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Pöchentliche ilnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Origtnal=Aufſätze und eigene Nachrichten mur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 287
Freitag, den 16. Okiober 1931.
194. Jahrgang
A mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspſa.
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auſträge und Teiſung von Schadenerſatz. Bei
Konhurs oder gerſchtiſcher Beltreibung fänlt ſeder
Nabant weg. Banſſonte Deuſche Bonk und Darme
Kädter und Natſonalbanf.
M
echenf
Der Mamo, un Bratig.
gelden gegen den Kanzler.— Die Volksparkei forderk die Heranziehung der Rechken zur Mikarbeit und Verankwarkung.
Die Bayern für den Kanzler. — Angewiſſe Enkſcheidung. — Knappe Mehrheik wahrſcheinlich.
ſofortige Beſeitigung aller ungerechtfertigten Preisbin=
Dr. Breitſcheid hat die Privatwirtſchaft für die ganze
Wirtſchaftsnot verantwortlich gemacht und erklärt, ſie
dungen könne das ſchlimmſte verhütet werden, nur dann
Vor der Enkſcheidung.
habe verſagt. In Deutſchland iſt aber die
Privatwirt=
könne auch die notwendige Anpaſſung der Lohntarife durch=
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
1Die große politiſche Ausſprache, in der über das Schickſal
Kabinetts Brüning gewürfelt wird, iſt zu Ende. Formell
nteuch noch nicht. Sie wird am Freitag noch einige Stunden
criefetzt und wohl auch noch einen Schlußappell des Kanzlers
ſtüzen. Aber inhaltlich hat ſie ſich doch bereits erſchöpft. Von
Uel, anſen Neden der heutigen Sitzung bemerkenswert, war die des
Hers der Deutſchen Volkspartei, Dingeldeh, der vor einer
neluren Aufgabe ſtand. Er mußte ſeine Fraktion abſetzen gegen
ſenKanzler, den er bisher maßgebend unterſtützt hatte, und er
mte ſich gleichzeitig eigentlich nach allen Fronten verteidigen.
Elat auf alle Fechterkunſtſtücke verzichtet und ſich nur mit den
Enen ſelbſt auseinandergeſetzt. Er hat dabei von den
Hoff=
arnen geſprochen, mit denen die Deutſche Volkspartei den
Ahler zunächſt geſtützt hatte und von den Gründen, die ſie
Fil dazu zwingen, ſich von Herrn Dr. Brüning zu trennen,
Uie dabei doch in vornehmer Form die Perſönlichkeit des
ſänlers gewürdigt und alles vermieden, was irgendwie eine
ſüſche Gereiztheit hätte auslöſen können. Eine geſchlagene
Fude lang hat er das Ohr des ganzen Hauſes gehabt, ein
Rwis dafür, daß wenigſtens das paſſive Verſtändnis für eine
MRede bei allen Fraktionen noch vorhanden iſt. Anſonſten
das Intereſſe des Reichstages mehr in der Wandelhalle,
tach wie vor über
die Ausſichken des Kabinekks
geführt werden. Weiter fordert der Redner eine
Plan=
wirtſchaft mit Eingliederung der Arbeiterſchaft in den
Pro=
duktionsprozeß als gleichberechtigten Faktor neben
Unter=
nehmer und Kapital.
Ferner fordere der Volksdienſt die unverzügliche
Durch=
führung des angekündigten Schutzes der landwirtſchaftlichen
Veredelungsproduktion. Zu einer Diktatur werde der
Volks=
dienſt nicht die Hand bieten. Er glaube aber, daß
es ein nationales Unglück wäre, wenn man die radikalen
Rechtsgruppen für immer und von vornherein
grundſätz=
lich von der Mitarbeit und der Verantwortung ausſchließen
wollte. Im Anſchluß daran wirft er die Frage auf, was
die Harzburger Forderung nach Beſeitigung des heutigen
Syſtems bedeuten ſolle. Wenn man ſogar die
Verſtän=
digung mit Frankreich wolle, worin ſolle dann noch der
Unterſchied beſtehen zwiſchen einer neuen und der jetzigen
Außenpolitik?
Zum Schluß wendet ſich der Redner gegen die Ausnutzung und
Vertiefung der konfeſſionellen Unterſchiede im Dienſte
partei=
politiſcher Ziele, wie ſie die ſogenannte nationale Oppofition
betreibe. An das Zentrum richtet er die Forderung: Geben
Sie dem ebangeliſchen Volksteil mehr als ſeither den deutlich
erkennbaren Beweis lohalen Willens, vor allem dort, wo Sie
die politiſche Macht haben!
it, mit dem Rechenſtift diskutiert wurde. Der Kanzler ſetzt
utzm Werbefeldzug bis zum letzten Augenblick fort. Er mußte
Wſegen am Donnerstag noch die Kabinettsſitzung ausfallen
auſt, weil er ganz von den Verhandlungen in Anſpruch
ge=
ſtarmen wurde. Nachdem er auf die Volkspartei nun end=
Räiz verzichten mußte, blieb ihm ein möglicher Rückhalt nur
ia ſen Bayern, beim Landvolk und bei der Wirtſchaftspartei.
94zLandvolk hat ſich auf ein Mißtrauensvotum feſtgelegt. Dr.
Gtuing hofft aber, hier doch wenigſtens noch einzelne Stimmen
6ſ0 enuinen zu können, wenn er Herrn Schlange=Schöningen zum
Maimmiſſar macht und ihn ins Kabinett zieht, ſo daß
wenig=
ſtand der enge Kreis um Schlange=Schöningen gegen ein
Miß=
echel
,8z buraunsvotum ſtimmen würde. Auch die Bahern haben wohl
ringe Butgſtändniſſe erhalten, durch die nicht nur ihre Abſtimmung
: mur ſese das Mißtrauensvotum, die ja von vornherein ſicher war,
leelitatb ahrn auch gegen die Anträge auf Aufhebung der
Notverord=
au gewährleiſtet iſt. Bliebe aber immer noch die
Wirtſchafts=
aat, die ſich als außerordentlich zähe im Verhandeln erwies.
„r len Abendſtunden ſcheint ein Kompromiß gelungen zu ſein.
UIabFin ganze Anzahl der Forderungen der Wirtſchaftspartei iſt
risll, aber vor allem für die Gewerbedarlehenskaſſen, die
Spar=
ngduglie der Innungen, ein erheblicher Betrag vom Finanzminiſter
ei geug Verfügung geſtellt. Die Wirtſchaftspartei hat ihre ent=
und uchkt ſiende Fraktionsſitzung zwar erſt am Freitag vormittag.
Auserilil wird aber damit rechnen können, daß ſie zu etwa
Zwei=
gföſter atin das Mißtrauensvotum ablehnt, während nur ihr
rech=
eig der klügel gegen die Regierung ſtimmt. Auch die Deutſche
ugehmr ſſpartei faßt ihre Beſchlüſſe erſt am Freitag vormittag. Es
ſborun, aber immer noch Verſuche gemacht, eine einheitliche
bittllng der Fraktion auf Stimmenthaltung durchzuſetzen. Das
chſt uns aber ausſichtslos. Ob freilich auf der anderen
5c11 ein Fraktionszwang für das Mißtrauensvotum
durch=
ſerürt wird, iſt ebenfalls noch ungewiß. Immerhin wird eine
Zdſbrittel=Mehrheit der Fraktion mit der Oppoſition ſtimmen.
Dar Reſt wird ſich der Abſtimmung fernhalten mit einzelnen
usahmen, die vielleicht offen für die Regierung eintreten.
m ganzen ergibt ſich alſo etwa das Bild, daß der Kanzler
es pllbeſetztem Hauſe mit einer Mehrheit von zehn Stimmen
kahnn kann, wenn er Glück hat. Dagegen könnten
Erkran=
ungn oder andere Zufälle noch im letzten Augenblick einen
Strſ durch dieſe Rechnung machen und die Regierung doch
n10 Minderheit bringen. Ungewiß iſt der Ausgang nach wie
ſos, venn auch gefühlsmäßig die größere Wahrſcheinlichkeit für
ünfg Sieg des Kanzlers ſpricht. Die Dispoſitionen ſind ſo ge=
Fofſn, daß vorausſichtlich am Freitag abend — der Reichstag
(tän m 12 Uhr wieder zuſammen — zwiſchen 6 und 7 Uhr die
Aſſtmungen vorgenommen werden.
Noch keine Klärung im Reichskag.
Feichtagspräſident Loebe eröffnet die heutige
Reichstags=
ſitztz um 13 Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung verlangt
Abg Pecker=Schleſien (Komm.) die ſofortige Beratung eines
bormuhtiſtiſchen Antrages dahingehend, daß die Wenzeslaus=
Gruk bei Neurode beſchlagnahmt und den Bergarbeitern zur
Berſguung geſtellt wird.
ie ſofortige Beratung des Antrages wird abgelehnt.
ie Ausſprache über die Regierungserklärung wird fort=
Abg. Simpfendörfer (Chr. 50z.)
fovct eine Außenpolitik, die alle Kräfte der Nation in den
et der nationalen Befreiung ſtelle und zum Kampf um die
Aödug und Gleichberechtigung unter den Großmächten benutze.
2r Volksdienſt fordere ein raſches und energiſches
Durch=
ſeifen auf dem Gebiete des Kartellweſens. Nur durch
Abg. Dingelden 19.pp.):
Weil der Reichskanzler bei ſeinem Amtsantritt den Mut
zur Unpopularität gezeigt, weil er Wege eingeſchlagen hat,
die von den bisherigen Methoden ganz abwichen, deshalb
gaben wir ihm unſere Unterſtützung.
Wenn die weitere Entwicklung eine Aenderung unſerer Haltung
herbeigeführt hat, ſo iſt es mir ein Bedürfnis, zu betonen, daß
die Hochachtung und Verehrung vor dem vaterländiſchen Willen,
vor dem ſittlichen Ernſt und vor den hervorragenden
Fähig=
keiten des Reichskanzlers bei meinen Freunden ſelbſtverſtändlich
unbeeinflußt von jeder Meinungsverſchiedenheit über die
Me=
thoden unberändert erhalten bleibt. (Beifall.)
Die von uns gebilligte Politik der unvopulären
Aner=
kennung der Wirklichkeit mußte naturgemäß zu einer immer
weiteren Entfernung von den Parteien führen. Die formelle
Unabhängigkeit der Regierung von den Parteien beſtand aber
tatſächlich nicht, denn die Notverordnungen konnten nur beſtehen
bleiben, wenn die Parteien ihre Aufhebung ablehnten. So
wurden
die Parteien belaftet mit der Verantwortung für
Maß=
nahmen, auf die ſie keinen Einfluß gehabt hatten.
Es hat ſich hier gezeigt, daß die Reichsverfaſſung nicht
angepaßt iſt den Regierungsmethoden, die zur
Abwehr dringender Notſtände erforderlich ſind.
Die Regierung hätte deshalb das Aeußerſte daranſetzen
müſſen, die pſychologiſche Vorbereitung für ihre
Maßnah=
men im Volke zu ſchaffen. (Sehr richtig.) Daran hat es
gefehlt. Es iſt auch der Fehler aus der Kriegszeit
wieder=
holt worden, daß man dem Volke den ganzen Ernſt der
Lage verſchwieg. Uebertriebener Peſſimismus iſt
ſicher=
lich ſchädlich, aber noch weniger wird dem Volke genutzt
durch einen Optimismus, der durch die Entwicklung der
Dinge immer wieder in allerkürzeſter Friſt Lügen geſtraft
wird. (Lebhafte Zuſtimmung rechts.) In der Zeit, als
die Kriſe ihren Höhepunkt erreicht hatte und das Volk in
größter Beſorgnis auf die Regierung ſchaute, da fehlte
das erlöſende Wort des Reichskanzlers.
(Zurufe der Sozialdemokraten: „Was ſollte er denn ſagen?
Sagen Sie es doch!‟) Das werde ich nachher tun.
Wir haben eine ungeheuere Fehlleitung des Kapitals in
Deutſchland gehabt (Abg. Dittmann=Soz.: „Sind dafür
vielleicht die Marxiſten verantwortlich?‟) Gewiß iſt auch
zum großen Teil die Privatwirtſchaft dafür
verantwort=
lich. (Hört: hörtl links.)
Die Milliarden aber, die von der öffentlichen Hand in den
Wohnungsbau geſteckt worden ſind, können jetzt ſchon zum
größ=
ten Teil volkswirtſchaftlich als verloren betrachtet werden.
Die Fehler liegen vor allem auch auf dem Gebiete der
Löhne und Gehälter.
(Große Unruhe links, Rufe der Sozialdemokraten und
Kom=
muniſten: „Endlich iſt es heraus, was er will”) Wir haben
den Kanzler unterſtützt, indem wir ihm die Ausſchaltung der
parlamentariſchen Hemmungen durch die lange Reichstagspauſe
ermöglicht haben. Er hat bald darauf in einer
Notver=
ordnung entgegen allen Zuſicherungen die
Wirtſchaft mit neuen ſchweren Steuern belaſtet.
In den Wochen nach der furchtbaren Bankenkriſe erſchöpfte ſich
die Tätigkeit der Regierung nur in langen Beratungen über
die Bankenkontrolle, aber es kam von der Regierung nicht die
Parole, die dem Volk in der Zeit ſchwerſter Erſchütterungen
neues Vertrauen hätte geben können. (Lebhafte Zurufe links:
„Welche Parole?”) Ich werde meine Pgrole Ihnen ſchon noch
ſagen.
ſchaft durch die Geſetzgebung ſo gefeffelt worden, daß ihr
jede Bewegungsfreiheit genommen iſt. (Rufe links: „In
Amerika iſt die Privatwirtſchaft doch ungefeſſelt!)
Die ſchweren Laſten, die in den Notverordnungen der
Be=
amtenſchaft auferlegt wurden, könnten von ihr nur ertragen
werden wenn ſie begleitet werden von einer anderen
Maß=
nahme, von der
Auflockerung des geſamten Syſtems der Preis= und
Lohn=
bildung in Deutſchland.
(Rufe links: „Die Parole der Hungerlöhne!”) Iſt es beſſer,
wenn eine kleine Zahl von Arbeitern geſicherte Löhne hat, oder
wäre es nicht beſſer, wenn möglichſt viele Menſchen, wenn auch
zu veränderten Bedingungen, wieder in Brot und Arbeit
kom=
men? (Lebhafte Zurufe links: „Sie wollen alſo noch weitere
Lohnherabſetzungen!“) Die Erſparnismaßnahmen, die bei der
Arbeitsloſenverſicherung geplant waren, ſind durch den
Ein=
fluß der Sozialdemokratie verhindert worden. Abg. Aufhäuſer=
Soz.: „Wiſſen Sie, wieviel ein Arbeitsloſer bekommt?‟ Das
wird der Herr Reichskanzler ſchon wiſſen. (Abg. Aufhäuſer:
„Aber Sie ſcheinen es nicht zu wiſſen, Herr Dingeldeh.)
Ich habe mich gefreut über den Satz in der Kanzlerrede,
daß in dem Verhältnis der Arbeitgeber zu den
Arbeitneh=
mern die freiwillige Arbeitsgemeinſchaft beider Teile beſſer
wäre als der ſtaatliche Eingriff der Schlichtungsbehörden.
Ich frage mich nur, was die Regierung gehindert hat,
dieſen begrüßenswerten Grundſatz ſchon vor einem halben
Jahr oder früher durchzuſetzen. Reichskanzler Dr.
Brü=
ning: Wir waren im Vorjahre zu Pfingſten ſoweit, dieſe
Arbeitsgemeinſchaft zuſtande zu bringen, und dann iſt ſie
von einem beſtimmten Teil der Induſtrie im letzten
Augenblick zerſchlagen worden! (Lebhafte Hörtl hörti=
Nufe.) Abg. Dingeldey fährt fort: Der ſtarke
Ein=
fluß, den die Sozialdemokratie auf die Regierung
aus=
übt, läßt uns befürchten, daß der Kanzler auch diejenigen
Teile ſeines Programms nicht durchſetzen wird, die wir
grundſätzlich billigen.
Der Reichskanzler hat mit Bedauern feſtgeſtellt, daß die
Bil=
dung einer nationalen Konzentrationsregierung in Deutſchland
nicht möglich geweſen ſei. Ich habe wiederholt öffentlich und
auch von Mann zu Mann den Reichskanzler beſchworen, einen
Schritt in aller Oeffentlichkeit unter Einſetzung des äußerſten
Druckes und der Autorität der Reichsregierung zu unternehmen,
um die Tatſache feſtzuſtellen vor allem Volke, ob die Bildung
einer nationalen Konzentrationsregierung unmöglich iſt und
wen dafür die Verantwortung trifft. Dieſe Feſtſtellung wird
auch für die kommende Entwicklung von größter Bedeutung ſein.
Die Kommuniſten werden in dieſem Winter verſuchen,
unter Ausnutzung der Not gewaltſam den Staat aus den
Fugen zu heben. Wir erwarten, daß ſolchen Verſuchen
mitleidlos entgegengetreten wird. In dieſer Notzeit
dür=
fen die nationalen Kräfte des Volkes nicht weiter der
Verzweiflung und Oppoſition überlaſſen werden. Sie
müſſen von der Regierung zur Mitarbeit herangezogen
werden. Man muß ihnen die Möglichkeit geben, an der
verantwortlichen Negierung des Staates mitzuwirken.
Wir wollen nicht davon laſſen, die Brücke zu zeigen, die
den Herandrängenden geſchlagen werden muß. Allerdings
lehnen wir die Methoden, mit denen Dr. Oberfohren uns
geſtern gegenübertrat ab. Wir ſind der Anſicht, daß der
Verſuch des Kanzlers, ſein Programm mit den
ſozial=
demokratiſchen Bundesgenoſſen durchzuführen,
ausſichts=
los iſt. Aus all dieſen Gründen ſind wir trotz des
Ver=
trauens, das wir dem Kanzler perſönlich entgegenbringen,
nicht davon überzeugt, daß unſer Volk auf dieſem Wege
den ſchweren Winter überſtehen kann. Meine Freunde
ſind daher nicht in der Lage, den Kanzler zu ſtützen. (
Leb=
hafter Beifall bei der Deutſchen Volkspartei.)
Abg. Leicht (Bayr. Bp.):
Erwarten Sie von mir nicht, daß ich Brücken baue, die ſchon
einſtürzen, bevor ſie fertig ſind. (Sehr gut!) Dem Vorredner
kann ich mir nur in der Anerkennung anſchließen, die er der
Ar=
beit des Reichskanzlers gezollt hat. Der Grund dafür, daß das
Vertrauen zu Deutſchland noch nicht tiefer geſunken iſt, iſt
zurück=
zuführen auf die Perſon und den Namen Brüning. Das neue
Kabinett ſoll nach der Erklärung des Kanzlers von den Parteien
noch unabhängiger ſein als das alte. Das hat aber die
Kehr=
ſeite, daß auch keine Fraktion gebunden iſt an Kabinettsbeſchlüſſe
oder an die Haltung ihrer Miniſter im Kabinett.
Notwendig iſt in dieſer ſchweren Zeit die ſchleunige
In=
angriffnahme der Winterhilfe. (Beifall.) Wenn man
frei=
lich eine Winterhilfe organiſiert nur für diejenigen, die das
Hakenkreuz oder das Stahlhelmabzeichen tragen, ſo hat das
mit chriſtlicher Nächſtenliebe nichts zu tun. (Zuruf von den
Nationalſozialiſten: „Herr Prälat, Sie haben das
Chriſten=
tum mit Löffeln gefreſſen!“ — Präſident Loebe rügt dieſen
Zuruf.) Wir erſtreben die Verſtändigung zwiſchen den
Ar=
beitgebern und den Arbeitnehmern. Dieſer Verſtändigung
wird aber nicht dadurch gedient, daß die
Unternehmerver=
bände vorher mit einem Programm in Form eines
Ultima=
tums kommen, dem dann die Gewerkſchaften ein Ultimatum
entgegenſetzen.
Seite 2
Freitag, den 16. Oktober 1931
Nummer 287
Die Notverordnungen dürfen nicht benutzt werden, um in allen
möglichen Fragen die Länderhoheit zu verletzen. — Der Redner
empfiehlt in dieſem Zuſammenhang die bekannten
Aenderungs=
anträge der Bayeriſchen Volkspartei. Er verlangt weiter
Ein=
ſchränkung der Einfuhr ausländiſcher Nahrungsmittel, vor allem
der chineſiſchen Eier. Der gefährlichen Entwicklung der
Groß=
konzerne müſſe die größte Aufmerkſamkeit zugewandt werden. In
dem neuen Wirtſchaftsbeirat ſollte auch der Mittelſtand eine
Ver=
tretung haben.
Wir begrüßen vor allem die entſchiedene Ablehnung aller
Inflationspläne durch den Reichskanzler. Eine Regierung,
die nochmals eine Inflation herbeiführen wollte, würde mit
Recht vom Volke weggefegt werden. Die Veranſtalter der
Harzburger Tagung leugnen zwar eine ſolche Abſicht. (Abg.
Stöhr (Natſ.)): „Wir haben uns feierlich dagegen erklärt!“)
Ja, aber Sie können nicht in die Herzen Ihrer Harzburger
Bundesgenoſſen hineinſehen. Mit ſolchen Plänen wie
„innere Währung” und dergleichen wird der Anfang mit
der Inflation gemacht.
nicht gerettet werden konnten und der Verelendung verfielen. Wir
können uns nicht des Eindrucks erwehren, daß für den
Kanz=
ler die Fragen der Landwirtſchaft Fragen
zwei=
ten Grades geweſen ſind. Deshalb ſtimmen wir den
Mißtrauensanträgen zu.
Eine gemeinſame Akkion der Städke
Abg. Ziegler (50z. A.P.)
Wenn das Dritte Reich da iſt (Abg. Stöhr (Natſ.): „Dann
brau=
chen wir Sie auch!”). Es freut mich, daß ich auch im Dritten Reich
unentbehrlich bin. (Große Heiterkeit.) Meine Weltanſchauung iſt
aber die der chriſtlichen Liebe und nicht des Haſſes. Wenn Dr.
Oberfohren unter Hinweis auf Harzburg davon ſprach, daß dort
Leute geweſen ſeien, die für eine Idee ihr Leben laſſen wollten,
ſo weiſe ich hin auf den Stifter der chriſtlichen Religion, der für
ſeine Idee ſein Leben ließ. Es brennt im deutſchen Vaterland.
Der Reichskanzler hat uns alle zum Löſchen aufgerufen. Da
ſoll=
ten wir in chriſtlicher Liebe zuſammenarbeiten, und da müſſen wir
uns gegen diejenigen wenden, die bei dem Rettungswerk die
Schläuche zerſchneiden wollen. (Beifall.)
Abg. Dr. Weber ((Stp.
wendet ſich gegen Beſchränkung der Preſſefreiheit durch die
Notverordnung. Es würden auch Zeitungen verboten, die
durch=
aus auf republikaniſchem Boden ſtünden und weiter nichts
begangen hätten, als eine Indiskretion aus dem Miniſterium
bekanntzugeben, wie z. B. ein Blatt in Baden, das von einem
beabſichtigten Gehaltsabbau berichtet hatte. Zur Harzburger
Schacht=Rede kann ich nur ſagen: Wer Herrn Schacht wie ich
ſeit vielen Jahren kennt, der hat ſich gefragt, wie ein früherer
Reichsbankpräſident ſo etwas verantworten will. Herr Schacht
hat etwas ähnliches ſchon am 3. Juni d. J. im „Weißen Hirſch”
in Dresden gemacht. Damals, vier Wochen vor dem
Zuſammen=
bruch der Danatbank, hat er geſagt, er habe noch keine Bank
geſehen, die in ſchlechten Zeiten ſofort ihre Verbindlichkeiten
er=
füllen könne, wenn etwas paſſiert, was bei uns zu erwarten ſei.
Dieſer Hinweis war ſo deutlich, daß er im Auslande ſofort
verſtanden wurde und zur Zurückziehung der Auslandskredite
von den deutſchen Banken führte. (Lebhaftes Hört! hört!) Herr
Schacht verſucht mit allen Mitteln, ſich eine Poſition zu ſchaffen
bei den Leuten die ihn vorher bis aufs Meſſer bekämpft haben.
Ich kann die Harzburger Rede von Dr. Schacht nur als
leicht=
fertig bezeichnen. (Lebhafte Zuſtimmung.) Die
Rechtsoppoſi=
tion kann nicht beſtreiten daß ihre Harzburger Reden bereits zu
einer Erſchütterung des Vertrauens der Sparer geführt haben.
Der Führer der Deutſchen Volkspartei, Dingeldey,
hat in ſeiner Rede fortwährend eine Parole
an=
gekündigt, aber er hat ſie nicht verkündet. Von der
Reichsregierung erwarten wir, daß ſie mit größerer Energie als
bisher auf eine Preisſenkung hinwirkt, indem ſie auf die Kartelle
den entſprechenden Druck übt und auch in der Agrarpolitik andere
Wege einſchlägt. Wir werden den Reichskanzler
unterſtützen in dem gemeinſamen Streben, den
Winter gut zu überwinden.
verweiſt auf frühere programmatiſche Erklärungen ſeiner
Par=
tei, daß eine Reichsregierung, die kraftvoll und entſchloſſen
vor=
geht, auf das Vertrauen und die Mitarbeit des Landvolks
rech=
nen kann. Wir können die Uebereinſtimmung vieler Punkte der
Regierungserklärung mit unſeren Wünſchen anerkennen. Aber es
erfüllt uns mit Bedenken, daß der Kanzler immer wieder auf die
Solidarität der Völker baut; er hätte vielmehr in die eigen
Kraft unſeres Volkes Vertrauen ſetzen müſſen. Die in der letzten
Notverordnung zur Erleichterung der gemeindlichen
Wohlfahrts=
laſten getroffenen Anordnungen bedeuten eine einſeitige und
durch nichts begründete Bevorzugung der großen Städte auf
Koſten des flachen Landes. Wir wünſchen, daß auch die
Behand=
lung der Oſtfragen in ſachverſtändige Hände gelegt würde. Es
wäre undankbar und geſchichtlich unwahrhaftig, nicht
anzuerken=
nen, daß Miniſter Schiele ſeine ganze Kraft für die Erfüllung
ſeiner Aufgaben eingeſetzt hat. Allerdings konnte Miniſter Schiele
nur Teilerfolge erzielen. Aber auch dieſe Teilerfolge litten unter
ſo ſtarken Hemmungen, daß der Oſten und die Landwirtſchaft
erörtert die politiſchen Gründe, die ſeine Freunde zur Trennung
von der SPD. bewogen haben. Die Tolerierung der Brüning=
Regierung, die Bewilligung der Panzerkreuzerbauten und
ähn=
iche Maßnahmen ſeien mit ſozialdemokratiſchen Prinzipien nicht
vereinbar. Nach einer ſcharfen Kritik der Politik der Brüning=
Regierung erklärt der Redner, ſeine Freunde würden gegen dieſe
Regierung ſtimmen.
Abg. Anfhänſer (50z.)
bezeichnet die Harzburger Tagung als die Vorbereitung des
Kampfes gegen die Arbeiter, Angeſtellten und ſonſtigen
Werk=
tätigen. Sozialreaktion und Fascismus hätten ſich in Harzburg
vereinigt zur Entlaſtungsoffenſive für den abſterbenden
Kapi=
talismus. (Lärmende Zurufe der Kommuniſten.) Die
Ar=
beiterbewegung wolle man jetzt durch eine gelbe
national=
ſozialiſtiſche Bewegung von innen heraus zerſtören. Die jetzige
Kriſe iſt in der Hauptſache verſchuldet worden durch denſelben
Dr. Schacht, der jetzt den Ankläger ſpielen möchte. In der
Zeit, als die deutſche private und öffentliche Wirtſchaft noch
langfriſtige Kredite bekommen konnte, die ihr ſchon zugeſagt
waren, da hat Dr. Schacht das verhindert, ſo daß ſtatt der
lang=
friſtigen kurzfriſtige Kredite genommen werden mußten. Das
Syſtem der kurzfriſtigen Auslandskredite iſt aber als Urſache
der deurſchen Kriſe allgemein anerkannt. Die
Aktienrechts=
reform genügt uns in der jetzigen Form nicht; aber es iſt
be=
zeichnend, daß ſchon dieſer beſcheidene Anſatz, in das Dunkel
der kapitaliſtiſchen Wirtſchaft hineinzuleuchten, Herrn Dingeldey
zur Offenſive gegen Dr. Brüning veranlaßt hat. Die
beſchei=
denen Eingriffe in die Wirtſchaft der Banken und der
Indu=
ſtrie haben den Proteſt derjenigen hervorgerufen, die die größten
Verſager in dieſer Wirtſchaft ſind. Die Brücke zwiſchen
Dingel=
dey und den Nationalſozialiſten und Deutſchnationalen iſt die
Inflation. Trotz aller Ableugnungsverſuche wollen diefe
Harz=
burger Teilnehmer die Inflation, wenn ſie ihr auch andere
Namen geben. Wir warnen die Oppoſition, und wir warnen
auch die Regierung, etwa gegen das Tarifrecht kämpfen zu
wollen. Es iſt kein Zufall, daß die Gewerkſchaften aller
Rich=
tungen einſchließlich des Deutſchnationalen
Handlungsgehilfen=
verbandes ſich in einer Einheitsfront gegen ſolche Beſtrebungen
zuſammengefunden haben.
Wir ſtehen jetzt vor der Entſcheidung über die letzte
par=
lamentariſch gebundene Regierung. Die Kommuniſten
werden ſich für oder gegen Hugenberg entſcheiden müſſen.
Wir werden für die Aufrechterhaltung des
parlamenta=
riſchen Regimes eintreten. Sollte es aber den vereinigten
Fasciſten und Kommuniſten gelingen, die letzte
parlamen=
tariſche Regierung zu ſtürzen, dann mögen die
Herrſchaf=
ten nicht etwa glauben daß Deutſchland Italien ſei. Die
deutſche Arbeiterſchaft beſitzt in ihren gewerkſchaftlichen
Organiſationen eine Kampfwaffe, die ſie, wenn es ſein
muß, im außerparlamentariſchen Kampf anzuwenden wiſſen
wird. Wir predigen nicht den Bürgerkrieg, aber wer
unſere Organiſationen angreift, den ſchlagen wir. (
Leb=
hafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Heckert (Komm.) erklärt, die Kommuniſten würden
der ſozialdemokratiſchen Lockung für Brüning nicht folgen. Die
falſche Meldung des „Acht=Uhr=Abendblattes” von
kommuni=
ſtiſchen Abkommandierungen habe die Fraktion veranlaßt; alle
Abweſenden — ſelbſt die im Ausland weilenden Mitglieder —,
telegraphiſch herbeizurufen, damit ſie an der Abſtimmung gegen
Brüning teilnehmen können.
Gegen 19.30 Uhr wird die Weiterberatung auf Freitag
12 Uhr, vertagt.
Ein ſchwerer Schlag für den deutſchen Erpork.
* Berlin, 15. Oktober. (Priv.=Tel.)
Die italieniſche Regierung hat überraſchenderweiſe ihre
Ein=
fuhrzölle um 15 Prozent hinaufgeſetzt. Von ſeiten der deutſchen
Regierung ſind bereits diplomatiſche Schritte erhoben worden, die
aber bisher erfolglos geblieben ſind. Der deutſchen Ausfuhr
ent=
ſteht durch die italieniſche Zollerhöhung eine ſtarke Einſchränkung
der Abſatzmöglichkeiten, die wiederum den Beſchäftigungsſtand bei
uns beeinträchtigen kann. Gegen dieſe Zollerhöhung können wir
leider nicht proteſtieren, weil Italien ſeine Einfuhrzölle ganz
all=
gemein heraufgeſetzt hat, ſo daß alſo Deutſchland gegenüber den
anderen Mächten, mit denen Italien Handelsverträge
abgeſchloſ=
ſen hat, nicht ſchlechter geſtellt wird.
und Gegenwehr.
BB. Berlin, 15. Oktober. (Priv.=Tel.
Von unterrichteter Seite hören wir, daß die Spitzenverbän
der Kommunen ſich zu einer gemeinſamen Kundgebung zuſamm
finden wollen. Die Not bringt auch hier, wie z. B. bei den
werkſchaften, eine gewiſſe Einheitsfront hervor. Beteiligen n
den ſich bei der gemeinſamen Aktion, die hauptſächlich vom
Rei=
ſtädtebund veranlaßt wurde, der Deutſche Städtetag, der La
gemeindetag, der Landkreistag uſw. Am kommenden Montag
man mit einer gemeinſam vereinbarten Kundgebung, die
hauptſächlich auf die letzte Notverordnung bezieht, an die Oeff
lichkeit treten. In kommunalen Kreiſen wird nämlich trotz
Auffüllung des Hilfsfonds für die Wohlfahrtslaſten der Gem
den von bisher 60 Millionen um jetzt 170 Millionen auf ins
ſamt 230 Millionen die Lage der Kommunen
äußerſt ernſt betrachtet. Nach Anſicht dieſer Kreiſe zeigt
daß das Reich zwar eine Hilfe von 170 Millionen zugeſtanden
daß aber auf der anderen Seite einige andere Hilfen wegfal
und neue Belaſtungen hinzugekommen ſind. Damit iſt die A
kung der jetzt gegebenen 170 Millionen auf der anderen Seite u
ſer ſtark aufgehoben worden, und was zunächſt als eine
unerhebliche Hilfe für die Gemeinden erſchien, ſtellt ſich —
geuaue Berechnung wird noch abgeſchloſſen — nachträglich nur
eine unweſentliche und geringfügige Unterſtützung heraus. S
u. a. diejenige Unterſtützung in Wegfall gekommen, die die
meinden bisher von den Ländern erhielten, die ihre Erſpar
und die Kürzung der Beamtengehälter den Kommunen zuleite
Dadurch entſteht den Kommunen ein nicht unbeträchtlicher Ausſc,adn
Nach Anſicht kommunaler Kreiſe bedeutet weiter die Verkürzßei !
der Unterſtützungsdauer in der Arbeitsloſenverſicherung eben
eine Mehrbelaſtung für die Kommunen. Da aber bei zahlreid
Hemeinden die Lage immer ernſter geworden iſt und die n
Notverordnung keine ausreichende Hilfe gebracht hat, hat man
jetzt zu der geplanten Gemeinſchaftsaktion entſchloſſen. Durchyn
kann auch eine politiſch ſchwierige Situation entſtehen, ſo daß zm e ma
zeit noch Bemühungen um eine andere Löſung im Gange ſind
BB. Berlin, 15. Oktober. (Priv.=Tel
Das Reichsarbeitsminiſterium wird zunächſt von den Notrſihe
ordnungsbeſtimmungen über die Arbeitszeitverkürzung, für /auf
jetzt auch eine Durchführungsverordnung vorliegt, keinen
Gebraſ=
micchen. Man rechnet damit, daß der neue Wirtſchaftsbeirat)“ de
Rahmen ſeiner Verhandlungen über das Wirtſchaftsprograt
auch die Frage der Arbeitszeitkürzung wiederum behandeln w
und will dieſen Entſcheidungen nicht vorgreifen.
der Moskauer Botſchafter dringend nach Berit
gerufen.
* Berlin, 15, Oktober. (Priv.=Tei
Der Zuſtand auf den deutſchen Schiffen in den ruſſiſchen Hä
hat ſich außerordentlich kritiſch zugeſpitzt. Obwohl die Mehrz/!
der Bemannungen arbeitswillig iſt, üben kommuniſtiſche Rollich.
mandos einen unbeſchreiblichen Terror aus. Sie halten
Mannſchaften von der Arbeit ab und haben außerdem ſämtit
Maſchinen unbrauchbar gemacht, ſo daß die 40 deutſchen Schiffe
Leningrader Hafen keine Bewegungsmöglichkeit mehr haben.
ruſſiſchen Behörden haben es trotz dringenden Erſuchens des de
ſchen Konſuls abgelehnt, einzugreifen, weil ſie nach wie vor /
dem Standpunkt ſtehen, daß es ſich um einen reinen Streik
hand=
der nach den deutſchen Geſetzen nicht ſtrafrechtlich verfolgt werhg. A
kann. Bei dieſem Streik handelt es ſich aber um einen Ausſtal
er von den Gewerkſchaften nicht anerkannt wird. Die Art
Ausſtandes trägt aber alle Merkmale einer Meuterei. Die ab
nende Haltung der Sowjetbehörden und die Zuſpitzung der 9
auf den deutſchen Schiffen haben die Reichsregierung veran!d
den deutſchen Botſchafter in Moskau, von Dirckſen, dringend
Berlin zu rufen, wo er über ſeine Verhandlung mit der Sord
regierung Bericht erſtattet hat und unverzüglich wieder
neuen Anweiſungen der Reichsregierung nach Moskau zunf
gekehrt iſt. Die Reichsregierung hat die Botſchaft in Moskau
uftragt, ihre nachdrücklichen Vorſtellungen bei der Sowjetreg
rung fortzuſetzen, um den vertraglichen Schutz der Intereſſen
deutſchen Schiffahrt ſicherzuſtellen. Solange dieſe Vorſtellun
nicht zu dem gewünſchten Ergebnis geführt haben, beſteht die Gder Ko
fahr, daß auch etwa weiter nach Sowjethäfen fahrende deutſdarla,
Schiffe dort, insbeſondere in Leningrad, an der ordnungsmäßigchtigke
Abfertigung behindert werden.
