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St. September 2.10 Reſchsmark und 22 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iUuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geftattet. auſträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Nummer 230
Mittwoch, den 9. September 1931. 194. Jahrgang
2I mm breite Zelie im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reichspfg. Rellamezelle (92 mm
breit)/2 Reichsmarl. Anzelgen von auswärts 40 Reichspfg.
Enansälngeigen O0 Reſcheiſs Bmm beie
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ſ4 Dollar — 420 Mark. — Im Falle, höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der Anzelgen=
Konlurs oder gerſchtiſcher Beſtrelbung ſäll ſeder
Rabat weg. Banktonto Deutſche Bani und Darme
Kädter und Nationalbank.
Abrüſtungsvorſtoß Italiens i Genf
2 italieniſche Außenminiſter Grandi ſchlägt der Bollverſammlung des Völkerbundes für die Dauer der
Tüſtungskonferenz Rüſtungsftillſtand vor. — Die ikalieniſche Regierung nach Ablauf des Hoover=Jahres
zu einer ernenken Prüfung des Reparakionsproblems bereik.
internationalen Zuſammenarbeit, die dringend von allen
Völ=
kern gefordert wird. Wenn der Völkerbundspakt ſeine wahre Be=
Die deutſche Abrüftungsnoke
deutung weiter behalten ſoll, ſo müſſen die ſich aus ihm
ergeben=
den Verpflichtungen, die friedliche Regelung internationaler
Streitigkeiten, die Abrüſtung und die Sicherheit gewiſſenhaft
in Genf überreichl.
eingehalten werden. Der Völkerbund ſteht heute am Vorabend
der Abrüſtungskonferenz. Daher iſt es notwendig, daß jede Re=
Aer Eindruck des italieniſchen Vorſtohes in Berliu. gierung freimitig die Politik darlegt, die ſie guf der Abrüſtungs=
(eit
Die Reichsregierung hat unter dem 28. Auguſt dem
dieralſekretariat des Völkerbundes, in Genf
eNote zugehen laſſen, die die ausgefüllten
Rüſtungs=
llen enthält, wie ſie ſeinerzeit auf der Vorbereitenden
Ab=
ingskonferenz ausgearbeitet worden ſind. Dieſe Tabellen ſind
Bem Konventionsentwurf niedergelegt, der von der deutſchen
erung abgelehnt worden iſt, weil die Tabellen, über ganz
ntliche Faktoren der Rüſtung hinweggehen. So vor allem
die Angaben, die ſich auf das Reſervematerial und die
Re=
mannſchaften beziehen. Außerdem iſt in der Konvention
rzeit geſagt worden, daß Deutſchland die
Abrüſtungsbeſtim=
gen des Verſailler Vertrages erneut anerkennen ſoll.
Trotz=
hat die Reichsregierung das Schema ausgefüllt. Die mei=
Rubriken ſind jedoch leer geblieben, weil wir
entſprechenden Waffenarten nicht beſitzen.
raus geht hervor, in welchem Maße wir über=
Hipt ſchon abgerüſtet haben. Das hebt auch die
Sichsregierung, in den einleitenden Bemer=
Y gen der Note beſonders hervor.
Die Veröffentlichung iſt inſofern bedeutſam, weil im glei=
Hr.Augenblick der italieniſche Außenminiſter
andi in Genf den Vorſchlag gemacht hat, bis
i Ablauf der Abrüſtungskonferenz keinerlei
tere Aufrüſtungen, mehr vorzunehmen. Die
1e iſt natürlich vom italieniſchen Standpunkt aus gehalten
den. Wie es ſcheint, ſind die Italiener im weſentlichen mit
m Aufrüſtungsprogramm, im Februar nächſten Jahres, alſo
Beginn der Abrüſtungskonferenz, fertig. Trotzdem darf feſt=
IUlt werden, daß die Rede Grandis auch in Berlin einen
aus=
ichneten Eindruck gemacht hat. Sie bildet jedenfalls eine
ttform für ein weiteres Vorwärtstreiben des
Abrüſtungsge=
kens überhaupt. In dieſem Zuſammenhang darf aber auch
dar=
hingewieſen werden, daß bisher erſt nur ein Teil der
Mit=
der der Abrüſtungskonferenz die Aufſtellung über ihren
Rü=
gsſtand nach Genf geſchickt hat, während Frankreich lediglich
einem Memorandum geantwortet hat, das den alten
fran=
chen Sicherheitsſtandpunkt aufrecht erhält.
Nie Wahl des Präſidiums. — Aufnahme Merikos
in den Völkerbund.
Genf, 8. September.
Die Vollverſammlung des Völkerbundes trat am Dienstag
mittag zur Erledigung einer Reihe von
geſchäftsordnungs=
ſigen Fragen zuſammen. Die Vollverſammlung wählte das
iſidium, das aus dem Präſidenten Titulescu, ferner Dr. Cur=
, Lord Robert Cecil, Briand, Grandi, Graf Apponyi, dem
aniſchen Botſchafter Yoſhiſawa und dem Präſidenten der ſechs
nmiſſionen der Völkerbundsverſammlung beſteht.
Das Präſidium ſetzt ſich zuſammen aus dem Präſidenten
Titu=
u (Rumänien), den ſechs jetzt ernannten Vizepräſidenten, den
=ſitzenden der Arbeitsausſchüſſe und den Vorſitzenden der
Tages=
nungskommiſſion.
Hierauf trat die Völkerbundsverſammſung ſofort in die
gesordnung ein und beſchloß nach kurzer Ausſprache, an der
auch der deutſche Reichsaußenminiſter beteiligte, einſtimmig
Aufnahme Mexikos in den Völkerbund.
Der italieniſche Vorſchlag an die Mächke.
Hierauf wurde die große politiſche Ausſprache eröffnet, zu der
erſter Redner der italieniſche Außenminiſter
andi das Wort ergriff. Er richtete im Auftrage ſeiner
gierung folgenden Vorſchlag an ſämtliche Mächte:
Die italieniſche Regierung ſchlägt vor, daß man bereits jetzt
d unverzüglich einen wirkſamen und wahrhaften Stillſtand der
ſtungen — wenigſtens während der Dauer der
Abrüſtungskon=
enz beſchließt. Die Mächte müſſen gegenwärtig die Frage
ifen, ob nicht während des Zeitraumes der Vorbereitung der
rüſtungskonferenz diejenigen Staaten, die ſich endgültig
ver=
ichtet haben, an der Konferenz teilzunehmen, bereits
vorbe=
kete Maßnahmen ergreifen können. Der Völkerbundsrat hat
nterzeit den Vorſchlag gemacht, vor der Abrüſtungskonferenz
e vorbereitende Fühlungnahme zwiſchen den Regierungen her=
Zuführen. Im Geiſte dieſer Empfehlung ſcheint es daher er=
Derlich zu ſein, ſofortige und praktiſche Maßnahmen zu ergrei=
Ein entſcheidendes allgemeines Abkommen zwiſchen den
naten in dem Sinne, daß die Staaten darin einwilligen, die
lEchführung ihrer neuen Rüſtungsprogramme zeitweilig
wäh=
nd der Dauer der Konferenz einzuſtellen, würde den Völkern
Terſtes Beiſpiel des guten Willens der Regierung zeigen.
Gtandi gegen die franzöfiſche Sicherheitskheſe.
Der italieniſche Außenminiſter Grandi führte in ſeiner großen
*de, in der er die Abrüſtungs=, die Reparationsfrage und die
rundlage einer neuen gemeinſamen Zuſammenarbeit der Mächte
* Ueberwindung der Weltkriſe eingehend behandelte, folgen=
S aus: Der Völkerbund beruht auf der Notwendigkeit einer
konferenz verfolgen wird.
Der Völkerbundspakt ruht ſelbſtverſtändlich auf der
Sicher=
heit der Staaten, und dieſe Sicherheit iſt einerſeits von der
Entwicklung der friedlichen Regelung der Streitigkeiten
und andererſeits von einer allgemeinen Herabſetzung der
Rüſtungen abhängig. Der Verzicht auf Gewalt und die
Herabſetzung der militäriſchen Streitkräfte auf ein
Mindeſt=
maß ſind die dringendſten Erforderniſſe der Gegenwart.
Tatſächlich beſteht überhaupt keine von der Abrüſtung und
der Schiedsgerichrsbarkeit unabhängige Sicherheit. Wenn
in den internationalen Beziehungen die Möglichkeit von
Gewaltlöſungen nicht mehr exiſtiert, ſo hat damit auch das
Problem der Sicherheit aufgehört zu beſtehen. Das Problem
der Sicherheit beſteht nur ſolange, als die Möglichkeit für
ein fortgeſetztes Wettrüſten offengelaſſen wird.
Die Vorkriegsperiode zeichnete ſich durch zwei typiſche
Er=
ſcheinungen aus: Auf der einen Seite wurde an dem Gedanken
der Schiedsgerichtsbarkeit und des Vergleichs gearbeitet, auf der
anderen Seite ging das Wettrüſten ununterbrochen weiter und
führte ſchließlich zum Weltkrieg. Angeſichts dieſer tragiſchen
Er=
fahrungen muß verlangt werden, daß der Völkerbundspakt den
Völkern die Verpflichtung zur Abrüſtung auferlegt. Aber
die Verpflichtung zur Abrüſtung iſt nicht allein auf dem
Völkerbundspakt aufgebaut.
Seit 20 Jahren befindet ſich Europa in einem fortgeſetzten
Zuſtand der Unruhe. Die nationalen Wirtſchaften der Staaten
ſind in ihren Grundlagen erſchüttert und die Arbeitermaſſen ſind
beſchäftigungslos. Es gibt keinen Staat, ſo mächtig und groß und
ſo gut organiſiert und ausgerüſtet er auch ſei, der nicht unter dem
Eindruck ſteht, daß ſeine eigene Organiſation jeden Tag durch das
Anwachſen der Kriſe in ſeinen Grundlagen bedroht werde. Das
Bewußtſein der Solidarität der Länder iſt heute viel ſtärker
ge=
worden. Das Vorgehen des Präſidenten Hoover und der
amerika=
niſchen Regierung wird nie vergeſſen werden. In den letzten
Monaten haben ſich weitere Ereigniſſe in der Richtung einer
Zuſammenarbeit der Völker abgeſpielt, beſonders zwiſchen
Völ=
kern, die vorher noch durch blutige Konflikte getrennt waren.
Dieſe Bewegung zur Zuſammenarbeit und Solidarität muß jetzt
weiter geſtützt werden und darf ſich nicht auf einzelne Staaten
beſchränken.
In engem Zuſammenhang mit dem Problem der
Abrü=
ſtung ſteht das außerordentlich heikle Problem der
inter=
nationalen Politik, das Reparationsproblem. Unleugbar
befteht zwiſchen der Abrüſtungs= und der internationalen
Schulden= und Reparationsfrage, wenn auch nicht ein
diplomatiſches, ſo doch ein tatſächliches enges Band.
Die großen finanziellen Opfer, die man heute in allen Staaten
den Völkern auferlegt, dürfen unter keinen Umſtänden zu einer
neuen Erhöhung der Rüſtungen führen. Ein weiteres großes
Problem iſt der fortgeſetzte Zollkrieg. Die Aufgabe iſt heute,
Europa Ruhe zu verſchaffen. Die mächtigen Staaten müſſen
den weniger mächtigen Staaten das Empfinden der allgemeinen
Sicherheit geben. Die wirtſchaftlichen Abſchließungen werden
dann von ſelbſt verſchwinden. Wenn erſt die militäriſchen
Rüſtungen verſchwunden ſind, wird auch der Wirtſchaftskrieg
aufhören.
Die italieniſche Regierung vertritt die Auffaſſung, daß
die Abrüſtung der Ausgangspunkt für viele Löſungen iſt.
Das iſt das dringendſte Programm des Völkerbundes. Der
Augenblick iſt jetzt gekommen, Mut, Ausdauer und geſunden
Menſchenverſtand zu zeigen. Jede Regierung iſt jetzt
verpflich=
tet, unter Zurückſtellung der eigenen Intereſſen die Rüſtungen
auf das allermindeſte Maß zurückzuführen, das mit der
natio=
nalen Sicherheit vereinbar iſt und damit die im Artikel 8 des
Völkerbundspaktes allen Mächten auferlegten Verpflichtungen
endlich durchzuführen. Grandi ging ſodann auf
die Reparationsfrage
ein und führte hierbei folgendes aus: Zur Zeit iſt noch nicht zu
überſehen, wann die weiteren Verhandlungen in dieſer Frage
zwiſchen den intereſſierten Regierungen beginnen werden, jedoch
iſt erſichtlich, daß die Möglichkeit einer neuen Prüfung der
Reparationsfrage im weſentlichen von den Erfahrungen der
nächſten Monate über die Durchführung des Hooverplans
ab=
hängt. Die italieniſche Regierung hat bereits ihren ehrlichen,
aufrichtigen Wunſch ausgeſprochen, daß eine gerechte Regelung
der internationalen Schulden und Reparationen in einer für
alle Staaten vorteilhaften. Weiſe vorgenommen würde. Der
Völkerbund kann die bevorſtehende große Aufgabe weſentich
durch eine verſtärkte Tätigkeit auf dem Gebiet des moraliſchen
Ausgleichs in Europa und in der ganzen Welt erleichtern.
Grandi machte dann den bereits gemeldeten Vorſchlag für
einen Rüſtungsftillſtand=
Englands wirkſchaftliche Bedrängnis.
Von
Profeſſor Dr. Hermann Levy, Berlin.
„Erſt jetzt beginnt unſer Land, den wahren
Charakter unſerer Nachkriegsprobleme
einzu=
ſehen.” Mit dieſen Worten leitet der Bericht des engliſchen
Sparausſchuſſes ſeine tiefgreifenden ſtatiſtiſchen und
ſozialpoli=
tiſchen Darlegungen ein, die bekanntlich in ihrem mittelbaren
Gefolge zu einer Demiſſion des Kabinetts Macdonald und
ſei=
ner völligen Umbildung geführt haben. Mit einer
bewunderns=
werten Offenheit hat dieſer Ausſchuß die heutigen
finanziel=
len Nöte Englanos dargelegt. Er kat errechnet, daß das
Budget von 1932, ſelbſt wenn man optimiſt” ſchätzt, ein
Defi=
zit von 2½ Milliarden RM. gegenüber dem Voranſchlag von
1931 auszugleichen haben wird; er hat ferne, als eines ſeiner
wichtigſten Ergebniſſe dargelegt, daß mit Ausnahme der
Nach=
kriegsrenten (die naturgemäß automatiſch ſich verringern), die
großen Ausgabepoſten der engliſchen Finanzen immer wachſende
Verpflichtungen des Staates nach ſich ziehen. Dies beziel
vor allem auf die ſozialen Verpflichtungen des Staates und
hier wiederum auf die Arbeitsloſenverſicherung und die
Alters=
renten. Der amtliche engliſche Statiſtiker hat berechnet, daß dieſe
Poſten in den letzten fünf Jahren nicht weniger als zwei
Mil=
liarden RM. mehr gekoſtet haben als der urſprünglichen
Be=
reitſtellung an Mitteln entſprach, ſo daß, wie der Bericht es
ausgedrückt hat, England heute ſich Wohltaten zugute kommen
läßt, für welche die „Nachwelt mit ca. 400 Millionen RM.
jährlich belaſtet wird.‟ Dieſer Bericht des Sparausſchuſſes hat
den engliſchen Wirtſchaftspolitikern plötzlich vor Augen geführt,
daß die ſtarken Goldabflüſſe der Bank von England und die
zeitweilige Schwäche des Sterlingkurſes nicht auf
eine bloße Laune derjenigen Länder zurückzuführen iſt, welche
England kurzfriſtige Kredite gegeben und dieſe wieder
zurück=
gezogen haben. Wenn die Bank von England in einem einzigen
Monat, nämlich im Juli 1931, 400 Millionen RM. Gold verlor,
ſo iſt ein ſo plötzlicher Goldverluſt — vornehmlich an zwei
Länder: die USA. und Frankreich — nicht aus einer bloßen
Laune erklärbar. Vielmehr erklärt ſich dieſer Goldabfluß, —
man möge nun über die Motive Amerikas und Frankreichs
urteilen wie man wolle, ſie als „übereilt” oder als übertriebene
„Nervoſität” oder gar als Unfreundlichkeit bezeichnen — letzten
Endes daraus, daß die Wirtſchaftslage Englands die
Unterlage für eine Vertrauenskriſis abgegeben
hat. Das haben auch die bedeutendſten engliſchen
Wirtſchafts=
autoritäten in dieſen Wochen lernen müſſen. Der Economiſt”
verſuchte zunächſt den Ausbruch einer auswärtigen
Vertrauens=
kriſe gegenüber England damit von der Hand zu weiſen, daß er
auf die gewaltigen Auslandsguthaben Englands verwies, die
bis auf 70—80 Milliarden RM. geſchätzt werden. Aber dieſer
„Troſt” konnte wenig verfangen und keinesfalls allein das Pfund
Sterling befeſtigen. Denn dieſe, ſicherlich ſehr wertvollen
Reſerven Englands, ſind heute wie faſt alle Werte ſehr ſchwer
zu realiſieren; auch die Finanzen der Kolonien, denen
England Gelo geliehen hat, ſind zum Teil, wie in Auſtralien,
ſchwer erſchüttert, ebenſo dürfte es England
ſchwer=
fallen, aus den ſüdamerikaniſchen Staaten ſeine Guthaben zu
mobiliſieren, und wenn dies geſchähe, ſo würde ein ſtarker
Kurs=
druck der betreffenden Werte die Folge ſein, zumal zahlreiche
von ihnen überhaupt nur auf dem engliſchen Markt einen
Käufer finden könnten. Dazu käme, daß ja England gerade aus
den Zinſen dieſer Auslandsguthaben die für ſeine
Zahlungs=
bilanz notwendigen Beträge ſchöpfen muß. „Der „Economiſt”
hat nunmehr dieſes Argument von den „Guthaben Englands”
fallen laſſen; er erklärte am 29. Auguſt, daß das Ausland
durch=
aus Recht habe, wenn es an weitere große Kredite (bekanntlich
haben die Bank von Frankreich und die Federal Reſerve Bank
in den letzten Wochen ſchon einen ſolchen von einer Milliarde
Reichsmark gewährt) diejenigen Bedingungen binde, die
jeder gute Bankier an ſeine Kreditgewährung knüpfe: nämlich
eine Sicherung derſelben durch eine geordnete Finanzgebarung.
Wenn ſo im Augenblick mehr oder weniger die
finanz=
politiſche Seite der engliſchen Wirtſchaftslage im Vordergruno
der Diskuſſion ſteht, ganz beſonders auch die Reform der
Arbeitsloſenunterſtützung, die den Löwenanteil der
Mehrausgaben der letzten Jahre verſchlungen hat, ſo ſollte nicht
überſehen werden, daß der Kernpunkt der engliſchen Bedrängnis
in der Verſchlechterung ſeiner geſamten
wirt=
ſchaftlichen Situation zu ſuchen iſt. Im erſten
Halb=
jahr 1931 hat der Wert des Einfuhrüberſchuſſes in England
ca. 3,6 Milliarden RM. betragen, das würde für das Jahr 7—8
Milliarden RM. ergeben. Dieſe Ziffer iſt enorm, wenn man
bedenkt, daß im Frieden eine Paſſivität der Handelsbilanz von
nur ca. 2—3 Milliarden beſtand, welche durch die Zinsbezüge
Englands als dem größten internationalen Geldverleiher, durch
die Dienſte, welche in der ganzen Welt die engliſche
Handels=
flotte anderen Nationen leiſtete, durch die Filialunternehmungen
und Kommiſſionen weit mehr als ausgeglichen wurden. Heute
iſt die hohe Paſſivität der engliſchen
Handels=
bilanz um ſo beſorgniserregender, als 1. dieſe Paſſivität
vor=
handen iſt, obſchon in den letzten Jahren die Weltmarktpreiſe
für alle Erzeugniſſe, die England einführt, außerordentlich, zum
Teil unter Friedenspreis geſunken ſind, und 2. die wichtigſten
andern Poſten der Zahlungsbilanz ſtark gedrückt ſind, z. B. die
Einnahmen aus der Schiffahrt durch das enorme Sinken der
Frachtraten. Schon nach den Angaben des bekannten Macmillan=
Berichtes iſt der Ueberſchuß aus der Zahlungsbilanz
von ca. 276 Millionen RM. im Jahre 1929 aufnur
ea. 78 Millionen im Jahre 1930 zurückgegangen. Wie
wird erſt die Zahlungsbilanz in dem Kriſenjahr 1931 ausſehen?
England hat aus den niedrigen Preiſen der Einfuhrwaren
(Nahrungsmittel und Rohſtoffe), wie man aus der ſtarken
Paſſi=
vität ſeiner Handelsbilanz erſieht, keinen Vorteil ziehen können
und die Urſache dieſer Tatſache ſollte beſonders beachtet werden:
ſie liegt nämlich darin, daß die Ausfuhr Englands
neuerdings ſo ſtark zurückgegangen iſt, daß die
Verbilligung der Einfuhr wieder völlig ausgeglichen wurde. Hier
nur einige Ziffern: es betrug im erſten Halbjahr 1929 die
eng=
liſche Kohlenausfuhr ca. 28 Millionen Tonnen, dagegen im erſten
Halbjahr 1931 nur noch 21,8 Millionen; die Roheiſenausfuhr
ging von 298 000 Tonnen auf 111000 Tonnen zurück: die Eiſen=
und Stahlausfuhr im ganzen von 2,2 Millionen Tonnen auf
Seite 2
Mittwoch, den 9. September 1931.
knapp 1 Million Tonnen, die Ausfuhr der Baumwollgarne von
85,6 Millionen engliſchen Gewichts=Pfunden auf 62,4 Millionen,
die der Baumwollſtückwaren von 1,9 Milliarden Quadratmeter
auf 847 Millionen Quadratmeter. Die Eiſeninduſtrie hat in
England im erſten Halbjahr 1931 einen prozentual ſtärkeren
Rückgang erleben müſſen, als in allen anderen Ländern
der Welt; ſo iſt die Erzeugung von Rohſtahl gegenüber
dem=
ſelben Zeitraum 1930 um 39,2 Prozent zurückgegangen, gegen
35,8 Prozent in den USA., 29,8 Prozent im Deutſchen Reiche
und nur 13,4 Prozent in Frankreich.
Dieſe Wirtſchaftsverhältniſſe haben ihren beſonderen
Aus=
druck in der Steigerung der Arbeitsloſigkeit
ge=
habt, die im Juli 1931 nicht weniger als 22,6 Prozent aller
gegen Arbeitsloſigkeit Verſicherten betrug und damit allein 5,9
Prozent höher war als im Juli 1930. Sie hat ferner, was nicht
überſehen werden ſollte, zu einer ſchweren Erſchütterung im
engliſchen Geſchäftsleben geführt, da heute die angeſehenſten
Firmen mit erheblichen Nückgängen oder einem
Aus=
fallihrer Dividenden zu rechnen haben, wie erſt unlängſt
die Geſchäftsabſchlüſſe der großen engliſchen Textilkonzerne,
be=
ſonders der Firma Coats und der Bradforo Dyers haben zeigen
können. Daß unter allen dieſen Umſtänden keine Erſchütterung
in das Vertrauen, das bisher das Pfund Sterling genoſſen hai,
eingetreten iſt, ſollte nicht in Erſtaunen ſetzen. Eine andere
Frage iſt es, ob nicht auch England jetzt energiſcher und eifriger
als bisher daran gehen könnte, den weltwirtſchaftlichen
Urſachen ſeiner Wirtſchaftsnöte Rechnung zu tragen.
Denn dieſe Urſachen bleiben in ihrer verheerenden Wirkung auch
dann beſtehen, wenn die engliſche Nation die gegenwärtige akute
Finanzkriſis wieder überbrückt haben wird. Vielleicht wird dieſe
wenigſtens für die übrige Welt den Vorteil bringen, daß die
eng=
liſchen Politiker nachdrücklicher als bisher den Zuſammenhang
zwiſchen engliſcher Kriſis und Weltwirtſchaftskriſis erkennen und
gegen das Unglück der Reparationen, der einſeitigen
Goldver=
teilung, der wachſenden Verarmung der beſiegten Länder und
andere Schäden der heutigen internationalen Wirtſchaftswelt
ihre Stimme erheben, ſolange dieſe Stimme noch ihr altes
Ge=
wicht hat.
Nummer 250
Keine Aenderung der bisherigen Dispoſikionen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Noch iſt über den franzöſiſchen Gegenbeſuch
in Berlin nichts entſchieden. In einzelnen Zeitungen
werden zwar ſchon genaue Programme für den Beſuch
veröffeni=
licht, die aber mehr von der Anpaſſungsfähigkeit ihrer Verfaſſer
als von innerer Wahrſcheinlichkeit zeugen. Tatſächlich liegen die
Dinge ſo, daß das Schwergewicht der ganzen
Ver=
handlungen bisher ausſchließlich in Genf liegt, und daß
weder über den Termin des Beſuches noch über
den Inhalt der Genfer Beſprechungen zur Zeit
irgendetwas feſtſteht. Als Zeitpunkt des
Be=
ſuches, den wir nach wie vor ablehnen, würden an ſich die
Tage vom 26. bis 28. September in Frage kommen,
aber die Aufgabe der Beſprechungen in Genf ſoll es ja gerade
ſein, herauszufinden, ob, auch wenn man die politiſchen Fragen
zunächſt in den Hintergrund ſtellt und mit den wirtſchaftlichen
Problemen anfängt, eine erfolgreiche Diskuſſionsgrundlage
über=
haupt gegeben iſt. Stellt ſich eine Möglichkeit dazu heraus, dann
wird durch die deutſche Botſchaft in Paris weiter verhandelt,
während gleichzeitig Herr von Bülow nach Berlin zurückkehrt,
um der Reichsregierung Bericht zu erſtatten. Herr von Bülow
wird vermutlich am Ende der Völkerbundstagung noch einmal
nach Genf fahren, und dann erſt wird ſich ergeben, ob auch eine
offizielle Einladung von deutſcher Seite überreicht wird, oder
ob man den Ausweg wählt, die ganze Zuſammenkunft zu
ver=
ſchieben. Selbſt ein Teil der demokratiſchen Preſſe, die bisher
auf den Beſuch geradezu gedrängt hatte, wird allmählich nervös.
Die „Voſſiſche Zeitung” ſtellt einige Reden franzöſiſcher
Mini=
ſter zuſammen und verweiſt auf den geradezu gehäſſigen Ton
dieſer Miniſterreden, der vernehmbarer ſei, als das Schweigen
Briands in Genf. Der Berliner „Börſen=Courier” der
gelegent=
lich ſehr gut unterrichtet iſt, ſchreibt von der Möglichkeit eines
Aufſchubs, für den ſachliche Gründe ſprechen können.
Zu dieſen ſachlichen Gründen zählt er „beiſpielsweiſe
Ver=
änderungen in der Zuſammenſetzung des Reichskabinetts und
deutet damit auf die Gerüchte hin, die immer ſtärker von der
Wahrſcheinlichkeit eines Rücktritts des Reichsaußenminiſters Dr.
Curtius wiſſen wollen” Zu welchen phantaſtiſchen
Kombina=
tionen ſich dieſe Gerüchte dabei ausgewachſen haben, dazu
ge=
nügt wohl die Behauptung, daß Graf Weſtarp als neuer Leiter
des Außenminiſteriums in Ausſicht genommen ſei. So ziemlich
die unwahrſcheinlichſte und unmöglichſte Löſung, die man ſich
denken kann. Praktiſch dürften auch hier die Dinge ſo liegen,
wie wir ſchon vor einigen Tagen ſagten, daß der Reichskanzler
trotz mancher Bedenken keine Entſcheidung trifft, bevor
Vom Tage.
Von amtlicher deutſcher Stelle wird eine Erklärung zu der Frage
des vorzeitigen Verzichts auf die Zollunion herausgegeben, in der es
heißt, daß eine längere Hinauszögerung einer endgültigen
Entſchei=
dung in der Frage angeſichts der wachſenden Nervoſität und Unruhe
untragbar erſchienen ſei.
Der gegenwärtige Flottenchef. Vizeadmiral Oldekopp, tritt nach
Be=
endigung der Herbſtflottenmanöver von ſeinem Poſten zurück. Sein
Nachfolger wird vermutlich Konteradmiral Gladiſch werden.
Der Reichsausſchuß der Wirtſchaftspartei, der am Dienstag
nach=
mittag im Reichstag tagte, wählte an Stelle des zurücktretenden
bis=
herigen Parteivorſitzenden Drewitz eine Parteileitung, die beſteht aus
dem früheren Reichsjuſtizminiſter Dr. Bredt, dem früheren ſächſiſchen
Staatsminiſter Dr. Weber=Dresden, dem Neichstagsabgeordneten
Mollath=Berlin und Stadtrat Kockel=Magdeburg, M. d. R.
Der Reichsausſchuß der Wirtſchaftspartei erließ eine Kundgebung,
in der die Wiedervereinigung der bisherigen ſächſiſchen Wirtſchaftspartei
mit der Geſamtpartei begrüßt und betont wird, daß die geeinigte
Wirt=
ſchaftspartei für ihr Ziel eines berufsſtändiſch orientierten deutſchen
Volksſtaates kämpfen werde.
Wie die Polizeidirektion Gotha mitteilt, war bekannt geworden, daß
eine kommuniſtiſche Abteilung in Waltershauſen Gelände=Uebungen in
der Flur von Waltershauſen abhielt. 65 Perſonen wurden in der Nähe
der Schießſtandanlage des Arbeiter=Schützenvereins Waltershauſen
zwangsgeſtellt.
