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Franffurt a. M. 1301.
Nummer 12
Dienstag, den 12. Januar 1932.
ſädter und Nalonalban”.”
195. Jahrgang
Volkswahl für Hindenburg.
Anigung zwiſchen Hikler und Hugenberg. — Die Harzburger Bronk lehnk parlamenkariſche Verlängerung
der Amiszeit des Reichspräſidenken von Hindenburg ab. — Volkswahl anf breikter Baſis.
Brünings Vorſchlag abgelehnk.
W. Berlin, 11. Januar.
Wie wir erfahren, hat die angekündigte Beſprechung zwiſchen
Molf Hitler und Dr. Hugenberg am Montag nachmittag
ſtattge=
unden. Sie dauerte bis in die Abendſtunden hinein. Wie von
be=
eiligter Seite verlautet, haben ſie zu einer Einigung der
Harz=
ſurger Front geführt. Die beiden Parteiführer werden dem
Riichskanzler mitteilen, daß ſie den verfaſſungsändernden
parla=
nuntariſchen Weg einer Verlängerung der Amtszeit des
Reichs=
näſidenten ablehnen. In unterrichteten Kreiſen rechnet man aber
ſamnit, daß die Autwort die Möglichkeit einer Volkswahl
Hinden=
ſurgs auf breiter Baſis nicht ausſchließt. Man rechnet weiter
da=
nit, daß die Antwort noch heute abend dem Kanzler überreicht
ſucd im Laufe der Nacht, ſpäteſtens aber am Dienstag
veröffent=
ſtöſt wird.
* Der Verſuch des Kanzlers, eine überwiegende Mehrheit der
ſarteien für eine Verlängerung der Mandatszeit des
Reichspräſi=
errten auf parlamentariſchem Wege zu gewinnen, iſt als
geſchei=
eit anzuſehen. Die Beſprechungen der Parteien der Rechten, die
m. Montag zum Abſchluß gebracht wurden, haben einen
Nieder=
hoag gefunden in einem Schreiben, das von den Deutſchnationalen
no den Nationalſozialiſten an den Reichskanzler gerichtet wurde,
lie in zwei verſchiedenen Schreiben, die aber
in=
oltlich gleichlautend ſind. Mit ihrer Veröffentlichung
tüm Laufe der nächſten vierundzwanzig Stunden zu rechnen, aber
ſch on jetzt ſteht feſt,daß beide Parteien, ehenſo
zieder Stahlhelm, bei aller Verehrung für die
rſönlichkeit des Reichspräſidenten von
Hin=
enn burg den Weg eines verfaſſungsändernden
ſetzes, wie ihn der Kanzlex in Ausſicht
genom=
n hat, ablehnen.
Herr Hitler, der ſich zunächſt etwas weiter, vorgewagt hatte, hat
lſo einen Rückzug angetreten und ſich in die Harzburger Front
ileder eingegliedert, ſo daß wenigſtens im Negativen die
einheit=
hs Front der nationalen Oppoſition wieder hergeſtellt iſt. Das
ſeh amtergebnis läßt ſich etwa auf die Formel bringen, daß die
ſirrteien der Rechten ſich für Hindenburg, aber
egen Brüning ausgeſprochen haben. Sie wollen ſich dagegen
hürtzen, daß derſelbe Reichstag, den der Kanzler nun ſeit
Mona=
ſen ausgeſchaltet hat, nun einberufen wird, um durch die Neuwahl
es Reichspräſidenten dem Reichskanzler zu einem innerpolitiſchen
infolg zu verhelfen, der es ihm dann weiterhin ermöglicht, mit
iütfe des Art. 48 gegen und um die Volksvertretung zu regieren.
ſic=lleicht hat darin überhaupt von Anfang an der Fehler gelegen,
vi. der Kanzler aus der Präſidentenfrage für ſich einen
politi=
hen Erfolg machen wollte. Das hat vor allem Herr Hugenberg
harf abgelehnt. Auf ſeine Veranlaſſung iſt dann der
Staats=
ſty etär beim Reichspräſidenten, Dr. Meißner, telephoniſch aus
in=em Urlaub zurückgerufen und in die Verhandlungen
eingeſchal=
worden, um dadurch mittelbar den Kanzler auszuſchalten.
her eine Aenderung des Geſamtergebniſſes iſt auch dadurch nicht
zuelt worden.
Offiziös wird jetzt verſucht, für den Kanzler noch einen Er=
: herauszurechnen dadurch daß jetzt die Möglichkeit gegeben
7 wenigſtens im Wege der Volkswahl Herrn von Hindenburg
ove großen Wahlkampf von neuem auf den Präſidentenſtuhl zu
ſtrufen. Aber dazu hätte es dieſes Aufwandes nicht bedurft. Der
anzler hat in dieſem Falle keine glückliche Hand gehabt. Denn
it auf ſein Schuldkonto geht es, wenn nun der Reichspräſident
h den Mittelpunkt eines peinlichen politiſchen Kuhhandels gerückt
ur de. Vielleicht wäre es doch gut geweſen, wenn der
Reichskanz=
ridie von der Rechten an ihn herangetragene Anregung
aufge=
tiffen, und ſeinen ganzen Vorſchlag noch in letzter Stunde zurück=
Nzugen hätte, um wenigſtens einer offiziellen Ablehnung aus dem
iege zu gehen.
Der Aelteſtenrat des Reichstages, der nun doch am Dienstag
ſitrkag zuſammentritt, wird alſo vor der Tatſache ſtehen, daß ein
raſſungsänderndes Geſetz über die Verlängerung der
Amts=
ier des Reichspräſidenten nicht mehr in Frage kommt. Unter
ſeen Umſtänden wird ſich die Regierung gegen eine Einberufung
s Reichstages zur Wehr ſetzen und darin vermutlich die
Unter=
ünung der Mehrheit finden.
Die Ankwork der Harzburger Fronk.
Berlin, 11. Januar.
Wie wir erfahren, werden die Nationalſozialiſten und die
eu tſchnationalen die Antwort auf die Frage des Kanzlers wegen
Verlängerung der Amtszeit des Reichspräſidenten getrennt
tälen. Die beiden Schreiben ſtimmen in der Ablehnung des
tr amentariſchen Weges überein. Dagegen iſt anzunehmen, daß
e Frage der Volkswahl taktiſch verſchieden behandelt wird. In
zut ſchnationalen Kreiſen ſtellt man ſich auf den Standpunkt, daß
ſu Kanzler nur eine konkrete Frage geſtellt habe, nämlich die
1ch. der parlamentariſchen Löſung, und daß deshalb auch nur
berauf eine Antwort zu geben ſei. Dagegen iſt mit Sicherheit
tmhäit zu rechnen, daß in dem Schreiben Adolf Hitlers die
Mög=
hieit der Volkswahl berührt wird, ſo daß damit ein direkter
nknüpfungspunkt für weitere Verhandlungen nach dieſer
Rich=
ig gegeben ſein wird. Wie die Dinge ſich weiter entwickeln
tiben, läßt ſich erſt überſehen, wenn der Wortlaut der beiden
ſchreiben bekannt iſt. Die Veröffentlichung hat ſich bisher
ver=
izert, weil die Nationalſozialiſten länger an der Formulierung
es Briefes zu arbeiten hatten. In politiſchen Kreiſen ſpricht
un auch von der Möglichkeit, daß der Faden nun auch vielleicht
in den Parteien ſelbſt oder von einzelnen parlamentariſchen
krlönlichkeiten weitergeſponnen werden kann, zumal die
Deutſch=
tionalen grundſätzlich daegen ſind, daß die Verhandlungen von
Reichsregierung geführt werden. Dann würde die ganze Frage
alſo in eine neue Phaſe treten. Ob die Entwicklung ſo, und wann
ſie weitergeführt wird, muß aber zunächſt abgewartet werden. Im
Laufe des Tages hat übrigens auch Staatsſekretär Meißner
ver=
ſchiedentlich mit der Führung der Nationalſozialiſten geſprochen.
Darauf dürfte wohl auch die konziliantere Faſſung der
national=
ſozialiſtiſchen Antwort mit zurückzuführen ſein.
Die Preisſenkungsakkion.
Ausſprache des Reichskommiſſars mit den
beſilen der Hinder.
Berlin, 11. Januar.
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hatte die
Ver=
treter der Länder und die Beauftragten des Reichskommiſſars für
Bayern und Sachſen zu einer Beſprechung über die Durchführung
der Preisüberwachung und die bisher gewonnenen Erfahrungen
gebeten.
Die Beſprechung ergab Uebereinſtimmung über die bisherigen
Maßnahmen und die weiter in Angriff zu nehmenden Arbeiten.
Der Reichskommiſſar teilte mit, daß Verhandlungen im Gange
ſeien und für die nächſte Zeit bevorſtünden, um weitere
Preisſen=
kungen herbeizuführen.
Auf die Mitteilung aus dem Kreis der Ländervertreter, daß
die Durchführung der Preisſchilderverordnung noch
verſchiedent=
lich zu wünſchen übrig laſſe bat der Reichskommiſſar, mit größter
Beſtimmtheit vorzugehen. Wie bereits mitgeteilt, habe er ſich für
Fälle hartnäckiger und vorſätzlicher Widerſetzung vorbehalten, dem
betreffenden Betriebsinhaber die Fortführung des Betriebs zu
unterſagen oder den Betrieb ganz zu ſchließen. Es wurde
feſt=
geſtellt, daß das Einſetzen von ſogenannten Staffelpreiſen in die
Preisſchilder unzuläſſig ſei. Es ſei ferner unzuläſſig, die amtlich
vorgeſchriebenen Preisſchilder mit Reklamebeiwerk wie „Preiſe
laut Notverordnung” zu verſehen.
Das Bier wird billiger.
Berlin, 11. Januar.
Der Reichskommiſſar für die Preisüberwachung Dr.
Goerde=
ler hat dem Brauerei= und dem Gaſtwirtsgewerbe von den
Preis=
vorſchriften der Notverordnung bis zum 1. Februar d. J. Dispens
erteilt. Bis zu dieſem Termin ſoll die Entſcheidung über den
Um=
fang der Bierſteuerſenkung gefallen ſein, wobei der Umfang der
Bierſteuerſenkung auf Grund einer Vorlage vom Reichsrat
be=
ſchloſſen werden wird.
Die Vertreter des deutſchen Brauerei= und Gaſtwirtsgewerbes
haben der Regierung eine Ermäßigung um. 10 Mark je Hektoliter
Vollbier vorgeſchlagen. Gleichzeitig ſind die Gaſtwirte bereit, die
Ausſchankpreiſe um den doppelten Betrag der Steuerermäßigung
zu kürzen. Das würde alſo bedeuten, daß ab 1. Februar das große
Glas Bier 10 Pfennig und das kleine Glas Bier 5 Pfennig
bil=
liger wird.
In der Vorlage, die das Reichsfinanzminiſterium dem
Reichs=
rat zugehen laſſen wird, ſoll betont werden, daß die in den Jahren
1930 und 1931 vorgenommenen Erhöhungen der Bierſteuern den
erwarteten Mehrertrag nicht gebracht haben. Für das neue
Etats=
jahr 1931/32 hat die Reichsregierung ſelbſt den urſprünglich
ein=
geſetzten Voranſchlag von 510 Millionen Mark auf 460 Millionen
Mark herabgeſetzt. Auch dieſe Summe wird nicht erreicht werden.
Die Enkwicklung der deutſchen Sozialverſicherung
190fz1.
Berlin, 11. Januar.
Aus der vom Reichsverſicherungsamt veröffentlichten Statiſtik
der Sozialverſicherung 1930 geht hervor, daß 1930 die
Beitrags=
einnahmen 38 Milliarden RM. betragen haben, die
Geſamtein=
nahmen 52 Milliarden RM. Die Geſamtausgaben betrugen 3,7
Milliarden RM. Das Geſamtvermögen ſtieg von 42 auf 4,6
Milliarden RM. Feſtgeſtellt kann jetzt ſchon werden, daß das
Jahr 1931 für die deutſche Sozialverſicherung noch ungünſtiger
verlaufen iſt als 1930.
Immer noch franzöſiſche Geſandtſchaft in München.
* Die Franzoſen können ſich von ihrer Geſandtſchaft in
Mün=
chen, die ſie unmittelbar nach der Beendigung des Krieges daſelbſt
eingerichtet haben, noch immer nicht rennen. Sie haben den
dorti=
gen Geſchäftsträger Graf dOrmeſſon, zum Geſandten ernannt.
DOrmeſſon iſt der Nachfolger des Herrn Dard, der ſeinerzeit mit
recht dunklen Plänen nach München geſchickt wurde. Die
Fran=
zoſen haben ſich im Verſailler Vertrag das Recht ausbedungen, in
München eine diplomatiſche Vertretung unterhalten zu dürfen,
ob=
wohl nach der Reichsverfaſſung die Auswärtige Politik eine
Ange=
legenheit der Reichsregierung iſt. Der Verſailler Vertrag bricht
aber die Reichsverfaſſung. München hat bisher von ſich aus nichts
getan, um die Franzoſen an der Ausübung ihrer Tätigkeit in
München zu hindern, können eigentlich auch mit Rückſicht auf den
Verſailler Vertrag nichts unternehmen. Bei dem letzten
Diplo=
matenſchub in Frankreich iſt nun Graf d’Ormeſſon, der ein Bruder
des bekannten franzöſiſchen Journaliſten Wladimir dOrmeſſon iſt,
zum Geſandten ernannt worden. Warum das geſchehen iſt, iſt nicht
recht erſichtlich. Offenbar wollen die Franzoſen durch dieſe
Er=
nennung die Aufmerkſamkeit auf ihre Geſandtſchaft in München
lenken und damit zum Ausdruck bringen, daß der Verſailler
Ver=
trag noch immer eriſtiert und daß die Reichsregierung wohl oder
übel ſich damit abfinden muß, daß Frankreich über den Kopf der
Reichsregierung hinweg in diplomatiſchem Verkehr mit der
Mün=
chener Regiernng ſteht.
4 Briands Ende.
Von
Andrs Germain.
Der franzöſiſche Schriftſteller André Germain, der
zurzeit in Berlin weilt, äußert ſich in
hemerkens=
werter Weiſe zu dem Ende der politiſchen
Lauf=
bahn Briands. André Germain ſteht der
radikal=
ſozialiſtiſchen Partei nahe. Bei den bevorſtehenden
Kammerwahlen erwartet man in Frankreich vielfach
einen entſcheidenden Sieg dieſer Partei.
Das Schickſal, das im allgemeinen unſere Miniſter ſchout
und ſogar begünſtigt, indem es ihnen eine glänzende Laufbahn
bis zum 70, 75. ja 80. Lebensjahre vergönnt, (man denke nur
an Freycinet, Ribot, Clémenceau, Barthou) hat zwei Miniſter
vor der Zeit ereilt. Dieſelben Telegramme, die uns den Tod
Maginots mitteilten, berichteten über eine Verſchlimmerung des
Zuſtandes von Briand. Inzwiſchen hat Briand ſeinen Rücktritt
eingereicht.
Ueber das Leben und den Tod Maginots läßt ſich wenig
ſagen. Er war kein Mann erſter Ordnung. Teilweiſe ſehr
tra=
giſche Umſtände haben ihn vorwärts geſchoben und ihn bisweilen
zu ſehr ſchwerwiegenden Maßnahmen gezwungen. Trotz allem
blieb er im Schatten ſeiner mächtigen Beſchützer, zuerſt
Poin=
carés, dann Tardieus. Der Tod des nur 55=Jährigen berührt kein
Syſtem, ſchließt keine Periode ab und ändert im Grunde nichts.
Bieten wir ihm darum jene anonyme Achtung, die man allen
Toten ſchuldet.
Aber dem Ausſcheiden Briands kommt hervorragende
ge=
ſchichtliche Bedeutung zu. Es ſchließt eine ganze Epoche
ab, es ſchließt ein Syſtem in ſich ein. Wir wollen
uns nicht im einzelnen mit ſeiner zweifellos glänzenden und
ſehr intereſſanten Vorkriegslaufbahn befaſſen. Von beinahe
niedriger Herkunft (aber ſein natürlicher Vater war ein
Ariſto=
krat), hat ſich Briand allmählich emporgearbeitet, ganz allein, nur
durch ſeine Intelligenz und durch ſein Können. Mit 40 Jahren
trat er ganz plötzlich hervor, und ſeit ſeinem 45. Lebensjahre iſt
er ununterbrochen Miniſter geweſen . . . Aber gleiten wir über
die Jahre vor dem Kriege und die Kriegsjahre ſelbſt hinweg, in
denen Briand ſieben Mal Miniſterpräſident geweſen iſt. In
die=
ſen Jahren hat er oft eine hochbedeutſame Rolle geſpielt.
Ob=
wohl er nichts Beſonderes und nichts Neues tat. Sein Name
haftet lediglich an dem einzigen Ereignis der Trennung von
Kirche und Staat, und es war eine beſondere Fronie des
Schick=
ſals, daß der Mann, der am Ende ſeiner Laufbahn recht enge
Beziehungen zwiſchen der Republik und der Kirche herſtellte,
damals ohne beſonderes Verſtändnis für Recht und
Rechtmäßig=
keit dieſe Aufgabe durchzuführen hatte.
Der Briand, der uns hervorragend intereſſiert und immer
die Geſchichte intereſſieren wird, iſt der nach dem Jahre 1924,
der Mann von Locarno und Thoiry, der Mann, von
dem mau glaubte, daß er eine neue Zeit heraufführen und ein
Syſtem begründen würde, und der dem Geiſt der Verſtändigung
und des Friedens die Pforten öffnen würde. Von dieſem Briand
ſei hier die Rede, und zwar in einer Art, wie vielleicht nie
über ihn geſprochen worden iſt: ganz ohne Haß, aber
auch ohne Bewunderung und ohne Vorurteile.
Denn Briand hatte das Schickſal großer Geſtalten, entweder
leidenſchaftlich geliebt oder leidenſchaftlich gehaßt zu werden. In
Frankreich und in Deutſchland hat er aus den verſchiedenſten
Gründen fanatiſche Kritiker gefunden. Die einen warfen ihm
vor, er habe in ſeiner Deutſchfreundlichkeit Frankreich verraten;
die anderen, er habe Deutſchland ſtändig durch Verſprechungen
irre geführt, die nie gehalten wurden; durch honigfüße Worte,
denen nie eine Tat folgte. Andererſeits gab es in Frankreich
und außerhalb Frankreichs eine große Menge, die in Briand
den Vater des neuen Europa und den Propheten des Friedens
begrüßte.
Ich glaube, die Zeit iſt reif, alle Verleumdungen und alle
Legenden zu zerſtören, und Briand als den Mann zu zeigen,
wie er wirklich war, mit allen ſeinen Schwächen und mit allen
ſeinen großen Vorzügen. Er war nicht ein Betrüger,
wie es ihm ſeine Feinde unterſtellten, nicht ein Idealiſt,
wie es eine naive Legende wahrhaben wollte. Er war, mit
ſeinem ungepflegten Aeußeren, eine Art Grand=
Seig=
neur und Nonchalant; der mit allen Ideen
ſpielte und von denen er einige ſehr liebte. Er
war faul, er war zerſtreut, er ließ ſeine Mitarbeiter für ſich
viele geographiſche, geſchichtliche und politiſche Probleme
ſtudie=
ren, die er ſelbſt uicht verſtand. Aber plötzlich, intuitiv und
blitz=
artig meiſterte er mit ſeiner bewundernswerten Intelligenz alles
das, und mit ſeiner Rednergabe, die beinahe mit ſeiner
Intelli=
genz übereinſtimmte, zwang er das Parlament oder die Maſſe
zu gewagten Schlüſſen durch den Schmelz ſeiner Worte, die
Zauberkraft ſeiner Formulierungen. Er hatte viel von Talleyrand;
aber was ſeine politiſche Schwäche und ſeine menſchliche Größe
angeht, ſo war er, im Gegenſatz zu ſeinem großen Vorgänger,
nicht eindeutig geſchloſſen, weder im Guten, noch im Böſen.
Jener große Miniſter, der die Revolution zu meiſtern verſtand,
der ſeinen Willen Napoleon, Ludwig XUkII. und Louis
Philippe aufdrängte, verachtete die Menſchheit und war ohne
alle Skrupeln. Er glaubte im Grunde ſeiner glänzenden, aber
innerlich morſchen Seele allein an die diplomatiſche Kunſt. Im
Gegenſatz dazu iſt Briand wohl zuweilen ſkeptiſch und ſogar
zyniſch, aber er hat einen echten Glauben an
ge=
wiſſe Dinge, vor allem an die Freundſchaft und an den
Frieden. Er hat dem Frieden Zugeſtändniſſe gemacht und Opfer
dargebracht, die nicht immer klug waren, aber ehrlich und
be=
deutſam. Er liebte ſeine Freunde, er war ihnen treu, und ſeine
Freunde verehrten ihn.
Aber bei allen ſeinen biegſamen und ſchätzenswerten
Eigen=
ſchaften, bei ſeiner Nonchalance, wurde er durch etwas beſiegt,
das ſtärker war als er: durch die Diplomatie.
Die Diplomatie, die in faſt ganz Europa genau dasſelbe
ge=
blieben iſt, was ſie vor dem Kriege war, iſt eine Welt für ſich,
mit ihrer eigenen Kunſt ihrer eigenen Wiſſenſchaft, ihren eigenen
Sitten und Geſetzen. Von der Menſchlichkeit abgeſchnitten
ver=
achtet ſie alles, was nicht ſie ſelbſt iſt: die Völker, den
Völker=
bund und ſelbſt die Regierungen. Sie iſt ein Labyrinth und
ein Serail. Aus dieſem Labyrinth und aus dieſem Serail hat
Briand niemals herausgefunden. Zwar hatte er unmittelbare
Mitarbeiter von großer Kultur und bemerkenswerten Fähigkei=
Seite 2 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 12. Januar 1932
ten. Aber der Geiſt des Hauſes war ſtärker als er und ſeine
Mitarbeiter. Dieſer Geiſt, in dem ſich Unzuſammenhängendes
und Frivoles miſcht, der immerzu die Eiferſüchteleien unter den
Mitarbeitern unterſtützt, untergrub die beſten, aber ſchwankenden
Willenskräfte des Miniſters. Der Irrtum Briands war
der: Auf der einen Seite tat er zu viel, aber
der anderen zu wenig. Er zwang den Frieden in
Ver=
träge, er verſprach Europa, er wechſelte mit einem Miniſter, der
ihm durch ſeine Geſchloſſenheit und ſeine ſeeliſche Kraft
unend=
lich überlegen war, Streſemann, den hiſtoriſchen
Friedens=
kuß. Aber er unterzeichnete gar zu viel Verträge, die nicht nötig
waren, er verſprach gar zu viel, um was er nicht gebeten worden
war (die Vereinigten Staaten von Europa zu einer Zeit, in der
er ſie brüsk in die Wirklichkeit umzuſetzen verſuchte, waren ein
Unſinn!). Auf der anderen Seite wieder verſtand er nicht, ſich
von gewiſſen Bindungen freizumachen, die ſeine europäiſche
Politik abſchwächten und ihr direkt widerſprachen. Er tat alles
auf einmal, er hielt alles auf einmal aufrecht; er merkte nicht,
daß er mit der einen Hand zerſtörte, was er mit der anderen
aufbaute. Erverſtand es nicht, zwiſchen zweiArten
von Politik zu wählen, die jede für ſich logiſch
zeweſen wäre von denen aber die eine der
ande=
ren ins Geſicht ſchlug: zwiſchen der Locarno=
Politik und der Politik der oſteuropäiſchen
Bündniſſe. Während er in ſeinen Reden und Kundgebungen
die Locarno=Politik bis zur vorzeitigen Reife eines Paneuropa
hinauftrieb, mußte er ſich vorwerfen laſſen, und dies nicht ohne
Grund, daß er Chimären liebe und auf den Wolken
herum=
reite, Judem er aber wieder die ſehr engen militäriſchen und
finanziellen Abmachungen mit Polen, der Tſchechoſlowakei, mit
Südſlawien und Rumänien hütete, brachte er Frankreich in den
ſehr ungerechten Verdacht des Militarismus und
Imperialis=
mus. Er ſah nicht mit klarem Blick und Wirklichkeitsſinn, daß
von dieſen vier Verbündeten drei in mehrerer Hinſicht
gefähr=
lich waren: Wegen der Abenteuerlichkeit ihrer improviſierten
Diktaturregierungen, wegen der Hitzköpfigkeit ihrer Bevölkerung,
der keine politiſche Erfahrung zur Seite ſtand, endlich wegen der
ſchlechten Grenzziehungen, deretwegen die
beunruhig=
ten und verärgerten Nachbarn unentwegt ſchrien und — in
ge=
wiſſen Fällen mit Recht — eine Reviſion verlangten. Er
ſah=
nicht, er, der Mann der Demokratie und des
Friedens, daß er Demokratie und Frieden durch
die ungeheure Finanzhilfe und durch die
theo=
retiſche militäriſche Unterſtützung, die er den
derſchiedenſten Ländern zukommen ließ,
kom=
promittierte. Ländern voller Möglichkeiten für die Zukunft,
die aber gegenwärtig ſchlecht regiert ſind, ſchlecht geeinigt, und die
ehrgeizigen Plänen und Impulſen folgen könnten, die zu
Kata=
ſtrophen führen müßten.
Man darf ſich deshalb nicht wundern, wenn der ganze
frag=
liche und widerſpruchsvolle Aufbau in dem Augenblick
aus=
einanderzubrechen droht, in dem Briand, vorzeitig verbraucht
und müde, der Krankheit erliegt. Das Glück, das ihm 25 Jahre
hindurch zur Seite geſtanden hat, hat ihm in ſeinen letzten
Stunden nicht gelächelt. Er iſt bei der Präſidentſchaftswahl
unterlegen, die ihn auf eine olympiſche Höhe hätte führen und
ihn in einer Apotheſe hätte enden laſſen können. Er iſt ſchwach
genug geweſen, gleich nach ſeiner Niederlage in ein Kabinett
einzutreten, das für ihn nicht geſchaffen war und ausgeſprochen
ſeiner Politik widerſprach. Damit hat er ſelbſt ſein Ende
ver=
dunkelt.
So iſt denn Briand herabgemindert, ſchmerzlich, beinahe tot.
Die Saat, die er ſäte, wird, hoffen wir, dennoch einmal
auf=
gehen, wenn ſie auch zunächſt vergeſſen werden wird. Um aber
dieſem Manne gerecht zu werden, ſei an einen Charakterzug
erinnert, der ſeine ganze Vornehmheit der Geſinnung zeigt und
ſeine Perſönlichkeit vor der Geſchichte in einem reinen Lichte
er=
ſcheinen laſſen wird. Als er kürzlich nach Berlin kam, um einen
wenigſtens für die Lebenden recht belangloſen Beſuch zu machen,
fand er inmitten aller Konferenzen, Bankette und ermüdenden
Zuſammenkünfte eine Stunde Zeit, um einem Toten ſeinen
Be=
ſuch zu machen. Am Grabe Streſemanns, des Mannes, der
ſtär=
ker war als er in der friedlichen Verteidigung ſeines
Vater=
landes und in der klugen Organiſation des Friedens, legte er
Blumen nieder, die im gewiſſen Sinn eine Rechtfertigung für
dieſen waren; aber auch Zeugnis ablegten von guten
Erinne=
rungen und von einem vornehmen Herzen.
Beneduce reiſt nach Paris.
EP. Paris, 11. Januar.
Der italieniſche Miniſter des Aeußern, Grandi, hat den
Ab=
geordneten Beneduce, einen der Delegierten Italiens auf der
bevorſtehenden Reparations=Konferenz, empfangen, der ſich zu
einer Begegnung mit den Vertretern des franzöſiſchen und
briti=
ſchen Schatzamtes ſofort nach Paris begibt. Beneduce wird in
Paris am 12. und 13. Januar Vorbeſprechungen über die
Repa=
rationskonferenz mit den franzöſiſchen und engliſchen
Finanz=
delegierten pflegen, denen auch Leith=Roß vom britiſchen
Schatz=
amt beiwohnt.
Die italieniſche Regierung hat ſich mit der Einberufung der
Reparationskonferenz auf den 25. Januar einverſtanden erklärt.
*
Die Vorgänge am Hefſ. Landestheaker.
Mit der Verhandlung der Fälle Mordo und Paryla
vor dem Bühnenſchiedsgericht, deren Vergleichsergebnis wir
mit=
teilten, haben die „Vorgänge am Heſſiſchen Landestheater” ihre
einſtweilige Erledigung gefunden. Dem Wunſch des Präſidenten
des Schiedsgerichts, Landgerichtsrat Dr. Aſchaffenburger, der die
ſchwierigen Verhandlungen mit ungewöhnlichem Geſchick leitete,
daß die Verhandlungen wie ein reinigendes Gewitter
gewirkt haben mögen und daß nunmehr Ruhe in dem Betrieb
des Heſſ. Landestheaters eintreten möge, die Ruhe die
gedeih=
lichem Arbeiten gerade in der heutigen Zeit ſchwerſter
Exiſtenz=
bedrohung unerläßlich iſt, können wir uns von Herzen
anſchlie=
ßen. Ohue allerdings damit die Zuverſicht zu teilen, daß
dieſe Ruhe im internen Theaterbetrieb. Darmſtadts
tatſäch=
lich eintritt. Vielleicht hat die Generalintendanz es
in der Hand, ſich dieſes ruhige Arbeiten zu verſchaffen, wenn
die berühmte Eingabe, die den Anſtoß zu den
Auseinander=
ſetzungen gab, jetzt noch ſachliche Erledigung findet.
Eines bleibt unbedingt bedauerlich: Daß es einem Maun wie
Guſtav Hartung nicht gelungen iſt, ſich eine künſtleriſch ſo ſtarke
und hochintelligente Arbeitskraft, wie ſie Renato Mordo
dar=
ſtellt, zu erhalten. Wenn man ſich vorſtellen könnte, daß dieſe
beiden Männer in Freundſchaft zuſammen arbeiten, müßte
das für ein Theater von allergrößtem Vorteil ſein. Der
Präſi=
dent des Bühnenſchiedsgerichts hat am Schluß der neunſtündigen
Verhandlungen mehrmals betont — er iſt ein genauer Kenner
der Theaterverhältniſſe — daß er auch jetzt noch, nach den
teil=
weiſe ſehr ſtürmiſchen Verhandlungen dieſes Zuſammenarbeiten
für möglich hält. Wir ſind verſucht, zuzuſtimmen. Man könnte
den Eindruck gewinnen, daß auch Intendant Hartung dieſes
Zu=
ſammenarbeiten nicht für ſo ganz ausgeſchloſſen hielt.
Merkwür=
digerweiſe waren es die drei Vertreter der
Verwaltungskom=
miſſion, die — das war der Eindruck! — härter und
un=
erbittlicher waren, wie Hartung ſelbſt. Der Präſident zog in
Parallele den Fall am Wiesbadener Staatstheater, der den
Dieigenten (Paul Bekker) betraf und der in ſeinen internen
Ein=
zelheiten, nach Anſicht des Präſidenten, viel ſchärfer lag und
doch noch eine Zeit des Zuſammenwirkens möglich ließ.
Wer aus dem Verlauf der Schiedsgerichtsverhandlung als
Außenſtehender ſich Senſationen verſprach, wurde ent=
Frankreich droht mit Sanktionen.
Die Bank von Frankreich will ihren Ankeil an der 100=Millionen=Dollar=Anleihe der Reichsbank nicht
verlängern. — Sonderbeſteuerung der deukſchen Einfuhr nach Frankreich geplank.
*
Polikik der Nadelſtiche.
Die Erklärung des Reichskanzlers über die
Zahlungsunfähig=
keit Deutſchlands hat begreiflicherweiſe in der geſamten. Welt
eine außerordentliche Reſonanz gefunden. Wir möchten
anneh=
men, daß Dr. Brüning urſprünglich die Abſicht gehabt hat, dieſe
Karte erſt in Lauſanne auszuſpielen. Er iſt aber dann
gezwun=
gen worden, vorher damit an die Oeffentlichkeit zu treten infolge
einer Indiskretion, die auf den engliſchen Botſchafter zurückgeht.
Sir Humbold war vom Reichskanzler beauftragt worden, der
engliſchen Regierung mitzuteilen, welche Abſichten Deutſchland
für Laufanne habe. Er hat dann angeblich vertraulich einen
pol=
niſchen Diplomaten in Kenntnis geſetzt, der nichts Eiligeres zu
tun hatte, als ans Telefon zu ſtürzen und auf einem
journaliſti=
ſchen Umwege für eine Verbreitung der intereſſanten Aeußerung
durch das Reuterbüro zu ſorgen, ſicher in der Erwartung, damit
einen Torpedo abzuſchießen, der die Stellung Deutſchlands
explo=
dieren laſſen würde. Man wird abwarten müſſen, inwieweit
dieſe Berechnung richtig war. Einſtweilen iſt jedenfalls der
Erfolg zu verzeichnen, daß die Nebel ſich zu lichten beginnen,
und keinerlei Zweifel mehr darüber beſtehen kann, welche
Hal=
tung Deutſchland in Laufanne einnehmen wird.
