder ſuchte er nach Mitteln und Wegen, die für den Betrieb
nötigen Gelder aufzubringen und ſo den Realgymnaſiaſten eine
Stätte der Freude und frohen Erholung zu ſchaffen.
Aber mit der Arbeit für die Schule war Karl Zimmers
Arbeit keineswegs zu Ende: Gleichwertig neben ihr ſteht das,
was er in vielen Jahren für das heſſiſche Weidwerk geſchaffen
und getan hat. Im Vorſtand des heſſiſchen Jagdklubs
wirkte er unter, mit und neben ſeinem Freunde Hickler ſeit
vielen Jahren (1904). Seit 1923 iſt er der geſchäftsführende Vor=
ſitzende
dieſes großen Vereins, der ihm vor allem ſeine heutige Be=

deutung und Größe verdankt. Ueber 2000 Jäger ſind in ihm organi=
ſiert
, 12blühende Ortsgruppen ſind auf ſeine Initiative zurückzufüh=
ren
. Der Ehrenvorſitz des Jagdklubs (ſeit 1919) war verdienter
Lohn und Anerkennung, auch die Ortsgruppen Frankfurt und
Offenbach haben ihm die Ehrenmitgliedſchaft verliehen. Die Hege
des Wildes, der Wiederaufbau der Jagd nach Kriegs= und
Inflationszeit waren Hauptziel des Unermüdlichen, dem ein
ſeltenes Organiſationstalent, ähnlich wie Kommerzienrat Hickler,
zur Seite ſtand. Prof. Zimmer ſtand in dauernder Fühlung
mit allen Behörden in jagdlichen Fragen und wurde ſtets als
Sachverſtändiger zu Rate gezogen. In allen führenden Jagd=
zeitungen
war der Verſtorbene geſchätzter Mitarbeiter, unzählige
Vorträge jagdwiſſenſchaftlicher Art machten ihn im Haupi=
klub
und allen Ortsgruppen bekannt. Die großen alljährlichen
Preisſchießen und die Gebrauchshundeprüfungen
ſind ſein Werk. Sein Blick ging aber auch bald über Heſſen
hinaus: Die Beziehungen mit allen benachbarten Jago= und Ge=
brauchshundevereinen
hat er gepflegt wie kein Zweiter: Der Ver=
band
der ſüd= und ſüdweſtdeutſchen Jägervereinigungen wurde
von Karl Zimmer vor einigen Jahren ins Leben gerufen und
als Vorſitzender geleitet. Seine Tätigkeit hat es fertig gebracht,
daß der heſſiſche Jagdklub in der ganzen Jagdwelt Deutſchlands
heute als Vorbild betrachtet wiro, und daß dem deutſchen Weid=
werk
allmählich größere Beachtung in allen Kreiſen zuteil wird.
Auch in Fragen der Zucht und Ausbildung der Jagd=
hunde
war Prof. Zimmer führender Fachmann. Von den Ge=
brauchshundeprüfungen
wurde ſchon geſprochen. Die Ehrenmit=
gliedſchaft
bzw. Mitarbeit in den Vorſtänden zahlreicher Züch=
tervereinigungen
ſind deutlicher Beweis für Karl Zimmers Be=
deutung
als Kynologe von ſeltenem Format: Er war Ehren=
vorſitzender
des Griffonklubs, Ehrenmitglied des ſüdweſtdeut=
ſchen
Klubs Kurzhaar, Vorſitzender des Reinzuchtverbandes
Deutſches Rauhhaar uſw. Auch ſonſt hat es ihm an Ehrungen
nicht gefehlt: Der Jagdklub St. Hubertus zu Frankfurt a. M.
hat ihn zum korreſpondierenden Mitglied ernannt, die Privileg.
Schützengeſellſchaft Darmſtadt in ihren Vorſtand berufen.
Aber auch jedem einzelnen Jäger ſtand Prof. Zimmer ſtets als
Berater uneigennützig und unermüdlich bereitwillig zur Seite.
Gerade in den letzten Jahren hat er bei den Verhandlungen
über Pachtermäßigungen vor den Pachteinigungsämtern eine
Rieſenarbeit geleiſtet, eine Arbeit, die vielleicht ſogar das ge=
gebene
Maß der Kräfte überſchritt. Zu den Sitzungen der Pacht=
einigungsämter
ſelbſt wurde Prof. Zimmer meiſt als Sachver=
ſtändiger
und Beiſitzer herangezogen. Er war ferner Inhaber des
Prinz=Alfons=Erinnerungszeichens am Hubertusbande und der
ſilbernen Preismünze der Stadt Darmſtadt.
Eine beſondere Ehrung wurde Prof. Zimmer im Jahre 1920
zuteil, als er 25 Jahre im Vorſtande des heſſ. Jagdklubs wirkte.
Die große Feier, die damals ihm zu Ehren veranſtaltet wurde,
legte Zeugnis ab für alle Verehrung, die Karl Zimmer bei den
heſſiſchen Jägern genoß.
Als Menſch war Prof. Zimmer eine ſchlichte, einfache
Perſönlichkeit. Eine tiefe Liebe zur Natur und jeder Kreatur
erfüllte ihn. Er war eine durchaus religiöſe Natur, rührend
war ſeine Anhänglichkeit und Liebe zu ſeiner alten Mutter und
die Fürſorge für ſeine Mitarbeiter im Jagdklub. Ganz beſonders
lag ihm immer am Herzen, dem Forſtperſonal gebührende An=
erkennung
für ſeinen ſchweren Dienſt zu verſchaffen und Be=
lohnungen
für erfolgreiche Kämpfe mit Wilderern bereitzuſtellen.
Seine freundliche, volkstümliche Art ſicherte ihm auch beim ein=
fachen
Manne Verehrung und Achtung, ſeine frohe, geſellige
Natur machte ihn im Kreiſe der Freunde zum frohen Genoſſen,
der immer ein offenes Herz für deutſche Geſelligkeit und echten
Frohſinn hatte. Die glänzenden Hubertusfeſte, die alljährlich viele
Jagdgenoſſen vereinigten, waren Feſte ſchlichter, aber herzlicher
Verbundenheit. Alles aber überglänzte ſeine tiefe Liebe zu
Heimat und Vaterland; 1914 ſtand er mit dem Gewehr an
Bahnübergängen Poſten, und ſchwer bedrückte ihn der Nieder=
gang
des Deutſchen Reiches.
So iſt er dahin gegangen als echter, deutſcher Mann, ſchlicht
und einfach, aber tief verwurzelt in der heimiſchen Erde, im
deutſchen Boden. Seine Name wird unvergeſſen bleiben. Er.
ruhe ſanft!
Dr. Götz.

Der Bund der techniſchen Angeſtellten und Beamten, Orts=
verwaltung
Darmſtadt, nahm am Samstag, dem 6. Februar, bei
ſtarker Beteiligung eine Beſichtigung der ſtädtiſchen Schlachthof=
anlage
vor. Herr Direktor Dr. Bauſch, ſowie Herr Bauamtmann
Oeſterling machten die Teilnehmer nach einleitenden Worten mit
der Entwicklung des Schlachthofes bekannt. Die anſchließende
Führung, in liebenswürdiger Weiſe von obigen Herren über=
nommen
, zeigte den Anweſenden die geſamten Einrichtungen der
Anlage. Beſonderes Intereſſe erweckte die neue Schweineſchlacht=
halle
mit techniſchen Einrichtungen neueſter Art. Im Vergleich
mit andren Räumen daſelbſt, hatte jeder Beſucher den Eindruck,
daß man hier einem dringenden Bedürfnis Rechnung getragen hat
und ſich auch weiterhin in anderen Einrichtungen einer Neuerung,
ſoweit Mittel vorhanden ſind, nicht verſchließen ſoll.

Haben Sie ſich ſchon eingezeichnet für den

Die Liſten liegen in der Geſchäftsſtelle des
Darmſtädter Tagblattes von 8 Uhr vor=
mittags
bis 6 Uhr nachm. zur Einzeichnung auf.
Außeidem Verkehrsbüro, Reiſebüro und ſämt=
lichen
Agenturen des Darmſtädter Tagblattes.

Der Wanderklub Falke 1916 Darmſtadt unternimmt am
kommenden Sonntag, den 14. Februar 1932. ſeine 2. diesjährige
Wanderung. Der Weg führt ab Böllenfalltor. Nieder=Ramſtadt,
Waſchenbach, Frankenhauſen, Ober=Modau, Lichtenberg nach Groß=
Bieberau. Wir bitten unſere Mitglieder, hieran recht zahlreich teil=
zunehmen
, da dieſe Wanderung auf zum Teil ganz unbekannten
Wegen geführt wird von den Herren Heinz Dauven und Karl
Bieger.
Gartenbauverein Darmſtadt e V. Am Donnerstag abend
findet im Fürſtenſaal die Hauptverſammlung ſtatt. (Näheres im
Anzeigenteil.)
Männergeſangverein Liederkranz Darmſtadt. Gute Nacht
ihr Sorje, loßt mer mei Ruh bis worje. Unter dieſem Motto
veranſtaltete obengenannter Verein am Samstag, abends 8,11
Uhr, in ſeinem Vereinslokal Zur Krone eine vortrefflich ge=
lungene
Damen= und Herrenſitzung. Das Programm war über
Erwarten gut zuſammengeſtellt, und man konnte feſtſtellen, daß
jeder Beſucher auf ſeine Rechnung gekommen iſt. Anſchließend
folgte noch ein Tänzchen und nur allzuſchnell waren dieſe Stunden
vergangen.
Reformationsgemeinde. Ueber Den Kampf gegen
Gott in Rußland wird Herr Pfarrer Dr. Bergér
Donnerstag, den 11. Februar, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus,
Kiesſtraße 17 in einer von der Männervereinigung der Refor=
mationsgemeinde
gemeinſam mit der Frauenvereinigung einbe=
rufenen
Verſammlung einen Lichtbildervortrag halten. Zu dem
zeitgemäßen Vortrag aus berufenem Munde ſind außer den Mit=
gliederr
beider Vereinigungen auch alle Männer der Reforma=
tionsgemeinde
als Gäſte herzlich willkommen. Eintritt frei.

Metb’s Bauern=Theater.
* Die Bayern ſind gerne geſehene Gäſte in Darmſtadt, denn
mit ihrem natürlichen ungekünſtelten Spiel bringen ſie jede Auf=
führung
ſo vor das Publikum, daß ein Stück echten bayeriſchen
Berglebens entſteht und die Zuſchauer mitleben und ſelbſt mitten
in der Handlung zu ſtehen glauben. Joſef Meth iſt für uns kein
Unbekannter. Schon oft hat er uns frohe Stunden beſchert, und
auch diesmal wieder verſteht er es mit ſeinem ſehr gut eingeſpiel=
ten
Enſemble einige herzerquickende Stunden zu vermitteln.
Adams Sündenfall, die überaus luſtige Bauernpoſſe
mit Geſang und Tanz in 3 Akten von Hans Werner, zeigt ſo rich=
tig
den wahren bayeriſchen Bauerntyp, der ſtolz auf ſeinen Hof,
grundehrlich, aber auch pfiffig und ſchlau iſt, und mit dieſer letz=
ten
Waffe nach ſchönſten Verwicklungen allerhand erreicht. Der
Bruder des Bauern vom Spitzenhof. Remigius, wird von Joſef
Meth köſtlich dargeſtellt. In ſeinem zwangloſen Auftreten ſucht
er durch alle möglichen Kniffe den Spitzenhofbauern (typiſch dar=
geſtellt
von Gg. Kurz) hereinzulegen und macht ſchließlich aus
dem feſchen Bauerndirndl der Regerl (K. Sippl) und dem
ſtrammen Buam Ferdl (Sepp Geromiller) ein glückliches
Paar. Beſondere Figuren, die viel zur Beluſtigung beitragen,
ſind Leni Meth als Spitzenhofbäuerin und Marie Kurz als
die Uiwitſchin. Schon der äußere Aufzug der letzteren reizt gerade=
zu
zum Lachen. Auch die Nebenrollen ſind ſehr gut beſetzt, ſo daß
dieſes urwüchſige bayeriſche Dialektſtück die Zuſchauer von Anfang
bis Ende erheitert und in guter Stimmung hält.
Mit lebhaftem Beifall wurde die Aufführung aufgenommen,
ebenſo wie das bayeriſche Muſikterzett und die Schuhplattler, wie
immer, freudige Aufnahme fanden.

* Roſenmontag in der Traube war wie immer, nein, in die=
ſem
Faſching mehr als je der glänzende Mittelpunkt der Faſchings=
veranſtaltungen
in Darmſtadt. Viele Vereine fehlten ja, ſo war
der Roſenmontag in der Traube wieder einmal der Kulminations=
punkt
der geſellſchaftlichen Karneval=Arrangements. Theatermaler
Langer hatte die Geſellſchaftsräume der Traube wieder wun=
dervoll
dekoriert und ausgemalt. Der große Tanzſaal (der rote
Saal) ſtrahlte in friſcher Farbigkeit in Rieſenblumen, der grüne
Saal war ganz wundervoll in eine blaue Grotte ver=
wandelt
worden, eine ungemein wirkungsvolle Idee, und die
Nebenräume mit dem Foyer waren ebenfalls in freudiger Bunt=
heit
gehalten. Der Beſuch war überraſchend gut. Die Darmſtädter
Geſellſchaft traf ſich. Wenn auch mancher fehlte, ließ der Verlauf
des Roſenmontagsballes doch den unbeugſamen Lebenswillen mer=
ken
, der auch in dieſer furchtbaren Notzeit das deutſche Volk be=
ſeelt
. Nur der iſt es. und mit gutem Grund, der Faſchingfeiern
rechtfertigt.
Evangeliſcher Arbeiter= und Handwerkerverein. Die
Mitglieder werden auf die am Dienstag abend 8.30 Uhr im
Vereinshaus (Stiftſtraße 51) ſtattfindende Monatsverſammlung
aufmerkſam gemacht. Mit der Mitgliederverſammlung iſt die
Vorführung des Film=Lichtbildvortrages: Die Geſchichte der
deutſchen Arbeiterbewegung verbunden. Gäſte ſind herzlich will=
kommen
.
Im Union=Theater ſieht man nur noch heute und morgen
die charmante Dolly Haas in dem amüſanten Tonfilm Liebes=
kommando
, ein Film aus dem Kadettenleben.
In den Palaſt=Lichtſpielen läuft ab heut; vielfachen Wun=
ſchen
entſprechend, in Neuaufführung E. A. Duvonts Salto
mortale, ein Meiſterwerk der Tonfilmkunſt, einer der beſten
e Hauptdarſteller ſind Anna
Senſationsfilme der letzten Zeit.
Sten, Reinhold Bernt und Adolf Wchlbrück. Im Beinrogramm
nehr man u. a. Micky ſpielt auf und die neueſte Wochenſchau.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. M

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienskag, 9. Februar 190

Aus dem Heſſiſchen Sängerbund.
Beſtandserhebung des Deutſchen Sänderbundes 1932.
Die Beſtandserhebung des Deutſchen Sängerbundes iſt ſeit
einiger Zeit im Gange. Das Material iſt den einzelnen Gauen
des Heſſiſchen Sängerbundes durch die Geſchäftsſtelle bereits Ende
Januar zugegangen, die die Weiterleitung an ihre Gauvereine
weitergeleitet haben. Seitens der Vereine muß die Beſtands=
erhebung
bis ſpäteſtens 10. Februar an den zuſtandigen Gauvor=
ſtand
zurückgereicht werden. Die Gaue haben das Vereinsmaterial
umgehend in die Gaubeſtandsliſte aufzunehmen und an die Ge=
ſchäftsſtelle
des H.S.B. in zwei Ausfertigungen weiterzuleiten.
Neu iſt bei der Beſtandserhebung, daß bei der tatſächlichen Sän=
gerzahl
auch die zurzeit erwerbsloſen Sänger erfaßt werden. Zur
reibungsloſen Abwicklung der Beſtandserhebung iſt es erforderlich,
daß die Gaue das Material ſchnellſtens der Bundesgeſchäftsſtelle
in Darmſtadt zuleiten.
Der Heſſ. Sängerbund und das 11. Deutſche Sängerbundesfeſt.
Bei dem 11. Deutſchen Sängerbundesfeſt in Frankfurt a. M.
vom 21 bis 24. Juli 1932 wird der Heſſiſche Sängerbund Tauſende
ſeiner Sänger für ſeine Sonderkundgebung auf dem Römerberg
am Samstag abend vereinigen. Die Sängermaſſen werden am
Samstag nachmittag mit Sonderzügen (erhebliche Fahrpreiser=
mäßigung
) nach Frankfurt befördert. Gegen abend werden die
Sänger auf den Sammelplätzen zur Aufſtellung zum Fackelzug ſich
erſtmals vereinigen. Der Weg des Fackelzuges iſt noch nicht feſt=
gelegt
, das Ziel iſt der Römerberg. Beim Eintreffen auf dem =
merberg
marſchieren die heſſiſchen Sänger" geordnet auf ihre
Stimmplätze, die durch große Tafeln kenntlich gemacht ſind. Drei
Maſſenchore, und zwar Mein Deutſchland von Karl Amand
Mangold (Darmſtadt 18131889) Deutſches Seemannslied von
Arnold Mendelsohn und. Deutſches Volksgebet von F. Janoske,
werden die Sänger zum Vortrag bringen. Die Chöre umrahmen
eine Anſprache, des heſſiſchen Bundesvorſitzenden, Miniſterialrat
Dr. Siegert=Darmſtadt. Am Sonntag vormittag treten die Sän=
ger
des H. S.B. zum Feſtzug auf den dafür beſtimmten Sammel=
plätzen
an. Geplant iſt ferner die Beteiligung ſämtlicher Sänger
an der 2. Hauptaufführung. Der Deutſche Sängertag in Mainz,
der am 3. und 4. April ſtattfindet wird über den Umfang des
Feſtes und andere Fragen noch entſcheiden. Da jedoch die Lieder=
bücher
zu der 2. Hauptaufführung, für jeden der Bundesvereine
koſtbares und dabei ſehr billiges Liedgut darſtellen, empfiehlt der
H. S. B. die ſofortige Beſtellung, nach Stimmen getrennt, bei der
Geſchäftsſtelle in Darmſtadt, die die Lieferung bei der Verlags=
firma
in Leipzig veranlaßt. In einem Aufruf den der Heſſiſche
Bundesvorſitzende in der Sängerwarte veröffentlichte, gibt er
die Loſung aus: Der Kreis 12 ſoll und muß in Frankfurt würdig
vertreten ſein.
Wie erfolgt die Aufnahme von Geſangvereinen im H. S.B.
Bei der Geſchäftsſtelle des Heſſiſchen Sängerbundes laufen
ſtändig Aufnahmegeſuche von Geſangvereinen ein. Die Geſchäfts=
ſtelle
teilt hierzu mit: Bei der Antragſtellung zur Aufnahme als
Mitglied in den Heſſiſchen Sängerbund iſt die Eintrittsgebühr
von 5. RM. pro Verein ſowie der Jahresbeitrag von 85 Pfg.
pro aktiver Sänger (einſchließlich der Gebühr für Verſicherung
beim Muſikſchutzverband) ſofort miteinzuzahlen. Erſt nach Ein=
gang
dieſer Beträge erfolgt die Bekanntgabe über die Antragſtel=
lung
auf Aufnahme. Die Gauvorſitzenden wurden auf dieſe Be=
ſtimmung
erneut hingewieſen, auch darauf, daß die erſten Gebüh=
ren
nicht von den Gauen, ſondern vom Bund eingezogen werden.

