Darmstädter Tagblatt 1932


06. Januar 1932

[  ][ ]

Einzelnummer 10 Pfennige
U
A
*
A

*
Tr W
N
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bel wöchenllich 2maligem Erſcheinen vom 1. Januar
Anzeigenpreis:

bis 31. Januar 2. Reiſchsmarl und 20 Pfennig
Abiragegebühr, abgeholt 2. Reichsmark, durch die
Ageuturen 2.20 Reichsmarl frei Haus. Poſtbezugspreis
im Jan, ohne Beſſellgeld monatlich 2,60 Reichsmart.
Veraniworiliſchkelt für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
erſcheinen
einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechigt den Bezſeher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf ohne Verbindlichkeſt für uns. Poſſcheckonio
Franffurt a. M. 1301.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 6
Mittwoch, den 6. Januar 1932.
195. Jahrgang

2I mm breite Zeile im Kreiſe Darmſiadt 23 Reichepfg.
Finanz=Anzeigen 35 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breit) 2 Reichemarl. Zinzeigen von auswärte 35 Reſchspfg.
Finanz=Anzelgen 50 Reſchspig. 92 mm breite Reklame=
zeile
3.00 Reichemark Alle Preiſe in Reichsmark
* Dollar 4.20 Martl. Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
jede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Teiſung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Banl und Darm=
ſädter
und Nationalbank.

Probiſorien-nichts als Probiſorien
England für ein kurzfriſiges Reparakions=Proviſorium. Die Bankiers für ein neues Stillhalke=Proviſorium.
Nirgends ein Weg zur befreienden Tak. Die Kriſengefahr wächſt ins Rieſenhafte.

*
Die diplomakiſchen Fäden.
In der Hohen Diplomatie zeigte ſich zurzeit eine erſtaunliche
-Geſchäftigkeit: Herr Berthelot aus dem franzöſiſchen Auswärtigen
eAmt hat einen längeren Beſuch in London abgeſtattet der
engliſche Finanzſachverſtändige Roß iſt dafür nach Paris unter=
avegs
der amerikaniſche Botſchafter, Edge, in Paris, der
agleichzeitig als Schuldenexperte der Vereinigten Staaten gilt,
ſhält ſich zurzeit in Berlin auf; offiziell, um an einem Diner
teilzunehmen, das ſein Berliner Kollege Sackett dem fran=
möſiſchen
Botſchafter Frangois Poncet gibt der deutſche Bot=
ſſchafter
in Paris iſt wieder in Berlin eingetroffen die Bot=
fſchafter
v. Neurath und v Schubert werden ebenfalls er=
ſvartet
, die Botſchafter Nadolny und Graf Welczek waren
Wbereits in der Reichshauptſtadt und kommen vermutlich in den
mrächſten Tagen wieder: alles ein Beweis, wie eifrig die diplo=
matiſchen
Fäden geſponnen werden, um alle Vorberei=
ttungen
für die großen Entſcheidungen zu treffen, die in Lau=
fſanne
über die Reparationspolitik und in Genf über die Ab=
rrüſtung
fallen ſollen. Der Reichskanzler iſt am Dienstag beim
Herrn Reichspräſidenten geweſen, um ihm über die außen=
politiſche
Lage Bericht zu erſtatten, und ihm die Taktik zu ent=
Gvickeln, die die deutſche Regierung bei den großen internatio=
malen
Verhandlungen einzuſchlagen gedenkt.
Deutſchland kann in Lauſanne ſelbſtverſtändlich nur darauf
ſtarten, daß jetzt eine endgültige Regelung getroffen wird
und die deutſchen Reparationszahlungen ein für alle Mal
als abgegolten betrachtet werden. Die Ausſichten aber,
daß wir uns damit durchſetzen, haben ſich in der letzten
Zeit weſentlich verſchlechtert.
DDie engliſch=franzöſiſche Annäherung iſt zwar nicht entfernt ſo
eng, wie die Franzoſen glauben machen möchten. Die Engländer
Thaben nämlich begriffen, daß die Gemeinſamkeit ihrer Inter=
ſeſſen
als Schuldenzahler an Amerika nur fiktiv iſt, weil die Ver=
ſeinigten
Staaten in der Regelung der Kriegsſchulden vermut=
llich
mit den Engländern ſehr viel weichherziger und entgegen=
kkommender
ſind als gegenüber dem reichen Frankreich. Die
Engländer haben auch bereits verſucht, ſich aus der gemein=
ſamen
Front heraus zu löſen. Der Kampf aber, den ſie gegen=
wärtig
in Indien durchfechten müſſen, nimmt ihre Kräfte ſo
ſtark in Anſpruch, daß ſie in Europa vorläufig kurz treten
müſſen. Unterſtützung haben wir alſo von ihnen kaum zu er=
warten
, ebenſowenig wie bei den Vereinigten Staaten, die ſich
auf Grund der Senatsenſchließung zurückhalten.
Wir werden alſo in Lauſanne und wie auch ſpäter in Genf
faſt allein den Kampf gegen Frankreich zu führen haben.
Und da ſind die Machtmittel ſo ungleich verteilt, daß über=
triebene
Hoffnungen nicht am Platze ſind.
Die Franzoſen arbeiten nach wie vor darauf hin, den Beginn
der Reparationsbeſprechungen möglichſt nahe an die Abrüſtungs=
verhandlungen
heranzurücken, ſo daß wir dann mit doppelter
Front kämpfen müſſen, ohne nach einer Seite hin Zugeſtändniſſe
machen zu können, die Frankreich auch nur halbwegs befriedigen
könnten. Es iſt vorübergehend der Verſuch gemacht worden,
einer ſolchen Konſtellation aus dem Wege zu gehen und die Ab=
rüſtungskonferenz
zu verſchieben oder kurz nach der Eröffnung
wieder zu vertagen. Das hätten vor allem die Engländer gerne
geſehen. Sie ſind aber dabei nirgends auf Gegenliebe ge=
ſtoßen
.
Aus London wird nun der neue Vorſchlag lanziert, unter
dieſen Umſtänden die Reparationskonferenz möglichſt raſch zum
Abſchluß zu bringen und deshalb ein kurzfriſtiges Proviſorium
zu ſchaffen, etwa die Verlängerung des Feierjahres für Deutſch=
Uand um ein weiteres halbes Jahr, um dann im Herbſt, wenn
die franzöſiſchen Wahlen vorbei ſind, unter günſtigeren Vor=
zeichen
noch einmal zu beginnen. Es kann aber kein Zweifel
darüber beſtehen, daß eine Verlegenheitslöſung für Deutſchland
nicht annehmbar iſt, weil ſie die Wirtſchaftskrife nur verlängern
und Anſätze zur Geſundung vernichten müßte. Die rege diplo=
matiſche
Vorbereitungsarbeit zeigt aber, daß in Berlin alle nur
denkbaren Möglichkeiten durchgeſprochen werden. Engländer und
Franzoſen dürfen nicht überſehen, daß die Uhr für ganz Europa
auf 5 Minuten vor 12 ſteht, und daß jede weitere Hinaus=
zögerung
die Kriſengefahr ins Rieſenhafte wachſen läßt.
Berlängerung des Stillhalte-Abkommens
um ein Jahr?
* Berlin, 5. Jan. (Priv.=Tel.)
Die ausländiſchen Bankiers tagen immer noch in Berlin über
die Formen, in denen die Stillhaltung der ausländiſchen Kapi=
talien
in Deutſchland abgewickelt werden ſoll. Die Schwierig=
keiten
, die ſich einer endgültigen Konſolidierung der kurzfriſtigen
Kredite in den Weg ſtellen, ſind offenbar, ſo groß, daß darauf
wohl ſchon verzichtet worden iſt. Es kann ſich bedauerlicherweiſe
nach der Einſtellung der Gläubiger nur noch darum handeln, das
Stillhalteabkommen über den Herbſt zu verlängern, alſo ein
neues Proviſorium zu ſchaffen, bis die politiſchen und finanziellen
Vorausſetzungen für eine definitive Bereinigung gegeben ſind.
Der Reichsbankpräſident hat zwar den Kampf noch nicht auf=
gegeben
, aber die Ausſichten, daß er mit ſeinen Plänen zum
Ziele kommt, ſind ſehr gering. Er wird ſich alſo wohl damit ab=
finden
müſſen, daß als Ergebnis wochenlanger Beratungen wei=
ter
nichts herauskommt, als eine Verlängerung des
Stillhalte=Abkommens um ein Jahr, bis in den
Februar 1933 hinein. Dabei müſſen allerdings beſtimmte
Lücken, die ſich aus dem bisherigen Abkommen verhängnisvoll
für unſeren ſchmalen Goldbeſtand auswirkten, ausgemerzt wer=
den
. Die Ausländer dagegen möchten als Konzeſſion für eine
Verlängerug des Stillhalte=Abkommens eine einmalige Sonder=

zahlung von 10 Prozent herausholen. Da der Geſamtbetrag der
Stillhalte=Kapitalien noch etwa 5½ Milliarden beträgt, von
denen die reinen Finanzkredite allerdings wenig mehr als die aller Völker, die überhaupt in räumlicher Fühlung mit dem
Millionen, den wir bei dem Deviſenſchwund nicht zur Verfügung
ſtellen können. Es wäre höchſtens denkbar, daß die ausländiſchen
Bankiers auf die Wucherzinſen, die ſie zurzeit für die kurz=
friſtigen
Kredite (bis zu 15 Prozent!!) nehmen, verzichten
und ſich mit einer ſtarken Reduzierung auf mindeſtens 10 Prozent
einverſtanden erklären, wofür der dann eingeſparte Betrag an
Zinſen als eine Ausſchüttung auf die Kapitalien vielleicht er=
möglicht
werden könnte. In dieſem Rahmen bewegen ſich zur=
zeit
die Beſprechungen.
Was an Poſitivem herauskommt, iſt alſo äußerſt mager. Die
Gläubiger ſind wieder kopfſcheu geworden durch die außenpoliti=
ſchen
Schwierigkeiten im Stand der Reparationspolitik. Sie
wollen offenbar erſt abwarten, was in Genf und Lauſanne
herauskommt, und zunächſt über den toten Punkt hinweggehen
in der Erwartung, daß nach einem Jahre die reparationspoli=
tiſche
Lage hinreichend geklärt iſt und auch für die privaten
Schulden eine vernünftige Regelung möglich wird.

Philipp Berlhelok.

Unterſtaatsſekretär im franzöſiſchen Außeuminiſterium,
befindet ſich zur Zeit in London, um eine engliſch=franzöſiſche
Verſtändigung in der Reparationsfrage herbeizuführen.
Lauſanner Konferenz am 25. Januar.
Bern, 5. Januar.
Mit der Note vom 4. Januar 1932 haben die in Bern
akkreditierten Miſſionschefs der an der Reparationskonferenz
beteiligten Staaten dem Bundesrat mitgeteilt, daß ihre Regie=
rungen
wünſchen, die Reparationskonferenz in Lauſanne ab=
halten
zu können. Nachdem Bundespräſident Motta bereits dem
engliſchen Gefandten und dem franzöſiſchen Botſchafter in Bern
ſeine Zuſtimmung zur Abhaltung der Tributkonferenz in
Lauſanne gegeben hat, hat der Geſamtbundesrat in ſeiner Diens=
tagſitzung
dieſe Zuſage beſtätigt. Die Konferenz wird am
25 Januar in Lauſanne beginnen. Bundespräſident Motta wird
als Vertreter der ſchweizeriſchen Landesregierung und damit des
Gaſtlandes der Eröffnungsſitzung beiwohnen.
Der Stahlhelm bereit.
die Regierung Brüning in ihren nalionalen
Forderungen zu unkerſtützen.
Hannover, 5. Januar.
In einer Gauverſammlung des Stahlhelm ſprach am Montag
der 2. Bundesführer, Oberſtleutnant Düſterberg, über politiſche
Fragen der nächſten Zukunft. Im Zuſammenhang mit den bevor=
ſtehenden
Lauſanner Verhandlungen trat er mit allem Nachdruck
der Kriegsſchuldlüge entgegen. Er betonte weiter, daß Deutſch=
land
keine Tributzahlungen mehr leiſten könne, und auch nicht
mehr leiſten brauche. Nicht Moratorien könnten helfen, ſondern
allein die völlige Beſeitigung der Tributzahlungen.
Die Regierung Brüning müſſe in Lauſanne, das von allen
nationalen Deutſchen ſeit 13 Jahren heiß erſehnte energiſche
Nein ausſprechen. Damit die Regierung dazu in der Lage
ſei, ſei der Stahlhelm, obwohl er ſich durch die Notverord=
nungen
ſchwer betroffen fühle, bereit, die Regierung in
ihren natioalen Forderungen zu unterſtützen. Dazu gehöre
auch für die kommende Abrüſtungskonferenz die Forderung
nach Deutſchlands wehrpolitiſcher Gleichberechtigung.
Das deutſch Volk müſſe ſelbſt über ſeine Wehrhaftigkeit und ſeine
Jugenderziehung beſtimmen. Für die deutſche Sicherheit müſſe die
Regierung das gleiche Recht geltend machen, das die anderen Völ=
ker
ohne weiteres für ſich beanſpruchten. Der Stahlhelm er=
ſtrebe
dabei nicht etwa einen neuen Krieg, ſon=
dern
einen neuen Frieden auf gerechter Grund=
lage
. Seine politiſche Einſtellung werde immer von Frontgeiſt,
d. h. vom Geiſt des Opfers und des Gehorſams getragen ſein.

Deutſches Volk um die Jahreswende.
Von
Reichsminiſter a. D. Dr. Geßler.
Vorſ. d. Vereins f. d. Deutſchtum im Ausland.
Die Ereigniſſe des Krieges und der Nachkriegszeit haben
die Schickſalseinheit des deutſchen Geſamtvolkes wenigſtens nach
einer negativen Seite hin erwieſen: In der Gemeinſamkeit der
Bedrohung ſämtlicher Gruppen unſerer Nation drinnen und
draußen durch einen entſchloſſenen und ſtarken Gegenwillen faſt
Hälfte ausmachen, wäre das ein Betrag von mehreren hundert deutſchen Menſchen ſtehen. Wenn trotzdem die anderen Völkern
bewußt gewordene Einheit eines nationalen Geſamtwillens bei
uns noch argen Hemmungen unterliegt, ſo dürfen wir doch er=
freuliche
Fortſchritte buchen. Es iſt als Ergebnis des Krieges
und ſeiner Auswirkungen wirklich ſo etwas wie ein geläutertes
Volksgefühl im Werden, das ſein Denken und Fühlen über das
deutſche Geſamtſchickſal hin erweitert hat. Die territoriale Ver=
engung
des deutſchen Kernſtaates hat die Bewohner gezwungen,
den Blick über die neuen Grenzen hinüberzurichten.
Dort ſehen wir zunächſt Deutſche, die durch künſtliche und
ungerechte Grenzwände vom Reiche abgetrennt ſind, dann aber
auch im weiteren Felde alle die Deutſchen, die zum Teil niemals
irgendwie in einem deutſchen Staatsgebiete gelebt haben und
niemals daran denken können, in ein deutſches Staatsweſen ein=
bezogen
zu werden. Und ſo mußte ſich beſonders in der für neue
Betrachtungsweiſen empfänglichen Jugend das Bewußtſein nicht
nur einer gemeinſamen Bedrohung, ſondern auch einer ge=
meinſamen
Berufung in Abwehr und gegenſeitiger
tätiger Verbundenheit durchſetzen. Es bedürfte heute gar nicht
mehr der in den Apparat der amtlichen Politik eingefügten
Minderheitenbeſtimmungen und ihrer in regelmäßigen Abſtän=
den
umkämpften Anwendung, bzw. Nichtanwendung, um unſerem
Volke wieder in Erinnerung zu rufen, daß deutſches Schickfal
ſich nicht nur in Berlin, München oder Köln oder Königsberg
entſcheidet, ſondern ebenſo in Eupen und Memel, in Tondern
und Bozen, in Straßburg, Hermannſtadt und Windhuk und
Blumenau.
Es iſt heute nicht mehr ſo, daß das Auslanddeutſchtum
nun etwa ein Ding an ſich iſt, das man irgendwie betreut
gar nicht davon zu reden, daß es überhaupt nicht vorhanden
wäre für den Großteil des Volkes, wie es in der Vorkriegszeit
der Fall war. Wir ſchleppen zwar im Sprachgebrauch des
Tages, der Preſſe, ja der Geſetzesbeſtimmungen und leider auch
unſerem ſtaatlichen Grundgeſetze, der Verfaſſung, (Das deutſche
Volk geeinigt in ſeinen Stämmen gibt ſich dieſe Verfaſſung!!)
die Ueberbleibſel einer ſtaatsmäßig verengten Anſchauungsweiſe
mit uns herum, wir geben uns auch keiner Täuſchung darüber
hin, daß die volksdeutſche‟ Geſinnung in den breiteren Schichten
das Trägheitsmoment der Gewöhnung längſt noch nicht über=
wunden
hat, aber trotzdem empfinden wir deutlich, daß dieſer
Weltumſturz der vergangenen achtzehn Jahre für uns Deutſche
auch darin ſeinen Sinn gefunden hat, daß wir als Volk zu er=
wachen
beginnen, indem wir uns nicht nur unſerer vollen räum=
lichen
und zahlenmäßigen, ſondern auch unſerer ſchickſalsbeding=
ten
Ausdehnung und Gemeinſamkeit bewußt werden. Wie die
napoleoniſche Zeitſpanne die letzten Ueberreſte des zerſetzten alten
Reichsgedankens beſeitigte und im deutſchen Volke den neuen
nationalen Reichstraum als tieferes Ziel der Befreiung vom
fremden Joch erſtehen ließ, wie ein Freiherr vom Stein die
gedanklichen und ſtaatsorganiſatoriſchen Grundlagen für dieſe
Entwicklung legte, die heute ihrer letzten Verwirklichung harren,
ſo bringt uns unſere Zeit die Forderung von einem nicht nur
ſtaatlich zuſammengefaßten, ſondern über Staatsgrenzen hinweg
in gleicher Geſinnung der Abſtimmung, Kultur und des Willens
geeinten Volkes.
Es iſt heute ſchon ſo, daß nicht nur die Auslandsdeutſchen
mit brennender Anteilnahme alle Vorgänge im Reiche verfolgen
und den Gang der großen Politik ebenſo wie ihr eigenes ört=
liches
Leid im Spiegel der Lage des Kernvolkes ſehen, ſondern
daß das Binnenvolk in Berlin oder Wien ſich ſelbſt getroffen
fühlt, wenn in Eger oder Riga oder Meran deutſche Würde ge=
treten
wird. Große Kundgebungen wie V. D.A.=Tagungen,
Turnerfeſte, Sängerfeſte ſind heute ſelbſtverſtändlich volksdeutſche
Kundgebungen. Es iſt gar nicht mehr darüber zu reden, daß
z. B. die Goetheehrung des Jahres 1932 eine Kundgebung des
Geſamtvolkes ſein wiro, und daß neben dem Reichspräſidenten
der öſterreichiſche Bundespräſident und zahlreiche repräſentative
Vertreter deutſcher Außengebiete ſtehen. Denn eine Perſönlich=
keit
wie Goethe iſt Angelegenheit der deutſchen Geſamtkultur,
nicht eines Deutſchen Reiches, das es an ſeinem Todestage gar
nicht mehr gab. So werden wir Deutſchen in Zukunft unſere
Volksfeſte und Freuden gemeinſam begehen, wie wir im Reiche
und in allen Außengebieten unter dem Druck gleicher Not,
gleichen Leidens aber auch gleichen Widerſtandswillens und
Zukunftsglaubens ſtehen.
An der Wende eines Jahres von dem wir mit beſtimmterer
Erwartung als je vorher eine Wende unſeres Geſchickes herbei=
geführt
ſehen möchten, laſſen wir noch einmal die wichtigeren
Ereigniſſe vorübergleiten. Mit ſtärkſter Erwartung iſt der Ge=
danke
der Zollunion gerade in den volksdeutſch eingeſtellten
Kreiſen begrüßt worden. Man glaubte zum erſtenmale den
Anſatz zu einer neuen poſitiven europäiſchen Ordnung zu ſehen.
Der europäiſche Südoſten birgt die ſtärkſten, regſamſten,
wirtſchaftlich und politiſch beſonders geſchulten, kulturell in ihren
Staaten führenden deutſchen Außenpoſten. Im Südoſten iſt die
deutſche Sprache die Handels= und Verkehrsſprache. Der Süd=
oſten
iſt wirtſchaftlich in ganz beſonderem Maße auf den Aus=
tauſch
mit dem Reiche über Oeſterreich eingeſtellt. Hier ſchien
einmal die Möglichkeit gegeben, europäiſch in einem Sinne zu
handeln, der das Intereſſe der einbezogenen Länder aufs engſte
mit den deutſchen Notwendigkeiten verband. Mit den wirt=
ſchaftlichen
Hoffnungen, die in Belgrad wie in Bukareſt ganz
ſpontan und ſtark ſich nach Wien und Berlin hinwandten, ver=
banden
ſich Maßnahmen, die den deutſchen Minderheiten Er=
leichterung
ihrer Lage zu bringen, zum mindeſten guten Willen
greifbar anzudeuten ſchienen: In Bukareſt wurde Dr. Rud.
Brandſch zum Unterſtaatsſekretär für Minderheitenfragen er=
nannt
, in Belgrad wurde der deutſche Kulturbund erlaubt und
das deutſche Schulweſen erhielt eine freiheitliche Regelung, ſo
daß die Hoffnung beſtand, nun allmählich dem Nachwuchs der

[ ][  ][ ]

Seite 2 Nr. 6

deutſchen Minderheit tatſächlich die Möglichkeit zur Erziehung
in der Mutterſprache und Väterart zu ſichern.
Allzu ſchnell iſt der Reif auf dieſe Frühtriebe der Entwik=
lung
gefallen, deren vorläufiges Schickſal ſich in der Abwürgung
der Zollunionsidee zeigt. Die Tätigkeit Dr. Brandſchs iſt bisher
noch nicht zur praktiſchen Entfaltung gelangt, von Belgrad aus
hat man zunächft die deutſchen Kandidaten trotz des Anſchluſſes
der deutſchen Vertreter an die Regieruengspartei ausgeſchaltet bis
auf Dr. Kraft ſekbſt, der als einziger Abgeordneter in das
Scheinparlament gekangt iſt. Und die plötzliche Droſſelinig der
deutſchen Bürgerſchulen zeigt, woher der Wino nunmehr wieder
vehen ſoll. Iu ganz beſonderem Maße hängt, wie es gerade
die Erfahrungen des latzten Jahres wieder zeigen, das füdoſt=
europäiſche
Deutſchtum vom Schickſal des Reiches, d. h. augen=
blicklich
von der europärſchen Auseinanderſetzung ab, die ſich in
dem Gegenſatz DeutſchlandFrankreich ausprägt.
Auch in den übrigen Oſtgebieten wird der Kampf in ge
ſteigerter Schärfe weitergeführt. In Polen hat man durch
Gründung eines pſeudodeueſchen Kultur= und Wirtſchafts=
uindes
von Lodz her die deutſche Front aufzurollen verſucht,
allerdings zu dieſem Zwecke ſich ſo zweifelhafter Perfönlich
keiten bedient, daß dieſe grobe Täuſchung wohl keinen nach=
haltigeren
Erfolg haben dürſte. In Oſtoberſchleſien macht der
Nückgang des Beſuches der deutſchen Minderheitenſchulen Sorge.
Eine Folge der Tatſache, daß die nun zur Entlaſſung gelangen=
den
Jahrgänge der Schüler ſyſtcmatiſch aus der Bewerbung um
Stellungen ausgeſchaltet werden. Auch bereitet die neuerdings
wieder recht kriegeriſche Tätigkeit des Wojewoden Graczynfki
innerhalb ſeiner auf den Bandenkrieg der Grenze gedrillten
Organiſationen ernſthafte Unruhe. Die polniſche Regierung hai
gar nicht daran gedacht, dem ihr in Genf erteilten Verweiſe
durch eine Aenderung des Syſtems Rechnung zu tragen.
Eine Welle des Haſſes geht auch durch die baltiſchen
Länder. Lettland ſteht im Begriff, ſich durch den Domraub
und ähnliche bereits angekündigte Uebergriffe um die geachtete
Stellung zu bringen, die dieſes Land ſich trotz der Boden=
reform
und der den deutſchen Landesverteidigern gegenüber
gebrochenen Verſprechungen mit der kulturellen Schulautonomie
erworben hatte. Dieſe Bolſchewiſierung von innen her iſt
nicht ohne Gefahr für das Land ſelbſt, das letzten Endes immer
noch einem Großrußland gegenüberſteht.
Unſagbar grauenhaft iſt das Schickſal der deutſchen
Kulaken in Rußland, die zu Tauſenden zur Zwangsarbeit
verſchleppt und ſicherem Tode ausgeliefert werden, ohne daß in
dieſer Welt einer wortſtarken aber tatſchwachen Humanitäts=
ideologie
mehr als flüchtige Notiz von dieſen Vorgängen ge=
nommen
wird.
Auch im Weſten iſt ſeit einigen Jahren ein Erwachen der
Volksfront feſtzuſtellen, das auch im vergangenen Jahre an=
hielt
. Von Flandern bis zum Elſaß ſtärkt ſich der Behauptungs=
wille
des deutſchen Volkstums. Von der Südfront aus
dem unter fasciſtiſche Herrſchaft geratenen Teile Tirols, iſt
leider wenig Veränderung zu melden, es ſei denn eine weitere
Wandlung zum Schlechteren. Denn das zeitweilige Verbot kirch=
licher
Verbände, das Verbot ſportlicher Vereine, das ſich ſogar
auf gemeinſame Wanderungen und Skitouren erſtreckt, die Ver=
hinderung
reichsdeutſcher Konzerte und Theatervorſtellungen zur
gleichen Zeit, wwo der frühere italieniſche Miniſter Gentile in
Köln große, aber in dieſem Zuſammenhang recht merkwürdig
klingende Worte des Lobes für die deutſche Kultur fand, be=
ſagt
genug.
Das Ueberſeedeutſchtum iſt durch die wirtſchaftliche
Weltkriſe ſehr ſtark betroffen und hat in Südamerika die Welle
der Revolution mit über ſich ergehen laſſen müſſen. Die Mittel
zur kulturellen Volkserhaltung und Sprachpflege ſind dadurch
ſehr geſchmälert. Das nordamerikaniſche Deutſchtum befindet
ſich im Zuſammenhang mit dem allgemeinen Umſchwung der
Stimmung Deutſchland gegenüber und zum erheblichen Teil auch
als Wegbereiter dieſes Umſchwunges trotz ſchwerer wirtſchaft=
licher
Sorgen in hoffnungsvollerer Entwicklung als man es ſich
vor einigen Jahren noch hatte träumen laſſen. Dieſes Deutſch=
tum
, das ſich in einem ganz beſonderen Sinne als Staats=
bürgertum
ſeines neuen Heimatlandes fühlt, kann zahlenmäßig
und ſeinen bisher leider immer noch allzu wenig ausgeſchöpften
Einflußmöglichkeiten nach ein gewichtiger Faktor im deutſchen
Geſamtſchickſal ſein. Aufmerkſame und taktvolle Pflege aller
Beziehungen zum Ueberſeedeutſchtum darf neben der Beob=
achtung
und Förderung der Entwicklungen im europäiſchen
Deutſchtum nicht außer acht gelaſſen werden.
Was auch in dieſem neuen Jahre geſchehen mag, wir
Deutſchen drinnen und draußen werden und wollen Not und
Hoffnung gemeinſam auf uns nehmen und die heutigen Ein=
engungen
unſeres Schickſals in der Gewißheit des Bewußtſeins
tragen, daß auf weitere Sicht hin für uns Deutſche der Sinn
und die Aufgabe der Not, in der wir ſtehen, iſt: Volk
wverden!
v. Hoeſch bei Laval.
Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch hatte heute zum erſten
Male ſeit ſeiner Rückkehr aus Berlin Unterredungen mit dem
Miniſterpräſidenten Laval und dem Finanzminiſter Flandin.
Dieſe Beſprechungen dienten einem Gedankenaustauſch zwecks
Vorbereitung der kommenden internationalen Konferenzen.

In der bei Seemann in Leipzig erſcheinenden Zeitſchrift für
Bildende Kunſt Heft 9/10 berichtet Karl Lohmeyer über einen
bedeutſamen Fund, der ihm im Kurpfälziſchen Muſeum bei
Vorarbeiten für einen umfangreichen Gemäldekatalog gelungen
iſt, der, reich illuſtriert, erſcheinen ſoll.
Es handelt ſich um einen Chriſtus des Hauſes Dalberg
und damit um ein Gemälde, deſſen Bedeutung darin liegt, daß
es in vielem wohl zu einem Angelpunkt weiterer Grünewald=
forſchung
werden kann.
Iſt es doch gelungen, die Zeit ſeiner Entſtehung (148090),
die Perſönlichkeiten der Dargeſtellten, faſt archivaliſch genau,
durch die beigegebenen Wappen, durch die Tracht feſtzuſtellen,
Und ſchließlich wird auch einmal dem Maler beizukommen ſein,
denn das Bild iſt nicht weniger wie zweimal ſigniert.
Es iſt ein Gemälde von kleinem Format, das aber groß in
allem geſehen iſt, groß vor allem im Erfaſſen und Schaffen einer
mächtig aufgebauten, weiten Landſchaft, in der die phänomenalen
Himmelsereigniſſe beim Tode des Heilands wahrhaft viſionär
in einer ungewöhnlichen, faſt geſpenſtiſch und unheimlich wirken=
den
Farbenphantaſie erſchaut ſind. Und das alles glüht wie
das Leuchten mittelalterlicher Glasmalereien, wie ein köſtliches
Email.
In dieſer grandioſen Landſchaft bauen ſich die Figuren
auf, in der Mitte der Gekreuzigte, daneben, zu beiden Seiten
knieend, die Dalberg und Kronberg, die bekanntlich zu den
früheſten Auftraggebern Grünewalds zudem gehört haben. Die
Figuren ſind genau in der Art des Hausbuchmeiſters behan=
delt
. Aber dann die Landſchaft, die mit ihren farbigen Wolken=
wundern
überhaupt erſt den Hauptreiz des Bildes ausmacht:
Sie möchte man nicht einem älteren Meiſter, ja auch der ganzen
Zeit noch nicht zutrauen, und wenn ſchon, dann einer noch jun=
gen
, gewaltig aufſtrebenden und den Bann der überlieferten
brechen wollenden Kraft. Denn der Maler muß ſich förmlich
einmal in einer unerhörten, ja unheimlichen Farbenpracht, in
ſeinem ſich bahnbrechenwollenden Temperament, in dieſen er=
träumten
Himmelswundern haben ausleben wollen, und damit
iſt ein Werk entſtanden, wie es dann völlig vereinzelt in dieſer
frühen Zeit, in der die Dargeſtellten lebten, daſtünde. Wir
kennen nur ähnliches beim ſpäteren Grünewald und dann bei
Akidorfer, der ſich wohl anch mit ſolchen Lichterſcheinungen des

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Vom Tage.
Wie von ſeiten des Reichskommiſſars mitgeteilt wird, iſt die
Preisſenkung für Brot gemäß dem Abkommen mit dem Germanig=
Verband überall durchgeführt worden.
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung beſchäftigt ſich
gegenwärtig mit den Spannen der Milchpreiſe und den Preiſen
für Schuhreparaturen. Auf Anregung der Hausfrauenorgani=
ſationen
werden zurzeit auch die Möglichkeiten des Preisauszeich=
nungszwanges
im einzelnen geprüft.
Der Reichkommiſſar hat, ähnlich wie für Bayern, jetzt auch für
Sachſen einen Beauftragten Miniſterialrat Schelcher aus Dres=
den
beſtellt.
Die Reichstagsfraktion der Wirtſchaftspartei wird, da die
außenpolitiſche Lage zurzeit eine Reichstagseinberufung unmöglich
macht, auch diesmal gegen die frühere Einberufung des Plenums
im Aelteſtenrat am 12. Januar ſtimmen.
Die Hamburger Polizei hat am Montag oder Dienstag etwa
10 Nationalſozialiſten in den verſchiedenen Stadtteilen feſtgenom=
men
, weil ſie Flugblätter verteilt hatten, die der Polizei nicht
vorſchriftsmäßig 24 Stunden porher vorgelegt worden waren. Die
Verhafteten werden dem Schnellrichter zugeführt werden.
Der anhaltiſche Landtag nahm am Dienstag einen deutſch=
nationalen
Mißtrauensantrag mit 19 gegen 17 Stimmen an.
Auf Einladung der finniſchen Regierung wurden in Helfing=
fors
Beſprechungen über den Abſchluß eines finniſch=ruſſiſchen
Nichtangriffspaktes aufgenommen.
König Alexander hat das neue jugoſlawiſche Kabinett Ziw=
kowitſch
ernannt. Außer dem Miniſterpräſidium bleiben Außen=
und Kriegsminiſterium unverändert. Das Innere übernimmt der
frühere Kultusminiſter Srſchkitſch. Finanzminiſter wurde Djord=
jewitſch
.
An verſchiedenen Teilen Syriens iſt es zu neuen Unruhen
gekommen. In der Nähe von Damaskus haben franzöſiſche Sol=
daten
zwei Handgranaten in eine Menſchenanſammlung geworfen.
wodurch drei Perſonen getötet und zehn teils ſchwer, teils leicht
verletzt wurden. In der Stadt wird die Ordnung nur durch fran=
zöſiſche
Tanks aufrecht erhalten.
Die verzweifelte Finanzlage der Stadt Chikago hat zur Folge
gehabt, daß eine ganze Anzahl von Abeudſchulen geſchloſſen wor=
den
iſt. Rund 14 000 Schullehrer haben ſeit April kein Gehalt
mehr bekommen. Die von der Stadt den Lehrern geſchuldeten Ge=
hälter
belaufen ſich zurzeit auf 20 Millionen Dollar.
Zwiſchen chineſiſchen Nationaliſten und Ruſſen iſt es in Char=
bin
zu ernſten Zuſammenſtößen gekommen, die von chineſiſchen
Studenten entfacht worden ſind. Während der Nacht kam es zu
heftigen Straßenkämpfen, in deren Verlauf ein Poliziſt getötet
und zwei verwundet wurden.
Ueber den Staat Honduras wurde von den Behörden der
Belagerungszuſtand verhängt. Die Urſache für dieſe Maßnahme
ſind revolntionäre Unruhen, die in Bananen=Plantagen wegen
der erfolgten zahlreichen Entlaſſungen von Arbeitern ausgebro=
chen
ſind.

für die hilfsbedürftige Bevölkerung.