Die Behauptung der Franzoſen, Deutſchland habe damit den
Youngplan zerriſſen, iſt bewußt falſch. Daran hat der Kanzler
niemals gedacht, brauchte auch gar nicht daran zu denken, weil
ja die Tatſache unſerer Zahlungsunfähigkeit
von keiner Seite mehr beſtritten wird und auch
für die Zukunft nicht der böſe Wille, ſondern
die tatſächliche unmöglichkeit einer Zahlung
vorliegt. Die Franzoſen ſind denn auch ſehr raſch von dem
Gedanken abgekommen, die Haager Cour anzurufen, um dadurch
einen Schuldſpruch gegen Deutſchland zu erwirken. Sie haben
eingeſehen, daß ſie damit nichts erreichen. Denn ſie hätten im
Haag die deutſche Zahlungsfähigkeit und die
Zahlungsverweige=
rung feſtſtellen laſſen müſſen. Nachdem aber von Frankreich ſelbſt
die deutſche Zahlungsunfähigkeit anerkannt worden iſt, können
wir einem Verfahren im Haag mit der größten Ruhe
entgegen=
ſehen. Die franzöſiſche Politik ſucht deshalb nach
anderen Mitteln, um Deutſchland mürbe zu
machen. Sie ſpricht allen Ernſtes wieder von
wirtſchaft=
lichen Sanktionen, indem die Bank von Frankreich
ihren Anteil an der 100 Millionen Dollar=
An=
leihe Ende Februar nicht verlängert und eine
Sonderbeſteuerung der deutſchen Einfuhr wie
im Jahre 1921 durchgeführt wird.
Beide Maßregeln, deren finanzieller Ertrag gering wäre,
wären höchſtens Nadelſtiche, die ſich in einer ſtarken Iſolierung
Frankreichs zuletzt allein ausdrücken würden. Immerhin, die
Franzoſen haben noch vierzehn Tage Zeit, um ſich ihre
Abwehr=
maßregeln zu überlegen, und es beſteht die Gefahr, daß
ſie darin noch Unterſtützung finden werden bei all
den Staaten, die an Amerika verſchuldet ſind.
Denn die Amerikaner haben immer den Zuſammenhang zwiſchen
der deutſchen Kriegsentſchädigung und den Milliarden, die ſie
ihren früheren Bundesgenoſſen geliehen haben, abgelehnt. Die
Amerikaner verlangen Rückzahlung der Schulden, auch wenn die
deutſche Quelle verſiegt iſt, und hier könnte der
Kriſtalliſations=
punkt gegeben ſein, um den ſich eine Einheitsfront der
amerikaniſchen Schuldner gegen Deutſchland
herausbildet.
Neue Londoner Berakungen über die
Reparakionsfrage.
Reuter erfährt, daß der Erklärung Macdonalds über
die=
jenige des deutſchen Reichskanzlers nichts hinzuzufügen ſei.
Nach Abgabe ſeiner Erklärung hatte Macdonald eine lange
Unterredung mit dem Schatzkanzler uno dem Außenminiſter. Die
drei Kabinettsmitglieder werden die geſamte Frage noch
ein=
gehender prüfen. In amtlichen Kreiſen wird erklärt, daß alle
beteiligten Staaten ſich mit dem Konferenzbeginn am 25. Januar
einverſtanden erklärt haben, mit Ausnahme Frankreichs, auf
deſſen ſtillſchweigende Zuſtimmung man jedoch hoffe.
Botſchafter v. Hoeſch erneuk bei Laval.
Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch, der heute mittag hier
eintraf, begab ſich erneut zu Miniſterpräſident Laval. Die
Unterredung bezog ſich, wie man mit guten Gründen annehmen
darf, auf die durch die Erklärungen Brünings geſchaffene Lage.
täuſcht. Wir wußten das und waren darum in den Berichten
zurückhaltend. Trotzdem nahm die Verhandlung mehrmals einen
ſo erregten dramatiſchen Charakter an, daß dieſer ſelbſt für an
Künſtlertemperament Gewohnte überraſchend war. So, daß Dr.
Aſchaffenburger geſprächsweiſe erwähnte, er habe das in
ſeiner viele Jahre langen Tätigkeit an dieſer Stelle nicht erlebt.
Was war ſchließlich geſchehen? Renato Mordo hatte eine
„Eingabe” mitunterzeichnet, die von 23 Vertretern des
ge=
ſamten Theaterperſonals, vom Bühnenarbeiter bis zu den
Vorſtänden, beſchloſſen, unterſchrieben und an die
Verwaltungs=
kommiſſion gerichtet war. In dieſer Eingabe wurde Beſchwerde
geführt gegen die Dienſtführung des Generaliutendanten.
Sämt=
liche in dieſer Eingabe erhobenen Vorwürfe waren für
Außen=
ſtehende wirklich nichts weniger als ſenſationell. Für den
in=
ternen Theaterbetrieb ſind ſie allerdings von Bedeutung. Die
Vorwürfe betreffen mangelhafte Vorbereitung von Proben und
Vorſtellungen, Organiſationsmangel überhaupt, Klagen über
falſche Beſchäftigung oder Nichtbeſchäftigung von Künſtlern,
un=
nötige und teuere Gaſtſpiele, Mangel an Regieſitzungen und
da=
durch bedingtes Nebeneinander=ſtatt Miteinanderarbeiten der
verſchiedenen Abteilungen und ähnliches. Begründet wurden
dieſe „Anklagepunkte” mit der Sorge um die Erhaltung des
Landestheaters in dieſer ſchweren Zeit und damit mit der
be=
greiflichen Sorge um die eigene Exiſtenz. Sämtliche
Unterzeich=
ner haben auf Befragen überzeugend die etwaige Abſicht,
Har=
tung zu ſtürzen, verneint. Man wollte nur Abhilfe
ge=
fühlter Mißſtände der Dienſtführung.
Es iſt angeſichts des Inhalts dieſer Eingabe doch die Frage
aufzuwerfen, ob es der Theaterleitung nicht möglich geweſen
wäre, die einzelnen Punkte der Eingabe mit den
Unter=
zeichnern ſachlich zuverhandeln. — Wie ich höre, ſoll
das jetzt geſchehen! — Man wählte den anderen Weg ſchwerer
Maßregelung, weil es Mordo als nächſtem Mitarbeiter des
Generalintendanten jederzeit möglich geweſen wäre, ſich von der
1in richtigkeit der Vorwürfe zu überzeugen. Man begründet
die Maßregelung weiter damit, daß Mordo mit Amtsantritt des
Geueralintendanten Unruhe in den Betrieb getragen habe, daß
er gegen den Intendanten gehetzt habe. Die Unterzeichner der
Eingabe beſtreiten das.
Es wurde dem Gemaßregelten weiter vorgeworfen, er habe
den Inutendanten beleidigt. In der Verhandlung wurde das auf
das Entſchiedenſte beſtritten. Die Zeugenausſagen ergeben nur
in einem einzigen Punkt eine Auslegung bzw. Auffaſſung der
beleidigenden Ausdrücke in dem Sinne, wie ſie Generaliutendaut
Hartung verſtanden hat.
*
Frankreich will nicht begreifen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. Januar.
Die Nachrichten über die Erklärungen des Reichskanzlers
riefen, wie nicht anders zu erwarten war, in Frankreich eine
große Beſtürzung hervor. Allerdings weiß man hier — wenn
man es auch nicht zugibt — wie es um die Reparationen ſteht,
Aber in den Erklärungen des Reichskanzlers Dr. Brüning ſieht
man vor allem einen diplomakiſchen Schachzug vor der Lauſanner
Konferenz. Man ſchreibt Deutſchland die Abſicht zu, die
engliſch=
franzöſiſche Annäherung durchkreuzen zu wollen. Was ſchon
darum falſch iſt, weil man in Deutſchland, ebenſogut wie
an=
derswo weiß, daß die Annäherung zwiſchen England und Frank
reich ſich bisher in ſehr beſcheidenen Grenzen bewegte, in
beſchei=
deneren jedenfalls, als man uns glauben machen wollte. Die
Fühlungnahme zwiſchen engliſchen und franzöſiſchen
Sachverſtän=
digen ließ wenig Zweifel darüber.
Die Wendung in der Außenpolitik, welche durch die
Erklä=
rungen des Reichskanzlers hervorgerufen wurde, bleibt auch auf
die franzöſiſche Innenpolitik nicht ohne Wirkung. Doch wird man
dieſe Wirkung erſt dann richtig abſchätzen können, wenn die neue
Regierung gebildet ſein wird.: Die Frage iſt jedoch die, wieweit
es Laval gelingt, die Regierungsmehrheit zu erweitern. Man
ſpricht vielfach von der Notwendigkeit einer Regierung der
natio=
nalen Einigung. Aber man zweifelt an ihrer Möglichkeit. Rechis
will man nur eine Erweiterung des Kabinetts.
Der Rücktritt Briands gewann durch die Umſtände des
Augenblicks mehr Bedeutung als ihm ſonſt zugekommen wäre. Es
war ja kein Geheimnis, daß Briand ſeit ſeiner mißglückten Kan
didatur für die Präſidentenſchaft kaum noch auf den Lauf der
Er=
eigniſſe Einfluß nahm. Sein Rücktritt — in dem ſich ſeine Freunde
beeilen, das Ende ſeiner politiſchen Laufbahn zu ſehen —
hätt=
unter normalen Umſtänden die Situation wenig beeinflußt. Jetzt
will man darin das ſichtbare Zeichen von dem Aufhören der
Annäherungspolitik an Deutſchland erblicken.
Es handelt ſich aber nicht um ſolche prinzipielle Richtungen.
ſondern um Notwendigkeiten des Augenblicks. Vorerſt muß eine.
Klärung kommen, bevor man überhaupt an dieſe Fragen
heran=
geht.
Es iſt intereſſant, wie ſcharf die Perſönlichkeit des
Reichs=
kanzlers in Frankreich angegriffen wird. Bald wirft man ihmi
Nachgiebigkeit gegenüber Hitler, bald wieder gegenüber der Lon= City, beſonders gegenüber den Kreiſen, die ſich um
Mon=
tagu Norman gruppieren, vor.
Die franzöſiſche Rechte — „LEcho de Paris”, geht darin
voran — ſpielt mit der Möglichkeit einer ausgeſprochen deutſch=:
feindlichen Wirtſchafts= und Finanzpolitik; daß eine ſolche
Wort=
ſpielerei ſehr ſchlechte Wirkungen auf die Lage der Weltwirtſchaſt
ausüben muß, ſcheint man nicht zu bedenken. Es ſcheint vielmehr,
daß man in Frankreich den Gedanken der Solidarität Europas;
auf wirtſchaftlichem und finanziellem Gebiete nicht begriffen hat.,
In diplomatiſchen Kreiſen wird jetzt übrigens die Auffaſſung
verbreitet, daß es vor allem nur auf die Reaktion ankommt,
welche die Zerſtörung der Fiktion von den Reparationen in
Ame=
rika auslöſen wird.
Vom Tage.
Der Reichspräſident empfing den deutſchen Botſchafter in
London, Freiherrn von Neurath, ſowie den deutſchen Geſandten
in Buenos Aires, Dr. von Keller.
Pfarrer Heinrich Ille, von St. Stephan=Mainz, iſt
nach=
längerer Krankheit im Alter von 63 Jahren geſtorben. Dem Heſ= Landtag gehörte Pfarrer Ille von 1927 bis 1931 an,
Zwiſchen annähernd 70 Nationalſozialiſten, die von einen
S.A.=Appell kamen, und etwa 200 Reichsbannerangehörigen und=
Kommuniſten kam es in Rendsburg zu einem ſchweren
Zuſammen=
ſtoß. Neunzehn Perſonen wurden verletzt darunter vier ſchwer.
Der 21jährige S.A.=Mann Menzel aus Büdelsdorf bei Rendsburg
iſt ſeinen Verletzungen erlegen.
Die Großdeutſche Volkspartei Oeſterreichs hat eine
Ent=
ſchließung angenommen, die ſich gegen den Plan einer
Donau=
föderation, wie überhaupt gegen jegliche Abmachung ohne
Ein=
vernehmen mit Deutſchland, ausſpricht.
Der franzöſiſche Handelsminiſter Rollin und der rumäniſche=
Geſandte haben das rumäniſch=franzöſiſche Petroleum=Abkommem
unterzeichnet.
Die Tochter des Präſidenten des Indiſchen Nationalkongreſſes
Vallabhai Patel iſt verhaftet worden.
Eines iſt ſicher, der Schwerpunkt der Anklage gegen Mord
wurde im Laufe der Schiedsgerichtsverhandlung mehrmals ve
ſchoben, nach der Seite der Beleidigung und nach der Seite deir
Eingabe. Es iſt alſo ſchon ſo, daß im Grunde genommen uur
ein bißchen „ſchmutzige Wäſche gewaſchen” wurde. Daß ſich dies
immerhin öffentlich abſpielte, bleibt auf jeden Fall bedauerlich=
Man kann wirklich nicht ſagen, daß dieſe „Wäſche” irgendeineng
der Beteiligten genützt hat. Wenn nicht, was zu hoffen bleibt, die
eingangs ausgeſprochene Erwartung zur Wirklichkeit wird, daß
die Verhandlung einem reinigenden Gewitter gleichkommen möge
und daß der Betrieb unſeres Landestheaters nunmehr in ſo
ruhigen, geordneten Bahnen ſich bewegt, wie es dieſem erſten
Kunſtinſtitut des Landes gebührt.
Der Fall Paryla erwies ſich in der Tat als ſo
harm=
los — die ganzen Vergkeichverhandlungen zu dieſem Fall
nah=
men noch keine Viertelſtunde in Anſpruch — daß die ſchweie
Maßregelung des Schauſpielers wirklich nicht gerechtfertigt
el=
ſcheint. Es wurde ihm ohne weiteres geglaubt, daß er den
Ju=
tendanten nicht beleidigt hat, beſtimmt aber nicht beleidigen”
wollte. Der Zwiſchenfall mit der Elevin von Ganß, der ſich aud
der Bühne abſpielte, und in der Erregung gegenſeitig
zurüch=
gegebener Beleidigungen gipfelte, wie ſie unter temperamenl
vollen jungen Künſtlern wohl nicht vereinzelt daſtehen, wurde
nicht einmal für Wert gehalten, in die Vergleichserklärung auſe
genommen zu werden.
Renato Mordo,
der nunmehr nach 5jähriger Tätigkeit Darmſtadt verläßt, wune
im Frühjahr 1928 auf Grund von 2 Gaſtinſzenierungen „
Traue=
ſpiel” und „Jonny ſpielt auf” engagiert. Mordo hat währen?
ſeiner Darmſtädter Tätigkeit 50 Stücke inſzeniert. Darunter i9
der großen Oper: „Lohengrin”, „Meiſterſinger” „Fliegende!
Holländer”, „Königskinder”. In der modernen Oper: „Turan
dot” „Wozzeck”, Schwanda, der Dudelſackpfeifer”, „Valerio,
„Spiel oder Ernſt”. In der komiſchen Oper: „Angelina”
„Martha”, „Fatme‟, „Verkaufte Braut” „Blaubart”, „Drei ma.
Offenbach”. In der Operette: „Mamſell Nitouche‟ „Herzogi!
von Chicago”, „Schöne Helena” „Boccaccio”. Im klaſſiſche?
Schauſpiel inſzenierte er: „Sommernachtstraum”. Maß fü.
Maß”; im modernen Schauſpiel: „Verbrecher”, „Affäre Dreb)
fus”, „Kaiſerin und Pferdedieb”; im Luſtſpiel: „Dr. Knock”
„Lady Fanny” „Marquerite: 3”, und ſchließlich im muſikaliſche?
Luſtſpiel: „Wie werde ich reich und glücklich”, „Meine Schweſte
A. B.
und ich .
Dienstag, 12. Januar 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 12 — Seite 3
AD. berängelt einent keiasoumtttenn
„... wenn die anderen am Kredit bekeiligken Nofenbanken ihren Ankeil
zu den gleichen Bedingungen verlängern.”
Die weiteren Beſchlüſſe des Verwallungsrates
Auf weitere drei Monake!
der b.J.3.
Baſel, 11. Januar.
Der Verwaltungsrat der B. J. Z., der am Montag nach
zwei=
umatiger Unterbrechung vollzählig zu ſeiner 17. Tagung
zuſam=
umgetreten iſt, hat beſchloſſen, den Präſidenten der Bank, Mac
derrah, zu ermächtigen, den der Reichsbank gewährten, am
Februar 1932 fälligen Kredit in Höhe von 25 Millionen Dollars
ü. einen Zeitraum bis zu 3 Monaten zu erneuern. Bekanntlich
oben die Bank von England, die Bank von Frankreich und die
ſcweral Reſerve Bank von New York je 25 Millionen Dollars
ü den Geſamtkredit mit 100 Millionen Dollars gegeben.
Der Verwaltungsrat der B. J. Z. hat außer der
Verlänge=
ung des 100=Millionen=Dollar=Kredits der Deutſchen Reichsbank,
hbei Vorausſetzung iſt, daß auch die Bank von
iagland, die Bank von Frankreich und die
Fede=
o. l Reſervebank in New York ihren Anteil mit
e 25 Millionen Dollars bis zu drei Monaten
erlängern, gleichlautende Beſchlüſſe auch hinſichtlich der
an=
eien an ihn gelangten Kreditwünſche gefaßt. So wurde der der
ſeſterreichiſchen Nationalbank gewährte, am 16. d. M. fällige
Kre=
ſit unter gleichen Vorausſetzungen für drei Monate verlängert,
hanſo der der Ungariſchen Nationalbank gegebene, Kredit, der
m. 18. Januar fällig geweſen wäre. Der Anteil der B. J. 3.
n dieſen Währungskrediten ſtellt nur einen, nicht zu
bedeuten=
eu.Teil der langfriſtigen Anlagen, gemeſſen an der Geſamthöhe
der B. J. 3. zur Verfügung ſtehenden Mittel dar.
Bird Zrankreich den Reichsbankkredik erneuern?
EP. Paris, 11. Januar.
Im „Echo de Paris” unterſucht Pertinax die Mittel, die
rankreich gegen Deutſchland anwenden könne, wenn
Reichs=
un zler Brüning mit ſeiner Drohung, die Reparationszahlungen
ſirzzuſtellen, Ernſt machen ſollte. Zunächſt habe Frankreich die
Möglichkeit, Ende Februar die Erneuerung des der
ſieichsbank gewährten Kredits von 20
Mil=
icnen Pfund Sterling zu verweigern; ferner
herde es nicht ſchwer ſein, die deutſche Wirtſchaft mit Hilfe der
bläubiger Deutſchlands, die zugleich Schuldner Frankreichs ſeien,
huitreffen Darüber hinaus, könne Frankreich das Syſtem der
ikten Abgaben von der deutſchen Einfuhr wiederherſtellen, das
9::1 in Kraft geweſen ſei. Frankreich ſei alſo in der Lage, den
ſerträgen Achtung zu verſchaffen, und die Lauſanner
Kon=
erenz werde dem Willen Frankreichs wohl
ſichnung tragen müſſen. Frankreich könne ſeine
ichte nicht aufgeben, ſolange die Vereinigten
aaten die ihrigen aufrecht erhielten. Es könne
icht hinnehmen, daß Deutſchland auf den Ruinen der
Repara=
tanen ſeine induſtrielle Hegemonie aufrichte.
Auch die Havas=Agentur weiſt darauf hin, daß der von der
ſak von Frankreich der Reichsbank im Juni v. J. eingeräumte
nedit nach wiederholter Erneuerung im Februar ablaufe. Die
komzöſiſche Regierung werde deshalb in Erwägung zu ziehen
auen, ob Anlaß vorliege, es zu erneuern.
„Die Stunde der Repreſſalien hak geſchlagen.”
Die Nachricht aus Baſel, daß die B. J. Z. nur unter der
eſoingung, daß die Notenbanken ebenfalls den 100=
Millionen=
ſollar=Kredit der Reichsbank verlängern, einer Erneuerung ihres
ukeiles zugeſtimmt habe, hat in der Abendpreſſe große
Befrie=
ſtgung, bei den äußerſten Rechtsblättern wahre Begeiſterung
her=
oygerufen. Man iſt weit davon entfernt, eine Entſpannung in
ei hieſigen Preſſe feſtſtellen zu können; im Gegenteil, die „
Li=
eiſté” ſchreibt z. B., die Stunde der Repreſſalien habe geſchlagen.
Energie, mit der der franzöſiſche Vertreter Moret ſich gegen
e Abſicht Dr. Luthers, den Reichsbankredit erneuern zu laſſen,
evoandt habe, beweiſe zur Genüge, daß er von der franzöſiſchen
teigierung genaue Inſtruktionen erhalten habe. Dem „
Intran=
gwant” zufolge habe Moret den Mitgliedern der B. J. Z.
mit=
etzeilt, es ſei wenig wahrſcheinlich, daß die Bank von Frankreich
ime Erneuerungsdauer ins Auge faſſe, die einen Monat
über=
eige. Wahrſcheinlich werde die Antwort des franzöſiſchen
Noten=
ſtfituts erſt nach der nächſten Sitzung des Regentſchaftsrates am
94.. Januar gegeben werden. — Der „Paris Soir” ſchreibt, es ſei
nat ſicher, daß am Ende die Erneuerung bewilligt werde.
Augenſcheinlich handelt es ſich hier um eine Stimmungsmache
on franzöſiſcher Seite, die den Zweck verfolgt, auf die übrigen
Indieſem Kredit beteiligten Länder, und vor allem auf
Deutſch=
nw; einen Druck auszuüben.
Aus den weiteren Beſchlüſſen des Verwaltungsrates der
B. J. 3. iſt hervorzuheben, daß der Verwaltungsrat hinſichtlich
der Feſtſtellungen des Beratenden Sonderausſchuſſes die dem
Prä=
ſidenten telegraphiſch gegebene Ermächtigung genehmigt hat, den
intereſſierten Regierungen zu erklären, daß die Feſtellungen dieſes
Ausſchuſſes von der Bank als Treuhänder der Gläubiger beſtätigt
und angenommen worden ſind.
Der Verwaltungsrat nahm ſchließlich Kenntnis von den
Aus=
weiſen der B. J. Z. per 30. November und 31. Dezember 1931, die
mit 107 Mill., bzw. 1041 Mill. Schweizer Franken abſchließen.
Es wurde auch mit Befriedigung von der Deviſenlage der Bank
mit Rückſicht auf die Aenderungen, die im Goldwert einzelner
Währungen in den letzten Monaten eingetreten ſind, Kenntnis
ge=
nommen. Die nächſte Sitzung des Verwaltungsrates findet am
8. Februar d. J. ſtatt.
Heute hat auch der vom Verwaltungsrat in einer ſeiner
früheren Tagungen eingeſetzte Unterausſchuß für Aufſtellung von
Richtlinien, die von der Bankleitung bei der Anlage der ihr zur
Verfügung ſtehenden Mittel zu berückſichtigen ſind, tagt. An
den Beratungen dieſes Unterausſchuſſes hat auch
Reichsbank=
präſident Dr. Luther teilgenommen.
A. Paris, 11. Januar.
Durch den Tod des Kriegsminiſters Mäginot haben ſich die
innenpolitiſchen Ereigniſſe in Frankreich überſtürzt, Laval iſt
gezwungen, aus einer Situation, welche ſchon ſeit Monaten
be=
ſteht, die Konſequenzen zu ziehen. Niemand kann beſtreiten, daß
das Kabinett Laval nur eine Verlegenheitslöſung darſtellt; allein
ſchon Briands Zurückgezogenheit hätte eine Kabinettskriſe
ge=
rechtfertigt. Aber man war ſich einig darüber, daß eine wirkliche
innenpolitiſche Klärung vor den Wahlen nicht möglich ſei.
Durch den Tod Maginots hat aber die Regierung virtuell
aufgehört zu exiſtieren. Innenpolitiſch gab Maginots
Perſönlich=
keit dem rechten Flügel der Regierungsmehrheit Gewicht. Daß
gerade die Rolle des Kriegsminiſters vor der allgemeinen
Ab=
rüſtungskonferenz auch für die Außenpolitik von hoher
Bedeu=
tung iſt, braucht nicht näher erläutert zu werden. Maginots
Perſönlichkeit diente dem Ausland gegenüber oft als Argument,
wenn man ſich unnachgiebig zeigen wollte. Sein Nachfolger wird
alſo keine ganz leichte Aufgabe zu erfüllen haben. Eine beſondere
Bedeutung kommt noch dem Umſtande, welcher politiſchen
Rich=
tung der neue Kriegsminiſter naheſtehen wird, zu. Im übrigen
wird die Regierung, wie ſich die Kriſe auch löſen wird, eine
größere Bewegungsfreiheit bei der Behandlung der
internatio=
nalen Fragen haben, als man im allgemeinen annimmt. Selbſt
wenn es zu keinem „Kabinett der Perſönlichkeiten” aus
geweſe=
nen Miniſterpräſidenten unter Mitwirkung der Radikalen —
die=
ſer Plan wird dem Elyſée zugeſchrieben — kommen ſollte. Selbſt
eine rekonſtruierte Lavalregierung — etwa mit Tardieu im
Kriegsminiſterium — würde ſich außenpolitiſch ungebundener
bewegen können, als das bisher der Fall war. Aber es handelt
ſich dabei doch nur um Nuancen. Zu einem radikalen Umſchwung
in der franzöſiſchen Außenpolitik reicht nicht einmal mehr die
Zeit vor den Konferenzen aus.
Briand=Dilemma.
EP. Paris, 11. Januar.
Heute verlautet, daß Briand nicht geneigt ſein ſoll,
zurück=
zutreten, falls Laval nur eine Umbeſetzung innerhalb des
gegen=
wärtigen Kabinetts vornehmen wolle. Sein Rücktrittsangebot, ſo
wird von ſeinen Freunden erklärt, habe ſich nur auf den Fall
einer Geſamtdemiſſion der Regierung bezogen, da er der Bildung
einer Konzentrationsregierung nicht habe im Wege ſtehen wollen.
Falls aber die gegenwärtige Regierung im Amt bleibe, lehne
Briand die Ausfertigung ſeines Rücktrittsgeſuches ab. — In der
Umgebung des Außenminiſters wird neuerdings dafür Stimmung
gemacht, Briand im Quai dOrſay zu belaſſen und ihm durch eine
Vertretung auf den bevorſtehenden internationalen Konferenzen,
für die der Miniſterpräſident Laval genant wird, die zur
Wieder=
herſtellung ſeiner Geſundheit nötige Ruhepauſe von etwa drei
Monaten zu gewähren. Man verweiſt dabei auch auf das Beiſpiel
Snowdens in England und Streeſemanns in Deutſchland. Im
übrigen ſei Briands Zuſtand überhaupt nicht ſo kritiſch, daß er
nicht im äußerſten Falle ſelbſt Frankreich auf den Konferenzen
vertreten könne.
Rückgang der engliſchen Arbeiksloſigkeik
Von unſerem D=Korreſpondenten.
* London, 11. Januar.
„Mehr als drei Monate ſind nun ſeit Aufgabe des
Goldſtan=
dards vergangen, und es iſt bereits offenſichtlich, daß der leichte
Stimulus, den die britiſche Induſtrie in den erſten Wochen
erhal=
ten hatte, in der Folge durch den Rückgang des Welthandels in
ſeiner Geſamtheit völlig neutraliſiert worden iſt, und daß in der
Wirtſchaftslage Englands hiervon bis dato keinerlei
nennens=
werte Beſſerungen eingetreten ſind. Dieſes Urteil, das der
letzten Jahresüberſicht des „Economiſt” entnommen iſt, gibt ohne
Zweifel nicht nur die in den engliſchen Wirtſchaftskreiſen
allge=
mein vorherrſchende Anſicht wieder, ſondern dürfte in großen
Zügen auch als eine durchaus richtige Einſchätzung der
gegenwär=
tigen Wirtſchaftslage Englands bezeichnet werden.
Nicht unvereinbar mit dieſer Feſtſtellung iſt indeſſen die
Tat=
ſache, daß andererſeits auf einigen Teilgebieten des britiſchen
Wirtſchaftslebens eine gewiſſe Beſſerung und Belebung — wie
man annimmt, eine zeitweilige — ohne Zweifel zu verzeichnen
iſt. Vor allem kann ſeit etwa Anfang Oktober auf dem engliſchen
Arbeitsmarkt eine langſame, aber ſtete Beſſerung feſtgeſtellt
wer=
den. Die letzten Daten, die das britiſche Arbeitsminiſterium vor
etwa einer Woche veröffentlichte, zeigten, daß die Zahl der
Arbeitsloſen in Großbritannien wiederum recht bedeutend
zurück=
gegangen war. Sie betrug um die Jahreswende rund 2506 719
Perſonen, und zwar: 2 005 077 Männer, 58 369 Knaben, 402 846
Frauen und 40 427 Mädchen. Dieſes bedeutete eine Abnahme
gegenüber der Vorwoche um 65 883 Perſonen; doch ſeit dem
15. Oktober iſt die Zahl der Arbeitsloſen ſogar um ganze 221 733
Perſonen zurückgegangen. Auch kann der Rückgang, da er bereits
im Oktober begann, nicht nur der Weihnachtskonjunktur oder
an=
deren zufälligen Urſachen zugeſchrieben werden. Allerdings ſtellt
die gegenwärtige Zahl von 2,5 Millionen Arbeitsloſen eine
Stei=
gerung um rund 100 000 Perſonen im Vergleich mit dem Vorjahr
dar. Doch dieſe ſich über ein ganzes Jahr erſtreckende Zunahme
kann wiederum als eine nur ſehr geringe bewertet werden, wenn
man erſtens die ſtarken wirtſchaftlichen Rückſchläge des
ver=
gangenen Jahres berückſichtigt und zweitens die Lage des
eng=
liſchen Arbeitsmarktes mit derjenigen anderer Länder, vor allem
mit derjenigen Deutſchlands, vergleicht, wo die Zahl der
Arbeits=
loſen zurzeit über 5 666 000 erreicht hat.
Beim näheren Betrachten der vom Britiſchen
Arbeitsmini=
ſterium veröffentlichten Daten erweiſt es ſich ferner, daß die Lage
des engliſchen Arbeitsmarktes im Grunde noch beſſer iſt, als es
auf den erſten Blick und ohne eine eingehendere Kenntnis der
beſonderen Umſtände des engliſchen Arbeitsmarkts erſcheinen
könnte. Die bisher allwöchentlich erfolgten Veröffentlichungen
haben im Auslande allgemein den Eindruck hervorgerufen, daß
in England „ein ſtändiges Millionenheer von Arbeitsloſen”
exi=
ſtiert, d. h. daß in England ein feſtes Kontingent von Arbeitern
ſeit Jahr und Tag ohne Beſchäftigung iſt und ſomit eine ernſtliche
Bedrohung der öffentlichen Ordnung darſtellt. Dieſes entſpricht
jedoch nicht ganz den wirklichen Tatſachen: die Abmachungen
lau=
ten hier gewöhnlich auf kürzere Termine; es wird in England
leichter gekündigt, aber auch leichter wieder eingeſtellt; ein
be=
deutender Teil der Arbeitsloſen kann nur als „zeitweilig
Be=
ſchäftigungsloſe” betrachtet werden. Auch war es bisher in
Eng=
land für Arbeitsloſe, ebenſo wie für Pſeudo=Arbeitsloſe,
weſent=
lich leichter als anderswo, regiſtriert zu werden und von den
ver=
ſchiedenſten Behörden Arbeitsloſenunterſtützungen zu erhalten. Die
Kontrolle hierüber ſoll in Zukunft ſtrenger gehandhabt werden.
Desgleichen will die britiſche Regierung bemerkt haben, daß die
bisherige allwöchentliche Veröffentlichung von lediglich nackten
Zahlen im Ausland oft eine irrtümliche und allzu peſſimiſtiſche
Vorſtellung über das Ausmaß der Arbeitsloſigkeit in England
hervorgerufen hatte. Die Regierung will daher von nun ab den
hieraus für den britiſchen Kredit im Ausland evtl. entſtehenden
Schädigungen durch eine nur allmonatliche, dafür aber
ausführ=
lichere und inſtruktivere Berichterſtattung über den wahren Stand
der Dinge auf dem engliſchen Arbeitsmarkt entgegentreten.
Wiggin über die Schuldenzahlungen Deutſchlands.