* Aus den Darmſtädter Lichtſpielkheakern.
Helia=Theater
bringt nur noch heute und morgen den Tonfilm=Schwank von über=
wältigender
Komik Der ungetreue Eckehart nach dem
gleichnamigen heiteren Bühnenſchlager von Hans Sturm mit
Ralph A. Roberts, Fritz Schulz. Lucie Engliſch, Liſſi Arna, Paul
Hörbiger und Paul Henkels in den Hauptrollen unter Mitwirkung
der Comedian=Harmoniſts und Dajos Bela mit ſeinem Orcheſter.
Regie: Carl Boeſe.
Eine tolle Angelegenheit, die zweien unſerer erfolgreichſten
Tonfilmkomikern Gelegenheit gibt, ihre Kunſt zu zeigen und hei=
terſte
Laune zu entfalten. Sie ſpielen zwei Schwäger, Männer, die
Geld haben und zu leben wiſſen. Beſonders Dr. Stürmer=Fritz
Schulz iſt ein Lebemann. Er treibts ſo weit, daß er ſogar auf den
Namen ſeines in dieſen Dingen mehr als harmloſen Schwagers Dr.
Eckehardt Bleibtreu (Roberts!) ſeinem Verhältnis eine Wohnung
einrichtet. Das führt natürlich zu den tollſten Verwechſlungs=
ſzenen
in deren Erfindungen und Ausſchmückungen Drehbuchdichter
und Regie wetteifern. Im ganzen eine köſtliche Darſtellung. Mit
dem guten Beiprogramm eine prachtvolle Faſchingsunterhaltung.

Brlefkaſten.

K. L. D. Sie werden ſich umittelbar an den Vermieter halten
müſſen. Verlangen Sie nur ruhig, daß er Ihnen einen anderen Abort
zur Benutzung anweiſt und drohen Sie mit gerichtlicher Klage, falls er
dem Verlangen nicht unverzüglich nachkommt.

Auns den Parkeien.

Deutſche Volkspartei, Ortsgruppe Darmſtadt. Wir
weiſen nochmals auf die am kommenden Freitag, 12 Februar,
abends 8½ Uhr. im Städtiſchen Saalbau ſtattfindende Kund=
gebung
hin, bei der Oberſt a. D. Dr. phil, h. c Schwertfeger=
Hannover zu dem aktuellen Thema Die Abrüſtungskon=
ferenz
und die Zukunft Europas ſprechen wird. Es
wird ein Unkoſtenbeitrag von 20 Pf. erhoben (an der Abendkaſſe
30 Pf.). Karten ſind zu haben auf der Geſchäftsſtelle der DVP.,
Zimmerſtraße 1, Fernruf 3540.

Lokale Veranſtalkungen.

60 Jahre Darmſtädter Karneval. Wie aus der
heutigen Anzeige zu erſehen iſt, findet heute in der Woogsturn=
halle
die letzte Jubiläumsveranſtaltung der Turngemeinde
1846 ſtatt. Auch dieſer Schlußrummel erfreut ſich ſchon ſeit
Jahren großer Beliebtheit und wird auch in dieſem Jahre ſeine
Anziehungskraft ausüben. (Siehe Anzeige.)
Städt. Saalbau. Heute abend 8 Uhr der große Kehr=
aus
bei Konzert und Tanz in den feſtlich dekorierten Räumen.
(Siehe heutige Anzeige.)
Der Blaukreuz=Verein Darmſtadt veranſtaltet
am Faſtnacht=Dienstag im Saale der Stadtmiſſion, Mühlſtr. 24,
einen Familienabend (Werbeabend) mit Bewirtung, wozu jeder=
mann
herzlich eingeladen iſt. Als Redner iſt Herr R. Beck aus
Aſchaffenburg gewonnen. Eintritt frei.

Tageskalender für Dienstag, den 9. Februar 1932.
Lichtſpieltheater: Union=Theater: Liebes=Kommando;
Helia=Lichtſpiele: Der ungetreue Eckehart; Palaſt=
Lichtſpiele: Salto Mortale Orpheum. abends 8,18 Uhr
Adams Sündenfall
Rheingauer Weinſtube: Große
Faſchinsfeier. Café Oper: Faſtnachtstreiben. Reſtaurant
u. Hotel Bender: Großer Karneval. Café Ernſt Ludwig:
4 u. 8.30 Uhr: Karneval im Kaffeehaus. Städt Saalbau:
Großes Faſchingstreiben. Alte Poſt am Weißen Turm:
Große karnevaliſtiſche Konzerte Zur Krone, Schuſtergaſſe
Großes Faſchingstreiben. Reſtaurant Sitte: Karneval in
allen Räumen Bockshaut: Karneval. Schloßkeller: Großer
Faſchingsrummel.
Herrngarten=Café: Faſchingstreiben.
mittags Kinderfeſt. Café Ganßmann a. d. Hochſchule: Großes
Faſchingstreiben mit Tanz. Perkeo: Faſchingsrummel mit
Tanz Hotel u. Reſt. zur Poſt: Großer Karneval. Reichs=
hof
: Luſtige Karnevals=Abende. Sportplatz=Cafe am Böl=
lenfalltor
: Großes Faſchingstreiben. Theater=Reſtaurant:
Faſchingsrummel. Barths Weinſtube: Karnevaliſtiſches Kon=
zert
Café u. Weinſtube Taunusburg: Faſchingsrummel.
Städt. Ratskeller: Karnevaliſt. Künſtler=Konzert. Reſtaur.
Rummelbräu: Karnevaliſtiſches Konzert; im Feſtſaal Tanz.
Karnevaliſtiſche Konzerte: Thünger Brauſtübl. Café Schütz,
Reſt. Lindenhof, Fürſtenauer Hof. Gaſthaus zum roten Lowen,
Stadt Nürnberg. Reſt. zum Schloßgarten. Hanauer Hof, Main=
tor
, Alter Ratskeller, Reſt. Handelshof, Prinz Carl: Faſchings=
treiben
, Reſt. Bismarckeck: Großes Karnevalstreiben; Reſtaurant
Bürgerhof; Faſchingstreiben, Hotel Schmitz, Rheinſtr. Schwei=
zerhaus
Eberſtadt: Lumpenball mit Prämiierung. Beſſunger
Turnhalle: Großer Schlußrummel; nachm. 4 Uhr: Kinder= Mas=
kenball
. Chauſſeehaus: Großer Schlußrummel. Woogsturn=
halle
: Turngemeinde 1846 Faſching. =Schlußrummel. Kaiſer=
ſaal
=Fürſtenſaal: Großes Faſchingstreiben.

Aus beffen.
Abhaltung von Obſt= und Gemüſebau=Kurſen
in den Lehrbekrieben der Landwirtſchaftskammer
in Groß=Umſtadk und Gonſenheim.
Im Monat Februar d. J. ſind die nachfolgenden Kurſe
vorgeſehen. Abweichend von der bisherigen Gepflogenheit wird
an jedem Tage ein in ſich abgeſchloſſenes Gebiet behandelt und
beſteht für jeden Teilnehmer die Möglichkeit, ſich den Tag aus=
zuwählen
, an dem ein ihm entſprechendes Thema zum Vortrag
kommt. In der Anmeldung iſt daher genau anzugeben, an wel=
chem
Tage oder welchen Tagen Teilnahme gewünſcht wird und
muß dieſelbe ſpäteſtens 8 Tage vor Beginn des Kurſes im Beſitze
des Muſter= und Verſuchsgutes in Groß=Umſtadt
ſein. Die ſchriftliche Anmeldung ſtellt eine Verpflichtung zur
Teilnahme dar. Eine Beſtätigung der Anmeldung geht jedem
Teilnehmer einige Tage vor dem Kurſus zu. Für Teilnehmer aus
Heſſen iſt die Teilnahme gebührenfrei. Die tägliche Dauer iſt
von 9.30 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags. Faſt allen heſſi=
ſchen
Kurſiſten iſt ſomit Gelegenheit zur Hin= und Rückreiſe am
ſelben Tage gegeben.
Die Termine für die Februar=Kurſe ſind: 16., 17. und 18.
Februar in Gonſenheim; 23., 24. und 25. Februar in Groß=
Umſtadt.
Am 16. bzw. 23. Februar (1. Tag) wird behandelt: Treib=
gemüſebau
einſchl. Gewächshausbau und der Haupttreibkulturen
bei Gurken und Tomaten.
Am 17. bzw. 24. Februar (2. Tag) wird behandelt: Feld=
gemüſebau
, im beſonderen Spargelbau und Anbau von Gurken
einſchl. Schädlingsbekämpfung.
Am 18. bzw. 25. Februar (3. Tag) wird behandelt: Obſtbaum=
pflege
und Schädlingsbekämpfung.
Die intereſſierten Kreiſe werden auf dieſe Kurſe beſonders hin=
gewieſen
, und kann die Teilnahme dringend empfohlen werden.

Dd. Arheilgen. 8. Febr. Theaterabend. Der evangeliſche
Jünglingsverein hatte ſich eine ſchwierige Aufgabe geſtellt, indem
er am Sonntagabend im Gemeindehaus Shakeſpeares Komödie
Der Widerſpenſtigen Zähmung zur Aufführung brachte. Geſtützt
auf eine größere Anzahl guter Spieler hat der Verein eine wirk=
lich
vollendete Aufführung herausgebracht. Als Begleitmuſik
wurde eine. Luſtige Feldmuſik von Joh. Phil. Krieger verwandt,
die in der Originalbeſetzung (Oboe, Klarinette, Horn, Fagott)
einwandfrei vorgetragen wurde. Da die Karten für den Abend
bereits im Vorverkauf alle vergriffen waren, findet am Dienstag
abend eine Wiederholung der ſehenswerten Aufführung ſtatt.
Der Bunte Abend des Turnvereins, der der wirtſchaftlichen
Lage entſprechend an Stelle des üblichen Balles abgehalten wurde,
hatte einen guten Beſuch aufzuweiſen. Den erſten Teil des Abends
füllte ein gut gelungenes Unterhaltungsprogramm mit Tänzen
der Turnerinnen, neuartigen Vorführungen der Darmſtädter
Rhönradgeſellſchaft, humoriſtiſchen Vorträgen und gemeinſamen
Liedern aus. Der zweite Teil war dem Tanze gewidmet, der die
Erſchienenen bei beſter Stimmung bis zum Morgen beiſammen=
hielt
.
Cg. Reinheim, 8. Febr. Kirchengeſangverein Kaffee=
abend
. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit mun=
teren
Volksliedern wurde der Abend eröffnet, und Herr Chormei=
ſter
Etzold fand mit ſeinen Klaviervorträgen lebhaften Beifall. Die
Mitglieder des Vereins. Herr Gg. Göbel und Frau Marie Kilian,
konnten ebenfalls durch ihre geſanglichen Darbietungen großen Er=
folg
erzielen. Nicht zuletzt ſei noch das Singſpiel Gänſelieſel er=
vähnt
, das von einigen Mitgliedern vortrefflich geſpielt wurde
und großen Anklang fand.

An Groß=Zimmern, 8 Febr. Schwerer Motorrad=
unfall
. Der Geflügelhändler Georg Mayer von Groß=Zimmern
fuhr mit dem Rad nach Klein=Zimmern. Unweit der Anſtalts=
gärtnerei
wollte ihn ein auch von Groß=Zimmern kommender
Motorradfahrer aus Lichtenberg i. Odw. überholen. Der Rad=
fahrer
wollte ausweichen und wurde hierbei vom Motorrad ge=
faßt
. Beide Fahrer kamen zu Fall. Während der Motorradfahrer
mit leichteren Verletzungen davonkam mußte Mayer bewußtlos
vom Platze getragen werden. Der Arzt ſtellte einen ſchweren
Schädelbruch feſt. Wer die Schuld an dem Zuſammenſtoß hat,
müſſen die polizeilichen Ermittelungen ergeben.
Cr. Semd. 8. Febr. Ratsſitzung. Den Wohlfahrtserwerbs=
loſen
werden pro Woche folgende Sätze bewilligt: Für Verhei=
ratete
10.50 Mk., für jedes Kind 1,50 Mk., aber nicht mehr als
17 Mk. Zwecks Arbeitsbeſchaffung ſoll an der Bach ein Erdaus=
hub
gemacht werden, um den Gänſen einen Platz zu ſchaffen.
Von dem Kreisamt Dieburg wird für den kommenden Gemeinde=
rechner
eine Kaution von 6000 Mk. feſtgeſetzt, in Grundſtücken der
doppelte Wert. Betreffs Steuer 1931 wurde durch den Bürger=
meiſter
die behördliche Verordnung verleſen, doch ſoll an das
Miniſterium ein Schreiben um Einhaltung der von dem Gemeinde=
rat
feſtgeſetzten Fälligkeitstermine gerichtet werden.
* Sandbach. 8. Febr. Ratsſitzung. Bei Prüfung und Be=
gutachtung
der Rechnung für das Rj. 1930 haben ſich keinerlei An=
ſtände
ergeben. Der Gemeindeverwaltung wird deshalb vorbe=
haltlich
der Prüfung der Oberrechnungskammer Entlaſtung er=
teilt
. Dem Antrag der Gummiwerke Odenwald um Steuerſtun=
dung
wird ſtattgegeben. In dem Ratsbeſchluß vom 13. Januar
1932, Poſ. 12. wurde eine Mietſenkung von 15 Prozent beſchloſſen.
Das Kreisamt jedoch beanſtandet dieſen Beſchluß, da nach Anſicht
des Kreisamts 10 Prozent, wie dies die Notverordnung vor=
ſchreibt
. ausreichend ſei. Der Gemeinderat ſteht aber auf dem
Standpunkt, daß die 15 Prozent Mietſenkung nicht zu hoch gegrif=
fen
ſei und beſchließt, den vorgenannten Ratsbeſchluß vom 13. Ja=
nuar
1932 aufrecht zu erhalten. Die Holzfällung zur Bezahlung
der Centwaldvermeſſungskoſten kann unterbleiben, wenn die Ver=
meſſungskoſten
bis zum Jahre 1933 geſtundet werden, andernfalls
ſoll die vorgeſehene Fällung durchgeführt werden, und zwar ſoll
ſoviel Holz gefällt werden, deſſen Reinerlös zur Bezahlung der
Koſten ausreicht. Einem Antrag eines Hundebeſitzers, der abſeits
von der Gemeinde wohnt, die Hundeſteuer zu erlaſſen, kann mit
Rückſicht auf die Nachteile, die der Gemeinde von ſeiten anderer
Hundebeſitzer entſtehen, nicht entſprochen werden. Am Ortsende
gegen Neuſtadt ſoll die Waſſerleitung verlängert und noch ein
weiterer Hydrant eingebaut werden.
Ar. König i. Odw. (Stahlbad), 8. Febr. Aus dem Ge=
meinderat
. Die Ortsſatzung über die Erhebung einer Kur=
taxe
wird wie folgt geändert: § 3. Befreit von der Kurtaxe ſind:
a) Kinder unter 14 Jahren in Begleitung ihrer Eltern, b) appro=
bierte
Aerzte und deren Familienangehörigen c) Hausangeſtellte,
die mit ihrer Herrſchaft anweſend ſind. § 6. Wohnungsgeber die
ihrer Pflicht zur An= und Abmeldung ihrer Gäſte nicht genügen,
oder über deren Aufenthalt in König wiſſentlich unrichtige An=
gaben
machen, oder das Fremdenbuch auf Anforderung nicht vor=
legen
, haften mit dem dreifachen Betrag, im Wiederholungsfalle
mit dem fünffachen Betrag der hinterzogenen Kurtaxe. Der
Höhenweg vom Café Waldesruh zum Ebertsgraben ſoll rolliert
und teilweiſe mit Kies gedeckt werden. Mit Rückſicht auf die hohen
Wohlfahrtslaſten wird einem Antrag auf Herabſetzung des Jagd=
pachtes
zunächſt nicht entſprochen. Hierzu ſoll das Ergebnis eines
beim Sonderpachteinigungsamt in Michelſtadt anhängigen diesbe=
züglichen
Verfahrens hieſiger Pächter abgewartet werden. Joſ.
Schäfer 3. werden 34 Fm. Bauholz, ſowie die Erlaubnis zum
Bruch von Steinen in den Gemeindewaldungen gegen entſpre=
chende
Entſchädigung gegeben. Die durch die Verordnung des
Herrn Reichspräſidenten vom 22. 1. 32 erneut eingeführten Ver=
zugszuſchläge
auf rückſtändige Steuern ſollen auf Gemeindeabgaben
keine Anwendung finden.
Ay. König i. Odw., 8. Febr. Die Eheleute Peter Müller 2. zu
König feierten am 7. d. M. das ſeltene Feſt der Goldenen Hoch=
zeit
. Dem betagten Jubelpaare wurden aus dieſem Anlaß zahl=
reiche
Ehrungen zuteil.
Cd. Michelſtadt. 8. Febr. Aus der NSDAP. Der Orts=
gruppenverband
Michelſtadt der NSDAP. hielt im Schmerkers
Garten einen Deutſchen Abend ab. Der Saal war überfüllt, als
nach dem Einmarſch der SA., SS. und Hitlerjugend der hieſige
Ortsgruppenleiter die Erſchienenen begrüßte. Das Programm ent=
hielt
Theateraufführungen. Volkstänze. Sprechchor und lebende
Bilder. Die Anſprache hielt Gauleiter Lenz=Darmſtadt. Nach Ab=
lauf
des offiziellen Programms hielten deutſche Tänze die Mit=
glieder
und Freunde der Bewegung noch beiſammen.

Der Biebesheimer Räuber,
Karl Herrmann aus Groß=Rohrheim.
der ſich, wie vermutet wird, noch in der Umgebung Groß= Geran=
aufhält
. Die obige Photographie iſt ſechs Jahre alt, ſie wurde an=
läßlich
einer früheren Straftat (Betrug) des Herrmanns in Bad=
Nauheim von der dortigen Kriminalpolizei gemacht. Herrmann mt
jetzt 26 Jahre alt. Er iſt 1,70 Meter groß, ſchlank. hageres Geſicht,
hat eine große, ſchmale, herabgebogene Naſe, blaue Augen, blon=
des
Haar. Bekleidet iſt er zurzeit wohl noch mit einer einfarbigen
graugrünen Hoſe, braunem Rock und Weſte, braunen Halbſchuhen
und grauen Strümpfen ſowie einer grauen Sportmütze. Außer=
dem
iſt er im Beſitz eines graugrünen Regenmantels mit Schnallen=
gurt
. Der Mantel iſt umgearbeitet und die friſchen Nähte ſind
außen ſichtbar.

