Darmstädter Tagblatt 1932


12. Januar 1932

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Einzelnummer 10 Pfennige

Trnef
A4
Tädtr T
Tat
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nummer 12
Dienstag, den 12. Januar 1932.
ſädter und Nalonalban.
195. Jahrgang

Volkswahl für Hindenburg.
Anigung zwiſchen Hikler und Hugenberg. Die Harzburger Bronk lehnk parlamenkariſche Verlängerung
der Amiszeit des Reichspräſidenken von Hindenburg ab. Volkswahl anf breikter Baſis.

Brünings Vorſchlag abgelehnk.
W. Berlin, 11. Januar.
Wie wir erfahren, hat die angekündigte Beſprechung zwiſchen
Molf Hitler und Dr. Hugenberg am Montag nachmittag ſtattge=
unden
. Sie dauerte bis in die Abendſtunden hinein. Wie von be=
eiligter
Seite verlautet, haben ſie zu einer Einigung der Harz=
ſurger
Front geführt. Die beiden Parteiführer werden dem
Riichskanzler mitteilen, daß ſie den verfaſſungsändernden parla=
nuntariſchen
Weg einer Verlängerung der Amtszeit des Reichs=
näſidenten
ablehnen. In unterrichteten Kreiſen rechnet man aber
ſamnit, daß die Autwort die Möglichkeit einer Volkswahl Hinden=
ſurgs
auf breiter Baſis nicht ausſchließt. Man rechnet weiter da=
nit
, daß die Antwort noch heute abend dem Kanzler überreicht
ſucd im Laufe der Nacht, ſpäteſtens aber am Dienstag veröffent=
ſtöſt
wird.

* Der Verſuch des Kanzlers, eine überwiegende Mehrheit der
ſarteien für eine Verlängerung der Mandatszeit des Reichspräſi=
errten
auf parlamentariſchem Wege zu gewinnen, iſt als geſchei=
eit
anzuſehen. Die Beſprechungen der Parteien der Rechten, die
m. Montag zum Abſchluß gebracht wurden, haben einen Nieder=
hoag
gefunden in einem Schreiben, das von den Deutſchnationalen
no den Nationalſozialiſten an den Reichskanzler gerichtet wurde,
lie in zwei verſchiedenen Schreiben, die aber in=
oltlich
gleichlautend ſind. Mit ihrer Veröffentlichung
tüm Laufe der nächſten vierundzwanzig Stunden zu rechnen, aber
ſch on jetzt ſteht feſt,daß beide Parteien, ehenſo
zieder Stahlhelm, bei aller Verehrung für die
rſönlichkeit des Reichspräſidenten von Hin=
enn
burg den Weg eines verfaſſungsändernden
ſetzes, wie ihn der Kanzlex in Ausſicht genom=
n
hat, ablehnen.
Herr Hitler, der ſich zunächſt etwas weiter, vorgewagt hatte, hat
lſo einen Rückzug angetreten und ſich in die Harzburger Front
ileder eingegliedert, ſo daß wenigſtens im Negativen die einheit=
hs
Front der nationalen Oppoſition wieder hergeſtellt iſt. Das
ſeh amtergebnis läßt ſich etwa auf die Formel bringen, daß die
ſirrteien der Rechten ſich für Hindenburg, aber
egen Brüning ausgeſprochen haben. Sie wollen ſich dagegen
hürtzen, daß derſelbe Reichstag, den der Kanzler nun ſeit Mona=
ſen
ausgeſchaltet hat, nun einberufen wird, um durch die Neuwahl
es Reichspräſidenten dem Reichskanzler zu einem innerpolitiſchen
infolg zu verhelfen, der es ihm dann weiterhin ermöglicht, mit
iütfe des Art. 48 gegen und um die Volksvertretung zu regieren.
ſic=lleicht hat darin überhaupt von Anfang an der Fehler gelegen,
vi. der Kanzler aus der Präſidentenfrage für ſich einen politi=
hen
Erfolg machen wollte. Das hat vor allem Herr Hugenberg
harf abgelehnt. Auf ſeine Veranlaſſung iſt dann der Staats=
ſty
etär beim Reichspräſidenten, Dr. Meißner, telephoniſch aus
in=em Urlaub zurückgerufen und in die Verhandlungen eingeſchal=
worden
, um dadurch mittelbar den Kanzler auszuſchalten.
her eine Aenderung des Geſamtergebniſſes iſt auch dadurch nicht
zuelt worden.
Offiziös wird jetzt verſucht, für den Kanzler noch einen Er=
: herauszurechnen dadurch daß jetzt die Möglichkeit gegeben
7 wenigſtens im Wege der Volkswahl Herrn von Hindenburg
ove großen Wahlkampf von neuem auf den Präſidentenſtuhl zu
ſtrufen. Aber dazu hätte es dieſes Aufwandes nicht bedurft. Der
anzler hat in dieſem Falle keine glückliche Hand gehabt. Denn
it auf ſein Schuldkonto geht es, wenn nun der Reichspräſident
h den Mittelpunkt eines peinlichen politiſchen Kuhhandels gerückt
ur de. Vielleicht wäre es doch gut geweſen, wenn der Reichskanz=
ridie
von der Rechten an ihn herangetragene Anregung aufge=
tiffen
, und ſeinen ganzen Vorſchlag noch in letzter Stunde zurück=
Nzugen hätte, um wenigſtens einer offiziellen Ablehnung aus dem
iege zu gehen.
Der Aelteſtenrat des Reichstages, der nun doch am Dienstag
ſitrkag zuſammentritt, wird alſo vor der Tatſache ſtehen, daß ein
raſſungsänderndes Geſetz über die Verlängerung der Amts=
ier
des Reichspräſidenten nicht mehr in Frage kommt. Unter
ſeen Umſtänden wird ſich die Regierung gegen eine Einberufung
s Reichstages zur Wehr ſetzen und darin vermutlich die Unter=
ünung
der Mehrheit finden.
Die Ankwork der Harzburger Fronk.
Berlin, 11. Januar.
Wie wir erfahren, werden die Nationalſozialiſten und die
eu tſchnationalen die Antwort auf die Frage des Kanzlers wegen
Verlängerung der Amtszeit des Reichspräſidenten getrennt
tälen. Die beiden Schreiben ſtimmen in der Ablehnung des
tr amentariſchen Weges überein. Dagegen iſt anzunehmen, daß
e Frage der Volkswahl taktiſch verſchieden behandelt wird. In
zut ſchnationalen Kreiſen ſtellt man ſich auf den Standpunkt, daß
ſu Kanzler nur eine konkrete Frage geſtellt habe, nämlich die
1ch. der parlamentariſchen Löſung, und daß deshalb auch nur
berauf eine Antwort zu geben ſei. Dagegen iſt mit Sicherheit
tmhäit zu rechnen, daß in dem Schreiben Adolf Hitlers die Mög=
hieit
der Volkswahl berührt wird, ſo daß damit ein direkter
nknüpfungspunkt für weitere Verhandlungen nach dieſer Rich=
ig
gegeben ſein wird. Wie die Dinge ſich weiter entwickeln
tiben, läßt ſich erſt überſehen, wenn der Wortlaut der beiden
ſchreiben bekannt iſt. Die Veröffentlichung hat ſich bisher ver=
izert
, weil die Nationalſozialiſten länger an der Formulierung
es Briefes zu arbeiten hatten. In politiſchen Kreiſen ſpricht
un auch von der Möglichkeit, daß der Faden nun auch vielleicht
in den Parteien ſelbſt oder von einzelnen parlamentariſchen
krlönlichkeiten weitergeſponnen werden kann, zumal die Deutſch=
tionalen
grundſätzlich daegen ſind, daß die Verhandlungen von
Reichsregierung geführt werden. Dann würde die ganze Frage

alſo in eine neue Phaſe treten. Ob die Entwicklung ſo, und wann
ſie weitergeführt wird, muß aber zunächſt abgewartet werden. Im
Laufe des Tages hat übrigens auch Staatsſekretär Meißner ver=
ſchiedentlich
mit der Führung der Nationalſozialiſten geſprochen.
Darauf dürfte wohl auch die konziliantere Faſſung der national=
ſozialiſtiſchen
Antwort mit zurückzuführen ſein.
Die Preisſenkungsakkion.
Ausſprache des Reichskommiſſars mit den
beſilen der Hinder.
Berlin, 11. Januar.
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hatte die Ver=
treter
der Länder und die Beauftragten des Reichskommiſſars für
Bayern und Sachſen zu einer Beſprechung über die Durchführung
der Preisüberwachung und die bisher gewonnenen Erfahrungen
gebeten.
Die Beſprechung ergab Uebereinſtimmung über die bisherigen
Maßnahmen und die weiter in Angriff zu nehmenden Arbeiten.
Der Reichskommiſſar teilte mit, daß Verhandlungen im Gange
ſeien und für die nächſte Zeit bevorſtünden, um weitere Preisſen=
kungen
herbeizuführen.
Auf die Mitteilung aus dem Kreis der Ländervertreter, daß
die Durchführung der Preisſchilderverordnung noch verſchiedent=
lich
zu wünſchen übrig laſſe bat der Reichskommiſſar, mit größter
Beſtimmtheit vorzugehen. Wie bereits mitgeteilt, habe er ſich für
Fälle hartnäckiger und vorſätzlicher Widerſetzung vorbehalten, dem
betreffenden Betriebsinhaber die Fortführung des Betriebs zu
unterſagen oder den Betrieb ganz zu ſchließen. Es wurde feſt=
geſtellt
, daß das Einſetzen von ſogenannten Staffelpreiſen in die
Preisſchilder unzuläſſig ſei. Es ſei ferner unzuläſſig, die amtlich
vorgeſchriebenen Preisſchilder mit Reklamebeiwerk wie Preiſe
laut Notverordnung zu verſehen.

Das Bier wird billiger.

Berlin, 11. Januar.
Der Reichskommiſſar für die Preisüberwachung Dr. Goerde=
ler
hat dem Brauerei= und dem Gaſtwirtsgewerbe von den Preis=
vorſchriften
der Notverordnung bis zum 1. Februar d. J. Dispens
erteilt. Bis zu dieſem Termin ſoll die Entſcheidung über den Um=
fang
der Bierſteuerſenkung gefallen ſein, wobei der Umfang der
Bierſteuerſenkung auf Grund einer Vorlage vom Reichsrat be=
ſchloſſen
werden wird.
Die Vertreter des deutſchen Brauerei= und Gaſtwirtsgewerbes
haben der Regierung eine Ermäßigung um. 10 Mark je Hektoliter
Vollbier vorgeſchlagen. Gleichzeitig ſind die Gaſtwirte bereit, die
Ausſchankpreiſe um den doppelten Betrag der Steuerermäßigung
zu kürzen. Das würde alſo bedeuten, daß ab 1. Februar das große
Glas Bier 10 Pfennig und das kleine Glas Bier 5 Pfennig bil=
liger
wird.
In der Vorlage, die das Reichsfinanzminiſterium dem Reichs=
rat
zugehen laſſen wird, ſoll betont werden, daß die in den Jahren
1930 und 1931 vorgenommenen Erhöhungen der Bierſteuern den
erwarteten Mehrertrag nicht gebracht haben. Für das neue Etats=
jahr
1931/32 hat die Reichsregierung ſelbſt den urſprünglich ein=
geſetzten
Voranſchlag von 510 Millionen Mark auf 460 Millionen
Mark herabgeſetzt. Auch dieſe Summe wird nicht erreicht werden.
Die Enkwicklung der deutſchen Sozialverſicherung
190fz1.
Berlin, 11. Januar.
Aus der vom Reichsverſicherungsamt veröffentlichten Statiſtik
der Sozialverſicherung 1930 geht hervor, daß 1930 die Beitrags=
einnahmen
38 Milliarden RM. betragen haben, die Geſamtein=
nahmen
52 Milliarden RM. Die Geſamtausgaben betrugen 3,7
Milliarden RM. Das Geſamtvermögen ſtieg von 42 auf 4,6
Milliarden RM. Feſtgeſtellt kann jetzt ſchon werden, daß das
Jahr 1931 für die deutſche Sozialverſicherung noch ungünſtiger
verlaufen iſt als 1930.
Immer noch franzöſiſche Geſandtſchaft in München.
* Die Franzoſen können ſich von ihrer Geſandtſchaft in Mün=
chen
, die ſie unmittelbar nach der Beendigung des Krieges daſelbſt
eingerichtet haben, noch immer nicht rennen. Sie haben den dorti=
gen
Geſchäftsträger Graf dOrmeſſon, zum Geſandten ernannt.
DOrmeſſon iſt der Nachfolger des Herrn Dard, der ſeinerzeit mit
recht dunklen Plänen nach München geſchickt wurde. Die Fran=
zoſen
haben ſich im Verſailler Vertrag das Recht ausbedungen, in
München eine diplomatiſche Vertretung unterhalten zu dürfen, ob=
wohl
nach der Reichsverfaſſung die Auswärtige Politik eine Ange=
legenheit
der Reichsregierung iſt. Der Verſailler Vertrag bricht
aber die Reichsverfaſſung. München hat bisher von ſich aus nichts
getan, um die Franzoſen an der Ausübung ihrer Tätigkeit in
München zu hindern, können eigentlich auch mit Rückſicht auf den
Verſailler Vertrag nichts unternehmen. Bei dem letzten Diplo=
matenſchub
in Frankreich iſt nun Graf d’Ormeſſon, der ein Bruder
des bekannten franzöſiſchen Journaliſten Wladimir dOrmeſſon iſt,
zum Geſandten ernannt worden. Warum das geſchehen iſt, iſt nicht
recht erſichtlich. Offenbar wollen die Franzoſen durch dieſe Er=
nennung
die Aufmerkſamkeit auf ihre Geſandtſchaft in München
lenken und damit zum Ausdruck bringen, daß der Verſailler Ver=
trag
noch immer eriſtiert und daß die Reichsregierung wohl oder
übel ſich damit abfinden muß, daß Frankreich über den Kopf der
Reichsregierung hinweg in diplomatiſchem Verkehr mit der Mün=
chener
Regiernng ſteht.

4 Briands Ende.
Von
Andrs Germain.
Der franzöſiſche Schriftſteller André Germain, der
zurzeit in Berlin weilt, äußert ſich in hemerkens=
werter
Weiſe zu dem Ende der politiſchen Lauf=
bahn
Briands. André Germain ſteht der radikal=
ſozialiſtiſchen
Partei nahe. Bei den bevorſtehenden
Kammerwahlen erwartet man in Frankreich vielfach
einen entſcheidenden Sieg dieſer Partei.
Das Schickſal, das im allgemeinen unſere Miniſter ſchout
und ſogar begünſtigt, indem es ihnen eine glänzende Laufbahn
bis zum 70, 75. ja 80. Lebensjahre vergönnt, (man denke nur
an Freycinet, Ribot, Clémenceau, Barthou) hat zwei Miniſter
vor der Zeit ereilt. Dieſelben Telegramme, die uns den Tod
Maginots mitteilten, berichteten über eine Verſchlimmerung des
Zuſtandes von Briand. Inzwiſchen hat Briand ſeinen Rücktritt
eingereicht.
Ueber das Leben und den Tod Maginots läßt ſich wenig
ſagen. Er war kein Mann erſter Ordnung. Teilweiſe ſehr tra=
giſche
Umſtände haben ihn vorwärts geſchoben und ihn bisweilen
zu ſehr ſchwerwiegenden Maßnahmen gezwungen. Trotz allem
blieb er im Schatten ſeiner mächtigen Beſchützer, zuerſt Poin=
carés
, dann Tardieus. Der Tod des nur 55=Jährigen berührt kein
Syſtem, ſchließt keine Periode ab und ändert im Grunde nichts.
Bieten wir ihm darum jene anonyme Achtung, die man allen
Toten ſchuldet.
Aber dem Ausſcheiden Briands kommt hervorragende ge=
ſchichtliche
Bedeutung zu. Es ſchließt eine ganze Epoche
ab, es ſchließt ein Syſtem in ſich ein. Wir wollen
uns nicht im einzelnen mit ſeiner zweifellos glänzenden und
ſehr intereſſanten Vorkriegslaufbahn befaſſen. Von beinahe
niedriger Herkunft (aber ſein natürlicher Vater war ein Ariſto=
krat
), hat ſich Briand allmählich emporgearbeitet, ganz allein, nur
durch ſeine Intelligenz und durch ſein Können. Mit 40 Jahren
trat er ganz plötzlich hervor, und ſeit ſeinem 45. Lebensjahre iſt
er ununterbrochen Miniſter geweſen . . . Aber gleiten wir über
die Jahre vor dem Kriege und die Kriegsjahre ſelbſt hinweg, in
denen Briand ſieben Mal Miniſterpräſident geweſen iſt. In die=
ſen
Jahren hat er oft eine hochbedeutſame Rolle geſpielt. Ob=
wohl
er nichts Beſonderes und nichts Neues tat. Sein Name
haftet lediglich an dem einzigen Ereignis der Trennung von
Kirche und Staat, und es war eine beſondere Fronie des Schick=
ſals
, daß der Mann, der am Ende ſeiner Laufbahn recht enge
Beziehungen zwiſchen der Republik und der Kirche herſtellte,
damals ohne beſonderes Verſtändnis für Recht und Rechtmäßig=
keit
dieſe Aufgabe durchzuführen hatte.
Der Briand, der uns hervorragend intereſſiert und immer
die Geſchichte intereſſieren wird, iſt der nach dem Jahre 1924,
der Mann von Locarno und Thoiry, der Mann, von
dem mau glaubte, daß er eine neue Zeit heraufführen und ein
Syſtem begründen würde, und der dem Geiſt der Verſtändigung
und des Friedens die Pforten öffnen würde. Von dieſem Briand
ſei hier die Rede, und zwar in einer Art, wie vielleicht nie
über ihn geſprochen worden iſt: ganz ohne Haß, aber
auch ohne Bewunderung und ohne Vorurteile.
Denn Briand hatte das Schickſal großer Geſtalten, entweder
leidenſchaftlich geliebt oder leidenſchaftlich gehaßt zu werden. In
Frankreich und in Deutſchland hat er aus den verſchiedenſten
Gründen fanatiſche Kritiker gefunden. Die einen warfen ihm
vor, er habe in ſeiner Deutſchfreundlichkeit Frankreich verraten;
die anderen, er habe Deutſchland ſtändig durch Verſprechungen
irre geführt, die nie gehalten wurden; durch honigfüße Worte,
denen nie eine Tat folgte. Andererſeits gab es in Frankreich
und außerhalb Frankreichs eine große Menge, die in Briand
den Vater des neuen Europa und den Propheten des Friedens
begrüßte.
Ich glaube, die Zeit iſt reif, alle Verleumdungen und alle
Legenden zu zerſtören, und Briand als den Mann zu zeigen,
wie er wirklich war, mit allen ſeinen Schwächen und mit allen
ſeinen großen Vorzügen. Er war nicht ein Betrüger,
wie es ihm ſeine Feinde unterſtellten, nicht ein Idealiſt,
wie es eine naive Legende wahrhaben wollte. Er war, mit
ſeinem ungepflegten Aeußeren, eine Art Grand= Seig=
neur
und Nonchalant; der mit allen Ideen
ſpielte und von denen er einige ſehr liebte. Er
war faul, er war zerſtreut, er ließ ſeine Mitarbeiter für ſich
viele geographiſche, geſchichtliche und politiſche Probleme ſtudie=
ren
, die er ſelbſt uicht verſtand. Aber plötzlich, intuitiv und blitz=
artig
meiſterte er mit ſeiner bewundernswerten Intelligenz alles
das, und mit ſeiner Rednergabe, die beinahe mit ſeiner Intelli=
genz
übereinſtimmte, zwang er das Parlament oder die Maſſe
zu gewagten Schlüſſen durch den Schmelz ſeiner Worte, die
Zauberkraft ſeiner Formulierungen. Er hatte viel von Talleyrand;
aber was ſeine politiſche Schwäche und ſeine menſchliche Größe
angeht, ſo war er, im Gegenſatz zu ſeinem großen Vorgänger,
nicht eindeutig geſchloſſen, weder im Guten, noch im Böſen.
Jener große Miniſter, der die Revolution zu meiſtern verſtand,
der ſeinen Willen Napoleon, Ludwig XUkII. und Louis
Philippe aufdrängte, verachtete die Menſchheit und war ohne
alle Skrupeln. Er glaubte im Grunde ſeiner glänzenden, aber
innerlich morſchen Seele allein an die diplomatiſche Kunſt. Im
Gegenſatz dazu iſt Briand wohl zuweilen ſkeptiſch und ſogar
zyniſch, aber er hat einen echten Glauben an ge=
wiſſe
Dinge, vor allem an die Freundſchaft und an den
Frieden. Er hat dem Frieden Zugeſtändniſſe gemacht und Opfer
dargebracht, die nicht immer klug waren, aber ehrlich und be=
deutſam
. Er liebte ſeine Freunde, er war ihnen treu, und ſeine
Freunde verehrten ihn.
Aber bei allen ſeinen biegſamen und ſchätzenswerten Eigen=
ſchaften
, bei ſeiner Nonchalance, wurde er durch etwas beſiegt,
das ſtärker war als er: durch die Diplomatie.
Die Diplomatie, die in faſt ganz Europa genau dasſelbe ge=
blieben
iſt, was ſie vor dem Kriege war, iſt eine Welt für ſich,
mit ihrer eigenen Kunſt ihrer eigenen Wiſſenſchaft, ihren eigenen
Sitten und Geſetzen. Von der Menſchlichkeit abgeſchnitten ver=
achtet
ſie alles, was nicht ſie ſelbſt iſt: die Völker, den Völker=
bund
und ſelbſt die Regierungen. Sie iſt ein Labyrinth und
ein Serail. Aus dieſem Labyrinth und aus dieſem Serail hat
Briand niemals herausgefunden. Zwar hatte er unmittelbare
Mitarbeiter von großer Kultur und bemerkenswerten Fähigkei=

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Seite 2 Nr. 12

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 12. Januar 1932

ten. Aber der Geiſt des Hauſes war ſtärker als er und ſeine
Mitarbeiter. Dieſer Geiſt, in dem ſich Unzuſammenhängendes
und Frivoles miſcht, der immerzu die Eiferſüchteleien unter den
Mitarbeitern unterſtützt, untergrub die beſten, aber ſchwankenden
Willenskräfte des Miniſters. Der Irrtum Briands war
der: Auf der einen Seite tat er zu viel, aber
der anderen zu wenig. Er zwang den Frieden in Ver=
träge
, er verſprach Europa, er wechſelte mit einem Miniſter, der
ihm durch ſeine Geſchloſſenheit und ſeine ſeeliſche Kraft unend=
lich
überlegen war, Streſemann, den hiſtoriſchen Friedens=
kuß
. Aber er unterzeichnete gar zu viel Verträge, die nicht nötig
waren, er verſprach gar zu viel, um was er nicht gebeten worden
war (die Vereinigten Staaten von Europa zu einer Zeit, in der
er ſie brüsk in die Wirklichkeit umzuſetzen verſuchte, waren ein
Unſinn!). Auf der anderen Seite wieder verſtand er nicht, ſich
von gewiſſen Bindungen freizumachen, die ſeine europäiſche
Politik abſchwächten und ihr direkt widerſprachen. Er tat alles
auf einmal, er hielt alles auf einmal aufrecht; er merkte nicht,
daß er mit der einen Hand zerſtörte, was er mit der anderen
aufbaute. Erverſtand es nicht, zwiſchen zweiArten
von Politik zu wählen, die jede für ſich logiſch
zeweſen wäre von denen aber die eine der ande=
ren
ins Geſicht ſchlug: zwiſchen der Locarno=
Politik und der Politik der oſteuropäiſchen
Bündniſſe. Während er in ſeinen Reden und Kundgebungen
die Locarno=Politik bis zur vorzeitigen Reife eines Paneuropa
hinauftrieb, mußte er ſich vorwerfen laſſen, und dies nicht ohne
Grund, daß er Chimären liebe und auf den Wolken herum=
reite
, Judem er aber wieder die ſehr engen militäriſchen und
finanziellen Abmachungen mit Polen, der Tſchechoſlowakei, mit
Südſlawien und Rumänien hütete, brachte er Frankreich in den
ſehr ungerechten Verdacht des Militarismus und Imperialis=
mus
. Er ſah nicht mit klarem Blick und Wirklichkeitsſinn, daß
von dieſen vier Verbündeten drei in mehrerer Hinſicht gefähr=
lich
waren: Wegen der Abenteuerlichkeit ihrer improviſierten
Diktaturregierungen, wegen der Hitzköpfigkeit ihrer Bevölkerung,
der keine politiſche Erfahrung zur Seite ſtand, endlich wegen der
ſchlechten Grenzziehungen, deretwegen die beunruhig=
ten
und verärgerten Nachbarn unentwegt ſchrien und in ge=
wiſſen
Fällen mit Recht eine Reviſion verlangten. Er ſah=
nicht
, er, der Mann der Demokratie und des
Friedens, daß er Demokratie und Frieden durch
die ungeheure Finanzhilfe und durch die theo=
retiſche
militäriſche Unterſtützung, die er den
derſchiedenſten Ländern zukommen ließ, kom=
promittierte
. Ländern voller Möglichkeiten für die Zukunft,
die aber gegenwärtig ſchlecht regiert ſind, ſchlecht geeinigt, und die
ehrgeizigen Plänen und Impulſen folgen könnten, die zu Kata=
ſtrophen
führen müßten.
Man darf ſich deshalb nicht wundern, wenn der ganze frag=
liche
und widerſpruchsvolle Aufbau in dem Augenblick aus=
einanderzubrechen
droht, in dem Briand, vorzeitig verbraucht
und müde, der Krankheit erliegt. Das Glück, das ihm 25 Jahre
hindurch zur Seite geſtanden hat, hat ihm in ſeinen letzten
Stunden nicht gelächelt. Er iſt bei der Präſidentſchaftswahl
unterlegen, die ihn auf eine olympiſche Höhe hätte führen und
ihn in einer Apotheſe hätte enden laſſen können. Er iſt ſchwach
genug geweſen, gleich nach ſeiner Niederlage in ein Kabinett
einzutreten, das für ihn nicht geſchaffen war und ausgeſprochen
ſeiner Politik widerſprach. Damit hat er ſelbſt ſein Ende ver=
dunkelt
.
So iſt denn Briand herabgemindert, ſchmerzlich, beinahe tot.
Die Saat, die er ſäte, wird, hoffen wir, dennoch einmal auf=
gehen
, wenn ſie auch zunächſt vergeſſen werden wird. Um aber
dieſem Manne gerecht zu werden, ſei an einen Charakterzug
erinnert, der ſeine ganze Vornehmheit der Geſinnung zeigt und
ſeine Perſönlichkeit vor der Geſchichte in einem reinen Lichte er=
ſcheinen
laſſen wird. Als er kürzlich nach Berlin kam, um einen
wenigſtens für die Lebenden recht belangloſen Beſuch zu machen,
fand er inmitten aller Konferenzen, Bankette und ermüdenden
Zuſammenkünfte eine Stunde Zeit, um einem Toten ſeinen Be=
ſuch
zu machen. Am Grabe Streſemanns, des Mannes, der ſtär=
ker
war als er in der friedlichen Verteidigung ſeines Vater=
landes
und in der klugen Organiſation des Friedens, legte er
Blumen nieder, die im gewiſſen Sinn eine Rechtfertigung für
dieſen waren; aber auch Zeugnis ablegten von guten Erinne=
rungen
und von einem vornehmen Herzen.

Beneduce reiſt nach Paris.
EP. Paris, 11. Januar.
Der italieniſche Miniſter des Aeußern, Grandi, hat den Ab=
geordneten
Beneduce, einen der Delegierten Italiens auf der
bevorſtehenden Reparations=Konferenz, empfangen, der ſich zu
einer Begegnung mit den Vertretern des franzöſiſchen und briti=
ſchen
Schatzamtes ſofort nach Paris begibt. Beneduce wird in
Paris am 12. und 13. Januar Vorbeſprechungen über die Repa=
rationskonferenz
mit den franzöſiſchen und engliſchen Finanz=
delegierten
pflegen, denen auch Leith=Roß vom britiſchen Schatz=
amt
beiwohnt.
Die italieniſche Regierung hat ſich mit der Einberufung der
Reparationskonferenz auf den 25. Januar einverſtanden erklärt.

*
Die Vorgänge am Hefſ. Landestheaker.
Mit der Verhandlung der Fälle Mordo und Paryla
vor dem Bühnenſchiedsgericht, deren Vergleichsergebnis wir mit=
teilten
, haben die Vorgänge am Heſſiſchen Landestheater ihre
einſtweilige Erledigung gefunden. Dem Wunſch des Präſidenten
des Schiedsgerichts, Landgerichtsrat Dr. Aſchaffenburger, der die
ſchwierigen Verhandlungen mit ungewöhnlichem Geſchick leitete,
daß die Verhandlungen wie ein reinigendes Gewitter
gewirkt haben mögen und daß nunmehr Ruhe in dem Betrieb
des Heſſ. Landestheaters eintreten möge, die Ruhe die gedeih=
lichem
Arbeiten gerade in der heutigen Zeit ſchwerſter Exiſtenz=
bedrohung
unerläßlich iſt, können wir uns von Herzen anſchlie=
ßen
. Ohue allerdings damit die Zuverſicht zu teilen, daß
dieſe Ruhe im internen Theaterbetrieb. Darmſtadts tatſäch=
lich
eintritt. Vielleicht hat die Generalintendanz es
in der Hand, ſich dieſes ruhige Arbeiten zu verſchaffen, wenn
die berühmte Eingabe, die den Anſtoß zu den Auseinander=
ſetzungen
gab, jetzt noch ſachliche Erledigung findet.
Eines bleibt unbedingt bedauerlich: Daß es einem Maun wie
Guſtav Hartung nicht gelungen iſt, ſich eine künſtleriſch ſo ſtarke
und hochintelligente Arbeitskraft, wie ſie Renato Mordo dar=
ſtellt
, zu erhalten. Wenn man ſich vorſtellen könnte, daß dieſe
beiden Männer in Freundſchaft zuſammen arbeiten, müßte
das für ein Theater von allergrößtem Vorteil ſein. Der Präſi=
dent
des Bühnenſchiedsgerichts hat am Schluß der neunſtündigen
Verhandlungen mehrmals betont er iſt ein genauer Kenner
der Theaterverhältniſſe daß er auch jetzt noch, nach den teil=
weiſe
ſehr ſtürmiſchen Verhandlungen dieſes Zuſammenarbeiten
für möglich hält. Wir ſind verſucht, zuzuſtimmen. Man könnte
den Eindruck gewinnen, daß auch Intendant Hartung dieſes Zu=
ſammenarbeiten
nicht für ſo ganz ausgeſchloſſen hielt. Merkwür=
digerweiſe
waren es die drei Vertreter der Verwaltungskom=
miſſion
, die das war der Eindruck! härter und un=
erbittlicher
waren, wie Hartung ſelbſt. Der Präſident zog in
Parallele den Fall am Wiesbadener Staatstheater, der den
Dieigenten (Paul Bekker) betraf und der in ſeinen internen Ein=
zelheiten
, nach Anſicht des Präſidenten, viel ſchärfer lag und
doch noch eine Zeit des Zuſammenwirkens möglich ließ.
Wer aus dem Verlauf der Schiedsgerichtsverhandlung als
Außenſtehender ſich Senſationen verſprach, wurde ent=

Frankreich droht mit Sanktionen.

Die Bank von Frankreich will ihren Ankeil an der 100=Millionen=Dollar=Anleihe der Reichsbank nicht
verlängern. Sonderbeſteuerung der deukſchen Einfuhr nach Frankreich geplank.