Der Präſident der Chaſe National Bank, Albert Wiggin,
der gegenwärtig in Berlin an den Verhandlungen über die
kurz=
friſtigen Kredite teilnimmt, erklärte in ſeinem Jahresbericht,
Deutſchland habe die kurzfriſtigen Kredite im allgemeinen klug
verwendet. Ein großer Teil der Schulden könnte ſchnell
zurück=
gezahlt werden, wenn die Gläubiger bereit ſeien, Reichsmark ſtatt
Deviſen in Zahlung zu nehmen. Deutſchland habe in den
Schwie=
rigkeiten der letzten beiden Jahre eine große kommerzielle und
finanzielle Vitalität bewieſen. Es habe den Gläubigern ſeit
Herbſt 1930 rund fünf Milliarden Reichsmark zurückgezahlt und
leiſte auch gegenwärtig noch beträchtliche Zahlungen. Die geſamte
unter das Stillhalteabkommen fallende Schuld Deutſchlands
habe am 31. Juli 1931 etwa 5½ Milliarden Mark betragen.
Seitdem habe ſich die Schuld um eine Milliarde 80 Millionen
vermindert. Der augenblickliche Geſamtbetrag der deutſchen
Schuld ſei alſo niedriger, als die Summe, die Deutſchland ſeit
Herbſt 1930 bezahlt habe. Die von Deutſchland bisher geleifteten
Zahlungen müßten als übermäßig hoch betrachtet werden.
* 150 Jahre Schillers „Räuber”
Von Carl Anders.
ſch ller über die Entſtehung der „Räuber”. — Wie Dalberg in
Mannheim die „Räuber” zum erſten Male aufführte.
Revolutionierung des deutſchen Theaters.
Der 13. Januar 1872 war für die Geſchichte des deutſchen Thea=
(½ ein denkwürdiger Tag, denn er brachte die Erſtaufführung
in Schillers „Räubern”. Die Renaiſſance des deutſchen Dramas
ihrn ihren Anfang. Schiller hatte ſich ſchon in früher Jugend
1ᛋ dramatiſchen Dichtungen beſchäftigt. Seine erſten
dramati=
ſei. Verſuche befriedigten ihn nicht, und er verbrannte ſie. Gerſten=
Foes „Ugolino” Goethes „Götz von Berlichingen” und Leſſings
tyriatiſche Arbeiten begeiſterten ihn und gaben ſeiner Dichtkunſt
Sſtichtung. Im Jahre 1777 begann er mit der Ausarbeitung
ues Trauerſpiels „Die Räuber”, in dem ſein ungeſtümer
Zeicheitsdrang zum Ausdruck kam. Es waren eigenartige Lebens=
Fhältniſſe, unter denen dieſe Dichtung entſtand, die auf die
Ziigenoſſen den größten Eindruck hervorrufen ſollte. Der Dichter
Mf Schüler der Militärakademie zu Stuttgart und er litt ſehr
ier der niederdrückenden Erziehungsmethode, die hier herrſchte.
r Freiheit der Perſönlichkeit, die den Dichter entzückte, war
r kein Raum gelaſſen worden. Schiller verſuchte, ſeine
Ent=
iſung aus der Militärakademie zu erhalten. Seine Schrift
hrloſophie der Phyſiologie” wurde aber vom Herzog
abge=
ſuk, und erſt im Dezember 1780 erlangte er ſeine Freiheit und
MOe Medikus bei einem Greuadierregiment. In der
Zwiſchen=
ſſt hatte der Dichter ſein Drama vollendet, dem er die
bezeich=
ude Widmung „In Tyrannos” gab. Seine unterdrückte
leiden=
ſaftliche Freiheitsliebe hatte ihren Ausdruck gefunden. In
ſer, Autobiographie, die der 25jährige Dichter für ſeine
Zeit=
ſrift „Rheiniſche Thalia” geſchrieben hatte, ohne daß ſie darin
i Abdruck gekommen iſt, gibt er eine intereſſante Schilderung
d ſeeliſchen und geiſtigen Verhältniſſe, unter denen ſeine
läuber” entſtanden ſind. Er ſchreibt: „Ein ſeltſamer Mißver=
und der Natur hat mich in meinem Geburtsort zum Dichter
Rurteilt. Neigung für Poeſie beleidigte die Geſetze des
In=
ſtut s (die Karlsſchule), worin ich erzogen war, und widerſprach
z Plane ſeines Stifters. Acht Jahre xang mein Enthuſiasmus
ſt Der militäriſchen Regel, aber Leidenſchaft für die Dichtkunſt
feurig und ſtark wie die erſte Liebe. Was ſie erſticken ſollte,
hte ſie an. Verhältniſſen zu entfliehen, die mir zur Felter
Hier wurden vor 150 Jahren Schillers „Räuber”
uraufgeführt.
Oben: Das Mannheimer Nationaltheater im Jahre 1782.
Unten: Das Theatergebäude in ſeiner heutigen Geſtalt.
Am 13. Januar 1782 gingen Schillers „Räuber” in dem damals
unter der Leitung von Dalberg ſtehenden Mannheimer
National=
theater zum erſten Male über die Bretter. Das Theatergebäude,
das im Jahre 1779 errichtet wurde, gehört zu den hiſtoriſch
bedeutendſten Stätten deutſcher Bühnenkunſt.
waren, ſchweifte mein Herz zu einer idealen Welt aus — aber
unbekannt mit der wirklichen, von welcher mich eiſerne Stäbe
ſchieden — unbekannt mit den Menſchen — denn die vierhundert,
die mich umgaben, waren ein einziges Geſchöpf, der getrennte
Abguß eines und eben dieſes Modells, von welchem die plaſtiſche
Natur ſich feierlich losſagte . . . Unbekanut mit dem ſchönen
Geſchlecht — die Tore dieſes Inſtituts öffnen ſich, wie man
wiſſen wird, Frauenzimmern nur, ehe ſie anfangen, intereſſant
zu werden, und wenn ſie aufgehört haben, es zu ſein —
unbe=
kannt mit Menſchen und Menſchenſchickſal mußte mein Pinſel
notwendig die mittlere Linie zwiſchen Engel und Teufel
ver=
fehlen, mußte er ein Ungeheuer hervorbringen, das zum Glück in
der Welt nicht vorhanden war. . . Ich meine die Räuber”..
Im Sommer 1781 erſchien das Drama im Druck. Außerhalb
ſeines Vaterlandes erhielt der Dichter große Anerkennung, und
von allergrößter Bedeutung für ihn war es, daß Freiherr von
Dalberg, der verdienſtvolle Leiter des Mannheimer National=
Theaters, ſich des Werkes annahm. Dalberg forderte den Dichter
auf, die Tragödie für die Mannheimer Bühne umzuarbeiten.
Schillers Briefe an den Freiherrn Heribert von Dalberg in den
Jahren 1781 bis 1785 geben über die erſte Periode der
dichte=
riſchen Entwicklung Schillers bemerkenswerte Auskunft. Auf die
Aufforderung Dalbergs hin änderte der Dichter einige
Einzel=
heiten, und ſo konnten die „Räuber” in Mannheim am 13.
Januar 1782 zum erſten Male aufgeführt werden. Der
Theater=
zettel zeigte folgende Beſetzung der Hauptperſonen:
Franz Moor.
Iffland
Karl Moor . .
Boek
Amalie . .
Frau Toscani
Der Erfolg der Erſtaufführung war gewaltig. Schiller ſelbſt
hatte den beiden erſten Aufführungen beigewohnt, aber er war
ohne Urlaub in Mannheim und erhielt deshalb nach ſeiner
Rückkehr einen 14tägigen Arreſt. Der Herzog Karl verbot dem
Dichter außer mediziniſchen Abhandlungen etwas drucken zu
laſſen. Schiller war mit dem Verbot, „Komödien” oder ſonſt
der=
gleichen zu ſchreiben, nicht einverſtanden und er faßte den
Ent=
ſchluß, ſich dieſer Einſchränkung ſeiner Perſönlichkeit durch die
Flucht zu entziehen. In der Nacht vom 22. zum 23. September
1782 verließ er während eines Hoffeſtes in Begleitung ſeines
treuen Freundes Andreas Streicher Stuttgart und ging nach
Manuheim, um hier eine Aufführung ſeines „Fiesco” zu
betrei=
ben. Er fand aber bei Dalberg wenig Beifall und ging im
Sep=
tember auch aus Mannheim fort. Der große Erfolg der „Räuber”.
hatte ihm keinen Nutzen gebracht.
Seite 4 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 12. Januar 1932
Todes=Anzeige.
Heute Nacht hat Gott der Allmächtige meinen
lieben Mann, unſeren Vater, Bruder und Großvater
Sohunner Mauel
nach kurzem ſchweren Leiden im 57. Lebensjahr
heimgerufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marie Müller, geb. Vornoff.
Fam. Leonhard Müller, Lehrer zu Wiebelsbach
Georg und Martin Müller.
Fam. Leonhard Müller, Webersmühle.
Brensbach, den 11. Januar 1932.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 13. Januar,
nachmittags 3 Uhr ſtatt.
(904
Danksagung.
Für die überaus herzliche Teilnahme beim
Heimgang meines lieben Gatten, unseres
guten Vaters
Dr. Lion Bodenheimer
sagen wir aufrichtigsten Dank.
Frau Emma Bodenheimer
Dr. Ernst Bodenheimer
Alfred Bodenheimer.
Darmstadt, 12. Januar 1932.
(922
Darmſtadt, Beſſungerſtraße 88½),
(905
Dankſagung.
Allen denen, die bei dem Heimgang unſeres
unver=
geßlichen Enſchlafenen
Georg Schulz
Glaſermeiſter
ſeiner mit Blumen und Worten in herzlicher
Teil=
nahme gedachten, ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
innigſten Dank. Ebenſo herzlich danken wir Herrn
Pfarrer Weiß für ſeine ehrenden Worte am Grabe,
ſowie den Schulkameraden und der
Männervereini=
gung der Petrusgemeinde für die liebevollen Nachrufe
und Kranzniederlegungen.
Namens der trauernden Hinterbliebenen:
Luiſe Schulz, geb. Franz.
Darmſtadt, den 11. Januar 1932.
(897
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme ſowie die
reichen Kranz= und Blumenſpenden bei dem Heimgang
unſerer unvergeßlichen lieben Entſchlafenen ſagen wir
auf dieſem Wege allen innigſten Dank. Beſonderen
Dank Herrn Pſarrer Weiß für die tröſtenden Worte,
den Schweſtern des Städt. Krankenhauſes und
Marien=
hoſpitals, der Firma Woll=Schmidt und ihren
Ange=
ſtellten, dem Verbande V. W. A. und den
Schulkame=
radinnen, die ihr die letzte Ehre erwieſen.
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe warmer Anteilnahme bei dem
uner=
warteten Heimgange meines geliebten Mannes ſage ich
hier=
mit meinen herzlichſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Erna Fuchs, geb. Lattemann.
Grube Meſſel=Darmſtadt, im Januar 1932.
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Frühjahrs=Geſellenprüfungen 1932. In der nächſten Woche
von Dienstag, den 19. bis Freitag, den 22. Januar findet die
An=
rneldung zu den Geſellenprüfungen für das Frühjahr ſtatt. Die
EEltern, Lehrherrn und die Schulen werden gebeten, die Lehrlinge
mnzuhalten, ſich pünktlich anzumelden, da wegen der frühen Oſtern
waldigſt mit den Prüfungen begonnen werden muß. (Näheres noch
n den Anzeigen.)
Bühnenvolksbund. Am Samstag. den 16. Januar ſpricht
auf Einladung des Bayreuther Bundes im Saale des
Muſikver=
ins, Wilhelm=Gläſſing=Straße 24, abends 8,30 Uhr, der frühere
Seiter des Wiener Burgtheaters und bekannte Muſikſchriftſteller
Max Millenkovich=Morold über: „Richard Wagner und die Bühne
eer Gegenwart‟. Dieſe Anſprache dürfte das beſondere Intereſſe
unſerer Mitglieder auslöſen. Der erfreulich zahlreiche Beſuch
manſerer Goethefeier ermutigte den Vorſtand, dieſen Vortrag zu
bernehmen. Unſere Mitglieder erhalten in unſerer Geſchäftsſtelle
Farten. Der Goetheliederabend wird mit Rückſicht auf den großen
Erfolg demnächſt mit teilweiſe neuer Liedfolge wiederholt. Jetzt
dchon können Karten bei Chriſtian Arnold vorgemerkt werden.
Hausfrauenbund. Wir machen unſere Mitglieder noch
ein=
nial darauf aufmerkſam, daß unſere Monatsverſammlung heute
m 4 Uhr im Muſikſaal des Saalbaus ſtatifindet, in der in erſter
Linie eine Ausſprache über die Soziallaſten der Hausangeſtellten
arfolgen ſoll. Wir bitten um zahlreiches Erſcheinen.
Die Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins hielt ihre ordentliche Hauptverſammlung im Grünen
Simmer” des Fürſtenſaales ab. Nach herzlicher Begrüßung der
Anweſenden durch den 1. Vorſitzenden. Miniſterialrat Guntrum,
rſtattete der Schriftführer den Jahresbericht über das abgelaufene
Jahr. Der Mitgliederbeſtand beträgt 279. Die Sektion verlor durch
hen Tod die Mitglieder: Sanitätsrat Dr. Horn, Kaufmann F.
Shrhardt und Fabrikdirektor F. Schick. Die Beteiligung an den
mionatlichen Wanderungen und an den wöchentlichen
Vereins=
benden war ſehr rege. Das 47 Stiftungsfeſt wurde diesmal nach
mnem Waldgang in einfachem Rahmen gefeiert, wobei die Herren
W. Heinzerling. W. Kalbfuß. L. Müller und W. Topp für ihre
55jährige „Mitgliedſchaft geehrt wurden. Der Rechner und der
ſoüttenwart berichteten über den Abſchluß der Sektions= und der
ſoüttenrechnung, die beide ein günſtiges Ergebnis zeigten. Die
SStarkenburger Hütte im Stubai (Tirol) befindet ſich in tadelloſem
Näuſtande. Die Beſucherzahl war durch die wirtſchaftliche Lage etwas
geringer, betrug aber immerhin noch 4201. Der neuerbaute Weg
von der Starkenburgerhütte zur Franz=Sennhütte iſt fertiggeſtellt.
ſon dieſem Jahre ſoll der Weg von der Starkenburgerhütte auf
den „Hohen Burgſtall” verbeſſert werden. Das Sektionszimmer
auuf dem Turm der Buxgruine Starkenburg bei Heppenheim a. d B.
ſt, durch zahlreiche Stiftungen von Mitgliedern und Freunden
der, Sektion. Dank der unermüdlichen Wirkſamkeit des
Hütten=
ſearts, zu einem ſchmucken, gemütlichen Bergſte gerheim geworden.
—s zahlreich beſucht wurde. Der Mitgliederbeitrag wurde von
* auf 10 RM. die Aufnahmegebühr für Neueintretende von
auf 10 RM. ermäßigt. Der Beitrag für B=Mitglieder mit
RM. bleibt beſtehen. Der bisherige Vorſtand wurde
wieder=
wählt
6. Akademie Konzert. Das 6. Akademie=Konzert, das wegen
arkrankung des Soliſten verlegt werden mußte, findet nunmehr
beſtimmt am kommenden Donnerstag, den 14. d. M. 20 Uhr im
uroßen Saale des Städt. Saalbaues ſtatt. Die für den 7. Januar
ereits gelöſten Karten behalten ihre Gültigkeit. Wie bekannt,
m erden Hermann Schey, einer der beſten Baritoniſten, und
Ka=
vellmeiſter Hans Rosbaud den Liederzyklus „Die Winterreiſe
wn Schubert” an dieſem Abend zu Gehör bringen. Karten im
Gekretariat der Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtr. 36,
G ernſprecher 3500 (Stadtverwaltung)
Oronnerstag, 14. Jan.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus.
Aütenstag, 12 Jan.
19½—22½ Uhr. A 12.
Preiſe 080—6.40 Mk.
Die lnſtige Witwe.
Meittwoch, 13. Jan
19½—2½ Uhr. Außer Miete. Carmen,
Ermäßigte Preiſe 0.50—4 Mk.
1.hs—2213 Uhr. ( 12. Cavalleria ruſticana.
Hierauf: Der Bajazzo, Preiſe 0 70—5.60 Mk.
Fauf: Der Boiasie.
Akenstag, 12 Jan.
20—221 Uhr. Außer Miete. Nina.
Preiſe 6 60—4 50 Mk
ittwoch, 13 Jan.
20—23½ Uhr. Darmſt. Volksb. G (8. Vorſt.)
Zwnnerstag, 14. Jan. Gr. 1Mu. 1P. Michael Kramer. 0.,60—4.50 Mk
Heſſiſches Landestheater. Anita Mitrovic wird vor
Amtritt ihres Urlaubs am Mittwoch, den 13. Januar, im Großen
haus die „Carmen” und am Donnerstag,, den 14. Januar, die
Dem Saugt in den Suolfilfen Fanf Aufe eifr und Dich
truno Franks Komödie, Nina” mit Beſſie Hoffart, Werner
ſrnz und Joſef Keim gegeben. — Am Samstag, den 16. Januar,
vErd „Figaros Hochzeit” wieder in den Spielplan
aufge=
nommen. — Infolge plötzlicher Erkrankungen im Perſonal muß
die Premiere „Leben in dieſer Zeit” auf Freitag, den 15.
Ja=
uar, verſchoben werden.
Fünftes Sinfoniekonzert. Beſonderes Intereſſe erweckt das
ſite hieſige Auftreten des Violoncello=Virtuoſen Gaſparo Caſſado.
nſtimmig rühmt man ſeinen warmen, blühenden Ton und ſeine
Aendende techniſche Virtuoſität. Aus der Fülle der vorliegenden
Freſſeſtimmen über Caſſados Spiel ſei die Beſprechung über ein
Konzert in Paris im „Excelſior” vom 20. Juni 1929 herausgegrif=
: „Ueber Gaſparo Caſſado, einem ſeinem Lehrer Caſals
eben=
ürtigen Künſtler, der ſich uns neulich als überlegener Meiſter
ner Kunſt zeigte, iſt alles geſagt worden. Bei ihm iſt alles
Rein=
henit — Reinheit des Stils, des Tones und der Technik. Und
hin=
ter, dem ſtilreinen Ausdruck wird der tiefe Reichtum eines
unver=
geichlichen Muſiker=Temperaments ſpürbar ..." Dr. Hans
Schmidt=Iſſerſtedt, der muſikaliſche Leiter des am Montag, den
4— Januar, ſtattfindenden fünften Sinfonie=Konzertes hat zwei
Werke: „Concerto groſſo” II=Moll von Händel, in der Einrichtung
vun Max Seiffert, das hier zum erſten Male geſpielt wird und
die Tondichtung „Tod und Verklärung” von Richard Strauß den
Solonummern hinzugefügt.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Fortbildungskurſus für techniſche Lehrerinnen
In der abgelaufenen Woche veranſtaltete der Landesverband
für techniſche Lehrerinnen in Heſſen an dem Seminar für
Hand=
arbeitsleherinnen (Alice=Eleonorenſchule) einen
Fortbildungs=
kurſus. Das Intereſſe für dieſe Veranſtaltung war außerordentlich
rege, mehr als 70 techniſche Lehrerinnen nahmen an dem Kurſus
teil. Das Kultusminiſterium war durch Herrn Miniſterialrat
Jung vertreten, das Stadtſchulamt durch Herrn Schulrat Bach,
das Pädagogiſche Inſtitut durch Herrn Direktor Dr. Vogel. Als
Vertreterin des Heſſ. Landes=Lehrerinnenvereins war Fräulein
Pfnor zugegen. als Gaſt Herr Staatsrat Block.
Der Kurſus verfolgte den Zweck, die techniſchen Lehrerinnen
durch Vorträge, Vorführungen und praktiſche Arbeit
weiterzubil=
den und die Erkenntniſſe um die fachliche, pädagogiſche und
metho=
diſche Eigenart des techniſchen Unterrichtes, wie ſie ſich aus der
heutigen pädagogiſchen Lage ergeben, wach zu halten und zu
ver=
tiefen.
Herr Studienaſſeſſor Dr. Karl Müller ſprach in zwei
einleiten=
den Vorträgen über „Pädagogiſche Grundfragen des
Techniſchen Unterrichts”. Im erſten Vortrag verſuchte
er das Weſen und den Bildungswert des techniſchen Unterrichts
herauszuarbeiten. Er fand letzteren darin, daß es dieſem
Unter=
richt möglich ſei, von der werkſchaffenden Beſchäftigung mit dem
Material her, das Ganze der kindlichen Seele in Anſpruch zu
neh=
men und folglich zu bilden, wenn auch nicht vergeſſen werden
dürfe, daß dies nur ein Bilden von einer Seite her ſei. Der zweite
Vortrag behandelte die Frage nach der Möglichkeit der
arbeits=
unterrichtlichen Geſtaltung des techniſchen Unterrichtes. Ausgehend
von der Erörterung der Eigenart der ſelbſttätigen und
produkti=
ven Arbeit gelang es, unter Zuhilfenahme der Begriffe Sinn.
Ge=
ſtalt und Struktur, dieſe Möglichkeit aufzuzeigen. Frau Direktorin
Thiele=Deutgen führte zunächſt die Reſultate eines Lehrganges für
Handarbeit einer Vorſeminarklaſſe vor, der zeigen ſollte, wie
ele=
mentare Fähigkeiten techniſch=äſthetiſchen Formens der Schülerin=
nen merhodiſch heraufgebildet werden können zu geſchmackvollen
und materialgerechten Geſtalten. In einem großangelegten
Vor=
trag verdeutlichte die Referentin ſodann, ſtändig auf dieſen
Lehr=
gang Bezug nehmend, die „Wege und Ziele des
Hand=
arbeitsunterrichtes‟ Es wurde ausgeführt, daß es ſich
bei ihm vor allem darum handele, das die Schülerinnen mit den
Faktoren Material, Technik und Farbe derart umgehen lernen,
daß in ihrem Schaffen material= und werkgerechte, geſchmackvolle
und den Menſchen anſprechende Gebrauchsgegenſtände entſtehen,
Die Forderung der Selbſttätigkeit verwirft das Arbeiten nach
Re=
geln und Muſtern, verbietet aber auch auf der anderen Seite
will=
kürliche und lediglich ſubjektive Betätigung: Die Forderung
be=
tont, daß es ſich hier um ein Produzieren handelt, das, obwohl es
im Ich ſeinen Urſprung hat dennoch geſetzmäßigen Bedingungen
unterſteht, und das die Schülerinnen befähigen ſoll, auch ſpäter in
Situationen fertig zu werden, für die kein Rezept zur Verfügung
ſteht. — In zwei weiteren Vorträgen ſprach Frau Direktarin
Thiele noch über Koſtümkunde.
Die Vorſitzende des Vereins, Fräulein Blaß, behandelte die
unterrichtliche Geſtaltung der Warenkunde und gab den
Teil=
nehmerinnen des Kurſus dabei Gelegenheit, praktiſche
Unter=
ſuchungen an textilem Material ſelbſt vorzunehmen. Nach
verſchie=
denen Geſichtspunkten wurde an Hand von Gegenſtänden, die im
Seminar gearbeitet waren, die Frage der zeitgemäßen und
ge=
ſchmackvollen Wäſcheherſtellung geklärt. Auch der
Bildungs=
wert dieſer beiden Fächer wurde eingehend erörtert.
Die Zahl der Teilnehmerinnen erhöhte ſich weſentlich
wäh=
rend des Kurſus. Als beſonderer Erfolg iſt die Gründung einer
Arbeitsgemeinſchaft anzuſehen, durch die die dauernde
Verbindung mit dem Seminar gewahrt bleiben ſoll. Im nächſten
Jahr ſoll auf Wunſch der Teilnehmerinnen ein Fortbildungskurſus
für das Fach „Hauswirtſchaft” ſtattfinden.
Wiukerhilfe.
Die Winterhilfsküche Nr. 2, ſeither in der Beſſunger
Mädchen=
ſchule, Beſſungerſtraße, wird morgen nach dem Orangeriehaus in
ſchöne, geſunde, luftige Räume verlegt.
Hast Du schon für die
Winterhilfe gegeben?
Ferner können wir heute ſchon mitteilen, daß die Gründung
einer neuen 5. Küche in der Liebfrauenſtraße 50 im Laufe nächſter
Woche erfolgt. Es iſt dadurch wieder möglich geworden, einer
gro=
ßen Anzahl von Perſonen gutes Eſſen abzugeben, wodurch weitere
Not gelindert werden kann.
Im Inventur=Ausverkauf!
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Wanderklub Falke 1916. 1. Wanderung im neuen
Wanderjahr. Vormittags 8 Uhr verſammelte ſich am
Ver=
kehrsbüro eine ſtattliche Zahl wanderfroher Menſchen. Die Strecke
bis Seeheim wurde mit dem Omnibus zurückgelegt. Von dort
be=
gann der Marſch durch Feld und Wald, am Ernſt=Ludwigs=Tempel
vorbei, nach Frankenhauſen. Unterwegs bot ſich eine herrliche
Fernſicht auf die umliegenden Gebirgszüge. Vor allem feſſelte die
ſchneebedeckte Neunkircher=Höhe das Auge der Wanderer. Es war
eine Erinnerung an die kurze Dauer der Winterfreuden. Bei der
Frühſtücksraſt in Frankenhauſen, die ſich, bedingt durch urgemütliche
Stimmung, entgegen dem Vorſehen der Führer längere Zeit
aus=
dehnte, wurde den Führern, den Herren K. Ballweg und H. Appel,
durch den Vorſitzenden Dauven, der Dank der Wanderſchar
ausge=
ſprochen für ihre mit viel Liebe und Verſtändnis vorbereitete Tour.
Weiter ging es auf der Hohen Straße über den Hohe=Rothberg,
Breitenſtein und Silberberg nach Ober=Ramſtadt. Hier kehrten
wir im Gaſthaus „Zum Adler” ein, wo die Mittagsraſt ſtattfand.
Friſch, geſtärkt wurde der Marſch über das Forſthaus „Eiſerne
Hand” angetreten und die Wanderung gegen 5. Uhr am
Darm=
ſtädter Flugplatz beſchloſſen.
Arken der Auslegung.
Vortragsabend in der Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen
Gymnaſiums.
Als erſter Redner im neuen Jahr ſprach Freitag im gewohnten
Rahmen Univerſitätsprofeſſor Dr. Doruſeiff (Greifswald) über
das Thema: „Die Arten der Auslegung”. Nach
einlei=
tenden Begrüßungsworten des ſtellvertretenden Vorſitzenden, Prof.
Dr. Büchner, der auf die Bedeutung von Schule und
Wiſſeu=
ſchaft gerade für unſere Zeit hinwies, führte der Vortragende etwa
folgendes aus: Wenn ſchon unſer alltägliches Leben ein
fortge=
ſetztes Interpretieren oder Auslegen von Worten und Handlungen
unſerer Mitmenſchen enthält, ſo gewinnt die Interpretation ihre
eigentliche Bedeutung für das Auslegen von Schriften, die aus
irgendwelchen Gründen (zumeiſt erſt für die Nachwelt) eine
vor=
bildliche, autoritative Geltung erlangt haben. Auslegung
in dem ſtrengen Sinne, daß ſolche Texte eigentlich nur Richtiges
und menſchlich Erſtrebenswertes enthalten dürfen, iſt natürlich
ein Produkt vorwiegend autoritätsgläubiger Zeiten, während ſich
z. B. unſere heutige Interpretation viel freier bewegt. Redner
unterſcheidet nun eine Anzahl von Typen oder allgemeinen
Rich=
tungen der Auslegung, von denen man die erſte launigerweiſe die
„Gewittermythologie” nennen könnte, weil ſie alles auf
Natur=
vorgänge bzw. =ſymbole deuten will. In dieſer Weiſe ſuchten
ſchon im Altertum Theagenes v. Rhegion, Anaxagoras u. a. die
homeriſchen Dichtungen zu erklären; Agamemnon erſcheint da als
Aether, Achilleus als Sonne, Hektor als Mond uſw. Aehnlich
phan=
taſtiſch verfuhren Philo v. Alexandria und ſeine Nachfolger bei
der Auslegung des Alten Teſtaments.
Ebenſo beliebt vom alten Aegypten durch alle Zeiten hindurch
iſt der Typ der moraliſchen Auslegung; wie ſeltſam mutet
ſie uns heute etwa in der Form einer Gottſchedſchen Homerdeutung
des 18. Jahrhunderts an! Auch zahlreiche Gedichte von Schiller
und Goethe ſind nicht denkbar ohne eine ſtark ſymboliſierende
My=
thologie. Beſonders gepflegt wurde dieſe Methode von den
Neu=
platonikern, deren Deutung z. B. der Aenäis des Vergil als der
Menſchenſeele und ihrer Erlebniſſe noch in Dantes Schriften
nach=
wirkt. Verſchieden davon iſt die „aktualiſtiſche” Auslegung,
die Nutzanwendung von Texten auf gegenwärtige Dinge. So fußt
die mittelalterliche Staatslehre zum Teil auf der Bibelſtelle
(Lukas) von den 2 Schwertern, die in Petri Hand gegeben ſind;
auch das Zinsverbot beruht auf einer ſolchen Deutung des Worts:
„Leiht, ohne etwas zu hoffen!” Im übrigen ſind das ſpäte
Alter=
tum und das Mittelalter ſoweit gegangen, verſchiedene
Aus=
legungsarten zu verbinden und Texte gleichzeitig nach 3—4fachem
Sinn zu erklären
Nach einer ſcharfſinnigen Darlegung der
Auslegungs=
mittel (Ueberſetzungen, Etymologie Zahlenſpekulation uſw.)
bezeichnet der Vortragende die philologiſch=hiſtoriſche
Interpretation als den uns heute vorwiegend gemäßen Typ. Bei
ihr ſucht man vor allem das Werk aus der Umwelt des Autors,
Zeitgeſchichte und ſonſtigen literariſch=künſtleriſchen
Vorbedingun=
gen zu erklären. Vergleiche im weiteſten Sinne zu ziehen. Ein
Extrem dieſer Richtung ſind freilich die Rationaliſten, von denen
z. B. im Altertum Euhemeros v. Meſſena die Göttergeſchichte als
Niederſchlag wirklicher hiſtoriſcher Geſchehniſſe erklärte (u a.
er=
ſcheint hier Zeus als König v. Kreta). Alle erwähnten Methoden
der Interpretation reichen jedoch nicht aus, um die Wirkung echter,
großer Kunſt erſchöpfend zu erklären. Solche Kunſtwerke führen
gewiſſermaßen ein eigenes, von ihrem Schöpfer losgelöſtes Daſein,
und jede Zeit hat das Recht, ihnen immer neue Seiten
abzuge=
winnen, ſich neue Idole zu errichten (man denke z. B. an
Neube=
wertungen in der Malerei). Dem Bedürfnis der Zeit muß jedoch
ſtets echte vergleichende Wiſſenſchaft helfend zur Seite ſtehen. Mit
dieſer Forderung ſchloß Redner ſeine weitgeſpannten intereſſanten
Ausführungen, für die er reichen Beifall der Zuhörer fand. B.
Heute Vortrag Kaplan Fahſel! Wir weiſen nochmals auf
den heute, Dienstag, abends 20 Uhr, im Städt. Saalbau
ſtatt=
findenden Vortrag von Kaplan Fahſel über, Konnersreuth” hin.
Karten in der Buchhandlung Schlapp, Schulſtraße 5. und an der
Abendkaſſe.
Der Bund der techniſchen Angeſtellten und Beamten. O.=V.
Darmſtadt, hielt ſeine Jahreshauptverſammlung ab. Nach
ein=
gehender Begrüßung der gut beſuchten Verſammlung gab der
1 Vorſitzende, Kollege Gisbert, einen ausführlichen Bericht über
die Tätigkeit des Vorſtandes im verfloſſenen Jahre. Einſtimmig
wurde dem Vorſtand für die in der jetzigen Wirtſchaftskriſe
auf=
tretende erhöhte gewerkſchaftliche Arbeit Entlaſtung erteilt. Der
ſeitherige Vorſtand wurde wiedergewählt, mit Ausnahme des
Kaſ=
ſiers, der aus beruflichen und geſundheitlichen Gründen ſein Amt
an einen jüngeren Kollegen abgab. Dankesworte ſeitens der
Kaſ=
ſenprüfer legten Zeugnis ab von der gewiſſenhaften und
auf=
opfernden Tätigkeit. Zu erwähnen iſt, daß ſämtliche Mitglieder
des Vorſtandes ihre Funktion ehrenamtlich ausüben. In der
Bil=
dungsarbeit war der Bund im Jahre 1931 rege tätig. Zahlreiche
Vorträge, zum Teil mit Lichtbildern, ſowie Beſichtigungen
wur=
den durchgeführt. Der zahlreiche Beſuch dieſer Veranſtaltung
zeigt, daß der Vorſtand auch in dieſer Hinſicht richtig gearbeitet
hat. Nach einer längeren Ausſprache über innere Angelegenheiten
und einer Mahnung an die Mitglieder, beſonders in dieſer
ſchweren Zeit zuſammenzuſtehen und nicht zu verzweifeln, ſchloß
der 1. Vorſitzende in ſpäter Abendſtunde die Verſammlung.
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Seife 6 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 12. Januar 1932
Die Beitragsleiſteung zur Invalidenverſicherung
für Hausgehilfen und =Gehilfinnen.
