Einzelnummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
Bel wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. September
bls 30. September 2.48 Reichemark und 22 pfennſg
Abtragegebühr, abgeholt 2,28 Reſchemark, durch die
Agenturen 2.40 Reſchemark frel Haus. Poſtbezugspreſe
im Sept. ohne Beſtellgeld monatlich 2,7s Reſchmark.
Verontworiſchleſt für Aufnahme von Anzeſgen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
erſcheinen einzeler Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nſcht zur Klrzung des
Bezugspreſſes. Beſſellungen und Abbeſfellungen durch
Fermruf ohne Verbindlſchkelt für uns. Poſtſchecktonto
Franffurt a. M. 4301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 270 Dienstag, den 29. September 1931. 194. Jahrgang
Anzeigenpreis:
Z mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichtpfg.
Finanz=Anzelgen 40 Reſchepfg. Rellamezelle (72 mm
breids Reſcheingr Anelgenvon guewitritz9 Reſcheia.
Finanz=Anzelgen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Reſlame=
zelle 200 Reichsmart Alle preiſe in Reichtmark
ſt Doſſt — 420 Mark. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr. Streil uſw., erliſcht
ſede Verpſlſchtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
guſtige und Leſang von Schodeneriah. Bei
Konlurs oder gerſchtiſcher Beltreſbung ſäüt eder
Nabatt weg. Bankkonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Nationalbanl
Das Uraedis der Perner Tabſbtäcle.
eines ſtändigen deukſch=franzöſiſchen Ausſchuſſes zur Behandlung aller Wirkſchaftsfragen
und zur Weikerenkwicklung der angebahnken Verſkändigung.
Ein Komikee
als Grundlage für eine deutſch=franzöſiſche
Zuſammenarbeil.
Berlin, 28. September.
Ueber das Ergebnis der deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen
in Berlin wurde gegen 19 Uhr eine amtliche Mitteilung
ver=
öffentlicht, wonach als weſentliches Ergebnis der Beſprechungen
ein ſtändiger deutſch=franzöſiſcher Ausſchuß eingeſetzt
wird, der aus Vertretern der Regierungen, der
Indu=
ſtrie und des Handels ſowie der Arbeiterſchaft beſtehen
wird.
Das Communigug
hat folgenden Wortlaut:
Der franzöſiſche Miniſterpräſident und der
franzö=
ſiſche Außenminiſter ſind nach Berlin gekommen, um
den Beſuch zu erwidern, den ihnen ſeinerzeit der
Reichskanzler und der Reichsminiſter des Auswärtigen
in Paris abgeſtattet haben. Zugleich war es ihre
Ab=
ſicht, ihre früheren Beſprechungen zu einem Ergebnis
zu führen.
Die Vertreter der beiden Regierungen haben
er=
neut ihrer Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß ihr
Ziel die Pflege vertrauensvoller Beziehungen zwiſchen
den beiden Ländern iſt. Sie ſind der Anſicht, daß die
Wirtſchaftskriſe, unter der gegenwärtig die ganze Welt
leidet, es ihnen zur gebieteriſchen Pflicht macht, vor
allem auf wirtſchaftlichem Gebiete ihre Bemühungen
zu vereinigen, um Löſungen zur Milderung der Not
zu finden.
Den deutſchen und franzöſiſchen Miniſtern ſcheint es
geboten, ein beſonderes Organ zu ſchaffen, deſſen
Ar=
beitsweiſe greifbare Ergebniſſe zu gewährleiſten
ver=
ſpricht. Sie ſind dementſprechend übereingekommen,
eine gemiſchte deutſch=franzöſiſche Kommiſſion zu bilden,
die aus Vertretern der beteiligten Zentralſtellen unter
Beteiligung von berufenen Vertretern der verſchiedenen
Zweige der Wirtſchaft wie auch der Arbeitnehmer
be=
ſtehen ſoll. Die Leitung der Kommiſſion wird
Mitglie=
dern der beiden Regierungen obliegen. Außerdem wird
ein gemeinſames ſtändiges Generalſekretariat
einge=
richtet. Die Kommiſſion wir= ihre Sitzungen je nach
Bedarf in dem einen oder anderen Lande abhalten und
ihre Arbeiten alsbald aufnehmen.
Die Kommiſſion hat die Aufgabe, alle die beiden
Völker berührenden Wirtſchaftsfragen zu prüfen, ohne
dabei die Intereſſen anderer Länder und die
Notwen=
digkeit internationaler Zuſammenarbeit aus dem Auge
zu verlieren. Sie wird vor allem die Möglichkeit
prü=
fen, die bereits beſtehenden Wirtſchaftsvereinbarungen
zu verſtärken und auszubauen und neue
Vereinbarun=
gen abzuſchließen, und zwar gegebenenfalls in neuen
Stand des Handelsverkehrs zwiſchen beiden Ländern
unterſuchen, um die ſeit dem Inkraftreten des
Han=
delsvertrags von 1927 geſammelten Erfahrungen nutz= zu machen. Sie wird weiter gemeinſam nach neuen
Abſatzmög=
lichkeiten ſuchen. Nach übereinſtimmender Anſicht iſt dieſe
Aufzäh=
lung nicht erſchöpfend.
Die Vertreter der beiden Länder legen Wert darauf, klar zum
Ausdruck zu bringen, daß ſich ihr Vorgehen nicht gegen die
Wirt=
ſchaft irgendeines anderen Landes richtet. Sie erklären, daß ſie es
ablehnen, die Löſung der der Kommiſſion zugewieſenen Fragen
etwa in gemeinſamem Vorgehen auf dem Gebiete von
Zollerhöhun=
gen zu ſuchen. Sie werden ſich im Einklang mit den allgemeinen
Beſtrebungen zur Bekämpfung der Wirtſchaftskriſe halten und
werden die Mitarbeit anderer Völker in jedem Falle nachſuchen,
wo die Sachlage dies erfordert.
So könnte u. a. die Durchführbarkeit internationaler
Ab=
machungen über Schiffahrt und Luftverkehr geprüft werden.
Die Vertreter der deutſchen und der franzöſiſchen Regierung
ſind überzeugt, daß ſie hiermit den Grundſtein zu einem Werk des
Aufbaues legen. Dieſes Werk ſoll der erſte Schrit, zu einer
Ge=
meinſchaftsarbeit ſein, die ein Gebot der Stunde iſt und an der
mitzuwirken alle berufen ſind.
* In dem Verkehr mit der Außenwelt hat die Regie bei dem
franzöſiſchen Miniſterbeſuch in Berlin außerordentlich ſchlecht
ge=
klappt. Die eigentliche Beſprechung war mit dem Frühſtück in
Cladow gegen 3 Uhr nachmittags beendet. Dann hat am
Nach=
mittag ein Redaktionskomitee getagt, in dem Herr Frangois
Poncet und Staatsſekretär von Bülow verſuchten, das Ergebnis
in ein amtliches Commuigus zu gießen. Ein ſehr ſchwieriges
Unternehmen, das mehrere Stunden in Anſpruch nahm, ſo daß der
Empfang der internationalen Preſſe bei dem franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten völlig ins Waſſer fiel. Es berührte geradezu
peinlich, wie ſich hier Hunderte von Menſchen zuſammengedrängt
hatten, die nur zum kleinen Teil Beziehungen zur Preſſe hatten,
da Herr Laval bei ſeinem Erſcheinen von zahlreichen hyſteriſchen
Frauen umlagert wurde, die ihn um Autogramme angingen. Das
war der ganze Empfang. Bis dann Herr Frangois Poncet den
Wortlaut des Communiguss verlas und die ganze Veranſtaltung
zu Ende war. Inzwiſchen bemühte ſich die Preſſeabteilung des
Auswärtigen Amtes, eine deutſche Ueberſetzung des Communiaués
fertigzuſtellen — war es unbedingt notwendig, daß auch hier
wie=
der lediglich ein franzöſiſcher Text als Original feſtgelegt wurde?
— was wieder einige Stunden in Anſpruch nahm, bis dann auch
der deutſche Text mit Zuſtimmung des vielgeſtaltigen
bürokra=
tiſchen Apparates herausgegeben werden konnte.
Wenn man ihn ſich durchlieſt, verſteht man nicht recht,
wes=
halb dieſe Arbeit ſo viel Zeit in Anſpruch nahm. Vielleicht daß
eine nähere Kritik noch Feinheiten herausfindet, die vorläufig
verborgen bleiben. Deshalb kann es ſich zunächſt nur darum
handeln, den erſten Eindruck wiederzugeben, wie wir ihn von einer
maßgebenden deutſchen Stelle erhalten haben. Danach beſteht das
Briand und Poncel am Grabe Dr. Skreſemanns.
Organiſationsformen. Sie wird den gegenwärtigen. Außenminiſter Briand beſuchte in Begleitung des franzöſiſchen Botſchafters Poncet ſchloſſen. Die Rückkehr nach Berlin erfolgte nicht
ge=
das Grab des ehemaligen deutſchen Außenminiſters Guſtav Streſemann.
weſentliche Ergebnis in der Errichtung eines ſtändigen
deutſch=
franzöſiſchen Ausſchuſſes, alſo in einem Regierungskomitee, das
im weſentlichen aus der hohen Bürokratie beſetzt wird, zumindeſt
aber berufene Vertreter der Wirtſchaft, der Finanz und des
ſo=
zialen Lebens, alſo der Gewerkſchaften, zugezogen werden ſollen.
Bei den Beratungen wird jeweils einer der Miniſter die Leitung
übernehmen, je nachdem, ob die Tagungen in Berlin oder in
Paris ſtattfinden. Es wird außerdem ein Generalſekretariat mit
zwei Beamten errichtet. Dem Komitee ſind abſchließende
Richt=
linien nicht mit auf den Weg gegeben worden. Seine Tätigkeit
ſoll möglichſt elaſtiſch geſtaltet und in der Arbeit ſelbſt noch
ent=
wickelt werden.
Gedacht iſt es im erſten Jahre als ein Organ der Wirtſchaft.
Aber die Hoffnung beſteht auch, daß es ein Inſtrument der engen
Zuſammenarbeit zur Verbeſſerung der deutſch=franzöſiſchen
Be=
ziehungen wird. Die techniſchen Vorbereitungen ſollen auf beiden
Seiten ſo beſchleunigt werden, daß das Komitee Mitte Oktober
zum erſtenmal zuſammentreten kann, um aus ſich heraus dann
wieder Unterausſchüſſe zur weiteren Beratung der einzelnen
Mög=
lichkeiten einzuſetzen. Grundſätzlich ſcheint hier das Programm
akzeptiert worden zu ſein, mit dem die Franzoſen nach Berlin
kamen. Der erſte praktiſche Verſuch wird wahrſcheinlich auf dem
Gebiete der Schiffahrt liegen; wo Beſtrebungen eingeleitet
wer=
den, um die ruinöſe Konkurrenz auszuſchalten. Auch das Gebiet
der Zollpolitik kommt hier in Frage mit dem Ziel einer möglichen
Erleichterung des internationalen Warenverkehrs, ohne daß
des=
halb einer der beiden Staaten ſeine ſelbſtändige Zollpolitik
auf=
gibt. Auch der Gedanke einer engeren finanziellen Verflechtung
zwiſchen den beiden Ländern iſt erörtert worden, aber es ſoll erſt
Aufgabe des Komitees ſein, zu unterſuchen, ob und wie es hier
Wege gibt, auf denen man weiterkommen kann. Dabei wird aber
nicht daran gedacht, daß dieſe Zuſammenarbeit ſich gegen dritte
Staaten richtet, vielmehr iſt vorgeſehen, daß andere intereſſierte
Staaten fortlaufend darüber unterrichtet und ſoweit nötig
hinzu=
gezogen werden ſollen. Geſprochen worden iſt auch über die
Mög=
lichkeit einer kolonialen Zuſammenarbeit, die wohl nach
fran=
zöſiſcher Vorſtellung darauf hinausläuft, daß die deutſche Induſtrie
für die franzöſiſchen Kolonien beſchäftigt wird, um auf dieſe Weiſe
eine Art Erſatz für die Reparationen der Sachlieferungen zu
bekommen.
Wie beſonders betont wird, hat ſich aber die Ausſprache nicht
nur beſchränkt auf die praktiſchen Arbeiten in Wirtſchaftsfragen.
Auch die internationale Währungskriſe und die anderen großen
politiſchen Probleme ſind angeſchnitten worden. Die Aufgabe
aber, auf ihnen eine Löſung zu ſuchen, iſt zurückgeſtellt worden,
bis zunächſt das Komitee auf der Suche nach einer wirtſchaftlichen
Zuſammenarbeit Erfolge aufzuweiſen hat. Beſonders wird dabei
unterſtrichen, daß die Ausſprache von beiden Seiten vertrauensvoll
und offen geführt worden ſei, und daß die abſolute
Notwendig=
keit einer deutſch=franzöſiſchen Zuſammenarbeit icht
nur zur Rettung Europas, ſondern auch der
Weltwirt=
ſchaft von den Franzoſen auch bei ihrem Beſuch veim
Reichspräſidenten anerkannt worden ſei. Auf deutſcher
Seite beſteht deshalb die Ooffnung, daß durch dieſe
Be=
ſprechungen eine ſtärkere Entſpannung eingetreten iſt,
auch auf politiſchem Gebiet, ſo daß die Regierung feſt
tenſchloſſen iſt, auf dieſem Wege weiterzugehen.
Der Abſchluß
des ſanäfiſchen Miferberiches.
Berlin, 28. September.
Das heutige Programm des franzöſiſchen Beſuches
begann mit dem Empfang der beiden franzöſiſchen
Miniſter durch den Reichspräſidenten. An dem
Emp=
fang nahmen auch der franzöſiſche Botſchafter Franeois
Poncet und Staatsſekretär Meißner teil. Vor dem
Hauſe des Reichspräſidenten und in der
Wilhelm=
ſtraße hatte ſich eine große Menſchenmenge
eingefun=
den, die bei der Ankunft und bei der Abfahrt der
Miniſter Hochrufe ausbrachte. Der Beſuch beim
Reichs=
präſidenten dauerte etwa 20 Minuten. Im Anſchluß
daran fuhren die Herren zum Pergamon=Muſeum, um
dann gemeinſam mit dem Kanzler und mit dem
Außenminiſter eine Fahrt in die Umgebung Berlins
zu unternehmen. Man hatte einen der landſchaftlich
ſchönſten Punkte bei Cladow=Brüninglinden
ausge=
wählt. Der wunderbar an der Havel gelegene Beſitz
gehört dem Major a. D. von Brüning, der aber nicht
mit dem Reichskanzler, ſondern mit den Vorbeſitzern
der Höchſter Farbwerke (Meiſter, Lucius und Brüning)
verwandt iſt.
Das Schloß iſt vor einiger Zeit dem Automobilklub
von Deutſchland als Klubheim zur Verfügung geſtellt
worden, aus welcher Tatſache ſich die Möglichkeit
er=
geben hat, dort Gäſte zu bewirten. Brüning und
Cur=
tius gingen nach ihrer Ankunft in Brüninglinden
zu=
nächſt mit ihren Gäſten ſpazieren und erklärten ihnen
vom Ufer aus, von wo man einen wunderbaren Blick
über die Havel hat, die Landſchaft. Dann begab man
ſich zu Tiſch. Alles in allem nahmen etwa 20
Perſo=
nen an dem Frühſtück teil, an das ſich Beſprechungen
zwiſchen den Staatsmännern im engſten Kreiſe
n=
meinſam, vielmehr fuhren Reichskanzler Dr. Brüning
und Miniſterpräſident Laval etwas früher von „
rü=
ninglinden ab, um über Pichelswerder und die
Heer=
ſtraße direkt zum Hotel Adlon zurückzukehren, während
Briand und Dr. Curtius über Potsdam nach Berlin
fuhren, ohne allerdings die Sehenswürdigkeiten der
Havelſtadt zu beſichtigen. Kurz vor 16 Uhr waren die
fran=
zöſiſchen Staatsmänner wieder in Adlon, um dann eine Stunde
ſpäter erneut zu Verhandlungen in die Reichskanzlei zu fahren.
Um 6 Uhr empfingen Laval und Briand im Hotel Adlon die
Vertreter der deutſchen, der franzöſiſchen und der übrigen Preſſe.
Nach einer kleinen, mehr perſönlich gehaltenen Konverſation
mit den den Tiſch der Miniſter umdrängenden Preſſevertretern
erſchien dann der Botſchafter Fransois Poncet, um das
zwi=
ſchen den beiderſeitigen Regierungen ausgemachte Kommunigus
in franzöſiſchem Texte zu verleſen. Die Ausgabe des deutſchen
Textes verzögerte ſich jedoch wegen der Ueberſetzung. Mit einem
Empfang, der am Montag abend in der franzöſiſchen Botſchaft
ſtattfand, ging der Berliner Beſuch zu Ende. Die beiden
fran=
zöſiſchen Miniſter werden am Dienstag früh nach Paris
zurück=
fahren.
Aufhebung der Goldwährung
in den de Indiunſhen Aindern.
Kopenhagen, 28. September.
Wie wir geſtern bereits meldeten, iſt nach einer Mitteilung
aus Stockholm, das Kabinett am Sonntag zu einer
außer=
ordentlichen Sitzung zuſammengetreten, um ſich über die
Auf=
hebung der Goldeinlöſung der ſchwediſchen Noten ſchlüffig zu
werden. Die ſchwediſche Reichsbank hat den Diskont von 6 auf
8 Prozent heraufgeſetzt.
Gleichzeitig liegt eine Meldung aus Oslo vor, nach der
dort die Goldeinlöſung bereits ſuspendiert worden iſt und der
Diskont ebenfalls von 6 auf 8 v. H. erhöht wurde.
Für Dänemark wurde am Montag eine gleiche Maßnahme
durchgeführt.
Seite 2
Dienstag, den 29. September 1931
Nummer 270
Schieles Aararprogramm.
No3 mehr Einfuhrerſparniſſe. — Erſah der ausländiſchen Nahrungs= und Genußmikkel durch volle
Ausnukung der landwirkſchaftlichen Produkkionsreſerven. — Schließung der Preisſchere
durch Henkung der Produkkionskoſken.
Die Deflalion.
„DieLandwirkſchafk erwarkek den gerechtenAusgleich”
München, 28. September.
In der Generalverſammlung des Bayriſchen
Landwirtſchafts=
rates hielt Reichsernährungsminiſter Schiele eine große
An=
ſprache, in der er zunächſt die Frage ſtellte: Welche
Agrar=
politik erfordert das Wohl von Volk und
Vater=
land, das Wohl des Staates, dem wir in Zeiten
der Volksnot treuer und hingebender dienen
müſſen, denn je?
Auf dieſe Frage, erklärte der Minifter, kann es für mich nur
eine Antwort geben:
Das Ziel deutſcher Agrarpolitik muß es ſein, die
Volks=
ernährung auf die nationalwirtſchaftlichen Grundlagen der
heimatlichen Ackererde zu ſtellen, und die Landwirtſchaft
als den Hauptträger des Binnenmarktes zum Motor für
den organiſchen Wiederaufbau der deutſchen
Wirtſchafts=
kraft zu machen.
Die Ereigniſſe ſeit dem 13. Juli haben die unerbittliche
wirtſchaftliche Zwangsläufigkeit einer
fürſorg=
lichen Ernährungspolitik erneut mit aller Klarheit
dargetan. Ich ſelbſt habe ſeit Jahren darauf hingewieſen, daß
beim Verſiegen des ausländiſchen
Kredit=
ſtromes das deutſche Volk auf die Kraft ſeiner
eigenen Ernährungsbaſis zurückgeworfen und
das Wohl und Wehe der geſamten Nation gerade
auch im Hinblick auf unſere außenpolitiſche Handlungsfreiheit
von der Leiſtungsfähigkeit der deutſchen
Land=
wirtſchaft abhängen würde.
Jetzt iſt dieſer Zeitpunkt gekommen. Betrachten wir
nüch=
ternen Blickes unſere Lage:
Die Beziehungen Deutſchlands zur Weltwirtſchaft ſind
charakteriſiert durch die Abhängigkeit unſerer Induſtrie
von der Rohſtoffzufuhr in Höhe von zirka 5 bis 6
Milli=
arden RM., die eine ruhige Wirtſchaftsentwicklung
gefähr=
dende kurzfriſtige Auslandsverſchuldung von zirka 8
Mil=
liarden, die kommerzielle Zinſenlaſt von mindeſtens 1,5
Milliarden RM. und die politiſche Tributlaſt, von der wir
heute noch nicht wiſſen, wie weit es gelingen wird, uns
von ihr zu befreien. Wollen wir unſere Zahlungsbilanz
zum Ausgleich bringen, ſo bleibt uns nur der Weg der
Exportſteigerung und der Einfuhrerſparniſſe.
Aber auch hier ſtoßen ſich die Dinge hart im Raume. Der Export
unſerer Induſtrie iſt bei der Ungleichheit der politiſchen
Macht=
verhältniſſe mehr als vor dem Kriege abhängig von der
Auf=
nahmewilligkeit des Auslandes. Unter dem Zwange der
ſtag=
nierenden Arbeitsloſigkeit von zirka 22 Millionen Menſchen in
der ganzen Welt wird das Ausland ſich aus
Selbſterhaltungs=
gründen gegen die deutſche Einfuhr zur Wehr ſetzen. Deutliche
Anzeichen hierfür ſind ſchon wahrnehmbar. Frankreich hat vor
mehreren Tagen ohne Rückſicht auf den deutſchen Handelsvertrag
die Holz= und Weineinfuhr verboten. Die Schweiz hat auf der
letzten Genfer Tagung einen Vorſtoß gegen den deutſchen Export
und damit gegen die deutſche Handelspolitik unternommen, dem
grundſätzliche, für die geſamte europäiſche
Handelsvertrags=
politik ſymptomatiſche Bedeutung zukommt. Weiteſte Teile der
Welt, die geſamten kolonialen und halbentwickelten Erdteile
mit Einſchluß des öſtlichen und ſüdöſtlichen Europas ſind
in=
folge innerpolitiſcher Erſchütterungen im ſteigenden Maße
kauf=
unfähig für den deutſchen Induſtrieexport geworden. In dieſem
Jahre wird das Welthandelsvolumen, wenn die bisherige
Ent=
wicklung andauert, um etwa 100 Milliarden hinter den
Ergeb=
niſſen von 1929 zurückſtehen.
Der deutſche Induſtrieexport iſt gegenüber 1929 um etwa
4 Milliarden zurückgeworfen worden. Wir werden daher
notwendigerweiſe noch ſtärker als bisher zu dem
Not=
behelf weitergehender Einfuhrerſparniſſe greifen müſſen.
Die innere Wirtſchaftslage Deutſchlands ſteht unter dem
Zeichen einer ſcheinbar unaufhaltſamen Wirtſchafts=
ſchrumpfung. Die innere und äußere Schuldenlaft
Deutſch=
lands, der bei rückgängiger Wirtſchaft immer untragbarer
werdende Steuerdruck, die ſoziale Laſt der
Millionen=
arbeitsloſigkeit — ſie drohen, die noch lebensfähigen
Kräfte der deutſchen Wirtſchaft zu erdroſſeln. Gegenüber
einer ſolchen Lage können wir nur zur Wiedergeſundung
gelangen durch drakoniſche Sparſamkeit und eine
inner=
lich aufbauende Wirtſchaftspolitik.
Die Hoffnung auf eine ſchnelle Wirkung von
Sparmaßnah=
men dürfen wir nicht zu hoch ſpannen. Uns ſind namentlich
durch die alles umſpannende ſoziale Not die Grenzen eng
ge=
zogen, wenngleich auch grundlegende Reformen deshalb nicht
aufgeſchoben werden ſollten. Entſcheidend bleibt letzten Endes
doch immer der Kurs der Wirtſchaftspolitik.
Das erſte Ziel muß ſein, der Wirtſchaftsſchrumpfung
Ein=
halt zu gebieten. Das iſt auf die Dauer nur möglich
durch echte, organiſche Arbeitsſchaffung.
Unterſtützt durch eine entſprechende Steuerpolitik kann dann auch
wieder Kapitalbildung aus eigener Kraft erfolgen. Damit iſt
zugleich der Anfang für Schuldentilgung und in Verbindung mit
einer ſchonenden Behandlung auch der Anfang zu einer
vernünf=
tigen Zinsgeſtaltung geſchaffen. Wie läßt ſich die
orga=
niſche, echte Arbeitsbeſchaffung erreichen? Nur
dadurch, daß wir diejenigen Produktionsmöglichkeiten im eigenen
Lande reſtlos ausſchöpfen, für die der Abſatz innerhalb unſerer
Volkswirtſchaft geſichert werden kann.
In erſter Linie denke ich dabei an den Erſatz ausländiſcher
Nahrungs= und Genußmittel durch volle Ausnutzung der
noch brachliegenden landwirtſchaftlichen
Produktionsreſer=
ven. Eine landwirtſchaftliche Produktionsſteigerung um
2 bis 2,5 Milliarden Reichsmark bedeutet Mehrarbeit in
der Landwirtſchaft für 500 000 Menſchen, deren Bedarf an
Produktionsmitteln, Verbrauchsgütern und
Verkehrs=
leiſtungen weiteren 750 000 Menſchen Arbeit geben und
als Motor für das Wiedererwachen der deutſchen
Wirt=
ſchaft aus dem gegenwärtigen Zuſtande der Lethargie
wirken wird. Hierin liegt die ſtaatspolitiſche ratio der
Agrarpolitik, weil die Agrarpolitik für Rettung des
ge=
ſamten Volkes und zum Wiederaufbau unſerer Wirtſchaft
unerläßlich iſt. Worauf es jetzt für die Landwirtſchaft
an=
kommt, iſt die Schließung der Preisſchere durch Senken
der Produktionsmittelpreiſe.
Dieſes Ziel wird ohne Lockerung der Kartell= und
Lohnbin=
dungen nicht zu erreichen ſein. Bevorſtehende Entwicklungen
und Entſcheidungen im Ruhrgebiet werden nur Vorfeldkämpfe
ſein. Ihnen werden bald grundlegende geſetzliche Regelungen
folgen müſſen.
Der Weg zur Rettung in Deutſchland liegt auf dem Wege
einer wirklichen in Ruhe und Zielſicherheit durchgeführten
Deflation. Es ſcheint mir unbedingt notwendig, die
ge=
ſamten Produktionskoſten in Deutſchland ſo weit zu
ſen=
ken, daß eine Rentabilität der Betriebe aller Art wieder
möglich wird. Es wird darauf ankommen mit den
ge=
ringen, uns zur Verfügung ftehenden Kapitalmengen
größte Effekte zu erzielen. Die Landwirtſchaft hat die
deflationiſtiſche Entwicklung mit ihrem Agrarindex 101
be=
reits vorweggenommen und wartet nunmehr gegenüber
den inflationiſtiſchen Entwicklungen auf dem Gebiete des
geſamten Lebenshaushaltes, der Induſtriefertigfabrikate
(Kartelle), dem Gebiete des Verkehrs, der Lohnpolitik, der
Realſteuern und der Schul= und Wegelaſten auf gerechten
Ausgleich.
Insbeſondere darf man naturgemäß auch nicht vor dem
Zins=
problem halt machen. Hier gibt es nur ein Entweder=Oder,
ſonſt würde die Schuldenlaſt der Wirtſchaft mit fortſchreitendem
Preisabbau immer ſchwerer und könnte ſchließlich ſogar zur
Er=
droſſelung der Wirtſchaft führen. Hand in Hand damit muß die
ſaure Kleinarbeit, die Organiſation und Finanzierung des
Ab=
ſatzes die Verminderung der Preisſpannung, die weitere
An=
paſſung der Erzeugung an den Verbrauch uſw. gehen.
Abſchließend ging der Miniſter auf ſeine Stellung zur
Grü=
nen Front ein und führte dabei aus:
Zwiſchen der Grünen Front und mir beſteht über das, was
ſachlich erforderlich iſt, völlige Einigkeit.
Dieſe Einigkeit iſt auch notwendiger denn je. Die
Land=
wirtſchaft darf nicht in unfruchtbarer Kritik
dem eigentlichen Kampfplatz fernbleiben,
ſon=
dern ſie muß durch beſonnene Mitarbeit an der
Politik, die ſich um die Ueberwindung der
all=
gemeinen Kriſe bemüht, verhindern, daß in
Stunden höchſter Gefahren und wichtigſter
Ent=
ſcheidungen ihre Stimme überhört wird.
Rüſtungsſkillſtand auf ein Jahr.
Die Regierungen ſollen ſich bis zum 1. November
enlſcheiden.
Genf, 28. September.
Der Abrüſtungsausſchuß des Völkerbundes hat ſich in ſeiner
Sitzung am ſpäten Abend des Montag nach ſtundenlangen
ver=
trauensvollen Beratungen im Redaktionsausſchuß auf eine
Ent=
ſchließung über einen Rüſtungsſtillſtand geeinigt. Der
urſprüng=
lich von Italien mit Unterſtützung Englands, Deutſchlands und
der Vereinigten Staaten geforderten Verpflichtung auf einen
ſo=
fortigen Rüſtungs=Waffenſtillſtand iſt aufgegeben worden.
In der nunmehr angenommenen Entſchließung, die am
Diens=
tag in der Vollſitzung des Völkerbundes angenommen wird, heißt
es u. a.:
Die Völkerbundsverſammlung iſt der Ueberzeugung, daß
eine Wiederaufnahme des Wettrüſtens unvermeidlich zu einer
internationalen und ſozialen Kataſtrophe führen würde. Er
appelliert daher feierlich an alle diejenigen, die die Grundſätze
des Friedens und der Gerechtigkeit durchführen wollen. Jetzt
müſſen alle Anſtrengungen auf die Schaffung einer öffentlichen
Meinung gerichtet werden, die ſtark genug ſein muß, auf der
Abrüſtungskonferenz poſitive Ergebniſſe herbeizuführen, die
ins=
beſondere in der Richtung einer etappenweiſe Herabſetzung der
Rüſtungen liegen. Die Völkerbundsverſammlung glaubt, daß
eine Verpflichtung aller Staaten, ihre Rüſtungen nicht weiter
zu erhöhen, weſentlich zur Schaffung der Atmoſphäre des
Ver=
trauens beitragen, den gegenwärtigen Rüſtungswettbewerb
aus=
ſchalten und einen günſtigen Auftakt für die Arbeiten der
Abrüſtungskonferenz bedeuten würde.
Aus dieſem Grunde erſucht die Völkerbundsverſammlung die
zur Abrüſtungskonferenz eingeladenen Regierungen, dieſe
Kon=
ferenz durch einen Stillſtand der Rüſtungen vorzubereiten. Die
geladenen Regierungen ſollen ihren feſten Willen, den Frieden
zu organiſieren und auf der Konferenz zu praktiſchen Ergebniſſen
zu gelangen, dadurch beweiſen, daß ſie ſich nunmehr jeglicher
Maß=
nahmen enthalten, die zu einer Erhöhung ihrer Rüſtungen führen
könnten. Der Völkerbundsrat wird daher aufgefordert, die
Re=
gierungen zu einer Erklärung bis zum 1. November 1931 zu
ver=
anlaſſen dahingehend, ob ſie bereit ſind, von dieſem Zeitpunkt ab
auf die Dauer eines Jahres einen derartigen Waffenſtillſtand der
Rüſtungen anzunehmen.
Vom Tage.
Der Parteitag der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Arbeiter=
partei wird am 18. Oktober in Braunſchweig ſtattfinden.
Per Ende Auguſt des laufenden Rechnungsjahres betragen
im ordentlichen Etat Heſſens die geſamten Einnahmen 29,695
Mill., denen Ausgaben von 36,686 Mill. gegenüberſtehen. Im
außerordentlichen Haushalt ſind 0,271 Mill. Einnahmen und 0,611
Mill. Ausgaben ausgewieſen.
In Lemberg ſind unter der ukrainiſchen Jugend zahlreiche
Verhaftungen vorgenommen worden. Man vermutet, daß dieſe
Maſſenverhaftungen mit den Ueberfällen bei Przemyſl und
Tus=
kawiec und mit der Ermordung des Abgeordneten Holowſko im
Zuſammenhang ſtehen.
In Erwiderung auf eine Anfrage im Unterhauſe teilte
Snow=
den mit, die Auslandsanleihe von 80 Millionen Pfund Sterling
habe bis jetzt 1 047000 Pfund Sterling für Zinſen uſw. gekoſtet.
Lord Robert Cecil ſoll im Namen des Völkerbundes Edouard
Herriot den Vorſitz des Vorbereitenden Komitees für die
Ab=
rüſtungskonferenz angeboten haben. Herriot dürfte, wie man
ver=
mutet, dieſes Angebot annehmen.
Die früheren Mitglieder des ſpaniſchen Kabinetts Berenguer,
Herzog Alba, Julio Wais und Montes Jovelar haben ſich geſtern
von Irun nach Madrid begeben, um ſich der parlamentariſchen
Unterſuchungskommiſſion zur Verfügung zu ſtellen.
In amerikaniſchen Kreiſen ſind Gerüchte über eine
gemein=
ſame Amerikareiſe des deutſchen Reichskanzlers Brüning und des
franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval im Umlauf.
Nach einer Meldung aus Nanking wurde am Sonntag der
chineſiſche Außenminiſter Dr. Wang beim Betreten des
Außen=
miniſteriums von chineſiſchen Studenten überfallen, die mit
Stöcken und Schlagringen auf ihn einſchlugen, bis er mit ſtarken
Verletzungen zuſammenbrach.
Die deutſchen Kinderärzke in Dresden.
Unter der ſchweren Wirtſchaftskriſe hat auch die
Wiſſen=
ſchaft zu leiden. Eine ganze Anzahl von wiſſenſchaftlichen
Ta=
gungen wurde in den letzten Wochen abgeſagt oder verſchoben.
Die Deutſche Geſellſchaft für Kinderheilkunde hat ſich jedoch
aus gewichtigen Gründen nicht abhalten laſſen, ihre, für die
Zeit von 23. bis 26. September, in Dresden angeſetzte 42.
ordent=
liche Tagung aufrechtzuerhalten, und es fand ſich auch ein zwar
kleiner, aber auserleſener Kreis zuſammen. Auch eine Reihe
bedeutender Forſcher aus befreundeten Ländern war zur Stelle,
als der Oberbürgermeiſter Dr. Külz am 23. September in
den Feſtſälen des Rathauſes die Verſammlung begrüßte. Im
Mittelpunkt der Verhandlungen, die Profeſſor Stoeltznei=
Königs=
berg als Vorſitzender der Geſellſchaft leitete, ſtanden zwei
The=
men, die in gleicher Weiſe die Gelehrten wie die Allgemeinheit
intereſſieren: „Die Phyſiologie und Pathologie der kindlichen
Sexualität” und „Die aktive Immuniſierung gegen Diphtherie‟.
Zum erſten Thema ſprachen als Hauptreferenten Profeſſor Goett=
Bonn und Profeſſor Friedjung=Wien. Der erſte Referent
ſchil=
derte zunächſt die normale Entwicklung der Sexualität beim Kinde.
Obwohl die Tätigkeit der Keimdrüſen im Kindesalter gehemmt
iſt, zeigt der Sexualtrieb doch ſchon eine gewiſſe Erregbarkeit.
Der Zeitpunkt, da dies geſchieht, iſt bei den einzelnen Kindern
ſehr verſchieden und iſt abhängig von einer Art Reizſchwelle,
ſowie von äußeren und inneren Nebenumſtänden, Wohnung,
Er=
ziehung. Zunächſt erwacht die ſexuelle Neugier. Es gibt aber
auch eine krankhafte Entwicklung des Sexualtriebes, z. B.
maſtur=
bierende Säuglinge. Oft kommen auch Entgleiſungen des
Trieb=
lebens durch Inſtinktunſicherheit vor. In der Reifezeit (
Puber=
tät) kann der abgeirrte Trieb ſeine eigentliche
Entwicklungs=
richtung wiederfinden. Bei vernünftiger, nicht prüder Erziehung
haben die kindlichen Sexualſtörungen im allgemeinen gute
Hei=
lungsausſichten. Bei der Erziehung und Aufklärung über
ſexuelle Dinge iſt viel Takt, aber auch Offenheit und
Wahr=
haftigkeit nötig, vor allem dann, wenn der Inſtinkt der Kinder
verſagt. Das geſunde Kind iſt durch ſeinen ſicheren Inſtinkt vor
den Störungen der Sexualentwicklung weitgehend geſchützt.
Auch der zweite Referent, Profeſſor Friedjung=Wien, der die
Pſychoanalyſe Freuds in den Behandlungsplan bei nervöſen
Kindern und ſolchen mit Störungen des Sexuallebens
einbe=
zieht, hob hervor, daß bei vorſichtiger und aufmerkſamer
Er=
ziehung viele krankhafte Sexualvorgänge verhütet und geheilt
werden können. Schon der Säugling empfindet
Luſtbefriedi=
gung am eigenen Körper. Gewiſſe Körperſtellen ſind nach Freud
erogene Zonen, alſo Stellen, die Sexualempfindungen auslöſen
können. An dieſen Stellen wird auch das normale Kind
Rei=
zungen hervorrufen. Viele Erzieher verſtehen es nicht, das
frühzeitige Erwachen des kindlichen Intereſſes für das Werden
des Menſchen richtig zu beurteilen und die notwendigen
Er=
klärungen zu geben, ſo daß die Kinder oft zu recht krauſen
ſexuellen Theorien kommen. Krankhaft ſind im kindlichen
Trieb=
leben nur die Erſcheinungen, die das Wohlbefinden und die ſoziale
Einordnung des Kindes ſtören.
Das zweite Hauptreferat, das die Diphtherie=Schutzimpfung
behandelte, ſollte eine Zuſammenfaſſung der bisherigen
Erfah=
rungen und die Methoden der aktiven Immuniſierung darſtellen.
Bekanntlich hat ſchon der große deutſche Bakteriologe, Behring,
der uns das Diphtherie=Heilſerum geſchenkt hat, ein Verfahren
zur Schutzimpfung ausgearbeitet. Aus verſchiedenen Gründen
bürgerte ſich das Verfahren in Amerika ſchneller ein als in
Deutſchland. Der erſte Referent, Prof. Bürgers=Königsberg,
ſchilderte zunächſt in kurzen Worten das, was heute über Gift=
und Gegengiftwirkung bei Diphtherie bekannt iſt und nahm
kri=
tiſch Stellung zu dieſen Problemen. Er wies darauf hin, daß
die typiſchen menſchlichen Erkrankungsformen beim Tier nicht
erzeugt werden können. Es gibt Städte, in denen die Diphtherie
ſelten, und ſolche, in denen ſie häufig auftritt. In manchen
Ge=
genden entſpricht die Häufigkeit der Diphtherie der Zahl der
Erkältungskrankheiten. Die Schutzimpfung hält auch der Referent
für ungefährlich und wirkſam. Die Impfung ſollte tunlichſt in
einer epidemiefreien Zeit vorgenommen werden. Obgleich
Pro=
feſſor Bürgers ſich nicht für die allgemeine Einführung der
Schutzimpfung einſetzt, ſollten nach ſeiner Meinung Kinder im
vorſchulpflichtigen Alter ſowie in den erſten Schuljahren, fernes
die Inſaſſen von Kinderheimen, ſowie das Pflegeperſonal
ge=
impft werden. Durch die Impfung gelingt es, die
Erkrankungz=
zahl auf ein Viertel bis ein Zehntel der bisherigen
Erkrankungs=
ziffer herabzudrücken.
Profeſſor Schick=New York, der als zweiter Referent zu
dem=
ſelben Thema ſprach, iſt ein Forſcher, deſſen Name durch die
von ihm angegebene Methode zur Prüfung der Immunität
all=
gemein bekannt geworden iſt. Er hat ſich durch dieſe einfache
Neaktion (Schick=Teſt), die völlig gefahrlos auf der Haut
vor=
genommen werden kann, große Verdienſte erworben und die
Prüfung der Wirkſamkeit der Schutzimpfung außerordentlich
erleichtert. Die großen Erfahrungen in Amerika, wo die aktive
Immuniſierung gegen Diphtherie ſchon ſeit 12 Jahren an über
einer Million Menſchen durchgeführt worden iſt, zeigt, daß bei
richtiger Technik und einwandfreiem Impfſtoff in 80 bis 90
Prozent der Schicht verändert, alſo eine Immunität, eine
ver=
ſtärkte Widerſtandsfähigkeit gegen das Diphtheriegift erlangt
wird. An Lichtbildern wurde gezeigt, mit welcher Energie die
Werbung für die Diphtherie=Schutzimpfung betrieben wird. Unter
den amerikaniſchen Müttern herrſcht bereits eine gewiſſe
Be=
geiſterung für die Impfung. In beiden Referaten wurden die
Methoden der Impfſtoffbereitung erörtert, und es wurde über
neuere Verfahren zur Gewinnung eines abſolut unſchädlichen,
haltbaren und noch wirkſameren Impfſtoffes berichtet.
Neuer=
dings ſind auch Verſuche im Gang, die Immuniſierung durch
Einreiben einer Salbe in die Haut ſowie durch Einträuflung
in die Naſe zu erreichen. Bisher hat ſich aber die Einſpritzung
in die Haut immer noch als das wirkſamſte Verfahren erwieſen.