Wie das polniſche Finanzminiſterium mitteilt, betrugen am 31. März
ds Js. die Rückſtände an direkten Steuern eine Milliarde Zloty. Den
größten Ausfall hat die Vermögensſteuer mit 403 Millionen Zloty.
Der frühere Abgeordnete der ukrainiſchen Undo=Partei, Kochan,
wurde wegen öffentlicher Ruheſtörung zu vier Monaten ſchweren Kerkers
verurteilt. In der Begründung des Urteils wird geſagt, daß Kochan in
Wählerverſammlungen die Ukrainer gegen Polen aufgehetzt habe.
Die Arbeitsloſigkeit in England hat ſich in der letzten Woche um
28 437 auf 2 762 219 erhöht.
Gandhi iſt am Montag auf der Fahrt nach London in Port Said
eingetroffen, wo er von indiſchen Abordnungen feierlich empfangen
wurde. Er erklärte vor der Weiterfahrt, er habe keine Befürchtungen,
daß Indien je von bolſchewiſtiſcher Propaganda angeſteckt werden könnte.
Wie aus Buenos Aires berichtet wird, kam es an der
bolivianiſch=
paraguaniſchen Chaco=Grenze zu Truppenzuſammenſtößen, bei denen
5 Soldaten getötet und mehrere verwundet wurden.
ticht Dr. Curtius aus Genf zurückgekehrt iſt, daß
man bis dahin von einer Kriſe alſo auch nicht reden kann und
daß auch dann vermutlich Dr. Brüning keine Veranlaſſung
neh=
men wird, ſich von dem Außenminiſter zu trennen, falls nicht
etwa Dr. Curtius von ſich aus um Enthebung von ſeinem Amte
bitten ſollte. Wir würden es für das klügſte halten, wenn der
Reichsaußenminiſter ſich dazu entſchließen würde.
Die Bedeulung des Grandi-Vorſchlages.
Die Rede Grandis wurde von der ganzen Verſammlung mit
lang anhaltendem Beifall aufgenommen. Der Vorſchlag der
italieniſchen Regierung, unverzüglich ein Abkommen über das
Einſtellen des Wettrüſtens bis zum Abſchluß der
Abrüſtungskon=
ferenz abzuſchließen, hat großes Aufſehen erregt. Man mißt
die=
ſem Vorſchlag allgemein eine große politiſche Bedeutung bei, da
nunmehr die europäiſchen Großmächte, insbeſondere auch
Frank=
reich, gezwungen werden, zu dieſem Vorſchlag Stellung zu
neh=
men. Ein ſofortiges Einſtellen des Wettrüſtens würde ohne
Zweifel weſentlich zu der allgemein geforderten Entſpannung und
zur Wiederherſtellung des Vertrauens beitragen und auch für
die Zukunft die Rüſtungspolitik der Großmächte binden.
Aufge=
fallen iſt ferner die von Grandi ſtark betonte Feſtſtellung, daß die
Abrüſtungskonferenz am 2. Februar nächſten Jahres
zuſammen=
treten wird. Man ſieht darin einen ausdrücklichen Hinweis der
italieniſchen Regierung, ſich jeden Vertagungsverſuchen zu
wider=
ſetzen. Hervorgehoben wird ferner die ausdrückliche
Bereitſchafts=
erklärung der italieniſchen Regierung, in die Verhandlungen über
die endgültige Regelung des Reparationsproblems einzutreten
und der ausdrückliche Hinweis auf die moraliſchen Rückwirkungen
des Abrüſtungs= und Reparationsproblems.
Die Erklärungen Grandis werden zweifellos zu einer
wei=
teren allgemeinen Ausſprache führen und in den nächſten
Ver=
handlungen der Vollverſammlung einen breiten Raum
einneh=
men. Die Ausführungen Grandis, die in den entſcheidenden
poli=
tiſchen Punkten ſich vollſtändig mit dem deutſchen Standpunkt
decken, werden weiterhin Reichsaußenminiſter Curtius die
Mög=
lichkeit geben, in der von Grandi eingeſchlagenen Richtung
gleich=
falls zum Abrüſtungs= und Reparationsproblem Stellung zu
nehmen.
Wie verlautet, iſt von engliſcher Seite der Vorſchlag auf
Abſchluß eines Abkommens über die Einſtellung der Rüſtungen
bis zum Abſchluß der Abrüſtungskonferenz mit großem Beifall
aufgenommen worden, ſo daß mit dem ſofortigen Beitritt der
eng=
liſchen Regierung und anderer Regierungen gerechnet wird.
Rund 350 Millionen Defizik. — Nur 150 Millionen
Einſparungen. — Gewalkiges Defizik bleibt.
Die preußiſche Staatsregierung wird am Mittwoch erneu;
zu einer Sitzung zuſammentreten, um nunmehr ihr ſogenanntes
Sparprogramm endgültig zu verabſchieden. Dieſes Programm
ſieht einmal Abſtriche am Etat, zum anderen aber auch
Shor=
vorſchriften für die preußiſche Gemeinden vor. Das geſame
Defizit ſchätzt man im gegenwärtigen Augenblick auf 350 Mu.
lionen Mark. Es kann ſich aber weiter erhöhen, da mit einem
neuen Abſinken der Steuereingänge gerechnet werden muß, Unter
dieſen Umſtänden muß das finanzielle Ergebnis der Sparaktion
das nach ſozialdemokratiſcher Mitteilung auf 150 bis 200
Mil=
lionen angegeben wird, als außerordentlich ungenügend gug= werden. Das iſt nicht zuletzt darauf zurückzuführen, weil
die preußiſche Regierung von einer Verwaltungsreform Abſtond.
genommen hat. Es bleibt bei den kleinen Amtsgerichten, den
kleinen Kreiſen und den kleinen Regierungsbezirken. Die
Sozial=
demokraten hatten offenbar die Abſicht, dieſe Gebilde im Inte= der Allgemeinheit zu beſeitigen. Sie ſind aber dabei auf
den Widerſtand des Zentrums geſtoßen, das glaubt, auf ſeine
Zentrumsbeamten, die unter Umſtänden freigeſetzt werden
könn=
ten und auch auf die Zentrumsbevölkerung der in Frage
kom=
menden Gebiete Rückſicht üben zu müſſen. Es bleibt nunmehr
eine Differenz von 150 bis 200 Millionen Mark, die natürlich
durch Reichshilfe nicht aus der Welt geſchaffen werden können.
Einen nicht unweſentlichen Widerſtand gegen weitergehende
Eüu=
ſparungen hat bekanntlich der preußiſche Kultusminiſter Dr
Grimme geleiſtet. Er hat ſogar einmal mit ſeinem Rücktrit
g=
droht, wenn man beim Zuſammenſtreichen des Kultusetats ſene
Wünſche unberückſichtigt laſſen ſollte. Wie man aus ſozialdeno
kratiſcher Quelle hört, werden bei den Volksſchulen und bei dr
Lehrerbildung rund 40 Millionen eingeſpart. Das iſt gewiß ein
nicht unerheblicher Betrag, der aber ſicher größer ausgefallen
wäre, wenn der Kultusminiſter ſich nicht mit allen Mitteln gegen
einen weiteren Abbau auf ſeinem Arbeitsgebiet gewehrt hätte.
Dabei ſteht aber ſchon jetzt feſt, daß der Kultusetat bei der
näch=
ſten Gelegenheit erneut überprüft werden muß. Es iſt nicht
ausgeſchloſſen, daß das ſchon am Mittwoch der Fall ſein wird.
Wir können uns jedenfalls nicht vorſtellen, daß die preußiſche
Staatsregierung mit einem Sparvorſchlag in die Erſcheinung
tritt, der noch immer ein gewaltiges Defizit zurückläßt und der
vor allem nicht geeignet iſt, die Gemeinden zur größten
Spar=
ſamkeit anzuhalten.
Die Arbeitsloſigkeit ſteigk langſamer an.
Das Anſteigen der Arbeitsloſigkeit, das Mitte Juli eingeſetzt
hatte, bat ſich nach dem Bericht der Reichsanſtalt ſeit Mitte
Auguſt etwas langſamer fortgeſetzt als in der erſten Hälfte des
Monats. Am 31. Auguſt waren bei den Arbeitsämtern rund
4 195 000 Arbeitsloſe gemeldet; die Zunahme gegen den
vorher=
gehenden Stichtag belief ſich auf rund 91 000 (rund 114000)
zu=
rück. Die Zahl der Unterſtützungsempfänger in der
Arbeits=
loſenverſicherung und Kriſenfürſorge iſt zahlenmäßig ſtärker,
näm=
lich zuſammen um rund 96 000 geſtiegen, während im
vorher=
gehenden Berichtsabſchnitt beide Unterſtützungseinrichtungen
zu=
ſammen einen Zugang von rund 49 000 Unterſtützungsempfängern
zu verzeichnen hatten. Am 31. Auguſt wurden nach den
vor=
läufigen Zählungen der Arbeitsämter in der
Arbeitsloſenver=
ſicherung rund 1 281 000 (am 15. Auguſt 1 225 000), in der
Kriſen=
fürſorge rund 1095 000 (am 15. Auguſt rund 1 055 000)
Haupt=
unterſtützungsempfänger betreut. Insgeſamt hat die
Arbeits=
loſigkeit ſeit dem ſommerlichen Tiefpunkt nicht ſtärker zugenomt
men als während der gleichen Entwicklungsperiode des Vorjahl
res: doch iſt dabei zu beachten, daß der Ausgangspunkt in dieſem
Jahre erheblich höher liegt. Die Zahl der
Wohlfahrtserweißs=
loſen belief ſich Ende Juli auf rund 1063 000.
Meineidsanzeige gegen Landrak z. 2. Hansmalſ.
Rechtsanwalt Schoppen=Düſſeldorf hat im Auftrage des
Ge=
richtsreferendars Dr. Giſevius beim Oberſtaatsanwalt in
Düſſel=
dorf gegen den Landrat z. D. Hansmann in Schwelm
Meineids=
anzeige erſtattet.
Wie erinnerlich, hat das Gericht in dem Strafverfahren
gegen Dr. Giſevius den Wahrheitsbeweis als erbracht
ange=
ſehen. Giſevius iſt lediglich wegen Beleidigung zu einer
Geld=
ſtrafe von 300 Mark verurteilt worden. In der Begründung
der nunmehr erfolgten Meineidsanzeige gegen Landrat z. 9.
Hansmann wird darauf hingewieſen, daß Hansmann bei ſeiner
Ausſage als Zeuge abgeſtritten hat, die Frontſoldaten beſchimpft
zu haben. Insbeſondere hatte er abgeſtritten, den Ausdruck
„beſoffene Schweine” gebraucht zu haben. Durch die
Beweis=
aufnahme und das Urteil des Gerichts iſt jedoch feſtgeſtellt
woi=
den, daß dieſe Aeußerungen tatſächlich gefallen ſind. Aus dieſem
Grunde ſei jetzt gegen Hansmann Meineidsanzeige erſtatter
ſporden.
Kirchliche Forderungen an die Weltabrüſtungskonferenz.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
Anmerkung der Redaktion: In der erſten
September=
woche fand in Cambridge eine von mehr als 30
Natio=
nen beſchickte internationale Kirchenkonferenz ſtatt, die
„Zyr Frage der Abrüſtung Stellung nahm. Ein
Teilneh=
mer ſchribt und:
Dr.E. B. Cambridge, 6. September 1931.
Wer in dieſen Tagen uurch die uralte engliſche Kulturſtätte
am Flüßchen Cam wanderte vernahm dort ein Stimmengewirr,
wie es dieſe Stadt in den lalgen Zeiten ihrer Geſchichte wohl
nur ſelten vernommen hat. Rcen Engliſch in allen Dialekten
mit amerikaniſchem, ſchottiſchem, indiſchem und japaniſchem
Ein=
ſchlag, neben Franzöſiſch und anzeren romaniſchen Sprachen,
neben den verſchiedenen flawiſchen Struchen Oſteuropas und des
Balkans hörte man auch nicht zulest und nicht zuwenigſt —
Deutſch, — auch das mit mancherlei Einſchlag — aus Nord und
Süd, Weſt und Oſt.
Und auch dem Auge bot ſich malich ungewohntes Bild. In
dem feierlichen Zug, der ſich ank=ßlich des viertägigen
Kon=
greſſes des Weltbundes für interiationale Freundſchaftsarbeit
der Kirchen zum Feſtgottesdienſt in eines der alten Gotteshäuſer
in Cambridge bewegte, ſah man nebeneinander deutſche
eban=
geliſche Geiſtliche und Theologi=profeſſoren, griechiſch=orthodoxe
Erzbiſchöfe der öſtlichen Chriſten eit, engliſche Biſchöfe und
Geiſt=
liche und indiſche Chriſten in ihrer heimatlichen Tracht. Auch
ein Katholik war unter ihnen, Profeſſor Hoffmann=Breslau, der
freilich nicht als offizieller Vertreter ſeiner Kirche (da
bekannt=
lich der Papſt eine Zuſammengrbeit mit anderen Konfeſſionen
in der Enzyklika „Mortalium Auimos” abgelehnt hat), ſondern
lediglich als perſönlicher Gaſt teilnahm. Aber einer fehlte
unter den 350 Kirchenvertreterm die aus nahezu allen Ländern
der Welt nach Cambridge gekonmen waren, — derjenige, deſſen
ſtarke Perſönlichkeit früher die Seele ſolcher ökumeniſchen Kir=
chenkongreſſe geweſen und der alß Präſident auch dieſes
Kon=
greſſes auserſehen war, den der Tod aber vorher
hinweg=
geriſſen hatte: Erzbiſchof Szgerblom.
Der deutſchen Abordnung gehorten u. a. an:
Reichsgerichts=
präſident a. D. Dr. Simons=Berlinf der an dieſer übernationalen
tivſten Anteil genommen hat,
kirchlichen Arbeit von jeher den ak
ferner Prof. D. Siegmund=Schunte=Berlin, Prof. D. Aichter=,
Berlin, Prälat D. Schoell=Stuttgart, Prof. D. Stählin=Münſter,
Prof. D. Dibelius=Heidelberg.
Die Gedanken manches deutſchen Beſuchers werden beim
Durchwandern der engen, winkligen Gaſſen, die an
mittelalter=
liche deutſche Städte erinnern, bei den Mahlzeiten an den langen
weißgeſcheuerten Eichentiſchen in den hohen „Halls” oder in den
zum Teil uralten kloſterähnlichen Gebäuden der Colleges, in
denen die Delegierten untergebracht waren und in denen einſt
ein Newton, Byron, Milton gelebt haben, in jene Zeiten
zurück=
geſchweift ſein, wo der Name „Deutſche” ein Spottname für
junge Proteſtanten und die Bezeichnung „Deutſchland” ein
Spott=
ſame für ein „Gaſthaus zum weißen Roß” (White Horſe Jun)
war, wo ſich die jungen Proteſtanten trafen. Die Schriften
Luthers, die die Schiffe der Kaufleute von Norddeutſchland her
die Ouſe und Cam herauf mit nach Cambridge brachten, hatten
damals Unruhe geſtiftet und einen lebhaften Streit über den
Gebrauch von Meßgewändern im Gottesdienſt und andere
Kult=
bräuche heraufgeführt.
Dieſes Mal ging es um andere Fragen. Die alten
Theo=
logenſtreitigkeiten waren begraben, Proteſtanten, Anglikaner und
Griechiſch=Orthodoxe aus aller Welt fanden ſich zuſammen, um auf
dem Boden ihres gemeinſamen Chriſtentums Fragen zu erörtern,
die die Welt in Spannung halten, die Zukunft der Menſchheit
bedrohen und das Zuſammenleben der Völker in ſeinen
Grund=
feſten erſchüttern.
Es ging um das Recht der europäiſchen Minderheiten, um
ihr Recht, ihre Mutterſprache zu gebrauchen und die geiſtigen
Beziehungen mit ihrem Heimatlande zu pflegen, ohne Gefahr
zu laufen, des Landesverrats verdächtigt und mit ſchweren
Stra=
fen belegt zu werden. Es ging ferner um die Reviſion der
Friedensverträge, die in den Kommiſſionen heiß
um=
ſtritten wurden. Ein öſterreichiſcher Antrag, der auf den engen
Zuſammenhang zwiſchen der gegenwärtigen Lage und den
Frie=
densverträgen hinweiſt, wurde dem Geſchäftsführenden Ausſchuß
des Weltbundes überwieſen.
Im Mittelpunkt der Beratungen ſtand jedoch die
Abrü=
ſtungsfrage, zu der vom ſittlichen und religiöſen
Stand=
punkt aus Stellung genommen wurde. Um die Ergebniſſe der
Cambridger Beratungen in ihrer Bedeutung zu würdigen, muß
man ſich einmal die Erfolgloſigkeit der bisherigen Arbeit der
Genfer Vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion vergegenwärtigen:
nach dem Konventsentwurf ſoll Deutſchland weiterhin in der
Stelle eines minderberechtigten Staates verharren. Auf dem
Cambridger Weltkirchenkongreß iſt demgegenüber zum erſten Mal
von einem repräſentativen internationalen Gremium offen
an=
erkannt worden, daß Deutſchland das gleiche Recht auf
Sicherheit hat wie die anderen Staaten. Wichtig iſt auch,
daß in Cambridge die ſittliche und moraliſche Verpflichtung zur
Abrüſtung für diejenigen Völker feſtgeſtellt wurde, die noch nicht
abgerüſtet haben. Dabei iſt von beſonderer Bedeutung, daß dieſe
Feſtſtellungen unter Zuſtimmung der Delegierten des franzolle
ſchen Proteſtantismus, der auf dem Kongreß mit namhaſten
Repräſentanten vertreten war, erfolgten.
Die Vertreter der evangeliſchen, anglikaniſchen und briyee
doxen Chriſtenheit der Welt haben zur Abrüſtungsfrage ihle
Stimme erhoben und erwarten von den politiſchen
Machthabern=
daß ſie nun das ihrige tun, um das feierliche
Verſpke=
chen allgemeiner Abrüſtung, das ſie im Verſailler Vertrag ing.
im Völkerbundspakt gegeben haben, endlich einzulöſen.
Beſprochen wurde auch das internationale Sau.*
denproblem, das der einflußreiche amerikaniſche Kiroene
führer Rev. Dr. Merrill aus New York aufgriff. Er ſtellt dabe‟
als allgemeine amerikaniſche Auffaſſung feſt, daß „eine veraloe
Welt nicht Geld auf Rüſtungen verſchwenden ſollte‟. Man Vee
gegne in den Vereinigten Staaten vielfach der Feſtſtellung, 9aß
„Schulden, Reparationen, Zölle ſorgfältig überprüft und im Yiue
blick auf die allgemeinen Intereſſen der Menſchheit neu feſtgele?
werden ſollten”. „Aber faſt immer”, ſo fuhr er fort, „iſt Dele
Feſtſtellung mit der anderen verknüpft, daß die Schulde"
nicht herabgeſetzt werden ſollten, wenn ni9‟
auch die Rüſtungen herabgeſetzt werden”
In dieſem Zuſammenhange war auch der Geſamtkreis Ve*
gegenwärtigen Wirtſchaftskriſe Gegenſtano ernſter Dei
tungen. Ein Bericht hierüber, der den Landesvereinigunge.
des Weltbundes für internationale Freundſchaftsarbeit der N."
chen in 33 Staaten zur Verbreitung überſandt werden ſol, e
ſagt, daß „die bedrohliche weltumfaſſende Wirtſchaftskriſe. ".
Aufforderung zur Entſcheidung iſt” „Wenn es nicht gellng:
die ungeheuren Kräfte, die im erbitterten Wirtſchaftskame!
gegeneinanderſtehen und die Völker gegeneinandertreiben...
ein gemeinſames Ziel zu richten und zu wirklicher Zuſamm."
arbeit zu bringen . . ., ſo iſt die geſamte Kulturarbeit durch Le"
Zuſammenbruch bedroht.‟ Der öſterreichiſche Antrag auf Me.”
ſion der Friedensverträge hat dieſe Wirtſchaftskriſe an eſhe”
konkreten Beiſpiel im einzelnen gekennzeichnet. Es heißt Da.”
wörtlich: „Um eine Garantie für den Weltfrieden zu habel.""
den Aufbau einer „ebens= und Arbeitsgemeinſchaft zwiſt
den Völkern im Geiſte Jeſu Chriſti zu ermöglichen, ſing.L
ſchneidenoe Maßnahmen unbedingt notwendig, damit menlelt
Lebensbedingungen wiederhergeſtellt werden und Ohnmäch."
Verzweiflung durch neuen Lebensmut erſetzt werden
Noch ſelten iſt auf internationalen Konferenzen eine 10 bett
liche Sprache über die Friedensverträge und ihre Auswitlinsh
geſprochen worden. Daß dies auf der Tagung des Weltbünd.”
für Freundſchaftsarbeit der Kirchen in Cambridge in 19 üöh
ſchmiukter Weiſe geſchah, iſt erfreulich und ein Gewlnt
mmmer 250
Mittwoch, den 9. September 1931
Seite 3
Jaelaments=(röffnung in London.
D: Bokſchaft des Königs: Nakionale Noklage, neue Einkänfke. — Der Kampf um die Regierungsmaßnahmen.
Das Unkerhaus ſpricht mit 308 gegen 250 Skimmen der nakionalen Regierung das Verkrauen ans.
Die Mhung ors Amterhäufes.
London, 8. September.
„Alles wieder wie im Kriege”, mit dieſen Worten hat der
astierminiſter Macdonald ſeinerzeit die Bildung einer
natio=
mür Regierung gerechtfertigt. Fürwahr „Wieder wie im
Ha!” Schon die Anfahrt. Poliziſten drängen die
Menſchen=
wſen zurück, die ſich vor dem Parlament angeſtaut haben, als
ai es, einer Kriegserklärung beizuwohnen. Auf allen Ge=
F5in tödlicher Ernſt, beſonders auf denen der Volksvertreter,
;eren Hände das Wohl und Wehe der Nation gelegt iſt. Ver=
—ien für die nationale Regierung wird heute von ihnen ge=
Firt; Vertrauen in die Berechtigung der Sparmaßnahmen, die
— ſchwer bedrohte Budget und damit das Pfund und die
Wirt=
des Britiſchen Reichs treffen ſollen. Im ſchwach erleuchteten
S;bietet ſich auf den erſten Blick nur das gewohnte Bild eines
en Tages. Kaum gewöhnt ſich das Auge an das Bild im
He — welche Metamorphoſe! Verſchwunden ſind von der
Re=
ingsbank alle die altgewohnten Geſichter mit Ausnahme von
D Macdonald, Snowden, Thomas und Jowitt. Menſchen, die
(üIls Politiker bis vor kurzem aufs Bitterſte befehdeten, ſitzen
2 auf einer Bank nebeneinander. Ihnen gegenüber die
Op=
ion: alle die Arbeiterführer um Henderſon, die die Bildung
nationalen Regierung durch Macdonald nicht billigen und
ur als eine Kapitulation vor dem Kapital der City von
Lon=
anſehen. In ihren Reihen zahlreiche vormalige
Miniſter=
gen Macdonalds, für die von einem Tag zum andern kein
Wz mehr auf der Regierungsbank war.
Nachdem der Sprecher ſein Gebet beendet hat, werden einige
gen und Zwiſchenfragen geſtellt, bei denen die Gegenſätze zwi=
Konſervativen und Arbeiterpartei ſchärfſtens
aufeinander=
len. Die Ungeduld des Hauſes, zu dem Hauptthema
überzu=
n, wächſt. Plötzlich erklingt eine Stimme vom Eingang des
ſes: „Eine Botſchaft vom König, Sirs, unterzeichnet von
r eigenen Hand”. Als der Sprecher die kurze Botſchaft des
igs verlieſt, hat die Spannung des Hauſes ihren Höhepunkt
Sicht. Die Botſchaft des Königs führt in medlas res: Nationale
lage, neue Einkünfte. Auf dieſen vier Worten fußt die neue
ierung. Ein Rededuell zwiſchen dem Führer der Oppoſition
derſon und Macdonald über die im Unterhaus zu befolgende
Szedur erhellt blitzartig die Gegenſätze zwiſchen Regierungs=
Diei und Oppoſition, zwiſchen Macdonald und Henderſon.
Inlos lauſcht das Haus den Ausführungen Macdonalds.
Ardonalds Begründung für die Sparmaßnahmen.
Nach der Verleſung der Botſchaft brachte Miniſterpräſident
cdonald den Antrag ein, das geſamte Unterhaus möge ſich als
anzausſchuß zur Beratung der Maßnahmen für den
Budget=
gleich konſtituieren. Die Abſtimmung über dieſen Antrag wird
der Regierung als eine Vertrauensfrage aufgefaßt, die heute
nd nach Schluß der Debatte entſchieden werden ſoll.
Die Begründung dieſes Antrages leitete Macdonald mit einer
führlichen Schilderung der überſtürzt hereingebrochenen
Er=
niſſe der letzten Wochen ein, die zur Bildung der neuen
Ne=
rung führten. Macdonald beſchwor die Mitglieder des
Unter=
ſes, ſich den ungeheuren Ernſt der Finanzlage, wie ſie vor
tigen Wochen beſtand, vor Augen zu halten. Macdonald ver=
1h die damalige Situation mit der Lage beim Heraufziehen
es Orkans, der eine Spur der Verwüſtung hinter ſich zu laſſen
roht hätte, wenn man ihm nicht rechtzeitig entgegengetreten
re. Die Lage erfordere ſchnellſtes Handeln
ne Rückſicht auf Partei=Unterſchiede. Die
Fi=
tzkriſe habe nach Macdonalds Worten nach dem ſchweren
Gold=
luſt der Bank von England ſehr bedenkliche Formen angenom=
An, was ihn veranlaßt geſehen hätte, ſofort von Schottland nach
don zurückzukehren.
Macdonald ſchilderte dann eingehend die Umſtände, unter
ten ſich der Regierungswechſel vollzog. Mit Nachdruck betonte
daß nach Ueberwindung der gegenwärtigen Finanzkriſe äußerſt
htige Fragen, wie das geſamte engliſche Bankenſyſtem und
5 Kriegsſchulden= und Reparationsproblem, geprüft und
er=
ert werden müßten. Die Weltwirtſchaftskriſe habe
t ihren Auswirkungen auf die Arbeitsloſigkeit in England und
1t den ſchweren Störungen des Wirtſchaftslebens in allen
Län=
en London als internationales Finanz=
Zen=
um einem Anſturm ausgeſetzt, dem es nicht ge=
wachſen war. Zur Erleichterung der kritiſchen Lage habe die
engliſche Regierung eine Auslandsanleihe aufnehmen müſſen, die
ſie angeſichts des Vertrauens=Schwundes des Auslands jedoch nur
dann erhalten konnte, wenn ſie zur Wiederherſtellung dieſes
Ver=
trauens raſcheſt Maßnahmen zum Ausgleich des Budgets
durch=
führte. Macdonald wandte ſich entſchieden gegen die
Behauptung, daß die jetzige Kriſe von
Finanz=
kreiſen künſtlich herbeigeführt worden ſei, da
dieſe Kreiſe ſicherlich nicht politiſche Mittel
an=
wenden würden, um ihren eigenen Bankerott
heraufzubeſchwören.
Macdonald verzichkei anf 20 000 Mk. ſeines Gehalts.
Im weiteren Verlauf ſeiner Rede erklärte der
Miniſterprä=
ſident, daß er in eine Kürzung ſeines Gehalts um 1000 Pfund
eingewilligt habe, um ſein Möglichſtes dazu beizutragen, einen
Zuſammenbruch der englichen Währung mit all ſeinen
kataſtro=
phalen Wirkungen zu verhüten.
Mit einem Appell an die
Parlamentsmit=
glieder, die Regierung in ihrer ſchweren
Auf=
gabe nach Kräften zu unterſtützen, ſchloß
Mac=
donald ſeine mit großem Beifall der Regierungsparteien
auf=
genommenen Ausführungen.
Henderſons Erwiderung.
Als nächſter Redner folgte der Oppoſitionsführer Henberſon
der die Regierung auf Grund ihrer Zuſammenſetzung und der Art ihres
Zuſtandekommens das Recht abſprach, ſich als nationale Regierung zu
bezeichnen. Die jetzige Kriſe ſei nach Henderſons Anſicht nicht das
Er=
gebnis der Politik der Arbeiter=Regierung, ſondern die Folge nationaler
und internationaler Propaganda gegen die geſtürzte Regierung. Einem
Angriff gegen die Arbeitsloſenfürſorge habe er und die Mehrzahl ſeiner
früheren Kollegen nicht zuſtimmen können, da ihrer Auffaſſung nach dies
eine völlig falſche Methode darſtellen würde, die die ſchwerſten Opfer
den=
jenigen aufbürden würde, die ſie am wenigſten zu tragen imſtande
wären.
Churchill verlangt Neuwahlen.
Im Lauf der weiteren Debatte übte Winſton Churchill an der
früheren Regierung heftige Kritik, die nicht rechtzeitig Maßnahmen zur
Verhütung der Kriſe getroffen habe. Verantwortlich hierfür ſei in erſter
Linie Henderſon. Die finanzielle ſowie die politiſche Kriſe ſtehe erſt in
ihren Anfängen. Churchill verlangte ſchließlich baldige Neuwahlen, in
denen die Wähler über das indiſche Problem ſowie über die Einführung
von Schutzöllen entſcheiden ſollen.
Die Abſtimmung.
Nach weiterer Debatte ſprach ſich das Unterhaus für den
obigen Antrag Macdonalds und damit der nationalen Regierung
mit 308 gegen 250 Stimmen ſein Vertrauen aus. Das Ergebnis
wurde mit großem Beifall aufgenommen.