Die Wirkungen des Fortpflanzungsvitamins auf männliche und
weibliche Keimdrüſen. — Steigerung der Zellvermehrung. —
Be=
deutung des neuen Vitamins für die Fortpflanzung beim
Menſchen.
Die großen Entdeckungen, die zur Aufſtellung der Lehre
von den Vitaminen, den Ergänzungsſtoffen, führten, ſind
größtenteils von den Amerikanern ausgegangen. An dem
Aus=
bau dieſer Forſchungen haben jedoch Gelehrte aus allen
Län=
dern, vor allem auch aus Deutſchland, regen Anteil genommen.
Insbeſondere die Erforſchung des D=Vitamins und ſeine
Dar=
ſtellung in faft reiner Form als Vigantol verdanken wir den
Arbeiten Windaus und ſeiner Mitarbeiter. Inzwiſchen iſt die
Vitaminforſchung nicht nur um einen Buchſtaben im Alphabeth
weitergekommen, denn von dem Vitamin E, dem
Antiſterili=
tätsvitamin, ſpricht man ſchon ſeit längerer Zeit in England
und Amerika, ſondern was wichtiger iſt, man hat jetzt die
Wir=
kungen dieſes Vitamins genauer ſtudiert und iſt dabei,
wenig=
ſtens was den Tierverſuch anbetrifft, auch zu ſehr bedeutenden
und außerordentlich intereſſanten Reſultaten gekommen.
In der Kliniſchen Wochenſchrift berichtet Dr. A. Juhaſz=
Schäfffer aus Bern über die Studien amerikaniſcher Forſcher
und ſeine eigenen Unterſuchungen, die im Gegenſatz zu den
Ergebniſſen einiger europäiſcher Gelehrten über das ſogenannte
Fortpflanzungsvitamin E ſtehen, deſſen Exiſtenz an einem
gro=
ßen Tiermaterial nachgewieſen wurde. Aus den amerikaniſchen
Forſchungen ging hervor, daß bei Ratten, die eine ſynthetiſche
Nahrung, beſtehend aus Fett, Kohlehydrat, Eiweiß, einem
Salz=
gemiſch und den Vitaminen A, D und B erhalten,
Mangel=
krankheiten auftreten, die teilweiſe behoben werden, wenn man
der Nahrung gewiſſe Stoffe zuſetzt, die einen
Ergänzungsnähr=
ſtoff enthalten ſollen, das E=Vitamin. Dieſer Stoff iſt in
folgenden „natürlichen” Nährmitteln vorhanden: Samen und
grünen Blättern, im Weizen und Hafer, und zwar vor allem
im Keimling. Wenig von dieſer Subſtanz enthalten
Baumwoll=
ſamen, Palmöl, während Pfirſichkern und Sojabohnen, Erdnuß=
und Olivenöl die Subſtanz überhaupt nicht enthalten. Das
E=Vitamin iſt fettlöslich und findet ſich auch im Fleiſch jüngerer
Tiere.
Der Schweizer Forſcher verabreichte eine Nahrung, die kein
E=Vitamin enthielt, zunächſt männlichen Ratten. Es zeigte ſich
dabei, daß die Wachstumszunahme dieſer Tiere geringer war
als bei anderen Tieren, außerdem blieben die Hoden kleiner und
begannen zu ſchrumpfen. Die mikroſkopiſche Unterſuchung ließ
erkennen, daß die Hodenkanälchen und die Samenfädchen dieſer
Tiere verkümmerten und zu Grunde gingen. Die Fruchtbarkeit
ließ nach und hörte ſchließlich ganz auf. Das Stützgewebe des
Hodens blieb dagegen unverändert. Setzte man der Nahrung
nur eine Spur E=Vitamin hinzu, und zwar in Form eines
Tropfens Weizenöl täglich, ſo traten dieſe Mangelerſcheinungen
nicht ein. Waren die Keimzellen nicht allzuſehr geſchädigt, ſo
entwickelte ſich nach Zugabe des Weizenöls wieder eine normale
Samenbildung. Es trat alſo Erholung ein. Bei weiblichen
Tieren war dagegen die Wirkung der Vitamin E=freien Koſt
eine ganz andere. Die weiblichen Eierſtöcke blieben völlig
un=
beeinflußt. Dagegen trat bei der Nachkommenſchaft ſo
behan=
delter Weibchen eine auffallende Erſcheinung auf. Die Jungen
waren ſchwach entwickelt, wurden zu früh geboren oder gingen
zu Grunde. Beſonders auffallend iſt, daß jede neue
Schwanger=
ſchaft der Tiere zu einer erheblichen Verminderung der
Frucht=
barkeit führte und ſchließlich Unfruchtbarkeit eintrat. Wurde
das fehlende E=Vitamin durch Weizenöl in der Nahrung erſetzt,
ſo trat Erholung ein. Die geworfenen Jungen blieben
lebens=
fähig, und die Unfruchtbarkeit verſchwand. Auch unreife kleine
Junge konnten durch Zugabe von E=Vitamin gekräftigt werden.
Aus dieſen Unterſuchungen geht hervor, daß der Mangel an
E=Vitamin zu einer Vernichtung der ſamenbereitenden Zellen
beim Männchen führt, die Eierſtöcke der Weibchen jedoch
unbe=
einflußt läßt. Beim Weibchen kommt der Mangel an E=Vitamin
erſt an den Jungen zur Geltung. Dieſe ſcheinen zum Aufbau
unbedingt des Vitamins zu bedürfen. Außerdem zeigt ſich, daß
in der Schwangerſchaft den weiblichen Tieren das E=Vitamin
entzogen wird. Erhalten die Tiere kein neues Vitamin E aus
der Nahrung, ſo gehen die Früchte bereits im Mutterleib zu
Grunde, und es tritt ſchließlich Unfruchtbarkeit (Sterilität) ein.
Dieſe Beobachtungen ſind auch ſchon von amerikaniſchen
Forſchern gemacht worden und haben wohl zur Bezeichnung
„Antiſterilitäts=Vitamin” geführt. Da die Unfruchtbarkeit aber
im Grunde nur eine Folge der Mangelkrankheit iſt, dürfte die
Bezeichnung Fortpflanzungsvitamin zutreffender ſein.
Juhaſz=Schäffer ſieht das Weſentliche bei dem Mangel an
E=Vitamin in einer Behinderung der Zellvermehrung und
prüfte daher die Wirkung des E=Vitamins an ſogenannten
Gewebskulturen nach. Unter Gewebskultur verſteht man ein
aus dem lebenden Körper herausgenommenes Gewebe, das bei
Körpertemperatur unter Zugabe eines Nährſtoffes außerhalb
des Körpers z. B. in einer Carrelſchen Flaſche gezüchtet wird.
Wurde der Ernährungsflüſſigkeit einer ſolchen Gewebskultur
E=Vitamin in Form von etwas Weizenöl zugeſetzt, ſo wuchſen
und vermehrten ſich die Zellen ſchneller und kräftiger. Der
fördernde Einfluß des Vitamins E auf die Zellvermehrung
war alſo offenſichtlich. Die Exiſtenz des E=Vitamins wurde
bis=
her von manchen Forſchern immer noch bezweifelt. Durch die
eben geſchilderten Verſuche aus der Berner Klinik ſcheint aber
jetzt der einwandfreie Nachweis für das Vorhandenſein des
Vitaminfaktors E erbracht worden zu ſein. Natürlich gelten
die Beobachtungen alle nur für das Tier, und zwar für die
Ratte. Sie können alſo nicht ohne weiteres auf den Menſchen
übertragen werden. Da es ſich hier aber um gewiſſe
allgemein=
gültige Fragen der Zellvermehrung handelt, dürften die
Er=
gebniſſe dieſer intereſſanten Forſchung auch für die Verhältniſſe
beim Menſchen Bedeutung gewinnen. Wie der Verfaſſer be=
richtet, ſind auch bereits kliniſche Beobachtungen im Gange.
der gewöhnlichen menſchlichen Nahrung ſind ja zweifellos!
allgemeinen ausreichende Mengen von E=Vitamin enthalfe
Ein Mangel dürfte nur unter ganz beſtimmten Umſtänden /
treten, die erſt klargeſtellt werden müßten. Von verſchieden
Aerzten iſt bereits die Vermutung ausgeſprochen worden, Me —
in manchen Fällen von Unfruchtbarkeit der Frauen der Manſſor der
eines fettlöslichen Vitamins die Urſache ſein könne. Eine
reicherung der Nahrung an E=Vitamin käme demnach in
tracht bei Frauen, die wiederholt Fehlgeburten durchgenig
haben, ohne daß ein erkennbarer Grund für den vorzeiti
Verluſt der Frucht vorhanden iſt. Zu erwägen wäre auch
Zugabe von E=Vitamin bei ſtillenden Frauen und bei der
nährung von Frühgeburten. Schließlich beſtände die Möglich
die ungenügende Entwicklung der Keimdrüſen bei Männ
durch Anreicherung der Nahrung mit E=Vitamin anzuregen.
laſſen ſich alſo eine ganze Reihe praktiſcher Anregungen
dieſen neuen Vitaminforſchungen gewinnen, und die N
prüfung dieſer Möglichkeiten an Kliniken und Krankenhäu
wird gewiß nicht auf ſich warten laſſen.
Dr. med. Georg Kaufmann, Dresde
Frankfurker Muſikbrief.
Die Intendanz der Frankfurter Oper hat ſich die Reu
Operette „Das Weiße Röß’l” von Berlin verſchrieben, und
ſcheint, daß dieſe Verſchreibung eine glückliche war. Die Erſte
führung war ausverkauft, und den nächſten Aufführungen
dies nachgerühmt. — Der Wiener Hans Müller hat aus
bekannten Blumenthal=Kadelburgſchen Luſtſpiel „Das W
Röß’l” eine textliche Revue=Operette gemacht, Robert Gilbert
den Text der Geſänge gezimmert und Ralph Benatzky hat
allem eine Muſik geſchrieben, der man Schmiß, geſchickte Inſa
mentierung und ſogar zum mindeſten nicht unraffiniert verd
Erfindung nachrühmen kann. Zu dem allen hat man ſich
Berlin die Ausſtattung der dortigen Aufführung kommen la
— höchſt prunkvolle und anreizende Dinge bekommt man da
ſehen —, die nötige, die Sicht auf der Hauptwache behinden
Reklame wurde inſzeniert und ſo kam der heißerſehnte Kaſ
erfolg. Ueber Wert oder Unwert dieſer Revue=Operette zu 1
ten, iſt zwecklos. Derartige Gebilde ſind zeitgemäß und
ſprechen der Einſtellung des größten Teils des Publikums.
nach den Sorgen und ſonſt zermürbenden Stunden des Tel
abends auf dieſe Weiſe ſich entlaſten und ablenken will. —
Aufführung kann ſich zudem ſehen laſſen. Wenn E. Seidenſpin
mit überzeugendem Humor nachzuweiſen ſucht, warum „der Sie
mund ſo ſchön iſt”, wenn K. Piſtorius den Oberkellner Leon
mit einer neckiſchen Miſchung von Lyrik. Sentimentalität, F
heit und prachtvoller Situationskomik auf die Tanzbeine ſt
wenn dieſe beiden von Lya Juſtus, v. Körner=Tiller (aus An
a. G.) G. Riedinger, W. Wörle und H. Schramm
entſprech=
unterſtützt werden, wenn die dem Zeitalter der Sachlichkeit
ſproſſenen Girls das ihre dazu tun, ſo muß es ſchon was Redſ.
werden. Das Publikum war jedenfalls dieſer Auffaſſug
D. W. Ky
Der Schwanengeſang des derzeitigen heſſiſchen Landtags
geſtern einige heftige Diſſonanzen auf, und die Erregung
einſetzenden Wahlkampfes kam in den Verhandlungen zu
ein Ausdruck. Herr Schreiber, früher demokratiſcher
Ab=
oneter und über ein Jahrzehnt getreues Mitglied der
heſ=
den Regierungskoalition, warf als Sprecher der
Staats=
i der Negierung den Fehdehandſchuh hin und kündigte ihr
Kulbeloronmnig une Demmtendefokbang.
Temperamenkvolle Ausſprache im Landkag. — die Staaksparkei geht in ſcharfe Oppoſikion.
Zinanzminiſter Kirnberger
Schwanengefang.
fe Oppoſition an. Das rief zunächſt den heſſiſchen
Staats=
ſidenten auf den Plan, der Herrn Schreiber teils väterlich
Awollend, teils höchſt temperamentvoll an die
Vergangen=
erinnerte und darauf hinwies, daß die Regierung ja nur
Kurs fortſetze, den man bisher gemeinſam geſegelt ſei.
h auch die Sprecher der Oppoſitionsparteien waren
offen=
nicht ſonderlich erfreut über die ihnen jetzt ſo unerwartet
vor Toresſchluß gewordene Unterſtützung. Man ſprach
der Vergangenheit, man ſprach von Flucht vor der
Ver=
wortung, man ſprach vom 15. November und auch ſonſt noch
allen möglichen unangenehmen Dingen. Es wurde höchſt
„wdig in dem hohen Haus, das die politiſchen Geſchicke un=
Heſſenlandes betreut, und auch der frühere demokratiſche,
radikaldemokratiſche Abgeordnete Reiber, der gegen die
ſerordnungen zu Felde zog, goß nicht gerade Oel auf die
ben. Die Uhr zeigte auf 12, ſie zeigte auf 1, ſie zeigte auf
uid noch immer war kein Ende all der höchſt
beherzigens=
ßen Wahlreden abzuſehen, und als man dann ſchließlich
ſicy ein Verſehen des amtierenden Vizepräſidenten mitten in
Erörterung der heſſiſchen Notverordnungen hineingeraten
u die — leider Gottes — ſachlich gar nicht zur Debatte
ſtan=
gab es kein Halten mehr. Zu Hauſe brodelten traurig”
mittäglichen Kochtöpfe, aber die Vertreter des heſſiſchen
ſees waren ſich ihrer hohen Aufgabe bewußt, und als dann
beßlich der Präſident gegen 4 Uhr nachmittags die Sitzung
5, waren immerhin noch einige Unentwegte anweſend.
*
Vor Eintritt in die Tagesordnung proteſtiert Abg.
Ham=
r (Komm.) gegen den Beſchluß des Aelteſtenrates, die kommu=
ſichen Anträge auf Aufhebung der Heſſen=Notverordnungen
ſisanant
M B
iſche Rolltzp
halten Die Abg Dr. Beſt (VRP.) und Lang (Ztr.) ſprechen als
An=
rdem ſämtſiſteller über ihre Forderungen auf Aenderung des
De=
reſetzes, auf ein Verbot von Leerverkäufen an
yr hoben 9 Börſen und auf Maßnahmen gegen Baiſſe=
An=
fe. Die Anträge werden der Regierung zur Prüfung und
heus des d0 Weitergabe an die Reichsregierung unterbreitet. Miniſter
wie vor ell ſtimmt der Aenderung der Depotgeſetzes zu verſpricht
treit han/ edoch von einem geſetzlichen Verbot, der Fixgeſchäfte ſehr
erfolgt weing. Auch in Frankreich bleibe dieſes Verbot in der Praxis
ten Ausſtgungslos.
Greizehn Anträge, über die man ſich am Mittwoch
unterhal=
at, werden nachträglich zur Abſtimmung geſtellt und alle im
obie der Ausſchußanträge erledigt.
ig der
ing veran
Mißkrauensanirag gegen die Regierung.
drine
Kommuniſten haben ein Mißtrauensvotum gegen die
der
wieder ſitregierung eingebracht, und Abg. Hammann begründet
16391
in Me
*
auf Vorlage eines Arbeitsbeſchaffungsprogramms nicht auf
Cagesordnung zu ſetzen. Als er dieſe Haltung als eine
Billi=
der durch die Notverordnungen verfügten „ſchamloſen
echtung und Ausplünderung des Volkes” bezeichnet,
er=
er den erſten Ordnungsruf. Der Proteſt wurde jedoch ſpäter
prſtandslos, da ſich die Debatte plötzlich der Notverordnungen
ſichtigt hatte.
Zunächſt unterhielt man ſich, wie ſchon am Dienstag, über die
Diätenkürzung
dem Ergebnis daß nach Erklärungen der Abg. Hammann
9.) Schäfer (KPD.). Galm (Komm. Opp.), Dr. Werner (Nat.=
,Dr. Müller (Lbd.), Reiber (Rad.=Dem.) und des
Landtags=
adenten das Haus vor der Genehmigung einer allgemei=
10prozentigen Senkung der Diäten ſteht, da
Abänderungsanträge ſchon im Ausſchuß abgelehnt worden
uit den beiden Notverordnungen, die dem Volke und
nament=
der Beamtenſchaft die letzten Rechte raubten. (Der Redner
Mit den zweiten Ordnungsruf.)
lbg. Reiber (Rad.=Dem.) wirft der Regierung vor, daß ſie
Etatſanierung auf dem Wege der Notverordnung durchführe,
Vorſtellmhl in Heſſen ein arbeitsfähiges Parlament und eine
Mehr=
beſiteht die der Koalition vorhanden ſei. Wäre die Notverordnung durch
rende deil arlamentariſchen Inſtanzen gelaufen, dann hätten viele
Un=
mäßikhtigkeiten beſeitigt werden können.
geht auf die Angriffe des Abg. Hammann ein, die ſachlich
unbe=
gründet ſeien. Die Regierung habe mit größtmöglicher ſozialer
Gerechtigkeit die Notverordnungen ausgewogen. Eine
Einſchal=
tung des Parlaments ſei angeſichts der großen Eile, mit der die
notwendigen Summen der Staatskaſſe zugeführt werden mußten,
unmöglich geweſen. (Widerſpruch.) Sicherlich ſind die Eingriffe
in die Beamtenbezüge ſehr tiefgehend, aber ſie ſind, betonte der
Miniſter, abſolut notwendig geworden. Die Grenze der
Leiſtungs=
fähigkeit des Staates liegt in der Steuerkraft der Bevölkerung.
Die heſſiſche Regierung ſteht und fällt mit dem
Berufsbeamten=
tum. Auch die Kleinbauern ſind von uns mit weiteſtgehender
Schonung behandelt worden, und ich glaube, wegen rückſtändiger
Landesſteuern ſind in der letzten Zeit keine drei
Zwangsverſteige=
rungen erfolgt. (Hört, hört.)
Abg. Schreiber (Staatspt.) richtet an den Miniſter die
Frage, warum nicht wenigſtens der Finanzausſchuß des
Land=
tages beim Erlaß der Notverordnungen eingeſchaltet worden ſei.
Er erhebt immer heftiger werdende Angriffe gegen die Regierung
und den Staatspräſidenten, da er durch Zwiſchenrufe aus dem
Haus gereizt wird. Die Maßnahmen der Regierung ſind, ſagte
der Redner, in ihrer Wirkung auf die Beamtenſchaft geradezu
ungeheuerlich. Nur von der Beſoldungsſeite her werden
Ein=
ſparungen diktiert, aber wo bleibt die Verwaltungsreform? Wo
die Umorganiſation der Aufgabenverteilung? Warum hat
ſich Heſſen nicht an das Reich gewandt um Uebernahme als
Reichsland? Warum geht die Regierung mit den ſüddeutſchen
Staaten zuſammen, insbeſondere mit einer unmöglichen bayeriſchen
Politik? Die Regierung hat jede Möglichkeit zum Sparen
aus=
gelaſſen (Zwiſchenrufe: Hört hört! Sie ſaßen ja ſelbſt, in der
Koalition!) und angeſichts dieſes völligen Verſagens ſind wir
nicht in der Lage, der Regierung Vertrauen zu bekunden (
Zu=
rufe: Sie richten ſich ja ſelbſt!) Bei der Abſtimmung über den
kommuniſtiſchen Antrag üben wir Stimmenthaltung. (Zurufe:
Es iſt zu ſpät!)
Staakspräſidenk Adelung.
der während, der Rede hereingekommen iſt, nimmt ſofort das
Wort. Mit einer Erregung, die wir an ihm noch nicht geſehen,
mit lebhaften Geſten, antwortet er u. a.: Ich habe die
Ausfüh=
rungen des Herrn Abg. Schreiber nur zum Teil gehört, aber ich
muß ſagen, er iſt nicht konſequent Statt Stimmenthaltung ſollte
er ſein Mißtrauen offen ausſprechen. Ich verſtehe ſeine ſchweren
Angriffe nicht. Er hat im ganzen Haus dauernde Heiterkeit
aus=
gelöſt und das ſollte ihm zu denken geben. Herr Schreiber hat
doch bis vor kurzem alles gebilligt, was dieſe Regierung, die er
jetzt ungeheuerlich angreift, getan hat und nicht getan hat. In
der Frage der Reichsreform habe ich meine Auffaſſung niemals
geändert, aber Heſſen allein kann eine Reichsreform nicht machen.
(Sehr richtig!) Heſſen hat ſeine Notverordnungen erlaſſen in
Be=
folgung der Vorſchriften des Reichsfinanzminiſters, des
Vorſitzen=
den des Herrn Schreiber. Der preußiſche Finanzminiſter Hoepker=
Aſchoff, der zur gleichen Partei zählt, wie Herr Schreiber, mußte
dasſelbe tun wie wir. Ich verſtehe, daß angeſichts der
Partei=
unſicherheit Herr Schreiber angreift, aber ich habe kein
Ver=
ſtändnis für ſeine jetzige maßloſe Rede. Sehen Sie ſich, Herr
Schreiber, die Vorgänge in Harzburg an. Mir ſcheint. Sie haben
Ihrer Partei eben einen ſehr ſchlechten politiſchen Dienſt erwieſen.
(Sehr richtig!)
Abg. Glaſer (Landbund) polemiſiert gegen die Abg.
Rei=
ber und Schreiber, deſſen Reinwaſchungsverſuch erfolglos bleiben
werde. Aber ſeine Ausführungen ſeien das beſte Urteil über zwölf
Jahre Weimarer Koalition in Heſſen geweſen. Der Landbund
mache ſich die Gründe des kommuniſtiſchen Mißtrauensvotums
nicht zu eigen und erkläre Stimmenthaltung, trotzdem er zu
die=
ſer Regierung kein Vertrauen beſitze.
Abg. Dr. Wolf (Dntl.) hält die ganze Debatte für
über=
flüſſig, denn das Heſſenvolk werde am 15. November der
Regie=
rung und ihren Parteien unzweideutiges Mißtrauen bekunden.
Abg. Schreiber habe mit ſeinen Ausführungen den ſchlagendſten
Beweis erbracht, wie wenig Staat mit dieſer Partei zu machen ſei.
Abg. Dr. Keller (DVP.) erklärt, die Volkspartei habe
kei=
nen Grund, der Regierung= Vertrauen zu bezeugen. Im
Gegen=
teil, das ſeitherige Mißtrauen ſei durch die Notverordnungen nur
noch vertieft worden. Beim kommuniſtiſchen Antrag übe die
DVP Stimmenthaltung. Dem Abg. Schreiber müſſe er erwidern,
daß doch niemand lauter und deutlicher das
Lob=
lied auf die Errungenſchaften und Erfolge der
Weimarer Koalition geſungen habe als Herr
Schreiber ſelbſt. Bis in dieſen Sommer hinein ſei er noch
treu geblieben.
Abg. Galm (Komm. Opp.) bekundet reſtloſes Mißtrauen
gegen die Regierung und macht die Sozialdemokratie für die
ganze Entwicklung in Heſſen und im Reich verantwortlich.
Abg. Dr. Werner (Nat.=Soz.) betont, es ſei unerheblich,
jetzt gegen die Regierung noch Mißtrauensanträge zu vertreten.
Am 15. November werde das Heſſenvolk in ſeiner überwie=
genden Mehrheit der Regierung und Koalition feierlich und
über=
zeugend ſein Mißfallen ausdrücken. Die demokratiſche Flucht aus
der Vexantwortung verdiene nicht die große Aufregung. Man ſolle
einen Sterbenden doch ruhig ſterben laſſen. (Heiterkeit.)
Abg. Dr. Beſt (VRP.) lehnt die Begründung des
kommuni=
ſtiſchen Mißtrauensvotums ab.
Abg. Schreiber (Staatspt.) nimmt noch einmal das Wort
zur Rechtfertigung. Die Koalition iſt bereits, erklärt er, bei der
letzten Etatberatung auseinandergebrochen. Einmal hört
jede Koalition auf! (Hört, hört! — Ausgezeichnet!) Ich
verwahre mich dagegen, daß man uns Motive unterſchiebt, die
wir in der Oeffentlichkeit nicht verantworten wollten. Wir
wer=
den draußen Rechenſchaft ablegen. (Zwiſchenrufe: Dann iſt ja
alles gut!) Wer weiß, ob morgen das richtig iſt, was wir heute
tun. Jeder Menſch muß umlernen. (Beifall.) Auch die
Volks=
partei iſt ja im Reich aus der Koalition gegangen.
Abg. Dr. Niepoth (DVP.) erklärt wir antworten nur,
weil der Vorredner nicht als reuiger Sünder gekommen iſt,
ſon=
dern den Eindruck zu erwecken ſucht, als ob er mit uns ſchon
immer der Meinung geweſen ſei, das iſt ja alles falſch, was die
Regierung getan hat. Die Verantwortung kann Herr Schreiber
nicht abſchütteln. Seine Freunde waren die Nutznießer dieſer
Negierung, ſie hatten „Vorzugsaktien‟. Die Wähler werden das
nicht vergeſſen.
An der weiteren Ausſprache beteiligen ſich Staatspräſident
Adelung. Dr. Niepoth (DVP.), Dr. Müller (Lbd.) Reiber (Rad.=
Dem.), Dr. Keller (DVP.), Glaſer (Lbd.), Kaul (Soz.), Hammann
(Komm.) und Dr. Werner (Nat.=Soz.). Man ſtreitet ſich um die
Frage der Verantwortlichkeit, und nach einer einſtündigen
Aus=
einanderſetzung einigt man ſich dahin, daß jede Partei
ehr=
licherweiſe die Verantwortung für das zu
tra=
gen hat, was ſie und ihre Vertrauensmänner in einer
Regie=
rung, auch wenn ſie in einem lockeren Verhältnis zu den Parteien
ſtehen — wie etwa im Reich — tun oder laſſen. Staatspräſident
Adelung betont, daß bei den Beratungen im interfraktionellen
Ausſchuß keinerlei Abänderungen an den Notverordnungen
erfolg=
ten. (Hört, hört!) Rie Abſtimmung erfolgt am Freitag.
Vor faſt leerem Haus beginnt die Ausſprache über 6 Anträge
und 63 Eingaben zur
Beſoldungsordnung der Beamken.
Der Ausſchuß hat die Anträge auf Vorlage einer neuen
Beſol=
dungsordnung der Regierung zur Weiterleitung an die
Reichs=
regierung überwieſen, die Eingaben ihr als Material zugeleitet.
Abg. Dr. Beſt (VRP.) behandelt die juriſtiſche Seite der
Be=
ſoldungskürzung und erblickt darin eine Verletzung der
wohl=
erworbenen Rechte, in der reichsnotverordneten Senkung der
Län=
der= und Gemeindegehälter, ſogar einen Bruch der Verfaſſung.
Nach heftigen Angriffen des Abg. Hammann (Komm.)
gegen die Gehaltskürzung durch Notverordnungen, nach längeren
Ausführungen der Abg. Reiber (Rad.=Dem.) und Schreiber
(Staatspt.) zu Einzelheiten der heſſiſchen Notverordnung nimmt
Finanzminiſter Kirnberger
das Wort. Er wirft dem Abg. Schreiber vor, daß er die
Notver=
ordnung über die Gehaltskürzung nicht genau geleſen habe, ſonſt
hätte er ſeine Ausführungen nicht halten können. Den Schreiberſchen
Vorſchlag, lieber 20prozentige Kürzung ſtatt poſtnumerando=
Zah=
lung der Gehälter, verſtehe er nicht. Heſſens ſozial geſtufte
Ge=
haltskürzung ſei von einigen anderen Ländern nachgeahmt
wor=
den. Wenn das Reich und die großen Länder endgültig auf die
Aufrückungsſperre verzichten ſollten, was noch ungeklärt
ſei dann werde auch Heſſen dieſe Maßnahme noch einmal
über=
prüfen.
Abg. Glaſer (Lbd.) richtet erregte Vorwürfe an die
Be=
amtenvertreter, die anſcheinend noch nicht eingeſehen, daß
Deutſch=
land vor dem Bankrott ſtehe und immer noch mit Proteſten gegen
Gehaltsſenkungen in erträglichem Maße kämen. „Wo nichts iſt,
hat der Kaiſer das Recht verloxen”, dieſes Sprichwort gilt auch
noch heute —, und wenn die Staatskaſſe leer iſt, erklärt Abg.
Glaſer, dann iſt es für Reformen zu ſpät. Wiſſen Sie, wie ſtark
die Lohnſenkungen bei den Arbeitern und Angeſtellten ſind, daß
dort vielfach das Einkommen noch nicht die Hälfte der
Friedens=
ſumme beträgt? Wiſſen Sie, welche Preiſe die Landwirtſchaft für
ihre Haupterzeugniſſe bekommt: Milch. Getreide, Kartoffeln.
Ge=
müſe. Obſt, Fleiſch liegen in den Erzeugerpreiſen weit unter den
Friedenspreiſen, oft erhielten wir früher das drei= und vierfache
dafür. Kennen Sie die Verſchuldung der Landwirtſchaft? Und
Sie wollen bei ſinkendem Lebensmittelindex unerſchütterlich an
Ihren Bezügen feſthalten und nicht rütteln laſſen? Das iſt eine
kurzſichtige Politik. (Beifall.)
Abg. Storck (Soz.) wehrt ſich gegen die Angriffe des
kommu=
niſtiſchen und radikaldemokratiſchen Sprechers und fordert eine
ſtarke Senkung der hohen Gehälter.
Finanzminiſter Kirnberger erwidert der falſchen
Dar=
ſtellung von den vielen hohen Bezügen in Heſſen müſſe ein Ende
gemacht werden. Durch Notverordnungen und Steuernabzüge
ver=
mindere ſich in Wirklichkeit das „hohe‟ Einkommen doch ganz
be=
trächtlich, ſo beim Staatspräſidenten um 11 700 oder 42 Prozent,
bei den Miniſtern um 10 000 RM. oder 40,4 Prozent, beim
Mini=
ſterialdirektor um 7000 RM. oder 38 Prozent, bei den
Staats=
räten um 5900 RM. oder 35 Prozent, bei den Miniſterialräten
um durchſchnittlich 33 Prozent.
Abg. Dr. Keller (DVP.) hält dem Abg. Storck vor daß
die Sozialdemokratie als ſtärkſte Regierungspartei ja die
Beſol=
dungsordnung geſchaffen habe. Die SPD. habe bei der Frage,
Münchener Brief.
A. Bildende Kunſt.
Nünchen hat ein neues Denkmal. Eine ſtiliſierte
Bismarck=
ſtue — monumental gedacht und banal ausgefallen — erhebt
ſor den Bibliotheksräumen des Deutſchen Muſeums, den
wei=
bälen, die die diesjährige, vom Publikum ſtark vernachläſſigte
eneine Kunſtausſtellung beherbergten. Das Bismarckdenkmal
nnach i kunken wir zwei Leuten, dem rheiniſchen Großinduſtriellen
durchgeſlſuch als Stifter und dem Bildhauer F. Behn als
ausführen=
n vorzelich Künſtler. F. Behns Kunſt iſt hinreichend bekannt und ſchon
jre auc dig beſprochen. Zeigte doch vor zwei Jahren der jetzt ſo
ver=
d bei der Glaspalaſt einen Hauptraum, angefüllt mit Behnſchen
Pla=
ſchſte. Schon damals erkannte man, daß Behn gute Porträtköpfe
mäuc ebendige Tierplaſtiken ſchaffen konnte, aber niemals Anlage
nzuregel. ” Monumentalität” im Sinne Hildebrandts, Lederers u. a. m.
Fues. Seine neugeſchaffene Bismarckſtatue hat dieſe Anſicht
/ eſtätigt und zugleich lebhafte Diskuſſionen über das abſolute
„yen eines ehrgeizigen Bildhauers herausgefordert. —
in unſerem von der allgemeinen Wirtſchaftskataſtrophe ſo
Abetroffenen Kunſtleben bildet die Ausſtellung des Sly Bernt
ein vold in der Ludwigsgalexie einen Lichtpunkt. Grönvold.
orwegiſcher Malex, der in Deutſchland eine zweite Heimat
Abegründete eine Sammlung Hamburger Künſtler, die durch
ziellungen in weiten Kreiſen bekannt wurde. Vor ihrer end=
Aſten Zerſtreuung wird ſie zum letzten Male hier geſchloſſen
Beſt und enthüllt uns wiederum die führende Stellung, die
hine Künſtler, wie Friedrich Wasmann (1805—1886), Joh.
nin v. Rohden (1778—1868) und Hans Beckmann (1810
B82) in der deutſchen Kunſt des 19. Jahrhunderts einnahmen.
lasmann, unter den drei Malern entſchieden das weit
über=
de Talent, erinnert beſonders in den ſchönen
Porträtzeich=
den an Ingres. Die glänzende Charakteriſtik des Dar=
Rten läßt den Beſchauer die etwas trocken kleinliche Behand=
Audes Stofflichen bei den Gemälden vergeſſen. — J. M. v. Roh=
Fui ſt ein Landſchafter von großer koloriſtiſcher Begabung, aber
ich ein Opfer eines vergangenen Roms, das ſich lieber dem
Phleben der ewigen Stadt als intenſiver Arbeitsfreudigkeit hin=
So ſind ſämtliche hier gezeigte Werke voll großer Verſprechun=
Wiber — unvollendet. — H. Beckmann endlich, erfüllt von den
ſeh heiten der Voralven, wurzelt trotz norddeutſchen Weſens in
Ninchener Tradition. Von der Kunſt W. v. Kobells
aus=
d entwickelte er ſich in den ſpäteren Jahren in der Art der
unten Vertreter unſerer „paysage intime”, im Gefolge von
uer u. a. m.
B. Theaterpremieren.
Deutſchen Theater die 100. Aufführung des „Weißen
— die alte, einſt ſo angeſehene Bühne am
Gärtner=
geſchloſſen. — Aus dieſer Gegenüberſtellung erſieht man,
uch mit der oft ſchon totgeſagten Operette ein „Geſchäft” zu
u iſt, wenn ſich tüchtige Fachleute dieſes Gebietes annehmen.
die ſeitherigen Leiter des Gärtnerplatztheaters, weder
Karnecke noch H. Dewall, verſtanden, höheren Anſprüchen ge=
recht zu werden. Ein faſt 150 Köpfe ſtarkes Perſonal leidet jetzt
an den Folgen früherer Fehlgriffe. —
Mit bekanntem Wagemut hat die erſte Sprechbühne
Mün=
chens, die „Kammerſpiele”, mit einer Uraufführung von Lernet=
Holenias „Kapriolen” die Saiſon begonnen. Dieſe
vier=
aktige Komödie ſchildert als Hauptfigur einen Hochſtapler, der als
Falſchſpieler, Frauenverführer und geriſſener Deſerteur überführt
wird. Damit wird ein in der ſog. Geſellſchaft” wirkender
Gau=
ner mit leider recht unzulänglichen Mitteln als Sieger über
ver=
blaßte Konvention und als Repräſentant einer neuen Moral zum
Mittelpunkt unwahren Geſchehens hingeſtellt. Wenn das
gedul=
dige Publikum ſchließlich im vierten Akte durch ein Trommelfeuer
von Geſchmackloſigkeiten gelähmt wurde, ſo lag die Schuld gewiß
nicht an der vorzüglichen Aufführung, die unter der flotten Regie
Forſter=Larrinagas die Schwächen des Stückes zu
verber=
gen ſuchte, ſondern an der dramaturgiſchen Leitung der
Kammer=
ſpiele, die auf ſolche „Kapriolen” hereinfiel.
Einen um ſo größeren Triumph bereitete den Kammerſpielen
die Uraufführung von Richard Billingers „Rauhnacht”.
Um die Winterſonnenwende begeht die Bevölkerung des
öſter=
reichiſchen Innviertels, der engeren Heimat unſeres Dichters, ſog.