Berlin, 5. Januar.
Im Rahmen der Winterhilfe hat die Reichsregierung weitere
Mittel zur Verfügung geſtellt, um für die nächſten Monate neben
der ſeit Mitte September im Gange befindlichen Fleiſchverbil=
ligung
eine Kohlenverbilligung durchzuführen. Die näheren Be=
ſtimmungen
enthält ein gemeinſamer Erlaß des Reichsarbeits=
miniſters
und des Reichsminiſters des Junern vom 23. 12. 1931.
Danach ſind zur Teilnahme an der Kohlenverbilligung berechtigt
alle Hauptunterſtützungsempfänger der Arbeitsloſenverſicherung
und der Kriſenfürſorge, die Familienzufchläge erhalten und die
von der öffentlichen Fürſorge laufend in öffentlicher Fürſorge
Unterſtützten, die einen eigenen Haushalt führen und ſchließlich
Empfänger von Renten nach dem Reichsverſorgungsgeſetz und
ſolche die ausſchließlich auf Rente angewieſen ſind. Es werden
Bezugsſcheine ausgegeben, die nicht übertragbar ſind, und zwar
für die Hauptunterſtützungsempfänger der Arbeitsloſenver=
ſicherung
und Kriſenfürſorge durch die Arbeitsämter, für die von
der Kriſenfürſorge laufend Unterſtützten und für Empfänger von
Zuſatzrenten durch das Reichsverſicherungsgeſetz durch die Dienſt=
ſtellen
der öffentlichen Fürſorge.
Bezugsſtellen für verbilligte Kohlen ſind alle Kohlenverkaufs=
ſtellen
, die ſich bereit erklären, den Bezugsſchein in Zahlung zu
nehmen und den ſonſt gegebenen Vorſchriften zu entſprechen.
Die Verkaufsſtellen werden durch Aushang kenntlich gemacht.
Jeder Berechtigte kann monatlich zwei Zentner verbilligte Kohlen
erhalten. Der verbilligte Preis muß für den Zentner 30 Pfennig
unter dem Tagespreis, oder ſofern für Unterſtützungsempfänger
durch Preisnachlaß der Kohlenſyndikate, des Groß= und Klein=
handels
oder durch Frachtermäßigung auf Koſten des Fürſorge=
verbandes
bereits Preisverbilligungen erzielt ſind, 30 Pfg. unter
dieſen verbilligten Preiſen liegen. Die Verbilligung wird für
alle Arten von Kohlen gewährt. Der erſte für den Monat
Januar gültige Bezugsſchein mit zwei auf je einen Zentner
Kohle lautenden Abſchnitten wird im Laufe dieſes Monats aus=
gegeben
. Gleichzeitig gelangt ein weiterer, vier Wochen um=
faſſender
Bezugsſchein für verbilligtes Fleiſch zur Ausgabe.

Zuſammenarbeit im Südamerika=Berkehr.
Am Dienstag begannen in Berlin deutſch=franzöſiſche Luft=
fahrtverhandlungen
. Es handelt ſich um die Fortſetzung der
Luftfahrtbeſprechungen im Rahmen der deutſch=franzöſiſchen Wirt=
ſchaftsverhandlungen
, die bei dem Berliner Beſuch von Laval
und Briand mit der Einſetzung des deutſch=franzöſiſchen Wirt=
ſchaftskomitees
begannen. Ebenſo wie kürzlich die beiden deut=
ſchen
Vertreter, Direktor Weigelt von der Deutſchen Bank, der
ſeit langem dem Aufſichtsrat der Deutſchen Lufthanſa angehört,
und Geheimrat Fiſch vom Reichsverkehrsminiſterium in Paris
waren, werden die Vertreter Frankreichs morgen in Berlin zur
Fortſetzung der Beſprechungen erwartet.
Die Verhandlungen beziehen ſich auf ein engeres Zuſammen=
arbeiten
der Luftverkehrsgeſellſchaften, eine Verſtändigung über
den Luftverkehr nach dem Nahen und dem Fernen Oſten und be=
ſonders
auf die ſehr teuren Pionierarbeiten, die in beiden Län=
dern
für den Verkehr nach Südamerika unternommen werden
Bei dieſem letzten Projekt ſpielt bekanntlich auch das Luftſchiff
eine große Rolle. Da z. B. für die nächſten Jahre Zeppelinfahr=
ten
nach Südamerika geplant ſind, ergibt es ſich von ſelbſt, daß
auch Dr. Eckener an den Verhandlungen beteiligt iſt.
In Berliner Fachkreiſen begrüßt man dieſe Zuſammenarbeit
in der Südamerikafrage ganz beſonders; allerdings ſoll dadurch
keine Benachteiligung der anderen intereſſierten Nationen Ita=
lien
, Spanien und Südamerika ſelbſt eintreten. Die morgen be=
ginnenden
Verhandlungen, die unter Leitung von Direktor Wei=
gelt
ſtehen, werden vorausſichtlich etwa zwei Tage in Anſpruch
nehmen. Es iſt zu erwarten, daß ſie ſich in denſelben freund=
ſchaftlichen
Bahnen bewegen, die die deutſch=franzöſiſchen Luft=
fahrtverhandlungen
bisher ausgezeichnet haben.

über die Verreichlichung der Waſſerſtraßen.
Unter Vorſitz des Reichsverkehrsminiſters Treviranus be=
gannen
am Dienstag die Beratungen mit den Länderregierungen
über den völligen Uebergang der Waſſerſtraßenverwaltung auf
das Reich. Die Konferenz wurde von Reichsverkehrsminiſter
Treviranus mit einer Rede eingeleitet, in der er nochmals auf
die Erwägungen hinwies, die die Reichsregierung veranlaßt
haben, den Staatsvertrag von 1921 zum 1. April d. J. zu kün=
digen
und die ihr obliegende Entſcheidung der Frage, ob reichs=
eigene
Waſſerſtraßenbehörden geſchaffen werden ſollen, im poſi=
tiven
Sinne zu treffen.
Die Reichsregierung bittet die Länderregierungen, ſich nun
auch auf den Boden dieſer Tatſache zu ſtellen und ſei durchaus
bereit, die Durchführung ihres Beſchluſſes in engſter Fühlung=
nahme
und Abwägung aller praktiſchen Anregungen zu der=
folgen
. Insbeſondere werde dieſe Zuſammenarbeit bei der
Grenzziehung zwiſchen der Waſſerſtraßenverwaltung des Reiches
und der Länderwaſſerwirtſchaft notwendig und nützlich ſein.
Die Reichsregierung habe in dem den Ländern überſandten Ge=
ſetzentwurf
praktiſche Grenzziehungsvorſchläge gemacht, in denen
ſie keine Verfaſſungsänderung erblicke. Tatſächlich erfolge der
Einſatz der beträchtlichen Reichsmittel nur in geringem Maße
für Verkehrszwecke, im weſentlichen für die allgemeine Durch=
führung
geordneter Vorflut. Der Miniſter warnte zum Schluß
vor dem gelegentlich aufgetauchten Gedanken einer Parallel=
organiſation
der Länder zur Wahrung ihrer Sonderintereſſen
an den Reichswaſſerſtraßen.
An die Rede des Miniſters ſchloß ſich eine ausführliche Aus=
ſprache
. Namens der deutſchen Waſſerſtraßenländer gab der
preußiſche Staatsſekretär Krüger die Erklärung ab, es ſei zu
befürchten, daß durch die geplante Neuregelung Mehraufwen=
dungen
entſtänden. Mit Ausnahme der Hanſeſtädte hätten alle
Länder gegen die Pläne des Reichsverkehrsminiſters das Be=
denken
, daß ſie eine organiſche Reichsverwaltungsreform ge=
fährdeten
. Der hamburgiſche Staatsrat Krönig erklärte, daß die
Hanſeſtädte das Recht des Reiches auf einen reichseigenen Unter=
bau
in der Waſſerſtraßenverwaltung anerkennen. Der Reichs=
verkehrsminiſter
betonte, daß die heutige finanzielle Lage dazu
winge, unverzüglich die endgültige Organiſationsform der
Reichswaſſerſtraßenverwaltung zu ſchaffen.

Neue italieniſche Einfuhr=Sonderzölle.
Ab 1. Januar 1932 werden alle in italieniſchen Häfen oder
an italieniſchen Küſten ausgeladenen Waren, die aus dem
Ausland ſtammen, mit einem Sonderzoll belegt werden. Dieſer
Zoll beträgt eine Lire je Tonne für Phosphate, Nitrate ( aus=
genommen
Soda=Nitrate) und Maurermaterial. Für alle an=
deren
Waren beträgt der Zoll zwei Lire. Da die deutſche
Phosphat=Ausfuhr vielfach auf dem Waſſerwege geſchieht, ebenſo
wie die Ausfuhr deutſcher Maſchinen nach Sizilien, wird auch
Deutſchland erheblich von dieſen Sonderzöllen betroffen.

Himmels auseinanderſetzte, wenn er auch weitab bleibt von der
unheimlichen Leidenſchaftlichkeit der geiſterhaft erleuchteten Nacht=
nahre
Grünewalds, denen ſich dies frühe Bild aber merkwürdig
verwandt erweiſt. So frühe aber erſchiene uns das ſelbſt wie
ein Wunder!
Wie wäre es nun, wenn wir bei dieſem Werke an irgend=
eine
Beziehung zu Mathis Gotthardt Nithardt
dächten? Gibt es einen jungen gotiſchen Grünewald, ſo wäre
hier vielleicht ein Werk gefunden, von dem ſich, wenigſtens was
die Landſchaft betrifft, wohl eine Brücke zu ſeinen ſpäteren Ge=
mälden
ſchlagen ließe. Scheint doch manches dafür zu ſprechen,
daß ſich im Kurpfälzer=Kurmainzer Kunſtkreiſe um 14801500
der Einfluß des Hausbuchmeiſters mit dem eines jungen Künſt=
lers
gekreuzt hat, und dieſer Fund könnte dann über dies
Problem neues Licht verbreiten.
Und auch das zweite Gemälde im Kurpfälziſchen Muſeum,
das ſolche Beziehungen wenigſtens zum Hausbuchmeiſter und
zu Grünewald aufweiſt, das Porträt Friedrich des Siegreichen
f 1476) würde neue Sicherung erfahren.
Die Landſchaft, die das kleine köſtliche Kunſtwerk zeigt, hat
zudem noch unbedingt Heidelberger Beziehungen, ſcheint doch in
den weichgeſchwungenen Berglinien, von deren glimmendem gif=
tigen
Grün ſich das ſcharfe Rot des Kleides der Cronbergin
wirkungsvoll abhebt, der Heiligenberg bis zu ſeiner charakteri=
ſtiſchen
Verwitterungsnaſe wiedergegeben zu ſein.
Auf einen merkwürdigen und auch nicht ſonſt ſo früh beob=
achteten
Umſtand ſei noch hingewieſen, und zwar auf den, daß
die Stifterfiguren in gleichen Größenverhältniſſen neben dem
Gekreuzigten knieen, während ſie ſonſt in dieſer Zeit ſich ſcheu
vor der Majeſtät der Gottheit i winzigem Format in die Ecken
drücken. Das könnte hier ſo gedeutet werden, daß ſich das Ge=
ſchlecht
Dalberg mit Chriſtus in einem Familienverband glaubte
und alſo auch ſo darſtellen ließ, da es ſich nur für einen Zweig
der jüdiſchen Königsfamilie aus dem Hauſe David hielt. Gerade
auch darüber enthält der Aufſatz intereſſante geſchichtliche und
genealogiſche Ausführungen.
Das Bild wird von jetzt ab im Raume der altdeutſchen Ge=
mälde
des Kurpfälziſchen Muſeums, in dem auch das oben er=
wähnte
Porträt Friedrich des Siegreichen hängt, beſonders
ausgeſtellt und der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Es kam vom Wurm faſt zerfreſſen in ſeinen Holzteilen zum
Vorſchein und war auch ſonſt faſt unkenntlich in ſeiner wahren
Bedeutung, konnte aber dann nach Erkennung, um welchen Schatz
es ſich hier handelt, durch ſachgemäße Pflege und Wiederherſtel=
lung
, die dem Maler Pfleger aus Mannheim übertragen war,
darchaus wieder hergeſtellt mnd gerettet werden.

Uhren, die Kaffee kochen und Wein ſpenden.
Der Präſident von Kuba erhielt kürzlich von ſeinem Unter=
tanen
Cleton Baquet=Habana eine Uhr als Geſchenk, die nicht
nur morgens weckt, ſondern auch eine am Abeud vorher mit
Waſſer und gemahlenem Kaffee gefüllte Kaffeemaſchine ein=
ſchaltet
. Iſt der Morgentrunk fertig, ſchaltet ſie den Strom aus
und ruft durch Wecken zu Tiſch‟ Ein herrliches Geſchenk, be=
ſonders
für ledige Frühaufſteher!
Dieſe immerhin intereſſante Erfindung iſt nicht neu, ſie hat
in Deutſchland und in der Schweiz ſchon im ſiebzehnten und
achtzehuten Jahrhundert in den kunſtvollen und oft ſehr koſt=
baren
Tafeluhren Vorgänger, die weit geſchickter konſtruiert ſein
mußten, da man damals noch nicht den elektriſchen Strom zur
Verfügung hatte. Dieſe Uhren dienten weniger der Zeitangabe
als vielmehr der Erheiterung der Gäſte. So zeigte eine dieſer
Uhren einen Bogenſchützen, der ſich einigemale im Kreife her=
umdrehte
, wie unſchlüſſia mit dem Kopf wackelte und dann einen
Pfeil abſchoß. Der Getroffene mußte nun einen beſonders großen
Humpen voll Wein leeren, der von dem Schützen jedoch erſt
freigegeben wurde, wenn man ihm den Pfeil ſchußfertig wieder
auf die Bogenſehne legte. Der Schweizer Mechaniker Pierre
Jaquet Droz baute im 18. Jahrhundert eine Uhr mit einem
Hund, der einen Korb mit Weintrauben bewachte. Nahm man
eine Traube fort, dann bellte das Tier ſo lange, bis man die
Traube wieder an ihren Platz oder eine Beere dem Hund in
den Mund legte. Das letztere wußten nur Eingeweihte, die
dann die Trauben ſelbſt verzehrten.
Der Sohn dieſes Droz zeigte im Jahre 1774 in Zürich ein
Wunderwerk der Feinmechanik, ein ländliches Idyll‟ Auf
einen Hebeldruck rollte dieſe Uhr dreiviertel Meter über den
Tiſch, indes ein Trommler trommelte. Hier ging die Sonne
auf und unter, ein Trupp fahrender Scholaren kam an einem
Weinberg vorüber; ſie grüßten die Winzerinnen und erhielten
darauf alle einen köſtlichen Tropfen kredenzt. Ein Mützen=
ſchwenken
der Studenten, ein Winken der Winzerinnen, und der
köſtliche Spuk war aus.
Nach zeitgenöſſiſchen Berichten ſollen die Zuſchauer dieſer
techniſchen Darſtellungen nicht nur an der Fülle der kunſtvollen
Vorgänge bei dieſen Tafeluhren ihre Freude gehabt haben, ſon=
dern
auch die Worte der Erfinder, ein guter Becher Wein belebe
die Phantaſie und ſtärke die Arbeitskraft und =freude, beherzigt
St.
haben; und nicht zu ihrem Nachteil!

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 6. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 6 Seite 3

Ching klagt Japan erneut an:
es Verſtoßes gegen die Hoheitsrechte Chinas, gegen die Völkerbundsſakzung, gegen den Neun=Mächte=
Verkrag, gegen den Kriegsächkungspakt und der Nichtbeachkung der vom Völkerbund
vor kurzem angenommenen Enkſchließung.
die Abſicht, mit den Truppen in Schanhaikwan die Verbindung
herzuſtellen. Die Garniſon von Schanhaikwan erhielt Verſtär=
Nankings milikäriſche Ohnmachk.
kungen.
Papier für den Völkerbund.

Genf, 5. Januar.
Der diplomatiſche Vertreter Chinas in Paris hat dem amtie=
jenden
Ratspräſidenten am 31. Dezember 1931 ein Memorandum
zu Händen der übrigen Ratsmitglieder überreicht. In dieſem
NZemorandum ſtellt, die chine=
ſſiche
Regierung feſt, daß die
Jmpaner ihren Vormarſch fort=
ſitzen
und offen ihre Abſicht
kundtun, ſich Tſchingtſchaus zu
hemächtigen, trotz der von ihnen
im Völkerbund eingegangenen
erpflichtungen. Die Aktion der
Trpaner verſtoße nicht nur gegen
de Hoheitsrechte Chinas, gegen
de Völkerbundsſatzung, gegen
den Neun=Mächte=Vertrag und
gegen den Kriegsächtungspakt,
ſandern ſie ſtelle auch eine flam=
uende
Nichtbeachtung der vom
Aölkerbund vor kurzem ange=
nommenen
Entſchließung dar.
Der chineſiſchen Regierung ſeien
ſarich Nachrichten zugegangen,
unch welchen Japan ſeine Trup=
venbeſtände
in der Mandſchurei
ſtäändig vergrößere, was eine
Crrſchwerung der Lage nach ſich
ziehe. Japan müſſe für alle
olgen, die aus Maßnahmen
der chineſiſchen Notwehr ent=
ſiohen
könnten, verantwortlich
g=macht werden. Das chineſiſche
M7emorandum erklärt zum
Sochluß, die chineſiſche Regierung
molle die Aufmerkſamkeit des
Yiölkerbundsrates auf dieſe
reuen Tatſachen lenken. Sie
hoffe, daß unverzüglich die not=
wenigen
Maßnahmen ergriffen
werden, um eine weitere Ver=
ſeolimmerung
der Lage zu ver=
hüiten
und Japan zur Beach=
tung
der vom Völkerbundsrat
angenommenen Entſchließung
amzuhalten.

Der amerikaniſch=japaniſche Zwiſchenfall.
Das Staatsdepartement hat durch Vermittlung des hieſigen
japaniſchen Botſchafters Debuchi bei der Tokioter Regierung
gegen das Attentat proteſtiert, das gegen den amerikaniſchen
Konſul in Mukden, Chamberlain, durch eine japaniſche Patrouille

Vom chineſiſch=japaniſchen Kriegsſchauplaß.

chwere Vorwürfe Chinas
gegen Japan.

In einer Note an den Gene=
relſekretär
des Völkerbundes
tfilt die chineſiſche Regierung
mit, daß bisher ein Abkommen
zwiſchen General Ma und dem
japaniſchen Oberkommando nicht
niilitäriſch beſetzten. Gebieten
aufrechtzuerhalten. Völlig un=
rochtig
ſei, daß die Banden in
enigen Beziehungen zu den chineſiſchen Truppen ſtänden.

zuſtande gekommen ſei. Die ja= Oben links: Der chineſiſche General Tſchangtſchunghui hat die Selbſtändigkeit der mandſchu=
yaniſchen
Truppen ſeien durch= riſchen Republik ausrufen laſſen. Rechts: Chineſiſche Truppen in einem Schützengraben vor
aats nicht in der Lage, die Ruhe Kintſchau, das den Japanern kampflos übergeben wurde. Unten links: Japaniſche Soldaten
und Ordnung in den von ihnen bergen einen gefallenen Offizier, der bei den letzten Kämpfen getötet wurde. Rechts: General
Tſchanghſüliang, der Führer der chineſiſchen Truppen in der Südmandſchurei.

Die

jupaniſchen Truppen unterſtützten vielmehr die Banden und lie=
farten
ihnen Waffen. Die Kämpfe der letzten Zeit ſeien aus=
ſcließlich
auf Herausforderungen und Angriffe von japaniſcher
Geite zurückzuführen.
Beiterer Bormarſch der Japaner in Eer Mandſchurei
Die japaniſchen Truppen rücken nunmehr in der Richtung
ſiü dlich von Tſchintſchau vor. Der Zweck dieſer Operationen iſt

verübt worden iſt. Der japaniſche Botſchafter hat ſich bereits
bei der amerikaniſchen Regierung entſchuldigt. Der japaniſche
Botſchafter Debuchi erklärte nach einem Beſuch bei Staatsſekre=
tär
Stimſon, er habe, den Anweiſungen ſeiner Regierung fol=
gend
, dem amerikaniſchen Staatsſekretär das aufrichtige Be=
dauern
der japaniſchen Regierung wegen des Angriffs auf den
amerikaniſchen Konſul in Mukden ausgeſprochen.
Wie aus Mukden berichtet wird, ſind die beiden japaniſchen
Soldaten, die den Angriff auf den amerikaniſchen Konſul verübt
hatten, wieder in ihren Truppenteil eingereiht worden.

Die ankibriliſche Bewegung.
Bombay, 5. Januar.
Der hieſige Kongreßausſchuß beſchleunigt nach Möglichkeit die
Vorbereitungen des Feldzuges gegen die Regierung. Sechzig
Kriegsräte ſind gebildet worden, die gegebenenfalls einander
erſetzen werden. Tauſend Freiwillige, die ihre Tätigkeit ſofort
beginnen können, ſtehen auf den Verzeichniſſen des Kongreſſes,
und zehntauſend weitere ſollen ſich während der letzten fünf Tage
gemeldet haben. Propaganda für die Boykottierung der britiſchen
Schiffahrt und der britiſchen Verſicherungen, ſowie die Verhinde=
rung
der Goldausfuhr und die ungeſetzliche Erzeugung von Salz
ſind in den Richtlinien des Ausſchuſſes vorgeſehen. Der Kongreß
hat zwei Krankenhäuſer mit 450 Betten zur Aufnahme von
Opfern des Feldzuges eingerichtet, damit ſeine Anhänger nicht auf
die Pflege der Regierungskrankenhäuſer angewieſen ſind.
Haftbefehle gegen alle indiſchen Kongreßmitglieder.
Bombay, 5. Januar.
Der Ausſchuß des Allindiſchen Kongreſſes iſt im Anſchluß an
die Verhaftung Gandhis für ungeſetzlich erklärt worden. Dieſer
von Gandhi eingeſetzte Ausſchuß umfaßte die Führer der indiſchen
revolutionären Bewegung. Die Verhaftung zahlreicher weiterer
Kongreßführer wird erwartet. Vorausſichtlich wird die Regierung
alles Eigentum des Kongreſſes einſchließlich der Gebäude beſchlag=
nahmen
und den Kongreßmitgliedern alle Eiſenbahn= und Poſt=
vergünſtigungen
entziehen. Die engliſchen Poliziſten in allen in=
diſchen
Städten ſind im Beſtz von Haftbefehlen, die ſie zur Ver=
haftung
eines jeden Kongreßmitgliedes ermächtigen.
Auch der neue Präſident des allindiſchen Kongreſſes, Rajandra
Praſad, iſt in Patna verhaftet worden. Praſad war am Montag
in einer Sonderſitzung des Kongreßausſchuſſes zum Nachfolger
Patels beſtellt worden. Praſad iſt verhaftet worden, weil er und
eine Anzahl ſeiner Gefährten ſich weigerten, das Hauptquartier
des Kongreßausſchuſſes der Provinz Bihar zu verlaſſen. Mit ihm
wurden ſechs andere Führer feſtgenommen. Die Verhafteten wur=
den
nach dem Bankipur=Gefängnis gebracht, um dort die Gerichts=
verhandlung
abzuwarten, die auf den 18. Januar feſtgeſetzt wor=
den
iſt. Die Polizei ergriff von dem Hauptquartier Beſitz, ent=
fernte
die Kongreßflagge und hißte die britiſche Flagge.
Dr. Anſary wurde als Nachfolger Praſads zum Präſidenten
des indiſchen Kongreſſes gewählt. Nachdem auch Rajandra Praſad
inzwiſchen feſtgenommen wurde, iſt Anſary jetzt der dritte Prä=
ſident
ſeit Gandhis Verhaftung. Der Präſident der allindiſchen
Moslemkonferenz, Nawab Ismail Khan, hat ſeinen Rücktritt er=
klärt
, weil er entgegen dem Wunſch der Mehrheit den Anſchluß
der Mitglieder an den allindiſchen Kongreß begünſtigte.
Auch der dritte Präſidenk des Allindiſchen Kongreſſes
bereis verhaftet.
TU. Bombay, 5. Januar.
Das engliſche Militär in Indien entwickelt angeſichts der
geſpannten Lage eine verſchärfte Tätigkeit, um Ausſchreitungen
von vornherein zu verhindern. Das Flaggſchiff Effingham
ſetzte in Chittagong eine Abteilung Matroſen und ein Schiffs=
geſchütz
an Land. Es folgte ein Marſch durch die Straßen der
Stadt, an dem auch Mannſchaften der engliſch=indiſchen Armee
und Polizei teilnahmen. Ein ſchottiſches Bataillon ſetzte ſich am
Dienstag abend von Poona nach Sholapur in Marſch, um von
dort aus einen großen Marſch durch die am dichteſten bevölkerten
Gebiete auszuführen und die engliſche Flagge zu zeigen.
Der neue Präſident des Allindiſchen Kongreſſes, Dr. Anſari,
der Nachfolger Patels und Praſads, iſt nach fünf Stunden Amts=
zeit
ebenfalls verhaftet worden. In Bombay wurden 10000
Kongreßfreiwillige in die Liſten eingetragen. Für den Fall, daß
jeden Tag ein Kriegsrat verhaftet werden ſollte, ſind bereits
60 Kriegsräte gebildet worden, ſo daß die Kriegsräte mindeſtens
für zwei Monate reichen.

Indien wehrt ſich.

In Neu=Delhi wurden bei der Auflöſung einer Ver=
ſammlung
200 Perſonen verletzt. Auch in Kalkutta kam es
zu Unruhen. Mehrere Perſonen wurden verletzt, 50 örtliche Or=
ganiſationen
wurden als ungeſetzlich erklärt und aufgehoben. In
allen Orten, in denen Unruhen ſtattgefunden haben, ſind Kund=
gebungen
und Anſammlungen auf ein bis drei Wochen verboten
worden.
Bei einem Demonſtrationszug der Anhänger Gandhis kam
es in Allahabad zu Zuſammenſtößen zwiſchen der Polizei
und Anhängern Gandhis. Dabei wurden drei Perſonen getötet.
Außerdem wurden zahlreiche Perſonen verletzt und dreißig Ver=
haftungen
vorgenommen.

Die wachſende Bedeutung der Zeppeline‟
für den Weltverkehr.
Irn Februar Fertigſtellung des Heliumluftſchiffes. 4 Roh=
öſonotoren
. Internationale Verhandlungen wegen des
Zeppelinverkehrs. Der regelmäßige Luftſchiffverkehr zwiſchen
Europa und Amerika.
Das Jahr 1932 bringt dem Luftſchiffbau Zeppelin ein ſtark
eibveitertes Tätigkeitsfeld. Das Programm der Zeppeline für
das kommende Jahr wird in erſter Reihe durch die Fertigſtel=
lung
des neuen Heliumluftſchiffes beſtimmt. Trotzdem das
Zeppelinluftſchiff ſich bisher als das ſicherſte und ſchnellſte Be=
firderungsmittel
für den Verkehr von Erdteil zu Erdteil be=
äihrt
hat, iſt bisher der große internationale Luftſchiffverkehr
ſioch nicht in Gang gekommen. Von mehreren Seiten werden
Anregungen zur Herſtellung eines regelmäßigen Luftſchiffverkehrs
gegeben. Aber Maßnahmen ſind dafür noch nicht getroffen wor=
dem
. Es iſt zu erwarten, daß das nächſte Jahr eine weſentliche
Förderung dieſer bedeutſamen Angelegenheit bringt. Augenblick=
ſick
) ſind allerdings für derartige Zwecke noch nicht genügeno
Luftſchiffe vorhanden. Es müßten darum ſofort die umfang=
reichſten
Maßuahmen getroffen werden, um dieſen Verkehr vor=
zübereiten
. Die Verhandlungen zwiſchen Dr. Eckener und der
Amerikaniſchen Zeppelin=Geſellſchaft über die Aufnahme eines
Verkehrs mit 4 Luftſchiffen werden vorausſichtlich ſchon am
. Februar 1932 beginnen. Augenblicklich ſteht dem Luſtſchiff=
vau
Zeppelin nur der Graf Zeppelin und in wenigen Wochen
u ßerdem das neue Heliumluftſchiff zur Verfügung. Der Graf
Zeppelin hat ſich bisher in mehr als 230 Fahrten bewährt. Er
hat ungefähr 340 000 Kilometer zurückgelegt und wird jetzt für
neuie große Aufgaben im Jahre 1932 inſtandgeſetzt. Das neue
beliumluftſchiff wird vorausſichtlich im April oder Mai 1932
ertig ſein. Es wird mit 4 Rohölmotoren ausgeſtattet, durch die
die Sicherheit der Fahrt noch erhöht wird. Außerdem erfolgt
da durch eine beträchtliche Einſparung an Gewicht. Dieſer Helium=
Zeppelin wird den Gäſten Bequemlichkeiten bieten, wie ſie bis=
her
auf Luftſchiffen unbekannt waren. Da die Verwendung von
belium die Feuersgefahr ausſchließt, ſo wird das Luftſchiff auch
einen Rauchſalon erhalten. Die Gäſte werden alſo während der
Fahrt nicht mehr auf ihre geliebte Zigarre oder Zigarette ver=
ſichten
brauchen. Dabei wird auch dadurch das Schiff in keiner
Weiſe gefährdet.

Das Fahrtenprogramm des Luftſchiffbaues Zeppelin ſieht
für das nächſte Jahr in erſter Reihe 10 Flüge nach Südamerika
vor, die mit dem Graf Zeppelin ausgeführt werden ſollen.
Die bisherigen ähnlichen Unternehmungen im Jahre 1931 haben
gezeigt, daß auch der Graf Zeppelin allen Anforderungen des
Ozeanverkehrs auſs beſte gewachſen iſt. Von grüßter Bedeutung
aber iſt die Regelung der Geldfrage. Der Luftſchiffbau Zeppelin
hat nämlich trotz der Begeiſterung, die die Zeppeline in der
ganzen Welt erregen, wo ſie hinkommen, mit wirtſchaftlichen
Fragen allerhand zu kämpfen, denn die Unkoſten ſind recht be=
trächtlich
. Allerdings ſind auch die Einnahmen erfreulicherweiſe
gewachſen, ſo daß ein großer Teil der Aufwendungen durch die
Einnahmen gedeckt werden konnte, die der Luftſchiffbau
Zeppelin gemacht hat. Die Unterſtützung von ſeiten des Reiches,
die im vorigen Jahre 400 000 Mark betragen hat, wird von dem
Luftſchiffban wieder gefordert, trotz der großen Schwierigkeiten
iſt, wie wir hören, zu hofſen, daß auch für das Jahr 1932 ſich
eine Unterſtützung der Südamerikafahrten des Graf Zeppelin
von ſeiten des Reiches ermöglichen laſſen wird. Die ſchwierige
wirtſchaftliche Lage, unter der die ganze Welt leidet, wird ſich
vielleicht auch im kommenden Jahre noch weiter verſchärfen. Abeu
darunter darf der Luftſchiffbau Zeppelin nicht leiden, denn
man darf nicht vergeſſen, daß die Fahrten der deutſchen Luft=
ſchiffe
ein ganz außergewöhnliches Werbemittel für die deutſche
Induſtrie und die deutſche irtſchaft ſind. Die Bedeutung
dieſer Tatſache iſt in Deutſchland ſicherlich noch nicht genug er=
kannt
worden, denn ſonſt wäre es unverſtändlich, daß ein ſo
hervorragendes Unternehmen ſein Aktionsprogramm von der
Löſung der wirtſchaftlichen Schwierigkeiten abhängig machen
muß. Sobald einmal ein ſtändiger Verkehr über den Ozean mit
Luftſchiffen durchgeführt ſein wird, wird er ſich auch rentieren
und die finanziellen Fragen werden dann nicht mehr eine ſolche
Nolle ſpielen wie heute. Es müſſen bloß die Grundlagen für
dieſen Ozeanluftverkehr geſchaffen werden. Mau hofft, daß das
Jahr 1932 auch in dieſer Beziehung einen Schritt vorwärts
bringen wird. Fernerhin iſt damit zu rechnen, daß durch den
ſtändigen Luftſchiffverkehr, der mehrere Luftſchiffe in Dienſt
ſehen wird, der Etat für den Unterhalt und den Betrieb jedes
einzelnen Luftſchiffes beträchtlich geſenkt werden wird. Die
ſtändigen und regelmäßigen Fahrten zwiſchen Europa und
Amerika geſtatten eine Kalkulation, die eine Verbilligung des
Betriebes zur Folge haben kann. Es ſind fernerhin Beſtre=
bungen
im Gange, die Luftpoſt, die bisher der franzöſiſche Aero
postale mit Südamerika aufrechterhält, nicht mehr durch fran=
zöſiſche
Flugzeuge und franzöſiſche Torpedoboote durchzuführen,

ſondern ſich des Graf Zeppelin dabei zu bedienen. Dadurch
würde ein Zuſammenwirken von deutſchen und franzöſiſchen
j.
Flugunternehmungen ermöglicht werden.