Kürzung der Ziviliſte des Königs von England.
Der engliſche König gab dem Premierminiſter ſeine Abſicht
bekannt, die ihm ausgeſetzte Zivilliſte um 50 000 Pfund Sterling
verkürzen zu laſſen, um ſo auch perſönlich zur Herabſetzung aller
Ausgaben beizutragen. Er fügte hinzu, das auch die Königin
und die anderen Mitglieder der königlichen Familie, denen eine
Apanage gebührt, den Wunſch hegen, daß dieſe reduziert werde.
Macdonald ſprach dem König und der königlichen Familie den
Dank für dieſes hochherzige Beiſpiel aus. Er dankte auch dem
Prinzen von Wales, der, obgleich er keine Zivilliſte erhält, ihm
mitteilen ließ, daß er einen Betrag von 5000 Pfund dem
Staats=
haushalt zuzuwenden gedenke.
Vorbereikungen der Arbeikerparkei für Neuwahlen.
Die Arbeiterpartei bereitet ſich bereits jetzt ſchon ernſthaft
auf baldige Neuwahlen vor, die nach Erklärungen
Hender=
ſons auf einer heute abgehaltenen Konferenz der
Unterhausfrak=
tion der Labour=Party vorausſichtlich in der zweiten
Woche des November ſtattfinden werden. Zum Zweck der
Ausarbeitung eines Wahlprogramms der Arbeiterpartei, das die
von der Regierungsoppoſition vorgeſchlagenen Maßnahmen zur
Behebung der Finanzkriſe enthalten wird, iſt ein beſonderer
Aus=
ſchuß eingeſetzt worden, dem die Mehrzahl der ehemaligen
Arbei=
terminiſter angehört.
*
Heſſiſches Landeskheaker.
Broßes Haus. — Dienstag, den 8. September.
Reifeprüfung.
Dramatiſcher Vorgang von Max Dreyer.
Reifeprüfung?
Reifeprüfung für Max Dreyer, der im nächſten Herbſt
Jahre des Lebens, fünfzig Jahre ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit
hlen kann! Einer Tätigkeit, bei deren Reifeprüfung er auf das
ugnis „im ganzen gut” rechnen darf. Kein ſtarter dichteriſcher
inke, aber handwerkliche Tüchtigkeit, die ſeinem „
Probekandi=
ten” ſeiner „Großmama” und auch dem heutigen Werkchen
rübergehendes Bühnenleben verſchafft.
Wie ſchon öfters, greift Dreher, der Lehrer und Schrift=
Uer, auch bei der „Reifeprüfung”, in das Leben der
hule. Fern liegen ihm die Probleme, die die heutige Jugeno
ſchüttern. Fern bleiben ihm die Kämpfe, die Bruckners „
Krank=
it der Jugend” durchzittern. Lind und mild plätſchert er auf
r Oberfläche des Schulteiches dahin. Die Abiturientin Elfi
htelmechtelt rechter Hand mit dem Schüler Knud, linker Hand
it dem Studienrat Koſegarten (welch’ ſchöner Name für
Mäd=
enſchullehrer!). Darob Eiferſucht zwiſchen Lehrer und Schüler
it leichten Verwicklungen und erhebender Verſöhnung. Eine
irmloſe, aber zum Schluſſe ſpannende und zu Wetten über den
usgang reizende Angelegenheit!
Reifeprüfung auch konnte die erſte Aufführung der
Spiel=
it ſein für die Kräfte des Schauſpieles. Mit Note eins
be=
anden von Joſeph Keim, einem famoſen Schuldirektor! Der
2geklärten Weisheit und Menſchlichkeit des Pädagogen gab
eim prächtige Haltung, verbunden mit einem in der Weisheit
*8 Alters begründeten, das Leben überſchauenden Humor. Die
mpathiſchſte und lebensvollſte Geſtalt des Abends. Sonſt
and mancherlei Jugend auf der Bühne; eine grundſätzlich
er=
euliche Sache. Lena Hutter als Elfi war nett, friſch und
„ndrucksvoll im Spiel. Weniger gelöſt erſchien die Abiturientin
ommy Gorken.
Von den Vereinigten Theatern in Breslau iſt Karl Paryla
ach Darmſtadt zurückgekehrt; er ſchloß die unglückliche, zwie=
Dältige Natur des Schülers Knud zu einem gerundeten Bild.
für den Naturburſchen Bert war Franz Kutſchera am Platz.
Emil Lohkamp als „Koſegarten” intereſſierte zu Anfang,
erblaßte aber im Verlauf. In kleineren Partien ſind Hans
Taumeiſter, Lotte Kleinſchmidt, Jenny Wiener und
2ug2 Keßler nzuerkennen,
Günter Haenels Spielleitung kam anfangs unſicher vom
Start, holte dann aber kräftig auf und ſchloß mit einem wir=
I.
kungsvollen Endſpurt.
Berliner Premieren.
Anno 1904 übernahm ein gewiſſer Otto Brahm das
Leſ=
ſing=Theater zu Berlin und förderte in dieſer geheiligten”
Kunſthalle gegenüber dem Reichstag einen gewiſſen Ibſen. Neben
ihm andere, Bühnenſchriftſteller” von anſehnlichem Format.
Die achtjährige Tätigkeit Otto Brahms (bis zu ſeinem Tode)
im Leſſing=Theater iſt die Vergangenheit dieſer Bühne. Die
Gegenwart ſieht wohl ein klein wenig anders aus, als ſichs
der Begründer der „Freien Bühne” und Verfaſſer der „Kritiſchen
Schriften”, jemals träumen ließ.
Anno 1931 eröffnete Direktor Dr. Robert Klein die
Spiel=
zeit. Womit denn anders, als mit einem ausländiſchen Werk.
„Junge Liebe” heißt das Stück des weit und breit
unbekann=
ten Engländers oder Amerikaners Ralph Samſon Herr
Samſon behandelt das gewichtige Problem der Zeit, ob Ehebruch
(ganz egal, ob vor oder nach der Ehe) eine ſogenannte Liebe
be=
einträchtigt. Herr Samſon behandelt ſein ach ſo urwüchſiges
Thema ein bißchen „literariſch” und arbeitet zwiſchendurch mit
ur=
alten Schwankeffekten. Die Literatur kommt dabei zu kurz, und
der Schwank iſt nicht durchſchlagend genug. So iſt denn der ganze
Schmarren nicht nur unintereſſant, ſondern auch im höchſten Grade
paradox. Zu gut deutſch: widerſinnig.
Und widerſinnig auch von der Direktion, gerade dieſes
Thea=
ter mit einem ſolchen Machwerk zu eröffnen. Tja: Das Leſſing=
Theater hat ſeine Tradition, aber Direktor Klein leider auch.
Dieſe beiden Traditionen werden ſich ſchwer auf eine gemeinſame
Plattform bringen laſſen. Man mußte ſich ſchon damit tröſten,
daß wenigſtens ein Brahm namens Hans ein Vetter Ottos,
da=
geblieben war und recht flott die Regie der angeregt geſpielten
„Komitragödie” führte.
Das Publikum lachte und dachte nicht an die Vergangenheit
4. v. K.
des Leſſing=Theaters.
„Meine Geliebte die Ungekannte.” Von Titayna. Roman.
Broſchiert 3.— ℳ. Ganzleinen 5,80 ℳ. 1928. C. Weller & Co.
Verlag, Leipzig.
In dieſem Buche ſpricht die Frau unſerer Zeit, die Frau
zwi=
ſchen zwei Zeiten, ein neuer Typ, gleich weit entfernt von der
Gareonne” wie vom „Weibchen” eine Frau: reizvoll und
ver=
führeriſch, immer geſchmackvoll, aber frei, losgelöſt, Herrin über
ſich ſelbſt, mit dem vollen Anſpruch auf ihr eigenes Leben — und
doch unfroh im Genuß ihrer Rechte voll Trauer in ihrer
Einſam=
keit, früh enttäuſcht, der Liebe bedürftig, voll Leidenſchaft, aber
unfähig zur Selbſtvergeſſenheit. Tragik der Geſchlechter in einer
Zeit ohne Glauben und romantiſcher Illuſionen, ohne die einfache
Kraft des vollen Gefühls.
Deukſchland und die Abrüftung.
Die Noie über den deutſchen Rüſtungsſtand.
Genf, 8. September.
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hat am 28. Auguſt an den
Generalſekretär des Völkerbundes die folgende Note gerichtet:
Die in Ihrem Schreiben vom 13. Juni d. J. — C. L. 124.
1931. TX — erbetenen Angaben über den deutſchen Rüſtungsſtand
beehre ich mich in der Anlage in dreifacher Ausfertigung zu
über=
ſenden.
Die deutſche Regierung hat ſich entſchloſſen, die erbetenen
Rüſtungsangaben nach dem von dem Völkerbundsrat am 23. Mai
d. J. angenommenen Schema zu machen, obwohl der
Rüſtungs=
ſtand Deutſchlands durch die in Teil 5 des Verſailler Vertrags
enthaltenen einſeitigen Abrüſtungsbeſtimmungen bereits bis in
alle Einzelheiten feſtgelegt und bekannt iſt, obwohl ferner die
deutſche Regierung den von der Vorbereitenden
Abrüſtungskom=
miſſion fertiggeſtellten Konventionsentwurf, der dem von dem
Rate beſchloſſenen Schema zugrunde liegt, als ungenügend
ab=
lehnt und obwohl endlich ein deutſcher Antrag wegen Feſtſetzung
eines anderen Schemas, das die Mitteilung ſämtlicher, nach
An=
ſicht der deutſchen Regierung notwendigen Angaben vorſah, vom
Rate nicht angenommen worden iſt.
Die beiliegenden Tabellen laſſen erkennen, wie gering die
Rüſtungen Deutſchlands im Vergleich zu denjenigen anderer an
Gebiet und Bevölkerungszahl ihm entſprechender Staaten ſind.
Teilweiſe bleiben ſie ſogar erheblich hinter dem durch die
Ab=
rüſtungsbeſtimmungen des Verſailler Vertrags feſtgelegten Stand
zurück. So beſitzt z. B. die deutſche Marine gegenwärtig nur
vier in Dienſt ſtehende Linienſchiffe, während ſie auf Grund
des Artikels 181 des Verſailler Vertrags und des Schreibens der
Interalliierten Marinekontrollkommiſſion vom 26. März 1920
ſechs Linienſchiffe im Dienſt und zwei Linienſchiffe in Reſerve,
alſo den doppelten Beſtand, zu haben berechtigt iſt.
Die Angaben über die deutſchen Wehrausgaben können
zur=
zeit noch nicht gemacht werden, da die hierauf bezüglichen
Ar=
beiten noch nicht abgeſchloſſen ſind. Ich behalte mir vor, dieſe
Angaben zu einem ſpäteren Zeitpunkt nachzuliefern.
Ich bitte Sie, die Veröffentlichung dieſes Schreibens nebſt
ſeiner Anlagen ſowie ſeine Verteilung an die intereſſierten
Regie=
rungen ſobald als möglich zu veranlaſſen.
Genehmigen Sie, Herr Generalſekretär, die Verſicherung
meiner ausgezeichneten Hochachtung. (gez.) Curtius.
Der deutſchen Note ſind die vom Abrüſtungsausſchuß
ausge=
arbeiteten Ueberſichten über die Rüſtungsziffern, die reichlich
eigenartig ausſehen, da faſt ſämtliche Ueberſichten die Eintragung
„keine” enthalten, beigefügt. In den Ueberſichten wird lediglich
angegeben, daß die Reichswehr 100 500 Mann und 4500 Offiziere,
die deutſche Flotte 15 000 Mann und 1500 Offiziere umfaſſe, und
daß die deutſche Flotte eine Geſamttonnage von 125 780 Tonnen
beſitze, von denen die vier fertigen Linienſchiffe 23 bis 26 Jahre
alt ſeien. Die Ueberſichten über die militäriſch organiſierten
Ver=
bände, die Luftſtreitkräfte ſind immer wieder mit dem Wort
„keine” ausgefüllt.
Die Nachmitkagsſihung des Völkerbundes.
Die Vollverſammlung des Völkerbundes ſprach in der
Nach=
mittagsſitzung der chineſiſchen Regierung zu der
Ueberſchwem=
mungskataſtrophe einſtimmig ihr Beileid aus. In einer
Ent=
ſchließung werden alle Völker zur Hilfe für die Opfer der
Kata=
ſtrophe aufgerufen. Sämtliche Vertreter gaben noch kurze
Sym=
pathieerklärungen für China ab. Curtius führte aus,
Deutſch=
land, das ſich ſelbſt in größter Not befinde, fühle ganz beſonders
mit China. Niemand ſolle heute ſagen können, daß die deutſche
Not Deutſchland daran hindere, auch die Not der anderen Völker
mitzuempfinden.
Bei der Fortſetzung der Hauptausſprache erklärte der
hollän=
diſche Außenminiſter, Leid und Not ſowie Unruhe ſeien
Kenn=
zeichen für die heutige europäiſche Epoche. Heute ſtehe die Welt
vor der Alternative: entweder Zuſammenarbeit aller Völker zur
Ueberwindung der Weltkriſe oder vollſtändiger Zuſammenbruch.
Allgemein herrſche ein Gefühl der Enttäuſchung, daß die
zahl=
reichen Konferenzen und Beratungen durch Ausſchüſſe des
Völker=
bundes bisher ohne Ergebnis geblieben ſeien. Hierfür ſeien aber
nicht der Völkerbund und die Regierungen verantwortlich. Die
Erfüllung des Artikels 8 des Völkerbundspaktes, die den
Regie=
rungen die Verpflichtung zur Abrüſtung auferlege, ſei die erſte
unerläßliche Vorausſetzung für die Wiederherſtellung des
Ver=
trauens unter den Völkern.
Der eſtniſche Geſandte in Paris, bezeichnenderweiſe von der
polniſchen Abordnung mit lebhaftem Beifall begrüßt, brachte
ſo=
dann eine Entſchließung ein, nach der die Vollverſammlung
un=
verzüglich dem Europaausſchuß den Auftrag erteilen ſoll, an den
Aufbau der europäiſchen Union zu ſchreiten. Die Ausſprache
wurde dann auf Mittwoch vertagt.
Ft. Deutſchlands Weg an der Zeitenwende. Herausgegeben von
Prof. Dr. K. Haushofer und Dr. Kurt Trampler.
Verlag H. Hugendubel, München 1931. 238 Seiten mit etwa
25 Karten.
An dem Buch haben außer den beiden Herausgebern
zahl=
reiche Verfaſſer von Namen und Rang in über 20 Kapiteln
mit=
gearbeitet. Man mag zunächſt gewiſſe Bedenken gegen den Stil
und gegen das Ziel eines ſolchen Werkes haben, deſſen einzelne
Abſchnitte aus ſo verſchiedenen Federn ſtammen, ſo werden dieſe
Bedenken doch bald behoben. Deutſchlands Weg an der
Zeiten=
wende, die mit dem Ausbruch des Weltkrieges begonnen und in
deren erſten Wirkungen wir in den 12 Jahren ſeit „
Friedens=
ſchluß” mitten drinnen ſtehen, kann nur dann noch einmal zu
einer beſſeren, freien Zukunft für das deutſche Volk führen, wenn
alle, aber auch wirklich alle, die es angeht und die zur Mitarbeit
immer und überall imſtande ſind, das Ziel hierzu erkennen, den
Weg hierzu finden und nie müde werden im Kampf. Das Buch
„Deutſchlands Weg an der Zeitenwende” iſt in ganz
hervorragen=
der Weiſe geeignet, hier den Weg zu ebnen, hier allerbeſte, wenn
auch oft ſchmerzliche Aufklärungsarbeit zu leiſten.
Ein großer Deutſchenhaſſer von jenſeits der Vogeſen hat
ein=
mal nach dem verlorenen Krieg von 1870/71 in bezug auf den
Verluſt Elaß=Lothringens geſagt: „Immer daran denken, nie
da=
von reden!” Wir Deutſche müſſen weiter gehen, nicht im Haſſe,
aber in dem Bewußtſein, was uns Verſailles genommen hat und
wo überall Unrecht, das uns angetan wurde, wieder gut gemacht
werden muß. Für uns muß die Parole heißen: „Immer daran
denken, immer davon ſprechen!“
Was helfen z. B. die Zahlen über das, was Deutſchland
bis=
her auf allen Gebieten an Reparationsleiſtungen zuſtande gebracht
hat oder was es nach dem „letzten” Plan noch weiter leiſten ſoll,
wenn man dieſe erſchütternden Zahlen nicht zur Hand hat, um ſie
ſich vergegenwärtigen oder um ſie anderen einhämmern zu können.
Was hilft alle platoniſche Liebe zu den Deutſchen in den
abge=
tretenen Gebieten, wenn wir ihre beſondere Lage, ihre beſonderen
Bedrückungen, unter denen ſie leiden, nicht kennen, wenn wir
irgendwo, auch der Einzelne für ſich, die helfende Hand anſetzen
wollen.
Mit dem vorſtehend Geſagten ſoll, nur angedeutet werden,
auf welchen Gebieten das Buch von Haushofer und Trampler
zum Beiſpiel Auskunft gibt. Fügen wir noch ein paar Worte
über einige beſonders bemerkenswerte Aufſätze hinzu: General v.
Altrock zeichnet die hoffnungsloſe militäriſche Lage unſeres
Vater=
landes, das von den Einwirkungen feindlicher Fluggeſchwader
ganz abgeſehen, mit Ausnahme eines kleinen Gebietsteiles im
Kriegsfall faſt überall unter dem ſchweren Feuer feindlicher
Ferngeſchütze liegt. Geheimrat Duisberg ſchreibt über
Lebens=
fragen der deutſchen Induſtrie, Haushofer ſelbſt ſtellt die
Fern=
ziele der Großmächte klar und Trampler hat das Schlußkapitel
beigeſteuert, in dem von der Sendung der Deutſchen im friedloſen
Europa die Rede iſt. Ein Wort, das er zitiert, mag dieſe
Be=
ſprechung auch abſchließen: Noch nie waren die
Mächti=
gen ſo blind und die Sehenden ſo ohnmächtig
wie hente
Seite 4
Mittwoch, den 9. September 1931
Nummer 250
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nach einem an Prüfungen und Freuden reichen Leben
im Alter von 64 Jahren unvermutet aus unſerm Kreis
hinweggenommen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Lilli Schwab, geb. Herrlinger
Paul Herrlinger, Hauptmann a. D.
Julie Brüning, geb. Herrlinger
Dr. Arthur Schott, Oberregierungsrat
Anna Braun, geb. Schott
Theodor Schwab
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Stuttgart, Chriſtophſtr. 35, den 7. September 1931.
im 71. Lebensjahr zu ſich zu rufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Adolf Dingshanſen. Darmſtadt
Familie Friedrich Griesheimer, „
Familie Willi Spahn, Friedberg
Familie Auguft Ringshauſen. Nidda.
Darmſtadt, den 7. September 1931.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 10. ds. Mts.,
nachmittags 1.30 Uhr, auf dem alten Friedhof an der
Nieder=Namſtädterſtraße ſtatt.
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen meine liebe
Frau, unſere gute Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter
Frau Eliſabeth Küſter
geb. Breitwieſer
im 69. Lebensjahr zu ſich in die Ewigkeit zu nehmen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Jacob Küſter
Darmſtadt, den 7. September 1931.
Die Beerdigung iſt Donnerstag Nachmittag 3 Uhr auf dem alten
Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtraße).
Von Beileidsbeſuchen bitten wir beſiens dankend abzuſehen.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme beim
Heimgange unſerer lieben Entſchlafenen ſprechen
wir unſeren herzlichſten Dank aus.
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Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 10.
September, nachmittags 2½ Uhr auf dem Beſſunger
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Mittwoch, den 9. September 1931
Seite 5
er-HaM
Darmſiadt, den 9. September 1931
Kolonial-Ausſtellung.
Bevor die Kolonial=Ausſtellung, die ſich ſeit letzten Sonntag
noberen Räumen des Städtiſchen Saalbaues befindet, ihrem
zugeht, ſei nochmals darauf hingewieſen, wie lohnend ein
ch auch für den Erwachſenen iſt. In erſter Linie hat die
2r tellung ja den Zweck, die Jugend wieder mehr mit dem
kolo=
tain Gedanken vertraut zu machen. Wir haben eine kurze
ſyſte=
rniſche Ueberſicht über die Ausſtellung bereits am vergangenen
S stag gebracht und wollen heute nur nochmals auf einige
be=
ſyers ſehenswerte Einzelheiten hinweiſen. Dazu gehören in
eir Linie die Beſtände der völkerkundlichen und zoologiſchen
Bilung, alſo die ausgeſtellten, Waffen, Werkzeuge, Geräte,
Hſtgegenſtände uſw., und die Käſten mit Inſekten, Käfern,
S ietterlingen, ſowie die verſchiedenen Tierköpfe, Gehörne,
Ste und die präparierten Tiere. Befriedigen dieſe Dinge am
iſten die jugendliche Schauluſt, ſo ſind die anderen
Abteilun=
nicht weniger intereſſant und unterrichten über viele
wiſſens=
weePunkte. Da iſt die geologiſche Abteilung mit viel Minera=
T. und Erzen aus den Gebieten des ehemaligen Deutſch=Süd=
Tafrika und Deutſch=Oſtafrika. Da ſind die Abteilungen
Aus=
derungsweſen und Kolonial=Literatur und als beſonders
in=
tiv die volkswirtſchaftliche Abteilung zu nennen, in der in
reichen Schaukäſten der Werdegang der kolonialen Rohſtoffe
Urprodukt bis zu den einzelnen Fertigfabrikaten gezeigt
— Die Deutſche Meſſe von Arnold Mendelsſohn, die in dem
henkonzert am nächſten Sonntag, dem 13. September, nachmit=
46 Uhr, in der Stadtkirche wiederum durch den Ludwigshafe=
Beethovenchor zur Aufführung kommt, hatte bei ihrer erſten Dar=
Eung im vorigen Jahre das einſtimmige Lob unſerer Preſſe
ge=
en. Wie ſie ſchreibt, „war die Aufführung dieſes großen,
techniſche Anforderungen ſtellenden Chorwerkes eine
Meiſter=
ung. Die etwa 200 Stimmen des Chors erfreuten durch ihre
ndliche Friſche und ihre hervorragende Schulung. Die ſtärkſte
kung hatte der Höhepunkt des Werkes, das „Heilig‟. Die
ger waren offenbar ganz hingegeben an ihre Aufgabe, ihr
iſtertes Mitgehen mit dem Werke teilte ſich auch den Zuhörern
die ganz im Banne der feierlichen Klänge voll
Ergriffen=
lauſchten.” — Außer der Deutſchen Meſſe kommt das letzte
e Werk Mendelsſohns „Das Gebet des Herrn” für 3 Chöre
=Aufführung. (Näheres ſiehe Anzeige.)
— Vom Aquarien= und Terrarienverein „Hottonia” wird uns
geteilt, daß die am Sonntag, den 6. September, feierlich er=
Sete Freilandanlage am Judenteich ſowie die damit
verbun=
kleine Ausſtellung auf vielſeitigen Wunſch des Publikums
bis einſchließlich Sonntag, den 13. September, geöffnet bleibt.
2y nachzutragen iſt, daß außer den verſchiedenen wohlbeſetzten
2 arien und Terrarien, die Sonderſchau für Pilzfreunde
in=
chen noch etwa um das Doppelte erweitert wurde. Auch das
2 einſetzende ſonnige Wetter die Inſaſſen des
Freilandter=
ums vollzählig hervorgelockt, insbeſondere die zirka 25 Sma=
)=Eidechſen ſind das Entzücken eines jeden Beſuchers.
— Die Chriſtengemeinſchaft. Im Saal der Städtiſchen
Aka=
ie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße, findet Samstag, den 12.
tember, 20.15 Uhr, der erſte öffentliche Vortrag dieſes Herbſtes
1t. Unter dem Thema: „Wer iſt Chriſtus?” wird Pfr. Rudolf
yer=Prag über Grundlinien eines überkonfeſſionellen
Chriſten=
is ſprechen. Der Redner iſt auch als Schriftſteller in weiten
iſen bekannt, unter anderem durch ſeine Bändchen in der
riftenreihe der Chriſtengemeinſchaft („Das Kind”.
Lebens=
ſcheidungen‟). Zurzeit bereitet er ein Werk über Leben und
affen Chriſtian Morgenſterns vor. (Zum Vortrag vergleiche
2. die heutige Anzeige.)
— Zehn Akadamie=Konzerte. Die bis jetzt beſtellten
Abonne=
atskarten können gegen Entrichtung der 1. Rate auf dem
retariat der Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtr. 36,
eholt werden.
— Kunſt= und Gewerbeſchule Mainz. Das Winter=Halbjahr
innt am 12. Oktober 1931. Die Anmeldung für neueintretende
üler findet in der Zeit vom 1. bis 15. September 1931 ſtatt.
Anmeldung für bisherige Schüler muß vom 1. bis 8.
Sep=
ber 1931 erfolgen. In der Anſtalt werden in praktiſchen
hateliers, Lehrwerkſtätten, Studienklaſſen und Abendklaſſen
tagsüber beruflich Beſchäftigte: Architekten, Innenarchitek=
Buchdrucker Bildhauer, Graphiker. Kunſtgewerblerinnen,
diſtinnen, Schaufenſterdekorateure, Modelleure und Maler
gebildet. Wer Näheres erfahren will, verlange Druckſachen
* ſpreche im Sekretariat der Anſtalt, Mainz, Schulſtraße 3,
(Siehe Anzeige.)
— Geſangſchule Mathilde Weber. Außer den ſchon in einer
heren Notiz bekanntgegebenen Schülern, der Akademie für
nkunſt (Herta von Hagen und Hermann Nahm) erhielt
h. die Altiſtin Clara Herber den
Bühnenbefähigungsnach=
is von Frankfurt a. M. Neben den ebenfalls ſchon erwähnten
hülern der Akademie Herta von Hagen (Landestheater
rmſtadt) und Hermann Nahm (Stadttheater Neiſſe) wurde
ch der Bariton Curt=Theo Ritzhaupt an das Landestheater
irmſtadt engagiert.
Heſſiſches Landestheater.
Sanierung oder Konkurs der Volksbank?
Vorbereikende Beſprechung der Genoſſen der Darmſtädter Volksbank. — Noch kein klarer Sigkes.
Bankvermögen und Geſchäftsgukhaben verloren.
des Schickſals. Preiſe 1—10 Mk. innerstag, 10. Sept Preiſe 0.90—9 Mk. umstag, 12. Sept. des Schickſals. Preiſe 1—10 Mk. znntag, 13. Sept. 19, Ende gegen 22 Uhr. 42. Die verkaufte
Braut. Preiſe 1—10 Mk.
Gaſtſpiele des Heſſiſchen Landestheaters:
* Bad Nauheim am Mittwoch, 9. Sept.: Neifeprüfung.
Bad Nauheim am Sonntag, 13. Sept.: Marguerite: 3.
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet die Premiere
in Verdis „Die Macht des Schickſals” ſtatt. Muſikaliſche
eitung: Karl Maria Zwißler; Regie: Rabenalt=Reinking Dieſe
per Verdis, die von Franz Werfel erſt der deutſchen Bühne
er=
bloſſen wurde, gelangt zum erſten Male in Darmſtadt zur
Auf=
ihrung.
Genofſenſchaftsgeiſt!
* Ein wie ſchwerer Schaden und eine wie große Bedrängnis
durch die Schalterſchließung der Darmſtädter Volksbank
entſtan=
den ſind, bewies die geſtrige Genoſſen=Verſammlung. Der Städt.
Saalbau war überfüllt, über 1000 Leidtragende und Bangende
wollten hören, wie die Aktien ſtehen und vor welche Entſcheidungen
ſie am Freitag in der Generalverſammlung geſtellt werden. Die
Einladung zur Generalverſammlung enthält ja eine Menge
un=
klarer Punkte, von deren weittragender Bedeutung die Mehrheit
der Genoſſen noch keine Ahnung hatte. In den letzten Tagen
haben mehrfach Beſprechungen unter einem Teil der Genoſſen
ſtattgefunden. Am Montag abend war man bereits zu gewiſſen
Fortſchritten gekommen, die am Dienstag einem weiteren Kreis
der Betroffenen mitgeteilt werden ſollten.
Der Zweck der Berſammlung wurde nur zum Teil
erteichl.
Am Montag abend war, wie bereits von uns gemeldet, nach
lebhafter Ausſprache ein vorläufiger Ausſchuß gebildet worden,
der mit der jetzigen Leitung der Bank und dem Aufſichtsrat
Ver=
handlungen pflog, um volle Klarheit und Wahrheit zu
erhalten. Das war bis Dienstag abend nicht möglich.
Wir geben nachſtehend ein zuſammenfaſſendes Bild der
Dienstagverſammlung, in der wiederholt ſtärkſter Unmut
über die Handlungen und Unterlaſſungen von
Vorſtand und Aufſichtsrat zum Ausdruck kamen.
Als Leiter der Verſammlung ſkizzierte Herr Lang den Gang
der letzttägigen Beſprechungen und teilte mit, daß die am Dienstag
dem Ausſchuß gegebenen Mitteilungen ſehr deprimierend lauteten.
Nach halbſtündigem Warten auf die Herren der Bankleitung
rſtattete Herr
Verbandsreviſor Richter=Wiesbaden
Bericht über den Stand am Dienstag abend und erklärte u. a.,
die Gründe zur Zahlungseinſtellung brauche ich nicht zu
wieder=
holen. Sie beruhen auf Fehlern in der Liquiditäts= und
Kredit=
politik, die in einem Augenblick der wirtſchaftlichen Depreſſion
beſonders ſchlimm wirken mußten. Der Vorſtand hat bei der
Kreditpolitik zweifellos nicht die nötige Vorſicht walten laſſen.