*
Polikik der Nadelſtiche.
Die Erklärung des Reichskanzlers über die Zahlungsunfähig=
keit
Deutſchlands hat begreiflicherweiſe in der geſamten. Welt
eine außerordentliche Reſonanz gefunden. Wir möchten anneh=
men
, daß Dr. Brüning urſprünglich die Abſicht gehabt hat, dieſe
Karte erſt in Lauſanne auszuſpielen. Er iſt aber dann gezwun=
gen
worden, vorher damit an die Oeffentlichkeit zu treten infolge
einer Indiskretion, die auf den engliſchen Botſchafter zurückgeht.
Sir Humbold war vom Reichskanzler beauftragt worden, der
engliſchen Regierung mitzuteilen, welche Abſichten Deutſchland
für Laufanne habe. Er hat dann angeblich vertraulich einen pol=
niſchen
Diplomaten in Kenntnis geſetzt, der nichts Eiligeres zu
tun hatte, als ans Telefon zu ſtürzen und auf einem journaliſti=
ſchen
Umwege für eine Verbreitung der intereſſanten Aeußerung
durch das Reuterbüro zu ſorgen, ſicher in der Erwartung, damit
einen Torpedo abzuſchießen, der die Stellung Deutſchlands explo=
dieren
laſſen würde. Man wird abwarten müſſen, inwieweit
dieſe Berechnung richtig war. Einſtweilen iſt jedenfalls der
Erfolg zu verzeichnen, daß die Nebel ſich zu lichten beginnen,
und keinerlei Zweifel mehr darüber beſtehen kann, welche Hal=
tung
Deutſchland in Laufanne einnehmen wird.
Die Behauptung der Franzoſen, Deutſchland habe damit den
Youngplan zerriſſen, iſt bewußt falſch. Daran hat der Kanzler
niemals gedacht, brauchte auch gar nicht daran zu denken, weil
ja die Tatſache unſerer Zahlungsunfähigkeit
von keiner Seite mehr beſtritten wird und auch
für die Zukunft nicht der böſe Wille, ſondern
die tatſächliche unmöglichkeit einer Zahlung
vorliegt. Die Franzoſen ſind denn auch ſehr raſch von dem
Gedanken abgekommen, die Haager Cour anzurufen, um dadurch
einen Schuldſpruch gegen Deutſchland zu erwirken. Sie haben
eingeſehen, daß ſie damit nichts erreichen. Denn ſie hätten im
Haag die deutſche Zahlungsfähigkeit und die Zahlungsverweige=
rung
feſtſtellen laſſen müſſen. Nachdem aber von Frankreich ſelbſt
die deutſche Zahlungsunfähigkeit anerkannt worden iſt, können
wir einem Verfahren im Haag mit der größten Ruhe entgegen=
ſehen
. Die franzöſiſche Politik ſucht deshalb nach
anderen Mitteln, um Deutſchland mürbe zu
machen. Sie ſpricht allen Ernſtes wieder von wirtſchaft=
lichen
Sanktionen, indem die Bank von Frankreich
ihren Anteil an der 100 Millionen Dollar= An=
leihe
Ende Februar nicht verlängert und eine
Sonderbeſteuerung der deutſchen Einfuhr wie
im Jahre 1921 durchgeführt wird.
Beide Maßregeln, deren finanzieller Ertrag gering wäre,
wären höchſtens Nadelſtiche, die ſich in einer ſtarken Iſolierung
Frankreichs zuletzt allein ausdrücken würden. Immerhin, die
Franzoſen haben noch vierzehn Tage Zeit, um ſich ihre Abwehr=
maßregeln
zu überlegen, und es beſteht die Gefahr, daß
ſie darin noch Unterſtützung finden werden bei all
den Staaten, die an Amerika verſchuldet ſind.
Denn die Amerikaner haben immer den Zuſammenhang zwiſchen
der deutſchen Kriegsentſchädigung und den Milliarden, die ſie
ihren früheren Bundesgenoſſen geliehen haben, abgelehnt. Die
Amerikaner verlangen Rückzahlung der Schulden, auch wenn die
deutſche Quelle verſiegt iſt, und hier könnte der Kriſtalliſations=
punkt
gegeben ſein, um den ſich eine Einheitsfront der
amerikaniſchen Schuldner gegen Deutſchland
herausbildet.
Neue Londoner Berakungen über die
Reparakionsfrage.
Reuter erfährt, daß der Erklärung Macdonalds über die=
jenige
des deutſchen Reichskanzlers nichts hinzuzufügen ſei.
Nach Abgabe ſeiner Erklärung hatte Macdonald eine lange
Unterredung mit dem Schatzkanzler uno dem Außenminiſter. Die
drei Kabinettsmitglieder werden die geſamte Frage noch ein=
gehender
prüfen. In amtlichen Kreiſen wird erklärt, daß alle
beteiligten Staaten ſich mit dem Konferenzbeginn am 25. Januar
einverſtanden erklärt haben, mit Ausnahme Frankreichs, auf
deſſen ſtillſchweigende Zuſtimmung man jedoch hoffe.
Botſchafter v. Hoeſch erneuk bei Laval.
Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch, der heute mittag hier
eintraf, begab ſich erneut zu Miniſterpräſident Laval. Die
Unterredung bezog ſich, wie man mit guten Gründen annehmen
darf, auf die durch die Erklärungen Brünings geſchaffene Lage.

täuſcht. Wir wußten das und waren darum in den Berichten
zurückhaltend. Trotzdem nahm die Verhandlung mehrmals einen
ſo erregten dramatiſchen Charakter an, daß dieſer ſelbſt für an
Künſtlertemperament Gewohnte überraſchend war. So, daß Dr.
Aſchaffenburger geſprächsweiſe erwähnte, er habe das in
ſeiner viele Jahre langen Tätigkeit an dieſer Stelle nicht erlebt.
Was war ſchließlich geſchehen? Renato Mordo hatte eine
Eingabe mitunterzeichnet, die von 23 Vertretern des ge=
ſamten
Theaterperſonals, vom Bühnenarbeiter bis zu den
Vorſtänden, beſchloſſen, unterſchrieben und an die Verwaltungs=
kommiſſion
gerichtet war. In dieſer Eingabe wurde Beſchwerde
geführt gegen die Dienſtführung des Generaliutendanten. Sämt=
liche
in dieſer Eingabe erhobenen Vorwürfe waren für Außen=
ſtehende
wirklich nichts weniger als ſenſationell. Für den in=
ternen
Theaterbetrieb ſind ſie allerdings von Bedeutung. Die
Vorwürfe betreffen mangelhafte Vorbereitung von Proben und
Vorſtellungen, Organiſationsmangel überhaupt, Klagen über
falſche Beſchäftigung oder Nichtbeſchäftigung von Künſtlern, un=
nötige
und teuere Gaſtſpiele, Mangel an Regieſitzungen und da=
durch
bedingtes Nebeneinander=ſtatt Miteinanderarbeiten der
verſchiedenen Abteilungen und ähnliches. Begründet wurden
dieſe Anklagepunkte mit der Sorge um die Erhaltung des
Landestheaters in dieſer ſchweren Zeit und damit mit der be=
greiflichen
Sorge um die eigene Exiſtenz. Sämtliche Unterzeich=
ner
haben auf Befragen überzeugend die etwaige Abſicht, Har=
tung
zu ſtürzen, verneint. Man wollte nur Abhilfe ge=
fühlter
Mißſtände der Dienſtführung.
Es iſt angeſichts des Inhalts dieſer Eingabe doch die Frage
aufzuwerfen, ob es der Theaterleitung nicht möglich geweſen
wäre, die einzelnen Punkte der Eingabe mit den Unter=
zeichnern
ſachlich zuverhandeln. Wie ich höre, ſoll
das jetzt geſchehen! Man wählte den anderen Weg ſchwerer
Maßregelung, weil es Mordo als nächſtem Mitarbeiter des
Generalintendanten jederzeit möglich geweſen wäre, ſich von der
1in richtigkeit der Vorwürfe zu überzeugen. Man begründet
die Maßregelung weiter damit, daß Mordo mit Amtsantritt des
Geueralintendanten Unruhe in den Betrieb getragen habe, daß
er gegen den Intendanten gehetzt habe. Die Unterzeichner der
Eingabe beſtreiten das.
Es wurde dem Gemaßregelten weiter vorgeworfen, er habe
den Inutendanten beleidigt. In der Verhandlung wurde das auf
das Entſchiedenſte beſtritten. Die Zeugenausſagen ergeben nur
in einem einzigen Punkt eine Auslegung bzw. Auffaſſung der
beleidigenden Ausdrücke in dem Sinne, wie ſie Generaliutendaut
Hartung verſtanden hat.

*
Frankreich will nicht begreifen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. Januar.
Die Nachrichten über die Erklärungen des Reichskanzlers
riefen, wie nicht anders zu erwarten war, in Frankreich eine
große Beſtürzung hervor. Allerdings weiß man hier wenn
man es auch nicht zugibt wie es um die Reparationen ſteht,
Aber in den Erklärungen des Reichskanzlers Dr. Brüning ſieht
man vor allem einen diplomakiſchen Schachzug vor der Lauſanner
Konferenz. Man ſchreibt Deutſchland die Abſicht zu, die engliſch=
franzöſiſche
Annäherung durchkreuzen zu wollen. Was ſchon
darum falſch iſt, weil man in Deutſchland, ebenſogut wie an=
derswo
weiß, daß die Annäherung zwiſchen England und Frank
reich ſich bisher in ſehr beſcheidenen Grenzen bewegte, in beſchei=
deneren
jedenfalls, als man uns glauben machen wollte. Die
Fühlungnahme zwiſchen engliſchen und franzöſiſchen Sachverſtän=
digen
ließ wenig Zweifel darüber.
Die Wendung in der Außenpolitik, welche durch die Erklä=
rungen
des Reichskanzlers hervorgerufen wurde, bleibt auch auf
die franzöſiſche Innenpolitik nicht ohne Wirkung. Doch wird man
dieſe Wirkung erſt dann richtig abſchätzen können, wenn die neue
Regierung gebildet ſein wird.: Die Frage iſt jedoch die, wieweit
es Laval gelingt, die Regierungsmehrheit zu erweitern. Man
ſpricht vielfach von der Notwendigkeit einer Regierung der natio=
nalen
Einigung. Aber man zweifelt an ihrer Möglichkeit. Rechis
will man nur eine Erweiterung des Kabinetts.
Der Rücktritt Briands gewann durch die Umſtände des
Augenblicks mehr Bedeutung als ihm ſonſt zugekommen wäre. Es
war ja kein Geheimnis, daß Briand ſeit ſeiner mißglückten Kan
didatur für die Präſidentenſchaft kaum noch auf den Lauf der Er=
eigniſſe
Einfluß nahm. Sein Rücktritt in dem ſich ſeine Freunde
beeilen, das Ende ſeiner politiſchen Laufbahn zu ſehen hätt=
unter
normalen Umſtänden die Situation wenig beeinflußt. Jetzt
will man darin das ſichtbare Zeichen von dem Aufhören der
Annäherungspolitik an Deutſchland erblicken.
Es handelt ſich aber nicht um ſolche prinzipielle Richtungen.
ſondern um Notwendigkeiten des Augenblicks. Vorerſt muß eine.
Klärung kommen, bevor man überhaupt an dieſe Fragen heran=
geht
.
Es iſt intereſſant, wie ſcharf die Perſönlichkeit des Reichs=
kanzlers
in Frankreich angegriffen wird. Bald wirft man ihmi
Nachgiebigkeit gegenüber Hitler, bald wieder gegenüber der Lon= City, beſonders gegenüber den Kreiſen, die ſich um Mon=
tagu
Norman gruppieren, vor.
Die franzöſiſche Rechte LEcho de Paris, geht darin
voran ſpielt mit der Möglichkeit einer ausgeſprochen deutſch=:
feindlichen Wirtſchafts= und Finanzpolitik; daß eine ſolche Wort=
ſpielerei
ſehr ſchlechte Wirkungen auf die Lage der Weltwirtſchaſt
ausüben muß, ſcheint man nicht zu bedenken. Es ſcheint vielmehr,
daß man in Frankreich den Gedanken der Solidarität Europas;
auf wirtſchaftlichem und finanziellem Gebiete nicht begriffen hat.,
In diplomatiſchen Kreiſen wird jetzt übrigens die Auffaſſung
verbreitet, daß es vor allem nur auf die Reaktion ankommt,
welche die Zerſtörung der Fiktion von den Reparationen in Ame=
rika
auslöſen wird.

Vom Tage.

Der Reichspräſident empfing den deutſchen Botſchafter in
London, Freiherrn von Neurath, ſowie den deutſchen Geſandten
in Buenos Aires, Dr. von Keller.
Pfarrer Heinrich Ille, von St. Stephan=Mainz, iſt nach=
längerer
Krankheit im Alter von 63 Jahren geſtorben. Dem Heſ= Landtag gehörte Pfarrer Ille von 1927 bis 1931 an,
Zwiſchen annähernd 70 Nationalſozialiſten, die von einen
S.A.=Appell kamen, und etwa 200 Reichsbannerangehörigen und=
Kommuniſten kam es in Rendsburg zu einem ſchweren Zuſammen=
ſtoß
. Neunzehn Perſonen wurden verletzt darunter vier ſchwer.
Der 21jährige S.A.=Mann Menzel aus Büdelsdorf bei Rendsburg
iſt ſeinen Verletzungen erlegen.
Die Großdeutſche Volkspartei Oeſterreichs hat eine Ent=
ſchließung
angenommen, die ſich gegen den Plan einer Donau=
föderation
, wie überhaupt gegen jegliche Abmachung ohne Ein=
vernehmen
mit Deutſchland, ausſpricht.
Der franzöſiſche Handelsminiſter Rollin und der rumäniſche=
Geſandte haben das rumäniſch=franzöſiſche Petroleum=Abkommem
unterzeichnet.
Die Tochter des Präſidenten des Indiſchen Nationalkongreſſes
Vallabhai Patel iſt verhaftet worden.

Eines iſt ſicher, der Schwerpunkt der Anklage gegen Mord
wurde im Laufe der Schiedsgerichtsverhandlung mehrmals ve
ſchoben, nach der Seite der Beleidigung und nach der Seite deir
Eingabe. Es iſt alſo ſchon ſo, daß im Grunde genommen uur
ein bißchen ſchmutzige Wäſche gewaſchen wurde. Daß ſich dies
immerhin öffentlich abſpielte, bleibt auf jeden Fall bedauerlich=
Man kann wirklich nicht ſagen, daß dieſe Wäſche irgendeineng
der Beteiligten genützt hat. Wenn nicht, was zu hoffen bleibt, die
eingangs ausgeſprochene Erwartung zur Wirklichkeit wird, daß
die Verhandlung einem reinigenden Gewitter gleichkommen möge
und daß der Betrieb unſeres Landestheaters nunmehr in ſo
ruhigen, geordneten Bahnen ſich bewegt, wie es dieſem erſten
Kunſtinſtitut des Landes gebührt.

Der Fall Paryla erwies ſich in der Tat als ſo harm=
los
die ganzen Vergkeichverhandlungen zu dieſem Fall nah=
men
noch keine Viertelſtunde in Anſpruch daß die ſchweie
Maßregelung des Schauſpielers wirklich nicht gerechtfertigt el=
ſcheint
. Es wurde ihm ohne weiteres geglaubt, daß er den Ju=
tendanten
nicht beleidigt hat, beſtimmt aber nicht beleidigen
wollte. Der Zwiſchenfall mit der Elevin von Ganß, der ſich aud
der Bühne abſpielte, und in der Erregung gegenſeitig zurüch=
gegebener
Beleidigungen gipfelte, wie ſie unter temperamenl
vollen jungen Künſtlern wohl nicht vereinzelt daſtehen, wurde
nicht einmal für Wert gehalten, in die Vergleichserklärung auſe
genommen zu werden.

Renato Mordo,

der nunmehr nach 5jähriger Tätigkeit Darmſtadt verläßt, wune
im Frühjahr 1928 auf Grund von 2 Gaſtinſzenierungen Traue=
ſpiel
und Jonny ſpielt auf engagiert. Mordo hat währen?
ſeiner Darmſtädter Tätigkeit 50 Stücke inſzeniert. Darunter i9
der großen Oper: Lohengrin, Meiſterſinger Fliegende!
Holländer, Königskinder. In der modernen Oper: Turan
dot Wozzeck, Schwanda, der Dudelſackpfeifer, Valerio,
Spiel oder Ernſt. In der komiſchen Oper: Angelina
Martha, Fatme‟, Verkaufte Braut Blaubart, Drei ma.
Offenbach. In der Operette: Mamſell Nitouche‟ Herzogi!
von Chicago, Schöne Helena Boccaccio. Im klaſſiſche?
Schauſpiel inſzenierte er: Sommernachtstraum. Maß .
Maß; im modernen Schauſpiel: Verbrecher, Affäre Dreb)
fus, Kaiſerin und Pferdedieb; im Luſtſpiel: Dr. Knock
Lady Fanny Marquerite: 3, und ſchließlich im muſikaliſche?
Luſtſpiel: Wie werde ich reich und glücklich, Meine Schweſte
A. B.
und ich .

[ ][  ][ ]

Dienstag, 12. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 12 Seite 3

AD. berängelt einent keiasoumtttenn

... wenn die anderen am Kredit bekeiligken Nofenbanken ihren Ankeil
zu den gleichen Bedingungen verlängern.
Die weiteren Beſchlüſſe des Verwallungsrates
Auf weitere drei Monake!
der b.J.3.
Baſel, 11. Januar.

Der Verwaltungsrat der B. J. Z., der am Montag nach zwei=
umatiger
Unterbrechung vollzählig zu ſeiner 17. Tagung zuſam=
umgetreten
iſt, hat beſchloſſen, den Präſidenten der Bank, Mac
derrah, zu ermächtigen, den der Reichsbank gewährten, am
Februar 1932 fälligen Kredit in Höhe von 25 Millionen Dollars
ü. einen Zeitraum bis zu 3 Monaten zu erneuern. Bekanntlich
oben die Bank von England, die Bank von Frankreich und die
ſcweral Reſerve Bank von New York je 25 Millionen Dollars
ü den Geſamtkredit mit 100 Millionen Dollars gegeben.
Der Verwaltungsrat der B. J. Z. hat außer der Verlänge=
ung
des 100=Millionen=Dollar=Kredits der Deutſchen Reichsbank,
hbei Vorausſetzung iſt, daß auch die Bank von
iagland, die Bank von Frankreich und die Fede=
o
. l Reſervebank in New York ihren Anteil mit
e 25 Millionen Dollars bis zu drei Monaten
erlängern, gleichlautende Beſchlüſſe auch hinſichtlich der an=
eien
an ihn gelangten Kreditwünſche gefaßt. So wurde der der
ſeſterreichiſchen Nationalbank gewährte, am 16. d. M. fällige Kre=
ſit
unter gleichen Vorausſetzungen für drei Monate verlängert,
hanſo der der Ungariſchen Nationalbank gegebene, Kredit, der
m. 18. Januar fällig geweſen wäre. Der Anteil der B. J. 3.
n dieſen Währungskrediten ſtellt nur einen, nicht zu bedeuten=
eu
.Teil der langfriſtigen Anlagen, gemeſſen an der Geſamthöhe
der B. J. 3. zur Verfügung ſtehenden Mittel dar.
Bird Zrankreich den Reichsbankkredik erneuern?
EP. Paris, 11. Januar.
Im Echo de Paris unterſucht Pertinax die Mittel, die
rankreich gegen Deutſchland anwenden könne, wenn Reichs=
un
zler Brüning mit ſeiner Drohung, die Reparationszahlungen
ſirzzuſtellen, Ernſt machen ſollte. Zunächſt habe Frankreich die
Möglichkeit, Ende Februar die Erneuerung des der
ſieichsbank gewährten Kredits von 20 Mil=
icnen
Pfund Sterling zu verweigern; ferner
herde es nicht ſchwer ſein, die deutſche Wirtſchaft mit Hilfe der
bläubiger Deutſchlands, die zugleich Schuldner Frankreichs ſeien,
huitreffen Darüber hinaus, könne Frankreich das Syſtem der
ikten Abgaben von der deutſchen Einfuhr wiederherſtellen, das
9::1 in Kraft geweſen ſei. Frankreich ſei alſo in der Lage, den
ſerträgen Achtung zu verſchaffen, und die Lauſanner Kon=
erenz
werde dem Willen Frankreichs wohl
ſichnung tragen müſſen. Frankreich könne ſeine
ichte nicht aufgeben, ſolange die Vereinigten
aaten die ihrigen aufrecht erhielten. Es könne
icht hinnehmen, daß Deutſchland auf den Ruinen der Repara=
tanen
ſeine induſtrielle Hegemonie aufrichte.
Auch die Havas=Agentur weiſt darauf hin, daß der von der
ſak von Frankreich der Reichsbank im Juni v. J. eingeräumte
nedit nach wiederholter Erneuerung im Februar ablaufe. Die
komzöſiſche Regierung werde deshalb in Erwägung zu ziehen
auen, ob Anlaß vorliege, es zu erneuern.
Die Stunde der Repreſſalien hak geſchlagen.
Die Nachricht aus Baſel, daß die B. J. Z. nur unter der
eſoingung, daß die Notenbanken ebenfalls den 100= Millionen=
ſollar
=Kredit der Reichsbank verlängern, einer Erneuerung ihres
ukeiles zugeſtimmt habe, hat in der Abendpreſſe große Befrie=
ſtgung
, bei den äußerſten Rechtsblättern wahre Begeiſterung her=
oygerufen
. Man iſt weit davon entfernt, eine Entſpannung in
ei hieſigen Preſſe feſtſtellen zu können; im Gegenteil, die Li=
eiſté
ſchreibt z. B., die Stunde der Repreſſalien habe geſchlagen.
Energie, mit der der franzöſiſche Vertreter Moret ſich gegen
e Abſicht Dr. Luthers, den Reichsbankredit erneuern zu laſſen,
evoandt habe, beweiſe zur Genüge, daß er von der franzöſiſchen
teigierung genaue Inſtruktionen erhalten habe. Dem Intran=
gwant
zufolge habe Moret den Mitgliedern der B. J. Z. mit=
etzeilt
, es ſei wenig wahrſcheinlich, daß die Bank von Frankreich
ime Erneuerungsdauer ins Auge faſſe, die einen Monat über=
eige
. Wahrſcheinlich werde die Antwort des franzöſiſchen Noten=
ſtfituts
erſt nach der nächſten Sitzung des Regentſchaftsrates am
94.. Januar gegeben werden. Der Paris Soir ſchreibt, es ſei
nat ſicher, daß am Ende die Erneuerung bewilligt werde.
Augenſcheinlich handelt es ſich hier um eine Stimmungsmache
on franzöſiſcher Seite, die den Zweck verfolgt, auf die übrigen
Indieſem Kredit beteiligten Länder, und vor allem auf Deutſch=
nw
; einen Druck auszuüben.

Aus den weiteren Beſchlüſſen des Verwaltungsrates der
B. J. 3. iſt hervorzuheben, daß der Verwaltungsrat hinſichtlich
der Feſtſtellungen des Beratenden Sonderausſchuſſes die dem Prä=
ſidenten
telegraphiſch gegebene Ermächtigung genehmigt hat, den
intereſſierten Regierungen zu erklären, daß die Feſtellungen dieſes
Ausſchuſſes von der Bank als Treuhänder der Gläubiger beſtätigt
und angenommen worden ſind.
Der Verwaltungsrat nahm ſchließlich Kenntnis von den Aus=
weiſen
der B. J. Z. per 30. November und 31. Dezember 1931, die
mit 107 Mill., bzw. 1041 Mill. Schweizer Franken abſchließen.
Es wurde auch mit Befriedigung von der Deviſenlage der Bank
mit Rückſicht auf die Aenderungen, die im Goldwert einzelner
Währungen in den letzten Monaten eingetreten ſind, Kenntnis ge=
nommen
. Die nächſte Sitzung des Verwaltungsrates findet am
8. Februar d. J. ſtatt.
Heute hat auch der vom Verwaltungsrat in einer ſeiner
früheren Tagungen eingeſetzte Unterausſchuß für Aufſtellung von
Richtlinien, die von der Bankleitung bei der Anlage der ihr zur
Verfügung ſtehenden Mittel zu berückſichtigen ſind, tagt. An
den Beratungen dieſes Unterausſchuſſes hat auch Reichsbank=
präſident
Dr. Luther teilgenommen.

A. Paris, 11. Januar.
Durch den Tod des Kriegsminiſters Mäginot haben ſich die
innenpolitiſchen Ereigniſſe in Frankreich überſtürzt, Laval iſt
gezwungen, aus einer Situation, welche ſchon ſeit Monaten be=
ſteht
, die Konſequenzen zu ziehen. Niemand kann beſtreiten, daß
das Kabinett Laval nur eine Verlegenheitslöſung darſtellt; allein
ſchon Briands Zurückgezogenheit hätte eine Kabinettskriſe ge=
rechtfertigt
. Aber man war ſich einig darüber, daß eine wirkliche
innenpolitiſche Klärung vor den Wahlen nicht möglich ſei.
Durch den Tod Maginots hat aber die Regierung virtuell
aufgehört zu exiſtieren. Innenpolitiſch gab Maginots Perſönlich=
keit
dem rechten Flügel der Regierungsmehrheit Gewicht. Daß
gerade die Rolle des Kriegsminiſters vor der allgemeinen Ab=
rüſtungskonferenz
auch für die Außenpolitik von hoher Bedeu=
tung
iſt, braucht nicht näher erläutert zu werden. Maginots
Perſönlichkeit diente dem Ausland gegenüber oft als Argument,
wenn man ſich unnachgiebig zeigen wollte. Sein Nachfolger wird
alſo keine ganz leichte Aufgabe zu erfüllen haben. Eine beſondere
Bedeutung kommt noch dem Umſtande, welcher politiſchen Rich=
tung
der neue Kriegsminiſter naheſtehen wird, zu. Im übrigen
wird die Regierung, wie ſich die Kriſe auch löſen wird, eine
größere Bewegungsfreiheit bei der Behandlung der internatio=
nalen
Fragen haben, als man im allgemeinen annimmt. Selbſt
wenn es zu keinem Kabinett der Perſönlichkeiten aus geweſe=
nen
Miniſterpräſidenten unter Mitwirkung der Radikalen die=
ſer
Plan wird dem Elyſée zugeſchrieben kommen ſollte. Selbſt
eine rekonſtruierte Lavalregierung etwa mit Tardieu im
Kriegsminiſterium würde ſich außenpolitiſch ungebundener
bewegen können, als das bisher der Fall war. Aber es handelt
ſich dabei doch nur um Nuancen. Zu einem radikalen Umſchwung
in der franzöſiſchen Außenpolitik reicht nicht einmal mehr die
Zeit vor den Konferenzen aus.

Briand=Dilemma.

EP. Paris, 11. Januar.
Heute verlautet, daß Briand nicht geneigt ſein ſoll, zurück=
zutreten
, falls Laval nur eine Umbeſetzung innerhalb des gegen=
wärtigen
Kabinetts vornehmen wolle. Sein Rücktrittsangebot, ſo
wird von ſeinen Freunden erklärt, habe ſich nur auf den Fall
einer Geſamtdemiſſion der Regierung bezogen, da er der Bildung
einer Konzentrationsregierung nicht habe im Wege ſtehen wollen.
Falls aber die gegenwärtige Regierung im Amt bleibe, lehne
Briand die Ausfertigung ſeines Rücktrittsgeſuches ab. In der
Umgebung des Außenminiſters wird neuerdings dafür Stimmung
gemacht, Briand im Quai dOrſay zu belaſſen und ihm durch eine
Vertretung auf den bevorſtehenden internationalen Konferenzen,
für die der Miniſterpräſident Laval genant wird, die zur Wieder=
herſtellung
ſeiner Geſundheit nötige Ruhepauſe von etwa drei
Monaten zu gewähren. Man verweiſt dabei auch auf das Beiſpiel
Snowdens in England und Streeſemanns in Deutſchland. Im
übrigen ſei Briands Zuſtand überhaupt nicht ſo kritiſch, daß er
nicht im äußerſten Falle ſelbſt Frankreich auf den Konferenzen
vertreten könne.

Rückgang der engliſchen Arbeiksloſigkeik
Von unſerem D=Korreſpondenten.
* London, 11. Januar.
Mehr als drei Monate ſind nun ſeit Aufgabe des Goldſtan=
dards
vergangen, und es iſt bereits offenſichtlich, daß der leichte
Stimulus, den die britiſche Induſtrie in den erſten Wochen erhal=
ten
hatte, in der Folge durch den Rückgang des Welthandels in
ſeiner Geſamtheit völlig neutraliſiert worden iſt, und daß in der
Wirtſchaftslage Englands hiervon bis dato keinerlei nennens=
werte
Beſſerungen eingetreten ſind. Dieſes Urteil, das der
letzten Jahresüberſicht des Economiſt entnommen iſt, gibt ohne
Zweifel nicht nur die in den engliſchen Wirtſchaftskreiſen allge=
mein
vorherrſchende Anſicht wieder, ſondern dürfte in großen
Zügen auch als eine durchaus richtige Einſchätzung der gegenwär=
tigen
Wirtſchaftslage Englands bezeichnet werden.
Nicht unvereinbar mit dieſer Feſtſtellung iſt indeſſen die Tat=
ſache
, daß andererſeits auf einigen Teilgebieten des britiſchen
Wirtſchaftslebens eine gewiſſe Beſſerung und Belebung wie
man annimmt, eine zeitweilige ohne Zweifel zu verzeichnen
iſt. Vor allem kann ſeit etwa Anfang Oktober auf dem engliſchen
Arbeitsmarkt eine langſame, aber ſtete Beſſerung feſtgeſtellt wer=
den
. Die letzten Daten, die das britiſche Arbeitsminiſterium vor
etwa einer Woche veröffentlichte, zeigten, daß die Zahl der
Arbeitsloſen in Großbritannien wiederum recht bedeutend zurück=
gegangen
war. Sie betrug um die Jahreswende rund 2506 719
Perſonen, und zwar: 2 005 077 Männer, 58 369 Knaben, 402 846
Frauen und 40 427 Mädchen. Dieſes bedeutete eine Abnahme
gegenüber der Vorwoche um 65 883 Perſonen; doch ſeit dem
15. Oktober iſt die Zahl der Arbeitsloſen ſogar um ganze 221 733
Perſonen zurückgegangen. Auch kann der Rückgang, da er bereits
im Oktober begann, nicht nur der Weihnachtskonjunktur oder an=
deren
zufälligen Urſachen zugeſchrieben werden. Allerdings ſtellt
die gegenwärtige Zahl von 2,5 Millionen Arbeitsloſen eine Stei=
gerung
um rund 100 000 Perſonen im Vergleich mit dem Vorjahr
dar. Doch dieſe ſich über ein ganzes Jahr erſtreckende Zunahme
kann wiederum als eine nur ſehr geringe bewertet werden, wenn
man erſtens die ſtarken wirtſchaftlichen Rückſchläge des ver=
gangenen
Jahres berückſichtigt und zweitens die Lage des eng=
liſchen
Arbeitsmarktes mit derjenigen anderer Länder, vor allem
mit derjenigen Deutſchlands, vergleicht, wo die Zahl der Arbeits=
loſen
zurzeit über 5 666 000 erreicht hat.
Beim näheren Betrachten der vom Britiſchen Arbeitsmini=
ſterium
veröffentlichten Daten erweiſt es ſich ferner, daß die Lage
des engliſchen Arbeitsmarktes im Grunde noch beſſer iſt, als es
auf den erſten Blick und ohne eine eingehendere Kenntnis der
beſonderen Umſtände des engliſchen Arbeitsmarkts erſcheinen
könnte. Die bisher allwöchentlich erfolgten Veröffentlichungen
haben im Auslande allgemein den Eindruck hervorgerufen, daß
in England ein ſtändiges Millionenheer von Arbeitsloſen exi=
ſtiert
, d. h. daß in England ein feſtes Kontingent von Arbeitern
ſeit Jahr und Tag ohne Beſchäftigung iſt und ſomit eine ernſtliche
Bedrohung der öffentlichen Ordnung darſtellt. Dieſes entſpricht
jedoch nicht ganz den wirklichen Tatſachen: die Abmachungen lau=
ten
hier gewöhnlich auf kürzere Termine; es wird in England
leichter gekündigt, aber auch leichter wieder eingeſtellt; ein be=
deutender
Teil der Arbeitsloſen kann nur als zeitweilig Be=
ſchäftigungsloſe
betrachtet werden. Auch war es bisher in Eng=
land
für Arbeitsloſe, ebenſo wie für Pſeudo=Arbeitsloſe, weſent=
lich
leichter als anderswo, regiſtriert zu werden und von den ver=
ſchiedenſten
Behörden Arbeitsloſenunterſtützungen zu erhalten. Die
Kontrolle hierüber ſoll in Zukunft ſtrenger gehandhabt werden.
Desgleichen will die britiſche Regierung bemerkt haben, daß die
bisherige allwöchentliche Veröffentlichung von lediglich nackten
Zahlen im Ausland oft eine irrtümliche und allzu peſſimiſtiſche
Vorſtellung über das Ausmaß der Arbeitsloſigkeit in England
hervorgerufen hatte. Die Regierung will daher von nun ab den
hieraus für den britiſchen Kredit im Ausland evtl. entſtehenden
Schädigungen durch eine nur allmonatliche, dafür aber ausführ=
lichere
und inſtruktivere Berichterſtattung über den wahren Stand
der Dinge auf dem engliſchen Arbeitsmarkt entgegentreten.
Wiggin über die Schuldenzahlungen Deutſchlands.
Der Präſident der Chaſe National Bank, Albert Wiggin,
der gegenwärtig in Berlin an den Verhandlungen über die kurz=
friſtigen
Kredite teilnimmt, erklärte in ſeinem Jahresbericht,
Deutſchland habe die kurzfriſtigen Kredite im allgemeinen klug
verwendet. Ein großer Teil der Schulden könnte ſchnell zurück=
gezahlt
werden, wenn die Gläubiger bereit ſeien, Reichsmark ſtatt
Deviſen in Zahlung zu nehmen. Deutſchland habe in den Schwie=
rigkeiten
der letzten beiden Jahre eine große kommerzielle und
finanzielle Vitalität bewieſen. Es habe den Gläubigern ſeit
Herbſt 1930 rund fünf Milliarden Reichsmark zurückgezahlt und
leiſte auch gegenwärtig noch beträchtliche Zahlungen. Die geſamte
unter das Stillhalteabkommen fallende Schuld Deutſchlands
habe am 31. Juli 1931 etwa 5½ Milliarden Mark betragen.
Seitdem habe ſich die Schuld um eine Milliarde 80 Millionen
vermindert. Der augenblickliche Geſamtbetrag der deutſchen
Schuld ſei alſo niedriger, als die Summe, die Deutſchland ſeit
Herbſt 1930 bezahlt habe. Die von Deutſchland bisher geleifteten
Zahlungen müßten als übermäßig hoch betrachtet werden.