Deutſcher Handwerks=Kalender, Jahrgang 1932. Der Deutſche
Handwerks=Kalender (Herausgeber: Reichsverband des deutſchen Hand=
werks
, Hannover; Verleger: Konkordia=Verlag, Leipzig) iſt wieder als
illuſtrierter Abreißkalender erſchienen. Das mehrfarbige Titelblatt, das
einſtimmig aus einem Wettbewerb mit dem 1. Preis hervorging, zeigt
auf der linken Seite einen Geſellen in mittelalterlicher Tracht und auf
der rechten Seite einen Handwerksgeſellen in Arbeitskleidung unſerer
Tage, um ſo auf die große Bedeutung des Handwerks in der Vergan=
genheit
hinzuweiſen, um aber zugleich auch die Daſeinsnotwendigkeit des
Berufsſtandes für die Gegenwart zu betonen. Der Kalender will dem
Handwerk Freunde zuführen und für gute und gediegene Handwerks=
arbeit
werben.
Kunſt und Leben. Ein Kalender mit 53 Orginal=Zeichnungen
und =Holzſchnitten deutſcher Künſtler und mit Verſen und
Sprüchen deutſcher Dichter. 24. Jahrgang 1932. Verlag Fritz
Heyder, Berlin=Zehlendorf. Preis 3,50 RM.
Im Gedenken an Goethes 100. Todestag ſchmückt den Kalen=
der
ein Bildnis Goethes und ſein Wort: Alles Lebende bildet
eine Atmoſphäre um ſich her gibt ihm das Geleit. Ein Wort,
das recht zutreffend für den Kalender iſt, der, immer neu und
immer jung, jeden Tag erleſene Kunſt bietet. Wieder der
Schwarz=Weiß=Darſtellung huldigend, bringt er neue Zeichnungen
und Holzſchnitte von mehr als fünfzig deutſchen Künſtlern und
außer den Worten der großen Toten zum Teil in erſter Ver=
öffentlichung
Verſe von über fünfzig Dichtern der Gegenwart.

Paul Keller: Mihel, der Rächer. Ein Roman aus dem wil=
deſten
Albanien. Bergſtadtverlag Breslau. 256 Seiten. Bro=

ſchiert 4 RM., Ganzleinen 5,50 RM.
Paul Keller iſt als Erzähler weit bekannt, und ſeine Leſer=
gemeinde
wächſt ſtändig. Sie wird das Erſcheinen des neuen
Buches von Mihel, dem Rächer, freudig begrüßen. Auch hier
zeigt Keller wieder ſein Fabuliertalent in vollendeter Weiſe. Er
führt den Leſer in eine bisher faſt unbekannte und unerforſchte
Gegend Europas, nach Albanien, und zwar nach Nordalbanien,
das wegen ſeiner Wildheit und Unkultiviertheit bisher kaum das
Ziel von Reiſenden geweſen iſt. Aber gerade in dieſer Unbe=
rührheit
liegt der beſondere Reiz, den dieſe Landſchaft zu bieten
hat. Hier iſt noch wirkliche Natur, hier herrſcht noch Jahrtauſende
alte Sitte, hier ſpürt man noch nicht den Arm der Technik ſon=
dern
alles iſt urwüchſig, alles iſt primitiv, aber ehrlich. Wie die
Landſchaft, ſo offenbaren ſich auch die Menſchen kindlich naiv.
primitiv wild naturhaft unbeherrſcht, aber unter der Tradition
ſtehend, wie kaum ein anderes Volk.

[ ][  ][ ]

aus indanthren Zefir,
mit Gürtel u. 2Taschen
und buntem Revers-
Kragen, zum Knöpfen

aus kräftigen indan-
thren
Stoffen in bleu,
mit hübschem bunten
Tragen, zum Knöpfen !

Durchsteckform, gute
kräftige Stoffe, braun
m. aparter Blende gar-
iert
, Gr. 4248 3.25,

aus gemustertem,
kräftigen Gummi,
in vielen Farben

Größe 4055, aus
uni u. bunten Trach-
tenstoffen
kombi-
niert
, mit Tasche

aus gutem Satin,
mit uni Blende gar-
niert
, mit Tasche

Seite 4 Nr

2
achrichten

Mitwoch, 6. Januar 1332

Ho staunenswert Billige
Angebote wie diese
Finden Sie in allen Abtei-
lungen
unseres Hauses.

DIRadatt
aufalle regulären Preise,
ausgenommen einige
Hetto-und Markenartikel.

OM
Für die anläßlich unſerer Verlobung erwieſenen
Aufmerkſamkeiten danken herzlichſt
Käte Buchheimer
Albert Melchior.

Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Seute Nachmittag entſchlief nach langem
ſchweren Teiden mein herzensguter Mann,
mein lieber, treuſorgender Vater, Schwieger=
vater
, Großvater, Bruder, Schwager und
Onfel
Georg Schulz
Glaſermeiſſer
im nahezu vollendeten 67. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Luiſe Schulz, geb. Franz
Georg Schulz
Anne Schulz, geb. Wedel
und ein Enkelkind.
Darmſtadt, den 4. Januar 1932. (589
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 7. Januar
1932, nachmittags 2½ Uhr, vom Portal des Beſſunger
Friedhofs aus ſtatt.
Wir bitten höflichſt von Beileidsbeſuchen abzuſehen.

Statt beſonderer Anzeige.
Heute nachmitag um 5½= Uhr verſchied im 87. Lebensjahr
mein geliebier Vater, unſer guter Schwiegervater, Großvater, Ur=
großvater
, Schwager und Onkel
Ferdinand Rabenau Geh. Zufizrat
Oberamtsrichter i. R.
Die Beerdigung findei
Donnersiag, den 7. Januar 1932
Nachmitiags 4 Uhr
ſfatt.
Von Beileidsbefuchen biitet man dankend Abſiand zu nehmen.
Büdingen, den 4. Januar 1932.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Elſe Schmidt
geb. Nabenau.

Nachruf.
Nach einem arbeitsreichen Leben verſchied geſtern
unſer ſehr verehrter Geſchäftsvorgänger
Herr Glaſermeiſter Georg Schulz.
Wir bedauern ſein frühes Hinſcheiden aufrichtig
und werden ſein Andenken in Ehren halten.
Georg Schulz Nachf.
Inh. Guido Winter & Albert Mäder
Beſſungerſtr. 74.
Darmſtadt, den 5. Januar 1932.

Todes=Anzeige.
Heute entſchlief nach langem, mit großer Geduld
ertragenem Leiden meine liebe, unvergeßliche Gattin,
meine herzensgute Mutter, unſere liebe Schweſter,
Schwägerin, Tante und Patin
Frau Jakobine Witthwein
geb. Becker, verw. Scherbl
im 49. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Wirthwein und Sohn.
Pfungſtadt, Darmſtadt, Biebesheim.
Die Beerdigung findet Donnerstag, 7. Jan., nachm.
2½ Uhr, vom Trauerhauſe, Eberſtädterſtraße 45,
aus ſtatt. Einſegnung 10 Minuten vorher. (586

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen und wohltuenden Beweiſe herzlicher Teilnahme, ſowie
die reichen Kranz= und Blumenſpenden bei dem Heimgange unſerer
unvergeßlichen Entſchlafenen
Frau Käthe Söckel, geb. Hildebrand
ſagen wir auf dieſem Wege Allen innigſten Dank. Beſonderen Dank
Herrn Landeskirchenrat D. Waitz ſür die tröſtenden Worte, den
Schweſtern der Martinsgemeinde für die treue und liebevolle Pflege,
dem Betriebsperſonal meines Hauſes, ſowie dem Milchhändler=Verein
von Darmſtadt und Umgegend und der Molkerei=Genoſſenſchaft
Babenhauſen für die ehrenden Nachrufe und Kranzniederlegungen
am Grabe der Entſchlafenen.
In tiefem Leid:
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Theodor Göckel.
Darmſtadt, den 4. Januar 1932.
Mollerſtraße 38.

Dr. Reuß
prakt. Arzt,
Viktoriaſtraße 41,
Sprechſt. 35 Uhr,
von der Reiſe
zurück! (500a

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen lieben Mann,
Schwiegervater, Großvater und
Bruder
Peter Gräber
Eiſenbahngehilfe i. R.
von ſeinem ſchweren Leiden zu
erlöſen.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Frau Eliſabeth Gräber Wwe.
Darmſtadt, den 5. Jan. 1932.
Blumenthalſtr. 37.
Die Beerdigung findet ſtatt am
Donnerstag, 7. d. Mts., nachm.
3½, Uhr, auf dem Waldfriedhof.

Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herz=
licher
Liebe und Teilnahme bei dem
Heimgang meines unvergeßlichen
Mannes, trenſorgenden Vaters,
unſeres lieben Brudets, Schwagers
und Onkels
Hermann Jacoby
Architekt
ſage ich im Namen der Hinterblie=
benen
meinen tiefgefühlten Dank.
Luiſe Jacoby
geb. Geiger.
Darmſtadt, 4. Januar 1932. (588

Dankſagung.

Dankſagung.
Für die warme Anteilnahme bei dem Heimgange
unſeres lieben Entſchlafenen ſagen wir innigen
Dank. Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer
Lautenſchläger für ſeine troſtreichen Worte und
der Metzgerinnung Darmſtadt für die Kranz=
niederlegung
und den erhebenden Grabgeſang.
Darmſiadt, den 5. Januar 1932. 587
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Zimmer, geb. Laubach.

Frau A. Krueger
Wissenschaf
Astro-Graphologin
Zu sprechen von 1012 und 2
Darmstadt (*) Hügelstraße 7

Von der Reiſe
zurück!
Dr. med.
Berkhold Skern
Ludwigsplatz 6.
Telefon

Wir danken allen, die unſerer in Teilnahme
bei unſerem herben Verluſie gedachten.
Auguſt Langner
Jamilie K. Jäger
Familie Fr. Langner
Griesheim=Darmſtadt, den 4. Januar 1932.

Dankſagung.
Für die wohltuende Teilnahme an unſerem
ſchweren Verluſte ſagen wir herzlichen
Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:

Habe meine
Tähigkeit wieder
aufgenommen.
Profeſſor
Zander Salus-Kur
Eliſabekhenftifk.

zuiſe Friedrich, geb. Beſt.

Darmſiadt, den 5. Januar 1932

(TV.502)

Bielefelder
Wäsche
Leinen (4942
Herrenwäsche
Damenwäsche
Braut-
Ausstattungen
Wäsche nach Ma0

von Dr. med. Otto Greither
Ueber die Anwendung und Durchführung
der Salus=Kur, dieſer bei chroniſchen
noch beeinfiußbaren Krankheiten ſeit Jahren
erfolgreich bewährten Methode, wird am
Donnerstag, den 2. Januar 1932, vor=
mittags
1012 und nachm 27 Uhr,
im Reformhaus Eos, (liſab. Braun=
warth
, Darmſtadt, Eliſabethenſtraße
loſtenloſe Auskunft erteilt. IMch. 348

Verſilbern, Vernick.,
Sorg Heyl Verkupfern, Vermeſ=
früher
Heu s John, ſingen, Verzinnen,
jetztVertreter einer
Färbungen
er ten Bielefelder in gut., preiswerker
Wäschefabrik
Ausführ nur bei
BARMSTADT Galvaniſeurmeiſter
Wilhelminenstr. 31,

1. Etage. Ruf 1074

Karl Föbel
Jetzt Grafenſtr. 16.
(295a)

Von der Reise zurück
DR. ROCKEMER
Facharzt f. Hals-,Nasen-u. Ohrenkranke
Darmstadt, Mühlstraße 12

Oin Mie Mietete
Reſtbeſtand meines Lagers verkaufe zu
jedem annehmbaren Preis. Heinrich=
ſtraße
106, parterre. Kein Laden. (308a

[ ][  ][ ]

MAtoch, 6. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 6. Januar 1932.
Die Schulzahnklinik.
Wie das deutſche Volk auf dem Gebiete der allgemeinen
Hygiene (Geſundheitspflege) durch ſein Aerzteſchaft Führer aller
Kulturvölker wurde, ſo ging Darmſtadt durch Gründung ſeiner
nunmehr nahezu 30 Jahre beſtehenden Schulzahnklinik nicht nur
allen deutſchen nein auch den Städten aller Kulturländer als
Führerin in der Zahnpflege voran.
Weit über 500 Städte und Kreiſe Deutſchlands ſind dem Bei=
ſpiel
Darmſtadts gefolgt und haben die Schulzahnpflege ein=
geführt
, und zwar durch Gründung von Schulzahnkliniken. Dabei
war man ſich wohl bewußt, daß die für die Zwecke der Kinder=
zahnpflege
ausgegebenen Mittel ein ſich gut verzinſendes Kapital
bedeutete, das die Geſundheit in den breiteſten Volksſchichten in
größtem Maſſe zu fördern imſtande ſei.
Was unſere Städtiſche Schulzahnklinik bisher in dieſer Rich=
tung
geleiſtet hat, kann man erkennen, wenn man die nackten
Zahlen der in dieſen 29 Jahren geleiſteten Arbeit an ſeinem Auge
vorüberziehen läßt.
Von 1902 bis 31. Januar 1931 wurden im Ganzen über
130 000 Schulkinder behandelt. Im Jahre 1931 ſtieg die
Zahl der täglich behandelten Kinder auf durchſchnittlich
50 bis 60; an beſonders frequenten Tagen kamen bis zu 80 und
ſogar 90 Pätienten zur Behandlung. Dabei wurden außer den
Schülern der Volksſchule noch viele hundert unbemittelte Kinder
der hieſigen höheren Schulen ſowie eine größere Anzahl Wohl=
fahrtspfleglinge
behandelt.
Dieſe ganze Arbeit führte ein einziger Zahnarzt
durch, was natürlich nur under Aufbietung ſeiner ganzen Arbeits=
kraft
mit Unterſtützung einer Operationshilfe und einer Schreib=
gehilfin
möglich war.
Zum Schluß ſei noch darauf hingewieſen, daß gerade in der
immer ſchlechter werdenden wirtſchaftlichen Lage der Beſuch ſich
täglich ſteigert.
Nun ſoll aus Erſparnisgründen dieſes Inſtitut, das ſich nach=
gewieſenermaßen
für die weiteſten Kreiſe unſerer Stadtbevölke=
rung
als außerordentlich ſegensreich und abſolut un=
entbehrlich
erwieſen hat, am 31. März I. J. ge=
ſchloſſen
werden! Vorſorglich wurde daher dem ſeit ſechs
Jahren hier tätigen Schulzahnarzt, ſowie dem übrigen Perſonal
auf dieſen Termin gekündigt.

Ernannt wurde am 28. Dezember 1931 der Polizeihaupt=
wachtmeiſter
auf Probe Rudolf Freymann zu Gießen, unter
Berufung in das Beamtenverhältnis zum Polizeihauptwacht=
meiſter
, mit Wirkung vom 1. Januar 1932 an.
Verſetzung in den Ruheſtand. Am 1. Februar 1932 tritt
der Bauoberinſpektor Karl Marx zu Bensheim auf Grund des
Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli,
19. Dezember 1923, in der Faſſung des Geſetzes über die Einſtel=
lung
des Perſonalabbaues in Heſſen und zur Aenderung des Heſ=
ſiſchen
Perſonalabbaugeſetzes vom 8. Oktober 1925 in den Ruhe=
ſtand
.
Von der Techniſchen Hochſchule. Am 5. d. M. feierte der
Geheime Baurat Profeſſor Dr.=Ing. ehrenh. Hans Wegele in
voller geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 75. Geburtstag.
Wegele war ein Vierteljahrhundert Inhaber des Lehrſtuhls für
Eiſenbahnweſen an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt und
wurde im Frühjahr 1926 emeritiert. Nach ſegensreicher amt=
licher
Tätigkeit, zwar von den amtlichen Pflichten entbunden.
hat Geheimrat Wegele jedoch die wiſſenſchaftliche Arbeit nicht
ruhen laſſen. Unermüdlich hat er weiter geſchafft und geforſe
und konnte der Wiſſenſchaft und der ſtudierenden Jugend im
Laufe der letzten Jahre u. a. zwei wertvolle, in der Göchen=
Sammlung erſchienene Bände aus dem Gebiete des Eiſenbahn=
weſens
beſcheren. Alle, die ihn kennen und verehren, wünſchen
ihm weitere geſunde und erfolgreiche Lebensjahre.
Bruno=Heinz Saccur, der Sohn der bekannten Opern=
ſängerin
Alma Saccur, die einſt ein gefeiertes Mitglied des
Darmſtädter Hoftheaters war wurde zu Beginn der jetzigen Spiel=
zeit
als Regie=Aſſiſtent und Dramaturg an die Frankfurter Oper
verpflichtet.
Seſſiſches Landestheater.

Großes Haus. Mittwoch, 6. Jan. 19½, Ende gegen 22½4 Uhr. B 11. Die lnſtige
Witwe. Preiſe 0.806.40 Mk. Donnerstag, 7. Jan. 19½ Ende n. 22½ Uhr. H 7. Bühnenvolksbund
Die Macht des Schickſals. Preiſe 0 705,60 Mk. Freitag, 8. Jan. 19½221 Uhr. D 11.
Der fliegende Holländer Preiſe 0.705.60 Mk. Genee Mittwoch, 6. Jan. 1517½4 Uhr. Die Himmelsmaner.
Preiſe 0.402 Mk.
20, Ende gegen 22½ Uhr. Zuſatzmiete V9.
Mina. Preiſe 0.705 Mk. Donnerstag, 7. Jan. 2022½ Uhr. Zuſatzmiete 111 7.
Preiſe 0.705.00 Mk.
Michael Kramer. Freitag, 8. Jan. Keine Vorſtellung.

Heſſiſches Landestheater. Heute abend wird im Kleinen
Haus zum erſten Male Bruno Franks Komödie Nina wie=
derholt
. Am Nachmittag, um 15 Uhr. findet eine der letzten Vor=
ſtellungen
des Hebermehlſchen Weihnachtsmärchens Die Him=
melsmauer
ſtatt. Im Großen Haus geht unter der muſika=
liſchen
Leitung von Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt. Die luſtige
Witwe in Szene. Sonntag, den 10. Jaxear, wird im
Großen Haus Puccinis Tosca wieder aufgenommen. Die
muſikaliſche Leitung hat Dr. Schmidt=Iſſerſtedt. Anita Mitrovic
ſingt die Titelpartie und Albert Seibert den Cavaradoſſi.

Hampſfand ir enſceHhf.
Vortrag von Alfred Roſenberg.
Am Dienstag abend ſprach im großen Saale des Städti=
ſchen
Saalbaues auf Veranlaſſung der Ortsgruppe Darmſtadt des
Kampfbundes für deutſche Kultur der bekannte Schriftſteller
Alfred Roſenberg über das Thema: Der Schickſalskampf
der deutſchen Kultur‟. Der Saalbau war ziemlich gut
beſetzt.
Nach der Eröffnung durch den Verſammlungsleiter, der ein=
führende
Sätze ſprach, nahm der Referent, 1. Vorſitzender des
Kampfbundes, das Wort:
Von den Begriffen Chaos und Geſtaltung ausgehend, kam
der Redner zu dem Schluß, daß niemals aus dem Chaos Geſtal=
tung
entſtehen kann. Nie kann aus einer Sumpfkultur geſtaltende
Kultur entſtehen, ſondern nur dann, wenn irgendein feſter Kern
ſchon vorhanden iſt. Eingehend bei der Entwicklung und dem
Abſchluß der altgriechiſchen Kultur= und Geiſtesgeſchichte verwei=
lend
, bezeichnete Roſenberg den Aus= und Niedergang des alten
Griechentums als den weltanſchaulichen Bankerott einer ver=
ſpäteten
Zeitepoche, die in einer alle Völker umfaſſenden Huma=
nität
ihr Heil erblicken zu müſſen glaubte. Wohl ſcheint auch
heute noch dort unten in Griechenland die Sonne Homers aber
ein Homer wird heute an der Levante nicht mehr geboren. Falſch
ſei es. an der veralteten, liberaliſtiſchen und rein äußerlichen
Einteilung der Weltgeſchichte in Altertum, Mittelalter und Neu=
zeit
feſtzuhalten, denn ganz andere Gründe ſeien es, die im Leben
der Völker eine neue Geſchichte beginnen ließen. Dieſe beginne
mit der entſcheidenden, zentralen Tatſache in der europäiſchen ja
in der Weltgeſchichte, daß der germaniſche Menſch in der großen
Völkerwanderung aufgebrochen ſei, um alle Kulturſtaaten Mit=
teleuropas
zu gründen.
Das Deutſchland von 1918 iſt mit daran zugrunde gegangen,
daß der Typus des Deutſchen in den letzten Jahren vor dem
Weltkriege der Handelsreiſende geworden iſt. Friedrich Nietzſche
ſah die Krankheit der deutſchen Kultur voraus, ſah voraus, daß
wir vor einer großen Weltenwende ſtanden, und warnte vor der
neuen deutſchen Induſtriekultur. So kam es dann auch wirklich
zu dem Zuſammenprall zwiſchen der alten Romantik, einer neuen
Sehnſucht und dem Abſchluß einer überalterten, materialiſtiſchen
Kultur.
Der Krieg von 1914 iſt 1918 nicht zu Ende gegangen; wie er
den Abſchluß einer alten Epoche bedeutet, ſo ſteht er nur am An=
fang
einer neuen Zeit, und der Friede von heute iſt nur die Fort=
ſetzung
des Krieges mit anderen Mitteln.
Zwei Kräfte drohen heute in der Welt, die bolſchewiſtiſche
und die amerikaniſche Dieſe, die Quantität als Qua=
lität
gelten laſſen will und umgekehrt, iſt die merkwürdige
Miſchung zwiſchen dem alten germaniſchen Freiheitsbegriff
und dem Haß des alten Teſtaments. Die Kapitalmacht in New
York und die Miſchung ſeiner Raſſen zielen nur zu deutlich auf
den Untergang des alten Roms hin. Das Vordringen der
ſchwarzen Raſſe in Frankreich und in Paris iſt ein Symbol raſſi=
ſchen
und völkiſchen Niedergangs, und dieſes Frankreich bedeutet
den ſtarken Arm Amerikas in Europa. Frankreich iſt ſchon heute
kein europäiſcher Staat mehr, ſondern ein Vorpoſten Afrikas auf
europäiſchem Boden. Dieſer Aufſaugungsprozeß, der ſich natür=
lich
langſam vollzieht, iſt die größte Bedrohung der weißen Raſſe
Wie das Experiment des Bolſchewismus, dieſes im letzten
Grunde mongoliſchen Nomadentums, ausgehen wird, kann heute
niemand vorauſagen, aber das Experiment wäre nie ſo weit ge=
diehen
, wenn nicht europäiſche Ingenieure und europäiſche Arbei=
ter
ſich zur Mitarbeit zur Verfügung geſtellt hätten.
Jede Nation hat irgend einen Mittelpunkt, um den ſich das
ganze Leben, die ganze Kulturentwicklung dreht, ſo war es in
Rom, in Griechenland, ſo iſt es in Indien. Und was iſt das
Weſen der deutſchen Kultur? Ihr Zentrum ſind die Werte des
Charakters, die überall wirken, wo der Deutſche kulturſchöpfe=
riſch
auftritt. Dieſem Weſen tritt nun ein anderes, feindliches
Weſen gegenüber, das das Zentrum der deutſchen Kultur beſſer
erkennt, als der Deutſche ſelbſt, der ja in ihm lebt. und dieſes
andere Weſen greift nun die deutſche Kultur und das deutſche
Bildungsweſen in ſeinem Zentrum an und ſucht es lächerlich zu
machen. Und ſchon lehren an deutſchen Hochſchulen Profeſſoren,
die national ſein mögen und perſönlich ehrenwerte Männer, die
aber nicht erkennen, daß es nicht darauf ankommt Leute mit
vollgepropften Hirnen von den Hochſchulen zu entlaſſen, ſondern
junge nationale Charaktere.
Die Entwicklung zum Untermenſchentum ſetzt ſich konſequent
fort bis zu dem Ideal der Miſchung, die zwiſchen Narretei und
Verbrechertum hin= und herpendelt Roſenberg führte Einzel=
heiten
für dieſe Anſicht an und ſchloß mit der Forderung, daß
man nicht mehr die Begriffe Macht und Kultur als Gegen=
ſätze
betrachten dürfe. Der Gedanke eines ſtarken Machtſtaates ſei
zu verbinden mit der Idee einer tiefen, ſeeliſchen Wiedergeburt.

Odenwaldklub. Die Ortsgruppe Darmſtadt des Oden=
waldklubs
feiert am 16. Januar im Saalbau ihr 50 Stiftungs=
feſt
. Mit der Fünfzigjahrfeier wird verbunden die Auszeichnung
der Getreuen. Um die Feier zu verſchönen, haben ſich beliebte
Künſtlerinnen und Künſtler zur Verfügung geſtellt. Die Ge=
ſangsabteilung
des Klubs wird neue Beweiſe ihres Könnens
geben, Konzert= und Tanzmuſik übernimmt das Stadtorcheſter.
Näheres ſagen die Anzeigen.
Die Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Dragoner 23
hielt am Sonntag, dem 3. Januar, ihre Weihnachtsfeier ab. Das
Programm war reichhaltig und abwechſelnd, es wurde flott ge=
ſpielt
und alle Darbietungen fanden rauſchenden Beifall.

Entſprechend dem Gehaltsabbanu
ſind auch unſere Preiſe zurückgegangen.
Zum Beiſpiel: Seife war noch nie ſo billig.
Neu; Palmoliven=Seife als Volksſtück nur 15 3, 3 St. 40 3
Kölniſch=Waſſer=Seife, groß, gute Qual., St. nur 25 3, 3 St. 70 3
Gute Toilettenſeife, angeſtoßene Stücke, Pfund ca. 56 Stck., 50 9
Kernſeike iſt billiger als vor dem Kriege.
Beachten Sie unſere Preiſe im Schaufenſter.
5=Pfund=Eimer nur 95 3
Schmierſeife (Leinölware)
Parfümerie und Seifenhaus am Weißen Turm
Zriß Müner und Filiale Seifenhaus am Schillerplatz. (609

Nr. 6 Seite 5

* Breslau als Sfadt des Barock.
Auf Veranlaſſung des Mittelrheiniſchen Architekten= und
Ingenieur=Vereins und des Heſſ. Bundes für Heimatſchutz hielt
geſtern abend im großen Hörſaal der Techniſchen Hochſchule Herr
Prof. Dr.=Ing. Adolf Zeller einen Vortrag, aus dem wir fol=
gendes
wiedergeben:
Die beiden Mittelpunkte ſüddeutſcher Kultur, Frankfurt a.M.
im Weſten, Breslau im Oſten ſind ſich in ihrer topographiſchen
Lage nicht nur ähnlich, vielfach auch in ihrer baugeſchichtlichen
Entwicklung verwandt. Ein beſonderes Intereſſe beanſprucht in
beiden Städten auch das 17. und 18. Jahrhundert. Aber wäh=
rend
die Bauten dieſer Epoche in der Mainſtadt vielfach moder=
neren
Bauten haben weichen müſſen, namentlich auf der Zeil,
hat ſich in Breslau der Barock in zahlreichen Bürgerhäuſern
weſentlich beſſer erhalten.
Als Kolonialſtadt nach der Zerſtörung durch die Mongolen
1241 neu aufgebaut, mit ſchnurgeraden Straßen nach einem plau=
mäßig
hergeſtellten Bebauungsplan, der als ein Unikum in
deutſchen Landen einen Marktplatz, Ring genannt von
207 zu 172 Metern noch heute der größte Platz Südoſtdeutſchlands
iſt. Mitten darin ſteht das prachtvolle mittelalterliche Rathaus,
das leider ſeine mittelalterlichen Anbauten, die Leinwandhille,
zugunſten klaſſiziſtiſcher Bauten von Langhans, dem bekannten
ſchleſiſchen Baumeiſter und Schöpfer des Brandenburger Tors in
Berlin verloren hat.
Umringt wird dieſer Mittelpunkt der Stadt von etwa 60
ſchmalen oft nur zwei Fenſtern meſſenden Grundſtücken von gro=
ßer
Tiefe, die mit der Rückſeite an beſondere Straßen für den
Frachtverkehr ſich anſchließen und ſo ohne die komplizierte
Verkehrsregelung unſerer Tage den Zuſtrom der Fußgänger
und der leichten Wagen vortrefflich von dem der ſchweren, oft
mit ſechs Pferden beſpannten und daher ſchwer zu lenkenden
Laſtwagen zu trennen wußten.
Umringt von fünfſtöckigen Häuſern hat dieſer Ring zu allen
Zeiten die höchſte Bewunderung aller Zeitgenoſſen erregt; und
wenn auch leider nicht immer glücklich namentlich die
Jahre des wirtſchaftlichen Aufſchwunges von der Zeit der Ent=
feſtigung
der Stadt unter Napoleon I. und ſpäter ſeit 1866 nach
der Cholergepidemie viele Eingriffe in den alten Häuſerbeſtand
vornahmen: das Geſamtbild des Ringes iſt doch immer noch das
alte harmoniſche geblieben. Leider hat der Neubau einer Städti=
ſchen
Sparkaſſe mit 13 Stockwerken als Hochhaus erſt in jüng=
ſter
Zeit einen ſchwerwiegenden Schnitt in das harmoniſche Bild
gemacht und die Befürchtung aller Geſchichtsfreunde wachgerufen,
daß dem Ringe damit in ſpäterer Zeit einer wieder wachſenden
Bautätigkeit ein ſchwerer Schaden entſtehen kann.
Neben dieſen den erſten Geſchlechtern der Stadt meiſt
angehörenden Ringhäuſern haben zahlreiche Nachbarſtraßen
namentlich die Albrechtſtraße, die den Verkehr von Ober= nach
Niederſchleſien vermittelte, beſonders großartige Bauten aufzu=
weiſen
, unter denen das Molinarihaus als Stätte von Guſtav
Freytags Soll und Haben jedem Deutſchen lieb und wert iſt,
Neben dieſer bürgerlichen Baukunſt feiert aber beſonders
auch die kirchliche Baukunſt in der Barockzeit wahre Triumphe,
Unter dem Banne der Gegenreformation, die das ja faſt voll=
ſtändig
proteſtantiſch gewordene Breslau ſchwer traf, ſind vor
allem das Jeſuitenkollegium (jetzt Univerſität) und die zugehörige
Kirche (1689.98) entſtanden, die der Stadtmaurermeiſter Mat=
thäus
Biener und ſpäter Knoll nach dem Vorbilde der großen
italieniſchen Saalkirchenanlagen errichtete und die mit ihrer fabel=
haft
ſicher ausgeführten verſpektiviſchen Malerei durch den
Jeſuiten Chriſtoph Lauſch, einen Schüler Andrea del Pozzo’ls, zu
den größten Sehenswürdigkeiten gehört. Michgel Rottmayr aus
Wien hat dieſer Geſamtkompoſition die großen Gewölbebilder, die
Verherrlichung des Namens Jeſu, zugefügt.
Beſonders große Leiſtungen ſind die barocken Kapellenanbau=
ten
am Dome, an St. Vincenz, den Dominikanern uſw. Hier
handelt es ſich um Stiftungen kunſtfreudiger Kirchenfürſten von
denen der Landgraf Friedrich von Heſſen, der in Rom zur katho=
liſchen
Kirche übertrat und als Kardinal in Breslau wirkte die
Kavelle ſeiner Ahnherrin, der Hl. Eliſabeth, der Nichte der in
Schleſien hochverehrten Hl. Hedwig, ſchuf In ihr als einem rein
italieniſchen Meiſterwerk von Giacomo Skianzi (16801700), das
prachtvolle Grabmal des Stifters, aus der Werkſtatt Berninis.
von Domenico Guido; gegenüber die viſionäre, verklärte Geſtalt
der Hl. Eliſabeth über dem gleichnamigen Altare, ein Werk von
faſt überirdiſcher Schönheit, von dem Bernini=Schüler Ferrata;
von dem Meiſter Bernini ſelbſt die Büſte des Landgrafen.
Dieſem überquellenden Reichtum köſtlichſter Marmorarbeit
naßt ſich auch die ſog. Kurfürſtenkapelle auf der Nordſeite des
Domes an, eine Stiftung des Pfalzgrafen Franz Ludwig von
Reubung (16831722), dem Schwager des öſterreichiſchen Kaiſers:
ausgeführt von keinem Geringeren als dem Wiener Hofarchitek=
ten
Fiſcher von Erlach, dem Architekten des Prinzen Eugen.
Es würde zu weit führen, alle die kleineren barocken Kir=
chen
und Kloſterbauten hier aufzuführen; es ſei nur noch er=
wähnt
, daß zu Beginn des 18. Jahrhunderts alle großen gotichen
Kirchen eine vollſtändige Neuausſtattung des Inneren erlebten.
die in ihrer berückenden Schönheit und phantaſievollen Fülle
noch heute beſtrickt und vollſtändig unberührt erhalten iſt. So die
Sandkirche, die Dorotheenkirche, die Vincenz= und die St. Bern=
hardinkirche
; die Kloſterkirche, die Dominikaner und die Corpus
Chriſtikirche und andere mehr.
Aber auch die proteſtantiſche Kirchenbaukunſt war nicht
müßig; ſie hatte in St. Eliſabeth. in St. Bernhardin, St.
Chriſtophori, St. Magdalenen und St. Barbara mittelalterliche
Bauten von Qualität übernommen, die ſie ohne Entfernung des
alten Schmuckes pietätvoll pflegte und namentlich durch Grab=
denkmäler
Orgelbühnen und Proſpekte uſw bereicherte, ſo daß
z. B. St. Eliſabeth mit etwa 200 Grabdenkmälern der erſten bür=
gerlichen
Familien das Pantheon der Stadt Breslau genannt
werden darf.