Nachdem der Wert der Sachbezüge (Koſt, Wohnung, einſchl.
Heizung und Beleuchtung) ab 1. 1. 1932 für die Stadt Darmſtadt
und die Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt einheitlich auf
1,50 RM. täglich feſtgeſetzt worden iſt, tritt auch eine Aenderung
in der Beitragsleiſtung zur Inwalidenverſicherung ein. Es ſind
für dieſe Verſicherten vom 4. 1. 1932 ab an
Invalidenverſicherungs=
beiträgen wöchentlich zu zahlen:
A. In der Stadt Darmſtadt.
1. Wenn die Beitragsanteile zur Sozialverſicherung (Kranken=,
Invaliden= und Arbeitsloſenverſicherung) anteilmäßig vom
Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer getragen
werden:
bei einem Monatslohn
bis 32,50 RM.
über 32,50 „ bis 58,50 RM.
84,50
„ 58,50
„ 110.50
„ 84,50
„ 110,50
Lohnklaſſe
III zu 90 Pfg.
„ 120 „
150
„ 180
VII „ 200 „
2. Wenn der Arbeitgeber ſich dem Arbeitnehmer gegenüber
ver=
pflichtet hat, die Beiträge zur Sozialverſicherung in voller Höhe
allein zu tragen,
1. Wenn die Beitragsanteile zur Sozialverſicherung (Kranken=
Invaliden= und Arbeitsloſenverſicherung) anteilmäßig vom
Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer getragen
werden:
bei einem Monatslohn
bis 32,50 RM.
Lohnklaſſe III zu 90
Pfg=
über 32,50 „ bis 58,50 RM.
TV „ 120
„ 84,50
„ 58,50
150
180
„ 84,50
„ 110,50 „
VII „ 200
„ 110,50
2. Wenn der Arbeitgeber ſich dem Arbeitnehmer gegenüber
ver=
pflichtet hat, die Beiträge zur Sozialverſicherung in voller Höhe
allein zu tragen,
bei einem Monatslohn
bis 25,05 RM.
über 25,05 „ bis 49,35 RM.
72.00
„ 49,35 „
„ 96,75 „
„ 72.00 „
„ 96,75 „
Lohnklaſſe, III zu
UIL.
90 Pfg=
200 „
* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Nahezu acht Stunden verhandelt das
Bezirksſchöf=
fengericht am Montag gegen einen 28jährigen
ehe=
maligen Angeſtellten des
Oberverſicherungs=
amtes wegen Betrugs und Urkundenfälſchung. Der junge
Mann, der ſeit 1927 auf dem Oberverſicherungsamt angeſtellt war,
wird beſchuldigt, in verſchiedenen Fällen aus Gefälligkeit
Bekann=
ten ihre Invalidenkarten, bei denen teilweiſe die Antwartſchaft
ſchon erloſchen war, wieder in Ordnung gebracht zu haben, indem
er ohne Wiſſen dieſer Leute, von alten Invalidenkarten, die ihm
anſcheinend im Keller des Amtes liegend, leicht zugänglich waren,
die alten Marken abriß und ſie auf die anderen Invalidenkarten
klebte. Von den Leuten ließ er ſich dann den regulären Wert
ganz oder teilweiſe erſtatten. So kam durch dieſe Manipulationen
z. B. eine 48jährige Frau in den Anſpruch einer Rente, die ihr
nun, da ſie rechtskräftig wurde, zeitlebens ausbezahlt werden muß.
Ein andermal klebte er einem Arbeitgeber, der jahrelang für
einen Arbeiter nicht geklebt hatte, auch alte Marken nach und
verwendete das Geld — 132 Mark — für ſich.
Einem Werkſtudenten der unnötigerweiſe Marken geklebt
hatte, regelte er die Rückerſtattung, klebte aber noch eine ganze
Reihe Marken dazu und ließ ſich ſpäter das vom
Verſiche=
rungsamt dafür überwieſene Geld unter allen möglichen
ſchwin=
delhaften Angaben von dem Studenten zurückgeben. In 15—16
Fällen fälſchte er Rentenberechnungen, indem er die
Zahlungs=
genehmigungen auf 3—4 Jahre weiterdatierte. Heute behauptet
er, er habe das getan, um die Akten loszuwerden, er ſei ſo mit
Arbeit überlaſtet geweſen. Auffallend iſt auch, daß er auf ſeinen
eigenen Karten 2 M. wöchentlich klebte. Es kann ihm jedoch hier,
wie in einigen anderen Fällen nichts Strafbares nachgewieſen
werden. Nach annähernd dreiſtündiger Beratung verurteilt ihn
das Gericht wegen fortgeſetzter Urkundenbeſchädigung in
Tateinheit mit Diebſtahl, wegen fortgeſetzter
Urkundenfäl=
ſchung in Tateinheit mit Betrugsverſuch und wegen
fort=
geſetzter Verwendung alter Invalidenmarken in Tateinheit mit
Betrug zu insgeſamt einem Jahr und ſechs Monaten
Gefängnis. Vier Monate Unterſuchungshaft werden
ange=
rechnet. Die Hauptſchwierigkeit beſtand darin, feſtzuſtellen, ob der
Angeklagte als Beamter zu gelten habe; dann hätte das Gericht
ihn nach dem Antrag des Staatsanwalts zu Zuchthaus verurteilen
müſſen. Das Gericht verneint jedoch ſeine Beamteneigenſchaft.
Erſchwerend ſind jedoch ſeine Großmannsſucht, ſeine Lügen, die er
ſtändig in der Vorunterſuchung und in der Verhandlung
aufge=
tiſcht habe, und die höchſt unſympathiſche Art, mit der er alle
Schuld von ſich auf ſeine Kollegen gbzuwälzen verſuchte. Der
An=
geklagte nimmt das Urteil an, die Staatsanwaltſchaft will
Beru=
fung verfolgen.
Goethe=Vorleſungen an der Volkshochſchule. Der dritte
Teil der Goethe=Vorleſungen, die Dr. Wauer anläßlich des
Goethejahres an der Volkshochſchule hält, beginnt am Dienstag,
den 12. Januar, im Saal 236 der Techniſchen Hochſchule.
Anmel=
dungen ſind an die Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule
Mathilden=
platz 17, zu richten — Unſere Mitglieder erhalten für die
Vor=
ſtellungen „Nina” und Carmen” am Dienstag und
Mitt=
woch für Vortrag Edſchmid am Donnerstag Karten zum
er=
mäßigten Preis in unſerer Geſchäftsſtelle.
— Odenwaldklub. Nach dem Ableben des Herrn Bergmann,
haben andere Klubfreunde den Verkauf der Karten für die
Fünf=
zigjahrfeier übernommen, wie aus der heutigen Anzeige zu erſehen
iſt. Das Jubiläum des großen Heimatvereins, verbunden mit der
Auszeichnung der Getreuen, hat hervorragende Künſtler
veran=
laßt, ſich in den Dienſt des Klubs zu ſtellen. Der Abend bietet
einen Feſtakt, Bunte Bühne und Tanz. Eintritt für Mitglieder
1 Mark, für Nichtmitglieder 2 Mark.
Sektion Darmſtadt des Deutſch. und Oeſterr. Alpen=Vereins.
Freitag, den 15. Januar, ſpricht Herr Dr. K. Faber an Hand von
Lichtbildern über botaniſche Wanderungen an der Bergſtraße. Aus
der winterlichen Pracht des Hochgebirges werden wir hinunter
geführt in die blühenden Hochalpentäler. Von da ſteigen wir
hinab an die Hänge unſerer Bergſtraße. Hier erleben wir das
Blühen in den heimatlichen Bergen von Frühling bis zum
Spät=
ſommer. Wir gewinnen Einblick in das Leben unſerer Wälder,
Wieſen, der buntfarbigen ſonnigen Hänge und deren Bewohner uns
in bunten und einfarbigen Bildern, in ihrer Farbenfreudigkeit
und Formenreichtum vor Augen geführt werden. Die Mitglieder
der Sektion Starkenburg und eingeführte Gäſte ſind willkommen.
Verein für das Deutſchtum im Ausland. Die Mitglieder
werden aufmerkſam gemacht auf den am nächſten Freitag, 20 Uhr,
im Saal 138 der Techniſchen Hochſchule ſtattfindenden Vortrag, den
der frühere Direktor des Wiener Burgtheaters Max von
Mil=
lenkovich auf Veranlaſſung des Deutſchen Sprachvereins hält
Der bekannte Forſcher ſpricht „Ueber den deutſchen Geiſt
in der öſterreichiſchen Literatur”. Eintritt frei.
Petrusgemeinde (Männervereinigung und Sterbekaſſe.) Die
Hauptverſammlung der Männervereinigung findet am
Donners=
tag, den 19 Januar abends 8,30 Uhr, im Gemeindehauſe ſtatt. Zu
derſelben ſind alle Mitglieder herzlich eingeladen. Anträge ſind
ſpäteſtens 3 Tage vorher ſchriftlich bei dem 1. Vorſitzenden, Herrn
Oberreallehrer Frank, Hermannſtr. 19, einzureichen. An demſelben
Abend findet vorher um 8 Uhr die Hauptverſammlung der
Ster=
bekaſſe im Gemeindehauſe ſtatt. Zu derſelben ſind nur die
Mit=
glieder der Sterbekaſſe (Männer und Frauen) eingeladen.
— Eliſabethenſtift. Eine große Freude bereitete der
Mund=
harmonikabläſerchor der Waldkolonie den Schweſtern Kranken und
Alten des Stifts am Sonntag nachmittag. Unter ſachkundiger
Lei=
tung kamen Choräle, Volkslieder, Marſche und für die Kleinen
Kinderlieder zum Vortrag, Alle Zuhörer waren begeiſtert,
Die Lage der Landwirtſchaft im Oezember 1931.
Nach Berichten deutſcher Landwirtſchaftskammern.
Wo bleiben Maßnahmen gegen das vernichtende Abgleiten der Preiſe
für Veredlungserzeugniſſe? — Die Landwirtſchaft geht in Wettbewerb
zum Zwiſchenhandel zum Eigenverkauf an den Verbraucher über. —
Tragende Kühe und Sauen auf dem Schlachtviehmarkt. — Immer ſtärkere
Bedeutung der Erzeugung wirtſchaftseigenen Futters. — Scharfer
Rück=
gang des Ankaufs von Düngemitteln, Saatgut und Maſchinen.
Lie Lage der Landwirtſchaft im vergangenen Jahr wird dadurch
ge=
kennzeichnet, daß die Agrarnot imOſten jetzt auch in vollem
Umfange auf den bäuerlichen Weſten
übergegrif=
fen hat. An dieſer Tatſache können die landwirtſchaftlichen
Beſtim=
mungen der Notverordnung ſolange nichts ändern, wie die Preiſe für
Veredlungserzeugniſſe zum Teil beträchtlich unter den Vorkriegspreiſen
liegen, während die Preiſe für landwirtſchaftliche Bedarfsgüter noch
immer weit über den Friedenspreiſen liegen. Der Landwirtſchaft muß
jedes Verſtändnis dafür fehlen, daß man ſeit einem Jahr
handelspoli=
tiſch aber auch gar nichts getan hat, um der erſchütternden
Abwärts=
bewegung der Preiſe für die ſog. Veredlungserzeugniſſe
entgegen=
zutreten. Es kommt hinzu, daß ſich allenthalben die
Kreditmöglich=
keiten weſentlich verſchlechtert haben. Die Befürchtung
einer völligen Zerrütung der Kreditverhältniſſe hat viele Landwirte
davon abgehalten, das Verfahren zur Sicherung der Betriebe zu
bean=
tragen.
Infolge der Schwierigkeit, Betriebskredite zu erhalten, und der
anormal niedrigen Preiſe ſind die Bargeldmittel ſo gering, daß die
Steuern oft geſtundet werden müſſen bzw. nur zögernd
be=
zahlt werden können. Zuſätzliche Steuern, wie die Bürgerſteuer, zu
der auch die beſchäftigten Kinder herangezogen werden, werden als
be=
ſondere Härte empfunden.
Durch die Verſchlechterung der Lage der Landwirtſchaft iſt es zu
zahlreichen Streitigkeiten zwiſchen Pächtern und Verpächtern gekommen.
die darauf hinauslaufen, die Pachten zu ſenken. Im Bezirke
eines landwirtſchaftlichen Hauptvereins in Hannover liegen allein 200
bis 300 Anträge auf Pachtermäßigungen vor. Im Rheinland wird bei
Neuverpachtungen grundſätzlich 10—20 v. H. weniger gezahlt.
Der Stand der Winterſaaten iſt verhältnismäßig
gut und hat meiſt noch nicht unter den kurzfriſtigen, aber ſtarken
Witterungsſchwankungen gelitten. Die Feldarbeiten machten
gute Fortſchritte. Die Druſchergebniſſe des Getreides gaben
ſtellenweiſe zu Enttäuſchungen in bezug auf Menge und
Güte Anlaß.
Die ernſte Lage der Landwirtſchaft leitet ſich in erſter Linie von den
außerordentlich niedrigen Preiſen für
Veredlungserzeug=
niſſe ab. Schwere Bullen und fette Kühe ſind z. T. unverkäuflich.
Dasſelbe gilt für andere Veredlungerzeugniſſe, insbeſondere ſolche
min=
derer Güte. Da die Handelsſpannen im Gegenſatz zu den
Erzeuger=
preiſen nicht geſunken ſind, ſind in vielen Gebieten des Reichs die
Land=
wirte dazu übergegangen, ſelbſt zu ſchlachten, um Fleiſch und andere
Erzeugniſſe unmittelbar an den Verbraucher abzuſetzen. In Städten,
in denen die Beſtrebungen einen größeren Umfang angenommen haben —
beſonders im Weſten — ſind Preisunterbietungen an der Tagesordnung.
Entſprechend dieſen Verhältniſſen geſtaltete ſich die Erzeugung und
der Abſatz von Vieh. Als erträglich konnte in den
Hauptzucht=
gebieten noch der Abſatz von ſtarken Kaltblutfohlen
be=
zeichnet werden. Aus dieſem Grunde war beiſpielsweiſe im Rheinland
die Bedeckung von Kaltblutſtuten B8 Prozent höher als im Vorjahre,
ein Prozentſatz, der wohl etwas über das wirtſchaftlich gerechtfertigte
Maß hinausſchießen dürfte. Dagegen war die Lage auf dem
Vieh=
markt geradezu vernichtend. Sie wird in
Nordweſtdeutſch=
land dadurch gekennzeichnet, daß tragende Kühe auf den Schlachtviehmarkt
gebracht wurden. Verſchiedene Gebiete klagen über einen nicht
unerheb=
lichen Erzeugungsrückgang an Molkereierzeugniſſen. In Schleswig=
Polizeibericht.
Diebſtähle. In der Nacht vom 5. zum 6. 1. 32 wurde in einer
Wurſtküche einer Metzgerei in der Liebfrauenſtraße ein Einbruch
verübt und zirka 1 Zentner am Tag zuvor gemachte Leberwurſt
geſtohlen. Der Täter iſt durch ein abgeſperrt geweſenes
Oberlicht=
fenſter in die Wurſtküche eingedrungen. Für Anhaltspunkte
hin=
ſichtlich des Diebſtahls wird eine gute Belohnung zugeſichert.
Aus einem Garten in der verlängerten Pankratiusſtraße
wurde in der Nacht vom 31. 12. 31 zum 1. 1. 32 ein grauer
männ=
licher Zuchthaſe (Chinchillahaſe) geſtohlen. Sachdienliche Angaben
werden bei der Krim.=Abteilung Hügelſtraße 31/33,
entgegenge=
nommen. — Aus einer Bauhütte am Darmbach, nächſt dem
Flugplatz, wurde ein Plattofen geſtohlen. — Im
Hallen=
ſchwimmbad wurde am 6. 1. 32 nachm. zwiſchen 5 und 6 Uhr
einem Badegaſt ein Geldbetrag von 6 RM. und am 7. 1. 32
zwi=
ſchen 5 und 6 Uhr nachm. einem anderen Badegaſt ein Geldbetrag
von 80 RM. geſtohlen. — Aus einer unverſchloſſenen
Wohnung eines Geſchäftsmannes in Darmſtadt wurde ein
Cutawayanzug aus ſchwarzem Marengoſtoff geſtohlen. Der Anzug
war im Vorplatz des betreffenden Hauſes aufgehängt. — Am 27.
12. 31 wurde aus einem Reſtaurant in der Nähe des Hauptbahnhofs
ein dunkelbrauner Herrengarbadinemantel mit Ringsgurt
geſtoh=
len. Innen iſt der Mantel mit blauweißem Futtertuch gefüttert.
Unter dem Aufhänger iſt die Firmenbezeichnung „Stegmüller”=
Darmſtadt angebracht. In den Manteltaſchen ſtecken ein Paar
braune Lederhandſchuhe und ein graues Cachenez. — Am
Mitt=
woch, den 6. 1. 32 zwiſchen 7.45 und 8 Uhr, wurde vor der
Haus=
türe des Hauſes Lucasweg 23 einem Milchhändler eine
Milch=
kanne mit etwa 7 Liter Milch geſtohlen. Die Kanne war von dem
Milchhändler dort abgeſtellt und während er in dem genannten
Hauſe Milch gemeſſen hat, geſtohlen worden. — Perſonen die
irgendwelche Angaben machen können, werden gebeten. bei der
Kriminalpolizei, Hügelſtr. 31/33,. Zimmer 2, vorzuſprechen.
Wieder=
holt werden die Schwimmbadbeſucher darauf hingewieſen, daß
Wertſachen, insbeſondere Geld, von der Schwimmbadverwaltung
unentgeltlich aufbewahrt werden.
Das Helia=Theater zeigt ab heute ein neues großes
Luſt=
ſpiel. Lügen auf Rügen” nach dem gleichnamigen Roman von
Dolly Bruck, in dem die beſte deutſche Komiker=Garde u a. Ralph
Arthur Roberts, Paul Hörbiger, Otto Wallburg. Maria Solveg
und Jul. Falkenſtein. mitwirkt. — Wunderbare Bilder der
Oſtſee=
küſte von Rügen umrahmen die luſtige Handlung. Dazu das
hervorragende Beiprogramm.
— Im Union=Theater läuft unter unvermindertem Andrang
der ſenſationelle Richard Eichberg=Tonfilm „Der Draufgänger”.
In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man auf wenige Tage in
Neuaufführung den gewaltigen Fritz=Lang=Film „M”.
Lokale Beranfkalkungen.
Die hierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil.
—BlauesKreuz. Vom 12. bis 14. Januar hält der
Reiſe=
ſekretär des Blauen Kreuzes Herr Tuſchhoff, über die Arbeit des
Blauen Kreuzes drei Vorträge in der Stadtmiſſion. Mühlſtr. 24.
—Sportplatzreſtaurant und Café am
Böllen=
falltor. Heute. Dienstag abend, findet ein großer bunter Abend
ſtatt. Für gute Stimmung ſorgt die Kapelle Willi Bahr. Morgen
nachmittag der beliebte Kaffee= und Kuchentag, (Siehe Anzeige.)
Aus den Parkeien.
Deutſch=nationale Frauengruppe.
Donners=
tag, den 14. Januar, nachmittags 4 Uhr, wollen wir uns zum
erſten=
mal im neuen Jahr, im Saal bei Sitte wieder zuſammenfinden!
Zu unſerer großen Freude wird Frau Profeſſor Heräus=
Offen=
bach kommen und über das Thema: „Wirkliche Abrüſtung?”
ſpre=
chen Ebenſo dringend wie herzlich werden unſere Frauen um
voll=
zähliges Kommen gebeten. Auch die Mitglieder unſerer
Orts=
gruppe, ſowie Gäſte und Freunde unſerer Partei herzlich
will=
kommen.
Tageskalender für Dienstag, den 12. Januar 1932.
Lichtſpiel=Theater: Union=Theater: Der Draufgänger”;
Helia=Lichtſpiele: „Lügen auf Rügen”; Palaſt=Lichtſpiele: „Das
— Städt. Saalbau abends 8 Uhr:
geheimnisvolle 10.
Kaplan Fahſel ſpricht über „Konnersreuth” — Verein
Deutſch. Ingenieure, abends 20,15 Uhr, Saal 326 Techn.
Hochſchule: Vortrag von Herrn Prof. Dr.=Ing. Voigt über „
Er=
fahrungen mit Großkälteanlagen” — Konzerte:
Rhein=
gauer Weinſtube, Café Oper, Schloßkeller, Perkea.
Holſtein war die Milchanlieferung und Buttererzeugung nach Anfrage
in Molkereien im Dezember um 15—25 Prozent geringer als in der
gleichen Zeit des Vorjahres. Infolge der ſchlechten Preiſe für
Molkerei=
erzeugniſſe erfolgen auch vielfach Austritte aus Kontrollvereinen, die
oft zuſammengelegt werden mußten. Im Rheinland iſt man aus
Er=
ſparnisgründen in vielen Fällen von einer zwei= auf eine
dreiwöchent=
liche Milchkontrolle übergegangen. Hierdurch läßt ſich u. a. auch der
Er=
zeugungsrückgang zurückführen, der aber in erſter Linie eine Folge des
ſtark verringerten Ankaufs von Kraftfuttermitteln iſt. Allenthalben
werden infolge des Geldmangels große Anſtrengungen gemacht, das
Vieh weitgehend mit wirtſchaftseigenen Futtermitteln zu ernähren,
Grünlandflächen, Futterkonſervierung und alle möglichen
Erſatzfutter=
mittel ſpielen infolgedeſſen eine ſteigende Rolle in der Landwirtſchaft.
Der Schweinemarkt zeigt ein ähnliches Bild. Schleswig=Holſtein
berichtet von häufigen Reklamationen über zu Schlachtzwecken verkaufte
tragende Sauen, was auch in anden Gebieten beobachtet werden konnte.
Eine zu ſtarke ruckweiſe Einſchränkung des Schweinebeſtandes birgt für
die zweite Hälfte dieſes Jahres große Gefahren für die Landwirtſchaft
in ſich. Trotz weiter um ſich greifender Kenntnis über die Cyklen des
Schweinepreiſes ſind die Landwirte durch die Not gezwungen, Eingriffe
in die Subſtanz vorzunehmen, woraus ſich bei dem derzeitigen Tempo der
Einſchränkung eine zu große Verringerung des Schweinebeſtandes für
Ende dieſes Jahres ergeben kann.
Der Abſatz von Gemüſe ließ ebenfalls zu wünſchen
übrig. Während Zwiebeln und ſtellenweiſe auch Dauerkohl zu
an=
nehmbaren Preiſen untergebracht werden konnten, war anderes
Winter=
gemüſe und Wurzelgemüſe ſchlecht zu verwerten. Gewiſſe Gebiete klagen
beſonders über den Abſatz von Roſenkohl, deſſen Anbaufläche ſtark
zu=
genommen hat. Der Bau von Vorkeimhäuſern im Rheinland läßt auf
einen größeren Anbau von Frühkartoffeln in dieſem Jahre ſchließen.
Der Weinabſatz hat ſich etwas gebeſſert, doch liegen die
Preiſe ſo niedrig, daß an eine Wiederherſtellung der Rentabilität nicht
zu denken iſt. Der 1931er Jahrgang hat ſich im Rheinland gut
ent=
wickelt und wird ein kerniger, kräftiger Mittelwein, deſſen Spitzen weit
über dem Durchſchnitt ſtehen.
Beſonders ernſt iſt die Lage auf dem Holzmarkt.
Das gilt im beſonderen für den Nadelholzmarkt und die minderen
Qualitäten von Laubholz, Birken und Erlen waren ſtellenweiſe beſſer
unterzubringen. Der Einſchlag erfolgt nur in engſten Grenzen
Der Preisſturz für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe hat eine derartige
Geldknappheit hervorgerufen, daß die Eindeckung mit
Bedarfs=
gütern, insbeſondere mit Saatgut, Düngemitteln und Maſchinen, eine
bedenkliche Einſchränkung erfahren hat. Stellenweiſe iſt die ſtarſe
Zurückhaltung darauf zurückzuführen, daß auf eine Senkung der Preiſe
gewartet wurde. In vielen Betrieben werden jedoch bedeutend weniger
Düngemittel gekauft als bisher. Die Minderverſorgung mit
Düngemit=
teln im Herbſt kann nur dann im Frühjahr zu einem Teil wieder
wett=
gemacht werden, wenn der Verkauf von Düngemitteln zu beſonders
ün=
ſtigen Bedingungen erfolgt. Man muß ſich darüber klar ſein, daß die mit
einer Einſchränkung des Düngemittelverbrauchs verbundene Minderernte
eine große Gefahr für die Sicherſtellung der Ernährung des deutſchen
Volkes bedeutet.
Nach Erledigung der Herbſtarbeit ſind nicht nur die normalerweiſe
überfälligen Arbeitskräfte, ſondern auch vielfach ſtändige
Ar=
beitskräfte entlaſſen worden. Die Bezahlung der noch
be=
ſchäftigten Arbeitskräfte erfolgt oft unter Tarif. Die Tarife ſind zu einem
großen Teil gekündigt worden. In vielen Fällen hat auch die Belaſtung
durch die faſt untragbare Sozialverſicherung zu über dem Rahmen des
Nötigen liegenden Kündigungen geführt.
Der außerordentliche Ernſt der Lage der Landwirtſchaft iſt nach wie
vor im weſentlichen durch das noch ſtärker gewordene Mißverhältnis
zwi=
ſchen Preiſen für Erzeugungsmittel und Erzeugniſſe begründet.
Aus Heſſen.
Dd. Arheilgen. 11. Jan. Liederzweig. In der am
Sonp=
tag nachmittag im Gaſthaus „Zum weißen Schwanen”
ſtattgefun=
denen Generalverſammlung des Geſangvereins Liederzweig wurde
der ſeitherige Vorſtand mit Ausnahme des 1. Schriftführers, der
ſein Amt niederlegte, wiedergewählt. Neugewählt wurde als erſter
Schriftführer Philipp Schmitt. — Die
Jahreshauptver=
ſammlung des Junglandbundes, Ortsgruppe
Arheil=
gen, wählte anſtelle des ſeitherigen 1. Vorſitzenden Karl Merlau,
der die Wiederwahl ablehnte, den Jungbauern Peter Völger zum
erſten Vorſitzenden. Zweiter Vorſitzender wurde Wilhelm Benz.
Zu Punkt Verſchiedenes wurde der Ausbau des neugepachteten
Reitplatzes an der Viehtrift beſchloſſen, um der
aufwärtsſtreben=
den Reitabteilung eine beſſere Uebungsgelegenheit zu verſchaffen.
F Eberſtadt. 11. Jan. Konzert des Geſangvereins
„Männerquartett Harmonie‟. Der Muſikverein
Edel=
weiß” leitete das Konzert mit dem Marſch von Blon: „Mit
Eichen=
laub und Schwertern” und der Ouvertüre zur Oper „Titus” ein.
Im Verlaufe des Abends bot der unter Leitung von Lehrer Knöß
ſtehende Chor des Vereins dem Publikum einen Strauß ſchöner
Lieder dar. Nach dem mächtig erſchallenden „Sängergruß” erklang
als erſter Chor „Abendfeier” von Attenhofer Podbertſky kam durch
die beiden Chöre „Wenig begehr ich im Leben” und „Tief iſt die
Mühle verſchneit”, Wengert durch den „Abendzauberſang” zu
Ge=
hör. Melodien von Silcher erklangen in den Liedern: „Treue
Liebe”, „Untreue”. „Ade‟, Friſch geſungen” und „s‟ Herz”,
Schu=
bert vernahmen wir in dem ſchönen Lied „Liebhaber in allen
Ge=
ſtalten‟. Die Darbietungen des Chores, der in der Reihe der
hieſigen Geſangvereine eine ſehr geachtete Stellung einnimmt,
hinterließen einen vortrefflichen Geſamteindruck. Als Mitwirkende
hatte der Verein die Darmſtädter Sängerin, Frau Elſe Orth=
Ewald (Mezzo=Sopran) gewonnen, die mit ihrem Geſang gut
gefiel und reichen Applaus erntete. Georg Pfeiffer, zum Chor
des Vereins gehörig, ſang mit ſeiner glänzend entwickelten
Bari=
tonſtimme zwei Lieder, damit ſtärkſten Beifall erzielend. Heinz
Smith und Willy Meyer, ebenfalls zwei Kinder unſerer
Stadt. ließen ſich vielverſprechend hören in dem Violinkonzert von
Bach — am Klavier Georg Pfeiffer der Aeltere — und dem Duett
(Andante) von Mozart. Aus den beiden Vorträgen ſprach tiefe
Wärme, ſtrahlende Innerlichkeit der beiden Künſtler. Ihnen wurde
beſonders lebhafter Beifall zuteil. Das Programm brachte zum
Schluß noch ein humoriſtiſches Terzett, das ſich betitelte „Das fidele
Gefängnis‟. Es wurde von Mitgliedern des Vereins geſpielt und
erregte große Heiterkeit.
F Eberſtadt, 11. Jan. 12 Liedertag. Trotz ſchwerer
Not=
zeit haben die örtlichen 7 Geſangvereine beſchloſſen, auch dieſes
Jahr einen örtlichen Liedertag abzuhalten. Es wird der
zwölfte örtliche Liedertag ſein, der dann unter gütiger
Mit=
wirkung des Muſikvereins „Edelweiß” am nächſten Sonntag den
17. Januar, nachmittags, im Saale „Zum Bergſträßer Hof” (Peter)
ſteigen wird.
G. Ober=Ramſtadt. 11. Jan. Verſchiedenes. Die Arbeiten
in der Gemeindeholzhauerei gehen ihrem Ende entgegen. Ein Teil
der Holzhauer iſt bereits entlaſſen worden. Mit der Verwertung
des Holzanfalles wird in Kurze begonnen. —
Holzverſteige=
rung. Das hieſige Forſtamt hält am Donnerstag, den 14. Januar,
vormittags 9.30 Uhr, in der Gaſtwirtſchaft Keller in Wembach
ſeine vierte Nutz= und Brennholzverſteigerung aus der Förſterei
„Koloniewald” ab. Näheres ſiehe Anzeige in Nr. 9 des D. T.
X. Dieburg, 11. Jan. Der 1. Odenwaldklub=
Ausflu=
führte von Reinheim aus, das mit der Bahn erreicht wurde, über
die Waldenſer Dörfer Hahn. Wembach, Rohrbach. Hier wurde
Frühſtücksraſt gehalten, während, der eine ſchnell einberufene
außerordentliche Mitgliederverſammlung beſchloß, am 50jährigen
Stiftungsfeſt der Darmſtädter Ortsgruppe teilzunehmen
und den Darmſtädter Odenwaldklub am 24. Januar in Groß=
Zim=
mern zu begrüßen. Die weitere Wanderung führte am Nachmittag
über Rodau zum hochragenden Schloß Lichtenberg hinauf, wieder
hinab ins Fiſchbachtal nach Groß=Bieberau und endlich zum
Aus=
gangspunkt Reinheim.
Br. Seckmauern, 11. Jan. Auf der Tagesordnung der
Ge=
meinderatsſitzung am Freitag abend ſtand die
Neu=
regelung der Gemeindebeamten=Gehälter. Da
jedoch das Kreisamt durch Verfügung das Gehalt des
Bürger=
meiſters auf 1200 Reichsmark jährlich feſtgeſetzt hat, ſo wurde
der Antrag geſtellt, daß das Kreisamt auch die anderen Gehälter
feſtlegen ſolle. Sobald dieſelben ebenfalls der Notlage der
Ge=
meinde entſprechend auf ein erträgliches Maß geſtellt würden,
ſo würde ſich ein Gemeinderatsbeſchluß erübrigen, anderenfalls
ſäter hierüber verhandelt werde
Dienstag, 12. Januar 1932
Sängerkagung des Gaues Darmftadi=Land
im Heſſiſchen Sängerbund.