Ci. Erbach. 8. Febr. Mit dem Deutſchen Sängergruß leitete
der Männergeſangverein, Liederkranz ſeine geſt=
rige
Jahreshauptverſammlung wirkungsvoll ein. Der
Vorſitzende. Herr Friedrich Eich 4., gedachte dann in ehrenden
Worten der drei im abgelaufenen Geſchäftsjahre verſtorbenen
Mitglieder und erſtattete anſchließend den Tätigkeitsbericht. Höhe=
punkte
im Vereinsjahre waren ein ſehr gut verlaufenes Konzert,
das Wertungsſingen des Mümlinggaues, die Beteiligung an der
Jubelfeier der hieſigen Feuerwehr und die Teilnahme an dem
25. Stiftungsfeſte des benachbarten Brudervereins in Erlenbach.
Beſonderen Dank ſtattete er dem Chormeiſter, Herrn Zeh= Darm=
ſtadt
ab, der innerhalb kurzer Zeit die Leiſtungsfähigkeit des Ver=
eins
wieder auf die alte Höhe brachte. Die hierauf vorgetragene
Rechnungsablage ergab für die derzeitige wirtſchaftliche Notlage
ein recht günſtiges Bild. Beſonders verdient um die Werbung
neuer Mitglieder machte ſich Herr Dönig. In der ſich anſchließen=
den
Vorſtandswahl wurden die ausſcheidenden Mitglieder mi=
Mehrheit wiedergewählt. Zu einer von ſtrebſamem Sängergeiſte
erfüllten lebhaften Ausſprache gab die Aufſtellung des künftiger
Arbeitsplanes Anlaß. Es wurde beſchlgſſen, möglichſt bald einmal
am Radio zu ſingen, in anſehnlicher Stärke das Feſt des Deutſchen
Sängerbundes in Frankfurt zu beſuchen und im Herbſt d. J. eine
Operette aufzuführen. Die Vereinsbegebenheiten ſollen künftighi
in einer ausführlichen Geſchichte feſtgehalten werden. Mit hen=
lichen
Dankesworten und einem begeiſtert aufgenommenen Hoc
auf das deutſche Lied und das deutſche Vaterland ſchloß der Vor=
ſitzende
um die Mitternachtsſtunde die anregende Verſammlung.
Heute früh brachten die Sänger ihrem älteſten Mitgliede, Herrn
Friedrich Abbe, der dieſer Tage 88 Jahre alt wurde, ein Ge
burtstagsſtändchen.

Cd Steinbach. 8. Febr. Verkehrsunfall. Am Samstag
nachmittag gegen 5 Uhr ſtieß am Schloſſe ein Kraftwagen au=
Meſſel bei Darmſtadt und ein Motorradfahrer aus Langenbrom.
bach zuſammen. Glücklicherweiſe gab es nur Sachſchaden, ſo daß
beide nach Feſtſtellung des Herganges ihre Fahrt fortſetzen konn=
ten
. Schuld an dem Unfall ſoll der Führer des Kraftwagens ſein,
der nicht vorſchriftsmäßig gefahren ſein ſoll. Vielleicht erinner
aber dieſer Unfall die in Frage kommenden Behörden an die Auf
ſtellung von Warnungstafeln an dieſer Stelle. Nach einer verhält=
nismäßig
breiten Straße ſieht ſich der Kraftfahrer plötzlich vor
einer verengten Fahrbahn auf der Schloßbrücke, dazu kommt noch,
daß gleich nach der Brücke von rechts die vom Bahnhof Michelſtadt
kommende Straße dort einbiegt. Alles dies iſt aber dem Kraft
fahrer, der in dieſer Richtung fährt, erſt ſichtbar, wenn er ſich
dicht davor befindet. Für Ortsfremde iſt dies deshalb dopvelt ge=
fährlich
, und werden ſich hoffentlich die betreffenden Stellen nun
mal bereit finden laſſen, dort entſprechende Warnungstafeln auf=
zuſtellen
, damit nicht noch erſt mal ein größeres Unglück geſchehen
muß, bis dies geſchieht.

Dp. Zwingenberg. 8 Febr. Freiwillige Feuerweht.
Generalverſammlung. Die Verleſung des Geſchäftsbe
richtes zeigte, daß die Leitung der Wehr in ſicherer Hand liegt,
daß im verfloſſenen Jahre gut gearbeitet wurde und die Uebungen
zur Zufriedenheit verliefen. Im verfloſſenen Sommer mußte die
Wehr bei der Hochwaſſergefahr des Winkelbaches in Tätigkeit tre=
ten
und konnte großen Schaden verhüten. Die Rechnung war ge=
prüft
worden und gab zu Beanſtandungen keinen Anlaß. In klei=
nerem
Rahmen ſoll im Sommer dieſes Jahres das 40jährige Be
ſtehen der Wehr gefeiert werden. Die Wehr wird ſich an dem Be=
zirkstag
in Alsbach beteiligen. Die Feuerwehrkapelle hat den 9e
mütlichen Teil des Abends verſchönert.
W. Hepvenheim a. d. B., 8. Febr. Selbſtmord. Ein hieſe
ger Steinarbeiter, der ſchon längere Zeit arbeitslos war und kei.
Arbeit finden konnte, hat ſich aus Schwermut das Leben genome
men. Zum Villeneinbruch. Der Fürſorgezögling Reng=
tus
aus Kehl. der bereits für ähnliche Einbrüche auf Grund hin=
terlaſſener
Tatortfingerſpuren als Täter feſtgeſtellt werden konnie
erſcheint dringend verdächtig, auch den hieſigen Einbruch verubk. 0u
haben. Es wird angenommen, daß ſich der Täter noch in unſerein.
oder benachbarten Kreis aufhält. Hohes Alter. Frau Ebg
Friedrich feierte in ſeltener körperlicher und geiſtiger Friſche ihle!
87. Geburtstag. Trotz ihres hohen Alters beſucht die allſeits 9e‟
ſchätzte Mitbürgerin täglich die Kirche.
Hirſchhorn. 8. Febr. Waſſerſtand des Neckars ſm.
7. Februar: 1,64 Meter, am 8. Februar: 1,64 Meter.
Gernsheim, 8. Febr. Waſſerſtand des Rheins an
7. Februar: 0,69 Meter: am 8. Februar: 0,76 Meter.
A-t. Goddelau, 8 Febr. Gemeinderatsbericht. e
Ortsvorſtand nahm Stellung zu der Preisſenkung des elektriſche"
Strompreiſes. Es erfolgt der Beſchluß: Der hieſige Gemeinger!,
ſieht als Vertreter der Stromabnehmer in der bis jetzt erfolgle!
Preisſenkung keine den wirtſchaftlichen Verhältniſſen und Lbh
ürzungen entſprechende Senkung. Er erhebt nachdrücklichſt Pre
teſt dagegen und bittet das Heſſiſche Kreisamt Groß=Gerau, Its
bald hierüber Verhandlungen einzuleiten. Der Preis für eine‟
Wagen Sand, der auf dem Hallengelände abgefahren wird. wiie
erneut auf 80 Pfg. feſtgeſetzt, wogegen die Abfuhr ohne Geſele
migung den fünffachen Betrag koſten ſoll. Das Ortsbürgerge‟
beträgt von jetzt an 400 Mk., zuzüglich 7 Mk. Feuereimerget
Nach der Notverordnung: für Miete ſind für Altwohnungen. 4
Prozent für Neuwohnungen 15 Prozent zu ermäßigen. Für Zu2
geſteuerte, die von der Gemeinde eingeſtellt werden, wird de‟
Stundenlohn auf 75 und 60 Pfg. beſchloſſen. Am Volkstrauerias
läßt die Gemeinde am Gefallenendenkmal einen Kranz niede.
legen.
Da. Egelsbach, 8. Febr. Sänger=Ehrung. Die Herke‟
Ph. Heinrich Kappes. Feldſchütz i. R. und Ph. Kappes. Landwl.
erhielten in Anerkennung ihrer 50jährigen aktiven Mitgliedſchial
beim Geſangverein Germania dahier die goldene Ehrennadel ve
Heſſiſchen Sängerbundes, den Ehrenbrief des Gaues Offenbach 4
eine Urkunde ihres Vereins überreicht.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 9. Februar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 40 Seite 7

Vater Rhein-Mutter Wolga.

Von Joſef Ponten.

Zwei Wanderziele waren in der Vorväterzeit am Horizont
worgetaucht und hatten Menſchen gelockt, ein weſtliches und ein
ſ iches, Pennſylvanien hieß das eine und das andere Wolgaland.
darum hatten die einen ſich für dieſes, die anderen für jenes ent=
heeden
? War die letzte Entſcheidung im Herzen vielleicht dort ge=
Uen, wo es nicht gleichgültig iſt, ob einer der Sonne nach oder
er. Sonne entgegen wandert? Chriſtians Ahnenſchäft und alſo der
g auflebende Teil ſeiner eigenen Weſenheit hatte die öſtliche
ſchtung gewählt.
Oeſtlich über den Dünſten der Rheinebene vor dem dunkeln
tenwald hing Heidelberg am Berge König’ ,uhl. Heidelberg, das
derr der andere Teil der Pfalz, das war ſogar ihr Herz wie
üte er ſich mit der Kenntnis des Verhängniſſes, das den einen
el betroffen hatte, zufrieden geben können? Dom von Speyer
Heidelberger Schloß, das waren Schickſalsgeſchwiſtern im
ſt ernlande Pfalz. Chriſtian Heinsberg verließ Speyer über die
ſtelle hinaus, die noch immer Fiſchtor hieß, ſchritt hinab in die
lleinau und betrat die Schiffbrücke. Die Holzbohlen waren von
ſuchrwerk und vielem Verkehr in den Weichteilen zerfaſert, die
arten Aſtknoten ſtanden unverbraucht hervor. Die Bretter lagen
ſter auf dem Brückenrahmen und klapperten unter dem Schritt
et Wanderers. Auch das Eiſenblech der Kähne, auf denen die

ricke ruhte, klang, und wider die Kahnwände ſchwappte das
mende Waſſer und machte ſie dröhnen.
Wieder auf feſter Erde drehte der Wanderer ſich nach Speyer
m. Da lag es, eine kleine Stadt, beſcheiden und ſtill in ſich ge=
hrt
, als dächte es noch über ſein Geſchick nach, das ihm die viel=
fickige
Krone eines türmereichen Stadtbildes vom Haupte ge=
oßen
und es, dauern beſchädigt, in die Reihe der Städte ohne
lole verwieſen hatte. Das nur ſchwer noch Menſchen an ſich zog
n ſammelte, das aber viele dahingegeben und ausgeſtreut hatte.
lyo Chriſtian kehrte dem Väterort den Rücken.
Sogleich nahm ihn eine andere Landſchaft auf. Hier breiteten
Iſ nicht im Sonnenhellen Obſtgärten, Aecker und Weinfelder aus,
velehnt an eine Stadt, hier war es grünſchattig von geſunden
ſo warzerlen, ſilberdämmerig von ſtarken Weiden, und lange
ehen zahlloſer Pyramidenpappeln verſtellten den Augen den
Alusblick. Ein Nachtſturm hatte die Bäume gezauſt, am Boden
ſigen junge Blätter und tauſend frühlingsnaſſe Zweiglein, die
us den Bruchſtellen nach dem weißen Pappelblut und nach Kraft
und jungem Jahr herb und faſt betäubend dufteten. Waſſer=
ebende
Pflanzen aller Art traten auf, groß gewachſen und ſaf=
bg
gefüllt, etwas fremd anmutend, weil gleichſam in ſich hinein=
hauend
, und weniger aufgeſchloſſen als die Gewächſe des trocke=
der
Landes. Chriſtian ſchritt die Krone eines Dammes entlang,
ver den hier pendelnden Strom in einiger Entfernung aufmerk=
Im begleitete. Sehr beſinnlich ſchritt er ſeinen Pfad auf dem ge=
ilegten
Damm dahin. Mit weiten Augen nahm er dieſe neue
Felt auf aber er ſchloß auch wohl die Augen für die kurze

*) Aus Joſef Pontens Rhein und Wolga (Deutſche
ſetlags=Anſtalt, Stuttgart) Der wolgadeutſche Auswanderer
hrt an den Rhein, in die Heimat ſeiner Vorväter zurück. Rhein=
noſchaft
, Schickſalsſtunden deutſcher Geſchichte werden lebendig,
mn eines Stammes ſind die Deutſchen am Rhein und an der
lga, deren Voreltern die brennende Pfalz zur Wegfackel wurde

Weile, die blindes Gehen auf ſchmaler Bahn geſtattete. Dann
ſah er, nach innen ſchauend, die alte Wolgawelt, die er überallhin
mit ſich trug. Mutter nannten die Ruſſen die Wolga, ſie war
eifrig, ungeheure Mengen von Fiſchen, von Rieſenſtören, Welſen,
Neunaugen, Plötzen und Balugen hervorzubringen und vielen
armen Völkern und Stämmen, welcher Sprache auch immer, Kal=
mücken
, Kirgiſen, Ruſſen, Koſaken, Tataren, Mordwinen, Wolga=
finnen
, Baſchkiren und auch einigen Deutſchen, Nahrung, Fett=
wärme
und Lampenlicht im Schneewinter zu gewähren. Und
lang war ſie (es war nicht wichtig) wie drei aneinandergelegte
Rheine. Und ſie zog beſcheiden ihres weiten Weges in fremden
Landen, ein Bergufer neben ſich ſo hoch und ſteil, daß von ihr aus
kaum zu erkennen war, wer da oben ſtand, und ein flaches ſeichtes,
kaum anhebendes Wieſenufer, das zu fliehen und ſich gar nicht
die Mühe geben zu wollen ſchien, Ufer zu ſein. Und ſo auf tau=
ſend
Meilen. Während das Land in jährlich langen Dürrezeiten
an ihren Borden dürſtete, trocknete und platzte, mußte Wolga
ohnmächtig in ihrer Waſſerpracht vorüberziehen und konnte kaum
helfen. Ach, ſie war inmitten ihrer Steppen nicht viel beſſer
daran als ihre Brüder=Wüſtenflüſſe, die Amu und Syr und Tarim.
Es war eine Leiſtung, wenn ſie im Trockenſommer ihr Waſſer bis
in den Zielſee und das Meer brachten. Dieſer Rhein aber ſchien
überhaupt nicht um das Weſentliche der Flüſſe, um Waſſer, in
Sorge ſein zu müſſen, ohne Zahl waren die Flüſſe, die Bäche, Ge=
rinne
und Quellen, die ihm allenthalben zukamen, faſt ſtets ſtan=
den
Wolken über ihm oder waren an ſeinem Geſichtskreiſe zu
ſehen, die Wieſen an ſeinen Ufern waren immer wie feuchte
Tücher, die Moore wie naſſe Schwämme, er ließ auch in Sommern
das Naß in Altwaſſern verſchwenderiſch ſtehen, und es war nicht
bekannt geworden, daß er ſelbſt in Dürrejahren hätte um
ſeine Verbindung mit dem Meere beſorgt ſein müſſen.
Vom Damm aus überblickte Chriſtian wandernd die Ebene.
Der Rhein ſchlängelte und bohrte ſich mit Armen und Altwaſſern
in das Land, vorwärts= und wieder zurückgehend, hier ſtürmiſch
davonziehend und dort unverſehens wiederkehrend; hier rauſchte
er und war in Eile und duldete nichts auf ſeinem Rücken; dort
lag er ſtill, ſozuſagen rücklings, und trug gleichſam vorn auf ſei=
ner
Bruſt das ſtille Gekraute und Geblüte, die gelben und weißen
Waſſerroſen, den Knöterich und das Venushaar, das, was Waſſer=
ruhe
zum Gedeihen braucht. Er mochte es ſtill=befriedigt betrach=
ten
und ſchien bemüht, es nicht durch heftige Bewegung zu ver=
grämen
wie einer, der in der Wieſe ſchlief und erwachend einen
Schmetterling auf ſeiner Bruſt ruhen ſieht, den Atem anhält, um
den leichten Gaſt der Luft nicht zu verſcheuchen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwertſich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſſleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl B8hmann:
fär den Handel: dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftlſche Mittellungen: Wilis Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übememmen.

Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Fruchkloſes Experimenk
oder Umwälzung der Schiffsbaukechnik?

Das eigenartige Floß des Franzoſen Remy nach dem Stapellauf.

In Paris wurde ein eigenartiges Waſſerfahrzeug konſtruiert, das
halb Floß, halb unſinkbares Boot mit ſeiner Motorſtärke
von nur 20 PS eine Geſchwindigkeit von 30 Stundenkilometern
erreichen und äußerſt billig im Betrieb ſein ſoll. Dieſer Ueber=
ſeeboot
wird auf ſeiner Probefahrt verſuchen, über den Aermel=
kanal
London zu erreichen, wo engliſche Schiffahrtskreiſe größtes
Intereſſe für das neue Fahrzeug hegen.

Weikerbericht.

Durch das neue Tief über Südſchweden und der Oſtſee hat
bereits wieder ein Umſchlag ſtattgefunden, der nach Deutſchland
Bewölkung bringt und namentlich die Temperaturen beeinflußt.
Während in den geſtrigen Morgenſtunden die Temperaturen bis
zu 8 Grad unter Null lagen, bewegen ſie ſich heute im Küſten=
gebiet
etwas über Null und ſonſt nur 12 Grad darunter. Auch
Niederſchläge in Form von Regen und Schnee haben das Küſten=
gebiet
erreicht. Die Störung wird ihren Einfluß vorerſt noch ent=
falten
, ſo daß auch bei uns wolkiges Wetter herrſcht und einzelne
Niederſchläge zu erwarten ſind. Anfänglich ſteigen die Temperatu=
ren
noch etwas an, dürften aber ſpäter beim Zufließen wieder
kälterer Luft zurückgehen.
Ausſichten für Dienstag, den 9. Februar: Mehr wechſelnd wolkig.
dabei auch kurz aufheiternd, Temperaturen zunächſt über Null.
vereinzelte Niederſchläge.
Ausſichten für Mittwoch, den 10. Februar: Temperaturen ſchwan=
kend
, wahrſcheinlich wieder kälter, wechſelnd wolkig.

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[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 40

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 9. Februar 1932

Favag=Prozeß.