Von den übrigen Vorträgen, die ſich meiſt auf
Sonder=
gebiete bezogen, ſei hier noch die Mitteilung von Frl. Dr. Käthe
Freund erwähnt, aus der ſtädtiſchen Kinderklinik in Dresden,
über die außerordentlich günſtigen Ergebniſſe in der Aufzucht
von Frühgeburten. Es iſt gelungen, die Sterblichkeit der
Früh=
geburten von 40 auf 12 Prozent heräbzudrücken. Ferner ſprach
der amerikaniſche Gaſt, Dr. Gerſtenberger aus Cleveland, auf
Einladung der Geſellſchaft über eine Wolframlampe, die als
gewöhnliche Beleuchtungsquelle benutzt werden kann und ſo viel
ultraviolette Strahlen ausſendet, daß ſie zur Verhütung und
Heilung der Rachitis ausreicht.
Im Verlauf der Tagung wandte ſich die Deutſche Gefellſchaft
für Kinderheilkunde mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit, in
dem ſie darauf hinwies, daß man heute unter den Kindern
Entkräftung, mangelhafte Widerſtandsfähigkeit gegen
Krank=
heiten und Zunahme der Tuberkuloſe beobachtet. Der Abbau
der Kinderfürſorge bedroht die Zukunft unſeres Volkes. Es
wird daher vor jeder planloſen Einſchränkung der Fürſorge für
das Kind dringend gewarnt.
Im Anſchluß an den Kongreß fand am 27. September die
Tagung der Deutſchen Vereinigung für Säuglings= und
Klein=
kinderſchutz ſtatt, in der über die Geſtaltung der Fürſorge für das
ſeeliſch und geiſtig abnorme Kind beraten wurde. Dr. C,K.
* Ruſſiſche Tragödin ftirbl ..."
Von G. S. Löbſack.
Aus der Tagespreſſe iſt bekannt, daß die Sowjetregierung vor
kurzem den Vernichtungskampf gegen die Intellektuellen aus der
altruſſiſchen Zeit im eigenen Lande weſentlich gemildert hat. In
der Hauptſache werden natürlich die Fachleute aller Art geſchont,
jedoch zielt man über das rein praktiſche Wiſſen hinaus auch auf
die kulturſchöpferiſche Geiſteskraft dieſer Intellektualität, „nur
daß man ſie ſich im nur=proletariſchen Sinne etwa auch in der
Kunſt Philoſophie nutzbar machen will. Um ſo mehr ſtrebt man
danach, als ſelbſt ein ſo pathetiſcher Propagandiſt wie Karl
Radek noch mit einem guten Jahrzehnt rechnet bis das
prole=
tariſche praktiſche Wiſſen das altruſſiſch=bourgeoiſe abgelöſt haben
wird. Eine proletariſche Kultur ſelbſt aber iſt noch gar nicht
vorauszuahnen, wenngleich an ihr eifrig gearbeitet wird. Aus
dieſem Grunde hat denn auch Karl Radek gegen die
Schau=
ſpielerin Gontſcharowa eine ſo heftige Eiferſucht erfaßt, daß er
ſie auch politiſch noch totſchlägt, nachdem ſie ohnedies zu leben
aufgehört hat. In Paris, wohin ſie ſich vor der
bolſchewiſti=
ſchen Diktatur flüchtete, ſtarb ſie an der Spitze aufſtändiſcher
Arbeiter den Barrikadentod. Sie warf inmitten der kapitaliſti=
Nummer 270.
Dienstag, den 29. September 1931
Seite 3
Der Kanzier gegen jede Inſilation.
„Die Währung muß in Deukſchland unverſehrk erhallen bleiben. — Das Verkrauen der Sparer darf nicht
erſchütkerk werden. — Das Feſthalten an der Goldwährung wahrt
Deukſchland vor unabſehbaren Schwierigkeiken.”
ſchen Wirtſchaft gegenüber dem Auslande, aber auch im
Inlande ſelbſt, ſo bei den Kommunen und der Landwirt=
Die Sicherheit der deutſchen Sparkaſſen.
ſchaft auf ein normales Verhältnis zurückzuführen.
Drin=
gend und notwendig iſt ſchließlich auch die Abkehr von den
Bküning, Luther und Severing an die Spater.
geſteigerten Zinsſätzen bei allen Geldinſtituten.
Berlin, 28. September.
Auf der 50. Jubiläumstagung des Deutſchen Sparkaſſen=
und Giroverbandes hielt heute Reichskanzler Dr. Brüning eine
Rede, in der er u. a. ausführte:
Die Weltkriſe hat Formen angenommen, von denen die
breite Oeffentlichkeit überraſcht und auf das höchſte beunruhigt
worden iſt. Wenn eine Standardwährung der Welt ins
Wan=
ken, gerät, ſind die Folgen nicht abzuſehen. Die Regierungen
ſtehen vor ſchwerwiegenden Entſcheidungen, die möglicherweiſe
die Wirtſchaftsentwicklung auf Jahre hinaus feſtlegen können.
Da gilt es, eine klare Linie zu verfolgen und voreilige Beſchlüſſe
zu vermeiden. Denn nichts ſtört das öffentliche Leben mehr als
eine Zickzacklinie der Politik.
Die Währung muß in Deutſchland unverſehrt erhalten
bleiben. Die Regierung wird darum im Verein mit der
Reichsbank alles tun, um die Währung in ihrem Beſtande
zu ſchützen. Jeder, der ſparen kann und will, ſoll gegen
Entwertung ſeines Vermögens geſichert werden.
Ein armes Land muß billig ſein. Wenn es
ge=
lingt, Anſprüche und Preiſe in dieſer Richtung zu orientieren,
dann werden auf ſolider Baſis Wirkungen erzielt, wie ſie durch
eine Verſchlechterung des Währungswertes nur vorübergehend
möglich wären. Die Ausfuhr wird erleichtert, der
Inlands=
abſatz wird ſich heben. Der Sparſinn wird neue Anregungen
finden.
Es iſt die größte Aufgabe des Sparkaſſenweſens, den
Spar=
ſinn anzuregen und die Spargelder zu verwalten. Daß die
ſchwere Zahlungskriſis, die in der Mitte des Monats Juli
ihren Anfang nahm, auch an den Sparkaſſen nicht ſpurlos
vor=
übergehen konnte, lag auf der Hand. Das Verſtändnis, das die
Sparer den Maßnahmen entgegenbrachten, die Beſchränkungen
der Auszahlung ihrer Guthaben enthielten, iſt eine der wenigen
Tatſachen, die in dieſer traurigen Zeit die Hoffnung auf eine
Beſſerung der Lage begründen.
Einer poſitiven Förderung der Kapitalbildung durch die
Steuerpolitik ſind leider unter den gegenwärtigen
Verhält=
niſſen enge Grenzen gezogen. Die eingeleiteten
Regierungs=
maßnahmen laſſen aber erkennen, daß eine jede dem
Inter=
eſſe der Sparer widerſprechende Verquickung zwiſchen den
öffentlichen Finanzen und den Sparkaſſen ausgeſchloſſen
bleiben ſoll. Wenn von Zeit zu Zeit Gerüchte auftauchen,
daß Sparguthaben beſchlagnahmt würden, ſo ſind ſie
völlig unbegründet.
Die Reichregierung iſt ſich bewußt, daß gerade auf dem
empfindlichen Gebiete der Kreditwirtſchaft
übereilte Maßnahmen Verwirrung und
Scha=
den anrichten können. Neben der Steigerung des
Ver=
trauens wird vor allem auch die Schaffung von
Siche=
rungen gegen eine mit den Erforderniſſen der
Volkswirtſchaft nicht im Einklang ſtehende
Ka=
pitalberteilung angeſtrebt werden. Die Prüfung
wei=
terer Schritte wird ſich vor allem darauf erſtrecken, ob die
Sparkaſſen gegenüber ihren
Garantieverbän=
den ſelbſtändiger zu machen ſind als bisher und
ob ihre Liquidität verbeſſert werden kann.
Der rein privatwirtſchaftliche Standpunkt wird nicht mehr
allein beſtimmend ſein dürfen für die Richtung, in die der
Kapitalſtrom fließen muß.
Dieſe Richtung darf nicht allein abhängen vor der Rente,
ſon=
dern auch von den Erforderniſſen größter volkswirtſchaftlicher
Ergiebigkeit. Nach wie vor werden die Sparkaſſen den
Klein=
kredit kurzfriſtiger und langfriſtiger Art beſonders pflegen
müſſen.
Der Löſung harrt auch die gewaltige Aufgabe, die
un=
heilvoll angewachſene kurzfriſtige Verſchuldung der deut=
Die Zuſammenarbeit der Gruppen von Banken, Sparkaſſen und
Genoſſenſchaften auf dieſem Gebiete werden die Behörden
unter=
ſtützen.
Im Kreditgeſchäft wird in Zukunft insbeſondere auch eine
enge Zuſammenarbeit der privaten und öffentlichen
Bank=
gruppen notwendig ſein. Die Zeit des ungeregelten
Neben=
einanderarbeitens wird endgültig vorbei ſein.
Die Tatſache, daß die Spareinlagen in den letzten Jahren
trotz zunehmender Wirtſchaftsnot eine ſehr beachtliche Höhe
er=
reichen konnten, iſt ein Beweis eines ſtarken Vertrauens der
breiten Schichten des Volkes und des geſunden Kerns des
Wirt=
ſchaftslebens. Sie iſt aber auch Ausdruck eines entſchloſſenen
Selbſthilfewillens. Es iſt zu hoffen, daß die deutſche
Spar=
kaſſenorganiſation im verſtändigen Zuſammenwirken mit den
Regierungen dazu beitragen wird, dieſes nächſtliegende Ziel zu
erreichen und damit nach einer erfolgreichen Betätigung von
50 Jahren weiterzuſchreiten auf dem Wege der
Gemeinnützig=
keit und des Wohles aller.
Severing kündigt Sparkaſſenreform an.
Sodann hielt der preußiſche Innenminiſter Severing eine
Rede, in der er u. a. ausführte:
Das Sparkaſſengeſchäft iſt ſeinen inneren Wegen nach ein
Mittelſtandsgeſchäft, ein Geſchäft des kleinen Mannes. Die
Be=
treuung dieſer ſozialen Schichten iſt die volkswirtſchaftlich
unent=
behrliche Funktion der Sparkaſſen. Die zwölf Milliarden Mark
Spareinlagen bei den Sparkaſſen in Deutſchland ſind von 18
Mil=
lionen Sparern nach der Inflation geſpart worden. Sie haben
den Verhältniſſen in Politik und Wirtſchaft Vertrauen
entgegen=
gebracht. Wer dieſes Vertrauen untergräbt, ſchlägt der Wirtſchaft
neue Wunden und vermehrt das Elend der Arbeitsloſigkeit. Das
Geld im Strumpf iſt Aderlaß an der deutſchen Wirtſchaft. Die
Sparkaſſen ſind eine kommunale Einrichtung. Dem Spareinleger
haftet nicht nur die Sparkaſſe mit ihrem Vermögen, ſondern
da=
neben der kommunale Gewährsverband mit ſeinem eigenen
Ver=
mögen, auch mit ſeiner Steuerkraft. Durch die ſchwere
Wirt=
ſchafts= und Finanzkriſe ſind auch die Sparkaſſen ſchwer betroffen
worden. Aus dieſen Erfahrungen iſt die notwendige Lehre zu
ziehen. Es iſt unbedingt erforderlich, daß ſchleunigſt reformiert
wird, wo ſich eine Reformbedürftigkeit herausgeſtellt hat. Die
preußiſche Regierung iſt zuſammen mit der Reichsregierung, der
Reichsbank und den übrigen Länderregierungen in Fühlungnahme
mit der Organiſation der Sparkaſſen ſofort an die Arbeit
gegan=
gen, und ich hoffe, daß ſchon in allernächſter Zeit ein
befriedigen=
des Ergebnis erreicht werden wird. Um ganz kurz
die wichkigſten Punkke
anzudeuten: Wir werden den Sparkaſſen da, wo dies noch nicht
der Fall iſt, eigene Rechtsperſönlichkeiten geben müſſen, um das
Sparkaſſenvermögen von dem ſonſtigen Vermögen der Gemeinde
zu trennen. Wir werden vor allem die Liquiditätsreſerven der
Sparkaſſen und Girozentralen ſtärken und ſichern müſſen. In den
letzten Jahren iſt das Realkreditgeſchäft überſpannt worden. Auch
dem Kommunalkredit werden engere Grenzen gezogen werden
müſſen. Vor allem aber muß die eigentliche Liquiditätsreſerve der
Sparkaſſen= und Girozentralen geſichert werden. Die
Geſchäfts=
führung überſichtlicher zu geſtalten, eine wirkſame Kontrolle zu
ermöglichen, jedem unnötigen Kräfteverbrauch entgegenzutreten,
darin werden alle einig ſein. Das alles aber darf nicht zur
Be=
ſeitigung der Selbſtverwaltung und der Selbſtverantwortung der
Sparkaſſenorganiſation führen. Darum werde ich allen Angriffen
entgegentreten, die auf eine Entkommunaliſierung der Sparkaſſen
und auf eine Zertrümmerung der zentralen Organiſation abzielen.
Andererſeits darf nicht vergeſſen werden, daß die gemeindliche
Selbſtverwaltung nicht Selbſtzweck, ſondern Betätigung in der
Geſamtfunktion des Staatskörpers iſt.
Luher über die deufſche währungspolikt
angeſichts der Enkwerlung des Pfundes.
Reichsbankpräſident Dr. Luther machte dann einige
grund=
ſätzliche Bemerkungen über die deutſche Währungspolitik
ange=
ſichts der Entwertung des Pfundes. Er wandte ſich ſcharf gegen
die Inflationsideen und gegen die Gedankengänge, die im Hinblick
auf die Einſtellung der Goldeinlöſung durch die Bank von
Eng=
land und die daraus für die engliſche Wirtſchaft ſich ergebenden
vorübergehenden Vorteile ausgeſprochen werden. Neue Aufträge
für die Induſtrie, Exportprämie im Preiſe uſw., dieſes
Wohl=
befinden ſei nur im erſten Stadium der Inflation vorhanden, was
Deutſchland am eigenen Leibe erlebt habe. Sehr bald würden
Koſten und Preiſe ſteigen.
Für Deutſchland ſcheide der Gedanke, es könnte eine doſierte,
eine kontrollierte Inflation geben, aus. Dr. Luther betonte,
daß er es weit von ſich weiſe durch Inflation den
deut=
ſchen Sparer um ſein Kapital zu bringen. Für
Deutſch=
land gebe es noch ein beſonderes Hindernis, die Goldparität
ſchwinden zu laſſen, nämlich die Valutaſchulden, da es an
das Ausland vorwiegend in Gold, Dollar oder in anderen
goldbeſtändigen Währungen verſchuldet ſei. Infolgedeſſen
würde uns in unſerer Lage eine Abwertung der Reichsmark
keine Erleichterungen im Schuldenſtand bringen, zumal
unſere Auslandsverſchuldung in der Geſamtverſchuldung die
entſcheidende Rolle ſpiele.
Mit Rückſicht auf die beſondere Lage der deutſchen Währung
innerhalb des Goldproblemes der Welt könne die Stellungnahme
Deutſchland nicht davon abhängig gemacht werden, ob nicht andere
Länder aus den beſonderen Vorausſetzungen ihrer Lage heraus
ähnliche Schritte wie England tun. Auf keinen Fall ſollte man
überſehen, daß die engliſche Lage die Beſonderheit beſitze, daß
möglicherweiſe infolge Auslaufens der von England gewährten
Kredite eine ſtärkere Pfundnachfrage einſetze.
Die für die Schaffung neuer Währungen gemachten
Vor=
ſchläge (Roggenmark, Rentenmark Steuermark, Arbeitsmark uſw.)
bezeichnete Dr. Luther als reine Inflationen. Alle dieſe Projekte
gingen darauf aus, neue Zahlungsmittel zu ſchaffen, ohne ſich an
den alten Währungsgrundſatz zu halten, daß der
Zahlungsmittel=
umlauf nicht über die Grenze hinausgehen dürfe, die ſich aus dem
Warenumlauf ergebe. Die Bindung an das Gold gewährleiſte
objektiv die Einhaltung dieſer Grenze, deren Ueberſchreitung
In=
flation bedeute. Das Feſthalten an der Goldwährung bewahre
Deutſchland vor unüberſehrbaren Schwierigkeiten und werde
ſchließlich auch Deutſchlands Kredit ſtärken. Dr. Luther ſchloß
da=
mit, daß die wichtigſte Stütze, die die Reichsbank den Sparkaſſen
und ihren Zielen geben könne, das unverbrückliche Feſthalten an
der ſtabilen Goldwährung ſei.
Dingelden gegen Brünings Polikik.
Darmſtadt, 27. September.
Am Sonntag nachmittag gab der Vorſitzende der Deutſchen
Volkspartei, Abg. Dingeldey, vor den aus allen Teilen
Heſſens, Badens, aus der Pfalz und aus der Provinz Heſſen=
Naſſau erſchienenen Vertrauenmännern der Partei in
zweiſtündiger Rede ein umfaſſendes Bild über die innen= und
außenpolitiſche Lage Deutſchlands. Von beſonderem
Inter=
eſſe waren ſeine Ausführungen über die bisherige und die
zu=
künftige Stellung der Deutſchen Volkspartei zum Kabinett
Brüning. Man habe Brüning Vollmachten gegeben, wie ſie
vor ihm nach kein Kanzler beſeſſen habe. Die Deutſche
Volks=
partei habe Brüning bis zur Vertagung des Reichstages zur
Seite geſtanden in der Erwartung, daß er ſeine Erkenntniſſe
in die Tat umſetzen werde. Brüning habe aber von den ihm
gegebenen Freiheiten nicht in der von der Partei gewünſchten
Weiſe Gebrauch gemacht. Was er zur Zeit tue oder laſſe, bleibe
weit hinter den berechtigten ſachlichen Erwartungen zurück.
Tat=
ſache ſei, daß das Vertrauen zu Brüning in weiteſten Kreiſen
dahingeſchwunden ſei. Nichts wirke in einer Zeit der
Ratloſig=
keit verhängnisvoller und revolutionierender als das Gefühl
ohne Führer zu ſein. Ein großes Reformprogramm
für den kommenden Winter wäre nicht durch
eine Regierung durchzuführen, die auf
ſoſchwa=
cher Baſiswie die jetzige ſtehe. Das ſei auch die
Auf=
faſſung des Auslandes. Er, Dingeldey, habe die Verpflichtung,
von ſich aus alle Möglichkeiten einer Regierungserweiterung zu
prüfen, und deshalb ſei es ſelbſtverſtändlich, daß er auch an der
Millionenbewegung des Nationalſozialismus nicht
vorübergehen konnte. Der Kanzler habe die Verpflichtung, allen
Parteiführern ein ſachliches Programm vorzulegen und die Frage
an ſie zu richten, ob ſie dafür die Verantwortung übernehmen
könnten.
Dingeldey wurde einmütig das Vertrauen der Verſammlung
ausgeſprochen.
ſchen Umgebung, nach der ſie ſich ſo ſehr geſehnt hatte, alle
intellektuellen und ſchöngeiſtigen Zweifel von ſich, miſchte ſich
unter das Proletariat, um ihm ihr Leben bis in den Tod zu
weihen. Doch Karl Radek und mit ihm das Gros der
ortho=
doxen Bolſchewiſten in den Aemtern und Frabriken hat kein
Genüge daran. Es iſt ſehr zweifelhaft, polemiſiert er in dee
Sowjetpreſſe gegen die Gefallene, daß gerade das europäiſche
Proletariat ihrer bedurft hat. Viel beſſer wäre es, meint er
zornig, geweſen, ſie hätte ſich nach Sowjetrußland zurückbegeben
und hier ihr Leben und ihre Kunſt dem rußländiſchen
Prole=
tariat geopfert — nicht durch den Tod, ſondern durch ihre
künſt=
leriſche Tätigkeit.
Um ſo zorniger ſind über das Ende der Schauſpielerin
Gontſcharowa die orthodoxen Bolſchewiſten, als ſie in
Wirklich=
keit garnicht tot iſt, ſondern lebt — im Sowjetſtaat als
alt=
ruſſiſche Intellektualität unterm proletariſchen Joch, im Ausland
als Emigrantin, frei und unabhängig von der Moskauer
Dikta=
tur, aber entwurzelt, heimwehkrank überflüſſig und doch voll
reinen Glaubens an eine beſſere Zukunft. Denn die
Schau=
ſpielerin Gontſcharowa verkörpert in allem — bis auf ihren
Barrikadentod — nichts anderes als die von Zweifeln geplagte
und gehetzte altruſſiſche Intelligenz; und ſie lebte und ſtarb nicht
als Menſch, ſondern als Bühnenfigur, als Gliederpuppe im
Nampenlicht, dorthin geſtellt von dem Sowjetdramatiker
J. Oljoſcha, der Oeffentlichkeit Sowjetrußlands vorgezeigt von
Meyerhold in Moskau, umſtritten, ausgepfiffen von den Gegnern
der altruſſiſchen Intelligenz, bewundert, aber nicht verſtanden
von ihren Geſinnungsfreunden in Rußland und Europa, wenn
ſie auf den Barrikaden ſtarb, und doch nur zu gut verſtanden
von den Gegnern wie Freunden, weil ſie Symbol iſt. Symbol
der im Leid um das Menſchheitswohl ſich mutig vernichtenden
ruſſiſchen Kulturſchöpfung, der ruſſiſchen Kulturgeiſtigkeit an ſich.
Darum lohnt es, das Weſen dieſer Schauſpielerin zu
eröff=
nen. Der deutſche Theater= und Literaturfreund, ähnlich dem
ruſſiſchen Geiſtigen hin= und hergeriſſen zwiſchen
Sowjetfreund=
ſchaft und Europakapitalismus, Oſt und Weſt, er könnte ſich
keine klarere Verſinnbildlichung ruſſiſchen Geiſtesleids wünſchen.
Zwei Szenen aus dem Drama Oljoſchas genügen zur
Charak=
teriſtik. Wir bringen hier nur Auszüge.
Erſte Szene: Im Theater.
(Die Gontſcharowa hat zum Abſchied von Rußland
Shake=
ſpeares „Hamlet” inſzeniert und die Titelrolle ſelbſt geſpielt.
Jetzt antwoxtet ſie von der Bühne her auf Fragen der Zuſchauer.
Es iſt eine Diskuſſion im Gange. Vorſitzender iſt der
Theater=
direktor Orlowfki.)
Frage: „Dieſes Stück, der „Hamlet”, iſt offenbar für die
Intelligenz geſchrieben worden. Der Arbeiterzuſchauer verſteht
davon nichts. Das iſt pure Ausländerei und eine Sache ſchon
längſt vergeſſener Tage. Wozu führt man uns das Stück
noch vor?
Antwort: „Der „Hamlet” iſt das Beſte, was die Kunſt
der Vergangenheit geſchaffen hat. Wahrſcheinlich wird man das
Stück den Arbeitern im Sowjetſtaat nicht vorſpielen. Deshalb
wählte ich es und ſpielte den Hamlet zum letztenmal — vor
dem Lande.”
Frage: „Sie ſind berühmt und verdienen viel Geld. Was
brauchen Sie denn noch? Warum iſt auf ihrer Photographie
der Ausdruck Ihrer Augen ſo unruhig?"
Antwort: „Weil es mir ſehr ſchwer fällt, eine Bürgerin
der neuen Welt zu ſein.”
(Zwiſchenfall: Der Vorſitzende ſchellt und erläutert den
Zu=
ſchauern: „Die Genoſſin Gontſcharowa drückt ſich im Sinne der
Monologe aus, die ſie vorhin als Hamlet deklamiert hat.
Ant=
worten Sie einfacher, Genoſſin!“)
Weitere Frage: „Was wollen Sie im Ausland?”
Antwort: „Je nun, was mein Beruf ſo mit ſich bringt.
Ins Theater gehen, berühmte Kollegen kennenlernen, Filme
ſehen, die bei uns ja doch niemals gezeigt werden.”
Frage: „Wozu den „Hamlet” aufführen, gibt es denn
keine zeitgenöſſiſchen Stücke?”
Antwort: „Die zeitgenöſſiſchen Stücke ſind ſchematiſch,
verlogen, entbehren der Phantaſie, ſind ſtur. Darin ſpielen, heißt
ſeine Befähigung verderben.”
(Zwiſchenfall: Der Vorſitzende fragt nervös, ob die Fragen
nicht bald zu Ende ſeien. „Sie brauchen nicht immer zu
ſchel=
len”, erwiderte ihm die Gontſcharowa, „das iſt alles meine
per=
ſönliche Meinung”.)
Weitere Frage: „In der Zeit eines atemraubenden
Aufbaues widert „Hamlet” an. Wozu ihn zeigen?”
Antwort: „Genoſſe Vorſitzender, Achtung, jetzt ſpreche
ich eine aufrühreriſche Anſicht aus: Genoſſen! Ich bin der
An=
ſicht, daß in einer Epoche ſchneller Tempi der Künſtler langſam
denken muß.”
(Zwiſchenfall: Der Vorſitzende wendet ſich an das Publikum:
„Genoſſen, was die Genoſſin Gontſcharowa ſagt, iſt nur ihre
private Anſicht. Was das Theater als Ganzes anbelangt, ſo
ſind wir mit ihr nicht einverſtanden, hier wird ja nur
dispu=
tiert.”)
Weitere Frage: „Was ſtand auf dem Zettel, den Sie
vorhin zerriſſen ohne zu antworten? Sprechen Sie offen!"
Antwort: „Darin wurde ich gefragt, ob ich aus dem
Ausland wiederkehre. Ich antworte offen: Ja. ich komme!"
(Zum Abſchluß der Diskuſſion wird auf Verlangen die
Flötenſzene aus „Hamlet” wiederholt, in der Hamlet fragt:
„Dieſes kleine Inſtrument enthält ſoviel Muſik, und doch
zwin=
gen Sie es nicht, zu klingen — oder denken Sie, daß auf mir
leichter zu ſpielen ſei, als auf einer Flöte?")
Niemand applaudiert.
Gontſcharowa: „Na alſo, das iſt alles. Keiner
applau=
diert „Wohl denn! Schließen wir die Diskuſſion, Genoſſe
Or=
lowſki.”
Zweite Szene: Im Zimmer der Gontſcharowa.
(Abſchiedsfeier für die Künſtlerin. Es werden noch Koffer
gepackt. Anweſend außer der Gontſcharowa — ihre Freundin
Semionowa.)
Semjonowa: „Hier noch Dein Tagebuch.”
Gontſcharowa: Das will ich gut verſtecken. So,
hier=
her. Den Schlüſſel behälſt du. Oder ſoll ich das Buch
mit=
nehmen?”
Semjonowa: „Wozu die Schlepperei?”
Gontſcharowa: „Ach, iſt ja nur das Tagebuch einer
Schauſpielerin.”
Gontſcharowa: „Nein, nicht einer Schauſpielerin,
ſon=
dern der ruſſiſchen Intelligenz. Willſt mal drin leſen?”
Semjonowa: „Unintereſſant.”
Gontſcharowa: „Je nach dem für wen.”
Semjonowa: „Geheimniſſe? Anekdoten?”
Gontſcharowa: „Die gahze Wahrheit über die
Sowjet=
welt.”
Semjonowa: „Vom Schlangeſtehen?”
Gontſcharowa: „Närrin, komme her, ich erkläre es dir.
Zwei Liſten. Die erſte: „Liſte der Verbrechen der Revolution.”
Semjonowa: „Dann verſtecke das Buch lieber.”
Gontſcharowa: „Keine Angſt! Du denkſt, ich ſpreche
darin vom Mangel an Nahrungsmitteln. Nein, von anderem.
Von den Verbrechen gegen die Perſönlichkeit. Mit vielem unſerer
Politik im Lande kann ich mich nicht verſöhnen. Sie her, und
hier iſt die Liſte der Wohltaten. Glaubſt du, ich ſähe ſie nicht?
Beide Liſten, beide Hälften des Buches zuſammengelegt, das
bin ich. Das iſt meine Unruhe, mein Alpdruck. Zwei Hälften
eines Gewiſſens, Chaos, ich werde davon noch verrückt.”
Semjonowa: „In der Tat, verkaufe das Buch im
Aus=
land!”
Gontſcharowa: Was, das Buch mitten
auseinander=
reißen, nur die Liſte der Verbrechen verkaufen, wo doch für die
der Wohltaten im Ausland keine Kopeke gezahlt wird? Nur
den eigenen Zorn, nicht auch die Begeiſterung zeigen? Nein,
dies Buch wird nicht auseinandergeriſſen. Ich bin keine
Konter=
revolutionärin! Ich bin nur ein Menſch der alten Welt, der
mit ſich ſelbſt im Streit liegt. Aber ich darf mich nicht beſſer
fühlen als andere, ſieht du, das iſt das Hauptverbrechen der
Sowjetmacht an mir, an der Perſönlichkeit.”
Wie geſagt: die Gontſcharowa fiel auf Pariſer Barrikaden
und kehrte nicht nach Rußland zurück. Aber obwohl Radek
meint, das Sowjetproletariat habe Hamlets Frage „Sein oder
nicht ſein?” ſchon lange mit Jal beantwortet, verzehrt er ſich in
Eiferſucht auf die Gontſcharowa, weil ſie nicht heimkehrte und
nicht heimkehrt. Iſt nicht dieſe Eiferſucht eine Anerkennung
der Gontſcharowa, Hamlets und der ruſſiſchen Intelligenz und
der Schöngeiſtigkeit, nicht ein verborgener Zweifel an der „
pro=
letariſchen Kulturſchöpfung?”
Seite 4
Nummer 270
Dienstag, den 29. September 1931
Heſſiſche Polikik.
Berlängerung der Steuer=Schonzeit
für unwettergeſchädigke Landwirke.
Darmſtadt, 28. September.
Finanzminiſter Kirnberger hat unter dem 26. September ein
Schreiben an den Präſidenten des Landesfinanzamts Darmſtadt
gerichtet, in dem es u. a. heißt: Mit Entſchließung vom 26. Auguſt
d. I. hatte ich mit Wirkung für das ganze Gebiet des Landes
Heſſen beſtimmt, daß ſolchen Steuerpflichtigen, die im Hauptberuf
die Landwirtſchaft betreiben, von Amts wegen die rückſtändigen
Vorauszahlungen auf Landesſteuern 1931, erſte und zweite Rate,
bis zum 30. September d. J. zinslos geſtundet werden, und daß
für denſelben Kreis von Steuerpflichtigen die Schonfriſt für die
Entrichtung der dritten Rate der Landesſteuervorauszahlungen
1931 von Amts wegen ſich bis 30. September erſtreckt.
Mittler=
weile ſind die Schädigungen der Getreideernte feſtgeſtellt worden.
Im übrigen konnten die Ermittlungen noch nicht beendigt
wer=
den. Die bisherigen Ergebniſſe erlauben aber die Folgerung, daß
etwa in 700 Gemarkungen die Ernteſchäden glücklicherweiſe nicht
ſo groß ſind, daß — in Berückſichtigung der Finanzlage des
Lan=
des und der Steuerleiſtung anderer Wirtſchaftsgruppen — ein
allgemeiner Erlaß an Landesſteuern gerechtfertigt wäre.
Andererſeits ſind in rund 300 Gemarkungen die bisherigen
Er=
gebniſſe der Schadensermittlungen ſo ſchwerwiegend, daß für dieſe
Gemarkungen weiteres Entgegenkommen erforderlich erſcheint. Ich
habe mich daher entſchloſſen, für dieſe Gemarkungen, die zunächſt
in Ziffer 1 und 2 meines Schreibens vom 26. Auguſt d. J.
feſtge=
ſetzte Friſt bis 15. November d. J. zu erſtrecken. Ich nehme an,
daß bis 15. November 1931 die Schadensfeſtſtellungen beendigt
ſein werden. Weitere Entſchließung, auch wegen endgültigen
Er=
laſſes von Landesſteuern, bleibt deshalb vorbehalten. Für die
übrigen Gemarkungen kommt ein allgemeiner Steuererlaß nicht
mehr in Frage, ebenſowenig eine allgemeine weitere Stundung.
Als Uebergangsmaßnahme für dieſe Gemarkungen erſuche ich, von
dem Anſatz von Verzugszuſchlägen und Zinſen Abſtand zu nehmen,
wenn die Rückſtände an Landesſteuervorauszahlungen 1931:
1. und 2. Rate, bis 15. Oktober d. J. und 3. Rate bis zum 31.
Ok=
tober d. J. bezahlt werden. Mit Wirkung vom 16. Oktober bzw.
1. November d. J. an müſſen die verordnungsmäßigen
Verzugs=
zuſchläge berechnet werden, es ſei denn, daß die Finanzämter auf
Antrag im Einzelfalle weitere Stundung bewilligen. Nach
Ab=
lauf der genannten Schonfriſten kann auch im allgemeinen die
Beitreibung eingeleitet bzw. fortgeſetzt werden, jedoch erſuche ich,
durch verſtändnisvolle Behandlung etwaiger Stundungsanträge
und Gewährung von Teilzahlungen den Pflichtigen den
Ueber=
gang zur geregelten und friſtgerechten Steuerzahlung zu
er=
leichtern.
Die falſche Kandidakenliſte.
Unter dieſer Ueberſchrift wird uns von der N.S.D.A.P.
ge=
ſchrieben:
Durch die Preſſe gehen Gerüchte, nach denen von der
National=
ſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei bei einer möglicherweiſe
nach den kommenden heſſiſchen Landtagswahlen eintretenden
natio=
nalſozialiſtiſchen Regierungskoalition der Reichstagsabgeordnete
Gottfried Feder ſeitens der Gäuleitung Heſſen der NSDAP. als
Miniſter in Ausſicht genommen ſein ſoll. Neben dieſer
Verlaut=
barung findet ſich in vielen heſſiſchen Blättern, die ſonſt
ernſt=
genommen ſein wollen, eine Meldung, nach der die
Kandidaten=
liſte der NSDAP. fertiggeſtellt ſein ſoll. Sie wird auch z. T.
ſogar namentlich veröffentlicht. An ihrer Spitze ſteht der jetzige
Gauleiter der NSDAP. von Heſſen, der Reichstagsabgeordnete
Karl Lenz.
Dazu teilt die Preſſeſtelle der Gauleitung Heſſen der NSDAP.
mit:
Von der dafür einzig zuſtehenden Gauleitung Heſſen der
NSDAP. iſt bisher noch keine Kandidatenliſte für die kommenden
Landtagswahlen veröffentlicht worden. Es handelt ſich daher im
vorliegenden Fall um eine Myſtifikation, die beſonders noch
des=
halb befremdend wirken muß, weil von keiner Seite aus eine
Rückfrage an die Gauleitung erfolgte. Die Nachricht wurde in
leichtfertiger Weiſe verbreitet, und es unterliegt kaum einem
Zweifel, daß durch ſie die Gegner der NSDAP. gewiſſe Abſichten
verwirklichen wollten, die allerdings als mißlungen betrachtet
werden können. Grundſätzlich ſei geſagt, daß alle Nachrichten
dieſer Art ſo lange lächerliche Verſuchsmanöver ſein werden, als
ſie von der Gauleitung nicht ausdrückliche Beſtätigung finden.
Es iſt unnötig zu ſagen, daß damit auch die Kombination um
Gottfried Feder aus der Luft gegriffen iſt. Wenn wirklich die
Abſicht beſteht, eine kommende Regierungskoalition mit einem
nationalſozialiſtiſchen Miniſter zu beſchicken, dann entſcheidet über
die Perſon des Miniſters einzig und allein der oberſte Führer
der Bewegung, Adolf Hitler.
Die Führung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung von Heſſen
behält ſich vor, gegebenenfalls der Oeffentlichkeit Mitteilungen
zu=
gänglich zu machen. Das würde dann zu einem Zeitpunkt
erfol=
gen, der ihr geeignet erſcheint. Im Hinblick auf die kommenden
Landtagswahlen dürfte aber der Zeitpunkt für derartige
Mit=
teilungen gegenwärtig als verfrüht gelten.
Die Kandidaken des Zenkrums.
In einer am Montag in Darmſtadt ſtattgefundenen
Landesausſchuß=Sitzung der Heſſiſchen Zentrumspartei wurden
die Kandidaten für den neuen Heſſiſchen Landtag beſtimmt. Die
Liſte weiſt folgende Namen auf: 1. Hoffmann Miniſteralrat,
Darmſtadt; 2. Blank, Landwirt, Gaulsheim: 3. Schül
Amts=
gerichtsrat, Offenbach a. M.; 4. Weſp. Gewerkſchaftsſekretär,
Darmſtadt; 5. Winter, Rektor, Mainz; 6. Frau Hattemer,
Hausfrau, Darmſtadt: 7. Weckler, Landwirt, Rockenberg;
8. Dr. Stohr, Profeſſor, Mainz; 9. Heinſtadt Studienrat,
Bensheim; 10. Noll Lederarbeiter, Horchheim/Worms; 11. Dr.
Schmidt Rechtsanwalt, Mainz; 12. Altmann
Schuh=
machermeiſter und Beigeordneter, Seligenſtadt; 13. Keller,
Amtsgerichtsrat, Gießen.
Die würkkembergiſche Rolverordnung.
Das württembergiſche Staatsminiſterium hat heute auf Grund
der Ermächtigung des Reichspräſidenten die erſte württembergiſche
Notverordnung erlaſſen. Dieſe Notverordnung ſieht mit Wirkung
vom 1. Oktober ab eine allgemeine Kürzung der
Ge=
hälter der Beamten des Staates, der
Gemein=
den, der Amtskörperſchaften und der
Zweckver=
bände um 5 Prozent unter Freilaſſung der Gehälter unter
1500 Mark pro Jahr und der Bezüge der Polizei vor. Die
Ge=
hälter der ledigen Beamten, ſowie der
verhei=
rateten, die keine Kinder haben, werden um
7 Prozent gekürzt. An weiteren Maßnahmen kommen noch
in Betracht: Die Unterbindung der Vorrückung auf
zwei Jahre, die Aufhebung des Wohnungsgeldes bei
Inhabern von Dienſtwohnungen, ferner bei
ledi=
gen Beamten unter 45 Jahren die Kürzung des
Wohnungsgeldes auf die Hälfte und die
Beſeiti=
gung der Unterhaltszuſchüſſe und Beihilfen für
höhere und mittlere Beamte, ſowie künftiger
Weg=
fall der Vorſchriften über die Enthebung der
Hochſchullehrer von den Amtspflichten. Da das
Defizit im württembergiſchen Staatshaushalt 13 bis 15 Millionen
Mark beträgt, die Erſparniſſe auf Grund der erſten
württember=
giſchen Notverordnung aber nur 6 Millionen Mark ausmachen,
erklärt die Regierung in einem Aufruf an die Beamten, daß ſie
in abſehbarer Zeit eine weitere Kürzung der Beamtengehälter
vornehmen müſſe.
Neue Verordnung des Reichspräfidenken
über die Beilegung von Schlichkungsſtreitigkeiken
öffentlichen Inkereſſes.
Berlin, 28. September.
Mit dem 30. September 1931 laufen im Ruhrbergbau der
Lohntarifvertrag und das Mehrarbeitsabkommen ab. Die
bis=
herigen Verhandlungen über den Abſchluß neuer Tarifverträge
geben keine Ausſicht auf eine Einigung. Es iſt ſogar zu
befürch=
ten, daß ſich auch im ordentlichen Schlichtungsverfahren mindeſtens
nicht für alle Streitpunkte ein Mehrheitsſchiedsſpruch erzielen
läßt. Da die Gefahren eines damit eintretenden tarifloſen
Zu=
ſtandes in dieſer lebenswichtigen Induſtrie im Intereſſe des
wirt=
ſchaftlichen und politiſchen Lebens vermieden werden müſſen, hat
der Herr Reichspräſident am 27. September 1931 auf Grund des
Art. 48 Abſ. 2 der Reichsverfaſſung eine Verordnung erlaſſen, die
für die Zeit bis zum 10. Oktober 1931 die Regelung wieder
ein=
führt, die die am 31. Juli 1931 außer Kraft getretene
Verord=
nung vom 9. Januar 1931 über die Beilegung von
Schlichtungs=
ſtreitigkeiten öffentlichen Intereſſes getroffen hatte. Der
Reichs=
arbeitsminiſter kann danach auf Grund eines Beſchluſſes der
Reichsregierung einen von ihm zur Durchführung eines zweiten
Schlichtungsverfahrens in derſelben Sache beſtellten
Sonder=
ſchlichter anweiſen, zur Bildung der Schlichtungskammer außer
den Arbeitgeber= und Arbeitnehmerbeiſitzern auch zwei
unpar=
teiiſche Beiſitzer zu berufen. Kommt dann kein
Mehrheitsſchieds=
ſpruch der Kammer zuſtande, ſo haben der Schlichter und die beiden
unparteiiſchen Beiſitzer einen Schiedsſpruch mit Stimmenmehrheit
abzugeben.
Verbilligte Kohlen für Erwerbsloſe
durch das Rheiniſch-Weſtfäliſche Kohlenſundikat.
Eſſen, 28. September.
Die heutige Mitgliederverſammlung des Rheiniſch=
Weſtfäli=
ſchen Kohlenſyndikats befaßte ſich mit der Frage der
Kohlenwinter=
hilfe und faßte nachſtehenden Beſchluß:
„Der im Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikat
zuſammen=
geſchloſſene Ruhrbergbau erklärt ſich bereit, in dem
bevorſtehen=
den Winter aus ſeinen Hallenbeſtänden verbilligte Kohle für
be=
dürftige Erwerbsloſe abzugeben. Dieſe Erwerbsloſenkohlen
kom=
men nicht in Anrechnung auf die Verkaufsbeteiligung, ſind aber
umlagepflichtig. Alles weitere wegen der Durchführung dieſes
Beſchluſſes beſtimmt ein ſechsgliedriger Ausſchuß im
Einverneh=
men mit dem Syndikatsvorſtand.”