Ak. Nieder=Ramſtadt. 11. Jan. Die in das Reſtaurant
Reh=
enger” in Darmſtadt einberufene Verſammlung der Chorleiter
n Vorſtände der dem Gau angeſchloſſenen Vereine war ſehr gut
geuicht. Der Vorſitzende des Gaues. Bürgermeiſtereiſekretär
euernagel zu Nieder=Ramſtadt nahm Gelegenheit, dem
ugeſchiedenen Gauchormeiſter, Herrn P. Vetter zu Pfungſtadt,
wegen Arbeitsüberlaſtung ſein Amt niederlegte. Worte des
emikes zu widmen für die Arbeit, die er dem Gau und der
ärngerſache widmete. Die Wahl des neuen Gauchormeiſters fiel
u Herrn A. Simmermacher=Darmſtadt. Zu ſeinem
Stellver=
irer wurde Herr Lehrer A. Born=Damſtadt beſtimmt, der bisher
1yun dem Gaumuſikausſchuß angehörte, Letzterer ſetzt ſich nunmehr
ummmen aus den beiden vorerwähnten Gauchormeiſtern, noch aus
er. Herren 1. H. Ormanns=Darmſtadt, 2. R. Metzner=
Darm=
got und 3. Lehrer Hofmann=Pfungſtadt. Alsdann trat man
r die Ausſprache über die zukünftige Geſtaltung der
Gauwer=
an gsſingen ein. Im allgemeinen wurde zum Ausdruck gebracht,
gi: man an dem bisher geübten Syſtem feſthalten ſolle. Als
ſiü ichtchor für das diesjährige, in Hahn bei Pfungſtadt
ſtatt=
uwende Gauwertungsſingen wurde der vom Muſikausſchuß des
ſfſ. Sängerbundes für das deutſche Bundesſängerfeſt in
Frank=
utt a. M. ausgeſuchte Chor „Volksgebet” von Janoſke
be=
inimt. Den Schluß der Sitzung bildete eine Ausſprache über die
iekeiligung der Gauvereine beim Maſſenchorſingen.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 11. Januar. Die
Geflügelausſtel=
ug des Geflügelzuchtvereins war ſehr gut beſchickt. Unter den
zahl=
ich ausgeſtellten Hühnerraſſen konnten die „Plymouth Rocks” und die
Soandotten (ſchwarz) als die beſten ausgezeichnet werden. Bei erſteren
elten G. W. Heil=Fr.=Crumbach und bei letzteren Joſt=Fr.=Crumbach
Kadel=Birkenau je einen Ehrenpreis. An Zwerghühnern waren faſt
I.. Raſſen vertreten. Unter den ausgeſtellten Stämmen ging als beſter
wor: Georg Vogel=Fr.=Crumbach mit Hamburger Silberlack. Sehr
Treich ausgeſtellt war auch Waſſergeflügel, unter welchen Ph.
Pfeifer=
ilbach mit Laufenten (weiß) und J. Treuſch=Bockenrod mit
Peking=
ihcen als die beſten ausgezeichnet wurden. An Tauben waren auch
h— viele Raſſen ausgeſtellt.
R. Kirch=Beerfurth i. Odw., 11. Jan. Am Dienstag iſt Herr
G. von hier ſpurlos verſchwunden. Nach einer mehrſtündigen
ſurhe durch die hieſige Behörde fand man ihn in einem
nahe=
eisegenen Fichtenſchlage, wo er ſeinem Leben durch Erhängen ein
nde gemacht hat. Ueber die Urſache des Selbſtmordes iſt man
n. Unklaren, zumal Herr A. G. in geordneten Verhältniſſen lebte.
Ba. Unter=Mofſau, 11. Jan. Lichtbildervortrag. Sonntag
bud hielt im Schulhaus Pfarrer Clotz einen ausgezeichneten
Miſſions=
irbtbildervortrag über „Indien‟. Dieſer Vortrag wird, wie das
ffmrramt mitteilt, am Montag in Güttersbach, am Dienstag in
Hütten=
hI. am Mittwoch in Ober=Moſſau, am Donnerstag in Steinbuch,
je=
eills um 8 Uhr abends, wiederholt.
Ag. Lindenfels, 11. Jan. Volksküche. Unſere am 15. Novem=
1930 eröffnete Suppenküche hat in der hieſigen Bevölkerung großen
Mklang gefunden und ſich in der kurzen Zeit ihres Beſtehens als ſehr
gensreiche Einrichtung erwieſen. Eine im Herbſt vorgenommene
usſammlung hat es möglich gemacht, die Küche einzurichten
we bis jetzt in Betrieb zu erhalten. Es wurden ſeither täglich 80—110
irer Suppe ausgegeben. Die Leitung der Küche hat die hieſigen
Ver=
ung zur Mithilfe aufgerufen und ſie gebeten, ſie durch Geldſpenden
nd erſtützen zu wollen.
Cf. Birkenau, 11. Januar. Noch in keinem früheren Jahr ſind ſo
errig junge Ortsbürger in den Genuß von Allmend und Losholz gelangt
dieſes Jahr. Drei Ortsbürger bekommen erſtmals Allmend zweiter
ſſe und drei erſtmals Losholz. Im Jahre 1930 gelangen 6
Orts=
yger in den Genuß eines Allmends und im Jahre 1929 ſogar 11. Im
eren Jahre bekamen ſogar 13 junge Ortsbürger erſtmals Losholz.
m Beerfelden, 11. Jan. Turneriſches. Auch die geſtrige
Gtröhliche Turnſtunde” zog wieder viel turnfreundliches
Publi=
uu an. Frau Willenbücher, als Leiterin, unterſtützt von Frl. L.
zmaner, verſtand es, in ſehr abwechſelungsreicher und dabei doch
ſisematiſch fortſchreitender und aufbauender Art das Ganze zu
ge=
alten. Marſch= und Lauf= mit Zwiſchenübungen, oft zum Takt
es Tamburins, auch zum Klang eines Liedes leiteten ein. Dann
vigten Sitz=, Liege= und Aufſtehübungen, verbunden mit
Arm=
no Rumpfanſtrengung. Auf 4 und 3 Beinen wurde der Gang
eiſſchiedener Tiere nachgeahmt zur großen Erheiterung der
Um=
tzurnden und Umſtehenden, aber auch zu tüchtiger Uebung der
urnerinnenſchar. Es folgten Uebungen zu Paaren, am Barren
no Pferd. Wettkämpfe im Laufen und Klettern, unter Benützung
genannten Geräte und von Bällen; auch die ſchiefe Ebene am
ſterd wurde geſchickt ausgenützt. Und dazwiſchen gabs immer
wie=
poſſige Uebungen, hinter denen aber ſtets ernſte turneriſche
eit ſteckte. Zum Schluß zeichnete Frau Willenbücher mehrere
gülerinnen durch Diplome aus für fleißigen Beſuch der
Turn=
unden.
Dp. Zwingenberg, 10. Jan. Soldaten= und
Krieger=
err ein Zwingenberg. 47. Generalverſammlung: Der erſte
arſitzende, Herr Dickler, eröffnete die Verſammlung Der
Jahres=
enſicht zeigte erſprießliche Tätigkeit des Vereins. Die vorgelegte
hnung zeigte, daß dieſelbe gewiſſenhaft geführt wurde. Der
ſorſtand blieb in ſeinem Amt, bis auf den Schriftführerpoſten,
durch Herrn Andreas Wendel neu beſetzt wurde. Punkt 4
igte, daß der Verein ſeinen Mitgliedern in Todes= und
Not=
ilen eine Stütze iſt. Unter Verſchiedenes wurde in der
Haupt=
ſiche die Ende Januar ſtattfindende Veranſtaltung beſprochen, bei
eſ cher ein Theaterſtück ernſten Charakters aufgeführt werden ſoll.
Bb. Bensheim, 11. Jan. Familienabend des
Krieger=
ſer eins. Die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr hatte unter der
zaiten Leitung des Herrn Kapellmeiſters Luley den Löwenanteil an der
enanſtaltung durch hervorragende muſikaliſche Darbietungen
übernom=
er. Im Mittelpunkt des Abends ſtand nach einer Anſprache durch den
on ſitzenden Kam Findling die Ehrung langjähriger und bewährter
Ein glieder durch den Haſſiaverband, die in deſſen Auftrag der
Vor=
teride vornahm. Es wurden mit der höchſten vom Verband zu
ver=
ſileenden Auszeichnung, dem goldenen Haſſia=Ehrenzeichen, bedacht die
ſarteraden Stadtbaumeiſter i. N. Merk, Spenglermeiſter Hillenbrand
nd. Stationsverwalter i. R. Friecke; das Abzeichen für 50jährige
Mit=
ſiSſchaft erhielt Kam. Gunſt, ein ſolches für 40jährige Mitgliedſchaft
ſe Kameraden Metzgermeiſter Joh. Nikolaus Rettig und Lehrer Adolf
ſeitthold. Mit dem 25jährigen Mitgliedsabzeichen wurden die
Kamera=
tu Kaufmann Ludwig Völker, Weißbindermeiſter Ad. Schneider 3. und
remz Alexander Schachner ſowie Schuhmachermeiſter Max Bach
ge=
hurückt. — Ein in der Nacht vom 11. zum 12. Dezember in einer
Wirt=
hert der Heidelberger Straße begangener Einbruch, wobei eine
gol=
tyr Herrenuhr, Geld und Zigarren geſtohlen wurden, fand durch die
ſtergiſche Arbeit der Polizei ihre Aufklärung. Als Täter kommen
ei hieſige junge Leute in Betrachr, die ſich für ihre Tat nunmehr zu
eruntworten haben werden.
e. Aus dem Kreiſe Heppenheim, 11. Jan. Generalverſamm=
Ung. Die Arbeiter=Samariterkolonne Bad Wimpfen hielt ihre
efjährige Generalverſammlung im „Perkeo” ab. Die Verleſung der
en Protokolle, der Geſchäftsberichte des Vorſitzenden Wacker, des
onnenführers Hillenmeier, des Materialverwalters Wiſſenbach, des
ierers Gock zeigten, daß alle Aemter in guten Händen ſind und gute
Mit geleiſtet wurde. Im Jahre 1931 wurde bei 201 Unfällen erſte Hilfe
Eſtet, 16 Sportwachen mit 17 Unfällen, 5 Nachtwachen, 3
Kranken=
agen, 2 Transporte und bei einer Anzahl Kranken die Pflege
über=
men. Die vorgenommene Neuwahl des Vorſtandes ergab eine
ein=
unnige Wiederwahl des geſamten alten Ausſchuſſes. Nach
Dankes=
wirken an die Gemeinde, Herrn Dr. Engel, ſowie an alle, die durch ihre
ferfrendigkeit und ihr Entgegenkommen die Tätigkeit der Kolonne
e rſtützt haben, konnte der Vorſitzende die Verſammlung ſchließen.
Bn. Hirſchhorn, 11. Jan. Odenwaldklub=
Mitglieder=
ſammlung. Der Vorſitzende Herr Notar Hill, begrüßte die
eſenden und umriß in großen Zügen die Ziele des Odenwaldklubs
den Wert des Wanderns. Einige Augenblicke waren dem
Gedächt=
derer gewidmet, die im verfloſſenen Jahre die große letzte Wande=
T angetreten haben. Danach erſtattete der Schriftführer und Rechner,
Forſtaſſeſſor Walther, den Kaſſenbericht und gab den
Wander=
für das Jahr 1932 bekannt, welcher gutgeheißen wurde. Aus der
ammlung wurden Wünſche laut, die traditionelle Wanderer=Ehrung
in dieſem Jahre, der Not der Zeit entſprechend, in kleinerem
Rah=
ohne größere Belaſtung der Vereinskaſſe, durchzuführen, was
akzep=
wurde. Die Vorſtandswahl war kurz und ſchmerzlos, da der ge=
Ee Vorſtand im Amt verblieb.
. Gernsheim, 11. Januar. Die Realſchule hatte zu zwei
Auf=
uungen eingeladen. Sowohl die Kindervorſtellung als auch die
hrilienvorſtellung waren ſehr gut beſucht. Leo Weismantel ſchrieb
were Schattenſpiele, von denen „Die Geheimniſſe der 12 heiligen
ſächte” durch Schüler und Schülerinnen der Anſtalt zur Aufführung
Eingeleitet und abgeſchloſſen wurden ſie von dem Herold, deſſen
arrige Worte, im Zwiegeſpräch mit dem Sprechchor, von ſtarker
Wir=
tag waren. Mit lebhaftem Intereſſe und freudigem Beifall folgte
inm und alt dem wechſelvollen Spiel, das durch muſikaliſche Dar=
en angen umrahmt und erweitert wurde,
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dw. Wolfskehlen. 11. Jan. Am Samstag, den 9. Januar 1932.
konnte Sattlermeiſter Auguſt Wiener ſeinen 87. Geburtstag
ſel=
tenerweiſe in körperlicher und geiſtiger Friſche feiern.
— Biebesheim, 11. Jan. Die Firma Böttiger und Co.,
Biebes=
heim, hat die frühere Nauſche Drahtgeflechte=Fabrik in Biebesheim
käuflich erworben. Es ſoll eine Drahtzieherei, Glüherei und
Ver=
zinkerei eingerichtet werden.
Bm. Hofheim (Ried), 11. Jan. Kirchengeſangverein.
Im „Adlerſaal” hatte am Sonntag der evangeliſche
Kirchengeſang=
verein ſeinen Unterhaltungsabend unter Mitwirkung des
Po=
ſaunenchors. Letzterer erfreute durch gute Muſikvorträge. Herr
Pfarrer Volp hielt eine Eingangsrede über Zweck und Ziele des
Kirchengeſanges. Der Hauptpunkt des Abends war das fünfaktige
hiſtoriſche Luſtſpiel „Die Anna=Liſe”, welches von guten
Bühnen=
kräften mit beſtem Erfolg aufgeführt wurde. Der Reinertrag floß
dem Kirchenbaufonds zu.
— Gernsheim a. Rh., 11. Jan. Waſſerſtand des Rheins
am 10. d. M.: 2,38 Meter, am 11. d. M.: 2,70 Meter — jeweils um
5.30 Uhr morgens.
— Hirſchhorn a. N. 11. Jan. Waſſerſtand des Neckars
am 10. d. M.: 3,04 Meter, am 11. d. M.: 2,62 Meter — jeweils um
5.30 Uhr morgens.
a. Offenbach, 11. Januar. Die Bezüge der ſtädtiſchen
Wahlbeamten. Die Stadtverwaltung wurde von dem Miniſterium
des Innern aufgefordert, die Gehalte des Oberbürgermeiſters und der
beſoldeten Beigeordneten (Bürgermeiſter) zu melden, damit ſie auf Grund
der Notverordnung zeitgemäß herabgeſetzt werden können. Dieſe neue
Regelung der Beſoldungen der Wahlbeamten der Stadt geſchieht ohne
Mitwirkung des tadtrats. Die neuen Bezüge werden dann um die
Hundertſätze gekürzt, die die letzte Notverordnung vorſieht. Schon bei
der Wiederwahl des Oberbürgermeiſters im Oktober wurde ja beſchloſſen,
ſeine Bezüge ſpäter nach den Richtlinien zu bemeſſen, die von der
heſſi=
ſchen Regierung erwartet wurden. In den übrigen heſſiſchen Städten
iſt die anderweitige Regelung der Bezüge der ſtädtiſchen Wahlbeamten
be=
reits erfolgt. Sie werden auch dort der Stadtvertretung lediglich
mit=
geteilt.
Ntr. 12 — Seite 7
Oberheſſen.
h. Gießen, 11. Jan. Die 1. oberheſſiſche
Ausſtel=
lung von Edelpelztieren fand im ehemaligen „Einhorn”
ſtatt. Die Beſchickung der Schau war gut; es waren faſt nur
Spitzentiere ausgeſtellt. Von Edelpelztieren waren vertreten:
Silber=, Rot= und Kreuzfuchs. Nutria oder Sumpfbiber, Waſchbär,
Nerz. Wildkatze, Frettchen. Edel= und Steinmarder, deutſcher Iltis
und Tiger=Iltis. Beſonders erwähnt ſei auch die
Edelkaninchen=
zucht der Rexraſſe von Dr. Erb=Gießen. Die Ausſtellung war die
erſte dieſer Art in Gießen und erfreute ſich an beiden Tagen eines
regen Beſuches. Ehrenurkunden erhielten: Berger=Saalfeld
vom Reichsbund deutſcher Edelpelztierzüchter, Schorch=Erfurt vom
Landesverband Heſſen, Vogelsberger Silberfuchsfarm Kübel=
Herb=
ſtein vom Landesverband Oberbayern. W. Muth=Vilbel für Nerze
vom Landesverband Südbayern. Dr. Erb=Gießen 2 Ehrenurkunden
für Iltiſſe vom Verband Thüringen und Württemberg. Storck=
Arheilgen bei Darmſtadt für Marder und Iltiſſe vom
Landesver=
band Baden. Kaufmann=Darmſtadt für Nutria vom
Landesver=
band Brandenburg, Hüttenberger Edelpelztierfarm von Mehl=
Hochelheim für Nerze 1. und Ehrenpreis, Kübel=Herbſtein zwei
Ehrenpreiſe, Barth=Langen für Waſchbär 1. Preis. Als Preisrich=
S
ter fungierte Bundesvorſitzender Brenner=Ansbach.
h. Aus Oberheffen, 11. Januar. Eine Sturmnacht über
Oberheſſen. Der furchtbare Sturm in der Freitagnacht hat
aller=
wegen Schaden angerichtet. Gärten und Anlagen waren mit abgeriſſenen
Aeſten und einzelnen geſtürzten Bäumen überſät; Gartenzäune brachen
um. Dächer wurden abgedeckt, Lichtleitungen zerriſſen, die Beleuchtung
der Vogelsbergdörfer geſtört und Ortſchaften in Dunkel gehüllt. Gegen
Morgen ſteigerte ſich der Sturm zum Orkan und ein wolkenbruchartiger
Regen ſtrömte nieder. Vielfach blitzte und donnerte es heftig. In den
Waldungen des Vogelsbergs liegen die Bäume ſtellenweiſe wie hingemäht,
und die Holzmacher werden mehrere Wochen Arbeit haben, um den
Windfall aufzuarbeiten. Schneeſchmelze und Regengüfſe brachten
gleich=
zeitig die Ueberſchwemmung der Wieſentäler.
geschichten aus ader Welt
Ahnungsloſer Anwalk verkeidigk den
Mütger ſeiner Bruut ...anu erſchießt
dann den Mörder.
Der „dankbare” Mörder zeigt ſeinem Verteidiger das Bild ſeines
erſten Opfers. — Der Anwalt erkennt, daß er dem Mörder ſeiner
Braut zum Freiſpruch verhalf.
In Columbus, der Hauptſtadt des Staates Ohio, ereignete
ſich vor einigen Tagen nach amerikaniſchen Meldungen eine
un=
gewöhnliche Tragödie, deren Opfer ein Mörder namens Lorring
und ein hervorragender Anwalt J. K. Stuart waren. Lorring
war wegen Mordes an einem jungen Mädchen angeklagt. Das
Verbrechen konnte ihm nicht nachgewieſen werden, aber die
In=
dizien, die gegen ihn ſprachen, waren ſo zwingend, daß man mit
einer Verurteilung des Angeklagten rechnete. Es gelang jedoch
der glänzenden Rednergabe ſeines Verteidigers das Gericht davon
zu überzeugen, daß man auf Grund eines reinen Indizienbeweiſes
einen Menſchen nicht verurteilen könne. Er teilte einige
ſenſa=
tionelle Fälle aus ſeiner eigenen Praxis mit, in denen die
In=
dizien mit größter Klarheit gegen die Angeklagten ſprachen.
Später aber ſtellte es ſich heraus, daß dieſe ſcheinbar untrüglichen
Beweiſe in Wirklichkeit abwegig waren. Die Tücke des Zufalls
hatte eine furchtbare Täuſchung herbeigeführt, die beinahe ein
Todesurteil zur Folge gehabt hätte. Das Gericht ſchloß ſich dieſen
Erwägungen des Anwalts an und fällte einen Freiſpruch, obwohl
„ein ſchwerer Verdacht auf dem Angeklagten ruhte‟. Der
Ver=
brecher wurde ſofort aus der Haft entlaſſen, und ſein erſter Weg
war nach der Broadſtreet in Columbus, wo ſich das Büro des
tüchtigen Anwaltes befindet, um ſeinem Verteidiger ſeinen Dank
auszuſprechen.
Hier ereignete ſich ein Zwiſchenfall, der dem Anwalt die
Be=
ſinnung raubte. Lorring rühmte ſich großſprecheriſch ſeiner früheren
Verbrechen, die man ihm auch nicht hätte nachweiſen können,
er=
klärte ſich für einen Teufelskerl, der den Geſetzen ein Schnippchen
zu ſchlagen verſtehe und begann, vor dem Anwalt, der durch das
Berufsgeheimnis zum Schweigen verpflichtet war, gehörig
auszu=
packen. Der Anwalt hörte ſich mit Schaudern die Redereien des
Menſchen an, der ſehr leidenſchaftlich berichtete, beſonders als er
von ſeinem erſten Opfer ſprach, das er vor drei Jahren ermordet
hatte. Das war, wie er erzählte, das ſchönſte Mädchen von ganz
Columbus, aber man habe ihn nicht fangen können, trotzdem
200 Detektive auf ſeine Spur geſetzt wurden. Er hatte von dem
Opfer eine Photographie bei ſich, die er dem Anwalt aus Dank
zeigen wollte. Als er das Bild aus der Taſche zog und es ſeinem
Verteidiger überreichte, war dieſer, wie er ſpäter in der
Vorunter=
ſuchung erklärte, ſeiner Sinne nicht mehr mächtig. Vor drei
Jahren war ſeine Braut von einer Beſtie in Menſchengeſtalt in
ſcheußlichſter Weiſe auf einer Wieſe während eines Spazierganges
erdroſſelt und geſchändet worden, ohne daß man des Verbrechers
habhaft werden konnte. Der Anwalt war durch dieſes entſetzliche
Schickſal ſeiner von ihm angebeteten Braut menſchenfeindlich
ge=
worden und kannte nur noch die Arbeit, in der er Vergeſſen ſuchte.
Das Bild, das ihm jetzt der Verbrecher zeigte, war das Bild ſeiner
Braut. Er hatte den Mörder vor ſich und hatte noch durch ſeine
Arbeit dazu beigetragen, daß der Mörder wegen eines anderen
Verbrechens freigeſprochen wurde. „Sie haben dann ja auch das
jetzige Verbrechen begangen!” donnerte der Anwalt ſeinen Klienten
an, und zyniſch gab dieſer zu, daß „die Möglichkeit beſtehe‟. In
ſeiner raſenden Wut ergriff der Anwalt einen Revolver, der auf
dem Schreibtiſch lag und ſchoß den Verbrecher nieder. Dann ſtellte
er ſich ſelbſt dem Gericht, wo er den ganzen furchtbaren Fall
er=
zählte. Das Gericht prüfte alle Einzelheiten dieſes Berichtes und
ſtellte feſt, daß es ſich tatſächlich ſo verhielt, wie der Anwalt
aus=
geſagt hatte. Man fand bei dem Verbrecher, der infolge der
Ver=
wundungen geſtorben war, Mitteilungen, denen zufolge ihm nicht
nur das Verbrechen an der Braut des Anwaltes und der jüngſt
zur Verhandlung ſtehende Mord an dem jungen Mädchen, ſondern
noch zahlreiche andere Gewalttaten zur Laſt fielen. Ein
gefähr=
licher und raffinierter Verbrecher, der es auf die geſchickteſte Weiſe
verſtanden hatte, alle Spuren ſeiner Miſſetaten zu verwiſchen,
war unſchädlich gemacht worden. Der Anwalt wurde aus der Haft
entlaſſen. Wenn auch gegen ihn Anklage wegen Totſchlages
er=
hoben worden iſt, ſo darf man doch damit rechnen, daß die Strafe
nicht ſehr ſchwer ſein wird, denn er hat die Waffe in völliger
Sinnesverwirrung gebraucht. Eine ungewöhnliche Tragödie
zwi=
ſchen Anwalt und Klient hat ſeinen Abſchluß geſunden.
Die verbrannke Urkunde.
(k) Wien. Man ſchreibt 1918. Die Kaiſerſtadt an der ſchönen
uen Donau iſt tot. Die Wiener Genoſſen marſchieren nach
Schön=
nn. In Schönbrunn blühen keine Bäume; dort ſitzt nur ein
ein=
er Mann. Die Diplomaten bieten dem Einſamen ihren korporativen
ſutz an. Er lehnt kategoriſch ab: „Ich weiche nicht von meinem
Mögen die Arbeiter kommen, mögen ſie mich erſchießen!“
Halbwüchſige Kadettchen, Schüler des Thereſianums, halten die letzte
che. Sie halten treu zu ihrem Kaiſer. Und geben Schreckſchüſſe ab.
„Sozis” flüchten Hals über Kopf. Der Einſame iſt gerettet. Er
ikt aber ſofort ab. Der letzte dienſthabende Gardeoffizier verewigt
Datum: Graf Mensdorff, 11. November 1918 Fines Austriae!
Die Herren Lammaſch und Dr. Renner walten ihres Amtes; das
18 Habsburg hat ausgeſpielt.
Neun Jahre ſpäter rüſten die „Sozis”, wie der Wiener Volksmund
Sozialdemokraten ſeit jeher nennt, zu neuen Taten. Die Weltpreſſe
wigt das Datum: 15. Juli 1927. Der Wiener Juſtizpalaſt wird zum
er der Flammen. Fines juris?
Die Gemüter beruhigen ſich. Vorerſt muß aber die höchſt gewichtige
age geklärt werden, ob die Abdankung von Kaiſer Karl rechtsgültig
ſei? Die Urkunde, die der Herrſcher auf das Drängen von Lammaſch
und Renner ſeinerzeit notgedrungen unterſchrieben hatte, iſt nämlich
verbrannt. Dieſe bedauerliche Tatſache wurde jetzt, nach einer „knappen”
vierjährigen Unterſuchung des Falles, unwiderruflich feſtgeſtellt. In
Wien entſpann ſich natürlich ein lebhafter Kaffeehaus=Rechtsſtreit, und
jeder Kaffeehaus=Stratege äußerte eine andere Meinung. Zum Glück
kam es nicht zu inneren Unruhen, denn die hochwohllöbliche Regierung
gab dieſer Tage ein Communigué heraus, wonach die Abdankung des
letzten Habsburgers nicht nur de facto und de jure ſondern auch im
Sinne des Spruches „Verba volant, seripta manent” wie zuvor gültig ſei:
Das Dokument wurde nämlich im weiland k. k. Amtsblatt
ordnungs=
gemäß veröffentlicht. Na alſo: das Amtsblatt! . .
Die Pykhia von Klauſenburg ſagk ihren Tod an.
(v) Budapeſt. Die dieſer Tage verſtorbene „Pythia von
Klau=
ſenburg” war nicht nur in Siebenbürgen, ſondern in ganz Rumänien
unter dem Namen „Miß Maud” allgemein bekannt. Sie hatte ſeinerzeit
die Thronbeſteigung des damaligen Exkronprinzen und heutigen Königs
Carol vorausgeſagt und Herrn Vintila Bratianu ſeinen baldigen Tod
prophezeit. Da war es weiter kein Wunder, daß die Bevölkerung an eine
überirdiſche Begabung der einfachen Frau glaubte und in hellen Scharen
zu ihr pilgerte, um einen kleinen Einblick in die Zukunft zu gewinnen.
Frau Pythia, d. h. Frau Béla Dolch, konnte ſich über den Geſchäftsgang
nicht beklagen und ſpielte mit dem Gedanken, ſich bald penſionieren zu
laſſen. Sie wollte dann ein geruhſames Leben zuſammen mit ihrem
Gatten führen, der einem, wenn auch nicht hellſeheriſchen, ſo doch
eben=
falls reichlich nervenaufreibenden „bürgerlichen” Berufe nachging, der,
gleich dem der Pythia, einen überaus ſcharfen und hellen Blick
erfor=
derte. Herr Dolch war nämlich — Tierbändiger . . .
Die ſchönen kleinbürgerlichen Träume des Ehepaares Dolch gingen
leider nicht in Erfüllung, indem die Gnädigſte das Zeitliche ſegnete.
Seltſamerweiſe hat die Frau auch ihren eigenen Tod vorausgeſehen bzw.
vorausgeahnt. Vor acht Tagen teilte ſie ihrem Mann kurz und bündig
mit, daß ſie das irdiſche Jammertal binnen ſechsmal vierundzwanzig
Stunden verlaſſen würde. Der Tierbändiger Dolch nahm die
Hiobs=
botſchaft ernſt und hatte ſeit dem Erhalt des Briefes keine ruhige
Mi=
nute mehr. Seine Nerven verſagten; insbeſondere an dem
verhängnis=
vollen ſechſten Tage. Seltſamerweiſe fühlten die Raubtiere die Schwäche
ihres Gebieters, und einer der Löwen wollte die Gelegenheit
wahrneh=
men, ſich an dem Vergewaltiger der Wüſtenkönige zu rächen. Eine
wohl=
gezielte Kugel verhütete die Zirkuskataſtrophe; die Vorſtellung mußte
aber unterbrochen werden. Und kaum trugen die Diener den
ſchwer=
verwundeten Tierbändiger in ſeine Garderobe, kam der Poſtbote mit dem
Telegramm: Die Pythia von Klauſenburg hatte ſich nicht geirrt!
Woraus wieder einmal hervorgeht, daß es Sachen zwiſchen Himmel und
Erde gibt, die wir Menſchen nicht ergründen können".
Wolkenkraher und Luftſchiff zu verkaufen.
(g) London. Während man in Braſilien den Kaffee verbrennt,
in Kanada mit Weizen die Dampfmaſchinen einheizt, tun ſich auch ſonſt
auf dem Markte der Angebote allerlei Dinge, an die bisher ſelbſt der
berwegenſte Althändler nicht gedacht hätte. Am Grundſtückmarkt der
Stadt New York iſt man mancherlei gewohnt, aber wann hätte man
ge=
hört, daß dort ein Wolkenkratzer komplett mit 33 Stochwerken in beſter
Lage zum Verkauf angeboten worden wäre. Wo war ferner jemals ein
Zeppelin=Luftſchiff in vorzüglichſter Verfaſſung, mit der größten bisher
von Luftſchiffen erreichten Geſchwindigkeit im freien Handel zu
erwer=
ben geweſen.
Ehe ſich die Spekulanten am Grundſtücksmarkt von New York von
ihrem Schreck erholt hatten, war der Wolkenratzer bereits verhandelt.
Zum erſten Male ein deratiges Geſchäft in der Geſchichte don New
York. Man kaufte bis jetzt Grundſtücke. Riß die alten Käſten ab und
führte neue auf ihren Plätzen auf. Aber ein altes Gebäude und gleich
mit 33 Stockwerken: das war noch nicht da. Es ging um den Benenſon=
Wolkenkratzer am Brogdway 165, ein ſehr anſtändig ausgeführtes
Ge=
bäude, das zum Preiſe von 23 Millionen und einigen Dollars ſeinen
Beſitzer wechſelte.
Benenſon mit dem Vornamen Gregori kam nach dem Kriege als
armer Teufel aus Rußland wurde ein großer Schuhwarenkönig, baute
den Wolkentratzer, warf ſich auf mancherlei andere Gebiete und verlor
in den vielfältigen Kriſen der U. S.A. ſein Vermögen. Um ſchließlich
ſeine Verpflichtungen abzudecken, ſah er ſich gezwungen, ſeinen
Wolken=
kratzer, ſein Lebenswerk, wie er es genannt hatte, meiſtbietend zu
ver=
kaufen.
Solch ein meiſtbietender Käufer wird auch in Cardington in
Eng=
land geſucht, und zwar ſucht ihn die engliſche Regierung, das
Luftfahrt=
miniſterium. Das Luftſchiff, das hier verkauft werden ſoll iſt „R. 100‟.
Die ſtolzeſte Errungenſchaft des engliſchen Luftſchiffbaues. Dieſe
Rieſen=
zigarre hat ſich nach und nach zum Weißen Elefanten des Miniſteriums
für Luftfahrt entwickelt. Zu nichts nütze, durch ein miniſterielles
Ver=
bot an der praktiſchen Betätigung gehindert, liegt es in der Halle und
träumt nicht mehr von einer großen Zukunft, ſondern nur noch von
einer hoffnungsfrohen Vergangenheit. Was hatte man nicht alles
er=
wartet von dieſem Luftſchiff, ehe es ſeinen Flug nach Kanada tat!
Welch große Pläne rankte man nicht um „R. 100”, ehe ſein
gleich=
wertiger Bruder „R. 101” in Frankreich verunglückte und ſo vielen
Menſchen den grauenvollen Verbrennungstod brachte. Unmittelbar
an=
ſchließend an dieſen Vorfall ordnete, bewegt durch die Tränen
trauern=
der Mütter, die engliſche Regierung an, daß vorläufig nie mehr ein
engliſches Luftſchiff aufſteigen ſolle. So wurde auch „R. 100” durch
das tragiſche Schickſal des „R. 101” getroffen. Dabei hatte „R. 100‟
mit 81,5 Meilen in der Stunde ſogar den Zeppelinrekord übertroffen.
— Der Tod des „R. 100” wurde endgültig, als das Sparprogramm der
engliſchen Regierung herauskam, in dem alle Zuſchüſſe für das Luftſchiff
geſtrichen wurden. Eingeweihte Kreiſe wußten freilich, daß es
mittler=
weile auf eine Million Pfund, d. i. 20 Millionen Mark, mit allen
Um=
bauten und Nebenkoſten zu ſtehen gekommen war. — Man verhandelt
„R. 100” nun auf Aobruch. Eine Autofirma hat Laſtzüge für die
eng=
liſche Armee als Gegenpreis geboten. Ein Alteiſengeſchäft beteiligte.