Das Orpheum iſt bis einſchließlich Freitag geſchloſſen.
Samstag, den 9. und Sonntag, den 10. Januar, ſind die zwei
etzten Vorſtellungen des ausgezeichneten 1. Januar= Variete=
vielplans
der Univerſalartiſten Gebr. Gailer nebſt eigenem
Künſtler=Enſemble bei allerkleinſten Eintrittspreiſen.
Chriſtlicher Verein Junger Männer, Darmſtadt E. P.,
llexanderſtraße 22 (Ehem. Infanterie=Kaſerne). Heute, Mitt=
och
, abends, iſt unſere erſte Familien=Bibelſtunde im neuen
Jahr.

Der Rul meines Kauses verpllichtet zu Leistungen, die nicht zu übertreſlen sind! e Ektra billige
Weißt., Baumwollwaren und Kleiderstoffe
Im ImwentuFeAusverkauf!
Biber-Bettücher
Bettuch-Biber
Sport-Flanell
Schürzendruck
Hemden-Flanell
mit und ohne Rand . . Stück 90
doppelbreit . . . . . . Meter 90*
.. lleter 402
70 cm br., schwere Ware, Mtr. B0
mit blauen Streiten . . Meter B0" dunkeltarbig
Wasch-Samte
Kind.-Schlafanzüge
Kleider-Tweed
Kleider-Stoffe
Kleider-Tweed
gute Cöperware Meter 0.95, 00
Stück 20
Größe 60, 65, 70 . ..
regulärer Wert bis 2.50, jetzt 90
80 cm br., reine Wolle, Meter U0*
wunderbare Qualitäten, Meter 40

Gewältige Poſten
Bettuch-Haustuch
AusstedeF-AFtIkel uur erstklassige Ware, besonders schwer Meter

Hohlsaum-Bettücher
in Qualtät, Größe 150/225 B.00 1.00
158 1.35

nur allererſtklaſſige Qualitäten, für feinſte
Ausſteuern. Dieſe Qualitäten müfſen Sie
unbedingt ſehen!

Parade-Kissen
mit prachtvollen Kunstseide-Motiven

Bett-Damaste
1.00 0.30 hochteine reine Mako-Ware, neueste Muster, Meter

1.75 1.35

EKTRA-RABATT
auf alle nicht reduzierten Waren
m. Ausnahme einiger Nettoartikel

Geschäfts-
haus

DlATTLASToa

Darmstadt
Ludwigstr. 15

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 6. Januar 1932

Befftfche Murkendüner
Befftce Marrennnch!

Die Forderung, den Verbrauch ausländiſcher Waren ein=
zuſchränken
, wird heute dringlicher denn je von wirtſchaftspoli=
tiſcher
Seite geſtellt zur Erſparnis von Deviſen.
Leider wird dieſer ſelbſtverſtändlichen Forderung immer noch
nicht genügend Rechnung getragen. Das beweiſen die in die
Hunderte von Millionen gehenden Summen, die auch jetzt noch
für ausländiſche Butter und Milcherzeugniſſe in das Ausland
wandern.
Dieſe bedauerliche Schwächung unſerer Außenhandelsbilanz
iſt um ſo unverſtändlicher, als die deutſche Landwirtſchaft ſchon
ſeit Jahren eine durchgreifende Qualitätsverbeſſerung landwirt=
ſchaftlicher
Erzeugniſſe, insbeſondere der Butter und Milch, in
die Wege geleitet hat.
Markenbutter iſt jetzt überall erhältlich. Sie wird in Mol=
kereien
hergeſtellt, die in hygieniſcher und maſchineller Be=
ziehung
auf das modernſte eingerichtet ſind und die dauernd
einer ſcharfen Kontrolle unterzogen werden. Nach fachmänniſcher
Feſtſtellung iſt dieſe Markenbutter an Güte, Haltbarkeit, Wohl=
geſchmack
und auch Fettgehalt den beſten ausländiſchen Butter=
ſorten
nicht nur gleichwertig, ſondern überlegen. Ueberlegen
ſchon deshalb, weil ſie in weſentlich friſcherem Zuſtande in den
Beſitz des Verbrauchers gelangen muß.
Im Rhein=Maingebiet hat die ſtaatlich anerkannte Milch=
wirtſchaftliche
Prüfungsſtelle dieſe Butter Heſſiſche Marken=
butter
bezeichnet.
Der größte Teil der in Heſſen und Heſſen=Naſſau liegenden
Molkereien und Güter hat ſich ſchon ſeit langen Jahren der ſchar=
fen
Kontrolle der Prüfungsſtelle unterworfen, und zwar mit
Milch wie auch mit Butter. Nur die Güter und Molkereien, die
ſtändig den hohen Anforderungen der Kontrollſtelle genügen
dürfen ihre Erzeugniſſe als Heſſiſche Markenmilch und Heſ=
ſiſche
Markenbutter in Verkehr bringen.
Will der Verbraucher tatſächlich in Beſitz dieſer Qualitäts=
erzeugniſſe
kommen, ſo muß er natürlich in allen Fällen Butter
in Originalpackungen und Milch als Originalfüllung in Flaſchen

fordern. Die Aufſchrift der Originalpackung lautet bei Butter:
Heſſiſche Markenbutter unter ſtaatlich anerkannter ſtändiger
Ueberwachung der Milchwirtſchaftlichen Prüfungsſtelle der Land=
wirtſchaftskammern
Darmſtadt=Kaſſel Für Milch lautet der
Aufdruck: Heſſiſche Markenmilch roh tiefgekühlt bzw. dauer=
erhitzt
tiefgekühlt unter ſtaatlich anerkannter ſtändiger Ueber=
wachung
der Milchwirtſchaftlichen Prüfungsſtelle der Landwirt=
ſchaftskammern
Darmſtadt=Kaſſel.
Die glänzenden Erfolge, die mit dieſen Maßnahmen erzielt
wurden, gehen ſchon aus der Tatſache hervor, daß auf allen gro=
ßen
landwirtſchaftlichen Ausſtellungen, die mit Preiswettbewer=
ben
verbunden waren, die Heſſiſche Markenbutter und die Heſ=
ſiſche
Markenmilch mit zahlreichen hohen und höchſten Auszeich=
nungen
bedacht wurden.
Neben der anerkannten Güte und Feinheit beſitzt die Heſ=
ſiſche
Markenbutter gegenüber der ausländiſchen Butter den Vor=
teil
, daß ſie ſich innerhalb 24 Stunden nach ihrer Herſtellung auf
dem Tiſch des Verbräuchers befinden kann.
Auch die Originalabfüllungen der Heſſiſchen Markenmilch er=
freuen
ſich allſeitiger Beliebtheit, da ſie mit den modernſten Ein=
richtungen
im Betrieb des Erzeugers oder der Molkerei, ſofort
nach der Gewinnung und Behandlung, auf Flaſchen gefüllt wird,
und damit dem Verbraucher die Gewähr gegeben iſt, daß er in
Beſitz eines unbedingt unverfälſchten und einwandfreien Erzeug=
niſſes
gelangt.
Auf Grund dieſer weitgehenden Garantien erſcheint es nicht
unbillig, wenn die einheimiſche Verbraucherſchaft gebeten wird,
ſchon aus dieſen Gründen bei ihren Einkäufen Heſſiſche Marken=
milch
und Heſſiſche Markenbutter in Originalpackungen zu bevor=
zugen
.
Daß der Kauf einheimiſcher Qualitätserzeugniſſe unbedingt
im Intereſſe der Geſamtwirtſchaft des Rhein=Maingebietes ge=
legen
iſt. braucht wohl nicht beſonders betont zu werden, da ja
die Preſſe tagtäglich die Forderung ſtellt, daß der Binnenmarkt
unbedingt geſtärkt werden muß.

Kunſtverein. Vergangenen Dezember hatte der Kunſt=
verein
die Kunſthalle am Rheintor dem Reichsverband bildender
Künſtler Deutſchlands, Gau Volksſtaat Heſſen, zur Veranſtaltung
der Weihnachtsmeſſe zur Verfügung geſtellt, die eine beſonders
ſtarke Beachtung gefunden hat. Das Intereſſe der kunſtlieben=
den
Darmſtädter Bevölkerung war ein ungewöhnlich großes und
äußerte ſich nicht nur in ſehr gutem Beſuch, ſondern auch in zahl=
reichen
Ankäufen, ſo daß die heſſiſche Künſtlerſchaft ſich veranlaßt
ſah, den Darmſtädter Kunſtfreunden hierfür in der Preſſe herz=
lich
zu danken und der Erwartung Ausdruck zu geben, daß dies
für die Künſtler einen Hoffnungsſtrahl für die Zukunft bedeutet.
Als nächſte Ausſtellung zeigt der Kunſtverein eine Reihe von
Dresdener Malern, an ihrer Spitze Profeſſor Otto Lange, deren
Werke von der bekannten Galerie Ernſt Arnold zur Verfügung
geſtellt wurden. Die eingegangenen Arbeiten ſind künſtleriſch ſo
beachtlich, daß vorausſichtlich auch die kommende Schau lebhaften
Beifall finden wird.
Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Kaſimir Edſchmids
glänzende Reiſebücher ſtehen in der vorderſten Linie des litera=
riſchen
Intereſſes. Es wird daher mit beſonderer Freude be=
grüßt
werden, daß Kaſimir Edſchmid auf Einladung der
Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft am Donnerstag, dem
14. Januar, 8 Uhr, im Feſtſaal der Loge (Sandſtraße) in einem
Vortragsabend über ſeine jüngſten Reiſen berichten wird. Der
Kartenvorverkauf iſt bei der Buchhandlung Bergſtraeßer eröffnet.
Verein Freie Schule, Darmſtadt, e. V. Am Samstag,
den 9. Januar (Aula des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums) wird ein
Lehrer von der Freien Waldorfſchule in Hannover zu Wort
kommen. Die Gründung von Verſuchsſchulen für die Pädagogik
Rudolf Steiners nimmt ſtetig zu. Herr Lange wird über die
Pflege der Weihnachtsſpiele an dieſen Schulen ſprechen:
ein Thema, das die nicht nur im konfeſſionellen Religionsunter=
richt
ſondern allgemein erziehungsmäßig angeſtrebte Entwicklung
der religiöſen Kräfte im aufwachſenden Menſchen umgreift und
das gerade heute, angeſichts der Gottloſen=Bewegung, von kul=
tureller
Bedeutung iſt. (Siehe Anzeige.)
Weihnachtsfeier der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz
E. Merck. Am 2. Neujahrstag hielt die Sanitätskolonne E. Merck
bei vollbeſetztem Saale ihre Weihnachtsfeier, verbunden mit Kin=
derbeſcherung
und Jubiläumsehrung bei Gaſtwirt Weber. Reſt.
Hammelstrift. ab. Nachmittags fand bei Kaffee und Kuchen die
Kinderbeſcherung ſtatt. Dieſe Feier wurde eingeleitet durch ein
Konzertſtück, ausgeführt von Herrn und Frau Hoffmann. St. Ri=
kolaus
überreichte an die Kinder nützliche Gaben. Abends fand
die eigentliche Feier ſtatt. Nach einem Konzertſtück, ausgeführt
von Familie Hoffmann ſtimmten alle Anweſenden das Lied
Stille Nacht! an. Sodann hielt Herr Kolonnenführer Knecht
eine herzliche Begrüßungsanſprache, in der er auf die Bedeutung
dieſer wahren Familienfeier hinwies. Herr Stroh, vom Schützen=
verein
Hammelstrift, ſang ein Melodram Wolga Wolga‟ Das
Zitherquartett Edelweiß, Darmſtadt, brachte ein Lied ohne Worte,
betitelt: Am Dornröschenfels meiſterhaft zu Gehör. Einen Pro=
log
, den Herr Nik. Hohl verfaßt hatte, ſprach Frl. Marg Weber.
Hierauf folgte die Ehrung des ſcheidenden Kolonnenführerſtellv.
Wilh. Reeg. Herzliche Abſchiedsworte ſprach Herr Knecht. Es
folgte ein Theaterſtück betitelt: Das ſchönſte Weihnachtsgeſchenk
aufgeführt von Mitgliedern des Schützenverels Hammelstrift.
Nach der Pauſe folgte der 2. Teil mit Theater, Zithervorträgen,
humoriſtiſchen Vorträgen. Das Programm wurde in der Haupt=
ſache
von den Mitgliedern des Schützenvereins Hammelstrift und
des Zitherquartetts Edelweiß, Darmſtadt, ſowie Herrn und Frau
Hoffmann beſtritten.
6. Akademie=Konzert. Für das 6. Akademie=Konzert am
Donnerstag, dem 7. d. M., im Städtiſchen Saalbau: Liederabend
von Hermann Schey am Flügel Kapellmeiſter Hans
Rosbaud, macht ſich ein lebhaftes Intereſſe geltend. Den
hier lange nicht gehörten Liederzyklus Die Winterreiſe von
Franz Schubert werden die beiden Künſtler an dieſem Abend
zum Vortrag bringen. Karten im Sekretariat der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße 36.
Im Union=Theater läuft heute zum letzten Male Die
Fledermaus.
Im Helia=Theater ſieht man nur noch heute Weiß Ferdl.
den beliebten Humoriſten vom Münchener Platzl, als Feldwebel
Stops in dem Militärſchwank Die Mutter der Kompagnie‟
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen nur noch heute das Senſa=
tionsprogramm
Die Pranke‟
Beim Gabelsberger Stenographenverein von 1861 begin=
nen
morgen neue Anfänger=, Fortbildungs= und Redeſchrift=
kurſe
. Dieſe ſtehen unter der Leitung erfahrener Lehrkräfte, und
trotz der mehrmonatigen Dauer wird nur eine mäßige Ver=
gütung
dafür verlangt. Der Verein macht beſonders darauf auf=
merkſam
, daß die Kurſe in der Ballonſchule ſtattfinden.
(Wir verweiſen auf die heutige Anzeige.)

Lokale Beranſtalkungen.

Die hierunter erſcheinenden Rotizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritſk.
Das Sportplatz=Café am Böllenfalltor
hat heute ſowie jeden Mittwoch und Samstag ſeinen beliebten
Kaffee= und Kuchentag und abends Geſellſchaftstanz.
Tageskalender für Mittwoch, den 6. Januar 1932.
Die Fledermaus
Lichtſpieltheater: Union=Theate
Helia=Lichtſpiele: Die Mutter der Kompagnie‟
Palaſt=Lichtſpiele: Die Pranke‟
Konzerte
Rheingauer Weinſtube, Café Oper, Café Ernſt Ludwig. Café
Ganßmann, Alter Ratskeller.

Aus Heſſen.

Dg. Arheilgen. 5. Jan. Winterhilfe. Zum Beſten der
Winterhilfe findet am kommenden Sonntag, den 10. Januar, auf
dem Sportplatz am Arheilger Mühlchen ein Fußballwettſpiel
zwiſchen Sportverein 1898 Darmſtadt und der hieſigen Sport=
vereinigung
04 ſtatt. Dem Spiel iſt inſofern beſondere Bedeutung
beizumeſſen, da der Reinerlös der hieſigen Winterhilfe zugute
kommt.
Dg. Arheilgen 5. Jan. Getränkeſteuer. Da unſere Ge=
meinde
durch die allzu große Erwerbsloſigkeit größere Beträge zu
Unterſtützungszwecken aufzuwenden hat und deshalb auf Zuſchüſſe
des Reiches aus dem Ausgleichsſtock für notleidende Gemeinden
angewieſen iſt, mußte zur Ausnützung aller zur Verfügung ſtehen=
den
Steuerquellen auch in unſerer Gemeinde die Getränkeſteuer
eingeführt werden, und zwar mit Wirkung vom 1. Januar d. J.
Der Steuerſatz beträgt 10 Prozent des Kleinverkaufspreiſes.
E. Wixhauſen, 5. Jan. Laut Bekanntmachung der Bürger=
meiſterei
iſt durch Entſchließung des Herrn heſſiſchen Finanzmini=
ſters
für die Gemarkung Wixhauſen infolge der Ernteſchäden 1931
ein allgemeiner Steuererlaß nicht gewährt worden. Die Voraus=
zahlungen
auf die Landesſteuer 1931 ſind mithin in der angefor=
derten
Höhe zu entrichten. Bei Landwirten wird von der Er=
hebung
von Verzugszuſchlägen und Zinſen Abſtand genommen,
wenn die Landesſteuervorauszahlungen 1931 nach Vorſchrift ent=
richtet
werden.
o. Erzhauſen, 4. Jan. Kleinkinderſchule. Die Betreuung
der Kleinen im neuen Jahre fing mit dem heutigen Tage wieder an. Die
hohe Beſuchsziffer beweiſt am beſten, welches Intereſſe man in der gan=
zen
Gemeinde der erzieheriſchen Tätigkeit der Schulſchweſter darbringt.
Auch die Krankenſchweſter, die erſt im verfloſſenen Herbſt in ihren hieſi=
gen
neuen Wirkungskreis eingetreten iſt, hat ihr Arbeitsfeld immer mehr
erweitert und iſt zu einem Segen in vielen Familien geworden.

Gurgle rrocken.

mit

Bdlnnt

jetzt RPf. 90 und 45
Mosbunkschützt Dich alle Jahr
vor Erkältung und Katarrh!

Op. Pfungſtadt, 5. Jan. Entſchädigung für Viehver=
luſte
. Gegenwärtig liegt die Liſte über den Ausſchlag und die
Erhebung der Beiträge der Viehbeſitzer zu den Koſten der Ent=
ſchädigungen
für Viehverluſte für das Rechnungsjahr 1931 auf der
Bürgermeiſterei zur Einſichtnahme auf.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 5. Jan. Bachuferſchäden. Durch
den infolge der Schneeſchmelze eingetretenen hohen Waſſerſtand
wurden die Bachuferbefeſtigungen der Modau erneut beſchädigt.
Insbeſondere wurde die erſt kürzlich geſchaffene Sandſackbefeſtigung
am Stauwehr an der Provinzialſtraße Ober=Ramſtadt- Darm=
ſtadt
-Nieder=Rmſtadt vollſtändig weggeriſſen, ſo daß der Bach=
lauf
jetzt wieder ſo iſt, wie er nach dem Hochwaſſer im Sommer
vorigen Jahres war. Die Gemeinde iſt nun dabei, die Bachufer
durch Betonmauern zu befeſtigen.
r. Babenhauſen, 5. Jan. Hochwaſſer. Infolge der Regen=
fälle
während der letzten Tage führt die Gerſprenz mit ihren Ne=
benflüſſen
Hochwaſſer. Die Schloßwieſen ſtehen unter Waſſer und
bilden einen See. Sichtbare Zeichen von Altersſchwäche zeigen
die Mauern und Baſtionen unſeres alten Schloſſes. Heute früh
fielen aus einer Baſtion, die ſchon lange große Riſſe aufwies, eine
Menge Steine und Mörtel heraus, ſo daß ein großes Loch ent=
ſtand
. Hoffentlich wird der Schaden bald wieder ausgebeſſert, zu=
mal
Staat und Stadt gewiß ein Intereſſe daran haben, ſolch alte
Zeugen der Vergangenheit zu erhalten.
Dx. Ernſthofen, 5. Jan. Beigeordnetenwahl. Aufgeſtellt
waren zwei Kandidaten. Wahlvorſchlag 1: Schuhmachermeiſter Roß
gegenüber Weißbindermeiſter Fuhr Gewählt wurde bei ca. 80 pro=
zentiger
Wahlbeteiligung mit 34 Stimmen Mehrheit Weißbindermeiſter
Fuhr. Wie man hört, ſoll die Wahl angefochten werden.
R. Pfaffen=Beerfurth i. Odw., 5. Jan. Winterbeihilfe.
In der letzten Woche ging in unſerem Oertchen eine Liſte zwecks
Einzeichnung zur Winterbeihilfe herum. Erfreulicherweiſe konn=
ten
insbeſondere anſehnliche Mengen von Lebensmitteln zuſammen=
gebracht
werden. Durch die hieſige Bürgermeiſterei wurde bekannt
gegeben, daß diejenigen Gemeindeglieder, die Winterbeihilfe be=
anſpruchen
, ihre Anträge an die Bürgermeiſterei ſtellen möchten.
Cf. Birkenau, 5. Jan. Das herrliche Winterwetter des Silveſter
und Neujahrstages hat ſich ſehr ſchnell geändert, und mit Sturm und
Regen wich der Winterzauber wärmeren Luftſtrömungen. Der Abgang
des Schnees vollzog ſich durch den Regen ſehr raſch, ſo daß die Weſchnitz
am Sonntag nachmittag raſch anſtieg und geſtern noch erheblich Hoch=
waſſer
führte. Es iſt ſchade, daß die Winterſportfreuden ſo raſch zu
Ende gingen.
Cd. Michelſtadt. 5. Jan. Konzert. Der Muſikzug der Stan=
darte
115 in Stärke von 35 Mann bot am Sonntag abend ein
Konzert. Der geräumige Saal des Schmerkers Garten war über=
füllt
, als unter Leitung des Muſikzugführers Herm. Buslau,
Darmſtadt, das Konzert mit dem Marſch Heſſentreue eröffnet
wurde. Aus dem auserwählten Programm ſei neben: Potpourri
aus Bettelſtudent, Ouvertüre zur Oper Das Glöckchen des Ere=
miten
beſonders noch Ouvertüre aus Martha hervorgehoben.
Bei einzelnen Märſchen wurde der Muſikzug dann noch von einem
Teil des Spielmannszuges unterſtützt.

b. Erbach i. O., 5. Jan. 60jährige Jubelfeier. Der Mili=
tär
= und Veteranenverein Erbach hielt ſein 60jähriges Stiftungsfeſt hier
ab. Ein gemeinſchaftlicher Kirchgang des Vereins mit der Fahne leitete
die in ſchlichtem Rahmen gehaltene Feier ein. An den Denkmälern von
1870/71 und 1914/18 wurden Kränze niedergelegt. Nachmittags fanden
verſchiedene Einzeltagungen ſtatt, an denen der Vorſitzende der Haſſia,
Exz. Generalleutnant von Oidtmann=Darmſtadt, teilnahm. Die eigent=
liche
Jubelfeier fand abends im großen Saale des Schützenhof ſtatt.
Der Verein hatte für dieſe Feier die Freiwillige Feuerwehrkapelle Michel=
ſtadt
unter der Leitung von Herrn Reubold=Erbach verpflichtet. Dieſe
zeigte in den verſchiedenen Muſikſtücken ihre Leiſtungsfähigkeit, insbeſon=
dere
auf dem Gebiete alter, guter Marſchmuſik. Unter den Klängen
des Marſches Alte Kameraden zog die Fahnenabordnung mit dem
Präſidenten des Vereins, Herrn Oberpoſtſekretär Zürn, in den Saal
ein, von dem Publikum durch Erheben von den Sitzen begrüßt. In be=
geiſternden
Worten ſchilderte Herr Zürn die Geſchichte des Vereins von
ſeiner Gründung an bis auf den Tag des 60jährigen Beſtehens. Auf=
gebaut
auf der Kameradſchaft, die aus dem Erleben des Krieges ge=
boren
, einen Hauptfaktor innerhalb einer nationalen Geſamtheit dar=
ſtellt
, habe der Verein in frohen und bewegten Zeiten in der Pflege
deutſchen Weſens und ſteter Hilfsbereitſchaft ſeine erſte Aufgabe geſehen.
Er erinnerte beſonders an die Zeit während des Weltenbrandes, in der
der Verein nicht nur ſeine zur Verteidigung der Heimat ausgerückten
Mitglieder, ſondern auch deren Hinterbliebenen in reichſtem Maße un=
terſtützt
habe. Für den Kreis bzw. Bezirk der Haſſia ſprach der Vor=
ſitzende
, Herr Lehrer Naumann (Kirch=Brombach). Er dankte beſonders
dem Vorſitzenden des Erbacher Vereins, Herrn Zürn, der ab 6. Januar
ds. Js. ſeine neue Stelle beim Hauptpoſtamt Darmſtadt antritt. Auch
der Haſſia=Präſident, Exz. von Oidtmann, fand herzliche Worte der
Begrüßung und Beglückwünſchung für den Verein. Er erinnerte daran,
daß die Kriegervereine von jeher eine Stütze nationaler Geſinnung und
nationalen Wirkens und Wollens geweſen ſeien. Für den Stahlhelm.
Bund der Frontſoldaten, ſprach deſſen Gauführer, Erbgraf Alexander
zu Erbach=Erbach, herzliche Glückwünſche aus. Für 50jährige treue Mit=
gliedſchaft
wurden geehrt die Kameraden L. Egly und Jakob Hörr, für
40jährige Mitgliedſchaft die Kameraden Otto Glenz, Heinrich Knöß und
Ludwig Volk, für 25jährige Mitgliedſchaft die Kameraden Guſtav Angele,
Johann Baſtian Otto Rexroth und Johann Grall. Die Veranſtaltung,
die ein vollbeſetztes Haus aufweiſen konnte, war für den feſtgebenden
Verein und für die Feuerwehrkapelle Michelſtadt ein voller Erfolg.
m. Beerfelden, 5. Jan. Vorträge. Vor kurzem ſprach auf
Veranlaſſung des hieſigen Zweigvereins vom Evangel. Bunde der
Generalſekretär des Heſſiſchen Evangel. Bundes, Herr Dr. Brauns=
Darmſtadt, im Bären dahier über das Thema: Gottloſenbe=
wegung
und evangeliſche Aktivität. Seine Ausführungen fanden
ſo gute Aufnahme, daß die Leitung des hieſigen Zweigvereins ſich
bemühte genannten Redner, auch für einige Vorträge auf den
Filialorten zu gewinnen. Dies iſt nunmehr gelungen, und Herr
Dr. Brauns wird ſprechen am 9. Januar, abends, im Schulhaus
zu Gammelsbach, am 10. Januar nachmittags, in Unter=Sensbach,
und abends in Hetzbach, am 11. Januar, abends, in Falken=Geſäß.
Von den 10 Vorträgen, die die Odenwälder Vereinigung für
Kunſt und Wiſſenſchaft von jetzt bis Oſtern ihren Hörern bietet,
werden auch drei Vorträge hier gehalten werden. Am 7. Januar
ſpricht abends im Bären Herr Dr. Heinz Lange=Seth. Hannover,
über Menſchliches Suchen in der Literatur der Gegenwart. Ende
Februar ſpricht dann hier Herr Lehrer J. Winkler=Pfungſtadt
über Das Erziehungsproblem in der Gegenwart; ferner wird
uns der Schlußvortrag geboten, in dem ſich Herr Dr. Fr. Rindfuß=
Erbach über Rückblick und Ausblick verbreiten wird.
A. Schlierbach, 5. Jan. Jahresſtatiſtik des Kirchſpiels.
Ergänzend iſt zu berichten, daß in den letzten 10 Jahren nur ein Kir=
chenaustritt
erfolgte, und zwar am Ende des Jahres 1930, alſo nicht im
Berichtsjahre ſelbſt Bei der Verſteigerung des Brennholzes
im Gemeindewald wurden ganz anſehnliche Preiſe erzielt. Es kam ein
Raummeter: Buchenſcheiter auf 1012 Mk., Eichenſcheiter auf 89 Mk.,
Prügelholz auf 69 Mk. je nach Art und Qualität, Buchenwellen das
Hundert auf 2025 Mk. Ebenſo kam in Verbindung damit das den
Ortsbürgern zuſtehende Losholz (1 Raummeter gemiſchtes Holz) zur
Verteilung.
Ee. Gadernheim, 5. Jan. Gemeinderatsbericht. Zu=
folge
des Ausſchreibens des Herrn Miniſters des Innern vom 16.
12. 31 wird beſchloſſen, von dem Anſatz von Verzugszinſen und
Stundungszinſen zu den kommunalen Steuern Abſtand zu nehmen,
wenn erſtens die vierte Rate Kommunalſteuer inkluſive der Rück=
ſtände
von der 1. bis 4. Rate bis 15. 2. 1932, und zweitens die
5. und 6. Rate bis zum Schluſſe des Rechnungsjahres entrichtet iſt.
Die verſpätete Zuſtellung der Steuerbeſcheide und die ſchlechte wirt=
ſchaftliche
Lage berechtigen dieſen Beſchluß, der bis zu vier Wochen
über die von der Behörde angeſetzte Termine hinausgeht. Für
alle nach dem 1. Januar 1932 nötig werdenden Kommunalſteuer=
ſtundungen
wird ein Stundungszuſchlag von 5 Prozent pro Jahr
in Anrechnung gebracht. Ein Schreiben des Herrn Präſidenten
des Landesfinanzamtes in Darmſtadt, wonach die hieſige Unter=
erhebeſtelle
aufgehoben und mit derjenigen der Nachbargemeinde
Reichenbach zuſammengelegt werden ſoll, hatte eine lebhafte Aus=
ſprache
zur Folge. In einem Geſuch an das Landesfinanzamt er=
hebt
der Gemeinderat Rekurs gegen die Aufhebung der Unter=
erhebeſtelle
und macht unter anderem den Vorſchlag, die Gemeinde
Lautern von der ſtark überlaſteten Untererhebeſtelle Reichenbach
loszutrennen und der hieſigen zuzuteilen, damit ſich die Rentabili=
tät
für Gadernheim etwas günſtiger geſtaltet. Wegen der
Wohlfahrtserwerbsloſen=Unterſtützung, die jetzt für die Gemeinde
in Frage kommt, wird Herr Bürgermeiſter Wolf beauftragt, ſich
bezüglich der Höhe derſelben mit anderen Gemeinden in Verbin=
dung
zu ſetzen, um dem Rat Vorſchläge unterbreiten zu können.
Beſchloſſen wurde einſtweilen in dieſer Hinſicht ſchon, daß die Ge=
währung
der Wohlfahrtsunterſtützung von einer Arbeitsleiſtung,
die in Wegbau uſw. beſtehen ſoll. abhängig gemacht wird.
Bn. Hirſchhorn, 4. Jan. Abendunterhaltungdes Turn=
vereins
. Nach kurzen Begrüßungsworten durch den 1. Vorſitzenden,
Herrn Forſtſekretär Walther, und einen von Herrn Gaupberturnwart
Lehrer Schmitt vorgetragenen ſinnvollen Vorſpruch erfreuten die ver=
ſchiedenen
Abteilungen die Anweſenden mit einem auserleſenen turne=
riſchen
Programm. Es wurden von den Schülern und den Turnerinnen
recht anſehnliche Leiſtungen gezeigtt, die von einem urnpädagogiſchen
Verſtändnis des Leiters, Hernn Gauoberturnwart Schmitt, zeugten. Es
war eine Freude, den Uebungen der Kinder zuzuſchauen, die mit beſon=
derer
Luſt und Liebe bei der Sache waren. Einen Höhepunkt bildeten die
Stabübungen, welche von der Turnerinnenabteilung vorgeführt wurden
und bei den Zuſchauern reichen Beifall auslöſten. Am Schluß des tur=
neriſchen
Programms nahm Herr Gauoberturnwart Schmitt im Auf=
trage
der Gauleitung die Ehrung der Sieger bei den letztjährigen Gau=
veranſtaltungen
vor. Nachdem noch Turnratsmitglied Herr Ludwig
Grimm im Namen der Vereinsleitung und der Anweſenden Herrn Lehrer
Schmitt für ſeine große Mühewaltung und Arbeit beim Einüben der
turneriſchen Leiſtungen herzlichſten Dank geſagt hatte, ging man zum
gemütlichen Teil über.
Hirſchhorn, 5. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
4. Januar 3,72 Meter, am 5. Januar 3,30 Meter.
e. Bad Wimpfen, 5. Jan. Hochwaſſer. Durch die plötzliche
Schneeſchmelze iſt ſeit Samstag der Neckar ſchnell geſtiegen, ſo daß er
an verſchiedenen Stellen über die Ufer getreten iſt. Geſtern vormittag
um 10 Uhr war der Fluß noch in langſamem Steigen begriffen. Da
aber der obere Neckar bereits fallendes Waſſer meldet, ſo kann man an=
nehmen
, daß er auch hier im Laufe des Tages zu fallen beginnt, ob=
gleich
Kocher und Jagſt noch anſteigen. Autounfall. Ein Per=
ſonenkraftwagen
kam auf der Fahrt von Bad Wimpfen nach Neckarſulm
ins Rutſchen, ſtürzte eine hohe Böſchung hinab und überſchlug ſich. Die
Inſaſſen, 2 Kinder u. 2 erwachſene Perſonen, blieben wie durch ein Wun=
der
unverletzt. Der Perſonenwagen wurde geſtern vormittag von der
Firma Pitſch mittels eines Omnibuſſes auf die Straße gezogen und nach
Bad Wimpfen zur Reparatur abgeſchleppt.
Du. Jugenheim, 5. Jan. Am Samstag nachmittag ſtürzte ein drei=
zigjähriger
Wanderburſche aus Kollberg bei Kiſſingen die hohe Fels=
wand
hinter dem hieſigen Schweſternheim hinunter. Mit einem ſchwe=
ren
Knöchelbruch und ſtarken Blutverluſten wurde der Mann in das
Bensheimer Krankenhaus eingeliefert. Die erſte Hilfe leiſtete die Frei=
willige
Sanitätskolonne Jugenheim. Da erſt vor ganz kurzer Zeit im
Schweſternheim eingebrochen wurde, hatte ſich der Mann durch ſeinen
Aufenthalt an der Waldſeite des Schweſternheimes dadurch verdächtig
gemacht, indem er ein größeres Strauchwerk abgeſchnitten hatte und hin=
ter
demſelben an vorgeſchobenem Poſten die Vorgänge in dem Heim be=
obachtete
. Als er dann von verſchiedenen Seiten geſtellt werden ſollte,
ſprang er auf der Flucht den zwölf Meter hohen Felſen hinab.