Die Kredithöchſtgrenze wurde vielfach überſchritten, die Sicherheit
nicht genügend beachtet. Durch die hohen Zinſen wuchſen die
Kre=
dite ſtark an, ſie froren ein, es entſtanden Verluſte. Schon bei der
letzten Reviſion wurden große Ausſtände feſtgeſtellt und die
Zen=
tralkreditinſtitute gaben weitere Kredite nicht mehr her. Der
weitere Gang bis zur Schalterſchließung iſt bekannt. Die
Ver=
ſuche zur Schalteröffnung und Sanierung gingen nach drei
Rich=
tungen. Die Zentralkreditinſtitute machen die
Bereit=
ſtellung weiterer Mittel davon abhängig, daß Staat und
Stadt Wechſel, die die Volksbank auf ihre
Debi=
toren ausſtellt, giriert. Staat und Stadt haben ſich dazu
nicht ſofort bereit gefunden, ſondern verlangt, daß die
Groß=
gläubiger (über 5000 RM.) ſtillhalten, und zwar je nach
der Höhe des Guthabens auf 2—4 Jahre. Die
Zentralnoten=
banken haben ferner eine reſtloſe Bereinigung der
Bilanz gefordert, alſo eine Abſchreibung aller
Ver=
luſte, und eine Reorgäniſation der Verwaltung
und des Aufſichtsrates. Um alle dieſe Vorbedingungen
zu ſchaffen, gehen ſeit 14 Tagen ununterbrochen die Verhandlungen
der Bankleitung. Einige der Bedingungen konnten noch immer
nicht erfüllt werden. Zurzeit ſchweben in Berlin noch
Verhand=
lungen mit der Preußenkaſſe. Heute kann noch nicht
ge=
ſagt werden, ob die erforderlichen Mittel von
den Zentralkreditinſtituten überhaupt geſtellt
werden. Wir hoffen, einen genauen Status und das Ergebnis
der Verhandlungen am Freitag morgen in der
hie=
ſigen Preſſe veröffentlichen zu können.
Den Skalus der Volksbank
konnten wir trotz Nachtarbeit bis heute noch nicht fertigſtellen.
Ueber 1000 Kredite müſſen geprüft werden. Das bisherige
Er=
gebnis, das auf den heutigen geringen Grundſtückspreiſen
ba=
ſiert, zeigt,
daß mit dem Verluſt des Bankvermögens, alſo Reſerven
und Guthaben zu rechnen iſt.
Das bedeutet, daß die Geſchäftsguthaben zur Deckung der
Ver=
luſte herangezogen werden müſſen. — Ueber die Möglichkeiten, ob
und wie die Bank weitergeführt und ſaniert
werden kann, werden wir am Donnerstag und Freitag in der
Preſſe Vorſchläge veröffentlichen.
Vorſitzender Lang betont, daß Vorſtand und Aufſichtsrar
derſagt haben. Grundfehler ſei die Hingabe von großen Kredi=
20. Ende nach 22 Uhr. C1. Reifepräfung, ten ohne hinreichende Deckung. Es iſt ein Fall feſtgeſtellt, daß
304000 RM. Kredit gegeben wurden, bei einer Deckung von
19½, Ende gegen 22½ Uhr. E 1. Die Macht höchſtens 90 000 RM.! Dabei bleiben die ſpekulativen Geſchäfte
der Direktoren außer Betracht, die einen Verluſt von ¼ Million
bedeuten.
Der Vorſitzende des Aufſichtsrats, Herr Nohl, gibt dann
einen Rückblick über die Bankentwicklung von 1923 bis jetzt.
Wenn er jetzt in einem unberechtigten Maße angegriffen werde,
wolle er einmal darauf hinweiſen, daß er mit 4 anderen
Män=
nern nach der Inflation den Weiterbeſtand der Bank durch
Wechſelgebung auf die Reichsbank ermöglichte. Aus einem Nichts
im Jahre 1924 ſei 1930 eine Reſerve von 1 Million entſtanden.
Man habe ſich mit der Kredithergabe an die kleinere Induſtrie
befaßt, weil die Deckung der Bankkoſten von den kleinen
Kredit=
nehmern nicht getragen werden konnte. (2) Er ſelbſt habe —
wie ſchon in dem Bericht der „Vertrauensmänner” dargelegt —
nur einen Kredit von 64 000 RM. genieße (was vom Reviſor
durch Kopfnicken beſtätigt wird), der durch
Forderungsüber=
eignungen auf heute 27 000 RM. zuſammenſchrumpfe.
An den Wechſeln der Stadt Darmſtadt und von Offenbach habe
die Bank nur verdient, und er hätte gewünſcht, daß Bürgermeiſter
Ritzert dieſe Sachlage der Oeffentlichkeit mitgeteilt hätte. Im
übrigen ſeien faſt alle Konten überzogen geweſen, aber man habe
die Darlehensnehmer nicht zum Umfallen bringen wollen. Grobe
Fehler ſeien vorgekommen, dafür könne man den Aufſichtsrat
nicht verantwvortlich machen. Bezüglich der Geſchäfte der beiden
Vorſtandsmitglieder ſei nach Bekanntwerden ſchon die Tantieme
nicht mehr ausgezahlt worden.
Rechtsanwalt Dr. Mattern
erſtattet dann noch im einzelnen Bericht über die nachmittäglichen
Verhandlungen und übt ſchärfſte Kritik, daß die Genoſſen bisher,
nicht ſo informiert wurden, wie es notwendig ſei, um
ſchwer=
wiegende Beſchlüſſe faſſen zu können. Die jetzt
heraus=
gekommene Wahrheit ſei niederſchmetternd. Die
Haftpflicht der Vorſtands= und Aufſichtsratsmitglieder müſſe
genau geprüft werden. Das Effektenkonto Weiler ſei mit 66000
RM., das Konto Becker mit 127000 RM., das Konto des
Kaſſiers Neudörfer mit 33000 RM. überzogen (d. h. ſo hoch iſt
der Schuldſaldo). Gegenüber dem Vorredner müſſe er daran
feſt=
halten, daß der Aufſichtsrat ſeine Machtbefugniſſe (Kontrolle des
Bankvorſtandes evtl. ſofortige Abberufung und Entlaſſung) nicht
ausgeübt habe. Was die Verhandlungen betreffe, ſo müſſe die
Darſtellung dahin ergänzt werden, daß die von den
Kreditneh=
mern der Volksbank geforderten Wechſel zwar als Depotwochfel
an die Preußenkaſſe gehen, aber ſicherlich nicht auf Jahre
hinaus=
prolongiert würden. 4 Millionen Einlagen ſollten ſtillhalten,
einſchließlich der Banken. Die Erhöhung des Geſchäftsanteiles
bedinge automatiſch die Erhöhung der Haftſumme. Bei einer
Sanierung der Bank ſei die alte Volksbank begraben, denn die
neuen Geldgeber würden auch in der Leitung ihren Einfluß
ausüben.
Eine beherrſchte Ausſprache
ſchloß ſich an dieſe Darlegungen. Bei aller Kritik an den
Vor=
gängen kam der Wunſch zum Ausdruck, daß unter allen
Umſtän=
den eine Kataſtrophe, nämlich die Konkurserklärung, vermieden
werden müſſe. Hinſichtlich der Einladung zur
Generalverſamm=
lung wird bemängelt, daß die Friſt von einer Woche nicht
ge=
wahrt iſt. Mehrfach werden Bedenken laut, daß die G.=V.
über=
haupt noch nicht zu Beſchlüſſen ſchreiten könne, weil die
Voraus=
ſetzungen nicht gegeben ſeien.
Von Mitgliedern des Ausſchuſſes und der Bankleitung
wur=
den mehrere Fragen dahin beantwortet, daß die geſamten
ausgeliehenen Kapitalien der Bank ſich auf
8 Millionen belaufen, die teilweiſe ohne genügende
Sicherheit ausſtehen. 1,5 Millionen ſind ſchon jetzt verloren. Eine
weitere halbe Million iſt dubios. Aufſichtsratsmitglied Zinnkann
habe nicht ſeine Einlagen zurückgezogen, ſondern als Erſter ſein
Stillhalten zum Ausdruck gebracht. Das Konto des früheren
Direktors Habich ſei mit 9000 RM. überzogen. Auch bei den
klei=
nen Krediten müßten oft bis zu 50 Prozent abgebucht werden.
Bezüglich der
Verbindung Handwerker=Zenkralgenoſſenſchaft
und Volksbank
erklärt Direktor Paech von der Handwerkerzentralgenoſſenſchaft,
von einer Fuſion könne nicht geſprochen werden. Der Punkt auf
der Tagesordnung der Generalverſammlung gehe dahin,
Ver=
handlungen mit dem Ziele einer Zuſammenlegung grundſätzlich
zu genehmigen. Schwierige Fragen bleiben allerdings noch zu
klären. Die Preußenkaſſe will uns 1,5—2 Millionen zur
Ver=
fügung ſtellen. Zur Schalteröffnung ſind aber 3—4 Millionen
erforderlich.
Die HZG. verfügt über einen noch greifbaren zehnjährigen
Kredit bei einer Verſicherungsgeſellſchaft von 640 000 RM. und
aus der Liquidierung der Rohſtoffabteilung einen Betrag von
400 000 RM. Ausſtänden, die jetzt eingetrieben werden ſollten.
Den Geſamtbetrag von 1 Million wolle man dann der
Volksbank zur Verfügung ſtellen unter
Errich=
tung einer Verwaltungsgemeinſchaft zwiſchen
bei=
den Inſtituten. Eingehende Beratungen ſeien allerdings
erfor=
derlich.
Von genoſſenſchaftlicher Seite wurde dringend gewarnt, ein
geſundes mit einem kranken Unternehmen zu verkoppeln. In der
weiteren Ausſprache kam es vielfach zu Wiederholungen, und es
verſtärkte ſich der Eindruck, daß
eine verbindende und zugreifende Hand zwiſchen den
ver=
ſchiedenen Stellen — Volksbank, Aufſichtsrat,
Stillhalte=
konſortium, Preußenkaſſe, Staat und Stadt — fehlt!
Von dem ſtellvertretenden Vorſtandsmitglied, Reviſor
Rich=
ter, wurde dieſer Punkt denn auch herausgearbeitet und
gefor=
dert, daß bei der G.V. am Freitag die Grundlagen geſchaffen
würden, um endlich weiterzukommen. Jeder Tag Schalterſchluß
koſte Vertrauen und weiteres Geld der Genoſſen durch Erliegen
von Kreditnehmern.
Schließlich wird die vorbereitende Kommiſſion aus
den Herren Keller, Hartmann, Kemmerzehl, Lang, R.=A.
Neu=
ſchäffer (alle Genoſſen), Stadtrat Schneider und Rechtsanwalt Dr.
Mattern beſtätigt und mit den weiteren aufklärenden
Verhand=
lungen betraut. Für die Leitung der Generalverſammlung am
Freitag wird an Stelle des ſatzungsgemäß den Vorſitz ausübenden
Aufſichtsratspräſidenten der Verſammlungsleiter Lang gewählt.
Mit einem Appell an den Genoſſenſchaftsgeiſt der
Erſchie=
nenen ſchloß die Verſammlung. Wir werden unſere Leſer auch
weiterhin auf dem Laufenden halten.
TTs
EtelaleodTegade
neiner bekannt guten und besten Herren- und
Enaben-Klelder zu Schleuderpreisen,
Vie Sle solche seit Jahren nicht geboten
Sekamen. Es lohnt sich daher dleses Angebot
EU prüfen und den Einkauf von Herbst-
Ind Winter-Kleidung letzt vorzunehmen.
DARMSTADT (Lucheinsptets
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Mittwoch, den 9. September 1931
Aus den Darmſtädter Lichtſvielheglern.
Union=Theater.
Außer einem Luſtſpiel, deſſen Schauſpieler ausſchließlich
Hunde, märchenhaft trainierte Hunde ſind, bringt das derzeitige
auf Hollywood”, der in der Form einer Revue eine Reportage
aus Hollywood darſtellt. Paul Morgan iſt der Führer, die
Metro=Goldwin=Mayer hat ihre Aufnahme=Ateliers zur
Ver=
fügung geſtellt, und ſo treffen wir Buſter Keaton beim Frühſtück,
Roman Novarro beim Filmen. Oskar Straus am Flügel.
Hein=
rich George bei der Benutzung einer als Photo=Kamera
verklei=
deten Schnapsflaſche, Adolphe Menjou . . aber wir wollen nicht
die ganze Liſte Prominenter aufzählen, die in dieſem Film aus
der Filmſtadt auftreten, ſondern nur noch Albertina Raſchs
Bal=
lett erwähnen und feſtſtellen, daß das Ganze nett und
unterhal=
tend gemacht iſt.
Helia.
„Die große Attraktion”.
„Die große Attraktion” iſt der neue Max
Reich=
mann—Richard Tauber=Tonfilm, der erfreulich ſchnell nach
ſeiner Berliner Uraufführung nach Darmſtadt kommt. Alle, die
Richard Tauber lieben, können ihn in den nächſten Tagen
ſchmel=
zende Liebes= und ſchmalzige Sehnſuchtslieder ſingen hören mit
ſeiner ſchönen, weichen, lyriſchen Stimme. Richard Tauber iſt die
große Attraktion der von ihm geleiteten Riccardotruppe ſo lange,
bis dieſe Attraktion durch eine andere erſetzt wird, die ein
ver=
liebtes, findiges, flottes, kleines American=Girl dem großen
Ric=
cardo gegen ſeinen Willen, aber zu ſeinem Ruhm und zur
Er=
füllung ihrer eigenen Liebesſehnſucht verſchafft. Der große
Ric=
cardo hatte einſt Seelenkummer. Sein Weib ging ihm mit einem
Kollegen durch. Seitdem iſt er trotz ſeiner Weltberühmtheit und Kinder von Lauſcha in Thüringen zu einem vierwöchigen
Ferien=
trotz des Varieté=Milieus, in dem er lebt, ein Einſiedler
gewor=
den. Die Verſuche verliebter Kolleginnen und anderer ihn zu
gewinnen ſcheitern reſtlos. Dem zielbewußten „Vorgehen” des
kleinen Girls erſt gelingt es, den großen Künſtler und einſamen
Menſchen dem Leben und der Liebe zurückzugewinnen. Nach
eini=
gen nicht ſehr tragiſchen Zwiſchenfällen kommt das happy end —
Wirklich keine ſehr bedeutende Angelegenheit, dieſer Film. Aber
er erhält Intereſſe durch die Tatſache, daß er intereſſante
Ein=
blicke gibt in das Milieu der Großſtadtvarietés und in erſtklaſſige
Varietévorſtellungen, der weiteren Tatſache, daß man den
ſym=
pathiſchen Siegfried Arno in einer führenden Sprech= und
Tanz=
rolle — er iſt ein glänzender Tango= und Steptänzer — und in
der weiteren endlich, daß Richard Tauber jede mögliche und
un=
mögliche Gelegenheit wahrnehmen muß, ſeine Schlager zu ſingen.
Dafür erhält er ſicher ein Rieſenhonorar und dafür zahlen
Mil=
lionen allabendlich ihr Eintrittsgeld. Die Kitty wird übrigens
ſehr nett, ſehr ſympathiſch und luſtig durch Marianne
Winkel=
ſtern geſpielt. — Ein luſtiger Beifilm vervollſtändigt das
Pro=
gramm.
74
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft ab heute das intereſſante
Stummfilm=Doppelprogramm: Richard Talmadge, der beliebte
Senſationsdarſteller in „Der Klub der Beſeſſenen”. Im
zweiten Teil: der Kriminal=Sittenfilm „Das goldene Haar”.
Nummer 250
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg—Amerika=Linie
(Auſtral=Komos=Linien). Nach NewYork ab Hamburg bzw.
Cuxhaven: D. Reliance” 7. 9., 8. 9., D. New Yoxk” 9. 9., 10. 9.,
D. „Albert Ballin” 16. 9. 17. 9., M. S. „St. Louis” 19. 9., 20. 9.,
D. „Hamburg” 23. 9., 24. 9., D. „Deutſchland 30. 9., 1. 10.. M. S.
„Milwaukee” 3, 10., 4. 10.. D. New York” 7. 10., 8. 10.. D. „
Cleve=
land” 10. 10., 11. 10.. D. Albert Ballin” 15 10 16. 10. Nach
Kanada (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd): D. Augsburg”
(Lloyd) ab Hamburg 4. 9., D. „Hagen” (Lloyd) ab Hamburg 18.9
Nach Boſton, Philadelphia, Baltimore, Norfolk
(Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd); D. „Hannover (Lloyd) ab
Hamburg 10 9., D. „Holger” (Lloyd) ab Hamburg 19 9. Nach
der Weſtküſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt
Ha=
paglLloyd), ab Hamburg; M.S. „Tgcoma” (Hapag) 9 9. D.
„Donau” (Lloyd) 19 9. M.S. San Francisco” (Hapag) 30. 9.,
D. „Eſte” (Lloyd) 10. 10. Nach Cuba ab Hamburg: D. „
Se=
ſoſtris” 10. 9., D. „Adalia” 3. 10. Nach Mexiko (in
Gemein=
ſchaft mit der Ozean=Linie) ab Hamburg: D. „Seſoſtris” (Hapag)
10. 9., M.S. Rio Bravo” (Ozean) 22. 9., D. Adalia” (Hapag)
3. 10., D. „Gotha” (Ozean) 15. 10. Nach Weſtindien (in
Ge=
meinſchaft mit der Roland=Linie, Bremen und der Rederei H. E.
Horn, Flensburg) ab Hamburg: M.S. „Drinoco” (Hapag) 5.
D. „Aachen” (Lloyd) 12. 9., D. „Galicia” (Hapag) 19. 9.. M.S.
„Magdalena” (Hapag) 3. 10. Nach den Weſtindiſchen
Inſeln (in Gemeinſchaft mit der Reederei H. C. Horn,
Ham=
burg) ab Hamburg D. „Georgia” (Hapag) 8. 9., D. „Amaſſia”
(Hapag) 6. 10. Nach der Weſtküſte Zent ral=Amerikas
(Gemeinſchaftsdienſt HapaglLloyd) ab Hamburg: M.S. „Orinoco”
(Hapag) 5. 9., D. „Tacoma” (Hapag) 9. 9. D. Staßfurt” (Hapag)
15. 9., D. „Donau” (Lloyd) 19. 9., M. S. „San Francisco” (Hapag)
30. 9., M. S. „Magdalena” (Hapag) 3. 10. Nach Uruguayund=
Argentinien ab Hamburg: M.S. „General Oſorio” 10. 9.,
D. „Taunus” 16. 9., D. „General Artigas” 24. 9., ein Dampfer
30. 9 D „Württemberg” 7. 10.. D. „Kyphiſſia” 14. 10. Nach
Mittelbraſilien (ab Hamburg): MS. Genearl Oſorio”
10. 9., MS. „Patricia” 19 9., D. „General Artigas” 24. 9.. D.
Württemberg” 7. 10. — Nach Südbraſilien (in
Gemein=
ſchaft mit der Hamburg=Südamerikaniſchen Dampfſchiffahrts=
Ge=
ſellſchaft und dem Norddeutſchen Lloyd) ab Hamburg: D. „
Mün=
ſter” (Lloyd) 10. 9. D. „Entrerios” (H. S.D.G.) 24. 9., MS.
Per=
nambuco” (H.S. D. G.) 15. 10. D. „Paraguay” (Hapag) 29. 10.—
Nach der Weſtküſte Südamerikas (in Gemeinſchaft mit
der Roland=Linie, Bremen) ab Hamburg: MS. „Ruhr” (
Kos=
mos) 5. 9., D. Rapot” 10. 9., D. „Itauri” (Kosmos) 17. 9.,
D. Poſeidon” (Hapag) 19. 10. — Nach Oſtaſien (
Gemein=
ſchaftsdienſt Hapag=Lloyd): ab Hamburg: MS. „Ramſes” (Hapag”,
9. 9., D. „Havenſtein” (Hapag) 12. 9.. D. „Main” (Lloyd) 16. 9.,
D. Lippe” (Lloyd) 19. 9. MS. „Leverkuſen” (Hapag) 23. 9.,
MS. „Oliva” (Hapag) 26. 9. — Nach Niederländiſch=
Indien (Gemeinſchaftsdienſt der Deutſch=Auſtraliſchen
Dampf=
ſchiffs=Geſellſchaft, Aktiengeſellſchaft, Hamburg, und der N. V.
Nederlandſche Stoompaart Maatſchaappif „Ocegan‟): D.
Laer=
tes” (Oceaan) ab Hamburg 16. 9., D. „Gera” (Hapag) ab
Rotter=
dam 22. 9. — Nach Auſtralien (Gemeinſchaftsdienſt der
Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft. Hamburg, des
Norddeutſchen Lloyd Bremen, und der Reederei Alfred Holt u.
Co Liverpool) ab Hamburg: MS. „Rendsburg‟ (D A.D G.) 16.
9., D. „Oder” (Lloyd) 1. 10. — Nach Südafrika (Deutſch=
Auſtraliſche Dampfſchiffs=Geſellſchaft. Aktiengeſellſchaft. Hamburg)
ab Hamburg: D. „Naumburg 23. 9., D. „Halle” 24. 10 —
Ham=
burg=Rhein=Linie, Abfahrt ab Hamburg: D. „Köln” etwa
. 9., D. „Straßburg” etwa 11. 9.. D. „Karlsruhe” etwa 15. 9
D. „Frankfurt” etwa 18. 9. — Hamburg=London=Linie:
Wöchentlich drei Abfahrten. — Mitgeteilt durch das Reiſebüro
der Hamburg=Amerika=Linie, Luiſenplatz 1, Tel. 1308/09.
— Deutſchnationale Frauengruppe. Zu einer
Zuſammenkunft heute Mittwoch nachmittags 4 Uhr, in der
Gaſtſtätte Döring. Dieburger Straße 156 — zwiſchen
Oden=
waldbahn—Heilig Kreuz — werden unſere Frauen hierdurch ebenſo
dringend wie herzlich eingeladen. In Anbetracht des Ernſtes der
Lage und der Wichtigkeit der zu machenden Mitteilungen hoffen
wir beſtimmt auf vollzähliges Erſcheinen aller unſerer Mitglieder.
Der Vorſitzende unſerer Ortsgruppe, Herr Oberſtleunant Barth,
und Fräulein Naumann werden zu uns ſprechen. Durch
Mit=
glieder eingeführte Gäſte, auch Männer, ſind willkommen.
Chriſtlicher Verein Junger Männer
Darm=
ſtadte. V., Alexanderſtraße 22 (Inf.=Kaſ). In der heute
Mitt=
woch, abends, ſtattfindenden Bibelſtunde ſpricht Herr Studienrat
Knöpp. Freunde und Gäſte ſind zu dieſer Stunde, wie zu allen
unſeren Veranſtaltungen herzlich eingeladen. Beſondere
Ein=
führung iſt nicht erforderlich.
Das Sportplatz=Reſtaurant hat heute ſowie
jeden Mittwoch und Samstag den beliebten Kaffee= und
Kuchen=
tag ſowie Konzert und abends Tanz.
Tageskalender für Mittwoch, den 9. September 1931.
Heſſ. Landestheater Großes Haus. 19,30 Uhr: „Die
Macht des Schickſals”, — Kleines Haus: Keine Vorſtellung. —
Konzerte: Zur Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſtaurant
am Böllenfalltor, Herrngartenkaffee —
Kinovorſtellun=
gen: Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Dg. Arheilgen, 8 Sept. Geſellenprüfung. Die
dies=
jährigen Geſellenprüfungen des Ortsgewerbevereins und
Hand=
werkervereinigung werden noch im Laufe des Monats September
Programm einen ſehr unterhaltenden Film „Wir ſchalten um vorgenommen. Anmeldungen haben bis ſpäteſtens 15.
Septem=
ber beim Vorſitzenden des Prüfungsausſchuſſes, Herrn Franz
Benz. Darmſtädter=Straße, zu erfolgen. Der Prüfungsausſchuß
bittet, dieſen Termin einzuhalten, da ſpätere Anmeldungen nicht
mehr berückſichtigt werden können. Mit der Anmeldung ſind
die erforderlichen Unterlagen (Lehrvertrag, ſelbſtgeſchriebener
Lebenslauf uſw.) vorzulegen. Die Prüfungsgebühr beträgt 7 RM.
Obſtverſteigerung. Das Obſt von den Bäumen der
Alten Kranichſteinerſtraße und der Viehtrift (der Gemeinde
Ar=
heilgen gehörig) wird am kommenden Samstag, den 12.
Septem=
ber nachmittags 2 Uhr, an Ort und Stelle öffentlich meiſtbietend
verſteigert. — Feuerwehrübung. Kommenden Donnerstag,
den 10. September, abends 8,30 Uhr, findet eine Uebung der
ge=
ſamten Wehr ſtatt. Anſchließend im Vereinslokal wichtige
Be=
ſprechung. — Sammelwoche. Die vom Ortsausſchuß für
Arbeiter=Wohlfahrt durchgeführte Hausſammlung hatte trotz der
Not der Zeit einen guten Erfolg zu verzeichnen. So erbrachte die
Hausſammlung während der Sammelwoche den ſchönen Betrag
von 750 RM. Als Abſchluß der Sammelwoche fand am Sonntag
ein Blumentag ſtatt, bei welchem durch den Verkauf von kleinen
Anſteckblumen 120 Mark eingingen. Die geſammelten Gelder
ver=
bleiben am hieſigen Platze und finden zu wohltätigen Zwecken
Verwendung. So hat der Ortsausſchuß in dieſem Jahre außer
der Unterſtützung Notleidender 500 Laib Brot für Bedürftige zur
Verfügung geſtellt, weiter hat er 40 hieſigen Kindern einen
acht=
tägigen Ferienaufenthalt auf dem Rimdimdim (Heim der
Darm=
ſtädter Naturfreunde) gewährt und auf dem Austauſchwege elf
aufenthalt übernommen, während gleichzeitig elf bedürftige
Kin=
der von hier für die gleiche Zeit in einem guten Ort in
Thürin=
gen untergebracht wurden. All dieſe Wohltätigkeiten dürften auf
das Ergebnis der Sammelwoche von gutem Einfluß geweſen ſein,
ſo daß der Betrag weſentlich höher war als der der Sammlung
vom Vorjahre.
* Weiterſtadt, 8. Sept. Man ſchreibt uns: Die immer noch
anhaltenden Regengüſſe vernichten auch die letzten Hoffnungen
unſerer Landwirtſchaft treibenden Bevölkerung. Das ganze weite
Gebiet der Rieſelfelder mit ſeinem ohnedies
feuchtigkeits=
ſchwangeren Boden iſt nicht mehr imſtande, die Regenmaſſen
auf=
zunehmen, und ſo ſind weite Flächen überflutet andere wieder
vollkommen verſchlammt. Die Kartoffelernte iſt faſt gänzlich
ver=
nichtet. Der penetrante Geruch fauler Kartoffeln liegt über allen
Grundſtücken, auf denen die Bauern verſuchen, zu bergen, was noch
einigermaßen — für Futterzwecke wenigſtens — verwertbar iſt.
Dickwurzeln und Kohlrüben haben ihr Wachstum vollkommen
ein=
geſtellt, und das Grummet fault auf den Wieſen. — Unter dieſen
Umſtänden werden die wenigſten Bauern in der Lage ſein, ihre
Betriebe mit eigenen Mitteln weiterzuführen. Es fehlen nicht
nur die Einnahmen aus der Kartoffelernte, es fehlt am
Eigen=
bedarf für Menſch und Vieh, und es wird vor allen Dingen
mangeln an Saatgut für die kommende Frühjahrsbeſtellung.
Es wäre zu wünſchen, daß ſich die Regierung baldmöglichſt mit
der Notlage unſerer Gemeinde befaßt. Die Kataſtrophe wirkt ſich
in unſerem vollkommen ebenen Gelände viel ſchlimmer aus, wie
im Gebirgsgelände, da bei uns jede Abzugsmöglichkeit für die
Waſſermaſſen fehlt.
F Eberſtadt, 7. Sept. Mahnung. Das erſte und zweite
Ziel Gemeindeſteuer 1931 nebſt Zuſchlägen ſowie die
Nachzahlun=
gen von Gemeindeſteuer 1930 ſind bei Meidung der
Zwangsvoll=
ſtreckung innerhalb zehn Tagen an die Gemeindekaſſe zu zahlen.
Cp. Pfungſtadt, 8. Sept. Die diesjährige
Kirch=
weihe findet am kommenden Sonntag und Montag ſtatt. —
Ihren 85. Geburtstag beging am heutigen Dienstag Frau
Marie Hornung, Frankenſteinſtraße. — Verbotene
Ver=
ſammlung. Die von der hieſigen Ortsgruppe der
National=
ſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei für den Sonntag abend
einberufen geweſene Verſammlung konnte nicht ſtattfinden, da ſie
vom Kreisamt Darmſtadt verboten wurde.
Cp. Hahn, 8. Sept. Ausflug des Frauenvereins.