ſich ebenfalls an den Beſverbungen, aber alles, was bisher an Preiſen
geboten wurde, iſt ſo minimal, daß die engliſche Regierung es nicht
verantworten zu können glaubt, dafür „R. 100” abzugeben. So ruht
denn der mächtige Rumpf dieſes mit viel Hoffnungen von Sir
Dennis=
toun Burney entworfenen und erbauten Luftſchiffes in Cardington in
der Halle. Der Weiße Elefant des Luftfahrtminiſteriums wird immer
teurer, denn es iſt eine umfangreiche Wachtmannſchaft notwendig, um
die koſtbaren Maſchinenteile und die wertvolle Hülle vor verbrecheriſchen
Händen zu ſchützen. Wäre „R. 100” in Amerika, würde er vielleicht
längſt an den Mann gebracht worden ſein. In dem Lande, wo man
auch in dieſen Zeiten Wolkenkratzer komplett verkauft, wäre gewiß auch
ein Luftſchiff an den Mann zu bringen, ſelbſt wenn es einen
unglück=
lichen Bruder gehabt hätte.
Seite 8 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienskag, 12. Januar 1932
Lpd. Frankfurt a. M. Nach einigen
be=
langloſen Zeugenvernehmungen, die nichts
we=
ſentlich Neues brachten, ſtellte in der geſtrigen
Verhandlung des Favag=Prozeſſes Rechtsanwalt
Dr. Fürſt, der Verteidiger Sauerbreys, eine
Reihe Beweisanträge, wodurch verſucht wird, die
Angeklagten gegen den ſchwerſten Vorwurf: den
Zuſammenbruch verſchuldet zu haben, zu ſchützen.
Durch die Beweisanträge ſoll nachgewieſen
wer=
den daß die Schuld am Zuſammenbruch der
Favag bei dem größten deutſchen
Verſicherungs=
konzern, der Allianz, liegt. Bekanntlich ſind dieſe
Vorwürfe nach dem Favag=Zuſammenbruch
im=
mer wieder laut geworden. Wie die
Verteidi=
güng Sauerbreys behauptet, wurde ſchon lange
vor dem Zuſammenbruch von der Allianz der
Verſuch gemacht, ſich den Favag=Konzern
anzu=
gliedern. Im Herbſt 1928 habe die Allianz durch
den aus dem Favag=Prozeß bereits bekannten
Verſicherungsfachmann Franke, den Herren
Dumcke und Becker je 5 Millionen zahlbar in bar
oder in der Schweiz angeboten. Doch dieſer
Ver=
ſuch ſei geſcheitert. Bis zum Tode Dumckes ſei
kein neuer Verſuch unternommen worden. Dann
habe ſich Generaldirektor Schmitt von der
Al=
lianz an den ſtellvertretenden Aufſichtsrats=
Vorſitzenden der Favag, Bodenheimer, gewandt,
um dieſen für die Angliederung zu gewinnen.
Als auch dies fehlſchlug, habe ein regelrechtes
Keſſeltreiben gegen die Favag eingeſetzt. Der
frühere thüringiſche Staatsbankpräſident und
jetzige Frankfurter ſozialdemokratiſche
Stadtver=
ordnete Löb, erhielt den Auftrag, bei Becker
vor=
zuſprechen und ein bindendes
Proviſionsver=
ſyrechen in. Höhe von 300 000 bis 500 000 RM.
Die Gelder, die Löb an Hand gegeben wurden,
beliefen ſich auf 15 Millionen RM. Da auch
die=
ſer Verſuch ſcheiterte, wandte ſich die Allianz an
Direktor Bodenheimer, der die Einſetzung einer
Reviſionskommiſſion anregte. Dieſe Kommiſſion
wäre zwar zu ſtrengſtem Stillſchweigen
ver=
pflichtet geweſen, doch ſoll ſie alles Ungünſtige
weiter erzählt und alle Sanierungspläne
ver=
nichtet haben. Alsdann ſei der Favag von der
Internationalen Bank in Amſterdam ein
erheb=
licher Kredit gekündigt worden. Die Folge der
Indiskretion ſei der Kursſturz der Favag=Aktien
geweſen, der noch dadurch beſchleunigt wurde, daß
Profeſſor Hahn von der Deutſchen Effekten= und
Wechſelbank die Aktienkursſtützung verbot um
nach Behauptung des Verteidigers von
Sauer=
brey, den Uebernahmekurs für die Allianz billig
zu geſtalten. Ein Verſprechen, daß von den
betei=
ligten Banken die Favag geſtützt werden müſſe,
wurde nicht gehalten. Selbſt dann wurde der
Kurs nicht geſtützt, als Direktor Becker Profeſſor
Hahn mitteilte, daß eine Kursſtreichung den
Zu=
ſammenbruch der Favag bedeuten müſſe. Der
erſte Staatsanwalt behielt ſich eine eingehende
Stellungnahme zu den Beweisanträgen vor.
Zu den Meldungen über den Favag=Prozeß
erklärt die Generaldirektion der Allianz:
Die Allianz hat bis zum 15. Auguſt 1929 von
der Gefahr eines Zuſammenbruchs der Favag,
der bekanntlich am 17. Auguſt erfolgte, nichts
gewußt. Sie hätte andernfalls alles getan, was
in ihren Kräften ſtand, um den Zuſammenbruch
zu verhindern. Im übrigen wird die gerichtliche
Beweisaufnahme die Haltloſigkeit der von
ange=
klagter Seite ſchon früher aufgeſtellten
Behaup=
tungen ergeben.
Unfall oder Freitod?
„Frankfurta. M. In der Nacht zum
Mon=
tag gegen 1 Uhr wurde im Frankfurter
Haupt=
bahnhof im Einfahrtsgleis von Frankfurt=Weſt
der Student Rudolf Düppe aus Bochum tot
auf=
gefunden. Düppe iſt vermutlich von einem
Per=
ſonenzug überfahren worden. Er war im Beſitz
einer Sonderzugkarte, Bochum — München. Ob
Unfall oder Freitod vorliegt, iſt bis jetzt noch
nicht geklärt. Die Leiche wurde nach dem
Frank=
furter Hauptfriedhof gebracht.
Brand des Brühler Jagdſchloſſes.
Brühl. Im ehemaligen Jagdſchloß des
Kur=
fürſten Clemens Auguſt, in dem gegenwärtig das
Hotel Belvedere untergebracht iſt, brach geſtern
früh Großfeuer aus, das den größten Teil des
Dachſtuhles vernichtete. Der Schaden wird auf
einige hunderttauſend Mark geſchätzt.
Tödlicher Boxunfall in Berlin.
Berlin. Einen tragiſchen Abſchluß fand
der Mittelgewichtskampf zwiſchen Kaul (Poſt=
Sp. V.) und Rutkowſki (Teutonia), der am
Sonn=
tag in Berlin ſtattfand. In der zweiten Runde
wurde Kaul ſchwer zu Boden geſchlagen und
ſchlug dabei mit dem Kopf ſo ungücklich auf, daß
er wenige Stunden ſpäter im Krankenhaus ſtarb.
Der deutſche Erfinder des Stahlhelms
Rüſtmeiſter Franz Marx,
der Erfinder und Konſtrukteur einer Form des
deutſchen Stahlhelms im Weltkriege, iſt in
einem Berliner Krankenhaus verſtorben. Marx,
der zuletzt in großer Not lebte, hatte erſt vor
kurzem ſeinen 70. Geburtstag feiern können.
Der
Moorland.
Oben: Die Durchbruchſtelle am Norddeich bei Auguſtfehn, die eine Breite von mehr als zwanzig
Metern aufweiſt. — Unten links: Die Ueberreſte des von den Fluten unterſpülten
Waſſer=
pumpwerkes Holtgaſt ragen nur noch wenig aus der Waſſerwüſte hervor. — Unten rechts:
Der 8 Meter hohe Turm des Pumpwerks, der ſich ſchon bedenklich geneigt hat, wenige Minuten
vor dem endgültigen Einſturz.
Die durch Ueberſchwemmung herbeigeführte Zerſtörung des Waſſerſchutzwerkes Holtgaſt im
olden=
burgiſchen Moorland hat ſchwere Verheerungen zur Folge gehabt, deren Umfang ſich noch nicht
überſehen läßt.
Danzig führk neue Münzen ein.
Eines der neuen Fünf=Gulden=Stücke der Freien
Stadt Danzig mit dem Bilde des alten Krantors.
Dem Beiſpiel anderer Staaten folgend, hat jetzt
die Freie Stadt Danzig neue Münzen in
Ver=
kehr gebracht, die handlicher als das bisher im
Gebrauch befindliche Hartgeld geſtaltet ſind. Das
Fünf=Gulden=Stück zeigt auf der Vorderſeite das
alte Dänziger Krantor, auf der Rückſeite das
Danziger Wappen mit der Jahreszahl 1932.
Geheimnisvoller Leichenfund bei Idar.
„Idar. In der Nähe des Ortes Dietzenwald
fand man in einer Grube das Skelett eines
Mannes. Die ärztliche Unterſuchung ergab, daß
es ſich um einen Mann im Alter von 20 bis 30
Jahren handelt, und daß die Leiche bereits drei
bis vier Jahre dort gelegen haben muß. Man
fand bei dem Skelett eine ſilberne Taſchenuhr
mit Kette, ein Portemonnaie ohne Inhalt, eine
Aktentaſche mit 120 Mark Bargeld in 1= und 2=
Markſtücken. Um wen es ſich bei dem Toten
handelt, konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt
wer=
den. Zweckdienliche Mitteilungen erbttet die
Polizeiverwaltung Idar.
Der eifrigen Tätigkeit der Polizei iſt es nun
bereits gelungen, an Hand der vorgefundenen
Gegenſtände den Toten zu identifizieren. Es
handelt ſich um einen gewiſſen, am 1. 11. 1903
in Neunkirchen (Saargebiet) geborenen in
Oberſtein wohnhaft geweſenen Goldarbeiter Rich.
Juchem. Dieſer hatte am 27. 4. 1929 die
Woh=
nung ſeiner Großmutter verlaſſen unter der
An=
gabe, nach Saarbrücken fahren zu wollen. Seit
dieſer Zeit hat man nichts mehr von ihm gehört.
Da er auch den Wunſch geäußert hatte, in die
Fremdenlegion eintreten zu wollen, nahm man
dieſen Fall als Tatſache an. Im Hinblick auf die
Perſon des Toten und des bei der Leiche
ge=
fundenen hohen Geldbetrags ſcheint ein
Raub=
mord nicht vorzuliegen. Hier hartnäckig
kolpor=
tierte Vermutungen und Gerüchte, denen man
eine gewiſſe Grundlage nicht abſprechen kann,
zielen vielmehr auf ein Verbrechen franzöſiſcher
Beſatzungstruppen hin. Die polizeilichen
Er=
mittlungen werden mit allem Nachdruck ſowohl
in dieſer als auch in anderer Richtung
fort=
geführt.
Mordanſchlag auf einen Landjäger.
Stettin. Der in Tantow ſtationierte
Ober=
landjäger Krüger wurde am Samstag in den
Abendſtunden auf dem Heimwege von einem
Streifgang von einem Radfahrer durch vier
Schüſſe ſchwer verletzt. Es handelt ſich um einen
planmäßigen Anſchlag. Der Regierungspräſident
hat 1000 Reichsmark Belohnung zur Ermittlung
des Täters ausgeſetzt.
Eiſenbahnbetriebsunfall.
Delmenhorſt. Bei einem Zuſammenſtoß
zwiſchen zwei Rangierabteilungen wurde ein
Rangierer getötet.
Ein Denkmal für die Freiheilskämpfer
der Pfalz.
Das Ehrenmal der für die Freiheit der Pfalz
Gefallenen auf dem Friedhof zu Speyer.
Auf dem Friedhof zu Speyer wurde am 10.
Januar ein eindrucksvolles Denkmal enthüllt,
das den beiden am 9. Januar 1924 im Kampfe
um die Freiheit der Pfalz gefallenen Kämpfern
Ferdinand Wiesmann und Franz Hellinger
ge=
widmet iſt. Der Entwurf des Ehrenmals ſtammt
von dem bekannten Münchener Bildhauer Prof.
Fritz Behn.
Der Rhein ſteigt weiter.
Hochwaſſerflut im Moſeltal. — Neckar, Main
und Lahn fallen.
Koblenz. Infolge des Anſteigens des
Rhein=Hochwaſſers mußte die Koblenzer
Schiffs=
brücke auf beiden Ufern um ein beträchtliches
Stück verlängert werden, um den Verkehr
auf=
recht erhalten zu können. In Ehrenbreitſtein ſind
die geſamten Rheinuferſtraßen von den Fluten
überſchwemmt. Aus einzelnen Moſelorten wird
mitgeteilt, daß die Fluten der Moſel überraſchend
—namentlich im Hunsrück — in die Ortſchaften
eindrangen und die Keller unter Waſſer ſetzten.
Auf der Moſeltalbahn zwiſchen Andel und
Zel=
tungen mußte der Verkehr zum Teil eingeſtellt
werden. Neckar, Main, Lahn und Obermoſel ſind
im Fallen begriffen.
Schwerer Sturm im Aermelkanal.
London. Seit Samstag abend herrſcht im
Aermelkanal ſchwerer Südweſtſturm Viele
Fahr=
zeuge mußten, in den Häfen Zuflucht ſuchen.
So brachten ſich drei Zerſtörer die auf dem Wege
nach Portsmnouth waren, im Hafen von Portland
in Sicherheit. Zwei Fahrzeuge gingen unter;
ihre Beſatzungen konnten von den ausgelaufenen
Küſtenrettungsbooten geborgen werden. Die aus
franzöſiſchen und belgiſchen Häfen eintreffenden
regelmäßigen Kanaldampfer konnten zum Teil
erſt nach wiederholten Verſuchen in ihre
Be=
ſtimmungshäfen einlaufen. In Teilen von
Süd=
england und Wales gab es infolge
dreißigitün=
diger wolkenbruchartiger Regengüſſe große
Ueber=
ſchwemmungen. Am Sonntag abend flaute der
Wind etwas ab.
Sklarek=Prozeß.
Berlin. Im Sklarek=Prozeß wurde am
Montag die Frage aufgeworfen, wie es möglich
war, daß die Stadtbank den Sklareks Kredite auf
vordatierte Schecks gab, die in verſchloſſenen
Briefumſchlägen zur Stadtbank gebracht wurden.
Rechtsanwalt Puppe erklärte, die Behauptung
der Stadtbankdirektoren, daß die Kredite der
Sklareks durch ſtädtiſche Forderungen gedeckt ge
weſen ſeien, entſpreche nicht den Tatſachen. Im
Februar 1928 habe einem Kredit in Höhe von
3,4 Millionen lediglich eine Deckung durch ſtädt.
Forderungen in Höhe von 2,7 Millionen Reichs
mark gegenübergeſtanden. Die
Stadtbankdiref=
toxen Schmidt und Hoffmann beſtritten dies. Leo
Sklarek erklärte, die verſchloſſenen Briefe hätten
lediglich dazu gedient, die Geſchäftsvorgänge vor
den unteren Beamten der Stadtbank zu
ver=
ſchleiern. Der Inhalt der Briefe ſei völlig
Nebenſache geweſen. Hauptſache war, daß Mar
Sklarek auf den Umſchlag geſchrieben hatte „
In=
halt 50 000 Mark‟. Es kam dann zu
Ausein=
anderſetzungen zwiſchen Leo Sklarek und
Hoff=
mann.
Als der Verteidiger des Stadtbankdirektors
Hoffmann die Frage aufwarf, was die Sklareks
für ein Intereſſe daran haben könnten,
nachzu=
weiſen, daß die Stadtbankdirektoren alles
ge=
wußt hätten, meinte der Vorſitzende die
Skla=
reks ſeien der Anſicht, daß bei ihnen eine
Be=
ſtrafung wegen Betruges wegfallen würde, wenn
die Stadtbankdirektoren alles gewußt hätten. Der
Verteidiger des Stadtbankdirektors Schmidt
er=
klärte dann, trotz aller Angriffe der Sklareks
laſſen wir uns nicht aus unſerer Zurückhaltung
herausbringen. Unſer Schweigen iſt noch lange
kein Eingeſtändnis. Im weiteren Verlauf der
Verhandlung ging der Vorſitzende näher auf die
Geſchäftsführung der Stadtbank ein und ſtellte
dabei feſt, daß bei den Sklareks die Kredite alle
im Galopp gegeben worden ſeien, während kleine
Geſchäftstreibende, die einen Kredit nachſuchten,
Kopf und Kragen verpfänden mußten. Bei der
Stadtbank hätten ganz unmögliche Zuſtände
ge=
herrſcht. Buchhalter Lehmann teilte mit die
Boten der Sklareks hätten die vordatierten
Schecks ſo ſpät zur Stadtbank gebracht, daß eine
Weitergabe zur Einlöſung gar nicht mehr
mög=
lich geweſen ſei. Die Stadtbank habe den Boten
das Geld auch ohne Unterlagen gegeben.
Der Buchhalter Tuch ſagt aus, daß ſeiner
An=
ſicht nach ſowohl die Stadtbankreviſoren Hoge
und Schröder als auch die Stadtbankdirektoren
Schmidt und Hoffmann über alles orientiert
ge=
weſen ſein müßten. Es kommt dann zur Sprache,
daß nach dem Tode des Kaufmannes Jſaak ein
Kaufmann Wende die Blankowechſel und
Blan=
koſchecks den Sklareks zur Verfügung ſtellten.
Direktor Brolat zu den Vorwürfen
im Sklarekprozeß.
Im Zuſammenhang mit den vor einigen Tagen
im Sklarekprozeß gefallenen Aeußerungen de=
Gerichtsvorſitzenden über Direktor Brolat be
richtete Bürgermeiſter Dr. Elſaß am Montag
eingehend über die verſchiedenen gegen Direktor
Brolat erhobenen Vorwürfe. Der Aufſichtstat
bezeichnete es als dringend erwünſcht, daß die int
Ausſicht genommene Vernehmung des Direktors
Brolat als Zeuge beſchleunigt durchgeführt werde.
Direktor Brolat ſelbſt wies, da mit einer
Vor=
wegnahme dieſer Vernehmung nach den Abſichten
des Gerichts nicht gerechnet werden kann,
aus=
führlich die Anſchuldigungen zurück und erklärte.
daß er weder eine Begünſtigung habe vornehmen
wollen noch können. Das vor Gericht zu beeiden.
ſei er jederzeit bereit.
Drei Feſtuahmen zu dem Berliner Mordfall Huth.
Hamburg. Wie die Polizei mitteilt,
wur=
den in einem Hamburger Maſſenquartier drei
junge Leute im Alter von 17 bis 20 Jahren
feſt=
genommen. Sie ſtehen im Verdacht, Mitwiſſer
bzw. Mittäter bei der Ermordung des Filiale
leiters Huth in Berlin zu ſein.
22 Verletzte wegen eines hübſchen Mädchens.
Belgrad. Die „Politika” berichtet aus
Bosniſch=Bod von einer Bauernſchlacht im Dorſe
Liſchnjatze. Zwei Burſchen waren dort wegen
eines hübſchen Mädchens in Streit geraten. Da
keiner von Beiden zurücktreten wollte, verſichene
ſich jeder der Mithilfe einer möglichſt großen
Zahl von Bauernſöhnen. Als es zur Austragung
des Kampfes kam, waren über 100 Burſchen mit
Meſſern und Prügeln erſchienen. Nach kurzer
Zeit lagen 22 mehr oder minder ſchwer Verletzte
auf dem Schlachtfeld. Das Mädchen, um daß
der Kampf geführt wurde, hatte mit großet
Spannung dem Ausgang des Treffens zugeſehen
Der Miſſiſſippi über die Ufer getreten.
New York. Der Miſſiſſippi iſt über die Ufe
getreten. Nach Meldungen aus New=Orleans
ſtehen 240 100 Hektar Land unter Waſſer. 2500
Landwirte ſind zugrunde gerichtet und von
Hun=
ger bedroht. Das Rote Kreuz hat eine Hilis
aktion eingeleitet.
Zum 50. Todeskag des Erfinders
der Manſer=Piſtole.
Wilhelm Mauſer,
der bedeutende deutſche Waffentechniker, deſſen
Gewehr mit Schlagſtift (Modell 71) im deule
ſchen Heer eingeführt wurde, ſtarb vor 50 Jale
ren, am 13. Januar 1882. Beſonders bekannl.
geworden iſt auch die von ihm und ſeinen
Bruder Paul konſtruierte Selbſtladepiſtole.
Dienstag, 12. Januar 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 12 — Seite 9
Hur Bergung der ſeuen Beüthener Bergieule.
Der Bericht der Gerekketen. — Die aufopfernden Retkungsarbeifen auf der
Karſten=Zenkrumsgrube von Erfolg gekrönk.
BA9 Bander der Heltang.
Beuthen. Ein Sonntag nachmittag — kühl.
ſtibe, langweilig. Irgendwo ſchlägt es vier
h—. Die Menſchen gehen aneinander vorbei wie
nt. Da, ganz plötzlich, kommt Aufregung un=
4 die Leute: Man bleibt ſtehen, man freut ſich,
am ſpricht den erſten beſten Menſchen an oder
iſck ſich anſprechen. Und plötzlich iſt es in der
urzen Stadt, wälzt ſich wie ein reißender Strom
uch die Straßen, flutet in die Häuſer, treppauf,
iwpab, aus der Stadt hinaus in die Vororte:
Fy Gerücht, das einem wie ein Märchen
vor=
mamt, wie ein unfaßbares Wunder: die Toten
o— Karſten=Zentrum ſollen leben. Nach ſechs
eren, eingeſchloſſen hinter Schutt ohne Licht,
hue Eſſen, wer weiß, ob nicht auch ohne Waſſer.
in Wandern hebt an nach der Grube. Auf allen
Bu gen pilgern die Menſchen dorthin. Autos
iien. Die Wagen der Grubenrettungsſtelle
umen. Alſo muß doch etwas Wahres daran ſein,
no man beginnt ſich zu freuen, teilt die Freude
dem nächſten Menſchen mit. Vor den
Gruben=
men ſtauen ſich die Menſchen. Die Fenſter im
eſzen Stock des Zechenhauſes ſind erleuchtet. Im
ichte der Bogenlampen blitzen die Tſchakos von
ſarupobeamten. In der Verbandsſtube bereitet
tem ſich ſchon vor. Es iſt ſchon dunkel. Da
hmmt ein Beamter, lieſt Namen vor. Sieben
4—nn, ſieben der Eingeſchloſſenen, ſie leben, ſie
no gerettet, oder man iſt dabei, ſie ans
Tages=
att zu bringen. Ehrliche Freude lacht aus den
ſuggen aller. Der Erſte iſt ſchon oben. Das Auto
trunterwegs, um ihn ins Lazarett zu bringen,
ieggt ſchon in den Grubenhof ein. Die
Hinden=
unrgſtraße entlang jagt ein anderes Auto —
Ret=
unrgsmannſchaften Sie fahren zur Ablöſung, zur
Vf=itexarbeit, wollen ihre Kräfte noch opfern für
die Kameraden, die vom Tode auferſtanden ſind,
und die anderen, deren Schickſal noch ungewiß
iſt. Und im Grubenhof ſtehen die Angehörigen
voll Hoffnung.
Der amtliche Bericht.
Beuthen. Das Oberbergamt Breslau teilt
am Sonntag abend mit: Die Rettungsarbeiten
auf der Karſten=Zentrumgrube haben den
hocher=
freulichen Erfolg gehabt, daß von den durch einen
Gebirgsſchlag verſchütteten 14 Bergleuten nach
ſechs Tagen ſieben Bergleute lebend geborgen
worden ſind. Die Geretteten ſind
verhältnis=
mäßig wohlauf, wenn auch zum Teil recht ſchwach.
Nur zwei von ihnen ſind äußerlich verletzt. Das
Schickſal der übrigen Verſchüteteten iſt noch
un=
gewiß, doch iſt mit dem Tode der meiſten zu
rechnen. Die Bergungsarbeiten ſind äußerſt
ſchwierig. Sie konnten den erreichten ſchönen
Erfolg nur haben, weil alle Leute unter
Nicht=
achtung ihres Lebens ihr Aeußerſtes getan haben,
um zu ihren verſchütteten Kameraden
vorzudrin=
gen. Die Bergungsarbeiten gehen mit aller
Kraft weiter.
Bei den zwei im Lazarett befindlichen
geret=
teten Bergleuten Klukowſki und Ludwig haben
ſich die Verletzungen nur als Fleiſchwunden
her=
ausgeſtellt. Die beiden noch unter Tage
befind=
lichen Geretteten haben Knochenbrüche erlitten
und können infolgedeſſen nur mit großer
Schwie=
rigkeit in Sicherheit gebracht werden. Der eine
von dieſen beiden Verletzten iſt der Häuer
Marek.
Ueber die glücklichen Umſtände, die zu der
Auffindung der 7 Bergleute geführt haben,
er=
fahren wir, daß ſie ihr Leben dem Weiterarbeiten
der Friſchluftzufuhr zu verdanken haben. Das
über ihnen zuſammengebrochene Geſtein bot ihnen
noch einen engen Unterſchlupf.
Ueber den
Hergang der Rettung
der ſieben von den 14 eingeſchloſſenen Bergleuten
erfahren wir u. a. folgendes: Sonntag nachmittag
gegen drei Uhr kam der Bohrer der
Rettungs=
mannſchaften plötzlich in einen leeren Raum.
Dieſe Tatſache wirkte auf die Mannſchaft wie ein
elektriſcher Schlag, denn ſie bedeutete, daß die
Strecke dahinter nicht zerbrochen war. Das
ent=
ſtandene Bohrloch wurde mit größter Vorſicht
er=
weitert, und man hörte alsbald auch
Klopf=
zeichen, die ſofort erwidert wurden. Als die
Oeffnung groß genug war, wurde in ſie
hinein=
geleuchtet. Zu aller Erſtaunen und zur
freu=
digen Ueberraſchung ſah man 5 Bergleute
eng=
aneinandergekauert ſitzen. Der Held der
Einge=
ſchloſſenen iſt der 30 Jahre alte Rohrleger
Slama, deſſen Humor und Energie die
Kame=
raden vor dem Aeußerſten bewahrt hat und der
immer wieder aufmunterte.
Wie die Geretteten erzählen, haben ſie von
Brotreſten gelebt, und ihren Durſt geſtillt, indem
ſie das ſich an dem Kaltpreßluftrohr infolge der
Untertaghitze gebildete Schweißwaſſer der Reihe
nach ableckten. Wie ſie weiter erzählen, ſind ſie
bei dem Gebirgsſchlag zunächſt zerſtreut worden.
Einer hat dann immer nach dem andern geſucht,
bis ſie endlich zu ſieben beiſammen waren. In
den erſten 5 Stunden waren ſie ohne Licht. Dann
fanden ſie durch einen glücklichen Umſtand
Streich=
hölzer und noch etwas Karbid, das ſie mit
äußerſter Sparſamkeit benutzten. Sie wußten ganz
genau, daß heute Sonntag war.
Das Erſte, was die Geretteten verlangten,
waren Zigaretten; ſie wurden ihnen ſofort
ge=
geben. Gleichfalls verlangtes Getränk wurde
nur nach ärztlicher Anordnung mit größter
Vor=
ſicht und ſchluckweiſe verabreicht. In einer 100=
Meter=Strecke ſind nach den bisherigen
Feſt=
ſtellungen durch den Gebirgsſchlag etwa 60
Me=
ter zu Bruch gegangen. Die zu den Geretteten
vorgetriebene Stoßſtrecke durch die Kohle war
nur 1,50 Meter hoch und 1 Meter breit. Von
den anderen Verſchütteten können die Geretteten
nichts ſagen, da ſie von dieſen keine
Lebens=
zeichen bemerkt haben.
Der Reichspräſident zur Rettung der ſchleſiſchen
Bergleute.
Die Schleſiſche Bergwerks= und Hütten A. G.
hat dem Herrn Reichspräſidenten telegraphiſch
über die Rettung von ſieben der Verunglückten
berichtet. Der Herr Reichspräſident hat hierauf
mit folgendem Telegramm geantwortet:
Ich habe mit großer Freude aus Ihrem
tele=
graphiſchen Bericht die Rettung von ſieben der
auf der Karſten=Zentrum=Grube verſchütteten
Bergleuten vernommen und ſpreche der tapferen
Rettungsmannſchaft Dank und Anerkennung für
dieſe Tat aus. Gott gebe, daß es gelinge, auch
die übrigen Verunglückten lebend zu bergen.
(gez.) von Hindenburg, Reichspräſident.
Beuthen. Der Stand der Rettungsarbeiten
auf der Karſten=Zentrumgrube war am Montag
unverändert. Es war bisher leider nicht mögt:),
mit den letzten ſieben verſchütteten Bergleuten
die Verbindung herzuſtellen. Alle Hoffnung iſt
aber noch nicht geſchwunden. Der Zuſtand der
ſieben lebend geborgenen Bergleute, die in das
Knappſchaftslazarett überführt wurden, iſt den
Umſtänden nach zufriedenſtellend. Eine
Lebens=
gefahr beſteht nicht mehr.
Ein kurioſes Münzvergehen.
Das Kölner Große Schöffengericht verurteilte
einen Kaufmann wegen Münzvergehens zu einer
Geldſtrafe von 500 RM. Der Kaufmann hatte
in einem Lokal mit einem Bekannten Ecarté
geſpielt und etwa 120 RM. verloren. Weil ihm
das Kleingeld ausgegangen war und er ſchon ſo
hoch in der Kreide ſtand, daß ſein Partner nicht
weiterſpielen wollte, gab er dieſem zur Sicherheit
eine engliſche Note im Wert von 100 RM. mit
dem Bemerken, er werde den Geldſchein am
fol=
genden Tage einlöſen, er dürfe nicht ausgegeben
werden. Bei der Nachprüfung der Banknote durch
die Reichsbank ſtellte ſich heraus, daß ſie falſch
war. Obgleich der Kaufmann die Note an
an=
deren Tage tatſächlich einlöſte, wurde er wegen
Münzvergehens verurteilt, da es nicht erlaubt
iſt, falſches Geld, ſei es auch nur als „Sicherheit”,
in Umlauf zu bringen.
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8. Febr. 1931; 75 125 Exempl.
Seite 10 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sport, Spiel und Jurnen
Handball.
Sb. 98 Darmſtadt — PfR. Schwanheim.
Die Spiele um die Bezirksmeiſterſchaft nehmen am
kommen=
den Sonntag mit dem Treffen der 98er gegen V. f. R.
Schwan=
heim ihren Fortgang. Es iſt geplant, zu dieſem Spiel, das
vor=
mittags ½11 Uhr in Schwanheim ſtattfindet, bei genügender
Beteiligung einen Autobus fahren zu laſſen. Intereſſenten werden
daher gebeten, ſich in die bei dem Zeitungsverkauf Skurnik. im
Schalterraum der Hauptpoſt, offenliegenden Liſte einzuzeichnen,
und zwar bis ſpäteſtens Freitag nachmittag 12 Uhr; über alle
Einzelheiten wird bei Skurnik Auskunft gegeben. Angeſichts der
Wichtigkeit des Spieles wäre es ſehr zu begrüßen, wenn eine die
Fahrt ermöglichende Beteiligung zuſtande käme.
Fußhall.
Neue Pokal=Termine.
Im Bezirk Main/Heſſen ſind für den kommenden
Sonntag folgende Pokalſpiele vorgeſehen:
Alemannia Worms — Rot=Weiß Frankfurt,
Kickers Offenbach — S.=V. Wiesbaden,
Olympia Lorſch — 1. F.=C. Langen,
Viktoria Urberach — F.=Vg. Kaſtel.
Weiterhin ſind in der Gruppe Main für den 17. Januar noch
die nachſtehenden Verbandsſpiele angeſetzt worden:
V. f. L. Neu=Iſenburg — F. S.V. Heuſenſtamm.
Union Niederrad — Hanau 93.
Es fehlt dann nur noch der Termin für das letzte Spiel der
Gruppe, und zwar Kickers Offenbach gegen Germania 94.
Spieler=Wanderungen in Mainz/Wiesbaden.
Der bekannte Repräſentativſpieler Otto Beſt, der
bekannt=
lich auf Grund verſchiedener Differenzen aus dem Wiesbadener
Sportverein ausgetreten iſt, hat ſich beim S.=V. Mainz/Koſtheim
angemeldet und iſt für dieſen Kreisligaverein bereits
ſpielberech=
tigt geworden.
Der Meiſter der Gruppe Heſſen, F. S.V. 05 Mainz, hat in dem
Mombacher Mittelläufer Hilpert einen wertvollen Zuwachs
er=
halten.
* Kreisliga Südheſſen.
Im Zeichen der Nothilfe!
Die Nothilfe=Aktion wurde in unſerem Kreis in jeglicher
Be=
ziehung mit vollem Erfolg durchgeführt. Nicht allein in
finan=
zieller Beziehung, ſondern auch in ſpieleriſcher Hinſicht wurden die
Erwartungen teilweiſe weit übertrofen. Die Reſultate lauten:
Bezirksligamannſchaft Worms — Kreisligamannſchaft
Worms 5:5.