Frankfurt a. M. Am Roſenmontag be=
gann
der Erſte Staatsanwalt, Dr. Meißner, das
mit großer Spannung erwartete Plädoyer. Er
rechnete außerordentlich ſcharf mit den Prozeß=
beteiligten
ab und ſtellte klar das bei der Favag
verwerfliche Syſtem heraus. Die lange Prozeß=
dauer
mußte die Dinge grundſätzlicher Natur mit
rückſichtsloſer Offenheit erötern. Er verwies auf
die wirtſchaftlichen Folgen des Zuſammenbruches
in Deutſchland und die große Erregung, die er
im Ausland auslöſte, und auf die unendlich nach=
teiligen
Folgen für die Wirtſchaft. Sodann lei=
tete
der Staatsanwalt über auf die Charakteri=
ſierung
der einzelnen Perſönlichkeiten. Einen
größeren Raum nahm die Charakteriſierung des
Aufſichtsrates der Favag ein.
Der Staatsanwalt wandte ſich mit bemerkens=
werter
Lebhaftigkeit gegen die von den Ange=
klagten
erhobenen Vorwürfe des Unterminierens
der Favag durch die Allianz. Dieſer vergiftete
Pfeil ſei auf die Schützen ſelbſt zurückgeprallt.
Sodann erörterte der Staatsanwalt eine
Reihe grundſätzlicher Rechtsfragen. Er kam zu=
nächſt
zur Ablehnung von Sondervergütungen an
Vorſtandsmitglieder.
Zum Schluß ſeiner allgemeine Ausführungen
ſtreifte der erſte Staatsanwalt die Verantwor=
tüng
über die Führung von Geheimkonten, die
er unter Zugrundelegung von gewiſſen grundſätz=
lichen
Bedingungen als ſtatthaft bezeichnete. Bei
der Favag jedoch ſeien Geheimkonten lediglich zu
Verſchleierungsmaßnahmen, alſo zu ungeſetzlichen
Handlungen, geführt worden und zu verwerfen.
Im einzelnen behandelte der Staatsanwalt
dann die während des Prozeßverlaufs erörterten
Fälle der Sondervergütungen, handelsrechtlichen
Untreue uſw. der einzelnen Angeklagten. Von
den bekannten Delikten hat der Staatsanwalt
keines zur Strafbemeſſung fallen gelaſſen. Sein
Vortrag über dieſe Fälle wird bis Dienstag
ſpät nachmittags dauern, ſo daß mit der Stel=
lung
der Strafanträge etwa gegen 18 Uhr zu
rechnen iſt.

Zwei Kinder im Auto verbrannt.
Berlin. Ein ſchweres Brandunglück er=
eignete
ſich nach einer Meldung Berliner Blät=
ter
am Sonntag nachmittag in Wandsbeck auf
einem Lagerplatz, auf dem mehrere alte Laſt=
kraftwagen
ſtanden. Zwei ſechs= bis ſiebenjährige
Jungen hatten auf einem Führerhäuschen eines
der Automobile geſpielt und dort anſcheinend auch
Feuer gemacht. Plötzlich ereigneten ſich hinter=
einander
zwei ſchwere Exploſionen des Benzin=
tanks
, durch die das Auto in Brand geriet. Das
Feuer ergriff das Führerhäuschen mit ſolcher
Schnelligkeit, daß die Kinder ſich nicht mehr
retten konnten. Beide Jungen wurden von der
Feuerwehr, die ſofort alarmiert worden war,
überhaupt nicht bemerkt. Erſt beim Aufräumen
nach dem Ablöſchen des Automobilbrandes fand
man die Leichen der beiden Kinder, die bis zur
Unkenntlichkeit verbrannt waren.
Verbrecheriſcher Anſchlag.
Kitzingen. Unter ſtarker Detonation ex=
plodierte
in Großlangenheim nachts eine mit
Sprengſtoff gefüllte und auf das Fenſterſims der
Wohnung des Landwirts Weikersheimer gelegte
Kapſel. Mit einer Zündſchnur wurde die Kapſel
zur Entzündung gebracht. Es entſtand lediglich
Sachſchaden. Die Gendarmerie verfolgt bereits
eine Spur.
Raubüberfall auf die Kaſſe der Danziger
Straßenbahn.
Drei Angeſtellte ſchwer verletzt.
Danzig. In der Nacht zum Montag dran=
gen
zwei bewaffnete Räuber in den Kaſſenraum
der Danziger Straßenbahn ein und verlangten
von den beiden anweſenden Angeſtellten die Aus=
händigung
der Kaſſengelder. Als die Angeſtell=
ten
Widerſtand zu leiſten verſuchten, gaben die
Räuber mehrere Schüſſe auf ſie ab. Die beiden
Angeſtellten erhielten ſchwere Bruſtſchüſſe. Ein
Nachtwächter, der die Räuber verfolgte, wurde
gleichfalls durch einen Bauch= und einen Unter=
armſchuß
ſchwer verletzt. Wie groß die Summe
iſt, die den Räubern in die Hände gefallen iſt,
ſteht noch nicht feſt. In der Kaſſe befanden ſich
insgeſamt etwa 6000 Gulden.

Hochzeitsgeſellſchaft verunglückt.
28 Verletzte.
Iglau (Tſchechoſlowakei). Am Sonntag
ereignete ſich bei Iglau ein ſchweres Verkehrs=
unglück
. Ein Autobus fuhr aus bisher noch un=
geklärter
Urſache in den Straßengraben, über=
ſchlug
ſich und begrub die Inſaſſen, eine Hoch=
zeitsgeſellſchaft
, unter ſich. 28 Perſonen wurden
verletzt, darunter ſechs ſchwer. Braut und Bräu=
tigam
blieben unverletzt. Der Führer des Wa=
gens
, der angetrunken geweſen ſein ſoll, wurde
verhaftet.
Exploſion im Schwefelbergwerk.

Fünf Tote.
Rom. In einem Schwefelbergwerk in Trabia
(Mittelſizilien) ereignete ſich nach dem Abſchluß
einer Sprengmine eine Schlagwetterexploſion,
durch die fünf Bergleute getötet und 11 zum Teil
ſchwer verletzt wurden. Infolge der Arbeitsein=
ſchränkung
am Sonntag befanden ſich glücklicher=
weiſe
nur 20 Bergleute im Schacht.

ritiſche Flugzeuge in der Syriſchen Wüſte
verſchollen.
airo. Drei britiſche Militärflugzeuge, die
Samstag wegen eines Sturmes in der Syri=
Wüſte niedergehen mußten, werden ver=
Die Suche nach ihnen wird durch die
n Schne= und Hagelfälle, die über ganz
en niedergehen, außerordentlich erſchwert.

U-Bookes M. 2 (Funkbild).
Englands Marin=

Zu Ehren der 54 Toten des verunglückten engliſchen Unterſeebootes M. 2 werden an der Stelle,
an der das Boot unterging, Kränze in das Meer verſenkt.

Die Jeſuiten wechſeln an der ſpaniſchen Grenze den Zug.
Nachdem die ſpaniſche Regierung die Geſellſchaft Jeſu auflöſte, müſſen die Jeſuiten=Pater Spanien
verlaſſen und ziehen nun in andere Länder, vor allem nach Belgien, in denen die Geſellſchaft
Beſitztümer hat.


Beginn der Zeugenvernehmung
im Schultheiß=Pakenhofer=Prozeß.
Berlin. Zu Beginn der Montagsvehand=
lung
wurde Bankdirektor Reinhard als erſter
Zeuge über das Zuſtandekommen des ſogenann=
ten
Holland=Konſortiums vernommen. Direktor
Reinhart erklärte u. a., dieſes Hollandgeſchäft
habe für den Konzern keine erhebliche Gefahr
bedeutet. Zu dem Vorwurf gegen Katzenellen=
bogen
, in dem anläßlich der Fuſionierung heraus=
gegebenen
Proſpekt irreführende Angaben ge=
macht
zu haben, erklärte der Zeuge, daß man ſich
fragen müſſe, ob ein derartiges Geſchäft, wie
das Holland=Konſortium, in die Bilanz gehöre
oder nicht. Er ſei der Anſicht, daß dies nicht not=
wendig
ſei. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob
die Kommerz= und Privatbank den Konſortial=
vertrag
auch dann genehmigt hätte, wenn ſie von
dem Konſortialvertrag Katzenellenbogens mit
Danatbank gewußt hätte, erwiderte der Zeuge,
daß das Geſchäft unter dieſen Umſtänden nicht ge=
macht
worden wäre.
Auf Antrag der Staatsanwaltſchaft wurde die
Vereidigung Bankdirektors Reinhart bis zum
Schluß der Beweisaufnahme zurückgeſtellt.
Nach den Erklärungen des Zeugen Rechtsan=
walt
Bernhard, Syndikus der Danatbank, über
die Verträge der Danatbank und Schultheiß
wurde der Geſchäftsinhaber der Danatbank, Ja=
kob
Goldſchmidt, als Zeuge vernommen. Er er=
klärte
, daß im Jahre 1929 zwiſchen ihm und
Ludwig Katzenellenbogen ſehr häufig Unterhal=
tungen
über Konſortialgeſchäfte ſtattgefunden
hätten. Er ſelbſt habe ein außerordentliches
Vertrauen zu der Leitung des Schultheiß= Patzen=
hofer
=Konzerns gehabt. Da in der Folgezeit die
Lage bei den Weltbörſen eine rückläufige Be=
wegung
angenommen habe, habe Katzenellen=
bogen
mit ihm über etwaige Interventionen ge=
ſprochen
. Katzenellenbogen habe zum Ausdruck
gebracht, daß das plötzliche Sinken der Kurſe un=
geheuerliche
Folgen für den Konzern haben
könnte. Deshalb ſei dann der Kreditvertrag zu=
ſtandegekommen
, der für die Oſtwerke auf drei
Millionen Dollar lautete, im Auguſt 1931 ſchließ=
lich
auf ſechs Millionen Dollar erhöht worden
ſei. Damit habe ſich auch die Gewinnbeteiligung
der Danatbank an dem Konſortium von 10 v. H.
auf 25 v. H. erhöht. Er habe den Konzern ſtets
günſtig beurteilt.
Der nächſte Zeuge iſt Direktor Tänzer, ein
Schwager des angeklagten Generaldirektors
Penzlin und früher Leiter der Effektenabtei=
lung
bei den Oſtwerken. Tänzer führt aus, daß
bei den Oſtwerken über die geſchäftlichen Enga=

gements Buch geführt ſei, und das Katzenellen=
bogen
laufend vorgelegt worden wäre. Am Mitt=
woch
werden die Herren der Reviſionskommiſſion
als Zeugen vernommen.

Prof. Calmette zum Urteil im Lübecker Prozeß.
Paris. Prof. Calmette nimmt in einer
Erklärung an die Preſſe zu dem Urteil im =
becker
Prozeß Stellung. Mit Befriedigung habe
r erfahren, daß das Gericht endgültig feſtgeſtellt
habe, daß ſein Impfſtoff keine Schuld an dem
ſchrecklichen Irtum trage, der zum Tode ſo vieler
Kinder geführt habe. Er beklage, daß Prof.
Deycke und Dr. Altſtädt, deren untadelhafte wiſ=
ſenſchaftliche
Vergangenheit die größte Achtung
verdiene, für die Urſachen dieſer Kataſtrophe
hätten verantwortlich gemacht werden müſſen.
Er halte es für ſeine Pflicht, ihnen ſeine Sym=
pathie
und ſeine wärmſten Wünſche für ihre bal=
dige
Freilaſſung auszuſprechen.
Reviſion im Calmette=Prozeß.
Wie die Montagsblätter melden, haben die
Verteidiger von Profeſſor Dr. Deycke und Ober=
medizinalrat
Dr. Altſtädt, Dr. Ihde und Dr.
Hoffmann, beſchloſſen, heute gegen das Urteil
im Calmette=Prozeß Reviſion einzulegen.
Die franzöſiſchen Afrika=Flieger aufgefunden.
Paris. Die in der Libyſchen Wüſte ver=
ſchollenen
franzöſiſchen Flieger ſind am Sonntag
vormittag von franzöſiſchen Flugzeugen aufge=
funden
und nach Inſchallah gebracht worden.
Lebenszeichen von den eingeſchloſſenen Bergleuten
in Charleroi.
Brüſſel. Die Anſtrengungen der Rettungs=
mannſchaften
, die in der Grube Monceau Fon=
taines
eingeſchloſſenen 18 Bergleute zu bergen,
ſind bis Mitteracht vergeblich geweſen. In dem
Unglücksſtollen haben ſich ſo beträchtliche Gas=
mengen
angeſammelt, daß die Rettungsmann=
ſchaften
wiederholt, trotz der Gasmaske zum Aus=
fahren
gezwungen waren. Bei den Aufräumungs=
arbeiten
ſtieß man auf die Leiche eines Berg=
arbeiters
, die zur Hälfte freigelegt worden war.
Eine zweite Leiche wurde kurze Zeit darauf ent=
deckt
, die bisher nicht geborgen werden konnte.
Gegen 9 Uhr abends antwortete einer der Ver=
ſchütteten
, der Bergarbeiter Jean Pique, der
offenbar; verletzt iſt, auf die Rufe der Ret=
tungsmannſchaften
. Seinen von Schmerzens=
ſchreien
unterbrochenen Mitteilungen glaubt
man entnehmen zu können, daß ſich noch drei
weitere lebende Bergleute in ſeiner Nähe be=
finden
. Die übrigen Verſchütteten dürften nach
Anſicht der Retungsmannſchaften weiter im In=
nern
des Stollens liegen.

Dieſer Tauchapparak ſoll zur Bergung
des M. 2 dienen.

Neuer Tauchapparat bei der Prüfung durch
Marinetaucher im Hafen von Portsmouth.

Der Wirbelſturm auf Réunion.
45 Todesopfer.
Paris. Nach den letzten Nachrichten über
den ſchwere Wirbelſturm auf der franzöſiſchen
Inſel Réunion hat die Unwetterkataſtrophe nicht
weniger als 45 Menſchenleben gefordert. Die
Hauptſtadt St. Denis wurde zum größten Teil
zerſtört. Ihre Bewohner haben ſich in die Kir=
chen
und Schulen ſowie an Bord der im Hafen
liegenden Schiffe in Sicherheit gebracht. Auch
in St. Paul wurden ganze Wohnviertel zerſtört.
Die Ernte iſt zum großen Teil vernichtet.

Die Urſache der engliſchen U=Boot=Kataſtrophe,
Daily Mail meldet: Nach den Berichten der
Taucher iſt die Kataſtrophe des U=Bootes M. 2
anſcheinend darauf zurückzuführen, daß die Tür
des vor dem Kommandoturm auf dem Verdeck
angebrachten Flugzeugſchuppens beim Auftauchen
des U=Bootes zu früh geöffnet wurde, und daß
das hineinſtrömende Waſſer den Untergang des
Fahrzeuges herbeiführte.
Zwei Offiziere von M. 2 gefunden.
London. Von den Tauchern, die das U=Bvof
M. 2 unterſuchen, ſind bis jetzt die Leichen von
zwei Offizieren im Kommandoturm gefunden
worden.
Maler Hermann Herzog geſtorben.
Philadelphia. Der in Bremen geboreie
Maler Hermann Herzog iſt im Alter von 100
Jahren geſtorben. Herzogs Werke befinden ſich
in Sammlungen ſowohl in Amerika als auch in
Europa.
Jeruſalem in Schnee.
Jeruſalem. Ueber Jeruſalem tobte am
Sonntag ein außerordentlich heftiger Schnee=
ſturm
. Der Verkehr wurde eingeſtellt. In dieſer
Jahreszeit iſt ſeit langen Jahren in Jeruſalem
kein Schnee mehr gefallen. Man ſpricht hier all=
gemein
von einem ſeltenen Naturereignis.

Ein phankaſtiſches Proſekt:
60 Höhenwind=Krafkwerke
ſollen Deutſchland mit Skrom verſehen.

Einer der geplauten Wind=Krafttürme,

die 270 Meter hoch ſein ſollen und ein
Gewicht von 1,8 Millionen Kilogramul
aufweiſen würden. Die rieſigen Wind=
räder
ſind als Generatoren ausgebildel.

Der Konſtrukteur H. Honnef, der Erbauer Dee
Königswuſterhauſener Funkturms, hat in einle.
aufſehenerregenden Vortrag den ſenſationet
Plan entwickelt, künftig ganz Deutſchland oute
den Bau von 60 Höhenwind=Kraftwerken,l
billigem Strom zu verſorgen. Die Ausführuſt
dieſes Projektes könnte eine Umwälzung für.
geſamte Kraftwirtſchaft bedeuten.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 9. Februar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 40 Seite 9

Die Tabelle:

V.f.R. Bürſtadt
Olymp. Lampertheim
V.f.L. Lampertheim
Spv. Horchheim
Olympia Worms
V. Biblis
Starkbg. Heppenheim
Spv. Hochheim
Tonc. Gernsheim
Norm. Pfiffligheim
Vikt. Neuhauſen".
Spv. Abenheim
F. V. Hofheim

Spiele gew. verl. 15

Punkte
26
23

TSV. Braunshardt TV. Trebur 4:5 (3:1).
Eichte Ueberraſchung gab es in Braunshardt, wo die Bezirks=
Den gegen den A=Klaſſenvertreter Trebur eine Niederlage hin=
Dex mußten. Es war ein unſchöner und harter Kampf.
Sus der Gäſte wurde eine überaus harte Note ins Spiel ge=
*h was dem Treffen den Charakter eines Freundſchaftsſpieles
. Mit allen erdenklichen Mitteln verſuchten die Treburer
2lAngriffe der Einheimiſchen zu unterbinden, wodurch das
SA lehr zerpfiffen wurde. Die Braunshardter erreichten nicht
Fringſten die in vorhergehenden Spielen gezeigte Form.
vermißte vor allem den Eifer ſowie ſchnelles und zügiges
der ſonſt ſo gefährliche Sturm hatte wenig Durchſchlags=
In der 1. Hälfte ſah man noch einigermaßen zufrieden=
e
Leiſtungen, während in der 2. Hälfte die Mannſchaft
Suſammenhanglos ſpielte. Scheinbar hatte man den Les=
un
terſchätzt und nahm das Spiel ſehr leicht, was ſich Aber
rächte. Die Gäſteelf, eine äußerſt ſtabile Mannſchaft, hat
DEg verdient. Sie war bei weitem eifriger, wuchtiger und
SnerT als der Gaſtgeber. Ausgezeichnet arbeitete der Torwächte=
unmöglichſten
Sachen hielt und dem die Mannſchaft in de
Bäutſache ihren Sieg verdankt. Schiedsrichter Netz=Darmſtadt
koMſe nicht immer überzeugen. 2. Mannſch. 4:0 für Br.