Afbewährt bei Störungen der Hoarn-u Ver-
deuungsorgane
u. bei Stof fwechsel-
Krankheiten/Gicht Lucker)

A
Brunnonschritten durch
D

Fachinger Zentralblro, Berlin 108 W 8, Wilhelmstr. 55
Echältlich in Minerau
dlungen, Apotheken, Drogerien usu
sowie bei Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigsplatz 7, Telefon 45

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 6. Januar 1932

Monatskalender für Bogelſchuß.
Mitgeteilt vom Verein für Vogelſchutz und =liebhaberei,
Darmſtadt und Umgebung.
Hartung Januar.
An der Spitze aller Beſtrebungen des Natur= und Heimat=
ſchutzes
ſteht der Vogelſchutz So ſehr die Erhaltung von Urge=
lände
zum Schutze ſeltener Pflanzen und ausſterbender Tierarten
von den Vogelſchützern zu begrüßen iſt, wird es doch der Haupt=
zweck
praktiſchen Vogelſchutzes ſein, die Vogelwelt an unſer Kul=
turland
zu feſſeln. Hierzu iſt es nicht notwendig, der fortſchrei=
tenden
Kultur Einhalt zu gebieten oder gar die Welt zurück=
zubilden
. Viele Vogelarten paſſen ſich leicht an das Kulturland
an und laſſen ſich nicht durch den modernen Verkehr ſtören. So=
gar
in einer modernen Großſtadt kann ſich reiches Vogelleben ent=
wickeln
. Umfaßt doch ein Stadtgebiet neben dem Häuſermeer,
(das für die Vögel Felſengelände bildet), Anlagen, Gärten,
Friedhöfe uſw., alſo eine Vielgeſtaltigkeit der Formationen, wie
kaum ein freies Gelände. Nicht nur nach Individuenzahl, ſon=
-Dern auch leich Artenzahl könnte hier eine prächtige Vogelwelt
vorhanden ſein, würde nicht Gedankenloſigkeit und Unwiſſenheit
der Menſchen die Lebensbedingungen der Vögel geradezu ſinnlos
zerſtoren. Hauptaufgabe praktiſchen Vogelſchutzes iſt alſo die
Erhaltung und Schaffung geeigneter Lebensbedingungen der
Vogelwelt.
Bei der Erhaltung und Schaffung der Lebensbedingungen
für die Freibrüter, iſt beſondere Beachtung den Hecken und dem
Buſchwerk zu ſchenken Mancher unbenutzte Flecken kann leicht
durch Anpflanzung von Buſchwerk dem Vogelſchutz nutzbar ge=
macht
werden. Das abgefallene Laub darf unter dem Buſchwerk
nicht entfernt werden, da es nicht nur eine nie verſiegende
Nahrungsquelle für die Vögel birgt, ſondern auch Schutz vor dem
Raubzeug bildet, denn das Raſcheln des trocknen Laubes verrät
jede Annäherung eines Feindes.
Für die Höhlenbrüter iſt durch Erhaltung und Schaffung
von Niſtgelegenheiten zu ſorgen: Schutz der alten Bäume und
Aufhängen künſtlicher Niſthöhlen. Beſondere Aufmerkſamkeit iſt
der Schaffung von Niſtgelegenheiten für Höhlenbrüter an Bau=
werken
zu ſchenken, durch Einmauern von Niſtlochplatten.
In Gegenden, die durch Entwäſſerungs= und Regulierungs=
arbeiten
vollſtändig waſſerarm gemacht wurden, iſt es zweck=
mäßig
, künſtliche Trink= und Badeplätze für die Vögel anzulegen
Als unbedingt muſtergültig darf die von Herrn Geh. Forſtrat
Kullmann entworfene Tränke gelten.
Von heizbaren Vogelbädern für die Winterzeit iſt abzu=
raten
, da ſie direkt ſchädlich für die Vögel ſind; dieſe werden
durch die Wärme des Waſſers zum Baden verleitet, was bei
Froſtwetter ein Zuſammenfrieren des Gefieders zur Folge hat.
Die Vogel gehen dann meiſtens elend zugrunde
In der rauhen Winterzeit iſt die Bereitſtellung von Futter
für die hungernden Vögel, eine wichtige Aufgabe der Vogel=
ſchützer
. Die im Winter tot aufgefundenen Vögel ſind nicht er=
froren
, ſondern aus Nahrungsmangel eingegangen. Die Winter=
fütterung
hat einen großen Einfluß auf den Vogelbeſtand. Durch
eine ſachgemäße Fütterung wird verhindert, daß die Individuen=
zahl
der Vögel aus Nahrungsmangel allzuſtark zuſammen=
ſchmilzt
.
Maßnahmen zur Bekämpfung der Vogelfeinde dürfen nie=
mals
nach den Grundſätzen der allgemeinen menſchlichen Unter=
ſcheidung
von nützlichen und ſchädlichen Tieren erfolgen. Keine
Tierart darf wegen einer anderen ausgerottet werden. Die
Raubtiere ſpielen als Geſundheitspolizei eine unentbehrliche
Rolle, weil ſie durch Wegfreſſen der Schwächlichen die anderen
Sch.
vor Degeneration bewahren.

Bd. Alsbach a. b. B., 5. Jan. Bürgermeiſterwahl. Am ver=
gangenen
Samstag war die Einreichungsfriſt für die Bürgermeiſter=
Wahlvorſchläge abgelaufen. Im ganzen wurden vier Vorſchläge ab=
gegeben
. Es werden außer dem ſeitherigen Bürgermeiſter Glock noch
drei Herren kandidieren, und zwar ſind dies die Herren Peter Plößer,
Schreiner (arbeitslos), 35 Jahre alt (K,P.D.), Philipp Mahr, Schloſſer
(arbeitslos), 30 Jahre (S.P.D.) und Jakob Plößer, Eiſenbahnbeamter,
28 Jahre alt (N. S.D.A.P.). Die Wiederwahl des bisherigen Bürger=
meiſters
Glock dürfte aber als geſichert gelten, da ihm ſelbſt von gegne=
riſcher
Seite im Punkte Amtsführung wie auch in ſeinem Privatleben
nur Gutes nachgeſagt werden kann. Die Wahl findet am Sonntag, den
24. Januar, von vormittags 10 bis nachmittags 5 Uhr ſtatt.
Dp. Zwingenberg, 4. Jan. Der Deutſche Turnverein Zwingen=
berg
hatte am Neujahrstag zu einem Turn= und Theaterabend
eingeladen. Der Vorſitzende leitete den Abend durch eine An=
ſprache
ein. Mit ſchlichten Worten forderte er die Turner auf,
dem edlen Sport treu zu bleiben und denſelben zu fördern zur
eigenen Geſundheit und zum Wohl des ganzen Volkes. Es folgte
ein ſinniger Prolog über das verfloſſene und das kommende Jahr,
welcher auch in ſener Darſtellung ſehr gut wirkte. Die Turner
ſchienen ihre früheren Leiſtungen noch verbeſſert zu haben. Be=
ſondere
Anerkennung hierfür gebührt dem 1. Turnwart Jakob
Delp. Die Volkstänze und Reigen der Schülerinnen und Schüler
wirkten allerliebſt. Einzelne Darbietungen hervorzuheben, hieße
die anderen zurückſetzen. Die theatraliſchen Vorführungen der
Kleinen ließen die Schwere der Zeit vergeſſen. Die Kapelle Rhein
umrahmte das Gebotene wirkungsvoll durch Muſikvorträge.
Bt. Auerbach, 4. Jan. Turner=Ehrungs= und Unter=
haltungsabend
. Der Turnverein Gut Heil hatte mit
ſeiner Winterveranſtaltung an der Jahreswende, die geſtern im Schwei=
zerſaal
des Hotes Zur Krone ſtattfand, einen vollen Erfolg. Der
große Saal war bis auf den letzten Platz beſetzt, und es hat ſich dabei
wiederum beſtätigt, daß die geſellſchaftlichen Veranſtaltungen dieſes Ver=
eins
immer eine große Anziehungskraft auf die Freunde und Gönner
der deutſchen Turner ausüben. Nach einem Vorſpruch der Turnerin
Gretel Pabſt nahm der 1. Sprecher des Vereins, Herr Adam Scherer,
bei ſeiner Begrüßung die Gelegenheit wahr, auf die Ziele der Deutſchen
Turnerſchaft und insbeſondere deren Bedeutung in der gegenwärtigen
Lage unſeres Volkes hinzuweiſen. Nach einigen Geſellſchaftsübungen
der Turner traten dieſe zu Geräteübungen am Barren an, wobei der
turneriſche Nachwuchs ſchöne Leiſtungen neben denen bereits in mehr=
fachen
Wettkämpfen bewährten Altersturnern geboten hat. Darnach
wurden in ſinniger Weiſe die erfolgreichen Wettkämpfer des letzten Jah=
res
geehrt. Den zweiten Teil der Vortragsfolge füllte die Aufführung
der Bauernkomödie mit Geſang in 5 Aufzügen von Ludwig Anzen=
gruber
, betitelt. Die Kreuzelſchreiber, aus. Die Mitwirkenden haben
die charakteriſtiſchen Momente dieſes an ſpannenden Situationen und
überquellendem Humor ſo reichen Stückes gut gegeben, ſo daß der loh=
nende
Beifall nicht ausblieb. Es war damit der großen Mühe, die die
Vorbereitungen zur Aufführung des umfangreichen Stückes vom Geiſtes=
wart
Herrn Lehrer Wall und allen Mitwirkenden erforderten, die ver=
diente
Anerkennung geworden.
W. Heppenheim a. d. B., 5. Jan. Dampfkeſſelexplo=
ſion
. Im Maſchinenraum der Odenwaldſchule in Oberhambach
explodierte aus einer bisher noch nicht geklärten Urſache ein
Dampfkeſſel unter furchtbarer Detonation. Der Exploſion boten
die Betonwände nur geringen Widerſtand. Die baulichen Beſchä=
digungen
des Maſchinenraums ſind enorm. Der im Raum ſich be=
findliche
Maſchinenmeiſter wurde durch den gewaltigen Luftdruck
zur Seite geſchleudert und blieb wie durch ein Wunder un=
verletzt
. Einbruch. In frecher Weiſe wurde in einem Sied=
lungshaus
im Eſſigkamm eingebrochen. Der oder die Täter dran=
gen
durch ein Fenſter ein, erbrachen verſchiedene Koffer, denen ſie
Wertgegenſtände entnahmen und unter Mitnahme ſämtlicher
neuen Decken verließen die Diebe unbemerkt den Tatort. Die Ver=
mutung
liegt nahe, daß es dieſelben Täter waren, die vor einigen
Monaten im gleichen Hauſe den größeren Gelddiebſtahl ausführten.
Gernsheim, 5. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 4. Januar 0,61 Meter, am 5. Januar + 1,27 Meter.
Cm. Geinsheim, 5. Jan. Einbruch. In der Nacht von Sonntag
auf Montag wurde in der Wirtſchaft und Kolonialwarenhandlung Jean
Dieter ein Einbruch verübt. Die Diebe drangen durch eine Fenſter=
öffnung
in den Keller, von hier in die oberen Stockwerke und ſtahlen
Waſchmittel, Rauchwaren und erhebliche Mengen Fleiſch.
Kelſterbach a. M.. 5. Jan. Attentatsverſuch in Kel=
ſterbach
. Auf den Direktor der Glanzſtoffwerke in Kelſterbach,
Dr. Brauer wurde, wie erſt jetzt bekannt wird, in der Silveſter=
nacht
ein Attentatsverſuch verübt, indem unbekannte Täter zwei
Revolverſchüſſe in das Wohnzimmer des Direktors abgaben, die
jedoch glücklicherweiſe niemanden trafen. Für die Ermittelung der
Täter wurde eine hohe Belohnung ausgeſetzt.

Rheinheſſen.

* Mettenheim, 5. Jan. Explodierte Fenerwerkskör=
per
. In einem Friſeurgeſchäft gerieten die vom Neujahr übriggeblie=
benen
Feuerwerkskörper in Brand, und eine weithin hörbare Exploſion
erſchütterte die umliegenden Gebäude. Durch den Luftdruck wurde ein
Gehilfe durch das Fenſter auf die Straße geſchleudert. Er kam mit ge=
ringeren
Verletzungen davon, auch der angerichtete Schaden iſt nicht
allzu groß. Eine Decke ſtürzte teilweiſe ein und ſämtliche Fenſterſcheiben

grngen i Trümmer.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 6 Seite 7
geschichten aus adler Welt

Die kauſendjährige Geſchichte
der Mandſchurei.
Dſchingis=Chan und die Mandſchurei. Wie die Mandſchuren
China eroberten. Die Bedeutung der Mandſchurei in der
heutigen Zeit.
Die Mandſchurei tritt mit ihrer bevorſtehenden Neugeſtaltung
in eine neue Entwicklung ein. Sie iſt ungefähr 940 000 Quadrat=
kilometer
groß und augenblicklich noch recht dünn bevölkert. Da=
gegen
iſt ſie ein fruchtbares Land, wo Weizen und Reis, Hirſe
und Sojabohnen gedeihen, Viehzucht getrieben wird und ſogar
Gold gefunden wird. Seit 1000 Jahren ſpielt es in der Geſchichte
eine erhebliche Rolle. In der erſten Hälfte des 12. Jahrhunderts,
alſo genau vor 1000 Jahren, wurde die Mandſchurei von einem
Uſurpator erobert, der dem Reich den Namen Kin gab. Es war
der Fürſt Akuta, der unter dem Namen Tai Tſu den Titel eines
Kaiſers von Kin annahm. Er wurde vom chineſiſchen Kaiſer zu
Hilfe gegen die dem Stamme Kin verwandten Khitan gerufen.
Dieſe Hilfe kam aber dem chineſiſchen Kaiſer teuer zu ſtehen, denn
die Kin eroberten kurze Zeit darauf einen Teil von China.
Einen mächtigen Gegner erhielten ſie in Dſchingis=Chan, der mit
ſeinen Mongolen ſeit 1211 bis 1214 ſiegreich vordrang und im
Jahre 1234 von einem Enkel Dſchingis=Chans dem gewaltigen
Reiche einverleibt wurde, das von den Mongolen in Aſien er=
richtet
worden war. Es folgten nun zahlreiche Kriege mit Korea
und China, in denen die Mongolenherrſchaft errichtet wurde. Im
Jahre 1573 begann die große Herrſchaft der Mandſchu=Tartaren,
die durch ihren Zopf, durch ihre kurze Reitjacke und durch ihre
hervorragenden kriegeriſchen Eigenſchaften ſich auszeichneten. Die
Mandſchu=Tartaren zogen auch gegen China, wo die Ming=
Dynaſtie unbeliebt war. Durch Verbindung mit General Ma
konnten ſie hier ſchnelle Erfolge erringen. Der Kaiſer erhängte
ſich im Jahre 1644 an einem Baum, als der Rebellengeneral Li
mit einem großen Heere nach der Hauptſtadt kam. Der junge
Chan der Mandſchuren nannte ſich Kaiſer Schuntſchi und begrün=
dete
die Tſing=Dynaſtie, deren letzter Erbe jetzt wieder Kaiſer der
Mandſchurei werden ſoll.
Die Mandſchurei iſt beſonders in den letzten 50 Jahren von
großer politiſcher Bedeutung geworden. In dem Streit zwiſchen
Japan und China war ſie von überragendem Einfluß, denn die
Häfen der Mandſchurei ſind eine hervorragende Operationsbaſis.
Beſonders die Liautung=Halbinſel iſt ſtrategiſch von großem Wert.
Die Anlage des Kriegshafens Port Arthur wurde für die chine=
ſiſche
Flotte von größter Wichtigkeit. Es kam nunmehr mehr=
fach
zwiſchen den verſchiedenen Nationen zu Kriegen, die haupt=
ſächlich
um die Halbinſel und das Mandſchuriſche Hinterhand ge=
führt
wurden. Durch die mandſchuriſche Eiſenbahn wurde auch
Rußland in Beziehung zur Mandſchurei gebracht, und dadurch
wurde ein Konfliktherd zwiſchen Japan und Rußland geſchaffen.
Bis in die letzte Zeit kam die Mandſchurei nicht zur Ruhe. Immer
wieder wurden hier Aufſtände erregt, zumal die Zentralregierung
in Peking zu ſchwach war, um die verſchiedenen Marſchälle bzw.
Räuberhauptleute zu zügeln, die hier ihr Unweſen trieben. Der
chineſiſche General=Gouverneur in Mukden, Tſchang=Tſo=Lin, er=
klärte
im Jahre 1922 die Mandſchurei für einen unabhängigen
Staat. Dieſe Erklärungen haben aber wenig Einfluß auf die poli=
tiſche
Geſtaltung gehabt, die in erſter Reihe von den Großmächten
ausgehen wird.

Finnland ſoll wieder naß werden.

Onkel Sam: Damned, da ſchmeckt einem das Eiswaſſer noch
einmal ſo ſchlecht!
(Die Volksabſtimmung über die Aufhebung des Alkoholverbots
in Finnland, die mit einem überwältigenden Sieg der Naſſen
endete, wurde von den amerikaniſchen Prohibitionsgegnern mit
großem Intereſſe verfolgt. Man rechnet damit, daß der Ausgang
der finnländiſchen Abſtimmung in Amerika Anlaß zu einer neuen
Aktion gegen die ſtrenge Durchführung des Alkoholverbots geben
wird.)
Goldſtandard im Alkerkum. Der geſchäftsküchkige

C.R. Athen. Wem wäre der Name des Königs Kröſus und ſeine
unermeßlichen Schätze unbekannt? Wer weiß nichts von der Warnung
des weiſen Solon vor der Ueberſchätzung dieſes Reichtums: Niemand
iſt vor ſeinem Tode glücklich zu preiſen‟? Ein Ausſpruch, der auch
heute noch umlauffähig iſt und nicht allein einzelnen Menſchen gilt, ſon=
dern
auch ganzen Nationen, und der Frankreich doch etwas nachdenk=
lich
ſtimmen ſollte.
Wie aber kam dieſer lydiſche König zu dieſem ſagenhaften Ver=
mögen
, woher ſchaffte er ſich das viele Gold, das Altertum und Neu=
zeit
in Erſtaunen verſetzte? Noch heute ſind ſich die Gelehrten nicht
darüber klar, jene Zeit liegt zu fern, und Sage und Tatſachen ſind oft
ſchwer zu unterſcheiden. Aber hören wir einen nicht unglaubhaften
Erklärungsverſuch:
König Kröſus verfügte ſelbſt über reiche Goldwäſchereien, doch hätte
deren Ertrag bei weitem nicht ausgereicht, um ſeine Schatzkammern ſo
mit gleißendem Golde zu füllen, wie es uns überliefert iſt. Doch Krö=
ſus
, oder was noch wahrſcheinlicher iſt, einer ſeiner Ratgeber, verfügte
über etwas, was mehr wiegt als Gold, über ein äußerſt kluges Hirn.
Dieſen Finanzmann könnte Europa wahrſcheinlich heute gut verwenden,
er hätte vielleicht Ordnung in das jetzige wirtſchaftliche Durcheinander
bringen können.
Vor Kröſus war der phönikiſche Silberſtater, eine Münze im Ge=
wicht
von 220 Gran, im Umlauf, von denen man zehn Stück gegen
einen Goldſtater, der 168 Gran wog, eintauſchen konnte. Kröſus oder
ſein Berater führte nunt in ſeinem Reiche als erſter Herrſcher eine
Zwangswährung ein, die in ſeinem Lande geſetzlich durchge=
führt
wurde und beſtimmte, daß auf eine Goldmünze 13½, Silbermün=
zen
zu kommen haben, ſtatt wie bisher nur 10. Er ſetzte alſo die Gold=
parität
von 1:10 auf 1:13½/, hinauf. Es bedarf keines beſonderen Hin=
weiſes
, welchen Einfluß dieſe Maßnahme auf die Staatsfinanzen haben
mußte.
Dem Auslande konnte er freilich keine Zwangswährung aufdrän=
gen
, zumal es viele Länder gab, die Kröſus Konkurrenz machten. Er
trieb aber zunächſt einmal den Goldpreis hinauf und ſetzte das Gewicht
des Goldſtaters von 168 Gran auf 126 Gran herab, der nun für das
Ausland geprägt und beſonders von Griechenland gern in Tauſch gegen
10 Silberſtater angenommen wurde. Die Griechen zogen es vor, auf
dieſe einfachere Umrechnung der Silbermünzen in Goldmünzen einzu=
gehen
; der von Kröſus angelegte Operationsplan hatte für ihn vollen
Erfolg und brachte ihm ungeheure Gewinne ein.

Kröſus, der bekanntlich das Delphiſche Orakel falſch auslegte über=
zog
Perſien mit einem Krieg und wurde von Darius geſchlagen. Darius
übernahm die ihm wohlgefällige Finanzverwaltung ſeines unglücklichen
Vorgängers und befand ſich dabei in einer noch günſtigeren Lage. Er
hatte nunmehr eine Goldmonopolſtellung inne, da Griechenland keine
anderen Quellen beſaß, ſich Gold zu beſchaffen; waren doch Perſien und
Lydien die eigentlichen Goldländers des Altertums. Somit ſtellte Da=
rius
die Prägung beſonderer Goldmünzen für das Ausland ein und
zwang auch Griechenland zur Annahme des von Kröſus in ſeinem
Lande eingeführten Zwangsturſes.
Es gelang den Perſern, den Goldpreis hochzuhalten und ſogar auf
das 14fache des Silbergewichts hinaufzuſchrauben. Als die Athener die
ſtolzen, noch heute die Bewunderung der Welt erregenden Bauten auf
der Akropolis in Athen 438 v. Chr. ausführten, mußten ſie den 14 Preis in Silber für das notwendige Gold an die Perſer ab=
führen
.
Nach ungefähr zweihundert Jahren der Goldherrſchaft der Perſer kam
durch Philipp II. von Makedonien eine neue ökonomiſche Revolution in
die Antike. Kurz nach ſeiner Thronbeſteigung gelang es ihm, ſich in
den Beſitz reicher Goldminen in Thrakien zu ſetzen, die gerade jetzt wie=
der
aktuell wurden, da die Gerüchte von Gold in Makedonien er=
neut
auftauchten. Sofort machte er Anſtrengungen, den Perſern den
Goldmarkt zu entreißen und an ſich zu bringen. Er ſchnitt nunmehr
Goldmünzen mit einem Verhältnis von 1:10 zu den Silbermünzen. Auch
ſcheint es, daß ihm die Herſtellung billiger kam und er ſich mit einem
geringeren Gewinn begnügte. Jedenfalls hatten die makedoniſchen
Goldmünzen bald in Griechenland Kurs, wie eine Rechnung in Delphi
aus dem Jahre 331 v. Chr. zeigt. Die Perſer jedoch hielten an ihrem
alten Verhältnis 1:13z feſt und unterbanden ſomit den Umlauf ihrer
Goldmünzen in Griechenland. Als Philipp Perſien unterſochte, fand
er in Suſa 9000 Talente Goldmünzen aufgehängt, die infolge der per=
ſiſchen
Finanzpolitir nicht mehr in Umlauf zu bringen waren. Alexan=
der
der Große übernahm die Münze ſeines Vaters, und die makedoni=
ſchen
Münzen blieben in Umlauf bis es den Römern gelang, einen
Einheitsgeldkurs feſtzuſetzen, der faſt auf 1000 Jahre hinaus die Baſis
der Goldwährung bildete.
So hatte das Altertum bereits ſeine Geld= und Goldſorgen genau
wie heute. Kröſus aber hatte das beſondere Glück, einen tüchtigen
Finanzmann an ſeiner Seite zu haben, der ihm zu viel Gold und Reich=
tümern
verhalf. Deſſen Schuld war es nicht, wenn dieſe Schätze dem
Kröſus wenig Glück brachten und nur Solons Ausſpruch Niemand iſt
von ſeinem Tode glücklich zu preiſen zu einer noch heute geltenden
goldenen Weisheit erhoben.
Das ewige Licht für Ediſon.
(a) New York. Nachdem der große Erfinder in die andere
Welt hinübergegangen iſt, planen die großen wiſſenſchaftlichen
Vereine und Inſtitute der Vereinigten Staaten ein großartiges
Denkmal, das man in Erinnerung an dieſen vielſeitigſten und er=
folgreichſten
Erfinder aller Zeiten errichten will.
Pläne über Pläne wurden geſchmiedet. Man ſprach von einter
großen Statue, von einer kleinen Pyramide, von einem Wolkené.
kratzer im Herzen von New York und vielen anderen Dingen.
Aber zuguterletzt hat man ſich auf etwas geeinigt, was unbedingt
nach der Meinung aller Zeitgenoſſen das eindrucksvollſte und wirk=
ſamſte
und vor allem gerade für Ediſon paſſendſte Gedenkzeichen
iſt. Auf den höchſten Gipfeln der Orange Mountains in New
Jerſey wird man einen mächtigen Leuchtturm errichten. Wenn
dieſer Leuchtturm auf dem Eagle Rock zu ſtehen kommt, kann man
ſein nächtliches Leuchtfeuer bis New York hinab ſehen. Tag und
nacht ſoll dort oben ein Licht erſtrahlen, ein großes, mächtiges
Leuchtfeuer zum Andenken an den Erfinder der Glühbirne, an den
Entdecker der elektriſchen Beleuchtung. Dieſer leuchtende Punkt
wird ſich hoch gen Himmel erſtrecken, genau oberhalb einer großen
Lehranſtalt, die ebenfalls zum Gedächtnis Ediſons erbaut wird.
In dieſer Schule ſollen ſich alle ſtark talentierten jungen Leute die
ſich durch Erfindungen bereits ausgezeichnet haben, der Schulung
ihrer Spezialgebiete widmen können.
Dieſer Leuchtturm und dieſe Schule einſchließlich der Unter=
haltungskoſten
auf die Zeitdauer von 150 Jahren wird auf 10
Millionen Dollar, alſo 40 Millionen Mark. berechnet. Die Pläne
ſind fertig, aber noch hat man nicht das nötige Geld beiſammen.
Deshalb wird man in der ganzen Welt Zeichnungsliſten auflegen.
mit denen man vor allem in den Induſtriekreiſen großen Erfolg
erhofft. Beſonderen Nachdruck erhält dieſe Sammlung dadurch,
daß der amerikaniſche Präſident Hoover das Protektorat übernom=
men
hat und ſein Schatzſekretär Mellon als Schatzmeiſter dieſer
Ediſon=Stiftung fungiert.
Wer alſo in einigen Jahren von New York nach New Jerſey
fährt wird in der Ferne, wenn der Abend herniederſinkt, hoch
über den Gipfeln der Orange Mountains das ewige Licht leuchten
ſehen, das eine dankbare Welt einem ſegensreichen Entdecker
weihte.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Mittwoch, 6. Januar.
11.00: Drei=Königs=Tag in Kiedrich. Hörbericht aus einer der äl=
teſten
Kirchen im Rheingau von Dr. Nielen, Chorregent Heicke
u. Dr. Laven. Mitw.: Der Stiftschor und Organiſt Fluck.
15.15: Stunde der Jugend. Anekdoten vom Skiſport. Das Erd=
beben
von Liſſabon 1755.
16.00: Nachmittagskonzert. Exotiſche Geſänge, geſungen von Ellen
Beck. Das Funkorcheſter ſpielt Werke von Mendelsſohn, Haydn,
Micheli, Jones, Bizet, Blankenburg, Kalman, Komzak.
17.05: Fortſetzung des Konzertes
18.00: Mannheim: Kantate der Bläſervereinigung des Mannheimer
Nationaltheater=Orcheſters. Ausf.: M. Fühler (Flöte), O. Kramer
(Oboe), J. Schmidt (Klarinette) M. Schellenberg (Horn), O.
Lenzer (Fagott), J. Roſenſtock (Klavier).
18.40: K. Offenburg: Soziale Frage und Wirtſchaftskriſe in Au=
ſtralien
.
19.35: Aus dem Land des Lachens. Heitere Vorträge von F. Hahn.
20.05: Edith Lorand und ihr Kammerorcheſter ſpielt: Klaſſiſche
Tänze National=Tänze Wiener Tänze.
21.45: Räuberhauptmann Cocoſch. Eine Ballade für den Rundfunk,
von Otto Rombach. Muſik von Walter Goehr.
22.15: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.45: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Mittwoch, 6. Januar.
9.35: Prof. Dr. Armbruſter: Lehrgang über Bienenzucht.
11.30: Landw.=Rat Krug: Nach welchen Geſichtspunkten betreibt
der Landwirt rentablen Obſtbau?
15.00: Jugendſtunde: Die Alpen im Winter.
15.45: Frauenſtunde: Olga Keiſer: Wie paßt ſich der Haushalt den
Lebensmittelpreiſen an?
16.00: Ob.=Stud. Dir. Volk: Zum 150. Geburtstag von G. P.
Beuth am 28. Dezember 1931.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert
17.30: Goethe und das deutſche Lied. Einführung: Dr. Pechel.
Mitw.: R. Spörry, W. Liachowſky.
18.00: Priv.=Doz. Dr. Weinert: Die eigentliche Gründe für die
Menſchwerdung.
18.30: Prot. Dr. Walter: Land und Leute in Schweden.
19.00: Stud.=Rat Dr. Bohlen: Die höheren Beamten nach drei
Gehaltskürzungen.
19.30: Reichsminiſter a. D. Hamm: Das Wirtſchaftsjahr 1931.
20.00: Konzert erwerbsloſer Muſiker. Werke von Joh. Strauß,
Boieldieu, Lortzing, Svendſen, Fetras, Suppé, Komzak, Millöcker,
Waldteufel, Schreiner. Intermezzo: Eine Hamburger Miniature.
Von Müller=Förſter.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Unterhaltungs= und Tanz=Muſik der Kapellen Balogh Jane=
zy
und Adolf Ginsburg.

Hauptſchriffleitung: Rudolf Manve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleien, Relch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Stteeſe; für Sport: Karl Bshmann;
für den Handel: Dr. K H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Netie;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Fär unverlangte Manuſtripie wird Garaniie der Rückſendung nicht übernomr

Die heutge Nummer hat 12 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 6. Januar 1932

Amerikaniſche Millionenſpende
für die Welt=Goethe-Ausgabe
der Skadt Mainz.

Nichlas Murray Butler,
der Friedens=Nobelpreisträger 1931 und Präſi. der Carnegie=Stiftung, hat der Stadt
Mainz eine Spende von einer Million,Mark
überwieſen, die für die geplante F0bändige
Weltausgabe der Werke Goethes, verwandt
werden ſoll.
der Favag=Prozeß.
Frankfurt a.M. In der geſtrigen Ver=
handlung
des Favag=Prozeſſes wurde eine Reihe
von kleineren EEinzelgeſchäften, bei denen die
Favag Avaßöerpflichtungen übernommen hatte,
durchgeſpyöchen. An dieſen Geſchäften war der
Rahn=K onzern beteiligt, jedoch wurden ſie ohne
Mitwlirkung der Privatintereſſen der Favag=
direttoren
durchgeführt. Es iſt auffallend, daß
9rade in dieſen Fällen keine Unregelmäßigkei=
ken
feſtzuſtellen waren. Die Verhandlung
geht Donnerstag weiter.