Der hieſige Frauenverein unternahm am Sonntag einen
Omnibus=
ausflug nach Weinheim mit Beſichtigung der Wachenburg.
f. Roßdorf, 8. Sept. Gemeinderatsbericht. Nach einer
Ruhepauſe von 6 Wochen fand ſich der Gemeinderat in voll=
ähli=
ger Anzahl wiederum zu einer Sitzung zuſammen. Es wurden
folgende Gegenſtände behandelt: 1. Die Erhöhung der
kommu=
nalen Sondergebäudeſteuer iſt auf Antrag aus
Billigkeitsgrün=
den entſprechend der vom Finanzminiſter für die ſtaatliche
Son=
dergebäudeſteuer gegebenen Richtlinien zu ermäßigen oder zu
er=
laſſen, ſoweit eine Brückſichtigung der Richtlinien nicht ſchon bei
Feſtſtellung der kommunalen Sondergebäudeſteuer 1931
ſtattgefun=
den hat. Entſprechende Anträge können bis Ende des
Rechnungs=
jahres 1931 bei der Bürgermeiſterei geſtellt werden. 2. Zur
Wie=
derbelebung der Bauwirtſchaft durch ſteuerliche Begünſtigung
be=
ſchließt der Gemeinderat gemäß kreisamtlicher Verfügung vom
18. Juli 1931 hinſichtlich der allgemeinen Gebäudeſteuer, daß die
Wohngebäude, die vor dem 1. April 1931. bezugsfertia waren,
über 5 Jahre hinaus für das 6., 7. und 8. Jahr ganz, für das 9.
und 10. Jahr zur Hälfte von der allgemeinen Gebäudeſteuer
be=
freit bleiben ſollen. Ueber das Ende des Rechnungsjahres 1938
hinaus ſoll die Vergünſtigung jedoch nicht gewährt werden. 3. Mit
Frau Hebamme Häuſer und der Hebammenſchülerin Frau
Ger=
trude Schüler ſind Anſtellungsverträge abgeſchloſſen worden.
Hin=
ſichtlich des Wartegeldes iſt hierin in Uebereinſtimmung der
Ver=
tragsteile beſtimmt, daß die Feſtſetzung alljährlich durch
Gemeinde=
ratsbeſchluß zu erfolgen hat. Das Kreisamt will die Verträge
jedoch nicht genehmigen, da ſie nicht den Beſtimmungen des
Mini=
ſteriums entſprechen würden; das Wartegeld ſoll mindeſtens 200
Reichsmark jährlich betragen unter Berückſichtigung, daß es keine
Entſchädigung für Hebammenverdienſte darſtelle, ſondern als
Ent=
gelt dafür gewährt werden ſolle, daß die Hebammen alle Arbeiten
unterlaſſen müßten, die die Geſundheit der Wöchnerinnen und
Säuglinge ſchädigen können. Ueber dieſe Frage war im
Gemeinde=
parlament ſchon öfters viel Zeit verloren gegangen, und man
kommt heute zu dem einſtimmigen Beſchluß, daß eine Abänderung
des Vertrages nicht erfolgt. 4. Das Finanzamt erſucht um
Auf=
ſtellung einer Liſte über unbebaute Grundſtücke zur
Einheits=
bewertung auf den 1. Januar 1931. Die Angaben ſind ſowohl
im Intereſſe der gleichmäßigen Beſteuerung als auch im
Inter=
eſſe der Gemeinde erforderlich. Der Bürgermeiſter bittet ihm
die Finanzkommiſſion zur Unterſtützung beizugeben, was
Geneh=
migung findet. 5. Das Heſſiſche Forſtamt Darmſtadt hat
mitge=
teilt, daß der Roßdörfer Gemeindewald mit dem 29. Auguſt d. J.
in die Verwaltung des Forſtamts Ober=Ramſtadt übergegangen
iſt. Der Bürgermeiſter führt hierzu aus, daß man die Gemeinde
hierzu nicht gehört hätte. Als man von der Abſicht zufällig
er=
fuhr, habe man trotzdem unter eingehender Begründung mündlich
und ſchriftlich das Miniſterium um Belaſſung des derzeitigen
Zu=
ſtandes gebeten, was jedoch erfolglos war. 6. Zur Prozeßſache der
Gemeinde gegen Heinrich Ewald, Sohn des Heinrich Ewald 3.,
gibt der Bürgermeiſter bekannt, daß die Angelegenheit zugunſten
der Gemeinde entſchieden worden ſei, 7. Zur ſtattgefundenen
Bei=
geordnetenwahl führt der Bürgermeiſter aus, daß in dem
Flug=
blatt für Heinrich Ewald 3. ausgeführt geweſen ſei, daß, obmohl
die geſamte Gemeindevertretung und der Bürgermeiſter nebſt
Bei=
geordneter für die Ausführung der Feldbereinigung waren, ſich
Ewald nicht geſcheut und veranlaßt habe, daß die Regierung zur
Begutachtung nach Roßdorf gekommen ſei und darüber
verhan=
delte, ob dieſe Arbeit bei den jetzigen ſchlechten Zeiten
ausge=
führt werden ſolle oder nicht. Der Bürgermeiſter betont, daß dies
vollſtändig falſch und entſtellt ſei, der Beſuch des Herrn Miniſters
Korell habe lediglich bezweckt, feſtzuſtellen, ob der
Feldbereini=
gungskommiſſar die Kommiſſionsmitglieder zu einer
Beſchlußfaſ=
ſung über den Beginn des Verfahrens gezwungen habe. Es habe
ſich jedoch in dieſer Hinſicht das Gegenteil ergeben. Zum Schluſſe
fand noch eine umfangreiche geheime Sitzung ſtatt.
— Roßdorf, 8. Sept. Auch an dieſer Stelle ſei darauf
auf=
merkſam gemacht, daß die Heſſiſche Eiſenbahn A.=G. Darmſtadt,
morgen. Mittwoch, abends 8 Uhr, im Gaſthaus „Zur Sonne‟
einen Vortrag veranſtaltet, der insbeſondere für die Hausfrauen
von größtem Intereſſe ſein dürfte. Bemerkt ſei außerdem, daß
mit dem Vortrag eine luſtige Filmporführung mit
Schallplatten=
konzert verbunden iſt. Am Tage nach dem Vortrage findet
nach=
mittags von 3—6 Uhr eine elektriſche Sprechſtunde ſtatt, um
noch=
mals Gelegenheit zu geben, die reichhaltige Ausſtellung zu
be=
ſuchen.
f. Roßdorf, 8. Sevt. Schweinezwiſchenzählung. Die
am 1. d. M. ſtattgefundene Schweinezwiſchenzählung hatte
fol=
gendes Ergebnis (die in Klammern ſtehenden Zahlen bedeuten
die Beſtände vom 1. September v. J.): Zuchteber 1 (1)
Zucht=
ſauen 14 (11), unter 8 Wochen alte Ferkel 123 (86), Schweine
von 8 Wochen bis ½ Jahr 685 (557) 1 Jahr alte und ältere
1 (2) ſomit insgeſamt 1028 (837). Nichtbeſchaupflichtige
Haus=
ſchlachtungen von Schweinen fanden in der Zeit vom 1. Junf
bis 31. Auguſt d. J. nicht ſtatt.
Tagung der Imkerverbände in Worms.
Nach der Beſichtigung der Sehenswürdigkeiten der Ste
Worms nahm um 11 Uhr im Hauſe des Handwerks die Tagu
ihren Anfang. Im dichtbeſetzten Ehrenſaal hieß der erſte V.
ſitzende des Verbandes heſſiſcher Imker. Herr Anwaltſchafts,
Wenkebach=Kaſſel, die Mitglieder und Imker herzlich willkomm=
Er erinnerte daran, daß der Imker heute in demſelben wirtſcha
lichen Kampf ſtehe wie die anderen Volksgenoſſen. Der Imt
empfinde es beſonders ſchwer, daß die Reichsregierung durch V.
enthaltung des ſteuerfreien Zuckers den Imkern beſonders ha=
Opfer auferlegt habe; unzählige Eingaben des Bundes hatt
bisher keinen Erfolg gehabt. Die Imker müßten den Weg z
Selbſthilfe gehen. Einer dieſer Wege ſei, den Honig als
Mark=
ware auf den Markt zu bringen. Danach ergriff Herr Direk,
i R. Hille=Oberurſel das Wort zu ſeinem hochintereſſanten V.
trag über das Thema: Honjgbehandlung. In Imkerkreiſen u
in Imkerkurſen werde viel zu wenig über die Honigbehandlu
gelehrt. Das Beſtreben muß dahin gehen, nur erſtklaſſigen Hor
auf den Markt zu bringen. In der Honigbehandlung ſeien hei
die Amerikaner auf der Höhe. Man müſſe es aber ſoweit hr.
gen, daß die deutſche Hausfrau der deutſchen Ware den Vorz
gebe. Ebenſo gehöre zur deutſchen Biene der deutſche Zucker.
Ausland kauft uns keinen Honig ab. Auf die Sauberkeit auf de
Bienenſtand kommt es hauptſächlich an. Der Redner gab da
noch einige praktiſche Winke über das Schleudern uſw. Beſonde
befaßte er ſich mit der Aufbewahrung des Honigs. Er darf ni
im Keller aufbewahrt werden, aber auch nicht in der Küche,
beſten iſt ein dunkles Zimmer zur Honigaufbewahrung geeign
Die Definition für den Honig ſei: Honig iſt ein Erzeugnis y.
Pflanzen, Bienen und Imker zugleich. Der Imker muß ſein ge
zes Können und Wiſſen einſetzen dafür, daß nicht nur eine e
wandfreie, ſondern auf jeden Fall eine erſtklaſſige Ware auf d
Markt kommt. Alle Imker müſſen danach ſtreben, daß es wo
wird: Dem Deutſchen der deutſche Honig. Nachmittags 3 1
hielt nach kurzen geſchäftlichen Beratungen Herr Dr. Freude
reich vom Zoologiſchen Inſtitut der Univerſität Marburg ein
hochintereſſanten, allgemeinverſtändlichen Lichtbildervortrag üb
„Die heſſiſche Bienenzucht, ihr Ertrag und ihre Beziehungen z
heſſiſchen Land= und Gartenwirtſchaft”. Abends um 6 Uhr wurt
die Preisverteilung an die Imker vorgenommen. Damit fand d
Tagung der heſſiſchen Imker ihr Ende. Es wäre zu wünſche
wenn die Tagung recht gute Auswirkungen, für die heimiſe
Bienenzucht und für unſere Heimat ſelbſt zeitigte.
C Ober=Ramſtadt, 8. Sept. Kirchweihe. Nach den re
neriſchen Tagen der letzten Woche zu ſchließen, konnte man hie
ſichtlich des Wetters am Kirchweihſonntag eigentlich ſchon
kei=
großen Hoffnungen hegen und tatſächlich ſetzte am Sonntag in de
Mittagsſtunden wieder ſchwerer Regen ein. Trotzdem entwickel
ſich nachmittags der Zuſtrom von Fremden noch leidlich gi
Auf dem Marktplatz war während der regenfreien Zeit ga
ſchöner Betrieb und die Jugend kam vorübergehend auf ih
Rechnung. Sehr bald aber ſetzten wieder ſtarke Regenſchau
ein, ſo daß alles ein ſchützendes Dach aufſuchen mußte. In d
Tanzlokalen — es waren derer ſechs — entwickelte ſich dagege
am Sonntag noch ein ziemlich reger Betrieb, wenn auch de
finanzielle Ergebnis infolge der allgemeinen Geldknappheit hi
ter demjenigen normaler Jahre zurückblieb. Der Montag brach
dann ſchönes Wetter, die Kinder fanden das, was ſie ſuchten, a
dem Marktplatz, die Erwachſenen wieder in den Tanzſälen.
R Pfaffen=Beerfurth i. Odw., 8. Sept. Am 1. Oktober d.
tritt der allſeits beliebte und weit über die Grenze hinaus b
kannte Lehrer Ludwig Beckenhaupt zu Pfaffen=Beerfurth
den Ruheſtand. Bereits im Jahre 1898 wurde ihm die zwei
Lehrerſtelle unſerer hieſigen Volksſchule übertragen und erhie
er nach einiger Zeit die erſte Lehrerſtelle. Von Anfang an ſtell
Herr Lehrer Beckenhaupt ſeine ganze Kraft in den Dienſt ſein
Berufes, und war in allen Stücken ein vorbildlicher Lehrer, Au
während der Kriegszeit hat er den Einwohnern unſerer Gemeint
mit Rat und Tat zur Seite geſtanden. Er war mehrere Jaht
Dirigent des hieſigen Geſangvereins „Sängerluſt”, zu deſſe
Ehrendirigenten er ernannt wurde. In den letzten Jahren ſin
ihm wegen Rückganges der Kinderziffer ſämtliche Jahrgänge vor
1. bis zum 8. Schuljahre übertragen worden. Im Jahre 92
konnte Herr Lehrer Beckenhaupt ſein 30jähriges Jubiläum feiern
Seitens der Gemeinde wurde er mit dem Jubiläumsdiplon
de=
ehrt. Sämtliche Vereine und die Schulkinder beteiligten ſichon
der Feier. Im Herbſt des letzten Jahres mußte ſich Herr
Becei=
haupt einer Operation unterziehen, nach deren Verlauf er ſeinet
Beruf leider nicht mehr ausüben konnte. Am 10. d. M. verliß
Lehrer Beckenhaupt unſer Oertchen, und verlieren wir in in
einen Gönner und Förderer der Gemeinde.
A. Kolmbach, 8. Sept. Einbruch. In der Nacht von
Sam=
tag auf Sonntag brachen hier in der Gaſtwirtſchaft Bitſch ein ode
mehrere Einbrecher ein. Aus einem Fenſter wurde eine Schei!
herausgeſchnitten und dadurch in die Gaſtſtube eingeſtiegen. T
aber der Gaſtwirt ſeine Kaſſe abends geleert hatte, ſo fiel de
Einbrechern nur geringe Beute in die Hände. Da in derſelbe
Nacht auch im benachbarten Winkel in einer Gaſtwirtſchaft ei
gebrochen wurde, ſcheint es ſich um ſyſtematiſch vorbereitete Ei
brüche zu handeln. Man iſt geſpannt, ob die Täter gefaßt werde
Polizeiliche Unterſuchungen ſind im Gange.
Of. Birkenau, 8. Sept. Tödlich verunglückt. Ein tr
giſcher Unglücksfall koſtete vorgeſtern ein junges Menſchenlebe
Drei befreundete junge Leute aus Weinheim beſuchten vorgeſte
Mittag den bekannten Steinbruch der Gemeinde Birkenau 1
Kallſtädter Tal. Einer von ihnen verſuchte am äußeren recht
Rand des ſehr hohen Steinbruchs in die Höhe zu klettern. A
ſcheinend durch das naſſe Geſtein glitt derſelbe aus und ſtürz
aus zirka 25 Meter Höhe in den Bruch. Durch ſchweren Schäde
bruch trat der Tod auf der Stelle ein. Der junge, 19jährige Man
einziger Sohn. beſuchte das Realgymnaſium zu Weinheim u.
ſtand unmittelbar vor ſeinem Abitur.
Dk. Wald=Michelbach. 8. Sept. Unglücksfall. Am Son
tag früh ereignete ſich wiederum ein Unglück, das trotz ſein
Schwere doch noch ſchlimmere Folgen hätte annehmen können. D
22jährige Peter Bühler, Sohn des Tünchermeiſters Peter Bühle
wollte mit einem Bekannten eine Motorradfahrt unternehm
und rannte ungefähr 200 Meter von ſeiner Wohnung entfer!
beim Einbiegen von der Bahnhofsſtraße in die Ludwigsſtraſ
in der Nähe der Bezirksſparkaſſe, in einen entgegenkommend
Autobus aus Weinheim. Bühler wurde von dem Autobus erfa
und am rechten Fußgelenk und Unterſchenkel derart ſchwer verlet
daß mit der Amputation des rechten Unterſchenkels gerechnet we
den muß. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde er in d
Weinheimer Krankenhaus gebracht. Durch die Wucht des Zuſat
menſtoßes wurde der Beifahrer auf die andere Straßenſeite 9
ſchleudert und kam wie durch ein Wunder mit dem Schrecken d
von. Das Motorrad wurde ſchwer beſchädigt. Das Gericht e
ſchien gleich nach dem Unfall und machte die notwendigen Au
nahmen und Erhebungen. Die Schuldfrage iſt noch nicht gekät
— Odenwaldklub. Die geplante Wanderung nach Erha
mußte wegen ſchlechter Witterung ausfallen. — Amtstag. 9
Kreisamt Heppenheim hält am Donnerstag, den 10. Septembe
vormittags 11 Uhr auf dem Rathaus einen Amtstag ab.
Aus dem Gemeinderat. Am Donnerstag abend findet
nächſte Sitzung ſtatt. Die Verhandlungen erfolgen größtentei
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit, da es ſich in der Hauptſa‟
um Steuerangelegenheiten handelt.
Ca Lorſch, 8. Sept. Im Zeichen der Notverordnungen. 2
beitsloſigkeit und Geldknappheit hat Lorſch ſeine diesjährige Kir
weih gefeiert. Trotz der Vorverlegung in einen Sommermon
ließ das Wetter ſehr zu wünſchen übrig. Zeitweiſe Regenſchau
drückten die ſchon mäßige Kerbeſtimmung noch mehr. Schon 0.
dem Marktplatz machte ſich ein ſtarker Rückgang des Verkehrs
merkbar. Nur wenige Verkaufsbuden waren aufgebaut, ſo4
nannte Schaubuden und die „wahren Jakobs” fehlten ganz.
ruſſells und Schiffsſchaukel waren nur zeitweiſe gut beſetzt, a1
im übrigen war die Kaufluſt ſehr gering. Am Sonntag herrſch
in den Tanzlokalen durch ſtarken Fremdenbeſuch noch übere
ſtarker Betrieb, am Montag dagegen gähnte in manchen Säl
beängſtigende Leere. Mancher Wirt, der auf Großbetrieb 2
geſtellt war, wird kaum auf ſeine Rechnung gekommen ſein. ?
Not der Zeit machte ſich überall bemerkbar. „Mögen ſich die Ve
hältniſſe bis zur Nachkirchweih im November weſentlich beſg
—Ernennung. Herr Kanonikus Roth. Pfarrer von St. 2I
reſia in New Orleans, zurzeit hier auf Beſuch weilend, wur
vom Heiligen Vater zum päpſtlichen Geheimkämmerer ernan”
Wir gratulieren unſerem Landsmann zu dieſer Auszeichnung=
Einbruch. In der Werkſtatt des Schreiners Daniel dah!
wurde in letzter Nacht eingebrochen. Die Diebe erbrachen d
Geldautomaten eines Motors, fanden darin aber nur wenig B0.
mittel, da derſelbe zwei Tage vorher glücklicherweiſe geleert we
den war. Sie konnten ſich alſo das noch fehlende Kerwegeld n.
holen und werden enttäuſcht abgezogen ſein.
— Hirſchhorn, 8. Sept. Wafſerſtand des Neckars
Pegel am 7. September 2,50 Meter, am 8r Eettember 2/42 dceiEh
fummer 250
Seite
Mittwoch, den 9. September 1931
Arbeiterſchulungswoche des Heſſ. Landesvereins
fur Innere Maſſton in Buhbach (9berheſſen).
Man ſchreibt uns verſpätet: In der Woche vom 23. bis 29.
uſt 1931 ſtand Butzbach in Oberheſſen im Zeichen einer
Ar=
rfreizeit. Dieſe Tagungen werden von dem Heſſ.
Landes=
in für Innere Miſſion abgehalten. Ihr Zweck ſoll ſein,
Ar=
rn die Möglichkeit zu geben, ſich mit Theologen über reli=
Dinge zu unterhalten und ſelbſt darüber etwas tiefer
nach=
nken, um geſchult zu werden für den Weltanſchauungskampf
Gegenwart. Beſonders gilt es, mit wiſſenſchaftlicher
Ge=
gkeit dieſen Problemen zu Leibe zu rücken, um ſomit dem
agwortunweſen auf dieſem Gebiete den Boden zu nehmen.
dieſem Gedanken getragen, hatte die Innere Miſſion auch
Butzbach eingeladen. Rund dreißig Leute aus allen Teilen
ns hatten ſich eingefunden, als Pfarrer Dörr=Büttelborn, der
Tagung leitete, in der Aula der Stadtſchule die
Arbeiter=
ungswoche eröffnete. Behandelt wurden folgende Fragen:
— ein moderner Menſch noch an Wunder glauben? (Pfar=
Draudt=Lich). 2 Wie kann Gott ſo etwas zulaſſen? Pfarrer
„1=Butzbach), 3. Iſt die Bibel Gottes Wort? (Pfarrer
Dörr=
telborn). 4. Hat die Kirche ſozial verſagt? (Direktor
Röhricht=
mſtadt). 5. Iſt die Kirche am Sterben? (Direktor
Röhricht=
mſtadt). 6. Wer iſt Jeſus Chriſtus? (Pfarrer Dörr=Büttel=
. Die Vorträge wurden an den verſchiedenen Tagen
mor=
z gehalten, während die Nachmittage den Ausſprachen
vorbe=
en waren. Hier gab es oft lebhafte Debatten,
Mißverſtänd=
wurden richtiggeſtellt, aber manchmal trennte ſich auch
Mei=
g gegen Meinung. Ein Ausflug nach der Münzenburg, die
ſer Nähe von Butzbach liegt, gab. Gelegenheit, die landſchaft=
Umgebung etwas näher kennen zu lernen. Für das leibliche
I der Freizeit=Teilnehmer hatte die evangel. Kirchengemeinde
bach in vorbildlicher Weiſe Sorge getragen. Gern waren
Frei=
tiere für die Teilnehmer geſtellt worden. Die Mahlzeiten
den gemeinſam eingenommen. Die Frauen des Frauenvereins
ten unermüdlich für die Gäſte. Die Lebensmittel waren faſt
geſtiftet worden. Die Woche klang aus in eine gemeinſame
r des hl. Abendmahles. Man trennte ſich mit Dank gegen
geber und Veranſtalter. Es waren arbeitsreiche, aber ſchöne
e, die wir dort verleben durften, und ſicher wird der Segen
unſere Kirche nicht ausbleiben.
jeren wir
Bund ſüdweſtdeutſcher Weinhändlervereine.
Der Bund hielt am 4. d. M. in Mainz, Hotel Karpfen, eine
treterverſammlung unter dem Vorſitz des Herrn, Hermann
hel=Mainz ab, die ſich in erſter Linie mit der Frage der
edithilfe für den bevorſtehenden Herbſt befaßte.
Verſammlung ſtellte ſich einmütig auf den Standpunkt, daß
dieſer Frage die Intereſſen von Weinbau und Weinhandel
haus zuſammenlaufen und der Weinhandel die Aktion nach
Möglichkeit unterſtützen ſoll. Die Vertreter des Weinbaues
des Weinhandels der Produktionsgebiete werden in dieſer
ge gemeinſam eine Beſprechung mit den maßgebenden Stellen
Zerlin herbeiführen, um die näheren Bedingungen der Kredit=
2 feſtzulegen. Weiter beſchäftigte ſich die Verſammlung mit
Aufſtellung von Zahlungsbedingungen innerhalb
Weinhandels. In dieſer Hinſicht haben die letzten Jahre
namentlich die allerletzte Zeit eine Verwirrung gebracht, die
r Klärung unbedingt bedarf. Man einigte ſich dahin, daß
ine, die innerhalb des Weinhandels verkauft werden, inner=
5 14 Tagen mit 3 Prozent Skonto oder gegen Drei=
Monats=
ept zahlbar ſind.
Jagd im Sepkember in Heſſen.
Mitgeteilt vom Heſſiſchen Jagdklub Darmſtadt.
An Aegidi (1. September) tritt der Rothirſch in die Brunft
ſo ſagt eine alte Jägerregel.
Bei uns befindet er ſich noch in der Feiſte, und erſt gegen
de des Monats beginnt der Brunfttrieb ſich zu regen. Dann
für den hirſchgerechten Jäger die ſchönſte Zeit des Jahres
dmmen.
Das Damwild wird viel ſpäter brunftig.
Rehwild, Rotwild und Damwild beginnen im Laufe des
nats zu verfärben.
Der Rehbock iſt nach überſtandener Blattzeit ſchlecht im
Wild=
e; auf ihn ſollte nicht mehr gejagt werden.
Die Haſen ſetzen noch, und bei einigermaßen leidlichem
Herbſt=
ter kommt auch dieſer Satz noch durch.
Die Hühnerjagd, die dieſes Jahr am 24. Auguſt aufging, hat
/t gehalten, was man von ihr erwartete. Nach zahlreichen
Mit=
ungen aus allen drei Provinzen des Landes werden faſt nur
* Hühner erlegt. So praktiſch auch der Abſchuß der alten
Ine iſt, ſo ſehr iſt die Schonung der Hennen dringend
not=
idig, ſonſt iſt auch für das nächſte Jahr mit Hühnerbeſatz nicht
rechnen.
Zahlreiche Revierbeſitzer haben deshalb die Hühnerjagd für
ſes Jahr vollſtändig eingeſtellt, ihr Vorbild ſollte für alle
ger maßgebend ſein.
Bekanntlich hat auch die Entenjagd ſtark enttäuſcht. Die
del beginnen im September zu mauſern und ſind ſo leichter zu
rerſcheiden. Wer irgend in der Lage iſt, ſollte nur Erpel
eßen.
Schon jetzt ſei darauf hingewieſen, daß die Jagd auf
weib=
es Rehwild und Rehkitze (männliche und weibliche) am 1.
Ok=
er aufgeht und die Schußzeit auf Haſen, Faſanenhähne und
nnen am 16. Oktober beginnt.
Der Vogelzug ſteht vor der Türe, und der Beſuch der
Auf=
tte wird Erfolg bringen.
Die Vorbereitungen für die Winterfütterungen ſind zu tref=
Salzlecken, von den ſich vorzüglich bewährten, vom Heſſiſchen
gdklub erhältlichen Salzpfannenſteinen, in genügender Menge
Slegen, Futterſtellen herrichten und dieſe vorerſt mäßig
be=
icken!
Die Ueberwachung des Reviers muß damit erſt recht Hand in
ind gehen.
By. Langen, 5. Sept. Der Obſt= und Gartenbauverein
rden Kreis Offenbach veranſtaltet wieder einen gemeinſamen
zug von Obſtbäumen zwecks Erlangung tadelloſer ſortenechter Bäume.
ſtellungen ſind auf Zimmer 1 im Rathaus aufzugeben. —
Imp=
ng. Nächſten Dienstag, von 2,30 Uhr ab, findet in der Turnhalle
* Wallſchule der diesjährige öffentliche Impftermin ſtatt. — Bei der
* 1. 9. ſtattgehabten Schweinezählung wurden feſtgeſtellt: ein
ichteber, 13 Zuchtſauen, 754 Schweine und Ferkel.
a. Aus dem Kreiſe Offenbach, 5. Sept. Zur Landtagswahl.
If einer Verſammlung der Wirtſchafspartei, die kürzlich in Frankfurt
gte, wurde als Liſtenführer für die Landtagswahl im Herbſt
Kaffee=
usbeſitzer Jakob Meyer in Mühlheim beſtimmt. Die zweite Stelle des
ahlvorſchlags der Wirtſchaftspartei wurde mit Weißbindermeiſter Joh.
Iflein in Seligenſtadt beſetzt. — In Hausbeſitzerkreiſen des alten
heſſi=
ſen Verbandes wird erwogen, an die Spitze einer eigenen Liſte den
ießener Profeſſor Dr. Horneffer zu ſtellen, dem an zweiter Stelle
tadtratsmitglied Johann Weiſer, Geſchäftsführer des Offenbacher
aus= und Grundbeſitzervereins, folgen ſoll.
geschichten aus adler Welt
Die armen Prominenken.
(st.) Nun haben ſie alle, alle auf der Amſtelbank in Holland
ihr ſchönes, ſchwer verdientes Geld verloren, das ſie in ſo guter
Sicherheit wähnten. Dasſelbe Vergnügen hätten ſie auch hier
haben können, vielleicht nicht einmal ganz ſo ſchlimm. Aber ſie
mußten mit ihren mehr oder minder großen Vermögen ins
Ausland, die Beziehungen zwiſchen Schauſpielern und Hochfinanz
ſind ſeit jeher zu eng, als daß die geſchäftlichen Methoden nicht
abgefärbt hätten. Wenn auch nicht alle gleich eine runde
Mil=
lion los geworden ſind, wie das Ehepaar Maſſary-Pallenberg,
auch bei Albers, Piccaver, Jannings oder Romanoſky werden
es ganz anſehnliche Betrage geweſen ſein. Nun jammern ſie oder
kündigen wütende Proteſtaktionen an, wie es der große Max in
Wien jüngſt getan hat. Aber das nützt ihnen alles nichts, das
Geld iſt flöten, es iſt in die leeren Taſchen einer nicht gerade
überaus kreditwürdigen Gruppe geraten und von dort wer weiß
wohin.
Unſere armen Prominenten ſind aber nicht nur ihr Geld
losgeworden. Sie haben obendrein noch eine große Dummheit
begangen. Anſtatt ihren Kummer ſtill und verſchwiegen zu tragen,
haben ſie angefangen, Lärm zu ſchlagen. Einer hat den anderen
mit der Größe ſeines Schmerzes — dargeſtellt in runden Zahlen
mit vielen Nullen am Ende — zu übertrumpfen verſucht.
Da hat plötzlich ein anderer ſeine Ohren geſpitzt: der Fiskus.
Er hat ſeine ſchönen großen Bücher aufgeſchlagen und die
über=
raſchende Feſtſtellung gemacht, daß all dieſe wehleidigen
Unglücks=
würmer nur mit geringfügigen Bruchteilen der jetzt ſo vorlaut
verkündeten Summen aufgezeichnet waren. Die Finanzbehörden
haben ein ſehr hartes Wort dafür: Steuerbetrug! Daran gibt
es nichts zu drehen und zu deuteln. Sie alle haben ihr Schäfchen
nicht nur ins Trockene bringen wollen, ſie wollten es ſich ſogar
noch möglichſt unverſehrt erhalten.