Das Sparprogramm der öſterreichiſchen Regierung.
EP. Wien, 27. September.
Das Sparprogramm im Sinne der Genfer Vereinbarungen
des Bundeskanzlers Dr. Bureſch liegt nun vor. Die Bezüge der
öffentlichen Angeſtellten werden um 6 Prozent gekürzt, wobei ein
Exiſtenzminimum von etwa 2000 Schilling von Abzügen verſchont
bleibt. Außerdem werden die Sonderzulagen und alle
Nebengebüh=
ren gekürzt mit Ausnahme der Sicherheitsformationen des
Staa=
tes. Alle Beförderungen für 1932 werden unterbrochen. Dieſe
Maßnahmen ergeben eine Einſparung von 82 Millionen
Schil=
ling. — Auch die Länder, Bezirke und Gemeinden ſollen die
Be=
züge ihrer Beamten in gleicher Weiſe kürzen. Ferner ſoll eine
Kraftwagenverkehrsſteuer eingeführt werden, ſowie eine
Kriſen=
ſteuer, die als Zuſchlag zur Einkommenſteuer gedacht iſt und von
0,55 bis 3 Prozent anſteigt. Die Benzinſteuer ſoll von 13 auf
30 Groſchen erhöht werden. Die Zucker= und Bierſteuer, die als
proviſoriſche Maßnahme zugunſten der Landwirtſchaft eingeführt
wurde, ſoll in Kraft bleiben.
UAimmel
woing=
mit Bad, Zentralheizung und Veranda
ſofort zu vermieten. Angebote u. N 18
(13358
an die Geſchäftsſtelle.
Dreinimmer-Wohnungen
Im Baublock der Wohnungsbauvereinigung
am Ebertplatz ſind noch einige neue, modern
ausgeſiattete 3 Zimmerwohnungen m. Küche,
vollſfändig eingerichtetem Bad, Balkon und
Dachkammer ſowie Etagenwarmwaſſerheizg
im Laufe des Oklober beziehbar, zu vermieten.
Mietpreis je nach Etage 68 —74 Mark.
Auskunft
(13964
Wilhelminenstraße 21, I. Sfock.
Griesheim b. D.
In ſchö. Lage neue
3 Zim. m. Balk. u.
all. Zubeh. an kdlſ.
Ehep. ſof. zu verm.
Näh. Geſchaftsſt.
4—5=Z.=Wohn., pt.,
i. g. Geſchäftsl. f. ſo
od. ſp. zu miet. geſ
3=Z.=W. k. i. Tauſch
geg. werd. Ang. m.
Prs. u. P. 224 Gſch.
Beſchl.=freie Wohn.
3 große Z. u. Zub.
prsw. z. vm. Ang.
u. P. 107 Gſch. (*sg
Drangerie=Alle 17
1. St., 3 Zimm. leer
od. möbl. zu vm. /Fim
2—3-Zi.-Wohn
kl. Küche, Kell.,
Licht. Beckſtr. 83,II.
Näh Roßdörferſtr.,
b. Müller. Anzuſ.
8—10, ½6—7 Uhr.
Ludwigshöhſtr. 35
beſchlagnahmefreie
2 Zimmer Wohnung
m. Küche ſofort zu
vermieten, 1395‟
Wixhauſen.
2 Zim. u. Küche ſof.
zu verm. Arheilger
Kreisſtr. 38. (13942
Möbl. 4—6=Zimm.=
Wohnung mit Bad
z. verm. Angeb. u.
N. 141 a. d. Geſch.
(13327b)
2—3-3i.-Wohn.
nebſt Küche ganz o.
teilw. möbl., ſof. z.
verm.
Mathilden=
ſtraße 25, pt.
Gut möbl. Zimei.
mit el. Licht und
Badbenutzung ſofort
zu vermieten.
An=
gebote unt. G. 215
Geſchäftsſt. (11737a
Beſchl.=fr. beſſ. 3=3.=
Wohn., 1. St., mit
Bad, 2 Manſ 2 gr.
Keller, z. 1. Nov. z
vm. Näh.
Wendel=
ſtadtſtr. 28. Laden.
(*id)
Mathildenhöhe
2-Zim.-Wohng
i. 2. Stock m. Diele,
Küche, Kamm.,
Kel=
ler z. verm. Fried.
Miete 600 ℳ. Gr
Mietkarte erford.
Ang. u. P. 233 Gſch.
1 groß. u. 1 kleines
Jahnſtraße 103,
in Einfamilienhaus Viktoriaſtr. 42, II.
in ſchönſter Lage des ſchön möb. Zimmer
Penſ. z. v. (13145a
Tintenviertels, ſind zu vermiet. (12749a
Rheinſtraße 75, gut
2 Zimmer möb 3. mit od. oh.
Manſardenzimmer
(a. Küche z. benutz.)
an ältere Perſon zu
vermieten. Herdweg
Nr. 97, par
2 ſchöne Zimm.
m. Küche ſofort zu
vermieten. Grüng
Mietkarte erforderl.
Näh. Geſchäftsſt. (
2 Zim. u. Küche in
Manſ., Südoſtv.,
38 ℳ ſof. z. vm.
Ang. u. P. 236 Gſch
zuſammen oder
ein=
zeln (Zentralheizung,
fließ. Waſſer; zu
ver=
mieten.
1 325
2 leere Zimmer
u. 1 zur Küchenben
ſofort zu vermiet.
Näh. Geſchäftsſt.
1 leeres Zimmre an
einz. Perſ. od. kdr.
loſ. Ehep. z. 1. Okt.
zu vm. Prs. 20
Anzuſeh. bis 6 Uhr
Zimmerſtr. 5, II. r.
Ludwigſtr. 20, II.
möbl. Z. m. Penſ.
zu verm. (13221a
Frdr.=Ebertplatz 5,I.
möb. 3. z. vm. (*sgi
Inſelſtr. 15, II. El.
m. Z. m. Klav. z. v.
(*dis)
1 Zimmer u. Küche
ſofort zu vermieten.
Näh. Geſchäftsſt. (*
Friedrich Ebert=Plat
Nr. 1, I. leeres
Zim=
mer zu vermiet.
Heinrichsſtr. 142, I.
ſchön. Zim., leer o.
möb. oh. Bed. z. v.
Schön. leer, o. möb.
Zim. m. el. L. z. v.
Hügelſtr. 69, pt. (*
Hr. ſch. unmöbl. 3.
mit ſep. Eing., el
L.. Nähe Maxienpl.
an einz. Perſ. z. v.
Näh. Geſchäftsſt.
Bismarckſtr. 78, I.
gut möb. Z. m. od.
vh. Penſ. an beſſ.
Hrn. z. 1. Okt. zu
verm. Telef. vorh.*
Schuchardſtr. 15, II.
ſep., möb. Z. m. 1 o.
2 Bett. a. D. z. vm.
Eimd)
Hinrichſtr. 136, pt.
2 ſchöne Zim., tlw.
möb., Keller, Küch.=
Benutz, ſof. z. vm.
Gutenbergſtr. 1, III.I
möbl. Z. zu verm.,
ev. mit Klavier.)
Mühlſtr. 52, I., gu
möbl. Wohn= und
Schlfz. in gut., ruh.
Haus an 1 bis 2
Herren zu verm.
Wilhelmſtr. 29, I.
gt. möb. Z. m. Bade
gel. zu verm. (*id
Under gonel Ghiobel VerHadf
19.75
bringt Ihnen
unter
Bei-
behaltung
unserer guten und
Feellen Qualitäten
33 mm Rohr 24.50
die man spricht!
Bettstellen . . . . 32.50 29.50 26.50 24.50 22.50 19.75 15.75
Neutuch-Woll-Matratzen . . 32.50 29.50 26.50 24.50 19.75
ReinJava-Kapok-Matratzen 65.00 59.00 55.00 48.00 42.00
Schlaraffia-Roßhaar-Matratzen 110.00 105.00 100.00. 95.00
Fertige Deckbetten . . 3800 35.00 32.00 28.00 25.00 19.75
Fertige Federkissen 11.50, 10.50, 9.50,8.50,7.50,6.50.5.50 4.50
Paradies-Steppdecken 32.- 29.- 25.- 22.- 18.- 12.75 9.75
Daunen-Steppdecken 98.00 85.00 79.00 75.00 62.00 49.50
Woll-Koltern . . . 29.50 26.50 24 50 22.50 18.75 15.75 12.75
Kamelhaar-Koltern . . 48.00 45.00 38.00 32.50 29.50 21.50
Onalitäten . . . . . . . 7 50 6.50 5.50 4.50 3.75 2..5 2.25
Moderne Kautsche in vielen Stoffarten und
Aus-
führungen . . . . . . 225.00 190.— 175.00 120.00 11000 95.00
Wir bitten um Besichtigung unserer ständigen Ausstellung
praktischer und zweck mäßiger Betten und Bettwaren.
iien Erage Frin Schaf Baufigsker!
Eingang
im Hause
Gesahwister Tyool
33 mm Rohr 26.50
13934
33 mm Rohr 25.00
Bismarckſtr. 82, pt.
möb. Zim., el. L.
Schrbt., ſep. Eing.
zu vermieten.
N. Ramſt. Str. 49, II.
ſchön möb. Zim. in
gut. Hauſe z. vm.
Grüner Weg 25, II.
gt. möb. Zim. als
Einzelz. od.
Wohn=
u. Schlafz. zu vm.
Schulſtr. 2, Seitb.
(Haas) ſep., möbl.
Zim. zu verm. (*id
Ohlyſtr. 71, p., 3 beſ.
ſch. Z. m. Balk., ſ. gt.
möb. z. vm., einz. od.
zuſ. Evtl Küchenb.
d. Penſion.
Wendelſtadtſtr. 42, I.
gut mb. Z. z. v. (*
Frdl. Zim. m. ſep.
Eing., el. L., ſof. z.
verm. Neckarſtr. 4.
Gartenh. r., II. (*in
Roßdörferſtr. 40, II
frdl.mb. 3., Südſeite
an berufst. Hrn.z. v.*
Friſche Fiſche, Fiſchkonſerven
Mittwoch, den 30. ds. Mts., direkt vom Fiſchereiplatz
eintreffend:
ff. Kabelfau ohne Kopf
. . Pfd. 0.38
Bratſchellfiſche . .. . .
. . . Pfd. 0.30
Feinſte ſüße Bücklinge, ſtets friſch geräuch. Pfd. 0.32
ff. Rollmops, Bismarckheringe, Bratheringe
aus Ia friſchen deutſchen Heringen
1 Liter=Doſe 0.90 und 0.85
Fein Darmstadt
Beuirhs-
3960
e. G. m. b. H.
Heidelb.=Str. 28, II.
ſonn., gut möb. Z.
billigſt zu verm. (*
Karlſtr. 28, II., ſep.,
nöb. Z. z. v. (*imd
Schützenſtr. 9, frdl.
ruh., möb. Z. m. el
Licht zu vm. (*imd
Soderſtr. 16, II. lks
gut möb. Zim., ev
m. Penſ. z. vm. (*id
Möb. 3. m. voll. Koſt
ſof.z. v. Metzg. Freund
Pankrat. Str. 52(*in
Einfach möb. Zim.
p. 1. Okt. zu verm.
Becker, Saalbauſtr.
Nr. 78, Gartenhs.
Lauteſchlägerſtr. 22,
gut möb. Zim. z. v.*
Eliſab.=Str. 62, I. r.
möbl. Zim. z. vm.
Heinrichſtr. 121, II.
gt. möb. 3. z. vm.
Georgenſtr. 5, I.
ſchön möb. gt. heizb.
(*
Zimmer z. vm..
Soderſtr. 67, pt.
gut möbl. Zimmer
mit el. Licht z. vm.
Hügelſtr. 26, pt.
zut möb. Wohn=u
Schlafz., ſep. Eing.,
v. m. Penſ. z. vm.
(*id)
Für Ehepaar möb
Manſ.=Z. m. el. L.
u. eigen. Kochgeleg.
bill. z. vm.
Taunus=
ſtr. 39, p. 1 T. r.
Rheinſtr. 28, Mtb.
lk., möbl. Z. z. vm.*
E.=Ludwigſtr. 13, II
gt. möbl. Z. mit 1
od. 2 B. ſof. z. v. C
Kaupſtr. 42, II.
möbl. Zim. mit el.
u. Kaffee z. vm
Woche 4.50 ℳ.
Mühlſtr. 76, II.
g. möbl. Z., heizb.,
mit el. L. ſof. z. v.*
Karlſtr. 117, II.,
einf. Zim. ſof. z.v.*
Eliſabethenſtr. 43, II.
frdl. möbl. Zim. p.
1. Okt. zu verm.
Möbl. Zim., 3.=Hz.
Einf.=Hs., Tintenv.
z.vm. Näh. Geſch.
Aelt. Dame möchte
v. ihr. Wohn., w. z
groß. 1—2 möb. 3
b. abgeb. B. 3 Uhr.
Soderſtr. 63, pt. (*
Landgraf=Phil., Anl.
Nr. 4, I., neu
her=
gericht. Zimm. i. gt
Hauſe ſor. z. vm.
Nd.=Namſtägterſtr. 3
St., Schlafſtelle zu
vermieten.
Hügelſtr. 7, pt, kl.
frdl evtl. teilw. möbl
Zim., 20 ℳ., an
be=
rufst. Herrn o. Dame
zu vermieten.
*
A
O
Dbere Rheinſtr.
5 Räume
beſonders zu
Büro=
u. Geſchäftszwecken
geeignet, ſofort zu
vermieten. (*sid
Näheres; Tiſchler,
Rheinſtraße 2, I.
Telefon 587.
Großer und kleiner
Raum zum
Unter=
ſtellen von Möbeln,
auch als Werkſtätte
zu vermieten.
An=
gebote unter P. 213
an die Geſchäftsſt.
(12628a
Gt. helle
Werkftälte
b 1. Okt. zu verm.
Wilhelm Mahr,
Kirſchenallee 93.
Büro-Räume.
Rheinſtraße 20, II.,
1—2 grß. helle
Zim=
mer ſofort z. verm.”
Anzuſ. v. 8-16 Uhr.
Schöne helle Sout.=
Räume als Werkſt.
od. Lagerraum ſow.
klein. Raum, geeig.
f. Werkſt. o. Büro,
zuſammen od. getr.
zu vermiet. Gute
Einfahrt, gr. Hof.*
Oehme
Frank=
furterſtr. 24, II.
Nummer 270
Denstag, den 29. September 1931
Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Dormſtadt, den 29. September 1931.
50jähriges Jubiläum.
Am 27. September d. J. feierte Herr Direktor J.
Klee=
blatt im Hauſe Gebrüder Trier, Eiſengroßhandlung, ſein 50jähr.
Dienſtjubiläum. In Anbetracht des Ernſtes der Zeit hatte der
Jubilar gebeten, von einer größeren Feier Abſtand zu nehmen
und fand die Ehrung des Jubilars nur im engſten Kreiſe der
Firma Gebrüder Trier ſtatt. Bei dieſer Gelegenheit nahm der
Mitinhaber der Firma. Herr Generalkonſul Karl Mayer,
Veranlaſſung, dem Jubilar ſeine herzlichſten Glückwünſche zum
goldenen Jubiläum namens der Inhaber der Firma zu entbieten
und ihm zu danken, daß er während eines ganzen Menſchenalters
der Firma in treueſter Pflichterfüllung zur Seite geſtanden hat
und der geſamten heranwachſenden Generation ein leuchtendes
Vorbild geweſen iſt.
Die Heſſiſche Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt hat
Herrn Kleeblatt durch Ueberreichung eines Diploms anläßlich
ſeines goldenen Jubiläums geehrt.
— Jubiläum. Am 1. Oktober werden es 40 Jahre, daß Herr
Johs. Friedrich die Hausmeiſterſtelle im Vereinshauſe
Feier=
abend, Alexanderſtraße 18, übernommen hat. 1895 zog er mit
nach der Stiftsſtraße 51, wo er heute noch tätig iſt.
— Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen. Erledigt
iſt die Stelle für eine evangeliſche techniſche Lehrerin an der
Volksſchule zu Ober=Ramſtadt, Kreis Darmſtadt.
— Heſſiſche Spielgemeinſchaft. „Sollen wir Theater ſpielen?”
Dieſe Frage wurde von prominenteſter Stelle des Heſſenlandes
bejaht. — Aber „Können wir Theater ſpielen?” — auch dieſe
Frage kann, dank freundlichen Entgegenkommens auch der neuen
Intendanz des Landestheaters für uns bejaht werden, ſo daß wir
auch in der neuen Spielzeit in der Lage ſein werden, mit unſeren
Vorſtellungen im Kleinen Hauſe die mundartliche Bühnendichtung
weiterzupflegen. Wir beginnen kommenden Sonntag, den
4. Oktober 1931, 7 Uhr, anläßlich der Werbewoche des
Ein=
zelhandels mit einer Neueinſtudierung von Dr. Georg Büchners
köſtlicher Lokalpoſſe „E geplagder Familievadder”, die, ſeit 1927,
wo ſie 6 Wiederholungen erlebte, nicht mehr gegeben wurde.
Ge=
rade in unſerer Zeit tut der im Wirtſchaftskampfe zermürbten
Menſchheit ein herzbefreiendes Lachen bitter not, und daß auch
jetzt wieder das prächtige Bühnenwerk Büchners dieſes Lachen
in reichſtem Maße auslöſen wird, iſt unbedingt ſicher. Dazu
kommt, daß in Würdigung unſerer Notzeit die Eintrittspreiſe
(0,40—2,00 Mark) herabgeſetzt wurden, um weiteſten Kreiſen den
Beſuch unſerer Vorſtellungen zu ermöglichen denn, nur bei
genü=
gendem Beſuche ſind wir in der Lage, neben der Finanzierung
unſerer Vorſtellungen auch neue Stücke, über deren Annahme zur
Zeit noch Verhandlungen ſchweben, zur Uraufführung
anzu=
nehmen.
— Liederabend. Es ſei hiermit nochmals auf den am 30
Sep=
tember, abends 8 Uhr, im Kleinen Haus ſtattfindenden
Lieder=
abend von Peter Schäfer hingewieſen. Das Programm bringt
Lieder von Robert Schumann. Hugo Wolf und Richard Strauß.
Am Flügel begleitet Prof., Dr. Fr. Noack. Karten zu mäßigen
Preiſen an der Kaſſe des Kleinen Hauſes und in der
Muſikalien=
handlung Chriſtian Arnold am weißen Turm.
SeaddleTebeadaleasaemataai
vom 1. bis 7. Oktober 1931.
Dem Beiſpiel vieler Städte folgend wird auch der
Einzel=
handel in Darmſtadt in der Zeit vom 1. bis 7. Oktober in
Gemein=
ſchaft „mit dem Hausfrauenbund Darmſtadt den
landwirtſchaft=
lichen Hausfrauenvereinen und der Landwirtſchaftskammer für
Heſſen eine Deutſche Werbewoche veranſtalten, in der den
Konſumenten gezeigt werden ſoll, wie weitgehend bei Einkäufen
deutſche Waren und deutſche Erzeugniſſe den Vorrang vor
aus=
ländiſchen verdienen. In der ſo überaus ſchwierigen Zeit tut es
not, alle diejenigen Kräfte zu wecken, die unſerer einheimiſchen
Wirtſchaft einen neuen befruchtenden Antrieb geben können. Es
iſt beſonders für den Einzelhandel nicht immer leicht, im
Inter=
eſſe der einheimiſchen Wirtſchaft die Anſprüche und Bedürfniſſe
der Kundſchaft auf die Waren zu lenken, deren Abſatz angeſichts
unſerer bedenklichen Wirtſchaftslage dringend notwendig iſt: in
vielen Fällen wird teils aus Gedankenloſigkeit, teils aus
Bequem=
lichkeit das ausländiſche Erzeugnis bevorzugt, obwohl
gleich=
wertige Erſatzwaren deutſcher Herkunft in reichem
Maße vorhanden ſind.
Zu Beginn der Winterſaiſon will der Einzelhandel in
Darm=
ſtadt der Kundſchaft beweiſen, in wie weitgehendem Maße er in
der Lage iſt, mit guten deutſchen Waren aufzuwarten
ein=
gedenk der volkswirtſchaftlichen Verbundenheit von Kundſchaft,
Einzelhandel, Induſtrie und Landwirtſchaft. Die Darmſtädter
Geſchäftswelt wird in dieſen Tagen alle nur möglichen
Anſtren=
gungen machen, um die vielſeitigen Bedürfniſſe ihrer Kunden
zu=
friedenzuſtellen — ja, ihnen darüber hinaus noch Vorteile zu
bie=
ten. Die Veranſtaltung einer Freiloslotterie (Freiloſe
beim Einkauf von je 5 Mark) wird eine beſondere Gelegenheit
geben, beim Einkauf auch noch wertvolle praktiſche Gegenſtände
bzw. Gutſcheine zu gewinnen.
Das Heſſiſche Landestheater wird, am Sonntag,
den 4. Oktober, an dem auch die Geſchäfte von 1 bis 6 Uhr
nachmittags geöffnet ſind, durch volkstümliche
Vorſtellun=
gen zu verbilligten Preiſen gerade der Landbevölkerung beſonders
Rechnung tragen. — Für bequeme und häufige Omnibus= bzw.
Bahnverbindungen nach Darmſtadt iſt geſorgt.
Wir wenden uns in erſter Linie an die deutſche
Haus=
frau; ſie darf nicht planlos einkaufen und das wenige Geld,
das ihr zur Verfügung ſteht, für ausländiſche Waren ausgeben.
Es iſt ihre Pflicht, nur deutſche Erzeugniſſe, und von deutſchen
Arbeitern hergeſtellte Waren zu verlangen! Sie muß wiſſen, daß
jede überflüſſige Einfuhr von 6000 RM. Induſtriewaren oder
2250 RM. Nahrungsmitteln eine deutſche Familie ein Jahr
arbeits=
los macht! Auch muß ſie ſich klar darüber ſein, daß eine
lang=
dauernde Maſſenarbeitsloſigkeit neben den furchtbaren Folgen für
die körperliche Geſundheit ihres Volkes auch ſchwere Gefahren für
ſeine ſeeliſche Geſundheit im Gefolge haben muß.
Das dauernde vergebliche Bemühen um Arbeit muß gerade
bei einem ſo arbeitsfrohen und leiſtungsfähigen Volke, wie es das
deutſche ſeiner ganzen Veranlagung nach iſt, zu ſchwerer Depreſſion
und damit zur Regation führen. Bei den jugendlichen
Arbeits=
loſen iſt die Gefahr beſonders groß, daß ſie durch den dauernden
Mangel an geordneten Arbeitsverhältniſſen auch den Sinn für
geordnete Lebensverhältniſſe verlieren. Die deutſche Hausfrau
kann, wenn ſie ſich der Tragweite ihres Handelns bewußt iſt, in
dem ſchweren Ringen Deutſchlands eine Stütze des inneren
Frie=
dens ſein. Deshalb iſt das Gebot der Stunde: Verlangt deutſche
Stoffe, deutſche Schuhe, deutſche Hüte, deutſche Seifen, deutſche
Bücher, deutſche Weine deutſches Holz, deutſches Obſt, deutſches
Gemüſe und was ſonſt die deutſche Scholle hervorbringt!
Nichts hat den Landwirt in den letzten Jahren mehr
ent=
täuſcht als die Tatſache, daß im Gegenſatz zur Vorkriegszeit die
Früchte des Ackers nur zu unzureichenden Preiſen oder, wie in
dieſem Jahre, vielfach überhaupt nicht für die menſchliche
Ernäh=
rung abzuſetzen waren. Jeder gewerbliche Betrieb kann
ent=
ſprechend den jeweiligen Verhältniſſen ſeine Erzeugung
vermin=
dern oder erweitern, der Acker als ſolcher aber muß ungeachtet der
jeweiligen Abſatzverhältniſſe beſtellt und geerntet werden, ſoll er
nicht als totes Kapital liegen bleiben.
Aus dieſer Sachlage heraus nimmt die Landwirtſchaft
regſten Anteil an der Durchführung der Deutſchen Werbewoche in
Darmſtadt. Die wichtigſte Brotfrucht, der Roggen wird ſeinen
geſicherten Platz im Ackerbau behalten, wenn ein tadelloſes
Roggen=
brot zum Verkauf kommt und von der ſtädtiſchen Verbraucherſchaft
regelmäßig abgenommen wird. Der Kartoffel bauende Landwirt
iſt froh, wenn die Kartoffel als eines unſerer wichtigſten und
bil=
ligſten Nahrungsmittel in der gegenwärtigen Notzeit wieder mehr.
beachtet wird. Tauſende von kleinbäuerlichen Betrieben mit Obſt=
und Gemüſebau werden erhalten bleiben und ſich zur Beſeitigung
der Arbeitsloſigkeit gar noch vermehren laſſen, wenn Obſt und
Gemüſe gekauft werden. Welch ein Segen, für die Geſamtheit
liegt darin, daß vor den Toren Darmſtadts zahlreiche
Arbeiter=
familien, deren Ernährer in der Induſtrie, arbeitslos werden
mußte, ſein Gemüſe= und Obſtfeld bebauen kann und damit der
Unterſtützung durch die Allgemeinheit nicht zur Laſt zu fallen braucht.
Groß iſt der Ertrag der Obſtbäume und des Weinſtockes, jedoch
entſtehen für die heimiſche Landwirtſchaft große Verluſte, wenn es
nicht gelingt, die ſtädtiſche Bevölkerung mit Aepfeln und Birnen
zu beliefern und in unſeren Gaſtſtätten ein preiswertes Getränk
vom deutſchen Weinſtock zu verkaufen. Durch die großen Verluſte
infolge der naſſen Erntewitterung iſt die Kaufkraft der
Landwirt=
ſchaft ſchon erheblich geſchwächt und wird noch weiter vermindert
werden, wenn auch die Erzeugniſſe der Herbſternte ſchlecht
ver=
wertet werden. — Auch bei Milch. Käſe, Butter, Eiern und Fleiſch
wird die ſtädtiſche Verbraucherſchaft mithelfen können, daß die
inländiſche Erzeugung ausgedehnt und in ihrer Qualität
ver=
beſſert wird. Der Landwirt aus der Umgebung Darmſtadts wird
auch nur dann die erforderlichen Betriebsmittel und Bedarfsſtoffe
in der Stadt kaufen können, wenn ſeine eigenen Erzeugniſſe
ver=
käuflich bleiben. Darum kauft unſere landwirtſchaftlichen
Erzeug=
niſſe, und ihr ſchafft Arbeit und Brot in Stadt und Land.
Einzelhandel, Hausfrauen und Landwirtſchaft haben ſich zu
einer Veranſtaltung verbunden, die durch eine erfolgreiche Belebung
der Kauftätigkeit der Landwirtſchaft unſeres einheimiſchen
Gebie=
tes bei dem Abſatz ihrer Produkte, durch die Bevorzugung deutſcher.
Induſtrieerzeugniſſe unſerer Arbeiterſchaft Brot und Verdienſt
bringen ſoll. Möge ein reges Kaufintereſſe in dieſen Tagen die
unermüdlichen Anſtrengungen der veranſtaltenden Berufskreiſe
belohnen!
Heſſiſches Landestheater.
Emmmm Mittwoch, 30. Sept. 19½—22 Uhr. H1. Bühnenvolksbund.Tiefland. Preiſe 0 70—5.60. Donnerstag, 1. Okt. 19½—2314 Uhr. Außer Miete, Tannhäuſer.
Preiſe 0.80—6 40. Freitag, 2. Okt. 19½—22½z Uhr. D4. Die Ratten.
Preſe 0.70—5.60 Samstag, 3 Okt. 20—221g Uhr. G1. Darmſt. Volksbähne.
Die verkaufte Braut. Preiſe 0.70—5 60 Mk Sonntag, 4. Okt. 19½—22 Uhr. Außer Miete. Vorſtellung zu Ein=
heitspreifen. Die d ei Mnsketiere. 0 50—4.— ſütspreiſen. Die Drei Mittwoch, 30. Sept. 20, Ende nach 21½:
Leder=Abend Beter
Schäfer. Preiſe 1,/ 2, 3 Mk. Donnerstag, 1. Oft. 20, Ende gegen 22 Uhr. Zuſatzmiete III 1.
Marguerite ; 3. Preiſe 0 60—4 50 Mk. Freitag, 2. Okt. 19½—22½ Uhr. Außer Miete „Vorſtellung zu
halb Pr. Zar und Zimmermann. 0.40—2.50. Samstag, 3. Okt.
20, Ende gegen 22 Uhr Zuſatzmiete V1.
Mar uerite: 3. Preiſe 0.60—4 50 Mk.
Sonntag, 4. Okt
11—13½4 Uhr, Zum Welt=Tierſchutztag
Morgenfeier.
15, Ende g. 17 Uhr Außer Miete. Anläßl d. Welt=
Tierſchutztags. Sturm im Waſſerglas. Vor=
ſtellung zu Einheitspreiſen. Preiſe 0.40—2 Mk.
19—21½ Uhr. E geplagter Familienvatter.
Preiſe 0 40—2 Mk.
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet im Großen
Haus die exſte Wiederholung von Gerhart Hauptmanns „
Rat=
ten” mit Franziska Kinz als Frau John in der
Premieren=
beſetzung ſtatt. Die erſte Aufführung, die von Preſſe und
Publi=
kum mit einmütigem Beifall aufgenommen war, fand in
Anweſen=
heit des Dichters ſtatt, der, wie bekannt, auch an den letzten
Pro=
ben ſelbſt mitarbeitete. — Im Kleinen Haus wird die Oper
„Ariadne auf Naxos” von Richard Strauß zum erſten Male
in dieſer Spielzeit wieder aufgenommen. Die Hauptpartien ſind
beſetzt mit v. Stoſch, Walter, Harre, Sattlex, Allmeroth. Notholt,
Vogt. Kuhn, Lohmann, Liebel, Kienzl und Jürgas.
— Rudolf Serkin, der berühmte Pianiſt, ſpielt im erſten
Sinfonie=Konzert des Heſſiſchen Landestheaters am
Mon=
tag, dem 5. Oktober, unter Leitung von Karl Maria Zwißler das
B=Moll=Klavierkonzert von Tſchaikowſky und 6 Etuden von
Cho=
vin. Serkin gilt mit Recht als einer der bedeutendſten Pianiſten
der jüngeren Generation. Die „Allgemeine Muſikzeitung”,
Ber=
lin, ſchreibt anläßlich eines von ihm veranſtalteten Klavierabends:
es gibt bei ihm keine bloßen Effekte, keine Unnatur, keine
Verzerrungen, nichts, was nicht ſeine keuſche Muſikſeele paſſiert
„8=Uhr=Abendblatt”: „Rudolf Serkin hat eine Höhe
hätte
erreicht, wie ſie nur ſehr wenige große Begabungen erklimmen.
Dabei iſt das Techniſche eigentlich Nebenſache, ſo ſouverän
be=
herrſcht und reizvoll gekonnt es auch erſcheint. Das Weſentliche
iſt das muſikaliſche Urgefühl, das ganz ohne Prätention von innen
Das
Unge=
her geſtaltet.” „Deutſche Allgemeine Zeitung”
wöhnliche an dieſem Erzmuſiker iſt die Plaſtik ſeiner Darſtellung.
. Ein Abend, der im Gedächtnis haften bleibt.”
Alk=Darmſtädter Häuſer im Wandel der Zeiken.
Als im Jahre 1903 der Gedanke einer „Schloßfreiheit”
auftauchte, fielen, um den Zugang nach der „Altſtadt” vom Schloß
her zu öffnen, an dem heutigen Schillerplatz 11 Häuſer, die den
Block Marktſtraße, Schirngaſſe, den vorderen Teil des
Schloßgra=
bens und das ehemalige Rittergäßchen umfaßten. Als Ueberreſt
ragt ein feſtgefügter Block von drei Häuſern heraus der
ſchein=
bar all den vergangenen Zeiten trotzt und an dem ſich die neue
Zeit mit der alten vermählt hat.
Die große Vorderfront nach dem Markt zu bildet heute die
Firma Deuſter, die Ecke nach dem Schillerplatz das Schillereck,
und die rückwärtige Front das Haus des Privatiers Möſer.
Die Vorderfront, die einſt als herrſchaftlicher Bau unter dem
Namen „Landgraf=Georg=Haus” bekannt war, bildete ſpäter die
ehemalige Hofapotheke und das Haus des Metzgermeiſters Volz.
Geſchichte und Gewerbefleiß grüßen ſich hier.
Akten erzählen uns daß 1603 ein Landſchreiber Johann
Weitzel hier ſein Beſitztum hatte, von dieſem kaufte es
Land=
graf Ludwig I. mit ſeinen Brüdern Philipp und Friedrich. 1612
ging das Haus für 2500 fl. in den alleinigen Beſitz des
Landgra=
fen über und erſcheint dann unter der Bezeichnung „Landgraf=
Johannes=Haus” in den Akten. Nach dem Schloßbrande 1715
nahm Ernſt Ludwig eine Zeitlang darin Wohnung, und aus
jener Zeit ſtammt der Name „Herrenhaus‟. Dieſer war
bekannt=
lich ein beſonderer Meiſter der Dreherkunſt und hatte auch ſeine
Dreherwerkſtatt in dem Hauſe eingerichtet: dieſe Einrichtung
bil=
det heute noch ein Schmuckſtück unſeres Schloßmuſeums.
1769, unter Landgraf Ludwig IX. (dem Pirmaſenſer) kaufte
der Hofapotheker Ehrhardt das ehemalige Herrenhaus für 9000
Gulden und errichtete hier eine Apotheke, die bis 1904 hier ihren
Sitz hatte und dann in das Haus Ballonplatz 11 verlegt wurde.
— Volkshochſchule. Die Vortragsreihe über „Einführung in
die Pilzkunde” von F. Kallenbach findet heute um 20.15 Uhr im
Feſtſaal des Realgymnaſiums ihre Fortſetzung.
Groß=Flugkag in Darmſtadt
am 11. Oktober, nachmittags 3 Uhr.
Die letzte Flugveranſtaltung in Darmſtadt, die ein größeres
Format hatte, war der Flugtag, in dem der deutſche
Kunſtflug=
meiſter Fieſeler ſeine damals unerreichten Kunſtflüge zeigte.
Gegen dieſen flog der bekannte Münchener Kunſtflieger Stöhr.
Des weiteren ſtartete ein franzöſiſcher Pilot. Kurz, es war ein
Flugtag von großem Format.
Aber ganz allgemein hat ſich die Zeit dieſer Flug=
Schauſtel=
lungen überlebt. Man veranſtaltet heute Flugtage mehr nach dem
Geſichtspunkt der Zuſammenarbeit mehrerer Flugeinheiten, und
man benutzt dieſe Flugzeuge, um der Oeffentlichkeit zu zeigen, daß
Deutſchland durch die Feſſel des Verſailler Vertrags nicht in der
Lage iſt, ſich eine Flugflotte ſchaffen zu können. Daß infolgedeſſen
die Entwicklung des Flugweſens in Deutſchland auf rein friedliche
Ziele gerichtet iſt, die ſich zum Wohle der Menſchheit auswirken
werden.
Lange hatten wir in Darmſtadt keine Veranſtaltung dieſer
Art, und nun wird am 11. Oktober auf dem Flugplatz an der
Nie=
der=Ramſtädter Straße eine große Veranſtaltung anrollen, wie
man ſie in Darmſtadt ſicherlich noch nicht geſehen hat. Nicht nur,
daß annähernd 12 Maſchinen zur Verfügung ſtehen, es
werden auch dieſe Flugzeuge Geſchwaderflüge zeigen,
Kunſtflüge in Geſchwaderformation ausführen, und
die Piloten werden diejenigen Figuren fliegen, die noch vor
meh=
reren Jahren als unerhörte Senſation galten. So z. B. lange
anhaltender Rückenflug, die berühmten
Rol=
lings, die ſchneidig ausſehenden Turns
Sturz=
flüge, und verſchiedene werden ſogar nicht umhin können, das
außerordentlich gefährliche Trudeln vorzuführen.
Darüber hinaus enthält das Programm natürlich noch andere
Punkte, ſo z. B Gruppen=Fallſchirm=Abſprünge
der Damen von Witte, Langer und Geier. Außerdem
Ballon=
rammen und Abſchießen von Ballonen mit
Leucht=
piſtolen. Dem großen Publikum wird in klarſter Weiſe die
Technik des Segel=Schleppfluges durch Piloten der
Aka=
flieg vor Augen geführt. Es wird ein Zielabwurf gezeigt,
d. h. es wird verſucht, mit Hilfe eines ſchweren Gegenſtandes (
Poſt=
ſack) in ein beſtimmtes Feld zu treffen; man wird eine
Sta=
fette laufen laſſen, die ſich aus einem Reiter einem
Motorradfahrer, einem Läufer und einem Flugzeug
zuſammen=
ſetzt. Die auf dem Platz befindliche Lautſprecheranlage wird von
einem Fachmann bedient und das Publikum ſomit über alle
Vor=
gänge auf dem Laufenden gehalten. Zum Abſchluß der
Veranſtal=
tung wird eine bekannte Zigarettenfirma durch
Papierfall=
ſchirme, an denen je 6 ihrer Zigaretten hängen, Reklame
trei=
ben. Der Abwurf geſchieht von einer L.V.G. C 6. Dieſe
Ma=
ſchine iſt noch die einzige Kriegsmaſchine mit 200=PS=Motor. Es
wird intereſſant ſein, zu ſehen wie dieſer „ehrenvolle Vogel” ſich
gegen die im Motor bedeutend ſchwächeren Maſchinen der
Nach=
kriegszeit hält.
Die Programme enthalten diejenigen Nummern, die für etwa
20 Freiflüge auf den Sportmaſchinen ausgeloſt werden. Die
Ein=
trittspreiſe ſind denkbar niedrig, für Erwachſene 60 Pf., für
Kin=
der und Erwerbsloſe 40 Pf. und für die Plätze am Startplatz
1.10 Mark. In dieſem Preis iſt der Erperb eines Programmes
einbegriffen.
Die Veranſtaltung beginnt am 11. Oktober, nachmittags 3 Uhr.
Die Eingänge zum Flugplatz werden von der Nieder=Ramſtädter
Straße und vom Friedhof aus ſein. Alle anderen Zugänge ſind
geſperrt. Der Platz ſelbſt iſt aus Gründen der Sicherheit für das
Publikum bis auf die Zuſchauerplätze vollkommen geräumt. Die
Abſperrungslinie ſelbſt wird bis weit in den Wald hinein gelegt.
Weitere Mitteilungen folgen.
Deutsche Werbe-Woche in Darmstadt
1. bis 7. Oktober 1931.
Veranstaltet von der Darmstädter Einzelhandelsvereinigung mit dem Hausfrauenbund,
den landwirtschaftlichen Hausfrauenvereinen und der Landwirtschaftskammer für Hessen.
Freilose beim Einkauf von je RM. 5.—
Hauptgewinn ein Auto. Verschiedene Sonderveranstaltungen, auch in den Gaststätten.
Die Geschäfte sind am Sonntag, den 4. Oktober von 1—6 Uhr nachmittags geöffnet!
Kauft deutsche Erzeugnisse!
Steuert der Arbeitslosigkeit! ach Kellt der Landwietschaut!
Beite 6
Dkenstag, den 29. September 1931
Nummer 270
343. Veranſtalkung
Nachdem in einigen voraufgegangenen Vorträgen das ganz
alte Darmſtadt in einzelnen Straßen und Plätzen veranſchaulicht
worden war, folgte bei der diesmaligen Veranſtaltung eine
Be=
trachtung der Stadt im vorigen Jahrhundert.
In ſeiner Begrüßung konnte der Vorſitzende, Herr Philipp
Weber, feſtſtellen, daß gerade die ortsgeſchichtlichen Themen
immer eine ſtarke Anziehungskraft ausüben und einen größeren
Hörerkreis zuſammenführen, der Zeugnis davon ablegt, wie groß
das Intereſſe für die Stadtgeſchichte iſt.
Der Redner des Abends, Herr Hugo Stieſi der Aeltere,
führte die Zuhörer durch das Darmſtadt des vorigen
Jahrhunderts.
Den Ausgangspunkt des Rundganges bildete der Luiſenplatz,
wie er ſich im Laufe der Zeiten gewandelt hat. Vordem das
Darmſtädter Wahrzeichen, das Monument, dort ſtand, zierte
ein von Architekt Heger entworfener Brunnen 1824 den Platz,
der dann 1840 der Ludwigsſäule Platz machen mußte und auf den
Mathildenplatz verſetzt wurde. Der Platz wurde umrahmt von
dem Bau des Miniſteriums, erbaut 1827 von Heger, dem
ehemali=
gen Scheuerhof, dann ſpäter Gaſthof zur Traube, der eine alte
Geſchichte hat, die ehemalige Reiterkaſerne, die an der Stelle des
ehemaligen Brandſchen Poſthauſes 1715—1790 errichtet wurde.
Der Vorderbau fiel 1802 und auf den Fundamenten wurde das
Palais des Erbprinzen Ludwig II. errichtet. Der daran
angren=
zende heutige Palaisgarten bildete den Bauhof oder ſtädt.