* 150 Jahre Schillers Räuber
Von Carl Anders.
ſch ller über die Entſtehung der Räuber. Wie Dalberg in
Mannheim die Räuber zum erſten Male aufführte.
Revolutionierung des deutſchen Theaters.
Der 13. Januar 1872 war für die Geſchichte des deutſchen Thea=
(½ ein denkwürdiger Tag, denn er brachte die Erſtaufführung
in Schillers Räubern. Die Renaiſſance des deutſchen Dramas
ihrn ihren Anfang. Schiller hatte ſich ſchon in früher Jugend
1 dramatiſchen Dichtungen beſchäftigt. Seine erſten dramati=
ſei
. Verſuche befriedigten ihn nicht, und er verbrannte ſie. Gerſten=
Foes Ugolino Goethes Götz von Berlichingen und Leſſings
tyriatiſche Arbeiten begeiſterten ihn und gaben ſeiner Dichtkunſt
Sſtichtung. Im Jahre 1777 begann er mit der Ausarbeitung
ues Trauerſpiels Die Räuber, in dem ſein ungeſtümer
Zeicheitsdrang zum Ausdruck kam. Es waren eigenartige Lebens=
Fhältniſſe, unter denen dieſe Dichtung entſtand, die auf die
Ziigenoſſen den größten Eindruck hervorrufen ſollte. Der Dichter
Mf Schüler der Militärakademie zu Stuttgart und er litt ſehr
ier der niederdrückenden Erziehungsmethode, die hier herrſchte.
r Freiheit der Perſönlichkeit, die den Dichter entzückte, war
r kein Raum gelaſſen worden. Schiller verſuchte, ſeine Ent=
iſung
aus der Militärakademie zu erhalten. Seine Schrift
hrloſophie der Phyſiologie wurde aber vom Herzog abge=
ſuk
, und erſt im Dezember 1780 erlangte er ſeine Freiheit und
MOe Medikus bei einem Greuadierregiment. In der Zwiſchen=
ſſt
hatte der Dichter ſein Drama vollendet, dem er die bezeich=
ude
Widmung In Tyrannos gab. Seine unterdrückte leiden=
ſaftliche
Freiheitsliebe hatte ihren Ausdruck gefunden. In
ſer, Autobiographie, die der 25jährige Dichter für ſeine Zeit=
ſrift
Rheiniſche Thalia geſchrieben hatte, ohne daß ſie darin
i Abdruck gekommen iſt, gibt er eine intereſſante Schilderung
d ſeeliſchen und geiſtigen Verhältniſſe, unter denen ſeine
läuber entſtanden ſind. Er ſchreibt: Ein ſeltſamer Mißver=
und der Natur hat mich in meinem Geburtsort zum Dichter
Rurteilt. Neigung für Poeſie beleidigte die Geſetze des In=
ſtut
s (die Karlsſchule), worin ich erzogen war, und widerſprach
z Plane ſeines Stifters. Acht Jahre xang mein Enthuſiasmus
ſt Der militäriſchen Regel, aber Leidenſchaft für die Dichtkunſt
feurig und ſtark wie die erſte Liebe. Was ſie erſticken ſollte,
hte ſie an. Verhältniſſen zu entfliehen, die mir zur Felter

Hier wurden vor 150 Jahren Schillers Räuber
uraufgeführt.

Oben: Das Mannheimer Nationaltheater im Jahre 1782.
Unten: Das Theatergebäude in ſeiner heutigen Geſtalt.
Am 13. Januar 1782 gingen Schillers Räuber in dem damals
unter der Leitung von Dalberg ſtehenden Mannheimer National=
theater
zum erſten Male über die Bretter. Das Theatergebäude,
das im Jahre 1779 errichtet wurde, gehört zu den hiſtoriſch
bedeutendſten Stätten deutſcher Bühnenkunſt.

waren, ſchweifte mein Herz zu einer idealen Welt aus aber
unbekannt mit der wirklichen, von welcher mich eiſerne Stäbe
ſchieden unbekannt mit den Menſchen denn die vierhundert,
die mich umgaben, waren ein einziges Geſchöpf, der getrennte
Abguß eines und eben dieſes Modells, von welchem die plaſtiſche
Natur ſich feierlich losſagte . . . Unbekanut mit dem ſchönen
Geſchlecht die Tore dieſes Inſtituts öffnen ſich, wie man
wiſſen wird, Frauenzimmern nur, ehe ſie anfangen, intereſſant
zu werden, und wenn ſie aufgehört haben, es zu ſein unbe=
kannt
mit Menſchen und Menſchenſchickſal mußte mein Pinſel
notwendig die mittlere Linie zwiſchen Engel und Teufel ver=
fehlen
, mußte er ein Ungeheuer hervorbringen, das zum Glück in
der Welt nicht vorhanden war. . . Ich meine die Räuber..
Im Sommer 1781 erſchien das Drama im Druck. Außerhalb
ſeines Vaterlandes erhielt der Dichter große Anerkennung, und
von allergrößter Bedeutung für ihn war es, daß Freiherr von
Dalberg, der verdienſtvolle Leiter des Mannheimer National=
Theaters, ſich des Werkes annahm. Dalberg forderte den Dichter
auf, die Tragödie für die Mannheimer Bühne umzuarbeiten.
Schillers Briefe an den Freiherrn Heribert von Dalberg in den
Jahren 1781 bis 1785 geben über die erſte Periode der dichte=
riſchen
Entwicklung Schillers bemerkenswerte Auskunft. Auf die
Aufforderung Dalbergs hin änderte der Dichter einige Einzel=
heiten
, und ſo konnten die Räuber in Mannheim am 13.
Januar 1782 zum erſten Male aufgeführt werden. Der Theater=
zettel
zeigte folgende Beſetzung der Hauptperſonen:
Franz Moor.
Iffland
Karl Moor . .
Boek
Amalie . .
Frau Toscani
Der Erfolg der Erſtaufführung war gewaltig. Schiller ſelbſt
hatte den beiden erſten Aufführungen beigewohnt, aber er war
ohne Urlaub in Mannheim und erhielt deshalb nach ſeiner
Rückkehr einen 14tägigen Arreſt. Der Herzog Karl verbot dem
Dichter außer mediziniſchen Abhandlungen etwas drucken zu
laſſen. Schiller war mit dem Verbot, Komödien oder ſonſt der=
gleichen
zu ſchreiben, nicht einverſtanden und er faßte den Ent=
ſchluß
, ſich dieſer Einſchränkung ſeiner Perſönlichkeit durch die
Flucht zu entziehen. In der Nacht vom 22. zum 23. September
1782 verließ er während eines Hoffeſtes in Begleitung ſeines
treuen Freundes Andreas Streicher Stuttgart und ging nach
Manuheim, um hier eine Aufführung ſeines Fiesco zu betrei=
ben
. Er fand aber bei Dalberg wenig Beifall und ging im Sep=
tember
auch aus Mannheim fort. Der große Erfolg der Räuber.
hatte ihm keinen Nutzen gebracht.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 12

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 12. Januar 1932

Todes=Anzeige.
Heute Nacht hat Gott der Allmächtige meinen
lieben Mann, unſeren Vater, Bruder und Großvater
Sohunner Mauel
nach kurzem ſchweren Leiden im 57. Lebensjahr
heimgerufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marie Müller, geb. Vornoff.
Fam. Leonhard Müller, Lehrer zu Wiebelsbach
Georg und Martin Müller.
Fam. Leonhard Müller, Webersmühle.
Brensbach, den 11. Januar 1932.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 13. Januar,
nachmittags 3 Uhr ſtatt.
(904

Danksagung.

Für die überaus herzliche Teilnahme beim
Heimgang meines lieben Gatten, unseres
guten Vaters
Dr. Lion Bodenheimer
sagen wir aufrichtigsten Dank.
Frau Emma Bodenheimer
Dr. Ernst Bodenheimer
Alfred Bodenheimer.

Darmstadt, 12. Januar 1932.

(922

Darmſtadt, Beſſungerſtraße 88½),

(905

Dankſagung.
Allen denen, die bei dem Heimgang unſeres unver=
geßlichen
Enſchlafenen
Georg Schulz
Glaſermeiſter
ſeiner mit Blumen und Worten in herzlicher Teil=
nahme
gedachten, ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
innigſten Dank. Ebenſo herzlich danken wir Herrn
Pfarrer Weiß für ſeine ehrenden Worte am Grabe,
ſowie den Schulkameraden und der Männervereini=
gung
der Petrusgemeinde für die liebevollen Nachrufe
und Kranzniederlegungen.
Namens der trauernden Hinterbliebenen:
Luiſe Schulz, geb. Franz.
Darmſtadt, den 11. Januar 1932.
(897

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme ſowie die
reichen Kranz= und Blumenſpenden bei dem Heimgang
unſerer unvergeßlichen lieben Entſchlafenen ſagen wir
auf dieſem Wege allen innigſten Dank. Beſonderen
Dank Herrn Pſarrer Weiß für die tröſtenden Worte,
den Schweſtern des Städt. Krankenhauſes und Marien=
hoſpitals
, der Firma Woll=Schmidt und ihren Ange=
ſtellten
, dem Verbande V. W. A. und den Schulkame=
radinnen
, die ihr die letzte Ehre erwieſen.
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe warmer Anteilnahme bei dem uner=
warteten
Heimgange meines geliebten Mannes ſage ich hier=
mit
meinen herzlichſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Erna Fuchs, geb. Lattemann.
Grube Meſſel=Darmſtadt, im Januar 1932.
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[ ][  ][ ]

Dienstag, 12. Januar 1932

Aus der Landeshaupkftadt.
Darmſtadt, den 12. Januar 1932.
Die Auszahlung de= laufenden Zuſatzrenten für nicht im
EErwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte, Kriegshinterblie=
Sene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am Freitag, den
715. Januar 1932, vormittags von 812 Uhr, durch die Stadtkaſſe.
Verein Deutſcher Ingenieure, Ortsgruppe Darmſtadt. Vor=
rag
des Herrn Profeſſor Dr.=Ing. H. Voigt über, Erfahrungen
nit Großkälteanlagen, 20,15 Uhr. Saal 326 der Tech. Hochſchule.
EEingang Weſtportal.
Frühjahrs=Geſellenprüfungen 1932. In der nächſten Woche
von Dienstag, den 19. bis Freitag, den 22. Januar findet die An=
rneldung
zu den Geſellenprüfungen für das Frühjahr ſtatt. Die
EEltern, Lehrherrn und die Schulen werden gebeten, die Lehrlinge
mnzuhalten, ſich pünktlich anzumelden, da wegen der frühen Oſtern
waldigſt mit den Prüfungen begonnen werden muß. (Näheres noch
n den Anzeigen.)
Bühnenvolksbund. Am Samstag. den 16. Januar ſpricht
auf Einladung des Bayreuther Bundes im Saale des Muſikver=
ins
, Wilhelm=Gläſſing=Straße 24, abends 8,30 Uhr, der frühere
Seiter des Wiener Burgtheaters und bekannte Muſikſchriftſteller
Max Millenkovich=Morold über: Richard Wagner und die Bühne
eer Gegenwart‟. Dieſe Anſprache dürfte das beſondere Intereſſe
unſerer Mitglieder auslöſen. Der erfreulich zahlreiche Beſuch
manſerer Goethefeier ermutigte den Vorſtand, dieſen Vortrag zu
bernehmen. Unſere Mitglieder erhalten in unſerer Geſchäftsſtelle
Farten. Der Goetheliederabend wird mit Rückſicht auf den großen
Erfolg demnächſt mit teilweiſe neuer Liedfolge wiederholt. Jetzt
dchon können Karten bei Chriſtian Arnold vorgemerkt werden.
Hausfrauenbund. Wir machen unſere Mitglieder noch ein=
nial
darauf aufmerkſam, daß unſere Monatsverſammlung heute
m 4 Uhr im Muſikſaal des Saalbaus ſtatifindet, in der in erſter
Linie eine Ausſprache über die Soziallaſten der Hausangeſtellten
arfolgen ſoll. Wir bitten um zahlreiches Erſcheinen.
Die Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins hielt ihre ordentliche Hauptverſammlung im Grünen
Simmer des Fürſtenſaales ab. Nach herzlicher Begrüßung der
Anweſenden durch den 1. Vorſitzenden. Miniſterialrat Guntrum,
rſtattete der Schriftführer den Jahresbericht über das abgelaufene
Jahr. Der Mitgliederbeſtand beträgt 279. Die Sektion verlor durch
hen Tod die Mitglieder: Sanitätsrat Dr. Horn, Kaufmann F.
Shrhardt und Fabrikdirektor F. Schick. Die Beteiligung an den
mionatlichen Wanderungen und an den wöchentlichen Vereins=
benden
war ſehr rege. Das 47 Stiftungsfeſt wurde diesmal nach
mnem Waldgang in einfachem Rahmen gefeiert, wobei die Herren
W. Heinzerling. W. Kalbfuß. L. Müller und W. Topp für ihre
55jährige Mitgliedſchaft geehrt wurden. Der Rechner und der
ſoüttenwart berichteten über den Abſchluß der Sektions= und der
ſoüttenrechnung, die beide ein günſtiges Ergebnis zeigten. Die
SStarkenburger Hütte im Stubai (Tirol) befindet ſich in tadelloſem
Näuſtande. Die Beſucherzahl war durch die wirtſchaftliche Lage etwas
geringer, betrug aber immerhin noch 4201. Der neuerbaute Weg
von der Starkenburgerhütte zur Franz=Sennhütte iſt fertiggeſtellt.
ſon dieſem Jahre ſoll der Weg von der Starkenburgerhütte auf
den Hohen Burgſtall verbeſſert werden. Das Sektionszimmer
auuf dem Turm der Buxgruine Starkenburg bei Heppenheim a. d B.
ſt, durch zahlreiche Stiftungen von Mitgliedern und Freunden
der, Sektion. Dank der unermüdlichen Wirkſamkeit des Hütten=
ſearts
, zu einem ſchmucken, gemütlichen Bergſte gerheim geworden.
s zahlreich beſucht wurde. Der Mitgliederbeitrag wurde von
* auf 10 RM. die Aufnahmegebühr für Neueintretende von
auf 10 RM. ermäßigt. Der Beitrag für B=Mitglieder mit
RM. bleibt beſtehen. Der bisherige Vorſtand wurde wieder=
wählt

6. Akademie Konzert. Das 6. Akademie=Konzert, das wegen
arkrankung des Soliſten verlegt werden mußte, findet nunmehr
beſtimmt am kommenden Donnerstag, den 14. d. M. 20 Uhr im
uroßen Saale des Städt. Saalbaues ſtatt. Die für den 7. Januar
ereits gelöſten Karten behalten ihre Gültigkeit. Wie bekannt,
m erden Hermann Schey, einer der beſten Baritoniſten, und Ka=
vellmeiſter
Hans Rosbaud den Liederzyklus Die Winterreiſe
wn Schubert an dieſem Abend zu Gehör bringen. Karten im
Gekretariat der Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtr. 36,
G ernſprecher 3500 (Stadtverwaltung)

Oronnerstag, 14. Jan.

Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus.

Aütenstag, 12 Jan.

19½22½ Uhr. A 12.
Preiſe 0806.40 Mk.

Die lnſtige Witwe.

Meittwoch, 13. Jan

19½2½ Uhr. Außer Miete. Carmen,
Ermäßigte Preiſe 0.504 Mk.

1.hs2213 Uhr. ( 12. Cavalleria ruſticana.
Hierauf: Der Bajazzo, Preiſe 0 705.60 Mk.

Fauf: Der Boiasie.

Akenstag, 12 Jan.

20221 Uhr. Außer Miete. Nina.
Preiſe 6 604 50 Mk

ittwoch, 13 Jan.

2023½ Uhr. Darmſt. Volksb. G (8. Vorſt.)
Zwnnerstag, 14. Jan. Gr. 1Mu. 1P. Michael Kramer. 0.,604.50 Mk
Heſſiſches Landestheater. Anita Mitrovic wird vor
Amtritt ihres Urlaubs am Mittwoch, den 13. Januar, im Großen
haus die Carmen und am Donnerstag,, den 14. Januar, die

Dem Saugt in den Suolfilfen Fanf Aufe eifr und Dich
truno Franks Komödie, Nina mit Beſſie Hoffart, Werner
ſrnz und Joſef Keim gegeben. Am Samstag, den 16. Januar,
vErd Figaros Hochzeit wieder in den Spielplan aufge=
nommen
. Infolge plötzlicher Erkrankungen im Perſonal muß
die Premiere Leben in dieſer Zeit auf Freitag, den 15. Ja=
uar
, verſchoben werden.
Fünftes Sinfoniekonzert. Beſonderes Intereſſe erweckt das
ſite hieſige Auftreten des Violoncello=Virtuoſen Gaſparo Caſſado.
nſtimmig rühmt man ſeinen warmen, blühenden Ton und ſeine
Aendende techniſche Virtuoſität. Aus der Fülle der vorliegenden
Freſſeſtimmen über Caſſados Spiel ſei die Beſprechung über ein
Konzert in Paris im Excelſior vom 20. Juni 1929 herausgegrif=
: Ueber Gaſparo Caſſado, einem ſeinem Lehrer Caſals eben=
ürtigen
Künſtler, der ſich uns neulich als überlegener Meiſter
ner Kunſt zeigte, iſt alles geſagt worden. Bei ihm iſt alles Rein=
henit
Reinheit des Stils, des Tones und der Technik. Und hin=
ter
, dem ſtilreinen Ausdruck wird der tiefe Reichtum eines unver=
geichlichen
Muſiker=Temperaments ſpürbar ..." Dr. Hans
Schmidt=Iſſerſtedt, der muſikaliſche Leiter des am Montag, den
4 Januar, ſtattfindenden fünften Sinfonie=Konzertes hat zwei
Werke: Concerto groſſo II=Moll von Händel, in der Einrichtung
vun Max Seiffert, das hier zum erſten Male geſpielt wird und
die Tondichtung Tod und Verklärung von Richard Strauß den
Solonummern hinzugefügt.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Fortbildungskurſus für techniſche Lehrerinnen

In der abgelaufenen Woche veranſtaltete der Landesverband
für techniſche Lehrerinnen in Heſſen an dem Seminar für Hand=
arbeitsleherinnen
(Alice=Eleonorenſchule) einen Fortbildungs=
kurſus
. Das Intereſſe für dieſe Veranſtaltung war außerordentlich
rege, mehr als 70 techniſche Lehrerinnen nahmen an dem Kurſus
teil. Das Kultusminiſterium war durch Herrn Miniſterialrat
Jung vertreten, das Stadtſchulamt durch Herrn Schulrat Bach,
das Pädagogiſche Inſtitut durch Herrn Direktor Dr. Vogel. Als
Vertreterin des Heſſ. Landes=Lehrerinnenvereins war Fräulein
Pfnor zugegen. als Gaſt Herr Staatsrat Block.
Der Kurſus verfolgte den Zweck, die techniſchen Lehrerinnen
durch Vorträge, Vorführungen und praktiſche Arbeit weiterzubil=
den
und die Erkenntniſſe um die fachliche, pädagogiſche und metho=
diſche
Eigenart des techniſchen Unterrichtes, wie ſie ſich aus der
heutigen pädagogiſchen Lage ergeben, wach zu halten und zu ver=
tiefen
.
Herr Studienaſſeſſor Dr. Karl Müller ſprach in zwei einleiten=
den
Vorträgen über Pädagogiſche Grundfragen des
Techniſchen Unterrichts. Im erſten Vortrag verſuchte
er das Weſen und den Bildungswert des techniſchen Unterrichts
herauszuarbeiten. Er fand letzteren darin, daß es dieſem Unter=
richt
möglich ſei, von der werkſchaffenden Beſchäftigung mit dem
Material her, das Ganze der kindlichen Seele in Anſpruch zu neh=
men
und folglich zu bilden, wenn auch nicht vergeſſen werden
dürfe, daß dies nur ein Bilden von einer Seite her ſei. Der zweite
Vortrag behandelte die Frage nach der Möglichkeit der arbeits=
unterrichtlichen
Geſtaltung des techniſchen Unterrichtes. Ausgehend
von der Erörterung der Eigenart der ſelbſttätigen und produkti=
ven
Arbeit gelang es, unter Zuhilfenahme der Begriffe Sinn. Ge=
ſtalt
und Struktur, dieſe Möglichkeit aufzuzeigen. Frau Direktorin
Thiele=Deutgen führte zunächſt die Reſultate eines Lehrganges für
Handarbeit einer Vorſeminarklaſſe vor, der zeigen ſollte, wie ele=
mentare
Fähigkeiten techniſch=äſthetiſchen Formens der Schülerin=

nen merhodiſch heraufgebildet werden können zu geſchmackvollen
und materialgerechten Geſtalten. In einem großangelegten Vor=
trag
verdeutlichte die Referentin ſodann, ſtändig auf dieſen Lehr=
gang
Bezug nehmend, die Wege und Ziele des Hand=
arbeitsunterrichtes‟
Es wurde ausgeführt, daß es ſich
bei ihm vor allem darum handele, das die Schülerinnen mit den
Faktoren Material, Technik und Farbe derart umgehen lernen,
daß in ihrem Schaffen material= und werkgerechte, geſchmackvolle
und den Menſchen anſprechende Gebrauchsgegenſtände entſtehen,
Die Forderung der Selbſttätigkeit verwirft das Arbeiten nach Re=
geln
und Muſtern, verbietet aber auch auf der anderen Seite will=
kürliche
und lediglich ſubjektive Betätigung: Die Forderung be=
tont
, daß es ſich hier um ein Produzieren handelt, das, obwohl es
im Ich ſeinen Urſprung hat dennoch geſetzmäßigen Bedingungen
unterſteht, und das die Schülerinnen befähigen ſoll, auch ſpäter in
Situationen fertig zu werden, für die kein Rezept zur Verfügung
ſteht. In zwei weiteren Vorträgen ſprach Frau Direktarin
Thiele noch über Koſtümkunde.
Die Vorſitzende des Vereins, Fräulein Blaß, behandelte die
unterrichtliche Geſtaltung der Warenkunde und gab den Teil=
nehmerinnen
des Kurſus dabei Gelegenheit, praktiſche Unter=
ſuchungen
an textilem Material ſelbſt vorzunehmen. Nach verſchie=
denen
Geſichtspunkten wurde an Hand von Gegenſtänden, die im
Seminar gearbeitet waren, die Frage der zeitgemäßen und ge=
ſchmackvollen
Wäſcheherſtellung geklärt. Auch der Bildungs=
wert
dieſer beiden Fächer wurde eingehend erörtert.
Die Zahl der Teilnehmerinnen erhöhte ſich weſentlich wäh=
rend
des Kurſus. Als beſonderer Erfolg iſt die Gründung einer
Arbeitsgemeinſchaft anzuſehen, durch die die dauernde
Verbindung mit dem Seminar gewahrt bleiben ſoll. Im nächſten
Jahr ſoll auf Wunſch der Teilnehmerinnen ein Fortbildungskurſus
für das Fach Hauswirtſchaft ſtattfinden.

Wiukerhilfe.

Die Winterhilfsküche Nr. 2, ſeither in der Beſſunger Mädchen=
ſchule
, Beſſungerſtraße, wird morgen nach dem Orangeriehaus in
ſchöne, geſunde, luftige Räume verlegt.

Hast Du schon für die
Winterhilfe gegeben?

Ferner können wir heute ſchon mitteilen, daß die Gründung
einer neuen 5. Küche in der Liebfrauenſtraße 50 im Laufe nächſter
Woche erfolgt. Es iſt dadurch wieder möglich geworden, einer gro=
ßen
Anzahl von Perſonen gutes Eſſen abzugeben, wodurch weitere
Not gelindert werden kann.

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920

Wanderklub Falke 1916. 1. Wanderung im neuen
Wanderjahr. Vormittags 8 Uhr verſammelte ſich am Ver=
kehrsbüro
eine ſtattliche Zahl wanderfroher Menſchen. Die Strecke
bis Seeheim wurde mit dem Omnibus zurückgelegt. Von dort be=
gann
der Marſch durch Feld und Wald, am Ernſt=Ludwigs=Tempel
vorbei, nach Frankenhauſen. Unterwegs bot ſich eine herrliche
Fernſicht auf die umliegenden Gebirgszüge. Vor allem feſſelte die
ſchneebedeckte Neunkircher=Höhe das Auge der Wanderer. Es war
eine Erinnerung an die kurze Dauer der Winterfreuden. Bei der
Frühſtücksraſt in Frankenhauſen, die ſich, bedingt durch urgemütliche
Stimmung, entgegen dem Vorſehen der Führer längere Zeit aus=
dehnte
, wurde den Führern, den Herren K. Ballweg und H. Appel,
durch den Vorſitzenden Dauven, der Dank der Wanderſchar ausge=
ſprochen
für ihre mit viel Liebe und Verſtändnis vorbereitete Tour.
Weiter ging es auf der Hohen Straße über den Hohe=Rothberg,
Breitenſtein und Silberberg nach Ober=Ramſtadt. Hier kehrten
wir im Gaſthaus Zum Adler ein, wo die Mittagsraſt ſtattfand.
Friſch, geſtärkt wurde der Marſch über das Forſthaus Eiſerne
Hand angetreten und die Wanderung gegen 5. Uhr am Darm=
ſtädter
Flugplatz beſchloſſen.

Arken der Auslegung.

Vortragsabend in der Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen
Gymnaſiums.
Als erſter Redner im neuen Jahr ſprach Freitag im gewohnten
Rahmen Univerſitätsprofeſſor Dr. Doruſeiff (Greifswald) über
das Thema: Die Arten der Auslegung. Nach einlei=
tenden
Begrüßungsworten des ſtellvertretenden Vorſitzenden, Prof.
Dr. Büchner, der auf die Bedeutung von Schule und Wiſſeu=
ſchaft
gerade für unſere Zeit hinwies, führte der Vortragende etwa
folgendes aus: Wenn ſchon unſer alltägliches Leben ein fortge=
ſetztes
Interpretieren oder Auslegen von Worten und Handlungen
unſerer Mitmenſchen enthält, ſo gewinnt die Interpretation ihre
eigentliche Bedeutung für das Auslegen von Schriften, die aus
irgendwelchen Gründen (zumeiſt erſt für die Nachwelt) eine vor=
bildliche
, autoritative Geltung erlangt haben. Auslegung
in dem ſtrengen Sinne, daß ſolche Texte eigentlich nur Richtiges
und menſchlich Erſtrebenswertes enthalten dürfen, iſt natürlich
ein Produkt vorwiegend autoritätsgläubiger Zeiten, während ſich
z. B. unſere heutige Interpretation viel freier bewegt. Redner
unterſcheidet nun eine Anzahl von Typen oder allgemeinen Rich=
tungen
der Auslegung, von denen man die erſte launigerweiſe die
Gewittermythologie nennen könnte, weil ſie alles auf Natur=
vorgänge
bzw. =ſymbole deuten will. In dieſer Weiſe ſuchten
ſchon im Altertum Theagenes v. Rhegion, Anaxagoras u. a. die
homeriſchen Dichtungen zu erklären; Agamemnon erſcheint da als
Aether, Achilleus als Sonne, Hektor als Mond uſw. Aehnlich phan=
taſtiſch
verfuhren Philo v. Alexandria und ſeine Nachfolger bei
der Auslegung des Alten Teſtaments.
Ebenſo beliebt vom alten Aegypten durch alle Zeiten hindurch
iſt der Typ der moraliſchen Auslegung; wie ſeltſam mutet
ſie uns heute etwa in der Form einer Gottſchedſchen Homerdeutung
des 18. Jahrhunderts an! Auch zahlreiche Gedichte von Schiller
und Goethe ſind nicht denkbar ohne eine ſtark ſymboliſierende My=
thologie
. Beſonders gepflegt wurde dieſe Methode von den Neu=
platonikern
, deren Deutung z. B. der Aenäis des Vergil als der
Menſchenſeele und ihrer Erlebniſſe noch in Dantes Schriften nach=
wirkt
. Verſchieden davon iſt die aktualiſtiſche Auslegung,
die Nutzanwendung von Texten auf gegenwärtige Dinge. So fußt
die mittelalterliche Staatslehre zum Teil auf der Bibelſtelle
(Lukas) von den 2 Schwertern, die in Petri Hand gegeben ſind;
auch das Zinsverbot beruht auf einer ſolchen Deutung des Worts:
Leiht, ohne etwas zu hoffen! Im übrigen ſind das ſpäte Alter=
tum
und das Mittelalter ſoweit gegangen, verſchiedene Aus=
legungsarten
zu verbinden und Texte gleichzeitig nach 34fachem
Sinn zu erklären
Nach einer ſcharfſinnigen Darlegung der Auslegungs=
mittel
(Ueberſetzungen, Etymologie Zahlenſpekulation uſw.)
bezeichnet der Vortragende die philologiſch=hiſtoriſche
Interpretation als den uns heute vorwiegend gemäßen Typ. Bei
ihr ſucht man vor allem das Werk aus der Umwelt des Autors,
Zeitgeſchichte und ſonſtigen literariſch=künſtleriſchen Vorbedingun=
gen
zu erklären. Vergleiche im weiteſten Sinne zu ziehen. Ein
Extrem dieſer Richtung ſind freilich die Rationaliſten, von denen
z. B. im Altertum Euhemeros v. Meſſena die Göttergeſchichte als
Niederſchlag wirklicher hiſtoriſcher Geſchehniſſe erklärte (u a. er=
ſcheint
hier Zeus als König v. Kreta). Alle erwähnten Methoden
der Interpretation reichen jedoch nicht aus, um die Wirkung echter,
großer Kunſt erſchöpfend zu erklären. Solche Kunſtwerke führen
gewiſſermaßen ein eigenes, von ihrem Schöpfer losgelöſtes Daſein,
und jede Zeit hat das Recht, ihnen immer neue Seiten abzuge=
winnen
, ſich neue Idole zu errichten (man denke z. B. an Neube=
wertungen
in der Malerei). Dem Bedürfnis der Zeit muß jedoch
ſtets echte vergleichende Wiſſenſchaft helfend zur Seite ſtehen. Mit
dieſer Forderung ſchloß Redner ſeine weitgeſpannten intereſſanten
Ausführungen, für die er reichen Beifall der Zuhörer fand. B.
Heute Vortrag Kaplan Fahſel! Wir weiſen nochmals auf
den heute, Dienstag, abends 20 Uhr, im Städt. Saalbau ſtatt=
findenden
Vortrag von Kaplan Fahſel über, Konnersreuth hin.
Karten in der Buchhandlung Schlapp, Schulſtraße 5. und an der
Abendkaſſe.
Der Bund der techniſchen Angeſtellten und Beamten. O.=V.
Darmſtadt, hielt ſeine Jahreshauptverſammlung ab. Nach ein=
gehender
Begrüßung der gut beſuchten Verſammlung gab der
1 Vorſitzende, Kollege Gisbert, einen ausführlichen Bericht über
die Tätigkeit des Vorſtandes im verfloſſenen Jahre. Einſtimmig
wurde dem Vorſtand für die in der jetzigen Wirtſchaftskriſe auf=
tretende
erhöhte gewerkſchaftliche Arbeit Entlaſtung erteilt. Der
ſeitherige Vorſtand wurde wiedergewählt, mit Ausnahme des Kaſ=
ſiers
, der aus beruflichen und geſundheitlichen Gründen ſein Amt
an einen jüngeren Kollegen abgab. Dankesworte ſeitens der Kaſ=
ſenprüfer
legten Zeugnis ab von der gewiſſenhaften und auf=
opfernden
Tätigkeit. Zu erwähnen iſt, daß ſämtliche Mitglieder
des Vorſtandes ihre Funktion ehrenamtlich ausüben. In der Bil=
dungsarbeit
war der Bund im Jahre 1931 rege tätig. Zahlreiche
Vorträge, zum Teil mit Lichtbildern, ſowie Beſichtigungen wur=
den
durchgeführt. Der zahlreiche Beſuch dieſer Veranſtaltung
zeigt, daß der Vorſtand auch in dieſer Hinſicht richtig gearbeitet
hat. Nach einer längeren Ausſprache über innere Angelegenheiten
und einer Mahnung an die Mitglieder, beſonders in dieſer
ſchweren Zeit zuſammenzuſtehen und nicht zu verzweifeln, ſchloß
der 1. Vorſitzende in ſpäter Abendſtunde die Verſammlung.