A

* Kreisliga Südheſſen.
Bürſtadt behauptet ſich weiterhin gut!
Die Raſenſpieler laſſen ſich von dem gewiß nicht einfachen
ſen zur Meiſterſchaft unter keinen Umſtänden mehr abbringen.
li haben ſie auch in Abenheim die beiden Punkte geholt, die
n ſo bedeutungsvoller ſind, weil Abenheim auf eigenem Platze
ißerſt gefährlich iſt Ungeſchlagen gehen die Bürſtädter ihrem
in nicht mehr fernen Ziele entgegen; Ol mpia Lampertheim
19r mit Abſtand. Dieſer ebenfalls ſehr ſtar e Verein Südheſſens
üug diesmal ſeinen allerdings ſchwächeren Gegner, Vikt. Neu=
uen
, nach Belieben. Die Lampertheimer heften ſich alſo nach
4 vor dem Erſten unnachgiebig an die Ferſen. Dagegen iſt
. Lampertheim wieder zurückgefallen. Reichlich hoch fiel die
heerlage der Lampertheimer aus, die in Horchheim die Sache
zleicht nahmen. Hofheim ſetzte ſich gegen Gernsheim durch und
11 ſich damit, wenn auch immer noch am Ende der Tabelle, ſehr
Heppenheim hatte es mit den ſpielſtarken Gäſten nicht leicht;
läitte wirklich nicht viel gefehlt und die Hochheimer hätten ihr
hUmentſchieden errungen. Die Pfiffligheimer Normannen ſchei=
m
ſich tatſächlich noch kurz vor dem Abſchluß der Saiſon zu
ſden. Diesmal ſiegten ſie über die Wormſer Kleeblätter nach
htem Kampfe, und zählen durch dieſen erneuten Punktegewinn
nicht mehr zu den Abſtiegskandidaten. In Biblis trug man
FFaſtnachtſpiel aus, das einen ſehr guten Beſuch aufzuweiſen

Olymbische Minte.
19 232

SV. Roßdorf SV. Lengfeld 33:1!!!
Das in Roßdorf mit allgemeiner Spannung und großem
Jiereſſe erwartete Rückſpiel gegen Lengfeld wurde zu einem
ſprtlichen Fiasko, wie man es Gott ſei Dank nur ganz ſelten
eeht. Die Gäſte, welche keine Meiſterſchaftsausſichten mehr
ſatem, gaben ihr geringes Intereſſe an dem Spiel von vorn=
geein
ſchon dadurch kund, daß ſie nur mit 10 Mann antraten
m Habei 3 Spieler verwendeten, die ſchon in dem vorangegan=
gen
Spiel der 2. Mannſchaften mitgeſpielt hatten!! Der Ver=
af
des Spieles bewies dann auch von Anfang an, daß Lengfeld
gricht daran dachte, das Spiel einwandfrei durchzufuhren. Nur
ſierſten 10 Spielminuten waren annehmbar. Noßdorf war
ſlch überlegen und konnte bald durch ſeinen Mittelſtürmer in
hürung gehen: Lengfeld kam kurz darauf zum Ausgleich, aber
rächſte Anſtoß brachte die Einheimiſchen durch Torſchuß des
=blinken erneut in Front. Dann ereignete ſich der erſte
ſeſchenfall, als der ſehr gut amtierende Schiedsrichter Lengfelds
etem Verteidiger wegen fortgeſetzten Kritiſierens nach voraus=
err
gener Verwarnung vom Platze verwies. Dem Ausgeſchloſ=
en
folgte die geſamte Lengfelder Mannſchaft freiwillig, beſann
ſcober bald eines anderen und kehrte wieder zurück. Jedoch
n dem Fußballkampf war es vorbei. Die Gäſteſpieler leiſteten
guztenteils nur noch ganz ſchwachen Widerſtand. Nachdem bis
mhalbzeit noch zwei Lengfelder freiwillig den Platz verlaſſen
aen, wurde das Spiel nur noch zu einer Schießerei auf das
ſüeror, wobei die Gegner meiſtens nur zuſahen, manchmal ſogar
A1 mittaten. Spieler. Schiedsrichter und Zuſchauer waren
m. als das Trauerſpiel zu Ende war Lengfeld aber hat
uh die Art und Weiſe, wie ſeine Spieler heute vor den ſehr
ureich erſchienenen Zuſchauern kämpften, ſich ſelbſt und dem
eu gedanken ſchweren Schaden zugefügt.
Viktoria Griesheim Union Wixhauſen 3:4 (2:2/3:3) n. V.
Bei herrlichem Fußballwetter, ſah man in obiger Begegnung
inn ſehr abwechſlungsreichen Kampf. Das Spiel wurde in jeder
Fehung ſehr fair und anſtändig durchgeführt, und wirkte des=
Tolifür den Fußballſport ſehr werbend. Obwohl Union Wix=
uen
ſich weiter für den Bezirkspokal qualifizieren konnte, ſo
n ſie dieſen Erfolg nur dem Glück zu verdanken; denn bei
ocem Treffen ſah man wirklich, daß man beim Fußballſpiel auch
(ük haben muß und es nicht allein auf das ſpieleriſche Können
gumt. Die Gäſte dürften trotzdem durch ihr muſtergültiges
ghalten und ruhige Spielweiſe den Sieg verdient haben, ob=
mi
Griesheim auch nicht über die Stränge ſchlug und in ritter=
far
Art um den Sieg kämpfte. Hoffen wir, daß das in nächſter
zſ zum Austrag kommende Verbandsſpiel der beiden Vereine
Cin ſolcher Weiſe zum Austrag gelangt, dann wird ſich viel=
U gt noch manche Sportſeele zum Fußballſpiel bekennen.
Die Griesheimer, welche in dieſem Spiele wieder vom Pech
mlgt waren, zeigten, daß ſie noch Fußball ſpielen können. Sie
Aten ſehr flott und ſchön und arbeiteten auch genügende Chan=
Cgheraus. um den Sieg an ſich zu bringen, nur wollte Fortuna
Im mitmachen. Das Treffen entſchied ſich erſt nach Verlänge=
Eih, indem es bei regulärer Spielzeit 3:3 ſtand.
Erſatzmannſchaft Ober=Ramſtadt 3:2.
SV. 1910 Weiterſtadt Olympia Hahn 15:1 (8:1).
Arn Sonntag hatte Weiterſtadt Olympia Hahn zu Gaſt. Ob=
W die Einheimiſchen immer noch ohne Greifenſtein und J.
2ßer antreten mußten, konnten ſie dieſes Spiel haushoch für ſich
ſieden. Es iſt dies bis jetzt die größte Niederlage eines Ver=
nin
den diesjährigen Verbandsſvielen der A=Klaſſe. Schon
y nach dem Anpfiff entwickelte ſich ein ſchnelles Spiel. Die
eimiſchen drückten ſtark und konnten in der dritten Minute
Merſten Treffer erzielen. Nach weiterer Ueberlegenheit konn=
Ndie Gäſte im Anſchluß an einen vereinzelten Durchbruch den
Khſtand und ihr einziges Tor erzielen. In kurzen Abſtänden
ſden bis zur Pauſe noch ſieben Tore der Einheimiſchen, die nach
Abauſe nochmals 7 Treffer buchten. Die Gäſte verſuchten, das
M offen halten, konnten jedoch trotz guter Abwehr die reich=
m
Tore der Einheimiſchen nicht verhindern. Ihre flinke und
Be Mannſchaft traf die einheimiſchen Stürmer mit ihren beſten
Sßltiefeln an denn es wurde nicht lang gezögert, ſondern friſch
Ueaplaciert geſchoſſen. Die Gäſte hatten einige Schwächen, auch
1aA ihnen die reife und techniſche Spielweiſe. Bei den Ein=
Dſchen klavpte es vorzüglich, ſie waren in allen Reihen gut
DPt. Der Schiedsrichter, Herr Krämer=Arheilgen, hatte leichte
eit und amtierte ſehr gut und unauffällig. Die 2. Mann=
7 uinterlag gegen Eberſtadt nach verteiltem Spiel 4:3. Ein
Wſtſchieden wäre gerecht geweſen,

Filmgeſchäfte auf dem Eis und anderer olympiſcher Zauber.
(Olympia=Sonderdienſt des Darmſtädter Tagblatts.
Lake Placid. 8. Februar.
Der Sonntag war in Lake Placid wieder ein ſtrahlender
Wintertag. Am wolkenloſen Himmel ſtand eine Sonne, die es faſt
zu gut meinte und die Befürchtungen auf nahendes Tau=
wetter
aufkommen ließ. Dieſe Sorge bedrückte aber zunächſt
nur einen kleinen Teil von Offiziellen. Die Aktiven und die zahl=
reichen
Fremden nahmen den ſchönen Tag als ein Geſchenk des
Himmels hin und waren guter Dinge. Schon früh am Morgen be=
gegnete
man geſchloſſenen Trupps von Olympiakämpfern, die mit
Schlittſchuhen. Skiern und Schlitten hinaus in die Berge, auf die
Bobbahn und in das Eisſtadion zogen. Die immer ſtärker wer=
dende
Fülle auf den Straßen der kleinen Stadt ließ dann bald er=
kennen
, daß am Samstagabend und in der Frühe des Sonntags
noch zahlreiche neue Beſucher von auswärts eingetroffen ſind.
Den zum Training ausziehenden Eiskunſtläufern be=
gegnete
dabei allerdings ein ſeltſames Vorkommnis. Nachdem
ihnen tagelang die gleichfalls nicht zum olympiſchen Programm
zählenden Curlingsſpieler im Eisſtadion die Uebungsmöglich=
keiten
ſehr ſtark beſchnitten hatten, machte ihnen am Sonntagvor=
mittag
der . . . Film das Training unmöglich.
Als ein großer Trupp von Kunſtläufern ſich mit munterem
Geſang dem Stadion näherte, bot ſich ihnen ein eigenartiges Bild:
Die Eisfläche war beſetzt von Filmleuten mit ihren Tonfilm=
wagen
und mitten auf der Fläche drehte ſich Sonja Henie
in ihren ſchönſten Figuren und gewagteſten Sprüngen. Man
glaubte ſchon, die norwegiſche Olympiaſiegerin von 1928 habe
dieſe Aufnahmen gewünſcht, als man hören mußte, daß die ame=
rikaniſchen
Filmleute im Einverſtändnis mit dem USA.=Komitee
handelten. Daß dieſe Geſchäftemacherei ſich bei den Olympiſchen
Spielen breitmachen kann, und zwar auf Koſten der übrigen
Aktiven, das iſt eine der zahlreichen Amerikaniſchen Merkwür=
digkeiten
, denen man bislang ſchon in Lake Placid begegnet iſt.
Das Erſtaunen um nicht zu ſagen: die Erbitterung un=
ter
den europäiſchen Olympiakämpfern war natürlich wieder ein=
mal
ſehr groß. Aber man muß ſich hier mit manchem abfinden,
und daß in Lake Placid der wirkliche olympiſche Geiſt nur ſelten
zu finden iſt, daran hat man ſich nun ſchon in wenigen Tagen ge=
wöhnt
. Unglaublich wäre es aber trotzdem, wenn es zutreffen
ſollte, daß das Filmgeſchäft mit Sonja auch noch vom amerikani=
ſchen
Komitee gebilligt worden ſei, weil die Filmleute dafür eine
Abgabe an das Komitee leiſten ſollten. Man muß die endgültige
Klärung dieſer Angelegenheit abwarten, um ſich ein abſchließendes
Urteil hilden zu können.
Amerika ſchlägt Deutſchland 7:0.
Luſtloſes Spiel der deutſchen Mannſchaft. Ein einſeitiger
Schiedsrichter. Drei Tore in zwei Minuten.
Lake Placid, 7. Februar.
Als ſich Deutſchland nach vielem Hin und Her endlich doch
entſchloß, an dem olympiſchen Eishockey=Turnier teilzunehmen,
da rechnete man allgemein damit, daß unſere Vertreter vergebens
gegen die Uebermacht der Kanadier und Amerikaner anſtürmen
würden. Als aber dann aus Lake Placid die erfreuliche Kunde
kam, daß ſich unſere Mannſchaft gegen die Kanadier höchſt ehrenvoll
behauptet hatte und nur eine 4:1 Niederlage einſtecken mußte, da
war man recht zufrieden, wenn auch unſere Hoffnungen nicht
weiter bis auf einen dritten Platz gingen. Dieſe Hoffnung iſt zwar
geblieben, aber dafür mußten wir mit der 7:0 Niederlage eine um
ſo größere Enttäuſchung einſtecken. Enttäuſcht iſt man deshalb vor
allen Dingen, daß die deutſche Mannſchaft durch ihr anfänglich
leichtſinniges Spiel die Höhe der Niederlage ſelbſt verſchuldete,
enttäuſcht iſt man weiter, daß abermals die Spielleitung in den
Händen eines Unparteiiſchen lag, der mit zweierlei Maß maß.
Während er bei den Deutſchen im Verlauf des ziemlich harten
Kampfes ſehr ſcharf. zeitweilig übermäßig ſcharf ſogar zugriff,
ſo daß manchmal nur drei Spieler auf der deutſchen Seite ſich noch
auf dem Felde befanden, wußte er bei den Amerikanern ſtets ein
Auge zuzudrücken.
Der Kampf fing ſchon wenig verheißungsvoll für Deutſchland
an. Unſere Vertreter ließen gleich zu Beginn den Eifer und dazu
auch noch den nötigen Ernſt vermiſſen. Durch ein allzu ſorgloſes
Spiel ermöglichte man es dem Gegner, ſchon in den beiden erſten
Minuten drei Tore vorzulegen. Damit wurde natürlich der deut=
ſchen
Mannſchaft jede Zuverſicht genommen. Lediglich Leinweber
im Tor ſetzte ſich mit Bravour ein und hielt, was nur einiger=
maßen
zu halten war. Als dann der Kampf härter wurde und
der Schiedsrichter Fehlentſcheidungen traf, die ſich in der Haupt=
ſache
gegen die deutſchen Spieler richteten. er ſtellte dabei un=
ſeren
Verteidiger Heinrich faſt zwanzig Minuten vom Felde
war man vollſtändig deprimiert und ſpielte äußerſt luſtlos. Zwei
weitere Tore waren die Ausbeute der Amerikaner in dieſem zwei=
ten
Spielabſchnitt, denen dann im Schlußdrittel abermals zwei
Treffer der USA.=Mannſchaft folgten. Die Torſchützen waren
Palmer (3) Chaſe (2) Everett und Nelſon mit je einem Tor=
erfolg
. Auf der deutſchen Seite verdient in der Hauptſache die
ausgezeichnete Arbeit unſeres Torhüters Leinweber eine beſondere
Anerkennung, dem es allein zuzuſchreiben iſt, daß die Niederlage
nicht zweiſtellig wurde.
Die Tabelle der Eishockeyſpiele:
3 Spiele, 15:2 Tore, 6:0 Punkte,
Kanada
12:3
Amerika
3:12
Deutſchland
*
0:6
2:15
Polen

Kanada ſchlägt Polen 9:0.
Der Eishockey=Weltmeiſter und Olympiaſieger machte mit den
Polen, die ſich gegen USA. ſo gut geſchlagen hatten, wenig Feder=
leſens
. Nach kurzer Gegenwehr wurden die Polen einfach über=
rannt
und mit 9:0 (2:0, 5:0. 2:0) geſchlagen.

271 Teilnehmer, darunter auch 15 Vertreter der Tſche=
chei
, die zuerſt abgeſagt hatten, haben ſich in die Meldeliſte der am
Freitag beginnenden deutſchen Skimeiſterſchaften in Schreiberhau
eingeſchrieben.
25000 Mark wurden aus den Nothilfeſpielen im Bezirk
Württemberg=Baden an die örtlichen Winterhilfs=Organiſationen
abgeführt.
Sepp Müller, der zuletzt beim FV. Würzburg tätige
frühere Internationale der Spielvereinigung Fürth, iſt aus beruf=
lichen
Gründen nach Eſſen übergeſiedelt.
Nach Deutſchland zurückgekehrt iſt der Berliner
Mittelſtreckler Herbert Böcher, der ſeit 1929 nach dem Länderkampf
gegen Japan an der Univerſität Mukden als Sportlehrer tätig war.
Oeſterreichiſcher Ski=Staffelmeiſter wurde der
Skiklub Innsbruck in 2:59,36 Stunden vor der Mannſchaft des
Heeresſportverbandes.
Zwei deutſche k.o.=Boxſiege gab es am Mittwoch abend in
Paris. Der Bochumer Neuſel bezwang den Italiener Rivara in
der 5. Runde, und der Kölner Riethdorf ſchlug den Franzoſen
Arabello in der 3. Runde k. o.

Schneeſturm am Monkag. Bobrennen verlegl.
Lake Placid. 8. Februar.
In den erſten Tagen der olympiſchen Winterſpiele zu Lake
Placid ſind von den Fremden wiederholt Klagen über das dürftige
Programm der einzelnen Tage laut geworden.
Die Klagen werden nun verſtummen, denn die heute begonnene
Hauptwoche der Winterſpiele bringt ein weſentlich ſtärkeres Pro=
gramm
. Bis zum Samstag werden innerhalb von 6 Tagen die
Entſcheidungen im 10 000=Meter=Eisſchnellaufen, in den Kunſt=
laufen
der Damen. Herren und Paare, im Eishockey, im Vierer=
und Zweierbobrennen, ſowie in den drei Skiwettbewerben fallen.
Alſo Ereigniſſe in Fülle. Am Montagmorgen ſetzte jedoch Schnee=
ſturm
ein, ſo daß die für Montagmorgen angeſetzten erſten Läufe
des Zweierbobrennens verlegt werden mußten. Der Schneeſturm
hatte ſo große Maſſen Schnee auf die Bahn geweht, daß die Bobs
einfach ſtecken blieben.
Die beiden erſten Läufe wurden auf Dienstag vertagt. Der
Dreier= und Vierer=Lauf wird dann am Mittwoch folgen. Bei der Platz=
ausloſung
ergaben ſich für die beiden deutſchen Bobs günſtige Plätze.
Bob Deutſchland I ſtartet an 6. Stelle mit Kilian, Huber: Bob Deutſch=
land
II mit Huth und Ludwig an 13. Stelle. 4. Goldmedaille für U. S.A.
Irvin Jaffee, auch über 10000 Meter. Trotz des ſtürmiſchen Wetters,
das die Eiskunſtläufer wieder aus dem Stadion vertrieb, wurde in dem
Schnellauf nach Beſeitigung der größten Schneemaſſen die Entſchei=
dung
im 10 000 Meter=Lauf ausgetragen. Der Kampf führte zu einem
neuen Triumph für die U. S.A.=Läufer und für Irvin Jaffee. Amerika
gewann ſeine vierte. Jaffee ſeine zweite Goldmedaille. Von den beiden
Norwegern hielt ſich Ballangrud am beſten. Er wurde erſt in dem un=
erhörten
Endſpurt geſchlagen und belegte den zweiten Platz, während ſein
Landsmann Evenſen Sechſter wurde. Die Zeit des Siegers war in an=
betracht
des außerordentlich ſtarken Gegenwindes natürlich nicht beſon=
ders
günſtig. Das genaue Ergebnis: 10 000 Meter=Eisſchnellauf:
1. Jaffee=Amerika 19:13,6 Min.; 2. Ballangrud=Norwegen, 3. Stack=
Kanada, 4. Wedge=Amerika, 5. Biallas=Amerika, 6. Evenſon=Norwegen.
7. Hurd=Kanada, 8. Schröder=U. S.A. Im Länderklaſſement führt nach
den abgeſchloſſenen vier Eislaufwettbewerben Amerika mit 38 Puntten
vor Kanada mit 29 Punkten und Norwegen mit 13 Punkten.
Bei den Olympiſchen Winterſpielen in Lake
Placid wurde die deutſche Eishockey=Mannſchaft von den Ameri=
kanern
überraſchend hoch 7:0 (3:0. 2:0, 2:0) geſchlagen, während
Kanada die Polen mit 9:0 abfertigte.
100 000 Olympia=Marken verkauft!
Nach dem Stande vom 30. Januar 1932 ſind für die deutſche
Leichtathletik=Expedition nach Los Angeles die erſten zehntauſend
Mark geſammelt. Das Ergebnis darf in Anbetracht vieler zu
überwindender Widerſtände als erfreulich bezeichnet werden. Es
zeigt aber gleichzeitig, welch angeſtrengter Werbearbeit jedes Ein=
zelnen
es noch bedarf, den Enderfolg ſicherzuſtellen.
Von Intereſſe iſt, welche Gruppen den genannten Betrag auf=
brachten
: Vereine der D.S.B. 3187 RM., Aktive (die 30 Beſten)
2778 RM., Preſſe 865 RM., weitere Bezieher des D. S.B.= Preſſe=
dienſtes
1301 RM., Sportärzte 611 RM. Sportartikel=Fabrikanten
550 RM., Sportartikel=Händler 178 RM., Handel und Induſtrie
530 RM., zuſammen 10 000 RM.
Noch 400 000 Marken harren auf Abſatz. Die Olympia=
Marken können durch die Geſchäftsſtelle der Deutſchen Sport=
behörde
, München 38, Romanſtraße 67, angefordert werden.