Zim=
merplatz, der um 1812 in den Block zwiſchen Hügel= und
Zimmer=
ſtraße verlegt wurde. Die weitere Ecke, heutiges Landtagsgebäude,
war ehedem das 1792 erbaute Prinz=Chriſtians=Palais auf der
vierten Ecke ſtand das ſehr beſcheidene Poſtgebäude, 1878—1880
errichtet, woran ſich das vielen alten Darmſtädtern bekannte
Prinz=Alexander=Palais anſchloß.
Dann ging es Fluge durch die Rheinſtraße, wo man beim
ehemaligen „Darmſtädter Hof” einem altrenommierten Darmſtädter
Gaſthaus, Halt machte. Der Bau reichte vom Ständehaus bis zur
Grafenſtraße. 1903 erfolgte die Niederlegung, und die heutigen
Geſchäftshäuſer entſtanden an dieſer Stelle. Beſonders
intereſſier=
ten die Häuſer von Moller, in der Rheinſtraße, unter anderen
Nr. 48 (ehemaliges Hotel Köhler), das frühere Haus Gladbach,
das Haus Morauville (Heuß und Simon), das Gartenhaus
Reu=
ling Nr. 41, das Mollerhaus ſelber und mancher andere derartige
Bau, die der Rheinſtraße ein vornehmes Gepräge gaben.
Als weiterer hiſtoriſcher Bau wurde beſucht das ehemalige
Rentner Dieffenbachſche Haus, ehedem Gaſthaus „Zum
Erbprin=
zen” wo auch die Anfänge des Theaters lagen, denn hier ſpielte
um 1807 die Krebsſche Schauſpielertruppe. Der Anfänge unſeres
„Darmſtädter Tagblattes” wurde dabei im Vorübergehen gedacht,
das ſchon um 1738 als „Darmſtädtiſches Frag= und Anzeigungs=
Blättgen herauskam. So ging der Gang weiter bis zum
ehe=
maligen Rheintor, zur heutigen Kunſthalle.
Dann ging es durch das ehemalige alte Darmſtädter
Kaſernen=
viertel das Viereck zwiſchen Wilhelminen= Eliſabethen=, Grafen=
und Waldſtraße, das der Artillerie zugewieſen war. Der älteſte
Bau, die ehemalige Pionierkaſerne, ſpäter Wihelminenkaſerne im
Volksmund benannt, beherbergte früher noch die Kriegsſchule und
die Militärbibliothek. Die reitende Batterie lag ſüdlich im Bau
nach der Grafenſtraße, ſpätere „Höhere Töchterſchule”, heutiges
Städt. Hochbauamt und Stadtkaſſe. An der Eliſabethenſtraße lagen
die Schmiede und Geſchützſchuppen.
Weiter ging es über den ehemaligen Riedeſelsberg, auf
wel=
chem ſich heute der ſtolze Bau von Moller, die kath. Kirche erhebt,
erbaut im Jahre 1822 im Stile des Pantheons in Rom. Ein
wei=
terer Mollerbau in nächſter Nähe iſt die in der Sandſtraße
ge=
legene Freimaurerloge, erbaut 1816, und das ehemalige Prinz=
Karl=Palais, erbaut 1836, heute Landesverſicherungsanſtalt.
Des weiteren wurde der Mathildenplatz mit Umgebung
auf=
geſucht und insbeſondere der von Baumeiſter Mittermeier erbaute
Marſtall (1810—1812) eingehend beſichtigt.
Das Martinsviertel, insbeſondere die alten Gaſſen, wie Kleine
Arheilger Gaſſe. Gardiſtengaſſe, Wohnviertel der
Militärper=
ſonen” (Gardiſten), die altehrwürdige „Bangertsgaſſe” mit
Zehnt=
ſcheuer, die ehemalige Hofmeierei am Eingang unſeres
Herrn=
gartens, wo heute unſere Techniſche Hochſchule ſteht, und ſo
man=
cher alte Fleck aus dieſem Stadtteil wurde in Erinnerung gebracht.
Auch ein Streifzug, durch das ehemalige Beſſunger Gebiet
zeigte manches Hiſtoriſche. So der heutige Orangeriegarten,
ehe=
dem Beſſunger Herrngarten, urſprünglich ein Lehensgut, der „
Har=
nichhof”, den Landgraf Ernſt Ludwig 1714 von Miniſter Kametzky
für 15 000 Gulden erwarb. Das 1719 erbaute Orangeriehaus
brannte 1776 vollſtändig ab und wurde erſt 1781 wieder
aufge=
baut. Die alten Gebäulichkeiten am Forſtmeiſterplatz, wo um 1813
die Kavallerie ihren Sitz hatte, und wovon heute noch Ueberreſte
exiſtieren, wurden aufgeſucht. Hier lag auch ehedem die alte
Beſ=
ſunger Forſtmeiſterei ein Beamter ſoll hier das altbekannte
Darm=
ſtädter Gebäck, den „Forſtmeiſter” hergeſtellt haben, der heute noch
als Darmſtädter Spezialität gilt. Ebenſo iſt in dieſem Stadtteil
der von Miniſter Moſer angelegte „Prinz Emil”=Garten zu
er=
wähnen.
Der Marienplatz mit Umgebung, wo zu der großzügigen
An=
lage der Neckarſtraße, nächſt der ehemaligen Dragonerkaſerne eine
Häuſergruppe, die mit der Front nach der Neckar= und Hügelſtraße
ſteht, paßt. Die Häuſer wurden im Anfang des 19. Jahrhunderts
in gleicher Höhe und Größe errichtet und hatten einen
einheit=
lichen Bauſtil. Die ſechs zuſammenhängenden Häuſer hatten ein
harmoniſches Ausſehen, insbeſondere durch den Zwiſchenſtock
(Entreſol) mit halbrunden Fenſtern, die jetzt durch kleine
bau=
liche Veränderungen ein anderes Ausſehen haben. Dieſe Häuſer
trugen in der alten Zeit den Namen „Harmonie” und im
Volks=
mund wurden ſie auch als „Arche Noah” bezeichnet, weil
zahl=
reiche Bewohner, mit Kind und Kegel, Pferden und Hunden
darinnen ihren Sitz hatten. In dem Haus hier am Marienplatz 12
iſt der ehemalige Reichskanzler Graf von Hertling geboren.
So ging es weiter durch viele Straßen und Gaſſen, an
man=
chem intereſſantem Bau wurde Halt gemacht und manches aus der
Vergeſſenheit zurückgerufen. Beſonders wertvoll waren die
Dar=
legungen des Redners dadurch, weil die meiſten älteren Zuhörer
ſich auf vieles, was erzählt wurde, erinnern konnten und ſo
manches für den einen oder anderen ein Erlebnis wurde.
Reicher Beifall lohnte den Vortragenden, und der Vorſitzende
konnte ſeine herzlichen Dankesworte daran anſchließen. Dieſer
zeigte dann noch im Anſchluß eine große Anzahl Lichtbilder aus
jener Zeit, die dann das Ganze noch veranſchaulichten und viele
Erinnerungen weckten.
Nächſte Veranſtaltung am Donnerstag, den 8. Oktober. Herr
Schriftſteller Walter Schweter, bekannt durch ſeine
Heimat=
ſchriften, hat ein Volksſtück „Das Schützenfeſt” herausgebracht.
Er wird über die Entſtehung desſelben berichten und das Stück
im Auszug leſen.
Landesbibliothek.
Aus dem Gerichtsſaal.
Neue Erwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl) vom
28 September 1931 an auf 14 Tage zur Anſicht im Leſeſaale
auf=
geſtellt. 1. Adam, Karl: Das Weſen des Katholizismus.
Düſſel=
dorf 1931. 31/385, 2. Andreae, Wilhelm: Staatsſozialismus
und Ständeſtaat. Jena 1931. 31/395. 3. Böhme, Erdmann
Werner: Muſik und Oper am Hofe Herzog Chriſtians von
Sach=
ſen=Eiſenberg. Stadtroda 1930. 31/361. 4. Buſemann, Adolf:
Pädagogiſche Jugendkunde. Frankfurt a. M. 1931. 31/394.
5. Crémieux, Benjamin: Inventaires. Inquiétude et
recon=
ſtruction. Eſſai ſur la littérature d’apres guerre. Paris 1931,
311339. 6. Dubnow, Simon: Geſchichte des Chaſſidismus. Bd. 2.
Berlin 1931. 31/170. 7. Elert, Werner: Morphologie des
Luthertums. Bd. 1. München 1931. 31/171. 8. Gebhardt,
Otto: Geſchichte des Reſ.=Inf.=Regts. Nr. 228. 2. Teil: Die
Schlacht bei Lodz. Delitzſch 1930. Sg. 175 Bd. 280 a. 9.
Got=
hein, Marie Luiſe: Eberhard Gothein. Ein Lebensbild ſeinen
Briefen nacherzählt. Stuttgart 1931. 31/392. 10. Heilfron,
Eduard: Der neue Plan., Youngplan und Haager
Vereinbarun=
gen nebſt den deutſchen Ausführungsvorſchriften. Berlin 1931.
31/400. 11. Hohlfeld, Johannes: Deutſche Reichsgeſchichte
in Dokumenten 1849—1926. Berlin 1927. 27/496. 12. Horre
Otto: Kirchliche Vermögensverwaltung im Bereich der
Evangeli=
ſchen Landeskirche. Darmſtadt 1931. 31/351. 13. Jeſerich Kurt;
Der Volkswirt in der Praxis. Berlin 1931. 31/311. 14. Juſti,
Ludwig: Von Corinth bis Klee. Berlin 1931. 31/398. 15.
Kru=
chen Karl: Einführung in das Geld=, Bank=, Börſen= und
Sparkaſſenweſen. Berlin 1931. 31/401. 16. Lang, Max: Die
Univerſität Berlin. Wien 1931. 31 B. 55. 17. Lumiére,
Auguſte: Leben, Krankheit und Tod als Kolloiderſcheinungen
dar=
geſtellt. Stuttgart 1931. 31/399 18. Mumbauer Johannes:
Die deutſche Dichtung der neueſten Zeit. Bd. 1. Freiburg 1931.
31/362. 19. Schmidt=Beil, Ida: Die Kultur der Frau.
Eine Lebensſymphonie der Frau des 20 Jahrhunderts. Berlin
1931. 31/367. 20. Schmidt=Pauli, Edgar von: Graf Stefan
Bethlen. Berlin 1931. 31/381. 21. Schreiber Georg:
Natio=
nale und internationale Volkskunde. Düſſeldorf 1930. 30/807.
22. Vigny, Alfred de: Les deſtinées. Poemes philoſophiques.
Paris 1931 31/354. 23. Voigt Erich; Wirtſchaftsgeſchichte
Niederländiſch=Indiens Leipzig 1931. 31/396. 24.
Wagen=
führ, Horſt: Kartelle in Deutſchland. Nürnberg 1931. 31/347
25. Zorn, Richard: Grenzſteine des Rhein=Main=Gebietes.
Hofheim 1931. 31 B. 54. Vom 12. Oktober an verleihbar.
Vor=
merkungen werden im Leſeſaale entgegengenommen.
— Die Anmeldung deutſcher Aufwertungsanſprüche gegenüber
polniſchen Verſicherungsgeſellſchaften. Entſprechend den
Beſtim=
mungen des Artikels 18 und 19 des deutſch=polniſchen
Aufwer=
tungsabkommens und entſprechend einer Bekanntmachung des
Reichswirtſchaftsminiſters vom 1. Juni 1931, abgedruckt im
Deut=
ſchen Reichsanzeiger und Preußiſchen Staatsanzeiger Nr. 125 vom
2. Juni 1931, ſind Aufwertungsanſprüche von Reichsdeutſchen
gegenüber polniſchen Verſicherungsgeſellſchaften bis 15. November
1931 bei dem Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherung
anzu=
melden.
— Ein Meſſeerfolg der Darmſtädter Seifenfabrik A. G. Auf
der Scheinfirmenmeſſe des Bundes der Kaufmannsjugend im
D.H.V. in Innsbruck hatte auch die Darmſtädter Seifenfabrik
A. G. (Scheinfirma im D.H.V.) einen Ausſtellungsſtand belegt. In
dieſem wurden die Arbeitsunterlagen der Firma ſowie
Werbe=
plakate gezeigt. Obgleich die Konkurrenz von 200 Firmen
vor=
handen war, wurde der Daſag ein 4. Preis zuerkannt. Für die
vorbildliche Ausführung der Werbeplakate erhielt der Mitarbeiter
Junggehilfe Franz Weſtermayer=Darmſtadt einen 2. Preis. Die
Ehrenurkunde der Stadt Innsbruck ſowie die
preis=
gekrönten Werbeplakate ſind z. Zt. im Schaufenſter der Firma
Tapeten= und Linoleumgeſellſchaft m. b. H., Schulſtraße 7,
aus=
geſtellt.
— Das Helia=Theater zeigt ab heute ein neues Programn
und zwar den ſenſationellen Tonfilm „Der Raub der Mona Liſa
welcher den aufſehenerregenden Bilderdiebſtahl, den Raub des b
rühmten Gemäldes „Mona Liſa” im Pariſer „Louvre”, zum In
halt hat. Die Hauptdarſteller ſind: Trude von Molo. Willy Fo=
Guſtav Gründgens, Roda=Roda, Alexander Granach, Roſa Valet
Anton Pointner und Max Gülsdorff. Regie: Geza v. Bolva
Dazu ein reichhaltiges Beiprogramm. Jugendliche haben Zutri
— Im Union=Theater ſieht man bis auf weiteres Heinri
George in dem grandioſen Tonfilm „Menſchen hinter Gitterr
ein Filmwerk, das in Berlin wochenlang vor ausverkauften
Hä=
ſern lief und auch hier in Darmſtadt ein Erfolg auf der ganze
Linie wurde. In weiteren Hauptrollen ſind beſchäftigt Guſt
Dießl. Dita Parlo. Egon v. Jordan u. a.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute und folgende Ta
der Lachſchlager „Der Schrecken der Garniſon” mit Felix Breſſa
dem beliebten Komiker in der Hauptrolle. Dazu ein reichhaltig
Beiprogramm. Jugendliche haben Zutritt.
Aw. Unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit verhandelte das
Bezirksſchöffengericht am Montag gegen einen Groß=
Umſtädter Schloſſer, früher in Groß=Zimmern wohnhaft,
wegen Abtreibung und fahrläſſiger Tötung. In
der Nacht vom 15. auf den 16. Mai dieſes Jahres wurde in das
hieſige Krankenhaus eine todkranke Frau eingeliefert, die denn
auch am darauffolgenden Tag ſtarb. Die Sektion ließ keinen
Zweifel mehr, daß eine Abtreibung ſtattgefunden hatte. Der
Mann wollte nach eingeleiteter Unterſuchung von nichts wiſſen.
Er habe nicht mal gewußt, daß die Frau in Hoffnung ſei. Es
richtete ſich auch zunächſt kein Verdacht gegen ihn,, doch kamen bald
erhebliche Verdachtsmomente, die ſeine Taterſchaft vermuten
lie=
ßen. Auch heute beſtreitet der Angeklagte die Tat. In äußerſt
unſympathiſcher Weiſe verteidigt er ſich. Er verſucht den
Ver=
dacht auf die Hauswirtin zu lenken und ſämtliche Zeugen mehr
oder weniger als Lügner hinzuſtellen. Er verwickelt ſich jedoch
derart in Widerſprüche, und alles ſpricht ſo gegen ihn, daß das
Gericht zu der Ueberzeugung ſeiner Schuld kommt und ihn gemäß
dem Antrag des Staatsanwalts zu einem Jahr Gefängnis
verurteilt. Der Haftbefehl wird ausgeſprochen und der Mann
wird gleich abgeführt.
Unter lebhafter Anteilnahme des Publikums wird dann gegen
den ehemaligen Rechner der Spachbrückener Spar=
und Darlehnskaſſe und der Spachbrückener Bezugs= und
Abſatzgenoſſenſchaft verhandelt. Der Mann, ein Spachbrückener
Kaufmann und Landwirt, wird beſchuldigt ohne Befragung des
Vorſtandes übermäßig den Kredit der Kaſſe in Anſpruch
genom=
men zu haben. Als ihm ſein Schuldkonto ſelbſt etwas zu hoch
wurde, ſchrieb er die Summen einfach auf andere Konten und
ſetzte unter die Quittungen teilweiſe falſche Unterſchriften.
Wei=
ter ſoll er bei der Bezugsgenoſſenſchaft weit über das Erlaubte
Waren auf Kredit entnommen haben, und um das zu verdecken,
die Bücher falſch geführt, d. h. die Summen ebenfalls auf das
Konto anderer gebucht haben. Zum Schluß, als es ihm an Kopf
und Kragen ging, als man das Geld von ihm wieder forderre,
raffte er was in den beiden Kaſſen war zuſammen und machte
ſich aus dem Staube. Nach einiger Zeit griff man ihn auf, oder
er ſtellte ſich freiwillig wieder, auf jeden Fall war ſein Geldbeutel
leer. Nach dem Verbleib des Geldes befragt, gab er an, es ſei ihm
im Warteſaal, als er ſchlief ſeine Brieftaſche mit dem ganzen
Geld geſtohlen worden. Die Beweisaufnahme ergibt, daß ſich der
Geſamtſchaden auf rund 22 000—23000 Mark beläuft. Die
Mit=
glieder der Spar= und Darlehnskaſſe werden ihren
Geſchäfts=
anteil zu mindeſtens 50 Prozent, die der Bezugs= und
Abſatz=
genoſſenſchaft zu 100 Prozent einbüßen. Der Staatsanwalt
bean=
tragt angeſichts des großen Schadens wegen Untreue, ſchwerer
Urkundenfälſchung, Betrug und Unterſchlagung eine Geſamtſtrafe
von zwei Jahren Gefängnis und eine Geldſtrafe von 1000 Mark.
Das Gericht rechnet ihm die anſcheinend recht ungenügende
Kon=
trolle von ſeiten des Vorſtandes und des Aufſichtsrates zugute und
verurteilt ihn zu insgeſamt einem Jahr und drei
Monaten Gefängnis unter Anrechnung von ſechs Monaten
Unterſuchungshaft; dazu eine Geldſtrafe von insgeſamt 450 Mark.
Der Haftbefehl wird aufgehoben und der Verurteilte, der die
Strafe angenommen hat, wird auf freien Fuß geſetzt. Die
Staats=
anwaltſchaft will Berufung einlegen.
— Volksbühne. Samstag, den 3. Oktober, findet im Großen
Haus des Heſſiſchen Landestheaters für die Gemeinde G die erſte
Vorſtellung „Die verkaufte Braut” Oper von Smetana, ſtatt. Die
Mitgliedskarten für die Mitglieder der Gemeinde G werden ab
Mittwoch, den 30. September, ausgegeben und die der übrigen
Ge=
meinden ab Montag, den 5. Oktober. — Die Werbevorſtellung
Martha” am Samstag, dem 26. September, war ein voller
Er=
folg für die Volksbühne. Die Künſtler gaben, was ſie geben
konnten, und erzielten in ihrer Geſamtwirkung eine geradezu
glän=
zende Aufführung. Viele neue Freunde und Mitglieder hat ſich
die Volksbühne durch dieſe Werbevorſtellung erworben. Die
Ein=
trittskarten waren ſehr bald ausverkauft. Hunderte hatten ſich
vergeblich bemüht, Karten zu erhalten. Die Volksbühne wird
deshalb noch eine zweite Werbevorſtellung geben. Näheres wird
in den Tageszeitungen zurzeit bekannt gegeben.
— Preußiſch=Süddeutſche Staatslotterie. Nachdem die
amt=
liche Gewinnliſte der 5. Klaſſe der ſoeben beendeten 37, Klaſſen=
Lotterie erſchienen iſt, werden nunmehr bei allen ſtaatlichen
Lot=
terie=Einnehmern auch die größeren Gewinne ausbezahlt. Hand
in Hand damit erfolgt auch die Erneuerung der Loſe zur 1. Klaſſe
der neuen 38. (264.) Klaſſen=Lotterie, deren Ziehung bereits am
Mittwoch dem 21., und Donnerstag dem 22.
Okto=
ber d. I. ſtattfindet. Die Nachfrage nach Loſen macht es
rat=
ſam. den bisherigen Spielern zu empfehlen, ſich ihre Loſe
recht=
zeitig bei ihrem LotterieEinnehmer zu ſichern. Ebenſo werden
neue Spielluſtige gut tun. ſich beizeiten zum Mitſpielen
anzumel=
den — Wie wir hören. findet trotz der Schwere der Zeit — oder
vielleicht gerade deswegen — eine rege Nachfrage nach Loſen ſtatt.
Das iſt verſtändlich. Denn gerade jetzt hofft jedermann, duech
einen namhaften Treffer ſeine Lage verbeſſern zu können.
Evangeliſche Mädchenbildung im Volkshochſchulheim
—Am 2. November d. Js. beginnt in der
Heimvolkshoch=
ſchute Hohenſolms (Kreis Wetzlar) wieder ein dreimonatiger
Winterlehrgang für Mädchen, welcher bis zum 30. Januar 1932 läuft.
Wie alle bisherigen Lehrgänge wird auch der bevorſtehende geiſtige und
praktiſche Weiterbildung umfaſſen. Unterrichtsgebiete ſind: Evangeliſche
Lebens= und Weltanſchauungskunde, Deutſchkunde, Bürgerkunde:
Er=
ziehungslehre, Geſundheitslehre; „Hauswirtſchaft (Anleitung im Kochen
und in allen Hausarbeiten) und Handarbeiten (Weiß= und Kleidernähen).
In den Geſamtlehrgang einbegriffen iſt ein zehntägiger Kurſus in der
häuslichen Krankenpflege, ſowie Pflege des Säuglings und Kleinkindes,
der von einer Kaiſerswerther Schweſter geleitet wird. Die
Heimvolks=
hochſchule möchte ſo jungen Mädchen helfen bei ihrer Vorbereitung auf
die Aufgaben, die ſie als Frau im heutigen Leben erwarten. Während
die meiſten fachlichen Bildungsſtätten alle Kraft für die berufliche
Schu=
lung verwenden müſſen, wollen die evangeliſchen Heimvolksſchulen bei
aller geiſtigen und praktiſchen Weiterbildung, die auch ſie wie vorſtehend
angedeutet, treiben, ihr Augenmerk auf die Förderung des ganzen, alſo
auch des inneren Menſchen, richten und ihm zum Reiferwerden im
evan=
geliſchen Sinne helfen. Wie notwendig gerade in der Gegenwart eine
Klärung und Feſtigung für den jungen, noch werdenden Menſchen iſt,
bedarf keines Beweiſes. Keine günſtigere Vorbedingungen aber gibt es
da, als ein in ernſter Arbeit und froher Geſelligkeit vom evangeliſchen
Geiſt getragenes Heimleben, wie es die evangeliſchen Volkshochſchulheime
für Mädchen zu bieten vermögen. Die Schülerinnen leben wie eine
große Familie mit ihren Lehrern im Heim. Arbeits= und
Erholungs=
ſtunden ſind vom gleichen Geiſte getragen. Viele junge Mädchen blicken
heute ſchon auf ihre Volkshochſchulzeit dankbar zurück und rechnen ſie
nicht nur zu den ſchönſten Erinnerungen, ſondern wiſſen um einen
blei=
benden Wert davon für ihr Leben. Ein evangeliſcher Vater aber ſchrieb
nach Beendigung des letzten Mädchenlehrganges: „Ich habe den
Ein=
druck, daß die Teilnchme an dem dortigen Volkshochſchulkurſus für die
geiſtige und körperliche Entwicklung meiner Tochter einen für das ganze
Leben wertvollen, zur Zeit gar nicht abzuſchätzenden Gewinn bedeutet.”
Ebangeliſche Ektern ſollten daher, gerade weil ihnen an einer inneren
Förderung ihrer Kinder gelegen ſein muß, auf die
Weiterbildungsmög=
lichkeit im evangel. Volkshochſchulheim beſonders achten. Das
Aufnahme=
alter iſt 17 bis 25 Jahre. Das Schulheim befindet ſich im alten Schloß
Hohenſolms, umgeben von Weſterwald, Taunus und Lahnbergen.
Teil=
nehmen können junge Mädchen aller Stände aus Stadt und Land.
Leiter der Schule iſt Pfarrer Petri „Proſpekte erbitte man bald von
der Heimvolkshochſchule Hohenſolms (Kreis Wetzlar).
Die Segelflieger auf der Roßdörfer Waſſerkuppe.
Der Sonntag ſah auf der Roßdörfer „Waſſerkuppe” eine
Gruppe zünftiger Segelflieger des Flugverbandes der
Werktäti=
gen „Sturmvogel” und des Polizei=Motorſportklubs Darmſtadt
vereint, die unter zielbewußter Leitung ihres Fluglehrers Herrn
Dipl.=Ing. Gaule, zur Erlangung des „A=Flugſcheins” ſchulten.
Obwohl der Wind kein günſtiger war, wurden durch thermiſche
Aufwinde doch Leiſtungen erzielt, die als hervorragend zu
be=
zeichnen ſind. Es gelang den Herren Wilhelm, Schlötzer, Dr.
Rothſchild und Zimmermann aus Darmſtadt ſowie den Herren
Fröhlich, Lamby, Korter, Kreidel, Heim und Flörſchinger aus
Mannheim, ihre „A=Prüfung” abzulegen. Gefährlich ausſehende
Steilkurven, eine trefflich gelungene Baum= und Gebüſchlandung
ohne Bruch ſowie ein 2½=Minuten=Flug des Hochleiſtungsſegel=
Nodells des Herrn Wiegand aus Darmſtadt hielten die zahlreich
aus der Umgegend erſchienenen Ausflügler dauernd in Spannung.
Mit 59 Starts und 10 „A=Prüfungen” — gegen 56 Starts und
2 A=Prüfungen des letzten Sonntags — ging es mit „Hals= und
Beinbruch” wieder Darmſtadts Mauern entgegen.
— Der Zweigverein Darmſtadt des Heſſiſchen Guſtav=Adolf=
Vereins hielt am vergangenen Sonntag in Gundernhauſen ſein
Jahresfeſt. Nach dem Kindergottesdienſt des Vormittags führte
die von Pfarrer Gebhardt=Bieber gehaltene Predigt im
Feſt=
gottesdienſt nachmittags in die mancherlei Notlagen der
einheimi=
ſchen Diaſporagebiete ein, wußte aber auch ein leuchtendes Bild
von der Helfekraft evangeliſcher Bruderliebe zu zeichnen, die
be=
drohtes Glaubensleben zu neuem Wachstum und herrlicher Blüte
bringt. So fanden die Worte des Vorſitzenden, Pfarrer Vogel,
die zur Treue für die Kirche aufriefen, ein beſonders tiefes Echo
bei der zahlreich erſchienenen Gemeinde. In den
Nachverſamm=
lungen entbot das Vorſtandsmitglied des Hauptvereins,
Land=
gerichtsdirektor von Pfiſter, Grüße und Segenswünſche des
Haupt=
vorſtandes; der Jahresbericht, erſtattet durch Pfarrer Weiß, gab
Einblick in die erfolgreiche Arbeit des Zweigvereins, der trotz der
wirtſchaftlichen Not der Zeit in Hausſammlungen
Konfirmanden=
gabe und Jubiläumsſammlung die alte Guſtav=Adolf=Liebe
wie=
der bewährt hat. In längerem Vortrag wurden wir dann durch
Pfarrer Knab=Guſtavsburg zu den deutſch=evangeliſchen
Glaubens=
genoſſen in Jugoſlawien und ins Elendsgebiet Rußland geführt,
wo bei aller ſchauderhaften Unterdrückung des kirchlichen Lebens
doch neue Anſätze zu religiöſer Gemeinſchaft ſich regen. Bei guter
Beteiligung der Gemeinde Gundernhauſen erbrachte der Feſttag
an Kollekten über 70 RM.
W.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die ſchönen
ſonni=
gen Tage der vergangenen Woche haben im vorderen Odenwald
die ganze Schönheit des Herbſtes zur Entfaltung gebracht. Der
Laubwald ſteht in vollem herbſtlichen Prangen. In dieſes hinein
führt uns die Wanderung des nächſten Sonntags. In Lengfeld
ſoll ſie beginnen, wo das Gebirge ſich bereits ſenkt zur
Main=
ebene. Dort erhebt ſich der eindrucksvolle Kegel des Otzberges.
Er iſt das erſte Ziel der Wanderung. Jedem Odenwaldwanderer
iſt bekannt die Fernſicht, beſonders von der Südſeite aus auf die
Odenwaldberge, ins Gerſprenztal, über das Gumpener Kreuz. in
das Tal der Weſchnitz. Lauſchige Waldwege, ſchöne Ausblicke
geben dieſer Herbſtwanderung ihr Gepräge. Die Teilnehmer
wer=
den voll befriedigt ſein. Alles nähere gibt die Anzeige in der
heutigen Nummer. — Der Landtagswahlen wegen findet die
No=
vemberwanderung, wie urſprünglich feſtgeſetzt, am 8.
Novem=
ber ſtatt. Die Klubgenoſſen ſeien jetzt ſchon hierauf aufmerkſam
gemacht.
— Stenographie und Maſchinenſchreiben ſind im heutigen
Wirtſchaftsleben nicht nur für den Berufstätigen, ſondern für
jeden, der an den öffentlichen Geſchehniſſen Anteil nimmt, zur
Unentbehrlichkeit geworden. Ihre gründliche Erlernung, unter
Leitung ſtaatlich geprüfter Lehrer, bei niedrigſten
Unterrichts=
gebühren und bequemſter Zahlungsweiſe, verbürgt die
Steno=
graphen=Vereinigung, Ludwig=Georgs=Gymnaſium, Karlsſtraße 2.
Dortſelbſt beginnen neue Kurſe in Einheitskurzſchrift am 29.
Sep=
tember und 2. Oktober. Maſchinenſchreiben täglich im Hauſe
Karlsſtr. 23 pt. nach der Zehnfinger=Blindſchreibmethode.
— Unfall. Geſtern nachmittag kam eine Frau auf dem
Markt=
platz ſo unglücklich zu Fall, daß ſie ſich einen ſchmerzhaften
Knöchel=
bruch zuzog und ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
— Ein aufregender Vorgang ereignete ſich geſtern abend nach
11 Uhr auf dem hieſigen Hauptbahnhof. Zwei Frauen die
vor=
geſtern bereits aus dem Krankenhaus Hofheim ſich entfernt
hat=
ten, wollten auf den ſchon in Bewegung befindlichen Zug nach
Langen aufſpringen. Dabei geriet die Frau Z. aus Darmſtadt
unter den Zug. Ihr wurde das linke Bein vollſtändig abgefahren,
am rechten Bein wurde ſie ſchwer verletzt. Die zweite Frau L. aus
Langen erlitt einen Nervenſchock. Beide Frauen wurden durch die
ſtädtiſche Rettungswache (Tel. 600) ins Krankenhaus gebracht.
— Verkehrsunfall. Geſtern vormittag wurde ein Fräulein
Sch. von einem Motorradfahrer der gerade ſeine Prüfung
ab=
legen wollte, ſo unglücklich angefahren, daß ſie mit äußeren und
inneren Verletzungen durch die Freiwillige Sanitätskolonne
(Tel. 400) ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
Aus den Parkeien.
— Deutſche Volkspartei Ortsgruppe
Darm=
ſtadt. Heute abend findet im Gelben Saal bei Sitte eine
Mit=
gliederverſammlung ſtatt. Der Landesvorſitzende, Bürgermeiſter
Dr. Niepoth, M. d. L., und der Ortsgruppenvorſitzende,
Ober=
landesgerichtsrat Altendorf, Mitglied des Stadtrats, werden
über politiſche Tagesfragen (u. a. Volksbankangelegenheit)
ſpre=
chen. Gäſte können, ſofern ſie nicht Mitglieder anderer Parteien
ſind, eingeführt werden.
Tageskalender für Dienstag, den 29 September 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes; Haus. 19,30 Uhr: „Die
Ratten” — Kleines Haus, 20 Uhr: „Ariadne auf Naxos”.
Konzerte: Zur Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſtaurant
am Böllenfalltor, Herrngartenkaffee. — G.D.A.=Heim,
Riegerplatz 3. 20,30 Uhr: Lichtbildervortrag „Unſere
wichtig=
ſten, nützlichſten und ſchädlichſten Pilze” —
Kinovorſtel=
lungen: Union=. Helia= und Palaſt=Lichtſniele
Kummer 270
Dienstag, den 29. September 1931
Seite 7
Aus Heſſen.
Obſt=Ausſkellung in Nieder=Ramftadt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 28, Sept. Die von ſeiten des Obſt= und
Gartenbauvereins am 27. d. M. im Saale des Gaſthauſes „Zum
Darmſtädter Hof” veranſtaltete lokale Obſtausſtellung darf als
eine in allen Teilen gelungene und jedermann befriedigende
be=
zeichnet werden. Der Ausſtellung lag als Hauptaufgabe zugrunde,
anbauwürdiges und verkaufsfähiges Obſt zur Schau zu bringen,
eine Aufgabe, die gar nicht hoch genug eingeſchätzt werden kann,
angeſichts der Tatſache, daß immer noch viel zu viel ausländiſches
Obſt, das allerdings in beſſerer Aufmachung und Farbenwirkung
auf den Markt kommt, in Deutſchland verbraucht wird. Der
un=
ermüdlichen Tätigkeit des hieſigen Obſt= und Gartenbauvereins,
der ſchon vor Jahren die Gefahr erkannte und rechtzeitig Schritte
unternahm. um dem Durcheinander in der Sortenauswahl durch
programmäßiges Umpfropfen der alten Bäume und einheitlichen
Bezug junger Bäume auszumerzen, iſt es zu verdanken, daß man
in hieſiger Gemeinde, dem Ziele allmählich näher kommt. Die
Ausſtellung brachte zweifellos den Beweis dafür, daß ſich die
Sortenzahl gegenüber der letzten Ausſtellung ganz bedeutend
ver=
ringerte, dafür aber Sorten von Qualität und Anſehen zur Schau
kamen. Die Hauptſorten bei Aepfel, wie „Schöner von Boskop”.
„Rheiniſcher Winterrambour”, „Reinette von Zucallmaglio”,
„Roter Eiſerapfel” „Harbert:= und Baumann=Reinette” waren ſo
ziemlich in allen Gruppen vertreten und beherrſchten das Feld.
Ebenſo bei Birnen die Sorten „Gräfin von Paris”, „Mollebuſch”,
Winterapotheker”, Gellerts=Butter‟. Die Ausſtellung ſelbſt
zer=
fiel in verſchiedene Abteilungen. Die Gruppe 1 umfaßte Aepfel=
Hochſtamm, und zwar mußten hier von jedem Einzelausſteller je
4 Sorten Tafel= und 3 Sorten Wirtſchaftsäpfel ausgeſtellt werden.
Dieſe Abteilung wurde von 17 Ausſtellern mit 119 Sortimenten
beſchickt. In der Gruppe 2 Birnen=Hochſtamm, mit je 3 Sorten=
Tafel= und 2 Sorten Wirtſchaftsbirnen, waren vertreten acht
Aus=
ſteller mit 40 Sortimenten. Dieſe beiden Gruppen waren das
Beſte, was man bei einer Ausſtellung ſehen kann, aber auch am
ſchwierigſten zu beſchicken, weil hier gewiſſe Aufgaben zu erfüllen
waren hinſichtlich Anbauwürdig= und Verkaufsfähigkeit. Die
Gruppen Einzelſorten ſtellten wewiger Anſprüche an die
Obſt=
züchter und waren daher auch reichlicher beſchickt. In der
Abtei=
lung Aepfel=Hochſtamm waren vertreten 32 Ausſteller mit 89
Sor=
timenten und in der Gruppe Birnen=Hochſtamm 25 Ausſteller mit 50
Sortimenten. Die Gruppe Niederſtammobſt war faſt gar nicht
ver=
treten, ein Beweis dafür, daß ſich die Mehrzahl der Obſtzüchter
doch mehr auf Erwerbsobſtbau einſtellt und der ſogenannte
Lieb=
haberobſtbau immer mehr in den Hintergrund tritt. Eine
beſon=
dere Abteilung bildete noch die Gruppe Obſt= und
Gemüſeverwer=
tung, die von 12 Ausſtellern beſchickt war. Insgeſamt waren
aus=
geſtellt 302 einzelne Obſtſortimente mit je 10 Früchten, ſo daß der
große Ausſtellungsſaal, der ſinngemäß ausgeſchmückt war, ein
far=
benprächtiges Bild bot.
Das Preisgericht, beſtehend aus den Herren Obſtbauinſpektor
Behne und Obſtbauinſpektor Dörmer hatte keine leichte
Auf=
gabe, um aus all dem vielen, durchweg ſchönen Obſt ein gerechtes
Urteil zu fällen. Es iſt den beiden Herren nach faſt vierſtündiger
Arbeit jedoch gelungen, ein alle Teile befriedigendes Ergebnis
zu bewirken. Zuerkannt wurden in der Gruppe 1: 4 erſte. 10 zweite
uned 3 dritte Preiſe in der Gruppe 2: 3 erſte, 3 zweite und 2
dritte Preiſe in der Gruppe Einzelſorten Aepfel: 6 erſte, 9 zweite,
4 dritte Preiſe und 8 Anerkennungen, in der Gruppe Einzelſorten
Birnen: 3 erſte, 5 zweite. 8 dritte Preiſe und 6 Anerkennungen,
in der Gruppe Obſtverwertung: 4 erſte, 3 dritte Preiſe und 5
An=
erkennungen. Die dem Verein geſtifteten Ehrenpreiſe wurden auf
die einzelnen Abteilungen in entſprechender Weiſe verteilt. Die
Ausſtellung war von etwas mehr als 500 Perſon beſucht. Sie
darf als einen Erfolg für den Obſt= und Gartenbauverein
ver=
bucht werden und wird zweifellos wieder eine gewiſſe Anregung
auf dem Gebiete des heimiſchen Obſtbaues bringen.
Dd. Arheilgen, B. Sept. Republikaniſcher Tag. Geſtern
fand hier eine republikaniſche Kundgebung ſtatt, zu der eine große
An=
zahl Reichsbannerleute aus Darmſtadt erſchienen waren. Nach einem
Umzug mit Muſik und unter Teilnahme der Gemeindeverwaltung durch
die teilweiſe beflaggten Ortsſtraßen ſprachen im Garten des Gaſthauſes
„Zum goldenen Löwen” der Landtagsabgeordnete Storck und
Gewerk=
ſchaftsſekretär Richter. Den Abſchluß bildete ein Bunter Abend unter
Mitwirkung der freien Vereine. — Auf den Sportplätzen konnten ſich
die Fußballer der Sportvereinigung durch ein Unentſchieden (1:1) gegen
Sprendlingen den zweiten Tabellenplatz in der Kreisliga erobern, und
die Handballer des Turnvereins durch einen 6:2=Sieg gegen Pfungſtadt
den erſten Tabellenplatz in der Kreisklaſſe erhalten.
Dg. Arheilgen, 28. Sept. Theaterabend. Am kommenden
Sonntag, den 4. Oktober, veranſtaltet der Arbeitergeſangverein
Treue” im Saale „Zum goldenen Löwen” einen Theaterabend.
Zur Aufführung gelangt das vieraktige Drama. Die Waffen
nieder” von Hans Engler, nach dem gleichnamigen Roman von
Bertha von Sutter. Bekanntlich wurde dieſer Roman mit dem
Nobelpreis ausgezeichnet. Der Geſangverein „Liederzweig”, der
ſich ſchon verſchiedentlich mit gutem Erfolge an Operetten
heran=
gewagt hat, bringt am gleichen Abend im Saale des Gaſthauſes
Zum weißen Schwanen” das immer noch ſeine alte Zugkraft
be=
ſitzende Luſtſpiel „Im weißen Röß’!” zur Aufführung. Da
beide Vereine gute Theaterkräfte zur Verfügung haben,
verſpre=
chen beide Aufführungen einige angeregte Stunden theatraliſcher
Unterhaltung.
F. Eberſtadt, 28. Sept. Ev Gemeindeabend. Der
Ein=
ladung zu dem am Sonntag abend von der ev. Kirchengemeinde
im Saale „Zum Bergſträßer Hof” (Peter) veranſtalteten
Ge=
meindeabend waren über 600 Gemeindeglieder gefolgt.
Pfarrer Weißgerber gab in einer herzlich gehaltenen
Begrü=
ßungsanſprache dem über Erwarten guten Beſuch freudigen
Aus=
druck, darauf hinweiſend, daß die Anregung zur Veranſtaltung des
Gemeindeabends vom Kirchenchor ausgegangen ſei, der mit ſeiner
in vielen Singſtunden geleiſteten Arbeit bei dieſer Gelegenheit
einmal zur Geltung kommen wolle. Daneben hätten ſich auch noch
andere Kräfte in dankbarer Weiſe zur Ausgeſtaltung des Abends
zur Verfügung geſtellt. Er hoffe, daß ſich Mitwirkende und
Zu=
hörer in dem Gedanken verbunden fühlten, durch den
Gemeinde=
abend das Zuſammengehörigkeitsgefühl aufs neue zu ſtärken und
zu vertiefen. Das ſei deshalb beſonders nötig, weil uns um die
Zukunft unſerer Kirche bang ſein könne, denn es ſei ein offenes
Geheimnis, daß ſie gegenwärtig in einer ſchweren Kriſe ſtehe.