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[ ][  ][ ]

Seife 6 Nr. 12

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 12. Januar 1932

Die Beitragsleiſteung zur Invalidenverſicherung
für Hausgehilfen und =Gehilfinnen.

Nachdem der Wert der Sachbezüge (Koſt, Wohnung, einſchl.
Heizung und Beleuchtung) ab 1. 1. 1932 für die Stadt Darmſtadt
und die Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt einheitlich auf
1,50 RM. täglich feſtgeſetzt worden iſt, tritt auch eine Aenderung
in der Beitragsleiſtung zur Inwalidenverſicherung ein. Es ſind
für dieſe Verſicherten vom 4. 1. 1932 ab an Invalidenverſicherungs=
beiträgen
wöchentlich zu zahlen:

A. In der Stadt Darmſtadt.

1. Wenn die Beitragsanteile zur Sozialverſicherung (Kranken=,
Invaliden= und Arbeitsloſenverſicherung) anteilmäßig vom
Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer getragen
werden:

bei einem Monatslohn
bis 32,50 RM.
über 32,50 bis 58,50 RM.
84,50
58,50
110.50
84,50
110,50

Lohnklaſſe

III zu 90 Pfg.
120
150
180
VII 200

2. Wenn der Arbeitgeber ſich dem Arbeitnehmer gegenüber ver=
pflichtet
hat, die Beiträge zur Sozialverſicherung in voller Höhe
allein zu tragen,

bis 26.10 RM. Lohnklaſſe III zu 90 über 26,10 bis 49,15 RM. 120 49,15 72. 150 72.20 95,35 180 95,35 B. Im Landkreis Darmſtadt. HII. 200

1. Wenn die Beitragsanteile zur Sozialverſicherung (Kranken=
Invaliden= und Arbeitsloſenverſicherung) anteilmäßig vom
Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer getragen
werden:
bei einem Monatslohn
bis 32,50 RM.
Lohnklaſſe III zu 90 Pfg=
über
32,50 bis 58,50 RM.
TV 120
84,50
58,50
150
180
84,50
110,50
VII 200
110,50

2. Wenn der Arbeitgeber ſich dem Arbeitnehmer gegenüber ver=
pflichtet
hat, die Beiträge zur Sozialverſicherung in voller Höhe
allein zu tragen,

bei einem Monatslohn
bis 25,05 RM.
über 25,05 bis 49,35 RM.
72.00
49,35
96,75
72.00
96,75

Lohnklaſſe, III zu
UIL.

90 Pfg=
200

* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Nahezu acht Stunden verhandelt das Bezirksſchöf=
fengericht
am Montag gegen einen 28jährigen ehe=
maligen
Angeſtellten des Oberverſicherungs=
amtes
wegen Betrugs und Urkundenfälſchung. Der junge
Mann, der ſeit 1927 auf dem Oberverſicherungsamt angeſtellt war,
wird beſchuldigt, in verſchiedenen Fällen aus Gefälligkeit Bekann=
ten
ihre Invalidenkarten, bei denen teilweiſe die Antwartſchaft
ſchon erloſchen war, wieder in Ordnung gebracht zu haben, indem
er ohne Wiſſen dieſer Leute, von alten Invalidenkarten, die ihm
anſcheinend im Keller des Amtes liegend, leicht zugänglich waren,
die alten Marken abriß und ſie auf die anderen Invalidenkarten
klebte. Von den Leuten ließ er ſich dann den regulären Wert
ganz oder teilweiſe erſtatten. So kam durch dieſe Manipulationen
z. B. eine 48jährige Frau in den Anſpruch einer Rente, die ihr
nun, da ſie rechtskräftig wurde, zeitlebens ausbezahlt werden muß.
Ein andermal klebte er einem Arbeitgeber, der jahrelang für
einen Arbeiter nicht geklebt hatte, auch alte Marken nach und
verwendete das Geld 132 Mark für ſich.
Einem Werkſtudenten der unnötigerweiſe Marken geklebt
hatte, regelte er die Rückerſtattung, klebte aber noch eine ganze
Reihe Marken dazu und ließ ſich ſpäter das vom Verſiche=
rungsamt
dafür überwieſene Geld unter allen möglichen ſchwin=
delhaften
Angaben von dem Studenten zurückgeben. In 1516
Fällen fälſchte er Rentenberechnungen, indem er die Zahlungs=
genehmigungen
auf 34 Jahre weiterdatierte. Heute behauptet
er, er habe das getan, um die Akten loszuwerden, er ſei ſo mit
Arbeit überlaſtet geweſen. Auffallend iſt auch, daß er auf ſeinen
eigenen Karten 2 M. wöchentlich klebte. Es kann ihm jedoch hier,
wie in einigen anderen Fällen nichts Strafbares nachgewieſen
werden. Nach annähernd dreiſtündiger Beratung verurteilt ihn
das Gericht wegen fortgeſetzter Urkundenbeſchädigung in
Tateinheit mit Diebſtahl, wegen fortgeſetzter Urkundenfäl=
ſchung
in Tateinheit mit Betrugsverſuch und wegen fort=
geſetzter
Verwendung alter Invalidenmarken in Tateinheit mit
Betrug zu insgeſamt einem Jahr und ſechs Monaten
Gefängnis. Vier Monate Unterſuchungshaft werden ange=
rechnet
. Die Hauptſchwierigkeit beſtand darin, feſtzuſtellen, ob der
Angeklagte als Beamter zu gelten habe; dann hätte das Gericht
ihn nach dem Antrag des Staatsanwalts zu Zuchthaus verurteilen
müſſen. Das Gericht verneint jedoch ſeine Beamteneigenſchaft.
Erſchwerend ſind jedoch ſeine Großmannsſucht, ſeine Lügen, die er
ſtändig in der Vorunterſuchung und in der Verhandlung aufge=
tiſcht
habe, und die höchſt unſympathiſche Art, mit der er alle
Schuld von ſich auf ſeine Kollegen gbzuwälzen verſuchte. Der An=
geklagte
nimmt das Urteil an, die Staatsanwaltſchaft will Beru=
fung
verfolgen.

Goethe=Vorleſungen an der Volkshochſchule. Der dritte
Teil der Goethe=Vorleſungen, die Dr. Wauer anläßlich des
Goethejahres an der Volkshochſchule hält, beginnt am Dienstag,
den 12. Januar, im Saal 236 der Techniſchen Hochſchule. Anmel=
dungen
ſind an die Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule Mathilden=
platz
17, zu richten Unſere Mitglieder erhalten für die Vor=
ſtellungen
Nina und Carmen am Dienstag und Mitt=
woch
für Vortrag Edſchmid am Donnerstag Karten zum er=
mäßigten
Preis in unſerer Geſchäftsſtelle.
Odenwaldklub. Nach dem Ableben des Herrn Bergmann,
haben andere Klubfreunde den Verkauf der Karten für die Fünf=
zigjahrfeier
übernommen, wie aus der heutigen Anzeige zu erſehen
iſt. Das Jubiläum des großen Heimatvereins, verbunden mit der
Auszeichnung der Getreuen, hat hervorragende Künſtler veran=
laßt
, ſich in den Dienſt des Klubs zu ſtellen. Der Abend bietet
einen Feſtakt, Bunte Bühne und Tanz. Eintritt für Mitglieder
1 Mark, für Nichtmitglieder 2 Mark.
Sektion Darmſtadt des Deutſch. und Oeſterr. Alpen=Vereins.
Freitag, den 15. Januar, ſpricht Herr Dr. K. Faber an Hand von
Lichtbildern über botaniſche Wanderungen an der Bergſtraße. Aus
der winterlichen Pracht des Hochgebirges werden wir hinunter
geführt in die blühenden Hochalpentäler. Von da ſteigen wir
hinab an die Hänge unſerer Bergſtraße. Hier erleben wir das
Blühen in den heimatlichen Bergen von Frühling bis zum Spät=
ſommer
. Wir gewinnen Einblick in das Leben unſerer Wälder,
Wieſen, der buntfarbigen ſonnigen Hänge und deren Bewohner uns
in bunten und einfarbigen Bildern, in ihrer Farbenfreudigkeit
und Formenreichtum vor Augen geführt werden. Die Mitglieder
der Sektion Starkenburg und eingeführte Gäſte ſind willkommen.
Verein für das Deutſchtum im Ausland. Die Mitglieder
werden aufmerkſam gemacht auf den am nächſten Freitag, 20 Uhr,
im Saal 138 der Techniſchen Hochſchule ſtattfindenden Vortrag, den
der frühere Direktor des Wiener Burgtheaters Max von Mil=
lenkovich
auf Veranlaſſung des Deutſchen Sprachvereins hält
Der bekannte Forſcher ſpricht Ueber den deutſchen Geiſt
in der öſterreichiſchen Literatur. Eintritt frei.
Petrusgemeinde (Männervereinigung und Sterbekaſſe.) Die
Hauptverſammlung der Männervereinigung findet am Donners=
tag
, den 19 Januar abends 8,30 Uhr, im Gemeindehauſe ſtatt. Zu
derſelben ſind alle Mitglieder herzlich eingeladen. Anträge ſind
ſpäteſtens 3 Tage vorher ſchriftlich bei dem 1. Vorſitzenden, Herrn
Oberreallehrer Frank, Hermannſtr. 19, einzureichen. An demſelben
Abend findet vorher um 8 Uhr die Hauptverſammlung der Ster=
bekaſſe
im Gemeindehauſe ſtatt. Zu derſelben ſind nur die Mit=
glieder
der Sterbekaſſe (Männer und Frauen) eingeladen.
Eliſabethenſtift. Eine große Freude bereitete der Mund=
harmonikabläſerchor
der Waldkolonie den Schweſtern Kranken und
Alten des Stifts am Sonntag nachmittag. Unter ſachkundiger Lei=
tung
kamen Choräle, Volkslieder, Marſche und für die Kleinen
Kinderlieder zum Vortrag, Alle Zuhörer waren begeiſtert,

Die Lage der Landwirtſchaft im Oezember 1931.
Nach Berichten deutſcher Landwirtſchaftskammern.

Wo bleiben Maßnahmen gegen das vernichtende Abgleiten der Preiſe
für Veredlungserzeugniſſe? Die Landwirtſchaft geht in Wettbewerb
zum Zwiſchenhandel zum Eigenverkauf an den Verbraucher über.
Tragende Kühe und Sauen auf dem Schlachtviehmarkt. Immer ſtärkere
Bedeutung der Erzeugung wirtſchaftseigenen Futters. Scharfer Rück=
gang
des Ankaufs von Düngemitteln, Saatgut und Maſchinen.
Lie Lage der Landwirtſchaft im vergangenen Jahr wird dadurch ge=
kennzeichnet
, daß die Agrarnot imOſten jetzt auch in vollem
Umfange auf den bäuerlichen Weſten übergegrif=
fen
hat. An dieſer Tatſache können die landwirtſchaftlichen Beſtim=
mungen
der Notverordnung ſolange nichts ändern, wie die Preiſe für
Veredlungserzeugniſſe zum Teil beträchtlich unter den Vorkriegspreiſen
liegen, während die Preiſe für landwirtſchaftliche Bedarfsgüter noch
immer weit über den Friedenspreiſen liegen. Der Landwirtſchaft muß
jedes Verſtändnis dafür fehlen, daß man ſeit einem Jahr handelspoli=
tiſch
aber auch gar nichts getan hat, um der erſchütternden Abwärts=
bewegung
der Preiſe für die ſog. Veredlungserzeugniſſe entgegen=
zutreten
. Es kommt hinzu, daß ſich allenthalben die Kreditmöglich=
keiten
weſentlich verſchlechtert haben. Die Befürchtung
einer völligen Zerrütung der Kreditverhältniſſe hat viele Landwirte
davon abgehalten, das Verfahren zur Sicherung der Betriebe zu bean=
tragen
.
Infolge der Schwierigkeit, Betriebskredite zu erhalten, und der
anormal niedrigen Preiſe ſind die Bargeldmittel ſo gering, daß die
Steuern oft geſtundet werden müſſen bzw. nur zögernd be=
zahlt
werden können. Zuſätzliche Steuern, wie die Bürgerſteuer, zu
der auch die beſchäftigten Kinder herangezogen werden, werden als be=
ſondere
Härte empfunden.
Durch die Verſchlechterung der Lage der Landwirtſchaft iſt es zu
zahlreichen Streitigkeiten zwiſchen Pächtern und Verpächtern gekommen.
die darauf hinauslaufen, die Pachten zu ſenken. Im Bezirke
eines landwirtſchaftlichen Hauptvereins in Hannover liegen allein 200
bis 300 Anträge auf Pachtermäßigungen vor. Im Rheinland wird bei
Neuverpachtungen grundſätzlich 1020 v. H. weniger gezahlt.
Der Stand der Winterſaaten iſt verhältnismäßig
gut und hat meiſt noch nicht unter den kurzfriſtigen, aber ſtarken
Witterungsſchwankungen gelitten. Die Feldarbeiten machten
gute Fortſchritte. Die Druſchergebniſſe des Getreides gaben
ſtellenweiſe zu Enttäuſchungen in bezug auf Menge und
Güte Anlaß.
Die ernſte Lage der Landwirtſchaft leitet ſich in erſter Linie von den
außerordentlich niedrigen Preiſen für Veredlungserzeug=
niſſe
ab. Schwere Bullen und fette Kühe ſind z. T. unverkäuflich.
Dasſelbe gilt für andere Veredlungerzeugniſſe, insbeſondere ſolche min=
derer
Güte. Da die Handelsſpannen im Gegenſatz zu den Erzeuger=
preiſen
nicht geſunken ſind, ſind in vielen Gebieten des Reichs die Land=
wirte
dazu übergegangen, ſelbſt zu ſchlachten, um Fleiſch und andere
Erzeugniſſe unmittelbar an den Verbraucher abzuſetzen. In Städten,
in denen die Beſtrebungen einen größeren Umfang angenommen haben
beſonders im Weſten ſind Preisunterbietungen an der Tagesordnung.
Entſprechend dieſen Verhältniſſen geſtaltete ſich die Erzeugung und
der Abſatz von Vieh. Als erträglich konnte in den Hauptzucht=
gebieten
noch der Abſatz von ſtarken Kaltblutfohlen be=
zeichnet
werden. Aus dieſem Grunde war beiſpielsweiſe im Rheinland
die Bedeckung von Kaltblutſtuten B8 Prozent höher als im Vorjahre,
ein Prozentſatz, der wohl etwas über das wirtſchaftlich gerechtfertigte
Maß hinausſchießen dürfte. Dagegen war die Lage auf dem Vieh=
markt
geradezu vernichtend. Sie wird in Nordweſtdeutſch=
land
dadurch gekennzeichnet, daß tragende Kühe auf den Schlachtviehmarkt
gebracht wurden. Verſchiedene Gebiete klagen über einen nicht unerheb=
lichen
Erzeugungsrückgang an Molkereierzeugniſſen. In Schleswig=

Polizeibericht.
Diebſtähle. In der Nacht vom 5. zum 6. 1. 32 wurde in einer
Wurſtküche einer Metzgerei in der Liebfrauenſtraße ein Einbruch
verübt und zirka 1 Zentner am Tag zuvor gemachte Leberwurſt
geſtohlen. Der Täter iſt durch ein abgeſperrt geweſenes Oberlicht=
fenſter
in die Wurſtküche eingedrungen. Für Anhaltspunkte hin=
ſichtlich
des Diebſtahls wird eine gute Belohnung zugeſichert.
Aus einem Garten in der verlängerten Pankratiusſtraße
wurde in der Nacht vom 31. 12. 31 zum 1. 1. 32 ein grauer männ=
licher
Zuchthaſe (Chinchillahaſe) geſtohlen. Sachdienliche Angaben
werden bei der Krim.=Abteilung Hügelſtraße 31/33, entgegenge=
nommen
. Aus einer Bauhütte am Darmbach, nächſt dem
Flugplatz, wurde ein Plattofen geſtohlen. Im Hallen=
ſchwimmbad
wurde am 6. 1. 32 nachm. zwiſchen 5 und 6 Uhr
einem Badegaſt ein Geldbetrag von 6 RM. und am 7. 1. 32 zwi=
ſchen
5 und 6 Uhr nachm. einem anderen Badegaſt ein Geldbetrag
von 80 RM. geſtohlen. Aus einer unverſchloſſenen
Wohnung eines Geſchäftsmannes in Darmſtadt wurde ein
Cutawayanzug aus ſchwarzem Marengoſtoff geſtohlen. Der Anzug
war im Vorplatz des betreffenden Hauſes aufgehängt. Am 27.
12. 31 wurde aus einem Reſtaurant in der Nähe des Hauptbahnhofs
ein dunkelbrauner Herrengarbadinemantel mit Ringsgurt geſtoh=
len
. Innen iſt der Mantel mit blauweißem Futtertuch gefüttert.
Unter dem Aufhänger iſt die Firmenbezeichnung Stegmüller=
Darmſtadt angebracht. In den Manteltaſchen ſtecken ein Paar
braune Lederhandſchuhe und ein graues Cachenez. Am Mitt=
woch
, den 6. 1. 32 zwiſchen 7.45 und 8 Uhr, wurde vor der Haus=
türe
des Hauſes Lucasweg 23 einem Milchhändler eine Milch=
kanne
mit etwa 7 Liter Milch geſtohlen. Die Kanne war von dem
Milchhändler dort abgeſtellt und während er in dem genannten
Hauſe Milch gemeſſen hat, geſtohlen worden. Perſonen die
irgendwelche Angaben machen können, werden gebeten. bei der
Kriminalpolizei, Hügelſtr. 31/33,. Zimmer 2, vorzuſprechen. Wieder=
holt
werden die Schwimmbadbeſucher darauf hingewieſen, daß
Wertſachen, insbeſondere Geld, von der Schwimmbadverwaltung
unentgeltlich aufbewahrt werden.

Das Helia=Theater zeigt ab heute ein neues großes Luſt=
ſpiel
. Lügen auf Rügen nach dem gleichnamigen Roman von
Dolly Bruck, in dem die beſte deutſche Komiker=Garde u a. Ralph
Arthur Roberts, Paul Hörbiger, Otto Wallburg. Maria Solveg
und Jul. Falkenſtein. mitwirkt. Wunderbare Bilder der Oſtſee=
küſte
von Rügen umrahmen die luſtige Handlung. Dazu das
hervorragende Beiprogramm.
Im Union=Theater läuft unter unvermindertem Andrang
der ſenſationelle Richard Eichberg=Tonfilm Der Draufgänger.
In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man auf wenige Tage in
Neuaufführung den gewaltigen Fritz=Lang=Film M.
Lokale Beranfkalkungen.
Die hierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil.
BlauesKreuz. Vom 12. bis 14. Januar hält der Reiſe=
ſekretär
des Blauen Kreuzes Herr Tuſchhoff, über die Arbeit des
Blauen Kreuzes drei Vorträge in der Stadtmiſſion. Mühlſtr. 24.
Sportplatzreſtaurant und Café am Böllen=
falltor
. Heute. Dienstag abend, findet ein großer bunter Abend
ſtatt. Für gute Stimmung ſorgt die Kapelle Willi Bahr. Morgen
nachmittag der beliebte Kaffee= und Kuchentag, (Siehe Anzeige.)
Aus den Parkeien.
Deutſch=nationale Frauengruppe. Donners=
tag
, den 14. Januar, nachmittags 4 Uhr, wollen wir uns zum erſten=
mal
im neuen Jahr, im Saal bei Sitte wieder zuſammenfinden!
Zu unſerer großen Freude wird Frau Profeſſor Heräus= Offen=
bach
kommen und über das Thema: Wirkliche Abrüſtung? ſpre=
chen
Ebenſo dringend wie herzlich werden unſere Frauen um voll=
zähliges
Kommen gebeten. Auch die Mitglieder unſerer Orts=
gruppe
, ſowie Gäſte und Freunde unſerer Partei herzlich will=
kommen
.

Tageskalender für Dienstag, den 12. Januar 1932.
Lichtſpiel=Theater: Union=Theater: Der Draufgänger;
Helia=Lichtſpiele: Lügen auf Rügen; Palaſt=Lichtſpiele: Das
Städt. Saalbau abends 8 Uhr:
geheimnisvolle 10.
Kaplan Fahſel ſpricht über Konnersreuth Verein
Deutſch. Ingenieure, abends 20,15 Uhr, Saal 326 Techn.
Hochſchule: Vortrag von Herrn Prof. Dr.=Ing. Voigt über Er=
fahrungen
mit Großkälteanlagen Konzerte: Rhein=
gauer
Weinſtube, Café Oper, Schloßkeller, Perkea.

Holſtein war die Milchanlieferung und Buttererzeugung nach Anfrage
in Molkereien im Dezember um 1525 Prozent geringer als in der
gleichen Zeit des Vorjahres. Infolge der ſchlechten Preiſe für Molkerei=
erzeugniſſe
erfolgen auch vielfach Austritte aus Kontrollvereinen, die
oft zuſammengelegt werden mußten. Im Rheinland iſt man aus Er=
ſparnisgründen
in vielen Fällen von einer zwei= auf eine dreiwöchent=
liche
Milchkontrolle übergegangen. Hierdurch läßt ſich u. a. auch der Er=
zeugungsrückgang
zurückführen, der aber in erſter Linie eine Folge des
ſtark verringerten Ankaufs von Kraftfuttermitteln iſt. Allenthalben
werden infolge des Geldmangels große Anſtrengungen gemacht, das
Vieh weitgehend mit wirtſchaftseigenen Futtermitteln zu ernähren,
Grünlandflächen, Futterkonſervierung und alle möglichen Erſatzfutter=
mittel
ſpielen infolgedeſſen eine ſteigende Rolle in der Landwirtſchaft.
Der Schweinemarkt zeigt ein ähnliches Bild. Schleswig=Holſtein
berichtet von häufigen Reklamationen über zu Schlachtzwecken verkaufte
tragende Sauen, was auch in anden Gebieten beobachtet werden konnte.
Eine zu ſtarke ruckweiſe Einſchränkung des Schweinebeſtandes birgt für
die zweite Hälfte dieſes Jahres große Gefahren für die Landwirtſchaft
in ſich. Trotz weiter um ſich greifender Kenntnis über die Cyklen des
Schweinepreiſes ſind die Landwirte durch die Not gezwungen, Eingriffe
in die Subſtanz vorzunehmen, woraus ſich bei dem derzeitigen Tempo der
Einſchränkung eine zu große Verringerung des Schweinebeſtandes für
Ende dieſes Jahres ergeben kann.
Der Abſatz von Gemüſe ließ ebenfalls zu wünſchen
übrig. Während Zwiebeln und ſtellenweiſe auch Dauerkohl zu an=
nehmbaren
Preiſen untergebracht werden konnten, war anderes Winter=
gemüſe
und Wurzelgemüſe ſchlecht zu verwerten. Gewiſſe Gebiete klagen
beſonders über den Abſatz von Roſenkohl, deſſen Anbaufläche ſtark zu=
genommen
hat. Der Bau von Vorkeimhäuſern im Rheinland läßt auf
einen größeren Anbau von Frühkartoffeln in dieſem Jahre ſchließen.
Der Weinabſatz hat ſich etwas gebeſſert, doch liegen die
Preiſe ſo niedrig, daß an eine Wiederherſtellung der Rentabilität nicht
zu denken iſt. Der 1931er Jahrgang hat ſich im Rheinland gut ent=
wickelt
und wird ein kerniger, kräftiger Mittelwein, deſſen Spitzen weit
über dem Durchſchnitt ſtehen.
Beſonders ernſt iſt die Lage auf dem Holzmarkt.
Das gilt im beſonderen für den Nadelholzmarkt und die minderen
Qualitäten von Laubholz, Birken und Erlen waren ſtellenweiſe beſſer
unterzubringen. Der Einſchlag erfolgt nur in engſten Grenzen
Der Preisſturz für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe hat eine derartige
Geldknappheit hervorgerufen, daß die Eindeckung mit Bedarfs=
gütern
, insbeſondere mit Saatgut, Düngemitteln und Maſchinen, eine
bedenkliche Einſchränkung erfahren hat. Stellenweiſe iſt die ſtarſe
Zurückhaltung darauf zurückzuführen, daß auf eine Senkung der Preiſe
gewartet wurde. In vielen Betrieben werden jedoch bedeutend weniger
Düngemittel gekauft als bisher. Die Minderverſorgung mit Düngemit=
teln
im Herbſt kann nur dann im Frühjahr zu einem Teil wieder wett=
gemacht
werden, wenn der Verkauf von Düngemitteln zu beſonders ün=
ſtigen
Bedingungen erfolgt. Man muß ſich darüber klar ſein, daß die mit
einer Einſchränkung des Düngemittelverbrauchs verbundene Minderernte
eine große Gefahr für die Sicherſtellung der Ernährung des deutſchen
Volkes bedeutet.
Nach Erledigung der Herbſtarbeit ſind nicht nur die normalerweiſe
überfälligen Arbeitskräfte, ſondern auch vielfach ſtändige Ar=
beitskräfte
entlaſſen worden. Die Bezahlung der noch be=
ſchäftigten
Arbeitskräfte erfolgt oft unter Tarif. Die Tarife ſind zu einem
großen Teil gekündigt worden. In vielen Fällen hat auch die Belaſtung
durch die faſt untragbare Sozialverſicherung zu über dem Rahmen des
Nötigen liegenden Kündigungen geführt.
Der außerordentliche Ernſt der Lage der Landwirtſchaft iſt nach wie
vor im weſentlichen durch das noch ſtärker gewordene Mißverhältnis zwi=
ſchen
Preiſen für Erzeugungsmittel und Erzeugniſſe begründet.

Aus Heſſen.

Dd. Arheilgen. 11. Jan. Liederzweig. In der am Sonp=
tag
nachmittag im Gaſthaus Zum weißen Schwanen ſtattgefun=
denen
Generalverſammlung des Geſangvereins Liederzweig wurde
der ſeitherige Vorſtand mit Ausnahme des 1. Schriftführers, der
ſein Amt niederlegte, wiedergewählt. Neugewählt wurde als erſter
Schriftführer Philipp Schmitt. Die Jahreshauptver=
ſammlung
des Junglandbundes, Ortsgruppe Arheil=
gen
, wählte anſtelle des ſeitherigen 1. Vorſitzenden Karl Merlau,
der die Wiederwahl ablehnte, den Jungbauern Peter Völger zum
erſten Vorſitzenden. Zweiter Vorſitzender wurde Wilhelm Benz.
Zu Punkt Verſchiedenes wurde der Ausbau des neugepachteten
Reitplatzes an der Viehtrift beſchloſſen, um der aufwärtsſtreben=
den
Reitabteilung eine beſſere Uebungsgelegenheit zu verſchaffen.
F Eberſtadt. 11. Jan. Konzert des Geſangvereins
Männerquartett Harmonie‟. Der Muſikverein Edel=
weiß
leitete das Konzert mit dem Marſch von Blon: Mit Eichen=
laub
und Schwertern und der Ouvertüre zur Oper Titus ein.
Im Verlaufe des Abends bot der unter Leitung von Lehrer Knöß
ſtehende Chor des Vereins dem Publikum einen Strauß ſchöner
Lieder dar. Nach dem mächtig erſchallenden Sängergruß erklang
als erſter Chor Abendfeier von Attenhofer Podbertſky kam durch
die beiden Chöre Wenig begehr ich im Leben und Tief iſt die
Mühle verſchneit, Wengert durch den Abendzauberſang zu Ge=
hör
. Melodien von Silcher erklangen in den Liedern: Treue
Liebe, Untreue. Ade‟, Friſch geſungen und s‟ Herz, Schu=
bert
vernahmen wir in dem ſchönen Lied Liebhaber in allen Ge=
ſtalten‟
. Die Darbietungen des Chores, der in der Reihe der
hieſigen Geſangvereine eine ſehr geachtete Stellung einnimmt,
hinterließen einen vortrefflichen Geſamteindruck. Als Mitwirkende
hatte der Verein die Darmſtädter Sängerin, Frau Elſe Orth=
Ewald (Mezzo=Sopran) gewonnen, die mit ihrem Geſang gut
gefiel und reichen Applaus erntete. Georg Pfeiffer, zum Chor
des Vereins gehörig, ſang mit ſeiner glänzend entwickelten Bari=
tonſtimme
zwei Lieder, damit ſtärkſten Beifall erzielend. Heinz
Smith und Willy Meyer, ebenfalls zwei Kinder unſerer
Stadt. ließen ſich vielverſprechend hören in dem Violinkonzert von
Bach am Klavier Georg Pfeiffer der Aeltere und dem Duett
(Andante) von Mozart. Aus den beiden Vorträgen ſprach tiefe
Wärme, ſtrahlende Innerlichkeit der beiden Künſtler. Ihnen wurde
beſonders lebhafter Beifall zuteil. Das Programm brachte zum
Schluß noch ein humoriſtiſches Terzett, das ſich betitelte Das fidele
Gefängnis‟. Es wurde von Mitgliedern des Vereins geſpielt und
erregte große Heiterkeit.
F Eberſtadt, 11. Jan. 12 Liedertag. Trotz ſchwerer Not=
zeit
haben die örtlichen 7 Geſangvereine beſchloſſen, auch dieſes
Jahr einen örtlichen Liedertag abzuhalten. Es wird der
zwölfte örtliche Liedertag ſein, der dann unter gütiger Mit=
wirkung
des Muſikvereins Edelweiß am nächſten Sonntag den
17. Januar, nachmittags, im Saale Zum Bergſträßer Hof (Peter)
ſteigen wird.
G. Ober=Ramſtadt. 11. Jan. Verſchiedenes. Die Arbeiten
in der Gemeindeholzhauerei gehen ihrem Ende entgegen. Ein Teil
der Holzhauer iſt bereits entlaſſen worden. Mit der Verwertung
des Holzanfalles wird in Kurze begonnen. Holzverſteige=
rung
. Das hieſige Forſtamt hält am Donnerstag, den 14. Januar,
vormittags 9.30 Uhr, in der Gaſtwirtſchaft Keller in Wembach
ſeine vierte Nutz= und Brennholzverſteigerung aus der Förſterei
Koloniewald ab. Näheres ſiehe Anzeige in Nr. 9 des D. T.
X. Dieburg, 11. Jan. Der 1. Odenwaldklub= Ausflu=
führte
von Reinheim aus, das mit der Bahn erreicht wurde, über
die Waldenſer Dörfer Hahn. Wembach, Rohrbach. Hier wurde
Frühſtücksraſt gehalten, während, der eine ſchnell einberufene
außerordentliche Mitgliederverſammlung beſchloß, am 50jährigen
Stiftungsfeſt der Darmſtädter Ortsgruppe teilzunehmen
und den Darmſtädter Odenwaldklub am 24. Januar in Groß= Zim=
mern
zu begrüßen. Die weitere Wanderung führte am Nachmittag
über Rodau zum hochragenden Schloß Lichtenberg hinauf, wieder
hinab ins Fiſchbachtal nach Groß=Bieberau und endlich zum Aus=
gangspunkt
Reinheim.
Br. Seckmauern, 11. Jan. Auf der Tagesordnung der Ge=
meinderatsſitzung
am Freitag abend ſtand die Neu=
regelung
der Gemeindebeamten=Gehälter. Da
jedoch das Kreisamt durch Verfügung das Gehalt des Bürger=
meiſters
auf 1200 Reichsmark jährlich feſtgeſetzt hat, ſo wurde
der Antrag geſtellt, daß das Kreisamt auch die anderen Gehälter
feſtlegen ſolle. Sobald dieſelben ebenfalls der Notlage der Ge=
meinde
entſprechend auf ein erträgliches Maß geſtellt würden,
ſo würde ſich ein Gemeinderatsbeſchluß erübrigen, anderenfalls
ſäter hierüber verhandelt werde

[ ][  ][ ]

Dienstag, 12. Januar 1932
Sängerkagung des Gaues Darmftadi=Land
im Heſſiſchen Sängerbund.
Ak. Nieder=Ramſtadt. 11. Jan. Die in das Reſtaurant Reh=
enger
in Darmſtadt einberufene Verſammlung der Chorleiter
n Vorſtände der dem Gau angeſchloſſenen Vereine war ſehr gut
geuicht. Der Vorſitzende des Gaues. Bürgermeiſtereiſekretär
euernagel zu Nieder=Ramſtadt nahm Gelegenheit, dem
ugeſchiedenen Gauchormeiſter, Herrn P. Vetter zu Pfungſtadt,
wegen Arbeitsüberlaſtung ſein Amt niederlegte. Worte des
emikes zu widmen für die Arbeit, die er dem Gau und der
ärngerſache widmete. Die Wahl des neuen Gauchormeiſters fiel
u Herrn A. Simmermacher=Darmſtadt. Zu ſeinem Stellver=
irer
wurde Herr Lehrer A. Born=Damſtadt beſtimmt, der bisher
1yun dem Gaumuſikausſchuß angehörte, Letzterer ſetzt ſich nunmehr
ummmen aus den beiden vorerwähnten Gauchormeiſtern, noch aus
er. Herren 1. H. Ormanns=Darmſtadt, 2. R. Metzner= Darm=
got
und 3. Lehrer Hofmann=Pfungſtadt. Alsdann trat man
r die Ausſprache über die zukünftige Geſtaltung der Gauwer=
an
gsſingen ein. Im allgemeinen wurde zum Ausdruck gebracht,
gi: man an dem bisher geübten Syſtem feſthalten ſolle. Als
ſiü ichtchor für das diesjährige, in Hahn bei Pfungſtadt ſtatt=
uwende
Gauwertungsſingen wurde der vom Muſikausſchuß des
ſfſ. Sängerbundes für das deutſche Bundesſängerfeſt in Frank=
utt
a. M. ausgeſuchte Chor Volksgebet von Janoſke be=
inimt
. Den Schluß der Sitzung bildete eine Ausſprache über die
iekeiligung der Gauvereine beim Maſſenchorſingen.