Nun zieht ſich über ihren Häuptern ein ſchreckliches
Straf=
gericht zuſammen. Das Reichsfinanzminiſterium hat ſich
höchſt=
ſelbſt des Falles und der Gefallenen angenommen. Es will nicht
zugeben, daß ein gewöhnlicher Sterblicher mit einer anderen Elle
gemeſſen werde, als unſere „Unſterblichen”. Es hat ſtrenge
An=
weiſung gegeben, diejenigen, die ſich ſtrafbar gemacht haben,
be=
ſonders hart zu behandeln. Es will einmal ein Exempel ſtatuieren
und wird nicht davor zurückſchrecken, die armen Prominenten
ſo=
gar ins Kittchen zu ſetzen, wie mit gerechtem Stolz verkündet
wird
Max Pallenberg wird ſich jetzt wohl doch auf die Zunge beißen.
Er hätte früher daran denken ſollen, wie mannhaft ſich vor ein
paar Jahren Geſchädigte benommen haben. Als damals, nach dem
rieſigen Bankeinbruch auf dem Wittenbergplatz in Berlin, das
Ge=
rücht auftauchte, das Finanzamt intereſſiere ſich für die
Schadens=
angaben, ſchmolzen plötzlich die anfangs genannten
Millionen=
ſummen zu einem lächerlichen Nichts zuſammen. Die Herren
Ein=
brecher mögen bei der Erinnerung an manches Safe höhniſch
ge=
lächelt haben.
Die armen Prominenten — nun ſind ſie wirklich arm. Und
zu dem doppelten Schaden müſſen ſie auch noch den Spott tragen,
den Spott von uns allen, die wir keine Dollarſummen beſitzen.
Sonſt hätten wir ſie ja vielleicht auch nach Amſterdam gebracht. . .
Michael Geyer.
* Der angeklagte „Raukilus”-Lokſe.
(g) Stockholm. Der Verband der Küſtenlotſen in Tromfö hat
ein Diſziplinarverfahren gegen ſein Mitglied, den Lotſen Breivold,
ein=
geleitet. Breivold iſt jener Lotſe, der das Nordpol=U=Boot des
amerika=
niſchen Kapitäns Wilkins, den Nautilus”, in den ſkandinaviſchen
Küſten=
gewäſſern geführt hat. Die Anklage ſeiner Kollegen wirft ihm
Ueber=
tretung der Verbandsſtatuten vor, die eine gewiſſe Mindeſtzeit
Arbeits=
ruhe vorſchreiben. Breivold hat dieſe Mindeſtzeit gehörig unterboten.
Er hat, wie er ſelbſt bei ſeiner Rückkehr nach Tromſö einem Interviewer
erklärt hat, während des Vierundzwanzigſtundentages auf dem „
Nau=
tilus” höchſtens ſechs Stunden Ruhe gehabt, während die Statuten faſt
das Doppelte vorſchreiben. Gleichzeitig mit dieſer Anklage wird eine
entſprechende gegen den Kommandanten Danenhover des „Nautilus” vor
dem Seemannsgericht erhoben.
Allerdings ſcheinen ſich die Tromſöer Lotſen mit dieſer Anklage
ein wenig in die Neſſeln geſetzt zu haben, denn die Oeffentlichkeit iſt
empört über dieſes Vorgehen, das ſie, wohl nicht ganz zu Unrecht, ein
„häßliches Manöver des Brotneids” nennt.
„Das Alke fürzk
(n) Moskau. Das Alte ſtürzt, und neues Leben blüht aus den
Ruinen Dieſer Satz iſt in ſeinem erſten Teil ohne Zweifel auf die
nunmehr faſt vierzehnjährige Tätigkeit der Sowjetregierung
anzuwen=
den. Ob das Neue aber das an die Stelle der hemmungsloſen
Zer=
ſtörungswut geſetzt wird, dereinſt Rußland zu neuem Leben führen wird,
muß erſt die Zeit erweiſen. — Auf dem Wege der Beſeitigung der alten
Heiligtümer, die während der tauſendjährigen Geſchichte Rußlands dem
Volk Symbol und Lebensinhalt waren, iſt jetzt durch den Beſchluß, die
prächtige Erlöſerkathedrale abzutragen und an ihrer Stelle einen noch
prächtigeren Rätebau zu errichten, ein weiterer, beſonderer
verhängnis=
voller Schritt getan worden. Man erinnert ſich, was es vor einiger Zeit
für Aufregung gegeben hat, als eines Tages die Ikone der Iberiſchen
Mutter=Gottes an der Durchfahrt nach dem Roten Platz beſeitigt wurde.
Die Vernichtung der Erlöſerkirche iſt ein ebenſo großer Verluſt für das
religiöſe und für das vaterländiſch geſinnte Rußland. Sie iſt der
präch=
tigſte, wenn auch noch ein verhältnismäßig junger Kirchenbau Moskaus.
Ihre Zwiebelkuppel glänzte in der Sonne wie ein großer leuchtender
Stern, wenn man von den Sperlingsbergen — denſelben, wo 1812
Napoleon vergebens auf die Schlüſſel Moskaus wartete — auf die
Haupt=
ſtadt niederſchaute, und unvergeßlich iſt der Eindruck, den die Kathedrale
jedem bot, der auf dem Luftwege nach Moskau kam. Noch 20—30
Kilo=
meter entfernt” ſieht man dann die Stadt in eine rieſige Nebel= und
Dunſtwolke gehüllt, aus der nur eines durchglitzerte: die mit drei
Milli=
meter Gold belegte große Zentralkuppel dieſer Kathedrale. — Sie wurde
nach 1812 erbaut. Südlich vom Kreml erhebt ſie ſich an dem Moskwafluß
in ihrer ganzen wuchtigen ſteinernen Größe. Im Innern aber iſt ſie
mit Freskogemälden der bedeutendſten ruſſiſchen Künſtler geſchmückt und
enthält eine Menge Reliquien, von Edelſteinen bedeckte Heiligenbilder,
Moſaiken und andere Koſtbarkeiten von unermeßlichem Wert. Einen
großen Teil davon haben die Bolſchewiſten allerdings im Lauf der Zeit
ſchon ihrem eigenen Staatsſchatz einverleibt, der Reſt wird jetzt in bare
Münze umgewandelt werden. — Aber die Kathedrale war auch für das
nach den napoleoniſchen Kriegen neuerwachte ruſſiſche Nationalbewußtſein
und beſonders für die Beſtrebungen der Allſlawen von faſt ſymbolhafter
Bedeutung. Wie Moskau ſich nach der Befreiung von Napoleon und
nach dem großen Brand 1812, der ſechs Siebentel der Stadt in Schutt
legte, wieder aus der Aſche erhob, ſo wuchs von neuem der Nationalſtolz
der Slawen und wollte ſich mit dieſer 1839 zur Erinnerung an den
Be=
freiungskrieg erbauten Kathedrale ein neues Freiheitsſymbol ſchaffen.
Ein Wahrzeichen ſollte es ſein — auch in einem bewußten Gegenſatz zu
dem weſtleriſchen und „europaverſeuchten” Petersburg — ein Zeichen des
ruſſiſchen Sieges über den Weſten. — Jetzt ſtützen ſich an den mächtigen
Bau die Gerüſte. Fieberhaft wird gearbeitet am Abbruch. Das Alte
ſtürzt . .
* Der Diplomak im Schlafanzug.
(r) Budapeſt. Die behördlichen Vertreter, die Verwandten und
Freunde ein paar Dutzend Menſchen insgeſamt, die ſich dieſer Tage auf
dem Bahnſteig des Budapeſter Hauptbahnhofes verſammelt hatten, um
den ungariſchen Geſandten in der Tſchechoſlowakei, Herrn Pallier, bei
ſeiner Ankunft zu empfangen, waren nicht ſchlecht erſtaunt, als der
Erwartete ihnen aus dem Zuge im — geblümten Schlafanzug
entgegen=
kam. Der Geſandte, der trotz der außergewöhnlichen Umſtände ſeinen
Humor behalten zu haben ſchien, erklärte der verplexen Verſammlung,
er beabſichtige nicht etwa, eine neue Mode für reiſende Diplomaten
ein=
zuführen, aber er ſei leider gezwungen, in dieſem Aufzuge vor ihnen zu
erſcheinen, da ein unbekannter Böſewicht ihm während ſeiner
Abweſen=
heit im Schlafwagen durch Einbruch ſämtliche übrige Garderobe
geſtoh=
len habe.
Seine Kleider wurden am ſelben Tage noch in einem Getreidefelde
an der Bahnſtrecke von der Polizei aufgefunden. Selbſtverſtändlich aber
hatte der Dieb ihnen ſämtliche Dokumente, Wertgegenſtände und eine
ziemlich hohe Summe Geldes entnommen.
* Der Klub der Ausgepfiffenen.
— Paris. Wer eine ſtrenge Frage nicht einwandfrei beantworten
und ſeinen — Mißerfolg nicht dokumentariſch nachweiſen kann, wird
in den neueſten Pariſer Künſtlerklub nicht aufgenommen. Dieſer neueſte
Klub iſt nun eigentlich eine uralte Einrichtung; die neue „Geſellſchaft
ausgepfiffener Schriftſteller” iſt lediglich ein neuzeitlicher Nachläufer des
bereits 1879 ins Leben gerufenen „Klubs der Ausgepfiffenen‟. Deſſen
Gründer ſeltſamerweiſe keine Geringeren als Ivan Turgenjew, Emile
Zola und Alphonſe Daudet waren! Später traten dem Berufsverbande
(zum Schutz der Unverſtandenen?!) als ordentliche Mitglieder die
Her=
ren — Guſtav Flaubert und Edmond de Goncourt bei. Sie alle
erfüll=
ten reſtlos die Vorbedingungen zur Aufnahme, die in den Satzungen
genau vorgeſchrieben waren. Turgenjew erlebte zum Beiſpiel mit
ſeiner erſten Uraufführung ein dermaßen niederſchmetterndes Fiasko in
Rußland, daß er aus purem Aerger über ſeinen Durchfall der Heimat
ein für allemal den Rücken kehrte. Flaubert und Goncourt hatten ſich
aber auch nicht zu beklagen, und Daudets „Arléſienne” wurde ſogar
aus=
gepfiffen, ehe ſich überhaupt der Vorhang erhoben hatte. Zola war
ſo=
zuſagen Ehrenmitglied des „Ausgepfiffenenklubs” und brauchte bei dem
Aufnahmeantrag noch nicht einmal den Wahrheitsbeweis anzutreten,
da tout Paris wußte, daß ſeine Bühnenwerke ſtets kläglich abfielen.
Da=
gegen wurde Guy de Maupaſſants Mitgliedſchaft vom geſtrengen
Auf=
nahmeausſchuß einſtimmig abgelehnt, da er nur für einen
unbedeuten=
den Einakter ausgepfiffen wurde, und dieſer „Erfolg” nicht als „
genü=
gender Mißerfolg” anerkannt werden konnte. — Der heutige Vorſtand
des Klubs wird es beſtimmt nicht ſo leicht haben, denn heutzutage
wer=
den Stücke häufig mit endloſem Jubel und leidenſchaftlichem
Pfeifkon=
zert aufgenommen. Was keineswegs mehr dafür ſpricht, daß ſie mehr
taugen als die zwiſchendurch teilweiſe faſt klaſſiſch gewordenen Werke
der erwähnten „Ausgepfiffenen”. Im Gegenteil!
* „Week=end” in Gefahr!
(g) London. Eine Bekanntmachung der Verwaltungskommiſſion
der Londoner Börſe hat auf die engliſche Oeffentlichkeit wie die
Ankün=
digung eines Staatsſtreichs gewirkt. Nach dieſer Bekanntmachung
näm=
lich bleibt die Londoner Börſe bis zum 19. September einſchließlich auch
an den Samstagen geöffnet.
Dieſe Maßnahme hat im konſervativen England ungemeines
Auf=
ſehen erregt, und ein leidenſchaftlicher Meinungsſtreit über das Für und
Gegen iſt heute noch im Gange. Während die eine Seite zu der die
Handelsredaktionen aller großen Tageszeitungen gehören, dieſen Schritt
der Londoner Börſe begrüßt und darauf hinweiſt, daß es bisher ein
un=
haltbarer Zuſtand geweſen ſei, wenn die Börſe Samstags geſchloſſen
war, während gerade ihre meiſten Titel an dieſem Wochentage in New
York gehandelt würden, macht die andere Hälfte, und ſie wird
ſelbſtver=
ſtändlich unterſtützt von den — Feuilletonredaktionen eben derſelben
Tageszeitungen, gewiſſermaßen lyriſche Bedenken geltend, indem ſie
dar=
auf hinweiſt, daß durch dieſen Einbruch die alte geheiligte Gewohnheit
— das gute alte engliſche Weekend — in Gefahr geraten könne. Ja,
eine Familienzeitſchrift bekommt es ſogar fertig, in dieſer Maßnahme
der Börſendirektion eine Entheiligung und Entweihung, einen Erfolg
der bolſchewiſtiſchen Gottloſenpropaganda zu entdecken. Allerdings hat
dieſes übertriebene Puritanertum nur Gelächter als Widerhall gefunden.
* „Hader ya Bey!”
(c) Kairo. Wie in Oeſterreich früher von der Bedienung
jeder zahlungsfähige Gaſt in den Stand des Barons erhoben
wurde, ſo genießt auch heute in Aegypten noch faſt jeder mittlere
Verwaltungsbeamte die unverdiente Ehre vom Publikum und
von ſeinen Untergebenen, die ſich aus Beförderungsgründen lieb
Kind machen möchten, als „Bey” angeredet zu werden. War man
früher ſogar noch freigebiger in wohltuenden Titulationen und
ſprach mit ſeinen Vorgeſetzten nur, indem man ihnen
Titelehrun=
gen wie Paſcha und ſogar „mein Prinz” gab, ſo beſchränkt man
ſich heute nur noch auf die allſeits geübte Verbeugung mit den
Worten: Hader ya, Bey”, alſo: „Sehr wohl, Bey!”
Dem Generaldirektor des ägyptiſchen Poſtweſens, der,
neben=
bei bemerkt, ein richtiger Bey iſt, iſt dieſe unangebrachte
Titel=
verſchwendung an ſeine Unterorgane ſchon immer ein Dorn im
Auge geweſen, und er hat nunmehr eine ſtrenge Verfügung
er=
laſſen nach der er nicht nur den Mißbrauch von Titeln innerhalb
des Poſtweſens ſtreng verbietet, ſondern auch die Briefträger
an=
weiſt, Briefe, die an einen falſchen Bey adreſſiert ſind, einfach
nicht mehr zu beſtellen und zurückgehen zu laſſen. Beamte, die ſich
im Dienſte und in ihrem Privatleben hochſtapelnderweiſe mit Bey
ritulieren laſſen, ziehen ſich ein Diſziplinarverfahren zu.
Unter=
beamte, die dieſe Titulationen ausſprechen, werden von der
Be=
förderungsliſte ausgeſtrichen. — Am ſchlimmſten daran ſind
dem=
nach die armen Briefträger; woher ſollen ſie wiſſen ob der
Adreſſat des von ihnen zu beſtellenden Briefes den Titel Bey
wirklich erworben hat oder ſich nur zugelegt hat?
Weiterbericht.
Nachdem die Kaltluftzufuhr der immer weiter nordöſtlich
abziehen=
den Finnlandſtörung in unſerem Bezirk aufgehört hat, wird nunmehr
der hohe Druck, der ſich keilförmig von den Britiſchen Inſeln ſüdöſtlich
bis zu den Oſtalpen erſtreckt, wetterwirkſam werden. In ſeinem Bereich
hatte ſich infolge der ſtarken Abkühlung in der letzten Nacht eine
ge=
ſchloſſene Nebeldecke gebildet, die aber durch die abſinkende Luftbewegung
heute morgen bereits aufgelöſt wurde. Da ſich der hohe Druck noch etwas
kräftigt, ſo dürfte er die Vorherrſchaft behalten und uns ein paar ſchöne
Tage bringen. Abgeſehen von weiter auftretenden Frühnebelbildungen.
die für das herbſtliche Hoch charakteriſtiſch ſind, wird der Himmel meiſt
heiter ſein. Die Temperaturen unterliegen der Ein= und Ausſtrahlung,
ſteigen alſo tagsüber an, während nachts ſtarke Abkühlung, ſtellenweiſe
bis Gefrierpunktsnähe, zu erwarten iſt.
Ausſichten für Mittwoch, den 9. September: Morgens neblig und
dunſtig, tagsüber aufheiternd und wärmer, trocken, nachts wieder
ſtarke Abkühlung.
Ausſichten für Donnerstag, den 10. September: Weiterhin meiſt heiter
und trocken.
MlLvo die Zeit:
voll Wrrwarr isb
bleibt unerschüttert
das Gelöbnis:
Treue doch nur der Einen‟
der Cigarette
KURMHABK
AeldLinde
zfäudig.
Seite 8
Mittwoch, den 9. September 1931
Deutſchlands überlegener Leichtakhlekikſieg über Frankreich.
Nummer 250
Von den deukſchen Kunſtflugmeiſterſchaften.
Im Pariſer Stadion Colombes vermochten die deutſchen Leichtathleten die Franzoſen noch
über=
legener zu ſchlagen, als erwartet wurde. Mit 89 62 Punkten gewannen ſie auch dieſen
Länder=
kampf, dem bereits fünf Siege gegen Frankreich vorangegangen waren. — Unſer Bild zeigt:
Links: Die Führer der beiden Nationalmannſchaften bei der Begrüßung; links Noel=Frankreich,
rechts Dr. Peltzer. Mitte oben: Der 100=Meter=Lauf, den Jonath mit 1½ Meter Vorſprung
vor Körnig (links) gewann. Darunter: Sievert, der das Kugelſtoßen und den Diskuswurf
gewann. Rechts: Metzner, der im 400=Meter=Lauf den erſten Platz belegte.
Lieſl Bach, die Europameiſterin im Kunſtflug. Der Bremer Flieger Achgelis, der mit 674
die auch deutſche Meiſterin wurde, und ihre Punkten vor Graf Schaumburg die deutſche
unterlegene Rivalin Fräulein v. Biſſing.
Kunſtflugmeiſterſchaft 1931 errang.
Die deutſchen Kunſtflugmeiſterſchaften, die auf dem Flugplatz Berlin=Tempelhof ausgetragen wur
den, ſtellten an die Flieger infolge des herrſchenden Sturmes außerordentliche Anforderungen
Bei den Herren wurde überraſchend Achgelis=Bremen Sieger, bei den Damen, wie erwartet
die Europaflugmeiſterin Lieſl Bach.
Reich und Ausland.
Eröffnung des Apokhekerkages
in Würzburg.
Die Not der deutſchen Apotheke.
Am 8. September begann in Würzburg in
Anweſenheit von Vertretern von Reichs= und
Länderbehörden, von politiſchen Parteien und
befreundeten Organiſationen die diesjährige
Ta=
gung des Deutſchen Apotheker=Vereins. Die
überaus ſchwierige Lage des Apothekengewerbes
zwang, die Tagung nicht ausfallen zu laſſen, um
in gemeinſamer Beratung Mittel und Wege zur
Behebung der Wirtſchaftsnot zu ſuchen. Das
be=
tonte auch der Vereinsvorſitzende, Dr. Salzmann,
Berlin, in ſeiner Eröffnungsanſprache, in der er
ausführte, daß die Apotheken ſich deſſen bewußt
ſeien, daß in dieſen Notzeiten des deutſchen
Vol=
kes alle Teile Entbehrungen und Opfer auf ſich
nehmen müßten, daß aber den Opfern dort eine
natürliche Grenze geſetzt ſei, wo ſie Vernichtung
ſelbſtändiger Betriebe und Vermehrung der
Ar=
beitsloſigkeit unter den Angeſtellten
verurſach=
ten. Hier gelte es, die erforderliche Rückſicht auf
die Volksgeſundheit zu nehmen, die eine
Erhal=
tung leiſtungsfähiger und zuverläſſiger
Apothe=
ken verlange. Zwei wichtige Punkte der
Bera=
tungen ſeien hier zu nennen, das
Reichsapothe=
kengeſetz und das Reichsarzneimittelgeſetz. Für
das Reichsapothekengeſetz müſſe eine
Einheits=
front des ganzen Standes zu ſchaffen verſucht
werden. Das Arzneimittelgeſetz wolle geſetzliche
Grundlagen für das Deutſche Arzneibuch, die
Arzneitaxe und für den geſamten Verkehr mit
Arzneimitteln und Giften ſchaffen und auch die
Bevölkerung vor betrügeriſcher Ausbeutung
durch wertloſe Arzneimittel ſchützen. Der
Deutſche Apotheker=Verein ſei bereit, im
Allge=
meinintereſſe an dem Zuſtandekommen des
Ge=
ſetzes mitzuarbeiten.
Großen Waffendiebſtahl in Frankfurt.
Frankfurt a. M. In der vergangenen
Nacht iſt in der Neuen Mainzer Straße ein
ſchwerer Waffendiebſtahl ausgeführt worden.
Bisher unbekannte Diebe durchbrachen die Decke
zu einem großen Waffengeſchäft und fanden
da=
durch Eingang in den Laden. Sie ſtahlen einige
Dutzend Piſtolen und Dolche und konnten
uner=
kannt entkommen.
Der Schleifer Karl Hutte geſtorben.
Schweinfurt. Der 41jährige Schleifer
Karl Hutte, der in einem Verkehrsflugzeug der
Strecke Nürnberg—Berlin einen
Selbſtmordver=
ſuch unternommen und dabei ſchwere
Brandwun=
den erlitten hatte, iſt in der vorvergangenen
Nacht im hieſigen Krankenhaus ſeinen ſchweren
Verletzungen erlegen. Gegen Hutte ſchwebte
be=
kanntlich ein Verfahren wegen
Transportge=
fährdung, da ſein Selbſtmordverſuch im
Flug=
zeug für dieſes und die Mitpaſſagiere Huttes
leicht hätte verhängnisvoll werden können.
Ein Boot mit vier Perſonen auf dem Main
gekentert.
Aſchaffenburg. An der Stauſtufe Klein=
Heubach ſind vorgeſtern vormittag gegen 10 Uhr
zwei Arbeiter der Firma Minthe=Mainz,
Bag=
gereibetrieb, ertrunken. Vier Arbeiter dieſer
Firma waren damit beſchäftigt, eine Ankerkette
zu legen, als plötzlich aus bisher noch nicht
auf=
geklärter Urſache das Boot kenterte und die vier
Inſaſſen ins Waſſer fielen. Zwei der Arbeiter
konnten ſich durch Schwimmen retten, die beiden
anderen ſind ertrunken. Die beiden Ertrunkenen
ſtammen aus Mainz. Die Leichen konnten bisher
noch nicht geborgen werden.
Miltenberg. Wie wir zu dem ſchweren
Unglück an der Stauſtufe Klein=Heubach weiter
erfahren, handelt es ſich bei den Ertrunkenen
um den verheirateten 60 Jahre alten Arbeiter
Schramm und den ebenfalls verheirateten 39
Jahre alten Arbeiter Jertz. Beide ſtammten aus
Mainz. Bei den Rettungsarbeiten hat ſich
be=
ſonders der bei der ſtaatlichen Bauleitung in
Klein=Heubach angeſtellte Schloſſer Frey
hervor=
getan, der unter Einſetzung ſeines eigenen
Le=
bens einen der vier ins Waſſer gefallenen
Ar=
beiter rettete. Der vierte Arbeiter konnte ſich
bekanntlich durch Schwimmen ſelbſt retten. Die
Tiefe des Waſſer an der Unglücksſtelle betrug
mehr als drei Meter.
Eine Joſeph=von=Görres=Büſke in der Walhalla eingeweihl.
Links: Die Feier in der Regensburger Walhalla. — Rechts: Die Büſte Joſ. v. Görres (1776—1848).
In der Regensburger Walhalla wurde von dem bayeriſchen Kultusminiſter Dr. Goldenberger eine
Büſte des großen katholiſchen Publiziſten Joſeph v. Görres feierlich eingeweiht. Der
Reichsinnen=
miniſter Wirth und der bayeriſche Miniſterpräſident Held waren anweſend.
Schwere Bluttat in Mappershain.
Bad Schwalbach. Im benachbarten
Map=
pershain hat der 21jährige Willi Flach ſeinen in
den 40er Jahren ſtehenden Stiefvater Karl Kunz
durch zwei Revolverſchüſſe getötet. Der Mörder
lebte ſchon ſeit einiger Zeit mit ſeinem
Stief=
vater in Streitigkeiten und hatte am 3.
Sep=
tember deſſen Haus verlaſſen und ſich polizeilich
in Kemel gemeldet. Vorgeſtern kam er mit einem
Auto vor dem Hauſe des Kunz an, um Papiere
in ſeinem Zimmer zu holen. Dabei kam es zu
Streitigkeiten, die im Wohnzimmer ihren
Fort=
gang nahmen. Plötzlich zog Flach eine
Mauſer=
piſtole und gab auf ſeinen Stiefvater zwei
Schüſſe ab, die dieſen in Kopf und Bruſt trafen
und den ſofortigen Tod herbeiführten. Auf dem
Hofe gab Flach nochmals drei Schüſſe in die
Luft ab. Dann konnte ihm die Waffe
abgenom=
men werden. Der Mörder wurde in das
Wies=
badener Gerichtsgefängnis gebracht.
Ein Hamburger Dampfer auf der Fahrt
in Brand geraten.
Hamburg. Der Hamburger Dampfer
„Ulanga” der Deutſch=Oſtafrika=Linie geriet am
Samstag auf der Reiſe von Oſtafrika kurz vor
Vliſſingen in Brand. Im Vorſchiff hatte die
Kopra=Ladung Feuer gefangen. Mit allen zur
Verfügung ſtehenden Mitteln wurde gegen den
Brand angekämpft, während das Schiff die Reiſe
nach Antwerpen mit äußerſter Kraft fortſetzte.
Dann griff die Antwerpener Feuerwehr mit aller
Energie ein, und es gelang ihr, des Feuers Herr
zu werden. Das Vorſchiff und ein Teil der
vor=
deren Deckaufbauten ſind ſtark in Mitleidenſchaft
gezogen. Die Beſatzung mußte an Land gebracht
werden. Menſchen ſind nicht zu Schaden
ge=
kommen. Das Schiff wurde in das ſibiriſche Dock
gelegt, und man hat begonnen, die Ladung zu
löſchen. Die Mannſchaft, die zeitweilig das
Schiff verlaſſen mußte, iſt jetzt wieder an Bord
genommen worden. Die Entſtehungsurſache des
Brandes iſt noch immer unbekannt, auch läßt ſich
der Schaden noch nicht genau überſehen. Ob die
„Ulanga” ihre Reiſe nach Hamburg fortſetzen
oder in Antwerpen eine Notreparatur
vorneh=
men wird, ſteht noch nicht feſt.
Unterſchlagung von 50 000 Mark
Einſchreibebriefen aufgedeckt.
Berlin. Am Montag wurden der 38jährige,
beim Poſtamt W. 8 beſchäftigte Poſtbeamte Rich.
Henning und ſeine Frau von der Kriminalpolizei
verhaftet. Henning wird beſchuldigt, eine größere
Zahl von Wertſendungen unterſchlagen und
be=
raubt zu haben. Die geſtohlenen Gelder ſollen
insgeſamt eine Summe von mindeſtens 50 000
Mark ausmachen.
Die Südamerikafahrt des „Graf
Zep=
pelin” ein eindrucksvolles Erlebnis.
Friedrichshafen. Geheimrat Prof. Dr.
Haußmann äußerte in einer Unterredung ſeine
Eindrücke auf der Zeppelinfahrt. Der Wechſel
von Leuten, Land und klimatiſchen Verhältniſſen
innerhalb von drei Tagen hat den Paſſagieren
dieſer herrlichen Fahrt, ſo betonte er, beſonders
ſtarken Eindruck gemacht. Die Stimmung an
Bord war vorzüglich, und die Paſſagiere hatten
immer einen anregenden Gedankenaustauſch.
Be=
ſonders intereſſant war das Farbenſpiel des
Meerwaſſers in raſchem Wechſel von ganz
dunk=
ler Farbe zu kobalt= und azurblau und an den
Küſten ſogar bis ſmaragd=grün ſich änderte. Die
Wolkenbildung, die man unter ſich ziehen ſah.
war ein herrlicher Anblick. Von ganz beſonderem
Reiz waren die ſternklaren Nächte bei teilweiſe
prächtigem Mondſchein. Das Wetter war ſehr
gut, nur auf der Rückfahrt in der Palmenzone
kam das Luftſchiff in ſtarken Regen, dem es
je=
doch immer ſehr gut ausweichen konnte. Die
wiſſenſchaftliche Beobachtung meteorologiſcher
Art, ausgeführt von Prof. Dr. Weickmann, ſowie
die Verſuche mit dem neuen Kompaß von Prof.
Dr. Haußmann gelangen zur vollen Zufriedenheit
Bei den Verſuchen von Prof. Weickmann ging
das Luftſchiff jeweils hoch, damit die
Inſtru=
mente an einer Haſpel heruntergelaſſen werden
konnten. Mehrfach wurden auch
Echolotungen=
ausgeführt. Nach Preſſemeldungen ſollte Dr.
Eckener einen in Not geratenen Deutſchen
aus Braſilien koſtenlos mit dem Luftſchiff nach
Friedrichshafen befördern. Kapitän Lehmann
er=
klärte dem Vertreter der „Telegraphen=Union”
hierzu, daß dieſer Mann ſich bei der
Schiffslei=
tung in Pernambuco nicht gemeldet hat.
Zweimal 300 000 Mark in der Lotterie
gewonnen.