Nicht nur äußerlich, ſondern auch innerlich. Es gäbe nur einen
Weg, der aus der Kriſe herausführen könne, nämlich den, die
Dinge offen und ehrlich zu betrachten, wie ſie ſind. Fragen der
Politik und der Wirtſchaftskriſe beherrſchten nach dem verlorenen
Krieg das Intereſſe aller Menſchen. Dinge, denen die Kirche mehr
oder weniger mit gebundenen Händen gegenüberſtehe. Darin aber
liege die Gefahr für die Kirche, zur Bedeutungsloſigkeit
herabzu=
ſinken. Mit Stolz habe ſie ſich einſtmals den Ehrentitel „
Volks=
kirche” zugelegt. Aber was nütze es, wenn nicht diejenigen, die
hinter ihr ſtehen, bereit ſind, mitzuarbeiten und mit ihr in eine
ſtändige Verbindung zu treten. Deshalb Gemeindeabend, der die
Glieder der Kirche nicht um eine Senſation willen, ſondern zu
dem, was ſie heute brauchten: zu einem Stück innerlichen Erleben
und zur geiſtigen Erhebung über den Alltag anlocken ſolle. Er
hoffe, daß jeder von dem Volksgut das unſere Kirche in dieſer
Hinſicht verkörpere, etwas mit nach Hauſe nehme, denn daraus
entſpröſſen die reichen Quellen, der Kraft, ohne die wir das
Schwere, das uns das Leben auferlegt, nicht ertragen könnten.
Die Veranſtaltung wurde durch eine Sonate von Buxtehude für
Violine, Violoncell und Cembalo eröffnet, das die Herren
Eide=
müller, Meyer und Engel in recht feinſinniger Weiſe zum
Vortrag brachten. Später hörten wir dieſe Herren noch einmal
in einem Trio für Pianoforte, Violine und Violoncell von
Mo=
zart. Herr Georg Pfeiffer ſang als Soliſt zwei Lieder: „Das
Erkennen” von Löwe und „Der Wanderer” von Schubert, die ihm
Gelegenheit gaben, ſeine gut durchgebildete Baritonſtimme hören
zu laſſen. Der Kirchenchor leitete ſeine Geſänge mit dem „
Feſt=
geſang” von Gluck ein. Im übrigen durchzogen ſeine Chorvorträge
das ganze Programm des Abends, die unter der Leitung des
Diri=
genten Wilhelm Pfeiffer ſtehend. Zeugnis von dem Können
ſeiner Sänger und Sängerinnen ablegte. Nur ſchade daß die
Männerſtimmen nicht zahlreicher ſind gegenüber den
Frauenſtim=
men, die wohl im letzten Jahre einen beträchtlichen Zuwachs
er=
fahren haben. Vergeſſen ſeien nicht die Gedichtvorträge von
An=
gehörigen der Jugendgemeinde. Dieſe ſtellte auch für das am
Schluſſe aufgeführte Märchenſpiel: „Das Mädchen ohne Hände‟
die Mitwirkenden, die ſich ihrer Aufgabe mit Liebe und gutem
Geſchick unterzogen. Reicher Beifall lohnte die Darbietungen aller
Mitwirkenden des Abends, der die Erſchienenen voll befriedigte.
Der Leininassche Wildpack.
In dem Bergland zwiſchen Main und Neckar im ſüdöſtlichen
Odenwald liegt der Leiningiſche Wildpark in den drei
Ländern Bayern, Baden und Heſſen zwiſchen den Ortſchaften
Kail=
bach, Reiſenbach. Schloſſau Breitenbach (Weiler) und Heſſelbach.
Wo vor nahezu 2000 Jahren der Schritt römiſcher Legionen
dröhnte, da iſt ſeit etwa 100 Jahren durch die Fürſten zu
Leinin=
gen ein herrliches Kleinod geſchaffen worden. In bunter
Abwech=
ſelung bedecken die Bergabhänge bald düſtere Nadelholzbeſtände,
dann wieder hochſtämmiger Buchen= und Eichenmiſchwald,
dazwi=
ſchen ſchlanke Lärchen. Im Fuße der Berge liebliche
Wieſen=
gründe mit vereinzelten Kaſtanien= und Obſtbäumen. Erlen am
rieſelnden Bächlein oder am Rande des verträumten Weihers.
Roteichen=Gruppen am Waldrande. Zwei wohlgepflegte
Kreis=
ſtraßen durchziehen den Park. 1843 wurde die Straße Miltenberg,
Amorbach, Eberbach mit großartigen Geldopfern des Fürſten zu
Leiningen ausgebaut, heute eine Hauptverkehrsſtraße vom Main
zum Neckar. Die andere Straße iſt die Hoheſtraße”, die rom
badiſchen Schloſſau nach dem heſſiſchen Heſſelbach führt. Sie
der=
läuft etwa in gleicher Richtung wie der Odenwald=Limes, der alte
Grenzwall. an dem einſt „der Römer in finſterer Nacht Poſten
ſtand‟. Gut erhaltene Ueberreſte von Wachthäuſern und
Heilig=
tümern ſind heute noch Zeugen einer längſt entſchwundenen Zeit.
Jedermann in der Gegend kennt den Kreuzungspunkt der
genann=
ten Straßen, — die „Seitzebuche”, aber wenige wiſſen, daß der
alte, morſche Buchenſtamm an der Straße nach Schloſſau, der
die=
ſem Punkt den Namen gab, an einen braven Leiningiſchen Jäger
erinnert, der vor langen Jahren, als hier oben noch unwegſame,
ſchweigende Wälder die Höhen bedeckten, in treuer
Pflichterfül=
lung im Kampfe mit Wilderern ſein Leben ließ. In einem
lang=
geſtreckten Wieſental, das gegen Kailbach zu ausläuft liegt der
Weiler Eduardstal (früher Galmbach). Ein zweiter Weiler
Ernſttal (früher Neubrunn) liegt im Norden, wo die in
Schloſſau beginnende Teufelsklinge endet Etwa 2 Kilometer
weſtlich von Ernſttal erhebt ſich auf ſanft anſteigendem,
raſen=
bedecktem Hang der rote Sandſteinbau des Schloſſes
Waldlei=
ningen mit Zinnen und Türmen, die vom Epheu umſponnen
ſind. Engliſche Gotik. In der Mitte der Vorderfront führt in die
unteren Gemächer eine Freitreppe, von der uns ein märchenhaft
ſchöner Rundblick auf die waldbedeckten Berghänge und ſaftig
grüne Raſenflächen mit den mannigfaltigſten Baumgruppen in
den verſchiedenſten Färhungen entzückt. Dunkelgefärbtes,
brau=
nes und weißes Wild belebt die Landſchaft, ein Haupt=
Anziehungs=
punkt für den wandernden Städter. Einſtmals hieß dieſe Gegend
die Steinigs=Aecker” ein ödes Feld, jetzt eines der ſchönſten, oder
wohl das ſchönſte Schmuckſtück des Odenwaldes!
Mit der Einrichtung des Waldleiniger Wildparkes wurde
1806 begonne, nachdem der Plan, einen Park in der Nähe von
Amorbach zu gründen (zwiſchen Amorbach, Weilbach, Gönz,
Weck=
bach, Ohrnbach, Watterbach) am Widerſtand der Bevölkerung
ge=
ſcheitert war. Am 1. Januar 1814 war die Anlegung des Parkes
in der Hauptſache beendet. Wenige Monate danach ſtarb ſein
Be=
gründer. Fürſt Emich Karl zu Leiningen, noch nicht 51
Jahre alt. In vietätvollem Gedenken bewahrte ſeine Witwe, die
Fürſtin Marie Louiſe Viktoire das Lieblingswerk
ihres innig geliebten Gatten vor allen Gefahren, die in der da=
maligen Notzeit ſeinem Beſtand drohten. An Wild waren damals
etwa 800 Stück Rotwild und 100 Sauen vorhanden. Der Park
war viel umfangreicher als jetzt. Der Wildſtand wurde
vorüber=
gehend ſtark verringert, vor allem die Sauen wurden in dem
Hun=
gerjahr 1817 bis auf einen kleinen Reſt abgeſchoſſen. In den
näch=
ſten Jahrzehnten nahm das Wild dann bei ſorgſamer Pflege
wie=
der zu und erreichte und überſchritt bis 1848 ſeinen urſprünglichen
Stand, auch Damwild geſellte ſich ihm zu. Seine Glanzzeit erlebte
der Park ausgangs des 19., anfangs des 20. Jahrhunderts bis
zum Ausbruch des Weltkrieges. Damals waren etwa 250 Stück
Rotwild (Edelwild), 80 Stück Damwild und 300 Stück
Schwarz=
wild (mit Friſchlingen 600) vorhanden. Alljährlich im
Novem=
ber. Dezember fanden in Gegenwart fürſtlicher Gäſte die
Sau=
jagden ſtatt, die nach den Regeln edeler Jägerei in ſtreng
weid=
männiſchen Formen durchgeführt wurden. Reges Leben herrſchte
in jener Zeit im Schloß Waldleiningen und im Ernſttal, wo ſich
die Jägerei und die Treiber nach anſtrengendem Dienſt bei einem
Glaſe des bekannten guten Ernſttaler Bieres zuſammenfanden und
in eifrigem Gedankenaustauſch die Ereigniſſe des Tages
beſpra=
chen. Noch heute gehören bei allen Teilnehmern die damaligen
Erlebniſſe zu den ſchönſten Erinnerungen. Verklungene, herrliche
Zeiten!
Nachdem Fürſt Emich zu Leiningen gleich bei
Kriegs=
beginn ins Feld zog, übertrug er die alleinige Verantwortung für
den Wildſtand dem damaligen Forſtmeiſter Karl Arnoldi in
Schloſſau, der auch heute noch nach über 45jähriger Dienſtzeit an
der Spitze der Fürſtl. Parksverwaltung ſteht. Während der
Kriegs=
zeit mußte im Einverſtändnis mit dem Fürſten ſtark in die
Wild=
beſtände eingegriffen werden. Was nicht in die Lazarette
wan=
derte, wurde an die notleidende Bevölkerung abgegeben. Nach
dem Kriege wurde der ſtark herabgeminderte Wildſtand in dem
nunmehr etwa 2000 Hektar umfaſſenden Park wieder etwa auf
die Hälfte der Vorkriegszeit gebracht. Gefüttert wurde das
Rot=
wild mit Heu und Kaſtanien das Schwarzwild mit Mais, ſpäter
mit Erſatz hierfür aus dem Inland, ſowie mit Kartoffeln.
Nun zwingt leider die außerordentliche wirtſchaftliche Notlage
den Fürſten. den Wildbeſtand im Verlaufe weniger Jahre
abzu=
ſchießen, und ſo verſchwindet ein Hauptanziehungspunkt für den
Fremden, der unſere Berge durchwandert. Es wäre ſehr zu
be=
grüßen, wenn wenigſtens einige Damhirſche um das Jagdſchloß
Waldleiningen erhalten bleiben könnten, und vielleicht auch (ine
Anzahl Wildſchweine, die nun einmal zum dortigen
Landſchafts=
bild gehören. Von Wehmut erfüllt ſind die Zeilen des Fürſten,
die in Nr. 214 des „Heidelberger Tagblatts” veröffentlicht ſind:
„Der verehrlichen Schriftleitung des „Heidelberger Tagblatts”
danke ich beſtens für die geſchätzte Zuwendung der Nummer 211
vom 11. September dieſes Jahres. Der Artikel auf Seite 3 hat
ſelbſtverſtändlich mein lebhaftes Intereſſe gefunden. Ich ahnte
bisher nicht, daß mein Wildvark von der Oeffentlichkeit derart
ge=
ſchätzt wurde. Der Entſchluß zur Aufhebung iſt mir bitter
gewor=
den; nur die äußerſte Not zwingt mich dazu, als ein Ergebnis der
ſinnloſen Vernichtung der Land= und Forſtwirtſchaft in unſerem
verſklavten deutſchen Vaterland.
Hochachtungsvoll
Emich Fürſt zu Leiningen.”
J. Griesheim, B. Sept. Herbſtferien. Die diesjährigen
Herbſt=
ferien der hieſigen Volksſchule begannen heute Montag und dauern
drei Wochen. Der Unterricht beginnt wieder am Montag, den 19.
Ok=
tober, vormittags 8 Uhr. — Kartoffelernte. Die
Kartoffel=
ernte in unſerer Gemarkung hat bereits begonnen und wird in der
kom=
menden Woche in vollem Umfange einſetzen. Während der Ertrag im
Sandfeld als ein ſehr guter zu bezeichnen iſt, läßt er im ſchweren Boden
zu wünſchen übrig. Infolge des anhaltenden Regenwetters und der
Ueberſchwemmung finden ſich an den Stöcken eine große Menge kranke
und faule Kartoffeln vor. — Felddiebſtähle. Unſerem
Feld=
ſchutzperſonal iſt es auch in der vergangenen Woche wieder gelungen, bei
ihren nächtlichen Streifen einen Darmſtädter mit einem Sack Roterüben,
einen Griesheimer mit Blumenkohl und zwei weitere Griesheimer mit
4 ſchweren Kürbiſſen, die ſie am Gehabornerweg ſtahlen, zu erwiſchen.
Durch die große Wachſamkeit unſeres Feldſchutzperſonals bei Tag und
Nacht haben die Felddiebſtähle in den letzten Tagen merklich nachgelsſſen.
— Die Kartenabnahme der hieſigen Volksbank e. G. m. b. H.
findet wie folgt ſtatt: Dienstag, den 29. September ds. Js., vormittags
von 9—12 Uhr oberer Ortsteil, nachmittags von 2—5 Uhr unterer
Orts=
teil, Mittwoch, den 30. September ds. Js., für die Schule. — Der hieſige
Radfahrer=Verein „Conus” hielt am geſtrigen Sonntag ſeine diesjährige
Schnitzeljagd ab. Abends fand im Vereinslokal „Zum grünen Laub”,
Preisverteilung und Tanzmuſik ſtatt — Die Auszahlung der
Un=
terſtützungen in der Klein= und Sozialrentner=Fürſorge für den
Monat September ds. Js. findet am Dienstag, den 29. September,
nach=
mittags von 3—5 Uhr bei der Gemeindekaſſe ſtatt.
Eine Ferienwoche für Frauen im Odenwald.
j. Rippenweier i. Odw., B. Sept. Ein frohes und feſtliches Treiben
herrſchte geſtern Sonntag im evangeliſchen Landheim der Jugendbünde
in unſerem idhlliſch gelegenen Odenwaldörtchen — war es doch der
Schlußſonntag, den die Teilnehmerinnen der Frauenferienwoche,
begün=
ſtigt von wunderbarem Sonnenſchein — hier verleben durften.
Aus=
gehend von dem Gedanken, daß es die Mütter in unſerer ſorgenvollen
Zeit ganz beſonders notwendig haben, ein paar Tage zu ihrer Erholung
auszuſpannen, erließ die Pfarramtskandidatin Paula Nerpel aus
Weinheim einen Aufruf: „Wir jungen Menſchen wiſſen, was uns die
Mutter in der Familie bedeutet, und können nicht genug dankbar ſein
für alle geſchenkte Mutterliebe; drum laden wir mit Freude ein zu der
geplanten Ferienwoche! In froher Gemeinſchaft ſollt ihr ausruhen
in unſerem Landheim, und durch Wanderungen in die nähere Umgebung
die gute Luft genießen, die droben auf den Bergen weht”. — Jede
Teil=
nehmerin hatte alles in allem fünf Mark aufzubringen, für die ihr in
der Ferienwoche freie Beköſtigung und Quartier im hieſigen Landheim
geboten wurde. Es meldeten ſich 15 Mütter aus Heſſen und Baden in
allen Altersklaſſen bis zu 67 Jahren, die ſich in der heute Montag zu
Ende gehenden Ferienwoche hier unter ſorgſamer Pflege ganz köftlich
erholt haben. Die evangeliſchen Jugendbünde wetteiferten in dem
Be=
ſtreben, den Ferienmüttern auch in geſelliger Beziehung den hieſigen
Aufenthalt ſo abwechſlungsreich als möglich zu geſtalten. Die Vikarin
Nerpel darf auf das Liebeswerk der von ihr ſelbſt geleiteten
Frauen=
ferienwoche mit dem Bewußtſein ſchönſten Gelingens zurückblicken.
ist äußerst nahrhaft und leicht
verdaulich. Sie schmeckt gur
und macht rote Backen.
Lousftef
MILCH
Verlangen Sie kostenſreie Zusendung unseres neuen Kochbuchs
GLÜCKSKLEE.MILCH G. M.B. H., ABTL. DST 13, HAMBURG1
TV 13625
G. Ober=Ramſtadt, 28 Sept. Beerdigung. Unter
außer=
ordentlich zahlreicher Beteiligung weiteſter Kreiſe der
Einwohner=
ſchaft fand letzten Sonntag die Beiſetzung des im 72. Lebensjahre
verſtorbenen Gaſt= und Landwirts Philipp Keller 1., hier, ſtatt;
29 Jahre, bis zum September 1930, verſah der Verſtorbene die
Rechnerſtelle der Gemeindewaſſerwerkskaſſe und hat ſich als treuer
Beamter ausgezeichnet. Lange Jahre war er Mitglied des
Kir=
chenvorſtands. Auch zahlreiche Vereine, wie der Bauernverein,
deſſen Ehrenvorſitzender er war, der Krieger= und Militärverein
Germania”, die Geſangvereine Eintracht” und „Germania” und
der Gaſtwirteverein verlieren in dem Verſtorbenen ein treues
Mitglied. Namens der Gemeinde Ober=Ramſtadt legte
Bürger=
meiſter Rückert, für den ev. Kirchenvorſtand Rektor i. R.
Hof=
mann" für die Gemeindebeamten Bauaufſeher Kehr, für den
Bauernverein Landwirt Jakob Bernhard, für den Geſangverein
„Eintracht” Wagnermeiſter Wilhelm Müller und für die
Gaſt=
wirte=Innung. Ortsverein Ober=Ramſtadt, Gaſtwirt Schneider je
eine Kranzſpende am Grabe nieder. Die beiden Geſangvereine
ſangen je einen Chor, während der Krieger= und Militärverein
drei Ehrenſalven ſchoß. — Verſetzung. Am 1. Oktober d. J.
wird Gendarmeriehauptwachtmeiſter Mayle als
Gendarmerie=
meiſter nach Groß=Karben verſetzt und dort als Stationsführer
eintreten. Im Juli 1930 kam Herr Mayle von Beerfelden
hier=
her. Trotz der verhältnismäßig kurzen Dienſtzeit in Ober=
Ram=
ſtadt hat ſich Herr Mayle ſowohl im Dienſt, wie auch
außerdienſt=
lich im hieſigen Bezirk durch korrektes Auftreten die Achtung und
das Vertrauen weiter Kreiſe erworben. Möge er es deshalb auch
an ſeinem neuen Wirkungskreis gut antreffen. Ein Nachfolger
ſoll für Herrn Mayle noch nicht beſtimmt ſein.
O. Aus dem Lautertal, 28. Sept. Winterfahrplan. In dem
am 5. Oktober in Kraft tretenden Winterfahrplan der Kraftpoſt waren
urſprünglich nur vier Fahrten vorgeſehen. Dank des Vorgehens des
Verkehrsvereins Reichenbach, der ſich in einem Aufruf an die
Bevölke=
rung des Lautertals wandte, konnten bei der Fahrplanbeſprechung mit
dem ſtets entgegenkommenden leitenden Poſtamt Lindenfels ſieben
Fahr=
ten erzielt werden. Es wird erwartet, daß die Bevölkerung das dem
Verkehrsverein entgegengebrachte Vertrauen rechtfertigt und die
Fahr=
ten recht eifrig benützt, damit die Poſtverwaltung nicht genötigt wird,
wieder einige Fahrten zu ſtreichen.
— Hirſchhorn, 2 Sept. Waſſerſtand des Neckars am
N. September 1,72 Meter, am 28. September 1,76 Meter.
n. Reichelsheim i. Odw. B. Sept. Entlarvung eines
Schwindlerpärchens Erſchien da vor etlichen Wochen bei einem
hieſigen Einwohner, dem Strickereibeſitzer L., ein beſtens gekleideter
Herr mit einer Dame die er als ſeine Frau ausgab, und mietete daſelbſt
ein Zimmer mit voller Penſion, da ſeine Frau den Betrieb in einem
Gaſthof nicht vertragen könne. Er betrieb den Abſchluß von
Lebensver=
ſicherungen für eine Pfungſtädter Lebensverſicherungsgeſellſchaft. Eines
Tages reiſten die Herrſchaften plötzlich ab — ohne Zahlung geleiſtet zu
haben, und der Vermieter mußte zu ſeinem größten Schrecken feſtſtellen,
daß nicht nur ein Poſten Wolle, ſondern auch Fertigwaren fehlten. Nun
gelang es glücklicherweiſe der Polizei, den Dieb am letzten Mittwoch in
Reinheim in dem Augenblick feſtzunehmen, als er verſuchte, das
Diebes=
gut bei der Firma Lautenſchläger in klingende Münze umzuwandeln.
Die Dame konnte am ſelben Tage auf dem Bahnhof verhaftet werden.
Es ſtellte ſich heraus, daß der junge Mann einer achtbaren Familie in
Aſchaffenburg entſtammt, die Dame, mit der er natürlich gar nicht
ver=
heiratet iſt, im Hunsrück beheimatet iſt. Da die Waren ſofort
beſchlag=
nahmt wurden, dürfte der Vermieter — abgeſehen von der verlorenen
Miete — ohne großen Schaden davonkommen.
Au. Mörfelden, 28. Sept. Bürgermeiſterwahl. Am
geſtri=
gen Sonntag fand in Mörfelden die Bürgermeiſterwahr ſtatt, die eine
ſehr gute Wahlbeteiligung aufwies. Die Wahl brachte jedoch keine
Ent=
ſcheidung, ſo daß eine Stichwahl notwendig iſt. Der Kandidat der SPD.,
der bisherige Bürgermeiſter Klingler, erhielt nur wenige Stimmen mehr
als der von den Kommuniſten vorgeſchlagene Gewerkſchaftsſekretär Gg.
Zwilling. Es erhielten Bürgermeiſter Klingler 1095 Georg
Zwil=
ling (KPD.) 1021, Kriegsbeſchädigter Schaffner 333, Maurer Küchler
105 Maurer Cron 16 Stimmen. In der Stichwahl, die in 14 Tagen
ſtattfindet, iſt alſo zwiſchen dem Kandidaten der SPD. und der KPD, zu
entſcheiden.
An. Trebur, 28. Sept. Flugzeugnotlandung. Eins
der Sportflugzeuge, das am Sonntag an dem Flugtag in Groß=
Gerau teilnahm, mußte auf dem Rückfluge von dort auf der
Her=
renwieſe, zwiſchen Nauheim und Trebur, notlanden. Es handelt
ſich um die von dem Mainzer Piloten Arndt geſteuerte
Eindecker=
maſchine D. 2070, der einen Motorſchaden erlitt. Die Notlandung
iſt gut verlaufen. Die Maſchine kam glatt zum Stehen. Das
Flug=
zeug mußte über Nacht zurückgelaſſen werden, und konnte erſt am
Montag nach Ausbeſſerung des Schadens ſeinen Flug fortſetzen.
— Gernsheim, 28. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 27. September 1,12 Meter, am 28. September 1,00 Meter.
Rheinheſſen.
Xy. Alsheim, 2. Sept. Tödliches Motorradunglück.
Am jüdiſchen Friedhof ereignete ſich ein Zuſammenſtoß zwiſchen
Motor=
rad und Auto. Die Soziusfahrerin des Motorradfahrers flog herab
und war ſofort tot. Der Motorradfahrer ſelbſt erlitt einen ſchweren
Schädelbruch und ſchwere Verletzungen am Auge ſein Zuſtand iſt
bedenk=
lich. Der Autobeſitzer brachte den Schwerverletzten ins Krankenhaus.
Ueber die Schuldfrage beſteht noch keine Klarheit.
* Nieder=Ingelheim, 28. Sept. Selbſtmord. Der Steinbruch=
und Kalkbrennereibeſitzer Johann Struth aus Nieder=Ingelheim wurde
in einem Schuppen tot aufgefunden. Der 56jährige Geſchäftsmann
hatte ſeinem Leben durch Erhängen ein gewaltſames Ende geſetzt,
Nähere Urſachen ſind nicht bekannt.
Ah. Sprendlingen (Rheinh.), 28. Sept. Die Sprendlinger
Ton=
werke, die ſich im Beſitze von Fritz Beiſer 5. in Sprendlingen befinden,
haben nach wochenlangen Zahlungsſchwierigkeiten ihre Zahlungen
ein=
geſtellt. Wie verlautet, ſoll von ſeiten der Hauptgläubiger Antrag auf
Konkurs geſtellt werden. Die Geſamtverbindlichkeiten belaufen ſich auf
etwa 600 000 Mark. Die Ziegelei=Verkaufsgemeinſchaft in Alzey, die 13
rheinheſſiſche und nordpfälziſche Ziegeleien umfaßt, und die Spar= und
Darlehnskaſſe in St. Johann ſind neben den Angehörigen Beiſers am
weiſten geſchädigt.
Seite 8
Dienstag, den 29. September 1931
Nummer 270
Schuäbisches./ Stuttgart-ürach- die Aub.
Von Hermann Bräuning=Oktavio.
Es war im D=Zug nach Stuttgart. Als Börns das Abteil
zweiter Klaſſe betrat, ſaßen am Fenſter zwei Damen, nach dem
Gepäck zu ſchließen, Amerikanerinnen. Die Jüngere, braun,
ſcharfes Profil, ſympathiſche Augen; bemüht, die Unraſt eines
etwa 5jährigen Jungen zu bändigen. Er grüßte und las müde
in ſeiner Zeitung; die engliſch geführte Unterhaltung ließ ihn
allmählich aufmerken. Sie kamen direkt von Hamburg, waren
auf demſelben deutſchen Dampfer, die Aeltere 1. Klaſſe, die
Jüngere Touriſtenklaſſe von Amerika in 10 Tagen übergefahren.
Sie rühmten die Unterkunft und Verpflegung auf dem Schiff,
plauderten von Seekrankheit und lachten über ein ſtürmiſches
Diner, als Gedeck, Eſſen, Paſſagiere und Stewards im
Speiſe=
ſaal durcheinanderflogen. Natürlich mußten die lieben
Mitreiſen=
den herhalten: die Dame, die immer in der Nähe des Kapitäns
zu finden war — „Oh, er war verliebt!” — und der „wirkliche‟
Baron v. B. in der Touriſtenklaſſe, der ſich immer „nur” v. B.
vorſtellte und rieſig nett war.
In Heidelberg, als ſie zum Fenſter hinauslehnten, kam
Börns mit ihr überm Geldwechſeln ins Geſpräch. Sie erzählte
von 1923, von der ſchlimmſten Zeit der Inflation, von ihrer
Heirat und der Ueberſiedlung in die States. Jetzt, nach 8 Jahren
war ſie zum erſten Mal wieder auf deutſchem Boden. Je näher
der Zug Stuttgart zujagte, deſto weicher wurde das Geſicht
die=
fer Frau, und als der alte Park, der ſich links von der Einfahrt
in den Hauptbahnhof ausdehnt, ihr das Wort „Heimat”
ent=
lockte, da war’s wie ein leiſes Weinen. Der Zug hielt; aber ſie
merkte nicht, wie er die Koffer dem Träger hinausreichte, und
hörte nicht die Frage: wohin damit? — — — Ihr Auge ſuchte den
Bahnſteig ab, und . . . — nun lag ihr Köpfchen auf der
Schul=
ter einer alten Frau und das kleine deutſche Mädchen aus USA.
weinte, weinte aus dem überſtrömenden Gefühl „wieder daheim”.
Börns trat vor die Halle: Wieder in Stuttgart.
Wieder iſt die Stadt größer geworden; von 1920 an war es
ein ſicheres Sichausbreiten, ein impoſanter Aufſtieg, ohne Haſt,
ohne irrſinnige Spekulation und Repräſentationswut; Aufſtieg
von der Königsſtadt zur Induſtrie= und Handelsmetropole eigenen
Gepräges. Dabei geführt von einem Inſtinkt für das
Zweck=
mäßige=Gegebene, daß die Fehler der Inflationszeit und der
Treibhausluft der Jahre nachher, als noch im Sommer 1929 die
deutſche Induſtrie von Berlin her herrlichen Zeiten
entgegen=
ſegelte, hier unten garnicht denkbar zu ſein ſchienen. Er ſtaunte
über dieſe Kraft höchſter Potenz. Hier drängte immer
philoſo=
phiſch=knorriger Wille ungebeugt zur ſauberſten Löſung. Wie ſie
Länder teilten und wieder einten. Wie es von hier am früheſten
zur Reform der verweltlichten Kloſterzucht revoltierte; wie ſich
calviniſtiſche Lehre mit ſchwäbiſchem Blut zu aktivſten
Kapi=
taliſten von ethiſchem Einſchlag miſchte und die Welt eroberte!
Wie ſich hier der „verrückte‟ Graf mit ſeiner „verbohrten” Idee
vom ſtarren Luftſchiff allen Läſterungen und Mißerfolgen zum
Trotz durchſetzte und jetzt ſein Patenſchiff allum und =über die
Erde ſegelt! Wo immer er den Menſchen dieſes Landes durch
Jahrhunderte hindurch nachſpürte — — —: es reihte ſich
Lei=
ſtung an Leiſtung! Gleich ob Poeſie oder Induſtrie. So.
hatten ſie kürzlich durch Wappenvergleichung aufgedeckt, daß unter
den Minneſängern der Tannhäuſer der bisher als Bayer
galt, genau ſo wie der Ritter Stein von Klingnau bei Zürich, von
dem außer ein paar Liedern nur ſein Bild in der Maneſſiſchen
Handſchrift bekannt war, echte Schwaben ſind; daß nicht
ein Schwveizer, ſondern einer aus dem Geſchlecht der Herren von
Sießen, die lieben Verſe ſchrieb:
Sommerzeit, ich freu mich dein
Daß ich mag beſchauen
Eine ſüße Segnerin,
Meines Herzens Frauen.
Und nun ſaßen ſie in ihren Büros, die Autos der
Konkur=
renz ſtatiſtiſch genau auf den Tag der Zulaſſung zu erfaſſen, um
dann in ſorgſamſter Marktanalyſe ſiegreiche Typen zu entwerfen,
zu bauen und zu verkaufen. Oder etwa eine Autohupe für
RM. 8.— einſchließlich ausreichendem Geſchäftsgewinn zu
kon=
ſtruieren, nur weil eine große Firma 20000 Stück zu dieſem
limitierten Preis angefragt hatte. Immer drängte es nach
gro=
ßer Leiſtung!
Das beſtätigte ihm auch die Fahrt im Eilzug Stuttgart—
Tübingen, als er neckaraufwärts zwiſchen grünenden Feldern,
weinbebauten Hängen und waldigen Bergen die Induſtrieorte:
Untertürckheim, Eßlingen und Plochingen mit
Fabriken von internationalem Klang vorüberfuhr. In
Metzin=
gen ſtieg er aus; der Zug fuhr ſüdweſtlich nach Reutlingen.
Geburtsort Friedrich Liſts, fiel ihm dabei ein. Der
Lebenslauf dieſes Reutlinger Gerberſohnes, dieſes Verfechters
des „nationalen Syſtems der politiſchen Oekonomie”, irrte an
ihm vorbei: Bahnbrecher des deutſchen Eiſenbahnweſens;
geiſti=
ger Urheber des deutſchen Zollvereins unter preußiſcher
Füh=
rung; politiſcher Flüchtling in Amerika und wieder daheim, bis
er im Jahre 1846 mit 57 Jahren ſeinem Leben freiwillig ein
Ende ſetzte, dieſer Deutſche ohne Deutſchland!
Börns nahm vom Bahnhof Metzingen, der 354 Meter über dem
Meer anzeigte, das Poſtauto in öſtlicher Richtung auf das
Ge=
birge zu. In einer Steilſtufe bis zu 400 Meter aufragend, rückte
es wie eine gewaltige Sperre langſam näher. Vorbei an der
Papierfabrik zum Bruderhaus, bekannt durch ihr für
Geſang=
buch und Bibeln gern benutztes Dünndruckpapier, ſchob ſi die
ſchmale Straße im Tal der Erms tief in die Berge bis 460
Meter hinauf nach Urach, dieſer alten ſchwäbiſchen Reſidenz,
wo einſt Graf Eberhard der Rauſchebart geboren wurde.
Ein ſauberes Städtchen mit vielen Fachwerkbauten aus dem
15. und 16. Jahrhundert nahm Börns auf; in der Hauptſtraße
grüßten alte mächtige ſchmiedeeiſerne Wirtshausſchilder, bunt
und gold bemalt, weit über die Straße: vom Adler, vom Faß
und vom Röſſel. Aber ringsum, wohin das Auge blickte, Berge
200 und 300 Meter über dem Ort aufragend; Berge mit Wald
und ſteilen, faſt ſenkrechten Hängen und einem Kranz von
zer=
klüfteten weißen Jurafelſen. Vor ihm nach Norden, Oſten und
Süden kletterten enge Täler zur Hochebene hinauf, die er hinter
den Bergen nur ahnen konnte, da wo ihr Vielen bekannteſter,
aber nicht intereſſanteſter Teil 750—800 Meter hoch liegt: der
Truppenübungsplatz bei Münſingen.
Müde ſchritt er den Katzenſtieg am Hochberg hinan, und
fand ſich, 60 Meter über dem Ort, am Ziel. Im Weſten, in
dem Winkel, in dem ſich zwei ſteile Berghänge, in das Tal
gegeneinander vorſtoßend, ſchnitten, ging die Sonne unter: ein
roter Ball, der langſam verſank. Minuten danach, als Börns
zum Himmel aufſah, ſtrahlten über ihm Wolkenfetzen im
brennen=
den Rot wider, den tiefblauen Himmel wie mit einem Schleier
deckend, und mit einem Mal erglühten die Ziegeldächer der alten
Häuſer und Türme in warmem feſtlichen Rot, nur für Sekunden
— dann legte es ſich grau über die Häuſer, die zuvor in
einer kaum glaublichen Nähe und zugleich entrückten Träumerei
zu atmen ſchienen.
Mit wachſendem Intereſſe fand Börns auf ſeinen
gemäch=
lichen Spaziergängen am Hang des Berges hin, die er
vor=
ſchriftsmäßig nur eine Stunde ausdehnte, wie ſtark ſich
Mittel=
alter und Neuzeit da unten miſchten. Ueberall ſchaffendes Leben,
Arbeit und Freudigkeit in dieſen Häuſern und Straßen, die noch die
altenAnlagen undBefeſtigung mit einer faſt
rätſelhaftenUnberührt=
heit erkennen ließen; mitten darin Markt mit Rathaus, Eberhards
wuchtiges Schloß und die kühle ſpätgotiſche Stadtkirche. In
dieſem Amtsſtädtchen von 5000 Einwohnern, daß ſeit Eberhard
aufgehört hatte Reſidenz zu ſein, hatten Waſſerkräfte und
Holz=
reichtum Induſtrien groß werden laſſen. In den Straßen
Fremde, die manchmal in Sonderzügen zu Tauſenden, beſonders
im Winter zum Ski von Stuttgart herauskamen, und Autos
jeder Größe.
Am liebſten ſtieg Börns zum Michelskäppele hinauf,
dem ſchönſten Ausſichtspunkt, 200 Meter über der Stadt, in der
Luftlinie kaum 600 Meter vom Markt entfernt. Aufgebaut wie
aus einer Spielzeugſchachtel, bunt und lebendig, dehnten ſich um
den alten Kern die Erweiterungen der Folgezeit bis zu den
Hängen der Berge hinan. Sein Auge wurde nicht müde in das
emſige Gewimmel zu ſeinen Füßen zu ſchauen und immer
wie=
der Neues zu entdecken: den Fuhrmann beim Anſpannen am
Werkhaus; das Poſtauto, wenn es neue Gäſte auf dem Markt
auslud; die Spielſchar, wenn ſie am Brunnen ſang; das kleine
Mädchen, wenn es die Betten auslegte, und Schulkinder, wenn
ſie auf dem Roller um die Ecke flitzten. Es war ſo anders, als
er zu Hauſe, in Darmſtadt oder Frankfurt vom Kirchturm,
ähn=
lich — vielleicht nur 40 oder 50 Meter ſenkrecht darüber, aber
zu ſtark von oben — das Spiel unter ſich beguckt hatte. Hier
hätte er ſich gar nicht gewundert, wenn der Uracher
Bürger=
meiſter mit Ratsherren und Zunftleuten in ihren Trachten von
1500 auf dem Markt erſchienen wäre. Wie zu Urväterzeiten
traten jeden Sonntag früh um 7 Uhr Bläſer auf den Rundgang
am Stadtkirchturm und blieſen — dreimal nach den drei
bebau=
ten Seiten der Stadt hin — ein Lied; wie er ſich ſagen ließ,
die Melodie zum Hauptlied des evangeliſchen Gottesdienſtes. Als
dann an drei Tagen hintereinander, wiederum nach den drei
Seiten geblaſen, Choräle ertönten (es war für einen geſtorbenen
Bürger, vom Sterbetag bis zum Tag der Beerdigung), — da
ſann er gar nicht mehr darüber nach, wie es eine Frau aus
der evangeliſchen Bewegung angeſtellt hatte, daß die
Betglocke wieder geläutet wurde, nachdem ſie faſt zwei
Gene=
rationen geſchwiegen hatte. Nicht, daß die kirchliche Gemeinde
die Koſten bezahlte! Seit vier Jahren wird ſie morgens und
abends zu Laſten der politiſchen Gemeinde geläutet, täglich
zweimal zu je 20 Pfg.
Auch hier Gegenſätze: da feierten die einen eines Sonntags
ein deutſches Sangesfeſt, während die Kommuniſten daran
vor=
bei demonſtrierten, und beide übten ihre Lungen durch Lied und
Heilgeſchrei. Petrus aber ließ regnen, den ganzen Tag regnen
über Gute und Böſe, Gerechte und Ungerechte.
Börns, von Natur Einſiedler, machte immer wieder
unge=
wollt, die ſeltſamſten Bekanntſchaften. Da war eine Frau, kaum
50 und Großmutter von beneidenswerter Friſche und Jugend;
nach der Inflation hatte ſie wieder von vorn anfangen müſſen
und dabei noch Zeit gefunden für ihre Arbeit unter
Arbeite=
rinnen, eine Zeit lang auch in der Politik. Und das in einem
ſo feſten Glauben an Deutſchland, daß Börns, der alle Politik
als Geſchäftemacherei verabſcheute und politiſierende Frauen
nicht mochte, ſeine Bewunderung nicht unterdrücken konnte, weil
ſie alles ſo unprätentiös tat, ſo ſelbſtverſtändlich (man muß das
doch tun!). Er wunderte ſich aber nicht, als er auf ihrem
Liegeſtuhl ein Buch von Bö=Yin=Ra mit einer Widmung aus
dem Jahr 1918 fand.
Wie es in Urach in den Häuſern, der erſten Familien
Tradition war, hatten auch bei ihnen, wie ſchon in ihrem
Eltern=
haus, die jungen Seminariſten offenen Tiſch gefunden; immer
gab’s war zum Satteſſen, Früchte oder Brot; es wurde Theater
geſpielt, muſiziert, und eine Welt des Lichts und mütterlicher
Liebe ging den jungen Menſchen auf. Der große Park entrückte
ſie der ſtrengen Zucht des Stiftes, unter der man ſie, wie einſt
den jungen Möricke, zu Theologen formte in einem Gebäude,
das von Eberhard um 1480 als Chorherrenſtift erbaut,
zeit=
weiſe die erſte Druckerei des Landes barg und von 1812—1818
gar als — Fohlenſtall gedient hatte.
Eine andere Bekanntſchaft machte Börns als er eines
Sonn=
tags nachmittags, faſt wieder hergeſtellt, zum Hochberg
hinauf=
ſtieg. An einer Lichtung auf der höchſten Spitze, da, wo der
Wald die Lichtung nach Oſten abſchließt, ſah zwiſchen den
Bäu=
men ein Blockhaus, mit der ſchwarz=roten Fahne am Maſt,
heraus; junge Menſchen ſpielten Ball, lachten und waren ganz
ausgelaſſene Freude, allein mit Sonne, Wolken und Wind. Zwei
ältere Damen in Liegeſtühlen ſahen zu, und vor der Umzäunung trat
ein Vierziger, Bürogeſicht, auf ihn zu, als er von dieſem ſchönen
Fleckchen Erde den Fernblick ringsum bewunderte. Im
Norden und Oſten ſtanden die Kegel der Alb vom Teck bis
zum Römerſtein, davor Hülben und Grabenſtetten; nach
Nordweſten überm Ermstal, Hohe Warte, Hörnle und Florian,
und dahinter die Berge bei Stuttgart. Jener war Angeſtellter
einer Kleiderfabrik und verbrachte in dem Häuschen die
Sams=
tage und Sonntage mit ſeiner Familie und Freunden der
Kin=
der. Vor Jahren hatten ſie nicht recht hier in die „Einſamkeit”
heraufgewollt; aber jetzt ſchon empfanden ſie, daß von hier oben
ſtärkſte Erinnerung an Elternhaus und Heimat mit ihnen ins
Leben ziehen werde.
Sie ſprachen miteinander von der Not Deutſchlands, daß
ſich nichts zwingen laſſe, und als Börns mit guten Wünſchen
für dieſe einfachen Menſchen Abſchied nahm, klangen die Worte
dieſes Kaufmanns lebendig in ihm nach: „Mit den
Men=
ſchen iſt es wie in der Natur; ſehen Sie, dieſe kleinen Gräſer
gibt es nur im Monat Mai, und Anemonen finden Sie nur
im Frühjahr. So hat jede Blume, jede Pflanze ihre Zeit —
und kommt zu ihrer Zeit.”