Ds. Fränkiſch=Crumbach, 11. Januar. Die Geflügelausſtel=
ug
des Geflügelzuchtvereins war ſehr gut beſchickt. Unter den zahl=
ich
ausgeſtellten Hühnerraſſen konnten die Plymouth Rocks und die
Soandotten (ſchwarz) als die beſten ausgezeichnet werden. Bei erſteren
elten G. W. Heil=Fr.=Crumbach und bei letzteren Joſt=Fr.=Crumbach
Kadel=Birkenau je einen Ehrenpreis. An Zwerghühnern waren faſt
I.. Raſſen vertreten. Unter den ausgeſtellten Stämmen ging als beſter
wor: Georg Vogel=Fr.=Crumbach mit Hamburger Silberlack. Sehr
Treich ausgeſtellt war auch Waſſergeflügel, unter welchen Ph. Pfeifer=
ilbach
mit Laufenten (weiß) und J. Treuſch=Bockenrod mit Peking=
ihcen
als die beſten ausgezeichnet wurden. An Tauben waren auch
h viele Raſſen ausgeſtellt.
R. Kirch=Beerfurth i. Odw., 11. Jan. Am Dienstag iſt Herr
G. von hier ſpurlos verſchwunden. Nach einer mehrſtündigen
ſurhe durch die hieſige Behörde fand man ihn in einem nahe=
eisegenen
Fichtenſchlage, wo er ſeinem Leben durch Erhängen ein
nde gemacht hat. Ueber die Urſache des Selbſtmordes iſt man
n. Unklaren, zumal Herr A. G. in geordneten Verhältniſſen lebte.
Ba. Unter=Mofſau, 11. Jan. Lichtbildervortrag. Sonntag
bud hielt im Schulhaus Pfarrer Clotz einen ausgezeichneten Miſſions=
irbtbildervortrag
über Indien‟. Dieſer Vortrag wird, wie das
ffmrramt mitteilt, am Montag in Güttersbach, am Dienstag in Hütten=
hI
. am Mittwoch in Ober=Moſſau, am Donnerstag in Steinbuch, je=
eills
um 8 Uhr abends, wiederholt.
Ag. Lindenfels, 11. Jan. Volksküche. Unſere am 15. Novem=
1930 eröffnete Suppenküche hat in der hieſigen Bevölkerung großen
Mklang gefunden und ſich in der kurzen Zeit ihres Beſtehens als ſehr
gensreiche Einrichtung erwieſen. Eine im Herbſt vorgenommene
usſammlung hat es möglich gemacht, die Küche einzurichten
we bis jetzt in Betrieb zu erhalten. Es wurden ſeither täglich 80110
irer Suppe ausgegeben. Die Leitung der Küche hat die hieſigen Ver=
ung
zur Mithilfe aufgerufen und ſie gebeten, ſie durch Geldſpenden
nd erſtützen zu wollen.
Cf. Birkenau, 11. Januar. Noch in keinem früheren Jahr ſind ſo
errig junge Ortsbürger in den Genuß von Allmend und Losholz gelangt
dieſes Jahr. Drei Ortsbürger bekommen erſtmals Allmend zweiter
ſſe und drei erſtmals Losholz. Im Jahre 1930 gelangen 6 Orts=
yger
in den Genuß eines Allmends und im Jahre 1929 ſogar 11. Im
eren Jahre bekamen ſogar 13 junge Ortsbürger erſtmals Losholz.
m Beerfelden, 11. Jan. Turneriſches. Auch die geſtrige
Gtröhliche Turnſtunde zog wieder viel turnfreundliches Publi=
uu
an. Frau Willenbücher, als Leiterin, unterſtützt von Frl. L.
zmaner, verſtand es, in ſehr abwechſelungsreicher und dabei doch
ſisematiſch fortſchreitender und aufbauender Art das Ganze zu ge=
alten
. Marſch= und Lauf= mit Zwiſchenübungen, oft zum Takt
es Tamburins, auch zum Klang eines Liedes leiteten ein. Dann
vigten Sitz=, Liege= und Aufſtehübungen, verbunden mit Arm=
no
Rumpfanſtrengung. Auf 4 und 3 Beinen wurde der Gang
eiſſchiedener Tiere nachgeahmt zur großen Erheiterung der Um=
tzurnden
und Umſtehenden, aber auch zu tüchtiger Uebung der
urnerinnenſchar. Es folgten Uebungen zu Paaren, am Barren
no Pferd. Wettkämpfe im Laufen und Klettern, unter Benützung
genannten Geräte und von Bällen; auch die ſchiefe Ebene am
ſterd wurde geſchickt ausgenützt. Und dazwiſchen gabs immer wie=
poſſige
Uebungen, hinter denen aber ſtets ernſte turneriſche
eit ſteckte. Zum Schluß zeichnete Frau Willenbücher mehrere
gülerinnen durch Diplome aus für fleißigen Beſuch der Turn=
unden
.

Dp. Zwingenberg, 10. Jan. Soldaten= und Krieger=
err
ein Zwingenberg. 47. Generalverſammlung: Der erſte
arſitzende, Herr Dickler, eröffnete die Verſammlung Der Jahres=
enſicht
zeigte erſprießliche Tätigkeit des Vereins. Die vorgelegte
hnung zeigte, daß dieſelbe gewiſſenhaft geführt wurde. Der
ſorſtand blieb in ſeinem Amt, bis auf den Schriftführerpoſten,
durch Herrn Andreas Wendel neu beſetzt wurde. Punkt 4
igte, daß der Verein ſeinen Mitgliedern in Todes= und Not=
ilen
eine Stütze iſt. Unter Verſchiedenes wurde in der Haupt=
ſiche
die Ende Januar ſtattfindende Veranſtaltung beſprochen, bei
eſ cher ein Theaterſtück ernſten Charakters aufgeführt werden ſoll.
Bb. Bensheim, 11. Jan. Familienabend des Krieger=
ſer
eins. Die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr hatte unter der
zaiten Leitung des Herrn Kapellmeiſters Luley den Löwenanteil an der
enanſtaltung durch hervorragende muſikaliſche Darbietungen übernom=
er
. Im Mittelpunkt des Abends ſtand nach einer Anſprache durch den
on ſitzenden Kam Findling die Ehrung langjähriger und bewährter
Ein glieder durch den Haſſiaverband, die in deſſen Auftrag der Vor=
teride
vornahm. Es wurden mit der höchſten vom Verband zu ver=
ſileenden
Auszeichnung, dem goldenen Haſſia=Ehrenzeichen, bedacht die
ſarteraden Stadtbaumeiſter i. N. Merk, Spenglermeiſter Hillenbrand
nd. Stationsverwalter i. R. Friecke; das Abzeichen für 50jährige Mit=
ſiSſchaft
erhielt Kam. Gunſt, ein ſolches für 40jährige Mitgliedſchaft
ſe Kameraden Metzgermeiſter Joh. Nikolaus Rettig und Lehrer Adolf
ſeitthold. Mit dem 25jährigen Mitgliedsabzeichen wurden die Kamera=
tu
Kaufmann Ludwig Völker, Weißbindermeiſter Ad. Schneider 3. und
remz Alexander Schachner ſowie Schuhmachermeiſter Max Bach ge=
hurückt
. Ein in der Nacht vom 11. zum 12. Dezember in einer Wirt=
hert
der Heidelberger Straße begangener Einbruch, wobei eine gol=
tyr
Herrenuhr, Geld und Zigarren geſtohlen wurden, fand durch die
ſtergiſche Arbeit der Polizei ihre Aufklärung. Als Täter kommen
ei hieſige junge Leute in Betrachr, die ſich für ihre Tat nunmehr zu
eruntworten haben werden.
e. Aus dem Kreiſe Heppenheim, 11. Jan. Generalverſamm=
Ung. Die Arbeiter=Samariterkolonne Bad Wimpfen hielt ihre
efjährige Generalverſammlung im Perkeo ab. Die Verleſung der
en Protokolle, der Geſchäftsberichte des Vorſitzenden Wacker, des
onnenführers Hillenmeier, des Materialverwalters Wiſſenbach, des
ierers Gock zeigten, daß alle Aemter in guten Händen ſind und gute
Mit geleiſtet wurde. Im Jahre 1931 wurde bei 201 Unfällen erſte Hilfe
Eſtet, 16 Sportwachen mit 17 Unfällen, 5 Nachtwachen, 3 Kranken=
agen
, 2 Transporte und bei einer Anzahl Kranken die Pflege über=
men
. Die vorgenommene Neuwahl des Vorſtandes ergab eine ein=
unnige
Wiederwahl des geſamten alten Ausſchuſſes. Nach Dankes=
wirken
an die Gemeinde, Herrn Dr. Engel, ſowie an alle, die durch ihre
ferfrendigkeit und ihr Entgegenkommen die Tätigkeit der Kolonne
e rſtützt haben, konnte der Vorſitzende die Verſammlung ſchließen.
Bn. Hirſchhorn, 11. Jan. Odenwaldklub= Mitglieder=
ſammlung
. Der Vorſitzende Herr Notar Hill, begrüßte die
eſenden und umriß in großen Zügen die Ziele des Odenwaldklubs
den Wert des Wanderns. Einige Augenblicke waren dem Gedächt=
derer
gewidmet, die im verfloſſenen Jahre die große letzte Wande=
T angetreten haben. Danach erſtattete der Schriftführer und Rechner,
Forſtaſſeſſor Walther, den Kaſſenbericht und gab den Wander=
für
das Jahr 1932 bekannt, welcher gutgeheißen wurde. Aus der
ammlung wurden Wünſche laut, die traditionelle Wanderer=Ehrung
in dieſem Jahre, der Not der Zeit entſprechend, in kleinerem Rah=
ohne
größere Belaſtung der Vereinskaſſe, durchzuführen, was akzep=
wurde
. Die Vorſtandswahl war kurz und ſchmerzlos, da der ge=
Ee Vorſtand im Amt verblieb.
. Gernsheim, 11. Januar. Die Realſchule hatte zu zwei Auf=
uungen
eingeladen. Sowohl die Kindervorſtellung als auch die
hrilienvorſtellung waren ſehr gut beſucht. Leo Weismantel ſchrieb
were Schattenſpiele, von denen Die Geheimniſſe der 12 heiligen
ſächte durch Schüler und Schülerinnen der Anſtalt zur Aufführung
Eingeleitet und abgeſchloſſen wurden ſie von dem Herold, deſſen
arrige Worte, im Zwiegeſpräch mit dem Sprechchor, von ſtarker Wir=
tag
waren. Mit lebhaftem Intereſſe und freudigem Beifall folgte
inm und alt dem wechſelvollen Spiel, das durch muſikaliſche Dar=

en angen umrahmt und erweitert wurde,

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dw. Wolfskehlen. 11. Jan. Am Samstag, den 9. Januar 1932.
konnte Sattlermeiſter Auguſt Wiener ſeinen 87. Geburtstag ſel=
tenerweiſe
in körperlicher und geiſtiger Friſche feiern.
Biebesheim, 11. Jan. Die Firma Böttiger und Co., Biebes=
heim
, hat die frühere Nauſche Drahtgeflechte=Fabrik in Biebesheim
käuflich erworben. Es ſoll eine Drahtzieherei, Glüherei und Ver=
zinkerei
eingerichtet werden.
Bm. Hofheim (Ried), 11. Jan. Kirchengeſangverein.
Im Adlerſaal hatte am Sonntag der evangeliſche Kirchengeſang=
verein
ſeinen Unterhaltungsabend unter Mitwirkung des Po=
ſaunenchors
. Letzterer erfreute durch gute Muſikvorträge. Herr
Pfarrer Volp hielt eine Eingangsrede über Zweck und Ziele des
Kirchengeſanges. Der Hauptpunkt des Abends war das fünfaktige
hiſtoriſche Luſtſpiel Die Anna=Liſe, welches von guten Bühnen=
kräften
mit beſtem Erfolg aufgeführt wurde. Der Reinertrag floß
dem Kirchenbaufonds zu.
Gernsheim a. Rh., 11. Jan. Waſſerſtand des Rheins
am 10. d. M.: 2,38 Meter, am 11. d. M.: 2,70 Meter jeweils um
5.30 Uhr morgens.
Hirſchhorn a. N. 11. Jan. Waſſerſtand des Neckars
am 10. d. M.: 3,04 Meter, am 11. d. M.: 2,62 Meter jeweils um
5.30 Uhr morgens.
a. Offenbach, 11. Januar. Die Bezüge der ſtädtiſchen
Wahlbeamten. Die Stadtverwaltung wurde von dem Miniſterium
des Innern aufgefordert, die Gehalte des Oberbürgermeiſters und der
beſoldeten Beigeordneten (Bürgermeiſter) zu melden, damit ſie auf Grund
der Notverordnung zeitgemäß herabgeſetzt werden können. Dieſe neue
Regelung der Beſoldungen der Wahlbeamten der Stadt geſchieht ohne
Mitwirkung des tadtrats. Die neuen Bezüge werden dann um die
Hundertſätze gekürzt, die die letzte Notverordnung vorſieht. Schon bei
der Wiederwahl des Oberbürgermeiſters im Oktober wurde ja beſchloſſen,
ſeine Bezüge ſpäter nach den Richtlinien zu bemeſſen, die von der heſſi=
ſchen
Regierung erwartet wurden. In den übrigen heſſiſchen Städten
iſt die anderweitige Regelung der Bezüge der ſtädtiſchen Wahlbeamten be=
reits
erfolgt. Sie werden auch dort der Stadtvertretung lediglich mit=
geteilt
.

Ntr. 12 Seite 7

Oberheſſen.
h. Gießen, 11. Jan. Die 1. oberheſſiſche Ausſtel=
lung
von Edelpelztieren fand im ehemaligen Einhorn
ſtatt. Die Beſchickung der Schau war gut; es waren faſt nur
Spitzentiere ausgeſtellt. Von Edelpelztieren waren vertreten:
Silber=, Rot= und Kreuzfuchs. Nutria oder Sumpfbiber, Waſchbär,
Nerz. Wildkatze, Frettchen. Edel= und Steinmarder, deutſcher Iltis
und Tiger=Iltis. Beſonders erwähnt ſei auch die Edelkaninchen=
zucht
der Rexraſſe von Dr. Erb=Gießen. Die Ausſtellung war die
erſte dieſer Art in Gießen und erfreute ſich an beiden Tagen eines
regen Beſuches. Ehrenurkunden erhielten: Berger=Saalfeld
vom Reichsbund deutſcher Edelpelztierzüchter, Schorch=Erfurt vom
Landesverband Heſſen, Vogelsberger Silberfuchsfarm Kübel= Herb=
ſtein
vom Landesverband Oberbayern. W. Muth=Vilbel für Nerze
vom Landesverband Südbayern. Dr. Erb=Gießen 2 Ehrenurkunden
für Iltiſſe vom Verband Thüringen und Württemberg. Storck=
Arheilgen bei Darmſtadt für Marder und Iltiſſe vom Landesver=
band
Baden. Kaufmann=Darmſtadt für Nutria vom Landesver=
band
Brandenburg, Hüttenberger Edelpelztierfarm von Mehl=
Hochelheim für Nerze 1. und Ehrenpreis, Kübel=Herbſtein zwei
Ehrenpreiſe, Barth=Langen für Waſchbär 1. Preis. Als Preisrich=
S
ter fungierte Bundesvorſitzender Brenner=Ansbach.
h. Aus Oberheffen, 11. Januar. Eine Sturmnacht über
Oberheſſen. Der furchtbare Sturm in der Freitagnacht hat aller=
wegen
Schaden angerichtet. Gärten und Anlagen waren mit abgeriſſenen
Aeſten und einzelnen geſtürzten Bäumen überſät; Gartenzäune brachen
um. Dächer wurden abgedeckt, Lichtleitungen zerriſſen, die Beleuchtung
der Vogelsbergdörfer geſtört und Ortſchaften in Dunkel gehüllt. Gegen
Morgen ſteigerte ſich der Sturm zum Orkan und ein wolkenbruchartiger
Regen ſtrömte nieder. Vielfach blitzte und donnerte es heftig. In den
Waldungen des Vogelsbergs liegen die Bäume ſtellenweiſe wie hingemäht,
und die Holzmacher werden mehrere Wochen Arbeit haben, um den
Windfall aufzuarbeiten. Schneeſchmelze und Regengüfſe brachten gleich=
zeitig
die Ueberſchwemmung der Wieſentäler.

geschichten aus ader Welt

Ahnungsloſer Anwalk verkeidigk den
Mütger ſeiner Bruut ...anu erſchießt
dann den Mörder.
Der dankbare Mörder zeigt ſeinem Verteidiger das Bild ſeines
erſten Opfers. Der Anwalt erkennt, daß er dem Mörder ſeiner
Braut zum Freiſpruch verhalf.
In Columbus, der Hauptſtadt des Staates Ohio, ereignete
ſich vor einigen Tagen nach amerikaniſchen Meldungen eine un=
gewöhnliche
Tragödie, deren Opfer ein Mörder namens Lorring
und ein hervorragender Anwalt J. K. Stuart waren. Lorring
war wegen Mordes an einem jungen Mädchen angeklagt. Das
Verbrechen konnte ihm nicht nachgewieſen werden, aber die In=
dizien
, die gegen ihn ſprachen, waren ſo zwingend, daß man mit
einer Verurteilung des Angeklagten rechnete. Es gelang jedoch
der glänzenden Rednergabe ſeines Verteidigers das Gericht davon
zu überzeugen, daß man auf Grund eines reinen Indizienbeweiſes
einen Menſchen nicht verurteilen könne. Er teilte einige ſenſa=
tionelle
Fälle aus ſeiner eigenen Praxis mit, in denen die In=
dizien
mit größter Klarheit gegen die Angeklagten ſprachen.
Später aber ſtellte es ſich heraus, daß dieſe ſcheinbar untrüglichen
Beweiſe in Wirklichkeit abwegig waren. Die Tücke des Zufalls
hatte eine furchtbare Täuſchung herbeigeführt, die beinahe ein
Todesurteil zur Folge gehabt hätte. Das Gericht ſchloß ſich dieſen
Erwägungen des Anwalts an und fällte einen Freiſpruch, obwohl
ein ſchwerer Verdacht auf dem Angeklagten ruhte‟. Der Ver=
brecher
wurde ſofort aus der Haft entlaſſen, und ſein erſter Weg
war nach der Broadſtreet in Columbus, wo ſich das Büro des
tüchtigen Anwaltes befindet, um ſeinem Verteidiger ſeinen Dank
auszuſprechen.
Hier ereignete ſich ein Zwiſchenfall, der dem Anwalt die Be=
ſinnung
raubte. Lorring rühmte ſich großſprecheriſch ſeiner früheren
Verbrechen, die man ihm auch nicht hätte nachweiſen können, er=
klärte
ſich für einen Teufelskerl, der den Geſetzen ein Schnippchen
zu ſchlagen verſtehe und begann, vor dem Anwalt, der durch das
Berufsgeheimnis zum Schweigen verpflichtet war, gehörig auszu=
packen
. Der Anwalt hörte ſich mit Schaudern die Redereien des
Menſchen an, der ſehr leidenſchaftlich berichtete, beſonders als er
von ſeinem erſten Opfer ſprach, das er vor drei Jahren ermordet
hatte. Das war, wie er erzählte, das ſchönſte Mädchen von ganz
Columbus, aber man habe ihn nicht fangen können, trotzdem
200 Detektive auf ſeine Spur geſetzt wurden. Er hatte von dem
Opfer eine Photographie bei ſich, die er dem Anwalt aus Dank
zeigen wollte. Als er das Bild aus der Taſche zog und es ſeinem
Verteidiger überreichte, war dieſer, wie er ſpäter in der Vorunter=
ſuchung
erklärte, ſeiner Sinne nicht mehr mächtig. Vor drei
Jahren war ſeine Braut von einer Beſtie in Menſchengeſtalt in
ſcheußlichſter Weiſe auf einer Wieſe während eines Spazierganges
erdroſſelt und geſchändet worden, ohne daß man des Verbrechers
habhaft werden konnte. Der Anwalt war durch dieſes entſetzliche
Schickſal ſeiner von ihm angebeteten Braut menſchenfeindlich ge=
worden
und kannte nur noch die Arbeit, in der er Vergeſſen ſuchte.
Das Bild, das ihm jetzt der Verbrecher zeigte, war das Bild ſeiner
Braut. Er hatte den Mörder vor ſich und hatte noch durch ſeine
Arbeit dazu beigetragen, daß der Mörder wegen eines anderen
Verbrechens freigeſprochen wurde. Sie haben dann ja auch das
jetzige Verbrechen begangen! donnerte der Anwalt ſeinen Klienten
an, und zyniſch gab dieſer zu, daß die Möglichkeit beſtehe‟. In
ſeiner raſenden Wut ergriff der Anwalt einen Revolver, der auf
dem Schreibtiſch lag und ſchoß den Verbrecher nieder. Dann ſtellte
er ſich ſelbſt dem Gericht, wo er den ganzen furchtbaren Fall er=
zählte
. Das Gericht prüfte alle Einzelheiten dieſes Berichtes und
ſtellte feſt, daß es ſich tatſächlich ſo verhielt, wie der Anwalt aus=
geſagt
hatte. Man fand bei dem Verbrecher, der infolge der Ver=
wundungen
geſtorben war, Mitteilungen, denen zufolge ihm nicht
nur das Verbrechen an der Braut des Anwaltes und der jüngſt
zur Verhandlung ſtehende Mord an dem jungen Mädchen, ſondern
noch zahlreiche andere Gewalttaten zur Laſt fielen. Ein gefähr=
licher
und raffinierter Verbrecher, der es auf die geſchickteſte Weiſe
verſtanden hatte, alle Spuren ſeiner Miſſetaten zu verwiſchen,
war unſchädlich gemacht worden. Der Anwalt wurde aus der Haft
entlaſſen. Wenn auch gegen ihn Anklage wegen Totſchlages er=
hoben
worden iſt, ſo darf man doch damit rechnen, daß die Strafe
nicht ſehr ſchwer ſein wird, denn er hat die Waffe in völliger
Sinnesverwirrung gebraucht. Eine ungewöhnliche Tragödie zwi=
ſchen
Anwalt und Klient hat ſeinen Abſchluß geſunden.

Die verbrannke Urkunde.

(k) Wien. Man ſchreibt 1918. Die Kaiſerſtadt an der ſchönen
uen Donau iſt tot. Die Wiener Genoſſen marſchieren nach Schön=
nn
. In Schönbrunn blühen keine Bäume; dort ſitzt nur ein ein=
er
Mann. Die Diplomaten bieten dem Einſamen ihren korporativen
ſutz an. Er lehnt kategoriſch ab: Ich weiche nicht von meinem
Mögen die Arbeiter kommen, mögen ſie mich erſchießen!
Halbwüchſige Kadettchen, Schüler des Thereſianums, halten die letzte
che. Sie halten treu zu ihrem Kaiſer. Und geben Schreckſchüſſe ab.
Sozis flüchten Hals über Kopf. Der Einſame iſt gerettet. Er
ikt aber ſofort ab. Der letzte dienſthabende Gardeoffizier verewigt
Datum: Graf Mensdorff, 11. November 1918 Fines Austriae!
Die Herren Lammaſch und Dr. Renner walten ihres Amtes; das
18 Habsburg hat ausgeſpielt.
Neun Jahre ſpäter rüſten die Sozis, wie der Wiener Volksmund
Sozialdemokraten ſeit jeher nennt, zu neuen Taten. Die Weltpreſſe
wigt das Datum: 15. Juli 1927. Der Wiener Juſtizpalaſt wird zum
er der Flammen. Fines juris?
Die Gemüter beruhigen ſich. Vorerſt muß aber die höchſt gewichtige
age geklärt werden, ob die Abdankung von Kaiſer Karl rechtsgültig

ſei? Die Urkunde, die der Herrſcher auf das Drängen von Lammaſch
und Renner ſeinerzeit notgedrungen unterſchrieben hatte, iſt nämlich
verbrannt. Dieſe bedauerliche Tatſache wurde jetzt, nach einer knappen
vierjährigen Unterſuchung des Falles, unwiderruflich feſtgeſtellt. In
Wien entſpann ſich natürlich ein lebhafter Kaffeehaus=Rechtsſtreit, und
jeder Kaffeehaus=Stratege äußerte eine andere Meinung. Zum Glück
kam es nicht zu inneren Unruhen, denn die hochwohllöbliche Regierung
gab dieſer Tage ein Communigué heraus, wonach die Abdankung des
letzten Habsburgers nicht nur de facto und de jure ſondern auch im
Sinne des Spruches Verba volant, seripta manent wie zuvor gültig ſei:
Das Dokument wurde nämlich im weiland k. k. Amtsblatt ordnungs=
gemäß
veröffentlicht. Na alſo: das Amtsblatt! . .

Die Pykhia von Klauſenburg ſagk ihren Tod an.
(v) Budapeſt. Die dieſer Tage verſtorbene Pythia von Klau=
ſenburg
war nicht nur in Siebenbürgen, ſondern in ganz Rumänien
unter dem Namen Miß Maud allgemein bekannt. Sie hatte ſeinerzeit
die Thronbeſteigung des damaligen Exkronprinzen und heutigen Königs
Carol vorausgeſagt und Herrn Vintila Bratianu ſeinen baldigen Tod
prophezeit. Da war es weiter kein Wunder, daß die Bevölkerung an eine
überirdiſche Begabung der einfachen Frau glaubte und in hellen Scharen
zu ihr pilgerte, um einen kleinen Einblick in die Zukunft zu gewinnen.
Frau Pythia, d. h. Frau Béla Dolch, konnte ſich über den Geſchäftsgang
nicht beklagen und ſpielte mit dem Gedanken, ſich bald penſionieren zu
laſſen. Sie wollte dann ein geruhſames Leben zuſammen mit ihrem
Gatten führen, der einem, wenn auch nicht hellſeheriſchen, ſo doch eben=
falls
reichlich nervenaufreibenden bürgerlichen Berufe nachging, der,
gleich dem der Pythia, einen überaus ſcharfen und hellen Blick erfor=
derte
. Herr Dolch war nämlich Tierbändiger . . .
Die ſchönen kleinbürgerlichen Träume des Ehepaares Dolch gingen
leider nicht in Erfüllung, indem die Gnädigſte das Zeitliche ſegnete.
Seltſamerweiſe hat die Frau auch ihren eigenen Tod vorausgeſehen bzw.
vorausgeahnt. Vor acht Tagen teilte ſie ihrem Mann kurz und bündig
mit, daß ſie das irdiſche Jammertal binnen ſechsmal vierundzwanzig
Stunden verlaſſen würde. Der Tierbändiger Dolch nahm die Hiobs=
botſchaft
ernſt und hatte ſeit dem Erhalt des Briefes keine ruhige Mi=
nute
mehr. Seine Nerven verſagten; insbeſondere an dem verhängnis=
vollen
ſechſten Tage. Seltſamerweiſe fühlten die Raubtiere die Schwäche
ihres Gebieters, und einer der Löwen wollte die Gelegenheit wahrneh=
men
, ſich an dem Vergewaltiger der Wüſtenkönige zu rächen. Eine wohl=
gezielte
Kugel verhütete die Zirkuskataſtrophe; die Vorſtellung mußte
aber unterbrochen werden. Und kaum trugen die Diener den ſchwer=
verwundeten
Tierbändiger in ſeine Garderobe, kam der Poſtbote mit dem
Telegramm: Die Pythia von Klauſenburg hatte ſich nicht geirrt!
Woraus wieder einmal hervorgeht, daß es Sachen zwiſchen Himmel und
Erde gibt, die wir Menſchen nicht ergründen können".

Wolkenkraher und Luftſchiff zu verkaufen.

(g) London. Während man in Braſilien den Kaffee verbrennt,
in Kanada mit Weizen die Dampfmaſchinen einheizt, tun ſich auch ſonſt
auf dem Markte der Angebote allerlei Dinge, an die bisher ſelbſt der
berwegenſte Althändler nicht gedacht hätte. Am Grundſtückmarkt der
Stadt New York iſt man mancherlei gewohnt, aber wann hätte man ge=
hört
, daß dort ein Wolkenkratzer komplett mit 33 Stochwerken in beſter
Lage zum Verkauf angeboten worden wäre. Wo war ferner jemals ein
Zeppelin=Luftſchiff in vorzüglichſter Verfaſſung, mit der größten bisher
von Luftſchiffen erreichten Geſchwindigkeit im freien Handel zu erwer=
ben
geweſen.
Ehe ſich die Spekulanten am Grundſtücksmarkt von New York von
ihrem Schreck erholt hatten, war der Wolkenratzer bereits verhandelt.
Zum erſten Male ein deratiges Geſchäft in der Geſchichte don New
York. Man kaufte bis jetzt Grundſtücke. Riß die alten Käſten ab und
führte neue auf ihren Plätzen auf. Aber ein altes Gebäude und gleich
mit 33 Stockwerken: das war noch nicht da. Es ging um den Benenſon=
Wolkenkratzer am Brogdway 165, ein ſehr anſtändig ausgeführtes Ge=
bäude
, das zum Preiſe von 23 Millionen und einigen Dollars ſeinen
Beſitzer wechſelte.
Benenſon mit dem Vornamen Gregori kam nach dem Kriege als
armer Teufel aus Rußland wurde ein großer Schuhwarenkönig, baute
den Wolkentratzer, warf ſich auf mancherlei andere Gebiete und verlor
in den vielfältigen Kriſen der U. S.A. ſein Vermögen. Um ſchließlich
ſeine Verpflichtungen abzudecken, ſah er ſich gezwungen, ſeinen Wolken=
kratzer
, ſein Lebenswerk, wie er es genannt hatte, meiſtbietend zu ver=
kaufen
.