„Rauhnächte”, in denen unter dem Deckmantel des Kampfes
gegen Geiſter der Finſternis vermummtes Jungvolk ſich wahren
Orgien hingibt. Unter dem Einfluß dieſer Stimmung erliegt der
Bauer Kreuzhalter (E. Balſer), ein „Afrikaner” mit dunkler
Vergangenheit, ſeinen Erinnerungen an ähnlichen — blutigen —
Religionskult der Neger und begeht in einem Anfalle von
Sadis=
mus einen Luſtmord. Nach der Tat verbrennt er ſein Beſitztum
und verſchwindet. — Während der Hauptträger des Dramas, der
Kreuzhalter, faſt hoffnungslos mit Unwahrſcheinlichkeiten zu
kämp=
fen hat, ſind die übrigen Figuren der Handlung mit glänzendem
Realismus gezeichnet. Ebenſo vorzüglich iſt die Milieuſchilderung,
allerdings aufs beſte unterſtützt durch die glänzende Regie
Fal=
kenbergs und die von der Meiſterhand Kubins
entworfe=
nen Tyven. Neben bekannten Darſtellern von Thereſe Giehſe,
Willy Dohm u. a. m. wäre vor allem als neuer Stern des
Kam=
merſpielenſembles Käthe Gold zu erwähnen, die mit geradezu
packender Naturtreue die „Kreszenz”, das frühreife Opfer des
dämoniſchen Kreuzbauern, verkörperte. Doch darf uns der große
Bühnenerfolg R. Billingers, der in erſter Linie von den
Quali=
tätsleiſtungen der Kammerſpiele getragen wurde, nicht darüber
hinwegtäuſchen, daß die wahre Begabung dieſes
vielverſprechen=
den Talentes mehr auf die epiſche und lyriſche Dichtung, als auf
das Drama hinweiſt.
Im Münchener Volkstheater brachte die dort
gaſtie=
rende Ganghofer=Thoma=Bühne aus Egern eine warm
aufgenommene Uraufführung von Max Mohrs „Kalteiſergeiſt”
heraus. — Das Stück „Kalteiſergeiſt” bezieht ſeinen Namen von
einem Schnavs, der im Karwendelgebiet gebrannt wird. Der
„geiſtige” Inhalt behandelt aber den nicht gerade neuen Konflikt
zwiſchen zwei Zwillingsbrüdern, von denen der eine das
konſer=
vative, ſolide Element, der andere den modernen Spekulantentyp
verkörpert. Nach drei recht wirkungsvollen Akten ſiegt, wie es
ſich in einem braven Volksſtück gehört, der moraliſchere Teil.
M. Mohr, der geiſtvolle Autor der „Improviſationen im Juni”
hat damit, auf größere literariſche Ambitionen verzichtend, den
ſicheren Weg vorgezogen, als Hausdichter für das zurzeit beſte
A. G.
Bauernenſemble Deutſchlands tätig zu ſein.
* Deutſchlands älkeſter Journaliſt †.
Der Mann mit der Geburtszange bei Hauptmanns
„Vor Sonnenaufgang”.
Dr. J. Kaſtan, Deutſchlands älteſter Journaliſt, iſt in Berlin
im Alter von 91 Jahren geſtorben. Von Hauſe aus war er
Arzt in Ems, kam aber bereits im Jahre 1873 nach Berlin und
hat während faſt 60 Jahren die Vorgänge in der
Reichshaupt=
ſtadt als ſorgfältiger Zeitungsmann beobachtet, ſo daß er einer
der beſten Kenner der Entwicklung Berlins von der kleinen
Reſidenz zur großen Weltſtadt wurde. Er hat in einem Buch
„Berlin, wie es war”, ſeine Erinnerungen niedergelegt, die einen
großen Teil der hervorragendſten Perſönlichkeiten und Ereigniſſe
Berlins umfaſſen. Dr. Kaſtan hat auch in der Geſchichte des
deutſchen Theaters einmal eine eigenartige Rolle geſpielt, denn
er war der Mann mit der Geburtszange in der Erſtaufführung
in Hauptmanns „Vor Sonnenaufgang”. Am 20. Oktober 1889
mittags 12 Uhr begann im Leſſing=Theater die denkwürdige
Vorſtellung der „Freien Bühne”, in der das Erſtlingsdrama des
jungen noch unbekannten Gerhard Hauptmann „Vor
Sonnen=
aufgang” aufgeführt wurde. Hauptmann hatte ſein Werk der
„Freien Bühne” und gleichzeitig dem 70jährigen Fontane
ge=
ſandt. Fontane riet zur Aufführung, hatte allerdings allerlei
Bedenken „was dazu die Madames im 1. Rang ſagen würden”
Es kam viel ſchlimmer, als Theodor Fontane gedacht hatte,
denn nicht nur die „Madames im 1. Rang” gerieten außer ſich,
ſondern faſt das ganze Publikum war empört und gab ſeiner
Entrüſtung auf bisher beiſpielloſe Weiſe Ausdruck. Nach einem
Brief von Richard Demel entlud ſich die Spannung in einer
Weiſe, „die in den Analen ſelbſt der radauſeligſten Berliner
Vorſtadtſchmieren nicht ihresgleichen finden dürfte‟. Der Radau
wurde immer ſtärker, der Lärm wuchs von Akt zu Akt und
ſchließlich lachte und trampelte alles mitten in die Unterhaltung
der Schauſpieler hinein. Als aber gegen Schluß das Wimmern
einer Wöchnerin zu hören war, war der Skandal ſo groß,
daß man von der Dichtung überhaupt nichts mehr hörte. Einer
der am ſchärfſten Opponierenden zog eine Geburtszange aus
der Taſche und warf ſie auf die Bühne. Dieſer Mann war
Dr. Kaſtan, Einige wollten ihn, wie Aldabert von Hanſtein
erzählte, aus dem Theater werfen, während andere für ihn
eintraten. Ein raſender Tumult erhob ſich, und man konnte
das Stück nur mühſam zu Ende ſpielen. Schließlich hat ſich
Kaſtan auch mit der neuen Richtung in der Literatur
aus=
geſöhnt und wurde ſogar einer ihrer Vorkämpfer. Er war bis
ins hohe Alter ſeinem Berufe treu ergeben und hat nur in den
letzten Jahren ſich Muße gegönnt. Im Verein Berliner Preſſe
war er wie im ganzen Berliner Journaliſtenſtand einer der
angeſehenſten und bedeutendſten Perſönlichkeiten,
Seite 4
Freitag, den 16. Oktober 1931.
Nummer 287
wie die Staatsräte eingeſtuft werden ſollten, unbedenklich 600
RM. mehr bewilligt. Sie habe ja einem Miniſter für zweijährige
Dienſtzeit über 12 000 RM. Penſion geſchenkt. (Beifall.)
Abg. Dr. Werner (Nat.=Soz.) warnt vor dem
Unterneh=
men, die einzelnen Beamtengruppen gegeneinander auszuſpielen,
um auf den Stimmenfang zu gehen. Durch die Gehaltskürzung
ſinke die Kaufkraft der Volkswirtſchaft, die ja noch zuſätzlich Geld
verliere durch die Senkung der ſachlichen Ausgaben.
Vor den noch im Saal verbliebenen 4 Abgeordneten ſprechen
dann noch die Abg. Reiber und Arras (Lbd.), und die Rednerliſte
iſt nach 4 Uhr erſchöpft. Abſtimmung am Freitag, 10 Uhr.
Mittlerweile hat ſich bereits der Finanzausſchuß verſammelt,
um einen Bericht der Regierung über die Pleite gegangene
Hegemag entgegenzunehmen und zu erfahren, daß die Regierung
die zu einer Flottmachung erforderliche ½ Million nicht zur
Ver=
fügung habe und auch nicht auswerfen wolle.
Die Anträge auf Linderung der Unwetter= und Hochwaſſer=
Geſchädigten kommen heute im Plenum zur Behandlung. —0—
*
Pariſer Sorgen.
Der deukſche Offiziersbund gegen die Penſionskürzung
Uns wird geſchrieben:
In die dritte Notverordnung des Herrn Reichspräſidenten
zur Sicherung von Wirtſchaft und Finanzen vom 6. 10. 1931
ſind auch die Beſtimmungen des ſ. Zt. dem Reichtag vorgelegten
und von dieſem noch nicht erledigten Penſions=Kürzung=Geſetzes
aufgenommen worden, ſoweit ſie ſich auf Feſtſetzung einer
Höchſtſpenſionsgrenze und auf Kürzung der
Pen=
ſion neben einem Arbeitseinkommen beziehen. Nach
Anſicht des Deutſchen Offizier=Bundes könnten die
Beſtimmun=
gen nur durch ein verfaſſungsänderndes Geſetz in Kraft geſetzt
werden. Ihre Durchführung auf dem Wege der Notverordnung
bedeutet eine Verfaſſungsverletzung, gegen die der Deutſche
Offizier=Bund, zugleich im Namen der anderen Offizierverbände,
ſchärfſten Einſpruch erhebt. Allen von den genannten
Beſtim=
mungen Betroffenen kann nur empfohlen werden, nach
Ein=
gang der amtlichen Benachrichtigung über Kürzung ihrer
Pen=
ſion den für ſie in Frage kommenden Rechtsweg zu beſchreiten.
Ausweiſung der Jeſuiken aus Spanien.
Rücktritt des ſpaniſchen Miniſterpräſidenken.
Die ſpaniſche Nationalverſammlung hat nach 14ſtündiger
ſtürmiſcher Sitzung mit 178 Stimmen gegen 59 die Ausweiſung
der Jeſuiten aus Spanien und die Beſchlagnahme ihres
Eigen=
tums beſchloſſen. Für die übrigen Religionsgeſellſchaften wird
ein Sondergeſetz geſchaffen, das den religiöſen Orden die
Aus=
übung des Unterrichts verbietet und das die Verſtaatlichung
ihres Beſitzes ermöglicht. Schließlich wurde die Aufhebung des
Haushalts für Klerus und Kult in der Verfaſſung niedergelegt.
Erwähnt ſei, daß Miniſterpräſident Alcala Zamora und
Innenminiſter Maura gegen den Verfaſſungs=Artikel geſtimmt
haben. Miniſterpräſident Alcala Zamora hat daraufhin ſeine
Demiſſion gegeben. Sämtliche Kabinettsmitglieder haben ſich
darauf mit Zamora identiſch erklärt und den Rücktritt des
ge=
ſamten Kabinetts beſchloſſen. Dieſer Schritt ſteht in direktem
Zuſammenhang mit der Abſtimmung der Nationalverſammlung
über die Religionsfrage.
Das neue ſpaniſche Kabinett iſt gebildet. Das
Miniſterpräſi=
dium und Kriegsminiſterium hat Azana, das Marineminiſterium
Giralt übernommen. Das Außenminiſterium behält Lerroux. Der
einzige neue Mann im Kabinet Azana iſt Marineminiſter Giralt,
Rektor der Zentraluniverſität von Madrid.
Froh und dankbar zeigen wir die
Geburt einer Tochter an.
Dankſagung.
Forstassessor Breitwieser u. Frau
Liesel, geb. Bernbeck.
Für die wohltuende Teilnahme an dem ſo jäh
hereingebrochenen Verluſt unſres lieben Sohnes,
Bruders und Schwagers
Ernſt Ludwig
danken wir herzlich.
Zossen bei Berlin, den 13. Oktober 1931.
Heeresforstamt.
(
Ihre Vermählung beehren sich anzuzeigen
Ernst Wöller
Käthe Möller
Darmstadt
geb. Pohl
Prof. Kiffinger und Fran
Frau Suſanna Mertz, geb. Kiſſinger
Frau Eliſabeth von Keußler, geb. Kiſſinger
Heiner Kiſſinger
Frau Liſelotte Kiſfinger, geb. Martin
Dr. Wendel Mertz
Dr. Otto von Keußler.
Darmſtadt, Offenbach, Ludwigshafen. 4857
Heinrichstraße 184
Kirchliche Trauung: Samstag, den 17. Oktober 1931,
3.15 Uhr, Stadtkapelle.
Todes=Anzeige.
Am 14. Oktober, nachmittags 1½ Uhr, entſchlief
nach langen, ſchweren, mit großer Geduld
ertrage=
nen Leiden meine liebe Frau, unſere gute Schweſter,
Schwägerin und Tante
geborene Lautenſchläger
im Alter von 59 Jahren.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Gg. Philipp Böhm
Bauoberinſpektor.
Reichelsheim i. Od., Worms, Gr.=Bieberau,
Am 14. d. Mts. verſchied nach
kurzem Krankenlager infolge
Schlaganfalles im 55.
Lebens=
jahr mein ehemaliger Teilhaber
Herr
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wie neu, billigſt.
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Verkauf ab. Fabrik
an Private (auch
Ratenzahlg). Ang.
unter T. 196 an die
Geſchäftsſtelle. (*fsg
Die Beiſetzung findet Samstag
nachm. 3 Uhr auf dem
Wald=
friedhof ſtatt.
(14849
Geſpielie
Mint
den 15. Oktober 1931.
Samstag, den 17. Oktober, findet ſtatt: Die
Ein=
ſegnung vormittags 10 Uhr am Sterbehauſe zu
Reichelsheim und die Beerdigung zu Groß=
Bieberau um 1½ Uhr nachmittags vom Hauſe
der Frau Martin Böhm Witwe aus.
Qualitäts=Schuhwaren „Mercedes”
Reſtbeſtand meines Lagers verkaufe zu
jedem annehmbaren Preis. —
Heinrich=
ſtraße 106, parterre. Kein Laden. (13120a
nußb. .
Br.
Frauenarzt
PaulWolFf
zurück
19
ſchwarz . ℳ 280.-
350.—
ſchwarz . ℳ 450.—
ſchwarz. ℳ 575.—
nußb. . . ℳ 675.—
bei
Zimmermann
Pianolager
Grafenſtraße 21,
nächſt d. Rheinſtr
(14759b)
Die Vorbereitung der Amerikareiſe Lavals iſt alſo nic
voll gelungen. Das Einverſtändnis mit England fehlt a
Grundlage zu den Verhandlungen. Ueber die nach unſer
Von unſerem A=Korreſpondenten.
* Paris 15. Oktober.
Die neue Regierung Brüning hat in Paris keine beſonders
gute Preſſe gehabt. Man begrüßte es zwar im allgemeinen,
daß eine extreme Wendung in der deutſchen Innenpolitik
ver=
mieden werden konnte und daß die Kontinuität der
Außen=
politik durch die Perſon Brünings geſichert wird. Aber das
neue Kabinett Brüning wird als Zeichen einer ausgeſprochenen
Rechtswendung gewertet. Die Tagung der nationalen
Oppoſi=
tion in Harzburg wurde aber lebhaft kommentiert. Sie
ver=
urſache hier eine ſehr große Nervoſität, mit der wohl auch die
Verbreitung mancher phantaſtiſcher Gerüchte zu erklären iſt.
Die Preſſeſtimmen waren ſehr erregt und ſogar die Linkspreſſe
wandte ſich ſehr ſcharf gegen Deutſchland.
Die Rede Brünings hat dagegen eine relativ günſtige
Auf=
nahme, beſonders was den wirtſchaftlichen und finanziellen
Teil ſeiner Ausführungen betrifft. Seine Erklärung über das
Feſthalten Deutſchlands an der Goldwährung wirkte ſehr
be=
ruhigend. Eigentlich wird nur ſeine Stellungnahme zur
Repa=
rationsfrage ernſtlich angefeindet. Die franzöſiſche Preſſe ſucht
den Beweis zu führen, daß die Reparationszahlungen für die
Kriſe nicht verantwortlich ſeien. Im übrigen gehen hier die
Anſichten über die tatſächlichen Kräfte, über die Brüning
ver=
fügt, ſtark auseinander.
Anſicht viel wichtigere vorherige Fühlungnahme mit Deutſe
land ſchweigt man ſich vorerſt aus. Um ſo weniger mach
die franzöſiſche Preſſe eine Mördergrube aus ihrem Herzen, we
die Gefühle Amerika gegenüber betrifft. Man verſichert Oe
Yankees in allen Tönen, daß man ſich nicht liebt, und daß mo
ihrer Politik mißtraut. Nachdem ſich die Unruhe über dicet
Amerikareiſe Lavals ſchon hart ins unerträgliche zu ſteigern keße
gonnen hatte, beſann man ſich plötzlich eines beſſeren und vehit
ſucht jetzt krampfhaft eine beſſere Stimmung aufkommen
laſſen. Das gelingt aber ſo leicht nicht und die zuverſichtlich
Stimmen klingen einigermaßen falſch. Auch die offiziöſe Be
ruhigungspille, daß das Programm der Beſprechungen zwiſchi
Laval und Hoover doch einigermaßen im voraus feſtgelegt Fin
bleibt ziemlich wirkungslos.
Die Haltung Amerikas während der letzten Jahre wird jez
hier von allen Seiten kritiſiert. Man behauptet, daß Ameri
Die letzten Nachrichten über die Kriſenerſcheinungen der
franzöſiſche Wirtſchaft und der Finanzen riefen in hieſigen
poli=
tiſchen Kreiſen eine wahre Beſtürzung hervor. Bekanntlich
wurde die Zahl der Arbeitsloſen ohne die Kurzarbeiter mit
620 000 angegeben. Dieſe Zahl ſtammt von der linksſtehenden
Oppoſition und ſteht im Gegenſatz zur amtlichen Statiſtik, welche
nur von 56 000 Voll=Arbeitsloſen wiſſen will. Die Tatſache,
daß die amtlichen Statiſtiken die ausländiſchen Arbeiter nicht
erwähnen, vermag den kraſſen Gegenſatz der beiden Statiſtiken
nicht zu erklären. Und der Umſtand, daß Léon Blum, der Führer
der Sozialiſten, für die erſte Zahl einſteht, würde allein
be=
weiſen, daß es ſich hier nicht um leere Uebertreibung handelt.
Aber ſchließlich genügt es, die letzten bekannt gewordenen
Be=
triebseinſtellungen in Betracht zu ziehen, um zu wiſſen, daß die
offizielle franzöſiſche Statiſtik unmöglich ſtimmen kann. Die
immer länger werdende Reihe der Bankzuſammenbrüche und
Falliſſements läßt keine Illuſionen mehr über die Lage
auf=
kommen . . .
bis zum letzten Augenblick — bis zur Veröfffentlichung 2
Hooverplans — die weltwirtſchaftlichen Zuſammenhänge kon
quent ignoriert. Darüber ſpricht man allerdings nicht, daß
Stellen gibt, welche dieſe Zuſammenhänge auch heute
n=
ignorieren möchten
Es iſt wahr, daß Amerika hinſichtlich ſeiner Zölle eine ku
ſichtige Politik betrieb. Ebenſo ſonderbar berührt die Tatſac
daß die Produktionsbeſchränkung jenſeits des Ozeans ſo wen
durchgeführt wurde. Aber alle Länder haben dieſe Fehler me
oder minder begangen.
u
Die angekündigte Reiſe Grandis nach Waſhington wiſſ
hier nur mit finanziellen Gründen erklärt. Außerdem erbli
man in ihr eine Beruhigungspille für Italien. Aber Pan
ſelbſt kann ſich nicht darüber beunruhigen und lehnt es v.
läufig ganz entſchieden ab, die Reiſe des italieniſchen Auße
miniſters mit der Abrüſtungsfrage in Verbindung zu bring
In der Beurteilung der fernöſtlichen Ereigniſſe iſt eine
on d
rwachſ
Nach der Abreiſe Lord Readings aus Paris wurde ein von
Optimismus ſtrotzendes, amtliches Communiqus veröffentlicht,
wonach die Entente Cordiale wieder hergeſtellt und die
Zu=
ſammenarbeit zwiſchen London und Paris geſichert wäre. Gleich
danach mußte man aber bekennen — und zwar auf Grund von
Nachrichten aus London — daß die Dinge bei weitem nicht ſo
günſtig ſtehen. Lord Reading verfügt zwar über zahlreiche
perſönlichen Freunde in Paris und ſeine Perſönlichkeit iſt der
politiſchen Welt Frankreichs in höchſtem Grade ſympathiſch, aber
— er mußte unverrichteter Dinge zurückkehren. Denn es
han=
delt ſich diesmal weder um eine Sympathiekundgebung, noch um
einen außenpolitiſchen „tour dhorison”, ſondern um höchſt
kon=
krete finanzpolitiſche Fragen, vor allem um die
Pfundſtabili=
ſierung. Und Lord Reading war nicht befugt, den Franzoſen
bindende Zuſagen zu machen.
offiziöſer Darſtellungen. Die Haltung Japans wird jetzt we
weniger verurteilt und man betont, daß der Völkerbund,
Tokio ſich auf eine Reihe von Verträgen berufen kann, nich
anderes machen kann, als den kämppfenden Parteien Empf4äu inſtrut
lungen und Noten zu ſchicken. Das berührt einigermaßen ſrruung
au=
derbar, wo doch jeder weiß, daß Japan ſich niemals ein
diplomatiſchen und finanziellen Druck, welcher gleichzeitig buotesbegr
hn z
Waſhington, London und Paris ausginge, widerſetzen wür
de tatſt
Und gerade jetzt, da ſich Amerika in dieſer Frage dem VölEſtrung ſu
bunde genähert hat, wären die Chancen einer gemeinſanzlarnmer
Aktion der Mächte nicht zu unterſchätzen. Die Einigkeit beſt A, Gott be
aber nur auf der Oberfläche. Die Haltung Waſhingtons wiſchieden
1ch Paſ
auch hier mißbilligt. Man wirft der amerikaniſchen Diploma)ſiums au
vor, nach einer großzügigen Ermunterung des Völkerbundlinete Pfa
ſtor En
dieſen nicht hinreichend zu unterſtützen. Würde man aber
(Pro
Vereinigten Staaten in Genf noch mehr zu den Verhandlungntot er das
hinzuziehen, ſo würde das auf ruſſiſcher Seite ganz beſtimne auch b
ſich=ſtell
Verſtimmung auslöſen. Denn Amerika gehört ebenſowenig d
Wort.
Völkerbunde an, wie Rußland und andererſeits iſt es unm 9ü durch
lich, die ruſſiſchen Intereſſen in der Mandſchurei zu leugmſtyn näml
„Aauatite‟
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BiOK-ULTRA fördert gesunde Speichel-
Freitag, den 16. Oktober 1931
Seite 5
Nummer 287
PH. Das Landeskirchenamt erläßt folgendes Ausſchreiben:
Die furchtbare Not, die im kommenden Winter über unſer
ditſches Volk hereinzubrechen droht, hat die Gutgeſinnten aller
Knfeſſionen und Parteien, zumal die Verbände der freien
Liebes=
jägkeit, zu einer gemeinſamen Hilfsaktion „Der Winterhilfe‟
w den Plan gerufen.
Mit Genugtuung haben wir feſtgeſtellt, daß unſere
evangeli=
ſchr Geiſtlichen mit die erſten waren, die Hand ans Werk legten,
zg bevor die Aufrufe der Regierungen in der Preſſe erſchienen
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, den 16. Oktober 1931.
Die evangeliſche Kirche zur Winkernok.
i iſt, gerade auch in eigener Not zu beweiſen, daß uns die noch
ußere Not unſerer Brüder beſonders der arbeitsloſen Familien,
im Tat der Liebe bereit findet, die hilft, wo und wie ſie auch
oſen kann. Wir vertrauen darauf, daß ſich unſere Pfarrer
zſin als Führer bewähren werden. Die Gemeinden aber bitten
z nicht nur der Not in der eigenen Mitte zu begegnen, ſondern
den Notſchrei nicht zu überhören, der jetzt vielfach aus den
ſchbargemeinden zu ihnen dringt, zumal von den Städten auf
g Land, weil dort naturgemäß das Elend der Arbeitsloſigkeit
ngrößten iſt.
Wir denken dabei nicht nur an die Beſchaffung von Nahrung
Kleidung für die Armen, ſondern auch an die ſchwere ſeeliſche
die auf zahlloſen Männern und Frauen liegt, denen es
ver=
g iſt, ihre geſunde Arbeitskraft für ſich, ihre Familie und ihr
Mk nutzbar zu machen. Verzweiflung droht viele zu erfaſſen,
Ninur in des Glaubens Kraft überwunden werden kann.
Un=
große Aufgabe iſt jetzt gewiß die Fürſorge, vor allem aber
Seelſorge in einer jeden Form. Zur Seelſorge gehört u. E.
die Erſchließung und Ermöglichung jeder zweckvollen
Be=
nung für die aus ihrer Berufsarbeit geriſſenen Volksgenoſſen,
ihnen das niederdrückende Gefühl der Zweckloſigkeit des Da=
5 zu nehmen. Das wird vielfach erfinderiſcher Liebe möglich
wenn auch dem Einzelnen wie der einzelnen Gemeinde kein
u offenſteht, der aus der allgemeinen wirtſchaftlichen Not
nusführt. Gott ſegne den Dienſt! Gott erbarme ſich unſer aller,
mal unſerer arbeitsloſen Brüder!
dem
zu
BPH. Lehrgang für Bibel= und Jugendarbeit. Am Mittwoch
ſtag ſprach Dr. med. Fritz Künkel=Berlin über: „Die Rolle
Religion in der Charakterentwicklung der heutigen Jugend”.
en Em/ Fe ſteigende Zahl von Zuhörern (etwa 600) folgten dem
unge=
unr inſtruktiven, klaren und verſtändlichen Vortrag. Der
Red=
uging aus von der Struktion des Kindes. Das Kind iſt Egoiſt
u von den Erwachſenen abhängig: Es kommt darauf an, wie
HeErwachſene ſich ihm gegenüber ſtellt. Von daher bildet ſich ſein
Giatesbegriff. Es ſucht den Erwachſenen ſich günſtig zu ſtellen,
ſetzen hleunihn zu beherrſchen. Später kommt es in die Kriſis, wenn es
loſine tatſächliche Abhängigkeit bemerkt. Durch eine
Heldenver=
hung ſucht es ſeiner Kleinheit zu entgehen. Es kommt zum
bemeinſ Eul mmenprall mit dem Erzieher, der dann verſagen muß, wenn
icht religiös iſt. Nur wenn das Kind verſtehen lernt, daß
gkeit
ppuGott beide gleichberechtigt ſind, nicht groß und klein, aber doch
ngtonz puihieden, gibt es eine befriedigende Löſung. — Am Abend
ſpirch Paſtor Wilm=Potsdam über die Verkündigung des
Evan=
glums an die völkiſche Jugend. Am Donnerstag morgen
er=
föllerbubäfete Pfarrer Köhler mit einer Andacht über 1. Sam 3, 9.
ſgfor Engelke ſprach über „Der redende und der ſchweigende
ſat (Prophetie). In Anknüpfung an die vorigen Vorträge
gite er das Weſen wahrer Prophetie ſowie im alten Teſtament
mnz beſiwie auch bei Jeſus, das in der Unbeſtechlichkeit beſteht. Es iſt
nſich=ſtellen unter Gottes Willen, eine Führung Gottes durch
Wort, das er dem Propheten ſchenkt. Es gibt Zeiten, wo
ſut durch Schweigen führt, wenn er ſich den Menſchen verſagt,
ſan nämlich, wenn die Menſchen ſich an ſein Wort gewöhnt
bähn und nicht mehr gehorchen wollen. — Mit einem
gemein=
nn Spaziergang nach Schloß Kranichſtein ſchloß die Tagung
Bei der Abſchlußfeier in der Schloßkapelle ſprach Pfarrer
von der Au über 2. Kor, 13,5. Dabei wirkte der Arheilger
kreis mit. Die ganze Veranſtaltung hinterließ einen tiefen
druck bei allen Teilnehmern. Sie hak ſehr weſentlich zur
Be=
hung und Klärung der kirchlichen Jugend beigetragen. Es war
Hochſchule für Jugendführer, die bei der zahlreichen
Betei=
fung aus dem ganzen Lande nicht ohne ſegensvolle Nachwirkung
eben wird.
Hohes Alter. Am Sonntag, den 18. Oktober, begeht Frau
Vernersbach (geb. Stier), Witwe des Lademeiſters
b Wernersbach, hier. Sandbergſtraße 9, in außergewöhnlicher
giger und körperlicher Friſche ihren 80 Geburtstag. Trotz
liutz hohen Alters unternimmt ſie noch allwöchentlich ihren
Spa=
nang zum Grabe ihres Gatten auf dem Waldfriedhof und iſt
heute noch beſonders bei den Beſſungern wegen ihres
ur=
miſigen Humors ſehr bekannt und beliebt.
Der Verein für Aquarien= und Terrarienkunde „Hottonia”
vor kurzem ſeine Freilandanlage der Oeffentlichkeit übergeben
üveranſtaltet vom Samstag, den 17. Oktober, ab eine von
m Mitglied Fräulein Aenny Fahr beſchickte Ausſtellung
Tieraufnahmen (Reptilien, Amphibien. Säugetiere uſw.).
Schau iſt ſehr reichhaltig und die Beſichtigung für Liebhaber
Freunde unſerer Liebhaberei ſehr zu empfehlen. (Näheres
Anzeige.)
Orpheum. Heute Freitag fällt wegen anderweitiger
Ver=
gehng die Vorſtellung aus.
Erica Morini. Ueber die Soliſtin des 2 Akademiekonzerts
d. M. ſchreiben die „Hamburger Nachrichten”: Erica
Mo=
in iſt das überragende Geigengenie unſerer Zeit; ſie iſt eine
vanl den ganz ſeltenen inſtrumentalen Begabungen, von denen
Hmu vielleicht ſagen könnte, das Inſtrument iſt für ſie erfunden
wlen, wartete auf ſie, bis ſie kam. Erica Morini beſitzt die volle
aune der Eigenſchaften, die den großen Geiger kennzeichnen:
ſhlbare Virtuoſität, die ſpieleriſche Leichtigkeit und das gra=
1ſ Müheloſe einer erſtaunlichen Technik von blendender
Zuver=
ſſkeit, ſie beſitzt Muſikalität, zündendes Temperament, Kraft
Bravour; zu allem eine Größe und Schönheit des Tons um
ſie die Götter und ſelbſt die bedeutendſten Geigentalente
lini generis beneiden dürfen und die ſie für allemal himmel=
Ahinaushebt über den Typ des gefürchteten „Angelo di Vio=
Karten von 1 bis 5.,50 Mark im Sekretariat der Städt.
emie, Eliſabethenſtraße.
Heſſiſches Landestheater.
Dmmmmmmmmtig, 16. Okt.
19½—22½ Uhr. D 5. Noueo u7d Julia.
Preiſe 0.70—5.60 Mk. Ftag, 17. Okt. 15—17½ Uhr. Heſſenlandmiete I1 11I,1
Die verkaufte Braut. Preiſe 0.60—4.80 Mk.
20—22¾ Uhr. G 2. Darmſt. Volksb. Gr. 1—1V
Pre ſe 0 70—5.60 Mk.
Die Ratten. 11 tag, 18. Okt. 18½ En e geg. 213. Uhr. Heſſenlandmiete W.1
Die Macht des Schickſals. Preiſe 0 80—6.40 Mk. Kleines Haus. g, 16. Okt 20—22½, Uhr. Außer Miete. Vorſtellung zu
halben Preiſen. Martha. Preiſe 0.40—2.50 Mk. äbtag, 17. Okt 20—21½ Uhr. Erſter Kammermuſik=Abend
des Schnurrbnich=Quartetts Pr. 0.70—2 — M.
ſtag, 18. Okt
Etatgemlotiiie Sattte Laleegtti.
Oberbürgermeister Mueller über seine Amerikalahrt.
W Hire Hie Hrerf ene
-0, Ende gegen 22½Uhr. T Gr 5, 6, 7 u. 8.
Die Quadratur des Kreiſes. Preiſe 0.60—4 50M.
Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet im Kleinen
zu halben Preiſen eine Vorſtellung von Flotows komiſcher
„Martha” ſtatt, die in den letzten Aufführungen einen
ſoßen Erfolg zu verzeichnen hatte. Die Lady Harriet
Dur=
hingt Käthe Walter, die Nancy Anna Jacobs, den Lord Hein=
Kuhn, den Lyonel Dr. Heinrich Allmeroth, den Plumkett
„Fdor Heydorn. Inſzenierung: Renato Mordo. — In der am
Emtag, dem 18. Okvober, im Großen Haus ſtattfindenden
Auf=
fürlung von „Macht des Schickſals” werden die Hauptrollen
190geu von Anita Mitrovic, Heinrich Allmeroth, Jobannes
Lnh, Theo Herrmann, Theodor Heydorn.
Vor einem Kreis geladener Gäſte hielt Oberbürgermeiſter
Mueller geſtern abend einen Vortrag über ſeine
Amerika=
reiſe. Der große Saal des Städtiſchen Saalbaus war faſt beſetzt,
und der lebhafte Beifall am Schluß ſeines Vortrages beſtätigte,
daß ſeine Ausführungen nach Form und Inhalt ſo waren, daß
ihm herzlichſt dafür gedankt werden konnte
In der Tat, wenn Oberbürgermeiſter Mueller an die Spitze
ſeiner Ausführungen den Satz ſtellte, daß es nicht möglich ſei, auf
Grund einer Studienreiſe, die immerhin nur wenig mehr als vier
Wochen umfaßte, den amerikaniſchen Menſchen und das
amerika=
niſche Land ſo zu ſchildern, wie man es nicht aus einer beliebigen
Anzahl von Büchern kennen lernen kann, ſo iſt an der Richtigkeit
dieſes Satzes wohl nicht zu zweifeln. Für unſer Oberhaupt aber
war es übergroße Beſcheidenheit, dieſen Satz an die Spitze ſeines
Vortrags zu ſtellen. Oberbürgermeiſter Mueller hatte tatſächlich
das Glück, in den wenigen Wochen ſeines Verweilens in New
York den amerikaniſchen Menſchen und das amerikaniſche Land
— letzteres allerdings nur aus Herz und Hirn der Stadt. New
York — ſo können zu lernen, wie es kaum einem anderen
beſchie=
den ſein mag. Dementſprechend waren ſeine Ausführungen, wenn
auch manches Bekannte darin wiederkehrte, ungewöhnlich
inter=
eſſant und feſſelnd. Es war für ihn ein unerhörter Vorteil, daß
ſeine amerikaniſchen Freunde, deren Einladung der Beſuch zu
dan=
ken war, die Wochen ſeines Aufenthalts ſo ungewöhnlich gut
vor=
bereitet hatten, daß auch nicht eine Minute ungenützt blieb. Dazu
kam, daß der Wiſſensdrang, das Streben unſeres
Oberbürger=
meiſters, wirklich mehr zu ſehen als andere, ſo daß er wirklich
etwas zu erzählen habe, ihn darauf verzichten ließ, Stunden etwa
in geheimen oder verbotenen Lokalen (Prohibition!) zuzubringen,
obwohl er auch dieſe kennen lernen mußte, zumal für die
einge=
borenen Amerikaner es begreiflicherweiſe eine beſondere Freude
iſt, Beſuchern dieſen zweifelhaften Genuß zu vermitteln.
Der Vortragende ſtand noch ſo ganz unter dem Eindruck des
unerhörten Erlebens, daß auch die äußere Art ſeines Vortrags
dieſes Erleben widerſpiegelte. Bewegten ſich die anſchaulichen
Schilderungen der Ueberfahrt auf dem Hapagdampfer „
Mil=
vaukee” noch im Rahmen nicht unpoetiſchen Erzählens, eines
ge=
wiſſen Schwelgens in den Schönheiten der Seefahrt, wenn dieſe
auch von einem Strauß ſtürmiſchen Meererlebens umwunden
waren, ſo begann ſchon mit dem Empfang am Pier in New York
das D=Zug=Tempo des raſenden New Yorker Lebens, wie es ihn
rauſchend umfing, und wie es ihn erſt wieder entließ in dem
Augenblick, da er ſeinen Fuß wieder auf Deck der „Milwaukee‟
ſetzte, die ihn auch nach Europa zurücktrug. Dieſes D=Zug=Tempo
fand auch Niederſchlag im Aeußeren ſeines Vortrags. Schwer, in
kurzem Auszug das wiederzugeben, was der Vortragende in 1½
Stunden ſagte. Von dem was er über die Ausfüllung des
Frage=
bogens bei der Abreiſe ſagte — die Amerikaner verlangen den
Nachweis politiſcher und moraliſcher Unſchuld, vor allem darf man
nicht Mitglied der KPD., ſein und muß ſich zur Einehe bekennen,
außerdem muß ein angeſehener Amerikaner Bürger die Garantie
dafür übernehmen, daß man nicht wegen mangelnden
Wohlver=
haltens per Schub wieder nach Europa gebracht wird — bis zu
dem kaleidoſkopartigen Vorüberrauſchen der Feſtfolgen, kann es
ſich hier um das Feſthalten einiger weſentlicher Punkte handeln.