Börns ſtreifte in der Gegend umher, liebte das ſtille von
Wäldern eingeſchloſſene Wieſental der Zittelſtatt, wo alljährlich im
Juli der hiſtoriſche Schäferlauf viel Volks anlockte, und ſah
den Uracher Waſſerfall, wie er faſt 40 Meter von der
Felswand der Rutſchenfelſen und Eppenzillfelſen herabſtürzt;
oder wanderte ermsaufwärts, deren Waſſer ſommers und
winters 8 Grad hat, vorbei an der Ruine Hohenwittlingen und
dem ehemaligen Baſaltwerke Georgenau durchs Seeburgertal und
Fiſchburgtal, wo die Felſen wie Baſtione und Türme zwiſchen
dem Grün der ſteilen Hänge aufragen, wo Buſſarde fliegen und
„Felsblöcke und Häuſer gute Nachbarſchaft halten”
Beim Michelskäppele machte Börns ſeine dritte
Bekannt=
ſchaft. Wie ſchon ſo oft ſah er hier intereſſiert dem Spiel der
Falter zu. Immer zu dritt, flogen ſie toll hintereinander her,
auseinander und wieder aufeinander zu; ganz wie metallnes
Klingen, wenn die Körper aufeinander ſchlagen, daß man meint,
ſie müßten zerſpringen und ſterbend niederfallen. Ermüdet
ſonnte ſich der eine auf den heißen Steinen; faſt ließ er ſich mit
der Hand greifen. „Es ſind Diſtelfalter” belehrte ihn ein
ältlicher korpulenter Herr, der ihn von dem Ausſichtstempel
be=
obachtet hatte, im Näherkommen. Er hatte als alter Artilleriſt
den Griesheimer Sand von ſeinen Schießübungen her in
beſter Erinnerung und beſonders — das vortreffliche Bier, das
die Kantine auflegen mußte, wenn die Schwaben kamen,
wäh=
rend die Norddeutſchen, die regelmäßig vorher im Lager waren,
faſt nur Schnaps getrunken hätten. Freundlich erkundigte er
ſich nach dem Schloß und dem langen Ludwig in Darmſtadt,
nach Heiligenberg und Auerbach, wie’s dem Großherzog gehe,
dem großen und dem kleinen Boog?
Aber wie packte er aus, als ſie auf Urach, ſeine Heimat,
zu ſprechen kamen. Börns, der ſich gern auf ſeinen Baedeker
verließ, erfuhr ſo manches, was nicht drinſteht. Der alte Herr
zeigte ihm Pflanzen, die er überſehen hatte, und zählte ihm
auf was es um Urach zu finden gab: Aaronsſtab, Springkraut,
Kälberkropf, Sammetweiblein und Totenköpflein: drüben beim
Waſſerfall: Hirſchzunge, Mooſe und Algen in großer Zahl, und
auf der Alb: Bergflockblume, Mondviole, Steinbeere,
Wohl=
verlei und Bergenzian.
Für den Geologen war die Gegend ein Paradies; die
einzelnen Formationen traten klar und wohlgeſchichtet zutage:
Keuper, Jura (Lias, Dogger und Malm) und
Vulkan=
embryone, — Verwandte von Eifel und Vogelsberg — ſo
Florian, Eiſenrüttel und Randecker Maar bei dem Dorf
Ochſen=
ſchwang, wo anfangs der 1830er Jahre Möricke als
Pfarrver=
weſer geſtanden hatte. Und dann die vielen Höhlen mit ihren
alten und den noch lebenden Bewohnern: die Schillerhöhle bei
Hohenwittlingen, die Falkenſteiner Höhle, die Gutenberger= und
Gußmannshöhlen, die Nebelhöhlen unweit Burg
Lichten=
ſtein. Waren auch die vorzeitlichen Saurier, die man
beſon=
ders zahlreich in der Lias bei Holzmaden gefunden hatte, in
Muſeen gewandert, ſo barg doch vornehmlich die Falkenſteiner
Höhle eigentümliche Tiere: Höhlenſchnecke, Höhlenflohkrebs,
Strudelwurm und Springſchwänze, alle blind.
Lebendig aber werde es in und um die Höhlen, in den
Jugendbüchern des † Dr. Weinland. „Sehen Sie da
drüben zwiſchen Grabenſtetten und Burrenhof zog der alte
Heidengraben und riegelte die Berghalbinſel zwiſchen Schrecke.
und Hohenneuffen gegen die Alb ab. Dahinter lag die große
Keltenſiedelung; hier und in den Höhlen tobte der Kampf
zwi=
ſchen Steinzeit= und Bronzezeit=Menſchen, von Dr. Weinland in
ſeinem „Rulaman” meiſterhaft geſchildert. Sie kennen es
nicht? — Wir lieben das Buch!!”
Börns hatte, wie wohl jedermann, der ein paar
Wochen=
in dieſem Schwabenwinkel verbringt, Hauffs
Lichtenſtein=
wieder geleſen und an der wunderſamen Romantik ſeine Freude
gehabt; und der ganze ſchwäbiſche Dichterkreis kam ihm noch
zu=
letzt auf eine Weiſe, wie er ſich nicht beſſer denken konnte, nah.
Die Schweſter des Arztes, eine geiſtvolle Frau, dabei
ruhig=
heiter und fabelhaft geſchickt, Platten von farbiger Schönheit und
delikatem Geſchmack zu bereiten, pflegte mit einer innigen
Hin=
gabe die Erinnerung an die Vergangenheit der eigenen Familie,
die um Rothenburg und Urach kreiſte und ſich eng mit der
ſchwäbiſchen Literatur verknüpft. Es war kurz vor Börns”
Abreiſe, als eine zufällige Bemerkung über Silhouetten in
dem alten Biedermeierzimmer — Originale aus der Zeit von
1780 — ſie zuſammenführte und alte Familienpapiere ſich vor
ihm ausbreiteten. Da war das Stammbuch von 1772, in
dem ſich Jenenſer Studienfreunde eines Ahnen ihrer
Freund=
ſchaft und Liebe verſicherten; dazwiſchen Beſtallungen,
Rechnun=
gen und Familienbriefe. Wie nah rückte beſtes 19. Jahrhundert,
als er in einem großen Album zwiſchen feinſten
Blumen=
malereien in wundervollen Scherenſchnitten von der Hand der
Fröhlich Lenau entdeckte und Lotte Gmelin, ſeine Liebe,
die er nach dem Wunſche der ſchwäbiſchen Freunde hätte
hei=
raten ſollen; dann Kerner, Uhland und beſonders
Möricke. Alle Freunde des Hauſes, die hier trinkfeſt
begei=
ſterte Tage gelebt und Urach und die Alb mit der ganzen
Hin=
gabe ihrer Poeſie beſungen hatten. Erinnerungen, Klänge, die
blieben, weil ſie echt waren .."
Als Börns Abſchied nahm, drängte es ſich ihm auf, daß er
hier in der Mitte zwiſchen Hohenzollern und
Hohenſtaufen ſtand, — phantaſtiſch, beide faſt auf den
Kilometer genau gleichweit von Urach entfernt! — und deutſche
Geſchichte ſtieg mächtig weltweit herauf: jüngſte Gegenwart und
wie ſich einſt deutſche Kraft und Sehnſucht in Italien verbluteten!
Doch Menſchen und Schickſale um ihn her, noch mehr aber,
was in dieſer Landſchaft Tauſende von Jahren
unauforing=
lich kündeten, gaben ihm den Glauben an die Zukunft.
Durchgaſung
Sachgemäße
Be=
kämpfung von ur
geziefer aller Art,
Sbel & Lotz
Eliſabethenſtraße
Fernruf 461.
Suche ſofort f. einz.
Dame mit Tochter
2=Zim.=Wohn.,
be=
ſchl.=fr., mäß.
Miet=
preis. Off. erb. u.
P. 240 a. d. Geſch.*
Möbl. Zimmer
mit Telef., Bad, ſofort zu miet. geſ.
Ang. unter P 244 an die Geſchſt. (*
5—6-Zimmer-
Wohnung
oder Einfam.=Haus
mit Zubehör
in Arheilgen
zu mieten geſucht.
Alters
Wohnungsnachweis
Eliſabethenſtr. 34.
(13961)
3—4=Zi.=Wohn. m.
Küche, Bad u. ſonſt
Zub. z. mieten geſ.
Mietb.=K. vorh. (*
Ang. u. R. 2 Geſch.*
2—3=Zim.=Wohng.
v. kinderloſ. Ehep
Mann in feſt.
Stel=
lung, auch Manſde.
zu miet. geſ. Grüne
Mietk. vorh. Ang.
unt. P. 214 Gſchſt.
Zur Räumung.
ein. Geſchäftshauſ.
wird ſof. f. 2 Dam.
im Oſtviertel 3—4=
Zim.=Wohnung geſ.
Mietk. vorh. Umz.
wird vergüt. Off.
u. P. 241 Geſch.
Geräum.
6=Zimm.=Wohnung
in guter Lage z. 1.
Dez. geſucht. Ang.
u. R. 1 Geſchſt. (*
2—3-3.-Wohng.
beſchlagnahmefrei,
von beſſ. Ehepaar
nur i. Stadt geſucht.
Preisang. u. P. 220
a. d. Gſchſt. (13943b
Student, Ausländ.
ſucht gut. Z., mögl.
Fam.=Anſchl.
Preis=
ang. u. P. 226 Gſch.
3—4=Zi.=Wohn. m.
Zub. in gut. Hauſe
f. 3 Erwachſ.geſucht.
Genaue Preisoff.
u. P. 250 Geſch. (*
Einf. möbl. Zim.,
Tintenv., mögl. Z.=
Heiz., geſ. Off. u.
P. 245 a. d. Geſch.*
Suche
2—3-Zi. -Wohn.
ev. auch Vorort. (*
Off. u. R. 3 Geſch.
Kaufe ſolides
Einfamilien-
od. 4=Z.=Wohnhaus.
Angeb. unt. P. 221
an die Geſchäftsſt.
(13962½
Garten i. Oſtviertel
zu kauf. geſ. Ang.
u. P. 238 Geſch. (*
Bauplatz zu kaufen
geſucht. Ausf. Ang.
u. P. 247 Geſch.
Eiagenhaus
oder Villa geſucht.
Hohe Anzahl. Ang.
unt. P. 217 Gſchſt. *
Zum 1. Okt.
hier=
her verſetzt, ſuche ich
6 3.-Etag. Haus
oder ähnl. Objek
mit alsbald
frei=
werdender Wohng.
Hohe Anzahlg.
mög=
lich. Angeb. unter
P. 228 a. d. Gſchſt.
(13940)
Verkaufe m. ſelten
ſchönes Haus
4. Zim. u. reichlich.
Zubeh. pro Etage,
ſehr gute freie Lg
Aeußerſt günſtige
Kapitalanlage.
Angeb. unt. O. 157
a. d. Geſch. (13639a
Lebensmikkel=
günſtig
Geſchäft abzug
Ang. u. P. 197 Gſch.
Suche
—2 Familienhaus
bei 20 000 Mk. Auszahlung. Angebote u
P 239 an die Geſchäftsſtelle.
Häuſer m.
Wirtſchaf=
ten, Metzgerei,
Bäk=
kerei u. Lebensm.=
Geſchäften hier u.
ausw. Beziehbare
Priv.=
Geſchäftshäu=
ſer zu verkaufen:
Adolf Dingeldein
ſenior,
Landwehr=
tr. 39, Telef. 2067
(13947)
Klein. Haus
Oſtviertel, zu kauf.
geſucht. Angeb. u.
P. 232 Gſch. (13951
Penſion
find. 1-2
Schülerin=
nen in Leherfam
Ang. u. P.230 Gſch.*
Darlehen
an jedermann bis
zu 3000 ℳ vergibt
Vorſchuß= u.
Kredit=
verein. Gefl. Anfr.
unt. P. 211 Gſchſt.
Wer ſucht Hypo=!
theken, Darlehen,
Kauf= u. Bau=
)d. wende
Geld: ſich verſ.
zw. koſtenl. Ausk.
an, F. H. Thyſſen,
Frankfurt a. M.
Bahnhofsplatz 2.
Bei Anfr. Rückp.
erb. Vertret. geſ.
(TF. 13530)
Suche 750 Mk.
gegen hohe
wertbe=
ſtändige Sicherheit.
Zahle am 31. Dez.
900 ℳ zurück. Ang.
u. P. 246 Geſch. (*
A1 EIENO
LINOLEUM
STRAGULA
HUNGMANN NE
LupwiasrLATz s 13567
Nummer 270
Dienstag, den 29. September 1931
Seite 9
Stat Karten.
Für die anläßlich unſerer
Ver=
mählung erwieſenen
Aufmerk=
ſamkeiten und Geſchenke danken
herzlichſt
Rndolf Dohn n. Frau
geb. Sulzmann.
Darmſtadt, Gutenbergſtr. 1.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Teilnahme beim Heimgang unſeres
lieben Entſchlafenen ſowie für die
zahlreichen Blumenſpenden ſagen
wir innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
J. d. N.
Wilh. Gimbel, Studienrat.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe Frau, die
treu=
ſorgende Mutter meines Kindes
Zrau „agarete Aißmann
geb. Schiller.
nach kurzem, mit Geduld getragenem Leiden zu ſich in die Ewigkeit
abzurufen.
In tiefer Trauer:
J. Wißmann und Ria.
Darmſtadt, den 27. September 1931.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 30. September, nachmittags
3½ Uhr, vom Portale des Waldfriedhofs aus ſtatt.
Augenarzt
Dr. K. Schlippe
zurück.
Jetzt eine Traubenkur
blutreinigend. — Süße Meraner Kurtrauben
Pfd. 25 K. 2 Pfd 45 J Prachtvolle
Malaga=
trauben, ſehr füß, Pfd 35 H, 2 Pfd. 65 Z,
beſonders auch für Kranke und geeignet
für den köſtlichen WenGelee. (13966
„ Ludwigſtr. 6, Saalbauſtr 33. Tel. 700
Faßbender Dieburgerſtr.40 Frlüchteſtand auf d.
Markt. — Daſelbſt auch große Obſthordeu für
Lagerung von Aepfel u. Birnen, Stück 15 H.
Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſeren
lieben, guten Vater und Schwiegervater
Herr Heinrich Brauer
nach kurzer, ſchwerer Krankheit, im 74.
Lebens=
jahre zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Aenny Brauer
Dr. Walter Brauer
Elsbeth Brauer, geb. Schaad.
Die Beerdigung fand in aller Stille ſtatt.
Todes=Anzeige.
Am Montag verſchied mein lieber, guter Mann,
unſer lieber Vater. Schwiegervater und Großvater
Herr Palentin Wiegand
nach kurzem aber ſchwerem Leiden im 54.
Lebens=
jahr.
Dießs zeigt tiefbetrübt an
Eliſe Wiegand Wwe.
und Kinder.
Darmſtadt, den 29. September 1931.
Langaaſſe 8.
(13957
Die Beerdigung findet Mittwach um 2½ Uhr auf dem
Waldfriedhof ſtatt.
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme beim
Heim=
gang unſerer lieben Mutter ſagen wir
unſeren innigſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Dr. Fritz Gelfius.
Darmſiadt, den 28. Sept. 1931.
Haarausfall
wird d. die Ottve=
Methode ſicher be
eitigt. Wirkung
überraſchend. Preis
1.90 ℳ. — Friſeu
Karl Steinmetz,
Ludwigſtraße 8.
(13434a).
Korselt-Spezialistin
(nur Maßarbeit) empfiehtlt ihre
mode-
gerecht. Korsett-Hüftwieder v. 18M. an.
Mustergültig in Form und Arbeit. (13938a
Konstantine Schwab
Wilhelminenplatz 2 (Kein Ladenſ.
Einträge in das Handelsregiſter:
Ab=
teilung A: Am 21. September 1931
bei der Firma: Fahrrad=Haus Süd=
Oſt, Joſeph Vogt, Darmſtadt: Die
Firma iſt erloſchen. Am 23. September
1931 bei der Firma: Heſſiſche
Ma=
ſchinenfabrik, Robert Kunze,
Darm=
ſtadt: Kaufmann Paul Nicodemus in
darmſtadt iſt zum Einzelprnkuriſten
be=
ſtellt. Am 25. September 1931 bei der
firma: Kunſtgewerbliche
Polſter=
möbel=Werkſtäten. Weiß & Eo.,
Darmſtadt: Die offene Handelsgeſellſchaft
iſt aufgelöſt. Die Firma iſt erloſchen. —
Abteilung B: Am 19. September 1921
ei der Firma: Wohnungsfürſorge=
Geſellſchaft für Heſſen,
gemein=
nützige Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung, Darmſtadt: Die Prokura des
Diplom=Ingenieurs René Hoerſcheimann
in Darmſtadt iſt erloſchen.
(139391
Darmſtadt, den 26. September 1931.
Amtsgericht I.
Zwangsverſkei
Termin: Dienstag, den 6. Oktober 1931, nachmittags ½4 Uhr,
im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen
Gerichts=
gebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt Bezirk 5, Band 18, Bl.
1244. Flur 5 Nr. 1039, Grabgarten, Niederſtraße,
410 qm, Schätzung: 2500 RM.
Fur 5 Nr. 10398 Gewächshäuſer mit Hofraum
daſelbſt, 127 qm Schätzung 500 RM.
Flur 5 Nr. 1041 Grabgarten daſelbſt, 262 qm,
Schätzung: 1000 RM.
Eigentümer: Eheleute Heinrich Peter Wenz und
Kuni=
kunde geb. Schmidt in Darmſtadt, Soderſtraße 4,
zu je einhalb.
Es wird nur der Anteil des Heinrich Peter Wenz
ver=
ſteigert.
(11738a
Darmſtadt, den 3. Juni 1931.
Heſſiſches Amtsgericht I.
MEIN BURO
betindet sich ab 29. September
Wilkelminenstr. 21, I.
Hictor M. Osann
Rechtsanwalt.
Auf Extra-Tischen
im II. Stock
6 Serien
Unzeie Gtatas
aus modernen
Grund-
stoffen in
verschieden-
artigenAusführungen
zu diesen
extra billigen
Ausnahmepreisen
(13945
SerieloOs
Seriell Serielll SerielV SerieV SerieVl
1.95 3.95 5.90 7.90 9.75
Bei Gott,
das hitft!
Altbuchhorster Marksprudel
bei Nieren- u. Blasenleiden
Großniederlage
Priu. Auschneide-Pachschule
Marg. Becker, Elisabethenstr. 34, 1 (Haus Alter)
Garantiert gründliche Ausbildung nach leicht
erlernbarem, bestbewährtem System.
Prospekt und Auskunft frei!
Friedrich Schael
Ludwigsplatz 7
Fernruf 45
Annemarie u. Sibylle Schwab, Darmstadt
dipl. Lehrerinnen der Bodegymnastik Hobrechtstr. 20, Tel. 561
Gymnastikkurse mit Klavierbegleitung ab 1. Oktober
(13889b
Preise für Kursunterricht:
Erwachsene monatl. 4 Mk. bei 1 Wochenstunde
Privatstunden n. Vereinbarung
Kinder„
„2
Für Berufstätge ertl. auch Abendkurse
Darmstädter Pädagogium Ellas
Martinstraße 34 Telefon 2554 • Vor-
13618a) beroltung auf Einlähriges, Primarelle und MATUR
und
Abend-
rse
4720 Fiat 2=Sitzer
mit Notſitz
umſtan=
deh. zu verk. Ang.
unt. P. 215 Gſchſt.*
200 ccm. UT.
ſteuer= u. führerſch.. bill. zu verkf.
Mauerſtraße 6
(Laden). (13963
Kraukhobel,
Krautſäſſer.
Karl Brückner
Holzſtr., a. Brunnen.
(13117a)
Haarfärben Vertrauenssachel
Die neue Haarfarbe bringt folgende Vorteile;
Keine Fehlfarben
daher größte Sicherheit.
In 25 Minuten fix und fertig
deshalb wertvolle Zeitersparnis.
Billigste Berechnung
dadurch wesentliche Geldersparnisse.
Dauerwellen von Mk. 10.— an.
Salon Bein, Elisabethenstr. 34
Privat-Schneider-Unterricht
Gründliche Ausbildung an eigener Garderobe
Zuschnelden,
Klelder-, Mäntel-,
Wäsche-Nähen
Tonl Hanau • Melsterin
Hienbethemtraus 70, I. Teleton Nr. 4243
K
Licht u. Sozius, zu
150 ℳ z. vk. Roßd.=
Str. 28, Laden. (*
Ke
f. neu, z. vk.
Motor=
rad w. i. Zhlg. ger
Ang. u. P. 223 Gſch.*
ie Oel Vierſit.
einwandfrei, billig
abzugeben. Weber,
Rhönring 9.
Was lrann man mit
3GrammKaffee
machen?
Verchrte Hausfrau, machen Sie
doch bitte selbst eihen Versuch —
Kaufen Sie in einem Fachgeschäft
des Kolonialwarenhandels
sotteintreien Kattee
Wahrscheinlich erhalten Sie
cin Päckchen zu 100 Gramm
und bezahlen 81 Pfennig.
des Ist für das Plund Falt. 4.25
und ich stelle Ihnen auf Wunsch
cine Probe meiner feinsten
Mischung
Eduscho-Kaffee mit Coffein
Aas ganze Pfund zn 3 Harh
kostenlos zur Verfügung. Dann
probicren Sic bitte und sagen Sie
mir offen und frei, ob meine
Be-
hauptung richtig ist.
mit Coffeln
Kaffcc.
3 Gramm die Tasse
stört nicht das Herz und
schont Hie Kassc.
uenderrsterat Eduschd, Bremen s
Seite 10
Dienstag, den 29. Sepkember 1931
Nummer 270
Drei Werke Hans Leinbergers.
Links: Betende Maria aus Dingolfing. Mitte: Maria mit Kind (Berlin, Deutſches Muſeum).
Rechts: Magdalena aus Marklhofen. — In dieſem Jahre jährt ſich zum 400. Male der
Todes=
tag des großen niederbayeriſchen Plaſtikers Hans Leinberger, deſſen Bedeutung erſt in der letzten
Zeit in ihrem ganzen Umfange gewürdigt worden iſt. Leinberger, der zwiſchen 1470 und 1480,
wahrſcheinlich in Landshut, geboren iſt, hat zahlreiche Kirchen Niederbayerns mit Plaſtiken
aus=
geſchmückt. Man rechnet ihn jetzt zu den größten Vertretern der Spätgotik in Deutſchland.
Argenkiniſche Marineoffiziere ehren die deutſchen Gefallenen.
Fregattenkapitän Lajous, der Kommandant des argentiniſchen Schulſchiffs „Preſidente Sarmiento”,
bei der Kranzniederlegung am Berliner Gefallenenehrenmal in der Neuen Wache Unter den Linden.
Die gegenwärtig in Berlin weilenden Offiziere des argentiniſchen Schulſchiffs „Preſidente
Sar=
miento”, das den Hafen von Bremen anlief, legten an dem Gefallenenehrenmal in der Neuen
Wache Unter den Linden einen Kranz zu Ehren der deutſchen Helden des Weltkrieges nieder.
In den bayeriſchen Voralpen iſt der Winker ſchon eingezogen.
Heuernte im tiefen Schnee auf einer Alm bei Garmiſch=Partenkirchen.
In den bayeriſchen Bergen hat der Winter bereits Einzug gehalten. Auf den Almen, wo noch die
Heuſtapel aufgeſchichtet ſtehen, liegt der Schnee bereits zentimeterhoch, ſo daß die Ernte beinahe
ſchon mit Schlitten nach unten gebracht werden kann.
Tagungen der deutſchen Schirmbranche.
Der Verband Deutſcher Schirm=Spezialgeſchäfte
E. V. hielt in Königswinter a. Rh. ſeine
Gene=
ralverſammlung ab. Gleichzeitig tagte dort auch
der Allgemeine Wirtſchaftsausſchuß der Deutſchen
Schirmbranche, eine im verfloſſenen Winter
ge=
gründete Vereinigung, in der ſich maßgebende
Firmen aus allen Branchegruppen (einſchließlich
der Webereien, Furnituren= und Stockfabriken)
eine gemeinſame Intereſſenvertretung geſchaffen
haben. „Selbſthilfe” und „Gemeinſchaftsarbeit”,
waren die Grundprobleme aller Verhandlungen.
Feſtgeſtellt wurde, daß die Schirmherſtellung in
geſchmacklicher Hinſicht auf gutem Wege
geblie=
ben und daß auch nach der Preisſeite das
Aeußerſte, ja des Guten faſt zu viel geſchehen iſt,
den Zeitverhältniſſen Rechnung zu tragen.
Ra=
tionaliſierungsmaßnahmen, freie Konkurrenz und
insbeſondere der Eingang der Kunſtſeide in die
Schirmherſtellung haben ſich in Richtung auf das
allgemeine Konſumintereſſe ſtark ausgewirkt.
Aber es muß darauf verwieſen werden, daß alle
Verbilligungsbeſtrebungen in der
Schirmherſtel=
lung ihre Grenzen haben müſſen, wenn der
Schirm ſeinen guten Gebrauchszweck bewahren
ſoll. Bei der Verwendung kunſtſeidener Stoffe
iſt Vorſicht geboten. Billigſte Erzeugniſſe in
Viscoſe bewähren ſich nicht in dem Maße wie
Azetat= und mehr noch Bembergkunſtſeide.
Die Einäſcherung von Willamowitz=Möllendorff.
Berlin. Am Montag vormittag fand im
Wilmersdorfer Krematorium die feierliche
Ein=
äſcherung des Geheimrats von Willamowitz=
Möllendorff ſtatt. Dem Wunſche des
Verſtor=
benen entſprechend, wurde die Feier in einem
ganz ſchlichten Rahmen gehalten, es ſprach
ledig=
lich der Geiſtliche, Konſiſtorialrat D. Fiſcher von
der Jeruſalemer Kirche. Unter den Kränzen
be=
merkte man beſonders einen vom britiſchen
Staat geſpendeten rieſigen Lorbeerkranz, ſowie
u. a. die der Univerſitäten Berlin und Göttingen,
des früheren Kaiſers, des Rings deutſcher
Flie=
ger und von Profeſſor Junkers. Die Berliner
Univerſität wird, ſoweit bekannt iſt, in einer
be=
ſonderen Veranſtaltung die Verdienſte des
Ver=
ſtorbenen würdigen.
Rieſige Sprengſtoffſchiebung.
Berlin. Auf Veranlaſſung des Amtsgerichts
in Ibbenbüren in Weſtfalen wurde nach einer
Meldung Berliner Blätter aus Bochum von der
Düſſeldorfer Kriminalpolizei am Samstag in
einem Hotel in Düſſeldorf der 47jährige
Kauf=
mann Schad aus Ibbenbüren wegen Vergehens
gegen das Sprengſtoffgeſetz verhaftet. Seit
eini=
ger Zeit waren in Ibbenbüren Gerüchte
ver=
breitet, wonach Schad, der ſchon ſeit der
Vor=
kriegszeit ein Sprengſtofflager unterhielt und
hauptſächlich Steinbrüche und in Ibbenbüren den
Bergbau mit Dynamit, Roburit und Ammonit
beliefert, umfangreiche Mengen Sprengſtoff an
radikale Organiſationen verſchoben habe. Eine
gerichtliche Bücherreviſion ergab, daß die
Lager=
bücher Schads nicht nur außerordentlich
mangel=
haft geführt worden waren, ſondern daß
um=
fangreiche Fälſchungen vorgenommen ſind. Bei
den Lagerabgängen fehlt der Nachweis der
Rie=
ſenmenge von 15 Zentnern Ammonit und
Ro=
burit. Die Reviſion der Bücher ſtößt auf
be=
ſondere Schwierigkeiten, da Schad einen Teil
ſeiner Bücher vernichtet hat. Auf Anordnung der
Generalſtaatsanwaltſchaft Münſter wird Schad
nach Münſter transportiert werden.
Bruch des Oderdamms oberhalb Oppeln.
Oppeln. Oberhalb von Oppeln iſt am
Sonntag nachmittag der Oderdamm bei dem
Dorfe Krempa in einer Länge von etwa 200
Metern gebrochen. Der Damm, der ſchon im
vorigen Jahre ſchadhaft war, konnte aus
finan=
ziellen Gründen bis jetzt nicht in der
erforder=
lichen Weiſe ausgebeſſert werden. Durch die
Ge=
walt des Waſſers wurden ungeheure Mengen
Erde weggeſchwemmt und mehrere Meter tiefe
Löcher in die Erde gebohrt. Mehrere Ortſchaften
ſind durch die Fluten äußerſt gefährdet. Bei der
Breite der Bruchſtelle ſind bis jetzt alle
Dich=
tungsarbeiten der Rettungsmannſchaften ohne
Erfolg geblieben.
Güterzug entgleiſt.
Halle. Geſtern nachmittag entgleiſte bei der
Einfahrt in Bahnhof Wallwitz der Nachgüterzug
8335 Aſchersleben-Halle mit ungefähr 25
Wa=
gen. Menſchen ſind nicht verletzt worden,
da=
gegen iſt größerer Sachſchaden entſtanden. Beide
Hauptgleiſe ſind geſperrt.
Verkehrsunfall mit ſeltſamen Folgen.
Chemnitz. Auf der Staatsſtraße von Lauta
nach Zſchoppau ereignete ſich am Sonntag abend
ein Verkehrsunfall mit ſeltſamen Folgen. Ein
Perſonenkraftwagen ſtieß mit einem
Pferdefuhr=
werk zuſammen, wobei der Kraftwagen ſchwer
beſchädigt wurde. Die Pferde des Wagens
gin=
gen durch, wodurch der Kutſcher von ſeinem Sitz
geſchleudert, überfahren und ſchwer verletzt
wurde. Der Führer des Kraftwagens, der nach
dem Unfall geflüchtet war, warf ſich ſpäter in
Zſchoppau vor einen Eiſenbahnzug.
Drei Gebrüder als Eiſenbahndiebe verhaftet.
Karlſtadt i. Bayern. Die Brüder Otto,
Richard und Oskar Hahn aus Burgſinn wurden
in das hieſige Amtsgerichtsgefängnis
einge=
liefert. Bei der Hausſuchung wurden allein über
18 000 Stück ſchweizer Stumpen, die ſie aus
einem plombierten Eiſenbahwagen geſtohlen
hat=
ten, gefunden. Ferner wurden zwei
Militär=
gewehre und eine Anzahl Munition
beſchlag=
nahmt.
Schweres Omnibusunglück verhindert.
Nürnberg. Am Sonntag mittag
durch=
brach ein mit 30—40 Perſonen beſetzter
Kraft=
omnibus bei Block Karlburg eine
Eiſenbahn=
ſchranke, die für den Zug 849 rechtzeitig
geſchloſ=
ſen worden war. Der Blockwärter erkannte die
dem Omnibus drohende Gefahr ſofort und
öff=
nete die weſtliche Seite der Schranke, ſo daß der
Kraftwagen ohne Schaden das Bahngleis
ver=
laſſen konnte. Gleich darauf paſſierte der Zug 849
die Ueberfahrt. Ein Unglück mit unabſehbaren
Folgen konnte ſo noch rechtzeitig verhindert
wer=
den. Gegen den Kraftwagenführer wurde
An=
zeige erſtattet.
Todesfahrt im Paddelboot.
Waldenburg. Fünf Waſſerſportler
mach=
ten am Sonntag in vier Faltbooten eine Fahrt
auf der Weiſtritz. Am Wehr bei Würben kam
das mit zwei Mann beſetzte Boot dem Strudel
zu nahe, ſo daß die beiden Fahrer in Gefahr
ge=
rieten, über das Wehr hinabgeriſſen zu werden.
Die Gefahr erkennend, ſprangen ſie aus dem
Boot, wurden jedoch von der Strömung
mitge=
riſſen und gingen unter. Alle Bemühungen der
Kameraden, ſie zu retten, waren ergebnislos.
Tagung des Guſtav=Adolf=Vereins in Würzburg.
Würzburg. Die Tagung des Guſtav=Adolf=
Vereins begann am Samstag mit einer
Begrü=
ßungsverſammlung. Im Namen des
Zentralvor=
ſtandes der Guſtav=Adolf=Stiftung überbrachte
Oberkirchenrat D. Hilbert (Leipzig) die
herz=
lichſten Wünſche. Pfarrer Gerſterger (Eger) hielt
einen Vortrag über das deutſch=evangeliſche
Le=
ben in der Tſchechoſlowakei. Dekan Lindner gab
bekannt, daß Gemeinde und Kirchenbezirk
Würz=
burg zum Landesfeſt eine Liebesgabe von 2400
RM. geſammelt haben. Im Namen des
bayeri=
ſchen Hauptvereins nahm Oberkirchenrat D.
Rü=
del freudig bewegt die Gabe mit Dankesworten
entgegen und teilte mit, daß an ſonſtigen
Liebes=
gaben bis zur Stunde ſchon über 10 000 RM.
ein=
gegangen ſeien. In den vier Kirchen fanden
Feſtgottesdienſte ſtatt. Die erſte
Hauptverſamm=
lung wurde am Sonntag nachmittag abgehalten.
Im Mittelpunkt der zweiten Hauptverſammlung
ſtand der Feſtvortrag von Direktor Schieder vom
Predigerſeminar Nürnberg, der das Thema
„Dem großen Jubiläumsjahr entgegen”
behan=
delte. Anſchließend erfolgte die Abſtimmung
über die Verteilung der Guſtav=Adolf=
Liebes=
gaben, deren erſter Preis von 10 000 RM. den
ſiebenbürgiſchen Gemeinden, der zweite Preis
von 3000 RM. der Diaſporagemeinde
Kirchen=
demenreuth (Oberpfalz) und der dritte Preis
von 2000 RM. der Gemeinde Bamberg zufiel.
Chineſiſche Banditen bringen einen Zug
zur Entgleiſung.
London. Wie Reuter aus Peking meldet,
wurde vorgeſtern nachmittag der Mukden=Peking=
Zug 55 Meilen weſtlich Mukdens durch eine
Räuberbande zum Entgleiſen gebracht. 30
Per=
ſonen wurden getötet, darunter der
Lokomotiv=
führer, der Heizer und zwei andere Zugbeamte.
Außerdem wurden viele Perſonen ſchwer verletzt.
Der Zug wurde dadurch zum Entgleiſen gebracht,
daß man die Schienen aufgeriſſen hatte. Die
Banditen plünderten den Zug vollkommen aus,
bevor ſie das Weite ſuchten. Hilfszüge ſind von
Tientſin entſandt worden, und chineſiſche Trup=
pen verſuchen, die Banditen zu umzingeln.
Sturmverheerungen in Japan.
Tokio. Ein Wirbelſturm, der in der
ver=
gangenen Nacht die japaniſche Küſte heimſuchte,
verurſachte in Tokio außerordentlich ſtarke
Re=
genfälle. 60 000 Wohnungen ſtanden in den
nie=
driger gelegenen Vierteln der Hauptſtadt unter
Waſſer. In Yokohama wurden 7 Perſonen durch
den Einſturz eines Hauſes getötet. Im Bezirk
Chila werden 5 Tote, in Yokoſuka 4 Tote
ge=
meldet.
Eine myſteriöſe Rauſchgifk-Affäre
in Oeſterreich.
Ungeklärter Tod des Barons Draſche.
Wien. Die öſterreichiſche Kriminalpolizei
beſchäftigt ein myſteriöſer Todesfall. Auf dem
Schloß Gleiß in Hollenſtein in Niederöſterreich
wurde der Baron Rudolph Draſche, der letzte
Sproß der bekannten und angeſehenen Wiener
Patrizier=Familie, tot in ſeinem Bett
aufgefun=
den. Die Unterſuchung ergab, daß der Baron
keines natürlichen Todes geſtorben iſt. Die
Nach=
forſchungen der Kriminalpolizei lenkten den
Ver=
dacht auf den Sekretär des Barons, einen
ge=
wiſſen Anton Bildſtein, der ſeit einiger Zeit
Ver=
trauensmann und engſter Freund des
Verſtor=
benen war. Wie nun bekannt wird, hat Baron
Draſche gemeinſam mit ſeinem Sekretär auf
ſeinem Freiherrnſitz Rauſchgift=Orgien
aufge=
führt. Der Sekretär iſt einer der gefährlichſten
Rauſchgiftſchmuggler Europas; es wurden in
dem Schloß große Mengen Kokain, Morphium
und zum Teil bisher gänzlich unbekannte
Rauſch=
gifte vorgefunden. Bildſtein, der ſich Rittmeiſter
nennt, iſt ein Schwindler und Hochſtapler, der es
verſtand, ſich in das Vertrauen des Barons
ein=
zuſchleichen. Die Polizei vermutet in dem
Sekre=
tär, der ein bewegtes Vorleben hat, den Mörder
des Barons.
„Graf Zeppelin” von der 2. Südamerikafahrt
zurück.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt geſtern von ſeiner zweiten
Süd=
amerikafahrt in dieſem Jahre zurückgekehrt und
nach 79 Fahrſtunden um 11,47 Uhr wieder auf
heimatlichem Boden glatt gelandet. Kurz nach
11 Uhr erſchien das Luftſchiff in einer Höhe von
über 1000 Metern über Friedrichshafen und
überflog, bevor es zur Landung anſetzte,
einige=
male das Werftgelände. Obwohl die Rückkehr
des Luftſchiffes erſt eine Stunde vorher bekannt
wurde, war das Werftgelände von zahlreichen
Zuſchauern bevölkert. Die für den Weltverkehr
bedeutungsvolle Südamerikafahrt iſt immer
wie=
der ein neues Bravourſtück für das Luftſchiff
„Graf, Zeppelin”, ſeine Erbauer und ſeine
Führer.
Kunſtflieger ſtürzt in die Zuſchauermenge.
Luzern. Im Verlauf eines Flugtages
er=
eignete ſich am Sonntag nachmittag ein ſchwerer
Unglücksfall. Oberleutnant Gerber=Zürich zeigte
kurz vor der Landung dicht über den Köpfen des
Publikums noch einige ſchwierige Figuren.
Da=
bei kam er ſo tief, daß das Flugzeug einen Teil
der Zuſchauer ſtreifte. Drei Perſonen wurden
auf der Stelle getötet und etwa 20 Perſonen
ver=
letzt, davon vier ſchwer. Unter den
Schwerver=
letzten befindet ſich auch der Pilot.
Oberleutnant Gerber, der im Verlauf des
Flugtages das ſchwere Unglück verurſachte, iſt
bereits im Laufe des Sonntag abend ſeinen
ſchweren Schädelverletzungen erlegen. Dadurch
erhöht ſich die Zahl der Toten auf vier.
Der franzöſiſche Luftfahrtminiſter
verbietet Rekordverſuche im Langſtreckenflug.
„Paris. Bekanntlich warten die beiden
Flug=
zeugbeſatzungen Boſſoutrot und Roſſi, ſowie
Mer=
moz und ſein Begleiter ſeit mehreren Tagen auf
günſtige Witterung, um einen Angriff auf den
Weltrekord im Langſtreckenflug zu unternehmen.
Da ſich die atmoſphäriſchen Verhältniſſe jedoch
ge=
beſſert haben, beabſichtigten ſie, Samstag zu
ſtar=
ten. Der Luftfahrtminiſter hat jedoch in letzter
Stunde jeden Rekordverſuch im Langſtreckenflug
verboten. In dem Verbot heißt es, die beiden
mißglückten Verſuche Dorets und Le Brix' hätten
mit dem Verbot nichts zu tun. Es beſteht jedoch
kein Zweifel darüber, daß ſie den Anlaß zu dieſer
Maßnahme gegeben haben.
Verhängnisvolle Brandkataſtrophe in New York.
New York. Beim Brand einer
ſieben=
ſtöckigen Mietskaſerne im Eaſtſide=Viertel kamen
drei Perſonen in den Flammen um. 25 Perſonen
wurden ſchwer verletzt darunter mehrere Kinder
und ſieben Feuerwehrleute. Den Anſtrengungen
der Feuerwehr gelang es, zahlreiche Frauen und
Kinder, denen der Rückweg über die brennenden
Bretter abgeſchnitten war, durch die Fenſter zu
retten.
Nummer 270
Dienstag, den 29. September 1931
Seite 11
Short, Spiel und Jucnen.
Leichkakhletik.
Jugend S.V. 98 — Polizei Darmſtadt 80:74 Punkte.
Auch dieſer dritte Klubkampf der beiden Vereine endete
zu=
gunſten der Jung=Leichtathleten des Sportvereins Darmſtadt.
Die kleinere Punktdifferenz beweiſt allerdings, daß die
Jugend=
lichen des Polizeiſportvereins bedeutend beſſer zu kämpfen
vei=
ſtanden, wie in den beiden erſten Kämpfen Und da überdies,
insbeſondere durch den Altersvorteil in der C=Klaſſe, die
Polizei=
jugend nach zahlreichen Konkurrenzen immer noch in der
Geſamt=
wertung in Führung lag, war die Spannung und das Intereſſe
an dem Ausgang, bis zum letzten Wettbewerb wach gehalten. Die
faſt durchweg ſchönen Kämpfe ſtanden unter einem guten Omen
heiterer Sonnenſchein ſchuf die beſte Stimmung für dieſe letzte
Leichtathletikveranſtaltung des Jahres 1931 auf Bahn und Raſen.