Das neue Spielſyſtem.
Die neue Ausſchreibung der Deutſchen Waſſerball= Meiſter=
ſchaft
1932 wird demnächſt erſcheinen. Man will in dieſem Jahre
die Meiſterſchaft nach einem Entwurf des Waſſerballwarts Hof=
mann
=Nürnberg austragen, und zwar dergeſtalt, daß erſt die Gau=,
dann die Kreis= und ſchließlich die Verbandsmeiſterſchaft entſchie=
den
werden. Die Kreisſieger und Zweiten ſind an den Vorrun=
denſpielen
teilnahmeberechtigt. Die Endrunde führt die letzten
Drei und den Titelverteidiger Hellas Magdeburg auf einem
zweitägigen Turnier am 8. und 9. Oktober in Leipzig zuſammen,
wobei Jeder gegen Jeden nach dem Punktſyſtem zu ſpielen hat.
Mit Ausnahme der Endrunde haben ſämtliche Spiele im freien
Waſſer als Hin= und Rückſpiel ſtattzufinden. Hellas iſt wegen
der ſtarken Inanſpruchnahme durch die Olympiſchen Spiele von
ſämtlichen Vorrundenſpielen befreit, und außerdem können auch
andere Mannſchaften, die mehr als einen Spieler für Los Ange=
les
ſtellen, von dieſer Maßnahme Gebrauch machen. Den ſtritti=
gen
Reiſekoſten=Ausgleichsfonds hat man fallen gelaſſen; die Ver=
eine
müſſen alſo ihre Reiſen ſelbſt finanzieren. Der Veranſtalter
muß dem Gegner zwei Drittel der Koſten erſetzen

Unter dieſem Namen gibt der Deutſche Fußball=Bund eine
ſchöne Jugendſportzeitſchrift heraus, die zurzeit in monatlich
70 000 Stück an die Jugendlichen in ſeinen Vereinen geht. Auf
52 farbig gedruckten Seiten bringt die Schrift für jeden leben=
digen
Jungen eine außerordentliche Fülle von Bildern aus dem
Sport= und Jugendſportleben, klare ſporttechniſche Lehraufſaße,
ſpannende Erzählungen und gute Darſtellungen aus dem Jugend=
ſportleben
. Die Zeitſchrift iſt ein reines Jugendblatt, die Jün=
gen
ſchreiben teilweiſe ſelber, knüpfen neue Kamerad’chaften über
das ganze Reich hin, erzählen ſich von Freud und Leid, von
Kampf und Sieg. Die Zeitſchrift iſt in keiner Weiſe einſeitig
orientiert und enthält, je nach den Jahreszeiten, eine Fülle jeg=
lichen
Sports, naturgemäß unter beſonderer Berückſichtigung des
Fußballs. Bei der Poſt (auch beim Briefträger) beſtellt, viertel=
jährlich
(3 Hefte) nur ganze 30 Pf.!

Frankfurt a. M.
Dienstag, 9. Februar.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
17.05: Ein weißer Ball um die Jahrhundertwende. Ausf.: Funk=
orcheſter
. H. Lingor (Tenor).
18.40: Dr. Borries: Mitteleuropa als Problem.
19.05: Karlsruhe: Heitere Bläſermuſik. Ausf.: Karlsruher Kam=
mermuſikvereinigung
der 1. Bläſer des Landestheaterorcheſters.
19.45: Cloclo. Operette von Franz Lehar.
22.00: Zeit, Wetter Nachrichten, Sport.
22.20: Bunter Abend.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 9. Februar.
10.10: Leipzig: Schulfunk: Die Nürnberger Tuchmacher ſpielen auf
die Faſtnacht ein Spiel von Meiſter Hans Sachs. Lehrſpiel von
W. Tiſſot.
11.30: Dr. Scharr: Das geſetzliche Verfahren der Gewährung und
Aufbringung der Entſchädigung für Tierverluſte.
12.05: Schulfunk: Franzöſiſch für Anfänger.
15.00: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten.
15.45: Künſtleriſche Handarbeiten: Der Pullover.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: El Grander: Das Problem der Aufrichtigkeit in der fran=
zöſiſchen
Literatur.
18.00: Walter Bloem lieſt ſeine Novelle: Faſchingsgeſpenſt.
18.30: Prof. Dr. Haſſinger: Wieviel Menſchen kamn die Erde
tragen?
a. 19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.20: G. Schultze: Soll man nach Südweſtafrika auswandern?
19.30: So klingt der neue Sendeſaal. Akuſtiſche Ergebytſe Da gr.
Aufnahmeſaales der Funkſtunde.
20.15: Prof. Dr. Goldſchmidt, Prof. Reſch u. Dr. Dunker: Kom=
munismus
und Eigentumsbegriff.
21.00: Faſtnachtsball.
(a. 22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.

[ ][  ][ ]

Nummer 40

Stagnierung in der franzöſiſchen Wirtſchaft.
Beunruhigung in franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſen, kroßdem Hoffnung auf Beſſerung.

*
Franzöſiſcher Wirkſchaftsbrief.

Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 6. Februar.
Die internationale Lage beunruhigt nach wie vor die Wirtſchafts=
kreiſe
. Ueber die außenpolitiſchen Verhandlungen mit England treffen
täglich andere Nachrichten ein, die viel zu der allgemeinen Unſicherheit
beitragen. Durch den japaniſch=chineſiſchen Krieg drohen weitere Kom=
plikationen
, und die innen= und außenpolitiſche Entwicklung in den Ver=
einigten
Staaten verurſacht viel Bedenken. Die einzige Nachricht, die
nicht nur eine Erleichterung, ſondern eine wirkliche Zufriedenheit aus=
löſte
, war die Meldung von der Rückzahlung des franzöſch=amerikaniſchen
Valutakredites ſeitens der Bank von England. Mit dieſer Nachricht
wurde auch die Befeſtigung des Pfund=Sterling=Kurſes ſichergeſtellt, und
dadurch iſt ein Alpdruck von dem Wirtſchafts= und Finanzleben gewichen.
Die Hoffnung, daß viele Gebiete der Wirtſchaft auch vor der Löſung
der großen politiſchen Fragen eine erhebliche Beſſerung, ja, einen Auf=
ſchwung
erfahren können, dringt immer mehr durch. Als Beiſpiele da=
für
werden die Hauſſe an dem amerikaniſchen Rohſtoffmarkte und die
Beſſerung der Lage an der Pariſer Börſe erwähnt.
Das Budgetprojekt, deſſen Votierung vor den Wahlen immer wieder
bezweifelt wird, wird wegen einiger Steuererhöhungen viel kritiſiert.
In amtlichen Kreiſen beruft man ſich aber darauf, daß nicht nur die
Steuereingänge, ſondern wegen der Droſſelung des internationalen Han=
dels
auch die Zolleingänge zurückgegangen ſind.
Die Lage der Schiffahrtsgeſellſchaften, vor allem der
Transatlantique, deren Reorganiſierung ſchon längſt ein politiſches
Problem geworden iſt und ſchier unlösbar erſcheint, verurſacht viele
Sorgen. Das gleiche gilt auch für die Aeropoſtal Luftverkehrs= Geſell=
ſchaft
,
Die Lage des franzöſiſchen Kohlenbergbaues iſt nach wie
vor ſchwierig. Es wird unaufhörlich offizielle Hilfe gefordert, und auf
dieſe Hilfe verläßt man ſich, wodurch die Situation noch mehr kompli=
ziert
wird. Die franzöſiſche Regierung iſt nämlich nur in dem Falle
bereit, das Einfuhrkontingent der ausländiſchen Kohle zu reduzieren,
wenn die Zechenbeſitzer ſämtliche Kohlenpreiſe herabſetzen. Die Zechen
wieder wollen die Preiſe nicht herabſetzen, bevor die Arbeiter nicht in
eine Lohnherabſetzung eingewilligt haben. In dieſer Hinſicht ſoll bald
eine Entſcheidung folgen.
Die Stagnierung in der Schwerinduſtrie dauert wei=
ter
an. Man rechnet wenig auf eine Aenderung; es ſcheint auch, daß die
zahlreichen Verträge und Abmachungen, die in der letzten Zeit unter den

metallurgiſchen Unternehmungen Frankreichs abgeſchloſſen wurden, weni=
ger
erfolgreich waren, als dies im allgemeinen erwartet wurde.
Die Kupferpreiſe wurden herabgeſetzt. Das iſt ein deutliches
Zeichen der Lage, in der ſich das Kupferkartell befindet, deſſen Ziel
monatelang nur die Hebung der Preiſe war. Das Kartell ſoll aber ſeit
kurzem alle ſeine Beſtrebungen nur darauf richten, ſeine rieſigen Vor=
räte
zu liquidieren. Es hat ſich weiter erwieſen, daß zu den hohen
Kartellpreiſen keine Verkäufe getätigt werden konnten und der Bedarf aus=
ſchließlich
von den kleinen, unabhängigen Produzenten gedeckt wurde.

Die Zinkproduktion iſt im Rückgang begriffen. Sie iſt etwa
um ein Drittel niedriger als während derſelben Periode des Vorjahres.

Die Bleipreiſe zeigen wenig Aenderung. Der Abſatz iſt ge=
ring
. Man rechnet aber darauf, daß die fernöſtlichen Länder größere
Mengen kaufen werden; bisher ſind ſolche Käufe nur in geringer An=
zahl
erfolgt.
Die Zinnpreiſe erfuhren viele Schwankungen, allerdings ſind
dieſe Preisänderungen nicht groß. Nichtsdeſtoweniger betrachtet man die
Zukunft des Zinnmarktes optimiſtiſch. Denn der Umſatz iſt bedeutend.
Auf dem Phosphatmarkte hält die Stagnierung weiter
i, es ſcheint, daß die Lage der Ausfuhr immer kritiſcher wird.
Die chileniſche Induſtrie ſcheint vom Unglück verfolgt zu ſein. Nach=
dem
die kommuniſtiſche Arbeiterbewegung die die Nitratenunterneh=
mungen
verſtaatlichen wollte, einen Mißerfolg erlitten hat, erdroſſelt jetzt
die Regierung die Nitrateninduſtrie damit, daß ſie die durch den Verkauf
erhaltenen Deviſen mit Beſchlag belegt.
Die Lage am Petroleummarkte hat ſich etwas gebeſſert.
Die amerikaniſche Ueberproduktion hat nachgelaſſen. Dementſprechend

wurde das Gleichgewicht zwiſchen Produktion und Verbrauch beinahe
hergeſtellt. Die Statiſtiken wenigſtens behanpten dies auf Grund der
Tatſache, daß die Vorräte nicht größer wurden.
Die Lage der rumäniſchen Petroleuminduſtrie hat ſich ſeit Anfang
November erheblich gebeſſert. Die Preiſe, die ſchon kataſtrophal ent=
wertet
waren, haben ſich plötzlich verdoppelt. Dieſe Aenderung, die in=
mitten
der Kriſe überraſchend kam, wird unter anderem auch mit dem
Zuſtandekommen eines franzöſiſch=rumäniſchen Petroleumaubkommens
erklärt. Frankreich verpflichtete ſich, zu beſtimmten Bedingungen jähr=
lich
ein Minimum von 400 000 Tonnen Petroleum von Rumänien zu
übernehmen. Das ruſſiſche Oel ſoll alſo durch das rumäniſche erſetzt
werden. Gleichzeitig will man in Frankreich eine großzügig angelegte
Raffinierinduſtrie ſchaffen und von Rumänien nur Rohöl importieren. Es
iſt merkwürdig, daß trotz dieſes Abkommens die hieſigen Wirtſchaftskreiſe
wenig Vertrauen zu der Zukunft der rumäniſchen Oelinduſtrie haben;
man behauptet hier, daß dieſe ſehr ſchlecht organiſiert und durch über=
triebene
Steuer überlaſtet ſei.

Freiverkehr.

Zu Beginn der neuen Woche änderte ſich in Berlin an der luſt=
loſen
und eher ſchwächeren Grundſtimmung für Aktienwerte nichts. Die
Kurſe erfuhren erneut 12prozentige Abſchwächungen, da kleines An=
gebot
überwog und die Spekulation infolge der undurchſichtigen außen=
und innenpolitiſchen Lage Zurückhaltung zeigte. Es fehlte außerdem
nicht an Gerüchten hinſichtlich der Banken= und Währungsreformpläne
der Regierung, und beſonders Informationen über eine Deviſennotver=
ordnung
, die angeblich von der Regierung geplant ſei, fanden Beach=
tung
. Man glaubt, daß dieſe Maßnahmen der Regierung auch inſofern
in den Effektenhandel übergreifen könnten, als irgend welche Verfügun=
gen
betreffs ſolcher Werte geplant ſeien, die auch im Auslande handel=
bar
wären. Da aber bekanntlich geſtern erſt die Abrüſtungskonferenz
begann beſonders geſpannt iſt man auf die Ausführungen Tardieus
und Brünings , derartige Maßnahmen aber erſt nach Rückkehr des
letzteren beſchlußfähig werden können, ſo ſcheint die Situation auch in
dieſer Hinſicht noch undurchſichtig zu ſein. Etwas größeres Angebot be=
ſtand
nur am Schiffahrtsmarkt und in Reichsſchuldbuchforderungen, wäh=
rend
ſich ſonſt die Umſatztätigkeit überhaupt in engſten Grenzen hielt.
Verhältnismäßig widerſtandsfähig lagen die Auslandswerte, von denen
Chade=Aktien auf Höchſtbaſis vom Samstag geſucht blieben, und Arbed=
Bonds ſogar noch etwas feſter tendierten. Bankaktien neigten dagegen
geſtern eher zur Schwäche, d. h. die Anteile der B.H.G. und Danatbank=
aktien
verloren zirka 0,5 Prozent; Reichsbankanteile gaben ſogar um 2
Prozent nach. Am Kalimarkt war die Tendenz widerſtandsfähig; Bur=
bach
beſſerten ſich erneut um 1 Prozent, nachdem ſie bekanntlich in den
letzten Tagen ſtärker verloren hatten. Am Anlagemarkt war die Tendenz
uicht ganz einheitlich. Goldpfandbriefe und deutſche Anleihen waren im
allgemeinen behauptet. Während Reichsbahnvorzugsaktien ebenfalls nur
wenig verändert lagen, verloren Farben=Bonds im Einklang mit den
Aktien zirka 1,5 Prozent. Bei den Reichsſchuldbuchforderungen betrugen
die Verluſte bis zu 1 Prozent.
Auch in den Mittagsſtunden neigte die Tendenz eher zur Schwäche.
Es kam in den führenden Werten etwas Ware heraus, ſo daß die Kurſe
erneut bis zu 1 Prozent abbröckelten. Die Umſatztätigkeit blieb aber
auch weiterhin äußerſt gering. Pfandbriefe neigten ebenfalls eher zur
Schwäche. Relativ am beſten gebalten waren Goldpfandbriefe, während
Landſchaften= und Kommunglobligationen etwas nachaaben. Auch deut=
ſche
Anleihen waren im Verlaufe eher angeboten. Reichsſchuldbuchfor=
derungen
verloren abermals bis zu 1 Prozent. Mit wenigen Ausnah=
men
hatten Induſtrieobligationen ſchwache Veranlagung. Am Geldmarkt
ermäßigte ſich der Satz für Tagesgeld auf 7,25 Prozent in der unteren
Grenze, die übrigen Sätze blieben unverändert. Am Deviſenmarkt
notierte das engliſche Pfund 5 Pfg. niedriger, von den Norddeviſen
war Reykjavik mit minus 25 Pfg. am ſtärkſten rückgängig. Spanien
büßte erneut 75 Pfg. ein.
Gegen die niedrigſten Mittagskurſe traten zwar bei den führenden
Werten Erholungen um Bruchteile eines Prozentes ein, doch blieb auch
in den Nachmittagsſtunden eine luſtloſe Tendenz vorherrſchend. Das Ge=
ſchäft
war während des ganzen Tages kleiner als ſonſt an Montagen,
zumal ſich das Rheinland wvegen des Roſenmontags wenig am Handel
beteiligte. Gefragt blieben die Valutenwerte unter Führung von Chade
und Sbenska, während ſich andererſeits die in der Schwveiz gehandelten
Licht u. Kraft= und Geffürel=Aktien durch etwas größeres Angebot aus=
zeichneten
. Im Zuſammenhang mit der geſtern ſtattgefundenen Ver=
ſteigerung
eines größeren Poſtens Deſſauer Gas=Aktien erhielt ſich für
dieſes Papier Intereſſe. Das Reſultat der geſtrigen Verſteigerung war
übrigens folgendes: 38 000 RM. Deſſauer Gas Aktien (42 000 nominal
wurden zurückgezogen) erzielten in drei Poſten 3 20 000, 10 000 und 8000
RM. einen Kurs von 82,5: 11300 RM. Mecklenburg=Strelitzer Hypo=
thekenbankaktien
wurden mit 58 Prozent erworben, und 20 300 RM.
Königsberger Lagerhaus=Aktien fanden bei 54,5 Prozent einen Käufer.
Am Anlagemarkt änderte ſich dagegen in den Nachmittagsſtunden an der
ſchwächeren Grundſtimmung nichts. Verhältnismäßig am ſtärkſten (bis
zu 2 Prozent) waren Induſtrieobligationen Reichsſchuldbuchforderungen
und Stadtanleihen gedrückt. Der Geldmarkt tendierte bei ruhigem Ge=
ſchäft
leichter: Tagesgeld lag in der unteren Grenze bei 7,25 Prozent,
die librigen Sätze blieben unverändert, jedoch überwog am Privatdiskont=
markt
die Nachfrage. Reichsſchatzwechſel und Reichsſchatzanweiſungen
wieſen nur geringe Umſatztätigkeit auf. An der heutigen Sprechbörſe
gaben die Tagesprobleme genügend Geſprächsſtoffe; die Ausſichten auf
Börſeneröffnung wurden ungünſtiger beurteilt; wieder wurde darauf
hingewieſen, daß erſt die Bankenfrage bereinigt werden müßte. Hierbei
ſprach man von einer FuſionDanatbankDresdener Bank,
an welchem Plan auch in Abweſenheit Dr. Brünings intenſiv ſeitens der
Regierung gearbeitet werde, da man ſich ſchon am Mittwoch in einer
Kabinettsſitzung nach der Rückkehr des Kanzlers mit dieſem Problem
beſchäftigen wolle. In dieſem Zuſammenhange aufgetauchte Gerüchte,
daß man bei der Regelung des Bankenproblems die Großbanken gleich=
zeitig
vom Börſengeſchäft nach amerikaniſchem Muſter loslöſen wolle,
werden jedoch als unzutreffend bezeichnet.