Bekannt und oft geſchildert iſt der erſte Eindruck, der ſich dem
Amerikareiſenden vor der Landung in New York bietet, und
be=
kannt ſind auch die Schwierigkeiten für den Einreiſenden, die mit
Geſundheitsvaß und Zollkontrolle uſw. verbunden ſind
Schwierig=
keiten, die Oberbürgermeiſter Mueller allerdings durch ſeine
ame=
rikaniſchen Freunde, ſoweit irgend möglich, aus dem Wege
ge=
räumt wurden.
Noch auf dem Schiff, auf dem ſich eine Abordnung des
Volks=
feſtvereins zur Begrüßung einfand begann der Anſturm der
Jour=
naliſten und Photographen, der bis zu ſeiner Abfahrt anhielt.
Das iſt nun einmal drüben ſo. Und dieſer Anſturm hat während
des ganzen Aufenthalts, der ſich ja faſt ununterbrochen öffentlich
abſpielte, angehalten. Daß der Oberbürgermeiſter im Hotel
St. Moritz” eine Reihe der beſten Zimmer bewohnte, daß er von
allen offiziellen Perſönlichkeiten drüben empfangen, daß ihm zu
Ehren Feſte gegeben und daß ihm die Teilnahme an anderen
zu=
fälligen Feſten ermöglicht wurde, (Volksfeſte, Steuben=
Erinne=
rungsfeier uſw.) ſei erwähnt. Wichtiger ſeine Eindrücke, die er
von den Deutſchamerikanern drüben gewann, und die in der Frage
der Beziehungen zum Mutterland ihn zu dem Urteil, kommen
ließen, daß dieſe Beziehungen wohl innerlich, gefühlsmäßig
vor=
handen ſind, beſonders in den erſten Auswanderergenerationen,
daß große Vereinigungen auch in den weiteren Generationen das
Deutſchtum anerkennenswert pflegen, daß aber der Einfluß des
Deutſchtums auf die amerikaniſche Politik außerordentlich gering
iſt. Viel geringer jedenfalls, als z. B. der der Irländer. Das
Deutſchtum hat wohl kein Talent dazu, ſich ſo durchzuſetzen, wie es
in unſerem Intereſſe notwendig wäre. Das amerikaniſche Volk
hegt die größte Hochachtung vor den Deutſchen, beſonders vor
ſei=
nen techniſchen und organiſatoriſchen Fähigkeiten. Dieſe
Hoch=
achtung aber, ſo erfreulich ſie einerſeits iſt, verhindert, daß man
unſere derzeitige Notlage drüben richtig einſchätzt. Man iſt überall
und unerſchütterlich überzeugt davon, daß wir es ſchon ſchaffen,
daß wir wieder in die Höhe kommen.
In die Zeit des Aufenthaltes fiel der Beſuch des „Do. K”
vor dem die Amerikaner die höchſte Bewunderung hatten.
Zu=
ſammen mit Lil Dagover und dem New Yorker Oberbürgermeiſter
konnte unſer Oberbürgermeiſter das Flugſchiff beſichtigen, deſſen
Beſuch allgemein ungewöhnlichen Eindruck hervorrief. Im
üb=
rigen aber kennt der Amerikaner nur ſeine eigenſten Intereſſen.
Daß die Frau in Amerika ſich beſonderer Hochſchätzung erfreut, iſt
bekannt. Die Frau nimmt das hin als ſelbſtverſtändlich. Betritt
eine Frau etwa einen Perſonenaufzug, werden ſämtliche
anweſen=
den Männer den Hut ziehen, verläßt ſie ihn, werden ſämtliche ſich
erheben. Dieſe kleinen Züge, drüben ſelbſtverſtändlich, ſind
pſycho=
logiſch nicht unintereſſant in der Beurteilung des amerikaniſchen
Volkes. Beleidigungen von Frauen oder Angriffe auf dieſe
wer=
den drakoniſch beſtraft, und jedermann findet das recht und gut!—
Es gibt nur eine kleine Schicht 100prozentiger Amerikaner,
das ſind die aus den urſprünglich engliſchen Kolonien
ſtammen=
den. Die Nachkommen der erſten, auf dem „Mayflower”
einge=
wanderten Engländer ſind auf dieſe Tatſache beſonders ſtolz.
Beſonders anſchaulich und eindringlich verſtand der
Vortra=
gende ein Bild zu zeichnen von der Größe der 10 Millionen=Stadt
New York und von ihren gigantiſchen Verkehrsmitteln und
Ver=
kehrsorganiſationen, die das Fabelhafteſte der ganzen Welt
dar=
ſtellen, die aber trotzdem bei weitem nicht ausreichen. Die
In=
tenſität der Arbeitsleiſtung iſt ungeheuer. Nur muſtergültige
Ver=
kehrsorganiſation ermöglicht überhaupt die Bewältigung des
Rie=
ſenverkehrs. Beſitz eines Autos iſt drüben wohl Ehrenſache — der
Amerikaner iſt leidenſchaftlicher Fahrer — aber er iſt unpraktiſch.
Mit dem Auto verliert man Zeit, das Auto alſo verliert ſeinen
Sinn. Schnelles Vorwärtskommen mit dem Auto in New York iſt
unmöglich. Wer Eile hat, muß die Hoch= oder Untergrundbahn
benützen, deren Verkehr ins Ungeheuere geſtiegen iſt. Dabei ſpielt
ſich dieſer faſt ohne Beamten ab. Man wirft ſein 5= oder 10=
Cent=
ſtück beim Eintritt in den Bahnhof in den Automaten und kann
dann fahren, wohin man will. Ein Zug folgt dem anderen.
Ungeheuerlich und unvorſtellbar iſt für uns drüben im
Som=
mer die Hitze und die Art wie der Amerikaner ſie bekämpft,
rich=
tiger, wie er das Leben in dieſer Hitze erträglich geſtaltet. Eng
damit zuſammen hängt die Frage der Prohibition, die immer
noch das am meiſten umſtrittene Problem iſt. Es gibt eigentlich
nur zwei Gruppen von Menſchen drüben. Die Freude der
Pro=
hibition und ihre Gegner. Man kann zu der Frage ſich ſtellen
wie man will, unbeſtreitbar iſt, daß die Prohibition die Zunahme
der Kapitalverbrechen, überhaupt des Verbrechertums ins
Unge=
heuerliche geſteigert hat. (!). Trotz Prohibition wird viel
ge=
trunken. Trotz Vorſchrift niedrigſten Prozent Alkoholgehaltes für
Bier z. B., wird viel Starkbier gebraut und faſt öffentlich
ausge=
ſchenkt. Die Polizei wird beſtochen.
Die Arbeiterlöhne ſind geſunken. Trotzdem verdient, wer
überhaupt Arbeit hat, noch recht gut. Das Streben des
Ameri=
kaners iſt möglichſt viel Geld zu verdienen, aber er gibt es auch
leicht wieder aus. Im allgemeinen ſieht man dem Winter in New
York mit Bange entgegen. Der Amerikaner iſt Meiſter der
Reklame. Selbſt Religionsſekten und Kirchen bedürfen der
Reklame.
In New York ſind alle Nationen, der Welt vertreten. Am
wenigſten geachtet wird immer noch der Neger, obwohl man Neger
faſt überall antrifft und ſie vielfach auch in öffentlichen Aemtern,
in Hotels uſw. beſchäftigt ſind. — Mit ſeinen großen Männern
treibt der Amerikaner Kult. Waſhington iſt faſt ein einziges
Nationalheiligtum. Es wäre falſch zu ſagen, daß der Amerikaner
keinen Sinn für Kultur hat. Er kann ſeine Kulturgüter nicht
mit denen des alten Europa meſſen, weil er ja ſo unendlich viel
jünger iſt. Unverkennbar aber iſt das Streben, ſich eine Kultur,
vor allem eine Geiſteskultur, zu ſchaffen. Unverkennbar ſein
Kul=
turbedürfnis. In bezug auf Bildung iſt der Amerikaner führend.
Seine Colleges und Univerſitäten ſind hervorragend
Am 17. September, eine Minute nach Mitternacht, fuhr
Ober=
bürgermeiſter Mueller von Amerika nach Europa. Nach 6 Wochen
Sonnenſchein, Tag und Nacht Regen.
M. St.
— Die Gewinner des Preisausſchreibens des Heſſiſchen
Lan=
destheaters. In der geſtrigen Verloſung gewann den erſten Preis
Otto Wießmann, Luiſenſtraße 12, den zweiten Preis Maria Katz,
Ohlyſtraße 30, den dritten Preis Fritz Luſt. Soderſtraße 55. Die
übrigen 27 Preiſe werden in einem der nächſten Hefte der
Blät=
ter des Heſſiſchen Landestheaters bekannt gegeben.
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt Wie ſchon bekannt
gege=
ben findet am Sonntag, dem 18. d. M. vorm. 11.30 Uhr, eine
Aufführung in der Schule für Körperbildung und
Bewegungs=
lehre im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt. Die
unter Leitung von Frl. Grete Pfuhl ſtehende Schule arbeitet nach
dem Syſtem Bode, und es dürfte ſicher weite Kreiſe
intereſſie=
ren, die Ziele dieſer Unterrichtsmethode in praktiſchem Vorführen
kennen zu lernen. Kartenverkauf im Sekretariat der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße 36.
Edelpelzkierzucht.
Mineral
Na BOBENEK Pastillen
wirksam bei Erkältungen. Auch mit Menthol.
— Die Suite für Kammerorcheſter Opus 10 von Julius Klaas
„Aus galanter Zeit”, welche kürzlich im erſten Akademiekonzert
hier unter Leitung von Herrn Prof. W. Schmitt aufgeführt
wurde, wird am 17. Oktober um 7 Uhr nachmittags in einem
Konzert des Straßburger Radioſenders geſpielt.
Vortrag über elektriſche Küche. Heute Abend 8 Uhr findet
wiederum im Heaghaus, Luiſenſtraße 12, ein Vortrag über
die elektriſche Küche ſtatt, der insbeſondere das Arbeiten
mit dem elektriſchen Herd und Heißwaſſerſpeicher behandeln wird.
Die intereſſierten Hausfrauen werden erſtaunt ſein über die
ein=
fache, ſaubere und doch billige Arbeitsweiſe der elektriſchen Küche.
Der Beſuch des Vortrages iſt daher nur zu empfehlen.
Das
Darmstädter Fahrplanbuch
(Winter-Ausgabe) ist
in allen bekannten Verkaufsstellen zum Preise von
80 Pfennig
erhältlich.
— Sektion Darmſtadt des D. u. Oe. Alpenvereins.
Mitglie=
der und Freunde der Sektion werden nochmals auf den Vortrag
von Frau Dr. Nau, „Im Banne des Weißen Berges, auf
Euro=
pas höchſter Zinne” mit Lichtbildern, der heute abend 8.15 Uhr
im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums ſtattfindet,
aufmerk=
ſam gemacht.
— Das Pergamon=Muſeum zu Berlin. Im Hörſaal 326 der
Techniſchen Hochſchule findet heute der zweite Lichtbildervortrag
von Kunſthiſtorikerin M. Frölich ſtatt, der Pergamon und den
großen Altar von Pergamon behandeln wird. Karten für
Mit=
glieder der Volkshochſchule zu 75 Pf., für Nichtmitglieder zu
1 Mk., auch an der Abendkaſſe.
In den letzten Jahren hat ſich auch in Deutſchland die aus Amerika
übernommene Zucht edler Pelztiere durchgeſetzt. Die
volkswirtſchaft=
liche Bedeutung derſelben tritt von Jahr zu Jahr mehr in Erſcheinung.
Der Zweck der Zucht iſt die Erzeugung edler Felle, um uns in Jahren
nnabhängig von der Einfuhr zu machen, die heute noch Millionen
Reichsmark beträgt.
Am beliebteſten und infolge der hohen Fellqualität am rentabelſten
iſt die Zucht der Tiere, die infolge der rückſichtsloſen Verfolgung in
freier Wildbahn im Ausſterben begriffen ſind. Dazu gehört in erſter
Linie der ſibiriſche Zobel, auf deſſen Ausfuhr aus Rußland allerdings
Todesſtrafe ſteht, der kanadiſche Silberſchwarzfuchs, der Blaufuchs, der
außerenropäiſche Nerz oder Mink, der kanadiſche Fiſher, der Waſchbär
und die verſchiedenen Marderarten untergeordneterer Bedeutung als
Fleiſchreſſer. An Pflanzenfreſſern züchten wir den argentiniſchen
Sumpfbiber oder Nutria, den Biber, das Karakulſchaf als Erzeuger des
Perſianer= und Breitſchwanzpelzes ſowie neuerdings echte Chinchillas.
Die Zucht aller Tiere kann in kleinſtem Maßſtab begonnen, allmählich
er=
weitert und ſpäter zur Exiſtenz ausgebaut werden. Die erzeugten
Edel=
pelze ſind internationale Handelsartikel, die an den Welthandelsplätzen
zum Verkauf gelangen.
Der Beruf als Pelztierzüchter iſt einer ſchönſten, auch für leidende
Menſchen und Frauen beſonders geeignet, ſofern züchteriſches
Verſtänd=
nis neben Tier= und Naturliebe vorhanden iſt. Das geſamte Zuchtgebiet
iſt jedoch noch ſo neu und die Grundfragen zur Anlage einer
Pelztier=
farm ſo unbekannt, daß nicht eindringlich genug vor unbeſonnenen
Neu=
gründungen gewarnt werden kann
Das jeweilig zur Verfügung ſtehende Gelände muß der Eigenart
der betreffenden Tierart auf jeden Fall entſprechen, abgeſehen davon,
daß man die angekauften Tiere im erſten Jahre oft in Penſion belaſſen
kann. Die Qualität der Tiere, beſonders in bezug auf die
Fellbeſchaf=
fenheit, iſt ſo unterſchiedlich, daß es dem Laien meiſt unmöglich iſt, zu
entſcheiden, was er kauft. Der Hauptwert muß bei jeder Neuanlage auf
nur erſtklaſſiges Zuchtmaterial gelegt werden. Die Zucht an ſich macht
recht viel Freude. Enttäuſchte Züchter werden aber meiſt ſolche die
gewiſſenloſen Zuchttierverkäufern in die Hände gefallen ſind. Schwindel=
Reklame unter Verſprechung phantaſtiſcher Gewinnchancen greift infolge
der Neuartigkeit der Zucht und der Unwiſſenheit des Publikums auf
dieſem Gebiete ſo um ſich, die zu Beſorgniſſen Anlaß gibt. Vor Anlage
einer Pelztierfarm ſei deshalb dringend geraten, ſich an maßgebenden
Stellen zu orientieren. Die Zucht genannter Tiere bereitet im
allgemei=
nen keine beſonderen Schwierigkeiten, wenn ſie auf geſunder Baſis
ent=
ſteht. Sie iſt geeignet, wenn auch beſcheidene, Verdienſt= und
Arbeits=
möglichkeiten zu ſchaffen. Koſtenloſe Auskunft erteilt in weiteren
Fragen die gemeinnützige Mitteldeutſche Edelpelztierzucht=
Beratungs=
ſtelle, Gera i. Th.
Milchabſchlag. Zufolge Vereinbarung zwiſchen
Land=
wirtſchaft und Milchhandel wurde der Kleiverkaufspreis für
Vollmilch ab 16. Oktober 1931 auf 28 Pfennig pro Liter
feſt=
geſetzt.
— Im Union=Theater läuft ab heute in Erſtaufführung ein
von dem Meiſterregiſſeur Gerhard Lamprecht geſchaffener
Ton=
film „Zwiſchen Nacht und Morgen” nach dem bekannten
Bühnen=
werk „Dirnentragödie” von Wilhelm Braun. In den Hauptrollen
ſind beſchäftigt Oskar Homolka als Zuhält, Aud Egede Niſſen,
Dorit Ina, Rolf von Goth, Winterſtein, Goetzke u. a. Dazu das
gute Beiprogramm und die neueſte Fox=Ton=Woche, Beginn 3,45,
6,00 und 8.20 Uhr.
— Das Helia=Theater bringt ab heute den Tonfilm aus dem
alten frohen Wien „Solange noch ein Walzer von Strauß
er=
klingt”, mit Guſtav Fröhlich. Maria Paudler, Hans Jungermann.
Julia Serda u. a. Die Muſik von Strauß Vater und Sohn gibt
der Handlung den paſſenden Rahmen. Dazu das gute
Beipro=
gramm und die Emelka=Ton=Woche. Jugendliche ſind zugelaſſen.
Beginn 3,45, 6.00 und 8,.20 Uhr.
Seite 6
Freitag, den 16. Oktober 1931
Nummer 287
Der Hiſlgriſche Berein in Kranichktein
und deia Mäüioleui.
Ein Bekannter und ein Unbekannter hatten zum letzten
dies=
jährigen Ausflug des Hiſtoriſchen Vereins eingeladen: Das
alt=
vertraute Kranichſtein, wohin alle Pfade rings um Darmſtadt
füh=
ren, und die abſeits vom Wege in der Stille gelegenen
Begräb=
nisſtatten des Großherzoglichen Hauſes auf der Roſenhöhe. Daß
der Himmel lachte wie immer, wenn die Mitglieder des Vereins
reiſen, verſteht ſich von ſelbſt.
Vom Löwentor ſchritten die überaus zahlreichen Teilnehmer
durch die ländlich einfachen, in herbſtlicher Sonne und Farbe
dop=
pelt ſtimmungsvollen Anlagen zum alten Mauſoleum, wo Graf
Hardenberg die Führung übernahm Die landgräfliche
Fa=
milie hatte ihre Grabdenkmäler in der Gruft der Stadtkirche, wo
die Gräber jedoch leider nicht zugänglich ſind. Die fürſtlichen
Toten des 19. Jahrhunderts ruhen in dem Mauſoleum, das
Mol=
lers formenſtrenge, aus klaſſiſchem Geiſt ſchaffende Kunſt erbaut hat.
Schlicht wie der ganze Bau, ſtehen im Innern die Sarkophage
der drei erſten Großherzoge; klaſſiſch rein und romantiſch zart,
ſo ſchön wie nur jene Zeit (1831) das Kind in der Kunſt
dar=
ſtellte, iſt das Marmorbild der Prinzeß Eliſabeth. Ludwigs II.
Tochter, von der Meiſterhand Rauchs. Der Bau Mollers wurde
1877 nach den Plänen O. Wagners ſymmetriſch nach beiden
Sei=
ten erweitert, und Großherzogin Alice fand hier im nördlichen
Flügel ihre erſte Ruheſtätte. 1902 errichtete dann Großherzog
Ernſt Ludwig für ſeine Eltern das Neue Mauſoleum, wozu das
Grabmal der Galla Placidia in Ravenna Pate ſtand und
Ober=
baurat Hofmann die Pläne zeichnete. So klein der Raum iſt, ſo
bedeutend wirkt er; wie in dem Denkmal von Ravenna ſind die
überlieferten klaſſiſchen Formen vertieft durch chriſtlich=
orientali=
ſchen Geiſt; auf den Betrachter ſchaut von der Kuppel her das
Un=
endliche herab. Der männlich ſtarke Meißel L. Habichs geſtaltete
den Sarkophag Ludwigs IV. von J. B. Böhm ſtammt das
rüh=
rende Bild der Großherzogin Alice, an die wie im Schlafe ihr
Töchterchen Maria ſich ſchmiegt. Draußen im Freien ruht die
kleine Prinzeß Eliſabeth. wo unwet: des Mauſoleums unterm
reinen Herbſthimmel Habichs ſchöner Bronzeengel ſeine Flügel
ſchützend über ihr Grab breitet.
Vom Ernſte dieſer Stätten führte der Weg durch den Wald
nach Kranichſtein, dem alten Schauplatz ſchäumender
Lebens=
freude. Der Schriftführer des Vereins, Profeſſor D. Dr. E. E.
Becker, dankte zunächſt Graf Hardenberg für ſeine
liebenswür=
dige Führung, dann gab Herr Dr. Krauße d Avis einen
Ueberblick über die Geſchichte Kranichſteins. Anno 1399 klappert
da eine Mühle auf einem Lehengut, 1567 kauft Georg I das
An=
weſen von einem Landedelmann und läßt kurz danach den Teich
anlegen, um 1710 wird das heutige Schloß aufgeführt;
Landgrä=
fin Karoline, ſpäter Ludwig III. und IV. wohnen hier
vorüber=
gehend; ſeine Blütezeit aber erlebt das Schloß, als unter dem
großen Weidmann Ludwig IIII. das Schloß widerhallt von dem
Halali der landgräflichen Jäger. Heute iſt der größere Teil des
Schloſſes umgewandelt in ein Muſeum der heſſiſchen Jagd, woran
Graf Hardenberg ein beſonderes Verdienſt zukommt. Es folgte
ein Rundgang durch die Zimmerfluchten des ehrwürdigen Baues.
Wer könnte die Hirſche am großen und kleinen Hirſchgang, die
Sauen in der „Saubucht” und ſonſtwo, oder gar das unerhörte
Jägerlatein alles aufzählen, das die Stockmar Sonntage Seekatz,
Fiedler und Eger hier gemalt haben? Noch bevor Rouſſeau ſein
Naturevangelium verkündete, wurde es hier, freilich in eigener
Ausprägung, gelebt und iſt bis zum heutigen Tage lebendig
ge=
blieben; noch ſchrillt kein Telephonklingel, blitzt keine Glühbirne
in dieſem Idyll, und wenn die Kirchengemeinde des Schloſſes
auch vor kurzem das Kerzenlicht mit dem elektriſchen vertauſchte,
ſo geht doch nach der Väter Brauch noch immer ein jeder zu
ſei=
nem Platz im Herren=, Männer= oder Frauenſtuhl, oder auf der
Kinderbank. Ueberhaupt dies Kirchlein hat ſeine verſchwiegenen
Reize, und der wackere Cicerone im grünen Rock hatte ganz recht,
wenn er nicht ohne Genugtuung ſeine Erläuterungen mit der
Feſt=
ſtellung beſchloß, daß nicht nur der Gottesdienſt hier gut beſucht
ſei, ſondern neuerdings auch Brautpaare in ſteigender Anzahl zur
Trauung die Kapelle aufſuchen, um von dieſem traulichen
Plätz=
chen die gemeinſame Reiſe ins Leben anzutreten.
Es wird kaum einen Teilnehmer geben, der nicht befriedigt
auf die ſchönen Ausflüge dieſes Sommers zurückſchaute. So ſteht
zu hoffen, daß die Teilnahme an den kommenden Vorträgen nicht
G.
geringer ſein wird.
Bandlungen 8es Arbeilsmarkkes.
Daß die allgemeine Wirtſchaftslage den Arbeitsmarkt
nach=
drücklich beeinflußt, iſt bekannt und durch Zahlen über
Stellen=
angebote innerhalb verſchiedener Zeitperioden leicht nachzuweiſen.
Aber nicht alle Wandlungen des Arbeitsmarktes ſind lediglich in
der Konjunktur begründet. Es gibt außerdem geſinnungsgemäße
Wandlungen, wenngleich auch hierfür wirtſchaftliche Gründe
an=
zuführen verſucht werden. Hierher gehören namentlich die
Be=
ſtrebungen, möglichſt jüngeres Perſonal anzuſtellen, dem man
wohl den vollen Umfang und die Verantwortung der Tätigkeit
übertragen, aber möglichſt wenig Gehalt geben will. Jüngere
Kraft mit langjähriger Erfahrung” iſt die Parole. Der Verband
der weiblichen Handels= und Büroangeſtellten E.V. zeigt in
ſei=
nem Arbeitsbericht 1927/30 einige ſolche Beiſpiele: Eine erſte
Ver=
käuferin, welche zugleich Leiterin ſein ſoll, im Alter von 22
Jahren wird von einem Geſchäft für Haus= und Küchengeräte
geſucht. Nur „durchaus branchekundige” Bewerber kommen in
Frage. — Ein Auslandskorreſpondent. 2 0—25 Jahre,
vollkom=
men „verfekt in tſcheſchiſcher und ſlawiſcher Sprache, mit
Branche=
kenntniſſen”. — Eine Filialleiterin, 22 Jahre. „unbedingt
ſelb=
ſtändig”, für Schuhwaren. Das Warenlager hat einen Wert von
zirka 30 000.— RM., Gehalt 135.— RM. netto und 1 Prozent vom
Umſatz. — Eine verfekte Buchhalterin, die gleichzeitig
„verfekt in Engliſch und Franzöſiſch und in Stenographie” ſein
ſoll, wird für 140 RM. Bruttogehalt bei btägiger Arbeitszeit pro
Woche geſucht. — Eine Anfängerin wird als Ladenkaſſiererin
geſucht.
Auch die Tatſache der übermäßig vielen Aushilfen gehört
hier=
her, denn durch verſtärkte Einſtellung von Aushilfen mit täglicher
Kündigung wird das Riſiko für das Perſonal durch die
Ge=
ſchäfte auf die Arbeitsloſenverſicherung abgeſchoben.
Bei ſolcher geſinnungsgemäßer Haltung kann ſich weder das
Wirt=
ſchaftsleben heben, noch können die Beitragslaſten der
Arbeits=
loſenverſicherung geſenkt werden.
— Die Anthropoſophiſche Geſellſchaft ſchreibt uns: Wir laden
zu dem erſten öffentlichen Vortrag dieſes Winterhalbjahres ein.
Dr. W. J. Stein=Stuttgart ſpricht morgen in der Aula des
Lud=
wig=Georgs=Gymnaſiums über „Lohengrin in Sage und
Ge=
ſchichte‟ — Die Entwicklung des abendländiſchen Geiſtesweſens
führte dazu, daß der Menſch ſich ſelbſt zum Rätſel wurde, und die
Natur, die er mit geſchärftem Blick durchforſcht, ihm fremder und
fremder geworden iſt. Ein Einſamer ſteht der Menſch heute in
der Welt und wird gewahr, daß er eine Selbſtändigkeit errungen.
die frühere Geſchlechter nicht kannten, und daß es ihm dennoch
bis zum Verzweifeln ſchwer fällt, ſein Leben in fruchtbarer
Ar=
beit friedlich zu geſtalten. Aber nur ein Schwärmer könnte die
Rettung anderswo ſuchen als in der Umwandlung eben jener
freien Denkkraft, die den Menſchen dazu verleitete, ſich blind zu
machen für das, was vor den Sinnen ausgebreitet, doch ſich
ver=
birgt unter dem Schleier, der aus Duft und Farbe. Wärme und
Kälte, Feſtem und Flüchtigem gewoben iſt. Was iſt dieſes
Ver=
logene. Ungreifbare, unſichtbar im Sichtbaren Weſende, das nur
im Geiſtigen zu finden iſt? Welches ſind ſeine Namen ſeine Stufen
und Umwandlungen, ſeine Offenbarungen im materiellen Sein?
Was die von Rudolf Steiner heraufgeführte Anthropoſophie
hierüber zu ſagen hat, ſoll in dieſem Winter mehr in Vorträgen
zum Ausdruck kommen, die der Betrachtung vergangener Epochen
gewidmet ſind, um deren geiſtige Triebkräfte kennen zu lernen,
etwas von dem Lebensgefühl zu erfahren, das die Menſchen eines
Zeitalters zu ihren Taten anſpornt, zu ihren Schöpfungen
begei=
ſtert in Wiſſenſchaft, Kunſt und Religion. — Siehe die heutige
Anzeige.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute im intereſſanten
Stummfilm=Doppelprogramm Jack Holt, den bekannten
Prärie=
reiter, und Nancy Carroll in dem ſpannenden Wildweſt=
Aben=
teuer. Der rettende Schuß”, und im zweiten Teil das
ſenſatio=
nelle Filmwerk „Vier Federn”, mit Richard Arlen, Fay Wray,
William Powell u. a. Regie: Lothar Mendes. Beginn 3,30, 5.45
und 8,20 Uhr.
Verwaltungsgerichtshof, Zeughausſtraße 2.
Oeffent=
liche Sitzung am Samstag, den 17. Oktober 1931: Vorm.
9.15 Uhr: Klage des Max Köhler in Offenbach auf Erteilung
des Kraftfahrzeugführerſcheins. Vorm. 10 Uhr: Vorentſcheidung
gegen Forſtreferendar Bertram in Lorſch und Hilfsförſter Schepp
in Bürſtadt wegen Körperverletzung.
Tagung der bürgerlichen Berkreker der Landgemeinden des Kreiſes Darmſtad:
Am Sonntag tagten in Darmſtadt die Gemeindevertreter der
bürgerlichen Gemeinderatsmitglieder der Landgemeinden des
Kreiſes Darmſtadt. Unter dem Vorſitz des Herrn Gemeinderats
Martin=Pfungſtadt wurde die gut beſuchte Verſammlung
er=
öffnet und in reger Ausſprache die Meinungen über die ſchwere
wirtſchaftliche Notlage der Landgemeinden, vor allem der
Arbei=
terwohnſitzgemeinden, eingehendſt beſprochen. Vor allem
beſchäf=
tigte ſich die Verſammlung mit der Tätigkeit des Heſſiſchen
Land=
gemeindetags, worüber Gemeinderat Löffler=Roßdorf
einge=
hend berichtete und auch ſtarke Kritik am Landgemeindetag übte.
Die Verſammlung war einmütig der Auffaſſung, daß der
Land=
gemeindetag nicht nur ein gemütliches Zuſammenkommen ſein
dürfe, ſondern ſich durch Aktivität in die Mitarbeit hineinſtellen
ſolle, um an maßgebenden Stellen die Belange der Gemeinden
nachhaltigſt zu vertreten und ſich nicht zuletzt auch auf ſeiten der
Regierungsſtellen die notwendige Beachtung zu verſchaffen. Eine
entſprechende Anregung geht an die Leitung des
Landgemeinde=
tags. Des weiteren ſetzte ſich Gemeinderat Dieter=Eberſtadt
mit der Entwicklung der Wohlfahrts= und Armenpflege der
Land=
gemeinden in der jüngſten Entwicklung durch die wirtſchaftlich
ſchweren Verhältniſſe eingehendſt auseinander. Geradezu
kata=
ſtrophal entwickelt ſich der Ruin der einzelnen Gemeinden, und
die Aufbringung der Wohlfahrtslaſten geht um ein
Bedeuten=
des über das hinaus, was die Voranſchläge der Gemeinden
hier=
für vorſahen. Die Rubriken 27 und 43 werden zum
Hauptgegen=
ſtand des Handelns der Gemeinden. Für Unterhaltungsarbeiten
vorgeſehene Ausgaben können nicht gemacht werden, um die
Mit=
tel zur Beſtreitung der Unterſtützungen zu erhalten. Am
ſchwer=
ſten leidet darunter das kleine Handwerk, das, angewieſen auf
die laufenden Unterhaltungsarbeiten, kein Auskommen, findet,
Aus dem Gerichksfagl.
Nachhaltigſt wird gefordert, daß hier von ſeiten des Reiches Wo
del geſchaffen werden muß und in bald aufzuſtellendem
Arbei=
programm die Ausgaben aus dieſen Rubriken produktiv zu geſt!
ten ſind, ſofern dieſelben nicht ganz in Frage geſtellt werden. 20
gemein befremdete in der Ausſprache, daß einzelne Gemeinde
trotz der klaren geſetzlichen Beſtimmung und aller Finanz
noch Ausſchüttungen zu machen in der Lage ſind, die über den
alten Richtſätzen liegen.
Gemeinderat Nothnagel=Griesheim beſchäftigte ſich
ſeinen Ausführungen mit der Frage der Gemeindebeamten unſ
deren Beſoldung auf Grund der jüngſten Notverordnungen. Ungn 9=
Hinweis auf die verſchiedenen anhängigen Verfahren und ungan
Anerkennung der Schaffung und Erhaltung eines tüchtisa 0
Berufsbeamtentums gab Herr Nothnagel ein kurzes Bild A
Entwicklung und berührte hierbei eingehendſt die BeſoldunsM !
frage, die ja Gegenſtand der jüngſten Notverordnung war. Umg
klarer Darlegung des Standes der verſchiedenen Streitverfahm o4
in dieſer Angelegenheit iſt die Verſammlung einheitlich der 20
ſicht, daß es Gegenſtand der Aufſichtsbehörde ſein muß, hier ei
zugreifen und die Gemeinden in der Zeit ſo ſchwerer wirtſchal
licher Not anzuhalten, auch im Sinne der Regierungsverordne!
zu verfahren.
Getragen von dem vollen Verantwortungsbewußtſein für Zuſ
Wohlergehen der Gemeinden, beteiligten ſich die Anweſendilſe:
recht rege an der Ausſprache und werden auch die bürgerlisnilſtet,
Gemeindevertreter ſich allzeit in den Dienſt ihrer Gemeinde ſtelsunfs
wenn es auch gegenwärtig eine vergebliche Arbeit erſcheint, nüM.
zuhelfen, die Not zu lindern, aber auch die Gemeinden vor wiumindere
ſchaftlichem Niedergang zu bewahren.
Aw Ein 40jähriger Arbeiter aus Biſchofsheim und
ein 27jähr Mechaniker aus Mainz ſtanden am
Donners=
tag wegen ſchweren Diebſtahls vor dem
Bezirks=
ſchöffengericht. In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai
hatten ſie in Königſtädten in zwei Häuſern vermittels Einſteigens
ein Ferkel und zwei Stallhaſen geſtohlen. Der ältere Angeklagte,
der ſchon mehrere Male vorbeſtraft iſt, behauptet, keiner habe
etwas von dem andern gewußt. Der jüngere gibt zu, daß ſie ſich
gegenſeitig geholfen haben. Sie hätten nachher auch die Beute
geteilt. Der Staatsanwalt beantragt für den erſten Angeklagten,
da er im Rückfall handelte, Zuchthaus, doch das Gericht erkennt
ihm noch einmal mildernde Umſtände zu, da er in Not war und
die Tiere keinen großen Wert hatten, und verurteilt ihn zu
einem Jahr und drei Monaten Gefängnis. Doch
ſelbſt das iſt ihm zuviel, und er nimmt die Strafe nicht an. Der
andere erhält, da er noch ſo jung und anſcheinend leicht
beein=
flußbar iſt, fünf Monate Gefängnis, unter Anrechnung
der Unterſuchungshaft von zwei Monaten. Er nimmt die
Strafe an.
Ein 35jähriger Hilfsarbeiter aus Darmſtadt ſteht
dann unter der Anklage des Sittlichkeitsverbrechens.
An fünf kleinen Buben hatte er ſich vergangen. Der Angeklagte
entſchuldigt ſich damit, daß er nichts gegen ſeine Veranlagung
machen könne. Das ärztliche Gutachten, das teilweiſe verleſen
wurde, ſtellte feſt, daß es ihm — der in der Verhandlung einen
recht energiſchen und zielbewußten Eindruck macht — wohl auch
am Willen fehlte, dieſe Veranlagung zu bekämpfen. Das Gericht
verurteilt den Angeklagten, da er bereits zweimal wegen
der=
gleichen Sachen vorbeſtraft iſt zu insgeſamt zwei Jahren
und ſechs Monaten Zuchthaus. Der Verurteilte nimmt
die Strafe nicht an.
Abrzeiſung eines Anſpruchs wegen
Rundfunk=
ſörungen.
Neues grundſätzliches Urteil des Landgerichts I Berlin.
Die mit Rundfunkſtörungen zuſammenhängenden Rechtsfragen
ſind zum Teil noch ſtreitig. Einen wichtigen Schritt zur Klärung
der Rechtſprechung bedeutet wegen ſeiner ausführlichen, alle
Sei=
ten des Problems beleuchtenden Begründung ein neues Urteil
des Landgerichts I Berlin vom 25. September 1931 — 82 S.
321/30 —
Ein Gaſtwirt, deſſen Rundfunkempfang durch den Fön eines
Friſeurs geſtört wurde, hatte Klage erhoben. Das Amtsgericht
verurteilte den Friſeur. Das Landgericht dagegen wies
die Klage ab. Zur Begründung führte es aus:
1. Auf Rundfunkſtörungen ſind ausſchließlich die
Vor=
ſchriften des 8 23 des Geſetzes über
Fernmelde=
anlagen anzuwenden. Neben dieſer ſondergeſetzlichen Regelung
können die allgemeinen Beſitzſchutz=Beſtimmungen des Bürgerlichen
Geſetzbuches nicht herangezogen werden. Nach 8 23 FAG. hatte
der Gaſtwirt die Koſten des von ihm verlangten Störungsſchutzes
zu tragen, da ſeine Empfangsanlage ſpäter als die ſtörende
elek=
triſche Anlage in Betrieb genommen wurde. Da er ſich aber zur
Koſtentragung nicht bereit erklärt hatte, mußte ſeine Klage
ab=
gewieſen werden.