Todesſturz des Medizinalrats Dr. Roth
aus dem Fenſter.
Frankfurt a. M. Eine der bekannteſten
Perſönlichkeiten der Stadt, der 70jährige frühere
Gerichts= und Gefängnisarzt Dr. Roth, ſtürzte,
anſcheinend infolge eines Schwindelanfalls, aus
dem Fenſter ſeiner im 3. Stock gelegenen Woh=
nung
in den Vorgarten und war ſofort tot.
Medizinalrat Dr. Roth iſt mehr als 25 Jahre
als Gerichts= und Gefängnisarzt in Frankfurt
a. M. tätig geweſen.
Berufung im Ludwigshafener Werkſpionage=
Prozeß.
Ludwigshafen. Wie wir erfahren, hat
die Staatsanwaltſchaft gegen die im Werkſpio=
nageprozeß
gefällten Urteile, ſoweit ſie die An=
geklagten
Steffen, Dienſtbach, Herbſt und Oehlen=
ſchläger
betreffen, Berufung eingelegt.

Calmeite-Prozeß.
Man ſieht den Wald vor Bäumen nicht.
Lübeck. Der Dienstag im Calmette=Prozeß
war wieder der Vernehmung der Sachverſtän=
digen
gewidmet.
Als erſter Sachverſtändiger erklärte Prof.
Much, die Krankengeſchichte Neuner ſei ein Be=
weis
dafür daß man ſchon vor dem 26. April
an eine Fütterungs=Tuberkuloſe hätte, denken
müſſen, aber Prof. Klotz ſei in der Ueberzeugung
von der Unſchädlichkeit der Fütterung ſo ver=
rannt
geweſen, daß er alle anderen Meinungen
abgelehnt habe. Es habe hier ein Verſagen auf
der ganzen Linie vorgelegen.
Als zweiter Gutachter erklärte Dr. Schmincke,
die allgemeinen Verhältniſſe in der Kinder=
Klinik ſeien ausgezeichnet geweſen. Wenn es
allgemein aufgefallen ſei, daß bon Laien und
von einem ganz jungen Aſſiſtenz=Arzt zuerſt der
Verdacht eines Zuſammenhanges der Erkran=
kungen
mit der Calmette=Fütterung ausge=
ſprochen
worden ſei, ſo müſſe auf ein Wort im
Volksmund hingewieſen werden: Man ſieht
den Wald vor lauter Bäumen nicht‟. Die Aerzte
hätten mit ſo prelen Krankheitserſcheinungen zu
tun gehabt, daß ſie nicht auf den richtigen Ge=
danken
gekommen ſeien. Prof. Klotz hätte am
22. Woril einen ſtarken Verdacht haben müſſen.
Prof. Dr. Klotz erklärte zu dem Gutachten
Dr. Schminckes, daß eine ſtärkere Zunahme an
Erkrankten in den Monaten MärzApril nichts
Ungewöhnliches ſei. Am 17. April ſei der Ver=
dacht
an ihn herangetragen worden, daß die Er=
krankungen
mit der Fütterung im Zuſammen=
hang
ſtänden. Er ſei dieſem Verdacht nachge=
gangen
, jedoch ſei er zerſtreut worden.
Wiederauffindung der vermißten Lübecker
Krankengeſchichten.
Die beiden vermißten Abſchriften der Kran=
kengeſchichten
wurden in den Gerichtsakten wie=
dergefunden
. Die Eintragung lautet gegenüber
der Originalkrankengeſchichte ſtatt Calmette=
Fütterung: Calmette=Impfung.
Prof. Dr. Kleinſchmidt kam in ſeinem Gut=
achten
zu dem Schluß, daß die falſchen Diagno=
ſen
bei den Krankheitsfällen bis zum 26. April
durch eine Reihe beſonderer Umſtände zuſtande
gekommen ſeien. Im allgemeinen habe kein An=
laß
vorgelegen, an einen Zuſammenhang zwi=
ſchen
den Hautausſchlägen und der Calmette=
Fütterung zu glauben.
Die Verhandlung wurde auf Mittwoch ver=
tagt
.
Ruſſiſche Wechſel im Sklarek=Prozeß.
Berlin. Im Verlauf der geſtrigen Sitzung
im Sklarekprozeß kam abermals zur Sprache, daß
von der Stadtbank diskontierte Wechſel aus
einem Rußlandgeſchäft der Sklareks ſtammen
ſollten. Dr. Keſſel der Vertreter des als Ne=
benkläger
zugelaſſenen Vereins gegen das
Beſtechungsweſen, hielt dem Stadtbankdirektor
Hoffmann vor, daß doch die Privatwirtſchaft in
Rußland abgeſchafft ſei, daß alſo die Hereinnahme
von privaten Wechſeln aus einem Rußland=
geſchäft
unmöglich wäre und Bedenken hervor=
rufen
müſſe. Stadtbankdirektor Hoffmann und
Stadtbankdirektor Schmidt erklärten hierzu, ſich
über dieſe Frage nicht den Kopf zerbrochen zu
haben, obwohl ihnen Rechtsanwalt Dr. Pinder
vorhielt, jedes Kind wiſſe doch, daß es derartige
Wechſel im Rußlandgeſchäft nicht gebe.

14 Bergleute eingeſchloſſen.
Beuthen. Auf der Karſten=Zentrums=
Grube bei Beuthen erfolgte am Montag abend
ein heftiger Gebirgsſchlag, der in der 774=Meter=
Sohle eine Vorrichtungsſtrecke und zwei benach=
barte
Abbauſtrecken in Mitleidenſchaft zog und
einen größeren Bruch verurſachte, durch den 15
Bergleute abgeſchnitten wurden.
Die ſofort unter Mitwirkung der Bergbehör=
den
einſetzenden Rettungsarbeiten konnten nach
kurzer Zeit einen Fördermann unverletzt bergen.
Etwa zwei Stunden ſpäter erfolte ein zweiter
Gebirgsſchlag, der die Rettungsarbeiten ſtark ge=
fährdete
. Während der ganzen Nacht wurden
die Rettungsarbeiten fortgeſetzt. Unter Füh=
rung
der zuſtändigen Beamten ſind die Rettungs=
mannſchaften
fieberhaft bemüht, zu den einge=
ſchloſſenen
14 Kameraden vorzudringen. Das
Bergungswerk geſtaltet ſich außerordentlich
ſchwierig, da große Geſteinsmaſſen zu Bruch ge=
gangen
ſind. Bis 6 Uhr geſtern morgen war es
daher nicht möglich, an die Verunglückten heran=
zugelangen
. Es beſteht auch keinerlei Verbindung
mit ihnen, ſo daß man nunmehr um das Schick=
ſal
der Eingeſchloſſenen in großer Sorge iſt.
Wenn auch die Hoffnung, ſie lebend bergen zu
können, noch nicht völlig geſchwunden iſt, muß
man doch mit allen Möglichkeit rechnen.
An der Unglücksſtelle.
Erſt in den Morgenſtunden des Dienstag
verbreitete ſich in Beuthen die Nachricht von dem
ſchweren Unglück auf der Karſten=Zentrumsgrube
und rief allgemeine Beſtürzung hervor. Zahl=
reiche
Einwohner hatten zwar am Montag abend
die heftigen Erdſtöße verſpürt, durch die der
Streckeneinſturz auf der Grube hervorgerufen
worden iſt doch war von dem Unglück ſelbſt zu=
nächſt
nichts bekannt geworden. Erderſchütte=
rungen
ähnlicher Art haben ſich im oberſchleſi=
ſchen
Induſtriebezirk in der letzten Zeit mehrfach
ereignet. Ueber ihre Urſache beſteht noch keine
völlige Klarheit.
Die Karſten=Zentrums=Grube liegt ziemlich
außerhalb der Stadt in dem früheren ſelbſtän=
digen
Ort Karf. Die eingeſtürzte Strecke be=
findet
ſich abſeits des Grubenzentrums. Auf
ihrer Seite arbeiteten glücklicherweiſe nur ver=
hältnismäßig
wenig Leute. Der Hauptteil der
Grubenbelegſchaft wurde nicht gefährdet. Die
Stelle, an der die 14 Bergleute verſchüttet wor=
den
ſind, iſt genau bekannt. Trotzdem blieben
alle Verſuche, dorthin vorzudringen, bisher er=
folglos
. Ungebeure Geſteinsmaſſen erſchweren

den Rettungskolonnen den Weg, und es iſt nicht
anzunehmen wann das Geröll beſeitigt ſein
wird. Dazu kommt, daß die Bergungsmannſchaf=
ten
ſelbſt in ſteter Gefahr ſind, ebenfalls von
nachſtürzenden Geſteinsmaſſen verſchüttet zu wer=
den
. Vor dem Grubentor haben ſich zahlreiche
Perſonen eingefunden, vor allem die Angehö=
rigen
der Verunglückten, die immer noch auf eine
Rettung der 14 Mann hoffen. Leider muß aber
nach menſchlichem Ermeſſen damit gerechnet wer=
den
, daß ſich dieſe Hoffnung nicht erfüllt.
Zu dem Grubenunglück auf Karſten=Zentrum
in Beuthen erfahren wir noch folgendes: Der
ſchwere Gebirgsſchlag war ſo gewaltig, daß Sohle
und Firſte an der Unglücksſtelle zerdrückt wur=
den
. Die neue feſte Zimmerung iſt zu Schrott
zermalmt. Fieberhaft gehen die Aufräumungs=
arbeiten
vor ſich. Der ſchwere Schlag wurde im
Norden, Nordoſten, Oſten und Südoſten der
Stadt Beuthen verſpürt. In manchen Häuſern
geriet das Mobiliar ins Wanken und Bilder
fielen von den Wänden.
Die eingeſchloſſenen Beuthener Berg=
Eenie Wfſcheniſch fel.
Das Oberbergamt Breslau teilt am Diens=
tag
morgen mit: Auf der Karſten=Zentrums=
Grube, die von dem gemeldeten ſchweren Ge=
birgsſchlag
betroffen worden iſt, gehen die Ret=
tungsarbeiten
nur ſehr langſam vorwärts. Das
Gebirge befindet ſich immer noch in Bewegung.
Mit den verſchütteten 14 Bergleuten konnte noch
keine Verbindung aufgenommen werden. Es
muß damit gerechnet werden, daß ſie tot ſind.
Die Rettungsarbeiten werden mit allem Nach=
druck
fortgeſetzt.
Nachmittags wurde an der Rettung der in
der Karſten=Zentrums=Grube eingeſchloſſenen
Bergleute noch fieberhaft gearbeitet, ohne daß
es bis jetzt gelungen wäre, mit den Verſchütte=
ten
durch Ruf= oder Klopfzeichen eine Verſtän=
digung
herbeizuführen. Es herrſcht infolgedeſſen
über deren Schickſal noch völlige Unklarheit.
Bis zur Stunde iſt es trotz fieberhafter
Rettungsarbeiten noch nicht gelungen, an die
Opfer des Unglücks auf der Karſten=Zentrums=
Grube heranzukommen. Eine Fahrtſtrecke iſt in
einer Länge von 30 Metern zu Bruch gegangen.
Von den 14 Verſchütteten ſind 11 Familienväter.
Daß die eingeſchloſſenen Bergleute ſämtlich den
Tod gefunden haben, ſteht nach ſachverſtändiger
Anſicht nunmehr außer Zweifel. Es wird ſich
nur noch darum handeln, die Leichen der Ver=
unglückten
zu bergen.

Zwei Todesopfer. Städke unker Waſſer. Brücken forigeſchwemmk.

Neue Hochwaſſerkakaſtrophe
dei Rehl.
Kehl. Der vorgeſtern früh erfolgte Damm=
bruch
bei Kehl an der Kinzig hat eine Hochwaſ=
ſerkataſtrophe
hervorgerufen, die in dem ganzen
Gebiet öſtlich von Kehl bis nach Auenheim den
größten Schaden angerichtet hat.
Im Laufe des Abends ergoſſen ſich erneut
durch die Bruchſtelle des Kinzigdammes unge=
heure
Waſſermaſſen, die das neue Kinzigbett
raſch überfluteten. Gegen 22 Uhr drang die
Flut in das Dorf Auenheim ein, das bald einen
halben Meter unter Waſſer ſtand. Auch das
obere Dorf war in Gefahr, von rückwärts her
überflutet zu werden. An den drei Gefahren=
ſtellen
wurde von freiwilligen Helfern fieber=
haft
gearbeitet, um den Fluten einen neuen Ab=
zugsweg
zu ſchaffen, denn innerhalb einer Stunde
war das Waſſer um 40 Zentimeter geſtiegen.
Bald war das ganze neue Dorf völlig abgeſchnit=
ten
und ragte wie eine Inſel aus den Fluten.
An dem durchbrochenen Bahndamm wird uner=
müdlich
gearbeitet; es war aber bis Mitternacht
nicht möglich, den Gleiſen eine feſte Unterlage
zu geben, jedoch gelang es, die Einbruchſtelle
eilweiſe abzudichten.

Situationsplan zum Dammbruch
an der Eiſenbahnlinie KehlAppenweier.
Das Hochwaſſer des Rheins.
Köln. Der Witterungsumſchlag, der im
Rheingebiet eine Temperaturerhöhung bis auf
14 Grad Celſius brachte, hat infolge der Schnee=
ſchmelze
ein ſchnelles Steigen des Oberrheins
und ſeiner Nebenflüſſe bewirkt. Waldshut am
Oberrhein meldete am Montag einen Waſſer=
ſtand
von plus 1,16 Meter gegenüber Sonntag.
Der Neckar zeigte bei Diedenheim am Montag
früh eine Erhöhung des Waſſerſtandes um 3,26
Meter.
Das ſtarke Steigen des Rheines und aller
ſeiner Nebenflüſſe als Folge des anhaltenden
Regens und der Schneeſchmelze hat dazu geführt,
daß der Hochwaſſer=Nachrichtendienſt bereits in
Tätigkeit getreten iſt.
Keine Hochwaſſergefahr mehr am Rhein.
Nach den letzten Meldungen über den Waſ=
ſerſtand
des Rheines und ſeiner Nebenflüſſe
kann angenommen werden, daß Hochwaſſergefahr
nicht beſteht. Von den oberſten Oberrhein= Sta=
tionen
wird bereits wieder ein Fallen des Waſ=
ſers
gemeldet.

Raubüberfall auf eine Zechenkaſſe.
Ein Täter erſchoſſen.
Bochum. Zwei Mänver drangen in den
Kaſſenraum des Verwaltungsgebäudes der Zeche
Teutoburgia in Herne=Holthauſen ein. Während
einer der Räuber den Beamten mit der Piſtole
in Schach hielt, raubte der andere einen Geld=
betrag
von über 1200 RM., worauf die Täter
flüchteten. Einer von ihnen ſchwang ſich auf
einen nach Herne fahrenden Straßenbahnwagen.
Als er ſich auf die vordere Plattform begab, ſah
er zu ſeinem Schrecken einen ihm bekannten
Kriminalbeamten. Sofort zog er den Revolver
und forderte den Beamten auf, ſich ruhig zu ver=
halten
, da er ſonſt erſchoſſen würde. In dem
Wagen befand ſich zufällig noch ein zweiter Kri=
minalbeamter
, der nunmehr den Räuber ſtellte.
Als dieſer darauf den Revolver gegen den zwei=
ten
Beamten richtete, machte dieſer von der
Waffe Gebrauch und ſchoß den Verbrecher nieder,
Eine Kugel drang dem Räuber ins Herz und
führte ſeinen ſofortigen Tod herbei. Es handelt
ſich um einen erheblich vorbeſtraften Menſchen.
In einer Aktentaſche, die bei dem Toten gefun=
den
wurde, befanden ſich die auf der Zeche ge=
raubten
Gelder. Der zweite Täter konnte bis
jetzt noch nicht gefaßt werden.
Großer Sprengſtoff=Diebſtahl.
Berlin. Im Betrieb der Rheiniſchen
Dynamitwerke, A.=G., in Troisdorf, verſchafften
ſich, nach einer Meldung Berliner Blätter, nachts
Diebe durch ein Fenſter Zutritt zum Spreng=
kapſellager
und entwendeten 2000 Sprengkapſeln.
Man glaubt, daß Linksradikale die Täter ſind.
Der D=Zug BerlinKöln fährt auf eine
Lokomotive.
Dortmund. Am Dienstag früh fuhr der
D=Zug Berlin-Köln im Dortmunder Haupt=
bahnhof
auf eine Heizlokomotive auf. Die Heiz=
lokomotive
entgleiſte mit drei Achſen, der Pack=
wagen
mit zwei Achſen; Reiſende wurden nicht
verletzt. Der Heizer der Heizlokomotive und der
Zugführer des D=Zuges wurden leicht verletzt.
Der Sachſchaden iſt gering. Der D=Zug 10 konnte
mit 63 Minuten Verſpätung ſeine Fahrt mit
einer Erſatzmaſchine fortſetzen,

Auch in Oeſterreich Hochwaſſer.
Rieſige Holzmaſſen treiben gegen Steyr.
Wien. Im Gebirge iſt ſtarke Schneeſchmelze
eingetreten. Aus dem Salzkammergut und an=
deren
Bezirken werden heftige Regenfälle ge=
meldet
. Donau und Enns ſind bereits aus ihren
Ufern getreten. Beſonders ernſt iſt die Lage in
der Stadt Steyr, die ſchon durch die Wirtſchafts=
kriſe
beſonders ſchwer betroffen worden iſt. Die
unteren Vorſtädte von Steyr ſind überſchwemmt.
Die Häuſerblocks an den Ufern der Enns und
der Steyr mußten geräumt werden. Oberhalb
von Steyr iſt ein Holzſtapel von 1000 Kubik=
meter
von den Fluten in Bewegung geſetzt wor=
den
. Die Stämme treiben den Fluß herunter
und bringen die 27 Brücken der Stadt in höchſte
Gefahr.
Die Donau iſt von vorgeſtern bis geſtern um
vier Meter geſtiegen. Das ſogenannte Inunda=
tionsgebiet
iſt bereits überſchwemmt.
Prag. Alle Flüſſe Böhmens führen Eisgang.
In den Randgebieten Böhmens ſind infolge der
Schneeſchmelze die Gebirgsbäche ſtark angeſchwol=
len
. Aus Oberleutensdorf, den Komotauern und
dem Karlsbader Bezirk werden Ueberſchwem=
mungen
gemeldet. Telephon und Lichtleitungen
ſind vom Hochwaſſer weggeſchwemmt und Brücken
beſchädigt worden.
Kaſſel. Infolge der ſchnellen Schnee=
ſchmelze
und der Regengüſſe der letzten Tage
führen die Flüſſe im ganzen Bezirk Hochwaſſer.
Die Weſer iſt verſchiedentlich über die Ufer ge=
treten
und hat die Niederungen kilometerweit
überſchwemmt. Das ganze Bad Eilſen ſteht un=
ter
Waſſer; der Kurpark gleicht einem See. Im
ganzen Meißnergebiet hat das durch die Schnee=
ſchmelze
hervorgerufene Hochwaſſer beträchtlichen
Schaden angerichtet. Im Dorfe Hartmuthſachſen
wurde ein Knabe von den hochgehen=
den
Fluten fortgeriſſen und er=
trank
.
Limburg. Die ſchnelle Schneeſchmelze auf
dem Weſterwald und der warme Regen haben
ein ſchnelles Steigen der Lahn und der Dill
verurſacht, die beide Hochwaſſer führen und an
verſchiedenen Stellen bereits aus den Ufern ge=
treten
ſind. Die beiden Wehre bei Limburg ſind
ſchon nahezu überflutet. Der ſtarke Sturm, der
gleichzeitig mit dem Regen einſetzte, hat in den
Wäldern des Weſterwaldes großen Schaden an=
gerichtet
.
Melſungen. Die Fulda iſt im Steigen
begriffen, die Pfieffe führt Hochwaſſer und hat
Wieſen und Felder überſchwemmt. Auch die
Eſſe iſt über die Ufer getreten und hat weite
Strecken unter Waſſer geſetzt.
Heidelberg. Auch der Neckar iſt im
Steigen begriffen. Der Heidelberger Pegel ſtieg
ſeit Samstag um 1½ Meter auf 4,15 Meter. Die
Baugruben der Neckarkanal=Stauſtufen Rockenau
und Hirſchhorn ſind wieder vollgelaufen. Das
bringt bekanntlich jedesmal eine Arbeitsruhe
von etwa acht bis zehn Tagen.
Goslar. Das Hochwaſſer des Crumbaches
hat viele Brücken fortgeſchwemmt. Der Schaden
an den Grundſtücken iſt noch nicht zu überſehen.
Der reißende Bach brachte Holz, Tannen mik
Wurzeln und Zweigen zu Tal. Der Bahnverkehr
nach Goslar iſt, da die Schutzmauer des Bahn=
körpers
bedroht wird, ſehr erſchwert. Ein
Mühlenbeſitzer ertrank in den Flu=
ten
, da die Brücke, auf der er mit mehreren
Perſonen ſtand von dem Strom fortgeriſſen
wurde. Die übrigen Perſonen konnten ſich ret=
ten
. Die Leiche wurde inzwiſchen geborgen. Der
Leerbach bildet am Unterdorf bei Wildemann
einen großen See.

Das Pariſer Frauengefängnis
Si. Lazare wird niedergeriſſen.

Blick in den Gefängnishof von St. Lazare,
dem berühmten Frauengefängnis von Paris.
Das Gebäude wurde 1648 errichtet und bildete
den Schauplatz zahlreicher Schilderungen in
Romanen von Victor Hugo, Maupaſſant und
Emile Zola.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 5. Januar 1332

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

OorTuFagttett

Nr. 6 Seite 9

19.1
Melnsihfe Menng WBarinftggt.
Loppelzeianftalkung der Handballer.
Auf Anordnung des Vorſtandes des Süddeutſchen Fußball=
nud
Leichtathletikverbandes werden am kommenden Sonn=
tag
in allen Städten und Dörfern des Verbandsgebietes Spiele
ausgetragen, deren Reinertrag jeweils den örtlichen Hilfsorga=
niſationen
zur Verfügung geſtellt wird. Damit hat ſich der Ver=
bandsvorſtand
zu einer Tat entſchloſſen, die die große Süddeutſche
Volksſportbewegung in den Dienſt der Nächſtenliebe ſtellt. Um
die finanzielle Ausbeute der Nothilfe=Spiele möglichſt ergiebig
zu geſtalten, hat man die mit den Spielen verbundenen Unkoſten
auf ein Mindeſtmaß zurückgeſchraubt und unter anderem angeord=
net
, daß ſämtliche Ausweiſe, die ſonſt zum freien Eintritt berech=
tigen
, an dieſem Tage keine Gültigkeit haben.
Für Darmſtadt als Handballhochburg hat man eine
Dopvelveranſtaltung angeſetzt, die auf dem Stadion
am Böllenfalltor 2 Handballſpiele bringt und ſchon um
deswillen großem Intereſſe begegnen wird, weil die Gegner für
die Darmſtädter Mannſchaften ſo ausgewählt wurden, daß tech=
niſch
ſchöne und ſpannende Kämpfe zu erwarten ſind. Im erſten
Spiel der Veranſtaltung, das pünktlich um 2 Uhr beginnt,
ſtehen ſich die Ligamannſchaften vom
Bolizei Larmſtadt und Pglizei Rannheim
gegenüber. Ueber die derzeitige gute Form der Darmſtädter
Poliziſten bedarf es nicht vieler Worte; ſie werden mit der
ſtärkſten Mannſchaft antretend den Auftakt der Veranſtaltung
würdig geſtalten, zumal ihr Gegner, die Mannheimer Poliziſten,
die eine der ſtärkſten Mannſchaften des Rhein=Saarbezirkes
ſtellen, ſie zur Hergabe des geſamten Könnens zwingen wird.
Anſchließend (3 Uhr) ſteigt das
Skädte-Elf-Spiel Srankfurk Darmſtadt.
Hier gilt es für die Darmſtädter, eine unerwartete Niederlage
(4:5) aus dem Jahre 1930 auszugleichen. Leicht wird dies nicht
ſein, da die Frankfurter Stadtmannſchaft über eine beachtliche
Spielſtärke verfügt. Frankfurt wird ſich durch folgende
Mannſchaft vertreten laſſen:
Bender
(Schwanheim)
Belz
Süß
(Poſt F.)
(Schwanheim)
Günther
Horn
Hahn
(Schwanheim) (Eintracht F.) (Fußballſportv. F.)
Hartmaun Fiſcher Schwieger Günthert Hemmerich
(Eintr. F.) (Eintr, F.) (Poſt F.) (Sachſenh.) (Eintr. F.)
Die Darmſtädter Vertretung ſteht zurzeit noch nicht feſt, doch
wird ſie ſich im weſentlichen vielleicht ausſchließlich aus den
Spielern des Sportvereins 1898 zuſammenſetzen.
An den Darmſtädter Handballanhängern liegt es jetzt, ſich
reſtlos dafür einzuſetzen der großzügigen Hilfsaktion des Süd=
deutſchen
Verbandes in Darmſtadt einen großen Erfolg zu ſichern.
Der Ertrag des Spieles fließt ausſchließlich
der Darmſtädter Winterhilfe zu. Es ſollte alſo
Ehrenpflicht jedes Sportanhängers ſein, durch Beſuch der Spiele
ſein Scherflein zur Unterſtützung der Winterhilfe beizutragen,
zumal ja die Veranſtaltung ſportlich äußerſt reizvoll zu werden
verſpricht.
Zu den Spielen um den Davis=Pokal haben ſich bisher
20 Nationen gemeldet, während bei der letzten Austragung faſt
die doppelte Jahl vertreten war.

Fußball.
SV. 98, Sonderm. Techn. Hochſchule Darmſtadt.
Am Donnerstag. 14.30 Uhr, findet auf dem Stadion das
Rückſpiel obiger Gegner ſtatt. Die Mannſchaften treten in der
gleichen ſtarken Aufſtellung an wie im Vorſpiel.
SV. 1910 WeiterſtadtReichsbahn u. Poſt komb.
Kommenden Sonntag empfängt der SV. 1910 Weiterſtadt
eine kombinierte Mannſchaft aus Reichsbahn und Poſt Darm=
ſtadt
zum Winterhilfeſpiel. Die Eintrittspreiſe für die=
ſes
Spiel wurden wie folgt feſtgeſetzt: Erwerbsloſe. Damen und
Jugendliche 25 Rpf., alle übrigen Perſonen 50 Rpf. Erwerbs=
loſe
haben ihre Stempelkarten vorzulegen. Da die Einnahmen
aus dieſem Spiel reſtlos für die Winterhilfe verwendet werden,
ſo wäre erwünſcht, daß ſämtliche Einwohner dieſes Spiel be=
ſuchen
. Da Weiterſtadt als Gegner eine ſehr ſtarke Kombina=
tion
der 1 Mannſchaften des Reichsbahn=Turn= u. Sportvereins
und des Poſtſportvereins hat, ſo dürfte die Gewähr für ein ſchö=
nes
und faires Spiel geboten ſein. Der Spielbeginn iſt auf nach=
mittags
2,30 Uhr feſtgelegt.
Handball im Odenwaldgau der 9.T.
Wegen Unbeſpielbarkeit der Plätze fielen ſämtliche Treffen
am Neujahrstage und Sonntag aus.
Neue Weltrekorde im Gewichtheben.
In einer ausgezeichneten Verfaſſung präſentierte ſich der
däniſche Amateur=Gewichtheber Svend Olſen in Kopenhagen.
Es gelang ihm, zwei Weltrekorden der Halbſchwergewichtsklaſſe
den Garaus zu machen. Im beidarmigen Stoßen ſchaffte er
155 3 Kg. und im beidarmigen Reißen 119.1 Kg. Die beiden
bisherigen Höchſtleiſtungen gehörten dem Franzoſen Hoſtin mit
150,5 bzw. 118 Kg.
* Kreisliga Südheſſen.
Klaſſe 3. Ried.
Außer dem Pflichtſpiel in Bensheim gegen die Lorſcher Re=
ſervemannſchaften
konnten alle Spiele durchgeführt werden. Die
Reſultate lauten:
BobſtadtGroß=Rohrheim 0:1; Tv. BiebesheimOlympia
Biebesheim 1:6; Kleinhauſen-Hüttenfeld 3:3; Auerbach
Fehlheim 3:1.
Ueberraſchend kommt der Sieg der Groß=Rohrheimer auf
dem gefürchteten Bobſtädter Gelände; ebenſo läßt das Unentſchie=
den
in Kleinhauſen ganz beſonders aufhorchen. Die übrigen Er=
gebniſſe
ſind an und für ſich ziemlich normal und haben auf die
Staffelung der Tabelle keinen großen Einfluß.
Groß=Rohrheim beſetzt hinter den bis jetzt noch ungeſchlage=
nen
Bensheimern den zweiten Tabellenplatz und führt ſomit die
Mittelgruppe an. Die belangloſe Verſchiebung nach dieſem erſten
Spielſonntag im neuen Jahre erübrigt die Veröffentlichung der
Tabelle.
Fritzi Burger geſchlagen. Oeſterreichs neue Kunſtlauf=Meiſterin.
Die am Montag in Wien beendeten Kunſtlauf=Meiſterſchaften
der Damen brachten eine große Ueberraſchung. Die vierfache
öſterreichiſche Meiſterin Fritzi Burger wurde von ihrer jungen
Landsmännin Hilde Holovſki ſicher geſchlagen und verlor
damit den ſeit 1928 gehaltenen Titel. Hilde Holovſki ſiegte mit
Platzziffer 8 und 168,3 Punkten vor Fritzi Burger mit Platzziffer 9,
167.1 Punkten und Helga Tietz, Platzziffer 17. 152 Punkten.
Engliſche Meiſterin im Eiskunſtlaufen wurde in
Mancheſter die elfjährige Megan Taylor vor der gleichaltrigen
Ceeilia Colledge und der 13jahrigen Joan Dix.

Beginn der Waſſerball=winkerrnnde.
Jung=Deutſchland SC. Niederrad 04.
Am kommenden Freitag beginnt mit dem Waſſerballſpiel des
Darmſtädter Schwimmklubs Jung=Deutſchland gegen den SC.
Frankfurt=Niederrad 04 die Winterrunde 1932 des Gaues 1 im
Kreiſe 5 (Süddeutſchland) des Deutſchen Schwimmverbandes. In
dieſem Jahre nehmen vier Mannſchaften mit Siebener= Mannſchaf=
ten
an der Runde teil. die Darmſtädter Vereine Jung=Deutſchland
und Rot=Weiß und die Frankfurter Vereine 1. Frankfurter SC.
und Niederrad 04. Wenn auch der Waſſerballſport in den kleinen
Hallenbädern ſich nicht ſo entwickeln kann wie im freien Waſſer,
ſo werden doch dieſe Spiele wieder intereſſanten Sport bieten und
den Vereinen eine gute Möglichkeit zum Training und zum Aus=
probieren
neuer Leute geben. Die Darmſtädter Mannſchaften und
der E.F.S.C. ſtehen ja im Gau ſeit Jahren im Waſſerballſport
an der Spitze. Zu ihnen geſellt ſich in dieſem Jahre der SC. Nie=
derrad
04, der an eine alte Tradition anknüpft und wieder in
der Ligaklaſſe mitwirkt. Da es den Niederrädern auf verſchie=
denen
Blitzturnieren des letzten Jahres gelang, ſehr erfolgreich zu
ſpielen, ſo darf man auf ihr Zuſammentreffen beſonders geſpannt
ſein. Jung=Deutſchland, das die Winterrunde zu einigen Aus=
probungen
benützen will, wird am Freitag abend 20.45 Uhr den
Niederrädern mit einer ſtark veränderten Mannſchaft gegenüber=
treten
. Da Niederrad beſonders im Hallenbad gute Spiele liefert
iſt mit einem ſpannenden Kampf zu rechnen. Ueberhaupt wird bei
einem ausgeglichenen Stärkeverhältnis der einzelnen Mannſchaf=
ten
die diesjährige Winterrunde bedeutend intereſſanter werden,
ſo daß Vorherſagen ſehr ſchwer ſein werden.
Aus dem Spielausſchuß der 9.T. in Dresden.
Die am Sonntag begonnene Tagung des Spielausſchuſſes der
Deutſchen Turnerſchaft in Dresden wurde am Montag reibungs=
los
beendet. Es wurde u. a. beſchloſſen, die Tennis=Obleute der
18 Turnkreiſe für den 2. und 3 April nach Berlin zu einer
Tagung einzuberufen, um das Tennisſpiel in der DT. weiter
zu organiſieren und zu fördern. Weiterhin empfahl der Spiel=
ausſchuß
, von der Herſtellung des DT.=Tennisballes für die Zu=
kunft
abzuſehen, weil die Qualität nicht den Erwartungen ent=
ſprochen
habe. Auf allen Turnieren dürfen nur deutſche Ball=
Fabrikate Verwendung finden. Der Vertrag mit den Herſtelker=
firmen
des DT.=Tennisſchlägers ſoll mit ganz geringen Aende=
rungen
neu abgeſchloſſen werden, da die Schläger Anklang gefun=
den
haben. Von den weiteren Verhandlungspunkten ſind noch
als wichtig zu erwähnen: Der Spielausſchuß der DT. wird ein
Merkblatt über Verhütung von Unfällen im Spielweſen heraus=
geben
, der Lehrgang für Kreisſpielwarte und Handball= Obmän=
ner
zu Oſtern 1932 wurde in ſeinen Grundzügen feſtgelegt. Die
Schleuderballregeln werden nur in einem Punkt abgeändert. In
der Deutſchen Turnzeitung wird die früher im Turn= und
Spielbote enthaltene Schiedsrichter=Ecke neu eingerichtet. Be=
ſprechungen
über mehrere interne Fragen bilden noch den wei=
teren
Verhandlungsſtoff.