Solch ein meiſtbietender Käufer wird auch in Cardington in Eng=
land
geſucht, und zwar ſucht ihn die engliſche Regierung, das Luftfahrt=
miniſterium
. Das Luftſchiff, das hier verkauft werden ſoll iſt R. 100.
Die ſtolzeſte Errungenſchaft des engliſchen Luftſchiffbaues. Dieſe Rieſen=
zigarre
hat ſich nach und nach zum Weißen Elefanten des Miniſteriums
für Luftfahrt entwickelt. Zu nichts nütze, durch ein miniſterielles Ver=
bot
an der praktiſchen Betätigung gehindert, liegt es in der Halle und
träumt nicht mehr von einer großen Zukunft, ſondern nur noch von
einer hoffnungsfrohen Vergangenheit. Was hatte man nicht alles er=
wartet
von dieſem Luftſchiff, ehe es ſeinen Flug nach Kanada tat!
Welch große Pläne rankte man nicht um R. 100, ehe ſein gleich=
wertiger
Bruder R. 101 in Frankreich verunglückte und ſo vielen
Menſchen den grauenvollen Verbrennungstod brachte. Unmittelbar an=
ſchließend
an dieſen Vorfall ordnete, bewegt durch die Tränen trauern=
der
Mütter, die engliſche Regierung an, daß vorläufig nie mehr ein
engliſches Luftſchiff aufſteigen ſolle. So wurde auch R. 100 durch
das tragiſche Schickſal des R. 101 getroffen. Dabei hatte R. 100
mit 81,5 Meilen in der Stunde ſogar den Zeppelinrekord übertroffen.
Der Tod des R. 100 wurde endgültig, als das Sparprogramm der
engliſchen Regierung herauskam, in dem alle Zuſchüſſe für das Luftſchiff
geſtrichen wurden. Eingeweihte Kreiſe wußten freilich, daß es mittler=
weile
auf eine Million Pfund, d. i. 20 Millionen Mark, mit allen Um=
bauten
und Nebenkoſten zu ſtehen gekommen war. Man verhandelt
R. 100 nun auf Aobruch. Eine Autofirma hat Laſtzüge für die eng=
liſche
Armee als Gegenpreis geboten. Ein Alteiſengeſchäft beteiligte.
ſich ebenfalls an den Beſverbungen, aber alles, was bisher an Preiſen
geboten wurde, iſt ſo minimal, daß die engliſche Regierung es nicht
verantworten zu können glaubt, dafür R. 100 abzugeben. So ruht
denn der mächtige Rumpf dieſes mit viel Hoffnungen von Sir Dennis=
toun
Burney entworfenen und erbauten Luftſchiffes in Cardington in
der Halle. Der Weiße Elefant des Luftfahrtminiſteriums wird immer
teurer, denn es iſt eine umfangreiche Wachtmannſchaft notwendig, um
die koſtbaren Maſchinenteile und die wertvolle Hülle vor verbrecheriſchen
Händen zu ſchützen. Wäre R. 100 in Amerika, würde er vielleicht
längſt an den Mann gebracht worden ſein. In dem Lande, wo man
auch in dieſen Zeiten Wolkenkratzer komplett verkauft, wäre gewiß auch
ein Luftſchiff an den Mann zu bringen, ſelbſt wenn es einen unglück=
lichen
Bruder gehabt hätte.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienskag, 12. Januar 1932

Lpd. Frankfurt a. M. Nach einigen be=
langloſen
Zeugenvernehmungen, die nichts we=
ſentlich
Neues brachten, ſtellte in der geſtrigen
Verhandlung des Favag=Prozeſſes Rechtsanwalt
Dr. Fürſt, der Verteidiger Sauerbreys, eine
Reihe Beweisanträge, wodurch verſucht wird, die
Angeklagten gegen den ſchwerſten Vorwurf: den
Zuſammenbruch verſchuldet zu haben, zu ſchützen.
Durch die Beweisanträge ſoll nachgewieſen wer=
den
daß die Schuld am Zuſammenbruch der
Favag bei dem größten deutſchen Verſicherungs=
konzern
, der Allianz, liegt. Bekanntlich ſind dieſe
Vorwürfe nach dem Favag=Zuſammenbruch im=
mer
wieder laut geworden. Wie die Verteidi=
güng
Sauerbreys behauptet, wurde ſchon lange
vor dem Zuſammenbruch von der Allianz der
Verſuch gemacht, ſich den Favag=Konzern anzu=
gliedern
. Im Herbſt 1928 habe die Allianz durch
den aus dem Favag=Prozeß bereits bekannten
Verſicherungsfachmann Franke, den Herren
Dumcke und Becker je 5 Millionen zahlbar in bar
oder in der Schweiz angeboten. Doch dieſer Ver=
ſuch
ſei geſcheitert. Bis zum Tode Dumckes ſei
kein neuer Verſuch unternommen worden. Dann
habe ſich Generaldirektor Schmitt von der Al=
lianz
an den ſtellvertretenden Aufſichtsrats=
Vorſitzenden der Favag, Bodenheimer, gewandt,
um dieſen für die Angliederung zu gewinnen.
Als auch dies fehlſchlug, habe ein regelrechtes
Keſſeltreiben gegen die Favag eingeſetzt. Der
frühere thüringiſche Staatsbankpräſident und
jetzige Frankfurter ſozialdemokratiſche Stadtver=
ordnete
Löb, erhielt den Auftrag, bei Becker vor=
zuſprechen
und ein bindendes Proviſionsver=
ſyrechen
in. Höhe von 300 000 bis 500 000 RM.
Die Gelder, die Löb an Hand gegeben wurden,
beliefen ſich auf 15 Millionen RM. Da auch die=
ſer
Verſuch ſcheiterte, wandte ſich die Allianz an
Direktor Bodenheimer, der die Einſetzung einer
Reviſionskommiſſion anregte. Dieſe Kommiſſion
wäre zwar zu ſtrengſtem Stillſchweigen ver=
pflichtet
geweſen, doch ſoll ſie alles Ungünſtige
weiter erzählt und alle Sanierungspläne ver=
nichtet
haben. Alsdann ſei der Favag von der
Internationalen Bank in Amſterdam ein erheb=
licher
Kredit gekündigt worden. Die Folge der
Indiskretion ſei der Kursſturz der Favag=Aktien
geweſen, der noch dadurch beſchleunigt wurde, daß
Profeſſor Hahn von der Deutſchen Effekten= und
Wechſelbank die Aktienkursſtützung verbot um
nach Behauptung des Verteidigers von Sauer=
brey
, den Uebernahmekurs für die Allianz billig
zu geſtalten. Ein Verſprechen, daß von den betei=
ligten
Banken die Favag geſtützt werden müſſe,
wurde nicht gehalten. Selbſt dann wurde der
Kurs nicht geſtützt, als Direktor Becker Profeſſor
Hahn mitteilte, daß eine Kursſtreichung den Zu=
ſammenbruch
der Favag bedeuten müſſe. Der
erſte Staatsanwalt behielt ſich eine eingehende
Stellungnahme zu den Beweisanträgen vor.
Zu den Meldungen über den Favag=Prozeß
erklärt die Generaldirektion der Allianz:
Die Allianz hat bis zum 15. Auguſt 1929 von
der Gefahr eines Zuſammenbruchs der Favag,
der bekanntlich am 17. Auguſt erfolgte, nichts
gewußt. Sie hätte andernfalls alles getan, was
in ihren Kräften ſtand, um den Zuſammenbruch
zu verhindern. Im übrigen wird die gerichtliche
Beweisaufnahme die Haltloſigkeit der von ange=
klagter
Seite ſchon früher aufgeſtellten Behaup=
tungen
ergeben.

Unfall oder Freitod?
Frankfurta. M. In der Nacht zum Mon=
tag
gegen 1 Uhr wurde im Frankfurter Haupt=
bahnhof
im Einfahrtsgleis von Frankfurt=Weſt
der Student Rudolf Düppe aus Bochum tot auf=
gefunden
. Düppe iſt vermutlich von einem Per=
ſonenzug
überfahren worden. Er war im Beſitz
einer Sonderzugkarte, Bochum München. Ob
Unfall oder Freitod vorliegt, iſt bis jetzt noch
nicht geklärt. Die Leiche wurde nach dem Frank=
furter
Hauptfriedhof gebracht.
Brand des Brühler Jagdſchloſſes.
Brühl. Im ehemaligen Jagdſchloß des Kur=
fürſten
Clemens Auguſt, in dem gegenwärtig das
Hotel Belvedere untergebracht iſt, brach geſtern
früh Großfeuer aus, das den größten Teil des
Dachſtuhles vernichtete. Der Schaden wird auf
einige hunderttauſend Mark geſchätzt.
Tödlicher Boxunfall in Berlin.
Berlin. Einen tragiſchen Abſchluß fand
der Mittelgewichtskampf zwiſchen Kaul (Poſt=
Sp. V.) und Rutkowſki (Teutonia), der am Sonn=
tag
in Berlin ſtattfand. In der zweiten Runde
wurde Kaul ſchwer zu Boden geſchlagen und
ſchlug dabei mit dem Kopf ſo ungücklich auf, daß
er wenige Stunden ſpäter im Krankenhaus ſtarb.
Der deutſche Erfinder des Stahlhelms

Rüſtmeiſter Franz Marx,

der Erfinder und Konſtrukteur einer Form des
deutſchen Stahlhelms im Weltkriege, iſt in
einem Berliner Krankenhaus verſtorben. Marx,
der zuletzt in großer Not lebte, hatte erſt vor
kurzem ſeinen 70. Geburtstag feiern können.

Der
Moorland.

Oben: Die Durchbruchſtelle am Norddeich bei Auguſtfehn, die eine Breite von mehr als zwanzig
Metern aufweiſt. Unten links: Die Ueberreſte des von den Fluten unterſpülten Waſſer=
pumpwerkes
Holtgaſt ragen nur noch wenig aus der Waſſerwüſte hervor. Unten rechts:
Der 8 Meter hohe Turm des Pumpwerks, der ſich ſchon bedenklich geneigt hat, wenige Minuten
vor dem endgültigen Einſturz.
Die durch Ueberſchwemmung herbeigeführte Zerſtörung des Waſſerſchutzwerkes Holtgaſt im olden=
burgiſchen
Moorland hat ſchwere Verheerungen zur Folge gehabt, deren Umfang ſich noch nicht
überſehen läßt.

Danzig führk neue Münzen ein.

Eines der neuen Fünf=Gulden=Stücke der Freien
Stadt Danzig mit dem Bilde des alten Krantors.
Dem Beiſpiel anderer Staaten folgend, hat jetzt
die Freie Stadt Danzig neue Münzen in Ver=
kehr
gebracht, die handlicher als das bisher im
Gebrauch befindliche Hartgeld geſtaltet ſind. Das
Fünf=Gulden=Stück zeigt auf der Vorderſeite das
alte Dänziger Krantor, auf der Rückſeite das
Danziger Wappen mit der Jahreszahl 1932.

Geheimnisvoller Leichenfund bei Idar.
Idar. In der Nähe des Ortes Dietzenwald
fand man in einer Grube das Skelett eines
Mannes. Die ärztliche Unterſuchung ergab, daß
es ſich um einen Mann im Alter von 20 bis 30
Jahren handelt, und daß die Leiche bereits drei
bis vier Jahre dort gelegen haben muß. Man
fand bei dem Skelett eine ſilberne Taſchenuhr
mit Kette, ein Portemonnaie ohne Inhalt, eine
Aktentaſche mit 120 Mark Bargeld in 1= und 2=
Markſtücken. Um wen es ſich bei dem Toten
handelt, konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt wer=
den
. Zweckdienliche Mitteilungen erbttet die
Polizeiverwaltung Idar.
Der eifrigen Tätigkeit der Polizei iſt es nun
bereits gelungen, an Hand der vorgefundenen
Gegenſtände den Toten zu identifizieren. Es
handelt ſich um einen gewiſſen, am 1. 11. 1903
in Neunkirchen (Saargebiet) geborenen in
Oberſtein wohnhaft geweſenen Goldarbeiter Rich.
Juchem. Dieſer hatte am 27. 4. 1929 die Woh=
nung
ſeiner Großmutter verlaſſen unter der An=
gabe
, nach Saarbrücken fahren zu wollen. Seit
dieſer Zeit hat man nichts mehr von ihm gehört.
Da er auch den Wunſch geäußert hatte, in die
Fremdenlegion eintreten zu wollen, nahm man
dieſen Fall als Tatſache an. Im Hinblick auf die
Perſon des Toten und des bei der Leiche ge=
fundenen
hohen Geldbetrags ſcheint ein Raub=
mord
nicht vorzuliegen. Hier hartnäckig kolpor=
tierte
Vermutungen und Gerüchte, denen man
eine gewiſſe Grundlage nicht abſprechen kann,
zielen vielmehr auf ein Verbrechen franzöſiſcher
Beſatzungstruppen hin. Die polizeilichen Er=
mittlungen
werden mit allem Nachdruck ſowohl
in dieſer als auch in anderer Richtung fort=
geführt
.
Mordanſchlag auf einen Landjäger.
Stettin. Der in Tantow ſtationierte Ober=
landjäger
Krüger wurde am Samstag in den
Abendſtunden auf dem Heimwege von einem
Streifgang von einem Radfahrer durch vier
Schüſſe ſchwer verletzt. Es handelt ſich um einen
planmäßigen Anſchlag. Der Regierungspräſident
hat 1000 Reichsmark Belohnung zur Ermittlung
des Täters ausgeſetzt.
Eiſenbahnbetriebsunfall.
Delmenhorſt. Bei einem Zuſammenſtoß
zwiſchen zwei Rangierabteilungen wurde ein
Rangierer getötet.

Ein Denkmal für die Freiheilskämpfer
der Pfalz.

Das Ehrenmal der für die Freiheit der Pfalz
Gefallenen auf dem Friedhof zu Speyer.

Auf dem Friedhof zu Speyer wurde am 10.
Januar ein eindrucksvolles Denkmal enthüllt,
das den beiden am 9. Januar 1924 im Kampfe
um die Freiheit der Pfalz gefallenen Kämpfern
Ferdinand Wiesmann und Franz Hellinger ge=
widmet
iſt. Der Entwurf des Ehrenmals ſtammt
von dem bekannten Münchener Bildhauer Prof.
Fritz Behn.

Der Rhein ſteigt weiter.
Hochwaſſerflut im Moſeltal. Neckar, Main
und Lahn fallen.
Koblenz. Infolge des Anſteigens des
Rhein=Hochwaſſers mußte die Koblenzer Schiffs=
brücke
auf beiden Ufern um ein beträchtliches
Stück verlängert werden, um den Verkehr auf=
recht
erhalten zu können. In Ehrenbreitſtein ſind
die geſamten Rheinuferſtraßen von den Fluten
überſchwemmt. Aus einzelnen Moſelorten wird
mitgeteilt, daß die Fluten der Moſel überraſchend
namentlich im Hunsrück in die Ortſchaften
eindrangen und die Keller unter Waſſer ſetzten.
Auf der Moſeltalbahn zwiſchen Andel und Zel=
tungen
mußte der Verkehr zum Teil eingeſtellt
werden. Neckar, Main, Lahn und Obermoſel ſind
im Fallen begriffen.
Schwerer Sturm im Aermelkanal.
London. Seit Samstag abend herrſcht im
Aermelkanal ſchwerer Südweſtſturm Viele Fahr=
zeuge
mußten, in den Häfen Zuflucht ſuchen.
So brachten ſich drei Zerſtörer die auf dem Wege
nach Portsmnouth waren, im Hafen von Portland
in Sicherheit. Zwei Fahrzeuge gingen unter;
ihre Beſatzungen konnten von den ausgelaufenen
Küſtenrettungsbooten geborgen werden. Die aus
franzöſiſchen und belgiſchen Häfen eintreffenden
regelmäßigen Kanaldampfer konnten zum Teil
erſt nach wiederholten Verſuchen in ihre Be=
ſtimmungshäfen
einlaufen. In Teilen von Süd=
england
und Wales gab es infolge dreißigitün=
diger
wolkenbruchartiger Regengüſſe große Ueber=
ſchwemmungen
. Am Sonntag abend flaute der
Wind etwas ab.

Sklarek=Prozeß.
Berlin. Im Sklarek=Prozeß wurde am
Montag die Frage aufgeworfen, wie es möglich
war, daß die Stadtbank den Sklareks Kredite auf
vordatierte Schecks gab, die in verſchloſſenen
Briefumſchlägen zur Stadtbank gebracht wurden.
Rechtsanwalt Puppe erklärte, die Behauptung
der Stadtbankdirektoren, daß die Kredite der
Sklareks durch ſtädtiſche Forderungen gedeckt ge
weſen ſeien, entſpreche nicht den Tatſachen. Im
Februar 1928 habe einem Kredit in Höhe von
3,4 Millionen lediglich eine Deckung durch ſtädt.
Forderungen in Höhe von 2,7 Millionen Reichs
mark gegenübergeſtanden. Die Stadtbankdiref=
toxen
Schmidt und Hoffmann beſtritten dies. Leo
Sklarek erklärte, die verſchloſſenen Briefe hätten
lediglich dazu gedient, die Geſchäftsvorgänge vor
den unteren Beamten der Stadtbank zu ver=
ſchleiern
. Der Inhalt der Briefe ſei völlig
Nebenſache geweſen. Hauptſache war, daß Mar
Sklarek auf den Umſchlag geſchrieben hatte In=
halt
50 000 Mark‟. Es kam dann zu Ausein=
anderſetzungen
zwiſchen Leo Sklarek und Hoff=
mann
.
Als der Verteidiger des Stadtbankdirektors
Hoffmann die Frage aufwarf, was die Sklareks
für ein Intereſſe daran haben könnten, nachzu=
weiſen
, daß die Stadtbankdirektoren alles ge=
wußt
hätten, meinte der Vorſitzende die Skla=
reks
ſeien der Anſicht, daß bei ihnen eine Be=
ſtrafung
wegen Betruges wegfallen würde, wenn
die Stadtbankdirektoren alles gewußt hätten. Der
Verteidiger des Stadtbankdirektors Schmidt er=
klärte
dann, trotz aller Angriffe der Sklareks
laſſen wir uns nicht aus unſerer Zurückhaltung
herausbringen. Unſer Schweigen iſt noch lange
kein Eingeſtändnis. Im weiteren Verlauf der
Verhandlung ging der Vorſitzende näher auf die
Geſchäftsführung der Stadtbank ein und ſtellte
dabei feſt, daß bei den Sklareks die Kredite alle
im Galopp gegeben worden ſeien, während kleine
Geſchäftstreibende, die einen Kredit nachſuchten,
Kopf und Kragen verpfänden mußten. Bei der
Stadtbank hätten ganz unmögliche Zuſtände ge=
herrſcht
. Buchhalter Lehmann teilte mit die
Boten der Sklareks hätten die vordatierten
Schecks ſo ſpät zur Stadtbank gebracht, daß eine
Weitergabe zur Einlöſung gar nicht mehr mög=
lich
geweſen ſei. Die Stadtbank habe den Boten
das Geld auch ohne Unterlagen gegeben.
Der Buchhalter Tuch ſagt aus, daß ſeiner An=
ſicht
nach ſowohl die Stadtbankreviſoren Hoge
und Schröder als auch die Stadtbankdirektoren
Schmidt und Hoffmann über alles orientiert ge=
weſen
ſein müßten. Es kommt dann zur Sprache,
daß nach dem Tode des Kaufmannes Jſaak ein
Kaufmann Wende die Blankowechſel und Blan=
koſchecks
den Sklareks zur Verfügung ſtellten.
Direktor Brolat zu den Vorwürfen
im Sklarekprozeß.
Im Zuſammenhang mit den vor einigen Tagen
im Sklarekprozeß gefallenen Aeußerungen de=
Gerichtsvorſitzenden über Direktor Brolat be
richtete Bürgermeiſter Dr. Elſaß am Montag
eingehend über die verſchiedenen gegen Direktor
Brolat erhobenen Vorwürfe. Der Aufſichtstat
bezeichnete es als dringend erwünſcht, daß die int
Ausſicht genommene Vernehmung des Direktors
Brolat als Zeuge beſchleunigt durchgeführt werde.
Direktor Brolat ſelbſt wies, da mit einer Vor=
wegnahme
dieſer Vernehmung nach den Abſichten
des Gerichts nicht gerechnet werden kann, aus=
führlich
die Anſchuldigungen zurück und erklärte.
daß er weder eine Begünſtigung habe vornehmen
wollen noch können. Das vor Gericht zu beeiden.
ſei er jederzeit bereit.

Drei Feſtuahmen zu dem Berliner Mordfall Huth.
Hamburg. Wie die Polizei mitteilt, wur=
den
in einem Hamburger Maſſenquartier drei
junge Leute im Alter von 17 bis 20 Jahren feſt=
genommen
. Sie ſtehen im Verdacht, Mitwiſſer
bzw. Mittäter bei der Ermordung des Filiale
leiters Huth in Berlin zu ſein.
22 Verletzte wegen eines hübſchen Mädchens.

Belgrad. Die Politika berichtet aus
Bosniſch=Bod von einer Bauernſchlacht im Dorſe
Liſchnjatze. Zwei Burſchen waren dort wegen
eines hübſchen Mädchens in Streit geraten. Da
keiner von Beiden zurücktreten wollte, verſichene
ſich jeder der Mithilfe einer möglichſt großen
Zahl von Bauernſöhnen. Als es zur Austragung
des Kampfes kam, waren über 100 Burſchen mit
Meſſern und Prügeln erſchienen. Nach kurzer
Zeit lagen 22 mehr oder minder ſchwer Verletzte
auf dem Schlachtfeld. Das Mädchen, um daß
der Kampf geführt wurde, hatte mit großet
Spannung dem Ausgang des Treffens zugeſehen
Der Miſſiſſippi über die Ufer getreten.
New York. Der Miſſiſſippi iſt über die Ufe
getreten. Nach Meldungen aus New=Orleans
ſtehen 240 100 Hektar Land unter Waſſer. 2500
Landwirte ſind zugrunde gerichtet und von Hun=
ger
bedroht. Das Rote Kreuz hat eine Hilis
aktion eingeleitet.
Zum 50. Todeskag des Erfinders
der Manſer=Piſtole.

Wilhelm Mauſer,
der bedeutende deutſche Waffentechniker, deſſen
Gewehr mit Schlagſtift (Modell 71) im deule
ſchen Heer eingeführt wurde, ſtarb vor 50 Jale
ren, am 13. Januar 1882. Beſonders bekannl.
geworden iſt auch die von ihm und ſeinen
Bruder Paul konſtruierte Selbſtladepiſtole.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 12. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 12 Seite 9

Hur Bergung der ſeuen Beüthener Bergieule.
Der Bericht der Gerekketen. Die aufopfernden Retkungsarbeifen auf der
Karſten=Zenkrumsgrube von Erfolg gekrönk.

BA9 Bander der Heltang.
Beuthen. Ein Sonntag nachmittag kühl.
ſtibe, langweilig. Irgendwo ſchlägt es vier
h. Die Menſchen gehen aneinander vorbei wie
nt. Da, ganz plötzlich, kommt Aufregung un=
4 die Leute: Man bleibt ſtehen, man freut ſich,
am ſpricht den erſten beſten Menſchen an oder
iſck ſich anſprechen. Und plötzlich iſt es in der
urzen Stadt, wälzt ſich wie ein reißender Strom
uch die Straßen, flutet in die Häuſer, treppauf,
iwpab, aus der Stadt hinaus in die Vororte:
Fy Gerücht, das einem wie ein Märchen vor=
mamt
, wie ein unfaßbares Wunder: die Toten
o Karſten=Zentrum ſollen leben. Nach ſechs
eren, eingeſchloſſen hinter Schutt ohne Licht,
hue Eſſen, wer weiß, ob nicht auch ohne Waſſer.
in Wandern hebt an nach der Grube. Auf allen
Bu gen pilgern die Menſchen dorthin. Autos
iien. Die Wagen der Grubenrettungsſtelle
umen. Alſo muß doch etwas Wahres daran ſein,
no man beginnt ſich zu freuen, teilt die Freude
dem nächſten Menſchen mit. Vor den Gruben=
men
ſtauen ſich die Menſchen. Die Fenſter im
eſzen Stock des Zechenhauſes ſind erleuchtet. Im
ichte der Bogenlampen blitzen die Tſchakos von
ſarupobeamten. In der Verbandsſtube bereitet
tem ſich ſchon vor. Es iſt ſchon dunkel. Da
hmmt ein Beamter, lieſt Namen vor. Sieben
4nn, ſieben der Eingeſchloſſenen, ſie leben, ſie
no gerettet, oder man iſt dabei, ſie ans Tages=
att
zu bringen. Ehrliche Freude lacht aus den
ſuggen aller. Der Erſte iſt ſchon oben. Das Auto
trunterwegs, um ihn ins Lazarett zu bringen,
ieggt ſchon in den Grubenhof ein. Die Hinden=
unrgſtraße
entlang jagt ein anderes Auto Ret=
unrgsmannſchaften
Sie fahren zur Ablöſung, zur
Vf=itexarbeit, wollen ihre Kräfte noch opfern für

die Kameraden, die vom Tode auferſtanden ſind,
und die anderen, deren Schickſal noch ungewiß
iſt. Und im Grubenhof ſtehen die Angehörigen
voll Hoffnung.
Der amtliche Bericht.
Beuthen. Das Oberbergamt Breslau teilt
am Sonntag abend mit: Die Rettungsarbeiten
auf der Karſten=Zentrumgrube haben den hocher=
freulichen
Erfolg gehabt, daß von den durch einen
Gebirgsſchlag verſchütteten 14 Bergleuten nach
ſechs Tagen ſieben Bergleute lebend geborgen
worden ſind. Die Geretteten ſind verhältnis=
mäßig
wohlauf, wenn auch zum Teil recht ſchwach.
Nur zwei von ihnen ſind äußerlich verletzt. Das
Schickſal der übrigen Verſchüteteten iſt noch un=
gewiß
, doch iſt mit dem Tode der meiſten zu
rechnen. Die Bergungsarbeiten ſind äußerſt
ſchwierig. Sie konnten den erreichten ſchönen
Erfolg nur haben, weil alle Leute unter Nicht=
achtung
ihres Lebens ihr Aeußerſtes getan haben,
um zu ihren verſchütteten Kameraden vorzudrin=
gen
. Die Bergungsarbeiten gehen mit aller
Kraft weiter.
Bei den zwei im Lazarett befindlichen geret=
teten
Bergleuten Klukowſki und Ludwig haben
ſich die Verletzungen nur als Fleiſchwunden her=
ausgeſtellt
. Die beiden noch unter Tage befind=
lichen
Geretteten haben Knochenbrüche erlitten
und können infolgedeſſen nur mit großer Schwie=
rigkeit
in Sicherheit gebracht werden. Der eine
von dieſen beiden Verletzten iſt der Häuer
Marek.
Ueber die glücklichen Umſtände, die zu der
Auffindung der 7 Bergleute geführt haben, er=
fahren
wir, daß ſie ihr Leben dem Weiterarbeiten
der Friſchluftzufuhr zu verdanken haben. Das
über ihnen zuſammengebrochene Geſtein bot ihnen
noch einen engen Unterſchlupf.

Ueber den
Hergang der Rettung
der ſieben von den 14 eingeſchloſſenen Bergleuten
erfahren wir u. a. folgendes: Sonntag nachmittag
gegen drei Uhr kam der Bohrer der Rettungs=
mannſchaften
plötzlich in einen leeren Raum.
Dieſe Tatſache wirkte auf die Mannſchaft wie ein
elektriſcher Schlag, denn ſie bedeutete, daß die
Strecke dahinter nicht zerbrochen war. Das ent=
ſtandene
Bohrloch wurde mit größter Vorſicht er=
weitert
, und man hörte alsbald auch Klopf=
zeichen
, die ſofort erwidert wurden. Als die
Oeffnung groß genug war, wurde in ſie hinein=
geleuchtet
. Zu aller Erſtaunen und zur freu=
digen
Ueberraſchung ſah man 5 Bergleute eng=
aneinandergekauert
ſitzen. Der Held der Einge=
ſchloſſenen
iſt der 30 Jahre alte Rohrleger
Slama, deſſen Humor und Energie die Kame=
raden
vor dem Aeußerſten bewahrt hat und der
immer wieder aufmunterte.
Wie die Geretteten erzählen, haben ſie von
Brotreſten gelebt, und ihren Durſt geſtillt, indem
ſie das ſich an dem Kaltpreßluftrohr infolge der
Untertaghitze gebildete Schweißwaſſer der Reihe
nach ableckten. Wie ſie weiter erzählen, ſind ſie
bei dem Gebirgsſchlag zunächſt zerſtreut worden.
Einer hat dann immer nach dem andern geſucht,
bis ſie endlich zu ſieben beiſammen waren. In
den erſten 5 Stunden waren ſie ohne Licht. Dann
fanden ſie durch einen glücklichen Umſtand Streich=
hölzer
und noch etwas Karbid, das ſie mit
äußerſter Sparſamkeit benutzten. Sie wußten ganz
genau, daß heute Sonntag war.
Das Erſte, was die Geretteten verlangten,
waren Zigaretten; ſie wurden ihnen ſofort ge=
geben
. Gleichfalls verlangtes Getränk wurde
nur nach ärztlicher Anordnung mit größter Vor=
ſicht
und ſchluckweiſe verabreicht. In einer 100=
Meter=Strecke ſind nach den bisherigen Feſt=
ſtellungen
durch den Gebirgsſchlag etwa 60 Me=
ter
zu Bruch gegangen. Die zu den Geretteten
vorgetriebene Stoßſtrecke durch die Kohle war
nur 1,50 Meter hoch und 1 Meter breit. Von
den anderen Verſchütteten können die Geretteten
nichts ſagen, da ſie von dieſen keine Lebens=
zeichen
bemerkt haben.

Der Reichspräſident zur Rettung der ſchleſiſchen
Bergleute.
Die Schleſiſche Bergwerks= und Hütten A. G.
hat dem Herrn Reichspräſidenten telegraphiſch
über die Rettung von ſieben der Verunglückten
berichtet. Der Herr Reichspräſident hat hierauf
mit folgendem Telegramm geantwortet:
Ich habe mit großer Freude aus Ihrem tele=
graphiſchen
Bericht die Rettung von ſieben der
auf der Karſten=Zentrum=Grube verſchütteten
Bergleuten vernommen und ſpreche der tapferen
Rettungsmannſchaft Dank und Anerkennung für
dieſe Tat aus. Gott gebe, daß es gelinge, auch
die übrigen Verunglückten lebend zu bergen.
(gez.) von Hindenburg, Reichspräſident.
Beuthen. Der Stand der Rettungsarbeiten
auf der Karſten=Zentrumgrube war am Montag
unverändert. Es war bisher leider nicht mögt:),
mit den letzten ſieben verſchütteten Bergleuten
die Verbindung herzuſtellen. Alle Hoffnung iſt
aber noch nicht geſchwunden. Der Zuſtand der
ſieben lebend geborgenen Bergleute, die in das
Knappſchaftslazarett überführt wurden, iſt den
Umſtänden nach zufriedenſtellend. Eine Lebens=
gefahr
beſteht nicht mehr.

Ein kurioſes Münzvergehen.
Das Kölner Große Schöffengericht verurteilte
einen Kaufmann wegen Münzvergehens zu einer
Geldſtrafe von 500 RM. Der Kaufmann hatte
in einem Lokal mit einem Bekannten Ecarté
geſpielt und etwa 120 RM. verloren. Weil ihm
das Kleingeld ausgegangen war und er ſchon ſo
hoch in der Kreide ſtand, daß ſein Partner nicht
weiterſpielen wollte, gab er dieſem zur Sicherheit
eine engliſche Note im Wert von 100 RM. mit
dem Bemerken, er werde den Geldſchein am fol=
genden
Tage einlöſen, er dürfe nicht ausgegeben
werden. Bei der Nachprüfung der Banknote durch
die Reichsbank ſtellte ſich heraus, daß ſie falſch
war. Obgleich der Kaufmann die Note an an=
deren
Tage tatſächlich einlöſte, wurde er wegen
Münzvergehens verurteilt, da es nicht erlaubt
iſt, falſches Geld, ſei es auch nur als Sicherheit,
in Umlauf zu bringen.