2. Aber auch wenn er früher dageweſen wäre, hätte er nach
Anſicht des Gerichts keinen Anſpruch erheben können. Die
Ver=
pflichtung zur Entſtörung nach § 23 FAG beſteht nur „nach
Mög=
lichkeit”; das bedeutet nicht nur, daß ſie techniſch ausführbar,
ſondern auch, daß ſie wirtſchaftlich zumutbar ſein muß. In dem
vorliegenden Fall hat der Sachverſtändige feſtgeſtellt, daß die
Schutzvorrichtung für den Fön 30 RM. koſten würde, alſo etwa
ſoviel wie der geſamte Apparat. Mit Rückſicht auf dieſe erheb=
lichen Koſten verneint das Gericht eine Verpflichtung des
Fri=
ſeurs zur Entſtörung, weil die Anbringung von
Störſchutz=
mitteln dem Benutzer elektriſcher Geräte nur dann zugemutet
wer=
den kann, wenn die dafür erforderlichen Aufwendungen in einem
angemeſſenen Verhältnis zum Preis des geſamten Gerätes ſtehen.
3. Vorausſetzung für das Verlangen des Rundfunkhörers, an
elektriſchen Maſchinen Schutzvorrichtungen anzubringen, iſt in
jedem Fall der Nachweis, daß ſeine Empkangsanlage
techniſch einwandfrei iſt. Werden die Störſchwingungen
erſt durch eine beſondere Störanfälligkeit der Empfangsanlage
wahrnehmbar gemacht, ſo iſt das ausſchließlich Sache ihres
Be=
ſitzers.
z. Ferner ſtellt das Urteil feſt, daß auch nach den Vorſchriften
des Bürgerlichen Geſetzbuches kein Anſpruch des Klägers
begrün=
det iſt. In einem Friſeurgeſchäft ſei die Anwendung von
Fön=
apparaten während der täglichen Geſchäftszeit ortsüblich.
Nach 8 906 BGB. müſſen aber Einwirkungen, die ſich aus einem
ortsüblichen Handeln ergeben, geduldet werden. Das Entſprechende
gilt natürlich auch für alle anderen Gewerbebetriebe, in denen
üblicherweiſe elektriſche Kraft verwandt wird.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon keinerlel
Ver=
antwortung; für ſie bleißt auf Grund des 5 24 Abſ. 2 des Preſſegeſetzet in vollem Umfange
der Einſender verantworſich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Der Artikel „Steuerſchulden und die Zwangsvollſtreckung in
das unbewegliche Vermögen” iſt vielen aus der Seele
geſchrie=
ben. Unbeſtritten handelt es ſich um ganz abnorme
Verhält=
niſſe, unter denen es dem größten Teil der Pflichtigen ganz
un=
möglich iſt, die nötigen Mittel zu beſchaffen. Dennoch nehmen
leider viele Gläubiger keine Rückſicht und werden darin noch von
ihren Rechtsberatern aus naheliegenden Gründen beſtärkt. Es
läßt ſie kalt, Exiſtenzen zugrunde zu richten, ſelbſt dann, wenn
keine Gefahr, kein Zwang aus eigener Lage ſie dazu zwingt.
Un=
willkürlich fragt man ſich, kann die Regierung tatenlos zuſehen?
Weshalb iſt nur der Schuldner verpflichtet, die Folgen der
heu=
tigen Geldverhältniſſe an ſich auswirken zu laſſen, an denen er
keine Schuld trägt, während der Gläubiger nach ihnen nichts zu
fragen braucht und ruinös aufzutreten vermag? Sicher ließen ſich
Wege finden, die dem Gläubiger das Pfand nicht gefährden,
wenigſtens nicht erheblich, andererſeits aber den Schuldner vor
allzu großen Härten für gewiſſe Zeit ſchützen. Auch mit aller
Ge=
walt läßt ſich kein Geld ſchaffen, wo keins iſt; dieſe Tatſache ſollte
ſich die Regierung vor Augen halten und ohne Verzug handeln!
Viele Schuldner würden ihr Dank wiſſen.
X.
Dicke Menſchen
(1V.9820
erreichen Gewichtsabnahmen von 15—20Pfd. in Kürze durch Ebus=Tee.
Verlangen Sie aber nur den echten Ebus=Tee. Ein Verſuch überzeugt:
Ebus=Tee zu Mk. 1,50 beſorgt jede Apotheke und Drogerie. Beſtimmt
Ballonplatz 11; Gardiſtenſtr. 17; Mühlſtr. 28; Weinbergſtr. 2
Polizeibericht.
Warnung. Gewarnt wird vor einem Inſeratenbetrügin Bezil
A. H. Voß, der angeblich im Auftrage des Delta=Verlags Hauzſaus,
burg Inſerate für ein Plakat. Bade dich geſund”, das in meh Zezitt,
durchwirt iſt. . — Trikot iſt das Wäſchezeichen entfersl i
1 neues ſchmutziges Herrenzephirhemd mit gelben Streifen unds bi
dem Wäſchezeichen „feinſtes Bielefelder, Fabrikat”, verſchied Me Stück
Taſchentücher mit gelben, blauen, roten und lila Rändern 13ha 2 Uh.
Streifen. Im Beſitz des Niehaus wurde ein Pfandſchein vorAislinder
funden wonach er im Städtiſchen Leihhaus in Darmſtadt eine. WFrankſu
neue Herrenmorgenjacke aus braunem Stoff, mit dunkelbraunen, zu
Aermelbeſatz und ebenſolchen Schnüren, ſowie einen golder in voll
Damenring mit 5 roten Steinchen verſetzt hat. Die vorerwähneſabe mit
Sachen führte er in zwei braunen Handkoffern mit ſich und heUUnregu
ſich in Darmſtadt unter dem Namen Feuerſtein aus Weinheſungen
a=
eingemietet.
zu erwar
Die in Frankfurt a. M. vor einigen Tagen feſtgenomment
Einbrecher haben auch in Darmſtadt einen Stoff= und einen Vock
diebſtahl begangen. Die Pelze konnten den Tätern reſtlos wie
abgenommen werden, dagegen konnte über den Verbleib der Stul
noch nichts in Erfahrung gebracht werden. Einer der in Fralll &
furt feſtgenommenen Täter war=bereits im Jahre 1930 bei eind
Schaufenſtereinbruch in der Frankfurter, Straße in Darmſt?
beteiligt. Ein anderer Komplize hatte ſchon vor mehreren IAſie
ren in Darmſtadt ein Auto geſtohlen, welches ſpäter in Gotha all g
gefunden wurde.
5. We
Ein vor kurzer Zeit in Darmſtadt verübter Einbruchsdill
ſtahl hat dadurch ſeine Aufklärung gefunden, daß an Hand
erkennungsdienſtlichen Materials ein in Neuwied feſtgenomme
Einbrecher als Täter in Frage kommt.
ertr
ren hundert Exemplaren zum Aushang kommen ſollte, tätig CAvorſteh.
Nachdem Voß den Korrekturabzug bei den Inſerenten vorgezent kun,
und die Inſeratengebühr einkaſſiert hatte, iſt derſelbe verſchwzumerchn
den, ohne der Druckerei den Auftrag zur Fertigſtellung der PPMetrete
kate zu geben. Der angebliche Voß wird zweifelos ſeinen T1gür den
auch in anderen Städten verſuchen, wie dies in Mannheim. ) /ſemein
reits geſchehen iſt, woſelbſt er auf die bezeichnete Art auch GMertrete
ſchäftsleute hereinlegte.
Zu leichtgläubig. Ein junger Mann aus Frankfurt a. 1M4 3 ver
hatte einen Bankbeamten aus Darmſtadt kennen gelernt, der Mütrium,
aus Mitleid ab und zu finanziell unterſtützte. Um einen gröſwis dare
ren Geldbetrag von dem Bankbeamten zu erlangen, gab der jurigglichen
Mann an, er müſſe zwecks Erlangung einer Stelle im Grandhoblung hat
in Zürich 400 Reichsmark Kaution hinterlegen. Zwecks Glawen Ratsn
haftmachung dieſer Angaben brachte der Betrüger einen KSynichmen
plizen aus Frankfurt a. M. mit, der dann auch die Angaben öt ſch ſ
ſtätigte. Hierauf erhielt der Betrüger 200 RM. Nach einioht, ſo
Tagen kam der Komplize mit einem angeblich in Zürich geſchrieß RM.
nen Brief und verſuchte, die reſtlichen 200 RM. zu erlangen. Dtgedehnte
beiden Betrüger konnten in Darmſtadt feſtgenommen und O7 aus, da
zuſtändigen Richter vorgeführt werden, der gegen den Haupttäwyr Kra
Haftbefehl erließ.
E der fa
Er kann es nicht laſſen. Der rückfällige Betrüger W. Dmeint,. 31
roff, der erſt vor kurzer Zeit aus der Strafanſtalt entlaſſen wiu allgem
den war, mußte wegen erneuter Betrügereien feſtgenommen wannen er
den. Dyroff machte unter falſchen Angaben Warenbeſtellungtſt 4 wir
und ließ ſich gleichzeitig Muſter mitgeben, die er ſofort zu Gül dr
Gas=
machte. U. a. verſchaffte ſich Dyroff Armbanduhren, Schuhe, Fiſe Plößer
ſterleder, Putztücher, Bürſten, Bettvorlagen uſw. Da die A30 Ausbau ?
mutung beſteht, daß Dyroff noch weitere Perſonen geſchädigt Eu des ge
werden dieſelben erſucht, ſoweit dies noch nicht geſchehen iſt, AVerkauf
Zimmer 29 des Polizeiamts Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33. 2c und ei
is neuen
zeige zu erſtatten.
Feſtnahme. Am 10. Oktober 1931 wurde der angebl das
Schneider Heinrich Franz Niehaus aus Metz wegen Diebſta
verdachts feſtgenommen. Während ſeiner Vernehmung ſtellte gerhab
ſich heraus, daß er ſchon drei Jahre von der Staatsanwaltſchiwimnhad
Karlsruhe geſucht wird. Auf Grund des von dort beſtehenihung ſoll
Haftbefehls wurde Niehaus in das Landgerichtsgefängnis (nſchlags
Darmſtadt eingeliefert. In ſeinem Beſitz wurden nachſtehe ien Sitzu
Sachen vorgefunden, über deren Herkunft Niehaus zweifelhc)l, Griesh
Angaben macht: 1 ſchwarzer Damenſamtmantel mit Ziegenpocheiter
beſatz und gelbem Seidenkutter, 1 mausgrauer, mit roten Ka puiag 18.
durchwirkter Ulſter mit Schulterfutter, 2 neue Herrenknieun! e an
hoſen, 3 Herrenunterhoſen, 2 Herrenhautjäckchen, von denen Zſaal 3.
Lokale Veranſtalkungen.
Oie Verunter erſcheinenden Roitzen ſind autſchlleßſich als Hinweiſe euf Anzeigen zu
in leinem Falle irgendwie als Veſprechung oder Kritl.
— Reichsbund der Kinderreichen. Auf den he
abend 20 Uhr im Konkordiaſaal ſtattfindenden Theaterabe
unter Leitung von L. Hildenbrand wird nochmals hingewieſt
Es wird die Operette „Verliebte Leute” aufgeführt. Der El
tritt iſt frei.
Tageskalender für Freitag, den 16. Oktober 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 19.30 Uhr: „Rond
und Julia”. — Kleines Haus, 20 Uhr: „Martha”
Orpheum: Heute keine Vorſtellung. — Konzerte:
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor. Her
gartenkaffee. — Kinovorſtellungen: Union=, Hel (70
und Palaſt=Lichtſpiele. — Heag=Haus, Luiſenſtraße
20 Uhr: Vortrag „Die elektriſche Küche!”. — Feſtſaald!
Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, 20.15 Uhr: Lic
bildervortrag v. Frau Dr. Nau: „Im Banne des weißſ,
Berges.”
Gokkesdienſt der Iſraeliliſchen Religionsgemeindt 4
Hauptſynagoge.
Freitag, 16. Okt. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 30 Min.
Samstag, 17 Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min. Schri
erklärung, Sabbatausgang 6 Uhr 20 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen.
Morgens 7 Uhr 15 Min. Abends 6 Uhr 30 Min.
Gebekzeien in der Sinagage der Fitgeltlichen 4
Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 17. Okt. Vorabend 5 Uhr 05 Mm. Morgens 8 1.
Nachmittags 4 Uhr — Min. Sabbausgang 6 Uhr 20 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr 15 Min. Nachmittags 5 Uhr — Miſt=
Nunmer 287
Hies Jige Schrkizaknaheen für die Milchwirtſchaft
Freitag, den 16. Oktober 1931
Seite 7
1nter dem Druck der Auslandsangebote, iſt in Berlin am
sttag, dem 11. Oktober, die Butternotierung neuerdings um
5.RM. für 1. und 2.— RM. für 2. und 3. Qualität auf 113.
gte fü40und 89 RM. zurückgegangen. Damit ſind die Butterpreiſe
Ur den Vorkriegsſtand geſunken. Die Lage der Milchwirtſchaft
hodamit einen noch bisher nicht gekannten Tiefſtand erreicht.
un „M Deutſche Landwirtſchaftsrat hat demzufolge in einem an den
Ayn Reichskanzler, an den Herrn Reichsernährungsminiſter
uy an den Herrn Reichswirtſchaftsminiſter gerichteten
Tele=
eſoſ g mm ſofortige Schutzmaßnahmen für die deutſche
Milchwirt=
ſee gefordert.
„Dd. Arheilgen, 15. Okt. Oeffentliche
Gemeinderats=
ſing. Der Bürgermeiſter eröffnete die geſtrige
Gemeinde=
ſitzung und ſtellte vor Eintritt in die Tagesordnung feſt, daß
Einladungen zu den ſeitherigen Sitzungen nicht
ordnungs=
pniß erfolgt ſeien, da nach der Gemeindeordnung zwei volle
zwiſchen Einladung und Sitzung liegen müſſen. Für die
ſtige Sitzung erkennt der Gemeinderat einſtimmig die
Gültig=
titder Einladung an und beſchließt, es auch in Zukunft bei dem
üwſhen Einladungsmodus, zu belaſſen, derart, daß Montags
uos die Einladung erfolgt und Mittwochs die Sitzung
ſtatt=
fütnſt. Alsdann wurden als ſtändiger Protokollführer für die
Geneinderatsſitzungen Sekretär Quari und als ſein
Stellver=
tutetr Sekretär Eißler gewählt. Die erforderlichen
Urkundsper=
ſom ſollen vor jeder Sitzung aus den anweſenden
Gemeinde=
mür beſtimmt werden. Für die ſtattfindende Sitzung werden die
Heneinderäte Becker und Barnewald beſtimmt. Zu 2. wird die
hügenzung der Wahlbezirke für die kommende Landtagswahl wie
ſehiter beibehalten. Als Wahllokale werden beſtimmt: für den
rſin Bezirk die Turnhalle, für den zweiten Bezirk das
Kirchen=
hwaus, für den dritten Bezirk das Rathaus und für den vier=
Bezirk. Kranichſtein, die Gaſtwirtſchaft von E. Jung. Als
Aalvorſteher werden ernannt; für den erſten Bezirk Gemeinde=
„Kunz. Stellvertreter Gemeinderat Becker. Schriftführer
Ge=
weiderechner Traſer; für den zweiten Bezirk Gemeinderat Benz,
vertreter Gemeinderat Nikolaus, Schriftführer Sekretär
Eiß=
zeffür den dritten Bezirk Beigeordneter Spengler
Stellvertre=
hemeinderat Eißler, Schriftführer Sekretär Quari, deſſen
Filvertreter Aſſiſtent Heinz, für den vierten Bezirk Herr Strauch,
Zelvertreter Herr Beck. Schriftführer Fräulein Strauch. Zu
Yut 3 verlieſt der Bürgermeiſter ein Schriftſtück vom Finanz=
M. demitterium, betr. Sparmaßnahmen der Gemeinden, mit dem
Güſweis darauf, daß die Gemeinden bis zum 15. November einen
twsglichenen Voranſchlag vorzulegen haben. Die
Gemeindever=
pwlung hatte zu dieſem Zwecke eine Ueberſicht vorbereitet, die
ene Ratsmitglied zugegangen war, über die vorausſichtlichen
ifmthmen, Ausfälle und Mehreinnahmen. Aus dieſer Ueberſicht
iſt ſich für Erwerbsloſenfürſorge eine Mehrausgabe von 60 000
Mſo daß ſich ungefähr ein Fehlbetrag von vorausſichtlich
HA) RM. ergibt. Ueber dieſe Tatſache entſpinnt ſich eine
unze dehnte Debatte. Das Ergebnis dieſer Diskuſſion klang
da=
in aus, daß die Gemeindeverwaltung ſich bemühen müſſe, aus
izeer Kraft die fehlenden Mittel zu beſchaffen, was aber
ange=
ſitz der faſt erſchöpften Steuerquellen der Gemeinde unmöglich
füger Arxhint. Zur Deckung ſoll eine zweite Rate Bürgerſteuer und
intlaſſen jue allgemeine Getränkeſteuer zur Erhebung gelangen. Beide
nommenuunmen ergeben nicht annähernd ſoviel wie der Fehlbetrag. Zu
nbeſtell Jränſt 4 wird beſchloſſen, die Zinsgarantie für den weiteren
Aus=
fort zu cider Gas= und Waſſerleitung in der Felsbergſtraße bis zum
Schuhe onf Plößer zu übernehmen. Desgleichen wird die Garantie für
a deeslusbau der Gasleitung in der Jahn=Straße bis zum
Doppel=
eſchädin ans des gemeinnützigen Bauvereins übernommen. Zu 5. wird
hehen ſtes Verkauf von zwei Faſelochſen zum Preiſe von insgeſamt 778
ſäMund eines Ebers zum Preiſe von 97 RM., ſowie der Ankauf
ine neuen Faſelochſen zum Preiſe von 535 RM. genehmigt. Zu 6.
meürd das Geſuch des Jakob Volz 3. um Ueberlaſſung des
Dorf=
n Die rahns hinter ſeiner Hofreite der Tiefbaukommiſſion überwieſen.
igſtüftFhalb der Tagesordnung, wird die Konzeſſionierung des
fanua zehiummbades beſprochen. Ein verbeſſerter Plan der
Waſſerzu=
beſta/kung ſoll der Kulturinſpektion zur Aufſtellung eines
Koſten=
fänan 4aſchlags vorgelegt werden. Seine Ausführung bleibt einer
nachſttlättgen Sitzung vorbehalten.
Griesheim, 15. Okt. Wohltätigkeitsabend der
Ziegel ᛋheiter=Samariterkolonne. Am Samstag, 17., und
roten hornrag, 18. Oktober, veranſtaltet die hieſige Arbeiter=
Samariter=
enknievolume an Stelle der ſeither üblich geweſenen Hausſammlung im
denerſeitſtal „Zum grünen Laub”, hier, zwei Werbeabende. Der
ägt 1Brleabend am Samstag wird durch einen Vortrag des Herrn
lermehdn ned. Lehmann von hier eingeleitet, dem turneriſche,
geſang=
en ent ſchie und muſikaliſche Vorführungen folgen. Den Abſchluß des
treiſn lleps bildet das von mehreren Vereinen zur Aufführung
kom=
verſch tend Stück „An der ſchönen blauen Donau”. Am Sonntag
nach=
nder iäitg 2 Uhr und abends 8 Uhr gelangt das Märchenſpiel „Die
ſchein niöhnskinder”, unter Leitung des Herrn Direktors Kappenmacher
einursz Frankfurt a. M., unter Mitwirkung von 100 hieſigen
Schul=
nkelhrhrwen, zur Aufführung. Die Proben für dieſes Spiel ſind
zur=
goleit n vollem Gange. Die Kinder entledigen ſich hierbei ihrer
rerwälrfabe mit voller Hingebung und Begeiſterung und gehen auf
dic Inregungen des Spielleiters prompt ein, ſo daß bei den Auf=
Weiſilürtngen am Sonntag zweifellos ein voller darſtelleriſcher
Er=
lßu erwarten iſt. Die Erträgniſſe der beiden Werbeabende ſind
für die Anſchaffung von Gerätſchaften und Material beſtimmt.
Bei dieſer Gelegenheit darf der Tatſache Ausdruck verliehen
wer=
den, daß die Arbeiter=Samariterkolonne in ihrem Aufgabengebiet
auf ſehr beachtlicher Höhe ſteht. Es iſt deshalb zu wunſchen, daß
auch der finanzielle Erfolg der Veranſtaltungen ein
zufrieden=
ſtellender ſein möge, da dieſer letzten Endes ja wieder der
hie=
ſigen Bevölkerung in Form von Hilfeleiſtungen zugute kommt. —
Fahrrad geſtohlen. Dieſer Tage wurde im Hofe des
Gaſt=
hauſes „Zur Straßenbahn", hier, einem hieſigen jungen Mann
ein Fahrrad. Marke „Lindcar”, geſtohlen. Von dem Tater fehlt
jede Spur.
Cp. Pfungſtadt, 14. Okt. Zuchtviehmarkt=Lotterie. Da der
Zuchtviehmarkt wegen Seuchengefahr ausfiel, konnte die Zuchtviehmarkt=
Lotterie zunächſt nicht abgehalten werden. Ihre Abhaltung verzögerte
ſich dann noch infolge des verhältnismäßig langſamen Losabfatzes. Es
konnten daher bei der jetzt ſtattgehabten Ziehung nur 2100 Loſe zur
Ausſpielung gelangen. Der Hauptgewinn fiel auf das Los Nr. 1523.
Die vier nächſten Gewinne entfielen auf die Loſe Nr. 3077, 1639, 4011
und 1534. — An der diesjährigen Geſellenprüfung nahmen elf
Prüflinge mit Erfolg teil, und zwar ſechs Schloſſer, drei Schreiner und
je ein Glaſer und Elektro=Inſtallateur. Die feierliche Ueberreichung der
Geſellenbriefe fiel in dieſem Jahre mit Rückſicht auf die Zeitverhältniſſe
aus. — Der Muſikverein hält ſein diesjähriges Herbſtkonzert am
Sonntag, den 25. Oktober. im Saale des „Rheiniſchen Hofes” ab.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 15. Okt. Vermißt. Der am 13. Auguſt
1900 zu Ober=Beerbach geborene, dahier Fahrſtraße 5 wohnhafte
Hilfsarbeiter Georg Drauth, hat ſich am letzten Samstag abend
von ſeiner Familie entfernt und iſt ſeitdem nicht mehr nach hier
zurückgekehrt. Sein derzeitiger Aufenthalt iſt nicht zu ermitteln.
Den Umſtänden nach iſt nicht anzunehmen, daß er ſich ein Leid
angetan hat, es wird vielmehr vermutet, daß er ſich in Darmſtadt
bei einer gewiſſen Perſon verborgen hält. Zweckdienliche
Mit=
teilungen über den Verbleib des Verſchwundenen ſind an die
Bür=
germeiſterei Nieder=Ramſtadt zu richten. —
Perſonenſtands=
aufnahme. Trotz mehrfacher Aufforderung ſtehen immer noch
eine Anzahl Haus= und Haushaltungsliſten aus. Die Hausbeſitzer
ſind verantwortlich dafür, daß die ihnen zugeſtellten Bogen
ord=
nungsgemäß ausgefüllt, wieder an die Bürgermeiſterei
zurückge=
geben werden. Säumige haben zu gewärtigen, daß die Bogen in
aller Kürze durch Boten, auf ihre Koſten abgeholt werden. —
Wohltatigkeit. Herr Fabrikant Karl Dörr ſen., dahier,
hat ſich auf eigene Weiſe in den Dienſt der Wohltätigkeit geſtellt,
dadurch, daß er einer ganzen Reihe bedürftiger Familien ein
ent=
prechendes Quantum Obſt ſchenkweiſe überreichen ließ. Dieſe edle
Tat verdient Nachahmung. Sicherlich hat der Stifter bei manchen
Familien, die nicht in der Lage waren, ſich mit etwas Obſt
einzu=
decken, nicht nur eine Notlage beheben helfen, ſondern zweifellos
den Kindern eine unvergeßliche Freude bereitet.
Evangeliſcher Kirchengemeindekag zu Bilbel.
EPH. Nachdem in einer Anzahl von Gemeinden, in Reichelsheim,
in Bad=Nauheim und in Bingen, im Laufe dieſes Jahres
Kirchen=
gemeindetage unter großer Beteiligung der evangeliſchen Bevölkerung
gehalten worden ſind, ſoll auch zu Vilbel ein ſolcher Gemeindetag
ge=
halten werden, wohin der evangeliſche Kirchenvorſtand freundlichſt
ein=
geladen hat. Als Feſtprediger iſt Landeskirchenrat D. Waitz gewonnen
worden. Unmittelbar nach dem Feſtgottesdienſt wird in der Kirche
Ober=
reallehrer Frank einen Vortrag über „die männliche Diakonie im
Dienſt der evangeliſchen Kirchengemeinde” halten. Nachmittags 2 Uhr
wird im Gaſthaus. Zum Pfau” die eigentliche Gemeindetagung
ſtattfin=
den Profeſſor D. Matthes wird einen Vortrag über den „
Gemein=
ſchaftsgedanken und deſſen Verwirklichung im kirchlichen Gemeindeleben”
halten. Beide Vorträge werden Gelegenheit geben, über die brennendſten
Fragen nicht nur des kirchlichen Lebens, ſondern auch des Volkslebens
der Gegenwart zu ſprechen. Es ſoll darüber beraten werden, was die
Kirchengemeinde an ihrem Teil zur Geſtaltung des Gemeinſchaftslebens
bisher geleiſtet hat und noch leiſten kann und muß. Für die
evangeli=
ſchen Gemeindetage iſt es charakteriſtiſch, daß entſprechend dem Prinzip
des allgemeinen Prieſtertums auch die Gemeindeglieder an der
Aus=
ſprache freimütig teilzunehmen pflegten.
Gegen Husten, Heiſerkeit, Katarrh bewährt
mit den 3 Tannen
Erhältlich in
Apotheken. Drogerien und wo Plakate ſichtbar
G. Ober=Ramſtadt. 15. Okt. Freiwillige
Sanitäts=
kolonne vom Roten Kreuz. Auch in dieſem Jahre hält
die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Ober=Ramſtadt
wieder einen Kurſus zur Ausbildung für „Erſte Hilfe bei
Un=
glücksfällen und plötzlichen Erkrankungen” ab. Damit verbunden
wird ein Betriebshelferkurſus, an welchem ſich von allen
gewerb=
lichen Betrieben Intereſſenten beteiligen können. Wie oft treten
in gewerblichen Betrieben Unfälle auf und nur ſelten iſt jemand
vorhanden, der den Verletzten die erſte Hilfe leiſten kann. Es
wäre daher ſowohl im Intereſſe der Arbeitgeber als auch der
Ar=
beitnehmer gelegen, wenn aus jedem gewerblichen Betriebe je
nach Größe, eins bis zwei Perſonen der Belegſchaft an dieſem
Be=
triebshelferkurſus teilnehmen würden. Der diesjährige Kurſus
ſteht unter Leitung der beiden Kolonnenärzte Herren Dr.
Mol=
denhauer und Dr. Deparade. Er iſt vollkommen unentgeltlich und
verpflichtet die Teilnehmer zu nichts. Kurſuslokal und =beginn
werden in Kürze noch bekanntgegeben. Anmeldungen werden an
den Kolonnenführer Herrn Johs. Gunkel, Schießbergſtraße,
er=
beten. — Hohes Alter. In geiſtiger und körperlicher Friſche
vollendete Frau Gg. Heinr. Kehr Witwe geb. Burger,
Darm=
ſtädter Straße 25 am Heutigen ihr 79. Lebensjahr. —
Kirch=
weihe in Nieder=Modau. Kommenden Sonntag, den 18.
d. M., findet die bekannte Nieder=Modauer Kirchweihe ſtatt. —
Feuerwehrübung. Die nach dem Uebungsplan für
Sonn=
tag, den 18 Oktober angeſetzte Feuerwehrübung fällt aus
* Fränkiſch=Crumbach, 15. Okt. Am Samstag, den 17. d. M. um
halb 9 Uhr abends, ſpricht hier im Saale Zur Linde” in einer
öffent=
lichen Verſammlung der N. S. D. A. P. der heſſiſche
Landtags=
abgeordnete Profeſſor Dr. Werner=Butzbach über das Thema: „Hitler
vor den Toren”.
Dh. Reichelsheim i. Odw 14. Okt. Erfreulicherweiſe läßt die Heſſ.
Eiſenbahn=A. G. ihre im Frühjahr eingeſtellten Triebwagen auch
im Winter laufen. Die Anſchlüſſe ſind faſt genau ſo wie früher. — Der
Kurbetrieb blüht in dieſem Jahre nicht ſo ſehr auf wie in den
vor=
hergegangenen Jahren. An den heißen Tag im Sommer, welche
lei=
der nicht ſo reichlich waren, herrſchte in unſerem Schwimmbad
Hochbe=
trieb. Die Gäſte kamen aber meiſtens per Kraftwagen und verließen
des abends wieder unſeren Flecken. Im Herbſt, dachte man, es würde
nochmals eine Belebung geben, aber die Rechnung war auch falſch für
die Kurhäuſer.
m. Etzean i. Odw., 15. Okt. Weidegang. Die von der
Land=
wirtſchaftskammer hier ſeit einigen Jahren eingerichtete
Vieh=
weide für Jungvieh war auch im abgelaufenen Sommer wieder
recht gut befahren. An Futter mangelte es nicht, und in dieſer
Beziehung waren die vierbeinigen Gäſte wohl verſorgt, aber eins
mag ihnen zuweilen unbequem geworden ſein — das anhaltende
Regenwetter im Nachſommer. Trotzdem iſt der Sommeraufenthalt
für ihre Entwicklung von befriedigendſtem Vorteil geveſen.
Wer aus der Umgegend jetzt ſeine Blicke wendet nach den weiten
Grasflächen um das Gehöfte der Landwirtſchaftskammer, der wird
dort die hellen, zahlreichen Flecken vermiſſen: das Vieh auf dem
Weidegang. — Wenn man, durch Obiges angeregt, ſich umſchaut
in hieſiger Gegend, ſo drängt ſich einem der Eindruck auf, daß die
Grünlandwirtſchaft in den letzten Jahren nennenswerte
Fortſchritte gemacht hat. Wo geeignetes Land iſt, wurde es
um=
zäunt und für den Weidegang hergerichtet: man trifft zahlreiche
muſterhaft hergeſtellte Einfriedigungen. Eine ſolche ſieht man
auch auf dem Weg von hier nach Beerfelden; dieſelbe kann von
wenig, aber auch von viel Vieh begangen werden. — Wenn nun
auch das Gelände um den Hof der Landwirtſchaftskammer jetzt
und bis ins Frühjahr hinein öde liegt, ſo herrſcht doch noch in
den Gebäuden reges Leben; hier weilen die Schüler aus
Darm=
ſtadt und erholen und kräftigen ſich durch zeitweiligen
Landaufent=
halt. Hier iſt ihnen Gelegenheit geboten, fern dem Stadtgetriebe
viel in friſcher Luft zu ſein, ſich ſportlich zu betätigen.
Spazier=
gänge in Wald und Flur, zu machen. Hier beläſtigt kein
Aut=
ſtaub, hier ſtört kein Stadtlärm.
— Hirſchhorn, 15. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
14. Oktober 1,65 Meter, am 15. Oktober 1,60 Meter, morgens 5.30.
— Gernsheim. 15. Okt. Waſſerſtand des Rheins am
14. Oktober 0.02 Meter, am 15. Oktober 0,00 Meter, morgens 5.30.
W. Heppenheim a. d. B., 14. Okt. Zuſammenſtoß. Ecke Poſt=
und Ludwigſtraße (Bergſtraße) ſtieß das Laſtauto einer Mannheimer
Firma mit einem hieſigen Rollfuhrwerk zuſammen. Durch den Anprall
aufgeſchreckt, drehte das vorgeſpannte Pferd ſeinen Kopf zur Seite und
wurde im gleichen Augenblick von dem zu nahe an dem Geſpann
vorbei=
fahrenden Laſtauto erfaßt, wobei das Pferd ſo ſchwer verletzt wurde,
daß es ſofort notgeſchlachtet werden mußte. — Geſellenprüfung
1931. Der hieſige Ortsgewerbeverein und die Maurerinnung
über=
reichten in feierlicher Weiſe im Gaſthaus „Zum goldenen Anker” allen
Lehrlingen, die vor den genannten Inſtitutionen die Geſellenprüfung
beſtanden haben, die Geſellenbriefe. Herr Stadtrat Jakob Mainzer, der
Vorſitzende des Ortsgewerbevereins, begrüßte im Namen des Vereins
die Vertreter der einzelnen Behörden und Schulen, die Prüflinge und
ſonſt erſchienenen Gäſte. Er gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß
trotz der Schwere der Zeit gerade bei der Jugend noch Intereſſe für das
ehrbare Handwerk und für derartige Prüfungen vorhanden iſt. Der
Vorſitzende des Prüfungsausſchuſſes des Ortsgewerbevereins, Herr
Spenglermeiſter V. Koob, gab hierauf bekannt, daß ſich in dieſem Jahr
39 Lehrlinge beim Ortsgewerbeverein und 10 Lehrlinge bei der
Maurer=
innung der Geſellenprüfung unterzogen haben, die alle die Prüfung
be=
ſtanden; darunter ein Prüfling mit „Sehr gut” 24 mit „Gut” und 14
mit „Beſtanden‟. Der Redner wies darauf hin, daß die praktiſchen
Ar=
beiten ſowie die ausgeſtellten Geſellenſtücke durchweg als gut zu
bewer=
ten ſeien. Er ſprach hierauf ſeinen Dank aus allen Prüfungsmeiſtern,
Geſellenbeiſitzern und dem Lehrkörper der gewerblichen
Fortbildungs=
ſchule für ihre Mühe und Arbeit und Mithilfe zur Durchführung der
Prüfung. Von den 49 Prüflingen konnte Maurermeiſter Graber an
10 Maurergefellen, von denen 9 aus Heppenheim und 1 aus Ober=
Abt=
ſteinach, die Geſellenbriefe überreichen. Außerdem wurden durch den
Ortsgewerbeverein der Geſellenbrief ausgehändigt an: 7 Schneiderinnen
aus Heppenheim, 1 Putzmacherin aus Heppenheim, 1 Buchbinder aus
Fürth, 2 Schneider aus Heidelberg und Mitlechtern, 2 Friſeure aus
Hep=
penheim und Mingolsheim, 2 Elektro=Inſtallateure aus Heppenheim und
2 aus Bayreuth und Hambach, 1 Spengler und Inſtallateur aus
Hep=
penheim und 2 aus Mainz=Koſtheim und Weiher, 1 Schloſſer aus
Wald=
michelbach, 1 Autoſchloſſer aus Heppenheim und 1 aus Laudenbach, 1
Maſchinenſchloſſer aus Zwingenberg, 4 Tüncher aus Heppenheim und
1 aus Hambach, 1 Stuhlſchreiner aus Heppenheim und 1 aus Käferthal,
1 Glaſer (Heppenheim), 3 Schreiner (Heppenheim), 2 aus Kirſchhauſen
und 1 aus Hambach. Anſchließend richteten Herr Koob, Herr Schulrat
Dr. Weil, Herr Bürgermeiſter Schiffers und Herr Rektor Eiſenhard=
Bensheim ermunternde und ermahnende Worte an die Geſellen und
Geſellinnen. Mit Dankesworten, die der Junggeſelle Fr. Fiſcher hier
an alle Beteiligten richtete und einem Hoch auf das Vaterland ſchloß die
eindrucksvolle und gut verlaufene Feier.
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Ofſenlegung der Wählerliſten
für die Landtagswahl.
Die Wählerliſten für die am 15.
No=
vember Ifd. Is. ſtattfindende Wahl
lie=
gen von Sonntag, den 18., bis
einſchließ=
lich Sonntag, den 25. Oktober 1931, in
der Turnhalle am Kapellplatz zur
all=
gemeinen Einſicht offen, und zwar:
Am Sonntag, den 18. Oktober, von
9—13 Uhr,
von Montag, den 19., bis Samstag,
den 24. Oktober, von 10—18½ Uhr,
und Sonntag, den 25. Oktober, von
9—13 Uhr.
Innerhalb dieſes Zeitraums können
Einwendungen gegen die Richtigkeit
und Vollſtandigkeit der Wählerliſten
ſchriftlich oder mündlich zu Protokoll
erhoben werden.
Berechtigt zur Erhebung von
Ein=
wendungen ſind alle Perſonen
männ=
lichen und weiblichen Geſchlechts, die
am Tage der Wahl das 20. Lebensjahr
zurückgelegt haben, und zwar bezüglich
aller Eintragungen in die Wählerliſten.