Die Leiſtungen waren durchſchnittlich zumeiſt recht gut. Als
erſt=
klaſſig müſſen unbedingt hervorgehoben werden der Weitſprung
von Maul=Sp.V. 98 von 5,62 Meter in der Jugendklaſſe und der
Kugelſtoß von Hornfiſcher Sp.V. 98 von 14,06 Meter in der
Klaſſe A, in der vielleicht noch der Diskuswurf von Wiſſemann=
Polizei Beachtung verdient. Im einzelnen wurden in den drei
Altersklaſſen folgende Ergebniſſe erzielt:
Jugendklaſſe A (1913/14); 100 Meter 1. Rühl (P.) in
12,5 Sek.; 2. Horn (P.) in 12,8 Sek.; 3. Weihl (98) in 13,0 Sek.;
4 Ruppert (98) in 13,1 Sek. 800 Meter: 1. Doerr (98) in 2.22.2
Min.; 2. Klein T (98) in 2.23.4 Min.; 3. Schönig (P.) in 2.28
Min.; 4. Horn (P.) in 2.34,6 Min. 3000 Meter: 1. Hübner (98)
in 10.01,6 Min.; 2. Löwel (98) in 10 17,4 Min.; 3. Wiſſemann
(P.) in 10,27 Min.; 4. Schönig I (P.) in 11,39 Min.
Kugel=
ſtoßen: 1. Hornfiſcher (98) 1406 Meter; 2. Reis (98) 12,39 Meter;
3 Wiſſemann (P.) 11.26 Meter; 4. Rühl (P.) 11,24 Meter,
Diskuswerfen; 1. Wiſſemann (P.) 33,22 Meter; 2. Hornfiſcher
(98) 32,50 Meter; 3. Rieger (98) 30,08 Meter; 4. Schönig I
(P.) 28,10 Meter. Höchſprung: 1. Reis Ramm (beide 98) und
Wiſſemann (P.), alle 1,49 Meter: 4. Rühl (P.) mit 1,44 Meter.
4X100 Meter: 1. Polizei 49,4 Sekunden; 2. Spv. 98 50,6 Sek.
Jugendklaſſe B: 100 Meter: 1. Wieſeneck (98) in
12,9 Sek.; 2. von Flotow II (98) 13,0 Sek.; 3. Röth (P.) 13,2
Sek.; 4. Blanck (P.) 13.3 Sek. 1500 Meter: 1. Israel (98) in
5.06 Min.; 2. Riffel (P.) in 5.13,5 Min.; 3. Aßmann (P.) in
5.14 Min.; 4. Knöß (98) in 5.20 Min, Kugelſtoßen: 1 Haas (98)
11,09 Meter: 2. Maul (98) 10,70 Meter; 3. Riffel (P.) 9,75
Meter: 4. Aßmann (P.) 9.70 Meter, Weitſprung: 1. Maul (98)
562 Meter: 2. Riffel (P.) 470 Meter; 3. Hedtler (P.) 4,55
Meter; 4. Traiſer (98) 454 Meter. Olympiſche Staffel: 1. Spp.
4.20,6 Min; 2. Pol 4.32 Min.
Jugendklaſſe C: 50 Meter: 1. Büttel (P.) in 7.4
Sek; 2. Pockrandt (P.) in 7,5 Sek.: 3. Klein II (98) in 8,0 Sek.;
4. Storck II (98) in 8,1 Sek. Weitſprung: 1. Pockrandt (P.) 4,81
Meter; 2. Büttel (P.) 4.40 Meter; 3. Klein II (98) 4,05 Meter,
4. Storck II (98) 3.94 Meter. Ballweitwerfen: 1. Pockrandt (P.)
65,80 Meter: 2. Büttel (P.) 62,80 Meter; 3. Klein II (98) 54.30
Metex; 4. Storck IT (98) 51,00 Meter. 4 X 100 Meter: 1 Pol.
56,9 Sek.; 2. Spv. 60,6 Sek. — Alle Klaſſen: 10X½ Runde:
1. Spv. in 4.13,6 Min.; 2. Pol. in 4.21 Min.
Kraffſpork.
Dieburg—Polizei Darmſtadt 5:14.
Der Rückkampf in Dieburg endete ebenfalls mit einem
ein=
wandfreien Sieg der Polizeimannſchaft. Dieburg hatte ſeine
Mannſchaft gegenüber dem Vorſonntag gänzlich umgeſtellt, in der
Hoffnung, ſo den Sieg an ſich heften zu können. Leider mußte es
aber erfahren, daß Umſtellungen oft von Schaden ſind. Das
Publikum konnte nicht gefallen und muß ſich befleißigen, für die
Folge mehr Sportdiſziplin zu zeigen. Die Polizeimannſchaft
kämpfte in ihrer gewohnten ruhigen Art und Weiſe. Der
Kampf=
richter ließ ſich von dem Publikum zu leicht aus der Reihe
brin=
gen, ſonſt war er ſeiner Sache gewachſen. Die Ergebniſſe:
Ban=
tam: Lunkenheimer (D.)—Schnauber (P) 0:2 Feder: Wick (D.)
—G. Schanz (P.) 2:2. Leicht: Ohl (D)—A. Schanz (P.) 2:5.
Wel=
ter: Dotter (D.)—Lang (P.) 5:5. Leichtmittel: Dries (D.)—Knapp
(P.) 5:8 Schwermittel: Hardt (D.)—Krauß (P.) 5:11. Schwer:
Heck (D.)—Ließfeld (P.) 5:14. Zeit: 30:53.
Darmſtädter Sporkergebniſſe.
Aus uns verſpätet zugegangenen und nicht mehr aktuellen
Sportberichten entnehmen wir folgende Ergebniſſe:
Handball: Reichsbahn Darmſtadt—Tv. Lorſch 9:2 (2:1).
Fußball: Reichsbahn Darmſtadt—Eintracht Darmſtadt 0:0.
Tiſchtennis: SV. 98—Eintracht Frankfurt a. M. 17:8.
Tennis.
Am Mittwoch abend 20 Uhr ſpielt die Tiſchtennisabteilung
des Sportvereins 98 gegen den 1. Frankfurter Tiſchtennisklub, der
das Vorſpiel knapp 8:7 gewann, im neuen Trainingsraum des
Sportvereins, großer Saal des Rummelbräu in der Rheinſtraße
101. Eintritt frei.
* Kreisliga Südheſſen.
Die Spitzengruppe behauptet ſich.
Sie blieben natürlich auch diesmal nicht aus, die im Südheſſenkreis
zur Tradition gewordenen Ueberraſchungen. Da iſt vor allem der
ſen=
ſationelle Ausgang des Lokalderbys in Lampertheim, wo Olympia durch
5 Tore (bei keinem Gegentor!) imponieren konnte. Dadurch hat dieſer
Verein ſein diesjährig großes Können erneut unter Beweis geſtellt,
während die VfL.=Leute durch dieſe Niederlage ſtark abgefallen ſind.
Recht zahlreich fielen die Tore auch in Hofheim, wo die Wormſer „
Klee=
blätter” auf ganz energiſchen Widerſtand ſtießen und zum Glück über
recht ſchußfreudige Stürmer verfügten, ſonſt wäre wohl ein Punktverluſt
unvermeidbar geweſen. Faſt 90 Minuten auf ein Tor, und zwar auf
das der Hochheimer Gäſte, wurde in Biblis geſpielt. Dabei gingen die
Hochheimer im Anſchluß an einen Durchbruch in Führung. Mit vieler
Mühe gelang es dem gänzlich ſchußſchwachen Bibliſer Sturm, dieſen
knappen Vorſprung wenigſtens aufzuholen und ſo einen notwendigen
Punkt zu retten. Zu einem Remis kam es auch in Abenheim, wo die
Heppenheimer nicht mehr als 2 Tore ſchießen konnten. Abenheim, als
Neuling und zugleich Tabellenletzter in der Kreisliga Südheſſens, kämpfte
mit dem Mut der Verzweiflung, ſo daß es die Bergſträßer wirklich
nicht leicht hatten, wenigſtens einen Punkt mit rach Hauſe zu bringen.
Die Bürſtädter Raſenſpieler verſtanden es auch in Horchheim, ſich kraft
ihrer Technik ſowie ihres großen Eifers durchzuſetzen. Allerdings war
der Sieg recht knapp, aber gerade Horchheim war ja von jeher als ſtarker
Gegner auf eigenem Platze bekannt. In Gernsheim wurde
verhältnis=
mäßig hart um die Punkte gekämpft. Neuhauſen war wieder mit
Feuer=
eifer bei der Sache, konnte jedoch dem Endſpurt der zuletzt gewaltig
drängenden Gernsheimer nicht ſtandhalten. Normannia Pfiffligheim
konnte in einem Freundſchaftsſpiel die Reſervemannſchaft Wormatias mit
5:1 ſchlagen und ſtellte damit die aufſtrebende Form erneut unter
Be=
weis. Die Tabelle hat ſich wieder ziemlich verſchoben und zeigt nun
folgendes Bild:
Spiele gew. un. verl. Punkte
VfR. Bürſtadt
„Olympia Lampertheim
Starkenburgia Heppenheim. 5
Olympia Worms
Concordia Gernsheim
VfL. Lampertheim
Sportverein Horchheim
Normannia Pfiffligheim
Viktoria Neuhauſen
FV. Biblis
FV. Hofheim
Sportverein Hochheim
Sportverein Abenheim
TSV. Meſſel — SV. Erzhauſen 4:1 (3:1).
Meſſel hatte am Sonntag den SV. Erzhauſen zu Gaſt. Die
Gäſte verſuchten von Anfang an durch Ausbälle einer hohen
Nie=
derlage aus dem Wege zu gehen. Von ſpieleriſchem Können war
bei Erzhauſen ſehr wenig zu ſehen. Es war die ſchwächſte
Mann=
ſchaft die ſeit Jahren in Meſſel gaſtierte. Aber auch Meſſel zeigte
nur in den erſten 10 Minuten ein ſchönes Spiel. Dann ließ ſich
die Elf auf das Geholze der Gäſte ein, und von einem Spiel war
dann nichts mehr zu ſehen. Trotzdem hätte Meſſel noch einige
Tore auf Grund ſeiner ſtarken Ueberlegenheit verdient gehabt. —
Schiedsrichter Becht (Ober=Ramſtadt) ließ ſich zuviel auf
Unter=
haltungen mit den Spielern ein und konnte nicht gefallen.
Schießſpork.
Windmühle Darmſtadt „Weſtdeutſcher Verbandsmeiſter”.
Bei den weiteren Kämpfen um die Bundesmeiſterſchaft des
Deutſchen Schützenbundes im K.K.S. trafen die Bezirksmeiſter
von Mittelrhein (Windmühle Darmſtadt), von Rheinland (Bonn),
von Weſtfalen (Ahaus), von Pfalz (Sulzbach, Saar) im
Wett=
kampf zuſammen, um den Weſtdeutſchen Verbandsmeiſter zu
er=
mitteln. Schießſportklub Windmühle konnte hierbei alle drei
Kämpfe ſiegreich beſtehen und nimmt hierdurch an dem Endkampf
um die Bundesmeiſterſchaft teil. Die Ergebniſſe (Bedingung:
5 Mann 4 30 Schuß 12er=Scheibe): Windmühle—Ahaus 1569:1526
Ringe, Windmühle-Bonn 1580:1577 R., Windmühle—Sulzbach
1596:1438 R.
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 29. September.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
17.00: Pforzheim: Nachmittagskonzert des Symphonieorcheſters.
18.40: Prof. Lodewycky: Hochſchule und Geiſtesleben in Auſtralien.
19.05: Frhr. v. Maltzahn: Deutſche Dichtung in Frankreich.
19.45: Freiburg: Volkstümliches Konzert des Handharmonika=Clubs.
20.30: Deutſche Humoriſten: Jean Paul. Ausf.: Th. Brandt.
21.45: Kaleidoſkop. Eine bunte Stunde.
22.15: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.35: Tanzmuſik der Kapelle Haas.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 29. September.
10.10: Schulfunk: Balladenſtunde.
15.00: Jugendſtunde.
15.45: Frauenſtunde: Geflochtene Hausſchuhe.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Priv.=Dozent Dr. Weinert: Feuer und Schwert in der
Menſchheitsentwicklung.
18.00: P. Weſtheim: Gegenwartsfragen der Kunſt.
18.30: Dr. Pechel: Bleibende Werte der deutſchen Dichtung.
19.00: Franzöſiſch für Anfänger.
19.30: Prof. Dr. Stock: Carl Duisberg zum 70. Geburtstag.
19.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Unterhaltungskonzert. Halleſche Bergkapelle.
21.00: Südfunk=Kaleidoſkop.
22.00: Dr. Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau.
anſchl. Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
anſchl. Tutti Frutti. Kleines Norag=Orcheſter.
Wetterbericht.
Durch allgemeinen Luftdruckfall hat ſich einerſeits das
Hoch=
druckgebiet weiter abgeflacht, andererſeits iſt die
Skandinavien=
ſtörung ſüdlich bis zum deutſchen Oſtſeeküſtengebiet vorgeſtoßen.
Mit ihr ſind polare Luftmaſſen nach Deutſchland gelangt, die die
Hochdruckwetterlage ſchnell zum Schwinden gebracht und im
öſt=
lichen Deutſchland recht erhebliche Niederſchläge verurſacht haben.
Auch in unſerem Bezirk beginnt das Wetter bereits einen
veränder=
lichen Charakter anzunehmen, was ſich durch Zunahme der
Luft=
bewegung und raſch wechſelnde Bewölkung bemerkbar macht, ohne
das bis jetzt nennenswerte Regenfälle auftraten. Da aber an der
Rückſeite des Tiefs die Nordweſtluftzufuhr anhält, ſo wird es auch
bei uns zu Niederſchlägen kommen, die als Schauer auftreten. Die
Temperaturen gehen etwas zurück.
Ausſichten für Dienstag, den 29. September: Unbeſtändiges
Wet=
ter, wechſelnd bewölkt mit vorübergehender Aufheiterung,
etwas kühler, zeitweiſe Regenſchauer.
Ausſichten für Mittwoch, den 30. September: Weiterhin
wechſel=
haft mit vereinzelten Niederſchlägen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Veranwornich für Poltik und Wirtſchaſt: Rudolf Maupe: für Feulleion, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert. Neitei
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willv Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Fär unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten.
Wanzen
Käfer, Ratten,
Mäuſe vertilgt
unter Garantie.
Komme auch
auswärts.
Ludw. Tiſcher
Kammerjäger,
Woogſtraße 5.
MäNMLICH
Tücht. reelle Reiſ.
f. Fam.= u. Verſich.=
Zeitſchr. geſ. Günſt.
Beding. Zeitſchrift.=
Vertr. Karl
Herz=
berger, Karlſtr. 39.*
dch. angen. Tätigk.
auf Weihn, täglich
5—6 ℳ verdienen?
Ang. u. P.231 Gſch.*
Ad.
Scheuer=
ucſchif.
ſucht
Nur Herren aus der
Branche wollen ſich
melden unter A. D.
1011 an die Ann=
Exped. Th. Naus,
Aachen. (TV13933
Jüngerer perfekter
Buchhalterlin)
(Durchſchreibe=Syſt.
Ruf), kund. i.
Klage=
u. Steuerſachen, per
bald v. hieſ. Firma
geſucht. EinigeMille
Intereſſeneinlage
erwünſcht. Ang. u.
P. 229 a. d. Gſch.*
WElBLIcR
Reiſe= n.
Werbedamen
für eine neue. gut
ausgeſtatt.
Mode=
zeitſchr. bei gutem
Verdienſt alsb. geſ.
Zeitſchr.=Vertrieb
Karl Herzberger,
Karlſtraße 39.
Tüchk. Briſeuſe
welche perfekt und
flott onduliert,
ſofort oder ſpäter
geſucht.
Angenehme
Dauer=
ſtellung u.
Weiter=
bildung in Dauer=
und Waſſerwellen.
Schriftl. Angebote
mit Bild u. P. 227
a. d. Geſchäftsſt. (*
Tüchtiges Mädchen
bis n. d. Spül. geſ.
Frau Beißinger,
Neckarſtr. 18, I.
Z. 1. 10. jg. Mädch.
f. 6—8 Woch. b. n.
d. Spül. z. Aushilfe
r. Lillig
Frankf Str 250,
Turmbau Merck. (
Erstislassige Existenz (1.Mgd.1391
ei einem monatl. Einkommen, von ca. 600 RM
mehr wird tücht. Landreiſenden geboten
Es handelt ſich um Dauerpoſten. Bewerb.
V. R.3025 Poſtſchließfach 6, Braunſchweig
Lichtbilder
Zeugnisabſchriften
uſw. ſind für den Einſender wertvoli
u. werden in vielen Fällen dringend
benötigt. Unſere Auftraggeber
wer=
den daher gebeten, Bewerbungs=
Unterlagen ſeweils ſchnellſiens zurück=
(1605a
zuſenden.
Auf Chiffre=Anzeigen keine
Original=
zeugniſie einſenden.
Kapital-Anlade
Relchsanleihen sind und bleiben die
sicherste Kapltalanlage!
Warum sind Sie mit einem Zinsertrag von
8—10% zufrieden, wenn Sie beim Kauf von
Reichsanleihen zu den jetzigen (
voraussicht-
lich nur vorübergehend) niedrigen Kursen
15‟½Jahreszinsen und außerdem nach 10Jahren
für je 100.— Mk. Anlage-Kapital eine
Kapital-
rückzahlung von 250.— Mk. erhalten?
Wissen Sie, daß sich Umwertungen der
Be-
griffe von zweckmäßiger Kapital-Anlage und
Rentabilität vorbereiten ?
Wir beraten Sie kostenlos und stehen Ihnen
mit ausführlichen Berichten über jedes Sie
interessierende Wertpapier zur Verfügung.
UNON BANK
Rheinstraße 24. Fernruf: 100, 1010, 3000, 3001.
12212a
Verkäuferin
für unsere Abteilung Seidenstoffe
per bald gesucht. Nur wirklich
tüchtige Krätte, Hott und gewandt.
wollen schrittliche Offerten mit
Bild, Gehaltsansprüchen und
Re-
ferenzen senden an
(13967
dobr. Höslein
Saub. Putzfrau
wöch. 2mal geſ.
Ang. u. P. 234 Gſch.
On
WElBLICH
Heimſtrickarbeit
geſucht, Strümpfe u.
Pullover. Auch
Re=
par w. bill. ausgef
Beſſungerſtr. 94, I.*
Flotte junge
Ver=
käuferin (Putz und
Konf.) m. la Refz.
ſucht Stellg. Evt. a.
Volontärin in and.
Branche. Ang. unt.
P. 218 a. d. Gſchſt.*
Jg., ſaub. Mädchen
ſtundenw. Beſch.
geht auch b. n. nach
d. Spiilen. Liebfrau
n=
ſtraße 77, 2. St.
Tücht Frau ſucht
Arbeit f. 2 Std. in
Haush. od. Büro.*
Ang. u. P. 249 Gſch.
Junge tücht. Frau
ſucht Laufſtelle. (*
Ang. u. P. 242 Gſch.
Me
17jähriger
Bäcker=
geſelle ſucht Stellg.
hier od. auswärts
Angeb. unt P. 216
a. d. Geſchſt. (*im
ſch. 2t. Kl.=Schrk.
2 kompl. Küchen, 1
pol. Waſchkom. mit
Marm., gr.
Waſch=
ſchr., Pfeilerſchrank,
1 Flurgard., p. Tiſch.
Stühle, Spieg. bill.
z. verk. Leonh. Kröl=
Langgaſſe 10. Möb
An= u. Verkauf. (*
Schreibmaſchinen,
gebr. Adler, Underwood
u. a., von 40 Mk. an.
Orga=Berkaufsbüro
Friedmann, Luiſenpl. 1
13888b)
Modernes
Speiſezimmer
dkl. Eiche m. Nußb.
150 ℳ. Spiegel. f.
Schneiderin paſſd.,
billig zu verkauf.
Uhland, Hügelſtr. 29.
Speiſezimmer
kauk. Nußb.,rd. 625.—
Odenw. Möbelhaus
Eſchollbr.=Str. 18.
Faſt neu. Buderus=
Dauerbrandofen
prsw. zu verk.
Beck=
ſtr. 53, I., Preſſer.*
1 blauer Anzug,
1 Sportanzug,
1 Smoking
tadellos erh., f. ſchl.
Figur bill. zu verk.
Anzuſeh. zw. 13 u.
14 und 18 u. 20 Uhr
Jahnſtraße 125.
Buterh. ſchw.
Seal=
mantelm echt Feekr.
für 70 ℳ zuvk.
An=
zuſ. tägl. v. 10—12
Uhr Heidelbergerſtr.
Nr 26, 1. St.
1 guterh. Damenrad
mit Garantte billig
zu verk. E. Lohmann,
St ftſtraße 79.
Großer Verkauf in
Fahrraddecken
Stück v. Mk. 1,60 an
Werkſtätte Brunner,
Heinheimerſtr. 16. (*
Zb vk.: Gasbadeof.
6.N. Gasheizof. 2.4,
Petrol.=Ofen 4.0, 1
Rohrſt. 2.,. Nachtt.
(nußb. oh. Marm.)
12./, Rießn.=
Dauer=
handofen 25ℳ/. Nur
Dienstag, 3—4 Uhr.
Waldſtraße 53.
Zu verk.: 1 nußb.
pol. Bett m. Pat.=
Rahm. u. Zteil.
Ma=
tratze, 1. Nachttiſch
aus gutem Hauſe.
Näh. Geſchäftsſt. (*
Herrenrad
bill. zu verkaufen.
Soderſtraße 59.
Dezimalwaage
geg. Warenlief, bill.
zu verkauf.
Heidel=
bergerſtr. 103, pt.
MLL DLOLIA
eröffnet morgen seine neuen Verkauferänne
an den Hauptwache
Koßmarkt 2
Ecke Steinweg
Seit Eröffnung des Frankfurter Geschäftes haben wir in unseren alten Räumen
1000e von Kunden zun Zufriedenheik bedient.
Um dem mit der Ausdehnung das Geschäfts unerträglich gewordenen Platzmang
abzuhelfen, haben wir es trotz der kritischen Zeit unternommen, neug große
Ver-
kaufsräumg zu schaffen, die unserer Kundschaft eine aufmerksame Bedienung
gewührleisten sollen.
Wie bislier werden wir uns bemühen, kronkurrenzlos in jeder Beziehung zn sein.
Pneise sind eine Sensation!
Qualitäten eine Leistung!
OiloolU Modelle die schönsten!
Da wir nuch weiterhin unser Interesse nur der Pelzkleidung widmen werden, um
dadurch das Hüchste an Leistungsfähigkeit bieten zu kännen, bleiben wir
das große Spezialgeschäft Fnankfunts-
Unsen Prinzip:
Direkter Einkauf des Fellmaterials. nur eigeng
Herstellung eines ieden Sticks, Vermeidung aller
um-
gänglichen Spegen. wie teurer Ladenmiete ete.
Unsen Enfolg — diese Preise:
schwarz o. braun, scht
Fohlenmantel rnss. In6. dank=
Füchse natar, extra groß .., m. 14.-
„ N. 3.25
Halstiere...
„.. M.185.- Echt Opassum .. . alaessesss M. 5., das un- Mantelkragen in verschie-
Fellarten sohon von „„y. 3.50-an
bar, sehr elegant, m. schick, Krag. M. 105.-
Bisammanlel der immer be
liebte vornehme Mantel ..
Persianermantel entbehrliehe
Flei=
dungsstück für die große Dame i
erstklageiger Verarbeitung . u. 690.: Silher- u. Polar-Füchse
und nach Maß in allen Prelslagen
riesengroß zu phantastisoh nledrigen Prolson
Auch weiterhin führen wir Maßarbeiten ohns Preisauf
sohlag au= und beraten Sie zuf Wunsch gern in der Wahl
des Watarials und der kür Sie gaeigneten Vorm.
Wir bemerken, daß die Bedienung nur durch bestgeschultes Personal erfolgt und
wir erstklassige Fachleute der Pelzbranche, die schon in internationalen Häusern
gearbeitet habeu, beschäftigen.
Bitte beachten Sie unsere Angaben und orientieren Sie sich bei einem Pelzkauf
zuerst bei ung
DAS GROSSE SPEZIALGESCHAFT
2 Dablz
NT HERZEN ERANKEURTS
Bmstags geschlossen!
IV 13934
Dienstag, den 29. Sept.
Nummer 270
Die Lage an den Börſen.
Vorläufig keine Börſeneröffnung, auch keine Sprechbörſen in Deutſchland.
Ein Erlaß des preußiſchen Handelsminiſters.
Die Pariſer Börſe uneinheitlich und ſchwankend
Noch kein Effekkenverkehr.
Dem Berliner Börſenvorſtand lag bei ſeiner geſtrigen Sitzung ein
Erlaß des Preußiſchen Handelsminiſters vom 28. 9. vor, in welchem
dieſer im Einvernehmen mit der Reichsregierung und dem
Reichsbank=
präſidenten es aus dringendem Allgemeinintereſſe für notwendig erklärt,
die Börſenverſammlungen bis auf weiteres ausfallen zu laſſen und den
Börſenvorſtand erſucht, einen entſprechenden Entſchluß herbeizuführen.
Der Börſenvorſtand zu Berlin, Abteilung Wertpapierbörſe, hat dieſem
Erſuchen mit einer Bekanntmachung entſprochen, in dem Bericht an den
Miniſter aber dem dringenden Wunſch Ausdruck gegeben, daß dem
Be=
bürfnis der Wirtſchaft nach baldiger Fortſetzung des amtlichen
Börſen=
verkehrs Rechnung getragen wird und alles geſchieht, um auf eine
ſchleunige Beſeitigung der jetzt der Abhaltung von Börſenverſammlungen
— alſo auch der bisher noch zuläſſigen Sprechbörſe — etwa
entgegen=
ſtehende Gründe hinzuwirken.
Die Münchener Börſenverſammlungenfallen ab Dienstag, den 29.
September 1931, bis auf weiteres aus. Die Börſenräume bleiben
des=
halb für die Beſucher der Effektenbörſe geſchloſſen gehalten.
Frankfurker Börſen=Slimmungsbild.
Zu Beginn der neuen Woche zeigte die Börſe ein ruhiges Bild.
Im Laufe des Vormittags hatte es im telephoniſchen Verkehr zwiſchen
den Bankbüros den Anſchein, als ob ſich eine feſtere Stimmung
heraus=
kriſtalliſieren wollte, wofür allerdings keinerlei äußere Momente
an=
geführt werden konnten. Man dachte wohl in erſter Linie an den
Be=
ſuch der franzöſiſchen Miniſter in Berlin, aus deren freundlicher
Auf=
nahme man Schlüſſe auf das Zuſtandekommen eines befriedigenden
Er=
gebniſſes bei den kommenden Verhandlungen ziehen wollte. Später
aber wurden wieder weſentlich ſchwächere Kurſe genannt, da das
Wahl=
ergebnis in Hamburg mehr in den Vordergrund der Erörterungen
ge=
ſtellt wurde. Von verſtimmendem Einfluß waren ferner die
Schwierig=
keiten bei der Bank Nationale de Credit in Paris. Recht drückend auf
die Stimmung wirkte es, daß die Wiedereröffnung der Börſe immer
noch nicht erfolgt und daß man auch in dieſer Hinſicht nicht weiß, was
die Zukunft bringen wird. Am Aktienmarkt nannte man J.G. Farben
mit 99 nach 103 Siemens mit 109 nach 112. Pfandbriefe waren
anſchei=
nend heute weniger offeriert, doch macht ſich in dieſen Werten andauernd
Schwächeneigung geltend.
Der Tagesgeldſatz ging von 7½ auf 7 Prozent zurück. Am
Deviſen=
markt nannte man London — New York 3,86, Paris 96,75, Mailand
76,50, Madrid 42,50, Schweiz 19,75, Holland 9,62½.
Der Frankfurter Börſenvorſtand hat ſich dem Beſchluß des Berliner
Börſenvorſtandes, die Börſenräume bis auf weiteres zu ſchließen,
an=
geſchloſſen.
Die geſtrige Pariſer Börſe war unter dem Eindruck der ſich in
ver=
ſchiedener Richtung auswirkenden Ereigniſſe — Aufhebung des
Goldſtan=
dards in mehreren nordiſchen Ländern; Ungewißheit über das Schickſal
der engliſchen Währung; Beſſerung der politiſchen Atmoſphäre durch den
Miniſterbeſuch i,, Berlin — uneinheitlich und ſchwankend. Einige
fran=
zöſiſche und zahlkeiche internationale Werte hatten Kursbeſſerungen zu
verzeichnen, bei anderen Werten verſchärften ſich die früheren
Kursrück=
gänge. Bank von Frankreich notierten 12000 (minus 500), Banque
Nationale de Crédit, die unlängſt durch ihre Schwierigkeiten von ſich
reden machte, wurden auch heute wieder nicht notiert. Dawes=Anleihe
ſetzten ihren in den letzten Tagen begonnenen Sturz fort und gingen
von 600 auf 592. Am Deviſenmarkt verzeichnete das engliſche Pfund
eine weſentliche Kursbeſſerung mit 99 75 gegenüber einem Vorkurs von
88,25. Die nordiſchen Währungen gingen ſtark zurück. Es notierten
Dänemark 450 (681,50), Norwegen 475 (595) und Schweden 581 (684).
Berliner Deviſen=Feſtſehung vom 28. Hepkember.
Geld Brief Geld Brief Helſingfors 10.49 10.51 Spanien . 37.26 37.34 Wien 59.16 59.28 Danzig 81.92 82.08 „Prag 12.477 12.497 Japan 2.078 2.082 Budapeſt 73.28 73.42 Rio de Jan. 0.219 0.221 Sofia 3.054 3.060 Jugoſlawien 7.443 7.457 Holland 169.83 170.17. Portugal 14.59 1461 Oslo 92.91 93.09 Athen 5.095 5.105 Kopenhagen 92.41 92.59 Iſtambul Stockholm 99.90 100.10 Kairo 16.38 16.42 London 15.98 16.02 Kanada 3.846 3.854 Buenos Aires 0.998 1.002 Uruguay 1.498 1.502 New York 4.209 4.217 Island 75.92 76.08 Belgien 58.63 58,75 Tallinn 112.19 112.41 Italien 21.73 21.77 Riga 81.32 81.48 Paris 16.68 16.72 Bukareſt 2.537 2.543 Schweiz 82.17 82.33 Kaunas 42.06 42.14 Umſtellung der Pfund=Sterling=Pfandbriefe der Danziger
Hypotheken=
bank A.=G. auf Feingoldbaſis. Durch die geſtrige Verordnung des Senats
der Freien Stadt Danzig ſind ſämtliche bisher für die Danziger
Hypo=
thekenbank eingetragenen, auf Pfund Sterling lautenden Hypotheken
mit der Feingoldklaufel verſehen worden. Alle künftigen
Hypo=
theken des Inſtituts werden als Guldenhypotheken mit der
Feingold=
klauſel eingetragen. Die Danziger Hypothekenbank A.=G. hat
dement=
ſprechend ihre wohlweiſe auf Pfund Sterling und Danziger Gulden
lau=
tenden Pfandbriefe in ihrer Geſamtheit auf Feingoldbaſis umgeſtellt, ſo
daß ſowohl die bisher ausgegebenen Pfandbriefe als auch die künftigen
Emiſſionen Goldhypothekenpfandbriefe darſtellen, die von jeglichem
Währungsriſiko losgelöſt ſind.
Produkkenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 28. September. Weizen inländ.
24—24,75 Roggen inländ, 22, Hafer inländ. neue Ernte 16,25—18,50,
inländ. Sommergerſte 17—19, Auszugsware über Notiz Futtergerſte
16,50—17, Sohaſchrot (Mannh. Fabr.) prompt 12—12,25, Biertreber mit
Sack 10,75—11, Trockenſchnitzel 5,50—5,75, Wieſenheu loſe 3,80—4,40,
Notkleeheu 4—4,40, Luzernkleeheu 4,30—4,80, Stroh: Preßſtroh Roggen=
Weizen 3,60—380, Hafer=Gerſte 3—3,20, geb. Stroh Roggen=Weizen 3,40
bis 3,60, Hafer=Gerſte 2,60—2,80, Weizenmehl Spezial 0 mit Sack (Südd.
Großmühlenpreis ab Mühle) neue Mahlung Sept.=Nov. 35,75,
Roggen=
mehl mit Sack 31—32, feine Weizenkleie mit Sack 8,75, Erdnußkuchen
12,25. Tendenz ſtetig. Die Forderungen für Brotgetreide waren
nach=
giebiger, dagegen verhält ſich der Mehlkonſum weiter reſerviert. Die
Börſe verkehrte in ſtetiger Haltung.
Frankfurter Produktenbericht vom 28. September. Die
Getreide=
börſe eröffnete die neue Woche in ruhiger Haltung. Die Grundſtimmung
war infolge der Preisſchwankungen an den Weltmärkten ſowie am
Ber=
liner Platze recht unſicher. Das Angebot war in Weizen groß während
Roggen nur knapp offeriert wurde und geſucht war. Die Preiſe für
Weizen waren etwas rückläufig, wogegen Noggen höher bezahlt wurde.
Von Futterartikeln war Hafer angeboten und nur ſchwer abzuſetzen,
dagegen beſtand nach Kraftfuttermitteln wie Soyaſchrot Erdnußkuchen,
Weizenbollmehl und Kleie bei ziemlich gehaltenen Preiſen etwas
Nach=
frage. Am Gerſtenmarkt war gute Brauqualität etwas gefragt, auch
Induſtrie= und Futtergerſte verzeichneten kleine Umſätze. Das
Mehl=
geſchäft war ſehr ruhig, mit Ausnahme von Noggenmehl, das beſonders
in prompter Ware geſucht war. Es notierten: Weizen 230—232,50,
Rog=
gen 217,50—220, Hafer 160—170 Sommergerſte 180, Weizenmehl ſüdd.
mit Austauſchweizen 37,25—37,75, dito Sondermahlung 34,75—35,25,
Noggenmehl 30,75—31,75, Weizenkleie 8,90—9, Roggenkleie 8,90—9,
Kar=
toffeln (gelbfleiſchige) per 50 Kilo 2,10 RM.
122. Süddeutſche Zentral=Häute=Auktion in Mainz. Auf der 122.
Süddeutſchen Zentral=Häute=Auktion ſtanden 6811 Großviehhäute, 8140
Kalb= und Freſſerfelle und 357 Hammelfelle zur Verſteigerung. Bei
gutem Beſuch, flottem Gebot und anziehenden Preiſen wurde das
Ge=
ſcmtangebot in kurzer Zeit verkauft.
Berliner Produktenbericht vom 28. September. Nach der teilweiſe
beträchtlichen Nervoſität zeigte der Produktenmarkt zu Beginn des neuen
Berichtsabſchnittes wieder ein normales Bild, und die rein marktmäßigen
Faktoren traten mehr in den Mittelpunkt des Intereſſes. Vor allem
findet die Abwicklung des demnächſt zu Ende gehenden
Lieferungs=
monats regere Beachtung; zu heute ſind erſtmalig in größerem Umfange
Andienungen, insbeſondere in Roggen, erfolgt, allerdings konnten die
1110 Tonnen nur unter Abzug eines Minderwertes als kontraktlich
lieferbar bezeichnet werden. Der Roggenlieferungsmarkt ſetzte
darauf=
hin bis 2 Mark niedriger ein. Weizen war in den vorderen Sichten
um 1 Mark abgeſchwächt. Im Promptgeſchäft zeigt ſich auf dem
gegen=
wärtigen Preisniveau vereinzelt etwas mehr Verkaufsluſt der erſten
und zweiten Hand, die Zufuhren an den Stapelplätzen haben ſich
ver=
ſtärkt, anſcheinend auch auf Grund der Auflöſung von
Lombardver=
trägen. Die Gebote lauteten für Weizen 1 Mark, für Roggen 1—2 Mark
niedriger als am Samstag, jedoch kamen auf dem ermäßigten Niveau
vorerſt nur wenig Abſchlüſſe zuſtande, da die Forderungen nur zögernd
herabgeſetzt werden. Das Mehlgeſchäft geſtaltet ſich bei unveränderten
Mühlenforderungen ziemlich ſchleppend. Hafer war keineswegs reichlich
offeriert und am Promptmarkte gut behauptet; die Lieferungspreiſe
ſtellten ſich auch nur in den ſpäteren Sichten etwas niedriger. Gerſte
weiter ruhig.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 28.
Sep=
tember ſtellten ſi chfür Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 69 75 RM. — Die
Notierun=
gen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Lie=
ferung und Bezahlung) ſtellten ſich für Original=
Hüttenalu=
minium, 98 bis 99 Prozent. in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren
auf 170 RM., desgleichen in Walz= oder Drahtbarren. 99
Pro=
zent auf 174 RM., Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM.,
Antimon=Regulus auf 46—48 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf
40—42 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 28. September ſtellten ſich
für Kupfer: September 56;25 (57), Oktober 56,50 (56,75),
November 56,50 (58) Dezember 57 (59) Januar 58 (58,75).
Fe=
bruar 58,75 (59), März 59,50 (60) April 60.25 (60,50) Mai
60,75 (61), Juni 61 (61,50). Juli 61,50 (62), Auguſt 62 (62,50).
Tendenz: abgeſchwächt Für Blei; September, Oktober
No=
vember. Dezember 21,50 (23,50). Januar 23,25 (23,75) Februar.
März 22,50 (24). April 22,50 (24.25). Mai 24 (24,25) Juni. Juli
23 (24,50), Auguſt 23.50 (24.50) Tendenz: ſchwächer. Für Zink:
September 21,25), Oktober 21,50 (22). November 22 (23)
Dezem=
ber 22 (22.5), Januar 22,50 (22.75), Februar 22,75 (23.75), März
23,50 (24,25), April 23,75 (2425) Mai 24 (25), Juni 24,25
(25.50), Juli 24,75 (25.75), Auguſt 25,75 (26) Tendenz: ſchwächer.
— Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Reichsbank gibt gemäß § 2 der Verordnung zur
Durch=
führung des Geſetzes über wertbeſtändige Hypotheken vom 29. Juni
1923 bekannt, daß der Londoner Goldpreis mit Wirkung ab
geſtern für eine Unze Feingold 108 Schilling 1 Cent für 1 Gramm
Feingold demnach 41,6995 Pence beträgt.
In den geſtern in Eſſen abgehaltenen Verhandlungen über
das Arbeitszeitabkommen für die Metallinduſtrie der
nordweſt=
lichen Gruppe trafen die tarifbeteiligten Metallarbeiterverbände
mit den Arbeitgebern eine Vereinbarung, nach der das
be=
ſtehende Arbeitszeitabkommen bis zum 30. November unverändert
in Kraft bleibt. Das Abkommen kann mit einmonatiger Friſt
zu dieſem Termin gekündigt werden. Der Deutſche
Metallarbeiter=
verband hat ſich dieſer Vereinbarung nicht angeſchloſſen, da er
außerhalb des Tarifes ſteht.
Die Rheiniſch=weſtfäliſche Kalkwerke AG., die für 1929/30
ihre Dividende von 8 auf 7 ermäßigte, erzielte per 30. Juni 1931
nach Abſchreibungen von 1 623 000 gegen 1 287 000 RM.
einſchließ=
lich 346 000 RM. Gewinnvortrag einen Reingewinn von 359 000
RM., der weiter vorgetragen werden ſoll. Hauptverſamlmung
28. Oktober.
Die Generalverſammlung der Holzinduſtrie A.G. Heuſenſtamm
bei Offenbach genehmigte einſtimmig den Abſchluß für das
ab=
gelaufene Geſchäftsjahr, und beſchloß, den gegenüber dem
Vor=
jahre unveränderten Verluſt von 92 447 RM. auf neue Rechnung
vorzutragen. Ferner wurde der Neueinteilung des Aktienkapitals
im Sinne der Goldmarkumſtellung zugeſtimmt.
Die Opel=Werke geben durch Fabrikanſchlag bekannt, daß
in=
folge Stockung des Abſatzes von Kraftfahrzeugen in dieſer Woche
nur an drei Tagen je 6½ Stunden gearbeitet wird. Von Montag
bis Mittwoch bleibt der geſamte Produktionsbetrieb geſchloſſen.
Die Badiſche Lokalbahnen AG. Karlsruhe, die kürzlich
Mit=
teilung gemäß 8 240 HGB. ankündigte, hat nunmehr Konkurs
angemeldet. Zur Zeit ſeien Verhandlungen im Gange zwecks
Sicherung der Fortführung des Betriebes.
Die ſchwediſche Reichsbank hat geſtern den Diskontſatz um
2 Prozent von 6 auf 8 Prozent erhöht.
Die Bank von England kaufte geſtern 327 Pfund Sterling
Barrengold.
Das italieniſche Amtsblatt veröffentlichte geſtern ein Dekret des
Finanzminiſters, durch das mit ſofortiger Wirkung die Erhöhung
des Diskontſatzes der Bank von Italien von 5½ auf 7 Prozent
verfügt wird.
In San Antonio (Texas) hat die City Central Bank and
Truſt Cy, die über ein Kapital von 16 Millionen Dollar
ver=
fügte, ihre Schalter vorläufig geſchloſſen.
Die ägyptiſche Regierung hat am Sonntag beſchloſſen, die
Goldausfuhr zu verbieten, ſowie die Einfuhrzölle auf gewiſſe
Waren, deren Wert durch den Fall des Sterling=Kurſes geſunken
iſt, zu erhöhen.