Olympia Lorſch — V. f. R. Bürſtadt 3:1.
F.=V. Biblis — Alemannia Groß=Rohrheim 3:1,
F.=V. Hofheim — Vorwärts Bobſtadt 4:1,
Concordia Gernsheim — Olympia Biebesheim 1:2,
07 Bensheim — Stakenbg. Heppenheim 4:2,
Spv. Weinsheim — Spv. Horchheim 2:3.
Rheingold Hamm — Germania Eich 2:1.
Die Winterhilfsſpiele haben uns alſo, genau wie die
ſeit=
herigen Punktkämpfe, verſchiedene Senſationen gebracht, wobei der
Repräſentativkampf in Worms durch ſein torreiches Ergebnis
be=
ſonders hervorſticht. Die Vertreter der Kreisliga legten ſich ganz
gewaltig ins Zeug und bezwangen die Bezirksligiſten bis zur
Halbzeit 5:2. In der zweiten Spielhälfte kamen die ,Großen”
dann mehr in Schwung; das allgemeine Nachlaſſen der vom ſtarken
Tempo ſichtlich mitgenommenen Kreisligiſten ermöglichte ihnen ſo
bis zum Schluß ein Aufholen. In Lorſch hatten die beiden alten
Rivalen eine große Zuſchauermenge angelockt, die einen harten.
aber fairen Kampf zu ſehen bekam. Die erſte Spielhälfte verlief
torlos. Nach der Pauſe wurde es dann um ſo lebhafter; Lorſch
übernahm die Führung und behielt letzten Endes auch das beſſere
Ende für ſich. In Biblis ſtellte ſich der 4=Klaſſenvertreter Groß=
Rohrheim zum Kampfe. Die Gäſte imponierten durch flottes
Spiel, ſo daß die Bibliſer ſchon etwas aufbieten mußten, um zum
Siege zu kommen. Aehnlich erging es den Hofheimern die in
Bobſtadt einen ſehr zähen Gegner hatten. Zwei weitere Vertreter
der A=Klaſſe 07 Bensheim und Olympia Biebesheim konnten
ſo=
gar ihre in der höheren Klaſſe ſpielenden Gegner beſiegen.
Horch=
heim und Hamm blieben dank beſſerer Spielweiſe knapp, aber
ſicher, erfolgreich.
60 Jahre engliſcher Fußball=Pokal.
Zum Beginn der Haupkrunde 1932.
Einer der bedeutendſten und populärſten ſportlichen
Wett=
bewerbe iſt der Kampf um den engliſchen Fußball=Pokal, The
Football=Aſſociation Challenge=Cup, wie die offizielle Bezeichnung
heißt. Dieſer Wettbewerb findet nicht nur in England ſelbſt ein
geradezu unheimliches Intereſſe, ſeinen Verlauf verfolgt man in
der ganzen Welt, wo auch nur ein Fußball rollt, mit ſtarker
An=
teilnahme.
Dieſer Wettbewerb feiert in der laufenden Saiſon ſein 60
jäh=
riges Beſtehen. Der Kampf um den engliſchen Fußball=Pokal war
der erſte organiſierte Fußball=Wettbewerb überhaupt, und ſeine
Schöpfer hätten ſich vor 60 Jahren wohl kaum träumen laſſen, daß
ſich aus dem Cup, der eine Anſchaffungsſumme von 25 Pfund
er=
forderte, eine ſo großartige und zugkräftige Trophäe entwickeln
würde.
Der Orignal=Pokal iſt im Jahre 1895 aus einem Schaufenſter
in Birmingham geſtohlen worden, als gerade die berühmte Aſton
Villa den Cup gewonnen hatte. Aber auch die Imitation des
Pokals wird heute nicht mehr überreicht; denn dieſe iſt vor
21 Jahren dem damaligen Präſidenten des Engliſchen
Fußball=
verbandes, Lord Kinnaird, in Anerkennung ſeiner langjährigen
Dienſte und Verdienſte geſchenkt worden. Der Lord ſelbſt beſaß
fünf Cupmedaillen, d. h. er ſtand fünfmal in der Mannſchaft
eines Pokalſiegers.
Urſprünglich ſollte der Pokal dem Club gehören, der ihn
drei=
mal nacheinander gewinnen würde. Dies geſchah bereits im Jahre
1877/78. Doch die damals ſehr berühmten „Wanderers” gaben
ihn in echt ſportlicher Weiſe dem Verband als „ewige Trophäe‟
zurück.
Die Zuſchauermaſſen ſind bei den Pokalkämpfen ſtändig
ge=
wachſen. Schon 1901 waren 110 000 Zuſchauer beim Endſpiel
Tot=
tenham Hotſpurs gegen Sheffield United. Im Jahre 1913 ſtieg
die Zahl beim Spiel Aſton Villa gegen Sunderland auf 120 000.
Beim Cupfinal 1923/24 überfluteten 200 000 Menſchen das
Wembley=Stadion, als Weſtham United gegen Bolton Wanderers
antraten. Seit dieſer Kataſtrophe iſt die Zahl der Einlaßkarten
auf 100 000 beſchränkt worden.
Die berühmteſten Pokalmannſchaften ſind Aſton Villa und
Blackburn Rovers. Beide Clubs teilen ſich in den Rekord,
ſechs=
mal den Pokal gewonnen zu haben. Nur zwei Vereine waren es,
die Pokal und Meiſterſchaft in der gleichen Saiſon gewinnen
konnten: Preſton Northend im Spieljahr 1888/89 und Aſton Villa
1896/97. In den letzten 35 Jahren gelang es alſo keinem Club
mehr, beide Ehren in einer Saiſon einzuheimſen. Zu hart iſt die
Konkurrenz geworden, zu groß ſind die Anſtrengungen. Immer
war der Pokal=Wettbewerb reich an Senſationen, immer gab es
Favoriten, die trotz ſicherſter Vorausſagen ſtolperten, aber immer
tauchten auch wieder Clubs auf, die zwar in der Meiſterſchaft
keine überragende Rolle ſpielten, dafür aber für den
Pokalwett=
bewerb wie geſchaffen erſchienen.
Das Jubiläumsjahr hat bei der Ausloſung für die erſte
Hauptrunde einen hübſchen Zufall gebracht. Als vor Monaten die
Vorrunden begannen, hatte der Präſident des kleinen Clubs aus
Darwen ſeinem Verein „goldene Tage” auf ſeine Koſten
ver=
ſprochen, wenn Darwen in die Hauptrunde kommen und dort
gegen Arſenal, auch die Bank von England” genannt, ausgeloſt
würde. Und dieſer Zufall, deſſen Möglichkeit Mathematiker nach
Zahlen mit neun Ziffern ausgerechnet. b den, iſt eingetroffen. So
ſind denn vom freigiebigen Präſiden Vergnügungstage für
etwa 70 Perſonen vor und nach dem Spiel gegen den „
giganti=
ſchen Gegner” arrangiert worden. Aber bei dieſer Begegnung
ſpielt das Schickſal wiederum eine gerechte Rolle: Darwen iſt
nämlich der engliſche Club, der von den heute noch beſtehenden,
am früheſten am Pokalwettbewerb teilnahm, nämlich ſchon vor
54 Jahren. So hat der Pokal auch im Jahre des Diamant=
Jubi=
läums ſeinen beſonderen Rahmen, der da aus tauſend Reizen des
Zufalls und Glücks geformt iſt.
In den meiſten Fußball=Ländern wurde dieſer Wettbewerb
um den engliſchen Pokal nachgeahmt, doch im Erfolg nie erreicht.
Seine Siegesmedaillen aus der Hand des erſten engliſchen
Reprä=
ſentanten könnten nur dort der Traum eines jeden
Fußball=
jungens und der Stolz der Spieler ſein, wo eine beſondere
ſport=
liche Einſtellung dieſe Spielſerie ſo ungeheuer populär werden
läßt. Nirgends iſt dies bisher gelungen.
Dienstag, 12. Januar 1932
Im Dortmunder Sechstagerennen führten nach 67 Stunden
Schön=Göbel mit 123 P., vor P. van Kempen=Piinenburg mit 121
P. Dülberg=Tietz mit 70 P. Die übrigen Paare folgten mit
Ver=
luſt von einer bis zehn Runden.
Mit einem 4:1 (3:0. 0:1 1:0) Sieg errang ſich der Berliner
Schlittſchuh=Club am Montag auf dem Rieſſerſee die deutſche
Eis=
hockey=Meiſterſchaft gegen den Münchner Eislaufverein. Die
Ber=
liner Mannſchaft iſt damit zum 14. Male Titelträger.
Trotz eines ſchweren Sturmes durchlief der bekannte Schweizer
Abfahrtsläufer David Zogg bei einem Skirennen in Aroſa eine
6 Km. lange Strecke in der ausgezeichneten Zeit von 5:54 Min.
Geſchäftliches.
Der „Geſtiefelte Kater” geht um!
Zum unbeſchreiblichen Jubel aller Kinder geht in den
Stra=
ßen Darmſtadts dieſer Tage leibhaftig und wirklich der „Geſtiefelte
Kater” um, der wohl als eine der beliebteſten Märchenfiguren
gelten kann. Man kann es ſich vorſtellen, was dieſe ſonderbare
Erſcheinung für Aufſehen erregt. Es iſt die bekannte
Schuhwaren=
firma Conrad Tack, Darmſtadt, Ludwigſtr. 17, die zu Werbezwecken
einen jungen Mann verkleidet als „Geſtiefelten Kater”
herum=
laufen läßt.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 12. Januar.
15.15: Hausfrauen=Nachmittag.
15.45: Dr. Knöpp: Hausfrauen, gebt keine Aufträge an
Schwarz=
arbeiter.
17.05: Konzert des Funkorcheſters. Werke von Grieg, Fuchs, Götz,
Tſchaitowſky, Nicolai, Weber.
18.40: Dr. Friedensburg: Verwaltungsvereinfachung und
Verwal=
tungsreform in Heſſen=Naſſau.
19.05: Vortrag von Stadtſchulrat Gerweck.
19.45: Alte Tanzmuſik des Funkorcheſters.
20.15: Aktueller Dienſt bei Vorliegen beſonderer Ereigniſſe.
20.30: Romantiſche Improviſationen. Eine Hörfolge von W. und
Hanna Haas.
22.30: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.50: Unterhaltungskonzert.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 12. Januar.
10.10: Schulfunk: 25 Minuten Muſiktheorie.
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten.
15.45: Frauenſtunde: Wir ſticken auf Sackleinewand oder Rupfen.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Joh. Mayrhofer: Venedig, ein Märchentraum.
18.00: Prof. Dr. Walter: Land und Leute in Schweden.
18.30: Dr. Theſing: Entſtehung und Wandlung des Geſchlechts.
19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Arkadi Flato.
20.15: Prof. Dr. Brunſtäd, F. Baltruſch, M.d.R., Dr. Frohwein
Proteſtanttsmus und Eigentumsbegriff.
21.00: Tages= und Sportnachrichten.
21.15: München: Bunte Stunde Mitw.: Kl. Funkorcheſter.
22.20: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Unterhaltungsmuſik der Kapelle Ilia Livſchakoff.
Weiterberichl.
Die Atlantikſtörung breitet ihre Ausläufer immer weiter
nach dem Feſtland aus und ſchiebt unter Barometerfall ihre
Warmluft vor. Bei ihrem Aufgleiten auf die Kaltluftreſte des
öſtlich abgedrängten Hochs ſtellt ſich Bewölkung ein, was auch
be=
reits in unſerem Bezirk in Erſcheinung tritt. Da die Zufuhr
mil=
der Ozeanluft fortdauert, ſteigen die Temperaturen zunächſt noch
an, und zeitweiſe treten Niederſchläge auf.
Ausſichten für Dienstag, den 12. Januar 1932: Bewölkt und
ein=
zelne Niederſchläge, mild.
Ausſichten für Mittwoch, den 13. Januar 1932: Wechſelnd woltg.
mit vorübergehender Aufheiterung, vereinzelte Schauer, etwas
kälter.
Hauptſchriftieltung: Rudelf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaff: Rudolf Maupe; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann
für den Handel: Dr. C H. Queiſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratentell und geſchäftliſche Mittelungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämitlich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n icht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Roman
AALLAINLIS
von FRITZ WEBER
(Nachdruck verboten.)
41)
Der Kapitän nickte, obgleich er kein Wort davon verſtand.
„Paul, ſagte ich mir”, fuhr der Holländer fort, „Paul, er
wird dich plattſchlagen, einfach umbringen. Er hat das Zeug
da=
zu in ſich. Seine Aktienplacierung iſt ja lachhaft dilettantiſch. Ein
Verſager, und die Leute ſch=zeißen ihm den Kram hin. Aber er
hat keinen Verſager, der nicht! Der ſtellt ſich auf einen
Sandhau=
fen, wühlt mit den Stiefelhaken im Dreck, und es kommt Petroleum
zutage. Das iſt’s! Hat jemand ſchon gehört, daß man im
verrück=
teſten Erdenwinkel Bergwerke anlegt? Was? Bergwerke! Daß
man tauſende Kilometer Eis durchſchnüffelt und in einem halben
Jahr mehr herausgräbt, als die beſten Minen Amerikas geben?
Recht ſo, ausgezeichnet! Der alte Mortimer in Neuyork hat vor
Wut die Gelbſucht bekommen, die Banditen von der General
Mines duellieren ſich mit Regenſchirmen, weil wir ihre
Magneſit=
wiſche zu Tapetenpapier herunterdrückten. Wollen Sie mein
Por=
trät ſehen, das ein Schmierfink von Zeichner im „Little America‟
veröffentlicht hat? Hier! Sehen Sie ſich das einmal an. Jeder
Strich eine kindiſche Revanche für den letzten Kursſturz!”
Er fiſchte eine Zeitung aus der Manteltaſche, blätterte haſtig
darin und reichte dem Kapitän eine lebensgroße Karikatur ſeines
Kopfes.
„Der Kerl hat Talent”, meckerte er. „Betrachten Sie nur
ein=
mal die Wangenlinie. Alles fließt, ſagt Heraklit! Ich bin ja keine
Schönheit im landläufigen Sinn, aber ſo zerfloſſen, ſo ekler
Quark .. .! Herr, das Original kaufe ich, und wenn ich es mit
Golddollars pflaſtern muß!”
Der Kapitän warf einen verſtohlenen Blick auf den
Hollän=
der und mußte unwillkürlich lächeln. Die Zeichnung war
wun=
derbar. Sie ſah aus, als hätte man van Konz in Butter
model=
liert und an die Sonne geſtellt.
„Und ſo etwas erſtehen Sie noch, Mijnheer?” fragte er
ſchmunzelnd.
„Selbſtverſtändlich. Habe ſchon Auftrag gegeben. Und noch
etwas, glänzender Witz, aber Sie dürfen nichts verraten, Sie olles
Nebelhorn: Ich laſſe den Kerl nach Europa kommen, den
Schmier=
finken nämlich, der das da produzierte. Er wird nach meinen
An=
gaben alle die Knaben und Mädchen porträtieren, die mir
beſon=
ders am Herzen liegen. Den dürren Flex zum Beiſpiel, von
Mor=
timer u. Flex, verſtehen Sie! Ein Geſicht wie aus Dachpappe, ſage
ich Ihnen, Teer mit Sand darauf. Und Miſtreß Thelma Stone,
die Furie von der Alaskakupfer! Die muß er mir als Ziege
malen, hoho! Aber nicht, wie ſie Blätter frißt, ſondern anders,
verſtanden? Breitſpurig!”
Er brüllte vor Lachen.
„Breitſpurig! Kupferrot, die alte Geiß! Und den Helland als
Dividendengeier auf einer Eisklippe! — Was glauben Sie, habe
ich für den in petto? Einen Kniff, der noch nie verſagte. Ich
wäſſere ihn aus, kaufe den Ramſch zuſammen, und wenn es mein
halbes Vermögen koſtet. Auf Namen lauten die Wiſche? Schön,
dann werden ſie eben belehnt, ſo lange belehnt, bis alle in
mei=
nem Treſor liegen. Und dann herunter vom Ausſichtsturm! Die
Leute werden grinſen, werden ſagen, der alte Konz leidet an
Paralyſe. Aber da kommt die neue Emiſſion. Er braucht ſie, die
Schiffe koſten Geld, ungeheure Summen. Und die jungen Aktien
muß er verſchleudern, das geht ſelbſt einem Helland wider den
Strich. Verſchleudern oder mir verkaufen, verſtehen Sie! Ich ſage
Ihnen das alles, weil Sie es nicht verſtehen, weil Sie auf Ihrer
ſchmierigen Sardinenbüchſe umherſchaukeln, ſtatt ſich ans
Tele=
phon zu ſetzen und Geld zu machen. Aber nichts für ungut,
Kapitän! Es muß natürlich auch Narren geben, die lieber ins
Eismeer fahren, Sie zum Beiſpiel!”
Er klopfte dem Seemann freundlich auf die Schulter und
ſtieg die Treppe hinunter.
„He, hallo!” rief er, während er ſich an einer Spill feſthielt.
„Sehen Sie ſich den Schornſtein an! Das Ding raucht ja gar
nicht mehr. Ich glaube, die Kerls unten ſind eingeſchlafen.
Brül=
len Sie einmal in den Trichter, und ſagen Sie ihnen, daß ich
für jeden Tag, den wir vor der abgemachten Zeit ankommen, ein
Pfund pro Mann zahle. Na alſo! Raucht ſchon!“
Helland lächelte höhniſch, als er von der Ankunft des
Hol=
länders und ſeines Sekretärs in Tasmanien erfuhr.
Nach einem vergeblichen Verſuch, die Packeiszone zu
durch=
queren, funkte der „Narwal” um einen der Unterſeekreuzer des
Syndikats. Helland bedauerte. Sie ſeien ſämtlich in Dienſt, auch
könne man das Wagnis einer mehr als tauſend Kilometer
wei=
ten Fahrt unter dem Eis nicht riskieren. Er werde ein
Flug=
zeug ſchicken.
Nach einem unerhört kühnen Flug ging die dreimotorige
Maſchine im Hafen von Hobart auf das Waſſer nieder. Van
Konz ließ ſich augenblicklich mit einem Boot hinausbringen,
be=
ſah ſich das Ding von allen Seiten und — dankte.
Zwei Tage arbeiteten die Piloten, um ihr Flugzeug wieder
ſtartfertig zu machen. Die Motoren wurden zerlegt, Benzin und
Oel getankt. Am dritten Tag meldeten ſie ſich nochmals bei dem
widerſpenſtigen Paſſagier.
Van Konz empfing ſie freundlich und lud ſie zum Eſſen ein.
Während er zwiſchen den beiden Männern mit den ſcharfen
Vogelgeſichtern ſaß, überkam ihn etwas von ihrem Wagemut.
Sie riskierten ihr Leben für ein paar hundert Pfund, bei ihm
ſtanden Millionen Barrels Naphtha auf dem Spiele. Das gab
ihm zu denken.
„Herr Kämpf” wandte er ſich an einen der beiden Hünen,
„ſagen Sie mir Ihre Meinung unumwunden: Iſt dieſer Flug
in die Walfiſchbucht für Leute Ihres Schlages ein Wagnis oder
nicht?"
„Wir ſind daran gewöhnt, Mijnheer”, wich der Pilot aus.
Helland hatte tauſend Pfund geboten, wenn ſie van Konz „tot
oder lebend” in die Eisſtadt brachten.
„Natürlich ſind Sie daran gewöhnt. Aber ich meine . . . Sie
werden mich auslachen . . . Ich meine, es kann Ihnen doch nicht
gleichgültig ſein, ob Sie ſich den Schädel im Packeis einſchlagen
oder zu Hauſe im Bett ſterben.”
„Packeis iſt mir lieber”, lachte André Gillard, der zweite
Pilot.
„Geſchmackſache. Alſo fragen wir ſo: Was würden Sie an
meiner Stelle tun?”
„Ich würde mich in die geheizte Kabine des Flugzeuges
legen, ein Buch zur Hand nehmen und warten, bis man mi
meldet, daß wir auf der Eisplatte gelandet ſind.”
„Das iſt alles?”
„Das iſt alles, Mijnheer, nämlich alles, was Sie zu dem Ge
lingen des Fluges beitragen können.”
„Und wenn wir abſtürzen?”
„Ziemlich ausgeſchloſſen. Aber wenn dieſer bedauerliche
Zwiſchenfall eintritt, werden Sie kaum davon Notiz nehmen
können.”
Der Holländer ſchüttelte ſich.
„Welpe, was ſagen Sie dazu?” wandte er ſich an den
Sekretär.
„Mijnheer werden ſtaunen, wie angenehm Luftreiſen ſind.”
Van Konz ſprang auf. „Alſo los!” rief er, mit den Händen
in der Luft rudernd.
Gillard bediente ſich mit einem Stück getrüffelter Gans.
„Es iſt nicht ſo eilig, Mijnheer”, ſagte er lächelnd. „Wenn
Ihr Entſchluß feſtſteht, werden wir erſt den Wetterbericht der
Station Eisſtadt abwarten müſſen.”
„Wie? Beſonderes Wetter brauchen Sie auch für Ihr Vehikel?”
„Es muß nicht beſonders ſein, aber ein Schneeſturm gehöft
nicht gerade zu den Vorzügen. So etwas frißt Benzin, als ob
ſämtliche Zuflußrohre leck wären.”
Mijnheer ließ ſich kopfſchüttelnd in ſeinen Seſſel fallen. „Pfu
Teufel, Welpe”, ſagte er kleinlaut. „Die ſechs Wochen auf den
„Narwal” waren ſchon arg genug. Und jetzt noch . . . Wie lange
werden wir brauchen?”
Pilot Kämpf goß ſeelenruhig ein Glas Portwein hinuntel.
„Je nachdem, Mijnheer” erwiderte er. „Neunzehn bis ein”
undzwanzig Stunden. Die Maſchine hat einen Löſchfunkenappa”
rat an Bord. Wenn uns ſchon ein kleiner Unfall zuſtößt, wird
es noch immer möglich ſein, Hilfe herbeizurufen.”
„Und Sie glauben, daß Helland . . .?"
„Unſere Kameraden werden uns nicht im Stich laſſen.”
Van Konz nickte begeiſtert. „Prachtkerle!” rief er, ſein Glas
erhebend. „Sie können Ihren Herren Kameraden gleich heute
funken, daß Paul Meinhart van Konz immer echten Heldenmul
bewundert. Und er macht das nicht mit Lorbeerkränzen und
Zei=
tungsgefaſel, ſondern ſo, verſtehen Sie?”
Er zog ſeine Brieftaſche und bot jedem der Piloten eine
Tauſendpfundnote. Die beiden ließen das Geſchenk in den
Taſchen ihrer Lederweſten verſchwinden und bedankten ſich
lächelnd.
(Fortſetzung folgt.)
Grundgedanken der Zinsvereinbarungen.
Die Abkommen über die Berechnung und Geſtallung der Zinſen und Proviſionen am Geldmarkk.
Zei weſennche Sahalt.
Die Vereinbarungen, die von den Spitzenverbänden der Kreditinſtitute
zrm Samstag unterzeichnet wurden, ſetzen ſich aus einem Mantelvertrag,
m Abkommen über die Feſtſetzung von Höchſtzinsſätzen für
hereinge=
nommene Gelder und dem Abkommen über die Berechnung der
Zins=
and Proviſionsſätze bei Weitergabe von Geldern an Dritte zuſammen.
Im Mantelvertrag werden die allgemeinen Grundſätze, die Bildung
es zentralen und der bezirklichen Kreditausſchüſſe und Befugniſſe feſt=
Tlegt. Um die Abkommen reibungslos durchführen zu können, ſollen
je materiellen Beſtimmungen des zwiſchen den Spitzenverbänden
be=
gehenden Wettbewerbsabkommens vom Mai 1928 bis Dezember 1930 auch
As Beſtandteil dieſer Abmachungen gelten. Der Vertrag bleibt bis
u um 30. September 1932 in Wirkſamkeit und verlängert ſich ſodann
je=
meils um ſechs Monate, wenn er nicht zuvor von einem der
Vertrags=
tilnehmer mit einer Friſt von drei Monaten gekündigt worden iſt.
Das Abkommen über die Feſtſetzung von
Höchſtzins=
ffitzen für hereingenommene Gelder beſtimmt, daß normale
Sparein=
gen höchſtens zu dem vom Zentralen Kreditausſchuß feſtgeſetzten
Nor=
m alzinsſatz, dem der Reichskommiſſar zugeſtimmt haben muß, zu
ver=
zanſen ſind. Für Kündigungsgelder dürfen Zinſen nur bis zu
ernem Satz bezahlt werden, der 1 v.H über dem Normalzinsſatz liegt.
2i icht unter die Beſtimmungen des Abkommens fallen die Gelder, für die
emie feſte Laufzeit von mehr als 364 Tagen vereinbart iſt. Der
Zins=
ſntz für täglich fällige Gelder, ſoll regelmäßig unter dem
2uormalzinsſatz liegen. Der Satz für täglich fällige Gelder in
proviſions=
zllichtiger Rechnung darf bis zu 0,5 v.H. über dem Normalzinsſatz
feſt=
grſetzt werden. Dabei ſind als tägliche Gelder auch ſolche anzugeben, für
dze eine Kündigungsfriſt, oder eine feſte Laufzeit von weniger als einem
Monat vereinbart worden iſt. — Für Kündigungsgelder (mindeſtens 31
und höchſtens 364 Tage) kann ein Satz von höchſtens 0,5 v. H. unter dem
onn Tage der Hereinnahme geltenden oder dem jeweiligen
Reichsbank=
dsskontſatz verzinſt werden, ſofern der Betrag im Einzelfall mindeſtens
000 RM. ausmachte (die bezirklichen Kreditausſchüſſe können den
MKindeſtbetrag jedoch bis auf 5000 RM. herabſetzen). Die normalerweiſe
miter täglich fällige Gelder fallenden Beträge, die für einen Zeitraum
von mindeſtens 15 und höchſtens 30 Tagen hereingenommen und über
UUltimo belaſſen werden, dürfen, bei mindeſtens 25 000 RM., mit 1 v.H.
uriter Reichsbankdiskont verzinſt werden. (Auch hier iſt Ermäßigung
le s auf 5000 RM. möglich.) Gelder für mindeſtens 15 bis höchſtens 30
Zage dürfen, wenn kein Ultimo in dieſer Zeit liegt und der Betrag
min=
di=ſtens 50 000 RM. ausmacht, mit höchſtens 2 v. H. unter dem geltenden
uner dem Reichsbankſatz verzinſt werden (Ermäßigung auf 10 000 RM.
zlsläſſig). Der Verkauf von Privatdiskonten an Nichtbankierkunden darf,
bni einer Laufzeit von höchſtens 364 Tagen, zu keinem für den Käufer
gänſtigeren Satz als 0,5 v.H. unter Reichsbankdiskont erfolgen
Kredit=
gu noſſenſchaften, Privatbankfirmen, ſowie kleine und mittleren Banken
durfen nach Maßgabe beſonderer Grundſätze die vorgenannten
Höchſt=
zmsſätze für hereingenommene Gelder ganz oder teilweiſe bis um
höch=
funs 0,5 v.H, üherſchreiten, ehrenamtlich geleitete Kreditgenoſſenſchaften
bss zu 0,75 v. H. Die genannten Höchſtſätze gelten im Verkehr mit der
2ächtbankierkundſchaft. Schließlich ſind in dem Abkommen die
Beſtim=
unuingen über die möglichen Abweichungen von den Höchſtzinsſätzen, die
Kreditausſchüſſe für ihren Bezirk feſtzuſetzen berechtigt ſind, ſowie
Deſtimmungen züber die ſich aus den Vereinbarungen ergebenden
Streit=
foülle und ihre Schlichtung enthalten.
Im Abkommen über die Berechnung der Zins= und
Pro=
ſionsſätze bei der Weitergabe von Geldern an Dritte wird
feſt=
zelegt, daß die Vergütungen für die Weitergabe von
Karediten an Dritte entweder in Geſtalt eines Nettozinsſatzes
ſoder getrennt nach Sollzinſen und Kreditproviſion berechnet werden. Im
ſen teren Falle iſt bei der Berechnung von dem gewogenen Durchſchnitt
d — Sätze für hereingenommene Gelder auszugehen. Im zweiten Falle
aI ſich der Zinsſatz an den Reichsbankdiskont anlehnen. Die Zinſen
ſüllen nur für den tatſächlich in Anſpruch genommenen Kredit erhoben
werden. Es iſt jedoch zuläſſig (bei mindeſtens 25 000 RM.) den
zugeſag=
ſtent Kreditbetrag auf einem Sonderkonto zu belaſten, das keine weiteren
innſätze aufweiſen darf außer den zur Abdeckung des Kredits beſtimmten
Aeträgen. Die Kreditproviſion iſt in banküblicher Weiſe zu berechnen;
kann entweder für den zugeſagten Kredit im voraus oder bei
nicht=
zungeſagtem Kredit vom Höchſtſollſaldo berechnet werden. Nimmt ein
Srhuldner über den vereinbarten Kredit hinaus einen Kredit in
An=
ſpruch, ſo iſt das Kreditinſtitut berechtigt, eine Ueberziehungsproviſion
zu berechnen. Die Kreditausſchüſſe ſetzen für ihren Bezirk Normalſätze
u— die Spanne zwiſchen Nettozinsſatz und dem Durchſchnitt der Sätze
— hereingenommene Gelder, ſowie den anzuwendenden Zinsſatz feſt.
Dure Normalſätze können nach Art der kreditgebenden Inſtitute und nach
Aet der gewährten Kredite geſtaffelt und auf beſtimmte Arten von Kredit
beFſchränkt werden; ſie ſind dem Zentralen Kreditausſchuß ſowie dem
Aankenkommiſſar mitzuteilen. Der Zentrale Kreditausſchuß ſetzt einen
Nrmalſatz für die Kreditproviſion feſt, der ebenfalls geſtaffelt und
be=
ſa ränkt werden kann. Weſentliche Ueberſchreitungen der feſtgeſetzten
Normalſätze ſind nur in beſonders begründeten Fällen zuläſſig.
Die beiden Abkommen ſind bis zum 31. März 1932 wirkſam und
verlängern ſich um jeweils drei Monate, wenn ſie nicht zuvor mit
ein=
monatiger Friſt gekündigt werden.
Berliner und Frankfurker Effekten=
Freiverkehr.
Erneut Abſchwächung der Kurſe.
Den Erwartungen des Vormittags entſprechend, ſetzte der geſtrige
Rekten=Freiverkehr in Berlin in ſchwächerer Tendenz ein.
SScon am Samstag hatten gegen Mittag einige Gewinnmitnahmen der
Sekulation ſtattgefunden, zu denen ſich dann geſtern nach Abgaben von
uusenſtehenden Kreiſen geſellten. Abgeſehen von dem ſchwächeren
Ver=
au.-f der New Yorker Samstagsbörſe waren es beſonders die innen= und
uusenpolitiſchen Komplikationen, die einen Einfluß auf die Tendenz
ge=
vanen. Die Haltung der Rechtsparteien in der Hindenburgfrage hat
üiber Sonntag eher noch eine Zuſpitzung erfahren; vor allem war aber
s Ausland durch die Brüning=Erklärung zur Reparationskonferenz
ſiberraſcht worden und hatte mit entſprechenden Kommentaren
geant=
wmtet. Neben dieſen politiſchen Momenten lagen ausgerechnet auch
rach zwei ungünſtige Nachrichten über die beiden führenden deutſchen
Süduſtriegeſellſchaften, Farben und Siemens, vor; anſcheinend will die
ſarbenverwaltung ihre Akrionäre langſam auf eine notwendige
Divi=
erdenkürzung vorbereiten. Bei Siemens handelt es ſich dagegen um
ihen zugegebenen Mißerfolg der Klangfilm G.m.b. H. im Prozeß gegen
Eulenz. So beſtand ſchon zu Beginn überwiegend Abgabeneigung, und
iant hörte zunächſt nur Briefkurſe. Erſt zirka 2 Prozent unter
Sams=
ausniveau bekamen die Kurſe wieder einigen Halt. Am Bankenmarkt
vren beſonders Danatbank auf die anſcheinend wieder gefährdeten
Füßionspläne mit der Commerzbank und Reichsbankanteile angeboten
ud zwei bzw. vier Prozent rückgängig. Am Schiffahrtsmarkte betrugen
ſie Verluſte zirka 1 Prozent, Kunſtſeidenwerte verloren 1,5—2 Prozent,
urben etwa 3 Prozent Elektropapiere 2—3 Prozent, Kaliaktien 3 Proz.,
Fol zdetfurth ſogar 5 Proz. und Montane 1—2 Proz. Relativ gut
ge=
ſatten waren Deſſauer Gas und Charlottenburger Waſſer. In
Pfand=
viefen war das Geſchäft geſtern nicht groß. Es beſtand jedoch ebenfalls
A 0,5—1 Proz, niedrigeren Kurſen eher Angebot. Reichsbahnvorzüge
ab en zirka 2 Prozent nach. Am Anleihemarkt verloren Altbeſitz 1
Pro=
enk; Neubeſitz waren dagegen beſſer gehalten. Gegen die niedrigſten
Aurſe konnte ſich gegen Mittag wieder eine 1prozentige Erholung
durch=
ten, die Umſatztätigkeit blieb aber gering und beſchränkte ſich auf die
zuuptſpekulationspapiere. Am Pfandbriefmarkt blieben die Kurſe auf
ermäßigten Vormittagsbaſis behauptet.