Wer die Eintragung eines
Wahl=
berechtigten verlangt, muß für dieſen
die für die Wahlberechtigung
erforder=
lichen Nachweiſe erbringen. Werden
dieſe Nachweiſe bis zum Ablauf der
Einſpruchsfriſt nicht oder nicht
vollſtän=
dig vorgelegt, ſo bleibt die Anmeldung
unberückſichtigt. Eine Benachrichtigung
der Wähler über ihren Eintrag in die
Wählerliſte erfolgt nicht. (St. 14844
Darmſtadt, den 13. Oktober 1931.
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Har na 2
Seite 8
Freitag, den 16. Oktober 1931
Nummer 287
Reich und Ausland.
Die Lyra=,Orlow”=Bleiſtiftfabrik Nürnberg
kann in dieſem Jahre auf ein 125jähriges
Be=
ſtehen zurückblicken. 1806 gegründet, iſt ſie das
zweitälteſte Bleiſtiftunternehmen Nürnbergs und
hat zur Begründung der Weltgeltung der
Nürn=
berger Bleiſtiftinduſtrie weſentlich beigetragen.
Abſturz eines Segelfliegers auf dem Dörnberg.
Kaſſel. Auf dem Dörnberg ereignete ſich
vorgeſtern vormittag ein Flugzeugunfall. Der
21jährige Student der Medizin Wilhelm
Vol=
kert aus Hildburghauſen, der der Akademiſchen
Fliegergruppe der Univerſität Würzburg
ange=
hört, war bei ziemlich heftigem Wind zu einem
Uebungsflug aufgeſtiegen. In einer Höhe von
etwa 50 Metern brach an dem Apparat eine
Tragfläche. Das Flugzeug ſtürzte ſenkrecht zur
Erde und zerſchellte bei dem harten Aufſchlag
auf den Erdboden nicht weit von der
Abflug=
ſtelle. Der Student trug bei dem Sturz eine
Schädelbaſisfraktur davon und mußte ins
Kran=
kenhaus geſchafft werden. Sein Zuſtand iſt zwar
ernſt, jedoch nicht beſorgniserregend.
Schwerer Verkehrsunfall.
Ludwigshafen. Vorgeſtern abend,
ge=
gen 6 Uhr, ereignete ſich im Stadttteil
Munden=
heim ein ſchwerer Verkehrsunfall. Der 22jährige
Mechaniker Eduard Strobel von hier wollte mit
ſeinem Motorrad zwiſchen zwei aus gleicher
Richtung kommenden Perſonenautos
hindurch=
fahren. Dabei wurde er von ſeinem Motorrad
geſchleudert und blieb tot auf dem Platze liegen.
Der Soziusfahrer wurde von einem der beiden
Autos ungefähr 14 Meter weit mitgeſchleift. Um
den ſehr ſchwer verletzten Soziusfahrer aus
ſei=
ner Lage befreien zu können, mußte das Auto
umgeworfen werden. Er wurde ins
Kranken=
haus gebracht. Ein Kraftwagenführer und ſeine
Mitfahrerin wurden ebenfalls durch
Glasſplit=
ter im Geſicht verletzt.
Unerwartete Aufklärung des Eiſenbahnraubes
bei Ratibor?
Ratibor. Der am 7. Oktober auf einen
Perſonenzug der Strecke Ratibor—Leobſchütz
aus=
geführte Raubüberfall, bei dem die Täter etwa
700 Mark aus dem Gepäckwagen erbeuteten,
ſcheint eine unerwartete Aufklärung zu finden.
Während man zunächſt mit Beſtimmtheit
an=
nahm, daß der Raub von den Helfershelfern der
jungen Burſchen ausgeführt worden war, die im
letzten Wagen des Zuges eine Schlägerei
ver=
anſtalteten und den Zug durch Ziehen der
Not=
bremſe zum Halten brachten, ſind jetzt zwei
Bahn=
beamte aus Leobſchütz in den dringenden
Ver=
dacht der Täterſchaft gekommen. Nach der
Vor=
nahme von Hausſuchungen iſt einer der
Beam=
ten verhaftet worden. Die beiden Beamten
hat=
ten den überfallenen Zug begleitet. Während
der Zug hielt und die übrigen Beamren den
Streit im letzten Wagen zu ſchlichten verſuchten,
hat offenbar der im Packwagen dienſttuende
Be=
amte den Raub ausgeführt. Die Ermittlungen
ſind noch im Gange.
Naubüberfall. — Ein Täter feſtgenommen.
Stettin. Geſtern nachmittag 15 Uhr wurde
an der Ecke Eliſabethſtraße Ecke Auguſtaplatz ein
Kaſſenbote des Landamts auf dem Wege zur
Reichsbank von drei Männern, die aus einem
vorüberfahrenden Auto herausſprangen,
über=
fallen, niedergeſchlagen und ſeiner Aktentaſche
mit 23 635 Reichsmark Inhalt beraubt.
Trotz=
dem Paſſanten ſofort die Verfolgung
auf=
nahmen und inzwiſchen auch das
Ueberfallkom=
mando erſchienen war, konnten zwei Täter
ent=
kommen, während der dritte, ein 27jähriger
Landwirt namens Fritz Karſten, feſtgenommen
wurde. Auch der geraubte Geldbetrag konnte
vollzählig wieder herbeigeſchafft werden.
20 Arbeiter im Steinbruch verſchüttet.
Vier Tote.
Bukareſt. In der Nähe von Czernowitz bei
der Ortſchaft Waliwareſt ereignete ſich in einem
Steinbruch ein ſchweres Unglück. Eine
Dynamit=
ladung explodierte vorzeitig, und 20 Arbeiter
wurden unter den Steinmaſſen begraben. 15
konnten gerettet werden, 4 blieben auf der Stelle
tot, während einer im Sterben liegt.
Favag=Skandal vor Gericht.
Die Kakaſtrophenlawine nimmt ihren Anfang. — Zehn Jahre dunkle Machenſchaftenk
Wie ein glänzendes Wirkſchaftsunkernehmen ruinierk wurde.
ſie in Deutſchland vor wenigen Wochen erlebt ſagte dieſer, ja, es könne möglich ſein, daß
haben. Wenn auch nicht die Alleinſchuld daran Banken bremſen würden. Er, Sauerbrey, mi
Borgeſchite urs Mrodeiſes. auf den Zuſammenbruch der Favag, der Nord= aber zuſehen, daß er durchkomme. Die Verkillckaunf
ink. Vor der Strafkammer in Frankfurt am
Main begann unter dem Vorſitz des
Land=
gerichtsdirektors Dr. Meſſerſchmidt der Prozeß
gegen die Direktoren der „Frankfurter
Allge=
meinen Verſicherungs=A.=G.” Angeklagt ſind die
Direktoren, Dr. Kirſchbaum, Schumacher und
Lindner von der Favag, Generaldirektor Mädje
und die Direktoren Sauerbrey und Fuchs von
der Südweſtdeutſchen Bank wegen,
Bilanzfäl=
ſchung, Bilanzverſchleierung, Betru=s und
Un=
treue. Der Hauptſchuldige an dem ſogenannten
Favag=Skandal, Generaldirektor Dumcke, iſt im
Februar 1929, alſo ein halbes Jahr vor der
Auf=
deckung der Betrügereien, geſtorben. Sein
Nach=
folger, Generaldirektor Becker, iſt erkrankt. Mit
dem Zuſammenbruch der „Favag” begann, die
Erſchütterung des Vertrauens in das deutſche
Wirtſchaftsleben im Inland und im Ausland.
Die Kataſtrophenlawine nahm ihren Anfang.
Die „Frankfurter Allgemeine Verſicherungs=
Aktiengeſellſchaft” genoß in der Welt das größte
Vertrauen. Sie war über jeden Verdacht
erha=
ben, und ihre Papiere ſchienen die beſte
Kapi=
talanlage der Welt zu ſein. Am 18. Juni 1929
hat die Generalverſammlung beſchloſſen, auf
Grund des vorgelegten Rechenſchaftsberichtes
eine Dividende von 12½ Prozent zu verteilen.
Damit waren alle Gerüchte widerlegt, daß es
in der Favag kriſele. Aber nicht lange ſollte
dieſe Beruhigung im Publikum andauern, denn
am 15. Auguſt wurde bereits von Direktor Becker
die Mitteilung gemacht, daß es um die Favag
ſchlimm beſtellt ſei, und am nächſten Tage wurde
bereits der Kurs der Aktien an der Börſe
ge=
ſtrichen. Noch ſah man über die Höhe der
Ver=
luſte nicht klar, denn die Direktoren gaben nur
geringe Auskünfte, vielleicht aus dem Grunde,
weil ſie ſelbſt den ganzen Umfang der
Fäl=
ſchungen und Verſchleierungen in den Bilanzen
nicht mehr überſahen. Seit 10 Jahren ungefähr
wurden die ſeltſamſten Transaktionen
durchge=
führt, die mit dem eigentlichen Geſchäft der
Favag nichts zu tun hatten. Ungeheure Verluſte
waren durch Kreditfinanzierungen, durch
Grund=
ſtücksgeſchäfte und andere Spekulationen
entſtan=
den. Die Südweſtdeutſche Bank, eine Gründung
des Generaldirektors Dumcke, war dazu
auser=
ſehen worden, alle dieſe Geſchäfte durchzuführen.
Um den Anſchein zu erwecken, als ob die Favag
noch weiter glänzend daſtehe, wurden die
Bilanzen gefälſcht, und die vielen Millionen an
Bürgſchaftsverpflichtungen, die von der
Geſell=
ſchaft übernommen worden waren, wurden
ver=
ſchwiegen. So ſah es noch bis zum Schluß aus,
als ob die „Frankfurter” ein glänzend geführtes
Unternehmen ſei, das den guten Ruf mit Recht
genoß, den es in der Welt hatte. Es waren
ähnliche Machenſchaften, wie ſie ſpäter bei
Nord=
wolle vorgekommen ſind. Die Schulden ließen
ſich aber mit der Zeit nicht mehr verſchleiern.
Zuerſt ſprach man von 20 Millionen, dann von
40 Millionen und ſchließlich ſtellte es ſich heraus,
daß der geſamte Verluſt rund 66 Millionen
Mark betrug. Die Abfindungsquote für die
Aktionäre betrug, nachdem das
Verſicherungs=
geſchäft von der Allianz übernommen worden
war, 60 Mark für eine 400=Mark=Aktie, wodurch
eine Haftpflichtsklage gegen den Aufſichtsrat
ver=
wieden wurde. Die Wirkung dieſes
Zuſammen=
bruchs eines der größten Verſicherungskonzerne
der Welt war im Inland und Ausland
unge=
heuer. Durch die verbrecheriſche Wirtſchaft
einiger „maßgebender Perſönlichkeiten und
Führer war das deutſche Anſehen in
unglaub=
licher Weiſe geſchädigt worden. Das
Verhäng=
nis nahm ſeinen Weg, wirtſchaftliche Kriſen von
größtem Ausmaß kamen allerorten dazu, um zu
einer panikartigen Situation zu führen, wie wir
Von der großen Gasſchuk=Aebung in München.
„Gasvergiftete” werden von den Sanitätern fortgetragen.
Die Sicherheits= und Rettungsorganiſationen der Stadt München vereinigten ſich im Münchener
Dante=Stadion zu einer gemeinſamen Uebung gegen Gasangriffe, die große Gefahr des
kommen=
gn Krieges. Alle Sicheryeits=, Schutz= und Rettungsmaßnahmen, die im Ernſtfall nötig ſein
würden, wurden bei der Uebung markiert.
wolle und anderer Unternehmungen
zurückzu=
führen iſt, ſo ſind doch dieſe wirtſchaftlichen
Ka=
taſtrophen von großem Einfluß auf die
Geſamt=
entwicklung des deutſchen Wirtſchaftslebens
ge=
weſen, deſſen Hauptſtütze, das internationale
Vertrauen, dadurch ſtark geſchädigt worden iſt.
Nach mehr als einjähriger Unterſuchung konnte
endlich das ungeheure Material bewältigt
wer=
den das den Buchprüfern die größten
Schwie=
rigkeiten bot. Jetzt wird die Klärung vor
Ge=
richt erfolgen, wieſo es möglich war, daß trotz
des Aufſichtsrats und trotz der verſchiedenen
Kontrollen, durch das Reichsaufſichtsamt für
Privatverſicherung ein derartiger Rieſenbetrug
durch Jahre in immer wachſendem Maße
fort=
geführt werden konnte. Einer der größten
Skandale der Wirtſchaftsgeſchichte wird jetzt
ſeine Sühne finden.
VernehmungderAngeklagken
Vor der Großen Strafkammer Frankfurt
a. M. begann geſtern vormittag der Prozeß
gegen die leitenden Perſonen der
zuſammenge=
brochenen Frankfurter Allgemeinen
Verſiche=
rungs=A.=G. (Favag). Erſchienen waren die
Angeklagten Dr. Kirſchbaum, Heinrich, Becker,
Lindner, Schumacher, Mädje und Sauerbrey.
Nach Vereidigung eines Schöffen ſtellte der
Vor=
ſitzende, Landgerichtsdirektor Meſſerſchmitt, die ſerſchmitt, gibt dann bekannt, daß am 7
Direktor Sauerbrey.
Perſonalien der einzelnen Angeklagten feſt. Der
Angeklagte Fuchs, der von Rechtsanwalt Erich
Eulau verteidigt wird, war nicht erſchienen, da
er von der Verpflichtung der Teilnahme an der
Hauptverhandlung befreit iſt. Trotz der
Ueber=
weiſung des Prozeſſes vor die Große
Strafkam=
mer, ſah das Gericht keine Veranlaſſung, dieſe
Befreiung aufzuheben. Von den einzelnen
Ver=
teidigern wurde erklärt, daß den Angeklagten
durch die auf Grund der Notverordnung erfolgte
Ueberweiſung an die Große Strafkammer eine
Inſtanz genommen werde. Es ſei fraglich, ob
hier die Anwendung der Notverordnung
recht=
mäßig ſei. Man wolle jedoch von einer
Be=
ſchwerde abſehen, da den Angeklagten daran
liege, das ſeit langem ſchwebende Verfahren
nun möglichſt raſch zu einem Abſchluß zu
bringen. Die Verteidiger der Angeklagten
Lind=
ner und Schumacher gaben die Anregung, das
Verfahren gegen dieſe beiden Angeklagten
ab=
zutrennen, da die Belaſtungsmomente relativ
gering ſeien und für ſie eine ſo lange
Verhand=
lungszeit daher nicht notwendig erſcheine.
Dem=
gegenüber wurde von den anderen Verteidigern
betont, daß eine Zerreißung des ganzen
Pro=
zeſſes abgelehnt werden müſſe. Der Vorſitzende
gab der Meinung Ausdruck, daß das Gericht
keine Veranlaſſung nehme, zu dieſen Anregungen
Stellung zu nehmen.
Zunächſt äußerten ſich darauf die
Angeklag=
ten über ihre perſönlichen Verhältniſſe. Die
Vorſtandsmitglieder waren dem
Generaldirek=
tor Dumcke untergeordnet. Man habe damals
einen engeren und einen weiteren Vorſtand
ge=
kannt. Dem engeren Vorſtand gehörten Dumcke,
Becker, Schumacher und Lindner an.
Kirſch=
baum behauptet, daß er in den 19 Jahren
ſei=
ner Tätigkeit bei der Favag, abgeſehen von den
Tantieme=Eſſen, den Aufſichtsrat nicht zu Geſicht
bekommen habe. Dr. Kirſchbaum behauptet, daß
er innerhalb 15 Jahren 60 344 RM. Tantieme
erhalten habe, alſo durchſchnittlich 4000 RM.
pro Jahr. Allerdings habe er von
Generaldirek=
tor Dumcke für ſeine außergewöhnliche Tätigkeit
30 500 RM. zum Geſchenk erhalten.
Hierauf äußert ſich der Angeklagte
Sauer=
brey über ſeine Tätigkeit bei der Favag. Er
iſt 1916 als Lehrling bei der Favag eingetreten.
Er bittet Dr. Kirſchbaum, ſich über ſeine,
Sauer=
breys, Tätigkeit zu äußern. Dr. Kirſchbaum
er=
klärt, er habe noch keinen Menſchen kennen
ge=
lernt, der in ſolch jugendlichem Alter eine
der=
artige geiſtige Reife gezeigt habe. Wenn er,
Kirſchbaum, heute wieder tätig wäre, würde er
Sauerbrey ſofort wieder übernehmen. — Dann
fährt Sauerbrey in ſeiner Ausſage fort. Er
wurde 1923, im Alter von 22 Jahren, Prokuriſt
bei der Favag. Der Angeklagte wird dann
er=
ſucht, ſich über ſeine Flucht zu äußern. Er
be=
tonte dabei, daß es kein Geheimnis geweſen ſei,
weder im Vorſtand, noch im Aufſichtsrat, daß
die Südweſtdeutſche Bank erhebliche Schulden
hatte. Die Favag habe 16 Mill. RM.
Verpflich=
tungen, die Südweſtdeutſche Bank etwa 10 Mill.
RM. und die Landesgewerbebank etwa 6 Mill.
RM. Verpflichtungen gehabt. Er habe bemerkt,
daß die Geldverhältniſſe immer ſchwieriger
wur=
den. Als er Becker nach den Gründen fragte,
niſſe von Anfang Auguſt bis zum Zuſamm
bruch der Favag hätten ſich täglich überſtün
Er ſei in dieſen Tagen in großer Aufregung / Cn
weſen, und ſeine Sehnſucht nach Ruhe habe
zur Flucht veranlaßt. Er hätte einen Paß
den Namen Seeger gehabt.
Der Angeklagte Mädje 1882 in Han
ver geboren, gibt an, daß er ſeit 1912
Prokuß=
der Favag war. Er habe ſich durch ſeine Täunchi0t 9
keit in verſchiedenen
Verſicherungsgeſellſchaftw=
große Kenntniſſe im Verſicherungsweſen and 20
eignet, u. a. war er auch Vorſtand der Verſ r
nigten Berliniſch=Preußiſchen. Lebensverſich Xi den
rungs=A.=G.
Ueber die Geſchichte des Favag=Konzeyd:
wurde mitgeteilt, daß die Frankfurter Allefü0
meine Verſicherungs=Geſellſchaft aus der im Ich
1865 gegründeten Frankfurter Glasverſicherung viſe,
Geſellſchaft hervorgegangen iſt, der im Lace Hune
der Jahre Transport=, Unfall=, Auto=, Feucwiel
Lebens= und eine ganze Reihe anderer Verſchtu !
rungsbranchen angegliedert wurden. Zu Begſtlie wich
des Kriegs hatte der Konzern ein Aktienkapiy mehreit
von 16 Mill. RM., das nach der Umſtellung Ae MKe
Goldmarkbilanz auf 20 Mill. RM. erhöht wundkgzund zt
Im Jahre 1928 iſt dann das Aktienkapital Mu uob
die enorme Summe von 250 Millionen RM. Mardt das
gewachſen.
Der Vorſitzende, Landgerichtsdirektor Me
tag und am Samstag keine weiteren Verho
lungen ſtattfinden, da man das für heute MMlihteit,
gegebef
geſehene Penſum erreicht habe. Am Moy
wird der Prozeß fortgeſetzt, wobei die ern müſſen,
Sachverſtändigen zu Worte kommen. Von / Teſteud
zelnen Verteidigern wurde angeregt, daß miſch ei
Angeklagten den Verhandlungen fernbleiſt Nachdr
dürften, wenn ihre Anweſenheit nicht uwie ſuchund
dingt erforderlich erſcheint. Demgegenüber uaht hätt
klärte der Vorſitzende, daß ſich wahrſcheinthren 10
große Schwierigkeiten hierbei ergeben könmſtigspauſe
Von der Staatsanwaltſchaft wurde bekannt /t der M
geben, daß von ihrer Seite aus in dieſer Angenginge erd
genheit keine hemmenden Anträge geſetlicht
würden.
iſiet.
Der Angeklagte Lindner, dem ſechs Fc Ingella
handelsrechtlicher Untreue vorgeworfen werd” der 9.
erklärte, daß er ſich in keinem der Fälle ſchuſe es han
1n.
bekenne.
Auch Schumacher, gab eine ähnliche Flebe
klärung ab.
Kirſchbaum, dem außer handelsr
licher Untreue noch verſchiedene andere De
wie gewöhnliche Untreue und Betrug, zur
gelegt werden, erklärte ebenfalls, daß er ſichſſch um
keinem Falle ſchuldig fühle. Er habe auch
keiner Weiſe ſich gegen das Geſetz vergan
Ferner habe er weder den Aufſichtsrat getäuſſti
eine Bilanz gefälſcht, noch Geld ins Ausd
gebracht. Er habe als ſtellvertretendes
ſtandsmitglied und Reſſortdirektor mit der
tung der Geſellſchaft nichts zu tun gehabt,
aber nach dem Zuſammenbruch der Favag
Opfer und Sündenbock in den Vordergrund
ſchoben worden. Die öffentliche Meinungſitsleute
zurück
von dem abgelenkt worden, was tatſächlich
Zuſammenbruch der Favag verurſacht habe.
Der Angeklagte Sauerbrey erklärte
einer Reihe von Einzelfällen fühle er ſich ſA e drei
dig, andere Fälle beſtreitet er. Eine große nit dem
zahl Handlungen ſeien nur Beihilfshandlu Min den
geweſen, weil er ſich gegenüber. Becker Fhetaa
Dumcke in einer Abhängigkeitsſtellung befu Uhn. Auf
habe
Der Vorſitzende richtete an den Angeklaſ”, wurde
Lindner die Frage, wer nach ſeiner Anſicht!
leitende Kopf der Favag geweſen ſei. Dal
erklärte dieſer, es ſei Dumcke geweſen. Es
erörtert, wann Generaldirektor Dumcke gel
ben iſt. Er ſoll noch bis in die letzten 14 2
vor ſeinem Tode bei der Geſellſchaft eifrig 1 1
geweſen ſein.
Nach einer kurzen Pauſe ergriff Dr. Kix
baum noch einmal das Wort und wies
daß ſeit dem Jahre 1922, in dem er in den
ſtand berufen wurde, nur eine einzige Sitd
des Geſamtvorſtandes ſtattfand, bei der die C4
eröffnungsbilanz erörtert wurde. Innerhalk!
Vorſtandes habe niemand eine Ahnung von
Vorgängen in der Branche des anderen gell
Er ſelbſt ſei über die Finanzabteilung volld
men unorientiert geweſen. Zwiſchen den
zelnen Mitgliedern des Vorſtandes hätte ſol
wie keine Verbindung beſtanden, alle F
ſeien in Dumckes Hand zuſammengelaufen.
dem er in den 18 Jahren ſeiner Tätigkeit!
der Favag nicht die kleinſte Unkorrektheit
feſtſtellen können. Becker bezeichnete er als e
der genialſten Kaufleute, mit denen er überh
zu tun gehabt habe.
Sauerbrey führte aus, daß er ſA
keinen genauen Ueberblick über die Vorg
innerhalb des Vorſtandes hatte, und daß
ſtellvertretenden Vorſtandsmitglieder, inner
des Konzerns nur die Stellung von Abteilul
direktoren hatten. Die Herren des eigentl
Vorſtandes hätten über alles orientiert
müſſen, da ſie Gelegenheit hatten, die geſdh
Poſt zu leſen.
Demgegenüber betonte Lindner, dal
die Poſt nicht in dem geſamten Umfange d
geſehen habe.
Dr. Kirſchbaum wies nochmals da
hin, daß die Vertretungsbefugnis der ſtellvet
tenden Vorſtandsmitglieder nach außen I
wohl aber im Innern beſchränkt geweſen
Wenn er Anordnungen getrofſen hätte, die
Abſichten von Dumcke und Becker zuwiderge
fen wären, hätte er wahrſcheinlich ſeine En)
ſung riskiert.
Die Verhandlung wurde hierauf auf 2
tag, den 19. Oktober, vertagt.
Rummer 287
Freitag, den 16. Oktober 1931
Seite 9
Calmekke-Prozeß.
Tübeck. Die Beweisaufnahme am 4.
Ver=
wlungstag im Calmette=Prozeß behandelte
wichſt die Vorgeſchichte der Einführung der
ſenette=Präparate in Lübeck. Dr. Altſtaedt
ſechtete über die Verſuche, die von deutſchen
mausländiſchen Gelehrten mit den BCG.=
Prä=
ſuten an Menſchen und Tieren vorgenommen
aden ſeien. Bei dem Verſuch der Profeſſoren
ſner und Lange im Jahre 1929 habe man
hneugeborenen Säuglingen nur dreimal ein
Zentel Gramm gegeben, während z. B. Meer=
Aheinchen ein Gramm und Lämmer dreimal
mGramm erhalten hätten. Auch bei eingehen=
MVerſuchen bei Erwachſenen habe man gute
ſebniſſe erzielt. Dr. Altſtaedt erörtert dann
AExperimente des Arztes Dr. Bußmann in
mEifel. Von 203 Kindern, die er mit BCG.
hrte, ſei nur ein Kind an Gehirntuberkuloſe
ſirben. Dr. Altſtaedt betont ferner, er habe
ſauf Grund von Vergleichszahlen über die
Yäglingsſterblichkeit in Lübeck und Berlin für
Eſhtigt gehalten, das Calmette=Verfahren in
5ſück einzuführen, weil dieſe Statiſtik erwie=
Hhabe, daß die Sterblichkeit in Lübeck größer
als in Berlin.
WBei den Erörterungen über die
Menſchen=
euche ſagte Dr. Altſtaedt aus, daß er der
rzeugung ſei, daß man mit einem Mittel,
In=ſich bei den Tierverſuchen als unſchädlich
er=
hen habe, einen Menſchenverſuch wagen könne
ſemüſſe, denn ohne den Verſuch beim
Men=
könne die Wiſſenſchaft keine Fortſchritte
enen. Ein Nebenkläger ſtellte den Antrag,
icentor Mehrlein die gegen das Calmette=
Ver=
ihen gerichteten Stimmen aus der Literatur
Fnterbreiten und ihm die Frage vorzulegen,
hr bei Kenntnis dieſer Stimmen ſeine
Ein=
ügung zur Einführung des Calmette=
Verfah=
w gegeben hätte. Auf die Frage, ob Dr.
Aigedt das in Lübeck hergeſtellte BCG. für
ge=
nach den Vorſchriften des Paſteurinſtituts
zfertigt gehalten habe, erwiderte dieſer, er
Dr. Deycke die Originalkultur ſelbſt
über=
erigthr, Nachdem Dr. Deycke ihm geſagt habe, die
Michkeit, den BCG. in Lübeck herzuſtellen,
ü gegeben, hätte er ſelbſtverſtändlich
anneh=
müſſen, daß der BCG. in Lübeck mit dem
Paſteurinſtitut hergeſtellten vollkommen
niſch ſei. Dr. Hans Much=Hamburg betonte
n fernblift Nachdruck, daß die inzwiſchen angeſtellten
t nicht itrſuchungen in Deutſchland den Nachweis
gegenübe bucht hätten, daß der BCG. zur Virulenz
zu=
wahrſchenichthren könne. Kurz darauf wurde in die
Leben körſſitagspauſe eingetreten.
e bekann n der Nachmittagsſitzung wurden weiter die
dieſer Anchränge erörtert, ſoweit ſie die Aufklärung der
träge, Aktüintlichkeit über das Calmette=Präparat
be=
ſeiin. — Staatsanwalt Frhr. v. Beuſt fragte
ſem ſechs iAngeklagten, weshalb er es unterlaſſen
ſorfen woht der Lübecker Bevölkerung nicht nur zu
Fälle ſallue, es handele ſich um einen unſchädlichen Ba=
In, ſondern offen zu erklären, daß es ſich um
lebenden Bazillus handele. Dr. Altſtaedt
werte, daß man im Geſundheitsrat und im
ſcherſtändigenausſchuß darüber wohl
ge=
uen habe, daß man aber der Meinung
ge=
in ſei, die Aufklärung der Bevölkerung
ge=
g vollkommen, wenn man erkläre, es han=
ſeſich um einen unſchädlichen Bazillus.
Lie Verhandlungen wurden darauf auf heute
* verg
igt.
ſrifacher Raubmord auf einer polniſchen
Landſtraße.
Kakau. Zwiſchen Krakau und Zarnowice
hre ein dreifacher Raubmord verübt. Zwei
Fäftsleute kehrten mit einem Fuhrmann aus
atu zurück, wo ſie für annähernd 4000 Zloty
Vun verkauft hatten. Als ſich der Wagen
Gianderthalb Kilometer vor Miechow befand,
Lren ſie von einem Kugelregen empfangen
ſille drei getötet. Die Raubmörder fuhren
chy mit dem Wagen von der Straße weg und
hiten den Toten alle Taſchen heraus.
Wel=
mBetrag ſie erbeutet haben, iſt nicht genau
Emt. Auf Grund der eingeleiteten Ermitt=
ſton wurden 16 Perſonen verhaftet.
Konfelenz in Saclen Malafckra.
Maſſenverhöre in Budapeſt. — Neue Unkerſuchungen in Bia Torbagy.
Maluſchka auch der Akkenkäker auf den Kölner Schnellzug?
In Wien iſt in einer gemeinſamen
Be=
ſprechung feſtgelegt worden, in welcher Weiſe
die Arbeit der verſchiedenen
Unterſuchungsaus=
ſchüſſe im Falle Matuſchka geteilt werden ſoll.
Die Vertreter der Polizeiverwaltungen in Bu=
In der Angelegenheit Matuſchka wurde im
Sicherheitsbüro eine weitere Konferenz
abgehal=
ten. In der Konferenz wurde zunächſt das
Er=
gebnis der auf Erſuchen des
Oberſtadthaupt=
manns von Budapeſt angeſtellten Ermittlungen
Das Haus des Kaufmanns Matuſchka in der Margarethenſtraße in Wien.
dapeſt, Wien und Berlin werden die für ihr
Land in Frage kommenden Straftaten einzeln
mit dem beſchuldigten Matuſchka erörtern.
Kri=
minalpolizeirat Gennat hat zuſammen mit
Kri=
minalkommiſſar Berndorf am Mittwoch
nachmit=
tag Matuſchka ſehr eingehend in Wien
vernom=
men. Es drehte ſich zunächſt darum, wie oft
Ma=
tuſchka ſich in Berlin aufgehalten hat. Es ſteht
ziemlich einwandfrei feſt, daß er im Laufe des
letzten Jahres zweimal in Berlin war, und zwar
in der Zeit vom 15. bis 30. April und in den
erſten Tagen des Monats Auguſt. Kriminalrat
Gennat hat ſich zunächſt hauptſächlich mit dem
Berliner Aufenthalt Matuſchkas im April
be=
ſchäftigt. Matuſchka bleibt dabei, daß er den
Auftrag, Material für die Anſchläge zu
beſchaf=
fen, von einem anderen bekommen habe.
Ma=
tuſchka gibt an, daß er ſich im April in einem
Wochenendhaus in der Nähe von Potsdam
auf=
gehalten habe. Auch in Berlin iſt jetzt
einwand=
frei feſtgeſtellt worden, daß Matuſchka ſich im
April in Berlin aufgehalten hat. Am 26. April
hat Matuſchka vom Poſtamt 11, in der Nähe des
Anhalter Bahnhofs, eine telegraphiſche
Poſtan=
weiſung an ſeine Frau in Wien aufgegeben.
Auf dem Abſchnitt dieſer Poſtanweiſung
kün=
digte er ſeine baldige Rückkehr nach Wien an.
Die politiſche Abteilung der
Oberſtadthaupt=
mannſchaft Budapeſt hat für geſtern zahlreiche
Perſonen geladen, die mit dem in Wien
verhaf=
teten Matuſchka irgendwie in Verbindung
ſtan=
den und über die Lebensführung und den
Ver=
kehr Matuſchkas Auskunft geben ſollen. Unter
den Geladenen befinden ſich auch Matuſchkas
ehemalige Regimentskameraden, mit denen er
auch nach Kriegsende in ſtändiger Verbindung.
geblieben iſt.
Auch in Bia Torbagy ſelbſt ſind neue
Unter=
uchungen im Gange, die feſtſtellen ſollen, ob
Matuſchka nicht ſchon einige Tage vor dem
An=
chlag in dem Orte geweilt hat, um alle
Vor=
bereitungen zu treffen.
bekanntgegeben. Kriminalrat Gennat machte
ausführliche Mitteilungen über Jüterbog,
Poli=
zeirat Dr. Schweinitzer (Budapeſt) über Bia
Torbagy. An dieſe Konferenz und an den
Aus=
tauſch der Mitteilungen, der nachmittags
fort=
geſetzt wurde, ſchloß ſich eine Beſprechung über
die weiterhin zu treffenden Maßnahmen an.
Abends wurde Matuſchka, dem man tagsüber
Ruhe gegönnt hatte, nochmals eingehend über
ſeinen Berliner Aufenthalt befragt. Seine
An=
gaben werden von Kriminalrat Gennat
über=
prüft werden.
Bei der Ausſprache der deutſchen
öſterreichi=
ſchen und ungariſchen Kriminaliſten über den
Attentäter Matuſchka tauchte die Vermutung
auf, daß Matuſchka auch das Attentat gegen den
Kölner Schnellzug im Frühjahr dieſes Jahres
verübt habe. Der Anſchlag geſchah gleichfalls
zu einer Zeit, in der Matuſchka von Wien
ab=
weſend war. Das entſpricht dem Tatbeſtand bei
den anderen Anſchlägen. Kriminalrat Gennat
hat daher ſein Berliner Dezernat angewieſen,
die Nachforſchungen auch in dieſer Richtung zu
führen.
Weikere Einzelheiken aus dem Verhör
Aus dem ſechsſtündigen Verhör des
Kriminal=
rats Gennat mit Matuſchka veröffentlicht die
„Neue Freie Preſſe” einige Einzelheiten. So
blieb Matuſchka bei ſeiner Angabe, daß er im
April in Berlin wegen eines Patentes
verhan=
delt habe. Er blieb aber auf die Frage des
Kri=
minalkommiſſars, in welcher Straße das
Patent=
amt liege, die Antwort ſchuldig und wechſelte
mehrfach ſeine Angaben. Er erklärte, er ſei in
Begleitung des geheimnisvollen „Bergmann”
nach Berlin gefahren, um dort kommuniſtiſche
Zellen auf chriſtlich=ſozialer Grundlage, zu
er=
richten. Ueber ſeine weitere Berliner Reiſe
An=
fang Auguſt befragt, gab er zu, daß er am 6.
Berlin. In der geſtrigen Verhandlung
des Sklarek=Prozeſſes wird die Vernehmung der
Angeklagten fortgeſetzt. Der Zuhörerraum iſt
wiederum bis auf den letzten Platz gefüllt. Die
Angeklagten Schneider und Ludin ſind nicht
er=
ſchienen. Der Angeklagte Schmidt hat inzwiſchen
dem Gericht erklärt, daß er nicht in der Lage
ſei, ſeinen Anwalt zu honorieren. Er bittet um
Geſtellung des Rechtsanwalts Dr. Glogauer als
Offizialverteidiger. Das Gericht gibt trotz
Ein=
ſpruchs des Staatsanwalts dem Antrag ſtatt.
Im weiteren Verlauf des Sklarek,Prozeſſes
kam geſtern noch einmal die Sprache auf den
Zu=
ſammenſtoß zwiſchen Stadtbankdirektor Hoffmann
und den Gebrüdern Sklarek über ihre
gegenſei=
tigen Beziehungen. Hoffmann erklärte, daß dieſe
Beziehungen lediglich durch die Geſchäfte
be=
dingt geweſen ſeien. Er bezog ſich hierbei auf
einen Aufſatz des Bankrats Hagen im
Bank=
archiv, in dem die Forderung aufgeſtellt wird,
daß Bankdirektoren zu ihren Kunden gute
Be=
ziehungen pflegen ſollten. Zu der Behauptung
Hoffmanns, ſein gutes Verhältnis zu den
Kun=
den habe ihm auch als Stadtbankdirektor „
finan=
zielle Belaſtungen” auferlegt, erklärte Leo
Skla=
rek, daß er den Vorſitzenden belogen habe, wenn
er bisher erklärt hätte, auch Hoffmann „hätte
was bezahlt”. Als Stadtbankdirektor Hoffmann
ſeine Beziehungen zu den Gebrüdern Sklarek
abermals abſprechen wollte, verſicherte
Rechts=
anwalt Pindar, einen „ganzen Packen
Photogra=
phien” vorlegen zu können, die von „intimer
Freundſchaft” zeugten.