Wekkerbericht.

Das Islandtief zieht mit ſeinem Kern oſtwärts nach Skan=
dinavien
. Infolgedeſſen wurde der hohe Druck und die damit
verbundene Kälte über Schweden wieder abgebaut. Die Aus=
läufer
der Störung haben auch im deutſchen Oſtſeeküſtengebiet
Erwärmung gebracht, ſo daß dort die Temperaturen nur noch
ſtellenweiſe etwas unter Null liegen. Weitere ozeaniſche Lufk,
teils aus höheren, teils aus niederen Breiten, dringt vor und
geſtaltet zunächſt die Temperaturen etwas ſchwankend. Wenn
auch dabei gleichzeitig der hohe Druck über Frankreich etwas zur
Geltung kommt und zeitweiſe Aufheiterung eintritt, ſo ſorgt. doch
die maritime Luft vorerſt noch für Bewölkung und für verein=
zelte
Niederſchläge.
Ausſichten für Mittwoch, den 6. Januar: Bewölkt mit kurzer
Aufheiterung, Temperaturen wenig verändert, jedoch an=
fangs
noch etwas kühler, vereinzelt leichter Regen.
Ausſichten für Donnerstag, den 7. Januar: Weiterhin wolkig, zu=
nächſt
noch vorübergehend aufklarend, Tempergturen ſchwan=
kend
. Neigung zu einzelnen Niederſchlägen.

In unſerem Hauſe Waldſtr. 49, part. u. 1. Stock, iſt eine
geräumige 7=Zim. Wohnung
mit ſämtl. Zubehör, Dampfheizung, 4 Manſarden,
große Keller, Garage, geeignet für Arzt, Anwalt,
jeden Geſchäftsbetrieb od. Penſion zum 1. April 1932
zu vermieten. Näheres Büro im Hofe (595b

Hobrechiffr. 19
ſehr elegante
G Zim. Wohng.
m. allem Zubehör,
Wintergart., Etag.=
Heizung, zum 1. 4.
zu vermieten.
Näh. parterre.
Herrſch. 6=Z.=Wohn.
per 1. April z. vm.
Heidelbergerſtraße
2. 2. Stock.
Schöne
Zimmer=
Kaſinoſtraße
1. Stock,
Wintergarten, Bad
u. Zubehör frühe
ſtens p. 1. Februaz
1932 zu vermieten.
(23
Näheres:
Otto Horſt,
Wilhelminenſtr. 17
Riedeſeiſtr. 23,
Zum 1. April 1932
Zwird die ſeither von
Herrn San.=Nat Dr.
Kolß innegehabte
G-Zim.-Wohng.
mit allem Zubh. fre
Anfragen erbeten
Mayer, 2. Stock.

5=Zim.=Wohng. m
Wintergart., Ztrl.
Heiz., Nebenräum.,
Gartenanteil uſw.
p. ſof. zu vermiet.*
Näh. Goetheſtr. 13
Heinrichſtr. 58, I.
ſchöne 56=Zimm.=
Wohng. m. all. Zu=
behör
bis 1. April
zu vm. Näh. part.

Herrſch. 5=Zimmer=
Wohnung, Neubau
ſofort od. 1. April
zu verm. Traiſa,
Waldſtr. 59. (469a

Herrngartennähe,
Landwehrſtr. 12
3m Whf.
ev. 4 Zimmer
ſchöne grß. Räume,
gt. Haus Bad etc.
geſchl. Südveranda,
Gartenbenutzung.
Näheres Part.

Schöne 6=Zimmer=
Wohnung m. Zub.,
Wintergarten. Ga=
rage
u. ertragreich.
Garten p. 1. April
1932 zu vermieten
Näh. durch Darm=
ſtädter
Hausbeſitzer
16996b
in
G=Zim.-Wohn.
Stock. int ſüdlich.
Stadtteil, ruh. Lage
Vor= u. Hintergar=
ten
, 2 Balkons, an
ruhige Mieter zu
vermieten. Anfrag
unt. J. 2 Geſchſt.

Karlſtr. 53, ſchöne
5=Z.=Wohn., 1. St.,
z. 1. Febr. z. verm.
Näh. parterrre.

Hicklerſtraße 3, I.
durch Trauerfall 4=
Zim.=Wohnung mit
reichl. Zub. baldigſt
od. ſpäter zu verm.
Anzuſeh. daſelbſt od
befrag. im Erdgeſch.
(470b)

Schöne Neubau=
3=Zim.=Wohng.
mit Bad, el. Licht,
Manſarde u. Zube=
hör
(Ofenheizung)
Schöne Neubau=
4=Zim.=Wohng.
mit Bad, el. Licht,
Etagenhzg., Warm=
waſſer
=Verſorgung,
Manſ. u. Zubehör
am Südbahnhof in
Darmſt., Beſſunger=
Str. u. Haardtring,
ſofort u. ſpäter zu
vermieten. Näheres
Gewobag=Bauhütte
Darmſtadt.
G. m. b. H.,
Bismarckſtraße 19.
(*msm)

Hermannſtr. 14
iſt eine 3=Zimm.=
Wohng. mit Not=
küche
zu vm. El.
Licht. Zentr.=Hz.,
Telefon.

Nähe Pauluskirche
z grß. Zim., Koch=
raum
, Kell.,eig. Ein=
gang
, z. vm., 65 .
Ang. u. H. 190 Gſch.
(Emam)

Rindlingerſtr.33,pt.
ſchöne 3=Z.=Wohng.
mit Badez., Elektr.
u. Gas p. 1. Febr.
zu vermiet. Grüne
Mietkarte erford.
Nähe Heinrichſtraß=
1X3= und 1X4=
Zimmer=Haus, mit
Bad und Balkon,
fetwas Garten, zu
verkaufen. Preis:
22 000 . Anzahl.:
810 000 . Näh.
Auskunft erteilt:
Ph. Dorſt,
Hoffmannſtraße 21.
Telefon 1935.

Viktoriaſtr. 44, p.
3 ſchöne gr. Zimm.
u. 2 gr. Entreſolz.
m. Bad etc. p. 1. 4.
z. vm. Näh. 2. Stck.
Einzuſ. v. 1114.
(*im)

2 ſchöne Zimmer,
beſ. Eing., el. L. u.
Gash., geg. etwa=
Hausarb. u. Entg.
an ruh. L. z. verm.
Näh. Geſchſt. (*mf
Anzuſ. v. 111 U.

Kirchſtraßie 21, I. I,
1 leer. ger. Zimm.,
auch f. Büro geeign.,
of. z. verm. (*mfg

Veere Zimmer

Saalbauſtr. 11, I.
ſchon. groß. Zimm.,
leer od. ſ. gt. möb.,
an Hrn.od. D.z. vm.*
1 leeres Zim. z. v.
Näh. Karlſtr. 53. p.*
Pankr.=Str. 14½,pt.
ſch. arß. leer Zim.,
1. St., ſep., bill, ſof.
zu vermieten.
2ſchönegr.leereZim.,
el. L., zu vermieten.
Näheres Geſchſt.

Ot
A

Beſchlagnahmefreie
Wohnung,
Büro, Lager, Kell.,
Nähe Bahnhof ver
1. April zu verm.*
Ang. u. H. 250 Gſch.

Saalbauſtr. 25, III.
möb. Zim. z. vm.

Das Blatt der

geistig Anspruchsvollen
1st Deutschlands älteste
IIIustrirte Wochenschrift

die

1LEOTRTR12112TNO
211 22
Preis vierteljährlich RM. 15.50 zuzüglich Porto
Probeheft kostenlos und unverbindlich
voni
VERLAG I.I.WEBER, LEIPZIG CI
RELDNITZERSTRASSE 18

Waldſtr. 9, Manſ.
möb. Zim. zu vm.,
6 wöchentlich.
Nähe Rheinſtraße,
Pohl. Saalbauſtr.
Nr. 13. gemütlich
möbl. Zim. u. einf.
möbl. Zim. ſof. u
ſpäter zu vm. (*m
3 möb. Zim., Balk.,
Bad, auf 1. 3. z. v.
Am Erlenberg 11.*
Beckſtr. 70
im Parterre=Geſch.,
Straßenſeite ſind 2
möblierte Zimmer
(Wohn= u. Schlafz.)
uch zu Bürozweck.
geeignet, ſofort zu
vermieten. Näheres
daſelbſt zwiſch. 2 u.
4 Uhr nachm. (Ems

Lauteſchl.=Str. ½,III
möb. Zim. ſof. z. v.*
N.=Ramſt.=Str. 49, I.
gut möb. 3. z.

Möb. od. leeres 3.
zu verm. Anzuſ. v.
812 Uhr vorm.
Ludwigsplatz 6, II.
Hochſtraße 30, pt.
2 möb. 3. ( Wohn=
u
. Schlafz. (2 B.),
Küche u. Zub. z. v.
3)

Liebigſtr. 11, I. m.
ſep. 3. ſ. bill. z. v.

Schön. möb. Zim.
mit 2 B. z. vm.
Frankf.=Str. 58,I.

Hügelſtr. 57, part.
Herren= u. Schlafz.
prsw. zu vm. Elek.
Licht, Klav Bad,
Tel. vorh. Anzuſeh.
von 14 Uhr.

Saden
mit reichlichem
Zubehör

Näheres 1. Stock
bei Andreß.
Der Laden
sabethenstraße48,
3 Zim -Wohn.,
reichl. Zubch , ist per
1. April 1932 zu veim.
Näheres bei Hammer
(562a
daselbst.

grß. Manſ.=Zimmer
ſofort z. vm. Eliſa=
bethenſtr
. 30, Zen=
traldrog
. Loge. Der Laden
Wilhelminenſtraße 11
iſt ab 1. Februar zu
vermieten. (494a
Zu erfragen 1. Stock. Ludwigshöhſtr. 1½
möbl. Zim. zu vm. Ab 1. Febr. zu ver=
mieten
: Behaglich
möb. ſonn. Wohnz
(Klav.) u. Schlafz
(2 B.) m. Küchen=
ben
. mon. 60 bei
berufst. Dame. Wil=
helminenſtr
. 32,III.* Annaſtraße 35, II.
2 gut möb. Z. z. v.
Auch einz. abzug.
Aliceſtr. 21, II. mb Zim. m. u. o. Penſ. (243a)
Kahlertſtr. 10. bei
Kern, frdl. möbl. 3.
z. vermieten. (Eimd
Gediegen möblierte
Zimmer
ſof. beziehbar. (2761 Hügelſtr. 15. Laden
2
Damen= und Herren Bublkopfpflege
Ia Herrenbedienung
Schulſtr. 3 H. W

[ ][  ][ ]

Nummer 6

Mitt woch, den 6. Januar

Zeichen internationaler Verſtändigung?
Beſſerung der deutſchen Berke im Ausland. Freundliche Tendenz auch im Inland.
ken an. Dieſe Hauſſe wird vor allem mit der in Berlin zuſtande=
gekommenen
grundſätzlichen Einigung über die eingefrorenen Kredite
Berliner und Frankfurker Effekken=
zuſammengebracht
. Die feſte Haltung dieſer deutſchen Werte hat auf
die Börſe einen günſtigen Einfluß ausgeübt. Die Kurſe lagen weit
höher als am Vortage.
Die Amſterdamer Börſe war im Verlaufe wenig verändert,
Zreiberich.

Auf Grund der innen= und außenpolitiſchen Unſicherheit herrſchte
zu Beginn des geſtrigen Freiverkehrs in Berlin ſtärkere Zurückhaltung.
Man befürchtete wohl auch, daß der wieder ſchwache Verlauf der vor=
geſtrigen
New Yorker Börſe und die Vorgänge in Indien Abgabenei=
gung
auslöſen könnten, zumal markttechniſch die Situation als ziemlich
ausgeglichen angeſehen wurde. Die Spekulation war nach den Deckungen
zum Jahresultimo faſt glatt, und die Umſatztätigkeit in den letzten Tagen,
die an und für ſich ja nicht ſehr groß war, beruhte in der Hauptſache
wohl auf Anlagekäufen. Nachdem ſich die Nachrichten über Unruhen in
den deutſchen Induſtriebezirken als übertrieben herausgeſtellt hatten,
war in den vorgeſtrigen Abendſtunden eine Erholung eingetreten, die
geſtern eher noch Fortſchritte machen konnte. Wieder machte ſich für
Spezialitäten Intereſſe bemerkbar und zwar ſtanden Charlottenburger
Waſſer und Schiffahrtsaktien im Vordergrunde. Bankaktien waren un=
verändert
, Berliner Handelsgeſellſchaft neigte ſogar eher zur Schwäche,
Von Kaliwerten konnten ſich Burbach mehrprozentig beſſern, Kunſtſei=
denwerte
behaupteten ihren letzten Stand, für Montane und Elektro=
papiere
beſtand zu ein Prozent höheren Kurſen Intereſſe, und auch
Farben gingen 1 Prozent höher um. Von Nebenwerten fanden A.=G.
für Verkehrsweſen, Schultheiß, Deutſche Erdöl und Nütgerswerke einige
Beachtung. Im Laufe des Vormittags trat gegen die Anfangskurſe dann
allerdings wieder eine leichte Abſchwächung ein Am Anlagemarkt blieb
die Tendenz dagegen allgemein recht zuverſichtlich. Goldpfandbriefe und
Landſchaften zogen erneut um ½ bis 1 Prozent an. Erwähnenswert iſt,
daß die 8prozentigen Pfandbriefe gegenüber den 7prozentigen Kurs=
differenzen
bis zu 4 Prozent aufweiſen können, was man darauf zurück=
führt
, daß nach 1933 ja immer noch die Möglichkeit beſtehe, daß der durch
die Notverordnung aufgehobene Urzuſtand wieder hergeſtellt werden
könnte. Auch Reichsſchuldbuchforderungen und Altbeſitzanleihe blieben
gefragt.
Bei faſt völlig ſtagnierendem Geſchäft konnte ſich die Tendenz gegen
Mittag wieder leicht erholen, ſo daß das Anfangsniveau an den Aktien=
märkten
meiſt wieder erreicht wurde. An den Pfandbriefmärkten blieb
die Tendenz weiter durchaus freundlich, obwohl hier und da zu den
höheren Kurſen etwas Material herauskam, das aber ſchlank Aufnahme
fand. Der Geldmarkt konnte ſich weiter etwas erleichtern, Tagesgeld
ging in der unteren Grenze bis auf 7½ Prozent zurück.
Obwohl die Geſchäftstätigkeit in den Nachmittagsſtunden nicht größer
wurde, blieb die Stimmung, auch ohne daß nennenswerte Kursverände=
rungen
eintraten, freundlich. Man glaubte, in der Feſtigkeit der deut=
ſchen
Werte im Auslande Zeichen für eine internationale Verſtändigung
ſehen zu können, zumal ſich die Stimmen zugunſten Deutſchlands in der
Welt von Tag zu Tag mehren. Die führenden Werte erreichten wieder
ihre Anfangskurſe, am meiſten gebeſſert gegen vorgeſtern waren aber
Burbachaktien mit einem Geſamtgewinn von 6½ Prozent, wahrſcheinlich
auf das Dementi der Fuſionsgerüchte mit Wintershall. Ein Information,
daß bei der Deutſchen Erdöl nach der Vorjahresdividende von 5 Prozent
mit einem völligen Dividendenausfall in dieſem Jahre zu rechnen ſei,
blieb auf den Kurs bisher eindruckslos.
Am Pfandbriefmarkt hielt dagegen die freundliche Stimmung im all=
gemeinen
an. Während Goldpfandbriefe Geſamtgewinne bis zu 1 Pro=
zent
verbuchen konnten, gingen die Steigerungen bei den landſchaft=
lichen
Pfandbriefen bis zu 2 Prozent. Die Berliner Verkehrsanleihe
konnte ſich abermals um 3 Prozent beſſern, überhaupt lagen auch Stadt=
anleihen
weiter freundlich da, mit Ausnahme von Dortmund, alle
Kuvonzahlungen ohne Schwierigkeiten, vonſtatten zu gehen ſcheinen.
Reichsſchuldbuchforderungen waren allerdings nicht ganz preishaltend
und gaben nach feſterem Beginn bis zu 1 Prozent nach.
Am Geldmarkt hielten die Rückflüſſe aus dem Reiche an, was ſich ein=
mal
in einer ſtärkeren Nachfrage nach Privatdiskonten, der Satz blieb
mit 7 Geld und 67/ Brief unverändert, ausdrückte, zum anderen aber
auch in der Ermäßigung des Tagesgeldſatzes auf 7½ bis 9½ Prozent
(Diskontkompagnie 6½ Prozent) in Erſcheinung trat. Eine größere
Nachfrage nach Reichsſchatzwechſeln konnte nicht befriedigt werden, da die
im Januar zur Verfügung ſtehenden Beträge faſt ausverkauft ſind. Das
Geſchäft in Reichsſchatzanweiſungen war wieder ziemlich lebhaft.
Der Frankfurter Telephonverkehr hat weiler nur äußerſt geringen
Geſchäftsumfang zu verzeichnen. An den Aktienmärkten blieben die
Kurſe ungefähr behauptet. Verſtimmend wirkten die Meldungen eines
Berliner Blattes, wonach man die Diskuſſion eines mehrjährigen Still=
halteplanes
aufgegeben habe und ſich zurzeit in den Verhandlungen nur
noch um eine Prolongation der Stillhaltetribute um ein Jahr unter=
halte
. Etwas Geſchäft war in Farbeninduſtrie die ½ Prozent anzogen.
Am Pfandbriefmarkt verſtimmt beſonders die Nichteinhaltung der Zins=
zahlungen
durch verſchiedene deutſche Städte, ſo beſonders jetzt durch
Dortmund. Pfandbriefe gaben daraufhin 11½ Prozent nach, nur
Liquidationspfandbriefe ziemlich widerſtandsfähig.
Die Auslandsbörſen.
Bemerkenswerte Kursfteigerungen für deutſche Werke
in Paris.
Die Londoner Börſe eröffnete geſtern bei ſehr geringem Ge=
ſchäft
in träger Haltung. Internationale Werte lagen luſtlos, britiſche
Staatspapiere tendierten ruhig, Sonderbewegungen waren nicht zu ver=
ßeichnen
. Die Stimmung an der Börſe war im Verlaufe etwas freund=
licher
, und unter Führung von britiſchen Staatspapieren machte ſich eine
Befeſtigung bemerkbar. Dawesanleihe lag feſt.
Die Pariſer Börſe nahm einen unregelmäßigen Verlauf. Nach
anfänglicher Zurückhaltung ſetzte ſich ſpäter eine Befeſtigung durch, für
die beſonders die Befeſtigung der Younganleihe der Anlaß war. Das
hervorſtechendſte Merkmal an der Börſe war der ſprunghafte Anſtieg der
Dawes= und Youngplan=Anleihen. Die Youngplan=Anleihe ging von 397
auf 450 Franken hinauf, die Dawes=Anleihe ſtieg von 48,50 auf 52 Fran=

doch lagen Auslandsanleihen, vor allem Dawes= und Younganleihe,
recht feſt.
Die Wiener Börſe verkehrte geſtern in ſchwächerer Haltung bei
ruhigem Geſchäft.
An der New Yorker Börſe herrſchte zu Beginn ſtärkere
Zurückhaltung, und die Kursgeſtaltung war nicht einheitlich. Die
Schwäche der Warenmärkte wirkte ziemlich ſtark verſtimmend.
Der Grundton an der Brüſſeler Börſe war zwar freundlich,
doch bewegte ſich das Geſchäft in ruhigen Bahnen.
An den internationalen Deviſenmärkten war das
Geſchäft am Nachmittag wieder ſehr ruhig, die führenden Deviſen wieſen
nur ganz geringe Veränderungen gegen den Vormittag auf. Das eng=
liſche
Pfund behauptete ſich auf 3,36 /g gegen den Dollar, 8,38½ gegen den
Gulden, 85,71 gegen Paris. 17,26 gegen Zürich und 14,22 gegen die
Reichsmark. Der Dollar hat ſich wieder etwas befeſtigen können, er
ging in Amſterdam auf 248,29½ herauf, alſo über ſeinen geſtrigen Schluß=
kurs
. Die Reichsmark war knabp gehalten mit 58,99 in Amſterdam, 121.20
in Zürich und 23,65 in New York. Die Norddevifen tendierten wieder
twas leichter, die übrigen Deviſen veränderten ſich kaum.
Berliner deviſen=Feſtſehung vom 5. Januat.

Helſingfors
Wien Geld
6.044 Brief
6.056 Spanien Geld
35.76 Brief
35.84 49.95 50.05 Danzig 82.02 82.18 Prag 12.47 12.49 Japan 1.449 1.451 Budapeſt 64,93 65.07 Rio de Jan. 0.251 0.253 Sofia 3.057 3.063 Jugoſlawien
Portugal 12.89 7.433 7.447 Holland 169.13 169.47 12.91 Oslo 77.52 77.68 Athen 5.295 5.305 Stockholm 80.17 80.33 Iſtambul Kopenhagen 78.32 78.48 Kairo 14.51 14.55 London 14.16 14.20 Kanada 3.536 3.544 Buenos Aires 1.048 1.052 Uruguay 1.848 1.852 New York 4.200 4217 Island 63.94 64.06 Belgien 58.54 58.66 Tallinn 112.54 112.76 Italien 21.33 21.37 Riga 80.92 81.08 Paris 16.52 16.56 Bukareſt 2.517 2.523 Schweiz 82.12 82.28 Kaunas 41.96 42.04

Nokenumlauf und Golddeckung in der Schweiz.
Nach dem Ausweis der Schweizeriſchen Nationalbank vom 31. Dezem=
ber
hat das Noteninſtitut der Schweiz eine neue Zunahme des Gold=
beſtandes
um 48 Millionen Franken zu verzeichnen gehabt. Der Gold=
beſtand
hat jetzt eine Höhe von 2347 Millionen Franken gegenüber 713
Millionen am 1. Januar 1930 erreicht. 821 Millionen hiervon ſind im
Ausland aufbewahrt.
Die ſogenannten Gold=Deviſen ſind um 28 Millionen zurückgegangen
und betragen jetzt nur noch 104 Millionen gegenüber 345 Millionen im
Vorjahr. Der Notenumlauf betrug 1609 Millionen Franken gegenüber
1032 Franken vor einem Jahr. Die Noten und täglich fällig werdenden
Verbindlichkeiten ſind zu 95,33 Prozent durch Gold und Gold=Deviſen
gedeckt. Die Deckung des Noten=Umlaufes allein durch Gold beträgt
etwa 145 Prozent.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Ein ausländiſches Stickſtoff=Angebot an Frankreich. Die chileniſchen,
norwegiſchen und amerikaniſchen Stickſtoff=Erzeuger haben laut Chicago
Tribune der franzöſiſchen Regierung vorgeſchlagen, ein Lager, von
125 000 Tonnen Stickſtoff zur Verfügung des franzöſiſchen Kriegsmini=
ſteriums
zu halten, unter der Bedingung, daß die franzöſiſche Regierung
die Einfuhr von weiteren 125 000 Tonnen Stickſtoff zum Verkauf an die
franzöſiſchen Landwirte genehmige, und zwar zum Preiſe von 195 Fran=
ken
für je 100 Kilo. Das iſt der Preis, der kürzlich zwiſchen den deut=
ſchen
und den franzöſiſchen Stickſtoff=Erzeugern vereinbart worden iſt.
Nach dieſem Abkommen liefert Deutſchland der franzöſiſchen Landwirt=
ſchaft
150 000 Tonnen Stickſtoff und hat für weitere 150 000 Tonnen ein
Optionsrecht.
Lohnkürzungen im nordfranzöſiſchen Kohlenbergbau. Im nordfran=
zöſiſchen
Kohlenbergbau befürchtet man den Ausbruch eines General=
ſtreiks
in kürzeſter Friſt. Die Arbeitgeber haben in einem Schreiben an
den Miniſterpräſidenten mitgeteilt, daß es ihnen infolge des Pfundſturzes
und der Unterſtützung der polniſchen Regierung, ſowie des Lohnabbaues
in Belgien und Deutſchland nicht mehr möglich ſei, ſelbſt die von der
franzöſiſchen Regierung eingeführten Kontingentierungen durchzuführen,
weil ſie mit dem ausländiſchen Preis nicht konkurrieren könnten. Sie
ſähen ſich daher gezwungen, den beſtehenden Tarifvertrag für Ende des
Monats zu kündigen. Für den 7. Januar ſind bereits Verhandlungen
in Ausſicht genommen.
Keine Verlängerung des Viſp=Abkommens? Niederländiſch=indiſchen
Blättern zufolge iſt in javaniſchen Zuckerkreiſen eine ſtarke Strömung
dafür vorhanden, daß im Jahre 1933 keine Zuckerausſaaten ſtattfinden
ſollen. Die niederländiſch=indiſche Regierung ſei jedoch vorläufig gegen
einen ſolchen Plan. Die ſtarke Enttäuſchung über die geringen Auswir=
kungen
des Chadbourne=Planes haben die Stimmung für eine Ver=
längerung
des Ende 1932 ablaufenden Viſp=Abkommens ſo ungünſtig be=
einflußt
, daß mit ihr kaum noch zu rechnen iſt.
Das Präſidium des neuen italieniſchen Schiffahrtstruſtes beſteut.
Zum Präſidenten des neuen italieniſchen Schiffahrtstruſtes iſt der Her=
zog
der Abruzzen, ein Vetter des Königs von Italien, beſtellt worden.
Zu Vizepräſidenten wurden die Senatoren Rolando Nicci und Guiſeppe
Raggi ernannt. Das Komitee des Schiffahrtstruſtes Italia hat be=
ſchloſſen
, in Zuſammenarbeit mit den Geſellſchaften Lloyd Trieſtino,
Coſolich und Adria eine techniſche Kommiſſion einzuſetzen mit der Auf=
gabe
, die Dienſte zuſammenzufaſſen, die die zu dem Truſt gehörenden
Geſellſchaften gemeinſam intereſſieren. Durch die nunmehr notariell
erfolgte Gründung des Schiffahrtstruſtes Italia gehören in Zukunft die
Schiffe des Lloyds Trieſtino, des Lloyds Sabaudo, der Navigazione Ge=
nerale
und des Coſolich der neuen Geſellſchaft Italia.

22000 Konkurſe und Bergleichsverfahren
im Kriſenjahr 1931.
Die Inſolvenzſtatiſtik für das Jahr 1931 zeigt die erſchreckend hoye
Zahl von rund 22 000 Zuſammenbrüchen, die eine gerichtliche Regelung
gefunden haben. Wie die Entwicklung der Inſolvenzkurve in 1931 ver=
anſchaulicht
, fiel die größere Zahl der Inſolvenzfälle in die zweite Hälfte
des abgelaufenen Jahres, und zwar beſonders in das letzte Jahresviertel.
Für die Zeitſpanne Juli bis Dezember 1931 ergab ſich eine Zahl von
12 036 Inſolvenzen gegenüber 8274 Inſolvenzen im Vorjahre, was einer
Verſchlechterung um faſt 50 Prozent gleichkommt. Im letzten Quartal
betrug die Verſchlechterungsquote ſogar 70 Prozent. Die Ziffern liegen
im allgemeinen über denen ſämtlicher Jahre der vorangegangenen Kon=
junkturperiode
und überſteigen auch die Inſolvenzziffern der Kriſen=
jahre
1925126. Gegenüber 1930 iſt die Zahl der Konkursfälle um 19,9
Prozent, die Zahl der Vergleichsverfahren um 24 Prozent geſtiegen.
Beſonders ſchlecht war die Entwicklung bei der Landwirtſchaft. Hier
betrugen die Zahl der Konkurseinleitungen 416 und der Vergleichsver=
fahren
196, gegenüber 283 Konkurſen und 112 Vergleichsverfahren in
1930. Stark zugenommen hat auch die Zahl der induſtriellen Inſolven=
zen
es ſtieg die Konkurszahl von 3691 in 1930 auf 4411 in 1931 und die
Zahl der Vergleichsverfahren von 2452 auf 2931. Beim Einzelhandel
war die Zahl der Konkurſe rückgängig von 4444 auf 4025, während die
Vergleichsverfahren zunahmen von 3140 auf 3517. Die letzten Monate
des Jahres brachten jedoch hier eine merkliche Entlaſtung. Stark zu=
genommen
hat die Zahl der Zuſammenbrüche beim Großhandel. Die
Konkursziffer ſtieg von 783 auf 1069, die Zahl der Vergleichsverfahren
nahm zu von 670 auf 923 Unter den einzelnen Wirtſchaftszweigen nah=
men
die Inſolvenzfälle beſonders zu im Bau= und Holzgewerbe, auch
die Textilinduſtrie zeigt eine zunehmende Verſchlechterung. Weiter un=
günſtige
Ziffern liegen vor für die Maſchinenindnſtrie, die Schuh= und
Lederinduſtrie und das Nahrungsmittelgewerbe.
Mefallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 5. Januar ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 69.50 RM. Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium. 98 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM.,
desgleichen in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM. Rein=
nickel
98= bis 99proz. 350 RM. Antimon Regulus 5052 RM.,
Feinſilber (1 Kilogr. fein) 42.7546 RM.
Viehmärkke.
* Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 4.55. Januar. Auftrieb: 39
Ochſen, 19 Bullen, 450 Kühe oder Färſen, 310 Kälber, 840 Schweine.
Marktverlauf: Bei Großvieh und Kälbern mäßig belebt, bei Schweinen
ruhig, in allen Gattungen geräumt. Preis pro 50 Kilo Lebendgewicht
in RM.: Ochſen al) 3033, b2) 1822; Bullen b) 1822; Kühe a) 24
bis 26, b) 1822, c) 1517; Färſen (Kalbinnen) a) 2533; Kälber
c) 3643, d) 3035; Schweine b) und c) 4547, d) 4044.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die deutſche Produktion von Original=Hüttenweichblei einſchließlich
kleinerer Mengen Hartblei ſtellte ſich im November 1931 auf 7309 Ton=
nen
gegen 9586 Tonnen im Monat Oktober 1931.
Nachdem die Verhandlungen der Auguſt Wegelin A.=G., Köln, um
neue Mittel durch Erhöhung des Stammkapitals nach vorheriger ſchar=
fer
Zuſammenlegung zu erhalten, geſcheitert ſind, hat ſich die Geſellſchaft
infolge Illiquidität genötigt geſehen, ihre Zahlungen einzuſtellen und
das gerichtliche Vergleichsverfahren zu beantragen.
Nunmehr hat die Stadt Dortmund die Zinſen und Tilgungsraten
der am 1. Januar fällig geweſenen Kommunaldarlehen nicht gezahlt und
ſich an ihre Gläubiger um Aufſchub geſandt. Dabei handelt es ſich in
erſter Linie um Darlehen der Gemeinſchaftsgruppe Deutſcher Hypotheken=
banken
. Aber auch bei Privaten hat die Stadt Dortmund im beſonderen
Maße Darlehen aufgenommen.
Wie aus Bonn verlautet, hat das bekannte Hotel Rheingold=Bellevue
in Rolandseck ſeine Zahlungen eingeſtellt. Das Hotel, das eines der
größten im Siebengebirge iſt, hat unter dem durch die Wirtſchaftskriſe
und den regneriſchen Sommer ſtark herabgeminderten Verkehr ſtark zu
leiden gehabt. Der Betrieb wird einſtweilen weitergeführt. Es iſt
Sanierung durch ein gerichtliches Vergleichsverfahren beabſichtigt.
In der Angelegenheit betr. dem Antrag der Stadtgemeinde Frank=
furt
a. M. als Rechtsnachfolgerin der Palmengarten A.=G. Frankfurt
a M., auf Bewilligung einer Zahlungsfriſt für die noch in Umlauf be=
findlichen
Schuldverſchreibungen der 3½prozentigen Auleihe von 1898
und der 4prozentigen Anleihe von 1910 iſt der Kaufmann Max Sonnen=
berg
, Frankfurt a. M., zum Vertreter der Inhaber der Schuldverſchrei=
bungen
beſtellt worden.
Der Präſident der nordfranzöſiſchen Bergwerkskammer hat den
Bergarbeiterverbänden mitgeteilt, daß die Arbeitgeber, um die Förder=
preiſe
für Kohlen den Konkurrenzbedingungen anzupaſſen, gezwungen
ſeien, die gegenwärtigen Lohntarife mit Monatsfriſt zu kündigen. Die
Gewerkſchaften haben nunmehr den Miniſterpräſidenten Ladal um ſeine
Vermittlung erſucht.
Das Komitee der franzöſiſchen Kohlenbergwerke des Debartements
Nord und Pas de Calais hat das im März 1931 unterzeichnete Lohn=
abkommen
gekündigt, um eine neue Kürzung der Löhne zwecks Anglei=
chung
der Geſtehungskoſten an die Preiſe der Konkurrenz durchführen
zu können.
Der Schweizer Bundesrat hat das Völkerbundsſekretariat verſtän=
digt
, daß die Schweiz die am 21. Mai 1931 unterzeichnete Konvention
über die Gründung einer internationalen Hypothekar=Agrar=Kredit= Ge=
fellſchaft
ratifiziert hat. Neben der griechiſchen und lettiſchen iſt dies erſt
die dritte Ratifikation dieſes Abkommens, ſo daß von einer Eröffnung
der von den oſteuropäiſchen Agrar=Staaten ſo ſehr erſehnten Kreditbank
noch nicht die Rede ſein kann.
Für die auf dem Seeweg vom Ausland ankommenden Waren hat
die italieniſche Regierung eine Ausſchiffungsgebühr von einer Lire für
die Tonne Phosphat und Salpeter ſowie Baumaterialien und von
2½ Lire die Tonne für alle übrigen Waren eingeführt. Die Durch=
gangsgüter
werden von dieſer Gebühr nicht betroffen.