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[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sport, Spiel und Jurnen

Handball.
Sb. 98 Darmſtadt PfR. Schwanheim.
Die Spiele um die Bezirksmeiſterſchaft nehmen am kommen=
den
Sonntag mit dem Treffen der 98er gegen V. f. R. Schwan=
heim
ihren Fortgang. Es iſt geplant, zu dieſem Spiel, das vor=
mittags
½11 Uhr in Schwanheim ſtattfindet, bei genügender
Beteiligung einen Autobus fahren zu laſſen. Intereſſenten werden
daher gebeten, ſich in die bei dem Zeitungsverkauf Skurnik. im
Schalterraum der Hauptpoſt, offenliegenden Liſte einzuzeichnen,
und zwar bis ſpäteſtens Freitag nachmittag 12 Uhr; über alle
Einzelheiten wird bei Skurnik Auskunft gegeben. Angeſichts der
Wichtigkeit des Spieles wäre es ſehr zu begrüßen, wenn eine die
Fahrt ermöglichende Beteiligung zuſtande käme.
Fußhall.
Neue Pokal=Termine.
Im Bezirk Main/Heſſen ſind für den kommenden
Sonntag folgende Pokalſpiele vorgeſehen:
Alemannia Worms Rot=Weiß Frankfurt,
Kickers Offenbach S.=V. Wiesbaden,
Olympia Lorſch 1. F.=C. Langen,
Viktoria Urberach F.=Vg. Kaſtel.
Weiterhin ſind in der Gruppe Main für den 17. Januar noch
die nachſtehenden Verbandsſpiele angeſetzt worden:
V. f. L. Neu=Iſenburg F. S.V. Heuſenſtamm.
Union Niederrad Hanau 93.
Es fehlt dann nur noch der Termin für das letzte Spiel der
Gruppe, und zwar Kickers Offenbach gegen Germania 94.
Spieler=Wanderungen in Mainz/Wiesbaden.
Der bekannte Repräſentativſpieler Otto Beſt, der bekannt=
lich
auf Grund verſchiedener Differenzen aus dem Wiesbadener
Sportverein ausgetreten iſt, hat ſich beim S.=V. Mainz/Koſtheim
angemeldet und iſt für dieſen Kreisligaverein bereits ſpielberech=
tigt
geworden.
Der Meiſter der Gruppe Heſſen, F. S.V. 05 Mainz, hat in dem
Mombacher Mittelläufer Hilpert einen wertvollen Zuwachs er=
halten
.
* Kreisliga Südheſſen.
Im Zeichen der Nothilfe!
Die Nothilfe=Aktion wurde in unſerem Kreis in jeglicher Be=
ziehung
mit vollem Erfolg durchgeführt. Nicht allein in finan=
zieller
Beziehung, ſondern auch in ſpieleriſcher Hinſicht wurden die
Erwartungen teilweiſe weit übertrofen. Die Reſultate lauten:
Bezirksligamannſchaft Worms Kreisligamannſchaft
Worms 5:5.
Olympia Lorſch V. f. R. Bürſtadt 3:1.
F.=V. Biblis Alemannia Groß=Rohrheim 3:1,
F.=V. Hofheim Vorwärts Bobſtadt 4:1,
Concordia Gernsheim Olympia Biebesheim 1:2,
07 Bensheim Stakenbg. Heppenheim 4:2,
Spv. Weinsheim Spv. Horchheim 2:3.
Rheingold Hamm Germania Eich 2:1.
Die Winterhilfsſpiele haben uns alſo, genau wie die ſeit=
herigen
Punktkämpfe, verſchiedene Senſationen gebracht, wobei der
Repräſentativkampf in Worms durch ſein torreiches Ergebnis be=
ſonders
hervorſticht. Die Vertreter der Kreisliga legten ſich ganz
gewaltig ins Zeug und bezwangen die Bezirksligiſten bis zur
Halbzeit 5:2. In der zweiten Spielhälfte kamen die ,Großen
dann mehr in Schwung; das allgemeine Nachlaſſen der vom ſtarken
Tempo ſichtlich mitgenommenen Kreisligiſten ermöglichte ihnen ſo
bis zum Schluß ein Aufholen. In Lorſch hatten die beiden alten
Rivalen eine große Zuſchauermenge angelockt, die einen harten.
aber fairen Kampf zu ſehen bekam. Die erſte Spielhälfte verlief
torlos. Nach der Pauſe wurde es dann um ſo lebhafter; Lorſch
übernahm die Führung und behielt letzten Endes auch das beſſere
Ende für ſich. In Biblis ſtellte ſich der 4=Klaſſenvertreter Groß=
Rohrheim zum Kampfe. Die Gäſte imponierten durch flottes
Spiel, ſo daß die Bibliſer ſchon etwas aufbieten mußten, um zum
Siege zu kommen. Aehnlich erging es den Hofheimern die in
Bobſtadt einen ſehr zähen Gegner hatten. Zwei weitere Vertreter

der A=Klaſſe 07 Bensheim und Olympia Biebesheim konnten ſo=
gar
ihre in der höheren Klaſſe ſpielenden Gegner beſiegen. Horch=
heim
und Hamm blieben dank beſſerer Spielweiſe knapp, aber
ſicher, erfolgreich.
60 Jahre engliſcher Fußball=Pokal.
Zum Beginn der Haupkrunde 1932.
Einer der bedeutendſten und populärſten ſportlichen Wett=
bewerbe
iſt der Kampf um den engliſchen Fußball=Pokal, The
Football=Aſſociation Challenge=Cup, wie die offizielle Bezeichnung
heißt. Dieſer Wettbewerb findet nicht nur in England ſelbſt ein
geradezu unheimliches Intereſſe, ſeinen Verlauf verfolgt man in
der ganzen Welt, wo auch nur ein Fußball rollt, mit ſtarker An=
teilnahme
.
Dieſer Wettbewerb feiert in der laufenden Saiſon ſein 60 jäh=
riges
Beſtehen. Der Kampf um den engliſchen Fußball=Pokal war
der erſte organiſierte Fußball=Wettbewerb überhaupt, und ſeine
Schöpfer hätten ſich vor 60 Jahren wohl kaum träumen laſſen, daß
ſich aus dem Cup, der eine Anſchaffungsſumme von 25 Pfund er=
forderte
, eine ſo großartige und zugkräftige Trophäe entwickeln
würde.
Der Orignal=Pokal iſt im Jahre 1895 aus einem Schaufenſter
in Birmingham geſtohlen worden, als gerade die berühmte Aſton
Villa den Cup gewonnen hatte. Aber auch die Imitation des
Pokals wird heute nicht mehr überreicht; denn dieſe iſt vor
21 Jahren dem damaligen Präſidenten des Engliſchen Fußball=
verbandes
, Lord Kinnaird, in Anerkennung ſeiner langjährigen
Dienſte und Verdienſte geſchenkt worden. Der Lord ſelbſt beſaß
fünf Cupmedaillen, d. h. er ſtand fünfmal in der Mannſchaft
eines Pokalſiegers.
Urſprünglich ſollte der Pokal dem Club gehören, der ihn drei=
mal
nacheinander gewinnen würde. Dies geſchah bereits im Jahre
1877/78. Doch die damals ſehr berühmten Wanderers gaben
ihn in echt ſportlicher Weiſe dem Verband als ewige Trophäe‟
zurück.
Die Zuſchauermaſſen ſind bei den Pokalkämpfen ſtändig ge=
wachſen
. Schon 1901 waren 110 000 Zuſchauer beim Endſpiel Tot=
tenham
Hotſpurs gegen Sheffield United. Im Jahre 1913 ſtieg
die Zahl beim Spiel Aſton Villa gegen Sunderland auf 120 000.
Beim Cupfinal 1923/24 überfluteten 200 000 Menſchen das
Wembley=Stadion, als Weſtham United gegen Bolton Wanderers
antraten. Seit dieſer Kataſtrophe iſt die Zahl der Einlaßkarten
auf 100 000 beſchränkt worden.
Die berühmteſten Pokalmannſchaften ſind Aſton Villa und
Blackburn Rovers. Beide Clubs teilen ſich in den Rekord, ſechs=
mal
den Pokal gewonnen zu haben. Nur zwei Vereine waren es,
die Pokal und Meiſterſchaft in der gleichen Saiſon gewinnen
konnten: Preſton Northend im Spieljahr 1888/89 und Aſton Villa
1896/97. In den letzten 35 Jahren gelang es alſo keinem Club
mehr, beide Ehren in einer Saiſon einzuheimſen. Zu hart iſt die
Konkurrenz geworden, zu groß ſind die Anſtrengungen. Immer
war der Pokal=Wettbewerb reich an Senſationen, immer gab es
Favoriten, die trotz ſicherſter Vorausſagen ſtolperten, aber immer
tauchten auch wieder Clubs auf, die zwar in der Meiſterſchaft
keine überragende Rolle ſpielten, dafür aber für den Pokalwett=
bewerb
wie geſchaffen erſchienen.
Das Jubiläumsjahr hat bei der Ausloſung für die erſte
Hauptrunde einen hübſchen Zufall gebracht. Als vor Monaten die
Vorrunden begannen, hatte der Präſident des kleinen Clubs aus
Darwen ſeinem Verein goldene Tage auf ſeine Koſten ver=
ſprochen
, wenn Darwen in die Hauptrunde kommen und dort
gegen Arſenal, auch die Bank von England genannt, ausgeloſt
würde. Und dieſer Zufall, deſſen Möglichkeit Mathematiker nach
Zahlen mit neun Ziffern ausgerechnet. b den, iſt eingetroffen. So
ſind denn vom freigiebigen Präſiden Vergnügungstage für
etwa 70 Perſonen vor und nach dem Spiel gegen den giganti=
ſchen
Gegner arrangiert worden. Aber bei dieſer Begegnung
ſpielt das Schickſal wiederum eine gerechte Rolle: Darwen iſt
nämlich der engliſche Club, der von den heute noch beſtehenden,
am früheſten am Pokalwettbewerb teilnahm, nämlich ſchon vor
54 Jahren. So hat der Pokal auch im Jahre des Diamant= Jubi=
läums
ſeinen beſonderen Rahmen, der da aus tauſend Reizen des
Zufalls und Glücks geformt iſt.
In den meiſten Fußball=Ländern wurde dieſer Wettbewerb
um den engliſchen Pokal nachgeahmt, doch im Erfolg nie erreicht.
Seine Siegesmedaillen aus der Hand des erſten engliſchen Reprä=
ſentanten
könnten nur dort der Traum eines jeden Fußball=
jungens
und der Stolz der Spieler ſein, wo eine beſondere ſport=
liche
Einſtellung dieſe Spielſerie ſo ungeheuer populär werden
läßt. Nirgends iſt dies bisher gelungen.

Dienstag, 12. Januar 1932
Im Dortmunder Sechstagerennen führten nach 67 Stunden
Schön=Göbel mit 123 P., vor P. van Kempen=Piinenburg mit 121
P. Dülberg=Tietz mit 70 P. Die übrigen Paare folgten mit Ver=
luſt
von einer bis zehn Runden.
Mit einem 4:1 (3:0. 0:1 1:0) Sieg errang ſich der Berliner
Schlittſchuh=Club am Montag auf dem Rieſſerſee die deutſche Eis=
hockey
=Meiſterſchaft gegen den Münchner Eislaufverein. Die Ber=
liner
Mannſchaft iſt damit zum 14. Male Titelträger.
Trotz eines ſchweren Sturmes durchlief der bekannte Schweizer
Abfahrtsläufer David Zogg bei einem Skirennen in Aroſa eine
6 Km. lange Strecke in der ausgezeichneten Zeit von 5:54 Min.

Geſchäftliches.
Der Geſtiefelte Kater geht um!
Zum unbeſchreiblichen Jubel aller Kinder geht in den Stra=
ßen
Darmſtadts dieſer Tage leibhaftig und wirklich der Geſtiefelte
Kater um, der wohl als eine der beliebteſten Märchenfiguren
gelten kann. Man kann es ſich vorſtellen, was dieſe ſonderbare
Erſcheinung für Aufſehen erregt. Es iſt die bekannte Schuhwaren=
firma
Conrad Tack, Darmſtadt, Ludwigſtr. 17, die zu Werbezwecken
einen jungen Mann verkleidet als Geſtiefelten Kater herum=
laufen
läßt.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 12. Januar.
15.15: Hausfrauen=Nachmittag.
15.45: Dr. Knöpp: Hausfrauen, gebt keine Aufträge an Schwarz=
arbeiter
.
17.05: Konzert des Funkorcheſters. Werke von Grieg, Fuchs, Götz,
Tſchaitowſky, Nicolai, Weber.
18.40: Dr. Friedensburg: Verwaltungsvereinfachung und Verwal=
tungsreform
in Heſſen=Naſſau.
19.05: Vortrag von Stadtſchulrat Gerweck.
19.45: Alte Tanzmuſik des Funkorcheſters.
20.15: Aktueller Dienſt bei Vorliegen beſonderer Ereigniſſe.
20.30: Romantiſche Improviſationen. Eine Hörfolge von W. und
Hanna Haas.
22.30: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.50: Unterhaltungskonzert.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 12. Januar.
10.10: Schulfunk: 25 Minuten Muſiktheorie.
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten.
15.45: Frauenſtunde: Wir ſticken auf Sackleinewand oder Rupfen.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Joh. Mayrhofer: Venedig, ein Märchentraum.
18.00: Prof. Dr. Walter: Land und Leute in Schweden.
18.30: Dr. Theſing: Entſtehung und Wandlung des Geſchlechts.
19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Arkadi Flato.
20.15: Prof. Dr. Brunſtäd, F. Baltruſch, M.d.R., Dr. Frohwein
Proteſtanttsmus und Eigentumsbegriff.
21.00: Tages= und Sportnachrichten.
21.15: München: Bunte Stunde Mitw.: Kl. Funkorcheſter.
22.20: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Unterhaltungsmuſik der Kapelle Ilia Livſchakoff.

Weiterberichl.
Die Atlantikſtörung breitet ihre Ausläufer immer weiter
nach dem Feſtland aus und ſchiebt unter Barometerfall ihre
Warmluft vor. Bei ihrem Aufgleiten auf die Kaltluftreſte des
öſtlich abgedrängten Hochs ſtellt ſich Bewölkung ein, was auch be=
reits
in unſerem Bezirk in Erſcheinung tritt. Da die Zufuhr mil=
der
Ozeanluft fortdauert, ſteigen die Temperaturen zunächſt noch
an, und zeitweiſe treten Niederſchläge auf.
Ausſichten für Dienstag, den 12. Januar 1932: Bewölkt und ein=
zelne
Niederſchläge, mild.
Ausſichten für Mittwoch, den 13. Januar 1932: Wechſelnd woltg.
mit vorübergehender Aufheiterung, vereinzelte Schauer, etwas
kälter.

Hauptſchriftieltung: Rudelf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaff: Rudolf Maupe; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann
für den Handel: Dr. C H. Queiſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratentell und geſchäftliſche Mittelungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämitlich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n icht übernommen.

Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Roman
AALLAINLIS
von FRITZ WEBER
(Nachdruck verboten.)
41)

Der Kapitän nickte, obgleich er kein Wort davon verſtand.
Paul, ſagte ich mir, fuhr der Holländer fort, Paul, er
wird dich plattſchlagen, einfach umbringen. Er hat das Zeug da=
zu
in ſich. Seine Aktienplacierung iſt ja lachhaft dilettantiſch. Ein
Verſager, und die Leute ſch=zeißen ihm den Kram hin. Aber er
hat keinen Verſager, der nicht! Der ſtellt ſich auf einen Sandhau=
fen
, wühlt mit den Stiefelhaken im Dreck, und es kommt Petroleum
zutage. Das iſt’s! Hat jemand ſchon gehört, daß man im verrück=
teſten
Erdenwinkel Bergwerke anlegt? Was? Bergwerke! Daß
man tauſende Kilometer Eis durchſchnüffelt und in einem halben
Jahr mehr herausgräbt, als die beſten Minen Amerikas geben?
Recht ſo, ausgezeichnet! Der alte Mortimer in Neuyork hat vor
Wut die Gelbſucht bekommen, die Banditen von der General
Mines duellieren ſich mit Regenſchirmen, weil wir ihre Magneſit=
wiſche
zu Tapetenpapier herunterdrückten. Wollen Sie mein Por=
trät
ſehen, das ein Schmierfink von Zeichner im Little America‟
veröffentlicht hat? Hier! Sehen Sie ſich das einmal an. Jeder
Strich eine kindiſche Revanche für den letzten Kursſturz!
Er fiſchte eine Zeitung aus der Manteltaſche, blätterte haſtig
darin und reichte dem Kapitän eine lebensgroße Karikatur ſeines
Kopfes.
Der Kerl hat Talent, meckerte er. Betrachten Sie nur ein=
mal
die Wangenlinie. Alles fließt, ſagt Heraklit! Ich bin ja keine
Schönheit im landläufigen Sinn, aber ſo zerfloſſen, ſo ekler
Quark .. .! Herr, das Original kaufe ich, und wenn ich es mit
Golddollars pflaſtern muß!
Der Kapitän warf einen verſtohlenen Blick auf den Hollän=
der
und mußte unwillkürlich lächeln. Die Zeichnung war wun=
derbar
. Sie ſah aus, als hätte man van Konz in Butter model=
liert
und an die Sonne geſtellt.
Und ſo etwas erſtehen Sie noch, Mijnheer? fragte er
ſchmunzelnd.
Selbſtverſtändlich. Habe ſchon Auftrag gegeben. Und noch
etwas, glänzender Witz, aber Sie dürfen nichts verraten, Sie olles
Nebelhorn: Ich laſſe den Kerl nach Europa kommen, den Schmier=
finken
nämlich, der das da produzierte. Er wird nach meinen An=
gaben
alle die Knaben und Mädchen porträtieren, die mir beſon=
ders
am Herzen liegen. Den dürren Flex zum Beiſpiel, von Mor=
timer
u. Flex, verſtehen Sie! Ein Geſicht wie aus Dachpappe, ſage
ich Ihnen, Teer mit Sand darauf. Und Miſtreß Thelma Stone,
die Furie von der Alaskakupfer! Die muß er mir als Ziege
malen, hoho! Aber nicht, wie ſie Blätter frißt, ſondern anders,
verſtanden? Breitſpurig!
Er brüllte vor Lachen.
Breitſpurig! Kupferrot, die alte Geiß! Und den Helland als
Dividendengeier auf einer Eisklippe! Was glauben Sie, habe
ich für den in petto? Einen Kniff, der noch nie verſagte. Ich
wäſſere ihn aus, kaufe den Ramſch zuſammen, und wenn es mein

halbes Vermögen koſtet. Auf Namen lauten die Wiſche? Schön,
dann werden ſie eben belehnt, ſo lange belehnt, bis alle in mei=
nem
Treſor liegen. Und dann herunter vom Ausſichtsturm! Die
Leute werden grinſen, werden ſagen, der alte Konz leidet an
Paralyſe. Aber da kommt die neue Emiſſion. Er braucht ſie, die
Schiffe koſten Geld, ungeheure Summen. Und die jungen Aktien
muß er verſchleudern, das geht ſelbſt einem Helland wider den
Strich. Verſchleudern oder mir verkaufen, verſtehen Sie! Ich ſage
Ihnen das alles, weil Sie es nicht verſtehen, weil Sie auf Ihrer
ſchmierigen Sardinenbüchſe umherſchaukeln, ſtatt ſich ans Tele=
phon
zu ſetzen und Geld zu machen. Aber nichts für ungut,
Kapitän! Es muß natürlich auch Narren geben, die lieber ins
Eismeer fahren, Sie zum Beiſpiel!
Er klopfte dem Seemann freundlich auf die Schulter und
ſtieg die Treppe hinunter.
He, hallo! rief er, während er ſich an einer Spill feſthielt.
Sehen Sie ſich den Schornſtein an! Das Ding raucht ja gar
nicht mehr. Ich glaube, die Kerls unten ſind eingeſchlafen. Brül=
len
Sie einmal in den Trichter, und ſagen Sie ihnen, daß ich
für jeden Tag, den wir vor der abgemachten Zeit ankommen, ein
Pfund pro Mann zahle. Na alſo! Raucht ſchon!
Helland lächelte höhniſch, als er von der Ankunft des Hol=
länders
und ſeines Sekretärs in Tasmanien erfuhr.
Nach einem vergeblichen Verſuch, die Packeiszone zu durch=
queren
, funkte der Narwal um einen der Unterſeekreuzer des
Syndikats. Helland bedauerte. Sie ſeien ſämtlich in Dienſt, auch
könne man das Wagnis einer mehr als tauſend Kilometer wei=
ten
Fahrt unter dem Eis nicht riskieren. Er werde ein Flug=
zeug
ſchicken.
Nach einem unerhört kühnen Flug ging die dreimotorige
Maſchine im Hafen von Hobart auf das Waſſer nieder. Van
Konz ließ ſich augenblicklich mit einem Boot hinausbringen, be=
ſah
ſich das Ding von allen Seiten und dankte.
Zwei Tage arbeiteten die Piloten, um ihr Flugzeug wieder
ſtartfertig zu machen. Die Motoren wurden zerlegt, Benzin und
Oel getankt. Am dritten Tag meldeten ſie ſich nochmals bei dem
widerſpenſtigen Paſſagier.
Van Konz empfing ſie freundlich und lud ſie zum Eſſen ein.
Während er zwiſchen den beiden Männern mit den ſcharfen
Vogelgeſichtern ſaß, überkam ihn etwas von ihrem Wagemut.
Sie riskierten ihr Leben für ein paar hundert Pfund, bei ihm
ſtanden Millionen Barrels Naphtha auf dem Spiele. Das gab
ihm zu denken.
Herr Kämpf wandte er ſich an einen der beiden Hünen,
ſagen Sie mir Ihre Meinung unumwunden: Iſt dieſer Flug
in die Walfiſchbucht für Leute Ihres Schlages ein Wagnis oder
nicht?"

Wir ſind daran gewöhnt, Mijnheer, wich der Pilot aus.
Helland hatte tauſend Pfund geboten, wenn ſie van Konz tot
oder lebend in die Eisſtadt brachten.
Natürlich ſind Sie daran gewöhnt. Aber ich meine . . . Sie
werden mich auslachen . . . Ich meine, es kann Ihnen doch nicht
gleichgültig ſein, ob Sie ſich den Schädel im Packeis einſchlagen
oder zu Hauſe im Bett ſterben.
Packeis iſt mir lieber, lachte André Gillard, der zweite
Pilot.
Geſchmackſache. Alſo fragen wir ſo: Was würden Sie an
meiner Stelle tun?
Ich würde mich in die geheizte Kabine des Flugzeuges
legen, ein Buch zur Hand nehmen und warten, bis man mi
meldet, daß wir auf der Eisplatte gelandet ſind.
Das iſt alles?
Das iſt alles, Mijnheer, nämlich alles, was Sie zu dem Ge
lingen des Fluges beitragen können.
Und wenn wir abſtürzen?
Ziemlich ausgeſchloſſen. Aber wenn dieſer bedauerliche
Zwiſchenfall eintritt, werden Sie kaum davon Notiz nehmen
können.
Der Holländer ſchüttelte ſich.
Welpe, was ſagen Sie dazu? wandte er ſich an den
Sekretär.
Mijnheer werden ſtaunen, wie angenehm Luftreiſen ſind.
Van Konz ſprang auf. Alſo los! rief er, mit den Händen
in der Luft rudernd.
Gillard bediente ſich mit einem Stück getrüffelter Gans.
Es iſt nicht ſo eilig, Mijnheer, ſagte er lächelnd. Wenn
Ihr Entſchluß feſtſteht, werden wir erſt den Wetterbericht der
Station Eisſtadt abwarten müſſen.
Wie? Beſonderes Wetter brauchen Sie auch für Ihr Vehikel?
Es muß nicht beſonders ſein, aber ein Schneeſturm gehöft
nicht gerade zu den Vorzügen. So etwas frißt Benzin, als ob
ſämtliche Zuflußrohre leck wären.
Mijnheer ließ ſich kopfſchüttelnd in ſeinen Seſſel fallen. Pfu
Teufel, Welpe, ſagte er kleinlaut. Die ſechs Wochen auf den
Narwal waren ſchon arg genug. Und jetzt noch . . . Wie lange
werden wir brauchen?
Pilot Kämpf goß ſeelenruhig ein Glas Portwein hinuntel.
Je nachdem, Mijnheer erwiderte er. Neunzehn bis ein
undzwanzig Stunden. Die Maſchine hat einen Löſchfunkenappa
rat an Bord. Wenn uns ſchon ein kleiner Unfall zuſtößt, wird
es noch immer möglich ſein, Hilfe herbeizurufen.
Und Sie glauben, daß Helland . . .?"
Unſere Kameraden werden uns nicht im Stich laſſen.
Van Konz nickte begeiſtert. Prachtkerle! rief er, ſein Glas
erhebend. Sie können Ihren Herren Kameraden gleich heute
funken, daß Paul Meinhart van Konz immer echten Heldenmul
bewundert. Und er macht das nicht mit Lorbeerkränzen und Zei=
tungsgefaſel
, ſondern ſo, verſtehen Sie?
Er zog ſeine Brieftaſche und bot jedem der Piloten eine
Tauſendpfundnote. Die beiden ließen das Geſchenk in den
Taſchen ihrer Lederweſten verſchwinden und bedankten ſich
lächelnd.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Grundgedanken der Zinsvereinbarungen.
Die Abkommen über die Berechnung und Geſtallung der Zinſen und Proviſionen am Geldmarkk.

Zei weſennche Sahalt.

Die Vereinbarungen, die von den Spitzenverbänden der Kreditinſtitute
zrm Samstag unterzeichnet wurden, ſetzen ſich aus einem Mantelvertrag,
m Abkommen über die Feſtſetzung von Höchſtzinsſätzen für hereinge=
nommene
Gelder und dem Abkommen über die Berechnung der Zins=
and
Proviſionsſätze bei Weitergabe von Geldern an Dritte zuſammen.
Im Mantelvertrag werden die allgemeinen Grundſätze, die Bildung
es zentralen und der bezirklichen Kreditausſchüſſe und Befugniſſe feſt=
Tlegt. Um die Abkommen reibungslos durchführen zu können, ſollen
je materiellen Beſtimmungen des zwiſchen den Spitzenverbänden be=
gehenden
Wettbewerbsabkommens vom Mai 1928 bis Dezember 1930 auch
As Beſtandteil dieſer Abmachungen gelten. Der Vertrag bleibt bis
u um 30. September 1932 in Wirkſamkeit und verlängert ſich ſodann je=
meils
um ſechs Monate, wenn er nicht zuvor von einem der Vertrags=
tilnehmer
mit einer Friſt von drei Monaten gekündigt worden iſt.
Das Abkommen über die Feſtſetzung von Höchſtzins=
ffitzen
für hereingenommene Gelder beſtimmt, daß normale Sparein=
gen
höchſtens zu dem vom Zentralen Kreditausſchuß feſtgeſetzten Nor=
m
alzinsſatz, dem der Reichskommiſſar zugeſtimmt haben muß, zu ver=
zanſen
ſind. Für Kündigungsgelder dürfen Zinſen nur bis zu
ernem Satz bezahlt werden, der 1 v.H über dem Normalzinsſatz liegt.
2i icht unter die Beſtimmungen des Abkommens fallen die Gelder, für die
emie feſte Laufzeit von mehr als 364 Tagen vereinbart iſt. Der Zins=
ſntz
für täglich fällige Gelder, ſoll regelmäßig unter dem
2uormalzinsſatz liegen. Der Satz für täglich fällige Gelder in proviſions=
zllichtiger
Rechnung darf bis zu 0,5 v.H. über dem Normalzinsſatz feſt=
grſetzt
werden. Dabei ſind als tägliche Gelder auch ſolche anzugeben, für
dze eine Kündigungsfriſt, oder eine feſte Laufzeit von weniger als einem
Monat vereinbart worden iſt. Für Kündigungsgelder (mindeſtens 31
und höchſtens 364 Tage) kann ein Satz von höchſtens 0,5 v. H. unter dem
onn Tage der Hereinnahme geltenden oder dem jeweiligen Reichsbank=
dsskontſatz
verzinſt werden, ſofern der Betrag im Einzelfall mindeſtens
000 RM. ausmachte (die bezirklichen Kreditausſchüſſe können den
MKindeſtbetrag jedoch bis auf 5000 RM. herabſetzen). Die normalerweiſe
miter täglich fällige Gelder fallenden Beträge, die für einen Zeitraum
von mindeſtens 15 und höchſtens 30 Tagen hereingenommen und über
UUltimo belaſſen werden, dürfen, bei mindeſtens 25 000 RM., mit 1 v.H.
uriter Reichsbankdiskont verzinſt werden. (Auch hier iſt Ermäßigung
le s auf 5000 RM. möglich.) Gelder für mindeſtens 15 bis höchſtens 30
Zage dürfen, wenn kein Ultimo in dieſer Zeit liegt und der Betrag min=
di
=ſtens 50 000 RM. ausmacht, mit höchſtens 2 v. H. unter dem geltenden
uner dem Reichsbankſatz verzinſt werden (Ermäßigung auf 10 000 RM.
zlsläſſig). Der Verkauf von Privatdiskonten an Nichtbankierkunden darf,
bni einer Laufzeit von höchſtens 364 Tagen, zu keinem für den Käufer
gänſtigeren Satz als 0,5 v.H. unter Reichsbankdiskont erfolgen Kredit=
gu
noſſenſchaften, Privatbankfirmen, ſowie kleine und mittleren Banken
durfen nach Maßgabe beſonderer Grundſätze die vorgenannten Höchſt=
zmsſätze
für hereingenommene Gelder ganz oder teilweiſe bis um höch=
funs
0,5 v.H, üherſchreiten, ehrenamtlich geleitete Kreditgenoſſenſchaften
bss zu 0,75 v. H. Die genannten Höchſtſätze gelten im Verkehr mit der
2ächtbankierkundſchaft. Schließlich ſind in dem Abkommen die Beſtim=
unuingen
über die möglichen Abweichungen von den Höchſtzinsſätzen, die
Kreditausſchüſſe für ihren Bezirk feſtzuſetzen berechtigt ſind, ſowie
Deſtimmungen züber die ſich aus den Vereinbarungen ergebenden Streit=
foülle
und ihre Schlichtung enthalten.
Im Abkommen über die Berechnung der Zins= und Pro=
ſionsſätze
bei der Weitergabe von Geldern an Dritte wird feſt=
zelegt
, daß die Vergütungen für die Weitergabe von
Karediten an Dritte entweder in Geſtalt eines Nettozinsſatzes
ſoder getrennt nach Sollzinſen und Kreditproviſion berechnet werden. Im
ſen teren Falle iſt bei der Berechnung von dem gewogenen Durchſchnitt

d Sätze für hereingenommene Gelder auszugehen. Im zweiten Falle
aI ſich der Zinsſatz an den Reichsbankdiskont anlehnen. Die Zinſen

ſüllen nur für den tatſächlich in Anſpruch genommenen Kredit erhoben
werden. Es iſt jedoch zuläſſig (bei mindeſtens 25 000 RM.) den zugeſag=
ſtent
Kreditbetrag auf einem Sonderkonto zu belaſten, das keine weiteren
innſätze aufweiſen darf außer den zur Abdeckung des Kredits beſtimmten
Aeträgen. Die Kreditproviſion iſt in banküblicher Weiſe zu berechnen;
kann entweder für den zugeſagten Kredit im voraus oder bei nicht=
zungeſagtem
Kredit vom Höchſtſollſaldo berechnet werden. Nimmt ein
Srhuldner über den vereinbarten Kredit hinaus einen Kredit in An=
ſpruch
, ſo iſt das Kreditinſtitut berechtigt, eine Ueberziehungsproviſion
zu berechnen. Die Kreditausſchüſſe ſetzen für ihren Bezirk Normalſätze
u die Spanne zwiſchen Nettozinsſatz und dem Durchſchnitt der Sätze
hereingenommene Gelder, ſowie den anzuwendenden Zinsſatz feſt.
Dure Normalſätze können nach Art der kreditgebenden Inſtitute und nach
Aet der gewährten Kredite geſtaffelt und auf beſtimmte Arten von Kredit
beFſchränkt werden; ſie ſind dem Zentralen Kreditausſchuß ſowie dem
Aankenkommiſſar mitzuteilen. Der Zentrale Kreditausſchuß ſetzt einen
Nrmalſatz für die Kreditproviſion feſt, der ebenfalls geſtaffelt und be=
ſa
ränkt werden kann. Weſentliche Ueberſchreitungen der feſtgeſetzten
Normalſätze ſind nur in beſonders begründeten Fällen zuläſſig.
Die beiden Abkommen ſind bis zum 31. März 1932 wirkſam und
verlängern ſich um jeweils drei Monate, wenn ſie nicht zuvor mit ein=
monatiger
Friſt gekündigt werden.

Berliner und Frankfurker Effekten=
Freiverkehr.
Erneut Abſchwächung der Kurſe.