Gleiwitz. In der Samstag=Ziehung der
Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie entfiel
ein Hauptgewinn von 300000 Mark auf das
Los Nr. 285 245. Wie die „Oberſchleſiſche
Volks=
ſtimme” dazu erfährt, befindet ſich das Glückslos
in beiden Abteilungen im Beſitz eines Gleiwitzer
Kaufmannes, der das ganze Doppellos allein
ſpielt. Er würde demnach Anſpruch auf
zuſam=
men 600 000 Mark haben. Es dürfte bisher nur
ſelten vorgekommen ſein, daß ein ſo hoher
Ge=
winn einem einzigen Inhaber ungeteilt zufällt.
9zean=Fliegerei.
NewYork. Von Cleveland kommend, lan
dete v. Gronau geſtern abend 6.10 Uhr Oſt
normalzeit im Curtiß=Flughafen Northbead
neben „Do. X‟. v. Gronau und ſein Begleite
reiſen am Mittwoch mit dem Hapagdampfe
„Hamburg” nach Deutſchland zurück.
In einer Unterredung mit dem hieſigen Ver
treten des W.T.B. erklärte v. Gronau: Jd
werde nach meiner Rückkehr nach Deutſchland di
Einrichtung einer Flugpoſtroute Hamburg—Js
land—Grönland—Weſtlabrador—Chicago—Neu
York vorſchlagen. Dies iſt eine Geſamtſtrecke voi
etwa 7000 Kilometern. Die Flugdauer würde
45 Stunden betragen. Mit Relais=Flugzeuger
an den genannten Punkten ſollte ein raſcher und
vorteilhafter Poſtverkehr möglich ſein.
Ein neuer Transpazifik=Flug.
New York. Einer Meldung der Aſſociated
Preß zufolge ſind geſtern nachmittag 15,30 Uhr
Oſtnormalzeit die beiden Amerikaflieger Mohle
und Allen von Japan aus zu einem Non=Stoy=
Transpazifikflug geſtartet. Sie benutzen eiſe
Eindecker=Maſchine, die von ihnen zurückzulegende
Strecke nach Seattle beträgt 4565 Meilen.
Zu dem Verſuch der beiden amerikaniſchen
Flieger Allen und Moyle, den Pazifik auf der
Strecke Japan—Seattle (Waſhington) ohne
Un=
terbrechung zu überfliegen, wird in Erinnerung
gebracht, daß die japaniſche Zeitung „Aſahi” für
den erſten Non=Stopp=Flug über den Pazifik einer
Preis von 5000 Pfund Sterling ausgeſetzt hat
Amy Johnſon in Berlin gelandet.
Berlin. Die engliſche Aſienfliegerin Am=
Johnſon, die am 28. Auguſt den Rückflug in
Tokio angetreten hatte, landete Dienstag mitta
kurz nach 15 Uhr auf dem Berliner Flughafet
Tempelhof. Amy Johnſon hatte ihren Aſienflu
am 14. Juli in London angetreten und hatte ſic
nach erfolgreicher Beendigung einige Wochen i
Japan aufgehalten. Der Rückflug verlief bishe
programmäßig. Sie brauchte von Tokio bis nac
Berlin etwa über zehn Tage, alſo eine verhält
nismäßig kurze Zeit. Der Rekord für die
Strecke ſteht zurzeit auf zehneinhalb Tage.
Für 1932 neuer Arktisflug beſchloſſen.
Moskau. Prof. Moltſchanow erklärte, da
auf der Sitzung des internationalen Komitee
für Nordpolforſchung beſchloſſen wurde, im Jahr
1932 einen neuen Arktisflug mit dem „Grä
Zeppelin” durchzuführen.
Die Kanalſchwimmer haben kein Glück.
Das Waſſer iſt zukalt.
Paris. Der deutſche Schwimmer Fran
Fiſcher, der vorgeſtern morgen 8,56 Uhr von
Kap Gris=Nez zur Durchſchwimmung des Kanats
geſtartet war, hat um 17 Uhr nachmittags aul.
gegeben. Er hat ungefähr neun Meilen zurüg.
gelegt. Der Deutſche wurde halb erſtarrt aus
dem Waſſer gezogen, das eine Temperatur 90.
kaum 9 Grad aufwies. — Die Witterungsbe‟
hältniſſe ſind in dieſem Jahre für ſolche Verſuch
die denkbar ungünſtigſten. Angeſichts der kalte!
Waſſertemperatur, die ein längeres Verbleibe.
im Waſſer unerträglich macht, wird es kaum bi
zum nächſten Sommer möglich ſein, den Kang
zu durchſchwimmen.
Rieſenwaldbrand bei Athen.
Ungeheure Verwüſtungen.
Athen. Die nördliche Umgebung der Stat
Athen wird ſtark durch den ausgebrochene
Brand des Berges Parnas bei Athen gefährde.
der bereits tauſende Hektar herrlichen Piniel
waldes vernichtet hat. Ein Dorf fiel bereits de
Flammen zum Opfer, während mehrere ande"
polizeilich geräumt werden mußten. Die
an=
ſchen Gemeinden Acharnae, Sfendali und Aphl”
naes ſind von den Flammen angegriffen. Aul
die Sommerreſidenz des Staatspräſidenten 30
mis, der ſich vor der Feuersgefahr nach Akhe
begab, die Villenkolonie Kephiſſia ſoll in de
Gefahrzone liegen. Der frühere Sommerſit de
Königs Konſtantin, Tatoi, iſt von den Flamme
angegriffen. Die ausgedehnten Sperrmaß
nahmen können die Feuerausdehnung nicht de
hindern. Starke Militärabteilungen ſind bishe
zur Unterſtützung der Bauern vergeblich 2u
Eindämmung des Brandherdes herangezoße"
worden, der eine größere Ausdehnung hat,
al=
das Großfeuer in Tatoi im Jahre 1916.
ummer 250
Mittwoch, den 9. September 1931
Seite 9
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Ein großes kurneriſches Ereignis.
er Turngemeinde Darmſtadt 1846 iſt es gelungen, daß das
dies=
e5. Mittelrheiniſche Kunſtturnen am A. September
arnwettkampf in Darmſtadt veranſtaltet wird. Hier werden weit
S0 der beſten Geräteturner des Kreiſes Mittelrhein in friedlichem
Tumpf um die ſeltene Auszeichnung als Kreismeiſter am
z/7t ſtreiten. Dieſes Geräteturnen, das nur aus Gipfelleiſtungen
in wird, wird durch ſeine Mannigfaltigkeit und ſeinen
Formen=
im zweifellos für die Zuſchauer ein großes turneriſches Ereignis
n. Die Turner, die ſich dem Kampfgericht zur Bewertung ihrer
ngen ſtellen werden, ſie haben alle eine Erziehungs=, Mut= und
isſchule durchgemacht, wie ſie ſich nicht beſſer denken läßt. Die
vor=
iebenen Pflichtübungen erfordern die ſchwierigſten Formen des
turnens, verbunden mit anmutiger Haltung und feinſter Ausfüh=
Mag auch dieſer oder jener Zweig der Leibesübungen bei der
kerung mehr in Gunſt ſtehen als gerade das Geräteturnen, ſo
es ſich auch hier wieder zeigen, daß Turnen ein vielſeitiger Sport
tet, zumal es in neueſter Zeit nicht nur in geſchloſſenem Raum,
in auch im Freien ausgeübt wird. Die demnächſt in den
Tages=
gen erſcheinenden Anzeigen werden Einzelheiten über Ort und
des Kunſtturnens bringen.
Fußball.
Union Wixhauſen — Spp. Gr.=Zimmern 6:3 (6:2).
Vie zu erwarten, hatte der Platzbeſitzer nicht allzu große
um dieſen Sieg herauszuholen. Fiedler und Pfaff, die nach
r Pauſe wieder mitwirkten, waren eine weſentliche
Verſtär=
für die Union. In der erſten Viertelſtunde hatte Groß=
Zim=
kaum etwas zu beſtellen, denn ſchon nach 14 Minuten
konn=
ie Blauweißen durch Möſer und Jakobi die Partie auf 3:0
I. In der 20. Minute konnten die Gäſte durch Strafſtoß ein
rufholen. Groß=Zimmern arbeitete jetzt mit Rieſeneifer
je=
da die reifere Spielweiſe des Platzbeſitzers drängte die Gäſte
r wieder in ihre Hälfte zurück. In der 24. Minute ſchoß der
Schmitz den 4 Treffer placiert in die obere Ecke. Bis
Halb=
onnten die Blauweißen noch zwei Tore durch Möſer und
erzielen, dem Groß=Zimmern durch zaghaftes Eingreifen der
tverteidigung eins entgegenſetzen konnte. Nach der Pauſe
e auf beiden Seiten ſehr zerfahren geſpielt, ganz beſonders
ßte man das Flügelſpiel. Auch beide Läuferreihen ließen
in Aufbauarbeit viel zu wünſchen übrig. Obwohl die
Blau=
n von Anfang bis Schluß das Heft in der Hand hatten
ver=
es Groß=Zimmern, kurz vor Schluß einen weiteren Erfolg
ch zu buchen. Beiden Mannſchaften für ihre ruhige und faire
Sweiſe ein Geſamtlob. Schiedsrichter leitete einwandfrei.
Union — Spv. 98 Darmſtadt 2:0. 1. Jugend — Groß=Zim=
1. Jugend 1:1. 2. Jugend — Spv. 98 Darmſtadt 3. Jgd. 1:3.
* Kreisliga Südheſſen.
Sammelklaſſe 3, Ried. — Bensheim ſetzt ſich durch.
der Stein iſt im Rollen! Die Punkteſpiele ſind bereits wieder
Ulem Gang und beſcheren den Anhängern der 4=Klaſſe des
aligen Riedgaues ſicherlich manch intereſſanten
Sonntag=
nittag. Die Gruppe hat ſich gegenüber dem Vorjahr um drei
ine vermehrt, und zwar ſind Tv. Biebesheim. Lorſch Reſ. und
Fehlheim neu hinzugekommen. Der letzte Sonntag brachte
ollem Programm folgende Ergebniſſe:
Edelw. Zwingenberg — 07 Bensheim 0:4; Tv. Biebesheim —
Fehlheim 2:1; Kl.=Hauſen — Groß=Lohrheim 1:1; Olympia
Reſ. — Olympia Biebesheim 2:2; Hüttenfeld — Auer=
8:3.
da jedesmal ein Verein pauſieren muß, blieb diesmal
Bob=
ſpielfrei. 07 Bensheim hat ſeine diesjährige gute Form in
genberg durch einen glatten Sieg erneut bewieſen. Die
übri=
ſtärkeren Mannſchaften nehmen ſich gegenſeitig die Punkte
nd zerpflücken ſich ſo gegenſeitig die Chance auf den erſten
Die drei Unentſchieden reden in dieſer Hinſicht gewiß eine
iche Sprache. Ueber die Bobſtädter Mannſchaft kann noch
5 Poſitives geſagt werden, doch iſt kaum anzunehmen, daß dieſe
den ſtarken Tabellenführer aus dem Sattel heben wird. Nach
zweiten Spielſonntag ſieht die Tabelle ſo aus:
07 Bensheim
Auerbach
Olympia Biebesheim
Tv. Biebesheim
Hüttenfeld
Alem. Gr.=Rohrheim
Kl.=Hauſen
Bobſtadt
Zwingenberg
Fehlheim
Lorſch Reſ.
Spiele gew. un. verl. Punkte
(Lorſch Reſ. ſpielt außer Konkurrenz.)
Schwerathlekik.
Bericht aus dem 2. Kreis — D.A. S.V. 1891.
Anläßlich einer Rheinreiſe rheinaufwärts des Bonner
Gaujugend=
mannſchafts=Meiſters in das Kreisgebiet des 2. Kreiſes trugen dieſelben
Kämpfe mit den Jugendmannſchaften von Mainz=Koſtheim und Mainz=
Weiſenau aus. Am Samstag abend in Koſtheim kämpfend, gewannen
die Gäſte 18:15, am Sonntag in Weiſenau 94:11. Einen
Freundſchafts=
kampf der Weiſenauer Senioren gegen Biebrich konnten die erſteren
12:9 für ſich entſcheiden. Der Kreis=Rückkampf erſter gegen den
zweiten Kreis in der Stadthalle zu Köln=Mühlheim bot ſehr harten
Sport, aber auch ungerechte Entſcheidungen. Wenn man auch ſchon vor
dem Kampf darauf gefaßt war, auf ſehr harten Widerſtand zu ſtoßen, in
dem die Beſten des erſten Kreiſes der Mittelrheinmannſchaft
gegenüber=
geſtellt würden, ſo hatte man aber nicht mit einem ſo einſeitig
eingeſtell=
ten Publikum gerechnet, das auch dem Kampfleiter förmlich diktierte.
Niederlagen ſcheint man dort nicht ertragen zu können. So war es der
Beſonnenheit der Kreismannſchaft des 2. Kreiſes zu verdanken, daß der
Kampf zu Ende geführt wurde. Jedenfalls kann dieſe Mannſchaft als
die beſte des 2. Kreiſes angeſehen werden und braucht ſich vor keiner
Kreismannſchaft zu fürchten. Das Bantam, vertreten durch
Schnau=
ber (Polizei Darmſtadt an Stelle von Hübner=Koſtheim, der das
Ge=
wicht nicht bringen konnte) lieferte einen harten Kampf, mußte ſich aber
dem 3. deutſchen Meiſter Mehrſcheidt (Köln=Mühlheim) geſchlagen
be=
kennen. Federgewicht, mit Mattes (88 Mainz) beſetzt, lieferte ſeinem
Gegner Jaulus einen gleichwertigen Kampf. Mattes wagte ſich des
Guten etwas zu viel in ſeinen Angriffen und mußte dies mit einer
Schulterniederlage büßen. Leichtgewicht, Vertreter Joh. Ohl (Groß=
Zimmern) konnte nach 20 Min, über den ſtarken Ungarn Nemeth einen
verdienten Punktſieg buchen. Jetzt betrat Märker (Hammerſtein) mit
Möchel (Mühlheim) die Matte, letzterer der Liebling des Mühlheimer
Publikums und Olympia=Ausſcheidungsſieger. Dieſer Kampf zweier
gleichwertiger Gegner, dem man weit über unſere Grenzen
Aufmerk=
ſamkeit ſchenkte, begann ſehr vorſichtig, jeder ſich des Könnens ſeines
Gegners bewußt. Der Vertreter des 2. Kreiſes ſicherte ſich merkliche
Vorteile, und man war der ſicheren Meinung, Märker, wäre Sieger,
Aber weit gefehlt. Das Reſultat: Möchel Punktſieger. Hier hatte ſicher
das Publikum die Entſcheidung gefällt. Möchel durfte einfach nicht
ver=
lieren. Dieſe Entſcheidung war für die Mannſchaft des 2. Kreiſes nicht
ohne Einfluß= Trotzdem ging Loch (Oberſtein), der wieder zu großer
Form aufgelaufen iſt, dem neuen deutſchen Meiſter Büki mächtig
zu=
leibe, konnte jedoch durch eine Verletzung, die er ſich während des
Kampfes zugezogen hatte und ihn bei dem weiteren Kampfe ſehr
be=
hinderte, ſich einer Schulterniederlage zu erwehren. Bräun (Oberſtein),
der Meiſter der Halbſchwergewichtsklaſſe, hatte den Kreismeiſter
Weſt=
pfahl jederzeit in der Hand und konnte einen überlegenen Punktſieg
er=
ringen. Das Schwergewicht, vertreten durch Börner (88 Mainz),
konnte verſchiedene Vorteile erringen, tat aber auch des Guten zu viel,
was man ſich in dieſen Kämpfen nicht erlauben darf, und ſoll nach
An=
gaben des Kampfgerichts die Matte mit den Schultern berührt haben.
Geſamtreſultat 14:4 für den 1. Kreis.
Der Fußball=Länderkampf, der am Dienstag in Budapeſt vor
6000 Zuſchauern von den Profi=Nachwuchsſpielern von Ungarn
und Jugoſlawien beſtritten wurde, endete 1:1.
Der nächſte Fußball=Länderkampf Schwedens gegen
Deutſch=
land wird anläßlich der Guſtav=Adolf=Feſtſpiele 1932 in Nürnberg
vor ſich gehen.
Bei den Schlußkämpfen der Medenſpiele am kommenden
Wochenende in Bad Homburg ſpielt am Samstag Rotweiß Berlin
gegen Baden und der Berliner Tennis=Verband gegen die
Ver=
treter des Rheinlandes,
Die vierte Etappe der ungariſchen Radrundfahrt über 230
Kilometer von Tapolco nach Sopron wurde von dem Italiener
Irti in 6:09,53 Stunden vor dem Ungarn Liſzkay und Ballo=
Italien gewonnen.
Piet van Kempen belegte mit dem bekannten Straßenfahrer
Wauters bei einem 80=Kilometer=Mannſchaftsfahren in Oſtende
nur einen mäßigen vierten Platz.
Die in Los Angeles anſäſſigen Deutſchen haben jetzt
beſchloſ=
ſen, einen Betrag von über 100 000 Dollar aufzubringen, der zur
Finanzierung der deutſchen Erpedition zu den Olympiſchen
Spie=
len 1932 verwandt werden ſoll.
Den Motorbootkampf. zwiſchen England und Amexika bei
Detroit gewann Amerika, das damit auf ein weiteres Jahr im
Beſitz der Harmsworth=Trophy bleibt.
Hauptſchriſtleitung: Rudelf Maupe
Verantwornich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feutlleion. Reich um
Aueland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport, Kar!
Bähmanz=
ſür den Handel: Dr. C. H. Que iſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer ;ſir
„Dſe Gegenwart”„ Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
ſür den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willv Kuhls.
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Füu unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 37. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
7. September 1931,
25. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
6 Gewinne zu 10000 M. 21196 96780 281601
8 Gewinne zu 5000 M. 8105 168917 239618 328302
32 Gewinne m 3000 M. 37743 69899 109195 112937 15og88 156679
218752 233863 234471 266961 317810 335607 355472 361991 378551
383121
38 Gewinne zu 2000 M. 29067 36943 44954 65810 69927 72435
98590 104106 180803 163399 1865097 186256 236270 245270 303819
335281 344778 379407 398026
112 Gewinne zu 1000 M. 13439 15836 16253 20096 25832 32246
32878 43561 47077 50762 57214 69525 69123 72138 38630 82748
88709 100731 112947 118468 133486 140111 148582 156285 195310
201903 206798 208777 210320 210711 212417 295323 33368 235180
236776 242964 250876 262693 283198 296880 297263 299872 307226
311006 313573 324480 325951 326261 331976 336207 341933 377814
381716 381805 381609 394284
186 Gewinne zu 600 M. 8608 13866 22264 24419 24804 30434 31243
34127 35646 47590 52278 65985 65103 66543 66995 70339 87193
92711 95808 109827 112814 116852 118119 118681 125080 128638
134095 138758 189674 141852 143789 148561 154619 155598 156984
166260 167217 169713 169980 173813 174764 175751 177608 178856
194472 197824 201536 208380 21d165 213367 212882 228318 239698
294490 250486 255245 2574 15 259807 266465 267668 271093 272169
272822 273252 278046 280086 281020 281452 282764 286754 281822
398131 304133 306989 307098 309809 319818 318913 314854 318834
318878 320624 320633 324737 339736 342617 344320 348612 363579
373115 375243 380176 384611
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
8 Gewinne zu 10000 M. 85484 235063 335104 336988
2 Gewinne zu 5000 M. 220279
8 Oewinne zu 3000 M. 16866 275143 328643 330865
54 Gewinne zu 2000 M 8699 18480 30708 43162 62702 68788
73736 94666 104908 107203 161140 162349 174261 189600 914112
272442 277846 280268 289652 281732 293350 317087 Bi857 388478
364248 392988 399633
100 Gewinne zu 1000 M. 17628 60863 61177 52371 68303 60673
K26St 67164 69680 80508 89761 93206 93381 107304 117677 126519
143014 145959 148323 149178 156260 157683 167236 168790 152811
173194 174734 183198 195245 30 1647 202455 203384 208337 212893
223504 226743 233717 234663 243804 271492 284881 282987 296871
316165 326800 336748 337057 352764 380484 388708
138 Gewinne zu 600 M. 6453 14386 17269 19714 20788 23738 23798
29919 39888 40989 41230 42040 64423 73659 78542 92291 85030
88148 101945 113634 116553 117981 130151 123612 131881 138632
138331 148235 148597 165813 164889 165274 168084 188368 194818
202233 209735 224579 234295 24 1003 244787 249538 257608 260894
263481 270947 236120 288424 293192 297325 298188 301401 301971
304111 307088 316256 319000 323971 339928 340062 345909 35 1629
359126 363583 365972 36664 369829 383719 381783
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinne
zu je 200000, 2. zu je 50000, 10 zu je 25000, 28 zu je 10000,
66 zu je 5000, 148 zu je 3000, 376 zu je 2000, 764 zu je 1000,
1200 zu je 500, 3532 zu je 400 Mark.
Rundiank Pragkanne.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 9. September.
10.20: Schulfunk: Ein Kinderlied.
1515: Stunde der Jugend: Zuſammentreffen mit Indianern. —
Tiermärchen von Brüder Grimm.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Soliſtin: Käthe Ivers
(Sopran). Am Flügel: A. Haagen.
18.40: P. Spatz: Die Erforſchung der Sahara
19.05: Freiburg: Dr. Elſe Hölzl:: Schutzollpolitik und
Weltwirt=
ſchaft
19.45: Der Ackersmann und der Tod. Von J. von Saaz.
20.00: Das möcht ich nicht wieder hören. Ein bunter Abend.
21.00: Konzert des Funkorcheſters. Soliſtin: Emmy Bettendorf.
22.15: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Mittwoch, 9. September.
9.00: Berliner Schulfunk: Wilhelm Raabes Humor und ſein
Ver=
hältnis zu Berlin (zum 100. Geburtstag des Dichters am 8. Sept.).
10.10: Schulfunk: Aus der Vorgeſchichte unſerer Heimat.
15.00: Kinderſtunde: Kleine Tiere im Walde.
15 45: Was die deutſche Hausfrau von der ausländiſchen Hausfrau
lernen kann.
16.00: Stud.=Rat Brüls: Die Behandlung der elektromagnetiſchen
Schwingungslehre im Unterricht.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.30: Prfu=Doz. Dr. Mackenſen: Pommerſche Volksballaden.
18.00: R. Pannwitz lieſt aus eigenen Dichtungen.
1830: Dr. Pariſer: Von deutſchen Selbſtbekenntniſſen.
19.00: Rektor Roſin: Der Beamte im Dienſt der Erwachſenenbildung,
1925: Dr. Hoffmann=Harniſch: Der Teufelsadvokat.
1955: Wetter für die Landwirtſchaft.
20 00: Hotel Kaiſerhof: Unterhaltungsmuſik. Kapelle G. Komor.
20 30: Ernſtes und Heiteres aus den Funk=Revuen der Schleſiſchen
Funkſtunde.
21.30: Abendberichte.
21.40: A provos Bahnhof. Funk=Revue von R. v. Scholtz. Muſik
von G. v. Weſterman.
22.15: Wetter=. Tages= und Sportnachrichten.
anſchl. Tanz=Muſik. Tanz=Kapelle Gebrüder Walters.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
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einz. möb. Z. groß.
Wohn= u. Schlafz.
(2 Bett.) ſof. z. v. *
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möbl. Zim. z. vm.
Gut möbl. Zimmer
mit 1 od. 2 Betten.
ev. Wohn= u.
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zimmer ſof. zu vm.
Ludwig,
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ſtraße 16. (11009a
Schön, ſonn. 3. f. 25
u m. Kaffe i g. H.
zu vm. Näh. Gſchſt.
Soderſtr. 22, I., gut
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mit elek. Licht und
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Hoffmannſtr. 4, I.
frdl., g. m. 3. 3.v.*
Soderſtraße 67, pt.
gut möbl. Zim. m.
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Schuchardſtr. 11, II.
möbl. Zim. z. vm *
Gediegen möblierte
Zimmer
ſof beziehbar. (473a
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Woog, 8. Sept. 1931.
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Vernruk 3642
Nummer 250
Mittwoch, den 9. Sept.
über das allzu ſchnelle
n im Börſenverkehr.
rechnek vorerſt mik keiner neuen Diskonkſenkung.
Die Börſe zeigt eine bemerkenswerte Feſtigkeit. Vor allem fällt
die Nachfrage am Aktienmarkte auf, die ſich überwiegend aus kleinen und
kleinſten Aufträgen zuſammenſetzt. Beſonders wieder am Farbenmarkte
häufte ſich die Kaufſeite, ohne daß genügend Verkäufe gegenüberſtanden.
Das gleiche oder ähnliche Bild war an den übrigen Hauptmärkten zu
beobachten. In Bankkreiſen wird das allzuſchnelle Anſteigen der Kurſe
mit Befremden verfolgt, zumal ein genaues Börſenbild inſofern nicht
gegeben iſt, als am Berliner Platze Zwangsexekutionen ſo gut wie nicht
erfolgten. Am Nachmittag ſoll bereits die Wiederingangſetzung des
variablen Handels feſtgeſetzt werden, der vorausſichtlich am
Donners=
tag ſchon beginnt. Ueberhaupt wird nach dem ziemlich reibungsloſen
Einſpielen des Börſenverkehrs ſehr bald der frühere allgemeine
Börſen=
handel gewünſcht, ebenſo die durch Notverordnung immer noch verbotene
Veröffentlichung der vorbörslichen Kurſe ſowie der Kursfeſtſetzungen in
amtlich nicht notierten Werten. Eine beſondere Begründung für die
heutige Feſtigkeit wurde nicht bekannt, ſie wurde in der Hauptſache auf
die immer noch gebundene Marktbildung der reinen Kaſſennotiz
zurück=
geführt. Als günſtig wurde empfunden, daß ein amerikaniſcher
Weizen=
kredit vor dem Abſchluß ſtehen ſoll. Weniger erfreulich waren dagegen
ſchwächere Auslandsnotierungen für die Valuten und die
Finanzkalami=
tär der Stadt Berlin. Auf die innerpolitiſchen Erörterungen wies man
zwar hin, ohne daß aber irgendein Einfluß auf die Kursgeſtaltung zu
verzeichnen war. Die Tatſache, daß der Bankenmarkt noch auffallend
ſchwach liegt, deutet auf die Tauſchoperationen in andere, günſtiger
er=
ſcheinende Werte hin. Commerzbank verloren weiterhin 2, Danat ¼,
Deutſche 2½, Dresdner Bank 3 Prozent. Sehr feſt lagen Farbeninduſtrie,
die nach vorübergehend höherer Schätzung ſchließlich 4¾ Prozent
an=
zogen und mit 2 Prozent ſich über die Parigrenze ſtellten. Am
Elektro=
markte zeigten Siemens eine Erholung um 5½, Licht u. Kraft 1½,
A. E. G. 3½, Chade von 6 Prozent. Am Zellſtoffmarkte Waldhof 4¾,
Aſchaffenburg 1 Prozent höher. Auch Kunſtſeide ½—1½ Prozent
freundlicher. Am Schiffahrtsmarkte lagen Nordlloyd 2 Prozent feſter.
Selbſt der Montanmarkt zeigte beachtliche Kurserholung, die ſich für
Mannesmann auf 1½, Klöckner ¼, Harpener 1, Buderus 2, Rheinſtahl
1½, Rheinbraun 6½ Prozent ſtellten. Von Einzelwerten zogen
Reichs=
bankanteile um 6½, Metallgeſellſchaft 1 Scheideanſtalt 1, Elektr.
Unter=
franken 2, Salzwerk Heilbronn 4½ Prozent an. Unverändert lagen
Zement Heidelberg, erſtmals notiert Kammgarnſpinnerei Kaiſerslautern
mit 10 Prozent, obwohl das ganze Aktienkapital als verloren gilt und
ſelbſt die Gläubiger noch Einbuße erleiden. Ferner Nähkayſer mit
3½ Prozent. Auch im ſpäteren Börſenverlaufe, d. h. bei der weiteren
Kursfeſtſetzung, hörte man durchweg feſte Kurſe. Tagesgeld bleibt nach
wie vor 7 Prozent, Monatsgeld 7—8 Prozent. Mit einer teilweiſe
er=
warteten neuen Diskontermäßigung iſt kaum zu rechnen. Die
Reichs=
bank zeigt in der erſten Septemberwoche, wie bekannt wird, keine
unge=
wöhnliche Beanſpruchung. Naturgemäß iſt kaum eine ſtärkere Entlaſtung
wie an ſonſtigen Monatswenden zu erwarten, da im September
be=
kanntlich der landwirtſchaftliche Geldbedarf immer ſehr groß iſt.
150 Millionen RM. Rediskonkkredit der Reichsbank
für das Rußland-Geſchäfl.
Die ſeit längerer Zeit gepflogenen Verhandlungen um die
Bereitſtellung neuer Mittel für die Finanzierung der
Lieferun=
gen nach Rußland haben jetzt, wie WTB.=Handelsdienſt von
unterrichteter Seite erfährt, dazu geführt, daß die Reichsbank ſich
bereit erklärt hat, einen Rediskontkredit in Höhe von 150 Mill.
RM. zu geben. Die Reichsbank ſtellt dieſen Rediskontkredit einem
neugebildeten Bankenkonſortium zur Verfügung, dem im ganzen
17 Banken angehören. Der Zinszuſchlag beträgt 1,5 Prozent
über dem jeweiligen Reichsbankdiskont. Der Rediskontkredit gilt
für Sowjetwechſel mit einem Endfälligkeitstermin bis zum 31.
Juli 1933. Die Kreditbedürfniſſe der kleinen und mittleren
In=
duſtrie ſollen dabei beſonders Berückſichtigung finden, da für dieſe
die Finanzierung beſonders ſchwierig iſt.