Schon in den Mittagsſtunden war in Reaktion auf die
Ab=
hwächungen des Vormittags eine leichte Befeſtigung des
Kurs=
veaus feſtzuſtellen, da ſich das kleine Angebot, das ſich durch
blankoabgaben der Spekulation allerdings etwas verſtärkt hatte,
m Den vorhandenen Kauflimiten hielt. Der Grundton wurde
dar=
ui hin freundlicher, und im Laufe des Nachmittags zogen die Kurſe
ann weiter an, ſo daß das Samstag=Niveau verſchiedentlich ſchon
vieder erreicht wurde. Ausgeſprochen feſt lagen die Deſſauer
Gas=
lktien, währen dbei den Montanwerten die erheblich
zurückgegan=
eren Abſatziffern des Stahlvereins verſtimmten. Auch bei den
Kaliwerten war weiterhin eher Angebor feſtzuſtellen. Pfandbriefe
zeigten auf dem ermäßigten Niveau des Vormittags ebenfalls
ſtärkere Widerſtandsfähigkeit, hatten aber im allgemeinen
gerin=
gere Umſätze als in der Vorwoche. Reichsſchuldbuchforderungen
gaben bis zu 1,5 Prozent nach Reichsbahnvorzugsaktien konnten
ſich gegen ihren niedrigſten Stand um zirka 1 Prozent erholen, auch
Farbenbonds lagen ſpäter wieder recht feſt und ſogar noch ½
Pro=
zent über Samstag=Niveau Einiges Intereſſe machte ſich heute
für Auslandsrenten wie Oeſterreichiſche Schätze. Ungarn und
Tür=
ken geltend.
Am Geldmarkt hatte ein etwas verſtärkter Bedarf infolge der
Steuern keine nennenswerte Aenderung der Geldſätze zur Folge,
jedoch trat am Privatdiskontmarkt heute etwas mehr Angebot
zu=
tage. Die Zinsſätze des jetzt zum Abſchluß gekommenen
Zinsabkom=
mens treten heute in Kraft. Ueber die Fuſionspläne Danatbank=
Commerzbank war geſtern nichts Neues zu erfahren. Jedoch ſcheint
feſtzuſtehen, daß das Projekt als ſolches entgegen anderen
Meldun=
gen nicht als geſcheitert angeſehen werden kann.
Die geſtrige Sprechbörſe verlief bei geringem Beſuch ohne
An=
regungen, man beurteilte die Ausſichten für einen Freiverkehr in
den Börſenräumen als ſehr ungünſtig, da die Reichsbank dem
un=
verändert Widerſtand entgegenſetzte. Kürzlich verbreitete Gerüchte
über eine bevorſtehende Entſchädrgungszahlung an die
notleiden=
den Makler, ſcheinen ebenfalls unzutreffend zu ſein. An dem
Ab=
wehrfonds wird dagegen angeblich weiter ernſthaft gearbeitet.
Der Frankfurter Effektenfreiverkehr begann die neue Woche in
ſchwächerer Tendenz, nachdem bereits am Samstag auf Realiſationen
kleine Abſchwächungen zu verzeichnen waren. Die Spekulation bekundete
ſtärkere Zurückhaltung, ſo daß das Geſchäft ſowohl am Aktien= als auch
am Rentenmarkt nur ſehr gering war. Die ungeklärte innerpolitiſche
Lage und die ſchwächere Tendenz der New Yorker Börſe führten zu
Ab=
gaben, ſo daß zum Teil prägnante Abſchwächungen feſtzuſtellen waren.
Größere Kursrückgänge ſtellten ſich am Elektromarkt ein, wo Siemens,
Schuckert, AEG. und andere bis zu 3 Prozent niedriger lagen. J.G.
Farben büßten etwa 2,5 Proz. ein, während Reichsbank 3,5 Prozent
ſchwächer tendierten. An den übrigen Märkten betrugen die Rückgänge
etwa 1,5—2 Prozent. In den Mittagsſtunden machte ſich dann auf der
ermäßigten Baſis leichte Deckungsnachfrage bemerkbar, und die Kurſe
der Spezialwerte zogen um etwa 0,5 Proz. an.
Am Rentenmarkt ergaben ſich auf faſt allen Gebieten 0,5—lprozentige
Abſchwächungen. Nur für einige Induſtrie=Obligationen erhielt ſich
etwas Intereſſe bei unveränderten Kurſen. — Tagesgeld war mit 5½
Prozent leicht.
Die Auslandsbörſen.
Die Londoner Börſe eröffnete im Einklang mit der
New Yorker Samstagbörſe in ſchwächerer Haltung, die
Grundſtim=
mung war auf allen Marktgebieten luſtlos. An der Börſe konnte
ſich im Verlaufe eine Erholung durchſetzen, da man in
Börſen=
kreiſen der Anſicht zuneigt, daß die Ausführungen Dr. Brünings
eher dazu angetan ſeien, die Situation zu klären, und ſie müßten
daher eher als Hauſſemotiv gewertet werden, Britiſche
Staats=
papiere lagen merklich feſter, bei den deutſchen Werten konnten die
anfänglichen Verluſte wieder eingeholt werden. Die
Grundſtim=
mung war bis zum Schluß zuverſichtlicher.
Die Pariſer Börſe verkehrte in etwas ſchwächerer
Hal=
tung, da Gewinnmitnahmen erfolgten, der Schluß war aber
wider=
ſtandsfähiger.
Auch die Brüſſeler Börſe wär nach ſchwächerem Beginn
ſpäter widerſtandsfähig.
Die Umſatztätigkeit an der Züricher und Baſeler Börſe
war infolge der Erklärungen Dr. Brünings etwas gehemmt, die
Tendenz konnte als etwas ſchwächer bezeichnet werden, und die
Kurſe gingen um 5 bis 20 Punkte zurück
Im Verlaufe der Amſterdamer Börſe konnte ſich keine
Erholung durchſetzen, die Umſatztätigkeit war bei Kursverluſten
von 4 bis 5 Prozent gering. Die deutſchen Werte lagen nicht
ein=
heitlich, doch eher ſchwächer.
Die Stimmung an der Wiener Börſe war bei etwas
ſchwächeren Kurſen luſtlos.
New York eröffnete in ſchwacher Haltung mit
Kursver=
luſten bis zu 3 Dollar. Die Unternehmungsluſt war auch hier ſehr
gering.
An den internationalen Deviſenmärkten war das Geſchäft am
Nachmittag ziemlich bedeutend, doch ergaben ſich keine größeren
Veränderungen, mit Ausnahme der Reichsmark und des Dollars,
die beide ſchwächer tendierten, während das engliſche Pfund eine
leichte Erholung zu verzeichnen hatte. Gegen den Dollar ſtellte ſich
das Pfund auf 3,38½4, gegen den Gulden auf 8,/43. gegen Paris
auf 86 31. gegen Zürich auf 17,35 und gegen die Reichsmark auf
14,35. Der Dollar ging in Amſterdam auf 249.22 zurück, die
Reichs=
mark ſchwächte ſich in Amſterdam auf 58,69½ (Samstag=Schluß
59,17½) ab, in Zürich auf 120,65 (Samstag=Schluß 121,85) und in
New York auf 23,60 bis 23 65 (Samstag=Schluß 23,71½). Die
Nord=Deviſen lagen ebenfalls ſchwächer auch Japan tendierte
leich=
ter, dagegen konnte ſich der Franc gut behaupten.
Berliner Deviſen=Feſtſehung vom 11. Januar 1932.
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Schweiz
35.74 6.014 6.026 35.66 49.95 50.05 Danzig 81.87 8203 12.465 12.485 Japan
Rio de Jan. 1.499 1.501 61.94 62.06 0.249 0.251 3.057 3.063 Jugoſlawien 7.433 7.447 168,84 169.18 Portugal 12.94 12.96 77.62 77.78 Athen 5.395 5.405 78.37 78.53 Iſtambul 79.42 79.58 Kairo 1457 14.61 14.22 14.26 Kanada 3.536 3.544 1.028 1.032 Uruguay 1.748 1.752 4.209 4217 Island 64.19 64.31 58.39 58.51 Tallinn 112.09 112.31 21.31 21.35 Riga 80.92 81.08 16.49 16.53 Bukareſt 2.517 2.523 81.92 82.08 Kaunas 41.98 42.06
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die deutſche Zinkerzeugung im Dezember 1931. Die deutſche
Roh=
zinkproduktion einſchließlich Ziukſtaub ſtellte ſich, wie der Geſamtausſchuß
zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft Berlin auf
Grund der Berechnungen des Statiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft
A. G., Frankfurt a. M., mitteilt, im Monat Dezember auf 3864 To. gegen
3950 To. im Monat November 1931. Die Produktion während des
gan=
zen Jahres 1931 betrug 47 035 To. (vorläufige Zahl) gegen 100 164 To.
im Jahre 1930.
Neuer Erdölfund bei der Preußag. Wie wir erfahren, iſt auf dem
Gelände der Gewerkſchaft „Florentine”, die zum Konzern der
Preußi=
ſchen Bergwerks= und Hutten=A. G., Berlin, gehört, in Edeſſe (Hannover)
eine Bohrung fündig geworden. Die Bohrung, die mit einem
Rotary=
apparat bis zu einer Tiefe von nahezu 900 Metern abgeteuft worden iſt,
hat in den erſten 24 Stunden etwa 36 000 Liter und in den letzten 24
Stunden etwa 31 000 Liter ergeben. Das Oel am Bohrloch ſteht unter
einem Druck von 20 Atmoſphären.
Mainzer Aktien=Bierbrauerei. Der Aufſichtsrat der Mainzer Akt.=
Bierbrauerei hat in ſeiner Sitzung vom 8. Januar d. Js. beſchloſſen,
der bevorſtehenden Generalverſammlung eine Dividende von 3 Prozent
auf das nicht zuſammengelegte Aktienkapital in Vorſchlag zu bringen.
Pfandbriefzentrale der Schweizeriſchen Kantonalbank in Zürich. Das
1931 gegründete Unternehmen veröffentlicht eine Zwiſchenbilanz per
ſte Zahlen in Mill. ffr. ſind: Darlehen an
Wecherscniefe Faäf Did dur Aundetindfie Hiäst Dit
einbezahltes A.K. (50 Prozent) 5,00. Die Jahreszinslaſt der Pfandbriefe
beläuft ſich auf 1,15 Mill. ſfr., der Jahreszinsertrag der
Pfandbrief=
deckung 1,22 Mill, ffr.
Die Bereinigken Stahlwerke im erſten Geſchäfts
vierkeljahr 1931/32.
Die Produktion der Vereinigten Stahlwerke A. G., Düſſeldorf, ſtellt
ſich im erſten Geſchätsvierteljahr 1931/32 (Oktober bis Dezember 1931)
in den wichtigſten Erzeugniſſen im Vergleich zu dem vorhergehenden
Vierteljahr wie folgt: 1. Geſchäftsvierteljahr 1931/32 (Oktober bis Dez.
1931): Kohle 3 965 850 To., Koks 1 060 813 To Roheiſen 602000 To.,
Rohſtahl 633 266 To. 4. Geſchäftsvierteljahr 1930/31 (Juli bis
Septem=
ber): Kohle 4211 425 To., Koks 1 234 636 To. Roheiſen 749 857 To.,
Rohſtahl 824 451 To. 1 Geſchäftsvierteljahr 1930/31 (Oktober bis Dez.
1930): Kohle 5 230500 To., Koks 1 731 625 To., Roheiſen 947 788 To.,
Rohſtahl 1 005 553 Tonnen.
Die Zahl der Arbeiter und Angeſtellten hat ſich wie folgt entwvickelt:
Arbeiter am 31. Dez. 1931: Vereinigte Stahlwerke insgeſäut
84 512, davon Steinkohlenbergbau 42 210, am 30. Sept. 1931: 97 090 bzi.
44808, am 31. Dez. 1930: 120 954 bzw. 57314. Angeſtellte:
Ver=
einigte Stahlwerke insgeſamt 12 659, davon Steinkohlenbergbau 3859
am 30. Sept. 1931: 13 648 bzw. 4196, am 31. Dez. 1930: 15 854 bzw. 4792.
Der Umſatz mit Fremden beläuft ſich im erſten Geſchäftsvierteljahr
1931/32 (vorl. Zahlen) auf rund 144 365 000 RM., im 4.
Geſchäftsviertel=
jahr 1930/31 auf 187 877 232 Reichsmark, im erſten
Geſchäftsviertel=
ahr 1930/31 auf 233 707 058, davon entfallen auf Abnehmer im Inlande
im erſten Geſchäftsvierteljahr 1931/32: 82 936 000, im vierten
Geſchäfts=
vierteljahr 1930/31: 100 398 867,ſſ im erſten Geſchäftsvierteljahr 1930/31:
129 943 027. Abnehmer im Auslande 61 429 000 bzw 88478 625 bzw.
103 764 031. In den genannten Zahlen iſt der Umſatz zwiſchen den
einzelnen Abteilung der Vereinigten Stahlwerfe und der zum Konzern
gehörenden Beteiligungen nicht enthalten.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 11.
Ja=
nuar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg.
Bre=
men oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 70,25 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Be=
zahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus auf
50—52 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 42,25 (45,50 RM.
Produkienberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 11. Januar. Weizen, inländ.,
75—76 Kiko, gut, geſund und trocken, 24,25—24,75, desgl. 73—74 Kilo,
ausländiſcher 23,50—24; Roggen inländ 21,75—22; Hafer, inländ.,
neue Ernte, je nach Qualität 15—17; Gerſte, inländ., Sommergerſte
18,50—19,50, Ausſtjchware über Notiz, Futtergerſte 18—18,25;
Plata=
mais 17,75—18; Sohaſchrot 10,75; Biertreber 12,25—12,50;
Trocken=
ſchnitzel, loſe 6—6,25; Wieſenheu loſes 5,40—5,30, Rotkleeheu 5,40 bis
5,90, Luzernkleeheu 5,80—6,40, Stroh, Preßſtroh Roggen=Weizen 3,80
bis 4,10, desgl. Hafer=Gerſte 3,40—3,80; Stroh, geb. Roggen=Weizen
3,60—4, desgl. Hafer=Gerſte 3,3—3,60; „Weizenmhel, Spezial Null,
neue Ausmahlung, Januar 34; desgl. mit Auslandsweizen 35,75;
Rog=
genmehl 60prozentige Ausmahlung, je nach Fabrikat per Januar 30—
31,50; Weizenkleie (feine) 8,25—8,50: Erdnußkuchen 13—13,25.
Ten=
denz: ſtetig. Die Börſe verkehrte in ſtetiger Haltung. Der Konſum iſt
zurückhaltend.
Frankfurter Produktenbericht vom 11. Januar. Die Tendenz am
hieſigen Getreidemarkt iſt weiter befeſtigt. Das knappe Angebot in
Ver=
bindung mit einiger Nachfrage des ſchwach verſorgten Konſums und der
Mühlen führten zu Preisbeſſerungen, die bei Getreide 2,5—5 Mark
be=
trugen, mit Ausnahme von Hafer, der weiter vernachläſſigt und unerholt
blieb. Größeres Geſchäft entwickelte ſich aber nur in Weizen,
Roggen=
mehl und Futtermitteln, während im übrigen über den laufenden
Ta=
gesbedarf hinaus nichts gekauft wurde. Weizen 233,50—B5, Roggen
220, Sommergerſte 180, Hafer 147,50—155. Weizenmehl füddeutſches
Spezial Null mit Austauſchweizen 35,10—36, desgl. Sondermahlung
33,35—34,25, Weizenmehl niederrhein. Spezial Null mit Austauſchweizen
35,15—35,75, desgl. Sondermahlung 33—34, Roggenmehl 30,25—31,50,
Weizenkleie 8,35, Noggenkleie 9,25, Heu 5—5,25, Weizen= und
Roggen=
ſtroh drahtgepreßt oder gebündelt 3,75—4, Treber 12—12,25. —
Kar=
toffeln: Induſtrie hieſiger Gegend per 50 Kilo 2,70 RM. Tendenz:
ruhig.
Viehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 11. Januar. Auftrieb — Zufuhlen:
153 Ochſen, 203 Bullen, 386 Kühe 412 Färſen, 884 Kälber, 24 Schafe,
3200 Schweine. Ferner 75 Arbeitspferde, 70 Schlachtpferde und 3 Ziegen.
Preiſe für 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 33—35, b) 24
bis 28, c) 26—30; Bullen a) 25—R, b) 23—25, c) 18—22; Kühe a) 24
bis 28, b) 18—20, c) 12—17, d) 10—13; Färſen: a) 34—36, b) 28—31,
*) 26—3; Kälber b) 42—4, c) 36—40, d) 32—36, e) 27—30; Schafe
b) 16—22: Schweine b) 40—41, c) 40—42, d) 40—42. e) 36—38, 7) 32
bis 35. Arbeitspferde koſteten pro Stück 600—1600 Mk., Schlachtpferde
25—110 Mk. und Ziegen 12—20 Mk. Marktverlauf: Mit Großvieh
ruhig, Ueberſtand; mit Kälbern ruhig, langſam geräumt; „Schweine
ruhig, Ueberſtand, ausgeſuchte Schweine über Notiz; Arbeits= und
Schlachtpferde ruhig.
Frankfurter Viehmerkt vom 11. Januar. Am heutigen Viehmarkt
wurden aufgetrieben: 1530 Stück (gegen 1454 Stück am letzten
Haupi=
markt) Rinder, darunter befanden ſich 367 Ochſen, 135 Bullen, 525 Kühe
und 480 Färſen, ferner 653 (558) Kälber, 56 (106) Schafe und 5748 (5834)
Schweine. Bezahlt wurde pro Zentnex Lebendgewicht in Mk.: Ochſen
a) 1. 30—33. 2. 2—29, b) 1. 22—2; Bullen a) 27—31, b) 22—26;
Kühe a) 24—27, b) 20—23, c) 15—19; Färſen a) 30—33, b) 26—29,
c)22—25; Kälber a) —, b) 38—42, c) 34—37, 0) 28—33; Schafe nicht
notiert; Schweine a) —, b) 38—40, c) 38—42, d) 36—41, e) 33—38, 5)
und g) nicht notiert. Im Preisverhältnis zum letzten Hauptmarkt lagen
Schweine 1—2 Mk. ſchwächer, Kälber unverändert und Rinder 1—2 Mk.
höher. Marktverlauf: Rinder ruhig, ausverkauft; „Schweine ſchleppend,
Ueberſtand; Kälber ſchleppend; Schafe mittelmäßig, geräumt. —
Fleiſch=
großmarkt. Ochſen= und Rindfleiſch 1. 50—55, 2. 44—50; Bullenfleiſch
46—50; Kuhfleiſch 2. 30—35, 3 2—25; Kalbfleiſch 1. 60—70, 2. 50—60;
Schweinefleiſch 52—56 RM. für einen Zentner.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Zentrale Kreditausſchuß hat in ſeiner Sitzung am 9. Januar
1932 den Normalzinsſatz gemäß 8 1 des Abkommens über die Feſtſetzung
von Höchſtzinsſätzen für hereingenommene Gelder auf 4 Prozent für das
Jahr und den Normalſatz für die Kreditproviſion gemäß 8 7 des
Ab=
kommens über die Berechnung der Zins= und Proviſionsſätze bei der
Weitergabe von Geldern an Dritte auf 11o Prozent für den Monat
feſt=
geſetzt.
Der für geſterit angeſetzte Termin in der Anfechtungsklage gegen die
Beſchlüſſe in der letzten G.V. der Heinrich Lanz A. G. in Mannheim iſt
wiederum vertagt worden.
In der letzten Sitzung des ſächſiſchen Geſamtminiſteriums wurde
gemäß Artikel 46 der Verfaſſung beſchloſſen, daß der ſächſiſche
Staats=
fiskus zu dem Zwecke der Beſchaffung von Geldmitteln, die für den
Zu=
ſammenſchluß der ſächſiſchen Kraftwageninduſtrie benötigt wverden, die
ſelbſtſchuldneriſche Bürgſchaft für einen im Intereſſe der neuen
Gefell=
ſchaft aufzunehmenden Kredit bis zum Betrage von 6 Millionen RM.
auf die Dauer von ſechs Jahren übernimmt.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 11. Jan. 1932 für eine Unze
Feingold 121 Schill 11 Pence gleich 86,8047 RM., für ein Gramm
Fein=
gold demnach 47.0365 Pence gleich 2,79 083 RM.
Die ſaarländiſchen Genoſſenſchaften des Rheiniſch=Trieriſchen Genoſ=
kapital beträgt 20 Millionen Franken.
In der Generalverſammlung der Internationalen Geſellſchaft der
Stickſtoff=Induſtrie A.G., Baſel, wurde die Bilanz mit Gewinn= und
Verluſtrechnung für das Geſchäftsjahr 1930 ſowie die Entlaſtung des
Ver=
waltungsrats einſtimmig genehmigt. Für das erſte, nur viereinhalb
Monate dauernde Geſchäftsjahr gelangt keine Dividende zur Verteilung.
Der nach Abſchreibungen verfügbare Reingeſvinn von 6049 Schw. Fr.
wird auf neue Rechnung vorgetragen.
Die Zahl der Arbeitsloſen in den Vereinigten Staaten beträgt nach
einer Schätzung des Präſidenten des amerikaniſchen Gewerkſchaftsbundes,
William Green, gegenwärtig acht Millionen mit rund 20 Wkillkonen
Familienangehürigen
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Ndenwald-Kluß
tsgruppe Darmstadt
Samstag, 16. Jan.
1932,
Schlag 20 Uhr
Saalbau
Fänfaigjahr-
Feier
Aang
und
Delorierungs-Fest
1. Festakt.
2. Bunte Bühne
3. Tanz.
Karten für Mitglieder zu 1 Mk., für
Nicht-
mitglieder zu 2 Mk. bei Tillmann,
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Flur 3, Nr. 788/zo, Grasgarten (Vorgarten), daſelbſt,
52 qm Schätzung: 500 RM.
Flur 3, Nr. 789, Hofreite Nr. 46, daſelbſt, 817 qm.
Schätzung: 48 500 RM.
Eigentümer: Eheleute Kaufmann Michael Jäger und
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Termin: Dienstag, den 8. März 1932, nachmittags 4½ Uhr,
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gebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 3, Bd. 13. Bl. 609:
Flur 3, Nr. 5472 zo, Hofreite Nr. 48, Schuknechtſtraße,
144 gm. 15 000.— RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg i. Br.
Darmſtadt, den 15. Oktober 1931.
(891a
Heſſiſches Amtsgericht I.
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Dienstag, den 8. März 1932, nachmittags 4 Uhr,
im Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen
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gebaudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 4, Bd. 10. Bl. 546
Flur 4, Nr. 782, Hofreite Nr. 67 (jetzt Nr. 69)
Hügel=
ſtraße 238 qm. Schätzung: 50 000.—4 RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg i. Br.
Darmſtadt, den 13. Oktober 1931.
(892a
Heſſiſches Amtsgericht I.
Reungsoerfteigerang.
Termin: Dienstag, den 8. März 1932, nachmittags 344 Uhr,
im Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen
Gerichts=
gebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 2, Bd. 7, Bl. 538:
Flur 2, Nr. 287, Hofreite Nr. 7 Lauteſchlägerſtraße,
214 qm. Schätzung: 12 000.— RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg i. Br.
Darmſtadt, den 12. Oktober 1931.
(893a
Heſſiſches Amtsgericht I.
Zwangsverſkeigerang.
Termin: Dienstag, den 8. März 1932, nachmittags ½4 Uhr,
im Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen
Gerichts=
gebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt. Bez. 3. Bd. 3, Bl. 119:
Flur 3, Nr. 166, Hofreite Nr. 2 (Schloßgartenplatz)
Gardiſtenſtraße, 294 qm. Schätzung: 9000.— RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg i. Br.
(890a
Darmſtadt, den 12. Oktober 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Zwangsverfteigerung.
Termin: Donnerstag, den 21. Januar 1932, nachmittags
½4 Uhr, im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen
Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6, Bd. 21, Bl. 1024:
Flur 31 Nr. 29. Acker rechts vom Judenbrunnen,
1956 qm Schätzung: 3000.— RM.
Flur 31 Nr. 28, Acker daſelbſt, 4028 qw. Schätzung:
6000.— RM.
Flur 14 Nr. 72. Acker der Danielsacker, 1729 qm.
Schätzung: 3500.— RM.
Flur 33 Nr. 111. Acker an der Täubcheshöhle, 2320 qm.
Schätzung: 1000.— RM.
Eigentümer: Chriſtoph Georg Heinrich Fey, Kaufmann in
Frankfurt a. M.
Darmſtadt, den 28. September 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.,
(328a
Hessisches
Landestheater
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12. Januar 1932
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Dienskag, 12. Januar 1932
Einträge in das Handelsregiſter, Ab.
teilung A: Am 6. Januar 1932
hin=
ſichtlich der Firma: Lautz & Hofmann,
Darmſtadt: Die Prokura des
Bäcker=
meiſters und Fabrikanten Ludwig Hof.
mann iſt erloſchen. — Abteilung B:
Am 6. Januar 1932 hinſichtlich der
Firma: Dampfkeſſelfabrik vorm. Arthur
Rodberg, A. G., Darmſtadt: Mit
Wir=
kung vom 28. Dezember 1931 ſind;
1) die bisherigen Vorſtandsmitglieder
Georg Albert Kunz und Peter Jenſen
abberufen, 2) Oberingenieur Hugo
Nei=
genfind in Darmſtadt zum ordentlichen
und Kaufmann Karl Hahn in
Darm=
ſtadt zum ſtellvertretenden
Vorſtands=
mitglied beſtellt. — Neueintrag am
5. Januar 1932: Firma: Guſtav Göckel,
Maſchinenfabrik. Geſellſchaft mit
be=
ſchränkter Haftung. — Sitz: Darmſtadt.
Gegenſtand des Unternehmens: Der
Betrieb einer Maſchinenfabxik,
insbe=
ſondere die Fabrikation von
Querſchnei=
dern. Bogenablegern, Schleifmaſchinen
und dergleichen. Die Geſellſchaft iſt
be=
rechtigt, andere ähnliche
Unternehmun=
gen zu errichten oder zu erwerben oder
ſich an ſolchen zu beteiligen. Sie kann
ferner Zweigniederlaſſungen errichten
und alle einſchlägigen Geſchäfte
betrei=
ben, die geeignet ſind, das
Unter=
nehmen zu fördern. — Stammkapital:
30 000.— Reichsmark. —
Geſchäfts=
führer: Theodor Göckel. Fabrikant in
Darmſtadt, Ludwig Göckel, Fabrikant
in Darmſtadt. — Der Geſellſchaftsver
trag iſt am 23. November 1931
feſtge=
ſtellt: Sind mehrere Geſchäftsführer
be=
ſtellt, ſo wird die Geſellſchaft durch zwei
Geſchäftsführer oder durch einen
Ge=
ſchäftsführer und einen Prokuriſten
ver=
treten. Solange die Herren Theodor
und Ludwig Göckel zuſammen oder
einer der Herren allein bzw. mit noch
anderen Herren Geſchäftsführer der
Ge=
ſellſchaft ſind, iſt jeder derſelben zu
Alleinvertretung berechtigt. — Als nicht
eingetragen wird veröffentlicht: Die
Geſellſchafter Theodor und Ludwig
Göckel bringen in Anrechnung auf ihre
Stammeinlagen die Vermögenswerte
ein, welche in der dem
Geſellſchaftsver=
trage vom 23. November 1931 als
An=
lage beigefügten Bilanz per 1.
Septem=
ber 1931 als Aktiva verzeichnet ſind
und bisher dem Geſchäftsbetrieb der
offenen Handelsgeſellſchaft unter der
Firma Guſtav Göckel Maſchinenfabrik
dienten, einſchließlich der auf de
Paſſivſeite ſtehenden Laſten und
Ab=
ſchreibungen bzw. Rückſtellungen. Wegen
der näheren Bezeichnung der
einge=
brachten Vermögenswerte wird auf die
erwähnte Bilanz und den
vorerwähn=
ten Geſellſchaftsvertrag ausdrücklich
Be=
zug genommen. Die Einlagen der
bei=
den Geſellſchafter betragen hiernach je
15 000.— Reichsmark. — Die
Bekannt=
machungen der Geſellſchaft erfolgen
durch Veröffentlichung im Deutſchen
Reichsanzeiger.
(885
Darmſtadt, den 9. Januar 1932.
Amtsgericht Darmſtadt.
Beglaubigte Abſchrift.
d. Fa. Funkvert. / Geſchäftsnummer: e. M. 131/31.
Skrafſache
Netzanoden wer= gegen den Schriftſteller Erich Berger,
Darmſtadt, wegen Beleidigung.
Welche v. d. viel. Das Bezirksſchöffengericht in Darm=
Anoden=Batt.2 ſtadt hat am 4. Sept. 1931 für Recht
erkannt:
Für die billigen
Sonderangebote
„Kredit”,Berlin,
i. Netz= u. Batt.=
Empf., Lautſpr.,
den bei mir
Auf=
träge
entgegen=
genommen.
Anr „Diia.:/ Der Angeklagte Erich Berger, geh.
Warum? am 4. 8. 1907 in Mannheim z. Zt. wohn=
In Qualit, der haft in Darmſtadt, Kahlertſtraße 28,
gteuerſt. Batterie Schriftſteller, wird wegen öffentlicher
ebenbürtig! Beamtenbeleidigung im Sinne der 88
100 Volt 6.50 M
186 196. 200 St. G.B. § 20 R.P. G. vom
Radio-Röhren
5. 1874 zu einer Geldſtrafe von 200
RM. 4.00—6.00, RMk. (zweihundert RMk.), die im
Un=
f. Netzanſchluß= einbringlichkeitsfalle mit einem Tag
geräte RM. 8.— Gefängnis für je 10 RMk. zu verbüßen
Gleichrichterröhren iſt, und zur Koſtentragung verurteilt.
RM. 3.50—6.00. Der Staatsanwaltſchaft Darmſtadt wird
Umtauſch die Befugnis zugeſprochen die
Verur=
v. Loewe=Röhren teilung auf Koſten des Schuldigen
bin=
z. Fabr.=Beding, nen zwei Monaten nach Rechtskraft des
ſofort. (176a Urteils durch einmaliges Einrücken in
Neue Akkus der „Darmſtädter Zeitung”, der „Heſſie
ſchen Landeszeitung” dem „Darm=
9.25, 13-75.
ſtädter Tagblatt” und dem „Heſſiſchen
Anod.=Vertr. f.d. Volksfreund” öffentlich bekannt zu
Prov. Starkenbg. machen.
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Die Richtigkeit der Abſchrift der U.
teilsformel wird beglaubigt. Das Urteil
(881
iſt vollſtreckbar.
Darmſtadt, den 18. Dezember 1931.
Der Urkundsbeamte
der Geſchäftsſtelle des Heſſ. Landgerichts
(Bezirksſchöffengericht).
Donnerstag, den 14. ds. Mts., vorm.
9 Uhr anfangend, werden im Roßdörſer
Bemeindewald aus Abt. 23 und 40 ver=
(883
ſteigert:
Fichten=Stämme Klaſſe 1a 251 Stück
— 39,82 fm, Fichten=Stämme Klaſſe 1b
48 Stück — 15,05 fm, Fichten=Stämme
Klaſſe 2a 4 Stück — 2,23 fm, Fichten
Derbſtangen Klaſſe 1 230 Stück, Fichten
Derbſtangen Klaſſe 2 184 Stück, Fichtene
Derbſtangen Klaſſe 3 86 Stück.
Zuſammenkunft am Eingang des Wale
des Ecke Brunners Weg und Hauptſchneiſt
(an der Kubigbrücke).
Roßdorf, den 9. Januar 1932.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Lorenz.
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Dienstag, den 26. Januar 1932, nachmittags 74*
Uhr, im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen
Ge=
richtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 4 Bd. 3, Bl. 130—
Flur 4. Nr. 858, Grasgarten, Hügelſtraße, 162 00-
Schätzung: 1500.— RM.
Flur 4. Nr. 859, Hofreite Nr. 29, daſelbſt, 574 90-
Schätzung: 45 500.— RM.
Eigentümerin: Ehefrau des Bäckermeiſters Thomas Wili=
Eliſabeth verwitwete Heeb, geb. Hein in Darmſtadl=
Hügelſtraße 29.
(16327a
Darmſtadt, den 5. November 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Mti