Nachdem bereits am Samstag eine ſchwächere Stimmung zu ver=
zeichnen
war, eröffnete auch die neue Woche in Frankfurt in ſehr
ſtiller und weiter ſchwächerer Haltung. Die Spekulation zeigte keine
Unternehmungsluſt, zumal die unklare innen= und außenpolitiſche Situ=
tion
zur Zurückhaltung mahnte und auch die meiſt ſchwächere Tendenz
der Weltbörſen verſtimmten. Die Umſatztätigkeit hielt ſich in engen
Grenzen, doch wanen anch die Kursveränderungen nicht von beſonderer

Bedeutung, obwohl das Angebot überwog. Es ergaben ſich auf faſt allen
Märkten ziemlich einheitlich Verluſte von 12 Prozent. Wenig ver=
ändert
lag nur der Bankenmarkt, mit Ausnahme von Reichsbank, die
etwa 2 Prozent verloren. Am Rentenmarkt neigte die Tendenz eben=
falls
zur Schwäche. Die Kursrückgänge betrugen faſt überall 0,51 Pro=
zent
, wobei Reichsſchuldbuchforderungen und Schatzanweiſungen ſtärker
offeriert waren. Von deutſchen Anleihen blieben Reichsaltbeſitz gehalten.
Auslandsrenten ohne Intereſſe. Am Geldmarkt machte die Erleichte=
rung
weitere Fortſchritte. Tagesgeld ermäßigte ſich auf 6,5 Prozent.

Berliner Deviſen=Feſtſehung vom 8. Februar 1932. Geld Brief Geld Brief Helſingfors 6.474 6.486 Spanien 32.22 32.28 Wien 49.95 50.05 Danzig 81.97 82.13 Prag 12.465 12.485 Japan 1.489 1.491 Budapeſt 56.94 57.06 Rio de Jan. 0.252 0.254 Sofia 3.057 3.063 Jugoſlawien 7.463 7.477 Holland
169.58 169.92 Portugal 13.24 13.26 Oslo 78.87 79.03 Athen 5.395 5.405 Kopenhagen 79.87 80.03 Iſtambul Stockholm 81.52 81.68 Kairo 1481 14.85 London 14.46 14.50 Kanada 3.646 3,654 Buenos Aires 1.043 1047 Uruguay 1.748 1.752 New York 4.209 4217 Island 65.43 65.57 Belgien 58.,66 58.78 Tallinn 111.39 111.61 Italien 21.95 21.99 Riga 80.92 81.08 Paris 16.57 16.61 Bukareſt 2.522 2.528 Schweiz 82.10 82.26 Kaunas 41.98 42.06

Wiekſchaftliche Rundſchau.

Verluſterhöhung Voigt u. Haeffner A.=G Frankfurt a. M. Die
Geſellſchaft litt 1931 wie die geſamte Elektroinduſtrie unter der großen
Abſatzſchrumpfung, da Aufträge von Belang nicht vorlagen. Zu der
Auftragsdroſſelung im Inlande tritt die Erſchwerung des Exportgeſchäf=
tes
durch die bekannten zollpolitiſchen Maßnahmen des Auslandes. Die
Geſellſchaft verſuchte mit gewiſſem Erfolge den Verdienſtausfall infolge
des Abſatzrückgangs durch eine Einſchränkung ihrer Geſtehungskoſten
auszugleichen. Wie wir erfahren, wird ſich der 1930 mit 0.26 Mill. RM.
ausgewieſene Verluſt um einige 100 000 RM. erhöhen. Die endgültige
Bilanzvorlage iſt erſt in einigen Monaten zu erwarten. Die Ausſichten
ſind noch recht unklar, doch hofft man, das an ſich ſehr geſunde Unter=
nehmen
auch in der ſchwierigen Weltwirtſchaftslage wieder aufwärts zu
bringen, zumal gerade im Augenblicke eine Reihe von großen Projekten
vorliegt. Die Geſellſchaft beſchäftigt heute eine Belegſchat mit Angeſtell=
ten
von immer noch über 1700 Mann.
Hefſiſche und Herkules=Bierbrauerei A. G., Kaffel. Die GV. erledigte
die Regularien und ſetzte die Dividende auf 5 (11) Prozent feſt. Aus
dem Aufſichtsrat iſt Fabrikant Auguſt Manß=Kaſſel ausgeſchieden; eine
Erſatzwahl wurde nicht vorgenommen. Auf Anfrage wurde mitgeteilt,
daß der Abſatz auch im neuen Geſchäftsjahr, das mit dem 1. Oktober 31
begonnen hat, immer noch rückläufig ſei, da die Senkung der Bierſteuer
noch immer nicht in größerem Ausmaß durchgeführt werde. Die Sen=
kung
um 2 RM. je Hektoliter könne eine weſentliche Ermäßigung der
Ausſchankpreiſe und auch eine Hebung des Umſatzes nicht herbeiführen.
Vielleicht werde im Sommer eine weitere Senkung durch die Herabſetzung
der Rohſtoffpreiſe eintreten können. Vorläufig ſeien die Brauereien
noch mit Rohſtoffen zu alten Preiſen eingedeckt.
Die Wochenbilanz der Bank von Frankreich. Die Wochenbilanz der
Bank von Frankreich vom 22. bis 29 Januar weiſt einen Goldzufluß
von annähernd einer Milliarde Franken auf, wodurch der Goldbeſtand
des Noteninſtituts auf 71 600 Millionen Franken angeſtiegen iſt. Das
Gold wurde in der Hauptſache in London gekauft, und zwar mit den in
dem Portefeuille der Bank von Frankreich befindlichen Pfundbeträgen.
Die Deviſenbeſtände ſind nämlich um 747 Millionen Franken geſunken.
Die Golddeckung beträgt 63,39 (63,10) Prozent.

vom holzmartt.

Metallnokierungen.

bruar ſtelfiltiehaun Kakrolzthufe Bereingung Nr De eulſce
Elektrolytkupfernotiz) auf 63,50 RM. Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe ver=
ſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Be=
zahlung
) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken. Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM. des=
gleichen
in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus auf
5254 RM.. Feinſilber (1 Kg. fein) auf 41,5044,50 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 8. Februar ſtellten ſich für
Kupfer: Februar 51 (54), März 52 (53) April 52,50 (54),
Mai 53.25 (54,25). Juni 53,75 (54,50) Juli 54 (55). Auguſt 54,50
(56), September 55 (55,75), Oktober 55.50 (56,50), November 55,50
(57), Dezember 56 (57,50), Januar 56.50 (58). Tendenz: flau. Für
Blei; Februar 19,75 (20,50), März 19,50 (20,50) April 20
(21,50) Mai 21 (22). Juni 22 (23). Juli 22,75 (23,50) Auguſt
23,50 (23,75), September, Oktofer, November 23,50 (24,50). De=
zember
23,50 (25), Januar 23.50 (25,50) Tendenz: luſtlos. Für
Zink: Februar 20 (20,25). März 20 (20,75), April 20 (21.25),
Mai 21 (22) Juni 21.50 (22,25), Juli 22 (23). Auguſt 22 (23,50),
September 23 (24), Oktober 23 (24,50) November 23,50 (24,50),
Dezember 24,50 (24,50), Januar 24,50 (25.25). Tendenz: ſtetig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Unſer Mitarbeiter ſchreibt uns: Der Januar brachte dem geſamtenn
Holzgewerbe eine faſt vollkommene Stockung. In einzelnen Großſtädten
die ſtark abhängig von der Induſtrie ſind, wie Magdeburg, Leipzia,
Dresden und Berlin waren die Platzholzhändler faſt umſatzlos und u!
ſtarkem Perſonalabbau genötigt. Die Elektroinduſtrie, die ſehr ſchwoch z
und faſt ausſchließlich mit Ruſſenaufträgen beſchäftigt war, kauft nur
wenig Schnittholz ein, ſo daß die Holzſchuppen dieſer Betriebe faſt vonn
Vorräten entblößt ſind. Aus allen dieſen Beobachtungen heraus rechnet!
man mit der Möglichkeit, daß ſich der Abſatz von Schnittholz am Mo=
natsende
, wenn auch nur in geringfügigem Umfange, heben wird Freiſ.
lich dürfen die Sägewerke auch dann noch nicht damit rechnen, daß ſie=
wieder
, wie in früheren Jahren zur Winterszeit Vorverkäufe aus ihrenn
neuen Einſchnitten nach Nord= und Mitteldeutſchland, nach dem Rhein=
land
und Weſtfalen werden tätigen können. Dazu ſind die Betriebsmitn
tel zu ſtark zuſammengeſchrumpft. Einige Nachfrage beſtand nach Eiſen=
bahn
=Werkſtättenhölzern, allerdings zu ſehr gedrückten Preiſen. Man
bot den Sägewerken ab Verladeſtationen je Kubikmeter 3235 Marl.
Freilich lagen nur beſchränkte Offerten vor. Sehr unbefriedigend iſt die
Lage des Balkengeſchäftes. Dagegen war es noch immer möglich, aſt=
reine
Seitenbretter, beſonders, wenn Kernfreiheit einſeitig zugeſagt
wurde, zu guten Preiſen abzuſetzen. Stammkiefer war vernachläſſigt.
Oſtpreußen bietet ſolche Ware jetzt zur Preiſen, die ſich zwiſchen 60 und
70 Mark ab Verladeſtation bewegen, und je nach der Qualität ſtarken
Schwankungen ausgeſetzt ſind, dem Holzhandel, der aber intereſſelos
iſt, an.

Produkkenberichke.

Mannheimer Produktenbericht vom 8. Februar. Weizen, inländ
7576 Kilo, gut, geſund und trocken, 2626,25, desgl. 7374 Kilo 2:
bis 25.25, Roggen, inkändiſcher 22,2522,50; Hafer, neue Ernte
nach Qualität 15,5018; inländiſche Sommergerſte 18,7519,75; Fut=
tergerſte
17,2517,75; Platamais 17,7518: Sohaſchrot 11; Biertreber
12,2512,50; Trockenſchnitzel, loſe 7: Wieſenheu, loſes 5.405,
Rotkleeheu 5,405 90; Luzernkleeheu 5,806,40; Stroh, Preßſtrch
Roggen=Weizen 3,804,10, desgl. Hafer=Gerſte 3,403,80; Stroh, geh.
Noggen=Weizen 3,604,00, desgl. Hafer=Gerſte 3,303,60: Weizenmell
Spezial Null, neue Ausmahlung, per Februar 35,90, desgl. mit Aus=
landsweizen
37,65; Roggenmehl 60prozentige Ausmahlung, je nach
Fabrikat, per Februar 30 5031; Weizenkleie, feine 8,75; Erdnußkuchen
13,5013,75. Tendenz: Inländiſches Brotgetreide liegt feſt bei etwas
erhöhten Forderungen. Das Geſchäft während des Vormittags liegt
noch in engen Grenzen, da der Konſum zu den erhöhten Preiſen zurück=
haltend
iſt.
Frankfurter Produktenbericht vom 8. Februar. An der Getreide=
börſe
herrſchte zu Wochenbeginn ſehr ruhige Stimmung. Die Preiſe neig=
ten
verſchiedentlich leicht zur Schwäche. Das Angebot von Weizen blieb
knapp, während es bei Roggen etwas mehr in Erſcheinung trat. Da aber
das Mehlgeſchäft nur ſchleppenden Abſatz zu verzeichnen hatte, hielten
die Mühlen im Einkauf zurück. Gerſte, Hafer und Futtermittel lagen
vernachläſſigt und meiſt etwas ſchwächer. Weizen 245248, Roggen
225223,50 Sommergerſte für Brauzwecke 180185, Hafer 150155,
Weizenmehl füdd. Spezial Null mit Austauſchweizen 36,3037,90, desgl.
Sondermahlung 35,1536,15, Weizenmehl niederrhein. Spezial Null
mit Austauſchweizen 36,9037,65 desgl. Sondermahlung 35,1535,90,
Roggenmehr 3132, Weizenkleie 8,60, Roggenkleie 9,00, Heu 5, Weizen=
und Roggenſtroh drahtgepreßt oder gebündelt 44,25, Treber 12122,
Kartoffeln, Induſtrie hieſiger Gegend, per Zentner bei Waggonbezug
2,652,70 RM.

Berliner Produktenbericht vom 8. Februar. Das Geſchäft an der
Produktenbörſe hat auch zu Beginn der neuen Woche keine Belebung
erfahren. Das erſthändige Offertenmaterial von Inlandsbrotgetreide
bleibt gering und die Forderungen ſind hoch gehalten; andererſeitz
gehen Anfchaffungen über die Deckung des notwendigſten Bedarfs nicht
hinaus. Der Ausweis des Deutſchen Landwirtſchaftsrates über die am
15. Januar bei der Landwirtſchaft vorhandenen Beſtände vermochte
zunächſt nicht die Preisgeſtaltung zu beeinfluſſen. Für Weizen und No
gen wurden im Promptgeſchäft Samstagspreiſe genannt; am Lieferungs=
markte
ſetzte Weizen gleichfalls unverändert ein, während Roggen, deſſer
Preisbewegung durch die ſtaatliche Geſellſchaft ſorgfältig beobachtet wirl.
bis 0,5 Mark ſchwächer lag. Weizen= und Roggenmehle haben weiterhin
kleines Bedarfsgeſchäft, wobei billigere Provinzroggenmehle bevorzug
bleiben. In Hafer und Gerſte hat der Abſatz an den Konſum keine Be=
lebung
erfahren; das Angebot trat vereinzelt etwas mehr in Erſche
nung. Weizen= und Roggenexportſcheine lagen eher etwas ruhiger

Viehmärkke.

Mannheimer Viehmarkt vom 8. Februar. Auftrieb Zufuhrel,
120 Ochſen, 140 Bullen, 230 Kühe, 321 Färſen, 663 Kälber, 64 Schaf,
2723 Schweine, 57 Arbeitspferde 56 Schlachtpferde, 5 Ziegen. Preiſe
für 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 3334, b) 243, 2) B
bis 30; Bullen a) 25N, b) 2224, 5) 1822; Kühe a) 2438, b) 18
bis 21, c) 1316 d) 1012; Färſen 3436, b) 2830, C) 2528; Kälber
a) , b) 4043, c) 3438, d3033, e) 2428; Schafe b) 122:
Schweine b) 4142, 6) 4042, d) 4042 e) 3739, f) 3537, g) 233
Arbeitspferde pro Stück 6001600 Schlachtpferde 25110; Ziegen 12
20. Marktverlauf: Großvieh ruhig, langſam geräumt; Kälber und
Schweine mittel, geräumt; Pferde ruhig.
Frankfurter Viehmarkt vom 8. Februar. Der Auftrieb des Haupt=
marktes
beſtand aus 1365 Rindern (gegen 1367 am letzten Hauptmarkt)
darunter 320 Ochſen, 130 Bullen, 465 Kühe, 392 Färſen, ferner aus 540
(546) Kälbern 129 (105) Schafen und 4988 (5039) Schweinen. Bezahlt
wurden pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 3033, 2. 2
bis 29, b) 1. 2225; Bullen a) 2730, b) 2126; Kühe a) 252,
b)2024, c) 1519; Färſen a) 3134, b) 2730, c) 2226; Kälber
a) , b) 3539, c) 3034, d) 2529; Schafe a) 1. 230, b) 227:
Schweine a) b) 4143, c) 4144, d) 4043, e) 3741, 5) . d) 3
bis 35. Im Preisverhältnis zum letzten Hauptmarkt lagen Rinder,
Schafe und Schweine 12 Mark höher; Kälber blieben unverändert,
Marktverlauf: Rinder ruhig, ausverkauft: Schweine mittelmäßig, ſt0
ter abflauend ausverkauft; Kälber mittelmäßig; Schafe rege geräunt.
Fleiſchgroßmarkt. Ochſen= und Rindfleiſch 1. 4856, 2 42B:
Bullenfleiſch 4547, Kuhfleiſch 2. 3035, 3. 2025; Kalbfleiſch 1.5
bis 68, 2. 4555; Hammelfleiſch 6064; Schweinefleiſch 5056 RM.
für einen Zentner friſches Fleiſch. Geſchätsgang: ſchleppend.

Frankfurter Pferdemarkt vom 8 Februar. Der heute ſtattgefundene
Pferdemarkt hatte einen größeren Auftrieb zu verzeichnen. Es warel
rund 200 Tiere mehr zum Verkauf als am letzten Markt. Zu Beginll
war die Kaufluſt nur gering, im Laufe des Vormittags jedoch entwickelte
ſich das Geſchäft ſehr befriedigend, und es wurden große Umſätze erziel.
Junge Arbeitspferde waren geſucht und erzielten Preiſe von 65080
RM. je Stück, teilweiſe noch höher. In Schlachtpferden war der Handel
ausgeſprochen flau. Erſte Qualitäten erzielten 1619 Pfg., magere
Tiere 1012 Pfg. je Pfund. Der nächſte Pferdemarkt findet am 7. Mält
ſtatt.

Kleine Wirkſchaftsnachrichken.