Berliner Produktenbericht vom 8. September. Infolge des heute in
Magdeburg ſtattfindenden deutſchen Getreidehandelstages war der
Be=
ſuch der hieſigen Produktenbörſe geringer als ſonſt. Nach den ſcharfen
Preisſteigerungen der letzten Zeit machte ſich ein kräftiger
Tendenzum=
ſchwung bemerkbar, von dem vor allem das handelsrechtliche
Lieferungs=
geſchäft betroffen wurde. Auf größere Verkaufsaufträge aus der
Pro=
vinz ſetzte Weizen 4—4,50 RM. niedriger ein. Auch für prompte Ware
waren die geſtrigen Preiſe bei weitem nicht zu erzielen, da das
Mehl=
geſchäft auf dem inzwiſchen erreichten Preisniveau faſt völlig ins Stocken
geraten iſt. Die Mühlen waren daher mit Anſchaffungen vorſichtig, und
bei ſtärkerem Inlandsangebot von Weizen kamen Abſchlüſſe nur zu 3
bis 4 RM. niedrigeren Preiſen als geſtern zuſtande. In Roggen hat ſich
das Offertenmaterial nicht in gleichem Ausmaße verſtärkt die Gebote
lauteten aber auch bis 3 RM. niedriger. Weizen= und Roggenmehle
liegen ruhig. Bei Geboten ſind die Mühlen zu Preiskonzeſſionen im
Rahmen von 25 bis 50 Pfg. bereit. Das Haferangebot iſt ausreichend,
und die Stimmung etwas ruhiger. Gerſte reichlich offeriert und matter.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 8.
Sep=
tember ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 74,25 RM. — Die
Notierun=
gen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Liefe=
rung und Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium,
98 bis 99 Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170
RM., desgleichen in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent, auf
174 RM., Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM.. Antimon=
Regulus auf 49—51 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 38,75 bis
40,75 RM.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 8. Sept.:
Getreide. Weizen: September 46,25, Dezember 48,50, März
51,50, Mai 53,25; Mais: September 43, Dezember 38,25, März
40.50, Mai 42½; Hafer: September 20½, Dezember 22¾, Mai
25¾; Roggen: September 347, Dezember 36,25, März 38½8,
Mai 40.
Schmalz: September 7,25, Oktober 7,22½, Dezember 6,27½,
Januar 6,27½.
Speck, loco 7.00.
Schweine: Leichte 6,00—6,45, ſchwere 5,35—6,15;
Schweine=
zufuhren in Chicago 40 000, im Weſten 101000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 8. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 8,05; Talg, extra loſe 278.
Getreide. Weizen: Rotwinter 60, Hartwinter 60,75: Mais:
loco New York 57,25; Mehl: ſpring wheat clears 3,75—4,25:
Ge=
treidefracht nach England 1,6—2,3 sh, n. d. Kontinent 8—8½ C.
Kakao: Tendenz kaum ſtetig, Umſätze 78, loco 4½;
Septem=
ber 4,43, Oktober 4,49, Dezember 4,73, Januar 1932 4,74, März
489. Mai 5,02, Juli 5.22.
Das Geſchäft an der Abendbörſe war etwas reger als an den
Vortagen. Zu den erhöhten Kurſen der Mittagsbörſe beſtand weiterhin
gute Nachfrage, und man hörte die Mehrzahl der Kurſe mit dem
Zu=
ſatz Geld. Einige Umſätze fanden in J.G. Farben, Siemens und
Reichs=
bank ſtatt. Auch am Rentenmarkt waren die meiſten Rentenwerte auf
der Baſis von heute mittag geſucht; die Umſätze blieben jedoch auch
hier beſchränkt.
verzeichnel Gerüchke von einer Ermäßigung der
Nachdem es an der geſtrigen Frankfurter Abendbörſe und auch noch
im heutigen Vormittagsverkehr den Anſchein hatte, als ob in
Aktien=
werten eher Angebot beſtände, ſtellte ſich ſchon vor Feſtſetzung der erſten
Kurſe eine kräftigere Befeſtigung heraus. Die anlageſuchenden flüſſigen
Gelder ſcheinen auch weiterhin nicht unerheblich zu ſein, und beſonders
ſeitens der Depoſitenkaſſen=Kundſchaft machte ſich anhaltende Nachfrage
nach hochverzinslichen Goldpfandbriefen und Induſtrieaktien, die man
für gut und billig hält, bemerkbar. An Anregungen fehlte es für heute
eigentlich ſo gut wie ganz, und die Momente aus der Wirtſchaft, die
vor=
lagen, waren ſogar eher als ungünſtig anzuſprechen. Die
bekanntgege=
bene Zahlungseinſtellung des Berliner Bankgeſchäftes Burchardt.
Hal=
ſinger u. Co. blieb ohne Einfluß auf die Tendenz, dürfte auch für die
Börſe unbedeutend ſein. Umlaufende Gerüchte wollten von einer dicht
bevorſtehenden Ermäßigung der Hauszinsſteuer um 12½ Prozent und
einer Heraufſetzung der Umſatzſteuer auf 1½ Prozent wiſſen. Das
Ge=
ſchäft bewegte ſich im allgemeinen in ruhigen Bahnen, war auch am
Pfandbriefmarkt nicht ſo groß wie geſtern, zumal das Ausland
verhält=
nismäßig wenig beteiligt zu ſein ſchien. Die vorliegenden
Auslands=
meldungen lauteten weiter ſchwächer, nur in Zürich ſetzte ſich, wie hier
bekannt wird, auf Interventionen eine Erholung durch. Die Feſtigkeit
der Mehrzahl der Induſtrieaktien, von denen Papiere wie A. E.G., J. G.
Farben, Chade, Weſteregeln, Waldhof, Rheiniſche Braunkohlen, R.W. E.
Ilſe und Siemens 4 bis 7 Prozent gewinnen konnten, drückte zwar der
heutigen Börſe ihren Stempel auf, konnte aber darüber nicht
hinweg=
täuſchen, daß Bankaktien, mit Ausnahme natürlich der
Reichsbank=
anteile wieder 2 bis 3 Prozent ſchwächer lagen. Bei der Berliner
Han=
delsgeſellſchaft und der Adca mußte ſogar wieder eine 50prozentige
Re=
partierung der Abnahme vorgenommen werden. Sonſt ſind noch
Mans=
felder Accumulatoren, Allg. Lokal= und Kraftwerke, Julius Berger,
Nordſeedeutſche Hochſeefiſcherei, Süddeutſche Zucker, Schubert u. Salzer,
Brown=Boveri und Deutſch=Atkanten, als ſchwächer zu nennen. Von
Ausländern erſchienen Mexikaner mit Minus=Minus=Zeichen, morgen
ſollen ſie zur Notiz kommen. Am Pfandbriefmarkt werden im
allgemei=
nen nicht ſo große Kursſteigerungen wie geſtern erwartet, die
Anlage=
käufe ſetzten ſich aber fort. Auch Induſtrie=Obligationen waren heute
eher gefragt, Städte jedoch ziemlich gedrückt. Außerdem beſtand heute
erſtmalig Intereſſe in Reichsſchuldbuchforderungen in ſpäten
Fällig=
keiten
Der Deviſenmarkt lag ſehr ruhig, Spanien leicht gedrückt.
Die Geldſätze erfuhren keine Veränderungen.
* Mainzer Viehhof=Marktbericht. Amtliche Notierung vom
7./8. September. Auftrieb: 34 Ochſen, 11 Bullen, 457 Kühe
oder Färſen, 244 Kälber, 975 Schweine Marktverlauf: Bei
Großvieh und Kälber mäßig belebt, bei Schweinen ruhig,
Fett=
chweine geſucht. Markt geräumt bis auf Schweine. — Preiſe pro
50 Kg. Lebendgewicht: Ochſen: 44—47 und 34—38; Bullen: 30
bis 32; Kühe: a) 34—36, b) 28—30, c) 20—25: Färſen: 43—47;
Kälber: 40—53 und 38—40; Schweine: 59—60 und 55—58.
Die Verhandlungen, die deutſcherſeits ſchon ſeit einiger Zeit m
dem amerikaniſchen Farmamt über Lieferung von Weizen au
längeren Kredit geführt werden, ſind nunmehr abgeſchloſſer
Wie wir erfahren, iſt der Vertrag mit dem amerikaniſchen Farman
über die Einfuhr von Weizen in der zweiten Hälfte des
Wirtſchaft=
jahres, alſo ab Januar 1932, unterzeichnet worden. Der Vertrag beziel
ſich auf eine Menge von 200 000 Tonnen Weizen, wobei als aufnehmer
der Kontrahent von deutſcher Seite die Deutſche Getreidehandelsgeſe
ſchaft eingeſchaltet wird. Die weſentliche Bedeutung des Vertrages b
ruht für den Augenblick darin, daß nach den mehrere Monate hin= un
hergegangenen Verhandlungen zwiſchen den zuſtändigen Reichsſtellen un
dem amerikaniſchen Farmamt ſowie der Farmorganiſation von Kanad
nunmehr die nach Lage der Dinge günſtigſten Bedingungen mit der
Farmamt feſtgelegt werden konnten und daß außerdem eine größer
Sicherheit für die Zwiſchenfinanzierung der ſeit der Ernte bereits i
Angriff genommenen deutſchen Weizenausfuhr erlangt iſt. Es hande
ſich im weſentlichen nicht um eine zuſätzliche Einfuhr, ſondern um di
Austauſchregelung auf Grund der Ausfuhrſcheine, die bei der Ausſuh,
von deutſchem Weizen in der erſten Hälfte des Wirtſchaftsjahres zur
Wiedereinfuhr in der zweiten Hälfte erteilt werden.
Prokeſt gegen die Einfuhr ausländiſchen Gekreides
Wie dem WTB.=Handelsdienſt mitgeteilt wird, haben di
Mannheimer Produktenbörſe, die Süddeutſche Mühlenvereinigun
und der Getreideagentur=Verein folgendes Telegramm an da
Reichsernährungsminiſterium in Berlin geſandt:
Die unterzeichneten, an der Einfuhr ausländiſchen Getreide
beteiligten Kreiſe legengegen den durch Staatsſtellen beabſichtigte
Ankauf einer großen Menge amerikaniſchen Kanſas=Weizens Ver
wahrung ein, da dieſe Aktion 1. einen erneuten Eingriff in di
freie Wirtſchaft darſtellt, 2. die Beſchaffenheit dieſer Weizenſort
keinesfalls eine gewünſchte Aufbeſſerung der Mehlqualität er
warten läßt, 3. die ſeit dem 15. Auguſt im Gange befindliche Re
gelung der Einfuhr durch das Austauſchſyſtem ſich vorteilhaft
b=
währt und eine Aenderung von keiner Seite gewünſcht wird.
Mannheimer Produktenbörſe, Süddeutſche Mühlenvereinigung.
Getreideagentur=Verein.
Die Geſamtzahl der Arbeitsſuchenden in Heſſen und Heſſen=Naſſa
iſt in der zweiten Auguſthälfte um 6751 auf 270 592 angeſtiegen.
Hie=
von entfallen auf die Metallinduſtrie 3,6 Prozent, das Baugewerbe 5,
Prozent, die Land= und Forſtwirtſchaft 6,4 Prozent, die Steininduſtri
2,1 Prozent, das Holzgewerbe 2,8 Prozent und die Ungelernten 2,5 Prr
zent bei der entſprechenden Zahl der Arbeitsſuchenden.
Die mit 400 000 RM. Aktienkapital arbeitende Chem. Fabrike
Worms A.=G. haben ihre Zahlungen eingeſtellt und erſtreben einen Ver
gleich. Der in der Großgläubigerverſammlung vorgelegte Status be
ziffert Paſſiven mit etwa 800 000 RM. gegenüber 200 000 RM. Waxer
und 200 000 RM. Außenſtänden. Man rechnet mit einer Maſſequot
von 40 Prozent. Die letzte Bilanz für 1930 wies einen Gewinn vor
3716 RM. aus.
Unter dem Druck der allgemeinen Wirtſchaftskriſe hat das Gctäf
auch bei der Deutſchen Gold= und Silberſcheideanſtalt, Frankfurt 7. A.
nachgelaſſen. Beſonders einige Abteilungen haben ſehr unter der
rü=
läufigen Konjunktur gelitten, ſo daß man ſich gezwungen geſehen ht,
die Arbeitszeit zu verkürzen.
Der Reichsverband, deutſcher Lederwarengeſchäfte behandelte in
ſeiner in Frankfurt a. M. abgehaltenen Generalverſammlung ᛋ a
Maßnahmen über eine Milderung der Schwierigkeiten in der Branche
Vor allem wurde darauf hingewieſen, daß die Ledergeſchäfte zu ſtark mi
Kommiſſionsware beliefert würden. Auch wurden verſchiedene Mif
ſtände bei der Lieferung von Lederwaren mit Eigentumsvorbehalt e
örtert.
Berliner Kursbericht
vom 8. September 1931
Oeviſenmarkt
vom 8. September 193
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank . .
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
danſa Dampfſch.
Norbd. Lloyzd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
z. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
onti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
76.12r
K
41.—
30.—
54.—
30.—
61.—
32.—
Kcc
49.—
20.—
71.50
81.75
Me
Elektr. Lieferung
f. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen / 32.—
Phil. Holzmann
ali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppell 23.
40.50
102.50
40.—
64.—
41.—
44.50
80.—
33.—
40.—
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdet furth Kali 1147.—
eonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerk
Zeſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
76
24.25
59.25
88.—
27.5
82.—
25.—
100.—
99.50
19.50
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
„N
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 E=Sta.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Francs
Beld
10.58t
59.16
12.469
73.43
3.054
169.64
112.50
112.50
112.61
20.455
1.17:
4.209
58.60
22.02
16.50
Brieff
10.606
59.28
12.489
73.57
3.06(
169.9
112.7
112.7.
112.81
20 49:
1.177
4.217
58.72
22.0c
16.54
Schwetz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janetro
Jugoſlawien
Portugal
Mite
Iſtambul
Kairo
Kanada
Uruguay
Jsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Währung /
1100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
Yen
Milreis
100 Dinar
100 Escudosl
00 Drachm
türk. 2
äghpt. 2
1 canad. Doll
Goldpeſo
100 isl. Kr.
100 eſtl. Kr.
1100 Lats
Frankfurter Kursbericht vom 8. September 1931.
7% Dtſch. Reichsan
20
½%Intern., „
6%Baden .......
8% Bayern ..
6%
.."
8½ Heſſen v. 28
v. 29
6% Preuß. Staat
8% Sachſen ......"
.....
78 Thüringen. . ..
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. X:/=
Ab=
löſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
8½ Nachen v. 29
8½ Baden=Baden.
6%Berlin ......"
8‟ Darmſtadt v. 26
v. 28
7% Dresden...."
8% Frankfurt a. M.
v. 26
66
v. 26
8% Mainz
...
8½ Mannheim v. 26
6
v. 27
8% München ...
8% Nürnberg. . . . .
8% Wiesbaden
8½ Heſſ. Landesbk.
Golboblie
4½% Heſſ. Lds.=
Hhp.=Bk.=Liquid
4¾% Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds..=Anſt. G. Pf.
8% Golboblig
84le
74
91.5
32
44.5
3.5
1.10
N5
.5
86
76
77
73
66
VO
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
8½ Kaſſeler Land. Goldpfbr..
7% Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
32Naſſ. Landesbt.
4½% Liqn. Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. II
„ Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
8% Berl. Hyp.Bk.
4½%,Liqu.=Pfbr.
3% Frkf. Hyp.=Bk..
70 „ Lic. Pfbr.
„ Pfbr.=Bl
Liqu.
83 Mein.Hhp.=Rk.
Lig. Pfbr..
2 Pfälz. Hyp.=Bk.
4½½ Lig. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank . ..
4½% Lig. Pfbr.
86 Preuß. Centrl.=
Bobencr.=Bank
Lig. Pfbr.
4½
8% Nhein. Hyp. Bk.
43% Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf..=Credit. . . .
Südd. Bod.=
Fred.Benl..
4 7% n Lig. Pfbr.
W
39.5
88
80
88
80
88.5
7.5
79.5
88
81.5
89
79.8
81
m.25
32 Württ. Hyp.=B./ 90
6% Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
6 Klöckner=Werkel
Mainkrw. v. 2
%o Mitteld. Stahl.
% Salzmannu. Co
%Ver. Stahlwerke
8% VoigtckHäffne
81
F. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L. Inveſt.
52 Bulg. Tab.b. 02
4½% Oſt. Schätze
4½ Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½% „
42
420 Türk. Admin.
4½% „ 1. Bagdad
4% Zollanl.
4½½ Ungarn 1913
1914
4½%
Goldr.
1910
42
Artien
Mg. Kunſtziide Unt
A. E. G. .. . .. . ..
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff
Bemberg, J. P...
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen....
Eemeni Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell
Chem. Werke Albert
KChade .........!
Contin. Gummiw
„ Linoleum
Daimſer=Benz ..
68.5
55!
73.5
76.5
5.5
1.8
12
AJ6
Ab5
35.25
65.75
48.5
25.75
41
121
En
71
14.75
Rift
Erdöl.
Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
„ Linoleumwerke)
Eiſenhandel. . .
Dyckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Gef.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk..
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Gnilleaume
Frankf. Gas i. Lig.
Hof..
Gelſen:. Bergwer
Geſ. f.elektr. Untern
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kemof.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . . . .
Hochtief Eſſen ...."
Holzmann, Phil.
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans.
Kali Chemie
Aſchersleben
Kämmgarnſpinn.
Karſtadt, R..
Klein, Schanzlin
Klöcknerwerke ....
Knorr C. H...
Lahmeyer &E Co.
Laurahütte
Lech, Augsburg.,.
40.25
94
40.5
18.25
73
62.5
102
23.5
A1.25
39.75
63.25
25.2
22
140
41.25
99.25
51.5
44.25
131
79.5
10
157,
64
a6
TKe
60
Wee Hi
Lüdenſcheid Metall
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5I.2
93
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[ ← ][ ][ → ]kummer 250
Mittwoch, den 9. September 1931
Pgleelgtegodot
Copyright Berlin=Schöneberg 1931 by Delta=Verlag Kurt Ehrlich.
*
Eickhoff dankte lächelnd für dieſes Kompliment. Zugleich
fiel ihm ein, daß er keinerlei Anlaß hatte, ſich über den
ſtro erhaben zu fühlen, über ihn ebenſo wenig wie uber
inderen hier, die er immer noch mit den Augen eines
neu=
gen Zaungaſtes betrachtete. Er gehörte dazu, war jetzt
Mit=
dieſer Schicht, er beſaß kein Recht, hochmütig zu ſein. Bis
n war ihm faſt zumute geweſen, als ſpiele er eine Rolle, doch
dar kein Spiel, ſondern Wirklichkeit, und während er wie
mbefangen, um ſich ſah, drang dieſe Wirklichkeit auf ihn ein,
ff von ihm Beſitz, er wurde von jähem Schrecken erfaßt.
Das andere Daſein hatte in jener Minute aufgehört, als
Schuß gefallen war, damals, vor eineinhalb Jahren, an
n Maiabend . . . Er ſah ſich draußen in ſeinem Hauſe in
lem, wie er ins Nebenzimmer ſtürzte und dort ſeine Frau,
ſel, auf dem Boden niedergeſtreckt fand. Durchs offene
Fen=
wehte ein Luftzug und bewegte die Vorhänge. —
Der Klavierſpieler ſang mit ſüßlichem Schmelz:
Dein Mund ſagt nein,
Doch deine Augen ſagen ja!
„Ich weißt genau, ich werd’ dich heut noch küſſen.
Dein Mund ſagt nein,
Doch deine Augen ſagen ja,
Sie plaudern aus, was ſie von Liebe wiſſen.
Halblautes Stimmengeſumme. An der Theke klirrten Glä=
Jemand rief: Ober, zahlen! Ein hageres Mädchen, blaß
dert und mit dünnen Lippen, kam von der Straße herein
verſchwand im Hintergrund. Das Klavier trillerte. Der
ſtro ſagte: „Wenn wir in einer halben Stunde gehen,
kom=
wir gerade richtig . . ."
Dort irgendwo ſaß Stenzel und redete. Man ſah ſeine
pplomben ſchimmern.
Auf dem Tiſch lag der kleine Browning und rauchte
Er nahm ihn zur Hand. Da wurde ſchon die Türe
auf=
ſen, die Köchin, der Diener, das Hausmädchen tauchten
und bemühten ſich entſetzt um die bereits faſt Lebloſe. Man
uchte, Mabel aufzurichten, allein ſie fiel zurück, von
irgend=
er ſickerte dünnes Blutgerinnſel. Dann öffnete ſie die
halb=
rrten Augen, ihre rechte Hand hob ſich ſchwach und reckte
gegen ihn. Er verſtand nichts. Die Leute tuſchelten, raun=
Roman von
ViktorSvensen
Nachdruck verboten.
ten. Später kamen fremde Männer, es wurde photographieri,
ein Herr zog ihn beiſeite: der Kriminalkommiſſar.
Wenn du dich wehrſt,
Mich nicht erhörſt
Und lächelſt kühl,
Ich weiß genau,
Geliebte Frau,
Das iſt nur Spiel!
Dein Mund lagt nein,
Doch deine Augen ſagen ja .. ."
HuHele ufische Mich
bei dieser altbewährten Nahrung wird auch Dein Kind
chhig garihen
Irgend jemand tippte ihn auf die Schulter. Da ſtand
Sten=
zel und ſagte: „Komm mal in bißchen ran zu uns!"
Eickhoff ſtand auf und nickte. Und wirklich, er ging, ſeine
Füße trugen ihn, er ſchritt quer durch den Raum, ſetzte ſich
wie=
der nieder. Stenzels Stimme war gedämpft: „Hör” mal,
Richard, da wäre was für dich.”
„Ja, ja” erwiderte er.
Die beiden andern Männer hatten ſich ſchon erhoben, und
ſie gingen, es ſchien, als drückten ſie ſich davor, Zeugen des
Ge=
ſprächs zu ſein. Allein, vielleicht war das nur eine grundloſe
Vermutung Eickhoffs. Er hatte das Empfinden, ſo manche
Zu=
ſammenhänge hier nicht zu begreifen.
Stenzel beugte ſich vor: „Du brauchſt nur mal mit inem
Mädel pouſſieren, weiter niſcht!“
„So?"
„Das iſt doch keine große Sache, nicht wahr?”
„Wahrſcheinlich nicht.”
„Na ſiehſte. Alſo die iſt da Stütze, in einer Villa in der
Cecilienallee, nicht weit vom Botaniſchen Garten. Und viel Zeit
hat ſie jetzt auch .."
„Weil die Herrſchaft verreiſt iſt?“
Die Goldzähne wurden unter einem Lächeln ſichtbar: „Du
errätſt aber auch alles.”
Seite 11
„Eickhoff ſaß ſchweigend da. Dann fragte er ſachlich: „Und
wenn’s klappt, was kommt auf mich?"
Stenzel holte tief Atem, er ſchien erleichtert: „Du biſt
rich=
tig. Sieh mal, Richaro, das ſind reiche Leute dort, für die iſt
das kein großes Malheur. Für unſereinen aber iſt’s ne Hilfe.
Alſo ein Drittel für dich, klar?”
Aber du muß bald losgehen, Richard. Morgen früh, wenn
ſie einholen geht . ."
„Gut.”
Stenzel griff in die Taſche: „Du mußt auch Bewegungsgeld
haben, weißte . . .‟ Er ſteckte Eickhoff einen Zwanzigmarkſchein
zu. „Und wenn’s nicht langt, dann mehr! Und noch eines:
Klappe halten!"
„Natürlich.”
Der andere faßte nach ſeinem Hut: er habe noch einen Weg,
und Eickhoff brauche auf ihn nicht zu warten. An der Theke
goß Stenzel noch einen Schnaps hinunter.
V.
Eickhoff hielt den Zwanzigmarkſchein noch immer in der
Hand. Er glättete die zerknüllte Note, legte ſie vor ſich hin und
betrachtete ſie. Das war alſo das Werbegeld. Wahrhaftig keine
überwältigende Summe, aber für jemanden in ſeiner Lage ein
Kapital. Seit vielen Monaten hatte er keinen annähernd
gro=
ßen Betrag beſeſſen. Und für dieſe zwanzig Mark hatte er ſich
nun verkauft. Er war faſt heiter.
Er ſtaunte, wie die Dinge eigentlich ganz von ſelbſt
einher=
rollten, als habe irgendeine unkontrollierbare Triebkraft ſie in
Bewegung geſetzt. War das die „Hand Gottes”?
Angeſichts ſeiner Wehrloſigkeit dem rätſelvollen Walten des
Schickſals gegenüber fühlte er — ſeit langem — das Bedürfnis,
an überirdiſche Mächte zu glauben. Aber konnte Gott das alles
wirklich wollen? Den Schuß, die Verurteilung eines
Unſchul=
digen, das Jahr in der Anſtalt und nun, ſtatt der Freiheit,
die=
ſen Weg? Welcher Sinn ſollte in der Aneinanderreihung ſolch
zweckloſer Furchtbarkeiten ſtecken? Buße für frühere Vergehen?
Aber er hatte ja nie etwas begangen, was ſolche Strafe
ver=
diente; reich zu ſein, ſeinen Beſitz zu genießen, ein wenig
Ge=
dankenträgheit und Gleichgültigkeit gegen die anderen, war das
eine ſolche Verfehlung?
Früher hatte er, wie die meiſten, ohne viel Ueberlegung den
Stab über Miſſetäter gebrochen: Leute, die ſtahlen, einbrachen
oder betrogen, waren eben Geſchöpfe, die unſchädlich gemacht
und gebeſſert werden mußten. Er ſah jetzt mit einemal, daß
dieſe Anſchauung ein Loch beſaß, und daß die Anwendung des
Geſetzes, ja das Geſetz ſelbſt Vorausſetzungen außer acht ließ,
die entſcheidend waren, um die ſich aber niemand kümmerte.
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 12
Mittwoch, den 9. September 1931
Nummer 350
Heute und folgende Tage
Ein dentscher Tonfilm
Die amüsante und neuartige
Reportage-Revue:
Win gchalten
dm auf
Aollpwood
Regie: Frank Reicher.
Mitwirkende:
Paul Morgan, Buster Kenton
Ramon Novarro, Nora
Gregor, Oskar Straus,
Adolphe Menſou, Heinrich
George, Joan Crawforol,
John Gilbert, Norma
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Rasch-Ballett.
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nach dem Roman v. Rud. Hirschberg.
Eine Tragödie der Leidenschaft.
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gute Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 600 und 8.20 Uhr.
Heute und folgende Tage
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RICHARD TAUBER
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Groß-Tonfilm:
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Regie: Max Reichmann.
Musik v. Franz Lehär u. Dr. Caper.
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1) 24. September: Willy Hutter, Klavier, Orcheſterkonzert,
Klavierkonzert von Schumann.
2) 19. Oktober: Erica Morini, Wien, Violinabend.
3) 16. November: Duſolina Giannini, New York, Arien=
und Liederabend.
4) 3. Dezember: Samuel Duſhkin, Paris, Violine,
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ſter=Konzert, Konzert von Boccherint.
5) 14. Dezember: Maria Baska, Berlin, Arien= u.
Lieder=
abend.
6) 7. Januar: Hermann Schey, Berlin
Hans Rosbaud, Frankfurt a. M.
Liederabd. Die Winterreiſe v. Schubert.
7) 21. Januar: Alfred Hoehn, Frankfurt a. M., Klavier,
Konzerte A=Dur Mozart und G=Dur
Beethoven.
8) 22. Februar: „Mia Peltenburg, Bern, Geſang
Heinz Jolles, Koln, Klavier
Kammermuſikabend.
9) 10. März: Annie Steiger=Betzak, Frankfurt a. M.,
Violine, Konzert von Tſchaikowſky.
10) 21. April: Lubka Koleſſa, Leipzig, Klavier,
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zert F=Moll von Chopin.
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(Orcheſter der Städt. Akademie für Tonkunſt).
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preis 3.50—4.50 ℳ).
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mündlich zu richten an das Sekretariat der Städt. Akademie
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Infolge der sich immer weiter verschlechternden
Wirtschaftslage können wir unsere Betriebe nicht
mehr in vollem Umfange aufrecht erhalten und
sind zur Einführung von Kurzarbeit gezwungen.
Um eine gleichmäfige Belieferung unserer Kundschaft
durchzuführen, sind die Brauereien
übereinge-
kommen, die Kurzarbeit in der Form einzuführen,
daß der ganze Betrieb vorläufig jeweils am Mittwoch
ruht. An diesem Tage werden die Brauereibetriebe
also nicht arbeiten und wederBier nochEis ausfahren.
Diese Regelung tritt ab 9. September 1931 in Kraft
Wir bitten deshalb unsere verehrliche Kundschaft,
auf die heutigen Zeitverhältnisse Rücksicht nehmen
zu wollen und Bestellungen so einzurichten, daß
der Mittwoch als vollständiger Ruhetag gilt,
an dem kein Bier und Eis ausgefahren wird.
13021) Darmstadt, den 7. September 1931.
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Arnold Mendelsſohn=Konzert
in der Stadtkirche zu Darmſtadt, am Sonntag, den 13. September 1931, um 18 Uhr.
Ausgeführt vom Beethoven Chor aus Ludwigshafen (200 Stimmen)
unter Leitung von Profeſſor Fritz Schmidt.
Vortragsfolge:
1. „Das Gebei des Herrn”
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2. „Deutſche Meſſe‟
Eintrittskarten zu 1. —, 2.— und 3 Mk. bei Chriſtian Arnold am Weißen Turm.
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