Der Weg der Sparkaſſen durch die Wirtſchaftskriſe.
Anlage= und Liguidakionspolikik der Sparkaſſen. — Die Sparkaſſen durchaus geſund. — Aufgaben der
Spat=
kafſenorganiſakionen und der Girozenkralen. — Gegenſeikige Fühlungnahme der Bankgruppen nolwendig.
Jubildumskagung des
Sparkafſen=
verbandes.
Die zu der 50jährigen Jubiläumstagung des Deutſchen Sparkaſſen=
und Giroverbandes zahlreich Erſchienenen begrüßte der Präſident des
Verbandes, Geheimer Regierungsrat Dr. Kleiner. Er gab zunächſt ein
Telegramm des Reichspräſidenten v. Hindenburg bekannt, der zu ſeinem
Bedauern am Erſcheinen verhindert war und der Tagung ſeine
herz=
lichen Glückwünſche für eine weitere erſprießliche Tätigkeit der
Spar=
kaſſen für die deutſche Wirtſchaft übermittelt hat. Im beſonderen
be=
grüßte er den Reichskanzler Dr. Brüning, zu deſſen Erſcheinen er
be=
tonte, daß zum erſtenmal ſeit Beſtehen des Verbandes der Reichskanzler
auf der Tagung der deutſchen Sparkaſſen anweſend ſei. Er hob die
Bedeutung der perſönlichen Ausſprache hervor und gab der Verſicherung
Ausdruck, daß die Sparkaſſen auch weiterhin die Politik der
Wiederher=
ſtellung des Vertrauens in das politiſche und wirtſchaftliche Deutſchland
mit allen Kräften unterſtützen würden.
Das Wort ergriff ſodann Reichskanzler Dr. Brüning. (Siehe Politik.)
Der Präſident des Deutſchen Sparkaſſen= und Giroverbandes, Geh.
Reg.=Rat Dr. Kleiner, ſprach über das Thema: „Der Weg der
Sparkaſſen durch die Wirtſchaftskriſe‟. Zunächſt behandelte er die
gegen=
wärtige Lage der Sparkaſſen. Eine eingehende Unterſuchung der
An=
lage= und Liquiditätspolitik ſowie der Mobiliſierungsmöglichkeiten
er=
gebe, daß die Entwicklungslinie der Sparkaſſen klar und eindeutig
ge=
zeichnet ſei. Sie ſeien die natürlichen Depoſitenbanken für Deutſchland
und gewährleiſteten durch die ſtrengen Vorſchriften für das
Anlege=
geſchäft, die ſtaatliche Aufſicht, eine ſtetige ausgebaute Verbandsreviſion
und ſchließlich durch die kommunale Haftung ein Höchſtmaß an
Sicher=
heit. Sie wollten keine Beſchränkungen im Einlageſchäft, keine
„Reform” der Anlagepolitik. Die Liquidität werde durch engere
Ver=
bindung mit der Reichsbank verbeſſert werden. Für die nächſte Zeit
werden alle hereinkommenden Gelder ganz flüſſig zu belegen ſein, ſo daß
eine Sperre der Gewährung neuer Kredite vorübergehend nicht zu
ver=
meiden bleibe. Die öffentlichen Sparkaſſen ſeien durchaus geſund und
be=
ſitzen, wie die Entwicklung ſeit 1924 erneut beweiſe die für Deutſchland
zweckmäßige Form für die Kapitalſammlung auf breiteſter Grundlage.
Sodann behandelte er die Aufgabe der Sparkaſſenorganiſation,
insbeſon=
dere der Girozentralen. Für mehr als die Hälfte der Einlagenabzüge
bei Sparkaſſen ſeien in den kritiſchen Monaten die Mittel direkt durch
die Girozentralen aufgebracht worden. Eine konſequente ſchärfere
Zen=
traliſierung ſei in der Liquiditätspolitik nicht zu umgehen. Dazu ſei
auch die Organiſierung der Girozentralen nach einheitlichem Muſter
notwendig. — Im letzten Teil ſeines Referats behandelte Präſident Dr.
Kleiner die allgemeinen bankwirtſchaftlichen Probleme, die die
Gegen=
wart ſtelle. Er bezeichnete als einen der weſentlichſten Mängel unſerer
bisherigen Kreditverfaſſung, daß die einzelnen Banken iſoliert für ſich
arbeiten, und daß auch die Gruppen ganz ſelten nur den Weg
zueinan=
der finden. Das Reich ſollte ſeinen Einfluß mit allem Nachdruck dahin
geltend machen, daß die verantwortlichen Leiter der privaten und
öffent=
lichen Bankgruppen ſich zu regelmäßigen Beſprechungen
zuſammenfinden. Neue Wege der gegenſeitigen Fühlungnahme
und freiwillige Zuſammenarbeit ſeien notwendig. Nur in einem ſo
ge=
bildeten Kreis der Beteiligten könne auch das ſo wichtige Problem der
volkswirtſchaftlichen Kapitallenkung gefördert werden. Beſonders große
Vorſicht ſei gegenüber den zahlreichen Projekten einer
Zwangsumſchul=
dung am Platze. Völlig undiskutabel und reſtlos abzulehenen ſeien auch
alle Pläne einer generellen Schuldenabwertung ſowie alle Projekte die
direkt oder indirekt, beabſichtigt oder unbeabſichtigt, auf eine
Geldent=
wertungspropaganda hinauslaufen. Solche Gedankengänge müßten nicht
nur die Wirtſchaftsmoral aufs ſchwerſte erſchüttern, ſondern ſie erweckten
auch unerfüllbare Vorſtellungen von der Möglichkeit behördlichen
Ein=
greifens in den Wirtſchaftsablauf. Jede Störung oder Hinauszögerung
des unaufhaltbaren Reinigungsprozeſſes werde mit zu ſchweren Opfern
erkauft. Werde der Gedanke der freiwilligen Zuſammenarbeit konſequent
zu Ende gedacht, ſo führe er zur Vernichtung des Schlagwortes von
dem naturnotwendigen Kampf zwiſchen öffentlicher und privater
Wirt=
ſchaft.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Von der Liquidationskaſſe. Wie wir erfahren, ſtellen die Beträge,
die die Liquidationskaſſe aus den Zahlungsterminen vom 14. und 23. 9.
1931 noch nicht erhalten hat, einen unerheblichen Teil der Rücklagen
dar. Die auf den noch ſchwebenden Engagements ruhenden Differenzen
zwiſchen den Abrechnungskurſen vom 15. und den zuletzt amtlich
notier=
ten Kurſen vom 18. September dürften auch im ungünſtigſten Falle die
vorhandenen Reſerven nicht aufzehren. Die gewährten
Lombarddar=
lehen ſind durch Effektenunterlagen mit mindeſtens 100 Prozent des
Darlehensbetrages belegt, errechnet zu den letztnotierten Kurſen.
Norddeutſche Waggonfabrik (Kapitalzuſammenlegung genehmigt). In
der Hauptverſammlung wurde die Kapitalzuſammenlegung im
Verhält=
nis 10:4 auf 880 000 RM. ohne Widerſpruch genehmigt. Bei der Linke=
Hofmann=Buſch=Werke A.=G. als Mehrheitsbeſitzerin ſoll angeregt
wer=
den, den wenigen freien Aktionären ein Abfindungsangebot zu machen.
Hauptgläubiger der Nordd. Waggon iſt Linke=Hofmann=Buſch, die auch
die Bürgſchaft für die Schulden übernommen hat. Per 30. 9. weiſt die
Geſellſchaft einen neuen Verluſt von 727000 RM. aus, wobei ſich der
Verluſtvortrag auf 1,26 Mill. RM. erhöhte.
Diehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 28. September. Auftrieb: 261 Ochſen,
214 Bullen, 180 Kühe, 358 Färſen, 620 Kälber, 37 Schafe, 3013 Schweine,
75 Arbeitspferde, 30 Schlachtpferde, 7 Ziegen. Preiſe für 50 Kilogramm
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42—44, b) 32—35, c) 34—37; Bullen
a) 30—32, b) 2—2, c) 24—27; Kühe a) 30—32 b) 24—26, c) 18—20,
d) 14—16; Färſen a) 43—45, b) 36—38, c) 32—34; Kälber b) 50—54,
() 44—48, d) 38—42, e) 34—36; Schafe b) 30—34; Schweine c) 58—60,
d) 57—59, e) 54—56, f) 48—52, g) 44—52. Preiſe pro Stück in RM.:
Arbeitspferde 700—1700 Schlachtpferde 40—150, Ziegen 12—22.
Markt=
verlauf: Großvieh ruhig, geringer Ueberſtand; Kälber ruhig, langſam
geräumt; „Schweine ruhig, geringer Ueberſtand, fette vollfleiſchige
Schweine über Notiz; Arbeits= und Schlachtpferde ruhig.
Frankfurter Viehmarkt vom 28. September. Der Auftrieb des
Hauptmarktes beſtand aus 1333 Rindern (gegen 1687 Stück in der Vor=
zoche), 518 (544) Kälbern, 101 (107 Schafen und 5078 (6003) Schweinen.
Zezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen al) 38—42,
2) 35—37, b1) 30—34; Bullen a) 30—34, b) 36—29; Kühe a) 31—34,
27—30, c) 22—26; Färſen a) 38—42, b) 35—37 c) 30—34: Kälber
) 48—51, c) 43—47, d) 35—42; Schafe a) 36—40, b) 32—35; Schweine
) 55—58, c) 54—57, d) 52—56, e) 45—53, Sauen 42—50 Marktverlauf:
inder ruhig, nahezu ausverkauft; Schweine ruhig, geringer Ueberſtand,
fettſchweine über Notiz, leichte Schwveine ſchlecht verkäuflich; Kälber
nd Schafe ruhig, geräumt. Im Vergleich zu den Notierungen des
letz=
n Hauptmarktes blieben Ochſen, Bullen, Färſen und Kälber
unver=
ndert, Kühe zogen von 2—4 und Schweine um 2 Mark an während
Schafe 2—3 Mark nachgaben. Der Fleiſchgroßmarkt verlief
und leicht anziehenden Preiſen langſam.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 28. Sept.:
Getreide. Weizen: September 47,50, Dezember 48,25,
März 505, Mai 52,25; Mais: September 38, Dezember 36,25,
März 38, Mai 48; Hafer: September 21. Dezember 2238,
Mai 25,25; „Roggen: September 37,50. Dezember 38½,
Mai 4038.
Schmalz: September 6,77½, Oktober 6,70, Dezember, 5,75,
Januar 5,70.
Speck, loco 7,62½.
Schweine: Leichte 5,10—5,40, ſchwere 4,90—5,50;
Schweine=
zufuhren in Chicago 36 000, im Weſten 110000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 28. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 7,55; Talg, extra loſe 234.
Getreide. We izen: Rotwinter 60,75, Hartwinter 61,50;
Mais: loco New York 52; Mehl: ſpring wheat clears 4,00
bis 4,40; Getreidefracht nach England 1,6—2,3 sh, nach dem
Kontinent 8—8½ C.
Nummer 270
Dienstag, den 29. September 1931
Seite 13
Glliellalendewetliktorsvensen
24)
Copyright Berlin=Schöneberg 1931 by Delta=Verlag Kurt Ehrlich.
„Na, ſie trat ihm gegenüber als große Dame auf. Hatte ja
auch ihr eigenes Auto und ſo. Sie mußte eben gehöriges
Theater machen.”
„Er ahnt noch heute nichts” bekundete Eliſabeth.
So bekamen wir die Schlüſſel”, fuhr der Maeſtro fort. „Der
Junge hat zwei Wohnungen und überall Sachen; es war alſo
ein bißchen umſtändlich. Aber er ſchlief ganz feſt das hatte
Eliſabeth beſorgt. Da hat ſich denn einiges angefunden. Zum
Beiſpiel das da!"
Der Maeſtro zog eine ziemlich abgegriffene Anſichtskarte
aus der Taſche und reichte ſie Eickhoff hin. Eigentlich war es
nur die Hälfte einer Karte, der Reſt war abgeſchnitten. Man ſah
eine Vervielfältigung in Lichtdruck, und Eickhoff erkannte das
Bild Mabels im Akrobatentrikot. Offenbar hatte ſie zu einer
Truppe gehört, das Bild der übrigen Mitglieder war mit der
Schere beſeitigt worden. Unten konnte man noch das Wort
„Company” leſen. Das Ganze war eine der üblichen
Reklame=
karten, wie ſie Artiſten zu führen pflegen, und die ſie an Agenten
oder Direktoren ſenden oder auch im Publikum verteilen laſſen.
„Davon habe ich allerdings nichts gewußt”, erklärte Eickhoff
verdutzt.
„Von der Exiſtenz dieſes Bildes?” fragte der Maeſtro.
„Weder von dem Bild noch auch, daß Mabel früher auf
dieſem Gebiete tätig war. Sie hat mir nie ein Wort davon
geſagt.”
„Das iſt aber doch eigentümlich. Glauben Sie, daß ſie einen
Grund dafür hatte?"
„Ich wüßte keinen.”
„Gegen Aſtanopoulos war ſie alſo in dieſem Punkt
offen=
herziger.”
„Es ſcheint ſo. Obſchon — mir iſt das unerklärlich. Ich
lernte ſie als Revuegirl kennen, und eine Artiſtin iſt ſchließlich
nichts Schlechteres. Mabel hätte alſo keinen rechten Anlaß
ge=
habt
„Andererſeits hat ſie auch mit Aſtanopoulos Verſteck geſpielt.
Weshalb wäre ſonſt das Bild verſtümmelt? Allerdings iſt es
möglich, daß ſie es ihm nicht freiwillig gegeben hat, ſondern daß
er die Karte auf andere Weiſe in die Hände bekam.”
„Sie meinen, daß er ſie geſtohlen hat?"
„Ja, es gehörte zu ſeinen Gepflogenheiten, den Frauen
ſei=
ner Bekanntſchaft mit Kompromittierung zu orohen. Vielleicht
wollte er das Bild zu dieſem Zweck benutzen. Das Weitere
er=
gibt ſich von ſelbſt”
Roman von
Nachdruck verboten.
„Es ergibt ſich nichts von ſelbſt. Alles das, was Sie ſagen,
ſind Vermutungen, aber keine Beweiſe. Man müßte feſtſtellen
können, wo ſich dieſer Grieche am Tage und zur Stunde des
Mordes befunden hat. Und das iſt heute ſchlechterdings
un=
möglich.”
„Jedenfalls iſt es ſehr ſchwer. Wir glauben, nur eines zu
wiſſen, daß nämlich der Täter durch das Fenſter entkommen iſt.”
„Dieſe Vermutung haben Sie ſchon einmal ausgeſprochen.
Aber ſie kommt nur, wie Sie werden zugeben müſſen, für
jeman=
den in Betracht, der eine Art Faſſadenkletterer iſt — wie hätte
er ſonſt die Hausmauer hinunterkommen ſollen? Glauben Sie,
daß dieſer Aſtanopoulos über derartige Fähigkeiten verfügt?”
„Das müßte irgendwie unterſucht werden”, meinte der
Maeſtro unſicher.
„Er lahmt doch auf dem linken Fuß”, miſchte ſich
Eliſa=
beth ein.
„Woher weißt du das?” fragte überraſcht ihr Vater.
„Gott, man merkt es im allgemeinen nicht. Wenn er aber
längere Zeit läuft, dann merkt man’s doch. Er ſagt, das käme
von einer Muskelzerrung, die er ſich bei ſeinem letzten Kampf
zugezogen hat."
„Kampf iſt gut.‟ Der Maeſtro lachte. „Ich habe bei der
Boxſportbehörde unter der Hand Erkundigungen eingezogen, die
kennen dort Aſtanopoulos gar nicht. Alſo im Ring hat der
Junge niemals richtig geſtanden. Vielleicht hat er ſich ſeinen
Fuß lädiert, als er hier runterturnte. Das iſt viel
wahrſchein=
licher.”
Eickhoffs Miene wurde ſorgenvoll: „Seien Sie nur um
Gottes willen vorſichtig, daß iſt ein gefährlicher Burſche. Wenn
der Wind bekommt. Wir haben bisher nur Indizien. Ich
bin auf ſolche Dinge hin verurteilt worden. Ich bin gegen
Indizien mißtrauiſch.”
Der Maeſtro lenkte ein: „Glaub’ ich Ihnen! Aber ſo
kom=
men wir nicht weiter. Vor dem Kerl habe ich keine Angſt. Den
nehme ich aufin Arm. Der wird ſich hüten, jemanden zu
ver=
pfeifen, da weiß ich denn doch zuviel über ihn. Sonſt noch
etwas?"
Eickhoff zuckte ſtumm die Achſeln.
Der Maeſtro erhob ſich: „Dann iſt die Sitzung geſchloſſen.”
Er ging auf und ab und ſchien nicht zum Schweigen aufgelegt.
„Sehen Sie, da hat man nun eine Beſchäftigung”, begann er,
„ob fein oder nicht fein, es iſt doch jedenfalls eine
anſtän=
dige Beſchäftigung. Und man hat keinen Kummer. Ich meine,
ich habe doch alles: Wohnung, Eſſen und ſogar Geld. Wenn
ich Luſt habe, kann ich zum Beiſpiel in ein elegantes Reſtaurant
gehen und dort ſpeiſen. Sie verbieten mir’s doch nicht?”
„Tun Sie, was Ihnen Spaß macht.”
„Na eben. Sie ſind nicht kleinlich. Nicht im geringſten.
Ich habe alſo alles.”
„Und?‟
„Und ich bemerke, daß ich nicht viel glücklicher bin als
vor=
her. Iſt das nicht komiſch? Da frage ich mich denn: wozu
iſt das frühere Leben gut geweſen?. Man hat geklaut, um Geld
in die Finger zu kriegen, ſoviel Geld, daß man ausgeſorgt
hätte. Prima Sache das, ausgeſorgt haben, denkt man. Und
jetzt? Der Spaß iſt nicht größer, man gewöhnt ſich zu ſchnell
daran. Wenn man alles haben kann, machen die Dinge kein
Vergnügen mehr.”
„Das iſt eine alte Erfahrung”, quittierte Eickhoff, ohne
ſon=
derliches Intereſſe für dieſe ſchon etwas abgetakelte
Lebens=
weisheit.
So? Na gut. Jedenfalls meine ich, daß man hin und
wieder in bißchen Gewürz fürs Daſein braucht. So ne Priſe,
wiſſen Sie. Sonſt wird es zu langweilig.”
„Hm.”
Der Maeſtro griff in ſeinen Rock und holte eine Brieftaſche
hervor, die er auf den Tiſch legte. „Habe mir heute mal ſo
ne Priſe vergönnt”, ſagte er. „Nicht uppig, aber es geht
Eickhoff runzelte die Stirn: „Was bedeutet das? Wem
ge=
hört das Zeug da?"
„Wozu die Aufregung? Es hat ſich eben günſtig getroffen.
Der Kerl ſtand vor nem Schaufenſter und glotzte hinein.
Lächer=
lich, ſag’ ich Ihnen.”
„Und da haben Sie ihm die Taſche gezogen?”
„Nur aus Jux. Ich brauche doch das Geld gar nicht. Aber
deshalb müſſen Sie mir keine ſo böſen Augen machen!“
„Sie werden dieſe Taſche augenblicklich abliefern. Sagen
Sie, daß Sie ſie gefunden haben. Sagen Sie, was Sie wollen
—aber behalten werden Sie das Ding nicht.”
„Meinetwegen! Iſt doch weiter keine Affäre. Sind Sie
aber etepetete!"
„Weil ich Ihnen nicht geſtatte zu ſtehlen? Weshalb tun
Sie es überhaupt? Es fehlte Ihnen doch wahrhaftig an nichts.”
Der Maeſtro wandte den Blik ab. Er kläffte leiſe: „Sie
verſtehen das vielleicht nicht. Ich kann es Ihnen auch nicht
er=
klären. Das iſt wie ein Spiel — gewinnt man, gewinnt man
nicht — man hat ſo ine hübſche, angenehme Aufregung dabei,
man riskiert was Dann mit ſchmerzlichem Aufſchrei: „ch
bin doch nicht ſo ein elender, armſeliger Ganef, der nur nimmt,
wenn er gerade braucht!“
(Fortſetzung folgt.)
Tafel-Silber-Besteckrel
maſſiv, 800 geſt allerbilligſt, weiterhin
Beſtecke m ſtärkſt. 100 Feinſilberauflage,
Aallergünſtig. Preiſe, z. B. kompl. 72teil.
Garnitur RM. 115.— mit 100 er Fein=
Silber=Anflage. Mod. Künſtler=Ent=
Awürfe in ſchwerer, vornehmſter
Aus=
führung 50 Jahre Garantie auf jedes
Stück. Langfriſtige Ratenzahlungen
ohne jede Anzahlung direkt an Pribate.
Katalog und höchſte Referenzen ſofort
koſtenlos, Moellers & Co., Fabr.
feinſter Beſtecke, Solingen. (1V 11950
AHTUNG
OO4
Heinrich Walter
Ankerwickelei
Waldſtraße 50
Teleph. 3739. (66359
Achtung
Radlo-Hörer
D
Jahren m. Geſchäft
ſucht die
Bekannt=
ſchaft eines
gleich=
alt. Herrn (eventl.
Witwer) zwecks ſp.
Heirat. Zuſchr. unt.
P. 212 a. d. Gſchſt.*
Derjenige Herr
mit grau. Anzug u.
Glatze, welcher die
MaſaMäf
m. ſchwz. Ripsband
i. Saalbau b.
Volks=
bank=Verſammlung
Freitag, 25. Sept.,
aufhob, iſt erkannt
u. wird gebet.,
die=
ſelbe auf d.
Fund=
büro, Hügelſtraße,
geg. Belohnung
ab=
zugeb., andernfalls
Anzeige erfolgt. (*
AUsUERKAUR
wegen Aufgabe unserer RILIALE
WENKSTRASSE 2
Um eine möglichst schnelle
Räumung durchführen zukönnen,
haben wir einen großen Teil
unseres Warenlagers ganz
gewaltigen Preisreduzierungen
unterworfen. Die
Preisherab-
setzungen betragen bis zu
Welche v. d. vielen
Anodenbatterien
BNur „Vita‟
Waxum ?
I.Qual., d. teuerſt.
Batt. ebenbürtig
100 Bolt:
RM. 6.50
Gelegenheits=
käufe in
Radio-Röhren
Batterie-
Röhren
RM. 4—6,00
f.
Netzanſchluß=
geräte RM. 8.—
Gleichrichterröhren
3.50—6. 00 (1672a
Umtauſch v. Loewe=
Röhren zu
Fabriks=
bedingung, ſofort
Meue Akkus
9.25, 13.75
Kleinlader:
Wechſelſtrom 16.50
Gleichſtrom 7.80
Anodenvertrieb f
2d.prov, Starkenburg
Anur inDarmſtadt:
Wilhelm Schnell,
Dör Bachgaſſe 23, Lad
Unſel). Am
Nieber=
gallbrunn.
Zikher=.
Gitarre= u. Mand.=
Stund. bei Gerbig,
Neckarſtr. 24,Hth. IIk.
Inſtrumente billig.
(1595a)
Franzöſ. Schweizerin
ert. franz.
Unter=
richt. D Guyot,
Sem. Marienhöhe.
(*di)
Verloren
a. Samstag, 26. 9.,
1 gold. Korallen=
Krawattennadel.
Wiederbringer
er=
hält Belohnung.
Fiedlerweg 1, III. I./
Gefunden: Freitag
abd. Steinbergweg
Brille in Schildp.=
Faſſ. in Etui. Fa.
Kuntze. Abz. g.Erſt.
der Anz. Fichteſtr.
ſtr. 33, II. 6—7. (*
Rauhh. Dackel mit
Stm. Paderborn 581
Samst. abd. Nähe
Bahnhof entl. Geg.
Bel. abz. Thorbeck,
Waldſtr. 17, part.
Rollſchränkchen
zu kaufen geſucht.
Angeb. unt P. 222
an die Geſchäftsſt.
Guterh. kl. wß. Herd
(links) z. kauf. geſ.
Ang. u. P. 225 Gſch.*
Außerdem erhalten Sie auf alle
regulären Sommerwaren einen
Bar-Rabatt von
und auf alle Winterware einen
Bar-Rabatt von
TUAR.
Wer dort?
ier V. Scha
Komme ſof, u. kaufe
getragene. Herren=
Kleider,Federbetten.
Schuhe, Wäſche uſw
V. Schatz
Darmſtadt. 2033
Tel, 1924. Schloßg 23
Filiale
Kommen Sie gleich heute noch
zu uns! Sie haben dann den
Vorteil einer größeren Auswahl
MäLt!
Wenkstraße 2
Ecke Pankratiusstraße
Opomaltine
bahnt Ihnen den We.
Es ist meist nicht die Ungunst der Verhältnisse, die Zeitweise Depressionen
bei Ihnen verursacht, es ist Ihr eigener Körper, der übermässig geschwächt
oder nicht richtig ernährt wurde. Ja, wenn Sie täglich einen Dauerlauf
durch ozonhaltige Tannenwälder machen könnten, wenn Sie wie ein
Landmann immer in frischer Luft arbeiteten, dann gäbe es für Sie keine
Gesundheits- und Leistungsprobleme. Aber als Stadtmensch brauchen
Sie eine zusätzliche Kraft, die den grösseren Anforderungen gewachsen
ist, Sie brauchen Ovomaltine.
Ovomaltine schafft eine neue Gesundheitsbasis für Ihren Körper. Sie
arbeiten leichter, Sie werden widerstandsfähiger, ein Stärkerer hilft
Ihnen: Ovomaltine bahnt Ihnen den Weg, den Weg durchs Leben.
Ovomaltine enthält Eiweiss, Fette, Kohlehydrate, Nährsalze und
Lecithin aus Frischeiern, Malz, Milch und Kakao. Ovomaltine ist sehr
einfach zu bereiten. Man löst 2 bis 3 Kaffeelöffel davon in
trink-
warmer Milch und zuckert nach Belieben. Auch in Kaffee oder Tee
wird Ovomaltine gern genommen.
Originaldosen: 500gzr
M. 4,45, 250 g zu M. 2,40,
125 g zu M. 1,25 in allen
HNe e nen
nRreierm 4250h . Leſteten, nd Pegseies
Ouomaltine
hilft mit
Kostenlos erhalten Sie eine Probe,
wenn Sie Ihre Adresse senden an:
Dr. A. Wander G. m. b. H., Abt.M Osthofen (Rheinhessen)
Achrung!
Zahle
die höchſten Preiſe
für getrag. Kleider,
Schuhe uſw.
Heinrich Saul
Kleine Bachgaſſe
Telefon 3590.
(Chriſtl. Händler.)
Schneider=Bügeltiſch
kauf. geſ. Ausf.
Off. u. P. 248 Gſch.*
Gut erh. Waſchtiſch
m. Marm., nußb.
90 cm. I. z. kf. geſ.
Ang. u. P. 235 Gſchk
KAUFGESUCHE
Schrokflinke
(Drilling) gebr. zu
kauf. geſ. Offert. u.
P. 193 Geſch. (*gi
Achlung!
Weg. dring. Bedar
zahle ich ſtaun, hohe
Preiſe für getrag.
Kleider, Schuhe etc.
holzikraße
M. Winwizki.
Poſtkarte genügt.
(13587a)
Haare
ausgekämmte u.
ab=
geſchnittene kauft
laufend G. Kanzler,
Friſeur, Schulſtr. 12.
(13946a)
Kl. Dauerbrandofen
nur guterhalten zu
kaufen geſucht.
An=
geb. m. Preis unt
P. 219 a. d. Gſchſt.”*
Seite 14
Dienstag, den 29. September 1931
Unlon Voranzeige! Unlon
Am Sonntag, den 4, Oktober, vormittags 11½ Uhr
Einmaliger Film- und Lichtbildervortrag
des bekannten Kriminalisten Ernst Engelbrecht, Kriminal-
Kommissar a. D.
Ernst Engelbrecht, ehemaliger Leiter des Bazziendienstes beim
Berliner Polizeipräsidium, spricht über das Thema:
15 Jahre im Kampf mit dem
Verbrecherlum
Eine einmalige Gelegenheit, von berufener Seite über das
Verbrecher-
tum, seine Bekämpfung in spannenden Schilderungen eigener Erlebnisse
zu hören und die heutigen Abwehrmaßnahmen auf drund des
gegenwärtigen Standes der Technik kennen zu lernen.
Aktuell!
Spannend! Wissenwert!
AUS DEM VORTRAGS-INHALT
Verbrecher. — Verbrecher-Schlupfwinkel und deren Ausbebung —
Aufspürung organisierter Banden — Verbrecherverfolgungen — Kampf
mit Verbrecherbanden — Kaschemmen, Kokainkeller, Spielhöllen,
Nachtbetriebe — Aushebung der Kaschemmen — Verbrechersprache.
Gannerzinken — Ankklärung von Mordverbrechen — Die Rolle der Prau
in der Verbrechermelt — Gift — Mädchenhandel — Ank schiefe Bahn
darch Not, mangelnde Ehrbegriffe und Abentenerlust — Fürsorge-
Brziehung — Die gefährliche und anfreibende Tätigkeit der Großstadt-
Polizei— Wie schützt man sieh vor Verbrechern? — Folsei n. Fublikum.
Vorverkauf ab heute an der U. T.-Kasae.
TT.13955
Preise Mk. 1,00, 1.50 und 2.00
Ab heute in Erstanfführung
Trude v. Molo und
Willy Borst
in dem gensationellen Tonfilm
Ber Raup
Mona Lisa
Regie: deza von Bolvary.
Weitere Mitwirkende: Gustav Grändgens,
Roda Roda, Alexander Granach. Rosa
Valetti, AntonPointner, MaxGülstorffu v.a.
Den aufsehenerregendsten
Bilderdiebstahl der Welt, den Raub
des berähmten Gemäldes „Mona Lisa‟
aus dem Pariser „Tonvre” und dessen
abenteverliche Wiederaunk-
Findung, sieht man in diesem
Film-
werk in seiner Entstehung, Auskührung
und Aufklärung.
Dazu
das tönende Velprogramm.
Jugendliche haben Zutritt!
Eecae e einaif zen mr.
Hente
und folgende Tage
Felix Bressart
Der Tonfilm-Liebling
Deutsch-
lands in dem Tachschlager:
Der Schrechen
der aarhisen
Begie: Carl Boese
In weitereren Hauptrollen:
Lneie Enslisch, Adele
Sandrock, AlbertPaulis
Curt Vespermann n. v.4.
Was Bressart als Musketier
und Husar Kulike in der
Verkörperung sprähender
Sitnationskomik leistet, das
ist herzerfrischend von
Anfang bis Ande.
Dazu
das zute Beiprogramm
Jugendliche haben Zutritt.
Nummer 270
Hente und folgende Tage
Ein Filmwerk, das vom
Darm-
städter Tagblatt als „
Filmgroß-
tat allerbesten, stärksten
Bormats” bexelchnet wurde.
Heinrich George
Mienschen
Hnter amern
mit Gust. Diessl, Egon v. Jordau
Dita Parlo u. a.
Regie: Panl Peſos. (V.13956
Der Film zeigt das Leben der Sträflinge
in den amerikanischen Gefängnissen und
bringt als Höhepunkt den Anfruhr von
dreitausend Zuchthäuslern.
Des großen Andrangs wegen bitten wir
nach Mösichkeit die Nachm ittags-
Vorstelungen zu berücksichtigen.
Fox • tönende Wochenschau.
Beginn: 3,45, 6.00 n. 8.20 Uhr Beginn: 3.45, 6.00 und 820 Uhr
Großes Haus 19.30 bis 22.30 Uhr
Hessisches
B3
Landestheater
Dienstag
29. September 1931
Zus.-M. I, 1
Kleines Haus 20,00— 22.15 Uhr
Die Ratten
Tragikomödie von Gerh. Hauptmann
Preise 0. 70—5.,60 Mk.
Ariadne auf Naxos
Oper von Richard Strauß
Preise 0.70—5 Mark
O Miee
Reſtbeſtand meines Lagers verkaufe zu
jedem annehmbaren Preis. —
Heinrich=
ſtraße 106, parterre, Kein Laden. (13120a
Mife M
Auto frei, Kilomtr.
15 Pfg. Angeb. unt.
P. 158 Geſchſt. (gim
Heute
Founk
PMagk
C seeheim, Bergstraße
Tanz
Letzter Autobus ab Seeheim 12.00 Uhr
„Das Beste, was in langen Jahren an der
hiesigen Schauspiel-Bühne zu sehen war!”
Gerhart Hauptmanns Tragikomödie „Bie Ratten‟
Beſetzung: Kinz, Hoffart, Hutter, Gothe, Kleinſchmidt, Marenbach, Richter, Scheinpfiug — Keim, Schiller, Peters, Hinz, Sieber, Baumeiſter, Keßler, Kutſchera, Schindler, Maletzki.
Fahrrad=
Belenchkungen
Karbidlampen
von 2.75 an,
Batterielampen.
von 1.75 an,
Dynamolampen.
von 9.75 an.
BEN
Grafenſtraße, 20.
(13878a)
Nichkraucher
in 3 Tagen. Ausk.
koſtenl. Sanitas=
De=
pot,Halle a. S.167 B.
CMgd.13280)
Drahkmakraßen
Repara=
Schonet, turen
billigſt.
Karl Brückner
Darmſtadt, Holzſtr.
am Brunnen.
Fernſprecher 1249.
(11644a)
Preiswert. u. gutes
Zeder?
Herrenſohlen v. 95,84
Damenſohlen v.65.3
Led. w.grat gewalzt.
Arbeiterſtief., 40/47.
von 4.85 ℳ. (13828a
Kirch=
J. Rubin ſtraße 101
Pressestimmens
Heſſiſcher Beobachter: .. die Klarheit der Charaktere.
die Fülle der Geſtalten und der ungeheuere
Span=
nungsgehalt, die Lebendigkeit der Szene, die
zwin=
gende Logik dieſer Hauptmannſchen Tragödie ſind
von klaſſiſchem Ausmaß und bleibendem Wert. . . Die
Darmſtädter Vorſtellung war muſtergültig eine
Aufführung, die, ſorgſam und geſchickt von Renato
Mordos Meiſterhand behütet, das Beſte, was in
langen Jahren an der hieſigen Schauſpielbühne zu
ſehen war, , es war wirklich eine eines
Staats=
theaters würdige, wahre „Staatsaufführung” die den
ſtürmiſchen Beifall verdiente, den man ihr bereitete.
Heſſiſcher Volksfreund: . . außerordentlich intenſive
Auf=
führung von ſeltener Ausgeglichenheit. . Kinz und
Hoffart; zwei Frauen gleichen Formats treiben die
Theaterkunſt auf eine Höhe, wie man ſie nur ganz
ſelten erlebt. Ganz famos in der Anlage und Durch=
Wiederholungen: Heute, 29. Sept.,
führung des Komödianten Haſſenreuter Joſef Keim
„. vorbildliche Verkörperung des Spitta durch
Nor=
bert Schiller.
Darmſtädter Tagblatt: , daß hier ein Dichter die
Ge=
ſtalten geformt hat und daß das Herz eines Dichters
mitſchwingt ... eine ausgezeichnet geſchloſſene und
ausdrucksvolle Vorſtellung ... gefördert durch den
ge=
mäßigten Naturalismus von Reinkings ſuggeſtivem
Bühnenrahmen ..
Darmſtädter Zeitung: Allem voran ſei dieſem
Theater=
abend das frohe, das befreiende Bekenntnis geſtellt:
Wir haben wieder ein Schauſpiel . eine
Auffüh=
rung von ungewöhnlicher Ausdrucksfülle in der
Her=
ausarbeitung der vielen Geſtalten und Vorgänge ...
Franziska Kinz: eine große Tragödin.
Heſſiſche Landeszeitung: „ die beiden Schauplätze durch
Reinking fabelhaft ins Bild geſtellt . ..
Schauſpiele=
riſche Spitzenleiſtungen, die in ihrer Art geradezu
Fe13350
frappierten.
Freitag, 2. Okt., Dienstag, 6. Okt.
Auffen
werden täglich
von 3—6 Uhr
abgegeben.
Knaben=
Arbeitsanſtalk
Stiftsſtraße 20.
EE
Lieferw. m. Chauff.
f.
Einzelſchnelltrans=
porte od. tageweiſe
Beſchäft, frei.
An=
fragen erbeten: (*
Exbacherſtraße 97,
Telefon 4786.
Maſſenverkauf!
Elektriſcher
Fahrradlampen
Karbidlakernen
Zubehörkeile
Fahrraddecken
Schläuche
Gätting
Schuchardſtraße 10.
(13305a)
Dam=u. Kinderkleid.
werd. gutſitz,
preis=
wert angef.
Kirch=
ſtraße 19, I. (13315a
Odenpaldklublt 3tr. Kartofeln
Megae
Darmſtadt
11. Wanderung
Sonntag, 4. K. 1931
jufh.- ,
Rnd-2
Alles Nähere bei
R. Bergmann,
Wilhel=
minenſtr 19, 13944
3 Pfd. Deutſche Trauben
100
10 Pfd. Deutſche Pfirſiche.
025
5 Stück Zitronen
10 Pfd. ſchöne Aepfel .. 0.60 und 0.70
Fruchthaus Freese
Eliſabethenſtraße 37. Schnſtergaſſe 15
Taunnsſtraße 39 (13965
Tel. 4380
Lieferung frei Haus.
gute, gelbe ?
Quglict 2.10 HamburgerKaffe=Importhaus
ſucht rührige Perſönlichkeit zur Errichtung
0.45 ſeiner Verteilungsſtelle für Röſtkaffee.
Rohstoff-Import-Haus
Hamburg 13, Grindelberg 9a (k 13188
Sprechapparate 19
rieſig billig im
Muſikhaus Bund,
Schuchardſtraße 9.
(13493a)
Banholz. Ziegel,
Schiefer, Bretter,
Rähmlinge.
Dach=
fenſt. abz. Herbert,
Erhacherſtraße 15.*
Lemaire-Wasserdampf Dauerwellen
I
Eine umnälrende Neuteit aut dem Gebiet der
Dauermellen. O Preisabbau auf Grund der
wirt-
schattl. Notlage. 6 Ausgefährt von nur 1. Krätten.
Damen-, Herrensalon Karg
Bschollbrückerstr. 1, Ecke Heidelbeigerstr. (117402
Gute Aepfel und
Birnen abzugeben.*
Heidelbergerſtr. 71.
Küchenſchrk. abzugr
Frankf.=Str. 56. I
Klein. Herd.
zu verkaufen
Holzſtr. 8. Laden.
10. Wanderung
mit Damen
nach Andenfels.
4. Oktober 1931.
Abfahrt 8 Uhr ab
Luiſenplatz mit
Om=
nibus nach Nonrod
und Rückfahrt von
Lindenfels nach hier
Mk. 1.60.
Einzeichnungsliſte
liegt. Dienstag im
Klublokal auf. (13958
Führer:
Adolf Friedrich.
1Gret.
bngick.
im Preis
reduziert.
R
Grafenſtraße 20.
L— (138föb)
X
Durch den
Kauf der Lose
am Platze
ersparen die Spieler
die
hohen Portospesen
und
Umständlichkeiten
aller Art.
war schon immer der richtige Weg, um aus
SelpStHIITO schwierigen Verhältnissen herauszukommen!
Helfen kann nur mutiges Zugreifen!
Die beste Gelegenheit hierzu bietet Ihnen die altbewährte
Preudisch-Süddentsche Staatslotterie.
Hc
Ruch
114 Millionen RM.
Der ansässige
Lotterie-Einnehmer
Vertritt
am besten dle Interessen
seiner Kundschaft.
TV13949
gelangen in 5 Klassen demnächst zur Ausspielung.
Erste Gewinnziehung: 21. und 22. Okfober 1931.
Lospreise
im jeder Kasse
Achtel
Viertel
Halbe
Ganze
Doppellos
5.—
10.—
20.—
40.—
86.—
Der amtliche Plan steht jedermann unentgeltlich zur Verfügung.
Staatlichen Lotterie-Einnehmer in Darmstadt
Hilsdorf
Rheinstr. 22
Tel. 4210
Kullmann
Wilhelminenstr. 9
Tel.351
Külp
Hügelstr. 2
Tel. 3060
Ohnacker
Schulstr. 15
Tel. 84
Petrenz
Rheinstr. 55
Tel. 227
Gefüllte Kalbsbruſt
Mittagtiſch 0=
Wirſing
Speisehaus
Fauldrath
Hölgesſtr. 5,I.
oder
Weckſchnitten
Apfel=Kompott
Drahlmatratzen-Reparaluren
billigst (13941b
Karl Brückner
Holzstraße — Drahtmatratzentabrik
Markt 4 Telephon 641 Karlsſtr. 47
Empfehle in lebendfriſcher Ware:
Grüne Seringe . . . . . Pfund 28 9
la Bratſchellſiſche . . . . Pfund 35 9
2—3pfündige Seilbntt . . Pfund 65 9
Fiſchfilet, Schellſiſche, Kabliau, Seelachs,
Gobbarſch. Notzungen, Salmn.
Bratſchollen, Makrelen. 13959
neiäalnge.— A Nand 21=
NeueVollheringe Stück 109, 10 St. 95 9
Friſche Seemuſcheln Pfd. 189, 10 Pfd 1.50
Allerfeinſtes Filderkraut Pfund 20
Derunnufer.— Din 7=.