Den Erwartungen des Vormittags entſprechend, ſetzte der geſtrige
Rekten=Freiverkehr in Berlin in ſchwächerer Tendenz ein.
SScon am Samstag hatten gegen Mittag einige Gewinnmitnahmen der
Sekulation ſtattgefunden, zu denen ſich dann geſtern nach Abgaben von
uusenſtehenden Kreiſen geſellten. Abgeſehen von dem ſchwächeren Ver=
au
.-f der New Yorker Samstagsbörſe waren es beſonders die innen= und
uusenpolitiſchen Komplikationen, die einen Einfluß auf die Tendenz ge=
vanen
. Die Haltung der Rechtsparteien in der Hindenburgfrage hat
üiber Sonntag eher noch eine Zuſpitzung erfahren; vor allem war aber
s Ausland durch die Brüning=Erklärung zur Reparationskonferenz
ſiberraſcht worden und hatte mit entſprechenden Kommentaren geant=
wmtet
. Neben dieſen politiſchen Momenten lagen ausgerechnet auch
rach zwei ungünſtige Nachrichten über die beiden führenden deutſchen
Süduſtriegeſellſchaften, Farben und Siemens, vor; anſcheinend will die
ſarbenverwaltung ihre Akrionäre langſam auf eine notwendige Divi=
erdenkürzung
vorbereiten. Bei Siemens handelt es ſich dagegen um
ihen zugegebenen Mißerfolg der Klangfilm G.m.b. H. im Prozeß gegen
Eulenz. So beſtand ſchon zu Beginn überwiegend Abgabeneigung, und
iant hörte zunächſt nur Briefkurſe. Erſt zirka 2 Prozent unter Sams=
ausniveau
bekamen die Kurſe wieder einigen Halt. Am Bankenmarkt
vren beſonders Danatbank auf die anſcheinend wieder gefährdeten
Füßionspläne mit der Commerzbank und Reichsbankanteile angeboten
ud zwei bzw. vier Prozent rückgängig. Am Schiffahrtsmarkte betrugen

ſie Verluſte zirka 1 Prozent, Kunſtſeidenwerte verloren 1,52 Prozent,
urben etwa 3 Prozent Elektropapiere 23 Prozent, Kaliaktien 3 Proz.,
Fol zdetfurth ſogar 5 Proz. und Montane 12 Proz. Relativ gut ge=
ſatten
waren Deſſauer Gas und Charlottenburger Waſſer. In Pfand=
viefen
war das Geſchäft geſtern nicht groß. Es beſtand jedoch ebenfalls
A 0,51 Proz, niedrigeren Kurſen eher Angebot. Reichsbahnvorzüge
ab en zirka 2 Prozent nach. Am Anleihemarkt verloren Altbeſitz 1 Pro=
enk
; Neubeſitz waren dagegen beſſer gehalten. Gegen die niedrigſten
Aurſe konnte ſich gegen Mittag wieder eine 1prozentige Erholung durch=
ten
, die Umſatztätigkeit blieb aber gering und beſchränkte ſich auf die
zuuptſpekulationspapiere. Am Pfandbriefmarkt blieben die Kurſe auf
ermäßigten Vormittagsbaſis behauptet.
Schon in den Mittagsſtunden war in Reaktion auf die Ab=
hwächungen
des Vormittags eine leichte Befeſtigung des Kurs=
veaus
feſtzuſtellen, da ſich das kleine Angebot, das ſich durch
blankoabgaben der Spekulation allerdings etwas verſtärkt hatte,
m Den vorhandenen Kauflimiten hielt. Der Grundton wurde dar=
ui
hin freundlicher, und im Laufe des Nachmittags zogen die Kurſe
ann weiter an, ſo daß das Samstag=Niveau verſchiedentlich ſchon
vieder erreicht wurde. Ausgeſprochen feſt lagen die Deſſauer Gas=
lktien
, währen dbei den Montanwerten die erheblich zurückgegan=
eren
Abſatziffern des Stahlvereins verſtimmten. Auch bei den

Kaliwerten war weiterhin eher Angebor feſtzuſtellen. Pfandbriefe
zeigten auf dem ermäßigten Niveau des Vormittags ebenfalls
ſtärkere Widerſtandsfähigkeit, hatten aber im allgemeinen gerin=
gere
Umſätze als in der Vorwoche. Reichsſchuldbuchforderungen
gaben bis zu 1,5 Prozent nach Reichsbahnvorzugsaktien konnten
ſich gegen ihren niedrigſten Stand um zirka 1 Prozent erholen, auch
Farbenbonds lagen ſpäter wieder recht feſt und ſogar noch ½ Pro=
zent
über Samstag=Niveau Einiges Intereſſe machte ſich heute
für Auslandsrenten wie Oeſterreichiſche Schätze. Ungarn und Tür=
ken
geltend.
Am Geldmarkt hatte ein etwas verſtärkter Bedarf infolge der
Steuern keine nennenswerte Aenderung der Geldſätze zur Folge,
jedoch trat am Privatdiskontmarkt heute etwas mehr Angebot zu=
tage
. Die Zinsſätze des jetzt zum Abſchluß gekommenen Zinsabkom=
mens
treten heute in Kraft. Ueber die Fuſionspläne Danatbank=
Commerzbank war geſtern nichts Neues zu erfahren. Jedoch ſcheint
feſtzuſtehen, daß das Projekt als ſolches entgegen anderen Meldun=
gen
nicht als geſcheitert angeſehen werden kann.
Die geſtrige Sprechbörſe verlief bei geringem Beſuch ohne An=
regungen
, man beurteilte die Ausſichten für einen Freiverkehr in
den Börſenräumen als ſehr ungünſtig, da die Reichsbank dem un=
verändert
Widerſtand entgegenſetzte. Kürzlich verbreitete Gerüchte
über eine bevorſtehende Entſchädrgungszahlung an die notleiden=
den
Makler, ſcheinen ebenfalls unzutreffend zu ſein. An dem Ab=
wehrfonds
wird dagegen angeblich weiter ernſthaft gearbeitet.

Der Frankfurter Effektenfreiverkehr begann die neue Woche in
ſchwächerer Tendenz, nachdem bereits am Samstag auf Realiſationen
kleine Abſchwächungen zu verzeichnen waren. Die Spekulation bekundete
ſtärkere Zurückhaltung, ſo daß das Geſchäft ſowohl am Aktien= als auch
am Rentenmarkt nur ſehr gering war. Die ungeklärte innerpolitiſche
Lage und die ſchwächere Tendenz der New Yorker Börſe führten zu Ab=
gaben
, ſo daß zum Teil prägnante Abſchwächungen feſtzuſtellen waren.
Größere Kursrückgänge ſtellten ſich am Elektromarkt ein, wo Siemens,
Schuckert, AEG. und andere bis zu 3 Prozent niedriger lagen. J.G.
Farben büßten etwa 2,5 Proz. ein, während Reichsbank 3,5 Prozent
ſchwächer tendierten. An den übrigen Märkten betrugen die Rückgänge
etwa 1,52 Prozent. In den Mittagsſtunden machte ſich dann auf der
ermäßigten Baſis leichte Deckungsnachfrage bemerkbar, und die Kurſe
der Spezialwerte zogen um etwa 0,5 Proz. an.
Am Rentenmarkt ergaben ſich auf faſt allen Gebieten 0,5lprozentige
Abſchwächungen. Nur für einige Induſtrie=Obligationen erhielt ſich
etwas Intereſſe bei unveränderten Kurſen. Tagesgeld war mit 5½
Prozent leicht.

Die Auslandsbörſen.

Die Londoner Börſe eröffnete im Einklang mit der
New Yorker Samstagbörſe in ſchwächerer Haltung, die Grundſtim=
mung
war auf allen Marktgebieten luſtlos. An der Börſe konnte
ſich im Verlaufe eine Erholung durchſetzen, da man in Börſen=
kreiſen
der Anſicht zuneigt, daß die Ausführungen Dr. Brünings
eher dazu angetan ſeien, die Situation zu klären, und ſie müßten
daher eher als Hauſſemotiv gewertet werden, Britiſche Staats=
papiere
lagen merklich feſter, bei den deutſchen Werten konnten die
anfänglichen Verluſte wieder eingeholt werden. Die Grundſtim=
mung
war bis zum Schluß zuverſichtlicher.
Die Pariſer Börſe verkehrte in etwas ſchwächerer Hal=
tung
, da Gewinnmitnahmen erfolgten, der Schluß war aber wider=
ſtandsfähiger
.
Auch die Brüſſeler Börſe wär nach ſchwächerem Beginn
ſpäter widerſtandsfähig.
Die Umſatztätigkeit an der Züricher und Baſeler Börſe
war infolge der Erklärungen Dr. Brünings etwas gehemmt, die
Tendenz konnte als etwas ſchwächer bezeichnet werden, und die
Kurſe gingen um 5 bis 20 Punkte zurück
Im Verlaufe der Amſterdamer Börſe konnte ſich keine
Erholung durchſetzen, die Umſatztätigkeit war bei Kursverluſten
von 4 bis 5 Prozent gering. Die deutſchen Werte lagen nicht ein=
heitlich
, doch eher ſchwächer.
Die Stimmung an der Wiener Börſe war bei etwas
ſchwächeren Kurſen luſtlos.
New York eröffnete in ſchwacher Haltung mit Kursver=
luſten
bis zu 3 Dollar. Die Unternehmungsluſt war auch hier ſehr
gering.
An den internationalen Deviſenmärkten war das Geſchäft am
Nachmittag ziemlich bedeutend, doch ergaben ſich keine größeren
Veränderungen, mit Ausnahme der Reichsmark und des Dollars,
die beide ſchwächer tendierten, während das engliſche Pfund eine
leichte Erholung zu verzeichnen hatte. Gegen den Dollar ſtellte ſich
das Pfund auf 3,38½4, gegen den Gulden auf 8,/43. gegen Paris
auf 86 31. gegen Zürich auf 17,35 und gegen die Reichsmark auf
14,35. Der Dollar ging in Amſterdam auf 249.22 zurück, die Reichs=
mark
ſchwächte ſich in Amſterdam auf 58,69½ (Samstag=Schluß
59,17½) ab, in Zürich auf 120,65 (Samstag=Schluß 121,85) und in
New York auf 23,60 bis 23 65 (Samstag=Schluß 23,71½). Die
Nord=Deviſen lagen ebenfalls ſchwächer auch Japan tendierte leich=
ter
, dagegen konnte ſich der Franc gut behaupten.

Berliner Deviſen=Feſtſehung vom 11. Januar 1932.

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Schweiz

Geld Brief Spanien Geld Brief
35.74 6.014 6.026 35.66 49.95 50.05 Danzig 81.87 8203 12.465 12.485 Japan
Rio de Jan. 1.499 1.501 61.94 62.06 0.249 0.251 3.057 3.063 Jugoſlawien 7.433 7.447 168,84 169.18 Portugal 12.94 12.96 77.62 77.78 Athen 5.395 5.405 78.37 78.53 Iſtambul 79.42 79.58 Kairo 1457 14.61 14.22 14.26 Kanada 3.536 3.544 1.028 1.032 Uruguay 1.748 1.752 4.209 4217 Island 64.19 64.31 58.39 58.51 Tallinn 112.09 112.31 21.31 21.35 Riga 80.92 81.08 16.49 16.53 Bukareſt 2.517 2.523 81.92 82.08 Kaunas 41.98 42.06

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Die deutſche Zinkerzeugung im Dezember 1931. Die deutſche Roh=
zinkproduktion
einſchließlich Ziukſtaub ſtellte ſich, wie der Geſamtausſchuß
zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft Berlin auf
Grund der Berechnungen des Statiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft
A. G., Frankfurt a. M., mitteilt, im Monat Dezember auf 3864 To. gegen
3950 To. im Monat November 1931. Die Produktion während des gan=
zen
Jahres 1931 betrug 47 035 To. (vorläufige Zahl) gegen 100 164 To.
im Jahre 1930.
Neuer Erdölfund bei der Preußag. Wie wir erfahren, iſt auf dem
Gelände der Gewerkſchaft Florentine, die zum Konzern der Preußi=
ſchen
Bergwerks= und Hutten=A. G., Berlin, gehört, in Edeſſe (Hannover)
eine Bohrung fündig geworden. Die Bohrung, die mit einem Rotary=
apparat
bis zu einer Tiefe von nahezu 900 Metern abgeteuft worden iſt,
hat in den erſten 24 Stunden etwa 36 000 Liter und in den letzten 24
Stunden etwa 31 000 Liter ergeben. Das Oel am Bohrloch ſteht unter
einem Druck von 20 Atmoſphären.
Mainzer Aktien=Bierbrauerei. Der Aufſichtsrat der Mainzer Akt.=
Bierbrauerei hat in ſeiner Sitzung vom 8. Januar d. Js. beſchloſſen,
der bevorſtehenden Generalverſammlung eine Dividende von 3 Prozent
auf das nicht zuſammengelegte Aktienkapital in Vorſchlag zu bringen.
Pfandbriefzentrale der Schweizeriſchen Kantonalbank in Zürich. Das
1931 gegründete Unternehmen veröffentlicht eine Zwiſchenbilanz per
ſte Zahlen in Mill. ffr. ſind: Darlehen an

Wecherscniefe Faäf Did dur Aundetindfie Hiäst Dit
einbezahltes A.K. (50 Prozent) 5,00. Die Jahreszinslaſt der Pfandbriefe
beläuft ſich auf 1,15 Mill. ſfr., der Jahreszinsertrag der Pfandbrief=
deckung
1,22 Mill, ffr.

Die Bereinigken Stahlwerke im erſten Geſchäfts
vierkeljahr 1931/32.

Die Produktion der Vereinigten Stahlwerke A. G., Düſſeldorf, ſtellt
ſich im erſten Geſchätsvierteljahr 1931/32 (Oktober bis Dezember 1931)
in den wichtigſten Erzeugniſſen im Vergleich zu dem vorhergehenden
Vierteljahr wie folgt: 1. Geſchäftsvierteljahr 1931/32 (Oktober bis Dez.
1931): Kohle 3 965 850 To., Koks 1 060 813 To Roheiſen 602000 To.,
Rohſtahl 633 266 To. 4. Geſchäftsvierteljahr 1930/31 (Juli bis Septem=
ber
): Kohle 4211 425 To., Koks 1 234 636 To. Roheiſen 749 857 To.,
Rohſtahl 824 451 To. 1 Geſchäftsvierteljahr 1930/31 (Oktober bis Dez.
1930): Kohle 5 230500 To., Koks 1 731 625 To., Roheiſen 947 788 To.,
Rohſtahl 1 005 553 Tonnen.
Die Zahl der Arbeiter und Angeſtellten hat ſich wie folgt entwvickelt:
Arbeiter am 31. Dez. 1931: Vereinigte Stahlwerke insgeſäut
84 512, davon Steinkohlenbergbau 42 210, am 30. Sept. 1931: 97 090 bzi.
44808, am 31. Dez. 1930: 120 954 bzw. 57314. Angeſtellte: Ver=
einigte
Stahlwerke insgeſamt 12 659, davon Steinkohlenbergbau 3859
am 30. Sept. 1931: 13 648 bzw. 4196, am 31. Dez. 1930: 15 854 bzw. 4792.
Der Umſatz mit Fremden beläuft ſich im erſten Geſchäftsvierteljahr
1931/32 (vorl. Zahlen) auf rund 144 365 000 RM., im 4. Geſchäftsviertel=
jahr
1930/31 auf 187 877 232 Reichsmark, im erſten Geſchäftsviertel=
ahr
1930/31 auf 233 707 058, davon entfallen auf Abnehmer im Inlande
im erſten Geſchäftsvierteljahr 1931/32: 82 936 000, im vierten Geſchäfts=
vierteljahr
1930/31: 100 398 867,ſſ im erſten Geſchäftsvierteljahr 1930/31:
129 943 027. Abnehmer im Auslande 61 429 000 bzw 88478 625 bzw.
103 764 031. In den genannten Zahlen iſt der Umſatz zwiſchen den
einzelnen Abteilung der Vereinigten Stahlwerfe und der zum Konzern
gehörenden Beteiligungen nicht enthalten.

Mekallnokierungen.

Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 11. Ja=
nuar
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg. Bre=
men
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 70,25 RM. Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe ver=
ſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Be=
zahlung
) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM., des=
gleichen
in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus auf
5052 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 42,25 (45,50 RM.

Produkienberichte.

Mannheimer Produktenbericht vom 11. Januar. Weizen, inländ.,
7576 Kiko, gut, geſund und trocken, 24,2524,75, desgl. 7374 Kilo,
ausländiſcher 23,5024; Roggen inländ 21,7522; Hafer, inländ.,
neue Ernte, je nach Qualität 1517; Gerſte, inländ., Sommergerſte
18,5019,50, Ausſtjchware über Notiz, Futtergerſte 1818,25; Plata=
mais
17,7518; Sohaſchrot 10,75; Biertreber 12,2512,50; Trocken=
ſchnitzel
, loſe 66,25; Wieſenheu loſes 5,405,30, Rotkleeheu 5,40 bis
5,90, Luzernkleeheu 5,806,40, Stroh, Preßſtroh Roggen=Weizen 3,80
bis 4,10, desgl. Hafer=Gerſte 3,403,80; Stroh, geb. Roggen=Weizen
3,604, desgl. Hafer=Gerſte 3,33,60; Weizenmhel, Spezial Null,
neue Ausmahlung, Januar 34; desgl. mit Auslandsweizen 35,75; Rog=
genmehl
60prozentige Ausmahlung, je nach Fabrikat per Januar 30
31,50; Weizenkleie (feine) 8,258,50: Erdnußkuchen 1313,25. Ten=
denz
: ſtetig. Die Börſe verkehrte in ſtetiger Haltung. Der Konſum iſt
zurückhaltend.
Frankfurter Produktenbericht vom 11. Januar. Die Tendenz am
hieſigen Getreidemarkt iſt weiter befeſtigt. Das knappe Angebot in Ver=
bindung
mit einiger Nachfrage des ſchwach verſorgten Konſums und der
Mühlen führten zu Preisbeſſerungen, die bei Getreide 2,55 Mark be=
trugen
, mit Ausnahme von Hafer, der weiter vernachläſſigt und unerholt
blieb. Größeres Geſchäft entwickelte ſich aber nur in Weizen, Roggen=
mehl
und Futtermitteln, während im übrigen über den laufenden Ta=
gesbedarf
hinaus nichts gekauft wurde. Weizen 233,50B5, Roggen
220, Sommergerſte 180, Hafer 147,50155. Weizenmehl füddeutſches
Spezial Null mit Austauſchweizen 35,1036, desgl. Sondermahlung
33,3534,25, Weizenmehl niederrhein. Spezial Null mit Austauſchweizen
35,1535,75, desgl. Sondermahlung 3334, Roggenmehl 30,2531,50,
Weizenkleie 8,35, Noggenkleie 9,25, Heu 55,25, Weizen= und Roggen=
ſtroh
drahtgepreßt oder gebündelt 3,754, Treber 1212,25. Kar=
toffeln
: Induſtrie hieſiger Gegend per 50 Kilo 2,70 RM. Tendenz:
ruhig.
Viehmärkke.

Mannheimer Viehmarkt vom 11. Januar. Auftrieb Zufuhlen:
153 Ochſen, 203 Bullen, 386 Kühe 412 Färſen, 884 Kälber, 24 Schafe,
3200 Schweine. Ferner 75 Arbeitspferde, 70 Schlachtpferde und 3 Ziegen.
Preiſe für 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 3335, b) 24
bis 28, c) 2630; Bullen a) 25R, b) 2325, c) 1822; Kühe a) 24
bis 28, b) 1820, c) 1217, d) 1013; Färſen: a) 3436, b) 2831,
*) 263; Kälber b) 424, c) 3640, d) 3236, e) 2730; Schafe
b) 1622: Schweine b) 4041, c) 4042, d) 4042. e) 3638, 7) 32
bis 35. Arbeitspferde koſteten pro Stück 6001600 Mk., Schlachtpferde
25110 Mk. und Ziegen 1220 Mk. Marktverlauf: Mit Großvieh
ruhig, Ueberſtand; mit Kälbern ruhig, langſam geräumt; Schweine
ruhig, Ueberſtand, ausgeſuchte Schweine über Notiz; Arbeits= und
Schlachtpferde ruhig.
Frankfurter Viehmerkt vom 11. Januar. Am heutigen Viehmarkt
wurden aufgetrieben: 1530 Stück (gegen 1454 Stück am letzten Haupi=
markt
) Rinder, darunter befanden ſich 367 Ochſen, 135 Bullen, 525 Kühe
und 480 Färſen, ferner 653 (558) Kälber, 56 (106) Schafe und 5748 (5834)
Schweine. Bezahlt wurde pro Zentnex Lebendgewicht in Mk.: Ochſen
a) 1. 3033. 2. 229, b) 1. 222; Bullen a) 2731, b) 2226;
Kühe a) 2427, b) 2023, c) 1519; Färſen a) 3033, b) 2629,
c)2225; Kälber a) , b) 3842, c) 3437, 0) 2833; Schafe nicht
notiert; Schweine a) , b) 3840, c) 3842, d) 3641, e) 3338, 5)
und g) nicht notiert. Im Preisverhältnis zum letzten Hauptmarkt lagen
Schweine 12 Mk. ſchwächer, Kälber unverändert und Rinder 12 Mk.
höher. Marktverlauf: Rinder ruhig, ausverkauft; Schweine ſchleppend,
Ueberſtand; Kälber ſchleppend; Schafe mittelmäßig, geräumt. Fleiſch=
großmarkt
. Ochſen= und Rindfleiſch 1. 5055, 2. 4450; Bullenfleiſch
4650; Kuhfleiſch 2. 3035, 3 225; Kalbfleiſch 1. 6070, 2. 5060;
Schweinefleiſch 5256 RM. für einen Zentner.

Kleine Wirkſchaftsnachrichken.

Der Zentrale Kreditausſchuß hat in ſeiner Sitzung am 9. Januar
1932 den Normalzinsſatz gemäß 8 1 des Abkommens über die Feſtſetzung
von Höchſtzinsſätzen für hereingenommene Gelder auf 4 Prozent für das
Jahr und den Normalſatz für die Kreditproviſion gemäß 8 7 des Ab=
kommens
über die Berechnung der Zins= und Proviſionsſätze bei der
Weitergabe von Geldern an Dritte auf 11o Prozent für den Monat feſt=
geſetzt
.
Der für geſterit angeſetzte Termin in der Anfechtungsklage gegen die
Beſchlüſſe in der letzten G.V. der Heinrich Lanz A. G. in Mannheim iſt
wiederum vertagt worden.
In der letzten Sitzung des ſächſiſchen Geſamtminiſteriums wurde
gemäß Artikel 46 der Verfaſſung beſchloſſen, daß der ſächſiſche Staats=
fiskus
zu dem Zwecke der Beſchaffung von Geldmitteln, die für den Zu=
ſammenſchluß
der ſächſiſchen Kraftwageninduſtrie benötigt wverden, die
ſelbſtſchuldneriſche Bürgſchaft für einen im Intereſſe der neuen Gefell=
ſchaft
aufzunehmenden Kredit bis zum Betrage von 6 Millionen RM.
auf die Dauer von ſechs Jahren übernimmt.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 11. Jan. 1932 für eine Unze
Feingold 121 Schill 11 Pence gleich 86,8047 RM., für ein Gramm Fein=
gold
demnach 47.0365 Pence gleich 2,79 083 RM.
Die ſaarländiſchen Genoſſenſchaften des Rheiniſch=Trieriſchen Genoſ=

kapital beträgt 20 Millionen Franken.
In der Generalverſammlung der Internationalen Geſellſchaft der
Stickſtoff=Induſtrie A.G., Baſel, wurde die Bilanz mit Gewinn= und
Verluſtrechnung für das Geſchäftsjahr 1930 ſowie die Entlaſtung des Ver=
waltungsrats
einſtimmig genehmigt. Für das erſte, nur viereinhalb
Monate dauernde Geſchäftsjahr gelangt keine Dividende zur Verteilung.
Der nach Abſchreibungen verfügbare Reingeſvinn von 6049 Schw. Fr.
wird auf neue Rechnung vorgetragen.

Die Zahl der Arbeitsloſen in den Vereinigten Staaten beträgt nach
einer Schätzung des Präſidenten des amerikaniſchen Gewerkſchaftsbundes,
William Green, gegenwärtig acht Millionen mit rund 20 Wkillkonen

Familienangehürigen

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 12

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Ndenwald-Kluß
tsgruppe Darmstadt
Samstag, 16. Jan.
1932,
Schlag 20 Uhr

Saalbau
Fänfaigjahr-
Feier

Aang

und
Delorierungs-Fest
1. Festakt.
2. Bunte Bühne
3. Tanz.
Karten für Mitglieder zu 1 Mk., für Nicht-
mitglieder
zu 2 Mk. bei Tillmann, Elisa-
bethenstraße
21, bei Tritsch & Heppen-
heimer
, Grafenstraße 231/,, bei Heckmann
Mühlstraße 72, bei Seibert, Frankfurter-
(912
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Zwangsverſteigerung.
Termin: Dienstag, den 26. Januar 1932, nachmittags ½4
Uhr, im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen Ge=
richtsgebäudes
in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 3. Bd. 6, Bl. 263.
Flur 3. Nr. 788 Grasgarten, Liebigſtraße, 124 qm.
Schätzung: 1000 RM.
Flur 3, Nr. 788/zo, Grasgarten (Vorgarten), daſelbſt,
52 qm Schätzung: 500 RM.
Flur 3, Nr. 789, Hofreite Nr. 46, daſelbſt, 817 qm.
Schätzung: 48 500 RM.
Eigentümer: Eheleute Kaufmann Michael Jäger und
Amanda geb. Ihring als Geſamtgut der Errungen=
(14566a
ſchaftsgemeinſchaft.
Darmſtadt, den 28. September 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Zwangsverfkeigerung.
Termin: Dienstag, den 8. März 1932, nachmittags 4½ Uhr,
im Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen Gerichts=
gebäudes
in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 3, Bd. 13. Bl. 609:
Flur 3, Nr. 5472 zo, Hofreite Nr. 48, Schuknechtſtraße,
144 gm. 15 000. RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg i. Br.
Darmſtadt, den 15. Oktober 1931.
(891a
Heſſiſches Amtsgericht I.
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Dienstag, den 8. März 1932, nachmittags 4 Uhr,
im Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen Gerichts=
gebaudes
in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 4, Bd. 10. Bl. 546
Flur 4, Nr. 782, Hofreite Nr. 67 (jetzt Nr. 69) Hügel=
ſtraße
238 qm. Schätzung: 50 000.4 RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg i. Br.
Darmſtadt, den 13. Oktober 1931.
(892a
Heſſiſches Amtsgericht I.

Reungsoerfteigerang.
Termin: Dienstag, den 8. März 1932, nachmittags 344 Uhr,
im Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen Gerichts=
gebäudes
in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 2, Bd. 7, Bl. 538:
Flur 2, Nr. 287, Hofreite Nr. 7 Lauteſchlägerſtraße,
214 qm. Schätzung: 12 000. RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg i. Br.
Darmſtadt, den 12. Oktober 1931.
(893a
Heſſiſches Amtsgericht I.

Zwangsverſkeigerang.
Termin: Dienstag, den 8. März 1932, nachmittags ½4 Uhr,
im Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen Gerichts=
gebäudes
in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt. Bez. 3. Bd. 3, Bl. 119:
Flur 3, Nr. 166, Hofreite Nr. 2 (Schloßgartenplatz)
Gardiſtenſtraße, 294 qm. Schätzung: 9000. RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg i. Br.
(890a
Darmſtadt, den 12. Oktober 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.

Zwangsverfteigerung.
Termin: Donnerstag, den 21. Januar 1932, nachmittags
½4 Uhr, im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen
Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6, Bd. 21, Bl. 1024:
Flur 31 Nr. 29. Acker rechts vom Judenbrunnen,
1956 qm Schätzung: 3000. RM.
Flur 31 Nr. 28, Acker daſelbſt, 4028 qw. Schätzung:
6000. RM.
Flur 14 Nr. 72. Acker der Danielsacker, 1729 qm.
Schätzung: 3500. RM.
Flur 33 Nr. 111. Acker an der Täubcheshöhle, 2320 qm.
Schätzung: 1000. RM.
Eigentümer: Chriſtoph Georg Heinrich Fey, Kaufmann in
Frankfurt a. M.
Darmſtadt, den 28. September 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.,
(328a

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Dienskag, 12. Januar 1932
Einträge in das Handelsregiſter, Ab.
teilung A: Am 6. Januar 1932 hin=
ſichtlich
der Firma: Lautz & Hofmann,
Darmſtadt: Die Prokura des Bäcker=
meiſters
und Fabrikanten Ludwig Hof.
mann iſt erloſchen. Abteilung B:
Am 6. Januar 1932 hinſichtlich der
Firma: Dampfkeſſelfabrik vorm. Arthur
Rodberg, A. G., Darmſtadt: Mit Wir=
kung
vom 28. Dezember 1931 ſind;
1) die bisherigen Vorſtandsmitglieder
Georg Albert Kunz und Peter Jenſen
abberufen, 2) Oberingenieur Hugo Nei=
genfind
in Darmſtadt zum ordentlichen
und Kaufmann Karl Hahn in Darm=
ſtadt
zum ſtellvertretenden Vorſtands=
mitglied
beſtellt. Neueintrag am
5. Januar 1932: Firma: Guſtav Göckel,
Maſchinenfabrik. Geſellſchaft mit be=
ſchränkter
Haftung. Sitz: Darmſtadt.
Gegenſtand des Unternehmens: Der
Betrieb einer Maſchinenfabxik, insbe=
ſondere
die Fabrikation von Querſchnei=
dern
. Bogenablegern, Schleifmaſchinen
und dergleichen. Die Geſellſchaft iſt be=
rechtigt
, andere ähnliche Unternehmun=
gen
zu errichten oder zu erwerben oder
ſich an ſolchen zu beteiligen. Sie kann
ferner Zweigniederlaſſungen errichten
und alle einſchlägigen Geſchäfte betrei=
ben
, die geeignet ſind, das Unter=
nehmen
zu fördern. Stammkapital:
30 000. Reichsmark. Geſchäfts=
führer
: Theodor Göckel. Fabrikant in
Darmſtadt, Ludwig Göckel, Fabrikant
in Darmſtadt. Der Geſellſchaftsver
trag iſt am 23. November 1931 feſtge=
ſtellt
: Sind mehrere Geſchäftsführer be=
ſtellt
, ſo wird die Geſellſchaft durch zwei
Geſchäftsführer oder durch einen Ge=
ſchäftsführer
und einen Prokuriſten ver=
treten
. Solange die Herren Theodor
und Ludwig Göckel zuſammen oder
einer der Herren allein bzw. mit noch
anderen Herren Geſchäftsführer der Ge=
ſellſchaft
ſind, iſt jeder derſelben zu
Alleinvertretung berechtigt. Als nicht
eingetragen wird veröffentlicht: Die
Geſellſchafter Theodor und Ludwig
Göckel bringen in Anrechnung auf ihre
Stammeinlagen die Vermögenswerte
ein, welche in der dem Geſellſchaftsver=
trage
vom 23. November 1931 als An=
lage
beigefügten Bilanz per 1. Septem=
ber
1931 als Aktiva verzeichnet ſind
und bisher dem Geſchäftsbetrieb der
offenen Handelsgeſellſchaft unter der
Firma Guſtav Göckel Maſchinenfabrik
dienten, einſchließlich der auf de
Paſſivſeite ſtehenden Laſten und Ab=
ſchreibungen
bzw. Rückſtellungen. Wegen
der näheren Bezeichnung der einge=
brachten
Vermögenswerte wird auf die
erwähnte Bilanz und den vorerwähn=
ten
Geſellſchaftsvertrag ausdrücklich Be=
zug
genommen. Die Einlagen der bei=
den
Geſellſchafter betragen hiernach je
15 000. Reichsmark. Die Bekannt=
machungen
der Geſellſchaft erfolgen
durch Veröffentlichung im Deutſchen
Reichsanzeiger.
(885
Darmſtadt, den 9. Januar 1932.
Amtsgericht Darmſtadt.
Beglaubigte Abſchrift.
d. Fa. Funkvert. / Geſchäftsnummer: e. M. 131/31.

Skrafſache

Netzanoden wer= gegen den Schriftſteller Erich Berger,
Darmſtadt, wegen Beleidigung.

Welche v. d. viel. Das Bezirksſchöffengericht in Darm=
Anoden=Batt.2 ſtadt hat am 4. Sept. 1931 für Recht
erkannt:

Für die billigen
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i. Netz= u. Batt.=
Empf., Lautſpr.,
den bei mir Auf=
träge
entgegen=
genommen
.
Anr Diia.:/ Der Angeklagte Erich Berger, geh.
Warum? am 4. 8. 1907 in Mannheim z. Zt. wohn=
In Qualit, der haft in Darmſtadt, Kahlertſtraße 28,
gteuerſt. Batterie Schriftſteller, wird wegen öffentlicher
ebenbürtig! Beamtenbeleidigung im Sinne der 88
100 Volt 6.50 M
186 196. 200 St. G.B. § 20 R.P. G. vom
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5. 1874 zu einer Geldſtrafe von 200
RM. 4.006.00, RMk. (zweihundert RMk.), die im Un=
f
. Netzanſchluß= einbringlichkeitsfalle mit einem Tag
geräte RM. 8. Gefängnis für je 10 RMk. zu verbüßen
Gleichrichterröhren iſt, und zur Koſtentragung verurteilt.
RM. 3.506.00. Der Staatsanwaltſchaft Darmſtadt wird
Umtauſch die Befugnis zugeſprochen die Verur=
v
. Loewe=Röhren teilung auf Koſten des Schuldigen bin=
z
. Fabr.=Beding, nen zwei Monaten nach Rechtskraft des
ſofort. (176a Urteils durch einmaliges Einrücken in
Neue Akkus der Darmſtädter Zeitung, der Heſſie
ſchen Landeszeitung dem Darm=
9.25, 13-75.
ſtädter Tagblatt und dem Heſſiſchen
Anod.=Vertr. f.d. Volksfreund öffentlich bekannt zu
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Die Richtigkeit der Abſchrift der U.
teilsformel wird beglaubigt. Das Urteil
(881
iſt vollſtreckbar.
Darmſtadt, den 18. Dezember 1931.
Der Urkundsbeamte
der Geſchäftsſtelle des Heſſ. Landgerichts
(Bezirksſchöffengericht).

Donnerstag, den 14. ds. Mts., vorm.
9 Uhr anfangend, werden im Roßdörſer
Bemeindewald aus Abt. 23 und 40 ver=
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39,82 fm, Fichten=Stämme Klaſſe 1b
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Klaſſe 2a 4 Stück 2,23 fm, Fichten
Derbſtangen Klaſſe 1 230 Stück, Fichten
Derbſtangen Klaſſe 2 184 Stück, Fichtene
Derbſtangen Klaſſe 3 86 Stück.
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des Ecke Brunners Weg und Hauptſchneiſt
(an der Kubigbrücke).
Roßdorf, den 9. Januar 1932.
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Lorenz.

Zwangsverſkeigerung.
Termin: Dienstag, den 26. Januar 1932, nachmittags 74*
Uhr, im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen Ge=
richtsgebäudes
in Darmſtadt.

Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 4 Bd. 3, Bl. 130
Flur 4. Nr. 858, Grasgarten, Hügelſtraße, 162 00-
Schätzung: 1500. RM.
Flur 4. Nr. 859, Hofreite Nr. 29, daſelbſt, 574 90-
Schätzung: 45 500. RM.
Eigentümerin: Ehefrau des Bäckermeiſters Thomas Wili=
Eliſabeth verwitwete Heeb, geb. Hein in Darmſtadl=
Hügelſtraße 29.
(16327a
Darmſtadt, den 5. November 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.

Mti