Hierauf kam es zu einer Auseinanderſetzung
über die Beziehungen zwiſchen der R. A. G. und
der K.V.G. Bürgermeiſter Kohl verneinte es,
den Sklareks zuliebe ſich überflüſſigerweiſe mit
Waren eingedeckt zu haben. Rechtsanwalt
Brau=
bach erklärte, daß der Anklage wohl eine falſche
„wirtſchaftliche Konſtruktion” zugrunde liege,
denn 1928 hatten 50 Prozent aller Kaufleute an
der Beſtändigkeit der Mark gezweifelt und außer
der K.V.G. ſeien Tauſende von anderen Firmen
zugrunde gegangen, da ſie ſich „überkauft” hätten.
Dann ging die Ausſprache auf die
Preisreduk=
tionen und auf die Anpreiſung der ſtark
verbil=
ligten Waren als „Geſellenarbeit” über gegen
die der Reichsverband für Herren= und
Damen=
konfektion proteſtiert hätte.
Auf Erklärung des
Staatsanwaltſchafts=
rats Dr. Weißenberg, die Sklareks hätten
ledig=
lich Konfektion in Heimarbeit herſtellen laſſen,
entgegnete Leo Sklarek, daß immer Tariflöhne
gezahlt worden wären.
Nach der Mittagspauſe wurde ein neuer
Ab=
ſchnitt der Anklage behandelt, der ſich betitelt
„bemerkenswerte Geſchäfte K.V.G. mit der
Firma Willi Sklarek‟. Der Abſchnitt ſpricht
da=
von, daß im Februar 1924 von der Firma
Skla=
rek Wintermäntel im Betrage von 305 000 RM.
von Kieburg mit Zuſtimmung des Angeklagten
Kohl gekauft worden ſind. Hierin ſieht die
An=
klage eine Bevorzugung der Sklareks. Kohl
er=
klärte, daß er von dieſem Einkauf erſt in der
Vorunterſuchung gehört habe. Willi Sklarek
er=
klärt auf Fragen der Staatsanwaltſchaft, daß
ſein Bruder Max mit Kieburg über den Auftrag
verhandelt habe.
Auguſt im Inſtallationsgeſchäft Opat in der
Friedrichſtraße den Klingeldraht und die
Eiſen=
rohre gekauft habe, die für die Herſtellung einer
Höllenmaſchine beſtimmt geweſen ſeien. Er will
aber ſelbſt an dem Jüterboger Anſchlag nicht
beteiligt ſein. In der kritiſchen Nacht vom 8.
auf den 9. Auguſt ſei er nachts nicht an dem
Tatort, ſondern in Caputh geweſen. Dort will
er von Mitternacht bis 2 oder 3 Uhr früh
ſpa=
zieren gegangen ſein. Die Ueberprüfung dieſer
Angaben iſt von beſonderer Wichtigkeit, denn
wenn ſich Matuſchka ſtatt um Mitternacht ſchon
um 9 Uhr abends von Caputh entfernt hat und
nicht drei Stunden, ſondern ſechs Stunden
aus=
geblieben iſt, dann kann er ohne weiteres in
Jüterbog in dieſer Zeit den Anſchlag ausgeführt
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Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
§ 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. — Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
unſeren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.
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Alexanderſtr.
Nummer 287
Freitag, den 16. Oktober 1931
Seite 11
ASüülaAdt
Fußball.
Tel. 73
Rot=Weiß Darmſtadt — Sportv. Weiterſtadt.
Kommenden Sonntag empfangen die Rot=Weißen vormit=
11 Uhr, auf dem Platz an der Rheinallee, den Sportv.
ſerſtadt zum fälligen Verbandsſpiel. Die Gäſte ſcheinen
ge=
in dieſer Saiſon in guter Form zu ſein, denn während
Rot=
es fertig brachte, aus acht Spielen acht Siege zu holen und
vor den anderen Mannſchaften einen Vorſprung von
min=
dys 6 Punkten hat, bleiben ihm die Weiterſtädter als einzige
herſacher hart auf den Ferſen. Die Mannſchaft der Gäſte iſt
Ffalls noch ungeſchlagen und hat dieſes Jahr ſchon manchen
ers ihrer derzeitigen Spielſtärke geliefert. Erinnert ſei hier
an den geradezu ſenſationellen 9:1=Sieg gegen Groß=Gerau,
Aloſt Rot=Weiß dieſen Gegner nur mit 4:1 ſchlagen konnte.
Spiel wird eine Art Vorentſcheidung für die Meiſterſchaft
und man tut gut, den Ausgang für offen zu halten.
Rot=
tritt in der alten Aufſtellung an, während anzunehmen iſt,
Weiterſtadt ebenfalls ſeine ſtarkſte Vertretung in dieſen
be=
hamen Kampf ſchickt.
Anſchließend treffen ſich die Reſerven beider Vereine, und
ſkann hier beſtimmt mit einem Sieg der ungeſchlagenen
Rot=
en rechnen.
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Union Darmſtadt — Germania Oberroden,
Sportvg. 04 Arheilgen — Viktoria Griesheim
FSV. Groß=Zimmern — Germania Eberſtadt,
Union Wixhauſen — FC. 03 Egelsbach,
Germania 03 Pfungſtadt — FV. Sprendlingen,
Haſſia. Dieburg — Polizei Darmſtadt.
70.82 ADas weſentliche des Sonntags beſteht darin, daß die Spitzen=
1/0.90 A= durchweg auf Gegner vom Tabellenende ſtoßen, und daß
uf0,88 Aoauptreffen von den im Mittelfeld gruppierten
Mannſchaf=
f0,9s A beſtritten werden. Die Wichtigkeit letzterer Begegnungen
0,8s 6darin, weil die Sieger weiter Anſchluß nach obenhin ge=
70go ſten, weiter aber die ſich meſſenden Mannſchaften gleichſtark
hauch keinen Deut ſchwächer als die an der Spitze liegenden
1.00 So darf man vor allem den zwei Spielen in Pfungſtadt
u085 Dieburg mit großer Spannung entgegenſehen.
Sprend=
uf0.95 Kn iſt unbedingt im Aufſtieg nach oben begriffen und hat
haus Chancen, auch in Pfungſtadt zu gewinnen. Auf der
an=
f1,70 M Seite haben die Germanen in Arheilgen bewieſen, daß ſie
uf1.80 HRennen noch nicht aufgeben. Nimmt man nun noch
Sprend=
dus Unentſchieden (1:1) in Arheilgen hinzu, ſo hat man un=
WSe0 fy den Maßſtab: Kampf gleichwertiger Gegner den die Ta=
W1.40 Aun entſcheiden ſollte, alſo offen. Der gleiche Tipp gilt auch
1.20 Gs Dieburger Spiel. Die Haſſiaten haben am Sonntag in
0.96 Itadt eine ſo gute Leiſtung geboten, daß ſie nicht ausſichtslos
f1.20 Hn Kampf gegen die Polizei gehen. Alſo auch hier offen. In
1.10 kauſen halten wir die Union für ſtark genug, ſich gegen
Egels=
beide Punkte zu ſichern. Ebenſo ſchätzen wir die drei
Spitzen=
ein, von denen Arheilgen gegen Griesheim klar, und Ober=
.0.32
und Eberſtadt knapp gewinnen müßten. Allerdings wird
ih der Heidelberger Straße und auch in Groß=Zimmern erheb=
Widerſtand zu überwinden geben, und wir würden uns
wundern, wenn von einem der beiden Plätze gar ein Punkt=
0.85 füſt der Favoriten gemeldet würde.
0.11
Die Lage in der A=Klaſſe
6,56 ßlich nach dem letzten Sonntag ſo entwickelt, daß man die
gas briten ſchon klarer erkennen kann. In den nachfolgenden
Ta=
im ſollen heute nur die Spitzengruppen wiedergegeben
wer=
da außer den hier genannten Vereinen kein anderen mehr
ie Meiſterſchaften in Frage kommt.
/Gruppe Bergſtraße—Ried. Rot=Weiß — Groß=Gerau 4:1
Hahn — Weiterſtadt 2:3 61:1); Wolfskehlen — Reichs=
3:3 (2:2): Eintracht — Poſtſportverein 5:1 (4:1); Jugen=
— Geinsheim 2:4 (0:1).
Die Spitzengruppe nach dem 11. Oktober:
Weiß Darmſtadt
v. Geinsheim
Weiterſtadt
sbahn Darmſtadt
Spiele
9
gew.
un. verl.
Tore
31:5
29:13
33:15
25:15
Punkte
11
Fruppe Odenwald. Ober=Ramſtadt — Lengfeld 4:3 (1:2);
felden — Michelſtadt 0:7 (0:5). Nach den ſonntäglichen
Er=
ſen ergibt ſich hier folgende Spitzengruppe=
Spiele gew. un. verl. Tore Punkte
Ober=Ramſtadt
21:8
gv. Roßdorf
gv. Lengfeld
26:12
4
Michelſtadt
1 3 18:9
bruppe Dreieich. S.=C. 06 Dietzenbach — Meſſel 0:1 (0:1);
Offenthal — F.=C.Langen, Reſ. 4:1. Ferner iſt noch
be=
daß Eppertshauſen ſicher gegen Erzhauſen gewann, doch iſt
naue Höhe des Ergebniſſes nicht bekannt. Meſſels Sieg in
mbach kommt überraſchend und muß als feine Leiſtung
ge=
werden.
Die Spitzengruppe der Tabelle.
S.=V. Meſſel
Eppertshauſen
06 Dietzenbach
02 Dreieichenhain
Spiele
gew.
un. verl. Tore Punkte
20:4
20:8
15:14
ſor= und Punktverhältnis der hier führenden Dreieichgruppe
Adeutlich die Gleichwertigkeit derſelben. Es iſt hier, wie aber
hn den anderen beiden Gruppen damit zu rechnen, daß die
füerſchaft nur einem der aufgeführten Vereine zufällt. Im
Aien ſollen von Zeit zu Zeit auch wieder komplette Tabellen
unzelnen Gruppen folgen.
Die A=Klaſſe am kommenden Sonntag.
tergſtraße—Ried: Rot=Weiß — Weiterſtadt (11 Uhr);
Mükehlen — Eintracht; Groß=Gerau — Jugenheim; Poſt=
Fherein — Dornheim.
(denwald: Sportverein Lengfeld — Sportverein Roßdorf.
breieich: F.=V. Eppertshauſen — S.=C. 06. Dietzenbach;
Offenthal — Meſſel; F.=C. Langen, Reſ. — Sportgemd.
rudlingen.
ſeſonders zu beachten ſind die Spiele Rot=Weiß gegen
Wei=
ut. Eppertshauſen — Dietzenbach und Lengfeld — Roßdorf,
für die Führung von großer Bedeutung ſind.
SC. Ober=Ramſtadt — Reichsbahn.
kommenden Sonntag fahren die Reichsbahnſportler nach
Ober=
mdt und treten im Freundſchaftsſpiel gegen den Sport=Club an.
Ths Abſchneiden der Reichsbahnſportler wird man geſpannt ſein,
er Sport=Club ſteht ungeſchlagen an erſter Stelle in der Gruppe
Autald. Die freundſchaftlichen Beziehungen, die beide Vereine
ver=
ſen gewähren ſportlich fairen Spielverlauf. Abfahrt 2. Mannſchaft
Böllenfalltor, 1. Mannſchaft 13.30 Uhr Oſtbahnhof.
Kraftſpork.
Darmſtadt 1910 — „Einigkeit” 05 Damm.
nächſten Gegner im Kampf um die Punkte empfangen die
Ein=
hen am morgigen Samstag, abends 8 Uhr, in der Turn=
Soderſtraße 30 die Ringermannſchaft des Sportvereins
EMieit” 05 Aſchaffenburg=Damm. Der Dammer Sieben geht in bezug
Empfkraft ein ſehr guter Ruf voraus, den Beweis hierfür lieferten
eſts bei den vorjährigen Kämpfen, indem ſie den Darmſtädtern
Aſrreſtem Kampfe den Sieg erfolgreich ſtrittig machten. Die letzte=
Ra ur deshalb gut, wenn ſie ſich auch diesmal auf harte Gänge gefaßt
nam, denn ihre morgigen Gegner werden zweifellos darauf aus ſein,
ErInktekonto zu erhöhen. Der Ausgang des Lokaltreffens am
ver=
ſmEen Sonntag ſollte die 10er anſpornen, durch verdoppelte Anſtren=
* die Niederlage wieder gutzumachen. Sind ſie ſich deſſen bewußt,
ollte ein Erfolg gegen Damm nicht im Vereich der Unmöglichkeit
Die beiden Mannſchaften werden in ſtärkſter Aufſtellung an=
T. u. SV. Braundhardt — Polizei Darmſtadt.
Am kommenden Sonntag, nachmittags 2.30 Uhr treffen ſich in
Braunshardt die Ligamannſchaften obiger Vereine. Das Spiel iſt noch
ein Nachtrag aus der Vorrunde, das ſeinerzeit wegen ſchlechter
Platzver=
hältniſſe ausfallen mußte. Die Gäſtemannſchaft, deren Spielſtärke ja zur
Genüge bekannt iſt, wird die Braunshardter wieder vor eine ſchwere
Aufgabe ſtellen. Polizei iſt zurzeit Tabellenzweiter und ſteht mit dem
Tabellenführer SV. 98 auf gleicher Höhe. Wenn man auch mit einem
Siege der Darmſtädter Poliziſten rechnen darf, ſo werden doch die
Ein=
heimiſchen, die im Laufe der Verbandsſpiele zweifellos an
Spielerfah=
rung gewonnen haben, verſuchen, durch gutes Spiel ein günſtiges
Ergeb=
nis herbeizuführen. — Vorher, 1.30 Uhr, ſpielen die tüchtigen 1.
Jugend=
mannſchaften beider Vereine.
Handball in der 9.T.
Kreisklaſſe: Bickenbach-Bensheim
Griesheim-
ſtadt, Langen—Groß=Zimmern, Walldorf—Arheilgen. A
burg—Damm, Tv. Obernburg—Tgſ. Obernburg, Klein=A
—Groß=Umſtadt.
Meiſterklaſſe: Heppenheim—Tgde. 1846 Darmſtadt.
Sprendlingen—Reichsbahn, Turngeſ. Darmſtadt—Beſſungen,
haffen=
allſtadt
Egelsbach-Lorſch, Worfelden-Nauheim. Büttelborn—Groß=
Ge=
rau, Wallerſtädten—Wolfskehlen.
4=Klaſſe: Auerbach—Eberſtadt. Seeheim-Zell.
Urbe=
rach-Crumſtadt. Weiterſtadt—Roßdorf. Nieder=Ramſtadt-Hahn.
B=Klaſſe; Auerbach—Eberſtadt, Kirſchheuſen—
Schwan=
heim. Alsbach-Zwingenberg, Stockſtadt-Biebesheim, Gernsheim
—Groß=Rohrheim, Groß=Hauſen—Crumſtadt. Poſtſportv—Ober=
Ramſtadt. Nieder=Ramſtadt—Münſter, Erzhauſen—Buchſchlag.
Kreisklaſſe:
Arheilgen
Bickenbach
Langen
Griesheim
Pfungſtadt
Groß=Zimmern
Bensheim
Walldorf
Meiſterklaſſe:
Sprendlingen
Reichsbahn
Tgſ. Darmſtadt
Tgde. 1846
Beſſungen
Lorſch
Egelsbach.
Heppenheim
Meiſterklaſſe, Gruppe Ried:
Spiele Gew. Un.
Worfelden
Nauheim
Wallerſtädten
Groß=Gerau
Büttelborn
Wolfskehlen
Erfelden
A=Klaſſe:
Seeheim
Eberſtadt
Auerbach
Hüttenfeld
Zell
Birkenau
Verl.
Tore
37:13
33:22
19:19
19:26
:19
10:29
24:6
:9
12:6
10:20
13:13
13:21
7:16
19:8
6:10
13:23
6:23
23:4
21:12
13:12
1338
4:5
Pkte.
14
10
0
Die Tabellen veranſchaulichen die Bedeutung der kommenden
Spiele. Es iſt diesmal nicht Vorrecht der Kreisklaſſe
ungeſchla=
gene Spitzenmannſchaften zu beſitzen. Doch ſollten auch die übrigen
Klaſſen nun eine Aenderung erfahren, da ſich überall die
Führen=
den treffen. Es wird heiß hergehen. — Die Begegnungen
Bicken=
bach — Bensheim hatten ſchon immer einen beſonderen Reiz.
Bickenbach gewann das Vorſpiel. Doch fehlen jetzt gute Spieler,
ſo daß Bensheim Hoffnung haben kann. Griesheim erwartet die
Pfungſtädter, die gegen Langen eine überragende Partie lieferten
und jetzt zeigen können, daß es kein Zufall war. Langen muß ſich
ſehr vorſehen und hat gegen Groß=Zimmern noch nicht gewonnen.
Sicher iſt des angehenden Meiſters Sieg in Walldorf. Die
Oſt=
gruppe bringt zwei Lokaltreffen mit vorausſichtlichen Siegen von
Aſchaffenburg und Tgſ. Obernburg. Groß=Umſtadt muß ſich in
Klein=Wallſtadt gehörig ſtrecken. In der Meiſterklaſſe iſt es am
ſpannendſten. Hier Sprendlingen gegen Reichsbahn und dort
Worfelden gegen Nauheim. Beide Platzbeſitzer wird man in
Füh=
rung ſehen. Daneben ſteigt in Darmſtadt das Lokalſpiel
Turn=
geſellſchaft gegen Beſſungen an der Kranichſteiner Straße.
Dies=
mal ſind die Rollen vertauſcht. Man kann nicht ſo ohne weiteres
auf die Vorſtädter tipen. Egelsbach hat noch keinen Punkt und
muß ſich allmählich daran halten, da Heppenheim der Letzte nicht
bleiben wird. Büttelborn kann ſeine Poſition ſehr verbeſſern da
Wolfskehlen kaum in Wallerſtädten gewinnt. In der 4=Klaſſe
liegt das Hauptintereſſe bei Eberſtadt. Ein Sieg in Auerbach
würde dieſes aus der Spitze verdrängen, während Seeheim ſich
weiterhin hält. Es hat ſich gezeigt, daß die drei Neulinge aus
der B=Klaſſe noch nicht ſtark genug ſind. Crumſtadt ſollte in
Urberach ſeinen Siegeszug fortſetzen. Weiterſtadt könnte ſich zwei
Punkte holen, und Hahn ſollte das Nieder=Ramſtädter Spiel noch
keinesfalls aufgeben. Die B=Klaſſe bringt diesmal lauter
Orts=
nachbarn zuſammen. Im Gegenſatz zu der Taktik anderer Vereine
ſei Nieder=Ramſtadt lobend erwähnt, das ſeine Zweite nicht
ver=
ſtärkte, als die Erſte ſpielfrei war. Da zwei Punkte ſchon oft die
Meiſterſchaft ausgemacht haben, könnte ein junger Verein, der
ſich mühſam durchgerungen, durch dieſe gewiß nicht faire
Hand=
lungsweiſe um ſeine Früchte betrogen werden. Darum heißt die
Parole: Immer die reguläre Elf ſchicken.
Der DRA. widmei Hindenburg die Adlerplakefke.
Der Vorſtand des Deutſchen Reichsausſchuſſes für
Leibes=
übungen hatte beſchloſſen, dem Herrn Reichspräſidenten als
Schirmherrn des deutſchen Sports zu ſeinem 84. Geburtstag die
Adlerplakete des DRA. zu überreichen, und hat v. Hindenburg
ge=
beten, die Plakette als Zeichen ehrfurchtsvollſter Hochſchätzung
ent=
gegennehmen zu wollen.
Der Herr Reichspräſident hat daraufhin unter dem 6. Oktober
an den 1. Vorſitzenden des Deutſchen Reichsausſchuſſes für
Leibes=
übungen, Staatsſekretär a. D. Lewald, das folgende Schreiben
gerichtet:
Sehr verehrte Exzellenz!
Für die mir namens des Deutſchen Reichsausſchuſſes für
Lei=
besübungen übermittelten freundlichen Glückwünſche zu meinem
Geburtstag, ſowie für die Ehrung die Sie mir durch Widmung
der Alderplakette erwieſen haben, ſpreche ich Ihnen meinen herz=
Mit aufrichtigen Grüßen!
lichen Dank aus.
gez. v. Hindenburg.
Tennis.
1. Darmſtädter TTC. 1930—1. Frankfurter TTC.
Am Sonntag vormittags 9.30 Uhr, findet im
Mathildenhöh=
ſaal. Dieburger Straße, der erſte diesjährige Klubwettkampf des
Darmſtädter Tiſchtennis=Clubs 1930 gegen den 1. Frankfurter
Tiſchtennis=Club ſtatt. Die Frankfurter Mannſchaft tritt in
fol=
gender Aufſtellung an: Sallinger, Schwarzſchild, Hedwig,
Alexan=
der, Hellberger und Fleck. Der Frankfurter Spitzenſpieler
Sallin=
ger, ſüddeutſcher Meiſter 1929, iſt auch jetzt wieder Rangliſten=
Erſter in unſerem Bezirk, und wird der Kampf intereſſante
Mo=
mente bringen.
SV. 98 — 1. Darmſtädter TZC.
Der Tiſchtennis=Verband für Heſſen und Heſſen=Naſſau hat, wie im
vergangenen Jahr, ſeinen Bezirk zur Austragung von
Meiſterſchafts=
kämpfen in drei Gruppen eingeteilt. — In der Darmſtädter Gruppe
ſtehen Tennis= und Eisclub, Turngemeinde 1846, 1. Darmſtädter
Tiſch=
tennisclub. SV. 1898 und vorausſichtlich noch der eine oder andere
Ver=
ein von Mainz. Heute Freitag abend 2 Uhr findet im
Rummel=
bräu (Rheinſtraße) das erſte diesjährige Verbandsſpiel zwiſchen dem
1. D. TTC. und SV. 98 ſtatt. In dieſer Begegnung dürfte es dem
Sportverein 1898 nicht leicht fallen, ſeinen Erfolg vom vergangenen
Jahr zu wiederholen, da er gezwungen iſt, mit einigen Erſatzleuten
an=
zutreten. Es iſt alſo damit zu rechnen, daß die Kämpfe hart umſtritten
Aus einer japaniſchen Frauenſchule
für Leibesübungen.
Die von der Deutſchen Hochſchule für Leibesübungen
auf ein Jahr zur Dienſtleiſtung an einer japaniſchen
Frauenſchule entſandte Lehrerin Fräulein Gertraut
Walter berichtet über ihre Tätigkeit folgendes:
Unſere Schule iſt eine private Ausbildungsſchule für Turn= und
Gefangslehrerinnen für Mittelſchulen. Die Ausbildung dauert zwei
Jahre. Die Schülerinnen können nach der Prüfung freiwillig auch im
3. Jahr hierbleiben, wenn ſie noch keine Stelle gefunden haben oder in
Tokio angeſtellt ſind. Sie können ſich dann am Unterricht beteiligen,
wann ſie Zeit haben. Es ſind außerdem für ſie zu ihrer eigenen
Fort=
bildung Extraſtunden angeſetzt.
Aufnahmebedingung in unſerer Schule iſt die zehnkkaſſige höhere
Mädchenſchulbildung. Der praktiſche Teil der Ausbildung beſteht aus
ſchwediſchem Turnen, Spiel, Tanz, Schwimmen, Bogenſchießen und Jiu=
Jitſu. Zum Spiel wird Leichtathletik, Basketball, Volleyball und etwas
Baſeball gerechnet. Im Tanzunterricht lernen die Schülerinnen
eng=
liſche und amerikaniſche Volkstänze, die für unſeren Begriff ſtiliſiert und
verkünſtelt ſind. Zum Schwimmunterricht fahren ſie im Sommer für
14 Tage ans Meer, da hier in der Nähe keine Schwimmgelegenheit iſt.
Der theoretiſche Teil der Ausbildung umfaßt: Anatomie, Hygiene,
Pädcgogik, Pſychologie, Ethik, Phyfiologie und Chemie, Methodik,
Ge=
ſchichte der Leibesübungen, Maſſage. Der Muſikunterricht beſteht aus
Chorgeſang und Einzel=Klavierunterricht.
Dreimal im Jahre finden in jedem theoretiſchen und praktiſchen
Fach Prüfungen ſtatt; außer Jiu=Jitſu, Bogenſchießen und Schwimmen.
Im theoretiſchen Teil werden ſchriftliche Arbeiten verlangt, und im
braktiſchen werden Technik und Leiſtungen geprüft. Es gibt dafür
Zen=
juren bis 100. Ueber 80 iſt ſehr gut, 70 bis 80 gut. 60 bis 70 genügend,
50 bis 60 mangelhaft, darunter ungenügend. Dieſe Zenſuren werden
ſpäter dem Unterrichtsminiſterium bei der Entſcheidung über die
An=
ſtellung vorgelegt.
Außer unſerer Schule gibt es eine weitere private
Ausbildungs=
ſchule für Turnlehrerinnen ohne Muſikunterricht. Die Ausbildung iſt
ſonſt die gleiche wie bei uns. Die Lehrerinnen werden auch ohne
Zuſaß=
fach als Turnlehrerinnen an den Schulen angeſtellt. Dann gibt es noch
eine Turnabteilung in der kaiſerlichen Lehrerinnenanſtalt, an der die
Ausbildung 3 Jahre, bei dreimal einer Stunde wöchentlich, dauert.
Die Schülerinnen dieſer Anſtalt werden wiſſenſchaftliche Lehrerinnen
mit Lehrbefähigung für Hauswirtſchaft und Turnen.
In unſerer Schule haben die Schülerinnen wöchentlich 22 praktiſche,
18 theoretiſche Stunden, 9 Stunden Geſang, 1 Stunde
Klavierunter=
richt und 1 Stunde Muſiktheorie. So haben ſie täglich von 7 bis 12
und abends von 6 bis 9 Uhr Unterricht. 51 Wochenſtunden ſind ſehr
viel, aber werden ſehr gut ausgehalten. Die Schülerinnen ſind immer
friſch und üben ſogar in der Mittagspauſe für ſich noch ſehr eifrig. Im
ſchwediſchen Turnunterricht wird nicht viel von der Einzelnen verlangt.
Der Unterricht bei mir ſtrengte ſie zuerſt ſehr an. Sie hatten bisher
noch gar keine Organſchule gehabt. Der Arzt ſtellte auch gleich
Ueber=
anſtrengung feſt, ſo daß ich zu Anfang mit größeren Pauſen arbeiten
mußte. Jetzt haben ſie allmählich mehr Ausdauer bekommen, und wir
können nun flott hintereinander wirken. Es kommen oft Direktoren
von Schulen und Herren vom Unterrichtsminiſterium und ſehen bei
mei=
nen Stunden zu. Was dieſe Herren vom deutſchen Turnen denken,
kann man leider nicht herausbekommen, da die Japaner immer nur
Lobendes ſagen. Die Direktorin, Frau Fujimura, jedenfalls wünſcht
deutſches Schulturnen allgemein für Mädchenſchulen einzuführen,
wo=
für ſie auch in den von ihr herausgegebenen Zeitſchriften eintritt.
Außer mir ſind noch zwei Lehrer für ſchwediſches Turnen, zwei für
Spiel einer für Jiu=Jitſu, einer für Bogenſchießen und eine Lehrerin
für Tanz tätig. Die Vorleſungen werden von drei Lehrerinnen und
ſechs Lehrern gehalten. Ich habe bisher in Gymnaſtik, Geräteturnen und
Spielen unterrichtet. Für das Geräteturnen hat die Schule eigens Reck,
Barren und Pferd angeſchafft, Käſten und Böcke waren für den
ſchwedi=
ſchen Turnunterricht ſchon vorhanden. Die Japanerinnen ſind recht
ge=
ſchickt und gelenkig. Unſere Schülerinnen ſind auch verhältnismäßig
kräftig gegen andere Japanerinnen. Sie kommen jetzt im Geräteturnen
gut voran, nachdem ſie ſich an die Geräte gewöhnt und die nötige
Stütz=
kraft bekommen haben.
In den Turnſtunden der Mädchenſchulen wird nicht viel geleiſtet.
Die Kinder lernen nur etwas ſchwediſches Turnen, Basketball,
Volley=
ball, und viele Volkstänze. Sowohl die Lehrerinnen wie die
Schülerin=
nen lieben Volkstänze, die aber wenig körperbildend ſind. In den
Knabenſchulen wird großer Wert auf Marſchübungen gelegt. Im
übrigen wird mehr nach däniſchem Syſtem geturnt. Die Schulen haben
auch ihre beſtimmten Wandertage und Wettkämpfe „Alle zwei Jahre
wird ein großes Wetturnen aller Schulen auf allen Gebieten veranſtaltet.
In dieſem Herbſt findet wieder eins ſtatt. Unſere Schule wird dabei eine
Vorführung in Gymnaſtik und Geräteturnen zeigen.
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 16. Oktober.
17.05: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Soliſtin: Erna Stoll
(Alt)
18.40: Syndikus Dr. Krebs: Aus der Praxis des freiwilligen
Ar=
beitsdienſtes.
19.05: Der Döblin=Film: Berlin, Alexanderplatz. Vortrag mit
Ton=
filmplatten von Dr. Drenfuß,
19.45: Oscar Wilde. Zum Gedächtnis ſeines 45. Geburtstages am
15. Oktober.
19.55: Unterhaltungskonzert. Philharmoniſches Orcheſter Stuttgart.
21.00: Geſpenſterſonate, von Auguſt Strindberg. Als Hörſpiel
emge=
richtet von W. Buſchhoff.
22.10: Zeit. Wetter. Nachrichten. Sport.
22.30: Die Weiſe von Liebe und Tod des Cornets Chriſtoph Rilke.
Ein Melodrama mit Orcheſterbegleitung von R. M. Rilke.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Freitag. 16. Oktober.
9.00: Berliner Schulfunk: Ein Beſuch im Reichsamt für
Landes=
aufnahmen.
10.10: Schulfunk: Heiteres für die Grundſchule.
15.00: Jungmädchenſtunde: Jugend hilft der Jugend.
15.40: Jugendſtunde: Wir fangen Bakterien.
18.00: H. Monzel — K. Friebel: Funkpädagogiſche
Arbeitsgemein=
ſchaft.
16.30; Leivzig: Nachmittagskonzert.
17.30: A. Auerbach; Chriſtian Schubart auf dem hohen Asperg.
18.00: Dr. Stern: Planwirtſchaft des Kapitalmarktes?
18.25: Prof. Dr. Saitſchick: Das Menſchenſchickſal bei Shakeſpeaxe.
19.00: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.15: Wiſſenſchaftlicher Vortrag für Aerzte.
anſchl. Das Neueſte aus der Medizin.
19.30: Dr. Lufft: Lebensbilanz der Angeſtellten.
19.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: New York: Worüber man in Amerika ſpricht.
20.15: Welt von geſtern — Jugend von heute. Eine Hörfolge von
E. Franzen und E. Glgeſer.
21.05: Tages= und Sportnachrichten.
21.15: Zu Oscar Wilde’s 75. Geburtstag. Salome. Muſik=Drama
nach Wildes gleichnamiger Dichtung.
anſchl. Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
anſchl. Tanz=Muſik der Kapelle Gerhard Hoffmann.
anſchl. Konzert des Sinfoniſchen Blasorcheſters Groß=Berlin. Mitw.:
Hedwig Francillo=Kaufmann (Sopran). Am Flügel; A. Ecklebe.
Weiterberichl.
Die kühle ozeaniſche Luft, welche geſtern auch unſeren Bezirk
geſtreift hat, verurſachte neben wechſelhafter Bewölkung
verein=
zelte, jedoch nur leichte Niederſchläge. Gleichzeitig begünſtigte ſie
die Ausbreitung des hohen Druckes nach dem Kontinent, ſo daß
über Deutſchland wieder kräftiger Barometeranſtieg eingeſetzt hat.
Der Einfluß des neuen Hochdruckgebietes iſt an den nächſten Tagen
vorherrſchend. Herbſtlich ſchönes und trockenes Wetter ſteht in
Ausſicht, wobei allerdings nachts die Temperaturen etwas unter
den Gefrierpunkt zurückgehen dürften.
Ausſichten für Freitag, den 16, Oktober; Leichter Nachtfroſt,
lokale Frühnebel,, tagsüber heiter mit Erwärmung, trocken.
Ausſichten für Samstag, den 17. Oktober: Fortdauer des ſchönen
Herbſtwetters.
Hauptichrittieutung. Rudelt Maupe
Veranwwortlich für Polttik und Wirtſchaft: Nudolf Maupe; für Feuiſleton, Reich um
dudand und Heſſiche Nachrichten: Mar Streele; für Sport: Karl Böhmann,
ür den Hendel: Dr. K. 6. Queiſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; fr
„Die Sesenwart” Tasstſpiegel in Biid und Wort Dr. Herbert Neite:
für den Iniesetenteil und geſchtftüiche Mitteilungen Willv Kubie.
Oruck und Verlag. L.C. Wittich — ſämtlich in Darmſtiadt
Fch: unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.
Die beptige Nummer hat 14 Geiten.
[ ← ][ ][ → ]Unſichere und ſchwächere Börſenſtimmung.
Weitere kleine Kursrückgänge.
Der Reichsbankpräfidenk lehnk die Wiedereröffnung des Börſenverkehrs vorläufig ab.
Beeiiner and Heanrfätier effelien
Seidericht.
Da die innerpolitiſche Situation über Nacht eine Zuſpitzung
des=
wegen erfahren hatte, weil die Wirtſchaftspartei und das Landvolk noch
keine endgültige Stellung zur Regierung Brüning einnahmen, ſo daß
das Reſultat der heutigen Abſtimmungen zweifelhaft iſt, herrſchte im
geſtrigen Berliner Effekten=Freiverkehr Unſicherheit. Die Tendenz neigte
bei geringem Geſchäft weiter zur Schwäche, d. h., man nannte die
geſtri=
gen Nachmittagskurſe eher Brief, da ſich auch bei der Kundſchaft etwas
Realiſctionsneigung zeigte. Nachdem nun auch Herr Dr. Schacht erklärt
hat, daß er die Währung als ſolche für geſichert halte, ſcheint auch beim
Publikum das Verlangen, in Sachwerte hineinzukommen, nicht mehr in
dem Maße vorhanden zu ſein, wie in den letzten Tagen. Hinzu kam,
daß die New Yorker Börſe einen recht ſchwachen Verlauf genommen
hat, daß drüben mit weiteren Diskonterhöhungen zu rechnen iſt (London
blieb geſtern unverändert), daß durch die Uebernahme=Verhandlungen
zwiſchen der Frankfurter Genoſſenſchaftsbank und der Dresdner Bank die
Sorgen der Genoſſenſchaft im allgemeinen wieder vor Augen geführt
wur=
den uſw., alſo alles Dinge, die nicht ohne Einfluß auf die Stimmung
bleiben konnten. Selbſt die an und für ſich überraſchend hohen Ziffern
des deutſchen Außenhandels im September (der Exportüberſchuß von
387 Millionen war in den geſtrigen Nachmittagsſtunden ſchon bekannt)
wurden ungünſtig kommentiert, da in ihnen die ſchwierige Lage
Deutſch=
lands deutlich zum Ausdruck komme. Betreffs der zweiten
Freigabe=
rate der ausländiſchen Mark=Guthaben in Höhe von 15 Prozent hat ſich
nichts geändert, d. h. die Reichsbank ſcheint von ihrem ihr zuſtehenden
Ausſchußrecht keinen Gebrauch machen zu wollen. Dadurch werde
ſchätzungsweiſe eine Summe von 75 Millionen Mark in Deviſen fällig
werden können. Die DD=Bank beſchäftigte ſich in ihren neueſten
wirt=
ſchaftlichen Mitteilungen mit dem Problem über Aufgaben des
Bank=
gewerbes und erachtet als wichtigſte Frage, ob nicht eine Verbilligung
der Kreditkonditionen herbeigeführt werden könne. Als in den
Mit=
tagsſtunden bekannt wurde, daß die Beſprechungen des Reichskabinetts
über die parlamentariſche Lage geſtern vormittag eine günſtigere
Beur=
teilung der Situation zuließen, da ſowohl das Landvolk als auch die
Wirtſchaftspartei ſich bei den Abſtimmungen wenigſtens z. T. der Stimme
ethalten werden, ſetzte ſich im Telephonverkehr eine Erholung durch, und
es fanden auf der ermäßigten Baſis verhältnismäßig große Umſätze
ſtatt.
Am Debiſenmarkt traten geſtern nur ganz unbedeutende
Verände=
rungen ein. Holland und Italien notierten je 10 Pfg. höher, Wien zog
um 15 Pfg. auf 55,90 an, während Stockholm um 25 Pfg. nachgab. Die
Geldſätze erfuhren nur geringe Veränderungen, der Geldmarkt war zum
Medio nicht weſentlich anſpannt, was wohl damit zuſammenhängt, daß
ein größerer Betrag Reichsſchatzanweiſungen, die heute fällig waren,
vom Reiche zurückgezahlt worden ſind. Der Satz für Tagesgeld ſtellte
ſich auf 9—11 Prozent, teilweiſe darunter.