Der Aufſichtsrat der Hamburger Getreide=Lagerhaus=A. G., Ham
burg, ſchlägt der auf den 27. Februar einberufenen Generalverſammlung
für das Geſchäftsjahr 1931 die Ausſchüttung einer Dividende von 6 Pro=
zent
(10 Prozent) vor.
Nach längeren Verhandlungen iſt nun eine Einigung hinſichtlich dee
Gründung der neuen Bad=Mergentheimer Badgeſellſchaft gelungen Be
zirksrat und Gemeinderat erteilten ihre Zuſtimmung. Die neue Geſell=
ſchaft
heißt Bad Mergentheim G.m.b. H. Mit Gründung dieſer Geſelle
ſchaft iſt die Grundlage geſchaffen, die dem Bad als Kurort die Zukunſft

ſichert.
Wie der Handelsdienſt erfährt, ſtehen die Verhandlungen des Zis
coſe=Shndikats mit der franzöſiſchen Kunſtſeiden=Induſtrie recht günſtih.

Die Parteien werden noch im Laufe dieſes Monats zuſammentreten 82
wird angenommen, daß dann die Verhandlungen über den Eintrſt de

Franzoſen in das Viscoſe=Syndikat zu Ende geführt werden.
Der leitende Ausſchuß des Internationalen Genoſſenſchaftsbunde
hielt in den erſten Februartagen in Straßburg Elſaß) eine Sitzung 0b=
Von deutſcher Seite nahm Klepzig=Hamburg teil. Auf der Tagesord=
nung
ſtand neben, internen Angelegenheiten die Frage einer organiſche
Zuſammenarbeit der Konſumgenoſſenſchaften mit den landwirtſchaftlichen
Erzeugergenoſſenſchaften. Ferner wurde die Frage der Nachtarbeit .
den Bäckereien erörtert.

Beim Demobilmachungskommiſſar iſt ein Antrag der die Geriche
aufſicht (Geſchäftsaufſicht) bei der Friedenshütte führenden Kommiſſio
eingegangen, der die Genehmigung zur Entlaſſung von 2100 Arbeitern
und von 200 Beamten fordert. Die Friedenshütte hatte erſt küne,
1200 Arbeiter wie
in ihre Betriebe aufgenommen.

2
41
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Ehlst. Mädch.
zrdenw. Be
Baush.

[ ][  ][ ]

dnenstag, 9. Februar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 40 Seite 11

Mein Eielster ist . . . Prolessionad
Wopyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W62 Roman von Franz Roswalt
Nachdruck verboten

Sin gutgekleideter Herr beobachtete ihn eine Weile unſchlüſſig,
m Hann an ihn heran und ſagte: Hören Sie, wollen Sie ſich
w werdienen?
Srich ſtarrte dieſes Wunder an, das gelaſſen, als handelte es
hunn die ſelbſtverſtändlichſte Sache von der Welt, ihn um Mit=
gacht
fragte, ob er Geld verdienen wolle. Endlich ſagte er:
g!.... ja, gewiß!"
MMa, dann kommen Sie mal mit. Ich habe hier einen Ge=
wc
ein, nicht wahr? Darauf erhalten Sie einen Koffer in der
Gäckausgabe. Den bringen Sie mir nach Berlin ins Hotel
Srdid. Er ging mit ihm weiter bis in die Nähe des Haupt=
hurpofs
, dann blieb er ſtehen und ſah ihn ſcharf an: Ich heiße
Buſ! Sie fragen alſo morgen in Berlin im Hotel Splendid nach
Biſ. Hier haben Sie Fahrgeld. Wenn Sie den Auftrag gut
wüchren, werde ich mal ſehen, ob man etwas mit Ihnen an=
ſattri
kann! Sie ſind wohl arbeitslos, was.
Eillmann nahm das Geld, fühlte richtige kniſternde Scheine
mcten den Fingern und ſtammelte: Ja, leider. Morgen, Hotel
ßei did in Berlin. Sie können ſich auf mich verlaſſen, mein

Hia

Proich legte grüßend zwei Finger an die Hutkrempe und ging
iche ich umzuſehen weiter. Gillmann ſteckte das Geld in die Taſche
mbetrat, immer noch ganz benommen von dieſer phantaſtiſchen
ßeanung, die Bahnhofshalle, holte dort den Koffer ab, einen
gill ren Handkoffer, der auffallend ſchwer war, löſte eine Fahr=
ge
nach Berlin und ſetzte ſich in den Warteſaal. In einer
5ude ging der Zug, vor ihm ſtand eine Taſſe Brühe, ſo heiß,
uer ſich die Lippen verbrannte. Er ſteckte ſich eine Zigarette an
muſterte herausfordernd die anderen Menſchen, die herum=
vin
Und er hatte das Gefühl, einem tiefen, dunklen Schacht
ntiegen zu ſein und endlich wieder ins Licht zu blicken. Es war
ugrnz herrliches Gefühl, ſo ruhig ſitzen zu dürfen, mit dem Be=
utſein
, nie mehr in die Kneipe in Holſtengang zurückkehren zu
ienn.
Ferdinand Broich, gebürtig aus Wien, ehemals Kellner im
Guseſter Zentral=Hotel, dann Fabrikant während der Infla=
ſis
eit, Rennſtallbeſitzer und wieder Kellner, ſetzte ſich zu ſeinem
igen Kompagnon und Freund was man ſo manchmal Freund
in muß Nicolo, Orzini Baroni und ſagte: Das war nicht
eit!. Aber ich bin ihn los!
Wen biſt du los? fragte der Baron Orzini, der jetzt auf der
M eines Herrn Ferdinand Broich angekommen war.
Na, den Koffer!"
Orzini ſah ihn an, wie man einen Verrückten anſieht.
Den Koffer?! Dich haben wohl alle guten Geiſter verlaſſen!
Der Koffer iſt morgen früh im Hotel Splendid in Berlin!
Orzini machte eine wütende Handbewegung; er hatte ſich
in ſchlechten Kompagnon für ſeine dunklen Geſchäfte ausgeſucht:
dr Koffer wird morgen nicht da ſein, ſage ich dir heute ſchon
um haſt du ihn gegeben?
Einem jungen Burſchen, den ich noch öfters verwenden
24!"

Orzini zuckte die Achſeln. Wo haſt du ihn her?
Broich ſah ihn überlegen an. Was wußte Orzini von Men=
ſchenkenntnis
. Er ſtand zwiſchen Lombardbrücke und Hauptbahn=
hof
, da hab ich ihm geſagt, er ſoll ſich was verdienen und den
Koffer nach Berlin bringen.
Das war doch alles ſo einfach. Da ſtand einer herum und
den ließ man das Eiſen aus dem Feuer holen; wozu ſich ſelbſt ver=
brennen
!
Orzini dachte eine Weile nach, dann ſtand er langſam auf:
Ich glaube, Broich, das iſt die letzte Sache, die wir zuſammen
gemacht haben! Gehen wir!"
Ferdinand Broich war ſehr beleidigt: Und wenn ich dir er=
kläre
, daß ſie mich ſofort verhaftet hätten, wenn ich mich nur im
Bahnhof gezeigt hätte. . an die Gepäckausgabe wäre ich gar nicht
mehr herangekommen, glaub mir doch!"
Unſinn! Du ſiehſt Geſpenſter!
Broich folgte ihm: Geſpenſter nicht, aber Polizeibeamte!
Orzini brummte etwas vor ſich hin und ging ihm voraus.
An der nächſten Straßenecke ſagte er nach kurzem Ueberlegen:
Wir können ja auf jeden Fall vom Dammtor fahren, wenn du
meinſt, daß es hier riskant iſt...!"
Broich war mit dieſer Vorſichtsmaßregel ſehr einverſtanden.
Am beſten wärs, wir würden heute überhaupt nicht fahren, aber
am Dammtor werden wir noch eher durchſchlüpfen!
Orzini dachte: wie gewöhnlich der Kerl iſt! Wer will hier
durchſchlüpfen?! Es war immer peinlich, wenn man die Dinge
beim rechten Namen nannte.
Die Pera wird warten! bemerkte Broich. So ruf ſie vom
Zug aus an, wir mußten fort. Sie kann nachkommen!
Eine ſo ſchöne Frau und ſo ein Lumpenkerl! dachte Broich,
irgendwo ſchlug noch ſein anſtändiges Herz von früher.
Gut dachten jedenfalls beide Kompagnons nicht voneinander.
Das brachten ſolche Geſchäfte mit ſich.
Orzini ſchob, als der Zug den Dammtorbahnhof verließ, die
Polſter auseinander und richtete ſich häuslich ein. Ein paar Stun=
den
Schlaf, dann war man in Berlin, in Berlin gab es friſches
Geld, damit konnte man wieder einige Wochen weiterleben. Er
blinzelte zu Broich hinüber, der ruhig aus dem Fenſter ſah, wäh=
rend
der Zug langſam einfuhr. Eigentlich nicht unbrauchbar,
hatte die Situation im Hotel geſchickt erfaßt und gut vorbereitet.
Im allgemeinen hatte Orzini mit plumpen Dingen wie Hoteldieb=
ſtählen
noch nichts zu tun gehabt aber was ſollte man
machen. Die exkluſiven Klubs waren ihm verſchloſſen. Abgewirt=
ſchaftet
, mein Lieber, erkannte er und zündete ſich nachdenklich eine
Zigarette an. Es gab Augenblicke, in denen der Baron Orzini
recht hellſichtig war. Aber er zog nicht die Konſequenzen, er vergaß
und ließ ſich weitertreiben. Vielleicht war es auch ſchon zu ſpät,
um ſelbſt, wenn er gewollt hätte, ein neues Leben zu beginnen.
Der Sumpf, in den er ſich begeben hatte, war zäh und zog ſeine
Opfer immer tiefer hinab.
Seltſam ſpielt das Leben.

Während Erich Gillmann im Hauptbahnhof ein Abteil dritter.
Klaſſe desſelben Zuges beſtieg, in dem Broich und der Mann ſei=
nes
Schickſals, ohne daß er es ahnte, ſchon ſaßen, rüttelte Broich
plötzlich den anderen wach: Sie ſind hinter uns her!
Orzini fuhr auf. Er verſtand nicht und ſah ſich ſchlaftrunken
um: Was iſt denn wieder los?!
Broichs Stimme zitterte: Draußen, ſieh doch heraus, vor=
ſichtig
! . . . da!"
Auf dem Bahnſteig ſtand der Beamte, der das Abfahrtsſignal
zu geben hatte, aber er hob die Hind nicht. Neben ihm ſtanden
zwei Herren, die man auf den erſten Blick für harmloſe Reiſende
halten konnte, aber ſie, die ihr Leben in ſtändiger Flucht vor dem
Geſetz verbrachten, erkannten ſie mit ihren dreimal ſcharfen Augen,
ſofort als Kriminalbeamte. Schritte kamen den Gang des D= Zug=
wagens
entlang. Orzinis Geſicht wurde noch um eine Nuance
blaſſer als ſonſt, er griff in die Taſche und entſicherte den Re=
volver
.
Komm! bat Broich, laß mich nicht im Stich, laß mich nicht
verrecken!"
Sein Partner ſagte noch einmal, während er die Tür zum
Gang entſchloſſen aufſtieß: So komm doch!"
Draußen auf dem Gang ſtanden Reiſende herum und unter=
hielten
ſich über die Verſpätung.
Sie ſuchen jemand! ſagte ein Herr und ſah Orzini, der ihn
unſanft beiſeite ſtieß, ſtrafend durch ſeinen Kneifer an.
Hoffentlich finden ſie den Spitzbuben. Die Polizei ſollte
heutzutage noch viel ſchärfer durchgreifen!"
Als ſie den Gang zur Hälfte paſſiert hatten, ſahen ſie, wie
am anderen Ende die beiden Herren, die neben dem Stationsvor=
ſteher
geſtanden hatten, den Wagen beſtiegen. Wenn es wirklich
Kriminalbeamte waren, durften ſie ihnen nicht begegnen. Orzini
faßte Broich, der ſtumpf hinter ihm herlief, am Arm und drehte
ihn herum: Zurück! Hier kommen wir nicht mehr durch!
Broich eilte ihm voran. Der Herr mit dem Kneifer machte
ihnen kopfſchüttelnd Platz, er wollte nicht noch einmal angerem=
pelt
werden. Die zweite Tür war frei, aber davor ſtanden meh=
rere
Leute, die eine ſo angergte Unterhaltung miteinander hatten,
daß es verdächtig war. Vielleicht täuſchte er ſich. Aber Orzini
wurde jetzt nervös und hatte kein Zutrauen mehr zu ſich. Kurz
entſchloſſen riß er die Tür auf die auf das Nebengeleis binunter=
führte
und ſprang aus dem Wagen.
Broich ſtolperte in der Eile, ſtürzte und richtete ſich zitternd
und leiſe ſtöhnend an ihm auf. Laß mich nicht allein, Nicolo,
hilf mir doch, laß mich nicht hier draufgehen!"
Orzini zerrte ihn, ohne auf ſein Gewimmer, zu hören, mit
ſich fort. Hatte ſich denn heute nacht alles gegen ſie verſchworen?!
Irgend jemand rief plötzlich: Da! ... da!"
Mehrere Türen des Zuges öffneten ſich, Leute ſprangen her=
aus
und rannten ihnen nach. Als ſie eine geſperrte Treppe ein=
bogen
, die dunkel und verlaſſen vor ihnen lag, warf ſich ihnen ein
herkuliſcher Dienſtmann entgegen und riß ſie zu Boden. Broich
griff ohne hinzuſehen nach ſeinem Taſchenmeſſer und ſtieß zu. Den
Revolver hatte er auf der Flucht verloren. Der Mann, der ſie
aufhalten wollte, ſank um. Broich war ſich gar nicht bewußt, ihn
überhaupt getroffen zu haben. Sie taumelten mit zerriſſenen
Kleidern, Hände und Geſicht dunkel vom ſchmutzigen Gleisſchotter,
die Augen flackernd in letzter Entſchloſſenheit, den Treppenſchacht
hinunter, ſtießen in der Dunkelheit gegen eine Holzbarriere,
krochen wie zwei gehetzte Tiere zwiſchen den Holzlatten hindurch
und liefen weiter.
(Fortſetzung folgt.)

Gh. Mädch. ſucht
ſtüuvemtw. Beſchäft.
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B. 39 Gſch. (*
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niehlt ſich

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außer dem
1 he pro Tag 3./
heb. unt. P. 47
Geſchäftsſt. (*

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Haush.= Gegen=
ſt
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M Vertreter aus
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i2 a. d. Gſchſt.*

Von größtem deutſch.
Volksverſicher.= Unter=
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Kaſſierer u. Mitarbei=
ter
geſucht. Beding.:
Gewerkſch. und ge=
noſſenſchaftl
. Organi=
ſationszugehörigkeit
.
Bewerbungen ſind
ſchriftlich einzureichen
an A. Regenauer,
Darmſtadt, Bismarck=
ſtraße
19.
(*go

Hohen
Verdienn
erziel. redegew. Da=
men
u. Herr. durch
Abonnentenwerbg.
a. Grüne Poſt, Ra=
dio
=Sieben=Tage u.
beliebte. Landwirt=
ſchaftsztg
. Bewerb.
a. H. Buchhold;
Wiesbad.=Biebrich,
Zeitſchriftengroß=
handlung
. Neuro=
derſtr
. 1., worauf
Beſuch erfolgt. (*

ſte angeſehene Zigarrenfabrik, be=
inders
leiſtungsfähig in mittleren und
ſſeren Preislagen, ſucht für die
teiſe Darm adt und Dieburg
ſcheige bei Kolonialwarenhändlern
i0. Gaſtwirten eingeführte
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3. Nachsehen und Nachwaschen muß wegtallen.
4. Geringer Kohlen- und Seifenverbrauch.
5. Ueberall und jederzeit muß damit gewaschen werden können.
6. Maschinelles Spülen der Wäsche.
7. Größte Schonung der Wäsche.
8. Spielendes Arbeiten ohne Anstrengung usw.
Nur der WAPU" hat alle diese Vorteile. Versäumen Sie diese Gelegenheit nicht, bevor der WAPU‟
das Probewaschen einstellt.
Bestellke Apparate bitte von 2½ Uhr an abzuholen.
Dleses Inserat ersche nt nur einmal,
deshalb bitte ſch,
dasselbe ausschnelden zu wollen.

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[ ][  ]

Eeite 12 Nr. 7

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 5. Februar 135

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Rheinstr. 50 Telefon 192
Heute Dienstag
Großer 2o
Paschings-Rummel
OIImmungs-KOnzen

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(Hochſtraße 10)
Hente Faſtnachtdienstag
durchgehend geöffnet

Heute Konzert
ReſtaurationLudwig Roth

Waldſtraße 23


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wältigender
Komik.
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nur 3 Tage
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SALIO DOLLV HAAS
und
GUSTAV FRBHLICH
in dem reizenden Lustspiel
Liebes-Kommando ungetreue Eckehart Regie: Carl Boese
mit Ralph A. Roberts, Fritz Tonfilmkunst
voll atemberaubender Sensationen,
die in grandioser Steigerung die
spannende Handlung bis zum Höhe-
punkt
treiben.
Die Hauptdarsteller:
Anna Sten (V.2234,
Reinh. Bernt und Adolf Wohlbrück
das tönende Beiprogramm. / Dazu das gute Beiprogramm
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr. von Fritz Grünebaum u. Roda Roda
Regie: Geza vV. Bolvary
Musik von Rohert Stolz.
Ein charmanter und amüsanter Ton-
flm
mit einer schmissigen Musik
Dazu das reichhaltige Beiprogramm
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: 3.45. 600 und 8.20 Uhr Schnlz, Lucie Englisch u. z.
Comedian Harmonists-Daſos Beln
Ein FIm voll sprühender Lustigkeit
und Laune.
Dazu
Beginn 3 45. 6.00 und 8.20 Uhr Welche notenfeſte
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Landestheater

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Adam’s Sündenfall

Stunden des
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14. Februar 1932:
Darmſtadt
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Groß=Bieberan.
Abfahrt: Darmſt.=
Oſt 7.59 Uhr.
Alles Nähere und
Tiſchkarten b. Klub=
mitglied
, Tillmann,
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Freitag, 12. Febr.,
auf dem Klubabend
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Darmſtadt e. B.
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11. Febr., 20 Uhr
im Fürſtenſaal.
Jahresbericht.
Vorſtandswahl.
Rechnungsablage.
Lichtbild.=Vortrag.
Freiverloſung.
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(Woogsturnhalle)
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Faschings-Schlubeummel

Beginn 8.11 Uhr / Eintritt RM. 1. / 2 Tanzkapellen
Der Karnevals-Ausschuß

Sonntag,
14. Februar 1932:
2. Wanderung
nach Lichtenberg,
Groß=Bieberau.
Abmarſch: 8 Uhr
Böllenfalltor.
führer: Heinz Dau=
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