MeIII Ter SeboerT
noch billiger kaufen Sie Damen=Konlektion im

577


TotaleAusverkauf
wegen Geschäftsaufgabe
Molleiodion

Mittag=
und Abendliſck
von 50 bis 95 Pfg
vegetariſche und
Fleiſchküche. (244a
Alexanderſtr. 4. I.

Ein Garten zu vk.,
Baumſtück, u. Bau=
platz
, 500 qm, Bruſt=
ſtraße
. Ang. unter
1H. 238 a. d. Gſchſt.
Reform=Reſtaurant/Agenten verbet. (*

2140.3 zſtäck.
Haus
in guter Lage von
Vermög.=Verwaltg.
f. Anlagezwecke zu
kaufen geſ. Off. u.
T. 23.a. d. Geſch. (*I

Im Zentr. d. Stadti
ſehr flott gehende
Mirſchäf
zu vermieten. Ang
u. J. 1 Gſch. (*mg

S. nur v. Selbſtg.
z.50 M.
Darlehen 800. geg. hohe Zinſ.
geg. gute Sicherheit Ang. u. J. 24 Gſch.
Suche täti e
u. monatliche Rück=
zahlung
geſucht. Beteiligung
Angeb. unt. H. 246 mit RMk. 5000 an
an die Geſchäftsſt.* nur ſolidem Unter=

nehmen. Angeb. unt
F 30a,d. Gſchſt, (*md

Darlehen. 1. 1005000 geg.
Möbelſicherh. f. An=
ſchaffung
, jed. Art,
bequeme langfriſt.
Ratenzhl. Hypoth.=
Heim und Volk.
(Keine Vermittl.)* Gebe 2 Stück 4349
a 1000. Heſſ./
Landes=Hyp.=Bank
Kommunal=Oblig.
Ablöſ. erh. Sie dch. und 2 Anteilſcheine!
zu je 1000 bill.
Saalbauſtraße 72. ab. Offert. u. J. 20
a. d. Geſchſt. (573

Wer ſucht
einen Teilhaber,
Darlehen, Betriebs=
kapital
? Ang. unt.
F. 15 Gſchſt. Rück=
porto
erbet. (213a

3000 Mark
1. Hypoth. geſ. Off.
. J. 9 Geſchſt. 4*

Geſucht: Kurzfriſt.
Darlehen 180.
geg. gute Sicherh.
u. dto. Zinſen. An=
gebote
nur v.wirkl.
Selbſtgeber erbeten
. J. 21 Geſchſt. (*

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 6. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſfiſche Reueſte Nachrichten

Nr. 6 Seite 11

ALLLAMTUIS

Roman
von FRITZ WEBER

B5)

(Rachdruck verboten.)

Holger Helland lachte krampfhaft auf. Sie ſind verrück:,
Wurmb! Sie dichten! Jan . .. Wie heißt Ihre Romanfigur?
Jan Arwig, Doktor der Philoſophie, Geologe. Darf ich
Ihnen ſein Bild zeigen? Er holte aus ſeiner Bluſe ein Notiz=
much
hervor, entnahm ihm das Bildnis eines jungen Mannes
und reichte es Holger hin.
Doktor Jan Arwig wohnte während Ihres Aufenthaltes in
Paris Rue Gazelle. Wurde mehrmals mit Ihnen geſehen. Galt
als Narr und Phantaſt. Wurde ſchließlich an einem gewiſſen
Novemberabend in bewußtloſem Zuſtand aufgefunden und der
Sharité eingeliefert. Vier Jahre ſpäter gelingt es Gert von
DZurmb, bei der ehemaligen Hauswirtin des Erwähnten einen
Teil ſeines Nachlaſſes aufzuſpüren und zu erwerben. Die Ori=
minale
liegen in Berlin, fuhr der Reporter fort, während er
u ſeinem Büchlein blätterte.
Weiter! Weiter! Sie unterhalten mich auf die köſtlichſte
Dirt, Herr von Wurmb, rief Helland. Ich habe alſo Ihren
Soktor Arwig beſeitigt, die Leute von der Svea ermordet,
Dagmar Svenborg ermorden wollen und .
Sie haben Greta Lund, die ſchönſte Frau Europas, in den
Tod gejagt, fiel ihm der Journaliſt ins Wort. Jetzt ſind Sie
muf dem beſten Wege, der berühmteſte und der reichſte Mann
wer Erde zu werden. Welch ein Vorſpurf für die Phantaſie eines
Menſchen meiner Art!
Helland erhob ſich, legte beide Hände auf das Tiſchchen und
weugte ſich gegen ſeinen Gaſt. Sie ſehen, ich beſtreite nichts, ich
ann ſolchen Unſinn nicht widerlegen. Sagen Sie mir nur eines:
Was koſtet Ihr Privatiſſimum über meine Vergangenheit, lieber
Wurmb? fragte er höhniſch.
Der Reporter gähnte. Sie koſtet der Spaß nichts oder
Höchſtens ein paar neue Winkelzüge und eine kleine Mehrbe=
aſtung
Ihres guten Geliſſens. Mich allerdings das Leben, ſo=
ehr
ich dieſen Umſtand bedauern muß.
Und weshalb haben Sie dieſen lächerlichen Verſuch ge=
Enacht, beſter Herr von Wurmb?

Ja, weshalb nur? Weshalb? Er grübelte eine Weile, drei
Finger an der Stirn. Sehen Sie rief er plötzlich lebhaft,
mein Beruf verändert den Menſchen in einer mierkwürdigen
Weiſe. Es macht uns Freude, hinter einem Geheimnis her zu
ſein, aber wir benehmen uns ſchließlich unglaublich dumm, in=
dem
wir das Entdeckte ausplaudern, ſtatt den Verbreiher auf
den elektriſchen Stuhl zu bringen, wie es der Kriminaliſt tut.
Das iſt ein Grund. Der zweite reicht tiefer, iſt philoſophiſcher,
möchte ich ſagen: Daß Beſtien wie Sie exiſtieren, mag noch hin=
gehen
, daß ſie aber geliebt werden bis zum Wahnſinn, iſt wider=
ſinnig
und erweckt ataviſtiſche Rachegefühle in uns. Ich denke
an Greta Lund und Dagmar Svenborg. Dagmar habe ich bei=
nahe
geliebt da ſtieß ich auf den Eisblock, der Holger Helland
heißt. Wären wir beide Bauernjungen, ſo hätte ich Sie heute
verprügelt: da es anders iſt, bereitet es mir Vergnügen, Sie
vor aller Welt anzuprangern, und Sie vergelten das in Ihrer
bewährten Art. Stimmt das?
Der Ingenieur nickte.
Gert von Wurmb ſprang auf. Alles Blut ſich ihm aus dem
Geſicht, ſeine Hände zitterten. Hellands Nicken, dieſe unheimlich)
ſachliche Zuſtimmung eines Mörders, erfüllte ihn mit Todesangſt.
Er riß ſeine Piſtole hervor und ſchrie:, Drei Schritt vom Leib,
oder ich ſchieße! Wagen Sie es nicht, auf den Knopf dort zu
drüicken! Meine Freunde in Berlin".
Helland lachte hellauf. Er ſchritt zur Tür, öffnete, machte
eine einladende Geſte.
Bitte, gehen Sie . . . Sie jämmerlicher Hanswurſt! ſagte
er kühl.
Am gleichen Abend meldete ein Funkſpruch, daß der Maſchi=
nenwärter
Wilhelm Gericke aus Roitzſch, Provinz Sachſen, beim
Oelen einer Dynamo von deren Ankern erfaßt und in Stücke
geriſſen worden ſei.
An Stelle des Verunglückten trat der Hilfsmonteur Simon
Boulandre den Dienſt beim Backbordmotor des A=S VI an.
Als er zum erſtenmal den Maſchinenraum betrat, zeigte ihm

Stawſki die letzten Blutſpritzer auf der Schalttafel. Bis hierher
hat es ihn geſchmiſſen, erklärte er. Die Sicherungen brannten
ſelbſtverſtändlich durch, und wir mußten uns erſt durch das ganze
Schiff taſten, bis wir die Beſcherung entdeckten. War kein dum=
uier
Kerl, der Deutſche, aber vom Fach hat er nichts verſtanden.
Der nun ſechs Monate währende Tag ging allmählich in
fahle Dämmerung über. Junerhalb verundzſanzig Stunden
kam die Sonne nur für kurze Zeit über den Horizout und leuch=
tete
als ein glutroter Ball matt durch den Nebel.
Schneeſtürie von nnerhörter Gewalt fegten aus dem Süden
Unmaſſen weißer Kriſtalle begruben langſam die Eisſtadt.
Die Temderatur fiel ſprunghaft: fünfzehn Grad, zwanzig,
ſichtundreißig unter Null. Fett und Fleiſch aus den Depots wur=
den
als metallhart gefrorene Klumpen geliefert, die man in den
Küchen mit Beil und Säge zerteilen mußte.
Aber Hellands Organiſation bewährte ſich. Ein Teil der
Feierſchichten arbeitete unter dem Schnee an Tunnels, welche die
einzelnen Bauten und Straßenzüge der Siedlung miteinander
verbinden ſollten. In dieſen Kanälen wurden Feldbahnen ge=
legt
, Ausweicheſtellen und Bahnhöfe ausgehöhlt. Die Arbeiter
konnten die Stollen erreichen, ohne auch nur einen Augenblick
dem mörderiſchen Klima ausgeſetzt zu werden. Der Belagſtano
des Spitals wies kaum eine Steigerung auf. Tonfilmtheater
und Vorträge, Konzerte und ſportliche Veranſtaltungen kämpften
gegen Langeweile und Schwermut, welche ſchwächere Charaktere
im Polarwinter befallen und den Skorbut pſychiſch vorbereiten,
Trotz allem zählte der Großteil der Antarktismänner die
Tage bis zu ihrer Ablöſung. Waren auch die Löhne außerordent=
lich
hoch, ſo fehlten doch zwei weſentliche Urſachen der Zufrieden=
heit
: Freiheit und Frauen. Es gab in der ganzen Siedlung, i.
auf tauſend Meilen im Umkreis kein weibliches Weſen. Man
vermied es ſogar peinlich, den Leuten Filme vorzuführen, die
ihre Sehnſucht nach Heimat und Familie wachrufen konnten.
Die Diſziplin war ungeheuer. Klingelſignale riefen zur
Arbeit, zum Eſſen, zu Zerſtreuung und Nuhe. Jedes Verſäum=
nis
, die geringſte Unpünktlichkeit wurde mit Lohnabzügen und
Verſetzung beſtraft.
Soldaten der Arbeit war Hellands Lieblingswort, wenn
er ſich an ſeine Leute wandte. Hellands Armee, vor einem
Jahr noch Zeitungsphraſe, war härteſte Wirklichkeit geworden.
(Fortſetzung folgt )

Eine große Verfüngung
Mes Lagers solls bei Langheins
geben Deshalb Murden alle Preise
Trgerahnte Bilder, Fhotorshmen.
Selgemälde und Spiegel zum
Lnentur-Ausyerkaut
n 1920 Prozent redusiert
Mer jetzt kauft, Kann viel spsren!
ANGHEINZ
Karlstr. 25, Ecke Hölgesstraße

Era
hamstert
wei Wäsche-Posner.
Die billigen Angebote
Im Inventur- Ausver-
kauf
verführen aber
much direkt dazu. Sc
Gülig hat’s Wäsche
Lind Textilwaren auch/
Fange nicht mehr
gegeben.
A
K
Ecke Frankfurter.

Grammophon-
Reparaturen
Billigſt b. Fachmann
Sahn, Schwanenſt. 20
189a)

Mädchen v. Lande,
17 J. alt, ehrlich u.
arbeitswillig, ſucht
Stellung per 15. 1.
oder 1. 2. 32 Ang.
u. J. 7 Gſchſt. (*md Tüchtiges
ſofort geſucht. (Imd/Erfolge. Näh.: Aelt. Mädchen
n. unt. 24 J., wel=
ches
auch b. War.=
Verkauf mith. will
(keine gel. Verk.)
geſucht. Angeb. u.
J. 17 a. d. Geſch. (* Schneiderin empf.
ſich, fert. auch Kna=
benanzüge
, Tg. 3.ℳ/.
Ang. u. H.249 Gſch.
HäNNLIEN Beitragung von
Büchern, Bilanzen,
Steuererklärungen
dch. Fachmann. An=
gebote
unter J 31 Näh. Geſchſt. (58511
Tüchtig., zuverläſſ.
Mädchen
mit Ia Zeugn. aus erteilt gründl. Unter=
erſt
. Häuſ. z. 15. 1.
geſucht. Ausf. Off. an die Geſchſt. ( id
O
WEIBLIcH
Fleiß. ſchulfr. Mäd=
ſchen
für vorm. geſ.
Näh. Geſchäftsſt. (* M
Hamburger Großfirma ſucht
erſiklaſſige

Lei
äm Ausſchnitt
SSchuh=Bedarfs=Art.
Bleichſtraße 46
mm alten Bahnhof.
(2290

Akku laden
60 und 70 Pfg.
Reparatur. billigſt.
Akkurepar.=u. Lade=
ſtelle
Grafenſtraße 6
und Anahmeſtelle
Erbacherſtraße 1.
Klavierſtimmen
ſofort
Arnold=Sohn
Ecke Erbacherſtraße.
TTelef. 2457. (3264
Ke
UEIBLICH
Jung. Mädchen, 22
J. alt, m. all. Haus=
mrb
. u. Koch. vertr.,
J. Stellg., a. liebſt.
ei ält. Ehep., ſof.
od. ſpäter. Angeb.
u. H. 245 Gſchſt. (*

Berſehung
Malur
n. ähnl. Ziele.
Gründl. Nachhilfe f.
Schüler all. Klaſſen
u. ſorgfält. Exam.=
Vorbereitung. Re=
petitorien
uſw. in
Mathematik,
Phyſik. Chemie
übern. Akademikerin
(Dr. phil.); ebenſo,
doch nur für jüng.
Schüler, energiſche
Nachhilfe in
Franzöſiſch und
Engliſch.
Mäß. Preiſe, beſte
Empfehlungen:
Servierfräulein nachweisbar gute
Obergaſſe 38. Fuchsſtr. 20, part.
(18526b)

Gründlichen
Klavier=Unterricht

L. Indorf.
chwanenſtraße /
(177a)

Wittmann=
Malut ſtraße 30.I
(272a)
Wer erteilt Violin=
unterricht
? Ang.m.
Pr. u. J. 25 Gſch.*

Kundenwerber
für Margarine. Hoher Verdienſt, Offerten!
unter J 3 an die Geſchäftsſtelle,

Junglehrer (Dr phil.)
richt in Mathematik
und Raturwiſſenſchaften.
u. J. 14 Geſchſt. (* Angebote unter F 28
an die Geſchäftsſtelle
dieſes Blattes.

Verloren
zwiſchen Wovgsplatz,
Hügelſtr., Wehprecht=
tr
., kl. Tiſchbanner,
glau Seide, ſülbergr.
beſtick.: Bund Köni=
gin
Luiſe. Ortsgr.. .
Geg. Belohn. abzu=
geben
b. Frau Dieck=
mann
. Heidenreich=
ſtraße
6.
(549b

Anſtändiges jung.
Mädchen, 19 J. a.,
ſucht Stellung zum
1. Februar. Ang.
u. J. 13 Geſchſt. (*

Der praktiſche Ratgeber
im Obſt= und Gartenbau
Relteſte
Gartenbau=Zeitſchrift Deutſchlands
Mit Beilage Geflügel= u. Klefnvſeh=
Wirtſchaft
Unentbehrlich für Gartenbeſitzer

Probenummern und berzeichnis von
Sartenbau=Literatur vom. berlag
Trowitzſch X Sohn, Frankfurt=Oder.

Locht täglich Kunderte
in den Schlobgraben
und alle stehen verwundert vor Stegmüllers
Radikal-Reduzierungen. So einen Inventur- Aus-
verkauf
mit derartig billigen Massen-Angeboten
hats in der Nachkriegszeit noch nicht gegeben.
Große Posten
Winter=ULster und Taletots
00
in allen Größen, teils auf eleganter K Seiden-
Ausstattung . . . . . . . . . . . ſetzt Mk. 4 1
Große Posten
Winter=ULster und Taletots
zum Teil reinwollene Qualitäten, in allen modernen
ſetzt Mk. A
Farbtönen . . . . . .
Große Posten
Winter=ULster und Jaletots
erstklassig in Sitz und Verarbeitung, teils ganz
auf KSeidenfutter . . . . . . . . ſetzt Mk. U 1
Modell-Ulster u. Paletots besonders stark ermäßigt
Croße Posten
H.=Sacca= 1. Sport-Anzüge
starke Strapazier-Qualitäten, in guter Verarbeitung
jetst Mk. 4u

Große Posten
H.=Saccu= u. Sport-Anzüge
zum Teil reinwollene Qualitäten, besonders solide
.. jetzt Mk. Hu
Ausstattung . ...
Große Posteu
H.=Sacco= u. Sport-Anzüge
in allen neuen Modefarben, etwas ganz Besonderes
ſetzt mk. 40

Modell-Anzüge teils zur Hälfte des regulären Wertes
Ein Posten
150
Schwarze Kammg.-Anzüge
ne Wolle, regul. Preis bis Mk. 65.00, jetzt Mk. Au

575
SSGRABEN 134134
HINTERM DARMSTADTER SCHIOSS-S

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 6

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Die hyglenlsch verpackte
Voms Haunbärste
Nr. 10 n 1a Gualitzt S0.
bekommen Sie RUF in der 2453
Parfümerie FRANK
Ellsabethenstraße 9 (Alleinverkanf

Mar 28

koſtet ein Wannenbad im Römerbad,
Zimmerſtraße 7. Tel 3834. Alle Arten
Bäder. Bei allen Kaſſen zugelaſſen. (584a

Pianos zu vermieten
A. W. Zimmermann
Darmstadt Grafenstraße 21

We

M
Han getr Strumpfe jd. Art, vom
gröbst. Woll- bis feinst. Seiden-
Strumpf. Füße nicht abschneiden
trickerei Schmidt
Teichhausstr. 34, I Telef. 2536
Beachten Sie bitte unser Schaufenster.
(288

Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 1 ſilberne Medaille, zwei
Autokurbeln 1 Zwicker mit Etui eine
Vorſtecknadel 4 Bund Schlüſſel, 3 ein=
zelne
Schlüſſel, 2 Schläuche. 1 weißer
Arbeitskittel, 1 Schal, 1 gold. Damen=
uhr
mit Stoffarmband, 1 Ledergürtel,
3 Zierdeckchen 1 Schachtel Käſe, 1 Kin=
derſchirm
1 Brillenfutteral, 1 Märchen=
buch
, 1 Halskette, 5 Damenhandtaſchen
mit Inhalt, 6 einzelne Handſchuhe, ein
Paar wollene Handſchuhe. 5 Portemon=
naies
mit Inhalt, 1 Koffer mit Hand=
taſche
, 1 Doublé=Halskette 1 Damen=
ſchirm
. 1 Ruckſack mit Inhalt, 1 Herren=
fahrrad
, 1 ſilberne Damenuhr, 1 ſilb.
Herrenuhr, 1 Taſche mit Backpulver pp.
Zugelaufen: 1 Deutſcher Schäfer=
hund
, 1 junger brauner Hund. Zu=
geflogen
: 1 Wellenſittich, 1 Taube.
Wir machen wiederholt darauf auf=
merkſam
, daß auch noch Fundgegen=
ſtände
vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet ſind. In=
tereſſenten
können die Fundgegenſtände
während der Büroſtunden auf Zimmer
Nr. 11 beſichtigen.

Am Donnerstag, den 7. Ja=
nuar
1932, nachmittags 3 Uhr, ver=
ſteigere
ich in meinem Verſteigerungs=
lokale
Luiſenſtraße 32, zwangsweiſ
meiſtbietend gegen Barzahlung:
1 Klavier, 1 Schreibmaſchine, 2 Polſter=
ſeſſel
, 1 Sprechapparat, 1 Kaſſenſchrank,
1 Radioapparat, 1 Büfett, 1 Credenz,
1 Motorrad, 1 Perſonenwagen, 1 Patent=
kaſſe
, 1 Bild, 68 Meter Waſſerſchlauch
ſowie Möbel aller Art.
Hieran anſchließend an Ort und Stelle
1 Radreifenpreſſe, 1 Stoß Buchenabfall=
holz
, 1 Elektromotor, 1 Nabenbüchſen=
bohrmaſchine
, 38 Doppelreifräder, eir
Wäſcheſchrank.
(597
Darmſtadt, den 6. Januar 1932.

Darmſtadt
Stellbv. des Ger. Vollz. Beinheimer l. Darmſt.

4-Zim.-Wohn.
gut. Geg., nicht pt.,
v. ält. kinderl. Ehe=
paar
geſucht. Ang.
u. J. 15 Geſchſt. (

Lugerranin
ca. 15 qm, Schul=
ſtraße
od. Nähe ſof.
geſucht. Eilangeb.
Schulſtr. 9, Laden.
603)

Unwiderrufl. letzter Tag unseres Neujahr-Programmes

Tohann Strauß? unsterbliche
Operette als Tonfilm
Die
Fledermaus
In den Hauptrollen: (V.579
Anny Ondra, fvan Petrovick,
Georg Alexander u. a.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

Sensation.
Tempo.
Spannung.
Charlotte Susa, Hans Rehmann
und Fritz Rasp
in dem Krimin al-Tonfilm:

Ein Filw, der den Atem benimmt
und in dem sich die Spannung von
Akt zu Akt steigert.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

Weiss Ferdl
als Feldwebel Stops in
Die Mutter der

Die PrankelKompagnie

Tanz-Unterricht

Für einige Studentenverb. werden
noch Damen aus guten Kreiſen zur
Teilnahme geſucht.
Tanzinstitut Eug. Alberti
St ftsſtraße 6 (Künſtler=Kolonie)

Mitagtiſch As

Bruſtkern
Sauerkraut
oder
Speisehaus
Saure Nieren
E. Fauldrath
Ludwigspl. 2. 1.-20
Deſſert
Abendessen von 0.30 an

Ein feuchtfröhlicher bayerischer
Militärschwank aus vergangenen
Tagen.
Beginn: 3.45, 600 und 8.20 Uhr

Beachten Sie unser Mk. 10 000 Preisausschreiben!

1-8=Zimm.
Wohnung
mit Zubehör,
v. auch 6 Zimmer

Alters
Wohnungsnachweis
Eliſabethenſtr. 34.
(601)

19.3022.15 Uhr
Großes Haus
B11 Die lustige Witwe

Preise 0.806 40 Mk. Mete
mit 2 Manſarden / 6. Januar 1932 1517.15 Uhr Landestheater
Mittwoch Zus.-M. V, 9
WKleines Haus 2022.30 Uhr

34=Zim.=Wohng.
m. Zubeh. v. 2 r.
Damen z. 1. 4. geſ.
Off. u. J. 12 Gſch. *

Geräum. 34=Zim.
Wohnung, 2. od. 3.
St., i. ruh. Lage f.
4. od. früh. geſ.
Näh. Geſchäftsſt.

4-Zim.-Wohn.
m. Bad uſw., Süd=
oſtviertel
, von einz.
Dame mit Bedien.
für 1. 4. 32 geſucht.
Angeb. an Köhler,
Heinrichſtr. 58, I.
(548)

Suche in gut. Lage
beſchlagnahmefreie
Wohnung
45 Zim., Küche,
Bad, wenn möglich
Balkon od. Garten=
benutzung
, ſow. Ga=
rage
in der Nähe.
Ang. m. Preis unt.
J. 8 a. d. Gſchſt. (*

RheingaderWeinstube
Inh. H. Moog
Luisenplatz 1
Heute Mittwoch, den 6. Januar 1932
SOADER-KONZERT
mit verstärkter Hauskapelle
600

Sportplatz-Café am Böllenfalltor
Jeden Mittwoch und Samstag
Kaffee- u. Kuchentag: Gedeck 0.90
Abends: Gesellschaftstanz. (594

Geſucht z. 1. April
v. alleinſteh. Dame
kompl. 23=Zimm.=
Wohng. m. Balkon,
eigen. Abſchluß in
ruhig. Hauſe. Ang.
unt. J. 5 Gſchſt.

Beamtenfam. ſucht
34=Z.=Wohng. per
1. April. 3=Z.=Whg.
k. i. Tauſch geg. w.
Ang. u. J. 6 Gſch.*

Suche 2=3.=Wohng.
m. Küche, möglichſt
parterre od. 1. St.
Angeb. unt. H. 244
an die Geſchäftsſt.

3=3.=Wohnung mit
Veranda v.ält.,penſ.
Ehepaar f. 1. 3. od.
1. 4. zu mieten geſ.
Ev. auch Traiſa od.
Jugenheim. Ang. u.
H. 247 a. d. Gſch.

Engros-Geschäft
ſucht Parterre=Räumlichkeiten für Lager
und Büro, evtl. Laden m. anſchl. Räum.
inmitten d. Stadt per 1. April zu mieten
Angeb. unt. H 237 an die Geſchäftsſt. (*

1 yimmerrSnng
mit Zubehör, neuzeitlich, oder ent=
ſprechende
Wohnung, per 1. April
zu mieten geſucht. Offerten unter
II 242 an die Geſchäftsſtelle. (*

Kinderloſes Ehepaar
pünktl. Zahler, ſucht per 1. 4. 1932
moderne 3-4-Zimmerwohn.
mit Bad u. all. Zubeh. bei Normal=
miete
in nur guter Lage. Ang. erb.
u. H 243 an die Geſchäftsſt.

mit Küche und Bad, hell und geräumig,
Alt= oder Neubau, zum 1. April 1932
geſucht. Angebote erbeten unter 1 10
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl.
(265

4

in guter Lage, per ſofort oder ſpäter
zu mieten geſucht. Ausführliche An=
gebote
mit Mietangabe erbeten unter
1 32 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. (593

2-Zimmer=
Wohnung
mit Küche geſucht
von pünktl. zahlen=
dem
Mieter. Ang.
unt. H. 239 Gſch.

2=Zimm.=Wohnung,
beſchl.=frei, p. 1. 2.
oder 1. 3. geſucht.
Preisangebote unt.
J. 16 a. d. Geſch. (=

Einf. möbl. Zimm.
alsb. z. mieten geſ.
Ang. u. H. 241 Gſch.*

Jung. Mann ſucht
möbl. Zimmer mit
ſep. Eing. Off. m.
Pr. u. J. 22 Gſch.*

Verein Freie Schule Darmstadt (E. V.)
Samstag, 9. Januar, 20.15 Uhr, Anla des Lndw.-Georg-Gymnasiums, Karlstr. 3
Herr W. Lange-Seth von der freien Waldorf-Schule, Hannover
Die Weihnachtsspiele in den Freien Waldorfschulen
Unkostenbeitrag: Richtsatz Mark 1.
(581

Heute ab ½9 Uhr
Gesellschafts-Abend
Mittwochs, Samstags u. Sonntags nachts geöffnet.
583

Um Stenographieren zu lernen
bedarf es nicht nur des eigenen guten
Willens, sondernauch tüchtiger Lehrer und
die ünden Sie in unseren neubeginnenden
Anfängerkursen 7. u. 11. Jan. 20 Uhr
Fortbildungskursen 8. u. 12. Jan. 20 Uhr
Redeschriftkursen 7. n. 12. Jan. 20 Uhr
(Ballonschnle)
(576
Anfängerkursen 8. u. 12. Jan. 19 Uhr
(Bessunger Knabenschnle)
Maschinenschreiben ( Zehnfngerblindschreib-
methode
). Ballonpl. 7. Tages- u. Abendunterricht.
gegr.
uabelsberger SienographenVerein get
Verein für Einheitskurzschrift e. V.

Flaſchen
kauft ſtets Zwickler,
Schwanenſtr. 12.
Telefon 1760.

Achkung!
Weg. dring. Bedarf
zahle ich ſtaun, hohe
Preiſe f. getragene
Kleider, Schuhe etc.
Holzſtraße ?
M. Winwizki.
Poſtkarte genügt.

Wegen Umzug
Räumungs-Ausverkauf!
Werkzeuge aller Art
Beschläge, Elsenwaren
zuherabgesetzten Preisen
Gebrüder David, Darmstadt

Schützenstraße 8.

45=Zim.=Wohng.
von höh. Beamten
z. 1. 4. 32 geſucht.
(3 Erwachſ.) Ang.u.
J. 19 Geſch. (Em=

Std ſucht kl. frdl. mbl.
Zimmer(evtl. Klavier=
benutzung
) in äußer
ruhiger Lage (evtl.
Tintenvt. für ca. 25.4
Angebote unter J 27
Geſchäftsſtelle,

Ladenlokal
oder Etage
in guter Geſchäfts=
lage
für Textil=
Engrosgeſchäft geſ.
Angeb. m. Preis u.
H. 240 a. d. Gſchſt.*

Kl. Schreibt., Chaiſ.
Stühle, kl. Schränk=
chen
u. Tiſch etc. z.
kaufen geſ. Off. u.
J. 11 a. d. Geſch. (*
Glasabſchluß z. kauf.
geſucht. Näheres
Geſchäftsſtelle.

Guterhalt. guße ſ od.
Stahlbadewanne zu
kauf. geſucht. Angeb.
unter F 26 Geſchſt.

Kleines. Füllöfchen
zu kaufen geſucht.
Angeb. unt. H. 248
an die Geſchſt.

Rae
ausgekämmte u. ab=
geſchnittene
, kauft
laufend G. Kanzler,
Friſeur, Schulſtr. 12.
(582a)

UMION BANK
Rheinstr. 24 Fernruf: 100, 1010, 3000, 3001
(180a

Kaufe
getr. Kleider,Schuhe,
Boden= und Keller=
kram
und Flaſchen.
Blum
Lauteſchlägerſtr. 12,
Laden Kl. Bachg. 5.
S0ch in4.

1= o. 2tür. Kleider=
ſchrank
, Waſchkom.,
Tiſch, Stühle,
Vertiko, Sofa zu
kaufen geſ. Off. u.
J. 18 a. d. Geſch. (*

1 Küchenkiſch
Racic
1 kl. Bücherſchr.
für jeden annehm=
baren
Preis abzu=
geben
.
Kaſinoſtraße 20,I.
Herrenrad, gt. erh.,
für 15 zu ver=
kaufen
. Prinz=
Chriſtian=Weg 25.

Wenig geſp., kreuzſ.
Pianos
kauf. Sie ſehr bill.
m. voll. Gar. bei
Fiſcher,Rhönring79.

1 Poſten zurück=
geſetzte
Kinder=
wagen
m. Verdeck
nur 30. Mark.
B. Orio, Karl=
tr
. 14/16. (506a

Küche
ſehr gut erh., zu
verk. Anzuſ. Mitt=
woch
91 u. 8 Uhr
Schwanenſtr. 6, I.

Habe im Auftr. zu
verkauf., Kirchſtr. 1,
Torhalle: 1 kleine
Theke 10 , 1 früh.
Muſikautomat, als
Schrank geeign., m.
* Gefach., 1 Glas=
ſcheibe
15 1 kl.
1tür. Kleiderſchrank
10.- .

Naturlaſ. Küche
billig zu verkaufen
Wienerſtr. 47, I. (*

W. Kinderwg. f.25.0
zu verk. May, Lie=
bigſtr
. 10. Mſd.

ALLLLA Bim. Wibeimsaue !

Das Buch: Was mit
Wnoch erfunden werden?
wird gratis verſandt
Folkmar, Berlin=
II. Bln, 18521)

Ein=
Kuest

Rern

Zuschnelden, Anprobieren, Nähen,
Bügeln und viele andere wichtige
schneiderische Kniffe lehrt mit seiner reich-
lichen
, tilmartig- deutlichen Bebilderung
Wir schneidern alles‟
Ein kleines, überall erhältliches Schneider-
lexikon
aus dem Beyer-Verlag, dem Schöpfer
der millionenfach bewährten Beyer-Schnitte 2

Vorlag Otfo Bever

LeipriglBerlin

Schreſbnaſchin,
von 40 an. (580a
Orga=Verkaufsbür=
Friedmann,
Luiſenplatz 1

Gutes Herrenrad
(Victoria) 25 Mk.,
gutes Damenrad.
(Exzelſior) 30 Mk.
zu verkaufen. (533b
Karlſtr. 14, Laden.

TOTAUla
genugt

Kestposten
teils leicht angestaubt
mit kleinen Schönheitsfehlern

Taschentücher

hochwerlige Qualitäten, in Stickerei,
Spitzen- oder Hohlsaum-Ausführung,
ohne Rücksicht auf den früheren Wert,
Stück . .. . . . . . . . 45, 25, I2

3

Gummischürzen
besonders herabgesetzt . . . . Stück 193

Biber-Bettücher
150/220, durch Dekoration leicht an-
gestaubt
, bedeutend reduziert,
Stück . . . . . . . . . . . 2.95,
598

aias

AOlA

INYENTUR-AUTUE RKAUE