In den Nachmittagsſtunden wurde das Geſchäft im telephoniſchen
Aktienverkehr etwas ruhiger, die Kurſe bröckelten leicht ab. Nur
Liqui=
dationspfandbriefe blieben, wahrſcheinlich für Ablegung von
Hypotheken=
verpflichtungen, ſeitens des Publikums gefragt. Nachdem es in den
Maklerverſammlungen der letzten Tage ſehr ruhig geweſen war,
zeich=
nete ſich die geſtrige Zuſammenkunft in der Schadewſtraße wieder einmal
durch eine erregte Stimmung aus. Die Vertreter der Maklerſchaft, die
vorher beim Reichsbankpräſidenten wegen einer Wiedereröffnung des
Börſenverkehrs bzw. Genehmigung des Freiverkehrs in den
Börſen=
räumen vorſtellig geworden waren, erſtatteten über dieſen Beſuch
Be=
richt, was zu einer lebhaften Debatte führte. Der Neichsbankpräſident
hatte erklärt, daß er den Notſtand der Makler zwar anerkenne, aber
trotzdem aus ſehr wichtigen Gründen gegen jede Aenderung
des augenblicklichen Zuſtandes ſein müſſe. Die nächſte
Ver=
ſammlung der Privatbankiers iſt für den 21. ds. Mts. vorgeſehen,
wahr=
ſcheinlich wird man ſich auch in dieſem Gremium mit ſolchen oder
ähn=
lichen Fragen befaſſen.
Am Berliner Geldmarkt war der Geldbedarf, wie ſchon berichtet trotz
des Medios ziemlich normal. Die Summe der heute fälligen
Reichs=
ſchatzanweiſungen betrug angeblich 35 Millionen. Einige Banken die
ſcheinbar etwas zu ſtark vorgeſorgt hatten, gaben Tagesgeld heute ſchon
mit 8½ Prozent ab, ſonſt blieben die Sätze im allgemeinen unverändert.
Die Kopenhagener Börſe wurde heute wieder eröffnet, der Verkehr fand
faſt in vollem Umfange ſtatt. Das Bankgeſchäft Oskar Oppenheimer jr.
in Liquidation, Hannover, das wie erinnerlich, vor kurzem im
Zuſam=
menhang mit der Zahlungseinſtellung des Bankgeſchäftes Max Markus
u. Co., Berlin, ſeine Schalter ſchließen mußte, hob mit dem geſtrigen
Tage den Schalterſchluß wieder auf.
Die Auslandsbörſen.
Die geſtrige Londoner Börſe war wieder zu Beginn ſehr ruhig,
und auch in Amſterdam war das Geſchäft bei der Börſeneröffnung
ge=
ring, wobei die Kurſe meiſt etwas ſchwächer lagen. Der uneinheitliche
Verlauf der New Yorker Börſe enttäuſchte, da man nach der
Grün=
dung der National Credit Corporation mit einer läageren Beſſerung
gerechnet hatte. Rohal Dutch gingen 5 Prozent zurück, und auch Philips
lagen geſtern wieder ſchwächer.
Die Londoner Börſe ſchloß wieder in freundlicher Stimmung, doch
war das Geſchäft weiter ſehr ruhig. Die Pariſer ſowie Brüſſeler Börſe
waren ſchwächer geſtimmt, doch waren, die Kursverluſte im allgemeinen
nicht erheblich. Die Amſterdamer Börſe lag feſt, das Geſchäft, das im
Verlaufe etwas lebhafter war, ließ zum Schluß aber wieder nach. Die
New Yorker Börſe eröffnete in feſter Tendenz, die Auslandsverkäufe
ſcheinen nachgelaſſen zu haben.
Am internationalen Deviſenmarkte waren ſtärkere Bewegungen auch
am Nachmittag nicht zu verzeichnen.
Das Pfund ſtellte ſich auf 3,875ſe gegen den Dollar, die Reichsmark
liegt in New York mit 23,10 feſter als geſtern, die Norddeviſen ſind an
allen Plätzen kaum verändert. Buenos Aires hat ſich am
Spätnach=
mittag in London auf 32,81 befeſtigt
In Amſterdam notierten die Deviſen ohne beſonderen Grund etwas
ſchwächer, doch fehlte jegliche Kaufneigung.
Die holländiſchen Warenmärkte konnten ſich heute nicht durchweg
behaupten. Zucker war infolge der ungünſtigen Situation auf dem
Javazuckermarkte ſchwach.
Die belgiſchen Warenmärkte wieſen bei ruhigem Geſchäft nur
ge=
ringe Veränderungen auf.
Skrenges Bankengeſek in Rumänien in Vorbereitung
Der rumäniſche Finanzminiſter hat einen Geſetzentwurf
fertig=
geſtellt, der eine neue ſtrenge Bankenordnung vorſieht. Nach dem neuen
Geſetzentwurf wird die Gründung neuer Banken von der Bewilligung
eines zu gründenden Bankenrates abhängig gemacht. Zwei Drittel des
Verwaltungsrats müſſen rumäniſche Staatsbürger ſein. Das
Aktien=
kapital muß für Banken in Bukareſt mindeſtens 40 Millionen, in
größe=
ren Provinz=Städten 20 Millionen, in kleineren Provinz=Städten, in
Dörfern 3 Millionen Lei betragen. Die Hälfte des Aktienkapitals muß
ſofort bei der Gründung eingezahlt werden. Zehn Prozent des
Rein=
gewinns ſind jährlich dem Reſervefonds zuzuführen. Der Geſetzentwurf
hat wegen ſeiner großen Strnege in Finanzkreiſen großes Aufſehen
erregt.
Der geſtrige Freiverkehr von Büro zu Büro in Frankfurt a. M.
kennzeichnete ſich vor allem durch fehr ruhiges Geſchäft. Man übte
all=
gemein ſtärkſte Zurückhaltung, da ſich die innenpolitiſche Situation durch
die unentſchiedene Haltung der Land= und Wirtſchaftspartei zur
Regie=
rung zweifelsohne verſchärft hat. Bei unverkennbarer Unſicherheit
neigte die Tendenz für Aktien eher weiter zur Schwäche, während ſich
ſeitens des Publikums wieder größeres Intereſſe für feſtverzinsliche
Werte bemerkbar macht. Gegen die ſchon ſchwachen Kurfe des
vorgeſtri=
gen Nachmittags ergaben ſich geſtern meiſt nochmals kleine Rückgänge
um bis zu 2 Prozent, wobei einige Elektropapiere beſonders unter Druck
ſtanden. Nennenswertes Angebot lag aber nicht vor; es handelt ſich
meiſt nur um weitere kleine Nealiſationen. Einige Nachfrage machte
ſich dagegen für Schuckert bemerkbar.
Am Rentenmarkt erhielt ſich befonders für Liquidationspfandbriefe
gute Nachfrage, die ernent um etwa 1—1½ Prozent anzogen, während
8prozentige Serien ihren vorgeſtrigen Kursſtand gut behaupteten.
Die Beſchränkung des Deviſenhandels in Ikalien.
In dem von Muſſolini verfaßten Bericht zu dem Geſetzentwurf über
die Beſchränkung des Deviſenhandels heißt es u. a., Italien befinde ſich
gegenüber anderen Ländern in einer günſtigen Lage, weil es rechtzeitig
Maßnahmen für die Anvaſſung der Geſtehungskoſten an die neue
Gold=
parität ſowie zur Verbeſſerung der Zahlungsbilanz und zur Vermeidung
von Defiziten ergriffen habe. Zur Feſtigung der Währung habe aber
auch die ſtrenge Deflationspolitik und die Kontrolle der
Auslands=
anleihen beigetragen. Um den Angriffen gegen die Lira und die
Unan=
taſtbarkeit der Stabiliſierung zu begegnen, ſei der Finanzminiſter
er=
mächtigt worden, Maßnahmen zur Negelung des Deviſenhandels wie in
dem vorgelegten Geſetzentwurf zu ergreifen. Nötigenfalls würden die
dem Finanzminiſter erteilten Vollmachten dazu benutzt werden, um den
Deviſenhandel vor ſchädlichen Einflüſſen der Spekulation zu ſchützen,
ohne die normale Entwicklung des Geldverkehrs und der natürlichen
Finanzbeziehungen mit dem Ausland zu ſtören.
Berliner Deviſen=Feſtſehung vom 15. Okkober.
Geld Brief Geld Brief Helſingfors 8.49 8.51 Spanien 37.96 38.04 Wien 55.84 55.96 Danzig 82.42 82.58 Prag 12.47 12.49 Japan 2.078 2082 Budapeſt 73.38 73.42 Rio de Jan. 0.249 0.251 Sofia 3.072 3.078 Jugoſlawien 7.473 7.487 Holland 170.78 171.12 Portugal 14.84 14.86 Oslo 92.91 93.09 Athen 5.195 5.205 Kopenhagen 93.16 93.34 Iſtambul Stockholm 98.15 98.35 Kairo. 16.70 16.74 London 16.30 16.34 Kanada 3.736 3.744 Buenos Aires 0.963 0.967 Uruguay 1.349 1.351 New York 4.209 4217 Island 73.63 73.77 Belgien 59.04 59.16 Tallinn 112.19 112.41 Italien 21.78 21.82 Riga 81.37 81.53 Paris 16.66 16.70 Bukareſt 2.557 2.563 Schweiz 82.,52 82.68 Kaunas 42.16 42.24 Der Goldverluſt der Vereinigten Staaten von Amerika. Reuter meldet aus New York: Der Goldverluſt der Vereinigten Staaten
be=
trägt jetzt annähernd 567 Millionen Dollar, wovon der größte Teil
während der letzten vier Wochen abgezogen worden iſt. Damit haben
die Vereinigten Staaten 80 Prozent des Goldes eingebüßt, das ſie in
den letzten zwei Jahren empfangen hatten. Zu Gerüchten, daß in
Europa die Sicherheit des Dollars angezweifelt wird, wird bemerkt, daß
der amerikaniſche Goldvorrat noch immer 4½ Milliarden Dollar
über=
ſteige, was eine 90prozentige Deckung des Notenumlaufes bedeutet.
Die Federal Reſerve Bank hat neuerdings wieder bedeutende
Goldmengen, hauptſächlich an Frankreich, abgeben müſſen. Davon
gingen 42 146 000 Dollar, nach Paris, 3 365 000 nach Belgien,
1 213 000 nach Deutſchland 750 000 nach Holland, 161 000 nach der
Schweiz und 50 000 nach Polen.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Starke Erhöhung der Umlage des Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Kohlen=
ſyndikats im September. Die Umlage des Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Koh=
lenſyndikats für September 1931 wird einſchließlich Geſchäftskoſten des
Syndikats mit 3,62 RM. (im Vormonat 3,04 RM.) je Tonne
umlage=
pflichtigen Abſatzes erhoben. Unter Berückſichtigung des umlagefreien
Teiles der Verbrauchsbeteiligung auf 1,97 RM. (im Vormonat auf 1,45).
Die ſtarke Steigerung iſt auf die infolge der Pfundentwertung
eingetre=
tenen Verluſte zurückzuführen. Auf Grund der getätigten Abſchlüſſe und
der beſtehenden Verkaufsmöglichkeiten iſt mit einer weiteren Steigerung
der Umlage zu rechnen, wodurch die ungünſtige Lage des Ruhrbergbaues
eine weitere Verſchärfung erfahren wird.
Bevorſtehende Kündigung aller Siegerländer Bergarbeiter. Die am
Montag mit den Gewerkſchaften geführten Tarifverhandlungen für den
Bergbau ſind ergebnislos veklaufen. Neue Verhandlungen wurden für
den 16. Oktober anberaumt. Wie aus zuverläſſiger Quelle verlautet,
beabſichtigen die Unternehmer, ſämtlichen Bergarbeitern zu kündigen,
um durch dieſe Maßnahme von der 4000 Mann betroffen würden, freie
Hand in den Tarifverhandlungen zu bekommen. Im benachbarten
Dill=
gebiet iſt eine Einigung zwiſchen Arbeitnehmern und Arbeitgebern über
eine 5prozentige Lohnkürzung zuſtande gekommen.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 10 Oktober. Aufgetrieben waren
7 Ochſen, 122 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber auf a) 42—46,
b) 37—41, c) 32—36 Pfg. pro Pfund. Marktverlauf ſchleppend.
Ueber=
ſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 15. Oktober. Auftrieb: 143 Kälber,
70 Schafe, 51 Schweine, 1026 Ferkel und Läufer, 2 Ziegen. Preiſe für
50 Kilogramm Lebendgewicht in RM.: Kälber b) 45—4, c) 40—44
d) 34—38; Schafe b) 28—32; Schweine nicht notiert. Preiſe pro Stück
in RM.: Läufer 14—19, Ferkel bis 4 Wochen 5—7, Ferkel über 4 Wochen
8—12; Ziegen 12—B: Markwverlauf: Mit Kälbern mittel, geräumt;
mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig.
Frankfurter Viehmarkt vom 15. Oktober. Der Auftrieb des
Neben=
marktes beſtand aus 79 Rindern (gegen 120 Stück in der Vorwoche),
882 (734) Kälbern, 404 (390) Schafen und 889 (682) Schweinen. Bezahlt
wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber b) 45—49, c) 40—44,
d) 33—39; Schafe al) 28—33. b) 22—27, c) 18—21; Schweine b) 44—50,
()44—50, d) 42—48, e), f) und g) nicht notiert. Verglichen mit den
Prei=
ſen des letzten Nebenmarktes, gingen Kälber teilweiſe um 1 Mark,
Schafe um 2—3 Mark und Schweine um 4—5 Mark zurück.
Marktver=
lauf: Kälber und Schafe ſchleppend, geräumt; Schweine ſchlecht, geringer
Ueberſtand. Fleiſchgroßmarkt. Preis für 1 Zentner friſches
Fleiſch in Mark: Ochſen= und Rindfleiſch 1 58—63, 2 45—53;
Bullen=
fleiſch 48—54; Kuhfleiſch 2 35—45, 3 25—35; Kalbfleiſch 60—80;
Ham=
melfleiſch 60—70; Schweinefleiſch 58—66. Geſchäftsgang langſam.
Die Preiſe in England.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 15. Okt.:
Getreide. Weizen: Dez. 50½, März 53, Mai 54½, Juli 54.75;
Mais: Dez. 35, März 37½, Mai 39½, Juli 40.50; Hafer: Dez.
26¾, Mai 2458, Juli 24½; Roggen: Dez. 39, Mai 41.50.
Schmalz: Okt. 7.50, Nov. 7.17½, Dez. 6.56, Jan. 6.30.
Speck, loko 7,62½.
Schweine: leichte 5.10—5.30, ſchwere 5.30—5.60;
Schweine=
zufuhren: Chicago 30 000, im Weſten 103 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 15. Okt.:
Schmalz: Prima Weſtern 8.45; Talg, extra, loſe 3½.
Getreide. Weizen: Rotwinter 63½, Hartwinter 63½; Mais,
loko New York 51; Mehl, ſpring wheat clears 3.80—4.20; Fracht:
nach England 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8—8.50 Cts.
Kakao. Tendenz: Gut behauptet; Umſätze: 88; Lokonotiz:
47ſa; Oktober 4.52, Dezember 4,65, Januar 4.71. März 4.85, Mai
4.98, Juli 5.19, September 5.36,
Im Wochenbericht des Inſtituts für Konjunkturforſchung wird /
ſchrieben:
Die von „Financiel Times” wöchentlich berechnete. Indexziffer 79:4, 90
Großhandelspreiſe in England iſt vom 18. September bis zum 9. z
der um 7.1 Prozent geſtiegen. Gleichzeitig hat ſich die engliſche 9
rung um etwa 20 Prozent entwertet. Wenn die Entwertung des P
des ſich auf die engliſchen Preiſe voll übertragen hätte, d. h., wenn
engliſche Wirtſchaft in allen Zweigen zur „Goldrechnung” übergegau
wäre, hätte ſich die Indexziffer bei unveränderten Weltmarktpreiſen
25 Prozent, bei einem im Durchſchnitt wohl leicht geſunkenen 9
marktpreisniveau um etwa 20 Prozent erhöhen müſſen. Die Erhö M ih
der engliſchen Indexziffer iſt hauptjächlich durch die valutariſch bed imsſchluß
„Verteuerung” der Einfuhrwaren verurſacht. Die Preiſe für Inlaucit zung.
waren ſind der Entwertung des Pfundes bisher noch kaum gefolgt. m zu
Von den 73 Preisreihen, die der Indexziffer der „Financiel Tin aue
ka=
zugrunde liegen, bezieht ſich etwa die Hälfte auf Einfuhrwaren.
Preiſe dieſer Waren haben ſich in England gegenüber den Weltmo
preiſen in einem der Pfundentwertung entſprechenden Grad non NO‟
erhöht. Da die Weltmarktpreiſe dieſer Waren ſeit Aufgabe des M0 0d
liſchen Goldſtandards im Durchſchnitt (in Gold) um etwa 10 bis 15 Mw ſach
zent gefallen ſind, ſind die —tſprechenden Preiſe in Papierpfund i und ſe
etwa 10 Prozent geſtiegen. Da andererſeits die Geſamtindexziffer
nur um 7.1 Prozent erhöht hat, ſo bedeutet dies, daß die Preiſe
Inlandswaren im Durchſchnitt bislang noch nicht um 5 Prozent geſt)
ſind. Auf Gold umgerechnet bedeutet die nominelle Erhöhung der
liſchen Indexziffer um nur 7 Prozent bei einer Pfundentwertung
20 Prozent einen Rückgang um etwa 15 Prozent, während die gleickiu, 30
Preiſe in Deutſchland vom 16. September bis 7. Oktober nur um ich wol
Prozent geſunken ſind. (Dieſem Vergleich liegt eine vom Statiſtiſhzn und
Reichsamt errechnete Indexziffer zugrunde, die in ihrer Zuſam7 ſig
ſetzung derjenigen der engliſchen Indexziffer der „Financiel Ti
entſpricht.
Prodnkkenberichte.
We was
Mannheimer Produktenbericht vom 15. Oktober. Weizen inn
24—24,50, Roggen inländ. 21,50—22, Hafer ausländ. neue Ernte
bis 18, Sommergerſte inländ. 16,75—18,75, Auszugsware über NM Mß
Futtergerſte 16—17, Sohaſchrot (Mann. Fabr.) prompt 11,50, BiertaMf einen
mit Sack 11,75—12, Trockenſchnitzel 5,75, Wieſenheu loſe 4,60—5,20, Mef. Ste
kleeheu 4,70—5,30, Luzernkleeheu 5,20—5,80, Stroh: Preßſtroh NorAugriff
Weizen 3,60—3,80, Hafer=Gerſte 3—3,20 geb. Stroh Roggen=Weizen Ai, R.
bis 3,60, Hafer=Gerſte 2,60—2,80, Weizenmehl Spezial 0 mit Sack (S99itzt auf
Großmühlenpreis ab Mühle) neue Ausmahlung Oktober=November 2
dito mit Auslandsweizen 36,50, Roggenmehl mit Sack (60 Prozent) 9. Tanl
bis 31,50 feine Weizenkleie mit Sack 8,25, Erdnußkuchen 11,75. Teruße, imm
ſtetig. Die Forderungen für Inlandsbrotgetreide waren etwas erAſcweiß
Bei ſchlependem Mehlgeſchäft geſtaltete ſich der Verlauf ruhig.
Berliner Produktenbericht vom 15. Oktober. Infolge der beſtchzu Vo
den Unſicherheit bezüglich der weiteren politiſchen und wirtſchaftl Yuuchte,
Entwicklung ſchrumpft das Geſchäft am Produktenmarkt mehr und
ein und Abſchlüſſe auf nähere Sicht werden kaum noch getätigt,
mehr beſchränkt man ſich auf die Deckung des notwendigſten TMen.
bedarfes. Angeſichts des geringen Inlandsangebotes von Brotget
hatten die Mühlen Schwierigkeiten bei der Beſchaffung des Mahlo
und mußten 1 bis 2 Mark höhere Preiſe als geſtern bewilligen.
Lieferungsmarkt ſetzte Weizen 1,50—2,50, Roggen 1,25 Mark feſter 4
Die Umſatztätigkeit hielt ſich auch hier in engen Grenzen. Weizen=
Roggenmehle waren zu wenig veränderten Preiſen angeboten;
Geſchäftsbelebung iſt nicht zu verzeichnen. Hafer bleibt in guten Q0
täten etwas gefragt und lag feſter. Gerſte ruhig, aber ſtetig.
Preisniveau für Weizen= und Roggenexportſcheine hat ſich kaum
ändert,
Mekallnokierungen.”
Die Berliner Metallnotierungen vom 15. Oktober ſtellten t
für je 100 Kilogr, für Elektrolytkupfer, prompt cif Hambt
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 70.25 RM. — Die Notierur,
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die PußhA
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Liefent
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenalumnium 98=) Ho
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM.,
gleichen in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 174 RM. Reinn!” die
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 46—48 RM.. F‟
ſilber (1 Kilogr. fein) 41.25—44.50 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 15. Oktober ſtellten ſich
Kupfer: Oktober 59.50 (60. 25), November 59.50 (60), De/
ber 59.50 (60.50), Januar 59.75 (61), Februar 60.25 (619
März 62 (62.50). April 62.50 (63.50). Mai 62.50 (63) Jun
(64) Juli 63.50 (64.50), Auguſt 64 (65), September 64 (65
Tendenz: ſchwach. — Für Blei: Oktober 21.50 (22) Noverl
21.50 (22.25), Dezember 21.50 (22.75) Januar 21 75 (23) Feb=
22.25 23.25) März 22 (23.50). April 22 (23.50), Mai 22,75 (23 4
Juni 23 (23.75), Juli 22,75 (23.75), Auguſt und September 23 /4 Ii
Tendenz: luſtlos. — Für Zink: Oktober und November 2
(22) Dezember 21.25 (23 25), Januar 22,50 (24.25) Februa=
(24.75) März 23,50 (24.75) April 23 25 (24.75), Mai und
24 (25), Juli 24.50 (25), Auguſt 25 25 (25.50), September
(26). Tendenz: ruhig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, di
Klammern Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Volkswirtſchaftliche Ausſchuß des Reichstags ſtimmte
Donnerstag vormittag der vom Reichsrat bereits genehmice,
Verordnung zu. durch die das Verbot der Abtäufung neuer K0
ſchächte auf fünf Jahre, bis zum 31. Dezember 1936, verländ
wird. Annahme fand dazu eine Entſchließung, die die Regier)
erſucht, in eine Nachprüfung der hohen Düngemittelpreiſe.
zutreten.
Im Manteltarif, Arbeitszeit= und Lohnſtreit des oberſc)
ſiſchen Steinkohlenbergbaues iſt der Schiedsſpruch vom 8. Okte),
vom Reichsarbeitsminiſter für verbindlich erklärt worden.
Die ſeit dem Jahre 1836 beſtehende Manufaktur= und Ma0
warenfirma S. Hauſer, Inh. Hermann Hauſer, Lahr (Baden).
mit über 200 000 RM. Verbindlichkeiten die Zahlungen eingeſt.
Die Zweigſtelle des Landesfinanzamtes Kaſſel für Devi M 4
bewirtſchaftung, die bisher in der Handelskammer Frank0
a. M. Börſenplatz, untergebracht war befindet ſich ab Mon 9
den 19. Oktober 1931, im Hanſahaus, Stiftſtraße 9—17, 1.
Soweit es ſich überblicken läßt, ſind die Herbſtaufträge
Pirmaſenſer Schuhinduſtrie etwa in gleicher Höhe wie im 2)
jahre erteilt worden. Allerdings bezieht ſich dies nur auf
Menge, während wertmäßig nur etwa zwei Drittel des
Vorjak=
erreicht werden. Das Auslandsgeſchäft iſt außerordent?
ſchwierig.
Die zu Schultze=Delitſch gehörende Frankfurter Genoſſenſcha?
bank, wohl die zweitgrößte deutſche Kreditgenoſſenſchaft (1897
gründet) wird auf Wunſch der Reichsbank und der Reichsres”
rung von der Dresdner Bank übernommen. Sie zählt 4680
noſſen und verfügte Ende 1930 über ein Geſchäftsguthaben N
2.27 Mill. RM. und 600 000 RM. Reſerven. Die Bilanzſund
betrug 18,74 Mill. RM.
Die auf den 2. November 1931 einherufene GV. der A.=G.
Lederfabrikation i. L., München, ſoll über die Genehmigung
Bilanz und Gewinn= und Verluſtrechnung per 22. April 1931
wie der Liquidations=Eröffnungsbilanz ver 23. April 1931, fer
über Neubeſtellung von Liquidatoren Beſchuß faſſen.”
Das Bankgeſchäft Julius Ulmer u. Co., Nürnberg, hat geſt.”
ſeine Schalter geſchloſſen.
Am kommenden Montag beginnen in Bern die Verhandl.0
gen über eine Reviſion, des deutſch=ſchweizeriſchen Handelsr!
trages.
Die ſchweizeriſche Sparkaſſe Williſau hat ihre Schalter
ſchloſſen. Infolge von Spekulationen ſind Verluſte entſtanden
daß das Aktienkapital von 2 Mill. und die Reſerven von 500 0
ſfr. verloren ſein dürften. Die Spar= und Obligationsgelder ſol 70
nicht geſchädigt ſein.
Der Textilinduſtrielle Georg Mautner, Inhaber der Fien*
Ernſt Mautner, Baumwoll=Spinnerei und Weberei in Prag,
ihr Zentralbüro in Wien hat, hat Selbſtmord durch Gasver?
tung verübt.
ſunmer 287
Freitag, den 16. Oktober 1931
Seite 13
teg unter einem Dachliiardensen
„Las ſagte ich? Alſo Beſſie war ſehr einverſtanden, denn
föſt wollte mich. Aber daraus wurde nichts, ich konnte
gluund mochte auch nicht. Sie iſt um ſieben Jahre älter als
chb und eben ihre Schweſter. Es hielt mich da etwas zu=
Sie begreifen das. Nun, Beſſie ließ nie das geringſte
hie, daß ich ſie enttäuſchte, dazu iſt ſie wohl zu ſtolz. Nur
3ur. vor zwei Jahren nach Berlin kamen und mit Mabel
ſſpnentraffen, machte ſie mir Vorhaltungen, aber mehr in
ruht, daß ich Mabel in Frieden laſſen ſolle. Mabel ſelbſt
twmir nie direkt Hoffnungen gemacht, ſie ſchien zwar in ihrer
üe erade nicht beſonders glücklich zu ſein, doch auch wieder
füſo unzufrieden, daß ſie bereit geweſen wäre, ihren Mann
ſwiaſſen. Sie ſprach ſich niemals deutlich aus, und das war
gade, was mich aus dem Häuschen brachte. Ich wußte
Yiür voran ich war, bis zum letzten Tag blieb ſie ſchwankend,
u iicht ja und nicht nein, ſie ließ alles offen. Es war vor
„Hlmsſchluß, unſer Engagement ging zu Ende, ich drängte zur
ſiwſeidung. Am 30. Mai hatten wir uns nochmals
verab=
zum letzten Male, tags darauf mußte ich reifen. Sie
atte kaum Zeit für mich und machte wieder Ausflüchte.
/ Sie, was das heißt, wenn ein Menſch ſein ganzes
Schick=
uin Seelenheil von einer beſtimmten Antwort abhängig
ruck und er bekommt ſie nicht? Das iſt das Fegefeuer.
eſü brach unſere Unterhaltung ab, ſie erklärte, ſie müſſe
„iſyund ich begleitete ſie bis ganz nahe zu ihrem Haus.
fün wir uns ſo trennen? Ich beſchwor ſie, daß ich ſie noch=
Bviederſehen müßte, und ſie hieß mich da warten. In
halben Stunde wolle ſie kommen. Ich wartete und
gte, aber ſie erſchien nicht. Ich denke, ich war damals faſt
fhüt. Ich hielt es nicht mehr aus, es war mir alles
gleich=
liu ich wollte ſie einfach holen. Ob ich ihrem Gatten
be=
jze und was daraus folgen könnte, das überlegte ich nicht.
Mug vor dem Hauſe auf und ab, trat dann in den
Vor=
fru und hernach ins Tor. Niemand ſah mich oder hielt
Euf. Nun ſtand ich in der Halle. Dort war es bereits
ſponkel. Von oben hörte man laute Stimmen, ich erkannte
ſc= und eine Männerſtimme, es war eine heftige „
Aus=
zwerſetzung. Ach, ſie zanken ſich, dachte ich, ſie hat ihm
ſio daß ſie fortgeht — und ich war glücklich. Da wurde
m einem Male ſtill, Minuten vergingen, jetzt mußte ſie
hryn. Statt deſſen ertönte plötzlich ein Knall. Ein Schuß!
ügriff nicht. Leute rannten die Treppen empor, Türen
utar Rufe. War ein Unglück geſchehen? Jemand drehte
„/9cht auf. Mir klapperten die Zähne, ich wußte nicht, was
/Tann rannte ich. Ich rannte davon, hinaus auf die
/7½, immer weiter, ein langes Ende. Als ich nach Hauſe
un ſhtveißgebadet, beinahe von Sinnen, war Beſſie da und
Aiewas los ſei. Ich ſagte nur: Nichts, nichts! Wir mußten
türr Vorſtellung, um unſere Nummer nicht zu verſäumen.
ſochte, es würde nicht gehen, aber es ging doch. Es war
gen Wunder. Am anderen Tage ſtand alles in der Zeitung
40om Mord und der Unterſuchung. Da fragte Beſſie wieder,
nichts wüßte. Sie fragte mit einem ſo eigentümlichen
unn daß ich verwirrt wurde und herumredete. Sie fragte
peiter und ſprach überhaupt nichts von der ganzen Sache.
Sehr
Copyright Berlin=Schöneberg 1931 by Delta=Verlag Kurt Ehrlich.
Roman von
Nachdruck verboten.
Erſt Monate ſpäter bei irgendeiner Gelegenheit fing ſie wieder
an und machte Andeutungen und dann immer aufs neue, und
ſo iſt das geblieben . . . Sie haben es ja gehört.”
Der Maeſtro nickte. Er ſpielte gedankenvoll mit einem
Zweimarkſtück, das er zwiſchen den Fingerſpitzen hielt,
ver=
ſchwinden ließ, hervorholte und neuerdings balancierte. „
Trau=
rige Geſchichte das. Nur der Schluß ſtimmt wohl nicht ganz.
Da haben Sie in bißchen retouchiert.”
Spencer ſchien verzweifelt: „Sie glauben mir nicht? Auch
Sie nicht?”
„Lieber Spencer, kein Menſch auf Gottes Erdboden wird
Ihnen glauben. Und Sie täten beſſer, wie ich Ihnen ſchon ſagte,
reinen Tiſch zu machen. Ganz reinen Tiſch. Sie wiſſen, daß man
einen anderen verdächtigt und verurteilt hat, und daß bisher der
Unſchuldige büßen hat müſſen. Iſt das nicht genug? Spencer
be=
deckte ſein Geſicht mit den Händen, als wolle er nichts mehr ſehen.
„Ich kann nicht mehr! Tun Sie mit mir, was Sie wollen.”
Schweigen. Der Maeſtro kaute nachdenklich an ſeinen
Lip=
pen, er war unbefriedigt, ihm fehlte die Schlußpointe, er
über=
legte, was zu tun ſei und kam zu keinem vernünftigen Entſchluß.
Merkwürdig, daß dieſer anſcheinend völlig zuſammengebrochene
Mann, deſſen Nervenkräfte zu Ende waren, und der ſich jetzt
aus=
lieferte, ſich nicht dazu bereitfinden wollte, das letzte, entſcheidende
Wort zu ſagen, das klare Geſtändnis ſeiner Tat. Es war nicht
gut möglich, der Polizei mit Indizien und Dreiviertelbeweiſen zu
kommen, mit, wenn auch ſchwerwiegenden, Verdachtsmomenten.
Die Behörden waren dickfellig und ihr Apparat nicht ſo leicht in
Gang zu bringen, um ſo weniger, als es ſich um einen längſt
ab=
geſchloſſenen, beſiegelten Fall handelte. Sollte man in dieſem
Stadium einen Anwalt aufſuchen? Das bedeutete Zeitverluſt,
ſowie die Gefahr, daß Spencer ſich anders beſann und einfach
da=
vonfuhr. Dann hatte man das Nachſehen und blieb ohnmächtig.
Der Maeſtro erhob ſich, er ging hinüber ins andere Zimmer,
wo Beſſie noch immer mit ihren Strümpfen beſchäftigt war.
„Hören Sie” begann er ohne Einleitung, „wir haben da ſoeben
eine ausgiebige Unterhaltung geführt, Spencer und ich . . ."
Sie unterbrach ihn biſſig: „Ich finde es nicht gerade richtig,
daß Sie ſich in fremde Angelegenheit miſchen.”
„. eine Unterhaltung nämlich über Ihre Schweſter Mabel.
Ich habe nichts weſentlich Neues erfahren, ich wußte das alles.
Spencer hat die Quälerei nun ſatt. Er wird ſein Gewiſſen
ent=
laſten.”
Beſſie warf das Stopfholz hin: „Sind Sie verrückt? Was iſt
das für Unſinn?”
Der Maeſtro bewahrte ſeine Faſſung: „Leider kein Unſinn.
Sie wiſſen das ſo gut wie ich. Würden Sie die Freundlichkeit
haben, ſich fertig zu machen? So leid es mir tut, wir müſſen
näm=
lich jetzt noch fort!“
Sie ſtand langſam auf und fragte mit nicht ganz ſicherer
Stimme: „Soll das vielleicht eine Verhaftung ſein?"
„Nein. Das kommt wohl erſt ſpäter und dürfte Sie
wahr=
ſcheinlich nicht berühren. Aber es liegt, denke ich, auch in Ihrem
Intereſſe, uns zu begleiten.”
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„Wohin?‟
„In das Sterbezimmer Ihrer Schweſter.”
„Was? In das . . . Und jetzt in der Nacht? Das werden Sie
ſchon ohne mich abmachen müſſen."
„Wie Sie meinen. Fraglich iſt nur, ob Spencer hierher
zu=
rückkehrt.
Der Maeſtro fand es überflüſſig, weitere Erklärungen
abzu=
geben, er ging Spencer holen. Dieſer war augenblicklich völlig
willenlos, er beſaß nicht mehr den geringſten Reſt von
Wider=
ſtandskraft, um ſich irgendwie zu ſträuben, er wäre ſelbſt
mitge=
kommen, wenn man ihm jetzt geheißen hätte, geradewegs in die
Hölle hinabzuſteigen. Der Maeſtro half ihm in den Mantel und
ſetzte ihm den Hut auf.
Als ſie ſchon an der Türe ſtanden, kam Beſſie nachgelaufen.
„Ich kann nicht dulden, daß Sie mit ihm Unfug anſtellen”, rief
ſie, „denn Unfug und Irrſinn iſt das, was Sie da tun. Ich will
wenigſtens dabei ſein.”
„Um ſo beſſer!” quittierte der Maeſtro. Er hielt ein Auto
an, und man ſtieg ein. Beſſie verſuchte noch während der Fahrt
zu krakeelen und verſtieg ſich zu Drohungen ſie werde Beſchwerde
beim engliſchen Generalkonſulat erheben, ja, ſie ſcheue auch vor
dem Botſchafter nicht zurück, ſie ſei entſchloſſen, Himmel und
Erde in Bewegung zu ſetzen. Aber, als ſie keine Antworten
er=
hielt, wurde ſie ſtill, und ſie verſtummte vollends, als der Wagen
ſchließlich am Ziele hielt.
Am Ziele: das heißt, ſie ſtanden vor dem Haus, das in
Dunkelheit ſchlief. Der Maeſtro gab ſich erſt nun Rechenſchaft
darüber, daß die Situation einigermaßen ſchwierig ſei. Ihm
hatte, ein Gewaltſtreich vorgeſchwebt, die entſchloſſene
Nach=
ahmung einer Methode, die, wie er einmal geleſen hatte, die
amerikaniſche Polizei anwendete, um Geſtändniſſe
herauszu=
holen. Es war jenes Syſtem einer neuzeitlichen Inquiſition, die
mit pſpychiſchen Druckmitteln arbeitete. Man zermürbte den
Delinquenten durch eine ſeeliſche Tortur und ſetzte ihm zu,
in=
dem man ihn ſtärkſten Nervenerſchütterungen preisgab. Mit
einiger Phantaſie konnte man ſich die Art und Wirkung eines
ſolchen Verfahrens ausmalen, aber es verwirklichen, war
immer=
hin noch etwas anderes.
(Schluß folgt.)
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Regie: Gerhard Lamprecht.
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